3R 20 Jahre RSV (Vorschau)
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1-2/<strong>20</strong>12<br />
ISSN 2191-9798<br />
K 1252 E<br />
Vulkan-Verlag,<br />
Essen<br />
Besuchen Sie uns auf dem<br />
26. Oldenburger<br />
Rohrleitungsforum<br />
9. und 10. Februar <strong>20</strong>12<br />
Stand 2.OG-V-13<br />
Fachzeitschrift für sichere und<br />
effiziente Rohrleitungssysteme<br />
Alles Aus einer HAnd. Offene<br />
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und kOmplettes ZuBeHör.<br />
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der Produktion<br />
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Wissen für die praxis<br />
<strong>RSV</strong>-Regelwerk<br />
<strong>RSV</strong> Merkblatt 1<br />
Renovierung von Entwässerungskanälen und -leitungen mit vor Ort härtendem Schlauchlining<br />
<strong>20</strong>06, 31 Seiten, DIN A4, broschiert, € 35,-<br />
<strong>RSV</strong> Merkblatt 2<br />
Renovierung von Abwasserleitungen und -kanälen mit Rohren aus<br />
thermoplastischen Kunststoffen durch Liningverfahren ohne Ringraum<br />
<strong>20</strong>09, 38 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
<strong>RSV</strong> Merkblatt 2.2<br />
Renovierung mit dem TIP-Verfahren ohne Ringraum (in Bearbeitung)<br />
<strong>RSV</strong> Merkblatt 3<br />
Renovierung von Abwasserleitungen und -kanälen durch Liningverfahren mit Ringraum<br />
<strong>20</strong>08, 40 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
<strong>RSV</strong> Merkblatt 4<br />
Reparatur von drucklosen Abwässerkanälen und Rohrleitungen durch vor Ort härtende Kurzliner<br />
(partielle Inliner)<br />
<strong>20</strong>09, 25 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
<strong>RSV</strong> Merkblatt 5<br />
Reparatur von Entwässerungsleitungen und Kanälen durch Roboterverfahren<br />
<strong>20</strong>07, 22 Seiten, DIN A4, broschiert, € 27,-<br />
<strong>RSV</strong> Merkblatt 6<br />
Sanierung von begehbaren Entwässerungsleitungen und -kanälen sowie Schachtbauwerken<br />
<strong>20</strong>07, 23 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
<strong>RSV</strong> Merkblatt 6.2<br />
Schachtsanierung (in Bearbeitung)<br />
<strong>RSV</strong> Merkblatt 7.1<br />
Renovierung von drucklosen Leitungen / Anschlußleitungen mit vor Ort härtendem Schlauchlining<br />
<strong>20</strong>09, 24 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
<strong>RSV</strong> Merkblatt 7.2<br />
Hutprofiltechnik zur Einbindung von Anschlußleitungen – Reparatur / Renovierung<br />
<strong>20</strong>09, 31 Seiten, DIN A4, broschiert, € 30,-<br />
<strong>RSV</strong> Merkblatt 8<br />
Erneuerung von Entwässerungskanälen und Anschlussleitungen mit dem Berstliningverfahren<br />
<strong>20</strong>06, 27 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
<strong>RSV</strong> Merkblatt 10<br />
Kunststoffrohre für grabenlose Bauweisen<br />
<strong>20</strong>08, 55 Seiten, DIN A4, broschiert, € 37,-<br />
Vulkan-Verlag<br />
www.vulkan-verlag.de<br />
Faxbestellschein an: 0<strong>20</strong>1/8<strong>20</strong>02-34<br />
Ja, ich / wir bestelle(n) gegen Rechnung:<br />
___ Ex. <strong>RSV</strong>-M 1 € 35,-<br />
___ Ex. <strong>RSV</strong>-M 2 € 29,-<br />
___ Ex. <strong>RSV</strong>-M 2.2 in Bearbeitung<br />
___ Ex. <strong>RSV</strong>-M 3 € 29,-<br />
___ Ex. <strong>RSV</strong>-M 4 € 29,-<br />
___ Ex. <strong>RSV</strong>-M 5 € 27,-<br />
Antwort<br />
Vulkan-Verlag GmbH<br />
Postfach 10 39 62<br />
45039 Essen<br />
___ Ex. <strong>RSV</strong>-M 6 € 29,-<br />
___ Ex. <strong>RSV</strong>-M 6.2 in Bearbeitung<br />
___ Ex. <strong>RSV</strong>-M 7.1 € 29,-<br />
___ Ex. <strong>RSV</strong>-M 7.2 € 30,-<br />
___ Ex. <strong>RSV</strong>-M 8 € 29,-<br />
___ Ex. <strong>RSV</strong>-M 10 € 37,-<br />
zzgl. Versandkosten<br />
Firma/Institution<br />
Vorname/Name des Empfängers<br />
Straße/Postfach, Nr.<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
E-Mail<br />
Branche/Wirtschaftszweig<br />
Bevorzugte Zahlungsweise □ Bankabbuchung □ Rechnung<br />
Bank, Ort<br />
Garantie: Dieser Auftrag kann innerhalb von 14 Tagen bei der Vulkan-Verlag GmbH, Postfach 10 39 62, 45039 Essen schriftlich widerrufen<br />
werden. Die rechtzeitige Absendung der Mitteilung genügt. Für die Auftragsabwicklung und die Pflege der Kommunikation werden Ihre<br />
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oder E-Mail über interessante Verlagsangebote informiert werde. Diese Erklärung kann ich jederzeit widerrufen.<br />
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Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer
Editorial<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>RSV</strong> – Für Qualität in der<br />
Rohrleitungssanierung<br />
Liebe <strong>3R</strong>-Leserinnen, liebe <strong>3R</strong>-Leser,<br />
<strong>20</strong>12 steht ein Jubiläum ins Haus: Führende<br />
deutsche Rohrsanierungsfirmen haben sich<br />
vor <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n im <strong>RSV</strong>-Rohrleitungssanierungsverband<br />
e. V. zusammengeschlossen.<br />
Dies waren vor allem Firmen, die im Bereich<br />
der Gas- und Trinkwasserleitungssanierung<br />
tätig waren und sind. Die Abwasserseite, d. h.<br />
die Sanierung von Kanälen, spielte 1992 noch<br />
keine so dominante Rolle wie heute.<br />
Ziel dieses Zusammenschlusses war es, die<br />
Rohrsanierungstechnik allgemein zu stärken<br />
und die Qualität in diesem Bereich sicherzustellen.<br />
Im Druckrohrbereich fand sehr schnell<br />
eine gute Zusammenarbeit mit dem DVGW<br />
statt, der die „neuen Technologien“ in sein Regelwerk<br />
aufgenommen hat.<br />
Um die Qualifikation im Bereich der in der<br />
Kanalsanierung Tätigen zu fördern, wurde<br />
1996 unter Mitwirkung des <strong>RSV</strong> die Fördergemeinschaft<br />
für die Sanierung von Entwässerungskanälen<br />
und -leitungen gegründet, die<br />
Schulungen insbesondere für Meister, Techniker<br />
und Ingenieure anbietet. Mit dem Lehrgang<br />
„Zertifizierter Kanalsanierungsberater“<br />
wird z. B. eine Fortbildungsmaßnahme angeboten,<br />
die diese Problematik umfassend behandelt.<br />
Die Absolventen erhalten das<br />
notwendige Fachwissen zur konzeptionellen<br />
und strategischen Planung und Ausführung<br />
von Sanierungsmaßnahmen an Abwasserableitungsanlagen.<br />
Bis heute haben bereits weit<br />
über 1.000 Fachkräfte diese Fortbildung erfolgreich<br />
mit einem Zertifikat abgeschlossen.<br />
Ein dreiwöchiger „Praxislehrgang Kanalsanierung“,<br />
der erstmals <strong>20</strong>09 in Zusammenarbeit<br />
mit der DWA durchgeführt wurde, rundet<br />
die Schulungen im Bereich Beratung und Ausführung<br />
sinnvoll ab. Der Kurs wird überwiegend<br />
von Meistern, Technikern und<br />
Ingenieuren besucht, die bereits einige Erfahrungen<br />
im Bereich der Sanierung mitbringen.<br />
In diesem Jahr bietet der <strong>RSV</strong> erstmals eine<br />
Roboterschulung an, die spezielle Kenntnisse<br />
für dieses Verfahren vermittelt.<br />
1998 begann der Rohrleitungssanierungsverband<br />
mit der Ausarbeitung der ersten<br />
<strong>RSV</strong>-Merkblätter, die dann im <strong>Jahre</strong> <strong>20</strong>00<br />
veröffentlicht wurden. Die ersten beiden<br />
Merkblätter waren das <strong>RSV</strong>-Merkblatt M 1<br />
„Schlauchliner“ und <strong>RSV</strong>-Merkblatt M 2<br />
„Close-Fit-Verfahren“ für die Sanierung von<br />
Ab was ser kanälen, zehn weitere sollten bis<br />
heute folgen. Alle diese Merkblätter haben<br />
maßgeblich zur Vereinheitlichung und Vergleichbarkeit<br />
der unterschiedlichen Sanierungssysteme<br />
geführt. Aktuell in der<br />
Vorbereitung ist das Merkblatt 6.2<br />
„Schachtsanierung“, das im Februar als Gelbdruck<br />
erscheint. Hierfür können bis Ende Mai<br />
Einsprüche beim Rohrleitungssanierungsverband<br />
eingereicht werden. Ein weiteres Merkblatt<br />
ist zum Thema „Verfüllung von<br />
Ringräumen“ zurzeit in Bearbeitung.<br />
Im <strong>Jahre</strong> <strong>20</strong>11 wurde vom VDRK - Verband<br />
der Rohr- und Kanal-Technik-Unternehmen e.V.<br />
und dem <strong>RSV</strong> im Bereich der Grundstücksentwässerungsanlagen<br />
zusammen mit DIN CERTCO<br />
ein Zertifizierungsprogramm entwickelt. Dabei<br />
werden das <strong>RSV</strong>-Regelwerk und auch das<br />
Handbuch zur Sachkunde vom VDRK als Grundlagen<br />
genutzt. DIN CERTCO als unabhängige,<br />
neutrale und vor allem kompetente Stelle prüft<br />
und bewertet die fachgerechte Ausführung der<br />
Arbeiten. Fachbetriebe für die Reinigung, TV-<br />
Untersuchung und Dichtheitsprüfung sowie die<br />
fachliche Beratung und Sanierung von Grundstücks<br />
ent wässerungs anlagen können sich vom<br />
DIN CERTCO zertifizieren lassen. Diese Fachbetriebe<br />
können dann mit dem Qualitätszeichen<br />
GEA DIN-geprüfter Fachbetrieb am Markt auftreten.<br />
Ein wichtiges Instrument der Fortbildung<br />
sind selbstverständlich Fachzeitschriften und<br />
Branchenevents wie das Oldenburger Rohrleitungsforum,<br />
um sich über technische und<br />
rechtliche Entwicklungen auf dem Laufenden<br />
zu halten. So arbeitet der <strong>RSV</strong> seit vielen <strong>Jahre</strong>n<br />
u.a. mit der Fachzeitschrift <strong>3R</strong> und dem<br />
IRO intensiv zusammen.<br />
Ich wünsche Ihnen viele interessante Anregungen<br />
bei der Lektüre der <strong>3R</strong> und viel Erfolg<br />
beim diesjährigen 26. Oldenburger Rohrleitungsforum.<br />
Ich freue mich auf Ihren Besuch in<br />
unserem Vortragsblock am 10.02.<strong>20</strong>12 in Oldenburg.<br />
Horst Zech<br />
<strong>RSV</strong> – Geschäftsführer<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 1
1-2/<strong>20</strong>12<br />
Inhalt<br />
S. 15 S. 18 S. 40 350<br />
Editorial<br />
1 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>RSV</strong> – Für Qualität<br />
in der Rohrleitungssanierung<br />
Horst Zech<br />
Nachrichten<br />
Industrie und Wirtschaft<br />
6 Bayerns Wirtschaftsminister Zeil eröffnet neues SKZ Training Center in China<br />
6 Branche trifft sich auf der „Tube“ in Düsseldorf – Stahlrohrindustrie weltweit<br />
wieder auf Wachstumskurs<br />
8 KMG plant drei neue Niederlassungen in Deutschland und Beneluxländern<br />
8 BIRCO eröffnet neues Tagungs- und Schulungszentrum in Baden-Baden<br />
9 Internetportal nodig-bau.de feiert 10-jähriges Bestehen<br />
9 Neue Firma 4 pipes liefert Pipeline Zubehör<br />
10 Georg Fischer übernimmt US-Marktführer für industrielle Rohrleitungssysteme<br />
10 SEKISUI Chemical Co. beteiligt sich an Rohrsanierer Rabmer aus Österreich<br />
12 TÜV SÜD erstellt für den Bundestag eine Studie über die Stromnetze der<br />
Zukunft<br />
Faszination Technik<br />
38 Nabelschnur der Zukunft<br />
Heike Baumewerd-Schmidt<br />
Verbände und Organisationen<br />
12 Aktuelle F & E des SKZ für die Rohrleitungsbranche<br />
13 Bundesnetzagentur präsentiert Szenariorahmen zur energiewirtschaftlichen<br />
Entwicklung – BFA LTB und rbv hoffen auf Bewegung im Netzausbau<br />
15 Neuer <strong>RSV</strong>-Arbeitskreis soll Standardleistungstexte erarbeiten<br />
16 Rohrleitungsbauverband rbv wirkt Fachkräftemangel bei Netzausbau entgegen<br />
17 VKU baut Europa arbeit in Brüssel aus<br />
18 Mehr Transparenz im Bereich der Sanierung – Gütesicherung RAL-GZ 961:<br />
Neue Struktur beim Gütezeichen „S“<br />
19 FBS kündigt neue Veröffentlichungen von Qualitätsrichtlinien an – Aktionsgemeinschaft<br />
„Impulse pro Kanalbau“ gegründet, Auftakt in Oldenburg<br />
<strong>20</strong> Präsentation „Profile of the German Water Sector <strong>20</strong>11“ in Brüssel – Deutsche<br />
Wasserwirtschaft diskutiert neue europäische Wasserstrategie mit<br />
EU-Spitzenvertretern<br />
<strong>20</strong> Ruhrverband garantiert Versorgungssicherheit und Beitragsstabilität beim<br />
Abwasser für <strong>20</strong>12<br />
2 1-2 / <strong>20</strong>12
S. 30<br />
Die Gütegemeinschaft<br />
Kanalbau ...<br />
Nachrichten<br />
Personalien<br />
22 G+H Geschäftsführer Holger Elter übernimmt zusätzliche<br />
Positionen<br />
22 Neuer Vorsitzender der Geschäftsleitung bei der Brugg<br />
Rohrsystem AG<br />
Veranstaltungen<br />
23 1. Deutscher Reparaturtag bekommt Profil<br />
23 7. Nürnberger Informations- und Erfahrungsaustausch zum<br />
Rohrvortrieb<br />
24 Erneuertes Konzept beim Seminar „Qualitätsprodukt<br />
Kanalsanierung“ in Hamburg<br />
24 DVGW Landesgruppe Nord traf sich zum <strong>20</strong>. Meister-<br />
Erfahrungsaustausch in Lübeck<br />
25 2. Kelheimer Kanaltag setzte auf Nachhaltigkeit<br />
... wünscht allen Mitgliedern, Partnern<br />
und Förderern ein frohes und<br />
erfolgreiches neues Jahr!<br />
Ihr Partner bei<br />
der Bewertung der<br />
■ Fachkunde<br />
■ technischen<br />
Leistungsfähigkeit<br />
■ technischen<br />
Zuverlässigkeit<br />
der ausführenden<br />
Unternehmen<br />
Normen & Regelwerk<br />
26 DWA-Regelwerk<br />
26 DVGW-Regelwerk<br />
27 DIN-Normen<br />
FKKS – Aktuelles<br />
Nachrichten<br />
28 Vorstellung des neu gegründeten fkks-Fachbeirats<br />
29 Qualifikations anforderungen für Sachkundige des KKS –<br />
fkks lädt ein zum Infotag<br />
Fachbericht<br />
30 Grundlagen des KKS und spezielle Anwendungen im<br />
maritimen Stahlwasserbau<br />
Von Torsten Krebs<br />
neutral – fair –<br />
zuverlässig<br />
Gütesicherung Kanalbau<br />
steht für eine objektive<br />
Bewertung nach einheitlichem<br />
Maßstab<br />
Gütesicherung Kanalbau RAL-GZ 961<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 3
1-2/<strong>20</strong>12<br />
Inhalt<br />
S. 48 S. 66 S. 72<br />
Produkte & Verfahren<br />
40 System für stationäre und mobile Gasanalyse<br />
41 Flexibler Adapter für unterschiedliche Rohrarten<br />
41 Kanalinspektion mit GPS und 3D<br />
42 Reparatur und Instandhaltung mit MULTI/JOINT® 3000 Plus<br />
42 Voranstriche schützen vor Korrosion<br />
43 Vereinfachter Ablasstest durch C3-Ablasskoffer<br />
43 UV-härtbares Halbzeug für Rohrummantelung<br />
44 Rohre für den Niedertemperaturbereich<br />
44 Neue Einsatzgebiete im PE-Hochdruckbereich<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
EITEP-Special<br />
46 Sicherheit von Pipelinesystemen im Fokus der 7. Pipeline Technology<br />
Conference<br />
EITEP-Special<br />
48 „Pipelines – die Energieadern der Zukunft“<br />
Fachbericht<br />
54 Erdgas als Wegbereiter für ein erneuerbares Energiesystem<br />
Von Alexander Vogel und Marius Adelt<br />
Services<br />
89 Marktübersicht<br />
129 Buchbesprechung<br />
130 Praxis-Tipps<br />
133 Terminkalender<br />
3.US Impressum<br />
Fachbericht<br />
58 Aufbau eines gemeinschaftlichen Biogasnetzes in Rheine<br />
Von Dieter Woltring<br />
Fachbericht<br />
61 Erdgas-HD-Leitung auf dem Grund der Berliner Spree<br />
Von Steffen Thomas<br />
Fachbericht<br />
66 Schäden an Versorgungsleitungen sind vermeidbar<br />
Von Markus Grummich<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
70 Kabelverlegung zu einem Seepegel im Ostsee-Naturschutzgebiet<br />
Günter Naujoks<br />
4 1-2 / <strong>20</strong>12
Wasserversorgung<br />
Fachbericht<br />
72 Keyhole – das Schlüsselloch zur Rohrleitung<br />
Von Harald Roscher, Elmar Koch und Sascha Barkowsky<br />
Fachbericht<br />
81 Operatives Netzmanagement in der Praxis<br />
