atp edition Simulationsgestützte Entwicklung der Automatisierung (Vorschau)
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
6 / 2013<br />
55. Jahrgang B3654<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
<strong>Automatisierung</strong>stechnische Praxis<br />
<strong>Simulationsgestützte</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong> | 24<br />
Start-Stopp-Automatik für<br />
Nicht-Produktivphasen | 32<br />
Zusammenhang von Security<br />
und Funktionaler Sicherheit | 40<br />
Merkmalleisten für<br />
Regelventilengineering | 48
Danke!<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist vom Verband Deutsche<br />
Fachpresse als Fachmedium des Jahres<br />
2012 in <strong>der</strong> Kategorie Industrie/Produktion/<br />
Design ausgezeichnet worden. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
ist eine Gemeinschaftsleistung aus <strong>der</strong><br />
Branche für die Branche. Hinter <strong>der</strong> hochwertigen<br />
Publikation für <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />
stecken viele kluge Köpfe. Nicht<br />
nur Chefredakteur, Herausgeber und Beiräte<br />
tragen mit ihrem Agenda-Setting dazu bei,<br />
dass <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> in ihrer seit über 50-jährigen<br />
Tradition die maßgeblichen Themen <strong>der</strong><br />
<strong>Automatisierung</strong>stechnik bestimmt. Auch<br />
die Fachredaktion leistet mit einem Peer-<br />
Review-Verfahren für wissenschaftlich<br />
fundierte Veröffentlichungen einen unverzichtbaren<br />
Beitrag. Nicht möglich wäre dies<br />
ohne unsere zahlreichen Fach-Autoren. Ein<br />
großes Dankeschön an alle, die hinter <strong>atp</strong><br />
<strong>edition</strong> stehen und das Fachmagazin zu<br />
einem Erfolg machen – und nicht zuletzt<br />
an Sie, unsere Leser.<br />
Ihre Entscheidung für die hochwertige<br />
Publikation <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> stärkt die Bedeutung<br />
wissenschaftlicher Forschungsarbeiten<br />
in <strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong>stechnik.
Print wirkt<br />
„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>“ ist ein Printtitel auf höchster<br />
Qualitätsstufe und mit Nachhaltigkeit im<br />
Sinne wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> Nutzung. Der Titel<br />
erfüllt den selbstgestellten Anspruch eines<br />
anspruchsvollen und seriösen Magazins für<br />
Top-Entschei<strong>der</strong> zwischen Wissenschaft<br />
und Praxis konsequent.<br />
Entsprechend <strong>der</strong> journalistischen Konzeption<br />
ist Online hintenangestellt. Die Jury<br />
sah hier „die beispielhafte Umsetzung einer<br />
wissenschaftlich ausgerichteten Fachzeitschrift<br />
mit Magazincharakter“.
EDITORIAL<br />
Die Digitale Anlage –<br />
ein Schritt Richtung Industrie 4.0<br />
Die Digitale Anlage an den Nahtstellen von Anlagentechnik und <strong>Automatisierung</strong><br />
ist in 2013 ein viel besprochenes Thema. Die Namur-Hauptsitzung im<br />
November ist dem integrierten Engineering gewidmet. Bereits im März diskutierten<br />
über 80 Teilnehmer auf dem neunten Processnet/Namur-Symposium<br />
„Integrierte Digitale Anlagenplanung und -prozessführung“. Dabei stellten<br />
20 Vorträge aus Hochschule und Industrie aktuelle <strong>Entwicklung</strong>en vor. Die Präsentationen<br />
griffen Trends und Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Informationstechnik für<br />
Planung und Betrieb von verfahrenstechnischen Anlagen auf – angefangen bei<br />
<strong>der</strong> Modularisierung, über Schnittstellenprobleme und Integrationslösungen bis<br />
hin zur Nutzung <strong>der</strong> Digitalen Anlage für die <strong>Entwicklung</strong> von Inbetriebnahmewerkzeugen<br />
und Trainingssimulatoren. Es wurde deutlich, dass das Potenzial<br />
<strong>der</strong> Digitalen Anlage in <strong>der</strong> Prozessindustrie nur zögerlich umgesetzt wird – obwohl<br />
die Einführung <strong>der</strong> Digitalen Anlage Verän<strong>der</strong>ungsprozesse anstößt, die<br />
bereits Antwort geben auf aktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen für Anlagenbau und <strong>Automatisierung</strong>stechnik:<br />
Zeit- und Kostendruck, demografischer Wandel und Fortschritt<br />
<strong>der</strong> Informations- und Kommunikationstechnologie.<br />
Wie die Beiträge dieser Ausgabe von <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> deutlich zeigen, bleiben<br />
Fragen offen, um den Nutzen <strong>der</strong> Digitalen Anlage zu erfassen. Sie soll als<br />
Oberbegriff für ein umfassendes Netzwerk von digitalen Beschreibungsmitteln<br />
dienen. Methoden und Werkzeuge, die durch ein durchgängiges<br />
Datenmanagement integriert werden, müssen weiter erschlossen werden.<br />
Sei es bei integrierter Safety- und Securityanalyse (Seite 40ff.), virtueller<br />
Validierung von <strong>Automatisierung</strong>ssoftware (Seite 24ff.), konsistenter Datenhaltung<br />
für komplexe Stelleinrichtungen (Seite 48ff.) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Steigerung<br />
von Energieeffizienz durch geschickte Nutzung von Nicht-Produktivphasen<br />
(Seite 32ff.) – die Beschreibung des Gegenstandsbereichs muss aus verschiedenen<br />
disziplinären Blickwinkeln erfolgen; die Konsistenz <strong>der</strong> Teilmodelle<br />
sollte mittels eines durchgängigen Datenmanagements sicher gestellt<br />
sein, um Methoden und Werkzeuge effektiv einsetzen zu können.<br />
Den Lesern dieser <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> empfehle ich den Blick über den Tellerrand<br />
<strong>der</strong> Automation, beispielsweise auf den im April 2013 veröffentlichten Abschlussbericht<br />
des Arbeitskreises Industrie 4.0. Ein Vergleich <strong>der</strong> vorliegenden<br />
Beiträge aus <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> und <strong>der</strong> dort aufgeführten Anwendungsfälle<br />
zeigt deutlich, welchen Beitrag Automation bereits heute leistet und<br />
künftig leisten wird, um den Produktionsstandort Deutschland zu sichern.<br />
Signum<br />
LEON URBAS,<br />
Chefredakteur <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
Professor für Prozessleittechnik<br />
an <strong>der</strong> Technischen Universität<br />
Dresden<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
3
INHALT 6 / 2013<br />
FORSCHUNG<br />
6 | NI World Class: Studenten lassen Roboter<br />
autonom durch schwierigen Parcours fahren<br />
7 | Sieger fahren zur Smart Systems Integration<br />
Call for <strong>atp</strong> experts – Thema: Industrie 4.0<br />
BRANCHE<br />
8 | Praxisrelevante Antworten auf Fragen zu SIL,<br />
Feldbus und Explosionsschutz<br />
Rekord: Frauenanteil im Informatikstudium<br />
steigt im Jahr 2012 auf mehr als ein Fünftel<br />
9 | Herman van den Berg Präsident von Yokogawa<br />
Peter Leveringhaus führt die deutsche BSI<br />
VERBAND<br />
10 | VDE-Trendreport sagt für die Industrie 4.0<br />
Evolution statt Revolution voraus<br />
Sichere Produktion: den Hackern keine Chance lassen<br />
Der Elektroindustrie fehlt es noch an Schwung<br />
11 | Maschinen- und Anlagenbau bietet die größten Potenziale<br />
für Mess- und <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />
ZVEI sieht durch schnelle Verschärfung <strong>der</strong><br />
Motorenverordnung Unternehmen in Gefahr<br />
INTERVIEW<br />
12 | „Industrie 4.0 – IT für die Automation einsatzfähig machen“<br />
DIPL.-ING. DIETER WESTERKAMP, GESCHÄFTSFÜHRER DER VDI/VDE-GESELLSCHAFT<br />
MESS- UND AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA) UND DR.-ING. KURT D. BETTENHAUSEN,<br />
VORSITZENDER DER GMA, IM INTERVIEW MIT ATP EDITION<br />
4<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
PRAXIS<br />
16 | Diagnosefähigkeit bis ins Feldbusgerät<br />
sichert lückenlose Transparenz und hohe<br />
Verfügbarkeit<br />
18 | Netzwerkmonitoring behält die fast<br />
unendlichen Kommunikationsmöglichkeiten<br />
unter Kontrolle<br />
20 | Multiple Input Multiple Output:<br />
Antennentechnik steigert Leistung<br />
und Stabilität bei WLAN<br />
22 | Pneumatische Doppelkolben-Schwenk-<br />
Antriebe schälen Kartoffeln mit Hochdruck<br />
Produkte,<br />
Systeme<br />
und Service<br />
für die<br />
Prozessindustrie?<br />
Natürlich.<br />
HAUPTBEITRÄGE<br />
24 | <strong>Simulationsgestützte</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong><br />
V. BRANDSTETTER, J. C. WEHRSTEDT, R. ROSEN UND A. PIRSING<br />
32 | Start-Stopp-Automatik für<br />
Nicht-Produktivphasen<br />
S. MECHS, S. LAMPARTER UND J. P. MÜLLER<br />
40 | Zusammenhang von Security<br />
und Funktionaler Sicherheit<br />
F. WIECZOREK, F. SCHILLER, R. FIAT UND T. STÖRTKUHL<br />
48 | Merkmalleisten für<br />
Regelventilengineering<br />
U. VOGEL<br />
RUBRIKEN<br />
3 | Editorial „Die Digitale Anlage –<br />
ein Schritt Richtung Industrie 4.0“<br />
54 | Impressum, <strong>Vorschau</strong><br />
Zum Beispiel <strong>der</strong> magnetischinduktive<br />
Durchflussmesser<br />
ProcessMaster. Er setzt neue<br />
Maßstäbe mit umfangreichen<br />
Diagnosemöglichkeiten, einer<br />
Messabweichung von 0,2 %,<br />
Explosionsschutz sowie <strong>der</strong><br />
ScanMaster-Software. Erfahren<br />
Sie mehr über die erste Wahl in<br />
<strong>der</strong> Durchflussmessung für die<br />
Prozessindustrie:<br />
www.abb.de/durchfluss<br />
Wussten Sie, dass Ihnen ABB<br />
neben dem umfassenden Portfolio<br />
für die Instrumentierung ebenso<br />
herausragende Produkte und<br />
Lösungen für die Analysentechnik,<br />
maßgeschnei<strong>der</strong>te Leitsysteme<br />
sowie erstklassigen Service bietet?<br />
Lesen Sie mehr unter:<br />
www.abb.de/<br />
prozessautomatisierung<br />
ABB Automation Products GmbH<br />
Tel.: 0800 111 44 11<br />
Fax: 0800 111 44 22<br />
vertrieb.messtechnik-produkte@de.abb.com
FORSCHUNG<br />
IN DER PRAXIS Studenten aus Deutschland,<br />
Österreich und <strong>der</strong> Schweiz lernten bei <strong>der</strong> NI<br />
World Class die Firma National Instruments<br />
kennen und die Arbeit mit Robotern.<br />
DIE BASIS:<br />
Als Hauptroboter fungierte das<br />
Robotino-Robotersystem.<br />
TEAMARBEIT: In vier Gruppen<br />
entwickelten die Studenten Lösungen<br />
für ihr Roboterprojekt<br />
Bil<strong>der</strong>: National Instruments<br />
NI World Class: Studenten lassen Roboter<br />
autonom durch schwierigen Parcours fahren<br />
Mehr über die Arbeit mit Labview erfahren und National<br />
Instruments (NI) als Unternehmen kennenlernen“<br />
– mit diesem Ziel reiste die Mechatronik-Studentin<br />
Mariz von <strong>der</strong> Universität Pa<strong>der</strong>born im März nach München.<br />
Vom 11. bis zum 16. März 2013 fand erneut die von<br />
National Instruments veranstaltete NI World Class statt.<br />
Insgesamt 16 ausgewählte Studenten <strong>der</strong> Ingenieurwissenschaften<br />
aus Deutschland, Österreich und <strong>der</strong><br />
Schweiz realisierten dort in Arbeitsgruppen ein interdisziplinäres<br />
Roboterprojekt. Ziel <strong>der</strong> vier Teams war es,<br />
ihren Roboter autonom durch einen anspruchsvollen<br />
Parcours zu bewegen.<br />
Neben dem Meistern technischer Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
und einem professionellen Präsentationstraining blieb<br />
aber genügend Zeit zum gegenseitigen Kennenlernen und<br />
zum Austausch mit NI-Mitarbeitern.<br />
Mit Robotik, Regelungstechnik und Kinematik, Visualisierung,<br />
Messtechnik, digitaler Kommunikation sowie<br />
Bildverarbeitung beschäftigten sich die Teilnehmer<br />
<strong>der</strong> NI World Class 2013 während dieser spannenden<br />
Tage intensiv. Als Plattform dienten Hard- und Software<br />
von National Instruments und das Robotino-Robotersystem<br />
<strong>der</strong> Firma Festo Didactic, welches als Hauptroboter<br />
fungierte. Erfahrene Mitarbeiter von National<br />
Instruments unterstützten die Teilnehmer bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />
ihrer Aufgaben.<br />
Patrick, Student <strong>der</strong> Mikrotechnik und Mechatronik<br />
an <strong>der</strong> TU Chemnitz zieht ein positives Fazit: „Die NI<br />
World Class hat mir gezeigt, dass durch die Arbeit im<br />
Team sehr viele Lösungsmöglichkeiten für dasselbe Problem<br />
gefunden werden können und die hoffentlich ökonomischste<br />
Lösung ausgewählt wird. Außerdem verbesserte<br />
ich meine Fähigkeiten beim Präsentieren.“<br />
Weitere Informationen zum Konzept <strong>der</strong> NI World<br />
Class stehen unter www.niworldclass.com zur Verfügung.<br />
Außerdem bietet die Facebook-Seite www.facebook.de/nationalinstrumentskarriere<br />
Impressionen und<br />
eine vollständige Bil<strong>der</strong>galerie ist auf Flickr unter dem<br />
Suchbegriff „NI World Class“ zu finden.<br />
National Instruments setzt sich für die Verbesserung<br />
<strong>der</strong> technischen und wissenschaftlichen Ausbildung<br />
weltweit ein. Das Unternehmen bietet Lehrenden und<br />
Studierenden leistungsstarke Software für das grafische<br />
Systemdesign, intuitive Werkzeuge für den Unterricht<br />
und modulare Hardware, um damit eine Brücke zwischen<br />
dem Lehrplan und <strong>der</strong> realen Arbeitswelt zu<br />
schlagen. Sowohl Lehrende als auch Lernende profitieren<br />
von den Werkzeugen wie zum Beispiel <strong>der</strong> grafischen<br />
<strong>Entwicklung</strong>ssoftware NI Labview und NI Multisim.<br />
Diese Werkzeuge helfen Studenten dabei, technische<br />
Konzepte zu visualisieren und zu implementieren. Die<br />
Integration von Labview in den Ausbildungsbereich<br />
schafft laut Unternehmen eine effektive, dynamische<br />
Lern umgebung. Dies beginnt bei <strong>der</strong> Lego Mindstorm<br />
Education NXT in Grundschulen bis hin zu Forschungslaboren<br />
in Universitäten. NI bietet ebenfalls ein Lizenzprogramm<br />
für den Hochschulbereich an, über das Lehrende,<br />
Forscher und Studenten Rabatte auf NI-Produkte<br />
erhalten können. (ahü)<br />
NATIONAL INSTRUMENTS GERMANY GMBH,<br />
Ganghoferstraße 70 b,<br />
D-80339 München,<br />
Tel. +49 (0) 89 741 31 30,<br />
Internet: www.niworldclass.com<br />
6<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
Sieger fahren zur Smart<br />
Systems Integration<br />
Markus Dorwarth von <strong>der</strong> Robert Bosch GmbH gewinnt<br />
den „Best Paper Award“ <strong>der</strong> Smart Systems Integration<br />
2013. Das Programmkomitee unter dem Vorsitz von<br />
Professor Thomas Gessner, Leiter des Fraunhofer ENAS,<br />
kürte Dorwarths Präsentation „Distortion measurements<br />
and simulations on mechanically stressed rare die MEMS<br />
gyroscopes“ zum Gewinner. Ausschlaggebend waren laut<br />
Jury die Aktualität und Relevanz <strong>der</strong> Thematik sowie die<br />
Präsentationsweise. Ebenfalls prämiert wurde Stefan<br />
Straube vom Fraunhofer IZM für sein Poster „System reliability<br />
as a key for managing complex requirements,<br />
such as robust design of microsystems“. Die Gewinner<br />
werden als Referenten auf die Smart Systems Integration<br />
2014 von 26. bis 27. März in Wien eingeladen. Zudem erhalten<br />
sie ein Preisgeld von je 500 Euro. <br />
(bv)<br />
MESAGO MESSE FRANKFURT GMBH,<br />
Rotebuehlstr. 83-85, D-70178 Stuttgart,<br />
Tel. +49 (0) 711 61 94 60,<br />
Internet: www.smartsystemsintegration.com<br />
Call for <strong>atp</strong> experts –<br />
Thema: Industrie 4.0<br />
DIE ATP EDITION 55(12) im Dezember 2013 präsentiert<br />
aktuelle Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong>stechnik in dem<br />
Forschungs- und <strong>Entwicklung</strong>sschwerpunkt Industrie 4.0.<br />
Wir bitten Sie, bis zum 8. August 2013 zu diesem Themenschwerpunkt<br />
einen gemäß <strong>der</strong> Autorenrichtlinien<br />
<strong>der</strong> <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ausgearbeiteten Hauptbeitrag per<br />
E-Mail an urbas@di-verlag.de einzureichen.<br />
Die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist die hochwertige Monatspublikation für<br />
Fach- und Führungskräfte <strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong>sbranche.<br />
In den Hauptbeiträgen werden die Themen mit hohem<br />
wissenschaftlichem und technischem Anspruch und<br />
vergleichsweise abstrakt dargestellt. Im Journalteil werden<br />
praxisnahe Erfahrungen von Anwen<strong>der</strong>n mit neuen<br />
Technologien, Prozessen o<strong>der</strong> Produkten beschrieben.<br />
Alle Beiträge werden von einem Fachgremium begutachtet.<br />
Sollten Sie sich selbst aktiv an dem Begutachtungsprozess<br />
beteiligen wollen, bitten wir um kurze<br />
Rückmeldung. Für weitere Rückfragen stehen wir Ihnen<br />
selbstverständlich gerne zur Verfügung.<br />
Ihre Redaktion <strong>der</strong> <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>:<br />
Leon Urbas, Anne Hütter<br />
CALL FOR<br />
Aufruf zur Beitragseinreichung<br />
Thema: Industrie 4.0<br />
Kontakt: urbas@di-verlag.de<br />
Termin: 08. August 2013
BRANCHE<br />
Praxisrelevante Antworten auf Fragen zu SIL,<br />
Feldbus und Explosionsschutz<br />
ZU DEN SPRECHSTUNDEN, die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> gemeinsam mit<br />
Pepperl+Fuchs organisiert, erwarten Fachleute die individuellen<br />
Fragen zu SIL, Feldbus und Exschutz. Bild: <strong>atp</strong>-Redaktion<br />
Die sogenannten „Sprechstunden“, die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> in<br />
Zusammenarbeit mit dem <strong>Automatisierung</strong>sspezialisten<br />
Pepperl+Fuchs anbietet, geben den Teilnehmern<br />
Antworten auf ihre ganz individuellen Fragen. Das Konzept<br />
<strong>der</strong> zweitätigen Seminare sieht eine enge Zusammenarbeit<br />
mit den Gästen vor. Sie haben die Möglichkeit,<br />
ihre Fragen vorab einzureichen und so die Themen <strong>der</strong><br />
Veranstaltung zu bestimmen. Experten <strong>der</strong> Funktionalen<br />
Sicherheit befassen sich in <strong>der</strong> SIL-Sprechstunde<br />
(17. und 18. September 2013 in Mannheim) zielgerichtet<br />
mit Fragen und Anliegen rund um die <strong>Automatisierung</strong>stechnik.<br />
Die Lösungen werden individuell in den Vorträgen<br />
und Workshops erarbeitet. Dies gilt auch für die Feldbus-Sprechstunde,<br />
die sich am 19. und 20. September 2013<br />
in Mannheim anschließt. Jürgen George eröffnet den fachlichen<br />
Teil des Seminars am Donnerstag mit dem Thema<br />
„Eclass-Prolist und FDI für die automatisierte Geräteintegration<br />
– ein Ausblick auf Industrie 4.0“. Anschließend<br />
referieren Dr. Andreas Hildebrandt und Dr. Jens Kiupel<br />
zum Thema Funktionale Sicherheit und Engineering von<br />
Feldbus-Systemen“. Die Vortragsreihe schließt mit einem<br />
Beitrag von Sven Seintsch zum Thema „Geräteintegration<br />
mit GSD, eDD, FDT, FDI“ ab. Die Teilnahmekosten für die<br />
SIL-Sprechstunde belaufen sich regulär auf 690 € zzgl.<br />
MwSt. o<strong>der</strong> auf 540 € zzgl. MwSt. für <strong>atp</strong>-Abonnenten) sowie<br />
590 € zzgl. MwSt. (auf Firmenempfehlung). Studenten<br />
nehmen kostenlos teil. Ein Frühbucherrabatt wird gewährt,<br />
wenn man sich für die SIL-Sprechstunde bis<br />
7. August o<strong>der</strong> für die Feldbus-Sprechstunde bis<br />
30. August anmeldet. Weitere Informationen finden Interessierte<br />
unter den jeweiligen Homepages: www.silsprechstunde.de<br />
und www.feldbus-sprechstunde.de.<br />
DIV DEUTSCHER INDUSTRIEVERLAG,<br />
Redaktion <strong>atp</strong>, Anne Hütter,<br />
Tel. +49 (0) 89 203 53 66 58,<br />
E-Mail: huetter@di-verlag.de,<br />
Internet: www.sil-sprechstunde.de,<br />
www.feldbus-sprechstunde.de,<br />
www.explosionsschutz-sprechstunde.de<br />
Rekord: Frauenanteil im Informatikstudium<br />
steigt im Jahr 2012 auf mehr als ein Fünftel<br />
ERSTMALS ist 2012<br />
<strong>der</strong> Frauenanteil bei<br />
den Erstsemestern<br />
im Informatik-<br />
Studium mit 22,5<br />
Prozent auf über ein<br />
Fünftel gestiegen.<br />
24<br />
22<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
So viele Frauen wie noch nie haben sich im vergangenen<br />
Jahr 2012 für ein Informatik-Studium entschieden.<br />
Mit 11 426 Studienanfängerinnen stieg die Zahl<br />
bundesweit innerhalb von einem Jahr um 14 Prozent,<br />
teilte <strong>der</strong> Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation<br />
und neue Medien e.V. (Bitkom) mit. Seit<br />
2006 hat sich die Zahl <strong>der</strong> Studienanfängerinnen in<br />
diesem Fach sogar verdoppelt.<br />
Erstmals ist damit <strong>der</strong> Frauenanteil bei den Erstsemestern<br />
im Informatik-Studium mit 22,5 Prozent auf über<br />
ein Fünftel gestiegen. An<strong>der</strong>e technische Studienfächer<br />
sind Bitkom zufolge deutlich stärker männerdominiert.<br />
So beträgt <strong>der</strong> Frauenanteil bei Studienanfängern im Maschinenbau<br />
19,5 Prozent, in <strong>der</strong> Elektrotechnik sind es<br />
sogar nur 12,7 Prozent.<br />
Bitkom vertritt mehr als 1 700 Unternehmen, davon<br />
über 1 200 Direktmitglie<strong>der</strong> mit 140 Milliarden Euro<br />
Umsatz und 700 000 Beschäftigten. Hierzu zählen Anbieter<br />
von Software & IT-Services, Telekommunikations-<br />
und Internetdiensten, Hersteller von Hardware<br />
und Consumer Electronics sowie Unternehmen <strong>der</strong><br />
digitalen Medien. <br />
(bv)<br />
BITKOM<br />
(BUNDESVERBAND INFORMATIONSWIRTSCHAFT,<br />
TELEKOMMUNIKATION UND NEUE MEDIEN E.V.),<br />
Albrechtstraße 10 A, D-10117 Berlin,<br />
Tel. +49 (0) 30 27 57 60, Internet: www.bitkom.org<br />
8<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
Herman van den Berg<br />
Präsident von Yokogawa<br />
Herman van den Berg ist neuer<br />
Präsident beim <strong>Automatisierung</strong>sspezialisten<br />
Yokogawa Europa.<br />
„Man muss nahe am Kunden<br />
sein, seine Beweggründe erfassen,<br />
seine Schwierigkeiten erkennen,<br />
seine Sorgen teilen und somit einen<br />
Anspruch auf Beteiligung an seinem<br />
Gewinn erwerben”, erklärte<br />
van den Berg zum Einstand. Er folgt<br />
auf Harry Hauptmeijer, <strong>der</strong> das Amt<br />
seit 2002 innehatte. Van den Berg<br />
begann als Ingenieur in einer<br />
Uran-Anreicherungsanlage und<br />
war zunächst auf einer Offshore-<br />
Plattform und später als Global<br />
Manager für Elektro-, Mess- und Regelungstechnik bei<br />
Yokogawa tätig. 2005 wurde er Geschäftsführer von<br />
Yokogawa Südafrika. Seit 2011 war er als Vizepräsident<br />
für Projektabwicklung und Services im Bereich Industrial<br />
Automation in Amersfoort zuständig. (bv)<br />
YOKOGAWA DEUTSCHLAND GMBH,<br />
Broichhofstr. 7-11, D-40880 Ratingen,<br />
Tel. +49 (0) 210 24 98 30,<br />
Internet: www.yokogawa.com/de<br />
NEUER<br />
PRÄSIDENT von<br />
Yokogawa Europe<br />
B.V.: Herman<br />
van den Berg.<br />
Bild: Yokogawa<br />
Peter Leveringhaus<br />
führt die deutsche BSI<br />
Die Normungsorganisation BSI hat einen neuen Regionaldirektor<br />
für Zentraleuropa und die GUS. Der<br />
51-jährige Peter Leveringhaus hat diese Position sowie<br />
die Geschäftsführung <strong>der</strong> BSI Group Deutschland<br />
GmbH zum 1. April übernommen. „Wer, wie die BSI,<br />
seit über 110 Jahren im Geschäft ist, weiß worauf es<br />
ankommt: Die Qualität muss stimmen und die Sicherheit<br />
von Produkten, Prozessen und Systemen gewährleistet<br />
sein“, betonte Leveringhaus.<br />
Der Manager kommt von <strong>der</strong> RINA GmbH zur BSI<br />
Group, bei <strong>der</strong> er die Verantwortung für das deutsche<br />
Geschäft inne hatte. Davor verantwortete Leveringhaus<br />
sechs Jahre bei <strong>der</strong> Germanischer Lloyd SE in Hamburg<br />
die strategische Einheit „Zertifizierung“ und den Geschäftsbereich<br />
„Maritime Systeme und Komponenten“<br />
als Executive Vice President.<br />
British Standards Institution (BSI) ist die älteste nationale<br />
Normungsorganisation weltweit. Mit 69 000 Zertifizierungen<br />
zählt BSI zu den größten unabhängigen Zertifizierungsgesellschaften<br />
<strong>der</strong> Welt. Sie ist Urheber <strong>der</strong> am<br />
meisten verbreiteten Standards und Spezifikationen für<br />
Managementsysteme, wie <strong>der</strong> ISO 9000-Serie. (bv)<br />
Mit Sicherheit<br />
kompetent<br />
Besuchen Sie uns:<br />
MEORGA · Hamburg<br />
5. Juni 2013<br />
MesseHalle<br />
Hamburg-Schnelsen<br />
Stand I2<br />
Mit den Stellventilen Typ 3241 von<br />
SAMSON sind Sie immer auf <strong>der</strong><br />
sicheren Seite. Dank ihrer hohen<br />
MTBF brauchen Sie sich um einen<br />
Ausfall nicht zu sorgen.<br />
Noch mehr Sicherheit garantieren die<br />
Stellungsregler <strong>der</strong> Bauarten 3730 und<br />
3731. Mit ihrem zertifizierten Magnetventil<br />
und dem induktiven Grenzkontakt<br />
führen sie die Sprung antworttests<br />
automatisch durch und dokumentieren<br />
die Ergebnisse.<br />
Gehen Sie auf Nummer sicher mit<br />
SAMSON.<br />
SIL<br />
SIL SIL<br />
BSI GROUP DEUTSCHLAND GMBH,<br />
Eastgate,<br />
Hanauer Landstraße 115, D-60314 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 222 28 92 00, Internet: www.bsigroup.de<br />
A01039DE<br />
SAMSON AG · MESS- UND REGELTECHNIK<br />
Weismüllerstraße 3 · 60314 Frankfurt am Main<br />
Telefon: 069 4009-0 · Telefax: 069 4009-1507<br />
E-Mail: samson@samson.de · www.samson.de<br />
SAMSON GROUP · www.samsongroup.net
VERBAND<br />
VDE-Trendreport sagt für die Industrie 4.0<br />
Evolution statt Revolution voraus<br />
Die Industrie 4.0 wird kommen, allerdings nicht vor<br />
2025. Das zeigt <strong>der</strong> jüngste VDE-Trendreport, für den<br />
<strong>der</strong> Verband seine 1300 Mitgliedsunternehmen und Hochschulen<br />
befragte. Acht von zehn Befragten glauben, dass<br />
Industrie 4.0 noch auf sich warten lässt, nur zwei von<br />
zehn erwarten eine schnelle Realisierung. Als größte Hin<strong>der</strong>nisse<br />
werden IT-Sicherheitsprobleme (66 Prozent), fehlende<br />
Normen und Standards sowie <strong>der</strong> hohe Qualifizierungsbedarf<br />
(jeweils 43 Prozent) genannt. 47 Prozent sehen<br />
die Hochschulen auf Industrie 4.0 nicht gut vorbereitet.<br />
Vier von zehn Befragten glauben, dass Industrie 4.0<br />
einen wichtigen Pfad zur Re-Industrialisierung Europas<br />
eröffnet. 73 Prozent <strong>der</strong> befragten Unternehmen und<br />
Hochschulen sind <strong>der</strong> Meinung, dass Industrie 4.0 den<br />
Wirtschaftsstandort Deutschland stärken wird. Fünf von<br />
zehn sprechen Deutschland eine führende Stellung bei<br />
<strong>der</strong> intelligenten Produktionstechnologie zu. Als wich-<br />
tigste Schlüsseltechnologien werden genannt: Energietechnik<br />
sowie Batterie- und Speichertechnologien, gefolgt<br />
von <strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong>stechnik, <strong>der</strong> Informationsund<br />
Kommunikationstechnik sowie <strong>der</strong> Mikro elektronik/<br />
Systemtechnik.<br />
Die Realisierung von Smart Factories erwarten die<br />
43 Prozent <strong>der</strong> Befragten innerhalb von etwa zwölf Jahren.<br />
21 Prozent glauben an eine frühere, 36 Prozent an eine<br />
spätere Umsetzung. Von Smart Factories versprechen sich<br />
75 Prozent eine größere Flexibilität, 60 Prozent mehr Effizienz<br />
im Verbrauch von Ressourcen (42 Prozent). Kostenvorteile<br />
erwarten 45 Prozent <strong>der</strong> Befragten. (gz)<br />
VDE VERBAND DER ELEKTROTECHNIK ELEKTRONIK<br />
INFORMATIONSTECHNIK E.V.,<br />
Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.vde.com<br />
Sichere Produktion: den Hackern keine Chance lassen<br />
WIE VIREN UND<br />
HACKER abgewehrt<br />
werden können,<br />
wird auf <strong>der</strong> Tagung<br />
Industrial IT<br />
Security diskutiert.<br />
Bild: VDI Wissensforum/<br />
Falkenberg Team<br />
Auf <strong>der</strong> VDI-Konferenz Industrial IT Security am 3. und<br />
4. Juli 2013 in Frankfurt am Main diskutieren Experten<br />
und Produktionsverantwortliche über Maßnahmen, um die<br />
Produktion vor gezielten und ungezielten Angriffen zu<br />
schützen. Produktions- und Steuerdaten vor Hackerangriffen<br />
zu schützen, ist eine bekannte For<strong>der</strong>ung. Dennoch setzen<br />
zahlreiche Unternehmen keine <strong>der</strong> vorhandenen Abwehrtechnologien<br />
ein. Die Gründe dafür sind vielfältig: fehlendes<br />
Bewusstsein, fehlende Standardlösungen für die Produktionswelt,<br />
Echtzeit-Unfähigkeit <strong>der</strong> Patches, veraltete Steuerungssysteme<br />
sowie hohe Kosten. In Frankfurt diskutieren<br />
Anwen<strong>der</strong> industrieller Informationstechnik, Fachleute aus<br />
<strong>der</strong> Produktionssteuerung und <strong>Automatisierung</strong> sowie IT-<br />
Sicherheits-Experten wie Unternehmen mit <strong>der</strong> Bedrohung<br />
durch Malware o<strong>der</strong> Cyberangriffe umgehen können.<br />
Thematisiert werden auch weitere Gefahren für die Produktion,<br />
die sich aus <strong>der</strong> Vernetzung <strong>der</strong> Steuerungen<br />
innerhalb <strong>der</strong> Fertigung sowie mit Bürosoftware in firmeninternen<br />
Clouds ergeben. Weitere Informationen sind zu<br />
finden unter www.vdi.de/IT-Security.<br />
(gz)<br />
VDI WISSENSFORUM GMBH,<br />
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />
Tel. +49 (0) 211 621 42 01,<br />
Internet: www.vdi-wissensforum.de<br />
Der Elektroindustrie fehlt es noch an Schwung<br />
Den Bestelleingängen in <strong>der</strong> deutschen Elektroindustrie<br />
fehlt es nach wie vor an Schwung, berichtet <strong>der</strong> ZVEI.<br />
„Im März dieses Jahres haben die Auftragseingänge aber<br />
