atp edition Entwurfsassistenz in der Gebäudeautomation (Vorschau)
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9 / 2012<br />
54. Jahrgang B3654<br />
Oldenbourg Industrieverlag<br />
Automatisierungstechnische Praxis<br />
<strong>Entwurfsassistenz</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Gebäudeautomation</strong> | 28<br />
Systemkomplexität <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Automation beherrschen | 36<br />
Offenheitsmetrik für<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge | 46<br />
Automatisierte Diagnose<br />
für die Inbetriebnahme | 56
Pr<strong>in</strong>t wirkt<br />
„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>“ ist e<strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>ttitel auf höchster<br />
Qualitätsstufe und mit Nachhaltigkeit im<br />
S<strong>in</strong>ne wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> Nutzung. Der Titel<br />
erfüllt den selbstgestellten Anspruch e<strong>in</strong>es<br />
anspruchsvollen und seriösen Magaz<strong>in</strong>s für<br />
Top-Entschei<strong>der</strong> zwischen Wissenschaft<br />
und Praxis konsequent.<br />
Entsprechend <strong>der</strong> journalistischen Konzeption<br />
ist Onl<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>tenangestellt. Die Jury<br />
sah hier „die beispielhafte Umsetzung e<strong>in</strong>er<br />
wissenschaftlich ausgerichteten Fachzeitschrift<br />
mit Magaz<strong>in</strong>charakter“.
EDITORIAL<br />
Assistenzsysteme als Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
für die Automatisierung<br />
Deutschland hat bei <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit proklamierten vierten <strong>in</strong>dustriellen Revolution<br />
„Industrie 4.0“ ausgezeichnete Voraussetzungen. Warum? Weil wir<br />
seit langem die Möglichkeiten <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Kommunikations- und Informationstechnologie<br />
(IKT) für die Anwendung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automatisierungstechnik<br />
konsequent und systematisch entwickeln und nutzen. Die <strong>der</strong>zeitige Entwicklung<br />
im H<strong>in</strong>blick auf Vernetzung und Allgegenwärtigkeit jeglicher Information<br />
wird <strong>der</strong> Automation e<strong>in</strong>en Schub geben und neue Möglichkeiten eröffnen.<br />
Wir sollten we<strong>der</strong> dem Nutzer die ganze Komplexität des technischen Produktes<br />
zumuten noch dem Ingenieur die Komplexität verketteter Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge<br />
bei <strong>der</strong> Produktentstehung o<strong>der</strong> dem Servicemitarbeiter beziehungsweise<br />
Operator während des Betriebs. An<strong>der</strong>erseits sollten die vollständig vorhandenen<br />
Informationen den verschiedenen Nutzern aber bei Bedarf und <strong>in</strong> geeigneter<br />
Weise zugänglich gemacht werden, unter an<strong>der</strong>em dazu dienen Assistenzsysteme.<br />
E<strong>in</strong>e Voraussetzung von Assistenzsystemen ist die Informationsanalyse und<br />
-auswertung beziehungsweise Aggregation für e<strong>in</strong>e bessere Aufnahme durch<br />
den Menschen. Gerade die Informationsaggregation ist weiter zu erforschen. Nur<br />
e<strong>in</strong> Beispiel: Die <strong>in</strong>tegrierte 3D-Darstellung <strong>der</strong> Drücke und <strong>der</strong> Distanzen e<strong>in</strong>er<br />
kont<strong>in</strong>uierlichen hydraulischen Presse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bild unterstützen den Operator<br />
bei <strong>der</strong> Fehlererkennung, da er nicht mehr zwischen getrennten Darstellungen<br />
<strong>in</strong> zwei Bil<strong>der</strong>n die Informationen „im Kopf“ <strong>in</strong>tegrieren muss. Fehler werden<br />
jedoch erst besser erkannt, wenn <strong>der</strong> Operator die 3D-Bil<strong>der</strong> drehen, zoomen o<strong>der</strong><br />
ähnliches kann. Warum das so ist? Dies s<strong>in</strong>d Fragen <strong>der</strong> Raumkognition, die wir<br />
nur geme<strong>in</strong>sam mit Psychologen beantworten können.<br />
Die mobile Welt zeigt uns bereits täglich die permanente Informationsverfügbarkeit<br />
und die sich damit än<strong>der</strong>nden Verhaltensweisen <strong>der</strong> Menschen. „Context<br />
awareness“ bedeutet <strong>in</strong> <strong>der</strong> mobilen Welt, dass dem Nutzer nur diejenigen Informationen<br />
angeboten werden, die für se<strong>in</strong>e gerade durchzuführende Aufgabe<br />
(Context) wichtig s<strong>in</strong>d. Wir bezeichnen dies als adaptives System. Die Basis für<br />
adaptive und adaptierbare Assistenzsysteme ist durch höhere Rechenleistung<br />
und <strong>in</strong>telligentere Algorithmen, etwa Agenten, gelegt.<br />
Die Herausfor<strong>der</strong>ung für die Automatisierungstechnik ist groß: Wie können <strong>in</strong><br />
Zukunft Mensch und Rechner optimal zusammenarbeiten? Wann soll <strong>der</strong> Rechner<br />
unterstützen, wann nicht? Automatisierungssysteme sollen adaptiv se<strong>in</strong>, sich<br />
selbständig anpassen, aber für den Menschen nachvollziehbar, nützlich und<br />
durch den Menschen adaptierbar se<strong>in</strong> (Sheridan), beispielsweise auf se<strong>in</strong>e Vorkenntnisse<br />
und Fähigkeiten.<br />
Um solche Systeme entwerfen zu können, benötigen wir unter an<strong>der</strong>em erweiterte<br />
Menschmodelle und e<strong>in</strong>e enge Kooperation mit Kollegen aus den Arbeitswissenschaften<br />
und <strong>der</strong> Arbeitspsychologie. Diese Kooperation setzt die Erarbeitung<br />
e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Verständnisses voraus, um wirklich neue Ansätze<br />
zu entwickeln, also im wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes transdiszipl<strong>in</strong>äre Ergebnisse<br />
erbr<strong>in</strong>gen können.<br />
PROF. DR.-ING. BIRGIT<br />
VOGEL-HEUSER<br />
Ord<strong>in</strong>aria, Lehrstuhlleitung<br />
Lehrstuhl Automatisierung und<br />
Informationssysteme<br />
Technische Universität München<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
3
INHALT 9 / 2012<br />
VERBAND<br />
6 | ZVEI und VDMA for<strong>der</strong>n mehr Kontroll- und Durchgriffsrechte<br />
zur Rettung des Euro<br />
Frank Allgöwer neuer Vizepräsident <strong>der</strong> DFG<br />
AALE: Jubiläumstagung 2013 <strong>in</strong> Stralsund<br />
7 | Automatisierungstechnik assistiert dem Menschen<br />
Ehrenplakette des VDI für Dr. Pirm<strong>in</strong> Netter<br />
FORSCHUNG<br />
10 | Uni Stuttgart und TU Delft rasen zum Sieg<br />
Druck von nanoteiligen Funktionsmaterialien gelungen<br />
12 | Nachwuchs-Ingenieur<strong>in</strong>nen steuern Roboter zum Erfolg<br />
beim Regionalwettbewerb <strong>der</strong> First Lego League<br />
BRANCHE<br />
8 | Fachkongress stellt auf <strong>der</strong> „it-sa 2012“ fünf aktuelle Themen<br />
zur Informationssicherheit vor<br />
Beiträge zur Smart Systems Integration gesucht<br />
Call for <strong>atp</strong>-Experts:<br />
Apps und Smart Phones <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automatisierungstechnik<br />
9 | Eclass und Prolist schließen sich zusammen<br />
Prozessleit-Messe f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Bochum statt<br />
16 | Erst zuverlässiger Datentransfer lässt das Erdöl <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Sachal<strong>in</strong>-Pipel<strong>in</strong>e sicher fließen<br />
18 | So kann <strong>der</strong> Mobilfunk für die <strong>in</strong>dustrielle Automation<br />
effizient genutzt werden<br />
20 | Assistenzsystem hilft beim energiesparenden E<strong>in</strong>satz<br />
automatisierter Systeme<br />
4<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
INTERVIEW<br />
22 | Anwen<strong>der</strong><strong>in</strong>teressen brauchen e<strong>in</strong> globales Austauschforum<br />
HAUPTBEITRÄGE<br />
28 | <strong>Entwurfsassistenz</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gebäudeautomation</strong><br />
J. PLÖNNIGS, U. RYSSEL, H. DIBOWSKI, M. LEHMANN UND K. KABITZSCH<br />
36 | Systemkomplexität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automation beherrschen<br />
J. JASPERNEITE UND O. NIGGEMANN<br />
46 | Offenheitsmetrik für Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge<br />
A. FAY, R. DRATH UND M. BARTH<br />
56 | Automatisierte Diagnose für die Inbetriebnahme<br />
M. OBDENBUSCH, W. HERFS UND W. LOHSE<br />
RUBRIKEN<br />
3 | Editorial<br />
66 | Impressum, <strong>Vorschau</strong>
VERBAND<br />
ZVEI und VDMA for<strong>der</strong>n mehr Kontroll- und<br />
Durchgriffsrechte zur Rettung des Euro<br />
ZVEI und VDMA wollen den Euro erhalten, for<strong>der</strong>n<br />
aber zugleich e<strong>in</strong>e harte Haltung. Nur dann habe <strong>der</strong><br />
Euro Bestand, heißt es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Papier <strong>der</strong><br />
beiden Verbände. Die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Stabilitätskriterien<br />
des Mastricht-Vertrags im Rahmen des Fiskalpakts<br />
sei zu begrüßen, die Kontroll- und Durchgriffsmöglichkeiten<br />
müssten aber noch konkretisiert und<br />
„gehärtet“ werden. So dürften auch kurzfristige Hilfen für<br />
europäische Län<strong>der</strong> nur gegen Auflagen gewährt und <strong>der</strong><br />
Reformdruck müsse aufrecht erhalten werden. Langfristig<br />
müssten Haftung und Kontrolle <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang gebracht werden.<br />
Jedes Euro-Land müsse die Kriterien des Fiskalpakts<br />
erfüllen. Län<strong>der</strong>, die Vere<strong>in</strong>barungen auch auf mittlere<br />
Sicht nicht e<strong>in</strong>halten könnten o<strong>der</strong> wollten aus dem geme<strong>in</strong>samen<br />
Währungsraum zu entlassen, solle ke<strong>in</strong> Tabu se<strong>in</strong>.<br />
E<strong>in</strong>e direkte o<strong>der</strong> <strong>in</strong>direkte F<strong>in</strong>anzierung von Staatsschulden<br />
<strong>der</strong> Krisenlän<strong>der</strong> durch die Europäische Zentralbank<br />
lehnen die Verbände grundsätzlich ab. E<strong>in</strong>e Vergeme<strong>in</strong>schaftung<br />
von Haftungsrisiken könne nur im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />
politischen Union mit e<strong>in</strong>er entsprechenden Übertragung<br />
von Budget- und Kontrollrechten auf <strong>der</strong> europäischen Ebene<br />
geregelt werden. Wichtig sei es, Haushaltskonsolidierung<br />
und Zukunfts<strong>in</strong>vestitionen <strong>in</strong> die <strong>in</strong>dustrielle Infrastruktur<br />
zu <strong>in</strong>tegrieren und das Wirtschaftswachstum unter e<strong>in</strong>en<br />
Hut zu br<strong>in</strong>gen.<br />
gz<br />
ZVEI - ZENTRALVERBAND ELEKTROTECHNIK- UND<br />
ELEKTRONIKINDUSTRIE E.V.,<br />
Lyoner Straße 9, 60528 Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
Tel. +49 69 6302-0, www.zvei.org<br />
Frank Allgöwer neuer Vizepräsident <strong>der</strong> DFG<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Jahresversammlung <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
DFG ist Prof. Frank Allgöwer, zum<br />
Vizepräsidenten <strong>der</strong> DFG gewählt worden. Allgöwer ist<br />
Direktor des Instituts für Systemtheorie und Regelungstechnik<br />
<strong>der</strong> Universität Stuttgart. Der neu gewählte DFG-<br />
Vizepräsident betont: „Die DFG spielt für die Ausgestaltung<br />
des Wissenschaftsstandorts Deutschland, des europäischen<br />
Forschungsraums sowie für die globale wissenschaftliche<br />
Zusammenarbeit e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. Ich<br />
möchte <strong>in</strong> dieses Gremium die Perspektive <strong>der</strong> Ingenieurwissenschaften<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen und werde mich für <strong>der</strong>en<br />
Stärkung und Weiterentwicklung im Anwendungs- und<br />
Grundlagenbereich e<strong>in</strong>setzen.“ E<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en Akzent<br />
möchte Allgöwer <strong>in</strong> den kommenden drei Jahren auf<br />
die <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Zusammenarbeit unter Forscher<strong>in</strong>nen<br />
und Forschern sowie auf den<br />
Dialog <strong>der</strong> Wissenschaft mit Wirtschaft<br />
und Gesellschaft setzen. In <strong>der</strong><br />
VDI/VDE-Gesellschaft für Mess- und<br />
Automatisierungstechnik leitet Prof.<br />
Frank Allgöwer den Fachbereich 1<br />
„Grundlagen und Methoden <strong>der</strong> Messund<br />
Automatisierungstechnik“. gz<br />
VDI/VDE – GESELLSCHAFT MESS- UND<br />
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)<br />
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />
Tel. +49 (0) 211 621 40,<br />
Internet: www.vdi.de<br />
MIT PROF.<br />
FRANK ALLGÖ-<br />
WER übernahm<br />
e<strong>in</strong> Automatisierer<br />
die Vizepräsidentschaft<br />
<strong>der</strong> DFG.<br />
Bild: DFG<br />
AALE: Jubiläumstagung 2013 <strong>in</strong> Stralsund<br />
Mit ihrer Jubiläumskonferenz geht die AALE nach Stralsund.<br />
Dort f<strong>in</strong>det am 28. Februar und 1. März 2013 die<br />
10. Konferenz für Angewandte Automatisierungstechnik<br />
<strong>in</strong> Lehre und Forschung an Fachhochschulen (AALE) statt.<br />
An <strong>der</strong> Fachhochschule Stralsund wird die Tagung vom<br />
Fachbereich Elektrotechnik und Informatik organisiert<br />
und durch den Vere<strong>in</strong> <strong>der</strong> Freunde und För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> AALE<br />
(VFAALE) unterstützt. Die Veranstaltung hat sich zu e<strong>in</strong>em<br />
bewährten Forum für Hochschulprofessoren und<br />
Vertretern aus Wirtschaft und Industrie mit bis zu 170<br />
Teilnehmern entwickelt. Sie dient neben <strong>der</strong> Kontaktanbahnung,<br />
dem Erfahrungsaustausch über mo<strong>der</strong>ne Konzepte,<br />
Entwicklungen und auch <strong>der</strong> Lehre <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automatisierungstechnik.<br />
In <strong>der</strong> begleitenden Ausstellung thematisieren<br />
namhafte Firmen Trends <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automatisierungstechnik,<br />
Dienstleistungen und Applikationen mit neuen<br />
Produkten, Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, Kooperationen<br />
zwischen Hochschule und Industrie sowie<br />
Lehre und Ausbildung, Didaktik und MINT-Projekte.<br />
Abstracts zu Trends und Forschungsprojekten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Automatisierungstechnik, können bis zum 1. Oktober<br />
diesen Jahres e<strong>in</strong>gereicht werden. Informationen unter<br />
www.aale2013.fh-stralsund.de<br />
gz<br />
VEREIN DER FREUNDE UND FÖRDERER DER<br />
ANGEWANDTEN AUTOMATISIERUNGSTECHNIK AN<br />
FACHHOCHSCHULEN (VFAALE E.V.),<br />
c/o Fachhochschule Düsseldorf, Fachbereich Elektrotechnik,<br />
Josef-Gockeln-Straße 9, D-40474 Düsseldorf,<br />
Tel. +49 (0) 211 435 13 08, Internet: www.vfaale.de<br />
6<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
Automatisierungstechnik assistiert dem Menschen<br />
Von automatisierten Assistenzsystemen können immer<br />
mehr älter werdende Menschen profitieren. Schlagwort:<br />
Ambient Assistet Liv<strong>in</strong>g (AAL). Zu diesem Thema<br />
veranstaltet <strong>der</strong> VDE den 6. Deutschen AAL-Kongress zu<br />
technischen Assistenzsystemen. Er f<strong>in</strong>det am 22. und 23.<br />
Januar 2013 im Berl<strong>in</strong>er Congress Center statt.<br />
Unter dem Motto „Lebensqualität im Wandel von Demografie<br />
und Technik“ stehen technische Assistenzsysteme<br />
im Mittelpunkt. Beson<strong>der</strong>s ältere Menschen und Menschen<br />
mit körperlichen Bee<strong>in</strong>trächtigungen soll die Technik unterstützen:<br />
von <strong>der</strong> Arbeitswelt über die soziale Teilhabe<br />
bis zur Mobilität. Der Kongress zeigt praktische Anwendungsbeispiele,<br />
Konzeptstudien von morgen und technische<br />
Lösungen von heute. Neben Plenarbeiträgen und<br />
Vorträgen werden erstmals auch Workshops angeboten.<br />
Der Kongress bietet Forschern und Entwicklern, Herstellern<br />
und Anwen<strong>der</strong>n sowie Vertretern aus Politik, Wirtschaft<br />
und Verbänden e<strong>in</strong>e Plattform zum Me<strong>in</strong>ungs-, Informations-<br />
und Wissensaustausch. Kooperationspartner<br />
s<strong>in</strong>d die Fraunhofer-Allianz Ambient Assisted Liv<strong>in</strong>g (AAL),<br />
das DFKI (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche<br />
Intelligenz) und <strong>der</strong> Sozialverband VdK Deutschland.<br />
Bis zum 15. September können Interessierte Abstracts und<br />
Paper sowie Workshopbeiträge e<strong>in</strong>reichen. Mehr Informationen<br />
unter www.aal-kongress.de und www.vde.com. gz<br />
HOHE ANFORDERUNGEN an die Automatisierungstechnik<br />
müssen Systeme erfüllen, die hilfsbdürftige Menschen<br />
unterstützen sollen. Bild: VDE<br />
VDE – VERBAND DER ELEKTROTECHNIK ELEKTRONIK<br />
INFORMATIONSTECHNIK E.V.,<br />
Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt am Ma<strong>in</strong>,<br />
Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.vde.com<br />
Ehrenplakette des VDI für Dr. Pirm<strong>in</strong> Netter<br />
Für se<strong>in</strong> Engagement zur Anlagensicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Chemie<br />
zeichnete die VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und<br />
Automatisierungstechnik (GMA) auf <strong>der</strong> Automation<br />
2012 <strong>in</strong> Baden-Baden Dr. rer. nat. Pirm<strong>in</strong> Netter mit <strong>der</strong><br />
VDI-Ehrenplakette aus. Netter befasste sich während se<strong>in</strong>er<br />
Zeit bei <strong>der</strong> Hoechst AG und <strong>der</strong>en Nachfolgeorganisationen<br />
mit den Themen Sicherheitsüberwachung, Arbeitsschutz<br />
und Anlagensicherheit. Netter ist ehrenamtlich <strong>in</strong><br />
technisch-wissenschaftlichen Organisationen tätig und<br />
gestaltet die nationale und <strong>in</strong>ternationale Regelsetzung<br />
mit. In <strong>der</strong> GMA wirkt er an <strong>der</strong> Aktualisierung und <strong>in</strong>ternationalen<br />
Abstimmung <strong>der</strong> Richtl<strong>in</strong>ienreihe VDI/VDE<br />
2180 „Sicherung von Anlagen <strong>der</strong> Verfahrenstechnik mit<br />
Mitteln <strong>der</strong> Prozessleittechnik“ mit.<br />
gz<br />
VDI – VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />
Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />
Durchflussmessung<br />
auf engstem<br />
Raum?<br />
Der neue CoriolisMaster von ABB ist e<strong>in</strong>er<br />
<strong>der</strong> kompaktesten Coriolis Masse-Durchflussmesser.<br />
Er benötigt ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>- und<br />
Auslaufstrecken. Darum eignet er sich auch<br />
für Installationen mit wenig Platz. Erfahren<br />
Sie, warum <strong>der</strong> CoriolisMaster die bessere<br />
Alternative ist: www.abb.de/durchfluss<br />
Natürlich.<br />
ABB Automation Products GmbH<br />
Tel.: 0800 111 44 11<br />
Fax: 0800 111 44 22<br />
E-Mail: vertrieb.messtechnik-produkte@de.abb.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
7
BRANCHE<br />
DIE „IT-SA 2012“,<br />
Spezialmesse für<br />
IT-Security, f<strong>in</strong>det<br />
vom 16. bis 18.<br />
Oktober 2012 <strong>in</strong><br />
Nürnberg statt.<br />
Bild: NuernbergMesse/<br />
Thomas Geiger<br />
Fachkongress stellt auf <strong>der</strong> „it-sa 2012“ fünf<br />
aktuelle Themen zur Informationssicherheit vor<br />
Vom 16. bis 18. Oktober f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Nürnberg die Messe<br />
„it-sa 2012“ statt. Der dazugehörige Kongress „Industrielle<br />
IT-Sicherheit“ bietet Vorträge zu fünf aktuellen<br />
Informationssicherheits-Themen an. Das bayerische<br />
IT-Sicherheitscluster – Arbeitsgruppe „Industrial IT Se-<br />
curity“ richtet den Expertentreff unter dem Motto<br />
„Industri elle IT-Sicherheit – Neue Angriffsziele, alte<br />
Konzepte?“ aus.<br />
Prof. Dr. Gordon T. Rohrmair, Vizepräsident für Forschung<br />
und Wissenstransfer <strong>der</strong> Hochschule Augsburg,<br />
referiert beispielsweise über das Thema „Spannungsfeld<br />
IT-Sicherheit <strong>in</strong> Produktions-, Fertigungs- und Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen“.<br />
Gefolgt wird er von dem Beitrag<br />
„Security for Safety <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrieautomation“ von<br />
Dr. Thomas Störtkuhl, Produktmanager Industrial IT<br />
Security TÜV Süd AG. Weitere Themen s<strong>in</strong>d die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> IT-Unternehmen im Bereich Industrial<br />
IT-Security. Die Vortragsreihe runden Lösungsansätze<br />
für Sicherheit <strong>in</strong> Fertigungsanlagen mit entsprechenden<br />
Produktvorstellungen ab.<br />
ahü<br />
NÜRNBERG MESSE GMBH, MESSE SERVICE,<br />
Messezentrum, D-90471 Nürnberg,<br />
Tel. +49 (0) 911 86 06 80 00, Internet: www.it-sa.de<br />
Beiträge zur Smart Systems Integration gesucht<br />
Anlässlich <strong>der</strong> Veranstaltung Smart Systems Integration<br />
(13. bis 14. März 2013) <strong>in</strong> Amsterdam werden<br />
noch Beiträge gesucht. Die Frist für E<strong>in</strong>reichungen zu<br />
Themen wie smart Systems for Automotive Applications/<br />
green Car and Aeronautics, smart Medtech Systems and<br />
Systems for Prognostics Health Management, smart Systems<br />
<strong>in</strong> Logistics and Security Applications, smart Power,<br />
smart Grids and smart Networks o<strong>der</strong> Cyber Physical<br />
Systems, smart Communication, self-sufficient Sensor<br />
Networks und manufactur<strong>in</strong>g Technologies for smart<br />
<strong>in</strong>tegrated System ist <strong>der</strong> 30. September 2012. Die E<strong>in</strong>reichung<br />
<strong>der</strong> Beiträge ist sowohl auf deutsch als auch auf<br />
englisch möglich.<br />
ahü<br />
MESAGO MESSE FRANKFURT GMBH,<br />
Rotebuehlstraße 83-85, D-70178 Stuttgart,<br />
Tel. +49 (0) 711 61 94 60,<br />
Internet: www.smartsystems<strong>in</strong>tegration.com<br />
Apps und Smart Phones <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automatisierungstechnik<br />
DIE AUSGABE 3/2013 DER ATP EDITION<br />
diskutiert das Potenzial von Apps, den<br />
kle<strong>in</strong>en hochspezialisierten Anwendungen,<br />
die wesentlich zum Erfolg von<br />
Smart Phone und Tablet PC beigetragen<br />
haben, für die Gestaltung <strong>der</strong> Mensch-<br />
Masch<strong>in</strong>e-Nahtstellen <strong>in</strong> den herausfor<strong>der</strong>nden<br />
Umgebungen <strong>der</strong> Automatisierungstechnik<br />
<strong>in</strong> Gebäude-, Fertigungsund<br />
Prozess<strong>in</strong>dustrie. Welche beson<strong>der</strong>en<br />
Anpassungen s<strong>in</strong>d für die <strong>in</strong>dustrielle<br />
Nutzung notwendig o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>nvoll? Wie<br />
än<strong>der</strong>n sich Arbeitsabläufe, Verantwortlichkeiten<br />
und Zuständigkeiten? Welche<br />
Erfahrungen lassen sich aus ersten E<strong>in</strong>führungsprojekten<br />
ableiten?<br />
Wir bitten Sie, bis zum 1. Oktober 2012 zu<br />
diesem Themenschwerpunkt e<strong>in</strong>en gemäß<br />
<strong>der</strong> Autorenrichtl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
ausgearbeiteten Hauptbeitrag per E-Mail<br />
an urbas@oiv.de e<strong>in</strong>zureichen.<br />
Die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist die hochwertige Monatspublikation<br />
für Fach- und Führungskräfte<br />
<strong>der</strong> Automatisierungsbranche. In<br />
den Hauptbeiträgen werden die Themen<br />
mit hohem wissenschaftlichem und technischem<br />
Anspruch vergleichsweise abstrakt<br />
dargestellt. Im Journalteil schlägt<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> die Brücke zur Praxis. Hier<br />
werden Erfahrungen von Anwen<strong>der</strong>n mit<br />
neuen Technologien, Prozessen o<strong>der</strong> Produkten<br />
beschrieben.<br />
Alle Beiträge werden von e<strong>in</strong>em Fachgremium<br />
begutachtet. Sollten Sie sich selbst<br />
aktiv an dem Begutachtungsprozess beteiligen<br />
wollen, bitten wir um kurze Rückmeldung.<br />
Für weitere Rückfragen stehen<br />
wir Ihnen selbstverständlich gerne zur<br />
Verfügung.<br />
Ihre Redaktion <strong>der</strong> <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>:<br />
Leon Urbas, Anne Hütter<br />
CALL FOR<br />
Aufruf zur Beitragse<strong>in</strong>reichung<br />
Thema: Apps und Smart Phones <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Automatisierungstechnik<br />
Kontakt: urbas@oiv.de<br />
Term<strong>in</strong>: 1. Oktober 2012<br />
8<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
Eclass und Prolist<br />
schließen sich zusammen<br />
Die beiden Kommunikationsstandards Eclass und Prolist<br />
haben ihren Zusammenschluss perfekt gemacht.<br />
Mit dem Ziel Prolist datentechnisch und organisatorisch<br />
<strong>in</strong> Eclass zu <strong>in</strong>tegrieren, unterzeichneten beide Vere<strong>in</strong>e<br />
Mitte Juli den geme<strong>in</strong>samen Vertrag.<br />
Die vorhandenen Technologien sollen nun unter dem<br />
Dach des Eclass-Verbands weiterentwickelt werden.<br />
Die Verschmelzung soll bis Ende 2012 abgeschlossen<br />
se<strong>in</strong>. Prolist selbst soll dann ebenfalls unter dem Label<br />
Eclass am Markt agieren. Mit dem<br />
Eclass-Release 8.0 im November<br />
2012 soll die Daten<strong>in</strong>tegration abgeschlossen<br />
se<strong>in</strong>. Nach Angaben <strong>der</strong><br />
Verbände werden die fachlichen<br />
Arbeiten zur Prozessleit- und Automatisierungstechnik<br />
bei Eclass<br />
durch e<strong>in</strong>e neu e<strong>in</strong>gerichtete Fachgruppe<br />
Prozessleittechnik/Prolist<br />
koord<strong>in</strong>iert.<br />
Die Veröffentlichung <strong>der</strong> Prozessleittechnik-spezifischen<br />
Klassifizierungs-<br />
und Merkmalsstrukturen<br />
erfolgt <strong>in</strong>tegriert im Eclass-<br />
Standard.<br />
ahü<br />
DR. GUNTHER<br />
KEGEL<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> von<br />
Prolist International.<br />
GESCHÄFTSSTELLE PROLIST INTERNATIONAL E.V.<br />
C/O BAYER TECHNOLOGY SERVICES GMBH,<br />
OSS-LIA, Gebäude K 9, D-51368 Leverkusen,<br />
Tel. +49 (0) 214 305 78 52,<br />
Internet: www.prolist.org<br />
Prozessleit-Messe f<strong>in</strong>det<br />
<strong>in</strong> Bochum statt<br />
Die MSR-Spezialmesse für Prozessleitsysteme, Mess-,<br />
Regel- und Steuerungstechnik f<strong>in</strong>det am 7. November<br />
2012 im RuhrCongress <strong>in</strong> Bochum statt. Die Veranstalter<br />
erwarten 145 Fachfirmen <strong>der</strong> Mess-, Steuer-, Regel- und<br />
Automatisierungstechnik. Es werden Geräte, Systeme,<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g- und Service-Leistungen sowie neue Trends<br />
im Bereich <strong>der</strong> Automatsisierung vorgestellt. Die Messe<br />
wendet sich an Fachleute und Entscheidungsträger, die<br />
<strong>in</strong> ihren Unternehmen für die Optimierung <strong>der</strong> Geschäfts-<br />
und Produktionsprozesse entlang <strong>der</strong> gesamten<br />
Wertschöpfungskette verantwortlich s<strong>in</strong>d. Der Besuch<br />
<strong>der</strong> Messe und die Teilnahme an den Workshops s<strong>in</strong>d für<br />
Teilnehmer kostenlos.<br />
ahü<br />
MEORGA GMBH,<br />
Sportplatzstraße 27, D-66089 Nalbach,<br />
Tel. +49 (0) 6838 896 00 35<br />
Internet: www.meorga.de<br />
Analog Input<br />
±10 V, 0 / 4…20 mA 4-Kanal, Differenze<strong>in</strong>gänge, 16 Bit<br />
Wi<strong>der</strong>standssensor<br />
Thermoelement<br />
4-Kanal, s<strong>in</strong>gle-ended, 16 Bit<br />
Analog Output<br />
±10 V, 0 / 4…20 mA 4-Kanal, 16 Bit<br />
Son<strong>der</strong>funktionen<br />
W<strong>in</strong>kel-/Wegmessung<br />
Kommunikation<br />
Motion<br />
4-Kanal, PT100, PT1000, Ni100 etc., 16 Bit<br />
4-Kanal, Typ J, K, L , M etc., 16 Bit<br />
4-Kanal, 2 Inputs, 2 Outputs, 16 Bit<br />
Inkremental-Enco<strong>der</strong><br />
Serielle Schnittstelle<br />
IO-L<strong>in</strong>k-Master<br />
Schrittmotormodul<br />
DC-Motor-Endstufe<br />
M12<br />
M12<br />
D-Sub M12<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2012<br />
9
FORSCHUNG<br />
Uni Stuttgart und TU Delft rasen zum Sieg<br />
Bei <strong>der</strong> Formula Student vom 31. Juli bis 6. August<br />
2012 setzten sich die Universität Stuttgart und die<br />
TU Delft durch. Die Mannschaft <strong>der</strong> Universität Stuttgart<br />
verwies <strong>in</strong> <strong>der</strong> Formula Student Combustion (FSC),<br />
dem traditionellen Wettbewerb mit Verbrennungs-<br />
EIN JAHR LANG konstruierten Studenten Rennwagen<br />
für den Wettbewerb Formula Student Germany.<br />
Bild: FSG/Kroeger<br />
motoren, die Teams <strong>der</strong> TU München und <strong>der</strong> Chalmers<br />
University of Technology aus Schweden auf den zweiten<br />
und dritten Platz. In <strong>der</strong> Klasse <strong>der</strong> Elektrofahrzeuge,<br />
Formula Student Electric (FSE), siegte das nie<strong>der</strong>ländische<br />
Team <strong>der</strong> TU Delft. Zweiter wurde die ETH<br />
Zürich vor <strong>der</strong> Universität Stuttgart auf Rang drei. Bei<br />
<strong>der</strong> Formula Student ist e<strong>in</strong> studentisches Team aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>sitzigen Rennwagen zu konstruieren.<br />
Dafür haben die Studenten e<strong>in</strong> Jahr lang Zeit. Zum<br />
Wettbewerb müssen die Nachwuchstüftler dann ihr<br />
Können <strong>in</strong> Diszipl<strong>in</strong>en wie Beschleunigung, Ausdauer,<br />
Treibstoff-/Energieeffizienz, Design und F<strong>in</strong>anzplanung<br />
unter Beweis stellen. In diesem Jahr nahmen<br />
108 Teams aus 25 Nationen am <strong>in</strong>ternationalen Konstruktionswett<br />
bewerb für Studenten teil. Insgesamt<br />
76 Teams g<strong>in</strong>gen bei <strong>der</strong> FSG an den Start. Der Konstruktionswettbewerb<br />
„Formula Student“ begann 1981<br />
<strong>in</strong> den USA. Mittler weile messen sich Studierende jährlich<br />
weltweit bei ähnlichen Wettbewerben. ahü<br />
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Druck von nanoteiligen Funktionsmaterialien gelungen<br />
IM REINRAUM DES SPITZENCLUSTERS arbeiten<br />
Forscher an den zukünftigen Anwendungen <strong>der</strong> gedruckten<br />
Elektronik. Bild: Heidelberger Druckmasch<strong>in</strong>en AG<br />
Der BASF, <strong>der</strong> TU Darmstadt und <strong>der</strong> Heidelberger<br />
Druckmasch<strong>in</strong>en AG ist es gelungen, auf e<strong>in</strong>er Rollendruckmasch<strong>in</strong>e<br />
erste funktionsfähige Bauelemente unter<br />
Laborbed<strong>in</strong>gungen herzustellen. Dieses Ergebnis wurde<br />
im Rahmen des Projektes „Nanostrukturierung und Plastik-Elektronik<br />
Pr<strong>in</strong>tplattform“ (NanoPEP) erzielt. Bereits<br />
seit Sommer 2009 arbeiten die Forscher an nanoteiligen<br />
Funktionsmaterialien und den zugehörigen neuartigen<br />
Druckverfahren, mit denen diese verarbeitet werden<br />
können. Die Druckmasch<strong>in</strong>e spielt dabei e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />
Rolle. Sie dient als Plattform für modifizierte o<strong>der</strong> völlig<br />
neu entwickelte Druck- o<strong>der</strong> Beschichtungswerke und<br />
somit als Integrator für die neuen Verfahren. Die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
s<strong>in</strong>d hoch: Bei Schichtdicken im Bereich weniger<br />
Nanometer müssen die gedruckten Schichten extrem<br />
homogen und defektfrei se<strong>in</strong>. In <strong>der</strong> ersten Projektphase<br />
wurden bereits wichtige Fortschritte im Bereich<br />
<strong>der</strong> Drucktechnik erzielt: Grundlage dafür bildete die<br />
Inbetriebnahme e<strong>in</strong>er Rollendruckmasch<strong>in</strong>e auf Basis<br />
e<strong>in</strong>er Gallus RCS 330.<br />
Die daraus entstehenden Anwendungen <strong>der</strong> organischen<br />
Elektronik basieren auf leitfähigen Polymeren o<strong>der</strong><br />
auch kle<strong>in</strong>eren Molekülen <strong>der</strong> organischen Chemie. Ihre<br />
E<strong>in</strong>satzgebiete reichen von organischen Schaltungen und<br />
Speichern über die Photovoltaik bis h<strong>in</strong> zu organischen<br />
Leuchtdioden. Parallel dazu untersuchen die BASF-Forscher<br />
druckbare Suspensionen für die organische Elektronik,<br />
die bei niedrigen Temperaturen verarbeitet werden<br />
können. Dies stellt e<strong>in</strong>e weitere große Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
an die Materialentwicklung dar, da die Komponenten<br />
und <strong>der</strong>en Zusammenwirken auf diese Bed<strong>in</strong>gungen<br />
beim Druck komplett neu e<strong>in</strong>gestellt werden müssen. Mit<br />
diesen Materialien soll die Herstellung von Bauteilen auf<br />
preiswerten flexiblen Polymerfolien mit dem Roll-to-roll-<br />
Druckverfahren möglich werden.<br />
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10<br />
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9 / 2012
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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
11
FORSCHUNG<br />
Nachwuchs-Ingenieur<strong>in</strong>nen steuern Roboter zum<br />
Erfolg beim Regionalwettbewerb <strong>der</strong> First Lego League<br />
Initiative an <strong>der</strong> Hochschule Regensburg begeistert Schüler<strong>in</strong>nen für Roboterprogrammierung<br />
Besprechung: Roboteraufbau für das Spielfeld 2011 <strong>der</strong><br />
First Lego League (FFL).<br />
GROSSE FREUDE: Das Team „TechnoMädels“ wird<br />
Gesamtsieger des FLL-Regionalwettbewerbes 2011 an <strong>der</strong><br />
Hochschule Regensburg. Bil<strong>der</strong>: Rösel<br />
Sophia und L<strong>in</strong>a setzen den aus Legoste<strong>in</strong>en konstruierten<br />
Roboter <strong>in</strong> die Base und starten das<br />
Steuerungsprogramm „Mähdrescher“. Der Roboter, <strong>der</strong><br />
den Namen Primus trägt, fährt entlang <strong>der</strong> Spielfeldbande<br />
bis <strong>der</strong> Lichtsensor die schwarze L<strong>in</strong>ie erkennt<br />
und folgt ihr bis zum Mähdrescher. Die Vorwärtsbewegung<br />
des Roboters br<strong>in</strong>gt „die Ernte e<strong>in</strong>“, das<br />
heißt, die Körner <strong>in</strong> Form von Legoste<strong>in</strong>en, die sich auf<br />
dem Mähdrescher bef<strong>in</strong>den, werden <strong>in</strong> den Roboter<br />
entleert. Anschließend stößt <strong>der</strong> Roboter zurück und<br />
bewegt den Hebel e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en Objekts auf dem Spielfeld,<br />
e<strong>in</strong> Virenbecken, dessen Beladung „des<strong>in</strong>fiziert“<br />
werden soll. Auch hier müssen Legoste<strong>in</strong>e, die nun<br />
Viren darstellen, vom Roboter aufgefangen werden.<br />
Nun fährt Primus zurück <strong>in</strong> die Base. Die Mission<br />
ist erfolgreich abgeschlossen. Das Team „TechnoMädels“,<br />
zu dem Sophia und L<strong>in</strong>a gehören, erhält<br />
21 Punkte. L<strong>in</strong>a baut den Roboter für die Mission um<br />
und Sophia startet das entsprechende Programm.<br />
Primus soll <strong>in</strong> den verbleibenden zwei M<strong>in</strong>uten noch<br />
viele weitere Punkte e<strong>in</strong>sammeln.<br />
TECHNISCHES SCHULWISSEN IN DER PRAXIS<br />
ANWENDEN<br />
Die beiden Mädchen im Alter von zwölf Jahren gehören<br />
zum Team „TechnoMädels“, das 2011 erfolgreich am<br />
First-Lego-League-(FLL)-Regionalwettbewerb an <strong>der</strong><br />
Hochschule Regensburg teilgenommen hat. Dieses<br />
Team geht auf e<strong>in</strong>e Initiative von Prof. Dr. Birgit Rösel<br />
und Dipl.-Wirt.-Inf. (FH) Ulrike Stumvoll zurück. Dem<br />
vorausgegangen ist die Erkenntnis, dass Jugendliche<br />
das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule vermittelte technische Wissen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Praxis nur schwer anwenden können. Die FLL bietet<br />
die Möglichkeit, <strong>in</strong>genieurmäßiges Arbeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
spielerischen aber dennoch realitätsnahen Projektumgebung<br />
zu erfahren. Dies bewegte die Autor<strong>in</strong>nen dazu,<br />
e<strong>in</strong> entsprechendes Team zu gründen und an dem Wettbewerb<br />
teilzunehmen.<br />
Die Idee zum re<strong>in</strong>en Mädchenteam entstand spontan.<br />
Die ersten Teammitglie<strong>der</strong> waren im persönlichen<br />
Freundeskreis schnell gefunden. Die Ergänzung des<br />
Teams auf m<strong>in</strong>destens fünf Teilnehmer<strong>in</strong>nen gestaltete<br />
sich allerd<strong>in</strong>gs schwierig. Viele Mädchen waren, trotz<br />
persönlicher Kontakte zu den bereits gewonnenen<br />
Teammitglie<strong>der</strong>n, von <strong>der</strong> Idee, sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeit mit<br />
dem Bau und <strong>der</strong> Programmierung e<strong>in</strong>es Roboters zu<br />
beschäftigen, abgeschreckt. Letztlich bildete sich e<strong>in</strong><br />
Team mit Mädchen aus verschiedenen Schulen des<br />
Regensburger Stadtgebiets.<br />
Obwohl sich die Jugendlichen kaum kannten, begannen<br />
sie sofort mit <strong>der</strong> Vorbereitung auf den Wettbewerb.<br />
Der erste Kontakt mit Lego-M<strong>in</strong>dstorm-Robotern<br />
weckte schnell Interesse und Begeisterung für die<br />
First Lego League.<br />
MIT LEGO INTERESSE AN TECHNIK WECKEN<br />
Die FLL ist e<strong>in</strong> Roboterwettbewerb für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />
zwischen 10 und 16 Jahren und wird vom<br />
Vere<strong>in</strong> „Hands on Technology e.V.“ durchgeführt. Das<br />
geme<strong>in</strong>same Ziel des Vere<strong>in</strong>s, mit Vertreter<strong>in</strong>nen und<br />
Vertretern aus Bildung, Medien, Wissenschaft und Wirtschaft<br />
ist es, K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche für Wissenschaft<br />
und Technik zu begeistern. Die Hochschule Regensburg<br />
ist seit 2011 Regionalpartner im Rahmen <strong>der</strong> FLL.<br />
Die Teams bauen und programmieren für den Wettbewerb<br />
e<strong>in</strong>en autonomen Roboter, <strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>em vor-<br />
12<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
gegebenen Spielfeld Missionen, passend zum jeweiligen<br />
Thema, lösen soll. Im vergangenen Jahr lautete das Thema<br />
„Food Factor – sichere Lebensmittel“. Mit diesem<br />
Roboter muss das e<strong>in</strong>gangs beschriebene Robot-Game<br />
bestritten werden. Außerdem müssen die Teams im<br />
Rahmen des Wettbewerbs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kategorie Robotdesign<br />
den Aufbau und die Funktion des Roboters e<strong>in</strong>er unabhängigen<br />
Jury erklären.<br />
Das Design des Roboters können die Schüler weitgehend<br />
selbst gestalten, wobei ausschließlich Lego-Teile<br />
verwendet werden dürfen. Der Kern des Roboters ist bei<br />
allen Teams e<strong>in</strong> Lego-NXT-Bauste<strong>in</strong> an den maximal<br />
drei Motoren und bis zu vier Sensoren angeschlossen<br />
werden können. Mögliche Sensoren, die die Teams verwenden<br />
dürfen s<strong>in</strong>d: Ultraschall-, Berührungs-, Lichtund<br />
Farbsensor. Zusätzlich s<strong>in</strong>d Regeln <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf<br />
die Größe des Roboters e<strong>in</strong>zuhalten. Mit Hilfe e<strong>in</strong>er<br />
k<strong>in</strong>dgerechten Lego-Software können die Jugendlichen<br />
die Bewegungen und Sensoren bee<strong>in</strong>flussen, <strong>in</strong>dem sie<br />
e<strong>in</strong>en entsprechenden Ablauf programmieren und auf<br />
den Roboter überspielen.<br />
MIT SELBST PROGRAMMIERTEM ROBOTER AUFGABEN<br />
LÖSEN<br />
E<strong>in</strong> Highlight für die „TechnoMädels“ war <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>same<br />
Aufbau des Spielfelds Ende August. Das Spielfeld<br />
ist für jedes Team gleich und wird zu e<strong>in</strong>em bestimmten<br />
Stichtag als Bausatz mit mehreren hun<strong>der</strong>t Legoste<strong>in</strong>en<br />
und e<strong>in</strong>er Bauanleitung an die Teams versendet.<br />
Durch den fünfstündigen Aufbau und das<br />
abschließende, geme<strong>in</strong>same Pizzaessen entstand e<strong>in</strong><br />
Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Mädchen.<br />
Zudem wurde von den „TechnoMädels“ das Ziel formuliert,<br />
unter die drei Besten des Regionalwettbewerbs<br />
an <strong>der</strong> Hochschule Regensburg zu kommen. Um dieses<br />
Ziel zu erreichen, trafen sich die Teilnehmer<strong>in</strong>nen wöchentlich<br />
<strong>in</strong> ihrer Freizeit als ganzes Team und <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />
Projektgruppen am Wochenende. Dabei stand für<br />
die Coaches die Anleitung und nicht die Problemlösung<br />
im Vor<strong>der</strong>grund. Die Schüler<strong>in</strong>nen arbeiteten<br />
weitgehend selbstständig am Aufbau des Roboters, den<br />