Von Gerald Gangl<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
84 Raketenpflugverfahren erstmals bei Trinkwasser-<br />
Stahlleitung DN 300 angewandt<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
86 GSTT-Award für HDD DN 700-Berlin-Havelchaussee<br />
Abwasserentsorgung<br />
Fachbericht<br />
98 Sanierung der Abwasserkanäle in Pasing-Obermenzing<br />
im EDS-Verfahren<br />
Von Hans-Joachim Purde und Volker Pankau<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
104 Eutingen saniert Mischwasserkanal DN 1<strong>20</strong>0 mit<br />
lichtgehärtetem GFK-Schlauchliner<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
106 Reinheim saniert Abwassersystem mit lichtgehärtetem<br />
GFK-Schlauchliner DN 1100<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
108 Hochspannung, Höhenunterschied, Zeitdruck<br />
– Kanalsanierung unter schwierigsten Bedingungen<br />
Korrosionsschutz-<br />
Systeme für den<br />
Rohrleitungsbau<br />
■ Petrolatum-Bänder<br />
■ Bitumen-Bänder<br />
■ GFK-Beschichtungen<br />
■ Schrumpftechnik<br />
■ Einband- und<br />
Zweiband-Systeme<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
111 Pforzheimer Stadtentwässerung setzt bei<br />
Kanalsanierung auf Luftkissendüker DN 2<strong>20</strong>0<br />
unter Nagold und Enz<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
114 Le Pecq bei Paris realisiert HDPE-Wickelrohrsanierung<br />
DN 2750<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
116 Bei aufwändiger Straßenerneuerung die<br />
Kanalisationsanierung nicht vergessen<br />
Fernwärme<br />
Fachbericht<br />
118 Energieeffiziente Wärmeversorgung durch<br />
Systemüberwachung<br />
Von Klaus-G. Hintz<br />
Fachbericht<br />
126 Sicherer Transport von Medien von -196 ºC bis<br />
+400 ºC<br />
Von Jan Friebe und David Fröhlich<br />
Kebulin-Gesellschaft Kettler<br />
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und Abdichtung seit 1933<br />
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26. Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
1. OG-H-04 B<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 5
Industrie und Wirtschaft<br />
Nachrichten<br />
Bayerns Wirtschaftsminister Zeil eröffnet<br />
neues SKZ Training Center in China<br />
Das Kunststoff-Zentrum SKZ hat seit einigen<br />
<strong>Jahre</strong>n das Potential des chinesischen<br />
Marktes erkannt und baut seine Aktivitäten<br />
im Bereich Aus- und Weiterbildung aus:<br />
Am 1. November <strong>20</strong>11 nahm das Kunststoff-Zentrum<br />
SKZ in Kunshan einen weiteren<br />
Bildungsstandort in Betrieb. Der<br />
bayrische Wirtschaftsminister Martin Zeil<br />
(FDP) eröffnete im Rahmen seines Chinabesuchs<br />
das neue SKZ Training Center in<br />
der Startup Factory der Stadt Kunshan.<br />
Diese liegt ca. 40 km westlich von Shanghai<br />
in der südchinesischen Provinz Jiangsu.<br />
Das Training Center bietet vielen der im<br />
Großraum Shanghai angesiedelten Unternehmen<br />
aus der Kunststoff-Branche beste<br />
Voraussetzungen, Fachkräfte nach deutschen<br />
Standards ausbilden zu lassen. Um<br />
sich auf dem chinesischen Aus- und Weiterbildungsmarkt<br />
dauerhaft und nachhaltig<br />
zu etablieren, hatte das SKZ sich entschieden,<br />
in China ein Training Center mit<br />
entsprechend eingerichteten Technika zu<br />
eröffnen, um zukünftig Praxislehrgänge<br />
als offene Kurse zu den Themen Spritzgießen,<br />
Extrusion, Schweißen und Faserverbundtechnologie<br />
anbieten zu können.<br />
Die Lehrgänge sollen mittelfristig auf Chinesisch<br />
durch Mitarbeiter vor Ort durchgeführt<br />
werden. Derzeit werden in China<br />
Lehrgänge in den genannten Bereichen<br />
als Inhouse-Schulungen – also direkt in<br />
den jeweiligen Firmen – von SKZ-Mitarbeitern<br />
aus Deutschland durchgeführt.<br />
Die Lehrgänge finden in deutscher Sprache<br />
mit Synchronübersetzung ins Chinesische<br />
statt. Vor allem der hohe Praxisanteil<br />
der Schulung kommt bei den chinesischen<br />
Trainees sehr gut an.<br />
Bisheriger Höhepunkt für SKZ war<br />
<strong>20</strong>10 die Gründung einer 100-prozentigen<br />
Tochterfirma, der Sino-German Plastic<br />
Technology Service Co. Ltd. in Cheng De,<br />
unter der Leitung von Frau Haiyun Yang.<br />
Bild: Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (4. v. l.) bei der feierlichen Eröffnung<br />
Kontakt: SKZ – Das Kunststoff-<br />
Zentrum, Würzburg, Stefan<br />
Fleischmann, Tel: +49 931/4104-<strong>20</strong>9,<br />
E-Mail: s.fleischmann@skz.de,<br />
www.skz.de<br />
Branche trifft sich auf der „Tube“ in Düsseldorf<br />
Stahlrohrindustrie weltweit wieder auf Wachstumskurs<br />
Die Rohrbranche kommt vom 26. bis 30.<br />
März <strong>20</strong>12 auf der Internationalen Rohr-<br />
Fachmesse Tube in Düsseldorf zusammen.<br />
Neben Anlagen und Maschinen zur Rohrherstellung<br />
und Bearbeitung sowie Dienstleistungen<br />
stehen die Rohre selbst im Mittelpunkt<br />
der Veranstaltung. Leitungsrohre unterschiedlichster<br />
Durchmesser für Öl- und<br />
Gaspipelines bis hin zu kleinen Einspritzrohren<br />
für Dieselmotoren, Ölfeld- und Kesselrohre,<br />
Präzisionsrohre und kaltgefertigte<br />
Rohre für den Automobil- und Maschinenbau,<br />
Konstruktionsrohre und andere Rohrprodukte<br />
– die gesamte Vielfalt des Rohruniversums<br />
versammelt sich auf der Tube <strong>20</strong>12.<br />
Deutlich gestiegene<br />
Stahlrohrnachfrage in <strong>20</strong>10<br />
Mit einem Zuwachs der weltweiten Produktion<br />
von 13 % auf rund 124 Millionen<br />
Tonnen in <strong>20</strong>10 ließ die Stahlrohrindustrie<br />
den Einbruch des Vorjahres schneller hinter<br />
sich als erwartet. Bemerkenswert daran<br />
ist, dass nach nur einem Jahr die Rekordergebnisse<br />
der <strong>Jahre</strong> <strong>20</strong>07 und <strong>20</strong>08<br />
wieder erreicht werden konnten. Einen<br />
großen Anteil an dieser Entwicklung hatten<br />
wieder die chinesischen Stahlrohrhersteller.<br />
Mit einem Zuwachs der Produktion<br />
um 9,5 % auf 58 Millionen Tonnen erreichten<br />
sie <strong>20</strong>10 einen Weltmarkanteil<br />
von 46 %. In der<br />
übrigen Welt nahm<br />
die Produktion gegenüber<br />
<strong>20</strong>09 sogar<br />
um 17 % auf 67<br />
Millionen Tonnen<br />
zu. Dieses prozentual<br />
starke Wachstum<br />
sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass der Rekordwert des Boomjahres<br />
<strong>20</strong>08 (knapp 80 Millionen Tonnen)<br />
doch deutlich verfehlt wurde.<br />
Im Vergleich zu <strong>20</strong>09 konnten <strong>20</strong>10<br />
alle Rohrsegmente zulegen, wenn auch mit<br />
unterschiedlichen Steigerungsraten. Den<br />
6 1-2 / <strong>20</strong>12
Steckfittings Serie 19<br />
höchsten Zuwachs verbuchten die nahtlosen<br />
Stahlrohre, deren Produktion weltweit<br />
um 19 % auf etwa 39 Millionen Tonnen zunahm.<br />
Geringer fiel die Nachfragebelebung<br />
nach kleinen geschweißten Rohren (bis 406<br />
Millimeter Außendurchmesser) und geschweißten<br />
Großrohren aus, die um jeweils<br />
11 % zulegen konnten. Mit deutlich mehr<br />
als 60 Millionen Tonnen blieb das Marktsegment<br />
der kleinen geschweißten Rohre<br />
mit Abstand der größte Produktbereich vor<br />
den nahtlosen Rohren mit etwa 39 Millionen<br />
Tonnen. Motor dieser Entwicklung war<br />
einmal mehr der Energiesektor, der infolge<br />
der wieder gestiegenen Ölpreise für verstärkte<br />
Investitionen sorgte. Auch die erhöhte<br />
Nachfrage aus dem Automobilbau<br />
und die im <strong>Jahre</strong>sverlauf später hinzu gekommene<br />
Erholung im Maschinenbau trugen<br />
zum Wachstum bei.<br />
Mit rund 13 Millionen Tonnen erzielten<br />
die europäischen Stahlrohrhersteller<br />
<strong>20</strong>10 einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr<br />
von 13 %, was dem durchschnittlichen<br />
weltweiten Wachstum entsprach. Prozentual<br />
etwas geringer fiel das Produktionsplus<br />
der deutschen Hersteller aus. Hier war<br />
<strong>20</strong>10 eine Zunahme der Produktion um<br />
10 % auf etwas über 3 Millionen Tonnen<br />
zu verzeichnen. Dabei ist zu berücksichtigen,<br />
dass die deutsche Stahlrohrindustrie<br />
aufgrund der guten Beschäftigungslage im<br />
Großrohrbereich das Krisenjahr <strong>20</strong>09 insgesamt<br />
besser überstanden hatte als andere<br />
europäische Produzenten.<br />
Höhere Rohstoffkosten drücken<br />
Gewinne<br />
Die anziehende Stahlrohrnachfrage sorgte<br />
im Verlauf des vergangenen <strong>Jahre</strong>s zwar<br />
für steigende Produktionsmengen, jedoch<br />
nicht für gleichermaßen sprudelnde Gewinne.<br />
Denn im Zuge der weltweiten Konjunkturerholung<br />
hatte die Stahlrohrbranche<br />
<strong>20</strong>10 mit teilweise erheblichen Preissteigerungen<br />
bei Rohstoffen für die Stahlerzeugung<br />
zu kämpfen. Die Verteuerung vor<br />
allem bei Erz und Kokskohle beeinträchtigte<br />
die Margen insbesondere bei den im<br />
Jahr davor zu Festpreisen gebuchten Aufträgen.<br />
Meist gelang es den Unternehmen<br />
erst bei neuen Aufträgen, diese Kostensteigerungen<br />
in den Preisen zu berücksichtigen.<br />
Wie die Stahlindustrie generell ist die<br />
Stahlrohrbranche nach eigenen Aussagen<br />
aktuell mit einer extremen Preisvolatilität<br />
der Rohstoffe für die Röhrenproduktion<br />
konfrontiert, die sie vor neue Herausforderungen<br />
stellt.<br />
Die insgesamt gegenüber <strong>20</strong>09 verbesserte<br />
Marktlage darf also nicht darüber<br />
hinwegtäuschen, dass die Branche<br />
auch <strong>20</strong>10 noch mit vielen Schwierigkeiten<br />
konfrontiert war. So hatten stornierte<br />
oder verschobene Projekte einen zeitweiligen<br />
Auftragsmangel zur Folge. Die daraus<br />
resultierenden Beschäftigungslücken konnten<br />
in Deutschland in vielen Fällen mit Hilfe<br />
der Kurzarbeit überbrückt werden. Betroffen<br />
davon waren hierzulande vor allem<br />
die Bereiche der spiralnahtgeschweißten<br />
Großrohre und der HFI- (Hochfrequenz induktiv)<br />
geschweißten Rohre. Dass sich der<br />
Auftragseingang eines deutschen Rohrherstellers<br />
im Großrohrbereich in <strong>20</strong>10 gegenüber<br />
dem Vorjahr fast verdoppelte, lag<br />
besonders an der Akquisition zweier Pipeline-Großaufträge.<br />
So erhielt der Mülheimer<br />
Großrohrhersteller Europipe GmbH<br />
(ein Joint Venture der Salzgitter Mannesmann<br />
GmbH und der AG der Dillinger Hüttenwerke)<br />
den Zuschlag für die Projekte<br />
Nord Stream II und Nordeuropäische Erdgasleitung<br />
(NEL).<br />
Auch in Zukunft wird der Erfolg von<br />
Stahlrohrherstellern eng mit der Entwicklung<br />
ihrer Kundenbranchen verbunden sein.<br />
Produzenten von Rohren für die Automobilindustrie<br />
und den Maschinenbau sind unmittelbar<br />
von der wirtschaftlichen Lage in<br />
diesen Branchen abhängig. Das Geschäft<br />
von Rohrherstellern, deren Produkte für Infrastrukturprojekte<br />
bestimmt sind, weist<br />
dagegen einen spätzyklischen Charakter<br />
auf. Denn die Energiewirtschaft, die hinter<br />
einem großen Teil solcher Projekte steht,<br />
richtet sich tendenziell nach langfristigen<br />
Bedarfsveränderungen. Vor allem Unternehmen,<br />
zu deren Portfolio Rohre für den<br />
Markt leitungsgebundener Medientransporte<br />
gehören, können auch langfristig von<br />
den Anstrengungen profitieren, die Versorgung<br />
mit Energie und Wasser zu sichern.<br />
Für Großrohrhersteller gehört die Entwicklung<br />
der globalen Öl- und Gasmärkte in Abhängigkeit<br />
vom Ölpreis, die weltweite Anzahl<br />
aktiver Bohrlöcher, die Gesamtlänge<br />
von Explorationsbohrungen sowie der Bedarf<br />
an OCTG-Produkten (Oil country tubular<br />
goods) zu den Zukunftsindikatoren.<br />
Kontakt: Messe Düsseldorf,<br />
Düsseldorf, Tel. +49 211/4560-0,<br />
www.messe-duesseldorf.de<br />
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Krudenburger Weg 29 • 46485 Wesel<br />
Telefon: (0281) 9 52 72-0<br />
Telefax: (02 81) 9 52 72-27<br />
E-Mail: info@plasson.de<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 7<br />
Internet: www.plasson.de
Industrie und Wirtschaft<br />
Nachrichten<br />
KMG plant drei neue Niederlassungen in<br />
Deutschland und Beneluxländern<br />
Der Kanalsanierer KMG Pipe Technologies<br />
GmbH expandiert. In Deutschland und<br />
Benelux sollen in diesem Jahr gleich drei<br />
neue Niederlassungen dafür sorgen, dass<br />
die Kundenpräsenz des in die japanische<br />
SEKISUI SPR Gruppe eingebundenen Traditionsunternehmens<br />
deutlich gesteigert<br />
Bild: Neue, erfahrene Fachkräfte verstärken KMG Pipe Technologies<br />
in unterschiedlichen Positionen (v.l.n.r): Stef van Bladel,<br />
Benelux; Hindrek Kallast, NL Berlin; Dieter Klaum, NL Frankfurt;<br />
Karsten Ochs, NL Duisburg; Markus Maletz, Statik/QM; Ulrich<br />
Winkler, Marketing/Pressearbeit.<br />
wird. Zur Strategie für <strong>20</strong>12 gehört auch,<br />
dass wichtige Marktschwerpunkte nun<br />
nicht länger von auswärts bedient, sondern<br />
direkt mit einer Niederlassung besetzt werden.<br />
Dipl.-Ing. Dieter Klaum, der seit vielen<br />
<strong>Jahre</strong>n in unterschiedlichen Funktionen<br />
und Unternehmen der Kanalsanierung<br />
verbunden ist, führt<br />
ab sofort den KMG-<br />
Standort Frankfurt,<br />
während das Sanierungs-Geschehen<br />
in<br />
der Hauptstadt Berlin<br />
und Umgebung<br />
künftig in der Verantwortung<br />
von Dipl.-<br />
Ing Hindrek Kallast<br />
liegt. Schon seit Juli<br />
<strong>20</strong>11 betreut Dipl.-<br />
Ing. Karsten Ochs den<br />
Westen der Republik<br />
von der Niederlassung<br />
Duisburg aus.<br />
Noch weiter westlich<br />
bearbeitet Dipl.-<br />
Ing. Stef van Bladel<br />
– derzeit ebenfalls<br />
noch von Duisburg aus – systematisch die<br />
Märkte in Benelux.<br />
Personelle Verstärkungen<br />
Da der Marsch an die Spitze aus Unternehmenssicht<br />
über den Schlauchlinermarkt<br />
führt, hat sich KMG in dieser Hinsicht<br />
gezielt verstärkt. Dipl.-Ing. Markus<br />
Maletz, Experte für Schlauchliner-Statik<br />
und Qualitätsmanagement, arbeitet seit<br />
dem 1.1.<strong>20</strong>12 in Schwalenberg. Für gewisses<br />
Aufsehen hat in der Branche die<br />
Tatsache gesorgt, dass der Ingenieur und<br />
Fachjournalist Ulrich Winkler, der vor einem<br />
Vierteljahrhundert bereits einmal die<br />
Marketing-Leitung des Unternehmens inne<br />
hatte, im Oktober <strong>20</strong>11 auf eben diesen<br />
Posten zurückgekehrt ist. Dazu Winkler:<br />
„Ich habe meine langjährige Publizisten-<br />
Existenz nicht aus Jux und Tollerei aufgegeben,<br />
sondern weil ich mit KMG dahin will,<br />
wo ich vor langer Zeit mit dem Unternehmen<br />
schon einmal war: Ganz oben.“<br />
Kontakt: KMG Pipe Technologies<br />
GmbH, Schieder-Schwalenberg,<br />
Tel. +49 5284/705-0,<br />
E-Mail: mail@kmg.de, www.kmg.de<br />
BIRCO eröffnet neues Tagungs- und<br />
Schulungszentrum in Baden-Baden<br />
Mit einer Veranstaltung für etwa 100 geladene<br />
Gäste aus den Bereichen Baustoff-<br />
Fachhandel und Bauunternehmen hat der<br />
Rinnenspezialist BIRCO sein mehr als<br />
240 m 2 großes Tagungs- und Schulungszentrum<br />
offiziell eröffnet. In dem so genannten<br />
