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atp edition Entwurfsassistenz in der Gebäudeautomation (Vorschau)

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9 / 2012<br />

54. Jahrgang B3654<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

Automatisierungstechnische Praxis<br />

<strong>Entwurfsassistenz</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Gebäudeautomation</strong> | 28<br />

Systemkomplexität <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Automation beherrschen | 36<br />

Offenheitsmetrik für<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge | 46<br />

Automatisierte Diagnose<br />

für die Inbetriebnahme | 56


Pr<strong>in</strong>t wirkt<br />

„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>“ ist e<strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>ttitel auf höchster<br />

Qualitätsstufe und mit Nachhaltigkeit im<br />

S<strong>in</strong>ne wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> Nutzung. Der Titel<br />

erfüllt den selbstgestellten Anspruch e<strong>in</strong>es<br />

anspruchsvollen und seriösen Magaz<strong>in</strong>s für<br />

Top-Entschei<strong>der</strong> zwischen Wissenschaft<br />

und Praxis konsequent.<br />

Entsprechend <strong>der</strong> journalistischen Konzeption<br />

ist Onl<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>tenangestellt. Die Jury<br />

sah hier „die beispielhafte Umsetzung e<strong>in</strong>er<br />

wissenschaftlich ausgerichteten Fachzeitschrift<br />

mit Magaz<strong>in</strong>charakter“.


EDITORIAL<br />

Assistenzsysteme als Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

für die Automatisierung<br />

Deutschland hat bei <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit proklamierten vierten <strong>in</strong>dustriellen Revolution<br />

„Industrie 4.0“ ausgezeichnete Voraussetzungen. Warum? Weil wir<br />

seit langem die Möglichkeiten <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Kommunikations- und Informationstechnologie<br />

(IKT) für die Anwendung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automatisierungstechnik<br />

konsequent und systematisch entwickeln und nutzen. Die <strong>der</strong>zeitige Entwicklung<br />

im H<strong>in</strong>blick auf Vernetzung und Allgegenwärtigkeit jeglicher Information<br />

wird <strong>der</strong> Automation e<strong>in</strong>en Schub geben und neue Möglichkeiten eröffnen.<br />

Wir sollten we<strong>der</strong> dem Nutzer die ganze Komplexität des technischen Produktes<br />

zumuten noch dem Ingenieur die Komplexität verketteter Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge<br />

bei <strong>der</strong> Produktentstehung o<strong>der</strong> dem Servicemitarbeiter beziehungsweise<br />

Operator während des Betriebs. An<strong>der</strong>erseits sollten die vollständig vorhandenen<br />

Informationen den verschiedenen Nutzern aber bei Bedarf und <strong>in</strong> geeigneter<br />

Weise zugänglich gemacht werden, unter an<strong>der</strong>em dazu dienen Assistenzsysteme.<br />

E<strong>in</strong>e Voraussetzung von Assistenzsystemen ist die Informationsanalyse und<br />

-auswertung beziehungsweise Aggregation für e<strong>in</strong>e bessere Aufnahme durch<br />

den Menschen. Gerade die Informationsaggregation ist weiter zu erforschen. Nur<br />

e<strong>in</strong> Beispiel: Die <strong>in</strong>tegrierte 3D-Darstellung <strong>der</strong> Drücke und <strong>der</strong> Distanzen e<strong>in</strong>er<br />

kont<strong>in</strong>uierlichen hydraulischen Presse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bild unterstützen den Operator<br />

bei <strong>der</strong> Fehlererkennung, da er nicht mehr zwischen getrennten Darstellungen<br />

<strong>in</strong> zwei Bil<strong>der</strong>n die Informationen „im Kopf“ <strong>in</strong>tegrieren muss. Fehler werden<br />

jedoch erst besser erkannt, wenn <strong>der</strong> Operator die 3D-Bil<strong>der</strong> drehen, zoomen o<strong>der</strong><br />

ähnliches kann. Warum das so ist? Dies s<strong>in</strong>d Fragen <strong>der</strong> Raumkognition, die wir<br />

nur geme<strong>in</strong>sam mit Psychologen beantworten können.<br />

Die mobile Welt zeigt uns bereits täglich die permanente Informationsverfügbarkeit<br />

und die sich damit än<strong>der</strong>nden Verhaltensweisen <strong>der</strong> Menschen. „Context<br />

awareness“ bedeutet <strong>in</strong> <strong>der</strong> mobilen Welt, dass dem Nutzer nur diejenigen Informationen<br />

angeboten werden, die für se<strong>in</strong>e gerade durchzuführende Aufgabe<br />

(Context) wichtig s<strong>in</strong>d. Wir bezeichnen dies als adaptives System. Die Basis für<br />

adaptive und adaptierbare Assistenzsysteme ist durch höhere Rechenleistung<br />

und <strong>in</strong>telligentere Algorithmen, etwa Agenten, gelegt.<br />

Die Herausfor<strong>der</strong>ung für die Automatisierungstechnik ist groß: Wie können <strong>in</strong><br />

Zukunft Mensch und Rechner optimal zusammenarbeiten? Wann soll <strong>der</strong> Rechner<br />

unterstützen, wann nicht? Automatisierungssysteme sollen adaptiv se<strong>in</strong>, sich<br />

selbständig anpassen, aber für den Menschen nachvollziehbar, nützlich und<br />

durch den Menschen adaptierbar se<strong>in</strong> (Sheridan), beispielsweise auf se<strong>in</strong>e Vorkenntnisse<br />

und Fähigkeiten.<br />

Um solche Systeme entwerfen zu können, benötigen wir unter an<strong>der</strong>em erweiterte<br />

Menschmodelle und e<strong>in</strong>e enge Kooperation mit Kollegen aus den Arbeitswissenschaften<br />

und <strong>der</strong> Arbeitspsychologie. Diese Kooperation setzt die Erarbeitung<br />

e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Verständnisses voraus, um wirklich neue Ansätze<br />

zu entwickeln, also im wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes transdiszipl<strong>in</strong>äre Ergebnisse<br />

erbr<strong>in</strong>gen können.<br />

PROF. DR.-ING. BIRGIT<br />

VOGEL-HEUSER<br />

Ord<strong>in</strong>aria, Lehrstuhlleitung<br />

Lehrstuhl Automatisierung und<br />

Informationssysteme<br />

Technische Universität München<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

3


INHALT 9 / 2012<br />

VERBAND<br />

6 | ZVEI und VDMA for<strong>der</strong>n mehr Kontroll- und Durchgriffsrechte<br />

zur Rettung des Euro<br />

Frank Allgöwer neuer Vizepräsident <strong>der</strong> DFG<br />

AALE: Jubiläumstagung 2013 <strong>in</strong> Stralsund<br />

7 | Automatisierungstechnik assistiert dem Menschen<br />

Ehrenplakette des VDI für Dr. Pirm<strong>in</strong> Netter<br />

FORSCHUNG<br />

10 | Uni Stuttgart und TU Delft rasen zum Sieg<br />

Druck von nanoteiligen Funktionsmaterialien gelungen<br />

12 | Nachwuchs-Ingenieur<strong>in</strong>nen steuern Roboter zum Erfolg<br />

beim Regionalwettbewerb <strong>der</strong> First Lego League<br />

BRANCHE<br />

8 | Fachkongress stellt auf <strong>der</strong> „it-sa 2012“ fünf aktuelle Themen<br />

zur Informationssicherheit vor<br />

Beiträge zur Smart Systems Integration gesucht<br />

Call for <strong>atp</strong>-Experts:<br />

Apps und Smart Phones <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automatisierungstechnik<br />

9 | Eclass und Prolist schließen sich zusammen<br />

Prozessleit-Messe f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Bochum statt<br />

16 | Erst zuverlässiger Datentransfer lässt das Erdöl <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Sachal<strong>in</strong>-Pipel<strong>in</strong>e sicher fließen<br />

18 | So kann <strong>der</strong> Mobilfunk für die <strong>in</strong>dustrielle Automation<br />

effizient genutzt werden<br />

20 | Assistenzsystem hilft beim energiesparenden E<strong>in</strong>satz<br />

automatisierter Systeme<br />

4<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


INTERVIEW<br />

22 | Anwen<strong>der</strong><strong>in</strong>teressen brauchen e<strong>in</strong> globales Austauschforum<br />

HAUPTBEITRÄGE<br />

28 | <strong>Entwurfsassistenz</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gebäudeautomation</strong><br />

J. PLÖNNIGS, U. RYSSEL, H. DIBOWSKI, M. LEHMANN UND K. KABITZSCH<br />

36 | Systemkomplexität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automation beherrschen<br />

J. JASPERNEITE UND O. NIGGEMANN<br />

46 | Offenheitsmetrik für Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge<br />

A. FAY, R. DRATH UND M. BARTH<br />

56 | Automatisierte Diagnose für die Inbetriebnahme<br />

M. OBDENBUSCH, W. HERFS UND W. LOHSE<br />

RUBRIKEN<br />

3 | Editorial<br />

66 | Impressum, <strong>Vorschau</strong>


VERBAND<br />

ZVEI und VDMA for<strong>der</strong>n mehr Kontroll- und<br />

Durchgriffsrechte zur Rettung des Euro<br />

ZVEI und VDMA wollen den Euro erhalten, for<strong>der</strong>n<br />

aber zugleich e<strong>in</strong>e harte Haltung. Nur dann habe <strong>der</strong><br />

Euro Bestand, heißt es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Papier <strong>der</strong><br />

beiden Verbände. Die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Stabilitätskriterien<br />

des Mastricht-Vertrags im Rahmen des Fiskalpakts<br />

sei zu begrüßen, die Kontroll- und Durchgriffsmöglichkeiten<br />

müssten aber noch konkretisiert und<br />

„gehärtet“ werden. So dürften auch kurzfristige Hilfen für<br />

europäische Län<strong>der</strong> nur gegen Auflagen gewährt und <strong>der</strong><br />

Reformdruck müsse aufrecht erhalten werden. Langfristig<br />

müssten Haftung und Kontrolle <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang gebracht werden.<br />

Jedes Euro-Land müsse die Kriterien des Fiskalpakts<br />

erfüllen. Län<strong>der</strong>, die Vere<strong>in</strong>barungen auch auf mittlere<br />

Sicht nicht e<strong>in</strong>halten könnten o<strong>der</strong> wollten aus dem geme<strong>in</strong>samen<br />

Währungsraum zu entlassen, solle ke<strong>in</strong> Tabu se<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e direkte o<strong>der</strong> <strong>in</strong>direkte F<strong>in</strong>anzierung von Staatsschulden<br />

<strong>der</strong> Krisenlän<strong>der</strong> durch die Europäische Zentralbank<br />

lehnen die Verbände grundsätzlich ab. E<strong>in</strong>e Vergeme<strong>in</strong>schaftung<br />

von Haftungsrisiken könne nur im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

politischen Union mit e<strong>in</strong>er entsprechenden Übertragung<br />

von Budget- und Kontrollrechten auf <strong>der</strong> europäischen Ebene<br />

geregelt werden. Wichtig sei es, Haushaltskonsolidierung<br />

und Zukunfts<strong>in</strong>vestitionen <strong>in</strong> die <strong>in</strong>dustrielle Infrastruktur<br />

zu <strong>in</strong>tegrieren und das Wirtschaftswachstum unter e<strong>in</strong>en<br />

Hut zu br<strong>in</strong>gen.<br />

gz<br />

ZVEI - ZENTRALVERBAND ELEKTROTECHNIK- UND<br />

ELEKTRONIKINDUSTRIE E.V.,<br />

Lyoner Straße 9, 60528 Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Tel. +49 69 6302-0, www.zvei.org<br />

Frank Allgöwer neuer Vizepräsident <strong>der</strong> DFG<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Jahresversammlung <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

DFG ist Prof. Frank Allgöwer, zum<br />

Vizepräsidenten <strong>der</strong> DFG gewählt worden. Allgöwer ist<br />

Direktor des Instituts für Systemtheorie und Regelungstechnik<br />

<strong>der</strong> Universität Stuttgart. Der neu gewählte DFG-<br />

Vizepräsident betont: „Die DFG spielt für die Ausgestaltung<br />

des Wissenschaftsstandorts Deutschland, des europäischen<br />

Forschungsraums sowie für die globale wissenschaftliche<br />

Zusammenarbeit e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. Ich<br />

möchte <strong>in</strong> dieses Gremium die Perspektive <strong>der</strong> Ingenieurwissenschaften<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen und werde mich für <strong>der</strong>en<br />

Stärkung und Weiterentwicklung im Anwendungs- und<br />

Grundlagenbereich e<strong>in</strong>setzen.“ E<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en Akzent<br />

möchte Allgöwer <strong>in</strong> den kommenden drei Jahren auf<br />

die <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Zusammenarbeit unter Forscher<strong>in</strong>nen<br />

und Forschern sowie auf den<br />

Dialog <strong>der</strong> Wissenschaft mit Wirtschaft<br />

und Gesellschaft setzen. In <strong>der</strong><br />

VDI/VDE-Gesellschaft für Mess- und<br />

Automatisierungstechnik leitet Prof.<br />

Frank Allgöwer den Fachbereich 1<br />

„Grundlagen und Methoden <strong>der</strong> Messund<br />

Automatisierungstechnik“. gz<br />

VDI/VDE – GESELLSCHAFT MESS- UND<br />

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)<br />

VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 40,<br />

Internet: www.vdi.de<br />

MIT PROF.<br />

FRANK ALLGÖ-<br />

WER übernahm<br />

e<strong>in</strong> Automatisierer<br />

die Vizepräsidentschaft<br />

<strong>der</strong> DFG.<br />

Bild: DFG<br />

AALE: Jubiläumstagung 2013 <strong>in</strong> Stralsund<br />

Mit ihrer Jubiläumskonferenz geht die AALE nach Stralsund.<br />

Dort f<strong>in</strong>det am 28. Februar und 1. März 2013 die<br />

10. Konferenz für Angewandte Automatisierungstechnik<br />

<strong>in</strong> Lehre und Forschung an Fachhochschulen (AALE) statt.<br />

An <strong>der</strong> Fachhochschule Stralsund wird die Tagung vom<br />

Fachbereich Elektrotechnik und Informatik organisiert<br />

und durch den Vere<strong>in</strong> <strong>der</strong> Freunde und För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> AALE<br />

(VFAALE) unterstützt. Die Veranstaltung hat sich zu e<strong>in</strong>em<br />

bewährten Forum für Hochschulprofessoren und<br />

Vertretern aus Wirtschaft und Industrie mit bis zu 170<br />

Teilnehmern entwickelt. Sie dient neben <strong>der</strong> Kontaktanbahnung,<br />

dem Erfahrungsaustausch über mo<strong>der</strong>ne Konzepte,<br />

Entwicklungen und auch <strong>der</strong> Lehre <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automatisierungstechnik.<br />

In <strong>der</strong> begleitenden Ausstellung thematisieren<br />

namhafte Firmen Trends <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automatisierungstechnik,<br />

Dienstleistungen und Applikationen mit neuen<br />

Produkten, Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, Kooperationen<br />

zwischen Hochschule und Industrie sowie<br />

Lehre und Ausbildung, Didaktik und MINT-Projekte.<br />

Abstracts zu Trends und Forschungsprojekten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Automatisierungstechnik, können bis zum 1. Oktober<br />

diesen Jahres e<strong>in</strong>gereicht werden. Informationen unter<br />

www.aale2013.fh-stralsund.de<br />

gz<br />

VEREIN DER FREUNDE UND FÖRDERER DER<br />

ANGEWANDTEN AUTOMATISIERUNGSTECHNIK AN<br />

FACHHOCHSCHULEN (VFAALE E.V.),<br />

c/o Fachhochschule Düsseldorf, Fachbereich Elektrotechnik,<br />

Josef-Gockeln-Straße 9, D-40474 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 435 13 08, Internet: www.vfaale.de<br />

6<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


Automatisierungstechnik assistiert dem Menschen<br />

Von automatisierten Assistenzsystemen können immer<br />

mehr älter werdende Menschen profitieren. Schlagwort:<br />

Ambient Assistet Liv<strong>in</strong>g (AAL). Zu diesem Thema<br />

veranstaltet <strong>der</strong> VDE den 6. Deutschen AAL-Kongress zu<br />

technischen Assistenzsystemen. Er f<strong>in</strong>det am 22. und 23.<br />

Januar 2013 im Berl<strong>in</strong>er Congress Center statt.<br />

Unter dem Motto „Lebensqualität im Wandel von Demografie<br />

und Technik“ stehen technische Assistenzsysteme<br />

im Mittelpunkt. Beson<strong>der</strong>s ältere Menschen und Menschen<br />

mit körperlichen Bee<strong>in</strong>trächtigungen soll die Technik unterstützen:<br />

von <strong>der</strong> Arbeitswelt über die soziale Teilhabe<br />

bis zur Mobilität. Der Kongress zeigt praktische Anwendungsbeispiele,<br />

Konzeptstudien von morgen und technische<br />

Lösungen von heute. Neben Plenarbeiträgen und<br />

Vorträgen werden erstmals auch Workshops angeboten.<br />

Der Kongress bietet Forschern und Entwicklern, Herstellern<br />

und Anwen<strong>der</strong>n sowie Vertretern aus Politik, Wirtschaft<br />

und Verbänden e<strong>in</strong>e Plattform zum Me<strong>in</strong>ungs-, Informations-<br />

und Wissensaustausch. Kooperationspartner<br />

s<strong>in</strong>d die Fraunhofer-Allianz Ambient Assisted Liv<strong>in</strong>g (AAL),<br />

das DFKI (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche<br />

Intelligenz) und <strong>der</strong> Sozialverband VdK Deutschland.<br />

Bis zum 15. September können Interessierte Abstracts und<br />

Paper sowie Workshopbeiträge e<strong>in</strong>reichen. Mehr Informationen<br />

unter www.aal-kongress.de und www.vde.com. gz<br />

HOHE ANFORDERUNGEN an die Automatisierungstechnik<br />

müssen Systeme erfüllen, die hilfsbdürftige Menschen<br />

unterstützen sollen. Bild: VDE<br />

VDE – VERBAND DER ELEKTROTECHNIK ELEKTRONIK<br />

INFORMATIONSTECHNIK E.V.,<br />

Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt am Ma<strong>in</strong>,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.vde.com<br />

Ehrenplakette des VDI für Dr. Pirm<strong>in</strong> Netter<br />

Für se<strong>in</strong> Engagement zur Anlagensicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Chemie<br />

zeichnete die VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und<br />

Automatisierungstechnik (GMA) auf <strong>der</strong> Automation<br />

2012 <strong>in</strong> Baden-Baden Dr. rer. nat. Pirm<strong>in</strong> Netter mit <strong>der</strong><br />

VDI-Ehrenplakette aus. Netter befasste sich während se<strong>in</strong>er<br />

Zeit bei <strong>der</strong> Hoechst AG und <strong>der</strong>en Nachfolgeorganisationen<br />

mit den Themen Sicherheitsüberwachung, Arbeitsschutz<br />

und Anlagensicherheit. Netter ist ehrenamtlich <strong>in</strong><br />

technisch-wissenschaftlichen Organisationen tätig und<br />

gestaltet die nationale und <strong>in</strong>ternationale Regelsetzung<br />

mit. In <strong>der</strong> GMA wirkt er an <strong>der</strong> Aktualisierung und <strong>in</strong>ternationalen<br />

Abstimmung <strong>der</strong> Richtl<strong>in</strong>ienreihe VDI/VDE<br />

2180 „Sicherung von Anlagen <strong>der</strong> Verfahrenstechnik mit<br />

Mitteln <strong>der</strong> Prozessleittechnik“ mit.<br />

gz<br />

VDI – VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />

Durchflussmessung<br />

auf engstem<br />

Raum?<br />

Der neue CoriolisMaster von ABB ist e<strong>in</strong>er<br />

<strong>der</strong> kompaktesten Coriolis Masse-Durchflussmesser.<br />

Er benötigt ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>- und<br />

Auslaufstrecken. Darum eignet er sich auch<br />

für Installationen mit wenig Platz. Erfahren<br />

Sie, warum <strong>der</strong> CoriolisMaster die bessere<br />

Alternative ist: www.abb.de/durchfluss<br />

Natürlich.<br />

ABB Automation Products GmbH<br />

Tel.: 0800 111 44 11<br />

Fax: 0800 111 44 22<br />

E-Mail: vertrieb.messtechnik-produkte@de.abb.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

7


BRANCHE<br />

DIE „IT-SA 2012“,<br />

Spezialmesse für<br />

IT-Security, f<strong>in</strong>det<br />

vom 16. bis 18.<br />

Oktober 2012 <strong>in</strong><br />

Nürnberg statt.<br />

Bild: NuernbergMesse/<br />

Thomas Geiger<br />

Fachkongress stellt auf <strong>der</strong> „it-sa 2012“ fünf<br />

aktuelle Themen zur Informationssicherheit vor<br />

Vom 16. bis 18. Oktober f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Nürnberg die Messe<br />

„it-sa 2012“ statt. Der dazugehörige Kongress „Industrielle<br />

IT-Sicherheit“ bietet Vorträge zu fünf aktuellen<br />

Informationssicherheits-Themen an. Das bayerische<br />

IT-Sicherheitscluster – Arbeitsgruppe „Industrial IT Se-<br />

curity“ richtet den Expertentreff unter dem Motto<br />

„Industri elle IT-Sicherheit – Neue Angriffsziele, alte<br />

Konzepte?“ aus.<br />

Prof. Dr. Gordon T. Rohrmair, Vizepräsident für Forschung<br />

und Wissenstransfer <strong>der</strong> Hochschule Augsburg,<br />

referiert beispielsweise über das Thema „Spannungsfeld<br />

IT-Sicherheit <strong>in</strong> Produktions-, Fertigungs- und Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen“.<br />

Gefolgt wird er von dem Beitrag<br />

„Security for Safety <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrieautomation“ von<br />

Dr. Thomas Störtkuhl, Produktmanager Industrial IT<br />

Security TÜV Süd AG. Weitere Themen s<strong>in</strong>d die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> IT-Unternehmen im Bereich Industrial<br />

IT-Security. Die Vortragsreihe runden Lösungsansätze<br />

für Sicherheit <strong>in</strong> Fertigungsanlagen mit entsprechenden<br />

Produktvorstellungen ab.<br />

ahü<br />

NÜRNBERG MESSE GMBH, MESSE SERVICE,<br />

Messezentrum, D-90471 Nürnberg,<br />

Tel. +49 (0) 911 86 06 80 00, Internet: www.it-sa.de<br />

Beiträge zur Smart Systems Integration gesucht<br />

Anlässlich <strong>der</strong> Veranstaltung Smart Systems Integration<br />

(13. bis 14. März 2013) <strong>in</strong> Amsterdam werden<br />

noch Beiträge gesucht. Die Frist für E<strong>in</strong>reichungen zu<br />

Themen wie smart Systems for Automotive Applications/<br />

green Car and Aeronautics, smart Medtech Systems and<br />

Systems for Prognostics Health Management, smart Systems<br />

<strong>in</strong> Logistics and Security Applications, smart Power,<br />

smart Grids and smart Networks o<strong>der</strong> Cyber Physical<br />

Systems, smart Communication, self-sufficient Sensor<br />

Networks und manufactur<strong>in</strong>g Technologies for smart<br />

<strong>in</strong>tegrated System ist <strong>der</strong> 30. September 2012. Die E<strong>in</strong>reichung<br />

<strong>der</strong> Beiträge ist sowohl auf deutsch als auch auf<br />

englisch möglich.<br />

ahü<br />

MESAGO MESSE FRANKFURT GMBH,<br />

Rotebuehlstraße 83-85, D-70178 Stuttgart,<br />

Tel. +49 (0) 711 61 94 60,<br />

Internet: www.smartsystems<strong>in</strong>tegration.com<br />

Apps und Smart Phones <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automatisierungstechnik<br />

DIE AUSGABE 3/2013 DER ATP EDITION<br />

diskutiert das Potenzial von Apps, den<br />

kle<strong>in</strong>en hochspezialisierten Anwendungen,<br />

die wesentlich zum Erfolg von<br />

Smart Phone und Tablet PC beigetragen<br />

haben, für die Gestaltung <strong>der</strong> Mensch-<br />

Masch<strong>in</strong>e-Nahtstellen <strong>in</strong> den herausfor<strong>der</strong>nden<br />

Umgebungen <strong>der</strong> Automatisierungstechnik<br />

<strong>in</strong> Gebäude-, Fertigungsund<br />

Prozess<strong>in</strong>dustrie. Welche beson<strong>der</strong>en<br />

Anpassungen s<strong>in</strong>d für die <strong>in</strong>dustrielle<br />

Nutzung notwendig o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>nvoll? Wie<br />

än<strong>der</strong>n sich Arbeitsabläufe, Verantwortlichkeiten<br />

und Zuständigkeiten? Welche<br />

Erfahrungen lassen sich aus ersten E<strong>in</strong>führungsprojekten<br />

ableiten?<br />

Wir bitten Sie, bis zum 1. Oktober 2012 zu<br />

diesem Themenschwerpunkt e<strong>in</strong>en gemäß<br />

<strong>der</strong> Autorenrichtl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

ausgearbeiteten Hauptbeitrag per E-Mail<br />

an urbas@oiv.de e<strong>in</strong>zureichen.<br />

Die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist die hochwertige Monatspublikation<br />

für Fach- und Führungskräfte<br />

<strong>der</strong> Automatisierungsbranche. In<br />

den Hauptbeiträgen werden die Themen<br />

mit hohem wissenschaftlichem und technischem<br />

Anspruch vergleichsweise abstrakt<br />

dargestellt. Im Journalteil schlägt<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> die Brücke zur Praxis. Hier<br />

werden Erfahrungen von Anwen<strong>der</strong>n mit<br />

neuen Technologien, Prozessen o<strong>der</strong> Produkten<br />

beschrieben.<br />

Alle Beiträge werden von e<strong>in</strong>em Fachgremium<br />

begutachtet. Sollten Sie sich selbst<br />

aktiv an dem Begutachtungsprozess beteiligen<br />

wollen, bitten wir um kurze Rückmeldung.<br />

Für weitere Rückfragen stehen<br />

wir Ihnen selbstverständlich gerne zur<br />

Verfügung.<br />

Ihre Redaktion <strong>der</strong> <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>:<br />

Leon Urbas, Anne Hütter<br />

CALL FOR<br />

Aufruf zur Beitragse<strong>in</strong>reichung<br />

Thema: Apps und Smart Phones <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Automatisierungstechnik<br />

Kontakt: urbas@oiv.de<br />

Term<strong>in</strong>: 1. Oktober 2012<br />

8<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


Eclass und Prolist<br />

schließen sich zusammen<br />

Die beiden Kommunikationsstandards Eclass und Prolist<br />

haben ihren Zusammenschluss perfekt gemacht.<br />

Mit dem Ziel Prolist datentechnisch und organisatorisch<br />

<strong>in</strong> Eclass zu <strong>in</strong>tegrieren, unterzeichneten beide Vere<strong>in</strong>e<br />

Mitte Juli den geme<strong>in</strong>samen Vertrag.<br />

Die vorhandenen Technologien sollen nun unter dem<br />

Dach des Eclass-Verbands weiterentwickelt werden.<br />

Die Verschmelzung soll bis Ende 2012 abgeschlossen<br />

se<strong>in</strong>. Prolist selbst soll dann ebenfalls unter dem Label<br />

Eclass am Markt agieren. Mit dem<br />

Eclass-Release 8.0 im November<br />

2012 soll die Daten<strong>in</strong>tegration abgeschlossen<br />

se<strong>in</strong>. Nach Angaben <strong>der</strong><br />

Verbände werden die fachlichen<br />

Arbeiten zur Prozessleit- und Automatisierungstechnik<br />

bei Eclass<br />

durch e<strong>in</strong>e neu e<strong>in</strong>gerichtete Fachgruppe<br />

Prozessleittechnik/Prolist<br />

koord<strong>in</strong>iert.<br />

Die Veröffentlichung <strong>der</strong> Prozessleittechnik-spezifischen<br />

Klassifizierungs-<br />

und Merkmalsstrukturen<br />

erfolgt <strong>in</strong>tegriert im Eclass-<br />

Standard.<br />

ahü<br />

DR. GUNTHER<br />

KEGEL<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> von<br />

Prolist International.<br />

GESCHÄFTSSTELLE PROLIST INTERNATIONAL E.V.<br />

C/O BAYER TECHNOLOGY SERVICES GMBH,<br />

OSS-LIA, Gebäude K 9, D-51368 Leverkusen,<br />

Tel. +49 (0) 214 305 78 52,<br />

Internet: www.prolist.org<br />

Prozessleit-Messe f<strong>in</strong>det<br />

<strong>in</strong> Bochum statt<br />

Die MSR-Spezialmesse für Prozessleitsysteme, Mess-,<br />

Regel- und Steuerungstechnik f<strong>in</strong>det am 7. November<br />

2012 im RuhrCongress <strong>in</strong> Bochum statt. Die Veranstalter<br />

erwarten 145 Fachfirmen <strong>der</strong> Mess-, Steuer-, Regel- und<br />

Automatisierungstechnik. Es werden Geräte, Systeme,<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g- und Service-Leistungen sowie neue Trends<br />

im Bereich <strong>der</strong> Automatsisierung vorgestellt. Die Messe<br />

wendet sich an Fachleute und Entscheidungsträger, die<br />

<strong>in</strong> ihren Unternehmen für die Optimierung <strong>der</strong> Geschäfts-<br />

und Produktionsprozesse entlang <strong>der</strong> gesamten<br />

Wertschöpfungskette verantwortlich s<strong>in</strong>d. Der Besuch<br />

<strong>der</strong> Messe und die Teilnahme an den Workshops s<strong>in</strong>d für<br />

Teilnehmer kostenlos.<br />

ahü<br />

MEORGA GMBH,<br />

Sportplatzstraße 27, D-66089 Nalbach,<br />

Tel. +49 (0) 6838 896 00 35<br />

Internet: www.meorga.de<br />

Analog Input<br />

±10 V, 0 / 4…20 mA 4-Kanal, Differenze<strong>in</strong>gänge, 16 Bit<br />

Wi<strong>der</strong>standssensor<br />

Thermoelement<br />

4-Kanal, s<strong>in</strong>gle-ended, 16 Bit<br />

Analog Output<br />

±10 V, 0 / 4…20 mA 4-Kanal, 16 Bit<br />

Son<strong>der</strong>funktionen<br />

W<strong>in</strong>kel-/Wegmessung<br />

Kommunikation<br />

Motion<br />

4-Kanal, PT100, PT1000, Ni100 etc., 16 Bit<br />

4-Kanal, Typ J, K, L , M etc., 16 Bit<br />

4-Kanal, 2 Inputs, 2 Outputs, 16 Bit<br />

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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

6 / 2012<br />

9


FORSCHUNG<br />

Uni Stuttgart und TU Delft rasen zum Sieg<br />

Bei <strong>der</strong> Formula Student vom 31. Juli bis 6. August<br />

2012 setzten sich die Universität Stuttgart und die<br />

TU Delft durch. Die Mannschaft <strong>der</strong> Universität Stuttgart<br />

verwies <strong>in</strong> <strong>der</strong> Formula Student Combustion (FSC),<br />

dem traditionellen Wettbewerb mit Verbrennungs-<br />

EIN JAHR LANG konstruierten Studenten Rennwagen<br />

für den Wettbewerb Formula Student Germany.<br />

Bild: FSG/Kroeger<br />

motoren, die Teams <strong>der</strong> TU München und <strong>der</strong> Chalmers<br />

University of Technology aus Schweden auf den zweiten<br />

und dritten Platz. In <strong>der</strong> Klasse <strong>der</strong> Elektrofahrzeuge,<br />

Formula Student Electric (FSE), siegte das nie<strong>der</strong>ländische<br />

Team <strong>der</strong> TU Delft. Zweiter wurde die ETH<br />

Zürich vor <strong>der</strong> Universität Stuttgart auf Rang drei. Bei<br />

<strong>der</strong> Formula Student ist e<strong>in</strong> studentisches Team aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>sitzigen Rennwagen zu konstruieren.<br />

Dafür haben die Studenten e<strong>in</strong> Jahr lang Zeit. Zum<br />

Wettbewerb müssen die Nachwuchstüftler dann ihr<br />

Können <strong>in</strong> Diszipl<strong>in</strong>en wie Beschleunigung, Ausdauer,<br />

Treibstoff-/Energieeffizienz, Design und F<strong>in</strong>anzplanung<br />

unter Beweis stellen. In diesem Jahr nahmen<br />

108 Teams aus 25 Nationen am <strong>in</strong>ternationalen Konstruktionswett<br />

bewerb für Studenten teil. Insgesamt<br />

76 Teams g<strong>in</strong>gen bei <strong>der</strong> FSG an den Start. Der Konstruktionswettbewerb<br />

„Formula Student“ begann 1981<br />

<strong>in</strong> den USA. Mittler weile messen sich Studierende jährlich<br />

weltweit bei ähnlichen Wettbewerben. ahü<br />

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Druck von nanoteiligen Funktionsmaterialien gelungen<br />

IM REINRAUM DES SPITZENCLUSTERS arbeiten<br />

Forscher an den zukünftigen Anwendungen <strong>der</strong> gedruckten<br />

Elektronik. Bild: Heidelberger Druckmasch<strong>in</strong>en AG<br />

Der BASF, <strong>der</strong> TU Darmstadt und <strong>der</strong> Heidelberger<br />

Druckmasch<strong>in</strong>en AG ist es gelungen, auf e<strong>in</strong>er Rollendruckmasch<strong>in</strong>e<br />

erste funktionsfähige Bauelemente unter<br />

Laborbed<strong>in</strong>gungen herzustellen. Dieses Ergebnis wurde<br />

im Rahmen des Projektes „Nanostrukturierung und Plastik-Elektronik<br />

Pr<strong>in</strong>tplattform“ (NanoPEP) erzielt. Bereits<br />

seit Sommer 2009 arbeiten die Forscher an nanoteiligen<br />

Funktionsmaterialien und den zugehörigen neuartigen<br />

Druckverfahren, mit denen diese verarbeitet werden<br />

können. Die Druckmasch<strong>in</strong>e spielt dabei e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

Rolle. Sie dient als Plattform für modifizierte o<strong>der</strong> völlig<br />

neu entwickelte Druck- o<strong>der</strong> Beschichtungswerke und<br />

somit als Integrator für die neuen Verfahren. Die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

s<strong>in</strong>d hoch: Bei Schichtdicken im Bereich weniger<br />

Nanometer müssen die gedruckten Schichten extrem<br />

homogen und defektfrei se<strong>in</strong>. In <strong>der</strong> ersten Projektphase<br />

wurden bereits wichtige Fortschritte im Bereich<br />

<strong>der</strong> Drucktechnik erzielt: Grundlage dafür bildete die<br />

Inbetriebnahme e<strong>in</strong>er Rollendruckmasch<strong>in</strong>e auf Basis<br />

e<strong>in</strong>er Gallus RCS 330.<br />

Die daraus entstehenden Anwendungen <strong>der</strong> organischen<br />

Elektronik basieren auf leitfähigen Polymeren o<strong>der</strong><br />

auch kle<strong>in</strong>eren Molekülen <strong>der</strong> organischen Chemie. Ihre<br />

E<strong>in</strong>satzgebiete reichen von organischen Schaltungen und<br />

Speichern über die Photovoltaik bis h<strong>in</strong> zu organischen<br />

Leuchtdioden. Parallel dazu untersuchen die BASF-Forscher<br />

druckbare Suspensionen für die organische Elektronik,<br />

die bei niedrigen Temperaturen verarbeitet werden<br />

können. Dies stellt e<strong>in</strong>e weitere große Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

an die Materialentwicklung dar, da die Komponenten<br />

und <strong>der</strong>en Zusammenwirken auf diese Bed<strong>in</strong>gungen<br />

beim Druck komplett neu e<strong>in</strong>gestellt werden müssen. Mit<br />

diesen Materialien soll die Herstellung von Bauteilen auf<br />

preiswerten flexiblen Polymerfolien mit dem Roll-to-roll-<br />

Druckverfahren möglich werden.<br />

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10<br />

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9 / 2012<br />

11


FORSCHUNG<br />

Nachwuchs-Ingenieur<strong>in</strong>nen steuern Roboter zum<br />

Erfolg beim Regionalwettbewerb <strong>der</strong> First Lego League<br />

Initiative an <strong>der</strong> Hochschule Regensburg begeistert Schüler<strong>in</strong>nen für Roboterprogrammierung<br />

Besprechung: Roboteraufbau für das Spielfeld 2011 <strong>der</strong><br />

First Lego League (FFL).<br />

GROSSE FREUDE: Das Team „TechnoMädels“ wird<br />

Gesamtsieger des FLL-Regionalwettbewerbes 2011 an <strong>der</strong><br />

Hochschule Regensburg. Bil<strong>der</strong>: Rösel<br />

Sophia und L<strong>in</strong>a setzen den aus Legoste<strong>in</strong>en konstruierten<br />

Roboter <strong>in</strong> die Base und starten das<br />

Steuerungsprogramm „Mähdrescher“. Der Roboter, <strong>der</strong><br />

den Namen Primus trägt, fährt entlang <strong>der</strong> Spielfeldbande<br />

bis <strong>der</strong> Lichtsensor die schwarze L<strong>in</strong>ie erkennt<br />

und folgt ihr bis zum Mähdrescher. Die Vorwärtsbewegung<br />

des Roboters br<strong>in</strong>gt „die Ernte e<strong>in</strong>“, das<br />

heißt, die Körner <strong>in</strong> Form von Legoste<strong>in</strong>en, die sich auf<br />

dem Mähdrescher bef<strong>in</strong>den, werden <strong>in</strong> den Roboter<br />

entleert. Anschließend stößt <strong>der</strong> Roboter zurück und<br />

bewegt den Hebel e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en Objekts auf dem Spielfeld,<br />

e<strong>in</strong> Virenbecken, dessen Beladung „des<strong>in</strong>fiziert“<br />

werden soll. Auch hier müssen Legoste<strong>in</strong>e, die nun<br />

Viren darstellen, vom Roboter aufgefangen werden.<br />

Nun fährt Primus zurück <strong>in</strong> die Base. Die Mission<br />

ist erfolgreich abgeschlossen. Das Team „TechnoMädels“,<br />

zu dem Sophia und L<strong>in</strong>a gehören, erhält<br />

21 Punkte. L<strong>in</strong>a baut den Roboter für die Mission um<br />

und Sophia startet das entsprechende Programm.<br />

Primus soll <strong>in</strong> den verbleibenden zwei M<strong>in</strong>uten noch<br />

viele weitere Punkte e<strong>in</strong>sammeln.<br />

TECHNISCHES SCHULWISSEN IN DER PRAXIS<br />

ANWENDEN<br />

Die beiden Mädchen im Alter von zwölf Jahren gehören<br />

zum Team „TechnoMädels“, das 2011 erfolgreich am<br />

First-Lego-League-(FLL)-Regionalwettbewerb an <strong>der</strong><br />

Hochschule Regensburg teilgenommen hat. Dieses<br />

Team geht auf e<strong>in</strong>e Initiative von Prof. Dr. Birgit Rösel<br />

und Dipl.-Wirt.-Inf. (FH) Ulrike Stumvoll zurück. Dem<br />

vorausgegangen ist die Erkenntnis, dass Jugendliche<br />

das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule vermittelte technische Wissen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis nur schwer anwenden können. Die FLL bietet<br />

die Möglichkeit, <strong>in</strong>genieurmäßiges Arbeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

spielerischen aber dennoch realitätsnahen Projektumgebung<br />

zu erfahren. Dies bewegte die Autor<strong>in</strong>nen dazu,<br />

e<strong>in</strong> entsprechendes Team zu gründen und an dem Wettbewerb<br />

teilzunehmen.<br />

Die Idee zum re<strong>in</strong>en Mädchenteam entstand spontan.<br />

Die ersten Teammitglie<strong>der</strong> waren im persönlichen<br />

Freundeskreis schnell gefunden. Die Ergänzung des<br />

Teams auf m<strong>in</strong>destens fünf Teilnehmer<strong>in</strong>nen gestaltete<br />

sich allerd<strong>in</strong>gs schwierig. Viele Mädchen waren, trotz<br />

persönlicher Kontakte zu den bereits gewonnenen<br />

Teammitglie<strong>der</strong>n, von <strong>der</strong> Idee, sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeit mit<br />

dem Bau und <strong>der</strong> Programmierung e<strong>in</strong>es Roboters zu<br />

beschäftigen, abgeschreckt. Letztlich bildete sich e<strong>in</strong><br />

Team mit Mädchen aus verschiedenen Schulen des<br />

Regensburger Stadtgebiets.<br />

Obwohl sich die Jugendlichen kaum kannten, begannen<br />

sie sofort mit <strong>der</strong> Vorbereitung auf den Wettbewerb.<br />

Der erste Kontakt mit Lego-M<strong>in</strong>dstorm-Robotern<br />

weckte schnell Interesse und Begeisterung für die<br />

First Lego League.<br />

MIT LEGO INTERESSE AN TECHNIK WECKEN<br />

Die FLL ist e<strong>in</strong> Roboterwettbewerb für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

zwischen 10 und 16 Jahren und wird vom<br />

Vere<strong>in</strong> „Hands on Technology e.V.“ durchgeführt. Das<br />

geme<strong>in</strong>same Ziel des Vere<strong>in</strong>s, mit Vertreter<strong>in</strong>nen und<br />

Vertretern aus Bildung, Medien, Wissenschaft und Wirtschaft<br />

ist es, K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche für Wissenschaft<br />

und Technik zu begeistern. Die Hochschule Regensburg<br />

ist seit 2011 Regionalpartner im Rahmen <strong>der</strong> FLL.<br />

Die Teams bauen und programmieren für den Wettbewerb<br />

e<strong>in</strong>en autonomen Roboter, <strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>em vor-<br />

12<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


gegebenen Spielfeld Missionen, passend zum jeweiligen<br />

Thema, lösen soll. Im vergangenen Jahr lautete das Thema<br />

„Food Factor – sichere Lebensmittel“. Mit diesem<br />

Roboter muss das e<strong>in</strong>gangs beschriebene Robot-Game<br />

bestritten werden. Außerdem müssen die Teams im<br />

Rahmen des Wettbewerbs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kategorie Robotdesign<br />

den Aufbau und die Funktion des Roboters e<strong>in</strong>er unabhängigen<br />

Jury erklären.<br />

Das Design des Roboters können die Schüler weitgehend<br />

selbst gestalten, wobei ausschließlich Lego-Teile<br />

verwendet werden dürfen. Der Kern des Roboters ist bei<br />

allen Teams e<strong>in</strong> Lego-NXT-Bauste<strong>in</strong> an den maximal<br />

drei Motoren und bis zu vier Sensoren angeschlossen<br />

werden können. Mögliche Sensoren, die die Teams verwenden<br />

dürfen s<strong>in</strong>d: Ultraschall-, Berührungs-, Lichtund<br />

Farbsensor. Zusätzlich s<strong>in</strong>d Regeln <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf<br />

die Größe des Roboters e<strong>in</strong>zuhalten. Mit Hilfe e<strong>in</strong>er<br />

k<strong>in</strong>dgerechten Lego-Software können die Jugendlichen<br />

die Bewegungen und Sensoren bee<strong>in</strong>flussen, <strong>in</strong>dem sie<br />

e<strong>in</strong>en entsprechenden Ablauf programmieren und auf<br />

den Roboter überspielen.<br />

MIT SELBST PROGRAMMIERTEM ROBOTER AUFGABEN<br />

LÖSEN<br />

E<strong>in</strong> Highlight für die „TechnoMädels“ war <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>same<br />

