atp edition Virtuelle Inbetriebnahme von Produktionsanlagen (Vorschau)
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4 / 2012<br />
54. Jahrgang B3654<br />
Oldenbourg Industrieverlag<br />
Automatisierungstechnische Praxis<br />
<strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>Produktionsanlagen</strong> | 28<br />
Simulationsbasierte<br />
Steuerungsfunktionstests | 34<br />
Emulation dezentraler<br />
Steuerungslogik | 42<br />
Anbau <strong>von</strong> Stellungsreglern<br />
an pneumatische Antriebe | 50
editorial<br />
<strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong> auch<br />
für die Verfahrenstechnik!<br />
Die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> (VIBN) war in den letzten Jahren immer wieder<br />
ein Thema auf dem Kongress Automation der GMA, bei der Namur und entsprechend<br />
auch in der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>. Wesentliche Motivation dafür ist die Perspektive,<br />
Dauer und Kosten der realen <strong>Inbetriebnahme</strong> dadurch zu reduzieren, dass<br />
die Funktionen der geplanten Anlage mithilfe einer VIBN per Simulation überprüft<br />
und Planungsfehler so bereits vor dem Bau korrigiert werden.<br />
Aus Sicht der Prozessleittechnik wird für <strong>Inbetriebnahme</strong> und Test des Prozessleitsystems<br />
(PLS) nur das simulierte Klemmenverhalten der Anlage benötigt,<br />
das die Reaktion der Anlage auf Eingriffe des PLS realistisch abbildet. Die<br />
VIBN des PLS kann damit bereits heute auf der Basis des komplett emulierten<br />
PLS durchgeführt werden.<br />
Für die VIBN der Anlage als Ganzes greift allerdings dieser partikuläre Ansatz<br />
zu kurz und muss durch einen ganzheitlichen Ansatz ersetzt werden: Dem<br />
emulierten PLS ist jetzt ein qualitativ hochwertiges Anlagensimulationsmodell<br />
an die Seite zu stellen, an dem nicht nur die Funktionen des PLS, sondern auch<br />
die verfahrenstechnischen Eigenschaften der Anlage und ihrer Komponenten<br />
im Detail verifiziert und so Planungsfehler in der Anlage detektiert werden<br />
können. Der heute mit der Modellerstellung verbundene zeitliche und finanzielle<br />
Aufwand führt aber dazu, dass eine solche VIBN meist nur bei Anlagen<br />
mit erhöhten Sicherheitsanforderungen oder mit absehbaren Problemen bei der<br />
Nachbesserung der Anlage während der realen <strong>Inbetriebnahme</strong>, etwa bei Unterwasserinstallationen,<br />
durchgeführt wird.<br />
Ein Ausweg aus dieser Situation könnten Strategien für die automatisierte<br />
Erstellung <strong>von</strong> Simulationsmodellen für die VIBN sein, die das Modell aus den<br />
Planungsdaten des Anlagen-CAE-Systems generieren, wozu sie auf Modellbibliotheken<br />
für die Anlagenkomponenten zurückgreifen. Dass dies grundsätzlich<br />
möglich ist, zeigt beispielhaft der Stand der Technik beim CAE <strong>von</strong> elektronischen<br />
Schaltungen, der heute – nach mehr als 20 Jahren gemeinsamer<br />
Anstrengung – erreicht worden ist: Hier können selbst aufwendige Schaltungen<br />
direkt nach dem Entwurf ohne expliziten Modellierungsaufwand simuliert<br />
und getestet werden, weil standardmäßig Modellbibliotheken auch für komplexe<br />
Komponenten zur Verfügung stehen. Die dafür benötigten Simulationsmodelle<br />
stellen die Komponenten-Hersteller ganz selbstverständlich bereit.<br />
Es wäre wünschenswert, eine ähnliche Entwicklung auch für das verfahrenstechnische<br />
Anlagen-Engineering in Gang zu setzen. Dazu müssen alle Beteiligten<br />
– Anlagenplaner, Systemhersteller, Anwender und insbesondere die<br />
Hersteller <strong>von</strong> Anlagenkomponenten – bereit sein, gemeinsam eine praxistaugliche<br />
Strategie für die Realisierung einer VIBN im Rahmen der Anlagenprojektierung<br />
zu entwickeln. Auch Sie können dabei mitwirken, beispielsweise im<br />
GMA-Fachausschuss 6.11, der sich schwerpunktmäßig mit der VIBN befasst.<br />
Sie können dafür mit der GMA-Geschäftsstelle oder direkt zu mir Kontakt<br />
aufnehmen (reimar.schumann@fh-hannover.de).<br />
Prof. Dr.-Ing.<br />
Reimar Schumann,<br />
Kompetenzzentrum AUBIOS,<br />
Hochschule Hannover<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
3
Inhalt 4 / 2012<br />
Forschung<br />
6 | Die Digitale Fabrik nimmt in Saarbrücken Gestalt an<br />
Simulation untersucht Angriffe auf IT-Security<br />
<strong>von</strong> Infrastrukturen im öffentlichen Leben<br />
Von Ameisen lernen heißt Logistik lernen<br />
Verband<br />
10 | GMA forciert Diskussion über cyber-physische Systeme<br />
in einem neuen Fachausschuss<br />
Die Chancen <strong>von</strong> Appification und Gamification:<br />
Useware im Fokus <strong>von</strong> Tagung und Wettbewerb<br />
11 | Zuversicht der Branche beflügelt die Achema<br />
Dechema gibt sich eine neue Struktur<br />
12 | Namur baut ihre strategischen Aktivitäten in China kontinuierlich aus<br />
branche<br />
8 | Komplexität beherrschen – Zukunft sichern mit Automation,<br />
Robotik und Wireless Automation<br />
9 | Wachstumsdelle ausgebügelt<br />
Türkei nun auch Vollmitglied des Cenelec<br />
22 | Hochpräzise Temperaturregelung ist bei Herstellung<br />
<strong>von</strong> Prothesen eine besondere Herausforderung<br />
24 | Ganzheitliche Automatisierungslösung optimiert<br />
das Luftpfeifenstechen für Sandgussformen<br />
26 | Eigensicherheit und hohe Leistung: Feldbusse<br />
im explosionsgefährdeten Bereich betreiben<br />
4<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
Hauptbeiträge<br />
28 | <strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>Produktionsanlagen</strong><br />
B. Grimm<br />
34 | Simulationsbasierte<br />
Steuerungsfunktionstests<br />
J. Greifeneder, P. Weber, M. Barth und A. Fay<br />
42 | Emulation dezentraler Steuerungslogik<br />
M. Hoernicke und P. Bauer<br />
50 | Anbau <strong>von</strong> Stellungsreglern<br />
an pneumatische Antriebe<br />
T. Karte, J. Kiesbauer, K.-B. Schärtner<br />
und F. Valentin-Rumpel<br />
Praxis<br />
14 | Automatisierte Steuerungstests<br />
vereinfachen die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong><br />
in der Fabrikautomation<br />
18 | Normen-Dschungel IT-Security:<br />
Neue Standards sollen Konflikte<br />
mit etablierten Regeln vermeiden<br />
rubriken<br />
3 | Editorial<br />
58 | Impressum, <strong>Vorschau</strong>
Forschung<br />
Die Digitale Fabrik nimmt in Saarbrücken Gestalt an<br />
Politisch:<br />
Bildungsministerin<br />
Annette Schavan<br />
(Mitte) und Ministerpräsidentin<br />
Annegret Kramp-<br />
Karrenbauer<br />
informieren sich<br />
am DFKI. Bild: DFKI<br />
Die intelligente Fabrik (Smart Factory) hält am Deutschen<br />
Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI)<br />
Einzug. Durch dezentrale Selbstorganisation cyber-physischer<br />
Systeme soll die 4. industrielle Revolution angestoßen<br />
werden. Die Neuausrichtung der bislang unflexiblen Arbeitsschritte<br />
„alter“ Fabriken soll Antworten auf Herausforde-<br />
rungen des 21. Jahrhunderts finden: Ressourcenschonung,<br />
Energiemanagement und Assistenzsysteme zur Unterstützung<br />
älter Arbeitnehmer. In digital veredelten Anlagen werden<br />
cyber-physische Systeme über IP-basierte Funkprotokolle<br />
und semantische Technologien vernetzt und mit industriellen<br />
Assistenzsystemen für die Mitarbeiter integriert. Das<br />
DFKI forscht an solchen Zukunftslösungen. Am Innovative<br />
Retail Laboratory (IRL) wird die Digitale Fabrik bereits in der<br />
Praxis gelebt. In einer Kooperation mit der SB-Warenhauskette<br />
Globus werden auf Basis unternehmensübergreifender<br />
Softwarelösungen konkrete Beispiele für den Einzelhandel<br />
getestet. Das IRL, Träger des EHI-Wissenschaftspreis 2012,<br />
entwickelte beispielsweise eine intelligente Frischetheke.<br />
Anhand <strong>von</strong> Zeigegesten wählt der Kunde die Ware aus. Er<br />
bezahlt mit einer Anwendung seines Handys, die die Near-<br />
Field-Communication-Technologie verwendet.<br />
Deutsches Forschungszentrum<br />
für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH,<br />
Campus D3_2, Stuhlsatzenhausweg 3,<br />
D-66123 Saarbrücken, Tel. +49 (0) 681 85 77 50,<br />
Internet: www.dfki.de<br />
Simulation untersucht Angriffe auf IT-Security<br />
<strong>von</strong> Infrastrukturen im öffentlichen Leben<br />
Was passiert, wenn Hacker einen Angriff auf Daten<br />
kritischer Versorgungsnetze unternehmen? Diese<br />
Frage beantwortet die Simulationsumgebung, die das das<br />
Institut IT Sicherheitsforschung der Fachhochschule<br />
Sankt Pölten im Rahmen des Projektes CAIS (Cyber Attack<br />
Information System) entwarf. Dabei seien Verkehrsund<br />
Energieversorgung nur zwei Bereiche, in denen Ausfälle<br />
und Angriffe die allgemeine Versorgung bedrohen,<br />
so Dr. Ernst Piller, Dozent und Leiter des Instituts für IT<br />
Sicherheitsforschung in St. Pölten. Wichtigere Herausforderungen<br />
seien große Datenmengen, die dabei analysiert<br />
und evaluiert werden und die hohe Komplexität des Systems.<br />
Jedes IT-System besteht aus Knoten und Ebenen, die<br />
miteinander in Wechselwirkung stehen. Durch Programmfehler<br />
und Angriffe können mehrere Teilbereiche gleich-<br />
zeitig ausfallen. Die Simulation soll Kosten reduzieren und<br />
für den Ernstfall vorbereiten. Sie berechnet die Vernetzung<br />
verschiedener Bereiche des Gemeinwesens. Dabei analysiert<br />
sie Wechselwirkungen kritischer Infrastrukturen mit<br />
Methoden des Risikomanagements. „Fällt beispielsweise<br />
die Energieversorgung aus, so kann es zum Dominoeffekt<br />
kommen,“ so Piller. Die Simulationsumgebung ist auch für<br />
privatwirtschaftliche Unternehmen geeignet. Die FH St.<br />
Pölten forscht an proaktiven Abwehrmaßnahmen gegen<br />
Schadsoftware sowie Lösungen für die sichere Cloud.<br />
Fachhochschule St. Pölten,<br />
Institut für IT Sicherheitsforschung,<br />
Matthias-Corvinus-Str. 15, A-3100 St. Pölten,<br />
Tel. +43 2742 313 22 86 36, Internet: www.fhstp.ac.at<br />
Von Ameisen lernen heißt Logistik lernen<br />
Wie die Ameisen transportieren die Multishuttle Moves<br />
Gegenstände zwischen Lagerhalle und Regalen. Niemand<br />
steuert sie und doch kollidieren sie nicht. Sie sind<br />
effizienter als herkömmliche Laufband-Systeme. Am<br />
Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML forschen<br />
Experten unter der Leitung <strong>von</strong> Prof. Dr. Michael ten<br />
Hompel daran, mit Schwarmintelligenz Material- und Lagerflüsse<br />
zu optimieren. 50 kleine Transporter kurven<br />
durch eine 1000 Quadratmeter große Forschungshalle und<br />
suchen Gegenstände aus dem Regallager. Die Mobile werden<br />
dezentral gesteuert. Ihre Entwickler nutzen Ameisenalgorithmen<br />
nach Marco Dorigo. Den Auftrag erhalten die<br />
Shuttles über Softwareagenten. Sie kommunizieren über<br />
WLAN. Die integrierte Lokalisations- und Navigationstechnik<br />
verhindert Kollisionen. Die Vorteile: Die Zahl der Shuttles<br />
kann beliebig verringert oder erweitert werden. Außerdem<br />
verkürzen sich die Wege. Die Fördertechnik, die den<br />
Weg versperrt, entfällt. Die Shuttles nehmen den kürzesten<br />
Weg. Regalbediengeräte und Steigfördertechnik entfallen.<br />
Fraunhofer-Institut<br />
für Materialfluss und Logistik IML,<br />
Joseph-<strong>von</strong>-Fraunhofer-Straße 2-4, D-44227 Dortmund,<br />
Tel. +49 (0) 231 974 30, Internet: www.iml.fraunhofer.de<br />
6<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
Kompetent in Sicherheit<br />
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Telefon (0 52 35) 3-1 20 00 oder<br />
phoenixcontact.de/seminare<br />
© Phoenix Contact 2012
anche<br />
Komplexität beherrschen – Zukunft sichern mit<br />
Automation, Robotik und Wireless Automation<br />
Die Komplexität wächst in der Industrie und in zahlreichen<br />
Bereichen des Alltags unaufhörlich. Die damit<br />
verknüpften Herausforderungen greift der Kongress Automation<br />
2012 mit dem Motto „Komplexität beherrschen<br />
– Zukunft sichern“ auf.<br />
Die Vielfalt der Automation mit ihren dynamischen<br />
technologischen Entwicklungen einerseits und der großen<br />
Breite der Anwendungen andererseits in einem einzigen<br />
Kongress zu erfassen, ist selbst eine komplexe<br />
Aufgabe, betont die Kongressleitung. Bewältigt werde<br />
diese Aufgabe durch eine Kongressstruktur, die sich<br />
nicht explizit in diverse Einsatzgebiete gliedert. Viel-<br />
die zukunft meistern: Wie sich mit Automatisierungstechnik<br />
die wachsende Komplexität in Fertigungsund<br />
Prozessindustrie bewältigen lässt, wird auf dem<br />
GMA-Kongress Automation 2012 diskutiert. Bild: Siemens<br />
mehr werde der Lebenszyklus <strong>von</strong> Lösungen der Automation<br />
beleuchtet – vom Geräte- und Systementwurf,<br />
über den Betrieb automatisierter Anlagen bis zu Aspekten<br />
der Wartung und Diagnose.<br />
Dies ermögliche zugleich Einblicke, wie Fachkolleginnen<br />
und -kollegen aus anderen Einsatzbranchen ähnlich<br />
gelagerte Aufgaben der Automation lösen, betonen<br />
die Kongressleiter Dr.-Ing. Peter Adolphs, Prof. Dr.-Ing.<br />
Ulrich Jumar und Dr.-Ing. Norbert Kuschnerus. Sie heben<br />
hervor: „Ein fruchtbarer Gedankenaustausch und eine<br />
enge Kooperation <strong>von</strong> Wissenschaftlern, Herstellern und<br />
Anwendern sind Voraussetzung für zukunftssichernde<br />
Automationslösungen. Eingeschlossen sind dabei wirtschaftliche<br />
Aspekte ebenso wie die Interaktion des Menschen<br />
mit den geschaffenen Systemen.“ Die Tagung Automation<br />
in Baden-Baden, die sich im deutschsprachigen<br />
Raum als der technisch-wissenschaftliche Leitkongress<br />
<strong>von</strong> Herstellern, Anwendern, Forschungsvertretern und<br />
dem technischen Nachwuchs auf dem Gebiet der Automation<br />
etabliert habe, biete dafür eine optimale Plattform.<br />
Veranstaltet wird Automation 2012 <strong>von</strong> der VDI/VDE-<br />
Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik. Fachliche<br />
Mitträger sind die Namur und der ZVEI. Parallel<br />
finden auch die Tagungen Wireless Automation und Industrielle<br />
Robotik statt, die den Besuchern der Automation<br />
2012 ebenfalls offen stehen. Weitere Informationen<br />
sind zu finden unter www.automatisierungskongress.de.<br />
VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und<br />
Automatisierungstechnik (GMA)<br />
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />
Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />
Funktionale Sicherheit und Informationssicherheit<br />
In Ausgabe 10/2012 der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
möchten wir das Spannungsfeld funktionale<br />
Sicherheit und Informationssicherheit<br />
in der industriellen Automatisierung beleuchten.<br />
In interoperablen vernetzten Systemen<br />
sind Methoden und Werkzeuge gefragt,<br />
die die spezifischen Anforderungen<br />
beider Bereiche integrieren. Das Themenfeld<br />
reicht <strong>von</strong> der systematischen Definition<br />
<strong>von</strong> anlagenspezifischen Risiken und<br />
Schutzzielen über mathematisch-algorithmische<br />
Grundlagen sicherer Kommunikation<br />
bis zu formalen Ansätzen zur Generierung<br />
zertifizierbarer Automatisierungslogiken.<br />
Besonderer Wert wird auf jene<br />
Beiträge gelegt, die integrierenden oder<br />
differenzierenden Charakter aufweisen.<br />
Wir bitten Sie, bis zum 18. Mai zu diesem<br />
Themenschwerpunkt einen gemäß <strong>atp</strong>-<br />
Autorenrichtlinien ausgearbeiteten Hauptbeitrag<br />
per E-Mail an urbas@oiv.de einzureichen.<br />
Ziel ihres Beitrags sollte der „Brückenschlag“<br />
zwischen aktuellen Erkenntnissen<br />
und Innovationen, den methodischen<br />
Grundlagen und den zukünftigen Anwendungen<br />
in der industriellen Praxis sein.<br />
Ansprechen soll Ihr Aufsatz technische<br />
Führungskräfte, Entscheider und Key Experts<br />
der Automatisierungsbranche.<br />
In den Hauptbeiträgen der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> werden<br />
die Themen mit hohem wissenschaftlichem<br />
und technischem Anspruch und<br />
vergleichsweise abstrakt dargestellt. Im<br />
Journalteil schlägt <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> die Brücke<br />
zur Praxis. Hier werden Erfahrungen <strong>von</strong><br />
Anwendern mit neuen Technologien, Prozessen<br />
oder Produkten beschrieben.<br />
Alle Beiträge werden <strong>von</strong> einem Fachgremium<br />
begutachtet. Sollten Sie sich selbst<br />
aktiv an dem Begutachtungsprozess beteiligen<br />
wollen, bitten wir um kurze Rückmeldung.<br />
Für weitere Rückfragen stehen<br />
wir Ihnen selbstverständlich gern zur<br />
Verfügung.<br />
Ihre Redaktion der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>:<br />
Leon Urbas, Gerd Scholz, Anne Hütter<br />
Call for<br />
Aufruf zur Beitragseinreichung<br />
Thema: Funktionale Sicherheit<br />
und Informationssicherheit<br />
Kontakt: urbas@oiv.de<br />
Termin: 18. Mai 2012<br />
8<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
Wachstumsdelle<br />
ausgebügelt<br />
Die deutsche Elektroindustrie erzielte zum Jahresstart<br />
mit 11,9 Milliarden Euro den zweithöchsten Exportwert,<br />
der jemals in einem Januar erreicht wurde und übertraf<br />
damit den Vorjahreswert um fünf Prozent. Im gesamten<br />
vergangenen Jahr hatten die Elektroausfuhren mit einem<br />
Zuwachs <strong>von</strong> fünf Prozent auf 155 Milliarden Euro ein<br />
neues Allzeithoch erreicht.<br />
Die Konjunkturaussichten bleiben nach Einschätzung des<br />
Branchenverbands ZVEI zum Jahresbeginn stabil. Zwar lagen<br />
die Bestellungen im Januar fünf Prozent unter ihrem<br />
entsprechenden Vorjahreswert. „Hier spielen aber auch Basiseffekte<br />
eine Rolle“, sagte ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas<br />
Gontermann. „So waren die Auftragseingänge im Januar<br />
2011 noch um mehr als ein Fünftel in die Höhe geschnellt.<br />
Zudem gab es zu Beginn des laufenden Jahres wie schon in<br />
den drei Monaten zuvor keine Großaufträge.“<br />
Die um Preiseffekte bereinigte Produktion der Elektrounternehmen<br />
hat ihren Vorjahresstand im Januar 2012 indessen<br />
um zehn Prozent übertroffen. „Dies war der auf Jahressicht<br />
stärkste Zuwachs seit Herbst des vergangenen Jahres",<br />
betonte Gontermann. Ihre Produktionspläne haben die<br />
Elektrounternehmen im Februar 2012 den zweiten Monat<br />
in Folge deutlich heraufgesetzt. Neun <strong>von</strong> zehn Firmen<br />
planten, ihren Output in den kommenden drei Monaten<br />
weiter zu erhöhen oder aufrechtzuerhalten.<br />
| FB12-08G |<br />
Die kompakte<br />
Lösung für komplexe<br />
Signaltechnik.<br />
Die Beckhoff EtherCAT Box.<br />
ZVEI – ZENTRALVERBAND ELEKTROTECHNIK- UND<br />
ELEKTRONIKINDUSTRIE E.V.,<br />
Lyoner Straße 9, D-60528 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 630 20, Internet: www.zvei.org<br />
Türkei nun auch<br />
Vollmitglied des Cenelec<br />
Das Nationale Elektrotechnische Komitee der Türkei,<br />
die TSE – Turkish Standards Institution, ist zu Jahresbeginn<br />
als 32. Vollmitglied des Cenelec aufgenommen<br />
worden. Die DKE hat sich im Rahmen der Intec-Initiative<br />
mit dem türkischen Normungsinstitut TSE bereits in der<br />
Vergangenheit in Normungsthemen ausgetauscht und<br />
wird diese Kooperation in der Zukunft noch weiter verstärken.<br />
Die DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik<br />
Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE vertritt<br />
Deutschland in den technischen Gremien im Cenelec.<br />
Hauptaufgabe <strong>von</strong> Cenelec ist die Umsetzung <strong>von</strong> IEC-<br />
Normen in europäische Normen: Knapp 80 Prozent der<br />
europäischen Normen basieren auf Arbeitsergebnissen<br />
der IEC oder sind mit ihnen identisch. Darüber hinaus<br />
erarbeitet Cenelec – mit dem Schwerpunkt auf europäische<br />
Anforderungen – eigene europäische Normen. Cenelec<br />
übt mit seinen Dienstleistungen eine Klammerfunktion<br />
zwischen Normung und Gesetzgebung aus.<br />
DKE – DEUTSCHE KOMMISSION ELEKTROTECHNIK<br />
ELEKTRONIK INFORMATIONSTECHNIK IM DIN UND VDE,<br />
Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.dke.de<br />
IPC<br />
I/O<br />
Motion<br />
Automation<br />
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www.beckhoff.de/EtherCAT-Box<br />
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±10 V, 0 / 4…20 mA 4-Kanal, Differenzeingänge, 16 Bit<br />
4-Kanal, single-ended, 16 Bit<br />
Widerstandssensor 4-Kanal, PT100, PT1000, Ni100 etc., 16 Bit<br />
Thermoelement 4-Kanal, Typ J, K, L , M etc., 16 Bit<br />
Analog Output<br />
M12<br />
±10 V, 0 / 4…20 mA 4-Kanal, 16 Bit<br />
4-Kanal, 2 Inputs, 2 Outputs, 16 Bit<br />
Sonderfunktionen<br />
D-Sub M12<br />
Winkel-/Wegmessung Inkremental-Encoder<br />
Kommunikation Serielle Schnittstelle<br />
IO-Link-Master<br />
Motion<br />
Schrittmotormodul<br />
DC-Motor-Endstufe
verband<br />
GMA forciert Diskussion über cyber-physische<br />
Systeme in einem neuen Fachausschuss<br />
Wie cyber-physische Systeme und<br />
die Automatisierungstechnik ineinandergreifen,<br />
will die GMA in einem neuen<br />
Fachausschuss diskutieren. Bild: BASF<br />
Mit einem neuen Fachausschuss zu cyber-physischen<br />
Systeme (Cyber-Physical Systems, CPS) will die VDI/<br />
VDE-Gesellschaft für Mess- und Automatisierungstechnik<br />
(GMA) das Thema stärker auf die Agenda bringen<br />
und die Rolle der Automatisierungstechnik in diesem<br />
Kontext deutlich formulieren. Es sollen sowohl das Potenzial<br />
der entstehenden Technologien für die Automatisierungstechnik<br />
ausgelotet werden, als auch die möglichen<br />
Beiträge aus der Automatisierungstechnik zur<br />
Bewältigung der durch die neue Systemklasse entstehenden<br />
Herausforderungen identifiziert werden.<br />
Der Begriff der cyber-physischen Systeme, so betont die<br />
GMA, habe sich schnell zum dominierenden Begriff in der<br />
Diskussion zukünftiger Herausforderungen im Bereich vernetzter<br />
technischer Systeme entwickelt. Mittlerweile habe<br />
die Welle auch Deutschland erreicht, etwa in Form der <strong>von</strong><br />
der Bundesregierung initiierten „Forschungsagenda CPS“.<br />
CPS werden als Systeme definiert, in denen rechentechnische<br />
und physikalische Vorgänge und Ressourcen eng<br />
verknüpft und koordiniert sind und über öffentliche, globale<br />
Netze kommunizieren. Beispiele dafür sind die dezentrale<br />
Erzeugung und Verteilung <strong>von</strong> Energie (Smart<br />
Grids), Fahrerassistenz- und Verkehrssys teme auf Basis<br />
einer Vernetzung <strong>von</strong> Fahrzeugen untereinander und mit<br />
ihrer Umgebung (Car-to-X), vernetzte medizintechnische<br />
Systeme mit Kopplung <strong>von</strong> körpernaher Sensorik und<br />
Fernüberwachung (eHealth), oder verteilte, flexible,<br />
selbstkonfigurierende <strong>Produktionsanlagen</strong> (Industrie 4.0).<br />
Als typische Herausforderungen für Entwurf und Betrieb<br />
<strong>von</strong> CPS werden laut GMA postuliert: komplexe<br />
Interaktion <strong>von</strong> physikalischer Anlage, steuernder Software<br />
und Kommunikationsnetzen; heterogene Systemstrukturen<br />
mit inkompatiblen, sich verändernden<br />
Schnittstellen; oder zur Entwurfszeit nicht vorhersehbare<br />
Änderungen im Betrieb des CPS.<br />
Die GMA bemängelt, dass die Bedeutung der CPS für<br />
die Automatisierungstechnik bislang nicht angemessen<br />
diskutiert werde, obwohl sie <strong>von</strong> den Problemstellungen<br />
her als auch im Hinblick auf die erforderlichen Lösungskonzepte<br />
einen unmittelbaren Bezug zur Automatisierungstechnik<br />
haben. Das soll der neue Fachausschuss<br />
ändern, der im GMA-Fachbereich-7 „Anwendungsfelder<br />
der Automation“ angesiedelt ist. Die Leitung des Ausschusses<br />
hat Prof. Dr.-Ing. Stefan Kowalewski, RWTH<br />
Aachen, übernommen.<br />
Weitere Informationen, vor allem für Experten, die in<br />
dem Fachausschuss mitarbeiten möchten, sind in der<br />
GMA-Geschäftsstelle verfügbar (gma@vdi.de).<br />
VDI/VDE-Gesellschaft<br />
Mess- und Automatisierungstechnik (GMA),<br />
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />
Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />
10<br />
Die Chancen <strong>von</strong> Appification und Gamification:<br />
Useware im Fokus <strong>von</strong> Tagung und Wettbewerb<br />
Aus der Consumer Electronic bekannte Techniken zur<br />
Bedienung <strong>von</strong> Geräten erhalten auch für die Gestaltung<br />
der Mensch-Maschine-Schnittstelle in Automatisierungsanlagen<br />
wachsende Bedeutung. Welches Potenzial<br />
sie in diesem Feld bieten, ist das zentrale Thema der<br />
Fachtagung „Useware 2012 – Mensch-Maschine-Interaktion“.<br />
Diese Tagung der VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und<br />
Automatisierungstechnik (GMA) findet am 4. und 5.<br />
Dezember in Kaiserslautern statt. Die GMA bittet um<br />
Einreichung <strong>von</strong> Vortragsvorschlägen für eines dieser<br />
beiden Formate: Fachbeiträge zu Appification und Gamification<br />
in herausfordernden Einsatzumgebungen<br />
oder Demonstratoren, Designstudien sowie industrielle<br />
Produktpräsentationen.<br />
Zudem lobt die GMA den „Useware-Preis für nutzerorientierte<br />
Technikgestaltung“ aus. Bis zum 31. August<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
können sich Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
selbst bewerben oder <strong>von</strong> Dritten als Kandidaten vorgeschlagen<br />
werden. Ausgezeichnen will die GMA mit dem<br />
Preis „herausragende Produktlösungen, neue Entwicklungsmethoden<br />
und die Etablierung <strong>von</strong> Prozessen, die<br />
dazu beitragen, Useware-Engineerings in Unternehmen<br />
nachhaltig zu verankern“. Verliehen wird der Preis bei<br />
der Useware-Konferenz in Kaiserslautern.<br />
Weitere Informationen zu Tagung und Preis sind zu<br />
finden unter: www.vdi.de/useware<br />
VDI/VDE-Gesellschaft<br />
Mess- und Automatisierungstechnik (GMA),<br />
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />
Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de
Zuversicht der Branche<br />
beflügelt die Achema<br />
Die gute Wirtschaftslage spiegelt sich auch in den<br />
Prognosen für die Achema 2012 wider. Die weltgrößte<br />
Messe für chemische Technik, Biotechnologie<br />
und Umweltschutz erwartet gegenüber der letzten<br />
Achema im Jahr 2009 steigende Ausstellerzahlen. Besonders<br />
in den Bereichen Mess- und Regeltechnik<br />
sowie Pharma- und Verpackungstechnik seien deutliche<br />
Zuwächse zu verzeichnen, teilte die Dechema<br />
als Messeveranstalterin mit. Die Achema findet vom<br />
18. bis 22. Juni 2012 in Frankfurt am Main statt.<br />
Das Programm des parallel zur Messe stattfindenden<br />
Kongresses umfasst mit 900 Vorträgen die gesamte<br />
Bandbreite <strong>von</strong> Verfahrenstechnik, pharmazeutischer<br />
Produktion und Biotechnologie. Namur, ARC Advisory<br />
Group und ZVEI veranstalten auf der Achema zudem<br />
das Forum „Automation im Dialog“. An allen fünf<br />
Ausstellungstagen werden Vertreter <strong>von</strong> Herstellern,<br />
Anwendern, Lösungsanbietern, Consultants und Behörden<br />
über wichtige Themen der Automatisierungstechnik<br />
in der Prozessindustrie diskutieren.<br />
Die Gesprächsrunden behandeln Trendthemen wie<br />
Energie- und Ressourceneffizienz, IT-Security in der Automation<br />
oder den Einsatz <strong>von</strong> Funk in der Prozessindustrie.<br />
Daneben können sich interessierte Besucher auch<br />
über aktuelle Entwicklungen wichtiger Dauerthemen<br />
wie Ex-Schutz oder funktionale Sicherheit informieren.<br />
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Dechema gibt sich<br />
eine neue Struktur<br />
Die Dechema Gesellschaft für Chemische Technik<br />
und Biotechnologie hat sich neu aufgestellt. Die<br />
Dechema Ausstellungs-GmbH wurde aus dem Dechema<br />
e.V. ausgegründet und das Karl-Winnacker-Institut<br />
an die Stiftung Dechema-Forschungsinstitut übergeben.<br />
Die Dechema Gesellschaft für chemische Technik<br />
und Biotechnologie e.V. werde sich weiterhin um die<br />
Belange ihrer Mitglieder kümmern, unter anderem<br />
etwa 100 themenbezogene Gremien betreuen und jährlich<br />
50 Tagungen, darunter auch den Achema-Kongress,<br />
organisieren. Die Stiftung Dechema-Forschungsinstitut<br />
soll sich unter der Leitung <strong>von</strong> Prof. Dr.-Ing.<br />
Michael Schütze und PD Dr. Jens Schrader ganz auf<br />
die Entwicklung nachhaltiger Technologien konzentrieren.<br />
Die Stiftung Dechema-Forschungsinstitut und<br />
die Dechema e.V. sind Anteilseigner der Dechema<br />
Ausstellungs-GmbH.<br />
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verband<br />
Namur baut ihre strategischen Aktivitäten<br />
in China kontinuierlich aus<br />
Sieben Arbeitskreise mit lokalen Obmännern treiben die Arbeit vor Ort voran<br />