BIRCO Convention Center (BCC)<br />
werden zukünftig Mitarbeiter mit moderner<br />
Medientechnik geschult und Kunden<br />
das Thema Oberflächenentwässerung<br />
und die BIRCO-Produktwelt präsentiert.<br />
„Die Aus- und Weiterbildung unserer rund<br />
160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist<br />
elementarer Bestandteil unseres Erfolgs“,<br />
betont Frank Wagner, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter. Durch das erst im Juli <strong>20</strong>11<br />
eingeweihte außerhalb gelegene Logistikzentrum<br />
haben sich auf dem Firmenareal<br />
in Baden-Baden neue räumliche Möglichkeiten<br />
ergeben: Das jetzt entstandene BCC<br />
bietet Platz für bis zu 150 Personen. Rund<br />
50 Veranstaltungen pro Jahr plant BIRCO<br />
dort durchzuführen.<br />
Das Motto der Eröffnungsfeier „BIRCO<br />
im Brennpunkt – Tagen, Brennen und<br />
Schlemmen“ war Programm: Neben Expertenvorträgen<br />
zu den Themen „Erfolgsfaktor<br />
Leidenschaft“ sowie „Geheimwaffen<br />
der Kommunikation“ und der Vorstellung<br />
des BIRCO-Produktsortimentes<br />
hatten die Besucher die Gelegenheit im<br />
Rahmen der Werksbesichtigung auch die<br />
hauseigene Brennerei kennenzulernen und<br />
etwas von dem live gebrannten Kirsch-<br />
Schnaps zu probieren.<br />
Kontakt: BIRCO Baustoffwerk GmbH,<br />
Baden-Baden, Michael Neukirchen,<br />
Tel. +49 7221/5003-24, info@birco.de,<br />
www.birco.de<br />
8 1-2 / <strong>20</strong>12
Internetportal nodig-bau.de<br />
feiert 10-jähriges Bestehen<br />
<strong>20</strong>02 startete das Portal als Competence-<br />
Center für „Grabenloses Bauen“ und entwickelte<br />
sich über die <strong>Jahre</strong> schnell zum führenden<br />
Fachportal für Leitungsbau und grabenloses<br />
Bauen. Im Gründungsjahr besuchten rund<br />
17.000 Fachbesucher nodig-bau.de. Im Jahr<br />
<strong>20</strong>11 waren es bereits knapp über eine Million<br />
Besucher, Tendenz steigend.<br />
Heute ist nodig-bau.de eine beliebte Anlaufstelle<br />
für Kanalbauer, Rohrleitungsbauer,<br />
Kabeltiefbauunternehmen, Sanierer, öffentliche<br />
und private Netzbetreiber, Ingenieure,<br />
Planer, Zulieferer, Studenten und weitere<br />
Interessierte. Das Portal setzt auf praxisgerechte<br />
und aktuelle Informationen und<br />
Leistungen aus der Leitungsbaubranche. Es<br />
werden alle Bereiche über Gas-, Wasser-,<br />
Strom-, Abwasserleitungen, Erdkabel, Pipelines,<br />
vom Verteilernetz bis hin zum Hausanschluss<br />
berücksichtigt.<br />
Seit Ende <strong>20</strong>11 können die Besucher in<br />
Themenwelten der Leitungsbaubranche eintauchen<br />
und sich kompakt und schnell per<br />
Mausklick informieren – von der Planung<br />
bis zur Bauausführung, den Bauverfahren<br />
bis hin zu den entsprechenden Maschinen<br />
und Komponenten wie Rohre, Armaturen<br />
oder Schächte.<br />
Um allen treuen Besuchern des Portals<br />
zu danken, veranstaltet nodig-bau.de in diesem<br />
Jahr ein großes Gewinnspiel und verlost<br />
jeden Monat fünf Preise.<br />
Kontakt: www.nodig-bau.de<br />
Neue Firma 4 pipes liefert<br />
Pipeline Zubehör<br />
Fundierte Marktkenntnisse sowie zahlreiche<br />
Ideen für neue Produkte und deren Vermarktung<br />
verspricht die neue Firma 4 pipes<br />
GmbH in Nürnberg. 4 pipes liefert bewährte<br />
Zubehörprodukte für den Rohrleitungsbau.<br />
Für das renommierte und hochwertige<br />
Gleitkufen-System raci hat die Firma die<br />
Vertriebsrechte für Deutschland.<br />
Langjährige Erfahrung bringen Mitarbeiter<br />
und die Geschäftsleiter Frank Hellmann<br />
und Jörg Klingenberg mit. Ziel ist es, Problemlöser<br />
und Komplettanbieter für die Kunden zu<br />
sein. Eine umweltfreundliche Unternehmenspolitik<br />
steht im Fokus der Aktivitäten.<br />
Die Schwerpunkte der neuen Firma mit<br />
ihren Produkten liegen in den Bereichen:<br />
Mauerdurchführungen für Rohre (Gliederketten<br />
InnerLinks, Pressio-Ringraumdichtungen,<br />
Mauerkragen, Mauerhülsen,<br />
Mauerdichtringe), Produkte für den passiven<br />
Korrosionsschutz (Schrumpfprodukte<br />
und Korrosionsschutzbänder), Mechanischer<br />
Rohrschutz zum zusätzlichen mechanischen<br />
Schutz von Pipeline, z. B. bei<br />
Bohrungen (Fibercoat-UVcure, Pipecast-<br />
Watercure, Rohrschutzgitter, Rohrschutzvlies),<br />
Gleitkufen für Doppelrohrverlegung<br />
(System raci und Stahlgleitkufen individual),<br />
Endmanschetten zum staub- und feuchtigkeitsdichten<br />
Verschluss des Ringraumes<br />
zwischen Schutz- und Mantelrohr, Flanschisolierungen<br />
und -dichtungen, Hinweisschilder<br />
und Zubehör.<br />
Kontakt: 4 pipes GmbH, Nürnberg,<br />
Tel. +49 911/81006-0,<br />
E-Mail: info@4pipes.de, www.4pipes.de<br />
PLASSON GmbH<br />
Krudenburger Weg 29 • 46485 Wesel<br />
Telefon: (0281) 9 52 72-0<br />
Telefax: (02 81) 9 52 72-27<br />
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Industrie und Wirtschaft<br />
Nachrichten<br />
Georg Fischer übernimmt US-Marktführer für<br />
industrielle Rohrleitungssysteme<br />
Bild: Georg Fischer / Bildarchiv<br />
Bild: Areal der Harvel Plastics Inc. in Easton (Pennsylvania, USA)<br />
Am 1. Dezember <strong>20</strong>11 kündigte Georg Fischer<br />
die Übernahme von Harvel Plastics<br />
Inc., dem US-Marktführer für industrielle<br />
Kunststoffrohrleitungen, an. Damit macht<br />
das Unternehmen einen nächsten Schritt<br />
bei der Umsetzung seiner Strategie, die<br />
globale Expansion der Unternehmensgruppe<br />
GF Piping Systems weiter voranzutreiben.<br />
Georg Fischer wird 100 % der herausgegebenen<br />
und ausstehenden Aktien von<br />
Harvel Plastics Inc. mit Sitz in Easton (Pennsylvania,<br />
USA) zum Preis von rund 50 Mio.<br />
US-Dollar übernehmen. Das Unternehmen<br />
ist der führende Zulieferer für Rohrleitungen<br />
aus Polyvinylchlorid (PVC) und chloriertem<br />
Polyvinylchlorid für industrielle Anwendungen<br />
am nordamerikanischen Markt.<br />
Die hochwertigen Produkte von Harvel<br />
werden hauptsächlich bei der Wasseraufbereitung<br />
und chemischen Prozessen genutzt.<br />
Die Übernahme wird voraussichtlich<br />
Anfang <strong>20</strong>12 abgeschlossen sein.<br />
Harvel Plastics Inc., ein Tochterunternehmen<br />
der Detrex Corporation mit Sitz<br />
in Southfield (Michigan), wurde 1964 gegründet.<br />
Es erzielt einen Umsatz von über<br />
60 Mio. USD und beschäftigt 148 Mitarbeitende<br />
in seinen Produktionsstätten<br />
in Easton (Pennsylvania) und Bakersfield<br />
(Kalifornien). Die Unternehmensgruppe GF<br />
Piping Systems von Georg Fischer ist ein<br />
globaler Zulieferer für Kunststoffrohrleitungssysteme<br />
zum Transport von Flüssigkeiten<br />
und Gasen für Anwendungen in den<br />
Bereichen Industrie, Haustechnik und Versorgung.<br />
GF Piping Systems hat mit 4.730<br />
Mitarbeitenden im Jahr <strong>20</strong>10 in über 100<br />
Ländern einen Umsatz von CHF 1,18 Mrd.<br />
erzielt. Das neu fusionierte Unternehmen<br />
ist nun in der Lage, seinen Kunden ein umfassendes<br />
Angebot von Rohren, Fittings,<br />
Ventilen, Sensoren und Instrumenten anzubieten.<br />
Durch die Werke von Harvel in<br />
Pennsylvania und Kalifornien und die Produktionsstätte<br />
von Georg Fischer in Arkansas<br />
kann zudem eine bessere logistische<br />
Abdeckung des US-Marktes gewährleistet<br />
werden. Yves Serra, CEO von Georg<br />
Fischer, erklärt: „Harvel ist mit seiner renommierten,<br />
wegweisenden Produktpalette<br />
bei industriellen Rohrleitungen ein<br />
perfekter Partner für GF Piping Systems,<br />
den führenden Zulieferer für Kunststoff-<br />
Fittings, Ventile, Sensoren und Instrumente<br />
für Industrieanwendungen.“<br />
Kontakt: Georg Fischer AG,<br />
Schaffhausen/Schweiz, Tel. +41 52<br />
6312631, www.georgfischer.com<br />
SEKISUI Chemical Co. beteiligt sich an<br />
Rohrsanierer Rabmer aus Österreich<br />
Die SEKISUI Chemical Co., Ltd. hat mit<br />
Vertragsunterzeichnung am 15. Dezember<br />
<strong>20</strong>11 75 % der Anteile der Rohrsanierungssparte<br />
der Rabmer Gruppe mit<br />
Sitz in Österreich erworben. Der japanische<br />
Industriekonzern, dem auch die<br />
SEKISUI SPR Europe Gruppe angehört,<br />
baut dadurch seine Kompetenz in der Sanierung<br />
von unterirdischen Infrastruktursystemen<br />
in Mittel- und Osteuropa aus.<br />
SEKISUI Chemical Co., Ltd. setzt mit der<br />
Beteiligung an der Rabmer Rohrsanierungs-Gruppe<br />
seine Wachstumsstrategie<br />
fort und erlangt in Europa im Bereich<br />
der Druck- und Abwasserrohrsanierung<br />
eine Marktführerposition. Das<br />
österreichische Unternehmen mit rund<br />
180 Mitarbeitern ist führend in der Untersuchung,<br />
Reinigung und grabungsfreien<br />
Sanierung von Rohrleitungen mit dem<br />
Schwerpunkt in der Druckrohrsanierung.<br />
Diese Kompetenz und die osteuropäische<br />
Marktausrichtung verstärken die bereits<br />
bestehende Marktposition der Schwestergesellschaft<br />
SEKISUI SPR Europe. „Der<br />
Zusammenschluss mit Rabmer in unserem<br />
Konzernverbund ist für uns ein entscheidender<br />
Schritt nach Mittel- und<br />
Osteuropa und sichert uns zusätzliche<br />
Absatzmärkte für das erweiterte Sanierungsportfolio“,<br />
so Edmund Luksch, CEO<br />
der SEKISUI SPR Europe Gruppe. Rabmer,<br />
mit Sitz in Altenberg bei Linz, wird unter<br />
dem bestehenden Namen als Tochterfirma<br />
der SEKISUI Chemical Co., Ltd.<br />
weitergeführt. Ulrike Rabmer-Koller hält<br />
weiterhin 25 % des Unternehmens und<br />
bleibt auch gemeinsam mit Wolfgang<br />
Steinbichler Geschäftsführerin.<br />
„Der Zusammenschluss mit SEKISUI<br />
bringt für beide Gruppen Synergien und<br />
ist eine perfekte Ergänzung von Systemen,<br />
10 1-2 / <strong>20</strong>12
Bild: SEKISUI Chemical Co., Ltd.<br />
Bild: Von links: Kenny Tatematsu, CFO der SEKISUI SPR Europe<br />
Gruppe, Rabmer Geschäftsführerin, Ulrike Rabmer-Koller und<br />
Edmund Luksch, CEO von SEKISUI SPR Europe bei der Vertragsunterzeichnung<br />
im Dezember <strong>20</strong>11.<br />
Technologien und<br />
Märkten. Mit SEKI-<br />
SUI als internationalen<br />
Mutterkonzern<br />
können wir unsere<br />
Stärken weiter ausbauen,<br />
zusätzliche<br />
Märkte erschließen<br />
und unser Portfolio<br />
mit weiteren Technologien<br />
ergänzen“,<br />
so Geschäftsführerin<br />
Ulrike Rabmer-<br />
Koller. Mit der Verschränkung<br />
von SE-<br />
KISUI und Rabmer<br />
ergänzen sich nicht<br />
nur Wissen und Erfahrung<br />
in der Entwicklung,<br />
Anwendung und im Vertrieb<br />
von innovativen Sanierungslösungen beider<br />
Unternehmen. Das Close-Fit Verfahren<br />
von Rabmer ergänzt ab sofort die<br />
Produktpalette der Schwestergesellschaft<br />
SEKISUI SPR Europe im Produktportfolio<br />
der grabenlosen Technologien. Zusammen<br />
mit den lokal etablierten Rabmer-Tochtergesellschaften<br />
in Österreich, Polen, Rumänien,<br />
Kroatien, Ungarn, Tschechischer Republik,<br />
Ukraine und Slowakei forciert die<br />
SEKISUI Gruppe den Vertrieb der SPR Wickelrohrverfahren<br />
in den mittel- und osteuropäischen<br />
Wachstumsmärkten.<br />
Kontakt: SEKISUI SPR Europe GmbH,<br />
Tel. + 49 5284/705 -0,<br />
www.sekisuispr.com<br />
Rabmer Holding GmbH, Tel. +43<br />
7230/7213-0, www.rabmer.at<br />
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1-2 / <strong>20</strong>12 11
Industrie und Wirtschaft / Verbände<br />
Nachrichten<br />
TÜV SÜD erstellt für den Bundestag eine Studie<br />
über die Stromnetze der Zukunft<br />
Durch die Energiewende und den Ausbau<br />
der erneuerbaren Energien verändern sich<br />
die Anforderungen an die Stromnetze. TÜV<br />
SÜD erstellt im Auftrag des Büros für Technikfolgen-Abschätzung<br />
beim Deutschen<br />
Bundestag (TAB) eine Studie über „Moderne<br />
Technologien zur Optimierung von Stromnetzen“.<br />
„Die Stromnetze werden sich in den<br />
kommenden <strong>Jahre</strong>n und Jahrzehnten massiv<br />
verändern“, sagt Dr. Royth v. Hahn, verantwortlicher<br />
Projektleiter auf Seiten der TÜV<br />
SÜD AG. „Die Entwicklung wird zum einen<br />
durch die Liberalisierung und Integration des<br />
europäischen Strommarktes und zum anderen<br />
durch den Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien und die Einbindung von dezentralen<br />
und volatilen Energiequellen in das<br />
Stromnetz bestimmt.“ Nach der Darstellung<br />
der aktuellen Situation soll die Studie<br />
die mittelfristigen Perspektiven und Optionen<br />
für den Umbau und Betrieb der zukünftigen<br />
Stromnetze aufzeigen. Dabei sei von<br />
entscheidender Bedeutung, dass während<br />
der gesamten Umbauphase die Sicherheit<br />
und Zuverlässigkeit der Stromversorgung<br />
aufrechterhalten bzw. verbessert werde“,<br />
so der TÜV SÜD-Experte.<br />
Im Mittelpunkt der Studie steht die Betrachtung<br />
von technischen und regulatorischen<br />
Verbesserungen im Stromnetz. Dazu<br />
zählen beispielsweise der Ausbau bzw. Neubau<br />
von Stromnetzen und Stromtrassen sowie<br />
die Verbesserung der Steuerungsmöglichkeiten<br />
durch „intelligente Netze“ bzw.<br />
Smart Grids. Durch den Ausbau eines europäischen<br />
Supergrids und die Verbindung<br />
von verschiedenen Regionen können die<br />
Schwankungen auf der Erzeugungsseite<br />
ausgeglichen sowie Angebot und Nachfrage<br />
besser aufeinander abgestimmt werden.<br />
Allerdings müssen die Netze dafür auch mit<br />
zusätzlichen Kommunikationsmöglichkeiten<br />
ausgestattet sein, um Zustandsmonitoring<br />
und Steuerung der Netzelemente<br />
zu ermöglichen. Um die Kommunikationsfähigkeit<br />
und Interoperabilität der einzelnen<br />
Smart-Grid-Elemente zu gewährleisten,<br />
müssen internationale Standards formuliert<br />
und umgesetzt werden.<br />
Der Umbau der Stromnetze zu Smart<br />
Grids darf die Versorgungssicherheit nicht<br />
gefährden. „Deshalb müssen wir im Zusammenhang<br />
mit der eingesetzten Informationstechnik<br />
auch die damit verbundenen<br />
potenziellen Risiken genau betrachten“,<br />
erklärt Dr. Royth v. Hahn. Dazu<br />
zählten in erster Linie die Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
durch den Einsatz von neuen,<br />
komplexen Technologien und die Gefahr<br />
von gezielten Attacken auf die Versorgungsinfrastruktur.<br />
Diese Risiken lassen<br />
sich allerdings durch geeignete Maßnahmen<br />
minimieren.<br />
Kontakt: TÜV SÜD, München, www.<br />
tuev-sued.de<br />
Aktuelle F & E des SKZ für die<br />
Rohrleitungsbranche<br />
Die Forschung und Entwicklung des SKZ<br />
im Bereich der Kunststoffrohrsysteme erstreckt<br />
sich über den gesamten Produktions-<br />
und Lebenszyklus vom Werkstoff<br />
über die Verarbeitung (insbesondere Extrusion<br />
und Fügen) bis hin zu den Langzeiteigenschaften<br />
der Rohre mit klarem Bezug<br />
zu den aktuellen Fragestellungen der<br />
Kunststoffrohrindustrie.<br />
Aktuelle Themenstellungen zielen direkt<br />
auf die Erhöhung der Produktivität<br />
und die Sicherung der Nachhaltigkeit der<br />
Kunststoffrohrindustrie ab. So befindet sich<br />
ein Projekt zur energetischen Untersuchung<br />
und Bewertung der Herstellungsverfahren<br />
für Kunststoffrohre derzeit in Vorbereitung.<br />
Im Rahmen des Projekts können beteiligte<br />
Unternehmen detaillierte Erkenntnisse<br />
