19.02.2014 Aufrufe

Gesamtdokument der drei Bereiche - Bund deutscher Staudengärtner

Gesamtdokument der drei Bereiche - Bund deutscher Staudengärtner

Gesamtdokument der drei Bereiche - Bund deutscher Staudengärtner

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 4 | Inspiration Stadträume<br />

400000 Inspiration Stadträume<br />

400001 Standortbedingungen in <strong>der</strong> Stadt<br />

401000 Freiräume für Stauden<br />

401010 Parkanlagen<br />

401020 Plätze und Fußgängerzonen<br />

401030 Verkehrsgrün<br />

401031 Großflächiges Verkehrsgrün<br />

401032 Kleinflächiges Verkehrsgrün<br />

401033 Parkplätze<br />

401034 Stauden am Straßenrand – Arten mit Salztoleranz und<br />

Trockenheitsresistenz<br />

401040 Friedhöfe<br />

401041 Letzte Ruhestätte<br />

401042 Symbolik<br />

401043 Friedhofsstauden für sonnige Lagen mit trockenem Boden<br />

401044 Friedhofsstauden für halbschattige bis schattige Lagen mit<br />

trockenem Boden<br />

401045 Friedhofsstauden für halbschattige bis schattige Lagen mit<br />

frischem Boden<br />

402000 Konzepte für Stadträume<br />

402010 Statische Bepflanzungstypen<br />

402020 Dynamische Bepflanzungstypen<br />

402021 Staudenmischungen<br />

402022 Integrierte Pflanzsysteme<br />

403000 Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403010 Blumenmeer<br />

403020 Prärie<br />

403030 Blütenreiche Steppe<br />

403031 Steppenzauber – trockenheitsverträgliche Arten des<br />

Lebensbereichs Freiflächen<br />

403040 Blumenwiese<br />

403050 Blütengarten<br />

403060 Prachtstauden<br />

403061 Ausgewählte Prachtstauden und geeignete Begleiter<br />

403070 Lichtblicke<br />

403071 Bezaubernde Lichtblicke – Arten für den Lebensbereich<br />

Gehölzrand<br />

403080 Schattenträume


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume<br />

403081 Traumtänzer im Reich des Schattens – Arten für den<br />

Lebensbereich Gehölz<br />

403090 Stauden in und am Wasser<br />

403091 Bewohner in und am Wasser – Arten für den<br />

Lebensbereich feuchte Freifläche und Wasserrand aus aller<br />

Welt<br />

403100 Frühlingszauber<br />

403110 Stauden auf Schotter und Kies<br />

403111 Stauden auf Schotter und Kies – Arten für den<br />

Lebensbereich trockene Freifläche und Felssteppe<br />

404000 Pflege urbaner Staudenpflanzungen<br />

404010 Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

404020 Pflege statischer Bepflanzungstypen<br />

404030 Pflege dynamischer Bepflanzungstypen<br />

404040 Mulchen


Kapitel 5 | Orte <strong>der</strong> Inspiration<br />

500000 Orte <strong>der</strong> Inspiration<br />

500010 Strenzfel<strong>der</strong> Gärten Bernburg<br />

500020 Berggarten Hannover<br />

500030 Botanischer Garten Höxter<br />

500040 Lehr- und Versuchsanlagen Nürtingen-Geislingen<br />

500050 Staudengarten Osnabrück<br />

500060 Freundschaftsinsel Potsdam<br />

500070 Karl-Foerster-Garten Potsdam-Bornim<br />

500080 Lehr- und Versuchsgärten Veitshöchheim<br />

500090 Weihenstephaner Gärten<br />

500100 Schau- und Sichtungsgarten „Hermannshof“ Weinheim


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen<br />

600000 Beson<strong>der</strong>e Situationen<br />

601000 Grüne Perspektiven für Dächer<br />

601010 Formen <strong>der</strong> Dachbegrünung<br />

601020 Dachaufbau – Konstruktive Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

601030 Dachaufbau – Schicht für Schicht<br />

601040 Pflanzenauswahl für Dächer<br />

601050 Überlebenskünstler – Pflanzen mit beson<strong>der</strong>en Eigenschaften<br />

601060 Begrünungsmethoden<br />

601070 Pflege von Dachbegrünungen<br />

602000 Grüne Fugen – horizontale Begrünung auf engstem Raum<br />

602010 Begrünte Wege und Flächen<br />

602020 Begrünungsmethoden<br />

602030 Fugenbewohner<br />

602040 Es grünt so grün – Fugenbewohner und Mauerblümchen<br />

602050 Pflege von Pflastervegetation<br />

603000 Mauerblümchen – vertikale Begrünung mit Fugenbewohnern<br />

603010 Sonne o<strong>der</strong> Schatten<br />

603020 Mauern, Mauern, Mauern – Verwendungsmöglichkeiten<br />

603021 Mauerkronen<br />

603022 Gabionen<br />

603030 Pflege begrünter Mauern<br />

604000 Kübel und Tröge<br />

604010 Kalte Füße, Sonne und Durst<br />

604020 Überlebenskünstler<br />

604030 Garten „en miniature“<br />

604040 Wassergefäße – Der Wassergarten im Kübel<br />

605000 Regenwasserversickerung<br />

605010 Bauweisen<br />

605020 Geeignete Stauden für wechselfeuchte Standorte<br />

605030 Geeignete Stauden für trockene Standorte<br />

606000 Pflanzenklärung<br />

606010 Funktionsweise<br />

606011 Horizontale Durchströmung<br />

606012 Vertikale Durchströmung<br />

606020 Repositionspflanzen


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume<br />

400000<br />

Inspiration Stadträume<br />

Leuchtende Frühlingsboten unter Straßenbäumen, bunte Blumenteppiche auf Verkehrsinseln,<br />

weitläufige Staudenpflanzungen in Parkanlagen, Prachtstaudenbeete an repräsentativen<br />

Gebäuden – die gestalterischen Einsatzmöglichkeiten von Stauden in <strong>der</strong> Stadt sind vielgestaltig<br />

und zahlreich. Lassen Sie sich inspirieren von Stauden auf ihrem Weg in die Stadt!<br />

Parkanlagen, Plätze und Fußgängerzonen, Verkehrsgrün und Friedhöfe sind geeignete Freiräume<br />

für Stauden. Mit unterschiedlichen Konzepten für Stadträume lassen sich in Anlehnung an den<br />

Ort und seine Umgebung eine Vielzahl von Pflanzenbil<strong>der</strong>n im Stadtraum von unterschiedlichster<br />

Ausprägung und Stimmung erzeugen. Weit gespannt ist dabei <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>bogen von den sonnigen<br />

Kiesbeeten bis hin zu den großflächigen Staudenpflanzungen im tiefen Schatten alter Parkbäume.<br />

Staudenpflanzungen in städtischen Freiräumen vereinen Funktionalität mit Design,<br />

zeitgenössische Gartenkultur mit städtischer Tradition. Hinweise zur Pflege urbaner<br />

Staudenpflanzungen ergänzen diese Bil<strong>der</strong>.<br />

Die Standortbedingungen in <strong>der</strong> Stadt vor Augen, werden anhand von Beispielen und<br />

realisierten Staudenprojekten intelligente und innovative Konzepte und praktikable Wege zu ihrer<br />

Umsetzung vorgestellt. Insbeson<strong>der</strong>e die vielerorts erprobten Mischpflanzungen setzen mit ihrer<br />

Lebendigkeit Akzente gegen eintöniges Grün, bringen Farbigkeit und neue abwechslungsreiche<br />

Strukturen in unsere Städte.<br />

Kurzportraits ausgewählter Parkanlagen, Schau- und Versuchsgärten geben Einblick in die Vielfalt<br />

städtischer Staudenverwendung und werden damit zu Orten <strong>der</strong> Inspiration.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume<br />

400001<br />

Standortbedingungen in <strong>der</strong> Stadt<br />

Die Standortbedingungen in <strong>der</strong> Stadt unterscheiden sich von denen des Gartens und des<br />

ländlichen Umfeldes in <strong>drei</strong> wesentlichen Punkten: Klima, Boden und Wasserversorgung.<br />

Das Klima ist im Vergleich zum Umland trockener und wärmer, insbeson<strong>der</strong>e sind die Winter<br />

mil<strong>der</strong> und die Nächte wärmer. Der hohe Versiegelungsgrad und die Strahlung <strong>der</strong> Gebäude setzt<br />

die Luftfeuchtigkeit herab und senkt die Windgeschwindigkeit. Erhöhte Temperaturen sind die<br />

Folge. Dadurch werden wärmebedürftige und trockenheitsresistente Arten begünstigt, die<br />

Überlebenschance für frost- und kälteempfindliche Arten steigt.<br />

Die Stadtböden sind im Vergleich zu natürlich gewachsenen Böden oftmals nährstoffreicher (mit<br />

Ausnahme von Bahn- und Industriegelände), basischer, schadstoffhaltiger (Streusalz,<br />

Schwermetalle) und trockener. Letzteres för<strong>der</strong>t die Ausbreitung tief wurzeln<strong>der</strong> Pflanzen. Nur dort,<br />

wo <strong>der</strong> Boden lokal verdichtet ist, finden spontan feuchtigkeitsbedürftige Arten Lebensraum.<br />

Bei <strong>der</strong> Verwendung von Stauden in <strong>der</strong> Stadt sind die lokalen Bedingungen zu berücksichtigen:<br />

Handelt es sich z. B. um Aufschüttungen o<strong>der</strong> um ehemaliges Kulturland? Die spontane<br />

Stadtvegetation bietet dabei Ansatzpunkte für neue Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum auf<br />

durchlässigen Schotter- und Kiesflächen. An<strong>der</strong>e Pflanzflächen müssen für die Bepflanzung mit<br />

Stauden verbessert werden. Stauden halten nicht nur extreme Standorte aus, es gibt auch eine<br />

große Zahl, die die intensive Nutzung <strong>der</strong> Flächen sowie Beschädigungen ertragen kann.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Freiräume für Stauden<br />

401000<br />

Freiräume für Stauden<br />

Städtische Lebensqualität ist in hohem Maße abhängig von <strong>der</strong> Qualität und Quantität <strong>der</strong><br />

vorhandenen Grünflächen. Stadtgrün, ob linear o<strong>der</strong> punktuell, zwei- o<strong>der</strong> <strong>drei</strong>dimensional,<br />

klein- o<strong>der</strong> großflächig wird geprägt durch die Gestalt und Funktion seiner Elemente. Pflanzen<br />

sind Ausdruck unserer Sehnsucht nach Natur und befriedigen unser Bedürfnis nach Ästhetik.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Stauden steigern den Erlebniswert städtischer Freiräume und übernehmen<br />

definierte Funktionen: ob als Bodendecker o<strong>der</strong> Rasenersatz, als nutz- bzw. pflückbare<br />

Blumenwiese, als Wegweiser und Wegbegleiter, zur Schmuckwirkung und Repräsentation o<strong>der</strong><br />

als ökologische <strong>Bereiche</strong>rung. Stauden verdeutlichen neben Gehölzen eindrucksvoll und<br />

augenscheinlich den Wechsel <strong>der</strong> Jahreszeiten und erzeugen im Betrachter unterschiedliche<br />

Stimmungen.<br />

Die Stadt selber bietet Stauden ein breites Spektrum an Wuchsorten: Diese reichen von neuen<br />

o<strong>der</strong> eingewachsenen Parkanlagen und Friedhöfen über Plätze und Fußgängerzonen bis hin<br />

zum groß- o<strong>der</strong> kleinflächigem Verkehrsgrün, insbeson<strong>der</strong>e den Parkplätzen.<br />

Richtig ausgewählt und platziert kommen Stauden mit <strong>der</strong> Bedingungen des städtischen<br />

Lebensraum gut zurecht: Arten mit einer breiten Standortamplitude vermögen sich auch dem<br />

Leben unter Extrembedingungen anzupassen und den Herausfor<strong>der</strong>ungen städtischen Lebens zu<br />

stellen, Arten mit spezifischen Standortansprüchen finden entsprechende Nischen in städtischen<br />

Freiräumen.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Freiräume für Stauden<br />

401010<br />

Parkanlagen<br />

Heute bestimmt eine Vielzahl von Nutzungsansprüchen Gestalt, Größe, Ausstattung und<br />

Funktionen städtische Parkanlagen: Naturerlebnis und Erholung, Sport- und Freizeitaktivitäten,<br />

Events und kulturelle Veranstaltungen sowie Wege- und Grünverbindungen. Für manchen Städter<br />

werden sie darüber hinaus zum Ersatz für den eigenen Garten.<br />

So zahlreich wie die Anfor<strong>der</strong>ungen an Parkanlagen so vielgestaltig sind auch die Möglichkeiten,<br />

mit Stauden zu gestalten und Wünsche zu verwirklichen. In Anlehnung an natürliche<br />

Pflanzengemeinschaften o<strong>der</strong> gartenhistorischen Vorbil<strong>der</strong> stehen verschiedene Pflanzenbil<strong>der</strong><br />

im Stadtraum zur Verfügung.<br />

Bereits zu Beginn des Jahres lässt sich so mancher Frühlingszauber durch das Einsetzen von<br />

Blumenzwiebeln, Knollen- und Rhizomstauden verbreiten. Weitläufige Blumenwiesen mit<br />

eingebrachten Stauden bringen im Gegensatz zu einer nur grünen Rasenfläche jahreszeitlich<br />

wechselnde Aspekte.<br />

Daneben sind großflächige Staudenpflanzungen aus starkwüchsigen Blütenstauden und hohen<br />

Gräsern, die wahre Blumenmeere bilden, möglich. Von <strong>der</strong> Weite und dem Gräserreichtum <strong>der</strong><br />

Steppengebiete inspiriert, liefern die nordamerikanische Prärie und die Steppe eindrucksvolle<br />

Pflanzenbil<strong>der</strong>. Unter und vor Bäumen übernehmen schattenverträgliche Stauden aus Wald- und<br />

Gebüschgesellschaften eine gestaltende Rolle: Auf Schattenträume im tiefsten Innern <strong>der</strong><br />

Gehölzpflanzungen folgen Lichtblicke an ihrem Rand. Dort, wo in Parkanlagen ruhendes o<strong>der</strong><br />

fließendes Wasser vorhanden ist, sind Stauden in und am Wasser zur Stelle. Beson<strong>der</strong>s in<br />

jungen Parkanlagen kann die Anlage von Stauden auf Schotter und Kies mediterrane Stimmung<br />

erzeugen.<br />

Der von <strong>der</strong> Natur inspirierten Pflanzenbil<strong>der</strong>n stehen die historisch geprägten Vorbil<strong>der</strong> zur Seite:<br />

die Verwendung von anspruchsvolleren Beet- und Wildstauden findet ihren Ausdruck in <strong>der</strong><br />

Schmuckpflanzung aus Prachtstauden o<strong>der</strong> in neuen Trend des Blütengartens als Teil<br />

nachhaltiger Stadtparks.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Freiräume für Stauden<br />

401020<br />

Plätze und Fußgängerzonen<br />

Stadtplätze und Fußgängerzonen prägen das Stadtbild in beson<strong>der</strong>er Weise und sind Teil <strong>der</strong><br />

Identität einer Stadt. Dem wird durch qualitativ hochwertiges Grün Rechnung getragen. Das zur<br />

Verfügung stehende finanzielle Pflegekontingent für diese intensiven <strong>Bereiche</strong> ist in <strong>der</strong> Regel<br />

höher, denn es wird ein ansprechendes Bild über das ganze Jahr angestrebt.<br />

Das trockene, meist wärmere innerstädtische Klima, die extreme Belastung durch intensive<br />

Nutzung, Vandalismus und oft schlechte Bodenverhältnisse sind beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

denen mit auf die Verhältnisse abgestimmten Staudenpflanzungen begegnet werden kann.<br />

Beispiele gelungener Staudenprojekte in innerstädtischen Bereich tragen bei angemessener<br />

Pflege dazu bei, die Wertschätzung von Stauden zu erhöhen.<br />

Unter den kleinklimatischen Extremen in <strong>der</strong> Innenstadt und dem hohen, gestalterischen Anspruch<br />

sind Stauden auf Kies und Schotter eine geeignete Antwort. Sie integrieren sich gut in die<br />

Architektur, denn das sichtbare Substrat zeigt mit den umliegenden, versiegelten Flächen eine<br />

Wesensverwandtschaft. Diese Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum wirken gerade hier schlüssig. Zudem<br />

sind sie gegen eventuell auftretende Trittbelastung weit weniger empfindlich als an<strong>der</strong>e<br />

Pflanzungen. Mit ihnen lassen sich sehr poetische Bil<strong>der</strong> erzeugen.<br />

Weitere Pflanzenbil<strong>der</strong> wie das Blumenmeer in Verbindung mit hohen Gebäuden o<strong>der</strong> Pflanzen<br />

in und am Wasser zeigen in Verbindung mit Wasserspielen eine erstaunlich urbane Dimension.<br />

Prachtstauden werden, klassisch gepflanzt, zum Aushängeschild vor repräsentativer Architektur.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Freiräume für Stauden<br />

401030<br />

Verkehrsgrün<br />

Die Infrastruktur einer Stadt erfor<strong>der</strong>t Verkehrsflächen. Neben den befestigten Flächen entstehen<br />

Flächen, die sich aus dem Zueinan<strong>der</strong> von Straßen, Fuß- und Radwegen sowie den Bauten zur<br />

Verkehrsberuhigung ergeben und <strong>der</strong>en Potenzial es für das Verkehrsgrün zu nutzen gilt. Sie<br />

stellen eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung dar und erfor<strong>der</strong>n neue kreative Lösungen zur visuellen<br />

<strong>Bereiche</strong>rung und Akzentsetzung in unseren Städten abseits konventioneller Konzepte.<br />

Durch den Verkehr treten Belastungen wie hohe Salz- und Schadstoffkonzentrationen und<br />

mechanische Beschädigungen auf. Das eher trockene, innerstädtische Klima und <strong>der</strong> lei<strong>der</strong> oft viel<br />

zu geringe Wurzelraum verstärken die Standortungunst.<br />

Der Salzbelastung durch Auftausalze kann durch salztolerante Stauden wie dem Strand-Flie<strong>der</strong><br />

(Limonium latifolium), <strong>der</strong> Strand-Grasnelke (Armeria maritima) und dem Meerkohl (Crambe<br />

maritima) begegnet werden, die häufig aus küstennahen Gebieten, <strong>der</strong>en Böden von Natur aus<br />

höhere Salzgehalte besitzen, stammen. Darüber hinaus weisen Stauden wie Echter Eibisch<br />

(Althaea officinalis), Flachblättriger Mannstreu (Eryngium planum) und Riesensteinbrech (Bergenia<br />

in Sorten) eine erhöhte Salzverträglichkeit auf.<br />

Das oftmals lineare kleinflächige Verkehrsgrün wie <strong>der</strong> typische Mittel- o<strong>der</strong> Randstreifen o<strong>der</strong><br />

punktuelle Flächen wie kleine Inseln an Straßeneinmündungen unterscheiden sich von den<br />

großflächigen Verkehrsgrün, z. B. den Verkehrskreiseln. In Kombination mit Kunstobjekten<br />

können gerade Verkehrskreisel zum städtischen Aushängeschild avancieren.<br />

Auch beim ruhenden Verkehr sind Stauden optimal einsetzbar. Auf Parkplätzen lassen sich durch<br />

eine entsprechende Bepflanzung versiegelte Flächen beleben und glie<strong>der</strong>n, und geben darüber<br />

hinaus Orientierung.<br />

Tipp: Eine Auswahl salztoleranter und trockenheitsverträglicher Stauden am Straßenrand finden<br />

Sie hier.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Freiräume für Stauden<br />

401031<br />

Großflächiges Verkehrsgrün<br />

Das großflächige Verkehrsgrün besteht aus Kreiseln, Sicht<strong>drei</strong>ecken und lang gestreckten,<br />

größeren Inseln in Kreuzungs- und Einmündungsbereichen. Im Unterschied zum kleinflächigen<br />

Verkehrsgrün sind hier größer dimensionierte Pflanzungen möglich. Die Beeinträchtigungen sind<br />

ähnlich und an den Rän<strong>der</strong>n immer größer als im Inneren <strong>der</strong> Pflanzung. Belastungen treten<br />

insbeson<strong>der</strong>e durch Salz, Spritzwasser und Schäden auf, die durch Befahren verursacht werden.<br />

Das Beson<strong>der</strong>e am großflächigen Verkehrsgrün ist, dass es „en passant“ betrachtet wird: Der<br />

vorbeifahrende Autofahrer hat kein Auge für Details, son<strong>der</strong>n nimmt das Gesamtbild wahr. Um<br />

Sichtbehin<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Verkehrsteilnehmer durch Pflanzen auszuschließen, ist die Wuchshöhe<br />

<strong>der</strong> Stauden zu begrenzen. Dies wird bei <strong>der</strong> Artenauswahl berücksichtigt.<br />

Die Pflegekosten sind beim Verkehrsgrün ein wichtiges Planungskriterium. Die Gesamtfläche aller<br />

Einzelflächen innerhalb eines Stadtgebietes ist groß. Der gestalterische Anspruch kann deshalb<br />

durch ein günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis erzielt werden. Gute, nachahmenswerte Ergebnisse<br />

werden mit dynamischen Bepflanzungstypen, wie den Staudenmischungen erzielt.<br />

Für solche ausgedehnten Staudenbereiche empfehlen sich großmaßstäbliche Pflanzenbil<strong>der</strong> im<br />

Stadtraum. Dazu zählen das Blumenmeer, die Blumenwiese, die Prärie, Blütenreiche Steppe<br />

o<strong>der</strong> die Stauden auf Schotter und Kies, insbeson<strong>der</strong>e auf Verkehrskreiseln. Dabei lässt sich das<br />

Problem <strong>der</strong> Verschlämmung durch Spritzwasser o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verdichtung durch Autoreifen mit Hilfe<br />

von mineralischem Mulch wesentlich verringern.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Freiräume für Stauden<br />

401032<br />

Kleinflächiges Verkehrsgrün<br />

In die Kategorie des kleinflächigen Verkehrsgrüns fallen kleine Verkehrsinseln in Siedlungen,<br />

Einfahrts<strong>drei</strong>ecke bei Kreiseln, schmale Mittelstreifen von mehrspurigen Straßen sowie<br />

Abstandsgrün zu Fuß- und Radwegen.<br />

All diesen Flächen ist die extreme Belastung durch Salz, Spritzwasser und Schäden gemeinsam,<br />

die durch Fahrzeuge direkt verursacht werden. Hinzu kommen noch Trittschäden, Exkremente und<br />

Vandalismus. Diese Beeinträchtigungen treten an den Rän<strong>der</strong>n stärker auf als im Innern <strong>der</strong><br />

Pflanzung. Insbeson<strong>der</strong>e bei kleinflächigen, linearen Zuschnitten ist <strong>der</strong> gefährdete Bereich sehr<br />

hoch. Hinzukommt, dass <strong>der</strong> für die Wurzeln zur Verfügung stehende Raum bei den genannten<br />

Flächen sehr gering ausfällt. Bei längerer Trockenheit führt das zu extremen Problemen bei <strong>der</strong><br />

Wasserversorgung, noch stärker als beim großflächigen Verkehrsgrün.<br />

Durch ein fundiertes, auf die Situation abgestimmtes Pflanzkonzept mit stresstoleranten,<br />

kompakten Stauden können diese Bedingungen bewältigt werden. Mögliche Sichtbehin<strong>der</strong>ungen<br />

im Verkehrsraum werden durch niedrige Pflanzen vermieden.<br />

Aufgrund des Risikos <strong>der</strong> Verschlämmung, Verdichtung und Austrocknung ist die Pflanzung von<br />

angepassten Stauden auf Schotter und Kies die auf <strong>der</strong> Hand liegende Antwort. Das günstige<br />

Verhältnis von Aufwand und gestalterischer Nutzen überzeugt auch bei den bewährten<br />

Staudenmischungen für mineralische Substrate. Der Auftrag von mineralischem Mulch ist hier<br />

beson<strong>der</strong>s anzuraten.


Der extremen Standortbedingungen führen bei guter Anlage dazu, dass die gesetzten Stauden<br />

weniger Konkurrenz durch Unkräuter ausgesetzt sind. Die Pflegekosten sind bei fachkundiger<br />

Pflege dementsprechend niedrig.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Freiräume für Stauden<br />

401033<br />

Parkplätze<br />

Der Grünflächenanteil bei Parkplätzen ist auf ein Minimum beschränkt: Die Pflanzflächen sind in<br />

<strong>der</strong> Regel sehr schmal und flachgründig. Trockenheit und Trittbelastung sind begrenzende<br />

Faktoren für das Pflanzenwachstum. Damit ähneln die Standortverhältnisse <strong>der</strong> meisten Parkplätze<br />

denen des kleinflächigen Verkehrsgrüns. Hinzu kommt die Wurzel- und Lichtkonkurrenz <strong>der</strong><br />

Bäume, die häufig aus Gründen <strong>der</strong> Beschattung gepflanzt werden.<br />

Trotz enger Wurzelräume, Schatten, Trittbelastung und oft geringer Pflegeintensität sind diese<br />

Flächen erfolgreich begrünbar. Gerade wegen dieser schwierigen Voraussetzungen sind<br />

spezialisierte Stauden das geeignete Mittel zur Begrünung. Pflanzungen, die als dynamische<br />

Bepflanzungstypen gepflanzt werden, sind sehr anpassungs- und regenerationsfähig und können<br />

daher auf Störungen flexibel reagieren.<br />

Wo Trittbelastungen zu erwarten sind, ist mineralisches Substrat, immer aber mineralischer Mulch<br />

zu empfehlen, <strong>der</strong> so grobkörnig sein sollte, dass er unter Bäumen dem Laubgebläse im Herbst zu<br />

trotzen vermag. Hier eignen sich Stauden auf Kies und Schotter.<br />

Sind die Pflanzflächen etwas größer und <strong>der</strong> Boden sorgfältig vorbereitet, führen Pflanzungen im<br />

Sinne von Lichtblicken o<strong>der</strong> Schattenträumen zu dauerhaft schönen Ergebnissen. Wertvolle,<br />

strukturbildende Stauden sollten hier mehr Verwendung finden. Der Frühlingszauber, <strong>der</strong> im<br />

Wurzelbereich <strong>der</strong> Gehölze möglich ist, bildet einen <strong>der</strong> Höhepunkte des Jahres.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Freiräume für Stauden<br />

401034<br />

Stauden am Straßenrand – Arten mit Salztoleranz und<br />

Trockenheitsresistenz<br />

Braunblättriges Stachelnüsschen (Acaena microphylla)<br />

Kelch-Steinkraut (Alyssum alyssoides)<br />

Gewöhnlicher Strandhafer (Ammophila arenaria)<br />

Blauer Strandhafer (Ammophila breviligulata)<br />

Strand-Grasnelke (Armeria maritima)<br />

Strand-Beifuß (Artemisia maritima)<br />

Strand-Aster (Aster tripolium)<br />

Dünenfenchel (Astydamia latifolia)<br />

Echter Apotheker-Eibisch (Althaea officinalis)<br />

Färberhülse (Baptisia australis)<br />

Sand-Segge (Carex arenaria)<br />

Chinesische Scheinbleiwurz (Ceratostigma plumbaginoides)<br />

Berg-Kronwicke (Coronilla coronata)<br />

Küsten-Meerkohl (Crambe maritima)<br />

Sand-Nelke (Dianthus arenarius)<br />

Feld-Mannstreu (Eryngium campestre)<br />

Strand-Mannstreu (Eryngium maritimum)<br />

Niedlicher Schöterich (Erysimum pulchellum)<br />

Dünen-Rot-Schwingel (Festuca arenaria)<br />

Knollen-Mädesüß (Filipendulina vulgaris)<br />

Zweifarbige Geißraute (Galega bicolor)<br />

Rispiges Schleierkraut (Gypsophila paniculata)<br />

Strand-Strohblume (Helichrysum arenarium)<br />

Strand-Binse (Juncus maritimus)<br />

Strand-Flie<strong>der</strong> (Limonium vulgare)<br />

Hornklee (Lotus corniculatus)<br />

Strand-Silberkraut (Lobularia maritima)<br />

Kronen-Lichtnelke (Lychnis coronaria)<br />

Feines Fe<strong>der</strong>borstengras (Pennisetum orientale)<br />

Silbrigblättriges Fingerkraut (Potentilla argentea)<br />

Echter Lavendel (Lavandula angustifolia)<br />

Rosmarinus (Rosmarinus officinalis)<br />

Knotiges Mastkraut (Sagina nodosa)<br />

Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor)<br />

Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre)<br />

Nelken-Leimkraut (Silene armeria)<br />

Haarpfriemengras (Stipa capillata)<br />

Dreifarbiges Stiefmütterchen (Viola tricolor)


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Freiräume für Stauden<br />

401040<br />

Friedhöfe<br />

In <strong>der</strong> Regel von einer Mauer o<strong>der</strong> einem Zaun umfriedet und nur temporär zugänglich, ist <strong>der</strong><br />

Friedhof ein Ort mit beson<strong>der</strong>er kultureller und spiritueller Bedeutung, an dem Trauer, Abschied,<br />

Gedanken und Besinnung ermöglicht wird. Eingebettet in ein städtisches Umfeld kommt ihm,<br />

insbeson<strong>der</strong>e wenn er mit einem alten Baumbestand ausgestattet ist, weitere Bedeutung zu: Hier<br />

bietet sich in Anbindung an an<strong>der</strong>e städtische Grünflächen Gelegenheit zum Spazierengehen und<br />

zur ruhigen Erholung. Nicht zuletzt haben insbeson<strong>der</strong>e ältere Friedhöfe eine hohe ökologische<br />

Bedeutung in <strong>der</strong> Stadt.<br />

Erst im 18. Jh. entwickelten sich Vorstellungen über eine ästhetisch ansprechende Gestaltung mit<br />

Bäumen, Sträuchern, Blumen und Rasen. Heute wird die Gestaltung <strong>der</strong> Grabstätten und <strong>der</strong><br />

Grabmale in <strong>der</strong> Friedhofsatzung verankert, um damit dem Gesamtcharakter des Friedhofs gerecht<br />

zu werden. Während u. a. <strong>der</strong> Beschaffenheit <strong>der</strong> Grabmale, <strong>der</strong> Einfassung <strong>der</strong> Grabstätten durch<br />

Art und Umfang <strong>der</strong> Bepflanzung in <strong>der</strong> Friedhofssatzung berücksichtigt werden, bleibt die<br />

eigentliche Bepflanzung des Grabes meist den Angehörigen überlassen.<br />

Stauden zeigen sich auch hier von ihrer besten Seite: als <strong>Bereiche</strong>rung o<strong>der</strong> als Alternative<br />

gegenüber Zwerggehölzen und/o<strong>der</strong> Wechselflor. Ob als immergrüner Bodendecker o<strong>der</strong> als<br />

kompakt wachsende Solitärstaude, eine dauerhafte Grabbepflanzung <strong>der</strong> letzten Ruhestätte mit<br />