Anbauten zur Erfüllung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Aufgaben, sowie<br />
<strong>der</strong> Programmierung.<br />
Zusätzlich hatte das Team für die Kategorie Forschungspräsentation<br />
des Wettbewerbs e<strong>in</strong>e Problematik<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensmittelkette zu identifizieren und e<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>novative Lösung, basierend auf dem Stand <strong>der</strong> Technik,<br />
zu erarbeiten.<br />
Mit gemischten Gefühlen kamen die „TechnoMädels“<br />
acht Wochen nach Ausschreibung <strong>der</strong> Aufgaben zum<br />
Wettbewerb an die Hochschule Regensburg. Dies lag<br />
e<strong>in</strong>erseits daran, dass e<strong>in</strong>e Unsicherheit bezüglich <strong>der</strong><br />
Leistungen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Teams herrschte, an<strong>der</strong>seits<br />
war unklar, wie <strong>der</strong> Wettbewerb im Detail abläuft und<br />
welche Erwartungen die Juroren <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Kategorien haben werden.<br />
Programm<br />
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Parameter <strong>der</strong> SIL-Bewertung<br />
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Bewertung zufälliger Fehler<br />
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Udo Hug, BImSchG § 29a Sachverständiger<br />
Dr. Thomas Karte, Samson AG<br />
Dr. Gerold Klotz-Engmann, Endress+Hauser Messtechnik GmbH + Co. KG<br />
Josef Kuboth, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW<br />
Bernd Schroers, Bayer Technology Services<br />
Heiko Schween, HIMA Paul Hildebrandt GmbH + Co KG<br />
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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
13
FORSCHUNG<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n mussten die „TechnoMädels“ e<strong>in</strong>e Teamaufgabe<br />
lösen, ihren Roboter im Rahmen <strong>der</strong> Kategorie<br />
Roboterdesign vorstellen und die Forschungsarbeit<br />
präsen tieren. Dabei wurden die Ergebnisse dieser drei<br />
Wettbewerbsteile streng geheim gehalten. Vor dem eigentlichen<br />
Robot-Game war somit immer noch unklar,<br />
wie die Ausgangssituation ist. In den drei Runden des<br />
Robot-Games galt es, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die zwei Mädchen<br />
am Spielfeldtisch, die Nerven zu bewahren und<br />
mit dem selbst gebauten Roboter möglichst viele Punkte<br />
<strong>in</strong>nerhalb von 2:30 M<strong>in</strong>uten zu erzielen. Im Rahmen<br />
<strong>der</strong> spannenden Siegerehrung waren die „TechnoMädels“<br />
überwältigt davon, dass sie den ersten Platz <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Kategorie Team und auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kategorie Forschungspräsentation<br />
erzielt hatten.<br />
SIEG SPORNT ZU MEHR ENGAGEMENT AN<br />
Die Begeisterung <strong>der</strong> Mädchen kannte ke<strong>in</strong>e Grenzen als<br />
sie erfuhren, dass sie auch Gesamtsieger des Regionalwettbewerbs<br />
waren. Michael Staab, Vertreter des<br />
Hauptsponsors Cont<strong>in</strong>ental Regensburg und dort als Personalleiter<br />
tätig, freute sich beson<strong>der</strong>s über die Tatsache,<br />
dass die FFL die Mädchen anspricht: „E<strong>in</strong> toller Erfolg<br />
und <strong>der</strong> beste Beweis, dass Lego und Technik nicht nur<br />
für Jungen <strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d. Wir werden das Thema weiter<br />
und forciert unterstützen." Das Team wird auch von<br />
weiteren Firmen und <strong>der</strong> Frauenbeauftragten <strong>der</strong> Hochschule<br />
Regensburg f<strong>in</strong>anziell und beispielsweise durch<br />
die Bereitstellung von Räumen und Material für den<br />
Spieltisch unterstützt.<br />
Ihr Sieg qualifizierte die „TechnoMädels“ für das<br />
FLL-Semif<strong>in</strong>ale <strong>in</strong> München. Dort mussten sie sich<br />
aber gegen Teams mit langjähriger Erfahrung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
First Lego League geschlagen geben. Dennoch ist die<br />
Motivation <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen für die nächste Saison<br />
ungebrochen.<br />
Die Mädchen beschäftigten sich direkt im Anschluss<br />
an die Wettbewerbssaison mit den Grundlagen des<br />
Roboterbaus und dessen Programmierung, um für<br />
die FLL-Saison 2012, die unter dem Motto „Senior<br />
Solutions“ steht, gut ausgerüstet zu se<strong>in</strong>. Im Robot-<br />
Game <strong>in</strong> <strong>der</strong> Saison 2011 hatte sich gezeigt, dass <strong>der</strong><br />
Roboter Primus nicht zuverlässig genug arbeitete.<br />
Daher kam <strong>der</strong> Wunsch auf, präzise und wie<strong>der</strong>holbar<br />
e<strong>in</strong>e bestimmte Strecke zu fahren und die Programmierung<br />
professionell zu gestalten. Mit Hilfe von Pair-<br />
Teach<strong>in</strong>g-Methoden haben die Coaches die Mädchen<br />
beim Aufbau von fachspezifischem Wissen <strong>in</strong> den<br />
Bereichen Mathematik, Getriebetechnik und Software<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g unterstützt. Das ursprüngliche Ziel <strong>der</strong><br />
Coaches war erreicht: Interesse für Theorie bei Schüler<strong>in</strong>nen<br />
zu wecken und das Wissen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />
gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>zusetzen.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Durch die First Lego League werden K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sportlichen Atmosphäre an die Bereiche<br />
Mathematik/Informatik/Naturwissenschaften/Technik<br />
(MINT) herangeführt. Das Beson<strong>der</strong>e an <strong>der</strong> FFL ist, dass<br />
neben technischen Facetten auch die heute so wichtigen<br />
zusätzlichen „Soft Skills“ wie Teamwork, Projektmanagement,<br />
Präsentation und Market<strong>in</strong>g von den Teams<br />
geübt und auch abverlangt werden. Sowohl für die<br />
Hochschule Regensburg als auch für Cont<strong>in</strong>ental,<br />
Hauptsponsor des FLL-Regionalwettbewerbes 2012 <strong>in</strong><br />
Regensburg, ist die First Lego League e<strong>in</strong> wichtiger Bauste<strong>in</strong><br />
im Maßnahmenpaket zur Bekämpfung des drohenden<br />
Fachkräftemangels. MINT-Absolventen werden <strong>in</strong><br />
Zukunft beson<strong>der</strong>s gefragt se<strong>in</strong>: Wirtschaftlicher Strukturwandel<br />
und demografischer Wandel s<strong>in</strong>d dafür die<br />
wesentlichen Gründe.<br />
Die Sicherung des MINT-Fachkräftenachwuchses<br />
fängt nicht erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hochschule an, sie beg<strong>in</strong>nt spätestens<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule. Hier wird Interesse für Naturwissenschaften<br />
und Technik geweckt. Die Hochschule Regensburg<br />
mit ihrem Projektbüro „Junge Hochschule“<br />
verfügt über e<strong>in</strong> breites Angebot an MINT-Aktivitäten<br />
(Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften & Technik)<br />
für K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendliche. Dadurch wird e<strong>in</strong><br />
nachhaltiger Bogen im Prozess des lebenslangen Lernens<br />
gespannt. Beg<strong>in</strong>nend mit dem Vorschulangebot „LITT-<br />
LEtech – Technik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühpädagogik“, mit dessen<br />
Erweiterung auf die Grundschule, bis h<strong>in</strong> zu den<br />
„P-Sem<strong>in</strong>aren für die gymnasiale Oberstufe“, dem<br />
„Schnupperstudium“ und weiteren Angeboten, ist somit<br />
jede Alterskategorie abgebildet.<br />
AUTOREN<br />
Dipl.-Wirt.-Inf. (FH) ULRIKE STUMVOLL arbeitet<br />
als Process Consultant bei <strong>der</strong> Cont<strong>in</strong>ental<br />
Automotive GmbH. Weiterh<strong>in</strong> promoviert Sie<br />
am IHI Zittau und ist Lehrbeauftragte an <strong>der</strong><br />
Hochschule Regensburg.<br />
Cont<strong>in</strong>ental Automotive GmbH,<br />
Siemensstraße 12, D-93055 Regensburg,<br />
Tel. +49 (0) 941 970 54 11,<br />
E-Mail: ulrike.stumvoll@cont<strong>in</strong>ental-corporation.com<br />
Prof. Dr.-Ing. BIRGIT RÖSEL seit 1. September 2012<br />
Professor<strong>in</strong> für Regelungstechnik an <strong>der</strong><br />
Hochschule Regensburg. Davor arbeitete sie bei<br />
<strong>der</strong> Cont<strong>in</strong>ental Automotive GmbH als System<strong>in</strong>genieur<br />
<strong>in</strong> verschiedenen Projekten.<br />
Hochschule Regensburg,<br />
Fakultät Elektro- und Informationstechnik<br />
Seybothstraße 12, D-93053 Regensburg,<br />
Tel. +49 (0) 941 943 98 71,<br />
E-Mail: birgit.roesel@hs-regensburg.de<br />
Dipl.-Päd. Univ. ARMIN GARDEIA ist Projektreferent<br />
<strong>der</strong> Hochschule Regensburg.<br />
Hochschule Regensburg,<br />
Fakultät Elektro- und Informationstechnik<br />
Galgenbergstraße 30, D-93053 Regensburg,<br />
Tel. +49 (0) 941 943 11 38,<br />
E-Mail: arm<strong>in</strong>.gardeia@hs-regensburg.de<br />
14<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
15
BRANCHE<br />
Erst zuverlässiger Datentransfer lässt das Erdöl<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Sachal<strong>in</strong>-Pipel<strong>in</strong>e sicher fließen<br />
1600 Kilometer lange Leitung wird mit Netzwerk-Backbone von Moxa überwacht<br />
ÜBER 1600 KILOMETER Kilometer transportiert die Trans-Sachal<strong>in</strong>-<br />
Pipel<strong>in</strong>e Öl aus dem Piltun-Astokhskoye-Feld <strong>in</strong> den asiatisch-pazifischen<br />
Raum. Bil<strong>der</strong>: Moxa<br />
DIE STRUKTUR DES SYSTEMS: Moxa konstruierte e<strong>in</strong><br />
Gigabit-Ethernet-Netzwerk mit über 1000 Switches und<br />
<strong>in</strong>tegrierte es <strong>in</strong> den SDH-Backbone.<br />
Die 1600 Kilometer lange Trans-Sachal<strong>in</strong>-Ölpipel<strong>in</strong>e<br />
versorgt von <strong>der</strong> russischen Halb<strong>in</strong>sel Sachal<strong>in</strong> aus<br />
den asiatisch-pazifischen Raum mit Öl. Zum zuverlässigen<br />
Funktionieren dieser für die Abnehmer lebenswichtigen<br />
Versorgungsa<strong>der</strong> trägt e<strong>in</strong> Netzwerk-Backbone mit<br />
mehr als tausend Switches von Moxa wesentlich bei.<br />
Die Prozesse <strong>in</strong>nerhalb des Sachal<strong>in</strong>-II-Projektes, von<br />
dem ganze Wirtschaftszweige abhängig s<strong>in</strong>d, werden aus<br />
e<strong>in</strong>er Leitstelle <strong>in</strong> Prigorodnoye heraus permanent überwacht.<br />
Damit die Experten <strong>in</strong> diesem OET (Oil Export<br />
Term<strong>in</strong>al) stets alle erfor<strong>der</strong>lichen Informationen bekommen,<br />
muss die zuverlässige Datenübertragung über die<br />
gesamte Strecke h<strong>in</strong>weg sichergestellt werden.<br />
LANGSTRECKENÜBERTRAGUNG PER LICHTLEITER<br />
Übermittelt werden beispielsweise Geräte-Statusdaten<br />
wie aktuelle Leistung <strong>der</strong> Lüftung o<strong>der</strong> zur Funktionsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> Feuermel<strong>der</strong>. Zudem werden Messwerte<br />
von Sensoren ausgelesen und an die Leitstelle gesendet,<br />
so etwa die Temperatur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pipel<strong>in</strong>e, damit die Klimaanlage<br />
entsprechend geregelt werden kann. Umgekehrt<br />
gehen Befehlsdaten aus <strong>der</strong> Leitstelle an die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Geräte zurück, um beispielsweise die Klimaanlage<br />
zu regeln.<br />
Die Grundvoraussetzung für die effiziente Überwachung<br />
und Steuerung aller Systeme und Geräte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Ölpipel<strong>in</strong>e ist daher die Netzwerkstruktur, über die Daten<br />
übermittelt werden. Damit sie sicher durch mehrere<br />
Län<strong>der</strong> fließen können, musste <strong>der</strong> Betreiber zunächst<br />
über die gesamten 1600 Kilometer h<strong>in</strong>weg e<strong>in</strong>en Glasfaser-Backbone<br />
<strong>in</strong>stallieren, <strong>der</strong> mithilfe von SDH-Multiplexern<br />
Standard-E1-Datenströme (Bitrate E1 = 2 Mbit/s)<br />
übermittelt. Die Lichtleitertechnik eignet sich optimal<br />
für die Langstrecken-Datenübertragung.<br />
Die Übertragungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten von Glasfaserleitungen<br />
s<strong>in</strong>d von <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Kabel beziehungsweise Fasern<br />
abhängig. In Multimodefasern können sich mehrere<br />
tausend Moden ausbreiten, <strong>in</strong> S<strong>in</strong>glemodefasern, die<br />
e<strong>in</strong>en sehr kle<strong>in</strong>en Kerndurchmesser haben, kann sich<br />
nur die sogenannte Grundmode ausbreiten. Die Anzahl<br />
<strong>der</strong> auftretenden Moden bee<strong>in</strong>flusst die Signalübertragung,<br />
da jede Mode e<strong>in</strong>en unterschiedlich langen Lichtweg<br />
nimmt. Deshalb zeigen Multimodefasern mit zunehmen<strong>der</strong><br />
Länge e<strong>in</strong>e stärkere Signalverfälschung als S<strong>in</strong>glemodefasern,<br />
die somit zur Signalübertragung über<br />
weite Strecken besser geeignet s<strong>in</strong>d.<br />
HOHE BANDBREITE UND DATENFLUSS IN ECHTZEIT<br />
Im zweiten Schritt mussten alle Geräte und Systeme <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> Pipel<strong>in</strong>e, wie Lüftung, Klimaanlage und<br />
Feueralarmsystem an den Backbone angeschlossen werden.<br />
Die Daten dieser Geräte mussten immer zeitaktuell<br />
und akkurat übertragen werden. Dazu konstruierte Moxa<br />
e<strong>in</strong> Gigabit-Ethernet-Netzwerk mit über 1000 Switches,<br />
16<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
RING COUPLING: Anstelle e<strong>in</strong>es großen redundanten<br />
R<strong>in</strong>gs werden die Netzwerkbereiche <strong>in</strong> verschiedene<br />
kle<strong>in</strong>ere R<strong>in</strong>ge aufgeteilt, und zwar so, dass je<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
kle<strong>in</strong>en R<strong>in</strong>ge mit dem an<strong>der</strong>en kommunizieren kann.<br />
und <strong>in</strong>tegrierte es <strong>in</strong> den SDH-Backbone. Moxas Gigabit<br />
Ethernet Switch EDS-510A bietet bis zu drei Gigabit<br />
Ethernet Ports und eignet sich deshalb optimal zur Konstruktion<br />
e<strong>in</strong>es Gigabit-Ethernet-Netzwerks mit großer<br />
Bandbreite für die Echtzeit-Datenübertragung.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus unterstützen die Switches die Datenübertragung<br />
über Lichtwellenleiter bis zu e<strong>in</strong>er Streckenlänge<br />
von 80 Kilometer. Dadurch reduziert sich<br />
die Zahl <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Geräte und die Kosten s<strong>in</strong>ken.<br />
Dank ihres großen Betriebstemperaturbereichs<br />
von – 40 bis 75 ˚C arbeiten die Switches reibungslos und<br />
zuverlässig auch unter den rauen russischen Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen.<br />
RING COUPLING ALS SICHERSTE LÖSUNG<br />
Um je<strong>der</strong>zeit ununterbrochene Netzwerkverfügbarkeit<br />
zu garantieren, wurden die Switches <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Turbo-<br />
R<strong>in</strong>g-Topologie <strong>in</strong>stalliert. Diese redundante Topologie<br />
sorgt bei Ausfall e<strong>in</strong>es Switches für m<strong>in</strong>imale Wie<strong>der</strong>herstellungszeiten<br />
unter 20 ms. Mit fortschrittlichen<br />
Management-Funktionen, e<strong>in</strong>schließlich IEEE 1588 PTP<br />
(Precision Time Protocol, nanosekundengenauer Zeitstempel),<br />
PTP, IGMP Snoop<strong>in</strong>g und GMRP sorgen die<br />
Switches für die sichere und zeitgerechte Steuerung <strong>der</strong><br />
Datenübertragung.<br />
Zum E<strong>in</strong>satz kommt bei <strong>der</strong> Trans-Sachal<strong>in</strong>-Pipel<strong>in</strong>e<br />
die R<strong>in</strong>g-Coupl<strong>in</strong>g-Topologie. Denn sofern sich, wie im<br />
Fall <strong>der</strong> Ölpipel<strong>in</strong>e, viele Geräte <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Systems<br />
an entfernt gelegenen Orten bef<strong>in</strong>den, ist es nicht son<strong>der</strong>lich<br />
vorteilhaft, sie alle mit e<strong>in</strong>em großen redundanten<br />
R<strong>in</strong>g zu verb<strong>in</strong>den. Stattdessen wurden die verteilten<br />
Geräte per R<strong>in</strong>g-Coupl<strong>in</strong>g <strong>in</strong> viele verschiedene, kle<strong>in</strong>ere<br />
R<strong>in</strong>ge zusammengefasst, die mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kommunizieren<br />
können. Für die große Distanz von 1600 Kilometer<br />
ist dies die sicherste Lösung. Außerdem benötigt diese<br />
Topologie ke<strong>in</strong>e Steuerleitung, was die Kosten reduziert.<br />
An jedem Netzwerk-Knotenpunkt wurde zusätzlich zu<br />
den Switches e<strong>in</strong> Active Ethernet I/O Controller für die<br />
Kommunikation zwischen Sensoren und Ethernet-Netzwerk<br />
<strong>in</strong>stalliert. Moxas ioLogik E2210 sorgt für die präzise<br />
Echtzeit-Information über Ereignisse mit Zeitstempel<br />
und überträgt den Status von E/A-Geräten für die<br />
Verwaltung von Echtzeit-Alarmen, sodass die Leitstelle<br />
bei unerwarteten Vorfällen sofort handeln kann. Mit 12<br />
digitalen E<strong>in</strong>gängen und 8 digitalen Ausgängen ist die<br />
Anb<strong>in</strong>dung aller Geräte und Systeme <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Pipel<strong>in</strong>e<br />
sichergestellt. Der Controller sendet aktiv Datenberichte<br />
mit Echtzeitstempel per SMS, SNMP Trap mit<br />
E/A-Status, TCP o<strong>der</strong> Email. Dabei unterstützt er die<br />
Protokolle SNMPv1/v2c/v3.<br />
BANDBREITENBEDARF SINKT AUF EIN BRUCHTEIL<br />
Mithilfe <strong>der</strong> Active-Ethernet-I/O-Technologie lässt sich<br />
effektiv die Netzwerk-Bandbreitennutzung reduzieren.<br />
Denn weil hier e<strong>in</strong> Statusreport nur im Ausnahmefall<br />
gesendet wird, reduziert sich die Netzwerkbelastung<br />
auf e<strong>in</strong>en Bruchteil. Die Peer-to-Peer-I/O-Funktion von<br />
ioLogik E2210 ist überdies e<strong>in</strong>e Lösung, die die Verkabelung<br />
ersetzt, <strong>in</strong>dem Input-Signale über das Ethernet-<br />
Netzwerk an entfernte Outputs gesendet werden. Entfernte<br />
Sensoren und an<strong>der</strong>e Geräte können so über das<br />
Netzwerk an die Leitstelle angebunden werden, ohne<br />
sie zu verkabeln – die Übertragungsentfernung ist dabei<br />
praktisch unbegrenzt.<br />
AUTOR<br />
CHIH-HONG LIN ist<br />
Bus<strong>in</strong>ess Development<br />
Manager Industrial Ethernet<br />
bei Moxa <strong>in</strong> Unterschleißheim.<br />
Moxa Europe,<br />
E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>straße 7, D-85716 Unterschleißheim,<br />
Tel. +49 (0) 89 370 03 99 55,<br />
E-Mail: chihhong.l<strong>in</strong>@moxa.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
17
BRANCHE<br />
So kann <strong>der</strong> Mobilfunk für die <strong>in</strong>dustrielle<br />
Automation effizient genutzt werden<br />
Die Chancen <strong>der</strong> weltweiten Funkstandards und das Potenzial von LTE (Long Time Evolution)<br />
WELCHER<br />
MOBILFUNKSTANDARD<br />
ist am besten für die<br />
Fernüberwachung von<br />
<strong>in</strong>dustriellen Anlagen<br />
geeignet? Weltweit<br />
existieren zahlreiche<br />
Mobilfunknetze mit unterschiedlicher<br />
Auslastung.<br />
DIE MOBILFUNK-TECHNOLOGIE GSM (Global System<br />
for Mobile Communications) besitzt e<strong>in</strong>en Weltmarkt<br />
anteil von mehr als 80 Prozent und ist somit für<br />
<strong>in</strong>dus trielle Anwendungen <strong>in</strong>teressant, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
wenn Daten weltweit übertragen werden sollen.<br />
Der Wunsch, Masch<strong>in</strong>en und Anlagen aus <strong>der</strong> Ferne<br />
zu warten, wächst kont<strong>in</strong>uierlich. Dafür gibt es unterschiedliche<br />
Gründe, die von <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen Kostenreduzierung<br />
bis zum Aufbau neuer Geschäftsmodelle reichen.<br />
Die Kommunikation über das Mobilfunknetz bietet<br />
sich <strong>in</strong> vielen Fällen an, beispielsweise wenn das<br />
Zielgerät <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mobilen E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong>stalliert o<strong>der</strong> am<br />
geplanten Standort ke<strong>in</strong> Festnetzanschluss vorhanden<br />
ist. Dabei fragen sich zahlreiche Anwen<strong>der</strong>, ob das<br />
schnelle 3G-Mobilfunknetz grundsätzlich besser als das<br />
ältere GSM-Netz zu ihrer Applikation passt.<br />
DATENÜBERTRAGUNG ERFORDERTE DIE<br />
ERWEITERUNG DER 2G-NETZE<br />
Die Anfor<strong>der</strong>ungen, die an Mobilfunknetze gestellt werden,<br />
steigen stetig. Aus diesem Grund werden ältere Mobilfunknetze<br />
modifiziert o<strong>der</strong> durch neue Versionen<br />
ersetzt. Aktuell lassen sie sich grob <strong>in</strong> Mobilfunknetze<br />
<strong>der</strong> zweiten, dritten und vierten Generation unterteilen.<br />
Der Übergang ist hier fließend. Derzeit werden die Mobilfunk-Technologien<br />
<strong>der</strong> zweiten bis vierten Generation<br />
parallel und überlappend betrieben, wobei die GSM-<br />
Technologien, zu <strong>der</strong> auch GPRS und EDGE gehören, mit<br />
mehr als 80 Prozent <strong>in</strong>ternational noch den größten<br />
Marktanteil hat.<br />
Das GSM-Mobilfunknetz (Global System for Mobile<br />
Communications) wurde Anfang <strong>der</strong> 1990er-Jahre <strong>in</strong> Europa<br />
und später dann weltweit aufgebaut. GSM zählt zu<br />
den Technologien <strong>der</strong> zweiten Generation. Damals lautete<br />
das Ziel, Sprache zu übertragen.<br />
Erst Ende <strong>der</strong> 1990er-Jahre erhöhte sich durch den Internet-Boom<br />
<strong>der</strong> Bedarf, ebenfalls Daten über das bestehende<br />
Mobilfunknetz weiterzuleiten. Deshalb wurden<br />
die GSM-Mobilfunknetze ab diesem Zeitpunkt um<br />
GPRS (General Packet Radio Service) und später um<br />
EDGE (Enhanced Data Rates for GSM Evolution) erweitert.<br />
Bei den mit GPRS o<strong>der</strong> EDGE mo<strong>der</strong>nisierten GSM-<br />
Netzen spricht man auch von Netzen <strong>der</strong> Generation 2.5.<br />
Selbst wenn die technischen Unterschiede auf den ersten<br />
Blick nicht sofort ersichtlich s<strong>in</strong>d, erweisen sie sich als<br />
gravierend, wie die Grafik auf <strong>der</strong> nächsten Seite zeigt.<br />
So werden die Daten bei GSM leitungsvermittelnd, bei<br />
GPRS/EDGE h<strong>in</strong>gegen paketorientiert übertragen. Für die<br />
GSM/GPRS-EDGE-Mobilfunknetze stehen weltweit vier<br />
Frequenzen zur Verfügung: 850, 900, 1800 und 1900 MHz.<br />
Welches Frequenzband lokal verwendet wird, variiert<br />
von Land zu Land und Netzwerkbetreiber zu Netzwerkbetreiber.<br />
E<strong>in</strong> Mobilfunk-Modem, das alle vier Frequenzbän<strong>der</strong><br />
unterstützt, hat den Vorteil, dass es nahezu weltweit<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden kann. E<strong>in</strong>e Ausnahme bilden lediglich<br />
Südkorea und Japan. Die beiden Län<strong>der</strong> haben<br />
sich se<strong>in</strong>erzeit für e<strong>in</strong>en Mobilfunk-Standard entschieden,<br />
<strong>der</strong> nicht zu GSM kompatibel ist. Mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternationalen<br />
Marktanteil von mehr als 80 Prozent ist die<br />
Mobilfunk-Technologie GSM somit für <strong>in</strong>dustrielle Anwendungen<br />
weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressant. Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
dann, wenn die Datenübertragung weltweit erfolgen soll.<br />
NETZE DER DRITTEN GENERATION ERMÖGLICHEN<br />
HÖHERE ÜBERTRAGUNGSRATEN<br />
Rund acht Jahre nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung von GSM wurden<br />
die Mobilfunknetze <strong>der</strong> dritten Generation aufgebaut. Im<br />
Gegensatz zu GSM ist dabei neben <strong>der</strong> Telefonie auch die<br />
Datenkommunikation stärker berücksichtigt worden. Die<br />
Technologien <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> 3G-Netze ermöglichen erheblich<br />
höhere Übertragungsraten als bei GSM, GPRS<br />
18<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
3G-Netze dort ausgebaut, wo viele Menschen leben und<br />
arbeiten. Dazu zählen Städte, Urlaubsorte und Autobahnen.<br />
Im ländlichen Raum ist die Abdeckung allerd<strong>in</strong>gs<br />
nicht immer sichergestellt. Deshalb sollte <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong><br />
von Fernwartung prüfen, ob e<strong>in</strong>e kostengünstige GPRS/<br />
EDGE-Lösung nicht die bessere Wahl ist.<br />
DIE GESCHICHTE <strong>der</strong> Mobilfunk-Technologien.<br />
Bil<strong>der</strong>: Phoenix Contact<br />
und EDGE. Während GSM bei den Mobilfunknetzen <strong>der</strong><br />
zweiten Generation weltweit die wesentliche Mobilfunk-<br />
Technologie darstellt, gibt es im Bereich <strong>der</strong> Mobilfunknetze<br />
<strong>der</strong> dritten Generation ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Tendenz.<br />
Auf den <strong>in</strong>ternationalen Märkten konkurrieren mehrere<br />
Technologien, die nicht kompatibel zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
s<strong>in</strong>d. Aus wirtschaftlichen und politischen Gründen<br />
konnten sich die Beteiligten nicht auf e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />
3G-Mobilfunk-Technologie e<strong>in</strong>igen.<br />
Die <strong>in</strong> Bezug auf die Verbreitung wichtigsten 3G-Technologien<br />
s<strong>in</strong>d UMTS (Universal Mobile Telecommunications<br />
System) und CDMA (Code Division Multiple<br />
Access) mit den entsprechenden Erweiterungen. Stark<br />
vere<strong>in</strong>facht lässt sich feststellen, dass UMTS und se<strong>in</strong>e<br />
Erweiterungen wie HSPA (High Speed Packet Access)<br />
den europäischen Markt beherrschen. In den USA und<br />
Asien hat sich CDMA etabliert.<br />
Ch<strong>in</strong>a för<strong>der</strong>t wie<strong>der</strong>um mit TD-SCDMA (Time Division<br />
Synchronous Code Division Multiple Access) e<strong>in</strong>en<br />
eigenen nationalen Mobilfunk-Standard, <strong>der</strong> aktuell weltweit<br />
noch ke<strong>in</strong>e entscheidende Rolle spielt. Welche Technologie<br />
im jeweiligen Land e<strong>in</strong>gesetzt wird, entscheidet<br />
<strong>der</strong> regionale Netzbetreiber. So nutzt <strong>der</strong> nordamerikanische<br />
Netzbetreiber AT&T die Mobilfunk-Technologie<br />
UMTS, se<strong>in</strong> Wettbewerber Verizon h<strong>in</strong>gegen CDMA.<br />
Daher verfolgen <strong>der</strong>zeit mehrere Hersteller von Mobilfunk-Eng<strong>in</strong>es<br />
das Ziel, beide Technologien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Chipsatz<br />
zu <strong>in</strong>tegrieren. Die Internet-Seiten www.mobileworldlive.com<br />
(für UMTS) und www.cdg.org (für CDMA)<br />
erteilen Auskunft, ob die gewünschte 3G-Technologie<br />
im jeweiligen Zielland verwendet wird und welche Netzbetreiber<br />
es dort gibt. Außerdem werden <strong>der</strong>en Frequenzen<br />
und die Netzabdeckung genannt. Häufig s<strong>in</strong>d die<br />
UNTERSTÜTZUNG DES 4G-NETZES BIETET<br />
INTERNATIONALES POTENZIAL<br />
Die vierte Mobilfunk-Generation LTE (Long Time Evolution)<br />
besitzt gemäß e<strong>in</strong>er Datenerhebung aus 2010 weltweit<br />
noch ke<strong>in</strong>en entscheidenden Marktanteil. LTE wird<br />
geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> als neuer 4G-Mobilfunk-Standard beschrieben,<br />
was unter an<strong>der</strong>em aus dem schnellen Netzausbau<br />
seit 2010 resultiert. Darüber h<strong>in</strong>aus bietet <strong>der</strong> Standard<br />
dem Endkunden und auch dem Netzbetreiber zahlreiche<br />
Vorteile. Hierzu gehören e<strong>in</strong>e höhere Datenübertragungsrate,<br />
kürzere Latenzzeiten und e<strong>in</strong>e bessere Energieeffizienz.<br />
Ferner wird LTE sowohl von <strong>der</strong> CDG (CDMA<br />
Development Group) unterstützt, die sich für den CDMA-<br />
Standard stark macht, als auch von <strong>der</strong> GSMA (GSM<br />
Association) als Protagonist <strong>der</strong> UMTS-Technologie.<br />
E<strong>in</strong> aktuelles Problem bei <strong>der</strong> Entwicklung von LTE-<br />
Modulen besteht dar<strong>in</strong>, dass LTE weltweit auf den unterschiedlichsten<br />
Frequenzen betrieben werden soll.<br />
E<strong>in</strong>e Mobilfunk-Eng<strong>in</strong>e zu konzipieren, die <strong>in</strong>ternational<br />
funktioniert, stellt somit e<strong>in</strong>e technische Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
dar, die es zu lösen gilt. LTE könnte aber die globale<br />
Highspeed-Mobilfunk-Technologie werden. Wann jedoch<br />
erste <strong>in</strong>dustrietaugliche LTE-Komponenten auf den<br />
Markt kommen, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht<br />
zuverlässig vorausgesagt werden.<br />
Der Hersteller Phoenix Contact hat zum Thema Mobilfunk<br />
unlängst e<strong>in</strong> Buch mit praxisnahen Beispielen heraus<br />
gegeben. „Mobilfunk – Datenübertragung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Industrie“ richtet sich an Projektplaner, die e<strong>in</strong>en Datenaustausch<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Anwendung erstmals<br />
über Mobilfunk umsetzen möchten.<br />
AUTOR<br />
M.Eng. GERRIT BOYSEN<br />
ist im Produktmarket<strong>in</strong>g<br />
Communication Interfaces<br />
bei <strong>der</strong> Phoenix Contact<br />
Electronics GmbH <strong>in</strong><br />
Bad Pyrmont tätig.<br />
Phoenix Contact Electronics GmbH,<br />
Dr<strong>in</strong>genauer Straße 30, D-31812 Bad Pyrmont,<br />
Tel. +49 (0) 5281 94 60,<br />
E-Mail: gboysen@phoenixcontact.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
19
BRANCHE<br />
Assistenzsystem hilft beim energiesparenden<br />
E<strong>in</strong>satz automatisierter Systeme<br />
Modellbasierter Ansatz ermittelt <strong>in</strong> drei Schritten Optimierungsvorschläge für den Anwen<strong>der</strong><br />
ANALYSEANSATZ IN DER ÜBERSICHT: Zunächst wird<br />
das situationsunabhängige Wissen über automatisierte<br />
Systeme und <strong>der</strong>en Umgebung für e<strong>in</strong>e rechnerbasierte<br />
Verarbeitung verfügbar gemacht. Danach folgt die Analyse<br />
e<strong>in</strong>er konkreten Situation. Im dritten Schritt werden die<br />
Betriebsprofile aus dem Ist-Zustand iterativ bezüglich<br />
zeitlichem Verlauf und Werteverlauf verän<strong>der</strong>t. Quelle: IAS<br />
Um die künftigen Herausfor<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Energieversorgung<br />
zu meistern, muss auch <strong>der</strong> Stromverbrauch<br />
automatisierter Systeme optimiert werden. Aber<br />
die dafür erfor<strong>der</strong>liche Energiekostenanalyse <strong>der</strong>art<br />
komplexer Systeme stellt weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e große Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
dar. Der <strong>in</strong> diesem Beitrag vorgestellte modellbasierte<br />
Ansatz für e<strong>in</strong> Assistenzsystem zur automatisierten<br />
nutzerzentrierten Energiekostenanalyse automatisierter<br />
Systeme unterstützt die Anwen<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Reduktion<br />
ihrer Energiekosten.<br />
Automatisierte Systeme s<strong>in</strong>d heutzutage im Alltag<br />
weit verbreitet. Ob im privaten Bereich, im Arbeitsleben<br />
o<strong>der</strong> <strong>in</strong> sich überschneidenden Bereichen, wie dem öffentlichen<br />
o<strong>der</strong> privaten Nah- und Fernverkehr – die<br />
Nutzer müssen mit e<strong>in</strong>er Vielzahl unterschiedlicher<br />
und zunehmend komplexer automatisierter Systemen<br />
zurecht kommen.<br />
INDIVIDUELLE SITUATION WIRD BERÜCKSICHTIGT<br />
Diese Allgegenwärtigkeit und die steigende Komplexität<br />
erfor<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en wachsenden Anteil <strong>der</strong> Aufmerksamkeit<br />
<strong>der</strong> Nutzer, was durch e<strong>in</strong>e zusätzliche Aufgabe,<br />
wie die energieoptimierte Nutzung, schnell zu e<strong>in</strong>er<br />
Überfor<strong>der</strong>ung führt. Zudem werden die automatisierten<br />
Systeme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vielzahl <strong>in</strong>dividuell unterschiedlicher<br />
Umgebungen e<strong>in</strong>gesetzt, die E<strong>in</strong>fluss auf die<br />
Energiekosten haben können und bei <strong>der</strong> Energiekostenanalyse<br />
berücksichtigt werden müssen. Daher benötigen<br />
die Nutzer Unterstützung bei <strong>der</strong> Identifikation von<br />
Optimierungsmaßnahmen und <strong>der</strong>en Umsetzung.<br />
Das hier vorgestellte modellbasierte Konzept, ermöglicht<br />
die Analyse <strong>der</strong> Energiekosten zur Laufzeit automatisierter<br />
Systeme und berücksichtigt hierbei die <strong>in</strong>dividuelle<br />
Situation <strong>der</strong> Nutzer. Pr<strong>in</strong>zipiell besteht e<strong>in</strong>e<br />
Energieanalyse aus folgenden Teilschritten:<br />
Ermittlung des energetischen Ist-Zustands<br />
Erstellung von Optimierungsvorschlägen<br />
Anwendung von Optimierungsmaßnahmen<br />
Den Ausgangspunkt bildet e<strong>in</strong> energetischer Ist-Zustand,<br />
<strong>der</strong> analysiert und optimiert werden muss. Die dynamische<br />
Optimierung von Systemen im Allgeme<strong>in</strong>en befasst<br />
sich mit <strong>der</strong> Ermittlung e<strong>in</strong>es bestimmten Satzes an zeitlichen<br />
Verläufen von E<strong>in</strong>gangsparametern, sodass die<br />
zeitlichen Verläufe <strong>der</strong> Ausgangsparameter unter Berücksichtigung<br />
von e<strong>in</strong>schränkenden Nebenbed<strong>in</strong>gungen<br />
e<strong>in</strong> Optimum h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten Zielgröße<br />
erreichen. Bei <strong>der</strong> Energiekostenanalyse automatisierter<br />
Systeme ist dieses Optimierungsziel die Reduktion<br />
<strong>der</strong> Energiekosten. Nebenbed<strong>in</strong>gungen hierbei s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits<br />
technische, physikalische o<strong>der</strong> ökonomische<br />
Gesetze o<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen, die sich aus <strong>der</strong> Anwendung<br />
o<strong>der</strong> aus den Wünschen <strong>der</strong> Nutzer an die Leistung<br />
des automatisierten Systems ergeben.<br />
SITUATIONSUNABHÄNGIGE MODELLE ALS BASIS<br />
Die Grafik auf dieser Seite stellt den modellbasierten,<br />
nutzerzentrierten Analyseansatz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Übersicht dar.<br />
In e<strong>in</strong>em ersten Schritt wird das situationsunabhängige<br />
Wissen über automatisierte Systeme und <strong>der</strong>en Umgebung<br />
(Raum, Leitungen, Energieversorgung) für e<strong>in</strong>e<br />
rechnerbasierte Verarbeitung verfügbar gemacht. Dazu<br />
wird das Wissen gemäß vorgegebener Meta-Modelle <strong>in</strong><br />
20<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
situations-unabhängigen Modellen des Zusammenhangs<br />
zwischen den E<strong>in</strong>gangs- und den Ausgangsparametern<br />
e<strong>in</strong>zelner automatisierter Systeme und e<strong>in</strong>zelner Elemente<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung abgebildet.<br />
Die resultierenden situations-unabhängigen Modelle<br />
enthalten das <strong>in</strong>terne Verhalten, die Schnittstellen und<br />
die Parameterspezifikation <strong>der</strong> Systeme beziehungsweise<br />
<strong>der</strong> Umgebungselemente unabhängig von e<strong>in</strong>er<br />
konkreten Situation. Verwendet man <strong>in</strong> konkreten<br />
Situationen erfasste zeitliche Werteverläufe <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gangsparameter<br />
als E<strong>in</strong>gangsgrößen <strong>der</strong> Modelle, kann<br />
man die zeitlichen Verläufe <strong>der</strong> Ausgangsparameter<br />
des modellierten Systems für beliebige Situationen<br />
berechnen.<br />
KONKRETE SITUATION WIRD ANALYSIERT<br />
Im zweiten Schritt beg<strong>in</strong>nt die Analyse e<strong>in</strong>er konkreten<br />
Situation. E<strong>in</strong>e Situation ist e<strong>in</strong>e konkrete Komb<strong>in</strong>ation<br />
automatisierter Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Umgebung<br />
e<strong>in</strong>es Nutzers. Voraussetzung für die Analyse ist e<strong>in</strong><br />
rechnerverarbeitbares Modell, das die Situation abbildet.<br />
Dieses Modell wird durch die E<strong>in</strong>gabe von Wissen über<br />
die konkrete Situation automatisiert erstellt. Die Struktur<br />
und <strong>der</strong> Inhalt des Modells s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong>um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Meta-Modell def<strong>in</strong>iert, das als Basis für E<strong>in</strong>gabedialoge<br />
zur Vere<strong>in</strong>fachung <strong>der</strong> Modellierung dient. Resultat dieses<br />
zweiten Schritts ist e<strong>in</strong> Situationsmodell, das die<br />
Situation im energetischen Ist-Zustand statisch und dynamisch<br />
abbildet.<br />
Das Situationsmodell setzt sich aus den situationsunabhängigen<br />
Modellen zusammen, die im vorherigen<br />
Schritt, beispielsweise durch den Hersteller e<strong>in</strong>es automatisierten<br />
Systems, erstellt und bereitgestellt wurden.<br />
Die Modelle <strong>der</strong> automatisierten Systeme und Umgebungselemente<br />
werden über ihre Modellschnittstellen<br />
gemäß ihrer Zusammenhänge <strong>in</strong> <strong>der</strong> realen Situation<br />
mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden und konfiguriert.<br />
Das resultierende Gesamtmodell <strong>der</strong> statischen Zusammenhänge<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> konkreten Situation erlaubt die<br />
Berechnung <strong>der</strong> Energiekosten für dynamische Betriebsprofile<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>gangsparameter. Durch Verwendung<br />
real erfasster Betriebsprofile als E<strong>in</strong>gangsgrößen<br />
des Situationsmodells wird abschließend die Situationsdynamik,<br />
e<strong>in</strong>schließlich des Verlaufs <strong>der</strong> Energiekosten<br />
im Ist-Zustand als Evaluationsreferenz für die<br />
Optimierung berechnet.<br />
OPTIMIERUNG WIRD AUTOMATISCH UMGESETZT<br />
Im dritten Schritt werden die Betriebsprofile aus dem<br />
Ist-Zustand iterativ bezüglich zeitlichem Verlauf und<br />
Werteverlauf verän<strong>der</strong>t. Die Verän<strong>der</strong>ungen werden aus<br />
dem Wertebereich für die e<strong>in</strong>zelnen Parameter abgeleitet,<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong> den im Modell h<strong>in</strong>terlegten Parameterspezifikationen<br />
im ersten Schritt def<strong>in</strong>iert wurde. Die resultierenden<br />
Sätze zeitlicher Parameterverläufe entsprechen<br />
den Optimierungsvorschlägen. Diese werden<br />
durch Berechnung mit dem Situationsmodell bezüglich<br />
<strong>der</strong> resultierenden Energiekosten und <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Leistung <strong>der</strong> automatisierten Systeme<br />
evaluiert. Die Berechnung deckt dabei mögliche Inkonsistenzen<br />
bezüglich technischer E<strong>in</strong>schränkungen o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Nutzerwünsche auf und liefert gleichzeitig die<br />
Energiekosten für die optimierten zeitlichen Verläufe<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>gangsparameter.<br />
Abschließend wird <strong>der</strong> Optimierungsvorschlag mit<br />
den ger<strong>in</strong>gsten Energiekosten und <strong>der</strong> besten Erfüllung<br />
<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen, falls nötig, <strong>in</strong>teraktiv durch<br />
Korrektur <strong>der</strong> Bediene<strong>in</strong>griffe o<strong>der</strong> automatisiert<br />
durch Setzen des neuen Parameterverlaufs über Kommunikationse<strong>in</strong>richtungen<br />
<strong>der</strong> automatisierten Systeme<br />
angewandt.<br />
Diese grundlegenden Funktionalitäten und Schritte<br />
des Konzepts werden zur Zeit an e<strong>in</strong>em Prototypen evaluiert.<br />
Der aufgrund <strong>der</strong> Vielzahl an Komb<strong>in</strong>ationsmöglichkeiten<br />
noch sehr rechen<strong>in</strong>tensive Optimierungsschritt<br />
wird parallel um Mechanismen genetischer Algorithmen<br />
ergänzt, um die Zeit zu reduzieren und damit<br />
die Effizienz des Gesamtverfahrens zu verbessern.<br />
AUTOREN<br />
Dipl.-Ing. ANDREAS BECK<br />
arbeitet als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Institut<br />
für Automatisierungs- und<br />
Softwaretechnik (IAS) <strong>der</strong><br />
Universität Stuttgart.<br />
Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik,<br />
Pfaffenwaldr<strong>in</strong>g 47, D-70550 Stuttgart,<br />
Tel. +49 (0) 711 68 56 73 06,<br />
