atp edition Entwurf portabler eingebetteter Steuerung (Vorschau)
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3 / 2011<br />
53. Jahrgang B3654<br />
Oldenbourg Industrieverlag<br />
Automatisierungstechnische Praxis<br />
<strong>Entwurf</strong> <strong>portabler</strong> <strong>eingebetteter</strong><br />
<strong>Steuerung</strong>en | 24<br />
Maschinensicherheit und<br />
Zuverlässigkeit nach ISO 13849 | 30<br />
Neue Asset Management-Konzepte<br />
bei Stellventilen | 40<br />
Verlässlichkeitsanforderungen<br />
in der Prozess- und<br />
Ressourcenbeschreibung | 44<br />
Automatische Optimierung<br />
in der Profilextrusion | 54
editorial<br />
FDI – die gemeinsame Lösung<br />
für das Gerätemanagement<br />
Eine einheitliche Lösung für die Feldgeräteintegration – das ist das Ziel,<br />
auf das sich weltweit führende Hersteller ABB, Emerson, Endress +<br />
Hauser, Honeywell, Invensys, Siemens und Yokogawa sowie die fünf<br />
großen Interessenverbände OPC Foundation, Profibus & Profinet International,<br />
Fieldbus Foundation, Hart Communication Foundation und FDT<br />
Group bereits 2009 geeinigt haben. Der Anwendernutzen hat dabei oberste<br />
Priorität. Zudem muss die Technik zukunftssicher sein. Deshalb wurden<br />
große Anstrengungen unternommen, die Vorteile von FDT/DTM und<br />
EDDL-Technologien miteinander zu vereinen.<br />
Und dies ist mit der FDI-Architektur gelungen. Sie eröffnet Möglichkeiten,<br />
die heute weder EDDL noch FDT allein bieten können. Die Integration<br />
und Zusammenführung beider Technologien erfüllt erstmals<br />
weitestgehend die Forderungen der Anwenderorganisationen wie Namur<br />
und WIB, die beide das FDI-Projekt unterstützen und sich eindeutig für<br />
diese gemeinsame Lösung aussprechen. Ich erwarte, dass FDI auf dieser<br />
Basis eine breite Akzeptanz in der Automatisierungstechnik findet und<br />
ein großer Erfolg wird.<br />
Im letzten Jahr ist vieles bei FDI passiert. Ein breites Team von Fachexperten<br />
von Herstellern und Nutzergremien hat in den vergangenen Monaten<br />
mehrere wichtige Meilensteine erreicht. Im Januar 2011 wurde die<br />
FDI-Spezifikation für die Tool-Entwicklung freigegeben; im Februar 2011<br />
konnte die Harmonisierung der EDDL für FF, Hart und Profibus/Profinet<br />
abgeschlossen werden; ebenso liegt ein einheitliches Binärformat vor.<br />
Diese Vereinheitlichungen ermöglichen es, jetzt gemeinsame Werkzeuge<br />
zu erstellen. Der Aufwand bei Geräte- und Systemherstellern wird<br />
dadurch sinken. Der Endanwender profitiert durch eine optimale Interoperabilität<br />
zwischen den Leitsystemen. Darüber hinaus stellten die Experten<br />
die Kompatibilität der User-Interfaces zwischen FDT und FDI sicher.<br />
Das Ergebnis: Ein FDI-Package lässt sich problemlos auch in einem FDTbasierendem<br />
System ausführen. Dies bedeutet, dass Gerätehersteller in<br />
Zukunft nur noch ein FDI-Package bereitstellen und pflegen müssen.<br />
Dieser Fortschritt kann sich sehen lassen. Die FDI-Technologie hat die<br />
umfassendste Unterstützung aller Integrationstechnologien in der Prozessautomatisierung;<br />
eine außerordentlich hohe Akzeptanz, die bisherige<br />
Technologien bis heute nicht vorweisen können.<br />
FDI macht die Integration der Feldbustechnik einfacher und wird der<br />
digitalen Kommunikation endlich zum lange erwarteten Durchbruch<br />
auf breiter Front verhelfen. Die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit,<br />
könnte auch die Basis sein, auf der Hersteller und Interessenverbände<br />
für weitere aktuelle Themen wie beispielsweise Wireless eine<br />
gemeinsame Lösung finden können.<br />
Hans-Georg<br />
Kumpfmüller,<br />
Leiter Sensors and<br />
Communication,<br />
Siemens, Industry Sector<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
3
Inhalt 3 / 2011<br />
Forschung<br />
6 | Hervorragende Arbeiten zu Blitz- und Überspannungsschutz gesucht<br />
KIT-Forscher Leuthold erhält Hector-Preis<br />
Fraunhofer stellt Embedded-Systems-Allianz vor<br />
8 | Automatisierungskomponenten dezentral und kontaktlos<br />
mit Strom versorgen<br />
Verband<br />
10 | VDE-Mitgliederzahlen steigen an<br />
Namur lobt Preis für beste Abschlussarbeit aus<br />
Veränderungen im Dechema-Vorstand<br />
branche<br />
12 | Elektrische Automation glänzte 2010 mit einem Rekordumsatz –<br />
die Robotik schwächelte noch<br />
Elektroindustrie nähert sich dem Vorkrisen-Niveau<br />
13 | Ex-Schutz: Dekra zertifiziert für Japan<br />
Sichere Software – vom Gerät zur Anwendung<br />
14 | Manufacturing Execution Systems bringen neue Anforderungen<br />
an die Ingenieurausbildung<br />
16 | Konstante Prozessgrößen für hohe Regelgenauigkeit<br />
18 | Rechteck-Steckverbinder: Kostengünstige Alternative zu<br />
Klemmbrett und Klemmkasten<br />
20 | Richtig montierte Antennen sind die Basis für zuverlässige<br />
Wireless-Verbindungen<br />
4<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
Hauptbeiträge<br />
24 | <strong>Entwurf</strong> <strong>portabler</strong> <strong>eingebetteter</strong> <strong>Steuerung</strong>en<br />
A. Pretschner, J. Alder<br />
30 | Maschinensicherheit und Zuverlässigkeit<br />
nach ISO 13849<br />
A. Orth<br />
40 | Neue Asset-Management-Konzepte bei Stellventilen<br />
J. Kiesbauer, S. Erben, D.Hoffmann<br />
44 | Verlässlichkeitsanforderungen in der Prozessund<br />
Ressourcenbeschreibung<br />
B. Opgenoorth, J. H. Richter, T. Grosch, D. Wolff, A. Fay<br />
54 | Automatische Optimierung in der Profilextrusion<br />
W. Michaeli, C. Windeck, M. Behr, S. Elgeti, M. Probst, M. Nicolai<br />
Praxis<br />
62 | Virtuelle Inbetriebnahme senkt die Kosten und erhöht die Sicherheit<br />
64 | Drahtloses Überwachungsnetzwerk sorgt für optimierte<br />
Temperaturregelung im Stahlwerk<br />
rubriken<br />
3 | Editorial<br />
66 | Impressum, <strong>Vorschau</strong><br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
5
forschung<br />
Hervorragende Arbeiten zu Blitz- und<br />
Überspannungsschutz gesucht<br />
Sie kosten Millionen und sind mitunter lebensgefährlich:<br />
Blitze verursachen durch Überspannung<br />
hohe Schäden. Der VDE (Verband der Elektrotechnik<br />
Elektronik Informationstechnik) und der Ausschuss<br />
für Blitzschutz und Blitzforschung suchen anlässlich<br />
der Vergabe des „VDE/ABB-Nachwuchspreises 2011“<br />
innovative Lösungen für den Blitz- und Überspannungsschutz.<br />
Besonders gefragt sind Studierende der Elektro- und<br />
Informationstechnik. Prämiert werden Arbeiten, die eine<br />
besondere Bedeutung für die praktische Blitzschutztechnik<br />
haben. Dazu gehören etwa Themengebiete wie Äußerer<br />
und Innerer Blitzschutz, Überspannungsschutz<br />
und Prüfeinrichtungen sowie Softwarelösungen zur<br />
Unterstützung der Blitzschutzplanung.<br />
Eingereicht werden können Bachelor-, Master-, oder<br />
Diplomarbeiten, die zwischen Juli 2009 und Juni 2011<br />
veröffentlicht wurden. Der Preis, der mit 1000 Euro dotiert<br />
ist, wird am 27. Oktober 2011 in Neu-Ulm verliehen. Einsendeschluss<br />
ist der 1. August 2011. Nähere Informationen<br />
zum Preis unter www.vde.com/abbnachwuchspreis.<br />
VDE-Ausschuss für Blitzschutz und<br />
Blitzforschung (ABB),<br />
Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt,<br />
Tel.+49 (0) 696 30 80, Internet: www.vde.com/blitzschutz<br />
KIT-Forscher Leuthold erhält Hector-Preis<br />
Preisträger Professor Jürg Leuthold (2. von links) mit<br />
Josefine und Dr. Hans-Werner Hector (re.) sowie dem<br />
baden-württembergischen Wissenschaftsminister<br />
Professor Peter Frankenberg. <br />
Bild: KIT<br />
Professor Jürg Leuthold, Physiker, vom Karlsruher<br />
Institut für Technologie (KIT), ist mit dem Hector-<br />
Forschungspreis ausgezeichnet worden. Leuthold entwickelte<br />
unlängst ein optisches Verfahren, mit welchem<br />
man die größte je auf einen Laserstrahl kodierte<br />
Datenmenge von 10 Terabit pro Sekunde in Echtzeit<br />
kodieren und dekodieren kann. Vor drei Jahren gelang<br />
es Leuthold, einen der schnellsten optischen Siliziumchips<br />
zu bauen, der viermal schneller und 50-mal kleiner<br />
als die Chips ist, die heute in Telekommunikationsgeräten<br />
eingesetzt werden.<br />
Der gebürtige Schweizer Leuthold arbeitet seit 2004<br />
am KIT. Er leitet dort das Institut für Photonik und Quantenelektronik<br />
(IPQ) sowie das Institut für Mikrostrukturtechnik<br />
(IMT).<br />
Mit seiner Auszeichnung gehört Leuthold nun zum<br />
Kreis der „Hector Fellows“. In diesem Jahr erhielten drei<br />
herausragende Wissenschaftler deutscher Exzellenz-<br />
Universitäten den mit jeweils 150 000 Euro dotierten<br />
Forscherpreis: neben Jürg Leuthold Professor Stephen<br />
Hashmi (Universität Heidelberg) und Professor Jens<br />
Timmer (Universität Freiburg).<br />
Der Preis, der von Josephine und Hans-Werner Hector<br />
gestiftet wird, verfolgt das Ziel einer Vernetzung der<br />
Naturwissenschaften: Zum Netzwerk gehören, neben<br />
den genannten drei Spitzenforschern, bereits Manfred<br />
Kappes (KIT), Franz Nestmann (KIT), Doris Wedlich<br />
(KIT), Peter Gumbsch (KIT) und Martin Wegener (KIT).<br />
Karlsruher Institut für Technologie (KIT),<br />
Kaiserstraße 12, D-72131 Karlsruhe,<br />
Tel. +49 (0) 721 60 80, Internet: www.kit.edu<br />
Fraunhofer stellt Embedded-Systems-Allianz vor<br />
Die Fraunhofer-Gesellschaft hat eine Allianz Embedded<br />
Systems gegründet. Sprecher der Vereinigung<br />
wird Professor Peter Liggesmeyer, wissenschaftlicher<br />
Leiter des Fraunhofer-Instituts für experimentelles Software<br />
Engineering (IESE). Zu dem Zusammenschluss<br />
gehören die Fraunhofer-Einrichtungen ESK, FIRST, FIT,<br />
FKIE, Fokus), HHI, das IESE, IGD, IIS, IOSB und SIT.<br />
Bei der Entwicklung von Embedded Systems, die<br />
einen zentralen Bestandteil technischer Produkte,<br />
etwa in der Medizintechnik, der Automatisierung und<br />
der Unterhaltungstechnik, bilden, stoßen isolierte Ansätze<br />
schnell an ihre Grenzen. Für eine erfolgreiche<br />
Weiterentwicklung muss die Embedded-Systems-Forschung,<br />
laut Fraunhofer-Zentrale, jedoch disziplinübergreifend<br />
arbeiten.<br />
FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR EXPERIMENTELLES<br />
SOFTWARE ENGINEERING (IESE),<br />
Fraunhofer-Platz 1, D-67663 Kaiserslautern,<br />
Tel: +49 (0) 631 680 00, Internet: www.iese.fraunhofer.de<br />
6<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
Industrielle<br />
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forschung<br />
Automatisierungskomponenten dezentral<br />
und kontaktlos mit Strom versorgen<br />
Team der Hochschule Amberg-Weiden entwickelt innovatives Versorgungssystem<br />
Um die Dämpfung von Wirbelströmen bei der kontaktlosen<br />
Energieübertragung zu bewerten, setzt ein Team der<br />
Hochschule Amberg-Weiden die Software Opera ein.<br />
Ein Team um Prof. Dr. Hans-Peter Schmidt an der<br />
Hochschule Amberg-Weiden nahe Nürnberg entwickelt<br />
derzeit ein innovatives kontaktloses System zur<br />
dezentralen Speisung anreihbarer Automatisierungskomponenten.<br />
Die Software Opera zur Berechnung elektromagnetischer<br />
Felder, leistet dabei wertvolle Dienste.<br />
Das System basiert auf induktiver Energie- und kapazitiver<br />
Datenübertragung zwischen einem Primärkoppelmodul<br />
und mehreren räumlich getrennten Sekundärmodulen<br />
auf einem „Backbone“. Als Haupteinsatzgebiet<br />
ist die kontaktlose Strom- und Datenanbindung von<br />
Remote-E/A-Sensoren und -Aktoren in der industriellen<br />
Steuer- und Messtechnik vorgesehen. Doch auch in allen<br />
übrigen Industrieumgebungen, die leicht erweiterbare,<br />
kostengünstige Energie- und Datenübertragung benötigen,<br />
dürfte das System seinen Wert beweisen.<br />
Das Entwicklungsprojekt der Fakultät Elektro- und Informationstechnik<br />
– Teil eines öffentlich geförderten Forschungsprogramms<br />
– steht kurz vor dem Übergang von der<br />
Konzeptions- zur Prototypenphase. Wesentliche Bestandteile<br />
des Systems sind ein Backbone aus Ferriten mit<br />
E-förmigem Profil, der die Primärwicklung trägt, ein Einspeisemodul<br />
sowie eine Reihe von Sekundärmodulen – alle<br />
mit E-förmigen Ferritkernen –, die beliebig am Backbone<br />
angeordnet sein können. Der Backbone findet mühelos in<br />
einer DIN-Hutschiene mit Standardabmessungen Platz.<br />
Der potenzielle Markt ist beachtlich, denn DIN-Schienen-standardisierte,<br />
35 mm breite Metallschienen mit<br />
U-Profil, auch Hutschienen genannt, ermöglichen in nahezu<br />
jedem Schaltschrank eine unkomplizierte Befestigung<br />
elektrischer Betriebsmittel.<br />
Bislang aber müssen Schaltschrankbauer die Stromund<br />
Datenanschlüsse jeweils einzeln fest verdrahten,<br />
und spätere Ergänzungen können sich aufgrund begrenzter<br />
E/A-Kapazitäten als schwierig erweisen. Das neue<br />
kontaktlose System mit integrierter Strom- und Datenanbindung<br />
dürfte den Zeitaufwand für den Bau industrieller<br />
Steuer- und Regelsysteme erheblich reduzieren –<br />
und zwar ohne Probleme bei künftigen Erweiterungen.<br />
Bei der Entwicklung des Systems spielt die Software<br />
Opera von Cobham Technical Services eine tragende<br />
Rolle. Das Team an der Hochschule Amberg-Weiden<br />
nutzt sie für die verschiedensten Aufgaben, beispielsweise<br />
den Vergleich des Kopplungsverhaltens zwischen<br />
unterschiedlichen Auslegungen, grundlegende Feldmessungen<br />
und die Simulation unterschiedlicher magnetischer<br />
Abschirmungen als Mittel gegen Wirbelströme.<br />
Prof. Schmidt, der an der Hochschule Anlagen- und<br />
Simulationstechnik lehrt, erläuterte: „Opera erweist sich<br />
als überaus praktisch und wirtschaftlich. Früher brauchten<br />
wir für einfache Modellierungen eine ganze Reihe<br />
von Softwarepaketen – heute geht es wesentlich einfacher.“<br />
Die Software, so erläutert Prof. Schmidt, biete eine<br />
integrierte Benutzeroberfläche für nahezu alle Simulationsvorgänge,<br />
die für sein Team in Betracht kämen. Von<br />
Vorteil sei auch die leichte Erlernbarkeit, was für die<br />
Studierenden hilfreich sei.<br />
Momentan stellt das Team von Prof. Schmidt zwei Varianten<br />
der kontaktlosen Stromversorgung auf den Prüfstand:<br />
Bei der einen befinden sich die Ferritkerne in einer<br />
DIN-Schiene aus Aluminium, bei der anderen wird auf<br />
die Ferrite für den Backbone verzichtet und eine kabelähnliche<br />
Struktur untersucht. Bei den elektrischen Tests<br />
wird im Wesentlichen mit einem Arbiträrgenerator, einem<br />
Leistungsverstärker, einem Stromwandler, einem<br />
Oszilloskop und einem Leistungsmessgerät mit entsprechenden<br />
Bandbreiten gearbeitet. Im Fokus der theoretischen<br />
und experimentellen Untersuchungen stehen die<br />
Optimierung des Luftspalts, der Speisespannung und der<br />
Speisefrequenz sowie der Vergleich unterschiedlicher<br />
leitender Materialien für die Backplane (etwa Folie aus<br />
µ Metall), um einerseits Wirbelströme zu dämpfen und<br />
anderseits eine ausreichende Abschirmung zu erzielen.<br />
Derzeit erreicht das System bei der Energieübertragung<br />
Wirkungsgrade von bis zu 90 % – mit 10 Sekundärmodulen,<br />
die jeweils zwischen 1 und 2 Watt erfordern. Die<br />
maximale Datenübertragungsrate liegt bei 2 Mbit/s. Im<br />
Lauf des Jahres dürften diese Spezifikationen noch einmal<br />
um mindestens eine Größenordnung zulegen.<br />
Hochschule Amberg-Weiden,<br />
Fachgebiet Anlagen- und Simulationstechnik,<br />
Prof. Dr. Hans-Peter Schmidt,<br />
Kaiser-Wilhelm-Ring 23, D-92224 Amberg,<br />
Tel. +49 (0) 9621 482 36 81, E-Mail: h.schmidt@haw-aw.de,<br />
Internet: www.haw-aw.de<br />
Cobham Technical Services,<br />
24 Bankside, Kidlington, Oxford OX5 1JE,<br />
Tel. +44 (0) 1865 37 01 51,<br />
Internet: www.cobham.com/technicalservices<br />
8<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
SPS | iQ Platform | MMI | Frequenzumrichter | Servo / Motion | Roboter | Schütze/Schalter<br />
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Sieben Wege.<br />
Nach Asien.<br />
Erfolgreich in den boomenden asiatischen Markt einsteigen: Das ist das<br />
Ziel vieler europäischer Maschinenbauer. Mitsubishi Electric unterstützt Sie<br />
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verband<br />
VDE-Mitgliederzahlen steigen an<br />
Rund 1000 mehr Mitglieder verzeichnete der VDE (Verband<br />
Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik)<br />
im vergangenen Jahr. Zu den Neu-Mitgliedern gehören<br />
vor allem Studierende und Berufseinsteiger. Dem Verband<br />
gehören nun insgesamt 36 000 Mitglieder an, davon<br />
1300 Unternehmen, 8000 Studierende und 4000 Young<br />
Professionals. VDE-Tätigkeitsfelder sind die Forschungs-,<br />
Wissenschafts- und Nachwuchsförderung in den Technologiegebieten<br />
Informationstechnik, Energietechnik,<br />
Medizintechnik, Mikroelektronik, Mikro- und Nanotechnik<br />
sowie Automation. Weitere Schwerpunkte bilden<br />
die Förderung von Querschnittstechnologien wie<br />
Smart Grid, Elektromobilität und Medizintechnik unter<br />
anderem mit Partnern wie dem Bundesministerium für<br />
Bildung und Forschung sowie Wirtschaft und Technologie.<br />
Die Erarbeitung von Standards und die Prüfung<br />
und Zertifizierung elektrischer Geräte, die mit dem VDE-<br />
Prüfsiegel ausgezeichnet werden, sind weitere Tätigkeitsfelder.<br />
Verband Elektrotechnik Elektronik<br />
Informationstechnik (VDE),<br />
Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt,<br />
Tel. +49 (0) 696 30 80, Internet: www.vde.com<br />
Namur lobt Preis für beste Abschlussarbeit aus<br />
NAMUR Award: Inga Wolf<br />
(links), Gustavo Quiros, beide<br />
von der RWTH Aachen, und<br />
Alexander Ulrich (Helmut-<br />
Schmidt-Universität Hamburg)<br />
erhielten im vergangenen Jahr<br />
den Namur-Award. Wolf und<br />
Quiros gleichermaßen für die<br />
beste Diplom-/Masterarbeit<br />
und Ulrich für die beste<br />
Dissertation. Foto: Namur<br />
Im weiten Feld der Automatisierungstechnik sind spannende<br />
Lösungen immer wieder gesucht. Besonders der<br />
Nachwuchs soll sensibilisiert werden. Die Industrie verlangt<br />
zunehmend vertiefte Kenntnisse in der Automatisierungstechnik<br />
und der Verfahrens- und Prozesstechnik.<br />
Um dieses interdisziplinäre Arbeitsgebiet für Nachwuchs-Ingenieure<br />
attraktiv zu machen, lobt die Namur<br />
auch 2011 wieder einen Award aus. Gesucht werden dabei<br />
hervorragende Abschlussarbeiten zum Thema „Intelligente<br />
Prozessführung“. Die Fachgebiete, die dafür in Frage<br />
kommen, sind neben Informatik und Elektrotechnik auch<br />
Automatisierungstechnik, Mess-, Regelungstechnik und<br />
Prozessleittechnik sowie Verfahrenstechnik.<br />
Junge Absolventen sollen ermutigt werden, sich in<br />
dieses Gebiet zu vertiefen. Die Namur prämiert daher<br />
die beste Diplom-/Masterarbeit oder Promotionsarbeit.<br />
Lehrstuhlinhaber entsprechender Fachgebiete sind aufgefordert,<br />
formlose Anträge für die beste Abschlussarbeit<br />
einzureichen. Zur Unterstützung der Bewerbung<br />
können zugehörige Veröffentlichungen ebenfalls<br />
beigelegt werden. Alle Unterlagen sollen per E-Mail an<br />
office@namur.de gesandt werden.<br />
Der Einsendeschluss für die Beiträge ist der 30. Juni.<br />
Die Teilnehmer erhalten bis zum 15. Oktober Bescheid.<br />
Am 11. November wird der Preis dann anlässlich der<br />
Namur-Hauptsitzung verliehen. Ausgewählte Diplom-/<br />
Master-Arbeiten erhalten ein Preisgeld von 1000 Euro.<br />
Mit 2000 Euro wird die beste Promotionsarbeit ausgezeichnet.<br />
Namur Geschäftsstelle,<br />
c/o Bayer Technology Services,<br />
Gebäude K9, D-51638 Leverkusen,<br />
Tel. +49 (0) 214 307 10 34, Internet: www.namur.de<br />
Veränderungen im Dechema-Vorstand<br />
Zum 1. Januar 2011 hat Almuth Poetz das Amt der<br />
Schatzmeisterin der Dechema Gesellschaft für Chemische<br />
Technik und Biotechnologie übernommen. Almuth<br />
Poetz ist Geschäftsführerin der Alessa Chemie GmbH in<br />
Frankfurt am Main und folgt Heinz-Joachim Wagner nach.<br />
Für eine Amtszeit von drei Jahren wurden neu in den<br />
Dechema-Vorstand gewählt: Prof. Dr. Walter Leitner,<br />
Inhaber des Lehrstuhls für Technische Chemie an der<br />
RWTH Aachen, Prof. Dr. Christine Lang, Geschäftsführerin<br />
der Organobalance GmbH in Berlin, und Dr. Oscar-<br />
Werner Reif, Mitglied des Vorstandes der Stedim Sartorius<br />
Biotech GmbH in Göttingen.<br />
DECHEMA e.V.,<br />
D-60486 Frankfurt, Tel. +49 (0) 69 756 40,<br />
Internet: www.dechema.de<br />
10<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
NEU-<br />
ERSCHEINUNG<br />
ISO 26000<br />
in der Praxis<br />
DER RATGEBER ZUM LEITFADEN<br />
FÜR SOZIALE VERANTWORTUNG<br />
UND NACHHALTIGKEIT<br />
Eine Norm zur Verbesserung der Welt?<br />
Nein, die ISO 26000 ist ein Leitfaden – nicht mehr aber auch nicht weniger!<br />
Auch wenn die ISO 26000 keine zertifizierbare Managementsystem-Norm und<br />
die Anwendung freiwillig ist, wird ihre Tragweite für Unternehmen beträchtlich<br />
sein. Denn sie ist ein Leitfaden, der anhand von beispielhaften Verhaltensregeln<br />
(Best Practices) Orientierung gibt, wie sich Organisationen verhalten sollten,<br />
damit sie nach internationalem Verständnis als gesellschaftlich verantwortungsvoll<br />
angesehen werden. Er stimmt sowohl mit den Richtlinien der Vereinten<br />
Nationen UN als auch mit den Richtlinien der internationalen Arbeitsorganisation<br />
ILO überein. Im besonderen Fokus dieses höchst aktuellen Ratgebers<br />
steht das Wirtschaftsleben im Zeitalter der Globalisierung.<br />
Hrsg.: K.-C. Bay<br />
1. Auflage 2010, ca. 200 Seiten, Hardcover<br />
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mit einer Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />
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Branche/Wirtschaftszweig<br />
Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />
Bank, Ort<br />
Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in<br />
Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt<br />
dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs<br />
oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />
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Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
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Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />
Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medienund Informationsangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann<br />
ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
Branche<br />
Elektrische Automation glänzte 2010 mit einem<br />
Rekordumsatz – die Robotik schwächelte noch<br />
Trotz einer Produktionssteigerung um 8,8 Prozent erreichte<br />
der deutsche Maschinen- und Anlagenbau im<br />
Jahr 2010 erst 81 Prozent des vor der Krise erzielten Spitzenumsatzes.<br />
Allerdings nahm der Auftragseingang zum<br />
Jahresende noch einmal deutlich zu, sodass der Verband<br />
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) für 2011<br />
ein reales Wachstum seiner Branche um zehn Prozent<br />
erwartet.<br />
Die Unterschiede in den Teilbranchen sind allerdings<br />
enorm, wie der VDMA errechnet hat. Mit der elektrischen<br />
Automation wurden 2010 fünf Prozent mehr Umsatz erzielt<br />
als im bisherigen Rekordjahr 2008. Robotik und Automation<br />
hingegen erreichten 2010 erst 79 Prozent der<br />
Umsätze von 2008.<br />
Umsatzniveau 2010 im Vergleich zum Höchststand vor der Krise<br />
Hütten- und Walzwerkseinrichtungen<br />
Power Systems<br />
Elektrische Automation<br />
Bergbaumaschinen<br />
Aufzüge und Fahrtreppen<br />
...<br />
Maschinenbau gesamt<br />
Präzisionswerkzeuge<br />
Robotik und Automation<br />
...<br />
Druck- und Papiertechnik<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130<br />
Quelle: VDMA<br />
58<br />
GroSSe Spreizung innerhalb der Branche: Während beispielsweise<br />
die elektrische Automation schon wieder 5 Prozent über dem<br />
bisherigen Rekordniveau liegt, steht die Teilbranche Robotik und<br />
Automation erst wieder bei 79 Prozent.<br />
81<br />
80<br />
79<br />
95<br />
102<br />
105<br />
111<br />
122<br />
Bezogen auf die gesamte Branche zeigt sich eine noch<br />
größere Spreizung: Im Bereich Hütten- und Walzeinrichtungen<br />
wurden die alten Rekordwerte im vergangenen Jahr<br />
bereits um 22 Prozent übertroffen. Der Bereich Bau- und<br />
Baustoffmaschinen lag bei 62 Prozent des Vorkrisenniveaus,<br />
am Schluss mit 58 Prozent die Druck- und Papiertechnik,<br />
die allerdings schon deutlich vor 2009 in der Krise war.<br />
Mit der tatsächlich erreichten Produktionssteigerung<br />
um 8,8 Prozent wurde im Maschinen- und Anlagenbau<br />
die letzte Prognose vom September 2010 (6 Prozent) noch<br />
einmal deutlich übertroffen, betonte VDMA-Präsident<br />
Dr. Thomas Lindner bei der Vorstellung der Zahlen für<br />
2010. Für die Zukunft zeigt er sich zuversichtlich: „Seit<br />
Sommer 2009 sehen wir beim Auftragseingang eine beispiellose<br />
Aufholjagd, die bislang lediglich in den Monaten<br />
September und Oktober 2010 durch eine kurze Atempause<br />
unterbrochen wurde.“ Der Branchenumsatz stieg<br />
2010 auf 174 Milliarden Euro (2009: 161,1 Milliarden<br />
Euro). Die Kapazitätsauslastung lag 2010 im Schnitt bei<br />
79,8 Prozent (2009: 72,5 Prozent).<br />
Zum Jahresende beschleunigte das Geschäft noch einmal:<br />
Im Dezember 2010 lag der Auftragseingang mit real<br />
plus 44 Prozent deutlich über dem Ergebnis des Vorjahres.<br />
Das Inlandsgeschäft stieg um 38 Prozent. Bei der<br />
Auslandsnachfrage gab es ein Plus von 46 Prozent im<br />
Vergleich zum Vorjahresniveau.<br />
In dem von kurzfristigen Schwankungen weniger beeinflussten<br />
Dreimonatszeitraum Oktober bis Dezember<br />
2010 ergab sich insgesamt ein Plus von 40 Prozent im<br />
Vorjahresvergleich. Insgesamt haben die Maschinenbestellungen<br />
2010 um real 36 Prozent zugelegt (Inland plus<br />
29 Prozent, Ausland plus 39 Prozent).<br />
Verband Deutscher Maschinen- und<br />
Anlagenbau e.V.,<br />
Lyoner Straße 18, D-60528 Frankfurt/Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 660 30,<br />
Internet: www.vdma.org<br />
Elektroindustrie nähert sich dem Vorkrisen-Niveau<br />
Die deutsche Elektroindustrie setzt ihre Aufholjagd nach<br />
der Krise 2009 ungebremst fort. Die Auftragseingänge<br />
sind im Dezember des vergangenen Jahres um 26 Prozent<br />
gegenüber Vorjahr gestiegen. Aus dem Inland kamen im<br />
Dezember 14 Prozent mehr Bestellungen als ein Jahr zuvor.<br />
Die Auslandsorders legten mit plus 38 Prozent erneut deutlich<br />
stärker zu. „Damit bleibt das Ausland die Hauptstütze<br />
der Erholung“, sagte ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann.<br />
„Im gesamten abgelaufenen Jahr 2010 haben die<br />
Auftragseingänge ihren Vorjahresstand um 24 Prozent<br />
übertroffen. Sie lagen damit nur noch zehn Prozent unter<br />
ihrem 2008er Boomwert.“<br />
Der Umsatz in der Elektrobranche lag im Dezember 2010<br />
um 16 Prozent höher als vor einem Jahr. Die um Preiseffekte<br />
bereinigte Produktion stieg im Dezember um 18 Prozent.<br />
Im gesamten Jahr 2010 konnte der Umsatz um 14<br />
Prozent auf 165 Mrd. Euro zulegen (2008: 182 Mrd. Euro,<br />
2009: 145 Mrd. Euro). Der Output wuchs um 13 Prozent.<br />
„Damit hat die Elektroindustrie bei Umsatz und Produktion<br />
in nur einem Jahr die Hälfte der Verluste in der Krise<br />
2009 aufgeholt“, sagte Dr. Gontermann. „Für 2011 erwarten<br />
wir ein Produktionswachstum von sieben Prozent und<br />
einen Umsatzanstieg auf über 175 Mrd. Euro.“<br />
Die guten Zahlen spiegeln sich im Geschäftsklima in der<br />
Elektroindustrie. Dieses ist nach der kurzen Verschnaufpause<br />
im Dezember des vergangenen Jahres im Januar 2011 erneut<br />
kräftig gestiegen und befindet sich jetzt auf einem – gesamtdeutschen<br />
– Allzeithoch. 58 Prozent der Elektrofirmen<br />
schätzen ihre Lage als gut beziehungsweise sehr gut ein.<br />
ZVEI – Zentralverband Elektrotechnik- und<br />
Elektronikindustrie e.V.,<br />
Lyoner Straße 9, D-60528 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 630 20, Internet: www.zvei.org<br />
12<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
Ex-Schutz: Dekra<br />
zertifiziert für Japan<br />
Die Dekra Cerification B.V. in Arnheim (früher Kema Quality)<br />
ist vom japanischen Arbeits- und Gesundheits-<br />
Ministerium als so genannte Designated Foreign Testing<br />
Agency (DFTA) anerkannt worden. Das Prüfunternehmen<br />
ermöglicht somit Herstellern von Ex-geschützten Produkten<br />
und Zulieferern der Prozessindustrie mit TIIS-Zertifikat<br />
einen schnelleren Eintritt in den japanischen Markt.<br />
Die japanische Technology Institution for Industrial Safety<br />
(TIIS) ist die staatliche Prüf- und Zertifizierungsstelle,<br />
die gemäß den japanischen Arbeitsschutz- und Gesundheitsvorschriften<br />
die Konformität von Produkten bestätigt,<br />
die in der Prozessindustrie eingesetzt werden sollen.<br />
Dauerte früher die Zulassung eines Produktes bis zu<br />
zehn Monaten, ermöglichen es jetzt japanische Dekra-<br />
Experten, diesen Prozess wesentlich zu beschleunigen.<br />
Weitere Vorteile für die Exporteure nach Japan: Die TIIS-<br />
Zertifizierungs-Gebühren können um bis zu 3000 Euro<br />
(300 000 Yen) niedriger ausfallen. Einige Tests können<br />
zudem erlassen werden, häufig akzeptiert die TIIS die<br />
europäischen IECEEx-Prüfberichte.<br />
Dekra Certification B.V.,<br />
Utrechtseweg 310, NL-6812 Arnhem,<br />
Tel. +31 (0) 26 3 56 20 00,<br />
Internet: www.dekra-certification.com<br />
Sichere Software – vom<br />
Gerät zur Anwendung<br />
Die funktionale Sicherheit mit dem Fokus Software steht<br />
am 4. und 5. Mai in Fulda im Mittelpunkt der VDE/<br />
DKE-„Tagung zur funktionalen Sicherheit IEC 61508 (VDE<br />
0803), Sichere Software – vom Gerät zur Anwendung“. Der<br />
Hintergrund: Sicherheitsgerichtete Mikrorechnersteuerungen<br />
halten Einzug in immer mehr Produkte und müssen<br />
für die geforderten Sicherheitsfunktionen qualifiziert<br />
werden. Doch in der Praxis sei es sehr oft die Software,<br />
die „klemmt“, betonen die Veranstalter. Die Suche nach<br />
zielgerichteten Softwareprozessen sei dabei so alt wie die<br />
Software selbst und könne bis heute nicht als abgeschlossen<br />
betrachtet werden. Was bedeutet das für die funktionale<br />
Sicherheit? Wie ist insbesondere der für die Software<br />
zuständige Teil 3 der DIN EN 61508-3 (VDE 0803-2) konkret<br />
