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Biologie der Haut - Penaten

Biologie der Haut - Penaten

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Die <strong>Haut</strong> eines Babys ist schön, weich und elastisch. Darüber hinaus ist sie ein Organ von<br />

erstaunlicher Komplexität. Wie die <strong>Haut</strong> von Erwachsenen weist die Babyhaut unzählige<br />

Strukturen auf, die – bereits in den ersten Stunden des Lebens – einwandfrei und effizient<br />

funktionieren.<br />

Im vorliegenden Kapitel wird <strong>der</strong> vielschichtige Aufbau <strong>der</strong> menschlichen <strong>Haut</strong> mit ihren verschiedenen<br />

Strukturen und Funktionen untersucht. Diese Informationen sind wesentlich für das<br />

Verständnis <strong>der</strong> Babyhaut sowie ihrer beson<strong>der</strong>en Strukturen und Funktionen, die Gegenstand<br />

des Kapitels „Beson<strong>der</strong>e Eigenschaften <strong>der</strong> Babyhaut“ sind.<br />

Ebenso wichtig ist eine Kenntnis <strong>der</strong> Anatomie und Physiologie <strong>der</strong> <strong>Haut</strong>, wenn wir die<br />

Beziehung zwischen <strong>Haut</strong>pflegeprodukten und <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> verstehen wollen. Auf die in diesem<br />

Kapitel erläuterten Fachbegriffe und Bezeichnungen werden wir in den folgenden Kapiteln<br />

immer wie<strong>der</strong> treffen.<br />

Überblick<br />

Vor einer Beschreibung <strong>der</strong> spezifischen <strong>Haut</strong>strukturen ist es hilfreich, ein Bild des allgemeinen<br />

Aufbaus <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> vor Augen zu haben. Das nachstehende Bild zeigt einen Querschnitt<br />

durch die menschliche <strong>Haut</strong> und die anatomischen Beziehungen zwischen den verschiedenen<br />

Strukturen.<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Die rechte Seite <strong>der</strong> Abbildung verdeutlicht, dass die gesamte <strong>Haut</strong>, unabhängig davon, an<br />

welcher Stelle des Körpers sie sich befindet, aus drei Schichten besteht: <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis, dem<br />

Korium und dem subkutanen Gewebe.<br />

Die Epi<strong>der</strong>mis umfaßt verschiedene Schichten, die auf <strong>der</strong> linken Bildseite aufgeführt sind. Von<br />

außen nach innen ist die Epi<strong>der</strong>mis wie folgt aufgebaut: Hornschicht, Körnerschicht, Stachelzellschicht<br />

und Keimschicht bzw. Basalschicht, die für die Bildung neuer Zellen verantwortlich<br />

ist. Die fünfte Schicht, die Glanzschicht, ist in dem Bild nicht gezeigt, kommt jedoch an<br />

be stimmten Stellen des Körpers wie den Handflächen und Fußsohlen vor.<br />

Der Hauptbestandteil <strong>der</strong> äußersten Epi<strong>der</strong>misschicht ist das Keratin, ein wi<strong>der</strong>standsfähiges<br />

Faserprotein. Es hat in erster Linie die Aufgabe, die darunter liegenden Strukturen vor <strong>der</strong><br />

Außen umgebung zu schützen. Die das Keratin bildenden Zellen werden als Keratinozyten<br />

bezeichnet.<br />

Melanozyten sind die Zellen in <strong>der</strong> Basalschicht, die das Pigment Melanin synthetisieren; diese<br />

Zellen kommen auch in <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis vor. Melanin schützt die <strong>Haut</strong> vor ultravioletter<br />

Strahlung.<br />

Das Korium ist, wie aus dem Bild hervorgeht, die dickste <strong>der</strong> drei <strong>Haut</strong>schichten. Sie besteht<br />

aus Fasern, einer Vielzahl von Zellen, extrazellulärer Flüssigkeit und amorpher Grundsubstanz.<br />

Darüber hinaus enthält sie Blutgefäße, Lymphgefäße und Nerven. Das Korium schützt vor<br />

mechanischen Einwirkungen und Temperaturschwankungen.<br />

Das Protein Collagen macht das meiste Gewicht des Korium aus. Die Collagen-Fasern bilden ein<br />

Netz, in das eine an<strong>der</strong>e Faserart, das Elastin „eingewebt“ ist. Collagen verleiht <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit gegen mechanische Einwirkungen, und die Elastin-Fasern bringen die<br />

<strong>Haut</strong> in ihren ursprünglichen Zustand zurück, sobald sie diesen Einwirkungen nicht mehr ausgesetzt<br />

ist.<br />

Zu den Nervenendigungen in dem Korium zählen die Meißner-Tastkörperchen, die leichte<br />

Berührungen und Schwingungen registrieren, sowie die Ruffini-Tastkörperchen, die<br />

Berührungen und Druck wahrnehmen.<br />

Wie aus dem Bild zu ersehen ist, sind auch bestimmte zusätzliche Strukturen in dem Korium<br />

angesiedelt, wie Schweißdrüsen, Talgdrüsen und Haarfollikel.<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Die ekkrinen Schweißdrüsen sind schlauchförmig und bilden am unteren Ende Knäuel; insgesamt<br />

liegen etwa 2 bis 3 Millionen in dem Korium. Die Schweißdrüsen sind die wichtigsten<br />

Mittel zur Temperaturregelung des Körpers und produzieren bei Hitze sage und schreibe 2 bis<br />

3 kg Schweiß pro Stunde.<br />

Die Talgdrüsen münden in die Haarfollikel und geben durch einen schmalen Kanal Talg in den<br />

Haarfollikel ab. Talg scheint wie eine Art körpereigenes Pflegemittel für das Haar zu wirken und<br />

kann zudem die <strong>Haut</strong> vor Austrocknen und Rissbildung schützen. Darüber hinaus kann <strong>der</strong> Talg<br />

antibakterielle und antimykotische Eigenschaften haben.<br />

Mit Ausnahme <strong>der</strong> Handflächen und Fußsohlen sind die Haarfollikel über die gesamte <strong>Haut</strong>fläche<br />

verteilt. Je<strong>der</strong> Haarfollikel besitzt kleine Bündel glatter Muskeln, die Haarerektormuskeln<br />

genannt werden. Bei Kälte, aber auch bei großer Angst ziehen sich diese Muskeln zusammen,<br />

die Haare sträuben sich, und es entsteht die so genannte Gänsehaut.<br />

Das Subkutangewebe liegt unter dem Korium und isoliert die unter diesem Gewebe liegenden<br />