Aufbau des Spielfelds Ende August. Das Spielfeld<br />

ist für jedes Team gleich und wird zu e<strong>in</strong>em bestimmten<br />

Stichtag als Bausatz mit mehreren hun<strong>der</strong>t Legoste<strong>in</strong>en<br />

und e<strong>in</strong>er Bauanleitung an die Teams versendet.<br />

Durch den fünfstündigen Aufbau und das<br />

abschließende, geme<strong>in</strong>same Pizzaessen entstand e<strong>in</strong><br />

Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Mädchen.<br />

Zudem wurde von den „TechnoMädels“ das Ziel formuliert,<br />

unter die drei Besten des Regionalwettbewerbs<br />

an <strong>der</strong> Hochschule Regensburg zu kommen. Um dieses<br />

Ziel zu erreichen, trafen sich die Teilnehmer<strong>in</strong>nen wöchentlich<br />

<strong>in</strong> ihrer Freizeit als ganzes Team und <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />

Projektgruppen am Wochenende. Dabei stand für<br />

die Coaches die Anleitung und nicht die Problemlösung<br />

im Vor<strong>der</strong>grund. Die Schüler<strong>in</strong>nen arbeiteten<br />

weitgehend selbstständig am Aufbau des Roboters, den<br />

Anbauten zur Erfüllung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Aufgaben, sowie<br />

<strong>der</strong> Programmierung.<br />

Zusätzlich hatte das Team für die Kategorie Forschungspräsentation<br />

des Wettbewerbs e<strong>in</strong>e Problematik<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensmittelkette zu identifizieren und e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>novative Lösung, basierend auf dem Stand <strong>der</strong> Technik,<br />

zu erarbeiten.<br />

Mit gemischten Gefühlen kamen die „TechnoMädels“<br />

acht Wochen nach Ausschreibung <strong>der</strong> Aufgaben zum<br />

Wettbewerb an die Hochschule Regensburg. Dies lag<br />

e<strong>in</strong>erseits daran, dass e<strong>in</strong>e Unsicherheit bezüglich <strong>der</strong><br />

Leistungen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Teams herrschte, an<strong>der</strong>seits<br />

war unklar, wie <strong>der</strong> Wettbewerb im Detail abläuft und<br />

welche Erwartungen die Juroren <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Kategorien haben werden.<br />

Programm<br />

SIL<br />

Sprechstunde<br />

Mo<strong>der</strong>ation: Jürgen George,<br />

Pepperl+Fuchs GmbH<br />

4. SIL-Sprechstunde<br />

Funktionale Sicherheit<br />

18. + 19.9.2012, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

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Wann und Wo?<br />

PLT-Schutz-<br />

e<strong>in</strong>richtung<br />

Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> SIL-Bewertung<br />

Parameter <strong>der</strong> SIL-Bewertung<br />

Vermeidung systematischer Fehler<br />

Bewertung zufälliger Fehler<br />

Gerätequalifikation aufgrund „früherer Verwendung“<br />

Referenten<br />

Dirk Hablawetz, BASF SE<br />

Dr. Andreas Hildebrandt, Gerhard Jung, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Udo Hug, BImSchG § 29a Sachverständiger<br />

Dr. Thomas Karte, Samson AG<br />

Dr. Gerold Klotz-Engmann, Endress+Hauser Messtechnik GmbH + Co. KG<br />

Josef Kuboth, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW<br />

Bernd Schroers, Bayer Technology Services<br />

Heiko Schween, HIMA Paul Hildebrandt GmbH + Co KG<br />

Johann Ströbl, TÜV Süd Industrie Service GmbH<br />

Weitere Informationen und Onl<strong>in</strong>e-Anmeldung unter www.sil-sprechstunde.de<br />

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Dienstag, 18.09.2012<br />

Veranstaltung (11:30 – 16:30 Uhr)<br />

„Get-Together“ mit Abendessen (ab 17:30 Uhr)<br />

Mittwoch, 19.09.2012<br />

Veranstaltung (9:00 – 15:00 Uhr)<br />

Ort<br />

Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Thema<br />

SIL – Qualifizierung von PLT-Schutze<strong>in</strong>richtungen<br />

Teilnahmegebühr<br />

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Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt<br />

reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt<br />

Im Preis enthalten s<strong>in</strong>d die Tagungsunterlagen<br />

sowie das Cater<strong>in</strong>g (Kaffee, 2x Mittagsimbiss,<br />

„Get-Together“ mit Abendessen).<br />

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9 / 2012<br />

13


FORSCHUNG<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n mussten die „TechnoMädels“ e<strong>in</strong>e Teamaufgabe<br />

lösen, ihren Roboter im Rahmen <strong>der</strong> Kategorie<br />

Roboterdesign vorstellen und die Forschungsarbeit<br />

präsen tieren. Dabei wurden die Ergebnisse dieser drei<br />

Wettbewerbsteile streng geheim gehalten. Vor dem eigentlichen<br />

Robot-Game war somit immer noch unklar,<br />

wie die Ausgangssituation ist. In den drei Runden des<br />

Robot-Games galt es, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die zwei Mädchen<br />

am Spielfeldtisch, die Nerven zu bewahren und<br />

mit dem selbst gebauten Roboter möglichst viele Punkte<br />

<strong>in</strong>nerhalb von 2:30 M<strong>in</strong>uten zu erzielen. Im Rahmen<br />

<strong>der</strong> spannenden Siegerehrung waren die „TechnoMädels“<br />

überwältigt davon, dass sie den ersten Platz <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Kategorie Team und auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kategorie Forschungspräsentation<br />

erzielt hatten.<br />

SIEG SPORNT ZU MEHR ENGAGEMENT AN<br />

Die Begeisterung <strong>der</strong> Mädchen kannte ke<strong>in</strong>e Grenzen als<br />

sie erfuhren, dass sie auch Gesamtsieger des Regionalwettbewerbs<br />

waren. Michael Staab, Vertreter des<br />

Hauptsponsors Cont<strong>in</strong>ental Regensburg und dort als Personalleiter<br />

tätig, freute sich beson<strong>der</strong>s über die Tatsache,<br />

dass die FFL die Mädchen anspricht: „E<strong>in</strong> toller Erfolg<br />

und <strong>der</strong> beste Beweis, dass Lego und Technik nicht nur<br />

für Jungen <strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d. Wir werden das Thema weiter<br />

und forciert unterstützen." Das Team wird auch von<br />

weiteren Firmen und <strong>der</strong> Frauenbeauftragten <strong>der</strong> Hochschule<br />

Regensburg f<strong>in</strong>anziell und beispielsweise durch<br />

die Bereitstellung von Räumen und Material für den<br />

Spieltisch unterstützt.<br />

Ihr Sieg qualifizierte die „TechnoMädels“ für das<br />

FLL-Semif<strong>in</strong>ale <strong>in</strong> München. Dort mussten sie sich<br />

aber gegen Teams mit langjähriger Erfahrung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

First Lego League geschlagen geben. Dennoch ist die<br />

Motivation <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen für die nächste Saison<br />

ungebrochen.<br />

Die Mädchen beschäftigten sich direkt im Anschluss<br />

an die Wettbewerbssaison mit den Grundlagen des<br />

Roboterbaus und dessen Programmierung, um für<br />

die FLL-Saison 2012, die unter dem Motto „Senior<br />

Solutions“ steht, gut ausgerüstet zu se<strong>in</strong>. Im Robot-<br />

Game <strong>in</strong> <strong>der</strong> Saison 2011 hatte sich gezeigt, dass <strong>der</strong><br />

Roboter Primus nicht zuverlässig genug arbeitete.<br />

Daher kam <strong>der</strong> Wunsch auf, präzise und wie<strong>der</strong>holbar<br />

e<strong>in</strong>e bestimmte Strecke zu fahren und die Programmierung<br />

professionell zu gestalten. Mit Hilfe von Pair-<br />

Teach<strong>in</strong>g-Methoden haben die Coaches die Mädchen<br />

beim Aufbau von fachspezifischem Wissen <strong>in</strong> den<br />

Bereichen Mathematik, Getriebetechnik und Software<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g unterstützt. Das ursprüngliche Ziel <strong>der</strong><br />

Coaches war erreicht: Interesse für Theorie bei Schüler<strong>in</strong>nen<br />

zu wecken und das Wissen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />

gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Durch die First Lego League werden K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sportlichen Atmosphäre an die Bereiche<br />

Mathematik/Informatik/Naturwissenschaften/Technik<br />

(MINT) herangeführt. Das Beson<strong>der</strong>e an <strong>der</strong> FFL ist, dass<br />

neben technischen Facetten auch die heute so wichtigen<br />

zusätzlichen „Soft Skills“ wie Teamwork, Projektmanagement,<br />

Präsentation und Market<strong>in</strong>g von den Teams<br />

geübt und auch abverlangt werden. Sowohl für die<br />

Hochschule Regensburg als auch für Cont<strong>in</strong>ental,<br />

Hauptsponsor des FLL-Regionalwettbewerbes 2012 <strong>in</strong><br />

Regensburg, ist die First Lego League e<strong>in</strong> wichtiger Bauste<strong>in</strong><br />

im Maßnahmenpaket zur Bekämpfung des drohenden<br />

Fachkräftemangels. MINT-Absolventen werden <strong>in</strong><br />

Zukunft beson<strong>der</strong>s gefragt se<strong>in</strong>: Wirtschaftlicher Strukturwandel<br />

und demografischer Wandel s<strong>in</strong>d dafür die<br />

wesentlichen Gründe.<br />

Die Sicherung des MINT-Fachkräftenachwuchses<br />

fängt nicht erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hochschule an, sie beg<strong>in</strong>nt spätestens<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule. Hier wird Interesse für Naturwissenschaften<br />

und Technik geweckt. Die Hochschule Regensburg<br />

mit ihrem Projektbüro „Junge Hochschule“<br />

verfügt über e<strong>in</strong> breites Angebot an MINT-Aktivitäten<br />

(Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften & Technik)<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendliche. Dadurch wird e<strong>in</strong><br />

nachhaltiger Bogen im Prozess des lebenslangen Lernens<br />

gespannt. Beg<strong>in</strong>nend mit dem Vorschulangebot „LITT-<br />

LEtech – Technik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühpädagogik“, mit dessen<br />

Erweiterung auf die Grundschule, bis h<strong>in</strong> zu den<br />

„P-Sem<strong>in</strong>aren für die gymnasiale Oberstufe“, dem<br />

„Schnupperstudium“ und weiteren Angeboten, ist somit<br />

jede Alterskategorie abgebildet.<br />

AUTOREN<br />

Dipl.-Wirt.-Inf. (FH) ULRIKE STUMVOLL arbeitet<br />

als Process Consultant bei <strong>der</strong> Cont<strong>in</strong>ental<br />

Automotive GmbH. Weiterh<strong>in</strong> promoviert Sie<br />

am IHI Zittau und ist Lehrbeauftragte an <strong>der</strong><br />

Hochschule Regensburg.<br />

Cont<strong>in</strong>ental Automotive GmbH,<br />

Siemensstraße 12, D-93055 Regensburg,<br />

Tel. +49 (0) 941 970 54 11,<br />

E-Mail: ulrike.stumvoll@cont<strong>in</strong>ental-corporation.com<br />

Prof. Dr.-Ing. BIRGIT RÖSEL seit 1. September 2012<br />

Professor<strong>in</strong> für Regelungstechnik an <strong>der</strong><br />

Hochschule Regensburg. Davor arbeitete sie bei<br />

<strong>der</strong> Cont<strong>in</strong>ental Automotive GmbH als System<strong>in</strong>genieur<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Projekten.<br />

Hochschule Regensburg,<br />

Fakultät Elektro- und Informationstechnik<br />

Seybothstraße 12, D-93053 Regensburg,<br />

Tel. +49 (0) 941 943 98 71,<br />

E-Mail: birgit.roesel@hs-regensburg.de<br />

Dipl.-Päd. Univ. ARMIN GARDEIA ist Projektreferent<br />

<strong>der</strong> Hochschule Regensburg.<br />

Hochschule Regensburg,<br />

Fakultät Elektro- und Informationstechnik<br />

Galgenbergstraße 30, D-93053 Regensburg,<br />

Tel. +49 (0) 941 943 11 38,<br />

E-Mail: arm<strong>in</strong>.gardeia@hs-regensburg.de<br />

14<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

15


BRANCHE<br />

Erst zuverlässiger Datentransfer lässt das Erdöl<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Sachal<strong>in</strong>-Pipel<strong>in</strong>e sicher fließen<br />

1600 Kilometer lange Leitung wird mit Netzwerk-Backbone von Moxa überwacht<br />

ÜBER 1600 KILOMETER Kilometer transportiert die Trans-Sachal<strong>in</strong>-<br />

Pipel<strong>in</strong>e Öl aus dem Piltun-Astokhskoye-Feld <strong>in</strong> den asiatisch-pazifischen<br />

Raum. Bil<strong>der</strong>: Moxa<br />

DIE STRUKTUR DES SYSTEMS: Moxa konstruierte e<strong>in</strong><br />

Gigabit-Ethernet-Netzwerk mit über 1000 Switches und<br />

<strong>in</strong>tegrierte es <strong>in</strong> den SDH-Backbone.<br />

Die 1600 Kilometer lange Trans-Sachal<strong>in</strong>-Ölpipel<strong>in</strong>e<br />

versorgt von <strong>der</strong> russischen Halb<strong>in</strong>sel Sachal<strong>in</strong> aus<br />

den asiatisch-pazifischen Raum mit Öl. Zum zuverlässigen<br />

Funktionieren dieser für die Abnehmer lebenswichtigen<br />

Versorgungsa<strong>der</strong> trägt e<strong>in</strong> Netzwerk-Backbone mit<br />

mehr als tausend Switches von Moxa wesentlich bei.<br />

Die Prozesse <strong>in</strong>nerhalb des Sachal<strong>in</strong>-II-Projektes, von<br />

dem ganze Wirtschaftszweige abhängig s<strong>in</strong>d, werden aus<br />

e<strong>in</strong>er Leitstelle <strong>in</strong> Prigorodnoye heraus permanent überwacht.<br />

Damit die Experten <strong>in</strong> diesem OET (Oil Export<br />

Term<strong>in</strong>al) stets alle erfor<strong>der</strong>lichen Informationen bekommen,<br />

muss die zuverlässige Datenübertragung über die<br />

gesamte Strecke h<strong>in</strong>weg sichergestellt werden.<br />

LANGSTRECKENÜBERTRAGUNG PER LICHTLEITER<br />

Übermittelt werden beispielsweise Geräte-Statusdaten<br />

wie aktuelle Leistung <strong>der</strong> Lüftung o<strong>der</strong> zur Funktionsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Feuermel<strong>der</strong>. Zudem werden Messwerte<br />

von Sensoren ausgelesen und an die Leitstelle gesendet,<br />

so etwa die Temperatur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pipel<strong>in</strong>e, damit die Klimaanlage<br />

entsprechend geregelt werden kann. Umgekehrt<br />

gehen Befehlsdaten aus <strong>der</strong> Leitstelle an die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Geräte zurück, um beispielsweise die Klimaanlage<br />

zu regeln.<br />

Die Grundvoraussetzung für die effiziente Überwachung<br />

und Steuerung aller Systeme und Geräte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Ölpipel<strong>in</strong>e ist daher die Netzwerkstruktur, über die Daten<br />

übermittelt werden. Damit sie sicher durch mehrere<br />

Län<strong>der</strong> fließen können, musste <strong>der</strong> Betreiber zunächst<br />

über die gesamten 1600 Kilometer h<strong>in</strong>weg e<strong>in</strong>en Glasfaser-Backbone<br />

<strong>in</strong>stallieren, <strong>der</strong> mithilfe von SDH-Multiplexern<br />

Standard-E1-Datenströme (Bitrate E1 = 2 Mbit/s)<br />

übermittelt. Die Lichtleitertechnik eignet sich optimal<br />

für die Langstrecken-Datenübertragung.<br />

Die Übertragungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten von Glasfaserleitungen<br />

s<strong>in</strong>d von <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Kabel beziehungsweise Fasern<br />

abhängig. In Multimodefasern können sich mehrere<br />

tausend Moden ausbreiten, <strong>in</strong> S<strong>in</strong>glemodefasern, die<br />

e<strong>in</strong>en sehr kle<strong>in</strong>en Kerndurchmesser haben, kann sich<br />

nur die sogenannte Grundmode ausbreiten. Die Anzahl<br />

<strong>der</strong> auftretenden Moden bee<strong>in</strong>flusst die Signalübertragung,<br />

da jede Mode e<strong>in</strong>en unterschiedlich langen Lichtweg<br />

nimmt. Deshalb zeigen Multimodefasern mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Länge e<strong>in</strong>e stärkere Signalverfälschung als S<strong>in</strong>glemodefasern,<br />

die somit zur Signalübertragung über<br />

weite Strecken besser geeignet s<strong>in</strong>d.<br />

HOHE BANDBREITE UND DATENFLUSS IN ECHTZEIT<br />

Im zweiten Schritt mussten alle Geräte und Systeme <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> Pipel<strong>in</strong>e, wie Lüftung, Klimaanlage und<br />

Feueralarmsystem an den Backbone angeschlossen werden.<br />

Die Daten dieser Geräte mussten immer zeitaktuell<br />

und akkurat übertragen werden. Dazu konstruierte Moxa<br />

e<strong>in</strong> Gigabit-Ethernet-Netzwerk mit über 1000 Switches,<br />

16<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

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RING COUPLING: Anstelle e<strong>in</strong>es großen redundanten<br />

R<strong>in</strong>gs werden die Netzwerkbereiche <strong>in</strong> verschiedene<br />

kle<strong>in</strong>ere R<strong>in</strong>ge aufgeteilt, und zwar so, dass je<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

kle<strong>in</strong>en R<strong>in</strong>ge mit dem an<strong>der</strong>en kommunizieren kann.<br />

und <strong>in</strong>tegrierte es <strong>in</strong> den SDH-Backbone. Moxas Gigabit<br />

Ethernet Switch EDS-510A bietet bis zu drei Gigabit<br />

Ethernet Ports und eignet sich deshalb optimal zur Konstruktion<br />

e<strong>in</strong>es Gigabit-Ethernet-Netzwerks mit großer<br />

Bandbreite für die Echtzeit-Datenübertragung.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus unterstützen die Switches die Datenübertragung<br />

über Lichtwellenleiter bis zu e<strong>in</strong>er Streckenlänge<br />

von 80 Kilometer. Dadurch reduziert sich<br />

die Zahl <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Geräte und die Kosten s<strong>in</strong>ken.<br />

Dank ihres großen Betriebstemperaturbereichs<br />

von – 40 bis 75 ˚C arbeiten die Switches reibungslos und<br />

zuverlässig auch unter den rauen russischen Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

RING COUPLING ALS SICHERSTE LÖSUNG<br />

Um je<strong>der</strong>zeit ununterbrochene Netzwerkverfügbarkeit<br />

zu garantieren, wurden die Switches <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Turbo-<br />

R<strong>in</strong>g-Topologie <strong>in</strong>stalliert. Diese redundante Topologie<br />

sorgt bei Ausfall e<strong>in</strong>es Switches für m<strong>in</strong>imale Wie<strong>der</strong>herstellungszeiten<br />

unter 20 ms. Mit fortschrittlichen<br />

Management-Funktionen, e<strong>in</strong>schließlich IEEE 1588 PTP<br />

(Precision Time Protocol, nanosekundengenauer Zeitstempel),<br />

PTP, IGMP Snoop<strong>in</strong>g und GMRP sorgen die<br />

Switches für die sichere und zeitgerechte Steuerung <strong>der</strong><br />

Datenübertragung.<br />

Zum E<strong>in</strong>satz kommt bei <strong>der</strong> Trans-Sachal<strong>in</strong>-Pipel<strong>in</strong>e<br />

die R<strong>in</strong>g-Coupl<strong>in</strong>g-Topologie. Denn sofern sich, wie im<br />

Fall <strong>der</strong> Ölpipel<strong>in</strong>e, viele Geräte <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Systems<br />

an entfernt gelegenen Orten bef<strong>in</strong>den, ist es nicht son<strong>der</strong>lich<br />

vorteilhaft, sie alle mit e<strong>in</strong>em großen redundanten<br />

R<strong>in</strong>g zu verb<strong>in</strong>den. Stattdessen wurden die verteilten<br />

Geräte per R<strong>in</strong>g-Coupl<strong>in</strong>g <strong>in</strong> viele verschiedene, kle<strong>in</strong>ere<br />

R<strong>in</strong>ge zusammengefasst, die mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kommunizieren<br />

können. Für die große Distanz von 1600 Kilometer<br />

ist dies die sicherste Lösung. Außerdem benötigt diese<br />

Topologie ke<strong>in</strong>e Steuerleitung, was die Kosten reduziert.<br />

An jedem Netzwerk-Knotenpunkt wurde zusätzlich zu<br />

den Switches e<strong>in</strong> Active Ethernet I/O Controller für die<br />

Kommunikation zwischen Sensoren und Ethernet-Netzwerk<br />

<strong>in</strong>stalliert. Moxas ioLogik E2210 sorgt für die präzise<br />

Echtzeit-Information über Ereignisse mit Zeitstempel<br />

und überträgt den Status von E/A-Geräten für die<br />

Verwaltung von Echtzeit-Alarmen, sodass die Leitstelle<br />

bei unerwarteten Vorfällen sofort handeln kann. Mit 12<br />

digitalen E<strong>in</strong>gängen und 8 digitalen Ausgängen ist die<br />

Anb<strong>in</strong>dung aller Geräte und Systeme <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Pipel<strong>in</strong>e<br />

sichergestellt. Der Controller sendet aktiv Datenberichte<br />

mit Echtzeitstempel per SMS, SNMP Trap mit<br />

E/A-Status, TCP o<strong>der</strong> Email. Dabei unterstützt er die<br />

Protokolle SNMPv1/v2c/v3.<br />

BANDBREITENBEDARF SINKT AUF EIN BRUCHTEIL<br />

Mithilfe <strong>der</strong> Active-Ethernet-I/O-Technologie lässt sich<br />

effektiv die Netzwerk-Bandbreitennutzung reduzieren.<br />

Denn weil hier e<strong>in</strong> Statusreport nur im Ausnahmefall<br />

gesendet wird, reduziert sich die Netzwerkbelastung<br />

auf e<strong>in</strong>en Bruchteil. Die Peer-to-Peer-I/O-Funktion von<br />

ioLogik E2210 ist überdies e<strong>in</strong>e Lösung, die die Verkabelung<br />

ersetzt, <strong>in</strong>dem Input-Signale über das Ethernet-<br />

Netzwerk an entfernte Outputs gesendet werden. Entfernte<br />

Sensoren und an<strong>der</strong>e Geräte können so über das<br />

Netzwerk an die Leitstelle angebunden werden, ohne<br />

sie zu verkabeln – die Übertragungsentfernung ist dabei<br />

praktisch unbegrenzt.<br />

AUTOR<br />

CHIH-HONG LIN ist<br />

Bus<strong>in</strong>ess Development<br />

Manager Industrial Ethernet<br />

bei Moxa <strong>in</strong> Unterschleißheim.<br />

Moxa Europe,<br />

E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>straße 7, D-85716 Unterschleißheim,<br />

Tel. +49 (0) 89 370 03 99 55,<br />

E-Mail: chihhong.l<strong>in</strong>@moxa.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

17


BRANCHE<br />

So kann <strong>der</strong> Mobilfunk für die <strong>in</strong>dustrielle<br />

Automation effizient genutzt werden<br />

Die Chancen <strong>der</strong> weltweiten Funkstandards und das Potenzial von LTE (Long Time Evolution)<br />

WELCHER<br />

MOBILFUNKSTANDARD<br />

ist am besten für die<br />

Fernüberwachung von<br />

<strong>in</strong>dustriellen Anlagen<br />

geeignet? Weltweit<br />

existieren zahlreiche<br />

Mobilfunknetze mit unterschiedlicher<br />

Auslastung.<br />

DIE MOBILFUNK-TECHNOLOGIE GSM (Global System<br />

for Mobile Communications) besitzt e<strong>in</strong>en Weltmarkt<br />

anteil von mehr als 80 Prozent und ist somit für<br />

<strong>in</strong>dus trielle Anwendungen <strong>in</strong>teressant, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

wenn Daten weltweit übertragen werden sollen.<br />

Der Wunsch, Masch<strong>in</strong>en und Anlagen aus <strong>der</strong> Ferne<br />

zu warten, wächst kont<strong>in</strong>uierlich. Dafür gibt es unterschiedliche<br />

Gründe, die von <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen Kostenreduzierung<br />

bis zum Aufbau neuer Geschäftsmodelle reichen.<br />

Die Kommunikation über das Mobilfunknetz bietet<br />

sich <strong>in</strong> vielen Fällen an, beispielsweise wenn das<br />

Zielgerät <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mobilen E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong>stalliert o<strong>der</strong> am<br />

geplanten Standort ke<strong>in</strong> Festnetzanschluss vorhanden<br />

ist. Dabei fragen sich zahlreiche Anwen<strong>der</strong>, ob das<br />

schnelle 3G-Mobilfunknetz grundsätzlich besser als das<br />

ältere GSM-Netz zu ihrer Applikation passt.<br />

DATENÜBERTRAGUNG ERFORDERTE DIE<br />

ERWEITERUNG DER 2G-NETZE<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen, die an Mobilfunknetze gestellt werden,<br />

steigen stetig. Aus diesem Grund werden ältere Mobilfunknetze<br />

modifiziert o<strong>der</strong> durch neue Versionen<br />

ersetzt. Aktuell lassen sie sich grob <strong>in</strong> Mobilfunknetze<br />

<strong>der</strong> zweiten, dritten und vierten Generation unterteilen.<br />

Der Übergang ist hier fließend. Derzeit werden die Mobilfunk-Technologien<br />

<strong>der</strong> zweiten bis vierten Generation<br />

parallel und überlappend betrieben, wobei die GSM-<br />

Technologien, zu <strong>der</strong> auch GPRS und EDGE gehören, mit<br />

mehr als 80 Prozent <strong>in</strong>ternational noch den größten<br />

Marktanteil hat.<br />

Das GSM-Mobilfunknetz (Global System for Mobile<br />

Communications) wurde Anfang <strong>der</strong> 1990er-Jahre <strong>in</strong> Europa<br />

und später dann weltweit aufgebaut. GSM zählt zu<br />

den Technologien <strong>der</strong> zweiten Generation. Damals lautete<br />

das Ziel, Sprache zu übertragen.<br />

Erst Ende <strong>der</strong> 1990er-Jahre erhöhte sich durch den Internet-Boom<br />

<strong>der</strong> Bedarf, ebenfalls Daten über das bestehende<br />

Mobilfunknetz weiterzuleiten. Deshalb wurden<br />

die GSM-Mobilfunknetze ab diesem Zeitpunkt um<br />

GPRS (General Packet Radio Service) und später um<br />

EDGE (Enhanced Data Rates for GSM Evolution) erweitert.<br />

Bei den mit GPRS o<strong>der</strong> EDGE mo<strong>der</strong>nisierten GSM-<br />

Netzen spricht man auch von Netzen <strong>der</strong> Generation 2.5.<br />

Selbst wenn die technischen Unterschiede auf den ersten<br />

Blick nicht sofort ersichtlich s<strong>in</strong>d, erweisen sie sich als<br />

gravierend, wie die Grafik auf <strong>der</strong> nächsten Seite zeigt.<br />

So werden die Daten bei GSM leitungsvermittelnd, bei<br />

GPRS/EDGE h<strong>in</strong>gegen paketorientiert übertragen. Für die<br />

GSM/GPRS-EDGE-Mobilfunknetze stehen weltweit vier<br />

Frequenzen zur Verfügung: 850, 900, 1800 und 1900 MHz.<br />

Welches Frequenzband lokal verwendet wird, variiert<br />

von Land zu Land und Netzwerkbetreiber zu Netzwerkbetreiber.<br />

E<strong>in</strong> Mobilfunk-Modem, das alle vier Frequenzbän<strong>der</strong><br />

unterstützt, hat den Vorteil, dass es nahezu weltweit<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden kann. E<strong>in</strong>e Ausnahme bilden lediglich<br />

Südkorea und Japan. Die beiden Län<strong>der</strong> haben<br />

sich se<strong>in</strong>erzeit für e<strong>in</strong>en Mobilfunk-Standard entschieden,<br />

<strong>der</strong> nicht zu GSM kompatibel ist. Mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternationalen<br />

Marktanteil von mehr als 80 Prozent ist die<br />

Mobilfunk-Technologie GSM somit für <strong>in</strong>dustrielle Anwendungen<br />

weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressant. Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

dann, wenn die Datenübertragung weltweit erfolgen soll.<br />

NETZE DER DRITTEN GENERATION ERMÖGLICHEN<br />

HÖHERE ÜBERTRAGUNGSRATEN<br />

Rund acht Jahre nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung von GSM wurden<br />

die Mobilfunknetze <strong>der</strong> dritten Generation aufgebaut. Im<br />

Gegensatz zu GSM ist dabei neben <strong>der</strong> Telefonie auch die<br />

Datenkommunikation stärker berücksichtigt worden. Die<br />

Technologien <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> 3G-Netze ermöglichen erheblich<br />

höhere Übertragungsraten als bei GSM, GPRS<br />

18<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


3G-Netze dort ausgebaut, wo viele Menschen leben und<br />

arbeiten. Dazu zählen Städte, Urlaubsorte und Autobahnen.<br />

Im ländlichen Raum ist die Abdeckung allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht immer sichergestellt. Deshalb sollte <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong><br />

von Fernwartung prüfen, ob e<strong>in</strong>e kostengünstige GPRS/<br />

EDGE-Lösung nicht die bessere Wahl ist.<br />

DIE GESCHICHTE <strong>der</strong> Mobilfunk-Technologien.<br />

Bil<strong>der</strong>: Phoenix Contact<br />

und EDGE. Während GSM bei den Mobilfunknetzen <strong>der</strong><br />

zweiten Generation weltweit die wesentliche Mobilfunk-<br />

Technologie darstellt, gibt es im Bereich <strong>der</strong> Mobilfunknetze<br />

<strong>der</strong> dritten Generation ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Tendenz.<br />

Auf den <strong>in</strong>ternationalen Märkten konkurrieren mehrere<br />

Technologien, die nicht kompatibel zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

s<strong>in</strong>d. Aus wirtschaftlichen und politischen Gründen<br />

konnten sich die Beteiligten nicht auf e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

3G-Mobilfunk-Technologie e<strong>in</strong>igen.<br />

Die <strong>in</strong> Bezug auf die Verbreitung wichtigsten 3G-Technologien<br />

s<strong>in</strong>d UMTS (Universal Mobile Telecommunications<br />

System) und CDMA (Code Division Multiple<br />

Access) mit den entsprechenden Erweiterungen. Stark<br />

vere<strong>in</strong>facht lässt sich feststellen, dass UMTS und se<strong>in</strong>e<br />

Erweiterungen wie HSPA (High Speed Packet Access)<br />

den europäischen Markt beherrschen. In den USA und<br />

Asien hat sich CDMA etabliert.<br />

Ch<strong>in</strong>a för<strong>der</strong>t wie<strong>der</strong>um mit TD-SCDMA (Time Division<br />

Synchronous Code Division Multiple Access) e<strong>in</strong>en<br />

eigenen nationalen Mobilfunk-Standard, <strong>der</strong> aktuell weltweit<br />

noch ke<strong>in</strong>e entscheidende Rolle spielt. Welche Technologie<br />

im jeweiligen Land e<strong>in</strong>gesetzt wird, entscheidet<br />

<strong>der</strong> regionale Netzbetreiber. So nutzt <strong>der</strong> nordamerikanische<br />

Netzbetreiber AT&T die Mobilfunk-Technologie<br />

UMTS, se<strong>in</strong> Wettbewerber Verizon h<strong>in</strong>gegen CDMA.<br />

Daher verfolgen <strong>der</strong>zeit mehrere Hersteller von Mobilfunk-Eng<strong>in</strong>es<br />

das Ziel, beide Technologien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Chipsatz<br />

zu <strong>in</strong>tegrieren. Die Internet-Seiten www.mobileworldlive.com<br />

(für UMTS) und www.cdg.org (für CDMA)<br />

erteilen Auskunft, ob die gewünschte 3G-Technologie<br />

im jeweiligen Zielland verwendet wird und welche Netzbetreiber<br />

es dort gibt. Außerdem werden <strong>der</strong>en Frequenzen<br />

und die Netzabdeckung genannt. Häufig s<strong>in</strong>d die<br />

UNTERSTÜTZUNG DES 4G-NETZES BIETET<br />

INTERNATIONALES POTENZIAL<br />

Die vierte Mobilfunk-Generation LTE (Long Time Evolution)<br />

besitzt gemäß e<strong>in</strong>er Datenerhebung aus 2010 weltweit<br />

noch ke<strong>in</strong>en entscheidenden Marktanteil. LTE wird<br />

geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> als neuer 4G-Mobilfunk-Standard beschrieben,<br />

was unter an<strong>der</strong>em aus dem schnellen Netzausbau<br />

seit 2010 resultiert. Darüber h<strong>in</strong>aus bietet <strong>der</strong> Standard<br />

dem Endkunden und auch dem Netzbetreiber zahlreiche<br />

Vorteile. Hierzu gehören e<strong>in</strong>e höhere Datenübertragungsrate,<br />

kürzere Latenzzeiten und e<strong>in</strong>e bessere Energieeffizienz.<br />

Ferner wird LTE sowohl von <strong>der</strong> CDG (CDMA<br />

Development Group) unterstützt, die sich für den CDMA-<br />

Standard stark macht, als auch von <strong>der</strong> GSMA (GSM<br />

Association) als Protagonist <strong>der</strong> UMTS-Technologie.<br />

E<strong>in</strong> aktuelles Problem bei <strong>der</strong> Entwicklung von LTE-<br />

Modulen besteht dar<strong>in</strong>, dass LTE weltweit auf den unterschiedlichsten<br />

Frequenzen betrieben werden soll.<br />

E<strong>in</strong>e Mobilfunk-Eng<strong>in</strong>e zu konzipieren, die <strong>in</strong>ternational<br />

funktioniert, stellt somit e<strong>in</strong>e technische Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

dar, die es zu lösen gilt. LTE könnte aber die globale<br />

Highspeed-Mobilfunk-Technologie werden. Wann jedoch<br />

erste <strong>in</strong>dustrietaugliche LTE-Komponenten auf den<br />

Markt kommen, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht<br />

zuverlässig vorausgesagt werden.<br />

Der Hersteller Phoenix Contact hat zum Thema Mobilfunk<br />

unlängst e<strong>in</strong> Buch mit praxisnahen Beispielen heraus<br />

gegeben. „Mobilfunk – Datenübertragung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Industrie“ richtet sich an Projektplaner, die e<strong>in</strong>en Datenaustausch<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Anwendung erstmals<br />

über Mobilfunk umsetzen möchten.<br />

AUTOR<br />

M.Eng. GERRIT BOYSEN<br />

ist im Produktmarket<strong>in</strong>g<br />

Communication Interfaces<br />

bei <strong>der</strong> Phoenix Contact<br />

Electronics GmbH <strong>in</strong><br />

Bad Pyrmont tätig.<br />

Phoenix Contact Electronics GmbH,<br />

Dr<strong>in</strong>genauer Straße 30, D-31812 Bad Pyrmont,<br />

Tel. +49 (0) 5281 94 60,<br />

E-Mail: gboysen@phoenixcontact.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

19


BRANCHE<br />

Assistenzsystem hilft beim energiesparenden<br />

E<strong>in</strong>satz automatisierter Systeme<br />

Modellbasierter Ansatz ermittelt <strong>in</strong> drei Schritten Optimierungsvorschläge für den Anwen<strong>der</strong><br />

ANALYSEANSATZ IN DER ÜBERSICHT: Zunächst wird<br />

das situationsunabhängige Wissen über automatisierte<br />

Systeme und <strong>der</strong>en Umgebung für e<strong>in</strong>e rechnerbasierte<br />

Verarbeitung verfügbar gemacht. Danach folgt die Analyse<br />

e<strong>in</strong>er konkreten Situation. Im dritten Schritt werden die<br />

Betriebsprofile aus dem Ist-Zustand iterativ bezüglich<br />

zeitlichem Verlauf und Werteverlauf verän<strong>der</strong>t. Quelle: IAS<br />

Um die künftigen Herausfor<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Energieversorgung<br />

zu meistern, muss auch <strong>der</strong> Stromverbrauch<br />

automatisierter Systeme optimiert werden. Aber<br />

die dafür erfor<strong>der</strong>liche Energiekostenanalyse <strong>der</strong>art<br />

komplexer Systeme stellt weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e große Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

dar. Der <strong>in</strong> diesem Beitrag vorgestellte modellbasierte<br />

Ansatz für e<strong>in</strong> Assistenzsystem zur automatisierten<br />

nutzerzentrierten Energiekostenanalyse automatisierter<br />

Systeme unterstützt die Anwen<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Reduktion<br />

ihrer Energiekosten.<br />

Automatisierte Systeme s<strong>in</strong>d heutzutage im Alltag<br />

weit verbreitet. Ob im privaten Bereich, im Arbeitsleben<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> sich überschneidenden Bereichen, wie dem öffentlichen<br />

o<strong>der</strong> privaten Nah- und Fernverkehr – die<br />

Nutzer müssen mit e<strong>in</strong>er Vielzahl unterschiedlicher<br />

und zunehmend komplexer automatisierter Systemen<br />

zurecht kommen.<br />

INDIVIDUELLE SITUATION WIRD BERÜCKSICHTIGT<br />

Diese Allgegenwärtigkeit und die steigende Komplexität<br />

erfor<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en wachsenden Anteil <strong>der</strong> Aufmerksamkeit<br />

<strong>der</strong> Nutzer, was durch e<strong>in</strong>e zusätzliche Aufgabe,<br />

wie die energieoptimierte Nutzung, schnell zu e<strong>in</strong>er<br />

Überfor<strong>der</strong>ung führt. Zudem werden die automatisierten<br />

Systeme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vielzahl <strong>in</strong>dividuell unterschiedlicher<br />

Umgebungen e<strong>in</strong>gesetzt, die E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Energiekosten haben können und bei <strong>der</strong> Energiekostenanalyse<br />

berücksichtigt werden müssen. Daher benötigen<br />

die Nutzer Unterstützung bei <strong>der</strong> Identifikation von<br />

Optimierungsmaßnahmen und <strong>der</strong>en Umsetzung.<br />

Das hier vorgestellte modellbasierte Konzept, ermöglicht<br />

die Analyse <strong>der</strong> Energiekosten zur Laufzeit automatisierter<br />

Systeme und berücksichtigt hierbei die <strong>in</strong>dividuelle<br />

Situation <strong>der</strong> Nutzer. Pr<strong>in</strong>zipiell besteht e<strong>in</strong>e<br />

Energieanalyse aus folgenden Teilschritten:<br />

Ermittlung des energetischen Ist-Zustands<br />

Erstellung von Optimierungsvorschlägen<br />

Anwendung von Optimierungsmaßnahmen<br />

Den Ausgangspunkt bildet e<strong>in</strong> energetischer Ist-Zustand,<br />

<strong>der</strong> analysiert und optimiert werden muss. Die dynamische<br />

Optimierung von Systemen im Allgeme<strong>in</strong>en befasst<br />

sich mit <strong>der</strong> Ermittlung e<strong>in</strong>es bestimmten Satzes an zeitlichen<br />

Verläufen von E<strong>in</strong>gangsparametern, sodass die<br />

zeitlichen Verläufe <strong>der</strong> Ausgangsparameter unter Berücksichtigung<br />

von e<strong>in</strong>schränkenden Nebenbed<strong>in</strong>gungen<br />

e<strong>in</strong> Optimum h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten Zielgröße<br />

erreichen. Bei <strong>der</strong> Energiekostenanalyse automatisierter<br />

Systeme ist dieses Optimierungsziel die Reduktion<br />

<strong>der</strong> Energiekosten. Nebenbed<strong>in</strong>gungen hierbei s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits<br />

technische, physikalische o<strong>der</strong> ökonomische<br />

Gesetze o<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen, die sich aus <strong>der</strong> Anwendung<br />

o<strong>der</strong> aus den Wünschen <strong>der</strong> Nutzer an die Leistung<br />

des automatisierten Systems ergeben.<br />

SITUATIONSUNABHÄNGIGE MODELLE ALS BASIS<br />

Die Grafik auf dieser Seite stellt den modellbasierten,<br />

nutzerzentrierten Analyseansatz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Übersicht dar.<br />

In e<strong>in</strong>em ersten Schritt wird das situationsunabhängige<br />

Wissen über automatisierte Systeme und <strong>der</strong>en Umgebung<br />

(Raum, Leitungen, Energieversorgung) für e<strong>in</strong>e<br />

rechnerbasierte Verarbeitung verfügbar gemacht. Dazu<br />

wird das Wissen gemäß vorgegebener Meta-Modelle <strong>in</strong><br />

20<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


situations-unabhängigen Modellen des Zusammenhangs<br />

zwischen den E<strong>in</strong>gangs- und den Ausgangsparametern<br />

e<strong>in</strong>zelner automatisierter Systeme und e<strong>in</strong>zelner Elemente<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung abgebildet.<br />

Die resultierenden situations-unabhängigen Modelle<br />

enthalten das <strong>in</strong>terne Verhalten, die Schnittstellen und<br />

die Parameterspezifikation <strong>der</strong> Systeme beziehungsweise<br />

<strong>der</strong> Umgebungselemente unabhängig von e<strong>in</strong>er<br />

konkreten Situation. Verwendet man <strong>in</strong> konkreten<br />

Situationen erfasste zeitliche Werteverläufe <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gangsparameter<br />

als E<strong>in</strong>gangsgrößen <strong>der</strong> Modelle, kann<br />

man die zeitlichen Verläufe <strong>der</strong> Ausgangsparameter<br />

des modellierten Systems für beliebige Situationen<br />

berechnen.<br />

KONKRETE SITUATION WIRD ANALYSIERT<br />

Im zweiten Schritt beg<strong>in</strong>nt die Analyse e<strong>in</strong>er konkreten<br />

Situation. E<strong>in</strong>e Situation ist e<strong>in</strong>e konkrete Komb<strong>in</strong>ation<br />

automatisierter Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Umgebung<br />

e<strong>in</strong>es Nutzers. Voraussetzung für die Analyse ist e<strong>in</strong><br />

rechnerverarbeitbares Modell, das die Situation abbildet.<br />

Dieses Modell wird durch die E<strong>in</strong>gabe von Wissen über<br />

die konkrete Situation automatisiert erstellt. Die Struktur<br />

und <strong>der</strong> Inhalt des Modells s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong>um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Meta-Modell def<strong>in</strong>iert, das als Basis für E<strong>in</strong>gabedialoge<br />

zur Vere<strong>in</strong>fachung <strong>der</strong> Modellierung dient. Resultat dieses<br />

zweiten Schritts ist e<strong>in</strong> Situationsmodell, das die<br />

Situation im energetischen Ist-Zustand statisch und dynamisch<br />

abbildet.<br />

Das Situationsmodell setzt sich aus den situationsunabhängigen<br />

Modellen zusammen, die im vorherigen<br />

Schritt, beispielsweise durch den Hersteller e<strong>in</strong>es automatisierten<br />