über die Energieeffizienz des eigenen<br />
im Vergleich zu ähnlichen Betrieben der<br />
Kunststoffrohrbranche erhalten. Darüber<br />
hinaus bietet das SKZ die Erarbeitung der<br />
immer wichtiger werdenden Umweltprodukterklärungen<br />
(EPD) an, die im Rahmen<br />
des „Nachhaltigen Bauens“ erforderlich<br />
sind. Ergänzt werden diese Themen durch<br />
Ökoeffizienzanalysen zu Rohrsystemen und<br />
Herstellverfahren, mit denen sich fundierte<br />
Grundlagen zur Optimierung der Produkte<br />
unter ökologischen und wirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten gewinnen lassen.<br />
In vielen Diskussionen mit der Industrie<br />
hat sich gezeigt, dass ein wesentlicher<br />
Schritt zur Erhöhung der Effizienz der Betriebe<br />
in der Beschleunigung der Prüfungen<br />
liegt. Dieses kann in Form von Online-<br />
Messverfahren oder in der signifikanten<br />
Verkürzung der Messzeiten im Vergleich zu<br />
etablierten Verfahren geschehen. An beiden<br />
Stellen arbeitet das SKZ an innovativen<br />
Methoden, z.B. an einem neuen Verfahren<br />
zur beschleunigten Bestimmung des Vernetzungsgrads<br />
von PE-X-Rohren, an Verfahren<br />
zur deutlichen Beschleunigung der<br />
Ermittlung der Langzeiteigenschaften von<br />
Rohrwerkstoffen wie auch an neuen, aussagekräftigeren<br />
Verfahren zur Messung des<br />
Medieneinflusses auf das Langzeitverhalten.<br />
Schließlich werden Fragestellungen rund um<br />
die Optimierung der Herstellungs- und Weiterverarbeitungsprozesse<br />
wie auch an der<br />
Entwicklung anwendungsnaher, beschleunigter<br />
und reproduzierbarer Prüfverfahren<br />
für Rohre und Rohrwerkstoffe bearbeitet.<br />
Kontakt: SKZ, Dr.-Ing. Peter<br />
Heidemeyer, kfe@skz.de, www.skz.de<br />
12 1-2 / <strong>20</strong>12
Bundesnetzagentur präsentiert<br />
Szenariorahmen zur energiewirtschaftlichen<br />
Entwicklung<br />
BFA LTB und rbv hoffen auf Bewegung im<br />
Netzausbau<br />
Nachdem die Umsetzung der Energiewende<br />
und der damit verbundene dringende<br />
Ausbau der Netze trotz begleitender Gesetze<br />
der Bundesregierung etwas ins Stocken<br />
geraten schien, hat die Bundesnetzagentur<br />
den so genannten Szenariorahmen<br />
auf den Weg gebracht. Damit kommt – so<br />
die Erwartung vieler Beteiligter – Bewegung<br />
in den Ausbau der bundesdeutschen<br />
Netze. Eine Entwicklung, die auch die Bundesfachabteilung<br />
Leitungsbau (BFA LTB) im<br />
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie<br />
(HDB) und der Rohrleitungsbauverband<br />
(rbv) ausdrücklich begrüßen.<br />
Der Szenariorahmen zur<br />
energiewirtschaftlichen Entwicklung<br />
bildet die Grundlage<br />
für den nationalen Netzentwicklungsplan,<br />
den die Übertragungsnetzbetreiber<br />
<strong>20</strong>12<br />
erstmalig vorlegen werden.<br />
Quelle: Bundesnetzagentur<br />
„Es sei niemandem möglich,<br />
die Zukunft über zehn oder<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> exakt vorherzusagen,<br />
deshalb sollten die Szenarien<br />
kontinuierlich weiterentwickelt<br />
und der tatsächlichen<br />
energiewirtschaftlichen<br />
Entwicklung schrittweise angenähert werden“,<br />
macht Matthias Kurth, Präsident der<br />
Bundesnetzagentur, deutlich. „Am Anfang<br />
haben die Szenarien allerdings eine große<br />
Bandbreite, die sich vor allem aus dem Tempo<br />
des Ausbaus der erneuerbaren Energien<br />
ergibt“, so Kurth weiter. Die Bundesnetzagentur<br />
hat deshalb ein mittleres Leitszenario<br />
und zwei flankierende Szenarien festgelegt.<br />
„Nach heutiger Einschätzung erfüllen<br />
alle drei Szenarien die Rahmenbedingungen<br />
des Energiekonzepts der Bundesregierung“,<br />
betonte der Präsident der Bundesnetzagentur.<br />
„Endgültige Gewissheit werden die<br />
Marktsimulationen geben, die die Übertragungsnetzbetreiber<br />
im Rahmen der Netzentwicklungsplanung<br />
vornehmen werden.“<br />
Das Leitszenario geht von einem anspruchsvollen<br />
und realistischen Ausbau der<br />
erneuerbaren Energien aus und kombiniert<br />
diesen mit der Annahme, dass im Bereich der<br />
konventionellen Erzeugung nur noch die im<br />
Bau befindlichen Kohlekraftwerke und die<br />
Gaskraftwerke fertiggestellt werden, die<br />
einen hohen Planungsfortschritt aufweisen.<br />
Die beiden anderen Szenarien basieren<br />
zum einen auf einem geringeren Ausbau der<br />
erneuerbaren Energien, kombiniert mit einem<br />
höheren Zubau von Kohlekraftwerken,<br />
zum anderen auf einem von den Bundesländern<br />
angekündigten sehr starken Zubau von<br />
EEG-Anlagen, kombiniert mit einem geringeren<br />
Anteil konventioneller Erzeugung.<br />
Damit wird nicht nur<br />
die aus heutiger Sicht wahrscheinlichste<br />
Entwicklung berücksichtigt,<br />
sondern auch eine<br />
eher konventionell geprägte<br />
Erzeugungsstruktur bzw.<br />
eine extrem an erneuerbaren<br />
Energien orientierte Stromerzeugung.<br />
Für die Bundesnetzagentur<br />
ist klar, dass nur<br />
die Netzausbauprojekte in den<br />
Netzentwicklungsplan zu übernehmen<br />
sind, die in jeder der<br />
Bild: Matthias Kurth<br />
wahrscheinlichen Entwicklungen<br />
gebaut werden müssen. Diese werden<br />
als „no regret“-Projekte bezeichnet. Es wird<br />
in allen Szenarien eine starke Steigerung der<br />
Energieeffizienz unterstellt. Bei Annahme eines<br />
Wirtschaftswachstums sowie der politisch<br />
gewollten zunehmenden Nutzung von<br />
Strom als Energieträger für den Verkehrsbereich<br />
und zur Wärmeerzeugung führt dies zu<br />
einem konstanten Strombedarf. Annahmen<br />
eines sinkenden Stromverbrauchs wird die<br />
Bundesnetzagentur im Rahmen von Sensitivitätsbetrachtungen<br />
untersuchen lassen. Die<br />
Bundesnetzagentur unterstellt ferner, dass<br />
die Fortschritte beim Lastmanagement zu<br />
einer Glättung der <strong>Jahre</strong>shöchstlast führen<br />
werden. Im Jahr <strong>20</strong>22 wird sich daher die<br />
<strong>Jahre</strong>shöchstlast nur noch am unteren Rand<br />
der heutigen Bandbreite der <strong>Jahre</strong>shöchstlast<br />
bewegen.<br />
www.funkegruppe.de<br />
Funke Kunststoffe GmbH<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 13
Neuer <strong>RSV</strong>-Arbeitskreis soll<br />
Standardleistungstexte<br />
erarbeiten<br />
Die Bestandserhaltung der Infrastruktureinrichtungen<br />
ist eine der größten und<br />
wichtigsten Zukunftsaufgaben der Netzbetreiber.<br />
Vor dem Hintergrund einer angespannten<br />
Finanzlage müssen optimale<br />
Konzepte in technischer und wirtschaftlicher<br />
Hinsicht gefunden und umgesetzt<br />
werden.<br />
Im Dezember <strong>20</strong>11 fand in Hannover<br />
die konstituierende Sitzung des neuen<br />
<strong>RSV</strong>-Arbeitskreises „Standardleistungstexte“<br />
statt. Dem Netzbetreiber und Planer<br />
soll mit den Standardleistungstexten<br />
des <strong>RSV</strong> eine praktikable Unterstützung<br />
geboten werden, um ein Sanierungsprojekt<br />
neutral und fachlich korrekt zu beschreiben.<br />
Grabenlose Verfahren sind oft die<br />
bessere Lösung<br />
Netzbetreiber können heute aus einer<br />
Vielzahl von Sanierungsverfahren auswählen.<br />
Vorteile ergeben sich nicht nur in<br />
wirtschaftlicher Hinsicht. Die Einbauzeit ist<br />
meist kürzer und im Gegensatz zur offenen<br />
Bauweise sind die Beeinträchtigungen<br />
für die Anwohner sowie den Fußgängerund<br />
Straßenverkehr akzeptabel.<br />
Das gute Image der Sanierungsverfahren<br />
kann aber durch Planungsfehler gestört<br />
werden. Diese können dann zu Ausführungsfehlern<br />
führen, die durchaus einen<br />
enormen volkswirtschaftlichen Schaden<br />
annehmen können. Aus diesem Grunde<br />
sind zielgerichtete und technisch ausgereifte<br />
Ausschreibungen erforderlich, berichtet<br />
<strong>RSV</strong>-Geschäftsführer Dipl.-Volkswirt<br />
Horst Zech.<br />
Der <strong>RSV</strong> plant daher die Standardleistungstexte<br />
für die Renovierungsverfahren<br />
in einer einfachen und VOB-gerechten<br />
Gliederung zu erstellen. Begonnen<br />
wird die Arbeit mit den Renovierungsverfahren,<br />
gegliedert nach Europa-Norm DIN<br />
EN 15885 und dem <strong>RSV</strong>-Regelwerk. Die<br />
grabenlosen Erneuerungsverfahren und<br />
die Druckrohrverfahren sollen dann folgen.<br />
Als Obmann des Arbeitskreises wurde<br />
mit Dipl.-Ing. Jörg Brunecker ein erfahrener<br />
Fachmann gewonnen, der in den unterschiedlichen<br />
Sanierungsverfahren bewandert<br />
ist und zudem in der nationalen<br />
und internationalen Standardisierung tätig<br />
ist.<br />
Bild 1: Dipl.-Ing. Jörg Brunecker ist<br />
Obmann des neuen <strong>RSV</strong>-Arbeitskreises<br />
„Standardleistungstexte“<br />
Förderung durch den <strong>RSV</strong><br />
Durch die Erstellung von Standardleistungstexten<br />
soll der Einsatz von modernen<br />
Sanierungsverfahren gefördert werden.<br />
Die Standardleistungstexte stellen<br />
den aktuellen Stand der Technik dar und<br />
können deshalb nur als Bearbeitungsstand<br />
angesehen werden, der durch permanente<br />
Weiterentwicklung den Änderungen<br />
des Marktes anpasst werden muss.<br />
Fachleute, die an einer Mitarbeit in dem<br />
neuen Arbeitskreis interessiert sind, werden<br />
gebeten, Kontakt mit der <strong>RSV</strong>-Geschäftsstelle<br />
aufzunehmen.<br />
Kontakt: <strong>RSV</strong> – Rohrleitungssanierungs<br />
verband e. V.<br />
Lingen (Ems)<br />
Tel. +49 5963 98108-77<br />
E-Mail: rsv-ev@t-online.de<br />
Ihr „heißer Draht“ zur Redaktion von<br />
Barbara Pflamm<br />
Tel. 0<strong>20</strong>1 8<strong>20</strong>02-28<br />
Fax 0<strong>20</strong>1 8<strong>20</strong>02-40<br />
b.pflamm@vulkan-verlag.de<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 15
Verbände<br />
Nachrichten<br />
Rohrleitungsbauverband rbv wirkt<br />
Fachkräftemangel bei Netzausbau entgegen<br />
Bild 1: Ein Ausbau der vorhandenen<br />
Netze ist für die Realisierung der Energiewende<br />
unabdingbar.<br />
Foto: © James Hardy<br />
Trotz Weichenstellung gerät die Umsetzung<br />
der Energiewende mittlerweile etwas<br />
ins Stocken. Insbesondere der Ausbau des<br />
Stromnetzes wird von Branchenkennern als<br />
große Hürde dargestellt. Es herrscht jedoch<br />
Handlungsbedarf: In ihrem Monitoringbericht<br />
<strong>20</strong>11 warnt die Bundesnetzagentur,<br />
dass die bestehenden Netze durch die Vielzahl<br />
der in den letzten <strong>Jahre</strong>n zu erfüllenden<br />
Transportaufgaben und die Veränderung<br />
der Erzeugungsstruktur am Rand der<br />
Belastbarkeit angekommen seien. „Doch<br />
in Zukunft müssen wachsende Mengen<br />
an Strom aus erneuerbaren Energien aufgenommen<br />
und in die Verbrauchszentren<br />
transportiert werden“, erläutert rbv-<br />
Präsident Dipl.-Ing. Klaus Küsel. Grundlage<br />
hierfür ist die Schaffung intelligenter<br />
Stromnetze. „Die so genannten smart grids<br />
sollen Stromerzeuger, Stromspeicher, Verbraucher<br />
sowie Übertragungs- und Verteilungsnetze<br />
über modernste Informationsund<br />
Kommunikationstechnologie so miteinander<br />
verbinden, dass die zur Verfügung<br />
stehende Primärenergie effizient, sicher,<br />
wirtschaftlich und umweltfreundlich genutzt<br />
werden kann“, so Küsel weiter. Interessant<br />
für die Leitungsbauer: Aufgrund einer<br />
deutlich schwindenden Akzeptanz der<br />
Bevölkerung in Bezug auf den geplanten<br />
Netzausbau und den damit verbundenen<br />
Bau von weiteren Strommasten könnte die<br />
Variante der Erdverlegung von Stromleitungen<br />
als Alternative zunehmend an Bedeutung<br />
gewinnen. Der Leitungsbau wartet<br />
hier auf positive Impulse. Der rbv und<br />
seine Mitgliedsunternehmen stehen bereit,<br />
Aufgaben zu übernehmen, die der<br />
Netzaus- und -umbau im Strom-, Gas-,<br />
Wasser- und Abwasser-, Nah- und Fernwärmebereich<br />
sowie in der Breitbandverkabelung<br />
erfordert. Doch nach wie vor<br />
fehlen vielen Kommunen die erforderlichen<br />
Finanzmittel, es wird zu wenig in die<br />
Instandhaltung und Erneuerung der Verund<br />
Entsorgungsnetze investiert. Jetzt<br />
rächt sich, was über viele <strong>Jahre</strong> sträflich<br />
vernachlässigt wurde. „Die zu geringen Investitionen<br />
haben zu sanierungsbedürftigen<br />
Netzen aber auch zu sinkenden Personalressourcen<br />
geführt“, macht Küsel auf<br />
einen weiteren Sachverhalt aufmerksam.<br />
„Es wird deshalb <strong>Jahre</strong> dauern, bis das Personal<br />
wieder rekrutiert ist, um die von allen<br />
Seiten angekündigten Investitionen in<br />
Milliardenhöhe abzuarbeiten.“ Auch hier<br />
sind die Leitungsbauunternehmen bereit,<br />
Verantwortung zu übernehmen. Deshalb<br />
werden qualifizierte Arbeitskräfte<br />
händeringend gesucht. Die demographische<br />
Entwicklung und die weltweite<br />
wirtschaftliche Vernetzung haben vor allem<br />
die modernen Industriegesellschaften<br />
vor neue Herausforderungen gestellt.<br />
Der problematische Zusammenhang einer<br />
sich verändernden Altersstruktur der Erwerbstätigen<br />
und des sich zeitlich parallel<br />
vollziehenden Wandels der Wirtschafts-<br />
Foto: rbv<br />
struktur wird durch die demographische<br />
Entwicklung zusätzlich verschärft: „Einer<br />
immer älter werdenden Erwerbsbevölkerung<br />
stehen immer weniger junge angehende<br />
Erwerbstätige und ausgebildete<br />
Fachkräfte gegenüber“, erläutert der rbv-<br />
Geschäftsführer Dipl.-Ing. Dieter Hesselmann.<br />
Deshalb appelliert der rbv seit <strong>Jahre</strong>n<br />
an die Unternehmen des Rohrleitungsbaus,<br />
sich verstärkt für die Aus- und Weiterbildung<br />
einzusetzen. Ein Weg, bei dem der<br />
rbv ein idealer Partner ist. Die Arbeit des<br />
Ausschusses für Personalentwicklung und<br />
des Berufsförderungswerks des Rohrleitungsbauverbandes<br />
(brbv) als AZWV-zertifizierter<br />
Bildungsträger ist die Grundlage<br />
für die Mitarbeiterqualifikation in den Leitungsbauunternehmen.<br />
„Das Programm<br />
des brbv enthält vielfältige Angebote, die<br />
mit ihrer Einteilung in die Sparten Gas,<br />
Wasser, Fernwärme, Kanalbau, Kabelbau<br />
und Industrierohrleitungsbau inhaltlich<br />
auf ein zunehmend spartenübergreifendes<br />
Berufsbild ausgerichtet sind und fachlich-technische<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
auf hohem Niveau bieten“, so Hesselmann<br />
weiter. Hinzu kommt: Dipl.-Ing.<br />
Mario Jahn, der seit September <strong>20</strong>11 die<br />
Geschäftsführung der Verbandszentrale in<br />
Köln verstärkt, wird gemeinsam mit rbvund<br />
brbv-Geschäftsführer Hesselmann<br />
weitere Kooperationsmodelle mit neuen<br />
und etablierten Bildungspartnern reali-<br />
Bild 2: Qualifizierte Mitarbeiter sind die Grundlage<br />
für fachgerechtes Arbeiten im Leitungsbau.<br />
16 1-2 / <strong>20</strong>12
VKU baut Europaarbeit<br />
in Brüssel aus<br />
Die Europäische Union wird in diesem Jahr ihr <strong>20</strong>-jähriges Bestehen<br />
des EU Binnenmarktes feiern. „Grund für uns, die Europaarbeit<br />
des VKU weiter zu stärken“, erklärt der Hauptgeschäftsführer<br />
des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU)<br />
Hans-Joachim Reck. Für die kommunalwirtschaftlichen Unternehmen<br />
haben die gesetzgeberischen Handlungen der Europäischen<br />