immerhin wie<strong>der</strong> ihr Vorjahresniveau erreicht“, sagte<br />
ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann. „Inlandskunden<br />
bestellten vier Prozent weniger, Auslandskunden<br />
dagegen drei Prozent mehr als vor einem Jahr.“ Die Or<strong>der</strong>s<br />
aus dem Euroraum legten mit plus vier Prozent sogar stärker<br />
zu als die aus Drittlän<strong>der</strong>n mit plus zwei Prozent.<br />
Im ersten Quartal 2013 lagen die Bestellungen zwei<br />
Prozent unter Vorjahr. Inlands- und Auslandsaufträge<br />
waren um drei und zwei Prozent rückläufig. Aus <strong>der</strong> Eurozone<br />
gingen vier Prozent weniger Bestellungen ein, die<br />
Aufträge aus Drittlän<strong>der</strong>n blieben auf Vorjahresniveau.<br />
Die preisbereinigte Produktion <strong>der</strong> Elektrounternehmen<br />
ist laut ZVEI im März 2013 neun Prozent unter Vorjahr<br />
geblieben – bei allerdings zwei Arbeitstagen weniger als<br />
vor einem Jahr. Von Januar bis März belief sich <strong>der</strong> Output-<br />
Rückgang auf sechs Prozent gegenüber Vorjahr. (gz)<br />
ZVEI – ZENTRALVERBAND ELEKTROTECHNIK- UND<br />
ELEKTRONIKINDUSTRIE E.V.,<br />
Lyoner Straße 9, D-60528 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 630 20, Internet: www.zvei.org<br />
10<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
Maschinen- und Anlagenbau bietet die größten<br />
Potenziale für Mess- und <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />
Die Energie- und Ressourceneffizienz ist <strong>der</strong> größte Treiber<br />
für die Mess- und <strong>Automatisierung</strong>stechnik, dicht gefolgt<br />
von Impulsen durch die Mensch-Maschine-Kommunikation,<br />
Internettechnologien und zunehmen<strong>der</strong> Vernetzung. Dies<br />
zeigt die jüngste Umfrage <strong>der</strong> VDI/VDE-Gesellschaft Messund<br />
<strong>Automatisierung</strong>stechnik (GMA) unter ihren Mitglie<strong>der</strong>n.<br />
„Mit beiden letztgenannten Punkten wird deutlich,<br />
dass die aktuellen Trends um Industrie 4.0 in <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong><br />
<strong>Automatisierung</strong>stechnik angekommen sind“, sagt GMA-<br />
Geschäftsführer Dieter Westerkamp. An <strong>der</strong> Umfrage hatten<br />
sich über 1100 Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Fachgesellschaft beteiligt.<br />
51,3 Prozent <strong>der</strong> Umfrageteilnehmer sehen die größten<br />
Potenziale für die Automation in den nächsten drei Jahren<br />
weiter im Maschinen- und Anlagenbau. Energietechnik,<br />
Produktionstechnik und Fahrzeugtechnik folgen auf den<br />
nächsten Plätzen. Bei den Potenzialen für die Messtechnik<br />
nimmt mit 51,6 Prozent die Fahrzeugtechnik die Spitzenposition<br />
ein. Danach folgen <strong>der</strong> Maschinen- und Anlagenbau,<br />
die Energietechnik und die Medizintechnik.<br />
Als wichtigsten Wachstumsmarkt für die Mess- und <strong>Automatisierung</strong>sbranche<br />
nannten die Umfrageteilnehmer<br />
mit großem Abstand China (71,1 Prozent). Indien nannten<br />
43,2 Prozent und Südamerika 33,8 Prozent <strong>der</strong> Befragten.<br />
Die Verfügbarkeit von Fachkräften wird gegenüber <strong>der</strong><br />
vorangegangenen Umfrage im Jahr 2010 leicht schlechter<br />
eingeschätzt. Fast 30 Prozent geben an, die Verfügbarkeit sei<br />
schlecht (2010: 24 Prozent). Fast 58 Prozent <strong>der</strong> Umfrageteilnehmer<br />
wollen 2013 Stellen für Ingenieure schaffen. Vor<br />
zwei Jahren waren es nur 41 Prozent gewesen.<br />
16 Prozent <strong>der</strong> Befragten gaben an, dass sie Bereiche ins<br />
Ausland verlagern dies konkret planen. Dies ist gegenüber<br />
2010 eine Zunahme von gut 13 Prozent. Dass <strong>der</strong> Anteil<br />
von Forschungs- und <strong>Entwicklung</strong>saktivitäten bei den<br />
Verlagerungsabsichten von knapp sechs auf neun Prozent<br />
im Jahr 2012 gestiegen ist, führt die GMA auf den Ingeni-<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Maschinen- und<br />
Anlagenbau<br />
51,3% 50,0%<br />
41,4% 40,6%<br />
35,7% 33,6%<br />
30,1%<br />
Energietechnik<br />
Produktionstechnik<br />
Fahrzeugtechnik<br />
Gebäudetechnik<br />
Verfahrenstechnik<br />
Umwelttechnik<br />
Verkehrstechnik<br />
IN DEN KLASSISCHEN INDUSTRIEBEREICHEN<br />
sehen die Mess- und <strong>Automatisierung</strong>stechniker weiterhin<br />
die größten Wachstumschancen. Quelle: GMA<br />
eurmangel in Deutschland zurück. Merklich auf 10,5 Prozent<br />
gestiegen ist allerdings auch <strong>der</strong> Anteil jener Unternehmen,<br />
die einst ins Ausland verlagerte Bereiche wie<strong>der</strong><br />
nach Deutschland zurückgeholt hatten.<br />
Generell ist die Stimmung <strong>der</strong> Branche positiv: 65 Prozent<br />
<strong>der</strong> Umfrageteilnehmer sehen die <strong>Entwicklung</strong> für<br />
die Hersteller von Mess- und <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />
in den nächsten drei Jahren positiv. 2010 lag <strong>der</strong> Anteil<br />
<strong>der</strong> Optimisten noch deutlich unter 60 Prozent. (gz)<br />
VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND<br />
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)<br />
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />
Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />
23,4%<br />
19,8%<br />
14,6% 13,3% 12,2%<br />
1,3%<br />
Medizintechnik/<br />
Gesundheit<br />
Biotechnologie<br />
Mikro- und<br />
Nanotechnik<br />
Logistik<br />
An<strong>der</strong>e technische<br />
Prozesse<br />
ZVEI sieht durch schnelle Verschärfung <strong>der</strong><br />
Motorenverordnung Unternehmen in Gefahr<br />
Der ZVEI for<strong>der</strong>t eine ausreichend lange Übergangsfrist<br />
für das Wirksamwerden <strong>der</strong> verschärften EU-Motorenverordnung.<br />
Gunther Koschnick, Leiter des Fachbereichs<br />
Elektrische Antriebe im ZVEI-Fachverband Automation,<br />
warnt, diese Gesetzesän<strong>der</strong>ung könne Unternehmen insbeson<strong>der</strong>e<br />
im Maschinenbau gefährden, wenn sie plötzlich<br />
den bisherigen Motorentyp nicht mehr verbauen dürfen.<br />
Um Schlupflöcher <strong>der</strong> Ökodesign-Richtlinie zu energieeffizienten<br />
Motoren zu schließen, plant die EU-Kommission<br />
laut ZVEI eine Verschärfung <strong>der</strong> Motorenverordnung<br />
(640/2009) mit einer Übergangsfrist von nur 20 Tagen.<br />
Bisher sind von <strong>der</strong> Richtlinie Motoren ausgenommen,<br />
die beispielsweise für den Gebrauch in Höhen von<br />
über 1000 m (über NN), bei einer Umgebungstemperatur<br />
von über 40° Celsius o<strong>der</strong> unter minus 15° Celsius vorgesehen<br />
sind. Die EU wolle die Grenzwerte auf 4000 m Höhe<br />
und plus 60° beziehungsweise minus 30° Celsius verschärfen.<br />
„Vorgesehen ist eine Veröffentlichung <strong>der</strong> Ge-<br />
setzesän<strong>der</strong>ung im Amtsblatt im Oktober 2013 praktisch<br />
ohne Übergangszeit“, so Gunther Koschnick. Er kritisiert:<br />
„So schnell kann das nicht umgesetzt werden“, da die<br />
drastische Verschärfung konstruktive Än<strong>der</strong>ungen erfor<strong>der</strong>e.<br />
Daher for<strong>der</strong>n <strong>der</strong> ZVEI und <strong>der</strong> europäische Sektorverband<br />
CEMEP (Comité Européen de Constructeurs<br />
de Machines Electriques et d'Electronique de Puissance)<br />
von Anfang an eine ausreichende Übergangszeit bis zur<br />
Wirksamkeit <strong>der</strong> Verordnung.<br />
Grundsätzlich sieht <strong>der</strong> ZVEI bei Antrieben ein enormes<br />
Potenzial zur Stromeinsparung und unterstütze daher die<br />
Ziele <strong>der</strong> EU, wie Koschnick betont. Es müsse aber eine<br />
realistische Übergangszeit geben.<br />
(gz)<br />
ZVEI – ZENTRALVERBAND ELEKTROTECHNIK-<br />
UND ELEKTRONIKINDUSTRIE E.V.,<br />
Lyoner Straße 9, D-60528 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 630 20, Internet: www.zvei.org<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
11
INTERVIEW<br />
„Industrie 4.0 –<br />
IT für die Automation<br />
einsatzfähig machen“<br />
Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp, Geschäftsführer <strong>der</strong> VDI/VDE-Gesellschaft<br />
Mess- und <strong>Automatisierung</strong>stechnik (GMA) und Dr.-Ing. Kurt<br />
D. Bettenhausen, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> GMA, im Interview mit <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
Automation (in the) cloud – unter diesem Motto startet am 25. Juni 2013 in Baden-Baden <strong>der</strong> Kongress Automation.<br />
Dieter Westerkamp und Kurt D. Bettenhausen beantworten im <strong>atp</strong>-Interview Fragen zu den aktuellen Schlagwörtern<br />
„cyber-physische Systeme“ und „Industrie 4.0“. Außerdem sprechen Sie Empfehlungen für Kongressvorträge<br />
aus und formulieren Voraussetzungen, unter denen die <strong>Automatisierung</strong> vom „Hype“ profitieren kann.<br />
DIETER<br />
WESTERKAMP<br />
KURT D.<br />
BETTENHAUSEN<br />
12<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
Bild: GMA<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Der GMA Kongress Automation 2013 findet zum<br />
14ten Mal am 25. und 26. Juni in Baden-Baden statt. Er<br />
versteht sich als technisch-wissenschaftlicher Leitkongress<br />
für die deutschsprachige Automation, es werden 500<br />
Teilnehmer erwartet. Welche Ziele hat sich die GMA für den<br />
Kongress 2013 gesetzt?<br />
BETTENHAUSEN UND WESTERKAMP: Uns geht es um den<br />
Wissens- und Erfahrungsaustausch von Herstellern und<br />
Anwen<strong>der</strong>n sowie Forschung und Lehre – und diese Reihenfolge<br />
beinhaltet keine Priorisierung! Im Mittelpunkt<br />
stehen dabei die hochwertigen Vorträge und Posterbeiträge<br />
als Basis des Netzwerkgedankens. Aber auch die Kommunikation<br />
<strong>der</strong> Teilnehmer untereinan<strong>der</strong> ist uns sehr<br />
wichtig – vielfach werden gerade hier neue Ideen und gemeinsame<br />
Vorhaben initiiert.<br />
In diesem Jahr passt das Kongressmotto „Automation (in<br />
the) cloud“ hervorragend zu den aktuellen <strong>Entwicklung</strong>en<br />
in unserer Szene. Immerhin mussten wir es bereits vor<br />
etwa einem Jahr festlegen, was <strong>der</strong> Kongressleitung anscheinend<br />
ganz gut gelungen ist. Die momentanen Diskussionen<br />
um cyber-physische Systeme und das Projekt „Industrie<br />
4.0“ passen ausgezeichnet in den Kongress. Speziell<br />
vor dem Hintergrund von „Industrie 4.0“ geht es uns<br />
auch um eine Standortbestimmung <strong>der</strong> Automationsbranche<br />
– wir müssen dem <strong>der</strong>zeitigen Hype im Hinblick auf<br />
überzogene Erwartungen geeignet entgegentreten.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Erlauben Sie uns einen Blick hinter die Kulissen<br />
- wie bereitet die GMA, beispielsweise durch ihre Prozesse<br />
zur Themenfindung o<strong>der</strong> zur Qualitätssicherung, den<br />
Kongress vor?<br />
BETTENHAUSEN UND WESTERKAMP: Wir können uns auf<br />
unser großes und breit aufgestelltes Netzwerk verlassen.<br />
Wir haben rund 22 300 persönliche Mitglie<strong>der</strong> – etwa 1 500<br />
Ingenieure sind in unseren Fachausschüssen aktiv. Da werden<br />
„ganz automatisch“ die aktuellen Themen identifiziert.<br />
Diese nehmen wir in unseren zentralen Gremien auf und<br />
steuern die Aktivitäten und auch <strong>der</strong>en Qualitätssicherung.<br />
Für den Kongress Automation ist die Qualität durch ein<br />
unabhängiges Programmkomitee sichergestellt. Es geht<br />
hier nach Qualität <strong>der</strong> eingereichten Beiträge – Werbung,<br />
Marketing und nicht ausreichen<strong>der</strong> Inhalt werden nicht in<br />
das Kongressprogramm aufgenommen.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Das Kongressprogramm besteht überwiegend<br />
aus Beiträgen etablierter Vertreter <strong>der</strong> Automation aus<br />
Industrie, Universitäten, Forschungseinrichtungen und<br />
Hochschulen. Wie adressiert die GMA den Nachwuchs?<br />
Können sich beispielsweise auch Studierende die Teilnahme<br />
an <strong>der</strong> Veranstaltung leisten?<br />
BETTENHAUSEN UND WESTERKAMP: Ja – wir laden Studierende<br />
sogar zur kostenfreien Teilnahme ein. Dafür kontaktieren<br />
wir Hochschullehrer und regen Exkursionen nach<br />
Baden-Baden an. So erwarten wir auch in diesem Jahr wie<strong>der</strong><br />
30 bis 50 Studierende zum Kongress. Das ist gut so. Die<br />
Studierenden, die an den vergangenen Kongressen teilgenommen<br />
haben, äußerten sich sehr positiv über ihre Teilnahme,<br />
das Studentenprogramm und die erworbenen Kontakte.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Die GMA bewirbt den Kongress als den Branchentreff<br />
<strong>der</strong> Mess- und <strong>Automatisierung</strong>stechnik. Das<br />
große Spektrum <strong>der</strong> Beiträge ist beindruckend, dennoch<br />
scheint die Branche nicht in ihrer ganzen Breite vertreten<br />
zu sein – ich sehe beispielsweise keine Beiträge aus <strong>der</strong><br />
Gebäudeautomatisierung, lediglich einen aus <strong>der</strong> Verkehrsautomatisierung,<br />
<strong>der</strong> große Anwendungsbereich <strong>der</strong><br />
Automation in <strong>der</strong> Medizintechnik ist ebenso nicht vertreten.<br />
Ist dieser deutlich erkennbare Fokus auf Fertigungsund<br />
Prozessindustrie Teil des Veranstaltungskonzepts?<br />
O<strong>der</strong> gibt es Anwendungsbereiche und Themengebiete, aus<br />
denen Sie sich mehr Einreichungen wünschen würden?<br />
BETTENHAUSEN UND WESTERKAMP: Das ist richtig beobachtet.<br />
Bei allen Call for Papers weisen wir das Feld<br />
„Automation im Alltag“ aus – hiermit meinen wir alle Anwendungsfel<strong>der</strong><br />
über die industrielle Automation hinaus.<br />
Unter Umständen ist das nicht deutlich genug. Fakt ist aber<br />
auch, dass einige Anwen<strong>der</strong>gruppen ihre eigenen Veranstaltungen<br />
im Hinblick auf die Automation haben, etwa die<br />
Tagung „Autoreg – Steuerung und Regelung von Kraftfahrzeugen<br />
und Verbrennungsmotoren“ o<strong>der</strong> die Veranstaltung<br />
„Automed – <strong>Automatisierung</strong>stechnische Verfahren für die<br />
Medizintechnik“. Diese Veranstaltungen sind historisch<br />
gewachsen und haben ihre eigene Daseinsberechtigung.<br />
Die Zielgruppen unterscheiden sich sehr deutlich.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: In diesem Jahr ist „Automation (in the) cloud“<br />
das Thema. Was verstehen Sie darunter und warum haben<br />
Sie sich gerade dafür entschieden?<br />
BETTENHAUSEN UND WESTERKAMP: So ein Kongress<br />
benötigt ein Jahr Vorbereitungszeit. Darum mussten wir<br />
das Thema bereits im Sommer 2012 festlegen. Mit „Automation<br />
(in the) cloud“ liegen wir thematisch exakt richtig:<br />
unsere Szene redet über Vernetzung, cyber-physische<br />
Systeme, Cloud Computing und Industrie 4.0. Das Motto<br />
adressiert genau diese Begriffe und lässt sogar Wortspiele<br />
zu. Welche Fassung – ob mit o<strong>der</strong> ohne Klammern – richtig<br />
ist, wird <strong>der</strong> Kongress zeigen.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Welche Fragen stellen sich bei <strong>der</strong> offenen<br />
Kommunikation <strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong>ssysteme über klassische<br />
Anlagengrenzen hinaus? Welche Programmpunkte<br />
nehmen beson<strong>der</strong>s Bezug auf das Thema? Welche Beiträge<br />
empfehlen Sie?<br />
BETTENHAUSEN UND WESTERKAMP: Wir werden zukünftig<br />
an<strong>der</strong>s an automatisierungstechnische Fragestellungen<br />
herangehen. Mit <strong>der</strong> Voraussetzung, bald jedwede Information<br />
an beliebigen Stellen zu beliebigen Zeiten abrufen<br />
zu können, werden neuartige Geschäftsprozesse möglich,<br />
die wir heute noch nicht absehen und abschließend beurteilen<br />
können. Es geht um eine zunehmende Flexibilität,<br />
um einen steigenden <strong>Automatisierung</strong>sgrad und damit<br />
verbunden um eine höhere Komplexität unserer Anlagen.<br />
In dem Eröffnungsvortrag von Herrn Prof. Dustdar von <strong>der</strong><br />
TU Wien werden wir in das Thema „Cloud Computing“ zunächst<br />
einmal eingeführt. Der Titel des Vortrags heißt: „Von<br />
Cloud Computing zu Elastic Computing – Integration von<br />
Software Services, Dingen und Menschen in <strong>der</strong> Cloud“.<br />
Gut ist, dass ein Vertreter <strong>der</strong> Informatik in das Thema<br />
einführt – so erfahren wir Ingenieure aus erster Hand –<br />
wenn auch nicht zum ersten Mal. Neu ist eine Podiumsdiskussion<br />
am Ende des ersten Kongresstages. Hier geht es<br />
um die Frage „CPS – Hype o<strong>der</strong> Zukunft für die Automation“,<br />
die von ausgewiesenen Fachleuten <strong>der</strong> beiden Welten<br />
Informatik und Automation diskutiert werden wird. Für<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
13
INTERVIEW<br />
FORUM INDUSTRIAL IT IN HANNOVER: Auf <strong>der</strong> diesjährigen Hannover Messe im April mo<strong>der</strong>ierte Dieter<br />
Westerkamp (ganz links) ein Forum mit Experten rund um das Thema "Cyber-Physical Systems".<br />
Gesprächsstoff ist hier gesorgt. Schaut man sich das Kongressprogramm<br />
mit den vier parallelen Zügen genauer an,<br />
dann ist <strong>der</strong> Strang „Grundlagen und Methoden“ fast<br />
durchweg mit Fragestellungen rund um zukünftige Architekturen,<br />
Vernetzung und Kommunikation besetzt. Wer<br />
sich diese Vorträge hintereinan<strong>der</strong> anhört, hat hinterher<br />
sicher einen guten Überblick über die zugehörigen aktuellen<br />
<strong>Entwicklung</strong>en.<br />
Ebenfalls empfehlenswert wird sicher <strong>der</strong> Abendvortrag<br />
im Kurhaus, den Herr Prof. Dueck, früher bei IBM, halten<br />
wird, damit für Unterhaltung sorgen und noch ein wenig<br />
weiter in die Zukunft blicken wird. Sein Vortrag lautet:<br />
„Cloud Computing und das Leben danach“.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Die VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />
(GMA) veröffentlichte anlässlich <strong>der</strong><br />
diesjährigen Hannover Messe Industrie Thesen und Handlungsfel<strong>der</strong><br />
für cyber-physische Systeme. Die GMA stellt<br />
sich darin die Aufgabe, das Projekt Industrie 4.0 mit betrieblich<br />
realisierbaren und wirtschaftlich sinnvollen Lösungsansätzen<br />
zu unterstützen. Was bedeutet das konkret?<br />
Wie entwickelt die GMA diese Ansätze und wie bringt<br />
Sie dies in die Praxis ein?<br />
BETTENHAUSEN UND WESTERKAMP: Wir haben bereits<br />
zwei Gremien – in unserem Jargon „Fachausschüsse“ –<br />
gegründet, um fundierte Beiträge auszuarbeiten und zu<br />
formulieren. Im Fachausschuss „Cyber-Physical Systems“<br />
unter <strong>der</strong> Leitung von Herrn Prof. Kowalewski ging es zu<br />
Anfang darum, das Verständnis von CPS aus <strong>der</strong> Automation<br />
heraus zu för<strong>der</strong>n, um daraus Handlungsfel<strong>der</strong> abzuleiten.<br />
Hier ist das von Ihnen genannte Papier entstanden.<br />
In unserem neuen Fachausschuss „Industrie 4.0“, den Herr<br />
Prof. Epple leitet, geht es uns konkret um die Erarbeitung<br />
von Inhalten für die Standardisierung und Normung auf<br />
Basis unserer VDI/VDE-Richtlinien. Wir wollen hiermit einen<br />
Beitrag leisten, die <strong>Entwicklung</strong>en zielgerichtet voranzutreiben<br />
und Empfehlungen für die Anwendung in <strong>der</strong><br />
industriellen Praxis zu erarbeiten.<br />
Nicht vergessen dürfen wir den VDI-Zukunftskongress „Industrie<br />
4.0“, <strong>der</strong> am 30.01.2013 in Düsseldorf stattfand. Es<br />
war uns ein Anliegen, die vielen offenen eher politisch motivierten<br />
Fragen zu Industrie 4.0 zu beantworten. Dafür<br />
hatten wir hochkarätige Redner versammelt. Entsprechend<br />
gut war die Resonanz <strong>der</strong> Teilnehmer und <strong>der</strong> Medien.<br />
Am 04. o<strong>der</strong> 05. Februar 2014 wird diese Veranstaltung<br />
mit mehr technischen Inhalten weitergeführt, um das bisher<br />
Erreichte vorzustellen.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft<br />
und Technologie, und Johanna Wanka, Bundesministerin für<br />
Bildung und Forschung, haben sich auf <strong>der</strong> Hannover Messe<br />
Industrie massiv für das Thema „Industrie 4.0“ eingesetzt.<br />
Ist die Automation im Vorstands- o<strong>der</strong> Lenkungskreis<br />
<strong>der</strong> Plattform Industrie 4.0 ausreichend repräsentiert?<br />
BETTENHAUSEN UND WESTERKAMP: Diese Frage lässt<br />
sich noch nicht abschließend beantworten, da die Namen<br />
zum Zeitpunkt dieses Interviews noch nicht öffentlich kommuniziert<br />
wurden. Nach allem, was wir wissen, ist über die<br />
beteiligten Industrieverbände die Automation im Lenkungskreis<br />
auf jeden Fall ausreichend vertreten. Im wissenschaftlichen<br />
Beirat sind wir nicht sicher – Vorschläge<br />
haben wir als GMA unterbreitet.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Welche Fragen sind aus Sicht <strong>der</strong> GMA die wichtigsten<br />
rund um das Thema „Industrie 4.0“? Wie unterscheidet<br />
sich die Position <strong>der</strong> GMA von den an<strong>der</strong>en in <strong>der</strong> „Geschäftsstelle<br />
Industrie 4.0“ organisierten Verbänden?<br />
BETTENHAUSEN UND WESTERKAMP: Industrie 4.0 wird<br />
nur dann ein Erfolg wenn alle (!) beteiligten Parteien möglichst<br />
schnell und effizient in eine gemeinsame Richtung<br />
ziehen und zusammenarbeiten. Wir stehen in einem internationalen<br />
Wettbewerb und an<strong>der</strong>e Nationen und Unternehmen<br />
haben den Wert industrieller Wertschöpfung ebenfalls<br />
(wie<strong>der</strong>-)erkannt. Partikularinteressen mögen einen kurzfristigen<br />
und kurzsichtigen Vorteil ermöglichen, in Summe<br />
schaden sie dem gemeinsamen Interesse, Anwen<strong>der</strong> und<br />
Hersteller von Automation auf dem hohen Niveau zu halten<br />
und dieses gegebenenfalls sogar noch auszubauen.<br />
In <strong>der</strong> VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />
haben wir den Vorteil, jenseits von partikulären<br />
Einzelinteressen – also weitestgehend neutral – zu denken<br />
und zu arbeiten. An unserem Tisch treffen sich Vertreter<br />
<strong>der</strong> herstellenden Industrie, <strong>der</strong> anwendenden Industrie,<br />
<strong>der</strong> Forschung und <strong>der</strong> Lehre.<br />
14<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
KONGRESS AUTOMATION: Einmal im Jahr versammeln sich<br />
Experten <strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong>stechnik in Baden-Baden.<br />
KURT D. BETTENHAUSEN bei <strong>der</strong> Eröffnung des<br />
Kongresses Automation 2012 . Bil<strong>der</strong>: Anne Hütter<br />
Traditionell sind wir bereits seit längerer Zeit in <strong>der</strong> technischen<br />
Regelsetzung bei für das Thema Industrie 4.0<br />
wichtigen Aspekten unterwegs. Diesen Weg werden wir<br />
auch weiterhin konstruktiv fortsetzen.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Neben Security und Safety sind Begriffsklärung<br />
und Standardisierung die erfolgskritischen Faktoren<br />
für die praktische Umsetzung des „Industrie 4.0“-Ansatzes.<br />
Mit welchen Aktivitäten unterstützt die GMA die<br />
Bemühungen um Einheitlichkeit?<br />
BETTENHAUSEN UND WESTERKAMP: Wir haben zu diesem<br />
Thema bereits den oben genannten Fachausschuss eingesetzt,<br />
für den wir sehr großen Zuspruch erhalten haben.<br />
Derzeit prüfen wir, welche Begriffe tatsächlich erfor<strong>der</strong>lich<br />
sind und wie die teilweise unterschiedlichen Sichtweisen<br />
aus Informatik, <strong>Automatisierung</strong>stechnik und Produktionstechnik<br />
zueinan<strong>der</strong> passen. Parallel dazu schauen wir auf<br />
mögliche Referenzmodelle, die in diesem Kontext sinnvoll<br />
sind und dem Anwen<strong>der</strong> seine zukünftigen Aufgaben erleichtern<br />
werden. In diesem Sinne<br />
sind wir ganz unseren Mitglie<strong>der</strong>n<br />
verpflichtet, die für Ihren betrieblichen<br />
Alltag in den meisten Fällen<br />
ganz pragmatische Unterstützung<br />
und keine Hochglanzfolien und<br />
Presseinformationen erwarten –<br />
und dies zu recht.<br />
BETTENHAUSEN UND WESTERKAMP: Das Thema <strong>der</strong> industriellen<br />
Kommunikation und Informationsverarbeitung<br />
ist in <strong>der</strong> Automation schon lange etabliert. Seit Mitte <strong>der</strong><br />
90er Jahre gibt es erste Internetanwendungen. Somit ist<br />
es nicht wirklich neu, in <strong>der</strong> Automation über Vernetzung<br />
und damit verbundene neue Dienstleistungen zu sprechen.<br />
Methoden und Technologien <strong>der</strong> IT einsatzfähig zu machen<br />
für den harten industriellen Einsatz ist und bleibt Aufgabe<br />
<strong>der</strong> Automation – das ist für uns nichts Neues und vergleichbar<br />
mit den Anfängen <strong>der</strong> Automation und Regelungstechnik,<br />
als unsere Vorgänger Methoden <strong>der</strong> Mathematik<br />
und beispielsweise <strong>der</strong> mathematisch-physikalischen<br />
Modellbildung einsatztauglich gemacht haben.<br />
Das Neue daran ist, dass wir unter <strong>der</strong> Überschrift „Industrie<br />
4.0“ Rückenwind von <strong>der</strong> Bundesregierung bekommen<br />
haben. Noch nie stand das Fachgebiet <strong>der</strong> Automation<br />
so positiv und erwartungsbehaftet im Fokus von<br />
Politik und Öffentlichkeit. An dieser Situation haben die<br />
Informatik und die Informationstechnik maßgeblichen<br />
„Das Neue an ´Industrie 4.0´ ist die Unterstützung<br />
<strong>der</strong> Bundesregierung. Noch nie stand das,<br />
was Automatisierer tun, so positiv und erwartungsbehaftet<br />
im Fokus <strong>der</strong> Öffentlichkeit.“<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Bei den Themen Industrie<br />
4.0 und cyber-physische<br />
Systeme ist – wie <strong>der</strong> Titel <strong>der</strong> Podiumsdiskussion zum Abschluss<br />
des ersten Tages des GMA-Kongresses andeutet –<br />
die Frage Hype o<strong>der</strong> Zukunft noch nicht geklärt; sicher<br />
scheint lediglich zu sein, dass sich die Themen ausgewählter<br />
Bereiche <strong>der</strong> Automation und <strong>der</strong> Informatik noch enger<br />
verzahnen werden. Erlauben Sie uns zum Abschluss des<br />
Gesprächs einen Ausblick: Wie stellt sich die GMA darauf<br />
ein, wie wollen Sie diese voraussichtlich einschneidenden<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kernkompetenz von Automation begleiten<br />
und gestalten? Welche weiteren lokalen o<strong>der</strong> globalen<br />
Treiber und Verän<strong>der</strong>ungen sehen Sie auf uns zukommen?<br />
Einfluss – das müssen wir eingestehen. Aber auch wir<br />
haben mit unserem Thesenpapier „Automation 2020“,<br />
welches wir bereits 2009 veröffentlichten, dazu beigetragen.<br />
Deutschland ist in Produktion und Automation anerkanntermaßen<br />
international erstklassig. Diese Stellung<br />
auszubauen und die Fachgebiete aktiv voranzutreiben, ist<br />
und bleibt unsere Aufgabe.<br />
Das Interview führten Prof. Leon Urbas und Anne Hütter.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
15
PRAXIS<br />
Diagnosefähigkeit bis ins Feldbusgerät sichert<br />
lückenlose Transparenz und hohe Verfügbarkeit<br />
Neue Technologie erlaubt es, Störungen frühzeitig zu erkennen o<strong>der</strong> gänzlich zu vermeiden<br />
KURZSCHLUSS, BLITZ-<br />
SCHLAG, das Eindringen<br />
von Feuchtigkeit in Verteiler<br />
o<strong>der</strong> Kontaktprellen sind<br />
Fehlerszenarien die im<br />
täglichen Betrieb vorkommen.<br />
Um solch spezifische<br />
Fehler von vorneherein<br />
auszuschließen gilt es, die<br />
Diagnosefähigkeit bis ins<br />
Feldgerät zu bringen.<br />
SEGMENT<br />
PROTECTOREN<br />
wie in diesem<br />
Feldbus verteiler<br />
erkennen und<br />
isolieren Störungen<br />
schnell und<br />
zuverlässig.<br />
Bil<strong>der</strong>: Pepperl+Fuchs<br />
MIT DER ÜBERWACHUNG<br />
des Leittechnikschranks<br />
konnte eine Sicherheitslücke<br />
geschlossen werden. Hier<br />
ein Diagnosegateway mit<br />
Eingängen und Ausgängen<br />
zur Schranküberwachung.<br />
So zuverlässig Feldbusinstallationen auch sind – es<br />
gibt einige typische Fehlerszenarien, die im täglichen<br />
Betrieb vorkommen. Um die Verfügbarkeit von Prozessanlagen<br />
noch weiter zu erhöhen, ist es notwendig, solch<br />
spezifische Fehler von vorneherein auszuschließen. Die<br />
Diagnosefähigkeit bis ins Feldgerät zu bringen und so für<br />
eine lückenlos transparente Feldbusinfrastruktur zu sorgen,<br />
ist dabei das Mittel <strong>der</strong> Wahl.<br />
Zu den Fehlerszenarien, die bei Feldbusinstallationen<br />
typischerweise auftreten können, gehören Kurzschluss,<br />
Blitzschlag, das Eindringen von Feuchtigkeit in Verteiler<br />
o<strong>der</strong> Kontaktprellen. Um solche Störungen noch konsequenter<br />
zu verhin<strong>der</strong>n hat Pepperl+Fuchs jede dieser<br />
Fehlerarten im langjährigen, intensiven Austausch mit<br />
den Anwen<strong>der</strong>n studiert. Dieses fundierte Know-how<br />
bildete die Basis für die <strong>Entwicklung</strong> einer neuen intelligenten<br />
Diagnose-Technologie. Sie erlaubt es, Störungen<br />
frühzeitig zu erkennen und zu isolieren o<strong>der</strong> im Idealfall<br />
gänzlich zu vermeiden.<br />
GATEWAY ÜBERWACHT LEITTECHNIKSCHRANK<br />
Den Leittechnikschrank selbst zu überwachen, ist eine<br />