Stauden ist möglich. Die richtige Auswahl aus einem breiten Staudensortiment führt zu individueller<br />

Grabgestaltung mit eigener Symbolik.<br />

Darüber hinaus können Stauden zu einem festen Bestandteil <strong>der</strong> Gesamtkonzeption werden.<br />

Pflanzenbil<strong>der</strong> wie Frühlingszauber, Lichtblicke und Schattenträume verleihen Friedhöfen ein<br />

eigenes Gesicht.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Freiräume für Stauden<br />

401041<br />

Letzte Ruhestätte<br />

Aufgrund ihrer geringen Größe stellt die Bepflanzung von Gräbern eine beson<strong>der</strong>e<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung an die Staudenverwendung dar: Das ganze Jahr über muss die Gestaltung auf<br />

Friedhöfen optisch zufriedenstellend sein.<br />

Stauden, die in ihrem Wuchs kompakt bleibend, nie<strong>der</strong>liegend o<strong>der</strong> kleinwüchsig sind, verleihen<br />

<strong>der</strong> Grabbepflanzung die gewünschte Struktur. Die Verwendung immergrüner Arten und auch ihre<br />

Kombination mit sommergrünen Stauden wirken dabei bereichernd, können einen Wechselflor<br />

ersetzen o<strong>der</strong> diesen ergänzen.<br />

Die Auswahl <strong>der</strong> Arten richtet sich nach den Standortbedingungen, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Exposition<br />

und den Bodenverhältnissen des Grabes (siehe Grundlagen). Aufgrund <strong>der</strong> Kleinflächigkeit ist die<br />

Auswahl von Arten mit ähnlichem Konkurrenzverhalten sinnvoll und Ausgangspunkt für eine<br />

dauerhafte Bepflanzung. Sommer- und wintergrüne Bodendecker, eingestreute Schmuckstauden,<br />

Gräser und Blumenzwiebeln können miteinan<strong>der</strong> kombiniert werden.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Sommertrockenheit ertragende Arten reduzieren die Bewässerung im Sommer.<br />

Alternativ zu üblicherweise verwendeten Torfkultursubstraten sind je nach Standort dauerhaftere<br />

Mulchmaterialien wie Lavagrus, Splitt o<strong>der</strong> Rindenhumus sinnvoller.<br />

Tipp: Eine kleine Auswahl attraktiver Stauden finden Sie in nachfolgenden Listen für sonnige<br />

trockene Standorte, für halbschattige trockene Standorte und für halbschattige frische<br />

Standorte. (siehe Licht und Schatten)


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Freiräume für Stauden<br />

401042<br />

Symbolik<br />

Stauden verleihen einer Grabbepflanzung auf Friedhöfen nicht nur Farbe und Struktur, son<strong>der</strong>n<br />

ermöglichen auch dem Leben und Wesen des Betrauerten auf ganz persönliche Weise zu<br />

gedenken. Die Lieblingsblume auf dem Grab, das Tränende Herz (Dicentra spectabilis) als Symbol<br />

<strong>der</strong> Trauer über den erlittenen Verlust.<br />

Ausgewählte Arten werden zu Symbolen, werden zum Ausdruck von Hoffnungen und Wünschen,<br />

zum Sinnbild <strong>der</strong> Liebe über den Tod. Immergrün (Vinca minor) und Rosmarin (Rosmarinus<br />

officinalis) stehen für das Ewige Leben, Narzissen (Narcissus) für die Wie<strong>der</strong>geburt und das<br />

Veilchen (Viola) für das Paradies. Die bekannteste Symbolpflanze ist die Madonnen-Lilie (Lilium<br />

candidum), die als Attribut <strong>der</strong> Muttergottes für das Heilige und die Schönheit steht.<br />

Doch nicht nur <strong>der</strong> bekannte Symbolgehalt einzelner Pflanzen kann für die Artenauswahl zur<br />

Grabbepflanzung eine Rolle spielen, son<strong>der</strong>n auch Blüten- und Blattfarben <strong>der</strong> selbigen.<br />

Die Farbe Rot wird allgemein als Symbol für Liebe und Fruchtbarkeit angesehen, während Weiß<br />

als Wahrzeichen für Reinheit und Licht dient. Schwarzlaubige Stauden wie <strong>der</strong> Dunkelblättrige<br />

Garten-Schlangenbart (Ophiopogon planiscapus ’Nigrescens’), die Zipfelblättrige Garten-<br />

Schaumblüte (Tiarella laciniata ’Black Velvet’) und das Kleinblütige Silberglöckchen (Heuchera<br />

micrantha ‘Palace Purple’) o<strong>der</strong> die Dunkelblättrige Garten-Fettblatt (Sedum telephium ’Mohrchen’)<br />

können sinnbildlich für Weisheit und Lebenserfahrung stehen und somit zu einem sehr<br />

persönlichen Andenken an den Verstorbenen werden.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Freiräume für Stauden<br />

401043<br />

Friedhofsstauden für sonnige Lagen mit trockenem Boden<br />

Bodendeckende Arten<br />

Stachelnüsschen (Acaena)<br />

Garten-Perlkörbchen (Anaphalis triplinervis ’Sommerschnee’)<br />

Garten-Hänge-Polsterglockenblume (Campanula poscharskyana ’Blaue Ranke’)<br />

Silbrigblättriges Garten-Habichtskraut (Hieracium pilosella ’Niveum’)<br />

Garten-Zitronen-Thymian (Thymus x citriodorus ’Silver King’)<br />

Attraktive Blüten- und Blattschmuckstauden<br />

Silbrigblättriger Beifuß (Artemisia schmidtiana)<br />

Sommer-Aster (Aster amellus)<br />

Regenbogen-Schwingel (Festuca amethystina)<br />

Echter Lavendel (Lavandula angustifolia)<br />

Steppen-Salbei (Salvia nemorosa)<br />

Blumenzwiebeln für Frühjahr, Sommer und Herbst<br />

Garten-Frühlings-Krokus (Crocus vernus ‘Pickwick’ )<br />

Breitblättrige Traubenhyazinthe (Muscari latifolium)<br />

Kleine Traubenhyazinthe (Muscari botryoides var. botryoides)<br />

Apollo-Scheinhyazinthe (Puschkinia scilloides var. libanotica)<br />

Jonquillen-Narzisse (Narcissus jonquilla)<br />

Mehrblütige Wild-Tulpe (Tulipa urumiensis)<br />

Schmalblättrige Garten-Tulpe (Tulipa batalinii 'Yellow Jewel')<br />

Sternkugel-Lauch (Allium christophii)<br />

Rotblühende Zwerg-Lilie (Lilium pumilum)<br />

Herbst-Krokus (Crocus speciosus)


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Freiräume für Stauden<br />

401044<br />

Friedhofsstauden für halbschattige bis schattige Lagen mit trockenem<br />

Boden<br />

Bodendeckende Arten<br />

Karpaten-Schaumkresse (Arabis procurrens)<br />

Cambridge-Garten-Storchschnabel (Geranium x cantabrigiense)<br />

Glöckchentraube (Liriope muscari)<br />

Sibirisches Tellerkraut (Montia sibirica)<br />

Kleines Immergrün (Vinca minor in schwachwüchsigen Sorten)<br />

Attraktive Blüten- und Blattschmuckstauden<br />

Weißgerandete Garten-Segge (Carex conica ’Snowline’)<br />

Weißgestreifte Vogelfuß-Garten-Segge (Carex ornithopoda ’Variegata’)<br />

Christrose (Helleborus niger)<br />

Rundblättrige Lenzrose (Helleborus cyclophyllus)<br />

Flachschäftiger Schlangenbart (Ophiopogon planiscapus)<br />

Riesensteinbrech (Bergenia)<br />

Duft-Veilchen (Viola odorata)<br />

Blumenzwiebeln für Frühjahr, Sommer und Herbst<br />

Frühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum)<br />

Schneeglanz (Chionodoxa luciliae)<br />

Dalmatiner-Krokus (Crocus tommasinianus)<br />

Winterling (Eranthis hyemalis und E. cilicica)<br />

Dolden-Milchstern (Ornithogalum umbellatum)<br />

Herbst-Alpenveilchen (Cyclamen he<strong>der</strong>ifolium)


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Freiräume für Stauden<br />

401045<br />

Friedhofsstauden für halbschattige bis schattige Lagen mit frischem<br />

Boden<br />

Bodendeckende Arten<br />

Kriechen<strong>der</strong> Günsel (Ajuga repens)<br />

Teppich-Spiere (Astilbe chinensis var. pumila)<br />

Andenpolster (Azorella trifurcata)<br />

Zierliche Garten-Elfenblume (Epimedium × youngianum 'Niveum')<br />

Rosen-Waldmeister (Phuopsis stylosa)<br />

Garten-Porzellanblümchen (Saxifraga x urbium)<br />

Teppich-Gol<strong>der</strong>dbeere (Waldsteinia ternata)<br />

Attraktive Blüten- und Blattschmuckstauden<br />

Garten-Frühlings-Nieswurz (Helleborus (Orientalis-Gruppe))<br />

Purpur- o<strong>der</strong> Silberglöckchen (Heuchera in Arten und Sorten)<br />

Herzblattlilien (Hosta in Arten und Sorten)<br />

Hirschzungenfarn (Phyllitis scolopendrium)<br />

Kahle Garten-Prachtspiere (Astilbe glaberrima 'Sprite')<br />

Zipfelblättrige Garten-Schaumblüte (Tiarella laciniata ’Black Velvet’)<br />

Blumenzwiebeln für Frühjahr, Sommer und Herbst<br />

Busch-Windröschen (Anemone nemorosa)<br />

Klein- und Großblütiges Schneeglöckchen (Galanthus nivalis und G. elwesii)<br />

Garten-Narzissen (Narcissus i. S.)<br />

Kaukasischer und Sibirischer Blaustern (Scilla mischtschenkoana und S. siberica)<br />

Illyrische Siegwurz (Gladiolus illyricus)<br />

Türkenbund-Lilie (Lilium martagon)<br />

Garten-Herbstzeitlose (Colchicum-speciosum-Sorten)


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Konzepte für Stadträume<br />

402000<br />

Konzepte für Stadträume<br />

Der Entwurf eines Bepflanzungskonzeptes für einen städtischen Freiraum entsteht analog zu<br />

dem eines Gartens. Unterschiede ergeben sich, bedingt durch das freiraumplanerische Konzept<br />

bei <strong>der</strong> Themenfindung und <strong>der</strong> Funktionalität. Wesentlich stärker als im privaten Garten ist <strong>der</strong><br />

Einfluss unerwünschter menschlicher Einflüsse, die sich auch in Zerstörung äußert, zu<br />

berücksichtigen.<br />

Die Planung von Staudenpflanzungen und damit das Konzept wird neben <strong>der</strong> Bestimmung des<br />

Ortes und <strong>der</strong> Festlegung des gestalterischen Themas von vielen verschiedenen Faktoren<br />

geprägt. Die Beschreibung <strong>der</strong> Standortparameter auf <strong>der</strong> einen und die Artenauswahl auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite fügen sich letztendlich unter dem übergeordneten Gestaltungsaspekt zu<br />

Pflanzenbil<strong>der</strong>n im Stadtraum zusammen, die ihren Ausdruck in einem bestimmten<br />

Bepflanzungstyp finden. Aus dem gewählten Bepflanzungstyp lassen sich bei definierten<br />

Pflegezielen Qualität und Umfang <strong>der</strong> Pflegemaßnahmen ableiten.<br />

Stärker als im Privatgarten spielen ökonomische Bedingungen eine maßgebliche Rolle bei <strong>der</strong><br />

Festlegung des Pflanzenkonzeptes für städtische Freiräume. Mit Ausnahme von vorübergehend<br />

angelegten Pflanzungen wird <strong>der</strong> Wunsch nach Langlebigkeit bei möglichst extensiver Pflege<br />

urbaner Staudenpflanzungen zum entscheidenden Auswahlkriterium für das<br />

Bepflanzungskonzept. Unter dem Aspekt des Pflegeaufwandes werden anhand von Beispielen<br />

die unterschiedlichen Möglichkeiten <strong>der</strong> Staudenverwendung mit statischen<br />

Bepflanzungstypen und dynamischen Bepflanzungstypen in <strong>der</strong> Stadt aufgezeigt.<br />

Tipp: Weiterführende Informationen finden Sie unter Staudenprojekte!


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Konzepte für Stadträume<br />

402010<br />

Statische Bepflanzungstypen<br />

Die Arten in Staudenpflanzungen stehen zueinan<strong>der</strong> in einer räumlichen und funktionalen<br />

Beziehung. Die Stauden können dabei in einer Fläche in unterschiedlich großen Gruppen bzw.<br />

Geselligkeiten o<strong>der</strong> in Formen und Mustern gepflanzt sein. Die gestalterische Anordnung bzw. das<br />

räumliche Gefüge <strong>der</strong> Arten und Sorten einer Pflanzenzusammenstellung in <strong>der</strong> Fläche wird als<br />

Bepflanzungstyp bezeichnet.<br />

Bei den statischen Bepflanzungstypen ist die räumliche Anordnung Gestalt prägend für das<br />

Erscheinungsbild, während bei den dynamischen Konzepten <strong>der</strong> funktionale Zusammenhang<br />

zwischen den Arten entscheidend ist.<br />

Das anfängliche Bild <strong>der</strong> Pflanzung wird bei <strong>der</strong> Pflege statischer Bepflanzungstypen über<br />

die Lebensdauer <strong>der</strong> Pflanzung weitgehend unverän<strong>der</strong>t erhalten. Zu ihnen gehören u. a.<br />

Monopflanzungen, Gruppenpflanzungen, Drifts und großflächige Pflanzungen. In <strong>der</strong><br />

Regel liegt ihnen ein Pflanzplan zugrunde.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Konzepte für Stadträume<br />

402020<br />

Dynamische Bepflanzungstypen<br />

Dynamische Prozesse <strong>der</strong> Stauden wie Wachstum, Blüten- und Fruchtbildung, Altern und<br />

Ausbreitung bestimmen bei diesen Konzepten den Wandel des Erscheinungsbildes einer<br />

Staudenpflanzung im Laufe <strong>der</strong> Jahre und <strong>der</strong> Jahreszeit.<br />

Bei den dynamische Bepflanzungstypen kann sich das anfängliche Bild durch Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Artenzusammensetzung und <strong>der</strong> Mengenverhältnisse je nach Entwicklung <strong>der</strong> Stauden verän<strong>der</strong>n.<br />

Damit än<strong>der</strong>t sich auch die flächige und räumlichen Struktur einer Pflanzengemeinschaft.<br />

Standortgerechtigkeit und Entwicklungsprozesse <strong>der</strong> Pflanzen stehen im Vor<strong>der</strong>grund. Es werden<br />

von <strong>der</strong> Natur inspirierte Pflanzengemeinschaften zusammengestellt. Ziel <strong>der</strong> Pflege ist es,<br />

steuernd einzugreifen, um ein ästhetisch ansprechendes Bild beizubehalten.<br />

Bei <strong>der</strong> Kenntnis <strong>der</strong> Arten und <strong>der</strong> feinfühligen Beachtung ökologischer Zusammenhänge ist die<br />

Pflege dynamischer Bepflanzungstypen eher extensiv: Mischpflanzung, Verlaufspflanzung<br />

und Pflanzung nach Geselligkeit. Hierzu gehören ferner Aussaaten und Aussaaten in<br />

Kombination mit Pflanzungen. An<strong>der</strong>s als bei den statischen Bepflanzungstypen ist hier in <strong>der</strong><br />

Regel kein Pflanzplan erfor<strong>der</strong>lich, son<strong>der</strong>n es reicht eine Zusammenstellung <strong>der</strong> Arten nach<br />

prozentualen Anteilen.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Konzepte für Stadträume<br />

402021<br />

Staudenmischungen<br />

Mischpflanzungen sind optimierte und auf spezielle Standortbedingungen ausgerichtete<br />

Artenmischungen: Mit ihnen lassen sich auch ohne Pflanzplan in den Lebensbereichen<br />

Freifläche und Gehölzrand vielgestaltige und dynamische Bepflanzungstypen von hohem<br />

Erlebniswert erstellen. Spezielle Pflegeempfehlungen helfen den Erhalt <strong>der</strong> Pflanzungen<br />

dauerhaft zu sichern.<br />

Das dauerhafte Gerüst dieser Pflanzungen bilden langlebige Stauden. Sich schnell<br />

entwickelnde Füllstauden setzen im ersten Jahr wertvolle Blühakzente und schließen etwaige<br />

Lücken. So ergänzen sich Arten mit unterschiedlich ästhetischen Merkmalen, Lebensformen,<br />

Wuchshöhen und Ausbreitungsstrategien zu einem weitgehend selbst regulierenden System,<br />

das durch wandelnde Aspekte im Jahresverlauf und im Laufe <strong>der</strong> Jahre geprägt ist.<br />

Die Staudenmischungen verbinden Attraktivität mit geringem Pflegeaufwand, ohne<br />

Planungskosten zu verursachen.<br />

Die ersten Staudenmischungen wurden in Veitshöchheim an <strong>der</strong> Lehr- und Versuchsanstalt für<br />

Wein- und Gartenbau (LWG) entwickelt. Es folgten <strong>der</strong> „Silbersommer“ des Arbeitskreises<br />

Pflanzenverwendung im BdS neben Mischungen <strong>der</strong> Fachhochschulen Bernburg (Bernburger<br />

Staudenmix) und Erfurt. Einzigartige Pflanzkonzepte aus Präriestauden, im Schau- und<br />

Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim konzipiert, und weitere innovative Mischungen aus<br />

Wädenswil, von <strong>der</strong> Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) erprobt,<br />

ergänzen mittlerweile das Angebot. Aus <strong>der</strong> Schweiz stammt auch die Idee <strong>der</strong> Integrierten<br />

Pflanzsysteme, bei denen Stauden mit Zwischeneinsaaten von Sommerblumen kombiniert<br />

werden.<br />

Staudenmischungen wurden inzwischen mehrfach prämiert. 2006 zeichnete das <strong>Bund</strong>eslandwirtschaftsministerium<br />

den Arbeitskreis Pflanzenverwendung im <strong>Bund</strong> <strong>deutscher</strong><br />

Staudengärtner für das Modellkonzept „Silbersommer“ mit dem Innovationspreis aus. Für das<br />

Projekt „Optimierte Mischpflanzungen für nachhaltiges Pflanzenmanagement im Urbanen Grün“<br />

erhielten Dipl.-Ing. (FH) Uwe Messer und Dipl.-Ing. Jessica Riedel von <strong>der</strong> Fachhochschule<br />

Anhalt in Bernburg den TASPO-Award 2007 in <strong>der</strong> Kategorie „Junge Wissenschaft `Urbanes<br />

Grün´“.<br />

Tipp: Pflanzenlisten und Bezugsquellen <strong>der</strong> 18 verschiedenen Mischungen können Sie hier<br />

einsehen!


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Konzepte für Stadträume<br />

402022<br />

Integrierte Pflanzsysteme<br />

Die Idee <strong>der</strong> Integrierten Pflanzsysteme, die eine Kombination von gepflanzten Stauden und<br />

Blumenzwiebeln mit eingesäten Sommerblumen beinhaltet, wurde in Wädenswil (Schweiz) an<br />

<strong>der</strong> Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) entwickelt. Als<br />

Pflanzenmodule dienen sie zur Anlage von Mischpflanzungen auf mäßig trockenen bis<br />

frischen Böden ohne Staunässe. Im Gegensatz zu den in Deutschland entwickelten<br />

Staudenmischungen werden hier Stauden nicht nur mit Blumenzwiebeln kombiniert, son<strong>der</strong>n<br />

durch eine direkte Zwischeneinsaat mit einjährigen Sommerblumen bereichert. Diese schnelle,<br />

temporäre Begrünung führt bereits im ersten Jahr zu einer großen Blütenfülle und reduziert den<br />

Pflegeaufwand.<br />

Sechs verschiedene Mischungen mit unterschiedlichen Farb- und Gestaltungskonzepten sind<br />

mittlerweile erhältlich und lassen sich individuell an die Situation vor Ort anpassen. Gemeinsam<br />

ist ihnen eine jahreszeitliche Aspektfolge vom Frühjahr bis in den Winter. „Indian Summer“<br />

besticht durch sein Feuerwerk aus leuchtend gelb, orange und rot blühenden Stauden, begleitet<br />

von Kalifornischem Mohn (Eschscholzia caespitosa) und Husarenknopf (Sanvitalia<br />

procumbens), und wird umspielt von Gräsern mit prächtiger Herbstfärbung.<br />

In kühleren Farben, dem Wesen <strong>der</strong> Nacht entsprechen, verwirklichen rotlaubige Stauden wie<br />

Garten-Purpurglöckchen (Heuchera micrantha ’Plum Pudding’) und Dunkellaubige Fetthenne<br />

(Sedum ’Matrona’) zusammen mit violettblaue Blütenwolken von Mexikanischer Duftnessel<br />

(Agastache ’Blue Fortune’), Horizontaler Garten-Aster (Aster lateriflorus ‘Lady in Black‘) und<br />

Jungfer im Grünen (Nigella hispanica) einen „Sommernachtstraum“.<br />

Bei den Mischungen <strong>der</strong> Hochschule in Wädenswil hilft eine beigefügte Pflanz- und<br />

Pflegeanleitung bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Bodenvorbereitung, <strong>der</strong> Bepflanzung und <strong>der</strong><br />

anschließenden Pflege.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403000<br />

Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

Der Wunsch nach Verbindung von Ästhetik, Ökologie und Ökonomie löste bei Planern und<br />

Gestaltern bereits vor Jahren eine verstärkte Suche nach neuen Konzepten für die Stadt aus.<br />

Einfache, wirkungsvolle und kostengünstige Lösungen sollten gefunden werden: Rezepte und<br />

Pflanzenlisten, mit denen die Verwendung von Stauden im öffentlichen Grün zum Kin<strong>der</strong>spiel wird.<br />

Bald war klar, dass Pflanzenkenntnisse und fachgerechte Planung allein nicht ausreichen, um<br />

Pflanzungen dauerhaft zu erhalten, son<strong>der</strong>n die Pflege mehr Wertschätzung erfahren muss.<br />

Die neuen Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum sind an die städtischen Standortbedingungen angepasst,<br />

unabhängig davon, ob sie von <strong>der</strong> Natur inspiriert o<strong>der</strong> künstlerisch „frei erfunden“ wurden. Das<br />

Wissen um die artspezifischen Eigenschaften <strong>der</strong> Stauden und die Berücksichtigung ihrer<br />

Standortansprüche bilden das Fundament <strong>der</strong> Planung.<br />

Pflanzenbil<strong>der</strong> wie Blumenmeer, Prärie, Blütenreiche Steppe und Blumenwiese erzeugen<br />

beson<strong>der</strong>s prägnante, strukturreiche Pflanzungen mit wechselnden, teilweise subtilen<br />

Blühaspekten in Folge und hoher Attraktivität während <strong>der</strong> ganzen Vegetationsperiode. Der<br />

Blütengarten ist mehr ein traditionelles Konzept mit blühenden Stauden. Bei den Prachtstauden<br />

werden daneben neue gangbare Gestaltungsmöglichkeiten aufgezeigt. Dies betrifft auch die<br />

Stauden in und am Wasser, wo es zu den bekannten Pflanzenkombinationen weitere, naturnahe<br />

Vorbil<strong>der</strong> gibt.<br />

Als Inspirationsquelle für Lichtblicke, Schattenträume und Frühlingszauber dient Bewährtes aus<br />

dem Fundus natürlicher Vegetation. Die Pflanzbil<strong>der</strong> von Stauden auf Schotter und Kies liefern<br />

neue Gestaltungsideen für Staudenpflanzungen auf trockensten Standorten.<br />

Tipp: Erste Rezepte sind bereits im Handel: Mit Mischpflanzungen können definierte Standorte<br />

ästhetisch ansprechend bepflanzt werden!


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403010<br />

Blumenmeer<br />

Inspiriert von <strong>der</strong> weiten Landschaft Nordamerikas wurde von den renommierten Gartenarchitekten<br />

Wolfgang Oehme, James A. van Sveden und Piet Oudolf, ein Bepflanzungsstil entwickelt, <strong>der</strong> die<br />

großmaßstäbliche Verwendung von ausdruckstarken Stauden wie Gefleckter Wasserdost<br />

(Eupatorium maculatum) und Kandelaberehrenpreis (Veronicastrum virginicum) zu eigen hat.<br />

Aus <strong>der</strong> gleichberechtigten Verwendung von hohen und halbhohen Gerüst- und Leitstauden (z. B.<br />

Telekie (Telekia speciosa) und Garten-Bergknöterich (Aconogonon ’Johanniswolke’), in die extrem<br />

hochwüchsige Solitärstauden wie Kleinkopfige Sonnenblume (Helianthus microcephalus) und<br />

Westlicher Sonnenhut (Rudbeckia nitida) eingestreut werden, entstehen Blumenmeere. Unter<br />

dem Motto “Reduce to the max“ wurde diese Idee von <strong>der</strong> Landschaftsarchitektin Petra Pelz auch<br />

in Deutschland umgesetzt.<br />

Gebildet werden die großflächigen Pflanzungen aus robusten und langlebigen Wildstauden wie <strong>der</strong><br />

Hohen Gold-Garbe (Achillea filipendulina) und <strong>der</strong> Röhrigen Indianernessel (Monarda fistulosa)<br />

mit langen Blütenzeiten und ähnlicher Konkurrenzkraft, einem guten Regenerationsvermögen und<br />

einer möglichst attraktiven und gesunden Belaubung bis zum Ende <strong>der</strong> Vegetationsperiode. Arten<br />

mit kurzen Ausläufern und möglichst dichten und kompakten Habitus wie Leuchten<strong>der</strong> Sonnenhut<br />

(Rudbeckia fulgida var. sullivantii) und Horntragende Wolfsmilch (Euphorbia cornigera) sind<br />

prädestiniert.<br />

Aus dem Zusammenspiel von Blütenstauden und Gräsern wie Chinaschilf (Miscanthus) und<br />

Rutenhirse (Panicum virgatum), aus dem Miteinan<strong>der</strong> unterschiedliche Blütenformen und<br />

Blattstrukturen ergeben sich auf großen Flächen kraftvolle Bil<strong>der</strong> von guter Fernwirkung.<br />

Für die Anfangsjahre dieses statischen Bepflanzungstyps ist das Einbringen von zweijährigen<br />

und kurzlebigen Arten wie Große Engelwurz (Angelica gigas) und Mazedonische Witwenblume<br />

(Knautia macedonica) bereichernd. Durch Blumenzwiebeln (u. a. Zier-Lauch (Allium)) kann die Zeit<br />

bis zum relativ späten Austrieb <strong>der</strong> nordamerikanischen Arten durch zusätzliche Blühaspekte<br />

überbrückt werden. Im zeitigen Frühjahr vor dem Austrieb <strong>der</strong> Stauden mit <strong>der</strong> Pflege zu beginnen,<br />

führt zu Pflegeerleichterung und Zeitersparnis in den Folgemonaten.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403020<br />

Prärie<br />

Die Prärie gilt <strong>der</strong>zeit als Inspirationsquelle für einen neuen Umgang mit Pflanzen. Die natürlich<br />

baumfreien Graslandschaften <strong>der</strong> gemäßigten Klimazone in Nordamerika besiedeln unterschiedlich<br />

feuchte Standorte. Die trockenen bis frischen Prärietypen eignen sich für vollsonnige Flächen auf<br />

flachgründigen, skelettreichen Böden im Verkehrsgrün bzw. auf tiefgründigen, mineralreichen<br />

Böden in Parkanlagen und auf Plätzen. Die feuchteren Tieflandprärien sind inspirierend für die<br />

Verwendung von Stauden in und am Wasser.<br />

Die Stauden <strong>der</strong> trockenen bis frischen Kurzgras-, Mittelgras- und Hochgrasprärien sind<br />

überwiegend robuste, anpassungsfähig und trockenheitsverträgliche Hochsommer- und<br />

Spätsommerblüher und gute Wintersteher: Indianernesseln (Monarda), Hain-Goldrute (Solidago<br />

nemoralis) und verschiedene Wildastern. Die Gräser unter ihnen wie Prärie-Tropfengras<br />

(Sporobolus heterolepis), Ruten-Hirse (Panicum virgatum) und Indianergras (Sorghastrum nutans)<br />

besitzen eine lang anhaltende, attraktive Herbstfärbung. Duftnesseln (Agastache foeniculum, A.<br />

rupestris) und Bergminzen (Pycnanthemum pilosum, P. tenuifolium) sind aromatische Begleiter.<br />

Den Frühsommeraspekt bilden Seidenpflanzen (Asclepias tuberosa, A. verticillata), Sonnenhut<br />

(Echinacea angustifolia, E. pallida, E. paradoxa) und Bartfaden (Penstemon grandiflorus, P.<br />

hirsutus, P. ovatus), gefolgt von Sonnenblumen (Helianthus occidentalis) und Prachtscharten<br />

(Liatris aspera, L. punctata, L. scariosa).<br />

Präriepflanzungen werden den dynamischen Bepflanzungskonzepten zugeordnet. Durch den<br />

schnellen Bodenschluss <strong>der</strong> Stauden und das Ausbringen einer mineralischen Mulchschicht wird<br />

<strong>der</strong> Pflegeaufwand reduziert. Der Rückschnitt <strong>der</strong> Pflanzungen erfolgt wegen <strong>der</strong><br />

Frühjahrsgeophyten am besten im späten Winter mit dem Freischnei<strong>der</strong> als Ersatz für das<br />

zeitgleiche Abbrennen. Zwischeneinsaat mit einjährigen Sommerblumen ist wie bei den<br />

Integrierten Pflanzsystemen denkbar.<br />

Tipp: Weitere, attraktive Präriepflanzen finden Sie in den Weinheimer Präriemischungen und in<br />

vielen Veröffentlichungen <strong>der</strong> Zeitschrift Gartenpraxis.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403030<br />

Blütenreiche Steppe<br />

Nicht nur die weiten Landschaften Nordamerikas mit ihren Prärien dienen als Vorbild für<br />

naturalistische Pflanzenkonzepte. Die Steppenzonen Osteuropas und Zentralasiens bieten mit<br />

ihren baumfreien Graslandschaften in trockenem Klima ebenfalls inspirierende Pflanzenbil<strong>der</strong> für<br />

die Staudenverwendung in <strong>der</strong> Stadt: die Blütenreiche Steppe. Weitgehend auf humusreichen<br />

und fruchtbaren Böden wachsend, zeichnen sich bestimmte Teile <strong>der</strong> natürlichen Steppen durch<br />