Besonders in Asien weitet die Namur in jüngster Zeit<br />
ihre internationalen Aktivitäten aus. In China<br />
sind bereits sieben Namur-Arbeitskreise aktiv, die <strong>von</strong><br />
chinesischen Obmännern geleitet werden und sich jenen<br />
Themen widmen, die lokale Unternehmen als die drängendsten<br />
identifizierten. Im Herbst wird zudem bereits<br />
die vierte Namur-Konferenz in Shanghai stattfinden. Ihr<br />
strategisches Engagement in China hat die Namur auch<br />
mit der Einrichtung eines neuen Arbeitsbereiches im<br />
Vorstand unterstrichen, der sich allein den Aktivitäten<br />
in China widmet und <strong>von</strong> Dai XiaoLong (BASF YPC)<br />
geleitet wird. Im Gespräch mit <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> erläuterten<br />
Namur-Vertrteter die Eckpunkte der Arbeit in China.<br />
Die Namur vertritt als Verband die Interessen der Anwender<br />
<strong>von</strong> Automatisierungstechnik in der Prozessindustrie.<br />
Zu den wichtigen Aktivitäten gehört der Austausch<br />
<strong>von</strong> Erfahrungen innerhalb der Mitgliedsfirmen.<br />
Die Arbeitskreise der Namur definieren aber auch Anforderungen<br />
an Komponenten, Systeme und Dienstleistungen.<br />
Diese Vorgaben stellen eine wertvolle Hilfe für<br />
Anbieter dar, die sich bei der Entwicklung <strong>von</strong> Produkten<br />
gerne daran orientieren, um die Praxistauglichkeit<br />
ihres Angebots sicherzustellen.<br />
internationale Ausrichtung verstärkt<br />
Gerade der Erfolg dieser zweiten wesentlichen Aktivität<br />
der Namur hängt stark da<strong>von</strong> ab, ob sie international<br />
sichtbar ist und beachtet wird. Die Namur hat deswegen<br />
im vergangenen Jahrzehnt ihre internationale Ausrichtung<br />
deutlich verstärkt, zum einen durch Kooperationen<br />
mit Verbänden in anderen Ländern, zum anderen<br />
auch durch ein verstärktes Engagement in internationalen<br />
Normungsaktivitäten. Eine verstärkte internationale<br />
Vernetzung der Anwenderverbände bringt auch<br />
für die Hersteller als international aufgestellte Unternehmen<br />
Vorteile.<br />
Der asiatische Wirtschaftsraum hat in den vergangenen<br />
Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Viele Mitgliedsfirmen<br />
der Namur haben dort Tochterfirmen. Die<br />
Namur hat deswegen im Jahr 2008 beschlossen, zunächst<br />
eine Konferenz in China zu veranstalten, um<br />
damit den Erfahrungsaustausch zu fördern. Gleichzeitig<br />
sollte ausgelotet werden, ob es einen Bedarf gibt,<br />
einen ständigen Erfahrungsaustausch in Arbeitskreisen<br />
zu organisieren. Die Konferenz unter dem Motto „Namur<br />
comes to China“ wurde <strong>von</strong> einem Kernteam aus<br />
Mitarbeitern <strong>von</strong> Tochterunternehmen <strong>von</strong> Namur-<br />
Mitgliedsfirmen inhaltlich vorbereitet und organisiert.<br />
Zu diesem Kernteam gehören:<br />
BASF-YPC (Nanjing)<br />
Bayer Technology and Engineering (Shanghai)<br />
Bayer MaterialScience China (Shanghai)<br />
E<strong>von</strong>ik Degussa (Shanghai)<br />
Wacker Chemicals (Zhangjiagang)<br />
die wichtigsten themen identifiziert<br />
Die bereits <strong>von</strong> 88 Teilnehmern besuchte Konferenz<br />
2009 zeigte, dass es einen großen Bedarf und ein großes<br />
Interesse an einem permanenten Erfahrungsaustausch<br />
in China gibt. Während der Konferenz wurden in direkten<br />
Diskussionen mit dem Publikum die wesentlichen<br />
Themen identifiziert, bei denen die Teilnehmer die größten<br />
Vorteile aus einem Firmen-übergreifenden Erfahrungsaustausch<br />
erwarten. Aus der gesamten Breite der<br />
Namur-Arbeit kristallisierten sich dabei sieben Themen<br />
heraus. Zu diesen Themen wurden nach der Konferenz<br />
Arbeitskreise (Working Groups, WG) gegründet, die <strong>von</strong><br />
jeweils einem Mitglied des Kernteams als Sponsor unterstützt<br />
werden.<br />
Das Kernteam der Namur in China (<strong>von</strong> links nach rechts):<br />
BiDai Xiaolong (BASF-YPC), Martin Zeller (Bayer Technology and<br />
Engineering), Hu Weigang (Wacker Chemicals), Darius Simon<br />
(Bayer Material Science China), Ottmar Schilling (E<strong>von</strong>ik Degussa).<br />
Bild: Namur<br />
„Planung und Errichtung“(WG 1.1)<br />
„PLS-Engineering“(WG 1.10)<br />
„Niederspannungs-Technik“(WG 3.14)<br />
„Wartung“(WG 4.1)<br />
„Anlagensicherheit“(WG 4.5)<br />
„Explosionsschutz“(WG 4.7)<br />
„Energieeffizienz“(WG 4.17)<br />
Die zweite Konferenz der Namur fand 2010 unter dem<br />
Motto „Namur Activities in China“ ebenfalls in Shanghai<br />
statt. Bei dieser Tagung mit über 100 Teilnehmern<br />
12<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
Die Working Groups der Namur in China<br />
WG 1.1 Planung und Errichtung<br />
Obmann: William Chen, E<strong>von</strong>ik Degussa<br />
Sponsor: Ottmar Schilling, E<strong>von</strong>ik Degussa<br />
Zuständig für:<br />
Behördliche Vorschriften für PLT -Projekte<br />
Projektausführung für PLT in China<br />
Management der PLT-Montage<br />
PLT-Dokumentationsstruktur<br />
WG 4.1 Maintenance<br />
Obmann: Zhao Yongming, BASF-YPC<br />
Sponsor: Dai Xiaolong, BASF-YPC<br />
Zuständig für:<br />
Wartungspläne für E&I in China (Vorschriften und Musterlösungen)<br />
Vorbeugende Instandhaltung<br />
Zustandsorientierte Instandhaltung auf der Basis <strong>von</strong> PLT-Asset<br />
Management Systemen (Machbarkeitsstudie mit marktgängigen Systemen)<br />
WG 1.10 PLS-Engineering<br />
Obmann: Le Wang, BMSC<br />
Sponsor: Martin Zeller, BTES<br />
Zuständig für:<br />
Alarmmanagement<br />
Asset LifeCycle Management bei Prozessleitsystemen<br />
im Spannungsfeld kurzer<br />
Produktzyklen und langer Anlagenlaufzeiten Anforderungen<br />
an die Statusüberwachung <strong>von</strong> Prozessleitsystemen<br />
Standardbibliotheken für Softwarebausteine<br />
Qualitätssicherung bei der Instandhaltung<br />
Abfahren <strong>von</strong> Anlagen<br />
Akzeptanzkriterien für die Abnahme<br />
IT-Security in der Automation<br />
WG 3.14 Niederspannungstechnik<br />
Obmann: Gao Zhirong, BASF-YPC<br />
Sponsor: Hu Weigang, Wacker<br />
Zuständig für:<br />
Sammeln <strong>von</strong> Best Practices<br />
Einheitliches Konzept für zukünftige<br />
Niederspannungssysteme in der Prozessindustrie<br />
Niederspannungsverteilung<br />
Elektrische Antriebe<br />
Integrierte Motorsteuerung<br />
Frequenzumrichter<br />
Konkrete Umsetzung <strong>von</strong> Anforderungen in IEC- und<br />
GB-Standards<br />
WG 4.5 Anlagensicherheit<br />
Obmann: Wang Haitao, Wacker Chemicals<br />
Sponsor: Hu Weigang , Wacker Chemicals<br />
Zuständig für:<br />
Funktionale Sicherheit in der Prozessindustrie<br />
(Technische Aspekte, Managementsysteme)<br />
Praktische Umsetzung der IEC 61511 / GB/T21109 (Prüfung oder<br />
Abnahme <strong>von</strong> sicherheitsgerichteten Systemen durch Chinesische Behörden und<br />
zugelassene Prüfstellen mit ausreichender fachlicher Expertise, Praktisches<br />
Vorgehen bei SIL-Zertifikaten für in China hergestellte Geräte oder Systeme).<br />
Elektromechanische Bauteile in Sicherheitseinrichtungen<br />
WG 4.7 Explosion Protection<br />
Obmann: Pan Qingsheng, BASF (China) Company Ltd.<br />
Sponsor: Dai Xiaolong, BASF-YPC<br />
Zuständig für:<br />
Checkliste für die Abnahme <strong>von</strong> Ex-Motoren nach Reparatur<br />
Induktionsmotor und Frequenzumrichter im Ex-Bereich<br />
Kontakt zu chinesischen Regelsetzern und Prüfstellen im<br />
Explosionsschutz<br />
WG 4.17 Energieeffizienz<br />
Obmann: Wang Bin, BMSC<br />
Sponsor: Darius Simon, BMSC<br />
Zuständig für:<br />
Energieeffizienz in der Beleuchtung<br />
(Marktübersicht und Empfehlungen)<br />
Wirtschaftliche Auslegung <strong>von</strong> Niederspannungskabeln<br />
Energieeffiziente Motoren<br />
Energieeffizienz in Umspannungseinrichtungen<br />
Energieeffizienz <strong>von</strong> Frequenzumrichtern im Vergleich zu konventionellen Antrieben<br />
wurden die beeindruckenden Arbeitsergebnisse des ersten<br />
Jahres vorgestellt, Anregungen an die Arbeitskreise<br />
herangetragen und das weitere Vorgehen besprochen.<br />
Auch diese Konferenz war geprägt <strong>von</strong> intensiven fachlichen<br />
Gesprächen und der Möglichkeit zum gegenseitigen<br />
Kennenlernen.<br />
eigenständige organisation in china<br />
Neben der Etablierung eines regelmäßigem Erfahrungsaustausches<br />
zwischen den Mitgliedsfirmen verfolgt die<br />
Namur mit dem Engagement in China auch das Ziel, den<br />
Kontakt zu chinesischen Normungsgremien und ähnlichen<br />
Organisationen zu intensivieren. Als sehr fruchtbar<br />
bei den Bemühungen, einen einheitlichen Standard im<br />
Bereich „Wireless Automation“ zu erreichen, hat sich dabei<br />
der Kontakt zum ITEI (Instrumentation Technology<br />
and Economy Institute) erwiesen.<br />
Die Namur hat in China innerhalb des ersten Jahres<br />
ihrer Aktivitäten eine ganze Reihe <strong>von</strong> Themen aus der<br />
Automatisierungstechnik aufgegriffen und bearbeitet.<br />
Sie tut das im Interesse der beteiligten Firmen und trägt<br />
auch in China dazu bei, die Verfügbarkeit und Sicherheit<br />
der Anlagen zu erhöhen. Der Bedarf an Erfahrungsaustausch<br />
zeigt sich in der großen Zahl <strong>von</strong> Kollegen, die<br />
sich an der Arbeit in den Arbeitskreisen beteiligen. Die<br />
ersten beiden Jahre der Namur in China waren damit ein<br />
deutlicher Erfolg.<br />
Bei der Namur-Tagung in Shanghai 2011 unterstrich<br />
der kurz zuvor neu gewählte Vorstandsvorsitzende Dr.<br />
Wilhelm Otten vor mehr als 120 Teilnehmern die Bedeutung<br />
der Aktivitäten in China. Er hob hervor, Namur<br />
China sehe man nicht als Filiale des deutschen Verbands,<br />
sondern als eigenständige Organisation, die ihre<br />
eigenen Themen setzen und bearbeiten solle. Die Namur<br />
werde ihr strategisches Engagement in China bestärkt<br />
durch den bisherigen Erfolg fortsetzen und ausbauen.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
13
praxis<br />
Automatisierte Steuerungstests vereinfachen die<br />
virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> in der Fabrikautomation<br />
Projekt OMSIS verbindet die beteiligten Softwarewerkzeuge zu einem praktikablen Workflow<br />
<strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong>n (VIBN) <strong>von</strong> Maschinen oder<br />
Fabriken mit dem Ziel, ausgetestete Steuerungsprogramme<br />
zu erzeugen, benötigen zu ihrem Gelingen nicht nur bloße<br />
Hardware-in-the-Loop-Simulationen, sondern eine durchgängige<br />
und automatisierte Werkzeugkette für Steuerung,<br />
Simulation, Monitoring, Analyse sowie Testfallverwaltung<br />
und -ausführung. Im Rahmen des Forschungsprojektes<br />
OMSIS wurde solch eine integrierte Test- und Simulationsumgebung<br />
prototypisch realisiert und diese These bekräftigt.<br />
Obwohl die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> <strong>von</strong> Anlagen der<br />
Fabrikautomation ein großes Potenzial besitzt, scheuen<br />
sich nach wie vor viele Unternehmen, diese Technik einzusetzen.<br />
Wesentlicher Grund für diese Ablehnung sind<br />
nicht etwa fehlende Teillösungen zur 3D-Anlagensimulation<br />
oder zur Kopplung dieser Simulationen mit realen<br />
Steuerungen (SPSen). Was fehlt, ist eine geeignete Gesamtlösung,<br />
welche die vorhandenen Werkzeuge zu einem praktikablen<br />
Workflow verbindet, um die notwendige Nutzerakzeptanz<br />
bei Automatisierern und Betreibern für diese<br />
Technologie zu erreichen. Deshalb hat sich ein Konsortium<br />
aus zwei Universitäten, drei Simulatorherstellern sowie<br />
vier IT-Dienstleistern aus den Bereichen Messtechnik, Automotive<br />
und Halbleiter im Rahmen des Förderprojektes<br />
OMSIS (On-the-fly-Migration und Sofort-<strong>Inbetriebnahme</strong><br />
<strong>von</strong> automatisierten Systemen) damit beschäftigt, die Anwendbarkeit<br />
<strong>von</strong> VIBN in der Praxis zu verbessern und<br />
deren Fokus <strong>von</strong> reiner Simulation auf den automatisierten<br />
Test <strong>von</strong> Maschinensteuerungen zu erweitern.<br />
SOFTWARETESTS BESITZEN HOHE BEDEUTUNG<br />
Weil Neubau und Erneuerung <strong>von</strong> Automatisierungstechnik<br />
in modernen Unternehmen kein einmaliger, sondern<br />
ein permanenter Prozess ist, kommt solchen Softwaretests<br />
eine große Bedeutung zu. Errichter und Betreiber <strong>von</strong> automatisierten<br />
Industrieanlagen sehen sich dabei typischerweise<br />
mit folgenden Problemstellungen konfrontiert:<br />
Bild 1: <strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong> als bloße Hardware-inthe-Loop-Simulation.<br />
Programmierung, Softwaretest und<br />
Leistungsbewertung zu Zeitpunkten, da die reale Maschine<br />
noch gar nicht existiert, sind damit allein oft nicht möglich.<br />
Bild 3: Testfall-Beschreibung im Testautomatisierungswerkzeug<br />
ECU-Test. Hier wird beispielhaft getestet, ob eine Aktivierung<br />
beziehungsweise Deaktivierung einer einzelnen Maschine<br />
einer Taktstraße das spezifizierte Verhalten bewirkt.<br />
Bild 2: Integrierte Test- und Simulationsumgebung zur automatisierten<br />
Testfallausführung und –überwachung. Sie ermöglicht<br />
dem Anwender ein systematisches und reproduzierbares<br />
Austesten aller denkbaren Prozesssituationen, auf welche die<br />
Steuerung später reagieren können muss.<br />
Bild 4: Tool-Mapping des Testfalls auf verschiedene Software<br />
(SW) oder Hardware (HW) während einzelner Entwicklungsphasen.<br />
Damit wird die symbolische Entkopplung der Testschritte<br />
<strong>von</strong> den tatsächlich angesteuerten Werkzeugen möglich.<br />
14<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
Die Entwicklung und der Test <strong>von</strong> Steuerungsprogrammen<br />
sollen aus Termingründen bereits vor der<br />
Fertigstellung einer zu errichtenden Anlage erfolgen.<br />
Bestimmte Anlagenkomponenten, wie Steuerungen<br />
(MES, SPS) oder Maschinen, müssen quasi im laufenden<br />
Anlagenbetrieb ausgewechselt oder um neue<br />
Komponenten erweitert werden.<br />
Neue Strategien zur Fertigungsplanung oder optimierte<br />
Dispatching-Regeln für die Materiallogistik<br />
müssen erprobt werden, ohne den geordneten Produktionsablauf<br />
zu gefährden.<br />
Sowohl während einer Prototypen-Entwicklung als auch<br />
einer Migration sollen demzufolge Programmierung,<br />
Softwaretest und Leistungsbewertung zu Zeitpunkten<br />
stattfinden, wo die reale Maschine noch gar nicht existiert<br />
oder nicht benutzt werden darf. Genau diese Anforderung<br />
soll die VIBN (Bild 1) eigentlich erfüllen, aber oft<br />
genügt sie diesem Anspruch nicht. Warum?<br />
Kommerzielle Anbieter in diesem Segment konzentrieren<br />
ihre Lösungen für die Fabrikautomation überwiegend<br />
auf die Anlagensimulation und die Steuerungskopplung.<br />
Die Simulation übernimmt dabei die realitätsnahe Nachbildung<br />
aller relevanten Maschinenfunktionen und ist<br />
häufig mit einer informativen 3D-Visualisierung ausgestattet.<br />
Die Kopplung ist meist eine kombinierte Hardware-Software-Lösung<br />
und dient der echtzeitfähigen<br />
Anbindung eines realen Controllers sowie weiterer HMI-<br />
Geräte wie Operator Panels. Letztere können wahlweise<br />
auch rein simulativ nachgebildet werden.<br />
BISLANG NUR PROBIEREN UND BEOBACHTEN<br />
Prinzipiell lassen sich VIBN mit solch einer Hardwarein-the-Loop-Simulation<br />
durchführen, die gebotenen<br />
Möglichkeiten reduzieren sich aber auf visuelles Testen<br />
– also Probieren und Beobachten. Warum das nicht<br />
hinreichend ist und die VDI 3633 konsequenterweise<br />
eine Verknüpfung <strong>von</strong> Simulation und (automatisiertem)<br />
Funktionstest fordert, lässt sich leicht nachvollziehen,<br />
wenn man betrachtet, dass es die VIBN einer<br />
durchschnittlichen Anlage bedingt, mehrere Hundert<br />
Eingangs-Signale kombinatorisch verknüpft zu stimulieren<br />
und die erwarteten Ausgangs-Reaktionen zu<br />
prüfen und zu protokollieren. Daraus resultieren mehrere<br />
Tausend Testfälle, die iterativ ausgeführt werden<br />
müssen, sobald sich Teile der Software ändern, zum<br />
Beispiel aufgrund einer nachträglichen Fehlerbehebung.<br />
Jeder einzelne Testlauf wiederum verlangt vom<br />
Testpersonal die Ausführung einer Reihe <strong>von</strong> Bedienhandlungen<br />
wie<br />
das Initialisieren oder Rücksetzen des Simulationsmodells,<br />
den Neustart der Steuerung (SPS/MES),<br />
das folge- und zeitrichtige Stimulieren bestimmter<br />
Prozesssignale und<br />
das Beobachten sowie Protokollieren des Steuerungsverhaltens.<br />
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praxis<br />
Aufgrund der mangelhaften Werkzeugunterstützung für<br />
VIBN im Bereich der Fabrikautomation müssen diese<br />
Schritte für gewöhnlich mühsam <strong>von</strong> Hand ausgeführt<br />
werden. Testfehler und eine geringe Testgeschwindigkeit<br />
sind die logischen Folgen.<br />
AUTOMATISIERTE TESTUMGEBUNG ERFORDERLICH<br />
Spätestens dann, wenn die Steuerung <strong>von</strong> der simulierten<br />
auf die reale Anlage umgeschaltet wird, zeigt sich,<br />
inwieweit die Steuerungssoftware bis dahin wirklich<br />
ausgetestet und ausgereift ist – und zwar hinsichtlich<br />
ihrer Funktion und Performance. Ab einem bestimmten,<br />
minimalen Reifegrad ist eine automatisierte Test- und<br />
Simulationsumgebung erforderlich, die aus einer integrierten<br />
Werkzeugkette für Simulation, Monitoring, Datenanalyse<br />
und Testfallausführung besteht (Bild 2). Diese<br />
Umgebung ermöglicht dem Anwender ein systematisches,<br />
reproduzierbares und nachweisbares Austesten<br />
aller denkbaren Prozesssituationen, auf welche die Steuerung<br />
später reagieren können muss. Ziel ist, den Mensch<br />
<strong>von</strong> den oben genannten Routineaufgaben zu entlasten<br />
und dadurch die Testeffizienz und -qualität zu steigern.<br />
Alle beteiligten Hardware- und Softwarekomponenten<br />
einschließlich der zu testenden Steuerung werden zu diesem<br />
Zweck über Schnittstellen mit einer zentralen Instanz,<br />
dem sogenannten Testsystem-Manager verbunden. Dieser<br />
bietet den Komfort, alle Systemkomponenten auf Knopfdruck<br />
konfigurieren, starten oder stoppen zu können. So<br />
wird der Steuerungstest, und damit die eigentliche virtuelle<br />
<strong>Inbetriebnahme</strong>, erst effizient und praktikabel. Solch<br />
eine integrierte Test- und Simulationsumgebung wurde<br />
im Rahmen des Projektes OMSIS prototypisch realisiert.<br />
TESTFÄLLE FÜR GESAMTEN ENTWICKLUNGSPROZESS<br />
Als Testsystem-Manager kam die Software ECU-Test<br />
(TraceTronic) zum Einsatz, ein im Automobilbereich etabliertes<br />
Testautomatisierungswerkzeug zur Spezifikation,<br />
Implementierung, Ausführung und Dokumentation<br />
<strong>von</strong> Testfällen. Sogenannte Tool-Adapter bilden dabei<br />
die Schnittstellen, über welche ECU-Test mit der jeweiligen<br />
Systemkomponente kommuniziert. Im Rahmen des<br />
Projektes wurden mit wenig Aufwand Tool-Adapter für<br />
mehrere Werkzeugklassen entwickelt, die folgende<br />
Funktionalitäten bieten:<br />
Simulation – Enterprise Dynamics (Incontrol):<br />
Erzeugen, Lesen und Schreiben <strong>von</strong> Modellelementen<br />
und deren Attributen,<br />
Starten, Stoppen und Rücksetzen der Simulation,<br />
Steuerung – SPS SIMATIC S7 (Siemens):<br />
Stoppen und Neustarten der Steuerung,<br />
Lesen und Schreiben ausgewählter Signale,<br />
Monitoring – Analysator AutoSPy (GWT-TUD):<br />
Dokumente zum Speichern der Monitoringdaten<br />
erzeugen, Aufzeichnungen starten und anhalten.<br />
ECU-Test gestattet neben der Interaktion mit dem<br />
Testaufbau auch die grafische Bearbeitung <strong>von</strong> Testfällen,<br />
die Spezifikation <strong>von</strong> entsprechenden Erwartungswerten,<br />
eine bedingte Testschrittausführung, Schleifendurchläufe<br />
und schließlich komplexe Bewertungen, die<br />
im Testreport sichtbar werden. Bild 3 zeigt einen solchen<br />
Testfall. Hier wird beispielhaft getestet, ob eine<br />
Aktivierung beziehungsweise Deaktivierung einer einzelnen<br />
Maschine einer Taktstraße das spezifizierte Verhalten<br />
bewirkt.<br />
Erfahrungen aus der Automobilbranche zeigen, dass<br />
es ökonomisch sinnvoll ist, Testfälle nicht nur für einzelne<br />
Phasen der Steuerungsentwicklung zu entwerfen,<br />
sondern diese Tests möglichst über den gesamten Entwicklungsprozess<br />
weiterzuverwenden. ECU-Test unterstützt<br />
dieses Konzept durch die symbolische Entkopplung<br />
der Testschritte <strong>von</strong> den tatsächlich angesteuerten<br />
Werkzeugen mittels des sogenannten Tool-Mapping, wie<br />
in Bild 4 dargestellt.<br />
Das Projekt OMSIS (Förderkennzeichen 16IN0650)<br />
wurde finanziert vom Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Technologie und endete im Juli 2011. Im<br />
ersten Quartal 2012 erfolgte die praktische Validierung<br />
der geschaffenen Werkzeuge und gewonnenen Erkenntnisse<br />
in einem Pilotprojekt zur virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong><br />
einer Sondermaschine. Darin konnten die Praktikabilität<br />
und der Nutzen der vorgestellten Testumgebung<br />
bestätigt werden.<br />
Autoren<br />
Prof. Dr.-Ing. habil.<br />
Klaus Kabitzsch<br />
ist Leiter des Lehr -<br />
stuhls für Technische<br />
Informationssysteme<br />
der<br />
TU Dresden.<br />
Technische Universität Dresden,<br />
Institut für Angewandte Informatik,<br />
Helmholtzstraße 10, D-01069 Dresden,<br />
Tel. +49 (0) 351 46 33 82 89,<br />
E-Mail: klaus.kabitzsch@tu-dresden.de<br />
Dipl.-Inf. André<br />
Gellrich ist<br />
Wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter mit<br />
Forschungsschwerpunkt<br />
energieeffiziente<br />
Software am<br />
Institut für Angewandte<br />
Informatik<br />
der TU Dresden.<br />
Technische Universität Dresden,<br />
Institut für Angewandte Informatik,<br />
Helmholtzstraße 10, D-01069 Dresden,<br />
Tel. +49 (0) 351 46 33 84 78,<br />
E-Mail: andre.gellrich@tu-dresden.de<br />
Dipl.-Inf.<br />
Jens Naake ist<br />
Produktverantwortlicher<br />
für die<br />
Monitoring- und<br />
Analysesoftware<br />
AutoSPy bei der<br />
GWT-TUD GmbH.<br />
GWT-TUD GmbH,<br />
Arbeitsgruppe AutoSPy,<br />
Blasewitzer Straße 43, D-01307 Dresden,<br />
Tel. +49 (0) 351 46 33 84 75,<br />
E-Mail: jens.naake@gwtonline-fb.de<br />
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Planung automatisierungstechnischer Einrichtungen für verfahrenstechnische Anlagen und hat<br />
sich in der Branche als Standardnachschlagewerk etabliert.<br />
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praxis<br />
Normen-Dschungel IT-Security: Neue Standards<br />
sollen Konflikte mit etablierten Regeln vermeiden<br />
UK 931.1 des DKE formuliert Anforderungen an die künftige Normenreihe IEC 62443<br />
Die Informationstechnik bringt ohne Zweifel eine Steigerung<br />
der Effizienz vieler Geschäftsprozesse. Damit<br />
einher gehen aber auch neue Bedrohungen der Verfügbarkeit<br />
<strong>von</strong> <strong>Produktionsanlagen</strong> oder der Integrität und<br />
Vertraulichkeit <strong>von</strong> Geschäftsdaten. Angestrebt wird,<br />
abgestimmte technische Regeln, Normen oder Standards<br />
aufzustellen, um für die verschiedenen Industrien einheitliche<br />
Vorgehensweisen und angepasste Schutzkonzepte<br />
gegen diese neuen Bedrohungen zu verabreden.<br />
Für moderne Prozessleitsysteme werden Hard- und Softwaretechnologien<br />
eingesetzt, wie sie auch in der Standard-<br />
IT für die Büroumgebung zum Einsatz kommen. Damit<br />
stehen preiswerte, leistungsfähige Systeme zur Verfügung.<br />
Aber aufgrund der technologischen Gleichheit der Lösungen<br />
werden neue Bedrohungs-Szenarien relevant, welche<br />
zuvor keine Rollte spielten, da proprietäre Systeme eingesetzt<br />
wurden. Dabei sind die Anforderungen in der Prozessautomatisierung<br />
deutlich höher: Während etwa bei<br />
Banken oder Sp<strong>edition</strong>en kurzzeitige Ausfälle als durchaus<br />
akzeptabel gelten, müssen in der Prozessindustrie die<br />
Systeme für die Basisautomatisierung uneingeschränkt<br />
verfügbar sein. Denn auch kurzzeitige Ausfälle der Systeme<br />
können zu gravierenden Produktionsverlusten führen.<br />
STANDARDISIERTE VORGEHENSWEISE<br />
Um diesen Anforderungen entsprechende Lösungen entwerfen<br />
zu können, hat sich in vielen Bereichen eine quasi<br />
standardisierte Strategie etabliert:<br />
Es wird eine Bedrohungsanalyse ausgeführt und dokumentiert.<br />
Es werden Maßnahmen zur Beherrschung der identifizierten<br />
Risiken definiert.<br />
Es wird ein Plan zur Implementierung der definierten<br />
Maßnahmen erarbeitet.<br />
Es wird ein Auditierungsschema erarbeitet, mit dem<br />
Einhaltung und Wirksamkeit der definierten Maßnahmen<br />
überwacht werden.<br />
Für Automatisierungsanwendungen kann dieses Konzept<br />
auch für die IT-Sicherheit übernommen werden, jedoch müssen<br />
Einzelheiten angepasst werden. Details dieser Vorgehensweise<br />
sind in den einschlägigen Normen und Spezifikationen<br />
wie der Richtlinie VDI/VDE 2182 erläutert. Zur technischen<br />
Umsetzung der risikominimierenden Maßnahmen werden<br />
dann bekannte Lösungen aus der Büro-IT wie Verschlüsselungstechniken<br />
oder Passwort-gestützte Authentifizierung<br />
herangezogen, die noch an die speziellen Erfordernisse der<br />
Prozessautomatisierung angepasst werden müssen.<br />
NACHRÜSTUNG ALS HERAUSFORDERUNG<br />
Zu den im Prozessbereich notwendigen Anpassungen gehört,<br />
dass die BPC (Basic Process Control)-Systeme in der<br />
Regel nicht mit Virenscannern ausgestattet werden. Stattdessen<br />
dienen zusätzliche, geschützt aufgestellte Rechner,<br />
als Daten-Gateway (etwa als Virenschleuse). Die BPC werden<br />
als „demilitarisierte Zone“ ohne Schutzmaßnahmen<br />
gegen Schadsoftware betrieben. Dabei ist es aber wichtig,<br />
dass auch die Nutzung externer Datenträger, wie USB<br />
Sticks oder externe Service Notebooks, hinreichend geregelt<br />
und wo notwendig eingeschränkt wird.<br />
Bei der Errichtung neuer Anlagen und Betriebe können<br />
alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen direkt umgesetzt<br />
und vor allem mit dem eigentlichen Produktionsprozess<br />
im Vorfeld abgestimmt werden. Denn hier sind<br />
die komplette IT und die damit verbundenen Schwachstellen<br />
bekannt. Bei IT-Änderungen einer existierenden<br />
Prozessautomatisierungsanlage, wo die notwendigen<br />
Maßnahmen für die IT-Sicherheit nachgerüstet werden<br />
müssen, besteht die Herausforderung darin, die durch<br />
die neuen IT-Funktionen erzeugten Schwachstellen genau<br />
und vollständig zu analysieren und die erforderlichen<br />
Schutzmaßnahmen in die bestehende Prozessautomatisierungsanlage<br />
nahtlos zu integrieren.<br />
SCHNELLIGKEIT VERSUS ZUVERLÄSSIGKEIT<br />
Die unterschiedlichen Vorgehensweisen im Büro- und<br />
Prozessbereich schlagen sich in folgenden Punkten nieder:<br />
Steht bei Anwendungen der Büro-IT im Vordergrund,<br />
Schwachstellen und Fehler möglichst auszumerzen bevor<br />
Schaden entsteht, so legt man bei BPC auf sorgfältige <strong>Inbetriebnahme</strong><br />
und umfangreiche Betriebserfahrungen<br />
Wert. Erkannte Fehler auf Systemniveau werden im Bürobereich<br />
schnellstmöglich durch Software Patches<br />
(Patch = Pflaster) korrigiert, bei BPC werden diese vermerkt<br />
und möglichst umgangen. Nur wenn eine Umgehung<br />
(Work Around) nicht sinnvoll oder möglich ist, werden<br />
Systemupgrades vorgenommen, nachdem diese <strong>von</strong><br />
den jeweiligen Lieferanten ausgiebig getestet worden sind.<br />
Das führt dazu, dass die BPC im Lauf der Zeit anfälliger<br />
für IT-Bedrohungen werden, da die Systeme früher<br />
oder später nicht mehr up to date sind. Dies ist <strong>von</strong> besonderer<br />
Bedeutung, wenn etwa Bestandsanlagen nachträglich<br />
mit Wartungszugängen ausgestattet werden.<br />
Anwendungen, die <strong>von</strong> Ihrer Aktualität leben (wie Virenscanner)<br />
sind unter diesen Bedingungen nur bedingt<br />
wirksam, da sie auf ständige Aktualisierungen angewiesen<br />
sind und nur mit den Security Patches des Betriebssystems<br />
den gewünschten Schutz bieten.<br />
Die Verwendung externer Werkzeuge (wie Laptops <strong>von</strong><br />
Servicetechnikern) ist kritisch zu hinterfragen, da<br />
Schadsoftware, die durch ein aktuelles Betriebssystem<br />
blockiert wird, unter einem alten Betriebssystemstand<br />
verheerend wirken kann.<br />
SAFETY UND SECURITY<br />
Von besonderer Bedeutung sind im Hinblick auf die IT-<br />
Sicherheit all die Automatisierungssysteme, für welche<br />
besondere Rahmenbedingungen aufgrund gesetzlicher<br />
oder normativer Anforderungen bestehen. Neben den<br />
Systemen zur nachvollziehbaren Aufzeichnung <strong>von</strong> Produktionsdaten<br />