<strong>der</strong> Maßnahmen die Pepperl+Fuchs dabei umsetzte. Damit<br />
konnte eine Sicherheitslücke, die bislang noch bestand,<br />
geschlossen werden. Hierfür wurde ein neues<br />
Gateway entwickelt, das über eine I/O-Funktion verfügt,<br />
die es ermöglicht, den Leittechnikschrank zu überwachen.<br />
Ein flexibel zu konfigurieren<strong>der</strong> Funktionsblock<br />
bietet Eingänge für Frequenz-, Temperatur-, Luftfeuchtigkeit-<br />
sowie Namur-Sensoren und Türkontakte. Auch<br />
zwei Leistungsrelais, beispielsweise zur Ansteuerung<br />
von Klimageräten, sind vorhanden. Auf diese Weise wird<br />
<strong>der</strong> Schaltschrank zu einem durchgängig überwachten<br />
Bereich und mögliche Störungen können schnell erkannt<br />
und isoliert werden.<br />
FEHLER WERDEN AN SIGNALDYNAMIK ERKANNT<br />
Um auch Fehler durch Überlasten und Kurzschlüsse<br />
noch konsequenter zu verhin<strong>der</strong>n, ist Diagnose-Techno-<br />
16<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
logie notwendig, die weit über die Möglichkeiten des<br />
bisher üblichen statischen, linearen Kurzschlussschutzes<br />
hinausgeht. Werden zum Beispiel Impulse durch lose<br />
Kontakte und vibrierende Anlagen ausgelöst, haben diese<br />
Signale eine spezielle Dynamik. Eine Tatsache, die<br />
sich Pepperl+Fuchs zunutze machte, indem man Segment<br />
Protectoren entwickelte, die diese Dynamik erkennen.<br />
So können Störungen schnell und zuverlässig identifiziert<br />
und isoliert werden. Die Fehlerquelle wird ausgeschaltet,<br />
bevor sich eine Störung auf an<strong>der</strong>e Bereiche<br />
ausweitet und weitere Feldgeräte stillgelegt werden o<strong>der</strong><br />
die Anlage in den sicheren Zustand fährt.<br />
Auch Kontaktprellen, wie es durch das Anschließen und<br />
Lösen von Verbindungen bei Wartungsarbeiten hervorgerufen<br />
wird, kann mit dieser Diagnose-Technologie zuverlässig<br />
erkannt und isoliert werden. Selbst schwer aufzuspürende<br />
temporäre Fehler, wie nachlassende Signalpegel<br />
bei eindringendem Regenwasser, werden ohne Probleme<br />
identifiziert. Um darüber hinaus selbst kleinste Verän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Feuchtigkeit schnell und zuverlässig zu erfassen,<br />
bevor sie für Störungen sorgen können, werden intelligente<br />
Leckagesensoren eingesetzt. Eine kompakte Bauform<br />
ermöglicht hier, dass die Geräte nicht nur an Feldinstrumente<br />
angeschlossen werden, son<strong>der</strong>n sich problemlos<br />
in enge Verteilerkästen einfügen. Das gewährleistet ein<br />
Höchstmaß an Transparenz für die Feldbusinstallation.<br />
BLITZSCHUTZ ÜBERWACHT SICH SELBST<br />
Blitzschutz für Feldbusinstallationen ist natürlich kein<br />
neues Thema. Ein entscheiden<strong>der</strong> Schritt im Sinne höherer<br />
Verfügbarkeit ist aber ein Blitzschutz, <strong>der</strong> meldet,<br />
wenn er verbraucht ist. Genau das hat Pepperl+Fuchs jetzt<br />
mit neuer Technologie realisiert. Surge Protectoren bieten<br />
damit nicht nur Schutz vor Blitzschlag und Spannungsspitzen,<br />
sie geben auch Alarm, wenn die Funktionsreserve<br />
erschöpft ist. Hierfür misst die automatische Selbstüberwachung<br />
die Zahl und Stärke von Stromstößen und<br />
berechnet exakt, wann <strong>der</strong> Blitzschutz verbraucht ist.<br />
Während zum Beispiel ein einziger heftiger Impuls von<br />
20 Kiloampere einen sofortigen Austausch erfor<strong>der</strong>lich<br />
macht, ist die Funktionsreserve erst nach rund 1 000<br />
leichten Stromstößen von 3 Kiloampere erschöpft. Bei<br />
verbrauchtem Blitzschutz, wird <strong>der</strong> notwendige Austausch<br />
angezeigt und die Diagnose-Software verrät genau,<br />
wo innerhalb <strong>der</strong> Prozessanlage ein Gerät ersetzt werden<br />
muss. Zeitaufwendige und kostenintensive manuelle<br />
Überprüfungen gehören damit <strong>der</strong> Vergangenheit an.<br />
Die Leistungsfähigkeit des Blitzschutzes kann aber auch<br />
durch eine Vielzahl kleinerer Stromstöße nachlassen. Das<br />
Gerät entwickelt einen Leckagestrom bevor es endgültig<br />
versagt. Dies wie<strong>der</strong>um wirkt sich auf die Lastverhältnisse<br />
des Feldbussegmentes aus und kann zu Überlast führen.<br />
Um diesen Effekt zu vermeiden und unerwünschten<br />
Zwischenfällen vorzubeugen hat Pepperl+Fuchs neue<br />
Features entwickelt, die jede qualitative Verän<strong>der</strong>ung des<br />
Blitzschutzes überwachen und melden. Die vorhandene<br />
Feldbusinfrastruktur wird dabei genutzt, um die Informationen<br />
an den Leitstand weiterzuleiten.<br />
DIAGNOSEFÄHIGKEIT HÄLT EINZUG INS FELD<br />
Durch intelligente Komponenten hält die Diagnosefähigkeit<br />
Einzug ins Feld und ermöglicht so eine lückenlose<br />
Fehlererkennung. Dank vielfältiger neuer Diagnosefunktionen<br />
können Störungen <strong>der</strong> Feldbusinstallation fast<br />
vollständig ausgeschlossen werden und die Zuverlässigkeit<br />
wird weiter erhöht. Alle Informationen werden dabei<br />
über die reguläre Feldbuskommunikation übertragen,<br />
ohne dass Mehraufwand entsteht.<br />
Die intelligenten Field-Connex-Advanced-Diagnostics-<br />
Komponenten von Pepperl+Fuchs zeichnen sich vor allem<br />
durch folgende Eigenschaften aus. Das Herzstück<br />
<strong>der</strong> neuen Technologie bildet das von Pepperl+Fuchs<br />
entwickelte Advanced Diagnostic Gateway. Es agiert als<br />
Schnittstelle zwischen den Advanced-Diagnostic-Modulen<br />
und dem Leitstand. Es reagiert schnell und zuverlässig<br />
auf jeden Fehler.<br />
PROGRESSIVER KURZSCHLUSSSCHUTZ<br />
Der diagnosefähige Segment Protector bietet progressiven<br />
Kurzschlussschutz mit einer exzellenten Fehlerisolierung.<br />
Die intelligente Diagnosefunktion spürt Störungen wie<br />
etwa Kontaktprellen an Spurs auf, erkennt und isoliert sie.<br />
Der Diagnose-Überspannungsschutz bietet Blitzschutz mit<br />
Selbstüberwachung. Er schützt Feldbus und Feldgeräte vor<br />
Blitzschlag o<strong>der</strong> Spannungsspitzen und gibt Alarm, wenn<br />
seine Funktionsreserve erschöpft ist. Der intelligente Leckagesensor<br />
kann sowohl an Feldinstrumente als auch in<br />
Verteilerkästen angeschlossen werden und erfasst schnell<br />
und zuverlässig kleinste Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Feuchtigkeit.<br />
Alle neuen Komponenten sind für die Bussysteme<br />
Foundation Fieldbus H1 und Profibus PA geeignet. Dank<br />
intelligenter Installation ist die neue Technologie verblüffend<br />
einfach zu realisieren. Die Komponenten werden<br />
lediglich angeschlossen und laufen ohne weitere<br />
Konfiguration – ohne Feldbusadresse o<strong>der</strong> Einbindung<br />
in die Leittechnik. Die Diagnose kann einfach, schnell<br />
und wirtschaftlich in Betrieb genommen werden.<br />
AUTOR<br />
ANDREAS HENNECKE<br />
ist Produktmarketingmanager<br />
im Geschäftsbereich<br />
Prozessautomation<br />
bei Pepperl+Fuchs.<br />
Pepperl+Fuchs GmbH,<br />
Lilienthalstraße 200, D-68307 Mannheim,<br />
Tel. +49 (0) 621 776 16 01,<br />
E-Mail: ahennecke@de.pepperl-fuchs.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
17
PRAXIS<br />
Netzwerkmonitoring behält die fast unendlichen<br />
Kommunikationsmöglichkeiten unter Kontrolle<br />
Die vielfältigen Optionen von Profinet erfor<strong>der</strong>n fundierte Überwachung, um Gefahren zu vermeiden<br />
Die Qualität <strong>der</strong> Kommunikation in einem Netzwerk<br />
zeigt sich nicht daran, ob die Anlage funktioniert<br />
o<strong>der</strong> nicht. Erfahrungen aus <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> Feldbusanwendungen<br />
und <strong>der</strong> IT-Welt zeigen eindeutig, dass eine<br />
Netzwerküberwachung unerlässlich ist, um eventuellen<br />
Störungen vorzubeugen. Genauso wichtig ist es aber<br />
auch, die jeweils aktuelle Netzwerktopologie zu kennen,<br />
um beispielsweise nach einer Störung den Verursacher<br />
schnell auszumachen. Die Funktionsanalyse sollte deshalb<br />
mit einem Condition-Monitoring kombiniert werden.<br />
Ganz beson<strong>der</strong>s gilt dies für Profinet, das mit seinen<br />
fast uneingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten<br />
auch Gefahren mit sich bringt.<br />
Profinet etabliert sich <strong>der</strong>zeit immer mehr als Kommunikationsstandard<br />
für Industrial-Ethernet-Anwendungen.<br />
Die Vorteile liegen auf <strong>der</strong> Hand: Angefangen von<br />
<strong>der</strong> Tatsache, dass sich alle Netzwerkstrukturen wie<br />
Ring, Stern, Linie o<strong>der</strong> Netz realisieren lassen, bis hin<br />
zur sinkenden Störempfindlichkeit durch Punkt-zu-<br />
Punkt-Verdrahtung überzeugt Profinet als offener, herstellerneutraler,<br />
international genormter Busstandard<br />
und kann auf eine ständig steigende Nutzerakzeptanz<br />
verweisen. Er gilt als die ideale Ergänzung zur PC-basierten<br />
<strong>Automatisierung</strong>stechnik und ermöglicht eine<br />
einfache, vertikale Integration von <strong>der</strong> Feldebene bis hin<br />
zur Unternehmensebene. Doch sollte man nicht allzu<br />
arglos an dieses Thema herangehen.<br />
KLARE INDIKATOREN FÜR DEN NETZZUSTAND<br />
Denn Bussysteme sind die Hauptschlaga<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong>stechnik.<br />
Ihre Zuverlässigkeit wird jedoch<br />
selten hinterfragt und eigentlich sollte man aus den Erfahrungen<br />
mit dem Profibus lernen. Hier hat sich schließlich<br />
gezeigt, dass die reine Netzwerkfunktion noch längst<br />
keine Aussage über die Qualität einer Kommunikation<br />
macht. Das gilt eben genauso für Profinet. Allerdings sehen<br />
sich hier die Betreiber aufgrund <strong>der</strong>zeit noch ausstehen<strong>der</strong><br />
schlechter Erfahrungen noch nicht in Zugzwang.<br />
Die Betonung liegt hier allerdings auf „noch“ und es wird<br />
vermutlich nur eine Frage <strong>der</strong> Zeit sein, bis sich entsprechende<br />
Diagnosewerkzeuge durchsetzen werden.<br />
Dabei haben sich in <strong>der</strong> Messpraxis von Indu-Sol für<br />
Profinet mittlerweile messbare Netzzustandsgrößen herauskristallisiert,<br />
die sich als allgemeingültige Qualitätskriterien<br />
in <strong>der</strong> Profinet-Kommunikation durchsetzen<br />
könnten. Dazu gehören beispielsweise <strong>der</strong> Telegramm-Jitter,<br />
die Bus-Last und das Lastverhältnis, etwa<br />
das Verhältnis von Profinet zu TCP/IP.<br />
Gleichzeitig ist aber noch ein an<strong>der</strong>er Ansatz <strong>der</strong> Kommunikationskontrolle<br />
wichtig: Im Gegensatz zu Profibus<br />
ermöglicht Profinet prinzipiell einen weltweiten Fernzugriff,<br />
was neben den Vorzügen lei<strong>der</strong> auch Gefahren birgt.<br />
Somit sollte, im Sinne des Security-Gedankens, die Basisanfor<strong>der</strong>ung<br />
sein zu wissen: Wer hat wann, wo und weshalb<br />
auf das Netzwerk zugegriffen und dadurch möglicherweise<br />
die Kommunikation beeinträchtigt o<strong>der</strong> ein Problem<br />
verursacht? Dieser in <strong>der</strong> Office-Welt bereits etablierte Sicherheitsgedanke<br />
muss auch für die <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />
als Maßstab gelten. Welche IP-Adressen zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt aktiv waren, sollte sich in jedem Profinet-Verbund<br />
zu jedem Zeitpunkt eindeutig klären lassen.<br />
DIE NETZWERKTOPOLOGIE REGELMÄSSIG SCANNEN<br />
Voraussetzung dafür ist ein aktueller Topologieplan, <strong>der</strong><br />
nicht nur die IP-Adressen zeigt, son<strong>der</strong>n auch die aktuellen<br />
Portbelegungen, Gerätenamen sowie Software- und<br />
Hardwarestände. Das heißt, man sollte das Netzwerk in<br />
regelmäßigen Zeitintervallen scannen. In <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />
ist ein solches Vorgehen bereits auf großes<br />
Interesse gestoßen. Mit <strong>der</strong> Software Promanage hat Indu-Sol<br />
für diese systembeschreibende Analyse ein leistungsfähiges<br />
Werkzeug entwickelt, das als zentrale Software<br />
einschließlich Datenbank zur Kontrolle des gesamten<br />
Ethernet-Datenverkehrs entwickelt wurde.<br />
Proscan beispielsweise, ein eigenständiges Modul dieser<br />
Netzwerkmanagementsoftware, lässt sich als schlankes<br />
Werkzeug auch ohne Datenbanken nutzen und ermöglicht<br />
die automatische Erstellung von übersichtlichen Netzwerk-<br />
Topologien. Bei stetig steigen<strong>der</strong> Ethernet-Vernetzung im<br />
industriellen Umfeld ist es dadurch ein unersetzliches<br />
Hilfsmittel für Einrichtung und Inbetriebnahme.<br />
TRANSPARENZ BIS ZUR LETZTEN IP-ADRESSE<br />
Unabhängig vom Hersteller und Gerätetyp <strong>der</strong> eingesetzten<br />
Komponenten können Netzwerkstrukturen erfasst,<br />
grafisch dargestellt und die bestehenden Verbindungswege<br />
deutlich gemacht werden. Beispielsweise lässt sich<br />
<strong>der</strong> aktuelle Topologieplan ausdrucken und in die Innentür<br />
des Schaltschranks heften.<br />
Dabei leistet Proscan weit mehr als die üblichen Engineering-Tools:<br />
Installiert auf dem Bedienterminal einer<br />
Maschine scannt es alle Komponenten bis in die unterste<br />
Ebene. Unabhängig von Hersteller und Gerätetyp <strong>der</strong><br />
eingesetzten Netzwerkkomponenten wird über Eingabe<br />
eines IP-Adressbereichs <strong>der</strong> Netzwerkscan gestartet. Dadurch<br />
lassen sich je<strong>der</strong>zeit die realen Verdrahtungsstrukturen<br />
unter Angabe <strong>der</strong> aktuellen IP-Adresse, die<br />
Portbelegung, die Geräteeigenschaften, Hard- und Softwarestände<br />
und jede Än<strong>der</strong>ung bei Netzwerkverbindungen<br />
und Komponenten zuverlässig erkennen. Die ermittelten<br />
Daten werden über eine webbasierte Oberfläche<br />
mit einem Internet-Browser grafisch dargestellt. Es muss<br />
also keine weitere Software für die Visualisierung <strong>der</strong><br />
Netzwerkdaten installiert werden.<br />
LLDP-AGENT INFORMIERT DIE NACHBARN<br />
Die einzige Voraussetzung für diesen Blick bis in den<br />
letzten Maschinenwinkel ist die LLDP-Funktionalität <strong>der</strong><br />
einzelnen Komponenten, und diese ist heute immer häufiger<br />
vorhanden. Das herstellerunabhängige Link Layer<br />
Discovery Protocol ist ein Layer-2-Protokoll, das die Möglichkeit<br />
bietet, Informationen zwischen Nachbargeräten<br />
auszutauschen. Auf jedem Gerät, das LLDP unterstützt,<br />
arbeitet eine kleine Softwarekomponente, <strong>der</strong> so genannte<br />
LLDP-Agent, <strong>der</strong> in periodischen Abständen Informationen<br />
über sich selbst versendet und ständig Informati-<br />
18<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
AUCH BEI DIESER AUTOMATISCHEN PRODUKTIONSLINIE, auf<br />
<strong>der</strong> Komponenten für die Automobilindustrie gefertigt werden, ist<br />
es notwendig, die Netzwerkqualität zu kennen, um ungeplante<br />
Stillstandszeiten zu vermeiden. Bild: Voestalpine<br />
IN DER MESSPRAXIS VON INDU-SOL haben sich für<br />
Profinet drei Qualitätskriterien heraus kristallisiert:<br />
<strong>der</strong> Telegramm-Jitter, das Last verhältnis und die<br />
allgemeine Bus-Last. Bil<strong>der</strong>: Indu-Sol<br />
PROSCAN<br />
ermöglicht die<br />
Darstellung <strong>der</strong><br />
Portbelegung,<br />
die deutlich macht,<br />
welches Gerät<br />
mit welchem Port<br />
verbunden ist.<br />
DER IM BÜRO-NETZ bereits etablierte Sicherheitsgedanke,<br />
Kenntnis über das Netzwerk zu haben, muss auch für die<br />
<strong>Automatisierung</strong>stechnik gelten.<br />
DER ALS INTELLIGENTE<br />
MESSSTELLE entwickelte<br />
Profinet-Inspektor erfüllt<br />
sowohl die Auf gaben eines<br />
Mess- und Analysewerkzeugs<br />
zur Inbetriebnahme<br />
als auch die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
einer permanenten<br />
Netzwerküberwachung.<br />
onen von Nachbargeräten empfängt. Dies geschieht völlig<br />
unabhängig voneinan<strong>der</strong>. Deshalb wird das LLDP als<br />
Ein-Weg-Protokoll bezeichnet, das keine Kommunikation<br />
zu an<strong>der</strong>en Geräten aufbaut. Jede Komponente weiß dadurch,<br />
wer aktuell ihr Nachbar ist. Die Mapping-Software<br />
führt diese Informationen dann im Topologieplan zusammen.<br />
Da die Topologie in regelmäßigen Zeitabständen<br />
gescannt wird, kann man sich bei einem Fehler den zu<br />
diesem Zeitpunkt aktuellen Zustand anzeigen lassen.<br />
FUNKTIONSÜBERWACHUNG NICHT VERNACHLÄSSIGEN<br />
Damit lässt sich mit einfachen Mitteln die Kenntnis des<br />
Kommunikationsverbunds verbessern und zumindest<br />
<strong>der</strong> Security-Gedanke in <strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />
umsetzen. Letztendlich wird aber wohl kein Profinet-<br />
Betreiber darum herumkommen, auch die eingangs bereits<br />
angesprochene Funktionsüberwachung zu nutzen,<br />
um die aktuelle Netzwerkqualität zu kennen und Störungen<br />
möglichst im Vorfeld vermeiden zu können. Hierfür<br />
hat Indu-Sol den Profinet-Inspektor entwickelt. Das<br />
Diagnosetool ist ein stiller Beobachter in Ethernet- und<br />
Profinet-Netzwerken, das zu Ereignissen im Netzwerk<br />
punktgenau einen Snapshot anlegt, etwa zu Auslastung,<br />
Geschwindigkeit, Datendurchsatz, Telegramm-Jitter, Telegrammwie<strong>der</strong>holungen,<br />
Fehltelegrammen, Gerätediagnosen<br />
und Geräteausfällen sowie Aussagen über die<br />
Netzwerkqualität ermöglicht.<br />
AUTOR<br />
KARL-HEINZ RICHTER ist<br />
Geschäftsführer für Marketing & Vertrieb<br />
<strong>der</strong> Indu-Sol GmbH.<br />
Indu-Sol GmbH,<br />
Blumenstraße 3, D-04626 Schmölln,<br />
Tel. (0) 34491 581 80,<br />
E-Mail: info@indu-sol.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
19
PRAXIS<br />
Multiple Input Multiple Output: Antennentechnik<br />
steigert Leistung und Stabilität bei WLAN<br />
Standard IEEE 802.11n nutzt metallische Reflexionen im Industrieumfeld zur Optimierung<br />
Bislang hatte WLAN in <strong>der</strong> Industrie nicht immer den<br />
besten Ruf in puncto Stabilität und Zuverlässigkeit.<br />
Die im Herbst 2009 verabschiedete WLAN-Norm IEEE<br />
802.11n verspricht aber eine deutliche Verbesserung <strong>der</strong><br />
Funkübertragung. WLAN-Systeme nach IEEE 802.11n<br />
verwenden die bislang als Manko identifizierte Störanfälligkeit<br />
gegenüber Reflexionen und Mehrwegeausbreitung<br />
nun gezielt zur Steigerung von Leistung und Stabilität<br />
<strong>der</strong> Kommunikation.<br />
Die WLAN-Lösungen gemäß IEEE 802.11a, b o<strong>der</strong> g<br />
sind in den industrietypischen metallischen Umgebungen<br />
teilweise durch Interferenzen aufgrund <strong>der</strong> vielen<br />
Reflexionen sowie <strong>der</strong> damit verbundenen Mehrwege-<br />
Ausbreitung gekennzeichnet. Daraus resultieren eine<br />
Instabilität sowie Leistungseinbrüche bei <strong>der</strong> drahtlosen<br />
Kommunikation. Vor diesem Hintergrund umfasst <strong>der</strong><br />
High-Speed-WLAN-Standard IEEE 802.11n zahlreiche<br />
neue Funktionen und Optimierungen, die eine höhere<br />
Datenrate von mehreren 100 MBit/s sowie größere Reichweite<br />
und Zuverlässigkeit sicherstellen sollen. Das wichtigste<br />
Merkmal <strong>der</strong> IEEE 802.11n ist die Mimo-Antennentechnologie<br />
(Multiple Input Multiple Output). Sie nutzt<br />
bis zu drei aktive Antennen gleichzeitig, um mehrere<br />
Datenströme parallel weiterzuleiten.<br />
REFLEXIONEN WERDEN GEZIELT GENUTZT<br />
Die bisher gemäß IEEE 802.11a/b/g umgesetzten Lösungen<br />
weisen häufig bereits zwei Antennen auf, verwenden<br />
jedoch nur eine Antenne aktiv, über die <strong>der</strong> Datenstrom<br />
gesendet werden kann. Die zweite Antenne wird für die<br />
Antennen-Diversity eingesetzt. Das bedeutet, dass <strong>der</strong><br />
Access Point die Antenne wechseln kann, was die Folgen<br />
<strong>der</strong> Mehrwegeausbreitung abschwächt und zu einem<br />
besseren Signalempfang führt. Im Gegensatz dazu nutzt<br />
die Mimo-Technik die im Raum auftretenden Reflexionen<br />
und somit die Mehrwegeausbreitung gezielt. Auf<br />
diese Weise lassen sich mehrere Datenströme parallel<br />
über verschiedene Wege an den Empfänger übertragen.<br />
Im Empfänger werden die auf unterschiedlichen Routen<br />
eintreffenden Signale dann durch komplexe Algorithmen<br />
wie<strong>der</strong> kombiniert. Für jeden Datenstrom ist je eine<br />
Antenne am Sen<strong>der</strong> und Empfänger notwendig. Verfügen<br />
<strong>der</strong> Access Point und <strong>der</strong> WLAN Client also über je drei<br />
aktive Sende- und Empfangsantennen, können bis zu<br />
drei Datenströme gleichzeitig ausgetauscht werden, sodass<br />
sich <strong>der</strong> Datendurchsatz verdreifacht. Neben <strong>der</strong><br />
Mimo-Technologie sind viele weitere Verbesserungen in<br />
den WLAN-Standard IEEE 802.11n eingeflossen, die insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Effizienz und Datenrate erhöhen.<br />
DATENRATEN BIS 300 MBIT/S BRUTTO<br />
Der neue industrielle Access Point und Client WLAN 5100<br />
von Phoenix Contact unterstützt daher zusätzlich zu den<br />
bewährten Standards IEEE 802.11a/b/g auch die neue Version<br />
802.11n mit Mimo-Technologie. Dazu bietet das Gerät<br />
eine 3x3:2-Mimo-Technik mit optimierter Signalverarbeitung<br />
und eine hohe Sendeleistung bis +23 dBm, was die<br />
Zuverlässigkeit und Stabilität <strong>der</strong> Datenübertragung weiter<br />
verbessert. 3x3:2 heißt, dass drei aktive Sende- und<br />
Empfangsantennen sowie zwei Datenströme verfügbar<br />
sind. Die beiden Datenströme ermöglichen in Kombination<br />
mit an<strong>der</strong>en Funktionen wie dem Channel Bonding<br />
eine Datenrate bis 300 MBit/s brutto und fast 100 MBit/s<br />
netto. Die WLAN-Kommunikation ist folglich genauso<br />
schnell wie die Übertragung über industrielle Fast-Ethernet-Netzwerke.<br />
Der WLAN 5100 umfasst eine aktive Sende-<br />
und Empfangsantenne mehr, als für die zwei Datenströme<br />
erfor<strong>der</strong>lich sind. Statt zur Steigerung <strong>der</strong> Datenrate<br />
wird die dritte aktive Antenne für die weitere Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Stabilität und Zuverlässigkeit eingesetzt. So lässt<br />
sich selbst unter kritischen Umgebungsbedingungen eine<br />
echtzeitfähige und robuste Kommunikation realisieren.<br />
VORTEILE AUCH IN 802.11A/B/G-NETZWERKEN<br />
Die Nutzung mehrerer Sende- und Empfangsantennen<br />
erhöht allerdings nicht nur in reinen IEEE802.11n-Systemen<br />
die Ausfallsicherheit und Robustheit <strong>der</strong> WLAN-<br />
Übertragung; auch ältere WLAN Clients profitieren von<br />
einem Netzwerk auf Basis des neuen Standards. Durch<br />
die abwärtskompatiblen Mimo-Funktionen MRC (Maximal<br />
Ration Combining) und CSD (Cyclic Shift Diversity)<br />
erzielen WLAN-Clients, die nach dem alten Standard<br />
802.11a/g arbeiten, ebenfalls eine bessere Funkabdeckung<br />
und einen höheren Datendurchsatz. Auf diese Weise werden<br />
in den Fabrikhallen starke Signalschwankungen<br />
durch „Funklöcher“ vermieden und die Zuverlässigkeit<br />
wächst. CSD ist eine Sendefunktion, bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Datenstrom<br />
auf mehrere Antennen gemappt ausgesendet wird.<br />
Die Empfängerfunktion MCR kombiniert die Mimo-Signalpfade<br />
optimal und gleicht die empfangenen Signale<br />
zur Verbesserung <strong>der</strong> Link-Zuverlässigkeit ab.<br />
STABILITÄT UND DATENRATE DEUTLICH GESTEIGERT<br />
Werden Daten mit mobilen Steuerungen ausgetauscht,<br />
wie dies beispielsweise in autonomen Transport-Shuttles<br />
<strong>der</strong> Fall ist, muss keine hohe Datenrate von mehr als<br />
65 MBit/s vorliegen. In <strong>der</strong>artigen Applikationen sind<br />
vielmehr ein geringer Platzbedarf sowie die hohe Zuverlässigkeit<br />
und Stabilität <strong>der</strong> Kommunikation bei niedrigen<br />
Kosten entscheidend. Die Mimo-Funktion STBC<br />
(Space-Time Block Coding) setzt diese Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
mit nur einer Antenne am WLAN-Client um. Dazu sendet<br />
<strong>der</strong> Access Point die Daten redundant über mehrere<br />
Antennen sowie unterschiedlich codiert aus. Durch den<br />
Vergleich <strong>der</strong> ankommenden Datenströme kann <strong>der</strong> Empfänger<br />
den ursprünglichen Datenstrom auch bei Störungen<br />
und Verzerrungen meist wie<strong>der</strong>herstellen. Das beschriebene<br />
Verfahren bildet die Grundlage zur Realisierung<br />
kompakter und kostengünstiger WLAN-802.11n-<br />
Clients wie dem industriellen WLAN Adapter FL WLAN<br />
EPA von Phoenix Contact, in den eine zirkular polarisierte<br />
Spezialantenne integriert ist.<br />
Praktische Erfahrungen mit den gemäß dem neuen<br />
Standard IEEE 802.11n entwickelten Access Point WLAN<br />
5100 und dem WLAN Client Adapter FL WLAN EPA zeigen<br />
eine deutliche Steigerung <strong>der</strong> Stabilität und Datenra-<br />
20<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
WLAN 802.11A/G sendet und<br />
empfängt über eine Antenne nur<br />
einen Datenstrom; Reflexionen<br />
können zu starken Signalschwankungen<br />
beim Empfänger führen.<br />
WIRELESS-LAN-<br />
NETZWERKE werden in<br />
<strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong> oft<br />
zur Kommunikation mit<br />
mobilen und bewegten<br />
Systemen eingesetzt.<br />
DER NEUE STANDARD WLAN<br />
802.11N sendet und empfängt<br />
mehrere parallele Datenströme,<br />
wofür die Reflexionen im Raum<br />
gezielt genutzt werden.<br />
DURCH DIE UNTERSTÜTZUNG<br />
<strong>der</strong> IEEE-Norm 802.11n und die<br />
Integration einer Spezialantenne<br />
ermöglicht <strong>der</strong> kompakte WLAN-<br />
Ethernet-Adapter zuverlässige<br />
Funkverbindungen in<br />
industrieller Umgebung.<br />
WLAN 802.11N erreicht einen fünffach höheren Datendurchsatz<br />
als <strong>der</strong> bisherige Standard 802.11a/g.<br />
te unter typischen Industriebedingungen. Im Vergleich<br />
zur bisherigen WLAN-Technik nach IEEE 802.11a/b/g<br />
werden in gleicher Umgebung eine homogenere Funkausleuchtung<br />
und ein höherer Datendurchsatz erzielt. Funklöcher,<br />
die aus Abschattungen resultieren können und zu<br />
erheblichen Leistungseinbußen führen, treten wesentlich<br />
seltener auf und lassen sich oft sogar ganz vermeiden.<br />
Außerdem vergrößert sich <strong>der</strong> praktisch nutzbare Funkbereich,<br />
in dem eine ausreichende Verbindungsqualität<br />
und Datenrate erreicht werden kann. Daher werden häufig<br />
weniger Access Points gemäß IEEE 802.11n zur Funkausleuchtung<br />
einer Fabrikhalle benötigt.<br />
Die Datenrate in IEEE 802.11n-Netzwerken lässt sich<br />
durch die optionale Bündelung von zwei Übertragungskanälen<br />
(Channel Bonding) auf 300 MBit/s erhöhen. Die<br />
Praxis belegt jedoch, dass dies nur im 5 GHz-Frequenzband<br />
sinnvoll umsetzbar ist. So kommt es durch die vielfache<br />
Verwendung des 2,4 GHz-Bandes bei <strong>der</strong> Bündelung<br />
von zwei WLAN-Kanälen vermehrt zu Störungen. Darüber<br />
hinaus sind die drei überlappungsfrei einsetzbaren<br />
WLAN-Kanäle oftmals bereits belegt. In Europa stehen<br />
deshalb 19 zusätzliche Kanäle im noch wenig genutzten<br />
5 GHz-Band zur Verfügung, von denen allerdings einige<br />
von Wetterradar- o<strong>der</strong> militärischen Anwendungen blockiert<br />
sein können, die Vorrang gegenüber industriellen<br />
Applikationen haben. Für hochverfügbare <strong>Automatisierung</strong>s-Anwendungen<br />
eignen sich aus diesem Grund die<br />
unteren vier Kanäle (36 bis 48) beson<strong>der</strong>s, die jedoch nur<br />
im Innenbereich von Gebäuden funken dürfen.<br />
Zusammengefasst lässt sich sagen, <strong>der</strong> WLAN-<br />
802.11n-Standard mit Mimo-Technik ist ein wichtiger<br />
Schritt für die weitere Akzeptanz von Wireless LAN<br />
sowie die Erschließung zusätzlicher Anwendungsbereiche<br />
in <strong>der</strong> industriellen <strong>Automatisierung</strong>. Mit<br />
WLAN-Systemen nach IEEE 802.11n erhält <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong><br />
neue Möglichkeiten, um seine Produktions- und<br />
Logistikprozesse effizienter, einfacher und wirtschaftlicher<br />
zu gestalten.<br />
AUTOR<br />
Dipl.-Ing. JÜRGEN WECZEREK<br />
ist Produktmanager Wireless<br />
Network Technology bei<br />
Phoenix Contact Electronics<br />
in Bad Pyrmont.<br />
Phoenix Contact Electronics GmbH,<br />
Dringenauer Str. 30, D-31812 Bad Pyrmont,<br />
Tel. +49 (0) 5281 94 60,<br />
E-Mail: jweczerek@phoenixcontact.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
21
PRAXIS<br />
Pneumatische Doppelkolben-Schwenk-Antriebe<br />
schälen Kartoffeln mit Hochdruck<br />
Bewährt im anspruchsvollen Einsatz für die Chemie- und Lebensmittelindustrie<br />
LEBENSMITTELINDUSTRIE: Das Werk <strong>der</strong> Emsland Food GmbH steht in Wittingen.<br />
Hier werden Kartoffeln verarbeitet. Bil<strong>der</strong>: Emsland Group<br />
IN WITTINGEN wird Kartoffelgranulat<br />
hergestellt.<br />
Im Wittinger Werk <strong>der</strong> Emsland Food GmbH werden täglich<br />
550 Tonnen Kartoffeln zu Kartoffelgranulat für die<br />
Lebensmittelindustrie verarbeitet. Pneumatische Doppelkolben-Schwenkantriebe<br />
von Bormann & Neupert<br />
steuern beim Schälen die Dampfzu- und –abfuhr an den<br />
eingesetzten Dampfschälern.<br />
550 TONNEN KARTOFFELN TÄGLICH VERARBEITET<br />
Kartoffelgranulat und -flocken sind unverzichtbare<br />
Grundstoffe für eine Vielzahl von Snacks, Tiefkühlprodukten<br />
und Fertiggerichten in den Regalen <strong>der</strong> Supermärkte.<br />