E-Mail: andreas.beck@ias.uni-stuttgart.de<br />
Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c.<br />
PETER GÖHNER ist Leiter<br />
des Instituts für Automatisierungs-<br />
und Softwaretechnik<br />
(IAS) <strong>der</strong> Univer sität<br />
Stuttgart.<br />
Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik,<br />
Pfaffenwaldr<strong>in</strong>g 47, D-70550 Stuttgart,<br />
Tel. +49 (0) 711 68 56 73 01,<br />
E-Mail: peter.goehner@ias.uni-stuttgart.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
21
INTERVIEW<br />
NORBERT KUSCHNERUS<br />
(l<strong>in</strong>ks) übergibt nach rund<br />
zehn Jahren im Amt den Vorsitz<br />
<strong>der</strong> Namur an Wilhelm Otten.<br />
22<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
Anwen<strong>der</strong><strong>in</strong>teressen brauchen<br />
e<strong>in</strong> globales Austauschforum<br />
Norbert Kuschnerus und Wilhelm Otten im <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> Interview<br />
Anlässlich des Wechsels im Namur-Vorstand, lud <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Chefredakteur Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas den neuen<br />
Namur-Vorsitzenden Dr.-Ing. Wilhelm Otten (Leiter Bus<strong>in</strong>ess L<strong>in</strong>e Technik Evonik Industries AG) und se<strong>in</strong>en Vorgänger<br />
Dr. rer. nat. Norbert Kuschnerus (Senior Vice President Bayer Technology Services) zum Gespräch. Im Interview blickt<br />
Kuschnerus auf rund zehn Jahre Vorstandsarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Namur als Verband von Anwen<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Automatisierung <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie zurück. Otten verknüpft dies mit zukünftigen Strategien <strong>der</strong> Interessengeme<strong>in</strong>schaft. Neben<br />
voranschreiten<strong>der</strong> Internationalisierung des Verbandes kamen Themen wie <strong>der</strong> Fachkräftemangel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie,<br />
die stärkere Verzahnung von Automatisierung mit Verfahrenstechnik sowie <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Namur gegen<br />
den „Normendschungel“ zur Sprache.<br />
Bil<strong>der</strong>: Anne Hütter<br />
Leon Urbas: Dr. Kuschnerus, anlässlich des Wechsels im<br />
Namur-Vorsitz von Ihnen zu Dr. Otten, blicken wir auf zehn<br />
Jahre Namur-Arbeit zurück. Sowohl bei Anwen<strong>der</strong>n als<br />
auch bei Herstellern wird unisono Ihr E<strong>in</strong>satz gewürdigt<br />
und respektiert. Wie haben Sie es geschafft, die Lager zusammenzuführen?<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Damals haben wir die Namur<br />
auf professionelle Füße gestellt. Den Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
Namur, damals Dr. Hasso Drathen (zu <strong>der</strong> Zeit ebenfalls<br />
bei Bayer Technology Services tätig, Anm. <strong>der</strong> Redaktion),<br />
habe ich ganztags für die Namur-Aktivität freigestellt.<br />
Das zweite Problem bildete das rituelle Fe<strong>in</strong>dbild, das die<br />
Namur für die Hersteller <strong>in</strong>ne hatte. Die Vorstandsitzungen<br />
mit dem ZVEI waren Schauplätze großer Debatten.<br />
Wir wollten e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Stil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung,<br />
bei allen unterschiedlichen Interessen, die wir<br />
nach wie vor pflegen. Das geme<strong>in</strong>same Ziel, die Automatisierung<br />
nach vorne zu br<strong>in</strong>gen, sollte im Mittelpunkt<br />
stehen. Persönliche Kontakte und offene Türen beim ZVEI<br />
ermöglichten schließlich die Zusammenarbeit. E<strong>in</strong> historischer<br />
Moment war <strong>der</strong> erste geme<strong>in</strong>same Stand von<br />
ZVEI und Namur auf <strong>der</strong> Hannover Messe 2007.<br />
WILHELM OTTEN: Ich glaube, <strong>der</strong> ZVEI hatte den Nutzen<br />
aus <strong>der</strong> Diskussion zwischen Anwen<strong>der</strong>n und Herstellern<br />
erkannt. Wir freuen uns, Hersteller zu f<strong>in</strong>den, die unsere<br />
Wünsche erfüllen.<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Das haben wir als Namur-Team<br />
geschafft. Wenn ich vom Team spreche, me<strong>in</strong>e ich nicht nur<br />
den Vorstand, son<strong>der</strong>n auch alle Arbeitskreise und Arbeitsfel<strong>der</strong>,<br />
<strong>in</strong> denen <strong>in</strong>haltliche Arbeit gemacht wird. Das s<strong>in</strong>d<br />
über 200 Personen, die ehrenamtlich arbeiten.<br />
Leon Urbas: Die Namur lebt von ehrenamtlichen Mitarbeitern.<br />
Stellt die Interessengeme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>en Rückgang an<br />
Engagierten fest?<br />
WILHELM OTTEN: Im Gegenteil. Der Verband profitiert von<br />
den Umstrukturierungen großer Firmen. Diese stellen sich<br />
heute eher geschäftsorientiert auf und nicht mehr funktional.<br />
Die <strong>in</strong>haltliche Arbeit f<strong>in</strong>det nun auf Namur-Ebene<br />
statt. Unter an<strong>der</strong>em deshalb steigt die Teilnehmerzahl<br />
unserer Namur-Hauptsitzung stetig.<br />
Leon Urbas: Vor rund zehn Jahren lernte ich die Namur als<br />
deutsche Vere<strong>in</strong>igung kennen. Wie stand es um die Internationalisierung<br />
<strong>der</strong> Namur vor zehn Jahren?<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Die Namur war damals recht<br />
konservativ, obwohl wir rund 20 ausländische Mitgliedsfirmen<br />
hatten. Als es um die Internationalisierung<br />
g<strong>in</strong>g, gab es unter den Mitglie<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e riesige Angst<br />
vor englischen Vorträgen und Unterlagen. Die englische<br />
Sprache war vor zehn Jahren noch ungewohnt <strong>in</strong> den<br />
Firmen. Noch heute müssen wir die Namur mit unseren<br />
ehrenamtlichen Mitarbeitern Schritt für Schritt<br />
<strong>in</strong>ternationalisieren.<br />
WILHELM OTTEN: Dazu bilden wir e<strong>in</strong> Netzwerk mit lokalen<br />
Bereichen, schließlich leben wir von funktionierenden<br />
Arbeitskreisen <strong>in</strong> den Regionen. Der enge Austausch ohne<br />
Sprachbarrieren ist extrem wichtig. Namur Ch<strong>in</strong>a soll auch<br />
die lokalen Vorteile nutzen. Da drüber wird e<strong>in</strong>e organisatorische<br />
Ebene liegen, die <strong>in</strong>ternational arbeitet.<br />
Leon Urbas: Wie deutsch ist die Namur Ch<strong>in</strong>a eigentlich?<br />
WILHELM OTTEN: Es handelt sich noch um deutsche Firmen,<br />
obwohl ch<strong>in</strong>esische bereits Interesse gezeigt haben.<br />
Wir s<strong>in</strong>d mit deutschen Ingenieuren <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a gestartet.<br />
Der Leiter <strong>der</strong> Namur Ch<strong>in</strong>a ist jedoch e<strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>ese,<br />
<strong>der</strong> bei BASF arbeitet. Wir holen verstärkt ch<strong>in</strong>esische<br />
Ingenieure <strong>in</strong> die Arbeitskreise. Mittlerweile gibt es auch<br />
re<strong>in</strong> ch<strong>in</strong>esische Arbeitskreise, <strong>in</strong> denen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landessprache<br />
kommuniziert wird. Auch die Vorträge dürfen<br />
künftig auf ch<strong>in</strong>esisch präsentiert werden. Wir setzen<br />
dann Simultanübersetzungen e<strong>in</strong>.<br />
Leon Urbas: S<strong>in</strong>d weitere Namur-Aktivitäten <strong>in</strong> ausgewählten<br />
Län<strong>der</strong>n denkbar?<br />
WILHELM OTTEN: Wir unterscheiden unsere Internationalisierungsstrategie<br />
zwischen <strong>der</strong> <strong>in</strong>ner- und außereuropäischen<br />
Ebene. In Europa haben wir bereits e<strong>in</strong>en guten<br />
Überblick und wichtige Kooperationen geschlossen. In<br />
Ch<strong>in</strong>a ist das an<strong>der</strong>s. Da ist eher grüne Wiese, daher die<br />
Gründung von Namur Ch<strong>in</strong>a. Wenn es <strong>in</strong> USA, Südamerika<br />
o<strong>der</strong> Osteuropa Verbände mit ähnlich gelagerten Interessen<br />
gibt, s<strong>in</strong>d Kooperationen angedacht. In Län<strong>der</strong>n ohne<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
23
INTERVIEW<br />
bestehende Inter essenvertretungen <strong>der</strong> Produzenten s<strong>in</strong>d<br />
weitere Namur-Aktivitäten sicher s<strong>in</strong>nvoll.<br />
NORBERT KUSCHNERUS: In Ch<strong>in</strong>a waren Expats vor Ort,<br />
die Namur-Mitglie<strong>der</strong> waren. E<strong>in</strong>e ideale Keimzelle, von<br />
<strong>der</strong> aus wir starten konnten.<br />
WILHELM OTTEN: Ja, sicherlich muss Ch<strong>in</strong>a aber se<strong>in</strong>e<br />
eigene Identität f<strong>in</strong>den.<br />
Leon Urbas: E<strong>in</strong> Verbandstreffen mit weiteren Partnern<br />
wie WIB fand im August statt. Wie weit ist dort die Zusammenarbeit<br />
vorangeschritten?<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Wir arbeiten bisher bilateral mit<br />
uns bekannten europäischen Verbänden zusammen, die<br />
vergleichbare Interessen wie die Namur vertreten. Zusammenarbeit<br />
bedeutet bisher e<strong>in</strong>en relativ unverb<strong>in</strong>dlichen<br />
Austausch von Ideen und auf wenige Initiativen begrenzte<br />
engere Kooperation. Das Treffen mit <strong>der</strong> WIB, EEMUA, EI<br />
und EXERA war e<strong>in</strong> erstes multilaterales Treffen, auf dem<br />
wir ausgelotet haben, wie wir auf europäischer Ebene enger<br />
zusammenarbeiten. Solche Gespräche s<strong>in</strong>d nicht e<strong>in</strong>fach,<br />
vor allem dann, wenn sie mit <strong>der</strong> Sorge um die verbandseigene<br />
Identität verbunden s<strong>in</strong>d.<br />
Leon Urbas: Die Notwendigkeit zur <strong>in</strong>ternationalen Zusammenarbeit<br />
besteht aber.<br />
WILHELM OTTEN: Ja und das funktioniert bereits, etwa<br />
beim Thema Wireless.<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Alle Namur-Mitgliedsfirmen<br />
agieren global. Wenn e<strong>in</strong> Verband nur national arbeitet,<br />
kann er den Prozess überhaupt nicht steuern. Anwen<strong>der</strong><strong>in</strong>teressen<br />
brauchen e<strong>in</strong>e globale Plattform. An<strong>der</strong>e Verbände<br />
haben mit uns den Offenen Brief zum Thema „Wireless“<br />
unterzeichnet. Das Ziel sollte e<strong>in</strong>e Kooperation auf<br />
formaler Basis se<strong>in</strong>. Durch bilaterale Abkommen entsteht<br />
doch eher e<strong>in</strong> komplexes Netzwerk. Die Namur wird beharrlich<br />
und respektvoll diesen Prozess gestalten. Nachhaltige<br />
Lösung steht im Mittelpunkt.<br />
Leon Urbas: In Ihrer Zeit wurden auch die Fachhochschulen<br />
mit <strong>der</strong> AALE enger e<strong>in</strong>gebunden – wie bereichern die<br />
Fachhochschulen die Arbeit?<br />
NORBERT KUSCHNERUS: In e<strong>in</strong>em technologisch orientierten<br />
Land s<strong>in</strong>d junge Leute mit technischer Ausbildung<br />
Namur-Geschäftsführer Dr. rer. nat. Wolfgang Morr,<br />
Dr. rer. nat. Norbert Kuschnerus, Dr.-Ing. Wilhelm Otten<br />
und Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas (von l<strong>in</strong>ks).<br />
e<strong>in</strong> wichtiges Gut. Ich denke, dass sich <strong>der</strong> Nachwuchs<br />
heute viel mehr e<strong>in</strong>em Technik-Studium zuwendet. Uns ist<br />
daran gelegen, den Fachhochschulen zu helfen so auszubilden,<br />
wie es die Industrie benötigt. Mir gefällt das heutige<br />
Ingenieurstudium wegen se<strong>in</strong>er zu starken Betonung des<br />
Erlernens von Faktenwissen nicht. Wir brauchen heute<br />
ke<strong>in</strong>e wandelnden Lexika.<br />
WILHELM OTTEN: Wir brauchen die kreative Problemlösungskompetenz.<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Da ist e<strong>in</strong> Dialog erfor<strong>der</strong>lich,<br />
daher unterstützen wir Initiativen, <strong>in</strong> denen sich Fachhochschulen<br />
zusammenschließen. E<strong>in</strong>en Verband wie die AALE<br />
wünsche ich mir auch bei den Universitäten. Es ist e<strong>in</strong> Riesenvorteil,<br />
wenn sich Professoren jährlich über die Lehre<br />
unterhalten. Die Namur <strong>in</strong>formiert dazu über die Bedürfnisse<br />
<strong>der</strong> Prozesstechniker.<br />
WILHELM OTTEN: Mit <strong>der</strong> Prozessleittechnik schaffen<br />
wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Chemietechnik heute letzte, entscheidende<br />
Wettbewerbsvorteile. Lei<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d wir für die Automatisierer<br />
von den Hochschulen nicht so <strong>in</strong>teressant. Viele Verfahrenstechnik-Institute<br />
machen beispielsweise ke<strong>in</strong>e<br />
Regelungstechnik o<strong>der</strong> Automatisierungs<strong>in</strong>stitute ke<strong>in</strong>e<br />
Prozesstechnik. Als Arbeitgeber konkurrieren wir mit <strong>der</strong><br />
Fertigungstechnik. Wir s<strong>in</strong>d dafür da, <strong>der</strong> Lehre die Wichtigkeit<br />
des <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Know-hows zu vermitteln.<br />
Außerdem muss unsere Branche wie<strong>der</strong> attraktiv für<br />
Automatisierer werden.<br />
Leon Urbas: Inwieweit för<strong>der</strong>t die Namur dies jetzt schon?<br />
WILHELM OTTEN: Wir hatten ja bereits e<strong>in</strong>en Arbeitskreis<br />
zur Lehre. Wir haben den Arbeitskreis 4.14 gegründet mit<br />
dem Ziel, e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme an den Hochschulen zu<br />
machen und überlegt, wie wir die Prozessautomatisierung<br />
für die Institute wie<strong>der</strong> attraktiv machen. Dazu gehören<br />
Aktivitäten an den Hochschulen, aber auch PR-Maßnahmen<br />
für Automatisierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verfahrenstechnik. Auch durch<br />
den Namur-Award machen wir auf uns aufmerksam.<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Insofern haben wir da noch<br />
e<strong>in</strong>ige Hausaufgaben zu machen.<br />
WILHELM OTTEN: Auch Firmen hätten viel mehr Diplomarbeitsthemen<br />
aus ihren Bereichen anbieten können. Das<br />
schlägt jetzt zurück.<br />
Leon Urbas: Wie denkt die Namur im H<strong>in</strong>blick auf den europäischen<br />
Bildungsraum?<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Wir begrüßen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale<br />
Ausbildung, wenn sie gut beurteilbar ist. Auf <strong>in</strong>ternationale<br />
Arbeitnehmer s<strong>in</strong>d wir angewiesen und schätzen Diversität<br />
sowie unterschiedliche Sichtweisen. Die <strong>in</strong>ternationalen<br />
Erfahrungen s<strong>in</strong>d für uns und den E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong><br />
Fachkräfte enorm wichtig. Die Arbeit e<strong>in</strong>es Ingenieurs ist<br />
heute <strong>in</strong>ternational.<br />
WILHELM OTTEN: Lei<strong>der</strong> funktionieren die <strong>in</strong>ternationalen<br />
Bewertungsmaßstäbe ganz klar noch nicht. Man schaut<br />
immer noch, wo und bei wem <strong>der</strong> Bewerber studiert hat.<br />
Leon Urbas: Die Automatisierung ist noch gewichtiger für<br />
die Wettbewerbsfähigkeit geworden. Welche Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
kommen auf Sie zu?<br />
WILHELM OTTEN: Die Lücke zwischen dem, was machbar<br />
ist und was <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis genutzt wird, ist groß. Je größer<br />
<strong>der</strong> Deckungsbeitrag ist, desto mehr wird mo<strong>der</strong>ne Auto-<br />
24<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
matisierungstechnik umgesetzt. Bei den Kle<strong>in</strong>anlagen besteht<br />
viel Optimierungsbedarf. Den Mehrwert zu schaffen<br />
durch die Optimierung <strong>der</strong> Prozesstechnik ist nach wie vor<br />
e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />
WILHELM OTTEN:<br />
„Die Organisation lebt<br />
vom regen Austausch –<br />
deswegen die Öffnung<br />
für weitere Industrien.“<br />
Leon Urbas: Methoden und Technologien gibt es also genug,<br />
aber kaum e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> sie anwendet?<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Wir s<strong>in</strong>d hervorragend bei den<br />
Methoden <strong>der</strong> Automatisierung. Was wir automatisieren ist<br />
unklar. Automatisierung von Industrieanlagen wird selten<br />
gelehrt. Es wäre zielführen<strong>der</strong>, statt über Regelungsgrößen<br />
wie Druck und Temperatur über chemische Zusammensetzung<br />
des Produktes zur Zielqualität zu gelangen.<br />
Wir benötigen Mess- und Regelungstechniker, die e<strong>in</strong><br />
Grundverständnis von Verfahrenstechnik besitzen. Das<br />
nicht-konsekutive Studium war me<strong>in</strong>e Hoffnung. E<strong>in</strong><br />
Bachelor <strong>in</strong> Mess- und Regelungstechnik und e<strong>in</strong> Master<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verfahrenstechnik – das wären ideale Absolventen<br />
für die Automatisierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie.<br />
WILHELM OTTEN: Das Manko f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis wie<strong>der</strong>.<br />
Sie brauchen e<strong>in</strong> kompetentes Team, das alle Kompetenzen<br />
abdeckt und den Überblick wahrt. Wenn Know-how<br />
und Erfahrung <strong>in</strong> den Nachbargebieten fehlen, werden die<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Prozessautomatisierung nicht richtig<br />
umgesetzt.<br />
Leon Urbas: Ist <strong>der</strong> Fokus auf den Prozess <strong>der</strong> Grund dafür,<br />
dass die Namur immer noch e<strong>in</strong> Interessenverband <strong>der</strong><br />
Chemie- und Pharma<strong>in</strong>dustrie ist?<br />
WILHELM OTTEN: Wir versuchen, uns über den traditionellen<br />
Horizont h<strong>in</strong>weg zu öffnen. E<strong>in</strong>zelne Mitgliedsfirmen<br />
etwa aus <strong>der</strong> Papier- o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Öl- und Gas<strong>in</strong>dustrie haben<br />
die Vorteile erkannt.<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Je<strong>der</strong>, auch die Öl- und Gas<strong>in</strong>dustrie<br />
ist willkommen. Aus dem Bereich <strong>der</strong> Petrochemie<br />
haben wir jedoch schon zahlreiche Mitglie<strong>der</strong>.<br />
Dass die meisten Mitgliedsfirmen aus Chemie- und<br />
Pharma<strong>in</strong>dustrie kommen, liegt auch an den unterschiedlichen<br />
Verfahren. Es gibt zahlreiche hochstandardisierte<br />
Verfahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie. Doch<br />
die Verfahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Chemie und zur Herstellung <strong>der</strong><br />
Wirkstoffe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pharma<strong>in</strong>dustrie s<strong>in</strong>d größtenteils<br />
Unikate. In diesen Anlagen kann man die Automatisierung<br />
nicht e<strong>in</strong>fach replizieren, son<strong>der</strong>n muss, zwar<br />
orientierend an bereits bestehenden Anlagen, jeweils<br />
neu e<strong>in</strong>e optimale Automatisierung entwickeln. Trotz<br />
dieser Unterschiede ist jedes Anwen<strong>der</strong>unternehmen<br />
aus <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie willkommen. Die Themen<br />
<strong>in</strong> den Arbeitsfel<strong>der</strong>n werden dem Wandel <strong>der</strong> Mitgliedsstruktur<br />
angepasst.<br />
Leon Urbas: Nun, mit <strong>der</strong> Prozessleittechnik bietet sich die<br />
geme<strong>in</strong>same Klammer für alle Industrien ja an.<br />
WILHELM OTTEN: Der Gedanke <strong>der</strong> fachlichen Öffnung war<br />
auch e<strong>in</strong> Grund für die Satzungsän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Namur im<br />
Jahr 2011. Die Namur lebt vom regen Austausch,<br />
wir würden jetzt auch Vertreter an<strong>der</strong>er Industriezweige<br />
<strong>in</strong> den Vorstand berufen.<br />
Leon Urbas: Wird <strong>der</strong> Markt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pharma- und<br />
Chemie<strong>in</strong>dustrie zu kle<strong>in</strong> o<strong>der</strong> versprechen Sie sich<br />
technische Synergien?<br />
WILHELM OTTEN: Die Branchen, <strong>in</strong> denen die Automatisierung<br />
bislang nicht stark war, profitieren<br />
vom Know-how. Wir bekommen dadurch neue Impulse.<br />
Me<strong>in</strong> strategisches Ziel ist, die durch die Satzungsän<strong>der</strong>ung<br />
proklamierte Öffnung <strong>der</strong> Namur voranzutreiben.<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Die Lieferanten beliefern auch<br />
diese Industrien. Also haben wir hier e<strong>in</strong>e größere geme<strong>in</strong>same<br />
Stimme als Anwen<strong>der</strong>, <strong>in</strong>dem wir die Produktentwicklung<br />
zu bee<strong>in</strong>flussen versuchen.<br />
Leon Urbas: Neue Technologien und Methoden,<br />
beispielsweise aus <strong>der</strong> Informatik, drängen<br />
<strong>in</strong> die Automatisierung. Die Vision e<strong>in</strong>er<br />
Dienstleis tungswelt zwischen Anwen<strong>der</strong>n und<br />
Herstellern brachte Dr.-Ing. Peter Terwiesch,<br />
Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> von ABB Deutschland,<br />
bei <strong>der</strong> Namur-Hauptsitzung 2011 aufs Tapet.<br />
Wie selektiert die Namur den Verän<strong>der</strong>ungsdruck<br />
aus den verschiedenen Bereichen?<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
25
INTERVIEW<br />
WILHELM OTTEN: Wir haben uns vor e<strong>in</strong>igen Jahren<br />
gefragt, s<strong>in</strong>d unsere Denkmuster noch die richtigen?<br />
Die Diskussion ist noch nicht zu Ende. Die alte Strukturierung<br />
hilft, bricht aber an e<strong>in</strong>igen Stellen zusammen.<br />
Unsere Arbeitskreise leisten die schwierige Aufgabe,<br />
das Gesamtbild zu gestalten. Treibende Faktoren s<strong>in</strong>d<br />
die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verfahrenstechnik o<strong>der</strong> die<br />
M<strong>in</strong>iaturisierung <strong>der</strong> Prozesse. Hier wird sich <strong>in</strong> Zukunft<br />
noch e<strong>in</strong>iges tun.<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Unsere Instrumentarien (Arbeitskreise<br />
und Projektgruppen, Anm. <strong>der</strong> Redaktion)<br />
werden gezielt e<strong>in</strong>gesetzt, um Strategien für den E<strong>in</strong>satz<br />
mo<strong>der</strong>ner Leittechniken zu entwickeln. Das ist dann <strong>der</strong><br />
Fall, wenn e<strong>in</strong> Projekt den normalen Arbeitsrahmen überschreitet,<br />
etwa aktuell bei <strong>der</strong> ZVEI-Roadmap „Nachhaltige<br />
Rohstoff-Versorgung“. Wir nehmen hier gern ähnliche<br />
Verbandsaktivitäten mit.<br />
WILHELM OTTEN: Es geht um die Technik, aber auch um<br />
den Umgang damit. Ich brauche die Regelungstechniker und<br />
die Spezialisten für den Prozess an e<strong>in</strong>em Tisch, die sich<br />
verstehen.<br />
Leon Urbas (rechts) im Interview mit Wilhelm Otten<br />
(l<strong>in</strong>ks), Namur-Geschäftsführer Wolfgang Morr (Mitte)<br />
Leon Urbas: Sie hatten, Dr. Otten, die stärkere Verzahnung<br />
von Automatisierungs- und Verfahrenstechnik angemahnt.<br />
Gibt es Ansätze für Namur-Arbeitskreise mit dem Thema<br />
„Digitale Anlage“?<br />
WILHELM OTTEN: Schwierig. Wir haben das Thema als<br />
Schwerpunkt def<strong>in</strong>iert. Es gibt Ansätze bei <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
von CAE-Systemen mit dem Leitsystem.<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Wir f<strong>in</strong>den es beispielsweise<br />
wichtig und wünschenswert, wenn man vom RI-Fließbild<br />
automatisiert e<strong>in</strong>en Entwurf für e<strong>in</strong> Bedienbild des<br />
Leitsys tems erhält. Im Endeffekt soll man Information, die<br />
gebraucht wird, e<strong>in</strong>malig erzeugen. In den e<strong>in</strong>zelnen Firmen<br />
ist dies schon schwierig, über Unternehmensgrenzen<br />
h<strong>in</strong>weg heute noch fast unmöglich. Letztendlich ist dies<br />
ebenfalls <strong>der</strong> Lücke zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Fachdiszipl<strong>in</strong>en<br />
geschuldet.<br />
Grob gesagt: Warum sollen die Verfahrenstechniker<br />
mehr arbeiten, damit die Prozessleittechniker weniger<br />
Arbeit haben? VDI 3682 war bereits sehr hilfreich, doch<br />
f<strong>in</strong>den wir solche guten Ansätze noch nicht realisiert <strong>in</strong><br />
CAE-Systemen. Da die Zeiten vorbei s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> denen Chemieunternehmen<br />
ihre eigenen CAE-Systeme entwickelten,<br />
s<strong>in</strong>d wir auf die Entwicklungsbereitschaft <strong>der</strong><br />
CAE-Lieferanten angewiesen. Im Moment s<strong>in</strong>d die<br />
Schmerzen bei den Planungsfirmen und Produzenten<br />
noch nicht groß genug, e<strong>in</strong>en größeren Druck zur Verän<strong>der</strong>ung<br />
auszuüben. Das liegt vielleicht auch daran, dass<br />
<strong>der</strong> Design-Prozess 1,5 Jahre dauert, die Anlage selbst<br />
wird 50 Jahre genutzt. E<strong>in</strong>e fortwährende Optimierung<br />
<strong>der</strong> Produktionsanlage br<strong>in</strong>gt den Produzenten größeren<br />
Nutzen. Außerdem fehlt es mittlerweile <strong>in</strong> unseren<br />
Unternehmen an Experten, die sich mit CAE-Systemen<br />
detailliert auskennen.<br />
WILHELM OTTEN: Die Schnittstelle zum Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g ist<br />
sehr wichtig. Wir bauen die Anlage und optimieren sie ständig.<br />
Dafür fehlt letztendlich e<strong>in</strong>e gute Datenbasis, wenn die<br />
Anlagendaten nicht auf Stand gehalten werden. Das à-jour-<br />
Halten ist da schon entscheidend. Wir müssen von dem<br />
manuellen „Datenhandl<strong>in</strong>g“ weg zu e<strong>in</strong>er rechnergestützten<br />
Verarbeitung kommen.<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Dass die Integration von CAE<br />
und Produktion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie noch nicht so fortgeschritten<br />
ist, liegt e<strong>in</strong>erseits daran, dass chemische<br />
Verfahren deutlich abstrakter und komplexer als mechanische<br />
Verfahren s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> weiterer Unterschied besteht<br />
dar<strong>in</strong>, dass beispielsweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong><br />
Produkt designt und dann millionenfach hergestellt wird.<br />
Da lohnt sich e<strong>in</strong>e Integration von CAE zur Fertigung eher,<br />
als wenn das CAE-Modell zur Errichtung e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen<br />
Anlage dient.<br />
WILHELM OTTEN: Der Aufwand, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Standardisierung<br />
gesteckt wird, amortisiert sich nicht so e<strong>in</strong>fach, wie etwa<br />
beim Automobilbau.<br />
Leon Urbas: Deswegen gibt es an den Hochschulen Ansätze<br />
zur Modellierung, auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anlage. Wie Herstellergetrieben<br />
muss das se<strong>in</strong>?<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Mit <strong>der</strong> Prolist haben wir so<br />
etwas angeboten. Dies ist e<strong>in</strong>e abstrakte Beschreibung<br />
<strong>der</strong> Merkmale für e<strong>in</strong>e automatisierte Ausrüstung. Wie<br />
<strong>der</strong> Report aussieht, ist völlig egal. Prolist bietet e<strong>in</strong>en<br />
Vere<strong>in</strong>heitlichungsgrad, weit über das e<strong>in</strong>heitliche Stellenblatt<br />
h<strong>in</strong>aus.<br />
Leon Urbas: Eclass und Prolist wurden ja gerade unter<br />
großen Mühen zusammengeführt. Wer setzt heute tatsächlich<br />
Prolist e<strong>in</strong>?<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Im Wesentlichen arbeitet von<br />
den Namur-Mitgliedsfirmen <strong>der</strong>zeit nur BASF damit, Wacker<br />
und Evonik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen.<br />
Leon Urbas: Warum setzt Ihre Firma, Dr. Kuschnerus,<br />
Bayer Technology Services, Prolist nicht e<strong>in</strong>?<br />
NORBERT KUSCHNERUS: (seufzt) Das ist e<strong>in</strong>e gute Frage.<br />
Zum e<strong>in</strong>en hängt das von <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Firma ab.<br />
Bayer trennt Planung und Instandhaltung sehr stark, und<br />
damit haben wir nicht e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Organisation, die für<br />
sich alle<strong>in</strong>e den Gew<strong>in</strong>n aus e<strong>in</strong>er Life-Cycle-Optimierung<br />
erzielen kann. Für e<strong>in</strong>en zeitlichen Gew<strong>in</strong>n von zehn M<strong>in</strong>u-<br />
26<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
ten pro PLT-Stelle bei <strong>der</strong> PLT-Planung lohnt es sich nicht,<br />
sehr viel eigenen Entwicklungsaufwand h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zustecken.<br />
Die Methode muss <strong>in</strong>tegriert se<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Standardplanungssysteme.<br />
Die Idee ist großartig. Wir hoffen, dass sie bald<br />
e<strong>in</strong>gesetzt wird.<br />
Leon Urbas: Im Bereich Normung muss ebenfalls etwas<br />
passieren. Sie, Dr. Kuschnerus, haben sich mehrfach dazu<br />
po<strong>in</strong>tiert geäußert. Ist es e<strong>in</strong> strategisches Ziel <strong>der</strong> Namur,<br />
Ordnung <strong>in</strong> das Chaos um die verschiedenen Standards und<br />
Normen zu br<strong>in</strong>gen?<br />
WILHELM OTTEN: Die Betreiber brauchen ke<strong>in</strong>e drei Wireless-Standards!<br />
Damit schotten sich die Hersteller ab, es<br />
br<strong>in</strong>gt die Anwen<strong>der</strong> aber nicht weiter. Vorteile brächte e<strong>in</strong><br />
Standard, <strong>der</strong> Geräte austauschbar macht. Dies würde natürlich<br />
den Wettbewerb unter die Hersteller br<strong>in</strong>gen. Wir<br />
machen weiter Druck, etwa <strong>in</strong>dem wir <strong>in</strong> die Normungskreise<br />
gehen. Wir müssen früher wissen, wenn etwas den Anwen<strong>der</strong><strong>in</strong>teressen<br />
entgegenläuft.<br />
Dazu treffen wir uns e<strong>in</strong>mal im Jahr auf <strong>der</strong> Namur-Hauptsitzung<br />
mit Normungsexperten. Im Gespräch mit <strong>der</strong> DKE<br />
stelle ich fest, dass es unterschiedliche Wahrnehmungen<br />
über die Mechanismen gibt. Die Hersteller me<strong>in</strong>en, die Normung<br />
funktioniert. Wir als Anwen<strong>der</strong> f<strong>in</strong>den, sie funktioniert<br />
gar nicht. Wir als Anwen<strong>der</strong> müssen irgendwann konsequent<br />
se<strong>in</strong>: Wenn es ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung bei den Herstellern gibt, setzen<br />
wir eure Technik nicht e<strong>in</strong>!<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Wir können allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>igen wichtigen Gremien sitzen und den Dialog suchen.<br />
Die Namur spricht sich gegen die Empfehlung e<strong>in</strong>es Technologie-E<strong>in</strong>satzes<br />
aus, solange e<strong>in</strong>heitliche Standards<br />
fehlen. Wir diskutieren dazu auf allen Ebenen. Wenn es<br />
gewünscht ist, nimmt die Namur die Rolle des Mediators<br />
e<strong>in</strong>. Dazu setzt die Geme<strong>in</strong>schaft erhebliche Personalressourcen<br />
ehrenamtlich e<strong>in</strong>. Die Firma, die ihren Mitarbeiter<br />
dafür abstellt, signalisiert ebenfalls Idealismus.<br />
Leon Urbas: Zahlt sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz nicht doch irgendwann<br />
aus, wie bei FDI beispielsweise?<br />
WILHELM OTTEN: Die e<strong>in</strong>zelne Firma hat kaum e<strong>in</strong>en<br />
Vorteil davon, aber die Namur-Firmen <strong>in</strong>sgesamt<br />
sehr wohl.<br />
NORBERT KUSCHNERUS: Wir hoffen, dass die Dialoge, die<br />
wir führen, die Normungsgremien zur Vernunft br<strong>in</strong>gen.<br />
Dennoch: Selbst die nationale Politik for<strong>der</strong>t den E<strong>in</strong>satz<br />
von Normung für den Wettbewerbsvorteil. So warnt sie<br />
etwa vor <strong>der</strong> ch<strong>in</strong>esischen Normung statt zur <strong>in</strong>ternationalen<br />
Zusammenarbeit aufzurufen. Wettbewerb ist wichtig,<br />
aber davon können doch Protokolle für Wireless-Übertragungen<br />
nicht abhängen.<br />
WILHELM OTTEN: An<strong>der</strong>erseits werden wir immer mit<br />
paralleler Technologie-Entwicklung leben müssen. Wenn<br />
sich Ideen herausbilden, muss die Namur zum richtigen<br />
Zeitpunkt aktiv werden.<br />
Leon Urbas: In e<strong>in</strong>er globalisierten Welt werden Organisationen<br />
wie die Namur immer wichtiger. Dr. Otten, Sie<br />
treten <strong>in</strong> große Fußstapfen und haben erhebliche Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
vor sich. Dafür wünsche ich Ihnen viel Fortune<br />
und viel Kraft. Dr. Kuschnerus, Dr. Otten – wir danken Ihnen<br />
für das Gespräch.<br />
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www.<strong>atp</strong>-onl<strong>in</strong>e.de<br />
Oldenbourg Industrieverlag<br />
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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Str. 145, 81671<br />
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München<br />
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HAUPTBEITRAG<br />
<strong>Entwurfsassistenz</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Gebäudeautomation</strong><br />
Planung, Entwurf und Inbetriebnahme automatisieren<br />
<strong>Gebäudeautomation</strong>ssysteme s<strong>in</strong>d dezentrale Systeme mit mehreren hun<strong>der</strong>t bis tausenden<br />
Geräten. Sie automatisieren die Heizung, Lüftung, Klima, Beleuchtung und Beschattung.<br />
Der Entwurf solcher Systeme erfor<strong>der</strong>t viel Aufwand und Expertenwissen über die Möglichkeiten<br />
zu Energiee<strong>in</strong>sparungen und die Interoperabilität <strong>der</strong> Geräte. Der Beitrag stellt<br />
e<strong>in</strong>e Werkzeugkette vor, welche Planer, Integratoren und Installateure durch Beratung<br />
und Automation des Entwurfes assistiert. Damit wird e<strong>in</strong> automatisierter Entwurf präsentiert,<br />
<strong>der</strong> sich auch für an<strong>der</strong>e Gebiete <strong>der</strong> Automation eignet.<br />
SCHLAGWÖRTER Automatisierter Entwurf / <strong>Gebäudeautomation</strong> / Interoperabilität<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Assistance of Build<strong>in</strong>g Automation Systems –<br />
Automat<strong>in</strong>g Plann<strong>in</strong>g, Design and Comission<strong>in</strong>g<br />
Build<strong>in</strong>g automation systems are large, decentralized systems with hundreds to thousands<br />
of devices. They automate heat<strong>in</strong>g, ventilation and air-condition<strong>in</strong>g as well as light<strong>in</strong>g<br />
and shad<strong>in</strong>g. Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g such systems requires large effort and expert knowledge about<br />
potentially unlocked energy-sav<strong>in</strong>gs and the <strong>in</strong>teroperability of devices. The paper <strong>in</strong>troduces<br />
a tool cha<strong>in</strong> for planers, system <strong>in</strong>tegrators and <strong>in</strong>stallers that advices and automates<br />
many system design step. This presents an automated eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g approach that is<br />
applicable also to other automation doma<strong>in</strong>s.<br />
KEYWORDS automated design / build<strong>in</strong>g automation / <strong>in</strong>teroperability<br />
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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
JÖRN PLÖNNIGS, UWE RYSSEL, HENRIK DIBOWSKI, MATTHIAS LEHMANN, KLAUS KABITZSCH,<br />
Technische Universität Dresden<br />
Automationssysteme werden komplexer, von <strong>der</strong><br />
Anzahl an Geräten bis zu ihrer Interaktion. E<strong>in</strong><br />
Beispiel bieten <strong>Gebäudeautomation</strong>ssysteme<br />
(GAS), die <strong>in</strong> Zweckbauten und Liegenschaften<br />
bereits mehrere hun<strong>der</strong>ttausend Datenpunkte<br />
umfassen können, wie beispielsweise im Flughafen<br />
München. GAS s<strong>in</strong>d stark dezentralisiert vernetzt und<br />
die Geräte kommunizieren ohne zentrale Steuerung e<strong>in</strong>er<br />
SPS direkt mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> [3]. Die Vernetzung <strong>der</strong> Geräte<br />
nimmt dabei stetig zu, sodass beispielsweise die<br />
Heizung und Kühlung durch die Jalousiesteuerung und<br />
Beleuchtung unterstützt werden können.<br />
Um den Entwurf und die Installation effizient zu gestalten,<br />
werden überwiegend vorgefertigte und bereits<br />
programmierte Geräte e<strong>in</strong>gesetzt [9]. Die Anwendungen<br />
auf den Geräten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Form von Funktionsblöcken mit<br />
Datenpunkten gekapselt, vergleichbar mit <strong>der</strong> IEC<br />
61499 [5]. Der eigentliche Entwurf konzentriert sich auf<br />
die Parametrisierung <strong>der</strong> Geräte und die Verknüpfung<br />
<strong>der</strong> Datenpunkte zwischen den Geräten. Dies geschieht<br />
mithilfe von grafischen o<strong>der</strong> textuellen Softwarewerkzeugen.<br />
Die Werkzeuge unterstützen die Inbetriebnahme<br />
dadurch, dass die Entwürfe direkt <strong>in</strong> das fertig <strong>in</strong>stallierte<br />
System übertragen werden können. Auf diese<br />
Weise lässt sich e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> typisch auftretenden<br />
Funktionen schnell realisieren. Hiermit zeigen GAS<br />
exemplarisch, wie komplexe Automationssyteme durch<br />
Modularisierung und Werkzeuge effizient entworfen<br />
werden können.<br />
Dennoch birgt die effiziente Entwurfsweise neue Probleme.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> hohen Gerätezahl ist <strong>der</strong> Entwurfsaufwand<br />
groß und rentiert sich für die System<strong>in</strong>tegratoren<br />
meist erst durch Service-Verträge. Unterschiedliche<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen und Gebäudearchitekturen führen<br />
dazu, dass GAS meist Unikate s<strong>in</strong>d. Bestärkt wird dies<br />
durch die Heterogenität <strong>der</strong> Systeme. Teilgewerke, wie<br />
das Heizungssystem o<strong>der</strong> die Beleuchtung, werden<br />
meist separat ausgeschrieben und von unterschiedlichen<br />
Integratoren mit unterschiedlichen Geräteherstellern<br />
und Feldbussen realisiert [3]. Dementsprechend<br />
groß s<strong>in</strong>d die Interoperabilitätsprobleme [9]. Dies<br />
führt im Entwurf dazu, dass sich die Interoperabilität<br />
<strong>der</strong> Geräte nur schlecht e<strong>in</strong>schätzen lässt und Probleme<br />
meist erst bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme des Systems<br />
auffallen [6].<br />
Assistenzsysteme können den Entwurf verbessern. In<br />
diesem Beitrag wird e<strong>in</strong> modellgetriebener Entwurfsansatz<br />
beschrieben, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Bild 1 schematisch dargestellt<br />
ist. Der Prozess startet mit e<strong>in</strong>er Anfor<strong>der</strong>ungserhebung,<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> die funktionalen Eigenschaften des GAS spezifiziert<br />
werden. Über e<strong>in</strong>en Grobentwurf, welcher auch zur<br />
Ausschreibung des Systems dient, wird e<strong>in</strong> Fe<strong>in</strong>entwurf<br />
erstellt. In diesem s<strong>in</strong>d technologiespezifische Geräte<br />
def<strong>in</strong>iert. Der Prozess assistiert Planern bei <strong>der</strong> Erstellung<br />
von Ausschreibungen und System<strong>in</strong>tegratoren bei<br />
<strong>der</strong> Geräteauswahl, dem Fe<strong>in</strong>entwurf und <strong>der</strong> Inbetriebnahme.<br />
Die Assistenzfunktionen nutzen e<strong>in</strong>e ontologiebasierte<br />
Wissensbasis, welche Information aus deutschen<br />
und <strong>in</strong>ternationalen Normen und Richtl<strong>in</strong>ien enthält.<br />
Die folgenden Abschnitte erläutern die Details.<br />
1. WERKZEUGE FÜR PLANER<br />
1.1 Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse<br />
Den Entwurf von GAS regeln die VDI-Richtl<strong>in</strong>ien 3813<br />
Blatt 3 und 3814 Blatt 6. Zuerst erstellt e<strong>in</strong> Planer e<strong>in</strong><br />
Lastenheft. Es dient als Grundlage für e<strong>in</strong>e Ausschreibung,<br />
auf die verschiedene System<strong>in</strong>tegratoren bieten.<br />
Der System<strong>in</strong>tegrator, welcher die Ausschreibung<br />
gew<strong>in</strong>nt, führt im zweiten Schritt die Fe<strong>in</strong>planung<br />
durch und def<strong>in</strong>iert die zuvor genannten Verknüpfungen<br />
zwischen den Geräten. Für die f<strong>in</strong>ale Installation<br />
und Inbetriebnahme kann er e<strong>in</strong>en Elektro<strong>in</strong>stallateur<br />
beauftragen [11].<br />
Da <strong>der</strong> Planer oft selbst ke<strong>in</strong> System<strong>in</strong>tegrator ist, fehlt<br />
ihm zum Teil Detailwissen über GAS. Dies hat den Vorteil,<br />
dass er Systeme unvore<strong>in</strong>genommen ausschreiben<br />