Systems, erstellt und bereitgestellt wurden.<br />

Die Modelle <strong>der</strong> automatisierten Systeme und Umgebungselemente<br />

werden über ihre Modellschnittstellen<br />

gemäß ihrer Zusammenhänge <strong>in</strong> <strong>der</strong> realen Situation<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden und konfiguriert.<br />

Das resultierende Gesamtmodell <strong>der</strong> statischen Zusammenhänge<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> konkreten Situation erlaubt die<br />

Berechnung <strong>der</strong> Energiekosten für dynamische Betriebsprofile<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>gangsparameter. Durch Verwendung<br />

real erfasster Betriebsprofile als E<strong>in</strong>gangsgrößen<br />

des Situationsmodells wird abschließend die Situationsdynamik,<br />

e<strong>in</strong>schließlich des Verlaufs <strong>der</strong> Energiekosten<br />

im Ist-Zustand als Evaluationsreferenz für die<br />

Optimierung berechnet.<br />

OPTIMIERUNG WIRD AUTOMATISCH UMGESETZT<br />

Im dritten Schritt werden die Betriebsprofile aus dem<br />

Ist-Zustand iterativ bezüglich zeitlichem Verlauf und<br />

Werteverlauf verän<strong>der</strong>t. Die Verän<strong>der</strong>ungen werden aus<br />

dem Wertebereich für die e<strong>in</strong>zelnen Parameter abgeleitet,<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> den im Modell h<strong>in</strong>terlegten Parameterspezifikationen<br />

im ersten Schritt def<strong>in</strong>iert wurde. Die resultierenden<br />

Sätze zeitlicher Parameterverläufe entsprechen<br />

den Optimierungsvorschlägen. Diese werden<br />

durch Berechnung mit dem Situationsmodell bezüglich<br />

<strong>der</strong> resultierenden Energiekosten und <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Leistung <strong>der</strong> automatisierten Systeme<br />

evaluiert. Die Berechnung deckt dabei mögliche Inkonsistenzen<br />

bezüglich technischer E<strong>in</strong>schränkungen o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Nutzerwünsche auf und liefert gleichzeitig die<br />

Energiekosten für die optimierten zeitlichen Verläufe<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>gangsparameter.<br />

Abschließend wird <strong>der</strong> Optimierungsvorschlag mit<br />

den ger<strong>in</strong>gsten Energiekosten und <strong>der</strong> besten Erfüllung<br />

<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen, falls nötig, <strong>in</strong>teraktiv durch<br />

Korrektur <strong>der</strong> Bediene<strong>in</strong>griffe o<strong>der</strong> automatisiert<br />

durch Setzen des neuen Parameterverlaufs über Kommunikationse<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>der</strong> automatisierten Systeme<br />

angewandt.<br />

Diese grundlegenden Funktionalitäten und Schritte<br />

des Konzepts werden zur Zeit an e<strong>in</strong>em Prototypen evaluiert.<br />

Der aufgrund <strong>der</strong> Vielzahl an Komb<strong>in</strong>ationsmöglichkeiten<br />

noch sehr rechen<strong>in</strong>tensive Optimierungsschritt<br />

wird parallel um Mechanismen genetischer Algorithmen<br />

ergänzt, um die Zeit zu reduzieren und damit<br />

die Effizienz des Gesamtverfahrens zu verbessern.<br />

AUTOREN<br />

Dipl.-Ing. ANDREAS BECK<br />

arbeitet als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Institut<br />

für Automatisierungs- und<br />

Softwaretechnik (IAS) <strong>der</strong><br />

Universität Stuttgart.<br />

Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik,<br />

Pfaffenwaldr<strong>in</strong>g 47, D-70550 Stuttgart,<br />

Tel. +49 (0) 711 68 56 73 06,<br />

E-Mail: andreas.beck@ias.uni-stuttgart.de<br />

Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c.<br />

PETER GÖHNER ist Leiter<br />

des Instituts für Automatisierungs-<br />

und Softwaretechnik<br />

(IAS) <strong>der</strong> Univer sität<br />

Stuttgart.<br />

Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik,<br />

Pfaffenwaldr<strong>in</strong>g 47, D-70550 Stuttgart,<br />

Tel. +49 (0) 711 68 56 73 01,<br />

E-Mail: peter.goehner@ias.uni-stuttgart.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

21


INTERVIEW<br />

NORBERT KUSCHNERUS<br />

(l<strong>in</strong>ks) übergibt nach rund<br />

zehn Jahren im Amt den Vorsitz<br />

<strong>der</strong> Namur an Wilhelm Otten.<br />

22<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


Anwen<strong>der</strong><strong>in</strong>teressen brauchen<br />

e<strong>in</strong> globales Austauschforum<br />

Norbert Kuschnerus und Wilhelm Otten im <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> Interview<br />

Anlässlich des Wechsels im Namur-Vorstand, lud <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Chefredakteur Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas den neuen<br />

Namur-Vorsitzenden Dr.-Ing. Wilhelm Otten (Leiter Bus<strong>in</strong>ess L<strong>in</strong>e Technik Evonik Industries AG) und se<strong>in</strong>en Vorgänger<br />

Dr. rer. nat. Norbert Kuschnerus (Senior Vice President Bayer Technology Services) zum Gespräch. Im Interview blickt<br />

Kuschnerus auf rund zehn Jahre Vorstandsarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Namur als Verband von Anwen<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Automatisierung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie zurück. Otten verknüpft dies mit zukünftigen Strategien <strong>der</strong> Interessengeme<strong>in</strong>schaft. Neben<br />

voranschreiten<strong>der</strong> Internationalisierung des Verbandes kamen Themen wie <strong>der</strong> Fachkräftemangel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie,<br />

die stärkere Verzahnung von Automatisierung mit Verfahrenstechnik sowie <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Namur gegen<br />

den „Normendschungel“ zur Sprache.<br />

Bil<strong>der</strong>: Anne Hütter<br />

Leon Urbas: Dr. Kuschnerus, anlässlich des Wechsels im<br />

Namur-Vorsitz von Ihnen zu Dr. Otten, blicken wir auf zehn<br />

Jahre Namur-Arbeit zurück. Sowohl bei Anwen<strong>der</strong>n als<br />

auch bei Herstellern wird unisono Ihr E<strong>in</strong>satz gewürdigt<br />

und respektiert. Wie haben Sie es geschafft, die Lager zusammenzuführen?<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Damals haben wir die Namur<br />

auf professionelle Füße gestellt. Den Geschäftsführer <strong>der</strong><br />

Namur, damals Dr. Hasso Drathen (zu <strong>der</strong> Zeit ebenfalls<br />

bei Bayer Technology Services tätig, Anm. <strong>der</strong> Redaktion),<br />

habe ich ganztags für die Namur-Aktivität freigestellt.<br />

Das zweite Problem bildete das rituelle Fe<strong>in</strong>dbild, das die<br />

Namur für die Hersteller <strong>in</strong>ne hatte. Die Vorstandsitzungen<br />

mit dem ZVEI waren Schauplätze großer Debatten.<br />

Wir wollten e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Stil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung,<br />

bei allen unterschiedlichen Interessen, die wir<br />

nach wie vor pflegen. Das geme<strong>in</strong>same Ziel, die Automatisierung<br />

nach vorne zu br<strong>in</strong>gen, sollte im Mittelpunkt<br />

stehen. Persönliche Kontakte und offene Türen beim ZVEI<br />

ermöglichten schließlich die Zusammenarbeit. E<strong>in</strong> historischer<br />

Moment war <strong>der</strong> erste geme<strong>in</strong>same Stand von<br />

ZVEI und Namur auf <strong>der</strong> Hannover Messe 2007.<br />

WILHELM OTTEN: Ich glaube, <strong>der</strong> ZVEI hatte den Nutzen<br />

aus <strong>der</strong> Diskussion zwischen Anwen<strong>der</strong>n und Herstellern<br />

erkannt. Wir freuen uns, Hersteller zu f<strong>in</strong>den, die unsere<br />

Wünsche erfüllen.<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Das haben wir als Namur-Team<br />

geschafft. Wenn ich vom Team spreche, me<strong>in</strong>e ich nicht nur<br />

den Vorstand, son<strong>der</strong>n auch alle Arbeitskreise und Arbeitsfel<strong>der</strong>,<br />

<strong>in</strong> denen <strong>in</strong>haltliche Arbeit gemacht wird. Das s<strong>in</strong>d<br />

über 200 Personen, die ehrenamtlich arbeiten.<br />

Leon Urbas: Die Namur lebt von ehrenamtlichen Mitarbeitern.<br />

Stellt die Interessengeme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>en Rückgang an<br />

Engagierten fest?<br />

WILHELM OTTEN: Im Gegenteil. Der Verband profitiert von<br />

den Umstrukturierungen großer Firmen. Diese stellen sich<br />

heute eher geschäftsorientiert auf und nicht mehr funktional.<br />

Die <strong>in</strong>haltliche Arbeit f<strong>in</strong>det nun auf Namur-Ebene<br />

statt. Unter an<strong>der</strong>em deshalb steigt die Teilnehmerzahl<br />

unserer Namur-Hauptsitzung stetig.<br />

Leon Urbas: Vor rund zehn Jahren lernte ich die Namur als<br />

deutsche Vere<strong>in</strong>igung kennen. Wie stand es um die Internationalisierung<br />

<strong>der</strong> Namur vor zehn Jahren?<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Die Namur war damals recht<br />

konservativ, obwohl wir rund 20 ausländische Mitgliedsfirmen<br />

hatten. Als es um die Internationalisierung<br />

g<strong>in</strong>g, gab es unter den Mitglie<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e riesige Angst<br />

vor englischen Vorträgen und Unterlagen. Die englische<br />

Sprache war vor zehn Jahren noch ungewohnt <strong>in</strong> den<br />

Firmen. Noch heute müssen wir die Namur mit unseren<br />

ehrenamtlichen Mitarbeitern Schritt für Schritt<br />

<strong>in</strong>ternationalisieren.<br />

WILHELM OTTEN: Dazu bilden wir e<strong>in</strong> Netzwerk mit lokalen<br />

Bereichen, schließlich leben wir von funktionierenden<br />

Arbeitskreisen <strong>in</strong> den Regionen. Der enge Austausch ohne<br />

Sprachbarrieren ist extrem wichtig. Namur Ch<strong>in</strong>a soll auch<br />

die lokalen Vorteile nutzen. Da drüber wird e<strong>in</strong>e organisatorische<br />

Ebene liegen, die <strong>in</strong>ternational arbeitet.<br />

Leon Urbas: Wie deutsch ist die Namur Ch<strong>in</strong>a eigentlich?<br />

WILHELM OTTEN: Es handelt sich noch um deutsche Firmen,<br />

obwohl ch<strong>in</strong>esische bereits Interesse gezeigt haben.<br />

Wir s<strong>in</strong>d mit deutschen Ingenieuren <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a gestartet.<br />

Der Leiter <strong>der</strong> Namur Ch<strong>in</strong>a ist jedoch e<strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>ese,<br />

<strong>der</strong> bei BASF arbeitet. Wir holen verstärkt ch<strong>in</strong>esische<br />

Ingenieure <strong>in</strong> die Arbeitskreise. Mittlerweile gibt es auch<br />

re<strong>in</strong> ch<strong>in</strong>esische Arbeitskreise, <strong>in</strong> denen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landessprache<br />

kommuniziert wird. Auch die Vorträge dürfen<br />

künftig auf ch<strong>in</strong>esisch präsentiert werden. Wir setzen<br />

dann Simultanübersetzungen e<strong>in</strong>.<br />

Leon Urbas: S<strong>in</strong>d weitere Namur-Aktivitäten <strong>in</strong> ausgewählten<br />

Län<strong>der</strong>n denkbar?<br />

WILHELM OTTEN: Wir unterscheiden unsere Internationalisierungsstrategie<br />

zwischen <strong>der</strong> <strong>in</strong>ner- und außereuropäischen<br />

Ebene. In Europa haben wir bereits e<strong>in</strong>en guten<br />

Überblick und wichtige Kooperationen geschlossen. In<br />

Ch<strong>in</strong>a ist das an<strong>der</strong>s. Da ist eher grüne Wiese, daher die<br />

Gründung von Namur Ch<strong>in</strong>a. Wenn es <strong>in</strong> USA, Südamerika<br />

o<strong>der</strong> Osteuropa Verbände mit ähnlich gelagerten Interessen<br />

gibt, s<strong>in</strong>d Kooperationen angedacht. In Län<strong>der</strong>n ohne<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

23


INTERVIEW<br />

bestehende Inter essenvertretungen <strong>der</strong> Produzenten s<strong>in</strong>d<br />

weitere Namur-Aktivitäten sicher s<strong>in</strong>nvoll.<br />

NORBERT KUSCHNERUS: In Ch<strong>in</strong>a waren Expats vor Ort,<br />

die Namur-Mitglie<strong>der</strong> waren. E<strong>in</strong>e ideale Keimzelle, von<br />

<strong>der</strong> aus wir starten konnten.<br />

WILHELM OTTEN: Ja, sicherlich muss Ch<strong>in</strong>a aber se<strong>in</strong>e<br />

eigene Identität f<strong>in</strong>den.<br />

Leon Urbas: E<strong>in</strong> Verbandstreffen mit weiteren Partnern<br />

wie WIB fand im August statt. Wie weit ist dort die Zusammenarbeit<br />

vorangeschritten?<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Wir arbeiten bisher bilateral mit<br />

uns bekannten europäischen Verbänden zusammen, die<br />

vergleichbare Interessen wie die Namur vertreten. Zusammenarbeit<br />

bedeutet bisher e<strong>in</strong>en relativ unverb<strong>in</strong>dlichen<br />

Austausch von Ideen und auf wenige Initiativen begrenzte<br />

engere Kooperation. Das Treffen mit <strong>der</strong> WIB, EEMUA, EI<br />

und EXERA war e<strong>in</strong> erstes multilaterales Treffen, auf dem<br />

wir ausgelotet haben, wie wir auf europäischer Ebene enger<br />

zusammenarbeiten. Solche Gespräche s<strong>in</strong>d nicht e<strong>in</strong>fach,<br />

vor allem dann, wenn sie mit <strong>der</strong> Sorge um die verbandseigene<br />

Identität verbunden s<strong>in</strong>d.<br />

Leon Urbas: Die Notwendigkeit zur <strong>in</strong>ternationalen Zusammenarbeit<br />

besteht aber.<br />

WILHELM OTTEN: Ja und das funktioniert bereits, etwa<br />

beim Thema Wireless.<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Alle Namur-Mitgliedsfirmen<br />

agieren global. Wenn e<strong>in</strong> Verband nur national arbeitet,<br />

kann er den Prozess überhaupt nicht steuern. Anwen<strong>der</strong><strong>in</strong>teressen<br />

brauchen e<strong>in</strong>e globale Plattform. An<strong>der</strong>e Verbände<br />

haben mit uns den Offenen Brief zum Thema „Wireless“<br />

unterzeichnet. Das Ziel sollte e<strong>in</strong>e Kooperation auf<br />

formaler Basis se<strong>in</strong>. Durch bilaterale Abkommen entsteht<br />

doch eher e<strong>in</strong> komplexes Netzwerk. Die Namur wird beharrlich<br />

und respektvoll diesen Prozess gestalten. Nachhaltige<br />

Lösung steht im Mittelpunkt.<br />

Leon Urbas: In Ihrer Zeit wurden auch die Fachhochschulen<br />

mit <strong>der</strong> AALE enger e<strong>in</strong>gebunden – wie bereichern die<br />

Fachhochschulen die Arbeit?<br />

NORBERT KUSCHNERUS: In e<strong>in</strong>em technologisch orientierten<br />

Land s<strong>in</strong>d junge Leute mit technischer Ausbildung<br />

Namur-Geschäftsführer Dr. rer. nat. Wolfgang Morr,<br />

Dr. rer. nat. Norbert Kuschnerus, Dr.-Ing. Wilhelm Otten<br />

und Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas (von l<strong>in</strong>ks).<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Gut. Ich denke, dass sich <strong>der</strong> Nachwuchs<br />

heute viel mehr e<strong>in</strong>em Technik-Studium zuwendet. Uns ist<br />

daran gelegen, den Fachhochschulen zu helfen so auszubilden,<br />

wie es die Industrie benötigt. Mir gefällt das heutige<br />

Ingenieurstudium wegen se<strong>in</strong>er zu starken Betonung des<br />

Erlernens von Faktenwissen nicht. Wir brauchen heute<br />

ke<strong>in</strong>e wandelnden Lexika.<br />

WILHELM OTTEN: Wir brauchen die kreative Problemlösungskompetenz.<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Da ist e<strong>in</strong> Dialog erfor<strong>der</strong>lich,<br />

daher unterstützen wir Initiativen, <strong>in</strong> denen sich Fachhochschulen<br />

zusammenschließen. E<strong>in</strong>en Verband wie die AALE<br />

wünsche ich mir auch bei den Universitäten. Es ist e<strong>in</strong> Riesenvorteil,<br />

wenn sich Professoren jährlich über die Lehre<br />

unterhalten. Die Namur <strong>in</strong>formiert dazu über die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> Prozesstechniker.<br />

WILHELM OTTEN: Mit <strong>der</strong> Prozessleittechnik schaffen<br />

wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Chemietechnik heute letzte, entscheidende<br />

Wettbewerbsvorteile. Lei<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d wir für die Automatisierer<br />

von den Hochschulen nicht so <strong>in</strong>teressant. Viele Verfahrenstechnik-Institute<br />

machen beispielsweise ke<strong>in</strong>e<br />

Regelungstechnik o<strong>der</strong> Automatisierungs<strong>in</strong>stitute ke<strong>in</strong>e<br />

Prozesstechnik. Als Arbeitgeber konkurrieren wir mit <strong>der</strong><br />

Fertigungstechnik. Wir s<strong>in</strong>d dafür da, <strong>der</strong> Lehre die Wichtigkeit<br />

des <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Know-hows zu vermitteln.<br />

Außerdem muss unsere Branche wie<strong>der</strong> attraktiv für<br />

Automatisierer werden.<br />

Leon Urbas: Inwieweit för<strong>der</strong>t die Namur dies jetzt schon?<br />

WILHELM OTTEN: Wir hatten ja bereits e<strong>in</strong>en Arbeitskreis<br />

zur Lehre. Wir haben den Arbeitskreis 4.14 gegründet mit<br />

dem Ziel, e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme an den Hochschulen zu<br />

machen und überlegt, wie wir die Prozessautomatisierung<br />

für die Institute wie<strong>der</strong> attraktiv machen. Dazu gehören<br />

Aktivitäten an den Hochschulen, aber auch PR-Maßnahmen<br />

für Automatisierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verfahrenstechnik. Auch durch<br />

den Namur-Award machen wir auf uns aufmerksam.<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Insofern haben wir da noch<br />

e<strong>in</strong>ige Hausaufgaben zu machen.<br />

WILHELM OTTEN: Auch Firmen hätten viel mehr Diplomarbeitsthemen<br />

aus ihren Bereichen anbieten können. Das<br />

schlägt jetzt zurück.<br />

Leon Urbas: Wie denkt die Namur im H<strong>in</strong>blick auf den europäischen<br />

Bildungsraum?<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Wir begrüßen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale<br />

Ausbildung, wenn sie gut beurteilbar ist. Auf <strong>in</strong>ternationale<br />

Arbeitnehmer s<strong>in</strong>d wir angewiesen und schätzen Diversität<br />

sowie unterschiedliche Sichtweisen. Die <strong>in</strong>ternationalen<br />

Erfahrungen s<strong>in</strong>d für uns und den E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong><br />

Fachkräfte enorm wichtig. Die Arbeit e<strong>in</strong>es Ingenieurs ist<br />

heute <strong>in</strong>ternational.<br />

WILHELM OTTEN: Lei<strong>der</strong> funktionieren die <strong>in</strong>ternationalen<br />

Bewertungsmaßstäbe ganz klar noch nicht. Man schaut<br />

immer noch, wo und bei wem <strong>der</strong> Bewerber studiert hat.<br />

Leon Urbas: Die Automatisierung ist noch gewichtiger für<br />

die Wettbewerbsfähigkeit geworden. Welche Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

kommen auf Sie zu?<br />

WILHELM OTTEN: Die Lücke zwischen dem, was machbar<br />

ist und was <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis genutzt wird, ist groß. Je größer<br />

<strong>der</strong> Deckungsbeitrag ist, desto mehr wird mo<strong>der</strong>ne Auto-<br />

24<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


matisierungstechnik umgesetzt. Bei den Kle<strong>in</strong>anlagen besteht<br />

viel Optimierungsbedarf. Den Mehrwert zu schaffen<br />

durch die Optimierung <strong>der</strong> Prozesstechnik ist nach wie vor<br />

e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

WILHELM OTTEN:<br />

„Die Organisation lebt<br />

vom regen Austausch –<br />

deswegen die Öffnung<br />

für weitere Industrien.“<br />

Leon Urbas: Methoden und Technologien gibt es also genug,<br />

aber kaum e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> sie anwendet?<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Wir s<strong>in</strong>d hervorragend bei den<br />

Methoden <strong>der</strong> Automatisierung. Was wir automatisieren ist<br />

unklar. Automatisierung von Industrieanlagen wird selten<br />

gelehrt. Es wäre zielführen<strong>der</strong>, statt über Regelungsgrößen<br />

wie Druck und Temperatur über chemische Zusammensetzung<br />

des Produktes zur Zielqualität zu gelangen.<br />

Wir benötigen Mess- und Regelungstechniker, die e<strong>in</strong><br />

Grundverständnis von Verfahrenstechnik besitzen. Das<br />

nicht-konsekutive Studium war me<strong>in</strong>e Hoffnung. E<strong>in</strong><br />

Bachelor <strong>in</strong> Mess- und Regelungstechnik und e<strong>in</strong> Master<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verfahrenstechnik – das wären ideale Absolventen<br />

für die Automatisierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie.<br />

WILHELM OTTEN: Das Manko f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis wie<strong>der</strong>.<br />

Sie brauchen e<strong>in</strong> kompetentes Team, das alle Kompetenzen<br />

abdeckt und den Überblick wahrt. Wenn Know-how<br />

und Erfahrung <strong>in</strong> den Nachbargebieten fehlen, werden die<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Prozessautomatisierung nicht richtig<br />

umgesetzt.<br />

Leon Urbas: Ist <strong>der</strong> Fokus auf den Prozess <strong>der</strong> Grund dafür,<br />

dass die Namur immer noch e<strong>in</strong> Interessenverband <strong>der</strong><br />

Chemie- und Pharma<strong>in</strong>dustrie ist?<br />

WILHELM OTTEN: Wir versuchen, uns über den traditionellen<br />

Horizont h<strong>in</strong>weg zu öffnen. E<strong>in</strong>zelne Mitgliedsfirmen<br />

etwa aus <strong>der</strong> Papier- o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Öl- und Gas<strong>in</strong>dustrie haben<br />

die Vorteile erkannt.<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Je<strong>der</strong>, auch die Öl- und Gas<strong>in</strong>dustrie<br />

ist willkommen. Aus dem Bereich <strong>der</strong> Petrochemie<br />

haben wir jedoch schon zahlreiche Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Dass die meisten Mitgliedsfirmen aus Chemie- und<br />

Pharma<strong>in</strong>dustrie kommen, liegt auch an den unterschiedlichen<br />

Verfahren. Es gibt zahlreiche hochstandardisierte<br />

Verfahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie. Doch<br />

die Verfahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Chemie und zur Herstellung <strong>der</strong><br />

Wirkstoffe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pharma<strong>in</strong>dustrie s<strong>in</strong>d größtenteils<br />

Unikate. In diesen Anlagen kann man die Automatisierung<br />

nicht e<strong>in</strong>fach replizieren, son<strong>der</strong>n muss, zwar<br />

orientierend an bereits bestehenden Anlagen, jeweils<br />

neu e<strong>in</strong>e optimale Automatisierung entwickeln. Trotz<br />

dieser Unterschiede ist jedes Anwen<strong>der</strong>unternehmen<br />

aus <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie willkommen. Die Themen<br />

<strong>in</strong> den Arbeitsfel<strong>der</strong>n werden dem Wandel <strong>der</strong> Mitgliedsstruktur<br />

angepasst.<br />

Leon Urbas: Nun, mit <strong>der</strong> Prozessleittechnik bietet sich die<br />

geme<strong>in</strong>same Klammer für alle Industrien ja an.<br />

WILHELM OTTEN: Der Gedanke <strong>der</strong> fachlichen Öffnung war<br />

auch e<strong>in</strong> Grund für die Satzungsän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Namur im<br />

Jahr 2011. Die Namur lebt vom regen Austausch,<br />

wir würden jetzt auch Vertreter an<strong>der</strong>er Industriezweige<br />

<strong>in</strong> den Vorstand berufen.<br />

Leon Urbas: Wird <strong>der</strong> Markt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pharma- und<br />

Chemie<strong>in</strong>dustrie zu kle<strong>in</strong> o<strong>der</strong> versprechen Sie sich<br />

technische Synergien?<br />

WILHELM OTTEN: Die Branchen, <strong>in</strong> denen die Automatisierung<br />

bislang nicht stark war, profitieren<br />

vom Know-how. Wir bekommen dadurch neue Impulse.<br />

Me<strong>in</strong> strategisches Ziel ist, die durch die Satzungsän<strong>der</strong>ung<br />

proklamierte Öffnung <strong>der</strong> Namur voranzutreiben.<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Die Lieferanten beliefern auch<br />

diese Industrien. Also haben wir hier e<strong>in</strong>e größere geme<strong>in</strong>same<br />

Stimme als Anwen<strong>der</strong>, <strong>in</strong>dem wir die Produktentwicklung<br />

zu bee<strong>in</strong>flussen versuchen.<br />

Leon Urbas: Neue Technologien und Methoden,<br />

beispielsweise aus <strong>der</strong> Informatik, drängen<br />

<strong>in</strong> die Automatisierung. Die Vision e<strong>in</strong>er<br />

Dienstleis tungswelt zwischen Anwen<strong>der</strong>n und<br />

Herstellern brachte Dr.-Ing. Peter Terwiesch,<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> von ABB Deutschland,<br />

bei <strong>der</strong> Namur-Hauptsitzung 2011 aufs Tapet.<br />

Wie selektiert die Namur den Verän<strong>der</strong>ungsdruck<br />

aus den verschiedenen Bereichen?<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

25


INTERVIEW<br />

WILHELM OTTEN: Wir haben uns vor e<strong>in</strong>igen Jahren<br />

gefragt, s<strong>in</strong>d unsere Denkmuster noch die richtigen?<br />

Die Diskussion ist noch nicht zu Ende. Die alte Strukturierung<br />

hilft, bricht aber an e<strong>in</strong>igen Stellen zusammen.<br />

Unsere Arbeitskreise leisten die schwierige Aufgabe,<br />

das Gesamtbild zu gestalten. Treibende Faktoren s<strong>in</strong>d<br />

die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verfahrenstechnik o<strong>der</strong> die<br />

M<strong>in</strong>iaturisierung <strong>der</strong> Prozesse. Hier wird sich <strong>in</strong> Zukunft<br />

noch e<strong>in</strong>iges tun.<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Unsere Instrumentarien (Arbeitskreise<br />

und Projektgruppen, Anm. <strong>der</strong> Redaktion)<br />

werden gezielt e<strong>in</strong>gesetzt, um Strategien für den E<strong>in</strong>satz<br />

mo<strong>der</strong>ner Leittechniken zu entwickeln. Das ist dann <strong>der</strong><br />

Fall, wenn e<strong>in</strong> Projekt den normalen Arbeitsrahmen überschreitet,<br />

etwa aktuell bei <strong>der</strong> ZVEI-Roadmap „Nachhaltige<br />

Rohstoff-Versorgung“. Wir nehmen hier gern ähnliche<br />

Verbandsaktivitäten mit.<br />

WILHELM OTTEN: Es geht um die Technik, aber auch um<br />

den Umgang damit. Ich brauche die Regelungstechniker und<br />

die Spezialisten für den Prozess an e<strong>in</strong>em Tisch, die sich<br />

verstehen.<br />

Leon Urbas (rechts) im Interview mit Wilhelm Otten<br />

(l<strong>in</strong>ks), Namur-Geschäftsführer Wolfgang Morr (Mitte)<br />

Leon Urbas: Sie hatten, Dr. Otten, die stärkere Verzahnung<br />

von Automatisierungs- und Verfahrenstechnik angemahnt.<br />

Gibt es Ansätze für Namur-Arbeitskreise mit dem Thema<br />

„Digitale Anlage“?<br />

WILHELM OTTEN: Schwierig. Wir haben das Thema als<br />

Schwerpunkt def<strong>in</strong>iert. Es gibt Ansätze bei <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

von CAE-Systemen mit dem Leitsystem.<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Wir f<strong>in</strong>den es beispielsweise<br />

wichtig und wünschenswert, wenn man vom RI-Fließbild<br />

automatisiert e<strong>in</strong>en Entwurf für e<strong>in</strong> Bedienbild des<br />

Leitsys tems erhält. Im Endeffekt soll man Information, die<br />

gebraucht wird, e<strong>in</strong>malig erzeugen. In den e<strong>in</strong>zelnen Firmen<br />

ist dies schon schwierig, über Unternehmensgrenzen<br />

h<strong>in</strong>weg heute noch fast unmöglich. Letztendlich ist dies<br />

ebenfalls <strong>der</strong> Lücke zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Fachdiszipl<strong>in</strong>en<br />

geschuldet.<br />

Grob gesagt: Warum sollen die Verfahrenstechniker<br />

mehr arbeiten, damit die Prozessleittechniker weniger<br />

Arbeit haben? VDI 3682 war bereits sehr hilfreich, doch<br />

f<strong>in</strong>den wir solche guten Ansätze noch nicht realisiert <strong>in</strong><br />

CAE-Systemen. Da die Zeiten vorbei s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> denen Chemieunternehmen<br />

ihre eigenen CAE-Systeme entwickelten,<br />

s<strong>in</strong>d wir auf die Entwicklungsbereitschaft <strong>der</strong><br />

CAE-Lieferanten angewiesen. Im Moment s<strong>in</strong>d die<br />

Schmerzen bei den Planungsfirmen und Produzenten<br />

noch nicht groß genug, e<strong>in</strong>en größeren Druck zur Verän<strong>der</strong>ung<br />

auszuüben. Das liegt vielleicht auch daran, dass<br />

<strong>der</strong> Design-Prozess 1,5 Jahre dauert, die Anlage selbst<br />

wird 50 Jahre genutzt. E<strong>in</strong>e fortwährende Optimierung<br />

<strong>der</strong> Produktionsanlage br<strong>in</strong>gt den Produzenten größeren<br />

Nutzen. Außerdem fehlt es mittlerweile <strong>in</strong> unseren<br />

Unternehmen an Experten, die sich mit CAE-Systemen<br />

detailliert auskennen.<br />

WILHELM OTTEN: Die Schnittstelle zum Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g ist<br />

sehr wichtig. Wir bauen die Anlage und optimieren sie ständig.<br />

Dafür fehlt letztendlich e<strong>in</strong>e gute Datenbasis, wenn die<br />

Anlagendaten nicht auf Stand gehalten werden. Das à-jour-<br />

Halten ist da schon entscheidend. Wir müssen von dem<br />

manuellen „Datenhandl<strong>in</strong>g“ weg zu e<strong>in</strong>er rechnergestützten<br />

Verarbeitung kommen.<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Dass die Integration von CAE<br />

und Produktion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie noch nicht so fortgeschritten<br />

ist, liegt e<strong>in</strong>erseits daran, dass chemische<br />

Verfahren deutlich abstrakter und komplexer als mechanische<br />

Verfahren s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> weiterer Unterschied besteht<br />

dar<strong>in</strong>, dass beispielsweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong><br />

Produkt designt und dann millionenfach hergestellt wird.<br />

Da lohnt sich e<strong>in</strong>e Integration von CAE zur Fertigung eher,<br />

als wenn das CAE-Modell zur Errichtung e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen<br />

Anlage dient.<br />

WILHELM OTTEN: Der Aufwand, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Standardisierung<br />

gesteckt wird, amortisiert sich nicht so e<strong>in</strong>fach, wie etwa<br />

beim Automobilbau.<br />

Leon Urbas: Deswegen gibt es an den Hochschulen Ansätze<br />

zur Modellierung, auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anlage. Wie Herstellergetrieben<br />

muss das se<strong>in</strong>?<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Mit <strong>der</strong> Prolist haben wir so<br />

etwas angeboten. Dies ist e<strong>in</strong>e abstrakte Beschreibung<br />

<strong>der</strong> Merkmale für e<strong>in</strong>e automatisierte Ausrüstung. Wie<br />

<strong>der</strong> Report aussieht, ist völlig egal. Prolist bietet e<strong>in</strong>en<br />

Vere<strong>in</strong>heitlichungsgrad, weit über das e<strong>in</strong>heitliche Stellenblatt<br />

h<strong>in</strong>aus.<br />

Leon Urbas: Eclass und Prolist wurden ja gerade unter<br />

großen Mühen zusammengeführt. Wer setzt heute tatsächlich<br />

Prolist e<strong>in</strong>?<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Im Wesentlichen arbeitet von<br />

den Namur-Mitgliedsfirmen <strong>der</strong>zeit nur BASF damit, Wacker<br />

und Evonik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen.<br />

Leon Urbas: Warum setzt Ihre Firma, Dr. Kuschnerus,<br />

Bayer Technology Services, Prolist nicht e<strong>in</strong>?<br />

NORBERT KUSCHNERUS: (seufzt) Das ist e<strong>in</strong>e gute Frage.<br />

Zum e<strong>in</strong>en hängt das von <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Firma ab.<br />

Bayer trennt Planung und Instandhaltung sehr stark, und<br />

damit haben wir nicht e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Organisation, die für<br />

sich alle<strong>in</strong>e den Gew<strong>in</strong>n aus e<strong>in</strong>er Life-Cycle-Optimierung<br />

erzielen kann. Für e<strong>in</strong>en zeitlichen Gew<strong>in</strong>n von zehn M<strong>in</strong>u-<br />

26<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


ten pro PLT-Stelle bei <strong>der</strong> PLT-Planung lohnt es sich nicht,<br />

sehr viel eigenen Entwicklungsaufwand h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zustecken.<br />

Die Methode muss <strong>in</strong>tegriert se<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Standardplanungssysteme.<br />

Die Idee ist großartig. Wir hoffen, dass sie bald<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wird.<br />

Leon Urbas: Im Bereich Normung muss ebenfalls etwas<br />

passieren. Sie, Dr. Kuschnerus, haben sich mehrfach dazu<br />

po<strong>in</strong>tiert geäußert. Ist es e<strong>in</strong> strategisches Ziel <strong>der</strong> Namur,<br />

Ordnung <strong>in</strong> das Chaos um die verschiedenen Standards und<br />

Normen zu br<strong>in</strong>gen?<br />

WILHELM OTTEN: Die Betreiber brauchen ke<strong>in</strong>e drei Wireless-Standards!<br />

Damit schotten sich die Hersteller ab, es<br />

br<strong>in</strong>gt die Anwen<strong>der</strong> aber nicht weiter. Vorteile brächte e<strong>in</strong><br />

Standard, <strong>der</strong> Geräte austauschbar macht. Dies würde natürlich<br />

den Wettbewerb unter die Hersteller br<strong>in</strong>gen. Wir<br />

machen weiter Druck, etwa <strong>in</strong>dem wir <strong>in</strong> die Normungskreise<br />

gehen. Wir müssen früher wissen, wenn etwas den Anwen<strong>der</strong><strong>in</strong>teressen<br />

entgegenläuft.<br />

Dazu treffen wir uns e<strong>in</strong>mal im Jahr auf <strong>der</strong> Namur-Hauptsitzung<br />

mit Normungsexperten. Im Gespräch mit <strong>der</strong> DKE<br />

stelle ich fest, dass es unterschiedliche Wahrnehmungen<br />

über die Mechanismen gibt. Die Hersteller me<strong>in</strong>en, die Normung<br />

funktioniert. Wir als Anwen<strong>der</strong> f<strong>in</strong>den, sie funktioniert<br />

gar nicht. Wir als Anwen<strong>der</strong> müssen irgendwann konsequent<br />

se<strong>in</strong>: Wenn es ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung bei den Herstellern gibt, setzen<br />

wir eure Technik nicht e<strong>in</strong>!<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Wir können allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>igen wichtigen Gremien sitzen und den Dialog suchen.<br />

Die Namur spricht sich gegen die Empfehlung e<strong>in</strong>es Technologie-E<strong>in</strong>satzes<br />

aus, solange e<strong>in</strong>heitliche Standards<br />

fehlen. Wir diskutieren dazu auf allen Ebenen. Wenn es<br />

gewünscht ist, nimmt die Namur die Rolle des Mediators<br />

e<strong>in</strong>. Dazu setzt die Geme<strong>in</strong>schaft erhebliche Personalressourcen<br />

ehrenamtlich e<strong>in</strong>. Die Firma, die ihren Mitarbeiter<br />

dafür abstellt, signalisiert ebenfalls Idealismus.<br />

Leon Urbas: Zahlt sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz nicht doch irgendwann<br />

aus, wie bei FDI beispielsweise?<br />

WILHELM OTTEN: Die e<strong>in</strong>zelne Firma hat kaum e<strong>in</strong>en<br />

Vorteil davon, aber die Namur-Firmen <strong>in</strong>sgesamt<br />

sehr wohl.<br />

NORBERT KUSCHNERUS: Wir hoffen, dass die Dialoge, die<br />

wir führen, die Normungsgremien zur Vernunft br<strong>in</strong>gen.<br />

Dennoch: Selbst die nationale Politik for<strong>der</strong>t den E<strong>in</strong>satz<br />

von Normung für den Wettbewerbsvorteil. So warnt sie<br />

etwa vor <strong>der</strong> ch<strong>in</strong>esischen Normung statt zur <strong>in</strong>ternationalen<br />

Zusammenarbeit aufzurufen. Wettbewerb ist wichtig,<br />

aber davon können doch Protokolle für Wireless-Übertragungen<br />

nicht abhängen.<br />

WILHELM OTTEN: An<strong>der</strong>erseits werden wir immer mit<br />

paralleler Technologie-Entwicklung leben müssen. Wenn<br />

sich Ideen herausbilden, muss die Namur zum richtigen<br />

Zeitpunkt aktiv werden.<br />

Leon Urbas: In e<strong>in</strong>er globalisierten Welt werden Organisationen<br />

wie die Namur immer wichtiger. Dr. Otten, Sie<br />

treten <strong>in</strong> große Fußstapfen und haben erhebliche Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

vor sich. Dafür wünsche ich Ihnen viel Fortune<br />

und viel Kraft. Dr. Kuschnerus, Dr. Otten – wir danken Ihnen<br />

für das Gespräch.<br />

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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Str. 145, 81671<br />

9 / 2012<br />

München<br />

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HAUPTBEITRAG<br />

<strong>Entwurfsassistenz</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Gebäudeautomation</strong><br />

Planung, Entwurf und Inbetriebnahme automatisieren<br />

<strong>Gebäudeautomation</strong>ssysteme s<strong>in</strong>d dezentrale Systeme mit mehreren hun<strong>der</strong>t bis tausenden<br />

Geräten. Sie automatisieren die Heizung, Lüftung, Klima, Beleuchtung und Beschattung.<br />

Der Entwurf solcher Systeme erfor<strong>der</strong>t viel Aufwand und Expertenwissen über die Möglichkeiten<br />

zu Energiee<strong>in</strong>sparungen und die Interoperabilität <strong>der</strong> Geräte. Der Beitrag stellt<br />

e<strong>in</strong>e Werkzeugkette vor, welche Planer, Integratoren und Installateure durch Beratung<br />

und Automation des Entwurfes assistiert. Damit wird e<strong>in</strong> automatisierter Entwurf präsentiert,<br />

<strong>der</strong> sich auch für an<strong>der</strong>e Gebiete <strong>der</strong> Automation eignet.<br />

SCHLAGWÖRTER Automatisierter Entwurf / <strong>Gebäudeautomation</strong> / Interoperabilität<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Assistance of Build<strong>in</strong>g Automation Systems –<br />

Automat<strong>in</strong>g Plann<strong>in</strong>g, Design and Comission<strong>in</strong>g<br />

Build<strong>in</strong>g automation systems are large, decentralized systems with hundreds to thousands<br />

of devices. They automate heat<strong>in</strong>g, ventilation and air-condition<strong>in</strong>g as well as light<strong>in</strong>g<br />

and shad<strong>in</strong>g. Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g such systems requires large effort and expert knowledge about<br />

potentially unlocked energy-sav<strong>in</strong>gs and the <strong>in</strong>teroperability of devices. The paper <strong>in</strong>troduces<br />

a tool cha<strong>in</strong> for planers, system <strong>in</strong>tegrators and <strong>in</strong>stallers that advices and automates<br />

many system design step. This presents an automated eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g approach that is<br />

applicable also to other automation doma<strong>in</strong>s.<br />

KEYWORDS automated design / build<strong>in</strong>g automation / <strong>in</strong>teroperability<br />

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JÖRN PLÖNNIGS, UWE RYSSEL, HENRIK DIBOWSKI, MATTHIAS LEHMANN, KLAUS KABITZSCH,<br />

Technische Universität Dresden<br />

Automationssysteme werden komplexer, von <strong>der</strong><br />

Anzahl an Geräten bis zu ihrer Interaktion. E<strong>in</strong><br />

Beispiel bieten <strong>Gebäudeautomation</strong>ssysteme<br />

(GAS), die <strong>in</strong> Zweckbauten und Liegenschaften<br />

bereits mehrere hun<strong>der</strong>ttausend Datenpunkte<br />

umfassen können, wie beispielsweise im Flughafen<br />

München. GAS s<strong>in</strong>d stark dezentralisiert vernetzt und<br />

die Geräte kommunizieren ohne zentrale Steuerung e<strong>in</strong>er<br />

SPS direkt mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> [3]. Die Vernetzung <strong>der</strong> Geräte<br />

nimmt dabei stetig zu, sodass beispielsweise die<br />

Heizung und Kühlung durch die Jalousiesteuerung und<br />

Beleuchtung unterstützt werden können.<br />

Um den Entwurf und die Installation effizient zu gestalten,<br />

werden überwiegend vorgefertigte und bereits<br />

programmierte Geräte e<strong>in</strong>gesetzt [9]. Die Anwendungen<br />

auf den Geräten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Form von Funktionsblöcken mit<br />

Datenpunkten gekapselt, vergleichbar mit <strong>der</strong> IEC<br />

61499 [5]. Der eigentliche Entwurf konzentriert sich auf<br />

die Parametrisierung <strong>der</strong> Geräte und die Verknüpfung<br />

<strong>der</strong> Datenpunkte zwischen den Geräten. Dies geschieht<br />

mithilfe von grafischen o<strong>der</strong> textuellen Softwarewerkzeugen.<br />

Die Werkzeuge unterstützen die Inbetriebnahme<br />

dadurch, dass die Entwürfe direkt <strong>in</strong> das fertig <strong>in</strong>stallierte<br />

System übertragen werden können. Auf diese<br />

Weise lässt sich e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> typisch auftretenden<br />