Üppigkeit <strong>der</strong> Vegetation und Blütenreichtum aus.<br />

An ihrem natürlichen Standort weitgehend verschwunden bieten sich bei uns auf trocken-warmen<br />

Standorten mit neutralen bis kalkhaltigen Böden die Möglichkeit, steppenähnliche Pflanzungen aus<br />

heimischen und fremdländischen Stauden des Lebensbereichs Freifläche zu entwickeln.<br />

Vorfrühlingsblüher machen sich für ihren Auftritt die Frühjahrsfeuchtigkeit zunutze. Der<br />

Vorsommerflor kann durch verschiedene Schwertlilien (Iris Germanica-Gruppe) gebildet werden.<br />

Ihnen werden horstbildende Gräser und feingliedrige Stauden wie <strong>der</strong> Stauden-Lein (Linum<br />

perenne) zur Seite gestellt. Solitärstauden wie <strong>der</strong> Diptam (Dictamnus albus) und Steppenkerzen<br />

(Eremurus) setzen im Sommer weitere Akzente.<br />

Während an den natürlichen Standorten die Pflanzen im Hochsommer weitgehend vertrocknet<br />

sind, kann in einer nachgeahmten Steppenpflanzung in <strong>der</strong> Stadt <strong>der</strong> Blühaspekt durch weitere<br />

Sommer- und Herbstblüher aus den nordamerikanischen Prärien verlängert werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Blütenreichen Steppe handelt es sich um ein dynamisches Bepflanzungskonzept. Die<br />

Pflege <strong>der</strong> von ihrem Erscheinungsbild sehr lockeren, wiesenhaften Bepflanzungen orientiert sich<br />

an den Entwicklungsprozessen <strong>der</strong> verwendeten Arten. Eine Mahd mit dem Freischnei<strong>der</strong> ist<br />

denkbar, so lange keine Halbsträucher wie <strong>der</strong> Silberstrauch (Perovskia atriplicifolia) verwendet<br />

werden.<br />

Tipp: Eine kleine Auswahl attraktiver Stauden für den Steppenzauber finden Sie in nachfolgen<strong>der</strong><br />

Liste.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403031<br />

Steppenzauber – trockenheitsverträgliche Arten des Lebensbereichs<br />

Freiflächen<br />

Vorfrühlings- und Frühlingsblüher<br />

Niedrige Segge (Carex humilis)<br />

Schwertlilien (Iris Germanica-Gruppe)<br />

Kaukasus-Zwiebel-Schwertlilie (Iris reticulata)<br />

Jonquillen-Narzisse (Narcissus jonquilla)<br />

Gewöhnliche Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris)<br />

Wildtulpen (Tulipa humilis, T. urumiensis, T. tarda)<br />

Frühsommer und Sommerblüher<br />

Silberährengras (Achnatherum calamagrostis)<br />

Gelbblühen<strong>der</strong> Hängelauch (Allium flavum)<br />

Ausdauern<strong>der</strong> Zierlauch (Allium senescens)<br />

Großes Windröschen (Anemone sylvestris)<br />

Eberraute (Artemisia abrotanum)<br />

Absinth (Artemisia absinthium)<br />

Schönste Flockenblume (Centaurea pulcherrima)<br />

Diptam (Dictamnus albus)<br />

Steppenkerzen (Eremurus)<br />

Gold- und Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia polychroma und E. myrsinites)<br />

Echter Lavendel (Lavandula angustifolia)<br />

Stauden-Lein (Linum perenne)<br />

Südliches Reihenfe<strong>der</strong>gras (Stipa barbata)<br />

Muskateller-Salbei (Salvia sclarea)<br />

Gaman<strong>der</strong>blatt-Helmkraut (Scutellaria scordifolia)<br />

Riesen-Fe<strong>der</strong>gras und Großes Fe<strong>der</strong>gras (Stipa gigantea und S. pulcherrima)<br />

Präriepflanzen für Spätsommer und Herbst<br />

Duftnessel (Agastache foeniculum)<br />

Grauer Bleibusch (Amorpha canescens)<br />

Blauhalm-Bartgras (Andropogon gerardii)<br />

Aromatische Aster (Aster oblongifolius)<br />

Korkardenblume (Gaillarda aristata)<br />

Bleicher Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea)<br />

Raue Prachtscharte (Liatris aspera)<br />

Minzblättrige Indianernessel (Monarda fistulosa)<br />

Rauhaariger Bartfaden (Penstemon hirsutus)<br />

Verschiedenschuppiges Tropfengras (Sporobolus heterolepis)


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403040<br />

Blumenwiese<br />

Blühende Wiesen prägen seit Jahrhun<strong>der</strong>ten das mitteleuropäische Landschaftsbild. Es<br />

sind mehrschichtig aufgebaute Pflanzengemeinschaften, <strong>der</strong>en Erscheinungsbild auf den ersten<br />

Blick weitgehend von wenigen Grasarten bestimmt wird. Eine Vielzahl von Stauden sorgt jedoch<br />

für jahreszeitlich wechselnde Blütenaspekten in rhythmischer Reihenfolge und verzaubert das<br />

Gräsermeer in eine Blumenwiese.<br />

Bei <strong>der</strong> Umsetzung wiesenartigen Pflanzungen in <strong>der</strong> Stadt sind mehrere gestalterische Wege<br />

denkbar. Zwei Pflanzungen des Landschaftsarchitekten Heiner Luz und des Pflanzensoziologen<br />

Wolfram Kunick sind nachahmenswerte Beispiele:<br />

Iris-Minze-Wiese<br />

Heiner Luz schuf 2005 auf <strong>der</strong> BUGA in München Pflanzungen aus wenigen charakterstarken<br />

Arten. Hierbei wurden verschiedene Aspektbildende Wildstauden und Beetstauden mit<br />

Wildstaudencharakter miteinan<strong>der</strong> kombiniert. Auf <strong>der</strong> Iris-Minzen-Wiese sorgen Sibirische Sumpf-<br />

Schwertlilie (Iris sibirica), verschiedene Minzen-Arten (Mentha), Sternwolkenaster (Boltonia<br />

latisquama), Langblatt-Ehrenpreis (Veronica longifolia) und Hohes Pfeifengras (Molinia<br />

arundinacea) für eine Blumenwiese. Mit Hilfe einer Matrix, die den Pflanzplan ersetzt, werden die<br />

Stauden benachbart. Dabei sind die Stückzahlen <strong>der</strong> stärker vertretenen Aspektbildner und <strong>der</strong><br />

Begleiter pro Quadratmeter im Vorfeld festgelegt. Die Verteilung <strong>der</strong> Pflanzen erfolgt nach einem<br />

Raster mit rhythmischem Versatz und führt zu einem natürlich anmutenden Bild.<br />

Die einzelnen Blühaspekte werden jeweils durch 3-5 Staudenarten festgelegt, <strong>der</strong>en Blütenfarben<br />

farblich aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt sind.<br />

Wildstaudenflur<br />

Eine ebenso strukturreiche, wildnishafte und lange Zeit attraktive Wildstaudenflur von<br />

wechselndem Farbenspiel wurde von Wolfram Kunick 1999 auf <strong>der</strong> Magdeburger<br />

<strong>Bund</strong>esgartenschau durch eine Kombination von Pflanzung und Aussaat etabliert. Dabei wurden<br />

kurz- und langlebige Stauden ausgesät. Aufkommende Unkräuter wurden zeitweilig geduldet.<br />

Pflanzengemeinschaften trockener Wiesen, von Schotter- und Ru<strong>der</strong>alfluren sowie Pflanzen <strong>der</strong><br />

Spontanvegetation auf den ausgewählten Flächen bildeten den Ausgangspunkt für die Auswahl<br />

<strong>der</strong> heimischen Arten. Diese wurden durch fremdländische Stauden von beson<strong>der</strong>er Blütenfarbe<br />

und Gestalt ergänzt: Hohe Goldgarbe (Achillea filipendulina), Purpur-Sonnenhut (Echinacea<br />

purpurea) und Rotblühende Spornblume (Centranthus ruber).<br />

Blumenwiesen sind während <strong>der</strong> ganzen Vegetationsperiode von hoher Attraktivität, da sich in<br />

kurzer Folge verschiedene Blühaspekte ablösen. Hinzukommen kontrastreiche Texturen und<br />

stabile winterliche Strukturen als Gestaltungsprinzipen.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> hohen Dynamik ist durch die Pflege regulierend in das Artengefüge einzugreifen.<br />

Dieses erfor<strong>der</strong>t ein hohes Maß an Fachkenntnis. Als dynamischer Bepflanzungstyp ist die<br />

Pflanzung allerdings für einen maschinellen Rückschnitt geeignet.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403050<br />

Blütengarten<br />

Ausdrucksstarke Staudenpflanzungen erhöhen die Erlebnis- und Erholungsqualität in<br />

Parkanlagen. Dabei können farbenprächtige und duftende Blütenpflanzen zum nachhaltig und<br />

vielfältig genutzten Blütengarten werden. Schnittfeste, essbare und an<strong>der</strong>e nützliche<br />

Gartenpflanzen werden zum Ausgangspunkt für einen Ort <strong>der</strong> Begegnung, <strong>der</strong> Naturerfahrung, des<br />

kulturellen Austausch und <strong>der</strong> Aus- und Weiterbildung.<br />

Werden und Vergehen, Blühen und Fruchten im jahreszeitlichen Verlauf werden durch kombinierte<br />

Pflanzungen aus Stauden und Gehölzen mit monatlich wechselnden phänologischen Attraktionen<br />

verdeutlicht. Die Gestaltung <strong>der</strong> Pflanzflächen wird dabei an den Gegebenheiten vor Ort<br />

ausgerichtet. Jede Pflanzung präsentiert sich mit einer Haupt- und einer Nebenblüte, die jeweils<br />

um ein halbes Jahr versetzt ist: Zur Hauptblütezeit im Juli gehört ein zweiter Blühhöhepunkt im<br />

Januar. Hier findet eine Vielzahl von sommer- und immergrünen Stauden Verwendung, die durch<br />

Gehölze mit beson<strong>der</strong>em Blüten-, Blatt- und Fruchtschmuck ergänzt werden. Staudensortimente in<br />

wechselnden Kombinationen vervollständigen das Konzept des Blütengartens und sind Bestandteil<br />

des didaktischen Konzeptes.<br />

So werden Monat für Monat den Besuchern mit Duft-, Gewürz- und Färberpflanzen neue<br />

Sinnesfreuden bereitet. Die saisonal erzeugten Schnittblumen werden zum Verkauf angeboten und<br />

an<strong>der</strong>weitig geeignetes Pflanzenmaterial handwerklich weiter verarbeitet. Hier spielen vor allem<br />

Stauden mit attraktivem Laub, stabilen Stängeln und festen Samenständen eine wichtige Rolle.<br />

Unter dem Motto „Es wird durchgeblüht“ wurde im Herbst 2007 im Westfalenpark Dortmund mit <strong>der</strong><br />

Realisierung einer ganzjährig blühenden Parkanlage begonnen. In „Florians Garten“ gibt es, auch<br />

unter fachkundiger Führung, umfangreiche Staudenpflanzungen für die Besucher zu entdecken.<br />

Weitere Pflanzungen mit <strong>der</strong> Möglichkeit zur floristischen Nutzung finden Sie im Botanischen<br />

Obstgarten <strong>der</strong> Stadt Heilbronn, die von <strong>der</strong> Landschaftsarchitektin Christine Orel gestaltet wurden.<br />

Die vielfältigen und blütenreichen Staudenbeete in Dortmund sowie in Heilbronn wurde im Rahmen<br />

eines Modellprojektes zum Thema „Nachhaltige Stadtparks“ (2005-2008) <strong>der</strong> Technischen<br />

Universität Karlsruhe initiiert.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403060<br />

Prachtstauden<br />

Die Verwendung von Prachtstauden entspricht <strong>der</strong> traditionellen Pflanzenverwendung, aber bleibt<br />

wegen <strong>der</strong> hohen Anfor<strong>der</strong>ungen an Standort und Pflege auf repräsentative Flächen in <strong>der</strong> Stadt<br />

beschränkt.<br />

Pflanzungen aus Pracht- o<strong>der</strong> Beetstauden liegt grundsätzlich ein gestalterisches Thema, z. B.<br />

Farbe o<strong>der</strong> Duft zugrunde. Die Pflanzenkompositionen sind dabei frei von naturalistischen<br />

Vorbil<strong>der</strong>n und rein künstlerisch geprägt. Die einzelnen Arten übernehmen wie die Instrumente in<br />

einem Orchester bestimmte Aufgaben. Es kommt zu einer rhythmischen Wie<strong>der</strong>holung von<br />

Leitpflanzen und zu einer festgelegten Anordnung von Gruppenstauden und Begleitern. Der<br />

Pflanzplan wird zum gemalten Bild.<br />

Blütenreichtum und Blütenfülle sowie erfor<strong>der</strong>liche Standfestigkeit zeichnen die züchterisch<br />

bearbeiteten Stauden aus. Die klassische Beetstaudenrabatte wird zum Sinnbild für den<br />

Blütengarten. Pflanzplanungen von Gertrude Jekyll und Karl Foerster wurden zu klassischen<br />

Vorbil<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Beetstaudenverwendung.<br />

Ein Projekt an <strong>der</strong> Fachhochschule Osnabrück verfolgt neue gestalterische Ausdrucksformen.<br />

Durch eine Mischung von Prachtstauden, Wildstauden mit und ohne Beetstaudencharakter wird ein<br />

naturnäheres Pflanzenbild gemalt. Anstelle einer gruppierten Anordnung ist eine wiesengleiche<br />

Pflanzung entstanden: Zwischen Hoher Garten-Schwertlilie (Iris Barbata-Elatior-Gruppe),<br />

Pfingstrosen (Paeonia) und Orientalischem Garten-Mohn (Papaver orientale) wachsen Dynamiker<br />

wie Nachtviole (Hesperis matronalis) und Rotblühen<strong>der</strong> Fingerhut (Digitalis purpurea),<br />

flächendeckende Stauden wie Pracht-Storchschnabel (Geranium x magnificum) und Pyrenäen-<br />

Storchschnabel (Geranium pyrenaicum) und Gerüstbildende Gräser wie Riesen-Fe<strong>der</strong>gras (Stipa<br />

gigantea) und Garten-Pfeifengras (Molinia arundinacea), die sich zum Bild eines Frühlingsgartens<br />

zusammenfügen.


Mit deutlichem Blühschwerpunkt im Hochsommer zeigen dagegen die beiden Veitshöchheimer<br />

Mischpflanzungen „Blütentraum“ und „Blütenzauber“ mit ihren farbenfrohen und wuchskräftigen<br />

Staudenarten beetstaudenähnliche Wirkung.<br />

Tipp: Ausgewählte Prachtstauden und geeignete Begleiter finden Sie in folgen<strong>der</strong> Liste.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403061<br />

Ausgewählte Prachtstauden und geeignete Begleiter<br />

Vorfrühlings- und Frühlingsblüher<br />

Garten-Kugellauch (Allium aflatunense i. S.)<br />

Garten-Gemswurz (Doronicum orientale i. S.)<br />

Garten-Kaiserkrone (Fritillaria imperialis i. S.)<br />

Garten-Storchschnabel (Geranium pratense i. S.)<br />

Garten-Tulpen (Tulipa i. S.)<br />

Frühsommer und Sommerblüher<br />

Garten-Zierlauch (Allium stipitatum i. S.)<br />

Paukenschläger-Lauch (Allium giganteum i. S.)<br />

Garten-Akelei (Aquilegia caerulea i. S.)<br />

Garten-Sterndolde (Astrantia major i. S.)<br />

Garten-Reitgras (Calamagrostis x acutiflora)<br />

Garten-Flockenblume (Centaurea dealbata i. S.)<br />

Großblumiges Garten-Mädchenauge (Coreopsis grandiflora i. S.)<br />

Garten-Rittersporn (Delphinium x belladonna und D. elatum i. S.)<br />

Garten-Herzblume (Dicentra spectabilis i. S.)<br />

Hoher Garten-Schwertlilie (Iris (Barbata-Elatior-Gruppe) i. S.)<br />

Garten-Pfingstrose (Paeonia lactiflora i. S.)<br />

Orientalischer Gartenmohn (Papaver orientale i. S.)<br />

Pracht-Storchschnabel (Geranium x magnificum)<br />

Garten-Sonnenauge (Heliopsis scabra i. S.)<br />

Garten-Flammenblume (Phlox x arendsii und P. paniculata i. S.)<br />

Garten-Sonnenhut (Rudbeckia fulgida, R. laciniata und R. nitida i. S.)<br />

Spätsommer- und Herbstblüher<br />

Garten-Herbst-Anemone (Auslesen und Hybriden von Anemone hupehensis, A. japonica und A.<br />

tomentosa )<br />

Garten-Kissen-Aster (Aster dumosus i. S.)<br />

Garten-Raublatt-Aster (Aster novae-angliae i. S.)<br />

Garten-Glattblatt-Aster (Aster novi-belgii i. S.)<br />

Winter-Aster (Chrysanthemum)<br />

Garten-Sonnenbraut (Helenium)<br />

Ruten-Hirse (Panicum virgatum i. S.)<br />

Tipp: Die Besten unter den Herbst-Astern (Aster), Winter-Astern (Chrysanthemum x hortorum) und<br />

Sonnenbräuten (Helenium) verraten Ihnen die Ergebnisse <strong>der</strong> Sortimentssichtung!


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403070<br />

Lichtblicke<br />

Am Gehölzrand, dort, wo sich dichte Gehölzbestände in Parkanlagen o<strong>der</strong> auf Friedhöfen zu<br />

offenen Hainen o<strong>der</strong> Saumbereichen auflösen und wechselnde Lichtverhältnisse vorliegen, finden<br />

Stauden aus Wald- und Gebüschgesellschaften einen geeigneten Lebensraum: Lichtblicke<br />

eröffnen sich!<br />

Mit leuchtenden Farben kündigen Frühlingsgeophyten das Ende des Winters an und bringen den<br />

Gehölzrand zum Leuchten. Zu ihnen gesellen sich später Duftveilchen (Viola odorata),<br />

Leberblümchen (Hepatica nobilis, H. transsylvanica), Garten-Bergenien (Bergenia cordifolia i. S.)<br />

und Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus).<br />

Exposition und Bodenverhältnisse, Art und Alter <strong>der</strong> begleitenden Gehölze bestimmen neben dem<br />

gestalterischen Konzept die Auswahl <strong>der</strong> Stauden. An einem sonnig-warmen Gehölzrand fühlen<br />

sich Stauden wie Blut-Storchschnabel (Geranium sanguineum ’Tiny Monster’), Scheinwaldmeister<br />

(Phuopsis stylosa), Großes Windröschen (Anemone sylvestris) und lang blühende Sorten des<br />

Oxford- Storchschnabels (G. x oxonianum) wohl. Der Sibirische Storchschnabel (Geranium<br />

wlassovianum) mit seiner prächtigen Herbstfärbung, Süßdolde (Myrrhis odorata) und Klebriger<br />

Salbei (Salvia glutinosa) vertragen es auch absonnig.<br />

Nachdem die Blütenfülle des Frühsommers vorbei ist, können <strong>der</strong> hochwüchsige Garten-<br />

Storchschnabel (Geranium ’Patricia’), die Dreiblattspiere (Gillenia trifoliata) mit beson<strong>der</strong>er<br />

Herbstfärbung und Sorten <strong>der</strong> Duftenden Lilien-Funkie (Hosta plantaginea) den Blütenreigen<br />

fortsetzen. Die September- und Oktober-Silberkerzen (Cimicifuga. ramosa und C. simplex), die<br />

Wald-Aster (Aster divaricatus) und <strong>der</strong> Chinesische Eisenhut (Aconitum carmichaelii) bilden den<br />

herbstlichen Schlussakkord.<br />

Bodendeckenden Stauden wie Gefleckte Garten-Taubnessel (Lamium maculatum 'Pink Pewter'),<br />

Turiner Meier (Asperula taurina) und Garten-Beinwell (Symphytum grandiflorum 'Goldsmith')<br />

setzen mit ihrem Farbenspiel aus unterschiedlichen Grüntönen und Blattpanaschierungen im<br />

Gehölzsaum zusätzliche Lichtblicke.<br />

Tipp: Weitere, interessante Arten und Sorten für mehr Bezaubernde Lichtblicke finden Sie in<br />

hier.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403071<br />

Bezaubernde Lichtblicke – Arten für den Lebensbereich Gehölzrand<br />

Vorfrühlings- und Frühlingsblüher<br />

Strahlen-Windröschen (Anemone blanda)<br />

Buschwindröschen (Anemone nemorosa)<br />

Riesensteinbrech (Bergenia)<br />

Schneeglanz (Chionodoxa luciliae)<br />

Dalmatiner Krokus (Crocus tommasinianus)<br />

Taurus Winterling (Eranthis cilicica)<br />

Süße Wolfsmilch (Euphorbia dulcis)<br />

Mandelblättrige Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides)<br />

Garten-Frühlings-Nieswurz (Helleborus Orientalis-Gruppe)<br />

Christrose (Helleborus niger)<br />

Garten-Hasenglöckchen (Hyacinthoides hispanica)<br />

Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus)<br />

Echte Schlüsselblume (Primula veris)<br />

Rotblühendes Garten-Lungenkraut (Pulmonaria rubra)<br />

Sibirischer Blaustern (Scilla siberica)<br />

Duftveilchen (Viola odorata)<br />

Frühsommer und Sommerblüher<br />

Balkan-Bärenklaue (Acanthus hungaricus)<br />

Große Windröschen (Anemone sylvestris)<br />

Gewöhnliche Akelei (Aquilegia vulgaris)<br />

Karpaten-Schaumkresse (Arabis procurrens)<br />

Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia)<br />

Aufrechte Waldrebe (Clematis recta und C. recta ‘Purpurea’)<br />

Großblütiger Fingerhut (Digitalis grandiflora)<br />

Garten-Storchschnabel (Geranium psilostemon ’Patricia’)<br />

Dreiblattspiere (Gillenia trifoliata)<br />

Herzblattlilie (Hosta)<br />

Süßdolde (Myrrhis odorata)<br />

Vielblütiges Salomonssiegel (Polygonatum multiflorum)<br />

Spätsommer- und Herbstblüher<br />

Chinesischer Eisenhut (Aconitum carmichaelii)<br />

Garten-Herbst-Anemone (Auslesen und Hybriden von Anemone hupehensis, A. japonica und A.<br />

tomentosa )<br />

Wald-Aster (Aster divaricatus, Aster ’Twilight’)<br />

September- und Oktober-Silberkerze (Cimicifuga ramosa und C. simplex)<br />

Herbst-Alpenveilchen (Cyclamen he<strong>der</strong>ifolium)<br />

Klebriger Salbei (Salvia glutinosa)<br />

Runzelblättriger Wasserdost (Ageratina altissima)<br />

Goldbandrute und Raue Goldrute (Solidago caesia und S. rugosa)<br />

Bodendeckende Stauden<br />

Turiner Meier (Asperula taurina)<br />

Weißblühende und Gefingerte Segge (Carex alba und C. digitata)<br />

Elfenblume (Epimedium)<br />

Cambridge-Garten-Storchschnabel (Geranium x cantabrigiense ’Berggarten’ und ’Cambridge’)<br />

Oxford- Storchschnabel (G. x oxonianum i. S.)<br />

Garten-Blut-Storchschnabel (Geranium sanguineum ‘Tiny Monster‘)<br />

Sibirischer Storchschnabel (Geranium wlassovianum)<br />

Gefleckte Garten-Taubnessel (Lamium maculatum ‘Pink Pewter‘)<br />

Frühlings-Gedenkemein (Omphalodes verna)<br />

Scheinwaldmeister (Phuopsis stylosa)


Blaublühen<strong>der</strong> Beinwell (Symphytum azureum)<br />

Dreiblättrige Garten-Teppich-Gol<strong>der</strong>dbeere (Waldsteinia ternata ’Lichtermeer’)<br />

Tipp: Die besten Sorten verraten Ihnen die Ergebnisse <strong>der</strong> Sortimentssichtung!


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403080<br />

Schattenträume<br />

In Anlehnung an den Lebensbereich Gehölz finden sich unter Bäumen und größeren Sträuchern in<br />

Parkanlagen und auf Friedhöfen geeignete Wuchsbedingungen für schattenverträgliche Stauden.<br />

Eine Vielzahl von Blattschmuckstauden mit ihren unterschiedlichen Blattfarben und Texturen<br />

kommt hier neben Blütenstauden zur Geltung.<br />

Es ist neben den Bodenverhältnissen auch entscheidend von den Bäumen und Sträuchern<br />

abhängig, ihrem Wurzelsystem, dem Habitus und den Eigenschaften des Laubes, mit welchen<br />

Stauden Schattenträume wahr werden können. Während unter schleppenbildenden Sträuchern<br />

oft nur Platz für Frühlingsgeophyten bleibt, können unter großen Sträuchern und Gehölzen<br />

vielfältige Staudenpflanzungen mit wechselnden Blühaspekten, Blattfarben und Strukturen initiiert<br />

werden.<br />

Vor dem Laubaustrieb <strong>der</strong> Gehölze entwickeln Stauden wie Garten-Lungenkräuter (Pulmonaria<br />

officinalis 'Frühlingskleid' o<strong>der</strong> Pulmonaria 'Lewis Palmer') und Frühlings-Gedenkemein<br />

(Omphalodes verna) eine leuchtende Farbpracht. Letzteres wächst zusammen mit dem<br />

Gewöhnlichen Wurmfarn (Dryopteris filix-mas) auch im trockenen Schatten.<br />

Mit zunehmend dichter werdendem Laubdach schwindet <strong>der</strong> Lichteinfall unter den Bäumen und<br />

neue Blüten bringen sich in Spiel. Im Frühsommer erheben sich dort, wo es lichter ist,<br />

höherwüchsige Arten von beson<strong>der</strong>em Reiz: <strong>der</strong> Nesselkönig (Lamium orvala), Hohes Garten-<br />

Salomonsiegel (Polygonatum 'Weihenstephan') und Mondviole (Lunaria rediviva). Später blühende<br />

Funkien (Hosta), Herbst-Anemonen und Silberkerzen wagen sich auch tiefer in den Schatten vor.<br />

Ist <strong>der</strong> Boden ausreichend feucht, gelingt ein Farbenmeer mit Sorten <strong>der</strong> Prachtspiere (Astilbe).<br />

Elfenblumen (Epimedium), Seggen (Carex plantaginea, Carex si<strong>der</strong>osticta 'Island Brocade') und<br />

Borstiges Salomonssiegel (Polygonatum hirtum 'Waldzwerg') dienen unter Gehölzen als ideale<br />

Laubschlucker. Die Anzahl attraktiver bodendecken<strong>der</strong> Stauden ist groß. Ihre Kombination mit<br />

sommer- und wintergrünen Farnen, Gräser und Grasartigen lässt immer wie<strong>der</strong> zauberhafte Bil<strong>der</strong><br />

entstehen.


Abwechslungsreiches Spiel zwischen Schatten und Licht im Inneren des Gehölzbestandes erzeugt<br />

Grüntöne in zahlreichen Variationen und macht unterschiedliche Blattgestalten und Texturen<br />

erlebbar. Auf Schattenträume im tiefsten Innern <strong>der</strong> Gehölzpflanzungen folgen Lichtblicke an<br />

ihrem Rand.<br />

Tipp: Mehr Traumtänzer im Reich des Schattens entdecken Sie in folgen<strong>der</strong> Liste!