Um die hohen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Endkunden<br />
erfüllen zu können, ist die Qualität dieser Basiszutaten<br />
entscheidend. Die wie<strong>der</strong>um wird über eine schonende<br />
und hochwertige Behandlung während des gesamten<br />
Verarbeitungsprozesses sichergestellt. Zugleich zählen<br />
aber gerade für Lebensmittel produzierende Betriebe<br />
Wirtschaftlichkeit und Effizienz.<br />
550 Tonnen Kartoffeln werden täglich im Wittinger<br />
Werk <strong>der</strong> Emsland Food GmbH zu so genanntem Kartoffelgranulat<br />
verarbeitet. Zum Vergleich: Als Beilage<br />
zum Mittagessen verzehrt entspräche das über 1,8<br />
Million Portionen. Zunächst werden die Kartoffeln<br />
gewaschen, dann geht es ans Schälen. Dabei dürfen<br />
keine Schalenreste an den Kartoffeln verbleiben. Diese<br />
würden die Produktqualität des Granulats wesentlich<br />
verschlechtern.<br />
SCHNELLE UND PRÄZISE STEUERUNG<br />
Selbstverständlich werden bei diesen Mengen die Schalen<br />
nicht von Hand entfernt. Viel schneller, wirtschaftlicher<br />
und hygienischer geht es mit einer automatisierten<br />
Methode, die sogar ganz ohne Messer auskommt.<br />
170 Grad heißer Wasserdampf und seine präzise und<br />
schnelle Zu- und Abfuhr spielen dabei eine maßgebliche<br />
Rolle. Pneumatische doppeltwirkende Doppelkolben-Schwenkantriebe<br />
von Bormann & Neupert übernehmen<br />
die wichtige Steuerung eines Kugelhahns, <strong>der</strong><br />
wie<strong>der</strong>um die Dampfzu- und –abfuhr in den Dampfschäler<br />
freigibt. Die Bauteile des Düsseldorfer Spezialisten<br />
für Anlagensicherheit in <strong>der</strong> Lebensmittel- und<br />
chemischen Industrie haben sich für die Dauerbelastung<br />
mit häufigen, schnellen Schaltvorgängen bei hohen<br />
Temperaturen bewährt.<br />
Zum Schälen werden die Kartoffeln in einen Druckbehälter<br />
– die so genannte Glocke – eingefüllt. Der Antrieb<br />
öffnet den Kugelhahn <strong>der</strong> Dampfzufuhr. Der heiße<br />
Dampf strömt in den Behälter bis <strong>der</strong> notwendige Druck<br />
von acht Bar erreicht ist. In <strong>der</strong> Glocke durchmischt<br />
gleichzeitig das integrierte Rührwerk die Kartoffeln.<br />
22<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
Schaltzyklen – zur Prüfung geöffnet haben, wiesen keinerlei<br />
Laufspuren auf“, berichtet Grundke.<br />
Alle Gehäuse verfügen serienmäßig über das so genannte<br />
Safekey-System, bei dem die Gehäusedeckel<br />
nicht verschraubt, son<strong>der</strong>n durch je einen umlaufenden<br />
Fe<strong>der</strong>ring aus Edelstahl gehalten werden. Er ist eingepasst<br />
in eine innenbearbeitete Keilnut und kann nach<br />
dem Lösen nur einer Schraube herausgezogen werden.<br />
Dann lässt sich <strong>der</strong> Deckel abnehmen. Konstruktionsbedingt<br />
gelingt das nur bei druckentlastetem Gehäuse. So<br />
werden Unfälle durch Unachtsamkeit wirkungsvoll vermieden<br />
und die Sicherheit von Anlagen und Mitarbeitern<br />
aufrecht erhalten.<br />
KNUSPRIG: Kartoffelgranulat bildet die Grundlage<br />
für viele Chips und an<strong>der</strong>e Snacks.<br />
Dann folgt <strong>der</strong> entscheidende Arbeitsschritt: Der Doppelkolben-Schwenkantrieb<br />
<strong>der</strong> Dampfzufuhr schließt<br />
den Dampfeinlass und ein zweiter Doppelkolben-<br />
Schwenkantrieb öffnet das Ablassventil. Hierbei kommt<br />
es beson<strong>der</strong>s auf schnelles Öffnen des Dampfablassventils<br />
durch den Schwenkantrieb an.<br />
Der Druck fällt schlagartig von acht Bar auf den Umgebungsdruck<br />
von etwa einem Bar ab. Durch diese so<br />
genannte Schnellentspannung löst sich die Schale von<br />
den rohen Kartoffeln. Rotierende Bürsten eines nachgeschalteten<br />
Aggregats entfernen anschließend die verbliebenen,<br />
losen Schalenreste vollständig.<br />
ANTRIEBE MIT BESONDERS HOHEN STANDZEITEN<br />
„Das ruckartige, schnelle Öffnen und Schließen ist eine<br />
große Belastung für die eingesetzten Antriebe. Die hohen<br />
Umgebungstemperaturen verstärken das Problem zusätzlich“,<br />
erläutert Alfred Grundke, Meister <strong>der</strong> mechanischen<br />
Werkstatt bei Emsland Food. „Die Antriebe von<br />
Bormann & Neupert bieten uns dennoch bei dem beschriebenen<br />
Einsatzfall beson<strong>der</strong>s hohe Standzeiten.“<br />
Möglich macht das die reibungsarme und wi<strong>der</strong>standsfähige<br />
Di-Aluminium-Trioxid-Beschichtung aller Oberflächen<br />
– vom Hersteller Ceramicgard genannt. Sie min<strong>der</strong>t<br />
Verschleiß und macht die Antriebe wartungsarm.<br />
„Antriebe die wir nach einem Jahr – also etwa 350.000<br />
ANSCHLUSSFLÄCHEN NACH NAMUR-STANDARD<br />
Vor allem aber gewährleistet das Safekey-System dauerhaft<br />
völlige Dichtigkeit. Denn die flächige Krafteinleitung<br />
des umlaufenden Fe<strong>der</strong>rings verhin<strong>der</strong>t Spannungen<br />
im Gehäuse auch bei stark schwankenden Temperaturen<br />
zuverlässig. Eine Eigenschaft, die beim Einsatz in<br />
Wittingen ebenso gefragt ist, ist seine Unempfindlichkeit<br />
gegen Schmutz und feuchte Arbeitsumgebungen, wie sie<br />
in <strong>der</strong> Schälstraße anzutreffen sind.<br />
„Unsere Doppelkolben-Schwenkantriebe sind auch<br />
darum so gut für anspruchsvolle Anwendungen geeignet,<br />
weil ihre Aluminiumgehäuse im Gussverfahren<br />
hergestellt werden. So lassen sie sich kompromisslos<br />
anfor<strong>der</strong>ungsgerecht auslegen“, ergänzt Martin Klug,<br />
Produktmanager Antriebe bei Bormann & Neupert. An<strong>der</strong>s<br />
als beim Strangguss – wie er bei herkömmlichen<br />
Antrieben zumeist eingesetzt wird – sind Materialstärken<br />
und beispielsweise Anschlüsse o<strong>der</strong> Absätze frei<br />
wähl- und positionierbar.<br />
Für die reibungslose Einbindung in die Gesamtanlage<br />
verfügen die Gehäuse serienmäßig über Anschlussflächen<br />
nach internationalem Namur-Standard sowie Montageflächen<br />
und Bohrungen für die Direktmontage nach<br />
ISO 5211. Zur Qualitätssicherung ist je<strong>der</strong> Antrieb über<br />
eine ins Gehäuse eingegossene Kennzeichnung dauerhaft<br />
und eindeutig identifizierbar.<br />
AUTOR<br />
Dipl.-Ing.<br />
MARIA QUAST<br />
Bormann & Neupert<br />
GmbH & Co.KG,<br />
Volmerswerther Str. 30,<br />
D-40221 Düsseldorf,<br />
Tel. + 49 (0) 211 93 05 50,<br />
E-Mail:<br />
info@bormann-neupert.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
23
HAUPTBEITRAG<br />
<strong>Simulationsgestützte</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Automatisierung</strong>ssoftware in frühen Phasen validieren<br />
In <strong>der</strong> Prozessindustrie verstärkt sich <strong>der</strong> Trend zu Plant-Life-Cycle-Management-Systemen<br />
(PMS) und zugehörigen Plant-Engineering-Systemen (PES). Neben konsistenter Dokumentation<br />
ermöglichen sie ein durchgängiges Engineering <strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong>. Dieser<br />
Beitrag stellt ein Verfahren vor, wie bereits in frühen Phasen mittels dynamischer Simulation<br />
eine Validierung <strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong>ssoftware möglich ist und die Simulationsmodelle<br />
in späteren Phasen weiterverwendet werden können. Die Methodik wird anhand<br />
des Wasserwirtschaft-Beispiels Pumpstation und des PMS Comos erläutert.<br />
SCHLAGWÖRTER Plant Engineering System / <strong>Automatisierung</strong> / Software / Simulation /<br />
Validierung / Comos / Simatic PCS 7 Wasserversorgung<br />
Simulation based development of automation software –<br />
Early validation and subsequent use of simulation models<br />
There is a clear trend in the process industry towards the application of plant life cycle<br />
management systems and related plant engineering systems. Besides providing consistent<br />
documentation they allow seamless automation engineering. This paper introduces a<br />
method to validate automation software by dynamic simulation in early phases and shows<br />
how the simulation models can be used in later phases. The methodology is demonstrated<br />
for a water management pumping station and PES Comos.<br />
KEYWORDS plant engineering system / automation / software / simulation / validation /<br />
Comos / Simatic PCS 7<br />
24<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
VERONIKA BRANDSTETTER, JAN CHRISTOPH WEHRSTEDT,<br />
ROLAND ROSEN, ANDREAS PIRSING, Siemens<br />
Die <strong>Entwicklung</strong> verfahrenstechnischer Anlagen<br />
ist mit komplexen Planungs- und Engineering-<br />
Aufgaben verbunden. Deren erfolgreiche Bewältigung<br />
ist <strong>der</strong> ausschlaggebende Faktor, um<br />
Kosten und Termine einzuhalten und die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Kunden bezüglich eines ökonomisch<br />
wie ökologisch optimierten Betriebs zu erfüllen. Ähnlich<br />
wie bei mechatronischen Produkten und Systemen<br />
aus <strong>der</strong> Konsumgüter- und Automobilindustrie, die sich<br />
durch eine Steigerung ihrer Komplexität und Funktionsvielfalt<br />
auszeichnen, steigen auch bei verfahrenstechnischen<br />
Anlagen die Anfor<strong>der</strong>ungen hinsichtlich flexiblerer<br />
Betriebsweisen und leichterer Erweiterbarkeit <strong>der</strong><br />
Anlagen. Dies erfor<strong>der</strong>t eine stärkere Vernetzung <strong>der</strong><br />
verschiedenen Gewerke. Hervorzuheben ist die zunehmende<br />
Kopplung von Stoff- und Energieströmen, um<br />
einen möglichst effizienten Anlagenbetrieb unter <strong>der</strong><br />
Erhöhung <strong>der</strong> Dynamik zu erreichen – wie schnellerer<br />
Lastwechsel bei Kraftwerken, bessere Nutzung von Eigenenergieerzeugern<br />
auf Klärwerken o<strong>der</strong> flexiblere <strong>Automatisierung</strong><br />
von Pumpstationen.<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen aus dem funktional verdichteten, übergreifenden<br />
Zusammenspiel <strong>der</strong> beteiligten Gewerke führen<br />
zu neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen an Anlagenprojekteure<br />
und ihre Werkzeuge. Dies begründet den sich in <strong>der</strong> Prozessindustrie<br />
abzeichnenden Trend zu PMS. Zentrales<br />
Element dieser PMS sind PES. Während diese in <strong>der</strong> Chemie-<br />
und Pharma-Industrie seit einigen Jahren im operativen<br />
Einsatz sind, steht die Wasserwirtschaft an <strong>der</strong><br />
Schwelle zum Breiteneinsatz. Zum einen dienen sie gewerkeübergreifend<br />
<strong>der</strong> standardisierenden konsistenten<br />
Dokumentation des Engineerings, zum an<strong>der</strong>en bieten<br />
neue Ansätze bidirektionale Schnittstellen zwischen PES<br />
und Projektierungstools [1] für die <strong>Automatisierung</strong>ssoftware<br />
(A-SW). Somit findet das Basic Engineering bereits<br />
im PES statt und darauf aufbauend wird das Detailed Engineering<br />
im klassischen Engineering-Werkzeug durchgeführt,<br />
wobei zentrale Daten des Detailed Engineering<br />
zur Dokumentation ins PES zurückgeführt werden.<br />
Von zunehmen<strong>der</strong> strategischer Bedeutung für Planer,<br />
Errichter und Betreiber verfahrenstechnischer Anlagen<br />
sind Validierungs- und Evaluierungsmöglichkeiten für<br />
konzeptuelle Planungen in frühen <strong>Entwicklung</strong>sphasen.<br />
Dieses als frontloading bezeichnete Vorgehen [2] kann<br />
durch modellbasierte Ansätze mit projektierungsbegleitenden<br />
Simulationen erfolgen [3]. Der Aufwand, <strong>der</strong><br />
durch den Einsatz <strong>der</strong> Simulation zu erreichenden Vorteile<br />
bezüglich Effizienz, Qualität und Sicherheit, muss<br />
vertretbar sein. So ergibt sich die Notwendigkeit, den<br />
Aufbau <strong>der</strong> Simulationsmodelle für die Prozess- und<br />
<strong>Automatisierung</strong>stechnik als integralen Bestandteil des<br />
Engineering-Prozesses zu betrachten und nicht als nachträgliches<br />
Anhängsel an den Anlagen-Designprozess.<br />
Das Verwenden von Simulationsmodellen für die virtuelle<br />
Inbetriebnahme (VIBN) ist eine bewährte Methode<br />
für die Validierung <strong>der</strong> A-SW und des Prozessleitsystems,<br />
um die Softwarequalität zu erhöhen und die <strong>Entwicklung</strong>sdauer<br />
zu reduzieren, welche den Mehraufwand für<br />
die Generierung <strong>der</strong> Simulationsmodelle verursacht. Dadurch<br />
ist die Akzeptanz in verschiedenen Anwendungsdomainen<br />
unterschiedlich. Die zunehmende Verbreitung<br />
von CAE-Planungswerkzeugen ermöglicht eine automatische<br />
Generierung von Simulationsmodellen aus Engineering-Daten,<br />
wodurch die Simulationsmodelle fehlerfrei<br />
und fast ohne Mehraufwand erzeugt werden. Dazu gibt<br />
es mehrere Ansätze, bei denen die A-SW und das <strong>Automatisierung</strong>ssystem<br />
simuliert [3], emuliert o<strong>der</strong> die reale<br />
Hardware verwendet [4] [5] wird. Der Fokus liegt auf <strong>der</strong><br />
Validierung von <strong>Automatisierung</strong>skonzepten in frühen<br />
Phasen unter Vernachlässigung <strong>der</strong> realen Hardware. Dabei<br />
wird gezeigt, wie die Validierung schon im Engineering-Werkzeug<br />
stattfinden kann und nicht in ein emuliertes<br />
Zielsystem gewechselt werden muss, wie in [6] beschrieben.<br />
Diese Modelle können mit fortschreiten<strong>der</strong><br />
durchgängiger <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> A-SW, welche zunächst<br />
im Werkzeug des Basic Engineerings und des Zielsystems<br />
stattfindet, für eine VIBN o<strong>der</strong> für Operator Training wie<strong>der</strong>verwendet<br />
werden. Statt eines Simulationsmodells für<br />
die gesamte Anlage wird im Beitrag eine direkte Kopplung<br />
<strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong>ssoftware mit <strong>der</strong> Simulation des<br />
hydraulischen Systems betrachtet ohne Simulation <strong>der</strong><br />
dazwischenliegenden Busankopplung und <strong>der</strong> I/O-Signa-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
25
HAUPTBEITRAG<br />
le sowie des elektrischen und elektromechanischen Verhaltens<br />
<strong>der</strong> sich zwischen Prozess und <strong>Automatisierung</strong><br />
befindenden Komponenten. In [7] wird diese Zwischenschicht<br />
mit einem zweiten Simulator ebenfalls abgebildet.<br />
1. BEISPIEL PUMPSTATION<br />
Die beispielhaft betrachtete Pumpstation hat die Aufgabe,<br />
Wasser aus einer Meerwasserentsalzungsanlage<br />
über eine Doppel-Pipeline in ein 20 Kilometer entferntes<br />
und 500 Meter höher gelegenes Intermediate Reservoir<br />
zu för<strong>der</strong>n. Von dort fließt das Wasser im freien<br />
Gefälle zu einer Receiving-Station sowie einer Tap-Off-<br />
Station, siehe Bild 1. Um den notwendigen Druck aufzubauen,<br />
werden in <strong>der</strong> Pumpstation jeweils vier parallel<br />
geschaltete Booster Pumps und Main Pumps betrieben.<br />
Mithilfe <strong>der</strong> Bypass-Regelung wird ein Regelventil<br />
angesteuert, das bei Bedarf einen Teil des von<br />
den Pumpen geför<strong>der</strong>ten Wassers auf die Saugseite <strong>der</strong><br />
Pumpen zurückfließen lässt, ohne dass Än<strong>der</strong>ungen des<br />
Durchflusses zu Druckstößen führen, die im Extremfall<br />
die Rohrleitungen zerstören.<br />
Während des Engineering-Prozesses müssen zu einem<br />
frühen Zeitpunkt grundsätzliche Designentscheidungen<br />
für Regelungs- und Betriebsführungskonzepte gefällt<br />
werden, die meist auf Erfahrungen beruhen. Aus Sicht<br />
des planenden Ingenieurs wäre es wünschenswert, die<br />
wichtigsten Regelungskonzepte bereits in dieser frühen<br />
Projektphase zu validieren: So dürfen die Bypässe nur<br />
kurze Zeit geöffnet sein, da es durch die hohe Pumpenleistung<br />
zur Erhitzung des Wassers und Kavitation in den<br />
Pumpen kommen kann. Eine weitere wichtige <strong>Automatisierung</strong>saufgabe<br />
ist die Füllstands-Regelung im Intermediate<br />
Reservoir: Bei stark schwankenden Abnahmemengen<br />
in <strong>der</strong> Receiving- sowie <strong>der</strong> Tap-Off-Station muss<br />
im Intermediate Reservoir genügend Wasser vorhanden<br />
sein, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.<br />
2. KLASSISCHES ANLAGENENGINEERING<br />
Der Bau verfahrenstechnischer Anlagen [8] beginnt in<br />
<strong>der</strong> Regel mit einem Business Case, <strong>der</strong> unter an<strong>der</strong>em<br />
die technischen und ökonomischen Grunddaten, wie<br />
Kapazität, Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen, Projektkosten, Projektdauer<br />
enthält. Erst nach <strong>der</strong> Verabschiedung <strong>der</strong><br />
Grunddaten beginnen Überlegungen zum Prozess-Design:<br />
Anhand von Verfahrensfließschemata (Process<br />
Flow Diagrams, PFD) werden Varianten hinsichtlich<br />
vielfältiger Kriterien verglichen. Bei den PFD handelt es<br />
sich um Diagramme, die alle relevanten Anlagenteile,<br />
wie Ausrüstungen und Maschinen sowie Stoff- und<br />
Energieströme, beinhalten.<br />
Aus dem PFD leitet sich im Projektverlauf durch zunehmende<br />
Konkretisierung das Rohrleitungs- und Instrumentierungs-Fließschema<br />
(Piping & Instrumentation Diagram,<br />
P&ID) ab, das das zentrale Dokument für den Engineering-<br />
Prozess ist. Es liefert eine Übersicht über alle Rohrleitungen<br />
und Apparaturen inklusive ihrer Bezeichnungen und<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> Prozesstechnik. P&IDs beinhalten<br />
eine Bezeichnung über alle Messstellen, die die Schnittstelle<br />
zur A-SW bilden, sowie eine schematische Darstellung<br />
<strong>der</strong> Wirkbeziehung zwischen Aktoren und Sensoren.<br />
Die nachfolgenden Lebensphasen übernehmen diese Daten<br />
für die Detailplanung. Die für das zu erstellende <strong>Automatisierung</strong>sprojekt<br />
benötigten Messstellen werden zu<br />
einer Messstellenliste zusammengefasst.<br />
Zusätzlich wird eine Funktionsbeschreibung <strong>der</strong> Anlage<br />
erstellt, auf <strong>der</strong>en Basis ein Entwurf des <strong>Automatisierung</strong>sprojekts<br />
erzeugt wird, welcher die A-HW und<br />
die darauf ausgeführte A-SW umfasst. Daher muss vor<br />
<strong>der</strong> Projektierung <strong>der</strong> A-SW die A-HW festgelegt werden.<br />
Das Erstellen <strong>der</strong> A-SW (siehe [8]) wird klassischerweise<br />
entsprechend <strong>der</strong> IEC 61131-3 in Form von Sequential<br />
Function Charts (SFC) o<strong>der</strong> Continious Function Charts<br />
(CFC), einer gängigen Erweiterung <strong>der</strong> Norm, grafisch<br />
beschrieben.<br />
Zur Projektierung einer Anlage wird zunächst eine<br />
Master-Bibliothek erstellt, die alle für das Projekt notwendigen<br />
Funktionsblöcke als Vorlagen enthält. Diese<br />
werden aus den Standard- und Domainbibliotheken ausgewählt,<br />
sowie aus vorangegangenen Projekten übernommen.<br />
So wird gewährleistet, dass mit konsistenten Bibliothekselementen<br />
gearbeitet wird. Dann wird die Struktur<br />
<strong>der</strong> CFC aufgestellt. Diese sind in <strong>der</strong> Regel so aufgebaut,<br />
dass die hierarchische Anordnung <strong>der</strong> Pläne dem<br />
Anlagenlayout entspricht und je<strong>der</strong> Plan genau für eine<br />
Funktion erstellt wird. Die Pläne werden mit instanziierten<br />
Blöcken aus <strong>der</strong> Masterbibliothek gefüllt und untereinan<strong>der</strong><br />
verbunden. Außerdem wird eine Zuordnung<br />
auf die A-HW durchgeführt.<br />
In einem <strong>Automatisierung</strong>sprojekt werden CFC mehrfach<br />
verwendet. Hierzu werden CFC in Bausteintypen<br />
kopiert. Dabei wird aus dem CFC ein Objekt erstellt, aus<br />
dem neue Instanzen entstehen, die parametrisiert werden<br />
müssen. Dies erfolgt oft in Form von Listen, die die<br />
Position in <strong>der</strong> Anlagenstruktur sowie die Parameter und<br />
Verbindungen <strong>der</strong> Blöcke auf dem CFC enthalten. Dies<br />
ist ein manueller und damit fehlerbehafteter Prozess.<br />
Während des Engineering-Prozesses kann die fehlerfreie<br />
Kompilierung festgestellt werden und einzelne Signale<br />
lassen sich über verschiedene Pläne hinweg verfolgen.<br />
Eine Validierung <strong>der</strong> A-SW während des Engineerings<br />
ist nicht möglich, zumal die A-SW nur bedingt<br />
ohne die zugrunde liegende A-HW ausgeführt werden<br />
kann. Nach Abschluss <strong>der</strong> Implementierung (das heißt<br />
dem Erstellen aller Pläne) kann die A-SW mit einer Hardware-in-the-loop-Simulation<br />
während einer VIBN validiert<br />
werden. Da hierbei für alle Ein- und Ausgangssignale<br />
ein prozesstechnisches Modell zur Verfügung stehen<br />
muss, wird dies in <strong>der</strong> Praxis nur in bestimmten<br />
Domainen durchgeführt. Mögliche Fehler werden oft erst<br />
bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme festgestellt, was diese verzögert<br />
und zusätzliche Kosten verursacht.<br />
3. MODELLBASIERTE ENTWICKLUNG<br />
3.1 Vorgehensmodelle<br />
Die <strong>Entwicklung</strong> komplexer technischer Systeme erfor<strong>der</strong>t,<br />
insbeson<strong>der</strong>e in einer arbeitsteiligen Welt mit räumlich<br />
verteilten <strong>Entwicklung</strong>s- und Produktionsstandor-<br />
26<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
BILD 1: Anlagenlayout <strong>der</strong> Pumpstation<br />
BILD 2: Erweiterte Vorgehensmodelle,<br />
links aus [11],<br />
rechts aus [12] übernommen<br />
ten, die Definition und Einhaltung von Vorgehens- und<br />
Phasenmodellen. Während mit <strong>der</strong> VDI-Richtline 2221<br />
[9] noch eine Methodik zum Entwickeln und Konstruieren<br />
– ganz allgemein – technischer Systeme und Produkte<br />
empfohlen wurde, flossen in die VDI 2206 [10] und<br />
ihrer Festschreibung des aus <strong>der</strong> Softwareentwicklung<br />
stammenden V-Modells Erkenntnisse und Methodenansätze<br />
aus <strong>der</strong> Informatik ein. Die VDI 2206 soll als „praxisorientierter<br />
Leitfaden für die systematische <strong>Entwicklung</strong>“<br />
(siehe [11]) mechatronischer Systeme dienen. Großanlagen,<br />
wie die betrachtete Pumpstation, weisen hinsichtlich<br />
des Rohrleitungs- und Tiefbaus – die Leitungen<br />
werden unterirdisch verlegt – spezifische Merkmale und<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen auf. Für die in diesem Beitrag im<br />
Fokus stehenden Engineeringmethoden für die Elektround<br />
<strong>Automatisierung</strong>stechnik trifft die Charakterisierung<br />
des Mechatronik-Begriffs aus <strong>der</strong> VDI 2206 [11] zu.<br />
Kunden und Auftraggeber for<strong>der</strong>n Produkte, Systeme<br />
und Anlagen, die immer mehr Funktionen in integrierter<br />
Weise aufweisen. Adaptive Einsatzmöglichkeiten und<br />
Betriebsziele bei fluktuierenden Randbedingungen werden<br />
erwartet. Bei <strong>der</strong> Pumpstation sind dies beispielsweise<br />
die generelle Betriebsführung (saisonal unterschiedlicher<br />
Verbrauch), eine energieoptimierte Betriebsstrategie<br />
unter Berücksichtigung des volumenmäßig relativ<br />
kleinen Intermediate Reservoir und die Erweiterbarkeit<br />
<strong>der</strong> Anlage (Hinzunahme weiterer Receiving Stations).<br />
Eine frühzeitige Absicherung <strong>der</strong> Konzepte ist, wie in <strong>der</strong><br />
VDI Norm 2206 [10] gefor<strong>der</strong>t und in diesem Beitrag skizziert,<br />
nur durch eine modelltechnische Abbildung (hier<br />
ein ausführbares Modell) und Simulation des gesamten<br />
Systems (hier fluidtechnisches Grundsystem, elektrotechnische<br />
Ausrüstung und A-SW) möglich.<br />
Die Zangenwirkung, die sich aus dem technologisch<br />
Machbaren und <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach verkürzten <strong>Entwicklung</strong>szyklen<br />
bei hohen Erwartungen an Qualität, Funktionsvielfalt<br />
und -dichte sowie Preis ergibt, erfor<strong>der</strong>t es,<br />
die Vorgehensmodelle und <strong>der</strong>en modellgestützte Ausgestaltung<br />
konsequent weiterzuentwickeln.<br />
Erweiterte modell- und simulationsbasierte Vorgehensmodelle,<br />
die auf das Design und Engineering mechatronischer<br />
Komponenten, Anlagen und Produktionssysteme<br />
abzielen, finden sich bei [11], das eine simulative<br />
Validierung auf Systemebene als Abschluss je<strong>der</strong><br />
Designphase vorsieht, und bei [12], das den RFLP-Ansatz<br />
(Requirement, Functional, Logical, Physical) in das V-<br />
Modell integriert und ebenfalls disziplinübergreifende<br />
und -spezifische Simulationen zur Eigenschaftsabsicherung<br />
for<strong>der</strong>t, siehe Bild 2.<br />
Im BMBF-Projekt SPES 2020 (Software Plattform Embedded<br />
Systems) und dem Folgeprojekt SPES_XT wird<br />
ein Modellierungsframework [13], siehe Bild 3, vorgestellt,<br />
das die zwei Dimensionen Abstraction Layer und<br />
Viewpoints aufspannt.<br />
Die innerhalb des SPES-Modellierungsframework<br />
nicht konkret definierten, we<strong>der</strong> benannten noch in Anzahl<br />
festgelegten Abstraktionsebenen zeichnen sich<br />
durch unterschiedlichen Detaillierungsgrad <strong>der</strong> Systembeschreibungen<br />
aus, die mit einer Verfeinerung des Systems<br />
verbunden sind. Die Viewpoints heben hervor, dass<br />
für verschiedene am <strong>Entwicklung</strong>sprozess Beteiligte<br />
unterschiedliche Aspekte von Interesse sind. Das SPES<br />
modeling framework fokussiert sich auf die Blickwinkel<br />
requirements, functional, logical und technical, schließt<br />
aber eine Erweiterung um weitere Blickwinkel, wie geometrical<br />
viewpoint, explizit nicht aus. Das Anwendungsgebiet-unabhängig<br />
konzipierte SPES-Modellierungsframework<br />
postuliert bewusst kein Vorgehensmodell,<br />
jedoch indiziert es generelle, aufeinan<strong>der</strong> aufbauende<br />
Arbeitspunkte. So ergibt sich (siehe grüne Pfeile im Bild<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
27
HAUPTBEITRAG<br />
3) nach Ansicht <strong>der</strong> Autoren ein Vorgehen von Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
zu technischen Lösungskonzepten und von abstrakteren<br />
zu detaillierteren Layern. Dies verdeutlicht<br />
umgekehrt (rote Pfeile) den Bedarf an Absicherungs- und<br />
Validierungsmaßnahmen (innerhalb eines Viewpoints<br />
und Layers, zwischen verschiedenen Viewpoints o<strong>der</strong><br />
Layern). Diese Maßnahmen zur frühen Validierung müssen<br />
nachvollziehbar und bezüglich Än<strong>der</strong>ungen zur<br />
Unterstützung <strong>der</strong> Wandlungsfähigkeit des Systems anpassbar<br />
sein.<br />
Alle gezeigten Ansätze stützen sich auf modellbasierte<br />
Ansätze zur Systembeschreibung und -spezifikation.<br />
Modelle reduzieren die Komplexität des realen Systems<br />
und erlauben eine Überprüfung mittels verschiedenster<br />
Methoden. Eine simulationsgestützte Validierung ist in<br />
allen Phasen des <strong>Entwicklung</strong>sprozesses möglich und<br />
wird daher weiterhin steigende Bedeutung erlangen.<br />
3.2 Validierung in frühen Phasen<br />
In den letzten Jahren werden PMS/PES wie Comos zunehmend<br />
eingesetzt [5]. Diese Werkzeuge dienen zur<br />
Dokumentation und erlauben das durchgehende Engineering<br />
über alle Planungsphasen und Gewerke einer<br />
verfahrenstechnischen Anlage. Anlagenplaner und -bauer<br />
können auf einen konsistenten Datensatz für die gesamte<br />
Anlage, von <strong>der</strong> Planungsphase über Basic bis hin<br />
zum Detailed Engineering, zurückgreifen.<br />
Basierend auf <strong>der</strong> zunehmenden Verbreitung von PMS/<br />
PES wurde eine Schnittstelle zwischen dem PES Comos<br />
und dem Prozessleitsystem Simatic PCS 7 implementiert:<br />
Mit dieser Schnittstelle ist es möglich, Projektierungsdaten<br />
für die <strong>Automatisierung</strong> vom PMS/PES an<br />
das Leitsystem zu übergeben. Im Einzelnen lassen sich<br />
Informationen zur Hardware, <strong>der</strong> technologischen Hierarchie<br />
sowie <strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong>sfunktionen übertragen.<br />
Bei konsequenter Einhaltung <strong>der</strong> Engineering-Abläufe<br />
kann die A-SW aus dem PMS/PES generiert werden.<br />
Dieser bidirektionale Datenaustausch führt zu einem<br />
konsistenten Datensatz, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong><br />
A-SW verwendet wird. Umgekehrt können die Engineering-Daten<br />
aus PCS 7 nach Comos zurückgespielt werden,<br />
sodass Comos aus allen Daten automatisch eine<br />
vollständige Anlagendokumentation über alle <strong>Entwicklung</strong>sphasen<br />
erstellt.<br />
Comos verwaltet seine Daten objektorientiert: Die beteiligten<br />
Gewerke arbeiten mit unterschiedlichen Sichten<br />
auf die Daten eines Objekts. Än<strong>der</strong>ungen, die von<br />
einem Gewerk vorgenommen werden und Auswirkungen<br />
auf an<strong>der</strong>e Gewerke haben, werden über die Objekt-<br />
Schnittstellen auch in den an<strong>der</strong>en Gewerken dargestellt.<br />
Fehler an Schnittstellen zwischen zwei Objekten,<br />
wie unterschiedliche Durchmesser o<strong>der</strong> Fließrichtungen,<br />
werden sofort erfasst. Das funktionale Verhalten ist<br />
zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht validierbar.<br />
3.3 Anwendung auf das Fallbeispiel<br />
Beim Engineering <strong>der</strong> Pumpstation mit Comos (Bild 4)<br />
wird zunächst das P&ID mit Objekten wie Tank, Pumpen<br />
und Ventilen erstellt [1]. Es beschreibt die Strukur und<br />
Funktion <strong>der</strong> Anlage für die Prozess- und <strong>Automatisierung</strong>stechnik.<br />