umzusetzen? Antworten darauf soll die Tagung liefern.<br />
Dabei werde neben Embedded Software und Tool-Ketten<br />
insbesondere die Anwendersoftware betrachtet, versprechen<br />
VDE und DKE. Informationen:<br />
www.vde.com/funktionalesicherheit<br />
DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik<br />
Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE,<br />
Stresemannallee 15,<br />
D-60596 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.dke.de<br />
Feldbusunabhängig<br />
in den Ex-Bereich!<br />
Das WAGO-I/O-SYSTEM 750 ist sowohl für den Einsatz in nicht<br />
explosionsgefährdeten als auch in explosionsgefährdeten Bereichen der<br />
Industrie und des Bergbaus ausgelegt.<br />
Im industriellen Ex-Bereich kann das WAGO-I/O-SYSTEM 750 in der Zone<br />
2 / 22 eingesetzt werden und bietet eine sichere, einfache und wirtschaftliche<br />
Verbindung zur Sensorik und Aktorik der Zone 0 / 20 und 1 / 21.<br />
Die hierfür entwickelten Ex i Busmodule bilden hierbei ein eigensicheres<br />
Segment, das integriert in einen Standardbusknoten dem Anwender<br />
sämtliche Vorzüge moderner Feldbustechnik bietet: Feldbusunabhängigkeit,<br />
Flexibilität, Modularität, IEG 61131-3 Programmierbarkeit, Zuverlässigkeit,<br />
Wirtschaftlichkeit, etc.<br />
Zur Verfügung stehen die Ex i Busmodule: Digital NAMUR Eingang, Digital<br />
Ausgang, Analog Eingang 4-20mA, Analog Eingang 4-20mA HART, Analog<br />
Eingang RTD, Analog Eingang TC, Analog Ausgang 0-20mA und die Ex i<br />
Einspeisungen 0,5A/1,0A.<br />
www.wago.com
anche<br />
Manufacturing Execution Systems bringen neue<br />
Anforderungen an die Ingenieurausbildung<br />
Namur-Arbeitskreis startet Diskussion über die nötigen MES-Zusatzkenntnisse<br />
Auch ein MES-<br />
Ingenieur muss<br />
nach dem Studium<br />
die klassischen<br />
Themen der Automatisierungstechnik<br />
beherrschen.<br />
Darüber hinaus ist<br />
aber Zusatzwissen<br />
erforderlich.<br />
Auch für die Automatisierungstechnik bekommt die Einbindung<br />
in betriebliche Abläufe eine immer höhere<br />
Bedeutung – beispielsweise durch Manufacturing-Execution-Systeme<br />
(MES). Den meisten Jungingenieuren mangelt<br />
es allerdings am Verständnis dieser Zusammenhänge und<br />
an der Kenntnis der Systeme. Der Namur-Arbeitskreis 2.4<br />
„Manufacturing Execution Systems“ hat daher als Diskussionsgrundlage<br />
eine Liste mit Kenntnissen erstellt, die während<br />
des Studiums vermittelt werden sollten.<br />
Die Industrie wird von immer rascheren Geschäftsabläufen<br />
und Prozessabwicklungen dominiert, welche einen<br />
stetig steigenden Automatisierungsgrad fordern. Dabei<br />
geraten mehr und mehr jene Prozesse in den Fokus, die<br />
um die eigentlichen Produktionsprozesse herum ablaufen<br />
(betriebliche Abläufe), da hier noch erhebliche Optimierungspotenziale<br />
zu erwarten sind.<br />
Manufacturing Execution Systems (MES) [IEC 62264,<br />
ZVEI Leitfaden, VDI 5600, NA 94] unterstützen diese Optimierung<br />
der innerbetrieblichen Abläufe als produktionsnahe<br />
IT-Systeme. Sie können dabei, neben ihrer möglichen<br />
Funktion als Schnittstelle zu überlagerten Enterprise-Resource-Planning-Systemen<br />
(ERP), alle Funktionen,<br />
die zur Planung, Überwachung und <strong>Steuerung</strong> von<br />
Produktionsprozessen notwendig sind, umfassen. Sie sind<br />
damit mehr als eine reine IT-technische Verbindung zwischen<br />
Unternehmensleitebene und Prozessleitebene. Immer<br />
mehr betriebswirtschaftliche Intelligenz soll in ME-<br />
Systemen abgebildet werden, um somit eine Aggregation<br />
der Daten für die überlagerten Systeme durchzuführen.<br />
Diese zunehmende vertikale Integration und der Wunsch<br />
nach einer ganzheitlichen Betrachtung bei der Automatisierung<br />
und Optimierung der Geschäfts- und Produktionsprozesse<br />
führen dazu, dass die einst streng getrennten<br />
Wissenschaftsbereiche weiter zusammenrücken.<br />
Doch sind unsere jungen Absolventen auch für diese<br />
neue Art der Automatisierung gerüstet? Wie steht es um<br />
die Ausbildung in diesen interdisziplinären Fachgebieten?<br />
Bei der Einarbeitung von Absolventen – ganz gleich, ob<br />
von Universitäten oder Fachhochschulen – für die Bereiche<br />
MES und Produktion stehen die Unternehmen derzeit vor<br />
der Herausforderung, den Ingenieuren zunächst die typischen<br />
betrieblichen Abläufe näher zu bringen und ein Verständnis<br />
für die Einbindung des technischen Produktionsprozesses<br />
in den Geschäftsprozess als solchen zu schaffen.<br />
Den meisten Jungingenieuren fehlt dieses Verständnis; oft<br />
ist ihnen nicht einmal der Begriff MES bekannt.<br />
Der Arbeitskreis 2.4 „Manufacturing Execution Systems“<br />
der Namur hat versucht, die Anforderungen an einen<br />
Automatisierungsingenieur zu definieren, der sich im<br />
MES-Umfeld bewegt und der, nach Meinung des Arbeitskreises,<br />
bereits im Studium auf die interdisziplinäre<br />
Arbeit vorbereitet – wenigstens jedoch hierfür sensibilisiert<br />
– werden sollte.<br />
Die für einen MES-Ingenieur wichtigen Themen können<br />
in fünf Obergruppen gegliedert werden: Neben den klassischen<br />
– und selbstverständlich wichtigen – Themen der<br />
Automatisierungstechnik und ihrer Grundlagen sind ausgewählte<br />
Inhalte der Informatik und Betriebswirtschaftslehre<br />
sowie MES- und ERP-spezifische Inhalte für eine<br />
optimale Vorbereitung auf die interdisziplinäre Arbeit<br />
eines MES-Ingenieurs essenziell.<br />
Schwerpunkt des Studiums des MES-Ingenieurs sind zum<br />
einen klassische Themen der Automatisierungstechnik (siehe<br />
Grafik). Aus dem Bereich der Informatik sollten die Absolventen<br />
Kenntnisse der Konzepte des objektorientierten<br />
Programmierens erworben und beispielhaft anhand einer<br />
Hochsprache wie C++, C# oder Java vertieft haben. Insbesondere<br />
sollten sie mit den Grundgedanken von Software-<br />
14<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
literatur<br />
International Electrotechnical Commission: IEC 62264:<br />
Enterprise-control system integration – Part 1-3.<br />
ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie<br />
e.V.: Manufacturing Execution Systems (MES):<br />
Branchenspezifische Anforderungen und herstellerneutrale<br />
Beschreibung von Lösungen, Frankfurt 2010.<br />
Verein Deutscher Ingenieure: Fertigungsmanagementsysteme<br />
- Manufacturing Execution Systems (MES),<br />
VDI 5600.<br />
Namur-Arbeitsblatt 94: MES: Funktionen und Lösungsbeispiele<br />
der Betriebsleitebene, 2003.<br />
Modellierungssprachen wie UML vertraut sein. Aufgrund<br />
der zunehmenden Kopplung zwischen der <strong>Steuerung</strong>s- und<br />
IT-Ebene, gewinnen darüber hinaus Themen wie IT-Security,<br />
Back-up- und Nutzerverwaltungskonzepte an Bedeutung.<br />
Die Absolventen sollten zudem Grundkenntnisse in ereignisorientierter<br />
Simulation oder Logistik-Simulation besitzen<br />
und über das für die Erstellung von Simulationsmodellen<br />
nötige Maß an Abstraktionsfähigkeit verfügen. Darüber<br />
hinaus sind Grundlagen zum <strong>Entwurf</strong> von relationalen<br />
Datenbanken sowie – allgemeiner formuliert – Kenntnisse<br />
zum <strong>Entwurf</strong> von Algorithmen und deren Beurteilung bezüglich<br />
Effizienz und Stabilität hilfreich, wobei auch hier<br />
entsprechendes Abstraktionsvermögen vorausgesetzt wird.<br />
Aus dem Gebiet der Betriebswirtschaft sollten ausgewählte<br />
Inhalte zum Produktionsmanagement insbesondere hinsichtlich<br />
der in der IEC 62264 definierten Funktionen eines<br />
MES und der Nutzung und Berechnung von Kennzahlen,<br />
sowie ausgewählte Inhalte der Statistik vermittelt werden.<br />
Um die der Produktion übergeordneten Abläufe analysieren<br />
zu können, sollten die Absolventen Kenntnisse über Modellierungssprachen<br />
für die Geschäftsprozessmodellierung<br />
(beispielsweise EPK-Darstellungen) und Analyse besitzen.<br />
Besonders wichtig bei der Vermittlung der betriebswirtschaftlichen<br />
Inhalte ist die Anpassung der Lehrveranstaltung<br />
an die Bedürfnisse und Vorkenntnisse der Studenten<br />
und die Einbindung der Inhalte in den Gesamtkontext.<br />
Zudem ist eine Sensibilisierung für die übergeordneten betrieblichen<br />
Abläufe wichtig, die unter anderem durch Praxisbeispiele<br />
und Exkursionen in Betriebe erreicht werden<br />
kann. Dabei könnte ein konkreter Produktionsablauf mit<br />
seinen interagierenden IT-Systemen betrachtet werden.<br />
Die angesprochenen Inhalte aus den Bereichen Automatisierungstechnik,<br />
Informatik und Betriebswirtschaftslehre<br />
werden bereits an vielen Hochschulen und<br />
Universitäten angeboten. Jedoch werden sie von den Studenten<br />
– sofern eine Kombination der technischen und<br />
betriebswirtschaftlichen Themen im Rahmen des Studiums<br />
überhaupt möglich ist – nur selten optimal belegt und<br />
kombiniert. Dies liegt unter anderem darin begründet,<br />
dass Studenten aufgrund der zumeist noch fehlenden Praxiserfahrung<br />
die sinnvollen Kombinationsmöglichkeiten<br />
nicht abschätzen können und eine interdisziplinäre Fächerwahl<br />
daher häufig das Ergebnis vereinzelter „Stichproben“<br />
in verschiedenen Fächern aufgrund interessanter<br />
Lehrveranstaltungsbeschreibungen ist.<br />
Zudem werden betriebswirtschaftliche Themen derzeit<br />
meist ohne Anpassung für Ingenieure und inhaltliche Einbindung<br />
in den Gesamtkontext aus dem BWL-Studium<br />
übernommen und erzielen daher meist nicht das gewünschte<br />
Verständnis bei den Studenten, sondern führen eher zur<br />
Ablehnung betriebswirtschaftlicher Inhalte.<br />
Neben den oben genannten allgemeinen Inhalten der unterschiedlichen<br />
Fachbereiche sind für einen MES-Ingenieur<br />
natürlich auch MES-spezifische Inhalte von Bedeutung.<br />
Diese sind zu allererst Definitionen zu MES und deren<br />
Funktionsumfang. In den Grundlagen zu MES könnten die<br />
IEC 62264 beziehungsweise ihr Ursprungsdokument die<br />
ISA 95 genannt werden. Des Weiteren könnten verschiedene<br />
innerbetriebliche Managementsysteme behandelt werden,<br />
wie Process und Labor Information Management Systeme<br />
(LIMS), Produktionsplanung (Scheduling), Materialmanagement-<br />
und Qualitätsmanagement-Systeme.<br />
Ergänzend zu den MES-spezifischen Themen ist ein<br />
Grundlagenwissen zu Enterprise-Resource-Planning-<br />
Systemen (ERP) wichtig. Die Schnittstellen von MES zu<br />
Automatisierungssystemen (insbesondere über OPC) und<br />
zu ERP-Systemen stellen in der Praxis häufig ein Problem<br />
dar und sollten daher bei der Ausbildung besonders berücksichtigt<br />
werden.<br />
Dieser Beitrag ist aufgrund der Praxiserfahrungen der<br />
Mitglieder des Namur AK 2.4 entstanden und erhebt bezüglich<br />
der anzustrebenden Lehrinhalte keinen Anspruch auf<br />
Vollständigkeit. Er soll dazu anregen, aktuelle Trends in<br />
der Automatisierungstechnik wie MES, die in den letzten<br />
Jahren an Bedeutung gewonnen haben, in Wechselwirkung<br />
zu der Ausbildung an der Fachhochschule oder Universität<br />
zu sehen. Der Arbeitskreis erhofft sich auf Basis des Beitrags<br />
reges Feedback und eine angeregte Diskussion.<br />
Autoren<br />
Dipl.-ing. (BA) Nicolas<br />
Teska ist Mitarbeiter der<br />
Evonik Röhm GmbH und<br />
Mitglied des Arbeitskreises<br />
2.4 „MES“ der Namur.<br />
Evonik Röhm GmbH,<br />
S1-WS-TS-EMA, Im Pfaffenwinkel 6, D-67547 Worms,<br />
Tel. +49 (0) 6241 402 59 82,<br />
E-Mail: nicolas.teska@evonik.com<br />
Dipl. Oec. Maria Witsch<br />
ist wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin am Lehrstuhl<br />
für Informationstechnik im<br />
Maschinenwesen der TU<br />
München und Mitglied des<br />
Arbeitskreises 2.4 „MES“<br />
der Namur.<br />
TU München,<br />
Lehrstuhl für Informationstechnik im Maschinenwesen,<br />
Boltzmannstr. 15, D-85748 Garching,<br />
Tel. +49 (0) 89 28 91 64 40,<br />
E-Mail: m.witsch@itm.tum.de.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
15
anche<br />
Konstante Prozessgrößen für hohe Regelgenauigkeit<br />
Schwankende Werte steigern den Energieverbrauch für die Regelung drastisch<br />
Die Grafiken zeigen die<br />
Regelgenauigkeit im Vergleich<br />
– während im linken Bild<br />
(ursprüngliche Installation) eine<br />
andauernde Schwingung des<br />
Durchflusses im Bereich 20 l/min.<br />
zu sehen ist, schwanken die<br />
Durchflussmesswerte mit dem<br />
OnC ValvePOS 500 (rechtes Bild)<br />
nur noch im Bereich 2 l/min.<br />
Die Farben stehen für Gelb =<br />
Messwert, Rot = Stellgröße,<br />
Blau = Sollwert.<br />
Ziel der Hersteller bei der Geräteentwicklung zur <strong>Steuerung</strong><br />
und Regelung von Prozessen ist es, während<br />
des gesamten Produktionsablaufs eine konstante Prozessgröße<br />
zu ermöglichen. Schwankende Werte bedeuten<br />
eine schlechte Regelqualität, wodurch eine größere Menge<br />
an Energie zur Regelung benötigt wird, als bei konstanten<br />
Prozessgrößen. Geräte, die eine konstante Prozessgröße<br />
gewährleisten, erreichen damit automatisch einen<br />
höheren Grad an Energieeffizienz.<br />
Weil auch nachfolgende Regelkreise auf eine geänderte<br />
Prozessgröße reagieren, wirkt sich diese weiter auf das Gesamtsystem<br />
aus. Durch diese Abhängigkeit kann aufgrund<br />
einer einzelnen schwankenden Prozessgröße der gesamte<br />
Regelkreis in einen instabilen Zustand versetzt werden.<br />
Unter diesen Voraussetzungen ist es umso schwieriger, die<br />
festgelegte Menge und Qualität von Produkten sicherzustellen.<br />
Weiterhin erhöht sich der Einsatz von Verbrauchsmaterial<br />
durch die schwankende Qualität. Gegebenenfalls<br />
sind nachträglich teure Korrekturen erforderlich.<br />
Stellungsregler an sich haben einen vergleichsweise geringen<br />
Energieverbrauch. Verändert sich aber die Position<br />
des Stellungsreglers permanent, wird dauerhaft zusätzliche<br />
pneumatische Energie für den Ausgleich benötigt.<br />
Dazu wird Strom energieaufwendig in Druckluft gewandelt,<br />
wobei beachtet werden muss, dass pneumatische<br />
Energie im Vergleich zu elektrischer Energie ungefähr<br />
zehnmal teurer ist. Werden die beschriebenen Auswirkungen<br />
einer Schwankung auf das Gesamtsystem betrachtet,<br />
wird schnell klar, dass sich mit der Regelabweichung über<br />
den Prozess gesehen der Energieverbrauch multipliziert.<br />
Bei einer instabilen Position kommt es darüber hinaus<br />
zu unnötig hohem Verschleiß an Ventilen und Antrieben.<br />
Die daraus resultierenden vorzeitigen Störungen und Ausfälle<br />
führen schließlich zu erhöhten Wartungskosten.<br />
Unter Umständen muss die Anlage abgeschaltet werden,<br />
was zu Produktionsausfällen führt. Auch dieser Effekt<br />
kann sich auf den nachfolgenden Regelkreis auswirken.<br />
Als erstes Produkt von ABB hat Voith Paper Automation<br />
den Stellungsregler OnC ValvePos 500 in sein Produktportfolio<br />
aufgenommen. Der auf dem intelligenten<br />
Stellungsregler TZIDC basierende OnC ValvePos 500 ist<br />
ein elektronisch parametrierbares und kommunikationsfähiges<br />
Gerät zum Anbau an pneumatische Linear- und<br />
Schwenkantriebe. Exzellente Regelgenauigkeit, die kompakte<br />
Bauform und ein modularer Aufbau zeichnen ihn<br />
aus. Die Anpassung an das Stellgerät und die Ermittlung<br />
der Regelparameter erfolgen vollautomatisch, sodass<br />
eine größtmögliche Zeitersparnis und ein optimales Regelverhalten<br />
erzielt werden. Die Kommunikation erfolgt<br />
über 4/20-mA-Hart oder Profibus PA.<br />
Der Entscheidung für den ABB-Stellungsregler ging<br />
eine detaillierte Untersuchung im Voith Paper Technology<br />
Center (PTC) in Heidenheim (Baden-Württemberg)<br />
voran, in der sich die technischen Vorteile des OnC ValvePos<br />
500 gezeigt haben. Bei der Anwendung in der Stärkenachverdünnung<br />
konnte die Regelgenauigkeit und<br />
-güte deutlich verbessert werden.<br />
In der ursprünglichen Installation zeigte sich eine<br />
andauernde Schwingung des Durchflusses im Bereich<br />
20 l/min., wodurch ein ständiges Nachregeln erforderlich<br />
war. Dasselbe Ventil am gleichen Einbauort zeigte<br />
mit dem Voith Stellungsregler OnC ValvePos 500 hingegen<br />
ein deutlich ruhigeres Regelverhalten. Die Durchflussregelung<br />
blieb dabei unverändert.<br />
autoren<br />
Oliver Thiel,<br />
Leiter technischer Vertrieb und<br />
Center of Product Feldgeräte<br />
Voith Paper Automation GmbH & Co. KG,<br />
Escher-Wyss-Str. 25, D-88212 Ravensburg,<br />
Tel. +49 (0) 751 83 32 55,<br />
Internet: www.voithpaper.com<br />
16<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
| TS12-03G |<br />
Die hohe Präzision und feine Schrittweite von OnC<br />
ValvePos 500 begrenzten die Regeleingriffe sowohl im<br />
Stellweg als auch auf der Zeitachse auf ein Minimum. Die<br />
Durchflussmesswerte schwankten daher nur noch im Bereich<br />
2 l/min, das heißt, die Schwankungen konnten mit<br />
OnC ValvePos 500 um den Faktor 10 reduziert werden.<br />
Die Vorteile des OnC ValvePos 500 liegen bei dieser Applikation<br />
in der kontinuierlichen, stufenlosen Regelung in<br />
kleinsten Schritten, was eine extrem präzise <strong>Steuerung</strong> der<br />
Regelventile ermöglicht. Im Gegensatz dazu verfügt das zuvor<br />
verwendete Gerät nur über eine schrittweise Schaltung,<br />
die eine derart feine Regelung nicht erlaubt. Im Rahmen<br />
einer mehrstündigen Trendaufzeichnung wurde der konstante<br />
Sollwert von 50 l/min durch den ABB-Stellungsregler<br />
in einen quasi konstanten Prozesswert umgesetzt. Der resultierende<br />
Prozesswert des Vergleichsprodukts schwankte<br />
hingegen um plus/minus 20 Prozent zum Sollwert.<br />
Die Ventilposition des OnC ValvePos 500 zeigt nur wenig<br />
Veränderung. Derartige Adaptionen der Ventilstellung<br />
sind „natürlicher“ Bestandteil jeder Regelschleife,<br />
während die kontinuierlich oszillierende instabile Positionierung<br />
beim Vergleichsgerät schwankende Prozesswerte<br />
zur Folge hat.<br />
Die Umrüstung auf den Voith-Stellungsregler OnC<br />
ValvePos 500 erhöht somit die Stabilität und die Genauigkeit<br />
im Papierherstellungsprozess. Zusätzlich ist weniger<br />
Wartungsaufwand nötig, da sich die Standzeit der<br />
Regelarmaturen erheblich verlängert. Dadurch können<br />
über die Lebensdauer der Feldgeräte die Wartungskosten<br />
deutlich gesenkt werden. Darüber hinaus ermöglichen<br />
die Geräte ein wesentliches Potenzial zur Energieeinsparung,<br />
insbesondere im Dampfkreislauf.<br />
Neben den technologischen Vorteilen lassen sich Einsparungen<br />
auch durch die modular aufgebauten Armaturen<br />
und Sensoren erzielen. So werden beispielsweise<br />
für diverse Regel- und Absperrarmaturen (Vollkugel,<br />
hart- und weichdichtende Klappen, Kugelsegmentventile)<br />
identische Stellungsregler, Endlagenüberwachungen<br />
und Antriebe eingesetzt. Dadurch wird eine geringere<br />
Anzahl an Ersatzteilen benötigt und die Ersatzteilbeschaffung<br />
ist insgesamt kostengünstiger.<br />
Thomas Kleegrewe,<br />
Leiter Produktmanagement<br />
„Elektrische Antriebe &<br />
Stellungsregler“ ABB Automation<br />
Products GmbH<br />
Der einfachste Weg,<br />
Sicherheitstechnik zu<br />
integrieren: TwinSAFE.<br />
www.beckhoff.de/TwinSAFE<br />
TwinSAFE, das durchgängige Safety-System von den I/Os bis zu den<br />
Drives. Die TwinSAFE-I/Os für das EtherCAT-Klemmensystem nutzen<br />
die hohe Performance von EtherCAT optimal aus:<br />
Kompakt: Safety-PLC in 12-mm-Reihenklemme<br />
Leistungsfähig: bis zu 128 sicherheitsrelevante Teilnehmer<br />
pro Safety-PLC<br />
Variabel: integrierte Funktionsbausteine z. B. für Not-Aus, Schutztür<br />
Modular: Standard- und Safety-I/Os in einem System<br />
Flexibel: feldbusneutrale Kommunikation<br />
Zertifi ziert: Lösung bis SIL 3 nach IEC 61508, EN 954 Kat. 4 und<br />
DIN EN ISO 13849 PLe<br />
IPC<br />
Safety-Inputs<br />
Safety-PLC<br />
ABB Automation Products GmbH<br />
Messtechnik Produkte – Instrumentation,<br />
Borsigstraße 2, D-63755 Alzenau, Tel. +49 (0) 800 111 44 11,<br />
Internet: www.abb.de/instrumentation<br />
I/O<br />
Motion<br />
Automation<br />
Standard-PLC<br />
Safety-Outputs<br />
Safety-Drives
anche<br />
Rechteck-Steckverbinder: Kostengünstige<br />
Alternative zu Klemmbrett und Klemmkasten<br />
Einsparpotenziale bei elektrischen Antrieben durch deutliche Reduzierung der Arbeitszeit<br />
Bild 1: Ein Steck system für den Anschluss von<br />
Drehstrom motoren bietet gegenüber dem Klemmbrett<br />
Vorteile: Kosten ersparnis durch schnelle<br />
Montage und insgesamt ein einfacheres Handling.<br />
Bild 2:<br />
Steckverbindung als<br />
Klemmbrettersatz –<br />
der Motordeckel wird zum Motorstecker,<br />
ein zusätzlicher Kabelanschluss<br />
bietet weitere Funktionen.<br />
Steckbare Antriebe erleichtern dem Monteur im Feld<br />
die Montage und Handhabung. Doch die Alternative<br />
zum traditionellen Klemmbrett und Klemmkasten scheiterte<br />
an den hohen Kosten. Während die Ausgaben für<br />
Hardware-Anteile – etwa das Klemmbrett selbst – zurückgehen,<br />
steigen die für Zeitaufwendungen. Ein Blick<br />
in die Praxis verdeutlicht das Problem.<br />
Ausflug in die Betriebspraxis<br />
Für den Industrie-Elektriker ist das Auswechseln eines<br />
Drehstrom-Asynchronmotors kein Problem. Er löst die<br />
Deckelschrauben und legt den Klemmkasten frei. Danach<br />
löst er die Kabelschuhe und trennt sie vom<br />
Klemmbrett. Nach Austausch des defekten Motors erfolgt<br />
das gleiche Spiel in umgekehrter Reihenfolge.<br />
Zunächst aber muss der Elektriker prüfen, ob die gewünschte<br />
Betriebsart – Stern oder Dreieck – geschaltet<br />
ist. Gegebenenfalls sind zunächst weitere Muttern zu<br />
lösen. Im ungünstigsten Fall läuft der Motor zunächst<br />
einmal falsch herum. Und das heißt: Kabelschuhe wieder<br />
trennen, Phasen vertauschen, Muttern erneut ansetzen<br />
und festschrauben.<br />
Einfacher wäre es, wenn der Motor steckbar ist und<br />
wie ein Modul ausgetauscht wird. Der Motor wird von<br />
Kabel getrennt, ausgebaut und ersetzt, der Monteur muss<br />
nicht in das Motorinnere eingreifen. (Bild 2).<br />
Das Beispiel zeigt, wie der Arbeitsfluss durch das Konstrukt<br />
des Klemmbretts gestört wird. Ein Steckverbinder<br />
kann den Vorgang einfacher machen. Reparatur und<br />
Handling wären einfacher, das Einsparpotenzial groß.<br />
Anforderungen an eine praxisgerechte Lösung<br />
Wie muss ein Steckverbinder konzipiert sein, der die<br />
geforderten Einsparungen erfüllt? Zunächst wird die<br />
Klemmbrett-Funktion vollständig in den Kabelstecker<br />
verlegt. Dadurch erhöht sich zwar die Anzahl der Steckkontakte<br />
– denn alle sechs Enden der Motorwicklungen<br />
müssen in den Kabelstecker geführt werden, um dort<br />
über eine steckbare Kontaktbrücke verschaltet zu werden.<br />
Mit dieser Maßnahme muss der Monteur das Motorgehäuse<br />
aber auch nicht mehr öffnen, um Verdrahtungen<br />
vorzunehmen.<br />
Stattdessen gibt es eine Eingriffsmöglichkeit im Kabelstecker<br />
– zum Lösen des Steckers vom Motorflansch<br />
sowie zum Öffnen des Steckergehäuses und zum Trennen<br />
oder Verbinden der einzelnen Litzen ohne spezielle<br />
Werkzeuge. Dazu zählt die Ver- und Entriegelung<br />
von Flansch und Stecker mit Hilfe eines Bügels, der<br />
einfach mit der Hand bedient wird. Auch der Stecker<br />
selbst wird werkzeuglos geöffnet, um den Kabelstauraum<br />
freizulegen. Die Kontaktbuchsen sind mit der<br />
gängigen Federzugklemme ausgerüstet und deshalb<br />
bereits im Isolierkörper verbaut. Sie nehmen Litzenquerschnitte<br />
bis 2,5 mm 2 auf. Weitere Arbeitsschritte<br />
folgen: der Kabelanschlag, die Stern-Dreieck-Konfiguration<br />
und die Umkehrung der Drehrichtung des Motors.<br />
Auch diese Schritte sollten ohne spezielle Werkzeuge<br />
möglich sein.<br />
Zeitaufwändiges Crimpen, wie es bei gedrehten Kontakten<br />
erforderlich ist, entfällt bei der Federzug-Klemmentechnik.<br />
Die abisolierten Litzenenden werden – mit<br />
18<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
oder ohne Ader-Endhülse – einfach in die entsprechende<br />
Öffnung im Isolierkörper gesteckt, wo die Litze industrietauglich<br />
fest einklemmt sind. Wer bereits unter<br />
engen räumlichen Verhältnissen gecrimpt hat, wird die<br />
einfache Anschlagsart ohne Spezialwerkzeuge zu<br />
schätzen wissen. Außerdem fehlt bei der Feldmontage<br />
häufig die gerade benötigte Zange. Die Zeitersparnis ist<br />
hier offensichtlich.<br />
Gelöst werden kann die Litze mithilfe eines Fingernagels<br />
oder eines Schraubendrehers. Beispielsweise,<br />
wenn die Drehrichtung eines 3-Phasen-Asynchronmotors<br />
geändert werden muss. Hierzu müssen zwei Phasen<br />
– also zwei Litzen – miteinander vertauscht werden.<br />
Das geht im Kabelstecker deutlich schneller als im Motorklemmkasten,<br />
wo die Kabelschuhe erst abgeschraubt<br />
werden müssen.<br />
Die Stern-Dreieck-Umschaltung erfolgt ebenfalls bei<br />
geöffnetem Kabelstecker (siehe Bild 2). Die Brücke zur<br />
Konfiguration der Betriebsart wird einfach passend gesteckt<br />
und die Verbindung ist hergestellt. Eine Montageanleitung<br />
erübrigt sich, Verdrahtungsfehler sind ausgeschlossen.<br />
Die Kontaktbrücke ist nach dem Schließen<br />
des Steckers verriegelt und kann von außen nicht mehr<br />
verändert werden. Bei geöffnetem Stecker dauert die<br />
Konfiguration höchstens zehn Sekunden.<br />
Litzenanschlag im Motor wird einfacher<br />
Auch der Litzenanschlag im Motor wird einfacher. Die<br />
Wicklungsenden des Motors werden direkt oder über eine<br />
Zwischenstufe an die Kontaktstifte angecrimpt und im<br />
Isolierkörper verbaut. So sind die Motorwicklungen in<br />
einem frühen Fertigungsstadium steck- und damit auch<br />
prüfbar. Der Isolierkörper braucht beim fertig montierten<br />
Motor nur noch in den Motordeckel eingesetzt werden,<br />
wo er verrastet ist. Bei Bedarf wird der Isolierkörper wieder<br />
ausgebaut und die Kontakte freigelegt – und zwar<br />
ebenfalls werkzeuglos.<br />
Nach Aufschrauben des Deckels steht der Motor als Baugruppe<br />
zur Verfügung. In den Anwendungen wird der<br />
Motor mechanisch montiert und gegebenenfalls codiert.<br />
Elektrischer Anschluss und Festlegung der Betriebsart<br />
erfolgen ausschließlich über den Steckverbinder.<br />
Fazit<br />
Das Klemmbrett hat sich bis heute erfolgreich gegen eine<br />
Vertreibung aus dem Elektromotor gewehrt, weil es<br />
scheinbar kostengünstig ist. Durch Verlegen der Klemmbrettfunktion<br />
in den externen Steckverbinder wird der<br />
Motor zu einer Standard-Baugruppe, in die im Verlauf<br />
des Ein- oder Ausbaus nicht mehr eingegriffen werden<br />
muss. Ergebnis: Ein externer Steckverbinder spart auf<br />
diese Weise deutlich mehr als der Einsatz eines traditionellen<br />
Klemmbrettes.<br />
autor<br />
Dipl.-Ing. Eckhart Linneweh,<br />
Produktmanager Metallische Rundsteckverbinder,<br />
Coninvers GmbH, Herrenberg<br />
Coninvers Gmbh,<br />
Heisenbergstr. 1, D-71089 Herrenberg,<br />
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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
19
anche<br />
Richtig montierte Antennen sind die Basis für<br />
zuverlässige Wireless-Verbindungen<br />
Die Einhaltung einfacher Regeln sichert stets eine ausreichende Signalstärke<br />
Funksysteme erlauben aufgrund verschiedener Sicherungsmechanismen<br />
auch im Automatisierungsumfeld<br />
eine robuste und zuverlässige Kommunikation. So wird<br />
beispielsweise automatisch sichergestellt, dass keine Information<br />
verloren geht.<br />
Für ausreichende Signalstärke am Empfangsort muss<br />
der Automatisierer allerdings selbst sorgen. Wenn die<br />
Anwender nicht im Umgang mit Funktechnik geübt<br />
sind, stellt die Montage von Wireless-Komponenten<br />
eine Herausforderung dar. Um performante und zuverlässige<br />
Verbindungen aufzubauen, müssen beim Einbau<br />
der Funkmodule einige einfache Grundsätze berücksichtigt<br />
werden.<br />
So lässt sich sicherstellen, dass das Funksystem die<br />
maximale Signalstärke erreicht und dadurch mit einer<br />
geringeren Anzahl von Datenpaket-Wiederholungen aus-<br />
kommt. Das wiederum hat einen positiven Effekt auf die<br />
Latenzzeit und den Datendurchsatz.<br />
Funkkomponenten leiten Informationen aller Art –<br />
beispielsweise Ethernet-Daten oder I/O-Signale – über<br />
die Luft weiter. Sie bilden dabei die Datenschnittstelle<br />
zwischen Kabel und Übertragungsmedium, wobei die<br />
Antenne das entscheidende Element für diesen Übergang<br />
ist. Ihre Position hat einen großen Einfluss darauf, wie<br />
gut sie das Signal auf die Umgebung übertragen kann.<br />
Die Antenne befindet sich oft direkt an der Funkbaugruppe,<br />
die gerne im Schaltschrank montiert wird.<br />
Funkwellen können Metall jedoch nicht durchdringen<br />
und werden reflektiert. Die Installation der Antenne außerhalb<br />
von Schaltschränken und vergleichbaren Abschirmungen<br />
führt daher bereits zu einer erheblichen<br />
Verbesserung der Signalqualität.<br />
horizontal<br />
vertikal<br />
BILD 1: Das Antennendiagramm einer Rundstrahlantenne:<br />
links die horizontale und rechts die vertikale Ebene<br />
horizontal<br />
vertikal<br />
BILD 2: Antennendiagramm einer Richtantenne mit horizontaler<br />
(links) und vertikaler Ebene (rechts)<br />
BILD 3: Industrieller WLAN Access Point mit Antenna<br />
Diversity: Er nutzt zwei Antennen in unterschiedlicher<br />
Polarisationsebene sowie räumlich getrennt. Stets wird<br />
automatisch die Antenne mit dem aktuell besseren Signal<br />
ausgewählt.<br />
20<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
Die Funkübertragung basiert auf der elektromagnetischen<br />
Welle. Daher gelten vom Antennenanschluss auf<br />
das Antennenkabel und die Antenne die physikalischen<br />
Gesetze der Hochfrequenztechnik. Um ihnen gerecht zu<br />
werden, müssen lediglich geeignete Kabel und Antennen<br />
ausgewählt werden und es muss ein sachgemäßer Umgang<br />
gegeben sein.<br />
MAXIMAL FÜNF METER LANGE ANTENNENKABEL<br />
Die Weiterleitung des Funksignals über ein Antennenkabel<br />
ist am ehesten mit der des Lichts über einen Lichtwellenleiter<br />
zu vergleichen. Beim Anschluss des Lichtwellenleiters<br />
müssen einige Punkte beachtet werden,<br />
damit eine reflexionsfreie Übertragung stattfinden kann.<br />
So darf das Kabel nicht hart abgeknickt werden und es<br />
sind spezielle Verbinder für den Übergang oder die Verlängerung<br />