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403081<br />

Traumtänzer im Reich des Schattens – Arten für den Lebensbereich<br />

Gehölz<br />

Vorfrühlings- und Frühlingsblüher<br />

Buschwindröschen (Anemone nemorosa)<br />

Gelbblütiges Windröschen (Anemone ranunculoides)<br />

Schneeglöckchen (Convallaria majalis)<br />

Hohler Lerchensporn (Corydalis cava)<br />

Frühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum)<br />

Zahnwurz (Dentaria)<br />

Winterling (Eranthis hyemalis)<br />

Palmblatt-Nieswurz (Helleborus foetidus)<br />

Hohe Schlüsselblume (Primula elatior)<br />

Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana)<br />

Frühsommer und Sommerblüher<br />

Weiß-, Rot- und Schwarzfrüchtiges Christophskraut (Actaea pachypoda, A. rubra und A. spicata)<br />

Große Sterndolde (Astrantia major)<br />

Herzblattlilie (Hosta i. S.) plus Blattschmuck!<br />

Nesselkönig (Lamium orvala)<br />

Hohes Garten-Salomonsiegel (Polygonatum 'Weihenstephan')<br />

Breitblättrige Wald-Glockenblume (Campanula latifolia var. macrantha)<br />

Juli-Silberkerze (Cimicifuga racemosa)<br />

Mondviole (Lunaria rediviva)<br />

Garten-Schaublatt (Rodgersia)<br />

Spätsommer- und Herbstblüher<br />

Wald-Aster (Aster divaricatus)<br />

Garten-Prachtspiere (Astilbe)<br />

Silberkerze (Cimicifuga japonica, C. ramosa, C. simplex)<br />

Sommer- und immergrüne Farne<br />

Frauenfarn (Athyrium filix-femina)<br />

Breitwedel-Dornfarn (Dryopteris dilatata)<br />

Rotschleierfarn (Dryopteris erythrosora)<br />

Gewöhnlicher Wurmfarn (Dryopteris filix-mas)<br />

Europäischer Trichterfarn (Matteuccia struthiopteris)<br />

Dorniger und Weicher Schildfarn (Polystichum aculeatum und P. setiferum)<br />

Garten-Beinwell (Symphytum grandiflorum 'Goldsmith' und weitere Sorten)<br />

Bodendeckende Stauden<br />

Gewöhnliche Haselwurz (Asarum europaeum)<br />

Breiblatt-Garten-Segge (Carex plantaginea, Carex si<strong>der</strong>osticta)<br />

Elfenblume (Epimedium)<br />

Felsen-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum)<br />

Goldnessel (Lamiastrum galeobdolon)<br />

Wald-Hainsimse (Luzula sylvatica)<br />

Frühlings-Gedenkemein (Omphalodes verna)<br />

Borstiges Garten-Salomonssiegel (Polygonatum hirtum 'Waldzwerg')<br />

Garten-Lungenkraut (Pulmonaria dacica, P. longifolia, P. officinalis)<br />

Garten-Beinwell (Symphytum grandiflorum 'Goldsmith')<br />

Kleines Immergrün (Vinca minor und Sorten)<br />

Großblättriges Immergrün (Vinca major und Sorten)<br />

Gelapptblättrige Gol<strong>der</strong>dbeere (Waldsteinia geoides)<br />

Dreiblättrige Teppich-Gol<strong>der</strong>dbeere (Waldsteinia ternata)


Tipp: Die besten Sorten des Felsen-Storchschnabels (Geranium macrorrhizum) und <strong>der</strong> Garten-<br />

Lungenkräuter (Pulmonaria) finden Sie in <strong>der</strong> Sortimentssichtung.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403090<br />

Stauden in und am Wasser<br />

Die Verwendung von Stauden in und am Wasser betrifft unterschiedliche Gestaltungsbereiche<br />

und kann sowohl naturhaft als auch architektonisch sein. In Verbindung mit Architektur ist die<br />

Japanische Sumpf-Schwertlilie (Iris ensata) ein hervorragen<strong>der</strong> Partner. Für die Bepflanzung von<br />

ruhendem und fließendem Wasser eigen sich die Arten <strong>der</strong> Lebensbereiche Wasser und<br />

Wasserrand mit ihrer klassischen Zonierung <strong>der</strong> Stauden.<br />

Für eine neuartige, naturalistische Verwendung von Stauden am Wasser gibt die Tieflandprärie<br />

(„Lowland Prairie“) mit ihren unterschiedlichen Ausprägungen auf feuchten, sumpfigen,<br />

wechselfeuchten o<strong>der</strong> nassen Standorten Anregungen. Dabei wird in erster Linie an beson<strong>der</strong>e<br />

Situationen gedacht: Flächen zur Regenwasserversickerung und Pflanzenkläranlagen.<br />

Während die Staudenverwendung in Anlagen zur Wasserreinigung durch die speziellen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen auf ein bestimmtes Artenspektrum begrenzt bleibt, eröffnen sich für<br />

Versickerungsflächen vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Hinzukommt die Begrünung von<br />

feuchteren Brachflächen in <strong>der</strong> Stadt.<br />

Die wiesenähnliche, weitgehend geschlossene Pflanzung nach dem Vorbild <strong>der</strong> Tieflandprärie ist<br />

im Gegensatz zu den trockeneren Varianten reicher an Frühlings- und Vorsommerblühern.<br />

Frühlingsaspekte werden durch Prärielilien (Camassia cusickii, C. quamash und C. leichtlinii),<br />

Götterblume (Dodecatheon meadia) und Goldener Alexan<strong>der</strong> (Zizia aurea) gebildet. Dadurch wird<br />

<strong>der</strong> späte Austrieb <strong>der</strong> wärmebedürftigen und konkurrenzstarken Hoch- und Spätsommerblüher<br />

überbrückt. Hochwüchsig und horstig wachsen Wildstauden wie Büschelige Vernonie (Vernonia<br />

fasciculata), Lanzen-Eisenkraut (Verbena hastata), Inkarnat-Seidenpflanze (Asclepias incarnata)<br />

und Weidenblättrige Amsonie (Amsonia tabernaemontana var. salicifolia), die als Solitäre <strong>der</strong><br />

Pflanzung Gerüst verleihen. Hohes Schönauge (Coreopsis tripteris), Sonnenauge (Heliopsis<br />

helianthoides) und Riesen-Scheinaster (Vernonia gigantea) setzen die Blütenfolge bis weit in den<br />

Herbst hinein fort. Grasartige werden dazu verwendet unter den höheren Arten eine lockere<br />

Bodendecke zu bilden. Zu ihnen gehören verschiedene Seggen- (Carex), Simsen- (Scirpus) und<br />

Binsen- (Juncus) Arten. Das Garten-Goldleistengras (Spartina pectinata ’Aureomarginata’) und<br />

verschiedene Sorten <strong>der</strong> Rutenhirse (Panicum virgatum) bezaubern durch ihre leuchtende<br />

Herbstfärbung und ihre winterliche Ausdruckskraft.


Die oben skizzierte feuchtere Ausbildung einer Prärie stellt einen dynamischen Bepflanzungstyp<br />

dar.<br />

Tipp: Da nicht alle genannten Präriearten zum Standardsortiment gehören, ist eine rechtzeitige<br />

Zusammenarbeit mit einer Staudengärtnerei ratsam! Eine Übersicht über weitere Bewohner in<br />

und am Wasser hier.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403091<br />

Bewohner in und am Wasser – Arten für den Lebensbereich feuchte<br />

Freifläche und Wasserrand aus aller Welt<br />

Vorfrühlings- und Frühlingsblüher<br />

Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris)<br />

Prärielilien (Camassia cusickii, C. quamash und C. leichtlinii) - P<br />

Schachblume (Fritillaria meleagris)<br />

Japanische Sumpf-Schwertlilie (Iris ensata)<br />

Märzenbecher (Leucojum vernum)<br />

Dichter-Narzisse (Narcissus poeticus)<br />

Frühsommer und Sommerblüher<br />

Wiesenknöterich (Bistorta officinalis)<br />

Großer Schuppenkopf (Cephalaria gigantea)<br />

Götterblume (Dodecatheon meadia)<br />

Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris)<br />

Amerikanisches Prärie-Mädesüß (Filipendula rubra) - P<br />

Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus)<br />

Wiesen-Schwertlilie (Iris sibirica)<br />

Sommer-Knotenblume (Leucojum aestivum)<br />

Prärie-Prachtscharte (Liatris pycnostachya) - P<br />

Bewimperter Garten-Felberich (Lysimachia ciliata ’Firecracker’)<br />

Geflügelter Blut-Wei<strong>der</strong>ich (Lythrum alatum) - P<br />

Sitzende Katzenminze (Nepeta subsessilis)<br />

Garten-Dreimasterblume (Tradescantia)<br />

Blaublühende Himmelsleiter (Polemonium caeruleum)<br />

Trollblume (Trollius)<br />

Herzblättriger und Goldener Alexan<strong>der</strong> (Zizia aptera und Z. aurea) - P<br />

Spätsommer- und Herbstblüher<br />

Weidenblättrige Amsonie (Amsonia tabernaemontana var. salicifolia) - P<br />

Große Engelwurz (Angelica gigas)<br />

Inkarnat-Seidenpflanze (Asclepias incarnata) - P<br />

Schlangenkopf (Chelone obliqua)<br />

Herbst-Zeitlose (Colchicum)<br />

Hohes Schönauge (Coreopsis tripteris) - P<br />

Gefleckter Wasserdost (Eupatorium fistulosum) - P<br />

Sonnenauge (Heliopsis helianthoides) - P<br />

Gelenkblume (Physostegia virginiana) - P<br />

Kanadischer Wiesenknopf (Sanguisorba canadensis) - P<br />

Raue Goldrute (Solidago rigida) - P<br />

Büschelige Vernonie (Vernonia fasciculata) - P<br />

Lanzen-Eisenkraut (Verbena hastata) - P<br />

Riesen-Scheinaster (Vernonia gigantea) - P<br />

Gräser und Grasartige mit z. T. intensiver Herbstfärbung<br />

Blauhalm-Bartgras (Andropogon gerardii) - P<br />

Hohes Garten-Pfeifengras (Molinia arundinacea)<br />

Prärie-Bandgras (Spartina pectinata) - P<br />

Garten-Rutenhirse (Panicum virgatum i. S.) - P<br />

P - Prärieart


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403100<br />

Frühlingszauber<br />

Früh blühende Zwiebel-, Knollen- und Rhizompflanzen verbreiten auch in <strong>der</strong> Stadt einen Hauch<br />

von Frühlingszauber - ob kleinflächig eingestreut o<strong>der</strong> großflächig ausgebreitet. Zum<br />

Publikumsmagneten im öffentlichen Grün werden Frühlingsgeophyten allerdings nur dann, wenn<br />

sie in Massen o<strong>der</strong> in bunten und ansprechenden Farbmischungen gepflanzt werden. In<br />

Parkanlagen o<strong>der</strong> von Bäumen bestandenen Friedhöfen können das weitläufige Narzissen- o<strong>der</strong><br />

Blausternwiesen sein, in Blumenmeeren und Prärien auf Plätzen und Fußgängerzonen o<strong>der</strong> im<br />

Verkehrsgrün Herden von Tulpen (Tulipa) und Zierlauch (Allium).<br />

Unter eingewachsenen Bäumen und Sträuchern im Reich <strong>der</strong> Schattenträume bieten<br />

nährstoffreiche und lockere Laubhumusböden ideale Wachstumsbedingungen für<br />

Frühjahrsblühende Geophyten wie Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und Hohler<br />

Lerchensporn (Corydalis cava). Farbenfrohe Akzente werden durch Schneestolz (Chionodoxa) und<br />

Scheinhyazinthe (Puschkinia scilloides var. libanotica) und zahlreiche Narzissensorten in<br />

Pflanzungen mit Lichtblick gesetzt.<br />

Narzissen eigen sich wie Elfen-Krokus (Crocus tommasinianus) und Sibirischer Blaustern (Scilla<br />

siberica) außerdem zur Verwil<strong>der</strong>ung in Rasenflächen. Blaue Traubenhyazinthen (Muscari), gelbe<br />

und rote Wildtulpen und blauviolette Kaukasus-Schwertlilie (Iris reticulata) erzeugen ein frohes<br />

Farbenspiel in Staudenpflanzungen auf Schotter- und Kiesflächen. Prärieinspirierte Pflanzungen<br />

eröffnen den Frühlingszauber mit Prärielilien (Camassia) und Engelstränen-Narzisse (Narcissus<br />

triandrus).<br />

Bei vielen Arten sind Initialpflanzungen von größeren Gruppen ausreichend, da sich diese durch<br />

Samen ausbreiten. Zu ihnen gehören u. a. Hohler Lerchensporn, Schneeglöckchen (Galanthus)<br />

und Bärlauch (Allium ursinum). An<strong>der</strong>e wie das Maiglöckchen (Convallaria majalis) nutzen ihre<br />

Rhizome zur Ausbreitung o<strong>der</strong> bilden wie die Traubenhyazinthe (Muscari-Arten) zahlreiche<br />

Brutzwiebeln aus.<br />

Für eine harmonische Farbkomposition sind bei <strong>der</strong> Zusammenstellung <strong>der</strong> Arten und Sorten die<br />

Grundlagen <strong>der</strong> Farbenlehre, die Blütenzeiten und Wuchsformen <strong>der</strong> benachbarten Stauden zu<br />

beachten.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403110<br />

Stauden auf Schotter und Kies<br />

Städtische Freiräume scheinen für Stauden trockener Standorte prädestiniert. Sonnige Freiflächen<br />

für Stauden auf Schotter und Kies sind auf Plätzen und Fußgängerzonen, in neuen<br />

Parkanlagen ohne Baumbestand und im Verkehrsgrün, insbeson<strong>der</strong>e auf Verkehrskreiseln<br />

möglich.<br />

Das Spektrum an trockenheitsverträglichen Stauden ist so umfangreich wie seine<br />

Herkunftsgebiete. Sie reichen von den schmalen Felsspalten, über die ausgedehnten alpinen<br />

Hochflächen bis hin zu den mächtigen Schotterbänken <strong>der</strong> Flüsse. Hinzukommen Arten aus den<br />

mediterranen Gebieten, von den Macchien, den Felssteppen und aus den xerothermen Wäl<strong>der</strong>n.<br />

Die wärmebedürftigen Arten unterscheiden sich in ihrem Aussehen wesentlich von Stauden<br />

frischer und feuchter Standorte: Die Blätter sind<br />

oft klein (Echter Lavendel (Lavandula angustifolia)),<br />

hart (Palmlilie (Yucca) o<strong>der</strong><br />

sukkulent (Wolfsmilch (Euphorbia))<br />

mit blauem o<strong>der</strong> grauen Wachsüberzug (Sternkugel-Lauch (Allium christophii))<br />

grauer o<strong>der</strong> weißer Behaarung (Salbei (Salvia) und Ziest (Stachys)).<br />

Es gibt bei wärmebedürftigen Arten<br />

hohe, bizarre Pflanzengestalten wie Mannstreu (Eryngium) neben<br />

kompakten, dicht geschlossen und halbkugelförmigen (Fetthenne (Sedum) und Heiligenkraut,<br />

(Santolina)),<br />

zahlreiche aromatisch duftenden Pflanzen wie Thymian (Thymus), Färberkamille (Anthemis)<br />

und Ysop (Hyssopus officinalis) sowie<br />

eine Vielzahl von Gräsern (Fe<strong>der</strong>gras (Stipa), Schwingel (Festuca), Kammschmiele<br />

(Koeleria)).<br />

Vorraussetzung für die Anlage von blüten- und strukturreichen Pflanzungen auf Schotter und Kies<br />

ist die Strukturstabilität und die Durchlässigkeit. Staunässe führt zum unweigerlichen Absterben <strong>der</strong><br />

Pflanzen. Letztendlich bestimmen die Mächtigkeit und die Beschaffenheit des Materials, sein Grobund<br />

Feinanteile und <strong>der</strong> Anteil des Rohhumus die genaue Staudenauswahl. Arten von<br />

mediterraner Herkunft sind nur bei ausreichen<strong>der</strong> Winterhärte zu verwenden.<br />

Stimmungsvolle Bil<strong>der</strong> mit Stauden auf trockenen Standorten lassen sich darüber hinaus auch mit<br />

dem Pflanzenbild <strong>der</strong> Blütenreichen Steppe, <strong>der</strong> Prärie und <strong>der</strong> Blumenwiese sowie mit<br />

Mischpflanzungen verwirklichen.<br />

<strong>Bund</strong>esweit gibt es mittlerweile zahlreiche, nachahmenswerte Bepflanzungen von<br />

Verkehrskreiseln. Die Gartenbauingenieurin Cornelia Pacalaj an <strong>der</strong> Lehr- und Versuchsanstalt<br />

Gartenbau in Erfurt ist eine wahre Expertin auf dem Gebiet. Ein weiteres, gelungenes Beispiel<br />

stammt von <strong>der</strong> Gartenarchitektin Ute Aland und kann unter Staudenprojekte entdeckt werden.


Tipp: Weitere Stauden auf Schotter und Kies finden Sie in <strong>der</strong> folgenden Liste sowie in vielen<br />

Mischpflanzungen für trockene, durchlässige und sonnige Standorte.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflanzenbil<strong>der</strong> im Stadtraum<br />

403111<br />

Stauden auf Schotter und Kies – Arten für den Lebensbereich trockene<br />

Freifläche und Felssteppe<br />

Vorfrühlings- und Frühlingsblüher<br />

Sternkugel-Lauch (Allium christophii)<br />

Niedrige Segge (Carex humilis)<br />

Garten-Krokus (Crocus chrysanthus ‘Cream Beauty’)<br />

Kaukasus-Zwiebel-Schwertlilie (Iris reticulata)<br />

Armenische und Kleinasien-Traubenhyazinthe (Muscari armeniacum und M. aucheri)<br />

Wild-Tulpen (Tulipa)<br />

Milchstern (Ornithogalum)<br />

Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana)<br />

Frühsommer und Sommerblüher<br />

Traubige und Ästige Graslilie (Anthericum liliago und A. ramosum)<br />

Berg-Aster (Aster amellus)<br />

Goldhaar-Aster (Aster linosyris)<br />

Garten-Pyrenäen-Aster (Aster pyrenaeus ‘Lutetia’)<br />

Niedrige Garten-Aster (Aster sedifolius ’Nanus’)<br />

Silbrigblättriger Garten-Beifuß (Artemisia ludoviciana ‘Silver Queen’)<br />

Kleinblütige Garten-Bergminze (Calamintha nepeta ’Blue Cloud’)<br />

Rotblühende Spornblume (Centranthus ruber)<br />

Elfenbein-Mannstreu (Eryngium giganteum)<br />

Mittelmeer-Wolfsmilch (Euphorbia characias subsp. characias und Sorten)<br />

Apotheken-Ysop (Hyssopus officinalis)<br />

Schwertblättriger Garten-Alant (Inula ensifolia ‘Compacta’)<br />

Stauden- und Gelbblühen<strong>der</strong> Lein (Linum perenne und L. flavum)<br />

Echter Lavendel (Lavandula angustifolia)<br />

Kronen-Lichtnelke (Lychnis coronaria)<br />

Katzenminze (Nepeta x faassenii und Sorten)<br />

Syrisches und Knollen-Brandkraut (Phlomis russeliana und P. tuberosa)<br />

Kleinblättriger und Echter Salbei (Salvia lavandulifolia, S. officinalis und Sorten)<br />

Seidenhaar-Königskerze (Verbascum bombyciferum)<br />

Palmlilie (Yucca filamentosa)<br />

außerdem bodendeckend<br />

Ageratrumblättrige Silber-Garbe (Achillea ageratifolia)<br />

Gewöhnliches Katzenpfötchen (Antennaria dioica)<br />

Silbrigblättrige Färberkamille (Anthemis marschalliana)<br />

Zwergiger Silber-Beifuß (Artemisia schmidtiana ‘Nana’)<br />

Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites)<br />

Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana subsp. niciciana)<br />

Kaukasus-Storchschnabel (Geranium renardii)<br />

Kriechendes Schleierkraut (Gypsophila repens)<br />

Kissen-Seifenkraut (Saponaria ocymoides)<br />

Reichblühendes Fettblatt und Spanischer Mauerpfeffer (Sedum floriferum und S. hispanicum)<br />

Byzantinischer Woll-Ziest (Stachys byzantina und Sorten)<br />

Sommergrüner Gaman<strong>der</strong> (Teucrium chamaedrys)<br />

Thymian (Thymus)<br />

Nie<strong>der</strong>liegen<strong>der</strong> Ehrenpreis (Veronica prostrata)<br />

Spätsommer- und Herbstblüher<br />

Garten-Perlkörbchen (Anaphalis triplinervis ’Sommerneuschnee’)<br />

Agavenblättriger (Eryngium agavifolium)<br />

Curry-Strauch (Helichrysum italicum subsp. serotinum)<br />

Glatter Dost (Origanum laevigatum)


Graues Heiligenkraut (Santolina chamaecyparissus)<br />

Großes Fettblatt (Sedum telephium und Sorten)<br />

Gräser und Grasartige<br />

Regenbogen-Schwingel (Festuca amethystina)<br />

Blau- und Bärenfell-Schwingel (Festuca cinerea und F. gautieri)<br />

Garten-Blaustrahlhafer (Helictotrichon sempervirens ’Saphirsprudel’)<br />

Kammschmiele (Koeleria)<br />

Nest-Blaugras (Sesleria nitida)<br />

Verschiedenschuppiges Tropfengras (Sporobolus heterolepis)<br />

Fe<strong>der</strong>gras (Stipa)<br />

Tipp: Die besten Sorten <strong>der</strong> Staude des Jahres 2010 Katzenminze (Nepeta) können Sie in <strong>der</strong><br />

Sortimentssichtung einsehen!


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflege urbaner Staudenpflanzungen<br />

404000<br />

Pflege urbaner Staudenpflanzungen<br />

Die Pflege urbaner Staudenpflanzungen unterscheidet sich prinzipiell nicht von <strong>der</strong> Staudenpflege<br />

im eigenen Garten. Maßnahmen und Ziele <strong>der</strong> Pflege zielen darauf ab, das Wachstum und die<br />

Entwicklung einer Staudenpflanzung zu för<strong>der</strong>n. Dabei bestimmen Bepflanzungstyp und<br />

Pflanzenbild Art und Umfang <strong>der</strong> Pflege maßgeblich.<br />

Wesentliche Unterschiede öffentlicher Grünflächen zum Privatgarten liegen in <strong>der</strong><br />

Verantwortlichkeit für die Pflege, den Nutzungsansprüchen und externen Belastungen. Zeit und<br />

laufend zu minimierende Kosten werden in <strong>der</strong> öffentlichen Hand zu limitierenden Faktoren, die die<br />

Suche nach optimierten Bepflanzungskonzepten für die Stadt vorantreibt. Gesucht werden einfach<br />

zu pflegende, geringe Pflegezeiten beanspruchende und dennoch wirkungsvolle und dauerhaft<br />

bestehende Staudenpflanzungen.<br />

Die Planung einer Staudenpflanzung und ihrer Pflege sollten im Optimalfall in einer Hand liegen.<br />

Neben den planerisch-gestalterischen Vorgaben sind bestimmte Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

Pflegekräfte und die Pflege für den erfolgreichen Erhalt einer Pflanzung notwendig. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die dynamischen Bepflanzungskonzepte wie die Staudenmischungen erfor<strong>der</strong>n von den<br />

Pflegenden ein höheres Maß an Motivation und ein Umdenken in <strong>der</strong> Staudenpflege: Jäten von<br />

Hand statt hacken, großflächige Mahd statt individueller Rückschnitt mit <strong>der</strong> Schere.<br />

Unter den Voraussetzungen, dass die Pflanzen standortgerecht ausgewählt wurden, das<br />

Pflanzkonzept in sich stimmig und die Bodenvorbereitung optimal ist, finden sich prägnante<br />

Unterschiede in <strong>der</strong> Pflege von statischen und dynamischen Bepflanzungstypen. Dem<br />

Mulchen kommt dabei als eine Pflegemaßnahme beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflege urbaner Staudenpflanzungen<br />

404010<br />

Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

Grundsätzlich sind Fachkompetenz, insbeson<strong>der</strong>e umfangreiche Staudenkenntnisse und<br />

Erfahrungen im Bereich <strong>der</strong> Staudenpflege, für Pflegekräfte im öffentlichen Grün unabdingbar und<br />

sollten wie in an<strong>der</strong>en Branchen als etwas Selbstverständliches angesehen werden. Die<br />

Verantwortlichkeit für die Pflege sollte einer fachlich ausgebildeten Person möglichst über einen<br />

langen Zeitraum übertragen werden, wenn <strong>der</strong> Planer <strong>der</strong> Pflanzung diese Aufgabe nicht<br />

wahrnehmen kann.<br />

Sollte dies nicht <strong>der</strong> Fall sein, sind entsprechenden Fortbildungsmaßnahmen anzuraten und<br />

ungelernte Arbeitskräfte anzuleiten. Ein hohes Maß an Identifikation mit <strong>der</strong> Arbeit erzeugt<br />

Motivation und Verantwortungsbewusstsein. Beides kommt <strong>der</strong> Pflanzung letztendlich bei <strong>der</strong><br />

Pflege zugute. Staudenpflanzungen werden entwickelt. Das ist unabhängig davon, ob es sich um<br />

einen statischen Bepflanzungstyp o<strong>der</strong> einen dynamischen Bepflanzungstyp handelt.<br />

Den Ausgangszustand für die Pflege bildet die initiierte Pflanzung. Dabei liegt das<br />

Hauptaugenmerk in <strong>der</strong> Anfangszeit auf dem Entfernen unerwünschter Unkräuter. Alle spontan<br />

aufwachsenden Kräuter werden konsequent und in möglichst kurzen Zeitintervallen gejätet.<br />

Mulchen reduziert dabei das Aufkommen von Unkräutern und kann auch Trittbelastungen<br />

min<strong>der</strong>n.<br />

Die weiteren Pflegemaßnahmen orientieren sich an den Lebensstrategien <strong>der</strong> Stauden und <strong>der</strong><br />

Vegetationsentwicklung <strong>der</strong> Pflanzung. Es wird z. B. dann regulierend in die Pflanzung<br />

eingegriffen, wenn sich stark aussamende o<strong>der</strong> ausbreitende Arten in benachbarte Staudenflächen<br />

einwachsen. Diese sind zu entfernen, damit die betroffenen Stauden nicht unterdrückt werden.<br />

Beson<strong>der</strong>s Augenmerk ist auf die regelmäßige Beseitigung von Abfall und Trittspuren zu legen.<br />

Eine gepflegte und saubere Pflanzung signalisiert Wertschätzung, för<strong>der</strong>t die allgemeine<br />

Akzeptanz in <strong>der</strong> Bevölkerung und bietet einen gewissen Schutz vor Vandalismus.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflege urbaner Staudenpflanzungen<br />

404020<br />

Pflege statischer Bepflanzungstypen<br />

Statischen Bepflanzungstypen liegt i. d. R. ein Pflanzplan zugrunde, <strong>der</strong> ein grafisches Abbild <strong>der</strong><br />

Pflanzung nach dem Einwachsen <strong>der</strong> Stauden darstellt.<br />

An die Pflegekräfte und die Pflegenden werden, unabhängig vom Bepflanzungstyp, bestimmte<br />

Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen zur Entwicklung und zum Erhalt von Staudenpflanzungen gestellt. Diese<br />

sind grundsätzlich zu berücksichtigen.<br />

Bei einem statischen Konzept soll <strong>der</strong> Zustand <strong>der</strong> Pflanzung wie im Pflanzplan beschrieben<br />

erhalten werden. Einer Verän<strong>der</strong>ung des Artenspektrums, seiner Mengenverteilung und seiner<br />

räumlichen Anordnung im Laufe <strong>der</strong> Jahre soll in erster Linie durch Pflegemaßnahmen entgegen<br />

gewirkt werden.<br />

Zu <strong>der</strong> Pflege statischer Bepflanzungskonzepte gehören<br />

<strong>der</strong> Rückschnitt im zeitigen Frühjahr per Hand,<br />

das Mulchen,<br />

das Düngen, das je nach Arten mit Kompost, Laubkompost, mineralischem o<strong>der</strong> organischem<br />

Dünger erfolgen kann, und<br />

das Bewässern.<br />

Hinzukommen <strong>der</strong> Rückschnitt verblühter Stängel, vereinzelt Winterschutzmaßnahmen, wie<br />

das Zusammenbinden von Gräsern, Remontierschnitt, Teil- und Umpflanzarbeiten und das<br />

vollständige Zurücknehmen von Stauden, wenn diese in benachbarte Pflanzungen<br />

einwachsen sollten.<br />

Es ist auch denkbar, dass bei statischen Bepflanzungstypen Stauden nachgepflanzt werden<br />

müssen. Die Gründe hierfür sind vielfältig: nicht vorhersehbare Standortungunst, starke<br />

Konkurrenz benachbarter Arten, tierische Schädlinge, Pflanzenkrankheiten und unerwarteter<br />

Nutzungsdruck.<br />

Zusammenfassend ist die Pflege statischer Bepflanzungstypen gegenüber <strong>der</strong> Pflege<br />

dynamischer Bepflanzungstypen arbeits- und zeitintensiver, wobei die Pflegemaßnahmen<br />

anhand des Pflanzplanes für die Pflegekräfte einfacher nachvollziehbar sind und dieser ein<br />

eindeutiges Pflegeziel darstellt.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflege urbaner Staudenpflanzungen<br />

404030<br />

Pflege dynamischer Bepflanzungstypen<br />

Dynamischen Bepflanzungstypen wie den Staudenmischungen liegen oftmals keine Pflanzpläne<br />

zugrunde, son<strong>der</strong>n sie wurden als ein sich selbst regulierendes System konzipiert, in das von Zeit<br />

zu Zeit pflegend eingegriffen werden kann. Verlaufspflanzungen und Pflanzungen nach<br />

Geselligkeit tragen Eigenschaften statischer und dynamischer Bepflanzungstypen in sich, weil für<br />

sie meistens ein Pflanzplan entwickelt wird. Sie sind entsprechend zu pflegen.<br />

An die Pflegekräfte und die Pflegenden werden, unabhängig vom Bepflanzungskonzept, bestimmte<br />

Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen zur Entwicklung und zum Erhalt von Staudenpflanzungen gestellt. Diese<br />

sind grundsätzlich umzusetzen.<br />

Bei einem dynamischen Konzept werden in erster Linie solche Maßnahmen durchgeführt, die das<br />

Erscheinungsbild <strong>der</strong> Pflanzung in seinem Gesamtcharakter erhalten.<br />

Die hohe Dynamik einzelner Arten ist bewusst in die Gestaltung mit aufgenommen worden und<br />

führt dazu, dass gegenüber Verän<strong>der</strong>ungen des Artenspektrums eine höhere Akzeptanz besteht.<br />

Außerdem besteht eine größere Toleranz gegenüber Spontanvegetation. Regulierende<br />

Pflegemaßnahmen werden erst dann notwendig, wenn sich die Gesamtstruktur <strong>der</strong> Pflanzung zu<br />

verän<strong>der</strong>n droht. Der Rückschnitt <strong>der</strong> Pflanzung im ausgehenden Winter kann maschinell mit dem<br />

Freischnei<strong>der</strong> erfolgen. So wird gewährleistet, dass Frühlingsgeophten ungestört austreiben<br />

können.<br />

Um einen höheren Ordnungsgrad in einem dynamischen Bepflanzungskonzept zu erreichen,<br />

können auch Maßnahmen <strong>der</strong> statischen Bepflanzungstypen angewendet werden: Rückschnitt<br />

verblühter Stängel, Bewässerung und Düngung. Dadurch erhöht sich allerdings <strong>der</strong><br />

Pflegeaufwand.<br />

Zusammenfassend erfor<strong>der</strong>t die Pflege dynamischer Bepflanzungstypen gegenüber den<br />

statischen Bepflanzungstypen weniger Zeit. Da es oft keinen Pflanzplan gibt, orientiert sich die<br />

Pflege fortlaufend am Entwicklungszustand des Pflanzenbestandes, ist also prozessorientiert. Das<br />

bedeutet für den Verantwortlichen <strong>der</strong> Pflege, einen erhöhten Aufwand, um den aktuellen Zustand<br />

<strong>der</strong> Pflanzung zu erfassen und ihre weitere Entwicklung einzuschätzen.


Kapitel 4 | Inspiration Stadträume | Pflege urbaner Staudenpflanzungen<br />

404040<br />

Mulchen<br />

Mulchen bedeutet das Abdecken des Bodens mit Mulchmaterialien unterschiedlicher<br />

Beschaffenheit und Körnung. Es dient dazu, die Keimung von Unkrautsamen, die Verschlämmung<br />

und Austrocknung des Bodens zu verringern. Mulch puffert die Temperatur- und<br />

Feuchtigkeitsschwankungen an <strong>der</strong> Bodenoberfläche.<br />

Es werden organische Materialien von anorganischen unterschieden. Die gebräuchlichsten<br />

organischen Mulchmaterialien sind Rindenmulch o<strong>der</strong> fermentierter Rindenhumus. Durch<br />

organischen Mulch wird <strong>der</strong> Humusgehalt des Bodens über die Jahre erhöht. Je<strong>der</strong> organische<br />

Mulch zersetzt sich mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> schnell. Dabei wird Stickstoff aus dem Boden gebunden.<br />

Daher sollte insbeson<strong>der</strong>e Rindenmulch nur zusammen mit einer stickstoffbetonten<br />

Ausgleichsdüngung aufgebracht werden.<br />

Neue Staudenpflanzungen sind, mit Ausnahme von gesteingebundenen Pflanzungen, am besten<br />

mit kompostierter Rinde, Rindenhumus, zu Mulchen. Beson<strong>der</strong>s Schattenpflanzungen o<strong>der</strong><br />

nährstoff- und humusbetonte Pflanzungen werden mit organischem Mulch gemulcht. In<br />

eingewachsenen Staudenpflanzungen kann auch grobe Rinde verwendet werden. Die<br />

Mulchschicht kann 5 – 10 cm betragen. Holzhäcksel ist für Staudenpflanzungen nur bedingt<br />

geeignet.<br />

Als anorganische Mulchmaterialien eignen sich Kies (2 – 63 mm), Schotter (32 – 64 mm) und Splitt<br />

(2-32 mm) von regionaler Herkunft, Recyclingmaterial und Mineralgemische. Bei <strong>der</strong> Verwendung<br />

von mineralischem Mulch steigt die Toleranz gegen Tritt- und an<strong>der</strong>e mechanische Belastungen.<br />

Staudenpflanzungen auf mineralischen Substraten werden immer mit anorganischem Mulch<br />

abgedeckt und müssen seltener erneuert werden. Reizvolle Flächen können durch zerkleinertes,<br />

recyceltes Glas von unterschiedlicher Farbe, erzielt werden.<br />

Mulch wird im Allgemeinen in Schichtdicken von 5 – 10 cm aufgetragen. Die Festlegung des<br />

Mulchmaterials ist Teil des Planungs- und Pflegekonzeptes.