Union gerade jetzt unmittelbare Auswirkungen. „So<br />
stehen im Jahr <strong>20</strong>12 die Novelle des EU-Vergaberechts, die<br />
Veröffentlichung der EU-Wasserstrategie, die Ausgestaltung<br />
der Leitinitiative Ressourcenschonendes Europa oder die Umsetzung<br />
und Planung der Energiestrategien <strong>20</strong><strong>20</strong> und <strong>20</strong>50<br />
auf der Brüsseler Agenda, um nur einige Projekte zu nennen“,<br />
so Reck. „Die kommunalen Gestaltungsspielräume, die sich vor<br />
allem in der Bereitstellung von Leistungen der Daseinsvorsorge<br />
durch kommunalwirtschaftliche Unternehmen manifestieren,<br />
gilt es dabei weiter auszubauen. In diesem Sinne hat sich der<br />
VKU in seiner strategischen <strong>Jahre</strong>splanung <strong>20</strong>12 die Stärkung<br />
der Europaarbeit auf die Fahnen geschrieben.“<br />
Seit Anfang <strong>20</strong>12 betreut der VKU daher neben der Leiterin<br />
des EU-Büros alle VKU-Sparten mit einem Referenten in<br />
Brüssel. Dafür hat der VKU eigens ein neues repräsentatives<br />
Büro bezogen, welches gleichzeitig die räumliche Nähe zu den<br />
drei Kommunalen Spitzenverbänden aufrechterhält.<br />
„Noch dazu feiert unser EU-Büro in <strong>20</strong>12 sein 10-jähriges<br />
Jubiläum“, so Reck. „In diesen zehn <strong>Jahre</strong>n haben wir gezeigt,<br />
dass öffentliche Unternehmen und ihre Dienstleistungen ein<br />
unverzichtbares Instrument des sozialen und regionalen Zusammenhalts<br />
sind.“ Entwicklungsmöglichkeiten und Rechtssicherheit<br />
für die kommunalen Unternehmen müssten bestehen<br />
bleiben und noch weiter aufgebaut werden. So betone der<br />
Vertrag von Lissabon den Ermessensspielraum der Kommunen<br />
bei den Leistungen der Daseinsvorsorge. Der VKU setze sich<br />
laut Reck dafür ein, dass diese Festlegungen bei zukünftigen<br />
Entscheidungen der europäischen Institutionen mit Bezug auf<br />
den ordnungspolitischen Rahmen für kommunale Unternehmen<br />
Berücksichtigung finden.<br />
sieren. Mit Maßnahmen wie diesen kommt der rbv seinem<br />
Auftrag nach. Zur weiteren Unterstützung der Mitgliedsunternehmen<br />
bei der Suche nach gut ausgebildetem Personal<br />
hat der rbv einen Image-Film produziert, der Berufswege<br />
und Ausbildungsmöglichkeiten in einer Branche aufzeigt, die<br />
sich mit dem „Kulturgut Leitungsinfrastruktur“ beschäftigt.<br />
Deutlich wird: Wer sich für eine Ausbildung im Leitungsbau<br />
entscheidet, bekommt ein interessantes Berufsfeld geboten,<br />
das vielfältige Aufstiegsmöglichkeiten bietet und als nahezu<br />
krisenfest zu bezeichnen ist – nicht zuletzt mit Blick auf<br />
den gravierenden Wandel, von dem die Branche zurzeit gekennzeichnet<br />
ist.<br />
Kontakt: rbv, Köln, Tel. +49 221 37668-<strong>20</strong>,<br />
www.rbv-koeln.de<br />
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Verbände<br />
Nachrichten<br />
Mehr Transparenz im Bereich der Sanierung<br />
Gütesicherung RAL-GZ 961: Neue Struktur beim Gütezeichen „S“<br />
Abb.: Güteschutz Kanalbau<br />
Es gibt eine Vielzahl von Sanierungsfachfirmen,<br />
die über ein RAL-Gütezeichen Kanalbau<br />
Beurteilungsgruppe S verfügen. Firmen,<br />
die das Gütezeichen führen, weisen<br />
Erfahrung und Zuverlässigkeit Ihres Unternehmens<br />
nach und erfüllen die von Auftraggebern<br />
gestellten Anforderungen an<br />
Material, Verfahren, Ausführung und Eigenüberwachung<br />
in Übereinstimmung mit den<br />
aktuellen Regelwerken. Aufgrund der Vielzahl<br />
verschiedener Verfahrenstechniken<br />
im Bereich der Sanierung enthält das Gütezeichen<br />
S entsprechende Untergruppen.<br />
Bild 1: Neuordnung Beurteilungsgruppe S<br />
Der Güteausschuss der Gütegemeinschaft<br />
hat eine neue Struktur dieser Untergruppen<br />
erarbeitet und damit den Anforderungen<br />
der Gütezeicheninhaber und Auftraggeber<br />
Rechnung getragen. Die künftigen<br />
Untergruppen zur Beurteilungsgruppe S<br />
sind ausschließlich an Technikgruppen orientiert.<br />
Erfahrung und Zuverlässigkeit werden<br />
in Bezug auf die Anwendung der entsprechenden<br />
Technikgruppe bewertet. Die<br />
bisherige zusätzliche Unterscheidung nach<br />
Systemanbietern beziehungsweise Lizenzgebern<br />
entfällt. Diese wird innerhalb der<br />
neuen Gruppen künftig durch den Bezug<br />
auf das entsprechende Verfahrenshandbuch<br />
berücksichtigt.<br />
Durch die Änderung wird die<br />
Struktur der Untergruppen S im Bereich<br />
der Gütesicherung den Vorgaben<br />
in den aktuellen Regelwerken<br />
angepasst. Zusätzlich wird durch die<br />
deutlich geringere Gesamtzahl von<br />
Untergruppen im Bereich der Sanierung<br />
Transparenz und Anwendung<br />
der Gütesicherung insbesondere für<br />
den Auftraggeber spürbar erleichtert.<br />
Auch die Belange als Gütezeicheninhaber<br />
werden mit dieser Änderung<br />
besser berücksichtigt, denn<br />
ein Wechsel des Systemanbieters beziehungsweise<br />
Lizenzgebers kann im<br />
Rahmen der Gütesicherung von den<br />
Unternehmen nun einfacher realisiert<br />
werden. Die Änderungen in der Beurteilungsgruppe<br />
S sind in Bild 1 dargestellt.<br />
Sie sind ab Januar <strong>20</strong>12 gültig.<br />
Handbuch als Grundlage<br />
Grundlage der Qualifikation von Gütezeicheninhabern<br />
der Beurteilungsgruppe<br />
„Sanierung“ ist ein Handbuch, in dem<br />
Anforderungen an Material, Verfahren,<br />
Ausführung und eine dokumentierte Eigenüberwachung<br />
verbindlich festgelegt<br />
sind. Beim Nachweis dieser Anforderungen<br />
sind bereits vorhandene Zulassungen<br />
bzw. Spezialkenntnisse und<br />
Referenzen in Bezug auf die Ausführung<br />
der beschriebenen Arbeiten vorzulegen.<br />
Die Eignung eines Sanierungsverfahrens<br />
wird mit der Erteilung eines<br />
Gütezeichens nicht bewertet.<br />
Im Handbuch sind die Muster zur Dokumentation<br />
der Eigenüberwachung auf<br />
Grundlage der Anforderungen in den Regelwerken<br />
definiert. Die Dokumentation der<br />
Eigenüberwachung selbst wird in der Bauakte<br />
abgelegt. Die vom Güteausschuss beauftragten<br />
Prüfingenieure prüfen diese Dokumentation<br />
stichprobenartig. Darüber hinaus<br />
werden die Qualifikationsanforderungen<br />
kontinuierlich überprüft. Alle Firmen,<br />
die ein RAL-Gütezeichen beantragt haben<br />
oder bereits ein RAL-Gütezeichen „Kanalbau“<br />
besitzen, melden ihre Sanierungsbaustellen<br />
der Gütegemeinschaft.<br />
Die vom Güteausschuss beauftragten<br />
Prüfingenieure sind somit über die stattfindenden<br />
Maßnahmen informiert, so dass<br />
Baustellenbesuche ohne Voranmeldung<br />
möglich sind. Bei Beanstandungen können<br />
Auftraggeber einen Baustellenbesuch<br />
durch den Prüfingenieur veranlassen.<br />
Bei Mängeln können abgestimmte Maßnahmen<br />
vom Güteausschuss beschlossen<br />
werden.<br />
Eine von allen Beteiligten gelebte RAL-<br />
Gütesicherung nach RAL-GZ 961 entspricht<br />
der Selbstverpflichtung der Unternehmen<br />
und dem Anspruch, eine Zuverlässigkeitssteigerung<br />
zu erreichen. Im<br />
Fokus steht dabei der Zustand unserer Kanalisation.<br />
Erfahrung und Zuverlässigkeit<br />
sind Grundlagen für Planungs- und Ausführungsqualität<br />
und die Langlebigkeit und<br />
Wirtschaftlichkeit der Leitungsinfrastruktur.<br />
Ein Ergebnis: Der Gebrauchswert der<br />
Abwasserleitungen und -kanäle steigt. Bei<br />
der Sicherung der Qualität und bei der Einsparung<br />
von Kosten hat sich das System<br />
Gütesicherung bewährt. Angewandte Gütesicherung<br />
ist Grundlage wettbewerbsneutraler<br />
Vergabe. Entscheidend ist konsequentes<br />
Verhalten bei der Wertung der<br />
Angebote.<br />
Die Neustrukturierung der Beurteilungsgruppe<br />
S und der dazugehörigen Untergruppen<br />
trägt zu einer sinnvollen Vereinfachung<br />
in der Handhabung und Anwendung<br />
dieses Instrumentes bei.<br />
Kontakt: RAL-Gütegemeinschaft<br />
Güteschutz Kanalbau, Bad Honnef,<br />
Tel: +49 2224/9384-0, E-Mail: info@<br />
kanalbau.com, www.kanalbau.com<br />
18 1-2 / <strong>20</strong>12
FBS kündigt neue Veröffentlichungen von<br />
Qualitätsrichtlinien an<br />
Aktionsgemeinschaft „Impulse pro<br />
Kanalbau“ gegründet, Auftakt in<br />
Oldenburg<br />
Seit 25 <strong>Jahre</strong>n setzt sich die Fachvereinigung<br />
Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V.<br />
(FBS) für einen hohen Qualitätsstandard<br />
von Betonrohren und -schächten ein. Einen<br />
Beleg für die erfolgreiche Verbandsarbeit<br />
stellen die fortgeschriebenen FBS-<br />
Qualitätsrichtlinien und die den bestehenden<br />
Regelwerken angepassten Richtlinien<br />
für den Einbau und Richtlinien für die Prüfung<br />
dar. Die neuesten Fassungen werden<br />
Anfang <strong>20</strong>12 veröffentlicht. Hierzu zählen<br />
neben der FBS-Qualitätsrichtlinie 1-1<br />
für Betonrohre, Stahlbetonrohre und Vortriebsrohre<br />
mit Kreisquerschnitt die FBS-<br />
Qualitätsrichtlinie 1-2 für Betonrohre und<br />
Stahlbetonrohre mit Eiquerschnitt, die<br />
FBS-Qualitätsrichtlinie 2-1 für Schachtfertigteile<br />
aus Beton und Stahlbeton, die<br />
FBS-Richtlinie für den Einbau von FBS-<br />
Rohren und FBS-Schachtfertigteilen sowie<br />
die FBS-Richtlinie für die Prüfung auf<br />
Dichtheit von FBS-Beton- und -stahlbetonrohren.<br />
Die „Nachhaltigkeit von FBS-Betonbauteilen“<br />
wird in <strong>20</strong>12 besonders im Fokus<br />
der FBS-Marketingaktivitäten stehen.<br />
„Dieses Schwerpunktthema hat bei<br />
uns Tradition“, erklärt FBS-Geschäftsführer<br />
Dipl.-Ing. Wilhelm Niederehe. Grundsätzlich<br />
gilt: Beim Bau und der Instandhaltung<br />
von Abwasserleitungen und -kanälen<br />
ist besondere Aufmerksamkeit auf Nachhaltigkeitsaspekte<br />
zu legen. Hierzu zählen<br />
laut Niederehe unter anderem die Verwendung<br />
von ökologisch günstigen Werkstoffen<br />
für den Bau von Abwasserkanälen sowie<br />
die Erneuerung von alten Kanälen anstelle<br />
von aufwändigen Reparaturen. Einen<br />
entsprechenden Appell richtet die<br />
FBS gemeinsam mit den rund <strong>20</strong><br />
Gründungsmitgliedern der im November<br />
<strong>20</strong>11 in Nürnberg ins Leben<br />
gerufenen Aktionsgemeinschaft<br />
„Impulse pro Kanalbau“<br />
an kommunale Auftraggeber und<br />
politische Entscheidungsträger.<br />
Die Lobbyarbeit soll durch regelmäßige<br />
Zusammenkünfte und<br />
gezielte Presseveranstaltungen<br />
unterstützt werden.<br />
Den Auftakt der FBS-Aktivitäten<br />
bei Veranstaltungen und<br />
Messen bildet der Auftritt auf<br />
dem 26. Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
Anfang Februar. Im<br />
Rahmen der Fachvorträge referiert<br />
Dipl.-Ing. Hermann Laistner,<br />
öffentlich bestellter und vereidigter<br />
Sachverständiger der IHK<br />
Ostwürttemberg für vermessungstechnische<br />
Ingenieurarbeiten, Straßen-<br />
und Tiefbau, Infrastrukturkanäle,<br />
Lauchheim, in dem traditionell von der<br />
FBS vorbereiteten „Betonrohrblock“ über<br />
die „Nachhaltige Erschließung der Zukunft<br />
mit Leitungsgängen – Hemmnisse und Lösungen“.<br />
An der begleitenden Fachausstellung<br />
ist die FBS mit einem neuen Standkonzept<br />
beteiligt (Stand 1.OG-M-04).<br />
Bild: Das FBS-Qualitätszeichen steht für nachhaltige,<br />
umweltgerechte und wirtschaftliche Kanalsysteme<br />
aus Beton und Stahlbeton.<br />
Feier zum 25-jährigen Bestehen auf<br />
der IFAT<br />
Auf der in München stattfindenden internationalen<br />
Fachmesse IFAT-ENT SORGA<br />
feiert die Fachvereinigung Betonrohre und<br />
Stahlbetonrohre gemeinsam mit ihren Mitgliedsunternehmen<br />
und der Fachöffentlichkeit<br />
auf einem 400 m 2 großen FBS-<br />
Gemeinschaftsstand in Halle B5 337/428<br />
ihr 25-jähriges Bestehen. Eingeladen sind<br />
Vertreter aus Kommunen und Tiefbauämtern,<br />
Ingenieurbüros, bauausführenden<br />
Unternehmen und Verbänden sowie<br />
die Studenten von rund <strong>20</strong>0 Hoch- und<br />
Fachschulen mit ihren Professoren. Zu den<br />
weiteren Highlights zählt die Vorstellung<br />
des FBS-Bildungspakets.<br />
Kontakt: FBS-Fachvereinigung<br />
Betonrohre und Stahlbetonrohre, Bonn,<br />
Tel. +49 228/954560, E-Mail: info@<br />
fbsrohre.de, www.fbsrohre.de<br />
Standnummer Stand 1.OG-M-04<br />
Foto: FBS<br />
Einer für alles: Bers tlining, Sanflex , Z M-Auskleidung, Compact Pipe, Swagelining<br />
www.dus-rohrsanierung.de<br />
Wilhelm-Wundt-Straße 19 · 68199 Mannheim · Tel.: 0621 8607440 · Fax: 0621 8607449 · Email: zentrale.rohrsan@dus.de<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 19
Verbände<br />
Nachrichten<br />
Präsentation „Profile of the German Water<br />
Sector <strong>20</strong>11“ in Brüssel<br />
Deutsche Wasserwirtschaft diskutiert neue europäische Wasserstrategie mit<br />
EU-Spitzenvertretern<br />
Die Herausgeber des Branchenbildes der<br />
deutschen Wasserwirtschaft ATT, BDEW,<br />
DBVW, DVGW, DWA und VKU stellen sich<br />
dem europäischen Dialog. Anlässlich der<br />
Präsentation des Branchenbildes „Profile<br />
of the German Water Sector <strong>20</strong>11“ haben<br />
die Vertreter der deutschen Wasserwirtschaft,<br />
Fachleute der Europäischen Kommission<br />
und Abgeordnete des Europäischen<br />
Parlaments Ende November zu einem Expertenforum<br />
in die EU-Landesvertretung<br />
Niedersachsen in Brüssel eingeladen. Unter<br />
dem Titel „Blueprint <strong>20</strong>12 – A ‚Fitness<br />
check’ from the German perspective“<br />
führten Politik und Wasserwirtschaft<br />
eine intensive Diskussion über die geplante<br />
neue EU-Wasserstrategie. „Das Branchenbild<br />
ist die wichtigste Publikation der deutschen<br />
Wasserwirtschaft. Es ist nur konsequent,<br />
die Erfahrungen und Ergebnisse in<br />
den Dialog zur europäischen Wasserstrategie<br />
‚Blueprint to Safeguard Europe‘s Waters’<br />
einzubringen“. Dies betonten die herausgebenden<br />
Verbände im Rahmen des Forums.<br />
Die deutsche Wasserwirtschaft begrüßt<br />
den „Blueprint“ und den vorbereitenden<br />
Evaluierungsprozess der Europäischen<br />
Kommission („fitness check“) als wichtige<br />
Voraussetzung für die Weiterentwicklung<br />
der europäischen Wasserpolitik. Die Verbände<br />
machten deutlich, dass der langfristige<br />
Schutz und die nachhaltige Nutzung<br />
der europäischen Gewässer nach wie<br />
vor eine große Herausforderung seien und<br />
nur gelingen könnten, wenn relevante Politikfelder,<br />
wie beispielsweise die Agrarpolitik<br />
oder die Chemikalienrichtlinie (REACH)<br />
auf wasserwirtschaftliche Belange konsequent<br />
abgestimmt werden. Zudem müsse<br />
die Bekämpfung von Wasserknappheit und<br />
Dürren den großen regionalen Unterschieden<br />
innerhalb Europas Rechnung tragen.<br />
Eine Weiterentwicklung der europäischen<br />
Wasserpolitik durch den ‚Blueprint’ kann aus<br />
Sicht der deutschen Wasserwirtschaft nur<br />
gelingen, wenn die unterschiedlichen natürlichen<br />
und infrastrukturellen Gegebenheiten<br />
adäquat berücksichtigt werden.<br />
Die Vertreter der europäischen Institutionen<br />
würdigten die Vorbildfunktion der<br />
deutschen Wasserwirtschaft in Europa. Sie<br />
bestätigten, dass es keine Pauschallösung<br />
geben werde, etwa bei der Bekämpfung<br />
der Wasserknappheit und Dürren. Ein zentrales<br />