erforderlich. Die gleichen Bedingungen bestehen<br />
für Antennenkabel.<br />
Wichtig ist, dass der Anlagenplaner das Koaxial-Kabel<br />
in der richtigen Länge einplant. Muss es verlängert werden,<br />
kann dies nur mit geeigneten Hochfrequenz-Steckverbindern<br />
erfolgen. Bei den gängigen Automatisierungslösungen<br />
beträgt der sogenannte Wellenwiderstand<br />
50 Ohm. Alle eingesetzten Elemente müssen den gleichen<br />
Wellenwiderstand besitzen, sonst kommt es aufgrund einer<br />
Fehlanpassung an den betreffenden Stellen zu Reflexionen.<br />
Dabei würde ein Teil der Leistung auf ihren Ursprungsort,<br />
also das Funkmodul, zurücklaufen, was in<br />
unerwünschten Verlusten resultiert. Ähnliche Reflexionen<br />
treten beim scharfen Abknicken des Kabels oder einer mechanischen<br />
Beschädigung, zum Beispiel der äußeren Isolierung,<br />
auf. Ein so beschädigtes Kabel ist auszutauschen,<br />
um es als Quelle von Signalverlusten zu eliminieren.<br />
Antennenkabel, die unter Berücksichtigung dieser<br />
Grundsätze montiert wurden, liefern ein gutes Ergebnis.<br />
Sie sollten allerdings möglichst kurz gehalten werden,<br />
weil sie stets eine Signaldämpfung mit sich bringen. Je<br />
nach Kabelart und Anwendung ist eine Länge von maximal<br />
drei bis fünf Metern empfehlenswert. Ein gängiges<br />
Antennenkabel von 3 m Länge hat eine Dämpfung von<br />
etwa 3 dB. Ein Verlust von 6 dB bedeutet eine Reduzierung<br />
der Reichweite auf die Hälfte.<br />
Sind größere Kabellängen unumgänglich, damit eine<br />
Antenne an der Stelle angebracht werden kann, von der<br />
aus sie die gewünschte Gegenstation erreicht, bieten sich<br />
dämpfungsarme Spezialkabel an. Hier hilft die überschlägige<br />
Berechnung der Dämpfung oder eine einfache Simulations-Software<br />
wie das Wireless Simulation Tool von<br />
Phoenix Contact, um die optimale Position noch vor der<br />
Montage zu ermitteln. Wird das Funkmodul – beispielsweise<br />
durch die Verlängerung des Ethernet-Datenkabels<br />
– dicht an der Antenne installiert, verringern sich die<br />
Verluste auf der Antennenleitung. Phoenix Contact stellt<br />
Wireless-Komponenten zur Verfügung, in die bereits eine<br />
auf die industriellen Belange optimierte Antenne integriert<br />
ist. So entfällt das Antennenkabel und es müssen nur<br />
die für die Spannungsversorgung und Datenschnittstelle<br />
üblichen Leitungen verlegt werden.<br />
RUNDSTRAHL- UND RICHTANTENNEN<br />
Viele Anwendungen lassen sich mit den Standard-Antennen<br />
umsetzen, die mit den Funkmodulen ausgeliefert<br />
werden. Einige Applikationen erfordern allerdings spezielle<br />
Antennentypen. Eine Antenne zeichnet sich im<br />
Wesentlichen durch die Richtung ihrer Abstrahlung aus.<br />
Hier wird grundsätzlich zwischen Rundstrahl- und<br />
Richtantennen unterschieden. Rundstrahlantennen,<br />
auch als omnidirektionale Antennen bezeichnet, decken<br />
den gesamten Raum in der horizontalen Ebene ab, sie<br />
senden und empfangen Signale in alle und aus allen (horizontalen)<br />
Richtungen. In der Automatisierung eignen<br />
sich Rundstrahler somit besonders für die Kommunikation<br />
mit beweglichen Einheiten. Richtantennen decken<br />
mit Abstrahlung und Empfang vorzugsweise einen bestimmten<br />
Raumwinkel ab, der typisch zwischen 75° und<br />
15° in horizontaler Ebene liegt. Dies ist vergleichbar mit<br />
der klassischen TV-Antenne sowie der Parabolantenne<br />
für den Satellitenempfang.<br />
Ein Antennendiagramm, das die horizontale und vertikale<br />
Ebene darstellt, visualisiert die Abstrahlcharakteristik<br />
beider Antennenarten (Bild 1 und Bild 2). Das<br />
vertikale Diagramm verdeutlicht dabei die starke Einschränkung<br />
der Abstrahlung einer Rundstrahlantenne<br />
nach oben und unten (Bild 1 rechts). Im Diagramm der<br />
Richtantenne ist ihre Vorzugsrichtung gut erkennbar<br />
(Bild 2). Der Öffnungswinkel (3 dB) der Antenne, der in<br />
ihrem Datenblatt ausgewiesen wird, gibt die Richtung<br />
an, in der sie die meiste Leistung abstrahlt. Beim Aufbau<br />
von Richtfunkstrecken sollte sich die Gegenstation in<br />
diesem Bereich befinden, damit sie den vollen Gewinn<br />
der Antenne ausnutzen kann.<br />
Aus dem Diagramm wird ebenfalls ersichtlich, dass die<br />
Richtantenne Leistung zu den Seiten und nach hinten<br />
abgibt. Diese ist lediglich um etwa 20 dB geringer, sodass<br />
auf kurze Entfernungen eine gute Verbindung möglich ist.<br />
Im Zusammenhang mit dem reflektiven Umfeld einer Industriehalle<br />
können Richtantennen somit auch in der<br />
Automatisierungstechnik eingesetzt werden. Sie bieten<br />
sich für linear verfahrende Systeme in Regaltrassen an,<br />
die eine Gegenstelle in größerer Entfernung haben, aber<br />
trotzdem in der Lage sein sollen, außerhalb dieser Vorzugsrichtung<br />
eine Verbindung aufzubauen.<br />
ANTENNENGEWINN ERHÖHT DIE REICHWEITE<br />
Neben der Richtcharakteristik ist der Antennengewinn<br />
der für den Anwender wichtigste Parameter. Er bezeichnet<br />
den Gewinn, der in dB zur Ausgangsleistung des<br />
Funkmoduls hinzuaddiert werden kann. Im Richtdiagramm<br />
bezieht sich der im Datenblatt der Antenne aufgeführte<br />
Gewinn immer auf den 0 dB-Kreis am äußeren<br />
Rand des Richtdiagramms. Weist eine Richtantenne<br />
beispielsweise 8 dBi Gewinn im Datenblatt aus, so hat<br />
sie auf dem -3 dB-Kreis im Diagramm und dem zugeordneten<br />
Raumwinkel noch einen Gewinn von 5 dBi.<br />
Der Antennengewinn kann den Signalverlust auf den<br />
Antennenzuleitungen ausgleichen oder für eine größere<br />
Reichweite sorgen. In einem idealen Freifeld werden für<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
21
anche<br />
1 2<br />
BILD 4: Wird eine<br />
Rundstrahlantenne<br />
an einer metallischen<br />
Oberfläche<br />
montiert, kann das<br />
Richtdiagramm<br />
verformt werden.<br />
Die Deformation<br />
hängt ab vom<br />
Abstand zur Metallfläche.<br />
A<br />
B<br />
10<br />
3<br />
0<br />
dB<br />
C<br />
A<br />
B<br />
10<br />
3<br />
0<br />
dB<br />
C<br />
A<br />
Antenne<br />
A<br />
Antenne<br />
B<br />
Metallfläche / Mast<br />
B<br />
Metallfläche / Mast<br />
C<br />
Antennenabstand<br />
λ/4 = 3cm (2,4 GHz)<br />
C<br />
Antennenabstand<br />
λ/2 = 6cm (2,4 GHz)<br />
eine Verdopplung der Entfernung 6 dB benötigt. Jeder zusätzliche<br />
Antennengewinn in eine Richtung wird durch<br />
die Abschwächung des Gewinns in eine andere Richtung<br />
ermöglicht. Dies ist mit einer Taschenlampe vergleichbar,<br />
die ihr Licht durch einen Spiegel fokussiert. Rundstrahlantennen,<br />
die in der horizontalen Ebene 360° abdecken<br />
müssen, haben deshalb einen Gewinn von typisch 2 dBi<br />
bis 6 dBi. Richtantennen erreichen Werte zwischen 8 dBi<br />
und mehr als 20 dBi, was jedoch zu einem schmaleren<br />
Öffnungswinkel von 70° bis 10° und weniger führt. In der<br />
industriellen Umgebung ist die Größe des Antennenwinkels<br />
nicht entscheidend, da hier die Reflexion gewinnbringend<br />
genutzt werden kann.<br />
EINBUSSEN BEI LINEAR POLARISIERTEN ANTENNEN<br />
Im industriellen Umfeld kommt es häufig zu mehrfachen<br />
Reflexionen an Metalloberflächen, während die<br />
Funkwelle im typischen Bürobereich eher absorbiert<br />
wird. Aus Antennensicht wirkt sich die Reflexion einer<br />
Funkwelle durchaus positiv aus, denn das Signal kann<br />
um eine Ecke herum abgelenkt werden. Auf diese Weise<br />
lassen sich Bereiche, die außerhalb der direkten<br />
Sichtverbindung liegen, ausleuchten.<br />
Die meist verwendete Rundstrahlantenne sendet eine<br />
linear polarisierte Welle aus. Dies ist mit einer Sinuswelle<br />
vergleichbar, die den Rundstrahler über seine<br />
Länge verlässt. Steht die Antenne also senkrecht, ist<br />
ihre Ausrichtung vertikal polarisiert. Bei horizontal<br />
abgewinkelten Antennen würde die Aussendung horizontal<br />
polarisiert erfolgen. Gleiches gilt für die von der<br />
Antenne empfangenen Funkwellen.<br />
Die Polarisationsebene kann sich allerdings durch die<br />
Reflexion der abgestrahlten Wellen drehen. Das führt<br />
dazu, dass die Funkwelle an der Empfangsantenne in<br />
einer beliebigen räumlichen Lage ankommt, welche<br />
nicht genau ihrer Ausrichtung entspricht. Folglich wird<br />
nur die vektorielle Komponente des Signals aufgenommen,<br />
die in der Ausrichtung der Empfangsantenne liegt.<br />
Die daraus resultierenden Signalstärkeeinbrüche können<br />
in der Praxis schnell 20 dB ausmachen. Dieser Zustand<br />
trifft allerdings nur auf einen bestimmten Ort und eine<br />
bestimmte räumliche Lage der Antenne zu. Wenige Wellenlängen<br />
entfernt ergibt sich eine andere Konstellation<br />
und das Signal wird möglicherweise empfangen.<br />
Der WLAN Access Point FL WLAN 24 AP von Phoenix<br />
Contact vermeidet die beschriebene Situation, indem<br />
er zwei Antennen in unterschiedlicher Polarisationsebene<br />
sowie räumlich getrennt nutzt (Bild 3). Bei<br />
jeder Datenübertragung wird automatisch die Antenne<br />
mit dem aktuell besseren Signal ausgewählt.<br />
Da sich neben den auf mobilen Teilnehmern installierten<br />
Funkmodulen häufig auch die reflektierenden<br />
Hindernisse bewegen, wirkt sich die Verwendung linear<br />
polarisierter Antennen in vielen Applikationen negativ<br />
auf die Performance aus. Um dies zu umgehen, können<br />
zirkular polarisierte Antennen eingesetzt werden.<br />
ZIRKULARE POLARISIERUNG ALS ALTERNATIVE<br />
Diese Antennen senden einen rotierenden Signalvektor<br />
aus, der durch Reflexion in seiner Polarisationsebene<br />
nicht negativ beeinflusst wird. Ist die Antenne der Gegenseite<br />
ebenfalls zirkular polarisiert, kann sie den Sig-<br />
22<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
Zwei in Einem<br />
nalvektor in jeder räumlichen Lage ohne Polarisationsverluste<br />
empfangen. Zirkular polarisierte Antennen<br />
lassen sich aus physikalischen Gründen nur als<br />
Richtantennen ausführen. Das bedeutet jedoch nicht,<br />
dass die Antennen gar nicht in die anderen Richtungen<br />
abstrahlen. Wie bei linear polarisierten Richtantennen<br />
ist das Signal hier lediglich gedämpft, sodass<br />
sich eine Kommunikation über kürzere Entfernungen<br />
trotzdem umsetzen lässt. Bei stationären Einheiten<br />
oder linear verfahrenden Anlagenteilen erweisen<br />
sich daher zwei zirkular polarisierte Antennen als<br />
besonders geeignet.<br />
Zirkular und linear polarisierte Antennen können<br />
ebenfalls Daten miteinander austauschen. Allerdings<br />
ist die Übertragung immer mit 3 dB Verlust verbunden,<br />
da die linear polarisierte Antenne nur die eine<br />
Polarisationsebene aufnehmen kann. Im Vergleich<br />
mit den Polarisationsverlusten ausschließlich linear<br />
polarisierter Antennen von bis zu 20 dB ist dieser<br />
Verlust jedoch gering. Deshalb stellt die Nutzung zirkular<br />
polarisierter Antennen auch in Verbindung mit<br />
linear polarisierten Rundstrahlern auf mobilen Einheiten<br />
eine gute Lösung für eine zuverlässige Funkkommunikation<br />
dar.<br />
NICHT AN SCHALTSCHRÄNKEN MONTIEREN<br />
In der Praxis sind viele Rundstrahlantennen an<br />
Schaltschränken oder Metallpfeilern montiert. Unter<br />
Berücksichtigung des Richtdiagramms eines Rundstrahlers<br />
wird deutlich, dass ein größeres Metallstück<br />
in unmittelbarer Nähe der Antenne nicht ohne Einfluss<br />
bleiben kann. In vielen Fällen kommt es hier zu<br />
einer Abschirmung der einen Hälfte des Raums. Die<br />
Funkwelle breitet sich also nur in der anderen Raumhälfte<br />
aus. Abhängig vom Abstand zur Metallfläche<br />
kann das Richtdiagramm zudem erheblich verformt<br />
sein (Bild 4). Abhilfe schafft eine Antennenmontage,<br />
die den Strahler von vornherein oberhalb der Schaltschrankkante<br />
positioniert. Richtantennen verhalten<br />
sich in Bezug auf die Oberfläche, auf der sie installiert<br />
werden, weitgehend rückwirkungsfrei.<br />
autor<br />
Dipl.-Ing. Sebastian Hube<br />
ist im Produktmarketing<br />
Wireless Network Technology<br />
des Geschäftsbereichs<br />
Automation der Phoenix<br />
Contact Electronics GmbH,<br />
Bad Pyrmont tätig.<br />
Phoenix Contact Electronics GmbH,<br />
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Tel.: +49 (0) 5281 94 60,<br />
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hauptbeitrag<br />
<strong>Entwurf</strong> <strong>portabler</strong><br />
<strong>eingebetteter</strong> <strong>Steuerung</strong>en<br />
Modellgestützte automatische <strong>Steuerung</strong>scodegenerierung<br />
In den letzten Jahren wurden mehrere modellgestützte <strong>Entwurf</strong>smethoden für die automatische<br />
Codegenerierung vorgestellt. Dieser Beitrag behandelt die Nutzung der PLCopen<br />
XML-Spezifikation (TC6 XML). Die Portabilität solcher Softwarekonstrukte auf diverse<br />
Hardwaresysteme verschiedener Hersteller ist von außerordentlicher Bedeutung für die<br />
Nutzbarkeit und Verbreitung der entsprechenden Modellierungs- und <strong>Entwurf</strong>ssysteme.<br />
SCHLAGWÖRTER Modellierung / <strong>Steuerung</strong>en / verteilte Systeme / <strong>Entwurf</strong>swerkzeuge<br />
Design of Portable Embedded Control Systems –<br />
Model-based Automatic Control Software Code Generation<br />
Different model-based design methods for automatic code generation have been introduced<br />
during the last years. This contribution describes the use of the PLCopen XML specification<br />
(TC6 XML). The portability of such software constructs on various hardware<br />
systems of different manufacturers is of extraordinary meaning for the applicability and<br />
dissemination of suitable modeling and design systems.<br />
KEYWORDS xModeling / Control / Distributed Systems / Design Tools<br />
24<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
Andreas Pretschner, Jochen Alder,<br />
HTWK Leipzig, Institut für Prozess Automation und Eingebettete Systeme<br />
Die Entwicklung der Softwareprojektierungswerkzeuge<br />
zeigt, dass die in der<br />
Norm IEC61131-3 (TC1 Standards) spezifizierten<br />
Programmierungs- und Projektrichtlinien<br />
mit sehr differenzierten Ergebnissen<br />
eingesetzt werden. Jeder <strong>Steuerung</strong>shersteller<br />
beruft sich auf die Norm und implementiert in<br />
unterschiedlichster Weise deren Funktionalität<br />
(PLCopen Conformity Level). In der Regel wird das<br />
Zertifikat Base-Level (Certified IEC 61131-3 Environments)<br />
entweder für Structured Text (ST) oder Instruction<br />
List (IL) vergeben. Diese Konformität sagt<br />
aber in der Regel nichts über die Wiederverwendbarkeit<br />
und den Austausch des Codes auf verschiedenen<br />
Systemen aus. Auch aus diesem Grund<br />
hat die PLCopen Wiederverwendbarkeitsstufen<br />
(PLCopen Reusability Level) für die Bestandteile der<br />
Norm erstellt. Aus praktikablen Gründen wurde<br />
Structured Text (ST) auf der Ebene Funktionsblock<br />
als die geeignetste Form des Austausches bewertet.<br />
Grafische Beschreibungsmittel werden als schlecht<br />
portabel bezeichnet, da die Hersteller in der Regel<br />
für diese Modelle proprietäre Werkzeuge und softwaretechnische<br />
Implementierungen nutzen.<br />
1. Motivation<br />
Auf der einen Seite sind sich die Anwender von <strong>Steuerung</strong>ssystemen<br />
einig, dass die mit Codezeilen-basierten<br />
Editoren programmierte <strong>Steuerung</strong>sfunktionalität<br />
sich dem Anwender oft nicht erschließt. Auf der anderen<br />
Seite entwickeln sich die Projektierer von <strong>Steuerung</strong>ssystemen<br />
immer mehr zu reinen Softwareingenieuren,<br />
die ihre Fertigkeiten insbesondere durch starke<br />
Quellcode-basierte Programmierung effektiv umsetzen<br />
können. In der Softwaretechnik wird versucht, dieses<br />
Problem durch die Nutzung der UML (Unified Modeling<br />
Language) zu lösen. Seit einigen Jahren werden<br />
Anstrengungen unternommen, die UML auch in der<br />
<strong>Steuerung</strong>sprogrammierung anzuwenden [9].<br />
Mit der stärkeren Zuwendung der Forschungsinstitute<br />
auf die Umsetzung der IEC61499 [10] ist auch der<br />
Druck auf die Austauschbarkeit von <strong>Steuerung</strong>ssoftware<br />
auf verteilten Systemen gewachsen. Durch die<br />
prinzipielle Umstellung der Projektierung von zentralen<br />
<strong>Steuerung</strong>ssystemen auf verteilte Systeme erhöht<br />
sich die Flexibilität der projektierten Anwendungen<br />
deutlich. Es werden aber auch die höheren<br />
Anforderungen an die Projektierer der <strong>Steuerung</strong>ssoftware<br />
erkennbar, die oft nicht die geeigneten<br />
Werkzeuge besitzen, um tatsächliche verteilte Systeme<br />
ganzheitlich zu projektieren und zu programmieren.<br />
Der derzeitig beschrittene Weg aus der Sicht der<br />
industriellen Praxis ist die Nutzung verfügbarer <strong>Entwurf</strong>swerkzeuge<br />
(zum Beispiel [1]) aus der Welt der<br />
IEC61131. Neue „reine norm-basierte“ kommerzielle<br />
Werkzeuge kommen erst langsam auf den Markt [2].<br />
Schaut man sich die Funktionsblockdarstellung<br />
(FBD) der IEC614499 in ihrer codebasierten Syntax<br />
und Semantik an, wird deutlich, dass eine weitere<br />
„unbekannte“ Sprache dem Anwender vorgestellt<br />
wird. Das erwähnte kommerzielle Tool der Firma<br />
NXTcontrol GmbH aus Österreich umgeht dieses Problem,<br />
indem direkt ausführbarer Softwarecode für<br />
die verschiedenen Targets ausgegeben wird.<br />
Es kann festgestellt werden, dass der Einzug moderner<br />
<strong>Steuerung</strong>sentwurfsmethoden in die praktische<br />
industrielle Realisierung ein langwieriger<br />
und komplexer Vorgang ist, der nicht kurzfristig zu<br />
Ergebnissen führen wird. Aus Sicht der Industrie<br />
werden die bereits bekannten und bewährten Mittel<br />
und Methoden nicht sofort freizügig aufgegeben,<br />
auch wenn die neuen <strong>Entwurf</strong>smethoden methodisch<br />
und konzeptionell mehr zu bieten haben. Für<br />
die Überführung der wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />
bei der Modellierung verteilter <strong>Steuerung</strong>ssysteme<br />
in die Praxis müssen Sichten und Migrationsrichtlinien<br />
erschaffen werden, die einen möglichst<br />
problemlosen Umstieg in die Projektierung<br />
und Programmierung verteilter <strong>Steuerung</strong>ssysteme<br />
gewährleisten.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
25
Hauptbeitrag<br />
Domänenspezifisches Modell 1<br />
Domänenspezifisches Modell n<br />
Plattformunabhängiges<br />
Modellierungstool<br />
Plattformspezifische Implementierung 1<br />
Plattformspezifische Implementierung n<br />
BILD 1:<br />
Modellierung<br />
Spezifikation<br />
Laufzeit-<br />
Bibliothek<br />
Cross-<br />
Compiler<br />
Implementierung<br />
Plattformspezifische Werkzeuge<br />
Automationdevice<br />
Domainspezifisches<br />
Modell<br />
Plattformspezifische<br />
Implementierung<br />
CPU ILC 150 ETH (Phoenix<br />
Contact GmbH)<br />
SPaS-Projekt<br />
PC Works Editor/<br />
Compiler<br />
Embedded Linux Controller<br />
(Addi-Data GmbH)<br />
SPaS-Projekt<br />
Eclipse – CDT (Galileo)/<br />
MIPS-Linux Cross Compiler<br />
Tabelle 1:<br />
Projektbeispiel<br />
2. Vorgehensweise<br />
Aus der Sicht der Autoren sollte ein effektiver Weg des<br />
<strong>Steuerung</strong>ssoftwareentwurfes gefunden werden, der<br />
die Welten der IEC61131 und der IEC 61499 mit den<br />
Anforderungen der Anwender an verständliche und<br />
erkennbare Beschreibungsmittel in Einklang bringt. Die<br />
Überforderung der Anwender mit immer spezielleren<br />
und komplexeren Softwareentwurfssystemen ist kritisch<br />
zu bewerten und führt zur Nichtakzeptanz durch<br />
den Anwender. Ebenfalls darf aber nicht der Wunsch<br />
des Anwenders nach offenem, frei zugänglichem <strong>Steuerung</strong>s-Code<br />
unterschätzt werden, mit dem der Anwender<br />
glaubt, seine Abhängigkeit vom Hardware-Lieferanten<br />
zu verringern.<br />
Die sehr tief gehende Diversifikation und Komplexität<br />
der eingesetzten Hardware führt zunehmend zu<br />
Problemen bei den Herstellern, die auf direkte binäre,<br />
ausführbare Codegenerierung Wert legen. Modifizierungen<br />
der Hardwaredetails führen zu immer umfangreicheren<br />
Konfigurationsskripten und begrenzen den<br />
Einsatz des <strong>Entwurf</strong>swerkzeuges auf einige wenige<br />
Zielplattformen. Im Bild 1 wird schematisch gezeigt,<br />
dass unabhängige Modellierungswerkzeuge sich auf<br />
den methodisch korrekten <strong>Entwurf</strong> des <strong>Steuerung</strong>ssystems<br />
konzentrieren sollten.<br />
Die plattformspezifischen Implementierungsdetails<br />
werden nach Entscheidung für die konkrete Hardware<br />
entweder mit den Werkzeugen der Hersteller durchgeführt,<br />
oder aber es können die offenen Cross-Compiler<br />
der Open Source Community genutzt werden. In<br />
jedem Falle werden durch diese Vorgehensweise die<br />
Ressourcen der Hardware optimal ausgenutzt und<br />
eine korrekte <strong>Steuerung</strong>smodellierung durchgeführt.<br />
In einem konkreten Beispiel (siehe Bild 2) wurde<br />
der <strong>Entwurf</strong> eines verteilten <strong>Steuerung</strong>ssystems,<br />
bestehend aus einer Phoenix-Contact-<strong>Steuerung</strong><br />
(ILC 350 PN) und einem eingebetteten System der Firma<br />
Addi-Data GmbH durchgeführt. Die Spezifikation<br />
der Domänenmodelle (Devices) Phoenix-Contact-<strong>Steuerung</strong><br />
und des Addi-Data-Controller (Linux-basiertes<br />
Echtzeitsystem) erfolgte mit dem <strong>Entwurf</strong>swerkzeug<br />
SPaS [5],[6], die Implementierung mit den Werkzeugen<br />
Eclipse (CDT) als Cross Compiler und PC-Worx der<br />
Firma Phoenix Contact.<br />
Der Schwerpunkt des <strong>Steuerung</strong>sentwurfes mit SPaS<br />
liegt auf der Erzeugung korrekter Softwareprogramme<br />
in verschiedenen Sprachdialekten, die mit geeigneten<br />
Compilern auf den Zielplattformen zu lauffähigen Applikationen<br />
übersetzt werden können. Die Projektierung<br />
des Systemverhaltens lässt sich ohne Mühe auch<br />
zum Beispiel mit IEC61499-Editoren wie dem Funktionsblock-Editor<br />
von Holoblock [4] darstellen. Der Execution<br />
Control Chart (ECC) wird dabei mit dem Zustandsautomaten<br />
(Prozessablaufplan) des Funktionsbausteins<br />
verschmolzen. Die Ausgabesprachen von<br />
26<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
Listing 1: XML-Exportdatei<br />
BILD 2: Projektaufbau – <strong>Entwurf</strong> eines<br />
verteilten <strong>Steuerung</strong>ssystems<br />
SPaS sind C, C++, ST und IL. Eine Ausgabe in Java wäre<br />
prinzipiell auch möglich, wurde aber aufgrund des<br />
dann notwendigen Java-fähigen Echtzeitbetriebssystems<br />
noch nicht implementiert. Untersuchungen in<br />
dieser Richtung sind in [7] beschrieben.<br />
Im Gegensatz zu den Projekten [8] der Profactor GmbH<br />
und der TU Wien wird der erzeugte <strong>Steuerung</strong>scode als<br />
externes Eclipse CDT-Projekt (siehe Bild 3) generiert, indem<br />
beispielsweise die Treiber für das analoge I/O-Interface<br />
durch generische Templates mit den konkreten Hardware-Bibliotheken<br />
ergänzt werden. Das Teil-<strong>Steuerung</strong>sprojekt<br />
für die CPU ILC 350 PN der Firma Phoenix Contact<br />
wurde als portables XML File nach den Richtlinien der<br />
PLCopen (TC6 XML) und den Extensions (XSD) der Firma<br />
Phoenix Contact erstellt (siehe Listing 1). Für den Anwender<br />
erfolgt dieser Vorgang völlig transparent. Die Software-SPS<br />
wird durch automatisch generierten Code aus<br />
dem <strong>Entwurf</strong>swerkzeug heraus erstellt. Mithilfe des grafischen<br />
Editors des Systems werden die Prozessablaufpläne<br />
aufgebaut, die syntaktisch einem Funktionsbaustein<br />
entsprechen. Nach Wahl der Zielsprache im Teilprojekt<br />
werden die erforderlichen Output-Files, in dem Falle als<br />
Eclipse CDT-C-Quellen oder eben als ST-Quellen im<br />
PLCopen XML-Projektfile erstellt. Für die Inbetriebnahme<br />
der <strong>Steuerung</strong> ist eine Onlinedarstellung des Graphen<br />
möglich (siehe rot markierte aktive Prozesssituation in<br />
Bild 4), sodass zur Laufzeit der <strong>Steuerung</strong> der aktuelle<br />
Automatenzustand grafisch hervorgehoben werden kann.<br />
In Änderung der Normimplementierung des ECC<br />
(Execution Control Chart) wird im beschriebenen <strong>Entwurf</strong>sansatz<br />
prinzipiell ein Zustandsautomat (Prozessablaufplan)<br />
erzeugt, dessen <strong>Steuerung</strong> von außen<br />
sowohl über den Event Flow also auch den Data Flow<br />
erfolgt. Jedes einzelne Device (Microcontroller Addi-<br />
Data, Phoenix-<strong>Steuerung</strong>) verarbeitet seine ablaufenden<br />
Programme sequenziell und verfügt über eigene<br />
Mechanismen zur Initialisierung. Dieser Ansatz gewährleistet<br />
ein hohes Maß an Übereinstimmung mit<br />
der klassischen Programmverarbeitung von <strong>Steuerung</strong>ssystemen.<br />
Die Kommunikation zwischen den Funktionsbausteininstanzen<br />
innerhalb eines Controllers oder auch<br />
über das Netz wird durch die Wirkung der gekoppelten<br />
Zustandsmaschinen erreicht. Dieser Weg der <strong>Steuerung</strong>sprogrammausführung<br />
wird oft von den Vertretern<br />
einer ereignisorientierten, objektorientierten Programmausführung<br />
missverstanden. Durch die Realisierung<br />
verschiedener Tasks und die Ausführung gekoppelter<br />
Zustandsmaschinen in Form von<br />
Funktionsbausteininstanzen wird das gleiche Verhalten<br />
wie in ereignisorientierten Systemen erreicht. Es<br />
sollte nur darauf geachtet werden, dass eine strikte<br />
objektorientierte Behandlung des <strong>Steuerung</strong>sprojektes<br />
erfolgt. Der oft geführte Vorwurf, dass IEC61131-Projekte<br />
nur über globale Variable kommunizieren, entspricht<br />
nicht den Möglichkeiten sauberer objektorien-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
27
Hauptbeitrag<br />
tierter Programmierung, sondern rührt oft daher, dass<br />
namhafte industrielle Hersteller leider diesen Weg der<br />
Programmerstellung gehen.<br />
3. Methodik – Modellgestützter <strong>Entwurf</strong><br />
BILD 3: CDT-Projekt Fahrstuhl<br />
BILD 4: PRAP im Eclipse-Plugin-Editor<br />
BILD 5: PRAP<br />
– Ecore Modell<br />
Der vorhergehende Abschnitt hat die Vorgehensweise des<br />
domänenspezifischen <strong>Entwurf</strong>es (Zustandsautomat), die<br />
Nutzung plattformunabhängiger Modellierungstools<br />
(Eclipse, SPaS) und die daraus resultierenden plattformspezifischen<br />
Implementierungen gezeigt.<br />
Die Einbindung der IEC 61499 erfolgt dadurch, dass<br />
der Event Flow zur Ablaufsteuerung des Funktionsbausteines<br />
in Form von Koppelvariablen erfolgt.<br />
Der Austausch von <strong>Steuerung</strong>sprogrammen via XML-<br />
Spezifikation stellt einen ersten Ansatz zur Portierbarkeit<br />
von <strong>Steuerung</strong>sprogrammen dar, die durch unterschiedliche<br />
und hardwareunabhängige Modellierung generiert<br />
wurden. Die Verifikation des generierten Softwarecodes,<br />
der Abgleich zu den projektierten IO-Signalen und vieles<br />
mehr wird durch diese Methode nicht unterstützt. Der<br />
Grund hierfür liegt darin, dass der <strong>Steuerung</strong>scode als<br />
ungeparster CDATA-Abschnitt im XML-Projektfile enthalten<br />
ist. Nach Ansicht der PLCopen sind die Hersteller<br />
für die Korrektheit des Softwarecodes verantwortlich.<br />
Java basierte grafische <strong>Entwurf</strong>swerkzeuge werden sehr<br />
häufig mit dem Graphical Modeling Framework GMF [3]<br />
entworfen. Dieses Framework verzeichnet eine starke Dynamik<br />
in der Entwicklung offener grafischer <strong>Entwurf</strong>ssysteme<br />
und ist eng an das Graphical Editor Framework GEF<br />
gebunden. Dieses Eclipse Modeling Framework EMF bietet<br />
die geeignete Basis für die Entwicklung XML-basierter grafischer<br />
<strong>Steuerung</strong>ssysteme. Durch das geschickte Nutzen<br />
der implementierten Techniken, wie der Object Constraint<br />
Language OCL, wird es möglich, das <strong>Steuerung</strong>sverhalten<br />
eher zu projektieren als zu programmieren. Für die Nutzung<br />
dieser Techniken in der <strong>Steuerung</strong>swelt sind vor allem<br />
die Transformationstechniken wie das schon genannte<br />
GMF, die Model-to-Model-Transformation M2M und die<br />
Query/View-/Transformation QVT von Interesse. Im Projekt<br />
fDIAC09 [6] wird dieser <strong>Entwurf</strong>sansatz für die Programmierung<br />
des IEC61499 Editors ebenso verwendet, wie<br />
auch schon von verschiedenen Autoren die Nutzung des<br />
Model-View-Controller-Ansatzes in der Automatisierungstechnik<br />
aufgezeigt wurde. Der im Bild 5 gezeigte PRAP-<br />
Editor ist mit dem genannten GMF entworfen worden.<br />
Selbstverständlich kommen für den Java-basierten Editor<br />
die nativen XML-Möglichkeiten voll zur Geltung und bieten<br />
die beste Unterstützung für den oben genannten XML-<br />
Datenaustausch. Ziel der weiteren Arbeiten ist es, das SPaS-<br />
Tool (derzeit nur als Delphiprogramm auf Windows verfügbar<br />
[5]) als vollständige Rich Client Plattform (RCP) zu<br />
entwerfen beziehungsweise die Teile wie PRAP-Editor,<br />
PRAP-Compiler und so weiter als Eclipse-Plugins der Open<br />
Source Community zur Verfügung zu stellen.<br />
4. Zusammenfassung<br />
Im Beitrag wird der <strong>Entwurf</strong> verteilter dezentraler Systeme<br />
am Beispiel des Softwareprojektierungswerkzeuges<br />
28<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
SPaS vorgestellt. Dieser <strong>Entwurf</strong>sprozess erlaubt den automatischen<br />
<strong>Entwurf</strong> von <strong>Steuerung</strong>ssystemen in den<br />
ausgewählten Zielsprachen C, C++ aus der PC-Welt und<br />
Instruction List sowie Structured Text aus der Welt der<br />
Industriesteuerungen (IEC 61131-3). Ausgehend von der<br />
zugrunde liegenden Modellphilosophie wird es durch<br />
eine klare, arbeitsteilige Trennung des Systementwurfes<br />
(Prozessablaufnetz, Prozesszerlegungsgraph Prozessablaufplan)<br />
vom Realisierungsentwurf (Variablenlisten,<br />
Erstellung der Anweisungsliste oder der Hochsprachen<br />
C++ / C) möglich, den technologischen Prozess steuerungstechnisch<br />
zu beschreiben, ohne im Rahmen des<br />
Systementwurfes die Soft- und Hardwaredetails näher zu<br />
bestimmen. Der automatisch generierte <strong>Steuerung</strong>scode<br />
kann problemlos in das Softwareprojekt eines Controllers<br />
oder PCs eingebunden werden.<br />