Kapitel 5 | Orte <strong>der</strong> Inspiration<br />

500000<br />

Orte <strong>der</strong> Inspiration<br />

Die Staudenverwendung in <strong>der</strong> Stadt benötigt neben Fachwissen auch innovative Ideen und<br />

Kreativität von <strong>der</strong> Planung bis zur Pflege. Ausgewählte, renommierte Schau- und Versuchsgärten<br />

in Deutschland werden neben bereits realisierten Staudenprojekten mit ihren<br />

Staudenpflanzungen zu Orten <strong>der</strong> Inspiration.<br />

Durch das Zusammenspiel von Kompetenz, langjährigen gärtnerischen Erfahrungen und <strong>der</strong><br />

Fortsetzung gartenkultureller Traditionen werden die genannten Gärten zu Zeitzeugen <strong>der</strong><br />

Pflanzenverwendung. Die Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis findet ihren Ausdruck in<br />

angewandten Forschungsprojekten, die diese Gartenanlagen zu wichtigen Impulsgebern werden<br />

lässt.<br />

Strenzfel<strong>der</strong> Gärten Bernburg<br />

Berggarten Hannover<br />

Botanischer Garten Höxter<br />

Lehr- und Versuchsanlagen Nürtingen<br />

Staudengarten Osnabrück<br />

Freundschaftsinsel Potsdam<br />

Karl-Foerster-Garten Potsdam-Bornim<br />

Weihenstephaner Gärten<br />

Lehr- und Versuchsanlagen Veitshöchheim<br />

Schau- und Sichtungsgarten „Hermannshof“ Weinheim<br />

Daneben gibt es im In- und Ausland noch viele, weitere <strong>der</strong> Öffentlichkeit zugängliche Gärten und<br />

Parkanlagen, die die Möglichkeiten <strong>der</strong> Staudenverwendung in ihrer Vielfalt aufzeigen.


Kapitel 5 | Orte <strong>der</strong> Inspiration<br />

500010<br />

Strenzfel<strong>der</strong> Gärten Bernburg<br />

Die Hochschulgärten <strong>der</strong> Hochschule Anhalt mit ihren <strong>drei</strong> Standorten Bernburg, Dessau und<br />

Köthen befinden sich in Bernburg-Strenzfeld und gehören zum Fachbereich<br />

Landschaftsarchitektur und Umweltplanung. Mit <strong>der</strong> Anlage von mehreren Versuchs- und<br />

Demonstrationspflanzungen wurde 1997 unter <strong>der</strong> Leitung von Prof. Dr. Wolfram Kircher<br />

begonnen. Heute findet sich auf dem Campus eine Vielzahl von Lehr- und Schaugärten von<br />

unterschiedlicher Thematik, die sowohl <strong>der</strong> praxisnahen Ausbildung als auch <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeitsarbeit dienen.<br />

Ein 2000 m² großer Staudengarten zeigt auf kleinstem Raum ein großes Sortiment an<br />

Freilandstauden, die entwe<strong>der</strong> nach pflanzensystematischen Gesichtspunkten gepflanzt o<strong>der</strong> im<br />

Sinne <strong>der</strong> Lebensbereiche Wasser, Wasserrand, Sumpf und Moor verwendet wurden. Komplettiert<br />

wird die Anlage durch umrahmende Gehölzrandpflanzungen und einen „Grünen Freilufthörsaal“ mit<br />

Fugenbegrünung.<br />

In den Außenanlagen des Biotechnikums und an <strong>der</strong> Mensa werden Möglichkeiten zur<br />

Parkplatzbegrünung gezeigt: u. a. statische Bepflanzungstypen aus Blütenstauden und<br />

Mischpflanzungen wie <strong>der</strong> „Silbersommer“. Ab 1999 wurden in dem Forschungsprojekt<br />

„Perennemix®“ verschiedene Staudenmischungen aus heimischen und fremdländischen Arten für<br />

das öffentliche Grün entwickelt und getestet. Nun unter <strong>der</strong> Bezeichnung Bernburger Staudenmix<br />

finden sich Pflanzenkompositionen für sonnige Freiflächen, halbschattige Situationen unter lichten<br />

Gehölzbeständen und für schattige Lagen im tiefen Schatten von Bäumen und Gebäuden. Für<br />

extrem kleine Flächen an absonnigen bis schattigen Standorten bieten die Minimix-Mischungen<br />

attraktive Staudenkombinationen aus wenigen Arten.<br />

Zu <strong>der</strong> praxisnahen Ausbildung für die Studierenden gehören ferner die Staudensichtung, die<br />

Sichtung von über 70 Bambusarten und –sorten sowie <strong>der</strong> Bau studentischer Gartenplanungen.<br />

Die Vielzahl thematisch unterschiedlicher Gärten mit umfangreichen Gehölz- und<br />

Staudenpflanzungen laden zum einem Besuch nach Bernburg-Strenzfeld ein.


Tipp: Alle Gärten stehen für Interessierte je<strong>der</strong>zeit offen. Eine Orientierungstafel am<br />

Pförtnergebäude des Hochschulcampus gibt Auskunft zur Lage <strong>der</strong> Gärten. Weitere Informationen<br />

zu den Strenzfel<strong>der</strong> Gärten erhalten Sie hier.


Kapitel 5 | Orte <strong>der</strong> Inspiration<br />

500020<br />

Berggarten Hannover<br />

Der Berggarten Hannover, <strong>der</strong> Große Garten <strong>der</strong> Kurfürstin Sophie und <strong>der</strong> Georgengarten bilden<br />

die weltberühmten Königlichen Herrenhäuser Gärten und zählen zu den schönsten Parkanlagen<br />

Europas. Während <strong>der</strong> Große Garten durch seine barocke Gestaltung und die prächtigen<br />

Wasserspiele beeindruckt, ist <strong>der</strong> Georgengarten mit weitläufigen Wiesen und Teichen im Stil<br />

englischer Landschaftsgärten angelegt worden. Der Berggarten hat sich aus dem ehemaligen<br />

Küchengarten des Schlosses entwickelt und ist mit seinen einzigartigen Pflanzensammlungen ein<br />

absolutes Muss für Garten- und Pflanzenliebhaber. Er zählt zu den ältesten Botanischen Gärten<br />

Deutschlands.<br />

Der 12 ha große Park präsentiert sich mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Gartenräumen und<br />

bietet daher dem Besucher ein Füllhorn an inspirierenden Pflanzenkompositionen. Den Mittelpunkt<br />

bildet das bereits 1834 angelegte „Paradies“, eine von Schneeheide bestandene ovale Fläche<br />

unter mächtigen Bäumen, umgeben von weiten Wiesen- und Rasenflächen. Im Westen begrenzt<br />

<strong>der</strong> 2 ha große Staudengrund zwischen einem Bachlauf und mehreren Teichen die Gartenanlage.<br />

Hier stehen eine 750 m² überdeckende Süntelbuche und abwechslungsreiche, naturnahe<br />

Wildstaudenpflanzungen in unterschiedlichen Lebensbereichen. Im Norden schließt sich<br />

ausgedehnte Heide- und Moorvegetation mit respektablen Wasserflächen an. Ein<br />

Rhododendronhain leitet über zu ausgedehnten Staudenpflanzungen und weiteren Sammlungen<br />

exotischer Pflanzen in Schauhäusern (Kakteen und an<strong>der</strong>e Sukkulenten, Orchideen, Vegetation<br />

<strong>der</strong> Tropen und <strong>der</strong> Kanaren).<br />

Eine sehenswerte <strong>Bereiche</strong>rung stellt <strong>der</strong> 1997 von Dr. Hans Simon angelegte Präriegarten dar,<br />

<strong>der</strong> auf 5.000 m² eine Vielzahl nordamerikanischer Präriepflanzen zeigt. Ihm gegenüber<br />

präsentieren sich ein großes Sortiment an Pfingstrosen (Paeonia) und Begleitern.<br />

Trockenheitsverträgliche Pflanzen aus unterschiedlichen Klimazonen und Kontinenten werden in<br />

verschiedenen Gärten gezeigt: im Steingarten, im Irisgarten, im Wüsten- und Felssteppengarten.<br />

Im südlich <strong>der</strong> Gewächshäuser liegenden Schmuckhof werden Wechselbepflanzungen und<br />

Kübelpflanzen präsentiert.


Tipp: Mehr Wissenswertes über den Berggarten in Hannover finden Sie auf <strong>der</strong> offiziellen Seite <strong>der</strong><br />

Stadt Hannover und einer sehr interessanten privaten Informationsseite.


Kapitel 5 | Orte <strong>der</strong> Inspiration<br />

500030<br />

Botanischer Garten Höxter<br />

Die Gestaltung des Botanischen Gartens <strong>der</strong> Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Höxter beginnt<br />

mit <strong>der</strong> Gründung des Studiengangs Landespflege (heute: Landschaftsarchitektur und<br />

Umweltplanung) im Jahr 1977. Über die Jahre wuchs <strong>der</strong> Garten unter <strong>der</strong> Leitung von Prof. Dr.<br />

Volkmar Seyfang nach und nach und stellt sich heute als ein beson<strong>der</strong>es botanisches Kleinod in<br />

Ostwestfalen dar.<br />

Ziel war es von vorne herein, Pflanzengemeinschaften von Gehölzen und Stauden zu schaffen, die<br />

sich durch Artenreichtum, Dauerhaftigkeit und gestalterische Vielfalt auszeichnen. Heute finden<br />

sich in dem an einem Nordhang gelegenen Garten in rund 60 Quartieren über 1800 Arten und<br />

Sorten von Gehölzen und Stauden.<br />

Parkartig, mit ausgedehnten Gehölz- und Staudenpflanzungen, in denen sich offene und dichte<br />

<strong>Bereiche</strong> abwechseln, präsentiert sich am Nordhang oberhalb <strong>der</strong> Hochschulgebäude <strong>der</strong><br />

„Ziegenberg“. Dort überwiegen Pflanzungen <strong>der</strong> Lebensbereiche Gehölz und Gehölzrand, eine<br />

Vielzahl von Schattenträumen und Lichtblicken.<br />

Die Innenhöfe zwischen den Gebäuden bestehen aus verschiedenen Hofsituationen und<br />

Terrassen, die auf mehreren Ebenen verteilt sind. Hier finden sich Möglichkeiten <strong>der</strong> extensiven<br />

Dachbegrünung, wärmeliebende Gehölze o<strong>der</strong> ein umfangreiches Sortiment an Hosta und<br />

Begleitern.<br />

Sieben kleinere, miteinan<strong>der</strong> verbundene Gartenhöfe bilden die Mauergärten. Ob Ostasienhof,<br />

Formaler Garten, Haus- o<strong>der</strong> Rhododendrongarten – individuelle und optimierte Pflanzenauswahl<br />

prägen den beispielhaften Charakter <strong>der</strong> sehr unterschiedlichen Gartenräume.<br />

Die Quartiere am Krummen Acker liegen westlich <strong>der</strong> Gebäude und bestehen vornehmlich aus<br />

Gehölzsammlungen von Nadelgehölzen, Linden und Formgehölzen. Stauden wurden in diesem<br />

Bereich auf verschiedene Versuchsflächen begrenzt.<br />

Die Pflanzungen an <strong>der</strong> Wilhelmshöhe präsentieren ein umfangreiches Sortiment an Stauden und<br />

Gehölzen und geben Raum für den jährlich wechselnden Sommerflor. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

Staudenhügel im Eingangsbereich <strong>der</strong> Hochschule entfaltet sich im Spätsommer mit seinen<br />

Hochstauden aus dem Kaukasus zu wahrer Blütenfülle.<br />

Neben Versuchspflanzungen zur Staudenverwendung und <strong>der</strong> Entwicklung innovativer<br />

Pflanzenmodule (Staudenmatten) werden auch fortlaufend Sortimente im Rahmen <strong>der</strong><br />

bundesweiten Staudensichtung bonitiert und neue Mischpflanzungen erprobt.


Tipp: Ein neues Beschil<strong>der</strong>ungssystem hilft bei <strong>der</strong> Orientierung im Gelände und informiert im<br />

Detail über den Garten. Weiterführende Informationen finden Sie im Internet unter <strong>der</strong> Hochschule<br />

OWL.


Kapitel 5 | Orte <strong>der</strong> Inspiration<br />

500040<br />

Lehr- und Versuchsanlagen Nürtingen-Geislingen<br />

Die Lehr- und Versuchsanlagen (LVA) <strong>der</strong> Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-<br />

Geislingen befinden sich in zwei großen Gartenanlagen: in Tachenhausen und in <strong>der</strong> Braike. Der<br />

Garten in Tachenhausen, malerisch eingebettet in ein landwirtschaftliches Gut auf <strong>der</strong><br />

Schwäbischen Alb, präsentiert ein umfangreiches Sortiment an Gehölzen, Stauden und<br />

Sommerblumen. Seine Planung oblag Prof. Kaiser und Prof. Eberhard, <strong>der</strong> auch die<br />

Demonstrations- und Versuchflächen in <strong>der</strong> Braike aufbaute. Der Staudengarten befindet sich<br />

direkt am Neubau <strong>der</strong> Hochschule, an einem Waldrand gelegen und ist aufgrund seines bewegten<br />

Geländes sehr abwechslungsreich gestaltet. Beide Anlagen haben sich <strong>der</strong> Lehre und <strong>der</strong><br />

anwendungsbezogenen Forschung verschrieben.<br />

In <strong>der</strong> ca. 5,5 ha großen Anlage in Tachenhausen wird ein großes Grundsortiment an Stauden und<br />

Gehölzen, die nach Familien o<strong>der</strong> nach den Lebensbereichen angeordnet sind, übersichtlich in<br />

lang gestreckten Beeten gezeigt. Angrenzende Wiesen sind mit Bäumen, Sträuchern und Zierobst<br />

bepflanzt. Eine umfangreiche Rosen- und Pfingstrosensammlung, zahlreiche Schling- und<br />

Kletterpflanzen vervollständigen das Angebot. Neben <strong>der</strong> Staudensichtung wird <strong>der</strong><br />

Pflegeaufwand für Staudenpflanzungen unterschiedlicher Lebensbereiche dokumentiert. Ein<br />

Forschungsschwerpunkt befasst sich mit <strong>der</strong> Staudenverwendung im öffentlichen Grün.<br />

Der Garten in <strong>der</strong> Braike zeigt ein vielfältiges Spektrum <strong>der</strong> Staudenverwendung, von <strong>der</strong><br />

naturnahen Staudenverwendung heimischer Pflanzen bis hin zu gestalterischen Themen wie<br />

„Graulaubiger Garten“ und „Blauer Garten“. Weitere Pflanzungen sind einzelnen Gattungen und<br />

ihren Begleitern gewidmet. Ein „Schattenhang“ und ein „Kühler Schatten“ lassen Schattenträume,<br />

Pflanzungen des Lebensbereichs Gehölzrand und Gehölz, wahr werden.<br />

Stauden in und am Wasser wachsen an einem 350 m² großen Teich mit Bachlauf. Eine<br />

Pflanzung aus Beet- und Prachtstauden mit überwältigen<strong>der</strong> Farbenpracht bildet von<br />

Hochsommer bis Herbst eine weitere Beson<strong>der</strong>heit des Gartens.<br />

Beide Gartenanlagen sind ein Eldorado für Garten- und Pflanzenliebhaber, Fachleute und<br />

Studierende.


Tipp: Nähere Informationen, Übersichtspläne, Pflanzenlisten und Pflegezeiten zu einzelnen<br />

Gartenbereichen finden Sie unter <strong>der</strong> HfWU Nürtingen-Geislingen.


Kapitel 5 | Orte <strong>der</strong> Inspiration<br />

500050<br />

Staudengarten Osnabrück<br />

Der Staudengarten auf dem Campus Haste <strong>der</strong> Fachhochschule Osnabrück wurde von Prof.<br />

Horst Ehsen in den 60 er Jahren als Lehr- und Sichtungsgarten gegründet, unter <strong>der</strong> Leitung von<br />

Prof. Rüdiger Weddige im Hinblick auf die Staudenverwendung nach Lebensbereichen und<br />

ästhetisch ansprechende Pflanzbil<strong>der</strong> umgestaltet und 2004 neu eröffnet.<br />

Der Staudengarten mit einer Fläche von 0,8 ha liegt an einem leicht geneigten Südhang und wird<br />

als eine in sich geschlossene Fläche von Gehölzen umrahmt. Die hohe Intensität <strong>der</strong> Gestaltung<br />

und die pflanzliche Vielfalt bilden einen Kontrapunkt zum weitläufigen, parkähnlich gestalteten Teil<br />

des insgesamt 9 ha großen Hochschulgeländes.<br />

Der Garten überzeugt durch seine harmonische Gestaltung, die Verschmelzung von formalen und<br />

informellen Gestaltungselementen. Dem Besucher erschließen sich beim Durchqueren des<br />

Gartens verschiedene, thematische Gartenräume. Diese werden im westlichen Teil des Gartens<br />

durch geschnittene Hecken, Terrassierung und Trockenmauern gebildet. Dabei wurde auf die<br />

Verwendung von ortsansässigen und recycelten Materialien beson<strong>der</strong>en Wert gelegt. Eines dieser<br />

Zimmer besteht aus geschnittenen Eibenhecken, die in ihrem Inneren eine Vielfalt an<br />

Prachtstauden, Sommerblumen und Blumenzwiebeln beherbergen. Das angrenzende<br />

Ligusterzimmer wird überwölbt von einem Schirm aus geformten Felsenbirnen und ist nach dem<br />

Vorbild des nie<strong>der</strong>ländischen Gartenkünstlers Henk Gerritsen von organisch geformten Hecken<br />

umrahmt. Pflanzungen des Lebensbereichs Freifläche verleihen dem Garten lokal mediterranen<br />

Charme.<br />

Der östliche Teil wird vom Element Wasser und einer geschwungener Wegführung bestimmt. Hier<br />

entspringt Wasser aus einer natürlich anmutenden Quelle, folgt einem bewachsenen Bachlauf und<br />

mündet schließlich in einem großen, naturnah bepflanzten Teich. Verschiedene Wasserspiele,<br />

auch in Kombination mit Lichttechnik, verleihen dem Garten beson<strong>der</strong>e Attraktivität.<br />

Die hohe Aufenthaltsqualität des Gartens wird durch die lose Bestuhlung noch erhöht und lädt die<br />

Besucher an vielen Stellen zum Verweilen ein.


Tipp: Außerhalb des Staudengartens, in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Mensa, befindet sich ein 800 m² großes<br />

Frühlings- und Frühsommerbeet aus Prachtstauden, das von dem holländischen Gärtner und<br />

Maler Ton ter Linden inspiriert wurde.


Kapitel 5 | Orte <strong>der</strong> Inspiration<br />

500060<br />

Freundschaftsinsel Potsdam<br />

Die Freundschaftsinsel in Potsdam ist mit Karl Foerster und seinen Visionen von einem<br />

„Blütengarten <strong>der</strong> Zukunft“ verknüpft. Hier entstand von 1937 bis 1940 in Zusammenarbeit mit den<br />

Gartenarchitekten Hermann Mattern und Hermann Göritz <strong>der</strong> erste Staudenschau- und<br />

Sichtungsgarten in Deutschland.<br />

Der 2. Weltkrieg zog nicht spurlos auf <strong>der</strong> Insel vorüber. Große Teile <strong>der</strong> Anlage und vor allem die<br />

umfangreiche Pflanzensammlung wurden zerstört. 1951 ergriff Karl Foerster erneut die Initiative<br />

und zusammen mit den Gartenarchitekten Walter Funcke wurde <strong>der</strong> Schau- und Sichtungsgarten<br />

erneut aufgebaut. Dabei beteiligte sich Hermann Göritz ein zweites Mal maßgeblich an <strong>der</strong><br />

Pflanzplanung.<br />

Es kam zum Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> von Hermann Mattern entworfenen Sandsteinpergola. Außerdem<br />

erhielt <strong>der</strong> Garten in seinem Zentrum eine Wasserachse aus Seerosenbecken, Fontainen und<br />

querenden Brücken, an die eine Sumpf-Teich-Zone angrenzte. Die vorhandenen Beetflächen<br />

wurden erweitert, ein Iris- und ein Steingarten wurden angelegt. 1957 begann Peter Altmann, <strong>der</strong><br />

leitende Inselgärtner bis 1980, wie<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> systematischen Staudensichtung.<br />

1973 wurde anlässlich <strong>der</strong> Weltjugendfestspiele auf <strong>der</strong> Insel erneut gebaut. Ein<br />

Ausstellungspavillon, ein Inselcafé, eine Freilichtbühne, ein Hafen und ein Spielplatz entstanden.<br />

Die dadurch ausgelöste, verstärkte Nutzung <strong>der</strong> Insel für Freizeitaktivitäten führte allerdings dazu,<br />

dass die Sichtungsarbeit wie<strong>der</strong> eingestellt wurde. Ein mit Stauden unterpflanzter Rosengarten<br />

wurde ergänzt. 1977 erfolgte die flächige Ausweisung <strong>der</strong> 7 ha großen Anlage als Gartendenkmal.<br />

In den ersten Jahren nach <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung verlor die Insel an Attraktivität. Vandalismus und<br />

nachlassende Besucherzahlen führten zu Zerstörungen und Aufgabe <strong>der</strong> Gastronomie. Mitte <strong>der</strong><br />

Neunzigerjahre wurde mit einer umfassenden Rekonstruktion und Sanierung <strong>der</strong> Baulichkeiten,<br />

Wege und Gehölzbestände begonnen. Ziel war es, die Freundschaftsinsel bis zum Beginn <strong>der</strong><br />

BUGA 2001 in Potsdam neu zu eröffnen.<br />

Mit <strong>der</strong> erfolgreich abgeschlossenen Sanierung ist es gelungen, die Gartengeschichte <strong>der</strong><br />

Freundschaftsinsel lebendig werden zu lassen und die Idee vom „Blütengarten <strong>der</strong> Zukunft“<br />

weiterzuführen.<br />

Besucher erwartet dort auf <strong>der</strong> kleinen Schwemmlandinsel in <strong>der</strong> Havel eine facettenreiche<br />

Gartenanlage mit großem Sortiment an Stauden, Rosen und an<strong>der</strong>en Ziergehölzen, vielfältigen<br />

Pflanzenkombinationen sowie eine umfangreichen Sammlung <strong>der</strong> Staudenzüchtungen von Karl<br />

Foerster.<br />

Foersters Vorstellungen, nicht nur zu lehren, son<strong>der</strong>n auch zu begeistern und alle Sinne <strong>der</strong><br />

Besucher anzusprechen, das ist hier an diesem beson<strong>der</strong>en Ort im Fluss, verwirklicht worden.


Tipp: Eine Bil<strong>der</strong>galerie und Veranstaltungshinweise finden Sie bei den Freunde <strong>der</strong><br />

Freundschaftsinsel e.V.


Kapitel 5 | Orte <strong>der</strong> Inspiration<br />

500070<br />

Karl-Foerster-Garten Potsdam-Bornim<br />

Karl Foerster (1874 – 1970) war einer <strong>der</strong> bedeutendsten Staudenzüchter und Gartenschriftsteller<br />

des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Mit <strong>der</strong> Anlage seines privaten Schau- und Sichtungsgartens begann er ab<br />

1910. Hier lebte und arbeitete er 60 Jahre lang. Der Garten diente in erster Linie als zur Erprobung<br />

von neuen Pflanzensorten, möglichen Pflanzenkombinationen und Farbbenachbarungen, wodurch<br />

er kontinuierlich unterhalten, aber auch verän<strong>der</strong>t wurde.<br />

Die über 6.000 m² große Gartenanlage um das Privathaus besteht heute im Wesentlichen aus<br />

sechs verschiedenen Teilen: Senkgarten, Naturgarten, Steingarten, Frühlingsweg, Herbstbeet und<br />

Versuchsgarten.<br />

In den unterschiedlichen Gartenteilen spiegeln sich verschiedene gartenkünstlerische<br />

Gestaltungstendenzen <strong>der</strong> ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts wie<strong>der</strong>. Eine umfassende<br />

Restauration des 1981 als "Karl-Foerster-Gedenkstätte" unter Denkmalschutz gestellten Gartens<br />

erfolgte zur BUGA 2001 in Potsdam.<br />

Herzstück des Gartens bildet <strong>der</strong> weltberühmte Senkgarten. Er wird von Trockenmauern aus<br />

Kalkstein begrenzt, die das Gelände in <strong>drei</strong> Höhenstufen abfangen. In seiner Mitte liegt ein<br />

Seerosen-Wasserbecken, das von einem Ufergärtchen aus Sumpfpflanzen umrahmt wird. Über<br />

eine Vielzahl von Einzelbeeten erstreckt sich eine hohe Vielfalt an gepflanzten Staudenarten und -<br />

sorten, die in Kombination mit sommer- und immergrünen Gehölzen, ganzjährig für<br />

abwechslungsreiche und stimmungsvolle Bil<strong>der</strong> sorgen.<br />

Im nördlich angrenzenden Naturgarten wird Foersters Interesse zur naturnahen Gestaltung mit<br />

einheimischen und fremdländischen Stauden an <strong>drei</strong> mitteleuropäische Vegetationsbil<strong>der</strong> deutlich:<br />

Buchenwald, Heide und Bergflur. Letztere leitet zum etwa 1000 m² großen Steingarten über, in<br />

dem sich Karl Foersters Konzept von den sieben Jahreszeiten wie<strong>der</strong> findet: Sowohl im<br />

Vorfrühling, Frühling, Frühsommer und Sommer als auch im Herbst, Spätherbst und Winter sind<br />

hier blühende Pflanzen zu sehen.<br />

Von beson<strong>der</strong>er Schönheit sind auch <strong>der</strong> Frühlingsweg und das Herbstbeet, die<br />

Pflanzenkombinationen für bestimmte Jahreszeiten und Standorte zeigen. An das Herbstbeet<br />

grenzte ursprünglich <strong>der</strong> Versuchsgarten an, <strong>der</strong> für die Foerstersche Staudengärtnerei lange Zeit<br />

als „leben<strong>der</strong> Katalog“ genutzt wurde.


Der Garten von Karl Foerster wird als <strong>der</strong> bedeutendste Staudengarten in Deutschland angesehen<br />

und ist damit ein wichtiges Zeitzeugnis europäischer Gartenkultur.<br />

Tipp: Die vor über 90 Jahren von Karl Foerster begründete Staudengärtnerei Foerster-Stauden in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft des Gartens kultiviert heute noch zahlreiche seiner Sorten, vor allem<br />

Rittersporn und Phlox.


Kapitel 5 | Orte <strong>der</strong> Inspiration<br />

500080<br />

Lehr- und Versuchsgärten Veitshöchheim<br />

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim geht auf<br />

die „Königliche Wein-, Obst- und Gartenbauschule zurück. Hier finden sich heute auf dem 10 ha<br />

großen Gelände „An <strong>der</strong> Steige“ Forschungseinrichtungen sowie die Meister- und Technikerschule<br />

<strong>der</strong> Abteilungen Weinbau, Gartenbau, Garten- und Landschaftsbau, das Fachzentrum Bienen und<br />

die Bayerische Gartenakademie.<br />

Bereits ab 1969 wurde neben dem Versuchswesen mit <strong>der</strong> Anlage von Musterpflanzungen<br />

begonnen. In den Neunzigerjahren wurde das südwestexponierte, ca. 7,5 ha große Gelände in<br />

Hanglage im Zuge von Neu- und Umbaumaßnahmen an den Gebäuden terrassiert und<br />

umgestaltet. Der Lehr- und Versuchsgarten <strong>der</strong> 1989 eingerichteten Abteilung Landespflege<br />

umfasst heute eine Größe von ca. 1,8 ha und befindet sich im unteren Teil des Geländes.<br />

Mit <strong>der</strong> Idee von Staudenmischpflanzungen, die 1994 in Veitshöchheim ihren Anfang nahm,<br />

lassen sich heute bereits viele attraktive Pflanzbil<strong>der</strong> mit geringem Aufwand an Planung und Pflege<br />

für unterschiedliche Standortbedingungen realisieren. Die Veitshöchheimer Staudenkompositionen<br />

für trocken-warme Situationen stellen eine Alternativen zu <strong>der</strong> bekannten Staudenmischung<br />

"Silbersommer" dar. Weitere Mischungen sind für den sonnig-warmen Gehölzrand sowohl für das<br />

städtische Grün als auch im Hausgarten geeignet.<br />

Darüber hinaus zeigen etwa 4,5 ha begrünte Dachflächen grüne Perspektiven für Dächer und<br />

Überlebenskünstler. Ein beson<strong>der</strong>er Steingarten präsentiert Mauerblümchen im Schatten.<br />

Neben botanischen Gehölzraritäten bieten Schaugärten für Beet- und Balkonpflanzen,<br />

verschiedene thematische Gartenbereiche sowie Bepflanzungsideen für Extremstandorte vielfältige<br />

Anregungen für die Besucher. Hierzu gehören auch die Demonstrationspflanzungen zur<br />

Regenwasserversickerung und ein naturnaher Wassergarten.<br />

Tipp: Weitere Informationen finden Sie in <strong>der</strong> Broschüre „Veitshöchheimer Garten(T)räume“ <strong>der</strong><br />

LWG.


