atp edition Virtuelle Inbetriebnahme von Produktionsanlagen (Vorschau)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
4 / 2012
54. Jahrgang B3654
Oldenbourg Industrieverlag
Automatisierungstechnische Praxis
Virtuelle Inbetriebnahme
von Produktionsanlagen | 28
Simulationsbasierte
Steuerungsfunktionstests | 34
Emulation dezentraler
Steuerungslogik | 42
Anbau von Stellungsreglern
an pneumatische Antriebe | 50
editorial
Virtuelle Inbetriebnahme auch
für die Verfahrenstechnik!
Die virtuelle Inbetriebnahme (VIBN) war in den letzten Jahren immer wieder
ein Thema auf dem Kongress Automation der GMA, bei der Namur und entsprechend
auch in der atp edition. Wesentliche Motivation dafür ist die Perspektive,
Dauer und Kosten der realen Inbetriebnahme dadurch zu reduzieren, dass
die Funktionen der geplanten Anlage mithilfe einer VIBN per Simulation überprüft
und Planungsfehler so bereits vor dem Bau korrigiert werden.
Aus Sicht der Prozessleittechnik wird für Inbetriebnahme und Test des Prozessleitsystems
(PLS) nur das simulierte Klemmenverhalten der Anlage benötigt,
das die Reaktion der Anlage auf Eingriffe des PLS realistisch abbildet. Die
VIBN des PLS kann damit bereits heute auf der Basis des komplett emulierten
PLS durchgeführt werden.
Für die VIBN der Anlage als Ganzes greift allerdings dieser partikuläre Ansatz
zu kurz und muss durch einen ganzheitlichen Ansatz ersetzt werden: Dem
emulierten PLS ist jetzt ein qualitativ hochwertiges Anlagensimulationsmodell
an die Seite zu stellen, an dem nicht nur die Funktionen des PLS, sondern auch
die verfahrenstechnischen Eigenschaften der Anlage und ihrer Komponenten
im Detail verifiziert und so Planungsfehler in der Anlage detektiert werden
können. Der heute mit der Modellerstellung verbundene zeitliche und finanzielle
Aufwand führt aber dazu, dass eine solche VIBN meist nur bei Anlagen
mit erhöhten Sicherheitsanforderungen oder mit absehbaren Problemen bei der
Nachbesserung der Anlage während der realen Inbetriebnahme, etwa bei Unterwasserinstallationen,
durchgeführt wird.
Ein Ausweg aus dieser Situation könnten Strategien für die automatisierte
Erstellung von Simulationsmodellen für die VIBN sein, die das Modell aus den
Planungsdaten des Anlagen-CAE-Systems generieren, wozu sie auf Modellbibliotheken
für die Anlagenkomponenten zurückgreifen. Dass dies grundsätzlich
möglich ist, zeigt beispielhaft der Stand der Technik beim CAE von elektronischen
Schaltungen, der heute – nach mehr als 20 Jahren gemeinsamer
Anstrengung – erreicht worden ist: Hier können selbst aufwendige Schaltungen
direkt nach dem Entwurf ohne expliziten Modellierungsaufwand simuliert
und getestet werden, weil standardmäßig Modellbibliotheken auch für komplexe
Komponenten zur Verfügung stehen. Die dafür benötigten Simulationsmodelle
stellen die Komponenten-Hersteller ganz selbstverständlich bereit.
Es wäre wünschenswert, eine ähnliche Entwicklung auch für das verfahrenstechnische
Anlagen-Engineering in Gang zu setzen. Dazu müssen alle Beteiligten
– Anlagenplaner, Systemhersteller, Anwender und insbesondere die
Hersteller von Anlagenkomponenten – bereit sein, gemeinsam eine praxistaugliche
Strategie für die Realisierung einer VIBN im Rahmen der Anlagenprojektierung
zu entwickeln. Auch Sie können dabei mitwirken, beispielsweise im
GMA-Fachausschuss 6.11, der sich schwerpunktmäßig mit der VIBN befasst.
Sie können dafür mit der GMA-Geschäftsstelle oder direkt zu mir Kontakt
aufnehmen (reimar.schumann@fh-hannover.de).
Prof. Dr.-Ing.
Reimar Schumann,
Kompetenzzentrum AUBIOS,
Hochschule Hannover
atp edition
4 / 2012
3
Inhalt 4 / 2012
Forschung
6 | Die Digitale Fabrik nimmt in Saarbrücken Gestalt an
Simulation untersucht Angriffe auf IT-Security
von Infrastrukturen im öffentlichen Leben
Von Ameisen lernen heißt Logistik lernen
Verband
10 | GMA forciert Diskussion über cyber-physische Systeme
in einem neuen Fachausschuss
Die Chancen von Appification und Gamification:
Useware im Fokus von Tagung und Wettbewerb
11 | Zuversicht der Branche beflügelt die Achema
Dechema gibt sich eine neue Struktur
12 | Namur baut ihre strategischen Aktivitäten in China kontinuierlich aus
branche
8 | Komplexität beherrschen – Zukunft sichern mit Automation,
Robotik und Wireless Automation
9 | Wachstumsdelle ausgebügelt
Türkei nun auch Vollmitglied des Cenelec
22 | Hochpräzise Temperaturregelung ist bei Herstellung
von Prothesen eine besondere Herausforderung
24 | Ganzheitliche Automatisierungslösung optimiert
das Luftpfeifenstechen für Sandgussformen
26 | Eigensicherheit und hohe Leistung: Feldbusse
im explosionsgefährdeten Bereich betreiben
4
atp edition
4 / 2012
Hauptbeiträge
28 | Virtuelle Inbetriebnahme
von Produktionsanlagen
B. Grimm
34 | Simulationsbasierte
Steuerungsfunktionstests
J. Greifeneder, P. Weber, M. Barth und A. Fay
42 | Emulation dezentraler Steuerungslogik
M. Hoernicke und P. Bauer
50 | Anbau von Stellungsreglern
an pneumatische Antriebe
T. Karte, J. Kiesbauer, K.-B. Schärtner
und F. Valentin-Rumpel
Praxis
14 | Automatisierte Steuerungstests
vereinfachen die virtuelle Inbetriebnahme
in der Fabrikautomation
18 | Normen-Dschungel IT-Security:
Neue Standards sollen Konflikte
mit etablierten Regeln vermeiden
rubriken
3 | Editorial
58 | Impressum, Vorschau
Forschung
Die Digitale Fabrik nimmt in Saarbrücken Gestalt an
Politisch:
Bildungsministerin
Annette Schavan
(Mitte) und Ministerpräsidentin
Annegret Kramp-
Karrenbauer
informieren sich
am DFKI. Bild: DFKI
Die intelligente Fabrik (Smart Factory) hält am Deutschen
Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI)
Einzug. Durch dezentrale Selbstorganisation cyber-physischer
Systeme soll die 4. industrielle Revolution angestoßen
werden. Die Neuausrichtung der bislang unflexiblen Arbeitsschritte
„alter“ Fabriken soll Antworten auf Herausforde-
rungen des 21. Jahrhunderts finden: Ressourcenschonung,
Energiemanagement und Assistenzsysteme zur Unterstützung
älter Arbeitnehmer. In digital veredelten Anlagen werden
cyber-physische Systeme über IP-basierte Funkprotokolle
und semantische Technologien vernetzt und mit industriellen
Assistenzsystemen für die Mitarbeiter integriert. Das
DFKI forscht an solchen Zukunftslösungen. Am Innovative
Retail Laboratory (IRL) wird die Digitale Fabrik bereits in der
Praxis gelebt. In einer Kooperation mit der SB-Warenhauskette
Globus werden auf Basis unternehmensübergreifender
Softwarelösungen konkrete Beispiele für den Einzelhandel
getestet. Das IRL, Träger des EHI-Wissenschaftspreis 2012,
entwickelte beispielsweise eine intelligente Frischetheke.
Anhand von Zeigegesten wählt der Kunde die Ware aus. Er
bezahlt mit einer Anwendung seines Handys, die die Near-
Field-Communication-Technologie verwendet.
Deutsches Forschungszentrum
für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH,
Campus D3_2, Stuhlsatzenhausweg 3,
D-66123 Saarbrücken, Tel. +49 (0) 681 85 77 50,
Internet: www.dfki.de
Simulation untersucht Angriffe auf IT-Security
von Infrastrukturen im öffentlichen Leben
Was passiert, wenn Hacker einen Angriff auf Daten
kritischer Versorgungsnetze unternehmen? Diese
Frage beantwortet die Simulationsumgebung, die das das
Institut IT Sicherheitsforschung der Fachhochschule
Sankt Pölten im Rahmen des Projektes CAIS (Cyber Attack
Information System) entwarf. Dabei seien Verkehrsund
Energieversorgung nur zwei Bereiche, in denen Ausfälle
und Angriffe die allgemeine Versorgung bedrohen,
so Dr. Ernst Piller, Dozent und Leiter des Instituts für IT
Sicherheitsforschung in St. Pölten. Wichtigere Herausforderungen
seien große Datenmengen, die dabei analysiert
und evaluiert werden und die hohe Komplexität des Systems.
Jedes IT-System besteht aus Knoten und Ebenen, die
miteinander in Wechselwirkung stehen. Durch Programmfehler
und Angriffe können mehrere Teilbereiche gleich-
zeitig ausfallen. Die Simulation soll Kosten reduzieren und
für den Ernstfall vorbereiten. Sie berechnet die Vernetzung
verschiedener Bereiche des Gemeinwesens. Dabei analysiert
sie Wechselwirkungen kritischer Infrastrukturen mit
Methoden des Risikomanagements. „Fällt beispielsweise
die Energieversorgung aus, so kann es zum Dominoeffekt
kommen,“ so Piller. Die Simulationsumgebung ist auch für
privatwirtschaftliche Unternehmen geeignet. Die FH St.
Pölten forscht an proaktiven Abwehrmaßnahmen gegen
Schadsoftware sowie Lösungen für die sichere Cloud.
Fachhochschule St. Pölten,
Institut für IT Sicherheitsforschung,
Matthias-Corvinus-Str. 15, A-3100 St. Pölten,
Tel. +43 2742 313 22 86 36, Internet: www.fhstp.ac.at
Von Ameisen lernen heißt Logistik lernen
Wie die Ameisen transportieren die Multishuttle Moves
Gegenstände zwischen Lagerhalle und Regalen. Niemand
steuert sie und doch kollidieren sie nicht. Sie sind
effizienter als herkömmliche Laufband-Systeme. Am
Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML forschen
Experten unter der Leitung von Prof. Dr. Michael ten
Hompel daran, mit Schwarmintelligenz Material- und Lagerflüsse
zu optimieren. 50 kleine Transporter kurven
durch eine 1000 Quadratmeter große Forschungshalle und
suchen Gegenstände aus dem Regallager. Die Mobile werden
dezentral gesteuert. Ihre Entwickler nutzen Ameisenalgorithmen
nach Marco Dorigo. Den Auftrag erhalten die
Shuttles über Softwareagenten. Sie kommunizieren über
WLAN. Die integrierte Lokalisations- und Navigationstechnik
verhindert Kollisionen. Die Vorteile: Die Zahl der Shuttles
kann beliebig verringert oder erweitert werden. Außerdem
verkürzen sich die Wege. Die Fördertechnik, die den
Weg versperrt, entfällt. Die Shuttles nehmen den kürzesten
Weg. Regalbediengeräte und Steigfördertechnik entfallen.
Fraunhofer-Institut
für Materialfluss und Logistik IML,
Joseph-von-Fraunhofer-Straße 2-4, D-44227 Dortmund,
Tel. +49 (0) 231 974 30, Internet: www.iml.fraunhofer.de
6
atp edition
4 / 2012
Kompetent in Sicherheit
Besuchen Sie uns!
Halle 9
Wir unterstützen Sie
in Theorie und Praxis
Suchen Sie eine Basisschulung für
Einsteiger? Oder benötigen Sie
kompetente Hilfe beim Projektieren
von Sicherheitssteuerungen?
Wir bieten Ihnen ein breites
Spektrum an Safety-Seminaren und
Dienstleistungen – praxisorientiert
und optimal auf Ihren Bedarf
zugeschnitten.
Informieren Sie sich im Internet oder
lassen Sie sich persönlich beraten.
Mehr Informationen unter
Telefon (0 52 35) 3-1 20 00 oder
phoenixcontact.de/seminare
© Phoenix Contact 2012
anche
Komplexität beherrschen – Zukunft sichern mit
Automation, Robotik und Wireless Automation
Die Komplexität wächst in der Industrie und in zahlreichen
Bereichen des Alltags unaufhörlich. Die damit
verknüpften Herausforderungen greift der Kongress Automation
2012 mit dem Motto „Komplexität beherrschen
– Zukunft sichern“ auf.
Die Vielfalt der Automation mit ihren dynamischen
technologischen Entwicklungen einerseits und der großen
Breite der Anwendungen andererseits in einem einzigen
Kongress zu erfassen, ist selbst eine komplexe
Aufgabe, betont die Kongressleitung. Bewältigt werde
diese Aufgabe durch eine Kongressstruktur, die sich
nicht explizit in diverse Einsatzgebiete gliedert. Viel-
die zukunft meistern: Wie sich mit Automatisierungstechnik
die wachsende Komplexität in Fertigungsund
Prozessindustrie bewältigen lässt, wird auf dem
GMA-Kongress Automation 2012 diskutiert. Bild: Siemens
mehr werde der Lebenszyklus von Lösungen der Automation
beleuchtet – vom Geräte- und Systementwurf,
über den Betrieb automatisierter Anlagen bis zu Aspekten
der Wartung und Diagnose.
Dies ermögliche zugleich Einblicke, wie Fachkolleginnen
und -kollegen aus anderen Einsatzbranchen ähnlich
gelagerte Aufgaben der Automation lösen, betonen
die Kongressleiter Dr.-Ing. Peter Adolphs, Prof. Dr.-Ing.
Ulrich Jumar und Dr.-Ing. Norbert Kuschnerus. Sie heben
hervor: „Ein fruchtbarer Gedankenaustausch und eine
enge Kooperation von Wissenschaftlern, Herstellern und
Anwendern sind Voraussetzung für zukunftssichernde
Automationslösungen. Eingeschlossen sind dabei wirtschaftliche
Aspekte ebenso wie die Interaktion des Menschen
mit den geschaffenen Systemen.“ Die Tagung Automation
in Baden-Baden, die sich im deutschsprachigen
Raum als der technisch-wissenschaftliche Leitkongress
von Herstellern, Anwendern, Forschungsvertretern und
dem technischen Nachwuchs auf dem Gebiet der Automation
etabliert habe, biete dafür eine optimale Plattform.
Veranstaltet wird Automation 2012 von der VDI/VDE-
Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik. Fachliche
Mitträger sind die Namur und der ZVEI. Parallel
finden auch die Tagungen Wireless Automation und Industrielle
Robotik statt, die den Besuchern der Automation
2012 ebenfalls offen stehen. Weitere Informationen
sind zu finden unter www.automatisierungskongress.de.
VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und
Automatisierungstechnik (GMA)
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,
Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de
Funktionale Sicherheit und Informationssicherheit
In Ausgabe 10/2012 der atp edition
möchten wir das Spannungsfeld funktionale
Sicherheit und Informationssicherheit
in der industriellen Automatisierung beleuchten.
In interoperablen vernetzten Systemen
sind Methoden und Werkzeuge gefragt,
die die spezifischen Anforderungen
beider Bereiche integrieren. Das Themenfeld
reicht von der systematischen Definition
von anlagenspezifischen Risiken und
Schutzzielen über mathematisch-algorithmische
Grundlagen sicherer Kommunikation
bis zu formalen Ansätzen zur Generierung
zertifizierbarer Automatisierungslogiken.
Besonderer Wert wird auf jene
Beiträge gelegt, die integrierenden oder
differenzierenden Charakter aufweisen.
Wir bitten Sie, bis zum 18. Mai zu diesem
Themenschwerpunkt einen gemäß atp-
Autorenrichtlinien ausgearbeiteten Hauptbeitrag
per E-Mail an urbas@oiv.de einzureichen.
Ziel ihres Beitrags sollte der „Brückenschlag“
zwischen aktuellen Erkenntnissen
und Innovationen, den methodischen
Grundlagen und den zukünftigen Anwendungen
in der industriellen Praxis sein.
Ansprechen soll Ihr Aufsatz technische
Führungskräfte, Entscheider und Key Experts
der Automatisierungsbranche.
In den Hauptbeiträgen der atp edition werden
die Themen mit hohem wissenschaftlichem
und technischem Anspruch und
vergleichsweise abstrakt dargestellt. Im
Journalteil schlägt atp edition die Brücke
zur Praxis. Hier werden Erfahrungen von
Anwendern mit neuen Technologien, Prozessen
oder Produkten beschrieben.
Alle Beiträge werden von einem Fachgremium
begutachtet. Sollten Sie sich selbst
aktiv an dem Begutachtungsprozess beteiligen
wollen, bitten wir um kurze Rückmeldung.
Für weitere Rückfragen stehen
wir Ihnen selbstverständlich gern zur
Verfügung.
Ihre Redaktion der atp edition:
Leon Urbas, Gerd Scholz, Anne Hütter
Call for
Aufruf zur Beitragseinreichung
Thema: Funktionale Sicherheit
und Informationssicherheit
Kontakt: urbas@oiv.de
Termin: 18. Mai 2012
8
atp edition
4 / 2012
Wachstumsdelle
ausgebügelt
Die deutsche Elektroindustrie erzielte zum Jahresstart
mit 11,9 Milliarden Euro den zweithöchsten Exportwert,
der jemals in einem Januar erreicht wurde und übertraf
damit den Vorjahreswert um fünf Prozent. Im gesamten
vergangenen Jahr hatten die Elektroausfuhren mit einem
Zuwachs von fünf Prozent auf 155 Milliarden Euro ein
neues Allzeithoch erreicht.
Die Konjunkturaussichten bleiben nach Einschätzung des
Branchenverbands ZVEI zum Jahresbeginn stabil. Zwar lagen
die Bestellungen im Januar fünf Prozent unter ihrem
entsprechenden Vorjahreswert. „Hier spielen aber auch Basiseffekte
eine Rolle“, sagte ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas
Gontermann. „So waren die Auftragseingänge im Januar
2011 noch um mehr als ein Fünftel in die Höhe geschnellt.
Zudem gab es zu Beginn des laufenden Jahres wie schon in
den drei Monaten zuvor keine Großaufträge.“
Die um Preiseffekte bereinigte Produktion der Elektrounternehmen
hat ihren Vorjahresstand im Januar 2012 indessen
um zehn Prozent übertroffen. „Dies war der auf Jahressicht
stärkste Zuwachs seit Herbst des vergangenen Jahres",
betonte Gontermann. Ihre Produktionspläne haben die
Elektrounternehmen im Februar 2012 den zweiten Monat
in Folge deutlich heraufgesetzt. Neun von zehn Firmen
planten, ihren Output in den kommenden drei Monaten
weiter zu erhöhen oder aufrechtzuerhalten.
| FB12-08G |
Die kompakte
Lösung für komplexe
Signaltechnik.
Die Beckhoff EtherCAT Box.
ZVEI – ZENTRALVERBAND ELEKTROTECHNIK- UND
ELEKTRONIKINDUSTRIE E.V.,
Lyoner Straße 9, D-60528 Frankfurt am Main,
Tel. +49 (0) 69 630 20, Internet: www.zvei.org
Türkei nun auch
Vollmitglied des Cenelec
Das Nationale Elektrotechnische Komitee der Türkei,
die TSE – Turkish Standards Institution, ist zu Jahresbeginn
als 32. Vollmitglied des Cenelec aufgenommen
worden. Die DKE hat sich im Rahmen der Intec-Initiative
mit dem türkischen Normungsinstitut TSE bereits in der
Vergangenheit in Normungsthemen ausgetauscht und
wird diese Kooperation in der Zukunft noch weiter verstärken.
Die DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik
Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE vertritt
Deutschland in den technischen Gremien im Cenelec.
Hauptaufgabe von Cenelec ist die Umsetzung von IEC-
Normen in europäische Normen: Knapp 80 Prozent der
europäischen Normen basieren auf Arbeitsergebnissen
der IEC oder sind mit ihnen identisch. Darüber hinaus
erarbeitet Cenelec – mit dem Schwerpunkt auf europäische
Anforderungen – eigene europäische Normen. Cenelec
übt mit seinen Dienstleistungen eine Klammerfunktion
zwischen Normung und Gesetzgebung aus.
DKE – DEUTSCHE KOMMISSION ELEKTROTECHNIK
ELEKTRONIK INFORMATIONSTECHNIK IM DIN UND VDE,
Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt am Main,
Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.dke.de
IPC
I/O
Motion
Automation
Halle 9, Stand F06
www.beckhoff.de/EtherCAT-Box
Extrem kompakte und robuste IP-67-I/O-Module
Highspeed-EtherCAT-Kommunikation bis in jeden Teilnehmer,
ohne Subsystem
Breites Signalspektrum von Standard-Digital-I/O bis zur
komplexen Analogtechnik:
Analog Input
M12
±10 V, 0 / 4…20 mA 4-Kanal, Differenzeingänge, 16 Bit
4-Kanal, single-ended, 16 Bit
Widerstandssensor 4-Kanal, PT100, PT1000, Ni100 etc., 16 Bit
Thermoelement 4-Kanal, Typ J, K, L , M etc., 16 Bit
Analog Output
M12
±10 V, 0 / 4…20 mA 4-Kanal, 16 Bit
4-Kanal, 2 Inputs, 2 Outputs, 16 Bit
Sonderfunktionen
D-Sub M12
Winkel-/Wegmessung Inkremental-Encoder
Kommunikation Serielle Schnittstelle
IO-Link-Master
Motion
Schrittmotormodul
DC-Motor-Endstufe
verband
GMA forciert Diskussion über cyber-physische
Systeme in einem neuen Fachausschuss
Wie cyber-physische Systeme und
die Automatisierungstechnik ineinandergreifen,
will die GMA in einem neuen
Fachausschuss diskutieren. Bild: BASF
Mit einem neuen Fachausschuss zu cyber-physischen
Systeme (Cyber-Physical Systems, CPS) will die VDI/
VDE-Gesellschaft für Mess- und Automatisierungstechnik
(GMA) das Thema stärker auf die Agenda bringen
und die Rolle der Automatisierungstechnik in diesem
Kontext deutlich formulieren. Es sollen sowohl das Potenzial
der entstehenden Technologien für die Automatisierungstechnik
ausgelotet werden, als auch die möglichen
Beiträge aus der Automatisierungstechnik zur
Bewältigung der durch die neue Systemklasse entstehenden
Herausforderungen identifiziert werden.
Der Begriff der cyber-physischen Systeme, so betont die
GMA, habe sich schnell zum dominierenden Begriff in der
Diskussion zukünftiger Herausforderungen im Bereich vernetzter
technischer Systeme entwickelt. Mittlerweile habe
die Welle auch Deutschland erreicht, etwa in Form der von
der Bundesregierung initiierten „Forschungsagenda CPS“.
CPS werden als Systeme definiert, in denen rechentechnische
und physikalische Vorgänge und Ressourcen eng
verknüpft und koordiniert sind und über öffentliche, globale
Netze kommunizieren. Beispiele dafür sind die dezentrale
Erzeugung und Verteilung von Energie (Smart
Grids), Fahrerassistenz- und Verkehrssys teme auf Basis
einer Vernetzung von Fahrzeugen untereinander und mit
ihrer Umgebung (Car-to-X), vernetzte medizintechnische
Systeme mit Kopplung von körpernaher Sensorik und
Fernüberwachung (eHealth), oder verteilte, flexible,
selbstkonfigurierende Produktionsanlagen (Industrie 4.0).
Als typische Herausforderungen für Entwurf und Betrieb
von CPS werden laut GMA postuliert: komplexe
Interaktion von physikalischer Anlage, steuernder Software
und Kommunikationsnetzen; heterogene Systemstrukturen
mit inkompatiblen, sich verändernden
Schnittstellen; oder zur Entwurfszeit nicht vorhersehbare
Änderungen im Betrieb des CPS.
Die GMA bemängelt, dass die Bedeutung der CPS für
die Automatisierungstechnik bislang nicht angemessen
diskutiert werde, obwohl sie von den Problemstellungen
her als auch im Hinblick auf die erforderlichen Lösungskonzepte
einen unmittelbaren Bezug zur Automatisierungstechnik
haben. Das soll der neue Fachausschuss
ändern, der im GMA-Fachbereich-7 „Anwendungsfelder
der Automation“ angesiedelt ist. Die Leitung des Ausschusses
hat Prof. Dr.-Ing. Stefan Kowalewski, RWTH
Aachen, übernommen.
Weitere Informationen, vor allem für Experten, die in
dem Fachausschuss mitarbeiten möchten, sind in der
GMA-Geschäftsstelle verfügbar (gma@vdi.de).
VDI/VDE-Gesellschaft
Mess- und Automatisierungstechnik (GMA),
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,
Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de
10
Die Chancen von Appification und Gamification:
Useware im Fokus von Tagung und Wettbewerb
Aus der Consumer Electronic bekannte Techniken zur
Bedienung von Geräten erhalten auch für die Gestaltung
der Mensch-Maschine-Schnittstelle in Automatisierungsanlagen
wachsende Bedeutung. Welches Potenzial
sie in diesem Feld bieten, ist das zentrale Thema der
Fachtagung „Useware 2012 – Mensch-Maschine-Interaktion“.
Diese Tagung der VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und
Automatisierungstechnik (GMA) findet am 4. und 5.
Dezember in Kaiserslautern statt. Die GMA bittet um
Einreichung von Vortragsvorschlägen für eines dieser
beiden Formate: Fachbeiträge zu Appification und Gamification
in herausfordernden Einsatzumgebungen
oder Demonstratoren, Designstudien sowie industrielle
Produktpräsentationen.
Zudem lobt die GMA den „Useware-Preis für nutzerorientierte
Technikgestaltung“ aus. Bis zum 31. August
atp edition
4 / 2012
können sich Unternehmen und Forschungseinrichtungen
selbst bewerben oder von Dritten als Kandidaten vorgeschlagen
werden. Ausgezeichnen will die GMA mit dem
Preis „herausragende Produktlösungen, neue Entwicklungsmethoden
und die Etablierung von Prozessen, die
dazu beitragen, Useware-Engineerings in Unternehmen
nachhaltig zu verankern“. Verliehen wird der Preis bei
der Useware-Konferenz in Kaiserslautern.
Weitere Informationen zu Tagung und Preis sind zu
finden unter: www.vdi.de/useware
VDI/VDE-Gesellschaft
Mess- und Automatisierungstechnik (GMA),
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,
Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de
Zuversicht der Branche
beflügelt die Achema
Die gute Wirtschaftslage spiegelt sich auch in den
Prognosen für die Achema 2012 wider. Die weltgrößte
Messe für chemische Technik, Biotechnologie
und Umweltschutz erwartet gegenüber der letzten
Achema im Jahr 2009 steigende Ausstellerzahlen. Besonders
in den Bereichen Mess- und Regeltechnik
sowie Pharma- und Verpackungstechnik seien deutliche
Zuwächse zu verzeichnen, teilte die Dechema
als Messeveranstalterin mit. Die Achema findet vom
18. bis 22. Juni 2012 in Frankfurt am Main statt.
Das Programm des parallel zur Messe stattfindenden
Kongresses umfasst mit 900 Vorträgen die gesamte
Bandbreite von Verfahrenstechnik, pharmazeutischer
Produktion und Biotechnologie. Namur, ARC Advisory
Group und ZVEI veranstalten auf der Achema zudem
das Forum „Automation im Dialog“. An allen fünf
Ausstellungstagen werden Vertreter von Herstellern,
Anwendern, Lösungsanbietern, Consultants und Behörden
über wichtige Themen der Automatisierungstechnik
in der Prozessindustrie diskutieren.
Die Gesprächsrunden behandeln Trendthemen wie
Energie- und Ressourceneffizienz, IT-Security in der Automation
oder den Einsatz von Funk in der Prozessindustrie.
Daneben können sich interessierte Besucher auch
über aktuelle Entwicklungen wichtiger Dauerthemen
wie Ex-Schutz oder funktionale Sicherheit informieren.
DECHEMA Gesellschaft für Chemische
Technik und Biotechnologie e.V.,
Theodor-Heuss-Allee 25, D-60486 Frankfurt am Main,
Tel. +49 (0) 69 756 40, Internet: www.dechema.de
Mit Sicherheit
kompetent
SIL
SIL SIL
Dechema gibt sich
eine neue Struktur
Die Dechema Gesellschaft für Chemische Technik
und Biotechnologie hat sich neu aufgestellt. Die
Dechema Ausstellungs-GmbH wurde aus dem Dechema
e.V. ausgegründet und das Karl-Winnacker-Institut
an die Stiftung Dechema-Forschungsinstitut übergeben.
Die Dechema Gesellschaft für chemische Technik
und Biotechnologie e.V. werde sich weiterhin um die
Belange ihrer Mitglieder kümmern, unter anderem
etwa 100 themenbezogene Gremien betreuen und jährlich
50 Tagungen, darunter auch den Achema-Kongress,
organisieren. Die Stiftung Dechema-Forschungsinstitut
soll sich unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing.
Michael Schütze und PD Dr. Jens Schrader ganz auf
die Entwicklung nachhaltiger Technologien konzentrieren.
Die Stiftung Dechema-Forschungsinstitut und
die Dechema e.V. sind Anteilseigner der Dechema
Ausstellungs-GmbH.
DECHEMA Gesellschaft für Chemische
Technik und Biotechnologie e.V.,
Theodor-Heuss-Allee 25, D-60486 Frankfurt am Main,
Tel. +49 (0) 69 756 40, Internet: www.dechema.de
A01039DE
Mit den Stellventilen Typ 3241 von
SAMSON sind Sie immer auf der
sicheren Seite. Dank ihrer hohen
MTBF brauchen Sie sich um einen
Ausfall nicht zu sorgen.
Noch mehr Sicherheit garantieren die
Stellungsregler der Bauarten 3730
und 3731. Mit ihrem zertifizierten
Magnetventil und dem induktiven
Grenzkontakt führen sie die Sprungantworttests
automatisch durch und
dokumentieren die Ergebnisse.
Gehen Sie auf Nummer sicher mit
SAMSON.
SAMSON AG · MESS- UND REGELTECHNIK
Weismüllerstraße 3 · 60314 Frankfurt am Main
Telefon: 069 4009-0 · Telefax: 069 4009-1507
E-Mail: samson@samson.de · www.samson.de
SAMSON GROUP · www.samsongroup.de
verband
Namur baut ihre strategischen Aktivitäten
in China kontinuierlich aus
Sieben Arbeitskreise mit lokalen Obmännern treiben die Arbeit vor Ort voran
Besonders in Asien weitet die Namur in jüngster Zeit
ihre internationalen Aktivitäten aus. In China
sind bereits sieben Namur-Arbeitskreise aktiv, die von
chinesischen Obmännern geleitet werden und sich jenen
Themen widmen, die lokale Unternehmen als die drängendsten
identifizierten. Im Herbst wird zudem bereits
die vierte Namur-Konferenz in Shanghai stattfinden. Ihr
strategisches Engagement in China hat die Namur auch
mit der Einrichtung eines neuen Arbeitsbereiches im
Vorstand unterstrichen, der sich allein den Aktivitäten
in China widmet und von Dai XiaoLong (BASF YPC)
geleitet wird. Im Gespräch mit atp edition erläuterten
Namur-Vertrteter die Eckpunkte der Arbeit in China.