sind dies vor allem die Systeme der funktionalen<br />
Sicherheit.<br />
Im Englischen verdeutlichen die Begriffe Safety und<br />
Security die unterschiedliche Bedeutung dieser Sicherheitsgebiete.<br />
Im technischen Bereich spricht man <strong>von</strong><br />
18<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
Für moderne Prozessleitsysteme werden Hard- und<br />
Softwaretechnologien eingesetzt, wie sie auch in der<br />
Standard-IT für die Büroumgebung zum Einsatz kommen.<br />
Erforderlich sind daher Maßnahmen zur IT-Security, für die<br />
handhabbare Normen erarbeitet werden müssen. Bild: BASF<br />
Kurzname Arbeitskreisname Arbeitsschwerpunkt Webseite<br />
AGA 12 American Gas Association Cryptographic Protection of SCADA (Supervisory<br />
Control And Data Acquisition) Communications<br />
ATIS<br />
AWV<br />
BDI<br />
Alliance for Telecommunications<br />
Industry Solutions<br />
Arbeitsgemeinschaft für<br />
wirtschaftliche Verwaltung e.V.<br />
Bundesverband der Deutschen<br />
Industrie e.V.<br />
T1S1 Security Subcommittee (T1S1sec) Security<br />
T1M1 – OAM&P Network Management Security,<br />
Secure Management Security Focus Group<br />
Arbeitskreis Sicherheit in der Informationstechnik<br />
Datenschutz der Spitzenorganisationen der<br />
Wirtschaft<br />
Bitkom AK Sicherheitsmanagement Fragen der Sicherheit <strong>von</strong> elektronischen Geschäftsprozessen<br />
und informationellen Ressourcen. Zu den<br />
Themenbereichen zählen unter anderem elektronische<br />
Signaturen, Biometrie und Web-Identitäten.<br />
Bitkom FA Frühwarnsysteme Zusammenarbeit deutscher IT-Unternehmen bei der<br />
Frühwarnung zu Internet-Gefahren<br />
Bitkom<br />
IEC<br />
TC65WG10<br />
IETF<br />
ISA99<br />
AK Sicherheit in Unternehmensnetzen<br />
International Electrotechnical<br />
Committee TC65 WG10<br />
Internet Engineering Task<br />
Force<br />
The Instrumentation, Systems,<br />
and Automation SocietySP99<br />
Aktuelle politische, technologische und rechtliche<br />
Entwicklungen auf dem Gebiet der IT-Sicherheit<br />
WG to develop standard 62443;<br />
came out of SC65C WG13,<br />
IP Security, SIP security, SRTP, MIKEY Security<br />
aspects in a number of working groups (including<br />
NSIS, Geopriv, EAP, AAA, RADEXT, PANA, etc.)<br />
Manufacturing and Control Systems Security,<br />
Defining an overall Standard for Manufacturing<br />
and Control Systems Security (Model, Technology,<br />
Implementation of a Security Program, Audit,<br />
System – and Product Requirements)<br />
www.aga.org<br />
www.atis.org<br />
www.awv-net.de<br />
www.bdi-online.de<br />
www.bitkom.org<br />
www.bitkom.org<br />
www.bitkom.org<br />
www.iec.ch<br />
www.ietf.org<br />
www.isa.org<br />
Tabelle 1: Eine schier unübersehbare Vielzahl <strong>von</strong> Gremien ist aktiv, um Normen, Standards<br />
und industrielle Richtlinien zur funktionalen Sicherheit und IT-Sicherheit up to date zu halten.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
19
praxis<br />
functional Safety (funktionale Sicherheit) und IT-Security<br />
(IT-Sicherheit). Auch im Deutschen ist eine saubere Trennung<br />
notwendig, denn funktionale Sicherheit beschreibt<br />
ein komplett anderes Eigenschaftsfeld als IT-Sicherheit.<br />
Eine Abgrenzung findet sich auf der Homepage des VDE.<br />
Bei der funktionalen Sicherheit geht es darum, durch<br />
Automatisierungstechnik sicherzustellen, dass <strong>von</strong> einem<br />
Gerät oder einer Anlage keine Gefahr für Menschen oder<br />
Umwelt ausgeht. Diese Art <strong>von</strong> Sicherheit schützt die Umgebung.<br />
Bei der IT-Sicherheit lautet das Ziel, Gefahren<br />
abzuwehren, die <strong>von</strong> außen auf das System einwirken und<br />
dessen Funktion beeinträchtigen, beispielsweise Schadsoftware<br />
oder einen nicht autorisierten Zugriff.<br />
Damit ist die Verbindung zwischen beiden Themen sichtbar:<br />
Wenn das betrachtete System etwa eine sicherheitsgerichtete<br />
Steuerung oder ein Feldgerät in einer Sicherheitseinrichtung<br />
ist, dann ist jede Beeinträchtigung seiner Funktion<br />
auch gleichzeitig eine der (funktionalen) Sicherheit.<br />
NORMUNG: GANZHEITLICHE BETRACHTUNG FEHLT<br />
Dennoch findet die Normung in unterschiedlichen Gremien<br />
statt. In den einschlägigen Normen wird darauf<br />
hingewiesen, dass das jeweils andere Thema zu beachten<br />
ist. Es fehlt ihnen jedoch eine ganzheitliche Betrachtung.<br />
Eine schier unübersehbare Vielzahl <strong>von</strong> Gremien ist aktiv,<br />
um diese Normen, Standards und industriellen<br />
Richtlinien up to date zu halten. Dabei ergeben sich unterschiedliche<br />
Analysen, Konzepte und Sichtweisen. So<br />
haben sich etwa unterschiedliche Begriffe entwickelt,<br />
die im Kern aber alle für die gleiche Risikoproblematik<br />
der IT-Sicherheit stehen, wie IT-Sicherheit in der Automatisierungstechnik,<br />
Automation Security, Cyber Security<br />
oder Industrial Security.<br />
ZIELKONFLIKTE UND ÜBERLAPPUNGEN VERMEIDEN<br />
Die IEC hat ihre Arbeitsgruppe TC 65 WG 10 mit der Erarbeitung<br />
einer internationalen Normenreihe für die IT-<br />
Sicherheit in der Prozessautomatisierung beauftragt. Sie<br />
stützt sich dabei wesentlich auf die Arbeit der ISA99<br />
(USA), in der nationale Vorarbeit geleistet wird. Im Rahmen<br />
der ISA-Arbeit zur Normierung wurde unter anderem<br />
ein eigenes Managementsystem für die IT-Sicherheit für<br />
Automatisierungsanwendungen entwickelt nebst zugehörigen<br />
spezifischen Sicherheitsanforderungen und Bewertungsmaßstäben.<br />
In Deutschland wurde parallel zu den Aktivitäten <strong>von</strong><br />
ISA und IEC ein Vorgehensmodell zur Risikoanalyse und<br />
Beherrschung erarbeitet, das auf den Bedarf der Automatisierungsanwendungen<br />
zugeschnitten ist. Besonders<br />
berücksichtigt werden dabei die Rollen <strong>von</strong> Anwendern,<br />
Systemintegratoren und Produktherstellern. Dieses Vorgehensmodell<br />
postuliert keine eigenen Anforderungen,<br />
sondern stützt sich auf etablierte Standards. Es wurde<br />
als Richtlinie VDI/VDE 2182 veröffentlicht. Bei Anwendung<br />
<strong>von</strong> IT-Systemen in Unternehmen sind üblicherweise<br />
IT-Sicherheits-Managementsysteme auf der Basis<br />
der ISO/IEC 27000-Serie etabliert.<br />
Dies führt dazu, dass Anwender kommerzieller IT-<br />
Systeme, die gleichzeitig für den Fertigungs- beziehungsweise<br />
Prozessbereich die ISA99 oder die entsprechende<br />
internationale IEC-Normenreihe 62443 umsetzen wollen,<br />
damit für unterschiedliche Unternehmensbereiche nicht<br />
nur verschiedene Managementsysteme etablieren müssen.<br />
Sondern diese sind auch noch untereinander abzustimmen<br />
und zu verzahnen. Da je nach Anwendung<br />
unterschiedliche Zertifizierungsstellen in Anspruch<br />
genommen werden sollen, ist das Entstehen weiterer<br />
Konflikte nicht auszuschließen.<br />
ANFORDERUNG AN DIE NORMUNGSARBEIT<br />
Wesentliche Aufgabe der WG 10 des TC 65 wird aus Sicht<br />
der Verfasser sein, diesen Zielkonflikt aufzulösen. Darüber<br />
hinaus gibt es momentan eine Reihe branchenspezifischer<br />
Spezifikationen (etwa WIB, BDEW, Namur, GMA),<br />
die unabhängig <strong>von</strong>einander erarbeitet wurden.<br />
Es muss ein Ziel der Normungsarbeit sein, für Unternehmen<br />
effiziente und handhabbare Vorschriften zu<br />
entwickeln. Das übliche Vorgehen bei der Erstellung<br />
einer IEC-Norm erfolgt Top Down. Dabei entwickeln<br />
und formulieren die Mitglieder eines IEC-Komitees als<br />
Autoren<br />
Dr. rer. nat. Gerd Wartmann<br />
ist unter anderem Mitglied<br />
verschiedener Arbeitskreise<br />
und Komitees zum Thema der<br />
IT-Sicherheit in der Automatisierungstechnik:<br />
DKE UK 931.1<br />
und VDI/VDE GMA FA 5.22. In<br />
der Firmengruppe<br />
Endress+Hauser verantwortet er<br />
als Director Information Security die Umsetzung<br />
und Weiterentwicklung der Informationssicherheit.<br />
Endress+Hauser Consult AG,<br />
Kägenstrasse 2, CH-4153 Reinach,<br />
Tel. +41 61 715 77 23,<br />
E-Mail: gerd.wartmann@holding.endress.com<br />
BIS alpha msr GmbH,<br />
Dr.-Julius-Leber-Str. 12,<br />
D-67433 Neustadt/Weinstraße,<br />
Tel. + 49 (0) 6321 40 05 50,<br />
E-Mail: P.Sieber@alpha-msr.de<br />
Dipl. Ing. Peter Sieber<br />
ist Geschäftsführer der<br />
BIS alpha msr GmbH in<br />
Neustadt an der Weinstraße.<br />
20<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
delegierte Experten eine Norm und legen diese den nationalen<br />
Normungsgremien zur Begutachtung und<br />
Überprüfung vor.<br />
Bei der jetzt entstehenden Normenreihe IEC 62443 werden<br />
die Vorarbeiten zu weiten Teilen in nationalen Standardisierungsgremien<br />
geschaffen. Aus Sicht des UK 931.1<br />
des DKE hat die IEC nun die Kernaufgabe, entstehende<br />
Überlappungen mit existierenden Normen und Standards<br />
zu identifizieren und aufzulösen. Insbesondere sollte die<br />
neue IEC 62443 auf die etablierte Normenreihe zur IT-Sicherheit<br />
ISO/IEC 27000 abgestimmt sein, die das IT-Sicherheitsmanagement<br />
für ein Unternehmen als Ganzes betrachtet.<br />
Dies begründet sich aus dem Reifegrad und der<br />
Anwendungsbreite dieses bereits vorliegenden Standards.<br />
FOKUSSIERTER LÖSUNGSANSATZ ERFORDERLICH<br />
Andere Normen und Standards, die spezifische industrielle<br />
Forderungen abdecken, wie die zur funktionalen<br />
Sicherheit <strong>von</strong> industriellen Komponenten oder Anlagen,<br />
sind zu berücksichtigen. Sollte dies nicht gelingen, wird<br />
es künftig identische Produkte und Anwendungen geben,<br />
für die unterschiedliche normative Anforderungen gelten.<br />
Dies sollte mit Rücksicht auf die kommerziellen Konsequenzen<br />
für Hersteller und Anwender unbedingt vermieden<br />
werden.<br />
Die wichtigsten Punkte der Haltung des UK 931.1 des<br />
DKE zu den Eckpunkten einer zu schaffenden Normenreihe<br />
zum Thema IT-Sicherheit für die Prozessautomatisierung<br />
lauten:<br />
Es ist ein risikoorientierter Lösungsansatz vorzusehen.<br />
Der Lösungsansatz soll sich eng auf das eigentliche<br />
Thema fokussieren, angrenzende Bereiche gehören<br />
in andere Dokumente.<br />
Die zum Einsatz kommenden Managementsysteme<br />
müssen sich an den bereits vorhandenen orientieren<br />
– Widersprüche sind zu vermeiden.<br />
Es wird der Entwicklung eine Reihe <strong>von</strong> „Rezepten“<br />
zur Anwendung der existierenden normativen Forderungen<br />
Vorzug gegeben vor der Aufstellung neuer<br />
technischer Anforderungen an die IT-Sicherheit <strong>von</strong><br />
Automatisierungsanlagen.<br />
Existierende Spezifikationen, die auf der Anwendung<br />
gültiger thematisch gleicher IEC-Standards beruhen,<br />
sind zu berücksichtigen.<br />
Es müssen Lösungsstrategien definiert werden, die<br />
auch für Bestandsanlagen anwendbar sind.<br />
Diese Forderungen scheinen schwer zu erfüllen zu sein.<br />
An anderer Stelle, etwa in der DIN EN 61508 (VDE 0803),<br />
konnte eine vergleichbare Lösung jedoch gefunden werden.<br />
Feldbusunabhängig<br />
in den Ex-Bereich!<br />
Das WAGO-I/O-SYSTEM 750 ist sowohl für den Einsatz in nicht<br />
explosionsgefährdeten als auch in explosionsgefährdeten Bereichen der<br />
Industrie und des Bergbaus ausgelegt.<br />
Im industriellen Ex-Bereich kann das WAGO-I/O-SYSTEM 750 in der<br />
Zone 2 / 22 eingesetzt werden und bietet eine sichere, einfache und<br />
wirtschaftliche Verbindung zur Sensorik und Aktorik der Zone<br />
0 / 20 und 1 / 21.<br />
Die hierfür entwickelten Ex i Busmodule bilden hierbei ein eigensicheres<br />
Segment, das integriert in einen Standardbusknoten dem Anwender<br />
sämtliche Vorzüge moderner Feldbustechnik bietet: Feldbusunabhängigkeit,<br />
Flexibilität, Modularität, IEC 61131-3 Programm ierbarkeit, Zuverlässigkeit,<br />
Wirtschaftlichkeit, etc.<br />
Zur Verfügung stehen die Ex i Busmodule: Digital Eingang NAMUR, Digital<br />
Ausgang, Analog Eingang 4-20mA, Analog Eingang 4-20mA HART,<br />
Analog Eingang RTD, Analog Eingang TC, Analog Ausgang 0-20mA und<br />
die Ex i Einspeisung 1,0A.<br />
Zertifiziert nach ATEX, IEC-EX, UL ANSI/ISA 12.12.01, UL 508 und<br />
Schiffbau (u.a. GL, LR).<br />
www.wago.com
anche<br />
Hochpräzise Temperaturregelung ist bei Herstellung<br />
<strong>von</strong> Prothesen eine besondere Herausforderung<br />
Neogramm optimiert Visualisierung und Steuerung <strong>von</strong> Industrieöfen bei Aesculap<br />
Fingerspitzengefühl ist bei der Herstellung <strong>von</strong><br />
Prothesen gefragt. Dies gilt auch für die Hochtemperaturöfen,<br />
in denen die chirurgischen Elemente geformt werden.<br />
In diesem DreherDofen werden Prothesen <strong>von</strong><br />
Aesculap angefertigt. Die hochpräzise Regelung<br />
der Öfen ist eine besondere Herausforderung für<br />
das Steuerungssystem. Bilder: Neogramm<br />
Die Aesculap AG in Tuttlingen, Hersteller orthopädischer<br />
Implantate, beauftragte Könn GmbH Industrieofenbau<br />
aus Ketsch mit der Entwicklung eines speziellen<br />
Drehherdofens für das präzise und kontrollierte<br />
Erhitzen <strong>von</strong> Rohlingen aus Titan- und Kobaltlegierungen<br />
bis maximal 1300 °C.<br />
Diese werden in einem anschließenden Gesenkschmiedeprozess<br />
umgeformt und dann zu hochbelastbaren Gelenkprothesen<br />
weiterverarbeitet. Die softwareseitige Umsetzung<br />
und damit die Programmierung der Ofensteuerung,<br />
die Temperaturregelung und Rezepturverwaltung<br />
sowie die Dokumentation übernahm die Neogramm GmbH<br />
& Co. KG. Die Softwarespezialisten aus Mannheim implementierten<br />
zudem ein flexibles Visualisierungssystem mit<br />
vielfältigen statistischen Auswertungsfunktionen.<br />
In der Weiterentwicklung <strong>von</strong> medizinischen Produkten<br />
zählen vor allem Qualität, Innovation und Sicherheit.<br />
Als Partner der Chirurgie trägt Aesculap besondere Ver-<br />
antwortung für einen zuverlässigen Herstellungsprozess.<br />
Medizinische Prothesen und chirurgische Instrumente<br />
unterliegen in der Herstellung strengsten Qualitätsanforderungen.<br />
Neogramm entwickelte für Könn eine entsprechend<br />
individuell angepasste Steuerungs- und Visualisierungssoftware.<br />
Diese kommt in der Wärmebehandlung<br />
<strong>von</strong> Implantat-Rohlingen im Drehherdofen <strong>von</strong><br />
Könn zum Einsatz. Die Herausforderungen dieses Projektes<br />
lagen in den <strong>von</strong> Aesculap geforderten komplexen<br />
Überwachungsfunktionalitäten und gleichzeitig hoch<br />
flexiblen Bedienungsmöglichkeiten der Anlage.<br />
SOFTWARE ALS MASSANFERTIGUNG<br />
Es sollte ein hoch flexibles System geschaffen werden, das<br />
verschiedene Produktionsprogramme abdeckt und Daten<br />
zuverlässig dokumentiert. Dazu war eine individuelle Neuentwicklung<br />
der SPS-Software notwendig. Diese wurde<br />
mit Siemens Simatic STEP 7 und WinCC flexible realisiert.<br />
22<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
Die Ofensteuerung umfasst diverse Funktionalitäten.<br />
Im Hauptbetrieb werden die beiden Vorgänge Produktion<br />
und Entleerung unterschieden. Im Produktionsbetrieb<br />
erfolgt das automatische Verfahren des Drehherds<br />
zum nächsten Segment samt Türöffnung und -schließung.<br />
Der Bediener stößt diesen Vorgang über einen Fußschalter<br />
an. Die Steuerung überwacht dabei die Temperaturen<br />
und die Verweilzeiten für jedes einzelne Segment.<br />
Bei einer Zeitüberschreitung weist sie den Bediener<br />
auf die Entnahme hin. Wahlweise kann hier die<br />
Zeitüberwachung auch blockierend justiert werden. In<br />
diesem Fall ist es im Automatikbetrieb nicht möglich,<br />
die Ofentür zu öffnen bevor die Minimalzeit für das aktuelle<br />
Segment erreicht ist. Die Entleerung des Ofens<br />
erfolgt ohne Zeitüberwachung.<br />
Um die verschiedenen Prothesenrohlinge dem Material<br />
entsprechend behandeln zu können, regelt die Software<br />
drei Temperaturzonen im Ofen mit insgesamt 24<br />
Segmenten. Für verschiedene Produkte können vorab<br />
verschiedene Behandlungsprogramme mit minimaler<br />
und maximaler Verweilzeit und gewünschter Temperatur<br />
hinterlegt werden. Auch Taktzeiten sind variabel.<br />
So wird durch die Steuerung sichergestellt, dass sich<br />
die zu erhitzenden Teile weder zu kurz noch zu lang im<br />
Ofen befinden, womit optimale Voraussetzungen für das<br />
nachfolgende Schmieden geschaffen werden. Alle Taktzeiten,<br />
Ofenreisezeiten, Temperaturen und Regelparameter<br />
können vom Anwender flexibel oder über die Rezeptverwaltung<br />
produktbezogen eingestellt werden.<br />
Darüber hinaus werden Toleranzgrenzwerte, Drehgeschwindigkeit,<br />
Beschleunigungszeiten und Taktweiten<br />
komfortabel konfiguriert. Die elektromotorische<br />
Verstellung der gesamten Ofenherdhöhe erlaubt eine<br />
ergonomische Nutzung des Ofens für unterschiedlich<br />
große Bediener.<br />
INTUITIVE BEDIENUNG ÜBER TOUCHPANEL<br />
Es wurde eine flexible Panelsteuerung realisiert, die eine<br />
umfassende, intuitive und konsistente Bedienung der Anlage<br />
ermöglicht. Das mit WinCC flexible entwickelte Visualisierungssystem<br />
überzeugt durch einfache Parametrierung,<br />
Anpassungsfähigkeit und ein klare Menüführung.<br />
Sollwerte können manuell eingegeben, Parameter für Ofen<br />
und Peripherie eingestellt und Benutzer zugewiesen und<br />
verwaltet werden.<br />
Wärmebehandlungsprogramme werden in Rezepten<br />
gespeichert. Über die HMI-Schnittstelle ist der Bediener<br />
in der Lage, die Sollwerte und Regelparameter dieser Rezepturen<br />
zu verwalten und Betriebsarten problemlos zu<br />
wechseln. Aufträge können mit ihren Kenndaten eingegeben<br />
werden. Sämtliche Rezepturen lassen sich im Sinne<br />
der Datensicherung auf einen USB-Stick exportieren<br />
und <strong>von</strong> dort auch wieder importieren. Der Ofenzustand<br />
und relevante Prozessdaten sind jederzeit abrufbar.<br />
LÜCKENLOSE DOKUMENTATION<br />
Die Ofensoftware Thermosoft dient der Prozessführung<br />
und Optimierung <strong>von</strong> Regelstrecken sowie der Dokumentation<br />
kompletter thermischer Prozesse. In der Medizinbranche<br />
ist eine lückenlose Rückverfolgbarkeit einzelner<br />
Produktionsschritte wichtig. Die Verfolgung aktueller<br />
Prozesse in Echtzeit ermöglicht ein sofortiges Eingreifen<br />
durch den Bediener. Um der Dokumentationspflicht Rechnung<br />
zu tragen, bietet das System Meldeübersichten zu<br />
entsprechenden Ereignissen, wie Störungen am Ofen oder<br />
der Peripherie. Eine chargenbezogene Archivierung der<br />
Prozessdaten ist über implementierte Markos möglich.<br />
Als weiteres optionales Steuerungs- und Visualisierungselement<br />
entwickelte Neogramm ein Feature zur<br />
statistischen Auswertung der letzten fünfzehn Aufträge.<br />
Auswertungsdaten sind die Anzahl korrekt und inkorrekt<br />
behandelter Produkte, die minimale, maximale sowie<br />
mittlere Verweilzeit oder Ofentemperatur, das Startund<br />
Enddatum, die Auftragsgesamtdauer sowie die Daten<br />
aller beteiligten Bediener.<br />
KOMPLEXE OFENANLAGE – EINFACHES HANDLING<br />
Trotz des Software-Schwerpunktes hat Neogramm seinen<br />
Kunden vorab bei der Auswahl der geeigneten Hardware<br />
beraten. Es wurden die notwendigen Schnittstellen für<br />
die Ein- und Ausgänge der SPS sowie die Auftragskennung<br />
geplant und definiert. Gemeinsam mit Könn wurde<br />
die Anlage beim Kunden in Betrieb genommen. Dies umfasste<br />
die Parametrierung der Anlage und den Test der<br />
Steuerungs- und Visualisierungssoftware. Im Teach-In<br />
wurden die Prothesenrohlinge entsprechend validiert.<br />
Des Weiteren fand eine intensive Schulung und Einweisung<br />
des Bedienpersonals an der Anlage statt. Für eine<br />
schnelle und unkomplizierte Handhabung im Fall einer<br />
Störung ist ein Fernwartungsmodul inklusive Softwareerweiterung<br />
als Option nachrüstbar.<br />
Die Kombination einer hoch modernen Ofenanlage mit<br />
individuell gestalteter Software macht komplexe Produktionsprozesse<br />
transparent und leicht zu handhaben.<br />
Autor<br />
Dipl.-Inform.<br />
Stephan Könn<br />
ist Geschäftsführer und<br />
Key Account Manager<br />
bei Neogramm.<br />
Neogramm GmbH & Co. KG,<br />
Julius-Hatry-Straße 1, D-68163 Mannheim,<br />
Tel. +49 (0) 621 150 25 00,<br />
E-Mail: s.koenn@neogramm.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
23
anche<br />
Ganzheitliche Automatisierungslösung optimiert<br />
das Luftpfeifenstechen für Sandgussformen<br />
Das Setzen <strong>von</strong> Entlüftungskanälen wurde in das Gießanlagen-Leitsystem integriert<br />
Das „Luftpfeifenstechen“ ist für Gießereien eine kritische<br />
Aufgabe: Denn das Stechen der Entlüftungskanäle<br />
in Formen für den Sandguss ist zeitaufwendig<br />
und fehleranfällig. Die Aluminiumgießerei-Abteilung<br />
des Metallwerks Ohm & Häner verwendet dafür mit<br />
großem Erfolg nun eine Automatisierungslösung: Pro<br />
Jahr setzt ein ABB-Roboter mit einem speziellen Werkzeug<br />
und gesteuert <strong>von</strong> dem Softwarepaket Flex-Mould-<br />
Venter zwischen 500 000 und 750 000 Löcher in die<br />
Sandgussformen für Aluminiumteile. Anders als beim<br />
manuellen Stechen treten nun auf der Innenseite der<br />
Formen keine Ausbrüche mehr auf. Das erspart Nacharbeit<br />
an den Gussteilen. Zudem erlaubt die Steuerung<br />
auch das schräge Stechen der Entlüftungskanäle.<br />
Beim Metallguss ist das Stechen <strong>von</strong> Löchern, den<br />
Luftpfeifen, in die Sandform ein qualitätsbestimmender<br />
Schritt. Durch die Luftpfeifen entweicht während<br />
des Gießprozesses die Luft aus den Hohlräumen der<br />
Form. Präzis gestochene Luftpfeifen reduzieren den<br />
nachträglichen Putzaufwand am Gussteil. Bisher üblich<br />
sind weitgehend noch das manuelle Luftpfeifenstechen<br />
oder das maschinelle Stechen mit hydraulischen<br />
Vorrichtungen.<br />
Manuelles Stechen wählen die Sandformer meist für<br />
Einzelstücke oder Kleinserien. Der Former braucht dabei<br />
viel Erfahrung und Feingefühl. Beim Durchstechen<br />
können Sandausbrüche auf der gegenüberliegenden<br />
Formseite entstehen. Muss er dabei <strong>von</strong> der Außenseite<br />
her in die Form stechen, entstehen die Ausbrüche auf<br />
der Gutseite (Modellseite). Sie verursachen dann am<br />
gegossenen Werkstück aufwendiges, kostenintensives<br />
Nacharbeiten.<br />
MANUELLES STECHEN IST FEHLERANFÄLLIG<br />
In der Serienfertigung kommt es darauf an, die Luftpfeifen<br />
präzise immer an gleicher Stelle anzubringen.<br />
Dafür haben sich maschinelle Luftstechvorrichtungen<br />
etabliert. Eine hydraulisch absenkbare Platte, auf der je<br />
nach Form und Größe des Gussteils entsprechend verteilte<br />
Nadeln sitzen, platziert der Former gemäß der<br />
Zeichnungsvorgabe und der Positionsdaten der Formteile.<br />
Er senkt das mit Nadeln bestückte Werkzeug dann<br />
hydraulisch in die Sandform und fährt es anschließend<br />
wieder heraus.<br />
Werkleiter Dr. Georg Dieckhues erläutert: „Dieses konventionelle<br />
Luftpfeifenstechen zeigt jedoch insbesondere<br />
bei wechselnden Losen einen gravierenden Nachteil:<br />
Der Former muss Position, Anzahl und Einstechtiefe der<br />
Nadel jeweils wieder anpassen – das ist fehleranfällig,<br />
zeit- und kostenaufwendig.“<br />
Der Wunsch nach Verbesserungen war also vorhanden.<br />
Denn Ohm & Häner liefert Jahr für Jahr rund 4500 Tonnen<br />
Gussteile in den Geräte- und Maschinenbau, an Automobilbauer<br />
und Schienenfahrzeughersteller sowie für<br />
die Stromerzeugung und -durchleitung. Und bei jährlich<br />
500 000 bis 750 000 zu stechenden Luftpfeifen spielen<br />
Qualitätsverbesserungen und höhere Wirtschaftlichkeit<br />
eine gravierende Rolle.<br />
INDUSTRIELLES NEULAND BETRETEN<br />
Doch noch fehlten industrielle Referenzen für die Roboterlösung.<br />
Mit diesem System zum automatisierten Setzen<br />
der Entlüftungskanäle musste Ohm & Häner Neuland<br />
betreten. Aber gute Erfahrungen mit Gießrobotern <strong>von</strong><br />
ABB im Werk I <strong>von</strong> Ohm & Häner veranlassten die Technik-Manager,<br />
den Vorschlag der Friedberger Roboterspezialisten<br />
zu prüfen.<br />
Anfang 2009 startete dann in der Aluminiumgießerei-<br />
Abteilung im Werk II bei Ohm & Häner am Standort Olpe-<br />
Friedrichsthal der Probebetrieb des automatisierten Luftpfeifenstechens.<br />
Nach der erfolgreichen Testphase bewährt<br />
sich das neue System <strong>von</strong> ABB Automation seit Ende 2009<br />
im täglichen Normalbetrieb. Es besteht aus einem Industrieroboter<br />
IRB 6620, einem speziellen Werkzeug zum Führen<br />
der Nadel und dem Softwarepaket FlexMouldVenter.<br />
Sowohl die Vorbereitung als auch die Entwicklungs- und<br />
die Realisierungsphase des Projekts überzeugten, und <strong>von</strong><br />
den Ergebnissen fühlen sich die Gießerei-Manager bestätigt.<br />
„Wir sind absolut zufrieden mit dem Roboter. Er arbeitet<br />
unter Gießereibedingungen zuverlässig, ist sehr wartungsarm<br />
und vorbildlich hinsichtlich seiner Verfügbarkeit“,<br />
fasst Dr. Georg Dieckhues die Erfahrungen zusammen<br />
und ergänzt: „Seit der <strong>Inbetriebnahme</strong> im Normalbetrieb<br />
läuft der FlexMouldVenter störungsfrei. Diese Automatisierungslösung<br />
ist ein bedeutender Schritt nach vorn.“<br />
DATENFLUSS OHNE MEDIENBRÜCHE<br />
Moderne Industrieroboter sind ohne spezifische Programmierkenntnisse<br />
einfach zu bedienen. Frei <strong>von</strong> Medienbrüchen<br />
übernimmt die Steuerungssoftware des<br />
Roboters die 3D-CAD-Daten des Werkstückes als Basis<br />
für das Luftpfeifenstechen. Manuelle Übertragungen<br />
und Einstellungen entfallen. Dies verringert Fehlerquellen<br />
und die Vorbereitungs- sowie Werkzeugwechselzeiten.<br />
Eine zentrale Datenbank des Anlagenleitsystems,<br />
das im Fallbeispiel <strong>von</strong> dem Formanlagenhersteller HWS<br />
stammt, enthält alle Werkstückdaten. Die Werker können<br />
sie <strong>von</strong> dort jederzeit aufrufen. Dies betrifft neben den<br />
CAD-Geometriedaten der zu gießenden Werkstücke auch<br />
Informationen zum optimalen Belegen der Formkästen<br />
und zum Setzen der Einstechpunkte. So entfällt für ein<br />
bereits bekanntes Werkstück die Vorbereitungszeit nahezu<br />
vollständig.<br />
Das Parametrieren der Roboter erfolgt automatisiert<br />
direkt aus dem Anlagenleitsystem. Die Software ermittelt<br />
automatisch die optimale Lochreihenfolge. Die Roboterlösung<br />
mit den intelligenten Funktionen ihres Softwarepaketes<br />
und den Sensoren gewährleistet eine außerordentlich<br />
gute Reproduzierbarkeit der Ergebnisse. Mithilfe<br />
der automatischen Nadelüberwachung erkennt der<br />
Roboter Nadelverbiegungen oder -brüche und ermöglicht<br />
so das rechtzeitige Austauschen der Nadeln. Dies vermeidet<br />
Fehler und eventuell daraus folgenden Ausschuss.<br />
Im Rahmen der Nadelüberwachung wird die<br />
Position der Nadelspitze nach jedem Stechzyklus mit<br />
einem Koordinaten-Messsystem kontrolliert. Ist die Position<br />
unverändert, ist auch die Nadel in Ordnung.<br />
24<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
Zu qualitativ hochwertigen Gussprodukten,<br />
effizient hergestellt, trägt das Luftpfeifen-Stechsystem<br />
<strong>von</strong> ABB Automation bei. Vier exakt an die richtige<br />
Position um die Aussparung in der Bildmitte gesetzte<br />
Luftpfeifen werden anschließend beim Bearbeiten der<br />
Gussfläche entfernt. Bild: Ohm & Häner<br />
Ohne spezifische<br />
Programmierkenntnisse<br />
gibt der Nutzer<br />
über intuitiv erfassbare<br />
grafische Oberflächen<br />
dem Roboter<br />
seine Arbeit vor.<br />
Automatisiert,<br />
in hoher Qualität<br />
und Geschwindigkeit<br />
sticht das<br />
System Flex-<br />
MouldVenter<br />
Entgasungslöcher<br />
in Sandformen,<br />
bei Bedarf auch<br />
unter variierenden<br />
Winkeln.<br />
Hinzu kommen Vorteile der digitalisierten Datentechnik.<br />
Die Entwickler <strong>von</strong> ABB integrieren auf Wunsch<br />
Optionen wie das Messen der Stechkräfte, Hard- und<br />
Software für Sicherheitsmodule, Prozessüberwachung<br />
und -dokumentation, die zentrale Lochdatenverwaltung,<br />
unterschiedliche Montageelemente und weitergehende<br />
Dienstleistungen.<br />
JEDER STICH WIRD INDIVIDUELL GESTEUERT<br />
Ein weiterer entscheidender Fortschritt ergibt sich aus der<br />
Kinematik des Roboters in Kombination mit der Bewegung<br />
des Werkzeuges inklusive der Stechnadel. Im Unterschied<br />
zum manuellen und zum klassischen hydraulischen<br />
Luftstechen mit einstellbaren Vorrichtungen lässt<br />
sich hier jeder Stich individuell steuern. Dabei bietet der<br />
Roboter eine interessante Besonderheit: Er kann die Luftpfeifen<br />
„schräg“ stechen, also auch in Winkellagen zur<br />
Hauptstechrichtung. Das ist <strong>von</strong> Vorteil, wenn die Luft<br />