Kapitel 5 | Orte <strong>der</strong> Inspiration<br />

500090<br />

Weihenstephaner Gärten<br />

Die Weihenstephaner Gärten sind ein einzigartiges Gartenensemble <strong>der</strong> Forschungsanstalt für<br />

Gartenbau Weihenstephan (FGW) in Freising. Auf dem Weihenstephaner Berg befinden sich <strong>der</strong><br />

formale Buchsgarten, <strong>der</strong> landschaftliche Hofgarten und <strong>der</strong> 2008 neu gestaltete Oberdieckgarten<br />

mit zahlreichen Gartenthemen. Das Herzstück stellt allerdings <strong>der</strong> unterhalb des Berges gelegene<br />

5 ha große Sichtungsgarten für Stauden und Gehölze mit dem neuen Kleingarten dar.<br />

Im Sichtungsgarten werden umfangreiche Stauden- und Gehölzsortimente sowie<br />

Rosenneuheiten auf ihren Wert für Garten- und Grünanlagen geprüft. Darüber hinaus wird die<br />

standortgerechte Verwendung von Stauden in ästhetisch ansprechenden Kombinationen gezeigt.<br />

Der Sichtungsgarten wurde 1947 durch Richard Hansen, einem Schüler von Karl Foerster,<br />

gegründet. Die Sichtungsarbeit an winterharten Blütenstauden wurde bald um eine angewandte<br />

Pflanzensoziologie bereichert: Richard Hansen entwickelte zusammen mit Hermann Müssel die<br />

Lebensbereiche <strong>der</strong> Stauden, ein bis heute gültiger Standard für die Planung nachhaltiger,<br />

standortgerechter Staudenpflanzungen. Mit Prof. Dr. Peter Kiermeier wurde ab Ende <strong>der</strong> 70er<br />

Jahre <strong>der</strong> Garten vermehrt um Gehölze und gestalterische Aspekte erweitert.<br />

An <strong>der</strong> formalen Gestaltung des Gartens aus den 50er Jahren hat sich bis heute nur wenig<br />

geän<strong>der</strong>t. Ein Raster aus Rasenwegen rahmt im Zentrum des Gartens eine Vielzahl von schmalen,<br />

lang gestreckten Beeten. Dem Besucher eröffnet sich entlang <strong>der</strong> Wege eine große Palette an<br />

artenreichen Staudenpflanzungen nach dem Vorbild englischer Staudenrabatten (Bor<strong>der</strong>) o<strong>der</strong><br />

ansprechen<strong>der</strong> Wildstaudenpflanzungen. Dort, wo <strong>der</strong> Garten nach Süden abfällt, wachsen in<br />

sonnenexponierter Hanglage Steppenheide- und steingebundene Pflanzungen von<br />

außergewöhnlicher Schönheit. Auch die Üppigkeit <strong>der</strong> Stauden unter den Gehölzen ist<br />

beeindruckend und vielfältig.<br />

Die Gärten werden auf hohem Niveau gepflegt und über 100 000 Besucher freuen sich jedes Jahr<br />

an den prachtvollen Stauden, Gehölzen und Sommerblumen.


Tipp: Weiterführende Informationen finden Sie beim Freundeskreis Weihenstephaner Gärten<br />

e.V.


Kapitel 5 | Orte <strong>der</strong> Inspiration<br />

500100<br />

Schau- und Sichtungsgarten „Hermannshof“ Weinheim<br />

Der Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof, ein großer Privatgarten, blickt auf eine über 200<br />

Jahre alte Gartentradition zurück. 1983 wurde <strong>der</strong> Garten nach einer Phase <strong>der</strong> Umgestaltung für<br />

die Öffentlichkeit frei gegeben. Urs Walser prägte den Garten von 1981 bis 1997. Träger des<br />

Gartens sind die Firma Freudenberg und die Stadt Weinheim.<br />

Seine Lage im milden Weinbauklima <strong>der</strong> Bergstraße zwischen Darmstadt und Heidelberg<br />

ermöglicht die Kultur einer großen Pflanzenvielfalt. Neben alten und in Deutschland z. T. sehr<br />

seltenen Gehölzen präsentiert <strong>der</strong> Garten über 2 500 Staudenarten und -sorten.<br />

Als Forschungs- und Bildungseinrichtung befasst sich <strong>der</strong> Hermannshof, heute unter <strong>der</strong> Leitung<br />

von Cassian Schmidt, wissenschaftlich und experimentell mit mo<strong>der</strong>ner Staudenverwendung für<br />

das öffentliche und private Grün und <strong>der</strong> Verwendungssichtung von gärtnerischen<br />

Staudengemeinschaften. Parallel dazu werden neue Strategien für die Staudenpflege entwickelt<br />

und <strong>der</strong> eigene Pflegeaufwand im Garten dokumentiert. Der Hermannshof beteiligt sich auch an<br />

<strong>der</strong> Staudensichtung des BdS und hat eigene Mischpflanzungen aus Präriearten entwickelt.


Die vorhandenen Staudenpflanzungen überzeugen durch ihre hohe gestalterische Qualität und ihre<br />

lang anhaltende Attraktivität. Natürliche Pflanzengesellschaften dienen dabei als Vorbild für<br />

Pflanzungen mit naturnahem Charakter. In den Staudenpflanzungen <strong>der</strong> Lebensbereiche Gehölz,<br />

Gehölzrand, Freiflächen, Steinanlagen, Wasserrand, Wasser und Beet werden Kultur- und<br />

Wildstauden aus unterschiedlicher geographischer Herkunft, aber mit gleichen o<strong>der</strong> ähnlichen<br />

Standortansprüchen miteinan<strong>der</strong> kombiniert.<br />

Neben dem Herrenhäuser Präriegarten ist die 2002 angelegte Prärie mit über 350 verschiedenen<br />

Arten einer <strong>der</strong> größten in Europa. Auf einem schmalen Pfad durch die 1.500 m² große Pflanzung<br />

kann die Atmosphäre einer nordamerikanischen Hochgrasprärie hautnah erlebt werden.<br />

Tipp: Nähere Informationen bekommen Sie beim „Hermannshof“ Weinheim.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen<br />

600000<br />

Beson<strong>der</strong>e Situationen<br />

„Fast je<strong>der</strong> Situation ist ein Kraut gewachsen“<br />

Beson<strong>der</strong>e Situationen umfassen Standorte für Stauden, die mit bestimmten baulichen Maßnahmen<br />

verbunden und nicht an den gewachsenen Boden gebunden sind: Dachbegrünungen,<br />

Fugenvegetation in Zwischenräumen von Wegeflächen und Mauern sowie Pflanzungen in Kübeln.<br />

Hinzu kommt die Begrünung von technischen Bauwerken wie Anlagen zur<br />

Regenwasserversickerung und Pflanzenklärung.<br />

Grüne Perspektiven für Dächer, grüne Fugen zwischen befestigten Flächen und Mauerblümchen,<br />

Versickerungsmulden und Pflanzungen zur Reinigung von Abwasser verdeutlichen die ökologischen,<br />

zukunftsorientierten Aspekte <strong>der</strong> Pflanzenverwendung im Sinne nachhaltiger Nutzung und<br />

Ressourcenschutz. Überlebenskünstler in Pflanzgefäßen schaffen eigene, kleine Welten in Form von<br />

Miniaturgärten und Wasserbil<strong>der</strong>n.<br />

Beson<strong>der</strong>e Situationen stehen für außergewöhnliche Lebensbedingungen für Stauden, die sich<br />

sowohl im Kleinen als auch im Großen, in Garten- als auch in Stadträumen finden. Es wird deutlich,<br />

welche großes Potenzial und welche qualitative Vielfalt in <strong>der</strong> Verwendung von Stauden liegen.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Grüne Perspektiven für Dächer<br />

601000<br />

Grüne Perspektiven für Dächer<br />

Begrünte Dächer werden in ihrer Bedeutung für den Naturhaushalt häufig unterschätzt. Der<br />

zunehmende Landschaftsverbrauch und die Versiegelung von Grünflächen, insbeson<strong>der</strong>e im<br />

städtischen Siedlungsbereich, macht die Anlage von alternativ nutzbaren Grünflächen sinnvoll. Dort,<br />

wo unbebauter Platz knapp wird, schaffen grüne Perspektiven für Dächer ein zusätzliches<br />

Freiraumpotenzial. In luftiger Höhe können sich für Menschen, Flora und Fauna wertvolle Aufenthaltsbzw.<br />

Lebensräume entwickeln. Gründächer sind eine Son<strong>der</strong>form <strong>der</strong> Entsiegelung, allerdings ohne<br />

Bodenanschluss.<br />

Unterschiedliche Formen <strong>der</strong> Dachbegrünung lassen jedes Gebäude grün werden. Schicht für<br />

Schicht wird das Dach aufgebaut, unter <strong>der</strong> Voraussetzung, dass die konstruktiven Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an den Dachaufbau gewährleistet sind. Mit <strong>der</strong> richtigen Begrünungsmethode und Pflanzenauswahl,<br />

insbeson<strong>der</strong>e von Überlebenskünstlern und einer <strong>der</strong> Begrünungsform angepassten Pflege erfüllen<br />

grünen Dächer zahlreiche ökologische, klimatische und ästhetische Funktionen. Sie beeinflussen den<br />

lokalen Wasserhaushalt durch ihre Wasserspeicher- und Rückhaltefähigkeit und dienen so <strong>der</strong><br />

nachhaltigen Nutzung von wertvollem Regenwasser.


Sogar stark geneigte Dächer können mit entsprechen<strong>der</strong> Begrünung zur Verbesserung des<br />

ökologischen Gleichgewichts beitragen. Die extensive Dachbegrünung stellt eine kostengünstige<br />

Bauart <strong>der</strong> Dachabdeckung mit Pflanzen, insbeson<strong>der</strong>e Stauden dar, die überdies noch<br />

energiesparend wirkt.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Grüne Perspektiven für Dächer<br />

601010<br />

Formen <strong>der</strong> Dachbegrünung<br />

Für die Planung, Ausführung und Pflege von Dachbegrünungen ist eine Reihe von bau- und<br />

vegetationstechnischen Anfor<strong>der</strong>ungen zu beachten. Es ist daher empfehlenswert, sich an einen<br />

Landschaftsarchitekten o<strong>der</strong> an einen spezialisierten Ausführungsbetrieb zu wenden. Je nach<br />

Nutzung und baulichen Gegebenheiten lassen sich <strong>drei</strong> Begrünungsarten mit bestimmten<br />

Begrünungsmethoden unterscheiden.<br />

Intensivbegrünung: Eine Pflanzung von Rasen, Gräsern, Stauden bis hin zu Großgehölzen, die<br />

punktuell o<strong>der</strong> flächig in unterschiedlichen Höhenabstufungen angelegt sein kann. Sie gleicht den<br />

herkömmlichen, bodengebundenen Grünflächen mit nahezu grenzenlosen Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

Es werden hohe Ansprüche an Schichtenaufbau, Pflanzen und Pflege, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

Wasserversorgung gestellt.<br />

Einfache Intensivbegrünung: Großflächige, eher niedrige Pflanzungen mit Gräsern, Stauden und<br />

Gehölzen, die ebenso gestalterischen Spielraum lässt. Sie sieht Pflanzen mit geringeren Ansprüchen<br />

an Substrat, Schichtenaufbau, Wasserversorgung und Pflege vor. Die allseits bekannten<br />

„Grasdächer“ zählen zur einfachen Intensivbegrünung.<br />

Extensivbegrünung: Eine naturnahe, flächige Pflanzung mit Moosen, Sukkulenten, Gräsern und<br />

Stauden, die auch auf vergleichbaren natürlichen Trockenstandorten vorkommen. Je nach Einsatzort<br />

ist die Berücksichtigung des regionalen Artenspektrums interessant, weil die Chancen einer<br />

Selbstaussaat heimischer Flora sehr gut sind. Lücken können so geschlossen werden. Bei <strong>der</strong><br />

Extensivbegrünung müssen die Pflanzen mit sehr wenig Substrat auskommen. Die<br />

Überlebenskünstler unter den Stauden sind in <strong>der</strong> Lage, sich extremen Bedingungen anzupassen<br />

und wie<strong>der</strong> zu regenerieren. So bezieht sich <strong>der</strong> Begriff „extensiv“ nicht nur auf Aufbaustärke und<br />

Nährstoffgehalt des Substrats, son<strong>der</strong>n auch auf den Vorteil des geringen Pflegeaufwandes.<br />

Tipp: Weiterführende Informationen finden Sie in <strong>der</strong> „Richtlinie für die Planung, Ausführung und<br />

Pflege von Dachbegrünungen“ <strong>der</strong> FLL (Forschungsgemeinschaft Landschaftsentwicklung<br />

Landschaftsbau e.V.)


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Grüne Perspektiven für Dächer<br />

601020<br />

Dachaufbau – Konstruktive Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Die Stabilität und Belastbarkeit <strong>der</strong> Dachkonstruktion entscheidet über die Art <strong>der</strong> Dachbegrünung. Die<br />

zu erwartenden Lasten liegen, je nach Unterbau, bei 50 – 150 kg/m² für eine Extensivbegrünung und<br />

steigen bis auf 300 kg/m² für eine Intensivbegrünung an. Weniger stabile und lastenverträgliche<br />

Bauwerke wie Carports, Vordächer o<strong>der</strong> kleine Nebengebäude sind deshalb auf eine Form <strong>der</strong><br />

Extensivbegrünung festgelegt. Um eine dauerhaft haltbare Dachabdeckung zu gewährleisten, müssen<br />

die auftretenden Lasten berechnet werden: Die ständige Last besteht aus Schichtenaufbau,<br />

Pflanzensubstrat und den Pflanzen. Hinzu kommt die Verkehrslast, die nach Regen- o<strong>der</strong><br />

Schneefällen auf dem Dach herrscht und die das Eigengewicht kurzzeitig stark erhöht.<br />

Generell lassen sich alle Dächer mit einer Neigung von 0° bis 45° begrünen. Ab einem Gefälle von<br />

15°–20° ist eine Rutsch- und Schubsicherung z.B. durch Schwellen aus Kanthölzern erfor<strong>der</strong>lich. Für<br />

eine gute Aufnahme, Weiterleitung und Nutzbarkeit von Regenwasser ist eine geringere Dachneigung<br />

von 0° bis 3° von Vorteil. Ein guter Schichtenaufbau, mit einem Anteil an offenporigem Substrat wie<br />

Blähton, Blähschiefer o<strong>der</strong> Lava nimmt überschüssiges Regenwasser auf und speichert es. Dieses<br />

Wasser reicht erfahrungsgemäß für die trockenheitsverträglichen Pflanzen aus, da sie an die<br />

Klimabedingungen angepasst sind.<br />

Bei den aufwendigen Intensivbegrünungen müssen entsprechende Bewässerungssysteme mit<br />

eingeplant werden.<br />

Überschüssiges Regenwasser kann <strong>der</strong> Pflanzung großen Schaden zufügen, deshalb ist bei je<strong>der</strong><br />

Dachbegrünung für einen guten Wasserabfluss zu sorgen. Sofern die Substrate wassergesättigt sind,<br />

kann das Wasser über Drainschicht o<strong>der</strong> Drainrohre abgeleitet werden. Ebenfalls muss die<br />

Dachkonstruktion vor Nässe geschützt werden. Dies erfolgt über die Dachabdichtung. Eine gute<br />

Qualität des Dichtungsmaterials und eine fachgerechte, sorgfältige Verarbeitung sind auch hier<br />

unerlässlich. Sowohl für die Berechnung <strong>der</strong> Tragfähigkeit und <strong>der</strong> damit verbundenen Möglichkeiten<br />

zur Auswahl und Umsetzung <strong>der</strong> Begrünungsform sollte auf die Kompetenz von Fachleuten zurückgegriffen<br />

werden, um Schäden am Bauwerk zu vermeiden.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Grüne Perspektiven für Dächer<br />

601030<br />

Dachaufbau – Schicht für Schicht<br />

Neben den konstruktiven Dachaufbauten gibt es für die Schichtung bei Dachbegrünungen<br />

grundsätzlich zwei Möglichkeiten: den Dachaufbau in unterschiedlichen Schichten mit spezifischen<br />

Aufgaben und den Einschichtenaufbau, <strong>der</strong> alle Materialien, bis auf die Pflanzen, in einer Schicht<br />

vereint. Letztes ist eine kostengünstigere Variante, stellt aber zugleich hohe Ansprüche an die Qualität<br />

<strong>der</strong> Materialien.<br />

Zu einem <strong>drei</strong>schichtigen Standardaufbau gehören, von oben nach unten, die<br />

Vegetationstragschicht, eine Trennschicht durch ein Geotextil und die Drainschicht.<br />

Die oberste Vegetationsschicht, die den eigentlichen Wurzelraum für die Pflanzen darstellt, ist ein<br />

Gemisch aus verschiedenen Komponenten. Es sind strukturstabile Substrate aus mineralischen (Lava,<br />

Blähton) und organischen Stoffen (Kompost, Rindenhumus, Torf). Herkömmliche Gartenerde ist nicht<br />

geeignet. Ein Geotextil sorgt dafür, dass keine Feinteile aus <strong>der</strong> Vegetationsschicht in die Drainschicht<br />

einschlämmen. Die Drainschicht besteht aus einem Schüttstoffgemisch o<strong>der</strong> Kunststofffertigteilen. Sie<br />

vergrößert den Wurzelraum für die Pflanzen und ist aufgrund ihres Hohlraumgehaltes für die<br />

Wasserversorgung zuständig. Eine spezielle Dachabdichtungs- bzw. Wurzelschutzbahn sorgt in<br />

Verbindung mit einer Lage aus Recycling- Kunststoffgranulat, Schaumstoff o<strong>der</strong> Vlies dafür, dass das<br />

Dach unbeschädigt bleibt.<br />

Ein zweischichtiger Aufbau besteht aus <strong>der</strong> Vegetationstragschicht und einem Drain-Fertigelement.<br />

Beim Einschichtenaufbau übernimmt die Vegetationstragschicht gleichzeitig Drainfunktion. Dadurch ist<br />

<strong>der</strong> Humusgehalt nur sehr gering.<br />

Tipp: Für die Dachbegrünung gibt es mittlerweile zahlreiche, ausgereifte Systeme von<br />

unterschiedlichen Anbietern.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Grüne Perspektiven für Dächer<br />

601040<br />

Pflanzenauswahl für Dächer<br />

Dächer erfor<strong>der</strong>n für die Begrünung eine gute Pflanzenkenntnis sowie Kenntnisse über Formen <strong>der</strong><br />

Dachbegrünung und den Dachaufbau. Zudem beeinflussen das regionale Klima, die Ausrichtung<br />

und die Neigung <strong>der</strong> Dachflächen die Pflanzenauswahl. Spätfrostresistente, trockenheits- und<br />

windverträgliche Arten zählen zu den Pionieren auf dem Dach. So gehören die Arten und Sorten des<br />

Mauerpfeffers (Sedum) als ausgesprochene Überlebenskünstler zu den wichtigen Pflanzen <strong>der</strong><br />

Dachbegrünung.<br />

Für eine extensive Dachbegrünung stehen rund 250 Arten in Form von Blütenstauden, Gräsern,<br />

Blumenzwiebeln und Zwergsträuchern zur Verfügung. Über die geplante Funktion des Daches und die<br />

Erlebbarkeit als Naturraum sind weitere Auswahlkriterien festgelegt und die Palette geeigneter<br />

Pflanzen wird neu gemischt. Spielen ästhetische Aspekte wie Struktur, Blüte o<strong>der</strong> Farbe die Hauptrolle,<br />

kommen hierfür nur ganz bestimmte Arten in Betracht. Dient die Fläche als Ausgleichsfläche für den<br />

Artenschutz werden heimische Pflanzenarten das Bild prägen.<br />

Ein wichtiges Kriterium für die Pflanzenauswahl ist die Pflegebereitschaft. Artenreiche, stark<br />

gärtnerisch geprägte Pflanzungen erfor<strong>der</strong>n eine intensive Pflege mit einem deutlich höheren<br />

Aufwand als extensive Pflanzungen, die in <strong>der</strong> Regel mit einem Pflegegang im Jahr auskommen.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Grüne Perspektiven für Dächer<br />

601050<br />

Überlebenskünstler – Pflanzen mit beson<strong>der</strong>en Eigenschaften<br />

Pflanzen, die sich für eine extensive Dachbegrünung eignen, sind Überlebenskünstler. Mit<br />

ausgefeilten Strategien passen sie sich an. Hier finden hauptsächlich Moose, Sukkulente, Gräser,<br />

ausdauernde Stauden und kurzlebige Kräuter Verwendung, die extreme Strahlungs-, Wasser-, Frostund<br />

Windsituationen über bestimmte Pflanzenteile ausgleichen können. So verfügen Arten und Sorten<br />

von Mauerpfeffer (Sedum) und Dachwurz (Sempervivum) über einen Wasserspeicher in den Blättern,<br />

<strong>der</strong> bei lang anhalten<strong>der</strong> Trockenheit das Überleben sichert. An<strong>der</strong>e Arten können mittels<br />

Blattbeschichtungen o<strong>der</strong> Behaarungen, die die Verdunstung min<strong>der</strong>n, Trockenheit überstehen: die<br />

Königskerze (Verbascum) o<strong>der</strong> die Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris).<br />

Eine weitere Strategie Wasser zu sparen, ist die Möglichkeit, die Atemöffnungen <strong>der</strong> Blätter zu<br />

schließen. Viele Arten rollen bei Wassermangel die Blätter ein, wie das Kleine Habichtskraut<br />

(Hieracium pilosella), bei dem dann die weiß behaarte Blattunterseite sichtbar wird. Schutz vor <strong>der</strong><br />

extremen Sonneneinstrahlung, die Pflanzen sonst nur im Hochgebirge und in <strong>der</strong> Steppe vorfinden,<br />

bieten helle Blätter, die eine gute Reflexion <strong>der</strong> Strahlung ermöglichen. Mit dieser Strategie helfen sich<br />

<strong>der</strong> Silberpolster-Ehrenpreis (Veronica spicata subsp. incana), <strong>der</strong> dichte silbergraue Teppiche bildet<br />

o<strong>der</strong> auch das Hornkraut (Cerastium tomentosum).<br />

Viele Zwiebel-, Knollen- und Rhizompflanzen sind auf trockene Standorte spezialisiert. Bei<br />

Trockenheit reagieren sie mit dem Einziehen <strong>der</strong> Blätter wie Zier-Lauch (Allium) und Schwertlilie (Iris).<br />

Wenn genügend Feuchtigkeit vorhanden ist, treiben sie wie<strong>der</strong> aus. An<strong>der</strong>e, wie die Felsennelke<br />

(Petrorhagia saxifraga) sichern ihren Bestand durch zuverlässige Selbstaussaat.<br />

Die Pflanzplanung einer intensiven Dachbegrünung kann dagegen mit einer üblichen Planung auf<br />

einem gewachsenen Boden verglichen werden. Für die Pflanzenauswahl gibt es kaum<br />

Einschränkungen. Bei entsprechendem Substrataufbau können sich selbst Großgehölze etablieren.<br />

Tipp: Wichtig ist es bei <strong>der</strong> Pflanzenauswahl die regional klimatischen Bedingungen zu<br />

berücksichtigen. Hierbei können vor allem qualifizierte Staudenfachbetriebe vor Ort beraten.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Grüne Perspektiven für Dächer<br />

601060<br />

Begrünungsmethoden<br />

Grundsätzlich gibt es <strong>drei</strong> Methoden, ein Dach zu begrünen: Pflanzung, Ansaat und<br />

Vegetationsmatten.<br />

Bei <strong>der</strong> intensiven Dachbegrünung geht es in <strong>der</strong> Regel um Flächen mit hohem ästhetischen<br />

Anspruch. Um eine möglichst schnelle Wirkung zu erzielen, ist eine Begrünung durch Pflanzung von<br />

Stauden und Gehölzen sinnvoll. Dabei werden Gehölze mit und ohne Ballen, Gehölze und Stauden im<br />

Container o<strong>der</strong> Topf sowie Stauden mit Kleinballen gepflanzt. Letztere stehen speziell für<br />

Schichtstärken unter 10 cm zur Verfügung, also sind auch für extensive Dachbegrünungen geeignet.<br />

Menge und Pflanzenabstand richten sich nach den ausgewählten Pflanzenarten. Als Faustzahl kann<br />

bei Pflanzung eine Stückzahl von 15 – 20 Stauden/m² zugrunde gelegt werden. Die besten<br />

Anwachsergebnisse werden bei einer Pflanzung im Mai – Juni erzielt.<br />

Beson<strong>der</strong>s kostengünstig sind Ansaaten von Stauden zur extensiven Begrünung. Um das Saatgut<br />

sicher auf die Dachfläche aufzubringen, gibt es zwei Verfahren: Entwe<strong>der</strong> wird das Saatgut als<br />

Trockensaat von Hand ausgestreut und mit einer 0,5 – 1 cm dicken Splitt- o<strong>der</strong> Sandschicht<br />

abgedeckt o<strong>der</strong> als Nassaussaat mit einem Kleber-Wasser-Gemisch aufgespritzt. Letztere ist<br />

insbeson<strong>der</strong>e für steile Dächern angebracht. Etwa 5 – 8 g Saatgut/m² reichen bei beiden Verfahren<br />

aus.<br />

Eine weitere, zuverlässige Methode zur Dachbegrünung stellt die Ansaat von Sprossen dar, bei <strong>der</strong><br />

Pflanzenteile anstelle von Samen ausgebracht werden. Bestimmte Stauden wie Mauerpfeffer (Sedum)<br />

und Mil<strong>der</strong> Mauerpfeffer (Sedum sexangulare) sind in <strong>der</strong> Lage, sich an Teilen ihrer flach wachsenden<br />

Sprossen neu zu bewurzeln. Die abgetrennten Sprossen werden dabei auf das Substrat ausgestreut<br />

und anschließend leicht angedrückt.<br />

Eine Begrünung mit Vegetationsmatten ist beson<strong>der</strong>s für stark geneigte Dächer zu empfehlen o<strong>der</strong><br />

eine schnelle Flächendeckung erreicht werden soll. Die Stauden werden auf Trägermatten aus<br />

Kunststoffen, Recycling- o<strong>der</strong> organischen Materialien vorkultiviert und ermöglichen eine einfache und<br />

zuverlässige Art <strong>der</strong> Dachbegrünung.<br />

Tipp: Im Staudenfachbetrieb können Sie Pflanzen kaufen, die optimal auf die Standortbedingungen<br />

<strong>der</strong> Dachbegrünung vorbereitet sind!


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Grüne Perspektiven für Dächer<br />

601070<br />

Pflege von Dachbegrünungen<br />

Die Herstellung und dauerhafte Etablierung einer Dachbegrünung erfor<strong>der</strong>t notwendigerweise auch<br />

Pflegemaßnahmen: Die Fertigstellungs- und Entwicklungspflege, die für das An- und Weiterwachsen<br />

<strong>der</strong> Pflanzung notwendig ist und die Unterhaltungspflege, die unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Begrünungsziele dem Erhalt <strong>der</strong> Pflanzung dient. Grundsätzlich erfor<strong>der</strong>t jede Begrünungsmethode<br />

eine Form von Pflege. Das extensive Gründach ist so konzipiert, dass bis auf wenige<br />

Pflegemaßnahmen im Jahr auf eine intensive Pflege verzichtet werden kann. Nach kurzer Zeit wird<br />

sichtbar, wie gut die Pflanzenauswahl an den Standort angepasst und welcher Pflegeumfang<br />

notwendig ist. Fertigstellungs-, Entwicklungs- wie auch Unterhaltungspflege umfassen folgende<br />

Pflegemaßnahmen:<br />

Wässern: Ein regelmäßiges Wässern ist bei Extensivbegrünungen nicht erfor<strong>der</strong>lich. Lediglich in<br />

extrem trockenen Sommern kann eine Beregnung sinnvoll werden. Um das Anwachsen des<br />

ausgebrachten Pflanzenmaterials zu gewährleisten, ist eine Wässerung nach <strong>der</strong> Pflanzung o<strong>der</strong><br />

Aussaat sehr wichtig.<br />

Entfernen von Fremdaufwuchs: Großes Augenmerk ist auf das rechtzeitige Entfernen von<br />

unerwünschten Pflanzen, beson<strong>der</strong>s von Gehölzsämlingen, zu richten. Hat die Dachfläche große<br />

<strong>Bereiche</strong> mit offenem Boden können Ackerunkräuter wie <strong>der</strong> Steinklee schnell dominant werden.<br />

Diese Entwicklungen können über eine gute Pflanzenauswahl, die rasch eine geschlossene<br />

Pflanzendecke entwickelt, vermieden werden. Zwei Kontrollgänge im Jahr sollten auf jeden Fall<br />

eingeplant werden, um unliebsame „Gäste“ zu entfernen.<br />

Pflegeschnitt und Mahd: Die Pflanzen müssen in <strong>der</strong> Regel nicht geschnitten werden. Es sei denn,<br />

Fruchtstände sind zu entfernen, damit einzelne Pflanzen sich nicht zu sehr aussäen.<br />

Das Mähen einer krautreichen Grasdachfläche ist höchstens einmal im September, nachdem sich die<br />

Samen ausgesät haben, notwendig. Das Mähgut sollte von <strong>der</strong> Dachfläche entfernt werden.<br />

Düngen: Gezielte, sparsame Düngung ist für ein optimiertes Pflanzenwachstum notwendig. Von<br />

übermäßiger Düngung ist abzuraten, da dadurch <strong>der</strong> Aufwuchs von Unkräutern erheblich geför<strong>der</strong>t<br />

wird. Insbeson<strong>der</strong>e das Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) kann durch Ausläufer ausgesprochen<br />

lästig werden und ist kaum erfolgreich zu beseitigen. Nährstoffe aus <strong>der</strong> Luft und abgestorbene<br />

Pflanzenteile tragen alleine schon zur Nährstoffversorgung bei.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Grüne Fugen<br />

602000<br />

Grüne Fugen – horizontale Begrünung auf engstem Raum<br />

Jeden Tag werden in Deutschland ca. 120 – 125 ha unbebautes Land in versiegelte Verkehrs- und<br />

Siedlungsflächen umgewandelt. Der Wunsch, befestigte Flächen zumindest auf Teilflächen zu<br />

entsiegeln, mittels Pflanzen aufzulockern und aufzuwerten, beinhaltet gestalterische Aspekte und<br />

ökologische Gesichtspunkte: Die positiven Auswirkungen auf den Wasserhaushalt und das Kleinklima<br />

sind unbestritten. Teildurchlässige, begrünte Versickerungsflächen können insbeson<strong>der</strong>e auf<br />

Stellflächen und Wegeflächen mit Rasengitter o<strong>der</strong> Fugenpflaster geschaffen werden.<br />

Neben dem Aspekt <strong>der</strong> Entsiegelung spielt in Gartenräumen die Gestaltung von Gartenwegen und<br />

-treppen, die wenig begangen werden, eine Rolle. Duftende Vorbil<strong>der</strong> hierzu kommen vor allem aus<br />

England.<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Pflanzen für begrünte Wege und Flächen sind groß: Sie sollen sich flächig<br />

o<strong>der</strong> polsterförmig ausbreiten, eine gewisse Trittbelastung ertragen und wi<strong>der</strong>standsfähig gegen<br />

starke Hitze und Trockenheit sein. Neben ihrer ästhetischen Funktion sollen sie möglichst auch als<br />

„Unkrautverdränger“ fungieren. Da <strong>der</strong> Platz in den Fugen begrenzt ist, müssen sie mit einem<br />

geringen Wurzelraum auskommen.<br />

Daneben sind unterschiedliche Wuchsformen, Blätter und Blüten für eine interessante Gestaltung von<br />

Bedeutung. Geeignete Pflanzen sind nach ihren natürlichen Standortbedürfnissen die Arten, die in<br />

den Lebensbereichen <strong>der</strong> trockenen Freiflächen und Steinanlagen zu finden sind. Bei <strong>der</strong><br />

Überlegung, ob eine Pflasterfläche mit Pflanzen kombiniert werden soll, muss klar sein, dass selbst<br />

stresstolerante Arten wie <strong>der</strong> Sand-Thymian (Thymus serpyllum) o<strong>der</strong> die Felsennelke (Petrorhagia<br />

saxifraga) auf stark befahrenen Parkplätzen dauerhaft keine Chance haben. Daher konzentriert sich<br />

Begrünung in stark frequentierten Flächen auf weniger stark befahrene o<strong>der</strong> betretene Randbereiche.<br />

Der Aufbau <strong>der</strong> Wege und Flächen für die Begrünung eröffnet unterschiedliche<br />

Begrünungsmethoden für die Fugenbewohner und bestimmt <strong>der</strong>en Pflege.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Grüne Fugen<br />

602010<br />

Begrünte Wege und Flächen<br />

Begrünte Wege und Flächen gelten als nicht genormte Son<strong>der</strong>bauweisen. Es lassen sich vier Typen<br />

definieren:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Rasengittersteine<br />

Rasenfugenpflaster<br />

Rasenziegel und Rasenklinker<br />

Schotterrasen<br />

Diese durchlässigen Flächenbefestigungen bestehen in <strong>der</strong> Regel aus Deck-, Ausgleich- und<br />

Tragschicht. Die Dimensionierung und Zusammensetzung hängt von <strong>der</strong> Bodenbeschaffenheit, <strong>der</strong> zu<br />

erwartenden Belastung durch Fußgänger bzw. Fahrzeuge sowie vom gewählten Oberflächenmaterial<br />

ab. Um Pflanzen Lebensraum zu bieten, müssen alle Schichten wasserdurchlässig sein, d.h. zur<br />

Versickerung von anfallendem Oberflächenwasser beitragen. Da allerdings oft nur ein Teil des<br />

anfallenden Nie<strong>der</strong>schlags versickern kann und das restliche Wasser oberflächlich abfließt, gelten<br />

begrünte Flächen als teilversickerungsfähig. Sie müssen daher grundsätzlich ein Gefälle und bei stark<br />

bindigem Boden zusätzliche Entwässerungseinrichtungen aufweisen, um das überschüssige Wasser<br />

abzuführen. Dies ist beson<strong>der</strong>s wichtig für die Dauerhaftigkeit dieser Anlagen, weil es sonst immer<br />

wie<strong>der</strong> zu Problemen mit Staunässe kommen kann.<br />

Tipp: Empfehlungen zur „Planung, Ausführung und Unterhaltung von Flächen aus begrünbaren<br />

Pflasterdecken und Plattenbelägen“ finden sich in <strong>der</strong> gleichnamigen FLL-Richtlinie (FLL =<br />

Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V.)