Handlungsfeld sahen die EU-Vertreter<br />
in der Reduktion von Schadstoffen an<br />
der Eintragsquelle. Abschließend luden sie<br />
die deutsche Wasserwirtschaft zum weiteren<br />
aktiven Dialog ein. Mit dem Branchenbild<br />
der deutschen Wasserwirtschaft<br />
<strong>20</strong>11 haben die herausgebenden Verbände<br />
bereits zum dritten Mal ein umfangreiches<br />
Gesamtbild der Wasser- und Abwasserbranche<br />
in Deutschland vorgelegt. Der<br />
europaweit einmalige Bericht verdeutlicht<br />
den Leistungsstand und die wirtschaftliche<br />
Effizienz der Wasserwirtschaft. Politik und<br />
Öffentlichkeit erhalten so die Möglichkeit,<br />
die Leistungsfähigkeit der deutschen Wasserwirtschaft<br />
zu beurteilen.<br />
Der „Blueprint to Safeguard Europe‘s<br />
Waters“ wird in diesem Jahr den Rahmen<br />
der neuen europäischen Wasserpolitik vorgeben<br />
und damit langfristig die nationale<br />
Wasserpolitik der Mitgliedsstaaten bestimmen.<br />
Kontakt: Arbeitsgemeinschaft<br />
Trinkwassertalsperren e.V. (ATT), Prof.<br />
Dr. Lothar Scheuer, Tel. +49 2261/36-<br />
210, E-Mail: lothar.scheuer@<br />
aggerverband.de, www.<br />
trinkwassertalsperren.de<br />
Bundesverband der Energie- und<br />
Wasserwirtschaft (BDEW), Frank<br />
Brachvogel, Tel. +49 30/300199-1160,<br />
presse@bdew.de, www.bdew.de<br />
Deutscher Bund verbandlicher<br />
Wasserwirtschaft e.V. (DBVW), Dipl.-<br />
Ing. Dörte Burg, Tel. +49 511/87966-0,<br />
post@wasserverbandstag.de, www.<br />
dbvw.de<br />
Deutscher Verein des Gas- und<br />
Wasserfaches e.V. (DVGW), Daniel<br />
Wosnitzka, Tel. +49 30/794736-64,<br />
presse@dvgw.de, www.dvgw.de<br />
Deutsche Vereinigung für<br />
Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall<br />
e.V. (DWA), Dr. Frank Bringewski, Tel.<br />
+49 2242/872-190, bringewski@dwa.<br />
de, www.dwa.de<br />
Verband kommunaler Unternehmen e.V.<br />
(VKU), Carsten Wagner, Tel. 030<br />
58580-2<strong>20</strong>, carsten.wagner@vku.de,<br />
www.vku.de<br />
Ruhrverband garantiert Versorgungssicherheit<br />
und Beitragsstabilität beim Abwasser für <strong>20</strong>12<br />
Trotz eines äußerst trockenen Frühjahrs<br />
und eines Novembers, bei dem die Niederschläge<br />
fast gänzlich fehlten, weisen<br />
die Talsperren des Ruhrverbands für diese<br />
<strong>Jahre</strong>szeit nur leicht unterdurchschnittliche<br />
Füllstände auf. Dank des verregneten<br />
Sommers gelang es dem Talsperrenmanagement<br />
des Ruhrverbands, den Wasservorrat<br />
der Talsperren wieder aufzufüllen.<br />
„Mit unseren Wasservorräten könnten wir<br />
vom heutigen Tage an gerechnet noch<br />
weitere 300 Tage überstehen, wenn die<br />
<strong>20</strong> 1-2 / <strong>20</strong>12
Mio. €<br />
Schuldenentwicklung des Ruhrverbands<br />
Mio. €<br />
1.<strong>20</strong>0<br />
1.000<br />
Wassermengenwirtschaft<br />
Kanalnetze<br />
Wassergütewirtschaft<br />
800<br />
600<br />
400<br />
<strong>20</strong>0<br />
0<br />
Bild 3: Grafik Schuldenentwicklung des Ruhrverbands<br />
Verhältnisse so trocken wie im November<br />
blieben“, so Professor Harro Bode,<br />
Vorstandvorsitzender des Ruhrverbands,<br />
anlässlich der 25. Verbandsversammlung,<br />
die am 2. Dezember in Essen stattfand.<br />
Diese komfortable wassermengenwirtschaftliche<br />
Situation ist auch der vorausschauenden<br />
Instandhaltungsstrategie, die<br />
eine hohe Verfügbarkeit der Anlagen sicherstellt,<br />
geschuldet. Das technische Sicherheitsmanagement<br />
des Ruhrverbands<br />
wurde aktuell durch die Deutsche Vereinigung<br />
für Wasser und Abwasser (DWA)<br />
überprüft. Dem Ruhrverband wurden dabei<br />
eine zielgerichtete Organisation mit<br />
qualifizierten Beschäftigten und eine gute<br />
technische Ausrüstung bescheinigt.<br />
Die Überprüfung wurde deutschlandweit<br />
erstmalig bei einem Talsperrenbetreiber<br />
durchgeführt.<br />
Zentrale Themen jeder Verbandsversammlung<br />
sind die finanzwirtschaftlichen<br />
Fragen. „In der Finanzwirtschaft verfolgt<br />
der Ruhrverband zwei Hauptziele: Erstens<br />
wollen wir die Schulden weiter reduzieren<br />
und zweitens die Beiträge der Verbandsmitglieder<br />
trotz Bevölkerungsrückgang<br />
stabil halten,“ erläuterte Norbert Frece,<br />
Vorstand für Finanzen und Personal. Der<br />
Ruhrverband hat seine Schuldenlast seit<br />
<strong>20</strong>05 um rund 250 Millionen Euro reduziert.<br />
Um den Zinsaufwand zu verringern<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
<strong>20</strong>00<br />
<strong>20</strong>01<br />
<strong>20</strong>02<br />
<strong>20</strong>03<br />
<strong>20</strong>04<br />
<strong>20</strong>05<br />
<strong>20</strong>06<br />
<strong>20</strong>07<br />
Prognose<br />
798<br />
75<br />
34<br />
689<br />
<strong>20</strong>08<br />
<strong>20</strong>09<br />
<strong>20</strong>10<br />
<strong>20</strong>11<br />
Quelle: Ruhrverband<br />
und dem Zinserhöhungsrisiko wirksam zu<br />
begegnen, sollen die Schulden des Verbandes<br />
von derzeit 798,5 Millionen Euro<br />
in den nächsten <strong>Jahre</strong>n um weitere<br />
rund <strong>20</strong>0 Millionen Euro getilgt werden.<br />
Bei den laufenden Ausgaben konnte der<br />
Ruhrverband in den letzten <strong>Jahre</strong>n bereits<br />
deutliche Einsparungen erzielen. Der demografische<br />
Wandel mit einem prognostizierten<br />
Rückgang der Bevölkerung im<br />
Ruhreinzugsgebiet von etwa zehn Prozent<br />
bis zum Jahr <strong>20</strong>30 wird allerdings die<br />
Wahrung der Beitragsstabilität zusätzlich<br />
erschweren und weitere Einsparungen auf<br />
der Kostenseite erfordern. Die Beiträge<br />
für die Wasserentnahme werden in diesem<br />
Jahr um 0,9 Prozent, also deutlich<br />
unterhalb der erwarteten Inflationsrate,<br />
steigen. Die an den Ruhrverband zu leistenden<br />
Zahlungen für die Abwasserreinigung<br />
und Niederschlagswasserbehandlung,<br />
die sich aus der Abwasserabgabe<br />
und dem Ruhrverbandbeitrag zusammensetzen,<br />
werden um 0,5 Prozent gesenkt.<br />
Auch im weiteren Finanzplanungszeitraum<br />
bis <strong>20</strong>15 sollen die Beitragsanpassungen<br />
des Ruhrverbands deutlich unterhalb<br />
der Inflation liegen.<br />
Kontakt: Ruhrverband, Essen, Tel. +49<br />
<strong>20</strong>1/178-1160, E-Mail: mrl@<br />
ruhrverband.de, www.ruhrverband.de<br />
16. Wiesbadener<br />
Kunststoffrohrtage<br />
Forum für Rohrsysteme aus<br />
polymeren Werkstoffen<br />
26. – 27. April <strong>20</strong>12, Wiesbaden<br />
Informieren Sie sich über den Einsatz von<br />
Kunststoffrohren bei regenerativen Energieformen<br />
und profitieren Sie von Praxis- und<br />
Erfahrungsberichten verschiedener Anwender<br />
im Bereich Gas, Wasser und Abwasser.<br />
Themen des Forums<br />
Regenerative Energien<br />
Aktuelles aus den Regelwerken<br />
Qualitätssicherung<br />
Betriebserfahrung<br />
Anwenderberichte<br />
Veranstaltungspreis<br />
€ 650,– zzgl. gesetzlicher USt.<br />
Medienpartner<br />
Anmeldung und Auskünfte<br />
TÜV SÜD Akademie GmbH<br />
Tagungen und Kongresse<br />
Susanne Hummler<br />
Telefon +49 89 5791-2846<br />
susanne.hummler@tuev-sued.de<br />
www.tuev-sued.de/tagungen<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 21
Personalien<br />
Nachrichten<br />
G+H Geschäftsführer Holger Elter<br />
übernimmt zusätzliche Positionen<br />
Holger Elter (54), der operative Geschäftsführer<br />
der Gruppe G+H Isolierung<br />
(G+H), hat am 1. Januar <strong>20</strong>12 zusätzliche<br />
Management-Positionen bei G+H und<br />
VINCI Energies Deutschland (VED) übernommen.<br />
Elter ist nun neuer Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung von G+H und leitet<br />
zusätzlich den neu geschaffenen VED Bereich<br />
Isolierung/Brandschutz (VED-S), zu<br />
Dr. Reinhard Schlemmer<br />
Stefan Falk<br />
dem die Gruppen G+H und Fire Protection<br />
Solutions Calanbau gehören. Er bleibt nach<br />
wie vor im operativen Geschäft für G+H<br />
tätig. Dr. Reinhard Schlemmer (44) schied<br />
zum 31. Dezember <strong>20</strong>11 als Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der Gruppe<br />
G+H Isolierung aus. Er verantwortet seit<br />
1. Januar <strong>20</strong>12 als neuer Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung den VED-Bereich<br />
Elektro – Automatisierung<br />
/ und IT-<br />
Technik (VED-I), zu<br />
dem unter anderem<br />
die Gesellschaften<br />
Celegec und Actemium<br />
gehören.<br />
Stefan Falk (44)<br />
unterstützt seit <strong>Jahre</strong>sanfang<br />
Holger Elter<br />
als Mitglied der<br />
Geschäftsführung<br />
von VED-S und als<br />
sein Stellvertreter.<br />
Holger Elter<br />
Außerdem ist er für das Unternehmen Fire<br />
Protection Solutions Calanbau zuständig.<br />
Stefan Falk steht seit <strong>20</strong>05 an der Spitze<br />
der Fire Protection Solutions Gruppe.<br />
Die Gruppe G+H Isolierung ist einer<br />
der marktführenden Dienstleister für<br />
Wärme- / Kältedämmung, vorbeugenden<br />
Brandschutz, Schallschutz, Fassadentechnik,<br />
Klima- und Lüftungstechnik im Kraftwerksbereich,<br />
Metall- und Edelstahltechnik<br />
sowie Schiffsausbau<br />
Kontakt: G+H Isolierung GmbH,<br />
Ludwigshafen Tel.+49 621/502-0,<br />
E-Mail: info@guh-gruppe.de<br />
www.gruppe-guh.de<br />
Neuer Vorsitzender der<br />
Geschäftsleitung bei der Brugg<br />
Rohrsystem AG<br />
Der Verwaltungsrat hat Herrn Michael<br />
Sarbach per 1. Dezember <strong>20</strong>11 zum Geschäftsführer<br />
der Brugg Rohrsystem AG,<br />
dem Systemanbieter von Wärme-, Kälteund<br />
Industrieleitungen mit Sitz in Kleindöttingen<br />
(Schweiz), ernannt. Herr Sarbach<br />
folgt damit auf Herrn Urs Bollhalder,<br />
der bereits am 18. November <strong>20</strong>10<br />
zum Geschäftsbereichsleiter Rohrsysteme<br />
befördert wurde. Herr Michael Sarbach<br />
ist eidg. dipl. Betriebs- und Produktionsingenieur<br />
ETHZ und eidg. dipl.<br />
Wirtschaftsprüfer. Er hat langjährige Berufserfahrung<br />
im Industrie- und Energiebereich<br />
und war früher als Revisor und<br />
Berater tätig. Vor seinem Eintritt bei<br />
Brugg Rohrsystem AG hatte Herr Michal<br />
Sarbach die Geschäftsführung des städtischen<br />
industriellen Betriebes „Energie<br />
Service Biel“ inne.<br />
Michael Sarbach<br />
Kontakt: Brugg Rohrsystem AG,<br />
Michael Sarbach, Tel. +41 56/268-<br />
7829, E-Mail: michael.sarbach@<br />
brugg.com, www.brugg.com<br />
22 1-2 / <strong>20</strong>12
1. Deutscher<br />
Reparaturtag<br />
bekommt Profil<br />
Der VSB e.V. veranstaltet am 26. September <strong>20</strong>12 in Kooperation<br />
mit dem IKT, Gelsenkirchen, und der TAH, Hannover, den 1.<br />
Deutschen Reparaturtag in Frankfurt am Main (www.reparaturtag.de).<br />
Getragen und aktiv unterstützt wird der Reparaturtag<br />
von den maßgeblichen Systemherstellern und Anwenderfirmen.<br />
Der Vorsitzende des VSB-Vorstands Markus Vogel machte<br />
in einem ersten Treffen mit interessierten Unternehmen deutlich,<br />
weshalb die Zeit reif sei für einen solchen Fachtag. Seitens<br />
der Unternehmen wurde auf breiter Basis Bereitschaft signalisiert,<br />
diesen Tag für die Kanalnetzbetreiber und Planungsbüros<br />
zu einer wertvollen Erkenntnisquelle werden zu lassen.<br />
Die Reparaturverfahren stellen einen unverzichtbaren Beitrag<br />
zur ganzheitlichen Kanalsanierung dar. Dies soll mit dem<br />
ersten Reparaturtag deutlich gemacht werden. Gleichwohl ist<br />
nicht eine verkürzende Werbeveranstaltung von Unternehmen<br />
das Ziel. Vielmehr sollen die volkswirtschaftlichen, planerischen<br />
und technologischen Fragen zum Einsatz der vielseitig<br />
und wirtschaftlich einzusetzenden Techniken im Vordergrund<br />
der Veranstaltung stehen. Thematisch werden bei dieser ersten<br />
Veranstaltung die Verfahrensvielfalt, die geprüften Einsatzbereiche<br />
und -grenzen, der aktuelle Stand der Technik sowie<br />
die Anforderungen an die Qualitätssicherung mit den damit<br />
verbundenen, zu erwartenden Nutzungsdauern beleuchtet.<br />
Das Vortragsprogramm mit Sanierungsexperten wird<br />
durch parallel angebotene praktische Vorführungen einzelner<br />
Technikhersteller abgerundet und „begreifbar“ gemacht.<br />
Kontakt: VSB-Geschäftsstelle, Hannover, Tel. +49<br />
511/84869955, info@sanierungs-berater.de<br />
I N G E N I E U R B A U F Ü R V E R F A H R E N S T E C H N I K<br />
Mitglied im NACE, DVGW, VDI<br />
Der erste ISO-Flansch 44" RTJ<br />
ISO-Flansche für den KKS<br />
auch für den Erdeinbau zugelassen<br />
● bis ISO-Sets PN 500 bis für PN Flansche 500 für Flansche API 10000 API 10000<br />
● auch Einzelteile für die Nachrüstung<br />
● Bolzenisolierung 2 mm, Glasflies und Kunstharz<br />
gewickelt<br />
● Spezialkonstruktionen für alle Dichtflächen<br />
● Fachbetrieb nach § 19 l WHG<br />
● Zertifiziert nach Druckgeräterichtlinie 97/23/EG<br />
Ingenieurbau für Itagstraße <strong>20</strong> Telefon: 0 51 41/2 11 25<br />
Verfahrenstechnik 29221 Celle Telefax: 0 51 41/2 88 75<br />
e-mail: info@suckut-vdi.de<br />
www.suckut-vdi.de<br />
Aussteller auf der IRO in Oldenburg 09.02.–10.02.<strong>20</strong>12<br />
Stand 2.OG-V-12<br />
7. Nürnberger Informations- und Erfahrungsaustausch<br />
zum Rohrvortrieb<br />
Die Veranstaltung am 15. März <strong>20</strong>12 lädt<br />
ein, sich über aktuelle Entwicklungen hinsichtlich<br />
Regelwerke, Innovationen, Vortriebsprojekte<br />
und unterschiedliche Vortriebsverfahren<br />
zu informieren.<br />
Das diesjährige Fachgespräch beinhaltet<br />
u. a. folgende Schwerpunktthemen:<br />
DWA-A 161 – Besonderheiten bei der<br />
Anwendung, Mindestangaben für die<br />
Durchführung von statischen Berechnungen,<br />
DWA Rechenprogramm A 161<br />
Organisationsmanagement zur Qualitätssicherung<br />
Qualitätssicherung bei der Planung und<br />
Ausführung von Rohrvortriebsmaßnahmen<br />
Neue Techniken zur Optimierung der<br />
Bentonitschmierung<br />
Rohrvortrieb mit Elastomer-Druckübertragungsringen<br />
Erweiterte Einsatzbereiche für gesteuerte<br />
Rohrvortriebe<br />
Praxisbericht über einen Langstreckenvortrieb<br />
in stark durchlässiger Geologie<br />
Erfahrungsbericht über den Einsatz von<br />
GfK-Vortriebsrohren im Festgestein<br />
Ziel der Veranstaltung ist es, den am Rohrvortrieb<br />
Interessierten aus Ingenieurbüros,<br />
Bauunternehmen, Kommunen, Wissenschaft<br />
und Forschung ein Forum zu bieten<br />
für den praxisbezogenen, informellen<br />
und regelmäßigen Austausch. Die Informationsplattform<br />
soll gleichzeitig neue Kontakte<br />
zu Auftraggebern und Fachfirmen ermöglichen<br />
und Anwendern im Rohrvortrieb<br />
Grundlagen und damit Sicherheit für zukünftige<br />
Vortriebsmaßnahmen mitgeben.<br />
Kontakt: TÜV, Dr. Christian<br />
Geistmann, Tel. +49 911/655-4976,<br />
christian.geistmann@de.tuv.com,<br />
www.tuv.com<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 23
Veranstaltungen<br />
Nachrichten<br />
Erneuertes Konzept beim Seminar<br />
„Qualitätsprodukt Kanalsanierung“ in Hamburg<br />
Das Seminar „Qualitätsprodukt Kanalsanierung<br />
– Praxisbeispiel Hamburg“, das<br />
das Zentrum für Weiterbildung der Jadehochschule<br />
in Oldenburg seit <strong>20</strong>02<br />
in Zusammenarbeit mit HamburgWasser<br />