direkt <strong>von</strong> einem auf dem Gussteil definierten Punkt abgezogen<br />
werden soll. Mit den schräg gestochenen Luftpfeifen<br />
werden dann zusätzliche Kanäle überflüssig.<br />
Wesentlichen Anteil an der deutlich erhöhten Qualität,<br />
einem Hauptziel des Projekts, haben die hohe Positionier-<br />
und Wiederholgenauigkeit des Roboters. Ein weiterer<br />
Vorteil ergibt sich aus seiner Beweglichkeit und<br />
dem Zugang auch an schlecht erreichbare Positionen.<br />
Deshalb kann der Roboter in der überwiegenden Zahl<br />
der Situationen die Nadel ohne zeit- und kostenintensives<br />
Anformen die Stiche <strong>von</strong> der Modellseite her setzen.<br />
Das Robotersystem kann Luftpfeifen <strong>von</strong> 5 bis 10 mm<br />
Lochdurchmesser mit Tiefen bis 650 mm in Geschwindigkeiten<br />
bis zu 2,5 m/s stechen. In der Praxis entspricht<br />
das rund einem Loch pro Sekunde.<br />
Einen wichtigen Pluspunkt bietet der Flexibilitätsgewinn<br />
bei kleinen, häufig wechselnden Losgrößen. Produktionsunterbrechungen<br />
wegen der Nadeljustage entfallen.<br />
Der Roboter ermöglicht eine kontinuierliche Produktion<br />
– unabhängig <strong>von</strong> der jeweiligen Formkastenbelegung<br />
oder Geometrie des Werkstückes. So lassen sich<br />
immer gleiche Gießbedingungen und konstante Liniengeschwindigkeiten<br />
erzielen. Mit einer Verfügbarkeit <strong>von</strong><br />
99 % bieten die Industrieroboter <strong>von</strong> ABB beste Voraussetzungen<br />
für einen störungsfreien Betrieb.<br />
Autor<br />
Michael Kremer<br />
ist Segment Manager<br />
Foundry bei der ABB<br />
Automation GmbH.<br />
ABB Automation GmbH,<br />
Unternehmensbereich Robotics,<br />
Grüner Weg 6, D-61169 Friedberg,<br />
Tel. + 49 (0) 6031 852 95,<br />
E-Mail: michael.kremer@de.abb.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
25
anche<br />
Eigensicherheit und hohe Leistung: Feldbusse<br />
im explosionsgefährdeten Bereich betreiben<br />
Dynamic Arc Recognition and Termination hebt die bisherigen Leistungsbeschränkungen auf<br />
Den Fehler schnell<br />
erkennen:<br />
Dart reagiert und begrenzt<br />
die Zündenergie.<br />
Ausgangswerte<br />
DART<br />
Transmitterspeisegerät<br />
FISCO<br />
Feldbus<br />
Spannung<br />
U<br />
Leistung<br />
P<br />
Kabellänge<br />
50 VDC ca. 50 W 100 m<br />
24 VDC ca. 22 W 100 m<br />
50 VDC ca. 8 W 1000 m<br />
24 VDC ca. 8 W 1000 m<br />
16 VDC ca. 320 mW 1000 m<br />
12,8 VDC ca.1,4 W 1000 m<br />
Eigensicherheit im Vergleich:<br />
Übertragbare Leistung mit und ohne Dart<br />
Zukunftsgerichtet und Rückwärtskompatibel:<br />
Mit Dart lässt sich jede Feldbusinfrastruktur eigensicher auslegen.<br />
Der High-Power Trunk hat Feldbussystemen auch im<br />
Bereich der Prozessanlagen endgültig zum Durchbruch<br />
verholfen. Dynamic Arc Recognition and Termination<br />
(DART oder Dart) baut auf dieser Basistechnologie<br />
auf und sorgt für eine problemlose Eigensicherheit<br />
im Ex-Bereich. Alle eigensicheren Feldgeräte und Foundation<br />
Fieldbus-H1- und Profibus-PA-Infrastrukturen<br />
können weiter verwendet werden. Die bisherigen Leistungsbeschränkungen<br />
gelten nicht mehr. Die Validierung<br />
der Eigensicherheit erfolgt über ein Systemzertifikat<br />
und erfordert damit keinerlei eigene Berechnungen.<br />
Obwohl Dart erst auf dem Weg zum anerkannten<br />
IEC-Standard ist, gilt die Technologie in der Prozessindustrie<br />
jetzt schon als die nächste Generation der Eigensicherheit.<br />
hoher aufwand für eigensichere stromkreise<br />
Eigensichere Stromkreise im Ex-Bereich waren bisher<br />
stets mit einem hohen Aufwand und zahlreichen Kompromissen<br />
behaftet. Das Entity-Modell erforderte nicht<br />
nur komplexe Berechnungen. Es begrenzte auch die maximal<br />
verfügbare Leistung auf einem Feldbus-Segment<br />
auf 1,2 Watt, was für maximal drei Feldgeräte ausreichte.<br />
Das 2005 in die IEC 60079-27 aufgenommene Fieldbus<br />
Intrinsically Safe Concept (Fisco) beseitigte nicht alle<br />
Nachteile. Zwar entfielen damit die umständlichen Berechnungen.<br />
Aber die Leistungsbegrenzung blieb weiterhin<br />
erhalten.<br />
FELDBUSKOPPLER REDUZIEREN DIE ENERGIE<br />
Grundlegende Änderungen brachte erst das zur Jahrtausendwende<br />
<strong>von</strong> Pepperl+Fuchs vorgestellte High-Power-<br />
Trunk-Konzept. Es beruht auf dem Prinzip, dass die<br />
Feldbus-Hauptleitung zunächst unbegrenzt Energie zur<br />
Verfügung stellt, die dann mithilfe <strong>von</strong> Feldbuskopplern<br />
auf ein im Ex-Bereich sicheres Niveau begrenzt wird. Dadurch<br />
ließen sich immerhin bis zu 16 eigensichere Feldgeräte<br />
einsetzen. Außerdem war erstmals ohne Einschränkungen<br />
eine redundant aufgebaute Stromversorgung<br />
möglich.<br />
Das High-Power-Trunk-Konzept löste den Durchbruch<br />
<strong>von</strong> Feldbus-Infrastrukturen im Bereich der Prozessau-<br />
26<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
tomation aus. Mit der federführend <strong>von</strong> Pepperl+Fuchs<br />
entwickelten und im Jahr 2008 erstmals vorgestellten<br />
Technologie Dynamic Arc Recognition and Termination<br />
(Dart) wurde ein völlig anderer Ansatz realisiert, um<br />
die Entstehung gefährlicher Funken im Ex-Bereich auszuschließen.<br />
Diese neue Technologie setzt nicht einfach<br />
auf eine Begrenzung der Leistung auf ein ungefährliches<br />
Niveau. Sie überwacht vielmehr den Stromkreis<br />
und erkennt das charakteristische elektrische Verhalten,<br />
welches das Entstehen eines Funkens anzeigt. Innerhalb<br />
<strong>von</strong> 5 bis 10 Mikrosekunden schneidet sie dann<br />
die Energie ab und verhindert auf diese Weise, dass der<br />
Funke eine zündfähige Temperatur erreicht.<br />
VIERMAL SO VIEL EIGENSICHERE leistung<br />
Die Kombination des High-Power-Trunk-Konzepts mit<br />
Dart kann ohne Übertreibung als die nächste Generation<br />
der Eigensicherheit bezeichnet werden. Die Nennleistung<br />
pro Feldbus-Segment liegt bei 8 Watt, sodass künftig im<br />
Vergleich zu FISCO eine mehr als viermal so hohe eigensichere<br />
Leistung für dreimal so viele Feldgeräte verbunden<br />
mit langen Kabelwegen zur Verfügung steht.<br />
Derzeit arbeitet ein Konsortium <strong>von</strong> Unternehmen unter<br />
der Führung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt<br />
daran, Dart zu einem IEC-Standard zu machen.<br />
Der Erfolgsweg für Dart ist vorgezeichnet und es ist nur<br />
eine Frage der Zeit, bis diese Technologie völlig neue<br />
Anwendungen im Ex-Bereich eröffnet.<br />
Hardwareseitig funktioniert die Technologie mit jeder<br />
vorhandenen Feldbus-Infrastruktur mit High-Power<br />
Trunk. Es werden lediglich Dart-Power-Module und<br />
Dart-Feldbuskoppler „Segment Protektoren“ benötigt,<br />
um die einzelnen Stromkreise bis hin zu den Feldgeräten<br />
zu überwachen und bei Funkenbildung die Energieversorgung<br />
zu kappen. Die Stromversorgungen gibt es mit<br />
redundanten Steckmodulen, eine Funktion die mit<br />
Fisco so nicht realisierbar ist.<br />
PROBLEMLOSE WARTUNG IM EX-BEREICH<br />
Dart-Eigensicherheit funktioniert auch, wenn zum Beispiel<br />
ein Feldgerät an- oder abgeklemmt wird. Kommt<br />
es dabei zur Funkenbildung, spricht das System automatisch<br />
an und schaltet die Stromversorgung aus – um<br />
sie bereits nach wenigen Millisekunden wieder einzuschalten.<br />
Feldgeräte können somit selbst im Ex-Bereich<br />
problemlos gewartet werden, ohne dass dafür ein Feuerschein<br />
erforderlich ist. Durch die extrem kurze<br />
Stromunterbrechung wird zwar jede gefährliche Funkenbildung<br />
ausgeschaltet, aber der Datenverkehr bleibt<br />
unbehelligt. Über im Protokoll definierte Wiederholungen<br />
wird das eine oder andere zerstörte Telegramm<br />
wiederholt. Das ist bei Foundation Fieldbus H1 und<br />
Profibus PA so gang und gäbe.<br />
einfache validierung der eigensicherheit<br />
Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die problemlose<br />
Validierung der Eigensicherheit. Durch die Zertifizierung<br />
des Systems und der damit zusammenhängenden Komponenten<br />
ist es nicht mehr notwendig, eigene Berechnungen<br />
anzustellen, um die Validierung der Eigensicherheit<br />
für jedes System nachzuweisen. Stattdessen genügt die<br />
Installation eines Dart-Power-Hubs in Verbindung mit<br />
Dart-Segment-Protektoren, die über maximal 1000 Meter<br />
lange Feldbuskabel vom Typ A miteinander verbunden<br />
sind. Die Ausgänge der Dart-Segment-Protektoren und<br />
damit die Stichleitungen (Spurs) sind klassisch eigensicher<br />
und nach Ex ib IIC. Das heißt, die Anlage ist selbst<br />
vor den höchst explosiven Gasen der Gruppe IIC geschützt.<br />
Und es können alle heute zugelassenen eigensicheren<br />
Feldbusfeldgeräte, die für die Zone 1 zugelassen<br />
sind, angeschlossen werden.<br />
ZUKUNFTSGERICHTET UND RÜCKWÄRTSKOMPATIBEL<br />
Grundsätzlich lässt sich mithilfe <strong>von</strong> Dart jede Feldbusinfrastruktur<br />
eigensicher auslegen. Es steht daher nicht<br />
nur ein breites Programm an Feldgeräten zur Verfügung.<br />
Es ergibt sich auch ein maximaler Investitionsschutz für<br />
die bereits vorhandene Instrumentierung.<br />
Die neueste Version des FieldConnex Segment Checkers<br />
steht nun zum Download bereit. Das Tool zur effizienten<br />
Planung <strong>von</strong> Foundation-Fieldbus-H1- und Profibus-PA-Segmenten<br />
beinhaltet jetzt alle Dart-Komponenten<br />
und den neuen Blitzschutz.<br />
Dart ist also eine Technologie, die in die Zukunft weist<br />
und gleichzeitig rückwärtskompatibel ist. Damit wird es<br />
erstmals möglich, explosionsgefährdete Bereiche uneingeschränkt<br />
mit der sichersten Explosionsschutzart in die<br />
Prozesssteuerung zu integrieren, ohne sich dabei mit<br />
einer Fülle <strong>von</strong> Vorschriften, Berechnungen und Einschränkungen<br />
auseinandersetzen zu müssen.<br />
Autor<br />
Andreas Hennecke<br />
ist Produkt Marketing<br />
Manager im Geschäftsbereich<br />
Prozessautomation<br />
bei Pepperl+Fuchs.<br />
Pepperl+Fuchs GmbH,<br />
Lilienthalstrasse 200,<br />
D-68307 Mannheim,<br />
Tel. +49 (0) 621 776 16 01,<br />
E-Mail: ahennecke@de.pepperl-fuchs.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
27
hauptbeitrag<br />
<strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>Produktionsanlagen</strong><br />
Neuer Prozessschritt beim Anlagenengineering<br />
In der Automobilindustrie wird die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> vermehrt angewendet. Dabei<br />
ist es neben der gewissenhaften Durchführung wichtig, die virtuellen Anlagenmodelle<br />
effizient zu erstellen. Anpassungen in den damit zusammenhängenden Engineering-Schritten<br />
erleichtern den Modellaufbau. Die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> ist in vieler Hinsicht<br />
nützlich, erfordert jedoch auch, dass in den vorhergehenden Engineering-Schritten einige<br />
Voraussetzungen geschaffen werden. Dieser Beitrag beschreibt, worauf es dabei ankommt.<br />
SCHLAGWÖRTER <strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong> / Digitale Fabrik / Anlagenengineering<br />
Virtual commissioning of production plant –<br />
A new step in plant engineering<br />
Virtual commissioning is increasingly used in the automotive industry. In addition to<br />
careful implementation, it is also important to create the virtual plant models efficiently.<br />
Adjustments in the related engineering steps make it easier to construct the models. The<br />
virtual commissioning offers various benefits, but it does involve certain preconditions<br />
being met in the preceding engineering stages. The key factors are described.<br />
KEYWORDS Virtual commissioning / digital factory / plant engineering<br />
28<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
Björn Grimm, Daimler<br />
Die Automobilbranche ist geprägt <strong>von</strong> zunehmender<br />
Globalisierung und Konkurrenzdruck. Um<br />
den Herausforderungen zu begegnen, verkürzen<br />
die Hersteller die Innovationszyklen und erhöhen<br />
die Vielfalt ihrer Produktpalette. Dies führt<br />
zu mehr Produktionsanläufen und zu erhöhten Anforderungen<br />
an die <strong>Produktionsanlagen</strong>, die eine größere Anzahl<br />
an Typen abbilden müssen [1]. Vor diesem Hintergrund<br />
gewinnen Produktionsplanung und <strong>Inbetriebnahme</strong><br />
an Bedeutung. Gleichzeitig verkürzt sich die Zeit, die für<br />
Anläufe zur Verfügung steht, und Produkte werden in Anlagen<br />
integriert, die bereits im produktiven Betrieb sind.<br />
Deshalb muss das Engineering <strong>von</strong> Anlagen angepasst<br />
werden. Mithilfe der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> als neuem<br />
Engineering-Schritt lassen sich die Planungsergebnisse<br />
und insbesondere die Steuerungssoftware absichern<br />
noch bevor die reale Produktionsanlage existiert.<br />
1. Einordnung der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong><br />
Das Ziel der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> ist die Optimierung<br />
und Absicherung des Zusammenspiels <strong>von</strong> Anlagenmechanik,<br />
-elektrik und Steuerungssoftware, ohne<br />
dass die reale Fertigungsanlage vorhanden ist. Die virtuelle<br />
<strong>Inbetriebnahme</strong> ersetzt also keine Schritte im Planungsprozess,<br />
sondern ergänzt den Prozess um die zusätzliche<br />
Möglichkeit der Absicherung. Simulation, Offline-Programmierung,<br />
die Erstellung des SPS-Programms<br />
und die weiteren Schritte im Engineering behalten ihre<br />
Bedeutung und liefern die Eingangsdaten zur virtuellen<br />
<strong>Inbetriebnahme</strong>, die nicht isoliert betrachtet werden darf.<br />
Um einen möglichst großen Nutzen dieses neuen Engineering-Schrittes<br />
zu erzielen, muss der Aufbau des<br />
Modells für die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> effizient erfolgen.<br />
Ebenso muss es möglich sein, das Modell bei Änderungen<br />
der realen Anlage schnell, einfach und zuverlässig<br />
zu aktualisieren. Die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> sollte<br />
zwischen verschiedenen Anlagen vergleichbar und das<br />
Modell sollte stets ähnlich aufgebaut sein, um dem Benutzer<br />
einen großen Wiedererkennungseffekt zu bieten.<br />
Der Benutzer ist der Bediener der virtuellen Anlage.<br />
Er arbeitet in der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> mit dem<br />
SPS-Programmierer und dem Roboter-Programmierer<br />
zusammen, um die steuerungstechnischen Programme<br />
zu testen, die in einem weiteren Schritt auf die reale<br />
Anlage übertragen werden.<br />
2. Technische Umsetzung<br />
Da die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> eine Vorwegnahme der<br />
realen <strong>Inbetriebnahme</strong> darstellt, ähneln sich die Architekturen<br />
einer realen und einer virtuellen Anlage sehr.<br />
In einer realen Anlage ist die Anlagensteuerung mit den<br />
steuerungstechnisch relevanten Komponenten über einen<br />
Industriebus verbunden. Steuerung und Komponenten<br />
tauschen über diesen Bus Befehle und Rückmeldungen aus<br />
(Bild 1). Durch das Zusammenspiel der Komponenten wird<br />
der Fertigungsablauf abgebildet, der Materialfluss der Produkte<br />
ergibt sich durch den Steuerungsablauf. Eine besondere<br />
Gruppe der Komponenten bilden die Industrie-Roboter,<br />
die jeweils einen eigenen individuellen Ablauf haben.<br />
Für die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> kommt eine reale<br />
Steuerung zum Einsatz, wie sie an der Produktionsanlage<br />
eingesetzt wird. Sie wird über den Industriebus mit<br />
der virtuellen Anlage gekoppelt (Bild 2). Über diese Architektur<br />
ist es möglich, zusätzlich reale Komponenten<br />
einzubinden. Die virtuelle Anlage setzt sich aus drei<br />
Komponenten zusammen:<br />
Busankopplung<br />
Logik-Modell<br />
3D-Modell mit Roboter-Emulation<br />
Die Busankopplung verbindet das Logik-Modell mit der<br />
Anlagensteuerung. Sie hat die Aufgabe, den Busaufbau<br />
nachzubilden und die Eingänge und Ausgänge der Steuerung<br />
an das Logik-Modell weiterzureichen. Die Anlagensteuerung<br />
akzeptiert die über die Busankopplung abgebildeten<br />
Komponenten wie reale Komponenten, das heißt, die<br />
Kommunikationsebene der Anlage ist somit abgebildet.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
29
Hauptbeitrag<br />
Über das Logik-Modell wird das Verhalten der einzelnen<br />
steuerungstechnischen Komponenten simuliert. Auf die<br />
Signale <strong>von</strong> Seiten der Steuerung erfolgen Reaktionen und<br />
Antworten wie <strong>von</strong> realen Geräten. Ein Unterschied zur<br />
realen Anlage ist für die Anlagensteuerung kaum zu erkennen.<br />
Das Logik-Modell stellt auch das Bindeglied zum<br />
3D-Modell dar. Über simulierte Komponenten werden Positionen<br />
und Geschwindigkeiten ermittelt und damit das<br />
3D-Modell angesteuert. In der umgekehrten Richtung<br />
nimmt das Logik-Modell <strong>von</strong> dem 3D-Modell Sensorsignale,<br />
wie zum Beispiel Bauteilkontrollen, entgegen und<br />
reicht sie an die Anlagensteuerung weiter. Die Umsetzung<br />
des Logik-Modells erfolgt mit Hilfe der Software WinMOD.<br />
Über das 3D-Modell erhält der Bediener eine visuelle<br />
Rückmeldung über die Abläufe in der Anlage. Neben den<br />
Geometrien und Kinematiken ist auch der Materialfluss<br />
im 3D-Modell abgebildet. Hierüber werden Bauteilsignale<br />
erzeugt, die über das Logik-Modell zurückgemeldet<br />
werden. Eine weitere zentrale Rolle spielt das 3D-Modell,<br />
weil es die Emulation der Roboter beinhaltet. Die Roboterprogramme<br />
werden interpretiert und zusammen mit<br />
den in den Roboterprogrammen definierten Signalen<br />
ausgeführt. Das 3D-Modell inklusive Roboteremulation<br />
wird durch die Software Invision realisiert.<br />
Logik-Modell und 3D-Modell werden jeweils auf einem<br />
separaten PC ausgeführt. Die Aufteilung der Modelle<br />
rührt daher, dass die Software WinMOD für Windows-<br />
Betriebssysteme erstellt wurde und die Software Invision<br />
auf Linux basiert. Das Erreichen der Performance-<br />
Anforderungen, die Bedienung und Visualisierung wird<br />
durch diese Aufteilung unterstützt.<br />
Die zuvor erwähnte Einbindung <strong>von</strong> realen Busteilnehmern<br />
lässt sich in verschiedenen Szenarien anwenden.<br />
Zur Verbesserung der Bedienbarkeit werden zum<br />
Beispiel einzelne Bedienpulte integriert, sodass während<br />
der Durchführung der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> bestimmte<br />
Funktionalitäten, wie die Anwahl <strong>von</strong> Handoder<br />
Automatikbetrieb oder das Quittieren <strong>von</strong> Meldungen<br />
direkt aufgerufen werden können. Ebenso ist es<br />
möglich, Geräte einzubinden, die noch nicht in der Komponentenbibliothek<br />
abgebildet sind, weil sie außerhalb<br />
des Standards zur Umsetzung seltener Funktionalitäten<br />
in der betreffenden Anlage eingesetzt werden.<br />
3. Aufbau der Modelle<br />
Die Anforderungen an das Anlagenmodell für die virtuelle<br />
<strong>Inbetriebnahme</strong> sind vielschichtig. Um die Übertragbarkeit<br />
der Ergebnisse aus der virtuellen auf die reale<br />
<strong>Inbetriebnahme</strong> sicherzustellen, muss das Anlagenmodell<br />
der realen Anlage möglichst genau entsprechen, sowohl<br />
im logischen Verhalten als auch in der geometrischen<br />
Darstellung. Damit verbunden ist die Anforderung,<br />
dass das Modell eine Antwortzeit sicherstellen muss, in<br />
der die Signale mit der Anlagensteuerung auszutauschen<br />
sind. Dem gegenüber stehen die Grenzen, die die Ressourcen<br />
der PC-Systeme setzen. Es muss also ein Kompromiss<br />
zwischen Detailtreue und Ressourcen gefunden werden.<br />
Dies führt zu definierten Ungenauigkeiten im Modell,<br />
zum Beispiel im Zeitverhalten oder in der geometrischen<br />
Darstellung. Da bei der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> die<br />
Absicherung des Anlagenablaufes im Vordergrund steht,<br />
sind diese Ungenauigkeiten akzeptierbar.<br />
Eine weitere Anforderung besteht im effizienten Aufbau<br />
des Modells und der Möglichkeit, eventuelle Änderungen<br />
aus dem Planungsprozess ohne großen Aufwand nachpflegen<br />
zu können. Daher ist ein möglichst großer Anteil des<br />
Modellaufbaus zu standardisieren und – wenn möglich – zu<br />
automatisieren. Dies führt zu einer definierten Qualität der<br />
Modelle und einer guten Vergleichbarkeit zwischen den Modellen<br />
verschiedener Anlagen. Das erleichtert es, die Modelle<br />
bei einem Integrationsprojekt und bei Schulungsmaßnahmen<br />
erneut zu verwenden, da ein starker Wiedererkennungseffekt<br />
eintritt. Die zu schulenden Bediener können sich auf<br />
die Besonderheiten der jeweiligen Anlage konzentrieren.<br />
Die Eingangsdaten für den Aufbau des Logik-Modells<br />
sind die Hardwarekonfiguration und die Zuordnungsliste<br />
des SPS-Programms, in der die Symbole den Ein- und<br />
Ausgängen zugeordnet werden. Weitere Informationen<br />
werden über den Elektroplan und eine Liste der verwendeten<br />
Funktionsgruppen bereitgestellt. Für die Erstellung<br />
des 3D-Modells werden das Simulationsmodell der Anlage,<br />
Dokumentationen über die Zuordnung <strong>von</strong> Ventilen,<br />
Kinematiken und Sensoren sowie Informationen über<br />
Ablauf und Materialfluss benötigt.<br />
Für den Modellaufbau können Logik- und 3D-Modell<br />
zunächst getrennt betrachtet werden (Bild 3).<br />
3.1 Logik-Modell<br />
Eine Vorlage für das Logik-Modell und eine Komponentenbibliothek<br />
bilden neben den genannten Eingangsdaten die<br />
Basis, um das Logik-Modell zu erstellen. Über diese Vorlage<br />
sind bereits Signalformate und globale Einstellungen für das<br />
Logik-Modell vordefiniert. Die Komponentenbibliothek umfasst<br />
Verhaltensmodelle für die Geräte, die gemäß dem bei<br />
der Daimler AG eingesetzten Steuerungstechnikstandard<br />
integra zum Einsatz kommen. Diese Verhaltensmodelle wurden<br />
vorab für die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> erstellt und bilden<br />
neben Elektroplan-Vorlagen, SPS-Software-Bausteinen und<br />
Dokumentationen eine weitere Ebene im Standard integra.<br />
Die Erstellung der Verhaltensmodelle erfolgt unter Berücksichtigung<br />
der Anforderungen an die Performance, Detailtreue<br />
und Bedienerfreundlichkeit. Damit wird auch das Logik-Modell<br />
vorbereitet. In abschließenden Tests wird die Qualität und<br />
Korrektheit der Modelle überprüft. Diese Komponentenbibliothek<br />
wird den Anlagenlieferanten zur Verfügung gestellt. Damit<br />
reduziert sich der Aufwand zur Erstellung der Modelle<br />
und die Vergleichbarkeit der Anlagenmodelle zwischen verschiedenen<br />
Lieferanten und Baureihenprojekten wird erreicht.<br />
Durch die weitgehende Standardisierung im Bereich Steuerungstechnik,<br />
insbesondere durch die vorhandenen Software-Bausteine,<br />
die Bezeichnungssystematik und die darauf<br />
abgestimmte Komponentenbibliothek, lässt sich mit Hilfe<br />
<strong>von</strong> Generierungswerkzeugen innerhalb kurzer Zeit eine<br />
Engineering-Liste erzeugen. Mit der WinMOD-Engineering-<br />
Assistenz wird aus dieser Liste und der Komponentenbibliothek<br />
das Logik-Modell aufgebaut. Im Idealfall ist dieses<br />
Modell sofort lauffähig. Durchzuführen sind noch Anpassungen,<br />
wie die Beschaltung <strong>von</strong> globalen Signalen, die Visualisierung<br />
besonderer Signale und Parametrierung einzelner<br />
Verhaltensmodelle. Wurde im Vorfeld bereits die Busankopplung<br />
parametriert, so kann nun eine erste Testkopplung<br />
mit der Anlagensteuerung vorgenommen werden.<br />
3.2 3D-Modell<br />
Als Grundlage für das 3D-Modell dient das Simulationsmodell<br />
aus dem Simulationswerkzeug der Roboter-Offline-<br />
30<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
Programmierung. Hieraus wird das Modell in das Datenaustauschformat<br />
AutomationML exportiert. Mit diesem<br />
Datenformat können die Topologie einer Anlage, Geometrie-<br />
und Kinematik-Informationen sowie Logik-Informationen<br />
abgespeichert und übertragen werden [2, 3, 4]. Im<br />
Anwendungsfall werden nur Anlagentopologie sowie<br />
Geometrie und Kinematik verwendet.<br />
Vor dem Export werden die Geometriedaten auf Standardkonformität<br />
überprüft und, sofern noch nicht für die<br />
Offline-Programmierung geschehen, selektiv in einem<br />
Batch-Prozess reduziert. Nach dem Export steht für die<br />
virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> ein AutomationML-Dokument<br />
zur Verfügung. Wie für das Logik-Modell existiert auch<br />
für das 3D-Modell eine Vorlage, in die das Automation-<br />
ML-Dokument eingelesen wird. Falls ein SPS-Bereich in<br />
der Simulation in mehrere Absicherungsbereiche aufgeteilt<br />
werden musste, lässt er sich in diesem Schritt beim<br />
Import in das 3D-Modell wieder zum kompletten SPS-<br />
Bereich zusammenführen.<br />
Nach dem Import wird das erzeugte Modell mit dem<br />
Simulationsmodell verglichen. Neben den richtigen Positionen<br />
der Komponenten werden auch Bewegungsrichtung,<br />
Bewegungsbereich und definierte Positionen der<br />
Kinematiken überprüft und in Einzelfällen korrigiert.<br />
Für die folgenden Schritte braucht es zusätzliche Dokumentationen<br />
aus den vorangehenden Planungsschritten.<br />
Für die Erstellung des Materialflusses muss dieser<br />
als Dokument vorliegen oder aus dem Ablaufdiagramm<br />
der Anlage abgeleitet werden. Weiter werden Übersichten<br />
für die einzelnen Bearbeitungsstationen benötigt, um die<br />
Sensorik zu den Bauteilen zuzuordnen. Mit diesen Informationen<br />
wird in Invision definiert, an welchen Stellen<br />
Produkte in die Anlage eintreten, welchen Weg sie durch<br />
die Anlage nehmen und wo sie die Anlage verlassen.<br />
Auch das Fügen <strong>von</strong> Bauteilen zu einem Zusammenbau<br />
wird im Rahmen des Materialflusses definiert. Abschließend<br />
wird die Schnittstellendefinition zur Kopplung mit<br />
dem Logik-Modell eingelesen und mit den Signalen <strong>von</strong><br />
Materialfluss, Kinematik und Robotern verknüpft. Indem<br />
eine Bezeichnungssystematik durchgängig verwendet<br />
wird, erleichtert das diese Verknüpfung sehr; sie kann<br />
teilweise automatisch erfolgen.<br />
heitsprogramms, Handbetrieb, Automatikbetrieb, Sonderfunktionen<br />
und Störfälle.<br />
Bei diesen Tests bilden der Programmierer der Anlagensteuerung,<br />
der Roboterprogrammierer und der Bediener<br />
der virtuellen Anlage ein Team. Zu Beginn der Tests<br />
wird das SPS-Programm in die SPS geladen und die Roboterprogramme<br />
werden in die Software Invision eingelesen.<br />
Das SPS-Programm kann direkt in der Hardware-<br />
Steuerung eingespielt werden. Die Roboterprogramme,<br />
die neben den Bewegungsbefehlen mindestens auch die<br />
Verriegelungssignale enthalten sollten, müssen zunächst<br />
aus der nativen Roboter-Programmiersprache in ein neutrales<br />
Format übersetzt werden und werden <strong>von</strong> der Software<br />
Invision emuliert.<br />
Bild 1: Architektur einer<br />
realen Fertigungsanlage<br />
3.3 Testkopplung der Modellbestandteile<br />
Die beiden Teile des Modells sind nun bereit für eine erste<br />
Testkopplung. Im Rahmen dieser Kopplung werden die verschiedenen<br />
Ansteuersignale seitens des Logik-Modells und<br />
die Rückmeldesignale seitens des 3D-Modells überprüft. Die<br />
Verbindung des Logik-Modells mit der SPS erfolgt über die<br />
Busankopplung, die Verbindung zwischen Logik-Modell und<br />
3D-Modell wird über eine Ethernet-Verbindung hergestellt.<br />
Durch das manuelle Setzen (Forcen) definierter Signale auf<br />
Seiten des Logik-Modells lassen sich die Verfahrwege der<br />
Kinematiken testen und der Materialfluss durchspielen.<br />
Wenn auch die Testkopplung erfolgreich verläuft, so ist<br />
das Modell bereit, um eine virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong><br />
durchzuführen.<br />
Bild 2: Architektur einer virtuellen Anlage<br />
4. <strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong><br />
Die Durchführung der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> orientiert<br />
sich an der Vorgehensweise der realen <strong>Inbetriebnahme</strong>.<br />
Auch hier gliedern sich die Schritte in Test des Sicher-<br />
Bild 3: Aufbau des Anlagenmodells<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
31
Hauptbeitrag<br />
Test <strong>von</strong> Hand- und Automatik-Betrieb<br />
Wie bei der Abnahme an der realen Anlage wird beim Test<br />
des Sicherheitsprogrammes jedes Sicherheitselement ausgelöst<br />
und anschließend überprüft, ob die in der Sicherheitsmatrix<br />
definierten Elemente in einen sicheren Zustand<br />
überführt wurden. Korrekturen kann der SPS-Programmierer<br />
direkt im Steuerungsprogramm vornehmen.<br />