Der Einsatzbereich des <strong>Entwurf</strong>swerkzeuges ist sehr<br />
weit angelegt. Insbesondere eignet es sich für Aufgaben,<br />
bei denen erst relativ spät die notwendige Hardware festgelegt<br />
werden soll, die <strong>Steuerung</strong>sprogrammierung aber<br />
softwareseitig (zum Beispiel für Tests) schon frühzeitig<br />
fertiggestellt werden muss.<br />
Als Ausblick der weiteren Arbeiten am Institut für<br />
Prozess Automation und Eingebettete Systeme der<br />
HTWK Leipzig sollen die Untersuchungen zur Echtzeitfähigkeit<br />
durch native Nutzung des 2.6.xx Linux<br />
Kernel und die Sprachgenerierung von Java zur Erstellung<br />
eines echtzeitfähigen JAMAICA Sourcecode genannt<br />
werden.<br />
Manuskripteingang<br />
22.02.2010<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Referenzen<br />
Autoren<br />
[1] CoDeSys the standard in iec 61131-3 controller and<br />
PLC programming. http://www.3s-software.com/,<br />
2009<br />
[2] nxt - Control. http://www.nxtcontrol.com/, 2009<br />
[3] Richard C. Gronback. Eclipse Modeling Project, a<br />
domain-specific Language (DSL) Toolkit. Pearson<br />
Education, Inc., 2009<br />
[4] Inc. HOLOBLOC. FBDK - The Function Block Development<br />
Kit. http://www.holobloc.com/doc/fbdk/index.htm<br />
[5] J.Alder and A. Pretschner. Prozess-<strong>Steuerung</strong>en<br />
(Process Control Systems a practical Guide).<br />
Springer-Verlag Berlin Heidelberg, ISBN 978-3-540-<br />
71083-7, 2007<br />
[6] A. Pretschner, J. Alder, and Ch. Meissner. Ein Beitrag<br />
zum <strong>Entwurf</strong> verteilter <strong>eingebetteter</strong> <strong>Steuerung</strong>ssysteme.<br />
In <strong>Entwurf</strong> komplexer Automatisierungssysteme<br />
EKA 2008, volume ISBN 978-3-940961-01-3, pages<br />
149–162, 2008<br />
[7] A. Pretschner, M. Schütz, and Th. Neumuth. Echtzeitfähige<br />
Identifikation von Operationsinstrumenten mit<br />
Hilfe von Java auf eingebetteten Systemen. In<br />
Design & Electronic, editor, Embedded goes Medical<br />
2009, number ISBN 978-3-7723-5519-6, 2009<br />
[8] Thomas Strasser and Alois Zoitl. Framework for<br />
Distributed Industrial Automation and control.<br />
Technical report, Vienna University of Technology,<br />
PROFACTOR GmbH, 2009<br />
[9] Kleanthis C. ThramBoulidis. Using UML in Control and<br />
Automation: A Model Driven Approach. In 2nd IEEE<br />
Conference on Industrial Informatics INDIN’04, 2004<br />
[10] Valeriy Vyatkin. IEC 61499 Function Blocks for<br />
Embedded and Distributed Control Systems Design.<br />
ISBN 978-0-9792343-0-9. ISA - Instrumentation,<br />
Systems and Automation Society, 2007.[1] Nagl, M.,<br />
Marquardt, W., eds.: Collaborative and Distributed<br />
Chemical Engineering: From Understanding to<br />
Substantial Design Process Support. Springer,<br />
Berlin 2008<br />
HTWK Leipzig,<br />
Wächterstr. 13, D-04107 Leipzig,<br />
Tel. +49 (0) 3076 11 35,<br />
E-Mail: andreas@pretschner.com<br />
HTWK Leipzig,<br />
Wächterstr. 13, D-04107 Leipzig,<br />
Tel. +49 (0) 3076 11 83,<br />
E-Mail: ealder@mail.htwk-leipzig.de<br />
Prof. Dr.-Ing. Andreas<br />
Pretschner (geb. 1959) ist<br />
Leiter des Institutes für<br />
Prozess Automation und<br />
Eingebettete Systeme der<br />
HTWK Leipzig. Hauptarbeitsgebiete<br />
sind: <strong>Steuerung</strong>sentwurf,<br />
Codegeneratoren,<br />
verteilte Systeme,<br />
Prozessinformatik.<br />
Dr.-Ing. Jochen Alder<br />
(geb. 1930) ist wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am<br />
Institut für Prozess Automation<br />
und Eingebettete<br />
Systeme der HTWK Leipzig.<br />
Hauptarbeitsgebiete sind:<br />
<strong>Steuerung</strong>sentwurf und<br />
Projektierung von <strong>Steuerung</strong>ssystemen.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
29
hauptbeitrag<br />
Maschinensicherheit<br />
und Zuverlässigkeit<br />
nach ISO 13849<br />
Korrekte Ermittlung und Anwendung der Kennwerte<br />
Mit der europäischen Maschinenrichtlinie 2006/42/EG und der Norm ISO 13849 begann<br />
eine neue Ära in der Gestaltung von Maschinen, in der die Sicherheit der <strong>Steuerung</strong> gemäß<br />
ihrer Zuverlässigkeit bezüglich der Ausführung der Sicherheitsfunktion beurteilt wird.<br />
Um die Sicherheit einer Maschine nachzuweisen, benötigt der Konstrukteur jetzt verschiedene<br />
Kennwerte, zum Beispiel MTTF d oder B 10d . Aber was genau bedeuten diese<br />
Kennwerte? Wie werden diese für die unterschiedlichen <strong>Steuerung</strong>stechnologien ermittelt?<br />
Der Beitrag erläutert die wesentlichen Methoden zur Ermittlung der Zuverlässigkeitskennwerte<br />
für die funktionale Sicherheit.<br />
SCHLAGWÖRTER Maschinensteuerung / Funktionale Sicherheit / ISO 13849 /<br />
Methoden zur Ermittlung der Zuverlässigkeit<br />
Machine Safety and Reliability According to ISO 13849 –<br />
Correct Determination and Application of the Parameters<br />
With the European Machinery Directive 2006/42/EC and the standard ISO 13849, a new era<br />
in the design of machines began, in which the safety of the control system is evaluated<br />
according to its reliability. In order to prove the safety of a machine, the designer needs now<br />
different parameters, e.g. MTTF d or B 10d . But what do these parameters exactly mean? How<br />
can these parameters be determined for different control technologies? This article explains<br />
the main methods for determination of the reliability parameters for functional safety.<br />
KEYWORDS Machine Control Systems / Functional Safety / ISO 13849 /<br />
Methods for Reliability<br />
30<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
Alexandre Orth, Bosch Rexroth AG<br />
Zuverlässigkeit ist gemäß der Laprie-Systematik<br />
[10] ein Aspekt des Themenkomplexes Verlässlichkeit.<br />
Unter Verlässlichkeit (Dependability)<br />
versteht man die Vertrauenswürdigkeit eines<br />
Systems, die man gerechtfertigterweise in seine<br />
Dienste setzen kann. Diese umfasst neben der Zuverlässigkeit<br />
(Reliability) noch die Aspekte Verfügbarkeit (Availability),<br />
Sicherheit (Safety) sowie Vertraulichkeit (Security)<br />
und Integrität (Integrity). Eine weitere verbreitete<br />
Abkürzung für diese Thematik ist RAMS (Reliability,<br />
Availability, Maintainability und Safety) oder nur R&M.<br />
Obwohl die Zuverlässigkeit oft mit statistischen Kennwerten<br />
verwechselt wird, ist sie eine systematisch zu<br />
gestaltende Produkteigenschaft gemäß der Definition<br />
nach EN 13306 [1]: „Fähigkeit einer Einheit, eine geforderte<br />
Funktion (mit festgelegten Grenzwerten) unter gegebenen<br />
Bedingungen (Belastungen) für ein gegebenes<br />
Zeitintervall (Gebrauchsdauer) zu erfüllen. Der Begriff<br />
‚Zuverlässigkeit’ wird auch als Messgröße für den Grad<br />
der Zuverlässigkeit verwendet und kann auch als Wahrscheinlichkeit<br />
(etwa Anzahl von Ausfällen während der<br />
Gebrauchsdauer) definiert werden.“<br />
1. Grundlagen<br />
1.1 Badewannenkurve<br />
Die Badewannenkurve (Bild 1) beschreibt das typische<br />
Ausfallverhalten eines Produktes während seiner Gebrauchsdauer,<br />
weshalb diese als grundlegendes Modell<br />
der Zuverlässigkeit angewendet wird.<br />
Die erste Phase der Kurve zeigt die Frühausfälle. Das<br />
heißt, wenn ein Produkt zum Beispiel falsch montiert<br />
wurde, dann wird es von Anfang an entweder gar nicht<br />
funktionieren oder nach kurzer Zeit ausfallen. Um Frühausfälle<br />
zu vermeiden, dient ein hochwertiges Qualitätsmanagementsystem<br />
als Grundvoraussetzung für die<br />
Zuverlässigkeit. Von Produkten, die in den ersten Arbeitsstunden<br />
fehlerfrei funktionieren, erwartet man,<br />
dass diese für eine gewisse Zeit stabil bleiben. Im Modell<br />
wird dies durch die Phase der Zufallsausfälle beschrieben,<br />
in der die Ausfallrate der Produkte während der<br />
vorgesehenen Gebrauchsdauer konstant bleibt. Am Ende<br />
der Gebrauchsdauer machen sich Alterungsmechanismen<br />
bemerkbar und die Ausfallrate der Produkte steigt<br />
exponentiell, im Modell als Phase der Verschleißausfälle<br />
bezeichnet. Das Modell der Badewannenkurve ist allgemeingültig,<br />
jedoch nicht jedes Produkt durchläuft jede<br />
Phase. Einige Produkte gehen direkt von der Frühausfallphase<br />
zu einer leicht steigenden Phase der Verschleißausfälle<br />
(beispielsweise Autoreifen). Deshalb kann eine<br />
pauschale Betrachtung der Zuverlässigkeit aller Produkte<br />
mit konstanter Ausfallrate erhebliche Abweichungen<br />
zwischen Theorie und Praxis verursachen.<br />
1.2 Kennwerte der Zuverlässigkeit<br />
Der bekannteste Kennwert der Zuverlässigkeit ist der<br />
MTTF, oder Mean Time to Failure. Dieser beschreibt die<br />
mittlere Zeit bis zum Ausfall eines Produkts (Bild 2).<br />
Wenn man zum Beispiel 1000 Einheiten eines Produkts<br />
bis zum Ausfall anwenden würde, müsste man die Ausfallzeit<br />
jeder Einheit kennen, um daraus den Mittelwert<br />
(MTTF) exakt berechnen zu können. Bei konstanter Ausfallrate<br />
(der mittlere Teil der Badewannenkurve) entspricht<br />
der MTTF-Wert der Zeit, in der erwartet wird,<br />
dass etwa 63 % 1 der Einheiten ausgefallen sind. MTTF<br />
entspricht einem statistischen Erwartungswert und<br />
nicht einer „garantiert ausfallfreien Zeit“. Das bedeutet,<br />
dass ein Ausfall zu jeder Zeit mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit<br />
möglich ist, weshalb die Sicherheitsmethoden<br />
ab einem definierten Risikoniveau redundante<br />
Systeme vorschreiben.<br />
Die Ausfallrate (λ) beschreibt den Anteil von ausgefallenen<br />
Einheiten der gelieferten Einheiten nach einer betrachteten<br />
Zeit. Der MTTF steht somit im umgekehrten<br />
Verhältnis zur Ausfallrate. Manche Hersteller verwenden<br />
den MTTF in Jahren oder Betriebsstunden als Kennzahl<br />
der Zuverlässigkeit, andere bevorzugen die Ausfallrate<br />
als Anzahl von Ausfällen pro Betriebsstunden.<br />
1<br />
MTTF = 63% aufgrund der Exponentiell-Verteilung (Konstante Ausfallrate) <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011 31
Hauptbeitrag<br />
2. Statistisch basierte Sicherheitstechnik<br />
bei konstanter Ausfallrate<br />
Wenn beispielsweise innerhalb von einem Jahr mit<br />
4000 Betriebsstunden 7 von 500 Bauelementen ausfallen,<br />
so ist MTTF = 71 Jahre oder die Ausfallrate λ<br />
= 3500 FIT. FIT (Failures In Time) ist eine typische<br />
Maßeinheit zur Angabe von Ausfallraten elektronischer<br />
Bauteile (1 FIT = 1x10 -9 /h). Eine weitere Maßeinheit<br />
ist die FPMH (Failures per Million Hours),<br />
in der die Ausfallrate als die Anzahl von Ausfällen<br />
pro eine Million Betriebsstunden beschrieben wird<br />
(1 FPMH = 1x10 -6 /h)<br />
Bei reparierbaren Produkten kann man neben der Zeit<br />
bis zum ersten Ausfall (MTTF) auch die mittlere Zeit<br />
zwischen mehreren Ausfällen berechnen, die Mean<br />
Time Between Failures (MTBF, (Bild 2)).<br />
Ein wichtiger Kennwert für die Instandsetzung ist<br />
die Mean Time to Repair (MTTR); er erlaubt zusammen<br />
mit der MTBF eine Aussage über die Verfügbarkeit<br />
(Availability, (Bild 2) einer Anlage. Ein weit verbreiteter<br />
Kennwert der Zuverlässigkeit ist der B 10 . Dieser beschreibt<br />
die Zeit (zum Beispiel in Anzahl von Zyklen<br />
oder Betriebsstunden), für die man erwartet, dass maximal<br />
10 % aller Einheiten ausgefallen sind. In der Fluidtechnik<br />
wurde B 10 so definiert: ein statistischer Erwartungswert<br />
der Anzahl von Zyklen, bei dem 10 % der<br />
Bauteile die festgelegten Grenzwerte (Schaltzeit, Leckage,<br />
Schaltdruck, …) unter definierten Bedingungen<br />
überschritten haben [15].<br />
Elektronische Systeme weisen häufig ein stochastisches<br />
Ausfallverhalten auf. Durch den zunehmenden Einsatz von<br />
komplexen elektronischen Systemen mussten neue Ansätze<br />
angewendet werden, um die Sicherheit der Maschinen unter<br />
Berücksichtigung dieses Verhalten zu gewährleisten.<br />
2.1 Zustandsgraphen<br />
Grundlage der statistisch basierten Methoden für die Sicherheitstechnik<br />
ist eine Modellierung der Zustände jeder<br />
Komponente eines Systems (Bild 3). Am Anfang geht das<br />
Modell davon aus, dass die Komponente fehlerfrei ist.<br />
Ausfälle der Komponenten, die die Sicherheit der Maschinen<br />
nicht gefährden, werden als sichere Ausfälle betrachtet.<br />
Die Maschine wird dann nach Instandsetzung wieder<br />
in Betrieb genommen. Die zweite Sorte von Ausfällen sind<br />
die gefahrbringenden Ausfälle, bei denen die Maschinensicherheit<br />
verschlechtert wird. Einen Teil der gefahrbringenden<br />
Ausfälle kann man erkennen und so das System<br />
in einen sicheren Zustand bringen. Voraussetzung dafür<br />
ist ein geeignetes Überwachungssystem mit einer hohen<br />
Test-Rate (Frequenz). Kritische Ausfälle sind gefahrbringende<br />
Ausfälle, die das System nicht erkennen kann. In<br />
solchen Fällen würde die Maschine weiterlaufen, ohne<br />
das erhöhte Unfallrisiko zu berücksichtigen.<br />
Ein Beispiel zur Erläuterung dieser Prinzipien: Bei einem<br />
typischen Druckbegrenzungsventil würde ein Riss<br />
im Gehäuse das Ventil zu einem sicheren Ausfall bringen<br />
(Druck wird abgebaut). Die Maschine würde dadurch<br />
nicht mehr funktionieren, aber die Sicherheit wäre noch<br />
beibehalten. Wenn aber das Ventil klemmt, dann könnte<br />
der Druck im System über den zulässigen Bereich steigen<br />
und die Sicherheit wäre nicht mehr gegeben. Dies wäre<br />
dann ein gefahrbringender Ausfall, den man durch eine<br />
Überwachung des Drucks im System beherrschen muss.<br />
glossar<br />
PL (Performance Level):<br />
Diskreter Level, der die Fähigkeit von<br />
sicherheitsbezogenen Teilen einer <strong>Steuerung</strong><br />
spezifiziert, eine Sicherheitsfunktion unter<br />
vorhersehbaren Bedingungen auszuführen<br />
PLr (Required Performance Level): Erforderlicher<br />
Performance Level<br />
SIL (Safety Integrity Level):<br />
Sicherheits-Integritätslevel (geeignet nur für<br />
elektronische <strong>Steuerung</strong>en, siehe PL und IEC<br />
62061)<br />
MTTF (Mean Time To Failure):<br />
Statistischer Erwartungswert der mittleren<br />
Zeit bis zum Ausfall<br />
MTTFd (Mean Time To dangerous Failure):<br />
Statistischer Erwartungswert der mittleren<br />
Zeit bis zum gefahrbringenden Ausfall<br />
MTTR (Mean Time to Repair/Recovery):<br />
mittlere Dauer bis zur Wiederherstellung<br />
MTBF (Mean operating Time<br />
Between Failures):<br />
mittlere Betriebsdauer zwischen Ausfällen<br />
FIT (Failure In Time):<br />
Maßeinheit zur Angabe von Ausfall raten<br />
elektronischer Bauteile (1 FIT=1x10-9/h)<br />
FPMH (Failures per Million Hours):<br />
Maßeinheit zur Angabe von Ausfallraten als die<br />
Anzahl von Ausfällen pro eine Million<br />
Betriebsstunden<br />
PFHd (Probability of dangerous Failure per<br />
Hour):<br />
Wahrscheinlichkeit eines gefahrbringenden Ausfalls<br />
pro Stunde (Bezugswert für PL und SIL)<br />
B 10 : Statistischer Erwartungswert der Anzahl<br />
von Zyklen, bei dem 10 % der Bauteile die<br />
festgelegten Grenzwerte (wie Schaltzeit,<br />
Leckage, Schaltdruck) unter definierten Bedingungen<br />
überschritten haben<br />
B 10d : Erwartete Anzahl von Zyklen, bei der 10 %<br />
der Bauteile gefahrbringend ausgefallen sind<br />
T 10d : Erwartungswert der mittleren Zeit, bis<br />
10 % der Komponenten gefahrbringend<br />
ausgefallen sind (maximale Gebrauchsdauer<br />
eines Bauteils)<br />
T M (Mission Time):<br />
Gebrauchsdauer<br />
DC (Diagnostic Coverage):<br />
Diagnosedeckungsgrad<br />
CCF (Common Cause Failure):<br />
Ausfall infolge gemeinsamer Ursache<br />
SRP/CS (Safety-Related Parts<br />
of a Control System):<br />
Sicherheitsbezogenes Teil einer <strong>Steuerung</strong><br />
Gefahrbringender Ausfall:<br />
Ausfall, der das Potenzial hat, das SRP/CS in<br />
einen gefährlichen Zustand oder eine<br />
Fehlfunktion zu bringen<br />
32<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
2.2 Kennwerte<br />
Nach diesen Prinzipien betrachten die Normen zur funktionalen<br />
Sicherheit (zum Beispiel ISO 13849) nur die Ausfallrate<br />
von gefahrbringenden Ausfällen, die MTTF d<br />
(Mean Time To dangerous Failure). Der Anteil der gefahrbringenden<br />
Ausfälle, die das System erkennen kann, wird<br />
als Diagnosedeckungsgrad (DC) beschrieben. Grundlage<br />
für eine genauere Ermittlung dieser beiden Kenngrößen<br />
ist eine systematische Analyse aller Fehlermöglichkeiten<br />
(beispielsweise anhand der Methoden FMEA: Failure<br />
mode and effects analysis oder FTA: Fault tree analysis).<br />
Für Komponenten ohne eine detaillierte Fehleranalyse<br />
arbeitet die ISO 13849 mit der Annahme, dass 50 % der<br />
Ausfälle gefahrbringend sind, das heißt:<br />
Kinderkrankheit<br />
(Frühausfälle)<br />
Ausfälle (Ausfallrate)<br />
durch Testen zu<br />
vernachlässigen<br />
Gebrauchsdauer<br />
(Zufallsausfälle)<br />
konstante<br />
Ausfallrate<br />
Altersschwäche<br />
(Verschleißausfälle)<br />
Zeit<br />
exponentieller<br />
Anstieg<br />
BILD 1:<br />
Modell der<br />
Zuverlässigkeit<br />
– die Badewannenkurve<br />
nach ISO 13849-1<br />
Auch für die DC gibt es ähnliche pauschale Betrachtungen<br />
(siehe ISO 13849-1).<br />
In den Zuverlässigkeitsmodellen R(t) bedeuten MTTF<br />
und B 10 aber nur zwei Punkte der gleichen Kurve bei<br />
unterschiedlichem Zeitpunkt t. Wenn man diese Zuverlässigkeitsmodelle<br />
(zum Beispiel Parameter einer Weibull-Verteilung)<br />
kennt, kann man diese Kennwerte einfach<br />
umrechnen. Die ISO 13849 bietet eine vereinfachte<br />
Umrechungsmethode (unter der Prämisse einer konstanten<br />
Ausfallrate) von B 10 -Werten in MTTF d (Bild 4). Hier<br />
braucht der Anwender neben dem B 10 -Wert auch die<br />
durchschnittliche Schalthäufigkeit pro Jahr (n OP ) der<br />
Komponente.<br />
Mit dieser Berechnung wird nicht nur MTTF d ermittelt,<br />
sondern auch T 10d .<br />
T 10d entspricht der Zeit, bis zu der 10 % der Komponenten<br />
gefahrbringend ausgefallen sind; von der ISO 13849 wird<br />
das als die maximale Gebrauchsdauer einer Komponente<br />
betrachtet. Die ISO 13849 geht von einer Gebrauchsdauer<br />
der Maschine (T M ) von 20 Jahren aus. Komponenten, die<br />
einen T 10d -Wert kleiner als T M = 20 Jahren haben, müssen<br />
innerhalb des T 10d -Zeitintervalls ausgetauscht werden.<br />
Mit dem statistischen Modell jeder Komponente (MTTF d ,<br />
DC) wird die Wahrscheinlichkeit eines gefahrbringenden<br />
Ausfalls pro Betriebsstunde (PFH d : Probability of<br />
dangerous Failure per Hour) für jede Sicherheitsfunktion<br />
ermittelt. Man kann mittels Zuverlässigkeitsblockdiagramm<br />
oder Mithilfe des Markov-Modells für jede beliebige<br />
Systemstruktur den PFH d berechnen. Mit der Vorgabe<br />
von bestimmten Architekturen (Kategorien von<br />
<strong>Steuerung</strong>en) gibt ISO 13849 eine vereinfachte Methode<br />
zur Ermittlung des PFH d -Wertes vor.<br />
2.3 Risikobeurteilung, Sicherheitsfunktion,<br />
Performance Level (PL)<br />
Gemäß der Maschinenrichtlinie muss für jede Maschine<br />
eine Risikobeurteilung (ISO 14121/12100) durchgeführt<br />
werden. Wurden relevante Risiken erkannt, sind Maßnahmen<br />
zur Risikominderung zu ergreifen. Dafür gilt<br />
die Reihenfolge: 1. Eigensichere Konstruktion, 2. Schutzeinrichtungen<br />
und 3. Benutzerinformationen. Hängt eine<br />
Maßnahme von einer <strong>Steuerung</strong> ab, so führt diese <strong>Steuerung</strong><br />
eine Sicherheitsfunktion aus, die nach ISO 13849<br />
ausgelegt werden soll. Diese Norm betrachtet die Gestaltung<br />
und Integration sicherheitsbezogener Teile einer<br />
(C OK<br />
)<br />
MTTF<br />
λ u<br />
OK<br />
λ s<br />
λ d,u<br />
MTBF<br />
λ d,d<br />
safe<br />
Failure<br />
(C SAFE<br />
)<br />
MTTF<br />
u. d.<br />
Failure<br />
d. d.<br />
Failure<br />
1<br />
1 λd<br />
, d<br />
λd<br />
, d<br />
λ = λ<br />
λ<br />
d<br />
=<br />
d<br />
+ λs<br />
=<br />
DC = =<br />
MTTF MTTF d λd<br />
λd<br />
, d<br />
+ λd<br />
, u<br />
λ : Ausfallrate<br />
DC: Diagnosedeckungsgrad/Anteil der gefahrbringenden Fehler,<br />
die entdeckt werden können<br />
Zustände<br />
W Fehlerfrei: COK<br />
W Sicherer Ausfall: CSAFE<br />
<strong>Steuerung</strong> ist fehlerhaft aber in sicherer Stellung (keine Gefahr!)<br />
W Erkennbarer gefährlicher Ausfall: CDD<br />
W Unerkennbarer gefährlicher Ausfall: CDU<br />
Ereignisse<br />
λs Komponente ist ungefährlich ausgefallen<br />
λu Komponente wurde ausgetauscht<br />
λd,d Komponente ist gefährlich ausgefallen und gefährlicher Ausfall<br />
ist erkennbar<br />
λt: Test-Rate (DC: Ausfall ist erkannt)<br />
λd,u Komponente ist gefährlich ausgefallen und gefährlicher Ausfall<br />
ist nicht erkennbar<br />
λ t<br />
MTBF<br />
MTTF+MTTR<br />
Start Ausfall Neustart Ausfall Zeit<br />
MTTR<br />
Availability (A) =<br />
R&M Parameter<br />
MTTF Mean Time To Failure (ca. 63 %)<br />
MTBF Mean Time Between Failures<br />
MTTR Mean Time To Repair<br />
B 10 Anzahl von Zyklen (oder Betriebsstunden),<br />
bei der 10 % der Bauteile ausgefallen sind.<br />
Hinweis: Diese R&M Parameter sind jeweils Mittelwerte aus<br />
mehreren solcher Zeitintervalle! Sie sind statistische Erwartungswerte<br />
und somit „keine garantiert ausfallfreien Zeiten“!<br />
(C DU<br />
)<br />
(C DD<br />
)<br />
BILD 2:<br />
Kenngrößen bei<br />
instandsetzbaren<br />
Einheiten<br />
(Maschinenverfügbarkeit)<br />
BILD 3:<br />
Zustände einer<br />
Komponente<br />
der <strong>Steuerung</strong><br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
33
Hauptbeitrag<br />
<strong>Steuerung</strong> (SRP/CS = Safety Related Parts of a Control<br />
System), in Abgrenzung zur IEC 62061 unabhängig von<br />
der verwendeten Technologie.<br />
Für jede identifizierte Sicherheitsfunktion wird die<br />
sicherheitstechnische Anforderung festgelegt, die<br />
durch den erforderlichen Performance Level (PL r<br />
) beschrieben<br />
wird: auf einer Skala von „a“ (zur Minderung<br />
eines geringen Risikos) bis „e“ (zur Minderung eines<br />
hohen Risikos).<br />
Der erreichte Performance Level (PL) ist der Kennwert<br />
für die sicherheitstechnische Auslegung und Beurteilung<br />
von <strong>Steuerung</strong>en nach ISO 13849. Er beschreibt den<br />
Beitrag der Risikominderung durch das <strong>Steuerung</strong>ssystem<br />
und wird durch die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit<br />
eines gefährlichen Ausfalls je Stunde (PFH d )<br />
abgebildet. IEC 62061 verwendet anstelle von PL den<br />
Safety Integrity Level (SIL), der ebenfalls vom PFH d -Wert<br />
direkt abhängt. Somit wird die Sicherheit der <strong>Steuerung</strong><br />
aufgrund ihrer Ausfallwahrscheinlichkeit bewertet.<br />
3. Anwendbarkeit einer Komponente für die<br />
funktionale Sicherheit<br />
Um die Eignung einer Komponente für eine Sicherheitsfunktion<br />
sicherzustellen und die sicherheitstechnischen<br />
Kennwerte (MTTF d ) zu ermitteln, sieht die ISO 13849 folgende<br />
Vorgehensweise vor (siehe Bild 5):<br />
1 | Voraussetzungen: Um eine Komponente in einer Sicherheitsfunktion<br />
anzuwenden, setzt die ISO 13849<br />
die Erfüllung der Sicherheitsprinzipien sowie anderer<br />
relevanter Normen (zum Beispiel EN 982 oder EN 983)<br />
voraus. Danach muss zum Beispiel jede Komponente<br />
nach dem Ruhestromprinzip bei einem Energieausfall<br />
den sicheren Zustand selbstständig annehmen und<br />
bei den zugelassenen Betriebsbedingungen (wie Vibration,<br />
Temperatur) beibehalten. Das ist für manche<br />
Komponenten nicht der Fall, weshalb diese für Sicherheitsfunktionen<br />
nicht geeignet sind. Eine weitere Voraussetzung<br />
ist die Einhaltung der vom Komponentenhersteller<br />
vorgegebenen Betriebsbedingungen.<br />
2 | Bestimmung der Lebensdauer: Dafür gibt es verschiedene<br />
Ansätze, die im nächsten Abschnitt dargestellt<br />
werden. Für Komponenten mit unbekannter<br />
Lebensdauer rechnet die Norm mit einem MTTF d<br />
von 10 Jahren.<br />
3 | Anteil der gefährlichen Ausfälle: Für Standard-Bauteile<br />
arbeitet man hier häufig mit dem pauschalen<br />
Ansatz der Norm ISO 13849 (die Hälfte der Ausfälle<br />
sind als gefahrbringende Ausfälle zu betrachten).<br />
Für spezielle Produkte (zum Beispiel Antriebe mit<br />
integrierten Sicherheitsfunktionen wie Rexroth IndraDrive<br />
mit Safety on Board) wird eine detaillierte<br />
Betrachtung aller Fehlermöglichkeiten mit FMEA<br />
oder FTA eingesetzt.<br />
4 | Berechnung des MTTF d für die gesamte Sicherheitsfunktion:<br />
Der MTTF d für die gesamte Sicherheitsfunktion<br />
wird gemäß ISO 13849 anhand des Parts-<br />
Count-Verfahrens berechnet.<br />
Diese Vorgehensweise wird für jede Sicherheitsfunktion<br />
wiederholt.<br />
Komponenten, die die Sicherheitsprinzipien nicht einhalten,<br />
werden trotz hoher Qualität und Zuverlässigkeit für eine<br />
Eingangsgröße:<br />
B 10<br />
h OP<br />
d OP<br />
T Zyklus<br />
Zyklenanzahl, bis 10 % der Ausfälle<br />
Mittlere Betriebszeit (Stunden/Tag)<br />
Mittlere Betriebszeit (Tagen/Jahr)<br />
Mittlere Zykluszeit (Sekunden)<br />
Ausgangsgröße:<br />
n OP<br />
B 10d<br />
T 10d<br />
Mittlere Anzahl jährlicher Betätigungen<br />
Zyklenanzahl bis 10 % der gefährlichen Ausfälle<br />
Mittlere Zeit bis 10 % der gefährlichen Ausfälle (a)<br />
MTTF d<br />
Mean Time To dangerous Failure (a)<br />
λ d<br />
gefährliche Ausfallrate<br />
Typische Vorgehensweise:<br />
B10 d<br />
= 2×<br />
B<br />
1. B 10d<br />
10<br />
2. n OP<br />
dOP<br />
× hOP<br />
×3600[]<br />
s<br />
h<br />
nOP<br />
=<br />
tZyklus<br />
3. MTTF d<br />
B<br />
d<br />
MTTFd<br />
=<br />
1 =<br />
10<br />
λd<br />
0,1×<br />
nOP<br />
Weitere Möglichkeit:<br />
4. T<br />
B10d<br />
10d T10 d<br />
=<br />
nOP<br />
5. λ d<br />
1 T10d<br />
B10d<br />
MTTFd<br />
= = =<br />
λd<br />
0,1 0,1×<br />
nOP<br />
BILD 4: Berechnung von MTTFd aus<br />
B10-Werten nach ISO 13849-1<br />
Anwendung in Sicherheitsfunktionen nicht zugelassen. Solche<br />
Komponenten besitzen Eigenschaften, die für normale<br />
Funktionen einer <strong>Steuerung</strong> notwendig sein können, aber<br />
die Sicherheit negativ beeinflussen (zum Beispiel Ventile mit<br />
negativer Überdeckung für die Regelungstechnik). Deswegen<br />
ist eine sorgfältige Bewertung der grundlegenden und<br />
bewährten Sicherheitsprinzipien unerlässlich.<br />
Hauptverantwortlich für die Einhaltung der grundlegenden<br />
und bewährten Sicherheitsprinzipien ist der Hersteller<br />
der Maschine. Jedoch müssen einige Prinzipien<br />
durch Komponentenhersteller bestätigt werden (wie Anwendung<br />
einer bewährten Feder). Andere Prinzipien müssen<br />
durch den Maschinenbetreiber beachtet werden (beispielsweise<br />
Vermeidung der Verunreinigung des Druckmediums),<br />
worüber er durch die Betriebsanleitung der<br />
Maschine informiert werden muss. Die Einhaltung der<br />
vom Komponentenhersteller vorgegebenen Betriebsbedingungen<br />
(Umgebungstemperatur, Fluidqualität, Wartungsempfehlungen<br />
wie zum Beispiel für Filter) ist eine Voraussetzung<br />
für die Gültigkeit der ermittelten Kennwerte<br />
(MTTF d , B 10 ), und sorgt auch für die maximale Ausnutzung<br />
der Komponente (optimale Verfügbarkeit).<br />
4. Ermittlung der Zuverlässigkeitskennwerte<br />
Je nach Technologie werden verschiedene Lebensdauerkennwerte<br />
(wie MTTF d oder B 10 ) durch den Komponentenhersteller<br />
bereitgestellt. Dabei handelt es sich um sta-<br />
34<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
1. Voraussetzungen<br />
• grundlegende und bewährte Sicherheitsprinzipien (ISO 13849-2)<br />
• andere Normen (z. B. EN 982)<br />
• geeignete Betriebsbedingungen<br />
Parts-Count<br />
Elektronik-Komponente<br />
Bauteil 1<br />
MTTF<br />
2. Bestimmung der Lebensdauer<br />
• MTTFd aus Datenbasis<br />
Belastung (T): A<br />
gefährlich: 50 %<br />
λ FIT = x<br />
Datenbank<br />
ISO 13849<br />
(Anhang)<br />
Telecordia SN 29500<br />
(Siemens)<br />
• B10 aus Dauerversuchen<br />
• MTTF aus Felddaten<br />
HDBK 217<br />
(MIL USA)<br />
bei fehlender Angabe: MTTFd = 10 Jahre<br />
3. Anteil der gefährlichen Ausfälle<br />
• Pauschale Betrachtung<br />
MTTF d= 2 x MTTF<br />
B10d = B10<br />
ISO 13849-1:<br />
50 % Ausfälle sind gefährlich<br />
• Bestimmung mithilfe einer FMEA/FTA: z. B. für Elektronik<br />
Bauteil 2<br />
Belastung (T): A gefährlich: 50 %<br />
Bauteil 3<br />
Belastung (T): A gefährlich: 50 %<br />
Parts-Stress<br />
Elektronik-Komponente<br />
Bauteil 1<br />
λ FIT = y<br />
λ FIT = z<br />
MTTF d<br />
DC<br />
Telecordia<br />
SN 29500<br />
(Siemens)<br />
ISO 13849<br />
(Anhang)<br />
4. Berechnung des Gesamt-MTTFd<br />
• Parts-Count-Methode<br />
N<br />
1 1<br />
=<br />
Bezeichnung<br />
niedrig<br />
∑<br />
MTTF d i=<br />
1 MTTF d, i<br />
Bereich<br />
3 Jahre ≤ MTTFd < 10 Jahre<br />
Belastung (T): A<br />
Belastung (T): B<br />
gefährlich: 50 %<br />
Bauteil 2<br />
gefährlich: 0 %<br />
λ FIT = x<br />
λ FIT = y<br />
HDBK 217<br />
(MIL USA)<br />
Eigene<br />
Felddaten<br />
mittel<br />
10 Jahre ≤ MTTFd < 30 Jahre<br />
Bauteil 3<br />
hoch<br />
30 Jahre ≤ MTTFd < 100 Jahre<br />
Belastung (T): C<br />
gefährlich: 100 %<br />
λ FIT = z<br />
BILD 5: Vorgehensweise zur Ermittlung<br />
sicherheitstechnischer Kennwerte (MTTFd)<br />
BILD 6: MTTF-Berechnung mit Parts-Countoder<br />
Parts-Stress-Verfahren<br />
tistische Erwartungswerte, die stark von der Methode und<br />
von den Einsatzbedingungen abhängen. Grundsätzlich<br />
kann man die Methoden zur Ermittlung der Zuverlässigkeitskennwerte<br />
für die Funktionale Sicherheit nach drei<br />
Prinzipien einteilen [14]: Berechnung, Erprobung und<br />
Auswertung von Felddaten.<br />
4.1 Berechnungen der Lebensdauer<br />
elektronischer Bauteile<br />
Hierbei wird anhand der Lebensdauerkennwerte (MTTF<br />
oder FIT) von einzelnen Bauteilen die Zuverlässigkeit<br />
insbesondere von elektronischen Komponenten berechnet.<br />
Man unterscheidet hier zwei wesentliche Methoden<br />
(Bild 6):<br />
Parts-Count-Verfahren: Alle Bauteile werden auf der<br />
Grundlage gleicher allgemeiner Belastungen in der<br />
Berechnung berücksichtigt. MTTF d wird dann durch<br />
die pauschale Betrachtung, 50 % der Ausfälle sind<br />
gefahrbringend, ermittelt.<br />
Parts-Stress-Verfahren: Jedes einzelne Bauteil wird<br />
mit seiner lokalen Belastung (zum Beispiel Berücksichtigung<br />
der lokalen Verteilung der Temperatur und<br />
elektrischen Spannung) betrachtet. Mit Hilfe einer<br />