Die einzelnen Objekte werden per<br />
Drag & Drop auf einem Plan zum Fließschema abgelegt und<br />
mit Rohren verbunden. Zusätzlich werden die Messstellen<br />
angelegt. Die Benennung <strong>der</strong> Betriebsmittel findet in Comos<br />
automatisch nach einem Anlagenkennzeichnungssystem<br />
statt. Alle Objekte müssen nun mit den entsprechenden<br />
technischen Daten, wie beispielsweise Rohrdurchmesser,<br />
Volumen <strong>der</strong> Tanks, parametriert werden.<br />
Anschließend erfolgt die Planung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gewerke.<br />
Zum Austausch von Engineering-Daten <strong>der</strong> Pumpstation<br />
mit Simatic PCS 7 kann die bidirektionale Comos-<br />
PCS 7-Schnittstelle verwendet werden. Nach Initialisierung<br />
des Comos- und des PCS 7-Projektes kann wechselweise<br />
mit beiden Werkzeugen gearbeitet werden.<br />
Im standardmäßigen Arbeitsablauf wird nach Abschluss<br />
<strong>der</strong> Vorbereitung des Projekts das Hardware-<br />
Engineering in Comos durchgeführt und dabei die Simatic-Stationen<br />
angelegt, mit Hardware ausgestattet und<br />
jeweils konfiguriert. Nach dem anschließenden Software-Engineering,<br />
in dem Comos-Messtellen und Signale<br />
angelegt werden, müssen für die Verknüpfung von<br />
Hardware und Software jeweils mittels Kanalzuweisung<br />
die Signale implementiert werden. Die Einzelsteuereinheitstypen<br />
aus PCS 7 müssen den Comos-Messstellen<br />
zugeordnet und die Symboltabelle anlegt werden. Hierbei<br />
ist eine Massendatenverarbeitung möglich. Nach dem<br />
Verknüpfen von Comos- und PCS 7-Attributen wird das<br />
PCS 7-Projekt generiert und nach PCS 7 exportiert.<br />
4. GENERIERUNG VON SIMULATIONSMODELLEN<br />
Um die A-SW vor <strong>der</strong> Inbetriebnahme zu validieren, ist es<br />
nötig, die prozesstechnische Anlage in Form einer dynamischen<br />
Simulation zu virtualisieren. Beim klassischen<br />
Vorgehen erfolgt das Erstellen <strong>der</strong> virtuellen Anlage als<br />
parallele Aktivität zum Abschluss <strong>der</strong> Engineering-Phase,<br />
sodass dies mit hohem Aufwand verbunden ist. Diese dynamische<br />
Simulation des Prozesses wird dann als Gegenspieler<br />
zur realen A-SW verwendet, die entwe<strong>der</strong> auf den<br />
realen <strong>Automatisierung</strong>sgeräten o<strong>der</strong> auf emulierten Speicherprogrammierbaren<br />
Steuerungen (SPS) abläuft.<br />
Mit <strong>der</strong> Verwendung eines PMS wie Comos, lässt sich<br />
dieser Aufwand deutlich reduzieren, da sich die Simulationsmodelle<br />
automatisch aus den Anlagendaten ableiten<br />
lassen. Simulatoren wie Modelica, Matlab/Simulink<br />
o<strong>der</strong> Simit sind ebenfalls objektorientiert. Somit wird<br />
einmalig für jede Prozesskomponente ein korrespondierendes<br />
Simulationsobjekt benötigt. Die hierfür relevanten<br />
Parameter liegen zum Teil direkt in Comos vor. Zum<br />
Beispiel kann die Höhe eines Behälters o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Durchmesser<br />
eines Rohrs automatisch aus den Anlagedaten<br />
gewonnen werden, was Fehler und Aufwand massiv<br />
reduziert. An<strong>der</strong>e Daten, wie Anfangswerte (Füllstandshöhe<br />
von Behältern) und umgebungsrelevante Daten, wie<br />
die geodätische Höhe <strong>der</strong> Komponenten, müssen in Comos<br />
bei <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Simulationsattribute-Karte<br />
einmalig als neue Attribute eingeführt und während des<br />
Engineerings zusätzlich von Hand ergänzt werden. Die<br />
Anlagentopologie wird direkt aus den Anlagenplänen<br />
28<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
im Engineering-Werkzeug mittels XML-Export übernommen.<br />
Diese Daten werden gesammelt exportiert und in<br />
ein Simulator-spezifisches Format umgewandelt.<br />
Im Fallbeispiel Pumpstation wird als Simulator Cosmos<br />
(Complex System Modeling Optimization Simulation,<br />
Inhouse Simulator <strong>der</strong> Siemens CT RTC AUC MST-DE<br />
[14]) eingesetzt. Hierbei handelt es sich um einen komponentenorientierten<br />
Simulator für diskret-kontinuierliche<br />
Prozesse in <strong>der</strong> Verfahrenstechnik, bei denen eine<br />
diskrete Steuerung zu festen Zeitpunkten auf einen kontinuierlichen<br />
Prozess wirkt.<br />
Über ein in Comos integriertes Bedienelement kann <strong>der</strong><br />
Simulator konfiguriert werden, indem Solver und Rechengenauigkeiten<br />
für die Lösung <strong>der</strong> Differential-algebraischen<br />
Gleichungssysteme gewählt werden. Die Simulationsergebnisse<br />
werden innerhalb des Simulators verwaltet,<br />
können aber zur Visualisierung und Speicherung<br />
über die zur Aufzeichnung von Messdaten vorhandene<br />
OPC-Schnittstelle nach Comos zurückgespielt werden.<br />
5. SIMULATIVE VALIDIERUNG<br />
Die in Abschnitt 4 aus Anlagendaten erstellten Simulationsmodelle<br />
lassen sich je nach <strong>Entwicklung</strong>sstand für<br />
die Validierung <strong>der</strong> A-SW einsetzen. In frühen Phasen<br />
liegt nur eine unvollständige Beschreibung in Comos<br />
vor, wohingegen zu einem späteren Zeitpunkt das vollständige<br />
PCS 7-Projekt mit einbezogen werden kann.<br />
5.1 Validierung in frühen Phasen<br />
In frühen Phasen kann in Comos bereits unabhängig vom<br />
Zielsystem eine im Mengengerüst reduzierte Beschreibung<br />
<strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong> in Form von Funktionsplänen<br />
erstellt werden. Diese umfasst wesentliche Schrittketten<br />
und Regelungen. Die Pläne werden in gleicher Weise<br />
ausgelesen, wie zuvor für P&IDs beschrieben. Dies erlaubt<br />
eine Validierung <strong>der</strong> bereits implementierten Au-<br />
BILD 3:<br />
SPES-Modellierungsframework,<br />
siehe [13],<br />
ergänzt um grundsätzliche<br />
Vorgehensweisen (grüne<br />
Pfeile) und absichernde<br />
Maßnahmen (rote Pfeile)<br />
BILD 4:<br />
Navigationsbaum<br />
und P&ID in Comos<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
29
HAUPTBEITRAG<br />
BILD 5: Simulation von Bedien philosophie und Anlagenlayout<br />
durch Kopplung von Comos und Cosmos<br />
BILD 6: Zusammenspiel <strong>der</strong> Simulation<br />
von Prozess und <strong>Automatisierung</strong><br />
tomatisierungsfunktionen in einer diskret-kontinuierlichen<br />
Simulationsumgebung für Prozess und <strong>Automatisierung</strong>.<br />
So können <strong>Entwicklung</strong>szeit und -kosten eingespart<br />
werden, indem Steuerungssequenzen und<br />
Regelungskonzepte zu einem früheren Zeitpunkt überprüft<br />
und Fehlentscheidungen korrigiert werden.<br />
Bei <strong>der</strong> Pumpstation können bereits in frühen Phasen –<br />
entsprechend einem oberen abstraction layer und logical<br />
viewpoint aus dem SPES-Modellierungsframework (Bild 3)<br />
– Bedienphilosophie und Anlagenlayout durch Simulation<br />
mit Cosmos validiert werden (Bild 5). Dabei wird <strong>der</strong> Simulator<br />
so in Comos eingebettet, dass die Comos-GUI auch als<br />
GUI für die Simulation dient. Nach dem Export <strong>der</strong> Daten<br />
aus Comos nach Cosmos werden <strong>der</strong> kontinuierliche Prozess<br />
und <strong>der</strong> frühe Stand <strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong> in Cosmos<br />
gegeneinan<strong>der</strong> ausgeführt. Es können verschiedene Szenarien<br />
wie Ein- o<strong>der</strong> Ausschalten von Pumpen mit dem<br />
Durchlaufen <strong>der</strong> zugehörigen Schrittketten (SFC) getestet<br />
werden. Darüber hinaus lässt sich validieren, ob die CFC’s<br />
<strong>der</strong> Durchfluss- o<strong>der</strong> Bypassregelung entsprechend <strong>der</strong> Bedienphilosophie<br />
funktionieren, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sollfüllstand für<br />
das Intermediate Reservoir festgelegt werden [15] kann.<br />
REFERENZEN<br />
[1] Siemens: Technische Dokumentation Comos.<br />
http://www.automation.siemens.com/mcms/industrialautomation-systems-simatic/de/handbuchuebersicht/<br />
comos-manuals/Seiten/Default.aspx<br />
[2] Eigner, M.: PLM Future – Trends in Forschung und Praxis.<br />
Vortrag PLM Future 2009,<br />
http://vpe.mv.uni-kl.de/cms/fileadmin/user_upload/PDF/<br />
PLM_Future_2009/PLM_Future_pdf.pdf<br />
[3] Hoyer, M, Schumann, R., Hoffmann, P., Prermier, G.C.:<br />
Virtuelle Inbetriebnahme mit ModelCAT – Vom Prototypen<br />
zum Industriellen Einsatz. In: Tagungsband Automation<br />
2008, S 203-206. VDI-Verlag 2008<br />
[4] Greifene<strong>der</strong>, J, Weber, P., Barth, M., Fay, A.: Simulationsbasierte<br />
Steuerungsfunktionstests. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> - <strong>Automatisierung</strong>stechnische<br />
Praxis 55(4), S. 34-41, 2012<br />
[5] Barth, M., Fay, A., Weber, P.: Simulationsbasierte Steuerungsfunktionstests.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> - <strong>Automatisierung</strong>stechnische<br />
Praxis 55(5), S. 54-61, 2012<br />
[6] Krause, H., Frick, A., Schiefloe, T.: Life Cycle Support per<br />
Simulator. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> - <strong>Automatisierung</strong>stechnische Praxis<br />
54(9), S. 32-38, 2011<br />
[7] Manske, H., Lotz, P., Neuhold, T.: Effektive Hardware-inthe-Loop<br />
Simulation für Verfahrenstechnische Anlagen.<br />
In: Tagungsband Automation 2008, S. 191-194.<br />
VDI-Verlag 2008<br />
[8] Siemens: White Paper: Engineering auf <strong>der</strong> Überholspur.<br />
https://www.automation.siemens.com/mcms/processcontrol-systems/SiteCollectionDocuments/efiles/pcs7/<br />
support/marktstudien/WP_Fast-Track-Engineering_DE.pdf<br />
[9] VDI 2221: Methodik zum Entwickeln und Konstruieren<br />
technischer Systeme und Produkte. 1993. www.beuth.de<br />
[10] VDI 2206, <strong>Entwicklung</strong>smethodik für mechatronische<br />
Systeme, 2004. www.beuth.de<br />
[11] Follmer, M., Hehenberger, P., Punz, S., Rosen, R.,<br />
Zeman, K.: Approach for the creation of mechatronic system<br />
models. In: Culley, S. J., McAloone, B. J., Howard, T. J.,<br />
30<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
5.2 Validierung <strong>der</strong> Originalsoftware<br />
Sobald das <strong>Automatisierung</strong>sprojekt einen gewissen Reifegrad<br />
erreicht hat und die A-HW fixiert ist, wird es von<br />
Comos in den Simatic-Manager, das Projektierungstool für<br />
PCS 7, überführt, sodass das weitere Engineering innerhalb<br />
dieses Tools durchgeführt wird. Än<strong>der</strong>ungen werden<br />
zu Dokumentationszwecken an Comos zurückgespielt.<br />
Die Simatic-Produktfamilie beinhaltet mit PLC SIM<br />
eine Simulationsumgebung für den funktionalen Test<br />
von A-SW auf dem PC, die mittels einer COM-Schnittstelle<br />
mit dem Prozesssimulator Cosmos gekoppelt wird.<br />
Alternativ kann auch Simit, die Simatic-Simulation für<br />
die VIBN, verwendet werden, <strong>der</strong>en Modelle analog aus<br />
Comos gewonnen werden. Zusätzlich wird das Visualisierungssystem<br />
WinCC mit <strong>der</strong> realen Bedienoberfläche<br />
für die Pumpstation eingebunden, um diese zu bedienen<br />
(Bild 6). In <strong>der</strong> A-SW sind zu diesem <strong>Entwicklung</strong>sstand<br />
die Originalbausteine <strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong>, wie Treiberbausteine,<br />
enthalten. Zudem sind alle entsprechenden<br />
Sicherheitsfunktionen, wie das Abschalten einer Pumpe<br />
beim Auftreten eines defekten, nachgelagerten Ventils<br />
implementiert. Die reale A-SW, zu Beginn des Abschnitts<br />
auch Originalsoftware genannt, kann auf PLC SIM geladen<br />
und gegen die Prozesssimulation aus den frühen<br />
Phasen validiert werden.<br />
RESÜMEE UND AUSBLICK<br />
Plant-Engineering-Systeme ermöglichen im Zusammenspiel<br />
mit Plant-Management-Systemen eine konsistente,<br />
gewerkeübergreifende Dokumentation und ein durchgängiges<br />
Engineering <strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong>. Ausgehend von<br />
Verfahrensfließschemata können sukzessive die <strong>Automatisierung</strong>sfunktionen<br />
(AF) sowie SW/HW-Konfigurationen<br />
projektiert werden. Die verstärkte Verzahnung <strong>der</strong> Werk-<br />
zeuge erlaubt eine schnelle Anpassung an sich än<strong>der</strong>nde<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen, wie modifizierte Betriebsziele, energieoptimierte<br />
Fahrweisen o<strong>der</strong> Anlagenerweiterungen.<br />
Der Beitrag zeigt eine Methodik auf, Anlagen mit ihren<br />
AF in bereits frühen Phasen hinsichtlich Betriebsführungskonzepten<br />
und wesentlichen Steuerungs- und Regelungsaspekten<br />
zu validieren. Dies erfolgt durch eine Generierung<br />
von dynamischen Simulationen <strong>der</strong> projektierten<br />
AF und <strong>der</strong> Prozesstechnik. Ziel zukünftiger Arbeiten wird<br />
sein, den Aufwand durch automatisierte Simulationsgenerierung<br />
weiter zu verringern und durch abstraktere Modelle<br />
den Einsatz simulativer Validierungen in noch früheren<br />
Phasen zu ermöglichen.<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
02.01.2013<br />
DANKSAGUNG<br />
AUTOREN<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Diese Arbeit wurde durch das BMBF-Projekt<br />
SPES_XT (www.spes2020.de) geför<strong>der</strong>t.<br />
Dipl.-Tech. Math. VERONIKA BRANDSTETTER (geb. 1986) ist<br />
Mathematikerin im Technology Field Automation and Control<br />
bei Siemens Corporate Technology. Dort beschäftigt sie sich<br />
mit <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> von Methoden für ein durchgängigeres<br />
Engineering und einen verbesserten Betrieb von verfahrenstechnischen<br />
Anlagen auf Basis von Simulation.<br />
Dr. ANDREAS PIRSING (geb. 1964) ist Verfahrenstechniker in <strong>der</strong><br />
Division Industrial Automation bei Siemens Industry.<br />
Im Rahmen seiner Verantwortung für das Portfolio-Management<br />
für den Bereich Water and Wastewater arbeitet er an standardisierten<br />
Konzepten und Werkzeugen für die <strong>Automatisierung</strong> von<br />
Anlagen in <strong>der</strong> Wasserwirtschaft.<br />
Lindemann, U. (Hrsg.) Proc. 18th Int. Conf. Engineering<br />
Design ICED11, S. 258–267. The Design Society 2011<br />
[12] Zafirov, R., Eigner, M.: Model Based Systems Engineering<br />
für automatisierte Anlagen, In: Tagungsband 4. PLM Future<br />
Tagung Mannheim 2012.<br />
http://vpe.mv.uni-kl.de/cms/index.php?id=1415<br />
[13] Pohl, K., Hönninger, H., Achatz, R., Broy, M.: Model-Based<br />
Engineering of Embedded Systems. The SPES 2020<br />
Methodology. Springer 2012<br />
[14] Wöllhaf, K., Rosen, R.: A component–oriented simulation<br />
approach for industrial plant models: The PlantSim simulation<br />
tool. In: Proc. ESM 2000, S. 291–295. SCS Europe 2000<br />
[15] Wehrstedt, J.C., Rosen, R., Pirsing, A., Dietz, C.:<br />
Simulation Based Engineering – Frühzeitige Validierung<br />
von Anlagenkonzepten. In: Gausemeier, J., Grafe, M.,<br />
Meyer auf <strong>der</strong> Heide, F. (Hrsg.) Wissenschaftsforum 2011<br />
Intelligente Technische Systeme, S. 175–186. Universität<br />
Pa<strong>der</strong>born Heinz Nixdorf Inst. 2011<br />
Dipl.-Math. ROLAND ROSEN (geb. 1962) ist bei Siemens Corporate<br />
Technology für die Research Group Modeling & Simulation<br />
Technologies verantwortlich. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt in<br />
<strong>der</strong> Realisierung simulationsbasierter Methoden für die <strong>Entwicklung</strong><br />
komplexer Systeme, Anlagen und Infrastrukturen.<br />
Dr. JAN CHRISTOPH WEHRSTEDT (geb. 1977) ist Mathematiker<br />
im Technology Field Automation and Control bei Siemens<br />
Corporate Technology. Er beschäftigt sich mit <strong>der</strong> Integration von<br />
Simulations- und Modellierungsansätzen zu einem Simulation<br />
Based Engineering von technischen Anlagen und Systemen.<br />
Siemens AG,<br />
Corporate Technology, D-80200 München,<br />
Tel. +49 (0) 89 63 64 71 51,<br />
E-Mail: janchristoph.wehrstedt@siemens.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
31
HAUPTBEITRAG<br />
Start-Stopp-Automatik für<br />
Nicht-Produktivphasen<br />
Höhere Energieeffizienz in <strong>Automatisierung</strong>ssystemen<br />
<strong>Automatisierung</strong>ssysteme können einen wesentlichen Beitrag zur Energieeffizienz <strong>der</strong><br />
Produktion liefern. Einsparpotenziale ergeben sich aus Prozessverbesserungen und insbeson<strong>der</strong>e<br />
aus <strong>der</strong> Nutzung des Energieeinsparpotenzials in Produktionspausen. Nicht-<br />
Produktivphasen werden bisher industriell nicht berücksichtigt, um Systeme <strong>der</strong> Fertigung<br />
automatisiert in energiesparende Modi zu versetzen. Im Beitrag wird auf Basis einer<br />
Testanlage ein System- und ein Optimierungsansatz vorgestellt, mit dem sich energieoptimale<br />
Strategien für Nicht-Produktivphasen analytisch berechnen lassen. Es wurde nachgewiesen,<br />
dass sich im Rahmen <strong>der</strong> vorgeschlagenen Start-Stopp-Automatik <strong>der</strong> Gesamtenergiebedarf<br />
im Zweischichtbetrieb um etwa 15 Prozent reduziert.<br />
SCHLAGWÖRTER Energieeffizienz / Nicht-Produktivphase / Start-Stopp-Automatik /<br />
ausführbare Strategie<br />
Automatic start/stop for non-productive phases –<br />
Increasing energy efficiency in automation systems<br />
Automation systems can make a consi<strong>der</strong>able contribution for energy-efficient industrial<br />
operations, both by improving processes and reducing consumption during breaks in<br />
production. We present a system model and optimization approach for analytically identifying<br />
energy-optimising strategies for non-productive phases. The proposed intelligent<br />
start/stop mechanism is shown to reduce the overall energy demand in two-shift operation<br />
by 15 per cent.<br />
KEYWORDS energy efficiency / non-productivity / start-stop mechanisms / executable<br />
strategy<br />
32<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
SEBASTIAN MECHS, Siemens/TU Clausthal<br />
STEFFEN LAMPARTER, JÖRN PESCHKE, Siemens<br />
JÖRG P. MÜLLER, TU Clausthal<br />
Aufgrund steigen<strong>der</strong> Energiepreise wird es<br />
immer wichtiger, die energetischen Aspekte<br />
während des Engineerings und des Betriebs<br />
von <strong>Automatisierung</strong>sanlagen zu berücksichtigen.<br />
Ein aus Verfügbarkeitsgesichtspunkten<br />
von Anlagen resultieren<strong>der</strong> energetischer<br />
Stellhebel, <strong>der</strong> bisher industriell wenig genutzt wird,<br />
ist das automatisierte Ansteuern von energieeffizienten<br />
Betriebsmodi <strong>der</strong> Anlage während Nicht-Produktivphasen<br />
[1]. Leerlaufzeiten werden jedoch hohe Energieeinsparpotenziale<br />
zugeschrieben [2]. Industriell<br />
eingesetzte, technische Energiemanagementsysteme<br />
(EMS) fokussieren noch sehr auf das Überwachen und<br />
Visualisieren von Energieströmen [3]. Aus Anwen<strong>der</strong>sicht<br />
ist <strong>der</strong> in technischen EMS nicht adressierte Aspekt<br />
<strong>der</strong> Start-Stopp-Automatik für Nicht-Produktivphasen<br />
ein vielversprechen<strong>der</strong> Ansatz, um die Energieeffizienz<br />
zu steigern [4].<br />
Um das Potenzial mithilfe einer solchen Start-Stopp-<br />
Automatik für <strong>Automatisierung</strong>sanlagen zu nutzen,<br />
werden Systemmodelle benötigt, die eine Abbildung<br />
problemrelevanter Informationen des <strong>Automatisierung</strong>ssystems<br />
erlauben. In modularen <strong>Automatisierung</strong>ssystemen<br />
können energieeffiziente Modi nicht<br />
beliebig angefahren werden. Es ist ein komplexes Zusammenspiel<br />
einzelner Subsysteme und <strong>der</strong>en internes<br />
Verhalten zu berücksichtigen. Bestehende Forschungsansätze<br />
adressieren diese Thematik noch unzureichend.<br />
Aus diesem Grund werden in diesem Beitrag neben einer<br />
Systembeschreibung, die Berechnung/Optimierung und<br />
die informationstechnische Realisierbarkeit von energieoptimierenden<br />
Strategien präsentiert. Als Strategie<br />
wird eine Vorschrift verstanden, welche als Resultat den<br />
zeitlichen Wechsel von Modi <strong>der</strong> Subsysteme beschreibt<br />
unter gleichzeitiger Berücksichtigung von strukturellen<br />
und verhaltensspezifischen Eigenschaften des Systems<br />
und <strong>der</strong> Subsysteme. Die vorgeschlagenen analytischen<br />
Modelle erlauben die Quantifizierung des Energieeinsparpotenzials.<br />
Damit kann eine Start-Stopp-Automatik<br />
als zukünftig integraler Bestandteil eines intelligenten<br />
EMS angesehen werden.<br />
1. STAND DER TECHNIK<br />
Neben <strong>der</strong> abstrakten Charakterisierung von EMS in [5,<br />
6] gibt es zahlreiche Ansätze zur Steigerung <strong>der</strong> Energieeffizienz<br />
in Produktionssystemen auf verschiedenen<br />
Planungs- und Entscheidungsebenen eines Unternehmens.<br />
Es ist zwischen global-optimierenden und lokaloptimierenden<br />
Ansätzen zu unterscheiden.<br />
Zu den globalen Ansätzen (Grobplanungsansätzen) zur<br />
Steigerung <strong>der</strong> Energieeffizienz, die von Detailinformationen<br />
abstrahieren, gehören Demand-Response-Ansätze<br />
[7]. Insbeson<strong>der</strong>e ereignisdiskrete Simulation findet bei<br />
PPC-Ansätzen zur iterativen Optimierung eines Produktionsdesigns<br />
Anwendung, die jedoch Expertenwissen<br />
benötigt, um die Parametrierung <strong>der</strong> häufig multiattributiven<br />
Simulation einzustellen und zu interpretieren<br />
[8, 9]. Ein wichtiger Aspekt auf dieser Ebene ist es, Materialflusssimulationen<br />
mit energetischen Aspekten zur<br />
Entscheidungsunterstützung anzureichern [10], welche<br />
für Subsysteme in <strong>der</strong> Regel eine Black-Box-Sicht einnehmen.<br />
Ohne die detaillierte Modellierung des Subsystemverhaltens<br />
lässt sich jedoch keine Strategie für Nicht-<br />
Produktivphasen ermitteln.<br />
Dagegen modellieren Detailplanungsansätze auf<br />
Multi-Maschinenebene das interne Verhalten von Einzelmaschinen<br />
und Komponenten [11, 12] zur Energiebedarfsoptimierung,<br />
jedoch mit Blick auf Produktivphasen<br />
des Systems. Hierbei liefern Kommunikationstechnologien<br />
zwar die Möglichkeit zur gezielten Zuund<br />
Abschaltung von Komponenten [13]. Fokus dieser<br />
Technologie ist die Realisierung <strong>der</strong> Schnittstelle zu<br />
den Feldgeräten und nicht die System- und Datenmodellierung.<br />
Eingebettete Systeme und Einzelkomponenten<br />
<strong>der</strong> Feldebene wie Aktoren haben bereits eingebaute<br />
Standby-Modi. Beispielsweise können für<br />
elektrische Antriebe automatisch Standby-Modi (Lüfter<br />
des Motors wird abgeschaltet) nach einer definierten<br />
Zeitdauer eingenommen werden. Allerdings benötigen<br />
Anwen<strong>der</strong> neben <strong>der</strong> technischen Realisierung von<br />
Schaltvorgängen, eine Entscheidungshilfe wann und<br />
wie ein komplexes, aus mehreren Komponenten beste-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
33
HAUPTBEITRAG<br />
hendes <strong>Automatisierung</strong>ssystem geschaltet werden<br />
soll. Mit <strong>der</strong> Start-Stopp-Automatik wird eine Erweiterung<br />
des Stands <strong>der</strong> Technik vorgeschlagen, <strong>der</strong> die<br />
technische Realisierbarkeit von Strategien für Nicht-<br />
Produktivphasen adressiert.<br />
2. START-STOPP-AUTOMATIK<br />
Zwei spezifische Eigenschaften von <strong>Automatisierung</strong>ssystemen<br />
sind für ein störungsfreies Herunter- und Wie<strong>der</strong>anlaufen<br />
zu berücksichtigen. Zum einen benötigt ein<br />
aus Subsystemen aufgebautes <strong>Automatisierung</strong>ssystem<br />
eine gewisse Zeitspanne. Zum an<strong>der</strong>en sind strukturelle<br />
Beziehungen zwischen den einzelnen Subsystemen<br />
zu beachten. Ziel <strong>der</strong> Start-Stopp-Automatik ist es daher,<br />
offline Strategien (zeitliche Abfolge von Modi <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Subsysteme) analytisch zu ermitteln, die dann zur<br />
Laufzeit des Systems garantiert und zur Ausführung<br />
gebracht werden können.<br />
Um eine Start-Stopp-Automatik zu realisieren, sind<br />
mehrere funktionale Elemente notwendig (Bild 1). Die<br />
analytische Vorgehensweise erfor<strong>der</strong>t zunächst ein<br />
energiezentriertes Systemmodell (1). Dieses Modell bildet<br />
die relevanten Eigenschaften des <strong>Automatisierung</strong>ssystems<br />
ab. Es dient als Grundlage, um mittels<br />
Berechnung Strategien zu identifizieren, die zur Laufzeit<br />
zur Ausführung gebracht werden können, ohne<br />
Störungen im System zu verursachen (2). Geplante Pausenzeiten<br />
ergeben sich aus <strong>der</strong> aktuellen Feinplanung.<br />
Der Anspruch, eine energieoptimale Strategie für eine<br />
gegebene Pausenzeit zu identifizieren, erfor<strong>der</strong>t zudem<br />
die Lösung des Optimierungsproblems. Aus einer modellbasiert<br />
erzeugten Strategie ist weiterhin eine vom<br />
System ausführbare Strategie abzuleiten (3). Zusätzlich<br />
müssen die Steuerungseinheiten die Modellinformation<br />
des energiezentrierten Systemmodells in den jeweiligen<br />
Steuerungsprogrammen (SP) abbilden (4). Die<br />
funktionalen Elemente (1), (2) und (3) wurden im Rahmen<br />
<strong>der</strong> präsentierten Start-Stopp-Automatik implementiert.<br />
2.1 Energiezentriertes Systemmodell<br />
Ein energiezentriertes Systemmodell wird zur Darstellung<br />
<strong>der</strong> Beziehung zwischen Subsystemen (strukturelle<br />
Eigenschaften) und dem subsysteminternen<br />
Verhalten (verhaltensspezifische Eigenschaften) benötigt.<br />
Dieses Modell muss das Modularisierungskonzept<br />
darstellen können. Subsystemspezifisches Verhalten<br />
drückt sich in Leistungsaufnahmen beim Verweilen<br />
in einem spezifischen Modus sowie zeitlichen<br />
Aspekten beim Übergang von einem Modus in einen<br />
an<strong>der</strong>en aus. Die gewählte UML-Zustandsdiagrammbeschreibung<br />
(Bild 2) fußt auf <strong>der</strong> formal-mathematischen<br />
Darstellung durch kosten- und zeitattributierte<br />
Automaten [14].<br />
BILD 1: Funktionale<br />
Elemente (1, 2, 3)<br />
und Anpassungen (4)<br />
zur Realisierung<br />
einer Start-Stopp-<br />
Automatik<br />
34<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
Im Beispiel werden zwei orthogonale Subsysteme (zum<br />
Beispiel Subsystem 1 : Laserpunktschweißroboter, Subsystem<br />
2 : Laserquelle) eines Gesamtsystems (Laserpunktschweißroboter<br />
mit glasfasergekoppelter Laserquelle)<br />
gezeigt, die miteinan<strong>der</strong> über globale Variablen (sv i ) ihre<br />
strukturelle Abhängigkeit beim Übergang von einem<br />
Modus (m i ) in einen an<strong>der</strong>en kommunizieren können.<br />
Werte von globalen Variablen sv 1 (sv 2 ) lassen sich mit<br />
einer Zuweisung än<strong>der</strong>n (beispielsweise sv 1 = m 3 ), um<br />
den momentanen Modus zu aktualisieren. Beide Subsysteme<br />
durchlaufen von einem Aus-Modus (m 0 ) zu einem<br />
Produktivmodus (Subsystem 1 : m 6 , Subsystem 2 : m 5 ) verschiedene<br />
Zwischenmodi. Zudem wird eine Uhrenvariable<br />
(c) eingeführt, welche es erlaubt, zeitliche Aspekte<br />
beim Übergang auszudrücken. Bedingungen (Guards) an<br />
einer Transition werden mit den logischen Operatoren<br />
(≠, = = bezüglich <strong>der</strong> globalen Variablen und bezüglich <strong>der</strong> Uhrenvariable) repräsentiert.<br />
Ein Beispiel für eine strukturelle Abhängigkeit ist<br />
beim Übergang von Modus m 5 zu m 6 in Subsystem 1 annotiert:<br />
[sv 2 == m 5 ]. Dies drückt aus, dass <strong>der</strong> Punktschweißroboter<br />
erst in den Produktivmodus m 6 wechseln<br />
darf, wenn die Laserquelle bereits im Produktivmodus<br />
angekommen ist. Die Uhrenvariable wird mit<br />
<strong>der</strong> Zuweisung c = 0 zurückgesetzt. Je<strong>der</strong> Modus beschreibt<br />
die Leistungsaufnahme (pc) beim Verweilen<br />
im jeweiligen Modus mit einem konstanten Wert. Eingaben,<br />
die den Wechsel zwischen Modi innerhalb eines<br />
Subsystems initiieren, werden mit σ i repräsentiert.<br />
Konstante Leistungsaufnahmen <strong>der</strong> Modi abstrahieren<br />
von kurzzeitigen Schwankungen zur Systemlaufzeit.<br />
Trotzdem kann eine Selektion <strong>der</strong> optimalen Strategie<br />
mithilfe dieser Modellierung erfolgen, da sich<br />
Leistungsaufnahmen einzelner Modi wesentlich unterscheiden,<br />
es damit zu keiner Falschselektion kommt,<br />
und zur Laufzeit vorliegende Schwankungen (zum<br />
Beispiel erhöhte Leistungsaufnahmen durch Einschaltströme)<br />
nur kurzzeitig vom Modell abweichen. Das vorgestellte<br />
Modell bildet im Weiteren die Grundlage für<br />
Strategieberechnungen.<br />
2.2 Berechnung möglicher Strategien<br />
Eine typische Anfor<strong>der</strong>ung für eine Start-Stopp-Automatik<br />
ist das Einnehmen eines Zielmodus ausgehend<br />
von einem Initialmodus unter Berücksichtigung eines<br />
vorgegebenen Zeitintervalls (zum Beispiel geplante Produktionspause).<br />
Hierfür werden alle zeitlich realisierbaren<br />
Modi-Abfolgen (Schaltsequenzen) eines Subsystems<br />
mittels symbolischer Erreichbarkeitsanalyse ermittelt.<br />
Diese Schaltsequenzen werden dann zu Strategien<br />
des Systems kombiniert [15]. Bild 3 zeigt zwei<br />
alternative Strategien für die in Bild 2 eingeführten<br />
Subsysteme bei einer gegebenen Pausendauer von 270<br />
Zeiteinheiten und den Initial- beziehungsweise Zielmodi<br />