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Grüne Fugen<br />

602020<br />

Begrünungsmethoden<br />

Es gibt <strong>drei</strong> Verfahren, Rasengittersteine o<strong>der</strong> Fugenpflaster zu begrünen: Spontanbegrünung, Ansaat<br />

und Pflanzung. Die einfachste Möglichkeit, eine Fläche ganz sich selbst zu überlassen und durch<br />

einwan<strong>der</strong>nde Arten aus <strong>der</strong> Nachbarschaft zu begrünen, kann interessant sein, ist aber in <strong>der</strong> Regel<br />

langwierig und führt unter Umständen nicht zum gewünschten Ergebnis.<br />

Die häufigste Methode, große Flächen schnell und zielgerichtet zu begrünen, ist die Ansaat. Hierbei<br />

stehen, je nach Wegeaufbau und Standort, verschiedene Regelsaatgutmischungen zur Verfügung, die<br />

unterschiedliche Anteile von Kräutern und Gräsern aufweisen.<br />

Kleinere Flächen mit einem höheren Anspruch an Wirkung können direkt mit Stauden bepflanzt<br />

werden. Hierfür eignen sich insbeson<strong>der</strong>e speziell kultivierte Kleinpflanzen aus Quickpot o<strong>der</strong><br />

Multitopf-Anzucht-Platten, die sich leicht in enge Fugen pflanzen lassen. Der hohe Aufwand lohnt sich:<br />

Farbenfrohe Fugenbän<strong>der</strong> entwickeln sich schnell und lassen kaum Raum für unerwünschte<br />

Spontanvegetation.<br />

Eine einfache und kostengünstige Art, vorhandene Pflasterflächen, Terrassenbeläge und Wege aus<br />

Natursteinplatten mit Stauden zu beleben, ist die punktuelle Entnahme einzelner Steine. Zur<br />

Bepflanzung eignet sich eine Fülle von Arten. So können mit Arznei-Thymian (Thymus pulegioides),<br />

Frühblühendem Thymian (Thymus praecox) und Katzenpfötchen (Antennaria dioica) spannungsreiche<br />

Farb- und Duftakzente gesetzt werden.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Grüne Fugen<br />

602030<br />

Fugenbewohner<br />

Viele <strong>der</strong> Überlebenskünstler unter den Staudenarten lassen sich gut in Zwischenräume von Wegen,<br />

Flächen und auch Mauern integrieren. Zu ihnen gehören<br />

- die Löffelkraut-Glockenblume (Campanula cochleariifolia) mit rasenähnlichem Wuchs und<br />

kleinen, zartblauen Glöckchen,<br />

- das Mauer-Zimbelkraut (Cymbalaria muralis), eine ausläuferbildende Staude mit auffallenden<br />

Blüten und Kapseln,<br />

- <strong>der</strong> Dalmatiner Storchschnabel (Geranium dalmaticum) mit schöner roter Herbstfärbung und<br />

zartrosa Blüten,<br />

- die Herzblättrige Kugelblume (Globularia cordifolia), die am Naturstandort in Kalkmagerrasen<br />

zu finden ist und durch ihre blauvioletten Blütenköpfchen auffällt,<br />

- das Gewöhnliche Sonnenröschen (Helianthemum nummularium), das nie<strong>der</strong>liegende,<br />

immergrüne Teppiche mit vielen gelben Blüten bildet und sehr robust ist,<br />

- <strong>der</strong> Hirschzungenfarn (Phyllitis scolopendrium) mit ungewöhnlichen Wedeln,<br />

- das Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana), das grüne Matten entwickelt und als einer<br />

<strong>der</strong> ersten Frühlingsblüher sehr wertvoll für Insekten ist,<br />

- die Großblütige Braunelle (Prunella grandiflora), die sich durch Selbstaussaat ausbreitet,<br />

- das Winter-Bohnenkraut (Satureja montana subsp. montana) als eine ausgezeichnete<br />

Gewürzpflanze für die Küche,<br />

- <strong>der</strong> Milde Mauerpfeffer (Sedum sexangulare), <strong>der</strong> sich als immergrüne Pflanze mit kleinen,<br />

walzenförmigen Blätter mit milden Geschmack zeigt und<br />

- <strong>der</strong> Edel-Gaman<strong>der</strong> (Teucrium chamaedrys), <strong>der</strong> in lockere Matten wächst und eine gute<br />

Bienenweide ist.<br />

Tipp: Weitere Fugen- und Mauerbewohner, geordnet nach Exposition und Ausgangsgestein, werden<br />

hier aufgelistet.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Grüne Fugen<br />

602040<br />

Es grünt so grün – Fugenbewohner und Mauerblümchen<br />

Robuste Pflanzen mit weiter Standortamplitude<br />

Arends Garten-Gänsekresse (Arabis x arendsii)<br />

Andenpolster (Azorella trifurcata)<br />

Karpaten-Glockenblume (Campanula carpatica)<br />

Löffelkraut-Glockenblume (Campanula cochleariifolia)<br />

Dalmatiner Polster-Glockenblume (Campanula portenschlagiana)<br />

Alpen-Leberbalsam (Erinus alpinus)<br />

Mannsschild-Steinbrech (Saxifraga androsacea)<br />

Garten-Vorfrühlings-Steinbrech (Saxifraga anglica in Sorten)<br />

Zwerggänsekresse (Schievereckia doerfleri)<br />

Rosetten-Fettblatt (Sedum sempervivoides)<br />

Sonnig-trocken – sauer/mäßig sauer (pH 4,6 – 5,5) bis neutral (pH 6,9)<br />

Alpen- und Felsen-Frauenmantel (Alchemilla alpina und A. saxatilis)<br />

Zwergige Silber-Garbe (Achillea x kellerei)<br />

Griechische Silber-Garbe (Achillea umbellata)<br />

Gegenständigblättriges Steintäschel (Aethionema oppositifolium)<br />

Moellendorf-Steinkraut (Alyssum moellendorfianum)<br />

Karwinskis Feinstrahl (Erigeron karvinskianus)<br />

Getupfter Reiherschnabel (Erodium guttatum)<br />

Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites)<br />

Dalmatien-Storchschnabel (Geranium dalmaticum)<br />

Sonnenröschen (Helianthemum)<br />

Felsen-Bartfaden (Penstemon rubicola)<br />

Rispen-Steinbrech (Saxifraga paniculata)<br />

Echte Hauswurz (Sempervivum tectorum)<br />

Oregon-Fettblatt (Sedum oreganum)<br />

Sonnig-trocken – schwach sauer/neutral (5,9 – 6,9) bis schwach kalkhaltig (pH 7,5)<br />

Igelpolster (Acantholimon)<br />

Anatolien- und Libanon-Steintäschel (Aethionema armenum und A. coridifolium)<br />

Felsen-Steinkraut (Alyssum saxatile)<br />

Dorniges Steinkraut (Alyssum spinosum)<br />

Pyrenäen-Sandkraut (Arenaria tetraquetra)<br />

Griechischer Fels-Meier (Asperula arcadiense)<br />

Garten-Blaukissen (Aubrieta)<br />

Milzfarn (Ceterach officinarum)<br />

Goldlack (Cheiranthus cheiri)<br />

Schöllkraut (Chelidonium majus)<br />

Rosettiges Felsenblümchen (Draba aizoides)<br />

Getupfter Reiherschnabel (Erodium guttatum)<br />

Dalmatien-Storchschnabel (Geranium dalmaticum)<br />

Felsen- und Immergrüne Schleifenblume (Iberis saxatilis und I. sempervirens)<br />

Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana)<br />

Großblütige Braunelle (Prunella grandiflora)<br />

Winter-Bohnenkraut (Satureja montana subsp. montana)<br />

Dickrosettiges Fettblatt (Sedum pachyclados)<br />

Mil<strong>der</strong> Mauerpfeffer (Sedum sexangulare)<br />

Moor-Blaugras (Sesleria caerulea)<br />

Sommergrüner Gaman<strong>der</strong> (Teucrium chamaedrys)<br />

Nie<strong>der</strong>liegen<strong>der</strong> Ehrenpreis (Veronica prostata)


Sonnig-trocken – schwach kalkhaltig (pH 7,5) bis kalkreich (pH 8,0)<br />

Ageratumblättrige Silber-Garbe (Achillea ageratifolia)<br />

Bittere Schafgarbe (Achillea clavennae)<br />

Zwergige Garten-Garbe (Achillea x lewesii)<br />

Berg- und Mauer-Steinkraut (Alyssum montanum und A. murale)<br />

Schmalblättriger Polster-Tragant (Astragalus angustifolius)<br />

Garten-Blaukissen (Aubrieta)<br />

Rotblühende Spornblume (Centranthus ruber)<br />

Pfingst-Nelke (Dianthus gratianopolitanus)<br />

Rosettiges Felsenblümchen (Draba aizoides)<br />

Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites)<br />

Herzblättrige Kugelblume (Globularia cordifolia)<br />

Sonnenröschen (Helianthemum)<br />

Wimper-Perlgras (Melica ciliata)<br />

Felsen-Moltkie (Moltkia petraea)<br />

Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana)<br />

Großblütige Braunelle (Prunella grandiflora)<br />

Mil<strong>der</strong> Mauerpfeffer (Sedum sexangulare)<br />

Sommergrüner Gaman<strong>der</strong> (Teucrium chamaedrys)<br />

Absonnig bis schattig – sauer/mäßig sauer (pH 4,6 – 5,5) bis neutral (pH 6,9)<br />

Alpen- und Felsen-Frauenmantel (Alchemilla alpina und A. saxatilis)<br />

Goldtröpfchen (Chiastophyllum oppositifolium)<br />

Mauer-Zimbelkraut (Cymbalaria muralis)<br />

Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris)<br />

Pyrenäen-Felsenteller (Ramonda myconi)<br />

Gewöhnlicher Tüpfelfarn (Polypodium vulgare)<br />

Rispen-Steinbrech (Saxifraga paniculata)<br />

Absonnig bis schattig – schwach sauer/neutral (5,9 – 6,9) bis schwach kalkhaltig (pH 7,5)<br />

Mauer-Streifenfarn (Asplenium ruta-muraria)<br />

Goldtröpfchen (Chiastophyllum oppositifolium)<br />

Falscher Erdrauch (Corydalis lutea)<br />

Mauer-Zimbelkraut (Cymbalaria muralis)<br />

Felsen-Blasenfarn (Cystopteris fragilis)<br />

Pyrenäen-Felsenteller (Ramonda myconi)<br />

Hirschzungenfarn (Phyllitis scolopendrium)<br />

Großer Tüpfelfarn (Polypodium interjectum)<br />

Garten-Moos-Steinbrech (Saxifraga x arendsii in Sorten)<br />

Gegenblättriger Steinbrech (Saxifraga oppositifolia)<br />

Absonnig bis schattig – schwach kalkhaltig (pH 7,5) bis kalkreich (pH 8,0)<br />

Grünstieliger Streifenfarn (Asplenium viride)<br />

Haberlee (Haberlea rhodopensis)<br />

Hirschzungenfarn (Phyllitis scolopendrium)<br />

Gewöhnlicher Tüpfelfarn (Polypodium vulgare)<br />

Falscher Erdrauch (Corydalis lutea)


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Grüne Fugen<br />

602050<br />

Pflege von Pflastervegetation<br />

Pflasterflächen mit begrünten Fugen aus Stauden, ob als Wege, Stellfläche o<strong>der</strong> Treppe angelegt,<br />

sind Extremstandorte und benötigen geringe Pflege zum richtigen Zeitpunkt.<br />

Spontanvegetation bzw. Unkräuter werden sich in erster Linie dort einstellen, wo gepflanzte Stauden<br />

ausfallen o<strong>der</strong> noch kein vollständiger Fugenschluss erreicht wurde.<br />

Arten wie <strong>der</strong> Breitwegerich (Plantago major) o<strong>der</strong> das Einjährige Rispengras (Poa annua), von den<br />

Indianerstämmen Nord-Amerikas auch als „Tritt des Weißes Mannes“ bezeichnet, siedeln sich<br />

vorrangig durch das Betreten an, Arten wie <strong>der</strong> Löwenzahn (Taraxacum officinalis) und das Orange<br />

Habichtskraut (Hieracium aurantiacum) werden angeweht, an<strong>der</strong>e wie das Ausläufertreibendes<br />

Straußgras (Agrostis capillaris) und zahlreiche Schwingel-Arten (Festuca) können sich von<br />

angrenzende Rasenflächen ausbreiten.<br />

Wichtig ist es, dass die Unkräuter mit Hilfe eines Unkrautstechers mit ihren gesamten Wurzeln<br />

herausgenommen werden, am besten vor <strong>der</strong> Blüte und wenn die Pflanzen groß genug sind, um sie<br />

gut greifen zu können. Je<strong>der</strong> mechanische Eingriff stellt allerdings eine Störung in das Pflanzengefüge<br />

dar und sollte daher auf ein Mindestmaß beschränkt bleiben. Hierbei spielt das Ermessen des<br />

Pflegenden eine Rolle.<br />

Nicht alle Pflanzen, die ungeplant einwan<strong>der</strong>n, müssen zwangsläufig entfernt werden. Sie können<br />

eine willkommene <strong>Bereiche</strong>rung für die Fläche darstellen und als Fugenfüller ruhig belassen werden.<br />

Schöne Arten, die sich als Pioniere gerne in solchen <strong>Bereiche</strong>n aussäen, sind<br />

- Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium),<br />

- Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia) o<strong>der</strong><br />

- Arznei-Thymian (Thymus pulegioides).<br />

Auf größeren, offenen Stellen kann ebenfalls die Gewöhnliche Wiesenmargerite (Chrysanthemum<br />

leucanthemum) einwan<strong>der</strong>n, <strong>der</strong>en Samen durch den Wind verbreitet werden und als Rosettenpflanze<br />

den Winter überdauert.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Mauerblümchen<br />

603000<br />

Mauerblümchen – vertikale Begrünung mit Fugenbewohnern<br />

Mauern aus aufgeschichteten Steinen und ihre Zwischenräume bieten vielen Pflanzenarten geeignete<br />

Lebensbedingungen. Auch hier liefert die genaue Beobachtung, welche Pflanzen an welchen<br />

Standorten in <strong>der</strong> Natur wachsen, wertvolle Hinweise für die Verwendung. Die Lebensbereiche <strong>der</strong><br />

Stauden verdeutlichen, dass Steinanlagen, Felsmatten, Steinfugen und Mauerkronen zahlreichen<br />

Mauerblümchen geeignete Standorte bieten.<br />

Am Naturstandort siedeln diese Pflanzen auf Felsenstandorten, Felsaufschlüssen und<br />

Blockschutthalden. Es sind Stauden, die sich mit ihrer Behaarung und Wachsüberzügen sowie <strong>der</strong><br />

Ausbildung von Pfahlwurzeln an das Leben in Stein und Fels angepasst haben.<br />

Mauern besitzen ein extremes Mikroklima mit großen Temperaturschwankungen, insbeson<strong>der</strong>e wenn<br />

sie sonnen- und windexponiert sind. Die Zusammensetzung <strong>der</strong> Fugenbewohner wird bestimmt von<br />

<strong>der</strong> Exposition, Sonne o<strong>der</strong> Schatten, und hängt außerdem stark davon ab, ob kalkhaltiges o<strong>der</strong><br />

kalkfreies Gestein o<strong>der</strong> Fugenmaterial verwendet wurde. So findet man in den Kalkmörtelfugen alter<br />

Mauern als Spontanvegetation oft die Mauerraute (Asplenium ruta-muraria). Typische Mauerblümchen<br />

wie Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) und Mauerpfeffer (Sedum) besiedeln selbst kleinste<br />

Aussparungen und Ritzen. Mauern bieten ebenfalls vielen heimischen Insekten und Tieren geeigneten<br />

Lebensraum.<br />

Die Wurzeln <strong>der</strong> in den Mauerfugen gedeihenden Pflanzen nutzen die Feuchtigkeit des Mauerkerns<br />

o<strong>der</strong> rückwärtiger Bodenschichten. Dementsprechend weit streichend ist das Wurzelwerk, welches<br />

wie „Fugenkitt“ zur Befestigung <strong>der</strong> Fugen beiträgt.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Mauerblümchen<br />

603010<br />

Sonne o<strong>der</strong> Schatten<br />

Die Exposition einer Mauer ist neben dem pH-Wert des Ausgangsgesteins für die Pflanzenauswahl<br />

ein entscheiden<strong>der</strong> Standortfaktor. Beson<strong>der</strong>s bei Ost-West-Ausrichtung <strong>der</strong> Mauer ergeben sich<br />

ausgeprägte Licht- und Schattenseiten mit unterschiedlichen Wuchsorten für die Mauerblümchen.<br />

Typische Vertreter <strong>der</strong> absonnigen und luftkühlen Mauerlagen sind verschiedene Farnarten wie<br />

Mauerraute (Asplenium ruta-muraria) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tüpfelfarn (Polypodium vulgare). Im Kalkgestein<br />

feuchter und etwas beschatteter Mauerspalten verwil<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Gelbe Lerchensporn (Corydalis lutea). In<br />

Mörtelfugen lässt er sich gut mit Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) und Mauer-Streifenfarn (Asplenium<br />

ruta-muraria) vergesellschaften. Wohl fühlen sich dort auch das wintergrüne Goldtröpfchen<br />

(Chiastophyllum oppositifolium) o<strong>der</strong> die Hängepolster-Glockenblume (Campanula poscharskyana),<br />

die sich gerne aussät.<br />

Für die warmen und sonnigen <strong>Bereiche</strong> <strong>der</strong> Mauern sind Sonnenanbeter wie Teppich-Schleierkraut<br />

(Gypsophila repens) o<strong>der</strong> Teppich-Phlox (Phlox subulata) mit den unterschiedlichen Blütenfarben<br />

geeignet.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Mauerblümchen<br />

603020<br />

Mauern, Mauern, Mauern – Verwendungsmöglichkeiten<br />

Mauern, die als Standorte für Stauden nutzbar sind, lassen sich nach ihrer Bauform differenzieren.<br />

Trockenmauern sind „trocken“ aufgesetzte Mauern, die ohne Verbindung von Beton o<strong>der</strong> Mörtel<br />

errichtet werden. Da sie am besten doppelwandig aufgesetzt werden, eigenen sie sich als<br />

Stützmauern und als freistehende Natursteinmauern. Die erfor<strong>der</strong>liche Schrägstellung <strong>der</strong> Mauer von<br />

10 - 20% nennt man Dossierung.<br />

Trockenmauern brauchen für eine erfolgreiche Begrünung eine Verbindung zum anstehenden Boden<br />

o<strong>der</strong> werden mit Er<strong>drei</strong>ch hinterfüllt. Die Fugenbewohner erreichen mit ihren Wurzeln das Substrat<br />

und können so zwischen den Steinen wachsen.<br />

Steingartenstauden mit Topfballen werden beim Bau <strong>der</strong> Mauer direkt in die Fugen gesetzt.<br />

Ein völlig an<strong>der</strong>es Prinzip stellen Mauern aus Betonfertigelementen dar. Sie werden im<br />

Baukastensystem aufeinan<strong>der</strong> geschichtet, mit Substrat verfüllt und bepflanzt. Da <strong>der</strong> Wurzelraum für<br />

die Pflanzen sehr begrenzt ist, neigen diese Pflanzelemente, beson<strong>der</strong>s in sonnigen Lagen, häufig<br />

zum Austrocknen. Hier eignen sich Wimper-Perlgras (Melica ciliata) und Goldhaar-Aster (Aster<br />

linosyris) als Mauerblümchen.<br />

Die Mauerkronen und Mauern von ganz beson<strong>der</strong>er Art, nämlich Gabionen, sind weitere<br />

interessante Einsatzgebiete für Stauden.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Mauerblümchen<br />

603021<br />

Mauerkronen<br />

Der obere, horizontal verlaufende Abschluss <strong>der</strong> Mauer, die Mauerkrone wird entwe<strong>der</strong> mit<br />

passenden Steinen abgedeckt o<strong>der</strong> bepflanzt. Hier eignen sich beson<strong>der</strong>s polsterbildende Stauden,<br />

wie das Teppich-Seifenkraut (Saponaria ocymoides) o<strong>der</strong> die Immergrüne Schleifenblume (Iberis<br />

sempervirens).<br />

Die natürlichen Pflanzengesellschaften <strong>der</strong> Mauerkronen entsprechen etwa denen extensiver<br />

Dachbegrünungen. Hier finden sich ähnliche Überlebenskünstler. Ein kompakter Wuchs verweist<br />

auf Anpassung an Trockenheit. Ausläufertreibende Pflanzen wie die Teppich-Goldbeere (Waldsteinia<br />

ternata) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Woll-Ziest (Stachys byzantina) können ganze Mauerkronen überdecken. An<strong>der</strong>e<br />

Pflanzen wie Mauerpfeffer (Sedum) und Dachwurz (Sempervivum) speichern Wasser in ihren<br />

dickfleischigen Blättern und können auf Mauerkronen schon mit den geringsten Mengen an<br />

angeflogenem Erdmaterial überleben.<br />

Mauerfuß und Mauerkrone können gute Beispiele für Spontanbesiedlungen sein. Am Fuße alter<br />

Natursteinmauern siedeln sich gerne wärmebedürftige Gartenflüchtlinge wie <strong>der</strong> Goldlack<br />

(Cheiranthus cheiri) und das Löwenmaul (Antirrhinum majus) an. Auch Zwiebel-, Knollen- und<br />

Rhizompflanzen wie Perl-Hyazinthe (Muscari botryoides), Schnittlauch (Allium schoenoprasum) und<br />

Sorten <strong>der</strong> Garten-Schwertlilie (Iris Germanica-Gruppe) können schöne jahreszeitliche Akzente setzen.<br />

Mauern von ganz beson<strong>der</strong>er Art werden aus Gabionen, das sind in <strong>der</strong> Regel mit Steinen befüllte<br />

Drahtgitterkörbe, gebaut. Hier bestimmen die Art <strong>der</strong> Steinfüllung und ihre Bauweise die<br />

Lebensbedingungen für Stauden.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Mauerblümchen<br />

603022<br />

Gabionen<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung stellt die Gabionenbegrünung sowohl in <strong>der</strong> Horizontalen als auch<br />

in <strong>der</strong> Vertikalen dar. Gabionen sind Drahtgeflechtkörbe aus korrosionsgeschütztem Draht und<br />

mittlerweile in unterschiedlichen Maßen, ungefüllt o<strong>der</strong> befüllt im Handel. Ursprünglich als<br />

Böschungssicherung im Wildbachverbau eingesetzt, finden sie zunehmend als Hangsicherung an<br />

Straßenböschungen, aber auch als Gestaltungselement im privaten und öffentlichen Freiraum<br />

Verwendung. Sie werden in <strong>der</strong> Regel auf eine Schotterfundament aufgestellt und mit Natursteinen,<br />

Bruchsteinen o<strong>der</strong> Kies befüllt.<br />

Werden die Steine in den Körben wie bei einer Trockenmauer aufeinan<strong>der</strong> geschichtet und mit Erde<br />

angereichert, ergeben sich ausreichend Nischen für Stauden. Darüber hinaus ist auch eine<br />

Begrünung <strong>der</strong> Gabionenkrone möglich, indem Pflanzgefäße in die Füllung eingebaut werden o<strong>der</strong><br />

Substrat direkt auf die Krone aufgebracht wird, das durch ein Geotextil und die anschließenden<br />

Bepflanzung am Abschwemmen gehin<strong>der</strong>t wird.<br />

Ingesamt sind die Anfor<strong>der</strong>ungen an eine Gabionenbegrünung mit <strong>der</strong> einer herkömmlichen<br />

Mauerbegrünung vergleichbar. Wie bei <strong>der</strong> Dachbegrünung finden bei dieser Begrünungsmethode<br />

bevorzugt Arten <strong>der</strong> Dachwurz (Sempervivum) und des Mauerpfeffers (Sedum) sowie zahlreiche<br />

Fugenbewohner und Mauerblümchen Verwendung.<br />

Die Gabionenbegrünung ist zurzeit Gegenstand zahlreicher Systementwicklungs- und<br />

Forschungsprojekte, beson<strong>der</strong>s zur vertikalen Begrünung <strong>der</strong> Gabionenwand. Vergleichbare<br />

Begrünungen mit Stauden finden sich in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff in Meran, Südtirol.<br />

Damit solche grünen Bauwerke dauerhaften Erfolg zeigen, sind allerdings ein hohes Maß an<br />

technischem Aufwand und ein sorgfältig ausgeklügeltes Bewässerungssystem notwendig.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Mauerblümchen<br />

603030<br />

Pflege begrünter Mauern<br />

Begrünte Mauern stellen ähnlich wie Pflasterflächen mit begrünten Fugen für Stauden<br />

Extremstandorte dar und beanspruchen daher nur sehr wenig Pflege.<br />

Vor <strong>der</strong> Pflanzung ist darauf zuachten, dass die Topfballen vor dem Einsetzen in die Mauer gründlich<br />

gewässert werden. Bei <strong>der</strong> sich anschließenden Fertigstellungspflege ist unabhängig von <strong>der</strong><br />

Bauweise <strong>der</strong> Mauern eine Bewässerung nur bei lang anhalten<strong>der</strong> Trockenheit erfor<strong>der</strong>lich. Hierbei<br />

ist darauf zu achten, dass ggf. das Er<strong>drei</strong>ch bzw. das Pflanzensubstrat nicht aus den Fugen gespült<br />

wird, bis die Pflanzen eingewurzelt sind.<br />

Die nachfolgende Entwicklungs- und Unterhaltungspflege beinhaltet das Zurückschneiden von<br />

abgestorbenen Pflanzenteilen, die Beseitigung von unerwünschter Spontanvegetation, insbeson<strong>der</strong>e<br />

von Gehölzen, und das gelegentliche Wässern in extremen Trockenphasen. Das Nachpflanzen von<br />

ausgefallenen Stauden ist, mit Ausnahme <strong>der</strong> Mauerkrone, in <strong>der</strong> Regel schwierig zu bewerkstelligen.<br />

Die genannten Pflegemaßnahmen sind vergleichbar mit denen <strong>der</strong> extensiven Dachbegrünung.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Kübel und Tröge<br />

604000<br />

Kübel und Tröge<br />

Stauden in Kübeln und Trögen werden zu mobilen Gestaltungselementen in städtischen Freiräumen<br />

auf Plätzen und in Fußgängerzonen, im Garten und auf Terrasse, vor <strong>der</strong> Haustür, auf dem Balkon<br />

und vor allem dort, wo aufgrund von Standortungunst auf Pflanzen verzichtet werden müsste. Manch<br />

eine Wand kann nur mithilfe einer Kletterpflanze im Pflanzgefäß begrünt werden, eine Terrasse erhält<br />

durch vielfältig bepflanzte Kübel mediterranes o<strong>der</strong> tropisch anmutendes Flair.<br />

Kübel und Tröge lassen sich das Jahr über immer wie<strong>der</strong> neu arrangieren. Mit Pflanzgefäßen in<br />

verschiedenen Größen, Formen, Materialien und Bepflanzungsarten erhält jede Situation eine<br />

individuelle Note. Gefäß und Staude bilden eine gestalterische Komposition, bei <strong>der</strong> Farbe, Struktur<br />

und Stil aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt werden. Jede Staude kann zu ihrem Höhepunkt in Szene gesetzt<br />

werden.<br />

Stauden können in eine große Vielfalt von Gefäßen gepflanzt werden, wenn die beson<strong>der</strong>en<br />

Standortbedingungen, kalte Füße, Sonne und Durst, beachtet werden.<br />

Steingut, Keramik, Naturstein und Beton sind beliebte Materialien für Kübel und Tröge, die aber<br />

aufgrund fehlen<strong>der</strong> Frostbeständigkeit nicht immer für eine Überwinterung <strong>der</strong> Stauden im Freien<br />

geeignet sind. Pflanzgefäße aus Holz o<strong>der</strong> Metall hingegen nehmen durch Frost keinen Schaden.<br />

Auf diese Art und Weise lassen sich Gärten „en miniature“ gestalten, hier fühlen sich vor allem die<br />

Überlebenskünstler unter den Stauden wohl. Die beson<strong>der</strong>e Anziehungskraft des Elementes Wasser<br />

auf Mensch und Tier findet in Wassergefäßen ihren Ausdruck.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Kübel und Tröge<br />

604010<br />

Kalte Füße, Sonne und Durst<br />

Das Gärtnern im Kübel unterscheidet sich nicht grundsätzlich vom Umgang mit Pflanzen, die direkt im<br />

Erdboden wachsen. Die speziellen Bedingungen für Stauden und Gehölze im Kübel erfor<strong>der</strong>n jedoch<br />

ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk auf die Nährstoff- und Wasserversorgung sowie die Überwinterung.<br />

Wie bei je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Pflanzung bestimmt <strong>der</strong> Standort die Pflanzenauswahl. An<strong>der</strong>s als bei einer<br />

Pflanzung in den Erdboden kann das Substrat jedoch ohne großen Aufwand auf die Ansprüche <strong>der</strong><br />

Pflanzen abgestimmt und <strong>der</strong> Stellplatz des Kübels in Sonne o<strong>der</strong> Schatten selber festgelegt werden.<br />

Grundsätzlich ist in Kübeln und Trögen <strong>der</strong> den Pflanzen zugedachte Wurzelraum beengt. Trockenheit,<br />

Wasser- und Nährstoffversorgung werden in Pflanzengefäßen schnell zu begrenzenden Faktoren. Mit<br />

abnehmen<strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Kübel und Tröge verschärft sich die Standortungunst zunehmend.<br />

Witterungseinflüsse wirken sich unmittelbarer aus: Sonne führt zu Durst, Frost o<strong>der</strong> Stauwasser<br />

verschafft den Pflanzen kalte Füße. Gegen Frostschäden hilft das Einpacken des Kübels in<br />

Noppenfolie o<strong>der</strong> Stroh. Das Gefäß kann jedoch auch im Boden versenkt o<strong>der</strong> frostfrei in <strong>der</strong> Garage<br />

o<strong>der</strong> auf dem Dachboden überwintert werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Bepflanzung ist darauf zu achten, dass sich niemals Wasser stauen kann. Das ist<br />

gewährleistet, wenn das Gefäß ein Loch als Abzug hat und die unterste Schicht aus durchlässigem<br />

Material wie zerschlagenem Ziegel o<strong>der</strong> Lavagrus besteht.<br />

Die Wasserhaltefähigkeit des Substrates kann durch Bodenverbesserungsstoffe erhöht werden.<br />

Depotdünger sorgen für ein gleichmäßiges Nährstoffangebot über längere Zeit. Ein absonniger,<br />

windarmer Platz verringert die Austrocknung. Dennoch müssen Stauden in Pflanzgefäßen regelmäßig<br />

und behutsam gewässert werden. Dies gilt verstärkt für Wassergefäße. Automatisierte<br />

Bewässerungssysteme erleichtern eine kontinuierliche Wasserversorgung.<br />

Tipp: Wer seinen Kübelpflanzen weniger Aufmerksamkeit schenken möchte, sollte sich für eine<br />

Bepflanzung mit Überlebenskünstlern entscheiden!