systematischen Fehleranalyse (wie FMEA) werden<br />
die potenziellen gefährlichen Ausfälle identifiziert<br />
und so der MTTF d und DC-Wert genauer ermittelt.<br />
Die Umgebungsbedingungen spielen hierbei eine wesentliche<br />
Rolle, wie Bauteiltemperatur, Vibration und Feuchtigkeit,<br />
weshalb man für kritische Anwendungen mit Korrekturfaktoren<br />
arbeitet. Für Sicherheitssteuerungen wird beispielsweise<br />
mit einer zusätzlichen Belastung von 15 °C über der Temperatur<br />
von Standard-Bauteilen gerechnet. Durch Simulationen<br />
und Vermessungen werden diese Faktoren präziser<br />
eingeschätzt. Eine weitere wichtige Einflussgröße ist die eingesetzte<br />
Datenbasis (zum Beispiel SN 29500, Telecordia oder<br />
MIL). Je nach eingesetzter Datenbasis können die berechneten<br />
Werte um mehr als 200 % variieren. Deshalb ist eine<br />
Validierung mit eigener Datenbasis aus Felddaten wichtig.<br />
Die ISO 13849 bietet auch pauschale MTTF d -Werte für Komponenten<br />
(wie 150 Jahre für hydraulische Ventile), wenn die<br />
Sicherheitsprinzipien sowie Produktnormen erfüllt sind.<br />
4.2 Erprobungen der Lebensdauer<br />
Durch Langzeitversuche kann man den Zuverlässigkeitskennwert<br />
B 10 bestimmen. Hier unterscheidet man zwei<br />
wesentliche Prüfstrategien:<br />
Prüfung bis zum Ausfall (End-Of-Life-Test): Die Prüflinge<br />
werden mit zyklischer Belastung so lange erprobt,<br />
bis die Mehrheit (zirka 70 %) der Prüflinge<br />
ausgefallen ist. Daraus wird eine Aussage über das<br />
Zuverlässigkeitsmaß unter festgelegter Betriebsbelastung<br />
abgeleitet.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
35
Hauptbeitrag<br />
Mindest-Zuverlässigkeitstest (Success-Run-Test): Die<br />
Prüflinge werden so lange erprobt, bis die Zuverlässigkeitsanforderungen<br />
erreicht wurden (ohne oder mit<br />
wenigen Ausfällen). Obwohl das tatsächliche Zuverlässigkeitsmaß<br />
nicht bestimmt wird, kann man einen<br />
Mindestwert (höher als der geforderte Wert) ableiten.<br />
In der Pneumatik arbeitet man häufig mit Prüfung bis<br />
zum Ausfall, wobei Prüfmethoden mit Versagenskriterien<br />
(wie Schaltzeit, Leckage, Schaltdruck) in der Norm<br />
ISO 19973-1 [8] beschrieben sind. Diese statistische Aussage<br />
hängt stark von Prüfbedingungen und -umfang ab.<br />
Wird ein Produkt mit dem maximal zugelassenen Betriebsdruck<br />
(zum Beispiel 10 Bar) erprobt, würde dieses<br />
bei einer Anwendung mit niedrigerem Druck (beispielsweise<br />
6 Bar) einen deutlich höheren B 10 -Wert im Feld aufweisen.<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Berücksichtigung<br />
der Unsicherheiten durch die begrenzte Anzahl<br />
von Prüflingen. Dies geschieht durch die Berücksichtigung<br />
eines Vertrauensbereichs von 90 % (beziehungsweise.<br />
eines einseitigen Vertrauensbereichs von 95 %), wie es<br />
im VDMA-Einheitsblatt 24578 [15] festgelegt wurde. Der<br />
Vertrauensbereich steht für die statistische Aussagekraft<br />
der Auswertung sowie die Messunsicherheit für die Messtechnik.<br />
Bild 8 zeigt die Auswertung von Lebensdauerversuchen<br />
an pneumatischen Ventilen anhand einer<br />
Weibull-Verteilung.<br />
Hydraulische Systeme sind durch ihre hohe Zuverlässigkeit<br />
bekannt. Diese positive Eigenschaft hat einen<br />
Nebeneffekt: Die Erprobung würde zu lange dauern,<br />
wenn man diese bis zum Ausfall der Mehrheit der Prüflinge<br />
durchführen würde. Deshalb unterbricht man die<br />
Erprobung, wenn die Zuverlässigkeitsanforderungen erreicht<br />
wurden (Success-Run-Test) [9]. Um einen Mindestwert<br />
für die Zuverlässigkeit zu ermitteln, verwendet man<br />
Zuverlässigkeitsmodelle aus der Literatur (zum Beispiel<br />
Weibull-Kurven mit technologiespezifischen Parametern<br />
[14]). Hier wird ebenfalls ein Vertrauensbereich von 90 %<br />
berücksichtigt. Dadurch wird ein Mindestwert für die<br />
B 10 -Kenngröße (Bild 8) ermittelt, die im Feld übertroffen<br />
werden kann, wenn die zulässigen Einsatzbedingungen<br />
eingehalten werden. Deswegen spielen Prüfbedingungen<br />
und -umfang auch hier eine wichtige Rolle. Methoden<br />
zur Verkürzung der Erprobungsdauer mit verbesserten<br />
Aussagen über die Zuverlässigkeit von hydraulischen<br />
Komponenten sind aktuelle Forschungsthemen.<br />
4.3 Lebensdauerauswertungen von Felddaten<br />
Wenn eine ausreichend große Datenbasis über den Einsatz<br />
der Produkte im Feld vorhanden ist, lässt sich daraus der<br />
MTTF ableiten. Dieser Kennwert stellt eine Mittelung<br />
über alle Anwendungen im Feld dar. Die sorgfältige Er-<br />
Lebensdauerversuche einer pneumatischen Ventilfamilie<br />
• 14 Proben bei maximalen Belastungen (z. B. Druck = 10 bar)<br />
• bei Anwendungen mit niedrigen Belastungen: hohe Lebensdauer<br />
Lebensdauerversuche einer hydraulischen Ventilfamilie<br />
• 24 Proben bei maximalen Belastungen (z. B. Druck, Hub)<br />
• bei Anwendungen mit niedrigen Belastungen: hohe Lebensdauer<br />
99,00<br />
β<br />
6,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,6<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,9<br />
99,90<br />
β<br />
6,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,6<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,9<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,6<br />
0,5<br />
90,00<br />
90,00<br />
Ausfallwahrscheinlichkeit, F(t)<br />
50,00<br />
10,00<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
η<br />
Ausfallwahrscheinlichkeit, F(t)<br />
50,00<br />
10,00<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
η<br />
5,00<br />
5,00<br />
<br />
1,00<br />
24<br />
Laufleistung in Mio. Zyklen<br />
Ausfallwahrscheinlichkeit 10 %<br />
Ziel B10 ≥ 20 Mio. Zyklen<br />
Ausgefallene Probe (1: 40 Mio.)<br />
Ausgefallene Probe (2: 40 Mio.)<br />
Ausgefallene Probe (8: 90 Mio.)<br />
<br />
<br />
Überlebende Probe<br />
(9–14 > 90 Mio.)<br />
Vertrauensbereich (90%)<br />
Ergebnis B10 ≅ 24 Mio. Zyklen im<br />
Vertrauensbereich<br />
MTTF im Vertrauensbereich<br />
10,00 100,00<br />
Anzahl von Zyklen [in Millionen]<br />
1,00<br />
1,00 10,00<br />
100,00<br />
Anzahl von Zyklen [in Millionen]<br />
<br />
β = 2,00<br />
Laufleistung in Mio. Zyklen<br />
Ausfallwahrscheinlichkeit 10%<br />
Ziel B10 ≥ 10 Mio. Zyklen<br />
Überlebende Probe (24 > 10 Mio.)<br />
Annahme (VDA Band 3, Teil 2):<br />
Weibull-Formparameter β = 2<br />
<br />
<br />
Ermittelte Weibull-Kurve mit<br />
Vertrauensbereich (90 %)<br />
Ergebnis B10 ≅ 10 Mio. Zyklen im<br />
Vertrauensbereich<br />
MTTF im Vertrauensbereich<br />
BILD 7: Auswertung von Lebensdauerversuchen<br />
einer pneumatischen Ventilfamilie<br />
BILD 8: Auswertung von Lebensdauerversuchen<br />
einer hydraulischen Ventilfamilie<br />
36<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
fassung und Auswertung der Daten sind entscheidend für<br />
eine signifikante statistische Aussage. Für eine genauere<br />
Auswertung muss man die Betriebsdauer und die aufgetretenen<br />
Belastungen (Anzahl von Betätigungen, Umgebungsbedingungen<br />
und so weiter) für die ausgefallenen<br />
und überlebenden Einheiten berücksichtigen. Diese Messdaten<br />
sind selten vorhanden, weshalb man diese Einflussgröße<br />
so gut wie möglich abschätzen muss (beispielsweise<br />
durchschnittliche Betriebsdauer für industrielle Anlage<br />
von 4000 Stunden pro Jahr mit 16 Stunden pro Tag,<br />
5 Tagen pro Woche und 50 Wochen pro Jahr). Als Voraussetzung<br />
hierfür gilt eine gute Zusammenarbeit mit Kunden,<br />
um Informationen über Ausfälle möglichst auch<br />
außerhalb des Gewährleistungszeitraums zu bekommen,<br />
sowie eine detaillierte Untersuchung, um die Ausfallursache<br />
zu bewerten.<br />
Ausfälle, die durch Anwenderfehler verursacht werden<br />
(zum Beispiel Kollision bei einer Werkzeugmaschine),<br />
sagen nichts über die Zuverlässigkeit der Komponente<br />
bei den vorgesehenen Einsatzbedingungen aus. Andererseits<br />
würde eine unzureichende Erfassung von Felddaten<br />
eine zu optimistische Bewertung der<br />
Zuverlässigkeit verursachen. Wichtig für eine hochwertige<br />
Aufbereitung und Auswertung der Daten ist die Methodenkompetenz,<br />
um die Unsicherheit des Modells<br />
beispielsweise durch den Vertrauensbereich zu berücksichtigen<br />
(Bild 9).<br />
Auswertung von Felddaten einer hydraulischen Komponente<br />
• Beobachtung von ca. 25 000 Komponenten von 2004 bis 2009 bei<br />
verschiedenen Belastungen<br />
• Anwendungen mit extrem hohen Belastungen: niedrige Lebensdauer<br />
Ausfallwahrscheinlichkeit, F(t)<br />
99,00<br />
90,00<br />
50,00<br />
10,00<br />
5,00<br />
1,00<br />
0,50<br />
0,10<br />
0,05<br />
0,01<br />
5,00E-3<br />
1,00E-3<br />
<br />
β<br />
6,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,6<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,6<br />
<br />
0,5<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
1,00 10,00 100,00 1000,00 10000,00<br />
0,10 100000,00<br />
Betriebsstunden [h]<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
η<br />
<br />
5. Ausfallwahrscheinlichkeit einer<br />
Sicherheitsfunktion<br />
5.1 Zuverlässigkeitsmodell: Block-Diagramm<br />
Um die Ausfallwahrscheinlichkeit einer Sicherheitsfunktion<br />
zu berechnen, muss ein Modell der Zuverlässigkeit<br />
mittels Block-Diagramm (Bild 10) erstellt werden [11]. Diese<br />
Modellierung unterscheidet sich von den klassischen<br />
Zuverlässigkeitsmethoden in zwei Aspekten:<br />
Betrachtet wird nicht die Auswirkung eines Ausfalls<br />
auf die normale Funktion, sondern auf die Sicherheitsfunktion<br />
(sicherer Zustand).<br />
Nur sicherheitsbezogene Teile der <strong>Steuerung</strong> (SRP/<br />
CS) werden berücksichtigt. Mit SRP/CS sind die aktiven<br />
Teilen der <strong>Steuerung</strong> gemeint, das heißt Komponenten<br />
der <strong>Steuerung</strong>en, die eine gefährliche Situation<br />
erkennen (Eingang), daraus die geeigneten<br />
Reaktionen ableiten (Logik) und diese Maßnahmen<br />
zuverlässig umsetzen (Ausgang).<br />
Im Blockdiagramm der Zuverlässigkeit werden zwei Elemente<br />
miteinander in Serien verbunden, wenn der Ausfall von<br />
einem bereits zum Verlust der Funktion führt (Elemente sind<br />
voneinander abhängig). Häufig wird eine mechatronische<br />
Komponente in mehreren Elementen modelliert, um die Zuverlässigkeit<br />
besser zu ermitteln. Ein vorgesteuertes Ventil<br />
mit Onboard-Elektronik wird zum Beispiel in drei Elementen<br />
modelliert (Elektronik, Vorsteuer-Ventil und Haupt-Ventil).<br />
Wenn jedes dieser Elemente einen MTTF d von 150 Jahren<br />
aufwiese, dann würde man nach der ISO 13849 mit einem<br />
MTTF d von 50 Jahren für diese Komponente rechnen.<br />
Diese Methode basiert auf dem Parts-Count-Verfahren, in<br />
dem die Ausfallwahrscheinlichkeiten von mehreren Komponenten<br />
in einer Reihenschaltung (unter Annahme einer<br />
konstanten Ausfallrate) zusammen addiert werden:<br />
Prinzip des Parts-Count-Verfahren<br />
Im Blockdiagramm der Zuverlässigkeit werden zwei<br />
Elemente miteinander parallel verbunden, wenn nur der<br />
Ausfall von beiden zum Verlust der Funktion führt (Elemente<br />
sind zueinander redundant).<br />
Ein Beispiel dafür ist der unerwartete Anlauf einer horizontalen<br />
Linearachse, der durch das Antriebssystem sowie<br />
durch ein Bremssystem vermieden wird. Im Fall einer<br />
Parallelschaltung spricht die ISO 13849 von einer „Symmetrisierung<br />
der MTTF d für jeden Kanal“. Dabei werden<br />
unterschiedliche MTTF d -Werte aus zwei Kanälen in einen<br />
Wert umgerechnet, der für beide Kanäle gleich ist. Wenn<br />
beispielsweise ein Kanal die MTTF d,C1 = 3 Jahre hat und<br />
der andere Kanal eine MTTF d,C2 = 100 Jahre, dann ist das<br />
Ergebnis MTTF d = 66 Jahre für jeden Kanal.<br />
Laufleistung in Betriebstunden<br />
Ausfallwahrscheinlichkeit 10 %<br />
Ausgefallene Probe (1: 250 h)<br />
Ausfall mit Zeitverschiebung<br />
Ausgefallene Probe (2: 450 h)<br />
Ausgefallene Probe (n: 15 075 h)<br />
Überlebende Probe<br />
(9–14 > 90 Mio.)<br />
Vertrauensbereich (90%)<br />
Ergebnis B10 ≅ 15 500 h im<br />
Vertrauensbereich<br />
MTTF im Vertrauensbereich<br />
BILD 9: Beispiel einer Auswertung von Felddaten<br />
hydraulischer Komponenten<br />
5.2 Bedeutung der MTTF d für die Sicherheitsfunktion<br />
Anhand der Beispiele im Bild 11 wird die Bedeutung der<br />
MTTF d für die Sicherheitsfunktion näher erläutert. Eine<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
37
Hauptbeitrag<br />
100%<br />
90%<br />
BILD 10: Zuverlässigkeitsblockdiagramme<br />
für die funktionale Sicherheit<br />
Sicherheitsblockdiagramm<br />
Sicherheitstechnische<br />
Analyse der Schaltung<br />
Sicherheitstechnische<br />
Modellierung der<br />
Schaltung<br />
im Blockdiagramm<br />
F1<br />
K1<br />
1V3<br />
1V5<br />
1S3<br />
1V4<br />
Ausfallwahrscheinlichkeit [%]<br />
80%<br />
70%<br />
63%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
18%<br />
10%<br />
0%<br />
MTTF d<br />
T M<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
Gebrauchsdauer der Maschine [Jahre]<br />
MTTF d = 3 Jahre MTTF d = 10 Jahre MTTF d = 30 Jahre MTTF d = 100 Jahre<br />
MTTFd = ca. 63 % gefährliche Ausfälle<br />
MTTFd = 10 Jahre<br />
Sicherheitsfunktion ist bei 63 % der Maschinen nach<br />
10 Jahren ausgefallen!<br />
Quelle: BIA-Report 02/2008<br />
Was muss betrachtet werden?<br />
Wie gehen diese Elemente<br />
im Modell ein?<br />
Leitfaden:<br />
10 Schritte zum PL!<br />
Gebrauchsdauer der Maschine (TM): 20 Jahre (ISO 13849)<br />
MTTFd = 100 JahreÞ<br />
Sicherheitsfunktion ist bei 18 % der Maschinen nach<br />
20 Jahren ausgefallen!<br />
BILD 11: Bedeutung der MTTF d für die<br />
Verfügbarkeit der Sicherheitsfunktion<br />
Die richtigen Kennwerte für unterschiedliche Technologien<br />
Hydraulische<br />
Komponenten<br />
Pneumatische<br />
Komponenten<br />
Hydraulische<br />
Subsysteme<br />
Elektronische<br />
Subsysteme<br />
BILD 12:<br />
Kennwerte der<br />
funktionalen<br />
Sicherheit für<br />
mehrere<br />
Technologien<br />
Lieferant:<br />
• MTTF d<br />
Maschinenhersteller:<br />
• Kategorie<br />
• DC<br />
• CCF<br />
• PL des Systems<br />
Lieferant:<br />
• B 10<br />
Maschinenhersteller:<br />
• Kategorie<br />
• DC<br />
• CCF<br />
• PL des Systems<br />
Lieferant:<br />
• PL Kategorie<br />
• (Ventil: MTTF d<br />
)<br />
Maschinenhersteller:<br />
• DC<br />
• CCF<br />
• PL des Systems<br />
Lieferant:<br />
(zertifiziertes Produkt)<br />
• PL (PFH d<br />
)<br />
• Kategorie<br />
Maschinenhersteller:<br />
• PL des Systems<br />
(durch Addition der<br />
PFH d<br />
-Werte)<br />
MTTF d = 10 Jahren für eine einkanalige Sicherheitsfunktion<br />
(das heißt ohne redundante Komponente) bedeutet,<br />
dass mindestens eine Komponente dieser Funktion in etwa<br />
63 % der Maschinen bereits nach einer Nutzung von<br />
10 Jahren gefährlich ausfallen kann. In der ISO 13849 wird<br />
aber eine Gebrauchsdauer (T M ) der Maschine von 20 Jahren<br />
vorausgesetzt. Wenn diese Sicherheitsfunktion verbessert<br />
wird, so dass ein MTTF d von 100 Jahren erreicht wird,<br />
dann würde sie immer noch in 18 % der Maschinen nach<br />
dieser Gebrauchsdauer von 20 Jahren nicht mehr verfügbar<br />
sein (gefährlich ausfallen). Aus diesem Grund verlangt die<br />
ISO 13849 den Einsatz redundanter Systeme für Sicherheitsfunktionen<br />
mit hohem Risiko (PL r = „d“ oder „e“).<br />
5.3 Berechnung der gefahrbringenden<br />
Ausfallwahrscheinlichkeit (PFH d )<br />
Mit dem MTTF d pro Kanal der Sicherheitsfunktion muss<br />
man noch den Grad der Diagnose (DC) bestimmen und<br />
weitere Anforderungen der Kategorien erfüllen (zum Beispiel<br />
Common Cause Failure, CCF), um die Wahrschein-<br />
38<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
lichkeit eines gefährlichen Ausfalls pro Betriebstunden<br />
(PFH d ) nach ISO 13849 zu bestimmen. Der Zusammenhang<br />
zwischen diesen Faktoren und die PHFd mit dazugehörigem<br />
PL-Wert der Sicherheitsfunktion ist im<br />
Anhang K der ISO 13849-1 dargestellt. Für diese Berechnungen<br />
wird die Software Sistema [13] vom IFA (Institut<br />
für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung)<br />
durch den VDMA (Verband Deutscher Maschinen-<br />
und Anlagenbau e.V.) empfohlen.<br />
6. Beispiel von sicherheitstechnischen<br />
Kennwerten<br />
Je nach Technologie werden verschiedene Lebensdauerkennwerte<br />
durch den Lieferanten bereitgestellt wie etwa<br />
MTTF d für hydraulische oder B 10 für pneumatische Komponenten<br />
sowie PL beziehungsweise PFH d für elektronische<br />
Subsysteme. Für einfache Komponenten werden<br />
meisten nur MTTF d oder B 10 genannt.<br />
Für Subsysteme mit integrierten Sicherheitsfunktionen<br />
können die PFH d (PL oder SIL) im Voraus ermittelt<br />
werden. In diesem Fall müssen lediglich die PFH d aller<br />
Subsysteme miteinander addiert werden, um die PL der<br />
Sicherheitsfunktion zu bestimmen. Aus diesem Grund<br />
werden zertifizierte <strong>Steuerung</strong>ssysteme für die funktionale<br />
Sicherheit bevorzugt, da sie die Umsetzung und<br />
Validierung von Sicherheitsfunktionen für die Hersteller<br />
von Maschinen und Anlagen erleichtern. Bild 12 zeigt<br />
einen Überblick der Kennwerte für verschiedene Technologien.<br />
7. Fazit<br />
Die ISO 13849 führt eine wichtige Vorgehensweise zur<br />
Gestaltung von sicherheitsrelevanten <strong>Steuerung</strong>en ein.<br />
Die statistischen Ansätze fordern eine völlig neue Denkweise<br />
des Maschinenkonstrukteurs: Das Zusammen-<br />
spiel von verschiedenen Komponenten einer <strong>Steuerung</strong><br />
wird unter den Gesichtspunkten der Sicherheit und der<br />
Zuverlässigkeit betrachtet. Die Berechnungsmethoden<br />
der ISO 13849 setzen allerdings voraus, dass die<br />
Komponenten der <strong>Steuerung</strong>en die Konstruktionsprinzipien<br />
erfüllen und dass ihre Zuverlässigkeitskennwerte<br />
(MTTF d , B 10 ) sorgfältig ermittelt werden. Diese statistischen<br />
Kennwerte hängen stark von der Methode und<br />
Einsatzbedingungen ab. Alle Berechnungen sind wertlos,<br />
wenn diese Bedingungen (zum Beispiel Fluidqualität)<br />
nicht eingehalten werden. Nur für pneumatische<br />
<strong>Steuerung</strong>en gibt es eine Vereinbarung der Komponentenhersteller<br />
über die Ermittlung dieser Werte. Dadurch<br />
bleibt für die Anwender der Norm noch die sorgfältige<br />
Auswahl der Komponenten, damit nicht „Äpfel mit Birnen“<br />
verglichen werden.<br />
Manuskripteingang<br />
27.08.2010<br />
Autor<br />
Bosch Rexroth AG,<br />
Bahnhofplatz 2, D-97070 Würzburg,<br />
Tel. +49 (0) 93 52 18 16 97,<br />
E-Mail: Alexandre.Orth@boschrexroth.de<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Dr.-Ing. Alexandre Orth (geb. 1978)<br />
leitet bei der Bosch Rexroth AG, Lohr, die<br />
Gruppe Produktsicherheit, -haftung und<br />
-zuverlässigkeit in der Zentralabteilung<br />
Qualitätsmanagement und -methoden.<br />
Er ist Mitglied mehrerer Arbeitskreise beim<br />
VDMA und ZVEI zum Thema funktionale<br />
Sicherheit und Zuverlässigkeit.<br />
Referenzen<br />
[1] DIN EN 13306:2001: Begriffe der Instandhaltung<br />
- Maintenance Terminology<br />
[2] DIN EN IEC 62061:2005: Sicherheit von<br />
Maschinen - Funktionale Sicherheit sicherheitsbezogener<br />
elektrischer, elektronischer<br />
und programmierbarer elektronischer<br />
<strong>Steuerung</strong>ssysteme (IEC 62061:2005)<br />
[3] DIN EN ISO 12100:2009 „Sicherheit von<br />
Maschinen – Allgemeine Gestaltungsleitsätze,<br />
Risikobeurteilung und Risikominderung“<br />
(ISO/DIS 12100:2009)<br />
[4] DIN EN ISO 13849-1:2008: Sicherheit von<br />
Maschinen – Sicherheitsbezogene Teile von<br />
<strong>Steuerung</strong>en – Teil 1: Allgemeine Gestaltungsleitsätze<br />
[5] DIN EN ISO 14121-1:2007: Sicherheit von<br />
Maschinen – Risikobeurteilung – Teil 1:<br />
Leitsätze<br />
[6] DIN EN ISO 4413:2008: Fluidtechnik<br />
- Allgemeine Regeln und sicherheitstechnische<br />
Anforderungen an Hydraulikanlagen<br />
und deren Bauteile (Nachfolger der EN 982)<br />
[7] DIN EN ISO 4414:2008: Fluidtechnik<br />
- Allgemeine Regeln und sicherheitstechnische<br />
Anforderungen an Pneumatikanlagen<br />
und deren Bauteile (Nachfolger der EN 983)<br />
[8] ISO/FDIS 19973-1:2007: Pneumatic fluid<br />
power - Assessment of component<br />
reliability by testing - Part 1: General<br />
procedures<br />
[9] ISO/TR 19972-1:2007: Hydraulic fluid power<br />
- Methods to assess the reliability of<br />
hydraulic components - Part 1: General<br />
procedures and calculation method<br />
[10] Laprie, J.-C.: Dependable Computing<br />
and Fault Tolerance: Concepts and<br />
Terminology. In: Fault-Tolerant<br />
Computing, pp. 2-11<br />
[11] Leitfaden „10 Schritte zum Performance<br />
Level“, Bosch Rexroth AG, at: www.<br />
boschrexroth.com/MASCHINENSICHERHEIT<br />
[12] Orth, A.; Barg, J.: „Zuverlässigkeit<br />
gefordert - Neue Norm zur Sicherheit von<br />
Maschinensteuerungen“. In: Qualität und<br />
Zuverlässigkeit (QZ), Carl Hanser Verlag,<br />
München, Jahrgang 54, 11, 2009, S. 36-38<br />
[13] Software SISTEMA, at:<br />
http://www.dguv.de/ifa/13849<br />
[14] VDA Band 3 Teil 2: Zuverlässigkeits-<br />
Methoden und –Hilfsmittel<br />
[15] VDMA-Einheitsblatt 24578:2009: „Fluidtechnik<br />
- Umsetzung der DIN EN ISO 13849<br />
- Anforderungen an Pneumatikhersteller<br />
und –anwender“, VDMA<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
39
hauptbeitrag<br />
Neue Asset-Management-<br />
Konzepte bei Stellventilen<br />
Diagnose von intelligenten Stellgeräten<br />
Stellgeräte wie Stellventile sind komplexe Feldgeräte in prozessautomatisierten, verfahrenstechnischen<br />
Anlagen. Neben ihrer Hauptaufgabe, dem Verändern von Stoffströmen,<br />
erfüllen sie zunehmend Diagnose- und Asset-Management-Funktionen. Voraussetzung<br />
dafür ist, dass alle Komponenten des Stellgeräts sorgfältig aufeinander abgestimmt und<br />
hinsichtlich des Einsatzbereichs optimal ausgewählt sind. Sie bilden so einen entscheidenden<br />
Baustein zum übergeordneten Plant Asset Management (PAM). Im Beitrag werden<br />
Verbesserungsmöglichkeiten am Beispiel von Stellventilen aufgezeigt.<br />
SCHLAGWÖRTER Stellgeräte / Main Valve Vendor / Digitale Stellungsregler / Diagnose /<br />
Asset Management / Effizienz<br />
New Asset Management Concepts for Control Valves –<br />
Diagnosis of smart control actuators<br />
Final controlling devices like control valves are complex field devices in process plants.<br />
Apart form their main task, controlling of material flow, they are more and more involved<br />
in diagnosis and Asset Management tasks. All components have to be optimaly tuned and<br />
selected to fullfill the requirements of the application. In this way, they build an important<br />
block of the superior Plant Asset Management (PAM). In the paper, improvements are<br />
demonstrated using the example of control valves.<br />
KEYWORDS Control valves / Main Valve Vendor / Digital positioners / Diagnosis /<br />
Asset Management / Efficiency<br />
40<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
Jörg Kiesbauer, Stefan Erben, Dirk Hoffmann, Samson AG<br />
Neben der Hauptaufgabe eines Stellungsreglers,<br />
der schnellen und genauen Regelung eines Stellgeräts,<br />
werden immer mehr die Asset-Management-Funktionen<br />
für den Anwender wichtig.<br />
Bisher stand dabei hauptsächlich die Diagnose<br />
des Stellungsreglers selbst und der grundsätzlichen Funktion<br />
des Ventils im Vordergrund, wie zum Beispiel die Überwachung<br />
des Nullpunktes oder des internen Regelkreises.<br />
Zunehmend wird die Beobachtung aller Komponenten des<br />
kompletten Stellgerätes und seiner direkten Umgebung bedeutend.<br />
Diese Anforderungen sind unter anderem in der<br />
Namur-Empfehlung NE 107 [2] festgelegt (Bild 1).<br />
Asset Management-Funktionen moderner Stellgeräte<br />
gehen über die Erfassung des Zustandes des Stellungsreglers,<br />
des Ventils und des Antriebs hinaus. Genauso<br />
wichtig sind die Dokumentation des Aufbaus und die<br />
Erfassung der Performance des gesamten Stellgeräts. So<br />
können Informationen aus der Auslegung des Stellgeräts<br />
oder über spezielle Gegebenheiten – wie zusätzliche Anbauteile<br />
oder Verrohrungen – bereits bei der Auslieferung<br />
des kompletten Stellgeräts im Stellungsregler abgelegt<br />
werden. Sie stehen dann für spätere Serviceaktivitäten<br />
zur Verfügung. Zur Erfassung der Performance des<br />
gesamten Stellgeräts kann der Stellungsregler diese Informationen<br />
mit internen Signalen und Prozesswerten<br />
verknüpfen und so eine detaillierte Zustandserkennung<br />
des gesamten Stellgeräts ermöglichen.<br />
1. Erweiterte Diagnose und Überwachung<br />
Seit einiger Zeit werden auch Drucksensoren eingesetzt,<br />
um eine ausreichende Versorgung des Antriebs oder die<br />
Funktion des Stellungsreglers und des Antriebs zu überwachen.<br />
Mit den heute verfügbaren Drucksensoren bei<br />
entsprechender Auflösung und Langzeitstabilität (auch<br />
im harten Anlagenumfeld) ist eine so feine on-board-Erfassung<br />
des Versorgungs- und des Stelldruckes möglich,<br />
dass sich Aussagen über die Verfügbarkeit und Performance<br />
des Stellgeräts treffen lassen, die weit über einfache<br />
Aussagen über die Druck-Signale hinausgehen.<br />
Möglich ist die Ableitung umfassender KPI (Key Performance<br />
Indicator) bezüglich Wartung und Service,<br />
statischer und dynamischer Performance bezogen auf<br />
die Regelung sowie die Performance der einzelnen Komponenten<br />
des Stellgeräts (Bild 2).<br />
Darüber hinaus ermöglicht der Einsatz zusätzlicher<br />
Sensorik, wie Sensoren zum Erfassen des Körperschalls,<br />
die Erkennung von inneren Leckagen in Stellventilen.<br />
Ein weiteres Feld ist die Anwendung für Auf-/Zu-Armaturen.<br />
Durch für diese Anwendungsart angepasste<br />
Diagnosefunktionen können auch hier detaillierte Informationen<br />
über den Zustand der Armaturen ermittelt werden.<br />
Als Beispiel genannt seien die Überwachung von<br />
Losbrech- und Laufzeiten zur Erkennung von Reibung<br />
und Verschleiß sowie statistische Auswertungen (Bild 3).<br />
Stand der Technik ist inzwischen auch, Stellungsregler<br />
in einem besonderen Segment der Auf-/Zu-Armaturen<br />
einzusetzen. Armaturen in sicherheitsgerichteten Kreisen<br />
können mit dem Partial Stroke-Verfahren im laufenden<br />
Betrieb getestet werden (Bild 3). VDI 2180, Beiblatt 5 [3],<br />
gibt hierzu erstmals einen normativen Hintergrund. Der<br />
übergeordnete Aspekt ist die Unterstützung des gesamten<br />
„Safety Lifecycle“ durch intelligente Automatisierung.<br />
Mit Hilfe von Applikationen wie zum Beispiel dem PST<br />
Scheduler (Bild 4) kann für alle relevanten Stellgeräte,<br />
die mit einem entsprechenden Stellungsregler ausgerüstet<br />
sind, anlagenweit der Partial-Stroke-Test verwaltet,<br />
gesteuert und die Testergebnisse archiviert werden.<br />
2. Übergreifende Auswertung<br />
Aus der anlagenweiten Auswertung der Zustandsinformationen<br />
der Stellgeräte ergeben sich weitere Möglichkeiten, wenn<br />
sie mit Auslegungs- und Serviceinformationen sowie Prozessdaten<br />
aus der Umgebung der Stellgeräte, wie zum Beispiel<br />
Drücken oder Temperaturen, verknüpft werden. Wenn diese<br />
Daten in einer anlagenweiten Datenbank den Messstellen zugeordnet<br />
gesammelt werden, ergeben sich über geeignete Analyse-<br />
und Reporting-Funktionen noch weitergehende Aussagen<br />
über den Zustand und die Performance der Stellgeräte und<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
41
Hauptbeitrag<br />
damit auch über die Anlage selbst (Bild 5). Voraussetzung<br />
dafür ist das Zusammenspiel von Prozesswissen des Betreibers<br />
und Stellgeräte-Know-how des Lieferanten.<br />
Als Ergebnis dieser Auswertung ist es möglich, die Stellgeräte<br />
noch besser auf ihre Einsatzfälle zu optimieren. Der<br />
Betreiber erhält zudem Informationen, die es ihm erlauben,<br />
die Regelungskonzepte seiner Anlage zu verbessern und<br />
somit die Gesamteffizienz zu steigern. Darüber hinaus ergibt<br />
sich eine belastbare Grundlage für die optimierte Planung<br />
von Serviceplänen für die Stellgeräte. Somit wird neben der<br />
Gesamteffizienz auch die Verfügbarkeit der Anlage weiter<br />
erhöht. Dies ergibt einen weiteren entscheidenden Baustein<br />
zum übergeordneten Plant Asset Management.<br />
Voraussetzung für die Nutzung dieser Möglichkeiten ist<br />
jedoch die nahtlose Integration der Stellgeräte in das Leit- und<br />
Plant-Asset-Management-System des Betreibers. Mit Methoden<br />
wie EDDL und FDT/DTM ist das weitgehend möglich [4].<br />
Handlungsbedarf besteht hier allerdings noch seitens der<br />
Systeme. Benötigt wird eine Möglichkeit, Daten einer größeren<br />
Anzahl von Messstellen automatisiert zeitgesteuert<br />
auszulesen und in einer standardisierten Form (zum Beispiel<br />
xml, csv, xls) zur Verfügung zu stellen. Dies ist zurzeit nur<br />
mit manuellem Aufwand durch den Anwender möglich.<br />
Eine Verbesserung ist hier erst mittelfristig zu erwarten.<br />
3. Neue Möglichkeiten<br />
Weitere Anwendungsmöglichkeiten ergeben sich aus der<br />
Verknüpfung von Ventildaten und der integrierten Druck-<br />
BILD 1:<br />
Status des Stellgeräts<br />
gemäß NE 107<br />
BILD 2: Stellgeräte KPI<br />
BILD 3: Auf-/Zu-Diagnose, Partial Stroke-Test<br />
BILD 4: PST Scheduler<br />
BILD 5: Datenbankbasierte<br />
Analyseund<br />
Reporting-<br />
Funktionen<br />
42<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
messung des Stelldrucks zum Antrieb. Auf Basis eines patentierten<br />
Verfahrens ist es mit der Kenntnis der Verhältnisse<br />
um das Ventil mit Hilfe moderner Stellungsregler<br />
ohne weitere externe Sensorik möglich, den Differenzdruck<br />
am Ventil und dadurch den Durchfluss durch das<br />
Ventil abzuschätzen und dem Leitsystem beispielsweise<br />
mittels einer digitalen Kommunikationsanbindung zur Verfügung<br />
zu stellen. In einem weiteren Schritt können durch<br />
ein On-Board Monitoring KPI zur Energieeffizienz des Stellgeräts<br />
ermittelt werden. Diese bewerten zum einen das<br />
pneumatische System durch Überwachung der pneumatischen<br />
Leckage. In Verbindung mit der Erfassung der Zahl<br />
der Ventilbewegungen und der Größe der Bewegungszyklen<br />
wird die Bewertung und Optimierung des Luftverbrauchs<br />
sowie des überlagerten Prozessregelkreises ermöglicht.<br />
Durch die integrierte Erfassung des mittleren Arbeitsbereichs<br />