Funktionen schnell realisieren. Hiermit zeigen GAS<br />

exemplarisch, wie komplexe Automationssyteme durch<br />

Modularisierung und Werkzeuge effizient entworfen<br />

werden können.<br />

Dennoch birgt die effiziente Entwurfsweise neue Probleme.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> hohen Gerätezahl ist <strong>der</strong> Entwurfsaufwand<br />

groß und rentiert sich für die System<strong>in</strong>tegratoren<br />

meist erst durch Service-Verträge. Unterschiedliche<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen und Gebäudearchitekturen führen<br />

dazu, dass GAS meist Unikate s<strong>in</strong>d. Bestärkt wird dies<br />

durch die Heterogenität <strong>der</strong> Systeme. Teilgewerke, wie<br />

das Heizungssystem o<strong>der</strong> die Beleuchtung, werden<br />

meist separat ausgeschrieben und von unterschiedlichen<br />

Integratoren mit unterschiedlichen Geräteherstellern<br />

und Feldbussen realisiert [3]. Dementsprechend<br />

groß s<strong>in</strong>d die Interoperabilitätsprobleme [9]. Dies<br />

führt im Entwurf dazu, dass sich die Interoperabilität<br />

<strong>der</strong> Geräte nur schlecht e<strong>in</strong>schätzen lässt und Probleme<br />

meist erst bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme des Systems<br />

auffallen [6].<br />

Assistenzsysteme können den Entwurf verbessern. In<br />

diesem Beitrag wird e<strong>in</strong> modellgetriebener Entwurfsansatz<br />

beschrieben, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Bild 1 schematisch dargestellt<br />

ist. Der Prozess startet mit e<strong>in</strong>er Anfor<strong>der</strong>ungserhebung,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> die funktionalen Eigenschaften des GAS spezifiziert<br />

werden. Über e<strong>in</strong>en Grobentwurf, welcher auch zur<br />

Ausschreibung des Systems dient, wird e<strong>in</strong> Fe<strong>in</strong>entwurf<br />

erstellt. In diesem s<strong>in</strong>d technologiespezifische Geräte<br />

def<strong>in</strong>iert. Der Prozess assistiert Planern bei <strong>der</strong> Erstellung<br />

von Ausschreibungen und System<strong>in</strong>tegratoren bei<br />

<strong>der</strong> Geräteauswahl, dem Fe<strong>in</strong>entwurf und <strong>der</strong> Inbetriebnahme.<br />

Die Assistenzfunktionen nutzen e<strong>in</strong>e ontologiebasierte<br />

Wissensbasis, welche Information aus deutschen<br />

und <strong>in</strong>ternationalen Normen und Richtl<strong>in</strong>ien enthält.<br />

Die folgenden Abschnitte erläutern die Details.<br />

1. WERKZEUGE FÜR PLANER<br />

1.1 Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse<br />

Den Entwurf von GAS regeln die VDI-Richtl<strong>in</strong>ien 3813<br />

Blatt 3 und 3814 Blatt 6. Zuerst erstellt e<strong>in</strong> Planer e<strong>in</strong><br />

Lastenheft. Es dient als Grundlage für e<strong>in</strong>e Ausschreibung,<br />

auf die verschiedene System<strong>in</strong>tegratoren bieten.<br />

Der System<strong>in</strong>tegrator, welcher die Ausschreibung<br />

gew<strong>in</strong>nt, führt im zweiten Schritt die Fe<strong>in</strong>planung<br />

durch und def<strong>in</strong>iert die zuvor genannten Verknüpfungen<br />

zwischen den Geräten. Für die f<strong>in</strong>ale Installation<br />

und Inbetriebnahme kann er e<strong>in</strong>en Elektro<strong>in</strong>stallateur<br />

beauftragen [11].<br />

Da <strong>der</strong> Planer oft selbst ke<strong>in</strong> System<strong>in</strong>tegrator ist, fehlt<br />

ihm zum Teil Detailwissen über GAS. Dies hat den Vorteil,<br />

dass er Systeme unvore<strong>in</strong>genommen ausschreiben<br />

kann. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d ihm manche Möglichkeiten gebäudetechnischer<br />

Anlagen nicht bewusst, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

mo<strong>der</strong>ne Techniken, um Energie zu sparen.<br />

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HAUPTBEITRAG<br />

GAS können den Verbrauch e<strong>in</strong>es Gebäudes um bis zu<br />

30 % reduzieren [4]. Dies ist von beson<strong>der</strong>er Bedeutung,<br />

da Gebäude mit 43 % <strong>der</strong> größte Energieverbraucher <strong>in</strong><br />

Europa s<strong>in</strong>d. Der Planer kann sich bei <strong>der</strong> Planung an<br />

<strong>der</strong> DIN EN 15232 [4] orientieren. Dieser Standard klassifiziert<br />

die Gebäude <strong>in</strong> Energieeffizienzklassen A bis D.<br />

Für jede Klasse schreibt er vor, welche GAS <strong>in</strong>tegriert<br />

werden müssen, um e<strong>in</strong>e Energieklasse zu erreichen.<br />

Um den Planer bei <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungserhebung e<strong>in</strong>es<br />

GAS zu unterstützen, wurde e<strong>in</strong> Assistenzwerkzeug entwickelt,<br />

das die DIN EN 15232 zur Grundlage hat. Der<br />

Planer kann mit dem Werkzeug e<strong>in</strong>fach und schnell die<br />

funktionalen Anfor<strong>der</strong>ungen für se<strong>in</strong> GAS festlegen.<br />

Diese muss er nicht für jeden Raum e<strong>in</strong>zeln erstellen,<br />

son<strong>der</strong>n es können dafür Templates angelegt werden. E<strong>in</strong><br />

Template, beziehungsweise e<strong>in</strong>e Vorlage, def<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong><br />

Anfor<strong>der</strong>ungsprofil, das sich auf verschiedene Räume<br />

o<strong>der</strong> Systemelemente anwenden lässt.<br />

In Bild 2 wurde das Template „Büro“ angelegt. Der<br />

Planer hat zwei Möglichkeiten, die Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

e<strong>in</strong> Template zu def<strong>in</strong>ieren. Er wählt direkt die gewünschte<br />

Energieeffizienzklasse des Gebäudes aus.<br />

Dann werden notwendige Funktionen aktiviert o<strong>der</strong> unzulässige<br />

deaktiviert. Alternativ kann er direkt im angezeigten<br />

Funktionsbaum die gewünschten Funktionen<br />

auswählen und sich die <strong>der</strong>zeitig erreichte Energieeffizienzklasse<br />

anzeigen lassen. Zur ausgewählten Funktion<br />

wird e<strong>in</strong>e entsprechende Erläuterung l<strong>in</strong>ks unten anzeigt.<br />

Der Funktionsbaum ist im H<strong>in</strong>tergrund mit Ab-<br />

hängigkeiten h<strong>in</strong>terlegt. Wird zum Beispiel e<strong>in</strong>e Konstantlichtregelung<br />

gewünscht, so werden automatisch e<strong>in</strong><br />

Beleuchtungssensor, e<strong>in</strong> Anwesenheitssensor und e<strong>in</strong><br />

dimmbarer Aktor ausgewählt. Wurde zuvor bereits e<strong>in</strong><br />

nicht-dimmbarer Aktor ausgesucht, so wird dieser Konflikt<br />

farblich markiert. Zu bestimmten Funktionen kann<br />

auch e<strong>in</strong>e Anzahl angegeben werden, um die Menge <strong>der</strong><br />

Lichtkreise im Raum anzugeben.<br />

Aus den geplanten Features wird e<strong>in</strong>e Funktionsliste<br />

erstellt und elektronisch gespeichert. Die Funktionsliste<br />

fasst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tabelle die e<strong>in</strong>zelnen Funktionen, ihr Vorkommen<br />

<strong>in</strong> den Templates und ihre Häufigkeit zusammen.<br />

E<strong>in</strong>fache Mengenerhebungen s<strong>in</strong>d damit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis leicht möglich.<br />

1.2 Grobentwurf als Automationsschema<br />

Funktionslisten s<strong>in</strong>d jedoch für e<strong>in</strong>deutige Ausschreibungen<br />

alle<strong>in</strong> nicht ausreichend. Deshalb werden zusätzlich<br />

Automationsschemata verwendet, die GAS auf<br />

e<strong>in</strong>er technologieunabhängigen, abstrakten Ebene def<strong>in</strong>ieren.<br />

Die neue VDI-Richtl<strong>in</strong>ie 3813 [11] gibt vor, wie<br />

solche Automationsschemata (hier auch: Grobentwürfe)<br />

und Funktionslisten für Raumautomationssysteme zu<br />

spezifizieren s<strong>in</strong>d. Automationsschemata basieren auf<br />

Funktionsblöcken, welche nicht e<strong>in</strong>e spezifische Softwareimplementation<br />

auf e<strong>in</strong>em Gerät repräsentieren,<br />

son<strong>der</strong>n die allgeme<strong>in</strong>e, technologieunabhängige Funk-<br />

BILD 1: Werkzeugkette für den automatischen Entwurf<br />

und die Inbetriebnahme<br />

BILD 2: Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse für das Template e<strong>in</strong>er<br />

Beleuchtungs- und Heizungsregelung<br />

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tion wi<strong>der</strong>spiegeln. Die VDI 3813 def<strong>in</strong>iert 48 verschiedene<br />

Funktionsblöcke vorwiegend <strong>in</strong> den Klassen: Sensoren,<br />

Aktoren, Anwendungsfunktion sowie Bedienund<br />

Anzeigefunktionen. Für jeden Funktionsblock können<br />

E<strong>in</strong>- und Ausgänge sowie Parameter def<strong>in</strong>iert se<strong>in</strong>.<br />

Die E<strong>in</strong>- und Ausgänge werden <strong>in</strong> dem Automationsschema<br />

verbunden und def<strong>in</strong>ieren somit den Zusammenhang<br />

<strong>der</strong> Funktionen. Bild 3 zeigt e<strong>in</strong> solches Automationsschema<br />

für e<strong>in</strong>e Beleuchtungs- und Heizungsregelung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raum. Für die Heizungsregelung s<strong>in</strong>d auf <strong>der</strong><br />

l<strong>in</strong>ken Seite als Symbole <strong>der</strong> Temperatursensor, <strong>der</strong><br />

Temperatur-Sollwertsteller, <strong>der</strong> Fensterkontakt und <strong>der</strong><br />

Anwesenheitstaster zu sehen. Diese Sensorfunktionen<br />

werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte zu e<strong>in</strong>er anwesenheitsabhängigen<br />

Heizungsregelung verschaltet. Sie steuert den Heizungsaktor<br />

auf <strong>der</strong> rechten Seite an. Nicht alle E<strong>in</strong>- und Ausgänge<br />

müssen belegt se<strong>in</strong>.<br />

Das Beispiel <strong>in</strong> Bild 3 verdeutlicht, dass die Interaktion<br />

<strong>der</strong> Funktionen aus dem Automationsschema klar ersichtlich<br />

ist, wodurch die Qualität <strong>der</strong> Ausschreibungen verbessert<br />

wird. Dem Planer ist es möglich, die funktionalen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an se<strong>in</strong> System klar zu def<strong>in</strong>ieren, ohne<br />

Detailkenntnisse über die Implementation zu besitzen.<br />

Dennoch muss er die 48 Funktionsblöcke und die Verschaltungsmöglichkeiten<br />

kennen, um die Norm effizient zu<br />

verwenden. E<strong>in</strong> Assistenzssystem kann ihm dabei helfen.<br />

Das <strong>in</strong> Bild 3 gezeigte Automationsschema ist aus den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> Bild 2 vollautomatisch generiert worden.<br />

Es wurde durch e<strong>in</strong>en Ansatz <strong>der</strong> Generativen Programmierung<br />

erzeugt [8]. Dabei erzeugt e<strong>in</strong> Generator<br />

das passende Automationsschema für die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse<br />

def<strong>in</strong>ierten Funktionen aus e<strong>in</strong>er generischen<br />

Entwurfsvorlage. Konflikte und Redundanzen<br />

werden dabei aufgelöst. Wird zum Beispiel die Beleuchtungs-<br />

und Heizungsregelung um e<strong>in</strong>e Jalousiesteuerung<br />

ergänzt, so nutzt diese automatisch den vorhandenen<br />

Anwesenheitsschalter und die Fensterkontakte.<br />

Die VDI 3813 erhöht nicht nur die Verständlichkeit<br />

<strong>der</strong> Ausschreibungen. Ihr großes Potenzial liegt außerdem<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Interoperabilität. Dies ist<br />

die Fähigkeit zweier Geräte <strong>in</strong> verteilten Anwendungen,<br />

funktionell und kooperativ zusammenzuwirken.<br />

Dies setzt die syntaktische Möglichkeit <strong>der</strong> Kommunikation<br />

und das semantische Verständnis von Nachrichten<br />

voraus. Aufgrund <strong>der</strong> geschil<strong>der</strong>ten Heterogenität<br />

<strong>der</strong> Systeme mit unterschiedlichen Herstellern und<br />

Technologien kommt es <strong>in</strong> den meisten Fällen zu Interoperabilitätsproblemen.<br />

Zur Verbesserung <strong>der</strong> Situation<br />

wurde bisher <strong>der</strong> Weg <strong>der</strong> Standardisierung bevorzugt.<br />

Dies hat die Interoperabilitätsproblematik<br />

jedoch nicht vollends gelöst, da die Standards von den<br />

Herstellern als zu aufgeweicht o<strong>der</strong> zu restriktiv angesehen<br />

werden, um ihre Produkte von den Mitbewerbern<br />

abzugrenzen [3].<br />

Die VDI 3813 ermöglicht neue Wege, die Interoperabilitätsproblematik<br />

zu lösen, da sie e<strong>in</strong>e technologieunabhängige,<br />

semantische Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Funktionen und ihrer<br />

Interaktionen ermöglicht. Gel<strong>in</strong>gt es, diese Def<strong>in</strong>ition auf<br />

BILD 3: Automationsschema für e<strong>in</strong>e komb<strong>in</strong>ierte Raumtemperatur- und Beleuchtungsregelung<br />

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HAUPTBEITRAG<br />

die Technologien abzubilden, lässt sich die Interoperabilität<br />

verbessern, da e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Spezifikation besteht,<br />

um <strong>in</strong>teroperable Geräte zu f<strong>in</strong>den. Hierzu stellt <strong>der</strong> folgende<br />

Abschnitt e<strong>in</strong>e neue Assistenztechnologie vor.<br />

2. WERKZEUGE FÜR SYSTEMINTEGRATOREN<br />

2.1 Fe<strong>in</strong>entwurf mit Verknüpfung von Geräten<br />

Der System<strong>in</strong>tegrator kann die zuvor vorgestellten Werkzeuge<br />

auch nutzen, um e<strong>in</strong> Angebot o<strong>der</strong> den Systementwurf<br />

zu erstellen. Entwe<strong>der</strong> importiert er die Ausschreibung<br />

o<strong>der</strong> setzt die Werkzeuge selbst e<strong>in</strong>, um das Automationsschema<br />

zu erstellen.<br />

Wenn <strong>der</strong> System<strong>in</strong>tegrator auf e<strong>in</strong>e Ausschreibung<br />

bietet, muss er Aufwände und Mengengerüste abschätzen.<br />

Die Herausfor<strong>der</strong>ung: Anzahl und Typ <strong>der</strong> Geräte<br />

abzuschätzen, ohne e<strong>in</strong>en vollständigen Systementwurf<br />

zu erstellen. Dies verschärft das Interoperabilitätsproblem,<br />

da Geräte bereits ausgewählt werden, ohne dass<br />

ihre Interoperabilität geprüft werden kann.<br />

Beim Systementwurf wie<strong>der</strong>um muss <strong>der</strong> Integrator<br />

für alle Geräte die Verb<strong>in</strong>dungen <strong>der</strong> Datenpunkte und<br />

die Parameter def<strong>in</strong>ieren. Bei Automationssystemen mit<br />

mehreren tausend Geräten ist dies e<strong>in</strong> großer Aufwand.<br />

Hierbei nutzt er spezielle Softwarewerkzeuge. Die Werkzeuge<br />

vere<strong>in</strong>fachen den Prozess jedoch nur ger<strong>in</strong>gfügig,<br />

beispielweise durch e<strong>in</strong>fache Copy&Paste-Funktionen<br />

o<strong>der</strong> Templatebibliotheken auf Geräteebene.<br />

Der Aufwand und die Probleme lassen sich durch e<strong>in</strong><br />

neuartiges automatisches Entwurfsvorgehen deutlich<br />

reduzieren [2]. In diesem werden durch evolutionäre<br />

Algorithmen, die ihr Vorbild <strong>in</strong> <strong>der</strong> biologischen Evolution<br />

haben, verschiedene Entwürfe erzeugt, die e<strong>in</strong><br />

gegebenes Automationsschema erfüllen. Der Algorithmus<br />

bewertet die Entwürfe multikriteriell nach Funktionserfüllung,<br />

Gerätekosten, Interoperabilität, Herstellerhomogenität<br />

und Vernetzung. In mehreren Generationen<br />

versucht <strong>der</strong> Algorithmus durch Mutations- und<br />

Rekomb<strong>in</strong>ationsopera tionen Geräte im Entwurf durch<br />

an<strong>der</strong>e auszutauschen, um so e<strong>in</strong>en möglichst guten<br />

Entwurf zu f<strong>in</strong>den [7].<br />

Der Algorithmus greift auf e<strong>in</strong>e ontologiebasierte<br />

Gerätedatenbank zurück [1]. Die Datenbank enthält<br />

Gerätebeschreibungen verschiedener Hersteller und<br />

Technologien. Jedes Gerät wird beschrieben mit se<strong>in</strong>en<br />

realisierten Funktionen gemäß VDI 3813 sowie<br />

mit all se<strong>in</strong>en Funktionsblöcken und Datenpunkten.<br />

Ontologien s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Familie von Beschreibungssprachen,<br />

welche es erlauben, Konzepte und ihre Relationen<br />

auf formale, Computer-<strong>in</strong>terpretierbare Art zu<br />

beschreiben. Dies erlaubt leicht erweiterbare Modelle,<br />

aus denen neue Kenntnisse durch automatisches<br />

Schlussfolgern (Reason<strong>in</strong>g) abgeleitet werden können.<br />

Die verwendete Ontologie hat e<strong>in</strong>e hierarchische<br />

Struktur, bei <strong>der</strong> sich technologieneutrale Aspekte, wie<br />

Funktionen, von technologiespezifischen Elementen,<br />

wie Datentypen <strong>der</strong> Datenpunkte, bis h<strong>in</strong>ab zu herstellerspezifischen<br />

Aspekten, wie Funktionsblöcken,<br />

getrennt modellieren lassen. Das erhöht die Flexibilität<br />

und erlaubt technologiespezifische Standards, wie<br />

Geräteprofile, zu <strong>in</strong>tegrieren. Ferner reduziert es den<br />

Modellierungsaufwand redundanter Geräteattribute.<br />

Die Datenbank bewertet anhand <strong>der</strong> Informationen<br />

die Interoperabilität <strong>der</strong> Geräte und evaluiert ver-<br />

BILD 4: Fe<strong>in</strong>entwurf für e<strong>in</strong>e anwesenheitsabhängige Temperaturregelung<br />

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schiedene Gesichtspunkte, wie technische Kompatibilität,<br />

Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>der</strong> Datentypen und semantische<br />

Konformität <strong>der</strong> Funktionsblöcke und ihrer<br />

Datenpunkte [1]. Schließlich kann <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> selbst<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gerätedatenbank suchen, um entwe<strong>der</strong> spezifische<br />

Geräte auszuwählen o<strong>der</strong> die Suche bei <strong>der</strong><br />

Optimierung e<strong>in</strong>zuschränken.<br />

Bild 4 zeigt zum Beispiel e<strong>in</strong>en resultierenden Fe<strong>in</strong>entwurf<br />

für das Automationsschema <strong>in</strong> Bild 3. Die<br />

16 abstrakten Funktionen <strong>in</strong> dem Automationsschema<br />

können <strong>in</strong> diesem Fall durch 12 Funktionsblöcke<br />

auf 8 Geräten realisiert werden. Die gelb h<strong>in</strong>terlegten<br />

Funktionsblöcke liegen auf drahtgebundenen LON-<br />

Geräten und die violett h<strong>in</strong>terlegten s<strong>in</strong>d drahtlose<br />

EnOcean-Geräte. Der orangene Block stellt das Gateway<br />

dar. Die Interoperabilität <strong>der</strong> Geräte wird durch<br />

E<strong>in</strong>färben <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dungen zwischen zwei Datenpunkten<br />

im Fe<strong>in</strong>entwurfswerkzeug angezeigt. S<strong>in</strong>d<br />

sie <strong>in</strong>teroperabel, so wird die Verb<strong>in</strong>dung schwarz<br />

gezeichnet, sonst ist die Verb<strong>in</strong>dung rot. In ähnlicher<br />

Weise werden E<strong>in</strong>gangsdatenpunkte kodiert: müssen<br />

sie verbunden werden, s<strong>in</strong>d sie rot, sonst s<strong>in</strong>d sie<br />

optional und blau dargestellt.<br />

Der evolutionäre Optimierungsansatz erzeugt mehrere<br />

unterschiedliche Entwürfe, welche pareto-optimal<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Kriterien besser o<strong>der</strong> schlechter se<strong>in</strong><br />

können. Dadurch kann <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> selbst entscheiden,<br />

welchen Entwurf er wählt und ob ihm dabei die<br />

Kosten o<strong>der</strong> die Herstellerhomogenität wichtiger s<strong>in</strong>d.<br />

Bild 5 zeigt den Ergebnisdialog mit den Statistiken<br />

dreier unterschiedlicher Entwürfe. Mit <strong>der</strong> Auswahl<br />

wird dem Anwen<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Geräte, <strong>der</strong><br />

Inter operabilitätsbewertung und bei <strong>der</strong> Erzeugung <strong>der</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dungen assistiert und ihm werden neue Möglichkeiten<br />

eröffnet, die Vielfalt am Markt zu sondieren.<br />

2.2 Assistenz bei <strong>der</strong> Parametrisierung<br />

Die Parametrisierung ist e<strong>in</strong> weiterer Punkt, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>em<br />

System<strong>in</strong>tegrator viel Aufwand bereitet. Wichtige Parameter<br />

können durch den automatischen Entwurf e<strong>in</strong>gestellt<br />

werden. So besitzen e<strong>in</strong>ige Geräte beson<strong>der</strong>e Parameter,<br />

die die Funktionalität e<strong>in</strong>es Funktionsblocks<br />

än<strong>der</strong>n, <strong>in</strong>dem zwischen verschiedenen Operationsmodi<br />

gewechselt wird. Als Beispiel sei e<strong>in</strong>e Beleuchtungssteuerung<br />

genannt, die von e<strong>in</strong>er Steuerung auf<br />

e<strong>in</strong>e anwesenheitsabhängige Beleuchtungsregelung umschalten<br />

kann. Da diese Parameter direkt die Funktionalität<br />

des Gerätes be<strong>in</strong>flussen, werden sie bei <strong>der</strong> Optimierung<br />

entsprechend so gesetzt, dass das Gerät die<br />

benötigte Funktionalität erfüllt.<br />

Das Zuweisen nichtfunktionaler Parameter, wie Reglerparameter,<br />

lässt sich durch die Arbeit mit Templates<br />

stark vere<strong>in</strong>fachen. So hat <strong>der</strong> System<strong>in</strong>tegrator nach<br />

<strong>der</strong> Auswahl e<strong>in</strong>es Fe<strong>in</strong>entwurfs die Möglichkeit, diesen<br />

weiter zu bearbeiten und für e<strong>in</strong>zelne Datenpunkte<br />

passende Parameter zu def<strong>in</strong>ieren. Die Parameter werden<br />

dann während <strong>der</strong> Inbetriebnahme automatisch<br />

allen Geräten zugewiesen, welche das Template realisieren.<br />

Dafür wird wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> generativer Ansatz verwendet,<br />

welcher die Templates für alle Räume und<br />

Gebäudeteile vervielfältigt, denen das Template zugewiesen<br />

wurde. Der Entwurf wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Datenbank<br />

gespeichert, welche bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme weiter verwendet<br />

werden kann.<br />

BILD 5: Ergebnisdialog <strong>der</strong> Optimierung<br />

BILD 6: Webseite zur Unterstützung <strong>der</strong> Inbetriebnahme<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

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HAUPTBEITRAG<br />

2.3 Assistenz bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme<br />

Das bisherige Vorgehen erleichtert e<strong>in</strong>em System<strong>in</strong>tegrator<br />

o<strong>der</strong> Installateur auch die Inbetriebnahme. Für<br />

e<strong>in</strong>ige Technologien wie LON o<strong>der</strong> KNX wird die Inbetriebnahme<br />

durch Entwurfsdatenbanken unterstützt,<br />

welche es erlauben, den Entwurf <strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>in</strong>stalliertes<br />

Netzwerk zu übertragen. Die Hauptaufgabe ist die Zuordnung<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Geräte zum Entwurf. Hierfür<br />

besitzen die Geräte Kommissionierungstaster, welche<br />

bei Betätigung das Gerät veranlassen, e<strong>in</strong>e Identifikationsnachricht<br />

zu versenden. Durch sequenzielles Drücken<br />

<strong>der</strong> Taster auf den Geräten und Zuweisen im Inbetriebnahmewerkzeug<br />

kann das System nach und nach<br />

kommissioniert werden. Da die Werkzeuge die Geräte<br />

aber nach <strong>der</strong> Netzwerktopo logie verwalten und nicht<br />

nach ihrem Installationsort, erfor<strong>der</strong>t die Zuweisung<br />

e<strong>in</strong>igen Suchaufwand.<br />

Der templatebasierte Entwurf bietet weitere Assistenzfunktionen<br />

an. Zum e<strong>in</strong>en unterstützt das vorgestellte<br />

Vorgehen den Export des Entwurfes <strong>in</strong> die LNS-Datenbank<br />

von LON-Systemen. Darüber h<strong>in</strong>aus wird <strong>in</strong> dem<br />

EU- Projekt Scuba e<strong>in</strong> technologieübergreifen<strong>der</strong> Ansatz<br />

entwickelt. Der Ansatz nutzt e<strong>in</strong>e Middleware, welche<br />

verschiedene Feldbustechnologien unterstützt und auf<br />

die im Entwurf erzeugte Datenbank zugreift. Damit ist<br />

bekannt, <strong>in</strong> welchem Raum welche Geräte mit welchen<br />

Verb<strong>in</strong>dungen und Parametern <strong>in</strong>stalliert werden sollen.<br />

Erkennt die Middleware e<strong>in</strong> Gerät, so weist sie diesem<br />

die E<strong>in</strong>stellungen zu. Die Middleware übernimmt dabei<br />

auch Gatewayfunktionalität. Tauschen Geräte ungleicher<br />

Feldbustechnologien Nachrichten aus, so werden diese<br />

automatisch konvertiert.<br />

Die Middleware muss die Geräte nicht notwendigerweise<br />

durch die Kommissionierungstaster identifizieren,<br />

son<strong>der</strong>n kann auf e<strong>in</strong>en Kommissionierungsdialog<br />

im Entwurfssystem zurückgreifen. Der <strong>in</strong> Bild 6<br />

gezeigte Dialog ist mit e<strong>in</strong>em Smartphone o<strong>der</strong><br />

Tablet als Webseite aufrufbar und zeigt den Gebäudeplan<br />

<strong>in</strong> 2D an. Wird e<strong>in</strong> neues Gerät von <strong>der</strong> Middleware<br />

erkannt, so kann <strong>der</strong> Integrator den Raum angeben,<br />

<strong>in</strong> dem er sich gerade bef<strong>in</strong>det. Aus <strong>der</strong> Datenbank<br />

kann auf das zu kommissionierende Gerät geschlossen<br />

werden. Zusätzlich zeigt <strong>der</strong> Dialog die<br />

Position <strong>der</strong> zu <strong>in</strong>stallierenden Geräte an, welche zuvor<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Platzierungswerkzeug festgelegt worden<br />

s<strong>in</strong>d. Damit kann sich <strong>der</strong> Installateur auf die<br />

Installation konzentrieren.<br />

FAZIT<br />

In dem Beitrag wurden Assistenssysteme für den Entwurf<br />

von GAS vorgestellt. Sie bieten Unterstützung bei <strong>der</strong><br />

Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Funktionen gemäß EN 15232<br />

Def<strong>in</strong>ition technologieunabhängiger Automationsschemata<br />

gemäß VDI 3813<br />

Auswahl <strong>in</strong>teroperabler Geräte<br />

Erzeugung optimierter Entwürfe<br />

Parametrierung <strong>der</strong> Geräte<br />

Inbetriebnahme durch positionsbasierte Kommissionierung<br />

H<strong>in</strong>terlegt s<strong>in</strong>d die Assistenzfunktionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kette<br />

<strong>in</strong>dividueller Softwarewerkzeuge für Planer, System<strong>in</strong>tegratoren<br />

und Installateure. Sie nehmen ihnen die<br />

Durchführung von Rout<strong>in</strong>eaufgaben ab, wie die Verknüpfung<br />

und Parametrierung von Geräten, und beraten<br />

bei <strong>der</strong> Erfüllung von Energieeffizienzklassen und <strong>der</strong><br />

Auswahl <strong>in</strong>teroperabler Geräte.<br />

Das beschriebene Vorgehen demonstriert, wie bei<br />

großen heterogenen Automationssystemen <strong>der</strong> Entwurfsprozess<br />

durch Assistenztechnologien automatisiert,<br />

vere<strong>in</strong>facht und qualitativ verbessert werden<br />

kann. Das Vor gehen ist auch für an<strong>der</strong>e Zweige <strong>der</strong><br />

Automation, wie die Fertigungs- und Prozessautomation,<br />

denkbar [10].<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

02.05.2012<br />

AUTOREN<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Dr.-Ing. JÖRN PLÖNNIGS (geb. 1976) ist Leiter <strong>der</strong><br />

ESF Nachwuchsforschergruppe Energy Design am<br />

Lehrstuhl für Technische Informationssysteme<br />

(TIS). Hauptarbeitsgebiete: Automatischer Entwurf,<br />

Drahtlose Sensornetzwerke, Smart Build<strong>in</strong>gs.<br />

Technische Universität Dresden,<br />

Fakultät Informatik,<br />

Institut für Angewandte Informatik,<br />

Lehrstuhl für Technische Informationssysteme,<br />

D-01062 Dresden,<br />

Tel. +49 (0) 351 46 33 80 66,<br />

E-Mail: joern.ploennigs@tu-dresden.de<br />

Dipl.-Inf. UWE RYSSEL (geb. 1980) ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter des Lehrstuhls TIS. Er forscht auf<br />

dem Gebiet <strong>der</strong> automatischen Migration von<br />

Entwürfen, Generative Programmierung und<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse.<br />

Technische Universität Dresden,<br />

Fakultät Informatik,<br />

Institut für Angewandte Informatik,<br />

Lehrstuhl für Technische Informationssysteme,<br />

D-01062 Dresden,<br />

Tel. +49 (0) 351 46 33 85 02,<br />

E-Mail: uwe.ryssel@tu-dresden.de<br />

34<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


REFERENZEN<br />

[1] Dibowski, H., Kabitzsch, K.: Ontology-Based Device<br />

Descriptions and Device Repository for Build<strong>in</strong>g Automation<br />

Devices. EURASIP Journal on Embedded Systems (2011),<br />

H. 2011, ISSN 1687-3955,<br />

Article ID 623461<br />

[2] Dibowski, H., Ploennigs, J., Kabitzsch, K.: Automatisierter<br />

Entwurf von <strong>Gebäudeautomation</strong>ssystemen. <strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis, 50(4),<br />

S. 58–67, 2008<br />

[3] Dietrich, D.; Bruckner, D.; Zucker, G.; Palensky, P.:<br />

Communication and Computation <strong>in</strong> Build<strong>in</strong>gs: A Short<br />

Introduction and Overview. IEEE Trans. Ind. Electron.,<br />

57(11), S. 3577–3584, 2010<br />

[4] DIN EN 15232 – Energieeffizienz von Gebäuden –<br />

E<strong>in</strong>fluss von <strong>Gebäudeautomation</strong> und Gebäudemanagement,<br />

2012<br />

[5] IEC 61499 – Function blocks – Part 1: Architecture, 2005<br />

[6] Kabitzsch, K.; Naake, J.; Theiss, S.; Vasyutynskyy, V.:<br />

Untersuchung zum Fernzugriff auf Automatisierungstechnik.<br />

In: <strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische Praxis,<br />

48(7) 7, S. 33 37, 2006<br />

[7] Oezluek, A. C., Ploennigs, J., Kabitzsch, K.: Design<strong>in</strong>g<br />

build<strong>in</strong>g automation systems us<strong>in</strong>g evolutionary<br />

algorithms with semi-directed variations.<br />

In: IEEE Int. Conf. on Systems Man and Cybernetics,<br />

S. 2328 – 2335. IEEE, 2010<br />

[8] Ryssel, U., Dibowski, H., Kabitzsch, K.: Generation of<br />

function block based designs us<strong>in</strong>g semantic web<br />

technologies. In: IEEE Int. Conf. on Emerg<strong>in</strong>g Technol.<br />

and Factory Autom. S. 698–705. IEEE, 2009<br />

[9] Runde, S.; Dibowski, H.; Fay, A.;Kabitzsch, K.:<br />

Integrated automated design approach for build<strong>in</strong>g<br />

automation systems. In: IEEE Int. Conf. on Emerg<strong>in</strong>g<br />

Technologies and Factory Automation, S. 1488 –1495.<br />

IEEE, 2008.<br />

[10] Schmitz, S.; Schluetter, M.; Epple, U.: Automation of<br />

Automation – Def<strong>in</strong>ition, Components and Challenges.<br />

In: IEEE Int. Conf. on Emerg<strong>in</strong>g Technologies and Factory<br />

Automation, S. 1 – 7. IEEE, 2009. doi:10.1109/ETFA.<br />

2009.5347197<br />

[11] VDI 3813 – <strong>Gebäudeautomation</strong> (GA) – Raumautomationsfunktionen<br />

(RA-Funktionen), 2011<br />

Dipl.-Inf. HENRIK DIBOWSKI (geb. 1979) ist<br />

wissenschaft licher Mitarbeiter des Lehrstuhls TIS.<br />

Arbeitsgebiete s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> automatisierte Entwurf, die<br />

semantische Spezifikation von Geräten und ihrer<br />

Applikationen und die automatische Interoperabilitätsauswertung.<br />

Technische Universität Dresden,<br />

Fakultät Informatik,<br />

Institut für Angewandte Informatik,<br />

Lehrstuhl für Technische Informations systeme,<br />

D-01062 Dresden,<br />

Tel. +49 (0) 351 46 33 80 68,<br />

E-Mail: henrik.dibowski@tu-dresden.de<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. KLAUS KABITZSCH (geb. 1953)<br />

ist Inhaber des Lehrstuhls für Technische Informationssysteme<br />

an <strong>der</strong> TUD mit Themen zu vernetzten<br />

Automatisierungssystemen <strong>in</strong> Industrie und<br />

Gebäude, Entwurf, Optimierung, Inbetriebnahme,<br />

Test und Diagnose.<br />

Technische Universität Dresden,<br />

Fakultät Informatik,<br />

Institut für Angewandte Informatik,<br />

Lehrstuhl für Technische Informations systeme,<br />

D-01062 Dresden,<br />

Tel. +49 (0) 351 46 33 82 89,<br />

E-Mail: klaus.kabitzsch@tu-dresden.de<br />

Dipl.-Inf. MATTHIAS LEHMANN (geb. 1981) ist<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls TIS.<br />

Spezialgebiete s<strong>in</strong>d serviceorientierte Architekturen<br />

und Optimierungsansätze.<br />

Technische Universität Dresden,<br />

Fakultät Informatik,<br />

Institut für Angewandte Informatik,<br />

Lehrstuhl für Technische Informations systeme,<br />

D-01062 Dresden,<br />

Tel. +49 (0) 351 46 33 83 62,<br />

E-Mail: matthias.lehmann@tu-dresden.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

35


HAUPTBEITRAG<br />

Systemkomplexität <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Automation beherrschen<br />

Intelligente Assistenzsysteme unterstützen den Menschen<br />

Die Integration <strong>der</strong> Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und neue Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Produktionstechnik erhöhen die Komplexität <strong>der</strong> Automation und überfor<strong>der</strong>n<br />

den Menschen, womit die Arbeitseffektivität s<strong>in</strong>kt. Um dieser Situation zu begegnen,<br />

werden <strong>in</strong> diesem Beitrag <strong>in</strong>telligente Assistenzsysteme h<strong>in</strong>terfragt, die die Menschen<br />

bei fortschreiten<strong>der</strong> Systemkomplexität während <strong>der</strong> Inbetriebnahme und beim Betrieb<br />

unterstützen und nicht weiter von wertschöpfenden Tätigkeiten abhalten sollen. Am<br />

Beispiel <strong>der</strong> Lemgoer Modellfabrik als Forschungsplattform werden typische Assistenzfunktionen<br />

für die Selbstkonfiguration, Selbstdiagnose und Selbstoptimierung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Automation vorgestellt sowie <strong>der</strong>en notwendige Fähigkeiten analysiert.<br />

SCHLAGWÖRTER Assistenzsysteme / Intelligente technische Systeme / Beherrschung <strong>der</strong><br />

steigenden Komplexität<br />

Intelligent Assistance Systems to control the Complexity<br />

of <strong>in</strong>dustrial Automation Systems<br />

Increas<strong>in</strong>g <strong>in</strong>tegration of ICT and challeng<strong>in</strong>g requirements to production systems <strong>in</strong> crease<br />

the complexity of automation systems cont<strong>in</strong>ously. This leads to an excessive demand of<br />

the <strong>in</strong>volved people with the result of a decreas<strong>in</strong>g work efficiency. To counter this situation,<br />

<strong>in</strong> this paper the usage of <strong>in</strong>telligent assistant systems is described, to support<br />

human users of automation systems to handle <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g system complexity and to avoid<br />

non-value add<strong>in</strong>g activities. With the Lemgo smart factory as an research and demonstration<br />

platform typical assistance functions for self-configuration, self-diagnosis and<br />

self-optimization of <strong>in</strong>dustrial automation systems are described and its requirements are<br />

analyzed. Important research questions <strong>in</strong> this field are addressed.<br />

KEYWORDS assistance systems / <strong>in</strong>telligent technical systems / control the <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g<br />

system complexity<br />

36<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


JÜRGEN JASPERNEITE, OLIVER NIGGEMANN, Fraunhofer-Anwendungszentrum Industrial Automation<br />

Steigende Anfor<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> Produktionstechnik<br />

und die fortschreitende IKT-Integration<br />

führen zu e<strong>in</strong>em erheblichen Anstieg <strong>der</strong><br />

Komplexität <strong>der</strong> Automatisierungssysteme [1].<br />

Heute werden im Masch<strong>in</strong>enbau schon bis zu<br />

50 Prozent des gesamten Entwicklungsaufwands <strong>in</strong>vestiert,<br />

um die notwendige Software zu erstellen [2]. Forschungsrichtungen,<br />

wie zum Beispiel das Internet <strong>der</strong><br />

D<strong>in</strong>ge, Industrie 4.0 o<strong>der</strong> Cyber Physical Systems (CPS),<br />

werden die Systemkomplexität aufgrund <strong>der</strong> fortschreitenden<br />

IKT-Integration und <strong>der</strong> Vernetzung <strong>der</strong> Systeme<br />

noch verstärken [3].<br />

Diese Ausgangssituation löst e<strong>in</strong>e zunehmende<br />

Überfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Menschen aus, die mit diesen Systemen,<br />

zum Beispiel für die Aufgabenfel<strong>der</strong> Programmierung,<br />

Bedienung, Instandhaltung und Service,<br />

arbeiten. Das senkt die Arbeitseffektivität <strong>der</strong> Benutzer<br />

von Automatisierungssystemen im Entwurf, im<br />

Aufbau und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wartung von Anlagen. Die Folge:<br />

lange Inbetriebnahmezeiten im Anlagenhochlauf,<br />

hohe Fehleranfälligkeit durch verbleibende Hard- und<br />

Softwarefehler und damit verbunden die Gefahr von<br />

Stillstandzeiten sowie e<strong>in</strong> häufig nicht ressourcenoptimierter<br />

Betrieb <strong>der</strong> automatisierten Anlagen. Ähnliche<br />

Problemstellungen s<strong>in</strong>d auch aus an<strong>der</strong>en hochtechnisierten<br />

Bereichen bekannt; die Gesellschaft<br />

für Informatik (GI) sieht dr<strong>in</strong>genden Handlungsbedarf<br />

zur besseren Beherrschbarkeit komplexer technischer<br />

Systeme [4].<br />

Dieser steigenden Komplexität <strong>der</strong> Automatisierungssysteme<br />

lässt sich auf zweierlei Weise begegnen:<br />

1 | Reduktion <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Automatisierungssysteme<br />

durch Reduzierung <strong>der</strong> enthaltenen Systemelemente<br />

und <strong>der</strong>en Relationen. Dieser Weg ist <strong>in</strong><br />

Anbetracht <strong>der</strong> steigenden Anfor<strong>der</strong>ungen nicht<br />

vielversprechend.<br />

2 | Die wachsende Systemkomplexität zuzulassen, aber<br />

gleichzeitig <strong>der</strong>en Wirkung auf den Menschen durch<br />

neuartige Assistenzsysteme als weniger kompliziert<br />

ersche<strong>in</strong>en zu lassen.<br />

Als Lösung bietet sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von <strong>in</strong>telligenten<br />

Assistenzsystemen an. Der Begriff <strong>in</strong>telligent wird dabei<br />

aus dem Forschungsgebiet <strong>der</strong> Künstlichen Intelligenz<br />

und <strong>der</strong> Kognition entnommen und auf die <strong>in</strong>dustrielle<br />

Automation angewendet. Intelligenz bezeichnet dabei<br />

nach dem amerikanischen Forscher Marv<strong>in</strong> Lee M<strong>in</strong>sky<br />

die Fähigkeit von Assistenzsystemen, „Aufgaben zu<br />

lösen, zu <strong>der</strong>en Lösung Intelligenz notwendig ist, wenn<br />

sie vom Menschen durchgeführt werden“. Intelligente<br />

Assistenzsysteme sollen also zunehmend Aufgaben von<br />

menschlichen Experten übernehmen, um diese zu unterstützen<br />

o<strong>der</strong> zu entlasten.<br />

Das Grundpr<strong>in</strong>zip ist <strong>in</strong> Bild 1 zu sehen: Informationen<br />

über das technische System und dessen aktuellen Zustand<br />

werden von <strong>der</strong> Automatisierungstechnik erfasst<br />

(l<strong>in</strong>ke Seite von Bild 1) und müssen vom Anwen<strong>der</strong> verstanden<br />

werden (rechte Seite von Bild 1), zum Beispiel,<br />

um Fehler o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Optimierungspotenzial zu erkennen.<br />

Da diese Informationen immer komplexer werden, sollen<br />

Assistenzsysteme dem Anwen<strong>der</strong> helfen, die Informationen<br />

zu <strong>in</strong>terpretieren und zu nutzen (Mitte Bild 1). Intelligente<br />

Assistenzsysteme verstecken die Systemkomplexität<br />

vor dem Anwen<strong>der</strong> und erlauben e<strong>in</strong>e abstraktere,<br />

das heißt menschenzentrierte, Sicht auf die Systeme.<br />

In diesem Beitrag geht es vor allen D<strong>in</strong>gen um<br />

Assistenzsysteme, die zur Laufzeit e<strong>in</strong>er automatisierten<br />

Masch<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> Anlage zum E<strong>in</strong>satz kommen und nicht<br />

um unterstützende Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planungs- und Entwurfsphase.<br />

