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Anmerkungen zum Totentanz von Distler - Musik

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Schnitter, heißt der Tod“ (Lied nach dem Text <strong>von</strong> Clemens Brentano aus „Des Knaben<br />

Wunderhorn“, siehe Anhang) 38) für Flöte solo hinzu komponiert, die seitdem in vielen<br />

Aufführungen Bestandteil des <strong>Distler</strong>schen „<strong>Totentanz</strong>es“ sind. Es ist aber auch möglich,<br />

dass bereits bei der Uraufführung in Lübeck eine Flötenstimme erklang. Nur konnte<br />

nicht geklärt werden, ob es sich dabei um die uns erhaltene Stimme aus der Kasseler<br />

Aufführung handelt. Neben der meditativen Wirkung haben die zwischen den Dialogen<br />

und Spruchversen eingefügten Flötenvariationen auch eine aufführungspraktische<br />

Funktion. Dem Chor ist es auf diese Weise möglich, ohne Tonangabe durch den Dirigenten<br />

die jeweiligen Anfangstöne zu finden.<br />

<strong>Distler</strong> weist in seiner Vorbemerkung auf verschiedene Aufführungsmöglichkeiten hin.<br />

Der eigentliche <strong>Totentanz</strong> (die Sprechverse) kann sowohl gespielt (mit Kostümen) als<br />

auch vorgelesen werden. Außerdem erlaubt <strong>Distler</strong>, dass der <strong>Totentanz</strong> und die Chorsprüche<br />

jeweils für sich allein dargestellt werden können. Man würde jedoch m. E. bei<br />

einer Aufführung der Chorsprüche allein, d.h. ohne die Sprechverse den Zusammenhang<br />

aufgeben, den <strong>Distler</strong> durch die Bezüge der Spruchverse zu den Sprechversen<br />

mittels einer sehr sorgfältige Auswahl der Texte für die Spruchverse gestiftet hat.<br />

<strong>Distler</strong> verwahrt sich ja auch ausdrücklich gegen eine Umstellung in der Anordnung der<br />

Sprüche und Szenen untereinander. Stets gehören Chorspruch und nachfolgender<br />

Dialog zusammen, sagt er in der Vorbemerkung.<br />

Es fällt auf, dass gegenüber dem Notke’schen <strong>Totentanz</strong> nicht nur viele Personen<br />

weggelassen worden sind, sondern auch einige hinzugefügt wurden, nämlich Landsknecht,<br />

Schiffer und Greis. Bezüge <strong>zum</strong> ersten Weltkrieg und zur Stadt Lübeck drängen<br />

sich bei dem Landsknecht und dem Schiffer auf. Den Greis benutzte <strong>Distler</strong> offensichtlich<br />

zur Kontrastierung gegenüber der Jungfrau und dem Kleinkind. Die Hierarchie<br />

wird wie bereits in den mittelalterlichen Totentänzen eingehalten.<br />

Die Reihenfolge der einzelnen Bestandteile des Werkes unter Verwendung aller drei<br />

Bausteine zeigt, dass jeweils Chorspruch und Sprechvers bzw. Dialog inhaltlich zusammengehören.<br />

Die Flötenvariationen trennen diese Blöcke zwar rein äußerlich <strong>von</strong>einander,<br />

sie lassen sich jedoch der vorangehenden Ständeperson zuordnen (siehe<br />

Kapitel 3.4). Erster und letzter Chorspruch nehmen eine Sonderstellung ein, weil sie<br />

sich an alle Menschen wenden. In diesen beiden Rahmensprüchen liegt auch die<br />

38 Das Lied wurde unter anderem <strong>von</strong> Mendelssohn, Schumann, Brahms und Reger vertont.<br />

D:\Neu-ab-2005\Privat\<strong>Musik</strong>alisches\<strong>Distler</strong>\Entwurf.doc<br />

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