des Ventils und durch die oben erwähnte Abschätzung<br />
von Volumenstrom und Druckdifferenz kann ein<br />
mögliches Energieeinsparungspotenzial ermittelt werden.<br />
Zusammenfassung<br />
Durch die Dokumentation im Stellungsregler sind alle Informationen<br />
des Stellgerätes jederzeit verfügbar im Asset-<br />
Management-System und stehen somit für spätere Serviceaktivitäten<br />
zur Verfügung. Der Stellungsregler als die<br />
Schnittstelle und das Gehirn des Stellgeräts beobachtet alle<br />
Komponenten des kompletten Stellgerätes und seiner direkten<br />
Umgebung. Er erfasst dadurch die Performance des<br />
Stellgeräts und ermittelt KPI für die einzelnen Komponenten<br />
und die Gesamtperformance. Basierend auf diesen Indikatoren<br />
sind neben einer besseren Planung von Serviceaktivitäten<br />
eine bessere Optimierung der Stellgeräte auf<br />
ihren Einsatzfall sowie Informationen zur Optimierung<br />
der Regelungskonzepte der Anlage möglich. Zudem ist<br />
künftig die Ermittlung von KPI zur Energieeffizienz möglich.<br />
Dadurch werden mögliche Energieeinsparungspotenziale<br />
gefunden. Stellungsregler mit neuen Asset-Management-Funktionen<br />
stellen somit einen wichtigen Beitrag zur<br />
Steigerung der Gesamteffizienz der Anlage dar.<br />
Referenzen<br />
Manuskripteingang<br />
28.06.2010<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
[1] VDI/VDE 2651: Plant Asset Management<br />
[2] Namur Empfehlung NE 107: Selbstüberwachung und<br />
Diagnose von Feldgeräten<br />
[3] VDI/VDE 2180, Blatt 5: Sicherung von Anlagen der<br />
Verfahrenstechnik mit Mitteln der Prozessleittechnik (PLT)<br />
– Empfehlungen zur Umsetzung in die Praxis<br />
[4] Kiesbauer, J., Erben, S.: Integration kommunikationsfähiger<br />
Stellgeräte in Leitsysteme Vortrag Automation 2008,<br />
<strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische Praxis, Heft 8, 2008<br />
[5] Kiesbauer, J.: Neues integriertes Diagnosekonzept bei<br />
digitalen Stellungsreglern<br />
<strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische Praxis, Heft 4, 2004<br />
[6] Namur Empfehlung NE 91: Anforderungen an Systeme für<br />
anlagennahes Asset Management<br />
Autoren<br />
Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer<br />
(geb. 1960) ist Mitglied des<br />
Vorstandes Forschung und<br />
Entwicklung der Samson<br />
AG, Mess- und Regeltechnik,<br />
Frankfurt/Main.<br />
Samson AG,<br />
Abt. E8, Weismüllerstraße 3,<br />
D-60314 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 40 09 13 00,<br />
E-Mail: drjkiesbauer@samson-ag.com<br />
Dipl.-Ing. Stefan Erben<br />
(geb. 1964) leitet die Entwicklung<br />
Elektronik<br />
Industrie der Samson AG,<br />
Mess- und Regeltechnik,<br />
Frankfurt/Main. Seine<br />
Hauptarbeitsfelder umfassen<br />
die Forschung und<br />
Entwicklung auf dem Gebiet<br />
der intelligenten Feldgeräte sowie der elektronischen<br />
Prozessregler für den industriellen<br />
Einsatz, die Integration dieser Geräte in offene<br />
Systeme sowie die Mitarbeit in Gremien<br />
verschiedener herstellerunabhängiger Organisationen<br />
(Profibus Nutzerorganisation,<br />
Fieldbus Foundation, Hart Communication<br />
Foundation, FDT-Group).<br />
Samson AG,<br />
Abt. E8, Weismüllerstraße 3,<br />
D-60314 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 40 09 11 20,<br />
E-Mail: serben@samson.de<br />
Dipl.-Phys. Dirk Hoffmann<br />
(geb. 1962) startete<br />
1989 seine berufliche<br />
Karriere als Entwicklungsingenieur<br />
in der Abteilung<br />
Grundlagenentwicklung bei<br />
der Samson AG Frankfurt/<br />
Main. Nach einem Aufenthalt<br />
in Südamerika von<br />
2001 bis 2007 im Technischen Support arbeitet<br />
er seit 2007 wieder in Frankfurt in der Entwicklungs-Abteilung<br />
Anwendungstechnik. Er<br />
ist Mitarbeiter des VDI/VDE-GMA-Gremiums<br />
„Plant Asset Management“.<br />
Samson AG,<br />
Abt. E99, Weismüllerstraße 3,<br />
D-60314 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 40 09 21 77,<br />
E-Mail: dhoffmann@samson.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
43
hauptbeitrag<br />
Verlässlichkeitsanforderungen<br />
in der Prozess- und<br />
Ressourcenbeschreibung<br />
Kombination von VDI/VDE 3682 und IEC 62424 (CAEX)<br />
Die Verlässlichkeit von Fertigungsprozessen lässt sich schnell, effizient und entwurfsbegleitend<br />
unter Verwendung geeigneter Modelle für Produkte, Fertigungsprozesse und<br />
Anlagenressourcen analysieren. Das objektorientierte und hierarchische Datenaustauschformat<br />
CAEX (entsprechend IEC 62424) und formale Prozessbeschreibungen (nach VDI/<br />
VDE-Richtlinie 3682) sind die Kernelemente des Verfahrens. Der Beitrag erläutert das<br />
Konzept durchgehend an den Größen Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit und demonstriert<br />
es an einer Versuchsanlage.<br />
SCHLAGWÖRTER Nicht-funktionale Anforderungen / Durchgängiges Engineering /<br />
Verlässlichkeit / Verfügbarkeit / Zuverlässigkeit<br />
Dependability Requirements Based on Process and Resource Descriptions –<br />
Combination of VDI/VDE 3682 and IEC 62424 (CAEX)<br />
The dependability of manufacturing processes by means of suitable models for products,<br />
production processes, and manufacturing resources can be analyzed quickly, efficiently<br />
and parallel to the design process. The complete description is based on the object-oriented<br />
and hierarchical engineering exchange language CAEX (according to IEC 62424) on<br />
the one hand, and on formal process descriptions (according to VDI/VDE guideline 3682)<br />
on the other hand. The concept is explained based on the parameters reliability and availability<br />
and demonstrated using a test facility as an example.<br />
KEYWORDS Non-functional requirements / integrated engineering / dependability /<br />
availability / reliability<br />
44<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
Bernd Opgenoorth, Jan H. Richter, Thomas Grosch, Siemens AG;<br />
David Wolff, Alexander Fay, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg<br />
Ausgangspunkt für den <strong>Entwurf</strong> von automatisierungstechnischen<br />
Systemen sind die funktionalen<br />
Anforderungen an das automatisierte<br />
System. Im <strong>Entwurf</strong> sind darüber hinaus<br />
nicht-funktionale Anforderungen zu berücksichtigen.<br />
Zu diesen nicht-funktionalen Anforderungen<br />
zählen unter anderem die Anforderungen hinsichtlich<br />
Zuverlässigkeit (reliability), Wartbarkeit (maintainability),<br />
und Verfügbarkeit (availability), die unter dem<br />
Begriff dependability zusammengefasst werden [1], [2],<br />
der hier – wie meist üblich – mit Verlässlichkeit übersetzt<br />
wird. Weiter gefasst beinhaltet die Verlässlichkeit<br />
auch funktionale Sicherheit (safety) und Datensicherheit<br />
(security) [1]. Oftmals wird im Engineering-Ablauf<br />
ein <strong>Entwurf</strong> erstellt, der sich primär an den funktionalen<br />
Anforderungen orientiert, und dieser <strong>Entwurf</strong> wird<br />
anschließend dahingehend überprüft, ob auch die<br />
nicht-funktionalen Anforderungen erfüllt werden. Die<br />
dann erforderlichen iterativen Korrekturen führen zu<br />
erhöhtem Zeit- und Ressourcenaufwand und zu einer<br />
nicht optimalen (Unter- oder Über-)Erfüllung der nichtfunktionalen<br />
Anforderungen.<br />
Für einen effektiven und effizienten Engineering-<br />
Ablauf müssen auch die nicht-funktionalen Anforderungen<br />
bereits entwurfsbegleitend systematisch berücksichtigt<br />
werden, damit der Ingenieur jederzeit die Auswirkungen<br />
seiner <strong>Entwurf</strong>sentscheidungen auf die nichtfunktionalen<br />
Anforderungen erkennen kann [6].<br />
Dafür sind Modelle erforderlich, die es ermöglichen,<br />
sowohl Anforderungen an die Funktion als auch Zusicherungen<br />
hinsichtlich der Verlässlichkeit zusammen<br />
mit anderen Engineering-Informationen abzubilden. Diese<br />
Modelle müssen hinreichend ausdrucksstark und<br />
umfassend sein und Produkte, Fertigungsprozesse und<br />
Fertigungsressourcen gleichermaßen einschließen. Die<br />
derartige Modellierung von Verlässlichkeits-Anforderungen<br />
an den Beispielen der Verfügbarkeit für reparable<br />
Systeme und anhand der Zuverlässigkeit ist Gegenstand<br />
dieses Beitrags, siehe Bild 1. Erweiterungen zur<br />
reinen Wartbarkeitsanalyse sind leicht möglich, weil die<br />
Wartbarkeit ein Bestandteil der Verfügbarkeit ist.<br />
1. Modellierung der Verfügbarkeit:<br />
Anforderungen<br />
1.1 Zuverlässigkeit, Wartbarkeit und Verfügbarkeit<br />
In diesem Abschnitt werden die Zusammenhänge zwischen<br />
den Begriffen Zuverlässigkeit, Wartbarkeit und<br />
Verlässlichkeit für reparable Systeme zusammengefasst<br />
[3]. Diese Begriffe sind sämtlich statistisch zu verstehen<br />
und beziehen sich auf ein gegebenes System, das<br />
im Kontext dieses Beitrags eine Anlagenressource, eine<br />
komplexe Anlage oder auch ein Fertigungsprozess oder<br />
Teilprozess sein kann.<br />
Grundlage aller Begriffe ist die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />
R(t), eine zeitabhängige Funktion, die<br />
ausgehend von Zeitpunkt Null zum Zeitpunkt t die<br />
Wahrscheinlichkeit dafür angibt, dass das System noch<br />
intakt ist und seine Funktion erfüllen kann:<br />
cc<br />
(1),<br />
wobei λ(t) die im Allgemeinen zeitabhängige Ausfallrate<br />
des Systems ist. Im speziellen Fall konstanter Ausfallrate<br />
λ(t) = λ für alle t (auch exponentielles Ausfallverhalten genannt)<br />
ergibt sich der einfachere Ausdruck R(t) = e – λ·t . Die<br />
Annahme konstanter Ausfallraten ist aus folgender Überlegung<br />
heraus häufig realistisch. Zwischen einer frühen<br />
Betriebsphase mit einer größeren Zahl von Frühausfällen<br />
und einer späten Betriebsphase mit verschleißbedingt zunehmenden<br />
Spätausfällen liegt eine lange Betriebsphase<br />
mit sporadisch auftretenden zufälligen Ausfällen. Diese<br />
Mechanismen führen auf einen zeitlichen Verlauf der Ausfallrate<br />
gemäß einer „Badewannenkurve“.<br />
Die Zuverlässigkeit des Systems lässt sich für eine gegebene<br />
Zeitspanne T (zum Beispiel T = 1000 h) als Wahrscheinlichkeit<br />
R(T) angeben, dass das System nach Ablauf<br />
der Zeitspanne T noch funktionsfähig ist:<br />
(2).<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
45
Hauptbeitrag<br />
Ressourcenbeschreibung<br />
(IEC 62424 )<br />
BILD 1:<br />
Die umfassende<br />
Modellierung von<br />
Fertigungsvorgängen<br />
mittels CAEX<br />
ermöglicht eine<br />
entwurfsbegleitende<br />
Verlässlichkeitsanalyse.<br />
Prozessbeschreibung<br />
(VDI 3682 )<br />
Erweitertes<br />
CAEX-Modell<br />
Verlässlichkeits analyse<br />
(Boole-Markov-Modell)<br />
Produktbeschreibung<br />
(VDI 3682 )<br />
Anlagendaten<br />
Ressource<br />
Anlagenstruktur<br />
Anlage1/ Arbeitsstation1<br />
Komponente1<br />
<strong>Steuerung</strong>sstruktur<br />
Busstruktur<br />
Prozess<br />
Prozess1<br />
Transport<br />
Bearbeitung<br />
Transport<br />
BILD 2: Darstellung von Produkten,<br />
Prozessen und Ressourcen in einem<br />
gemeinsamen CAEX-Modell<br />
Produkt<br />
Produkt P0<br />
Produkt P0<br />
Für konstante Ausfallrate ist R(T) = e – λ·T .<br />
Die mittlere Lebensdauer eines Systems ist gegeben<br />
durch den mittleren Zeitraum (gemittelt über eine große<br />
Anzahl gleichartiger Systeme)<br />
(3)<br />
über den das System ununterbrochen seine Funktion erfüllt.<br />
Diese mittlere Zeit bis zum Ausfall des Systems wird<br />
englisch als mean time to failure (MTTF) bezeichnet; in<br />
diesem Beitrag wird stets die englische Abkürzung verwendet.<br />
Im Spezialfall konstanter Ausfallrate gilt die Beziehung<br />
MTTF = 1/ λ.<br />
Die Systemreparatur wird in Analogie zum Ausfallverhalten<br />
statistisch als Wartbarkeit betrachtet und anhand<br />
einer mittleren Reparaturdauer, mean time to repair<br />
(MTTR), beschrieben, der eine Reparaturrate μ(t)<br />
zugrunde liegt. Für konstante Reparaturrate μ(t) = μ für<br />
alle t gilt der Zusammenhang MTTR = 1/ μ.<br />
Zuverlässigkeit und Wartbarkeit sind von einander<br />
unabhängige Begriffe, weil die Zuverlässigkeit nur den<br />
ununterbrochenen Betrieb eines Systems beschreibt,<br />
während die Wartbarkeit nur dessen Reparaturphase<br />
erfasst. Ununterbrochener Betrieb (mittlere Dauer<br />
MTTF), Ausfall und Reparatur (mittlere Dauer MTTR)<br />
bilden jedoch zusammen einen Zyklus der mittleren Länge<br />
mean time between failures (MTBF) mit dem Zusammenhang<br />
(4)<br />
der für den Systembetrieb insgesamt bedeutsam ist. Dies<br />
wird im Begriff der Verfügbarkeit (availability) A ausgedrückt.<br />
Die Verfügbarkeit ist definiert als das Verhältnis<br />
zwischen der mittleren Dauer des ununterbrochenen<br />
Betriebs (MTTF) und der Summe aus MTTF und der<br />
mittleren Reparaturdauer MTTR im Zyklus (MTBF):<br />
.(5)<br />
Die Verfügbarkeit hängt also von der Zuverlässigkeit<br />
und von der Wartbarkeit ab. Für nicht reparable Systeme<br />
ist der Begriff nicht aussagekräftig (wegen MTTR = ∞ ist<br />
dann A = 0), weshalb solche Systeme stattdessen anhand<br />
der Zuverlässigkeit bewertet werden.<br />
1.2 Darstellung von Fertigungsressourcen<br />
und -prozessen<br />
Die vollständige und korrekte Ausführung eines Fertigungsprozesses<br />
erfordert gleichzeitig<br />
intakte Anlagenressourcen,<br />
Spezifikation entsprechender Rohstoffe, und<br />
korrekte Prozessschritte.<br />
Zwischen diesen Elementen bestehen enge Beziehungen<br />
und komplexe Abhängigkeiten. Jeder Prozessschritt<br />
(zum Beispiel Abfüllen, Verdeckeln) erfordert eine Reihe<br />
von Anlagenressourcen (wie Transportband, Deckelzuführung,<br />
Verdeckeler) sowie Rohstoffe (beispielsweise<br />
zu verdeckelnde Flasche, Deckel). Diese Beziehungen<br />
sind keinesfalls eins zu eins, denn eine Anlagenressource<br />
kann in mehr als einem Prozessschritt eine jeweils<br />
46<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
andere Rolle spielen. Um folglich von Verfügbarkeitsdaten<br />
der Anlagenressourcen auf die Verfügbarkeit von<br />
Prozessschritten zu schließen, sind formale Beschreibungen<br />
dieser Abhängigkeiten erforderlich. Diese Beschreibungen<br />
müssen in die Form von Zuverlässigkeitsblockdiagrammen<br />
überführbar sein, damit die Gesamtverlässlichkeit<br />
anhand der bekannten Formeln für Serienschaltung<br />
(kritischer Pfad), Parallelschaltungen<br />
(Redundanz) und deren Verknüpfungen bestimmt werden<br />
kann. Die relevanten Zusammenhänge werden hier<br />
kurz beschrieben. Diese Modellform wird auch als<br />
Boole-Markov-Modell bezeichnet.<br />
Allgemein gilt bei einer Serienschaltung von N Systemen,<br />
für deren Gesamtfunktion alle N Komponenten<br />
gleichzeitig funktionieren müssen (das Gesamtsystem<br />
fällt aus, wenn mindestens eine der Komponenten ausfällt),<br />
der Zusammenhang<br />
.(6)<br />
Haben alle Teilsysteme konstante Ausfallrate λ i , so gilt<br />
bei Serienschaltung der Zusammenhang<br />
bzw.<br />
.(7)<br />
Ähnliche Betrachtungen gelten für die Verfügbarkeit<br />
von Seriensystemen. Es gilt in einem Seriensystem allgemein<br />
.(8)<br />
Für die Parallelschaltung in Redundanz von N Teilsystemen,<br />
von denen ein einziges Teilsystem für die<br />
Funktion des Gesamtsystems hinreichend ist, gilt bekannterweise<br />
der Zusammenhang<br />
(9)<br />
und für die Verfügbarkeit gilt der Zusammenhang<br />
.(10)<br />
Den Formeln (9) und (10) liegt die Annahme zu Grunde,<br />
dass zur Nutzung der redundanten Komponenten<br />
kein aktives Eingreifen erforderlich ist (wie zum Beispiel<br />
bei Mehrfach-Seilen eines Fahrstuhls), oder dass<br />
perfekte Fehlerdiagnose und perfekte Umschaltung realisiert<br />
sind.<br />
1.3 Elementare Kennwerte eines<br />
Verfügbarkeitsmodells<br />
Aus dem vorigen Abschnitt lässt sich ersehen, dass ein<br />
Verfügbarkeitsmodell jedes Teilsystems quantitative Verfügbarkeitsdaten<br />
enthalten muss. Im einfachsten Fall<br />
konstanter Ausfall- und Reparaturraten sind mindestens<br />
die mittleren Kenngrößen<br />
MTTF und<br />
MTTR<br />
für jede Anlagenkomponente zu hinterlegen (die Verfügbarkeit<br />
von Anlagenkomponenten geht in die Verfügbarkeit<br />
der Prozessschritte ein), bei Bedarf auch die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />
nach Ablauf einer gegebenen<br />
Zeitspanne T. Wahlweise kann zusätzliche Information<br />
zur detaillierten Beschreibung des statistischen Ausfallverhaltens<br />
hinterlegt werden, wie Varianzen oder detaillierte<br />
zeitliche Verläufe von Ausfall- und Reparaturraten<br />
λ(t) und μ(t), sofern derart detaillierte Daten vorliegen und<br />
verarbeitet werden können.<br />
Dieser Abschnitt hat in die Verfügbarkeitsanalytik eingeführt<br />
und die Mindestanforderungen an Prozessmodelle<br />
für eine automatisierte Verfügbarkeitsanalyse zusammengestellt.<br />
Der folgende Abschnitt beschreibt ein<br />
Datenmodell, das diesen Anforderungen enstpricht.<br />
2. Modellierung der Verfügbarkeit in CAEX<br />
2.1 Gewerkeübergreifende Metamodellierung:<br />
CAEX und VDI 3682<br />
Weil zur Lösung des Problems eine gewerkeübergreifende<br />
Beschreibung von Anlagenressourcen, Produkten,<br />
und Fertigungsprozessen erforderlich ist, wurde zu<br />
deren integrierter Darstellung die Meta-Modellsprache<br />
„Computer Aided Engineering Exchange“ (CAEX) ausgewählt.<br />
Diese Sprache hat folgende vorteilhafte Eigenschaften.<br />
Sie ist objektorientiert, flexibel und anpassbar,<br />
und sie unterstützt Hierarchie und Strukturierung.<br />
Damit eignet sie sich zur Beschreibung komplexer Gebilde,<br />
wie sie in der Fertigungsautomatisierung auftreten.<br />
Darüber hinaus ist CAEX international (IEC 62424)<br />
standardisiert [4], [5]. CAEX wurde ursprünglich zur<br />
Modellierung verfahrenstechnischer Anlagen konzipiert,<br />
ist jedoch auch für fertigungstechnische Anlagen<br />
geeignet [7].<br />
Zur Darstellung von Prozessen wird auf die formalisierte<br />
Prozessbeschreibung nach VDI/VDE-Richtlinie<br />
3682 [8] zurückgegriffen. Diese Darstellung erlaubt<br />
die Repräsentation funktionaler Zusammenhänge zwischen<br />
Prozess und Fertigungsressourcen. Auch diese<br />
Richtlinie wurde primär motiviert durch die Notwendigkeit,<br />
verfahrenstechnische Prozesse allgemeinverständlich<br />
zu beschreiben, die Universalität dieser Beschreibungsform<br />
ermöglicht aber auch die anschauliche<br />
Darstellung fertigungstechnischer Prozesse [9].<br />
Um die Handhabung zu vereinfachen, wird in der<br />
vorliegenden Arbeit CAEX als einheitliches Datenformat<br />
zur Darstellung von Produkten, Fertigungsprozessen<br />
und Anlagenressourcen verwendet. Damit können alle<br />
drei wesentlichen Aspekte der Anlagenmodellierung<br />
(Produkt, Prozess, Anlage) in einem einzigen Modell repräsentiert<br />
werden. Dies bedeutet, dass die formalisierten<br />
Prozessbeschreibungen der Fertigungsprozesse nach<br />
VDI-Richtlinie 3682 zunächst in CAEX überführt werden.<br />
Über Objektverweise von Fertigungsprozessen zu<br />
Anlagenressourcen werden Querbezüge hergestellt, die<br />
anhand des Modells jederzeit nachverfolgt werden können,<br />
siehe Bild 2.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
47
Hauptbeitrag<br />
2.2 Verfügbarkeitsrelevante Attribute<br />
für Anlagenressourcen<br />
Alle in CAEX modellierten Ressourcen (Anlagenressourcen)<br />
werden mit folgenden Attributen ausgestattet, die<br />
eine schrittweise Berechnung der Verfügbarkeit aggregierter<br />
Teilsysteme erlauben:<br />
mittlere Lebensdauer MTTF, Datentyp double<br />
mittlere Reparaturdauer MTTR, Datentyp double<br />
Verfügbarkeit A, Datentyp double<br />
Diese Attribute gelten für alle Anlagenressourcen auf<br />
beliebigen Hierarchieebenen. Dabei sind Zahlenwerte der<br />
Attribute für elementare Ressourcen der untersten Hierarchiebenen<br />
beispielsweise aus Datenblättern oder Erfahrungswerten<br />
vorgegeben. Der ressourcenbezogene Anteil<br />
des Datenmodells für die Verarbeitung von Verfügbarkeitsdaten<br />
ist somit vorbereitet.<br />
2.3 Anreicherung der Prozessbeschreibung um<br />
verfügbarkeitsrelevante Attribute<br />
Zusätzlich zu Anlagenressourcen müssen – wie bereits<br />
angedeutet – die Produktionsprozesse gemäß VDI-Richtlinie<br />
3682 und die Produkte in das CAEX-Modell einbezogen<br />
werden. Als Ergebnis entsteht eine funktionale<br />
Gesamtbeschreibung von Produkt, Prozess, und Fertigungsressourcen.<br />
Allen Prozessen werden zusätzlich zu<br />
den zuvor genannten drei Attributen noch die Attribute<br />
geforderte Verfügbarkeit A soll , Datentyp double<br />
geforderte mittlere Lebensdauer MTTF soll ,<br />
Datentyp double<br />
hinzugefügt. Die Produkte sind in CAEX mit den zu ihrer<br />
Herstellung erforderlichen Prozessen verknüpft. Somit<br />
wird ein durchgängiges Datenmodell von Produkten über<br />
Prozesse bis hin zu den technischen Ressourcen, welche<br />
von den Prozessen genutzt werden, beschrieben. Wie im<br />
vorigen Abschnitt angedeutet, sind Zahlenwerte für<br />
MTTF und MTTR für elementare Ressourcen bekannt.<br />
Des Weiteren sind Anforderungen an die zu erreichenden<br />
Verfügbarkeiten beziehungsweise an geforderte mittlere<br />
Lebensdauern für die Produktionsprozesse gegeben. In<br />
dieser Phase sind die tatsächlichen Verfügbarkeiten oder<br />
die tatsächlichen mittleren Lebensdauern der produktbezogenen<br />
Fertigungsprozesse noch nicht bekannt.<br />
3. Verfügbarkeitsanalyse auf Basis des<br />
CAEX-Modells<br />
3.1 Verknüpfung von Produkt, Prozess und Ressourcen<br />
Dieser Abschnitt beschreibt die Auswertung der gegebenen<br />
Verfügbarkeitsdaten der Ressourcen, um die Verfügbarkeit<br />
von produktspezifischen Fertigungsprozessen<br />
zu ermitteln. Grundlage ist das im vorangegangenen<br />
Kapitel beschriebene übergreifende, um Produkt- und<br />
Prozessbeschreibungen erweiterte CAEX-Modell.<br />
Bild 3 zeigt eine Abhängigkeitskette beginnend mit ei-<br />
Produktbeschreibung<br />
z. B. Abfüllung; Menge<br />
BILD 3: Abhängigkeitskette vom Produkt<br />
zu den technischen Ressourcen<br />
Suche nach Endprodukten<br />
Kriterium„Endprodukt = true“<br />
Produkt mit Endprodukt vergleichen<br />
Attribut auswerten<br />
zugehörigen Prozess suchen<br />
anhand CAEX -Links<br />
Produkt<br />
betrachtetes<br />
Endprodukt<br />
Prozess<br />
Operationen zur<br />
Herstellung<br />
Technische<br />
Ressource<br />
Anlagenteil zur<br />
Durchführung der<br />
Prozessoperation<br />
Technische<br />
Ressource<br />
<strong>Steuerung</strong><br />
zur <strong>Steuerung</strong> des<br />
Anlagenteils<br />
Prozess zerlegen<br />
Prozesshierarchie auswerten<br />
Prozessoperationen suchen<br />
unterste Hierarchieebene<br />
zugeordnete Ressourcen suchen<br />
anhand CAEX -Links<br />
Kennwerte einlesen (z. B. MTTF, MTTR)<br />
Prozessbeschreibung<br />
Anlagenbeschreibung<br />
zugeordnete <strong>Steuerung</strong>skomponenten suchen<br />
Kennwerte einlesen (z. B. MTTF, MTTR)<br />
BILD 4: Schrittweise Vorgehensweise zur<br />
Ermittlung der Verlässlichkeitskennzahlen<br />
48<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
nem zu betrachtenden Endprodukt (zum Beispiel befüllte<br />
Flasche), daran gebundene Fertigungsprozesse<br />
(wie Befüllen), technischen Ressourcen (beispielsweise<br />
Pneumatikzylinder) und <strong>Steuerung</strong>en als Spezialfall<br />
technischer Ressourcen. Gegeben sind die Attribute der<br />
technischen Ressourcen und <strong>Steuerung</strong>en am Ende der<br />
Kette (rechts). Gesucht sind entsprechende Attribute<br />
am Anfang der Kette, es wird also eine Antwort auf die<br />
Frage erwartet, mit welcher Zuverlässigkeit sich ein<br />
gewünschtes Produkt auf einer gegebenen Fertigungsanlage<br />
herstellen lässt.<br />
3.2 Produktsuche<br />
Zur Lösung des Problems wird die Durchsuchbarkeit der<br />
Objektstruktur in CAEX ausgenutzt. Ausgehend vom<br />
gewünschten Produkt werden zunächst alle erforderlichen<br />
Prozessschritte gesucht, die zur Fertigung des Produkts<br />
notwendig sind. Die Prozessschritte erfordern<br />
ihrerseits jeweils eine Reihe von funktionierenden technischen<br />
Ressourcen wie Aktoren und Sensoren, aber<br />
auch <strong>Steuerung</strong>en und Kommunikationssysteme (zum<br />
Beispiel Feldbussysteme). Diese Vorgehensweise zeigt<br />
Bild 4 schematisch.<br />
3.3 Transformation der Prozessbeschreibung in<br />
Boole-Markov-Modell<br />
Zusätzlich zum reinen Aufdecken von Abhängigkeiten<br />
spielt die Architektur der Prozesse und Ressourcen, also<br />
ihre Anordnung in logischer Reihenschaltung oder Parallelschaltung<br />
zur Anwendung des Boole-Markov-Modells<br />
eine wesentliche Rolle. Hierbei kann ausgenutzt<br />
werden, dass die Prozessbeschreibung gemäß VDI/VDE-<br />
Richtlinie 3682 bereits serielle Prozessschrittketten von<br />
parallelen Abläufen unterscheidet. Folglich ist eine Überführung<br />
formaler Prozessbeschreibungen in Zuverlässigkeitsblockdiagramme<br />
unmittelbar möglich. Bild 5 zeigt<br />
ein Beispiel für einen Prozess, der aus drei aufeinanderfolgenden<br />
Schritten Transport, Bearbeitung und Transport<br />
besteht. Prozessschritte sind durch grüne Kästen<br />
dargestellt, rote Kreise markieren Zwischenprodukte.<br />
Bild 6 bringt ein entsprechendes Beispiel komplexerer<br />
Struktur, das auch eine Parallelschaltung beinhaltet.<br />
BILD 5: Überführung einer Schrittkette in Prozessbeschreibung<br />
nach VDI/VDE-Richtlinie 3682 (oben)<br />
in ein äquivalentes Zuverlässigkeits-Blockdiagramm<br />
(unten, Serienschaltung)<br />
3.4 Berechnung der Verfügbarkeiten<br />
Die eigentliche Berechnung der Verfügbarkeiten beziehungsweise<br />
mittleren Lebensdauern ist nach Aufbau der<br />
Zuverlässigkeitsblockdiagramme einfach durchzuführen,<br />
denn zu einem Zuverlässigkeitsblockdiagramm, das sich<br />
in Serien-/Parallel-Strukturen zerlegen lässt, lässt sich<br />
automatisch eine Formel für Verfügbarkeit oder mittlere<br />
Lebensdauer angeben, die durch schrittweise Lösung von<br />
Gleichungen der Art (7)-(10) auszuwerten ist.<br />
Bild 7 zeigt den schematischen Ablauf einer Zuverlässigkeitsanalyse.<br />
Es ist deutlich zu erkennen, dass<br />
die Analyse auf der untersten Hierarchieebene beginnt<br />
und sich sukzessive in der Hierarchie nach oben vorarbeitet.<br />
BILD 6: Überführung eines<br />
doppelt redundanten Prozesses<br />
in Prozessbeschreibung nach<br />
VDI/VDE-Richtlinie 3682 (oben)<br />
in ein äquivalentes Zuverlässigkeits-Blockdiagramm<br />
(unten, Parallelschaltung)<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
49
Hauptbeitrag<br />
3.5 Schwachstellenanalyse des<br />
Produktionsprozesses<br />
Die Analyse der Prozessverfügbarkeit anhand des Anlagen-,<br />
Produkt- und Prozessmodells ermöglicht die Durchführung<br />
einer Schwachstellenanalyse für den Produktionsprozess bereits<br />
in sehr frühen Phasen der Produktionsplanung. Die Vorgehensweise<br />
ist wie folgt beschrieben (siehe auch Bild 8).<br />
Als Voraussetzung müssen zunächst gemäß Abschnitt<br />
3.3 allen (Teil-)Prozessen der Produktion Sollwerte<br />
für die Verfügbarkeit beziehungsweise Zuverlässigkeit<br />
vorgegeben werden. Nach Berechnung der tatsächlichen<br />
Verfügbarkeits-/Zuverlässigkeitskennwerte<br />
findet ein Vergleich zwischen Soll- und Istwerten statt.<br />
Unterschreiten die Istwerte die Sollwerte, so sind Änderungen<br />
im Prozessentwurf erforderlich, wie der Einsatz<br />
verlässlicherer Komponenten oder das Vorsehen von Redundanz<br />
an besonders kritischen Punkten des Prozesses.<br />
Überschreiten die Istwerte die Sollwerte, so sind die Ziele<br />
erfüllt. Ist die Überschreitung erheblich, so können<br />
verknüpft<br />
elementare Teilressourcen<br />
zugehörige <strong>Steuerung</strong><br />
verfügbar<br />
ja<br />
nein<br />
Komponente<br />
defekt<br />
Zuverlässigkeitsanalyse<br />
Attribut<br />
MTTF<br />
Zuverlässigkeiten R i (T) aller einzelnen Komponenten i berechnen<br />
nächsthöhere<br />
Ebene der<br />
Hierarchie<br />
Attribut<br />
R i (T)<br />
Zuverlässigkeit R k(t) des k-ten Teilprozesses berechnen<br />
Attribut<br />
R k(T)<br />
BILD 8: Eine Schwachstellenanalyse eines Produktionsprozesses<br />
kann durch Vergleich von Soll-Verfügbarkeit und<br />
berechneter Verfügbarkeit (Entsprechendes gilt für die<br />
Zuverlässigkeit) durchgeführt werden.<br />
nein<br />
oberste Ebene<br />
erreicht<br />
ja<br />
Ende<br />
Fertigungsprozess<br />
BILD 7: Flussdiagramm einer Zuverlässigkeitsanalyse,<br />
die in der untersten Hierarchieebene beginnt und sich<br />
sukzessive nach oben arbeitet<br />
Förderung<br />
Transport<br />
TbS18<br />
Transport<br />
NLK-NAF<br />
Transport<br />
TbS6<br />
Abfüllung<br />
Identifikation<br />
I440<br />
Transport<br />
NAF-NFP<br />
Vereinzelung<br />
I440<br />
Picken<br />
...<br />
...<br />
...<br />
...<br />
...<br />
BILD 10:<br />
Transportprozess<br />
(NLK-NAF)<br />
vom Lager zur<br />
Abfüllstation<br />
Ultraschallempfänger<br />
Erkennung<br />
A440 Ventilinsel<br />
CPU 317F-<br />
2DP<br />
Identifikation<br />
BILD 9: Beispiel Smart-Automation-Anlage<br />
...<br />
Barcode-<br />
Scanner<br />
50<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
unter Umständen durch das Streichen von Redundanzen<br />
oder durch Einsatz einfacherer Komponenten Kosten<br />
eingespart werden.<br />
Verfügbarkeit/Zuverlässigkeit von Schritt 1, dem Transport<br />
einer Flasche vom Lager zur Abfüllstation, geschlossen<br />
werden kann.<br />
4. Beispiel<br />
4.1 Die Smart-Automation-Anlage<br />
Die Smart-Automation-Anlage ist Technologieträger<br />
und Versuchsanlage des Vorfeldbereichs des Sektors<br />
Industry der Siemens AG für den Bereich der Fertigungsautomatisierung<br />
(Bild 9). Sie besteht aus einem<br />
verzweigten Materialflusssystem für Flaschen, Bearbeitungsstationen<br />
für Befüllung und Verdeckelung, Stationen<br />
zur Qualitätskontrolle und Stationen zur Verpackung<br />
und Auslieferung der fertigen Flaschen. Die<br />
Flaschen tragen individuelle Erkennungsmerkmale in<br />
Form von Barcodes beziehungsweise RFID-Tags, die an<br />
zahlreichen Stellen in der Anlage ausgelesen und verwertet<br />
werden können. Die Automatisierung der Anlage<br />
umfasst alle Ebenen von der Achsregelung über die<br />
Stationsautomatisierung mittels Industriesteuerungen<br />
bis zur Auftragsverwaltung (Manufacturing Execution<br />
System, MES). Die in vorangegangenen Abschnitten<br />