Strukturen gegen Hitze, Kälte und mechanischen Druck. Die Subkutis besteht aus lockeren<br />

Bindegewebsbündeln, die die Fettzellen umgeben. Im Unterhautfettgewebe sind eine Vielzahl<br />

von Pacini-Tastkörperchen verteilt, die das Druck- und Vibrationsempfinden weitergeben.<br />

In dem Bild erkennt man auch die Arterien, Venen und Kapillargefäße. Die <strong>Haut</strong> wird von einem<br />

weitverzweigten Gefäßnetz versorgt, das zudem eine lebenswichtige Rolle bei <strong>der</strong> Temperaturregelung<br />

spielt.<br />

Dies war ein kurzer Überblick über den Aufbau <strong>der</strong> <strong>Haut</strong>. Nun wollen wir unsere Aufmerksamkeit<br />

auf einige grundlegende Fakten <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> richten und die verschiedenen Gewebe und<br />

Strukturen <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> eingehen<strong>der</strong> diskutieren.<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Die <strong>Haut</strong> als Ganzes<br />

Die <strong>Haut</strong> ist ein kompliziertes, vielschichtiges Organ mit lebenswichtigen Schutz- und Stoffwechsel<br />

funktionen. Sie ist von ihrem Gewicht her das größte Organ – mit etwa 8 Prozent des<br />

Körpergewichts eines Erwachsenen. Die <strong>Haut</strong>oberfläche beträgt etwa 2 Quadratmeter.<br />

Die <strong>Haut</strong> des Menschen besteht aus zwei Gewebearten, d. h. Gruppen ähnlicher Zellen mit<br />

einer bestimmten Funktion: Epithelgewebe und Bindegewebe.<br />

Das Epithelgewebe bedeckt das Äußere des Körpers und kleidet einige Körperöffnungen aus. Es<br />

schützt das darunterliegende Gewebe gegen Umwelteinflüsse. Die Zellen des Epithelgewebes<br />

liegen sehr nahe beieinan<strong>der</strong>.<br />

Das Bindegewebe stützt, schützt und verbindet ein Gewebe o<strong>der</strong> Organ mit dem an<strong>der</strong>en. Im<br />

Vergleich zum Epithelgewebe liegen die Bindegewebszellen relativ weit auseinan<strong>der</strong>.<br />

Die <strong>Haut</strong> ist in drei funktionelle Schichten unterteilt: die Epi<strong>der</strong>mis (Oberhaut), das Korium<br />

(Le<strong>der</strong>haut) und die Subkutis bzw. das subkutane Gewebe (Unterhaut).<br />

Die Dicke und <strong>der</strong> Entwicklungsgrad dieser Schichten hängt von ihrer Position am Körper und<br />

von Erbfaktoren, Alter und Geschlecht des Einzelnen ab. Darüber hinaus setzen die Menschen<br />

verschiedene <strong>Haut</strong>bereiche unterschiedlichen Einwirkungen o<strong>der</strong> Belastungen aus. Aufgrund<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

dieser Faktoren können die Festigkeit, Reizbarkeit, Mikroflora und pathologischen Gegebenheiten<br />

<strong>der</strong> <strong>Haut</strong> von Mensch zu Mensch und selbst bei ein und demselben Menschen stark<br />

variieren.<br />

Epi<strong>der</strong>mis<br />

Die Epi<strong>der</strong>mis ist eine Epithelgewebsschicht, so dünn wie Papier, die den Körper gegen äußere<br />

Einflüsse und ultraviolettes Licht schützt. Die Epi<strong>der</strong>mis selbst besteht aus verschiedenen<br />

Zellschichten. Die Zellen <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis sind dicht gepackt, und wie aus nachstehendem Bild<br />

ersichtlich, enthält jede dieser Schichten Zellen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Die<br />

Unversehrtheit <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis wird durch Brückenkörperchen, sog. Desmosome, sichergestellt,<br />

die für eine feste mechanische Verbindung zwischen den Zellen sorgen.<br />

Die Dicke <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis schwankt zwischen einigen Hun<strong>der</strong>tstel Millimetern an den meisten<br />

Stellen des Körpers bis zu mehreren Millimetern an den Handflächen und Fußsohlen. Am dünnsten<br />

ist sie an den Augenli<strong>der</strong>n und im Genitalbereich.<br />

Im Gegensatz zum Korium besitzt die Epi<strong>der</strong>mis we<strong>der</strong> Blutgefäße noch Nerven; daher wird sie<br />

mit Nährflüssigkeit versorgt, die von dem in dem Korium befindlichen Gefäßgewebe abgeson<strong>der</strong>t<br />

wird.<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Schichten <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis<br />

Nachstehend sind die wichtigsten Schichten <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis, von außen nach innen, sowie ihre<br />

Eigenschaften aufgeführt.<br />

Horn- o<strong>der</strong> Keratinschicht (Stratum corneum): Die Hornschicht ist eine zähe, elastische und<br />

relativ undurchdringliche Schicht toter Zellen ohne Zellkern und heller verhornter, schuppenähnlicher<br />

Zellen, die dicht gepackt sind. Die Hornschicht ist etwa 20 bis 25 Zellreihen dick und<br />

macht einen Großteil <strong>der</strong> mechanischen Festigkeit <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis aus.<br />

Auf ihrem Weg von <strong>der</strong> Keimschicht, in <strong>der</strong> neue <strong>Haut</strong>zellen gebildet werden, durch die an<strong>der</strong>en<br />

Schichten nach oben verhornen die Zellen <strong>der</strong> Hornschicht nach und nach, d. h. sie werden mit<br />