Die Produktionstechnik ist seit Längerem e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Anwendungsgebiet für <strong>in</strong>telligente o<strong>der</strong> kognitive<br />

technische Systeme, wobei die Intelligenz beziehungsweise<br />

Kognition dabei zumeist <strong>in</strong> den Automatisierungssystemen<br />

umgesetzt wird. Der geme<strong>in</strong>same Nenner dieser<br />

Arbeiten ist nach [8]: „[...] the application of Artificial<br />

Intelligence (AI) methods and techniques.“<br />

Der Schwerpunkt <strong>der</strong> meisten Arbeiten <strong>in</strong> diesem Gebiet<br />

liegt auf Planungs- und Optimierungsschritten, zumeist<br />

auf Ebene <strong>der</strong> Manufactur<strong>in</strong>g-Execution-Systeme<br />

(MES) und vor allem unter Verwendung von symbolischem<br />

Wissen über die Produkte und die Produktions-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

37


HAUPTBEITRAG<br />

technik [7, 8]. Basis s<strong>in</strong>d im Allgeme<strong>in</strong>en kognitive Referenzarchitekturen<br />

wie SOAR [7], oft unter Erweiterung<br />

um Architekturen mit mehrschichtigen, aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

aufbauenden kognitiven Fähigkeiten [9,10]. Der Lernaspekt<br />

zielt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mehrheit auf Parameteroptimierungen<br />

o<strong>der</strong> Regleranpassungen [11], das Lernen von symbolischem<br />

Wissen ist eher selten anzutreffen [15]. Warum<br />

gerade das Lernen e<strong>in</strong> offenes Problem darstellt, erklärt<br />

zum Beispiel Brachman [12]: „Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> the context of<br />

a full-blown cognitive system is not a unitary th<strong>in</strong>g. There<br />

are many types of learn<strong>in</strong>g – whether or not they are<br />

based on some common mechanism, I can’t tell you – but<br />

skill learn<strong>in</strong>g and language learn<strong>in</strong>g and discover<strong>in</strong>g patterns<br />

<strong>in</strong> data and learn<strong>in</strong>g to build th<strong>in</strong>gs are all different.“<br />

Generell fehlt e<strong>in</strong>e Kategorisierung <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automation<br />

benötigten kognitiven Fähigkeit <strong>in</strong>klusive <strong>der</strong> Abbildung<br />

auf die entsprechenden Anwendungsfälle und Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Automation. Zur Veranschaulichung<br />

eignen sich entsprechende Forschungs- und Demonstrationsplattformen,<br />

wie beispielsweise die<br />

Smartfactory KL des Deutschen Forschungszentrums für<br />

Künstliche Intelligenz (DFKI) <strong>in</strong> Kaiserlautern [5] o<strong>der</strong><br />

die geme<strong>in</strong>sam von Fraunhofer und <strong>der</strong> Hochschule Ostwestfalen-Lippe<br />

betriebene Lemgoer Modellfabrik [6].<br />

1. KONFIGURATIONSASSISTENTEN UND ADAPTIVITÄT<br />

Während mo<strong>der</strong>ne Produktionsanlagen aus Sicht des<br />

Masch<strong>in</strong>enbaus oft schon modular aufgebaut s<strong>in</strong>d und<br />

dadurch schnelle Rekonfigurationen pr<strong>in</strong>zipiell unterstützen,<br />

stellen die statisch programmierten Automatisierungssysteme<br />

den Engpass dar.<br />

So müssen bei e<strong>in</strong>em Anlagenumbau Steuerungsprogramme<br />

umprogrammiert, Netzwerke neu konfiguriert<br />

und Leitsysteme angepasst werden. Diese Schritte erfolgen<br />

häufig direkt an <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> Anlage und kosten<br />

Zeit und bergen das Risiko von Fehlern. Intelligente<br />

Konfigurationsassistenten sollen diese Aufgaben im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>es Plug-and-Play o<strong>der</strong> Plug-and-Produce (PnP) <strong>in</strong><br />

Zukunft weitestgehend automatisch durchführen und<br />

damit die Inbetriebnahme- und Umbauphasen von Anlagen<br />

signifikant verkürzen (Bild3).<br />

Assistenzfunktionen im Bereich <strong>der</strong> Selbstkonfiguration<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Beispiel für <strong>in</strong>telligente technische Systeme<br />

mit <strong>der</strong> Fähigkeit zur Adaptivität: Adaptive Systeme<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, Lösungsstrategien <strong>in</strong> sich än<strong>der</strong>nden<br />

Umgebungen selbstständig zu entwickeln. Dies steht im<br />

Gegensatz zum aktuellen Stand <strong>der</strong> Technik, so werden<br />

zum Beispiel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automation Lösungsstrategien noch<br />

fest <strong>in</strong> Form von Steuerungsprogrammen vom Menschen<br />

vorgegeben.<br />

So besteht <strong>der</strong> Hauptunterschied zwischen <strong>der</strong> konventionellen<br />

Automation und den <strong>in</strong>telligenten Konfigurationsassistenten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwendung von explizitem<br />

Domänenwissen durch die Assistenzsysteme (siehe<br />

auch Bild 2). Solch explizites, formalisiertes Domänenwissen,<br />

zum Beispiel über die Masch<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> Anlage,<br />

über das Automatisierungssystem o<strong>der</strong> über physikalische<br />

H<strong>in</strong>tergründe, ist von Rechnern verarbeitbar. Hierzu<br />

werden Methoden des masch<strong>in</strong>ellen Schließens verwendet<br />

[13]. So können die Algorithmen mit deskriptiven<br />

Zielvorgaben (wie „Produziere e<strong>in</strong> Produkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

vorgegebenen Güte und Zeit“) arbeiten, anstatt auf heute<br />

übliche statische, durch den Menschen vorgegebene<br />

Handlungsabläufe (beispielsweise „bewege Roboter auf<br />

Position A, starte Transportband für 5 sec, ....“) angewiesen<br />

zu se<strong>in</strong>. Es werden also statische, lösungsorientierte<br />

Handlungsvorgaben durch abstrakte ergebnisorientierte<br />

Zielvorgaben ersetzt. Das erhöht die Flexibilität <strong>der</strong><br />

Automatisierungssysteme und verr<strong>in</strong>gert den Aufwand<br />

beim Menschen.<br />

Die Konfigurationsunterstützung umfasst dabei zwei<br />

Schritte:<br />

1 | Zuerst muss die Planung des angestrebten Produktionsablaufes<br />

auf MES-Ebene (MES: Manufactur<strong>in</strong>g-<br />

Execution-System) durchgeführt werden [9,11].<br />

Der Produktionsablauf legt fest, <strong>in</strong> welcher zeitlichen<br />

Reihenfolge die E<strong>in</strong>zelmasch<strong>in</strong>en arbeiten,<br />

um das Endprodukt zu erzeugen. Aktuell werden<br />

Beschreibungen <strong>der</strong> zur Verfügung stehenden<br />

Ressourcen/Geräte und die Zielvorgabe als Modell<br />

genutzt. Algorithmisch kommen zumeist Suchverfahren,<br />

masch<strong>in</strong>elles Schließen und Optimierungsverfahren<br />

zum E<strong>in</strong>satz.<br />

2 | Im nächsten Schritt identifiziert das Automatisierungsmodul,<br />

bestehend aus Steuerung, Feldgeräten<br />

und so weiter, selbststständig se<strong>in</strong>e Rolle im Gesamtablauf<br />

<strong>der</strong> Produktion <strong>in</strong>klusive aller benötigter<br />

Kommunikationsbeziehungen für die notwendige<br />

System<strong>in</strong>tegration [22, 23, 28].<br />

Für die Integration von Anlagenmodulen auf Feld- und<br />

Steuerungsebene (Schritt 2) s<strong>in</strong>d im Wesentlichen drei<br />

Aufgaben zu leisten:<br />

1 | Herstellen e<strong>in</strong>er grundsätzlichen Konnektivität durch<br />

Realisierung e<strong>in</strong>es Ad-hoc-Kommunikationskanals<br />

zwischen e<strong>in</strong>er Management<strong>in</strong>stanz für die PnP-Funktionalität<br />

und dem neuen Anlagenmodul ( Bild 3).<br />

2 | Infrastruktur zur Herstellung e<strong>in</strong>er Interaktionsfähigkeit<br />

zwischen dem Automatisierungsmodul und<br />

<strong>der</strong> Umgebung (Middleware).<br />

3 | Selbstbeschreibung <strong>der</strong> Funktionalität des Anlagenmoduls<br />

(Semantik).<br />

Zu 1: In <strong>der</strong> Automation s<strong>in</strong>d Echtzeit-Ethernetsysteme<br />

(RTE) Stand <strong>der</strong> Technik. Bei je<strong>der</strong> Anpassung <strong>der</strong> Netzkonfiguration<br />

aufgrund von Anlagenumbauten s<strong>in</strong>d<br />

heute manuelle Konfigurations- und Planungsschritte<br />

notwendig, die e<strong>in</strong>er Selbstkonfiguration im Wege stehen.<br />

Heutige RTE-Systeme bieten neben <strong>der</strong> zeitkritischen<br />

Prozessdatenübertragung auch e<strong>in</strong>en parallel<br />

nutzbaren IP-basierten Kommunikationskanal an, <strong>der</strong><br />

sich für den Austausch <strong>der</strong> Informationen zur Selbstkonfiguration<br />

anbietet [20].<br />

Für diesen IP-basierten Kommunikationskanal ist<br />

zunächst die Adressvergabe und das Discovery zu lösen.<br />

Hierzu stehen auf OSI-Schicht 2 standardisierte Protokolle,<br />

wie LLDP (IEEE 802.1 AB) o<strong>der</strong> Vorschläge für<br />

38<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


effiziente Autokonfigurationsverfahren auf Basis topologiebasierter<br />

MAC-Adressen [19] zur Verfügung. Auf <strong>der</strong><br />

Netzwerkschicht s<strong>in</strong>d Verfahren, wie Auto-IP o<strong>der</strong> DHCP<br />

bekannt.<br />

Zu 2: Für die Realisierung <strong>der</strong> notwendigen Interaktionsfähigkeit<br />

bietet sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er Middleware an,<br />

die e<strong>in</strong>e Abstraktion von <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Kommunikationstechnik<br />

ermöglicht und zum Beispiel über Web<br />

Services (wie OPC-UA, DPWS) standardisierte Dienste<br />

für die Erkundung <strong>der</strong> Umgebung und den Nachrichtenaustausch<br />

bietet [29, 30, 40]. Über diese Infrastruktur<br />

werden auch alle Parameter für die Konfiguration des<br />

RTE-Protokollstapels übertragen. Hierdurch kann die<br />

eigentliche Prozessdatenkommunikation mit ihren Echtzeitanfor<strong>der</strong>ungen<br />

über das RTE erfolgen. Diese Verfahren<br />

werden <strong>der</strong>zeit zum Beispiel <strong>in</strong> dem EU-Projekt IOT@<br />

Work [21] an <strong>der</strong> Lemgoer Modellfabrik auch vor dem<br />

H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> notwendigen IT-Sicherheit untersucht<br />

und erprobt. Der Lösungsansatz e<strong>in</strong>er Trennung <strong>der</strong><br />

Übertragung <strong>der</strong> Echtzeitdaten und <strong>der</strong> für die Selbstkonfiguration<br />

notwendigen Informationen ist mit allen<br />

RTEs möglich, die e<strong>in</strong>e IP-Kommunikation zulassen, die<br />

nicht projektiert werden muss. Am Beispiel des RTE Prof<strong>in</strong>et<br />

ließ sich die Tragfähigkeit nachweisen [25].<br />

Zu 3: Für e<strong>in</strong>e vollständige Selbstkonfiguration im hier<br />

dargestellten S<strong>in</strong>ne muss jedes Anlagenmodul nach dem<br />

Umbau identifizieren, welche Signale es an<strong>der</strong>en Anlagenmodulen,<br />

übergeordneten Steuerungen o<strong>der</strong> dem Leitsystem<br />

zur Verfügung stellen muss beziehungsweise welche<br />

es aus se<strong>in</strong>er Umgebung braucht. Dafür ist e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition<br />

<strong>der</strong> Semantik aller Signale mittels e<strong>in</strong>er masch<strong>in</strong>ell<br />

auswertbaren, funktionsbeschreibenden Anlagen-Modulbeschreibung<br />

notwendig. Auf <strong>der</strong> Feld- und Steuerungsebene<br />

stellt dieser Schritt noch e<strong>in</strong>e offene Forschungsfrage<br />

dar [22]. Generell existieren hierzu zwei Ansätze:<br />

1 | E<strong>in</strong>e Identifikation <strong>der</strong> Signale über e<strong>in</strong>deutige Namen<br />

setzt e<strong>in</strong>e zentrale Planung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Standardisierung<br />

<strong>der</strong> Automatisierungssysteme voraus und<br />

würde damit direkt dem Ziel <strong>der</strong> Wandlungsfähigkeit,<br />

das heißt <strong>der</strong> Unabhängigkeit bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>es Anlagenmoduls, wi<strong>der</strong>sprechen. Daher<br />

stellen Lastra und Delamer <strong>in</strong> [31] die Frage: „How<br />

to enable two devices with no previous knowledge<br />

on each other’s type, conceived us<strong>in</strong>g different paradigms<br />

and <strong>in</strong>teraction models but still with complementary<br />

skill sets, to <strong>in</strong>teract autonomously?“<br />

2 | E<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Semantik aller Signale mittels<br />

e<strong>in</strong>es masch<strong>in</strong>ell auswertbaren, funktionsbeschreibenden<br />

Informationsmodells könnte die<br />

Funktion e<strong>in</strong>es Signals im Kontext <strong>der</strong> Anlage modellieren.<br />

E<strong>in</strong> Konfigurationsservice <strong>in</strong> <strong>der</strong> Steuerung<br />

des Anlagenmoduls könnte dann anhand<br />

dieses Informationsmodells und e<strong>in</strong>es Schlussfolgerungsalgorithmus<br />

identifizieren, welche Signale<br />

es mit an<strong>der</strong>en Modulen austauschen muss.<br />

Dieser Ansatz entspricht <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Idee von<br />

<strong>in</strong>telligenten technischen Systemen: Wissen wird<br />

explizit und damit vom Computer verarbeitbar<br />

gemacht, das heißt es entstehen adaptive und flexible<br />

Systeme.<br />

BILD 1: Assistenzsysteme unterstützen den Benutzer künftig<br />

beim Umgang mit komplexen Automationssystemen.<br />

BILD 2: Das Grundpr<strong>in</strong>zip adaptiver Systeme<br />

BILD 3: Automatische System<strong>in</strong>tegration e<strong>in</strong>es Anlagenmoduls<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lemgoer Modellfabrik<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

39


HAUPTBEITRAG<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung beim zweiten Ansatz ist die Modellierung<br />

<strong>der</strong> Semantik <strong>in</strong> Form von Informationsmodellen.<br />

Diese müssen zum e<strong>in</strong>en ausdrucksstark genug se<strong>in</strong>, um<br />

die notwendige Semantik abzubilden. An<strong>der</strong>seits müssen<br />

effiziente Schlussfolgerungsmechanismen für den<br />

Formalismus existieren. E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Übersicht zu<br />

Informationsmodellen f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> [32]. In [31] werden<br />

zum Beispiel Semantic Web Services und Web Ontology<br />

Language (OWL) als Lösung vorgeschlagen. Loskyll et al.<br />

verwenden Semantic Annotations for Web Services Description<br />

Language (SAWSDL) und OWL [33]. E<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong>teressanten Ansatz stellt die Verwendung von OPC-<br />

UA-kompatiblen Informationsmodellen <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit OWL dar [34]. Generell besteht also e<strong>in</strong> erster Trend<br />

bezüglich <strong>der</strong> zu verwendenden Formalismen für die<br />

Informationsmodelle, während zu den notwendigen Inhalten<br />

<strong>der</strong> Modelle und <strong>der</strong> Schlussfolgerungsmechanismen<br />

noch offene Fragen existieren.<br />

2. DIAGNOSEASSISTENTEN UND DIE LERNFÄHIGKEIT<br />

Intelligente Diagnoseassistenten helfen dem Benutzer,<br />

frühzeitig Probleme und Verschleiß (Anomalieerkennung)<br />

zu erkennen und entsprechende Fehlerursachen<br />

(Diagnose) zu identifizieren und bei <strong>der</strong> Anlagenreparatur.<br />

Diese drei Schritte bauen dabei üblicherweise aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

auf.<br />

Generell ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktionstechnik die Zuverlässigkeit<br />

<strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>en und Anlagen e<strong>in</strong> wichtiges Ziel.<br />

Produktionsausfall durch Anlagenstillstände führt zu<br />

hohen Kosten. Gerade <strong>in</strong> verteilten Produktionsanlagen<br />

und <strong>in</strong> vernetzten Automatisierungssystemen ist die Fehlersuche<br />

aber sehr aufwendig, da <strong>der</strong> Ort e<strong>in</strong>es Fehlersymptoms<br />

nicht gleich dem Ort <strong>der</strong> Fehlerursache se<strong>in</strong><br />

muss. Das Bedien- und Instandhaltungspersonal steht<br />

daher bei auftretenden Fehlern unter hohem Zeit- und<br />

Erfolgsdruck, um die Anlage wie<strong>der</strong> anzufahren. Hier<br />

können Diagnoseassistenten helfen (siehe Bild 4).<br />

Grundlage <strong>der</strong> Diagnoseassistenten ist die Verfügbarkeit<br />

von formalisiertem Wissen über den automatisierten<br />

Produktionsprozess, zumeist <strong>in</strong> Form von Modellen.<br />

Diese Modelle werden zur Erkennung von Anomalien<br />

und von Fehlerursachen verwendet. Alle erkannten Probleme<br />

werden dem Fachpersonal über geeignete Mensch-<br />

Masch<strong>in</strong>e-Interaktionstechnologien (Leitsysteme, mobile<br />

Plattformen) mitgeteilt.<br />

Solche Diagnoseassistenten werden aus zwei Gründen<br />

bislang wenig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie e<strong>in</strong>gesetzt: Zum e<strong>in</strong>en ist<br />

die Modellerstellung arbeits<strong>in</strong>tensiv und kann oft nur<br />

von Experten ausgeführt werden. Zum an<strong>der</strong>en ist <strong>der</strong><br />

Genauigkeit von manuell erstellten Modellen oft e<strong>in</strong>e<br />

Grenze gesetzt: Anlagen verän<strong>der</strong>n sich häufig, zum Beispiel<br />

durch Verschleißprozesse, durch Umwelte<strong>in</strong>flüsse<br />

o<strong>der</strong> durch Umbauten.<br />

Hier bietet das masch<strong>in</strong>elle Lernen e<strong>in</strong>en Ausweg:<br />

Durch Beobachtung des Prozesses <strong>in</strong> Echtzeit kann das<br />

Modell und damit das notwendige Diagnosewissen masch<strong>in</strong>ell<br />

erlernt werden. Grundlage hierfür ist die Verfügbarkeit<br />

<strong>der</strong> Prozessdaten, die zum Betriebszeitpunkt<br />

<strong>in</strong> ausreichen<strong>der</strong> Menge erfasst werden können.<br />

Solche Assistenzfunktionen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Beispiel für<br />

<strong>in</strong>telligente technische Systeme basierend auf e<strong>in</strong>er<br />

Lernfähigkeit: Wie <strong>in</strong> Bild 5 zu sehen, erlernt <strong>der</strong> Diagnoseassistent,<br />

basierend auf <strong>der</strong> erfassten Anlagensituation<br />

(Situationserfassung), Wissen über das Anlagenverhalten<br />

<strong>in</strong> Normal- und Fehlersituationen und über die<br />

Wirkzusammenhänge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anlage.<br />

Mittels dieses gelernten Wissens analysiert <strong>der</strong> Diagnoseassistent<br />

das Anlagenverhalten im Betrieb und<br />

erkennt Anomalien und Fehlerursachen, die dann dem<br />

Benutzer mitgeteilt werden.<br />

Das Lernen von Modellen zur Anomalieerkennung<br />

und Diagnose ist e<strong>in</strong> typisches Anwendungsgebiet des<br />

masch<strong>in</strong>ellen Lernens. Wie <strong>in</strong> Bild 6 zu sehen, wird generell<br />

zwischen dem Lernen von Klassifikatoren für<br />

phänomenologische Diagnoseansätze und dem Lernen<br />

von Modellen für modellbasierte Diagnoseansätze<br />

unterschieden.<br />

1 | Phänomenologische Ansätze klassifizieren Beobachtungen<br />

direkt als korrekt o<strong>der</strong> <strong>in</strong>korrekt beziehungsweise<br />

klassifizieren sie gemäß <strong>der</strong> Fehlerursachen.<br />

2 | Modellbasierte Ansätze ermitteln zunächst Anomalien<br />

durch e<strong>in</strong>en Vergleich e<strong>in</strong>es Modells des Normalverhaltens<br />

mit aktuellen Beobachtungen. Fehlerursachen<br />

werden anschließend durch e<strong>in</strong> Suchverfahren<br />

ermittelt, wobei solange Hypothesen für die<br />

Fehlerursachen <strong>in</strong> das Modell <strong>in</strong>tegriert werden, bis<br />

Prognose und Beobachtung wie<strong>der</strong> übere<strong>in</strong>stimmen.<br />

Das Lernen für phänomenologische Ansätze kann also<br />

auf das Lernen von Klassifikatoren zurückgeführt werden.<br />

Typisch für phänomenologische Ansätze ist die<br />

statische Behandlung des wichtigen Faktors Zeit: Im<br />

Allgeme<strong>in</strong>en wird zunächst e<strong>in</strong> statischer Eigenschaftsvektor<br />

berechnet, <strong>der</strong> dann als E<strong>in</strong>gabe <strong>der</strong> Klassifikationsfunktion<br />

verwendet wird. Beispiele s<strong>in</strong>d Funktionsapproximationsansätze<br />

(wie Neuronale Netze, Regression,<br />

Fuzzy-basierte Ansätze), Support-Vektor-Masch<strong>in</strong>en,<br />

fallbasierte Ansätze o<strong>der</strong> regelbasierte Methoden<br />

(zum Beispiel <strong>in</strong>duktive Lernverfahren o<strong>der</strong> das Lernen<br />

von Entscheidungsbäumen).<br />

Neben <strong>der</strong> für technische Systeme unzureichenden<br />

Behandlung des Faktors Zeit haben phänomenologische<br />

Ansätze e<strong>in</strong> grundsätzliches Problem: Sie schliessen gegen<br />

die Kausalität des ursprünglichen Systems, das heißt<br />

sie schließen von Symptomen/Beobachtungen auf Anomalien<br />

und Fehlerursachen. Für komplexe Anlagen mit<br />

vielen Abhängigkeiten zwischen Komponenten und komplizierten<br />

Wirkzusammenhängen führt dies zu diversen<br />

Problemen: (1.) Die Klassifikationsalgorithmen müssen<br />

viele Signale <strong>in</strong>klusive ihrer Historie im Eigenschaftsvektor<br />

berücksichtigen. (2.) Die Klassifikationsansätze<br />

müssen e<strong>in</strong>e hohe Anzahl von Wertkomb<strong>in</strong>ationen im<br />

Eigenschaftsvektor abbilden, dies verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t letztendlich<br />

die Lernbarkeit dieser Modelle. Aus diesen Gründen<br />

s<strong>in</strong>d phänomenologische Ansätze zwar aus Sicht <strong>der</strong><br />

Lernbarkeit dankbare Ansätze, für komplexe technische<br />

Systeme aber oft ungeeignet.<br />

Das Lernen von modellbasierten Ansätzen ist zunächst<br />

grundsätzlich schwieriger. Es muss e<strong>in</strong> vollständiges<br />

40<br />

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9 / 2012


BILD 4: Unterstützung des Benutzers bei <strong>der</strong> Fehlersuche<br />

durch Diagnoseassistenten<br />

BILD 5: Masch<strong>in</strong>elles Lernen als Grundlage für Diagnoseassistenten<br />

BILD 6: Phänomenologische (oben) und modellbasierte<br />

Ansätze (unten) zur Anomalieerkennung und Diagnose<br />

BILD 7: Lernphase des Assistenten zur<br />

Anomalieerkennung<br />

BILD 8: Ausschnitt e<strong>in</strong>es gelernten hybriden zeitlichen<br />

Automaten für den Abfüllprozess <strong>der</strong> Lemgoer Modellfabrik<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

41


HAUPTBEITRAG<br />

Modell des Systemverhaltens gelernt werden und dies<br />

nur durch Beobachtung des Systems. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite s<strong>in</strong>d solche Modelle aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, das Zeitverhalten<br />

genau abzubilden (zum Beispiel <strong>in</strong> Form von Differenzialgleichungen)<br />

und e<strong>in</strong>e große Komb<strong>in</strong>ation von<br />

Wirkzusammenhängen kompakt zu erfassen (beispielsweise<br />

<strong>in</strong> Form von endlichen Automaten).<br />

Bisherige Arbeiten zum Modelllernen haben sich auf<br />

die Parametrisierung von vorgegebenen Differenzialgleichungssystemen<br />

[35], auf das Lernen von Regeln für<br />

diskrete Ereignisse [36, 38] o<strong>der</strong> auf die Ermittlung von<br />

lokalen Zusammenhängen zwischen kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Variablen e<strong>in</strong>es Teilsystems [37] konzentriert. Für komplexe<br />

technische Systeme liegt daher die aktuelle Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

auf dem Lernen von Modellen mit den<br />

folgenden Eigenschaften:<br />

BILD 9: Diagnoseassistent aus den Projekten Initial<br />

und AVA [16, 17]<br />

BILD 10: Energieoptimierter Betrieb e<strong>in</strong>es Hochregallagers<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lemgoer Modellfabrik<br />

BILD 11: Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Optimierungsassistenten<br />

1 | Es sollte möglichst wenig A-priori-Wissen zum Lernen<br />

notwendig se<strong>in</strong>. Optimal ist e<strong>in</strong>e Beschränkung<br />

auf die Erfassung von asynchronen Teilsystemen.<br />

Daraus folgt, dass e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Modellparametrisierung<br />

unzureichend ist.<br />

2 | Das Zeitverhalten sollte explizit modelliert se<strong>in</strong>.<br />

3 | Es sollten hybride Systeme, das heißt Systeme mit<br />

Wert-diskreten und Wert-kont<strong>in</strong>uierlichen Variablen,<br />

erfasst werden. Hierbei ist zu beachten, dass<br />

Wert-diskrete Variablen oft radikale Än<strong>der</strong>ungen des<br />

Systemverhaltens (Mode-Wechsel, [39]) nach sich<br />

ziehen. Beispiele s<strong>in</strong>d das Öffnen e<strong>in</strong>es Ventils o<strong>der</strong><br />

das E<strong>in</strong>schalten e<strong>in</strong>es Antriebs.<br />

In den Projekten Initial und AVA wurden entsprechende<br />

Ansätze an <strong>der</strong> Lemgoer Modellfabrik und an realen<br />

Industrieanlagen entwickelt und validiert [16, 17]. Der<br />

Fokus lag dabei auf <strong>der</strong> Erkennung von Anomalien und<br />

auf dem Lernen von Modellen des Normalverhaltens<br />

mit e<strong>in</strong>er expliziten Erfassung des Zeitverhaltens für<br />

hybride Systeme.<br />

Der <strong>in</strong> diesen Projekten entwickelte Diagnoseassistent<br />

unterscheidet generell zwei unterschiedliche Phasen.<br />

In <strong>der</strong> Lernphase (Bild 7) werden zunächst alle Daten<br />

<strong>der</strong> Anlage durch Messungen von Prozesssignalen gesammelt<br />

(Schritt 1). Herausfor<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d hierbei die<br />

Erfassung <strong>der</strong> Daten <strong>in</strong> heterogenen, verteilten Automationssystemen<br />

und die zeitliche Synchronisation <strong>der</strong><br />

Messstellen. Aus diesen Daten wird <strong>in</strong> Schritt 2 e<strong>in</strong> Modell<br />

des Normalverhaltens <strong>der</strong> Anlage gelernt.<br />

Generell kann nicht das komplette Modell des Normalverhaltens<br />

erlernt werden, wo immer möglich wird daher<br />

auf A-priori-Wissen zurückgegriffen. Dieses A-priori-<br />

Wissen umfasst zumeist Struktur<strong>in</strong>formationen <strong>der</strong> Anlage<br />

und <strong>der</strong> Automationslösung, m<strong>in</strong>imal müssen zum<strong>in</strong>dest<br />

asynchrone Teilsysteme ausgewiesen werden.<br />

Beispiele für solches a-priori-Wissen s<strong>in</strong>d vorhandene<br />

Anlagenmodelle <strong>in</strong> Form von AutomationML-Dateien<br />

[14] o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Form von CAD-Modellen.<br />

Das Verhalten <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen, synchronen Teilsysteme<br />

wird <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es hybriden, zeitbehafteten Automaten<br />

gelernt [15]. Solche Automaten bilden das Normalverhalten<br />

(das heißt das fehlerfreie Verhalten) <strong>der</strong> Anlage<br />

als Abfolge von Zuständen ab, wobei <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

42<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


Zustandes e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher zeitlicher und funktionaler<br />

Zusammenhang zwischen den Signalen besteht, zum<br />

Beispiel beschreibbar durch gewöhnliche Differenzialgleichungen<br />

o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong> neuronales Netz. Bei dem<br />

Auftreten e<strong>in</strong>es Ereignisses, wie E<strong>in</strong>schalten e<strong>in</strong>er<br />

Pumpe o<strong>der</strong> Schalten e<strong>in</strong>er Lichtschranke, wechselt<br />

<strong>der</strong> Automat <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten Zeitspanne <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en neuen Zustand.<br />

Bild 8 zeigt e<strong>in</strong>en solchen gelernten Automaten für<br />

die Abfüllstation <strong>der</strong> Lemgoer Modellfabrik: Erkennbar<br />

s<strong>in</strong>d Grundzustände (Kreise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung) bei <strong>der</strong><br />

Abfüllung von Schüttgut und die Zustandsübergänge,<br />

das heißt die Transitionen. An je<strong>der</strong> Transition s<strong>in</strong>d die<br />

auslösenden Ereignisse (Prozesssignale) und die Zeitspanne<br />

seit dem letzten Ereignis annotiert. Solche<br />

Automaten haben auch den Vorteil, dass Experten sie gut<br />

verstehen und somit zu Verifikationszwecken mit dem<br />

Verhalten <strong>der</strong> Anlage vergleichen können (rote Annotationen<br />

<strong>in</strong> Bild 8).<br />

Der Diagnoseassistent kann nun <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betriebsphase<br />

(Bild 9) das von dem gelernten Automaten prognostizierte<br />

Verhalten (Schritt 3) mit dem beobachteten Verhalten<br />

<strong>der</strong> realen Anlage vergleichen und so Anomalien<br />

erkennen (Schritt 4). Diese werden dem Benutzer über<br />

geeignete Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Interaktionstechnologien<br />

mitgeteilt (Schritt 5).<br />

Die <strong>in</strong> [15, 17] entwickelten Algorithmen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lage, das Normalverhalten hybri<strong>der</strong> Systeme korrekt zu<br />

erlernen und so falsches Zeitverhalten aufgrund von Verschleiß,<br />

suboptimaler Energieverbräuche o<strong>der</strong> unerwarteter<br />

Prozesssignale zu erkennen und dem Benutzer<br />

frühzeitig H<strong>in</strong>weise auf Probleme zu liefern.<br />

3. OPTIMIERUNGSASSISTENTEN UND<br />

DIE PROGNOSEFÄHIGKEIT<br />

E<strong>in</strong> weiteres Anwendungsfeld s<strong>in</strong>d Assistenzsysteme für<br />

die Selbstoptimierung. Sie helfen dem Benutzer dabei,<br />

die Anlagenleistung und Effizienz kont<strong>in</strong>uierlich zu analysieren,<br />

zu verbessern und e<strong>in</strong>en möglichst optimalen<br />

Betriebspunkt anzustreben (Bild 10).<br />

Hierdurch lässt sich beispielsweise <strong>der</strong> Energieverbrauch<br />

von produktionstechnischen Anlagen optimieren.<br />

Um neben <strong>der</strong> Grundfunktion auch e<strong>in</strong>e energieoptimierte<br />

Betriebsführung durchführen zu können, muss<br />

e<strong>in</strong> Rechnermodell <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> Anlage aus energie-<br />

und automatisierungstechnischer Sicht vorhanden<br />

se<strong>in</strong>. Algorithmen <strong>der</strong> Selbstoptimierung übernehmen<br />

nun auf Basis dieses Modells wie<strong>der</strong>kehrend und <strong>in</strong><br />

Echtzeit Aufgaben des Programmierers [18], <strong>in</strong>dem sie<br />

das Ablaufverhalten im Modell kont<strong>in</strong>uierlich <strong>der</strong>art<br />

anpassen, dass zum e<strong>in</strong>en die Grundfunktion gewährleistet<br />

bleibt und gleichzeitig die gesetzten Energieziele<br />

erfüllt werden können.<br />

Solche Assistenzfunktionen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Beispiel für <strong>in</strong>telligente<br />

technische Systeme mit e<strong>in</strong>er Prognosefähigkeit.<br />

Wie <strong>in</strong> Bild 11 zu sehen ist, basiert jede automatische<br />

Optimierung e<strong>in</strong>es technischen Systems auf e<strong>in</strong>er<br />

Prognosefähigkeit. Nur durch die hypothetische Analyse<br />

<strong>der</strong> Auswirkung von Än<strong>der</strong>ungen im Ablaufverhalten<br />

durch Simulation <strong>der</strong> angepassten Modelle kann mittels<br />

e<strong>in</strong>er gesteuerten Suche im Optimierungsraum e<strong>in</strong>e gute<br />

Anlagenkonfiguration ermittelt werden.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Künftige Automatisierungssysteme müssen sich selbstständig<br />

vernetzen, diagnostizieren und optimal anpassen.<br />

Hierfür existieren <strong>der</strong>zeit viele Teil-, aber noch ke<strong>in</strong>e<br />

ganzheitlichen Lösungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automation. Technische<br />

Grundlage <strong>der</strong> vorgestellten <strong>in</strong>telligenten Assistenten<br />

s<strong>in</strong>d neben e<strong>in</strong>er durchgängigen Vernetzung die explizite,<br />

rechnerverarbeitbare Modellierung des Wissens <strong>der</strong><br />

automatisierten Prozesse sowie entsprechende wissensbasierte<br />

Algorithmen zur Selbstkonfiguration, Selbstdiagnose<br />

und Selbstoptimierung.<br />

Derzeit fehlen Modellformalismen und Semantik<strong>in</strong>formationen,<br />

die dann mittelfristig (1.) die Grundlage für<br />

das masch<strong>in</strong>elle Schließen von Anlagen<strong>in</strong>formationen<br />

bilden (zum Beispiel für die Konfigurationsassistenten),<br />

die (2.) das Lernen <strong>der</strong> Modelle unterstützen (beispielsweise<br />

für die Diagnoseassistenten) und die (3.) e<strong>in</strong>e Prognose<br />

des Systemverhaltens erlauben (zum Beispiel für<br />

die Optimierungsassistenten). Langfristig ermöglichen<br />

diese Grundlagen die Entwicklung <strong>der</strong> Anomalie- und<br />

Diagnosealgorithmen, <strong>der</strong> Methoden zur Anlagensynthese<br />

und <strong>der</strong> Verfahren zur Anlagenoptimierung.<br />

Dieser Beitrag zeigt mit den <strong>in</strong>telligenten Assistenzsystemen<br />

e<strong>in</strong> Handlungsfeld auf, dessen Forschungsfragen<br />

von <strong>der</strong> automatisierungstechnischen Forschungswelt<br />

aufgegriffen werden sollten, um die zunehmende<br />

Komplexität <strong>der</strong> Automatisierungssysteme beherrschbar<br />

zu machen und damit die technologisch führende<br />

Position <strong>der</strong> deutschen Automation zu sichern und<br />

auszubauen.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

05.05.2012<br />

DANKSAGUNG<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Das Projekt Initial wird im Rahmen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>l<strong>in</strong>ie<br />

„Hightech-NRW“ vom M<strong>in</strong>isterium für<br />

Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie<br />

des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (För<strong>der</strong>kennzeichen<br />

z0903ht015a) geför<strong>der</strong>t. Das Projekt<br />

AVA wird vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung<br />

und Forschung unter dem För<strong>der</strong>kennzeichen<br />

17N1211 geför<strong>der</strong>t.<br />

Die Bereiche Selbstkonfiguration, Selbstdiagnose<br />

und Selbstoptimierung von technischen<br />

Systemen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Schwerpunkt des BMBF-<br />

Spitzenclusters „Intelligente Technische Systeme<br />

Ostwestfalen-Lippe it’s OWL“, <strong>in</strong> dem das<br />

Fraunhofer-An wendungszentrum für Industrielle<br />

Automation (IOSB-INA) <strong>in</strong> Lemgo e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> beteiligten<br />

Forschungse<strong>in</strong>richtungen ist.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

43


HAUPTBEITRAG<br />

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44<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


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[35] Isermann, R.: Model-based fault detection and<br />

diagnosis – status and applications. In: Proceed<strong>in</strong>gs 16th<br />

IFAC Symposium on Automatic Control <strong>in</strong> Aerospace,<br />

S. 71– 85. Elsevier, 2004<br />

[36] Verwer, S.; de Weerdt, M.; Witteveen, C: A likelihood-ratio<br />

test for identify<strong>in</strong>g probabilistic determ<strong>in</strong>istic real-time<br />

automata from positive data. In: J.M. Sempere und P. García<br />

(Hrsg.) Grammatical Inference: Theoretical Results and<br />

Applications, S. 203–216. Spr<strong>in</strong>ger, Berl<strong>in</strong> 2010<br />

[37] Frey, C. W.: Diagnosis and monitor<strong>in</strong>g of complex <strong>in</strong>dustrial<br />

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transformations. In: IEEE International Conference<br />

on Computational Intelligence for Measurement Systems<br />

and Applications, S. 87–92. IEEE, Istanbul 2008<br />

[38] Thollard, F.; Dupont, P.; de la Higuera, C.: Probabilistic<br />

DFA <strong>in</strong>ference us<strong>in</strong>g Kullback-Leibler divergence and<br />

m<strong>in</strong>imality. In: Proceed<strong>in</strong>gs 17th International Conf.<br />

on Mach<strong>in</strong>e Learn<strong>in</strong>g, S. 975 –982. Morgan Kaufmann,<br />

Stanford 2000<br />

[39] Buede, D.: The Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Design of Systems: Models<br />

and Methods. John Wiley & Sons, 2009<br />

[40] Mendes, J.M.; Leitao, P.; Colombo, A.W.; Service-oriented<br />

comput<strong>in</strong>g <strong>in</strong> manufactur<strong>in</strong>g automation: A SWOT analysis.<br />

In: Proceed<strong>in</strong>gs 9th IEEE International Conference<br />

on Industrial Informatics, S. 346– 351. IEEE, 2011<br />

Prof. Dr.-Ing. JÜRGEN JASPER-<br />

NEITE (geb. 1964) leitet <strong>in</strong> Personalunion<br />

das Fraunhofer IOSB-<br />

INA <strong>in</strong> Lemgo und das Institut<br />

für <strong>in</strong>dustrielle Informationstechnik<br />

(<strong>in</strong>IT) <strong>der</strong> Hochschule<br />

Ostwestfalen-Lippe. Se<strong>in</strong> <strong>der</strong>zeitiges<br />

Forschungs<strong>in</strong>teresse<br />

liegt im Bereich IKT-basierter<br />

Automatisierungstechnologien.<br />

Fraunhofer-Anwendungszentrum<br />

Industrial Automation (IOSB-INA),<br />

Langenbruch 6, D-32657 Lemgo,<br />

Tel. +49 (0) 5261 70 25 72,<br />

E-Mail: juergen.jasperneite@iosb-<strong>in</strong>a.fraunhofer.de<br />

Prof. Dr. rer. nat. OLIVER<br />

NIGGEMANN (geb. 1971) ist<br />

stellvetreten<strong>der</strong> Leiter des<br />

Fraunhofer IOSB-INA und<br />

Professor an <strong>der</strong> Hochschule<br />

Ostwestfalen-Lippe. Seit 2008<br />

ist er Vorstandsmitglied des<br />

Instituts für <strong>in</strong>dustrielle<br />

Informationstechnik (<strong>in</strong>IT).<br />

Se<strong>in</strong> <strong>der</strong>zeitiges Forschungs<strong>in</strong>teresse liegt im<br />

Bereich <strong>der</strong> <strong>in</strong>telligenten Automationssysteme.<br />

Fraunhofer-Anwendungszentrum<br />

Industrial Automation (IOSB-INA),<br />

Langenbruch 6, D-32657 Lemgo,<br />

Tel. +49 (0) 5261 702 59 90,<br />

E-Mail: oliver.niggemann@iosb-<strong>in</strong>a.fraunhofer.de<br />

Sprechstunde<br />

3. Explosionsschutz-Sprechstunde<br />

Explosionsschutz<br />

14. + 15.11.2012, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

www.explosionsschutz-sprechstunde.de<br />

Save the date!<br />

Themen<br />

Installation und Betrieb explosionsgeschützter Anlagen<br />

Typische Fehler bei unterschiedlichen Zündschutzarten<br />

Der korrekte Nachweis <strong>der</strong> Eigensicherheit<br />

Fachgerechte Reparatur und Prüfung von<br />

explosionsgeschützten Betriebsmitteln<br />

Term<strong>in</strong><br />

Mittwoch, 14.11.2012<br />

Veranstaltung (11:30 – 17:30 Uhr)<br />

„Get-Together“ mit Abendessen (ab 18:30 Uhr)<br />

Donnerstag, 15.11.2012<br />

Veranstaltung (9:00 – 15:00 Uhr)<br />

Weitere Informationen und Onl<strong>in</strong>e-Anmeldung unter www.explosionsschutz-sprechstunde.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

45


HAUPTBEITRAG<br />

Offenheitsmetrik für<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge<br />

Die Fähigkeit zur Interoperabilität bewerten<br />

Dieser Beitrag stellt e<strong>in</strong>e Methodik zur Bewertung <strong>der</strong> Offenheit von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen<br />

vor. Unter dem Begriff Offenheit werden die Möglichkeiten e<strong>in</strong>es Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />

Werkzeugs zusammengefasst, se<strong>in</strong>e Daten an<strong>der</strong>en Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen zur Verfügung<br />

zu stellen beziehungsweise – im bidirektionalen Austausch – Daten aus an<strong>der</strong>en<br />

Werkzeugen zu nutzen. Offenheit stellt e<strong>in</strong>e Voraussetzung für die Interoperabilität und<br />

damit für die Gebrauchstauglichkeit von unabhängigen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen dar.<br />

Die Autoren haben e<strong>in</strong>e Metrik entwickelt, die es ermöglicht, die Offenheit von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen<br />

systematisch zu bewerten, zu vergleichen, die Eignung für die Nutzung<br />

für eigene Aufgaben abzuschätzen und Verbesserungsmöglichkeiten bei den Werkzeugen<br />

aufzuzeigen. Sie stützt sich auf durch Anwen<strong>der</strong> wie Hersteller feststellbare<br />