Die Namur vertritt als Verband die Interessen der Anwender
von Automatisierungstechnik in der Prozessindustrie.
Zu den wichtigen Aktivitäten gehört der Austausch
von Erfahrungen innerhalb der Mitgliedsfirmen.
Die Arbeitskreise der Namur definieren aber auch Anforderungen
an Komponenten, Systeme und Dienstleistungen.
Diese Vorgaben stellen eine wertvolle Hilfe für
Anbieter dar, die sich bei der Entwicklung von Produkten
gerne daran orientieren, um die Praxistauglichkeit
ihres Angebots sicherzustellen.
internationale Ausrichtung verstärkt
Gerade der Erfolg dieser zweiten wesentlichen Aktivität
der Namur hängt stark davon ab, ob sie international
sichtbar ist und beachtet wird. Die Namur hat deswegen
im vergangenen Jahrzehnt ihre internationale Ausrichtung
deutlich verstärkt, zum einen durch Kooperationen
mit Verbänden in anderen Ländern, zum anderen
auch durch ein verstärktes Engagement in internationalen
Normungsaktivitäten. Eine verstärkte internationale
Vernetzung der Anwenderverbände bringt auch
für die Hersteller als international aufgestellte Unternehmen
Vorteile.
Der asiatische Wirtschaftsraum hat in den vergangenen
Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Viele Mitgliedsfirmen
der Namur haben dort Tochterfirmen. Die
Namur hat deswegen im Jahr 2008 beschlossen, zunächst
eine Konferenz in China zu veranstalten, um
damit den Erfahrungsaustausch zu fördern. Gleichzeitig
sollte ausgelotet werden, ob es einen Bedarf gibt,
einen ständigen Erfahrungsaustausch in Arbeitskreisen
zu organisieren. Die Konferenz unter dem Motto „Namur
comes to China“ wurde von einem Kernteam aus
Mitarbeitern von Tochterunternehmen von Namur-
Mitgliedsfirmen inhaltlich vorbereitet und organisiert.
Zu diesem Kernteam gehören:
BASF-YPC (Nanjing)
Bayer Technology and Engineering (Shanghai)
Bayer MaterialScience China (Shanghai)
Evonik Degussa (Shanghai)
Wacker Chemicals (Zhangjiagang)
die wichtigsten themen identifiziert
Die bereits von 88 Teilnehmern besuchte Konferenz
2009 zeigte, dass es einen großen Bedarf und ein großes
Interesse an einem permanenten Erfahrungsaustausch
in China gibt. Während der Konferenz wurden in direkten
Diskussionen mit dem Publikum die wesentlichen
Themen identifiziert, bei denen die Teilnehmer die größten
Vorteile aus einem Firmen-übergreifenden Erfahrungsaustausch
erwarten. Aus der gesamten Breite der
Namur-Arbeit kristallisierten sich dabei sieben Themen
heraus. Zu diesen Themen wurden nach der Konferenz
Arbeitskreise (Working Groups, WG) gegründet, die von
jeweils einem Mitglied des Kernteams als Sponsor unterstützt
werden.
Das Kernteam der Namur in China (von links nach rechts):
BiDai Xiaolong (BASF-YPC), Martin Zeller (Bayer Technology and
Engineering), Hu Weigang (Wacker Chemicals), Darius Simon
(Bayer Material Science China), Ottmar Schilling (Evonik Degussa).
Bild: Namur
„Planung und Errichtung“(WG 1.1)
„PLS-Engineering“(WG 1.10)
„Niederspannungs-Technik“(WG 3.14)
„Wartung“(WG 4.1)
„Anlagensicherheit“(WG 4.5)
„Explosionsschutz“(WG 4.7)
„Energieeffizienz“(WG 4.17)
Die zweite Konferenz der Namur fand 2010 unter dem
Motto „Namur Activities in China“ ebenfalls in Shanghai
statt. Bei dieser Tagung mit über 100 Teilnehmern
12
atp edition
4 / 2012
Die Working Groups der Namur in China
WG 1.1 Planung und Errichtung
Obmann: William Chen, Evonik Degussa
Sponsor: Ottmar Schilling, Evonik Degussa
Zuständig für:
Behördliche Vorschriften für PLT -Projekte
Projektausführung für PLT in China
Management der PLT-Montage
PLT-Dokumentationsstruktur
WG 4.1 Maintenance
Obmann: Zhao Yongming, BASF-YPC
Sponsor: Dai Xiaolong, BASF-YPC
Zuständig für:
Wartungspläne für E&I in China (Vorschriften und Musterlösungen)
Vorbeugende Instandhaltung
Zustandsorientierte Instandhaltung auf der Basis von PLT-Asset
Management Systemen (Machbarkeitsstudie mit marktgängigen Systemen)
WG 1.10 PLS-Engineering
Obmann: Le Wang, BMSC
Sponsor: Martin Zeller, BTES
Zuständig für:
Alarmmanagement
Asset LifeCycle Management bei Prozessleitsystemen
im Spannungsfeld kurzer
Produktzyklen und langer Anlagenlaufzeiten Anforderungen
an die Statusüberwachung von Prozessleitsystemen
Standardbibliotheken für Softwarebausteine
Qualitätssicherung bei der Instandhaltung
Abfahren von Anlagen
Akzeptanzkriterien für die Abnahme
IT-Security in der Automation
WG 3.14 Niederspannungstechnik
Obmann: Gao Zhirong, BASF-YPC
Sponsor: Hu Weigang, Wacker
Zuständig für:
Sammeln von Best Practices
Einheitliches Konzept für zukünftige
Niederspannungssysteme in der Prozessindustrie
Niederspannungsverteilung
Elektrische Antriebe
Integrierte Motorsteuerung
Frequenzumrichter
Konkrete Umsetzung von Anforderungen in IEC- und
GB-Standards
WG 4.5 Anlagensicherheit
Obmann: Wang Haitao, Wacker Chemicals
Sponsor: Hu Weigang , Wacker Chemicals
Zuständig für:
Funktionale Sicherheit in der Prozessindustrie
(Technische Aspekte, Managementsysteme)
Praktische Umsetzung der IEC 61511 / GB/T21109 (Prüfung oder
Abnahme von sicherheitsgerichteten Systemen durch Chinesische Behörden und
zugelassene Prüfstellen mit ausreichender fachlicher Expertise, Praktisches
Vorgehen bei SIL-Zertifikaten für in China hergestellte Geräte oder Systeme).
Elektromechanische Bauteile in Sicherheitseinrichtungen
WG 4.7 Explosion Protection
Obmann: Pan Qingsheng, BASF (China) Company Ltd.
Sponsor: Dai Xiaolong, BASF-YPC
Zuständig für:
Checkliste für die Abnahme von Ex-Motoren nach Reparatur
Induktionsmotor und Frequenzumrichter im Ex-Bereich
Kontakt zu chinesischen Regelsetzern und Prüfstellen im
Explosionsschutz
WG 4.17 Energieeffizienz
Obmann: Wang Bin, BMSC
Sponsor: Darius Simon, BMSC
Zuständig für:
Energieeffizienz in der Beleuchtung
(Marktübersicht und Empfehlungen)
Wirtschaftliche Auslegung von Niederspannungskabeln
Energieeffiziente Motoren
Energieeffizienz in Umspannungseinrichtungen
Energieeffizienz von Frequenzumrichtern im Vergleich zu konventionellen Antrieben
wurden die beeindruckenden Arbeitsergebnisse des ersten
Jahres vorgestellt, Anregungen an die Arbeitskreise
herangetragen und das weitere Vorgehen besprochen.
Auch diese Konferenz war geprägt von intensiven fachlichen
Gesprächen und der Möglichkeit zum gegenseitigen
Kennenlernen.
eigenständige organisation in china
Neben der Etablierung eines regelmäßigem Erfahrungsaustausches
zwischen den Mitgliedsfirmen verfolgt die
Namur mit dem Engagement in China auch das Ziel, den
Kontakt zu chinesischen Normungsgremien und ähnlichen
Organisationen zu intensivieren. Als sehr fruchtbar
bei den Bemühungen, einen einheitlichen Standard im
Bereich „Wireless Automation“ zu erreichen, hat sich dabei
der Kontakt zum ITEI (Instrumentation Technology
and Economy Institute) erwiesen.
Die Namur hat in China innerhalb des ersten Jahres
ihrer Aktivitäten eine ganze Reihe von Themen aus der
Automatisierungstechnik aufgegriffen und bearbeitet.
Sie tut das im Interesse der beteiligten Firmen und trägt
auch in China dazu bei, die Verfügbarkeit und Sicherheit
der Anlagen zu erhöhen. Der Bedarf an Erfahrungsaustausch
zeigt sich in der großen Zahl von Kollegen, die
sich an der Arbeit in den Arbeitskreisen beteiligen. Die
ersten beiden Jahre der Namur in China waren damit ein
deutlicher Erfolg.
Bei der Namur-Tagung in Shanghai 2011 unterstrich
der kurz zuvor neu gewählte Vorstandsvorsitzende Dr.
Wilhelm Otten vor mehr als 120 Teilnehmern die Bedeutung
der Aktivitäten in China. Er hob hervor, Namur
China sehe man nicht als Filiale des deutschen Verbands,
sondern als eigenständige Organisation, die ihre
eigenen Themen setzen und bearbeiten solle. Die Namur
werde ihr strategisches Engagement in China bestärkt
durch den bisherigen Erfolg fortsetzen und ausbauen.
atp edition
atp edition
4 / 2012
13
praxis
Automatisierte Steuerungstests vereinfachen die
virtuelle Inbetriebnahme in der Fabrikautomation
Projekt OMSIS verbindet die beteiligten Softwarewerkzeuge zu einem praktikablen Workflow
Virtuelle Inbetriebnahmen (VIBN) von Maschinen oder
Fabriken mit dem Ziel, ausgetestete Steuerungsprogramme
zu erzeugen, benötigen zu ihrem Gelingen nicht nur bloße
Hardware-in-the-Loop-Simulationen, sondern eine durchgängige
und automatisierte Werkzeugkette für Steuerung,
Simulation, Monitoring, Analyse sowie Testfallverwaltung
und -ausführung. Im Rahmen des Forschungsprojektes
OMSIS wurde solch eine integrierte Test- und Simulationsumgebung
prototypisch realisiert und diese These bekräftigt.
Obwohl die virtuelle Inbetriebnahme von Anlagen der
Fabrikautomation ein großes Potenzial besitzt, scheuen
sich nach wie vor viele Unternehmen, diese Technik einzusetzen.
Wesentlicher Grund für diese Ablehnung sind
nicht etwa fehlende Teillösungen zur 3D-Anlagensimulation
oder zur Kopplung dieser Simulationen mit realen
Steuerungen (SPSen). Was fehlt, ist eine geeignete Gesamtlösung,
welche die vorhandenen Werkzeuge zu einem praktikablen
Workflow verbindet, um die notwendige Nutzerakzeptanz
bei Automatisierern und Betreibern für diese
Technologie zu erreichen. Deshalb hat sich ein Konsortium
aus zwei Universitäten, drei Simulatorherstellern sowie
vier IT-Dienstleistern aus den Bereichen Messtechnik, Automotive
und Halbleiter im Rahmen des Förderprojektes
OMSIS (On-the-fly-Migration und Sofort-Inbetriebnahme
von automatisierten Systemen) damit beschäftigt, die Anwendbarkeit
von VIBN in der Praxis zu verbessern und
deren Fokus von reiner Simulation auf den automatisierten
Test von Maschinensteuerungen zu erweitern.
SOFTWARETESTS BESITZEN HOHE BEDEUTUNG
Weil Neubau und Erneuerung von Automatisierungstechnik
in modernen Unternehmen kein einmaliger, sondern
ein permanenter Prozess ist, kommt solchen Softwaretests
eine große Bedeutung zu. Errichter und Betreiber von automatisierten
Industrieanlagen sehen sich dabei typischerweise
mit folgenden Problemstellungen konfrontiert:
Bild 1: Virtuelle Inbetriebnahme als bloße Hardware-inthe-Loop-Simulation.
Programmierung, Softwaretest und
Leistungsbewertung zu Zeitpunkten, da die reale Maschine
noch gar nicht existiert, sind damit allein oft nicht möglich.
Bild 3: Testfall-Beschreibung im Testautomatisierungswerkzeug
ECU-Test. Hier wird beispielhaft getestet, ob eine Aktivierung
beziehungsweise Deaktivierung einer einzelnen Maschine
einer Taktstraße das spezifizierte Verhalten bewirkt.
Bild 2: Integrierte Test- und Simulationsumgebung zur automatisierten
Testfallausführung und –überwachung. Sie ermöglicht
dem Anwender ein systematisches und reproduzierbares
Austesten aller denkbaren Prozesssituationen, auf welche die
Steuerung später reagieren können muss.
Bild 4: Tool-Mapping des Testfalls auf verschiedene Software
(SW) oder Hardware (HW) während einzelner Entwicklungsphasen.
Damit wird die symbolische Entkopplung der Testschritte
von den tatsächlich angesteuerten Werkzeugen möglich.
14
atp edition
4 / 2012
Die Entwicklung und der Test von Steuerungsprogrammen
sollen aus Termingründen bereits vor der
Fertigstellung einer zu errichtenden Anlage erfolgen.
Bestimmte Anlagenkomponenten, wie Steuerungen
(MES, SPS) oder Maschinen, müssen quasi im laufenden
Anlagenbetrieb ausgewechselt oder um neue
Komponenten erweitert werden.
Neue Strategien zur Fertigungsplanung oder optimierte
Dispatching-Regeln für die Materiallogistik
müssen erprobt werden, ohne den geordneten Produktionsablauf
zu gefährden.
Sowohl während einer Prototypen-Entwicklung als auch
einer Migration sollen demzufolge Programmierung,
Softwaretest und Leistungsbewertung zu Zeitpunkten
stattfinden, wo die reale Maschine noch gar nicht existiert
oder nicht benutzt werden darf. Genau diese Anforderung
soll die VIBN (Bild 1) eigentlich erfüllen, aber oft
genügt sie diesem Anspruch nicht. Warum?
Kommerzielle Anbieter in diesem Segment konzentrieren
ihre Lösungen für die Fabrikautomation überwiegend
auf die Anlagensimulation und die Steuerungskopplung.
Die Simulation übernimmt dabei die realitätsnahe Nachbildung
aller relevanten Maschinenfunktionen und ist
häufig mit einer informativen 3D-Visualisierung ausgestattet.
Die Kopplung ist meist eine kombinierte Hardware-Software-Lösung
und dient der echtzeitfähigen
Anbindung eines realen Controllers sowie weiterer HMI-
Geräte wie Operator Panels. Letztere können wahlweise
auch rein simulativ nachgebildet werden.
BISLANG NUR PROBIEREN UND BEOBACHTEN
Prinzipiell lassen sich VIBN mit solch einer Hardwarein-the-Loop-Simulation
durchführen, die gebotenen
Möglichkeiten reduzieren sich aber auf visuelles Testen
– also Probieren und Beobachten. Warum das nicht
hinreichend ist und die VDI 3633 konsequenterweise
eine Verknüpfung von Simulation und (automatisiertem)
Funktionstest fordert, lässt sich leicht nachvollziehen,
wenn man betrachtet, dass es die VIBN einer
durchschnittlichen Anlage bedingt, mehrere Hundert
Eingangs-Signale kombinatorisch verknüpft zu stimulieren
und die erwarteten Ausgangs-Reaktionen zu
prüfen und zu protokollieren. Daraus resultieren mehrere
Tausend Testfälle, die iterativ ausgeführt werden
müssen, sobald sich Teile der Software ändern, zum
Beispiel aufgrund einer nachträglichen Fehlerbehebung.
Jeder einzelne Testlauf wiederum verlangt vom
Testpersonal die Ausführung einer Reihe von Bedienhandlungen
wie
das Initialisieren oder Rücksetzen des Simulationsmodells,
den Neustart der Steuerung (SPS/MES),
das folge- und zeitrichtige Stimulieren bestimmter
Prozesssignale und
das Beobachten sowie Protokollieren des Steuerungsverhaltens.
Hidden Champion!
ARCA
Flow Gruppe
weltweit:
ECOTROL ® Stellventil
Argumente, die sich
nicht verstecken lassen:
● hohe Zuverlässigkeit garantiert durch
sorgfältige Auslegung, Fertigung
und Qualitätskontrolle
● innere und äußere Dichtheit nach
höchsten internationalen Standards
● rohrloser, integrierter Anbau
von intelligenten Stellungsreglern
nach VDI 3847
● minimiert die Lebenszykluskosten
● vielfach patentiert und ausgezeichnet
Nutzen Sie den technischen Fortschritt
einer Generation bis DN 400!
ARCA Regler GmbH, 47913 Tönisvorst
Tel. 02156-7709-0, Fax 7709-55, sale@arca-valve.com
www.arca-valve.com
Die bessere
Lösung!
Fordern Sie
noch heute ein
Angebot oder
Informationsmaterial
an!
• Zuverlässigkeit in Regelarmaturen, Pumpen & Cryogenics
• Mit Tochtergesellschaften und Partnern in der Schweiz, den
Niederlanden, Indien, VR China, Korea, Japan und Mexiko!
Armaturen AG
von Rohr
ARCA BV
von Rohr
18. bis 22. Juni 2012
Halle 8.0 · Stand G94
praxis
Aufgrund der mangelhaften Werkzeugunterstützung für
VIBN im Bereich der Fabrikautomation müssen diese
Schritte für gewöhnlich mühsam von Hand ausgeführt
werden. Testfehler und eine geringe Testgeschwindigkeit
sind die logischen Folgen.
AUTOMATISIERTE TESTUMGEBUNG ERFORDERLICH
Spätestens dann, wenn die Steuerung von der simulierten
auf die reale Anlage umgeschaltet wird, zeigt sich,
inwieweit die Steuerungssoftware bis dahin wirklich
ausgetestet und ausgereift ist – und zwar hinsichtlich
ihrer Funktion und Performance. Ab einem bestimmten,
minimalen Reifegrad ist eine automatisierte Test- und
Simulationsumgebung erforderlich, die aus einer integrierten
Werkzeugkette für Simulation, Monitoring, Datenanalyse
und Testfallausführung besteht (Bild 2). Diese
Umgebung ermöglicht dem Anwender ein systematisches,
reproduzierbares und nachweisbares Austesten
aller denkbaren Prozesssituationen, auf welche die Steuerung
später reagieren können muss. Ziel ist, den Mensch
von den oben genannten Routineaufgaben zu entlasten
und dadurch die Testeffizienz und -qualität zu steigern.
Alle beteiligten Hardware- und Softwarekomponenten
einschließlich der zu testenden Steuerung werden zu diesem
Zweck über Schnittstellen mit einer zentralen Instanz,
dem sogenannten Testsystem-Manager verbunden. Dieser
bietet den Komfort, alle Systemkomponenten auf Knopfdruck
konfigurieren, starten oder stoppen zu können. So
wird der Steuerungstest, und damit die eigentliche virtuelle
Inbetriebnahme, erst effizient und praktikabel. Solch
eine integrierte Test- und Simulationsumgebung wurde
im Rahmen des Projektes OMSIS prototypisch realisiert.
TESTFÄLLE FÜR GESAMTEN ENTWICKLUNGSPROZESS
Als Testsystem-Manager kam die Software ECU-Test
(TraceTronic) zum Einsatz, ein im Automobilbereich etabliertes
Testautomatisierungswerkzeug zur Spezifikation,
Implementierung, Ausführung und Dokumentation
von Testfällen. Sogenannte Tool-Adapter bilden dabei
die Schnittstellen, über welche ECU-Test mit der jeweiligen
Systemkomponente kommuniziert. Im Rahmen des
Projektes wurden mit wenig Aufwand Tool-Adapter für
mehrere Werkzeugklassen entwickelt, die folgende
Funktionalitäten bieten:
Simulation – Enterprise Dynamics (Incontrol):
Erzeugen, Lesen und Schreiben von Modellelementen
und deren Attributen,
Starten, Stoppen und Rücksetzen der Simulation,
Steuerung – SPS SIMATIC S7 (Siemens):
Stoppen und Neustarten der Steuerung,
Lesen und Schreiben ausgewählter Signale,
Monitoring – Analysator AutoSPy (GWT-TUD):
Dokumente zum Speichern der Monitoringdaten
erzeugen, Aufzeichnungen starten und anhalten.
ECU-Test gestattet neben der Interaktion mit dem
Testaufbau auch die grafische Bearbeitung von Testfällen,
die Spezifikation von entsprechenden Erwartungswerten,
eine bedingte Testschrittausführung, Schleifendurchläufe
und schließlich komplexe Bewertungen, die
im Testreport sichtbar werden. Bild 3 zeigt einen solchen
Testfall. Hier wird beispielhaft getestet, ob eine
Aktivierung beziehungsweise Deaktivierung einer einzelnen
Maschine einer Taktstraße das spezifizierte Verhalten
bewirkt.
Erfahrungen aus der Automobilbranche zeigen, dass
es ökonomisch sinnvoll ist, Testfälle nicht nur für einzelne
Phasen der Steuerungsentwicklung zu entwerfen,
sondern diese Tests möglichst über den gesamten Entwicklungsprozess
weiterzuverwenden. ECU-Test unterstützt
dieses Konzept durch die symbolische Entkopplung
der Testschritte von den tatsächlich angesteuerten
Werkzeugen mittels des sogenannten Tool-Mapping, wie
in Bild 4 dargestellt.
Das Projekt OMSIS (Förderkennzeichen 16IN0650)
wurde finanziert vom Bundesministerium für Wirtschaft
und Technologie und endete im Juli 2011. Im
ersten Quartal 2012 erfolgte die praktische Validierung
der geschaffenen Werkzeuge und gewonnenen Erkenntnisse
in einem Pilotprojekt zur virtuellen Inbetriebnahme
einer Sondermaschine. Darin konnten die Praktikabilität
und der Nutzen der vorgestellten Testumgebung
bestätigt werden.
Autoren
Prof. Dr.-Ing. habil.
Klaus Kabitzsch
ist Leiter des Lehr -
stuhls für Technische
Informationssysteme
der
TU Dresden.
Technische Universität Dresden,
Institut für Angewandte Informatik,
Helmholtzstraße 10, D-01069 Dresden,
Tel. +49 (0) 351 46 33 82 89,
E-Mail: klaus.kabitzsch@tu-dresden.de
Dipl.-Inf. André
Gellrich ist
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter mit
Forschungsschwerpunkt
energieeffiziente
Software am
Institut für Angewandte
Informatik
der TU Dresden.
Technische Universität Dresden,
Institut für Angewandte Informatik,
Helmholtzstraße 10, D-01069 Dresden,
Tel. +49 (0) 351 46 33 84 78,
E-Mail: andre.gellrich@tu-dresden.de
Dipl.-Inf.
Jens Naake ist
Produktverantwortlicher
für die
Monitoring- und
Analysesoftware
AutoSPy bei der
GWT-TUD GmbH.
GWT-TUD GmbH,
Arbeitsgruppe AutoSPy,
Blasewitzer Straße 43, D-01307 Dresden,
Tel. +49 (0) 351 46 33 84 75,
E-Mail: jens.naake@gwtonline-fb.de
16
atp edition
4 / 2012
atp edition
als Heft
oder
als ePaper
Die Referenzklasse für die
Automatisierungstechnik
Erfahren Sie auf höchstem inhaltlichen Niveau, was die
Automatisierungsbranche bewegt. Alle Hauptbeiträge
werden in einem Peer-Review-Verfahren begutachtet,
um Ihnen maximale inhaltliche Qualität zu garantieren.
Sichern Sie sich jetzt dieses erstklassige Lektüreerlebnis.
Als exklusiv ausgestattetes Heft oder als
praktisches ePaper – ideal für unterwegs, auf mobilen
Endgeräten oder zum Archivieren.
Gratis für Sie: Das Handbuch der Prozessautomatisierung
Die 4. Aufl age dieses Handbuchs vermittelt in stringenter Struktur das essentielle Wissen zur
Planung automatisierungstechnischer Einrichtungen für verfahrenstechnische Anlagen und hat
sich in der Branche als Standardnachschlagewerk etabliert.
Für Qualität und Praxisnähe in der Darstellung steht das Autorenteam von 50 ausgewiesen und
anerkannten Experten auf Ihren Arbeitsfeldern.
atp edition erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimerstr. 145, 81671 München
Oldenbourg-Industrieverlag
www.atp-online.de
Vorteilsanforderung per Fax: +49 (0) 931 / 4170 - 492 oder im Fensterumschlag einsenden
Ja, ich möchte atp edition regelmäßig lesen. Bitte schicken Sie mir die Fachpublikation fü r
zunächst ein Jahr (12 Ausgaben)
□ als Heft fü r € 468,- zzgl. Versand (Deutschland: € 30,- / Ausland: € 35,-)
□ als e-Paper (PDF-Datei als Einzellizenz) fü r € 468,-
□ als Heft + e-Paper (PDF-Datei als Einzellizenz) fü r € 638,40 (Deutschland) / € 643,40 (Ausland)
Als Dankeschön erhalte ich das „Handbuch der Prozessautomatisierung“ gratis.
Nur wenn ich nicht bis von 8 Wochen vor Bezugsjahresende kü ndige, verlängert sich der Bezug um ein Jahr.
Die sichere, pü nktliche und bequeme Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer Gutschrift von € 20,-
auf die erste Jahresrechung belohnt.
Firma/Institution
Vorname/Name des Empfängers
Straße/Postfach, Nr.
Land, PLZ, Ort
Telefon
Telefax
Antwort
Leserservice atp
Postfach 91 61
97091 Würzburg
E-Mail
Branche/Wirtschaftszweig
Bevorzugte Zahlungsweise □ Bankabbuchung □ Rechnung
Bank, Ort
Bankleitzahl
✘
Kontonummer
Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen in Textform (Brief, Fax, E-Mail) oder durch
Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Datum, Unterschrift
PAATPE0112
Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice atp, Postfach 91 61, 97091 Würzburg.
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom
Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
praxis
Normen-Dschungel IT-Security: Neue Standards
sollen Konflikte mit etablierten Regeln vermeiden
UK 931.1 des DKE formuliert Anforderungen an die künftige Normenreihe IEC 62443
Die Informationstechnik bringt ohne Zweifel eine Steigerung
der Effizienz vieler Geschäftsprozesse. Damit
einher gehen aber auch neue Bedrohungen der Verfügbarkeit
von Produktionsanlagen oder der Integrität und
Vertraulichkeit von Geschäftsdaten. Angestrebt wird,
abgestimmte technische Regeln, Normen oder Standards
aufzustellen, um für die verschiedenen Industrien einheitliche
Vorgehensweisen und angepasste Schutzkonzepte
gegen diese neuen Bedrohungen zu verabreden.
Für moderne Prozessleitsysteme werden Hard- und Softwaretechnologien
eingesetzt, wie sie auch in der Standard-
IT für die Büroumgebung zum Einsatz kommen. Damit
stehen preiswerte, leistungsfähige Systeme zur Verfügung.
Aber aufgrund der technologischen Gleichheit der Lösungen
werden neue Bedrohungs-Szenarien relevant, welche
zuvor keine Rollte spielten, da proprietäre Systeme eingesetzt
wurden. Dabei sind die Anforderungen in der Prozessautomatisierung
deutlich höher: Während etwa bei
Banken oder Speditionen kurzzeitige Ausfälle als durchaus
akzeptabel gelten, müssen in der Prozessindustrie die
Systeme für die Basisautomatisierung uneingeschränkt
verfügbar sein. Denn auch kurzzeitige Ausfälle der Systeme
können zu gravierenden Produktionsverlusten führen.
STANDARDISIERTE VORGEHENSWEISE
Um diesen Anforderungen entsprechende Lösungen entwerfen
zu können, hat sich in vielen Bereichen eine quasi
standardisierte Strategie etabliert:
Es wird eine Bedrohungsanalyse ausgeführt und dokumentiert.
Es werden Maßnahmen zur Beherrschung der identifizierten
Risiken definiert.
Es wird ein Plan zur Implementierung der definierten
Maßnahmen erarbeitet.
Es wird ein Auditierungsschema erarbeitet, mit dem
Einhaltung und Wirksamkeit der definierten Maßnahmen
überwacht werden.
Für Automatisierungsanwendungen kann dieses Konzept
auch für die IT-Sicherheit übernommen werden, jedoch müssen
Einzelheiten angepasst werden. Details dieser Vorgehensweise
sind in den einschlägigen Normen und Spezifikationen
wie der Richtlinie VDI/VDE 2182 erläutert. Zur technischen
Umsetzung der risikominimierenden Maßnahmen werden
dann bekannte Lösungen aus der Büro-IT wie Verschlüsselungstechniken
oder Passwort-gestützte Authentifizierung
herangezogen, die noch an die speziellen Erfordernisse der
Prozessautomatisierung angepasst werden müssen.
NACHRÜSTUNG ALS HERAUSFORDERUNG
Zu den im Prozessbereich notwendigen Anpassungen gehört,
dass die BPC (Basic Process Control)-Systeme in der
Regel nicht mit Virenscannern ausgestattet werden. Stattdessen
dienen zusätzliche, geschützt aufgestellte Rechner,
als Daten-Gateway (etwa als Virenschleuse). Die BPC werden
als „demilitarisierte Zone“ ohne Schutzmaßnahmen
gegen Schadsoftware betrieben. Dabei ist es aber wichtig,
dass auch die Nutzung externer Datenträger, wie USB
Sticks oder externe Service Notebooks, hinreichend geregelt
und wo notwendig eingeschränkt wird.
Bei der Errichtung neuer Anlagen und Betriebe können
alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen direkt umgesetzt
und vor allem mit dem eigentlichen Produktionsprozess
im Vorfeld abgestimmt werden. Denn hier sind
die komplette IT und die damit verbundenen Schwachstellen
bekannt. Bei IT-Änderungen einer existierenden
Prozessautomatisierungsanlage, wo die notwendigen
Maßnahmen für die IT-Sicherheit nachgerüstet werden
müssen, besteht die Herausforderung darin, die durch
die neuen IT-Funktionen erzeugten Schwachstellen genau
und vollständig zu analysieren und die erforderlichen
Schutzmaßnahmen in die bestehende Prozessautomatisierungsanlage
nahtlos zu integrieren.
