01_Titel.qxp:Layout 1 - Christoffel-Blindenmission
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Ernst Jakob <strong>Christoffel</strong> (1876-<br />
1955), Sohn eines Klempnermeisters<br />
aus Rheydt im Rhein -<br />
land, wächst in einem Elternhaus<br />
auf, das vom<br />
christlichen Glauben<br />
und tätiger Nächstenliebe<br />
ge prägt ist. Der<br />
Junge beschließt zunächst,<br />
Lehrer zu werden<br />
und erprobt als Erziehungshelfer<br />
und in<br />
einem Lehrerseminar<br />
seine pädagogischen<br />
Fähigkeiten. Ein Schulmann<br />
im üblichen<br />
Sinne ist Ernst Jakob<br />
dann nicht geworden,<br />
aber ein begnadeter<br />
Erzieher und Kinderfreund<br />
ist er Zeit seines<br />
Lebens gewesen.<br />
Die Evangelische Predigerschule in<br />
Basel ist der nächste Schritt auf dem Lebensweg<br />
des nun 20-Jährigen. 1904,<br />
nach bestandenem Examen, erreicht ihn<br />
die Anfrage der Schweizerischen Armenierhilfe,<br />
in Siwas in der Türkei zwei armenische<br />
Waisenheime zu leiten – für<br />
<strong>Christoffel</strong> ein Wink des Himmels: Denn<br />
14<br />
100JAHRE<br />
Wie alles begann:<br />
Ernst Jakob <strong>Christoffel</strong>, Gründer der<br />
Christlichen <strong>Blindenmission</strong> im Orient<br />
„Der Weg der <strong>Blindenmission</strong> ist das Zeugnis des<br />
Glaubens, der durch die Liebe tätig ist. Die Tat der<br />
Liebe ist die Predigt, die jeder versteht.“<br />
<strong>Christoffel</strong> mit „Bubeli“, dem Sohn<br />
seines armenischen Kochs in Isfahan.<br />
» Menschen, die Kinder nicht lieb<br />
haben, habe ich nie verstanden.<br />
Ich bedauere sie, denn sie sind<br />
innerlich arm und entbehren<br />
das Schönste, was die Erde hat.<br />
Das aber ist das Kind.«<br />
BLICK KONTAKT 1/2008<br />
seit in den Neunziger Jahren die Nachrichten<br />
von den Pogromen an Armeniern<br />
europäische Christen erschütterten, hatte<br />
ihn der Gedanke an die unglückliche Nation<br />
nicht mehr losgelassen.<br />
1907 kehrt Ernst Jakob <strong>Christoffel</strong> nach<br />
Deutschland zurück. Mit neuen Plänen.<br />
Eine Menschengruppe, von deren Leid<br />
er bisher keine Ahnung gehabt hatte, ist<br />
„Wir hatten uns gesagt – es war<br />
Os tern 1908 –, wenn der Herr<br />
uns das Reisegeld gibt, wenn er<br />
ferner uns eine kleine Summe<br />
gibt, um ein Haus einzurichten,<br />
wenn er uns ferner so viel gibt,<br />
dass wir zehn Pfleglinge ein<br />
Jahr unterhalten können, dann<br />
gehen wir hinaus.“<br />
in sein Blickfeld getreten: die Blinden<br />
des Orients. Ihnen möchte er nun helfen.<br />
Auf Rückhalt in einer Mission hofft<br />
er vergeblich. So gehen er und seine<br />
Schwester Hedwig 1908 erneut in die<br />
Türkei, auf eigene Verantwortung, aber<br />
unterstützt von einem Freundeskreis<br />
und ausgestattet mit einem bescheidenen<br />
Budget.<br />
Von nun an erleben wir Ernst<br />
Jakob <strong>Christoffel</strong> als <strong>Blindenmission</strong>ar,<br />
der Jahrzehnte im Orient<br />
arbeitet: In Malatia in der Türkei<br />
baut er 1909 „Bethesda“ auf, ein<br />
Heim für Blinde und Behinderte.<br />
Mit Weitblick erkennt er die Not,<br />
die überall herrscht. Hilfe brauchen<br />
nicht nur die Blinden, denen<br />
zuerst sein Augenmerk galt,<br />
Der Blindenschüler Harutjun in Bethesda.<br />
» Da aber kein Hilfeheischender<br />
abgewiesen werden durfte, kamen<br />
wir auch zu Krüppeln, zu Blöden<br />
und zu einer Reihe von normalen<br />
Waisenkindern, die aber Niemandskinder<br />
in des Wortes vollster<br />
Bedeutung waren und deren<br />
jedes Einzelne seine besondere<br />
Geschichte hatte. «<br />
Hilfe suchen auch andere: So haben<br />
seine Häuser bald ein „buntes Aussehen“:<br />
Er beherbergt und unterrichtet<br />
neben Blinden geistig und körperlich<br />
Be hin derte, Gehörlose, Straßenkinder,<br />
Flüchtlinge und ehemalige Bettler.<br />
Die Hilfesuchenden sind Türken, Kurden,<br />
Armenier, Russen, Aserbaidschanen,<br />
Muslime oder Christen. <strong>Christoffel</strong><br />
achtet jede Nationalität und jede religiöse<br />
Überzeugung. Diese Grundsätze<br />
gelten in allen Heimen, die der Missionar<br />
noch gründen wird. Während des<br />
Ersten Weltkrieges bietet <strong>Christoffel</strong><br />
ver folgten Armeniern in Bethesda<br />
In Malatia: <strong>Christoffel</strong> unterrichtet<br />
seine Schüler in Blindenschrift.