kann. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d ihm manche Möglichkeiten gebäudetechnischer<br />
Anlagen nicht bewusst, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
mo<strong>der</strong>ne Techniken, um Energie zu sparen.<br />
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HAUPTBEITRAG<br />
GAS können den Verbrauch e<strong>in</strong>es Gebäudes um bis zu<br />
30 % reduzieren [4]. Dies ist von beson<strong>der</strong>er Bedeutung,<br />
da Gebäude mit 43 % <strong>der</strong> größte Energieverbraucher <strong>in</strong><br />
Europa s<strong>in</strong>d. Der Planer kann sich bei <strong>der</strong> Planung an<br />
<strong>der</strong> DIN EN 15232 [4] orientieren. Dieser Standard klassifiziert<br />
die Gebäude <strong>in</strong> Energieeffizienzklassen A bis D.<br />
Für jede Klasse schreibt er vor, welche GAS <strong>in</strong>tegriert<br />
werden müssen, um e<strong>in</strong>e Energieklasse zu erreichen.<br />
Um den Planer bei <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungserhebung e<strong>in</strong>es<br />
GAS zu unterstützen, wurde e<strong>in</strong> Assistenzwerkzeug entwickelt,<br />
das die DIN EN 15232 zur Grundlage hat. Der<br />
Planer kann mit dem Werkzeug e<strong>in</strong>fach und schnell die<br />
funktionalen Anfor<strong>der</strong>ungen für se<strong>in</strong> GAS festlegen.<br />
Diese muss er nicht für jeden Raum e<strong>in</strong>zeln erstellen,<br />
son<strong>der</strong>n es können dafür Templates angelegt werden. E<strong>in</strong><br />
Template, beziehungsweise e<strong>in</strong>e Vorlage, def<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong><br />
Anfor<strong>der</strong>ungsprofil, das sich auf verschiedene Räume<br />
o<strong>der</strong> Systemelemente anwenden lässt.<br />
In Bild 2 wurde das Template „Büro“ angelegt. Der<br />
Planer hat zwei Möglichkeiten, die Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
e<strong>in</strong> Template zu def<strong>in</strong>ieren. Er wählt direkt die gewünschte<br />
Energieeffizienzklasse des Gebäudes aus.<br />
Dann werden notwendige Funktionen aktiviert o<strong>der</strong> unzulässige<br />
deaktiviert. Alternativ kann er direkt im angezeigten<br />
Funktionsbaum die gewünschten Funktionen<br />
auswählen und sich die <strong>der</strong>zeitig erreichte Energieeffizienzklasse<br />
anzeigen lassen. Zur ausgewählten Funktion<br />
wird e<strong>in</strong>e entsprechende Erläuterung l<strong>in</strong>ks unten anzeigt.<br />
Der Funktionsbaum ist im H<strong>in</strong>tergrund mit Ab-<br />
hängigkeiten h<strong>in</strong>terlegt. Wird zum Beispiel e<strong>in</strong>e Konstantlichtregelung<br />
gewünscht, so werden automatisch e<strong>in</strong><br />
Beleuchtungssensor, e<strong>in</strong> Anwesenheitssensor und e<strong>in</strong><br />
dimmbarer Aktor ausgewählt. Wurde zuvor bereits e<strong>in</strong><br />
nicht-dimmbarer Aktor ausgesucht, so wird dieser Konflikt<br />
farblich markiert. Zu bestimmten Funktionen kann<br />
auch e<strong>in</strong>e Anzahl angegeben werden, um die Menge <strong>der</strong><br />
Lichtkreise im Raum anzugeben.<br />
Aus den geplanten Features wird e<strong>in</strong>e Funktionsliste<br />
erstellt und elektronisch gespeichert. Die Funktionsliste<br />
fasst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tabelle die e<strong>in</strong>zelnen Funktionen, ihr Vorkommen<br />
<strong>in</strong> den Templates und ihre Häufigkeit zusammen.<br />
E<strong>in</strong>fache Mengenerhebungen s<strong>in</strong>d damit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Praxis leicht möglich.<br />
1.2 Grobentwurf als Automationsschema<br />
Funktionslisten s<strong>in</strong>d jedoch für e<strong>in</strong>deutige Ausschreibungen<br />
alle<strong>in</strong> nicht ausreichend. Deshalb werden zusätzlich<br />
Automationsschemata verwendet, die GAS auf<br />
e<strong>in</strong>er technologieunabhängigen, abstrakten Ebene def<strong>in</strong>ieren.<br />
Die neue VDI-Richtl<strong>in</strong>ie 3813 [11] gibt vor, wie<br />
solche Automationsschemata (hier auch: Grobentwürfe)<br />
und Funktionslisten für Raumautomationssysteme zu<br />
spezifizieren s<strong>in</strong>d. Automationsschemata basieren auf<br />
Funktionsblöcken, welche nicht e<strong>in</strong>e spezifische Softwareimplementation<br />
auf e<strong>in</strong>em Gerät repräsentieren,<br />
son<strong>der</strong>n die allgeme<strong>in</strong>e, technologieunabhängige Funk-<br />
BILD 1: Werkzeugkette für den automatischen Entwurf<br />
und die Inbetriebnahme<br />
BILD 2: Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse für das Template e<strong>in</strong>er<br />
Beleuchtungs- und Heizungsregelung<br />
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tion wi<strong>der</strong>spiegeln. Die VDI 3813 def<strong>in</strong>iert 48 verschiedene<br />
Funktionsblöcke vorwiegend <strong>in</strong> den Klassen: Sensoren,<br />
Aktoren, Anwendungsfunktion sowie Bedienund<br />
Anzeigefunktionen. Für jeden Funktionsblock können<br />
E<strong>in</strong>- und Ausgänge sowie Parameter def<strong>in</strong>iert se<strong>in</strong>.<br />
Die E<strong>in</strong>- und Ausgänge werden <strong>in</strong> dem Automationsschema<br />
verbunden und def<strong>in</strong>ieren somit den Zusammenhang<br />
<strong>der</strong> Funktionen. Bild 3 zeigt e<strong>in</strong> solches Automationsschema<br />
für e<strong>in</strong>e Beleuchtungs- und Heizungsregelung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raum. Für die Heizungsregelung s<strong>in</strong>d auf <strong>der</strong><br />
l<strong>in</strong>ken Seite als Symbole <strong>der</strong> Temperatursensor, <strong>der</strong><br />
Temperatur-Sollwertsteller, <strong>der</strong> Fensterkontakt und <strong>der</strong><br />
Anwesenheitstaster zu sehen. Diese Sensorfunktionen<br />
werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte zu e<strong>in</strong>er anwesenheitsabhängigen<br />
Heizungsregelung verschaltet. Sie steuert den Heizungsaktor<br />
auf <strong>der</strong> rechten Seite an. Nicht alle E<strong>in</strong>- und Ausgänge<br />
müssen belegt se<strong>in</strong>.<br />
Das Beispiel <strong>in</strong> Bild 3 verdeutlicht, dass die Interaktion<br />
<strong>der</strong> Funktionen aus dem Automationsschema klar ersichtlich<br />
ist, wodurch die Qualität <strong>der</strong> Ausschreibungen verbessert<br />
wird. Dem Planer ist es möglich, die funktionalen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an se<strong>in</strong> System klar zu def<strong>in</strong>ieren, ohne<br />
Detailkenntnisse über die Implementation zu besitzen.<br />
Dennoch muss er die 48 Funktionsblöcke und die Verschaltungsmöglichkeiten<br />
kennen, um die Norm effizient zu<br />
verwenden. E<strong>in</strong> Assistenzssystem kann ihm dabei helfen.<br />
Das <strong>in</strong> Bild 3 gezeigte Automationsschema ist aus den<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> Bild 2 vollautomatisch generiert worden.<br />
Es wurde durch e<strong>in</strong>en Ansatz <strong>der</strong> Generativen Programmierung<br />
erzeugt [8]. Dabei erzeugt e<strong>in</strong> Generator<br />
das passende Automationsschema für die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse<br />
def<strong>in</strong>ierten Funktionen aus e<strong>in</strong>er generischen<br />
Entwurfsvorlage. Konflikte und Redundanzen<br />
werden dabei aufgelöst. Wird zum Beispiel die Beleuchtungs-<br />
und Heizungsregelung um e<strong>in</strong>e Jalousiesteuerung<br />
ergänzt, so nutzt diese automatisch den vorhandenen<br />
Anwesenheitsschalter und die Fensterkontakte.<br />
Die VDI 3813 erhöht nicht nur die Verständlichkeit<br />
<strong>der</strong> Ausschreibungen. Ihr großes Potenzial liegt außerdem<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Interoperabilität. Dies ist<br />
die Fähigkeit zweier Geräte <strong>in</strong> verteilten Anwendungen,<br />
funktionell und kooperativ zusammenzuwirken.<br />
Dies setzt die syntaktische Möglichkeit <strong>der</strong> Kommunikation<br />
und das semantische Verständnis von Nachrichten<br />
voraus. Aufgrund <strong>der</strong> geschil<strong>der</strong>ten Heterogenität<br />
<strong>der</strong> Systeme mit unterschiedlichen Herstellern und<br />
Technologien kommt es <strong>in</strong> den meisten Fällen zu Interoperabilitätsproblemen.<br />
Zur Verbesserung <strong>der</strong> Situation<br />
wurde bisher <strong>der</strong> Weg <strong>der</strong> Standardisierung bevorzugt.<br />
Dies hat die Interoperabilitätsproblematik<br />
jedoch nicht vollends gelöst, da die Standards von den<br />
Herstellern als zu aufgeweicht o<strong>der</strong> zu restriktiv angesehen<br />
werden, um ihre Produkte von den Mitbewerbern<br />
abzugrenzen [3].<br />
Die VDI 3813 ermöglicht neue Wege, die Interoperabilitätsproblematik<br />
zu lösen, da sie e<strong>in</strong>e technologieunabhängige,<br />
semantische Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Funktionen und ihrer<br />
Interaktionen ermöglicht. Gel<strong>in</strong>gt es, diese Def<strong>in</strong>ition auf<br />
BILD 3: Automationsschema für e<strong>in</strong>e komb<strong>in</strong>ierte Raumtemperatur- und Beleuchtungsregelung<br />
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HAUPTBEITRAG<br />
die Technologien abzubilden, lässt sich die Interoperabilität<br />
verbessern, da e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Spezifikation besteht,<br />
um <strong>in</strong>teroperable Geräte zu f<strong>in</strong>den. Hierzu stellt <strong>der</strong> folgende<br />
Abschnitt e<strong>in</strong>e neue Assistenztechnologie vor.<br />
2. WERKZEUGE FÜR SYSTEMINTEGRATOREN<br />
2.1 Fe<strong>in</strong>entwurf mit Verknüpfung von Geräten<br />
Der System<strong>in</strong>tegrator kann die zuvor vorgestellten Werkzeuge<br />
auch nutzen, um e<strong>in</strong> Angebot o<strong>der</strong> den Systementwurf<br />
zu erstellen. Entwe<strong>der</strong> importiert er die Ausschreibung<br />
o<strong>der</strong> setzt die Werkzeuge selbst e<strong>in</strong>, um das Automationsschema<br />
zu erstellen.<br />
Wenn <strong>der</strong> System<strong>in</strong>tegrator auf e<strong>in</strong>e Ausschreibung<br />
bietet, muss er Aufwände und Mengengerüste abschätzen.<br />
Die Herausfor<strong>der</strong>ung: Anzahl und Typ <strong>der</strong> Geräte<br />
abzuschätzen, ohne e<strong>in</strong>en vollständigen Systementwurf<br />
zu erstellen. Dies verschärft das Interoperabilitätsproblem,<br />
da Geräte bereits ausgewählt werden, ohne dass<br />
ihre Interoperabilität geprüft werden kann.<br />
Beim Systementwurf wie<strong>der</strong>um muss <strong>der</strong> Integrator<br />
für alle Geräte die Verb<strong>in</strong>dungen <strong>der</strong> Datenpunkte und<br />
die Parameter def<strong>in</strong>ieren. Bei Automationssystemen mit<br />
mehreren tausend Geräten ist dies e<strong>in</strong> großer Aufwand.<br />
Hierbei nutzt er spezielle Softwarewerkzeuge. Die Werkzeuge<br />
vere<strong>in</strong>fachen den Prozess jedoch nur ger<strong>in</strong>gfügig,<br />
beispielweise durch e<strong>in</strong>fache Copy&Paste-Funktionen<br />
o<strong>der</strong> Templatebibliotheken auf Geräteebene.<br />
Der Aufwand und die Probleme lassen sich durch e<strong>in</strong><br />
neuartiges automatisches Entwurfsvorgehen deutlich<br />
reduzieren [2]. In diesem werden durch evolutionäre<br />
Algorithmen, die ihr Vorbild <strong>in</strong> <strong>der</strong> biologischen Evolution<br />
haben, verschiedene Entwürfe erzeugt, die e<strong>in</strong><br />
gegebenes Automationsschema erfüllen. Der Algorithmus<br />
bewertet die Entwürfe multikriteriell nach Funktionserfüllung,<br />
Gerätekosten, Interoperabilität, Herstellerhomogenität<br />
und Vernetzung. In mehreren Generationen<br />
versucht <strong>der</strong> Algorithmus durch Mutations- und<br />
Rekomb<strong>in</strong>ationsopera tionen Geräte im Entwurf durch<br />
an<strong>der</strong>e auszutauschen, um so e<strong>in</strong>en möglichst guten<br />
Entwurf zu f<strong>in</strong>den [7].<br />
Der Algorithmus greift auf e<strong>in</strong>e ontologiebasierte<br />
Gerätedatenbank zurück [1]. Die Datenbank enthält<br />
Gerätebeschreibungen verschiedener Hersteller und<br />
Technologien. Jedes Gerät wird beschrieben mit se<strong>in</strong>en<br />
realisierten Funktionen gemäß VDI 3813 sowie<br />
mit all se<strong>in</strong>en Funktionsblöcken und Datenpunkten.<br />
Ontologien s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Familie von Beschreibungssprachen,<br />
welche es erlauben, Konzepte und ihre Relationen<br />
auf formale, Computer-<strong>in</strong>terpretierbare Art zu<br />
beschreiben. Dies erlaubt leicht erweiterbare Modelle,<br />
aus denen neue Kenntnisse durch automatisches<br />
Schlussfolgern (Reason<strong>in</strong>g) abgeleitet werden können.<br />
Die verwendete Ontologie hat e<strong>in</strong>e hierarchische<br />
Struktur, bei <strong>der</strong> sich technologieneutrale Aspekte, wie<br />
Funktionen, von technologiespezifischen Elementen,<br />
wie Datentypen <strong>der</strong> Datenpunkte, bis h<strong>in</strong>ab zu herstellerspezifischen<br />
Aspekten, wie Funktionsblöcken,<br />
getrennt modellieren lassen. Das erhöht die Flexibilität<br />
und erlaubt technologiespezifische Standards, wie<br />
Geräteprofile, zu <strong>in</strong>tegrieren. Ferner reduziert es den<br />
Modellierungsaufwand redundanter Geräteattribute.<br />
Die Datenbank bewertet anhand <strong>der</strong> Informationen<br />
die Interoperabilität <strong>der</strong> Geräte und evaluiert ver-<br />
BILD 4: Fe<strong>in</strong>entwurf für e<strong>in</strong>e anwesenheitsabhängige Temperaturregelung<br />
32<br />
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schiedene Gesichtspunkte, wie technische Kompatibilität,<br />
Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>der</strong> Datentypen und semantische<br />
Konformität <strong>der</strong> Funktionsblöcke und ihrer<br />
Datenpunkte [1]. Schließlich kann <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> selbst<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gerätedatenbank suchen, um entwe<strong>der</strong> spezifische<br />
Geräte auszuwählen o<strong>der</strong> die Suche bei <strong>der</strong><br />
Optimierung e<strong>in</strong>zuschränken.<br />
Bild 4 zeigt zum Beispiel e<strong>in</strong>en resultierenden Fe<strong>in</strong>entwurf<br />
für das Automationsschema <strong>in</strong> Bild 3. Die<br />
16 abstrakten Funktionen <strong>in</strong> dem Automationsschema<br />
können <strong>in</strong> diesem Fall durch 12 Funktionsblöcke<br />
auf 8 Geräten realisiert werden. Die gelb h<strong>in</strong>terlegten<br />
Funktionsblöcke liegen auf drahtgebundenen LON-<br />
Geräten und die violett h<strong>in</strong>terlegten s<strong>in</strong>d drahtlose<br />
EnOcean-Geräte. Der orangene Block stellt das Gateway<br />
dar. Die Interoperabilität <strong>der</strong> Geräte wird durch<br />
E<strong>in</strong>färben <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dungen zwischen zwei Datenpunkten<br />
im Fe<strong>in</strong>entwurfswerkzeug angezeigt. S<strong>in</strong>d<br />
sie <strong>in</strong>teroperabel, so wird die Verb<strong>in</strong>dung schwarz<br />
gezeichnet, sonst ist die Verb<strong>in</strong>dung rot. In ähnlicher<br />
Weise werden E<strong>in</strong>gangsdatenpunkte kodiert: müssen<br />
sie verbunden werden, s<strong>in</strong>d sie rot, sonst s<strong>in</strong>d sie<br />
optional und blau dargestellt.<br />
Der evolutionäre Optimierungsansatz erzeugt mehrere<br />
unterschiedliche Entwürfe, welche pareto-optimal<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Kriterien besser o<strong>der</strong> schlechter se<strong>in</strong><br />
können. Dadurch kann <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> selbst entscheiden,<br />
welchen Entwurf er wählt und ob ihm dabei die<br />
Kosten o<strong>der</strong> die Herstellerhomogenität wichtiger s<strong>in</strong>d.<br />
Bild 5 zeigt den Ergebnisdialog mit den Statistiken<br />
dreier unterschiedlicher Entwürfe. Mit <strong>der</strong> Auswahl<br />
wird dem Anwen<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Geräte, <strong>der</strong><br />
Inter operabilitätsbewertung und bei <strong>der</strong> Erzeugung <strong>der</strong><br />
Verb<strong>in</strong>dungen assistiert und ihm werden neue Möglichkeiten<br />
eröffnet, die Vielfalt am Markt zu sondieren.<br />
2.2 Assistenz bei <strong>der</strong> Parametrisierung<br />
Die Parametrisierung ist e<strong>in</strong> weiterer Punkt, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>em<br />
System<strong>in</strong>tegrator viel Aufwand bereitet. Wichtige Parameter<br />
können durch den automatischen Entwurf e<strong>in</strong>gestellt<br />
werden. So besitzen e<strong>in</strong>ige Geräte beson<strong>der</strong>e Parameter,<br />
die die Funktionalität e<strong>in</strong>es Funktionsblocks<br />
än<strong>der</strong>n, <strong>in</strong>dem zwischen verschiedenen Operationsmodi<br />
gewechselt wird. Als Beispiel sei e<strong>in</strong>e Beleuchtungssteuerung<br />
genannt, die von e<strong>in</strong>er Steuerung auf<br />
e<strong>in</strong>e anwesenheitsabhängige Beleuchtungsregelung umschalten<br />
kann. Da diese Parameter direkt die Funktionalität<br />
des Gerätes be<strong>in</strong>flussen, werden sie bei <strong>der</strong> Optimierung<br />
entsprechend so gesetzt, dass das Gerät die<br />
benötigte Funktionalität erfüllt.<br />
Das Zuweisen nichtfunktionaler Parameter, wie Reglerparameter,<br />
lässt sich durch die Arbeit mit Templates<br />
stark vere<strong>in</strong>fachen. So hat <strong>der</strong> System<strong>in</strong>tegrator nach<br />
<strong>der</strong> Auswahl e<strong>in</strong>es Fe<strong>in</strong>entwurfs die Möglichkeit, diesen<br />
weiter zu bearbeiten und für e<strong>in</strong>zelne Datenpunkte<br />
passende Parameter zu def<strong>in</strong>ieren. Die Parameter werden<br />
dann während <strong>der</strong> Inbetriebnahme automatisch<br />
allen Geräten zugewiesen, welche das Template realisieren.<br />
Dafür wird wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> generativer Ansatz verwendet,<br />
welcher die Templates für alle Räume und<br />
Gebäudeteile vervielfältigt, denen das Template zugewiesen<br />
wurde. Der Entwurf wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Datenbank<br />
gespeichert, welche bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme weiter verwendet<br />
werden kann.<br />
BILD 5: Ergebnisdialog <strong>der</strong> Optimierung<br />
BILD 6: Webseite zur Unterstützung <strong>der</strong> Inbetriebnahme<br />
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HAUPTBEITRAG<br />
2.3 Assistenz bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme<br />
Das bisherige Vorgehen erleichtert e<strong>in</strong>em System<strong>in</strong>tegrator<br />
o<strong>der</strong> Installateur auch die Inbetriebnahme. Für<br />
e<strong>in</strong>ige Technologien wie LON o<strong>der</strong> KNX wird die Inbetriebnahme<br />
durch Entwurfsdatenbanken unterstützt,<br />
welche es erlauben, den Entwurf <strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>in</strong>stalliertes<br />
Netzwerk zu übertragen. Die Hauptaufgabe ist die Zuordnung<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Geräte zum Entwurf. Hierfür<br />
besitzen die Geräte Kommissionierungstaster, welche<br />
bei Betätigung das Gerät veranlassen, e<strong>in</strong>e Identifikationsnachricht<br />
zu versenden. Durch sequenzielles Drücken<br />
<strong>der</strong> Taster auf den Geräten und Zuweisen im Inbetriebnahmewerkzeug<br />
kann das System nach und nach<br />
kommissioniert werden. Da die Werkzeuge die Geräte<br />
aber nach <strong>der</strong> Netzwerktopo logie verwalten und nicht<br />
nach ihrem Installationsort, erfor<strong>der</strong>t die Zuweisung<br />
e<strong>in</strong>igen Suchaufwand.<br />
Der templatebasierte Entwurf bietet weitere Assistenzfunktionen<br />
an. Zum e<strong>in</strong>en unterstützt das vorgestellte<br />
Vorgehen den Export des Entwurfes <strong>in</strong> die LNS-Datenbank<br />
von LON-Systemen. Darüber h<strong>in</strong>aus wird <strong>in</strong> dem<br />
EU- Projekt Scuba e<strong>in</strong> technologieübergreifen<strong>der</strong> Ansatz<br />
entwickelt. Der Ansatz nutzt e<strong>in</strong>e Middleware, welche<br />
verschiedene Feldbustechnologien unterstützt und auf<br />
die im Entwurf erzeugte Datenbank zugreift. Damit ist<br />
bekannt, <strong>in</strong> welchem Raum welche Geräte mit welchen<br />
Verb<strong>in</strong>dungen und Parametern <strong>in</strong>stalliert werden sollen.<br />
Erkennt die Middleware e<strong>in</strong> Gerät, so weist sie diesem<br />
die E<strong>in</strong>stellungen zu. Die Middleware übernimmt dabei<br />
auch Gatewayfunktionalität. Tauschen Geräte ungleicher<br />
Feldbustechnologien Nachrichten aus, so werden diese<br />
automatisch konvertiert.<br />
Die Middleware muss die Geräte nicht notwendigerweise<br />
durch die Kommissionierungstaster identifizieren,<br />
son<strong>der</strong>n kann auf e<strong>in</strong>en Kommissionierungsdialog<br />
im Entwurfssystem zurückgreifen. Der <strong>in</strong> Bild 6<br />
gezeigte Dialog ist mit e<strong>in</strong>em Smartphone o<strong>der</strong><br />
Tablet als Webseite aufrufbar und zeigt den Gebäudeplan<br />
<strong>in</strong> 2D an. Wird e<strong>in</strong> neues Gerät von <strong>der</strong> Middleware<br />
erkannt, so kann <strong>der</strong> Integrator den Raum angeben,<br />
<strong>in</strong> dem er sich gerade bef<strong>in</strong>det. Aus <strong>der</strong> Datenbank<br />
kann auf das zu kommissionierende Gerät geschlossen<br />
werden. Zusätzlich zeigt <strong>der</strong> Dialog die<br />
Position <strong>der</strong> zu <strong>in</strong>stallierenden Geräte an, welche zuvor<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Platzierungswerkzeug festgelegt worden<br />
s<strong>in</strong>d. Damit kann sich <strong>der</strong> Installateur auf die<br />
Installation konzentrieren.<br />
FAZIT<br />
In dem Beitrag wurden Assistenssysteme für den Entwurf<br />
von GAS vorgestellt. Sie bieten Unterstützung bei <strong>der</strong><br />
Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Funktionen gemäß EN 15232<br />
Def<strong>in</strong>ition technologieunabhängiger Automationsschemata<br />
gemäß VDI 3813<br />
Auswahl <strong>in</strong>teroperabler Geräte<br />
Erzeugung optimierter Entwürfe<br />
Parametrierung <strong>der</strong> Geräte<br />
Inbetriebnahme durch positionsbasierte Kommissionierung<br />
H<strong>in</strong>terlegt s<strong>in</strong>d die Assistenzfunktionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kette<br />
<strong>in</strong>dividueller Softwarewerkzeuge für Planer, System<strong>in</strong>tegratoren<br />
und Installateure. Sie nehmen ihnen die<br />
Durchführung von Rout<strong>in</strong>eaufgaben ab, wie die Verknüpfung<br />
und Parametrierung von Geräten, und beraten<br />
bei <strong>der</strong> Erfüllung von Energieeffizienzklassen und <strong>der</strong><br />
Auswahl <strong>in</strong>teroperabler Geräte.<br />
Das beschriebene Vorgehen demonstriert, wie bei<br />
großen heterogenen Automationssystemen <strong>der</strong> Entwurfsprozess<br />
durch Assistenztechnologien automatisiert,<br />
vere<strong>in</strong>facht und qualitativ verbessert werden<br />
kann. Das Vor gehen ist auch für an<strong>der</strong>e Zweige <strong>der</strong><br />
Automation, wie die Fertigungs- und Prozessautomation,<br />
denkbar [10].<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
02.05.2012<br />
AUTOREN<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Dr.-Ing. JÖRN PLÖNNIGS (geb. 1976) ist Leiter <strong>der</strong><br />
ESF Nachwuchsforschergruppe Energy Design am<br />
Lehrstuhl für Technische Informationssysteme<br />
(TIS). Hauptarbeitsgebiete: Automatischer Entwurf,<br />
Drahtlose Sensornetzwerke, Smart Build<strong>in</strong>gs.<br />
Technische Universität Dresden,<br />
Fakultät Informatik,<br />
Institut für Angewandte Informatik,<br />
Lehrstuhl für Technische Informationssysteme,<br />
D-01062 Dresden,<br />
Tel. +49 (0) 351 46 33 80 66,<br />
E-Mail: joern.ploennigs@tu-dresden.de<br />
Dipl.-Inf. UWE RYSSEL (geb. 1980) ist wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter des Lehrstuhls TIS. Er forscht auf<br />
dem Gebiet <strong>der</strong> automatischen Migration von<br />
Entwürfen, Generative Programmierung und<br />
Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse.<br />
Technische Universität Dresden,<br />
Fakultät Informatik,<br />
Institut für Angewandte Informatik,<br />
Lehrstuhl für Technische Informationssysteme,<br />
D-01062 Dresden,<br />
Tel. +49 (0) 351 46 33 85 02,<br />
E-Mail: uwe.ryssel@tu-dresden.de<br />
34<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
REFERENZEN<br />
[1] Dibowski, H., Kabitzsch, K.: Ontology-Based Device<br />
Descriptions and Device Repository for Build<strong>in</strong>g Automation<br />
Devices. EURASIP Journal on Embedded Systems (2011),<br />
H. 2011, ISSN 1687-3955,<br />
Article ID 623461<br />
[2] Dibowski, H., Ploennigs, J., Kabitzsch, K.: Automatisierter<br />
Entwurf von <strong>Gebäudeautomation</strong>ssystemen. <strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische<br />
Praxis, 50(4),<br />
S. 58–67, 2008<br />
[3] Dietrich, D.; Bruckner, D.; Zucker, G.; Palensky, P.:<br />
Communication and Computation <strong>in</strong> Build<strong>in</strong>gs: A Short<br />
Introduction and Overview. IEEE Trans. Ind. Electron.,<br />
57(11), S. 3577–3584, 2010<br />
[4] DIN EN 15232 – Energieeffizienz von Gebäuden –<br />
E<strong>in</strong>fluss von <strong>Gebäudeautomation</strong> und Gebäudemanagement,<br />
2012<br />
[5] IEC 61499 – Function blocks – Part 1: Architecture, 2005<br />
[6] Kabitzsch, K.; Naake, J.; Theiss, S.; Vasyutynskyy, V.:<br />
Untersuchung zum Fernzugriff auf Automatisierungstechnik.<br />
In: <strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische Praxis,<br />
48(7) 7, S. 33 37, 2006<br />
[7] Oezluek, A. C., Ploennigs, J., Kabitzsch, K.: Design<strong>in</strong>g<br />
build<strong>in</strong>g automation systems us<strong>in</strong>g evolutionary<br />
algorithms with semi-directed variations.<br />
In: IEEE Int. Conf. on Systems Man and Cybernetics,<br />
S. 2328 – 2335. IEEE, 2010<br />
[8] Ryssel, U., Dibowski, H., Kabitzsch, K.: Generation of<br />
function block based designs us<strong>in</strong>g semantic web<br />
technologies. In: IEEE Int. Conf. on Emerg<strong>in</strong>g Technol.<br />
and Factory Autom. S. 698–705. IEEE, 2009<br />
[9] Runde, S.; Dibowski, H.; Fay, A.;Kabitzsch, K.:<br />
Integrated automated design approach for build<strong>in</strong>g<br />
automation systems. In: IEEE Int. Conf. on Emerg<strong>in</strong>g<br />
Technologies and Factory Automation, S. 1488 –1495.<br />
IEEE, 2008.<br />
[10] Schmitz, S.; Schluetter, M.; Epple, U.: Automation of<br />
Automation – Def<strong>in</strong>ition, Components and Challenges.<br />
In: IEEE Int. Conf. on Emerg<strong>in</strong>g Technologies and Factory<br />
Automation, S. 1 – 7. IEEE, 2009. doi:10.1109/ETFA.<br />
2009.5347197<br />
[11] VDI 3813 – <strong>Gebäudeautomation</strong> (GA) – Raumautomationsfunktionen<br />
(RA-Funktionen), 2011<br />
Dipl.-Inf. HENRIK DIBOWSKI (geb. 1979) ist<br />
wissenschaft licher Mitarbeiter des Lehrstuhls TIS.<br />
Arbeitsgebiete s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> automatisierte Entwurf, die<br />
semantische Spezifikation von Geräten und ihrer<br />
Applikationen und die automatische Interoperabilitätsauswertung.<br />
Technische Universität Dresden,<br />
Fakultät Informatik,<br />
Institut für Angewandte Informatik,<br />
Lehrstuhl für Technische Informations systeme,<br />
D-01062 Dresden,<br />
Tel. +49 (0) 351 46 33 80 68,<br />
E-Mail: henrik.dibowski@tu-dresden.de<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. KLAUS KABITZSCH (geb. 1953)<br />
ist Inhaber des Lehrstuhls für Technische Informationssysteme<br />
an <strong>der</strong> TUD mit Themen zu vernetzten<br />
Automatisierungssystemen <strong>in</strong> Industrie und<br />
Gebäude, Entwurf, Optimierung, Inbetriebnahme,<br />
Test und Diagnose.<br />
Technische Universität Dresden,<br />
Fakultät Informatik,<br />
Institut für Angewandte Informatik,<br />
Lehrstuhl für Technische Informations systeme,<br />
D-01062 Dresden,<br />
Tel. +49 (0) 351 46 33 82 89,<br />
E-Mail: klaus.kabitzsch@tu-dresden.de<br />
Dipl.-Inf. MATTHIAS LEHMANN (geb. 1981) ist<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls TIS.<br />
Spezialgebiete s<strong>in</strong>d serviceorientierte Architekturen<br />
und Optimierungsansätze.<br />
Technische Universität Dresden,<br />
Fakultät Informatik,<br />
Institut für Angewandte Informatik,<br />
Lehrstuhl für Technische Informations systeme,<br />
D-01062 Dresden,<br />
Tel. +49 (0) 351 46 33 83 62,<br />
E-Mail: matthias.lehmann@tu-dresden.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
35
HAUPTBEITRAG<br />
Systemkomplexität <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Automation beherrschen<br />
Intelligente Assistenzsysteme unterstützen den Menschen<br />
Die Integration <strong>der</strong> Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und neue Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Produktionstechnik erhöhen die Komplexität <strong>der</strong> Automation und überfor<strong>der</strong>n<br />
den Menschen, womit die Arbeitseffektivität s<strong>in</strong>kt. Um dieser Situation zu begegnen,<br />
werden <strong>in</strong> diesem Beitrag <strong>in</strong>telligente Assistenzsysteme h<strong>in</strong>terfragt, die die Menschen<br />
bei fortschreiten<strong>der</strong> Systemkomplexität während <strong>der</strong> Inbetriebnahme und beim Betrieb<br />
unterstützen und nicht weiter von wertschöpfenden Tätigkeiten abhalten sollen. Am<br />
Beispiel <strong>der</strong> Lemgoer Modellfabrik als Forschungsplattform werden typische Assistenzfunktionen<br />
für die Selbstkonfiguration, Selbstdiagnose und Selbstoptimierung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Automation vorgestellt sowie <strong>der</strong>en notwendige Fähigkeiten analysiert.<br />
SCHLAGWÖRTER Assistenzsysteme / Intelligente technische Systeme / Beherrschung <strong>der</strong><br />
steigenden Komplexität<br />
Intelligent Assistance Systems to control the Complexity<br />
of <strong>in</strong>dustrial Automation Systems<br />
Increas<strong>in</strong>g <strong>in</strong>tegration of ICT and challeng<strong>in</strong>g requirements to production systems <strong>in</strong> crease<br />
the complexity of automation systems cont<strong>in</strong>ously. This leads to an excessive demand of<br />
the <strong>in</strong>volved people with the result of a decreas<strong>in</strong>g work efficiency. To counter this situation,<br />
<strong>in</strong> this paper the usage of <strong>in</strong>telligent assistant systems is described, to support<br />
human users of automation systems to handle <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g system complexity and to avoid<br />
non-value add<strong>in</strong>g activities. With the Lemgo smart factory as an research and demonstration<br />
platform typical assistance functions for self-configuration, self-diagnosis and<br />
self-optimization of <strong>in</strong>dustrial automation systems are described and its requirements are<br />
analyzed. Important research questions <strong>in</strong> this field are addressed.<br />
KEYWORDS assistance systems / <strong>in</strong>telligent technical systems / control the <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g<br />
system complexity<br />
36<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
JÜRGEN JASPERNEITE, OLIVER NIGGEMANN, Fraunhofer-Anwendungszentrum Industrial Automation<br />
Steigende Anfor<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> Produktionstechnik<br />
und die fortschreitende IKT-Integration<br />
führen zu e<strong>in</strong>em erheblichen Anstieg <strong>der</strong><br />
Komplexität <strong>der</strong> Automatisierungssysteme [1].<br />
Heute werden im Masch<strong>in</strong>enbau schon bis zu<br />
50 Prozent des gesamten Entwicklungsaufwands <strong>in</strong>vestiert,<br />
um die notwendige Software zu erstellen [2]. Forschungsrichtungen,<br />
wie zum Beispiel das Internet <strong>der</strong><br />
D<strong>in</strong>ge, Industrie 4.0 o<strong>der</strong> Cyber Physical Systems (CPS),<br />
werden die Systemkomplexität aufgrund <strong>der</strong> fortschreitenden<br />
IKT-Integration und <strong>der</strong> Vernetzung <strong>der</strong> Systeme<br />
noch verstärken [3].<br />
Diese Ausgangssituation löst e<strong>in</strong>e zunehmende<br />
Überfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Menschen aus, die mit diesen Systemen,<br />
zum Beispiel für die Aufgabenfel<strong>der</strong> Programmierung,<br />
Bedienung, Instandhaltung und Service,<br />
arbeiten. Das senkt die Arbeitseffektivität <strong>der</strong> Benutzer<br />
von Automatisierungssystemen im Entwurf, im<br />
Aufbau und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wartung von Anlagen. Die Folge:<br />
lange Inbetriebnahmezeiten im Anlagenhochlauf,<br />
hohe Fehleranfälligkeit durch verbleibende Hard- und<br />
Softwarefehler und damit verbunden die Gefahr von<br />
Stillstandzeiten sowie e<strong>in</strong> häufig nicht ressourcenoptimierter<br />
Betrieb <strong>der</strong> automatisierten Anlagen. Ähnliche<br />
Problemstellungen s<strong>in</strong>d auch aus an<strong>der</strong>en hochtechnisierten<br />
Bereichen bekannt; die Gesellschaft<br />
für Informatik (GI) sieht dr<strong>in</strong>genden Handlungsbedarf<br />
zur besseren Beherrschbarkeit komplexer technischer<br />
Systeme [4].<br />
Dieser steigenden Komplexität <strong>der</strong> Automatisierungssysteme<br />
lässt sich auf zweierlei Weise begegnen:<br />
1 | Reduktion <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Automatisierungssysteme<br />
durch Reduzierung <strong>der</strong> enthaltenen Systemelemente<br />
und <strong>der</strong>en Relationen. Dieser Weg ist <strong>in</strong><br />
Anbetracht <strong>der</strong> steigenden Anfor<strong>der</strong>ungen nicht<br />
vielversprechend.<br />
2 | Die wachsende Systemkomplexität zuzulassen, aber<br />
gleichzeitig <strong>der</strong>en Wirkung auf den Menschen durch<br />
neuartige Assistenzsysteme als weniger kompliziert<br />
ersche<strong>in</strong>en zu lassen.<br />
Als Lösung bietet sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von <strong>in</strong>telligenten<br />
Assistenzsystemen an. Der Begriff <strong>in</strong>telligent wird dabei<br />
aus dem Forschungsgebiet <strong>der</strong> Künstlichen Intelligenz<br />
und <strong>der</strong> Kognition entnommen und auf die <strong>in</strong>dustrielle<br />
Automation angewendet. Intelligenz bezeichnet dabei<br />
nach dem amerikanischen Forscher Marv<strong>in</strong> Lee M<strong>in</strong>sky<br />
die Fähigkeit von Assistenzsystemen, „Aufgaben zu<br />
lösen, zu <strong>der</strong>en Lösung Intelligenz notwendig ist, wenn<br />
sie vom Menschen durchgeführt werden“. Intelligente<br />
Assistenzsysteme sollen also zunehmend Aufgaben von<br />
menschlichen Experten übernehmen, um diese zu unterstützen<br />
o<strong>der</strong> zu entlasten.<br />
Das Grundpr<strong>in</strong>zip ist <strong>in</strong> Bild 1 zu sehen: Informationen<br />
über das technische System und dessen aktuellen Zustand<br />
werden von <strong>der</strong> Automatisierungstechnik erfasst<br />
(l<strong>in</strong>ke Seite von Bild 1) und müssen vom Anwen<strong>der</strong> verstanden<br />
werden (rechte Seite von Bild 1), zum Beispiel,<br />
um Fehler o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Optimierungspotenzial zu erkennen.<br />
Da diese Informationen immer komplexer werden, sollen<br />
Assistenzsysteme dem Anwen<strong>der</strong> helfen, die Informationen<br />
zu <strong>in</strong>terpretieren und zu nutzen (Mitte Bild 1). Intelligente<br />
Assistenzsysteme verstecken die Systemkomplexität<br />
vor dem Anwen<strong>der</strong> und erlauben e<strong>in</strong>e abstraktere,<br />
das heißt menschenzentrierte, Sicht auf die Systeme.<br />
In diesem Beitrag geht es vor allen D<strong>in</strong>gen um<br />
Assistenzsysteme, die zur Laufzeit e<strong>in</strong>er automatisierten<br />
Masch<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> Anlage zum E<strong>in</strong>satz kommen und nicht<br />
um unterstützende Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planungs- und Entwurfsphase.<br />
Die Produktionstechnik ist seit Längerem e<strong>in</strong> wichtiges<br />
Anwendungsgebiet für <strong>in</strong>telligente o<strong>der</strong> kognitive<br />
technische Systeme, wobei die Intelligenz beziehungsweise<br />
Kognition dabei zumeist <strong>in</strong> den Automatisierungssystemen<br />
umgesetzt wird. Der geme<strong>in</strong>same Nenner dieser<br />
Arbeiten ist nach [8]: „[...] the application of Artificial<br />
Intelligence (AI) methods and techniques.“<br />
Der Schwerpunkt <strong>der</strong> meisten Arbeiten <strong>in</strong> diesem Gebiet<br />
liegt auf Planungs- und Optimierungsschritten, zumeist<br />
auf Ebene <strong>der</strong> Manufactur<strong>in</strong>g-Execution-Systeme<br />
(MES) und vor allem unter Verwendung von symbolischem<br />
Wissen über die Produkte und die Produktions-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
37
HAUPTBEITRAG<br />
technik [7, 8]. Basis s<strong>in</strong>d im Allgeme<strong>in</strong>en kognitive Referenzarchitekturen<br />
wie SOAR [7], oft unter Erweiterung<br />
um Architekturen mit mehrschichtigen, aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
aufbauenden kognitiven Fähigkeiten [9,10]. Der Lernaspekt<br />
zielt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mehrheit auf Parameteroptimierungen<br />
o<strong>der</strong> Regleranpassungen [11], das Lernen von symbolischem<br />
Wissen ist eher selten anzutreffen [15]. Warum<br />
gerade das Lernen e<strong>in</strong> offenes Problem darstellt, erklärt<br />
zum Beispiel Brachman [12]: „Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> the context of<br />
a full-blown cognitive system is not a unitary th<strong>in</strong>g. There<br />
are many types of learn<strong>in</strong>g – whether or not they are<br />
based on some common mechanism, I can’t tell you – but<br />
skill learn<strong>in</strong>g and language learn<strong>in</strong>g and discover<strong>in</strong>g patterns<br />
<strong>in</strong> data and learn<strong>in</strong>g to build th<strong>in</strong>gs are all different.“<br />
Generell fehlt e<strong>in</strong>e Kategorisierung <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automation<br />
benötigten kognitiven Fähigkeit <strong>in</strong>klusive <strong>der</strong> Abbildung<br />
auf die entsprechenden Anwendungsfälle und Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Automation. Zur Veranschaulichung<br />
eignen sich entsprechende Forschungs- und Demonstrationsplattformen,<br />
wie beispielsweise die<br />
Smartfactory KL des Deutschen Forschungszentrums für<br />
Künstliche Intelligenz (DFKI) <strong>in</strong> Kaiserlautern [5] o<strong>der</strong><br />
die geme<strong>in</strong>sam von Fraunhofer und <strong>der</strong> Hochschule Ostwestfalen-Lippe<br />
betriebene Lemgoer Modellfabrik [6].<br />
1. KONFIGURATIONSASSISTENTEN UND ADAPTIVITÄT<br />
Während mo<strong>der</strong>ne Produktionsanlagen aus Sicht des<br />
Masch<strong>in</strong>enbaus oft schon modular aufgebaut s<strong>in</strong>d und<br />
dadurch schnelle Rekonfigurationen pr<strong>in</strong>zipiell unterstützen,<br />
stellen die statisch programmierten Automatisierungssysteme<br />
den Engpass dar.<br />
So müssen bei e<strong>in</strong>em Anlagenumbau Steuerungsprogramme<br />
umprogrammiert, Netzwerke neu konfiguriert<br />
und Leitsysteme angepasst werden. Diese Schritte erfolgen<br />
häufig direkt an <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> Anlage und kosten<br />
Zeit und bergen das Risiko von Fehlern. Intelligente<br />
Konfigurationsassistenten sollen diese Aufgaben im S<strong>in</strong>ne<br />
e<strong>in</strong>es Plug-and-Play o<strong>der</strong> Plug-and-Produce (PnP) <strong>in</strong><br />
Zukunft weitestgehend automatisch durchführen und<br />
damit die Inbetriebnahme- und Umbauphasen von Anlagen<br />
signifikant verkürzen (Bild3).<br />
Assistenzfunktionen im Bereich <strong>der</strong> Selbstkonfiguration<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Beispiel für <strong>in</strong>telligente technische Systeme<br />
mit <strong>der</strong> Fähigkeit zur Adaptivität: Adaptive Systeme<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, Lösungsstrategien <strong>in</strong> sich än<strong>der</strong>nden<br />
Umgebungen selbstständig zu entwickeln. Dies steht im<br />
Gegensatz zum aktuellen Stand <strong>der</strong> Technik, so werden<br />