SCHNELLIGKEIT VERSUS ZUVERLÄSSIGKEIT
Die unterschiedlichen Vorgehensweisen im Büro- und
Prozessbereich schlagen sich in folgenden Punkten nieder:
Steht bei Anwendungen der Büro-IT im Vordergrund,
Schwachstellen und Fehler möglichst auszumerzen bevor
Schaden entsteht, so legt man bei BPC auf sorgfältige Inbetriebnahme
und umfangreiche Betriebserfahrungen
Wert. Erkannte Fehler auf Systemniveau werden im Bürobereich
schnellstmöglich durch Software Patches
(Patch = Pflaster) korrigiert, bei BPC werden diese vermerkt
und möglichst umgangen. Nur wenn eine Umgehung
(Work Around) nicht sinnvoll oder möglich ist, werden
Systemupgrades vorgenommen, nachdem diese von
den jeweiligen Lieferanten ausgiebig getestet worden sind.
Das führt dazu, dass die BPC im Lauf der Zeit anfälliger
für IT-Bedrohungen werden, da die Systeme früher
oder später nicht mehr up to date sind. Dies ist von besonderer
Bedeutung, wenn etwa Bestandsanlagen nachträglich
mit Wartungszugängen ausgestattet werden.
Anwendungen, die von Ihrer Aktualität leben (wie Virenscanner)
sind unter diesen Bedingungen nur bedingt
wirksam, da sie auf ständige Aktualisierungen angewiesen
sind und nur mit den Security Patches des Betriebssystems
den gewünschten Schutz bieten.
Die Verwendung externer Werkzeuge (wie Laptops von
Servicetechnikern) ist kritisch zu hinterfragen, da
Schadsoftware, die durch ein aktuelles Betriebssystem
blockiert wird, unter einem alten Betriebssystemstand
verheerend wirken kann.
SAFETY UND SECURITY
Von besonderer Bedeutung sind im Hinblick auf die IT-
Sicherheit all die Automatisierungssysteme, für welche
besondere Rahmenbedingungen aufgrund gesetzlicher
oder normativer Anforderungen bestehen. Neben den
Systemen zur nachvollziehbaren Aufzeichnung von Produktionsdaten
sind dies vor allem die Systeme der funktionalen
Sicherheit.
Im Englischen verdeutlichen die Begriffe Safety und
Security die unterschiedliche Bedeutung dieser Sicherheitsgebiete.
Im technischen Bereich spricht man von
18
atp edition
4 / 2012
Für moderne Prozessleitsysteme werden Hard- und
Softwaretechnologien eingesetzt, wie sie auch in der
Standard-IT für die Büroumgebung zum Einsatz kommen.
Erforderlich sind daher Maßnahmen zur IT-Security, für die
handhabbare Normen erarbeitet werden müssen. Bild: BASF
Kurzname Arbeitskreisname Arbeitsschwerpunkt Webseite
AGA 12 American Gas Association Cryptographic Protection of SCADA (Supervisory
Control And Data Acquisition) Communications
ATIS
AWV
BDI
Alliance for Telecommunications
Industry Solutions
Arbeitsgemeinschaft für
wirtschaftliche Verwaltung e.V.
Bundesverband der Deutschen
Industrie e.V.
T1S1 Security Subcommittee (T1S1sec) Security
T1M1 – OAM&P Network Management Security,
Secure Management Security Focus Group
Arbeitskreis Sicherheit in der Informationstechnik
Datenschutz der Spitzenorganisationen der
Wirtschaft
Bitkom AK Sicherheitsmanagement Fragen der Sicherheit von elektronischen Geschäftsprozessen
und informationellen Ressourcen. Zu den
Themenbereichen zählen unter anderem elektronische
Signaturen, Biometrie und Web-Identitäten.
Bitkom FA Frühwarnsysteme Zusammenarbeit deutscher IT-Unternehmen bei der
Frühwarnung zu Internet-Gefahren
Bitkom
IEC
TC65WG10
IETF
ISA99
AK Sicherheit in Unternehmensnetzen
International Electrotechnical
Committee TC65 WG10
Internet Engineering Task
Force
The Instrumentation, Systems,
and Automation SocietySP99
Aktuelle politische, technologische und rechtliche
Entwicklungen auf dem Gebiet der IT-Sicherheit
WG to develop standard 62443;
came out of SC65C WG13,
IP Security, SIP security, SRTP, MIKEY Security
aspects in a number of working groups (including
NSIS, Geopriv, EAP, AAA, RADEXT, PANA, etc.)
Manufacturing and Control Systems Security,
Defining an overall Standard for Manufacturing
and Control Systems Security (Model, Technology,
Implementation of a Security Program, Audit,
System – and Product Requirements)
www.aga.org
www.atis.org
www.awv-net.de
www.bdi-online.de
www.bitkom.org
www.bitkom.org
www.bitkom.org
www.iec.ch
www.ietf.org
www.isa.org
Tabelle 1: Eine schier unübersehbare Vielzahl von Gremien ist aktiv, um Normen, Standards
und industrielle Richtlinien zur funktionalen Sicherheit und IT-Sicherheit up to date zu halten.
atp edition
4 / 2012
19
praxis
functional Safety (funktionale Sicherheit) und IT-Security
(IT-Sicherheit). Auch im Deutschen ist eine saubere Trennung
notwendig, denn funktionale Sicherheit beschreibt
ein komplett anderes Eigenschaftsfeld als IT-Sicherheit.
Eine Abgrenzung findet sich auf der Homepage des VDE.
Bei der funktionalen Sicherheit geht es darum, durch
Automatisierungstechnik sicherzustellen, dass von einem
Gerät oder einer Anlage keine Gefahr für Menschen oder
Umwelt ausgeht. Diese Art von Sicherheit schützt die Umgebung.
Bei der IT-Sicherheit lautet das Ziel, Gefahren
abzuwehren, die von außen auf das System einwirken und
dessen Funktion beeinträchtigen, beispielsweise Schadsoftware
oder einen nicht autorisierten Zugriff.
Damit ist die Verbindung zwischen beiden Themen sichtbar:
Wenn das betrachtete System etwa eine sicherheitsgerichtete
Steuerung oder ein Feldgerät in einer Sicherheitseinrichtung
ist, dann ist jede Beeinträchtigung seiner Funktion
auch gleichzeitig eine der (funktionalen) Sicherheit.
NORMUNG: GANZHEITLICHE BETRACHTUNG FEHLT
Dennoch findet die Normung in unterschiedlichen Gremien
statt. In den einschlägigen Normen wird darauf
hingewiesen, dass das jeweils andere Thema zu beachten
ist. Es fehlt ihnen jedoch eine ganzheitliche Betrachtung.
Eine schier unübersehbare Vielzahl von Gremien ist aktiv,
um diese Normen, Standards und industriellen
Richtlinien up to date zu halten. Dabei ergeben sich unterschiedliche
Analysen, Konzepte und Sichtweisen. So
haben sich etwa unterschiedliche Begriffe entwickelt,
die im Kern aber alle für die gleiche Risikoproblematik
der IT-Sicherheit stehen, wie IT-Sicherheit in der Automatisierungstechnik,
Automation Security, Cyber Security
oder Industrial Security.
ZIELKONFLIKTE UND ÜBERLAPPUNGEN VERMEIDEN
Die IEC hat ihre Arbeitsgruppe TC 65 WG 10 mit der Erarbeitung
einer internationalen Normenreihe für die IT-
Sicherheit in der Prozessautomatisierung beauftragt. Sie
stützt sich dabei wesentlich auf die Arbeit der ISA99
(USA), in der nationale Vorarbeit geleistet wird. Im Rahmen
der ISA-Arbeit zur Normierung wurde unter anderem
ein eigenes Managementsystem für die IT-Sicherheit für
Automatisierungsanwendungen entwickelt nebst zugehörigen
spezifischen Sicherheitsanforderungen und Bewertungsmaßstäben.
In Deutschland wurde parallel zu den Aktivitäten von
ISA und IEC ein Vorgehensmodell zur Risikoanalyse und
Beherrschung erarbeitet, das auf den Bedarf der Automatisierungsanwendungen
zugeschnitten ist. Besonders
berücksichtigt werden dabei die Rollen von Anwendern,
Systemintegratoren und Produktherstellern. Dieses Vorgehensmodell
postuliert keine eigenen Anforderungen,
sondern stützt sich auf etablierte Standards. Es wurde
als Richtlinie VDI/VDE 2182 veröffentlicht. Bei Anwendung
von IT-Systemen in Unternehmen sind üblicherweise
IT-Sicherheits-Managementsysteme auf der Basis
der ISO/IEC 27000-Serie etabliert.
Dies führt dazu, dass Anwender kommerzieller IT-
Systeme, die gleichzeitig für den Fertigungs- beziehungsweise
Prozessbereich die ISA99 oder die entsprechende
internationale IEC-Normenreihe 62443 umsetzen wollen,
damit für unterschiedliche Unternehmensbereiche nicht
nur verschiedene Managementsysteme etablieren müssen.
Sondern diese sind auch noch untereinander abzustimmen
und zu verzahnen. Da je nach Anwendung
unterschiedliche Zertifizierungsstellen in Anspruch
genommen werden sollen, ist das Entstehen weiterer
Konflikte nicht auszuschließen.
ANFORDERUNG AN DIE NORMUNGSARBEIT
Wesentliche Aufgabe der WG 10 des TC 65 wird aus Sicht
der Verfasser sein, diesen Zielkonflikt aufzulösen. Darüber
hinaus gibt es momentan eine Reihe branchenspezifischer
Spezifikationen (etwa WIB, BDEW, Namur, GMA),
die unabhängig voneinander erarbeitet wurden.
Es muss ein Ziel der Normungsarbeit sein, für Unternehmen
effiziente und handhabbare Vorschriften zu
entwickeln. Das übliche Vorgehen bei der Erstellung
einer IEC-Norm erfolgt Top Down. Dabei entwickeln
und formulieren die Mitglieder eines IEC-Komitees als
Autoren
Dr. rer. nat. Gerd Wartmann
ist unter anderem Mitglied
verschiedener Arbeitskreise
und Komitees zum Thema der
IT-Sicherheit in der Automatisierungstechnik:
DKE UK 931.1
und VDI/VDE GMA FA 5.22. In
der Firmengruppe
Endress+Hauser verantwortet er
als Director Information Security die Umsetzung
und Weiterentwicklung der Informationssicherheit.
Endress+Hauser Consult AG,
Kägenstrasse 2, CH-4153 Reinach,
Tel. +41 61 715 77 23,
E-Mail: gerd.wartmann@holding.endress.com
BIS alpha msr GmbH,
Dr.-Julius-Leber-Str. 12,
D-67433 Neustadt/Weinstraße,
Tel. + 49 (0) 6321 40 05 50,
E-Mail: P.Sieber@alpha-msr.de
Dipl. Ing. Peter Sieber
ist Geschäftsführer der
BIS alpha msr GmbH in
Neustadt an der Weinstraße.
20
atp edition
4 / 2012
delegierte Experten eine Norm und legen diese den nationalen
Normungsgremien zur Begutachtung und
Überprüfung vor.
Bei der jetzt entstehenden Normenreihe IEC 62443 werden
die Vorarbeiten zu weiten Teilen in nationalen Standardisierungsgremien
geschaffen. Aus Sicht des UK 931.1
des DKE hat die IEC nun die Kernaufgabe, entstehende
Überlappungen mit existierenden Normen und Standards
zu identifizieren und aufzulösen. Insbesondere sollte die
neue IEC 62443 auf die etablierte Normenreihe zur IT-Sicherheit
ISO/IEC 27000 abgestimmt sein, die das IT-Sicherheitsmanagement
für ein Unternehmen als Ganzes betrachtet.
Dies begründet sich aus dem Reifegrad und der
Anwendungsbreite dieses bereits vorliegenden Standards.
FOKUSSIERTER LÖSUNGSANSATZ ERFORDERLICH
Andere Normen und Standards, die spezifische industrielle
Forderungen abdecken, wie die zur funktionalen
Sicherheit von industriellen Komponenten oder Anlagen,
sind zu berücksichtigen. Sollte dies nicht gelingen, wird
es künftig identische Produkte und Anwendungen geben,
für die unterschiedliche normative Anforderungen gelten.
Dies sollte mit Rücksicht auf die kommerziellen Konsequenzen
für Hersteller und Anwender unbedingt vermieden
werden.
Die wichtigsten Punkte der Haltung des UK 931.1 des
DKE zu den Eckpunkten einer zu schaffenden Normenreihe
zum Thema IT-Sicherheit für die Prozessautomatisierung
lauten:
Es ist ein risikoorientierter Lösungsansatz vorzusehen.
Der Lösungsansatz soll sich eng auf das eigentliche
Thema fokussieren, angrenzende Bereiche gehören
in andere Dokumente.
Die zum Einsatz kommenden Managementsysteme
müssen sich an den bereits vorhandenen orientieren
– Widersprüche sind zu vermeiden.
Es wird der Entwicklung eine Reihe von „Rezepten“
zur Anwendung der existierenden normativen Forderungen
Vorzug gegeben vor der Aufstellung neuer
technischer Anforderungen an die IT-Sicherheit von
Automatisierungsanlagen.
Existierende Spezifikationen, die auf der Anwendung
gültiger thematisch gleicher IEC-Standards beruhen,
sind zu berücksichtigen.
Es müssen Lösungsstrategien definiert werden, die
auch für Bestandsanlagen anwendbar sind.
Diese Forderungen scheinen schwer zu erfüllen zu sein.
An anderer Stelle, etwa in der DIN EN 61508 (VDE 0803),
konnte eine vergleichbare Lösung jedoch gefunden werden.
Feldbusunabhängig
in den Ex-Bereich!
Das WAGO-I/O-SYSTEM 750 ist sowohl für den Einsatz in nicht
explosionsgefährdeten als auch in explosionsgefährdeten Bereichen der
Industrie und des Bergbaus ausgelegt.
Im industriellen Ex-Bereich kann das WAGO-I/O-SYSTEM 750 in der
Zone 2 / 22 eingesetzt werden und bietet eine sichere, einfache und
wirtschaftliche Verbindung zur Sensorik und Aktorik der Zone
0 / 20 und 1 / 21.
Die hierfür entwickelten Ex i Busmodule bilden hierbei ein eigensicheres
Segment, das integriert in einen Standardbusknoten dem Anwender
sämtliche Vorzüge moderner Feldbustechnik bietet: Feldbusunabhängigkeit,
Flexibilität, Modularität, IEC 61131-3 Programm ierbarkeit, Zuverlässigkeit,
Wirtschaftlichkeit, etc.
Zur Verfügung stehen die Ex i Busmodule: Digital Eingang NAMUR, Digital
Ausgang, Analog Eingang 4-20mA, Analog Eingang 4-20mA HART,
Analog Eingang RTD, Analog Eingang TC, Analog Ausgang 0-20mA und
die Ex i Einspeisung 1,0A.
Zertifiziert nach ATEX, IEC-EX, UL ANSI/ISA 12.12.01, UL 508 und
Schiffbau (u.a. GL, LR).
www.wago.com
anche
Hochpräzise Temperaturregelung ist bei Herstellung
von Prothesen eine besondere Herausforderung
Neogramm optimiert Visualisierung und Steuerung von Industrieöfen bei Aesculap
Fingerspitzengefühl ist bei der Herstellung von
Prothesen gefragt. Dies gilt auch für die Hochtemperaturöfen,
in denen die chirurgischen Elemente geformt werden.
In diesem DreherDofen werden Prothesen von
Aesculap angefertigt. Die hochpräzise Regelung
der Öfen ist eine besondere Herausforderung für
das Steuerungssystem. Bilder: Neogramm
Die Aesculap AG in Tuttlingen, Hersteller orthopädischer
Implantate, beauftragte Könn GmbH Industrieofenbau
aus Ketsch mit der Entwicklung eines speziellen
Drehherdofens für das präzise und kontrollierte
Erhitzen von Rohlingen aus Titan- und Kobaltlegierungen
bis maximal 1300 °C.
Diese werden in einem anschließenden Gesenkschmiedeprozess
umgeformt und dann zu hochbelastbaren Gelenkprothesen
weiterverarbeitet. Die softwareseitige Umsetzung
und damit die Programmierung der Ofensteuerung,
die Temperaturregelung und Rezepturverwaltung
sowie die Dokumentation übernahm die Neogramm GmbH
& Co. KG. Die Softwarespezialisten aus Mannheim implementierten
zudem ein flexibles Visualisierungssystem mit
vielfältigen statistischen Auswertungsfunktionen.
In der Weiterentwicklung von medizinischen Produkten
zählen vor allem Qualität, Innovation und Sicherheit.
Als Partner der Chirurgie trägt Aesculap besondere Ver-
antwortung für einen zuverlässigen Herstellungsprozess.
Medizinische Prothesen und chirurgische Instrumente
unterliegen in der Herstellung strengsten Qualitätsanforderungen.
Neogramm entwickelte für Könn eine entsprechend
individuell angepasste Steuerungs- und Visualisierungssoftware.
Diese kommt in der Wärmebehandlung
von Implantat-Rohlingen im Drehherdofen von
Könn zum Einsatz. Die Herausforderungen dieses Projektes
lagen in den von Aesculap geforderten komplexen
Überwachungsfunktionalitäten und gleichzeitig hoch
flexiblen Bedienungsmöglichkeiten der Anlage.
SOFTWARE ALS MASSANFERTIGUNG
Es sollte ein hoch flexibles System geschaffen werden, das
verschiedene Produktionsprogramme abdeckt und Daten
zuverlässig dokumentiert. Dazu war eine individuelle Neuentwicklung
der SPS-Software notwendig. Diese wurde
mit Siemens Simatic STEP 7 und WinCC flexible realisiert.
22
atp edition
4 / 2012
Die Ofensteuerung umfasst diverse Funktionalitäten.
Im Hauptbetrieb werden die beiden Vorgänge Produktion
und Entleerung unterschieden. Im Produktionsbetrieb
erfolgt das automatische Verfahren des Drehherds
zum nächsten Segment samt Türöffnung und -schließung.
Der Bediener stößt diesen Vorgang über einen Fußschalter
an. Die Steuerung überwacht dabei die Temperaturen
und die Verweilzeiten für jedes einzelne Segment.
Bei einer Zeitüberschreitung weist sie den Bediener
auf die Entnahme hin. Wahlweise kann hier die
Zeitüberwachung auch blockierend justiert werden. In
diesem Fall ist es im Automatikbetrieb nicht möglich,
die Ofentür zu öffnen bevor die Minimalzeit für das aktuelle
Segment erreicht ist. Die Entleerung des Ofens
erfolgt ohne Zeitüberwachung.
Um die verschiedenen Prothesenrohlinge dem Material
entsprechend behandeln zu können, regelt die Software
drei Temperaturzonen im Ofen mit insgesamt 24
Segmenten. Für verschiedene Produkte können vorab
verschiedene Behandlungsprogramme mit minimaler
und maximaler Verweilzeit und gewünschter Temperatur
hinterlegt werden. Auch Taktzeiten sind variabel.
So wird durch die Steuerung sichergestellt, dass sich
die zu erhitzenden Teile weder zu kurz noch zu lang im
Ofen befinden, womit optimale Voraussetzungen für das
nachfolgende Schmieden geschaffen werden. Alle Taktzeiten,
Ofenreisezeiten, Temperaturen und Regelparameter
können vom Anwender flexibel oder über die Rezeptverwaltung
produktbezogen eingestellt werden.
Darüber hinaus werden Toleranzgrenzwerte, Drehgeschwindigkeit,
Beschleunigungszeiten und Taktweiten
komfortabel konfiguriert. Die elektromotorische
Verstellung der gesamten Ofenherdhöhe erlaubt eine
ergonomische Nutzung des Ofens für unterschiedlich
große Bediener.
INTUITIVE BEDIENUNG ÜBER TOUCHPANEL
Es wurde eine flexible Panelsteuerung realisiert, die eine
umfassende, intuitive und konsistente Bedienung der Anlage
ermöglicht. Das mit WinCC flexible entwickelte Visualisierungssystem
überzeugt durch einfache Parametrierung,
Anpassungsfähigkeit und ein klare Menüführung.
Sollwerte können manuell eingegeben, Parameter für Ofen
und Peripherie eingestellt und Benutzer zugewiesen und
verwaltet werden.
Wärmebehandlungsprogramme werden in Rezepten
gespeichert. Über die HMI-Schnittstelle ist der Bediener
in der Lage, die Sollwerte und Regelparameter dieser Rezepturen
zu verwalten und Betriebsarten problemlos zu
wechseln. Aufträge können mit ihren Kenndaten eingegeben
werden. Sämtliche Rezepturen lassen sich im Sinne
der Datensicherung auf einen USB-Stick exportieren
und von dort auch wieder importieren. Der Ofenzustand
und relevante Prozessdaten sind jederzeit abrufbar.
LÜCKENLOSE DOKUMENTATION
Die Ofensoftware Thermosoft dient der Prozessführung
und Optimierung von Regelstrecken sowie der Dokumentation
kompletter thermischer Prozesse. In der Medizinbranche
ist eine lückenlose Rückverfolgbarkeit einzelner
Produktionsschritte wichtig. Die Verfolgung aktueller
Prozesse in Echtzeit ermöglicht ein sofortiges Eingreifen
durch den Bediener. Um der Dokumentationspflicht Rechnung
zu tragen, bietet das System Meldeübersichten zu
entsprechenden Ereignissen, wie Störungen am Ofen oder
der Peripherie. Eine chargenbezogene Archivierung der
Prozessdaten ist über implementierte Markos möglich.
Als weiteres optionales Steuerungs- und Visualisierungselement
entwickelte Neogramm ein Feature zur
statistischen Auswertung der letzten fünfzehn Aufträge.
Auswertungsdaten sind die Anzahl korrekt und inkorrekt
behandelter Produkte, die minimale, maximale sowie
mittlere Verweilzeit oder Ofentemperatur, das Startund
Enddatum, die Auftragsgesamtdauer sowie die Daten
aller beteiligten Bediener.
KOMPLEXE OFENANLAGE – EINFACHES HANDLING
Trotz des Software-Schwerpunktes hat Neogramm seinen
Kunden vorab bei der Auswahl der geeigneten Hardware
beraten. Es wurden die notwendigen Schnittstellen für
die Ein- und Ausgänge der SPS sowie die Auftragskennung
geplant und definiert. Gemeinsam mit Könn wurde
die Anlage beim Kunden in Betrieb genommen. Dies umfasste
die Parametrierung der Anlage und den Test der
Steuerungs- und Visualisierungssoftware. Im Teach-In
wurden die Prothesenrohlinge entsprechend validiert.
Des Weiteren fand eine intensive Schulung und Einweisung
des Bedienpersonals an der Anlage statt. Für eine
schnelle und unkomplizierte Handhabung im Fall einer
Störung ist ein Fernwartungsmodul inklusive Softwareerweiterung
als Option nachrüstbar.
Die Kombination einer hoch modernen Ofenanlage mit
individuell gestalteter Software macht komplexe Produktionsprozesse
transparent und leicht zu handhaben.
Autor
Dipl.-Inform.
Stephan Könn
ist Geschäftsführer und
Key Account Manager
bei Neogramm.
Neogramm GmbH & Co. KG,
Julius-Hatry-Straße 1, D-68163 Mannheim,
Tel. +49 (0) 621 150 25 00,
E-Mail: s.koenn@neogramm.de
atp edition
4 / 2012
23
anche
Ganzheitliche Automatisierungslösung optimiert
das Luftpfeifenstechen für Sandgussformen
Das Setzen von Entlüftungskanälen wurde in das Gießanlagen-Leitsystem integriert
Das „Luftpfeifenstechen“ ist für Gießereien eine kritische
Aufgabe: Denn das Stechen der Entlüftungskanäle
in Formen für den Sandguss ist zeitaufwendig
und fehleranfällig. Die Aluminiumgießerei-Abteilung
des Metallwerks Ohm & Häner verwendet dafür mit
großem Erfolg nun eine Automatisierungslösung: Pro
Jahr setzt ein ABB-Roboter mit einem speziellen Werkzeug
und gesteuert von dem Softwarepaket Flex-Mould-
Venter zwischen 500 000 und 750 000 Löcher in die
Sandgussformen für Aluminiumteile. Anders als beim
manuellen Stechen treten nun auf der Innenseite der
Formen keine Ausbrüche mehr auf. Das erspart Nacharbeit
an den Gussteilen. Zudem erlaubt die Steuerung
auch das schräge Stechen der Entlüftungskanäle.
Beim Metallguss ist das Stechen von Löchern, den
Luftpfeifen, in die Sandform ein qualitätsbestimmender
Schritt. Durch die Luftpfeifen entweicht während
des Gießprozesses die Luft aus den Hohlräumen der
Form. Präzis gestochene Luftpfeifen reduzieren den
nachträglichen Putzaufwand am Gussteil. Bisher üblich
sind weitgehend noch das manuelle Luftpfeifenstechen
oder das maschinelle Stechen mit hydraulischen
Vorrichtungen.
Manuelles Stechen wählen die Sandformer meist für
Einzelstücke oder Kleinserien. Der Former braucht dabei
viel Erfahrung und Feingefühl. Beim Durchstechen
können Sandausbrüche auf der gegenüberliegenden
Formseite entstehen. Muss er dabei von der Außenseite
her in die Form stechen, entstehen die Ausbrüche auf
der Gutseite (Modellseite). Sie verursachen dann am
gegossenen Werkstück aufwendiges, kostenintensives
Nacharbeiten.
MANUELLES STECHEN IST FEHLERANFÄLLIG
In der Serienfertigung kommt es darauf an, die Luftpfeifen
präzise immer an gleicher Stelle anzubringen.
Dafür haben sich maschinelle Luftstechvorrichtungen
etabliert. Eine hydraulisch absenkbare Platte, auf der je
nach Form und Größe des Gussteils entsprechend verteilte
Nadeln sitzen, platziert der Former gemäß der
Zeichnungsvorgabe und der Positionsdaten der Formteile.
Er senkt das mit Nadeln bestückte Werkzeug dann
hydraulisch in die Sandform und fährt es anschließend
wieder heraus.
Werkleiter Dr. Georg Dieckhues erläutert: „Dieses konventionelle
Luftpfeifenstechen zeigt jedoch insbesondere
bei wechselnden Losen einen gravierenden Nachteil:
Der Former muss Position, Anzahl und Einstechtiefe der
Nadel jeweils wieder anpassen – das ist fehleranfällig,
zeit- und kostenaufwendig.“
Der Wunsch nach Verbesserungen war also vorhanden.
Denn Ohm & Häner liefert Jahr für Jahr rund 4500 Tonnen
Gussteile in den Geräte- und Maschinenbau, an Automobilbauer
und Schienenfahrzeughersteller sowie für
die Stromerzeugung und -durchleitung. Und bei jährlich
500 000 bis 750 000 zu stechenden Luftpfeifen spielen
Qualitätsverbesserungen und höhere Wirtschaftlichkeit
eine gravierende Rolle.
INDUSTRIELLES NEULAND BETRETEN
Doch noch fehlten industrielle Referenzen für die Roboterlösung.
Mit diesem System zum automatisierten Setzen
der Entlüftungskanäle musste Ohm & Häner Neuland
betreten. Aber gute Erfahrungen mit Gießrobotern von
ABB im Werk I von Ohm & Häner veranlassten die Technik-Manager,
den Vorschlag der Friedberger Roboterspezialisten
zu prüfen.
Anfang 2009 startete dann in der Aluminiumgießerei-
Abteilung im Werk II bei Ohm & Häner am Standort Olpe-
Friedrichsthal der Probebetrieb des automatisierten Luftpfeifenstechens.
Nach der erfolgreichen Testphase bewährt
sich das neue System von ABB Automation seit Ende 2009
im täglichen Normalbetrieb. Es besteht aus einem Industrieroboter
IRB 6620, einem speziellen Werkzeug zum Führen
der Nadel und dem Softwarepaket FlexMouldVenter.
Sowohl die Vorbereitung als auch die Entwicklungs- und
die Realisierungsphase des Projekts überzeugten, und von
den Ergebnissen fühlen sich die Gießerei-Manager bestätigt.
„Wir sind absolut zufrieden mit dem Roboter. Er arbeitet
unter Gießereibedingungen zuverlässig, ist sehr wartungsarm
und vorbildlich hinsichtlich seiner Verfügbarkeit“,
fasst Dr. Georg Dieckhues die Erfahrungen zusammen
und ergänzt: „Seit der Inbetriebnahme im Normalbetrieb
läuft der FlexMouldVenter störungsfrei. Diese Automatisierungslösung
ist ein bedeutender Schritt nach vorn.“
DATENFLUSS OHNE MEDIENBRÜCHE
Moderne Industrieroboter sind ohne spezifische Programmierkenntnisse
einfach zu bedienen. Frei von Medienbrüchen
übernimmt die Steuerungssoftware des
Roboters die 3D-CAD-Daten des Werkstückes als Basis
für das Luftpfeifenstechen. Manuelle Übertragungen
und Einstellungen entfallen. Dies verringert Fehlerquellen
und die Vorbereitungs- sowie Werkzeugwechselzeiten.
Eine zentrale Datenbank des Anlagenleitsystems,
das im Fallbeispiel von dem Formanlagenhersteller HWS
stammt, enthält alle Werkstückdaten. Die Werker können
sie von dort jederzeit aufrufen. Dies betrifft neben den
CAD-Geometriedaten der zu gießenden Werkstücke auch
Informationen zum optimalen Belegen der Formkästen
und zum Setzen der Einstechpunkte. So entfällt für ein
bereits bekanntes Werkstück die Vorbereitungszeit nahezu
vollständig.
Das Parametrieren der Roboter erfolgt automatisiert
direkt aus dem Anlagenleitsystem. Die Software ermittelt
automatisch die optimale Lochreihenfolge. Die Roboterlösung
mit den intelligenten Funktionen ihres Softwarepaketes
und den Sensoren gewährleistet eine außerordentlich
gute Reproduzierbarkeit der Ergebnisse. Mithilfe
der automatischen Nadelüberwachung erkennt der
Roboter Nadelverbiegungen oder -brüche und ermöglicht
so das rechtzeitige Austauschen der Nadeln. Dies vermeidet
Fehler und eventuell daraus folgenden Ausschuss.
Im Rahmen der Nadelüberwachung wird die
Position der Nadelspitze nach jedem Stechzyklus mit
einem Koordinaten-Messsystem kontrolliert. Ist die Position
unverändert, ist auch die Nadel in Ordnung.
24
atp edition
4 / 2012
Zu qualitativ hochwertigen Gussprodukten,
effizient hergestellt, trägt das Luftpfeifen-Stechsystem
von ABB Automation bei. Vier exakt an die richtige
Position um die Aussparung in der Bildmitte gesetzte
Luftpfeifen werden anschließend beim Bearbeiten der
Gussfläche entfernt. Bild: Ohm & Häner
Ohne spezifische
Programmierkenntnisse
gibt der Nutzer
über intuitiv erfassbare
grafische Oberflächen
dem Roboter
seine Arbeit vor.
Automatisiert,
in hoher Qualität
und Geschwindigkeit
sticht das
System Flex-
MouldVenter
Entgasungslöcher
in Sandformen,
bei Bedarf auch
unter variierenden
Winkeln.