Kriterien, die e<strong>in</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug erfüllen muss, um offen im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Interoperabilität<br />

zu se<strong>in</strong>.<br />

SCHLAGWÖRTER Gebrauchstauglichkeit von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen /<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Workflow / Datenaustausch / Schnittstellen<br />

Assessment of Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Tools regard<strong>in</strong>g their Interoperability<br />

by Means of an Openness Metric<br />

The authors propose a novel method for the assessment of eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g tools regard<strong>in</strong>g<br />

their openness. Openness is un<strong>der</strong>stood as the possibility of an eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g tool to provide<br />

data for other software tools and to make use of the data provided by other tools.<br />

In this sense, openness is a prerequisite for the <strong>in</strong>teroperability of <strong>in</strong>dependent eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

tools. The authors have developed a metric to systematically assess and compare the<br />

openness of eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g tools. Thus, users can estimate better whether an eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

tool is suitable for a particular need with<strong>in</strong> an eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g use case, and suppliers might<br />

f<strong>in</strong>d <strong>in</strong>terest<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>ts towards possible improvements. The openness metric is based on<br />

criteria which can easily be exam<strong>in</strong>ed by users and developers alike and which are<br />

<strong>in</strong>dispensable for an eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g tool to allow <strong>in</strong>teroperability with<strong>in</strong> a tool cha<strong>in</strong> of<br />

<strong>in</strong>dependent eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g tools.<br />

KEYWORDS usability of eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g tools / eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g workflow / data exchange /<br />

<strong>in</strong>terfaces<br />

46<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


RAINER DRATH, MIKE BARTH, ABB Forschungszentrum<br />

ALEXANDER FAY, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg<br />

Das Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g automatisierter <strong>in</strong>dustrieller<br />

Anlagen o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en automatisierungstechnischer<br />

Ausstattung steht vor allem <strong>in</strong> Deutschland<br />

unter erheblichem Kostendruck. Daher<br />

haben die Leiter von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Projekten<br />

o<strong>der</strong> -Organisationen Interesse an Möglichkeiten, das<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g effizient zu gestalten [1]. Dazu zählt, Projekte<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> vorgegebenen beziehungsweise zugesagten<br />

Projektdauer erfolgreich abschließen zu können.<br />

In <strong>der</strong> Praxis stellt sich die Situation jedoch oft so dar,<br />

dass zum geplanten Projektabschlussterm<strong>in</strong> die Leistungen<br />

nur teilweise erbracht s<strong>in</strong>d und das Projekt signifikant<br />

später fertig gestellt wird (siehe Bild 1). Es ist zu<br />

vermuten, dass die Effizienz <strong>der</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Arbeit (im<br />

S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es erzielten Projektfortschritts pro Zeite<strong>in</strong>heit)<br />

nicht hoch genug gewesen ist (orangene L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Bild 1)<br />

und durch geeignete Maßnahmen gesteigert werden<br />

muss (grüne L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Bild 1).<br />

Um die Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Effizienz zu steigern, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren zahlreiche Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Methoden und<br />

-Werkzeuge optimiert worden [2]. Dabei wurden beachtliche<br />

Fortschritte erzielt. Aufgrund des stetig steigenden<br />

Drucks durch Auftraggeber und Wettbewerber wird<br />

jedoch weiterh<strong>in</strong> häufig die <strong>in</strong> Bild 1 orange dargestellte<br />

Situation beobachtet.<br />

Das Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g automatisierter Anlagen ist durch e<strong>in</strong><br />

stark arbeitsteiliges Vorgehen gekennzeichnet, bei dem<br />

Experten verschiedener Fachdiszipl<strong>in</strong>en (Gewerke) Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Leistungen<br />

erbr<strong>in</strong>gen [3]. Dabei bauen sie jeweils<br />

auf den Ergebnissen vorangegangener Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />

Phasen und an<strong>der</strong>er Gewerke auf. Dazu müssen jedoch<br />

<strong>der</strong>en Ergebnisse zunächst beschafft, analysiert, verstanden<br />

und gegebenenfalls <strong>in</strong> eigene Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Software-<br />

Werkzeuge übertragen werden, bevor mit <strong>der</strong> eigenen<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Aufgabe begonnen werden kann [4]. Bei den<br />

Übergaben entsteht e<strong>in</strong> Zeitverlust, <strong>der</strong> sich auch bei<br />

effizienter Durchführung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />

Aufgaben aufsummiert und <strong>in</strong>sgesamt zu signifikanten<br />

Verzögerungen führt (siehe orange L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Bild 2).<br />

Üblicherweise können an den Schnittstellen zwischen<br />

Phasen und Gewerken nicht alle Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Ergebnisse<br />

verlustfrei übergeben werden. Das hängt unter an<strong>der</strong>em<br />

mit Verständnisschwierigkeiten bei <strong>der</strong> Interpretation<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse an<strong>der</strong>er und unzulänglichen Möglichkeiten<br />

zusammen, die Ergebnisse <strong>in</strong> eigene Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />

Werkzeuge zu überführen beziehungsweise <strong>in</strong> diesen<br />

abzubilden. Der Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Fortschritt ist also durch<br />

zeitweilige Rückschritte an den Übergabepunkten zwischen<br />

den Phasen und Gewerken gekennzeichnet (rote<br />

L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Bild 2). Um die Effizienz des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs zu<br />

steigern, ist es erfor<strong>der</strong>lich, die Schnittstellen zwischen<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen zu verbessern, um so Zeitverluste<br />

und Informationsverluste zu vermeiden.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> zwischen den Werkzeugen auszutauschenden<br />

Inhalte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit e<strong>in</strong>e Reihe<br />

von Standards (zum Beispiel ISO 15926 [5], STEP [6]),<br />

Empfehlungen (wie NE 100 [7], PlantXML [8]) und Beispielimplementierungen<br />

(wie OntoCAPE [9], Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Service-Bus<br />

[10]) erarbeitet worden. Während sich<br />

die vorgenannten Ansätze mit <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>es<br />

allgeme<strong>in</strong>gültigen Datenmodells o<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Implementierung<br />

von Datenaustauschszenarien befassen, liegt <strong>der</strong><br />

Schwerpunkt dieses Beitrages auf <strong>der</strong> grundsätzlichen<br />

Eignung von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen zum Datenaustausch,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er heterogenen Werkzeuglandschaft.<br />

Das Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g <strong>in</strong>dustrieller Anlagen erfor<strong>der</strong>t den<br />

E<strong>in</strong>satz von Planungswerkzeugen von zum Teil unterschiedlichen<br />

Herstellern, die nicht für e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit<br />

vorbereitet s<strong>in</strong>d. Dies ist vor allem dar<strong>in</strong> begründet,<br />

dass für die e<strong>in</strong>zelnen Schritte des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs<br />

Speziallösungen mit für ihren Bereich möglichst optimalen<br />

Ergebnissen im Fokus <strong>der</strong> Software-Entwickler<br />

und -Anwen<strong>der</strong> stehen.<br />

Für die Zusammenarbeit zwischen diesen heterogenen<br />

Werkzeugen ist die Fähigkeit zur Interoperabilität, das<br />

heißt <strong>der</strong>en Fähigkeit zur Zusammenarbeit über Werkzeuggrenzen<br />

und Planungsphasen h<strong>in</strong>weg, entscheidend.<br />

„Interoperabilität zwischen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen<br />

verfolgt das Ziel, Konsistenz zwischen den Daten<br />

e<strong>in</strong>er Werkzeugkette computergestützt, systematisch und<br />

wie<strong>der</strong>holt herstellen zu können.“ [11].<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

47


HAUPTBEITRAG<br />

Aus Sicht des Anwen<strong>der</strong>s, das ist im Fall <strong>der</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge<br />

e<strong>in</strong> Planer e<strong>in</strong>er Anlage o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es<br />

Teil(gewerk)s e<strong>in</strong>er Anlage, ist die Fähigkeit zur Interoperabilität<br />

e<strong>in</strong> wesentlicher Aspekt <strong>der</strong> Gebrauchstauglichkeit<br />

(usability) e<strong>in</strong>es Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugs. Die<br />

ISO 9241 def<strong>in</strong>iert <strong>in</strong> Teil 11: „Usability: Extent to which<br />

a product can be used by specified users to achieve specified<br />

goals with effectiveness, efficiency and satisfaction“<br />

[12]. Wenn e<strong>in</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug es dem Anwen<strong>der</strong><br />

nicht ermöglicht, Daten mit an<strong>der</strong>en Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen<br />

im Planungsablauf verlustfrei, schnell<br />

und e<strong>in</strong>fach auszutauschen, wird die Gebrauchstauglichkeit<br />

signifikant bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

1. ZIEL: INTEROPERABILITÄT VON WERKZEUGEN<br />

Als Voraussetzung für Interoperabilität gelten die<br />

durch den GMA-Fachausschuss 6.12 (heute: „Durchgängiges<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g von Leitsystemen“) h<strong>in</strong>sichtlich<br />

des Informationsaustausches def<strong>in</strong>ierten Attribute<br />

durchgängig, vernetzt und offen. „Die Vernetzung <strong>der</strong><br />

Werkzeuge über offene Schnittstellen offeriert die<br />

Möglichkeit e<strong>in</strong>es durch gängigen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs entlang<br />

des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Workflows, gewerke- und unternehmensübergreifend“<br />

[13].<br />

Interoperabilität lässt sich technisch am e<strong>in</strong>fachsten<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten Werkzeuglandschaft umsetzen.<br />

Diese (auch als Tool-Suite bezeichnet) besteht aus<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zugeschnittenen und somit vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

abhängigen Werkzeugen aus <strong>der</strong> Hand e<strong>in</strong>es Herstellers,<br />

bei denen <strong>der</strong> Hersteller dafür Sorge getragen hat, dass<br />

<strong>der</strong> Datenaustausch system<strong>in</strong>tern bewerkstelligt wird.<br />

Dabei wird durch syntaktische und semantische Konsistenz<br />

[14] sichergestellt, dass ke<strong>in</strong>e Informationen verloren<br />

gehen. Trotz dieser zunächst verlockenden Perspektive<br />

fehlt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis oft die Bereitschaft, diesen<br />

Weg zu verfolgen: sei es,<br />

weil vorhandene E<strong>in</strong>zelwerkzeuge aufgrund von<br />

damit gemachten Erfahrungen und dar<strong>in</strong> gespeichertem<br />

Wissen weiter verwendet werden sollen,<br />

weil bestimmte E<strong>in</strong>zelwerkzeuge h<strong>in</strong>sichtlich<br />

bestimmter Funktionen und Fähigkeiten als vorteilhaft<br />

angesehen werden,<br />

weil bestimmte Projektpartner auf <strong>der</strong> Nutzung<br />

bestimmter Werkzeuge bestehen, o<strong>der</strong> auch<br />

aufgrund <strong>der</strong> Befürchtung, sich <strong>in</strong> zu große Abhängigkeit<br />

von e<strong>in</strong>em Hersteller zu begeben.<br />

Daher s<strong>in</strong>d Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Projekte typischerweise durch<br />

die Nutzung unabhängiger, nicht aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmter<br />

Werkzeuge mit jeweils eigener Datenbasis gekennzeichnet<br />

[15]. Um dennoch Informationen möglichst<br />

verlustfrei zwischen Gewerken und beteiligten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Organisationen<br />

austauschen zu können, weisen die<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge Schnittstellen auf, mit denen<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Daten importiert o<strong>der</strong> exportiert werden<br />

können. Diese Schnittstellen erfor<strong>der</strong>n es, e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

Syntax e<strong>in</strong>zuhalten, <strong>der</strong> Import ist aber im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

unabhängig von <strong>der</strong> Semantik <strong>der</strong> importierten Daten.<br />

Die semantische Konsistenz ist dann vom Anwen<strong>der</strong><br />

sicherzustellen. Dies kann durch die werkzeugneutrale<br />

Erstellung von Meta-Modellen erreicht werden; dies ist<br />

die Hauptmotivation für die Entwicklung von AutomationML,<br />

CAEX o<strong>der</strong> PLCopen XML.<br />

E<strong>in</strong>e ähnliche Aufgabe stellt sich, wenn im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>es Produktentwicklungsprojekts die aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgenden<br />

Herstellungsschritte (zum Beispiel, spanende<br />

Bearbeitung, Härten) mit dafür jeweils optimierten<br />

Werkzeugen simuliert werden sollen: Auch dabei müssen<br />

die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Werkzeug generierten Simulationsergebnisse<br />

syntaktisch und semantisch korrekt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es<br />

Werkzeug (o<strong>der</strong> mehrere) übertragen werden. Die<br />

Problematik <strong>der</strong> Interoperabilität von solchen Simulationswerkzeugen<br />

und e<strong>in</strong> Ansatz zur Integration von<br />

Werkzeugen werden <strong>in</strong> [16] dargestellt.<br />

Unabhängig vom verwendeten Datenaustauschformat<br />

muss sichergestellt werden, dass sich die Werkzeuge<br />

überhaupt zum iterativen Datenaustausch eignen.<br />

Diese Offenheit von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen ist dabei<br />

wesentlich durch die Ausprägung ihrer Daten-Schnittstellen-Funktionalitäten<br />

charakterisiert. E<strong>in</strong>fache Exund<br />

Import funktionalitäten werden zwar angeboten,<br />

jedoch stoßen die Anwen<strong>der</strong> bei mehreren Iterationsschritten,<br />

wie sie im Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g notwendig und<br />

üblich s<strong>in</strong>d, schnell an die Grenzen. Dies beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

die Interoperabilität.<br />

Um fundiert e<strong>in</strong>e Auswahlentscheidung für e<strong>in</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>es heterogenen Werkzeugverbunds<br />

treffen zu können, ist e<strong>in</strong>e objektive Bewertung<br />

<strong>der</strong> Offenheit von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen<br />

hilfreich. Hierzu haben die Autoren e<strong>in</strong>e Offenheitsmetrik<br />

entwickelt, die es erstmals ermöglicht, die Interoperabilität<br />

von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen systematisch und<br />

objektiv zu bewerten, zu vergleichen und Verbesserungen<br />

anzuregen. Die Offenheitsmetrik detailliert die <strong>in</strong><br />

[11] skizzierte „Bewertung <strong>der</strong> Offenheit von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen“<br />

und ist damit e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> [17] beschriebenen Zielzustände h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

Durchgängigkeit e<strong>in</strong>er Werkzeugkette:<br />

Zielzustand A: Planungsdaten e<strong>in</strong>er Anlage beziehungsweise<br />

Aspekte davon liegen im Rechner vor,<br />

s<strong>in</strong>d jedoch nicht rechnergestützt auswertbar.<br />

Zielzustand B: Die Planungsdaten e<strong>in</strong>er Anlage liegen<br />

als rechnergestützt auswertbare Daten vor. Die<br />

jeweiligen Formate s<strong>in</strong>d von Projekt zu Projekt gleich.<br />

Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> XML-Dateien o<strong>der</strong> Excel-<br />

Tabellen überführbare Messstellen- o<strong>der</strong> Gerätelisten<br />

mit stets gleichem Aufbau. Die zugrundeliegenden<br />

Datenmodelle s<strong>in</strong>d Teil <strong>der</strong> Excel-Tabellen o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

XML-Schemendef<strong>in</strong>ition.<br />

Zielzustand C: Die Planungsdaten e<strong>in</strong>er Anlage können<br />

direkt zwischen den Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen<br />

ausgetauscht werden. Der Fortschritt gegenüber Zielzustand<br />

B ist, dass die e<strong>in</strong>gesetzten Werkzeuge auch<br />

e<strong>in</strong>en Daten-Import leisten können. Damit ist e<strong>in</strong><br />

durchgängiger, verlustfreier und effizienter Datenaustausch<br />

möglich. Der Austausch wird dabei manuell<br />

angestoßen. Der Ingenieur wird bei <strong>der</strong> Konsistenzsicherung<br />

und Datenzuweisung unterstützt.<br />

48<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


Über diese Anfor<strong>der</strong>ungen h<strong>in</strong>ausgehende Aspekte für<br />

e<strong>in</strong>en dateibasierten Datenaustausch s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [18] beschrieben<br />

worden.<br />

2. DATENAUSTAUSCH-BEDARFE IM ENGINEERING<br />

Wie zuvor dargelegt, müssen Daten <strong>in</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Projekten<br />

e<strong>in</strong>erseits zwischen aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgenden Projektphasen<br />

übergeben werden, weil dabei <strong>der</strong> Abstraktionsgrad,<br />

damit meist die bearbeitende Instanz und damit<br />

häufig das e<strong>in</strong>gesetzte Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug wechselt,<br />

an<strong>der</strong>erseits zwischen verschiedenen Gewerken, die<br />

nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> o<strong>der</strong> auch parallel (simultaneous eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g)<br />

an verschiedenen Aspekten des Projekts mit verschiedenen<br />

Werkzeugen arbeiten. In jedem Fall werden<br />

grundsätzliche Anfor<strong>der</strong>ungen an den Datenaustausch<br />

zwischen Werkzeugen gestellt, die <strong>in</strong> Abschnitt 3 detailliert<br />

betrachtet werden. Zuvor soll <strong>der</strong> <strong>in</strong> Bild 3 dargestellte<br />

Ausschnitt e<strong>in</strong>er automatisierten Produktionsl<strong>in</strong>ie<br />

als Beispiel für den Informationsaustausch zwischen<br />

Werkzeugen benachbarter Gewerke erläutert werden.<br />

Bestandteile <strong>der</strong> Automatisierungse<strong>in</strong>richtung dieser<br />

Produktionsl<strong>in</strong>ie s<strong>in</strong>d unter an<strong>der</strong>em<br />

e<strong>in</strong>e Zellen-SPS zur Steuerung des Materialtransports<br />

und e<strong>in</strong>iger Handhabungsaufgaben,<br />

e<strong>in</strong>e Roboter-Steuerung für den Handhabungsroboter,<br />

Antriebsmodule für die elektrischen Antriebe <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>technik,<br />

e<strong>in</strong>e Safety-SPS für E<strong>in</strong>richtungen, die <strong>der</strong> funktionalen<br />

Sicherheit dienen, wie zum Beispiel Schutztüren,<br />

e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ien-SPS für Koord<strong>in</strong>ationsaufgaben (Kopfsteuerung),<br />

e<strong>in</strong> Bedienpult.<br />

BILD 1: Steigerung <strong>der</strong> Effizienz <strong>der</strong> Durchführung von<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Aufgaben<br />

BILD 2: Verzögerungen (orange) und Rückschritte (rot)<br />

bei <strong>der</strong> Übergabe von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Ergebnissen<br />

Diese sechs Automatisierungsgeräte werden typischerweise<br />

jeweils mithilfe getrennter Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge<br />

konfiguriert. Die Datenbestände dieser Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />

Werkzeuge überlappen sich teilweise, da die Automatisierungsgeräte<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> über (digitale) Kommunikationsmittel<br />

verbunden s<strong>in</strong>d. Hierzu zählen:<br />

die Konfiguration <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Hardware (zum<br />

Beispiel Feldbus-Geräte und <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>stellungen)<br />

sowie<br />

die Def<strong>in</strong>ition von Signalen.<br />

Die Schnittmengen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Beispiel sehr kle<strong>in</strong>,<br />

bei größeren Anlagenprojekten können sie jedoch großen<br />

Umfang annehmen, sodass e<strong>in</strong>e werkzeugunterstützte<br />

Handhabung dieser Daten zur Aufwandsreduzierung<br />

und Fehlervermeidung erstrebenswert ist.<br />

E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Ablauf könnte so aussehen,<br />

dass bei <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> HW-Konfiguration <strong>der</strong><br />

L<strong>in</strong>ien-SPS zunächst alle Kommunikationssignale<br />

angelegt und im Anschluss über e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Schnittstelle exportiert werden. Die Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Automatisierungsgeräte übernehmen<br />

daran anschließend die für sie jeweils relevanten<br />

Daten per Import.<br />

BILD 3: Typische Produktionsl<strong>in</strong>ie (exemplarischer<br />

Betrachtungsbereich)<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

49


HAUPTBEITRAG<br />

E<strong>in</strong> komplexerer Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Ablauf könnte be<strong>in</strong>halten,<br />

dass Planer <strong>in</strong> den Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen <strong>der</strong> Peripheriegeräte<br />

zusätzliche Signale anlegen, die zwischen diesem<br />

Gerät und <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ien-SPS ausgetauscht werden sollen. Diese<br />

Signale müssen aus den Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen exportiert<br />

und wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> das Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ien-<br />

SPS importiert werden. Dieser Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Ablauf könnte<br />

sich auch mehrfach wie<strong>der</strong>holen. Bei diesem Ablauf müssen<br />

die beteiligten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge jeweils über<br />

Im- und Exportfunktionen verfügen und auch über Mechanismen<br />

zur Erhaltung <strong>der</strong> Konsistenz ihrer Datenbasis beim<br />

mehrfachen Import. Ähnliche Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Aufgaben stellen<br />

sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess- und Gebäudeautomatisierung.<br />

Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> ISO 9241-11 vorgenommene Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong><br />

Gebrauchstauglichkeit weist darauf h<strong>in</strong>, dass die Gebrauchstauglichkeit<br />

ke<strong>in</strong>e absolute Eigenschaft e<strong>in</strong>es<br />

Software-Werkzeugs ist: „The usability of products can<br />

be improved by <strong>in</strong>corporat<strong>in</strong>g features and attributes<br />

known to benefit the users <strong>in</strong> a particular context of use.<br />

[…] A product can have significantly different levels of<br />

usability when used <strong>in</strong> different contexts.“ (aus [12], Hervorhebung<br />

durch die Autoren). E<strong>in</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug<br />

mit e<strong>in</strong>er sehr guten Export-Schnittstelle, aber ohne<br />

Import-Möglichkeit kann beispielsweise im zuvor skizzierten<br />

e<strong>in</strong>fachen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Ablauf als HW-Konfigurationswerkzeug<br />

aus Benutzersicht hervorragend geeignet<br />

se<strong>in</strong>, ist aber wenig tauglich für die Nutzung im dargestellten<br />

komplexeren Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Ablauf. Diese und<br />

weitere Aspekte <strong>der</strong> Offenheit <strong>der</strong> Werkzeug-Schnittstellen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Offenheitsmetrik berücksichtigt.<br />

3. METRIK ZUR BEWERTUNG DER OFFENHEIT<br />

3.1 Übersicht<br />

Bild 4 zeigt das Ergebnis dieser Forschungsarbeit – e<strong>in</strong>e<br />

tabellarische Offenheitsmetrik. Die Bewertung <strong>der</strong> Offenheit<br />

e<strong>in</strong>es Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugs basiert auf e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Metrik <strong>in</strong>tegrierten Zahlensystem. Die Metrik ist hierzu <strong>in</strong><br />

drei unabhängige Kategorien unterteilt: Export, Import<br />

und Dokumentation. Diese Glie<strong>der</strong>ung erlaubt e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>satzfallspezifische<br />

Bewertung <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Bewertungsskala<br />

von 0 Prozent (ger<strong>in</strong>ge Offenheit) bis 100 Prozent<br />

(vollständige Offenheit) für jede <strong>der</strong> genannten Hauptkategorien.<br />

Die Gesamtbewertung für e<strong>in</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug<br />

besteht somit aus drei unabhängigen Teilergebnissen<br />

und gilt nur für den jeweils betrachteten Anwendungsfall.<br />

Jede <strong>der</strong> drei Hauptkategorien enthält mehrere E<strong>in</strong>zelkriterien.<br />

Um e<strong>in</strong>e größtmögliche Objektivität wahren<br />

zu können, basiert die Bewertung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelkriterien auf<br />

wahr/falsch- beziehungsweise ja/ne<strong>in</strong>-Aussagen; lediglich<br />

die Bewertung <strong>der</strong> fallspezifischen Vollständigkeit<br />

wird <strong>in</strong> Prozent angegeben.<br />

3.2 Offenheit bezüglich des Exports<br />

Die Beurteilung <strong>der</strong> Offenheit e<strong>in</strong>es Werkzeugs bezüglich<br />

des Exports erfor<strong>der</strong>t die Untersuchung folgen<strong>der</strong> Teilkriterien:<br />

Exportformat: Hierbei wird bewertet, ob die Exportfunktionalität<br />

e<strong>in</strong>es Werkzeugs<br />

a) dateibasiert unter Verwendung e<strong>in</strong>es standardisierten<br />

Datenformates erfolgt (zum Beispiel PLCopen<br />

XML, AutomationML),<br />

b) dateibasiert unter Verwendung e<strong>in</strong>es zugänglichen<br />

proprietären Datenformats erfolgt (beispielsweise<br />

Excel-Liste, proprietäre XML-Datei),<br />

c) softwarebasiert über e<strong>in</strong>e Soft-API realisiert wird.<br />

E<strong>in</strong> eventuell möglicher softwarebasierter Direktzugriff<br />

auf die Datenbank des Werkzeugs wird von den Autoren<br />

nicht als Offenheit bewertet. Die E<strong>in</strong>zelbewertungen<br />

werden zu e<strong>in</strong>em Blockergebnis <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Ampel<br />

zusammengeführt, wobei e<strong>in</strong>e positive Bewertung von<br />

a) und c) „grün“ ergibt, b) h<strong>in</strong>gegen „gelb“. „Grün“ wird<br />

durch den Wert „1“ abgebildet, „rot“ durch den Wert „0“<br />

und „gelb“ durch den Wert „0,5“. Falls ke<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Kriterien<br />

(a – c) zutrifft (=„0“), ergibt sich das Blockergebnis<br />

zu „rot“. Es handelt sich hierbei nicht um e<strong>in</strong>e exklusivo<strong>der</strong>-Entscheidung,<br />

da e<strong>in</strong> Werkzeug pr<strong>in</strong>zipiell alle drei<br />

Möglichkeiten bereitstellen kann.<br />

Identifikator: Hierbei wird bewertet,<br />

a) ob die Datenobjekte mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>deutigen Identifikator<br />

(ID) versehen s<strong>in</strong>d,<br />

b) ob die <strong>in</strong> (a) verlangte ID stabil ist.<br />

Viele Werkzeuge verwenden den Objektnamen als ID-<br />

Namen, s<strong>in</strong>d jedoch sehr e<strong>in</strong>fach durch den Benutzer verän<strong>der</strong>bar.<br />

Ohne e<strong>in</strong>en stabilen Identifikator ist jedoch ke<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>deutige Zuordnung <strong>der</strong> Objekte zwischen den Werkzeugen<br />

möglich. Wird a) mit wahr bewertet, ergibt sich als<br />

Blockergebnis „gelb“, werden sowohl a) als auch b) mit wahr<br />

bewertet, ergibt sich „grün“; an<strong>der</strong>enfalls ergibt sich „rot“.<br />

Formale Kriterien: Hierbei wird bewertet, ob<br />

a) <strong>der</strong> Export die Ermittlung des Exportdatums ermöglicht,<br />

b) die Daten auf Verfälschung geprüft werden können,<br />

beispielsweise über e<strong>in</strong>e Prüfsumme.<br />

Da beide Kriterien vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unabhängig s<strong>in</strong>d, resultieren<br />

diese <strong>in</strong> zwei unabhängigen Blockergebnissen<br />

(wie<strong>der</strong>um mit den Bewertungen „grün“ o<strong>der</strong> „rot“).<br />

Objektbibliothek: Hierbei wird bewertet, ob<br />

a) jedes exportierte Datenobjekt Auskunft über se<strong>in</strong>e<br />

zugrundeliegenden Typen beziehungsweise Klassen<br />

geben kann,<br />

b) die zugehörigen Klassen <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Klassenbibliothek<br />

exportierbar s<strong>in</strong>d.<br />

Ohne e<strong>in</strong>e Typauskunft s<strong>in</strong>d Massendaten nicht effizient<br />

zu handhaben. Wird a) mit wahr bewertet, ergibt sich als<br />

Blockergebnis <strong>der</strong> Wert „gelb“, werden a) und b) mit wahr<br />

bewertet, ergibt sich <strong>der</strong> Wert „grün“; an<strong>der</strong>enfalls „rot“.<br />

50<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


BILD 4: Offenheitsmetrik<br />

1.) Export Format<br />

Exportformat Identifizierung Formales Objektbibliothek Vollständigkeit<br />

a) Export of<br />

Open format<br />

(PLCOpen,<br />

Automation<br />

ML, …)<br />

b) Export of<br />

Proprietary<br />

data format<br />

(XML-<br />

Proprietary-<br />

Scheme,<br />

b<strong>in</strong>ary code,<br />

…)<br />

b) API for<br />

remote tool<br />

control<br />

0,5 0,5 1 1 0,5 100 %<br />

78 %<br />

BILD 6: Beispielhafte Bewertung des fiktiven Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugs<br />

0 1 0<br />

true/false true/false true/false<br />

0,5<br />

BILD 5: Bewertung des<br />

Exportformats<br />

Import Format<br />

Daten: än<strong>der</strong>n,<br />

löschen, h<strong>in</strong>zufügen<br />

Import Bewertung<br />

Datenmanipulation<br />

Rückmeldung zu<br />

Import<br />

Vollständigkeit<br />

0,5 1 0,5 100<br />

85 %<br />

BILD 7: Bewertung des Imports des fiktiven Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugs<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

51


HAUPTBEITRAG<br />

Vollständigkeit: Als letzte Gruppe für die Bewertung des<br />

Exports wird die Vollständigkeit herangezogen. Im Gegensatz<br />

zu den vorangehend erläuterten Kriterien wird<br />

die Vollständigkeit nicht b<strong>in</strong>är (wahr/falsch) bewertet,<br />

son<strong>der</strong>n – abhängig vom jeweiligen Benutzer und E<strong>in</strong>satzfall<br />

– mit e<strong>in</strong>er Skala von 0–100 Prozent.<br />

Die Gesamtbewertung <strong>der</strong> Offenheit <strong>in</strong> Bezug auf den<br />

Export basiert auf <strong>der</strong> Zusammenführung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelbewertungen.<br />

Hierbei wird e<strong>in</strong>e Gewichtung vorgenommen.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel für diese Gewichtung ist die Priorisierung<br />

<strong>der</strong> Gruppen Exportformat, Identifizierung und Objektbibliothek.<br />

Wird e<strong>in</strong>e dieser Gruppen mit „0“ bewertet,<br />

zum Beispiel weil ke<strong>in</strong> Export möglich ist, ke<strong>in</strong>e Identifizierung<br />

<strong>der</strong> Objekte möglich ist o<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e Typreferenzen<br />

zur Verfügung stehen, so wird das Gesamt ergebnis<br />

für den Export mit „0“ bewertet. S<strong>in</strong>d alle drei Kriterien<br />

m<strong>in</strong>destens „gelb“ (0,5), trägt dies mit 50 Prozentpunkten<br />

zur Gesamtbewertung bei. Weitere 40 Prozentpunkte werden<br />

auf das Blockergebnis „Identifikator“ vergeben, die<br />

übrigen Kriterien werden auf die restlichen 10 Prozentpunkte<br />

gleichverteilt. Das Kriterium Vollständigkeit geht<br />

l<strong>in</strong>ear <strong>in</strong> die Gesamtberechnung e<strong>in</strong>. Die Gesamtbewertung<br />

ergibt e<strong>in</strong>e Zahl zwischen 0 % und 100 %, die im<br />

S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Ampel weiter vere<strong>in</strong>facht wird: Werte über<br />

80 % werden mit „grün“, Werte zwischen 50 % und 80 %<br />

mit „gelb“, Werte darunter mit „rot“ bewertet.<br />

3.3 Offenheit bezüglich des Imports<br />

Importformat: Die Kriterien für diese Bewertungsgruppe<br />

entsprechen exakt denjenigen des Exports – auf e<strong>in</strong>e geson<strong>der</strong>te<br />

Erläuterung wird dah<strong>in</strong>gehend verzichtet.<br />

Manipulation: Hierbei wird bewertet, ob das zu untersuchende<br />

Werkzeug<br />

a) ermöglicht, Datenobjekte im Rahmen e<strong>in</strong>es Imports<br />

zu manipulieren (zu erzeugen, zu än<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> zu<br />

löschen),<br />

b) e<strong>in</strong>e Rückmeldung über den Erfolg <strong>der</strong> Importaktionen<br />

(Objekte erzeugen, än<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> löschen) gibt.<br />

Da beide Kriterien unterschiedlich gewichtet werden,<br />

s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Auswertung mit eigenständigen Blockergebnissen<br />

versehen. Werden a) beziehungsweise b) mit<br />

wahr bewertet, ergibt sich jeweils <strong>der</strong> Wert „grün“. Ist a)<br />

mit falsch bewertet, ergibt sich <strong>der</strong> Wert „rot“, b) führt<br />

h<strong>in</strong>gegen zu „gelb“.<br />

Vollständigkeit: Mit diesem Kriterium wird die Vollständigkeit<br />

<strong>der</strong> importierten Daten im jeweils betrachteten<br />

Anwendungsfall bewertet. Wie bereits bei <strong>der</strong> Bewertung<br />

<strong>der</strong> Exportvollständigkeit wird hierbei mit e<strong>in</strong>er Skala<br />

von 0–100 Prozent bewertet.<br />

Die Gesamtbewertung des Imports erfolgt ebenfalls<br />

gewichtet. Die Kriterienblöcke Importformat und Manipulation<br />

(Teil a) s<strong>in</strong>d Muss-Kriterien: wird e<strong>in</strong> Kriterium<br />

nicht erfüllt, ergibt die Gesamtbewertung des Imports<br />

„0“ Punkte. S<strong>in</strong>d beide Kriterien nicht „rot“, trägt dies<br />

mit 70 Prozentpunkten zur Gesamtbewertung bei. Die<br />

übrigen Kriterien werden auf die restlichen 30 Prozentpunkte<br />

verteilt, wobei die Vollständigkeit l<strong>in</strong>ear <strong>in</strong> das<br />

Gesamtergebnis e<strong>in</strong>geht.<br />

3.4 Offenheit bezüglich <strong>der</strong> Dokumentation<br />

Dokumentation: dieses Kriterium bewertet, ob<br />

a) alle zum Export <strong>der</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Daten benötigten<br />

Aktionen dokumentiert s<strong>in</strong>d,<br />

b) ob das Export/Import-Format dokumentiert ist,<br />

c) ob alle für den Import relevanten Benutzeraktionen<br />

beschrieben s<strong>in</strong>d.<br />

Alle drei Kriterien s<strong>in</strong>d unabhängig und führen zu eigenständigen<br />

Blockergebnissen (wie<strong>der</strong>um mit den Bewertungen<br />

„grün“ o<strong>der</strong> „rot“).<br />

3.5 Zusammenfassende Bewertung <strong>der</strong> Offenheit<br />

Die Gesamtbewertung <strong>der</strong> Dokumentation erfolgt ausgeglichen.<br />

Alle Kriterienblöcke gehen zu je e<strong>in</strong>em Drittel <strong>in</strong><br />

die Gesamtbewertung e<strong>in</strong>. Die Offenheitsmetrik ermöglicht<br />

(entsprechend den <strong>in</strong> [12], Kapitel 4 aufgeführten<br />

Nutzungsmöglichkeiten zur Bewertung <strong>der</strong> Gebrauchstauglichkeit)<br />

e<strong>in</strong>e Bewertung aus Anwen<strong>der</strong>sicht, welches<br />

von mehreren aufgrund ihrer Funktionalität grundsätzlich<br />

<strong>in</strong>frage kommenden Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen den Anwen<strong>der</strong><br />

am besten h<strong>in</strong>sichtlich Effektivität, Effizienz und Zufriedenheit<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Szenario<br />

unterstützt. Sie ermöglicht darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e Bewertung<br />

aus Herstellersicht, ob e<strong>in</strong> neu konzipiertes o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>tes<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug den im Lastenheft spezifizierten<br />

Grad an Gebrauchstauglichkeit erreicht.<br />

4. BEWERTUNGSBEISPIEL UND EMPFEHLUNGEN<br />

4.1 E<strong>in</strong> repräsentatives Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug<br />

Für die beispielhafte Erläuterung <strong>der</strong> Metrik wird e<strong>in</strong><br />

fiktives, aber typisches Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug herangezogen.<br />

Es bietet die Möglichkeit, die Hardware-Struktur<br />

e<strong>in</strong>es Automatisierungssystems (zum Beispiel e<strong>in</strong>e Master-SPS,<br />

die über e<strong>in</strong> Profibus-Netzwerk mit mehreren<br />

Remote-IO-Modulen kommuniziert) zu konfigurieren.<br />

Des Weiteren lassen sich die im Steuerungscode verwendeten<br />

Variablen den Aus- und E<strong>in</strong>gabebaugruppen zuordnen.<br />

Im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Offenheit e<strong>in</strong>es Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugs<br />

ist nun zu prüfen, wie und <strong>in</strong> welcher Form beziehungsweise<br />

Vollständigkeit die projektierten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Aspekte<br />

exportiert werden können o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong>en<br />

Import geän<strong>der</strong>t werden können.<br />

4.2 Bewertung des Hauptkriteriums ‚Exportformat‘<br />

Das betrachtete Werkzeug besitzt die Möglichkeit, se<strong>in</strong>e<br />

Daten <strong>in</strong> e<strong>in</strong> proprietäres Datenformat zu exportieren.<br />

52<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


Der Datenzugriff über e<strong>in</strong>e offene Programmierschnittstelle<br />

(API) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Export <strong>in</strong> e<strong>in</strong> standardisiertes Datenformat<br />

s<strong>in</strong>d nicht möglich. Die entsprechende Bewertung<br />

ist <strong>in</strong> Bild 5 dargestellt und ergibt gemäß Abschnitt<br />

3.2 e<strong>in</strong> Resultat von 0,5 (= „gelb“).<br />

4.3 Bewertung <strong>der</strong> Kriterien ‚Identifikator‘, ‚Formale<br />

Kriterien‘ und ‚Objektbibliothek‘<br />

Im nächsten Schritt wird <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> e<strong>in</strong>deutigen und<br />

stabilen Identifizierung e<strong>in</strong>es Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Objektes (zum<br />

Beispiel e<strong>in</strong>es Signals o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er IO-Karte) bewertet.<br />

Das betrachtete fiktive (jedoch repräsentative) Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug<br />

hat zwar e<strong>in</strong>e Identifizierung für jedes<br />

Objekt (= „1“), jedoch ist diese, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong><br />

untersuchten Werkzeuge, <strong>der</strong> vergebene Objektname<br />

(zum Beispiel Variablenname). Da sich <strong>der</strong> Name – wenngleich<br />

auch nur marg<strong>in</strong>al, beispielsweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schreibweise<br />

– än<strong>der</strong>n kann, bedeutet dieser ke<strong>in</strong>e stabile ID (= 0),<br />

sodass diese Gruppe gemäß Abschnitt 3.2 mit <strong>in</strong>sge samt<br />

0,5 (= „gelb“) bewertet wird. Die Metrik bewertet e<strong>in</strong>e<br />

fehlende ID <strong>in</strong> gleicher Weise wie e<strong>in</strong>e fehlende Exportmöglichkeit<br />

mit e<strong>in</strong>er Gesamtabwertung des Exports.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Gruppe für die Bewertung <strong>der</strong> Exportoffenheit<br />

besteht aus den formalen Aspekten des Zeitstempels<br />

sowie <strong>der</strong> Möglichkeit e<strong>in</strong>er Prüfung (zum Beispiel<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>er Prüfsumme). Im fiktiven Beispiel be<strong>in</strong>haltet<br />

<strong>der</strong> Export sowohl e<strong>in</strong>en automatisch vergebenen<br />

Zeitstempel (= „1“) als auch e<strong>in</strong>e automatische Prüfung<br />

e<strong>in</strong>es korrekten Exportvorganges (= „1“).<br />

Die <strong>in</strong> nahezu jedem mo<strong>der</strong>nen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug<br />

<strong>in</strong>tegrierte Nutzung von Objektbibliotheken (beispielsweise<br />

werden Feldgeräte mit GSD-Dateien <strong>in</strong> Bibliotheken<br />

geladen) bewirkt den aus <strong>der</strong> Objektorientierung<br />

bekannten Aufbau e<strong>in</strong>er projektspezifischen Instanzstruktur<br />

(vergleiche Master-SPS mit zugeordneten Remote-IO-Baugruppen).<br />

Jedes Objekt dieser Struktur hat<br />

e<strong>in</strong>e Referenz zum Bibliotheksobjekt, aus dem es <strong>in</strong>stanziiert<br />

wurde, sodass e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Zuordnung zum<br />

jeweiligen Objekttyp (wie SPS, Remote-IO-Baugruppe,<br />

Sicherheitssteuerung, Motore<strong>in</strong>heit) möglich ist.<br />

Für den Export ist überaus wichtig, dass die Referenz<br />

zum Bibliothekselement exportiert wird. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

ist es von großem Nutzen, wenn das zugehörige Bibliothekselement<br />

ebenfalls Teil des Exports ist. Bei dieser<br />

Bewertungsgruppe kommt <strong>der</strong> Referenz darauf die führende<br />

Rolle zu. Ist diese nicht vorhanden, kann ke<strong>in</strong>e<br />

Aussage zum Objekttyp getroffen werden, unabhängig<br />

davon, ob das Bibliotheksobjekt Teil des Exports ist. Im<br />

betrachteten Werkzeug ist die Referenz zum Bibliotheksobjekt<br />

vorhanden (= „1“), jedoch werden die Bibliotheksobjekte<br />

selbst nicht exportiert (= „0“), sodass diese Gruppe<br />

mit <strong>in</strong>sgesamt 0,5 bewertet wird.<br />

4.4 Gesamtbewertung <strong>der</strong> Export-Möglichkeit<br />

Zur Berechnung des Gesamtergebnisses gemäß <strong>der</strong> Metrik<br />

<strong>in</strong> Bild 4 werden die b<strong>in</strong>ären Teilergebnisse des<br />

Werkzeugs wie <strong>in</strong> Bild 6 dargestellt zusammengefasst.<br />

Zusätzlich wurde die Vollständigkeit als zu 100 Prozent<br />

ausreichend für den betrachteten Anwendungsfall<br />

bewertet. Es ergibt sich beispielhaft e<strong>in</strong>e Offenheit von<br />

78 Prozent, welche <strong>in</strong>sgesamt „gelb“ entspricht. Die Bewertung<br />

des Importteils sowie <strong>der</strong> Dokumentation erfolgt<br />

analog zur für den Exportteil erläuterten Vorgehensweise.<br />

4.5 Bewertung <strong>der</strong> Import-Möglichkeiten<br />

Im Zuge e<strong>in</strong>es iterativen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Prozesses bilden<br />

neben den Merkmalen des Exports auch die Fähigkeiten<br />

zum Datenimport e<strong>in</strong>en wesentlichen Offenheitsaspekt.<br />

Analog zur Bewertung <strong>der</strong> Exportmöglichkeiten werden<br />

auch beim Import das Datenformat und die Vollständigkeit<br />

als Merkmale herangezogen. Im Beispiel importiert<br />

das fiktive Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug ausschließlich das<br />

proprietäre Importformat, welches es urspünglich exportiert<br />

hat. Den Erläuterungen <strong>in</strong> Abschnitt 3.2 folgend,<br />

ergibt dies 0,5 Punkte, welches <strong>der</strong> Farbe „gelb“ entspricht.<br />

Zusätzlich zu den geme<strong>in</strong>samen Merkmalen des Exund<br />

Imports müssen beim Import ferner die Möglichkeiten<br />

zur Manipulation <strong>der</strong> bestehenden Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Daten<br />

bewertet werden. E<strong>in</strong> Datenimport <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug<br />

verfolgt m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> folgenden<br />

Ziele (vergleiche Abschnitt 3.3):<br />

Ergänze Daten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestehenden Datensatz<br />