Anschließend steuert der Steuerungsprogrammierer die<br />
einzelnen Komponenten in der Anlage über die Visualisierung<br />
an und verfährt sie zwischen den einzelnen Positionen.<br />
Dabei werden die Verfahrwege im 3D-Modell überprüft.<br />
Die Bewegungsrichtungen und Rückmeldungen aus<br />
den einzelnen Endlagen verarbeitet das Steuerungsprogramm.<br />
Bei diesem Test wird die Ansteuerung der einzelnen<br />
Komponenten durch das Steuerungsprogramm validiert.<br />
Daneben wird die Handverriegelung <strong>von</strong> Komponenten<br />
getestet. In manchen Fällen muss beim Verfahren der<br />
mechanischen Komponenten eine bestimmte Reihenfolge<br />
eingehalten werden, weil sich die Bewegungsräume der<br />
Komponenten überschneiden oder sich Komponenten in<br />
einem bestimmten Zustand im Bewegungsraum einer anderen<br />
Komponente befinden. In diesem Fall wird auch das<br />
Handverfahren <strong>von</strong> Komponenten verriegelt, um eine Kollision<br />
in jedem Fall auszuschließen.<br />
Sobald der Handbetrieb getestet ist, wird die Anlage<br />
Station für Station in den Automatikbetrieb versetzt. Dabei<br />
wird, beginnend an den Quellen des Materialflusses,<br />
der Automatikablauf eingeführt. Hierzu sind Optimierungen<br />
im Steuerungsprogramm und Roboterprogrammen,<br />
wie das Freigeben des Einfahrens in Stationen, das<br />
Setzen <strong>von</strong> Rückmeldungen durch den Roboter und Anpassungen<br />
im Ablauf, notwendig. Während sich die Änderungen<br />
im SPS-Programm an der Originalsoftware<br />
ohne großen Aufwand durchführen lassen, sind die Änderungen<br />
des Signalaustausches in den Roboterprogrammen<br />
zunächst in der Simulationsumgebung vorzunehmen<br />
und separat zu dokumentieren. Im Anschluss werden<br />
die Änderungen in den Originalroboterprogrammen<br />
nachvollzogen und die Programme über den Zwischenschritt<br />
der Konvertierung in das neutrale Format übersetzt<br />
und in die virtuelle Anlage eingelesen. Schritt für<br />
Schritt wird so Station für Station in Betrieb genommen,<br />
bis ein Fertigungsablauf für ein Bauteil ohne Eingriff<br />
durch den SPS-Programmierer oder den Roboterprogrammierer<br />
durch die virtuelle Anlage produziert wurde. Anschließend<br />
werden die Tests auf die Varianten der in der<br />
Anlage zu produzierenden Produkte ausgedehnt. Entsprechend<br />
der Spezifikation der Anlage werden auch die<br />
Wechsel zwischen den Produktvarianten erprobt.<br />
Test <strong>von</strong> Sonderfunktionen und Störszenarien<br />
Dem Test des Automatikbetriebs folgen die Tests der Sonderfunktionen.<br />
Hierzu zählen das Aus- und Einschleusen<br />
<strong>von</strong> Bauteilen. Ein besonderes Augenmerk gilt Anlagenzuständen,<br />
die nur nach einer größeren Anzahl an Zyklen herbeigeführt<br />
werden, wie zum Beispiel das Kappenfräsen bei<br />
Anlagen mit Punktschweißapplikationen. Der Vorteil der<br />
virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong>, dass eine unbegrenzte Anzahl<br />
<strong>von</strong> Bauteilen beliebiger Varianten verfügbar ist, hilft besonders<br />
beim Test <strong>von</strong> Sonderprogrammen, wie dem Vollfahren<br />
und Leerfahren der Anlage. Diese Tests können an der realen<br />
Anlage erst zu einem sehr späten Zeitpunkt durchgeführt<br />
werden, da die Bauteile in der Phase der <strong>Inbetriebnahme</strong> nur<br />
in begrenzter Anzahl zur Verfügung stehen.<br />
Sofern noch Zeit für weitere Tests zur Verfügung steht,<br />
lassen sich durch das Forcen <strong>von</strong> Signalen Störszenarien,<br />
wie Störungen <strong>von</strong> einzelnen Komponenten, einspielen,<br />
um die Robustheit des SPS-Programmes zu testen. Wie<br />
beschrieben, werden die Optimierungen und Fehlerbehebungen<br />
im Rahmen der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong><br />
direkt durchgeführt. Wenn dies nicht möglich ist, weil<br />
Anpassungen auch Änderungen in der Hardware bedürfen<br />
oder weil es aus Zeitgründen nicht machbar ist, werden<br />
die noch durchzuführenden Maßnahmen dokumentiert<br />
und mit den betroffenen Gewerken besprochen.<br />
5. Einbindung in den Engineering-Prozess<br />
Im Gegensatz zu anderen Optimierungen im Engineering-<br />
Prozess werden durch die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> keine<br />
bisherigen Prozessschritte ersetzt oder modifiziert, sondern<br />
ein neuer Prozessschritt eingeführt. Trotzdem wirkt<br />
sie sich auf den restlichen Engineering-Prozess aus. Bereits<br />
zu einem frühen Zeitpunkt ist auszuwählen, an welchen<br />
Anlagen eine virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> durchgeführt<br />
werden soll. Kriterien hierfür sind die Komplexität<br />
der Anlage, eine Verwendung für mehrere Varianten eines<br />
Bauteiles, zukünftige Planungen oder besondere Projektumstände.<br />
Ist eine Anlage ausgewählt, muss im Projektzeitplan<br />
die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> berücksichtigt und<br />
sichergestellt werden, dass sich die beteiligten Gewerke<br />
früher als im bisherigen Prozess detailliert abstimmen.<br />
Dies betrifft zum Beispiel den Steuerungs- und Roboterprogrammierer<br />
hinsichtlich der Signale zur Verriegelung<br />
der Roboter untereinander und mit anderen Komponenten<br />
der Anlage. Bisher erfolgte dieser Schritt erst kurz vor<br />
Beginn der realen <strong>Inbetriebnahme</strong>. Weiter ist es unabdingbar,<br />
dass die Eingangsdaten zum Aufbau der Modelle<br />
für die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> in einem konsistenten<br />
und aktuellen Stand vorliegen.<br />
Nach dem Aufbau des Modells sind Änderungen in<br />
der Ausführung der Anlage stets zu verfolgen und, sofern<br />
der Umfang größer ist, im Modell zu definierten Zeitpunkten<br />
nachzupflegen. Der Projektzeitplan kann so<br />
gestaltet werden, dass der SPS-Programmierer an der<br />
virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> teilnimmt, bevor seine Anwesenheit<br />
auf der Baustelle erforderlich wird. Gegebenenfalls<br />
müssen hierzu das Prüfen der Elektroinstallation,<br />
Signaltest oder ähnliche Tätigkeiten bei Beginn der<br />
<strong>Inbetriebnahme</strong> an andere Personen delegiert werden.<br />
Allerdings müssen Personen, die erstmals an der virtuellen<br />
<strong>Inbetriebnahme</strong> teilnehmen, oft erst <strong>von</strong> ihrem<br />
Nutzen überzeugt werden. Dabei muss ihnen verdeutlicht<br />
werden, dass sich Mithilfe dieses Engineering-<br />
Schrittes der Aufwand bei der realen <strong>Inbetriebnahme</strong><br />
vermindert.<br />
Die Erkenntnisse aus der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong><br />
müssen bei der realen <strong>Inbetriebnahme</strong> berücksichtigt<br />
werden. Hierzu zählen neben behobenen und offenen<br />
Mängeln auch Informationen über die durchgeführten<br />
Tests und deren Ergebnisse. Nach Abschluss der realen<br />
<strong>Inbetriebnahme</strong> sollte das Anlagenmodell auf den<br />
Stand der realen Anlage gebracht werden. Die verschiedenen<br />
Programme können dann wieder in die<br />
virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong>umgebung eingespielt werden<br />
und sollten zum gleichen Verhalten führen wie an<br />
der realen Anlage.<br />
Mit dem aktualisierten Modell steht dann ein wertvolles<br />
Werkzeug für weitere Integrationsprojekte zur Verfügung.<br />
Diese finden bei laufender Produktion statt. Die<br />
virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> sorgt für vorgetestete Program-<br />
32<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
me, verkürzt damit Stillstandszeiten und entlastet das<br />
<strong>Inbetriebnahme</strong>personal.<br />
6. Erfahrungen<br />
Der erste Nutzen der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> tritt bereits<br />
vor dem eigentlichen Modellaufbau ein. Abstimmungen<br />
zwischen den verschiedenen Gewerken, die sonst oft<br />
erst während der realen <strong>Inbetriebnahme</strong> durchgeführt<br />
werden, finden zu einem früheren Zeitpunkt statt und<br />
machen Letztere dadurch besser planbar.<br />
Durch den Test der Sicherheitsprogramme am Modell<br />
wird erreicht, dass ein funktionierendes Sicherheitsprogramm<br />
zu einem frühen Zeitpunkt an der Anlage eingespielt<br />
werden kann. Durch den systematischen Vortest<br />
am virtuellen Modell wird die Abnahmezeit des Programms<br />
an der realen Anlage verkürzt.<br />
Der Test des Handbetriebs und der Automatikabläufe<br />
unterstützt bei kurzen Testzyklen und enger Zusammenarbeit<br />
<strong>von</strong> SPS-Programmierer und Roboterprogrammierer<br />
die Abstimmung und Weiterentwicklung der verschiedenen<br />
Programme.<br />
Besonders beim Test der Betriebsfunktionen, wie Vollfahren<br />
und Leerfahren der Anlage sowie der verschiedenen<br />
zu produzierenden Typen, bringt die virtuelle<br />
<strong>Inbetriebnahme</strong> entscheidende Vorteile, da eine beliebige<br />
Anzahl <strong>von</strong> Bauteilen verschiedener Varianten zur<br />
Verfügung steht. Eine Situation, die an der realen Anlage<br />
durch die Knappheit der ersten Prototypen- und Serienteile<br />
nicht gegeben ist. Macht sich dieser Nutzen<br />
bereits beim Aufbau <strong>von</strong> neuen Anlagen bemerkbar, sorgt<br />
die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> bei Integrationsprojekten<br />
in bestehende Anlagen für zusätzliche Sicherheit.<br />
Den beteiligten Personen müssen die Möglichkeiten<br />
und Grenzen der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> bekannt<br />
sein. Die Übertragbarkeit <strong>von</strong> Ergebnissen hängt stark<br />
<strong>von</strong> der Genauigkeit und der Aktualität des Modells ab.<br />
Die Beteiligten müssen das Modell als Möglichkeit für<br />
Tests akzeptieren und können damit die Arbeit auf der<br />
Baustelle auf die Punkte fokussieren, die an einer virtuellen<br />
Anlage nur begrenzt abbildbar sind.<br />
Eine weitere Erfahrung ist, dass die Einbettung des<br />
neuen Prozessschrittes virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> in den<br />
Engineering-Prozess sehr wichtig ist. War es bisher möglich,<br />
die Engineering-Ergebnisse Schritt für Schritt an<br />
die reale Anlage zu liefern, gibt es jetzt mit dem Start der<br />
virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> beziehungsweise mit dem<br />
Start des Modellaufbaus einen definierten Abgabezeitpunkt<br />
für den kompletten Umfang. Hierauf müssen sich<br />
die vorgelagerten Prozessen einstellen.<br />
7. Weitere Anwendungsfälle<br />
Eine virtuelle Anlage kann über die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong><br />
hinaus noch in folgenden Tätigkeiten Anwendung<br />
finden, vorausgesetzt, es wird nach Abschluss der realen<br />
<strong>Inbetriebnahme</strong> aktualisiert:<br />
Fazit<br />
Schulung: In der Ausbildung <strong>von</strong> Anlagenführern<br />
und Instandhaltungspersonal liefert das Modell einen<br />
wertvollen Beitrag. Bisher konnte nur an stark reduzierten<br />
Anlagennachbildungen oder an der realen<br />
Anlage ausgebildet und geübt werden.<br />
Instandhaltung: Verbesserungen lassen sich an der<br />
virtuellen Anlage vorab testen und an der realen Anlage<br />
beobachtete Fehlerzustände zwecks Ursachenfindung<br />
und -behebung am Modell nachbilden.<br />
Test <strong>von</strong> Standardbausteinen: Standardbausteine<br />
können über verschiedene virtuelle Modelle umfangreicher<br />
vor der Freigabe getestet werden.<br />
Die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> leistet einen guten Beitrag zur<br />
Verkürzung einer <strong>Inbetriebnahme</strong> und zur Verringerung<br />
der mit ihr verbundenen Risiken. Zusätzlich werden durch<br />
die für die virtuelle <strong>Inbetriebnahme</strong> erforderliche frühzeitige<br />
Abstimmung zwischen den betroffenen Gewerken positive<br />
Effekte erzielt. Es ist jedoch nötig, weiter an der Integration<br />
der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> in die Prozesskette<br />
der Anlagenplanung und -realisierung zu arbeiten.<br />
Manuskripteingang<br />
29.12.2011<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Referenzen<br />
Autor<br />
[1] Kiefer, J.: Mechatronikorientierte Planung automatisierter<br />
Fertigungszellen im Bereich Karosserierohbau,<br />
Schriftenreihe Produktionstechnik, Band 43,<br />
Universität des Saarlandes 2007<br />
[2] L. Hundt, A. Lüder, E. Estévez Estévez, Kiefer, J.:<br />
Engineering of manufacturing systems within engineering<br />
networks, 15th IEEE International Conference on Emerging<br />
Technologies and Factory Automation (ETFA 2010), Bilbao,<br />
Spain, September 2010, Proceedings-CD<br />
[3] Strube, M., Fay, A.; Truchat S., Figalist, H.:<br />
Modell gestützte Modernisierungsplanung. In:<br />
Zeitschrift <strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>, 53 (7-8), S. 46-53, 2011<br />
[4] Drath, R. (Herausgeber): Datenaustausch in der<br />
Anlagenplanung mit AutomationML,<br />
Springer-Verlag 2010<br />
Dipl.-Ing. Björn Grimm (geb. 1977)<br />
studierte Elektrotechnik und Informationstechnik<br />
an der Universität<br />
Karlsruhe (TH). Seit 2004 arbeitet<br />
er bei der Daimler AG an der Einführung<br />
und Weiterentwicklung <strong>von</strong><br />
Engineering-Werkzeugen sowie neuen<br />
Produktionskonzepten.<br />
Mercedes-Benz Werk Sindelfingen,<br />
Produktionsplanung,<br />
Planung Presswerk, Karosseriebau, Lackierung,<br />
Automatisierungs- und Steuerungstechnik (PKL/AST),<br />
D-71059 Sindelfingen, Tel. +49 (0) 7031 908 20 56,<br />
E-Mail: bjoern.grimm@daimler.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
33
hauptbeitrag<br />
Simulationsbasierte<br />
Steuerungsfunktionstests<br />
Generierung <strong>von</strong> Modellen aus PLS-Engineering-Systemen<br />
Das Testen des implementierten Steuerungscodes <strong>von</strong> Prozessleitsystemen (PLS) ist ein<br />
wichtiger Bestandteil des PLS-Engineering-Prozesses und Voraussetzung für eine zügige<br />
<strong>Inbetriebnahme</strong> und einen fehlerfreien Anlagenbetrieb. Mithilfe der Simulation des IO-<br />
Verhaltens der beteiligten Aktoren und Sensoren sowie – damit verbunden – des physikalischen<br />
Anlagenprozesses lassen sich diese Tests früher, schneller und umfassender<br />
durchführen. Dieser Beitrag diskutiert wesentliche Aspekte des effizienten simulationsbasierten<br />
Testens <strong>von</strong> Steuerungsprogrammen. Er stellt ein Simulationswerkzeug vor,<br />
welches die Simulationsmodellgenerierung auf Basis <strong>von</strong> Daten aus dem PLS-Engineering-<br />
Werkzeug semi-automatisiert ausführt. In einem Folgebeitrag [12] wird in Erweiterung zu<br />
der hier vorgestellten praxisorientierten Lösung ein Forschungsansatz beschrieben, mit<br />
dessen Hilfe sich Simulationsmodelle auf Basis <strong>von</strong> objektorientierten CAE-Planungsdaten<br />
vollautomatisch generieren lassen.<br />
SCHLAGWÖRTER Factory-Acceptance-Test / automatische Modellgenerierung / Simulation /<br />
MS Excel / PLS-Test-Engineering<br />
Simulation based control logic tests –<br />
Generating simulation models based on PCS Engineering Systems<br />
Testing the control code implemented in the Process Control System (PCS) is an important<br />
part of the PCS engineering process and a prerequisite for rapid commissioning and the<br />
correct functioning of the plant. With the aid of simulation of the IO behaviour of the<br />
relevant sensors and actuators as well as the physical process, these tests can be carried<br />
out earlier, quicker and more comprehensively. In this article, essential aspects of an efficient<br />
simulation-based testing of control programs are discussed. A simulation tool is<br />
presented which is able to generate the simulation model semi-automatically on the basis<br />
of PCS engineering tool data. In a related article, a research approach will be presented<br />
with which simulation models based on object oriented CAE data can be generated fullyautomatically.<br />
KEYWORDS Factory acceptance Test / automated model generation / simulation /<br />
MS Excel / PCS test engineering<br />
34<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
Jürgen Greifeneder, Peter Weber, Mike Barth, ABB Forschungszentrum<br />
Alexander Fay, Helmut-Schmidt-Universität<br />
Angelehnt an Testprozeduren <strong>von</strong> Software-Applikationen<br />
beinhaltet das Engineering eines<br />
Prozessleitsystems mehrere Prüfschritte. Je<br />
nach Fortschritt bei der Implementierung der<br />
Leitsystemfunktionen werden Grenzwerte für<br />
Alarme und Meldungen, Verriegelungen, Schrittketten<br />
sowie Wirkrichtungen <strong>von</strong> Reglern daraufhin überprüft,<br />
ob sie den Spezifikationen entsprechen. Die Ingenieure<br />
stehen hierbei vor der Herausforderung, dass die für den<br />
Factory-Acceptance-Test (FAT) zur Verfügung stehende<br />
Zeit immer kürzer wird – Reduzierung der Gesamtprojektdauer<br />
seit 1970: 25 % [1]. Die Anzahl und Komplexität<br />
der durchzuführenden Tests hat dagegen aufgrund des<br />
zunehmenden Funktionsumfangs der Automatisierung<br />
stetig zugenommen. Die Frage ist, ob sich Vorbereitung<br />
und Durchführung dieser Tests durch den Einsatz <strong>von</strong><br />
Simulationsmodellen effizienter gestalten oder zumindest<br />
teilweise in frühere Projektphasen verlagern lassen.<br />
Die als Inhouse-Tests bezeichneten Prüfungen des<br />
Steuerungscodes beinhalten Funktions-, Integrationstest<br />
und den FAT und werden beim PLS-Systemintegrator<br />
durchgeführt, bevor das fertig konfigurierte und programmierte<br />
PLS an den Kunden ausgeliefert wird. Die<br />
Reihenfolge ist dabei nicht streng sequenzieller Natur<br />
sondern zeichnet sich durch zeitliche Überlappungen<br />
und Iterationen [2, 3] aus:<br />
Im funktionalen Anlagentest (Funktionstest) werden<br />
die Steuerungslogik und die Bedien- und Beobachtungsfunktionen<br />
überprüft. Da in vielen Fällen vorgetestete<br />
Bibliotheksbausteine (Typicals) und Bediendialoge<br />
(Faceplates) eingesetzt werden, kann der<br />
Funktionstest auf die Bereiche Verschaltung <strong>von</strong><br />
Funktionsbausteinen, Parametrierung (zum Beispiel<br />
Grenzwerte), Verriegelungen, Schrittketten, Bediendialog<br />
HMI-Ankopplung und Protokollierung konzentriert<br />
werden.<br />
Der Integrationstest befasst sich mit den im Leitsystem<br />
angelegten Systemfunktionen wie Netzwerkverbindungen,<br />
Zugriffsberechtigungen, Gerät-Logik-<br />
Verknüpfungen (connectivity), Reaktion auf Fehlverhalten<br />
(zum Beispiel E/A-Kartenausfall), Systemalarmen,<br />
Zeitsynchronisation, Speicherverbrauch und<br />
CPU-Auslastung.<br />
Der FAT beinhaltet systemintegrative und funktionale<br />
Aspekte und wird in den meisten Fällen im Beisein<br />
des Kunden durchgeführt. Der Abschlussbericht<br />
wird <strong>von</strong> den Beteiligten abgezeichnet. Er gilt zusammen<br />
mit der anschließenden Überführung des Prozessleitsystems<br />
auf die Baustelle als Abschluss der<br />
Inhouse-Engineering-Tätigkeiten.<br />
In diesem Beitrag werden jene Teile der funktionalen und<br />
Abnahme-Tests behandelt, bei denen die reale Hardware<br />
durch emulierte Komponenten ersetzt werden kann [4].<br />
Auf Basis dessen fokussieren die Autoren folgende Testaufgaben:<br />
Verriegelungslogiken, zum Beispiel das Aktivieren<br />
eines Sekundärkreislaufes bei Trockenlauf einer<br />
Pumpe<br />
Schrittketten, beispielsweise die Überprüfung korrekter<br />
Schaltbedingungen<br />
Ein-/Ausgabeverhalten, wie die korrekt konfigurierte<br />
Wirkrichtung <strong>von</strong> Reglerbausteinen<br />
Die Überprüfung der implementierten Grafiken <strong>von</strong><br />
Bediendialogen und Alarmen. Hierbei wird getestet,<br />
ob die Lesbarkeit gegeben ist, die korrekte Farbwahl<br />
getroffen wurde, die Sensor- und Stellwerte in der<br />
korrekten Einheit, Genauigkeit und Darstellungsvariante<br />
(wie Trend, Säule, Digitalanzeige) angezeigt<br />
werden.<br />
Der Vollständigkeit halber muss auch die Überprüfung<br />
der eingesetzten Bibliotheken genannt werden. Diese<br />
wird dann relevant, wenn projektübergreifend eingesetzte<br />
Funktionsbausteine auf die Anforderungen eines konkreten<br />
Projektes abgestimmt wurden. Der Stand der Technik<br />
beim Testen wird durch das manuelle Aufschalten<br />
<strong>von</strong> Signalen (Signalwertaufschaltung) dominiert. Im<br />
Unterschied zu früheren Vorgehensweisen, bei denen mit<br />
Schaltern und Potenziometern gearbeitet wurde, wird die<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
35
Hauptbeitrag<br />
Setzen<br />
Variablenwerte<br />
Verändern<br />
Parameter<br />
E_ACS350<br />
(Simulierte) Hardware<br />
Funktionsobjekt<br />
Objekte im Leitsystem<br />
Zugehörige Hardware<br />
Signalwertaufschaltung (Signal Forcing) heute durch<br />
Softwareprogramme unterstützt. Dieses softwaregestützte<br />
Vorgehen bildet eine erste native Form <strong>von</strong> simulationsbasierten<br />
Testverfahren.<br />
1. Simulationsbasierte Testverfahren<br />
Leitsystem<br />
Bild 1: Objektweises Testen, im Beispiel für ein Drive (ACS350),<br />
das eine Pumpe ansteuert<br />
Die zuvor erläuterten Funktions- und Abnahme-Tests betreffen<br />
Steuerungsaspekte, welche durch die Verhaltensmodellierung<br />
einzelner Anlagenobjekte getestet werden<br />
können, und Funktionen, für deren Test mehrere Anlagenobjekte<br />
sowie deren Abhängigkeiten simuliert werden<br />
müssen. Letzteres betrifft vor allem die Tests <strong>von</strong> Verriegelungen,<br />
Ablaufsteuerungen und Wirkrichtungen <strong>von</strong><br />
Reglern. Um das zu erläutern, werden im Folgenden die<br />
Vorgehensweisen objektweises Testen und Testen mit Prozessmodellen<br />
eingeführt.<br />
Als objektweises Testen wird die aus der klassischen<br />
Signalwertaufschaltung stammende Simulation eines<br />
einzelnen Objektes beziehungsweise die damit einhergehende<br />
Prüfung einer Leitsystemfunktion definiert. Bei<br />
einem solchen Objekt kann es sich um einen Aktor (zum<br />
Beispiel Pumpe) oder einen Sensor (beispielsweise Füllstandsensor)<br />
handeln. Beim Test wird das korrekte Zusammenwirken<br />
<strong>von</strong> Anlagenobjekt und Leitsystemfunktion<br />
überprüft. Im einzelnen Projekt werden die gemäß<br />
der Spezifikation eingestellten Grenzwerte (wie Laufzeit-<br />
Eingangssignale<br />
Simulationswerkzeug<br />
Ausgangssignale<br />
Visualisieren<br />
Steuerungssignale<br />
Rückmeldesignale<br />
Füllstands-<br />
Sensor<br />
LT<br />
Füllstands-<br />
Regelung<br />
LIC<br />
Ventil<br />
FV<br />
Pumpe<br />
EU<br />
!<br />
Interlock-<br />
Logik!<br />
!<br />
Durchfluß-<br />
Regelung<br />
Mit der Entwicklung <strong>von</strong> Werkzeugen wie Matlab/Simulink<br />
(Mathworks), welche Simulation auch außerhalb einer<br />
hoch spezialisierten Forschung ermöglichen, lassen sich<br />
die dabei entstehenden Vorteile für das Tagesgeschäft der<br />
Ingenieure nutzen [5, 6]. Hieraus hervorgegangen sind<br />
kommerzielle PLS-Test-Werkzeuge wie 800xA Simulator<br />
(ABB), Simit (Siemens), WinMod (Mewes) und Virtuos<br />
FIC<br />
Durchfluß-<br />
Sensor<br />
Bild 2: Darstellung des funktionalen Zusammenhangs zwischen<br />
einzelnen Anlagenobjekten<br />
FT<br />
(ISG), welche als eigenständige Software oder als weiteres<br />
Modul für ihre jeweilige PLS-Engineering-Umgebung erhältlich<br />
sind. Je nach deren Anbindung an die emulierte<br />
(Soft-SPS) oder real vorhandene Steuerung wird zwischen<br />
den Testarten Systemsimulation und Hardware-in-the-<br />
Loop (HIL) [7] unterschieden. Bei der Systemsimulation<br />
[8] werden der zu steuernde Prozess und die Steuerungs-<br />
Hardware simuliert (ausschließliche Simulation). Die Systemsimulation<br />
eignet sich insbesondere für schnell umzusetzende<br />
Untersuchungen zu Beginn eines Projekts. Sie<br />
erlaubt es, falsche Lösungsansätze frühzeitig auszuschließen<br />
oder verschiedene Lösungsansätze bezüglich ihrer<br />
jeweiligen Performanz miteinander zu vergleichen. Hierbei<br />
liegt der Controller in der Regel in emulierter Form,<br />
das heißt als Soft-SPS, vor. Das Anlagenmodell kann dabei<br />
in einer externen Simulationsumgebung modelliert und<br />
zum Beispiel über OPC an die Soft-SPS angeschlossen<br />
werden als auch im Controller selbst aufgebaut sein [10].<br />
Eine Variante der Systemsimulation für das PLS-Test-<br />
Engineering bilden im Controller implementierte Modelle.<br />
Diese sind in den zu Typicals zusammengefassten Funktionsbausteinen<br />
implementiert und damit Bestandteil des<br />
Steuerungscodes. Dem sich ergebenden Vorteil in Bezug<br />
auf das Wegfallen eines zusätzlichen Simulationswerkzeuges<br />
steht der Nachteil gegenüber, dass die Simulationsmodelle<br />
nach dem Test deaktiviert werden. Dies bedeutet<br />
eine nachträgliche Änderung des Steuerungscodes nach<br />
erfolgtem Test, wobei die Auswirkungen nicht vollständig<br />
absehbar sind. Zwar ist auch hier eine rückwirkungsfreie<br />
Alternative möglich, zum Beispiel durch den Einsatz eines<br />
zweiten Controllers, doch diese ist gleichzusetzen mit dem<br />
Einsatz eines externen Simulationswerkzeuges.<br />
Das Testen durch HIL-Simulation (Hardware-In-The-<br />
Loop) hat für den Systemintegrator größere Bedeutung. Die<br />
zu liefernde, bereits erstellte PLS-Infrastruktur wird mit<br />
einem Simulations-Modell des zu steuernden Prozesses<br />
gekoppelt. Bei der HIL-Simulation lässt sich der Simulationsrechner<br />
zum Beispiel als simulierte Remote-IO Komponente<br />
über Feldbus mit dem realen Controller verbinden.<br />
2. Objekt- und Prozessmodelle<br />
36<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
parameter, HHH/HH/H-Alarmwerte) getestet. Das objektweise<br />
Testen beinhaltet des Weiteren Syntaxprüfungen,<br />
die Überprüfung <strong>von</strong> Variablenzuweisungen und Reaktionsprüfungen.<br />
Letztere könnte die Farbänderung einer<br />
Anzeige bei Änderung eines Variablenwertes oder die<br />
Erfüllung einer Schaltbedingung sein.<br />
Als Prozesssignale <strong>von</strong> den simulierten Anlagenobjekten<br />
werden Konstanten, Sprungfunktionen (binäre Sensorwerte)<br />
oder zeitabhängige Eingangssignale (zum Beispiel<br />
Rampen als Teil einer Regelfunktion TIC (Temperature<br />
Indication and Control) modelliert. So wird beispielsweise<br />
das binäre Rückmeldesignal eines<br />
geschlossenen Ventils (GO-) simuliert, nachdem es ein<br />
Aktorsignal aus der Steuerung erhalten hat. Dies veranschaulicht<br />
Bild 1, in welchem die Leitsystemfunktion<br />
Rückmeldesignale vom simulierten Objekt empfängt,<br />
nachdem sie zuvor ein Steuersignal an das simulierte<br />
Objekt gesendet hat. Hierbei kann zusätzlich die Weitergabe<br />
<strong>von</strong> Signalen der Leitsystemfunktion an eine Visualisierung<br />
getestet werden. Die an das simulierte Objekt<br />
gesendeten beziehungsweise empfangenen Signale kann<br />
der Testingenieur jederzeit durch eigene Eingangswerte<br />
(zum Beispiel direkt am Funktionsbaustein im Leitsystem<br />
oder Simulationswerkzeug) überschreiben.<br />
Anders als das optionale Aufschalten <strong>von</strong> Fehlerwerten<br />
erfordert das Testen <strong>von</strong> Verriegelungen, Schrittketten<br />
oder Folgealarmen zwingend manuelle und zeitlich abgestimmte<br />
Eingriffe des Testingenieurs (beziehungsweise<br />
die Aktivierung <strong>von</strong> definierbaren Testsequenzen).<br />
Zum Beispiel muss für das Testen einer Befüllungssequenz<br />
eines Mischbehälters der Materialfluss (bei Einsatz<br />
eines Durchflussmessers), mindestens aber ein ansteigender<br />
Füllstand im Behälter simuliert werden, um die Transitionsbedingung<br />
„Behälter voll“ zu aktivieren.<br />
Auch für den Test <strong>von</strong> Verriegelungen bietet sich die<br />
Simulation der Material- und Energieströme in der Produktionsanlage<br />
an, da diese (hinsichtlich Kausalität und<br />
zeitlicher Folge) korrekte Signalsequenzen der beteiligten<br />
Sensoren, Aktoren und sonstigen Anlagenelemente<br />
(zum Beispiel Behälter) generieren kann Testen mit<br />
Prozessmodellen. Ein solches Szenario wird in Bild 2<br />
dargestellt: Obwohl im PLS lediglich Funktionsbausteine<br />
zur Ansteuerung der Anlagenelemente konfiguriert<br />
sind, ist deren physikalische Interaktion elementar, da<br />
beispielsweise getestet werden muss, ob ein Unterschreiten<br />
eines kritischen Füllstandes im Behälter zum Schließen<br />
des Abflussventils und in Folge dessen auch zur<br />
Abschaltung der Pumpe (Verriegelung) führt. Wenn es<br />
sich um eine Antriebsschaltung handelt, ist zu klären,<br />
ob ein Überschreiten der kritischen Drehzahl oder des<br />
zulässigen Stromes eine Notabschaltung auslöst.<br />
Das Arbeiten mit Prozessmodellen setzt jedoch deren<br />