Hinzu kommen Vorteile der digitalisierten Datentechnik.
Die Entwickler von ABB integrieren auf Wunsch
Optionen wie das Messen der Stechkräfte, Hard- und
Software für Sicherheitsmodule, Prozessüberwachung
und -dokumentation, die zentrale Lochdatenverwaltung,
unterschiedliche Montageelemente und weitergehende
Dienstleistungen.
JEDER STICH WIRD INDIVIDUELL GESTEUERT
Ein weiterer entscheidender Fortschritt ergibt sich aus der
Kinematik des Roboters in Kombination mit der Bewegung
des Werkzeuges inklusive der Stechnadel. Im Unterschied
zum manuellen und zum klassischen hydraulischen
Luftstechen mit einstellbaren Vorrichtungen lässt
sich hier jeder Stich individuell steuern. Dabei bietet der
Roboter eine interessante Besonderheit: Er kann die Luftpfeifen
„schräg“ stechen, also auch in Winkellagen zur
Hauptstechrichtung. Das ist von Vorteil, wenn die Luft
direkt von einem auf dem Gussteil definierten Punkt abgezogen
werden soll. Mit den schräg gestochenen Luftpfeifen
werden dann zusätzliche Kanäle überflüssig.
Wesentlichen Anteil an der deutlich erhöhten Qualität,
einem Hauptziel des Projekts, haben die hohe Positionier-
und Wiederholgenauigkeit des Roboters. Ein weiterer
Vorteil ergibt sich aus seiner Beweglichkeit und
dem Zugang auch an schlecht erreichbare Positionen.
Deshalb kann der Roboter in der überwiegenden Zahl
der Situationen die Nadel ohne zeit- und kostenintensives
Anformen die Stiche von der Modellseite her setzen.
Das Robotersystem kann Luftpfeifen von 5 bis 10 mm
Lochdurchmesser mit Tiefen bis 650 mm in Geschwindigkeiten
bis zu 2,5 m/s stechen. In der Praxis entspricht
das rund einem Loch pro Sekunde.
Einen wichtigen Pluspunkt bietet der Flexibilitätsgewinn
bei kleinen, häufig wechselnden Losgrößen. Produktionsunterbrechungen
wegen der Nadeljustage entfallen.
Der Roboter ermöglicht eine kontinuierliche Produktion
– unabhängig von der jeweiligen Formkastenbelegung
oder Geometrie des Werkstückes. So lassen sich
immer gleiche Gießbedingungen und konstante Liniengeschwindigkeiten
erzielen. Mit einer Verfügbarkeit von
99 % bieten die Industrieroboter von ABB beste Voraussetzungen
für einen störungsfreien Betrieb.
Autor
Michael Kremer
ist Segment Manager
Foundry bei der ABB
Automation GmbH.
ABB Automation GmbH,
Unternehmensbereich Robotics,
Grüner Weg 6, D-61169 Friedberg,
Tel. + 49 (0) 6031 852 95,
E-Mail: michael.kremer@de.abb.com
atp edition
4 / 2012
25
anche
Eigensicherheit und hohe Leistung: Feldbusse
im explosionsgefährdeten Bereich betreiben
Dynamic Arc Recognition and Termination hebt die bisherigen Leistungsbeschränkungen auf
Den Fehler schnell
erkennen:
Dart reagiert und begrenzt
die Zündenergie.
Ausgangswerte
DART
Transmitterspeisegerät
FISCO
Feldbus
Spannung
U
Leistung
P
Kabellänge
50 VDC ca. 50 W 100 m
24 VDC ca. 22 W 100 m
50 VDC ca. 8 W 1000 m
24 VDC ca. 8 W 1000 m
16 VDC ca. 320 mW 1000 m
12,8 VDC ca.1,4 W 1000 m
Eigensicherheit im Vergleich:
Übertragbare Leistung mit und ohne Dart
Zukunftsgerichtet und Rückwärtskompatibel:
Mit Dart lässt sich jede Feldbusinfrastruktur eigensicher auslegen.
Der High-Power Trunk hat Feldbussystemen auch im
Bereich der Prozessanlagen endgültig zum Durchbruch
verholfen. Dynamic Arc Recognition and Termination
(DART oder Dart) baut auf dieser Basistechnologie
auf und sorgt für eine problemlose Eigensicherheit
im Ex-Bereich. Alle eigensicheren Feldgeräte und Foundation
Fieldbus-H1- und Profibus-PA-Infrastrukturen
können weiter verwendet werden. Die bisherigen Leistungsbeschränkungen
gelten nicht mehr. Die Validierung
der Eigensicherheit erfolgt über ein Systemzertifikat
und erfordert damit keinerlei eigene Berechnungen.
Obwohl Dart erst auf dem Weg zum anerkannten
IEC-Standard ist, gilt die Technologie in der Prozessindustrie
jetzt schon als die nächste Generation der Eigensicherheit.
hoher aufwand für eigensichere stromkreise
Eigensichere Stromkreise im Ex-Bereich waren bisher
stets mit einem hohen Aufwand und zahlreichen Kompromissen
behaftet. Das Entity-Modell erforderte nicht
nur komplexe Berechnungen. Es begrenzte auch die maximal
verfügbare Leistung auf einem Feldbus-Segment
auf 1,2 Watt, was für maximal drei Feldgeräte ausreichte.
Das 2005 in die IEC 60079-27 aufgenommene Fieldbus
Intrinsically Safe Concept (Fisco) beseitigte nicht alle
Nachteile. Zwar entfielen damit die umständlichen Berechnungen.
Aber die Leistungsbegrenzung blieb weiterhin
erhalten.
FELDBUSKOPPLER REDUZIEREN DIE ENERGIE
Grundlegende Änderungen brachte erst das zur Jahrtausendwende
von Pepperl+Fuchs vorgestellte High-Power-
Trunk-Konzept. Es beruht auf dem Prinzip, dass die
Feldbus-Hauptleitung zunächst unbegrenzt Energie zur
Verfügung stellt, die dann mithilfe von Feldbuskopplern
auf ein im Ex-Bereich sicheres Niveau begrenzt wird. Dadurch
ließen sich immerhin bis zu 16 eigensichere Feldgeräte
einsetzen. Außerdem war erstmals ohne Einschränkungen
eine redundant aufgebaute Stromversorgung
möglich.
Das High-Power-Trunk-Konzept löste den Durchbruch
von Feldbus-Infrastrukturen im Bereich der Prozessau-
26
atp edition
4 / 2012
tomation aus. Mit der federführend von Pepperl+Fuchs
entwickelten und im Jahr 2008 erstmals vorgestellten
Technologie Dynamic Arc Recognition and Termination
(Dart) wurde ein völlig anderer Ansatz realisiert, um
die Entstehung gefährlicher Funken im Ex-Bereich auszuschließen.
Diese neue Technologie setzt nicht einfach
auf eine Begrenzung der Leistung auf ein ungefährliches
Niveau. Sie überwacht vielmehr den Stromkreis
und erkennt das charakteristische elektrische Verhalten,
welches das Entstehen eines Funkens anzeigt. Innerhalb
von 5 bis 10 Mikrosekunden schneidet sie dann
die Energie ab und verhindert auf diese Weise, dass der
Funke eine zündfähige Temperatur erreicht.
VIERMAL SO VIEL EIGENSICHERE leistung
Die Kombination des High-Power-Trunk-Konzepts mit
Dart kann ohne Übertreibung als die nächste Generation
der Eigensicherheit bezeichnet werden. Die Nennleistung
pro Feldbus-Segment liegt bei 8 Watt, sodass künftig im
Vergleich zu FISCO eine mehr als viermal so hohe eigensichere
Leistung für dreimal so viele Feldgeräte verbunden
mit langen Kabelwegen zur Verfügung steht.
Derzeit arbeitet ein Konsortium von Unternehmen unter
der Führung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt
daran, Dart zu einem IEC-Standard zu machen.
Der Erfolgsweg für Dart ist vorgezeichnet und es ist nur
eine Frage der Zeit, bis diese Technologie völlig neue
Anwendungen im Ex-Bereich eröffnet.
Hardwareseitig funktioniert die Technologie mit jeder
vorhandenen Feldbus-Infrastruktur mit High-Power
Trunk. Es werden lediglich Dart-Power-Module und
Dart-Feldbuskoppler „Segment Protektoren“ benötigt,
um die einzelnen Stromkreise bis hin zu den Feldgeräten
zu überwachen und bei Funkenbildung die Energieversorgung
zu kappen. Die Stromversorgungen gibt es mit
redundanten Steckmodulen, eine Funktion die mit
Fisco so nicht realisierbar ist.
PROBLEMLOSE WARTUNG IM EX-BEREICH
Dart-Eigensicherheit funktioniert auch, wenn zum Beispiel
ein Feldgerät an- oder abgeklemmt wird. Kommt
es dabei zur Funkenbildung, spricht das System automatisch
an und schaltet die Stromversorgung aus – um
sie bereits nach wenigen Millisekunden wieder einzuschalten.
Feldgeräte können somit selbst im Ex-Bereich
problemlos gewartet werden, ohne dass dafür ein Feuerschein
erforderlich ist. Durch die extrem kurze
Stromunterbrechung wird zwar jede gefährliche Funkenbildung
ausgeschaltet, aber der Datenverkehr bleibt
unbehelligt. Über im Protokoll definierte Wiederholungen
wird das eine oder andere zerstörte Telegramm
wiederholt. Das ist bei Foundation Fieldbus H1 und
Profibus PA so gang und gäbe.
einfache validierung der eigensicherheit
Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die problemlose
Validierung der Eigensicherheit. Durch die Zertifizierung
des Systems und der damit zusammenhängenden Komponenten
ist es nicht mehr notwendig, eigene Berechnungen
anzustellen, um die Validierung der Eigensicherheit
für jedes System nachzuweisen. Stattdessen genügt die
Installation eines Dart-Power-Hubs in Verbindung mit
Dart-Segment-Protektoren, die über maximal 1000 Meter
lange Feldbuskabel vom Typ A miteinander verbunden
sind. Die Ausgänge der Dart-Segment-Protektoren und
damit die Stichleitungen (Spurs) sind klassisch eigensicher
und nach Ex ib IIC. Das heißt, die Anlage ist selbst
vor den höchst explosiven Gasen der Gruppe IIC geschützt.
Und es können alle heute zugelassenen eigensicheren
Feldbusfeldgeräte, die für die Zone 1 zugelassen
sind, angeschlossen werden.
ZUKUNFTSGERICHTET UND RÜCKWÄRTSKOMPATIBEL
Grundsätzlich lässt sich mithilfe von Dart jede Feldbusinfrastruktur
eigensicher auslegen. Es steht daher nicht
nur ein breites Programm an Feldgeräten zur Verfügung.
Es ergibt sich auch ein maximaler Investitionsschutz für
die bereits vorhandene Instrumentierung.
Die neueste Version des FieldConnex Segment Checkers
steht nun zum Download bereit. Das Tool zur effizienten
Planung von Foundation-Fieldbus-H1- und Profibus-PA-Segmenten
beinhaltet jetzt alle Dart-Komponenten
und den neuen Blitzschutz.
Dart ist also eine Technologie, die in die Zukunft weist
und gleichzeitig rückwärtskompatibel ist. Damit wird es
erstmals möglich, explosionsgefährdete Bereiche uneingeschränkt
mit der sichersten Explosionsschutzart in die
Prozesssteuerung zu integrieren, ohne sich dabei mit
einer Fülle von Vorschriften, Berechnungen und Einschränkungen
auseinandersetzen zu müssen.
Autor
Andreas Hennecke
ist Produkt Marketing
Manager im Geschäftsbereich
Prozessautomation
bei Pepperl+Fuchs.
Pepperl+Fuchs GmbH,
Lilienthalstrasse 200,
D-68307 Mannheim,
Tel. +49 (0) 621 776 16 01,
E-Mail: ahennecke@de.pepperl-fuchs.com
atp edition
4 / 2012
27
hauptbeitrag
Virtuelle Inbetriebnahme
von Produktionsanlagen
Neuer Prozessschritt beim Anlagenengineering
In der Automobilindustrie wird die virtuelle Inbetriebnahme vermehrt angewendet. Dabei
ist es neben der gewissenhaften Durchführung wichtig, die virtuellen Anlagenmodelle
effizient zu erstellen. Anpassungen in den damit zusammenhängenden Engineering-Schritten
erleichtern den Modellaufbau. Die virtuelle Inbetriebnahme ist in vieler Hinsicht
nützlich, erfordert jedoch auch, dass in den vorhergehenden Engineering-Schritten einige
Voraussetzungen geschaffen werden. Dieser Beitrag beschreibt, worauf es dabei ankommt.
SCHLAGWÖRTER Virtuelle Inbetriebnahme / Digitale Fabrik / Anlagenengineering
Virtual commissioning of production plant –
A new step in plant engineering
Virtual commissioning is increasingly used in the automotive industry. In addition to
careful implementation, it is also important to create the virtual plant models efficiently.
Adjustments in the related engineering steps make it easier to construct the models. The
virtual commissioning offers various benefits, but it does involve certain preconditions
being met in the preceding engineering stages. The key factors are described.
KEYWORDS Virtual commissioning / digital factory / plant engineering
28
atp edition
4 / 2012
Björn Grimm, Daimler
Die Automobilbranche ist geprägt von zunehmender
Globalisierung und Konkurrenzdruck. Um
den Herausforderungen zu begegnen, verkürzen
die Hersteller die Innovationszyklen und erhöhen
die Vielfalt ihrer Produktpalette. Dies führt
zu mehr Produktionsanläufen und zu erhöhten Anforderungen
an die Produktionsanlagen, die eine größere Anzahl
an Typen abbilden müssen [1]. Vor diesem Hintergrund
gewinnen Produktionsplanung und Inbetriebnahme
an Bedeutung. Gleichzeitig verkürzt sich die Zeit, die für
Anläufe zur Verfügung steht, und Produkte werden in Anlagen
integriert, die bereits im produktiven Betrieb sind.
Deshalb muss das Engineering von Anlagen angepasst
werden. Mithilfe der virtuellen Inbetriebnahme als neuem
Engineering-Schritt lassen sich die Planungsergebnisse
und insbesondere die Steuerungssoftware absichern
noch bevor die reale Produktionsanlage existiert.
1. Einordnung der virtuellen Inbetriebnahme
Das Ziel der virtuellen Inbetriebnahme ist die Optimierung
und Absicherung des Zusammenspiels von Anlagenmechanik,
-elektrik und Steuerungssoftware, ohne
dass die reale Fertigungsanlage vorhanden ist. Die virtuelle
Inbetriebnahme ersetzt also keine Schritte im Planungsprozess,
sondern ergänzt den Prozess um die zusätzliche
Möglichkeit der Absicherung. Simulation, Offline-Programmierung,
die Erstellung des SPS-Programms
und die weiteren Schritte im Engineering behalten ihre
Bedeutung und liefern die Eingangsdaten zur virtuellen
Inbetriebnahme, die nicht isoliert betrachtet werden darf.
Um einen möglichst großen Nutzen dieses neuen Engineering-Schrittes
zu erzielen, muss der Aufbau des
Modells für die virtuelle Inbetriebnahme effizient erfolgen.
Ebenso muss es möglich sein, das Modell bei Änderungen
der realen Anlage schnell, einfach und zuverlässig
zu aktualisieren. Die virtuelle Inbetriebnahme sollte
zwischen verschiedenen Anlagen vergleichbar und das
Modell sollte stets ähnlich aufgebaut sein, um dem Benutzer
einen großen Wiedererkennungseffekt zu bieten.
Der Benutzer ist der Bediener der virtuellen Anlage.
Er arbeitet in der virtuellen Inbetriebnahme mit dem
SPS-Programmierer und dem Roboter-Programmierer
zusammen, um die steuerungstechnischen Programme
zu testen, die in einem weiteren Schritt auf die reale
Anlage übertragen werden.
2. Technische Umsetzung
Da die virtuelle Inbetriebnahme eine Vorwegnahme der
realen Inbetriebnahme darstellt, ähneln sich die Architekturen
einer realen und einer virtuellen Anlage sehr.
In einer realen Anlage ist die Anlagensteuerung mit den
steuerungstechnisch relevanten Komponenten über einen
Industriebus verbunden. Steuerung und Komponenten
tauschen über diesen Bus Befehle und Rückmeldungen aus
(Bild 1). Durch das Zusammenspiel der Komponenten wird
der Fertigungsablauf abgebildet, der Materialfluss der Produkte
ergibt sich durch den Steuerungsablauf. Eine besondere
Gruppe der Komponenten bilden die Industrie-Roboter,
die jeweils einen eigenen individuellen Ablauf haben.
Für die virtuelle Inbetriebnahme kommt eine reale
Steuerung zum Einsatz, wie sie an der Produktionsanlage
eingesetzt wird. Sie wird über den Industriebus mit
der virtuellen Anlage gekoppelt (Bild 2). Über diese Architektur
ist es möglich, zusätzlich reale Komponenten
einzubinden. Die virtuelle Anlage setzt sich aus drei
Komponenten zusammen:
Busankopplung
Logik-Modell
3D-Modell mit Roboter-Emulation
Die Busankopplung verbindet das Logik-Modell mit der
Anlagensteuerung. Sie hat die Aufgabe, den Busaufbau
nachzubilden und die Eingänge und Ausgänge der Steuerung
an das Logik-Modell weiterzureichen. Die Anlagensteuerung
akzeptiert die über die Busankopplung abgebildeten
Komponenten wie reale Komponenten, das heißt, die
Kommunikationsebene der Anlage ist somit abgebildet.
atp edition
4 / 2012
29
Hauptbeitrag
Über das Logik-Modell wird das Verhalten der einzelnen
steuerungstechnischen Komponenten simuliert. Auf die
Signale von Seiten der Steuerung erfolgen Reaktionen und
Antworten wie von realen Geräten. Ein Unterschied zur
realen Anlage ist für die Anlagensteuerung kaum zu erkennen.
Das Logik-Modell stellt auch das Bindeglied zum
3D-Modell dar. Über simulierte Komponenten werden Positionen
und Geschwindigkeiten ermittelt und damit das
3D-Modell angesteuert. In der umgekehrten Richtung
nimmt das Logik-Modell von dem 3D-Modell Sensorsignale,
wie zum Beispiel Bauteilkontrollen, entgegen und
reicht sie an die Anlagensteuerung weiter. Die Umsetzung
des Logik-Modells erfolgt mit Hilfe der Software WinMOD.
Über das 3D-Modell erhält der Bediener eine visuelle
Rückmeldung über die Abläufe in der Anlage. Neben den
Geometrien und Kinematiken ist auch der Materialfluss
im 3D-Modell abgebildet. Hierüber werden Bauteilsignale
erzeugt, die über das Logik-Modell zurückgemeldet
werden. Eine weitere zentrale Rolle spielt das 3D-Modell,
weil es die Emulation der Roboter beinhaltet. Die Roboterprogramme
werden interpretiert und zusammen mit
den in den Roboterprogrammen definierten Signalen
ausgeführt. Das 3D-Modell inklusive Roboteremulation
wird durch die Software Invision realisiert.
Logik-Modell und 3D-Modell werden jeweils auf einem
separaten PC ausgeführt. Die Aufteilung der Modelle
rührt daher, dass die Software WinMOD für Windows-
Betriebssysteme erstellt wurde und die Software Invision
auf Linux basiert. Das Erreichen der Performance-
Anforderungen, die Bedienung und Visualisierung wird
durch diese Aufteilung unterstützt.
Die zuvor erwähnte Einbindung von realen Busteilnehmern
lässt sich in verschiedenen Szenarien anwenden.
Zur Verbesserung der Bedienbarkeit werden zum
Beispiel einzelne Bedienpulte integriert, sodass während
der Durchführung der virtuellen Inbetriebnahme bestimmte
Funktionalitäten, wie die Anwahl von Handoder
Automatikbetrieb oder das Quittieren von Meldungen
direkt aufgerufen werden können. Ebenso ist es
möglich, Geräte einzubinden, die noch nicht in der Komponentenbibliothek
abgebildet sind, weil sie außerhalb
des Standards zur Umsetzung seltener Funktionalitäten
in der betreffenden Anlage eingesetzt werden.
3. Aufbau der Modelle
Die Anforderungen an das Anlagenmodell für die virtuelle
Inbetriebnahme sind vielschichtig. Um die Übertragbarkeit
der Ergebnisse aus der virtuellen auf die reale
Inbetriebnahme sicherzustellen, muss das Anlagenmodell
der realen Anlage möglichst genau entsprechen, sowohl
im logischen Verhalten als auch in der geometrischen
Darstellung. Damit verbunden ist die Anforderung,
dass das Modell eine Antwortzeit sicherstellen muss, in
der die Signale mit der Anlagensteuerung auszutauschen
sind. Dem gegenüber stehen die Grenzen, die die Ressourcen
der PC-Systeme setzen. Es muss also ein Kompromiss
zwischen Detailtreue und Ressourcen gefunden werden.
Dies führt zu definierten Ungenauigkeiten im Modell,
zum Beispiel im Zeitverhalten oder in der geometrischen
Darstellung. Da bei der virtuellen Inbetriebnahme die
Absicherung des Anlagenablaufes im Vordergrund steht,
sind diese Ungenauigkeiten akzeptierbar.
Eine weitere Anforderung besteht im effizienten Aufbau
des Modells und der Möglichkeit, eventuelle Änderungen
aus dem Planungsprozess ohne großen Aufwand nachpflegen
zu können. Daher ist ein möglichst großer Anteil des
Modellaufbaus zu standardisieren und – wenn möglich – zu
automatisieren. Dies führt zu einer definierten Qualität der
Modelle und einer guten Vergleichbarkeit zwischen den Modellen
verschiedener Anlagen. Das erleichtert es, die Modelle
bei einem Integrationsprojekt und bei Schulungsmaßnahmen
erneut zu verwenden, da ein starker Wiedererkennungseffekt
eintritt. Die zu schulenden Bediener können sich auf
die Besonderheiten der jeweiligen Anlage konzentrieren.
Die Eingangsdaten für den Aufbau des Logik-Modells
sind die Hardwarekonfiguration und die Zuordnungsliste
des SPS-Programms, in der die Symbole den Ein- und
Ausgängen zugeordnet werden. Weitere Informationen
werden über den Elektroplan und eine Liste der verwendeten
Funktionsgruppen bereitgestellt. Für die Erstellung
des 3D-Modells werden das Simulationsmodell der Anlage,
Dokumentationen über die Zuordnung von Ventilen,
Kinematiken und Sensoren sowie Informationen über
Ablauf und Materialfluss benötigt.
Für den Modellaufbau können Logik- und 3D-Modell
zunächst getrennt betrachtet werden (Bild 3).
3.1 Logik-Modell
Eine Vorlage für das Logik-Modell und eine Komponentenbibliothek
bilden neben den genannten Eingangsdaten die
Basis, um das Logik-Modell zu erstellen. Über diese Vorlage
sind bereits Signalformate und globale Einstellungen für das
Logik-Modell vordefiniert. Die Komponentenbibliothek umfasst
Verhaltensmodelle für die Geräte, die gemäß dem bei
der Daimler AG eingesetzten Steuerungstechnikstandard
integra zum Einsatz kommen. Diese Verhaltensmodelle wurden
vorab für die virtuelle Inbetriebnahme erstellt und bilden
neben Elektroplan-Vorlagen, SPS-Software-Bausteinen und
Dokumentationen eine weitere Ebene im Standard integra.
Die Erstellung der Verhaltensmodelle erfolgt unter Berücksichtigung
der Anforderungen an die Performance, Detailtreue
und Bedienerfreundlichkeit. Damit wird auch das Logik-Modell
vorbereitet. In abschließenden Tests wird die Qualität und
Korrektheit der Modelle überprüft. Diese Komponentenbibliothek
wird den Anlagenlieferanten zur Verfügung gestellt. Damit
reduziert sich der Aufwand zur Erstellung der Modelle
und die Vergleichbarkeit der Anlagenmodelle zwischen verschiedenen
Lieferanten und Baureihenprojekten wird erreicht.
Durch die weitgehende Standardisierung im Bereich Steuerungstechnik,
insbesondere durch die vorhandenen Software-Bausteine,
die Bezeichnungssystematik und die darauf
abgestimmte Komponentenbibliothek, lässt sich mit Hilfe
von Generierungswerkzeugen innerhalb kurzer Zeit eine
Engineering-Liste erzeugen. Mit der WinMOD-Engineering-
Assistenz wird aus dieser Liste und der Komponentenbibliothek
das Logik-Modell aufgebaut. Im Idealfall ist dieses
Modell sofort lauffähig. Durchzuführen sind noch Anpassungen,
wie die Beschaltung von globalen Signalen, die Visualisierung
besonderer Signale und Parametrierung einzelner
Verhaltensmodelle. Wurde im Vorfeld bereits die Busankopplung
parametriert, so kann nun eine erste Testkopplung
mit der Anlagensteuerung vorgenommen werden.
3.2 3D-Modell
Als Grundlage für das 3D-Modell dient das Simulationsmodell
aus dem Simulationswerkzeug der Roboter-Offline-
30
atp edition
4 / 2012
Programmierung. Hieraus wird das Modell in das Datenaustauschformat
AutomationML exportiert. Mit diesem
Datenformat können die Topologie einer Anlage, Geometrie-
und Kinematik-Informationen sowie Logik-Informationen
abgespeichert und übertragen werden [2, 3, 4]. Im
Anwendungsfall werden nur Anlagentopologie sowie
Geometrie und Kinematik verwendet.
Vor dem Export werden die Geometriedaten auf Standardkonformität
überprüft und, sofern noch nicht für die
Offline-Programmierung geschehen, selektiv in einem
Batch-Prozess reduziert. Nach dem Export steht für die
virtuelle Inbetriebnahme ein AutomationML-Dokument
zur Verfügung. Wie für das Logik-Modell existiert auch
für das 3D-Modell eine Vorlage, in die das Automation-
ML-Dokument eingelesen wird. Falls ein SPS-Bereich in
der Simulation in mehrere Absicherungsbereiche aufgeteilt
werden musste, lässt er sich in diesem Schritt beim
Import in das 3D-Modell wieder zum kompletten SPS-
Bereich zusammenführen.
Nach dem Import wird das erzeugte Modell mit dem
Simulationsmodell verglichen. Neben den richtigen Positionen
der Komponenten werden auch Bewegungsrichtung,
Bewegungsbereich und definierte Positionen der
Kinematiken überprüft und in Einzelfällen korrigiert.
Für die folgenden Schritte braucht es zusätzliche Dokumentationen
aus den vorangehenden Planungsschritten.
Für die Erstellung des Materialflusses muss dieser
als Dokument vorliegen oder aus dem Ablaufdiagramm
der Anlage abgeleitet werden. Weiter werden Übersichten
für die einzelnen Bearbeitungsstationen benötigt, um die
Sensorik zu den Bauteilen zuzuordnen. Mit diesen Informationen
wird in Invision definiert, an welchen Stellen
Produkte in die Anlage eintreten, welchen Weg sie durch
die Anlage nehmen und wo sie die Anlage verlassen.
Auch das Fügen von Bauteilen zu einem Zusammenbau
wird im Rahmen des Materialflusses definiert. Abschließend
wird die Schnittstellendefinition zur Kopplung mit
dem Logik-Modell eingelesen und mit den Signalen von
Materialfluss, Kinematik und Robotern verknüpft. Indem
eine Bezeichnungssystematik durchgängig verwendet
wird, erleichtert das diese Verknüpfung sehr; sie kann
teilweise automatisch erfolgen.
heitsprogramms, Handbetrieb, Automatikbetrieb, Sonderfunktionen
und Störfälle.
Bei diesen Tests bilden der Programmierer der Anlagensteuerung,
der Roboterprogrammierer und der Bediener
der virtuellen Anlage ein Team. Zu Beginn der Tests
wird das SPS-Programm in die SPS geladen und die Roboterprogramme
werden in die Software Invision eingelesen.
Das SPS-Programm kann direkt in der Hardware-
Steuerung eingespielt werden. Die Roboterprogramme,
die neben den Bewegungsbefehlen mindestens auch die
Verriegelungssignale enthalten sollten, müssen zunächst
aus der nativen Roboter-Programmiersprache in ein neutrales
Format übersetzt werden und werden von der Software
Invision emuliert.
Bild 1: Architektur einer
realen Fertigungsanlage
3.3 Testkopplung der Modellbestandteile
Die beiden Teile des Modells sind nun bereit für eine erste
Testkopplung. Im Rahmen dieser Kopplung werden die verschiedenen
Ansteuersignale seitens des Logik-Modells und
die Rückmeldesignale seitens des 3D-Modells überprüft. Die
Verbindung des Logik-Modells mit der SPS erfolgt über die
Busankopplung, die Verbindung zwischen Logik-Modell und
3D-Modell wird über eine Ethernet-Verbindung hergestellt.
Durch das manuelle Setzen (Forcen) definierter Signale auf
Seiten des Logik-Modells lassen sich die Verfahrwege der
Kinematiken testen und der Materialfluss durchspielen.
Wenn auch die Testkopplung erfolgreich verläuft, so ist
das Modell bereit, um eine virtuelle Inbetriebnahme
durchzuführen.
Bild 2: Architektur einer virtuellen Anlage
4. Virtuelle Inbetriebnahme
Die Durchführung der virtuellen Inbetriebnahme orientiert
sich an der Vorgehensweise der realen Inbetriebnahme.
Auch hier gliedern sich die Schritte in Test des Sicher-
Bild 3: Aufbau des Anlagenmodells
atp edition
4 / 2012
31
Hauptbeitrag
Test von Hand- und Automatik-Betrieb
Wie bei der Abnahme an der realen Anlage wird beim Test
des Sicherheitsprogrammes jedes Sicherheitselement ausgelöst
und anschließend überprüft, ob die in der Sicherheitsmatrix
definierten Elemente in einen sicheren Zustand
überführt wurden. Korrekturen kann der SPS-Programmierer
direkt im Steuerungsprogramm vornehmen.
Anschließend steuert der Steuerungsprogrammierer die
einzelnen Komponenten in der Anlage über die Visualisierung
an und verfährt sie zwischen den einzelnen Positionen.
Dabei werden die Verfahrwege im 3D-Modell überprüft.
Die Bewegungsrichtungen und Rückmeldungen aus
den einzelnen Endlagen verarbeitet das Steuerungsprogramm.
Bei diesem Test wird die Ansteuerung der einzelnen
Komponenten durch das Steuerungsprogramm validiert.
Daneben wird die Handverriegelung von Komponenten
getestet. In manchen Fällen muss beim Verfahren der
mechanischen Komponenten eine bestimmte Reihenfolge
eingehalten werden, weil sich die Bewegungsräume der
Komponenten überschneiden oder sich Komponenten in
einem bestimmten Zustand im Bewegungsraum einer anderen
Komponente befinden. In diesem Fall wird auch das
Handverfahren von Komponenten verriegelt, um eine Kollision
in jedem Fall auszuschließen.