durchführt, hat inzwischen zahlreiche<br />
Fachleute der Branche erreicht. Seit<br />
<strong>20</strong>11 gibt es ein erneuertes Konzept: Auf<br />
vielfachen Wunsch werden die Themen<br />
Ausschreibung, Angebotswertung und<br />
Vergabe in den Mittelpunkt der Betrachtungen<br />
gestellt. So referiert beim nächsten<br />
Seminar am 22. und 23. Mai Solveig<br />
Stenbuck von HamburgWasser über VOBkonforme<br />
und fachgerechte Ausschreibung<br />
und Angebotswertung am Beispiel<br />
konkreter Baustellen aus Auftraggebersicht.<br />
Erfahrungen und Hinweise aus Sicht<br />
eines Auftragnehmers zu Ausschreibung<br />
und Kalkulation steuert Oliver Timm von<br />
KMG Pipe Technologies bei. Dipl.-Ing.<br />
Wolfgang Buchner wird die Regelwerke<br />
für Renovierung -VOB/C; M 144-3; A<br />
143-3-, ihre Ziele und ihre fachgerechte<br />
Anwendung in der Praxis von Hamburg-<br />
Wasser vorstellen.<br />
Neu ist in diesem Jahr auch der praxisnahe<br />
Beitrag zu Reparaturverfahren:<br />
Einsatzgrenzen+ Erfahrungen von Stefan<br />
Jensen. Christian Schulz von HamburgWasser<br />
wird erstmalig in dieser Veranstaltung<br />
das Thema Kanalmanagement<br />
kommunaler Netzbetreiber unter Bezugnahme<br />
auf das Fallbeispiel Schleswig-<br />
Holstein zur Diskussion stellen.<br />
Eine Teilnahme lohnt sich durch<br />
die Neukonzeption auch für alle<br />
diejenigen, die das Seminar bereits<br />
in der Vergangenheit besucht<br />
haben.<br />
Das Besondere des Seminars,<br />
nämlich die Präsentation<br />
aktueller Sanierungsbaustellen<br />
im Stadtgebiet von Hamburg,<br />
begleitet von intensivem praktischen<br />
Erfahrungs- und Wissensaustausch<br />
zwischen Teilnehmern,<br />
Planern und Bauleitern der<br />
HamburgWasser und Mitarbeitern<br />
der ausführenden Firmen<br />
Insituform Rohrsanierungstechniken<br />
GmbH, Hamburg, KMG Pipe<br />
Technologies, Hamburg, Rohrsanierung<br />
Jensen GmbH & Co.KG,<br />
Bordesholm und Siebert + Knipschild<br />
GmbH, Oststeinbeck, wird<br />
beibehalten.<br />
Der nächste Termin ist der<br />
22. und 23. Mai <strong>20</strong>12. Wer sich<br />
bis zum 2. März <strong>20</strong>12 anmeldet,<br />
spart dank Frühbucherrabatt 100<br />
Euro.<br />
Kontakt: Zentrum für<br />
Weiterbildung der<br />
Jadehochschule in Oldenburg,<br />
Tel. +49 441/361039<strong>20</strong>,<br />
E-Mail: info@jade-hs.de,<br />
www.jade-hs.de/zfw<br />
Bilder 1 bis 3: Beim Seminar lernen die Teilnehmer<br />
vor Ort und schauen sich aktuelle Sanierungsbaustellen<br />
in Hamburg an<br />
DVGW Landesgruppe Nord traf sich zum<br />
<strong>20</strong>. Meister-Erfahrungsaustausch in Lübeck<br />
Rund 450 Teilnehmer kamen am 6. und 7.<br />
Dezember <strong>20</strong>11 nach Lübeck-Travemünde<br />
zu einem kleinen Jubiläum eines etablierten<br />
Konzepts: Fachliche Information,<br />
Ausstellung und persönlicher Erfahrungsaustausch.<br />
Eine dreizügige Veranstaltung,<br />
unterteilt in die Leitthemen Wasseraufbereitung/Wassergewinnung,<br />
Wasserverteilung<br />
und Gasverteilung, mit insgesamt 23<br />
unterschiedlichen Themen mit technischem<br />
wie wirtschaftlichem Hintergrund erwartete<br />
die Interessenten des <strong>20</strong>. Meister-Erfahrungsaustausches<br />
der DVGW Landesgruppe<br />
Nord. In den Veranstaltungspausen<br />
konnten sich die Besucher bei den über 1<strong>20</strong><br />
ausstellenden Firmen über Neuerungen und<br />
Innovationen informieren.<br />
Auch für den Dialog untereinander<br />
war ausreichend Raum. Viele der Wasser-<br />
und Netzmeister haben beim DVGW<br />
deren Meisterprüfungsvorbereitung ab-<br />
24 1-2 / <strong>20</strong>12
solviert und kommen seither regelmäßig<br />
in Travemünde zusammen, um sich mit<br />
Fachkollegen auszutauschen. Nachdem in<br />
Norddeutschland einige <strong>Jahre</strong> kein Vorbereitungslehrgang<br />
auf die Meisterprüfung<br />
durchgeführt wurde, bietet das DVGW-<br />
Berufsbildungswerk in diesem Jahr bereits<br />
zum vierten Mal den DVGW Netzmeisterlehrgang<br />
in Lübeck an. Dazu hat der<br />
DVGW in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n maßgeblich<br />
daran mitgearbeitet, dass Lehrpläne<br />
und Prüfungsordnungen im Bereich der<br />
Ver- und Entsorgung weiterentwickelt und<br />
an die aktuellen Anforderungen angepasst<br />
wurden.<br />
Die Voraussetzungen und Anforderungen<br />
an Lehrgangsabsolventen sind je<br />
nach persönlicher Karriereentwicklung<br />
durchaus unterschiedlich. Um die Varianten<br />
der DVGW-Ausbildung für Netzmeister<br />
transparent zu verdeutlichen, hat der<br />
DVGW diese in der Informationsbroschüre<br />
„Meister-Qualifizierung mit System“ zusammengestellt.<br />
Diese kann beim DVGW-<br />
Berufsbildungswerk kostenlos angefordert<br />
oder im Internet unter www.dvgwmeister.de<br />
heruntergeladen werden. Der<br />
nächste Lehrgang in Lübeck wird am 3.<br />
September <strong>20</strong>12 beginnen.<br />
In diesem Jahr wird der dann 21.<br />
Meister-Erfahrungsaustausch am 4./5.<br />
Dezember <strong>20</strong>12 stattfinden. Die DVGW<br />
Landesgruppe Nord wird dazu wieder nach<br />
Lübeck-Travemünde einladen.<br />
Kontakt: DVGW, www.dvgwveranstaltungen.de<br />
2. Kelheimer Kanaltag setzte auf Nachhaltigkeit<br />
Bild 1: Univ.-Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang<br />
Günthert von der Universität der Bundeswehr<br />
München moderierte den 2. Kelheimer<br />
Kanaltag<br />
Am 10. November <strong>20</strong>11 fand im niederbayrischen<br />
Kelheim der zweite Kelheimer<br />
Kanaltag statt, der von der JT-elektronik<br />
GmbH (Lindau) und der Pöppel GmbH<br />
(Kelheim) in Zusammenarbeit mit dem Abwasserzweckverband<br />
im Raume Kelheim<br />
veranstaltet wurde. Fast 70 Teilnehmer<br />
aus dem nahen und bis zu 80 km entfernten<br />
Umkreis waren zu diesem Fachseminar<br />
gekommen.<br />
Unter der Leitung und Moderation von<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert<br />
von der Universität der Bundeswehr München<br />
referierten namhafte<br />
Mitarbeiter aus<br />
Ingenieur- und Planungsbüros<br />
über die<br />
Thematik der Dichtheit<br />
von Kanalleitungen,<br />
speziell auch der<br />
Abwasserkanalisation<br />
von privaten Liegenschaften.<br />
Moderne und<br />
zielgerichtete Kanalinstandhaltungsmaßnahmen<br />
standen im Fokus<br />
der Fachvorträge.<br />
Nach der Begrüßung<br />
durch den 1. Bürgermeister<br />
und Zweckverbandsvorsitzenden<br />
Fritz Mathes stellte<br />
Univ.-Prof. Günthert den Neuentwurf zur<br />
Bayerischen Musterentwässerungssatzung<br />
vor, die demnächst die alte Mustersatzung<br />
von 1994 ablösen wird. In seinem Vortrag<br />
erläuterte der Vorsitzende des DWA-<br />
Landesverbandes Bayern dem Fachpublikum<br />
den bayerischen Weg zur Inspektion<br />
und Sanierung von Abwasserkanälen. Dass<br />
Abwasserrohre störungsfrei funktionieren<br />
sollen, ist jedem klar. Aber wie weit müssen<br />
diese Leitungen auch dicht sein? Fachlich<br />
geeignete Unternehmer (fgU) sollen in<br />
Zukunft – unter der Federführung der Kommune<br />
oder eines beauftragten Ingenieurbüros<br />
– die Überprüfung und Sanierung dieser<br />
sehr wichtigen Aufgabe übernehmen, so<br />
der einhellige Tenor aus der Mustersatzung<br />
und auch der Teilnehmer. Was kommt auf<br />
die Bürger- und Liegenschaftsbesitzer zu,<br />
mit welchen Kosten ist zu kalkulieren, welche<br />
Vorteile entstehen bei der nachhaltigen<br />
Bild 2: Technikdemonstration im Außenbereich<br />
Umsetzung usw. waren die markantesten Informationen,<br />
wenn die Satzungen vernünftig<br />
angewendet werden. Die in Kelheim ansässige<br />
Fachfirma Pöppel GmbH, die bereits<br />
in die geeignete Technik mit Lindauer Schere<br />
und ASYS aus dem Hause JT-elektronik investiert<br />
hat, zeigte am Beispiel „Inspektion<br />
der Kanalleitungen beim Wittelsbacher Hof“<br />
wie die kostengünstige und effiziente Umsetzung<br />
erfolgen könnte.<br />
Im Rahmen der Schlussworte zu der<br />
Veranstaltung konnte Markus Frank, Initiator<br />
der Kelheimer Kanaltage und Bereichsleiter<br />
der Pöppel GmbH, den 3. Kelheimer<br />
Kanaltag, geplant am 8. November <strong>20</strong>12,<br />
ankündigen.<br />
Kontakt: JT-elektronik GmbH, Lindau,<br />
Tel. +49 8382/967360,<br />
www.JT-elektronik.de<br />
PÖPPEL Abfallwirtschaft und<br />
Städtereinigung GmbH, Kelheim,<br />
Tel. +49 9441/5056-0, www.poeppel.de<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 25
Normen & Regelwerk<br />
DWA-Regelwerk<br />
Merkblatt DWA-M 811„Definition betriebswirtschaftlicher Begriffe in der<br />
Wasserwirtschaft“<br />
November <strong>20</strong>11, 21 Seiten, ISBN 978-3-942964-02-9, Ladenpreis 29,00 Euro, fördernde DWA-Mitglieder 23,<strong>20</strong> Euro.<br />
Neben technischen Anforderungen prägen<br />
betriebswirtschaftliche Methoden<br />
und Modelle zunehmend Planung, Bau<br />
und Betrieb wasserwirtschaftlicher Anlagen.<br />
Der Wettbewerbsdruck bei begrenzten<br />
personellen und finanziellen<br />
Ressourcen lässt dabei zukünftig eine<br />
noch stärkere Fokussierung auf ökonomische<br />
Kalküle erwarten. Das Verständnis<br />
betriebswirtschaftlicher Methoden,<br />
wie auch das Verständnis zwischen Technikern<br />
und Kaufleuten, setzt eine einheitliche<br />
Kenntnis betriebswirtschaftlicher<br />
Begrifflichkeiten voraus. Diese Begrifflichkeiten<br />
sind häufig bei Kaufleuten<br />
und Technikern unterschiedlich besetzt.<br />
So finden in der wasserwirtschaftlichen<br />
Praxis Begriffe wie Rückstellung/Rücklage,<br />
Investitions-/Kapitalkosten, Auszahlung/Aufwand<br />
Anwendung, die häufig<br />
auseinanderklaffende Vorstellungswelten<br />
ersichtlich werden lassen. Das neue<br />
Merkblatt DWA-M 811 soll hier Abhilfe<br />
schaffen und Orientierung sowie Sicherheit<br />
bei der Verwendung betriebswirtschaftlicher<br />
Begriffe bieten.<br />
Für das Merkblatt wurden in der<br />
Wasserwirtschaft häufig gebräuchliche<br />
Begriffe gewählt, die in technischen Regeln<br />
und sonstigen Veröffentlichungen<br />
der DWA unterschiedlich verwendet<br />
werden. Diese betriebswirtschaftlichen<br />
Begriffe werden im Merkblatt nach der<br />
betriebswirtschaftlichen Lehre, jedoch<br />
auch aus technischer und juristischer<br />
Sicht verständlich, definiert. Zur besseren<br />
Veranschaulichung dienen einige<br />
Beispiele.<br />
Missverständnisse in der Kommunikation<br />
von Ingenieuren und Betriebswirten,<br />
die auf ein unterschiedliches<br />
Verständnis betriebswirtschaftlicher<br />
Begriffe zurückzuführen sind, sollen<br />
künftig vermieden werden. Das Merkblatt<br />
richtet sich an Planer, Controller<br />
und Betreiber von wasserwirtschaftlichen<br />
Anlagen (aus Ingenieurbüros, Verwaltung<br />
und Verbänden) sowie an Fachkräfte<br />
für Finanzfragen und Entscheidungsträger.<br />
Kontakt: DWA Deutsche<br />
Vereinigung für Wasserwirtschaft,<br />
Abwasser und Abfall e.V., Hennef, Tel.<br />
+49 2242/872-333, E-Mail: info@<br />
dwa.de, www.dwa.de/shop<br />
DVGW-Regelwerk<br />
G 493-1 Entwurf „Qualifikationskriterien für Planer und Hersteller von Gas-Druckregelund<br />
Messanlagen und Biogas-Einspeiseanlagen“<br />
Ausgabe 12/11, EUR <strong>20</strong>,59 für DVGW-Mitglieder, EUR 27,45 für Nicht-Mitglieder<br />
Qualität und Sicherheit haben im Gasfach<br />
schon immer einen sehr hohen<br />
Stellenwert. Dies ist auch in Zukunft<br />
sicherzustellen. Die Zertifizierung von<br />
Unternehmen ist dafür eine wichtige<br />
Voraussetzung. Grundlage dafür ist<br />
das DVGW-Arbeitsblatt G 493-1, das<br />
nun in der 5. Ausgabe der Fachöffentlichkeit<br />
als Entwurf mit Einspruchsfrist<br />
zur Stellungnahme vorgelegt wird. Das<br />
DVGW-Arbeitsblatt G 493-1 beinhaltet<br />
die personellen und sachlichen Anforderungen<br />
an Unternehmen, die:<br />
Gas-Druckregel- und -Messanlagen<br />
nach den DVGW-Arbeitsblättern<br />
G 491 und G 492 und / oder<br />
Biogaseinspeiseanlagen nach<br />
DVGW-Prüfgrundlage VP 265-1<br />
(im Folgenden Gasanlagen genannt)<br />
planen und / oder fertigen sowie betriebsbereit<br />
errichten. Die Qualifikationsanforderungen<br />
an Unternehmen,<br />
die Biogaseinspeiseanlagen planen und<br />
/ oder fertigen sowie betriebsbereit errichten,<br />
wurden neu in das Arbeitsblatt<br />
aufgenommen. Sie schließen die entsprechenden<br />
Anforderungen für Gas-<br />
Druckregel- und -Messanlagen ein.<br />
Erfahrungen der Vergangenheit zeigen,<br />
dass die Planung von Gasanlagen<br />
durch nicht zertifizierte Unternehmen<br />
immer wieder Anlass zu Diskussionen<br />
gibt. Um auch Unternehmen, die ausschließlich<br />
mit der Planung von Gasanlagen<br />
befasst sind, die Möglichkeit zur<br />
Zertifizierung zu eröffnen, wurde die<br />
Gruppe 3 „Planung“ neu in das Arbeitsblatt<br />
aufgenommen. Die Planung von<br />
Gasanlagen kann nur von Unternehmen,<br />
die die Zertifizierung nach Gruppe<br />
1 oder Gruppe 3 nachgewiesen haben,<br />
vorgenommen werden. Hierdurch<br />
wird eine bisher im DVGW-Regelwerk<br />
vorhandene Lücke geschlossen. Weiterhin<br />
wurde den konkretisierten Anforderungen<br />
im Bereich des Explosionsschutzes,<br />
die auch im DVGW-Arbeitsblatt G<br />
491 benannt sind, Rechnung getragen.<br />
Die mit der Planung, Fertigung, betriebsbereiten<br />
Errichtung und Instandhaltung<br />
von Gas-Druckregel- und<br />
-Messanlagen und Biogaseinspeiseanlagen<br />
beauftragten Unternehmen<br />
müssen die dafür erforderliche Befähigung<br />
besitzen und nachgewiesen haben.<br />
Die Befähigung für die Herstellung<br />
liegt vor, wenn die anlagenbauende Firma<br />
die Anforderungen des DVGW-Arbeitsblattes<br />
G 493-1 erfüllt. Sie gilt als<br />
nachgewiesen, wenn das Unternehmen<br />
26 1-2 / <strong>20</strong>12
die entsprechende Bescheinigung nach<br />
DVGW-Arbeitsblatt G 493-1 besitzt.<br />
Planung, Fertigung und Errichtung<br />
von Gasanlagen dürfen von Unternehmen,<br />
die im Rahmen einer umfassenden<br />
Betriebsführung originär oder als<br />
Dienstleister für die Errichtung, den<br />
Betrieb und die Instandhaltung bzw.<br />
nur für die Errichtung und Instandhaltung<br />
von Energieanlagen zuständig sind,<br />
und die die hierfür erforderliche personelle<br />
Qualifikation und Organisation im<br />
Rahmen der TSM-Prüfung nach DVGW-<br />
Arbeitsblatt G 1000 nachgewiesen haben,<br />
innerhalb des in der TSM-Bestätigung<br />
benannten Netzgebiets ohne<br />
Zertifizierung nach diesem Arbeitsblatt<br />
durchgeführt werden. Voraussetzung ist<br />
dabei, dass die im DVGW-Arbeitsblatt<br />
G 493-1 genannten personellen und<br />
technischen Bedingungen erfüllt sind.<br />
Die verantwortlichen Fachleute sind innerbetrieblich<br />
schriftlich zu benennen.<br />
Einspruchsfrist: 30.03.<strong>20</strong>12<br />
W 570-1 Entwurf „Armaturen für die Trinkwasser- Installation - Teil 1: Anforderungen<br />
und Prüfungen für Gebäudearmaturen“<br />
Ausgabe 12/11, EUR 27,61 für DVGW-Mitglieder, EUR 36,82 für Nicht-Mitglieder<br />
Die überarbeitete DVGW-Prüfgrundlage<br />
W 570-1 (P) gilt für Gebäudearmaturen<br />
in der Trinkwasser-Installation. Der Projektkreis<br />
„ Armaturen“ des Technischen<br />
Komitees „Armaturen und Apparate“<br />
hat die Prüfgrundlage W 570-1 (P) um<br />