zum Beispiel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automation Lösungsstrategien noch<br />
fest <strong>in</strong> Form von Steuerungsprogrammen vom Menschen<br />
vorgegeben.<br />
So besteht <strong>der</strong> Hauptunterschied zwischen <strong>der</strong> konventionellen<br />
Automation und den <strong>in</strong>telligenten Konfigurationsassistenten<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwendung von explizitem<br />
Domänenwissen durch die Assistenzsysteme (siehe<br />
auch Bild 2). Solch explizites, formalisiertes Domänenwissen,<br />
zum Beispiel über die Masch<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> Anlage,<br />
über das Automatisierungssystem o<strong>der</strong> über physikalische<br />
H<strong>in</strong>tergründe, ist von Rechnern verarbeitbar. Hierzu<br />
werden Methoden des masch<strong>in</strong>ellen Schließens verwendet<br />
[13]. So können die Algorithmen mit deskriptiven<br />
Zielvorgaben (wie „Produziere e<strong>in</strong> Produkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
vorgegebenen Güte und Zeit“) arbeiten, anstatt auf heute<br />
übliche statische, durch den Menschen vorgegebene<br />
Handlungsabläufe (beispielsweise „bewege Roboter auf<br />
Position A, starte Transportband für 5 sec, ....“) angewiesen<br />
zu se<strong>in</strong>. Es werden also statische, lösungsorientierte<br />
Handlungsvorgaben durch abstrakte ergebnisorientierte<br />
Zielvorgaben ersetzt. Das erhöht die Flexibilität <strong>der</strong><br />
Automatisierungssysteme und verr<strong>in</strong>gert den Aufwand<br />
beim Menschen.<br />
Die Konfigurationsunterstützung umfasst dabei zwei<br />
Schritte:<br />
1 | Zuerst muss die Planung des angestrebten Produktionsablaufes<br />
auf MES-Ebene (MES: Manufactur<strong>in</strong>g-<br />
Execution-System) durchgeführt werden [9,11].<br />
Der Produktionsablauf legt fest, <strong>in</strong> welcher zeitlichen<br />
Reihenfolge die E<strong>in</strong>zelmasch<strong>in</strong>en arbeiten,<br />
um das Endprodukt zu erzeugen. Aktuell werden<br />
Beschreibungen <strong>der</strong> zur Verfügung stehenden<br />
Ressourcen/Geräte und die Zielvorgabe als Modell<br />
genutzt. Algorithmisch kommen zumeist Suchverfahren,<br />
masch<strong>in</strong>elles Schließen und Optimierungsverfahren<br />
zum E<strong>in</strong>satz.<br />
2 | Im nächsten Schritt identifiziert das Automatisierungsmodul,<br />
bestehend aus Steuerung, Feldgeräten<br />
und so weiter, selbststständig se<strong>in</strong>e Rolle im Gesamtablauf<br />
<strong>der</strong> Produktion <strong>in</strong>klusive aller benötigter<br />
Kommunikationsbeziehungen für die notwendige<br />
System<strong>in</strong>tegration [22, 23, 28].<br />
Für die Integration von Anlagenmodulen auf Feld- und<br />
Steuerungsebene (Schritt 2) s<strong>in</strong>d im Wesentlichen drei<br />
Aufgaben zu leisten:<br />
1 | Herstellen e<strong>in</strong>er grundsätzlichen Konnektivität durch<br />
Realisierung e<strong>in</strong>es Ad-hoc-Kommunikationskanals<br />
zwischen e<strong>in</strong>er Management<strong>in</strong>stanz für die PnP-Funktionalität<br />
und dem neuen Anlagenmodul ( Bild 3).<br />
2 | Infrastruktur zur Herstellung e<strong>in</strong>er Interaktionsfähigkeit<br />
zwischen dem Automatisierungsmodul und<br />
<strong>der</strong> Umgebung (Middleware).<br />
3 | Selbstbeschreibung <strong>der</strong> Funktionalität des Anlagenmoduls<br />
(Semantik).<br />
Zu 1: In <strong>der</strong> Automation s<strong>in</strong>d Echtzeit-Ethernetsysteme<br />
(RTE) Stand <strong>der</strong> Technik. Bei je<strong>der</strong> Anpassung <strong>der</strong> Netzkonfiguration<br />
aufgrund von Anlagenumbauten s<strong>in</strong>d<br />
heute manuelle Konfigurations- und Planungsschritte<br />
notwendig, die e<strong>in</strong>er Selbstkonfiguration im Wege stehen.<br />
Heutige RTE-Systeme bieten neben <strong>der</strong> zeitkritischen<br />
Prozessdatenübertragung auch e<strong>in</strong>en parallel<br />
nutzbaren IP-basierten Kommunikationskanal an, <strong>der</strong><br />
sich für den Austausch <strong>der</strong> Informationen zur Selbstkonfiguration<br />
anbietet [20].<br />
Für diesen IP-basierten Kommunikationskanal ist<br />
zunächst die Adressvergabe und das Discovery zu lösen.<br />
Hierzu stehen auf OSI-Schicht 2 standardisierte Protokolle,<br />
wie LLDP (IEEE 802.1 AB) o<strong>der</strong> Vorschläge für<br />
38<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
effiziente Autokonfigurationsverfahren auf Basis topologiebasierter<br />
MAC-Adressen [19] zur Verfügung. Auf <strong>der</strong><br />
Netzwerkschicht s<strong>in</strong>d Verfahren, wie Auto-IP o<strong>der</strong> DHCP<br />
bekannt.<br />
Zu 2: Für die Realisierung <strong>der</strong> notwendigen Interaktionsfähigkeit<br />
bietet sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er Middleware an,<br />
die e<strong>in</strong>e Abstraktion von <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Kommunikationstechnik<br />
ermöglicht und zum Beispiel über Web<br />
Services (wie OPC-UA, DPWS) standardisierte Dienste<br />
für die Erkundung <strong>der</strong> Umgebung und den Nachrichtenaustausch<br />
bietet [29, 30, 40]. Über diese Infrastruktur<br />
werden auch alle Parameter für die Konfiguration des<br />
RTE-Protokollstapels übertragen. Hierdurch kann die<br />
eigentliche Prozessdatenkommunikation mit ihren Echtzeitanfor<strong>der</strong>ungen<br />
über das RTE erfolgen. Diese Verfahren<br />
werden <strong>der</strong>zeit zum Beispiel <strong>in</strong> dem EU-Projekt IOT@<br />
Work [21] an <strong>der</strong> Lemgoer Modellfabrik auch vor dem<br />
H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> notwendigen IT-Sicherheit untersucht<br />
und erprobt. Der Lösungsansatz e<strong>in</strong>er Trennung <strong>der</strong><br />
Übertragung <strong>der</strong> Echtzeitdaten und <strong>der</strong> für die Selbstkonfiguration<br />
notwendigen Informationen ist mit allen<br />
RTEs möglich, die e<strong>in</strong>e IP-Kommunikation zulassen, die<br />
nicht projektiert werden muss. Am Beispiel des RTE Prof<strong>in</strong>et<br />
ließ sich die Tragfähigkeit nachweisen [25].<br />
Zu 3: Für e<strong>in</strong>e vollständige Selbstkonfiguration im hier<br />
dargestellten S<strong>in</strong>ne muss jedes Anlagenmodul nach dem<br />
Umbau identifizieren, welche Signale es an<strong>der</strong>en Anlagenmodulen,<br />
übergeordneten Steuerungen o<strong>der</strong> dem Leitsystem<br />
zur Verfügung stellen muss beziehungsweise welche<br />
es aus se<strong>in</strong>er Umgebung braucht. Dafür ist e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition<br />
<strong>der</strong> Semantik aller Signale mittels e<strong>in</strong>er masch<strong>in</strong>ell<br />
auswertbaren, funktionsbeschreibenden Anlagen-Modulbeschreibung<br />
notwendig. Auf <strong>der</strong> Feld- und Steuerungsebene<br />
stellt dieser Schritt noch e<strong>in</strong>e offene Forschungsfrage<br />
dar [22]. Generell existieren hierzu zwei Ansätze:<br />
1 | E<strong>in</strong>e Identifikation <strong>der</strong> Signale über e<strong>in</strong>deutige Namen<br />
setzt e<strong>in</strong>e zentrale Planung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Standardisierung<br />
<strong>der</strong> Automatisierungssysteme voraus und<br />
würde damit direkt dem Ziel <strong>der</strong> Wandlungsfähigkeit,<br />
das heißt <strong>der</strong> Unabhängigkeit bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>es Anlagenmoduls, wi<strong>der</strong>sprechen. Daher<br />
stellen Lastra und Delamer <strong>in</strong> [31] die Frage: „How<br />
to enable two devices with no previous knowledge<br />
on each other’s type, conceived us<strong>in</strong>g different paradigms<br />
and <strong>in</strong>teraction models but still with complementary<br />
skill sets, to <strong>in</strong>teract autonomously?“<br />
2 | E<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Semantik aller Signale mittels<br />
e<strong>in</strong>es masch<strong>in</strong>ell auswertbaren, funktionsbeschreibenden<br />
Informationsmodells könnte die<br />
Funktion e<strong>in</strong>es Signals im Kontext <strong>der</strong> Anlage modellieren.<br />
E<strong>in</strong> Konfigurationsservice <strong>in</strong> <strong>der</strong> Steuerung<br />
des Anlagenmoduls könnte dann anhand<br />
dieses Informationsmodells und e<strong>in</strong>es Schlussfolgerungsalgorithmus<br />
identifizieren, welche Signale<br />
es mit an<strong>der</strong>en Modulen austauschen muss.<br />
Dieser Ansatz entspricht <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Idee von<br />
<strong>in</strong>telligenten technischen Systemen: Wissen wird<br />
explizit und damit vom Computer verarbeitbar<br />
gemacht, das heißt es entstehen adaptive und flexible<br />
Systeme.<br />
BILD 1: Assistenzsysteme unterstützen den Benutzer künftig<br />
beim Umgang mit komplexen Automationssystemen.<br />
BILD 2: Das Grundpr<strong>in</strong>zip adaptiver Systeme<br />
BILD 3: Automatische System<strong>in</strong>tegration e<strong>in</strong>es Anlagenmoduls<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lemgoer Modellfabrik<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
39
HAUPTBEITRAG<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung beim zweiten Ansatz ist die Modellierung<br />
<strong>der</strong> Semantik <strong>in</strong> Form von Informationsmodellen.<br />
Diese müssen zum e<strong>in</strong>en ausdrucksstark genug se<strong>in</strong>, um<br />
die notwendige Semantik abzubilden. An<strong>der</strong>seits müssen<br />
effiziente Schlussfolgerungsmechanismen für den<br />
Formalismus existieren. E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Übersicht zu<br />
Informationsmodellen f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> [32]. In [31] werden<br />
zum Beispiel Semantic Web Services und Web Ontology<br />
Language (OWL) als Lösung vorgeschlagen. Loskyll et al.<br />
verwenden Semantic Annotations for Web Services Description<br />
Language (SAWSDL) und OWL [33]. E<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong>teressanten Ansatz stellt die Verwendung von OPC-<br />
UA-kompatiblen Informationsmodellen <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />
mit OWL dar [34]. Generell besteht also e<strong>in</strong> erster Trend<br />
bezüglich <strong>der</strong> zu verwendenden Formalismen für die<br />
Informationsmodelle, während zu den notwendigen Inhalten<br />
<strong>der</strong> Modelle und <strong>der</strong> Schlussfolgerungsmechanismen<br />
noch offene Fragen existieren.<br />
2. DIAGNOSEASSISTENTEN UND DIE LERNFÄHIGKEIT<br />
Intelligente Diagnoseassistenten helfen dem Benutzer,<br />
frühzeitig Probleme und Verschleiß (Anomalieerkennung)<br />
zu erkennen und entsprechende Fehlerursachen<br />
(Diagnose) zu identifizieren und bei <strong>der</strong> Anlagenreparatur.<br />
Diese drei Schritte bauen dabei üblicherweise aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
auf.<br />
Generell ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktionstechnik die Zuverlässigkeit<br />
<strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>en und Anlagen e<strong>in</strong> wichtiges Ziel.<br />
Produktionsausfall durch Anlagenstillstände führt zu<br />
hohen Kosten. Gerade <strong>in</strong> verteilten Produktionsanlagen<br />
und <strong>in</strong> vernetzten Automatisierungssystemen ist die Fehlersuche<br />
aber sehr aufwendig, da <strong>der</strong> Ort e<strong>in</strong>es Fehlersymptoms<br />
nicht gleich dem Ort <strong>der</strong> Fehlerursache se<strong>in</strong><br />
muss. Das Bedien- und Instandhaltungspersonal steht<br />
daher bei auftretenden Fehlern unter hohem Zeit- und<br />
Erfolgsdruck, um die Anlage wie<strong>der</strong> anzufahren. Hier<br />
können Diagnoseassistenten helfen (siehe Bild 4).<br />
Grundlage <strong>der</strong> Diagnoseassistenten ist die Verfügbarkeit<br />
von formalisiertem Wissen über den automatisierten<br />
Produktionsprozess, zumeist <strong>in</strong> Form von Modellen.<br />
Diese Modelle werden zur Erkennung von Anomalien<br />
und von Fehlerursachen verwendet. Alle erkannten Probleme<br />
werden dem Fachpersonal über geeignete Mensch-<br />
Masch<strong>in</strong>e-Interaktionstechnologien (Leitsysteme, mobile<br />
Plattformen) mitgeteilt.<br />
Solche Diagnoseassistenten werden aus zwei Gründen<br />
bislang wenig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie e<strong>in</strong>gesetzt: Zum e<strong>in</strong>en ist<br />
die Modellerstellung arbeits<strong>in</strong>tensiv und kann oft nur<br />
von Experten ausgeführt werden. Zum an<strong>der</strong>en ist <strong>der</strong><br />
Genauigkeit von manuell erstellten Modellen oft e<strong>in</strong>e<br />
Grenze gesetzt: Anlagen verän<strong>der</strong>n sich häufig, zum Beispiel<br />
durch Verschleißprozesse, durch Umwelte<strong>in</strong>flüsse<br />
o<strong>der</strong> durch Umbauten.<br />
Hier bietet das masch<strong>in</strong>elle Lernen e<strong>in</strong>en Ausweg:<br />
Durch Beobachtung des Prozesses <strong>in</strong> Echtzeit kann das<br />
Modell und damit das notwendige Diagnosewissen masch<strong>in</strong>ell<br />
erlernt werden. Grundlage hierfür ist die Verfügbarkeit<br />
<strong>der</strong> Prozessdaten, die zum Betriebszeitpunkt<br />
<strong>in</strong> ausreichen<strong>der</strong> Menge erfasst werden können.<br />
Solche Assistenzfunktionen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Beispiel für<br />
<strong>in</strong>telligente technische Systeme basierend auf e<strong>in</strong>er<br />
Lernfähigkeit: Wie <strong>in</strong> Bild 5 zu sehen, erlernt <strong>der</strong> Diagnoseassistent,<br />
basierend auf <strong>der</strong> erfassten Anlagensituation<br />
(Situationserfassung), Wissen über das Anlagenverhalten<br />
<strong>in</strong> Normal- und Fehlersituationen und über die<br />
Wirkzusammenhänge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anlage.<br />
Mittels dieses gelernten Wissens analysiert <strong>der</strong> Diagnoseassistent<br />
das Anlagenverhalten im Betrieb und<br />
erkennt Anomalien und Fehlerursachen, die dann dem<br />
Benutzer mitgeteilt werden.<br />
Das Lernen von Modellen zur Anomalieerkennung<br />
und Diagnose ist e<strong>in</strong> typisches Anwendungsgebiet des<br />
masch<strong>in</strong>ellen Lernens. Wie <strong>in</strong> Bild 6 zu sehen, wird generell<br />
zwischen dem Lernen von Klassifikatoren für<br />
phänomenologische Diagnoseansätze und dem Lernen<br />
von Modellen für modellbasierte Diagnoseansätze<br />
unterschieden.<br />
1 | Phänomenologische Ansätze klassifizieren Beobachtungen<br />
direkt als korrekt o<strong>der</strong> <strong>in</strong>korrekt beziehungsweise<br />
klassifizieren sie gemäß <strong>der</strong> Fehlerursachen.<br />
2 | Modellbasierte Ansätze ermitteln zunächst Anomalien<br />
durch e<strong>in</strong>en Vergleich e<strong>in</strong>es Modells des Normalverhaltens<br />
mit aktuellen Beobachtungen. Fehlerursachen<br />
werden anschließend durch e<strong>in</strong> Suchverfahren<br />
ermittelt, wobei solange Hypothesen für die<br />
Fehlerursachen <strong>in</strong> das Modell <strong>in</strong>tegriert werden, bis<br />
Prognose und Beobachtung wie<strong>der</strong> übere<strong>in</strong>stimmen.<br />
Das Lernen für phänomenologische Ansätze kann also<br />
auf das Lernen von Klassifikatoren zurückgeführt werden.<br />
Typisch für phänomenologische Ansätze ist die<br />
statische Behandlung des wichtigen Faktors Zeit: Im<br />
Allgeme<strong>in</strong>en wird zunächst e<strong>in</strong> statischer Eigenschaftsvektor<br />
berechnet, <strong>der</strong> dann als E<strong>in</strong>gabe <strong>der</strong> Klassifikationsfunktion<br />
verwendet wird. Beispiele s<strong>in</strong>d Funktionsapproximationsansätze<br />
(wie Neuronale Netze, Regression,<br />
Fuzzy-basierte Ansätze), Support-Vektor-Masch<strong>in</strong>en,<br />
fallbasierte Ansätze o<strong>der</strong> regelbasierte Methoden<br />
(zum Beispiel <strong>in</strong>duktive Lernverfahren o<strong>der</strong> das Lernen<br />
von Entscheidungsbäumen).<br />
Neben <strong>der</strong> für technische Systeme unzureichenden<br />
Behandlung des Faktors Zeit haben phänomenologische<br />
Ansätze e<strong>in</strong> grundsätzliches Problem: Sie schliessen gegen<br />
die Kausalität des ursprünglichen Systems, das heißt<br />
sie schließen von Symptomen/Beobachtungen auf Anomalien<br />
und Fehlerursachen. Für komplexe Anlagen mit<br />
vielen Abhängigkeiten zwischen Komponenten und komplizierten<br />
Wirkzusammenhängen führt dies zu diversen<br />
Problemen: (1.) Die Klassifikationsalgorithmen müssen<br />
viele Signale <strong>in</strong>klusive ihrer Historie im Eigenschaftsvektor<br />
berücksichtigen. (2.) Die Klassifikationsansätze<br />
müssen e<strong>in</strong>e hohe Anzahl von Wertkomb<strong>in</strong>ationen im<br />
Eigenschaftsvektor abbilden, dies verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t letztendlich<br />
die Lernbarkeit dieser Modelle. Aus diesen Gründen<br />
s<strong>in</strong>d phänomenologische Ansätze zwar aus Sicht <strong>der</strong><br />
Lernbarkeit dankbare Ansätze, für komplexe technische<br />
Systeme aber oft ungeeignet.<br />
Das Lernen von modellbasierten Ansätzen ist zunächst<br />
grundsätzlich schwieriger. Es muss e<strong>in</strong> vollständiges<br />
40<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
BILD 4: Unterstützung des Benutzers bei <strong>der</strong> Fehlersuche<br />
durch Diagnoseassistenten<br />
BILD 5: Masch<strong>in</strong>elles Lernen als Grundlage für Diagnoseassistenten<br />
BILD 6: Phänomenologische (oben) und modellbasierte<br />
Ansätze (unten) zur Anomalieerkennung und Diagnose<br />
BILD 7: Lernphase des Assistenten zur<br />
Anomalieerkennung<br />
BILD 8: Ausschnitt e<strong>in</strong>es gelernten hybriden zeitlichen<br />
Automaten für den Abfüllprozess <strong>der</strong> Lemgoer Modellfabrik<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
41
HAUPTBEITRAG<br />
Modell des Systemverhaltens gelernt werden und dies<br />
nur durch Beobachtung des Systems. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite s<strong>in</strong>d solche Modelle aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, das Zeitverhalten<br />
genau abzubilden (zum Beispiel <strong>in</strong> Form von Differenzialgleichungen)<br />
und e<strong>in</strong>e große Komb<strong>in</strong>ation von<br />
Wirkzusammenhängen kompakt zu erfassen (beispielsweise<br />
<strong>in</strong> Form von endlichen Automaten).<br />
Bisherige Arbeiten zum Modelllernen haben sich auf<br />
die Parametrisierung von vorgegebenen Differenzialgleichungssystemen<br />
[35], auf das Lernen von Regeln für<br />
diskrete Ereignisse [36, 38] o<strong>der</strong> auf die Ermittlung von<br />
lokalen Zusammenhängen zwischen kont<strong>in</strong>uierlichen<br />
Variablen e<strong>in</strong>es Teilsystems [37] konzentriert. Für komplexe<br />
technische Systeme liegt daher die aktuelle Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
auf dem Lernen von Modellen mit den<br />
folgenden Eigenschaften:<br />
BILD 9: Diagnoseassistent aus den Projekten Initial<br />
und AVA [16, 17]<br />
BILD 10: Energieoptimierter Betrieb e<strong>in</strong>es Hochregallagers<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lemgoer Modellfabrik<br />
BILD 11: Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Optimierungsassistenten<br />
1 | Es sollte möglichst wenig A-priori-Wissen zum Lernen<br />
notwendig se<strong>in</strong>. Optimal ist e<strong>in</strong>e Beschränkung<br />
auf die Erfassung von asynchronen Teilsystemen.<br />
Daraus folgt, dass e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Modellparametrisierung<br />
unzureichend ist.<br />
2 | Das Zeitverhalten sollte explizit modelliert se<strong>in</strong>.<br />
3 | Es sollten hybride Systeme, das heißt Systeme mit<br />
Wert-diskreten und Wert-kont<strong>in</strong>uierlichen Variablen,<br />
erfasst werden. Hierbei ist zu beachten, dass<br />
Wert-diskrete Variablen oft radikale Än<strong>der</strong>ungen des<br />
Systemverhaltens (Mode-Wechsel, [39]) nach sich<br />
ziehen. Beispiele s<strong>in</strong>d das Öffnen e<strong>in</strong>es Ventils o<strong>der</strong><br />
das E<strong>in</strong>schalten e<strong>in</strong>es Antriebs.<br />
In den Projekten Initial und AVA wurden entsprechende<br />
Ansätze an <strong>der</strong> Lemgoer Modellfabrik und an realen<br />
Industrieanlagen entwickelt und validiert [16, 17]. Der<br />
Fokus lag dabei auf <strong>der</strong> Erkennung von Anomalien und<br />
auf dem Lernen von Modellen des Normalverhaltens<br />
mit e<strong>in</strong>er expliziten Erfassung des Zeitverhaltens für<br />
hybride Systeme.<br />
Der <strong>in</strong> diesen Projekten entwickelte Diagnoseassistent<br />
unterscheidet generell zwei unterschiedliche Phasen.<br />
In <strong>der</strong> Lernphase (Bild 7) werden zunächst alle Daten<br />
<strong>der</strong> Anlage durch Messungen von Prozesssignalen gesammelt<br />
(Schritt 1). Herausfor<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d hierbei die<br />
Erfassung <strong>der</strong> Daten <strong>in</strong> heterogenen, verteilten Automationssystemen<br />
und die zeitliche Synchronisation <strong>der</strong><br />
Messstellen. Aus diesen Daten wird <strong>in</strong> Schritt 2 e<strong>in</strong> Modell<br />
des Normalverhaltens <strong>der</strong> Anlage gelernt.<br />
Generell kann nicht das komplette Modell des Normalverhaltens<br />
erlernt werden, wo immer möglich wird daher<br />
auf A-priori-Wissen zurückgegriffen. Dieses A-priori-<br />
Wissen umfasst zumeist Struktur<strong>in</strong>formationen <strong>der</strong> Anlage<br />
und <strong>der</strong> Automationslösung, m<strong>in</strong>imal müssen zum<strong>in</strong>dest<br />
asynchrone Teilsysteme ausgewiesen werden.<br />
Beispiele für solches a-priori-Wissen s<strong>in</strong>d vorhandene<br />
Anlagenmodelle <strong>in</strong> Form von AutomationML-Dateien<br />
[14] o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Form von CAD-Modellen.<br />
Das Verhalten <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen, synchronen Teilsysteme<br />
wird <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es hybriden, zeitbehafteten Automaten<br />
gelernt [15]. Solche Automaten bilden das Normalverhalten<br />
(das heißt das fehlerfreie Verhalten) <strong>der</strong> Anlage<br />
als Abfolge von Zuständen ab, wobei <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />
42<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
Zustandes e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher zeitlicher und funktionaler<br />
Zusammenhang zwischen den Signalen besteht, zum<br />
Beispiel beschreibbar durch gewöhnliche Differenzialgleichungen<br />
o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong> neuronales Netz. Bei dem<br />
Auftreten e<strong>in</strong>es Ereignisses, wie E<strong>in</strong>schalten e<strong>in</strong>er<br />
Pumpe o<strong>der</strong> Schalten e<strong>in</strong>er Lichtschranke, wechselt<br />
<strong>der</strong> Automat <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten Zeitspanne <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en neuen Zustand.<br />
Bild 8 zeigt e<strong>in</strong>en solchen gelernten Automaten für<br />
die Abfüllstation <strong>der</strong> Lemgoer Modellfabrik: Erkennbar<br />
s<strong>in</strong>d Grundzustände (Kreise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung) bei <strong>der</strong><br />
Abfüllung von Schüttgut und die Zustandsübergänge,<br />
das heißt die Transitionen. An je<strong>der</strong> Transition s<strong>in</strong>d die<br />
auslösenden Ereignisse (Prozesssignale) und die Zeitspanne<br />
seit dem letzten Ereignis annotiert. Solche<br />
Automaten haben auch den Vorteil, dass Experten sie gut<br />
verstehen und somit zu Verifikationszwecken mit dem<br />
Verhalten <strong>der</strong> Anlage vergleichen können (rote Annotationen<br />
<strong>in</strong> Bild 8).<br />
Der Diagnoseassistent kann nun <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betriebsphase<br />
(Bild 9) das von dem gelernten Automaten prognostizierte<br />
Verhalten (Schritt 3) mit dem beobachteten Verhalten<br />
<strong>der</strong> realen Anlage vergleichen und so Anomalien<br />
erkennen (Schritt 4). Diese werden dem Benutzer über<br />
geeignete Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Interaktionstechnologien<br />
mitgeteilt (Schritt 5).<br />
Die <strong>in</strong> [15, 17] entwickelten Algorithmen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Lage, das Normalverhalten hybri<strong>der</strong> Systeme korrekt zu<br />
erlernen und so falsches Zeitverhalten aufgrund von Verschleiß,<br />
suboptimaler Energieverbräuche o<strong>der</strong> unerwarteter<br />
Prozesssignale zu erkennen und dem Benutzer<br />
frühzeitig H<strong>in</strong>weise auf Probleme zu liefern.<br />
3. OPTIMIERUNGSASSISTENTEN UND<br />
DIE PROGNOSEFÄHIGKEIT<br />
E<strong>in</strong> weiteres Anwendungsfeld s<strong>in</strong>d Assistenzsysteme für<br />
die Selbstoptimierung. Sie helfen dem Benutzer dabei,<br />
die Anlagenleistung und Effizienz kont<strong>in</strong>uierlich zu analysieren,<br />
zu verbessern und e<strong>in</strong>en möglichst optimalen<br />
Betriebspunkt anzustreben (Bild 10).<br />
Hierdurch lässt sich beispielsweise <strong>der</strong> Energieverbrauch<br />
von produktionstechnischen Anlagen optimieren.<br />
Um neben <strong>der</strong> Grundfunktion auch e<strong>in</strong>e energieoptimierte<br />
Betriebsführung durchführen zu können, muss<br />
e<strong>in</strong> Rechnermodell <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> Anlage aus energie-<br />
und automatisierungstechnischer Sicht vorhanden<br />
se<strong>in</strong>. Algorithmen <strong>der</strong> Selbstoptimierung übernehmen<br />
nun auf Basis dieses Modells wie<strong>der</strong>kehrend und <strong>in</strong><br />
Echtzeit Aufgaben des Programmierers [18], <strong>in</strong>dem sie<br />
das Ablaufverhalten im Modell kont<strong>in</strong>uierlich <strong>der</strong>art<br />
anpassen, dass zum e<strong>in</strong>en die Grundfunktion gewährleistet<br />
bleibt und gleichzeitig die gesetzten Energieziele<br />
erfüllt werden können.<br />
Solche Assistenzfunktionen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Beispiel für <strong>in</strong>telligente<br />
technische Systeme mit e<strong>in</strong>er Prognosefähigkeit.<br />
Wie <strong>in</strong> Bild 11 zu sehen ist, basiert jede automatische<br />
Optimierung e<strong>in</strong>es technischen Systems auf e<strong>in</strong>er<br />
Prognosefähigkeit. Nur durch die hypothetische Analyse<br />
<strong>der</strong> Auswirkung von Än<strong>der</strong>ungen im Ablaufverhalten<br />
durch Simulation <strong>der</strong> angepassten Modelle kann mittels<br />
e<strong>in</strong>er gesteuerten Suche im Optimierungsraum e<strong>in</strong>e gute<br />
Anlagenkonfiguration ermittelt werden.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Künftige Automatisierungssysteme müssen sich selbstständig<br />
vernetzen, diagnostizieren und optimal anpassen.<br />
Hierfür existieren <strong>der</strong>zeit viele Teil-, aber noch ke<strong>in</strong>e<br />
ganzheitlichen Lösungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automation. Technische<br />
Grundlage <strong>der</strong> vorgestellten <strong>in</strong>telligenten Assistenten<br />
s<strong>in</strong>d neben e<strong>in</strong>er durchgängigen Vernetzung die explizite,<br />
rechnerverarbeitbare Modellierung des Wissens <strong>der</strong><br />
automatisierten Prozesse sowie entsprechende wissensbasierte<br />
Algorithmen zur Selbstkonfiguration, Selbstdiagnose<br />
und Selbstoptimierung.<br />
Derzeit fehlen Modellformalismen und Semantik<strong>in</strong>formationen,<br />
die dann mittelfristig (1.) die Grundlage für<br />
das masch<strong>in</strong>elle Schließen von Anlagen<strong>in</strong>formationen<br />
bilden (zum Beispiel für die Konfigurationsassistenten),<br />
die (2.) das Lernen <strong>der</strong> Modelle unterstützen (beispielsweise<br />
für die Diagnoseassistenten) und die (3.) e<strong>in</strong>e Prognose<br />
des Systemverhaltens erlauben (zum Beispiel für<br />
die Optimierungsassistenten). Langfristig ermöglichen<br />
diese Grundlagen die Entwicklung <strong>der</strong> Anomalie- und<br />
Diagnosealgorithmen, <strong>der</strong> Methoden zur Anlagensynthese<br />
und <strong>der</strong> Verfahren zur Anlagenoptimierung.<br />
Dieser Beitrag zeigt mit den <strong>in</strong>telligenten Assistenzsystemen<br />
e<strong>in</strong> Handlungsfeld auf, dessen Forschungsfragen<br />
von <strong>der</strong> automatisierungstechnischen Forschungswelt<br />
aufgegriffen werden sollten, um die zunehmende<br />
Komplexität <strong>der</strong> Automatisierungssysteme beherrschbar<br />
zu machen und damit die technologisch führende<br />
Position <strong>der</strong> deutschen Automation zu sichern und<br />
auszubauen.<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
05.05.2012<br />
DANKSAGUNG<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Das Projekt Initial wird im Rahmen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>l<strong>in</strong>ie<br />
„Hightech-NRW“ vom M<strong>in</strong>isterium für<br />
Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie<br />
des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (För<strong>der</strong>kennzeichen<br />
z0903ht015a) geför<strong>der</strong>t. Das Projekt<br />
AVA wird vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung<br />
und Forschung unter dem För<strong>der</strong>kennzeichen<br />
17N1211 geför<strong>der</strong>t.<br />
Die Bereiche Selbstkonfiguration, Selbstdiagnose<br />
und Selbstoptimierung von technischen<br />
Systemen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Schwerpunkt des BMBF-<br />
Spitzenclusters „Intelligente Technische Systeme<br />
Ostwestfalen-Lippe it’s OWL“, <strong>in</strong> dem das<br />
Fraunhofer-An wendungszentrum für Industrielle<br />
Automation (IOSB-INA) <strong>in</strong> Lemgo e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> beteiligten<br />
Forschungse<strong>in</strong>richtungen ist.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
43
HAUPTBEITRAG<br />
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[35] Isermann, R.: Model-based fault detection and<br />
diagnosis – status and applications. In: Proceed<strong>in</strong>gs 16th<br />
IFAC Symposium on Automatic Control <strong>in</strong> Aerospace,<br />
S. 71– 85. Elsevier, 2004<br />
[36] Verwer, S.; de Weerdt, M.; Witteveen, C: A likelihood-ratio<br />
test for identify<strong>in</strong>g probabilistic determ<strong>in</strong>istic real-time<br />
automata from positive data. In: J.M. Sempere und P. García<br />
(Hrsg.) Grammatical Inference: Theoretical Results and<br />
Applications, S. 203–216. Spr<strong>in</strong>ger, Berl<strong>in</strong> 2010<br />
[37] Frey, C. W.: Diagnosis and monitor<strong>in</strong>g of complex <strong>in</strong>dustrial<br />
processes based on self-organiz<strong>in</strong>g maps and watershed<br />
transformations. In: IEEE International Conference<br />
on Computational Intelligence for Measurement Systems<br />
and Applications, S. 87–92. IEEE, Istanbul 2008<br />
[38] Thollard, F.; Dupont, P.; de la Higuera, C.: Probabilistic<br />
DFA <strong>in</strong>ference us<strong>in</strong>g Kullback-Leibler divergence and<br />
m<strong>in</strong>imality. In: Proceed<strong>in</strong>gs 17th International Conf.<br />
on Mach<strong>in</strong>e Learn<strong>in</strong>g, S. 975 –982. Morgan Kaufmann,<br />
Stanford 2000<br />
[39] Buede, D.: The Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Design of Systems: Models<br />
and Methods. John Wiley & Sons, 2009<br />
[40] Mendes, J.M.; Leitao, P.; Colombo, A.W.; Service-oriented<br />
comput<strong>in</strong>g <strong>in</strong> manufactur<strong>in</strong>g automation: A SWOT analysis.<br />
In: Proceed<strong>in</strong>gs 9th IEEE International Conference<br />
on Industrial Informatics, S. 346– 351. IEEE, 2011<br />
Prof. Dr.-Ing. JÜRGEN JASPER-<br />
NEITE (geb. 1964) leitet <strong>in</strong> Personalunion<br />
das Fraunhofer IOSB-<br />
INA <strong>in</strong> Lemgo und das Institut<br />
für <strong>in</strong>dustrielle Informationstechnik<br />
(<strong>in</strong>IT) <strong>der</strong> Hochschule<br />
Ostwestfalen-Lippe. Se<strong>in</strong> <strong>der</strong>zeitiges<br />
Forschungs<strong>in</strong>teresse<br />
liegt im Bereich IKT-basierter<br />
Automatisierungstechnologien.<br />
Fraunhofer-Anwendungszentrum<br />
Industrial Automation (IOSB-INA),<br />
Langenbruch 6, D-32657 Lemgo,<br />
Tel. +49 (0) 5261 70 25 72,<br />
E-Mail: juergen.jasperneite@iosb-<strong>in</strong>a.fraunhofer.de<br />
Prof. Dr. rer. nat. OLIVER<br />
NIGGEMANN (geb. 1971) ist<br />
stellvetreten<strong>der</strong> Leiter des<br />
Fraunhofer IOSB-INA und<br />
Professor an <strong>der</strong> Hochschule<br />
Ostwestfalen-Lippe. Seit 2008<br />
ist er Vorstandsmitglied des<br />
Instituts für <strong>in</strong>dustrielle<br />
Informationstechnik (<strong>in</strong>IT).<br />
Se<strong>in</strong> <strong>der</strong>zeitiges Forschungs<strong>in</strong>teresse liegt im<br />
Bereich <strong>der</strong> <strong>in</strong>telligenten Automationssysteme.<br />
Fraunhofer-Anwendungszentrum<br />
Industrial Automation (IOSB-INA),<br />
Langenbruch 6, D-32657 Lemgo,<br />
Tel. +49 (0) 5261 702 59 90,<br />
E-Mail: oliver.niggemann@iosb-<strong>in</strong>a.fraunhofer.de<br />
Sprechstunde<br />
3. Explosionsschutz-Sprechstunde<br />
Explosionsschutz<br />
14. + 15.11.2012, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
www.explosionsschutz-sprechstunde.de<br />
Save the date!<br />
Themen<br />
Installation und Betrieb explosionsgeschützter Anlagen<br />
Typische Fehler bei unterschiedlichen Zündschutzarten<br />
Der korrekte Nachweis <strong>der</strong> Eigensicherheit<br />
Fachgerechte Reparatur und Prüfung von<br />
explosionsgeschützten Betriebsmitteln<br />
Term<strong>in</strong><br />
Mittwoch, 14.11.2012<br />
Veranstaltung (11:30 – 17:30 Uhr)<br />
„Get-Together“ mit Abendessen (ab 18:30 Uhr)<br />
Donnerstag, 15.11.2012<br />
Veranstaltung (9:00 – 15:00 Uhr)<br />
Weitere Informationen und Onl<strong>in</strong>e-Anmeldung unter www.explosionsschutz-sprechstunde.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
45
HAUPTBEITRAG<br />
Offenheitsmetrik für<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge<br />
Die Fähigkeit zur Interoperabilität bewerten<br />
Dieser Beitrag stellt e<strong>in</strong>e Methodik zur Bewertung <strong>der</strong> Offenheit von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen<br />
vor. Unter dem Begriff Offenheit werden die Möglichkeiten e<strong>in</strong>es Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />
Werkzeugs zusammengefasst, se<strong>in</strong>e Daten an<strong>der</strong>en Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen zur Verfügung<br />
zu stellen beziehungsweise – im bidirektionalen Austausch – Daten aus an<strong>der</strong>en<br />
Werkzeugen zu nutzen. Offenheit stellt e<strong>in</strong>e Voraussetzung für die Interoperabilität und<br />
damit für die Gebrauchstauglichkeit von unabhängigen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen dar.<br />
Die Autoren haben e<strong>in</strong>e Metrik entwickelt, die es ermöglicht, die Offenheit von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen<br />
systematisch zu bewerten, zu vergleichen, die Eignung für die Nutzung<br />
für eigene Aufgaben abzuschätzen und Verbesserungsmöglichkeiten bei den Werkzeugen<br />
aufzuzeigen. Sie stützt sich auf durch Anwen<strong>der</strong> wie Hersteller feststellbare<br />
Kriterien, die e<strong>in</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug erfüllen muss, um offen im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Interoperabilität<br />
zu se<strong>in</strong>.<br />
SCHLAGWÖRTER Gebrauchstauglichkeit von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen /<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Workflow / Datenaustausch / Schnittstellen<br />
Assessment of Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Tools regard<strong>in</strong>g their Interoperability<br />
by Means of an Openness Metric<br />
The authors propose a novel method for the assessment of eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g tools regard<strong>in</strong>g<br />
their openness. Openness is un<strong>der</strong>stood as the possibility of an eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g tool to provide<br />
data for other software tools and to make use of the data provided by other tools.<br />
In this sense, openness is a prerequisite for the <strong>in</strong>teroperability of <strong>in</strong>dependent eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
tools. The authors have developed a metric to systematically assess and compare the<br />
openness of eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g tools. Thus, users can estimate better whether an eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
tool is suitable for a particular need with<strong>in</strong> an eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g use case, and suppliers might<br />
f<strong>in</strong>d <strong>in</strong>terest<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>ts towards possible improvements. The openness metric is based on<br />
criteria which can easily be exam<strong>in</strong>ed by users and developers alike and which are<br />
<strong>in</strong>dispensable for an eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g tool to allow <strong>in</strong>teroperability with<strong>in</strong> a tool cha<strong>in</strong> of<br />
<strong>in</strong>dependent eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g tools.<br />
KEYWORDS usability of eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g tools / eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g workflow / data exchange /<br />
<strong>in</strong>terfaces<br />
46<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
RAINER DRATH, MIKE BARTH, ABB Forschungszentrum<br />
ALEXANDER FAY, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg<br />
Das Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g automatisierter <strong>in</strong>dustrieller<br />
Anlagen o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en automatisierungstechnischer<br />
Ausstattung steht vor allem <strong>in</strong> Deutschland<br />
unter erheblichem Kostendruck. Daher<br />
haben die Leiter von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Projekten<br />
o<strong>der</strong> -Organisationen Interesse an Möglichkeiten, das<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g effizient zu gestalten [1]. Dazu zählt, Projekte<br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> vorgegebenen beziehungsweise zugesagten<br />
Projektdauer erfolgreich abschließen zu können.<br />
In <strong>der</strong> Praxis stellt sich die Situation jedoch oft so dar,<br />
dass zum geplanten Projektabschlussterm<strong>in</strong> die Leistungen<br />
nur teilweise erbracht s<strong>in</strong>d und das Projekt signifikant<br />
später fertig gestellt wird (siehe Bild 1). Es ist zu<br />
vermuten, dass die Effizienz <strong>der</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Arbeit (im<br />
S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es erzielten Projektfortschritts pro Zeite<strong>in</strong>heit)<br />
nicht hoch genug gewesen ist (orangene L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Bild 1)<br />
und durch geeignete Maßnahmen gesteigert werden<br />
muss (grüne L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Bild 1).<br />
Um die Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Effizienz zu steigern, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den<br />
letzten Jahren zahlreiche Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Methoden und<br />
-Werkzeuge optimiert worden [2]. Dabei wurden beachtliche<br />
Fortschritte erzielt. Aufgrund des stetig steigenden<br />
Drucks durch Auftraggeber und Wettbewerber wird<br />
jedoch weiterh<strong>in</strong> häufig die <strong>in</strong> Bild 1 orange dargestellte<br />
Situation beobachtet.<br />
Das Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g automatisierter Anlagen ist durch e<strong>in</strong><br />
stark arbeitsteiliges Vorgehen gekennzeichnet, bei dem<br />
Experten verschiedener Fachdiszipl<strong>in</strong>en (Gewerke) Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Leistungen<br />
erbr<strong>in</strong>gen [3]. Dabei bauen sie jeweils<br />
auf den Ergebnissen vorangegangener Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />
Phasen und an<strong>der</strong>er Gewerke auf. Dazu müssen jedoch<br />
<strong>der</strong>en Ergebnisse zunächst beschafft, analysiert, verstanden<br />