Sobald der Handbetrieb getestet ist, wird die Anlage
Station für Station in den Automatikbetrieb versetzt. Dabei
wird, beginnend an den Quellen des Materialflusses,
der Automatikablauf eingeführt. Hierzu sind Optimierungen
im Steuerungsprogramm und Roboterprogrammen,
wie das Freigeben des Einfahrens in Stationen, das
Setzen von Rückmeldungen durch den Roboter und Anpassungen
im Ablauf, notwendig. Während sich die Änderungen
im SPS-Programm an der Originalsoftware
ohne großen Aufwand durchführen lassen, sind die Änderungen
des Signalaustausches in den Roboterprogrammen
zunächst in der Simulationsumgebung vorzunehmen
und separat zu dokumentieren. Im Anschluss werden
die Änderungen in den Originalroboterprogrammen
nachvollzogen und die Programme über den Zwischenschritt
der Konvertierung in das neutrale Format übersetzt
und in die virtuelle Anlage eingelesen. Schritt für
Schritt wird so Station für Station in Betrieb genommen,
bis ein Fertigungsablauf für ein Bauteil ohne Eingriff
durch den SPS-Programmierer oder den Roboterprogrammierer
durch die virtuelle Anlage produziert wurde. Anschließend
werden die Tests auf die Varianten der in der
Anlage zu produzierenden Produkte ausgedehnt. Entsprechend
der Spezifikation der Anlage werden auch die
Wechsel zwischen den Produktvarianten erprobt.
Test von Sonderfunktionen und Störszenarien
Dem Test des Automatikbetriebs folgen die Tests der Sonderfunktionen.
Hierzu zählen das Aus- und Einschleusen
von Bauteilen. Ein besonderes Augenmerk gilt Anlagenzuständen,
die nur nach einer größeren Anzahl an Zyklen herbeigeführt
werden, wie zum Beispiel das Kappenfräsen bei
Anlagen mit Punktschweißapplikationen. Der Vorteil der
virtuellen Inbetriebnahme, dass eine unbegrenzte Anzahl
von Bauteilen beliebiger Varianten verfügbar ist, hilft besonders
beim Test von Sonderprogrammen, wie dem Vollfahren
und Leerfahren der Anlage. Diese Tests können an der realen
Anlage erst zu einem sehr späten Zeitpunkt durchgeführt
werden, da die Bauteile in der Phase der Inbetriebnahme nur
in begrenzter Anzahl zur Verfügung stehen.
Sofern noch Zeit für weitere Tests zur Verfügung steht,
lassen sich durch das Forcen von Signalen Störszenarien,
wie Störungen von einzelnen Komponenten, einspielen,
um die Robustheit des SPS-Programmes zu testen. Wie
beschrieben, werden die Optimierungen und Fehlerbehebungen
im Rahmen der virtuellen Inbetriebnahme
direkt durchgeführt. Wenn dies nicht möglich ist, weil
Anpassungen auch Änderungen in der Hardware bedürfen
oder weil es aus Zeitgründen nicht machbar ist, werden
die noch durchzuführenden Maßnahmen dokumentiert
und mit den betroffenen Gewerken besprochen.
5. Einbindung in den Engineering-Prozess
Im Gegensatz zu anderen Optimierungen im Engineering-
Prozess werden durch die virtuelle Inbetriebnahme keine
bisherigen Prozessschritte ersetzt oder modifiziert, sondern
ein neuer Prozessschritt eingeführt. Trotzdem wirkt
sie sich auf den restlichen Engineering-Prozess aus. Bereits
zu einem frühen Zeitpunkt ist auszuwählen, an welchen
Anlagen eine virtuelle Inbetriebnahme durchgeführt
werden soll. Kriterien hierfür sind die Komplexität
der Anlage, eine Verwendung für mehrere Varianten eines
Bauteiles, zukünftige Planungen oder besondere Projektumstände.
Ist eine Anlage ausgewählt, muss im Projektzeitplan
die virtuelle Inbetriebnahme berücksichtigt und
sichergestellt werden, dass sich die beteiligten Gewerke
früher als im bisherigen Prozess detailliert abstimmen.
Dies betrifft zum Beispiel den Steuerungs- und Roboterprogrammierer
hinsichtlich der Signale zur Verriegelung
der Roboter untereinander und mit anderen Komponenten
der Anlage. Bisher erfolgte dieser Schritt erst kurz vor
Beginn der realen Inbetriebnahme. Weiter ist es unabdingbar,
dass die Eingangsdaten zum Aufbau der Modelle
für die virtuelle Inbetriebnahme in einem konsistenten
und aktuellen Stand vorliegen.
Nach dem Aufbau des Modells sind Änderungen in
der Ausführung der Anlage stets zu verfolgen und, sofern
der Umfang größer ist, im Modell zu definierten Zeitpunkten
nachzupflegen. Der Projektzeitplan kann so
gestaltet werden, dass der SPS-Programmierer an der
virtuellen Inbetriebnahme teilnimmt, bevor seine Anwesenheit
auf der Baustelle erforderlich wird. Gegebenenfalls
müssen hierzu das Prüfen der Elektroinstallation,
Signaltest oder ähnliche Tätigkeiten bei Beginn der
Inbetriebnahme an andere Personen delegiert werden.
Allerdings müssen Personen, die erstmals an der virtuellen
Inbetriebnahme teilnehmen, oft erst von ihrem
Nutzen überzeugt werden. Dabei muss ihnen verdeutlicht
werden, dass sich Mithilfe dieses Engineering-
Schrittes der Aufwand bei der realen Inbetriebnahme
vermindert.
Die Erkenntnisse aus der virtuellen Inbetriebnahme
müssen bei der realen Inbetriebnahme berücksichtigt
werden. Hierzu zählen neben behobenen und offenen
Mängeln auch Informationen über die durchgeführten
Tests und deren Ergebnisse. Nach Abschluss der realen
Inbetriebnahme sollte das Anlagenmodell auf den
Stand der realen Anlage gebracht werden. Die verschiedenen
Programme können dann wieder in die
virtuelle Inbetriebnahmeumgebung eingespielt werden
und sollten zum gleichen Verhalten führen wie an
der realen Anlage.
Mit dem aktualisierten Modell steht dann ein wertvolles
Werkzeug für weitere Integrationsprojekte zur Verfügung.
Diese finden bei laufender Produktion statt. Die
virtuelle Inbetriebnahme sorgt für vorgetestete Program-
32
atp edition
4 / 2012
me, verkürzt damit Stillstandszeiten und entlastet das
Inbetriebnahmepersonal.
6. Erfahrungen
Der erste Nutzen der virtuellen Inbetriebnahme tritt bereits
vor dem eigentlichen Modellaufbau ein. Abstimmungen
zwischen den verschiedenen Gewerken, die sonst oft
erst während der realen Inbetriebnahme durchgeführt
werden, finden zu einem früheren Zeitpunkt statt und
machen Letztere dadurch besser planbar.
Durch den Test der Sicherheitsprogramme am Modell
wird erreicht, dass ein funktionierendes Sicherheitsprogramm
zu einem frühen Zeitpunkt an der Anlage eingespielt
werden kann. Durch den systematischen Vortest
am virtuellen Modell wird die Abnahmezeit des Programms
an der realen Anlage verkürzt.
Der Test des Handbetriebs und der Automatikabläufe
unterstützt bei kurzen Testzyklen und enger Zusammenarbeit
von SPS-Programmierer und Roboterprogrammierer
die Abstimmung und Weiterentwicklung der verschiedenen
Programme.
Besonders beim Test der Betriebsfunktionen, wie Vollfahren
und Leerfahren der Anlage sowie der verschiedenen
zu produzierenden Typen, bringt die virtuelle
Inbetriebnahme entscheidende Vorteile, da eine beliebige
Anzahl von Bauteilen verschiedener Varianten zur
Verfügung steht. Eine Situation, die an der realen Anlage
durch die Knappheit der ersten Prototypen- und Serienteile
nicht gegeben ist. Macht sich dieser Nutzen
bereits beim Aufbau von neuen Anlagen bemerkbar, sorgt
die virtuelle Inbetriebnahme bei Integrationsprojekten
in bestehende Anlagen für zusätzliche Sicherheit.
Den beteiligten Personen müssen die Möglichkeiten
und Grenzen der virtuellen Inbetriebnahme bekannt
sein. Die Übertragbarkeit von Ergebnissen hängt stark
von der Genauigkeit und der Aktualität des Modells ab.
Die Beteiligten müssen das Modell als Möglichkeit für
Tests akzeptieren und können damit die Arbeit auf der
Baustelle auf die Punkte fokussieren, die an einer virtuellen
Anlage nur begrenzt abbildbar sind.
Eine weitere Erfahrung ist, dass die Einbettung des
neuen Prozessschrittes virtuelle Inbetriebnahme in den
Engineering-Prozess sehr wichtig ist. War es bisher möglich,
die Engineering-Ergebnisse Schritt für Schritt an
die reale Anlage zu liefern, gibt es jetzt mit dem Start der
virtuellen Inbetriebnahme beziehungsweise mit dem
Start des Modellaufbaus einen definierten Abgabezeitpunkt
für den kompletten Umfang. Hierauf müssen sich
die vorgelagerten Prozessen einstellen.
7. Weitere Anwendungsfälle
Eine virtuelle Anlage kann über die virtuelle Inbetriebnahme
hinaus noch in folgenden Tätigkeiten Anwendung
finden, vorausgesetzt, es wird nach Abschluss der realen
Inbetriebnahme aktualisiert:
Fazit
Schulung: In der Ausbildung von Anlagenführern
und Instandhaltungspersonal liefert das Modell einen
wertvollen Beitrag. Bisher konnte nur an stark reduzierten
Anlagennachbildungen oder an der realen
Anlage ausgebildet und geübt werden.
Instandhaltung: Verbesserungen lassen sich an der
virtuellen Anlage vorab testen und an der realen Anlage
beobachtete Fehlerzustände zwecks Ursachenfindung
und -behebung am Modell nachbilden.
Test von Standardbausteinen: Standardbausteine
können über verschiedene virtuelle Modelle umfangreicher
vor der Freigabe getestet werden.
Die virtuelle Inbetriebnahme leistet einen guten Beitrag zur
Verkürzung einer Inbetriebnahme und zur Verringerung
der mit ihr verbundenen Risiken. Zusätzlich werden durch
die für die virtuelle Inbetriebnahme erforderliche frühzeitige
Abstimmung zwischen den betroffenen Gewerken positive
Effekte erzielt. Es ist jedoch nötig, weiter an der Integration
der virtuellen Inbetriebnahme in die Prozesskette
der Anlagenplanung und -realisierung zu arbeiten.
Manuskripteingang
29.12.2011
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
Referenzen
Autor
[1] Kiefer, J.: Mechatronikorientierte Planung automatisierter
Fertigungszellen im Bereich Karosserierohbau,
Schriftenreihe Produktionstechnik, Band 43,
Universität des Saarlandes 2007
[2] L. Hundt, A. Lüder, E. Estévez Estévez, Kiefer, J.:
Engineering of manufacturing systems within engineering
networks, 15th IEEE International Conference on Emerging
Technologies and Factory Automation (ETFA 2010), Bilbao,
Spain, September 2010, Proceedings-CD
[3] Strube, M., Fay, A.; Truchat S., Figalist, H.:
Modell gestützte Modernisierungsplanung. In:
Zeitschrift atp-edition, 53 (7-8), S. 46-53, 2011
[4] Drath, R. (Herausgeber): Datenaustausch in der
Anlagenplanung mit AutomationML,
Springer-Verlag 2010
Dipl.-Ing. Björn Grimm (geb. 1977)
studierte Elektrotechnik und Informationstechnik
an der Universität
Karlsruhe (TH). Seit 2004 arbeitet
er bei der Daimler AG an der Einführung
und Weiterentwicklung von
Engineering-Werkzeugen sowie neuen
Produktionskonzepten.
Mercedes-Benz Werk Sindelfingen,
Produktionsplanung,
Planung Presswerk, Karosseriebau, Lackierung,
Automatisierungs- und Steuerungstechnik (PKL/AST),
D-71059 Sindelfingen, Tel. +49 (0) 7031 908 20 56,
E-Mail: bjoern.grimm@daimler.com
atp edition
4 / 2012
33
hauptbeitrag
Simulationsbasierte
Steuerungsfunktionstests
Generierung von Modellen aus PLS-Engineering-Systemen
Das Testen des implementierten Steuerungscodes von Prozessleitsystemen (PLS) ist ein
wichtiger Bestandteil des PLS-Engineering-Prozesses und Voraussetzung für eine zügige
Inbetriebnahme und einen fehlerfreien Anlagenbetrieb. Mithilfe der Simulation des IO-
Verhaltens der beteiligten Aktoren und Sensoren sowie – damit verbunden – des physikalischen
Anlagenprozesses lassen sich diese Tests früher, schneller und umfassender
durchführen. Dieser Beitrag diskutiert wesentliche Aspekte des effizienten simulationsbasierten
Testens von Steuerungsprogrammen. Er stellt ein Simulationswerkzeug vor,
welches die Simulationsmodellgenerierung auf Basis von Daten aus dem PLS-Engineering-
Werkzeug semi-automatisiert ausführt. In einem Folgebeitrag [12] wird in Erweiterung zu
der hier vorgestellten praxisorientierten Lösung ein Forschungsansatz beschrieben, mit
dessen Hilfe sich Simulationsmodelle auf Basis von objektorientierten CAE-Planungsdaten
vollautomatisch generieren lassen.
SCHLAGWÖRTER Factory-Acceptance-Test / automatische Modellgenerierung / Simulation /
MS Excel / PLS-Test-Engineering
Simulation based control logic tests –
Generating simulation models based on PCS Engineering Systems
Testing the control code implemented in the Process Control System (PCS) is an important
part of the PCS engineering process and a prerequisite for rapid commissioning and the
correct functioning of the plant. With the aid of simulation of the IO behaviour of the
relevant sensors and actuators as well as the physical process, these tests can be carried
out earlier, quicker and more comprehensively. In this article, essential aspects of an efficient
simulation-based testing of control programs are discussed. A simulation tool is
presented which is able to generate the simulation model semi-automatically on the basis
of PCS engineering tool data. In a related article, a research approach will be presented
with which simulation models based on object oriented CAE data can be generated fullyautomatically.
KEYWORDS Factory acceptance Test / automated model generation / simulation /
MS Excel / PCS test engineering
34
atp edition
4 / 2012
Jürgen Greifeneder, Peter Weber, Mike Barth, ABB Forschungszentrum
Alexander Fay, Helmut-Schmidt-Universität
Angelehnt an Testprozeduren von Software-Applikationen
beinhaltet das Engineering eines
Prozessleitsystems mehrere Prüfschritte. Je
nach Fortschritt bei der Implementierung der
Leitsystemfunktionen werden Grenzwerte für
Alarme und Meldungen, Verriegelungen, Schrittketten
sowie Wirkrichtungen von Reglern daraufhin überprüft,
ob sie den Spezifikationen entsprechen. Die Ingenieure
stehen hierbei vor der Herausforderung, dass die für den
Factory-Acceptance-Test (FAT) zur Verfügung stehende
Zeit immer kürzer wird – Reduzierung der Gesamtprojektdauer
seit 1970: 25 % [1]. Die Anzahl und Komplexität
der durchzuführenden Tests hat dagegen aufgrund des
zunehmenden Funktionsumfangs der Automatisierung
stetig zugenommen. Die Frage ist, ob sich Vorbereitung
und Durchführung dieser Tests durch den Einsatz von
Simulationsmodellen effizienter gestalten oder zumindest
teilweise in frühere Projektphasen verlagern lassen.
Die als Inhouse-Tests bezeichneten Prüfungen des
Steuerungscodes beinhalten Funktions-, Integrationstest
und den FAT und werden beim PLS-Systemintegrator
durchgeführt, bevor das fertig konfigurierte und programmierte
PLS an den Kunden ausgeliefert wird. Die
Reihenfolge ist dabei nicht streng sequenzieller Natur
sondern zeichnet sich durch zeitliche Überlappungen
und Iterationen [2, 3] aus:
Im funktionalen Anlagentest (Funktionstest) werden
die Steuerungslogik und die Bedien- und Beobachtungsfunktionen
überprüft. Da in vielen Fällen vorgetestete
Bibliotheksbausteine (Typicals) und Bediendialoge
(Faceplates) eingesetzt werden, kann der
Funktionstest auf die Bereiche Verschaltung von
Funktionsbausteinen, Parametrierung (zum Beispiel
Grenzwerte), Verriegelungen, Schrittketten, Bediendialog
HMI-Ankopplung und Protokollierung konzentriert
werden.
Der Integrationstest befasst sich mit den im Leitsystem
angelegten Systemfunktionen wie Netzwerkverbindungen,
Zugriffsberechtigungen, Gerät-Logik-
Verknüpfungen (connectivity), Reaktion auf Fehlverhalten
(zum Beispiel E/A-Kartenausfall), Systemalarmen,
Zeitsynchronisation, Speicherverbrauch und
CPU-Auslastung.
Der FAT beinhaltet systemintegrative und funktionale
Aspekte und wird in den meisten Fällen im Beisein
des Kunden durchgeführt. Der Abschlussbericht
wird von den Beteiligten abgezeichnet. Er gilt zusammen
mit der anschließenden Überführung des Prozessleitsystems
auf die Baustelle als Abschluss der
Inhouse-Engineering-Tätigkeiten.
In diesem Beitrag werden jene Teile der funktionalen und
Abnahme-Tests behandelt, bei denen die reale Hardware
durch emulierte Komponenten ersetzt werden kann [4].
Auf Basis dessen fokussieren die Autoren folgende Testaufgaben:
Verriegelungslogiken, zum Beispiel das Aktivieren
eines Sekundärkreislaufes bei Trockenlauf einer
Pumpe
Schrittketten, beispielsweise die Überprüfung korrekter
Schaltbedingungen
Ein-/Ausgabeverhalten, wie die korrekt konfigurierte
Wirkrichtung von Reglerbausteinen
Die Überprüfung der implementierten Grafiken von
Bediendialogen und Alarmen. Hierbei wird getestet,
ob die Lesbarkeit gegeben ist, die korrekte Farbwahl
getroffen wurde, die Sensor- und Stellwerte in der
korrekten Einheit, Genauigkeit und Darstellungsvariante
(wie Trend, Säule, Digitalanzeige) angezeigt
werden.
Der Vollständigkeit halber muss auch die Überprüfung
der eingesetzten Bibliotheken genannt werden. Diese
wird dann relevant, wenn projektübergreifend eingesetzte
Funktionsbausteine auf die Anforderungen eines konkreten
Projektes abgestimmt wurden. Der Stand der Technik
beim Testen wird durch das manuelle Aufschalten
von Signalen (Signalwertaufschaltung) dominiert. Im
Unterschied zu früheren Vorgehensweisen, bei denen mit
Schaltern und Potenziometern gearbeitet wurde, wird die
atp edition
4 / 2012
35
Hauptbeitrag
Setzen
Variablenwerte
Verändern
Parameter
E_ACS350
(Simulierte) Hardware
Funktionsobjekt
Objekte im Leitsystem
Zugehörige Hardware
Signalwertaufschaltung (Signal Forcing) heute durch
Softwareprogramme unterstützt. Dieses softwaregestützte
Vorgehen bildet eine erste native Form von simulationsbasierten
Testverfahren.
1. Simulationsbasierte Testverfahren
Leitsystem
Bild 1: Objektweises Testen, im Beispiel für ein Drive (ACS350),
das eine Pumpe ansteuert
Die zuvor erläuterten Funktions- und Abnahme-Tests betreffen
Steuerungsaspekte, welche durch die Verhaltensmodellierung
einzelner Anlagenobjekte getestet werden
können, und Funktionen, für deren Test mehrere Anlagenobjekte
sowie deren Abhängigkeiten simuliert werden
müssen. Letzteres betrifft vor allem die Tests von Verriegelungen,
Ablaufsteuerungen und Wirkrichtungen von
Reglern. Um das zu erläutern, werden im Folgenden die
Vorgehensweisen objektweises Testen und Testen mit Prozessmodellen
eingeführt.
Als objektweises Testen wird die aus der klassischen
Signalwertaufschaltung stammende Simulation eines
einzelnen Objektes beziehungsweise die damit einhergehende
Prüfung einer Leitsystemfunktion definiert. Bei
einem solchen Objekt kann es sich um einen Aktor (zum
Beispiel Pumpe) oder einen Sensor (beispielsweise Füllstandsensor)
handeln. Beim Test wird das korrekte Zusammenwirken
von Anlagenobjekt und Leitsystemfunktion
überprüft. Im einzelnen Projekt werden die gemäß
der Spezifikation eingestellten Grenzwerte (wie Laufzeit-
Eingangssignale
Simulationswerkzeug
Ausgangssignale
Visualisieren
Steuerungssignale
Rückmeldesignale
Füllstands-
Sensor
LT
Füllstands-
Regelung
LIC
Ventil
FV
Pumpe
EU
!
Interlock-
Logik!
!
Durchfluß-
Regelung
Mit der Entwicklung von Werkzeugen wie Matlab/Simulink
(Mathworks), welche Simulation auch außerhalb einer
hoch spezialisierten Forschung ermöglichen, lassen sich
die dabei entstehenden Vorteile für das Tagesgeschäft der
Ingenieure nutzen [5, 6]. Hieraus hervorgegangen sind
kommerzielle PLS-Test-Werkzeuge wie 800xA Simulator
(ABB), Simit (Siemens), WinMod (Mewes) und Virtuos
FIC
Durchfluß-
Sensor
Bild 2: Darstellung des funktionalen Zusammenhangs zwischen
einzelnen Anlagenobjekten
FT
(ISG), welche als eigenständige Software oder als weiteres
Modul für ihre jeweilige PLS-Engineering-Umgebung erhältlich
sind. Je nach deren Anbindung an die emulierte
(Soft-SPS) oder real vorhandene Steuerung wird zwischen
den Testarten Systemsimulation und Hardware-in-the-
Loop (HIL) [7] unterschieden. Bei der Systemsimulation
[8] werden der zu steuernde Prozess und die Steuerungs-
Hardware simuliert (ausschließliche Simulation). Die Systemsimulation
eignet sich insbesondere für schnell umzusetzende
Untersuchungen zu Beginn eines Projekts. Sie
erlaubt es, falsche Lösungsansätze frühzeitig auszuschließen
oder verschiedene Lösungsansätze bezüglich ihrer
jeweiligen Performanz miteinander zu vergleichen. Hierbei
liegt der Controller in der Regel in emulierter Form,
das heißt als Soft-SPS, vor. Das Anlagenmodell kann dabei
in einer externen Simulationsumgebung modelliert und
zum Beispiel über OPC an die Soft-SPS angeschlossen
werden als auch im Controller selbst aufgebaut sein [10].
Eine Variante der Systemsimulation für das PLS-Test-
Engineering bilden im Controller implementierte Modelle.
Diese sind in den zu Typicals zusammengefassten Funktionsbausteinen
implementiert und damit Bestandteil des
Steuerungscodes. Dem sich ergebenden Vorteil in Bezug
auf das Wegfallen eines zusätzlichen Simulationswerkzeuges
steht der Nachteil gegenüber, dass die Simulationsmodelle
nach dem Test deaktiviert werden. Dies bedeutet
eine nachträgliche Änderung des Steuerungscodes nach
erfolgtem Test, wobei die Auswirkungen nicht vollständig
absehbar sind. Zwar ist auch hier eine rückwirkungsfreie
Alternative möglich, zum Beispiel durch den Einsatz eines
zweiten Controllers, doch diese ist gleichzusetzen mit dem
Einsatz eines externen Simulationswerkzeuges.
Das Testen durch HIL-Simulation (Hardware-In-The-
Loop) hat für den Systemintegrator größere Bedeutung. Die
zu liefernde, bereits erstellte PLS-Infrastruktur wird mit
einem Simulations-Modell des zu steuernden Prozesses
gekoppelt. Bei der HIL-Simulation lässt sich der Simulationsrechner
zum Beispiel als simulierte Remote-IO Komponente
über Feldbus mit dem realen Controller verbinden.
2. Objekt- und Prozessmodelle
36
atp edition
4 / 2012
parameter, HHH/HH/H-Alarmwerte) getestet. Das objektweise
Testen beinhaltet des Weiteren Syntaxprüfungen,
die Überprüfung von Variablenzuweisungen und Reaktionsprüfungen.
Letztere könnte die Farbänderung einer
Anzeige bei Änderung eines Variablenwertes oder die
Erfüllung einer Schaltbedingung sein.
Als Prozesssignale von den simulierten Anlagenobjekten
werden Konstanten, Sprungfunktionen (binäre Sensorwerte)
oder zeitabhängige Eingangssignale (zum Beispiel
Rampen als Teil einer Regelfunktion TIC (Temperature
Indication and Control) modelliert. So wird beispielsweise
das binäre Rückmeldesignal eines
geschlossenen Ventils (GO-) simuliert, nachdem es ein
Aktorsignal aus der Steuerung erhalten hat. Dies veranschaulicht
Bild 1, in welchem die Leitsystemfunktion
Rückmeldesignale vom simulierten Objekt empfängt,
nachdem sie zuvor ein Steuersignal an das simulierte
Objekt gesendet hat. Hierbei kann zusätzlich die Weitergabe
von Signalen der Leitsystemfunktion an eine Visualisierung
getestet werden. Die an das simulierte Objekt
gesendeten beziehungsweise empfangenen Signale kann
der Testingenieur jederzeit durch eigene Eingangswerte
(zum Beispiel direkt am Funktionsbaustein im Leitsystem
oder Simulationswerkzeug) überschreiben.
Anders als das optionale Aufschalten von Fehlerwerten
erfordert das Testen von Verriegelungen, Schrittketten
oder Folgealarmen zwingend manuelle und zeitlich abgestimmte
Eingriffe des Testingenieurs (beziehungsweise
die Aktivierung von definierbaren Testsequenzen).
Zum Beispiel muss für das Testen einer Befüllungssequenz
eines Mischbehälters der Materialfluss (bei Einsatz
eines Durchflussmessers), mindestens aber ein ansteigender
Füllstand im Behälter simuliert werden, um die Transitionsbedingung
„Behälter voll“ zu aktivieren.
Auch für den Test von Verriegelungen bietet sich die
Simulation der Material- und Energieströme in der Produktionsanlage
an, da diese (hinsichtlich Kausalität und
zeitlicher Folge) korrekte Signalsequenzen der beteiligten
Sensoren, Aktoren und sonstigen Anlagenelemente
(zum Beispiel Behälter) generieren kann Testen mit
Prozessmodellen. Ein solches Szenario wird in Bild 2
dargestellt: Obwohl im PLS lediglich Funktionsbausteine
zur Ansteuerung der Anlagenelemente konfiguriert
sind, ist deren physikalische Interaktion elementar, da
beispielsweise getestet werden muss, ob ein Unterschreiten
eines kritischen Füllstandes im Behälter zum Schließen
des Abflussventils und in Folge dessen auch zur
Abschaltung der Pumpe (Verriegelung) führt. Wenn es
sich um eine Antriebsschaltung handelt, ist zu klären,
ob ein Überschreiten der kritischen Drehzahl oder des
zulässigen Stromes eine Notabschaltung auslöst.
Das Arbeiten mit Prozessmodellen setzt jedoch deren
Generierung voraus. Wie in Abschnitt 1 erläutert, ist dies
eine Tätigkeit, welche bislang überwiegend manuell vom
Testingenieur durchgeführt werden muss. Dieser Aufwand
ist, einhergehend mit dem bestehenden Zeit- und
Kostendruck im PLS-Engineering, ein wesentlicher Grund
dafür, weshalb sich der Einsatz von Prozessmodellen für
den Steuerungscodetest bislang nicht durchsetzen konnte
[9]. In den folgenden Abschnitten werden eine Methodik
sowie das Werkzeug vorgestellt, mit dessen Hilfe sich
der manuelle Aufwand signifikant, unter Beachtung der
praktischen Umsetzbarkeit, reduzieren lässt.
3. Eine MS Excel-basierte PLS-Testumgebung
Im Zuge der Diskussion um die sinnvolle Integration von
XML-basierten Datenaustauschformaten werden in den
PLS-Engineering-Systemen zunehmend XML-Exportund
Import-Möglichkeiten integriert. Ein Beispiel ist das
proprietäre SimaticML-Format des SimaticManager von
Siemens. Mit CAEX ist ein offenes Datenaustauschformat
in das Engineering-System des Leitsystems 800xA (ABB)
integriert worden. Beide Beispiele sind jedoch noch als
Einzelfälle zu betrachten.
Dagegen wird in [11] darauf hingewiesen, dass das Tabellenkalkulationswerkzeug
Microsoft Excel (im Folgenden
Excel genannt) als einziges Werkzeug durchgehend
von den PLS-Engineering-Systemen unterstützt wird
und somit quasi einem Standardwerkzeug im PLS-Engineering
entspricht. Die verbreitete Anwendung von Excel
wird durch die Arbeiten des Namur-Arbeitskreises 1.10
bestätigt, in denen eine Vereinheitlichung von herstellerspezifischen
Signallisten angestrebt wird. Diese werden
bislang standardmäßig in Form einer Excel-Tabelle
umgesetzt. Des Weiteren werden Excel-Tabellen unter
anderem für die massenhafte Parametrisierung (Bulk-
Data-Engineering) von Signalen oder die Einrichtung
einer OPC-Kommunikation verwendet. Hierbei lassen
sich die Kopier- und die Auto-Vervollständigungs-Funktionalitäten
(DigitalInput_1; DigitalInput_2; Digital
Input_x….) von Excel sinnvoll einsetzen. Einer der entscheidenden
Gründe, Excel im PLS-Engineering zu verwenden,
hängt damit zusammen, dass Excel auf nahezu
jedem PC-Arbeitsplatz vorinstalliert und dadurch jedem
Ingenieur zugänglich und geläufig ist.
Auf dieser Argumentation basierend können lizenzrechtliche
und schulungstechnische Nachteile im Zusammenhang
mit dem Einsatz von kommerziellen Simulationsumgebungen
durch den Einsatz von Excel als
Simulationswerkzeug aufgehoben werden. Zusätzlich
werden die bestehenden Ex- und Importschnittstellen
mit PLS-Engineering-Werkzeugen sinnvoll verwendet.
Wie in Abschnitt 1 erläutert, erfolgt die Generierung von
Simulationsmodellen bislang überwiegend manuell.
Eine mit mehreren Projektingenieuren aus unterschiedlichen
Anwendungsbereichen der Prozessleittechnik
(PLT) durchgeführte Analyse [10] ergab, dass die Verwendung
von Simulationswerkzeugen zum Test des PLS
in größerem Umfang primär am zusätzlichen, vor allem
für die Modellerstellung notwendigen Zeitaufwand
scheitert. Dementsprechend wird ein solches Werkzeug
nur dann akzeptiert, wenn es möglich ist, den projektierten
Steuerungscode sowie alle zugehörigen Bedienkomponenten
unverändert und ohne zusätzliche Instrumentierung
in einer virtuellen Umgebung zu testen und
das Simulationsmodell, das die physikalische Anlage
modelliert, weitestgehend automatisiert zu generieren.