Generierung voraus. Wie in Abschnitt 1 erläutert, ist dies<br />
eine Tätigkeit, welche bislang überwiegend manuell vom<br />
Testingenieur durchgeführt werden muss. Dieser Aufwand<br />
ist, einhergehend mit dem bestehenden Zeit- und<br />
Kostendruck im PLS-Engineering, ein wesentlicher Grund<br />
dafür, weshalb sich der Einsatz <strong>von</strong> Prozessmodellen für<br />
den Steuerungscodetest bislang nicht durchsetzen konnte<br />
[9]. In den folgenden Abschnitten werden eine Methodik<br />
sowie das Werkzeug vorgestellt, mit dessen Hilfe sich<br />
der manuelle Aufwand signifikant, unter Beachtung der<br />
praktischen Umsetzbarkeit, reduzieren lässt.<br />
3. Eine MS Excel-basierte PLS-Testumgebung<br />
Im Zuge der Diskussion um die sinnvolle Integration <strong>von</strong><br />
XML-basierten Datenaustauschformaten werden in den<br />
PLS-Engineering-Systemen zunehmend XML-Exportund<br />
Import-Möglichkeiten integriert. Ein Beispiel ist das<br />
proprietäre SimaticML-Format des SimaticManager <strong>von</strong><br />
Siemens. Mit CAEX ist ein offenes Datenaustauschformat<br />
in das Engineering-System des Leitsystems 800xA (ABB)<br />
integriert worden. Beide Beispiele sind jedoch noch als<br />
Einzelfälle zu betrachten.<br />
Dagegen wird in [11] darauf hingewiesen, dass das Tabellenkalkulationswerkzeug<br />
Microsoft Excel (im Folgenden<br />
Excel genannt) als einziges Werkzeug durchgehend<br />
<strong>von</strong> den PLS-Engineering-Systemen unterstützt wird<br />
und somit quasi einem Standardwerkzeug im PLS-Engineering<br />
entspricht. Die verbreitete Anwendung <strong>von</strong> Excel<br />
wird durch die Arbeiten des Namur-Arbeitskreises 1.10<br />
bestätigt, in denen eine Vereinheitlichung <strong>von</strong> herstellerspezifischen<br />
Signallisten angestrebt wird. Diese werden<br />
bislang standardmäßig in Form einer Excel-Tabelle<br />
umgesetzt. Des Weiteren werden Excel-Tabellen unter<br />
anderem für die massenhafte Parametrisierung (Bulk-<br />
Data-Engineering) <strong>von</strong> Signalen oder die Einrichtung<br />
einer OPC-Kommunikation verwendet. Hierbei lassen<br />
sich die Kopier- und die Auto-Vervollständigungs-Funktionalitäten<br />
(DigitalInput_1; DigitalInput_2; Digital<br />
Input_x….) <strong>von</strong> Excel sinnvoll einsetzen. Einer der entscheidenden<br />
Gründe, Excel im PLS-Engineering zu verwenden,<br />
hängt damit zusammen, dass Excel auf nahezu<br />
jedem PC-Arbeitsplatz vorinstalliert und dadurch jedem<br />
Ingenieur zugänglich und geläufig ist.<br />
Auf dieser Argumentation basierend können lizenzrechtliche<br />
und schulungstechnische Nachteile im Zusammenhang<br />
mit dem Einsatz <strong>von</strong> kommerziellen Simulationsumgebungen<br />
durch den Einsatz <strong>von</strong> Excel als<br />
Simulationswerkzeug aufgehoben werden. Zusätzlich<br />
werden die bestehenden Ex- und Importschnittstellen<br />
mit PLS-Engineering-Werkzeugen sinnvoll verwendet.<br />
Wie in Abschnitt 1 erläutert, erfolgt die Generierung <strong>von</strong><br />
Simulationsmodellen bislang überwiegend manuell.<br />
Eine mit mehreren Projektingenieuren aus unterschiedlichen<br />
Anwendungsbereichen der Prozessleittechnik<br />
(PLT) durchgeführte Analyse [10] ergab, dass die Verwendung<br />
<strong>von</strong> Simulationswerkzeugen zum Test des PLS<br />
in größerem Umfang primär am zusätzlichen, vor allem<br />
für die Modellerstellung notwendigen Zeitaufwand<br />
scheitert. Dementsprechend wird ein solches Werkzeug<br />
nur dann akzeptiert, wenn es möglich ist, den projektierten<br />
Steuerungscode sowie alle zugehörigen Bedienkomponenten<br />
unverändert und ohne zusätzliche Instrumentierung<br />
in einer virtuellen Umgebung zu testen und<br />
das Simulationsmodell, das die physikalische Anlage<br />
modelliert, weitestgehend automatisiert zu generieren.<br />
3.1 Modellierung der Anlagenobjekte in Excel<br />
Mit Hilfe <strong>von</strong> Excel werden zellbasierte Integratoren miteinander<br />
verknüpft. Dabei beinhaltet Excel das Programmierwerkzeug<br />
VBA (Visual Basic for Applications) als<br />
Zusatzmodul. Aus VBA heraus kann auf einzelne Zellwerte<br />
zugegriffen werden. Diese Werte lassen sich auf<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
37
Hauptbeitrag<br />
dem VBA-Code basierend manipulieren und wieder zurück<br />
in die Ausgangszelle beziehungsweise beliebige weitere<br />
Zellen schreiben. Für die Anwendung <strong>von</strong> Excel als<br />
Simulationsumgebung ergeben sich zwei Anwendungsmöglichkeiten<br />
für VBA:<br />
1 | die Berechnung <strong>von</strong> Zellwerten und damit die direkte<br />
Umsetzung <strong>von</strong> Simulationsmodellen in VBA<br />
2 | die Manipulation <strong>von</strong> Zellwerten und -beziehungen,<br />
wodurch ein auf VBA basierender Modellgenerator<br />
implementiert werden kann<br />
Der Zugriff auf einen Zellwert aus VBA heraus gestaltet<br />
sich in Kombination mit dessen anschließender Verarbeitung<br />
vergleichsweise CPU-ressourcenintensiv. Deshalb<br />
werden die Formeln direkt als Zellbeziehungen implementiert<br />
und im Zuge der Modellgenerierung offline<br />
durch VBA manipuliert. Der Einsatz <strong>von</strong> VBA bietet sich<br />
jedoch an, wenn – zusätzlich zu den Grundfunktionen<br />
– komplexe, automatisch auszuführende Testszenarien<br />
zu implementieren sind.<br />
Bei der Implementierung <strong>von</strong> Modellen in Excel muss<br />
zwischen Parametern und Variablen unterschieden werden.<br />
Ein Beispiel: der Füllstand eines Behälters zu Beginn<br />
der Simulation. Dessen Startwert wird als Parameter und<br />
dessen Zeitwert als Variable festgelegt. Als Integrationsverfahren<br />
wurde das explizite Euler-Cauchy implementiert.<br />
Hierbei wird die Änderung (dV) des aktuellen Zeitwertes<br />
innerhalb eines definierten Zeitschrittes (dt) ermittelt.<br />
Diese Änderungen werden integriert und für jedes<br />
Zeitintervall einmal berechnet. Um den entstehenden<br />
Zirkularbeziehungen (Zellen referenzieren sich selbst<br />
V=V+dV) zu entgehen, muss die Anzahl der iterativen<br />
Berechnungsschritte vorab manuell festgelegt werden.<br />
Die Umsetzung der zellbasierten Integratoren in Excel<br />
wird anhand des in Bild 3 dargestellten Behältermodells<br />
erläutert. Im Fokus steht dabei die Berechnung der Masse<br />
im Behälter, die sich als zeitliches Integral der Differenz<br />
<strong>von</strong> Zulaufmassenstrom (dm_in) und Ablaufmassenstrom<br />
(dm_out) ergibt. Zur Erklärung ist in Bild 3<br />
(unten) die Berechnung des Zellwertes dm_out dargestellt.<br />
Dabei werden die Eingangsgrößen h (= aktueller<br />
Füllstand im Behälter) und p B (= Druck auf Flüssigkeit<br />
im Behälter) als Ergebnis der Wurzelrechnung („sqrt“)<br />
in die Strömungsgeschwindigkeit am Behälterausgang<br />
umgerechnet. Anschließend wird hieraus der Massenstrom<br />
dm_out durch die Multiplikation mit den Parametern<br />
Dichte und der Querschnittsfläche der Rohrleitung<br />
A berechnet. Dabei wird der in Form der signalflussbasierten<br />
Modellierung dargestellte Formelzusammenhang<br />
komplett in einer Zelle implementiert.<br />
3.2 Generierung der Simulationsmodelle<br />
Für den Aufbau <strong>von</strong> Test-Simulationsmodellen stehen<br />
den Ingenieuren dieselben Daten zur Verfügung, wie sie<br />
für die Konfiguration des PLS verwendet werden, nämlich<br />
CAE-Dokumente – insbesondere R&I-Fließbilder, Signallisten,<br />
Stellenpläne, Funktionspläne – sowie Spezifikationen<br />
des gewünschten und gegebenenfalls auch des unerwünschten<br />
Systemverhaltens. Letztere dienen als<br />
Grundlage, um Testfälle für den FAT abzuleiten. Der für<br />
ein Simulationsmodell notwendige Aufbau der Anlage<br />
lässt sich hieraus nicht ableiten.<br />
Als Basis für die Generierung der Simulationsmodelle<br />
stehen daher die genannten CAE-Planungsdokumente<br />
sowie die daraus entstehende Implementierung im Engineering-Werkzeug<br />
des Leitsystems zur Verfügung. Für<br />
eine semi-automatische Generierung des Simulationsmodells<br />
sind jedoch rechnerauswertbare Quelldaten nötig.<br />
Somit lassen sich Papier-Zeichnungen beziehungsweise<br />
in Textform vorhandene Spezifikationen nicht verwenden.<br />
Zwar werden, wie in Abschnitt 2 erläutert, erstmals<br />
Datenaustauschformate zur Übertragung <strong>von</strong> Planungsdaten<br />
aus CAE-Systemen implementiert, diese spiegeln<br />
jedoch noch nicht den Stand der Technik wider. In dieser<br />
Arbeit werden dahingehend die Möglichkeiten untersucht<br />
und ausgeschöpft, das PLS-Engineering-Werkzeug als Datenquelle<br />
für die Modellerstellung zu nutzen. In diesem<br />
sind die Automatisierungsfunktionen inklusive der Prozessankopplung<br />
bereits konfiguriert. Auf Basis dieser<br />
Informationen können diejenigen Anlagenobjekte identifiziert<br />
werden, deren Verhalten simuliert werden soll.<br />
Die Generierung wird anhand der in Bild 4 dargestellten,<br />
aus einem 3-Tank-Kreisprozess bestehenden, Anlage<br />
erläutert.<br />
Zur Implementierung einer semi-automatischen Modellgenerierung<br />
sowie einer Signalrangierung ist es erforderlich,<br />
zu wissen, welche Anlagenobjekte in Form <strong>von</strong> PLS-<br />
Funktionen vorhanden sind. Unterstützt das verwendete<br />
PLS-Engineering-System den direkten Datenaustausch mit<br />
Excel, so lassen sich, wie in Bild 5 am Beispiel 800xA gezeigt,<br />
die projektierten PLS-Funktionen auswählen und<br />
samt ihrer Attribute und Signalinformationen importieren.<br />
Bild 5 zeigt die in Bild 4 dargestellte Anlage aus Sicht<br />
des Prozessleitsystems. Hier sind ausschließlich die informationsgebenden<br />
und -empfangenden Objekte sichtbar.<br />
Diese sind in der Regel als Typicals im Engineering-<br />
System des PLS instanziiert. Am Beispiel der Funktion<br />
E001 entspricht dies einem Motorbaustein für eine Pumpe<br />
(EU_FC). Die Behälter (B001-B003) sind als automatisierungstechnisch<br />
passive Objekte nicht im PLS-Engineering-System<br />
instanziiert. Es ist jedoch möglich, diese<br />
passiven Objekte dennoch automatisch zu instanziieren,<br />
indem auf Basis <strong>von</strong> Sensorfunktionen (zum Beispiel Level<br />
– L001) oder aufgrund des sich ergebenden Materialflussnetzes<br />
auf deren Vorhandensein geschlossen wird.<br />
Jeder in der Bibliothek des PLS-Engineering-Werkzeuges<br />
enthaltenen Funktion wird ein entsprechendes Simulationsobjekt<br />
zugeordnet, beispielsweise der PLS-Funktion<br />
Flow Control (FC) das Simulationsobjekt regelbares<br />
Durchflussventil. Ein solches – in Excel in einer einzigen<br />
Zeile repräsentiertes – Simulationsobjekt verfügt über<br />
Informationen zur Simulation des dynamischen Verhaltens,<br />
zu den zu berücksichtigenden IO-Signalen, zu auftretenden<br />
Störeinflüssen und zum physikalischen Verhalten,<br />
welches für die Berechnung der über dieses Objekt<br />
abgewickelten Material- und Energieströme wichtig<br />
ist. Die Verknüpfung der PLC-IO-Variablen mit den Simulationsvariablen<br />
(beziehungsweise Spalten im Excel-<br />
Sheet) geschieht automatisch auf Basis einer Tabelle,<br />
welche zum Beispiel für das Signal E001_OUT der Pumpe<br />
E001 eine Verknüpfung mit der Spalte iON vorsieht.<br />
Alle bisher beschriebenen Simulationsobjekte können<br />
automatisch instanziiert werden. Für eine vollstän-<br />
38<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
Ablauf Zulau Masse im Behälter<br />
dm_out dm_in M<br />
0,7 0,5 2100,67<br />
Bild 3:<br />
Umsetzung der Excel-<br />
Zellmodellierung [9]<br />
Zeitwertänderung<br />
ṁ out<br />
ṁ<br />
in<br />
- +<br />
Integrator<br />
1<br />
s<br />
Pb<br />
2<br />
9,81<br />
g [m/s²]<br />
+ +<br />
sqrt<br />
1000<br />
ρ [kg/m³]<br />
0,1<br />
A [m²]<br />
h<br />
1/1000<br />
1/ρ<br />
1/[kg/m³]<br />
Parameter<br />
Parameter<br />
Bild 4:<br />
Beispiel einer<br />
Umsetzungsanlage<br />
Bild 6: Materialflussdefinition<br />
Bild 5: Import der<br />
PLS-Funktionen in MS Excel<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
39
Hauptbeitrag<br />
dige Modellgenerierung fehlt jedoch die Definition der<br />
Material- und Informationsverbindungen. Aufgrund<br />
dessen lässt sich die PLS-basierte Modellgenerierung<br />
nicht vollständig automatisieren. Je nachdem, in welchem<br />
Umfang die Objektverbindungen manuell nachgearbeitet<br />
wurden, können nun entweder einzelne Objekte<br />
simuliert oder das physikalische Prozessmodell<br />
generiert und simuliert werden. Dies wird in Bild 6<br />
dargestellt, in dem das Ventil Y003 als Nachfolgeobjekt<br />
<strong>von</strong> Behälter B003 definiert ist.<br />
Die Simulationsobjekte der Prozess-Sensorik und -Aktorik<br />
inklusive der Material- und Wärmeströme werden<br />
in einer benutzerdefinierbaren Bibliothek bereitgestellt<br />
und müssen im Wesentlichen folgende Aspekte berücksichtigen:<br />
Kalkulation der Prozesswerte, wie zum Beispiel<br />
Durchfluss oder Flüssigkeitsniveau<br />
Berechnung der Materialflüsse in einem verzweigten<br />
Flussnetzwerk sowie die Ermittlung der Energieflüsse<br />
im Falle <strong>von</strong> Temperaturregelungen<br />
Verarbeitung <strong>von</strong> Ausgangssignalen des Steuerungsprogramms,<br />
wie Ventilstellung oder das Einschalten<br />
einer Pumpe<br />
Generieren <strong>von</strong> Feedback-Signalen, zum Beispiel<br />
„Pumpe läuft“ oder die Stromaufnahme eines Motors<br />
Der Datenaustausch zwischen Simulationswerkzeug,<br />
Bedienoberfläche und Engineering-System funktioniert<br />
über einen OPC-Server, welcher es erlaubt, Zugriffsprioritäten<br />
zu setzen. Im Unterschied zur realen IO-Rangierung<br />
wird das Simulationsmodell also nicht über die<br />
Ein- und Ausgänge der IO-Module, sondern direkt mit<br />
den internen Variablen (Signalen) verbunden. Diese Art<br />
des Datenaustausches zwischen Simulationswerkzeug<br />
und Steuerung erleichtert zwar die Initialisierung der<br />
Kommunikation – lediglich die OPC-Variablen und OPC-<br />
Server müssen konfiguriert werden – allerdings können<br />
hierbei keine Fehler in der IO-Rangierung identifiziert<br />
werden. Gerade bei der automatischen Initialisierung der<br />
Kommunikation erweist sich das PLS-Engineering-System<br />
als wertvolle Datenquelle für die Modellgenerierung.<br />
Hierbei lässt sich automatisch ein direkter Bezug zwischen<br />
Simulationsobjekten und deren Ein- und Ausgangssignalen<br />
zu den PLS-Variablen herstellen.<br />
Der für den Einsatz des Excel-Simulators erforderliche<br />
Ressourcenbedarf wurde lediglich empirisch anhand<br />
<strong>von</strong> Pilotprojekten bestimmt. Demnach ist Echtzeitfähigkeit<br />
bei einer Zeitschrittweite <strong>von</strong> 100 Millisekunden<br />
erreichbar. Es wurden mittelgroße Systeme mit bis zu<br />
5000 I/Os getestet, wobei sich eine Abhängigkeit der<br />
Performance <strong>von</strong> der I/O-Anzahl nicht feststellen ließ.<br />
Ein RAM-Überlauf oder ähnliche Probleme <strong>von</strong> Stan-<br />
referenzen<br />
Autoren<br />
[1] Rodies, H.-J.: Planungswerkzeuge aus Sicht des Anlagenbaus. In: Automatisierungstechnische<br />
Praxis – <strong>atp</strong> 44, Heft 1/2002, S. 40-44<br />
[2] IEC 62381: Automation systems in the process industry –Factory acceptance<br />
test (FAT), site acceptance test (SAT), and site integration test (SIT), 2006<br />
[3] IEC 62337: Commissioning of electrical, instrumentation and control systems<br />
in the process industry, 2006<br />
[4] Hoernicke, M.; Greifeneder, J.: <strong>Virtuelle</strong>s Emulatoren Framework: Konzept zur<br />
domänenübergreifenden Integration heterogener Emulatoren, eingereicht<br />
<strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>, 2012<br />
[5] Drath, R.; Weber, P.; Mauser, N.: <strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong> – ein evolutionäres<br />
Konzept für die praktische Einführung, Automation 2008, Baden Baden, S. 73-76<br />
[6] Barth, M.; Fay, A.; Wagner, F.; Frey, G.: Effizienter Einsatz Simuations-basierter<br />
Tests in der Entwicklung automatisierungstechnischer Systeme.<br />
Automation 2010, Baden-Baden, S. 47-50<br />
[7] Abel, D.: Rapid Control Prototyping: Methoden und Anwendungen, Springer<br />
Verlag Berlin Heidelberg, 2006, S. 9<br />
[8] Abel, D.: Integration <strong>von</strong> Advanced Control in der Prozessindustrie,<br />
Wiley-VCH Verlag Weinheim, 2008, S. 6<br />
[9] Barth, M.: Automatisch generierte Simulationsmodelle verfahrenstechnischer<br />
Anlagen für den Steuerungstest. Fortschritt-Berichte VDI Reihe 20<br />
Nr. 438: Rechnergestützte Verfahren. Düsseldorf: VDI Verlag 2011<br />
[10] Barth, M.; Weber, P.; Fay, A.; Greifeneder, J.: Modellbasierte Prozesssimulation<br />
für Steuerungstests auf Excel-Basis – Mechatronik 2009,<br />
VDI Fachkongress, Wiesloch, S. 171-178<br />
[11] Gutermuth, G.: Engineering. In: Hollender (Hrsg.): Collaborative Process<br />
Automation Systems, ISA-International Society of Automation, 2010, S.156-182<br />
[12] Barth, M; Fay, A.; Greifeneder, J.; Weber, P.: Simulationsbasierte Steuerungsfunktionstests:<br />
Automatische Generierung <strong>von</strong> Simulationsmodellen auf Basis<br />
<strong>von</strong> CAE-Planungsdaten, eingereicht <strong>atp</strong>-<strong>edition</strong> - Automatisierungstechnische<br />
Praxis, (54/5), 2012<br />
Dr.-Ing. Jürgen Greifeneder (geb. 1975) ist<br />
seit 2008 Wissenschaftler am ABB Forschungszentrum<br />
in Ladenburg. Er studierte Technische<br />
Kybernetik in Stuttgart und promovierte über<br />
formale Antwortzeitanalyse netzbasierter<br />
Automatisierungssysteme in Kaiserslautern.<br />
Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen<br />
auf Systemmodellierung einerseits und effizientem<br />
Engineering andererseits.<br />
ABB Forschungszentrum Deutschland,<br />
Wallstadter Str 59, D-68526 Ladenburg,<br />
Tel. +49 (0) 6203 71 62 22,<br />
E-Mail: juergen.greifeneder@de.abb.com<br />
Dipl.-Phys. Peter Weber (geb. 1956) ist<br />
Principal Scientist am ABB Forschungszentrum<br />
in Ladenburg. Seine Schwerpunkte liegen<br />
im Bereich <strong>Virtuelle</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong> und<br />
Advanced Engineering Methods.<br />
ABB Foschungszentrum Deutschland,<br />
Wallstadter Str. 59, D-68526 Ladenburg,<br />
Tel. +49 (0) 6203 71 62 74,<br />
E-Mail: peter.weber@de.abb.com<br />
40<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
dard-Software konnten beim zweiwöchigen Dauertest<br />
(350 Stunden) nicht festgestellt werden.<br />
Zusammenfassung<br />
Mit der Entwicklung einer modellbasierten Simulationsumgebung<br />
zur Unterstützung des Steuerungstests <strong>von</strong> Prozessleitsystemen<br />
hat ABB in Kooperation mit der Helmut-<br />
Schmidt-Universität einen wichtigen Schritt unternommen,<br />
PLS-Applikations-Implementierungsfehler systematisch,<br />
effizient und frühzeitig zu erkennen. Die sich daraus<br />
ergebenden Vorteile in Bezug auf höhere Qualität, frühere<br />
Produktionsstarts und höhere Effektivität durch zielgenauere<br />
Implementierung bilden die Grundlage eines erfolgreichen<br />
Projektes des PLS-Systemintegrators. Durch den modularen<br />
Aufbau, den signifikanten Automatisierungsgrad<br />
sowie die Flexibilität in Bezug auf die Anbindung an bestehende<br />
Prozessleitsysteme hat sich der entwickelte Prototyp<br />
der Simulationsumgebung in Tests gut bewährt. Das positive<br />
Feedback der beteiligten Anwender bestätigt ebenfalls<br />
den gewählten Ansatz.<br />
Manuskripteingang<br />
15.07.2011<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Die Referenzklasse für die<br />
Automatisierungstechnik<br />
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M. Sc. Mike Barth (geb. 1981) war <strong>von</strong> 2008<br />
bis 2011 wissenschaftlicher Mitarbeiter <strong>von</strong><br />
Prof. Fay an der Helmut-Schmidt-Universität<br />
in Hamburg. Seit März 2011 ist er Mitarbeiter<br />
am ABB Forschungszentrum in Ladenburg.<br />
Seine Arbeitsgebiete umfassen das Engineering<br />
und die Kollaboration <strong>von</strong> Automatisierungssystemen.<br />
ABB AG Forschungszentrum Deutschland,<br />
Wallstadter Straße 59, D-68526 Ladenburg,<br />
Tel. +49 (0) 6203 71 64 61,<br />
E-Mail: mike.barth@de.abb.com<br />
Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay (geb. 1970) ist<br />
Professor für Automatisierungstechnik in der<br />
Fakultät für Maschinenbau der Helmut-Schmidt-<br />
Universität Hamburg. Forschungsschwerpunkte:<br />
Beschreibungmittel, Methoden und Werkzeuge<br />
für einen effizienten Entwurf <strong>von</strong> Automatisierungssystemen.<br />
Institut für Automatisierungstechnik,<br />
Helmut-Schmidt-Universität /<br />
Universität der Bundeswehr Hamburg,<br />
Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg,<br />
Tel. +49 (0) 40 65 41 27 19,<br />
E-mail: alexander.fay@hsu-hh.de<br />
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Oldenbourg Industrieverlag<br />
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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Str. 145, 81671 München
hauptbeitrag<br />
Emulation dezentraler<br />
Steuerungslogik<br />
Dynamisches Testen <strong>von</strong> Field-Control-Systemen<br />
Die Emulation der Steuerungslogik ist ein wichtiger Bestandteil des dynamischen Tests<br />
einer Prozessanlage. Dezentrale Steuerungslogik kann jedoch nur selten emuliert werden,<br />
da hierfür die Technologie nur eingeschränkt verfügbar ist. Dies führt oft zu hohen Kosten,<br />
da Applikationsfehler erst während der Inbetriebsetzung erkannt und korrigiert werden.<br />
Dieser Beitrag schlägt einen modularen und objektorientierten Ansatz zur Emulation<br />
<strong>von</strong> Funktionsblöcken dezentraler Steuerungslogik vor. Der ganzheitliche dynamische<br />
Test der Steuerungslogik verspricht eine hohe Qualitätssteigerung der Automatisierungsfunktionen.<br />
SCHLAGWÖRTER Emulation / Werksabnahme / Foundation Fieldbus / Dezentrale<br />
Steuerungslogik<br />
Emulation of control-in-the-field –<br />
Testing field control system with Foundation Fieldbus<br />
The emulation of control logic is an important element of the dynamic tests of a process<br />
plant. However, decentralised control logic can rarely be emulated because of the limited<br />
availability of the necessary technology. This often leads to higher costs because application<br />
faults can only be recognised and corrected during the commissioning phase. This<br />
article presents a modular, object-oriented approach to the emulation of functional blocks<br />
of decentralised control logic. The holistic dynamic testing of the control logic may considerably<br />
improve the quality of the automation functions.<br />
KEYWORDS Emulation / Foundation Fieldbus / Factory Acceptance Test / Foundation<br />
Fieldbus / control-in-the-Field<br />
42<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
Mario Hoernicke, ABB Forschungszentrum<br />
Philipp Bauer, Technische Universität Kaiserslautern<br />
Motivation – „The adoption of Foundation<br />
Fieldbus has skyrocketed over the past several<br />
years. ARC estimates that the total market<br />
for fieldbus products and services is rapidly<br />
approaching a billion dollars [1].“ Fortgeschrittene<br />
Diagnose, neue und verbesserte Redundanzkonzepte,<br />
weniger Verkabelungsaufwand – dies sind nur<br />
einige Argumente für den Einsatz <strong>von</strong> Feldbussen. Ebenso<br />
ist Foundation Fieldbus nur ein Beispiel für die rapide<br />
Verbreitung intelligenter Feldgeräte.<br />
Kostendruck bei den Anbietern verteilter Steuerungen<br />
führt dazu, dass diese zunehmend intelligente Feldgeräte<br />
und Technologien erforschen und entwickeln,<br />
um Kosten zu sparen und die Komplexität zu verringern<br />
[2]. Intelligenz wird weg <strong>von</strong> zentralen Steuerungen,<br />
hin zu den Feldgeräten verlagert. Foundation Fieldbus<br />
bietet zusätzlich zu den üblichen Diagnosefunktionen<br />
die Möglichkeit, Steuerungs- und Regelungsfunktionen<br />
in die Feldgeräte einzubinden. Die dadurch realisierte<br />
dezentrale Steuerung bietet weitere Vorteile [3]: beispielsweise<br />
höhere Flexibilität verglichen mit konventionellen<br />
Feldbussen, geringerer Einfluss eines einzelnen<br />
Fehlers oder dergleichen.<br />
Die Automatisierungsfunktion ist damit auf dem Weg<br />
ins Feld. Diese Architektur eines Feldbus-basierten, dezentralen<br />
Steuerungssystems wird nach [4] mit dem Begriff<br />
Field-Control-System (FCS) beschrieben.<br />
Trotz aller Vorteile <strong>von</strong> FCS ergeben sich durch den<br />
steigenden Kosten- und Zeitdruck auch neue Herausforderungen<br />
für das Engineering. Das FCS und das umgebende<br />
Leitsystem müssen effizient konfigurierbar<br />
sein, ebenso wie eine zentrale Steuerung. Dies betrifft<br />
die dezentrale Steuerungslogik und die Bus-Topologie.<br />
Aktuell ist noch schwer abzusehen, wie ein effizientes<br />
Engineering, zum Beispiel auf Basis <strong>von</strong> Massendaten,<br />
aussehen könnte [5].<br />
In [4] wird ersichtlich, dass die Planung der Bus-Topologie<br />
in direkter Abhängigkeit zur verteilten Steuerungslogik<br />
zu betrachten ist. So kann sich eine Änderung der<br />
Logik auf die Buslast auswirken, eine Änderung der Visualisierung<br />
nach sich ziehen, oder generell zu Nacharbeiten<br />
in früheren Engineeringphasen führen. Integrierte<br />
Planungswerkzeuge, wie in [6] beschrieben, müssen<br />
daher sicherstellen, dass ein durchgängiges Engineering<br />
des FCS ermöglicht wird und effizient handhabbar ist.<br />
Die Qualität darf hierbei nicht vernachlässigt werden<br />
und macht eine Werksabnahme (Factory-Acceptance-<br />
Test, FAT) zur Fehlerfindung unabdingbar. Üblicherweise<br />
werden etablierte, simulationsgestützte Methoden<br />
der virtuellen <strong>Inbetriebnahme</strong> zum FAT <strong>von</strong> Automatisierungssystemen<br />
eingesetzt. Die Automatisierungstechnik<br />
wird emuliert, zum Beispiel durch<br />
SoftSPSen (SPS: Speicherprogrammierbare Steuerungen),<br />
und der Prozess wird mittels geeigneter Methoden<br />
(oft vereinfacht) simuliert [7]. Deren Kombination ergibt<br />
die virtuelle Anlage, welche zum dynamischen Testen<br />
verwendet wird. Damit lässt sich ein Fehlverhalten des<br />
Automatisierungssystems schon während des FAT feststellen<br />
und korrigieren.<br />
Für die dezentrale Steuerlogik eines FCS existieren<br />
nur sehr eingeschränkt Emulatoren. Feldbus-Emulatoren<br />
fokussieren üblicherweise auf das korrekte Versenden<br />
<strong>von</strong> Telegrammen oder auf Performanceanalysen<br />
[8], jedoch nicht auf die Emulation der Logik. Deshalb<br />
wird der FAT eines FCS oft nur anhand eines Beispielsegments<br />
durchgeführt, (vergleiche [5]), da die Feldgeräte<br />
meistens nicht zur Verfügung stehen. Vielfach geht<br />
damit ein Qualitätsverlust einher, der anschließend<br />
während der finalen Tests in der <strong>Inbetriebnahme</strong> kompensiert<br />
werden muss. Deshalb verlängert sich die <strong>Inbetriebnahme</strong>zeit,<br />
und es erhöhen sich die Kosten (siehe<br />
„Faktor 10“ Regel [9]).<br />
Eine Emulation, ähnlich der einer SoftSPS, einsetzbar<br />
bereits während des FAT, würde die Qualität der dezentralen<br />
Applikation verbessern, damit die <strong>Inbetriebnahme</strong>zeiten<br />
senken und Kosten sparen [10]. Deshalb<br />
schlägt dieser Beitrag einen modularen, objektorientierten<br />
Ansatz zur Emulation <strong>von</strong> Foundation Fieldbus vor.<br />
Foundation Fieldbus wird als Beispiel verwendet, wobei<br />
der beschriebene Ansatz mit nur wenigen Änderungen<br />
auf ein anderes FCS, wie zum Beispiel IEC 61850,<br />
übertragbar ist.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
43
Hauptbeitrag<br />
1. Anforderung an das Design<br />
Field-Control-Systems sind Automatisierungssysteme, die<br />
die Möglichkeit bieten, Logik auf Feldgeräte auszulagern.<br />
Im Gegensatz zur SPS oder DCS (Distributed-Control-<br />
System/Verteilte Steuerung) wird die Logik nicht auf einem<br />
dedizierten Gerät ausgeführt, sondern auf verschiedene<br />
Feldgeräte verteilt. Jedes Feldgerät stellt eine diskrete<br />
Anzahl Funktionsblöcke eines oder mehrerer Typen<br />
bereit, welche in einer Instanz des Geräts ausgeführt werden<br />
können. Diese Art der Logikparametrierung führt im<br />
Wesentlichen zu drei Anforderungen, welche bei der Entwicklung<br />
des Emulationskonzepts zu beachten sind. Diese<br />
betreffen die Bereiche Konfiguration, Bereitstellen der<br />
Funktionsbausteine und Kommunikation.<br />
1.1 Konfiguration<br />
Foundation Fieldbus verwendet verschiedene, vollständig<br />
spezifizierte Funktionsbausteine (FB). Diese reichen<br />
<strong>von</strong> einfachen Auswahlblöcken, Filtern, Ein- und<br />
Ausgabeblöcken bis hin zu komplexen Reglern. Die<br />