Keratin, einem zähen Faserprotein, gehärtet.<br />

Wenn die Zellen die Hornschicht erreichen, sind sie hart genug, um eine wi<strong>der</strong>standsfähige<br />

Barriere gegen äußere Einflüsse zu bilden. Daher bietet die Hornschicht einen äußerst wirksamen<br />

Schutz, obwohl sie an einigen Stellen des Körpers nur einige Hun<strong>der</strong>tstel Millimeter dick<br />

ist.<br />

Um diesen effektiven Schutz aufrechtzuerhalten, muß die Hornschicht zumindest so elastisch<br />

bleiben, dass sie nicht reißt. Aus dem Korium nach oben hin abgeson<strong>der</strong>tes Wasser trägt dazu<br />

bei, diese Schicht weich zu halten. Die Hornschicht benötigt jedoch häufig einen zusätzlichen<br />

Schutz gegen äußere Reizstoffe.<br />

Glanzschicht (Stratum lucidum): Die Glanzschicht ist eine dünne Schicht durchsichtiger Zellen,<br />

die nur an den Handflächen und Fußsohlen sowie an <strong>Haut</strong>stellen vorkommen, wo die Hornhaut<br />

beson<strong>der</strong>s dick ist. Daher wird sie nicht immer anatomisch als getrennte Schicht beschrieben.<br />

Die Glanzschicht ist reich an proteingebundenen Phospholipiden und kann somit als physiologische<br />

Barriere gegen das Eindringen von Wasser fungieren.<br />

Körnerschicht (Stratum granulosum): Die Körnerschicht setzt sich aus abgeflachten, spindelförmigen<br />

Zellen zusammen, Keratinkörnern – die sog. Keratohyalinkörnchen – die keinen Kern enthalten.<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Stachelzellschicht (Straum spinosum): Diese Schicht ist durch interzelluläre „Brücken“ gekennzeichnet,<br />

die je<strong>der</strong> Zelle ein stacheliges Aussehen verleihen. In den Zwischenräumen <strong>der</strong> Zellen<br />

können Nährstoffe und Sauerstoff nach oben diffundieren, um die Nährstoffversorgung <strong>der</strong><br />

Zellen zu gewährleisten.<br />

Keimschicht bzw. Basalschicht (Stratum germinativum): Die Keimschicht ist nur eine Zellreihe<br />

dick, <strong>der</strong>en Zellen Zellkerne aufweisen. Sie dient als Trennlinie zwischen Epi<strong>der</strong>mis und Korium.<br />

Die Keimschicht ist verantwortlich für die ständige Neubildung von Zellen. Die Zellen teilen sich<br />

und wan<strong>der</strong>n nach oben, sowie neue Zellen gebildet werden.<br />

In <strong>der</strong> Keimschicht finden sich die Melanozyten; dies sind Zellen, die das Pigment Melanin zum<br />

Schutz gegen UV-Strahlung produzieren. Die von diesen Zellen gebildeten Melanin körn chen<br />

wan<strong>der</strong>n in die Keratinozyten, d. h. in die keratinproduzierenden Zellen <strong>der</strong> Basal schicht. Bei<br />

ihrer Reifung verstreuen die Keratinozyten das Melanin als feines, körniges intrazelluläres<br />

Pulver.<br />

In <strong>der</strong> nachstehenden Tabelle sind die wichtigsten Fakten zu den Schichten <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis<br />

zusammengefaßt:<br />

Schichten <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis<br />

Schicht Zellreihen Beson<strong>der</strong>heiten<br />

Hornschicht Mehrere Tote Zellen ohne Kern<br />

Helle, verhornte, schuppenartige Zellen<br />

Glanzschicht Mehrere Durchscheinende Zellen<br />

Hauptsächlich an Handflächen und<br />

Fußsohlen<br />

Körnerschicht Mehrere Keratohylinkörnchen<br />

Flache, spindelförmige Zellen<br />

Stachelzellschicht Mehrere Die Zelle sind durch „Brücken“ miteinan<strong>der</strong><br />

verbunden und haben daher ein stacheliges<br />

Aussehen.<br />

Keimschicht Eine Aktive Zellbildung<br />

(Basalschicht)<br />

innerste Schicht<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Wachstum <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis<br />

Die Epi<strong>der</strong>mis ist ein Gewebe, das ständig erneuert wird. Die Zellen <strong>der</strong> Basalschicht bzw.<br />

Keimschicht teilen und differenzieren sich und reifen, während sie nach oben wan<strong>der</strong>n, bis sie<br />

die Hornschicht erreichen, wo sie abgeschilfert werden. In normaler <strong>Haut</strong> teilen sich die<br />

Basalzellen etwa einmal pro Tag, und (durchschnittlich) jeweils eine <strong>der</strong> geteilten Zellen wird<br />

zur <strong>Haut</strong>oberfläche hin abgeschoben.<br />

Man schätzt, dass eine neue Basalzelle etwa 3 bis 4 Wochen braucht, bis sie die Hornschicht<br />

erreicht.<br />

Auf ihrer Wan<strong>der</strong>ung nach oben än<strong>der</strong>n die Zellen ihre Form und Konsistenz. Die Stärke <strong>der</strong><br />

Zellwände nimmt zu, da an <strong>der</strong> Zellinnenseite Keratin abgelagert wird. Die Zellen beginnen<br />

bereits in <strong>der</strong> Basalschicht mit <strong>der</strong> Produktion kleiner Mengen von Keratin. Keratohyalin körn ­<br />

chen lassen sich jedoch erst in <strong>der</strong> Körnerschicht nachweisen. Diese Schicht ist die Übergangszone<br />

zwischen lebenden Epi<strong>der</strong>miszellen darunter und totem, verhorntem Material darüber.<br />

Den Prozess, den Epithelzellen von sich teilenden, stoffwechselaktiven Zellen bis hin zu toten,<br />

verhärteten Zellen durchlaufen, nennt man Verhornung.<br />

Bei <strong>der</strong> Verhornung <strong>der</strong> Zellen zerfallen die Zellkerne, die Zellen sterben ab und werden ganz<br />

flach zusammengedrückt. Die toten Hornschichtzellen bilden eine dichte, zusammenhängende<br />