beschriebenen Methoden zur Verlässlichkeitsanalyse<br />
werden in diesem Abschnitt anhand eines Abfüllprozesses<br />
erläutert.<br />
4.2 Abfüllstation und Abfüllprozess<br />
Die Abfüllstation befüllt Flaschen mit Feststoffen, wobei<br />
mehrere verschiedene Füllgüter zur Verfügung stehen,<br />
die einzeln oder als Gemisch verfüllt werden können.<br />
Exemplarisch wird hier folgender Abfüllprozess betrachtet,<br />
bei dem eine Flasche nach ihrer Identifikation nacheinander<br />
mit zwei Gütern befüllt wird. Das gewünschte<br />
Produkt besteht also aus einer verdeckelten Flasche, die<br />
definierte Mengen zweier Güter enthält. Vor und nach<br />
dem Befüllen wird die Flasche gewogen. Der Abfüllprozess<br />
besteht aus folgenden Schritten:<br />
1 | Transport einer Flasche vom Lager<br />
zur Abfüllstation<br />
2 | Erkennung einer Flasche<br />
3 | Drehen des Rundtellers<br />
4 | Identifikation der Flasche<br />
5 | Drehen des Rundtellers<br />
6 | Wiegen der Flasche<br />
7 | Befüllen mit Gut 2<br />
8 | Befüllen mit Gut 1<br />
9 | Wiegen der Flasche<br />
10 | Verdeckeln der Flasche<br />
11 | Überprüfen der Verdeckelung.<br />
Zur Durchführung dieses Prozesses sind eine Reihe von<br />
Ressourcen erforderlich, wie zum Beispiel der zugehörige<br />
mechanische Aufbau, die zugehörigen Industriesteuerungen<br />
und Feldbussysteme zur Kommunikation.<br />
Der folgende Abschnitt erklärt, wie mittels der oben beschriebenen<br />
Methoden aus den Verfügbarkeiten beziehungsweise<br />
Zuverlässigkeiten der Ressourcen auf die<br />
4.3 Verlässlichkeitsanalyse des Transportes<br />
zur Abfüllstation<br />
Bild 10 zeigt anhand eines Baumes einen Ausschnitt aus<br />
der hierarchischen Abhängigkeit des Transportprozesses<br />
„NLK-NAF“ (rot umrandet) von weiteren Teilprozessen<br />
(zum Beispiel „Transport TbS6“, „Identifikation I440“)<br />
und von Anlagenressourcen (beispielsweise „CPU317F-<br />
2DP“, rot eingekreist).<br />
Um beispielsweise den Prozess Erkennung durchführen<br />
zu können, sind die Hardware-Ressourcen „Ultraschallempfänger“,<br />
„A440 Ventilinsel“ und „CPU317F-2DP“, erforderlich.<br />
Der benachbarte Prozess Identifikation benötigt<br />
die Ressourcen „CPU317F-2DP“ und „Barcode-Scanner“.<br />
Es ist erkennbar, dass die Industriesteuerung „CPU317F-<br />
2DP“ eine gemeinsame Ressource dieser beiden Prozesse<br />
ist. Beim automatisierten Aufbau des Zuverlässigkeitsblockdiagramms<br />
für den Prozess „Identifikation I440“ tritt<br />
diese Komponente zunächst zweimal auf. Bei der Interpretation<br />
der resultierenden Serienschaltung der Komponente<br />
„CPU317F-2DP“ mit sich selbst als logische UND-Verknüpfung<br />
tritt jedoch eine Absorption auf, sodass die Komponente<br />
semantisch korrekt nur einmal berücksichtigt<br />
wird (andernfalls würden die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit<br />
des Prozesses „Identifikation I440“ konservativ zu<br />
klein berechnet).<br />
Es ist klar, dass die Verlässlichkeit eines Prozesses<br />
mit zunehmender Anzahl erforderlicher Ressourcen abnimmt.<br />
Folglich sollte jeder Teilprozess eine kleinstmögliche<br />
Anzahl verschiedener Ressourcen nutzen. Insbesondere<br />
ist es vorteilhaft, den <strong>Steuerung</strong>scode eines<br />
Teilprozesses auf einer einzigen Industriesteuerung zu<br />
konzentrieren, anstatt ihn auf mehrere <strong>Steuerung</strong>en zu<br />
verteilen. Andernfalls treten alle erforderlichen <strong>Steuerung</strong>en<br />
und Feldbusverbindungen in Serienschaltung im<br />
Zuverlässigkeitsblockdiagramm des Prozesses auf.<br />
Für den Transportprozess „NLK-NAF“ werden nun<br />
Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit dem in Bild 7 dargestellten<br />
Algorithmus folgend berechnet, indem diese<br />
Kennzahlen für die einzelnen Teilprozesse aus den dafür<br />
jeweils benötigten Ressourcen bestimmt und dann entsprechend<br />
den Regeln für Reihen- und Parallelschaltung<br />
kombiniert werden.<br />
Für den Transportprozess „NLK-NAF“ ergeben sich<br />
eine Verfügbarkeit von 99,7 % und bei einer geforderten<br />
ununterbrochenen Betriebsdauer von 1000 h eine Zuverlässigkeit<br />
von 78,34 %. Die vollständigen und recht umfangreichen<br />
Ausgangsdaten für diesen Prozess, die den<br />
Ergebnissen zu Grunde liegen, sind im Bericht [10] festgehalten.<br />
Fazit<br />
Die Verwendung geigneter Datenmodelle auf Basis einer<br />
um Produkte und Prozesse erweiterten CAEX-Darstellung<br />
einer Fertigungsanlage zur durchgängigen Berechnung<br />
verlässlichkeitsbezogener nicht-funktionaler Anforde-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
51
Hauptbeitrag<br />
Referenzen<br />
[1] Avizienis, A.; Laprie, J.-C. und Randell, B.: Fundamental Concepts of<br />
Dependability. Research Report No 1145, LAAS-CNRS, April 2001<br />
[2] Laprie, J.-C.: Dependable Computing and Fault Tolerance: Concepts and<br />
Terminology. In: Proc. 15th IEEE Int. Symp. on Fault-Tolerant Computing, 1985<br />
[3] Birolini, A..: Reliability Engineering: Theory and Practice. Springer Verlag,<br />
5. Auflage (2007), ISBN 3540493883<br />
[4] DIN V 44366: Festlegung für die Darstellung von Aufgaben der Prozessleittechnik<br />
in Fliessbildern und für den Datenaustausch zwischen EDV-Werkzeugen<br />
zur Fliessbild-Erstellung und CAE-Systemen. Beuth Verlag, Berlin (2004)<br />
[5] IEC 62424: Specification for Representation of process control engineering<br />
requests in P&I Diagrams and for data exchange between P&ID tools and<br />
PCE-CAE tools, VDE-Verlag GmbH, Berlin<br />
[6] Schnieder, E.; Slovák, R.: PROFUND: Ein integrativer Ansatz zum <strong>Entwurf</strong><br />
verlässlicher Automatisierungssysteme. <strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische<br />
Praxis 49 (2007) H. 7, S. 40–44<br />
[7] Güttel, K.; Fay, A.: Beschreibung von fertigungstechnischen Anlagen mittels<br />
CAEX. <strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische Praxis 50 (2008) H. 5, S. 34-39<br />
[8] VDI/VDE-Richtlinie 3682: Formalisierte Prozessbeschreibungen.<br />
Beuth Verlag, Berlin, 2005<br />
[9] Ulrich, A.; Güttel, K.; Fay, A.: Durchgängige Prozesssicht in unterschiedlichen<br />
Domänen – Methoden und Werkzeug zum Einsatz der formalisierten<br />
Prozessbeschreibung. at – Automatisierungstechnik 57 (2009) H. 2, S. 80-93<br />
[10] Wolff, D; Fay, A.; Richter, J. H.; Grosch, T.; Opgenoorth, B.: Anlage zur<br />
Modellierung und Analyse von Verlässlichkeits-Anforderungen mittels<br />
Prozess- und Ressourcen-Beschreibung, Technischer Bericht,<br />
URL: http://aut.hsu-hh.de/dependability/<br />
rungen wurde in diesem Beitrag beschrieben und ihre<br />
Anwendbarkeit an einem komplexen Beispiel belegt. Der<br />
Nutzen für den Anwender liegt in umfassender Werkzeugunterstützung<br />
bei der entwurfsbegleitenden Bewertung<br />
der Verlässlichkeit bereits in frühen Phasen des<br />
Produkt- und Produktions-Lebenszyklus. Die Engineering-Phase<br />
einer Produktionsanlage wird durch die vorgestellte<br />
Vorgehensweise verkürzt und das Ergebnis des<br />
Engineering-Prozesses verbessert. Lösungsalternativen<br />
können vom Projektingenieur frühzeitig auf Modellbasis<br />
untersucht und bewertet werden. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
am Ende des Engineering-Prozesses die geforderten<br />
Kundenanforderungen zu erfüllen, erhöht sich damit<br />
deutlich gegenüber der klassischen Vorgehensweise.<br />
Eine weitere Erhöhung der Aussagekraft solcher Berechnungen<br />
ist von der Einführung detaillierterer Rechenmethoden<br />
zu erwarten. Aktuell wird angenommen,<br />
dass alle Komponenten konstante Ausfallraten aufweisen.<br />
Zudem sagen die Ergebnisse nichts über die Streuung der<br />
Ausfallzeitpunkte aus. Eine zentrale Herausforderung<br />
besteht in der Aufhebung dieser Einschränkungen unter<br />
Beibehaltung kurzer Rechenzeiten, sodass eine Echtzeit-<br />
Integration in Engineering-Software möglich ist.<br />
Das vorgestellte Konzept kann auch jenseits von Zuverlässigkeit,<br />
Wartbarkeit und Verfügbarkeit für die Bewertung<br />
funktionaler Sicherheit nach der Norm<br />
IEC 61508 kombiniert mit beliebigen Sektornormen Anwendung<br />
finden.<br />
Manuskripteingang<br />
06.10.2010<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Autoren<br />
Dipl.-Inf. Bernd Opgenoorth<br />
(geb. 1951) ist Gruppenleiter bei der Siemens AG<br />
Nürnberg im Bereich der Vorfeldentwicklung im<br />
Umfeld Verlässlichkeit, Instandhaltung, und<br />
Einsatz der RFID-Technologie im Automatisierungsumfeld.<br />
Siemens AG,<br />
Industry Sector, I IA IA&DT ATS 4,<br />
Gleiwitzer Str. 555, D-90475 Nürnberg,<br />
Tel. +49 (0) 91 18 95 29 22,<br />
E-Mail: bernd.opgenoorth@siemens.com.<br />
Dr.-Ing. Jan Richter (geb. 1978) ist Entwicklungsingenieur im Vorfeld<br />
bei der Siemens AG Nürnberg und befasst sich dort mit der Konzeption<br />
und Entwicklung von Methoden in den Gebieten der verlässlichen Fertigungsautomatisierung,<br />
der Verlässlichkeitsanalyse, und der funktionalen<br />
Sicherheit. Er promovierte von 2004 bis 2009 am Lehrstuhl für Automatisierungstechnik<br />
und Prozessinformatik (Prof. Lunze) der Ruhr-Universität<br />
Bochum auf dem Gebiet der fehlertoleranten Regelungsmethoden.<br />
Siemens AG,<br />
Industry Sector, I IA IA&DT ATS 4,<br />
Gleiwitzer Str. 555, D-90475 Nürnberg,<br />
Tel. +49 (0) 91 18 95 47 12, E-Mail: janrichter@siemens.com.<br />
Dipl.-Ing. (FH) Thomas Grosch<br />
(geb. 1975) ist Entwicklungsingenieur<br />
im Vorfeld bei der Siemens AG<br />
Nürnberg und befasst sich dort vor<br />
allem mit fehlersicheren und<br />
hochverfügbaren Automatisierungssystemen.<br />
Dipl.-Ing. David Wolff (geb. 1982)<br />
studierte von 2005 bis 2009<br />
Maschinenbau an der Helmut-<br />
Schmidt-Universität/Universität der<br />
Bundeswehr Hamburg mit Schwerpunkt<br />
Automatisierungstechnik.<br />
Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay (geb. 1970) ist<br />
Professor für Automatisierungstechnik im<br />
Fachbereich Maschinenbau der Helmut-Schmidt-<br />
Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg.<br />
Sein Hauptinteresse gilt Beschreibungsmitteln,<br />
Methoden und Werkzeugen für ein effizientes<br />
Engineering von Automatisierungssystemen.<br />
Siemens AG,<br />
Industry Sector, I IA IA&DT ATS 4,<br />
Gleiwitzer Str. 555, D-90475 Nürnberg,<br />
Tel. +49 (0) 91 18 95 31 76,<br />
E-Mail:thomas.grosch@siemens.com.<br />
Helmut-Schmidt-Universität/<br />
Universität der Bundeswehr Hamburg,<br />
Institut für Automatisierungstechnik,<br />
Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg,<br />
Tel. +49 (0) 40 65 41 27 19<br />
Helmut-Schmidt-Universität/<br />
Universität der Bundeswehr Hamburg, Institut für<br />
Automatisierungstechnik, Holstenhofweg 85,<br />
D-22043 Hamburg, Tel. +49 (0) 40 65 41 27 19,<br />
E-Mail: alexander.fay@hsu-hh.de<br />
52<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
Mehr Diagnose<br />
für intelligente<br />
Sensoren und Aktoren<br />
IO-Link<br />
Intelligente Geräte brauchen<br />
einfache Schnittstellen<br />
Diese Neuerscheinung ist didaktisch so aufgebaut, dass es je<br />
nach Qualifikation, verschiedene Einstiegs-Levels (Einsteiger,<br />
Fortgeschrittene, Experten) gibt.<br />
Das umfassende Kompendium beschreibt die neue, herstellerunabhängige<br />
IO-Link-Schnittstelle. Diese kann über Sensoren und Aktuatoren<br />
auf einfache Weise Daten mit der überlagerten <strong>Steuerung</strong> austauschen.<br />
Anstatt vieler proprietärer Systeme muss der Anwender in<br />
Zukunft also nur noch ein System kennen. Parametrierungen können<br />
automatisch in die Geräte geladen und umgekehrt Diagnose- und<br />
Wartungsinformationen an die Leitwarte gemeldet werden. Was sich<br />
zunächst komplex anhört, funktioniert mit IO-Link ganz einfach.<br />
Ergänzend zu den detaillierten, theoretischen Beschreibung und ihrer<br />
Vorteile finden Ingenieure und Praktiker aus dem Maschinen- und<br />
Anlagenbau, Betreiber, Instandhalter, Planer und Systemintegratoren<br />
auch vertiefende Übungen und praktische Beispiele.<br />
Autoren: P. Wienzek, J. R. Uffelmann<br />
1. Auflage 2010, 310 Seiten, Broschur<br />
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Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />
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1. Auflage 2010 – ISBN: 978-3-8356-3115-1<br />
für € 89,90 (zzgl. Versand)<br />
Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird<br />
mit einer Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />
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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax,<br />
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Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung,<br />
Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />
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Datum, Unterschrift<br />
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PAIOL12010<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom Oldenbourg Industrieverlag oder vom<br />
Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medienund Informationsangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
hauptbeitrag<br />
Automatische Optimierung<br />
in der Profilextrusion<br />
Strömungslöser XNS verringert manuelle Nacharbeit<br />
Die rheologische Auslegung von Werkzeugen für die Profilextrusion ist ein iteratives<br />
Vorgehen mit aufwendiger manueller Nacharbeit. Strömungssimulationen können immer<br />
öfter eingesetzt werden, allerdings fehlt meist eine leistungsfähige Software, welche die<br />
Fließkanalgeometrie bereits in der Konstruktionsphase optimiert. Die Kombination des<br />
vorgestellten Strömungslösers XNS mit einem Geometrieoptimierungsalgorithmus verbessert<br />
die Strömungsqualität für einfache Geometrien und hat das Potenzial zur Übertragung<br />
auf komplexere Fließkanäle.<br />
SCHLAGWÖRTER Automatische Geometrieoptimierung / Profilextrusion /<br />
rheologische Werkzeugauslegung<br />
Automated Optimization in Profile Extrusion –<br />
Computational Fluid Dynamics Software XNS Reduces Manual Rework<br />
The rheological design of profile extrusion dies is an iterative process with extensive<br />
manual rework. Flow simulations have gained some acceptance, but there are only limited<br />
options with respect to software to optimize the flow channel geometry during the design<br />
phase. By means of the combination of the introduced computational fluid dynamics (CFD)<br />
software XNS and an optimization algorithm a reasonable channel geometry can be computed<br />
for simple die geometries. It has the potential of being applied to more complex flow<br />
channels.<br />
KEYWORDS Automated Geometry Optimization / Profile Extrusion /<br />
Rheological Die Design<br />
54<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
Walter Michaeli, Christian Windeck, Marek Behr, Stefanie Elgeti,<br />
Markus Probst, Mike Nicolai, RWTH Aachen<br />
Die maßgenaue und wirtschaftliche Fertigung<br />
von Kunststoffprofilen gilt als besonders<br />
schwierig. Zum einen gibt es eine nahezu<br />
grenzenlose Vielfalt an Querschnittsformen<br />
der Profile und damit der Fließkanäle der<br />
Werkzeuge, zum anderen ist die mathematische Beschreibung<br />
der Strömung in vielen Geometrien – wenn<br />
überhaupt – nur mit viel Aufwand lösbar [1]. Daher<br />
beruht die rheologische Auslegung eines neuen Fließkanals<br />
in der industriellen Praxis meist auf praktischen<br />
Versuchen und auf dem Erfahrungswissen des<br />
Werkzeugmachers [2].<br />
Das allgemeine Vorgehen bei der rheologischen Auslegung<br />
(Bild 1) sieht bislang so aus, dass aus dem Kundenwunsch<br />
nach einem bestimmten Profil ein Profilwerkzeug<br />
konstruiert und gefertigt wird. Dabei werden Eigenheiten<br />
des zu verarbeitenden Materials bereits berücksichtigt.<br />
Nachdem die erste Version des Werkzeugs<br />
erstellt wurde, wird diese mit einem Extruder verbunden<br />
und testweise das Profil produziert. Anhand der Schmelzeverteilung<br />
bei dem Testprofil kann der Werkzeugmacher<br />
abschätzen, wo und wie stark der Fließkanal geändert<br />
werden muss, damit die Austragung des Profils<br />
gleichmäßiger wird. Meist reicht ein einmaliges Testfahren<br />
des Werkzeugs nicht aus, damit das Profil einheitlich<br />
ausgetragen wird. Üblich sind, abhängig von der Komplexität<br />
der Geometrie, fünf bis zehn Iterationen [1]. Bei<br />
jedem Iterationsschritt entstehen Kosten durch die Nachbearbeitung<br />
des Werkzeugs, durch das verbrauchte Material<br />
und die Maschinenbelegung, sodass die Einfahrkosten<br />
einen großen Anteil an den Werkzeugkosten ausmachen.<br />
Durch weniger Einfahrversuche kann der Unternehmer<br />
aufgrund des Zeitgewinns flexibler auf<br />
Kundenwünsche reagieren; Flexibilität in der Produktion<br />
ist einer der wichtigsten Faktoren für eine wirtschaftliche<br />
Profilextrusion.<br />
Daher wird schon lange angestrebt, die rheologische<br />
Fließkanalauslegung am Computer durchzuführen. Der<br />
Computer bietet die Möglichkeit, auf der Grundlage von<br />
numerischen Lösungsansätzen die Strömung im Fließkanal<br />
zu berechnen, bevor das eigentliche Werkzeug<br />
gefertigt wird. Schematisch ist dies in Bild 1 durch die<br />
Erweiterung des Auslegungsplans um eine Iterationsschleife<br />
bei der Werkzeugauslegung gezeigt. Diese wird<br />
softwarebasiert am Computer durchgeführt. So kann<br />
vorab bereits die Güte der Schmelzeverteilung erkannt<br />
und die Werkzeugkonstruktion entsprechend angepasst<br />
werden. Ein einleuchtendes Beispiel hierzu ist eine filigrane<br />
Struktur, die in einem bestimmten Bereich die<br />
dort voreilende Schmelze bremsen soll. Das Aufschweißen<br />
der Struktur als Fließwiderstand am realen Werkzeug<br />
ist sehr aufwendig, das Hinzufügen bei der Konstruktion<br />
am Computer hingegen nicht. So kann in Strömungssimulationen<br />
bereits vorher die geeignete Lage<br />
und Gestalt der Bremse ermittelt werden.<br />
Bei der Formoptimierung des Fließkanals in der Software<br />
kann zwischen verschiedenen Arten unterschieden<br />
werden. Die einfachste Art der Geometrieänderung besteht<br />
darin, dass der Anwender aufgrund der Ergebnisse<br />
der vorherigen Berechnung die Geometrie basierend auf<br />
seinen Erfahrungswerten neu erzeugt. Nachteilig hierbei<br />
ist, dass die Optimierung durch die Neuerstellung der<br />
Geometrie in jedem Optimierungsschritt sehr arbeitsintensiv<br />
ist und stark vom Benutzer abhängt.<br />
Automatisiert ablaufende Optimierungsmethoden<br />
basieren auf einer Extremwertsuche. Dabei werden<br />
freigegebene Parameter im System solange verändert,<br />
bis ein Zielfunktional, auch Qualitätsfunktion genannt,<br />
minimal oder maximal wird. Eine Übersicht<br />
dieser Algorithmen bietet [3, 4]. Bei gradientenbasierten<br />
Optimierungsalgorithmen führt jeder Rechenschritt<br />
näher zur Bergspitze, also dem Extremum.<br />
Durch die Berücksichtigung des Gradienten bei der<br />
Auswertung des Zielfunktionals lässt sich die Extremwertsuche<br />
beschleunigen. Die Berechnung des<br />
Gradienten kann sehr rechenintensiv sein, bei einer<br />
Approximation durch Finite Differenzen steigt allerdings<br />
auch der Rechenaufwand durch viele, nah beieinander<br />
liegende Funktionsauswertungen. Aufgrund<br />
dessen ist die Optimierung über den analytisch ausgewerteten<br />
Gradienten zu bevorzugen. Vorteile dabei<br />
sind die geringe Anzahl an Funktionsauswertungen<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
55
Hauptbeitrag<br />
und damit Simulationen und die Konvergenz zu einem<br />
lokalen Extremum.<br />
Generell können durch die Verwendung von Optimierungsverfahren<br />
nicht intuitive Lösungen berücksichtigt<br />
werden. Für die Fließkanaloptimierung bedeutet dies,<br />
dass sich auch Lösungen finden lassen, die über das Erfahrungswissen<br />
des Werkzeugmachers hinausgehen.<br />
Derzeit wird es noch sehr selten umgesetzt, die Strömung<br />
in einem Fließkanal aus Strömungssimulation und<br />
Optimierung in einem geschlossenen Programm zu berechnen<br />
und den Fließkanal automatisch so lange zu<br />
variieren, bis eine optimale Profilaustragung erreicht<br />
wird. Meist ist nach jedem Simulationsschritt eine Interaktion<br />
nötig, bei der eine veränderte Geometrie ausgewählt<br />
wird. Eine mögliche Erleichterung der Auslegung<br />
von Fließkanälen in der Profilextrusion soll daher<br />
im Weiteren präsentiert werden.<br />
1. Auslegungsziele bei der Profilextrusion<br />
Die Qualität eines Profils ist dann hoch, wenn die Anforderungen<br />
an die Genauigkeit der Abformung und die<br />
Oberflächengüte sowie die Funktionseigenschaften erfüllt<br />
sind. Im Folgenden werden allerdings einige Effekte, die<br />
auch Einfluss auf die Profilqualität haben, nicht berücksichtigt,<br />
da diese Effekte erst nach dem Verlassen der<br />
Schmelze aus dem Werkzeug am Profil angreifen. Beispielsweise<br />
sei das Aufschwellen des Profils nach dem<br />
Wegfall des Formzwangs nach dem Werkzeug angeführt.<br />
Bei der rheologischen Auslegung der Fließkanals bis<br />
zum Werkzeugende gelten folgende Ziele mit unterschiedlichen<br />
Prioritäten [1]:<br />
Die Geschwindigkeitsverteilung der Schmelze am<br />
Austritt soll möglichst gleichmäßig sein, damit sich<br />
die Profilgeometrie möglichst wenig durch Umlagerung<br />
des Geschwindigkeitsprofils ändert.<br />
Ein möglichst geringer Druckverlust soll zwischen<br />
Werkzeugeintritt und -austritt auftreten, damit auf<br />
leistungsfähigere, aber sehr teure Extruder verzichtet<br />
werden kann.<br />
Geringe mittlere Verweilzeiten sind vor allem bei<br />
thermisch empfindlichen Materialien gewünscht.<br />
Daher gilt es auch, Totwassergebiete im Fließkanal<br />
zu vermeiden.<br />
Ein geringes Verweilzeitspektrum ermöglicht ein<br />
schnelles Wechseln des Materials.<br />
Die Schmelze sollte entlang des Fließweges stetig<br />
beschleunigt werden.<br />
Die Wandschubspannungen sollen weder so klein<br />
sein, dass sich Ablagerungen an den Wänden bilden<br />
können, noch so groß sein, dass das Material zu sehr<br />
geschädigt wird.<br />
BILD 1:<br />
schematisches<br />
Vorgehen bei der<br />
Auslegung von<br />
Profilextrusionswerkzeugen<br />
BILD 2:<br />
mathematische<br />
Beschreibung der<br />
Auslegungsziele<br />
56<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
2. Mathematische Beschreibung der<br />
Auslegungsziele<br />
Um bestimmte Auslegungsziele bei der Optimierung<br />
zu berücksichtigen, ist es nötig, diese in dem Zielfunktional<br />
zu beschreiben. Das Zielfunktional J<br />
stellt dabei eine Summe aus Einzelzielen dar, deren<br />
Priorität im Zielfunktional gewichtet werden kann:<br />
(1)<br />
Die Aufgabe besteht darin, die Inhalte der verschiedenen<br />
Auslegungsziele in mathematische Beschreibungen zu<br />
fassen. Exemplarisch wird in Bild 2 die mathematische<br />
Beschreibung einer gleichmäßigen Geschwindigkeitsverteilung<br />
am Werkzeugaustritt und eines geringen<br />
Druckverlusts an einem Fließkanal mit L-förmigem Austrittsquerschnitt<br />
gezeigt. Dabei wird das Zielfunktional<br />
so aufgebaut, dass es bei der Optimierung minimiert<br />
wird. Analog müssen zur Berücksichtigung weiterer<br />
Auslegungskriterien mathematische Zusammenhänge<br />
dafür ermittelt werden.<br />
Bei der Beschreibung einer gleichmäßigen Austrittsgeschwindigkeit<br />
bieten sich zwei Alternativen<br />
an: In der ersten wird der Geschwindigkeitsgradient<br />
in tangentialer Richtung über einer reduzierten Austrittsfläche<br />
integriert. Diese Reduzierung um die Au-<br />
ßenkontur ist notwendig, da an der Außenkontur<br />
Wandhaftung angenommen wird. Dies bedeutet, dass<br />
dort auch im optimierten Profil große Gradienten auftreten.<br />
Die zweite Möglichkeit sieht vor, dass man die<br />
Austrittsfläche in Teilflächen unterteilt. Die Fehlerquadrate<br />
der mittleren Geschwindigkeit der Teilflächen<br />
zur mittleren Geschwindigkeit der Gesamtfläche<br />
sollen bei der Optimierung minimiert werden.<br />
Ein geringer Druckverlust im Werkzeug lässt sich mathematisch<br />
als Differenz der integrierten Drücke über<br />
der Ein- beziehungsweise Austrittsfläche beschreiben.<br />
3. Das FEM-Programm XNS und die Optimierung<br />
Da die Lösung der Strömungsgleichungen bei komplizierten<br />
Geometrien in der Profilextrusion analytisch<br />
nicht möglich ist, wird auf die Hilfe numerischer Lösungsansätze<br />
wie der Finiten-Elemente-Methode (FEM)<br />
zurückgegriffen. Dabei wird die durchströmte Geometrie<br />
durch diskrete Punkte in einem Netz beschrieben.<br />
Auf diesem Netz werden die Navier-Stokes-Gleichungen<br />
numerisch gelöst und Strömungsparameter wie Druck<br />
und Geschwindigkeiten können in jedem Knoten ausgewertet<br />
werden.<br />
Am Lehrstuhl für Computergestützte Analyse Technischer<br />
Systeme (CATS) an der RWTH Aachen wird<br />
Optimierungsalgorithmus<br />
Geometrieparameter<br />
Zielfunktional<br />
und Gradient<br />
Optimierungsziele<br />
Geometriekernel<br />
Startgeometrie<br />
x, y, z u, ∆p<br />
XNS<br />
BILD 3:<br />
Kopplung des<br />
FEM-Programms<br />
XNS mit einem<br />
Optimierungsalgorithmus<br />
BILD 4:<br />
Geometriebeschreibung<br />
über Kontrollpunkte<br />
[7]<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
57
Hauptbeitrag<br />
ein solches FEM-Programm namens XNS entwickelt<br />
und dazu ein Formoptimierungsalgorithmus integriert<br />
[5, 6, 7]. Die integrative Zusammenarbeit zwischen<br />
dem Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV)<br />
und CATS ergibt einige Vorteile für die Anwendung<br />
eines Strömungslösers im Vergleich zu den Arbeiten<br />
mit kommerziell erhältlichen Programmen. Erweiterungen,<br />
wie neue Materialmodelle, können schnell in<br />
das Programm aufgenommen werden. Ein weiterer<br />
Vorteil: das Programm eignet sich aufgrund der Programmarchitektur<br />
für hochparalleles Rechnen auf<br />
Großrechnern. Diese Aufteilung der Berechnungsarbeit<br />
auf viele Prozessoren stellt einen wichtigen Aspekt<br />
bei der Verringerung der Rechenzeit dar. In Bild 3<br />
wird der Zusammenhang zwischen dem Strömungslöser<br />
XNS und dem Optimierungsalgorithmus gezeigt.<br />
Eine erste Startgeometrie mit einem Netz bildet die<br />
Ausgangslage. XNS berechnet für diese Geometrie die<br />
Strömung. Aus den ermittelten Strömungsgrößen ergibt<br />
sich ein Wert des Zielfunktionals, in dem die Optimierungsziele<br />
mathematisch hinterlegt sind. Neben<br />
dem Wert des Zielfunktionals erhält man auch dessen<br />
Gradienten. Diese Werte werden an den Optimierungsalgorithmus<br />
weitergeleitet. Der Optimierungsalgorithmus<br />
bestimmt daraus die Geometrieparameter für eine<br />
Geometrievariation, wobei mit Hilfe des Gradienten<br />
eine günstige Aufstiegs-/Abstiegsrichtung der Optimierung<br />
ermittelt werden kann. Die Geometrieparameter<br />
beschreiben bestimmte Kontrollpunkte, welche<br />
die zur Optimierung freigegebene Fläche aufspannen.<br />
Diese werden umpositioniert, und es ergibt sich eine<br />
neue Geometrie. Die Gestalt der Oberfläche zwischen<br />
den Kontrollpunkten wird durch mathematisch definierte<br />
Kurven (zweidimensional) oder Flächen (dreidimensional)<br />
modelliert, auch Splines beziehungsweise<br />
Spline-Patches genannt. Die Gestalt der Oberfläche<br />
wird durch die Anzahl, Position und Gewichtung der<br />
Kontrollpunkte gesteuert. Schematisch ist dies in Bild 4<br />
dargestellt.<br />
Anschließend wird das alte FEM-Netz so verschoben,<br />
dass das Netz die neue Geometrie beschreibt. Dadurch,<br />
dass das Netz nur verschoben, aber nicht neu erstellt<br />
wird, verringert sich der Aufwand massiv. Dieser Zyklus<br />
wiederholt sich nun solange, bis ein Minimum des<br />
Zielfunktionals gefunden wird.<br />
4. Verwendetes Materialmodell<br />
Um mit dem Strömungslöser XNS die Strömung einer<br />
Kunststoffschmelze in einem Werkzeug berechnen zu<br />
können, muss ein geeignetes Materialmodell zur Beschreibung<br />
des spezifischen Verhaltens von Kunststoffen<br />
in der Software implementiert sein. Ein verbreitetes<br />
Modell zur Berücksichtigung des strukturviskosen Verhaltens<br />
von Thermoplastschmelzen ist das Carreau-<br />
Modell (Gleichung (2)) [8]. Dieses Modell wurde in XNS<br />
implementiert und anschließend validiert [9]. Im Carreau-Modell<br />
wird der Zusammenhang zwischen der<br />
Viskosität und der Scherrate über die Parameter A<br />
(Nullviskosität), B (reziproke Scherrate beim Übergang<br />
zum strukturviskosen Verhalten) und C (Steigung im<br />
strukturviskosen Bereich) beschrieben.<br />
(2)<br />
Überprüft wird die Erweiterung durch den Vergleich<br />
der Simulationsergebnisse mit praktischen Untersuchungen<br />
bei einer Werkzeuggeometrie mit einem U-förmigen<br />
Austrittsquerschnitt. Als Material werden ein<br />
Acryl-Butadien-Styrol (ABS) des Typs Novodur P2HE der<br />
Firma Lanxess AG, Leverkusen, und ein Polypropylen<br />
(PP) des Typs Moplen HP 501H der Firma Basell Polyolefine<br />
GmbH, Wesseling, ausgewählt. Zusätzlich wird<br />
jeweils zwischen 3 Massetemperaturen und Volumenströmen<br />
variiert. Die genauen Prozessparameter sind in<br />
Tabelle 1 aufgelistet.<br />
Exemplarisch wird die Validierung anhand der Geschwindigkeitsverteilung<br />
am Austritt des U-Kanals<br />
für den Betriebspunkt ABS, 220 °C Massetemperatur<br />
und 3,5 dm 3 /h gezeigt (Bild 5). Die U-förmige Austrittsfläche<br />
wird in 16 Teilflächen unterteilt, um lokale mittlere<br />
Geschwindigkeiten zu erhalten. In der Darstellung<br />
in Bild 5 sind die Schenkel des U zu Gunsten der besseren<br />
Lesbarkeit umgeklappt. Beim Vergleich zeigt sich<br />
eine gute Übereinstimmung zwischen Simulation und<br />
Praxis für den Brückenteil und den rechten Schenkel.<br />
Im linken Schenkel ist ein Unterschied zu erkennen,<br />
der dadurch zu erklären ist, dass der reale Spalt im<br />
Werkzeug fälschlicherweise größer ausfiel als in der<br />
Simulationsgeometrie. So stand kein identisches Modell<br />
der verfälschten realen Geometrie für die Simulation<br />
zur Verfügung.<br />
5. Ergebnisse der Geometrieoptimierungen<br />
Nach der Implementierung eines geeigneten Materialmodells<br />
werden erste Rechnungen mit XNS mit einer<br />
Ankopplung des automatischen Geometrieoptimieres<br />