Funktionsweise der Bausteine ist in der FF-Spezifikation<br />
festgeschrieben, genau wie deren Ein- und Ausgabeparameter,<br />
parameterabhängiges Verhalten und diverse<br />
Grundprinzipien, wie Modusumschaltung oder<br />
Signalskalierung.<br />
Analog zum Funktionsblockdiagram der IEC61131-3<br />
[11] werden die Funktionsbausteine miteinander verbunden.<br />
Eine Applikation besteht aus mehreren<br />
Funktionsblöcken, üblicherweise verteilt auf mehrere<br />
Feldgeräte. Jedes Feldgerät stellt eine festgelegte<br />
Anzahl Funktionsblöcke bereit, wodurch der Funktionsumfang<br />
zwar eingeschränkt, jedoch sehr mächtig<br />
sein kann.<br />
Eine typische Applikation in der Prozessindustrie ist<br />
die PID-Regelung. Diese besteht aus drei FF-Funktionsblöcken:<br />
einem Analogen Eingangsblock (AI), einem PID-<br />
Regler (PID) und einem Analogen Ausgabeblock (AO).<br />
Der AI wird auf einem Sensor ausgeführt, der PID üblicherweise<br />
auf dem Aktuator und der AO ebenfalls auf<br />
dem Aktuator. Darüber hinaus werden Transducer-Blöcke<br />
eingesetzt, um die physikalischen Prozesswerte des<br />
Sensors in logische Werte zu wandeln und analog die<br />
logischen AO-Werte in physikalische zu transformieren,<br />
siehe Bild 1.<br />
Zu Beginn der Emulation muss der Emulator die Konfiguration<br />
der FF-Applikation und des FF-Subnetzes kennen.<br />
Ein einfacher Download ist schwer realisierbar, da<br />
mehrere Feldgeräte emuliert werden und der Emulator<br />
die projektierte Topologie nicht automatisch erkennen<br />
kann. Er benötigt demnach zunächst die entsprechende<br />
Bekanntgabe der Konfiguration zu emulierender FF-Applikationen<br />
und des FF-Subnetzes. Hinzu kommt die<br />
Hardwareabhängigkeit der Transducer-Blöcke. Die Emulation<br />
sollte die Hardwareabhängigkeiten auflösen und<br />
durch entsprechend simulierte Werte ersetzen. Hierfür<br />
wird eine separate, möglichst automatische Konfiguration<br />
benötigt.<br />
Bild 1<br />
Trancducer-Block<br />
Sensor<br />
Sensor<br />
AI<br />
PID<br />
Aktuator<br />
AO<br />
Trancducer-Block<br />
Aktuator<br />
Bild 1:<br />
Typische FF-Applikation<br />
Bild 2:<br />
Innerer Aufbau des<br />
PID-Funktionsbausteins<br />
– nach [12]<br />
Bild 3<br />
HMI<br />
Leitsystem<br />
Engineering-<br />
Werkzeug<br />
OPC<br />
OPC<br />
busspezifisch<br />
Controller<br />
Feldbus-Koppler<br />
FCS<br />
Bild 3: Typische Kommunikation eines FCS<br />
44<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
1.2 Bereitstellen der Funktionsbausteine<br />
Das Applikationsdesign <strong>von</strong> Foundation-Fieldbus-Komponenten<br />
beruht auf einem Standard [12]. Hersteller können<br />
die standardisierten Blöcke in ihre Feldgeräte einbetten<br />
und damit dem Nutzer zur Verfügung stellen. Da<br />
Foundation Fieldbus grundsätzliche Funktionen zur Interoperabilität<br />
bereitstellt, lassen sich verschiedenste FBs<br />
aus unterschiedlichen Feldgeräten herstellerunabhängig<br />
zu Applikationen verknüpfen. Durch die genaue Spezifikation<br />
der Bausteine sollen diese gegen Bausteine anderer<br />
Hersteller ausgetauscht werden können. Doch es gibt Interpretationsspielraum;<br />
die Funktionalität der Bausteine<br />
wird üblicherweise herstellerspezifisch erweitert. Die FBs<br />
sind dann zwar gemäß Spezifikation entwickelt, werden<br />
jedoch durch zusätzliche Funktionalität angereichert.<br />
Diese herstellerabhängigen Parameter und das entsprechende<br />
Verhalten stellen eine Herausforderung für die<br />
Emulation dar. Die erweiterten Blöcke können nicht<br />
ohne Weiteres in eine Emulationsumgebung im vollen<br />
Umfang eingebettet werden – ein Konzept zur Identifikation<br />
des zugrundeliegenden Standardbausteins ist<br />
erforderlich. Die Implementierung der erweiterten Funktionalität<br />
ist häufig nicht ersichtlich und kann deshalb<br />
schwer nachgebildet werden.<br />
Obwohl die verschiedenen Standard-Funktionsbausteine<br />
oft sehr komplex sind, basieren sie auf ähnlichen<br />
Teilbausteinen, siehe innerer Aufbau des PID in Bild 2.<br />
Hier gilt es, ein Konzept zur Wiederverwendung bereits<br />
implementierter Teile zu entwickeln. Zusätzlich muss<br />
es möglich sein, nachträglich FBs in die Emulationsumgebung<br />
einzubringen, ohne die Umgebung zu verändern.<br />
So könnten, neben den Standardbausteinen, später auch<br />
herstellerspezifische Bausteine, falls Nachbauten vorhanden<br />
sind, emuliert werden.<br />
1.3 Kommunikation<br />
Bild 4<br />
Middleware zum<br />
Erzeugen der<br />
Konfiguration<br />
Steuerungsemulation<br />
Konfigurationsdatei<br />
HMI +<br />
Leitsystem<br />
Engineering<br />
Tool<br />
Emulator<br />
Spezifische<br />
Kommunikation<br />
Generalisierte<br />
FCS Emulation<br />
Zur Emulation eines Feldbusses gehört auch die Kommunikation.<br />
Diese spielt zwar für die Logikemulation eine<br />
untergeordnete Rolle, jedoch sollte es möglich sein, die<br />
emulierten Werte mit den Engineering-Werkzeugen und<br />
dem HMI (Human-Machine-Interface/Mensch-Maschine-<br />
Schnittstelle) zu beobachten. Die Kommunikation findet<br />
üblicherweise über ein busspezifisches Protokoll, bei<br />
Foundation Fieldbus über High Speed Ethernet (HSE) oder<br />
Foundation Fieldbus H1, statt. Es gibt mit OPC aber auch<br />
feldbusunabhängige Protokolle, welche in der Prozessautomation<br />
verwendet werden.<br />
Zur Simulation der spezifischen Protokolle gibt es häufig<br />
entsprechende Software. Diese beinhaltet oft die benötigten<br />
Zugriffsprotokolle und ist in der Lage, die Nachrichten<br />
des Feldbusses zu simulieren. Da diese jedoch<br />
sehr feldbusspezifisch sind, muss in der Emulation der<br />
Logik, beziehungsweise im Konzept, eine Abstraktion<br />
stattfinden, sodass sich das Kommunikationsprotokoll<br />
(konzeptionell) leicht austauschen lässt.<br />
Hinzu kommen die Kommunikation mit der Engineeringumgebung<br />
des Feldbusses, sowie die Kommunikati-<br />
Konfigurationsdaten<br />
Logikgenerator<br />
OPC Schnittstelle<br />
Logik-Engine<br />
Abstrakte<br />
Kommunikationsschnittstelle<br />
Funktionsbausteinrepository<br />
Funktionsbaustein Schnittstelle<br />
Bild 4: Modulares Konzept zur FCS-Emulation<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
45
Hauptbeitrag<br />
on zum Leitsystem. Diese ist normalerweise direkt über<br />
das spezifische Protokoll möglich oder via OPC. Dementsprechend<br />
muss auch diese Schicht abstrahiert werden,<br />
um einfach austauschbar zu sein.<br />
Zuletzt gilt es, eine Kommunikation zwischen den<br />
Feldgeräten und SPSen beziehungsweise DCS mit Feldbuskopplern<br />
herzustellen. Da viele SoftSPSen und Controller<br />
nicht in der Lage sind, die Koppler selbst nachzubilden,<br />
muss dafür gesorgt werden, dass der Foundation-<br />
Fieldbus-Emulator die ausgetauschten Signale zum<br />
Controller versendet. Dies ist oftmals nicht über das<br />
normale Feldbusprotokoll machbar, weshalb auch hier<br />
eine Lösung über eine andere Schnittstelle gefunden<br />
werden muss. Bild 3 stellt die Kommunikationspfade<br />
eines typischen FCS grafisch dar.<br />
2. Konzept und Architektur<br />
Die Anforderungen sind für die Konzeption der Emulation<br />
<strong>von</strong> großer Bedeutung. Das Konzept fokussiert sich, da<br />
es sich im Wesentlichen um eine Logikemulation handelt,<br />
auf die Konfiguration und die Bereitstellung der Funktionsbausteine.<br />
Die Kommunikation wird jedoch nicht vernachlässigt,<br />
da diese als Modul eingebettet werden soll.<br />
2.1 Der modulare Kern der FCS Emulation<br />
Im Zentrum des Emulators steht ein modulares Konzept,<br />
welches zur Konfiguration und Ausführung der<br />
Funktionsbausteine verwendet wird, aber auch Schnittstellen<br />
zur Engineering-Umgebung und dem Leitsystem,<br />
sowie zur Steuerung, bereitstellt. Das Konzept<br />
besteht aus mehreren Teilen, welche zum einen abhängig<br />
vom zu emulierenden System, zum anderen generisch<br />
aufgebaut sind und sich somit für verschiedene<br />
Systeme wiederverwenden lassen. Das Gesamtkonzept<br />
ist in Bild 4 dargestellt.<br />
Wie Bild 4 zeigt, beginnt die Emulation mit der Konfiguration<br />
des Emulators. Zur Konfiguration wird hier eine<br />
XML-basierte Datei vorgeschlagen, welche direkt aus<br />
dem Engineering-Werkzeug erzeugt werden kann oder<br />
über eine Middleware die Konfiguration in das entsprechende<br />
Format konvertiert. XML wurde gewählt, da es<br />
sich im Feldbusbereich üblicherweise um eine hierarchische<br />
Topologie handelt, welche in XML gut dargestellt<br />
werden kann. Ein Auszug einer XML-Konfigurationsdatei<br />
für Foundation Fieldbus ist in Bild 5 dargestellt.<br />
Es zeigt die Konfiguration für die Standardapplikation<br />
AI-PID-AO, wie in 1.1 beschrieben.<br />
Die Konfigurationsdaten können anschließend über<br />
eine generische Schnittstelle in den Emulator eingelesen<br />
werden und mittels eines Moduls „Konfigurationsdaten“<br />
der Emulation bereitgestellt werden. Ausgehend <strong>von</strong> den<br />
Konfigurationsdaten kann ein Logikgenerator, welcher<br />
Zugriff auf die zu verwendenden Bausteine hat, die Applikationen<br />
(die Funktionsbausteine und deren Verknüpfungen)<br />
nachbilden.<br />
Die Funktionsbausteine werden über eine spezifizierte<br />
und damit eindeutige Software-Schnittstelle bereitgestellt,<br />
sodass diese erkannt und für die Emulation verwendet<br />
werden können. Hierfür wird eine Plug-in-Architektur<br />
gewählt, da diese eine spätere Erweiterung der<br />
Bausteinbibliothek erlaubt.<br />
Die zuvor generierte Applikation wird anschließend<br />
auf einer Logik-Engine ausgeführt. Diese stellt ihrerseits<br />
die benötigten Kommunikationsschnittstellen bereit.<br />
Eine generische Schnittstelle, die üblicherweise zur<br />
Kopplung zum Leitsystem und zur Anbindung des HMI<br />
verwendet wird, ist OPC. Da OPC standardisiert ist, kann<br />
diese generisch implementiert werden und ist damit<br />
mehr oder minder unabhängig vom angebundenen Leitsystem<br />
oder OPC-Server.<br />
Eine Abstraktion der busspezifischen Schnittstelle,<br />
welche zur Anbindung an das Engineering-Werkzeug<br />
verwendet wird, sorgt für einfachen Austausch des Busprotokolls,<br />
ohne dass der Emulator dafür verändert werden<br />
muss. Die abstrakte Schnittstelle kann <strong>von</strong> nahezu<br />
beliebigen Systemen implementiert werden und somit<br />
lässt sich der Emulator anpassen und einfach verändern.<br />
Im Falle des Foundation-Fieldbus-Emulators wird als<br />
Kommunikationsprotokoll Foundation-Fieldbus-HSE<br />
verwendet, da dieses auf normaler Rechner-Hardware<br />
mit Ethernetschnittstelle verwendet werden kann.<br />
Während des Betriebs ist letztlich die Logik-Engine<br />
dafür zuständig, die Eingangswerte zu lesen und die Ausgangswerte<br />
zu schreiben. Dazwischen werden die Applikationen<br />
ausgeführt, welche die Änderungen der Ausgänge<br />
hervorrufen. Dies kann zyklisch und asynchron<br />
geschehen, je nach Implementierung des Bussystems und<br />
dessen Anforderungen. Für Foundation Fieldbus ist eine<br />
zyklische Ausführung vorgesehen, welche entsprechend<br />
der Applikationen und deren Zykluszeiten abläuft.<br />
Die Anbindung an die Steuerungsemulation wird<br />
mittels OPC realisiert. Oft sind Softcontroller in der<br />
Lage, einen OPC-Server mit Werten zu versorgen. Des<br />
Weiteren werden die ausgetauschten Signale als OPC-<br />
Werte bereitgestellt, sowohl auf Steuerungsseite, als<br />
auch auf Feldbusseite. Ein Mapping, gewöhnlich in den<br />
Engineering Werkzeugen durchgeführt, wird verwendet,<br />
um eine Konfiguration bereitzustellen. Hierdurch<br />
müssen nur geänderte OPC-Signale bei der Gegenstelle<br />
aktualisiert werden, welches durch einen OPC-Client<br />
einfach zu realisieren ist. Ein Beispiel wird in Bild 6<br />
dargestellt. Wenn sich der Wert des Signals „Signal 2<br />
FF“ verändert, wird bei der Gegenstelle „Signal 2“ mit<br />
aktualisiertem Wert geschrieben.<br />
2.2 Entwicklung der Funktionsbausteine<br />
Als Herz des Emulators ist die Logik selbst anzusehen.<br />
Die Funktionsbausteine müssen dem Emulator bekannt<br />
gegeben werden. Des Weiteren muss ein Konzept zur maximalen<br />
Wiederverwendung bereits implementierter<br />
Funktionalität entworfen werden. Grundsätzlich können<br />
zwei Ansätze betrachtet werden:<br />
1 | Portierung <strong>von</strong> Bausteinen echter Geräte – das<br />
Portieren der Bausteine eines oder mehrerer echter<br />
Geräte ist eine Variante, um die Logik bereitzustellen.<br />
Die Bausteine müssen vom Feldgerät auf<br />
einen Standard-PC portiert werden. Hierbei ergibt<br />
46<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
Bild 5: Konfigurationsdaten<br />
für eine FF-Applikation<br />
FB<br />
Block<br />
Alarm<br />
Mode<br />
Optional Invert<br />
Output Track<br />
Setpoint<br />
Simulate<br />
Simulate_D<br />
Convert<br />
Cutoff<br />
Filter<br />
Output<br />
BG X X X X X X X<br />
CS X X X X X X<br />
PD X X X X X<br />
PID X X X X<br />
AI X X<br />
DI X X X X X X<br />
ML X X X X X X<br />
Bild 6<br />
Bild 7: Mehrfach verwendete interne FB-Funktionalität (Ausschnitt)<br />
Bild 6:<br />
Konfigurationsdaten für<br />
eine FF-Applikation<br />
OPC Server Steuerung<br />
Signal 1<br />
OPC Client<br />
Mapping<br />
Signal 1 à Signal 1 FF<br />
OPC Server FF<br />
Signal 1 FF<br />
Signal 2<br />
Signal 2 ß<br />
Signal 2 FF<br />
Signal 2 FF<br />
sich der Vorteil, dass die Logik bereits ausgiebig<br />
getestet und im Einsatz ist – es wird auf bewährte<br />
Funktionalität zurückgegriffen. Ein Nachteil ist<br />
die Hardwareabhängigkeit. Die Bausteine lassen<br />
sich schwer aus ihrer nativen Umgebung auf einen<br />
Standard-PC portieren, da die Implementierung<br />
stark an die Hardware gebunden ist. Hierdurch<br />
entsteht ein hoher Aufwand.<br />
2 | Nachbauen der Funktionalität in speziellen Klassen<br />
– die spezifizierte Funktionalität der Bausteine<br />
lässt sich nachbauen. Hierbei kann der Entwickler<br />
<strong>von</strong> vorneherein auf Hardwareabhängigkeit achten,<br />
was eine einfachere Entwicklung und Einbettung<br />
in den Emulator zur Folge hat. Der Nachteil liegt<br />
darin, dass die neuen Bausteine nicht im realen<br />
Einsatz sind und deshalb nicht sicher ist, dass diese<br />
entsprechend der FF-Spezifikation implementiert<br />
wurden. Um dies sicherzustellen, sind umfangreiche<br />
Tests nötig.<br />
Prinzipiell können beide Verfahren verwendet werden,<br />
weshalb auch das Integrationskonzept beide Verfahren<br />
unterstützt. Für die Neuentwicklung der Bausteine werden<br />
jedoch entsprechende vereinfachende Maßnahmen<br />
mit einbezogen, da große Teile in mehreren Bausteinen<br />
Verwendung finden, siehe Bild 7.<br />
Da sich beide Verfahren auch in Kombination anwenden<br />
lassen, wird im Folgenden ein objektorientiertes<br />
Konzept vorgestellt, welches offen für Integration ist und<br />
Templates für mehrfach verwendete Funktionalität bereitstellt.<br />
Implementierung und Integration der Bausteine<br />
Nachbauten <strong>von</strong> Bausteinen können unter Verwendung<br />
der mehrfach genutzten internen Bausteine, vergleiche<br />
Bild 7, verhältnismäßig einfach entwickelt werden.<br />
Hierfür wird zunächst eine Templatebibliothek implementiert,<br />
welche mehrfachgenutzte interne Bausteine,<br />
wie Filter, Alarm Handling oder Skalierung, bereitstellt.<br />
In dieser Bibliothek müssen auch die FF-spezifischen<br />
Datentypen (Strukturen) implementiert werden,<br />
um diese den Bausteinen bekanntzugeben. Ein neuer<br />
Baustein kann <strong>von</strong> dieser Klasse erben und erwirbt damit<br />
die gesamte Grundfunktionalität, die er mit anderen<br />
Bausteinen gemeinsam hat.<br />
Der Baustein kann anschließend wie ein Puzzle zusammengesetzt<br />
werden und um die spezifische Funktionalität,<br />
siehe Bild 8, zum Beispiel den Steueralgorithmus,<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
47
Hauptbeitrag<br />
erweitert werden. Auf diese Art und Weise lassen sich<br />
sehr effizient weitere Bausteine nachbauen. Bild 9 zeigt,<br />
wie die implementierten oder portierten Bausteine dem<br />
Emulator bekanntgegeben werden. Die Schablone reicht<br />
die Plug-in-Schnittstelle zum Baustein weiter und dieser<br />
implementiert die spezifizierte Funktionalität. Die Funktionalität,<br />
die der Funktionsbaustein implementiert, ist<br />
im Wesentlichen der Ablauf der einzelnen internen Blöcke<br />
in einer vorgegebenen Funktion. Des Weiteren stellt<br />
der Funktionsbaustein Managementfunktionalität, wie<br />
zum Beispiel den Namen des implementierten Bausteintyps<br />
sowie eine typspezifische Identifikation, bereit.<br />
Wie aus Bild 9 ersichtlich, lassen sich auch herstellerspezifische<br />
Bausteine sehr einfach integrieren. Sie können<br />
<strong>von</strong> bereits implementierten Standardbausteinen<br />
abgeleitet und um die zusätzliche Funktionalität erweitert<br />
werden. Hierdurch sind auch diese, wenn die erweiterte<br />
Funktionalität bekannt ist, sehr einfach in den<br />
Emulator einzubetten.<br />
Auflösen der Hardwareabhängigkeit<br />
Die Hardwareabhängigkeit, beziehungsweise die Abhängigkeit<br />
<strong>von</strong> den Transducer-Blöcken, ist in der Emulation<br />
aufzulösen. Die Transducer-Bausteine sind<br />
schwer nachzubauen, da diese direkt auf die Hardware<br />
zugreifen und die physikalischen Werte direkt schreiben<br />
oder lesen.<br />
Deshalb werden die Transducer-Bausteine zunächst<br />
<strong>von</strong> den Funktionsbausteinen gelöst. Die Emulation enthält<br />
lediglich die Logikbausteine, siehe Bild 10, da nur<br />
diese für den Logiktest relevant sind.<br />
Eingangs- und Ausgangsbausteine bieten bereits spezifizierte<br />
Simulationsparameter. Deshalb liegt es nahe,<br />
diese zur Simulation der physikalischen Werte zu benutzen.<br />
Für die Ausführung des FAT ohne ein Prozessmodell<br />
(Handsimulation) ist dies die zu bevorzugende Lösung.<br />
Wenn allerdings ein Prozessmodell angebunden<br />
wird, sind die Kanäle, die normalerweise vom Transducer-Baustein<br />
beschrieben werden, vom Prozessmodell zu<br />
Bild 9<br />
Bild 8<br />
Funktionsbausteinschablone<br />
Logikgenerator<br />
Logik-Engine<br />
Filter<br />
Skalie<br />
rung<br />
PID Baustein<br />
Plug-In Schnittstelle<br />
FB Schablone<br />
Output<br />
Setpoint<br />
IN<br />
CAS_IN<br />
Spezifischer<br />
Algorithmus<br />
Setpoint<br />
Skalie<br />
rung<br />
Output<br />
OUT<br />
Zusammengesetzt<br />
aus Schablone und<br />
durch spezifische<br />
Funktionalität<br />
erweitert<br />
PID<br />
Portiert <strong>von</strong> einem<br />
echten Baustein +<br />
Schnittstelle<br />
Implementiert<br />
PID –<br />
ABB1<br />
Vererbung der<br />
Standardfunktionalität<br />
und mit Spezifika<br />
erweitert<br />
AI<br />
AI –<br />
Metso<br />
AO<br />
AO –<br />
ABB<br />
Bild 8: Schablonenkonzept zur Implementierung<br />
neuer Bausteine<br />
Bild 10<br />
Bild 9: Bereitstellen der implementierten Bausteine<br />
Trancducer-Block<br />
Sensor<br />
AI<br />
PID<br />
Bild 11<br />
AO<br />
Trancducer-Block<br />
Aktuator<br />
Bild 10: Auflösen der<br />
Hardwareabhängigkeit<br />
Simulation<br />
AI<br />
Prozess-<br />
Prozessmodellein/ausganmodel-<br />
ng<br />
AO<br />
Transducer<br />
Simulate<br />
Out<br />
Handsimulation<br />
Transducer<br />
Simulate<br />
Out<br />
BKCAL_OUT<br />
Bild 11: Anbindung<br />
an Prozessmodell<br />
oder Handsimulation<br />
48<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
eschreiben. Auch hierfür gibt es in der FF-Spezifikation<br />
beschriebene Parameter, die zur Anbindung zu nutzen<br />
sind, siehe Bild 11. Das heißt, jeder simulierte E/A-Baustein<br />
bietet intern einen Kanal, der zur Anbindung an<br />
das Prozessmodell verwendet wird.<br />
Fazit<br />
Prozesssimulation verknüpft mit einer SoftSPS ist nicht<br />
mehr ausreichend zum dynamischen Test einer Anlage.<br />
Je leistungsfähiger die Feldbusse werden, desto wichtiger<br />
werden Logikemulatoren. Der beschriebene Ansatz<br />
zur Emulation <strong>von</strong> Foundation-Fieldbus-Control-in-the-<br />
Field-Logik zeigt ein modulares Konzept, das zur Emulation<br />
<strong>von</strong> FCS benutzt werden kann. Die Foundation-<br />
Fieldbus-spezifischen Module sind dabei so gehalten,<br />
dass diese einfach ausgetauscht werden können, wo-<br />
durch das Konzept sehr flexibel ist. Zusätzlich werden<br />
objektorientierte Methoden zur einfachen Implementierung<br />
<strong>von</strong> und Erweiterbarkeit durch neue Logikbausteine<br />
vorgestellt.<br />
Die Emulation des Gesamtsystems verspricht eine<br />
Qualitätssteigerung im Engineering. Gesamtsysteme<br />
können Mithilfe <strong>von</strong> Prozesssimulation, Softcontrollern<br />
und FCS-Logikemulatoren ganzheitlich getestet<br />
werden, wodurch sich die Fehlerfindung im FAT erheblich<br />
vereinfacht. Fehler können bereits in frühen Engineering-Phasen<br />
erkannt und behoben werden, sodass<br />
die <strong>Inbetriebnahme</strong> verkürzt und damit die Kosten<br />
gesenkt werden.<br />
Manuskripteingang<br />
30.11.2011<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Autoren<br />
Referenzen<br />
Dipl.-Ing. (FH)<br />
Mario Hoernicke<br />
(geb. 1984) ist wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter des<br />
ABB Forschungszentrums<br />
Deutschland. Sein Hauptinteresse<br />
gilt der Entwicklung<br />
neuer und innovativer<br />
Engineering konzepte,<br />
unter anderem im Bereich Emulation <strong>von</strong><br />
Leitsystemfunktionen und Subsystemen, sowie<br />
der Automation des Engineerings.<br />
ABB AG Forschungszentrum,<br />
Wallstadterstr. 59, D-68526 Ladenburg,<br />
Tel. +49 (0) 6203 71 62 66,<br />
E-Mail: mario.hoernicke@de.abb.com<br />
Dipl.-Ing. Philipp Bauer<br />
(geb. 1984) ist wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am<br />
Lehrstuhl für Automatisierungstechnik<br />
der TU<br />
Kaiserslautern. Im Rahmen<br />
seiner Forschungstätigkeit<br />
beschäftigt er sich mit<br />
Effizienzsteigerung mittels<br />
Gebäudeautomation und der generischen<br />
Erzeugung <strong>von</strong> Steuerungsalgorithmen für<br />
Energiesysteme in kleineren Gebäudeeinheiten.<br />
TU Kaiserslautern,<br />
Erwin-Schrödinger-Straße 12,<br />
D-67663 Kaiserslautern,<br />
Tel. +49 0) 631 2 05 43 10, E-Mail: bauer@eit.uni-kl.de<br />
[1] O’Brien, L.: The Business Value Proposition of Control in the Field.<br />
ARC Advisory Group, White Paper, 2009<br />
[2] Young, B., Hill, D., Miller, P.: Distributed Control Systems Worldwide<br />
Outlook – Market Analysis and Forecast through 2015. ARC Advisory<br />
Group, ARC Report, 2011<br />
[3] Georgiev, B.: Field Control Systems. Proceedings of Process Control,<br />
2004 – The sixth international scientific, technical conference,<br />
S. 244-256 (http://www.kar.elf.stuba.sk/~georgiev/)<br />
[4] Berge, J.: Fieldbus for Process Control: Engineering, Operation and<br />
Maintenance. ISA, North Carolina, 2004<br />
[5] Sato, H: The Recent Movement of Foundation Fieldbus Engineering.<br />
SICE Annual Conference in Fukui, 2003, S. 1134-1137<br />
[6] ABB Fieldbus Builder Foundation Fieldbus:<br />
(http://www.abb.de/product/seitp334/0cbf7a688713e846c12571bc0050<br />
20c0.aspx?productLanguage=ge&country=DE&tabKey=4)<br />
[7] Barth, M.: Automatisch generierte Simulationsmodelle verfahrenstechnischer<br />
Anlagen für den Steuerungstest. Dissertation an der<br />
Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg,<br />
Institut für Automatisierungstechnik, Fortschritt-Berichte VDI,<br />
Reihe 20, 2011<br />
[8] Brandao, D., da Cunha, M.J., Pinotti Jr., M.: Fieldbus Control System<br />
Project Support Tool based on Experimental Analysis and Modeling<br />
of Communication Bus. IEEE International Conference on Industrial<br />
Technology (ICIT), 2004, Volume 2, S. 787-792<br />
[9] Heimberg, R.: Die Digitale Fabrik erhält Einzug in die Prozessindustrie<br />
– visuelle Entscheidungssysteme im Anlagenbau. Digital Plant<br />
Kongress, Oktober 2011<br />
[10] Hoernicke, M., Weemes, P., Hanking, H.: The fieldbus outside the field<br />
– Reducing commissioning effort by simulating Foundation Fieldbus<br />
with SoftFF. ABB Review, Volume 1, 2012, Zürich, S. 55-60<br />
(http://www.abb.com/cawp/abbzh254/699bd5d4cb7e7706c1256dab<br />
003085da.aspx)<br />
[11] IEC61131-3: Programmable Controllers – Part 3: Programming<br />
Languages. Edition 2.0, 2003<br />
[12] Foundation Fieldbus: Foundation Specification – Function Block<br />
Application Process. Part 2, FF-891, FS1.8, 2008<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
49
hauptbeitrag<br />
Anbau <strong>von</strong> Stellungsreglern<br />
an pneumatische Antriebe<br />
Eine vergleichende Bewertung aus Herstellersicht<br />
Im Zusammenspiel der Feldgeräte in der Prozesstechnik spielt der Anbau der Stellungsregler<br />
an pneumatische Antriebe eine wichtige Rolle. Der Stand der Technik wird durch die<br />
Fortschreibung der VDI/VDE 3847 dokumentiert, aber ebenso durch proprietäre Entwicklungen<br />
mit neuen Konzepten. Ein Anbau ohne Verrohrung zwischen Stellungsregler und<br />
Antrieb sowie die Verwendung <strong>von</strong> berührungslosen Sensoren kennzeichnen Entwicklungsschritte<br />
auf dem Weg, die Verfügbarkeit zu verbessern. Dieser Beitrag beschreibt den<br />
Stand der Technik und bewertet verschiedene Lösungen anhand ihrer Lebenszykluskosten.<br />
SCHLAGWÖRTER Stellgeräte / Automatisierung / Stellungsregleranbau / Integrierter<br />
Anbau / VDI/VDE 3847<br />
Positioner attachment to pneumatic actuators –<br />
A comparative study from a manufacturer's point of view<br />
In process engineering, the attachment of positioners to pneumatic actuators is of great<br />
importance. Progress in this field is evident in the revision of VDI/VDE 3847 as well as in<br />
proprietary developments based on new approaches. Attachment without piping between<br />
positioner and actuator and the use of non-contact sensors mark the development towards<br />
improved reliability. In this article, we describe the state of the art and assess various<br />
solutions based on their life cycle costs.<br />
KEYWORDS Control valves / automation / inegral positioner attachment / positioner<br />
attachment / VDI/VDE 3847<br />
50<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
Thomas Karte, Jörg Kiesbauer, Karl-Bernd Schärtner,<br />
Frank Valentin-Rumpel, Samson<br />
Stellgeräte in Prozessanlagen mit Regel- und Absperrkreisen<br />
beeinflussen die Stoffströmung<br />
entsprechend den Sollwerten, die im Leitsystem<br />
oder dem übergeordneten Regler gebildet<br />
werden. Neben der Armatur, die in die Medienströmung<br />
eingreift, ist der – meist pneumatisch ausgeführte<br />
– Antrieb <strong>von</strong> Bedeutung sowie der Stellungsregler.<br />
Ein elektrisches Signal dient als Führungsgröße des<br />
Regelkreises, Stellgröße ist der Antriebsdruck, Regelgröße<br />
die Ventilstellung.<br />
Pneumatischer Antrieb und Stellungsregler sind nach<br />
heutigem Stand der Technik separate Geräte. Entsprechend<br />
der beschriebenen Funktion muss der Anbau eines<br />
Stellungsreglers an einen Antrieb neben der mechanischen<br />
Fixierung auch die Übermittlung der aktuellen<br />
Position des Antriebs gewährleisten sowie die Stellgröße<br />
Antriebsdruck übertragen.<br />
1. Anbau an Hubventile<br />
Geeignete Montagebedingungen werden durch die<br />
IEC 60534-6 [1] gewährleistet. Dieser <strong>von</strong> der Namur<br />
unter NE 04 [2] erarbeitete Standard sorgt für mechanische<br />
Kompatibilität zwischen Fabrikaten verschiedener<br />
Hersteller. In diesem Standard sind Geometrien für die<br />
Befestigung des Stellungsreglers am Ventiljoch sowie<br />
Befestigungspunkte an der Ventilstange für den Wegabgriff<br />
festgelegt. Leider wird diese Definition in mehreren<br />
Ländern unterschiedlich beachtet. Speziell in<br />
Ländern des angelsächsischen Sprachraums, sind viele<br />
Beispiele proprietärer – herstellerspezifischer – Anbauten<br />
zu finden.<br />
Im Bestreben nach höherer Anlagenverfügbarkeit und<br />
insbesondere, um die Gefahr <strong>von</strong> Unfällen zu mindern,<br />
wurde aufgrund spezieller Anfragen aus der Chemie<br />
Ende der 1980er-Jahre nach einer neuen Lösung gesucht.<br />
Als Schwachpunkte des etablierten Anbaus nach<br />
IEC waren Verletzungsgefahr durch offen liegende Hebel<br />
sowie Verschleiß und Beschädigung eben dieser<br />
Hebel identifiziert worden. Daneben spielte die komplexe<br />
Montage eine Rolle, die speziell unter schwierigen<br />
Bedingungen geschultes Personal erfordert. Als Antwort<br />
auf dieses Anliegen hat sich der integrierte Anbau<br />
seit etwa 1990 durchgesetzt und ist inzwischen in hohen<br />