Schicht; doch schließlich brechen die Verbindungen zwischen den Zellen auf, und sie schilfern<br />

sich ab.<br />

Das Keratin schützt die unter <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> liegenden Strukturen des Körpers vor Umwelteinflüssen.<br />

Da bestimmte Körperstellen – beispielsweise die Fußsohlen und Handflächen – einem stärkeren<br />

Abrieb ausgesetzt sind, bilden sie zu ihrem Schutz mehr Keratin. Schwielen entstehen dort,<br />

wo übermäßig viel Keratin gebildet wird.<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Im nachstehenden Diagramm ist das Wachstum <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis zusammengefaßt:<br />

Wachstumsprozeß <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis<br />

Tote Hornschichtzellen<br />

Körnerschicht: Verhornung<br />

Der gesamte Prozeß<br />

dauert etwa 1 Monat<br />

Wan<strong>der</strong>ungsrichtung<br />

neue Epi<strong>der</strong>miszellen<br />

Keimschicht: Basalzellen-Teilung<br />

Die <strong>Haut</strong> unterliegt ständig diesem natürlichen physiologischen Alterungsprozeß – und zwar<br />

während <strong>der</strong> gesamten Lebenszeit des Menschen, von vor <strong>der</strong> Geburt bis zum Tod. Es gibt<br />

jedoch noch eine an<strong>der</strong>e Art des Alterns, das durch den Zeitablauf bedingte o<strong>der</strong> auch chronologische<br />

Altern, das erst im Laufe des Lebens sichtbar wird.<br />

Langerhans-Zellen<br />

Langerhans-Zellen kommen in <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis in ähnlicher Konzentration vor wie die Melanozyten;<br />

sie machen etwa 2 bis 4 Prozent <strong>der</strong> gesamten Zellpopulation in <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis aus und<br />

werden bisweilen auch in dem Korium nachgewiesen. Die Zahl <strong>der</strong> Langerhans-Zellen steigt bei<br />

Kontaktallergie-Reaktionen an.<br />

Langerhans-Zellen spielen vermutlich eine entscheidende Rolle bei <strong>der</strong> Kontaktsensibilisierung<br />

und <strong>der</strong> immunologischen Überwachung zur Vermeidung von Virusinfektionen und<br />

Geschwulstbildungen <strong>der</strong> <strong>Haut</strong>.<br />

Altern <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis<br />

Das chronologische Altern ist durch ein allgemeines Dünnerwerden <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis und eine Ab ­<br />

nahme <strong>der</strong> Produktion neuer Epi<strong>der</strong>miszellen gekennzeichnet. Zwar tragen sowohl genetische<br />

und hormonelle als auch umweltbedingte Faktoren zum chronologischen Alterungsprozess bei,<br />

doch haben die Umweltfaktoren – insbeson<strong>der</strong>e Sonnenstrahlung und Wind – wahrscheinlich<br />

den größten Einfluß auf die Beschleunigung des vorzeitigen Alterns <strong>der</strong> <strong>Haut</strong>.<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Korium<br />

Das Korium (Le<strong>der</strong>haut) besteht aus elastischem Bindegewebe, in das die Zellen in relativ<br />

weitem Abstand zwischen verschiedenen Faserarten eingelagert sind.<br />

Das Korium ist ein stoffwechselaktives Gewebe, das sich in erster Linie aus Fasern, Zellen,<br />

amorpher Grundsubstanz und extrazellulärer Flüssigkeit zusammensetzt. Darüber hinaus enthält<br />

es Blutgefäße, Lymphgefäße und Nerven.<br />

Am Übergang zwischen Korium und Epi<strong>der</strong>mis befindet sich eine submikroskopische<br />

Membran, die als Basalmembran bezeichnet wird. Die Epi<strong>der</strong>mis ist entlang dieser Membran<br />

mit Ankerstiften, den sog. Hemidesmosomen, die sich an <strong>der</strong> Unterseite <strong>der</strong> Basalzellschicht<br />

befinden, an dem Korium verankert. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung für eine dauerhafte<br />

Verbindung zwischen <strong>der</strong> obenliegenden Epi<strong>der</strong>mis und dem darunterliegenden Korium.<br />

Das Korium schützt den Körper vor mechanischen Verletzungen und Temperaturän<strong>der</strong>ungen<br />

und versorgt die Epi<strong>der</strong>mis mit Nährstoffen. Darüber hinaus spielt das Korium eine wichtige<br />

Rolle für die Sinneswahrnehmungen.<br />

Fasern des Korium<br />

Die stützende Funktion des Korium beruht auf drei Arten von Fasern: Collagen-, Gitter- und<br />

elastischen Fasern.<br />

Collagen: Hauptbestandteil des Korium sind die Collagenfasern. Sie bestehen aus dem Protein<br />

Collagen, das im voll ausgereiften Zustand sehr starr ist und daher die Steifigkeit des<br />

Bindegewebes ausmacht. Die Festigkeit <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> und teilweise auch ihre Elastizität werden<br />

durch das dichte Netz von Collagenfasern bestimmt.<br />

Gitterfasern: Die Gitterfasern, die etwa 26% des Gewichts des Korium ausmachen, bestehen<br />

aus sehr dünnen, verzweigten Collagensträngen. Sie bilden das zugrundeliegende Fasernetz,<br />

das das Bindegewebe des Korium zusammenhält.<br />

Elastische Fasern: Die elastischen Fasern haben einen Anteil von etwa 4% am Gewicht des<br />

Korium und bestehen aus einer Proteinsubstanz, dem sog. Elastin. Wie <strong>der</strong> Name schon sagt,<br />

verleihen die elastischen Fasern dem Korium seine Elastizität. Die Fasern des Korium werden<br />

von beson<strong>der</strong>en Zellen, den Fibroblasten, gebildet. Sobald die Fasern fertig ausgebildet sind,<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

werden sie langsam neu angeordnet und zu Bündeln miteinan<strong>der</strong> verbunden. Die<br />