3.1 Modellierung der Anlagenobjekte in Excel
Mit Hilfe von Excel werden zellbasierte Integratoren miteinander
verknüpft. Dabei beinhaltet Excel das Programmierwerkzeug
VBA (Visual Basic for Applications) als
Zusatzmodul. Aus VBA heraus kann auf einzelne Zellwerte
zugegriffen werden. Diese Werte lassen sich auf
atp edition
4 / 2012
37
Hauptbeitrag
dem VBA-Code basierend manipulieren und wieder zurück
in die Ausgangszelle beziehungsweise beliebige weitere
Zellen schreiben. Für die Anwendung von Excel als
Simulationsumgebung ergeben sich zwei Anwendungsmöglichkeiten
für VBA:
1 | die Berechnung von Zellwerten und damit die direkte
Umsetzung von Simulationsmodellen in VBA
2 | die Manipulation von Zellwerten und -beziehungen,
wodurch ein auf VBA basierender Modellgenerator
implementiert werden kann
Der Zugriff auf einen Zellwert aus VBA heraus gestaltet
sich in Kombination mit dessen anschließender Verarbeitung
vergleichsweise CPU-ressourcenintensiv. Deshalb
werden die Formeln direkt als Zellbeziehungen implementiert
und im Zuge der Modellgenerierung offline
durch VBA manipuliert. Der Einsatz von VBA bietet sich
jedoch an, wenn – zusätzlich zu den Grundfunktionen
– komplexe, automatisch auszuführende Testszenarien
zu implementieren sind.
Bei der Implementierung von Modellen in Excel muss
zwischen Parametern und Variablen unterschieden werden.
Ein Beispiel: der Füllstand eines Behälters zu Beginn
der Simulation. Dessen Startwert wird als Parameter und
dessen Zeitwert als Variable festgelegt. Als Integrationsverfahren
wurde das explizite Euler-Cauchy implementiert.
Hierbei wird die Änderung (dV) des aktuellen Zeitwertes
innerhalb eines definierten Zeitschrittes (dt) ermittelt.
Diese Änderungen werden integriert und für jedes
Zeitintervall einmal berechnet. Um den entstehenden
Zirkularbeziehungen (Zellen referenzieren sich selbst
V=V+dV) zu entgehen, muss die Anzahl der iterativen
Berechnungsschritte vorab manuell festgelegt werden.
Die Umsetzung der zellbasierten Integratoren in Excel
wird anhand des in Bild 3 dargestellten Behältermodells
erläutert. Im Fokus steht dabei die Berechnung der Masse
im Behälter, die sich als zeitliches Integral der Differenz
von Zulaufmassenstrom (dm_in) und Ablaufmassenstrom
(dm_out) ergibt. Zur Erklärung ist in Bild 3
(unten) die Berechnung des Zellwertes dm_out dargestellt.
Dabei werden die Eingangsgrößen h (= aktueller
Füllstand im Behälter) und p B (= Druck auf Flüssigkeit
im Behälter) als Ergebnis der Wurzelrechnung („sqrt“)
in die Strömungsgeschwindigkeit am Behälterausgang
umgerechnet. Anschließend wird hieraus der Massenstrom
dm_out durch die Multiplikation mit den Parametern
Dichte und der Querschnittsfläche der Rohrleitung
A berechnet. Dabei wird der in Form der signalflussbasierten
Modellierung dargestellte Formelzusammenhang
komplett in einer Zelle implementiert.
3.2 Generierung der Simulationsmodelle
Für den Aufbau von Test-Simulationsmodellen stehen
den Ingenieuren dieselben Daten zur Verfügung, wie sie
für die Konfiguration des PLS verwendet werden, nämlich
CAE-Dokumente – insbesondere R&I-Fließbilder, Signallisten,
Stellenpläne, Funktionspläne – sowie Spezifikationen
des gewünschten und gegebenenfalls auch des unerwünschten
Systemverhaltens. Letztere dienen als
Grundlage, um Testfälle für den FAT abzuleiten. Der für
ein Simulationsmodell notwendige Aufbau der Anlage
lässt sich hieraus nicht ableiten.
Als Basis für die Generierung der Simulationsmodelle
stehen daher die genannten CAE-Planungsdokumente
sowie die daraus entstehende Implementierung im Engineering-Werkzeug
des Leitsystems zur Verfügung. Für
eine semi-automatische Generierung des Simulationsmodells
sind jedoch rechnerauswertbare Quelldaten nötig.
Somit lassen sich Papier-Zeichnungen beziehungsweise
in Textform vorhandene Spezifikationen nicht verwenden.
Zwar werden, wie in Abschnitt 2 erläutert, erstmals
Datenaustauschformate zur Übertragung von Planungsdaten
aus CAE-Systemen implementiert, diese spiegeln
jedoch noch nicht den Stand der Technik wider. In dieser
Arbeit werden dahingehend die Möglichkeiten untersucht
und ausgeschöpft, das PLS-Engineering-Werkzeug als Datenquelle
für die Modellerstellung zu nutzen. In diesem
sind die Automatisierungsfunktionen inklusive der Prozessankopplung
bereits konfiguriert. Auf Basis dieser
Informationen können diejenigen Anlagenobjekte identifiziert
werden, deren Verhalten simuliert werden soll.
Die Generierung wird anhand der in Bild 4 dargestellten,
aus einem 3-Tank-Kreisprozess bestehenden, Anlage
erläutert.
Zur Implementierung einer semi-automatischen Modellgenerierung
sowie einer Signalrangierung ist es erforderlich,
zu wissen, welche Anlagenobjekte in Form von PLS-
Funktionen vorhanden sind. Unterstützt das verwendete
PLS-Engineering-System den direkten Datenaustausch mit
Excel, so lassen sich, wie in Bild 5 am Beispiel 800xA gezeigt,
die projektierten PLS-Funktionen auswählen und
samt ihrer Attribute und Signalinformationen importieren.
Bild 5 zeigt die in Bild 4 dargestellte Anlage aus Sicht
des Prozessleitsystems. Hier sind ausschließlich die informationsgebenden
und -empfangenden Objekte sichtbar.
Diese sind in der Regel als Typicals im Engineering-
System des PLS instanziiert. Am Beispiel der Funktion
E001 entspricht dies einem Motorbaustein für eine Pumpe
(EU_FC). Die Behälter (B001-B003) sind als automatisierungstechnisch
passive Objekte nicht im PLS-Engineering-System
instanziiert. Es ist jedoch möglich, diese
passiven Objekte dennoch automatisch zu instanziieren,
indem auf Basis von Sensorfunktionen (zum Beispiel Level
– L001) oder aufgrund des sich ergebenden Materialflussnetzes
auf deren Vorhandensein geschlossen wird.
Jeder in der Bibliothek des PLS-Engineering-Werkzeuges
enthaltenen Funktion wird ein entsprechendes Simulationsobjekt
zugeordnet, beispielsweise der PLS-Funktion
Flow Control (FC) das Simulationsobjekt regelbares
Durchflussventil. Ein solches – in Excel in einer einzigen
Zeile repräsentiertes – Simulationsobjekt verfügt über
Informationen zur Simulation des dynamischen Verhaltens,
zu den zu berücksichtigenden IO-Signalen, zu auftretenden
Störeinflüssen und zum physikalischen Verhalten,
welches für die Berechnung der über dieses Objekt
abgewickelten Material- und Energieströme wichtig
ist. Die Verknüpfung der PLC-IO-Variablen mit den Simulationsvariablen
(beziehungsweise Spalten im Excel-
Sheet) geschieht automatisch auf Basis einer Tabelle,
welche zum Beispiel für das Signal E001_OUT der Pumpe
E001 eine Verknüpfung mit der Spalte iON vorsieht.
Alle bisher beschriebenen Simulationsobjekte können
automatisch instanziiert werden. Für eine vollstän-
38
atp edition
4 / 2012
Ablauf Zulau Masse im Behälter
dm_out dm_in M
0,7 0,5 2100,67
Bild 3:
Umsetzung der Excel-
Zellmodellierung [9]
Zeitwertänderung
ṁ out
ṁ
in
- +
Integrator
1
s
Pb
2
9,81
g [m/s²]
+ +
sqrt
1000
ρ [kg/m³]
0,1
A [m²]
h
1/1000
1/ρ
1/[kg/m³]
Parameter
Parameter
Bild 4:
Beispiel einer
Umsetzungsanlage
Bild 6: Materialflussdefinition
Bild 5: Import der
PLS-Funktionen in MS Excel
atp edition
4 / 2012
39
Hauptbeitrag
dige Modellgenerierung fehlt jedoch die Definition der
Material- und Informationsverbindungen. Aufgrund
dessen lässt sich die PLS-basierte Modellgenerierung
nicht vollständig automatisieren. Je nachdem, in welchem
Umfang die Objektverbindungen manuell nachgearbeitet
wurden, können nun entweder einzelne Objekte
simuliert oder das physikalische Prozessmodell
generiert und simuliert werden. Dies wird in Bild 6
dargestellt, in dem das Ventil Y003 als Nachfolgeobjekt
von Behälter B003 definiert ist.
Die Simulationsobjekte der Prozess-Sensorik und -Aktorik
inklusive der Material- und Wärmeströme werden
in einer benutzerdefinierbaren Bibliothek bereitgestellt
und müssen im Wesentlichen folgende Aspekte berücksichtigen:
Kalkulation der Prozesswerte, wie zum Beispiel
Durchfluss oder Flüssigkeitsniveau
Berechnung der Materialflüsse in einem verzweigten
Flussnetzwerk sowie die Ermittlung der Energieflüsse
im Falle von Temperaturregelungen
Verarbeitung von Ausgangssignalen des Steuerungsprogramms,
wie Ventilstellung oder das Einschalten
einer Pumpe
Generieren von Feedback-Signalen, zum Beispiel
„Pumpe läuft“ oder die Stromaufnahme eines Motors
Der Datenaustausch zwischen Simulationswerkzeug,
Bedienoberfläche und Engineering-System funktioniert
über einen OPC-Server, welcher es erlaubt, Zugriffsprioritäten
zu setzen. Im Unterschied zur realen IO-Rangierung
wird das Simulationsmodell also nicht über die
Ein- und Ausgänge der IO-Module, sondern direkt mit
den internen Variablen (Signalen) verbunden. Diese Art
des Datenaustausches zwischen Simulationswerkzeug
und Steuerung erleichtert zwar die Initialisierung der
Kommunikation – lediglich die OPC-Variablen und OPC-
Server müssen konfiguriert werden – allerdings können
hierbei keine Fehler in der IO-Rangierung identifiziert
werden. Gerade bei der automatischen Initialisierung der
Kommunikation erweist sich das PLS-Engineering-System
als wertvolle Datenquelle für die Modellgenerierung.
Hierbei lässt sich automatisch ein direkter Bezug zwischen
Simulationsobjekten und deren Ein- und Ausgangssignalen
zu den PLS-Variablen herstellen.
Der für den Einsatz des Excel-Simulators erforderliche
Ressourcenbedarf wurde lediglich empirisch anhand
von Pilotprojekten bestimmt. Demnach ist Echtzeitfähigkeit
bei einer Zeitschrittweite von 100 Millisekunden
erreichbar. Es wurden mittelgroße Systeme mit bis zu
5000 I/Os getestet, wobei sich eine Abhängigkeit der
Performance von der I/O-Anzahl nicht feststellen ließ.
Ein RAM-Überlauf oder ähnliche Probleme von Stan-
referenzen
Autoren
[1] Rodies, H.-J.: Planungswerkzeuge aus Sicht des Anlagenbaus. In: Automatisierungstechnische
Praxis – atp 44, Heft 1/2002, S. 40-44
[2] IEC 62381: Automation systems in the process industry –Factory acceptance
test (FAT), site acceptance test (SAT), and site integration test (SIT), 2006
[3] IEC 62337: Commissioning of electrical, instrumentation and control systems
in the process industry, 2006
[4] Hoernicke, M.; Greifeneder, J.: Virtuelles Emulatoren Framework: Konzept zur
domänenübergreifenden Integration heterogener Emulatoren, eingereicht
atp-edition, 2012
[5] Drath, R.; Weber, P.; Mauser, N.: Virtuelle Inbetriebnahme – ein evolutionäres
Konzept für die praktische Einführung, Automation 2008, Baden Baden, S. 73-76
[6] Barth, M.; Fay, A.; Wagner, F.; Frey, G.: Effizienter Einsatz Simuations-basierter
Tests in der Entwicklung automatisierungstechnischer Systeme.
Automation 2010, Baden-Baden, S. 47-50
[7] Abel, D.: Rapid Control Prototyping: Methoden und Anwendungen, Springer
Verlag Berlin Heidelberg, 2006, S. 9
[8] Abel, D.: Integration von Advanced Control in der Prozessindustrie,
Wiley-VCH Verlag Weinheim, 2008, S. 6
[9] Barth, M.: Automatisch generierte Simulationsmodelle verfahrenstechnischer
Anlagen für den Steuerungstest. Fortschritt-Berichte VDI Reihe 20
Nr. 438: Rechnergestützte Verfahren. Düsseldorf: VDI Verlag 2011
[10] Barth, M.; Weber, P.; Fay, A.; Greifeneder, J.: Modellbasierte Prozesssimulation
für Steuerungstests auf Excel-Basis – Mechatronik 2009,
VDI Fachkongress, Wiesloch, S. 171-178
[11] Gutermuth, G.: Engineering. In: Hollender (Hrsg.): Collaborative Process
Automation Systems, ISA-International Society of Automation, 2010, S.156-182
[12] Barth, M; Fay, A.; Greifeneder, J.; Weber, P.: Simulationsbasierte Steuerungsfunktionstests:
Automatische Generierung von Simulationsmodellen auf Basis
von CAE-Planungsdaten, eingereicht atp-edition - Automatisierungstechnische
Praxis, (54/5), 2012
Dr.-Ing. Jürgen Greifeneder (geb. 1975) ist
seit 2008 Wissenschaftler am ABB Forschungszentrum
in Ladenburg. Er studierte Technische
Kybernetik in Stuttgart und promovierte über
formale Antwortzeitanalyse netzbasierter
Automatisierungssysteme in Kaiserslautern.
Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen
auf Systemmodellierung einerseits und effizientem
Engineering andererseits.
ABB Forschungszentrum Deutschland,
Wallstadter Str 59, D-68526 Ladenburg,
Tel. +49 (0) 6203 71 62 22,
E-Mail: juergen.greifeneder@de.abb.com
Dipl.-Phys. Peter Weber (geb. 1956) ist
Principal Scientist am ABB Forschungszentrum
in Ladenburg. Seine Schwerpunkte liegen
im Bereich Virtuelle Inbetriebnahme und
Advanced Engineering Methods.
ABB Foschungszentrum Deutschland,
Wallstadter Str. 59, D-68526 Ladenburg,
Tel. +49 (0) 6203 71 62 74,
E-Mail: peter.weber@de.abb.com
40
atp edition
4 / 2012
dard-Software konnten beim zweiwöchigen Dauertest
(350 Stunden) nicht festgestellt werden.
Zusammenfassung
Mit der Entwicklung einer modellbasierten Simulationsumgebung
zur Unterstützung des Steuerungstests von Prozessleitsystemen
hat ABB in Kooperation mit der Helmut-
Schmidt-Universität einen wichtigen Schritt unternommen,
PLS-Applikations-Implementierungsfehler systematisch,
effizient und frühzeitig zu erkennen. Die sich daraus
ergebenden Vorteile in Bezug auf höhere Qualität, frühere
Produktionsstarts und höhere Effektivität durch zielgenauere
Implementierung bilden die Grundlage eines erfolgreichen
Projektes des PLS-Systemintegrators. Durch den modularen
Aufbau, den signifikanten Automatisierungsgrad
sowie die Flexibilität in Bezug auf die Anbindung an bestehende
Prozessleitsysteme hat sich der entwickelte Prototyp
der Simulationsumgebung in Tests gut bewährt. Das positive
Feedback der beteiligten Anwender bestätigt ebenfalls
den gewählten Ansatz.
Manuskripteingang
15.07.2011
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
Die Referenzklasse für die
Automatisierungstechnik
Erfahren Sie auf höchstem inhaltlichem Niveau,
was die Automatisierungsbranche bewegt. Alle
Hauptbeiträge werden im Peer-Review-Verfahren
begutachtet, um Ihnen maximale inhaltliche
Qualität zu garantieren.
Genießen Sie ein einzigartiges Lektüreerlebnis,
das ausgezeichnete Layout und die exklusive
Produktausstattung.
NEU
Jetzt als Heft
oder als ePaper
erhältlich
M. Sc. Mike Barth (geb. 1981) war von 2008
bis 2011 wissenschaftlicher Mitarbeiter von
Prof. Fay an der Helmut-Schmidt-Universität
in Hamburg. Seit März 2011 ist er Mitarbeiter
am ABB Forschungszentrum in Ladenburg.
Seine Arbeitsgebiete umfassen das Engineering
und die Kollaboration von Automatisierungssystemen.
ABB AG Forschungszentrum Deutschland,
Wallstadter Straße 59, D-68526 Ladenburg,
Tel. +49 (0) 6203 71 64 61,
E-Mail: mike.barth@de.abb.com
Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay (geb. 1970) ist
Professor für Automatisierungstechnik in der
Fakultät für Maschinenbau der Helmut-Schmidt-
Universität Hamburg. Forschungsschwerpunkte:
Beschreibungmittel, Methoden und Werkzeuge
für einen effizienten Entwurf von Automatisierungssystemen.
Institut für Automatisierungstechnik,
Helmut-Schmidt-Universität /
Universität der Bundeswehr Hamburg,
Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg,
Tel. +49 (0) 40 65 41 27 19,
E-mail: alexander.fay@hsu-hh.de
Wählen Sie einfach das Bezugsangebot,
das Ihnen zusagt!
· Als Heft das gedruckte, zeitlos-klassische Fachmagazin
· Als ePaper das moderne, digitale Informationsmedium für
Computer, Tablet oder Smartphone
· Als Heft + ePaper die clevere Abo-plus-Kombination
ideal zum Archivieren
Alle Bezugsangebote und Direktanforderung
finden Sie im Online-Shop unter
www.atp-online.de
Oldenbourg Industrieverlag
www.atp-online.de
atp edition erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Str. 145, 81671 München
hauptbeitrag
Emulation dezentraler
Steuerungslogik
Dynamisches Testen von Field-Control-Systemen
Die Emulation der Steuerungslogik ist ein wichtiger Bestandteil des dynamischen Tests
einer Prozessanlage. Dezentrale Steuerungslogik kann jedoch nur selten emuliert werden,
da hierfür die Technologie nur eingeschränkt verfügbar ist. Dies führt oft zu hohen Kosten,
da Applikationsfehler erst während der Inbetriebsetzung erkannt und korrigiert werden.
Dieser Beitrag schlägt einen modularen und objektorientierten Ansatz zur Emulation
von Funktionsblöcken dezentraler Steuerungslogik vor. Der ganzheitliche dynamische
Test der Steuerungslogik verspricht eine hohe Qualitätssteigerung der Automatisierungsfunktionen.
SCHLAGWÖRTER Emulation / Werksabnahme / Foundation Fieldbus / Dezentrale
Steuerungslogik
Emulation of control-in-the-field –
Testing field control system with Foundation Fieldbus
The emulation of control logic is an important element of the dynamic tests of a process
plant. However, decentralised control logic can rarely be emulated because of the limited
availability of the necessary technology. This often leads to higher costs because application
faults can only be recognised and corrected during the commissioning phase. This
article presents a modular, object-oriented approach to the emulation of functional blocks
of decentralised control logic. The holistic dynamic testing of the control logic may considerably
improve the quality of the automation functions.
KEYWORDS Emulation / Foundation Fieldbus / Factory Acceptance Test / Foundation
Fieldbus / control-in-the-Field
42
atp edition
4 / 2012
Mario Hoernicke, ABB Forschungszentrum
Philipp Bauer, Technische Universität Kaiserslautern
Motivation – „The adoption of Foundation
Fieldbus has skyrocketed over the past several
years. ARC estimates that the total market
for fieldbus products and services is rapidly
approaching a billion dollars [1].“ Fortgeschrittene
Diagnose, neue und verbesserte Redundanzkonzepte,
weniger Verkabelungsaufwand – dies sind nur
einige Argumente für den Einsatz von Feldbussen. Ebenso
ist Foundation Fieldbus nur ein Beispiel für die rapide
Verbreitung intelligenter Feldgeräte.
Kostendruck bei den Anbietern verteilter Steuerungen
führt dazu, dass diese zunehmend intelligente Feldgeräte
und Technologien erforschen und entwickeln,
um Kosten zu sparen und die Komplexität zu verringern
[2]. Intelligenz wird weg von zentralen Steuerungen,
hin zu den Feldgeräten verlagert. Foundation Fieldbus
bietet zusätzlich zu den üblichen Diagnosefunktionen
die Möglichkeit, Steuerungs- und Regelungsfunktionen
in die Feldgeräte einzubinden. Die dadurch realisierte
dezentrale Steuerung bietet weitere Vorteile [3]: beispielsweise
höhere Flexibilität verglichen mit konventionellen
Feldbussen, geringerer Einfluss eines einzelnen
Fehlers oder dergleichen.
Die Automatisierungsfunktion ist damit auf dem Weg
ins Feld. Diese Architektur eines Feldbus-basierten, dezentralen
Steuerungssystems wird nach [4] mit dem Begriff
Field-Control-System (FCS) beschrieben.
Trotz aller Vorteile von FCS ergeben sich durch den
steigenden Kosten- und Zeitdruck auch neue Herausforderungen
für das Engineering. Das FCS und das umgebende
Leitsystem müssen effizient konfigurierbar
sein, ebenso wie eine zentrale Steuerung. Dies betrifft
die dezentrale Steuerungslogik und die Bus-Topologie.
Aktuell ist noch schwer abzusehen, wie ein effizientes
Engineering, zum Beispiel auf Basis von Massendaten,
aussehen könnte [5].
In [4] wird ersichtlich, dass die Planung der Bus-Topologie
in direkter Abhängigkeit zur verteilten Steuerungslogik
zu betrachten ist. So kann sich eine Änderung der
Logik auf die Buslast auswirken, eine Änderung der Visualisierung
nach sich ziehen, oder generell zu Nacharbeiten
in früheren Engineeringphasen führen. Integrierte
Planungswerkzeuge, wie in [6] beschrieben, müssen
daher sicherstellen, dass ein durchgängiges Engineering
des FCS ermöglicht wird und effizient handhabbar ist.
Die Qualität darf hierbei nicht vernachlässigt werden
und macht eine Werksabnahme (Factory-Acceptance-
Test, FAT) zur Fehlerfindung unabdingbar. Üblicherweise
werden etablierte, simulationsgestützte Methoden
der virtuellen Inbetriebnahme zum FAT von Automatisierungssystemen
eingesetzt. Die Automatisierungstechnik
wird emuliert, zum Beispiel durch
SoftSPSen (SPS: Speicherprogrammierbare Steuerungen),
und der Prozess wird mittels geeigneter Methoden
(oft vereinfacht) simuliert [7]. Deren Kombination ergibt
die virtuelle Anlage, welche zum dynamischen Testen
verwendet wird. Damit lässt sich ein Fehlverhalten des
Automatisierungssystems schon während des FAT feststellen
und korrigieren.
Für die dezentrale Steuerlogik eines FCS existieren
nur sehr eingeschränkt Emulatoren. Feldbus-Emulatoren
fokussieren üblicherweise auf das korrekte Versenden
von Telegrammen oder auf Performanceanalysen
[8], jedoch nicht auf die Emulation der Logik. Deshalb
wird der FAT eines FCS oft nur anhand eines Beispielsegments
durchgeführt, (vergleiche [5]), da die Feldgeräte
meistens nicht zur Verfügung stehen. Vielfach geht
damit ein Qualitätsverlust einher, der anschließend
während der finalen Tests in der Inbetriebnahme kompensiert
werden muss. Deshalb verlängert sich die Inbetriebnahmezeit,
und es erhöhen sich die Kosten (siehe
„Faktor 10“ Regel [9]).
Eine Emulation, ähnlich der einer SoftSPS, einsetzbar
bereits während des FAT, würde die Qualität der dezentralen
Applikation verbessern, damit die Inbetriebnahmezeiten
senken und Kosten sparen [10]. Deshalb
schlägt dieser Beitrag einen modularen, objektorientierten
Ansatz zur Emulation von Foundation Fieldbus vor.
Foundation Fieldbus wird als Beispiel verwendet, wobei
der beschriebene Ansatz mit nur wenigen Änderungen
auf ein anderes FCS, wie zum Beispiel IEC 61850,
übertragbar ist.
atp edition
4 / 2012
43
Hauptbeitrag
1. Anforderung an das Design
Field-Control-Systems sind Automatisierungssysteme, die
die Möglichkeit bieten, Logik auf Feldgeräte auszulagern.
Im Gegensatz zur SPS oder DCS (Distributed-Control-
System/Verteilte Steuerung) wird die Logik nicht auf einem
dedizierten Gerät ausgeführt, sondern auf verschiedene
Feldgeräte verteilt. Jedes Feldgerät stellt eine diskrete
Anzahl Funktionsblöcke eines oder mehrerer Typen
bereit, welche in einer Instanz des Geräts ausgeführt werden
können. Diese Art der Logikparametrierung führt im
Wesentlichen zu drei Anforderungen, welche bei der Entwicklung
des Emulationskonzepts zu beachten sind. Diese
betreffen die Bereiche Konfiguration, Bereitstellen der
Funktionsbausteine und Kommunikation.
1.1 Konfiguration
Foundation Fieldbus verwendet verschiedene, vollständig
spezifizierte Funktionsbausteine (FB). Diese reichen
von einfachen Auswahlblöcken, Filtern, Ein- und
Ausgabeblöcken bis hin zu komplexen Reglern. Die
Funktionsweise der Bausteine ist in der FF-Spezifikation
festgeschrieben, genau wie deren Ein- und Ausgabeparameter,
parameterabhängiges Verhalten und diverse
Grundprinzipien, wie Modusumschaltung oder
Signalskalierung.
Analog zum Funktionsblockdiagram der IEC61131-3
[11] werden die Funktionsbausteine miteinander verbunden.
Eine Applikation besteht aus mehreren
Funktionsblöcken, üblicherweise verteilt auf mehrere
Feldgeräte. Jedes Feldgerät stellt eine festgelegte
Anzahl Funktionsblöcke bereit, wodurch der Funktionsumfang
zwar eingeschränkt, jedoch sehr mächtig
sein kann.
Eine typische Applikation in der Prozessindustrie ist
die PID-Regelung. Diese besteht aus drei FF-Funktionsblöcken:
einem Analogen Eingangsblock (AI), einem PID-
Regler (PID) und einem Analogen Ausgabeblock (AO).
Der AI wird auf einem Sensor ausgeführt, der PID üblicherweise
auf dem Aktuator und der AO ebenfalls auf
dem Aktuator. Darüber hinaus werden Transducer-Blöcke
eingesetzt, um die physikalischen Prozesswerte des
Sensors in logische Werte zu wandeln und analog die
logischen AO-Werte in physikalische zu transformieren,
siehe Bild 1.
Zu Beginn der Emulation muss der Emulator die Konfiguration
der FF-Applikation und des FF-Subnetzes kennen.
Ein einfacher Download ist schwer realisierbar, da
mehrere Feldgeräte emuliert werden und der Emulator
die projektierte Topologie nicht automatisch erkennen
kann. Er benötigt demnach zunächst die entsprechende
Bekanntgabe der Konfiguration zu emulierender FF-Applikationen
und des FF-Subnetzes. Hinzu kommt die
Hardwareabhängigkeit der Transducer-Blöcke. Die Emulation
sollte die Hardwareabhängigkeiten auflösen und
durch entsprechend simulierte Werte ersetzen. Hierfür
wird eine separate, möglichst automatische Konfiguration
benötigt.
Bild 1
Trancducer-Block
Sensor
Sensor
AI
PID
Aktuator
AO
Trancducer-Block
Aktuator
Bild 1:
Typische FF-Applikation
Bild 2:
Innerer Aufbau des
PID-Funktionsbausteins
– nach [12]
Bild 3
HMI
Leitsystem
Engineering-
Werkzeug
OPC
OPC
busspezifisch
Controller
Feldbus-Koppler
FCS
Bild 3: Typische Kommunikation eines FCS
44
atp edition
4 / 2012
1.2 Bereitstellen der Funktionsbausteine
Das Applikationsdesign von Foundation-Fieldbus-Komponenten
beruht auf einem Standard [12]. Hersteller können
die standardisierten Blöcke in ihre Feldgeräte einbetten
und damit dem Nutzer zur Verfügung stellen. Da
Foundation Fieldbus grundsätzliche Funktionen zur Interoperabilität
bereitstellt, lassen sich verschiedenste FBs
aus unterschiedlichen Feldgeräten herstellerunabhängig
zu Applikationen verknüpfen. Durch die genaue Spezifikation
der Bausteine sollen diese gegen Bausteine anderer
Hersteller ausgetauscht werden können. Doch es gibt Interpretationsspielraum;
die Funktionalität der Bausteine
wird üblicherweise herstellerspezifisch erweitert. Die FBs
sind dann zwar gemäß Spezifikation entwickelt, werden
jedoch durch zusätzliche Funktionalität angereichert.
Diese herstellerabhängigen Parameter und das entsprechende
Verhalten stellen eine Herausforderung für die
Emulation dar. Die erweiterten Blöcke können nicht
ohne Weiteres in eine Emulationsumgebung im vollen
Umfang eingebettet werden – ein Konzept zur Identifikation
des zugrundeliegenden Standardbausteins ist
erforderlich. Die Implementierung der erweiterten Funktionalität
ist häufig nicht ersichtlich und kann deshalb
schwer nachgebildet werden.
Obwohl die verschiedenen Standard-Funktionsbausteine
oft sehr komplex sind, basieren sie auf ähnlichen
Teilbausteinen, siehe innerer Aufbau des PID in Bild 2.
Hier gilt es, ein Konzept zur Wiederverwendung bereits
implementierter Teile zu entwickeln. Zusätzlich muss
es möglich sein, nachträglich FBs in die Emulationsumgebung
einzubringen, ohne die Umgebung zu verändern.
So könnten, neben den Standardbausteinen, später auch
herstellerspezifische Bausteine, falls Nachbauten vorhanden
sind, emuliert werden.
1.3 Kommunikation
Bild 4
Middleware zum
Erzeugen der
Konfiguration
Steuerungsemulation
Konfigurationsdatei
HMI +
Leitsystem
Engineering
Tool
Emulator
Spezifische
Kommunikation
Generalisierte
FCS Emulation
Zur Emulation eines Feldbusses gehört auch die Kommunikation.