Stückzahlen im Feld verbreitet. Bild 1 zeigt die<br />
ehemals patentierte Lösung <strong>von</strong> Samson. Dieser Anbau<br />
wird geschätzt, technische Schwachpunkte sind nicht<br />
bekannt. In der Praxis existieren Anbauten an diese<br />
Ausführungsform des Ventiljochs beziehungsweise Antriebs<br />
<strong>von</strong> namhaften Fabrikanten <strong>von</strong> Stellungsreglern<br />
Nachbauten <strong>von</strong> Joch oder Antrieb durch Ventilhersteller<br />
sind nicht bekannt.<br />
Der „Anbau Samson integriert“ realisiert einen aufeinander<br />
abgestimmten Entwurf der Mechanik <strong>von</strong> Antrieb<br />
und Stellungsregler. Die wesentlichen Merkmale:<br />
Montage des Stellungsreglers mit nur zwei Schrauben<br />
nahe an der Antriebsstange: Dies ergibt eine stabile,<br />
vibrationsfeste Verbindung. Die Notwendigkeit zur<br />
Justage durch genaue Positionierung des Stellungsreglers<br />
entfällt, weil die Geometrien entsprechend<br />
ausgelegt sind.<br />
Integrierte Luftführung <strong>von</strong> Stellungsregler zu Antrieb<br />
ohne Verrohrung: Dies geschieht durch einen<br />
Block, der gleichzeitig zur Aufnahme eines Magnetventils<br />
vorbereitet ist. Die als Hilfsenergie zugeführte<br />
Druckluft wird auf diesen Anschlussblock aufgelegt;<br />
dadurch kann der Stellungsregler einfach gewechselt<br />
werden, ohne Arbeiten an der Verrohrung<br />
durchführen zu müssen. Die Wahl der Wirkrichtung<br />
ist ebenfalls über den Block konfigurierbar und führt<br />
dadurch zu einer Standardisierung der benötigten<br />
Komponenten. Ein Druckminderer/Filter lässt sich<br />
einfach anflanschen.<br />
Kopplung des Wegabgriffs über einen an der Antriebsstange<br />
befestigten Mitnehmer, dessen Position<br />
durch einen federbelasteten Hebel erfasst wird: Diese<br />
montagefreundliche Verbindung (kein Stecken)<br />
hat sich als vibrations- und verschleißresistent erwiesen.<br />
Standardisierte Geometrien vereinfachen<br />
eine Einstellung <strong>von</strong> Nullpunkt und Spanne.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
51
Hauptbeitrag<br />
Bild 1:<br />
Anbau Samson<br />
integriert<br />
Bild 3: Vorgaben der VDI/VDE 3847<br />
für den Anbau an Drehstellventile<br />
Bild 2: Anbau Samson integriert (oben)<br />
und Anbau nach VDI/VDE 3847 (unten)<br />
Bild 4: Anbau des<br />
intelligenten Grenzsignalgebers<br />
<strong>von</strong> Samson<br />
Vollständige Kapselung des Abgriffraums verhindert<br />
jegliche Beschädigung <strong>von</strong> außen und eliminiert die<br />
Verletzungsgefahr, wie <strong>von</strong> der Maschinenrichtlinie<br />
gefordert. Die Spülung des Abgriffraums und der die<br />
Federn enthaltenden Antriebskammer mit Instrumentenluft<br />
(Beschleierung) soll Korrosion vermeiden.<br />
Nicht nur die Mechanik der Schnittstelle ist <strong>von</strong> Bedeutung.<br />
In Verbindung mit einem intelligenten Stellungsregler<br />
ergibt sich eine einfache Montage und <strong>Inbetriebnahme</strong>:<br />
Stellungsregler verschrauben, Luft und elektrische<br />
Verbindung auflegen, Selbstabgleich per Knopfdruck<br />
durchführen – auch Personal ohne spezielle Einweisung<br />
kann bei dieser Prozedur mit schnellen, reproduzierbaren<br />
und zuverlässigen Einstellungen aufwarten.<br />
Im Gegenzug profitiert der Stellungsregler <strong>von</strong> der<br />
genauen, spielfreien Übermittlung der Wegposition.<br />
Der Drosselkörper im Stellgerät kann auf wenige<br />
0,1-%-Genauigkeit positioniert werden. Eine Wegmessung<br />
dieser Güte ist für die Dynamik der Regelung<br />
und insbesondere für die Diagnose bedeutend.<br />
Die VDI/VDE 3847 [3], [4], seit 2003 in Kraft, versucht den<br />
Normungsstand diesem Stand der Technik anzupassen<br />
[5], [6]. Es wurde eine Anbaufläche mit Punkten zur mechanischen<br />
Befestigung und zur Realisierung der pneumatischen<br />
Verbindungen an einfach- und doppeltwirkende<br />
Stellungsregler definiert. Bezüglich Wegmessung wurden<br />
für Hubantriebe die Befestigungspunkte an der Ven-<br />
52<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
tilstange gemäß IEC 60534-6 übernommen, für<br />
Schwenkantriebe ist die Geometrie nach VDI/VDE 3845<br />
vorgesehen. Damit ist eine genaue Definition der Ankoppelung<br />
der Wegrückmeldung ausgespart, die realisierten<br />
Lösungen sind jeweils herstellerspezifisch. Dies zieht einen<br />
entsprechenden Montageaufwand nach sich, wenn<br />
beim Wechsel des Stellungsreglers ein anderes Fabrikat<br />
eingesetzt wird. Seit Januar 2011 existiert ein Vorschlag<br />
des VDI/VDE-GMA FA 4.14, der als zusätzliche Option<br />
einen pneumatischen Absperrhahn für den Wechsel im<br />
laufenden Betrieb vorsieht. Bild 2 zeigt schematisch eine<br />
Gegenüberstellung der beiden Varianten Anbau Samson<br />
integriert und Anbau nach VDI/VDE 3847 für Hubventile.<br />
1.1 Anbau an Drehstellventile<br />
Die Vorgaben der VDI/VDE 3847 für den Anbau an Drehstellventile<br />
zeigt Bild 3. Es sind Befestigungsflächen, Verschraubungspunkte<br />
sowie die relative Lage der Drehachse genormt.<br />
Eine integrierte Luftführung ist möglich. Durch diese Vorgaben<br />
wird wiederum ein Wechsel verschiedener Stellungsreglerfabrikate<br />
bezüglich Montage des Gehäuses problemlos<br />
ermöglicht. Der spezielle Anbau der Wegrückmeldung an<br />
die Drehachse muss aber – wie im Falle der Hubventile dargelegt<br />
– herstellerspezifisch vorgenommen werden.<br />
Seit 2009 ist speziell für Drehstellventile mit Schwenkantrieben<br />
eine weitere, wiederum proprietäre Lösung<br />
verfügbar [7]. Bild 4 zeigt einen intelligenten Grenzsignalgeber,<br />
der Magnetventil, Endlagenschalter (beziehungsweise<br />
deren elektronische Nachbildung) sowie<br />
Wegsensorik beinhaltet. Der Wegabgriff erfolgt nun berührungslos,<br />
ein am Antriebsschaft befestigter Magnet<br />
wirkt auf einen im vollständig gekapselten Gehäuse<br />
befindlichen Sensor. Die Luftführung geschieht durch<br />
die Oberseite des speziell gebohrten Antriebes direkt in<br />
den Grenzsignalgeber. Damit ist die Montage nun nochmals<br />
vereinfacht: Adapterplatte ohne jegliche Ausrichtung<br />
oder Montage aufschrauben, Magnet in beliebiger<br />
Stellung an die Antriebswelle schrauben, Grenzsignalgeber<br />
aufsetzen, automatischen Abgleich starten, fertig.<br />
1.2 Vergleich der Varianten<br />
Tabelle 1 stellt diese fünf Anbauvarianten gegenüber. Hiermit<br />
soll summarisch ein Vergleich der verschiedenen Möglichkeiten<br />
gezogen werden. Die Bewertung ist exemplarisch<br />
zu sehen, sie kann durchaus in einer gegebenen Anlage<br />
oder Anwendung oder auch für ein spezielles Fabrikat<br />
ein unterschiedliches Resultat ergeben. So wird zum Beispiel<br />
unter Standardanbau nach IEC 60534-6 das Merkmal<br />
„berührungsloser Abgriff“ als nicht verfügbar gewertet, da<br />
die Norm über ein Lochbild hinaus die Ausführung des<br />
Anbaus nicht festlegt. Sehr wohl kann ein spezielles Fabrikat<br />
eines Stellungsreglers aber einen berührungslosen<br />
Abgriff aufweisen. Als wesentlich wird die Auflistung der<br />
Kriterien für eine mögliche Bewertung gesehen.<br />
Stichwortartig sollen im Folgenden einige Hinweise zu<br />
den Beurteilungskriterien gegeben werden:<br />
Verschleißarm: Kann der Positionsstift der Wegrückmeldung<br />
im Gegenlager einschleifen, Schutz des<br />
Anbauraumes vor Umgebungsatmosphäre<br />
Montagefreundlich/Montagefehler: muß der Stellungsregler<br />
bei Montage positioniert werden, Einführung Positionsstift<br />
der Wegrückmeldung in Langloch notwendig,<br />
Montage einer Feder um Spielfreiheit zu erreichen<br />
Luftleitung falsch montiert: Verrohrungsfehler, der zum<br />
Beispiel Leckage verursacht, mechanische Verspannung<br />
durch fehlerhafte Einpassung Verbindungsrohr<br />
Empfindlichkeit gegen Vibrationen: Kraftführung der<br />
Verschraubung, Spiel in der Anlenkung des Positionsstiftes<br />
der Wegrückmeldung<br />
Verschmutzte/Korrosive Umgebung/Feuchte: Grad<br />
der Kapselung, Schutz vor mechanischen Einflüssen,<br />
Schutz vor Umgebungsatmosphäre durch Spülluft<br />
Temperatureinfluss: Vereisungsgefahr<br />
2. Lebenszykluskosten<br />
Um die Attraktivität einer der Lösungen zu beurteilen, ist<br />
eine Analyse der Kosten im gesamten Lebenszyklus [7]<br />
einer Anlage unerlässlich. Die wichtigsten Kriterien für<br />
die einzelnen Phasen sind in Tabelle 2 dargestellt.<br />
Im Einzelfall müssen diese Kriterien weiter differenziert<br />
werden. Insbesondere ist für den Reparaturfall die<br />
Vorgabe wichtig, ob bei Gerätetausch das gleiche Modell<br />
eingesetzt werden oder die Option für ein anderes Fabrikat<br />
offen gehalten werden soll. Diese Fragestellung<br />
wiederum muss im Kontext bewertet werden:<br />
Anzahl eingesetzter Ventiltypen: Besteht die freie<br />
Auswahl oder existiert eine Einschränkung auf wenige<br />
Modelle zum Beispiel durch Standardgerätelisten?<br />
Anzahl eingesetzter Stellungsreglerfabrikate: Gestattet<br />
das Leitsystem den Einsatz eines anderen Fabrikates<br />
beziehungsweise wie hoch ist der Änderungsaufwand?<br />
Als Szenarien sind Neuanlagen <strong>von</strong> Altanlagen zu unterscheiden.<br />
2.1 Neuanlagen<br />
Unter dem Gesichtspunkt der Investitionskosten und<br />
unter dem Aspekt der Zuverlässigkeit ist es vorteilhaft,<br />
das komplette Stellgerät mit Antrieb, Stellungsregler und<br />
gegebenenfalls anderen Anbauteilen als vormontierte<br />
und geprüfte Einheit <strong>von</strong> einem Hersteller zu beschaffen.<br />
Für den Stellungsregler ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass für<br />
eine Anlage durchgängig eine Bauart eingesetzt wird.<br />
Bei der Auswahl eines Stellgerätes sind auch die späteren<br />
Phasen des Lebenszyklus – Betrieb und Reparaturfall –<br />
zu berücksichtigen, das Augenmerk muss auf höchster<br />
Verfügbarkeit liegen. Dadurch dürfte das Ereignis Reparaturfall<br />
selten auftreten. Falls aber doch mal ein Stellungsregler<br />
ausgewechselt werden muss, ist anzunehmen,<br />
dass als Ersatzgerät wieder die schon verbaute<br />
Bauart gewählt wird.<br />
2.2 Altanlagen<br />
Bei einer Altanlage ist es denkbar, dass unterschiedliche<br />
Typen <strong>von</strong> Stellungsreglern und Armaturen im Einsatz<br />
sind. Generell bestehen folgende Handlungsoptionen:<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
53
Hauptbeitrag<br />
Legende<br />
nv Merkmal nicht verfügbar<br />
X Merkmal vorhanden<br />
0 Neutral<br />
+ positiv<br />
+ + sehr positiv<br />
*1 Abhängig vom Stellungsreglerfabrikat<br />
Anbaugerät<br />
Stellungsregler Stellungsregler Stellungsregler Grenzsignalgeber<br />
IEC 60534-6 VDI 3847 Samson<br />
Integriert<br />
Konzept<br />
Intelligenter<br />
Grenzsignalgeber<br />
Luftführung<br />
Luftführung Antrieb - Stellungsregler<br />
verrohrungsfrei durch Anflanschen<br />
nv X X X<br />
Antriebsbeschleierung *1 optional optional X<br />
Beschleierung Hubabgriff nv nv X nicht relevant<br />
Verblockung möglich nv optional nv nv<br />
Ventilstellungsabgriff<br />
Berührungslos nv nv nv X<br />
Montagefreundlich 0 + + + + +<br />
integriertes Magnetventil *1 *1 optional X<br />
externes Magnetventil ohne Verrohrung<br />
anflanschbar<br />
nv X X X<br />
Druckminderer ohne Verrohrung<br />
anflanschbar<br />
nv nv X nv<br />
Filter ohne Verrohrung anflanschbar nv nv X nv<br />
Manometeranschluss *1 *1 optional nv<br />
Fehlersicherheit<br />
Montagefehler mechanischer Anbau 0 + + + + +<br />
Luftleitung Antrieb zu Stellungsregler<br />
falsch montiert<br />
0 0 + + + +<br />
Empfindlichkeit gegen Vibrationen 0 + + + + +<br />
Verschmutzte Umgebung 0 0 + + + +<br />
Korrosive Umgebung 0 0 + + + +<br />
Umgebungstemperatur 0 0 + + +<br />
Feuchte 0 0 + + + +<br />
Verschleißarm 0 0 + + +<br />
Tabelle 1: Vergleich der Anbauvarianten<br />
Phase des Lebenszyklus<br />
Beschaffung<br />
Montage<br />
<strong>Inbetriebnahme</strong><br />
Betrieb<br />
Wartung<br />
Reparaturfall<br />
Geräteeigenschaft<br />
Investitionskosten<br />
Einfache, selbsterklärende Montage<br />
Selbstabgleich, Bedienerfreundlichkeit, Parametrierungsaufwand<br />
Verfügbarkeit, Robustheit, Zuverlässigkeit<br />
Robustheit, notwendige Wartung, Wartungsumfang<br />
Montageaufwand bei Wechsel, Aufwand für Parametrierung<br />
Tabelle 2: Kostenrelevante Geräteeigenschaften im Lebenszyklus<br />
54<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
Umrüstung auf IEC 60534-6, falls dieser Standard<br />
noch nicht eingehalten wird<br />
Umrüstung auf VDI/VDE 3847<br />
Umrüstung auf Schnittstelle Samson integriert<br />
Eine Nachrüstung aller Stellgeräte auf einen Standard erscheint<br />
wegen der hohen Investitionskosten unwahrscheinlich.<br />
Für den Reparaturfall gibt es zwei Möglichkeiten:<br />
Sind die Antriebe bereits nach IEC 60534-6 oder einem<br />
anderen Standard ausgerüstet, so ist ein Ersatz<br />
in gleicher Technologie zu erwägen.<br />
Bei spezieller, keinem Standard entsprechender Montage<br />
des Stellungsreglers (zum Beispiel bei Altgeräten)<br />
ist es vorteilhaft, auf eine Montageart gemäß<br />
einem der Standards überzugehen.<br />
Idealerweise lässt sich ein Stellungsreglerfabrikat mit<br />
Hilfe verschiedener Anbausätze für alle Optionen einsetzen<br />
(Bild 8).<br />
Bei der Bewertung der Variante Anbau Samson integriert<br />
helfen folgende Aspekte:<br />
Bild 5: Stellungsregler-Bauart 3730 <strong>von</strong> Samson<br />
Bild 6:<br />
Integration <strong>von</strong><br />
Stellungsregler<br />
und Antrieb für<br />
kleine Antriebe<br />
Bild 7: Anbau mehrerer Zusatzkomponenten<br />
an große Antriebe<br />
Im wichtigsten Kriterium Verfügbarkeit bietet der<br />
vollständig gekapselte und mit Instrumentenluft beschleierte<br />
Anbauraum wesentliche Vorteile. Wegen<br />
der hohen Kosten eines Anlagenstillstandes ist dieses<br />
Kriterium für Regelkreise ausschlaggebend. Noch<br />
wichtiger wird dieser Aspekt in sicherheitsgerichteten<br />
Kreisen. Die Einstufung dieser Kreise nach<br />
DIN EN 61511 (SIL) erfordert eine quantitative Bewertung<br />
der Ausfallwahrscheinlichkeit (PFD – Probability<br />
of failure on demand).<br />
Bezüglich der Investitionskosten ist diese Lösung,<br />
insbesondere bei Lieferung aus einer Hand, etwa<br />
gleichauf mit einem Anbau nach IEC 60534-6, aber<br />
vorteilhaft gegenüber VDI/VDE 3847. Bei der letztgenannten<br />
Variante fällt insbesondere der hohe Materialaufwand<br />
ins Gewicht.<br />
Wird ein Stellungsregler ausgetauscht, aber nicht das<br />
Fabrikat gewechselt, so bietet der Anbau Samson integriert<br />
einfachste Voraussetzungen. Auch bei einem<br />
Anbau nach IEC 60534-6 ist durch den speziellen<br />
Montagesatz die Luftzufuhr am Anbausatz aufgelegt,<br />
und damit fallen keine Verrohrungsarbeiten an. Wird<br />
beim Austausch das Fabrikat des Stellungsreglers<br />
gewechselt, so ist eine Montage nach VDI/VDE 3847<br />
als herstellerübergreifende Norm vorteilhafter.<br />
3. Diagnose durch Stellungsregler<br />
Neben den direkten Kosten <strong>von</strong> Stellungsreglern und dem<br />
Anbau sind auch weitere Gesichtspunkte zu berücksichtigen.<br />
In einer hierarchisch gestaffelten Betrachtung der<br />
Lebenszykluskosten wären als nächstes die Kosten des<br />
Stellgerätes in der Anlage zu bewerten. Entsprechend [8]<br />
bietet die Stellungsreglerdiagnose einen Werkzeugkasten,<br />
um hier entscheidend einzugreifen. Dieses mächtige<br />
Werkzeug entfaltet seine volle Wirksamkeit dann, wenn<br />
Stellungsregler und Stellgerät <strong>von</strong> einem Hersteller kommen.<br />
Es geht dabei beispielsweise um die komplexen Möglichkeiten<br />
und Verfahren unter den Stichworten „Durchflussmessung<br />
durch das Stellgerät“, „Leckageüberwa-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012<br />
55
Hauptbeitrag<br />
Referenzen<br />
[1] IEC 60534-6<br />
[2] Namur-Empfehlung NE 04: Anbau <strong>von</strong> Stellungsreglern<br />
an Stellantrieben. September 2006<br />
[3] VDI/VDE 3847 Blatt 1: Stellgeräte für strömende Stoffe<br />
– Schnittstelle zwischen Stellgerät und Stellungsregler<br />
– Stellgeräte mit Hubantrieb. Juli 2003<br />
[4] VDI/VDE 3847 Blatt 2: Stellgeräte für strömende<br />
Stoffe – Schnittstelle zwischen Stellgerät und<br />
Stellungsregler – Stellgeräte mit Schwenkantrieb.<br />
September 2004<br />
[5] Bachmann, S.: Verbindungsfreudig und unkompliziert.<br />
P&A 7/2010<br />
[6] ARCA: „Herstellerneutraler rohrloser Stellungsregleranbau<br />
nach VDI/VDE 3847“, ARCA-ristics Nr. 63<br />
(12/2005)<br />
[7] Karte, T., Kiesbauer, J., Schärtner, K.-B.: Intelligenter<br />
Grenzsignalgeber für Auf/Zu-Armaturen in der<br />
Prozesstechnik. <strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische<br />
Praxis 5/2009<br />
[8] Kiesbauer, J., Vnucec, D.: Lebenszykluskosten <strong>von</strong><br />
Stellventilen – Neuer Ansatz zur Berechnung <strong>von</strong><br />
Ventilauslegungen. <strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische<br />
Praxis 11/2010<br />
[9] Kiesbauer, J., König, G.: Ganzheitliches Asset Management<br />
bei Stellgeräten. Industriearmaturen 4/2005<br />
[10] Kiesbauer, J., Erben, S.: Integration kommunikationsfähiger<br />
Stellgeräte in Leitsysteme, <strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische<br />
Praxis 8/2008<br />
chung durch Körperschallsensor“, „Verschleißermittlung“,<br />
ausführliche Darstellungen finden sich in [9].<br />
Erstaunlicherweise spielt diese Stimmigkeit zwischen<br />
Stellgerät und Stellungsregler bei Diskussionen über Neuanlagen<br />
nicht immer die entscheidende Rolle. Vielmehr<br />
überwiegt die Furcht, die Anbindung des Stellungsreglers<br />
an das übergeordnete Leitsystem könne bei Fabrikaten<br />
verschiedener Hersteller zu Inkompatibilitäten führen.<br />
Diese Schnittstelle zwischen Leitsystem und Feldgerät<br />
ist aber sehr detailliert genormt; es gilt die Vorgaben<br />
der einschlägigen Standards konsequent zu beachten.<br />
Hierfür betreiben einige namhafte Feldgerätehersteller,<br />
wie Samson oder Endress+Hauser, spezielle Laboratorien.<br />
Dort wird die Integration der Feldgeräte in verschiedene<br />
Leitsysteme getestet. Im Smart Valve Integration Center<br />
<strong>von</strong> Samson befassen sich die Ingenieure über Fragen der<br />
Kompatibilität hinaus intensiv mit der Anwendungstechnik,<br />
die Stichworte sind hier vor allem „Intelligentes<br />
Ventil“ und „Asset Management“ [10].<br />
4. Technische Abgrenzung<br />
Was lässt sich aus den bisherigen Ausführungen folgern?<br />
Ein mögliches Fazit könnte folgendermaßen gezogen<br />
werden: Bietet eine herstellerspezifische Lösung<br />
Vorteile bezüglich Verfügbarkeit, so hat dieses Argument<br />
übergeordnete Bedeutung gegenüber der Verwendung<br />
einer standardisierten Schnittstelle. Für alle nicht<br />
durch eine solche Lösung abgedeckten Einsatzfälle, wie<br />
zum Beispiel den Anbau an große Antriebe, stellt die<br />
VDI/VDE 3847 eine sinnvolle Ergänzung der IEC 60534- 6<br />
Autoren<br />
Dr. rer. nat. Thomas Karte (geb. 1955) beschäftigt<br />
sich bei der Samson AG mit der Anwendungstechnik<br />
elektropneumatischer Geräte. Er ist Mitglied im<br />
FA 6.13 der GMA-VDI/VDE und im DKE GK 914.<br />
Samson AG,<br />
Mess- und Regeltechnik,<br />
Weismüllerstr. 3, D-60314 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 40 09 20 86,<br />
E-Mail: tkarte@samson.de<br />
Dipl.-Ing. (FH) Karl-Bernd Schärtner<br />
(geb. 1950) ist Leiter der Entwicklung<br />
Pneumatik der Samson AG.<br />
Samson AG,<br />
Mess- und Regeltechnik,<br />
Weismüllerstr. 3, D-60314 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 40 09 13 20,<br />
E-Mail: kschaertner@samson.de<br />
Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer (geb. 1960) ist Mitglied<br />
des Vorstandes für Forschung und Entwicklung der<br />
Samson AG. Normungsaktivitäten: Working<br />
Group 9 Final Control Elements des IEC SC 65B,<br />
DKE K 963 Stellgeräte für strömende Stoffe sowie<br />
ISA SP 75 Control Valve Standards.<br />
Samson AG,<br />
Mess- und Regeltechnik,<br />
Weismüllerstr. 3, D-60314 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 40 09 13 00,<br />
E-Mail: drjkiesbauer@samson-ag.com<br />
Dipl.-Ing. (FH) Frank Valentin-Rumpel<br />
(geb. 1968) ist Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung<br />
Pneumatik der Samson AG und<br />
beschäftigt sich als Projektleiter mit der<br />
Entwicklung pneumatischer und elektropneumatischer<br />
Geräte.<br />
Samson AG,<br />
Mess- und Regeltechnik,<br />
Weismüllerstr. 3, D-60314 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 40 09 17 25,<br />
E-Mail: fvalentin@samson.de<br />
56<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
4 / 2012
dar. Wird das Verbesserungspotenzial für Antriebe und<br />
Anbaugeräte grundsätzlich betrachtet, gilt es, folgende<br />
Überlegungen zu berücksichtigen:<br />
Für kleine Anlagen, zum Beispiel im Technikumsmaßstab,<br />
sind die äußeren Abmessungen entscheidend.<br />
In äußerster Konsequenz verlangt dies die Integration<br />
<strong>von</strong> Stellungsregler und Antrieb (Bild 9). Das Stellgerät<br />
wird als Unit betrachtet, die Schnittstellen zur Außenwelt<br />
sind das 4–20-mA-Signal zur Einspeisung des Sollwertes<br />
(beziehungsweise ein entsprechendes Bussignal)<br />
und der Anschluss der Druckluft als Hilfsenergie. Bei<br />
zuverlässiger Konstruktion und hoher Verfügbarkeit<br />
stellt dies die optimale Lösung dar. Anders die Situation<br />
bei großen Antrieben: Hier kommen zusätzlich zum<br />
Stellungsregler Zusatzkomponenten wie Booster, Magnetventile,<br />
Schnellentlüfter und andere Anbaugeräte<br />
zum Einsatz. Einen solchen Aufbau zeigt Bild 10. Die<br />
Kosten für den Aufbau dieser Komponenten, die spezielle<br />
Verrohrung und die einzelnen Fittings übersteigen<br />
die Kosten eines Stellungsreglers bei weitem. Optimierungsmöglichkeiten<br />
ergeben sich unter anderem, wenn<br />
abgestimmte Komponenten verwendet werden, die beispielsweise<br />
durch Flanschverbindungen montiert werden<br />
könnten. Das Regelungskonzept müsste alle Komponenten<br />
berücksichtigen. Die Diagnose <strong>von</strong> Stellungsregler<br />
und Ventil als wichtigstes Handlungsfeld zur<br />
Erhöhung <strong>von</strong> Verfügbarkeit und Senkung der Wartungskosten<br />
wurde bereits erwähnt. Auch dieses Potenzial<br />
erschließt sich nur bei optimaler Anpassung aller<br />
Komponenten aufeinander.<br />
Zusammenfassung<br />
Der Standard VDI/VDE 3847 schließt teilweise zum Stand<br />
der Technik auf, wie er durch bereits verfügbare integrierte<br />
Antriebe vorgegeben ist. Er ergänzt vorhandene<br />
Lösungen sinnvoll. Aus der spezifischen Situation – wie<br />
zum Beispiel Altanlage, Neuanlage, Antriebsgröße, Ausfallverhalten<br />
der eingesetzten Feldgeräte, Logistiksituation<br />
– lässt sich durch Analyse der Lebenszykluskosten<br />
aus den vorhandenen Möglichkeiten die spezifisch beste<br />
Lösung auswählen. Demgegenüber erscheint eine flächendeckende<br />
Anwendung der VDI/VDE 3847 nicht optimal.<br />
Weitere Entwicklungen werden in Richtung Integration<br />
hin zu kompakten Stellgeräten und zur Minimierung<br />
<strong>von</strong> Schnittstellen gehen. Dabei gilt es, trotz verbesserter<br />
Technik und damit erhöhter Verfügbarkeit, die<br />
Kosten zu senken. Insbesondere bei sehr großen und sehr<br />
kleinen Antrieben existiert noch Optimierungspotenzial.<br />
Eine sinnvolle Normung ist hier schwer abzusehen. Es<br />
wird erwartet, dass herstellerspezifische Lösungen am<br />
ehesten der gestellten Aufgabe gerecht werden. Neben<br />
den mechanischen Schnittstellen bietet die Stellungsreglerdiagnose<br />
das entscheidende und oft gewichtigere<br />
Werkzeug zur Kostensenkung und Erhöhung der Verfügbarkeit.<br />
Insgesamt ergibt sich aus der Abstimmung <strong>von</strong><br />
Antrieb und Zusatzkomponenten ein höheres technisches<br />
und ökonomisches Potenzial als aus Standardisierung<br />
und Austauschbarkeit.<br />
Manuskripteingang<br />
08.11.2011<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Herausforderung<br />
Automatisierungstechnik<br />
Mit dem <strong>atp</strong>-award werden zwei Autoren der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> für<br />
hervorragende Beiträge ausgezeichnet. Ziel dieser Initiative<br />
ist es, Wissenschaftler und Praktiker der Automatisierungstechnik<br />
anzuregen, ihre Ergebnisse und Erfahrungen in Veröffentlichungen<br />
zu fassen und die Wissenstransparenz in der<br />
Automatisierungstechnik zu fördern. Teilnehmen kann jeder<br />
Autor der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht älter als<br />
35 Jahre ist. Nach Veröffentlichung eines Beitrags ist der Autor,<br />
wenn er die Bedingung erfüllt, automatisch im Pool. Die<br />
Auswahl des Gewinners übernimmt die <strong>atp</strong>-Fachredaktion.<br />
Derjenige Autor, der im Autorenteam der jüngste ist, erhält<br />
stellvertretend für alle Autoren die Auszeichnung. Der Preis<br />
wird in zwei Kategorien ausgelobt: Industrie und Hochschule.<br />
Die Kategorien ermittlung ergibt sich aus der in dem Beitrag<br />
angegebenen Adresse des jüngsten Autors.<br />
Veröffentlichungen – Beitrag zum Wissenspool im<br />
Fachgebiet Automatisierungstechnik<br />
Die Entwicklung eines Wissensgebietes erfolgt durch einen<br />
kooperativen Prozess zwischen wissenschaftlicher Grundlagenforschung,<br />
Konzept- und Lösungsentwicklung und Anwendung<br />
in der Praxis. Ein solcher Prozess bedarf einer gemeinsamen<br />
Informationsplattform. Veröffentlichungen<br />
sind die essentielle Basis eines solchen Informationspools.<br />
Der <strong>atp</strong>-award fördert den wissenschaftlichen Austausch<br />
im dynamischen Feld der Automationstechnik. Nachwuchsinge<br />
nieure sollen gezielt ihre Forschungen präsentieren<br />
können und so leichter den Zugang zur Community erhalten.<br />
Der Preis ist mit einer Prämie <strong>von</strong> jeweils 2000€ dotiert.<br />
Die Auswahl erfolgt in zwei Stufen:<br />
Voraussetzung für die Teilnahme ist die Veröffentlichung<br />
des Beitrags in der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>. Jeder Aufsatz, der als Hauptbeitrag<br />
für die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> eingereicht wird, durchläuft das<br />
Peer-Review-Verfahren. Die letzte Entscheidung zur Veröffentlichung<br />
liegt beim Chefredakteur. Wird ein Beitrag veröffentlicht,<br />
kommt er automatisch in den Pool der <strong>atp</strong>-award-<br />
Bewerber, vorausgesetzt einer der Autoren ist zum Zeitpunkt<br />
der Veröffentlichung nicht älter als 35 Jahre. Ausgezeichnet<br />
wird der jüngste Autor stellvertretend für alle Autoren der<br />
Gruppe. Eine Jury aus Vertretern der <strong>atp</strong>-Fachredaktion<br />
und des -Beirats ermittelt schließlich den Gewinner in den<br />
jeweiligen Kategorien Hochschule und Industrie.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Beiträge richten Sie bitte an:<br />
Oldenbourg Industrieverlag GmbH<br />
Herrn Prof. Leon Urbas<br />
Chefredakteur <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> / automatisieren! by <strong>atp</strong><br />
Rosenheimer Straße 145 • 81761 München<br />
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Beachten Sie die Autorenhinweise der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
für Hauptbeiträge unter folgendem Link:<br />
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impressum / <strong>Vorschau</strong><br />
Impressum<br />
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Dr.-Ing. J. Kiesbauer<br />
Dipl.-Ing. R. Marten<br />
Dipl.-Ing. G. Mayr<br />
Dr. J. Nothdurft<br />
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Dr. A. Wernsdörfer<br />
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Dr. Ch. Zeidler<br />
Organschaft:<br />
Organ der GMA<br />
(VDI/VDE-Gesell schaft Messund<br />
Automatisierungs technik)<br />
und der NAMUR<br />
(Interessen gemeinschaft<br />
Automatisierungs technik der<br />
Prozessindustrie).<br />
Redaktion:<br />
Gerd Scholz (verantwortlich)<br />
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Anne Hütter<br />
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Einreichung <strong>von</strong> Hauptbeiträgen:<br />
Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas<br />
(Chefredakteur, verantwortlich<br />
für die Hauptbeiträge)<br />
Technische Universität Dresden<br />
Fakultät Elektrotechnik<br />
und Informationstechnik<br />
Professur für Prozessleittechnik<br />
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Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />
Praxis“ erscheint<br />
monatlich mit Doppelausgaben im<br />
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Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />
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