Collagenfasern bilden ein Geflecht, das einem Fischernetz ähnelt, in das die Elastinfasern „eingewebt“<br />

sind.<br />

Das Collagen verleiht <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> eine hohe Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit gegen mechanische Einwirkungen,<br />

während die Elastinfasern die <strong>Haut</strong> in ihrem ursprünglichen Zustand wie<strong>der</strong>herstellen.<br />

Wird das „Netz“ gestreckt, ziehen die Elastinfasern es wie<strong>der</strong> in den Ausgangszustand zurück,<br />

so dass die <strong>Haut</strong> keine Falten bildet.<br />

Die Fasern sind mit einer amorphen Grundsubstanz umgeben, die weitgehend aus Mukopolysaccharidgel<br />

besteht. Die Grundsubstanz trägt zur Elastizität <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> bei.<br />

Vergleich <strong>der</strong> Dermisfasern<br />

Faserart Protein-Komponente Funktion<br />

Collagenfasern Collagen Steifigkeit des Korium<br />

Elastische Fasern Elastin Elastizität<br />

Gitterfasern Collagen Ein das Korium zusammenhaltendes<br />

Netz<br />

Zellen des Korium<br />

Im Bindegewebe des Korium kommen vier Zellarten vor, und zwar Fibroblasten, Phagozyten<br />

(o<strong>der</strong> Fresszellen), Mastzellen und Plasmazellen, die sich in ihrer Struktur und Funktion voneinan<strong>der</strong><br />

unterscheiden.<br />

Fibroblasten: Diese Zellen bilden die vorstehend beschriebenen Collagen-, Gitter- und elastischen<br />

Fasern sowie die amorphe Grundsubstanz. Damit tragen sie zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong><br />

stützenden Funktion des Korium bei.<br />

Phagozyten: Hierbei handelt es sich um große Zellen, die Bakterien und Trümmer von totem<br />

o<strong>der</strong> krankem Gewebe phagozytieren (fressen). Sie helfen dabei, den Körper vor dem Eindringen<br />

frem<strong>der</strong> Bakterien und sonstiger Substanzen zu schützen.<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Mastzellen: Diese Zellen produzieren Heparin und Histamin, Substanzen, die eine wichtige<br />

Rolle bei allergischen (das Immunsystem betreffenden) Reaktionen spielen. Die Bedeutung von<br />

Heparin und Histamin in dem Korium ist bisher jedoch noch nicht vollständig geklärt.<br />

Plasmazellen: Plasmazellen bilden Antikörper, die zwei Hauptfunktionen haben: Erlangung einer<br />

Immunität gegenüber bestimmten Krankheiten und Entwicklung von Überempfindlichkeiten<br />

o<strong>der</strong> Allergien gegenüber verschiedenen Substanzen.<br />

Vergleich <strong>der</strong> Dermiszellen<br />

Zellarten<br />

Fibroblasten<br />

Phagozyten<br />

Mastzellen<br />

Plasmazellen<br />

Funktion<br />

Produzieren die im Bindegewebe vorkommenden Fasern<br />

und Grundsubstanz.<br />

Zerstören Bakterien und beseitigen Zell- und Gewebetrümmer.<br />

Produzieren Heparin und Histamin; sind an Immunreaktionen<br />

beteiligt.<br />

Bilden Antikörper, die Immunität bewirken, aber auch Allergien<br />

hervorrufen können.<br />

Extrazelluläre Flüssigkeit in dem Korium<br />

Die Flüssigkeit zwischen den Zellen und Fasern des Korium wird als extrazelluläre o<strong>der</strong> auch<br />

interstitielle Flüssigkeit bezeichnet. Ihre Zusammensetzung ist mit <strong>der</strong> des Blutplasmas vergleichbar.<br />

Die extrazelluläre Flüssigkeit ist in erster Linie für den Transport <strong>der</strong> Nähr- und Abfall ­<br />

stoffe zu und von den Zellen zum Gefäßsystem verantwortlich.<br />

Blut- und Lymphgefäße in dem Korium<br />

Im Gegensatz zur Epi<strong>der</strong>mis umfaßt das Korium ein Netz kleinster Blutgefäße, die sog.<br />

Kapillaren. Sie spielen eine wichtige Rolle bei <strong>der</strong> Nährstoffversorgung <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> und <strong>der</strong><br />

Regulierung ihrer Temperatur. Diese Gefäße werden an an<strong>der</strong>er Stelle des vorliegenden Kapitels<br />

im Abschnitt über die Schweißdrüsen beschrieben.<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Die Lymphgefäße führen die Lymphe, eine Flüssigkeit, die durch den ganzen Körper wan<strong>der</strong>t<br />

und sich aus Blut und Gewebeflüssigkeit bildet, in den Blutkreislauf zurück. Daher haben die<br />

Lymphgefäße eine einzigartige Transportfunktion, d. h. sie bringen Gewebeflüssigkeit, Proteine,<br />

Fette und an<strong>der</strong>e Substanzen zum allgemeinen Kreislauf zurück. Lymphgefäße befinden sich in<br />

den Zellzwischenräumen des Korium.<br />

Nervenendigungen in dem Korium<br />

Das Korium weist verschiedene verkapselte Nervenendigungen o<strong>der</strong> Rezeptoren zur Weiterleitung<br />

von Informationen über Berührung, Druck und Vibration auf.<br />

An den Fingerspitzen und Lippen sind die Meißner-Tastkörperchen beson<strong>der</strong>s zahlreich: sie<br />

spüren leichte Berührungen und Vibrationen. Die Ruffini-Tastkörperchen kommen in dem<br />

Korium und im subkutanen Gewebe <strong>der</strong> Finger vor und reagieren auf Berührung und Druck.<br />

Rezeptoren namens Krause-Endkolben spüren ebenfalls Berührungen und sind in dem Korium,<br />

im subkutanen Gewebe und in <strong>der</strong> Schleimhaut <strong>der</strong> Lippen und Augenli<strong>der</strong> sowie <strong>der</strong> äußeren<br />

Geschlechts organe zu finden. Die Pacini-Tastkörperchen kommen vor allem im subkutanen<br />

Gewebe vor, finden sich aber auch in dem Korium. Sie reagieren auf Druck und Vibration.<br />