Verän<strong>der</strong>e Daten e<strong>in</strong>es bestehenden Datensatzes<br />

Optional: Lösche Daten e<strong>in</strong>es bestehenden Datensatzes<br />

Das beispielhafte Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug bietet alle drei<br />

Möglichkeiten zur Datenmanipulation mithilfe e<strong>in</strong>es<br />

Datenimports (= „1“). Weiterh<strong>in</strong> sollte <strong>der</strong> Import e<strong>in</strong>e<br />

Statusrückmeldung an den Bearbeiter geben, ob <strong>der</strong><br />

Import erfolgreich war o<strong>der</strong> nicht. E<strong>in</strong>e solche Rückmeldung<br />

fehlt beim fiktiven Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug, was,<br />

wie <strong>in</strong> Abschnitt 3.3 erläutert, zu e<strong>in</strong>er Bewertung von<br />

0,5 Punkten für dieses Merkmal führt. Die Vollständigkeit<br />

des Imports erreicht dasselbe Niveau wie die des<br />

Exports und kann dah<strong>in</strong>gehend auf 100 Prozent gesetzt<br />

werden.<br />

Wie <strong>in</strong> Bild 7 dargestellt, resultiert die Bewertung des<br />

Imports <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Offenheit von 85 Prozent.<br />

4.6 Bewertung des Hauptkriteriums ‚Dokumentation‘<br />

Wie <strong>in</strong> Abschnitt 3.4 erläutert, wird die Offenheit des<br />

fiktiven Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugs auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong><br />

Schnittstellendokumentation festgelegt. Hierfür werden<br />

drei, <strong>in</strong> ihrer Wertigkeit gleichgestellte Aspekte betrachtet:<br />

1 | Die Aktionen zur Durchführung e<strong>in</strong>es Exports<br />

aus dem Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug s<strong>in</strong>d gut dokumentiert<br />

(= „1“).<br />

2 | Das proprietäre Datenformat für den Ex- und Import<br />

ist <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es XML-Schemas sowie <strong>in</strong> Schriftform<br />

dokumentiert (= „1“).<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

53


HAUPTBEITRAG<br />

3 | Die Aktionen zur Durchführung e<strong>in</strong>es Imports<br />

aus dem Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug s<strong>in</strong>d gut dokumentiert<br />

(= „1“).<br />

Die jeweils höchstmögliche Bewertung aller drei Merkmale<br />

resultiert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesamtbewertung von 100 Prozent<br />

(=„grün“) für die Dokumentation.<br />

ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />

Die zunehmende Zahl <strong>der</strong> Export- und Importschnittstellen<br />

von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen unterstreicht das<br />

wachsende Interesse <strong>der</strong> Hersteller und Anwen<strong>der</strong> an<br />

<strong>der</strong> Interoperabilität ihrer Werkzeuge und erweist sich<br />

immer mehr als wesentlicher Garant ihrer Gebrauchsfähigkeit<br />

im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> ISO 9241 Teil 11. Jedoch entzieht<br />

sich die im Rahmen <strong>der</strong> Interoperabilität notwendige<br />

Offenheit bisher e<strong>in</strong>er objektiven Messung und Beurteilung,<br />

wodurch e<strong>in</strong> Vergleich – im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Qualitätskriteriums<br />

und e<strong>in</strong>er Entscheidungshilfe – bislang ausgeschlossen<br />

ist.<br />

In diesem Beitrag wird erstmalig e<strong>in</strong>e systematische<br />

Bewertungsmetrik für die Beurteilung <strong>der</strong> Offenheit von<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen vorgestellt. Die Metrik erlaubt<br />

die objektive Bewertung im Kontext e<strong>in</strong>es iterativen Datenaustausches<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er heterogenen Werkzeuglandschaft.<br />

Über die Vorstellung <strong>der</strong> Metrik h<strong>in</strong>ausgehend<br />

ergibt sich, dass <strong>der</strong> iterative Datenaustausch <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>er heterogenen Werkzeugkette neuartige Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

stellt, <strong>der</strong>en sich viele Werkzeughersteller möglicherweise<br />

nicht bewusst s<strong>in</strong>d. So wird die Bedeutung e<strong>in</strong>es<br />

Identifikators beleuchtet, dessen Fehlen für die Offenheitsmetrik<br />

e<strong>in</strong>e Abwertung darstellt. Die vorgestellte<br />

Metrik ermöglicht es Anwen<strong>der</strong>n, die Interoperabilitäts-<br />

Aussagen <strong>der</strong> Werkzeughersteller anhand objektiver Kriterien<br />

zu h<strong>in</strong>terfragen.<br />

Die Metrik wird <strong>der</strong>zeit durch die Autoren <strong>in</strong> exemplarischer<br />

Anwendung evaluiert und verfe<strong>in</strong>ert. Werkzeug-Hersteller<br />

sowie -Anwen<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>geladen, diese<br />

Metrik – unterstützt durch die Autoren – auf ihre Werkzeuge<br />

anzuwenden. Die Metrik kann über die Seite<br />

http://aut.hsu-hh.de/offenheitsmetrik bezogen werden.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

30.04.2012<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

REFERENZEN<br />

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Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Prozess systematisch verbessern? <strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische<br />

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Systematisierung des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs von Industrieanlagen.<br />

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E<strong>in</strong> prozessorientiertes Vorgehensmodell zur Unterstützung<br />

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In: Tagungsband Automation 2012, S.205-208. VDI-Verlag, 2012<br />

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[15] Weidemann, D.; Drath, R.: Übersicht von Softwarewerkzeugen<br />

im Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g. In: R. Drath (Hrsg.): Datenaustausch <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Anlagenplanung mit AutomationML, S. 5. Spr<strong>in</strong>ger, 2010<br />

[16] Schilberg, D.; Meisen, T.; Re<strong>in</strong>hard, R.; Jeschke, S.:<br />

Simulation and Interoperability <strong>in</strong> the plann<strong>in</strong>g phase of<br />

production processes. In: Proceed<strong>in</strong>gs of the ASME 2011<br />

International Mechanical Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Congress &<br />

Exposition (IMECE 2011), ASME, 2011<br />

[17] VDI/VDE Richtl<strong>in</strong>ie 3695: Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g von Anlagen – Evaluieren<br />

und optimieren des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs, Blatt 4: Hilfsmittel, 2010<br />

[18] Drath, R.; Barth, M.: Concept for <strong>in</strong>teroperability between<br />

<strong>in</strong>dependent eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g tools of heterogeneous discipl<strong>in</strong>es.<br />

In: Proceed<strong>in</strong>gs 16 th IEEE Conference on Emerg<strong>in</strong>g<br />

Technologies and Factory Automation (ETFA 2011), S. 1-8.<br />

IEEE, 2011. doi: 10.1109/ETFA.2011.6058975<br />

54<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


AUTOREN<br />

Dipl.-Ing. RAINER<br />

DRATH (geb. 1970)<br />

ist Senior Pr<strong>in</strong>cipal<br />

Scientist im<br />

ABB Forschungszentrum<br />

<strong>in</strong> Ladenburg.<br />

Er beschäftigt<br />

sich mit <strong>der</strong><br />

Entwicklung neuer<br />

Konzepte und Methoden zur Verbesserung<br />

des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g von Automatisierungssystemen.<br />

Dr.-Ing. MIKE BARTH<br />

(geb. 1981) war von<br />

2008 bis 2011 wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter<br />

von Prof. Fay<br />

an <strong>der</strong> Helmut-<br />

Schmidt-Universität/<br />

Universität <strong>der</strong><br />

Bundeswehr, Hamburg.<br />

Seit März 2011 ist er Mitarbeiter<br />

am ABB Forschungszentrum <strong>in</strong> Ladenburg.<br />

Se<strong>in</strong>e Arbeitsgebiete umfassen das<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g und die Kollabora tion von<br />

Automatisierungssystemen.<br />

Prof. Dr.-Ing.<br />

ALEXANDER FAY<br />

(geb. 1970) ist<br />

Professor für<br />

Automatisierungstechnik<br />

an <strong>der</strong><br />

Fakultät für Masch<strong>in</strong>enbau<br />

<strong>der</strong> Helmut-<br />

Schmidt-Universität/Universität<br />

<strong>der</strong> Bundeswehr,<br />

Hamburg. Se<strong>in</strong> Forschungsschwerpunkt<br />

s<strong>in</strong>d Beschreibungmittel, Methoden und<br />

Werkzeuge für e<strong>in</strong>en effizienten Entwurf<br />

von Automatisierungssystemen.<br />

ABB AG Forschungszentrum,<br />

Wallstadter Straße 59, D-68526 Ladenburg,<br />

Tel. +49 (0) 62 03 71 64 71,<br />

E-Mail: ra<strong>in</strong>er.drath@de.abb.com<br />

Programm<br />

BUS<br />

Sprechstunde<br />

Mo<strong>der</strong>ation: Jürgen George,<br />

Pepperl+Fuchs GmbH<br />

ABB AG Forschungszentrum,<br />

Wallstadter Straße 59, D-68526 Ladenburg,<br />

Tel. +49 (0) 62 03 71 64 61,<br />

E-Mail: mike.barth@de.abb.com<br />

Institut für Automatisierungstechnik,<br />

Helmut-Schmidt-Universität/Universität <strong>der</strong><br />

Bundeswehr, Hamburg,<br />

Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg,<br />

Tel. +49 (0) 40/65 41 27 19,<br />

E-Mail: alexan<strong>der</strong>.fay@hsu-hh.de<br />

BUS<br />

2. Feldbus-Sprechstunde<br />

Feldbus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie<br />

27. + 28.09.2012, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

www.feldbus-sprechstunde.de<br />

Wann und Wo?<br />

Systemplanung: Auswahl <strong>der</strong> Geräte und Komponenten<br />

Systemplanung: Feldbus<strong>in</strong>frastruktur<br />

Systemplanung: E<strong>in</strong>satz von Planungstools<br />

Systemplanung: Explosionsschutz und funktionale Sicherheit<br />

Inbetriebnahme: Hardware-Installation und -Inbetriebnahme<br />

Inbetriebnahme: Implementierung<br />

Inbetriebnahme: Systematische Fehlersuche<br />

Referenten<br />

Ronny Becker, Prüflabor MSR u. Analysentechnik, BIS Prozesstechnik GmbH<br />

Dr. Andreas Hildebrandt, Thomas Klatt,<br />

Thomas Westers, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Dr. Niels Kiupel, Degussa GmbH<br />

Sven Se<strong>in</strong>tsch, Prüflabor MSR u. Analysentechnik, BIS Prozesstechnik GmbH<br />

Term<strong>in</strong><br />

Donnerstag, 27.09.2012<br />

Veranstaltung (11:30 – 17:30 Uhr)<br />

„Get-Together“ mit Abendessen (ab 18:30 Uhr)<br />

Freitag, 28.09.2012<br />

Veranstaltung (9:00 – 15:00 Uhr)<br />

Ort<br />

Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Thema<br />

Antworten zur Planung und Inbetriebnahme<br />

von Feldbussen<br />

Teilnahmegebühr<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten<br />

Firmenempfehlung<br />

540 € zzgl. MwSt<br />

590 € zzgl. MwSt<br />

reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt<br />

Im Preis enthalten s<strong>in</strong>d die Tagungsunterlagen<br />

sowie das Cater<strong>in</strong>g (Kaffee, 2x Mittagsimbiss,<br />

„Get-Together“ mit Abendessen).<br />

Weitere Informationen und Onl<strong>in</strong>e-Anmeldung unter www.feldbus-sprechstunde.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

55


HAUPTBEITRAG<br />

Automatisierte Diagnose für<br />

die Inbetriebnahme<br />

Steuerungstechnisches Verhalten mit Codiac beurteilen<br />

Der Inbetriebnahmeprozess stellt bei <strong>der</strong> Entwicklung von automatisierten Industrieanlagen<br />

e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> aufwendigsten Phasen dar. Dies ist unter an<strong>der</strong>em dadurch begründet, dass<br />

sie zeitlich am Ende des Montageprozesses e<strong>in</strong>geordnet ist und die korrekte Programmierung<br />

erst nach <strong>der</strong> Gesamt<strong>in</strong>tegration aller Module durch Tests verifiziert werden kann.<br />

Die Überprüfung ist bisher wenig automatisiert und f<strong>in</strong>det daher <strong>in</strong> zeitaufwendigen und<br />

wenig systematisch angelegten manuell durchgeführten E<strong>in</strong>zeltests statt. Dieser Beitrag<br />

beschreibt den Aufbau und die Funktion e<strong>in</strong>es Testframeworks als erweiterten Ansatz,<br />

mittels Werkzeugen <strong>der</strong> Informationstechnik den Inbetriebnahmeprozess von modularen<br />

Montageautomaten ohne e<strong>in</strong> aufwendiges Anlagenmodell zu optimieren. Dies geschieht<br />

mit e<strong>in</strong>er automatisierten Testausführung, e<strong>in</strong>er systemweiten Anlagendiagnose o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Anwendung von Signalanalyseverfahren.<br />

SCHLAGWÖRTER Automatisierte Diagnose / Testframework für modulare Montageautomaten<br />

/ Optimierung des Inbetriebnahmeprozesses<br />

Optimized Commission<strong>in</strong>g by automated Diagnosis –<br />

Evaluation of the technical Control System Behavior with Codiac<br />

Dur<strong>in</strong>g the development of automated <strong>in</strong>dustrial assembly systems, commission<strong>in</strong>g is one<br />

of the most complex phases.This is due to the fact that it usually does not start before the<br />

development and construction process is completed. Furthermore, the verification of the<br />

PLC-program by different diagnosis methods requires the <strong>in</strong>tegration of all modules <strong>in</strong><br />

the assembly l<strong>in</strong>e. Because of the fact that production times for different modules vary,<br />

some of them can potentially be tested earlier than others. The analysis and validation of<br />

a s<strong>in</strong>gle module’s control functionalities, however, are not possible without a detailed<br />

model of the system’s behaviour and a complex diagnosis framework. Verification is typically<br />

accomplished manually, hardly automated and therefore rather time consum<strong>in</strong>g and<br />

non systematic. In or<strong>der</strong> to deal with the challenge of shorter comission<strong>in</strong>g, this article<br />

presents the structure and the function of an automated test framework. This framework<br />

realizes an extended approach that utilizes various state-of-the-art IT tools, such as automated<br />

test execution, system-wide assembly l<strong>in</strong>e diagnostics, as well as signal analysis<br />

methods to fulfill the aim of optimiz<strong>in</strong>g commission<strong>in</strong>g of modular assembly l<strong>in</strong>es without<br />

complex models.<br />

KEYWORDS automated diagnosis / test<strong>in</strong>g framework for modularily constructed<br />

assembly l<strong>in</strong>es / optimiz<strong>in</strong>g of commission<strong>in</strong>g<br />

56<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


WERNER HERFS, MARKUS OBDENBUSCH, WOLFRAM LOHSE, RWTH Aachen<br />

Die Produktion <strong>in</strong> Hochlohnlän<strong>der</strong>n stellt im<br />

Zuge weltweit zunehmen<strong>der</strong> Automatisierung<br />

im Industriebereich unter wirtschaftlichen<br />

Aspekten e<strong>in</strong>e große Herausfor<strong>der</strong>ung dar [1].<br />

Insbeson<strong>der</strong>e technologisch führende Län<strong>der</strong>,<br />

wie Deutschland, müssen dabei kont<strong>in</strong>uierlich den Masch<strong>in</strong>en-<br />

und Anlagenbau analysieren, systematisieren<br />

und gezielt optimieren, um den Technologievorsprung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> vernetzten Weltwirtschaft zu halten.<br />

Um dies weiter zu gewährleisten, liegt e<strong>in</strong> Fokus im<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Nutzen und Adaptieren von <strong>in</strong>formationstechnischen<br />

Entwicklungen zum Beispiel für<br />

den Bereich <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Automatisierungstechnik<br />

[2]. Zur Integration technologischer Innovationen<br />

im Masch<strong>in</strong>enbau bietet sich die Beobachtung verschiedener<br />

Phasen im Produktlebenszyklus, wie Entwicklung,<br />

Aufbau, Inbetriebnahme und Service, an.<br />

Bei <strong>der</strong> Entwicklung von automatisierten Industrieanlagen<br />

stellt dabei immer noch die Inbetriebnahme<br />

e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> aufwendigsten Phasen dar [3]. Dies hat verschiedene<br />

Ursachen.<br />

Zu Projektbeg<strong>in</strong>n wird als Bestandteil <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse<br />

das Soll-Verhalten <strong>der</strong> zu fertigenden Anlage<br />

festgelegt, allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht <strong>in</strong> <strong>in</strong>formationstechnisch<br />

auswertbaren Softwarewerkzeugen. Die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungserfassung ist wichtig, da häufige Wechsel<br />

des Programmierers o<strong>der</strong> unzureichende Absprachen<br />

zwischen mechanischer Konstruktion und Steuerungstechnik<br />

zu ungenauen Vorstellungen <strong>der</strong> Funktions- und<br />

Arbeitsabläufe <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Produktionsanlage führen<br />

können. Verbunden mit e<strong>in</strong>er unzureichenden Umsetzung<br />

des Pflichtenhefts ergeben sich negative Auswirkungen<br />

auf die Inbetriebnahme.<br />

Historisch bed<strong>in</strong>gt existiert bei den meisten Herstellern<br />

e<strong>in</strong>e heterogene Struktur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ablage dieser<br />

Daten. Um e<strong>in</strong>e Spiegelung des Soll-Verhaltens an den<br />

realen Prozessdaten und damit e<strong>in</strong>e Validierung des<br />

Anlagenverhaltens zu ermöglichen, liegt die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

dar<strong>in</strong>, heterogene Darstellungen auf Sollund<br />

Ist-Zustandsseite automatisiert zu modellieren und<br />

zu vergleichen.<br />

Bei Industrieanlagen mit modularem Aufbau ist momentan<br />

ohne e<strong>in</strong>e vorgelagerte aufwendige Modellierung<br />

des Anlagenverhaltens <strong>in</strong> weiteren Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gsystemen<br />

e<strong>in</strong>e Überprüfung <strong>der</strong> korrekten steuerungstechnischen<br />

Funktion vor <strong>der</strong> Integration <strong>in</strong> die Gesamtanlage nur<br />

sehr e<strong>in</strong>geschränkt möglich.<br />

Wird das Anlagenverhalten <strong>in</strong> solchen Systemen h<strong>in</strong>terlegt,<br />

dann ist dies für e<strong>in</strong>en Gutablauf auch problemlos<br />

realisierbar. E<strong>in</strong> gezieltes Vorgeben von Fehlerfällen<br />

bleibt jedoch weitgehend unbehandelt.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> größten Herausfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er steuerungstechnisch<br />

umfassenden und frühzeitigen Verifikation<br />

des Anlagenverhaltens s<strong>in</strong>d die Wechselwirkungen zwischen<br />

Mechanik und Software. Dies ist dadurch bed<strong>in</strong>gt,<br />

dass Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wie zum Beispiel die Materialzuführung,<br />

wichtige Prozessdaten sowie Kommunikationsschnittstellen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> später vorliegenden Komplexität<br />

nicht gegeben s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> aufwendig simuliert werden<br />

müssen.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt, dass auch die Entwicklung, Konstruktion<br />

und Programmierung e<strong>in</strong>zelner Anlagenteile durch<br />

externe Firmen <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em Maße bee<strong>in</strong>flusst werden.<br />

Treten beim E<strong>in</strong>bau <strong>der</strong> Station trotz korrekter Umsetzung<br />

des Pflichtenhefts Fehler auf, bedeutet dies <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel, dass <strong>der</strong> veranschlagte Auslieferungsterm<strong>in</strong> nicht<br />

e<strong>in</strong>gehalten werden kann.<br />

Am Ende des Inbetriebnahmeprozesses f<strong>in</strong>det heute<br />

aufgrund fehlen<strong>der</strong> Datendurchgängigkeit o<strong>der</strong> nicht<br />

verfügbarer IT-Werkzeuge häufig noch e<strong>in</strong> manuelles und<br />

zum Beispiel aufgrund <strong>der</strong> Vielzahl von Inbetriebnehmern<br />

nur bed<strong>in</strong>gt systematisches Testen von Systemkomponenten<br />

statt. Die zeitliche E<strong>in</strong>ordnung am Ende e<strong>in</strong>es<br />

Montageprozesses wirkt sich wie<strong>der</strong>um negativ auf die<br />

zur Verfügung stehende Zeit für Funktionstests aus, was<br />

durch den hohen Aufwand für manuelle Tests zusätzlich<br />

verschärft wird. Daher können lediglich e<strong>in</strong>ige exemplarische<br />

Abläufe getestet werden, die nur bed<strong>in</strong>gt Rückschlüsse<br />

auf das Gesamtverhalten e<strong>in</strong>es Montageautomaten<br />

während <strong>der</strong> kont<strong>in</strong>uierlichen Produktion zulassen.<br />

Im Beitrag wird daher das prototypische Testframework<br />

Codiac (Control and Diagnosis Framework for<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

57


HAUPTBEITRAG<br />

Automated Commission<strong>in</strong>g) vorgestellt, welches mit<br />

e<strong>in</strong>em m<strong>in</strong>imalen und <strong>in</strong>betriebnahmezentrierten Modellierungsaufwand<br />

e<strong>in</strong>e Validierung <strong>der</strong> steuerungstechnischen<br />

Funktionen e<strong>in</strong>er Montageanlage ermöglicht.<br />

Die h<strong>in</strong>terlegten Testdef<strong>in</strong>itionen werden automatisiert<br />

als Testfälle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anlage ausgeführt, um charakteristische<br />

Signalscharen aufzunehmen. Anschließend<br />

erfolgt e<strong>in</strong>e automatisierte Prüfung gegen das Pflichtenheft,<br />

sodass die Inbetriebnehmer nur e<strong>in</strong>e reduzierte<br />

Auswertung detaillierter analysieren müssen. Dadurch<br />

entsteht e<strong>in</strong>e durchgehende Werkzeugkette zur Unterstützung<br />

während des Entwicklungs- und Inbetriebnahmeprozesses.<br />

1. ANFORDERUNGSANALYSE<br />

Vor <strong>der</strong> Entwicklung des Werkzeugs wurden zunächst<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>er Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse diszipl<strong>in</strong>übergreifende<br />

Interviews mit dem deutschen Masch<strong>in</strong>enbauer<br />

Phoenix Contact – stellvertretend für Hersteller und<br />

Anwen<strong>der</strong> von <strong>in</strong>dustriellen Montageanlagen – geführt.<br />

Diese bildeten die Basis für Konzeptentwicklungen zur<br />

Optimierung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Automatisierung.<br />

Als die wesentlichen Primärziele zukünftiger Entwicklungen<br />

konnten identifiziert werden:<br />

die Verkürzung <strong>der</strong> Projektlaufzeiten,<br />

die Erhöhung <strong>der</strong> Term<strong>in</strong>- und Kostentreue,<br />

die verbesserte technische Leistungsfähigkeit und<br />

ger<strong>in</strong>ge Modellierungsaufwände vor e<strong>in</strong>er Inbetriebnahme.<br />

Um differenziert Anfor<strong>der</strong>ungen für e<strong>in</strong> IT-Werkzeug<br />

herauszuarbeiten, welches bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

dieser Ziele unterstützt, wurde an e<strong>in</strong>em Demonstrator<br />

(siehe Abschnitt 4) stellvertretend die Struktur<br />

von Montageanlagen analysiert. Dabei wurden verschiedene<br />

Komplexitätsstufen gebildet, welche sich<br />

durch unterschiedliche Anlagen- beziehungsweise<br />

Systemebenen ergeben.<br />

Bild 1 zeigt diese Stufen. Auf <strong>der</strong> Abszisse wird dabei<br />

die Komplexität abgebildet, auf <strong>der</strong> Ord<strong>in</strong>ate <strong>der</strong> Nutzen,<br />

um im Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g def<strong>in</strong>ierte Anfor<strong>der</strong>ungen und Ziele<br />

zu erreichen. Der Nutzen korreliert dabei mit <strong>der</strong> Verknüpfung<br />

des Teilsystems <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Anlage und <strong>der</strong><br />

Steuerung.<br />

Die ger<strong>in</strong>gste Komplexität stellt Stufe 1 dar, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

mechanische Tests von e<strong>in</strong>zelnen gefertigten Baugruppen<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Anlage durchgeführt werden können.<br />

In <strong>der</strong> Regel werden lediglich die Schrittketten <strong>der</strong><br />

Station durchlaufen und diese mit dem Sollverhalten<br />

aus Pflichtheft o<strong>der</strong> Referenzverlauf verglichen. Da nur<br />

e<strong>in</strong>zelne Baugruppen getestet werden, besteht ke<strong>in</strong>e<br />

Verknüpfung zur übrigen Anlage o<strong>der</strong> zum Prozess,<br />

sodass auch nur Gutabläufe getestet werden. Diese Art<br />

zu testen ist für Stresstests zwar hilfreich, allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist <strong>der</strong> übergeordnete Nutzen aufgrund <strong>der</strong> genannten<br />

Merkmale eher ger<strong>in</strong>g. Bestehende Ansätze setzen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Regel allerd<strong>in</strong>gs an dieser Stelle an, beschreiben<br />

das Anlagenverhalten und bee<strong>in</strong>flussen e<strong>in</strong>zelne Funktionsparameter<br />

ohne übergeordnete Testsystematik<br />

beziehungsweise Metrik.<br />

In Stufe 2 werden weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Stationen betrachtet,<br />

allerd<strong>in</strong>gs be<strong>in</strong>haltet sie zusätzlich die Verknüpfung<br />

mit dem Produktionsprozess o<strong>der</strong> mit dem Produkt,<br />

wodurch die Komplexität steigt. Durch diese Tests lässt<br />

sich das korrekte Verhalten, das heißt die korrekte Programmierung<br />

e<strong>in</strong>er Station abhängig von dem zu fertigenden<br />

Produkt, überwachen. Bereits an dieser Stelle<br />

bieten die e<strong>in</strong>gesetzten bestehenden Werkzeuge zum systematischen<br />

Test ke<strong>in</strong>e umfassende Unterstützung. E<strong>in</strong><br />

automatisiertes Testen mit anlagentechnisch relevanten<br />

Produktvarianten wird größtenteils nicht unterstützt, da<br />

e<strong>in</strong>e vollständige Modellierung zu aufwendig wäre.<br />

Über die <strong>in</strong> Stufe 3 abgebildete Montageanlage laufen<br />

meist verschiedene Steckertypen, sodass durch variierende<br />

Testkonfigurationen geprüft werden kann, ob<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Werkstückträgers die richtige Steckerkonfiguration<br />

wie zum Beispiel e<strong>in</strong> 5-poliger Stecker<br />

o<strong>der</strong> zwei 3-polige Stecker gefertigt werden. Bei externen<br />

Stationen wird durch die fehlende Zugänglichkeit<br />

zum Steuerungscode das korrekte Verhalten durch<br />

Kommunikationstests <strong>der</strong> Interface-I/Os verifiziert.<br />

Die größte Komplexität stellt <strong>in</strong> Stufe 3 das Testen <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit dem prozesstechnischen Anlagenablauf<br />

dar. Hierbei wird das Produkt mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelstation<br />

getestet und auch überprüft, ob die nachfolgende Montagestation<br />

korrekt auf das Verhalten von Vorstationen<br />

reagiert. Gleichzeitig bietet diese Form des Testens den<br />

größten Nutzen, da die komplette Montagezelle auf e<strong>in</strong>e<br />

korrekte Funktion überprüft werden kann.<br />

Durch die Analyse ergeben sich folgende durch die<br />

Industrie def<strong>in</strong>ierte Kernanfor<strong>der</strong>ungen für e<strong>in</strong> Framework<br />

zur Validierung <strong>der</strong> steuerungstechnischen Funktionen<br />

e<strong>in</strong>er Montageanlage:<br />

Automatisiertes und damit systematisches Testen <strong>der</strong><br />

korrekten Funktionsweise von firmen<strong>in</strong>tern gefertigten<br />

Montagestationen vor und nach <strong>der</strong> Integration<br />

<strong>in</strong> die Gesamtanlage (White-Box-Test)<br />

Automatisiertes Testen <strong>der</strong> Kommunikation zu extern<br />

gefertigten Modulen (Black-Box-Test)<br />

Vorgabe von Signalscharen aus Zeitverläufen <strong>der</strong> I/O-<br />

Signale, welche bereits im Betrieb aufgenommen<br />

wurden<br />

Ke<strong>in</strong>e aufwendige Anlagen- und Verhaltensmodellierung<br />

<strong>in</strong> vorgelagerten und vom Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g abhängigen<br />

Werkzeugen<br />

Testwie<strong>der</strong>holung zur Überprüfung <strong>der</strong> Anlagenrobustheit<br />

Erstellung e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tuitiv bedienbaren Benutzerschnittstelle<br />

Wenig Programmän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Steuerung<br />

Ke<strong>in</strong>e Verwendung zusätzlicher Hardware<br />

2. BESTEHENDE ANSÄTZE<br />

Im vorherigen Abschnitt wurden vielfältige Ursachen<br />

für aufwendige Inbetriebnahmen beschrieben. Im Wesentlich<br />

treten folgende Probleme auf:<br />

58<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


Heutige Datenlogger stellen Signale lediglich über<br />

e<strong>in</strong>e Visualisierung (Oszilloskopfunktion) dar, es<br />

folgt ke<strong>in</strong>e Signalanalyse o<strong>der</strong> -validierung.<br />

Die Validierung <strong>der</strong> steuerungstechnischen Funktion<br />

f<strong>in</strong>det manuell statt und kann sich dadurch zeitlich<br />

<strong>in</strong> die Länge ziehen.<br />

Manuelle Tests und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Signalanalyse<br />

erfor<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> hohes Expertenwissen und die Synchronisation<br />

mit dem Softwareentwickler.<br />

Übergreifende Modultests können erst nach <strong>der</strong> Gesamt<strong>in</strong>tegration<br />

<strong>in</strong> die Anlage durchgeführt werden.<br />

Die Qualitätssicherung von bereitgestellten Automatisierungse<strong>in</strong>richtungen<br />

kann erst sehr spät<br />

im Entwicklungs- und Inbetriebnahmeprozess<br />

erfolgen.<br />

Es existieren heterogene und damit nicht direkt<br />

vergleichbare Beschreibungen von Soll- und Ist-<br />

Verhalten.<br />

Betrachtet man die Summe dieser Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

so lassen sich zunächst drei Themengebiete identifizieren:<br />

automatische Testsysteme, Aufzeichnung von Signalen<br />

<strong>in</strong>klusive e<strong>in</strong>er automatisierten Signalauswertung<br />

sowie die skalierbare Modellierung.<br />

Die folgende Betrachtung behandelt das Themenfeld<br />

<strong>der</strong> Datenaufzeichnung nicht weiter, da <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

des Steuerungs- und Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>ganbieters unterschiedliche<br />

Implementierungen existieren.<br />

2.1 Automatisierte Testausführung<br />

Schon Ende <strong>der</strong> 90er-Jahre wurden die genannten Themengebiete<br />

zum Beispiel im Rahmen des Forschungsprojektes<br />

Fusim erörtert. Der Fokus lag dabei auf <strong>der</strong><br />

Testfallspezifikation durch die Klassifikationsbaummethode<br />

und Message-Sequence-Charts sowie <strong>der</strong> Konzeption<br />

e<strong>in</strong>er Testsystematik [4]. Der <strong>in</strong> [4] vorgestellte Ansatz<br />

erfor<strong>der</strong>t zum Beispiel e<strong>in</strong>e vorgelagerte Def<strong>in</strong>ition<br />

von Testdatenmengen und be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e abstrakte Beschreibung<br />

des Soll-Verhaltens. Um darüber h<strong>in</strong>aus langfristig<br />

die Qualität <strong>der</strong> Testausführung von <strong>der</strong> fachlichen<br />

Qualifikation des Inbetriebnehmers zu entkoppeln,<br />

werden heute unterschiedliche Ansätze e<strong>in</strong>er automatisierten<br />

Diagnose verfolgt.<br />

Hardware-<strong>in</strong>-the-Loop (HiL)<br />

Motiviert durch die steigende Anlagenkomplexität sowie<br />

die vermehrten Wechselwirkungen im Sensor-Aktor-<br />

Verhalten wurde die HiL-Simulation geschaffen, um e<strong>in</strong>e<br />

frühzeitige Verifizierung und Validierung realer steuerungstechnischer<br />

Komponenten zur Fehlererkennung<br />

und Optimierung [5] unter Berücksichtigung geometrischer<br />

und k<strong>in</strong>ematischer Anlageneigenschaften sowie<br />

<strong>der</strong> Echtzeit zu ermöglichen [6]. Daraus ergeben sich<br />

Vorteile wie verkürzte Inbetriebnahmezeiten, Verifikation<br />

<strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>software o<strong>der</strong> Identifikation des<br />

Optimierungspotenzials.<br />

Während man im Bereich <strong>der</strong> Embedded Systems zum<br />

Beispiel automatische Testsysteme (ATE) zur Überprüfung<br />

von ICs und Application-Specific-Integrated-Circuits<br />

(ASIC) f<strong>in</strong>det, ist e<strong>in</strong>e durchgängige Werkzeugkette<br />

für die höherwertige Modellierung im Masch<strong>in</strong>enbau<br />

bisher aufgrund fehlen<strong>der</strong> Verhaltensmodelle für komplexe<br />

Umgebungse<strong>in</strong>flüsse nicht verfügbar. Für den re<strong>in</strong>en<br />

Aufbau <strong>der</strong> für die HiLS erfor<strong>der</strong>lichen Verhaltensmodelle<br />

existieren jedoch e<strong>in</strong>ige am Markt etablierte<br />

Softwarelösungen.<br />

Während für den Anwen<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Zeitvorteil im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Inbetriebnahme entsteht, ergibt sich durch die Modellierung<br />

wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong> signifikanter Zusatzaufwand,<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e wirtschaftliche Umsetzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel gefährdet<br />

[5]. Insbeson<strong>der</strong>e für bestehende Anlagen, welche<br />

erneut gefertigt beziehungsweise modifiziert und <strong>in</strong> Betrieb<br />

genommen werden, ist die nachträgliche Modellierung<br />

nicht vertretbar und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht durch e<strong>in</strong>en<br />

Inbetriebnehmer möglich.<br />

Software-<strong>in</strong>-the-Loop (SiL)<br />

Zur Verkürzung von Inbetriebnahmezeiten ist es möglich,<br />

vorhandene Modelle aus vorgelagerten Entwicklungsschritten<br />

zur simulativen Prüfung des Steuerprogramms<br />

wie<strong>der</strong>zuverwenden [5], was vorwiegend aber<br />

nur mit e<strong>in</strong>er durchgängigen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gkette und e<strong>in</strong>er<br />

vollständigen Beschreibung des Anlagenverhaltens darstellbar<br />

ist. Daher wird bei SiL-Simulationen die Steuerung<br />

und die Anlage selbst durch e<strong>in</strong> Verhaltensmodell<br />

abgebildet. Hiermit ist e<strong>in</strong>e Validierung <strong>der</strong> Funktionalität<br />

und darauf aufbauend auch die Möglichkeit zur<br />

Weiterentwicklung gegeben [7]. Teure Design- und Konzeptfehler<br />

lassen sich so von Anfang an vermeiden. Neben<br />

<strong>in</strong>tegrierten Simulationsfunktionen verbreiteter<br />

Entwicklungstools (zum Beispiel PC Worx) existieren<br />

eigenständige Testumgebungen, welche erweiterte Funktionen<br />

wie die gleichzeitige Ausführung mehrerer Programm<strong>in</strong>stanzen<br />

bereitstellen.<br />

Die wenigen am Markt verfügbaren SPS-Simulationsumgebungen<br />

wie beispielsweise PLCSim simulieren<br />

e<strong>in</strong> ausgeführtes Programm auf e<strong>in</strong>er virtualisierten<br />

Hardware, jedoch bieten sie zur Laufzeit weitgehend<br />

ke<strong>in</strong>e Möglichkeit, Prozessparameter <strong>in</strong>tuitiv und ohne<br />

aufwendige Modellierung e<strong>in</strong>er Prozesssimulation<br />

e<strong>in</strong>zustellen.<br />

Um den entstehenden Modellierungsaufwand zu<br />

m<strong>in</strong>imieren, besteht e<strong>in</strong>e Herangehensweise dar<strong>in</strong>,<br />

Softwaresysteme schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planungs- und Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gphase<br />

modellbasiert zu erstellen und fachlich dabei<br />

so weit zu präzisieren, dass das notwendige Basissteuerungsprogramm<br />

automatisch generiert werden<br />

kann. Im Bereich <strong>der</strong> automatisierten Diagnose liegt<br />

<strong>der</strong> Vorteil dar<strong>in</strong>, dass auch Testfälle automatisiert<br />

generiert werden können. Hierbei können allerd<strong>in</strong>gs<br />

bislang die vielfältigen Interdependenzen nicht berücksichtigt<br />

werden.<br />

Neben dieser Modellierungsproblematik existiert, wie<br />

<strong>in</strong> [8] und [5] zu lesen, für die Erzeugung von Testmodellen,<br />

Testplanung, Testkonzept, Testspezifikation o<strong>der</strong><br />

Testausführung ke<strong>in</strong>e durchgängige Werkzeugkette. Erschwerend<br />

kommt h<strong>in</strong>zu, dass die bestehenden Werkzeuge<br />

ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Austauschformat verwenden,<br />

obwohl <strong>in</strong> [9] e<strong>in</strong>e Grundlage für e<strong>in</strong>en Testbeschreibungsstandard<br />

gelegt wurde.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

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59


HAUPTBEITRAG<br />

2.2 Sollverhalten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Inbetriebnahmephase<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des Anlageneng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs wird als Bestandteil<br />

<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse das Soll-Verhalten <strong>der</strong> zu<br />

fertigenden Anlage beschrieben beziehungsweise def<strong>in</strong>iert.<br />

In Gesprächen mit Industriepartnern wurde<br />

festgestellt, dass historisch bed<strong>in</strong>gt heterogene Darstellungsformen<br />

zur Beschreibung des Anlagenverhaltens<br />

existieren.<br />

Das Soll-Verhalten kann beispielsweise <strong>in</strong> Word- und<br />

PDF-Dokumenten festgehalten werden (siehe Bild 2). Alternativ<br />

gibt es bereits e<strong>in</strong>zelne Modellierungsansätze,<br />

welche als Ergebnis e<strong>in</strong>en Zustandsautomaten ausgeben.<br />

Bestehen schon baugleiche Module <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er produzierenden<br />

Anlage, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Datenbank gegebenenfalls gemessene<br />

Referenzsignale verfügbar. Außerdem können<br />

mündliche Absprachen zwischen den Entwicklern o<strong>der</strong><br />

Abteilungen existieren, die mangels fehlen<strong>der</strong> Dokumentation<br />

letztendlich nicht berücksichtigt werden.<br />

Modellbasierte Beschreibungen versuchen, für die<br />

heterogenen Darstellungen e<strong>in</strong>en Konsens zu f<strong>in</strong>den.<br />

Während am Markt verfügbare Systeme hauptsächlich<br />

zum modellbasierten Testen für Applikationen im Bereich<br />

<strong>der</strong> Hochsprachen C++, C, Java und Ada angesiedelt<br />

s<strong>in</strong>d [8], f<strong>in</strong>den sich bei [10] Ansätze, SPS-Programme aus<br />

UML-Modellen heraus zu erzeugen. Durch den Ansatz<br />

<strong>der</strong> automatischen Codegenerierung wird zwar <strong>der</strong><br />

Nutzen des Modells im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es wirtschaftlichen<br />

Zeitbedarfs weitgehend maximiert, allerd<strong>in</strong>gs entstehen<br />

entscheidende Nachteile bei dieser Vorgehensweise.<br />

Beispielsweise müssen e<strong>in</strong>e umfangreiche Modellierung<br />

sowie neue Modellierungsverfahren <strong>in</strong> den Entwicklungsprozess<br />

<strong>in</strong>tegriert werden. Zusätzlich bietet<br />

diese Methode ke<strong>in</strong>e Möglichkeit, das Soll-Verhalten aus<br />

bestehenden Lastenheften für die Anlage zu entnehmen,<br />

ohne das System nachzumodellieren.<br />

E<strong>in</strong> von diesem Aufwand motivierter, vollständig<br />

an<strong>der</strong>er Ansatz zum automatisierten Testen von Produktionsanlagen<br />

wird <strong>in</strong> [11] beschrieben. Der Kern des<br />

Forschungsansatzes besteht dar<strong>in</strong>, die manuelle Modellierung<br />

des Anlagenverhaltens durch das automatisierte<br />

Lernen e<strong>in</strong>es hybriden Automaten zu ersetzen. In [11]<br />

heißt es, dass diese Methode primär <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anomaliedetektion<br />

während <strong>der</strong> Betriebsphase e<strong>in</strong>gesetzt werden<br />

kann, was die modellierungsfreie Erfassung des Soll-Verhaltens<br />

ermöglicht. Für das automatisierte Lernen muss<br />

allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e funktionierende Anlage existie ren, um<br />

das Verhalten zu erlernen, das heißt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zustandsautomaten<br />

abzubilden. Für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>itiale Inbetriebnahme<br />

ist <strong>der</strong> Ansatz nur e<strong>in</strong>geschränkt geeignet. Dadurch entsteht<br />

letztendlich e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung bei Produkten mit<br />

e<strong>in</strong>em hohen Grad an Individualisierung. Ger<strong>in</strong>ge Stückzahlen<br />

und damit verbunden e<strong>in</strong>e häu fige Umkonfiguration<br />

mit wechselnden Prozessanfor<strong>der</strong>ungen würden bei<br />

dem <strong>in</strong> [11] vorgestellten Ansatz e<strong>in</strong>e erneute Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsdurchführung<br />

des Zustandsautomaten erfor<strong>der</strong>n.<br />

Unter E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> vorgestellten Ansätze kann<br />

abgeleitet werden, dass zur Beschreibung des Soll-Verhaltens<br />

<strong>der</strong> Zeitaufwand für die Modellierung nur so<br />

groß wie nötig und so ger<strong>in</strong>g wie möglich se<strong>in</strong> soll.<br />

BILD 1: Verschiedene Komplexitätsebenen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Montageanlage<br />

BILD 2: Heterogene Darstellungsformen für Soll- und<br />

Ist-Verhalten<br />

60<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

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2.3 Automatisierte Analyse von Prozessdaten<br />

Grundsätzlich existieren Ansätze wie zum Beispiel die<br />

Analyse im Zeitbereich, die Frequenzanalyse, die statistische<br />

Modellierung o<strong>der</strong> Aspekte <strong>der</strong> künstlichen Intelligenz<br />

zur automatisierten Auswertung von aufgezeichneten<br />

Prozesswerten.<br />

In [12] wird e<strong>in</strong> Lösungsansatz zu zustandsbasierter<br />

Diagnose an Rollenketten von Verpackungsmasch<strong>in</strong>en<br />

vorgestellt. Zur Bewertung des Verschleißzustandes<br />

wird exemplarisch e<strong>in</strong>e Schw<strong>in</strong>gungsanalyse, unter an<strong>der</strong>em<br />

im Frequenzbereich, durchgeführt. Die Frequenzanalyse<br />

ist hier beson<strong>der</strong>s geeignet, da periodische Signale<br />

(die Schw<strong>in</strong>gungen) betrachtet werden [13].<br />

In <strong>der</strong> Praxis lassen sich allerd<strong>in</strong>gs Masch<strong>in</strong>enzustände<br />

oft erst aus <strong>der</strong> Gesamtheit von Betriebsparametern wie<br />

Öldruck, Temperatur, Schw<strong>in</strong>gungsfrequenzen o<strong>der</strong> Wirkungsgrad<br />

korrekt erfassen. Mittels statistischer Verfahren<br />

ist es grundsätzlich möglich, zu diesen Parametern<br />

e<strong>in</strong>en Merkmalsraum aufzuspannen und anschließend <strong>in</strong><br />