und gegebenenfalls <strong>in</strong> eigene Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Software-<br />
Werkzeuge übertragen werden, bevor mit <strong>der</strong> eigenen<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Aufgabe begonnen werden kann [4]. Bei den<br />
Übergaben entsteht e<strong>in</strong> Zeitverlust, <strong>der</strong> sich auch bei<br />
effizienter Durchführung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />
Aufgaben aufsummiert und <strong>in</strong>sgesamt zu signifikanten<br />
Verzögerungen führt (siehe orange L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Bild 2).<br />
Üblicherweise können an den Schnittstellen zwischen<br />
Phasen und Gewerken nicht alle Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Ergebnisse<br />
verlustfrei übergeben werden. Das hängt unter an<strong>der</strong>em<br />
mit Verständnisschwierigkeiten bei <strong>der</strong> Interpretation<br />
<strong>der</strong> Ergebnisse an<strong>der</strong>er und unzulänglichen Möglichkeiten<br />
zusammen, die Ergebnisse <strong>in</strong> eigene Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />
Werkzeuge zu überführen beziehungsweise <strong>in</strong> diesen<br />
abzubilden. Der Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Fortschritt ist also durch<br />
zeitweilige Rückschritte an den Übergabepunkten zwischen<br />
den Phasen und Gewerken gekennzeichnet (rote<br />
L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Bild 2). Um die Effizienz des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs zu<br />
steigern, ist es erfor<strong>der</strong>lich, die Schnittstellen zwischen<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen zu verbessern, um so Zeitverluste<br />
und Informationsverluste zu vermeiden.<br />
Bezüglich <strong>der</strong> zwischen den Werkzeugen auszutauschenden<br />
Inhalte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit e<strong>in</strong>e Reihe<br />
von Standards (zum Beispiel ISO 15926 [5], STEP [6]),<br />
Empfehlungen (wie NE 100 [7], PlantXML [8]) und Beispielimplementierungen<br />
(wie OntoCAPE [9], Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Service-Bus<br />
[10]) erarbeitet worden. Während sich<br />
die vorgenannten Ansätze mit <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>es<br />
allgeme<strong>in</strong>gültigen Datenmodells o<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Implementierung<br />
von Datenaustauschszenarien befassen, liegt <strong>der</strong><br />
Schwerpunkt dieses Beitrages auf <strong>der</strong> grundsätzlichen<br />
Eignung von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen zum Datenaustausch,<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er heterogenen Werkzeuglandschaft.<br />
Das Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g <strong>in</strong>dustrieller Anlagen erfor<strong>der</strong>t den<br />
E<strong>in</strong>satz von Planungswerkzeugen von zum Teil unterschiedlichen<br />
Herstellern, die nicht für e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit<br />
vorbereitet s<strong>in</strong>d. Dies ist vor allem dar<strong>in</strong> begründet,<br />
dass für die e<strong>in</strong>zelnen Schritte des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs<br />
Speziallösungen mit für ihren Bereich möglichst optimalen<br />
Ergebnissen im Fokus <strong>der</strong> Software-Entwickler<br />
und -Anwen<strong>der</strong> stehen.<br />
Für die Zusammenarbeit zwischen diesen heterogenen<br />
Werkzeugen ist die Fähigkeit zur Interoperabilität, das<br />
heißt <strong>der</strong>en Fähigkeit zur Zusammenarbeit über Werkzeuggrenzen<br />
und Planungsphasen h<strong>in</strong>weg, entscheidend.<br />
„Interoperabilität zwischen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen<br />
verfolgt das Ziel, Konsistenz zwischen den Daten<br />
e<strong>in</strong>er Werkzeugkette computergestützt, systematisch und<br />
wie<strong>der</strong>holt herstellen zu können.“ [11].<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
47
HAUPTBEITRAG<br />
Aus Sicht des Anwen<strong>der</strong>s, das ist im Fall <strong>der</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge<br />
e<strong>in</strong> Planer e<strong>in</strong>er Anlage o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es<br />
Teil(gewerk)s e<strong>in</strong>er Anlage, ist die Fähigkeit zur Interoperabilität<br />
e<strong>in</strong> wesentlicher Aspekt <strong>der</strong> Gebrauchstauglichkeit<br />
(usability) e<strong>in</strong>es Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugs. Die<br />
ISO 9241 def<strong>in</strong>iert <strong>in</strong> Teil 11: „Usability: Extent to which<br />
a product can be used by specified users to achieve specified<br />
goals with effectiveness, efficiency and satisfaction“<br />
[12]. Wenn e<strong>in</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug es dem Anwen<strong>der</strong><br />
nicht ermöglicht, Daten mit an<strong>der</strong>en Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen<br />
im Planungsablauf verlustfrei, schnell<br />
und e<strong>in</strong>fach auszutauschen, wird die Gebrauchstauglichkeit<br />
signifikant bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />
1. ZIEL: INTEROPERABILITÄT VON WERKZEUGEN<br />
Als Voraussetzung für Interoperabilität gelten die<br />
durch den GMA-Fachausschuss 6.12 (heute: „Durchgängiges<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g von Leitsystemen“) h<strong>in</strong>sichtlich<br />
des Informationsaustausches def<strong>in</strong>ierten Attribute<br />
durchgängig, vernetzt und offen. „Die Vernetzung <strong>der</strong><br />
Werkzeuge über offene Schnittstellen offeriert die<br />
Möglichkeit e<strong>in</strong>es durch gängigen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs entlang<br />
des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Workflows, gewerke- und unternehmensübergreifend“<br />
[13].<br />
Interoperabilität lässt sich technisch am e<strong>in</strong>fachsten<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten Werkzeuglandschaft umsetzen.<br />
Diese (auch als Tool-Suite bezeichnet) besteht aus<br />
aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zugeschnittenen und somit vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
abhängigen Werkzeugen aus <strong>der</strong> Hand e<strong>in</strong>es Herstellers,<br />
bei denen <strong>der</strong> Hersteller dafür Sorge getragen hat, dass<br />
<strong>der</strong> Datenaustausch system<strong>in</strong>tern bewerkstelligt wird.<br />
Dabei wird durch syntaktische und semantische Konsistenz<br />
[14] sichergestellt, dass ke<strong>in</strong>e Informationen verloren<br />
gehen. Trotz dieser zunächst verlockenden Perspektive<br />
fehlt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis oft die Bereitschaft, diesen<br />
Weg zu verfolgen: sei es,<br />
weil vorhandene E<strong>in</strong>zelwerkzeuge aufgrund von<br />
damit gemachten Erfahrungen und dar<strong>in</strong> gespeichertem<br />
Wissen weiter verwendet werden sollen,<br />
weil bestimmte E<strong>in</strong>zelwerkzeuge h<strong>in</strong>sichtlich<br />
bestimmter Funktionen und Fähigkeiten als vorteilhaft<br />
angesehen werden,<br />
weil bestimmte Projektpartner auf <strong>der</strong> Nutzung<br />
bestimmter Werkzeuge bestehen, o<strong>der</strong> auch<br />
aufgrund <strong>der</strong> Befürchtung, sich <strong>in</strong> zu große Abhängigkeit<br />
von e<strong>in</strong>em Hersteller zu begeben.<br />
Daher s<strong>in</strong>d Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Projekte typischerweise durch<br />
die Nutzung unabhängiger, nicht aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmter<br />
Werkzeuge mit jeweils eigener Datenbasis gekennzeichnet<br />
[15]. Um dennoch Informationen möglichst<br />
verlustfrei zwischen Gewerken und beteiligten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Organisationen<br />
austauschen zu können, weisen die<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge Schnittstellen auf, mit denen<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Daten importiert o<strong>der</strong> exportiert werden<br />
können. Diese Schnittstellen erfor<strong>der</strong>n es, e<strong>in</strong>e bestimmte<br />
Syntax e<strong>in</strong>zuhalten, <strong>der</strong> Import ist aber im Allgeme<strong>in</strong>en<br />
unabhängig von <strong>der</strong> Semantik <strong>der</strong> importierten Daten.<br />
Die semantische Konsistenz ist dann vom Anwen<strong>der</strong><br />
sicherzustellen. Dies kann durch die werkzeugneutrale<br />
Erstellung von Meta-Modellen erreicht werden; dies ist<br />
die Hauptmotivation für die Entwicklung von AutomationML,<br />
CAEX o<strong>der</strong> PLCopen XML.<br />
E<strong>in</strong>e ähnliche Aufgabe stellt sich, wenn im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>es Produktentwicklungsprojekts die aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgenden<br />
Herstellungsschritte (zum Beispiel, spanende<br />
Bearbeitung, Härten) mit dafür jeweils optimierten<br />
Werkzeugen simuliert werden sollen: Auch dabei müssen<br />
die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Werkzeug generierten Simulationsergebnisse<br />
syntaktisch und semantisch korrekt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es<br />
Werkzeug (o<strong>der</strong> mehrere) übertragen werden. Die<br />
Problematik <strong>der</strong> Interoperabilität von solchen Simulationswerkzeugen<br />
und e<strong>in</strong> Ansatz zur Integration von<br />
Werkzeugen werden <strong>in</strong> [16] dargestellt.<br />
Unabhängig vom verwendeten Datenaustauschformat<br />
muss sichergestellt werden, dass sich die Werkzeuge<br />
überhaupt zum iterativen Datenaustausch eignen.<br />
Diese Offenheit von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen ist dabei<br />
wesentlich durch die Ausprägung ihrer Daten-Schnittstellen-Funktionalitäten<br />
charakterisiert. E<strong>in</strong>fache Exund<br />
Import funktionalitäten werden zwar angeboten,<br />
jedoch stoßen die Anwen<strong>der</strong> bei mehreren Iterationsschritten,<br />
wie sie im Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g notwendig und<br />
üblich s<strong>in</strong>d, schnell an die Grenzen. Dies beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />
die Interoperabilität.<br />
Um fundiert e<strong>in</strong>e Auswahlentscheidung für e<strong>in</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>es heterogenen Werkzeugverbunds<br />
treffen zu können, ist e<strong>in</strong>e objektive Bewertung<br />
<strong>der</strong> Offenheit von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen<br />
hilfreich. Hierzu haben die Autoren e<strong>in</strong>e Offenheitsmetrik<br />
entwickelt, die es erstmals ermöglicht, die Interoperabilität<br />
von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen systematisch und<br />
objektiv zu bewerten, zu vergleichen und Verbesserungen<br />
anzuregen. Die Offenheitsmetrik detailliert die <strong>in</strong><br />
[11] skizzierte „Bewertung <strong>der</strong> Offenheit von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen“<br />
und ist damit e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong> [17] beschriebenen Zielzustände h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />
Durchgängigkeit e<strong>in</strong>er Werkzeugkette:<br />
Zielzustand A: Planungsdaten e<strong>in</strong>er Anlage beziehungsweise<br />
Aspekte davon liegen im Rechner vor,<br />
s<strong>in</strong>d jedoch nicht rechnergestützt auswertbar.<br />
Zielzustand B: Die Planungsdaten e<strong>in</strong>er Anlage liegen<br />
als rechnergestützt auswertbare Daten vor. Die<br />
jeweiligen Formate s<strong>in</strong>d von Projekt zu Projekt gleich.<br />
Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> XML-Dateien o<strong>der</strong> Excel-<br />
Tabellen überführbare Messstellen- o<strong>der</strong> Gerätelisten<br />
mit stets gleichem Aufbau. Die zugrundeliegenden<br />
Datenmodelle s<strong>in</strong>d Teil <strong>der</strong> Excel-Tabellen o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
XML-Schemendef<strong>in</strong>ition.<br />
Zielzustand C: Die Planungsdaten e<strong>in</strong>er Anlage können<br />
direkt zwischen den Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen<br />
ausgetauscht werden. Der Fortschritt gegenüber Zielzustand<br />
B ist, dass die e<strong>in</strong>gesetzten Werkzeuge auch<br />
e<strong>in</strong>en Daten-Import leisten können. Damit ist e<strong>in</strong><br />
durchgängiger, verlustfreier und effizienter Datenaustausch<br />
möglich. Der Austausch wird dabei manuell<br />
angestoßen. Der Ingenieur wird bei <strong>der</strong> Konsistenzsicherung<br />
und Datenzuweisung unterstützt.<br />
48<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
Über diese Anfor<strong>der</strong>ungen h<strong>in</strong>ausgehende Aspekte für<br />
e<strong>in</strong>en dateibasierten Datenaustausch s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [18] beschrieben<br />
worden.<br />
2. DATENAUSTAUSCH-BEDARFE IM ENGINEERING<br />
Wie zuvor dargelegt, müssen Daten <strong>in</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Projekten<br />
e<strong>in</strong>erseits zwischen aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgenden Projektphasen<br />
übergeben werden, weil dabei <strong>der</strong> Abstraktionsgrad,<br />
damit meist die bearbeitende Instanz und damit<br />
häufig das e<strong>in</strong>gesetzte Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug wechselt,<br />
an<strong>der</strong>erseits zwischen verschiedenen Gewerken, die<br />
nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> o<strong>der</strong> auch parallel (simultaneous eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g)<br />
an verschiedenen Aspekten des Projekts mit verschiedenen<br />
Werkzeugen arbeiten. In jedem Fall werden<br />
grundsätzliche Anfor<strong>der</strong>ungen an den Datenaustausch<br />
zwischen Werkzeugen gestellt, die <strong>in</strong> Abschnitt 3 detailliert<br />
betrachtet werden. Zuvor soll <strong>der</strong> <strong>in</strong> Bild 3 dargestellte<br />
Ausschnitt e<strong>in</strong>er automatisierten Produktionsl<strong>in</strong>ie<br />
als Beispiel für den Informationsaustausch zwischen<br />
Werkzeugen benachbarter Gewerke erläutert werden.<br />
Bestandteile <strong>der</strong> Automatisierungse<strong>in</strong>richtung dieser<br />
Produktionsl<strong>in</strong>ie s<strong>in</strong>d unter an<strong>der</strong>em<br />
e<strong>in</strong>e Zellen-SPS zur Steuerung des Materialtransports<br />
und e<strong>in</strong>iger Handhabungsaufgaben,<br />
e<strong>in</strong>e Roboter-Steuerung für den Handhabungsroboter,<br />
Antriebsmodule für die elektrischen Antriebe <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>technik,<br />
e<strong>in</strong>e Safety-SPS für E<strong>in</strong>richtungen, die <strong>der</strong> funktionalen<br />
Sicherheit dienen, wie zum Beispiel Schutztüren,<br />
e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ien-SPS für Koord<strong>in</strong>ationsaufgaben (Kopfsteuerung),<br />
e<strong>in</strong> Bedienpult.<br />
BILD 1: Steigerung <strong>der</strong> Effizienz <strong>der</strong> Durchführung von<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Aufgaben<br />
BILD 2: Verzögerungen (orange) und Rückschritte (rot)<br />
bei <strong>der</strong> Übergabe von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Ergebnissen<br />
Diese sechs Automatisierungsgeräte werden typischerweise<br />
jeweils mithilfe getrennter Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge<br />
konfiguriert. Die Datenbestände dieser Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />
Werkzeuge überlappen sich teilweise, da die Automatisierungsgeräte<br />
mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> über (digitale) Kommunikationsmittel<br />
verbunden s<strong>in</strong>d. Hierzu zählen:<br />
die Konfiguration <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Hardware (zum<br />
Beispiel Feldbus-Geräte und <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>stellungen)<br />
sowie<br />
die Def<strong>in</strong>ition von Signalen.<br />
Die Schnittmengen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Beispiel sehr kle<strong>in</strong>,<br />
bei größeren Anlagenprojekten können sie jedoch großen<br />
Umfang annehmen, sodass e<strong>in</strong>e werkzeugunterstützte<br />
Handhabung dieser Daten zur Aufwandsreduzierung<br />
und Fehlervermeidung erstrebenswert ist.<br />
E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Ablauf könnte so aussehen,<br />
dass bei <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> HW-Konfiguration <strong>der</strong><br />
L<strong>in</strong>ien-SPS zunächst alle Kommunikationssignale<br />
angelegt und im Anschluss über e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Schnittstelle exportiert werden. Die Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Automatisierungsgeräte übernehmen<br />
daran anschließend die für sie jeweils relevanten<br />
Daten per Import.<br />
BILD 3: Typische Produktionsl<strong>in</strong>ie (exemplarischer<br />
Betrachtungsbereich)<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
49
HAUPTBEITRAG<br />
E<strong>in</strong> komplexerer Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Ablauf könnte be<strong>in</strong>halten,<br />
dass Planer <strong>in</strong> den Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen <strong>der</strong> Peripheriegeräte<br />
zusätzliche Signale anlegen, die zwischen diesem<br />
Gerät und <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ien-SPS ausgetauscht werden sollen. Diese<br />
Signale müssen aus den Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen exportiert<br />
und wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> das Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ien-<br />
SPS importiert werden. Dieser Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Ablauf könnte<br />
sich auch mehrfach wie<strong>der</strong>holen. Bei diesem Ablauf müssen<br />
die beteiligten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeuge jeweils über<br />
Im- und Exportfunktionen verfügen und auch über Mechanismen<br />
zur Erhaltung <strong>der</strong> Konsistenz ihrer Datenbasis beim<br />
mehrfachen Import. Ähnliche Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Aufgaben stellen<br />
sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess- und Gebäudeautomatisierung.<br />
Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> ISO 9241-11 vorgenommene Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong><br />
Gebrauchstauglichkeit weist darauf h<strong>in</strong>, dass die Gebrauchstauglichkeit<br />
ke<strong>in</strong>e absolute Eigenschaft e<strong>in</strong>es<br />
Software-Werkzeugs ist: „The usability of products can<br />
be improved by <strong>in</strong>corporat<strong>in</strong>g features and attributes<br />
known to benefit the users <strong>in</strong> a particular context of use.<br />
[…] A product can have significantly different levels of<br />
usability when used <strong>in</strong> different contexts.“ (aus [12], Hervorhebung<br />
durch die Autoren). E<strong>in</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug<br />
mit e<strong>in</strong>er sehr guten Export-Schnittstelle, aber ohne<br />
Import-Möglichkeit kann beispielsweise im zuvor skizzierten<br />
e<strong>in</strong>fachen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Ablauf als HW-Konfigurationswerkzeug<br />
aus Benutzersicht hervorragend geeignet<br />
se<strong>in</strong>, ist aber wenig tauglich für die Nutzung im dargestellten<br />
komplexeren Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Ablauf. Diese und<br />
weitere Aspekte <strong>der</strong> Offenheit <strong>der</strong> Werkzeug-Schnittstellen<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Offenheitsmetrik berücksichtigt.<br />
3. METRIK ZUR BEWERTUNG DER OFFENHEIT<br />
3.1 Übersicht<br />
Bild 4 zeigt das Ergebnis dieser Forschungsarbeit – e<strong>in</strong>e<br />
tabellarische Offenheitsmetrik. Die Bewertung <strong>der</strong> Offenheit<br />
e<strong>in</strong>es Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugs basiert auf e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Metrik <strong>in</strong>tegrierten Zahlensystem. Die Metrik ist hierzu <strong>in</strong><br />
drei unabhängige Kategorien unterteilt: Export, Import<br />
und Dokumentation. Diese Glie<strong>der</strong>ung erlaubt e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>satzfallspezifische<br />
Bewertung <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Bewertungsskala<br />
von 0 Prozent (ger<strong>in</strong>ge Offenheit) bis 100 Prozent<br />
(vollständige Offenheit) für jede <strong>der</strong> genannten Hauptkategorien.<br />
Die Gesamtbewertung für e<strong>in</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug<br />
besteht somit aus drei unabhängigen Teilergebnissen<br />
und gilt nur für den jeweils betrachteten Anwendungsfall.<br />
Jede <strong>der</strong> drei Hauptkategorien enthält mehrere E<strong>in</strong>zelkriterien.<br />
Um e<strong>in</strong>e größtmögliche Objektivität wahren<br />
zu können, basiert die Bewertung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelkriterien auf<br />
wahr/falsch- beziehungsweise ja/ne<strong>in</strong>-Aussagen; lediglich<br />
die Bewertung <strong>der</strong> fallspezifischen Vollständigkeit<br />
wird <strong>in</strong> Prozent angegeben.<br />
3.2 Offenheit bezüglich des Exports<br />
Die Beurteilung <strong>der</strong> Offenheit e<strong>in</strong>es Werkzeugs bezüglich<br />
des Exports erfor<strong>der</strong>t die Untersuchung folgen<strong>der</strong> Teilkriterien:<br />
Exportformat: Hierbei wird bewertet, ob die Exportfunktionalität<br />
e<strong>in</strong>es Werkzeugs<br />
a) dateibasiert unter Verwendung e<strong>in</strong>es standardisierten<br />
Datenformates erfolgt (zum Beispiel PLCopen<br />
XML, AutomationML),<br />
b) dateibasiert unter Verwendung e<strong>in</strong>es zugänglichen<br />
proprietären Datenformats erfolgt (beispielsweise<br />
Excel-Liste, proprietäre XML-Datei),<br />
c) softwarebasiert über e<strong>in</strong>e Soft-API realisiert wird.<br />
E<strong>in</strong> eventuell möglicher softwarebasierter Direktzugriff<br />
auf die Datenbank des Werkzeugs wird von den Autoren<br />
nicht als Offenheit bewertet. Die E<strong>in</strong>zelbewertungen<br />
werden zu e<strong>in</strong>em Blockergebnis <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Ampel<br />
zusammengeführt, wobei e<strong>in</strong>e positive Bewertung von<br />
a) und c) „grün“ ergibt, b) h<strong>in</strong>gegen „gelb“. „Grün“ wird<br />
durch den Wert „1“ abgebildet, „rot“ durch den Wert „0“<br />
und „gelb“ durch den Wert „0,5“. Falls ke<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Kriterien<br />
(a – c) zutrifft (=„0“), ergibt sich das Blockergebnis<br />
zu „rot“. Es handelt sich hierbei nicht um e<strong>in</strong>e exklusivo<strong>der</strong>-Entscheidung,<br />
da e<strong>in</strong> Werkzeug pr<strong>in</strong>zipiell alle drei<br />
Möglichkeiten bereitstellen kann.<br />
Identifikator: Hierbei wird bewertet,<br />
a) ob die Datenobjekte mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>deutigen Identifikator<br />
(ID) versehen s<strong>in</strong>d,<br />
b) ob die <strong>in</strong> (a) verlangte ID stabil ist.<br />
Viele Werkzeuge verwenden den Objektnamen als ID-<br />
Namen, s<strong>in</strong>d jedoch sehr e<strong>in</strong>fach durch den Benutzer verän<strong>der</strong>bar.<br />
Ohne e<strong>in</strong>en stabilen Identifikator ist jedoch ke<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>deutige Zuordnung <strong>der</strong> Objekte zwischen den Werkzeugen<br />
möglich. Wird a) mit wahr bewertet, ergibt sich als<br />
Blockergebnis „gelb“, werden sowohl a) als auch b) mit wahr<br />
bewertet, ergibt sich „grün“; an<strong>der</strong>enfalls ergibt sich „rot“.<br />
Formale Kriterien: Hierbei wird bewertet, ob<br />
a) <strong>der</strong> Export die Ermittlung des Exportdatums ermöglicht,<br />
b) die Daten auf Verfälschung geprüft werden können,<br />
beispielsweise über e<strong>in</strong>e Prüfsumme.<br />
Da beide Kriterien vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unabhängig s<strong>in</strong>d, resultieren<br />
diese <strong>in</strong> zwei unabhängigen Blockergebnissen<br />
(wie<strong>der</strong>um mit den Bewertungen „grün“ o<strong>der</strong> „rot“).<br />
Objektbibliothek: Hierbei wird bewertet, ob<br />
a) jedes exportierte Datenobjekt Auskunft über se<strong>in</strong>e<br />
zugrundeliegenden Typen beziehungsweise Klassen<br />
geben kann,<br />
b) die zugehörigen Klassen <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Klassenbibliothek<br />
exportierbar s<strong>in</strong>d.<br />
Ohne e<strong>in</strong>e Typauskunft s<strong>in</strong>d Massendaten nicht effizient<br />
zu handhaben. Wird a) mit wahr bewertet, ergibt sich als<br />
Blockergebnis <strong>der</strong> Wert „gelb“, werden a) und b) mit wahr<br />
bewertet, ergibt sich <strong>der</strong> Wert „grün“; an<strong>der</strong>enfalls „rot“.<br />
50<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
BILD 4: Offenheitsmetrik<br />
1.) Export Format<br />
Exportformat Identifizierung Formales Objektbibliothek Vollständigkeit<br />
a) Export of<br />
Open format<br />
(PLCOpen,<br />
Automation<br />
ML, …)<br />
b) Export of<br />
Proprietary<br />
data format<br />
(XML-<br />
Proprietary-<br />
Scheme,<br />
b<strong>in</strong>ary code,<br />
…)<br />
b) API for<br />
remote tool<br />
control<br />
0,5 0,5 1 1 0,5 100 %<br />
78 %<br />
BILD 6: Beispielhafte Bewertung des fiktiven Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugs<br />
0 1 0<br />
true/false true/false true/false<br />
0,5<br />
BILD 5: Bewertung des<br />
Exportformats<br />
Import Format<br />
Daten: än<strong>der</strong>n,<br />
löschen, h<strong>in</strong>zufügen<br />
Import Bewertung<br />
Datenmanipulation<br />
Rückmeldung zu<br />
Import<br />
Vollständigkeit<br />
0,5 1 0,5 100<br />
85 %<br />
BILD 7: Bewertung des Imports des fiktiven Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugs<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
51
HAUPTBEITRAG<br />
Vollständigkeit: Als letzte Gruppe für die Bewertung des<br />
Exports wird die Vollständigkeit herangezogen. Im Gegensatz<br />
zu den vorangehend erläuterten Kriterien wird<br />
die Vollständigkeit nicht b<strong>in</strong>är (wahr/falsch) bewertet,<br />
son<strong>der</strong>n – abhängig vom jeweiligen Benutzer und E<strong>in</strong>satzfall<br />
– mit e<strong>in</strong>er Skala von 0–100 Prozent.<br />
Die Gesamtbewertung <strong>der</strong> Offenheit <strong>in</strong> Bezug auf den<br />
Export basiert auf <strong>der</strong> Zusammenführung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelbewertungen.<br />
Hierbei wird e<strong>in</strong>e Gewichtung vorgenommen.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel für diese Gewichtung ist die Priorisierung<br />
<strong>der</strong> Gruppen Exportformat, Identifizierung und Objektbibliothek.<br />
Wird e<strong>in</strong>e dieser Gruppen mit „0“ bewertet,<br />
zum Beispiel weil ke<strong>in</strong> Export möglich ist, ke<strong>in</strong>e Identifizierung<br />
<strong>der</strong> Objekte möglich ist o<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e Typreferenzen<br />
zur Verfügung stehen, so wird das Gesamt ergebnis<br />
für den Export mit „0“ bewertet. S<strong>in</strong>d alle drei Kriterien<br />
m<strong>in</strong>destens „gelb“ (0,5), trägt dies mit 50 Prozentpunkten<br />
zur Gesamtbewertung bei. Weitere 40 Prozentpunkte werden<br />
auf das Blockergebnis „Identifikator“ vergeben, die<br />
übrigen Kriterien werden auf die restlichen 10 Prozentpunkte<br />
gleichverteilt. Das Kriterium Vollständigkeit geht<br />
l<strong>in</strong>ear <strong>in</strong> die Gesamtberechnung e<strong>in</strong>. Die Gesamtbewertung<br />
ergibt e<strong>in</strong>e Zahl zwischen 0 % und 100 %, die im<br />
S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Ampel weiter vere<strong>in</strong>facht wird: Werte über<br />
80 % werden mit „grün“, Werte zwischen 50 % und 80 %<br />
mit „gelb“, Werte darunter mit „rot“ bewertet.<br />
3.3 Offenheit bezüglich des Imports<br />
Importformat: Die Kriterien für diese Bewertungsgruppe<br />
entsprechen exakt denjenigen des Exports – auf e<strong>in</strong>e geson<strong>der</strong>te<br />
Erläuterung wird dah<strong>in</strong>gehend verzichtet.<br />
Manipulation: Hierbei wird bewertet, ob das zu untersuchende<br />
Werkzeug<br />
a) ermöglicht, Datenobjekte im Rahmen e<strong>in</strong>es Imports<br />
zu manipulieren (zu erzeugen, zu än<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> zu<br />
löschen),<br />
b) e<strong>in</strong>e Rückmeldung über den Erfolg <strong>der</strong> Importaktionen<br />
(Objekte erzeugen, än<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> löschen) gibt.<br />
Da beide Kriterien unterschiedlich gewichtet werden,<br />
s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Auswertung mit eigenständigen Blockergebnissen<br />
versehen. Werden a) beziehungsweise b) mit<br />
wahr bewertet, ergibt sich jeweils <strong>der</strong> Wert „grün“. Ist a)<br />
mit falsch bewertet, ergibt sich <strong>der</strong> Wert „rot“, b) führt<br />
h<strong>in</strong>gegen zu „gelb“.<br />
Vollständigkeit: Mit diesem Kriterium wird die Vollständigkeit<br />
<strong>der</strong> importierten Daten im jeweils betrachteten<br />
Anwendungsfall bewertet. Wie bereits bei <strong>der</strong> Bewertung<br />
<strong>der</strong> Exportvollständigkeit wird hierbei mit e<strong>in</strong>er Skala<br />
von 0–100 Prozent bewertet.<br />
Die Gesamtbewertung des Imports erfolgt ebenfalls<br />
gewichtet. Die Kriterienblöcke Importformat und Manipulation<br />
(Teil a) s<strong>in</strong>d Muss-Kriterien: wird e<strong>in</strong> Kriterium<br />
nicht erfüllt, ergibt die Gesamtbewertung des Imports<br />
„0“ Punkte. S<strong>in</strong>d beide Kriterien nicht „rot“, trägt dies<br />
mit 70 Prozentpunkten zur Gesamtbewertung bei. Die<br />
übrigen Kriterien werden auf die restlichen 30 Prozentpunkte<br />
verteilt, wobei die Vollständigkeit l<strong>in</strong>ear <strong>in</strong> das<br />
Gesamtergebnis e<strong>in</strong>geht.<br />
3.4 Offenheit bezüglich <strong>der</strong> Dokumentation<br />
Dokumentation: dieses Kriterium bewertet, ob<br />
a) alle zum Export <strong>der</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Daten benötigten<br />
Aktionen dokumentiert s<strong>in</strong>d,<br />
b) ob das Export/Import-Format dokumentiert ist,<br />
c) ob alle für den Import relevanten Benutzeraktionen<br />
beschrieben s<strong>in</strong>d.<br />
Alle drei Kriterien s<strong>in</strong>d unabhängig und führen zu eigenständigen<br />
Blockergebnissen (wie<strong>der</strong>um mit den Bewertungen<br />
„grün“ o<strong>der</strong> „rot“).<br />
3.5 Zusammenfassende Bewertung <strong>der</strong> Offenheit<br />
Die Gesamtbewertung <strong>der</strong> Dokumentation erfolgt ausgeglichen.<br />
Alle Kriterienblöcke gehen zu je e<strong>in</strong>em Drittel <strong>in</strong><br />
die Gesamtbewertung e<strong>in</strong>. Die Offenheitsmetrik ermöglicht<br />
(entsprechend den <strong>in</strong> [12], Kapitel 4 aufgeführten<br />
Nutzungsmöglichkeiten zur Bewertung <strong>der</strong> Gebrauchstauglichkeit)<br />
e<strong>in</strong>e Bewertung aus Anwen<strong>der</strong>sicht, welches<br />
von mehreren aufgrund ihrer Funktionalität grundsätzlich<br />
<strong>in</strong>frage kommenden Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen den Anwen<strong>der</strong><br />
am besten h<strong>in</strong>sichtlich Effektivität, Effizienz und Zufriedenheit<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Szenario<br />
unterstützt. Sie ermöglicht darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e Bewertung<br />
aus Herstellersicht, ob e<strong>in</strong> neu konzipiertes o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>tes<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug den im Lastenheft spezifizierten<br />
Grad an Gebrauchstauglichkeit erreicht.<br />
4. BEWERTUNGSBEISPIEL UND EMPFEHLUNGEN<br />
4.1 E<strong>in</strong> repräsentatives Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug<br />
Für die beispielhafte Erläuterung <strong>der</strong> Metrik wird e<strong>in</strong><br />
fiktives, aber typisches Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug herangezogen.<br />
Es bietet die Möglichkeit, die Hardware-Struktur<br />
e<strong>in</strong>es Automatisierungssystems (zum Beispiel e<strong>in</strong>e Master-SPS,<br />
die über e<strong>in</strong> Profibus-Netzwerk mit mehreren<br />
Remote-IO-Modulen kommuniziert) zu konfigurieren.<br />
Des Weiteren lassen sich die im Steuerungscode verwendeten<br />
Variablen den Aus- und E<strong>in</strong>gabebaugruppen zuordnen.<br />
Im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Offenheit e<strong>in</strong>es Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugs<br />
ist nun zu prüfen, wie und <strong>in</strong> welcher Form beziehungsweise<br />
Vollständigkeit die projektierten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Aspekte<br />
exportiert werden können o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong>en<br />
Import geän<strong>der</strong>t werden können.<br />
4.2 Bewertung des Hauptkriteriums ‚Exportformat‘<br />
Das betrachtete Werkzeug besitzt die Möglichkeit, se<strong>in</strong>e<br />
Daten <strong>in</strong> e<strong>in</strong> proprietäres Datenformat zu exportieren.<br />
52<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
Der Datenzugriff über e<strong>in</strong>e offene Programmierschnittstelle<br />
(API) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Export <strong>in</strong> e<strong>in</strong> standardisiertes Datenformat<br />
s<strong>in</strong>d nicht möglich. Die entsprechende Bewertung<br />
ist <strong>in</strong> Bild 5 dargestellt und ergibt gemäß Abschnitt<br />
3.2 e<strong>in</strong> Resultat von 0,5 (= „gelb“).<br />
4.3 Bewertung <strong>der</strong> Kriterien ‚Identifikator‘, ‚Formale<br />
Kriterien‘ und ‚Objektbibliothek‘<br />
Im nächsten Schritt wird <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> e<strong>in</strong>deutigen und<br />
stabilen Identifizierung e<strong>in</strong>es Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Objektes (zum<br />
Beispiel e<strong>in</strong>es Signals o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er IO-Karte) bewertet.<br />
Das betrachtete fiktive (jedoch repräsentative) Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug<br />
hat zwar e<strong>in</strong>e Identifizierung für jedes<br />
Objekt (= „1“), jedoch ist diese, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong><br />
untersuchten Werkzeuge, <strong>der</strong> vergebene Objektname<br />
(zum Beispiel Variablenname). Da sich <strong>der</strong> Name – wenngleich<br />
auch nur marg<strong>in</strong>al, beispielsweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schreibweise<br />
– än<strong>der</strong>n kann, bedeutet dieser ke<strong>in</strong>e stabile ID (= 0),<br />
sodass diese Gruppe gemäß Abschnitt 3.2 mit <strong>in</strong>sge samt<br />
0,5 (= „gelb“) bewertet wird. Die Metrik bewertet e<strong>in</strong>e<br />
fehlende ID <strong>in</strong> gleicher Weise wie e<strong>in</strong>e fehlende Exportmöglichkeit<br />
mit e<strong>in</strong>er Gesamtabwertung des Exports.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Gruppe für die Bewertung <strong>der</strong> Exportoffenheit<br />
besteht aus den formalen Aspekten des Zeitstempels<br />
sowie <strong>der</strong> Möglichkeit e<strong>in</strong>er Prüfung (zum Beispiel<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>er Prüfsumme). Im fiktiven Beispiel be<strong>in</strong>haltet<br />
<strong>der</strong> Export sowohl e<strong>in</strong>en automatisch vergebenen<br />
Zeitstempel (= „1“) als auch e<strong>in</strong>e automatische Prüfung<br />
e<strong>in</strong>es korrekten Exportvorganges (= „1“).<br />
Die <strong>in</strong> nahezu jedem mo<strong>der</strong>nen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug<br />
<strong>in</strong>tegrierte Nutzung von Objektbibliotheken (beispielsweise<br />
werden Feldgeräte mit GSD-Dateien <strong>in</strong> Bibliotheken<br />
geladen) bewirkt den aus <strong>der</strong> Objektorientierung<br />
bekannten Aufbau e<strong>in</strong>er projektspezifischen Instanzstruktur<br />
(vergleiche Master-SPS mit zugeordneten Remote-IO-Baugruppen).<br />
Jedes Objekt dieser Struktur hat<br />
e<strong>in</strong>e Referenz zum Bibliotheksobjekt, aus dem es <strong>in</strong>stanziiert<br />
wurde, sodass e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Zuordnung zum<br />
jeweiligen Objekttyp (wie SPS, Remote-IO-Baugruppe,<br />
Sicherheitssteuerung, Motore<strong>in</strong>heit) möglich ist.<br />
Für den Export ist überaus wichtig, dass die Referenz<br />
zum Bibliothekselement exportiert wird. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
ist es von großem Nutzen, wenn das zugehörige Bibliothekselement<br />
ebenfalls Teil des Exports ist. Bei dieser<br />
Bewertungsgruppe kommt <strong>der</strong> Referenz darauf die führende<br />
Rolle zu. Ist diese nicht vorhanden, kann ke<strong>in</strong>e<br />
Aussage zum Objekttyp getroffen werden, unabhängig<br />
davon, ob das Bibliotheksobjekt Teil des Exports ist. Im<br />
betrachteten Werkzeug ist die Referenz zum Bibliotheksobjekt<br />
vorhanden (= „1“), jedoch werden die Bibliotheksobjekte<br />
selbst nicht exportiert (= „0“), sodass diese Gruppe<br />
mit <strong>in</strong>sgesamt 0,5 bewertet wird.<br />
4.4 Gesamtbewertung <strong>der</strong> Export-Möglichkeit<br />
Zur Berechnung des Gesamtergebnisses gemäß <strong>der</strong> Metrik<br />
<strong>in</strong> Bild 4 werden die b<strong>in</strong>ären Teilergebnisse des<br />
Werkzeugs wie <strong>in</strong> Bild 6 dargestellt zusammengefasst.<br />
Zusätzlich wurde die Vollständigkeit als zu 100 Prozent<br />
ausreichend für den betrachteten Anwendungsfall<br />
bewertet. Es ergibt sich beispielhaft e<strong>in</strong>e Offenheit von<br />
78 Prozent, welche <strong>in</strong>sgesamt „gelb“ entspricht. Die Bewertung<br />
des Importteils sowie <strong>der</strong> Dokumentation erfolgt<br />
analog zur für den Exportteil erläuterten Vorgehensweise.<br />
4.5 Bewertung <strong>der</strong> Import-Möglichkeiten<br />
Im Zuge e<strong>in</strong>es iterativen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Prozesses bilden<br />
neben den Merkmalen des Exports auch die Fähigkeiten<br />
zum Datenimport e<strong>in</strong>en wesentlichen Offenheitsaspekt.<br />
Analog zur Bewertung <strong>der</strong> Exportmöglichkeiten werden<br />
auch beim Import das Datenformat und die Vollständigkeit<br />
als Merkmale herangezogen. Im Beispiel importiert<br />
das fiktive Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug ausschließlich das<br />
proprietäre Importformat, welches es urspünglich exportiert<br />
hat. Den Erläuterungen <strong>in</strong> Abschnitt 3.2 folgend,<br />
ergibt dies 0,5 Punkte, welches <strong>der</strong> Farbe „gelb“ entspricht.<br />
Zusätzlich zu den geme<strong>in</strong>samen Merkmalen des Exund<br />
Imports müssen beim Import ferner die Möglichkeiten<br />
zur Manipulation <strong>der</strong> bestehenden Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Daten<br />
bewertet werden. E<strong>in</strong> Datenimport <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug<br />
verfolgt m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> folgenden<br />
Ziele (vergleiche Abschnitt 3.3):<br />
Ergänze Daten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestehenden Datensatz<br />
Verän<strong>der</strong>e Daten e<strong>in</strong>es bestehenden Datensatzes<br />
Optional: Lösche Daten e<strong>in</strong>es bestehenden Datensatzes<br />
Das beispielhafte Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug bietet alle drei<br />
Möglichkeiten zur Datenmanipulation mithilfe e<strong>in</strong>es<br />
Datenimports (= „1“). Weiterh<strong>in</strong> sollte <strong>der</strong> Import e<strong>in</strong>e<br />
Statusrückmeldung an den Bearbeiter geben, ob <strong>der</strong><br />
Import erfolgreich war o<strong>der</strong> nicht. E<strong>in</strong>e solche Rückmeldung<br />
fehlt beim fiktiven Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug, was,<br />
wie <strong>in</strong> Abschnitt 3.3 erläutert, zu e<strong>in</strong>er Bewertung von<br />
0,5 Punkten für dieses Merkmal führt. Die Vollständigkeit<br />
des Imports erreicht dasselbe Niveau wie die des<br />
Exports und kann dah<strong>in</strong>gehend auf 100 Prozent gesetzt<br />
werden.<br />
Wie <strong>in</strong> Bild 7 dargestellt, resultiert die Bewertung des<br />