m 6 und m 5 . Die zeitliche Abfolge <strong>der</strong> Modi (m i )<br />
wird durch die zeitattributierten Transitionen vorgege-<br />
BILD 2: UML-Zustands -<br />
diagramm zweier<br />
orthogonaler Subsysteme<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
35
HAUPTBEITRAG<br />
ben. Zeitaspekte, wie das Verweilen von Subsystem 1 in<br />
Modus m 7 für mindestens 60 Zeiteinheiten, sind berücksichtigt.<br />
Die Subsystemabhängigkeit beim Übergang von<br />
Modus m 5 nach m 6 (Subsystem 1 ) ist gekennzeichnet.<br />
Zusätzlich wird bei <strong>der</strong> Strategieberechnung auf das<br />
Minimalschaltprinzip abgestellt, das besagt, dass wie<strong>der</strong>holtes<br />
Durchlaufen von Schleifen innerhalb einer<br />
Schaltsequenz eliminiert wird, um damit unnötige<br />
Übergänge zwischen Modi zu vermeiden.<br />
Grundsätzlich ist eine Vielzahl an Strategien möglich,<br />
wie dies in Bild 3 angedeutet wird. Keine <strong>der</strong> beiden<br />
Strategien repräsentiert zudem die energieoptimale Strategie<br />
für das gegebene Zeitintervall. Daher ist ein Ansatz<br />
notwendig, um die energieoptimale Strategie für eine<br />
gegebene Pausendauer zu berechnen.<br />
2.3 Strategieoptimierung<br />
Zur Vergleichbarkeit von unterschiedlichen Strategien<br />
wird jede Strategie als kombinatorisches Optimierungsproblem<br />
mit <strong>der</strong> folgenden Zielfunktion dargestellt (Gleichung<br />
1). Die Zielfunktion besitzt als Entscheidungsvariablen<br />
die Menge <strong>der</strong> Zeitdauern <strong>der</strong> Modi v i (v i sind<br />
Intervallvariablen) einer Schaltsequenz seq k<br />
im Subsystem<br />
p. Jede Zeitdauer eines Modus wird mit <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Leistungsaufnahme pc i gewichtet.<br />
Minimiere<br />
i<br />
pc ( v ( seq )) Zeitdauer(<br />
v ( seq )) (1)<br />
i<br />
i<br />
p<br />
k<br />
i<br />
p<br />
k<br />
Neben <strong>der</strong> Zielfunktionsformulierung werden die Modiabfolgen<br />
und zeitliche Einschränkungen <strong>der</strong> Modi als<br />
Nebenbedingung ausgedrückt. Dabei muss das Ende einer<br />
Intervallvariable v i vor dem Start einer Nachfolgeintervallvariable<br />
v i + 1 liegen. Uhrenguards (siehe Bild 2)<br />
werden als Einschränkungen <strong>der</strong> Intervallvariablen formuliert.<br />
Strukturelle Abhängigkeiten sind zudem als<br />
weitere Nebenbedingung auszudrücken, welche die zeitliche<br />
Reihenfolge von Intervallvariablen einschränkt.<br />
Zusätzlich wird gefor<strong>der</strong>t, dass die Summe <strong>der</strong> Zeitdauern<br />
<strong>der</strong> Intervallvariablen innerhalb <strong>der</strong> vorgegebenen<br />
Pausendauer liegt.<br />
Diese Vorgehensweise erlaubt es, das Energieminimum<br />
einer Strategie zu berechnen. Alternative Strategien<br />
können bezüglich ihres minimalen Energiebedarfs<br />
miteinan<strong>der</strong> verglichen und somit die energieoptimale<br />
Strategie identifiziert werden. Da das Auffinden <strong>der</strong><br />
energieoptimalen Strategie ein algorithmisch schwer<br />
zu lösendes Problem ist, wird ein für praktische Probleme<br />
effizienter Berechnungsalgorithmus vorgeschlagen.<br />
Dessen Funktionsweise wird grafisch anhand von<br />
Bild 4 gezeigt. Die Nutzung von Strukturinformationen<br />
(Systemmodularität) unterstützt hierbei die gezielte<br />
Suche nach <strong>der</strong> energieminimalen Strategie. Unterschieden<br />
wird in diesem Zusammenhang zwischen<br />
verbundenen Strategien (System als Summe abhängiger<br />
Subsysteme) und unverbundenen Strategien (System<br />
als Summe unabhängiger Subsysteme). Beide Strategieformen<br />
besitzen die gleiche zeitliche Modiabfolge unter<br />
Beachtung zeitlicher Nebenbedingungen. Unverbundene<br />
Strategien bilden jedoch keine strukturellen Subsystemabhängigkeiten<br />
ab und lassen sich somit als ein<br />
relaxiertes Optimierungsproblem auffassen. Diese Vorgehensweise<br />
ermöglicht die effiziente Berechnung des<br />
Energiebedarfs einer unverbundenen Strategie durch<br />
getrennte Optimierung <strong>der</strong> Schaltsequenzen. Die Energiewerte<br />
<strong>der</strong> unverbundenen Strategien repräsentieren<br />
das zu erzielende, absolute Energieminimum einer verbundenen<br />
Strategie. Zudem sind alle Strategien aufsteigend<br />
nach dem Energiewert <strong>der</strong> unverbundenen Strategien<br />
geordnet. Im Gegensatz zu unverbundenen Strategien<br />
bezieht eine verbundene Strategie strukturelle<br />
Subsystemabhängigkeiten mit ein. Ihre Energiebedarfe<br />
sind daher immer größer o<strong>der</strong> gleich <strong>der</strong> Energiebedarfe<br />
von unverbundenen Strategien. Ziel ist es, die verbundene<br />
Strategie mit dem niedrigsten Energiebedarf<br />
zu identifizieren.<br />
Ein selektives Verfahren kann den modularen Aufbau<br />
des <strong>Automatisierung</strong>ssystems nutzen, um gezielt<br />
diese verbundene Strategie zu identifizieren [16]. Dieses<br />
garantiert das Auffinden einer energieoptimalen verbundenen<br />
Strategie, falls diese existiert. Zunächst werden<br />
in diesem Beispiel alle unverbundenen Strategien 1<br />
bis 8 nach ihrem Energiebedarf ansteigend sortiert.<br />
Nun wird iterativ versucht, beginnend mit <strong>der</strong> Strategie<br />
1, zu je<strong>der</strong> unverbundenen Strategie die zugehörige<br />
verbundene Strategie und <strong>der</strong>en Energiebedarf zu berechnen.<br />
Falls zu einer unverbundenen Strategie die<br />
verbundene Strategie existiert, wird überprüft, ob <strong>der</strong><br />
Energiebedarf <strong>der</strong> verbundenen Strategie das momentane<br />
Energieminimum (lokale obere Schranke) darstellt.<br />
Falls ja, dann wird diese verbundene Strategie<br />
als globale untere Schranke gespeichert. Sobald <strong>der</strong><br />
Energiewert einer unverbundenen Strategie größer o<strong>der</strong><br />
gleich <strong>der</strong> aktuellen unteren Schranke ist, kann die<br />
Suche abgebrochen werden (ab <strong>der</strong> unverbundenen<br />
Strategie 5), da keine bessere Lösung als die gefundene<br />
globale untere Schranke (verbundene Strategie 3) für<br />
das Problem existieren kann. In untersuchten Praxisfällen<br />
mit unterschiedlich großer Anzahl von möglichen<br />
Strategien und Subsystem-Abhängigkeiten konnte<br />
damit die Rechenzeit um über 70 Prozent im Vergleich<br />
zu einer vollständigen Enumeration <strong>der</strong> verbundenen<br />
Strategien gesenkt werden, siehe [16]. Das<br />
garantierte Auffinden <strong>der</strong> energieminimalen verbundenen<br />
Strategie kann jedoch schlechtestenfalls dazu<br />
führen, dass alle verbundenen Strategien berechnet<br />
werden müssen.<br />
2.4 Strategieausführung und -überwachung<br />
Eine auf Basis des Systemmodells berechnete energieoptimale<br />
Strategie wird mittels Strategieausführung und<br />
-überwachung im <strong>Automatisierung</strong>ssystem während<br />
einer geplanten Pause ausgelöst. Es muss jedoch dem<br />
Umstand Rechnung getragen werden, dass das Modell<br />
in <strong>der</strong> Regel das System nicht exakt wi<strong>der</strong>spiegelt. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Zeitinformationen bezüglich Übergänge<br />
zwischen Modi unterliegen Mess-Ungenauigkeiten. Auf<br />
unpräzise Modellinformationen muss die Strategieausführung<br />
mit robustem Triggern <strong>der</strong> berechneten Abfolge<br />
36<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
BILD 3: Zwei alternative Strategien<br />
von Subsystem1 und Subsystem2<br />
BILD 4: Strukturnutzende Identifizierung<br />
<strong>der</strong> energieminimalen Strategie<br />
<strong>der</strong> Modi reagieren. Das Verletzen von strukturellen Nebenbedingungen<br />
würde dazu führen, dass das <strong>Automatisierung</strong>ssystem<br />
in einen Fehler- und Störungsmodus<br />
geht. Um dies zu vermeiden, triggert die Strategieausführung<br />
den nächstmöglichen Modus erst dann, wenn<br />
alle Vorbedingungen (Vorgängermodus ist abgeschlossen,<br />
alle über die globalen Variablen ausgedrückten Subsystemabhängigkeiten<br />
werden nicht verletzt) für den<br />
Wechsel in den Modus erfüllt sind.<br />
3. EVALUIERUNG DES EINSPARPOTENZIALS<br />
Bevor das Energieeinsparpotenzial anhand einer Testanlage<br />
ermittelt wird, soll das prozentuale Sparpotenzial<br />
durch Strategien für Nicht-Produktivphasen beziffert<br />
werden. Das Einsparpotenzial ergibt sich aus<br />
dem Vergleich eines <strong>Automatisierung</strong>ssystems mit<br />
Start-Stopp-System mit einem <strong>Automatisierung</strong>ssystem<br />
ohne intelligente Nutzung <strong>der</strong> geplanten Pausenzeiten.<br />
Als Beispiel soll ein Zweischichtbetrieb dienen,<br />
in dem pro 24 Stunden eine siebenstündige arbeitsfreie<br />
Nacht und eine einstündige Pause zwischen den<br />
Schichten angenommen wird. Dadurch befindet sich<br />
das <strong>Automatisierung</strong>ssystem bestenfalls zu zwei Dritteln<br />
<strong>der</strong> Gesamtzeit im Produktivbetrieb und zu einem<br />
Drittel im Nicht-Produktivbetrieb. Das Fertigungssystem<br />
hat eine 100-prozentige Leistungsaufnahme im<br />
Produktivbetrieb. Während Nicht-Produktivphasen<br />
besitzt ein <strong>Automatisierung</strong>ssystem ohne Start-Stopp-<br />
Automatik eine mittlere prozentuale Leistungsaufnahme<br />
von a Prozent. Dagegen hat ein <strong>Automatisierung</strong>ssystem,<br />
das mit einer Start-Stopp-Automatik für Nicht-<br />
Produktivphasen ausgestattet ist, eine mittlere prozentuale<br />
Leistungsaufnahme von b Prozent (a > b). Daraus<br />
ergibt sich folgendes Energieeinsparpotenzial EnP<br />
(Gleichung 2).<br />
1<br />
EnP = ( a b)<br />
[%] (2)<br />
3<br />
In <strong>der</strong> untersuchten Testanlage liegen <strong>der</strong> Durchschnittswert<br />
von a bei 0,55 und <strong>der</strong> Wert für b bei 0,05.<br />
Damit lässt sich im Schnitt eine Energieeinsparung von<br />
knapp 17 Prozent durch eine Start-Stopp-Automatik erreichen.<br />
Dieses Einsparpotenzial deckt sich mit Angaben<br />
aus Untersuchungen, die ein Einsparpotenzial von 20<br />
Prozent feststellen [4, 17].<br />
Das in Bild 5 gezeigte Einsparpotenzial wurde anhand<br />
einer modularen Testanlage simulationsbasiert untersucht.<br />
Die Testanlage automatisiert das Befüllen, Prüfen<br />
und Kommissionieren von Behältern in neun interagierenden<br />
Subsystemen (Subsysteme gemäß Bild 2). Die<br />
Anlage wird in Produktionspausen mittels Ausführung<br />
vorberechneter Strategien in energieeffiziente Modi versetzt.<br />
Zum Vergleich sind <strong>der</strong> Energiebedarf ohne Strategie<br />
mit EnI idl , <strong>der</strong> Energiebedarf bei Einsatz einer Start-<br />
Stopp-Automatik mit EnI sw und das Energieeinsparpotenzial<br />
mit EnS (EnI idl - EnI sw ) gekennzeichnet. Unterschieden<br />
wird zwischen kurzfristigen Pausenzeiten (a)<br />
(Subsysteme in „Betriebsbereit“ am Anfang/Ende <strong>der</strong><br />
Pause) und langfristigen Pausendauern (b) (Subsysteme<br />
in „Standby-Modus“ am Anfang/Ende <strong>der</strong> Pause).<br />
Für die Betrachtung <strong>der</strong> reinen Nicht-Produktivphase<br />
ergeben sich selbst bei kurzen Pausenzeiten Einsparungen<br />
in <strong>der</strong> Größenordnung von über 80 Prozent. Die<br />
absoluten Energieeinsparungen werden insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
37
HAUPTBEITRAG<br />
bei Langfristpausen interessant, da hier das <strong>Automatisierung</strong>ssystem<br />
komplett elektrisch ausgeschaltet werden<br />
kann.<br />
Bei einer Volllastleistungsaufnahme von 3106 Watt <strong>der</strong><br />
Testanlage ergibt sich ein Gesamtenergieeinsparpotenzial<br />
des <strong>Automatisierung</strong>ssystems mit Start-Stopp-Automatik<br />
von 14,8 Prozent, siehe Tabelle 1. Durch Modellvalidierung<br />
konnte eine durchschnittliche Unterschätzung des<br />
tatsächlich benötigten Energiebedarfs von etwa 10 Prozent<br />
für unterschiedliche Strategien in Nicht-Produktivphasen<br />
aufgrund vereinfachter Modellannahmen ermittelt werden.<br />
Dieser prozentuale Fehler hat jedoch aufgrund <strong>der</strong><br />
geringen Energiebedarfe <strong>der</strong> Strategien kaum Auswirkung<br />
auf die Gültigkeit <strong>der</strong> Energiebedarfsprognose.<br />
FAZIT<br />
In diesem Beitrag wurden Konzepte und Methoden für<br />
eine intelligente Start-Stopp-Automatik vorgestellt.<br />
Diese erlauben es dem Betreiber einer <strong>Automatisierung</strong>sanlage,<br />
ein System während Nicht-Produktivphasen<br />
mittels robuster Ausführung vorberechneter Strategien<br />
in energieeffiziente Modi zu versetzen. Basis <strong>der</strong><br />
Strategieberechnung sind eine energiezentrierte Systemmodellierung<br />
und daraus abgeleitete energieoptimale<br />
Strategien für spezifische Initial- und Zielmodi<br />
sowie entsprechende Pausendauern. Die Strategieausführung<br />
wurde durch robuste Reaktion auf Modell-<br />
System-Abweichungen unterstützt. Die Evaluation<br />
anhand einer modularen Testanlage zeigte das Energieeinsparpotenzial<br />
von knapp 15 Prozent verglichen<br />
mit <strong>der</strong> Testanlage ohne Start-Stopp-Automatik.<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
06.02.2013<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Betrachtungszeitraum<br />
ohne Start-Stopp-<br />
Automatik<br />
mit Start-Stopp-<br />
Automatik<br />
16 Stunden Produktivbetrieb 178.905 [kJ] 178.905 [kJ]<br />
1 Stunde Nicht-Produktivbetrieb 6.228 [kJ] 55 + 10% [kJ]<br />
7 Stunden Nicht-Produktivbetrieb 24.857 [kJ] 55 + 10% [kJ]<br />
Summe 209.990 [kJ] 179.015 + 0,006% [kJ]<br />
TABELLE 1:<br />
Durchschnittlicher Energiebedarf<br />
(24 Stunden) mit und<br />
ohne Start-Stopp-Automatik<br />
im Zwei-Schichtbetrieb<br />
BILD 5: Energiebedarfe<br />
und Einsparpotenziale<br />
für verschiedene Pausendauern<br />
(Nicht-Produktivphasen)<br />
<strong>der</strong> Testanlage<br />
38<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
REFERENZEN<br />
AUTOREN<br />
[1] Niemann, K.-H.: Energiemanagement in <strong>Automatisierung</strong>ssystemen<br />
– Stand <strong>der</strong> Technik und künftige Anfor<strong>der</strong>ungen. In<br />
Tagungsband Automation 2012, S. 99-102. VDI 2012<br />
[2] Kulus, D., Wolff, D., Ungerland, S., Dreher, S.: Energieverbrauchssimulation<br />
als Werkzeug <strong>der</strong> Digitalen Fabrik,<br />
zwf-online, inpro-Innovationsakademie 106, S. 585-589, 2011<br />
[3] Hübner, I.: Erkenntnisse <strong>der</strong> Profienergy-Studie. openautomation<br />
3(11), S. 1-3, 2010<br />
[4] OOPEC: Office for Official Publications of the European<br />
Communauties, ICT and Energy Efficiency - The Case for<br />
Manufacturing, Bericht <strong>der</strong> Europäischen Kommission 2009<br />
[5] ISO 50001: Energy management systems - Requirements with<br />
guidance for use, 2011. www.beuth.de<br />
[6] VDI-4602: Energy Management, 2007. www.beuth.de<br />
[7] Müller, A.: Virtuelles Kraftwerk auf dem Weg. Energie<br />
&Management 11/12 vom 1.6.2012, S. 18, 2012<br />
[8] Herrmann, C., Thiede, S.., Heinemann, T.: A Holistic Framework<br />
for Increasing Energy and Resource Efficiency in<br />
Manufacturing. In: Proc. 8th Global Conference on Sustainable<br />
Manufacturing, S. 265-271, 2011<br />
[9] Putz, M., Schlegel, A., Lorenz, S., Franz, E., Schulz, S.:<br />
Gekoppelte Simulation von Material- und Energieflüssen in<br />
<strong>der</strong> Automobilfertigung. In: Tagungsband Tage des Betriebsund<br />
Systemingenieurs, S. 135–144. TU Chemnitz 2011<br />
[10] Wolff, D, Kulus, D, Dreher, S.: Simulating Energy Consumption<br />
in Automotive Industries. In: Use Cases of Discrete Event<br />
Simulation, S.59-86. Springer 2012<br />
[11] Schlechtendahl, J., Eberspächer, P., Haag, H., Verl, A.,<br />
Westkämper, E.: Framework for Controlling Energy Consumption<br />
of Machine Tools, In: Golinska, P. (Hrsg.) EcoProduction<br />
and Logistics, S. 155-168. Springer 2013<br />
[12] Weinert, N.: Vorgehensweise für Planung und Betrieb<br />
energieeffizienter Produktionssysteme, Dissertation TU<br />
Berlin 2010<br />
[13] PNO: THE PROFIenergy PROFILE – Increasing the Energy<br />
Efficiency of Automation Systems using Smart Energy<br />
Management over PROFINET, Bericht PROFIBUS Nutzerorganisation<br />
2010<br />
[14] Alur, R., La Torre, S., Pappas, G. J.: Optimal paths in weighted<br />
timed automata. In Proc. 4th Int. Workshop on Hybrid<br />
Systems, S. 49–62. Springer 2001<br />
[15] Mechs, S., Lamparter, S., Müller, J. P.: On Evaluation of<br />
Alternative Switching Strategies for Energy-Efficient<br />
Operation of Modular Factory Automation Systems. In: Proc<br />
17th IEEE Conf Emerging Technologies and Factory Automation.<br />
IEEE 2012, doi: HYPERLINK "http://dx.doi.org/10.1109/<br />
ETFA.2012.6489596" \t "blank"10.1109/ETFA.2012.6489596<br />
[16] Mechs, S., Lamparter, S., Peschke, J., Müller, J. P.: Efficient<br />
Identification of Energy-Optimal Switching and Operating<br />
Sequences for Modular Factory Automation Systems, In:<br />
Proc. 26th Int. Conf. Industrial Engineering & Other Applications<br />
of Applied Intelligent Systems. Springer, angenommen.<br />
[17] Dietmair, A., Verl, A. Energy Consumption Forecasting and<br />
Optimization for Tool Machines, Mo<strong>der</strong>n Machinery Science<br />
Journal, S. 63–67, 2009 http://www.mmscience.eu/archives/<br />
MM_Science_20090305.pdf<br />
Dipl.-Wirtsch.-Ing. SEBASTIAN MECHS (geb. 1982)<br />
ist seit Mai 2010 externer Doktorand bei Prof.<br />
Müller an <strong>der</strong> Technischen Universität Clausthal,<br />
Institut für Informatik, in Kooperation mit <strong>der</strong><br />
Siemens AG Corporate Technology in München.<br />
Sein Forschungs- und Promotionsschwerpunkt<br />
liegt auf dem Gebiet <strong>der</strong> modellbasierten Planung<br />
zur Energieeffizienzsteigerung von Fertigungsautomatisierungssystemen.<br />
Siemens AG Corporate Technology,<br />
Otto-Hahn-Ring 6, D-81739 München<br />
Dr. STEFFEN LAMPARTER (geb. 1977) ist Senior<br />
Research Scientist und Projektleiter bei <strong>der</strong><br />
Siemens AG im Technologiefeld Business<br />
Analytics & Monitoring <strong>der</strong> zentralen Forschungsabteilung<br />
Corporate Technology. Seine<br />
Forschungsinteressen umfassen unter an<strong>der</strong>em<br />
den Einsatz von intelligenten Methoden zur<br />
Datenanalyse sowie formaler Modellierungsansätze<br />
im Bereich industrieller Anwendungen.<br />
Siemens AG Corporate Technology,<br />
Otto-Hahn-Ring 6, D-81739 München,<br />
Tel. +49 (0) 89 63 64 03 83,<br />
E-Mail: steffen.lamparter@siemens.com<br />
Dipl.-Ing. JÖRN PESCHKE arbeitet seit Juni 2008<br />
in <strong>der</strong> Vorfeldentwicklung des Sektors Industry<br />
<strong>der</strong> Siemens AG. Sein Arbeitsschwerpunkt<br />
umfasst das Themenfeld Energieeffizienz in <strong>der</strong><br />
Produktion, wobei Konzepte zur Reduktion des<br />
Energiebedarfs von Produktionssystemen in<br />
nichtproduktiven Zeiten eine wichtige Rolle<br />
spielen.<br />
Siemens AG,<br />
Industry Sector, Industry Automation Division,<br />
Advanced Technologies and Standards,<br />
Gleiwitzer Straße 555, D-90475 Nürnberg<br />
Prof. Dr. JÖRG P. MÜLLER (geb. 1965) ist Professor<br />
für Wirtschaftsinformatik an <strong>der</strong> Technischen<br />
Universität Clausthal. Seine Forschungsschwerpunkte<br />
liegen in Architekturen, Modellen und<br />
Methoden für dezentral organisierte Informationssysteme<br />
und Multiagentensysteme sowie <strong>der</strong>en<br />
Einsatz in unterschiedlichen Anwendungsdomänen<br />
wie <strong>Automatisierung</strong>, Verkehr und Logistik.<br />
TU Clausthal,<br />
Institut für Informatik, D-38678 Clausthal-Zellerfeld<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
39
HAUPTBEITRAG<br />
Zusammenhang von Security<br />
und Funktionaler Sicherheit<br />
Relevante Begriffe und Zuordnungen für die <strong>Automatisierung</strong><br />
Die Maßnahmen <strong>der</strong> Funktionalen Sicherheit und <strong>der</strong> Security verfolgen oft ähnliche<br />
Ziele. Daher liegt es nahe, übergreifende Lösungen für beide Bereiche zu entwickeln. So<br />
sind beispielsweise Security-Maßnahmen für die Funktionale Sicherheit notwendig, wenn<br />
Sicherheitsfunktionen über öffentliche Netze angegriffen werden können. Die intelligenten<br />
Angriffe im Bereich <strong>der</strong> Security und die zufälligen und systematischen Fehler sowie<br />
Bedienfehler im Bereich <strong>der</strong> Funktionalen Sicherheit stellen jedoch sehr verschiedene<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen dar. In diesem Beitrag werden die Begriffe Funktionale Sicherheit und<br />
Security beschrieben und <strong>der</strong>en Zusammenhänge für die <strong>Automatisierung</strong> so dargestellt,<br />
dass strukturierte und effiziente Lösungen möglich werden. Zur Bewertung werden Zuordnungen<br />
üblicher Metriken bei<strong>der</strong> Gebiete vorgeschlagen.<br />
SCHLAGWÖRTER Funktionale Sicherheit / Security / <strong>Automatisierung</strong> / Safety-Integrity-<br />
Level / Security Level<br />
Security and functional safety –<br />
Differing requirements and related goals<br />
Measures of functional safety and security often have similar goals, so that solutions for<br />
both domains can overlap. For instance, security measures are necessary for safety functions<br />
if they are vulnerable via public networks. However, requirements differ consi<strong>der</strong>ably<br />
between intelligent attacks on security on the one hand and random or systematic<br />
faults and human errors of functional safety on the other hand. In this article, besides a<br />
description of both functional safety and security for automation, we describe the relationships<br />
between their goals such that structured and efficient solutions will be possible.<br />
For their evaluation, we propose common metrics for both domains.<br />
KEYWORDS functional safety / security / automation / safety-integrity level / security level<br />
40<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
FELIX WIECZOREK, FRANK SCHILLER, Beckhoff Automation<br />
ROLAND FIAT, THOMAS STÖRTKUHL, TÜV SÜD, Embedded Systems<br />
Viele Normen <strong>der</strong> Sicherheit definieren die Sicherheit<br />
als Abwesenheit von nicht akzeptiertem Risiko.<br />
Diese Eigenschaft wird im industriellen<br />
Umfeld zum Beispiel statisch durch konstruktive<br />
Maßnahmen wie Absperrungen o<strong>der</strong> geeignete<br />
Materialauswahl erreicht. Sobald jedoch eine technische<br />
Funktion zur Vermeidung von Risiken verwendet wird,<br />
spricht man von Funktionaler Sicherheit. Eine Sicherheitsfunktion<br />
(Safety-Funktion) besteht üblicherweise aus einer<br />
Sensor-, einer Logik- und einer Aktor-Einheit. Alle beteiligten<br />
Einheiten mit ihren möglichen Fehlverhalten müssen<br />
in einem Sicherheitsnachweis berücksichtigt werden.<br />
Durch die Verwendung von informationsverarbeitenden<br />
Einheiten (zum Beispiel Steuerungen) in o<strong>der</strong> außerhalb<br />
von Sicherheitsfunktionen spielt natürlich die Informationssicherheit<br />
(Information Security) eine immer<br />
größere Rolle. Die stärkere Vernetzung industrieller Anlagen<br />
lässt ebenso die Möglichkeiten für intelligente<br />
Angriffe immer größer werden.<br />
Aus <strong>der</strong> häufig unklaren Verwendung <strong>der</strong> Begriffe folgen<br />
konsequenterweise Unklarheiten bei <strong>der</strong> Formulierung <strong>der</strong><br />
Anfor<strong>der</strong>ungen und <strong>der</strong> entsprechenden Maßnahmen. Im<br />
Folgenden wird deshalb nicht mehr <strong>der</strong> allgemeine Begriff<br />
Sicherheit verwendet, son<strong>der</strong>n nur noch die spezielleren<br />
englischen Begriffe Safety und Security. Der Begriff Safety<br />
repräsentiert die Funktionale Sicherheit, denn nur die<br />
Funktionale Sicherheit betrifft die <strong>Automatisierung</strong>. Der<br />
Begriff Security repräsentiert die Informationssicherheit.<br />
Inhalt des Beitrags ist ein Vorschlag einer formalen Zuordnung<br />
von Security-Maßnahmen zu den bekannten Strukturen<br />
<strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong>stechnik. Auf dieser Grundlage<br />
lassen sich alle relevanten Kombinationen von Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
und Lösungen an Safety und Security strukturieren. Die<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen werden sinnvoll getrennt, um die Lösungen<br />
effizient zusammenführen zu können. So gibt es beispielsweise<br />
Security-Anfor<strong>der</strong>ungen ohne jeglichen Safety-Bezug,<br />
und auch Teile <strong>der</strong> Safety-Funktionen können aus rein wirtschaftlichen<br />
Gründen Security-relevant sein.<br />
Aus den Safety-Anfor<strong>der</strong>ungen folgen nach [1] Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Security. Eine sinnvolle Herangehensweise<br />
ist daher, für einen Safety Integrity Level (SIL) ein entsprechendes<br />
Niveau <strong>der</strong> Security-Maßnahmen zu for<strong>der</strong>n. Auf<br />
Grundlage <strong>der</strong> vorgestellten Strukturierung sind effiziente<br />
Bedrohungsanalysen und Lösungen möglich.<br />
1. SAFETY- UND BETRIEBSFUNKTION<br />
Üblicherweise lassen sich die <strong>Automatisierung</strong>saufgaben<br />
Safety-Funktion und Betriebsfunktion klar unterscheiden,<br />
wie Bild 1 veranschaulicht. Die Betriebsfunktion ist die<br />
Funktion <strong>der</strong> Anlage, mit <strong>der</strong> die Wertschöpfung erbracht<br />
wird. Demgegenüber ist das Ziel <strong>der</strong> Safety-Funktion, das<br />
Risiko einer Gefahr in <strong>der</strong> gesamten Anlage und <strong>der</strong>en Umgebung<br />
zu verringern [1]. Dies wird durch die Gewährleistung<br />
eines sicheren Zustands mit ausreichend hoher Wahrscheinlichkeit<br />
erreicht. Ein definiert sicherer Zustand liegt<br />
entwe<strong>der</strong> dann vor, wenn kein Fehler auftritt o<strong>der</strong> wenn<br />
das gesamte System im Fehlerfall sicher reagiert.<br />
Damit spielt auch die Verfügbarkeit <strong>der</strong> Safety-Funktion<br />
eine große Rolle, wobei die Safety-Funktion auch dann<br />
als verfügbar angesehen wird, wenn sie die zu schützende<br />
Anlage in einen sicheren unproduktiven Zustand<br />
überführt. Die Verfügbarkeit <strong>der</strong> Betriebsfunktion kann<br />
daher durch den Einsatz von Safety-Funktionen sinken.<br />
In manchen Anwendungen, beispielsweise in <strong>der</strong> Medizintechnik,<br />
fallen Safety- und Betriebsfunktion zusammen,<br />
wobei kein sicherer unproduktiver Zustand existiert.<br />
In diesen Fällen gelten die Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />
Betriebsfunktion und Safety-Funktion gleichermaßen.<br />
Selbstverständlich benötigen alle Anlagen einen hohen<br />
Grad <strong>der</strong> Verfügbarkeit <strong>der</strong> Safety-Funktion und einen hohen<br />
Grad <strong>der</strong> Verfügbarkeit <strong>der</strong> Betriebsfunktion. Safety-<br />
Funktionen lassen sich jedoch häufig einfacher gestalten<br />
und nachweisen, wenn dafür die Verfügbarkeit <strong>der</strong> Betriebsfunktion<br />
außer Acht gelassen wird. Bei solchen Lösungen<br />
können Maßnahmen zum Einsatz kommen, die zur<br />
Erhöhung <strong>der</strong> Verfügbarkeit <strong>der</strong> Betriebsfunktion versuchen,<br />
den durch die Safety-Funktion verursachten unproduktiven<br />
Zustand zu vermeiden. Diese Maßnahmen sind<br />
jedoch nicht Teil <strong>der</strong> nachweispflichtigen Safety-Funktion;<br />
sollten sie versagen, wirkt ohnehin die Safety-Funktion.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
41
HAUPTBEITRAG<br />
Häufig werden für Safety- und Betriebsfunktionen separate<br />
Hardware-Komponenten eingesetzt. Es gibt jedoch<br />
Lösungen, bei denen nur eine logische Trennung vorliegt.<br />
Zum Beispiel kann auf <strong>der</strong>selben Hardware Safetyrelevante<br />
und nicht-Safety-relevante Steuerungssoftware<br />
ablaufen, wenn die mögliche Beeinflussung des Safety-<br />
Teils mithilfe arithmetischer Codierungen aufgedeckt<br />
wird [6]. In jedem Fall können Security-Maßnahmen<br />
danach unterschieden werden, ob sie sich auf die Safety-<br />
Funktion o<strong>der</strong> die Betriebsfunktion beziehen.<br />
Daraus ergeben sich für die Security zwei Sichten: zum<br />
einen die Sicht auf die Betriebsfunktion, die sich ausschließlich<br />
mit dem wirtschaftlichen Schaden beschäftigt,<br />
und zum an<strong>der</strong>en die Sicht auf die Safety-Funktion,<br />
die sich ausschließlich mit dem Schaden für Mensch und<br />
Umwelt beschäftigt.<br />
2. GRUNDKONZEPTE UND BEGRIFFE DER SECURITY<br />
Die Security-Maßnahmen schützen die Integrität, die<br />
Verfügbarkeit und die Vertraulichkeit von Funktionen<br />
und Information, sinngemäß nach [3] und [4]. Die Einheit<br />
zusammengehöriger Funktionen und Informationen<br />
wird als System aufgefasst.<br />
Integrität (Integrity) ist die Korrektheit von Funktionen<br />
und Informationen. Die Integrität einer Funktion<br />
liegt vor, wenn <strong>der</strong>en Spezifikation erfüllt ist;<br />
die Integrität von Daten liegt vor, wenn sie korrekt<br />
sind. Die Maßnahmen zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong><br />
Integrität vermeiden o<strong>der</strong> erkennen Manipulationen<br />
durch Unbefugte.<br />
Verfügbarkeit (Availability) von Funktionen und Information<br />
liegt vor, wenn diese genutzt werden können,<br />