Diese spielt zwar für die Logikemulation eine
untergeordnete Rolle, jedoch sollte es möglich sein, die
emulierten Werte mit den Engineering-Werkzeugen und
dem HMI (Human-Machine-Interface/Mensch-Maschine-
Schnittstelle) zu beobachten. Die Kommunikation findet
üblicherweise über ein busspezifisches Protokoll, bei
Foundation Fieldbus über High Speed Ethernet (HSE) oder
Foundation Fieldbus H1, statt. Es gibt mit OPC aber auch
feldbusunabhängige Protokolle, welche in der Prozessautomation
verwendet werden.
Zur Simulation der spezifischen Protokolle gibt es häufig
entsprechende Software. Diese beinhaltet oft die benötigten
Zugriffsprotokolle und ist in der Lage, die Nachrichten
des Feldbusses zu simulieren. Da diese jedoch
sehr feldbusspezifisch sind, muss in der Emulation der
Logik, beziehungsweise im Konzept, eine Abstraktion
stattfinden, sodass sich das Kommunikationsprotokoll
(konzeptionell) leicht austauschen lässt.
Hinzu kommen die Kommunikation mit der Engineeringumgebung
des Feldbusses, sowie die Kommunikati-
Konfigurationsdaten
Logikgenerator
OPC Schnittstelle
Logik-Engine
Abstrakte
Kommunikationsschnittstelle
Funktionsbausteinrepository
Funktionsbaustein Schnittstelle
Bild 4: Modulares Konzept zur FCS-Emulation
atp edition
4 / 2012
45
Hauptbeitrag
on zum Leitsystem. Diese ist normalerweise direkt über
das spezifische Protokoll möglich oder via OPC. Dementsprechend
muss auch diese Schicht abstrahiert werden,
um einfach austauschbar zu sein.
Zuletzt gilt es, eine Kommunikation zwischen den
Feldgeräten und SPSen beziehungsweise DCS mit Feldbuskopplern
herzustellen. Da viele SoftSPSen und Controller
nicht in der Lage sind, die Koppler selbst nachzubilden,
muss dafür gesorgt werden, dass der Foundation-
Fieldbus-Emulator die ausgetauschten Signale zum
Controller versendet. Dies ist oftmals nicht über das
normale Feldbusprotokoll machbar, weshalb auch hier
eine Lösung über eine andere Schnittstelle gefunden
werden muss. Bild 3 stellt die Kommunikationspfade
eines typischen FCS grafisch dar.
2. Konzept und Architektur
Die Anforderungen sind für die Konzeption der Emulation
von großer Bedeutung. Das Konzept fokussiert sich, da
es sich im Wesentlichen um eine Logikemulation handelt,
auf die Konfiguration und die Bereitstellung der Funktionsbausteine.
Die Kommunikation wird jedoch nicht vernachlässigt,
da diese als Modul eingebettet werden soll.
2.1 Der modulare Kern der FCS Emulation
Im Zentrum des Emulators steht ein modulares Konzept,
welches zur Konfiguration und Ausführung der
Funktionsbausteine verwendet wird, aber auch Schnittstellen
zur Engineering-Umgebung und dem Leitsystem,
sowie zur Steuerung, bereitstellt. Das Konzept
besteht aus mehreren Teilen, welche zum einen abhängig
vom zu emulierenden System, zum anderen generisch
aufgebaut sind und sich somit für verschiedene
Systeme wiederverwenden lassen. Das Gesamtkonzept
ist in Bild 4 dargestellt.
Wie Bild 4 zeigt, beginnt die Emulation mit der Konfiguration
des Emulators. Zur Konfiguration wird hier eine
XML-basierte Datei vorgeschlagen, welche direkt aus
dem Engineering-Werkzeug erzeugt werden kann oder
über eine Middleware die Konfiguration in das entsprechende
Format konvertiert. XML wurde gewählt, da es
sich im Feldbusbereich üblicherweise um eine hierarchische
Topologie handelt, welche in XML gut dargestellt
werden kann. Ein Auszug einer XML-Konfigurationsdatei
für Foundation Fieldbus ist in Bild 5 dargestellt.
Es zeigt die Konfiguration für die Standardapplikation
AI-PID-AO, wie in 1.1 beschrieben.
Die Konfigurationsdaten können anschließend über
eine generische Schnittstelle in den Emulator eingelesen
werden und mittels eines Moduls „Konfigurationsdaten“
der Emulation bereitgestellt werden. Ausgehend von den
Konfigurationsdaten kann ein Logikgenerator, welcher
Zugriff auf die zu verwendenden Bausteine hat, die Applikationen
(die Funktionsbausteine und deren Verknüpfungen)
nachbilden.
Die Funktionsbausteine werden über eine spezifizierte
und damit eindeutige Software-Schnittstelle bereitgestellt,
sodass diese erkannt und für die Emulation verwendet
werden können. Hierfür wird eine Plug-in-Architektur
gewählt, da diese eine spätere Erweiterung der
Bausteinbibliothek erlaubt.
Die zuvor generierte Applikation wird anschließend
auf einer Logik-Engine ausgeführt. Diese stellt ihrerseits
die benötigten Kommunikationsschnittstellen bereit.
Eine generische Schnittstelle, die üblicherweise zur
Kopplung zum Leitsystem und zur Anbindung des HMI
verwendet wird, ist OPC. Da OPC standardisiert ist, kann
diese generisch implementiert werden und ist damit
mehr oder minder unabhängig vom angebundenen Leitsystem
oder OPC-Server.
Eine Abstraktion der busspezifischen Schnittstelle,
welche zur Anbindung an das Engineering-Werkzeug
verwendet wird, sorgt für einfachen Austausch des Busprotokolls,
ohne dass der Emulator dafür verändert werden
muss. Die abstrakte Schnittstelle kann von nahezu
beliebigen Systemen implementiert werden und somit
lässt sich der Emulator anpassen und einfach verändern.
Im Falle des Foundation-Fieldbus-Emulators wird als
Kommunikationsprotokoll Foundation-Fieldbus-HSE
verwendet, da dieses auf normaler Rechner-Hardware
mit Ethernetschnittstelle verwendet werden kann.
Während des Betriebs ist letztlich die Logik-Engine
dafür zuständig, die Eingangswerte zu lesen und die Ausgangswerte
zu schreiben. Dazwischen werden die Applikationen
ausgeführt, welche die Änderungen der Ausgänge
hervorrufen. Dies kann zyklisch und asynchron
geschehen, je nach Implementierung des Bussystems und
dessen Anforderungen. Für Foundation Fieldbus ist eine
zyklische Ausführung vorgesehen, welche entsprechend
der Applikationen und deren Zykluszeiten abläuft.
Die Anbindung an die Steuerungsemulation wird
mittels OPC realisiert. Oft sind Softcontroller in der
Lage, einen OPC-Server mit Werten zu versorgen. Des
Weiteren werden die ausgetauschten Signale als OPC-
Werte bereitgestellt, sowohl auf Steuerungsseite, als
auch auf Feldbusseite. Ein Mapping, gewöhnlich in den
Engineering Werkzeugen durchgeführt, wird verwendet,
um eine Konfiguration bereitzustellen. Hierdurch
müssen nur geänderte OPC-Signale bei der Gegenstelle
aktualisiert werden, welches durch einen OPC-Client
einfach zu realisieren ist. Ein Beispiel wird in Bild 6
dargestellt. Wenn sich der Wert des Signals „Signal 2
FF“ verändert, wird bei der Gegenstelle „Signal 2“ mit
aktualisiertem Wert geschrieben.
2.2 Entwicklung der Funktionsbausteine
Als Herz des Emulators ist die Logik selbst anzusehen.
Die Funktionsbausteine müssen dem Emulator bekannt
gegeben werden. Des Weiteren muss ein Konzept zur maximalen
Wiederverwendung bereits implementierter
Funktionalität entworfen werden. Grundsätzlich können
zwei Ansätze betrachtet werden:
1 | Portierung von Bausteinen echter Geräte – das
Portieren der Bausteine eines oder mehrerer echter
Geräte ist eine Variante, um die Logik bereitzustellen.
Die Bausteine müssen vom Feldgerät auf
einen Standard-PC portiert werden. Hierbei ergibt
46
atp edition
4 / 2012
Bild 5: Konfigurationsdaten
für eine FF-Applikation
FB
Block
Alarm
Mode
Optional Invert
Output Track
Setpoint
Simulate
Simulate_D
Convert
Cutoff
Filter
Output
BG X X X X X X X
CS X X X X X X
PD X X X X X
PID X X X X
AI X X
DI X X X X X X
ML X X X X X X
Bild 6
Bild 7: Mehrfach verwendete interne FB-Funktionalität (Ausschnitt)
Bild 6:
Konfigurationsdaten für
eine FF-Applikation
OPC Server Steuerung
Signal 1
OPC Client
Mapping
Signal 1 à Signal 1 FF
OPC Server FF
Signal 1 FF
Signal 2
Signal 2 ß
Signal 2 FF
Signal 2 FF
sich der Vorteil, dass die Logik bereits ausgiebig
getestet und im Einsatz ist – es wird auf bewährte
Funktionalität zurückgegriffen. Ein Nachteil ist
die Hardwareabhängigkeit. Die Bausteine lassen
sich schwer aus ihrer nativen Umgebung auf einen
Standard-PC portieren, da die Implementierung
stark an die Hardware gebunden ist. Hierdurch
entsteht ein hoher Aufwand.
2 | Nachbauen der Funktionalität in speziellen Klassen
– die spezifizierte Funktionalität der Bausteine
lässt sich nachbauen. Hierbei kann der Entwickler
von vorneherein auf Hardwareabhängigkeit achten,
was eine einfachere Entwicklung und Einbettung
in den Emulator zur Folge hat. Der Nachteil liegt
darin, dass die neuen Bausteine nicht im realen
Einsatz sind und deshalb nicht sicher ist, dass diese
entsprechend der FF-Spezifikation implementiert
wurden. Um dies sicherzustellen, sind umfangreiche
Tests nötig.
Prinzipiell können beide Verfahren verwendet werden,
weshalb auch das Integrationskonzept beide Verfahren
unterstützt. Für die Neuentwicklung der Bausteine werden
jedoch entsprechende vereinfachende Maßnahmen
mit einbezogen, da große Teile in mehreren Bausteinen
Verwendung finden, siehe Bild 7.
Da sich beide Verfahren auch in Kombination anwenden
lassen, wird im Folgenden ein objektorientiertes
Konzept vorgestellt, welches offen für Integration ist und
Templates für mehrfach verwendete Funktionalität bereitstellt.
Implementierung und Integration der Bausteine
Nachbauten von Bausteinen können unter Verwendung
der mehrfach genutzten internen Bausteine, vergleiche
Bild 7, verhältnismäßig einfach entwickelt werden.
Hierfür wird zunächst eine Templatebibliothek implementiert,
welche mehrfachgenutzte interne Bausteine,
wie Filter, Alarm Handling oder Skalierung, bereitstellt.
In dieser Bibliothek müssen auch die FF-spezifischen
Datentypen (Strukturen) implementiert werden,
um diese den Bausteinen bekanntzugeben. Ein neuer
Baustein kann von dieser Klasse erben und erwirbt damit
die gesamte Grundfunktionalität, die er mit anderen
Bausteinen gemeinsam hat.
Der Baustein kann anschließend wie ein Puzzle zusammengesetzt
werden und um die spezifische Funktionalität,
siehe Bild 8, zum Beispiel den Steueralgorithmus,
atp edition
4 / 2012
47
Hauptbeitrag
erweitert werden. Auf diese Art und Weise lassen sich
sehr effizient weitere Bausteine nachbauen. Bild 9 zeigt,
wie die implementierten oder portierten Bausteine dem
Emulator bekanntgegeben werden. Die Schablone reicht
die Plug-in-Schnittstelle zum Baustein weiter und dieser
implementiert die spezifizierte Funktionalität. Die Funktionalität,
die der Funktionsbaustein implementiert, ist
im Wesentlichen der Ablauf der einzelnen internen Blöcke
in einer vorgegebenen Funktion. Des Weiteren stellt
der Funktionsbaustein Managementfunktionalität, wie
zum Beispiel den Namen des implementierten Bausteintyps
sowie eine typspezifische Identifikation, bereit.
Wie aus Bild 9 ersichtlich, lassen sich auch herstellerspezifische
Bausteine sehr einfach integrieren. Sie können
von bereits implementierten Standardbausteinen
abgeleitet und um die zusätzliche Funktionalität erweitert
werden. Hierdurch sind auch diese, wenn die erweiterte
Funktionalität bekannt ist, sehr einfach in den
Emulator einzubetten.
Auflösen der Hardwareabhängigkeit
Die Hardwareabhängigkeit, beziehungsweise die Abhängigkeit
von den Transducer-Blöcken, ist in der Emulation
aufzulösen. Die Transducer-Bausteine sind
schwer nachzubauen, da diese direkt auf die Hardware
zugreifen und die physikalischen Werte direkt schreiben
oder lesen.
Deshalb werden die Transducer-Bausteine zunächst
von den Funktionsbausteinen gelöst. Die Emulation enthält
lediglich die Logikbausteine, siehe Bild 10, da nur
diese für den Logiktest relevant sind.
Eingangs- und Ausgangsbausteine bieten bereits spezifizierte
Simulationsparameter. Deshalb liegt es nahe,
diese zur Simulation der physikalischen Werte zu benutzen.
Für die Ausführung des FAT ohne ein Prozessmodell
(Handsimulation) ist dies die zu bevorzugende Lösung.
Wenn allerdings ein Prozessmodell angebunden
wird, sind die Kanäle, die normalerweise vom Transducer-Baustein
beschrieben werden, vom Prozessmodell zu
Bild 9
Bild 8
Funktionsbausteinschablone
Logikgenerator
Logik-Engine
Filter
Skalie
rung
PID Baustein
Plug-In Schnittstelle
FB Schablone
Output
Setpoint
IN
CAS_IN
Spezifischer
Algorithmus
Setpoint
Skalie
rung
Output
OUT
Zusammengesetzt
aus Schablone und
durch spezifische
Funktionalität
erweitert
PID
Portiert von einem
echten Baustein +
Schnittstelle
Implementiert
PID –
ABB1
Vererbung der
Standardfunktionalität
und mit Spezifika
erweitert
AI
AI –
Metso
AO
AO –
ABB
Bild 8: Schablonenkonzept zur Implementierung
neuer Bausteine
Bild 10
Bild 9: Bereitstellen der implementierten Bausteine
Trancducer-Block
Sensor
AI
PID
Bild 11
AO
Trancducer-Block
Aktuator
Bild 10: Auflösen der
Hardwareabhängigkeit
Simulation
AI
Prozess-
Prozessmodellein/ausganmodel-
ng
AO
Transducer
Simulate
Out
Handsimulation
Transducer
Simulate
Out
BKCAL_OUT
Bild 11: Anbindung
an Prozessmodell
oder Handsimulation
48
atp edition
4 / 2012
eschreiben. Auch hierfür gibt es in der FF-Spezifikation
beschriebene Parameter, die zur Anbindung zu nutzen
sind, siehe Bild 11. Das heißt, jeder simulierte E/A-Baustein
bietet intern einen Kanal, der zur Anbindung an
das Prozessmodell verwendet wird.
Fazit
Prozesssimulation verknüpft mit einer SoftSPS ist nicht
mehr ausreichend zum dynamischen Test einer Anlage.
Je leistungsfähiger die Feldbusse werden, desto wichtiger
werden Logikemulatoren. Der beschriebene Ansatz
zur Emulation von Foundation-Fieldbus-Control-in-the-
Field-Logik zeigt ein modulares Konzept, das zur Emulation
von FCS benutzt werden kann. Die Foundation-
Fieldbus-spezifischen Module sind dabei so gehalten,
dass diese einfach ausgetauscht werden können, wo-
durch das Konzept sehr flexibel ist. Zusätzlich werden
objektorientierte Methoden zur einfachen Implementierung
von und Erweiterbarkeit durch neue Logikbausteine
vorgestellt.
Die Emulation des Gesamtsystems verspricht eine
Qualitätssteigerung im Engineering. Gesamtsysteme
können Mithilfe von Prozesssimulation, Softcontrollern
und FCS-Logikemulatoren ganzheitlich getestet
werden, wodurch sich die Fehlerfindung im FAT erheblich
vereinfacht. Fehler können bereits in frühen Engineering-Phasen
erkannt und behoben werden, sodass
die Inbetriebnahme verkürzt und damit die Kosten
gesenkt werden.
Manuskripteingang
30.11.2011
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
Autoren
Referenzen
Dipl.-Ing. (FH)
Mario Hoernicke
(geb. 1984) ist wissenschaftlicher
Mitarbeiter des
ABB Forschungszentrums
Deutschland. Sein Hauptinteresse
gilt der Entwicklung
neuer und innovativer
Engineering konzepte,
unter anderem im Bereich Emulation von
Leitsystemfunktionen und Subsystemen, sowie
der Automation des Engineerings.
ABB AG Forschungszentrum,
Wallstadterstr. 59, D-68526 Ladenburg,
Tel. +49 (0) 6203 71 62 66,
E-Mail: mario.hoernicke@de.abb.com
Dipl.-Ing. Philipp Bauer
(geb. 1984) ist wissenschaftlicher
Mitarbeiter am
Lehrstuhl für Automatisierungstechnik
der TU
Kaiserslautern. Im Rahmen
seiner Forschungstätigkeit
beschäftigt er sich mit
Effizienzsteigerung mittels
Gebäudeautomation und der generischen
Erzeugung von Steuerungsalgorithmen für
Energiesysteme in kleineren Gebäudeeinheiten.
TU Kaiserslautern,
Erwin-Schrödinger-Straße 12,
D-67663 Kaiserslautern,
Tel. +49 0) 631 2 05 43 10, E-Mail: bauer@eit.uni-kl.de
[1] O’Brien, L.: The Business Value Proposition of Control in the Field.
ARC Advisory Group, White Paper, 2009
[2] Young, B., Hill, D., Miller, P.: Distributed Control Systems Worldwide
Outlook – Market Analysis and Forecast through 2015. ARC Advisory
Group, ARC Report, 2011
[3] Georgiev, B.: Field Control Systems. Proceedings of Process Control,
2004 – The sixth international scientific, technical conference,
S. 244-256 (http://www.kar.elf.stuba.sk/~georgiev/)
[4] Berge, J.: Fieldbus for Process Control: Engineering, Operation and
Maintenance. ISA, North Carolina, 2004
[5] Sato, H: The Recent Movement of Foundation Fieldbus Engineering.
SICE Annual Conference in Fukui, 2003, S. 1134-1137
[6] ABB Fieldbus Builder Foundation Fieldbus:
(http://www.abb.de/product/seitp334/0cbf7a688713e846c12571bc0050
20c0.aspx?productLanguage=ge&country=DE&tabKey=4)
[7] Barth, M.: Automatisch generierte Simulationsmodelle verfahrenstechnischer
Anlagen für den Steuerungstest. Dissertation an der
Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg,
Institut für Automatisierungstechnik, Fortschritt-Berichte VDI,
Reihe 20, 2011
[8] Brandao, D., da Cunha, M.J., Pinotti Jr., M.: Fieldbus Control System
Project Support Tool based on Experimental Analysis and Modeling
of Communication Bus. IEEE International Conference on Industrial
Technology (ICIT), 2004, Volume 2, S. 787-792
[9] Heimberg, R.: Die Digitale Fabrik erhält Einzug in die Prozessindustrie
– visuelle Entscheidungssysteme im Anlagenbau. Digital Plant
Kongress, Oktober 2011
[10] Hoernicke, M., Weemes, P., Hanking, H.: The fieldbus outside the field
– Reducing commissioning effort by simulating Foundation Fieldbus
with SoftFF. ABB Review, Volume 1, 2012, Zürich, S. 55-60
(http://www.abb.com/cawp/abbzh254/699bd5d4cb7e7706c1256dab
003085da.aspx)
[11] IEC61131-3: Programmable Controllers – Part 3: Programming
Languages. Edition 2.0, 2003
[12] Foundation Fieldbus: Foundation Specification – Function Block
Application Process. Part 2, FF-891, FS1.8, 2008
atp edition
4 / 2012
49
hauptbeitrag
Anbau von Stellungsreglern
an pneumatische Antriebe
Eine vergleichende Bewertung aus Herstellersicht
Im Zusammenspiel der Feldgeräte in der Prozesstechnik spielt der Anbau der Stellungsregler
an pneumatische Antriebe eine wichtige Rolle. Der Stand der Technik wird durch die
Fortschreibung der VDI/VDE 3847 dokumentiert, aber ebenso durch proprietäre Entwicklungen
mit neuen Konzepten. Ein Anbau ohne Verrohrung zwischen Stellungsregler und
Antrieb sowie die Verwendung von berührungslosen Sensoren kennzeichnen Entwicklungsschritte
auf dem Weg, die Verfügbarkeit zu verbessern. Dieser Beitrag beschreibt den
Stand der Technik und bewertet verschiedene Lösungen anhand ihrer Lebenszykluskosten.
SCHLAGWÖRTER Stellgeräte / Automatisierung / Stellungsregleranbau / Integrierter
Anbau / VDI/VDE 3847
Positioner attachment to pneumatic actuators –
A comparative study from a manufacturer's point of view
In process engineering, the attachment of positioners to pneumatic actuators is of great
importance. Progress in this field is evident in the revision of VDI/VDE 3847 as well as in
proprietary developments based on new approaches. Attachment without piping between
positioner and actuator and the use of non-contact sensors mark the development towards
improved reliability. In this article, we describe the state of the art and assess various
solutions based on their life cycle costs.
KEYWORDS Control valves / automation / inegral positioner attachment / positioner
attachment / VDI/VDE 3847
50
atp edition
4 / 2012
Thomas Karte, Jörg Kiesbauer, Karl-Bernd Schärtner,
Frank Valentin-Rumpel, Samson
Stellgeräte in Prozessanlagen mit Regel- und Absperrkreisen
beeinflussen die Stoffströmung
entsprechend den Sollwerten, die im Leitsystem
oder dem übergeordneten Regler gebildet
werden. Neben der Armatur, die in die Medienströmung
eingreift, ist der – meist pneumatisch ausgeführte
– Antrieb von Bedeutung sowie der Stellungsregler.
Ein elektrisches Signal dient als Führungsgröße des
Regelkreises, Stellgröße ist der Antriebsdruck, Regelgröße
die Ventilstellung.
Pneumatischer Antrieb und Stellungsregler sind nach
heutigem Stand der Technik separate Geräte. Entsprechend
der beschriebenen Funktion muss der Anbau eines
Stellungsreglers an einen Antrieb neben der mechanischen
Fixierung auch die Übermittlung der aktuellen
Position des Antriebs gewährleisten sowie die Stellgröße
Antriebsdruck übertragen.
1. Anbau an Hubventile
Geeignete Montagebedingungen werden durch die
IEC 60534-6 [1] gewährleistet. Dieser von der Namur
unter NE 04 [2] erarbeitete Standard sorgt für mechanische
Kompatibilität zwischen Fabrikaten verschiedener
Hersteller. In diesem Standard sind Geometrien für die
Befestigung des Stellungsreglers am Ventiljoch sowie
Befestigungspunkte an der Ventilstange für den Wegabgriff
festgelegt. Leider wird diese Definition in mehreren
Ländern unterschiedlich beachtet. Speziell in
Ländern des angelsächsischen Sprachraums, sind viele
Beispiele proprietärer – herstellerspezifischer – Anbauten
zu finden.
Im Bestreben nach höherer Anlagenverfügbarkeit und
insbesondere, um die Gefahr von Unfällen zu mindern,
wurde aufgrund spezieller Anfragen aus der Chemie
Ende der 1980er-Jahre nach einer neuen Lösung gesucht.
Als Schwachpunkte des etablierten Anbaus nach
IEC waren Verletzungsgefahr durch offen liegende Hebel
sowie Verschleiß und Beschädigung eben dieser
Hebel identifiziert worden. Daneben spielte die komplexe
Montage eine Rolle, die speziell unter schwierigen
Bedingungen geschultes Personal erfordert. Als Antwort
auf dieses Anliegen hat sich der integrierte Anbau
seit etwa 1990 durchgesetzt und ist inzwischen in hohen
Stückzahlen im Feld verbreitet. Bild 1 zeigt die
ehemals patentierte Lösung von Samson. Dieser Anbau
wird geschätzt, technische Schwachpunkte sind nicht
bekannt. In der Praxis existieren Anbauten an diese
Ausführungsform des Ventiljochs beziehungsweise Antriebs
von namhaften Fabrikanten von Stellungsreglern
Nachbauten von Joch oder Antrieb durch Ventilhersteller
sind nicht bekannt.
Der „Anbau Samson integriert“ realisiert einen aufeinander
abgestimmten Entwurf der Mechanik von Antrieb
und Stellungsregler. Die wesentlichen Merkmale:
Montage des Stellungsreglers mit nur zwei Schrauben
nahe an der Antriebsstange: Dies ergibt eine stabile,
vibrationsfeste Verbindung. Die Notwendigkeit zur
Justage durch genaue Positionierung des Stellungsreglers
entfällt, weil die Geometrien entsprechend
ausgelegt sind.
Integrierte Luftführung von Stellungsregler zu Antrieb
ohne Verrohrung: Dies geschieht durch einen
Block, der gleichzeitig zur Aufnahme eines Magnetventils
vorbereitet ist. Die als Hilfsenergie zugeführte
Druckluft wird auf diesen Anschlussblock aufgelegt;
dadurch kann der Stellungsregler einfach gewechselt
werden, ohne Arbeiten an der Verrohrung
durchführen zu müssen. Die Wahl der Wirkrichtung
ist ebenfalls über den Block konfigurierbar und führt
dadurch zu einer Standardisierung der benötigten
Komponenten. Ein Druckminderer/Filter lässt sich
einfach anflanschen.
Kopplung des Wegabgriffs über einen an der Antriebsstange
befestigten Mitnehmer, dessen Position
durch einen federbelasteten Hebel erfasst wird: Diese
montagefreundliche Verbindung (kein Stecken)
hat sich als vibrations- und verschleißresistent erwiesen.
Standardisierte Geometrien vereinfachen
eine Einstellung von Nullpunkt und Spanne.
atp edition
4 / 2012
51
Hauptbeitrag
Bild 1:
Anbau Samson
integriert
Bild 3: Vorgaben der VDI/VDE 3847
für den Anbau an Drehstellventile
Bild 2: Anbau Samson integriert (oben)
und Anbau nach VDI/VDE 3847 (unten)
Bild 4: Anbau des
intelligenten Grenzsignalgebers
von Samson
Vollständige Kapselung des Abgriffraums verhindert
jegliche Beschädigung von außen und eliminiert die
Verletzungsgefahr, wie von der Maschinenrichtlinie
gefordert. Die Spülung des Abgriffraums und der die
Federn enthaltenden Antriebskammer mit Instrumentenluft
(Beschleierung) soll Korrosion vermeiden.
Nicht nur die Mechanik der Schnittstelle ist von Bedeutung.
In Verbindung mit einem intelligenten Stellungsregler
ergibt sich eine einfache Montage und Inbetriebnahme:
Stellungsregler verschrauben, Luft und elektrische
Verbindung auflegen, Selbstabgleich per Knopfdruck
durchführen – auch Personal ohne spezielle Einweisung
kann bei dieser Prozedur mit schnellen, reproduzierbaren
und zuverlässigen Einstellungen aufwarten.
Im Gegenzug profitiert der Stellungsregler von der
genauen, spielfreien Übermittlung der Wegposition.
Der Drosselkörper im Stellgerät kann auf wenige
0,1-%-Genauigkeit positioniert werden. Eine Wegmessung
dieser Güte ist für die Dynamik der Regelung
und insbesondere für die Diagnose bedeutend.
Die VDI/VDE 3847 [3], [4], seit 2003 in Kraft, versucht den
Normungsstand diesem Stand der Technik anzupassen
[5], [6]. Es wurde eine Anbaufläche mit Punkten zur mechanischen
Befestigung und zur Realisierung der pneumatischen
Verbindungen an einfach- und doppeltwirkende
Stellungsregler definiert. Bezüglich Wegmessung wurden
für Hubantriebe die Befestigungspunkte an der Ven-
52
atp edition
4 / 2012
tilstange gemäß IEC 60534-6 übernommen, für
Schwenkantriebe ist die Geometrie nach VDI/VDE 3845
vorgesehen. Damit ist eine genaue Definition der Ankoppelung
der Wegrückmeldung ausgespart, die realisierten
Lösungen sind jeweils herstellerspezifisch. Dies zieht einen
entsprechenden Montageaufwand nach sich, wenn
beim Wechsel des Stellungsreglers ein anderes Fabrikat
eingesetzt wird. Seit Januar 2011 existiert ein Vorschlag
des VDI/VDE-GMA FA 4.14, der als zusätzliche Option
einen pneumatischen Absperrhahn für den Wechsel im
laufenden Betrieb vorsieht. Bild 2 zeigt schematisch eine
Gegenüberstellung der beiden Varianten Anbau Samson
integriert und Anbau nach VDI/VDE 3847 für Hubventile.
1.1 Anbau an Drehstellventile
Die Vorgaben der VDI/VDE 3847 für den Anbau an Drehstellventile
zeigt Bild 3. Es sind Befestigungsflächen, Verschraubungspunkte
sowie die relative Lage der Drehachse genormt.
Eine integrierte Luftführung ist möglich. Durch diese Vorgaben
wird wiederum ein Wechsel verschiedener Stellungsreglerfabrikate
bezüglich Montage des Gehäuses problemlos
ermöglicht. Der spezielle Anbau der Wegrückmeldung an
die Drehachse muss aber – wie im Falle der Hubventile dargelegt
– herstellerspezifisch vorgenommen werden.
Seit 2009 ist speziell für Drehstellventile mit Schwenkantrieben
eine weitere, wiederum proprietäre Lösung
verfügbar [7]. Bild 4 zeigt einen intelligenten Grenzsignalgeber,
der Magnetventil, Endlagenschalter (beziehungsweise
deren elektronische Nachbildung) sowie
Wegsensorik beinhaltet. Der Wegabgriff erfolgt nun berührungslos,
ein am Antriebsschaft befestigter Magnet
wirkt auf einen im vollständig gekapselten Gehäuse
befindlichen Sensor. Die Luftführung geschieht durch
die Oberseite des speziell gebohrten Antriebes direkt in
den Grenzsignalgeber. Damit ist die Montage nun nochmals
vereinfacht: Adapterplatte ohne jegliche Ausrichtung
oder Montage aufschrauben, Magnet in beliebiger
Stellung an die Antriebswelle schrauben, Grenzsignalgeber
aufsetzen, automatischen Abgleich starten, fertig.
1.2 Vergleich der Varianten
Tabelle 1 stellt diese fünf Anbauvarianten gegenüber. Hiermit
soll summarisch ein Vergleich der verschiedenen Möglichkeiten
gezogen werden. Die Bewertung ist exemplarisch
zu sehen, sie kann durchaus in einer gegebenen Anlage
oder Anwendung oder auch für ein spezielles Fabrikat
ein unterschiedliches Resultat ergeben. So wird zum Beispiel
unter Standardanbau nach IEC 60534-6 das Merkmal
„berührungsloser Abgriff“ als nicht verfügbar gewertet, da
die Norm über ein Lochbild hinaus die Ausführung des
Anbaus nicht festlegt. Sehr wohl kann ein spezielles Fabrikat
eines Stellungsreglers aber einen berührungslosen
Abgriff aufweisen. Als wesentlich wird die Auflistung der
Kriterien für eine mögliche Bewertung gesehen.