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Kübel und Tröge<br />

604020<br />

Überlebenskünstler<br />

Pflanzen in Kübeln o<strong>der</strong> Trögen, <strong>der</strong>en Wurzeln zu erdgebundenen Pflanzungen vergleichbar wenig<br />

Raum vorfinden, leben unter extremen Bedingungen.<br />

Durch eine gezielte Auswahl von Stauden und Kleingehölzen, <strong>der</strong>en natürlicher Lebensraum ähnlich<br />

extreme Bedingungen aufweist, kann aus <strong>der</strong> Not eine Tugend gemacht werden.<br />

Zur Gestaltung stehen sehr trockenheitsverträgliche Pflanzen aus den Hochgebirgen und<br />

Trockengebieten dieser Erde zur Verfügung. Durch ihre Anpassung an solche Bedingungen zeigen<br />

viele von ihnen einen beson<strong>der</strong>en Charme.<br />

Opuntien (Feigenkakteen), verschiedene Dachwurz-Arten (Sempervivum), Palmlilien (Yucca glauca<br />

und Y. filamentosa), Thymian (Thymus) und an<strong>der</strong>e duftende Kräuter bilden stimmige Gemeinschaften.<br />

Liebhaber alpiner Pflanzenbil<strong>der</strong> kombinieren Silberdistel (Carlina acaulis), Arten und Sorten von<br />

Enzianen (Gentiana) und das Alpen-Edelweiß (Leontopodium alpinum) sowie eine Vielzahl weiterer<br />

alpiner Stauden mit kleinwüchsigen Gehölzen.<br />

Diese Überlebenskünstler sind zum Teil recht empfindlich gegen Winternässe. Es empfiehlt sich,<br />

den Topf im Winter an einen vor Regen geschützten Ort zu stellen und ab und zu kontrollieren.<br />

Das Substrat spielt in diesen Zusammenhang eine wichtige Rolle. Zusammensetzung und<br />

Eigenschaften orientieren sich an dem Vorbild des Naturstandortes: sehr gesteinsreiches,<br />

durchlässiges Material, dessen Wasserhaltefähigkeit durch Zuschlagstoffe verbessert wird. Das<br />

Substrat lässt sich aus Erde aus Blähschiefer, Torf und Sand zu etwa gleichen Teilen selber mischen<br />

o<strong>der</strong> es wird handelsübliches Dachgartensubstrat verwendet.<br />

Tipp: Attraktiv wirkt bei solchen Pflanzungen eine Mulchschicht aus Gestein.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Kübel und Tröge<br />

604030<br />

Garten „en miniature“<br />

Wer einen Garten in Miniaturform anlegen will, sollte sich zuerst um die Standortbedingungen<br />

kümmern. Einerseits erschweren Standortfaktoren wie kalte Füße, Sonne und Durst das<br />

Pflanzenwachstum, an<strong>der</strong>erseits kann das Pflanzensubstrat gezielt auf die Pflanzen abgestimmt<br />

ausgewählt werden. So ist im Kübel o<strong>der</strong> Trog manches möglich, was an Wuchsorten mit direktem<br />

Bodenanschluss nicht zu realisieren wäre.<br />

Den extremen Lebensbedingungen im Kübel wird durch aufmerksame Pflege wie gezieltes Wässern<br />

und angepasstes Düngen entgegen gewirkt. Es muss regelmäßig gewässert und gedüngt werden.<br />

Fachgerecht dosierte Depotdünger verhin<strong>der</strong>n eine Überdüngung. Bei übermäßigem Wässern kann<br />

es leicht zu einer dauerhaften Vernässung des Substrates kommen, was bei vielen Pflanzen über kurz<br />

o<strong>der</strong> lang zum Absterben führt.<br />

Die meisten <strong>der</strong> Gartenstauden, mit Ausnahme <strong>der</strong> Überlebenskünstler und <strong>der</strong> Pflanzen für<br />

Wassergefäße, gedeihen in den vom Handel bereitgestellten Kübelblumenerden für eine dauerhafte<br />

Bepflanzung optimal.<br />

Eine Vielzahl unterschiedlicher Stauden steht für die Gestaltung dieser beson<strong>der</strong>en, kleinen Gärten<br />

zur Verfügung: Im Schatten sind dies Stauden wie Funkien (Hosta), Frauenhaarfarn (Adiantum<br />

pedatum) und Herzblatt-Bergenie (Bergenia cordifolia). Sie bestechen durch ihre fein abgestimmte<br />

Laubfarbe und -struktur.<br />

Am sonnigen Standort wirken Schwertlilien (Iris), das Perlpfötchen (Anaphalis triplinervis), das<br />

Fe<strong>der</strong>gras (Stipa pennata) o<strong>der</strong> Kräuter wie Majoran (Origanum laevigatum), Zitronen-Thymian<br />

(Thymus x citriodorus) o<strong>der</strong> Rosmarin (Rosmarinus officinalis) durch Blüte und Laub.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Kübel und Tröge<br />

604040<br />

Wassergefäße – Der Wassergarten im Kübel<br />

Wassergärten üben auf Menschen eine starke Anziehungskraft aus. Wasser fasziniert und bereichert.<br />

Auf <strong>der</strong> Terrasse o<strong>der</strong> in einem kleinen Garten wird <strong>der</strong> Wassergarten im Kübel zum Blickfang. Vögel,<br />

Libellen und an<strong>der</strong>e Insekten lassen sich gerne von ihm anlocken. Kleine Gefäße mit geringer<br />

Wassertiefe sind für Kin<strong>der</strong> von Vorteil, die so das interessante Geschehen am Wasser ohne Gefahr<br />

erleben können.<br />

Ein geeignetes Pflanzgefäß ist z. B. eine freistehende Mörtelwanne, ein ummauertes Becken o<strong>der</strong> ein<br />

in den Boden versenktes Kunststoffelement. Als Pflanzerde eignet sich humusfreier, sandiger<br />

Gartenlehm o<strong>der</strong> spezielle Teicherde. Humose Substrate fangen unter Wasser zu faulen an.<br />

Die Wasserpflanzen werden abhängig von <strong>der</strong> Wassertiefe und <strong>der</strong> Größe des Gefäßes ausgewählt.<br />

Stark wuchernde Stauden sind auf jeden Fall zu meiden.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Wasseroberfläche bieten Sumpfdotterblume (Caltha palustris) o<strong>der</strong> die Asiatische<br />

Sumpf-Schwertlilie (Iris laevigata) mit ihren gelben bzw. blauvioletten Blüten einen wun<strong>der</strong>schönen<br />

Anblick.<br />

Ist <strong>der</strong> Wasserstand höher sorgen Blumenbinse (Butomus umbellatus), Fieberklee (Menyanthes<br />

trifoliata) o<strong>der</strong> Hechtkraut (Ponte<strong>der</strong>ia cordata) für abwechslungsreiche Kombinationen.<br />

Selbst kleinere Seerosen wie die Sorten <strong>der</strong> Garten-Seerose (Nymphaea 'Froebeli’‚ ’Laydekeri’<br />

und ’Purpurata’) und <strong>der</strong> Zwergigen Garten-Seerose (Nymphaea tetragona) gedeihen im Kübel.<br />

Auch Wassergefäße benötigen Pflege. Wasserverlust muss ausgeglichen, die Ausbreitung zu starker<br />

Stauden begrenzt werden. Überdüngung und starke Erwärmung des kleinen Wasservolumens führt zu<br />

Algenbildung. Die damit verbundene Mühe wird durch die Freude an einem solchen Wassergarten<br />

jedoch reichlich belohnt.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Regenwasserversickerung<br />

605000<br />

Regenwasserversickerung<br />

In <strong>der</strong> Regel fließt das Regenwasser von versiegelten Flächen wie Dächern, Plätzen und<br />

Verkehrsflächen ungebremst ab. Zunehmende Flächenversiegelung und gehäufte<br />

Starkregenereignisse belasten die Kanalisation, was sich durch stetig steigende Kosten für die<br />

Abwasserentsorgung sowie durch Hochwasserschäden bemerkbar macht.<br />

Sowohl im kommunalen als auch im privaten Bereich wird diesem Problem vermehrt durch dezentrale<br />

Regenwasserrückhaltung, -nutzung und -versickerung begegnet: mittels Zisternen, Dachbegrünungen<br />

und Regenwasserversickerungsanlagen mit attraktiver Bepflanzung. Voraussetzung für eine<br />

Versickerung ist vor allem die ausreichende Durchlässigkeit des Untergrundes. Eine Gefährdung des<br />

Grundwassers muss ausgeschlossen sein.<br />

Es existieren eine Reihe von Bauweisen, die sich in punkto Effektivität, Flächenverbrauch und<br />

finanziellem Aufwand unterscheiden. Je nach Bauweise und vorhandenem Boden entstehen trockene<br />

Standorte o<strong>der</strong> wechselfeuchte Standorte.<br />

Bei <strong>der</strong> Anlage von Regenwasserversickerungseinrichtungen im Garten o<strong>der</strong> auf öffentlichen<br />

Grundstücken sind grundsätzlich die wasserrechtlichen und wasserwirtschaftlichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

des jeweiligen <strong>Bund</strong>eslandes zu beachten.<br />

Tipp: Bei Konzeptionierung und Dimensionierung beraten Sie Landschaftsarchitekten und<br />

Sachverständige gerne.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Regenwasserversickerung<br />

605010<br />

Bauweisen<br />

Es gibt verschiedene Ausbildungsformen von Versickerungen. Neben <strong>der</strong> Versickerung über<br />

Pflanzflächen und begrünbare Beläge sind Mulden und Rigolen attraktive Alternativen, die sich für<br />

eine Bepflanzung mit Stauden eignen.<br />

Die einfache Vertiefung im Gelände ist die Muldenversickerung, die bei guter Bodendurchlässigkeit<br />

und ausreichendem Platzangebot favorisiert wird. Bei dieser Muldenversickerung wird das<br />

Nie<strong>der</strong>schlagswasser langsam in <strong>der</strong> Mulde versickert. Die maximale Einstauhöhe sollte 30 bis 35 cm<br />

nicht überschreiten.<br />

Effektiver ist die Mulden-Rigolen-Versickerung. Dabei wird das Wasser über einen Graben, die<br />

sogenannte Rigole, <strong>der</strong> Mulde zugeleitet. Die Rigole wird mit durchlässigem Material, Kies o<strong>der</strong><br />

Schotter, verfüllt und ist daher ebenfalls versickerungsfähig. Dadurch wird mehr Volumen zur<br />

Zwischenspeicherung des anfallenden Wassers bereitgestellt. Die Rigole wird mit mind. 20 cm<br />

Substrat überdeckt, wobei ein Vlies das Einwaschen des Substrates in den Speicherkörper verhin<strong>der</strong>t.<br />

Bei beiden Bauweisen handelt es sich um vorwiegend trockene Standorte, da das anfallende<br />

Nie<strong>der</strong>schlagswasser sofort in die Versickerungskörper geleitet wird. Den Regen vertragen die<br />

Trockenkünstler problemlos.<br />

Wasser hält sich in einer Versickerung also nicht dauerhaft. Mittels Ton o<strong>der</strong> Lehm können allerdings<br />

Einstauflächen geschaffen werden, die dafür sorgen, dass <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsabfluss länger verweilt.<br />

Diese Einstauflächen versickern kein Wasser, aber hier können Feuchtbiotope entstehen, die, dem<br />

wechselfeuchten Standort entsprechend, artenreich mit Stauden bepflanzt werden.<br />

Tipp: Weiterführende Informationen zum Downloaden gibt es bei <strong>der</strong> Bayerischen Landesanstalt für<br />

Weinbau und Gartenbau.


Kapitel 5 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Regenwasserversickerung<br />

605020<br />

Geeignete Stauden für wechselfeuchte Standorte<br />

Wun<strong>der</strong>schöne, üppige, an Feuchtwiesen o<strong>der</strong> Hochstaudenfluren erinnernde Bil<strong>der</strong> lassen sich in<br />

und an Versickerungsmulden realisieren, wenn <strong>der</strong> anstehende Boden nur gering versickerungsfähig<br />

ist. Versickerungen unterschiedlicher Bauweisen, kombiniert mit wechselfeuchten<br />

Standortbedingungen und in Verbindung mit Teichen, Sumpfzonen und Bachläufen eröffnen eine<br />

Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

Geeignete Stauden finden sich in Pflanzengemeinschaften <strong>der</strong> Hochstaudenfluren, <strong>der</strong> Feuchtwiesen,<br />

<strong>der</strong> Röhrichte und Großseggen-Riede, wo <strong>der</strong> Wechsel von Feuchtigkeit und Trockenheit den<br />

Standort prägen.<br />

Einige beson<strong>der</strong>s schöne und geeignete Arten sind verschiedene Sumpf-Schwertlilien (Iris laevigata<br />

und Iris versicolor) o<strong>der</strong> Blut- und Ruten-Wei<strong>der</strong>ich (Lythrum salicaria und L. virgatum). An Gräben<br />

und an<strong>der</strong>en wechselfeuchten Standorten kommen <strong>der</strong> Gewöhnliche Wasserdost (Eupatorium<br />

cannabinum), das Sumpf-Mädesüß (Filipendula ulmaria) und <strong>der</strong> Gewöhnliche Baldrian (Valeriana<br />

officinalis) vor. Die heimische Sumpf-Garbe (Achillea ptarmica), <strong>der</strong> unermüdlich blühende<br />

Wiesenknöterich (Bistorta officinalis) und die Glänzende Wiesenraute (Thalictrum lucidum) bereichern<br />

das Artenspektrum.<br />

Als Pflege ist eine Mahd <strong>der</strong> Pflanzungen im zeitigen Frühjahr o<strong>der</strong> im Herbst möglich. Bei <strong>der</strong> Mahd<br />

ist darauf zu achten, dass das Schnittgut abgeräumt wird, um die Versickerungsfähigkeit zu erhalten.<br />

Ist ein geordnetes Pflanzenbild erwünscht, sind weitere Maßnahmen entsprechend <strong>der</strong> Pflege<br />

statischer Konzepte notwendig.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Regenwasserversickerung<br />

605030<br />

Geeignete Stauden für trockene Standorte<br />

Werden Versickerungsmulden als Trockenstandorte ausgebildet – dann versickern Sie an<br />

effektivsten –, wird das anfallende Nie<strong>der</strong>schlagswasser ohne große Verzögerung direkt in den<br />

Versickerungskörper geleitet. Die verwendeten Stauden müssen in <strong>der</strong> Lage sein, mit langem Phasen<br />

<strong>der</strong> Trockenheit und kurzen periodischen Überflutungen zu leben.<br />

Vorbil<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Pflanzenauswahl sind Pflanzengemeinschaften im Einflussbereich von<br />

Fließgewässern, die nur zeitweilig überflutet werden und von trockenen Standorten mit durchlässigem,<br />

mineralischem Untergrund wie Kalkmagerrasen und Halbtrockenrasen.<br />

Neben <strong>der</strong> Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa), dem Silber-Ährengras (Achnatherum<br />

calamagrostis), Kriechendem Gipskraut (Gypsophila repens) besiedeln verschiedene Seggen (Carex<br />

caryophyllea, C. montana und C. ornithopodoides) Sickermulden aus Kies. Splitt- und Schotter-<br />

Sickermulden können mit Sommer-Aster (Aster amellus), Zittergras (Briza media), Karthäusernelke<br />

(Dianthus carthusianorum) und Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) bepflanzt werden.<br />

Sowohl <strong>der</strong> Arznei-Thymian (Thymus pulegioides) als auch diverse Sonnenröschen (Helianthemum)<br />

gedeihen hier; selbst <strong>der</strong> essbare Schnittlauch (Allium schoenoprasum) findet hier geeignete<br />

Bedingungen vor.<br />

Die Üppigkeit einer Pflanzung auf wechselfeuchtem Standort wird bei <strong>der</strong> trockenen Variante durch<br />

einen eher filigranen, mediterran anmutenden Charme ersetzt.<br />

Die Pflege richtet sich nach dem Bepflanzungstyp. Es sind bei <strong>der</strong> Gestaltung sowohl dynamische als<br />

auch statische Konzepte denkbar.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Pflanzenklärung<br />

606000<br />

Pflanzenklärung<br />

Immer häufiger sind sie in den letzten Jahren entstanden: Kommunale Pflanzenkläranlagen o<strong>der</strong><br />

vergleichbare Kläranlagen, die dezentral das Abwasser kleiner Siedlungen aufbereiten.<br />

Gewerbegebiete, abgelegene Gebäude o<strong>der</strong> Fischzuchtanlagen sind Einsatzgebiete, bei denen diese<br />

Art <strong>der</strong> Abwasserklärung zum Einsatz kommt. Auch im Privatgarten hat die Pflanzenklärung steigende<br />

Bedeutung: Die Funktionsweise, <strong>der</strong> Reinigung von Schwimmteichen folgt den gleichen Prinzipien.<br />

Die Reinigungsleistung einer Anlage bestimmt sich aus dem Ausfiltern <strong>der</strong> Feststoffe, dem Absetzen<br />

<strong>der</strong> Schwebstoffe und <strong>der</strong> Aktivität von Mikroorganismen. Wie hoch <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

Repositionspflanzen, speziellen, wasserreinigenden Stauden, an <strong>der</strong> Abwasserreinigung ist, hängt<br />

von <strong>der</strong> Bauweise, <strong>der</strong> spezifischen Durchströmung des Wassers ab.<br />

Pflanzenkläranlagen können neben <strong>der</strong> Aufgabe <strong>der</strong> biologischen Abwasserreinigung auch<br />

gestalterisch interessant sein und sind bei entsprechen<strong>der</strong> Ausführung problemlos im Garten bzw. im<br />

Umfeld zu integrieren.<br />

Tipp: Die Grundsätze für Bemessung, Bau und Betrieb von Pflanzenkläranlagen sind im Arbeitsblatt<br />

ATV – A 262 <strong>der</strong> Abwassertechnischen Vereinigung festgelegt. Weiterführende Informationen zum<br />

Downloaden gibt es bei <strong>der</strong> Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Pflanzenklärung<br />

606010<br />

Funktionsweise<br />

Prinzipiell existieren <strong>drei</strong> Stufen <strong>der</strong> Abwasserreinigung mit Pflanzen: Der Anteil <strong>der</strong> Pflanzen an <strong>der</strong><br />

Wasserreinigung nimmt vom bewachsenen Abwasserteich über die Reinigung durch einen<br />

Bodenkörper bis hin zur hydrobotanischen Abwasserreinigung zu. Übernimmt vor allem <strong>der</strong><br />

Bodenkörper die Abwasserreinigung, muss das Wasser vertikal durchströmt werden. Soll die<br />

Reinigung im Bereich <strong>der</strong> Pflanzen stattfinden, muss eine horizontale Durchströmung stattfinden.<br />

Die Stauden sind das Herzstück <strong>der</strong> Abwasserreinigung. Sie liefern den für die mikrobiologischen<br />

Reinigungsprozesse wichtigen Sauerstoff und belüften auch im Winter durch die wie Röhrchen<br />

wirkenden Halme und Rhizome den Bodenkörper. Sie bilden das Milieu, in dem die Mikroorganismen<br />

die notwendigen Abbauprozesse leisten. Die Durchwurzelung <strong>der</strong> oberen Bodenschichten verbessert<br />

den gesamten Stoffaustausch und damit den Wirkungsgrad.<br />

Der durch die Pflanzen verbrauchte Nährstoffanteil ist eher gering, dennoch werden durch die<br />

Entnahme <strong>der</strong> im Winter abgestorbenen Pflanzenteile Nährstoffe entzogen.<br />

Spezielle Stauden, sogenannte Repositionspflanzen, verbessern den Reinigungsvorgang, indem sie<br />

die Fließgeschwindigkeit reduzieren, die Beschattung und die Sekundärverschmutzung durch Algen<br />

verringern und den Bodenkörper sichern.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Pflanzenklärung<br />

606011<br />

Horizontale Durchströmung<br />

Bei <strong>der</strong> Bauweise <strong>der</strong> Anlage mit horizontaler Durchströmung wird das Abwasser im Gegensatz zu<br />

vertikal durchströmten Systemen vor allem an die durchwurzelte Oberfläche des Bodenkörpers<br />

gebracht. In den oberen 10 – 20 cm läuft <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> mikrobiologischen Prozesse ab. Die<br />

Durchwurzelung för<strong>der</strong>t sowohl den Sauerstoffaustausch als auch die Infiltrierung <strong>der</strong> oberen<br />

Bodenschicht.<br />

In <strong>der</strong> kalten Jahreszeit bieten die Pflanzenreste sowohl Winterschutz als auch Möglichkeit <strong>der</strong><br />

Durchlüftung. Im Winter ist jedoch mit einer geringeren Reinigungsleistung zu rechnen. Deswegen<br />

sind Anlagen mit horizontaler Durchflutung dort empfehlenswert, wo im Winter mit geringerer<br />

Verschmutzung zu rechnen ist, z. B. bei Schwimmteichen. Das Wachstum <strong>der</strong> Stauden ist gerade im<br />

Einströmbereich sehr üppig und bietet hohes gestalterisches Potential.<br />

Da Bakterien und an<strong>der</strong>e Organismen nur im oberen Bereich mit dem Schmutzwasser in Berührung<br />

kommen, ist <strong>der</strong> Platzbedarf einer solchen Anlage größer. Pro Einwohnerwert sind fünf bis sechs<br />

Quadratmeter Fläche anzusetzen.<br />

Grundsätzlich sind alle Kläranlagen überflutungssicher und grundwasserneutral auszuführen.<br />

Die Beete werden seitlich und nach unten mit Beton, Kunststoff o<strong>der</strong> Lehm abgedichtet.<br />

Von Herstellern werden modulare Systeme angeboten, die über eine ausgereifte Technik verfügen.<br />

Der sandig-kiesige Bodenkörper dient vor allem <strong>der</strong> Einlagerung von Phosphaten. Die Stärke des<br />

Bodenkörpers beträgt bei horizontaler Durchströmung 50 cm. Um die Pufferkapazität des<br />

Bodenkörpers für Phosphate zu erhöhen, können ionenaustauschende Substrate eingebracht werden.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Pflanzenklärung<br />

606012<br />

Vertikale Durchströmung<br />

Das Abwasser wird bei dieser Bauweise vertikal durch den gesamten Bodenkörper geleitet. Das<br />

Wasser wird oberflächennah in die Anlage eingebracht, durchfließt den gesamten Bodenkörper und<br />

wird an <strong>der</strong> Sohle wie<strong>der</strong> entnommen. Bei dieser Bauweise ist die effiziente Durchströmung <strong>der</strong><br />

gesamten Bodenkörpers zu gewährleisten. Um die angestrebte Reinigungswirkung auch tatsächlich<br />

zu erreichen, ist <strong>der</strong> Einsatz von ausgereiften modularen Systemen empfehlenswert.<br />

Der durchlässige Bodenkörper hat eine Stärke von 80 cm, die Reinigung geschieht im gesamten<br />

durchströmten Bereich. Damit ist diese Bauweise effektiver und platzsparen<strong>der</strong> als horizontal<br />

durchströmte Systeme. Sie benötigen lediglich 2,5 – 3 m² Fläche pro Einwohnerwert, <strong>der</strong> bauliche<br />

Aufwand ist allerdings höher. Die Anlage ist aufgrund <strong>der</strong> größeren Tiefe wesentlich<br />

witterungsunabhängiger und die Leistung variiert jahreszeitlich nur gering.<br />

Grundsätzlich sind alle Kläranlagen überflutungssicher und grundwasserneutral auszuführen.<br />

Die Beete werden seitlich und nach unten mit Beton, Kunststoff o<strong>der</strong> Lehm abgedichtet.<br />

Auch die vertikal durchströmten Pflanzenkläranlagen werden mit speziellen, für diese Standorte<br />

ausgesuchten Repositionspflanzen begrünt. Neben ihre Funktion erfüllen die Stauden gestalterische<br />

Aufgaben. Pflanzenkläranlagen für den Privatgarten o<strong>der</strong> eine öffentliche Einrichtung lassen daher gut<br />

in ein gestalterisches Gesamtkonzept einfügen.


Kapitel 6 | Beson<strong>der</strong>e Situationen | Pflanzenklärung<br />

606020<br />

Repositionspflanzen<br />

Die für die Pflanzenklärung eingesetzten Stauden zählen zu den Repositionspflanzen. Unter<br />

Repositionspflanzen werden heimische Wildstauden und Gehölze zusammengefasst, die einen<br />

Beitrag zur Rekultivierung und Renaturierung von Flächen leisten, indem sie Beeinträchtigungen des<br />

Naturhaushalts wie<strong>der</strong> minimieren. Zur Reposition zählen auch Uferschutz und Wasserrückhalt.<br />

Bei den Stauden setzt sich diese Pflanzengruppe aus Sumpf- und Wasserpflanzen zusammen. Vor<br />

allem das Wurzelvolumen ist zur Erfüllung dieser Aufgaben ausschlaggebend.<br />

Einige Staudengärtnereien haben sich auf Repositionspflanzen spezialisiert, die zumeist dem<br />

Lebensbereich Wasserrand zugeordnet werden können. Dem Gewöhnlichen Schilf (Phragmites<br />

australis) als einziges Gras, dessen Rhizome sowohl horizontal als auch vertikal wan<strong>der</strong>n, kommt eine<br />

beson<strong>der</strong>e Aufgabe zu: Es kann in bis zu 2 m tief wurzeln und ist somit für beide<br />

Durchströmungsarten geeignet. Es erreicht Wuchshöhen bis 3 m. Als deutlich niedrigwüchsige<br />

Variante ist Phragmites australis var. humilis im Handel.<br />

Wichtige Wildstauden für die Wassereinigung sind Teich-Simse (Scirpus lacustris) und Vertreter <strong>der</strong><br />

großen Gruppe <strong>der</strong> Seggen (Carex). Weitere Röhrichtarten sind <strong>der</strong> Rohrkolben (Typha latifolia) und<br />

das weniger mächtige Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea). Mediterrane Aspekte lassen sich mit<br />

dem Pfahlrohr (Arundo donax) erzeugen. Blütenschmuck zeigen die Sumpf-Sumpfiris (Iris<br />

pseudacorus) und große Mädesüß-Arten (Filipendula kamtschatica o<strong>der</strong> F. rubra).<br />

Artenreiche Pflanzungen lassen sich bei hoher Nährstoffversorgung nur kurzzeitig erhalten, da die<br />

konkurrenzstärkste Art im Laufe <strong>der</strong> Zeit einartige Bestände ausbilden wird. Die Repositionspflanzen<br />

werden im Februar bei gefrorenem Bodenkörper gemäht. Soll eine Art in <strong>der</strong> Ausbreitung beschränkt<br />

werden, bietet sich ein zusätzlicher Schnitt im Sommer an.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!