wann es geplant ist. Verfügbare Funktionen<br />
und Informationen müssen also nicht permanent zur<br />
Verfügung stehen, son<strong>der</strong>n nur dann, wenn sie planmäßig<br />
benötigt werden.<br />
Vertraulichkeit (Confidentiality) von Funktionen<br />
und Informationen liegt vor, wenn für unautorisierte<br />
Parteien kein Wissen über Funktionen und Information<br />
ableitbar ist.<br />
Es ist wichtig hervorzuheben, dass Vertraulichkeitsmaßnahmen<br />
nicht vor einer Verkehrsanalyse (Traffic Analysis)<br />
schützen, das heißt die Information, welche Kommunikationspartner<br />
wann und wie viel kommunizieren,<br />
bleibt nach wie vor erhalten und kann für einen Angreifer<br />
wertvoll sein, auch wenn kein Datum ableitbar ist.<br />
Weitere häufig genannte Schutzziele, vergleiche [5],<br />
sind Authentizität (Authenticity), Nicht-Abstreitbarkeit<br />
(Non-Repudiation), Zurechenbarkeit (Accountability)<br />
und Zuverlässigkeit (Reliability).<br />
In <strong>der</strong> weiteren Betrachtung beschränkt sich <strong>der</strong> Beitrag<br />
auf die grundlegenden Schutzziele Integrität, Vertraulichkeit<br />
und Verfügbarkeit. Die für konkrete Anwendungen<br />
zusätzlich relevanten Schutzziele lassen sich auf<br />
diese grundlegenden Ziele zurückführen. Zur Bewertung<br />
des Schutzbedarf wird das Risiko geschätzt. Es ergibt<br />
sich allgemein aus <strong>der</strong> Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
und dem Schadensausmaß. Oft kann we<strong>der</strong> die Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
noch das Schadensausmaß exakt<br />
bestimmt werden, sodass häufig Werkzeuge wie Risikomatrizen<br />
verwendet werden [6].<br />
3. SECURITY-ZIELE FÜR SAFETY UND BETRIEB<br />
Die drei betrachteten Ziele <strong>der</strong> Security werden jeweils<br />
<strong>der</strong> Safety- und <strong>der</strong> Betriebsfunktion zugeordnet (siehe<br />
Bild 2). Die sich ergebenden Kombinationen werden in<br />
den folgenden Abschnitten detailliert diskutiert.<br />
3.1 Security-Integrität<br />
Die Maßnahmen <strong>der</strong> Security-Integrität von Funktionen<br />
und Informationen haben zum Ziel, Verän<strong>der</strong>ungen durch<br />
Unbefugte zu verhin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> wenigstens zu erkennen.<br />
Die Aufteilung in Security-Integrität für Safety und Security-Integrität<br />
für Betrieb ist in Bild 3 skizziert. Security-Integrität<br />
für Safety bedeutet Schutz <strong>der</strong> Safety-Funktion<br />
und <strong>der</strong> Safety-relevanten Daten vor Manipulationen.<br />
Die Safety-Funktion ist immer so gestaltet, dass sie autonom<br />
die Safety gewährleistet. Gemeinsam genutzte<br />
Betriebsmittel von Safety- und Betriebsfunktion werden<br />
daher <strong>der</strong> Safety-Funktion zugeordnet. Die Security-Integrität<br />
für Safety muss also autonom gelöst werden. Daraus<br />
folgt, dass bei gemeinsam genutzten Betriebsmitteln<br />
die Auswirkungen <strong>der</strong> gegebenenfalls manipulierten<br />
Betriebsfunktion durch Maßnahmen <strong>der</strong> Security-Integrität<br />
für Safety erkannt und behandelt werden müssen.<br />
So kann zum Beispiel das Ziel einer Manipulation <strong>der</strong><br />
Austritt gefährlicher Gase aus einem Druckkessel sein<br />
(siehe Bild 4). Manipulationen <strong>der</strong> Safety-Funktion führen<br />
dazu, dass <strong>der</strong> Austritt nicht verhin<strong>der</strong>t werden kann.<br />
Eine Verletzung <strong>der</strong> Integrität innerhalb <strong>der</strong> Betriebsfunktion<br />
(Security-Integrität für Betrieb) ist nicht Safetyrelevant.<br />
Im gewählten Beispiel können Manipulationen<br />
<strong>der</strong> Betriebsfunktion nur zu wirtschaftlichem Schaden<br />
führen, <strong>der</strong> Austritt gefährlicher Gase wird durch die<br />
korrekt arbeitende Safety-Funktion weiterhin verhin<strong>der</strong>t.<br />
3.2 Security-Verfügbarkeit<br />
Security-Verfügbarkeit von Funktionen und Informationen<br />
liegt vor, wenn diese planmäßig genutzt werden<br />
können. Die Zusammenhänge zeigt Bild 5.<br />
Security-Verfügbarkeit für Safety gewährleistet die<br />
Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Safety-Funktion auch bei Angriffen.<br />
Deren Maßnahmen beinhalten die Aufrechterhaltung<br />
einer planmäßigen Nutzbarkeit <strong>der</strong> Safety-Funktion<br />
sowie bei einer erkannten Abweichung das spezifikationsgemäße<br />
Verhalten. In <strong>der</strong> Regel erfolgt <strong>der</strong> Übergang<br />
<strong>der</strong> Anlage in einen sicheren unproduktiven Zustand,<br />
wenn ein solcher existiert.<br />
Das Ziel Security-Verfügbarkeit für Betrieb ist die Aufrechterhaltung<br />
<strong>der</strong> Betriebsfunktion. Wenn die Funktionsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> Betriebsfunktion nicht mehr gewährleistet<br />
ist, tritt ein wirtschaftlicher Schaden ein.<br />
Bezüglich <strong>der</strong> Safety-Funktion muss ein weiterer Aspekt<br />
<strong>der</strong> Security-Verfügbarkeit für Betrieb betrachtet<br />
werden: Ein eventueller Übergang in einen unproduktiven<br />
Zustand durch einen Angriff über die Safety-Funktion<br />
42<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
soll vermieden werden, um den damit verbundenen wirtschaftlichen<br />
Schaden zu verhin<strong>der</strong>n. Ein solcher Angriff<br />
ist aber selbst nicht Safety-relevant. Ein Beispiel wäre eine<br />
provozierte Unterbrechung <strong>der</strong> Fail-safe-Kommunikation<br />
zwischen dem sicheren Drucksensor und dem sicheren<br />
Überdruckventil im Bild 4. Die Anlage würde daraufhin<br />
in einen sicheren unproduktiven Zustand überführt.<br />
3.3 Security-Vertraulichkeit<br />
Security-Vertraulichkeit von Funktionen und Informationen<br />
liegt vor, wenn für unautorisierte Parteien kein<br />
Wissen darüber ableitbar ist. Die vertraulichen Informationen<br />
müssen in ihrer Repräsentation innerhalb <strong>der</strong><br />
Betriebsfunktion und <strong>der</strong> Safety-Funktion gleichwertig<br />
als vertraulich behandelt werden, vergleiche Bild 6.<br />
Die Auswirkungen <strong>der</strong> Verletzung <strong>der</strong> Vertraulichkeit<br />
können Safety-relevant sein und sogar die betrachtete<br />
Anlage betreffen. Daher können Safety-relevante Gründe<br />
zur For<strong>der</strong>ung nach Vertraulichkeit vorliegen (Security-<br />
Vertraulichkeit für Safety), um möglichen Angriffen die<br />
Grundlage zu entziehen.<br />
So kann die zeitliche Information über die Entstehung giftiger<br />
Stoffe im Behälter des Beispiels in Bild 4, Grundlage für<br />
einen weiteren Angriff auf das sichere Überdruckventil sein<br />
Safety-Funktion<br />
mit Security-Maßnahmen<br />
Ansprüche betreffen Ziele Ziele<br />
Verhin<strong>der</strong>ung sowie sowie Erkennung von von Manipulationen<br />
mit mit entsprechen<strong>der</strong> sicheren Reaktion,<br />
um um Unfälle Unfälle zuvermeiden<br />
Security-Integrität für für Safety<br />
Betriebsfunktion<br />
mit Security-Maßnahmen<br />
Verhin<strong>der</strong>ung sowie sowie Erkennung von von Manipulationen<br />
mitentsprechen<strong>der</strong> Reaktion,<br />
um um wirtschaftlichen Schaden zuvermeiden<br />
BILD 3: Aufteilung <strong>der</strong> Security-Integrität<br />
Security-Integrität für für Betrieb<br />
Anlage<br />
BILD 4: Schematisches<br />
Beispiel einer Anlage mit<br />
Betriebs- (schwarz) und<br />
Safety-Funktion (gelb)<br />
BILD 1: Schema von Safety- und<br />
Betriebsfunktion<br />
Safety-Funktion<br />
mit Security-Maßnahmen<br />
Security-Integrität für Safety<br />
Security-Verfügbarkeit für Safety<br />
Security-Vertraulichkeit für Safety<br />
Betriebsfunktion<br />
mit Security-Maßnahmen<br />
Security-Integrität für Betrieb<br />
Security-Verfügbarkeit für Betrieb<br />
Security-Vertraulichkeit für Betrieb<br />
Anlage<br />
BILD 2: Zuordnung <strong>der</strong> Security-Ziele<br />
zur Safety- und Betriebsfunktion<br />
Ansprüche Ansprüche betreffen betreffen Ziele Ziele<br />
Verhin<strong>der</strong>ung Aufrechterhaltung sowie <strong>der</strong> Erkennung <strong>der</strong> Safety-Funktion,<br />
von Manipulationen<br />
um mit Unfällezu um entsprechen<strong>der</strong> Unfällezu vermeiden vermeiden sicheren Reaktion,<br />
um Unfälle zuvermeiden<br />
Eventuell Eventuell Übergang Übergang in einen einen sicheren sicheren<br />
unproduktiven Zustand, Zustand, um Unfälle um Unfälle zu vermeiden zu vermeiden<br />
Verhin<strong>der</strong>ung sowie Erkennung von Manipulationen<br />
Vermeidung mitentsprechen<strong>der</strong> Vermeidung des unnötigen des Reaktion, unnötigen Übergangs Übergangs in in<br />
einen um einen wirtschaftlichen unproduktiven sicheren Schaden sicheren Zustand, zuvermeiden Zustand,<br />
um um wirtschaftlichenSchaden zu vermeiden zu vermeiden<br />
Aufrechterhaltung <strong>der</strong> <strong>der</strong> Betriebsfunktion,<br />
um um wirtschaftlichen Schaden Schaden zu vermeiden zu vermeiden<br />
BILD 5: Aufteilung <strong>der</strong> Security-Verfügbarkeit<br />
Security-Integrität für Safety<br />
Security-Verfügbarkeit für Safety für Safety<br />
Security-Integrität für Betrieb<br />
Ansprüche Ansprüche betreffen betreffen Ziele<br />
Ziele<br />
Verhin<strong>der</strong>ung Gewährleistung Gewährleistung sowie <strong>der</strong> Erkennung Vertraulichkeit,<br />
<strong>der</strong> Vertraulichkeit,<br />
von Manipulationen<br />
mit um entsprechen<strong>der</strong> Unfälle um Unfälle zu vermeiden sicheren zu vermeiden Reaktion,<br />
um Unfälle zuvermeiden<br />
Gewährleistung Gewährleistung <strong>der</strong> Vertraulichkeit,<br />
<strong>der</strong> Vertraulichkeit,<br />
Security-Vertraulichkeit Security-Integrität für für Safety Safety für Safety<br />
um wirtschaftlichen um wirtschaftlichen Schaden Schaden zu vermeiden zu vermeiden<br />
Security-Vertraulichkeit für Betrieb für Betrieb<br />
Security-Integrität für Betrieb<br />
BILD 6: Aufteilung <strong>der</strong> Security-Vertraulichkeit<br />
Verhin<strong>der</strong>ung sowie Erkennung von Manipulationen<br />
mitentsprechen<strong>der</strong> Reaktion,<br />
um wirtschaftlichen Schaden zuvermeiden<br />
Security-Verfügbarkeit für Betrieb für Betrieb<br />
eventuell eventuell gleiche gleiche Information Information für Betrieb für Betrieb und Safety und Safety<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
43
HAUPTBEITRAG<br />
BILD 7:<br />
Zuordnung <strong>der</strong><br />
Security-Ziele<br />
Verhin<strong>der</strong>ung sowie Erkennung von Manipulationen mit entsprechen<strong>der</strong><br />
sicheren Reaktion, um Unfälle zu vermeiden<br />
Verhin<strong>der</strong>ung sowie Erkennung von Manipulationen mit entsprechen<strong>der</strong><br />
Reaktion, um wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden<br />
Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Safety-Funktion,<br />
um Unfälle zu vermeiden<br />
Eventuell Übergang in einen sicherenunproduktiven Zustand,<br />
um Unfälle zu vermeiden<br />
Vermeidung des unnötigen Übergangs in einen unproduktiven<br />
sicheren Zustand, um wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden<br />
Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Betriebsfunktion,<br />
um wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden<br />
Gewährleistung <strong>der</strong> Vertraulichkeit, um Unfälle zu vermeiden<br />
(kann auch Teile <strong>der</strong> Betriebsfunktion betreffen)<br />
Gewährleistung <strong>der</strong> Vertraulichkeit, um wirtschaftlichen Schaden<br />
zu vermeiden (kann auch Teile <strong>der</strong> Safety-Funktion betreffen)<br />
Sicherheitsfunktion<br />
mit Security-Maßnahmen<br />
Security-Integrität für Safety<br />
Security-Verfügbarkeit für Safety<br />
Security-Vertraulichkeit für Safety<br />
Betriebsfunktion<br />
mit Security-Maßnahmen<br />
Security-Integrität für Betrieb<br />
Security-Verfügbarkeit für Betrieb<br />
Security-Vertraulichkeit für Betrieb<br />
Anlage<br />
Bedrohung<br />
Schwachstelle<br />
Untersuchungsgegenstand<br />
Bedrohungsszenario<br />
BILD 8: Bedrohungsszenario als Verknüpfung<br />
von Bedrohung und Schwachstelle<br />
CfB: Vertraulichkeit für Betrieb<br />
IfB: Integrität für Betrieb<br />
AfB: Verfügbarkeit für Betrieb<br />
CfS: Vertraulichkeit für Safety<br />
IfS: Integrität für Safety<br />
AfS: Verfügbarkeit für Safety<br />
BILD 9: Ausschnitt<br />
aus einem Bedrohungskatalog<br />
(Beispiel)<br />
# Bedrohungsszenario Beispiele, Schwachstellen CfB IfB AfB CfS IfS AfS<br />
T1<br />
T2<br />
T3<br />
T4<br />
T5<br />
S c h a d -S of t w a r e<br />
Missbrauch <strong>der</strong> Benutzeridentität<br />
Erhöhung von Leserechten<br />
Ausnutzung <strong>der</strong> Schwachstellen<br />
<strong>der</strong> eigenentwickelten Programme<br />
Blockierung des Netzwerkverkehrs<br />
durch Überlastung<br />
Viren, Würmer, Trojaner nutzen<br />
Schwachstellen <strong>der</strong> Applikation aus<br />
Schwache Passworte und nicht<br />
geän<strong>der</strong>te Standardpassworte<br />
Benutzer- und Rechteverwaltung<br />
mit geringem Reifegrad<br />
<strong>Entwicklung</strong>sprozess<br />
ohne integrierte Security<br />
Erzeugung einer Anzahl von Datenpaketen<br />
oberhalb <strong>der</strong> Kapazitätsgrenze<br />
x x x x x x<br />
x x x x<br />
x<br />
x x x x x x<br />
x<br />
x<br />
SIL<br />
SIL<br />
Schadensausmaß<br />
4<br />
4<br />
4<br />
3<br />
3<br />
T4<br />
3<br />
2<br />
2<br />
2<br />
T4<br />
1<br />
1<br />
1<br />
4 3 2 1<br />
BILD 10: Vorgeschlagene Matrix zur<br />
Verknüpfung von Safety (gemessen durch<br />
SIL) und Security (gemessen durch SL)<br />
SL<br />
4 3 2 1<br />
Safety-Funktion<br />
SL<br />
4 3 2 1<br />
Betriebsfunktion<br />
BILD 11: Bedrohungsanalyse des Bedrohungsszenarios T4<br />
für Safety- und Betriebsfunktion aus Sicht <strong>der</strong> Security<br />
SL<br />
44<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
und damit zu einem Unfall führen. Diese Information kann<br />
jedoch auch innerhalb <strong>der</strong> Betriebsfunktion gespeichert sein.<br />
Der Grund für Vertraulichkeit ist klassisch die Vermeidung<br />
wirtschaftlichen Schadens (Security-Vertraulichkeit<br />
für Betrieb). Obwohl das Ziel nicht Safety-relevant<br />
ist, können Informationen <strong>der</strong> Betriebsfunktion auch in<br />
<strong>der</strong> Safety-Funktion repräsentiert sein und daher dort<br />
Maßnahmen erfor<strong>der</strong>n.<br />
Im Beispiel lässt <strong>der</strong> Druckverlauf im Behälter Rückschlüsse<br />
auf Rezepturen zu. Diese Daten liegen in <strong>der</strong> Betriebsfunktion<br />
vor. Außerdem sind sie in <strong>der</strong> Safety-Funktion<br />
von Bedeutung und daher dort zusätzlich vorhanden.<br />
3.4 Übersicht Zuordnung <strong>der</strong> Security-Ziele<br />
Bild 7 zeigt die komplette Zuordnung <strong>der</strong> Security-Ziele<br />
zur Safety- und Betriebsfunktion. Die Zuordnung orientiert<br />
sich an dem allgemeinen Schema von Bild 1.<br />
4. RISIKOBEWERTUNG SECURITY FÜR SAFETY<br />
Im folgenden Abschnitt werden nur die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Security für Safety untersucht, da im Bereich <strong>der</strong><br />
Betriebsfunktion bereits zahlreiche Konzepte in [3, 4, 7]<br />
vorgeschlagen werden. Die Anfor<strong>der</strong>ungen an Safety-<br />
Funktionen werden in einer Risikoanalyse in vier Kategorien<br />
SIL 1 bis 4 (Safety Integrity Level) eingeteilt. Die<br />
Höhe des SIL hängt vom Grad <strong>der</strong> Gefährdung ab (vergleiche<br />
[1], Teil 5, Bild D.1), sodass <strong>der</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Safety-<br />
Analyse bereits festgelegte SIL als einfach verwendbarer<br />
Indikator für das bei <strong>der</strong> Security-Analyse zu betrachtende<br />
Schadensausmaß vorgeschlagen wird.<br />
Eine Safety-Anfor<strong>der</strong>ung kann offensichtlich nur dann<br />
umfassend erfüllt werden, wenn eine dem SIL adäquate<br />
Security zur Seite gestellt wird. Deshalb werden im Vorschlag<br />
die Konzepte Security Level (SL) und Bedrohungsanalyse<br />
skizziert, um die Security-Bedrohungsanalyse so<br />
anzupassen, dass die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Betriebsfunktion<br />
und die <strong>der</strong> Safety-Funktion berücksichtigt werden.<br />
Als erstes Konzept werden die in [7] eingeführten Security<br />
Levels (o<strong>der</strong> Security-Assurance-Levels (SAL)) betrachtet.<br />
Diese beschreiben die Stärke eines Angreifers,<br />
wobei vier Levels definiert werden. Die beiden niedrigsten<br />
Levels (SL-Wert 1 o<strong>der</strong> 2) definieren versehentliche Verletzungen<br />
<strong>der</strong> Security o<strong>der</strong> Verletzungen durch Gelegenheit.<br />
Ein qualifizierter Angreifer mit sehr gutem Fachwissen,<br />
einer guten Ausrüstung und Motivation wird durch den<br />
SL-Wert von 3 repräsentiert. Bei einem SL-Wert von 4 wird<br />
von einem Angreifer ausgegangen, <strong>der</strong> hoch motiviert ist<br />
und über Ressourcen wie Hochleistungsrechner verfügt.<br />
Das zweite verwendete Konzept ist die Bedrohungsanalyse<br />
für den Bereich <strong>der</strong> Security. Ausgangspunkt <strong>der</strong><br />
Analyse sind Bedrohungsszenarien (Threat Scenarios).<br />
Ein Bedrohungsszenario ist dabei eine Verknüpfung von<br />
Bedrohung (Threat) und Schwachstelle (Vulnerability),<br />
wie in Bild 8 gezeigt.<br />
Erst wenn eine Bedrohung auf eine Schwachstelle trifft,<br />
die mit einer Komponente o<strong>der</strong> einem System verknüpft<br />
ist, kann ein Risiko bestehen. Für jedes Bedrohungsszenario<br />
wird weiter erfasst, welche <strong>der</strong> oben beschriebenen<br />
Schutzziele <strong>der</strong> Security gefährdet sind. Die Bedrohungsszenarien<br />
können dann in Bedrohungskatalogen zusammengefasst<br />
werden. Einen beispielhaften Ausschnitt aus<br />
einem Bedrohungskatalog zeigt Bild 9.<br />
Bedrohungsanalysen werden auf <strong>der</strong> Grundlage von<br />
Bedrohungskatalogen durchgeführt, die alle Bedrohungsszenarien<br />
für das betrachtete System in <strong>der</strong> gegebenen<br />
Einsatzumgebung beinhalten. Für relevante Bedrohungsszenarien<br />
werden dann üblicherweise Schadensausmaß<br />
und Eintrittswahrscheinlichkeit abgeschätzt.<br />
Auch wenn im Bereich <strong>der</strong> IT hierfür Methoden<br />
existieren, siehe etwa [8], wird die Abschätzung von<br />
Eintrittswahrscheinlichkeiten für Angriffe als schwierig<br />
angesehen. Die Autoren schlagen deshalb vor, nicht Eintrittswahrscheinlichkeiten<br />
abzuschätzen, son<strong>der</strong>n zu<br />
analysieren, gegen welche Stärke eines Angreifers das<br />
System durch Security-Maßnahmen geschützt werden<br />
muss. Für die Betriebsfunktion ist dann, wie üblich, das<br />
Schadensausmaß abzuschätzen. Im Falle <strong>der</strong> Safety-<br />
Funktion muss jedoch <strong>der</strong> einzuhaltende SIL betrachtet<br />
werden, <strong>der</strong> sich aus <strong>der</strong> Gefährdungsanalyse ergibt.<br />
Man erhält dann eine Matrix entsprechend dem Konzept<br />
in [6], siehe Bild 10.<br />
Damit werden bei <strong>der</strong> Analyse zwei Matrizen erstellt:<br />
Bezüglich <strong>der</strong> Betriebsfunktion wird das Schadensausmaß<br />
für die Bedrohungsszenarien gegenüber dem SL<br />
aufgetragen, und bezüglich <strong>der</strong> Safety-Funktion werden<br />
für die Bedrohungsszenarien, die Safety-Funktionen<br />
kompromittieren können, die zugehörigen SIL (als Indikator<br />
für das Schadensausmaß) gegen den SL (als Indi-<br />
REFERENZEN<br />
[1] IEC 61508: Functional safety of electrical/electronic/<br />
programmable electronic safety-related systems.<br />
IEC 2010, www.iec.ch<br />
[2] Früchtl, M., Schiller, F.: Automatische Generierung<br />
sicherer diversitärer Software – Sicherer Industrie-PC<br />
durch arithmetische Codierungen. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> - <strong>Automatisierung</strong>stechnische<br />
Praxis54(6), S. 58-65, 2012<br />
[3] Bundesamt für Sicherheit in <strong>der</strong> Informationstechnik:<br />
IT-Grundschutz-<br />
Kataloge. Bundesanzeiger Verlags gesellschaft 2011<br />
[4] ISO/IEC 27002: Information technology – Security<br />
techniques – Code of practice for information security<br />
management. IEC 2008, www.iec.ch<br />
[5] ISO/IEC 27000: Information technology — Security<br />
techniques — Informa tion security management<br />
systems — Overview and vocabulary. 2009<br />
[6] Stoneburner, G., Goguen, A., Feringa, A.: NIST Special<br />
Publication 800-30 Risk Management Guide for<br />
Information Technology Systems — Recommendations<br />
of the NIST. NIST 2002, http://csrc.nist.gov/publications/<br />
PubsSPs.html#800-30<br />
[7] ISA 62443-3-3 (99.03.03): Security for industrial<br />
automation and control systems — System security<br />
requirements and security levels— Draft 4. 2011<br />
[8] Common Methodology for Information Technology<br />
Security Evaluation, Evalu ation methodology, Version 3.1<br />
Revision 3, Final, CCMB-2009-07-004. 2009<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
45
HAUPTBEITRAG<br />
kator für die Angriffshäufigkeit) aufgetragen, vergleiche<br />
Bild 11. Der nach dem vorgeschlagenen Verfahren aus<br />
dem SIL abgeleitete SL stellt eine Mindestanfor<strong>der</strong>ung<br />
für die Security dar und muss bei beson<strong>der</strong>s hohen Bedrohungen<br />
sinnvoll erhöht werden. Die zwei so gewonnenen<br />
Abschätzungen für die Bedrohung <strong>der</strong> Safety- und<br />
Betriebsfunktion zeigt beispielhaft Bild 11.<br />
Die Matrizen in Bild 11 können nun in Bereiche mit<br />
akzeptablem (grün markierte Fel<strong>der</strong>) und nicht akzeptablem<br />
Risiko (gelb und rote markierte Fel<strong>der</strong>) eingeteilt<br />
werden. Wie in Bild 11 dargestellt, könnte dasselbe Bedrohungsszenario<br />
für Safety-Funktionen zu einem nicht<br />
akzeptierten Risiko und für die Betriebsfunktion zu einem<br />
akzeptierten Risiko führen o<strong>der</strong> umgekehrt. Wichtig<br />
ist, dass mit <strong>der</strong> vorgeschlagenen Methode bereits<br />
etablierte Methoden <strong>der</strong> Bedrohungsanalyse verwendet<br />
werden können und zu Aussagen bezüglich Safety- und<br />
Betriebsfunktion führen, wenn die oben beschriebenen<br />
Ergänzungen und Än<strong>der</strong>ungen vorgenommen werden.<br />
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />
Die Ziele und Maßnahmen <strong>der</strong> Safety und Security hängen<br />
eng zusammen. Dabei müssen die Ziele erst klar<br />
definiert und getrennt werden, bevor die Maßnahmen<br />
entwickelt und effizient kombiniert werden können. Offensichtlich<br />
sind manche Security-Maßnahmen Safetyrelevant.<br />
Es ist zu diskutieren, wie diese Security-Maßnahmen<br />
im Safety-Nachweis berücksichtigt werden.<br />
Demgegenüber sind an<strong>der</strong>e Teile <strong>der</strong> Security-Maßnahmen<br />
nicht Safety-relevant und können daher aus dem<br />
Safety-Nachweis ausgeschlossen werden.<br />
Die Bedrohungsanalyse von Safety-Funktionen lässt<br />
sich nicht ohne Security betrachten. Hierbei ist es notwendig,<br />
die verschiedenen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Safety und Security<br />
in Beziehung zu setzen. Es wurde dazu eine Systematik<br />
entwickelt und ein Schema vorgeschlagen.<br />
DANKSAGUNG<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
19.04.2013<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Die Autoren danken dem Bayerischen Staatsministerium<br />
für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und<br />
Technologie für die För<strong>der</strong>ung des Projekts „Sustain-<br />
Grid – <strong>Entwicklung</strong> von Kommunikations-Testtools<br />
für ein zuverlässiges und nachhaltiges Smart Grid“<br />
(IuK423) innerhalb des FuE-Programms Informationsund<br />
Kommunikations technik des Freistaates Bayern.<br />
AUTOREN<br />
M. Sc. FELIX WIECZOREK (geb. 1985) ist wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter für Safety & Security <strong>der</strong> Beckhoff Automation<br />
GmbH. Er studierte von 2005 bis 2011 Informatik an <strong>der</strong> TU<br />
München, davon ein Semester in Helsinki, Finnland. Seine<br />
Arbeitsgebiete sind Security-Lösungen für Kommunikationseinrichtungen<br />
und Komponenten <strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong><br />
speziell auch in Safety-Umgebungen.<br />
Beckhoff Automation GmbH,<br />
Ostendstr. 196, D-90482 Nürnberg,<br />
Tel. +49 (0) 911 54 05 62 46,<br />
E-Mail: f.wieczorek@beckhoff.com<br />
Dipl.-Math. ROLAND FIAT (geb. 1975) ist IT Security<br />
Engineer im Embedded Systems Team bei <strong>der</strong> TÜV<br />
SÜD AG. Er studierte in Kaiserslautern, Paris und<br />
Sheffield Mathematik mit einer Spezialisierung in<br />
Kryptologie. Er ist für das Labor des Competence<br />
Centers Industrial IT Security zuständig. Seine<br />
Arbeitsgebiete sind das Beraten, Testen, Zertifizieren<br />
und Schulen in diesem Bereich.<br />
TÜV SÜD AG,<br />
Barthstr. 16, D-80339 München<br />
Prof. Dr.-Ing. FRANK SCHILLER (geb. 1966) ist wissenschaftlicher<br />
Leiter für Safety & Security <strong>der</strong> Beckhoff Automation<br />
GmbH. Er studierte Elektrotechnik an <strong>der</strong> TU Dresden und<br />
promovierte 1997 an <strong>der</strong> TU Hamburg-Harburg. Nach verschiedenen<br />
Stationen bei Siemens war er von 2004 bis 2011 als<br />
Professor für <strong>Automatisierung</strong>stechnik an <strong>der</strong> TU München<br />
tätig. Seine Tätigkeitfel<strong>der</strong> umfassen die sicherheitsgerichtete<br />
Kommunikation, software-basierte Sicherheitssteuerungen<br />
und die Kombination von Safety- und Security-Algorithmen<br />
für die <strong>Automatisierung</strong>. Er lehrt als Gastprofessor an <strong>der</strong><br />
( Dàxué, East China University<br />
of Science and Technology), Shanghai, China.<br />
Beckhoff Automation GmbH,<br />
Ostendstr. 196, D-90482 Nürnberg<br />
Dr. THOMAS STÖRTKUHL (geb. 1961) verantwortet als<br />
Product Manager bei TÜV SÜD AG das Thema Industrial<br />
IT Security. Er ist seit 15 Jahren im Bereich <strong>der</strong> IT<br />
Sicherheit in <strong>der</strong> Beratung für Risikomanagement, Public<br />
Key Infrastrukturen, Kryptographie, ITIL-Prozesse,<br />
Identity Management und Applikationssicherheit tätig.<br />
Störtkuhl verfügt über mehrere Zertifikate im Bereich<br />
IT Security (unter an<strong>der</strong>em als Certified Information<br />
Systems Security Professional (CISSP)). Überdies hat er<br />
im TeleTrusT e.V. in den Arbeitsgruppen Smart Grid<br />
und Cloud Computing mitgewirkt.<br />
TÜV SÜD AG,<br />
Barthstr. 16, D-80339 München<br />
46<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
Veranstaltungskonzept<br />
4. SIL-Sprechstunde<br />
Funktionale Sicherheit<br />
17. + 18.9.2013, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
www.sil-sprechstunde.de<br />
Teilnahmegebühren<br />
Haben Sie Fragen zur Anwendung <strong>der</strong> Normen IEC 61508, IEC 61511 o<strong>der</strong><br />
VDI / VDE 2180? Dann sind Sie hier richtig! Reichen Sie Ihre Fragen rund<br />
um SIL ein. Diskutieren Sie mit Experten über die aktuellen Themen <strong>der</strong><br />
Funktionalen Sicherheit am 17. und 18. September 2013 in Mannheim!<br />
Termin & Ort<br />
Termin: Di., 17.9.2013 + Mi., 18.9.2013<br />
Ort: Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Lilienthalstr. 200<br />
68307 Mannheim<br />
■ <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt.<br />
■ Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt.<br />
■ reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt.<br />
■ Studenten kostenlos<br />
(Universität, Fachhoch- / Duale Hochschule – Vorlage des<br />
Studentenausweises bei <strong>der</strong> Anmeldung erfor<strong>der</strong>lich)<br />
100 € Frühbucherrabatt<br />
Programm & Anmeldung<br />
Detaillierte Informationen zur Veranstaltung,<br />
das vollständige Programm sowie die Online-<br />
Anmeldung finden Sie im Internet unter<br />
www.sil-sprechstunde.de<br />
Veranstaltungskonzept<br />
3. Feldbus-Sprechstunde<br />
Feldbus in <strong>der</strong> Prozessindustrie<br />
19. + 20.9.2013, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
www.feldbus-sprechstunde.de<br />
Teilnahmegebühren<br />
Haben Sie Fragen zum Einsatz von Feldbussystemen in <strong>der</strong> Prozessindustrie?<br />
Dann sind Sie hier richtig! Reichen Sie Ihre Fragen zur Planung, Installation<br />
und Inbetriebnahme von Feldbussen ein. Diskutieren Sie mit Experten Ihre<br />
aktuellen Anliegen am 19. und 20. September 2013 in Mannheim!<br />
Termin & Ort<br />
Termin: Do., 19.9.2013 + Fr., 20.9.2013<br />
Ort: Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Lilienthalstr. 200<br />
68307 Mannheim<br />
■ <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt.<br />
■ Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt.<br />
■ reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt.<br />
■ Studenten kostenlos<br />
(Universität, Fachhoch- / Duale Hochschule – Vorlage des<br />
Studentenausweises bei <strong>der</strong> Anmeldung erfor<strong>der</strong>lich)<br />
100 € Frühbucherrabatt<br />
Programm & Anmeldung<br />
Detaillierte Informationen zur Veranstaltung,<br />
das vollständige Programm sowie die Online-<br />
Anmeldung finden Sie im Internet unter<br />
www.feldbus-sprechstunde.de<br />
4. Explosionsschutz-Sprechstunde<br />
Explosionsschutz<br />