durchgeführt. Die ersten Untersuchungen werden an<br />
zweidimensionalen Geometrien durchgeführt [7].<br />
In Bild 6 ist der Ausgangsfließkanal eines Doppelspalts<br />
dargestellt. Eine Strömungsberechnung der Originalgeometrie<br />
zeigt ein deutlich ungleichmäßiges<br />
Geschwindigkeitsprofil am Austritt, das durch den<br />
unterschiedlich hohen Fließwiderstand in den zwei<br />
Schlitzen entsteht. Für die Optimierung wird die halbkreisförmige<br />
Berandung und die innere Wand des unteren<br />
Spaltes bis kurz vor dem Austritt freigegeben.<br />
Nach einigen Optimierungsschritten ergibt sich automatisch<br />
die im Bild 6 rechts dargestellte Fließkanalgeometrie<br />
mit entsprechender Geschwindigkeitsverteilung<br />
am Austritt. In diesem Fall wird im Zielfunktional<br />
allein eine gleichmäßige Geschwindigkeitsverteilung<br />
als optimales Auslegungsziel hinterlegt. Dieses<br />
Ziel kann durch die Geometrieanpassung erreicht<br />
werden. Am Ende der Optimierung liegt der Wert für<br />
das Zielfunktional nahezu bei Null. Dies bedeutet, dass<br />
ein globales Minimum gefunden wurde. Im Bild zeigt<br />
es sich dadurch, dass beide Spalte nun am Austritt eine<br />
einheitliche Geschwindigkeitsverteilung aufweisen.<br />
Je mehr Bereiche zur Optimierung freigegeben werden<br />
und je mehr Kontrollpunkte in diesen Bereichen<br />
die Kontur beschreiben, desto aufwendiger werden<br />
die Rechnungen.<br />
58<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
ABS<br />
PP<br />
Massetemperatur<br />
[°C]<br />
Volumenstrom<br />
[dm 3 /h]<br />
Massetemperatur<br />
[°C]<br />
Volumenstrom<br />
[dm 3 /h]<br />
220<br />
240<br />
260<br />
1<br />
1<br />
2 200<br />
2<br />
3,5 3,5<br />
1<br />
1<br />
2 220<br />
2<br />
3,5 3,5<br />
1<br />
1<br />
2 240<br />
2<br />
3,5 3,5<br />
TABELLE 1:<br />
Prozessparameter<br />
bei der Überprüfung<br />
des<br />
implementierten<br />
Carreau-Modells<br />
in XNS<br />
BILD 5: Vergleich der<br />
mittleren Austrittsgeschwindigkeit<br />
beim<br />
U-Profilfließkanal (ABS,<br />
220 °C, 3,5 dm 3 /h) [9]<br />
BILD 6: Geometrieoptimierung<br />
am<br />
zweidimensionalen<br />
Doppelspalt [7]<br />
BILD 7:<br />
Erste Ergeb nisse einer<br />
dreidimensionalen<br />
Geometrieoptimierung<br />
[7]<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
59
Hauptbeitrag<br />
Nach der erfolgreichen Optimierung der zweidimensionalen<br />
Geometrien wurde das Programm auf die Anwendbarkeit<br />
bei dreidimensionalen Geometrien erweitert.<br />
Bei dreidimensionalen Geometrien reicht die Beschreibung<br />
der zur Optimierung freigegebenen Flächen<br />
durch Splines, die durch die einzelnen Kontrollpunkte<br />
definiert sind, nicht mehr aus. Die Splines werden zu<br />
Spline-Patches, also Flächen erweitert, die ebenfalls<br />
durch die Lage der dreidimensional verteilten Kontrollpunkte<br />
beschrieben werden.<br />
Eine erste dreidimensionale Geometrieoptimierung<br />
ist in Bild 7 dargestellt. Allerdings werden von den<br />
16 Kontrollpunkten zunächst nur zwei freigegeben. Daher<br />
ist die Auswirkung dieser Geometrieänderung nur<br />
marginal. Jedoch kann eine erste erfolgreiche Veränderung<br />
der Strömung beobachtet werden. Diese Optimierungsrechnung<br />
wurde auf 128 Prozessoren parallel<br />
berechnet und benötigte 8 Stunden, bis ein lokales Minimum<br />
des Zielfunktionals (gleiche mittlere Austrittsgeschwindigkeit)<br />
gefunden wurde.<br />
6. Fazit und Ausblick<br />
Die automatische Gestaltung eines idealen Fließkanals<br />
nur unter Vorgabe der Eintritts- und der Austrittsgeometrie<br />
ist das Ziel der Forschungsarbeiten. Schon jetzt<br />
können Erfolge bei der Entwicklung einer Methodik<br />
zum automatischen Optimieren vorhandener Fließkanäle<br />
gezeigt werden. Die Strömungssoftware XNS kann<br />
das strukturviskose Fließverhalten von Kunststoffschmelzen<br />
darstellen. Durch die Kopplung mit einer<br />
gradientenbasierten Optimierungsmethode kann die<br />
Variation von Fließkanälen automatisiert ablaufen. Die<br />
Autoren<br />
Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Walter Michaeli<br />
(geb. 1946) ist Inhaber des Lehrstuhls für Kunststoffverarbeitung<br />
an der RWTH Aachen und Leiter<br />
des Instituts für Kunststoffverarbeitung (IKV).<br />
RWTH Aachen,<br />
Institut für Kunststoffverarbeitung,<br />
Pontstr. 49, D-52062 Aachen,<br />
Tel. +49 (0) 241 809 38 06,<br />
E-Mail: zentrale@ikv.rwth-aachen.de<br />
Dipl.-Ing. Stefanie Elgeti (geb. 1981) ist seit<br />
2006 wissenschaftliche Mitarbeiterin am CATS<br />
und arbeitet auf dem Gebiet der numerischen<br />
Opti mierung von Extrusionswerkzeugen.<br />
RWTH Aachen,<br />
Lehrstuhl für Computergestützte Analyse<br />
Technischer Systeme, Schinkelstr. 2, D-52062 Aachen,<br />
Tel. +49 (0) 241 809 99 22,<br />
E-Mail: elgeti@cats.rwth-aachen.de<br />
Dipl.-Ing. Christian Windeck (geb. 1982)<br />
ist seit 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am IKV und arbeitet auf dem Gebiet der<br />
Auslegung von Extrusionswerkzeugen<br />
und CAE.<br />
RWTH Aachen,<br />
Institut für Kunststoffverarbeitung,<br />
Pontstr. 49, D-52062 Aachen,<br />
Tel. +49 (0) 241 802 72 71,<br />
E-Mail: windeck@ikv.rwth-aachen.de<br />
Dipl.-Math. Markus Probst (1979) ist seit<br />
2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter am CATS<br />
und arbeitet auf dem Gebiet der Formoptimierung<br />
für Fluidströmungen und der mathematischen<br />
Modellierung von Blutschädigung.<br />
RWTH Aachen,<br />
Lehrstuhl für Computergestützte Analyse<br />
technischer Systeme, Schinkelstr. 2, D-52062 Aachen,<br />
Tel. +49 (0) 241 809 99 21,<br />
E-Mail: probst@cats.rwth-aachen.de<br />
Prof. Marek Behr, PhD, (geb. 1965) ist<br />
Inhaber des Lehrstuhls für Computergestützte Analyse<br />
Tech nischer Systeme (CATS) an<br />
der RWTH Aachen.<br />
RWTH Aachen,<br />
Lehrstuhl für Computergestützte Analyse<br />
Technischer Systeme,<br />
Schinkelstr. 2, D-52062 Aachen,<br />
Tel. +49 (0) 241 809 99 00,<br />
E-Mail: behr@cats.rwth-aachen.de<br />
Dipl.-Ing. Mike Nicolai (1975) ist seit 2005<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter am CATS und<br />
arbeitet auf dem Gebiet der Formoptimierung<br />
angewendet auf Fluide.<br />
RWTH Aachen,<br />
Lehrstuhl für Computergestützte Analyse<br />
technischer Systeme,<br />
Schinkelstr. 2, D-52062 Aachen,<br />
Tel. +49 (0) 241 8 09 99 20,<br />
E-Mail: nicolai@cats.rwth-aachen.de<br />
60<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
Ziele einer rheologischen Werkzeugauslegung können<br />
mathematisch beschrieben und in die Berechnung eingebracht<br />
werden. Testrechnungen zeigen die Anwendbarkeit<br />
des Optimierungskonzepts. Die ersten Schritte<br />
zur Übertragung des Vorgehens auf dreidimensionale<br />
Fließkanalgeometrien sind abgeschlossen. Jetzt geht es<br />
darum, eine geeignete Anzahl und Lage der Kontrollpunkte<br />
zu finden, damit die gesamte Rechenzeit einer<br />
Optimierung sinkt.<br />
Manuskripteingang<br />
02.06.2010<br />
Danksagung<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Die vorgestellten Arbeiten wurden von der<br />
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im<br />
Rahmen des Exzellenzclusters „Integrative<br />
Produktionstechnik für Hochlohnländer“ finanziell<br />
gefördert. Ihr gilt unser ausdrücklicher Dank!<br />
Außerdem danken wir der Graduiertenschule AICES<br />
für die Nutzungsmöglichkeit ihres Rechenclusters.<br />
Referenzen<br />
[1] Michaeli, W.: Extrusion Dies for Plastics and Rubber. München: Carl Hanser<br />
Verlag 2009<br />
[2] Szarvasi, I.; Sienz, J.; Pitman, J.; Hinton, E.: Computer aided Optimisation of<br />
profile extrusion dies: Definition and assessment of the objective function.<br />
International Polymer Processing (2000) 1, S. 28-39<br />
[3] Nocedal, J.; Wright, S.J.: Numerical Optimization, New York: Springer<br />
Verlag, 1999<br />
[4] Kaul, S.: Rechnergestützte Optimierungsstrategien für Profil-Extrusionswerkzeuge.<br />
Aachen, Institut für Kunststoffverarbeitung an der RWTH<br />
Aachen, Dissertation, 2004 - ISBN: 3-86130-492-9<br />
[5] Nicolai, M; Behr, M.: Portable optimization framework for serial and parallel<br />
machines. In: Second European Conference on Computational Optimization,<br />
Montpellier, 3. April 2007<br />
[6] Wylie, B.J.N.; Geimer, M.; Nicolai, M.; et al.: Performance analysis and tuning of<br />
the XNS CFD solver on BlueGene/L, Lecture Notes in Computer Science 4757 Proc.<br />
14th EuroPVM/MPI Conf. (Paris, France), Springer-Verlag, Sep. 2007, S. 107-116<br />
[7] Michaeli, W.; Behr, M.; Nicolai, M.; Probst, M.; Elgeti, S.; Fink, B.; Windeck,<br />
C.: Towards Shape Optimization of Extrusion Dies Using Finite Elements.<br />
Zeitschrift Kunststofftechnik 5 (2009) 6, S. 411-427.<br />
[8] Carreau, P. J.: Rheological equations from Molecular Network Theories.<br />
Ph.D. Thesis, Unversity of Wiscosin 1968<br />
[9] Michaeli, W.; Behr, M.; Nicolai, M.; Probst, M.; Elgeti, S.; Fink, B.; Windeck, C.:<br />
Profilwerkzeuge automatisch optimieren. Kunststoffe 7 (2009) 99, S. 45-48.<br />
Automatisierungstechnische Praxis<br />
Genießen Sie das beruhigende Gefühl, bestens informiert zu sein.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Str. 145, 81671 München, GF: Hans-Joachim Jauch<br />
Gratisanforderung Telefax: +49 (0) 931 / 4170 492 • Telefon: +49 (0) 931 / 4170 1615<br />
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Leseexemplar der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> zu.<br />
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Pflege der Kommunikation werden Ihre persönlichen Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich<br />
mich damit einverstanden, dass ich per Post, Telefon, Telefax oder E-Mail über interessante Verlags angebote informiert<br />
werde. Diese Erklärung kann ich für die Zukunft jederzeit widerrufen.<br />
Position in Firma/Institution<br />
✘<br />
Datum, Unterschrift<br />
PAATPE0810
Praxis<br />
Virtuelle Inbetriebnahme senkt die Kosten<br />
und erhöht die Sicherheit<br />
Holländischer Wasserversorger simuliert Automatisierungstechnik schon in der Planungsphase<br />
Durch den Test<br />
von Automatisierungstechnik<br />
bereits in der<br />
Planungsphase<br />
spart der Wasserversorger<br />
PWN<br />
Kosten und Zeit.<br />
Er setzt dafür die<br />
„Simit“-Emulationsplattform<br />
ein,<br />
im Bild die<br />
zugehörige<br />
Bedienstation.<br />
Bild: Siemens<br />
Während Industrieanlagen immer individueller werden,<br />
wachsen gleichzeitig die Erwartungen an eine<br />
hohe Verfügbarkeit und Effizienz. Änderungen und Erweiterungen<br />
erstrecken sich heute bis weit in die Betriebsphase.<br />
Die Folge sind komplexere Projekte, engere<br />
Zeitrahmen und mehr Arbeiten. Mit der Siemens-Testplattform<br />
„Simit“ können Leittechnik- und Simatic-Anwendersoftware<br />
noch vor einer Anlagenerneuerung simuliert<br />
werden.<br />
Der holländische Wasserversorger PWN (Provinciale<br />
Waterleidingbedrijf Noord-Holland) testet Automatisierungstechnik<br />
bereits während der Planungs- und Umsetzungsphase<br />
durch Simulationen. So kann im Vorfeld<br />
einer Modernisierung oder Erweiterung das wesentliche<br />
Anlagenverhalten geklärt und mit Anlagenbetreibern,<br />
Maschinenbau- und Elektroausrüstern abgestimmt werden.<br />
Dadurch lässt sich die korrekte Funktion der Automatisierung<br />
in jeder Projektphase einfach und nachvollziehbar<br />
überprüfen. Fehler können frühzeitig erkannt<br />
und korrigiert sowie Kosten und Zeitaufwand<br />
reduziert werden. Für diese virtuellen Tests nutzt PWN<br />
die „Simit“-Emulationsplattform von Siemens.<br />
EMULATIONSPLATTFORM AHMT PLC-SYSTEM NACH<br />
Um aber auch die Anlagensteuerung nachbilden zu<br />
können, kann eine zusätzliche Emulationsplattform<br />
eingesetzt werden. Sie ersetzt die Simatic-S5- und -S7-<br />
<strong>Steuerung</strong>en (PLCs: Programmable Logic Controller)<br />
während der Prozesssimulation. Die Simit-Emulations-<br />
plattform beinhaltet eine Engineering-Grundstruktur,<br />
um die Ressourcenbelegung festzulegen, eine Laufzeitumgebung,<br />
um die verschiedenen PLC-Emulationen zu<br />
koordinieren, sowie die eigentlichen SoftPLCs. Diese<br />
laufen als individuelle Prozesse ab und führen den ursprünglichen<br />
S7/S5-Code aus.<br />
Auf einem normalen Windows-PC imitieren sie reelle<br />
S7/S5-PLCs. So kann die Emulationsplattform das eigentliche<br />
PLC-System nachahmen und sogar zusätzliche<br />
Funktionalitäten wie Screenshots oder eine Rückverfolgung<br />
bereitstellen. Darüber hinaus besitzt die Emulationsplattform<br />
Schnittstellen zum Engineering-, zum<br />
HMI- sowie zum Prozess-Modell-System. Aber auch die<br />
Anbindung an andere Systeme ist möglich. Wird die<br />
Emulationsplattform als Engineering-Werkzeug genutzt,<br />
erleichtert sie Tests und Überprüfungen von Automatisierungssystemen<br />
– beispielsweise mit der Simit-Simulationsplattform.<br />
Mit ihr können alle steuerungs- und<br />
regelungstechnischen Funktionen der Anlage wie Abläufe,<br />
Bedienhandlungen sowie die Reaktion auf Störungen<br />
und Fehlbedienungen abgebildet werden.<br />
DETAILLIERTE TESTS VOR SOFTWAREÄNDERUNG<br />
PWN setzt die Simit-Emulationsplattform seit Herbst<br />
2009 ein. Das Unternehmen versorgt in Nordholland<br />
750 000 Haushalte mit 106 Millionen Kubikmeter Trinkwasser.<br />
Für die Automatisierung aller Produktions- und<br />
Verteilungsanlagen kommt das Prozessleitsystem Simatic-PCS7<br />
zum Einsatz, sodass ein vollautomatischer<br />
62<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
SIMULATION AUCH OHNE TESTHARDWARE MÖGLICH<br />
Die Simit-Emulationsplattform ist unabhängig vom Vorhandensein<br />
geeigneter Testhardware und kann einfach<br />
aktuell und betriebsbereit gehalten werden. Darüber<br />
hinaus muss die Software nicht an die Simulationsumgebung<br />
angepasst werden. Die SoftPLCs können direkt<br />
vom Engineering-Arbeitsplatz aus programmiert werden.<br />
Zehn SoftPLCs werden auf zwei PCs verteilt, auf<br />
einem dritten PC läuft Simit. Zur Testumgebung gehören<br />
auch eine Engineering-Station sowie diverse Bedienstationen.<br />
Simit kann direkt an die Emulationsplattform angeschlossen<br />
werden und versorgt diese mit originalgetreuen<br />
Prozessdaten. Damit lässt sich die Automatisierung<br />
sogar direkt im Büro auf ihre korrekte Funktion<br />
überprüfen. Die Inbetriebsetzung der Automatisierungssoftware<br />
findet also ohne die „echte“ Anlage statt<br />
– und damit auch ohne unnötige Belastungen der mechanischen<br />
Komponenten. Sogar Störfälle, die aufgrund<br />
ihres hohen Gefährdungspotenzials für Mensch,<br />
Maschine und Umwelt nicht real in der Anlage getestet<br />
werden können, lassen sich auf diese Weise beliebig oft<br />
reproduzieren.<br />
Betrieb möglich ist. Früher wurde die <strong>Steuerung</strong>ssoftware<br />
mithilfe von Ein-/Ausgabe-Schalttafeln, Simba-<br />
Pro/WinIPES und WinCC-Scripts getestet. Doch seit<br />
2009 übernimmt Simit mithilfe der zugehörigen Emulationsplattform<br />
diese Aufgabe.<br />
Derzeit werden an der <strong>Steuerung</strong>ssoftware einige größere<br />
Änderungen vorgenommen. Für eine unterbrechungsfreie<br />
Versorgung ist die Qualität der Software<br />
aber äußerst wichtig. Deshalb werden in Zusammenarbeit<br />
mit dem Anlagenbetreiber detaillierte Softwaretests<br />
durchgeführt. Um Schäden an den installierten Systemen<br />
vorzubeugen, werden Normalbetrieb sowie ungewöhnliche<br />
Szenarien gründlich durchgetestet.<br />
Für jede Hardware, die in den Anlagen von PWN typischerweise<br />
eingesetzt wird (wie Ventile, Pumpen, Sensoren),<br />
wird eine Simit-Modellvorlage erstellt. Das eigentliche<br />
Modell kann dann aus der entsprechenden<br />
Vorlage und den PCS7-Projektdaten automatisch generiert<br />
werden.<br />
AUSDEHNUNG AUF HYDRAULIK UND WASSERQUALITÄT<br />
Durch die hohe Testfallabdeckung werden Qualität,<br />
Verfügbarkeit und Anlagensicherheit erhöht. Simit erlaubt<br />
es zudem, Softwareänderungen unabhängig von<br />
der realen Anlage durchzuführen und zu testen. Die<br />
ausgereifte Software-Lösung lässt sich so während der<br />
geplanten Stillstandszeiten reibungslos installieren –<br />
ohne negative Auswirkungen auf den laufenden Betrieb.<br />
Die Inbetriebnahme der Anlage bei PWN verlief<br />
problemlos, nachdem alle Funktionen vorab am Simit-<br />
Modell überprüft wurden.<br />
Mit Simit stand dem Betriebspersonal eine gemeinsame<br />
Plattform zur Verfügung, um die Umsetzung der automatisierungstechnischen<br />
Aufgabenstellung objektiv<br />
zu verifizieren. „Wir wollen im Rahmen eines Pilotprojektes<br />
auch die Vorteile evaluieren, die eine Kopplung<br />
des bestehenden Systems mit hydraulischer Simulation<br />
und Modellen für die Wasserqualität bringt“ ergänzt<br />
Gerrit Veerman vom PWN-Management. Aufbauend auf<br />
den Ergebnissen dieser Studie erwägt PWN, Simit zusätzlich<br />
für prozesstechnologische Untersuchungen und<br />
Operator-Training-Systeme zu nutzen.<br />
autor<br />
Jürgen Raab ist Teamleiter<br />
Simulation Based<br />
Test&Training im Siemens<br />
Simulation Center<br />
Siemens Industry Solutions,<br />
Werner-von-Siemens-Straße 60, D- 91050 Erlangen,<br />
Tel. +49 (0) 9131 74 33 26,<br />
E-Mail: juergen.raab@siemens.com,<br />
Internet: www.siemens.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011<br />
63
Praxis<br />
Drahtloses Überwachungsnetzwerk sorgt für<br />
optimierte Temperaturregelung im Stahlwerk<br />
Bluescope Steel steuert den Ofen nun wesentlich zuverlässiger und produziert mehr<br />
Das fest verdrahtete Überwachungsnetzwerk mit Hunderten<br />
von Kabelverbindungen war letztlich den Anforderungen<br />
der rauen Umgebung nicht gewachsen: Starke<br />
elektromagnetische Felder, herumfliegende Schlacke,<br />
Vibrationen, Feuchtigkeit und Temperaturen bis zu<br />
1650 °C setzten dem System in einem Mini-Stahlwerk<br />
von Northstar Bluescope Steel in Delta, Ohio (USA), so<br />
stark zu, dass es immer wieder zu Störungen in der Ofenregelung<br />
kam. Die Anlage musste heruntergefahren werden,<br />
teilweise teure Reparaturen wurden erforderlich.<br />
Seit das Unternehmen statt dessen ein Smart-Wireless-<br />
Netzwerk von Emerson Process Management einsetzt,<br />
konnte die Produktion deutlich gesteigert werden.<br />
JEDEN TAG EINE CHARGE ZUSÄTZLICH<br />
„Dank der verbesserten Temperaturregelung durch die<br />
Wireless-Lösung konnten wir eine weitere Charge pro<br />
Tag hinzufügen“, sagte Rob Kearney, Wartungsleiter bei<br />
Northstar Bluescope Steel. „Das ist ein bedeutender Vorteil,<br />
da jede Charge fast 145 000 Euro wert ist.“<br />
Kearney beschreibt die Probleme mit der alten, kabelgebundenen<br />
Technik so: „Durch die hohen Temperaturen<br />
oder Schäden an Sensoren, Kabeln oder Kabelschutzrohren<br />
schlugen zwischen neun und zwölf Messungen pro<br />
Woche fehl. Und wenn ein Fehler an einer Messposition<br />
auftritt, muss der Ofen heruntergefahren werden. Durch<br />
die neue Wireless-Lösung entfallen nahezu 100 Prozent<br />
aller Kabel und Kabelschutzrohre, was die Wartungskosten<br />
um 145 000 Euro pro Jahr senkte.“<br />
SCHWERE SCHÄDEN DURCH STEUERUNGSFEHLER<br />
Das in dem Stahlwerk eingesetzte selbstorganisierende<br />
Netzwerk von Emerson basiert auf dem IEC 62591 (Wireless<br />
Hart)-Standard und erfasst Daten zur Temperaturregelung<br />
von Kühlflächen und wassergekühlten Brennern<br />
am Lichtbogenofen des Stahlwerks. Diese Daten<br />
sind unerlässlich für den sicheren Betrieb des Ofens.<br />
Überhitzte Kühlflächen können schwere Schäden am<br />
Ofen verursachen, wobei die Reparatur einer durchgebrannten<br />
Kühlfläche bis zu 14 500 Euro kosten kann.<br />
Dazu kommt noch der Produktionsausfall, wenn der<br />
Ofen während Wartungs- oder Reparaturarbeiten heruntergefahren<br />
werden muss.<br />
MITARBEITER SELTENER DER HITZE AUSGESETZT<br />
Das Wireless-Netzwerk umfasst 32 Wireless-Rosemount-<br />
Temperaturmessumformer von Emerson, von denen 28<br />
für die Regelung und vier für die Überwachung verwendet<br />
werden. Die Messumformer senden die Daten zum<br />
Smart Wireless Gateway, das mit dem System zur Transformatorregelung<br />
und Brennersteuerung des Stahlwerks<br />
verbunden ist.<br />
„Auch die Sicherheit hat sich verbessert“, betont Wartungsleiter<br />
Kearney. „Die Kühlflächen des Ofens arbeiten<br />
kontinuierlich mit einer sicheren Temperatur. Und nahe<br />
der heißen Außenfläche des Ofens, wo eine Umgebungstemperatur<br />
von 60 °C herrschen kann, müssen weniger<br />
Wartungsarbeiten durchgeführt werden.“<br />
Aufgrund des Erfolgs mit den Smart-Wireless-Lösungen<br />
von Emerson plant Northstar Bluescope, bei einem<br />
weiteren Lichtbogenofen eine ähnliche Wireless-Lösung<br />
zu implementieren.<br />
Emerson Process Management GmbH & Co. OHG,<br />
Industriestraße 1, D-63594 Hasselroth,<br />
Tel. +49 (0) 6055 88 40, Internet: www.emersonprocess.de<br />
Northstar<br />
Bluescope<br />
Steel verwendet<br />
die Smart-Wireless-Technologie<br />
von Emerson<br />
zur Temperaturüberwachung<br />
und -regelung bei<br />
einem Lichtbogenofen<br />
im<br />
Werk in Delta,<br />
Ohio, USA.<br />
Bild: Emerson<br />
64<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
NEU<br />
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um Ihnen maximale inhaltliche Qualität zu garantieren.<br />
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Automatisierung für die Prozessindustrie als ePaper<br />
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Stand der Technik. Mit diesem Sammelband bekommen Sie nützliche Anregungen zu den Themen<br />
Feldbus, Asset-Management, Geräteintegration, Instandhaltung, Anlagensicherheit oder Umbau<br />
bestehender Produktionseinrichtungen.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimerstr. 145, 81671 München<br />
Oldenbourg-Industrieverlag<br />
www.<strong>atp</strong>-online.de<br />
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Zudem erhalte ich das NAMUR-Kompendium 2010 „Automatisierung für die Prozessindustrie“<br />
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um ein Jahr.<br />
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PAATPE0111<br />
Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>atp</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg.<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />
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impressum / <strong>Vorschau</strong><br />
Impressum<br />
<strong>Vorschau</strong><br />
Verlag:<br />
Oldenbourg Industrieverlag GmbH<br />
Rosenheimer Straße 145<br />
D-81671 München<br />
Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-0<br />
Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23<br />
www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Carsten Augsburger<br />
Jürgen Franke<br />
Hans-Joachim Jauch<br />
Publisher:<br />
Wolfgang Mönning<br />
Herausgeber:<br />
Dr. V. Huck<br />
Dr. G. Kegel<br />
Dipl.-Ing. H. Kumpfmüller<br />
Dr. N. Kuschnerus<br />
Beirat:<br />
Dr.-Ing. K. D. Bettenhausen<br />
Prof. Dr.-Ing. Ch. Diedrich<br />
Prof. Dr.-Ing. U. Epple<br />
Prof. Dr.-Ing. A. Fay<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Felleisen<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Frey<br />
Prof. Dr.-Ing. P. Göhner<br />
Dipl.-Ing. Th. Grein<br />
Prof. Dr.-Ing. H. Haehnel<br />
Dr.-Ing. J. Kiesbauer<br />
Dipl.-Ing. R. Marten<br />
Dipl.-Ing. G. Mayr<br />
Dr. J. Nothdurft<br />
Dr.-Ing. J. Papenfort<br />
Dr. A. Wernsdörfer<br />
Dipl.-Ing. D. Westerkamp<br />
Dr. Ch. Zeidler<br />
Organschaft:<br />
Organ der GMA (VDI/VDE-Gesellschaft<br />
Mess- und Automatisierungstechnik)<br />
und der NAMUR (Interessengemeinschaft<br />
Automatisierungstechnik<br />
der Prozessindustrie).<br />
Redaktion:<br />
Gerd Scholz<br />
(verantwortlich)<br />
Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-3 44<br />
Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23<br />
E-Mail: scholz@oiv.de<br />
Anne Hütter<br />
Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-4 18<br />
Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23<br />
E-Mail: huetter@oiv.de<br />
Einreichung von Hauptbeiträgen:<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller<br />
(Chefredakteur, verantwortlich für<br />
die Hauptbeiträge)<br />
Technische Universität München<br />
Lehrstuhl f. Informationstechnik<br />
in Maschinenwesen<br />
GF Automatisierungstechnik<br />
Boltzmannstraße 15<br />
D-85748 Garching bei München<br />
Telefon + 49 (0) 89 28 91 64 02<br />
E-Mail: schiller@oldenbourg.de<br />
Fachredaktion:<br />
M. Blum<br />
Prof. Dr. J. Jasperneite<br />
Dr. B. Kausler<br />
Dr. N. Kiupel<br />
Dr. W. Morr<br />
I. Rolle<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />
Praxis“ erscheint<br />
monatlich mit einer Doppelausgabe<br />
im Januar/Februar und Juli/August.<br />
Bezugspreise:<br />
Abonnement (Deutschland):<br />
€ 460,– + € 30,– Versand<br />
Abonnement (Ausland):<br />
€ 460,– + € 35,– Versand<br />
Einzelheft: € 55,– + Versand<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung<br />
in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />
für alle übrigen Länder sind es<br />
Nettopreise.<br />
Mitglieder der GMA: 30% Ermäßigung<br />
auf den Heftbezugspreis.<br />
Bestellungen sind jederzeit über den<br />
Leserservice oder jede Buchhandlung<br />
möglich.<br />
Die Kündigungsfrist für Abonnementaufträge<br />
beträgt 8 Wochen zum<br />
Bezugsjahresende.<br />
Abonnement-/<br />
Einzelheftbestellung:<br />
Leserservice <strong>atp</strong><br />
Postfach 91 61, D-97091 Würzburg<br />
Telefon + 49 (0) 931 4170-1615<br />
Telefax + 49 (0) 931 4170-492<br />
E-Mail: leserservice@oiv.de<br />
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den Anzeigenteil:<br />
Thomas Hoffmann<br />
Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-2 06<br />
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E-Mail: hoffmann@oiv.de<br />
Anschrift siehe Verlag.<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 48.<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Brigitte Krawczyk<br />
Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-2 26<br />
Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 00<br />
E-Mail: krawczyk@oiv.de<br />
Druck:<br />
druckpartner<br />
Am Luftschacht 12<br />
45292 Essen<br />
Gedruckt auf chlor- und<br />
säurefreiem Papier.<br />
Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />
Praxis – rtp“ gegründet.<br />
© 2011 Oldenbourg Industrieverlag<br />
GmbH München<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />
Beiträge und Abbildungen sind<br />
urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme<br />
der gesetzlich zugelassenen<br />
Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung<br />
des Verlages strafbar.<br />
ISSN 2190-4111<br />
Die Ausgabe 4 / 2011 der<br />
erscheint am 28.3.2011<br />
Mit folgenden Beiträgen:<br />
Predictive Functional Control:<br />
Algorithmus und Testbetrieb<br />
Praxisrelevante Tests von Feldgeräten<br />
mit Profibus PA-3.02<br />
Plug-and-Play-Maschinenvisualisierungen<br />
für flexible<br />
Automatisierungssysteme<br />
Optimierung der Bewegung<br />
elastischer Stoffbahnen<br />
in der Industrie<br />
System-Engineering mit<br />
Web Services<br />
...und vielen weiteren Themen.<br />
Aus aktuellem Anlass können sich die Themen<br />
kurzfristig verändern.<br />
LeserService<br />
e-Mail:<br />
leserservice@oiv.de<br />
Telefon:<br />
+ 49 (0) 931 4170-1615<br />
66<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
3 / 2011
Erreichen Sie die Top-Entscheider<br />
der Automatisierungstechnik.<br />
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und Fragen zu Ihrer Planung.<br />
Thomas Hoffmann: Tel. +49 89 45051 206<br />
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Marcus Plantenberg: Tel. +49 89 55079909<br />
E-Mail m.plantenberg@pms-plantenberg.de
<strong>atp</strong> kompakt<br />
Methoden Verfahren Konzepte<br />
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der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
Die Automatisierungstechnik wird durch neue Forschungen und Entwicklungen bestimmt. Damit Ingenieure<br />
fit für ihren Job sind und die entscheidenden Trends in der Automatisierungstechnik schnell zur Hand haben,<br />
legt die Fachpublikation <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> die Buchreihe <strong>atp</strong> kompakt auf. Alle darin enthaltenen Beiträge haben<br />
ein wissenschaftliches Gutachterverfahren durchlaufen.<br />
Herausgeber Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller leitet am Lehrstuhl für Informationstechnik im Maschinenwesen der<br />
TU München das Fachgebiet Automatisierungstechnik.<br />
<strong>atp</strong> kompakt Band 1<br />
Erfolgreiches Engineering – Die wichtigsten Methoden<br />
Diese Ausgabe befasst sich mit den Methoden, Verfahren und Standards, die Sie in den nächsten Jahren im Engineering beschäftigen<br />
werden. Wichtige Kriterien sind die einfache Wiederverwendbarkeit von Komponenten, die Unterstützung durch geeignete Werkzeuge,<br />
die Erhöhung der Flexibilität von Anlagen sowie geeignete Modellierungs- und Gerätebeschreibungssprachen.<br />
1. Auflage 2010, 138 Seiten mit CD-ROM, Broschur, € 79,- • ISBN: 978-3-8356-3210-3<br />
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<strong>atp</strong> kompakt Band 2<br />
Effiziente Kommunikation – Die bedeutendsten Verfahren<br />
Sie bekommen Einblick in die wachsende Bedeutung der industriellen Kommunikation und dem Wandel in der Gerätekommunikation.<br />
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<strong>atp</strong> kompakt Band 3<br />
Praktische Messtechnik – Die besten Konzepte<br />
Dieser Band vermittelt wertvolles Know-how zu allen Aspekten der praktischen Messtechnik und fokussiert besonders die Prozessmesstechnik.<br />
Lernen Sie die Fortschritte in der Sensortechnik entlang der Technologie-Roadmap kennen und profitieren Sie von erstklassigen<br />
Konzepten zu kostengünstigen und effizienten Lösungen.<br />
1. Auflage 2010, 72 Seiten mit CD-ROM, Broschur, € 59,- • ISBN: 978-3-8356-3213-4<br />
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<strong>atp</strong> kompakt Kollektion (Bände 1-3)<br />
Erfolgreiches Engineering Effiziente Kommunikation Praktische Messtechnik<br />
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