Das Subkutangewebe<br />

Das Subkutangewebe (auch Subkutis o<strong>der</strong> Unterhaut genannt) ist die am weitesten innen liegende<br />

<strong>Haut</strong>schicht; sie umfasst lockere, die Fettzellen umgebende Bindegewebsbündel. Das<br />

Fett ist in kleinen in den Zellen befindlichen Bläschen o<strong>der</strong> Hohlräumen gespeichert. Von dem<br />

Korium aus verlaufen Collagenstränge zu dieser Schicht.<br />

Die Dicke des subkutanen Gewebes variiert stark, und zwar abhängig vom einzelnen Menschen<br />

und <strong>der</strong> betreffenden Körperregion. Das Unterhautfettgewebe dient zur Isolierung <strong>der</strong> darunterliegenden<br />

Körperstrukturen gegen Hitze, Kälte und Stöße.<br />

Zusätzliche <strong>Haut</strong>strukturen<br />

In <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> befinden sich außerdem verschiedene an<strong>der</strong>e Strukturen, wie Drüsen, Haare und<br />

Nägel. Jede dieser Strukturen wird einzeln besprochen, da jede einige sehr wichtige Funktionen<br />

besitzt.<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

<strong>Haut</strong>drüsen<br />

Bei den Drüsen handelt es sich um Strukturen, die bestimmte Substanzen (z. B. Schweiß o<strong>der</strong><br />

Talg) produzieren, die für den Einsatz an einer an<strong>der</strong>en Stelle des Körpers abgeson<strong>der</strong>t werden.<br />

Die <strong>Haut</strong> umfaßt zwei Arten von Drüsen: Schweißdrüsen und Talgdrüsen.<br />

Schweißdrüsen: Die Schweißdrüsen sind schlauchförmig und bilden am unteren Ende Knäuel.<br />

Sie liegen eigentlich in dem Korium o<strong>der</strong> Subkutis, ihre Kanäle verlaufen jedoch nach oben zur<br />

Epi<strong>der</strong>mis und münden an <strong>der</strong> <strong>Haut</strong>oberfläche. Es gibt zwei Drüsenarten: ekkrine und apokrine<br />

Drüsen.<br />

Die ekkrinen Schweißdrüsen sind zahlreicher als die apokrinen; sie sind wichtig für die Wärmeregulierung<br />

im Körper und sind in <strong>der</strong> gesamten <strong>Haut</strong> verteilt. Sie werden von cholinergischen<br />

Fasern des sympathischen Nervensystems aktiviert; ohne Innervation können die ekkrinen<br />

Schweißdrüsen nicht funktionieren. Ekkrine Schweißdrüsen sind am dichtesten an den Handflächen<br />

und Fußsohlen vertreten.<br />

Die apokrinen Schweißdrüsen entsprechen den Duftdrüsen bei Tieren und kommen hautpsächlich<br />

in den Haarfollikelöffnungen an <strong>der</strong> Stirn und in den Achselhöhlen, Leisten und am Damm<br />

vor. Ihre biologische Funktion ist unbekannt. Die bakterielle Zersetzung von apokrinem Schweiß<br />

bewirkt den Körpergeruch bei Jugendlichen und Erwachsenen.<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Die menschliche <strong>Haut</strong> enthält etwa 3 Millionen Schweißdrüsen, die normalerweise zwischen<br />

einem halben und einem Liter Schweiß pro Tag produzieren. Bei maximaler Leistung kann die<br />

Schweißproduktion 2 bis 3 Liter pro Stunde betragen.<br />

Die Schweißdrüsen sind die wichtigsten Mittel <strong>der</strong> Temperaturregelung des Körpers. Sie sind in<br />

enger Nachbarschaft zu den Kapillaren des Korium angeordnet. Steigt die Körpertemperatur<br />

über den Normalwert, erweitern sich diese Blutgefäße und erhöhte Mengen an Wasser und<br />

Salzen treten aus den Blutgefäßen in die Schweißdrüsen über.<br />

Sodann gelangt <strong>der</strong> Schweiß durch die Schweißkanäle und durch die <strong>Haut</strong>poren an die<br />

<strong>Haut</strong>oberfläche, wo er verdunstet und den Körper abkühlt.<br />

Schweiß besteht in erster Linie aus Wasser (zu 99%) und Salz (NaCl). Darüber hinaus enthält<br />

er an<strong>der</strong>e Substanzen wie Laktat und Harnstoff. Im Schweiß befinden sich keine Zellen. Die<br />

Schweißproduktion wird von physikalischen Faktoren wie Aktivität, Temperatur und Arzneimittel-Einnahme<br />

o<strong>der</strong> Nahrungsaufnahme sowie von psychologischen Faktoren wie Angst und<br />

Stress bestimmt.<br />

Talgdrüsen: Die Talgdrüsen liegen ebenfalls in dem Korium, neben den Haarfollikeln.<br />

Tatsächlich münden die Talgdrüsenkanäle in den Haarfollikeln. Diese Drüsen sind im Gesicht<br />

und in <strong>der</strong> Kopfhaut sowie im oberen Brust- und Rückenbereich am weitesten entwickelt. Diese<br />

Regionen werden auch die Talgbereiche genannt.<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Die Talgdrüsen son<strong>der</strong>n eine Substanz, den sog. Talg, ab, <strong>der</strong> ölige o<strong>der</strong> fettige Stoffe enthält<br />

(Triglyceride, Wachsester, Squalene, Cholesterin und Cholesterolester), gemischt mit Zellen, die<br />

sich von den Wänden <strong>der</strong> Drüsen abgelöst haben.<br />

Der Talg schützt die <strong>Haut</strong> vor Rissbildung und Austrocknen und scheint als körpereigenes <strong>Haut</strong> ­<br />

pflegemittel zu wirken. Als Hauptbestandteil des Fettfilms auf <strong>der</strong> <strong>Haut</strong>oberfläche trägt <strong>der</strong> Talg<br />

zur Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> gegen das Eindringen von Krankheitserregern bei. Die Talgpro<br />

duktion steigt während <strong>der</strong> Pubertät an und nimmt mit zunehmendem Alter ab.<br />