Stichwortartig sollen im Folgenden einige Hinweise zu
den Beurteilungskriterien gegeben werden:
Verschleißarm: Kann der Positionsstift der Wegrückmeldung
im Gegenlager einschleifen, Schutz des
Anbauraumes vor Umgebungsatmosphäre
Montagefreundlich/Montagefehler: muß der Stellungsregler
bei Montage positioniert werden, Einführung Positionsstift
der Wegrückmeldung in Langloch notwendig,
Montage einer Feder um Spielfreiheit zu erreichen
Luftleitung falsch montiert: Verrohrungsfehler, der zum
Beispiel Leckage verursacht, mechanische Verspannung
durch fehlerhafte Einpassung Verbindungsrohr
Empfindlichkeit gegen Vibrationen: Kraftführung der
Verschraubung, Spiel in der Anlenkung des Positionsstiftes
der Wegrückmeldung
Verschmutzte/Korrosive Umgebung/Feuchte: Grad
der Kapselung, Schutz vor mechanischen Einflüssen,
Schutz vor Umgebungsatmosphäre durch Spülluft
Temperatureinfluss: Vereisungsgefahr
2. Lebenszykluskosten
Um die Attraktivität einer der Lösungen zu beurteilen, ist
eine Analyse der Kosten im gesamten Lebenszyklus [7]
einer Anlage unerlässlich. Die wichtigsten Kriterien für
die einzelnen Phasen sind in Tabelle 2 dargestellt.
Im Einzelfall müssen diese Kriterien weiter differenziert
werden. Insbesondere ist für den Reparaturfall die
Vorgabe wichtig, ob bei Gerätetausch das gleiche Modell
eingesetzt werden oder die Option für ein anderes Fabrikat
offen gehalten werden soll. Diese Fragestellung
wiederum muss im Kontext bewertet werden:
Anzahl eingesetzter Ventiltypen: Besteht die freie
Auswahl oder existiert eine Einschränkung auf wenige
Modelle zum Beispiel durch Standardgerätelisten?
Anzahl eingesetzter Stellungsreglerfabrikate: Gestattet
das Leitsystem den Einsatz eines anderen Fabrikates
beziehungsweise wie hoch ist der Änderungsaufwand?
Als Szenarien sind Neuanlagen von Altanlagen zu unterscheiden.
2.1 Neuanlagen
Unter dem Gesichtspunkt der Investitionskosten und
unter dem Aspekt der Zuverlässigkeit ist es vorteilhaft,
das komplette Stellgerät mit Antrieb, Stellungsregler und
gegebenenfalls anderen Anbauteilen als vormontierte
und geprüfte Einheit von einem Hersteller zu beschaffen.
Für den Stellungsregler ist davon auszugehen, dass für
eine Anlage durchgängig eine Bauart eingesetzt wird.
Bei der Auswahl eines Stellgerätes sind auch die späteren
Phasen des Lebenszyklus – Betrieb und Reparaturfall –
zu berücksichtigen, das Augenmerk muss auf höchster
Verfügbarkeit liegen. Dadurch dürfte das Ereignis Reparaturfall
selten auftreten. Falls aber doch mal ein Stellungsregler
ausgewechselt werden muss, ist anzunehmen,
dass als Ersatzgerät wieder die schon verbaute
Bauart gewählt wird.
2.2 Altanlagen
Bei einer Altanlage ist es denkbar, dass unterschiedliche
Typen von Stellungsreglern und Armaturen im Einsatz
sind. Generell bestehen folgende Handlungsoptionen:
atp edition
4 / 2012
53
Hauptbeitrag
Legende
nv Merkmal nicht verfügbar
X Merkmal vorhanden
0 Neutral
+ positiv
+ + sehr positiv
*1 Abhängig vom Stellungsreglerfabrikat
Anbaugerät
Stellungsregler Stellungsregler Stellungsregler Grenzsignalgeber
IEC 60534-6 VDI 3847 Samson
Integriert
Konzept
Intelligenter
Grenzsignalgeber
Luftführung
Luftführung Antrieb - Stellungsregler
verrohrungsfrei durch Anflanschen
nv X X X
Antriebsbeschleierung *1 optional optional X
Beschleierung Hubabgriff nv nv X nicht relevant
Verblockung möglich nv optional nv nv
Ventilstellungsabgriff
Berührungslos nv nv nv X
Montagefreundlich 0 + + + + +
integriertes Magnetventil *1 *1 optional X
externes Magnetventil ohne Verrohrung
anflanschbar
nv X X X
Druckminderer ohne Verrohrung
anflanschbar
nv nv X nv
Filter ohne Verrohrung anflanschbar nv nv X nv
Manometeranschluss *1 *1 optional nv
Fehlersicherheit
Montagefehler mechanischer Anbau 0 + + + + +
Luftleitung Antrieb zu Stellungsregler
falsch montiert
0 0 + + + +
Empfindlichkeit gegen Vibrationen 0 + + + + +
Verschmutzte Umgebung 0 0 + + + +
Korrosive Umgebung 0 0 + + + +
Umgebungstemperatur 0 0 + + +
Feuchte 0 0 + + + +
Verschleißarm 0 0 + + +
Tabelle 1: Vergleich der Anbauvarianten
Phase des Lebenszyklus
Beschaffung
Montage
Inbetriebnahme
Betrieb
Wartung
Reparaturfall
Geräteeigenschaft
Investitionskosten
Einfache, selbsterklärende Montage
Selbstabgleich, Bedienerfreundlichkeit, Parametrierungsaufwand
Verfügbarkeit, Robustheit, Zuverlässigkeit
Robustheit, notwendige Wartung, Wartungsumfang
Montageaufwand bei Wechsel, Aufwand für Parametrierung
Tabelle 2: Kostenrelevante Geräteeigenschaften im Lebenszyklus
54
atp edition
4 / 2012
Umrüstung auf IEC 60534-6, falls dieser Standard
noch nicht eingehalten wird
Umrüstung auf VDI/VDE 3847
Umrüstung auf Schnittstelle Samson integriert
Eine Nachrüstung aller Stellgeräte auf einen Standard erscheint
wegen der hohen Investitionskosten unwahrscheinlich.
Für den Reparaturfall gibt es zwei Möglichkeiten:
Sind die Antriebe bereits nach IEC 60534-6 oder einem
anderen Standard ausgerüstet, so ist ein Ersatz
in gleicher Technologie zu erwägen.
Bei spezieller, keinem Standard entsprechender Montage
des Stellungsreglers (zum Beispiel bei Altgeräten)
ist es vorteilhaft, auf eine Montageart gemäß
einem der Standards überzugehen.
Idealerweise lässt sich ein Stellungsreglerfabrikat mit
Hilfe verschiedener Anbausätze für alle Optionen einsetzen
(Bild 8).
Bei der Bewertung der Variante Anbau Samson integriert
helfen folgende Aspekte:
Bild 5: Stellungsregler-Bauart 3730 von Samson
Bild 6:
Integration von
Stellungsregler
und Antrieb für
kleine Antriebe
Bild 7: Anbau mehrerer Zusatzkomponenten
an große Antriebe
Im wichtigsten Kriterium Verfügbarkeit bietet der
vollständig gekapselte und mit Instrumentenluft beschleierte
Anbauraum wesentliche Vorteile. Wegen
der hohen Kosten eines Anlagenstillstandes ist dieses
Kriterium für Regelkreise ausschlaggebend. Noch
wichtiger wird dieser Aspekt in sicherheitsgerichteten
Kreisen. Die Einstufung dieser Kreise nach
DIN EN 61511 (SIL) erfordert eine quantitative Bewertung
der Ausfallwahrscheinlichkeit (PFD – Probability
of failure on demand).
Bezüglich der Investitionskosten ist diese Lösung,
insbesondere bei Lieferung aus einer Hand, etwa
gleichauf mit einem Anbau nach IEC 60534-6, aber
vorteilhaft gegenüber VDI/VDE 3847. Bei der letztgenannten
Variante fällt insbesondere der hohe Materialaufwand
ins Gewicht.
Wird ein Stellungsregler ausgetauscht, aber nicht das
Fabrikat gewechselt, so bietet der Anbau Samson integriert
einfachste Voraussetzungen. Auch bei einem
Anbau nach IEC 60534-6 ist durch den speziellen
Montagesatz die Luftzufuhr am Anbausatz aufgelegt,
und damit fallen keine Verrohrungsarbeiten an. Wird
beim Austausch das Fabrikat des Stellungsreglers
gewechselt, so ist eine Montage nach VDI/VDE 3847
als herstellerübergreifende Norm vorteilhafter.
3. Diagnose durch Stellungsregler
Neben den direkten Kosten von Stellungsreglern und dem
Anbau sind auch weitere Gesichtspunkte zu berücksichtigen.
In einer hierarchisch gestaffelten Betrachtung der
Lebenszykluskosten wären als nächstes die Kosten des
Stellgerätes in der Anlage zu bewerten. Entsprechend [8]
bietet die Stellungsreglerdiagnose einen Werkzeugkasten,
um hier entscheidend einzugreifen. Dieses mächtige
Werkzeug entfaltet seine volle Wirksamkeit dann, wenn
Stellungsregler und Stellgerät von einem Hersteller kommen.
Es geht dabei beispielsweise um die komplexen Möglichkeiten
und Verfahren unter den Stichworten „Durchflussmessung
durch das Stellgerät“, „Leckageüberwa-
atp edition
4 / 2012
55
Hauptbeitrag
Referenzen
[1] IEC 60534-6
[2] Namur-Empfehlung NE 04: Anbau von Stellungsreglern
an Stellantrieben. September 2006
[3] VDI/VDE 3847 Blatt 1: Stellgeräte für strömende Stoffe
– Schnittstelle zwischen Stellgerät und Stellungsregler
– Stellgeräte mit Hubantrieb. Juli 2003
[4] VDI/VDE 3847 Blatt 2: Stellgeräte für strömende
Stoffe – Schnittstelle zwischen Stellgerät und
Stellungsregler – Stellgeräte mit Schwenkantrieb.
September 2004
[5] Bachmann, S.: Verbindungsfreudig und unkompliziert.
P&A 7/2010
[6] ARCA: „Herstellerneutraler rohrloser Stellungsregleranbau
nach VDI/VDE 3847“, ARCA-ristics Nr. 63
(12/2005)
[7] Karte, T., Kiesbauer, J., Schärtner, K.-B.: Intelligenter
Grenzsignalgeber für Auf/Zu-Armaturen in der
Prozesstechnik. atp – Automatisierungstechnische
Praxis 5/2009
[8] Kiesbauer, J., Vnucec, D.: Lebenszykluskosten von
Stellventilen – Neuer Ansatz zur Berechnung von
Ventilauslegungen. atp – Automatisierungstechnische
Praxis 11/2010
[9] Kiesbauer, J., König, G.: Ganzheitliches Asset Management
bei Stellgeräten. Industriearmaturen 4/2005
[10] Kiesbauer, J., Erben, S.: Integration kommunikationsfähiger
Stellgeräte in Leitsysteme, atp – Automatisierungstechnische
Praxis 8/2008
chung durch Körperschallsensor“, „Verschleißermittlung“,
ausführliche Darstellungen finden sich in [9].
Erstaunlicherweise spielt diese Stimmigkeit zwischen
Stellgerät und Stellungsregler bei Diskussionen über Neuanlagen
nicht immer die entscheidende Rolle. Vielmehr
überwiegt die Furcht, die Anbindung des Stellungsreglers
an das übergeordnete Leitsystem könne bei Fabrikaten
verschiedener Hersteller zu Inkompatibilitäten führen.
Diese Schnittstelle zwischen Leitsystem und Feldgerät
ist aber sehr detailliert genormt; es gilt die Vorgaben
der einschlägigen Standards konsequent zu beachten.
Hierfür betreiben einige namhafte Feldgerätehersteller,
wie Samson oder Endress+Hauser, spezielle Laboratorien.
Dort wird die Integration der Feldgeräte in verschiedene
Leitsysteme getestet. Im Smart Valve Integration Center
von Samson befassen sich die Ingenieure über Fragen der
Kompatibilität hinaus intensiv mit der Anwendungstechnik,
die Stichworte sind hier vor allem „Intelligentes
Ventil“ und „Asset Management“ [10].
4. Technische Abgrenzung
Was lässt sich aus den bisherigen Ausführungen folgern?
Ein mögliches Fazit könnte folgendermaßen gezogen
werden: Bietet eine herstellerspezifische Lösung
Vorteile bezüglich Verfügbarkeit, so hat dieses Argument
übergeordnete Bedeutung gegenüber der Verwendung
einer standardisierten Schnittstelle. Für alle nicht
durch eine solche Lösung abgedeckten Einsatzfälle, wie
zum Beispiel den Anbau an große Antriebe, stellt die
VDI/VDE 3847 eine sinnvolle Ergänzung der IEC 60534- 6
Autoren
Dr. rer. nat. Thomas Karte (geb. 1955) beschäftigt
sich bei der Samson AG mit der Anwendungstechnik
elektropneumatischer Geräte. Er ist Mitglied im
FA 6.13 der GMA-VDI/VDE und im DKE GK 914.
Samson AG,
Mess- und Regeltechnik,
Weismüllerstr. 3, D-60314 Frankfurt am Main,
Tel. +49 (0) 69 40 09 20 86,
E-Mail: tkarte@samson.de
Dipl.-Ing. (FH) Karl-Bernd Schärtner
(geb. 1950) ist Leiter der Entwicklung
Pneumatik der Samson AG.
Samson AG,
Mess- und Regeltechnik,
Weismüllerstr. 3, D-60314 Frankfurt am Main,
Tel. +49 (0) 69 40 09 13 20,
E-Mail: kschaertner@samson.de
Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer (geb. 1960) ist Mitglied
des Vorstandes für Forschung und Entwicklung der
Samson AG. Normungsaktivitäten: Working
Group 9 Final Control Elements des IEC SC 65B,
DKE K 963 Stellgeräte für strömende Stoffe sowie
ISA SP 75 Control Valve Standards.
Samson AG,
Mess- und Regeltechnik,
Weismüllerstr. 3, D-60314 Frankfurt am Main,
Tel. +49 (0) 69 40 09 13 00,
E-Mail: drjkiesbauer@samson-ag.com
Dipl.-Ing. (FH) Frank Valentin-Rumpel
(geb. 1968) ist Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung
Pneumatik der Samson AG und
beschäftigt sich als Projektleiter mit der
Entwicklung pneumatischer und elektropneumatischer
Geräte.
Samson AG,
Mess- und Regeltechnik,
Weismüllerstr. 3, D-60314 Frankfurt am Main,
Tel. +49 (0) 69 40 09 17 25,
E-Mail: fvalentin@samson.de
56
atp edition
4 / 2012
dar. Wird das Verbesserungspotenzial für Antriebe und
Anbaugeräte grundsätzlich betrachtet, gilt es, folgende
Überlegungen zu berücksichtigen:
Für kleine Anlagen, zum Beispiel im Technikumsmaßstab,
sind die äußeren Abmessungen entscheidend.
In äußerster Konsequenz verlangt dies die Integration
von Stellungsregler und Antrieb (Bild 9). Das Stellgerät
wird als Unit betrachtet, die Schnittstellen zur Außenwelt
sind das 4–20-mA-Signal zur Einspeisung des Sollwertes
(beziehungsweise ein entsprechendes Bussignal)
und der Anschluss der Druckluft als Hilfsenergie. Bei
zuverlässiger Konstruktion und hoher Verfügbarkeit
stellt dies die optimale Lösung dar. Anders die Situation
bei großen Antrieben: Hier kommen zusätzlich zum
Stellungsregler Zusatzkomponenten wie Booster, Magnetventile,
Schnellentlüfter und andere Anbaugeräte
zum Einsatz. Einen solchen Aufbau zeigt Bild 10. Die
Kosten für den Aufbau dieser Komponenten, die spezielle
Verrohrung und die einzelnen Fittings übersteigen
die Kosten eines Stellungsreglers bei weitem. Optimierungsmöglichkeiten
ergeben sich unter anderem, wenn
abgestimmte Komponenten verwendet werden, die beispielsweise
durch Flanschverbindungen montiert werden
könnten. Das Regelungskonzept müsste alle Komponenten
berücksichtigen. Die Diagnose von Stellungsregler
und Ventil als wichtigstes Handlungsfeld zur
Erhöhung von Verfügbarkeit und Senkung der Wartungskosten
wurde bereits erwähnt. Auch dieses Potenzial
erschließt sich nur bei optimaler Anpassung aller
Komponenten aufeinander.
Zusammenfassung
Der Standard VDI/VDE 3847 schließt teilweise zum Stand
der Technik auf, wie er durch bereits verfügbare integrierte
Antriebe vorgegeben ist. Er ergänzt vorhandene
Lösungen sinnvoll. Aus der spezifischen Situation – wie
zum Beispiel Altanlage, Neuanlage, Antriebsgröße, Ausfallverhalten
der eingesetzten Feldgeräte, Logistiksituation
– lässt sich durch Analyse der Lebenszykluskosten
aus den vorhandenen Möglichkeiten die spezifisch beste
Lösung auswählen. Demgegenüber erscheint eine flächendeckende
Anwendung der VDI/VDE 3847 nicht optimal.
Weitere Entwicklungen werden in Richtung Integration
hin zu kompakten Stellgeräten und zur Minimierung
von Schnittstellen gehen. Dabei gilt es, trotz verbesserter
Technik und damit erhöhter Verfügbarkeit, die
Kosten zu senken. Insbesondere bei sehr großen und sehr
kleinen Antrieben existiert noch Optimierungspotenzial.
Eine sinnvolle Normung ist hier schwer abzusehen. Es
wird erwartet, dass herstellerspezifische Lösungen am
ehesten der gestellten Aufgabe gerecht werden. Neben
den mechanischen Schnittstellen bietet die Stellungsreglerdiagnose
das entscheidende und oft gewichtigere
Werkzeug zur Kostensenkung und Erhöhung der Verfügbarkeit.
Insgesamt ergibt sich aus der Abstimmung von
Antrieb und Zusatzkomponenten ein höheres technisches
und ökonomisches Potenzial als aus Standardisierung
und Austauschbarkeit.
Manuskripteingang
08.11.2011
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
Herausforderung
Automatisierungstechnik
Mit dem atp-award werden zwei Autoren der atp edition für
hervorragende Beiträge ausgezeichnet. Ziel dieser Initiative
ist es, Wissenschaftler und Praktiker der Automatisierungstechnik
anzuregen, ihre Ergebnisse und Erfahrungen in Veröffentlichungen
zu fassen und die Wissenstransparenz in der
Automatisierungstechnik zu fördern. Teilnehmen kann jeder
Autor der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht älter als
35 Jahre ist. Nach Veröffentlichung eines Beitrags ist der Autor,
wenn er die Bedingung erfüllt, automatisch im Pool. Die
Auswahl des Gewinners übernimmt die atp-Fachredaktion.
Derjenige Autor, der im Autorenteam der jüngste ist, erhält
stellvertretend für alle Autoren die Auszeichnung. Der Preis
wird in zwei Kategorien ausgelobt: Industrie und Hochschule.
Die Kategorien ermittlung ergibt sich aus der in dem Beitrag
angegebenen Adresse des jüngsten Autors.
Veröffentlichungen – Beitrag zum Wissenspool im
Fachgebiet Automatisierungstechnik
Die Entwicklung eines Wissensgebietes erfolgt durch einen
kooperativen Prozess zwischen wissenschaftlicher Grundlagenforschung,
Konzept- und Lösungsentwicklung und Anwendung
in der Praxis. Ein solcher Prozess bedarf einer gemeinsamen
Informationsplattform. Veröffentlichungen
sind die essentielle Basis eines solchen Informationspools.
Der atp-award fördert den wissenschaftlichen Austausch
im dynamischen Feld der Automationstechnik. Nachwuchsinge
nieure sollen gezielt ihre Forschungen präsentieren
können und so leichter den Zugang zur Community erhalten.
Der Preis ist mit einer Prämie von jeweils 2000€ dotiert.
Die Auswahl erfolgt in zwei Stufen:
Voraussetzung für die Teilnahme ist die Veröffentlichung
des Beitrags in der atp edition. Jeder Aufsatz, der als Hauptbeitrag
für die atp edition eingereicht wird, durchläuft das
Peer-Review-Verfahren. Die letzte Entscheidung zur Veröffentlichung
liegt beim Chefredakteur. Wird ein Beitrag veröffentlicht,
kommt er automatisch in den Pool der atp-award-
Bewerber, vorausgesetzt einer der Autoren ist zum Zeitpunkt
der Veröffentlichung nicht älter als 35 Jahre. Ausgezeichnet
wird der jüngste Autor stellvertretend für alle Autoren der
Gruppe. Eine Jury aus Vertretern der atp-Fachredaktion
und des -Beirats ermittelt schließlich den Gewinner in den
jeweiligen Kategorien Hochschule und Industrie.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Beiträge richten Sie bitte an:
Oldenbourg Industrieverlag GmbH
Herrn Prof. Leon Urbas
Chefredakteur atp edition / automatisieren! by atp
Rosenheimer Straße 145 • 81761 München
Tel. +49 (0) 89 45051 418 • E-Mail: urbas@oiv.de
Beachten Sie die Autorenhinweise der atp edition
für Hauptbeiträge unter folgendem Link:
http://www.atp-online.de
Bitte senden Sie Ihre Beiträge an: urbas@oiv.de
impressum / Vorschau
Impressum
Vorschau
Verlag:
Oldenbourg Industrieverlag GmbH
Rosenheimer Straße 145
D-81671 München
Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-0
Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23
www.oldenbourg-industrieverlag.de
Geschäftsführer:
Carsten Augsburger
Jürgen Franke
Herausgeber:
Dr. T. Albers
Dr. G. Kegel
Dipl.-Ing. G. Kumpfmüller
Dr.-Ing. N. Kuschnerus
Beirat:
Dr.-Ing. K. D. Bettenhausen
Prof. Dr.-Ing. Ch. Diedrich
Prof. Dr.-Ing. U. Epple
Prof. Dr.-Ing. A. Fay
Prof. Dr.-Ing. M. Felleisen
Prof. Dr.-Ing. G. Frey
Prof. Dr.-Ing. P. Göhner
Dipl.-Ing. Th. Grein
Prof. Dr.-Ing. H. Haehnel
Dr.-Ing. J. Kiesbauer
Dipl.-Ing. R. Marten
Dipl.-Ing. G. Mayr
Dr. J. Nothdurft
Dr.-Ing. J. Papenfort
Dr. A. Wernsdörfer
Dipl.-Ing. D. Westerkamp
Dr. Ch. Zeidler
Organschaft:
Organ der GMA
(VDI/VDE-Gesell schaft Messund
Automatisierungs technik)
und der NAMUR
(Interessen gemeinschaft
Automatisierungs technik der
Prozessindustrie).
Redaktion:
Gerd Scholz (verantwortlich)
Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-3 44
Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23
E-Mail: scholz@oiv.de
Anne Hütter
Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-4 18
Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23
E-Mail: huetter@oiv.de
Einreichung von Hauptbeiträgen:
Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas
(Chefredakteur, verantwortlich
für die Hauptbeiträge)
Technische Universität Dresden
Fakultät Elektrotechnik
und Informationstechnik
Professur für Prozessleittechnik
D-01062 Dresden
Telefon +49 (0) 351 46 33 96 14
E-Mail: urbas@oiv.de
Fachredaktion:
Dipl.-Ing. M. Blum
Prof. Dr. J. Jasperneite
Dr. B. Kausler
Dr.-Ing. N. Kiupel
Dr. rer. nat. W. Morr
Dipl.-Ing. I. Rolle
Dr.-Ing. S. Runde
Prof. Dr.-Ing. F. Schiller
Bezugsbedingungen:
„atp edition – Automatisierungstechnische
Praxis“ erscheint
monatlich mit Doppelausgaben im
Januar/Februar und Juli/August.
Bezugspreise:
Abonnement jährlich: € 468,– + € 30,–/
€ 35,- Versand (Deutschland/Ausland);
Heft-Abbonnement + Online-Archiv:
€ 638,40; ePaper (PDF): € 468,-;
ePaper + Online-Archiv: € 608,40;
Einzelheft: € 55,– + Versand;
Die Preise enthalten bei Lieferung
in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,
für alle übrigen Länder sind es
Nettopreise. Mitglieder der GMA: 30%
Ermäßigung auf den Heftbezugspreis.
Bestellungen sind jederzeit über den
Leserservice oder jede Buchhandlung
möglich.
Die Kündigungsfrist für Abonnementaufträge
beträgt 8 Wochen zum Bezugsjahresende.
Abonnement-/
Einzelheftbestellung:
Leserservice atp
Postfach 91 61, D-97091 Würzburg
Telefon + 49 (0) 931 4170-1615
Telefax + 49 (0) 931 4170-492
E-Mail: leserservice@oiv.de
Verantwortlich für
den Anzeigenteil:
Annemarie Scharl-Send
Mediaberatung
sales & communications Medienagentur
Kirchfeldstraße 9, D-82284 Grafrath
Tel. +49 (0) 8144 9 96 95 12
Fax +49 (0) 8144 9 96 95 14
E-Mail: ass@salescomm.de
Es gelten die Preise der Mediadaten 2012
Anzeigenverwaltung:
Brigitte Krawczyk
Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-2 26
Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 00
E-Mail: krawczyk@oiv.de
Druck:
Druckerei Chmielorz GmbH
Ostring 13,
D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt
Gedruckt auf chlor- und
säurefreiem Papier.
Die atp wurde 1959 als „Regelungstechnische
Praxis – rtp“ gegründet.
© 2012 Oldenbourg Industrieverlag
GmbH München
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen
Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich
geschützt. Mit Ausnahme der
gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine
Verwertung ohne Ein willigung des Verlages
strafbar.
Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8
Abs. 3 PresseG i. V. m. Art. 2 Abs. 1c DVO
zum BayPresseG geben wir die Inhaber
und Beteiligungsverhältnisse am Verlag
wie folgt an:
Oldenbourg Industrieverlag GmbH,
Rosenheimer Straße 145, 81671 München.
Alleiniger Gesellschafter des Verlages
ist die ACM-Unternehmensgruppe,
Ostring 13,
65205 Wiesbaden-Nordenstadt.
ISSN 2190-4111
Die Ausgabe 5 / 2012 der
erscheint am 07.05.2012
Mit folgenden Beiträgen:
Anforderungsanalyse für
das integrierte Engineering
Datenkonsistenz mit
AutomationML herstellen
Automatisiertes
Kommunikationsengineering
Simulationsbasierte
Steuerungsfunktionstests
2. Teil
Temperaturmessstellen
in der Anlage planen
...und vielen weiteren Themen.
Aus aktuellem Anlass können sich die Themen
kurzfristig verändern.
LeserService
e-Mail:
leserservice@oiv.de
Telefon:
+ 49 (0) 931 4170-1615
58
atp edition
4 / 2012
Erreichen Sie die Top-Entscheider
der Automatisierungstechnik.
Sprechen Sie uns an wegen Anzeigenbuchungen
und Fragen zu Ihrer Planung.
Annemarie Scharl-Send: Tel. +49 (0) 8144 9 96 95 12
E-Mail: ass@salescomm.de
atp kompakt
Methoden Verfahren Konzepte
Sonderpreise
für
Abonnenten
der atp edition
Die Automatisierungstechnik wird durch neue Forschungen und Entwicklungen bestimmt. Damit Ingenieure
fit für ihren Job sind und die entscheidenden Trends in der Automatisierungstechnik schnell zur Hand haben,
legt die Fachpublikation atp edition die Buchreihe atp kompakt auf. Alle darin enthaltenen Beiträge haben
ein wissenschaftliches Gutachterverfahren durchlaufen.
Herausgeber Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller leitet am Lehrstuhl für Informationstechnik im Maschinenwesen der
TU München das Fachgebiet Automatisierungstechnik.
atp kompakt Band 1
Erfolgreiches Engineering – Die wichtigsten Methoden
Diese Ausgabe befasst sich mit den Methoden, Verfahren und Standards, die Sie in den nächsten Jahren im Engineering beschäftigen
werden. Wichtige Kriterien sind die einfache Wiederverwendbarkeit von Komponenten, die Unterstützung durch geeignete Werkzeuge,
die Erhöhung der Flexibilität von Anlagen sowie geeignete Modellierungs- und Gerätebeschreibungssprachen.
1. Auflage 2010, 138 Seiten mit CD-ROM, Broschur, € 79,- • ISBN: 978-3-8356-3210-3
Für Abonnenten
€ 74,-
atp kompakt Band 2
Effiziente Kommunikation – Die bedeutendsten Verfahren
Sie bekommen Einblick in die wachsende Bedeutung der industriellen Kommunikation und dem Wandel in der Gerätekommunikation.
Einen Schwerpunkt bildet die Kommunikationstechnik in der Prozessautomatisierung mit deren besonderen Rahmenbedingungen wie
dem Explosionsschutz. Die bedeutendsten Verfahren und Methoden der modernen Kommunikation werden praxisnah veranschaulicht.
1. Auflage 2010, 72 Seiten mit CD-ROM, Broschur, € 59,- • ISBN: 978-3-8356-3212-7
Für Abonnenten
€ 54,-
atp kompakt Band 3
Praktische Messtechnik – Die besten Konzepte
Dieser Band vermittelt wertvolles Know-how zu allen Aspekten der praktischen Messtechnik und fokussiert besonders die Prozessmesstechnik.
Lernen Sie die Fortschritte in der Sensortechnik entlang der Technologie-Roadmap kennen und profitieren Sie von erstklassigen
Konzepten zu kostengünstigen und effizienten Lösungen.
1. Auflage 2010, 72 Seiten mit CD-ROM, Broschur, € 59,- • ISBN: 978-3-8356-3213-4
Für Abonnenten
€ 54,-
atp kompakt Kollektion (Bände 1-3)
Erfolgreiches Engineering Effiziente Kommunikation Praktische Messtechnik
Mit dieser dreibändigen Kollektion zu den Themen Engineering, Kommunikation und Messtechnik erhalten Sie ein nützliches,
kompakt und praxisnah aufbereitetes Kompendium zu den Kernthemen der Automatisierungstechnik. Die wertvolle Grundlage
für Ihre tägliche und zukünftige Arbeit.
1. Auflage 2010, ca. 282 Seiten mit CD-ROM, Broschur • € 179,- • ISBN: 978-3-8356-3221-9
Für Abonnenten
€ 169,-
Sofortanforderung im Online-Shop www.oldenbourg-industrieverlag.de
oder telefonisch +49 (0)201 / 82002-14
OldenbOurg IndustrIeverlag gmbH
vulkan-verlag gmbH
www.oldenbourg-industrieverlag.de • www.vulkan-verlag.de