Klassen zu unterteilen. Die Klassen wie<strong>der</strong>um stehen für<br />

bestimmte Masch<strong>in</strong>enzustände und können zur Klassifizierung<br />

neuer Merkmalsvektoren verwendet werden.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel für künstliche Intelligenz – welche zudem<br />

vollständig ohne Modellierung auskommt – ist <strong>der</strong><br />

zuvor genannte Ansatz zum automatisierten Lernen von<br />

Anlagenmodellen [11]. Studien zur Benutzerakzeptanz<br />

wurden bisher nicht durchgeführt, allerd<strong>in</strong>gs sche<strong>in</strong>t<br />

das System als Werkzeug zur Unterstützung während<br />

<strong>der</strong> Inbetriebnahme nur bed<strong>in</strong>gt geeignet. Dies liegt<br />

hauptsächlich daran, dass <strong>der</strong> Inbetriebnehmer nicht<br />

die für ihn bekannten Signalscharen sieht, son<strong>der</strong>n<br />

eher ab strakte Anlagenzustände, wodurch e<strong>in</strong>e schnelle<br />

und <strong>in</strong>tuitive Zuordnung von bestimmten Anlagenzuständen<br />

<strong>in</strong> gewissen Arbeitssituationen nicht gewährleistet<br />

ist. Des Weiteren ist das System als reaktiv<br />

zu betrachten. Vom Modell abweichende Anomalien<br />

können während <strong>der</strong> Produktion erkannt und <strong>in</strong> neuen<br />

Zuständen gespeichert werden. Damit ist es jedoch<br />

nicht möglich, differenzierte Testfälle zu erstellen, welche<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, wie e<strong>in</strong>zelne Anlagenzustände<br />

o<strong>der</strong> während des Betriebs auftretende Produktvarianzen,<br />

vorgeben können.<br />

Für die Verifikation des steuerungstechnischen Verhaltens<br />

von Produktionsanlagen werden <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e B<strong>in</strong>ärsignale<br />

stellvertretend für digitale E<strong>in</strong>- und Ausgänge betrachtet.<br />

Die Transformation von B<strong>in</strong>ärsignalen und anschließende<br />

Analyse im Frequenzbereich sche<strong>in</strong>t nicht<br />

geeignet, um die nötigen Analysemöglichkeiten zu bieten.<br />

Bei <strong>der</strong> Frequenzanalyse stellt sich laut [13] die Frage nach<br />

<strong>der</strong> Auftrittshäufigkeit e<strong>in</strong>es bestimmten Merkmals und<br />

nicht nach dem Zeitpunkt. Die betrachteten Anlagensignale<br />

s<strong>in</strong>d jedoch nicht periodisch und eignen sich daher<br />

nicht für e<strong>in</strong>e Analyse im Spektrum. Stattdessen sollen<br />

diskrete zeitliche Signalmerkmale untersucht werden, wofür<br />

die Analyse von Abläufen <strong>in</strong> <strong>der</strong> SPS im Zeitbereich<br />

wesentlich besser anwendbar ist. Geeignete Algorithmen<br />

s<strong>in</strong>d dazu zum Beispiel die Differenzbildung o<strong>der</strong> Korrelationsuntersuchungen,<br />

allerd<strong>in</strong>gs müssen bestehende Verfahren<br />

für differenzierte lokale Aussagen erweitert werden.<br />

BILD 3: Gesamtkonzept des<br />

Testframeworks Codiac<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

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61


HAUPTBEITRAG<br />

Auch wenn Ansätze zur standardisierten Beschreibung<br />

und Implementierung von Testfällen bestehen (siehe<br />

[14]), kann aus <strong>der</strong> Analyse vorgestellter Lösungen<br />

festgestellt werden, dass bisher ke<strong>in</strong>e Möglichkeit existiert,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er durchgängigen Werkzeugkette o<strong>der</strong> gar <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Testframework nach IEC 61131-3 implementierte<br />

Steuerprogramme ohne erheblichen und komplexen<br />

Modellierungsaufwand, differenziert und flexibel<br />

zu testen. Für e<strong>in</strong>zelne Problemstellungen gibt es Ansätze,<br />

wobei e<strong>in</strong> allumfassendes Werkzeug zur vollständigen<br />

Unterstützung während des Entwicklungs- und<br />

Inbetriebnahmeprozesses im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> def<strong>in</strong>ierten Zielkriterien<br />

am Markt nicht vorhanden ist.<br />

3. KONZEPT DES TESTFRAMEWORKS<br />

Als Lösung zu den aufgelisteten Anfor<strong>der</strong>ungen aus Abschnitt<br />

1 soll das Testframework Codiac, bestehend aus<br />

e<strong>in</strong>em Front-End und e<strong>in</strong>em Back-End, konzipiert und<br />

implementiert werden. Idealerweise zeichnet sich das<br />

Front-End durch e<strong>in</strong>e PC-basierte Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Umgebung<br />

aus, <strong>in</strong> welcher <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> auf Signale zurückgreifen,<br />

sie als Referenzsignale neu erstellen o<strong>der</strong> Auswertealgorithmen<br />

beziehungsweise Auswertungsmuster<br />

def<strong>in</strong>ieren kann. Diese sollen später <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tuitiven<br />

Benutzerschnittstelle automatisiert ausgewertet und<br />

visualisiert werden.<br />

Das Back-End implementiert Test- und Diagnosebauste<strong>in</strong>e<br />

auf <strong>der</strong> Anlagensteuerung, um konfigurierte Testfälle<br />

ausführen zu können. Das <strong>in</strong> Bild 3 visualisierte<br />

Gesamtkonzept des entwickelten Testframeworks stellt<br />

somit e<strong>in</strong>e durchgängige Werkzeugkette mit Inbetriebnahmefokus<br />

dar.<br />

Als Bestandteil des Testfalleditors ermöglicht die Ablaufspezifikation<br />

im Detail, Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für<br />

e<strong>in</strong>en Test zu def<strong>in</strong>ieren. Es werden alle für die SPS<br />

beziehungsweise Montagezelle benötigten E<strong>in</strong>stellungen<br />

wie <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>enstatus, aber auch Grundlagen für die<br />

Testfallausführung, wie die aufzuzeichnenden Signale<br />

o<strong>der</strong> die zu testende Station, festgelegt.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse wurde gefor<strong>der</strong>t,<br />

dass auch verschiedene Produkte (zum Beispiel Stecker<br />

mit unterschiedlicher Polkonfiguration) getestet werden<br />

sollen. Diese Konfiguration kann ebenfalls im Testdateneditor<br />

vorgenommen werden. Diese ersten Testfallkonfigurationen<br />

s<strong>in</strong>d für die Ausführung e<strong>in</strong>es Testfalls h<strong>in</strong>reichend.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs kann so noch ke<strong>in</strong>e automatisierte<br />

Signalanlyse und -auswertung erfolgen.<br />

Für die Signalanalyse besteht die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

dar<strong>in</strong>, aus heterogenen Verhaltensbeschreibungen geme<strong>in</strong>same<br />

Charakteristika beziehungsweise Patterns zu<br />

entnehmen, die sich später zur automatisierten Signalanalyse<br />

und Validierung <strong>der</strong> Anlagenfunktionalität<br />

heranziehen lassen.<br />

Die Patternspezifikation bietet dem Benutzer e<strong>in</strong>en<br />

Editor an, um Patterns zu def<strong>in</strong>ieren. Patterns s<strong>in</strong>d dabei<br />

charakteristische Signalmerkmale wie Flankenwechsel,<br />

-anzahl o<strong>der</strong> -beziehungen, welche später zur automatisierten<br />

Signalüberprüfung validiert werden. Patterns<br />

können entwe<strong>der</strong> frei, zum Beispiel auf Grundlage<br />

e<strong>in</strong>es Pflichtenheftes, erstellt o<strong>der</strong> aus bestehenden<br />

Referenzsignalen automatisiert abgeleitet werden. Die<br />

Charakteristika umfassen dabei e<strong>in</strong>en Satz an zu def<strong>in</strong>ierenden<br />

Attributen wie Sollwert, erlaubte Abweichung<br />

o<strong>der</strong> Typ. Jedes Pattern besitzt außerdem e<strong>in</strong> Patternergebnis,<br />

welches nach erfolgter Auswertung gesetzt wird.<br />

Die Ablaufspezifikation und die Auswertung ergänzen<br />

sich zusammen zum Testfalleditor. Die Ausgabe des Editors<br />

ist e<strong>in</strong> vollständig konfigurierter Basistestfall, <strong>der</strong><br />

mit Anlagenmodulen beziehungsweise mit <strong>der</strong> Gesamtanlage<br />

ausgeführt werden kann. Dazu wird die Ablaufspezifikation,<br />

welche zur Testfallausführung auf <strong>der</strong> SPS<br />

beziehungsweise dem Montageautomaten e<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>reichenden<br />

Satz an Konfigurationen bildet, zum Beispiel<br />

über OPC an die Anlagen-SPS gesendet. OPC bietet an<br />

dieser Stelle den Vorteil, dass auf freigegebene steuerungs<strong>in</strong>terne<br />

Variablen ohne weitere Konfiguration zugegriffen<br />

werden kann. Nach <strong>der</strong> Übertragung <strong>der</strong> Ablaufspezifikation<br />

wird <strong>der</strong> Testfall ausgeführt.<br />

Ist <strong>der</strong> automatisierte Test beendet, werden die aufgezeichneten<br />

Signalverläufe wie<strong>der</strong> automatisch über die<br />

OPC-Schnittstelle <strong>in</strong> die Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Umgebung geladen.<br />

Durch die zeitliche Entkopplung bei <strong>der</strong> Kommunikation<br />

entspricht die Signalauflösung dennoch <strong>der</strong><br />

SPS-Zykluszeit. Danach kommt das dritte Tool <strong>der</strong> Werkzeugsammlung<br />

zum E<strong>in</strong>satz: die Testfallauswertung.<br />

Diese analysiert die Signalschar zum Teil vollautomatisiert,<br />

<strong>in</strong>dem zuvor def<strong>in</strong>ierte Patterns mittels geeigneter<br />

Algorithmen validiert werden, teilweise aber auch <strong>in</strong><br />

Interaktion mit dem Inbetriebnehmer.<br />

Zunächst wird jedes Pattern separat ausgewertet und<br />

das jeweilige Patternergebnis aktualisiert. S<strong>in</strong>d alle def<strong>in</strong>ierten<br />

Kriterien e<strong>in</strong>es Signals ausgewertet, setzt sich<br />

das Testergebnis selbst aus e<strong>in</strong>er UND-Verknüpfung aller<br />

E<strong>in</strong>zelergebnisse zusammen.<br />

Die letzte Komponente <strong>in</strong> Bild 3 ist <strong>der</strong> Testfallmultiplikator.<br />

Während das bei [8] beschriebene Werkzeug<br />

automatisiert Testfälle beziehungsweise Testskripte mit<br />

Varianzen zur Ausführung basierend auf e<strong>in</strong>em Modell<br />

des Systemverhaltens o<strong>der</strong> bestimmten Steuer<strong>in</strong>formationen<br />

generiert, kann <strong>der</strong> Testfallmultiplikator <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

momentanen Version def<strong>in</strong>ierte Testfälle vervielfältigen.<br />

Dies stellt e<strong>in</strong>e enorme Vere<strong>in</strong>fachung zur bisherigen<br />

manuellen unsystematischen Testvorgehensweise dar,<br />

wenn zum Beispiel Systeme auf Robustheit getestet werden<br />

sollen o<strong>der</strong> sehr oft <strong>der</strong> gleiche Testfall mit gleichen<br />

Ausgangs- beziehungsweise Auswertungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

ausführt werden soll. Wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zusammenfassung beschrieben,<br />

existieren verschiedene Ansatzpunkte, den<br />

Testfallmultiplikator gemäß den Ansätzen aus [4] <strong>in</strong><br />

Richtung e<strong>in</strong>es Testfallgenerators durch automatisch<br />

e<strong>in</strong>fließende Varianzen zu e<strong>in</strong>er besseren Testabdeckung<br />

weiterzuentwickeln.<br />

4. VALIDIERUNG DER MONTAGEANLAGE<br />

Zur Implementierung und zum Testen <strong>der</strong> Umsetzung<br />

des vorgestellten Konzepts wurde – wie bereits <strong>in</strong> Bild 1<br />

zu erkennen – von <strong>der</strong> Firma Phoenix Contact e<strong>in</strong> Steckermontage-Automat<br />

zur Verfügung gestellt. Der Mon-<br />

62<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


tageautomat realisiert e<strong>in</strong> modulares, stationsbasiertes<br />

Längstaktsystem, bei dem die e<strong>in</strong>zelnen Montagestationen<br />

über die l<strong>in</strong>eare Vorschubachse synchronisiert werden.<br />

Den schematischen Aufbau verdeutlicht Bild 4.<br />

Es wurden bereits alle im Konzept entworfenen Funktionen<br />

implementiert und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Testframework, das<br />

heißt <strong>der</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Umgebung und den Diagnosefunktionen<br />

auf <strong>der</strong> SPS, zusammengefasst.<br />

4.1 Prototypische Werkzeugkette<br />

Um die Lösung validieren zu können, wurden exemplarisch<br />

Use-Cases für je e<strong>in</strong>en White-Box- und e<strong>in</strong>en Black-<br />

Box-Test realisiert. Der White-Box-Test testet das steuerungstechnische<br />

Verhalten <strong>der</strong> Station 3 „Stift e<strong>in</strong>setzen“.<br />

Da <strong>der</strong> Programmcode bekannt ist und die Diagnosefunktionalität<br />

direkt auf <strong>der</strong> Hauptanlagensteuerung<br />

umgesetzt ist, können sämtliche <strong>in</strong>ternen Variablen zur<br />

Auswertung verwendet werden.<br />

E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Kernanfor<strong>der</strong>ung bestand dar<strong>in</strong>, durch<br />

Zulieferer gefertigte Stationen frühzeitig, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

ohne die Integration <strong>in</strong> die Gesamtanlage, zu testen.<br />

Dazu wurde e<strong>in</strong> Black-Box-Test zur Überprüfung <strong>der</strong> I/O-<br />

Kommunikation realisiert.<br />

Mit dem im Folgenden beschriebenen Black-Box-Test<br />

soll daher exemplarisch gezeigt werden, wie mit Codiac<br />

e<strong>in</strong>e im Pflichtenheft def<strong>in</strong>ierte Kommunikationsschnittstelle<br />

während <strong>der</strong> Inbetriebnahme überprüfbar ist. Die<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>er externen Station sowie die notwendige<br />

Kommunikation zeigt Bild 5. Die externe Station muss<br />

zunächst e<strong>in</strong> von <strong>der</strong> Hauptsteuerung gesendetes Vorbereitungssignal<br />

quittieren, um zu bestätigen, dass sie sich<br />

im Bereitschaftszustand bef<strong>in</strong>det. Nach <strong>der</strong> Quittierung<br />

wird – sobald die Hauptachse ihre Position erreicht hat<br />

– e<strong>in</strong> Startsignal an die externe Steuerung gesendet. Die<br />

externe Montagestation <strong>in</strong>formiert die Anlagen-SPS über<br />

den Fortschritt <strong>der</strong> beiden Montageprozesse. Abschließend<br />

wird e<strong>in</strong> „Ende“-Signal an die Anlagen-SPS übermittelt,<br />

damit <strong>der</strong> nächste Bearbeitungszyklus vorbereitet<br />

werden kann.<br />

Mit e<strong>in</strong>em im Diagnose-Framework <strong>in</strong>tegrierten Datenlogger<br />

wurde im Rahmen <strong>der</strong> Inbetriebnahme e<strong>in</strong>e für<br />

den beschriebenen Kommunikationsablauf charakteristische<br />

und <strong>in</strong> Bild 6 dargestellte Signalschar aufgenommen.<br />

Unter Verwendung <strong>der</strong> Patternspezifikation wurden<br />

anhand <strong>der</strong> Signalschar sowie auf Basis <strong>der</strong> im Pflichtenheft<br />

festgelegten Soll-Zeiten verschiedene Patterns<br />

angelegt. Der Fokus lag dabei auf den Flankenbeziehungen,<br />

also Reaktionszeiten zwischen dem Signaltrigger<br />

durch die Anlagen-SPS und Antwort durch die externe<br />

Station, welche durch lokale Patterns abgebildet werden<br />

können. Zusätzlich wurden neben manuell angelegten<br />

Patterns globale Charakteristika, wie die Anzahl <strong>der</strong><br />

Flankenwechsel, die Summe aller High-Intervalle o<strong>der</strong><br />

die Autokorrelation automatisch aus e<strong>in</strong>er Referenzsignalschar<br />

entnommen und ausgewertet.<br />

Da <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei e<strong>in</strong>er Station e<strong>in</strong>es Zulieferers<br />

nicht davon ausgegangen werden kann, dass e<strong>in</strong>e Referenzsignalschar<br />

zu Verfügung steht, wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

zweiten Ansatz die Patterns während <strong>der</strong> Inbetriebnah-<br />

BILD 4: Schematischer Aufbau des Demonstrators<br />

BILD 5: Schematischer Kommunikationsablauf<br />

BILD 6: Signalschar <strong>der</strong> Kommunikation für e<strong>in</strong>en<br />

Montageablauf<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

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63


HAUPTBEITRAG<br />

me komplett manuell angelegt. Mittels <strong>der</strong> def<strong>in</strong>ierten<br />

Patterns konnten anschließend weitere aufgezeichnete<br />

Montageabläufe analysiert und bewertet werden.<br />

4.2 Evaluierung<br />

Durch die exemplarische Modellierung und Konfiguration<br />

e<strong>in</strong>es White- und e<strong>in</strong>es Black-Box-Tests konnten<br />

erste Erfahrungen im Umgang mit Codiac gesammelt<br />

werden, welche sich allerd<strong>in</strong>gs im ersten Schritt auf die<br />

Nutzergruppe <strong>der</strong> Entwickler beschränken.<br />

Zur Erstellung von Ablaufspezifikationen stellt die<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Umgebung e<strong>in</strong> komfortables Tool bereit, bei<br />

dem <strong>der</strong> Benutzer <strong>in</strong>tuitiv Signale wählen o<strong>der</strong> Produktkonfigurationen<br />

e<strong>in</strong>stellen kann. Die Beschränkung auf<br />

die Gruppe <strong>der</strong> Entwickler wurde deshalb gewählt, da<br />

das Anlegen von Patterns e<strong>in</strong> komplexer Prozess ist, bei<br />

dem aussagekräftige Merkmale gewählt und konfiguriert<br />

werden müssen. Die spätere Inbetriebnahme an <strong>der</strong> Anlage<br />

wird daher mit vorher def<strong>in</strong>ierten Grundpatterns<br />

unterstützt. Darüber h<strong>in</strong>aus können auch <strong>in</strong> dieser Phase<br />

<strong>der</strong> Anlagenentwicklung durch e<strong>in</strong>faches Markieren<br />

Charakteristika überprüft o<strong>der</strong> Signalbeziehungen als<br />

Patterns angelegt werden.<br />

E<strong>in</strong>e Basis an globalen Pattern wird automatisiert<br />

durch Codiac angelegt. Die Testausführung sowie<br />

die Analyse und Validierung erfolgt anschließend<br />

automatisiert. Die Visualisierung <strong>der</strong> Auswertung wurde<br />

als hilfreich und differenziert bewertet, wobei sich die<br />

geschachtelte Informationsdarstellung positiv auswirkt.<br />

Der Anwen<strong>der</strong> kann den Detailgrad <strong>der</strong> Visualisierung<br />

von e<strong>in</strong>er Übersicht über alle ausgeführten und bewerteten<br />

Testfälle bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Ansicht <strong>der</strong> erfolgreichen<br />

o<strong>der</strong> nicht erfolgreichen Patterns selbst wählen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wurde die Möglichkeit zum Speichern<br />

<strong>der</strong> Testfalleditor-E<strong>in</strong>gaben als hilfreich empfunden.<br />

E<strong>in</strong>mal konfigurierte Spezifikationen lassen sich so problemlos<br />

an weiteren Anlagen o<strong>der</strong> an den gleichen Anlagen<br />

zur Überprüfung von Verän<strong>der</strong>ungen im Lebenszyklus<br />

wie<strong>der</strong>holen.<br />

ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />

Um die gefor<strong>der</strong>te Optimierung des Inbetriebnahmeprozesses<br />

zu erzielen, wurde <strong>der</strong> Ansatz verfolgt, Werkzeuge<br />

<strong>der</strong> Informationstechnik wie die automatisierte Testausführung,<br />

die systemweite Anlagendiagnose o<strong>der</strong><br />

Signalanalyseverfahren konzeptionell auf die Domäne<br />

<strong>der</strong> Anlagen- und Automatisierungstechnik zu übertragen<br />

– ohne <strong>der</strong> Verhaltensmodellierung e<strong>in</strong>en zu großen<br />

Stellenwert beizumessen.<br />

Der Fokus lag auf dem frühzeitigen Test <strong>der</strong> korrekten<br />

Programmierung von eigens gefertigten Montagestationen<br />

(White-Box-Test) und auf Kommunikationstests zwischen<br />

Anlagenmodulen unterschiedlicher Hersteller<br />

(Black-Box-Test).<br />

Die entstandene <strong>in</strong>tegrierte Steuerungs- und Diagnoseplattform<br />

Codiac erfüllt diese Anfor<strong>der</strong>ungen durchgängig.<br />

Produktvarianten und verän<strong>der</strong>te Abläufe können<br />

differenziert konfiguriert werden. Die Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />

Umgebung unterstützt den Benutzer zudem bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

und Erstellung von Patterns und extrahiert<br />

anhand von Referenzdaten automatisiert globale Charakteristika.<br />

Nach <strong>der</strong> Ausführung des Testfalls werden<br />

die aufgenommenen Daten weitgehend automatisiert<br />

analysiert und validiert.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wurde e<strong>in</strong> Use-Case beschrieben, welcher<br />

den Funktionsumfang <strong>der</strong> entwickelten Lösung<br />

zum automatisierten Testen verdeutlicht. Durch Analyse<br />

<strong>der</strong> Kommunikation mittels aus dem Pflichtenheft<br />

abgeleiteten Patterns lässt sich e<strong>in</strong> Nachweis über die<br />

E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Spezifikation erbr<strong>in</strong>gen.<br />

ZUKÜNFTIGE ARBEITEN<br />

Die zu Beg<strong>in</strong>n formulierten Anfor<strong>der</strong>ungen wurden <strong>in</strong><br />

dieser prototypischen Implementierung erfüllt. Dennoch<br />

besteht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Punkten die Möglichkeit, das Testframework,<br />

zum Beispiel <strong>in</strong> Bezug auf e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tuitive<br />

Oberflächengestaltung für das Inbetriebnahmepersonal,<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus muss <strong>der</strong> Nutzer des Systems beim<br />

Anlegen von Patterns bisher selbstständig Toleranzbereiche<br />

für erlaubte Signalabweichungen festlegen.<br />

Diese Zeit<strong>in</strong>tervalle werden typischerweise zu kle<strong>in</strong><br />

bemessen, um beispielsweise die statistischen Varianzen<br />

mechanischer Prozesse abzudecken. Um diese Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

zu lösen, wurde e<strong>in</strong> Signal-Analyzer <strong>in</strong><br />

die Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Umgebung <strong>in</strong>tegriert. Dieser ermöglicht<br />

e<strong>in</strong>e grafische Aufbereitung statistischer Varianzen<br />

vieler Messungen, sodass Vorschläge für erlaubte<br />

Abweichungs<strong>in</strong>tervalle erzeugt werden können. Nach<br />

Anwendung des Signal-Analyzers und <strong>der</strong> Neuparametrierung<br />

<strong>der</strong> Patterns konnte e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong><br />

Testergebnisse um 93 % gegenüber e<strong>in</strong>er Konfiguration<br />

ohne Vorschläge zu Sollwerten o<strong>der</strong> Abweichungen<br />

beobachtet werden.<br />

Durch e<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>holung von Testfällen des Vortages<br />

wurde deutlich, dass die E<strong>in</strong>flüsse von kalten<br />

und warmen Komponenten auf die Verschiebung <strong>der</strong><br />

zeitlichen Abläufe bei <strong>der</strong> Patternerstellung unterschätzt<br />

wurden. Bei <strong>der</strong> statistischen Auswertung<br />

von Messungen beziehungsweise dem Anlegen von<br />

Patterns muss also <strong>der</strong> Anlagenzustand unbed<strong>in</strong>gt<br />

berücksichtigt werden.<br />

In [15] wird beschrieben, dass Expertensysteme als<br />

Teilgebiet <strong>der</strong> Künstlichen Intelligenz „<strong>in</strong> Spezialgebieten<br />

<strong>der</strong> Industrie“ e<strong>in</strong>gesetzt werden, die automatisierte<br />

Aus- und Bewertung von technisch hochkomplexen System<br />

aber e<strong>in</strong>e große Herausfor<strong>der</strong>ung darstellt. Dies ist<br />

hauptsächlich auf die Generierung und Qualität <strong>der</strong> Wissensbasis<br />

zurückzuführen. Durch die Weiterentwicklung<br />

des Signal-Analyzers und den E<strong>in</strong>satz von statistischen<br />

Methoden zur genauen Berechnung von Sollwerten<br />

und erlaubten Abweichungen soll dieser Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

begegnet werden.<br />

Abschließend ist zu bedenken, dass das entwickelte<br />

Testframework e<strong>in</strong> unterstützendes Werkzeug für Entwickler<br />

zum E<strong>in</strong>satz während <strong>der</strong> Inbetriebnahmephase<br />

darstellt. Daher besteht <strong>der</strong> nächste Schritt dar<strong>in</strong>, Codiac<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie e<strong>in</strong>zusetzen, um praxisnahe Anforde-<br />

64<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


ungen zu f<strong>in</strong>den, Schwachstellen aufzudecken und die<br />

Akzeptanz <strong>der</strong> entwickelten Applikation bei <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>zielgruppe<br />

zu garantieren.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

16.03.2012<br />

REFERENZEN<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

DANKSAGUNG<br />

Das Forschungsvorhaben Initial wird im Rahmen <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>l<strong>in</strong>ie „Hightech-NRW 2. Call“ vom M<strong>in</strong>isterium<br />

für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie<br />

des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen geför<strong>der</strong>t.<br />

AUTOREN<br />

[1] Brecher, C. (Hrsg.): Integrative Produktionstechnik für<br />

Hochlohnlän<strong>der</strong>. Spr<strong>in</strong>ger, Heidelberg 2011<br />

[2] Initial: Höhere Produktivität durch den modellbasierten<br />

Entwurf und Betrieb von komplexen Automatisierungssystemen.<br />

(http://www.<strong>in</strong>ITial-projekt.de)<br />

[3] Eversheim, W.: Inbetriebnahme komplexer Masch<strong>in</strong>en<br />

und Anlagen. Strategien und Praxisbeispiele zur<br />

Rationalisierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zel- und Kle<strong>in</strong>serienproduktion.<br />

VDI-Verlag, Düsseldorf 1990<br />

[4] Jack, P. und Koc: FUSIM. Funktionssicherung und<br />

Testmethodik bei <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>gebetteter<br />

Systeme. DFAM, Frankfurt 2001<br />

[5] Herfs, W.: Modellbasierte Software <strong>in</strong> the Loop Simulation<br />

von Werkzeugmasch<strong>in</strong>en. Apprimus-Verlag, Aachen 2010<br />

[6] Wünsch, G.; Zäh, M.: Schnelle Inbetriebnahme von<br />

Produktionssystemen. Qualitätssicherung von<br />

automatisierten Masch<strong>in</strong>en durch Simulation.<br />

wt Werkstattstechnik onl<strong>in</strong>e, 95(9), S. 699 – 704, 2005<br />

[7] Murrenhoff, H.; von Dombrowski, R.; Verkoyen, T.:<br />

Fluidtronic. Entwicklungsumgebung für fluidtechnischmechatronische<br />

Systeme. wt Werkstattstechnik onl<strong>in</strong>e,<br />

99(1/2), S. 67 – 75, 2009<br />

[8] Götz, H. und Nickolaus, M.: Modellbasiertes Testen.<br />

Modellierung und Generierung von Tests. Grundlagen,<br />

Kriterien für Werkzeuge<strong>in</strong>satz, Werkzeuge <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Übersicht. Heise Verlag, Hannover 2009<br />

[9] IEEE 1641: IEEE Standard for Signal and Test Def<strong>in</strong>ition,<br />

September 2010.<br />

[10] Witsch, D.; Ricken, M.; Kormann, B.; Vogel-Heuser, B.:<br />

PLC-statecharts. An approach to <strong>in</strong>tegrate uml statecharts<br />

<strong>in</strong> open-loop control eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g. In: 8 th International<br />

Conference on Industrial Informatics (INDIN), S.<br />

915 – 920. IEEE, 2010. Doi: 10.1109/INDIN.2010.5549619<br />

[11] Vodenčarević, A.; Kle<strong>in</strong>e Bun<strong>in</strong>g, H.; Niggemann, O.; Maier, A.:<br />

Identify<strong>in</strong>g behavior models for process plants. In: 16 th Conference<br />

on Emerg<strong>in</strong>g Technologies & Factory Automation<br />

(ETFA), S. 1 – 8. IEEE, 2011. doi: 10.1109/ETFA.2011.6059080<br />

[12] Brecher, C.; Pohlmann, G.; Herfs, W.: Zustandsbasierte<br />

Diagnose an Rollenketten von Verpackungsmasch<strong>in</strong>en.<br />

Höchste Beanspruchung bei 140 Takten/m<strong>in</strong>. wt Werkstattstechnik<br />

onl<strong>in</strong>e, 99(7/8), S. 498 – 503, 2009<br />

[13] Kolerus, J. und Wassermann, J.: Zustandsüberwachung<br />

von Masch<strong>in</strong>en. E<strong>in</strong> Lehr- und Arbeitsbuch für den<br />

Praktiker. Expert, Renn<strong>in</strong>gen 2008<br />

[14] Europäisches Institut für Telekommunikationsnormen:<br />

TTCN-3: Test<strong>in</strong>g and Test Control Notation Version 3.<br />

(http://http://www.ttcn-3.org/)<br />

[15] Brecher, C. und Weck, M.: Werkzeugmasch<strong>in</strong>en 3.<br />

Spr<strong>in</strong>ger, Berl<strong>in</strong> 2006<br />

Dr.-Ing. WERNER HERFS MBA<br />

(geb. 1975) hat zwischen 2007<br />

und 2012 die Abteilung Steuerungstechnik<br />

und Automatisierung<br />

geleitet und ist seit<br />

März 2012 <strong>der</strong> geschäftsführende<br />

Ober<strong>in</strong>genieur des Lehrstuhls<br />

für Werkzeugmasch<strong>in</strong>en<br />

an <strong>der</strong> RWTH Aachen.<br />

RWTH Aachen,<br />

Werkzeugmasch<strong>in</strong>enlabor (WZL),<br />

Ste<strong>in</strong>bachstraße 19, D-52074 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 802 74 10,<br />

E-Mail: w.herfs@wzl.rwth-aachen.de<br />

Dipl.-Ing. MARKUS OBDEN-<br />

BUSCH (geb. 1986) arbeitet<br />

seit 2011 als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Lehrstuhl<br />

für Werkzeugmasch<strong>in</strong>en<br />

<strong>der</strong> RWTH Aachen.<br />

Se<strong>in</strong>e Forschungsgebiete<br />

umfassen die automatisierte<br />

Anlagendiagnose und<br />

Inbetriebnahme von Produktionsmasch<strong>in</strong>en im<br />

Masch<strong>in</strong>enbau.<br />

RWTH Aachen,<br />

Werkzeugmasch<strong>in</strong>enlabor (WZL),<br />

Ste<strong>in</strong>bachstraße 19, D-52074 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 802 82 36,<br />

E-Mail: m.obdenbusch@wzl.rwth-aachen.de<br />

Dipl.-Ing. WOLFRAM LOHSE<br />

(geb. 1981) war von 2007 bis<br />

2012 als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Lehrstuhl für<br />

Werkzeugmasch<strong>in</strong>en <strong>der</strong><br />

RWTH Aachen tätig. Seit<br />

März 2012 leitet er die<br />

Abteilung Steuerungstechnik<br />

und Automatisierung.<br />

RWTH Aachen,<br />

Werkzeugmasch<strong>in</strong>enlabor (WZL),<br />

Ste<strong>in</strong>bachstraße 19, D-52074 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 802 74 55,<br />

E-Mail: w.lohse@wzl.rwth-aachen.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012<br />

65


IMPRESSUM / VORSCHAU<br />

IMPRESSUM<br />

VORSCHAU<br />

Verlag:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH<br />

Rosenheimer Straße 145<br />

D-81671 München<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-0<br />

Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23<br />

www.oldenbourg-<strong>in</strong>dustrieverlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Spartenleiter:<br />

Jürgen Franke<br />

Herausgeber:<br />

Dr. T. Albers<br />

Dr. G. Kegel<br />

Dipl.-Ing. G. Kumpfmüller<br />

Dr. N. Kuschnerus<br />

Beirat:<br />

Dr.-Ing. K. D. Bettenhausen<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Diedrich<br />

Prof. Dr.-Ing. U. Epple<br />

Prof. Dr.-Ing. A. Fay<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Felleisen<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Frey<br />

Prof. Dr.-Ing. P. Göhner<br />

Dipl.-Ing. Th. Gre<strong>in</strong><br />

Prof. Dr.-Ing. H. Haehnel<br />

Dr.-Ing. J. Kiesbauer<br />

Dipl.-Ing. R. Marten<br />

Dipl.-Ing. G. Mayr<br />

Dr. J. Nothdurft<br />

Dr.-Ing. J. Papenfort<br />

Dr. A. Wernsdörfer<br />

Dipl.-Ing. D. Westerkamp<br />

Dr. Ch. Zeidler<br />

Organschaft:<br />

Organ <strong>der</strong> GMA<br />

(VDI/VDE-Gesell schaft Messund<br />

Automatisierungs technik)<br />

und <strong>der</strong> NAMUR<br />

(Interessen geme<strong>in</strong>schaft<br />

Automatisierungs technik <strong>der</strong><br />

Prozess<strong>in</strong>dustrie).<br />

Redaktion:<br />

Anne Hütter (verantwortlich)<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-4 18<br />

Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-2 07<br />

E-Mail: huetter@oiv.de<br />

Gerd Scholz<br />

E<strong>in</strong>reichung von Hauptbeiträgen:<br />

Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas<br />

(Chefredakteur, verantwortlich<br />

für die Hauptbeiträge)<br />

Technische Universität Dresden<br />

Fakultät Elektrotechnik<br />

und Informationstechnik<br />

Professur für Prozessleittechnik<br />

D-01062 Dresden<br />

Telefon +49 (0) 351 46 33 96 14<br />

E-Mail: urbas@oiv.de<br />

Fachredaktion:<br />

Dr.-Ing. M. Blum<br />

Prof. Dr.-Ing. J. Jasperneite<br />

Dr.-Ing. B. Kausler<br />

Dr.-Ing. N. Kiupel<br />

Dr. rer. nat. W. Morr<br />

Dr.-Ing. J. Neidig<br />

Dipl.-Ing. I. Rolle<br />

Dr.-Ing. S. Runde<br />

Prof. Dr.-Ing. F. Schiller<br />

Bezugsbed<strong>in</strong>gungen:<br />

„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis“ ersche<strong>in</strong>t<br />

monatlich mit Doppelausgaben im<br />

Januar/Februar und Juli/August.<br />

Bezugspreise:<br />

Abonnement jährlich: € 468,– + € 30,–/<br />

€ 35,- Versand (Deutschland/Ausland);<br />

Heft-Abbonnement + Onl<strong>in</strong>e-Archiv:<br />

€ 638,40; ePaper (PDF): € 468,–;<br />

ePaper + Onl<strong>in</strong>e-Archiv: € 608,40;<br />

E<strong>in</strong>zelheft: € 55,– + Versand;<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung<br />

<strong>in</strong> EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />

für alle übrigen Län<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d es<br />

Nettopreise. Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> GMA: 30%<br />

Ermäßigung auf den Heftbezugspreis.<br />

Bestellungen s<strong>in</strong>d je<strong>der</strong>zeit über den<br />

Leserservice o<strong>der</strong> jede Buchhandlung<br />

möglich.<br />

Die Kündigungsfrist für Abonnementaufträge<br />

beträgt 8 Wochen zum Bezugsjahresende.<br />

Abonnement-/<br />

E<strong>in</strong>zelheftbestellung:<br />

Leserservice <strong>atp</strong><br />

Postfach 91 61, D-97091 Würzburg<br />

Telefon + 49 (0) 931 4170-1615<br />

Telefax + 49 (0) 931 4170-492<br />

E-Mail: leserservice@oiv.de<br />

Verantwortlich für<br />

den Anzeigenteil:<br />

Annemarie Scharl-Send<br />

Mediaberatung<br />

sales & communications Medienagentur<br />

Kirchfeldstraße 9, D-82284 Grafrath<br />

Tel. +49 (0) 8144 9 96 95 12<br />

Fax +49 (0) 8144 9 96 95 14<br />

E-Mail: ass@salescomm.de<br />

Es gelten die Preise <strong>der</strong> Mediadaten 2012<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Brigitte Krawczyk<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-2 26<br />

Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 00<br />

E-Mail: krawczyk@oiv.de<br />

Grafik:<br />

Data Graphis<br />

Druck:<br />

Druckerei Chmielorz GmbH<br />

Ostr<strong>in</strong>g 13,<br />

D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

Gedruckt auf chlor- und<br />

säurefreiem Papier.<br />

Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />

Praxis – rtp“ gegründet.<br />

© 2012 Oldenbourg Industrieverlag<br />

GmbH München<br />

Die Zeitschrift und alle <strong>in</strong> ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen s<strong>in</strong>d urheberrechtlich<br />

geschützt. Mit Ausnahme <strong>der</strong><br />

gesetzlich zugelassenen Fälle ist e<strong>in</strong>e<br />

Verwertung ohne E<strong>in</strong> willigung des Verlages<br />

strafbar.<br />

Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8<br />

Abs. 3 PresseG i. V. m. Art. 2 Abs. 1c DVO<br />

zum BayPresseG geben wir die Inhaber<br />

und Beteiligungsverhältnisse am Verlag<br />

wie folgt an:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />

Rosenheimer Straße 145, 81671 München.<br />

Alle<strong>in</strong>iger Gesellschafter des Verlages<br />

ist die ACM-Unternehmensgruppe,<br />

Ostr<strong>in</strong>g 13,<br />

65205 Wiesbaden-Nordenstadt.<br />

ISSN 2190-4111<br />

DIE AUSGABE 10 / 2012 DER<br />

ERSCHEINT AM 01.10.2012<br />

MIT FOLGENDEN BEITRÄGEN:<br />

Safety und Security für<br />

Feldbus-Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Das Zeitverhalten<br />

verteilter Anlagen<br />

Plug and Prognose<br />

Reifezeugnis für<br />

mechatronische<br />

Entwicklungsprozesse<br />

...und vielen weiteren Themen.<br />

Aus aktuellem Anlass können sich die Themen<br />

kurzfristig verän<strong>der</strong>n.<br />

LESERSERVICE<br />

E-MAIL:<br />

leserservice@oiv.de<br />

TELEFON:<br />

+ 49 (0) 931 4170-1615<br />

66<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2012


SIL<br />

Sprechstunde<br />

4. SIL-Sprechstunde<br />

Funktionale Sicherheit<br />

18. + 19.9.2012, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

www.sil-sprechstunde.de<br />

PLT-Schutze<strong>in</strong>richtung<br />

Programm<br />

Mo<strong>der</strong>ation: Jürgen George,<br />

Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Wann und Wo?<br />

Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> SIL-Bewertung<br />

Parameter <strong>der</strong> SIL-Bewertung<br />

Vermeidung systematischer Fehler<br />

Bewertung zufälliger Fehler<br />

Gerätequalifikation aufgrund „früherer Verwendung“<br />

Referenten<br />

Dirk Hablawetz, BASF SE<br />

Dr. Andreas Hildebrandt, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Udo Hug, BImSchG § 29a Sachverständiger<br />

Gerhard Jung, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Dr. Thomas Karte, Samson AG<br />

Dr. Gerold Klotz-Engmann, Endress+Hauser Messtechnik<br />

GmbH + Co. KG<br />

Josef Kuboth, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

Bernd Schroers, Bayer Technology Services<br />

Heiko Schween, HIMA Paul Hildebrandt GmbH + Co KG<br />

Johann Ströbl, TÜV Süd Industrie Service GmbH<br />

Term<strong>in</strong><br />

Dienstag, 18.09.2012<br />

Veranstaltung (11:30 – 16:30 Uhr)<br />

„Get-Together“ mit Abendessen<br />

(ab 17:30 Uhr)<br />

Mittwoch, 19.09.2012<br />

Veranstaltung (9:00 – 15:00 Uhr)<br />

Ort<br />

Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Thema<br />

SIL – Qualifizierung von<br />

PLT-Schutze<strong>in</strong>richtungen<br />

Teilnahmegebühr<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt<br />

Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt<br />

reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt<br />

Im Preis enthalten s<strong>in</strong>d die Tagungsunterlagen<br />

sowie das Cater<strong>in</strong>g (Kaffee, 2x Mittagsimbiss,<br />

„Get-Together“ mit Abendessen).<br />

Veranstalter<br />

Schon wie<strong>der</strong> E/A-Än<strong>der</strong>ungen? Na prima.<br />

Also e<strong>in</strong> neuer Schaltplan.<br />

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Und e<strong>in</strong> neuer Schaltschrank…<br />

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Fragen Sie!<br />

Die Explosionsschutz-Sprechstunde gibt Ihnen ausreichend Gelegenheit,<br />

Ihre <strong>in</strong>dividuellen Fragen zu stellen und offen mit den praxiserfahrenen<br />

Referenten zu diskutieren.<br />

Stellen Sie Ihre Fragen rechtzeitig unter www.sil-sprechstunde.de<br />

Weitere Informationen und Onl<strong>in</strong>e-Anmeldung<br />

unter www.sil-sprechstunde.de<br />

Fax-Anmeldung: +49 (0) 89 45051-207 o<strong>der</strong> Onl<strong>in</strong>e-Anmeldung: www.sil-sprechstunde.de<br />

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Das Emerson-Logo ist e<strong>in</strong> Warenzeichen <strong>der</strong> Emerson Electric Co. © 2012 Emerson Electric Co.<br />

Ihre freiwilligen Angaben werden zusammen mit den für die Vertragsabwicklung erfor<strong>der</strong>lichen Daten von uns und <strong>der</strong> Unternehmensgruppe, unseren Dienstleistern sowie an<strong>der</strong>en<br />

ausgewählten Unternehmen verarbeitet und genutzt, um Sie über Produkte und Dienstleistungen zu <strong>in</strong>formieren.<br />

Wenn Sie dies nicht mehr wünschen, schreiben Sie bitte an: Oldenbourg Industrieverlag, Rosenheimer Str. 145, D-81671 München

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