Über den Ausführungsgang <strong>der</strong> Talgdrüse wird <strong>der</strong> Talg in den Haarfollikel abgegeben. Auf seinem<br />

Weg durch den Follikel werden die Fette im Talg von Bakterien durch Hydrolyse aufgebrochen.<br />

Diese Zersetzung wird an <strong>der</strong> <strong>Haut</strong>oberfläche fortgesetzt.<br />

Ein Teil des Talgs wird in ein Gemisch aus Glycerin und Fettsäuren umgewandelt, das die Oberfläche<br />

<strong>der</strong> <strong>Haut</strong> leicht sauer macht. Dies wird als Säuremantel <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> bezeichnet. Der normalerweise<br />

saure pH-Wert <strong>der</strong> <strong>Haut</strong>, <strong>der</strong> von talgigem Material und ekkrinem Schweiß aufrechterhalten<br />

wird, besitzt eine antiseptische Wirkung und trägt zur Vermeidung des Eindrin gens von<br />

Bakterien und Pilzen in die <strong>Haut</strong> bei.<br />

Drüsen <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Drüsenart Abgeson<strong>der</strong>te Stoffe Funktion<br />

Ekkrine Schweißdrüsen Wasser und Salz Temperaturregulation; trägt zur<br />

Aufrechterhaltung eines sauren<br />

pH-Werts bei, <strong>der</strong> antibakteriell wirkt.<br />

Apokrine Proteinartige Unbekannt; trägt zur Entstehung von<br />

Schweißdrüsen<br />

Flüssigkeit und Körpergeruch bei.<br />

Talgdrüse Ölige, fettige Substanz Schmierung; trägt zur<br />

(freie Fettsäuren) und Aufrechterhaltung eines sauren pHtote<br />

Zellen<br />

Werts bei, <strong>der</strong> antimykotisch wirkt.<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Haar<br />

Das Haar ist ein Anhangsgebilde, das aus einer Wurzel (bzw. einem in den Haarfollikel <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

eingebetteten Teil) und einem Schaft (bzw. einem aus <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> herausragenden, sichtbaren<br />

Teil) besteht. Die Haarfollikel unterliegen einem sich ständig wie<strong>der</strong>holenden Stoffwechselzyklus<br />

des Wachsens, Rückbildens und <strong>der</strong> Ruhe, und <strong>der</strong> Rhythmus dieses Zyklus ist bei jedem Haar<br />

unterschiedlich. Die Kopfbehaarung dient einem kosmetischen Zweck und bietet Schutz gegen<br />

Kälte, UV-Strahlen und mechanische Verletzungen.<br />

Der Haarschaft besteht aus drei Schichten. Die äußerste Schicht ist das Haaroberhäutchen, die<br />

mittlere die Haarrinde und die innerste das Haarmark.<br />

Haaroberhäutchen: Das aus miteinan<strong>der</strong> verbundenen, flachen Keratinzellen bestehende<br />

Oberhäutchen verhin<strong>der</strong>t das Austrocknen des Haares und das Eindringen von Fremdstoffen.<br />

Haarrinde: Das Haar besteht zum größten Teil aus <strong>der</strong> Haarrinde. Ihre Struktur bestimmt die<br />

Eigenschaft des Haares einer Person (glatt, wellig o<strong>der</strong> kraus). Darüber hinaus enthält die<br />

Haarrinde Luftzwischenräume und Haarpigmente (Melanin), die die Haarfarbe bestimmen. Die<br />

Zellen <strong>der</strong> Haarrinde sind fadenförmig und verhornt; sie sind längsgerichtet und fest miteinan<strong>der</strong><br />

verbunden.<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Haarmark: Das Haarmark (o<strong>der</strong> <strong>der</strong> innere Kern des Haares) umfasst eine Säule von plattenartigen<br />

Zellen mit Zwischenräumen.<br />

Nägel<br />

Die Nägel bestehen aus Keratin und bilden eine Schutzschicht für die Oberseite <strong>der</strong> Zehen und<br />

Fingerspitzen. Der sichtbare Teil des Nagels wird Nagelplatte genannt; <strong>der</strong> Rest des Nagels wird<br />

als Matrix bezeichnet. Diese liegt in <strong>der</strong> Nageltasche, die von einer <strong>Haut</strong>falte, dem Nagelhäutchen,<br />

verdeckt wird. Der halbmondförmige weiße Bereich <strong>der</strong> Nagelplatte wird Möndchen<br />

o<strong>der</strong> Lunula genannt.<br />

Unter dem Nagel liegt eine Epithelschicht, das sog. Nagelbett. Es enthält eine Vielzahl von<br />

Blutgefäßen, so dass das Nagelbett durch den durchscheinenden Nagel rosafarben erscheint.<br />

Funktionen <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Die wichtigsten Funktionen <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> sind Schutz, Ausscheidung, Temperaturregulation und<br />

Sinneswahrnehmung. Diese Funktionen wurden zwar in den vorstehenden Ausführungen<br />

bereits angesprochen; sie verdienen jedoch eine noch eingehen<strong>der</strong>e Diskussion, da sie für das<br />

Überleben des Menschen unerlässlich sind.<br />

Schutz<br />

Die <strong>Haut</strong> bietet vier „Verteidigungslinien“ gegen äußere Umwelteinflüsse: den Säuremantel, das<br />

Keratin, das Melanin und die Phagozyten.<br />

Säuremantel: <strong>der</strong> Säuremantel ist ein dünner, komplexer Schutzfilm auf <strong>der</strong> <strong>Haut</strong>oberfläche, <strong>der</strong><br />

aus den Sekreten <strong>der</strong> Talg- und Schweißdrüsen sowie aus den Verhornungsprodukten besteht.<br />

Der Säuremantel dient als Antiseptikum – zur Vermeidung des Eindringens von Bakterien und<br />

Pilzen und <strong>der</strong> Absorption von Giftstoffen – sowie als Schmier- und Befeuchtungsmittel für die<br />

Hornschicht.<br />

Keratin: Die Keratinschicht (bzw. Hornschicht) wirkt als eine fast vollkommene physikalische<br />