Imports <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Offenheit von 85 Prozent.<br />
4.6 Bewertung des Hauptkriteriums ‚Dokumentation‘<br />
Wie <strong>in</strong> Abschnitt 3.4 erläutert, wird die Offenheit des<br />
fiktiven Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugs auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong><br />
Schnittstellendokumentation festgelegt. Hierfür werden<br />
drei, <strong>in</strong> ihrer Wertigkeit gleichgestellte Aspekte betrachtet:<br />
1 | Die Aktionen zur Durchführung e<strong>in</strong>es Exports<br />
aus dem Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug s<strong>in</strong>d gut dokumentiert<br />
(= „1“).<br />
2 | Das proprietäre Datenformat für den Ex- und Import<br />
ist <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es XML-Schemas sowie <strong>in</strong> Schriftform<br />
dokumentiert (= „1“).<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
53
HAUPTBEITRAG<br />
3 | Die Aktionen zur Durchführung e<strong>in</strong>es Imports<br />
aus dem Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug s<strong>in</strong>d gut dokumentiert<br />
(= „1“).<br />
Die jeweils höchstmögliche Bewertung aller drei Merkmale<br />
resultiert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesamtbewertung von 100 Prozent<br />
(=„grün“) für die Dokumentation.<br />
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />
Die zunehmende Zahl <strong>der</strong> Export- und Importschnittstellen<br />
von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen unterstreicht das<br />
wachsende Interesse <strong>der</strong> Hersteller und Anwen<strong>der</strong> an<br />
<strong>der</strong> Interoperabilität ihrer Werkzeuge und erweist sich<br />
immer mehr als wesentlicher Garant ihrer Gebrauchsfähigkeit<br />
im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> ISO 9241 Teil 11. Jedoch entzieht<br />
sich die im Rahmen <strong>der</strong> Interoperabilität notwendige<br />
Offenheit bisher e<strong>in</strong>er objektiven Messung und Beurteilung,<br />
wodurch e<strong>in</strong> Vergleich – im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Qualitätskriteriums<br />
und e<strong>in</strong>er Entscheidungshilfe – bislang ausgeschlossen<br />
ist.<br />
In diesem Beitrag wird erstmalig e<strong>in</strong>e systematische<br />
Bewertungsmetrik für die Beurteilung <strong>der</strong> Offenheit von<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen vorgestellt. Die Metrik erlaubt<br />
die objektive Bewertung im Kontext e<strong>in</strong>es iterativen Datenaustausches<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er heterogenen Werkzeuglandschaft.<br />
Über die Vorstellung <strong>der</strong> Metrik h<strong>in</strong>ausgehend<br />
ergibt sich, dass <strong>der</strong> iterative Datenaustausch <strong>in</strong>nerhalb<br />
e<strong>in</strong>er heterogenen Werkzeugkette neuartige Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
stellt, <strong>der</strong>en sich viele Werkzeughersteller möglicherweise<br />
nicht bewusst s<strong>in</strong>d. So wird die Bedeutung e<strong>in</strong>es<br />
Identifikators beleuchtet, dessen Fehlen für die Offenheitsmetrik<br />
e<strong>in</strong>e Abwertung darstellt. Die vorgestellte<br />
Metrik ermöglicht es Anwen<strong>der</strong>n, die Interoperabilitäts-<br />
Aussagen <strong>der</strong> Werkzeughersteller anhand objektiver Kriterien<br />
zu h<strong>in</strong>terfragen.<br />
Die Metrik wird <strong>der</strong>zeit durch die Autoren <strong>in</strong> exemplarischer<br />
Anwendung evaluiert und verfe<strong>in</strong>ert. Werkzeug-Hersteller<br />
sowie -Anwen<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>geladen, diese<br />
Metrik – unterstützt durch die Autoren – auf ihre Werkzeuge<br />
anzuwenden. Die Metrik kann über die Seite<br />
http://aut.hsu-hh.de/offenheitsmetrik bezogen werden.<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
30.04.2012<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
REFERENZEN<br />
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Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Prozess systematisch verbessern? <strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische<br />
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Systematisierung des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs von Industrieanlagen.<br />
<strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische Praxis, 47(4), S. 54–61. 2005<br />
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E<strong>in</strong> prozessorientiertes Vorgehensmodell zur Unterstützung<br />
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In: Tagungsband Automation 2012, S.205-208. VDI-Verlag, 2012<br />
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In: Schnie<strong>der</strong> (Hrsg.): Wird <strong>der</strong> Verkehr automatisch<br />
sicherer? Beschreibungsmittel, Methoden und Werkzeuge des<br />
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S. 43–60. Verlag, 2009<br />
[5] ISO 15926. Industrial automation systems and <strong>in</strong>tegration –<br />
Integration of life-cycle data for process plants <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g oil<br />
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[6] ISO 10303: Automation systems and <strong>in</strong>tegration – Product data<br />
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<strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische Praxis, 46 (4), S. 63–72, 2004<br />
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Automatisierungstechnische Praxis, 52(4), S. 48 58, 2010.<br />
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Systemen. In: at – Automatisierungstechnik 53(4-5),<br />
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Produktions systemen. at – Automatisierungstechnik, 59(7),<br />
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im Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g. In: R. Drath (Hrsg.): Datenaustausch <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Anlagenplanung mit AutomationML, S. 5. Spr<strong>in</strong>ger, 2010<br />
[16] Schilberg, D.; Meisen, T.; Re<strong>in</strong>hard, R.; Jeschke, S.:<br />
Simulation and Interoperability <strong>in</strong> the plann<strong>in</strong>g phase of<br />
production processes. In: Proceed<strong>in</strong>gs of the ASME 2011<br />
International Mechanical Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Congress &<br />
Exposition (IMECE 2011), ASME, 2011<br />
[17] VDI/VDE Richtl<strong>in</strong>ie 3695: Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g von Anlagen – Evaluieren<br />
und optimieren des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs, Blatt 4: Hilfsmittel, 2010<br />
[18] Drath, R.; Barth, M.: Concept for <strong>in</strong>teroperability between<br />
<strong>in</strong>dependent eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g tools of heterogeneous discipl<strong>in</strong>es.<br />
In: Proceed<strong>in</strong>gs 16 th IEEE Conference on Emerg<strong>in</strong>g<br />
Technologies and Factory Automation (ETFA 2011), S. 1-8.<br />
IEEE, 2011. doi: 10.1109/ETFA.2011.6058975<br />
54<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
AUTOREN<br />
Dipl.-Ing. RAINER<br />
DRATH (geb. 1970)<br />
ist Senior Pr<strong>in</strong>cipal<br />
Scientist im<br />
ABB Forschungszentrum<br />
<strong>in</strong> Ladenburg.<br />
Er beschäftigt<br />
sich mit <strong>der</strong><br />
Entwicklung neuer<br />
Konzepte und Methoden zur Verbesserung<br />
des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g von Automatisierungssystemen.<br />
Dr.-Ing. MIKE BARTH<br />
(geb. 1981) war von<br />
2008 bis 2011 wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter<br />
von Prof. Fay<br />
an <strong>der</strong> Helmut-<br />
Schmidt-Universität/<br />
Universität <strong>der</strong><br />
Bundeswehr, Hamburg.<br />
Seit März 2011 ist er Mitarbeiter<br />
am ABB Forschungszentrum <strong>in</strong> Ladenburg.<br />
Se<strong>in</strong>e Arbeitsgebiete umfassen das<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g und die Kollabora tion von<br />
Automatisierungssystemen.<br />
Prof. Dr.-Ing.<br />
ALEXANDER FAY<br />
(geb. 1970) ist<br />
Professor für<br />
Automatisierungstechnik<br />
an <strong>der</strong><br />
Fakultät für Masch<strong>in</strong>enbau<br />
<strong>der</strong> Helmut-<br />
Schmidt-Universität/Universität<br />
<strong>der</strong> Bundeswehr,<br />
Hamburg. Se<strong>in</strong> Forschungsschwerpunkt<br />
s<strong>in</strong>d Beschreibungmittel, Methoden und<br />
Werkzeuge für e<strong>in</strong>en effizienten Entwurf<br />
von Automatisierungssystemen.<br />
ABB AG Forschungszentrum,<br />
Wallstadter Straße 59, D-68526 Ladenburg,<br />
Tel. +49 (0) 62 03 71 64 71,<br />
E-Mail: ra<strong>in</strong>er.drath@de.abb.com<br />
Programm<br />
BUS<br />
Sprechstunde<br />
Mo<strong>der</strong>ation: Jürgen George,<br />
Pepperl+Fuchs GmbH<br />
ABB AG Forschungszentrum,<br />
Wallstadter Straße 59, D-68526 Ladenburg,<br />
Tel. +49 (0) 62 03 71 64 61,<br />
E-Mail: mike.barth@de.abb.com<br />
Institut für Automatisierungstechnik,<br />
Helmut-Schmidt-Universität/Universität <strong>der</strong><br />
Bundeswehr, Hamburg,<br />
Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg,<br />
Tel. +49 (0) 40/65 41 27 19,<br />
E-Mail: alexan<strong>der</strong>.fay@hsu-hh.de<br />
BUS<br />
2. Feldbus-Sprechstunde<br />
Feldbus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie<br />
27. + 28.09.2012, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
www.feldbus-sprechstunde.de<br />
Wann und Wo?<br />
Systemplanung: Auswahl <strong>der</strong> Geräte und Komponenten<br />
Systemplanung: Feldbus<strong>in</strong>frastruktur<br />
Systemplanung: E<strong>in</strong>satz von Planungstools<br />
Systemplanung: Explosionsschutz und funktionale Sicherheit<br />
Inbetriebnahme: Hardware-Installation und -Inbetriebnahme<br />
Inbetriebnahme: Implementierung<br />
Inbetriebnahme: Systematische Fehlersuche<br />
Referenten<br />
Ronny Becker, Prüflabor MSR u. Analysentechnik, BIS Prozesstechnik GmbH<br />
Dr. Andreas Hildebrandt, Thomas Klatt,<br />
Thomas Westers, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Dr. Niels Kiupel, Degussa GmbH<br />
Sven Se<strong>in</strong>tsch, Prüflabor MSR u. Analysentechnik, BIS Prozesstechnik GmbH<br />
Term<strong>in</strong><br />
Donnerstag, 27.09.2012<br />
Veranstaltung (11:30 – 17:30 Uhr)<br />
„Get-Together“ mit Abendessen (ab 18:30 Uhr)<br />
Freitag, 28.09.2012<br />
Veranstaltung (9:00 – 15:00 Uhr)<br />
Ort<br />
Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Thema<br />
Antworten zur Planung und Inbetriebnahme<br />
von Feldbussen<br />
Teilnahmegebühr<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten<br />
Firmenempfehlung<br />
540 € zzgl. MwSt<br />
590 € zzgl. MwSt<br />
reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt<br />
Im Preis enthalten s<strong>in</strong>d die Tagungsunterlagen<br />
sowie das Cater<strong>in</strong>g (Kaffee, 2x Mittagsimbiss,<br />
„Get-Together“ mit Abendessen).<br />
Weitere Informationen und Onl<strong>in</strong>e-Anmeldung unter www.feldbus-sprechstunde.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
55
HAUPTBEITRAG<br />
Automatisierte Diagnose für<br />
die Inbetriebnahme<br />
Steuerungstechnisches Verhalten mit Codiac beurteilen<br />
Der Inbetriebnahmeprozess stellt bei <strong>der</strong> Entwicklung von automatisierten Industrieanlagen<br />
e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> aufwendigsten Phasen dar. Dies ist unter an<strong>der</strong>em dadurch begründet, dass<br />
sie zeitlich am Ende des Montageprozesses e<strong>in</strong>geordnet ist und die korrekte Programmierung<br />
erst nach <strong>der</strong> Gesamt<strong>in</strong>tegration aller Module durch Tests verifiziert werden kann.<br />
Die Überprüfung ist bisher wenig automatisiert und f<strong>in</strong>det daher <strong>in</strong> zeitaufwendigen und<br />
wenig systematisch angelegten manuell durchgeführten E<strong>in</strong>zeltests statt. Dieser Beitrag<br />
beschreibt den Aufbau und die Funktion e<strong>in</strong>es Testframeworks als erweiterten Ansatz,<br />
mittels Werkzeugen <strong>der</strong> Informationstechnik den Inbetriebnahmeprozess von modularen<br />
Montageautomaten ohne e<strong>in</strong> aufwendiges Anlagenmodell zu optimieren. Dies geschieht<br />
mit e<strong>in</strong>er automatisierten Testausführung, e<strong>in</strong>er systemweiten Anlagendiagnose o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Anwendung von Signalanalyseverfahren.<br />
SCHLAGWÖRTER Automatisierte Diagnose / Testframework für modulare Montageautomaten<br />
/ Optimierung des Inbetriebnahmeprozesses<br />
Optimized Commission<strong>in</strong>g by automated Diagnosis –<br />
Evaluation of the technical Control System Behavior with Codiac<br />
Dur<strong>in</strong>g the development of automated <strong>in</strong>dustrial assembly systems, commission<strong>in</strong>g is one<br />
of the most complex phases.This is due to the fact that it usually does not start before the<br />
development and construction process is completed. Furthermore, the verification of the<br />
PLC-program by different diagnosis methods requires the <strong>in</strong>tegration of all modules <strong>in</strong><br />
the assembly l<strong>in</strong>e. Because of the fact that production times for different modules vary,<br />
some of them can potentially be tested earlier than others. The analysis and validation of<br />
a s<strong>in</strong>gle module’s control functionalities, however, are not possible without a detailed<br />
model of the system’s behaviour and a complex diagnosis framework. Verification is typically<br />
accomplished manually, hardly automated and therefore rather time consum<strong>in</strong>g and<br />
non systematic. In or<strong>der</strong> to deal with the challenge of shorter comission<strong>in</strong>g, this article<br />
presents the structure and the function of an automated test framework. This framework<br />
realizes an extended approach that utilizes various state-of-the-art IT tools, such as automated<br />
test execution, system-wide assembly l<strong>in</strong>e diagnostics, as well as signal analysis<br />
methods to fulfill the aim of optimiz<strong>in</strong>g commission<strong>in</strong>g of modular assembly l<strong>in</strong>es without<br />
complex models.<br />
KEYWORDS automated diagnosis / test<strong>in</strong>g framework for modularily constructed<br />
assembly l<strong>in</strong>es / optimiz<strong>in</strong>g of commission<strong>in</strong>g<br />
56<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
WERNER HERFS, MARKUS OBDENBUSCH, WOLFRAM LOHSE, RWTH Aachen<br />
Die Produktion <strong>in</strong> Hochlohnlän<strong>der</strong>n stellt im<br />
Zuge weltweit zunehmen<strong>der</strong> Automatisierung<br />
im Industriebereich unter wirtschaftlichen<br />
Aspekten e<strong>in</strong>e große Herausfor<strong>der</strong>ung dar [1].<br />
Insbeson<strong>der</strong>e technologisch führende Län<strong>der</strong>,<br />
wie Deutschland, müssen dabei kont<strong>in</strong>uierlich den Masch<strong>in</strong>en-<br />
und Anlagenbau analysieren, systematisieren<br />
und gezielt optimieren, um den Technologievorsprung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> vernetzten Weltwirtschaft zu halten.<br />
Um dies weiter zu gewährleisten, liegt e<strong>in</strong> Fokus im<br />
<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Nutzen und Adaptieren von <strong>in</strong>formationstechnischen<br />
Entwicklungen zum Beispiel für<br />
den Bereich <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Automatisierungstechnik<br />
[2]. Zur Integration technologischer Innovationen<br />
im Masch<strong>in</strong>enbau bietet sich die Beobachtung verschiedener<br />
Phasen im Produktlebenszyklus, wie Entwicklung,<br />
Aufbau, Inbetriebnahme und Service, an.<br />
Bei <strong>der</strong> Entwicklung von automatisierten Industrieanlagen<br />
stellt dabei immer noch die Inbetriebnahme<br />
e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> aufwendigsten Phasen dar [3]. Dies hat verschiedene<br />
Ursachen.<br />
Zu Projektbeg<strong>in</strong>n wird als Bestandteil <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse<br />
das Soll-Verhalten <strong>der</strong> zu fertigenden Anlage<br />
festgelegt, allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht <strong>in</strong> <strong>in</strong>formationstechnisch<br />
auswertbaren Softwarewerkzeugen. Die<br />
Anfor<strong>der</strong>ungserfassung ist wichtig, da häufige Wechsel<br />
des Programmierers o<strong>der</strong> unzureichende Absprachen<br />
zwischen mechanischer Konstruktion und Steuerungstechnik<br />
zu ungenauen Vorstellungen <strong>der</strong> Funktions- und<br />
Arbeitsabläufe <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Produktionsanlage führen<br />
können. Verbunden mit e<strong>in</strong>er unzureichenden Umsetzung<br />
des Pflichtenhefts ergeben sich negative Auswirkungen<br />
auf die Inbetriebnahme.<br />
Historisch bed<strong>in</strong>gt existiert bei den meisten Herstellern<br />
e<strong>in</strong>e heterogene Struktur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ablage dieser<br />
Daten. Um e<strong>in</strong>e Spiegelung des Soll-Verhaltens an den<br />
realen Prozessdaten und damit e<strong>in</strong>e Validierung des<br />
Anlagenverhaltens zu ermöglichen, liegt die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
dar<strong>in</strong>, heterogene Darstellungen auf Sollund<br />
Ist-Zustandsseite automatisiert zu modellieren und<br />
zu vergleichen.<br />
Bei Industrieanlagen mit modularem Aufbau ist momentan<br />
ohne e<strong>in</strong>e vorgelagerte aufwendige Modellierung<br />
des Anlagenverhaltens <strong>in</strong> weiteren Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gsystemen<br />
e<strong>in</strong>e Überprüfung <strong>der</strong> korrekten steuerungstechnischen<br />
Funktion vor <strong>der</strong> Integration <strong>in</strong> die Gesamtanlage nur<br />
sehr e<strong>in</strong>geschränkt möglich.<br />
Wird das Anlagenverhalten <strong>in</strong> solchen Systemen h<strong>in</strong>terlegt,<br />
dann ist dies für e<strong>in</strong>en Gutablauf auch problemlos<br />
realisierbar. E<strong>in</strong> gezieltes Vorgeben von Fehlerfällen<br />
bleibt jedoch weitgehend unbehandelt.<br />
E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> größten Herausfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er steuerungstechnisch<br />
umfassenden und frühzeitigen Verifikation<br />
des Anlagenverhaltens s<strong>in</strong>d die Wechselwirkungen zwischen<br />
Mechanik und Software. Dies ist dadurch bed<strong>in</strong>gt,<br />
dass Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wie zum Beispiel die Materialzuführung,<br />
wichtige Prozessdaten sowie Kommunikationsschnittstellen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> später vorliegenden Komplexität<br />
nicht gegeben s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> aufwendig simuliert werden<br />
müssen.<br />
H<strong>in</strong>zu kommt, dass auch die Entwicklung, Konstruktion<br />
und Programmierung e<strong>in</strong>zelner Anlagenteile durch<br />
externe Firmen <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em Maße bee<strong>in</strong>flusst werden.<br />
Treten beim E<strong>in</strong>bau <strong>der</strong> Station trotz korrekter Umsetzung<br />
des Pflichtenhefts Fehler auf, bedeutet dies <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel, dass <strong>der</strong> veranschlagte Auslieferungsterm<strong>in</strong> nicht<br />
e<strong>in</strong>gehalten werden kann.<br />
Am Ende des Inbetriebnahmeprozesses f<strong>in</strong>det heute<br />
aufgrund fehlen<strong>der</strong> Datendurchgängigkeit o<strong>der</strong> nicht<br />
verfügbarer IT-Werkzeuge häufig noch e<strong>in</strong> manuelles und<br />
zum Beispiel aufgrund <strong>der</strong> Vielzahl von Inbetriebnehmern<br />
nur bed<strong>in</strong>gt systematisches Testen von Systemkomponenten<br />
statt. Die zeitliche E<strong>in</strong>ordnung am Ende e<strong>in</strong>es<br />
Montageprozesses wirkt sich wie<strong>der</strong>um negativ auf die<br />
zur Verfügung stehende Zeit für Funktionstests aus, was<br />
durch den hohen Aufwand für manuelle Tests zusätzlich<br />
verschärft wird. Daher können lediglich e<strong>in</strong>ige exemplarische<br />
Abläufe getestet werden, die nur bed<strong>in</strong>gt Rückschlüsse<br />
auf das Gesamtverhalten e<strong>in</strong>es Montageautomaten<br />
während <strong>der</strong> kont<strong>in</strong>uierlichen Produktion zulassen.<br />
Im Beitrag wird daher das prototypische Testframework<br />
Codiac (Control and Diagnosis Framework for<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
57
HAUPTBEITRAG<br />
Automated Commission<strong>in</strong>g) vorgestellt, welches mit<br />
e<strong>in</strong>em m<strong>in</strong>imalen und <strong>in</strong>betriebnahmezentrierten Modellierungsaufwand<br />
e<strong>in</strong>e Validierung <strong>der</strong> steuerungstechnischen<br />
Funktionen e<strong>in</strong>er Montageanlage ermöglicht.<br />
Die h<strong>in</strong>terlegten Testdef<strong>in</strong>itionen werden automatisiert<br />
als Testfälle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anlage ausgeführt, um charakteristische<br />
Signalscharen aufzunehmen. Anschließend<br />
erfolgt e<strong>in</strong>e automatisierte Prüfung gegen das Pflichtenheft,<br />
sodass die Inbetriebnehmer nur e<strong>in</strong>e reduzierte<br />
Auswertung detaillierter analysieren müssen. Dadurch<br />
entsteht e<strong>in</strong>e durchgehende Werkzeugkette zur Unterstützung<br />
während des Entwicklungs- und Inbetriebnahmeprozesses.<br />
1. ANFORDERUNGSANALYSE<br />
Vor <strong>der</strong> Entwicklung des Werkzeugs wurden zunächst<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>er Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse diszipl<strong>in</strong>übergreifende<br />
Interviews mit dem deutschen Masch<strong>in</strong>enbauer<br />
Phoenix Contact – stellvertretend für Hersteller und<br />
Anwen<strong>der</strong> von <strong>in</strong>dustriellen Montageanlagen – geführt.<br />
Diese bildeten die Basis für Konzeptentwicklungen zur<br />
Optimierung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Automatisierung.<br />
Als die wesentlichen Primärziele zukünftiger Entwicklungen<br />
konnten identifiziert werden:<br />
die Verkürzung <strong>der</strong> Projektlaufzeiten,<br />
die Erhöhung <strong>der</strong> Term<strong>in</strong>- und Kostentreue,<br />
die verbesserte technische Leistungsfähigkeit und<br />
ger<strong>in</strong>ge Modellierungsaufwände vor e<strong>in</strong>er Inbetriebnahme.<br />
Um differenziert Anfor<strong>der</strong>ungen für e<strong>in</strong> IT-Werkzeug<br />
herauszuarbeiten, welches bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />
dieser Ziele unterstützt, wurde an e<strong>in</strong>em Demonstrator<br />
(siehe Abschnitt 4) stellvertretend die Struktur<br />
von Montageanlagen analysiert. Dabei wurden verschiedene<br />
Komplexitätsstufen gebildet, welche sich<br />
durch unterschiedliche Anlagen- beziehungsweise<br />
Systemebenen ergeben.<br />
Bild 1 zeigt diese Stufen. Auf <strong>der</strong> Abszisse wird dabei<br />
die Komplexität abgebildet, auf <strong>der</strong> Ord<strong>in</strong>ate <strong>der</strong> Nutzen,<br />
um im Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g def<strong>in</strong>ierte Anfor<strong>der</strong>ungen und Ziele<br />
zu erreichen. Der Nutzen korreliert dabei mit <strong>der</strong> Verknüpfung<br />
des Teilsystems <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Anlage und <strong>der</strong><br />
Steuerung.<br />
Die ger<strong>in</strong>gste Komplexität stellt Stufe 1 dar, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
mechanische Tests von e<strong>in</strong>zelnen gefertigten Baugruppen<br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Anlage durchgeführt werden können.<br />
In <strong>der</strong> Regel werden lediglich die Schrittketten <strong>der</strong><br />
Station durchlaufen und diese mit dem Sollverhalten<br />
aus Pflichtheft o<strong>der</strong> Referenzverlauf verglichen. Da nur<br />
e<strong>in</strong>zelne Baugruppen getestet werden, besteht ke<strong>in</strong>e<br />
Verknüpfung zur übrigen Anlage o<strong>der</strong> zum Prozess,<br />
sodass auch nur Gutabläufe getestet werden. Diese Art<br />
zu testen ist für Stresstests zwar hilfreich, allerd<strong>in</strong>gs<br />
ist <strong>der</strong> übergeordnete Nutzen aufgrund <strong>der</strong> genannten<br />
Merkmale eher ger<strong>in</strong>g. Bestehende Ansätze setzen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Regel allerd<strong>in</strong>gs an dieser Stelle an, beschreiben<br />
das Anlagenverhalten und bee<strong>in</strong>flussen e<strong>in</strong>zelne Funktionsparameter<br />
ohne übergeordnete Testsystematik<br />
beziehungsweise Metrik.<br />
In Stufe 2 werden weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Stationen betrachtet,<br />
allerd<strong>in</strong>gs be<strong>in</strong>haltet sie zusätzlich die Verknüpfung<br />
mit dem Produktionsprozess o<strong>der</strong> mit dem Produkt,<br />
wodurch die Komplexität steigt. Durch diese Tests lässt<br />
sich das korrekte Verhalten, das heißt die korrekte Programmierung<br />
e<strong>in</strong>er Station abhängig von dem zu fertigenden<br />
Produkt, überwachen. Bereits an dieser Stelle<br />
bieten die e<strong>in</strong>gesetzten bestehenden Werkzeuge zum systematischen<br />
Test ke<strong>in</strong>e umfassende Unterstützung. E<strong>in</strong><br />
automatisiertes Testen mit anlagentechnisch relevanten<br />
Produktvarianten wird größtenteils nicht unterstützt, da<br />
e<strong>in</strong>e vollständige Modellierung zu aufwendig wäre.<br />
Über die <strong>in</strong> Stufe 3 abgebildete Montageanlage laufen<br />
meist verschiedene Steckertypen, sodass durch variierende<br />
Testkonfigurationen geprüft werden kann, ob<br />
<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Werkstückträgers die richtige Steckerkonfiguration<br />
wie zum Beispiel e<strong>in</strong> 5-poliger Stecker<br />
o<strong>der</strong> zwei 3-polige Stecker gefertigt werden. Bei externen<br />
Stationen wird durch die fehlende Zugänglichkeit<br />
zum Steuerungscode das korrekte Verhalten durch<br />
Kommunikationstests <strong>der</strong> Interface-I/Os verifiziert.<br />
Die größte Komplexität stellt <strong>in</strong> Stufe 3 das Testen <strong>in</strong><br />
Verb<strong>in</strong>dung mit dem prozesstechnischen Anlagenablauf<br />
dar. Hierbei wird das Produkt mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelstation<br />
getestet und auch überprüft, ob die nachfolgende Montagestation<br />
korrekt auf das Verhalten von Vorstationen<br />
reagiert. Gleichzeitig bietet diese Form des Testens den<br />
größten Nutzen, da die komplette Montagezelle auf e<strong>in</strong>e<br />
korrekte Funktion überprüft werden kann.<br />
Durch die Analyse ergeben sich folgende durch die<br />
Industrie def<strong>in</strong>ierte Kernanfor<strong>der</strong>ungen für e<strong>in</strong> Framework<br />
zur Validierung <strong>der</strong> steuerungstechnischen Funktionen<br />
e<strong>in</strong>er Montageanlage:<br />
Automatisiertes und damit systematisches Testen <strong>der</strong><br />
korrekten Funktionsweise von firmen<strong>in</strong>tern gefertigten<br />
Montagestationen vor und nach <strong>der</strong> Integration<br />
<strong>in</strong> die Gesamtanlage (White-Box-Test)<br />
Automatisiertes Testen <strong>der</strong> Kommunikation zu extern<br />
gefertigten Modulen (Black-Box-Test)<br />
Vorgabe von Signalscharen aus Zeitverläufen <strong>der</strong> I/O-<br />
Signale, welche bereits im Betrieb aufgenommen<br />
wurden<br />
Ke<strong>in</strong>e aufwendige Anlagen- und Verhaltensmodellierung<br />
<strong>in</strong> vorgelagerten und vom Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g abhängigen<br />
Werkzeugen<br />
Testwie<strong>der</strong>holung zur Überprüfung <strong>der</strong> Anlagenrobustheit<br />
Erstellung e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tuitiv bedienbaren Benutzerschnittstelle<br />
Wenig Programmän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Steuerung<br />
Ke<strong>in</strong>e Verwendung zusätzlicher Hardware<br />
2. BESTEHENDE ANSÄTZE<br />
Im vorherigen Abschnitt wurden vielfältige Ursachen<br />
für aufwendige Inbetriebnahmen beschrieben. Im Wesentlich<br />
treten folgende Probleme auf:<br />
58<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
Heutige Datenlogger stellen Signale lediglich über<br />
e<strong>in</strong>e Visualisierung (Oszilloskopfunktion) dar, es<br />
folgt ke<strong>in</strong>e Signalanalyse o<strong>der</strong> -validierung.<br />
Die Validierung <strong>der</strong> steuerungstechnischen Funktion<br />
f<strong>in</strong>det manuell statt und kann sich dadurch zeitlich<br />
<strong>in</strong> die Länge ziehen.<br />
Manuelle Tests und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Signalanalyse<br />
erfor<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> hohes Expertenwissen und die Synchronisation<br />
mit dem Softwareentwickler.<br />
Übergreifende Modultests können erst nach <strong>der</strong> Gesamt<strong>in</strong>tegration<br />
<strong>in</strong> die Anlage durchgeführt werden.<br />
Die Qualitätssicherung von bereitgestellten Automatisierungse<strong>in</strong>richtungen<br />
kann erst sehr spät<br />
im Entwicklungs- und Inbetriebnahmeprozess<br />
erfolgen.<br />
Es existieren heterogene und damit nicht direkt<br />
vergleichbare Beschreibungen von Soll- und Ist-<br />
Verhalten.<br />
Betrachtet man die Summe dieser Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />
so lassen sich zunächst drei Themengebiete identifizieren:<br />
automatische Testsysteme, Aufzeichnung von Signalen<br />
<strong>in</strong>klusive e<strong>in</strong>er automatisierten Signalauswertung<br />
sowie die skalierbare Modellierung.<br />
Die folgende Betrachtung behandelt das Themenfeld<br />
<strong>der</strong> Datenaufzeichnung nicht weiter, da <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
des Steuerungs- und Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>ganbieters unterschiedliche<br />
Implementierungen existieren.<br />
2.1 Automatisierte Testausführung<br />
Schon Ende <strong>der</strong> 90er-Jahre wurden die genannten Themengebiete<br />
zum Beispiel im Rahmen des Forschungsprojektes<br />
Fusim erörtert. Der Fokus lag dabei auf <strong>der</strong><br />
Testfallspezifikation durch die Klassifikationsbaummethode<br />
und Message-Sequence-Charts sowie <strong>der</strong> Konzeption<br />
e<strong>in</strong>er Testsystematik [4]. Der <strong>in</strong> [4] vorgestellte Ansatz<br />
erfor<strong>der</strong>t zum Beispiel e<strong>in</strong>e vorgelagerte Def<strong>in</strong>ition<br />
von Testdatenmengen und be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e abstrakte Beschreibung<br />
des Soll-Verhaltens. Um darüber h<strong>in</strong>aus langfristig<br />
die Qualität <strong>der</strong> Testausführung von <strong>der</strong> fachlichen<br />
Qualifikation des Inbetriebnehmers zu entkoppeln,<br />
werden heute unterschiedliche Ansätze e<strong>in</strong>er automatisierten<br />
Diagnose verfolgt.<br />
Hardware-<strong>in</strong>-the-Loop (HiL)<br />
Motiviert durch die steigende Anlagenkomplexität sowie<br />
die vermehrten Wechselwirkungen im Sensor-Aktor-<br />
Verhalten wurde die HiL-Simulation geschaffen, um e<strong>in</strong>e<br />
frühzeitige Verifizierung und Validierung realer steuerungstechnischer<br />
Komponenten zur Fehlererkennung<br />
und Optimierung [5] unter Berücksichtigung geometrischer<br />
und k<strong>in</strong>ematischer Anlageneigenschaften sowie<br />
<strong>der</strong> Echtzeit zu ermöglichen [6]. Daraus ergeben sich<br />
Vorteile wie verkürzte Inbetriebnahmezeiten, Verifikation<br />
<strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>software o<strong>der</strong> Identifikation des<br />
Optimierungspotenzials.<br />
Während man im Bereich <strong>der</strong> Embedded Systems zum<br />
Beispiel automatische Testsysteme (ATE) zur Überprüfung<br />
von ICs und Application-Specific-Integrated-Circuits<br />
(ASIC) f<strong>in</strong>det, ist e<strong>in</strong>e durchgängige Werkzeugkette<br />
für die höherwertige Modellierung im Masch<strong>in</strong>enbau<br />
bisher aufgrund fehlen<strong>der</strong> Verhaltensmodelle für komplexe<br />
Umgebungse<strong>in</strong>flüsse nicht verfügbar. Für den re<strong>in</strong>en<br />
Aufbau <strong>der</strong> für die HiLS erfor<strong>der</strong>lichen Verhaltensmodelle<br />
existieren jedoch e<strong>in</strong>ige am Markt etablierte<br />
Softwarelösungen.<br />
Während für den Anwen<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Zeitvorteil im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Inbetriebnahme entsteht, ergibt sich durch die Modellierung<br />
wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong> signifikanter Zusatzaufwand,<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e wirtschaftliche Umsetzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel gefährdet<br />
[5]. Insbeson<strong>der</strong>e für bestehende Anlagen, welche<br />
erneut gefertigt beziehungsweise modifiziert und <strong>in</strong> Betrieb<br />
genommen werden, ist die nachträgliche Modellierung<br />
nicht vertretbar und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht durch e<strong>in</strong>en<br />
Inbetriebnehmer möglich.<br />
Software-<strong>in</strong>-the-Loop (SiL)<br />
Zur Verkürzung von Inbetriebnahmezeiten ist es möglich,<br />
vorhandene Modelle aus vorgelagerten Entwicklungsschritten<br />
zur simulativen Prüfung des Steuerprogramms<br />
wie<strong>der</strong>zuverwenden [5], was vorwiegend aber<br />
nur mit e<strong>in</strong>er durchgängigen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gkette und e<strong>in</strong>er<br />
vollständigen Beschreibung des Anlagenverhaltens darstellbar<br />
ist. Daher wird bei SiL-Simulationen die Steuerung<br />
und die Anlage selbst durch e<strong>in</strong> Verhaltensmodell<br />
abgebildet. Hiermit ist e<strong>in</strong>e Validierung <strong>der</strong> Funktionalität<br />
und darauf aufbauend auch die Möglichkeit zur<br />
Weiterentwicklung gegeben [7]. Teure Design- und Konzeptfehler<br />
lassen sich so von Anfang an vermeiden. Neben<br />
<strong>in</strong>tegrierten Simulationsfunktionen verbreiteter<br />
Entwicklungstools (zum Beispiel PC Worx) existieren<br />
eigenständige Testumgebungen, welche erweiterte Funktionen<br />
wie die gleichzeitige Ausführung mehrerer Programm<strong>in</strong>stanzen<br />
bereitstellen.<br />
Die wenigen am Markt verfügbaren SPS-Simulationsumgebungen<br />
wie beispielsweise PLCSim simulieren<br />
e<strong>in</strong> ausgeführtes Programm auf e<strong>in</strong>er virtualisierten<br />
Hardware, jedoch bieten sie zur Laufzeit weitgehend<br />
ke<strong>in</strong>e Möglichkeit, Prozessparameter <strong>in</strong>tuitiv und ohne<br />
aufwendige Modellierung e<strong>in</strong>er Prozesssimulation<br />
e<strong>in</strong>zustellen.<br />
Um den entstehenden Modellierungsaufwand zu<br />
m<strong>in</strong>imieren, besteht e<strong>in</strong>e Herangehensweise dar<strong>in</strong>,<br />
Softwaresysteme schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planungs- und Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gphase<br />
modellbasiert zu erstellen und fachlich dabei<br />
so weit zu präzisieren, dass das notwendige Basissteuerungsprogramm<br />
automatisch generiert werden<br />
kann. Im Bereich <strong>der</strong> automatisierten Diagnose liegt<br />
<strong>der</strong> Vorteil dar<strong>in</strong>, dass auch Testfälle automatisiert<br />
generiert werden können. Hierbei können allerd<strong>in</strong>gs<br />
bislang die vielfältigen Interdependenzen nicht berücksichtigt<br />
werden.<br />
Neben dieser Modellierungsproblematik existiert, wie<br />
<strong>in</strong> [8] und [5] zu lesen, für die Erzeugung von Testmodellen,<br />
Testplanung, Testkonzept, Testspezifikation o<strong>der</strong><br />
Testausführung ke<strong>in</strong>e durchgängige Werkzeugkette. Erschwerend<br />
kommt h<strong>in</strong>zu, dass die bestehenden Werkzeuge<br />
ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Austauschformat verwenden,<br />
obwohl <strong>in</strong> [9] e<strong>in</strong>e Grundlage für e<strong>in</strong>en Testbeschreibungsstandard<br />
gelegt wurde.<br />
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59
HAUPTBEITRAG<br />
2.2 Sollverhalten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Inbetriebnahmephase<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n des Anlageneng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs wird als Bestandteil<br />
<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse das Soll-Verhalten <strong>der</strong> zu<br />
fertigenden Anlage beschrieben beziehungsweise def<strong>in</strong>iert.<br />
In Gesprächen mit Industriepartnern wurde<br />
festgestellt, dass historisch bed<strong>in</strong>gt heterogene Darstellungsformen<br />
zur Beschreibung des Anlagenverhaltens<br />
existieren.<br />
Das Soll-Verhalten kann beispielsweise <strong>in</strong> Word- und<br />
PDF-Dokumenten festgehalten werden (siehe Bild 2). Alternativ<br />
gibt es bereits e<strong>in</strong>zelne Modellierungsansätze,<br />
welche als Ergebnis e<strong>in</strong>en Zustandsautomaten ausgeben.<br />
Bestehen schon baugleiche Module <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er produzierenden<br />
Anlage, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Datenbank gegebenenfalls gemessene<br />
Referenzsignale verfügbar. Außerdem können<br />
mündliche Absprachen zwischen den Entwicklern o<strong>der</strong><br />
Abteilungen existieren, die mangels fehlen<strong>der</strong> Dokumentation<br />
letztendlich nicht berücksichtigt werden.<br />
Modellbasierte Beschreibungen versuchen, für die<br />
heterogenen Darstellungen e<strong>in</strong>en Konsens zu f<strong>in</strong>den.<br />
Während am Markt verfügbare Systeme hauptsächlich<br />
zum modellbasierten Testen für Applikationen im Bereich<br />
<strong>der</strong> Hochsprachen C++, C, Java und Ada angesiedelt<br />
s<strong>in</strong>d [8], f<strong>in</strong>den sich bei [10] Ansätze, SPS-Programme aus<br />
UML-Modellen heraus zu erzeugen. Durch den Ansatz<br />
<strong>der</strong> automatischen Codegenerierung wird zwar <strong>der</strong><br />
Nutzen des Modells im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es wirtschaftlichen<br />
Zeitbedarfs weitgehend maximiert, allerd<strong>in</strong>gs entstehen<br />
entscheidende Nachteile bei dieser Vorgehensweise.<br />
Beispielsweise müssen e<strong>in</strong>e umfangreiche Modellierung<br />
sowie neue Modellierungsverfahren <strong>in</strong> den Entwicklungsprozess<br />
<strong>in</strong>tegriert werden. Zusätzlich bietet<br />
diese Methode ke<strong>in</strong>e Möglichkeit, das Soll-Verhalten aus<br />
bestehenden Lastenheften für die Anlage zu entnehmen,<br />
ohne das System nachzumodellieren.<br />
E<strong>in</strong> von diesem Aufwand motivierter, vollständig<br />
an<strong>der</strong>er Ansatz zum automatisierten Testen von Produktionsanlagen<br />
wird <strong>in</strong> [11] beschrieben. Der Kern des<br />
Forschungsansatzes besteht dar<strong>in</strong>, die manuelle Modellierung<br />
des Anlagenverhaltens durch das automatisierte<br />
Lernen e<strong>in</strong>es hybriden Automaten zu ersetzen. In [11]<br />
heißt es, dass diese Methode primär <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anomaliedetektion<br />
während <strong>der</strong> Betriebsphase e<strong>in</strong>gesetzt werden<br />
kann, was die modellierungsfreie Erfassung des Soll-Verhaltens<br />
ermöglicht. Für das automatisierte Lernen muss<br />
allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e funktionierende Anlage existie ren, um<br />
das Verhalten zu erlernen, das heißt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zustandsautomaten<br />
abzubilden. Für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>itiale Inbetriebnahme<br />
ist <strong>der</strong> Ansatz nur e<strong>in</strong>geschränkt geeignet. Dadurch entsteht<br />
letztendlich e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung bei Produkten mit<br />
e<strong>in</strong>em hohen Grad an Individualisierung. Ger<strong>in</strong>ge Stückzahlen<br />
und damit verbunden e<strong>in</strong>e häu fige Umkonfiguration<br />
mit wechselnden Prozessanfor<strong>der</strong>ungen würden bei<br />
dem <strong>in</strong> [11] vorgestellten Ansatz e<strong>in</strong>e erneute Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsdurchführung<br />
des Zustandsautomaten erfor<strong>der</strong>n.<br />