18. + 19.11.2013, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
www.explosionsschutz-sprechstunde.de<br />
Veranstaltungskonzept<br />
Haben Sie Fragen zur Umsetzung <strong>der</strong> Betriebssicherheitsverordnung o<strong>der</strong> zur<br />
Anwendung <strong>der</strong> einschlägigen Normen zum Explosionsschutz? Dann sind Sie hier<br />
richtig! Reichen Sie Ihre Fragen rund um den Explosionsschutz ein. Diskutieren Sie<br />
mit Experten Ihre aktuellen Themen am 18. und 19. November 2013 in Mannheim!<br />
Termin & Ort<br />
Termin: Mo., 18.11.2013 + Di., 19.11.2013<br />
Ort: Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Lilienthalstr. 200<br />
68307 Mannheim<br />
Teilnahmegebühren<br />
■ <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt.<br />
■ Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt.<br />
■ reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt.<br />
■ Studenten kostenlos<br />
(Universität, Fachhoch- / Duale Hochschule – Vorlage des<br />
Studentenausweises bei <strong>der</strong> Anmeldung erfor<strong>der</strong>lich)<br />
100 € Frühbucherrabatt<br />
Programm & Anmeldung<br />
Detaillierte Informationen zur Veranstaltung,<br />
das vollständige Programm sowie die Online-<br />
Anmeldung finden Sie im Internet unter<br />
www.explosionsschutz-sprechstunde.de
HAUPTBEITRAG<br />
Merkmalleisten für<br />
Regelventilengineering<br />
Konsistente Datenhaltung über den Lebenszyklus<br />
Beim Engineering von Feldgeräten, insbeson<strong>der</strong>e von Regelventilen, entstehen während<br />
<strong>der</strong> Planung und Beschaffung Daten, die immer wie<strong>der</strong> benötigt werden. Der Beitrag beschreibt,<br />
wie ein standardisierter elektronischer Datenaustausch mittels Merkmalleisten<br />
beim Engineering von Regelventilen für eine konsistente Datenhaltung über den Lebenszyklus<br />
<strong>der</strong> Anlage sorgt.<br />
SCHLAGWÖRTER Merkmalleisten / Engineering / Lebenszyklus / Regelventil /<br />
Standardisierter Datenaustausch<br />
Control valve engineering using standardized property lists –<br />
Consistent data management throughout the life-cycle<br />
During the engineering of field devices (especially control valves), assorted data are generated<br />
in the various phases of planning and purchasing that can be used during the life<br />
cycle of the devices.<br />
A standardized electronic data exchange with lists of properties (LOPs) during the valve<br />
engineering process provides consistent data management over the entire life cycle of the<br />
process plant.<br />
KEYWORDS property list / engineering / life cycle / control valve / standardized<br />
data exchange<br />
48<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
UWE VOGEL, Samson<br />
Ausgehend vom Computer-Aided-Engineering-<br />
System (CAE), siehe Bild 1, wird in <strong>der</strong> verfahrenstechnischen<br />
Planung zunächst das Verfahrensdatenblatt<br />
erstellt. Im Basic-Engineering<br />
werden die Verfahrensdaten in das PLT-Stellenblatt<br />
für die Feldgeräte übernommen und gegebenenfalls<br />
schon eine erste Auswahl des benötigten Feldgerätes vorgenommen.<br />
Die Daten des PLT-Stellenblattes dienen dem<br />
Hersteller zur Auslegung und zur Gerätekonfiguration<br />
eines Regelventils. Da sich während <strong>der</strong> Planung häufig<br />
Prozessdaten än<strong>der</strong>n können, ist ein iterativer Austausch<br />
<strong>der</strong> verfahrenstechnischen Daten zwischen Hersteller und<br />
Kunde erfor<strong>der</strong>lich. Entsprechend unterliegt das PLT-<br />
Stellenblatt einer ständigen Modifizierung [1].<br />
1. DERZEITIGE VORGEHENSWEISE<br />
Regelventile bestehen im Gegensatz zu Messumformern<br />
aus mehreren Komponenten, die jeweils einzeln ausgelegt<br />
und konfiguriert werden müssen. Ein Regelventil setzt sich<br />
zusammen aus Ventil, Antrieb und einem Stellungsregler.<br />
Je nach Anwendung werden noch weitere Anbaugeräte wie<br />
Zuluftstation, Grenzsignalgeber, Magnetventil o<strong>der</strong> ein<br />
Volumenstromverstärker hinzugefügt. Insgesamt bilden<br />
Stellgeräte und damit Regelventile eine komplexe Gerätefamilie,<br />
die sich nach DIN EN 60534-1 [5] beziehungsweise<br />
IEC 61987-21 (im Entwurf) in acht Hauptgruppen einteilen<br />
lässt, siehe Bild 2. Bei Hubventilen, Schiebern und Membranventilen<br />
wird <strong>der</strong> Drosselkörper linear zum Durchflussmedium<br />
bewegt. Bei Drehkegelventilen, Kugelhähnen,<br />
Kugelsegmentventilen, Kükenhähnen und Stellklappen<br />
erfolgt eine drehende Bewegung des Drosselkörpers.<br />
Regelventile werden anhand von Prozessdaten individuell<br />
ausgelegt und konfiguriert. Hierzu sind Angaben<br />
über das Durchflussmedium wie Dichte, Dampfdruck<br />
und Zähigkeit, die Durchflussrate, Eingangs- und Ausgangsdruck<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Mit drei Betriebspunkten lässt<br />
sich <strong>der</strong> Betriebsbereich des Regelventils beschreiben.<br />
Hinzu kommen Anfor<strong>der</strong>ungen aus dem Einbauort und<br />
dem Prozess, wie in Bild 3 gezeigt.<br />
Für die Auslegung von Regelventilen müssen aus den<br />
Prozessdaten neben dem Durchflusskoeffizienten (kv-<br />
Wert), <strong>der</strong> Schalldruckpegel, die Strömungsgeschwindigkeit<br />
sowie die Antriebskräfte berechnet werden.<br />
Dazu sind eine Reihe von ventilspezifischen Kennwerten<br />
lastabhängig zu bestimmen. Die zu verarbeitende<br />
Information für die Auslegung eines Regelventiles besteht<br />
aus 150 bis 200 Daten. Bei komplexen Prozessbedingungen,<br />
beispielsweise bei Mehrphasenströmungen<br />
o<strong>der</strong> schalloptimierten Regelventilen, kommen weitere<br />
Daten hinzu.<br />
Der Datenaustausch erfolgt über ein standardisiertes<br />
Datenblatt nach DIN EN 60534-7 [6], siehe Bild 4, o<strong>der</strong> ISA<br />
S 75.14/ISA TR20.00.01 [10]. Das Datenblatt unterteilt die<br />
Daten in Gruppen und ordnet sie zeilenweise an. Zeilen,<br />
die gleichzeitig mehrere Daten enthalten – zum Beispiel<br />
enthält die Zeile Umgebungstemperatur den minimalen<br />
und maximalen Wert – erschweren die Datenverarbeitung.<br />
In den Zeilen 1 bis 30 übermittelt <strong>der</strong> Kunde die Prozessdaten<br />
und die Daten zur MSR-Aufgabe. Ab Zeile 31 trägt<br />
<strong>der</strong> Lieferant Daten aus <strong>der</strong> rechnerischen Ventilauslegung<br />
und zu den ausgewählten Geräten ein. Im Bemerkungsfeld<br />
lassen sich zusätzliche Informationen zu speziellen<br />
Abnahmeprüfungen o<strong>der</strong> weitergehende Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
als Freitext beschreiben. Lei<strong>der</strong> wird das Datenblatt,<br />
wie in Bild 5 dargestellt, noch überwiegend in<br />
Papierform ausgetauscht und auf <strong>der</strong> Kunden- und <strong>der</strong><br />
Lieferantenseite manuell verarbeitet. Die Folge: Übertragungsfehler,<br />
Doppelarbeit und Zeitverlust.<br />
2. STANDARDISIERTE MERKMALLEISTEN<br />
Standardisierte Merkmalleisten, etwa nach dem Eclass-<br />
Standard/Prolist/NE100 (NE100 – Namur-Empfehlung<br />
100,) und ein vom Betriebssystem unabhängiges Datenaustauschformat<br />
wie XML können in Zukunft die erfor<strong>der</strong>liche<br />
Plattform für den elektronischen Datenaustausch<br />
beim Engineering von Regelventilen und an<strong>der</strong>er<br />
Feldgeräte darstellen. Durch den elektronischen Datenaustausch<br />
lässt sich von <strong>der</strong> Anfrage über das Angebot<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
49
HAUPTBEITRAG<br />
bis zur Bestellung eine konsistente Datenhaltung erreichen.<br />
Alle Daten sind während des Lebenszyklus des<br />
Regelventils verfügbar, zum Beispiel im Servicefall und<br />
bei Anlagenrevisionen.<br />
Um einen reibungslosen elektronischen Datenaustausch<br />
zu gewährleisten, sind Anfor<strong>der</strong>ungen an das<br />
Datenformat zu erfüllen:<br />
Dateninhalte mit Wert, Dimension und Datentyp<br />
Unterstützung gängiger physikalischer Einheiten<br />
(SI und nicht SI)<br />
Unterstützung verschiedener Sprachen<br />
(de, en, fr, …)<br />
Eindeutige Zuordnung <strong>der</strong> Merkmale<br />
Unabhängigkeit von <strong>der</strong> Software-Plattform<br />
Blockstruktur <strong>der</strong> Merkmale<br />
Flexibilität <strong>der</strong> Datenstruktur<br />
Die Datenstruktur ist flexibel gestaltbar. Hierfür stehen<br />
die Mechanismen Kardinalität, Vererbung und Polymorphismus<br />
zur Verfügung:<br />
Über ein Kardinalitätsmerkmal lässt sich die Anzahl<br />
eines Merkmals flexibel festlegen, sodass ein Merkmal<br />
beliebig oft wie<strong>der</strong>holt werden kann. Besitzt ein Gerät<br />
zum Beispiel verschiedene Prozessanschlüsse auf <strong>der</strong><br />
Eingangs- und Ausgangseite, wird das Kardinalitätsmerkmal<br />
Anzahl <strong>der</strong> Prozessanschlüsse gleich 2 gesetzt.<br />
Damit wird das Merkmal Prozessanschluss<br />
dupliziert und bietet Platz, den Eingangs- und Ausgangsprozessanschluss<br />
zu beschreiben, siehe Bild 6.<br />
Bei <strong>der</strong> Vererbung wird ein Block dupliziert und<br />
kann durch weitere Merkmale ergänzt werden, ohne<br />
dass sich die vererbten Merkmale verän<strong>der</strong>n.<br />
Der Mechanismus des Polymorphismus erlaubt es,<br />
einem Merkmal verschiedene Ausprägungen zuzuweisen.<br />
Besitzt ein Gerät zum Beispiel zwei verschiedene<br />
Signalausgänge, können über das polymorphe<br />
Merkmal Typ des Ausgangs beide Signalausgänge<br />
getrennt beschrieben werden. Wenn also ein Regelventil<br />
mit einem schaltenden Auf/Zu-Ausgang und<br />
einem stetigen Stromausgang ausgestattet ist, lassen<br />
sich beide Ausgänge in getrennten Blöcken definieren.<br />
Verfahrenstechnische<br />
Planung<br />
• Datenübernahme aus R&I<br />
• Verfahrensdatenblatt<br />
• Elektr. Energieverbraucher<br />
• …<br />
Basic-Engineering<br />
• PLT-Stellenblatt<br />
• El. Energieverbraucher<br />
• Gerätekonfiguration<br />
• Ex-Nachweise<br />
• Gerätebilanz<br />
• Anschlusspläne<br />
• Hook-Ups<br />
• Funktionspläne<br />
• …<br />
Detail-Engineering<br />
• Wirkungspläne<br />
• Klemmenpläne<br />
• Feldverteilerpläne<br />
• Schrankaufbau<br />
• Kabellisten<br />
…<br />
Druckmin<strong>der</strong>er<br />
Ventil<br />
Stellgerät für<br />
strömende Stoffe<br />
Regel- und automatisiertes<br />
Auf/Zu Ventil<br />
Antrieb<br />
Zubehör<br />
. . .<br />
Verschiedenes<br />
BILD 1: CAE-System Prodok von Rösberg Engineering [3]<br />
Ventil /<br />
linear<br />
Ventil /<br />
Schwenk<br />
Linear<br />
Antrieb<br />
Schwenkantrieb<br />
Hubventil<br />
Schieber<br />
Membranventil<br />
Drehkegelventil<br />
Kugelhahn<br />
Kugelsegmentventil<br />
Kükenhahn<br />
Stellklappe<br />
Quelle: Fa. Rösberg Engineering - PRODOK<br />
• Prozessdaten<br />
Q, p 1 , p 2 , T ...<br />
• Einbauort<br />
• Rohrleitung<br />
QS-Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
• Spez. Daten<br />
des Mediums<br />
, v, p c , p v ...<br />
Stellventil<br />
• Zertifikate<br />
SIL, TA-Luft<br />
PED etc.<br />
Quelle: SC 65B/JWG (IEC 61 987-21)<br />
BILD 2: Einteilung <strong>der</strong> Stellgeräte nach DIN EN 60534-1 [3]<br />
und IEC 61987-21 (im Entwurf)<br />
• Dimensionierung<br />
kv-Wert, Kennlinie<br />
Nennweite<br />
Schalldruck etc.<br />
• Leckage<br />
Innen<br />
Außen<br />
• Sicherheitsstellung<br />
• Stellzeit<br />
BILD 3: Auswahlkriterien für Regelventile [2]<br />
Kunde<br />
PLT-Ing.<br />
Lieferant<br />
Vertrieb<br />
Datenübertragung<br />
Fax, Post, PDF-Dokument<br />
BILD 5: Bestellvorgang heute (Datenaustausch<br />
zwischen Kunde und Lieferant)<br />
BILD 4: Datenblatt nach DIN EN 60534-7 (Ausschnitt) [6]<br />
50<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
Die Merkmalleisten glie<strong>der</strong>n sich in drei Bereiche, siehe<br />
Bild 7:<br />
Administrativer Bereich mit allgemeinen<br />
Informationen zur PLT-Stelle<br />
Betriebsmerkmalleiste mit Angaben zu den<br />
Prozessgrößen<br />
Gerätemerkmalleiste mit Angaben zum Gerät<br />
Um möglichst viele Anwendungsfälle, Gerätekonfigurationen<br />
und Geräteausführungen abdecken zu können,<br />
wurde in <strong>der</strong> Merkmalleiste <strong>der</strong> NE 100 (Prolist) eine<br />
sehr detaillierte Beschreibung mit mehreren hun<strong>der</strong>t<br />
Merkmalen aufgebaut. Da selten alle Merkmale benötigt<br />
werden, bietet es sich an, benutzerabhängige Ansichten<br />
zu definieren. Die benutzerabhängige Ansicht blendet<br />
über einen Filter nicht benötigte Daten aus und erhöht<br />
damit die Übersichtlichkeit. Eine wichtige Funktion<br />
stellt <strong>der</strong> Datenvergleich dar, <strong>der</strong> erst durch den elektronischen<br />
Datenaustausch möglich wird. Durch das Laden<br />
von verschiedenen Gerätespezifikationen lassen sich die<br />
Unterschiede bei Revisionen o<strong>der</strong> auch Alternativen von<br />
technischen Angeboten vergleichen.<br />
Beim elektronischen Datenaustausch werden die Daten<br />
über eine Schnittstelle, wie in Bild 8 gezeigt, in das CAE-<br />
System des Lieferanten eingelesen und stehen ihm dann<br />
zur Berechnung des Regelventils zur Verfügung. Nach<br />
Abschluss <strong>der</strong> Berechnung und Konfiguration des Regelventils<br />
werden die neu erzeugten Daten in den vorhandenen<br />
XML-Datensatz geschrieben und dem Kunden<br />
zugesendet. Für den Import und Export <strong>der</strong> Daten in<br />
verschiedene Programme ist eventuell ein Mapping <strong>der</strong><br />
Daten erfor<strong>der</strong>lich, um die Zuordnung <strong>der</strong> Variablennamen<br />
festzulegen.<br />
3. STAND DER NORMUNG<br />
Die Merkmalleisten <strong>der</strong> NE 100 (Prolist) wurden Anfang<br />
2013 an Eclass übergeben, um den Fortbestand <strong>der</strong> Daten<br />
zu gewährleisten. Gegenwärtig wird eine internationale<br />
IEC-Norm in einer Arbeitsgruppe des technischen Ko-<br />
Merkmalleiste<br />
„Regelventil"<br />
Merkmalleiste<br />
„Regelventil"<br />
Wert<br />
Werkstoff<br />
Werkstoff<br />
Stahlguss<br />
Farbe<br />
Farbe<br />
blau<br />
Gewicht<br />
Gewicht<br />
7,5<br />
kg<br />
Kardinalitätsmerkmal<br />
Geometrie<br />
Anzahl<br />
Prozessanschlüsse<br />
Prozessanschluss<br />
Bezeichnung<br />
PN<br />
DN<br />
Wie<strong>der</strong>holung<br />
hängt ab von<br />
Anwendung<br />
Geometrie<br />
Anzahl<br />
Prozessanschlüsse<br />
Prozessanschluss_1<br />
PN<br />
DN<br />
Prozessanschluss_2<br />
2<br />
Bezeichnung<br />
Bezeichnung<br />
PN<br />
DN<br />
Wert<br />
Eingang<br />
40<br />
16<br />
Wert<br />
Ausgang<br />
50<br />
16<br />
BILD 6: Aufbau einer<br />
Merkmalleiste in Blockstruktur<br />
mit Anwendung<br />
eines Kardinalitätsmerkmals<br />
nach NE 100 zur Wie<strong>der</strong>holung<br />
eines Blockes<br />
(hier Prozessanschluss) [4]<br />
BILD 7: Aufbau einer Merkmalleiste<br />
im CAE-System Prodok [3]<br />
BILD 8: Beispiel <strong>der</strong> Datenübergabe zwischen dem CAE-System<br />
Prodok und dem Samson-Ventilauslegungsprogramm [2]<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013<br />
51
HAUPTBEITRAG<br />
mitees TC65 (Technical Commitee) erarbeitet. Die Merkmalleisten<br />
bestehen aus<br />
DLOPs – Device List of Properties –<br />
entspricht <strong>der</strong> Gerätemerkmalleiste<br />
OLOPs – Operation List of Properties –<br />
entspricht <strong>der</strong> Betriebsmerkmalleiste<br />
Aufbauend auf <strong>der</strong> Basis-Norm für das Datenmodell in<br />
<strong>der</strong> IEC 61360 [8]/ISO 13584 [7] werden die allgemeinen<br />
Strukturen für die Geräte in den IEC 61987-x-1-Teilen<br />
beschrieben. Für die Gerätemerkmalleisten gibt es jeweils<br />
individuelle Teile <strong>der</strong> Normenreihe IEC 61987 [9],<br />
für die Stellventile ist beispielsweise die künftige IEC<br />
61987-21 vorgesehen. Aktuell liegen bereits DLOPs für<br />
Regelventile, Stellklappen, Kugelhähne sowie Druckmin<strong>der</strong>er<br />
mit den zugehörigen Antrieben vor. Ein internationaler<br />
Norm-Entwurf (CD, Committee Draft) soll<br />
noch in diesem Jahr veröffentlicht werden.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Der elektronische Datenaustausch von Merkmalleisten<br />
bietet viele Vorteile. Neben <strong>der</strong> konsistenten Datenhaltung<br />
von <strong>der</strong> Anfrage über das Angebot bis zur Bestellung<br />
stehen die Daten über den Lebenszyklus <strong>der</strong> Anlage<br />
zur Verfügung. Voraussetzung ist jedoch, die Merkmalleisten<br />
und die Definition <strong>der</strong> verwendeten Begriffe zu<br />
standardisieren. Der Beitrag hat aufgezeigt, dass Regelventile<br />
eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung an das Datenformat<br />
darstellen, da es sich bei ihnen um Composite-<br />
Geräte handelt, die aus mehreren konfigurierbaren Komponenten<br />
bestehen.<br />
Für die Bearbeitung von Massendaten bei Projekten<br />
sind geeignete Werkzeuge zu schaffen, um die Daten<br />
effizient zu verarbeiten. Insbeson<strong>der</strong>e bei standardisierten<br />
Armaturen, wie Handkugelhähnen, die nach Rohrklassen<br />
eingeteilt werden, ist eine Bearbeitung in <strong>der</strong><br />
Form von Übersichtstabellen erfor<strong>der</strong>lich. Das aufwendige<br />
Auslegen über die Prozessdaten entfällt, sodass<br />
man sich bei diesen Geräten auf die Gerätemerkmalleisten<br />
beschränken kann. Um alle Möglichkeiten des elektronischen<br />
Datenaustauschs nutzen zu können, ist eine<br />
breite Akzeptanz auf <strong>der</strong> Kunden- und <strong>der</strong> Lieferantenseite<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Setzt sich <strong>der</strong> elektronische Datenaustausch<br />
in <strong>der</strong> Praxis durch, ist es denkbar, dass<br />
künftig auch Einstellparameter von smarten Stellungsreglern<br />
o<strong>der</strong> Information zur Ersatzteilbeschaffung auf<br />
diesem Weg weitergegeben werden.<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
21.03.2013<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
REFERENZEN<br />
Merkmalsleisten<br />
„Allgemeine<br />
Strukturen“<br />
„Grundlagen“<br />
Basis-Normen<br />
(Datenmodell)<br />
AUTOR<br />
Durchfluss<br />
IEC 61987-12<br />
Druck<br />
IEC 61987-13<br />
Messgeräte<br />
IEC 61987<br />
-11<br />
Dichte<br />
IEC 61987-16<br />
Regelventile<br />
IEC 61987-22<br />
Stellgeräte<br />
IEC 61987<br />
-21<br />
Signalanpass.<br />
IEC 61987-32<br />
… … … …<br />
Signalanp.<br />
IEC 61987<br />
-31<br />
IEC 61987-10<br />
horizontale Norm<br />
IEC 61360 / ISO 13584<br />
Aspekte<br />
IEC 61987-92<br />
BILD 9: Normenlandschaft zur Normung<br />
<strong>der</strong> Merkmalleisten <strong>der</strong> NE 100 [2]<br />
Schaltgeräte<br />
IEC 62683<br />
Dipl.-Ing. UWE VOGEL (geb. 1958) ist Leiter<br />
Produktmanagement und Marketing Armaturen<br />
und Regler ohne Hilfsenergie Samson Group.<br />
Samson AG,<br />
Mess- und Regeltechnik,<br />
Weismüllerstraße 3, D- 60314 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 40 09 12 23, E-Mail: uvogel@samson.de<br />
[1] Still, W., Dubovy, M.: Umsetzung <strong>der</strong> NE 100 in <strong>der</strong><br />
BASF. <strong>atp</strong> – <strong>Automatisierung</strong>stechnische Praxis (1),<br />
S. 38-43, 2008<br />
[2] Vogel, U.: Engineering von Regelventilen unter<br />
Verwendung von standardisierten Merkmalsleisten.<br />
Vortrag auf NAMUR-Hauptsitzung 2012<br />
[3] Roesberg: http://www.roesberg.com/images/stories/<br />
public/Roesberg_PRODOK_D_small.pdf<br />
[4] Prolist: www.prolist.org<br />
[5] DIN EN 60534-1: Stellventile für die Prozessregelung<br />
– Teil 1: Begriffe und allgemeine Betrachtungen<br />
(IEC 60534-1:2005, Deutsche Fassung<br />
EN 60534-1:2005). Beuth 2005, www.beuth.de<br />
[6] DIN EN 60534-7: Stellventile für die Prozessregelung<br />
– Teil 7: Datenblatt für Stellventile (IEC 60534-7:2010,<br />
Deutsche Fassung EN 60534-7:2010). Beuth 2010,<br />
www.beuth.de<br />
[7] ISO 13584: Industrial automation systems and<br />
integration – Parts library. Beuth 2001,<br />
www.beuth.de<br />
[8] IEC 61360-1: Common Data Dictionary.<br />
(Deutsche Fassung DIN EN 61360-1:2002).<br />
Beuth 2004,<br />
www.beuth.de<br />
[9] IEC: Online CDD.<br />
http://std.iec.ch/cdd/iec61987/cdddev.nsf<br />
[10] ISA-TR20.00.01: Specification Forms for Process<br />
Measurement and Control Instruments Part 1:<br />
General Consi<strong>der</strong>ations, 2007<br />
52<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
KNOWLEDGE<br />
for the FUTURE<br />
Qualified reading<br />
for automation<br />
experts<br />
Process Control Systems Engineering<br />
Process Control Systems (PCS) are distributed control systems<br />
(DCS) that are specialized to meet specific requirements of the<br />
process industries.<br />
The text book focuses on PCS engineering basics that are common<br />
to different domains of the process industries. It relates to an<br />
experimental research plant which serves for the exploration<br />
of the interaction between process modularization and process<br />
automation methods. This permits to capture features of highly<br />
specialized and integrated mono-product plants as well as<br />
application areas which are dominated by locally standardized<br />
general-purpose apparatus and multi-product schemes. While<br />
the text book’s theory is applicable for all PCS of different<br />
suppliers, the examples refer to Siemens’ control system PCS 7.<br />
Focusing on a single PCS enables rea<strong>der</strong>s to use the book in basic<br />
lectures on PCS engineering as well as in computer lab courses,<br />
allowing students to gain hands-on experience.<br />
Editor: L. Urbas<br />
1 st <strong>edition</strong> 2012, 204 pages, content in English * , hardcover<br />
*<br />
German language version coming soon<br />
Or<strong>der</strong> now by fax: +49 201 / 8 20 02 34 or detach and send in a letter<br />
<br />
Yes, I place a firm or<strong>der</strong> for the technical book. Please send me<br />
Company/Institution<br />
___ copies of Process Control Systems Engineering<br />
1 st <strong>edition</strong> 2012 (ISBN: 978-3-8356-3198-4)<br />
at the price of € 49,80 (plus postage and packing)<br />
First name and surname of recipient<br />
Street/P.O. Box, No.<br />
Reply / Antwort<br />
Vulkan-Verlag GmbH<br />
Versandbuchhandlung<br />
Postfach 10 39 62<br />
45039 Essen<br />
GERMANY<br />
Country, postal code, town<br />
Phone<br />
E-Mail<br />
Line of business<br />
Fax<br />
Date, signature<br />
Please note: According to German law this request may be withdrawn within 14 days after or<strong>der</strong> date in writing to Vulkan Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen, Germany.<br />
In or<strong>der</strong> to accomplish your request and for communication purposes your personal data are being recorded and stored. It is approved that this data may also be used in commercial ways<br />
by mail, by phone, by fax, by email, none. This approval may be withdrawn at any time.<br />
PAPCSE2012
IMPRESSUM / VORSCHAU<br />
IMPRESSUM<br />
VORSCHAU<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
Arnulfstraße 124, D-80636 München<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 0<br />
Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />
www.di-verlag.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Verlagsleiterin:<br />
Kirstin Sommer<br />
Spartenleiterin:<br />
Anne Hütter<br />
Herausgeber:<br />
Dr.rer.nat. Thomas Albers<br />
Dr. Gunther Kegel<br />
Dipl.-Ing. Hans-Georg Kumpfmüller<br />
Dr.-Ing. Wilhelm Otten<br />
Beirat:<br />
Dr.-Ing. Kurt Dirk Bettenhausen<br />
Prof. Dr.-Ing. Christian Diedrich<br />
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Epple<br />
Prof. Dr.-Ing. Alexan<strong>der</strong> Fay<br />
Prof. Dr.-Ing. Michael Felleisen<br />
Prof. Dr.-Ing. Georg Frey<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Göhner<br />
Dipl.-Ing. Thomas Grein<br />
Prof. Dr.-Ing. Hartmut Haehnel<br />
Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer<br />
Dipl.-Ing. Rolf Marten<br />
Dipl.-Ing. Gerald Mayr<br />
Dr. Jörg Nothdurft<br />
Dr.-Ing. Josef Papenfort<br />
Dr. Andreas Wernsdörfer<br />
Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp<br />
Dr.rer.nat. Christian Zeidler<br />
Organschaft:<br />
Organ <strong>der</strong> GMA<br />
(VDI/VDE-Gesell schaft Messund<br />
<strong>Automatisierung</strong>s technik)<br />
und <strong>der</strong> NAMUR<br />
(Interessen gemeinschaft<br />
<strong>Automatisierung</strong>s technik <strong>der</strong><br />
Prozessindustrie).<br />
Redaktion:<br />
Anne Hütter (ahü)<br />
(verantwortlich)<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 58<br />
Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />
E-Mail: huetter@di-verlag.de<br />
Gerd Scholz (gz)<br />
Einreichung von Hauptbeiträgen:<br />
Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas<br />
(Chefredakteur, verantwortlich<br />
für die Hauptbeiträge)<br />
Technische Universität Dresden<br />
Fakultät Elektrotechnik<br />
und Informationstechnik<br />
Professur für Prozessleittechnik<br />
D-01062 Dresden<br />
Telefon +49 (0) 351 46 33 96 14<br />
E-Mail: urbas@di-verlag.de<br />
Fachredaktion:<br />
Dr.-Ing. Michael Blum<br />
Dipl.-Ing. Heinrich Engelhard<br />
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jasperneite<br />
Dr.-Ing. Bernhard Kausler<br />
Dr.-Ing. Niels Kiupel<br />
Prof. Dr.-Ing. Gerrit Meixner<br />
Dr.-Ing. Jörg Neidig<br />
Dipl.-Ing. Ingo Rolle<br />
Dr.-Ing. Stefan Runde<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – <strong>Automatisierung</strong>stechnische<br />
Praxis“ erscheint<br />
monatlich mit Doppelausgaben im<br />
Januar/Februar und Juli/August.<br />
Bezugspreise:<br />
Abonnement jährlich: € 468,– + € 30,–/<br />
€ 35,– Versand (Deutschland/Ausland);<br />
Heft-Abonnement + Online-Archiv:<br />
€ 638,40; ePaper (PDF): € 468,–;<br />
ePaper + Online-Archiv: € 608,40;<br />
Einzelheft: € 55,– + Versand;<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung<br />
in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />
für alle übrigen Län<strong>der</strong> sind es<br />
Nettopreise. Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> GMA: 30%<br />
Ermäßigung auf den Heftbezugspreis.<br />
Bestellungen sind je<strong>der</strong>zeit über den<br />
Leserservice o<strong>der</strong> jede Buchhandlung<br />
möglich.<br />
Die Kündigungsfrist für Abonnementaufträge<br />
beträgt 8 Wochen zum Bezugsjahresende.<br />
Abonnement-/<br />
Einzelheftbestellung:<br />
Leserservice <strong>atp</strong><br />
Postfach 91 61, D-97091 Würzburg<br />
Telefon + 49 (0) 931 41 704 94<br />
Telefax + 49 (0) 931 41 704 92<br />
E-Mail: leserservice@di-verlag.de<br />
Verantwortlich für<br />
den Anzeigenteil:<br />
Inge Matos Feliz<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 22<br />
Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />
E-Mail: matos.feliz@di-verlag.de<br />
Es gelten die Preise <strong>der</strong> Mediadaten 2013<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Brigitte Krawczyk<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 12<br />
Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />
E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />
Art Direction / Layout:<br />
deivis aronaitis design | dad |<br />
Druck:<br />
Druckerei Chmielorz GmbH<br />
Ostring 13,<br />
D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />
Gedruckt auf chlor- und<br />
säurefreiem Papier.<br />
Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />
Praxis – rtp“ gegründet.<br />
DIV Deutscher Industrieverlag<br />
GmbH München<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />
Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Mit Ausnahme <strong>der</strong><br />
gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine<br />
Verwertung ohne Ein willigung des Verlages<br />
strafbar.<br />
Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8<br />
Abs. 3 PresseG i. V. m. Art. 2 Abs. 1c DVO<br />
zum BayPresseG geben wir die Inhaber<br />
und Beteiligungsverhältnisse am Verlag<br />
wie folgt an:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
Arnulfstraße 124, D-80636 München.<br />
Alleiniger Gesellschafter des Verlages<br />
ist die ACM-Unternehmensgruppe,<br />
Ostring 13,<br />
D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt.<br />
ISSN 2190-4111<br />
DIE AUSGABE 7-8 / 2013 DER<br />
ERSCHEINT AM 07.08.2013<br />
MIT DEM SCHWERPUNKT<br />
„GMA-KONGRESS AUTOMATION 2013“<br />
Methodische Identifikation<br />
wie<strong>der</strong>verwendbarer Module<br />
für die Simulation von<br />
<strong>Automatisierung</strong>ssystemen<br />
Bus-ID: Orientierung für<br />
Blinde mittels RFID<br />
Durchgängiger Entwurf<br />
von Visualisierungen für<br />
Fertigungsanlagen<br />
Fehlererkennung und<br />
-lokalisierung in Fertigungsanlagen<br />
Bewertung <strong>der</strong> Energieeffizienz<br />
in <strong>der</strong> Fertigungstechnik<br />
Aus aktuellem Anlass können sich die Themen<br />
kurzfristig verän<strong>der</strong>n.<br />
LESERSERVICE<br />
E-MAIL:<br />
leserservice@di-verlag.de<br />
TELEFON:<br />
+ 49 (0) 931 417 04 94<br />
54<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2013
Erreichen Sie die Top-Entschei<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Automatisierung</strong>stechnik.<br />
Sprechen Sie uns an wegen Anzeigenbuchungen<br />
und Fragen zu Ihrer Planung.<br />
Inge Matos Feliz: Tel. +49 89 203 53 66-22<br />
E-Mail: matos.feliz@di-verlag.de