Barriere gegen Bakterien, Pilze, Parasiten und viele schädliche Chemikalien. Der Hauptbestandteil<br />

dieser Schicht ist das äußerst säure- und laugenbeständige Keratin.<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Ist die Keratinschicht nicht mehr intakt, können physikalische und chemische Stoffe ungehin<strong>der</strong>t<br />

in den Körper eindringen. Selbst <strong>der</strong> kleinste Kratzer erhöht die Durchlässigkeit <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

für Fremdstoffe.<br />

Melanin: Melanin ist das Pigment, das die Farbe von <strong>Haut</strong> und Haaren bestimmt. Es kann<br />

braun, schwarz, rot o<strong>der</strong> gelb sein. Die pigmentbildenden Zellen (Melanozyten) sind in <strong>der</strong><br />

Keimschicht (o<strong>der</strong> Basalschicht) verteilt und versorgen die Epi<strong>der</strong>miszellen mit Melanin körnchen,<br />

die zur Verhin<strong>der</strong>ung des Eindringens von UV-Strahlen beitragen.<br />

Phagozyten: Die verschiedenen Verteidigungsmittel <strong>der</strong> <strong>Haut</strong>, wie <strong>der</strong> Säuremantel und die<br />

Keratinschicht, stellen eine gewaltige Barriere gegen Millionen von Bakterien dar. Viele Bakterien<br />

sind sogar natürliche Bewohner <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> und verursachen nie Probleme.<br />

Gelingt es den Bakterien dennoch, die an<strong>der</strong>en „Verteidigungsringe“ zu durchbrechen, so bietet<br />

die <strong>Haut</strong> zur Reserve noch eine erstaunliche Verteidigungslinie auf: die Phagozyten o<strong>der</strong><br />

Freßzellen. Diese spezialisierten Zellen phagozytieren, d. h. fressen und zerstören Bakterien, um<br />

weiteren Schaden zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Ausscheidung<br />

Die <strong>Haut</strong> ist ein wichtiges Ausscheidungsorgan. Sie son<strong>der</strong>t erhebliche Mengen an Wasser und<br />

Salz (Natriumchlorid) sowie kleine Mengen Harnstoff und Laktat ab.<br />

Temperaturregulation<br />

Steigt die Körpertemperatur über einen bestimmten Wert, werden davon viele normale Prozesse<br />

im Körper beeinträchtigt. Daher ist die Vermeidung übermäßig hoher Körpertemperaturen<br />

lebenswichtig. Der Körper reguliert dies durch Schwitzen. Die Verdunstung von Schweiß auf <strong>der</strong><br />

<strong>Haut</strong>oberfläche hat eine kühlende Wirkung für die <strong>Haut</strong>. Aufgrund ihrer großen Oberfläche ist<br />

die <strong>Haut</strong> für diese Funktion beson<strong>der</strong>s gut geeignet.<br />

Sinneswahrnehmung<br />

Die <strong>Haut</strong> ist das größte und vielseitigste Sinnesorgan. Die Sinneswahrnehmungen erlauben es<br />

dem Menschen, die Bedingungen seiner Umgebung zu interpretieren; sie dienen als Schutzbzw.<br />

Warnmechanismen und zur Unterscheidung von Reizen.<br />

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<strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong><br />

Die <strong>Haut</strong> kann fünf Sinnesempfindungen wahrnehmen: Hitze, Kälte, Druck (einschließlich<br />

Vibration), Berührung und Schmerz. Die meisten Nervenendigungen o<strong>der</strong> Rezeptoren, die diese<br />

Informationen weiterleiten, befinden sich in dem Korium und sind bereits kurz erwähnt worden.<br />

Nachstehend werden noch einmal einige wichtige Rezeptoren <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> genannt:<br />

Meißner-Tastkörperchen kommen in dem Korium <strong>der</strong> unbehaarten Körperstellen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

an den Fingerspitzen und Lippen, vor. Sie übertragen feine Berührungen und Vibrationen.<br />

Ruffini-Tastkörperchen befinden sich in dem Korium und Subkutis <strong>der</strong> Finger. Früher dachte<br />

man, sie würden Hitzeempfindungen übertragen, heute wird jedoch angenommen, dass sie<br />

Berührungs- und Druckreize registrieren.<br />

Pacini-Tastkörperchen sind in <strong>der</strong> Subkutis weitverbreitet und kommen in submukösem und<br />

subserösem Gewebe, an Gelenken, in den Brustdrüsen und in den äußeren Genitalien bei Mann<br />

und Frau vor. Sie registrieren Druck- und Vibrationsreize.<br />

Krause-Endkolben befinden sich in dem Korium, Subkutis, <strong>der</strong> Schleimhaut <strong>der</strong> Lippen und<br />

Augenli<strong>der</strong> und den äußeren Genitalien. Sie registrieren Berührungen und dürften<br />

Kälteempfindungen übertragen, scheinen jedoch nicht die einzigen Kälterezeptoren zu sein.<br />

Die Sinneswahrnehmungen sind für den Menschen wesentlich, damit er sich seiner Umgebung<br />

anpassen kann. Wenn sich beispielsweise eine Person mit uneingeschränkten Sinnesfunktionen<br />

einer extremen Hitzequelle nähert, empfindet sie Schmerz und Hitze und wird sich außer<br />

Gefahr begeben.<br />

Hiermit ist die Diskussion <strong>der</strong> <strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> beendet. Wie wir erfahren haben, ist die <strong>Haut</strong><br />

ein Organ von erstaunlicher Komplexität, und ihre Funktionen sind lebensnotwendig. Zwar sind<br />

diese Funktionen bei allen Menschen gleich, doch hängt die Funktionsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>Haut</strong> von<br />

<strong>der</strong> Reife <strong>der</strong> verschiedenen <strong>Haut</strong>strukturen ab. Daher werden im Kapitel „Beson<strong>der</strong>e<br />

Eigenschaften <strong>der</strong> Babyhaut“ die speziellen anatomischen und physiologischen Unterschiede<br />

zwischen Babyhaut und Erwachsenenhaut dargelegt.<br />

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