Unter E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> vorgestellten Ansätze kann<br />
abgeleitet werden, dass zur Beschreibung des Soll-Verhaltens<br />
<strong>der</strong> Zeitaufwand für die Modellierung nur so<br />
groß wie nötig und so ger<strong>in</strong>g wie möglich se<strong>in</strong> soll.<br />
BILD 1: Verschiedene Komplexitätsebenen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Montageanlage<br />
BILD 2: Heterogene Darstellungsformen für Soll- und<br />
Ist-Verhalten<br />
60<br />
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2.3 Automatisierte Analyse von Prozessdaten<br />
Grundsätzlich existieren Ansätze wie zum Beispiel die<br />
Analyse im Zeitbereich, die Frequenzanalyse, die statistische<br />
Modellierung o<strong>der</strong> Aspekte <strong>der</strong> künstlichen Intelligenz<br />
zur automatisierten Auswertung von aufgezeichneten<br />
Prozesswerten.<br />
In [12] wird e<strong>in</strong> Lösungsansatz zu zustandsbasierter<br />
Diagnose an Rollenketten von Verpackungsmasch<strong>in</strong>en<br />
vorgestellt. Zur Bewertung des Verschleißzustandes<br />
wird exemplarisch e<strong>in</strong>e Schw<strong>in</strong>gungsanalyse, unter an<strong>der</strong>em<br />
im Frequenzbereich, durchgeführt. Die Frequenzanalyse<br />
ist hier beson<strong>der</strong>s geeignet, da periodische Signale<br />
(die Schw<strong>in</strong>gungen) betrachtet werden [13].<br />
In <strong>der</strong> Praxis lassen sich allerd<strong>in</strong>gs Masch<strong>in</strong>enzustände<br />
oft erst aus <strong>der</strong> Gesamtheit von Betriebsparametern wie<br />
Öldruck, Temperatur, Schw<strong>in</strong>gungsfrequenzen o<strong>der</strong> Wirkungsgrad<br />
korrekt erfassen. Mittels statistischer Verfahren<br />
ist es grundsätzlich möglich, zu diesen Parametern<br />
e<strong>in</strong>en Merkmalsraum aufzuspannen und anschließend <strong>in</strong><br />
Klassen zu unterteilen. Die Klassen wie<strong>der</strong>um stehen für<br />
bestimmte Masch<strong>in</strong>enzustände und können zur Klassifizierung<br />
neuer Merkmalsvektoren verwendet werden.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel für künstliche Intelligenz – welche zudem<br />
vollständig ohne Modellierung auskommt – ist <strong>der</strong><br />
zuvor genannte Ansatz zum automatisierten Lernen von<br />
Anlagenmodellen [11]. Studien zur Benutzerakzeptanz<br />
wurden bisher nicht durchgeführt, allerd<strong>in</strong>gs sche<strong>in</strong>t<br />
das System als Werkzeug zur Unterstützung während<br />
<strong>der</strong> Inbetriebnahme nur bed<strong>in</strong>gt geeignet. Dies liegt<br />
hauptsächlich daran, dass <strong>der</strong> Inbetriebnehmer nicht<br />
die für ihn bekannten Signalscharen sieht, son<strong>der</strong>n<br />
eher ab strakte Anlagenzustände, wodurch e<strong>in</strong>e schnelle<br />
und <strong>in</strong>tuitive Zuordnung von bestimmten Anlagenzuständen<br />
<strong>in</strong> gewissen Arbeitssituationen nicht gewährleistet<br />
ist. Des Weiteren ist das System als reaktiv<br />
zu betrachten. Vom Modell abweichende Anomalien<br />
können während <strong>der</strong> Produktion erkannt und <strong>in</strong> neuen<br />
Zuständen gespeichert werden. Damit ist es jedoch<br />
nicht möglich, differenzierte Testfälle zu erstellen, welche<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, wie e<strong>in</strong>zelne Anlagenzustände<br />
o<strong>der</strong> während des Betriebs auftretende Produktvarianzen,<br />
vorgeben können.<br />
Für die Verifikation des steuerungstechnischen Verhaltens<br />
von Produktionsanlagen werden <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e B<strong>in</strong>ärsignale<br />
stellvertretend für digitale E<strong>in</strong>- und Ausgänge betrachtet.<br />
Die Transformation von B<strong>in</strong>ärsignalen und anschließende<br />
Analyse im Frequenzbereich sche<strong>in</strong>t nicht<br />
geeignet, um die nötigen Analysemöglichkeiten zu bieten.<br />
Bei <strong>der</strong> Frequenzanalyse stellt sich laut [13] die Frage nach<br />
<strong>der</strong> Auftrittshäufigkeit e<strong>in</strong>es bestimmten Merkmals und<br />
nicht nach dem Zeitpunkt. Die betrachteten Anlagensignale<br />
s<strong>in</strong>d jedoch nicht periodisch und eignen sich daher<br />
nicht für e<strong>in</strong>e Analyse im Spektrum. Stattdessen sollen<br />
diskrete zeitliche Signalmerkmale untersucht werden, wofür<br />
die Analyse von Abläufen <strong>in</strong> <strong>der</strong> SPS im Zeitbereich<br />
wesentlich besser anwendbar ist. Geeignete Algorithmen<br />
s<strong>in</strong>d dazu zum Beispiel die Differenzbildung o<strong>der</strong> Korrelationsuntersuchungen,<br />
allerd<strong>in</strong>gs müssen bestehende Verfahren<br />
für differenzierte lokale Aussagen erweitert werden.<br />
BILD 3: Gesamtkonzept des<br />
Testframeworks Codiac<br />
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61
HAUPTBEITRAG<br />
Auch wenn Ansätze zur standardisierten Beschreibung<br />
und Implementierung von Testfällen bestehen (siehe<br />
[14]), kann aus <strong>der</strong> Analyse vorgestellter Lösungen<br />
festgestellt werden, dass bisher ke<strong>in</strong>e Möglichkeit existiert,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er durchgängigen Werkzeugkette o<strong>der</strong> gar <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Testframework nach IEC 61131-3 implementierte<br />
Steuerprogramme ohne erheblichen und komplexen<br />
Modellierungsaufwand, differenziert und flexibel<br />
zu testen. Für e<strong>in</strong>zelne Problemstellungen gibt es Ansätze,<br />
wobei e<strong>in</strong> allumfassendes Werkzeug zur vollständigen<br />
Unterstützung während des Entwicklungs- und<br />
Inbetriebnahmeprozesses im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> def<strong>in</strong>ierten Zielkriterien<br />
am Markt nicht vorhanden ist.<br />
3. KONZEPT DES TESTFRAMEWORKS<br />
Als Lösung zu den aufgelisteten Anfor<strong>der</strong>ungen aus Abschnitt<br />
1 soll das Testframework Codiac, bestehend aus<br />
e<strong>in</strong>em Front-End und e<strong>in</strong>em Back-End, konzipiert und<br />
implementiert werden. Idealerweise zeichnet sich das<br />
Front-End durch e<strong>in</strong>e PC-basierte Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Umgebung<br />
aus, <strong>in</strong> welcher <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> auf Signale zurückgreifen,<br />
sie als Referenzsignale neu erstellen o<strong>der</strong> Auswertealgorithmen<br />
beziehungsweise Auswertungsmuster<br />
def<strong>in</strong>ieren kann. Diese sollen später <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tuitiven<br />
Benutzerschnittstelle automatisiert ausgewertet und<br />
visualisiert werden.<br />
Das Back-End implementiert Test- und Diagnosebauste<strong>in</strong>e<br />
auf <strong>der</strong> Anlagensteuerung, um konfigurierte Testfälle<br />
ausführen zu können. Das <strong>in</strong> Bild 3 visualisierte<br />
Gesamtkonzept des entwickelten Testframeworks stellt<br />
somit e<strong>in</strong>e durchgängige Werkzeugkette mit Inbetriebnahmefokus<br />
dar.<br />
Als Bestandteil des Testfalleditors ermöglicht die Ablaufspezifikation<br />
im Detail, Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für<br />
e<strong>in</strong>en Test zu def<strong>in</strong>ieren. Es werden alle für die SPS<br />
beziehungsweise Montagezelle benötigten E<strong>in</strong>stellungen<br />
wie <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>enstatus, aber auch Grundlagen für die<br />
Testfallausführung, wie die aufzuzeichnenden Signale<br />
o<strong>der</strong> die zu testende Station, festgelegt.<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungsanalyse wurde gefor<strong>der</strong>t,<br />
dass auch verschiedene Produkte (zum Beispiel Stecker<br />
mit unterschiedlicher Polkonfiguration) getestet werden<br />
sollen. Diese Konfiguration kann ebenfalls im Testdateneditor<br />
vorgenommen werden. Diese ersten Testfallkonfigurationen<br />
s<strong>in</strong>d für die Ausführung e<strong>in</strong>es Testfalls h<strong>in</strong>reichend.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs kann so noch ke<strong>in</strong>e automatisierte<br />
Signalanlyse und -auswertung erfolgen.<br />
Für die Signalanalyse besteht die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
dar<strong>in</strong>, aus heterogenen Verhaltensbeschreibungen geme<strong>in</strong>same<br />
Charakteristika beziehungsweise Patterns zu<br />
entnehmen, die sich später zur automatisierten Signalanalyse<br />
und Validierung <strong>der</strong> Anlagenfunktionalität<br />
heranziehen lassen.<br />
Die Patternspezifikation bietet dem Benutzer e<strong>in</strong>en<br />
Editor an, um Patterns zu def<strong>in</strong>ieren. Patterns s<strong>in</strong>d dabei<br />
charakteristische Signalmerkmale wie Flankenwechsel,<br />
-anzahl o<strong>der</strong> -beziehungen, welche später zur automatisierten<br />
Signalüberprüfung validiert werden. Patterns<br />
können entwe<strong>der</strong> frei, zum Beispiel auf Grundlage<br />
e<strong>in</strong>es Pflichtenheftes, erstellt o<strong>der</strong> aus bestehenden<br />
Referenzsignalen automatisiert abgeleitet werden. Die<br />
Charakteristika umfassen dabei e<strong>in</strong>en Satz an zu def<strong>in</strong>ierenden<br />
Attributen wie Sollwert, erlaubte Abweichung<br />
o<strong>der</strong> Typ. Jedes Pattern besitzt außerdem e<strong>in</strong> Patternergebnis,<br />
welches nach erfolgter Auswertung gesetzt wird.<br />
Die Ablaufspezifikation und die Auswertung ergänzen<br />
sich zusammen zum Testfalleditor. Die Ausgabe des Editors<br />
ist e<strong>in</strong> vollständig konfigurierter Basistestfall, <strong>der</strong><br />
mit Anlagenmodulen beziehungsweise mit <strong>der</strong> Gesamtanlage<br />
ausgeführt werden kann. Dazu wird die Ablaufspezifikation,<br />
welche zur Testfallausführung auf <strong>der</strong> SPS<br />
beziehungsweise dem Montageautomaten e<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>reichenden<br />
Satz an Konfigurationen bildet, zum Beispiel<br />
über OPC an die Anlagen-SPS gesendet. OPC bietet an<br />
dieser Stelle den Vorteil, dass auf freigegebene steuerungs<strong>in</strong>terne<br />
Variablen ohne weitere Konfiguration zugegriffen<br />
werden kann. Nach <strong>der</strong> Übertragung <strong>der</strong> Ablaufspezifikation<br />
wird <strong>der</strong> Testfall ausgeführt.<br />
Ist <strong>der</strong> automatisierte Test beendet, werden die aufgezeichneten<br />
Signalverläufe wie<strong>der</strong> automatisch über die<br />
OPC-Schnittstelle <strong>in</strong> die Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Umgebung geladen.<br />
Durch die zeitliche Entkopplung bei <strong>der</strong> Kommunikation<br />
entspricht die Signalauflösung dennoch <strong>der</strong><br />
SPS-Zykluszeit. Danach kommt das dritte Tool <strong>der</strong> Werkzeugsammlung<br />
zum E<strong>in</strong>satz: die Testfallauswertung.<br />
Diese analysiert die Signalschar zum Teil vollautomatisiert,<br />
<strong>in</strong>dem zuvor def<strong>in</strong>ierte Patterns mittels geeigneter<br />
Algorithmen validiert werden, teilweise aber auch <strong>in</strong><br />
Interaktion mit dem Inbetriebnehmer.<br />
Zunächst wird jedes Pattern separat ausgewertet und<br />
das jeweilige Patternergebnis aktualisiert. S<strong>in</strong>d alle def<strong>in</strong>ierten<br />
Kriterien e<strong>in</strong>es Signals ausgewertet, setzt sich<br />
das Testergebnis selbst aus e<strong>in</strong>er UND-Verknüpfung aller<br />
E<strong>in</strong>zelergebnisse zusammen.<br />
Die letzte Komponente <strong>in</strong> Bild 3 ist <strong>der</strong> Testfallmultiplikator.<br />
Während das bei [8] beschriebene Werkzeug<br />
automatisiert Testfälle beziehungsweise Testskripte mit<br />
Varianzen zur Ausführung basierend auf e<strong>in</strong>em Modell<br />
des Systemverhaltens o<strong>der</strong> bestimmten Steuer<strong>in</strong>formationen<br />
generiert, kann <strong>der</strong> Testfallmultiplikator <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
momentanen Version def<strong>in</strong>ierte Testfälle vervielfältigen.<br />
Dies stellt e<strong>in</strong>e enorme Vere<strong>in</strong>fachung zur bisherigen<br />
manuellen unsystematischen Testvorgehensweise dar,<br />
wenn zum Beispiel Systeme auf Robustheit getestet werden<br />
sollen o<strong>der</strong> sehr oft <strong>der</strong> gleiche Testfall mit gleichen<br />
Ausgangs- beziehungsweise Auswertungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
ausführt werden soll. Wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zusammenfassung beschrieben,<br />
existieren verschiedene Ansatzpunkte, den<br />
Testfallmultiplikator gemäß den Ansätzen aus [4] <strong>in</strong><br />
Richtung e<strong>in</strong>es Testfallgenerators durch automatisch<br />
e<strong>in</strong>fließende Varianzen zu e<strong>in</strong>er besseren Testabdeckung<br />
weiterzuentwickeln.<br />
4. VALIDIERUNG DER MONTAGEANLAGE<br />
Zur Implementierung und zum Testen <strong>der</strong> Umsetzung<br />
des vorgestellten Konzepts wurde – wie bereits <strong>in</strong> Bild 1<br />
zu erkennen – von <strong>der</strong> Firma Phoenix Contact e<strong>in</strong> Steckermontage-Automat<br />
zur Verfügung gestellt. Der Mon-<br />
62<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
tageautomat realisiert e<strong>in</strong> modulares, stationsbasiertes<br />
Längstaktsystem, bei dem die e<strong>in</strong>zelnen Montagestationen<br />
über die l<strong>in</strong>eare Vorschubachse synchronisiert werden.<br />
Den schematischen Aufbau verdeutlicht Bild 4.<br />
Es wurden bereits alle im Konzept entworfenen Funktionen<br />
implementiert und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Testframework, das<br />
heißt <strong>der</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Umgebung und den Diagnosefunktionen<br />
auf <strong>der</strong> SPS, zusammengefasst.<br />
4.1 Prototypische Werkzeugkette<br />
Um die Lösung validieren zu können, wurden exemplarisch<br />
Use-Cases für je e<strong>in</strong>en White-Box- und e<strong>in</strong>en Black-<br />
Box-Test realisiert. Der White-Box-Test testet das steuerungstechnische<br />
Verhalten <strong>der</strong> Station 3 „Stift e<strong>in</strong>setzen“.<br />
Da <strong>der</strong> Programmcode bekannt ist und die Diagnosefunktionalität<br />
direkt auf <strong>der</strong> Hauptanlagensteuerung<br />
umgesetzt ist, können sämtliche <strong>in</strong>ternen Variablen zur<br />
Auswertung verwendet werden.<br />
E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Kernanfor<strong>der</strong>ung bestand dar<strong>in</strong>, durch<br />
Zulieferer gefertigte Stationen frühzeitig, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
ohne die Integration <strong>in</strong> die Gesamtanlage, zu testen.<br />
Dazu wurde e<strong>in</strong> Black-Box-Test zur Überprüfung <strong>der</strong> I/O-<br />
Kommunikation realisiert.<br />
Mit dem im Folgenden beschriebenen Black-Box-Test<br />
soll daher exemplarisch gezeigt werden, wie mit Codiac<br />
e<strong>in</strong>e im Pflichtenheft def<strong>in</strong>ierte Kommunikationsschnittstelle<br />
während <strong>der</strong> Inbetriebnahme überprüfbar ist. Die<br />
E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>er externen Station sowie die notwendige<br />
Kommunikation zeigt Bild 5. Die externe Station muss<br />
zunächst e<strong>in</strong> von <strong>der</strong> Hauptsteuerung gesendetes Vorbereitungssignal<br />
quittieren, um zu bestätigen, dass sie sich<br />
im Bereitschaftszustand bef<strong>in</strong>det. Nach <strong>der</strong> Quittierung<br />
wird – sobald die Hauptachse ihre Position erreicht hat<br />
– e<strong>in</strong> Startsignal an die externe Steuerung gesendet. Die<br />
externe Montagestation <strong>in</strong>formiert die Anlagen-SPS über<br />
den Fortschritt <strong>der</strong> beiden Montageprozesse. Abschließend<br />
wird e<strong>in</strong> „Ende“-Signal an die Anlagen-SPS übermittelt,<br />
damit <strong>der</strong> nächste Bearbeitungszyklus vorbereitet<br />
werden kann.<br />
Mit e<strong>in</strong>em im Diagnose-Framework <strong>in</strong>tegrierten Datenlogger<br />
wurde im Rahmen <strong>der</strong> Inbetriebnahme e<strong>in</strong>e für<br />
den beschriebenen Kommunikationsablauf charakteristische<br />
und <strong>in</strong> Bild 6 dargestellte Signalschar aufgenommen.<br />
Unter Verwendung <strong>der</strong> Patternspezifikation wurden<br />
anhand <strong>der</strong> Signalschar sowie auf Basis <strong>der</strong> im Pflichtenheft<br />
festgelegten Soll-Zeiten verschiedene Patterns<br />
angelegt. Der Fokus lag dabei auf den Flankenbeziehungen,<br />
also Reaktionszeiten zwischen dem Signaltrigger<br />
durch die Anlagen-SPS und Antwort durch die externe<br />
Station, welche durch lokale Patterns abgebildet werden<br />
können. Zusätzlich wurden neben manuell angelegten<br />
Patterns globale Charakteristika, wie die Anzahl <strong>der</strong><br />
Flankenwechsel, die Summe aller High-Intervalle o<strong>der</strong><br />
die Autokorrelation automatisch aus e<strong>in</strong>er Referenzsignalschar<br />
entnommen und ausgewertet.<br />
Da <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei e<strong>in</strong>er Station e<strong>in</strong>es Zulieferers<br />
nicht davon ausgegangen werden kann, dass e<strong>in</strong>e Referenzsignalschar<br />
zu Verfügung steht, wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
zweiten Ansatz die Patterns während <strong>der</strong> Inbetriebnah-<br />
BILD 4: Schematischer Aufbau des Demonstrators<br />
BILD 5: Schematischer Kommunikationsablauf<br />
BILD 6: Signalschar <strong>der</strong> Kommunikation für e<strong>in</strong>en<br />
Montageablauf<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
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HAUPTBEITRAG<br />
me komplett manuell angelegt. Mittels <strong>der</strong> def<strong>in</strong>ierten<br />
Patterns konnten anschließend weitere aufgezeichnete<br />
Montageabläufe analysiert und bewertet werden.<br />
4.2 Evaluierung<br />
Durch die exemplarische Modellierung und Konfiguration<br />
e<strong>in</strong>es White- und e<strong>in</strong>es Black-Box-Tests konnten<br />
erste Erfahrungen im Umgang mit Codiac gesammelt<br />
werden, welche sich allerd<strong>in</strong>gs im ersten Schritt auf die<br />
Nutzergruppe <strong>der</strong> Entwickler beschränken.<br />
Zur Erstellung von Ablaufspezifikationen stellt die<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Umgebung e<strong>in</strong> komfortables Tool bereit, bei<br />
dem <strong>der</strong> Benutzer <strong>in</strong>tuitiv Signale wählen o<strong>der</strong> Produktkonfigurationen<br />
e<strong>in</strong>stellen kann. Die Beschränkung auf<br />
die Gruppe <strong>der</strong> Entwickler wurde deshalb gewählt, da<br />
das Anlegen von Patterns e<strong>in</strong> komplexer Prozess ist, bei<br />
dem aussagekräftige Merkmale gewählt und konfiguriert<br />
werden müssen. Die spätere Inbetriebnahme an <strong>der</strong> Anlage<br />
wird daher mit vorher def<strong>in</strong>ierten Grundpatterns<br />
unterstützt. Darüber h<strong>in</strong>aus können auch <strong>in</strong> dieser Phase<br />
<strong>der</strong> Anlagenentwicklung durch e<strong>in</strong>faches Markieren<br />
Charakteristika überprüft o<strong>der</strong> Signalbeziehungen als<br />
Patterns angelegt werden.<br />
E<strong>in</strong>e Basis an globalen Pattern wird automatisiert<br />
durch Codiac angelegt. Die Testausführung sowie<br />
die Analyse und Validierung erfolgt anschließend<br />
automatisiert. Die Visualisierung <strong>der</strong> Auswertung wurde<br />
als hilfreich und differenziert bewertet, wobei sich die<br />
geschachtelte Informationsdarstellung positiv auswirkt.<br />
Der Anwen<strong>der</strong> kann den Detailgrad <strong>der</strong> Visualisierung<br />
von e<strong>in</strong>er Übersicht über alle ausgeführten und bewerteten<br />
Testfälle bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Ansicht <strong>der</strong> erfolgreichen<br />
o<strong>der</strong> nicht erfolgreichen Patterns selbst wählen.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus wurde die Möglichkeit zum Speichern<br />
<strong>der</strong> Testfalleditor-E<strong>in</strong>gaben als hilfreich empfunden.<br />
E<strong>in</strong>mal konfigurierte Spezifikationen lassen sich so problemlos<br />
an weiteren Anlagen o<strong>der</strong> an den gleichen Anlagen<br />
zur Überprüfung von Verän<strong>der</strong>ungen im Lebenszyklus<br />
wie<strong>der</strong>holen.<br />
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />
Um die gefor<strong>der</strong>te Optimierung des Inbetriebnahmeprozesses<br />
zu erzielen, wurde <strong>der</strong> Ansatz verfolgt, Werkzeuge<br />
<strong>der</strong> Informationstechnik wie die automatisierte Testausführung,<br />
die systemweite Anlagendiagnose o<strong>der</strong><br />
Signalanalyseverfahren konzeptionell auf die Domäne<br />
<strong>der</strong> Anlagen- und Automatisierungstechnik zu übertragen<br />
– ohne <strong>der</strong> Verhaltensmodellierung e<strong>in</strong>en zu großen<br />
Stellenwert beizumessen.<br />
Der Fokus lag auf dem frühzeitigen Test <strong>der</strong> korrekten<br />
Programmierung von eigens gefertigten Montagestationen<br />
(White-Box-Test) und auf Kommunikationstests zwischen<br />
Anlagenmodulen unterschiedlicher Hersteller<br />
(Black-Box-Test).<br />
Die entstandene <strong>in</strong>tegrierte Steuerungs- und Diagnoseplattform<br />
Codiac erfüllt diese Anfor<strong>der</strong>ungen durchgängig.<br />
Produktvarianten und verän<strong>der</strong>te Abläufe können<br />
differenziert konfiguriert werden. Die Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />
Umgebung unterstützt den Benutzer zudem bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />
und Erstellung von Patterns und extrahiert<br />
anhand von Referenzdaten automatisiert globale Charakteristika.<br />
Nach <strong>der</strong> Ausführung des Testfalls werden<br />
die aufgenommenen Daten weitgehend automatisiert<br />
analysiert und validiert.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus wurde e<strong>in</strong> Use-Case beschrieben, welcher<br />
den Funktionsumfang <strong>der</strong> entwickelten Lösung<br />
zum automatisierten Testen verdeutlicht. Durch Analyse<br />
<strong>der</strong> Kommunikation mittels aus dem Pflichtenheft<br />
abgeleiteten Patterns lässt sich e<strong>in</strong> Nachweis über die<br />
E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Spezifikation erbr<strong>in</strong>gen.<br />
ZUKÜNFTIGE ARBEITEN<br />
Die zu Beg<strong>in</strong>n formulierten Anfor<strong>der</strong>ungen wurden <strong>in</strong><br />
dieser prototypischen Implementierung erfüllt. Dennoch<br />
besteht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Punkten die Möglichkeit, das Testframework,<br />
zum Beispiel <strong>in</strong> Bezug auf e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tuitive<br />
Oberflächengestaltung für das Inbetriebnahmepersonal,<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus muss <strong>der</strong> Nutzer des Systems beim<br />
Anlegen von Patterns bisher selbstständig Toleranzbereiche<br />
für erlaubte Signalabweichungen festlegen.<br />
Diese Zeit<strong>in</strong>tervalle werden typischerweise zu kle<strong>in</strong><br />
bemessen, um beispielsweise die statistischen Varianzen<br />
mechanischer Prozesse abzudecken. Um diese Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
zu lösen, wurde e<strong>in</strong> Signal-Analyzer <strong>in</strong><br />
die Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Umgebung <strong>in</strong>tegriert. Dieser ermöglicht<br />
e<strong>in</strong>e grafische Aufbereitung statistischer Varianzen<br />
vieler Messungen, sodass Vorschläge für erlaubte<br />
Abweichungs<strong>in</strong>tervalle erzeugt werden können. Nach<br />
Anwendung des Signal-Analyzers und <strong>der</strong> Neuparametrierung<br />
<strong>der</strong> Patterns konnte e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong><br />
Testergebnisse um 93 % gegenüber e<strong>in</strong>er Konfiguration<br />
ohne Vorschläge zu Sollwerten o<strong>der</strong> Abweichungen<br />
beobachtet werden.<br />
Durch e<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>holung von Testfällen des Vortages<br />
wurde deutlich, dass die E<strong>in</strong>flüsse von kalten<br />
und warmen Komponenten auf die Verschiebung <strong>der</strong><br />
zeitlichen Abläufe bei <strong>der</strong> Patternerstellung unterschätzt<br />
wurden. Bei <strong>der</strong> statistischen Auswertung<br />
von Messungen beziehungsweise dem Anlegen von<br />
Patterns muss also <strong>der</strong> Anlagenzustand unbed<strong>in</strong>gt<br />
berücksichtigt werden.<br />
In [15] wird beschrieben, dass Expertensysteme als<br />
Teilgebiet <strong>der</strong> Künstlichen Intelligenz „<strong>in</strong> Spezialgebieten<br />
<strong>der</strong> Industrie“ e<strong>in</strong>gesetzt werden, die automatisierte<br />
Aus- und Bewertung von technisch hochkomplexen System<br />
aber e<strong>in</strong>e große Herausfor<strong>der</strong>ung darstellt. Dies ist<br />
hauptsächlich auf die Generierung und Qualität <strong>der</strong> Wissensbasis<br />
zurückzuführen. Durch die Weiterentwicklung<br />
des Signal-Analyzers und den E<strong>in</strong>satz von statistischen<br />
Methoden zur genauen Berechnung von Sollwerten<br />
und erlaubten Abweichungen soll dieser Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
begegnet werden.<br />
Abschließend ist zu bedenken, dass das entwickelte<br />
Testframework e<strong>in</strong> unterstützendes Werkzeug für Entwickler<br />
zum E<strong>in</strong>satz während <strong>der</strong> Inbetriebnahmephase<br />
darstellt. Daher besteht <strong>der</strong> nächste Schritt dar<strong>in</strong>, Codiac<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie e<strong>in</strong>zusetzen, um praxisnahe Anforde-<br />
64<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
ungen zu f<strong>in</strong>den, Schwachstellen aufzudecken und die<br />
Akzeptanz <strong>der</strong> entwickelten Applikation bei <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>zielgruppe<br />
zu garantieren.<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
16.03.2012<br />
REFERENZEN<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
DANKSAGUNG<br />
Das Forschungsvorhaben Initial wird im Rahmen <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>l<strong>in</strong>ie „Hightech-NRW 2. Call“ vom M<strong>in</strong>isterium<br />
für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie<br />
des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen geför<strong>der</strong>t.<br />
AUTOREN<br />
[1] Brecher, C. (Hrsg.): Integrative Produktionstechnik für<br />
Hochlohnlän<strong>der</strong>. Spr<strong>in</strong>ger, Heidelberg 2011<br />
[2] Initial: Höhere Produktivität durch den modellbasierten<br />
Entwurf und Betrieb von komplexen Automatisierungssystemen.<br />
(http://www.<strong>in</strong>ITial-projekt.de)<br />
[3] Eversheim, W.: Inbetriebnahme komplexer Masch<strong>in</strong>en<br />
und Anlagen. Strategien und Praxisbeispiele zur<br />
Rationalisierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zel- und Kle<strong>in</strong>serienproduktion.<br />
VDI-Verlag, Düsseldorf 1990<br />
[4] Jack, P. und Koc: FUSIM. Funktionssicherung und<br />
Testmethodik bei <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>gebetteter<br />
Systeme. DFAM, Frankfurt 2001<br />
[5] Herfs, W.: Modellbasierte Software <strong>in</strong> the Loop Simulation<br />
von Werkzeugmasch<strong>in</strong>en. Apprimus-Verlag, Aachen 2010<br />
[6] Wünsch, G.; Zäh, M.: Schnelle Inbetriebnahme von<br />
Produktionssystemen. Qualitätssicherung von<br />
automatisierten Masch<strong>in</strong>en durch Simulation.<br />
wt Werkstattstechnik onl<strong>in</strong>e, 95(9), S. 699 – 704, 2005<br />
[7] Murrenhoff, H.; von Dombrowski, R.; Verkoyen, T.:<br />
Fluidtronic. Entwicklungsumgebung für fluidtechnischmechatronische<br />
Systeme. wt Werkstattstechnik onl<strong>in</strong>e,<br />
99(1/2), S. 67 – 75, 2009<br />
[8] Götz, H. und Nickolaus, M.: Modellbasiertes Testen.<br />
Modellierung und Generierung von Tests. Grundlagen,<br />
Kriterien für Werkzeuge<strong>in</strong>satz, Werkzeuge <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Übersicht. Heise Verlag, Hannover 2009<br />
[9] IEEE 1641: IEEE Standard for Signal and Test Def<strong>in</strong>ition,<br />
September 2010.<br />
[10] Witsch, D.; Ricken, M.; Kormann, B.; Vogel-Heuser, B.:<br />
PLC-statecharts. An approach to <strong>in</strong>tegrate uml statecharts<br />
<strong>in</strong> open-loop control eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g. In: 8 th International<br />
Conference on Industrial Informatics (INDIN), S.<br />
915 – 920. IEEE, 2010. Doi: 10.1109/INDIN.2010.5549619<br />
[11] Vodenčarević, A.; Kle<strong>in</strong>e Bun<strong>in</strong>g, H.; Niggemann, O.; Maier, A.:<br />
Identify<strong>in</strong>g behavior models for process plants. In: 16 th Conference<br />
on Emerg<strong>in</strong>g Technologies & Factory Automation<br />
(ETFA), S. 1 – 8. IEEE, 2011. doi: 10.1109/ETFA.2011.6059080<br />
[12] Brecher, C.; Pohlmann, G.; Herfs, W.: Zustandsbasierte<br />
Diagnose an Rollenketten von Verpackungsmasch<strong>in</strong>en.<br />
Höchste Beanspruchung bei 140 Takten/m<strong>in</strong>. wt Werkstattstechnik<br />
onl<strong>in</strong>e, 99(7/8), S. 498 – 503, 2009<br />
[13] Kolerus, J. und Wassermann, J.: Zustandsüberwachung<br />
von Masch<strong>in</strong>en. E<strong>in</strong> Lehr- und Arbeitsbuch für den<br />
Praktiker. Expert, Renn<strong>in</strong>gen 2008<br />
[14] Europäisches Institut für Telekommunikationsnormen:<br />
TTCN-3: Test<strong>in</strong>g and Test Control Notation Version 3.<br />
(http://http://www.ttcn-3.org/)<br />
[15] Brecher, C. und Weck, M.: Werkzeugmasch<strong>in</strong>en 3.<br />
Spr<strong>in</strong>ger, Berl<strong>in</strong> 2006<br />
Dr.-Ing. WERNER HERFS MBA<br />
(geb. 1975) hat zwischen 2007<br />
und 2012 die Abteilung Steuerungstechnik<br />
und Automatisierung<br />
geleitet und ist seit<br />
März 2012 <strong>der</strong> geschäftsführende<br />
Ober<strong>in</strong>genieur des Lehrstuhls<br />
für Werkzeugmasch<strong>in</strong>en<br />
an <strong>der</strong> RWTH Aachen.<br />
RWTH Aachen,<br />
Werkzeugmasch<strong>in</strong>enlabor (WZL),<br />
Ste<strong>in</strong>bachstraße 19, D-52074 Aachen,<br />
Tel. +49 (0) 241 802 74 10,<br />
E-Mail: w.herfs@wzl.rwth-aachen.de<br />
Dipl.-Ing. MARKUS OBDEN-<br />
BUSCH (geb. 1986) arbeitet<br />
seit 2011 als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Lehrstuhl<br />
für Werkzeugmasch<strong>in</strong>en<br />
<strong>der</strong> RWTH Aachen.<br />
Se<strong>in</strong>e Forschungsgebiete<br />
umfassen die automatisierte<br />
Anlagendiagnose und<br />
Inbetriebnahme von Produktionsmasch<strong>in</strong>en im<br />
Masch<strong>in</strong>enbau.<br />
RWTH Aachen,<br />
Werkzeugmasch<strong>in</strong>enlabor (WZL),<br />
Ste<strong>in</strong>bachstraße 19, D-52074 Aachen,<br />
Tel. +49 (0) 241 802 82 36,<br />
E-Mail: m.obdenbusch@wzl.rwth-aachen.de<br />
Dipl.-Ing. WOLFRAM LOHSE<br />
(geb. 1981) war von 2007 bis<br />
2012 als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Lehrstuhl für<br />
Werkzeugmasch<strong>in</strong>en <strong>der</strong><br />
RWTH Aachen tätig. Seit<br />
März 2012 leitet er die<br />
Abteilung Steuerungstechnik<br />
und Automatisierung.<br />
RWTH Aachen,<br />
Werkzeugmasch<strong>in</strong>enlabor (WZL),<br />
Ste<strong>in</strong>bachstraße 19, D-52074 Aachen,<br />
Tel. +49 (0) 241 802 74 55,<br />
E-Mail: w.lohse@wzl.rwth-aachen.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012<br />
65
IMPRESSUM / VORSCHAU<br />
IMPRESSUM<br />
VORSCHAU<br />
Verlag:<br />
Oldenbourg Industrieverlag GmbH<br />
Rosenheimer Straße 145<br />
D-81671 München<br />
Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-0<br />
Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23<br />
www.oldenbourg-<strong>in</strong>dustrieverlag.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Spartenleiter:<br />
Jürgen Franke<br />
Herausgeber:<br />
Dr. T. Albers<br />
Dr. G. Kegel<br />
Dipl.-Ing. G. Kumpfmüller<br />
Dr. N. Kuschnerus<br />
Beirat:<br />
Dr.-Ing. K. D. Bettenhausen<br />
Prof. Dr.-Ing. Ch. Diedrich<br />
Prof. Dr.-Ing. U. Epple<br />
Prof. Dr.-Ing. A. Fay<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Felleisen<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Frey<br />
Prof. Dr.-Ing. P. Göhner<br />
Dipl.-Ing. Th. Gre<strong>in</strong><br />
Prof. Dr.-Ing. H. Haehnel<br />
Dr.-Ing. J. Kiesbauer<br />
Dipl.-Ing. R. Marten<br />
Dipl.-Ing. G. Mayr<br />
Dr. J. Nothdurft<br />
Dr.-Ing. J. Papenfort<br />
Dr. A. Wernsdörfer<br />
Dipl.-Ing. D. Westerkamp<br />
Dr. Ch. Zeidler<br />
Organschaft:<br />
Organ <strong>der</strong> GMA<br />
(VDI/VDE-Gesell schaft Messund<br />
Automatisierungs technik)<br />
und <strong>der</strong> NAMUR<br />
(Interessen geme<strong>in</strong>schaft<br />
Automatisierungs technik <strong>der</strong><br />
Prozess<strong>in</strong>dustrie).<br />
Redaktion:<br />
Anne Hütter (verantwortlich)<br />
Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-4 18<br />
Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-2 07<br />
E-Mail: huetter@oiv.de<br />
Gerd Scholz<br />
E<strong>in</strong>reichung von Hauptbeiträgen:<br />
Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas<br />
(Chefredakteur, verantwortlich<br />
für die Hauptbeiträge)<br />
Technische Universität Dresden<br />
Fakultät Elektrotechnik<br />
und Informationstechnik<br />
Professur für Prozessleittechnik<br />
D-01062 Dresden<br />
Telefon +49 (0) 351 46 33 96 14<br />
E-Mail: urbas@oiv.de<br />
Fachredaktion:<br />
Dr.-Ing. M. Blum<br />
Prof. Dr.-Ing. J. Jasperneite<br />
Dr.-Ing. B. Kausler<br />
Dr.-Ing. N. Kiupel<br />
Dr. rer. nat. W. Morr<br />
Dr.-Ing. J. Neidig<br />
Dipl.-Ing. I. Rolle<br />
Dr.-Ing. S. Runde<br />
Prof. Dr.-Ing. F. Schiller<br />
Bezugsbed<strong>in</strong>gungen:<br />
„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />
Praxis“ ersche<strong>in</strong>t<br />
monatlich mit Doppelausgaben im<br />
Januar/Februar und Juli/August.<br />
Bezugspreise:<br />
Abonnement jährlich: € 468,– + € 30,–/<br />
€ 35,- Versand (Deutschland/Ausland);<br />
Heft-Abbonnement + Onl<strong>in</strong>e-Archiv:<br />
€ 638,40; ePaper (PDF): € 468,–;<br />
ePaper + Onl<strong>in</strong>e-Archiv: € 608,40;<br />
E<strong>in</strong>zelheft: € 55,– + Versand;<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung<br />
<strong>in</strong> EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />
für alle übrigen Län<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d es<br />
Nettopreise. Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> GMA: 30%<br />
Ermäßigung auf den Heftbezugspreis.<br />
Bestellungen s<strong>in</strong>d je<strong>der</strong>zeit über den<br />
Leserservice o<strong>der</strong> jede Buchhandlung<br />
möglich.<br />
Die Kündigungsfrist für Abonnementaufträge<br />
beträgt 8 Wochen zum Bezugsjahresende.<br />
Abonnement-/<br />
E<strong>in</strong>zelheftbestellung:<br />
Leserservice <strong>atp</strong><br />
Postfach 91 61, D-97091 Würzburg<br />
Telefon + 49 (0) 931 4170-1615<br />
Telefax + 49 (0) 931 4170-492<br />
E-Mail: leserservice@oiv.de<br />
Verantwortlich für<br />
den Anzeigenteil:<br />
Annemarie Scharl-Send<br />
Mediaberatung<br />
sales & communications Medienagentur<br />
Kirchfeldstraße 9, D-82284 Grafrath<br />
Tel. +49 (0) 8144 9 96 95 12<br />
Fax +49 (0) 8144 9 96 95 14<br />
E-Mail: ass@salescomm.de<br />
Es gelten die Preise <strong>der</strong> Mediadaten 2012<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Brigitte Krawczyk<br />
Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-2 26<br />
Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 00<br />
E-Mail: krawczyk@oiv.de<br />
Grafik:<br />
Data Graphis<br />
Druck:<br />
Druckerei Chmielorz GmbH<br />
Ostr<strong>in</strong>g 13,<br />
D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />
Gedruckt auf chlor- und<br />
säurefreiem Papier.<br />
Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />
Praxis – rtp“ gegründet.<br />
© 2012 Oldenbourg Industrieverlag<br />
GmbH München<br />
Die Zeitschrift und alle <strong>in</strong> ihr enthaltenen<br />
Beiträge und Abbildungen s<strong>in</strong>d urheberrechtlich<br />
geschützt. Mit Ausnahme <strong>der</strong><br />
gesetzlich zugelassenen Fälle ist e<strong>in</strong>e<br />
Verwertung ohne E<strong>in</strong> willigung des Verlages<br />
strafbar.<br />
Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8<br />
Abs. 3 PresseG i. V. m. Art. 2 Abs. 1c DVO<br />
zum BayPresseG geben wir die Inhaber<br />
und Beteiligungsverhältnisse am Verlag<br />
wie folgt an:<br />
Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />
Rosenheimer Straße 145, 81671 München.<br />
Alle<strong>in</strong>iger Gesellschafter des Verlages<br />
ist die ACM-Unternehmensgruppe,<br />
Ostr<strong>in</strong>g 13,<br />
65205 Wiesbaden-Nordenstadt.<br />
ISSN 2190-4111<br />
DIE AUSGABE 10 / 2012 DER<br />
ERSCHEINT AM 01.10.2012<br />
MIT FOLGENDEN BEITRÄGEN:<br />
Safety und Security für<br />
Feldbus-Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
Das Zeitverhalten<br />
verteilter Anlagen<br />
Plug and Prognose<br />
Reifezeugnis für<br />
mechatronische<br />
Entwicklungsprozesse<br />
...und vielen weiteren Themen.<br />
Aus aktuellem Anlass können sich die Themen<br />
kurzfristig verän<strong>der</strong>n.<br />
LESERSERVICE<br />
E-MAIL:<br />
leserservice@oiv.de<br />
TELEFON:<br />
+ 49 (0) 931 4170-1615<br />
66<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
9 / 2012
SIL<br />
Sprechstunde<br />
4. SIL-Sprechstunde<br />
Funktionale Sicherheit<br />
18. + 19.9.2012, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
www.sil-sprechstunde.de<br />
PLT-Schutze<strong>in</strong>richtung<br />
Programm<br />
Mo<strong>der</strong>ation: Jürgen George,<br />
Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Wann und Wo?<br />
Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> SIL-Bewertung<br />
Parameter <strong>der</strong> SIL-Bewertung<br />
Vermeidung systematischer Fehler<br />
Bewertung zufälliger Fehler<br />
Gerätequalifikation aufgrund „früherer Verwendung“<br />
Referenten<br />
Dirk Hablawetz, BASF SE<br />
Dr. Andreas Hildebrandt, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Udo Hug, BImSchG § 29a Sachverständiger<br />
Gerhard Jung, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Dr. Thomas Karte, Samson AG<br />
Dr. Gerold Klotz-Engmann, Endress+Hauser Messtechnik<br />
GmbH + Co. KG<br />
Josef Kuboth, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
Bernd Schroers, Bayer Technology Services<br />
Heiko Schween, HIMA Paul Hildebrandt GmbH + Co KG<br />
Johann Ströbl, TÜV Süd Industrie Service GmbH<br />
Term<strong>in</strong><br />
Dienstag, 18.09.2012<br />
Veranstaltung (11:30 – 16:30 Uhr)<br />
„Get-Together“ mit Abendessen<br />
(ab 17:30 Uhr)<br />
Mittwoch, 19.09.2012<br />
Veranstaltung (9:00 – 15:00 Uhr)<br />
Ort<br />
Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Thema<br />
SIL – Qualifizierung von<br />
PLT-Schutze<strong>in</strong>richtungen<br />
Teilnahmegebühr<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt<br />
Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt<br />
reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt<br />
Im Preis enthalten s<strong>in</strong>d die Tagungsunterlagen<br />
sowie das Cater<strong>in</strong>g (Kaffee, 2x Mittagsimbiss,<br />
„Get-Together“ mit Abendessen).<br />
Veranstalter<br />
Schon wie<strong>der</strong> E/A-Än<strong>der</strong>ungen? Na prima.<br />
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unter www.sil-sprechstunde.de<br />
Fax-Anmeldung: +49 (0) 89 45051-207 o<strong>der</strong> Onl<strong>in</strong>e-Anmeldung: www.sil-sprechstunde.de<br />
Ich habe die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> abonniert<br />
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Hausnummer<br />
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Das Emerson-Logo ist e<strong>in</strong> Warenzeichen <strong>der</strong> Emerson Electric Co. © 2012 Emerson Electric Co.<br />
Ihre freiwilligen Angaben werden zusammen mit den für die Vertragsabwicklung erfor<strong>der</strong>lichen Daten von uns und <strong>der</strong> Unternehmensgruppe, unseren Dienstleistern sowie an<strong>der</strong>en<br />
ausgewählten Unternehmen verarbeitet und genutzt, um Sie über Produkte und Dienstleistungen zu <strong>in</strong>formieren.<br />
Wenn Sie dies nicht mehr wünschen, schreiben Sie bitte an: Oldenbourg Industrieverlag, Rosenheimer Str. 145, D-81671 München