die folgenden Punkte ergänzt: Zum einen<br />
wurden die Anforderungen an den<br />
Schallschutz definiert, sodass nun alle<br />
Armaturen der Nennweiten DN 10 bis<br />
DN 32 die Schallschutzklassen I und II<br />
nach DIN 4109 zu erfüllen haben. Zum<br />
anderen wurde die Tiefe der Anschlussgewinde<br />
festgelegt. Weiterhin wurden<br />
manuell zu bedienende Strangregulierventile<br />
sowie Kupferventile mit Konturprofilen<br />
zur Montage mit Maulschlüsseln<br />
wie z. B. „Nocken“ oder „Noppen“ in<br />
die Prüfgrundlage aufgenommen. Darüber<br />
hinaus wurden die Anforderungen an<br />
die Korrosionsbeständigkeit von Kugeln<br />
handbetätigter Kugelhähne aus Kupferlegierungen<br />
überarbeitet.<br />
Einspruchsfrist: 31.03.<strong>20</strong>12<br />
GW 335-B2-B1 Entwurf „1. Beiblatt zu DVGW-Arbeitsblatt GW 335-B2:<strong>20</strong>04-09<br />
Kunststoff- Rohrleitungssysteme in der Gas- und Wasserverteilung; Anforderungen und<br />
Prüfungen – Teil B2: Formstücke aus PE 80 und PE 100“<br />
Ausgabe 11/<strong>20</strong>11, EUR 15,97 für DVGW-Mitglieder, EUR 21,29 für Nicht-Mitglieder<br />
Das Beiblatt wurde vom Projektkreis<br />
„Kunststoffe in Gas- und Wasserversorgungssystemen“<br />
im Auftrag der<br />
Technischen Komitees „Gasverteilung“<br />
und „Bauteile Wasserversorgungssysteme“<br />
erarbeitet. Es beinhaltet vor allem<br />
Anpassungen des Prüfumfangs im<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 335-B2 vom<br />
September <strong>20</strong>04. Hinsichtlich der Anforderungen<br />
gibt es nur eine Ergänzung<br />
bei den elektrischen Eigenschaften im<br />
Hinblick auf die nun verfügbaren größeren<br />
Durchmesser. Das Beiblatt gilt also<br />
in Verbindung mit dem DVGW-Arbeitsblatt<br />
GW 335-B2 vom September<br />
<strong>20</strong>04.<br />
Einspruchsfrist: 30.03.<strong>20</strong>12<br />
Kontakt: DVGW Deutscher<br />
Verein des Gas- und<br />
Wasserfaches e.V., Bonn,<br />
www.dvgw.de<br />
DIN-Normen<br />
Normen<br />
DIN EN 16348 Entwurf „Gasinfrastruktur - Sicherheitsmanagementsystem<br />
(SMS) für die Gastransportinfrastruktur<br />
und Rohrleitungsintegritätsmanagementsystem<br />
(PIMS) für Gastransportleitungen - Funktionale Anforderungen“<br />
(Entwurf November <strong>20</strong>11, Preisgruppe 13,<br />
Deutsche Fassung FprEN 16348:<strong>20</strong>11)<br />
DIN EN 13611 „Sicherheits-, Regel- und Steuereinrichtungen<br />
für Gasbrenner und Gasgeräte - Allgemeine Anforderungen“<br />
(Ausgabe Dezember <strong>20</strong>11, Preisgruppe 32,<br />
Deutsche Fassung EN 13611: <strong>20</strong>07+A2:<strong>20</strong>11)<br />
DIN EN 51853 „Prüfung von Brenngasen - Probenahme<br />
(Ausgabe Dezember <strong>20</strong>11, Preisgruppe 11)<br />
Zurückziehungen<br />
DIN 2425-2 „Planwerke für die Versorgungswirtschaft,<br />
die Wasserwirtschaft und für Fernleitungen; Pläne für<br />
Rohrfernleitungen; Technische Regel des DVGW“ (Ausgabe<br />
Juli 1977)<br />
Diese Norm wurde ersatzlos zurückgezogen.<br />
DIN 33830-2 „Wärmepumpen; anschlussfertige Heiz-<br />
Absorptionswärmepumpen; Gastechnische Anforderungen,<br />
Prüfung“ (Ausgabe Juni 1988)<br />
Diese Norm wurde ersatzlos zurückgezogen.<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 27
Nachrichten<br />
FKKS – Aktuelles<br />
Vorstellung des neu gegründeten<br />
fkks-Fachbeirats<br />
Vorstand<br />
Hans Gaugler, 1. Vorsitzender<br />
Jürgen Barthel , 2. Vorsitzender<br />
Stahlbeton<br />
Leitung Dr. F. Pruckner<br />
Bild 1: Der Fachbeirat – Organigramm<br />
fkks<br />
Fachverband Kathodischer Korrosionsschutz e.V.<br />
Fachbeirat mit 4 Fachbereiche<br />
Leitung: 1. Vorsitzender, Hans Gaugler<br />
2. Vorsitzender, Jürgen Barthel<br />
Offshore<br />
Leitung Dipl.-Ing. T. Krebs<br />
Innenschutz<br />
Leitung Dipl.-Ing. D. Martin<br />
Mitglieder<br />
Rohrleitungen/<br />
Tankanlagen<br />
Leitung Dipl.-Ing. J. Barthel<br />
Aufgaben<br />
• Aufgreifen aktueller Marktinformationen, Erstellen eines Servicebereichs auf fkks.de<br />
• Mitgestaltung von Fachveranstaltungen, Mitgliederaquise<br />
• Entwicklung von Standards (z. B. bei Forschungsprojekten und Ausschreibungen)<br />
• Bildung von Normungsgremien<br />
• Ermittlung des Schulungsbedarfes/Entwicklung eines Schulungsplanes<br />
In der konstituierenden<br />
Sitzung des fkks Fachverbands<br />
kathodischer<br />
Korrosionsschutz e.V. am<br />
30. März <strong>20</strong>11 in Esslingen<br />
wurden die Eckdaten<br />
des neu eingerichteten<br />
fkks-Fachbeirats und<br />
dessen Tätigkeitsbereich<br />
festgelegt. Dazu gehören<br />
unter anderem die<br />
Mitarbeit bei nationalen<br />
und internationalen<br />
Regelwerken und Fachgremien<br />
als Interessenvertreter<br />
der Mitglieder<br />
des fkks, die Entwicklung<br />
von technischen Arbeitsblättern,<br />
in denen es aktuell<br />
kaum KKS-Regelungen<br />
gibt, wie z. B. bei<br />
Offshore-Bauwerken,<br />
Geothermiebauwerken,<br />
Biogasanlagen, Abwasserkläranlagen<br />
usw., die<br />
Koordination von Forschungsprojekten<br />
und<br />
die fachliche Vertretung<br />
des fkks und seiner Mitglieder<br />
bei Fachveranstaltungen.<br />
Der Fachbeirat ist in verschiedene Bereiche<br />
aufgeteilt, die jeweils von einem<br />
separaten Leiter geführt werden. An der<br />
Spitze des Fachbeirats stehen der 1. und<br />
2. Vorsitzende des fkks, die am 11. und<br />
12. Mai <strong>20</strong>11 auf der <strong>Jahre</strong>shauptversammlung<br />
des fkks gewählt wurden: Hans<br />
Gaugler (1. Vorsitzender) und Dipl.-Ing.<br />
Jürgen Barthel (2. Vorsitzender).<br />
Mit der Etablierung des Fachbeirates<br />
verfolgt der KKS das Ziel, für seine Mitglieder<br />
die fachliche Führerschaft aller<br />
KKS-Themen anzustreben. Diese Führerschaft<br />
umfasst neben dem Tank- und<br />
Rohrleitungssektor auch die Bereiche KKS<br />
für Anlagen aus Stahlbeton (KKSB), KKS<br />
für Offshore-Anlagen und KKS für innere<br />
Oberflächen metallischer Behälter (KKSI).<br />
Diese professionelle Ausrichtung des Verbandes<br />
wurde nötig, um die immer anspruchsvolleren<br />
Aufgaben – sowohl hinsichtlich<br />
der Breite der Anforderungen als<br />
auch in ihrer fachlichen Spezifizierung –<br />
angemessen begegnen zu können.<br />
Die Fachbereiche greifen in ihrer Tätigkeit<br />
aktuelle Marktinformationen auf<br />
und machen diese somit für den Verband<br />
zugänglich. Des Weiteren entwickeln<br />
und begleiten sie Forschungsprojekte<br />
und Standards, wie z. B. Ausschreibungsrichtlinien<br />
und sollen auf diesem<br />
Weg neue Verbandsmitglieder gewinnen.<br />
Ein auf der Website des fkks eingerichteter<br />
Servicebereich für jeden Fachbereich<br />
gibt Hinweise auf aktuelle Termine<br />
von Fachveranstaltungen, Informationen<br />
von Fachthemen und bietet einen<br />
Bereich für fachspezifische Fragen und<br />
Informationen. Separat für jeden Fachbereich<br />
wird ein spezieller Schulungsplan<br />
erstellt, der die Fachgebiete vertieft<br />
und in den Normungsgremien und<br />
den einschlägigen Fachveranstaltungen<br />
vertreten wird.<br />
Durch die Tätigkeit des Fachbeirates<br />
wird die Zukunftssicherung des fkks<br />
erreicht. Darüber hinaus ergeben sich<br />
Mehrwerte für die Mitglieder, die einerseits<br />
in der adäquaten Interessenvertretung<br />
entsprechend ihrer fachlichen Betätigung<br />
als auch in der Möglichkeit einer<br />
fachübergreifenden Themenbehandlung<br />
begründet liegen. Durch die Begleitung<br />
von technischen Weiterentwicklungen<br />
werden der Erhalt und die Steigerung<br />
der Qualität der Fachleute und Fachfirmen<br />
gewährleistet. Angestrebt wird dabei<br />
neben der bereits erreichten nationalen<br />
eine größere internationale Präsenz und<br />
Einflussnahme.<br />
28 1-2 / <strong>20</strong>12
fkks lädt ein zum Infotag<br />
Qualifikationsanforderungen<br />
für Sachkundige<br />
des KKS<br />
Sichere und effiziente<br />
Rohrleitungssysteme<br />
Nutzen Sie das Know-how der führenden Fachzeitschrift<br />
für die Entwicklung von Rohrleitungen, Komponenten und<br />
Verfahren im Bereich der Gas- und Wasserversorgung, der<br />
Abwasserentsorgung, der Nah- und Fernwärmeversorgung,<br />
des Anlagenbaus und der Pipelinetechnik.<br />
Mit zwei englischsprachigen Specials pro Jahr.<br />
NEU<br />
Jetzt als Heft<br />
oder als ePaper<br />
erhältlich<br />
Die gemeinsame Zertifizierung des fkks und des DVGW<br />
nach dem Arbeitsblatt GW 11 zur Qualifizierung von<br />
Fachunternehmen des KKS genießt bei Versorgungsunternehmen<br />
und Netzbetreibern hohe Anerkennung. In<br />
der neuen Fassung der GW 11, die voraussichtlich im<br />
Sommer <strong>20</strong>12 erscheint, werden die Qualifikationsanforderungen<br />
für Sachkundige des KKS noch konkreter<br />
definiert.<br />
Gemeinsam mit den Partnern der Fachzeitschrift<br />
<strong>3R</strong> und dem Zentrum für Weiterbildung ZfW veranstaltet<br />
der fkks am 18. April <strong>20</strong>12 in Esslingen am Neckar<br />
einen Infotag mit dem Ziel, einen umfassenden Überblick<br />
und weitere Hinweise über die konkreten Inhalte<br />
der Qualifikationsanforderungen für Sachkundige des<br />
KKS zu geben. Fachkompetente Referenten aus den Reihen<br />
des fkks stehen für die einzelnen Lehrgangsinhalte<br />
zur Verfügung.<br />
Herzlich eingeladen sind Korrosionsschutzfachkräfte<br />
und Korrosionsschutzsachkundige, die mit Planung, Einrichtung,<br />
Betrieb und Instandhaltung des kathodischen<br />
Korrosionsschutzes (KKS) befasst sind, sowie technische<br />
Führungskräfte aus der Bau- und Versorgungswirtschaft,<br />
die an diesem Thema interessiert sind und sich<br />
einen Überblick verschaffen wollen.<br />
Der kathodische Korrosionsschutz (KKS) für erdverlegte<br />
Gas- und Wasserrohrnetze ist seit Jahrzehnten<br />
etabliert und entwickelte sich in den letzten <strong>Jahre</strong>n neben<br />
seiner eigentlichen Aufgabe als Korrosionsschutzsystem<br />
zu einem Überwachungs- und weiter zu einem<br />
Zustandsbewertungssystem. Getrieben von dieser Entwicklung<br />
erfährt die Qualifizierung der Messtechniker<br />
und Ingenieure des KKS einen immer höheren Stellenwert.<br />
Kontakt:<br />
Fachverband Kathodischer Korrosionsschutz e.V.,<br />
Esslingen<br />
Hans-Gerhard Köpf<br />
Tel. +49 711 919 927 <strong>20</strong><br />
E-Mail: geschaeftsstelle@fkks.de<br />
www.fkks.de<br />
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1-2 / <strong>20</strong>12 29
Fachbericht<br />
FKKS – Aktuelles<br />
Grundlagen des KKS und spezielle<br />
Anwendungen im maritimen<br />
Stahlwasserbau<br />
Von Torsten Krebs<br />
Dieser Beitrag beschreibt eine wesentliche Problematik aller Stahl- und Stahlbetonkonstruktionen im maritimen<br />
Stahlwasserbau – die Korrosion. Neben der Definition und Beschreibung der Ursachen der Korrosion wird die Funktion<br />
und Wirkungsweise des Kathodischen Korrosionsschutzes (KKS) dargestellt, der auch oftmals „aktiver“ Korrosionsschutz<br />
genannt wird, zur Abgrenzung zum „passiven“ Korrosionsschutz durch Beschichtung.<br />
Für Seewasserbauwerke, wie Pfähle, Spundwände usw. werden meist Konstruktionen aus Stahl oder Stahlbeton eingesetzt.<br />
Überwiegend handelt es sich hierbei um Konstruktionen aus unlegierten oder niedriglegierten Stählen. Diese<br />
Werkstoffe unterscheiden sich in ihren chemischen Eigenschaften praktisch nicht. Die für Sonderfälle vorgesehenen<br />
hochlegierten, sogenannten nichtrostenden Stähle, zeigen jedoch ein völlig andersartiges chemisches Verhalten, das<br />
je nach Legierungstyp in weiten Grenzen schwanken kann.<br />
In dieser Darstellung zum Korrosionsverhalten wird vornehmlich die Gruppe der unlegierten und niedriglegierten<br />
Stahlgüten behandelt. Geringfügige Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung der Stähle können vernachlässigt<br />
werden. Daher wird im Folgenden diese Gruppe vereinfachend mit „Stahl“ bezeichnet.<br />
1 Korrosion<br />
Unter „Korrosion“ versteht man Reaktionen des Werkstoffs<br />
mit chemischen Bestandteilen in seiner Umgebung. Dadurch<br />
verursachte Veränderungen sind Korrosionserscheinungen.<br />
Bei Stahl in Wässern und in feuchtem Erdboden ist dies stets<br />
die Umwandlung von Eisen in meist feste Korrosionsprodukte,<br />
bekannt als Rost, und der damit hervorgerufene Materialverlust.<br />
Ob dadurch auch ein Schaden entsteht, ist ausschließlich<br />
eine Frage des Ausmaßes der Korrosion und der<br />
Anforderung an das Bauteil. Wenn das Bauteil seine Funktion<br />
nicht mehr erfüllt oder wenn es seine Funktion während<br />
seiner vorgesehenen Betriebsdauer verlieren kann, liegt ein<br />
Schaden vor. Das ist bei Pfählen und Spundwänden dann der<br />
Fall, wenn die Wandung perforiert wird und somit den betrieblichen<br />
Anforderungen nicht mehr genügt. Im Allgemeinen<br />
ist davon auszugehen, dass der Tatbestand eines Korrosionsschadens<br />
vorliegt, wenn die Mindestwanddicke unzulässig<br />
unterschritten ist.<br />
Bild 1:Ohne Korrosionsschutz!<br />
30 1-2 / <strong>20</strong>12
Diese in DIN 50900 dargelegte Unterscheidung zwischen<br />
den verschiedenen Begriffen zur Korrosion berücksichtigt den<br />
Tatbestand, dass alle Gebrauchsmetalle im Allgemeinen mehr<br />
oder weniger schnell korrodieren, ohne dass hiermit zwangsläufig<br />
auch Schäden auftreten.<br />
Wesentlich für die Beurteilung der Korrosionsbeständigkeit<br />
ist immer die Definition der an das Produkt zu stellenden<br />
Anforderung und somit die tolerierbare maximale Korrosionsgeschwindigkeit.<br />
Für Stahlkonstruktionen im Seewasserbereich<br />
kann diese mit wenigen 0,01 mm/Jahr angesetzt werden.<br />
Sollten jedoch Korrosionsgeschwindigkeiten bei wenigen<br />
0,1 mm/Jahr vorliegen, können diese je nach Wanddicke der<br />
Pfähle oder Spundwandprofilen zu Spätschäden führen oder<br />
bleiben ohne Folgen, wenn z. B. die Korrosionsraten im Laufe<br />
der Zeit durch Deckschichtbildung abnehmen. Diese abtragende<br />
Korrosion wird im Allgemeinen bei der Auslegung<br />
der Stahlkonstruktion durch einen Wanddickenzuschlag berücksichtigt.<br />
Gefährlich sind solche Korrosionsbedingungen,<br />
bei denen Korrosionsgeschwindigkeiten von einigen mm/Jahr<br />
auftreten, weil diese in den meisten Fällen in wenigen <strong>Jahre</strong>n<br />
zum Wanddurchbruch bzw. Materialversagen führen.<br />
Um den KKS und die Wirkungsweise zu verstehen, muss<br />
man jedoch erst einmal die elektrochemischen Ursachen und<br />
Reaktionen der Korrosion betrachten.<br />
Dabei ist zu berücksichtigen, dass der KKS in seiner Wirkungsweise<br />
zur Minimierung bzw. Eliminierung der elektrochemischen<br />
Korrosion, wekche die meist verbreitete und dominante<br />
Form der Korrosion bei Stahl darstellt, genutzt wird.<br />
2 Grundlagen der elektrochemischen<br />
Korrosion<br />
Gemäß DIN 50 900, Teil 2, wird die elektrochemische Korrosion<br />
wie folgt definiert: Korrosion, bei der elektrochemische<br />
Vorgänge stattfinden. Sie laufen ausschließlich in Gegenwart<br />
einer ionenleitenden Phase ab. Hierbei muss die Korrosion<br />
nicht unmittelbar durch einen elektrolytischen Metallabtrag<br />
bewirkt werden, sie kann auch durch Reaktion mit<br />
einem elektrolytischen Zwischenprodukt (z. B. atomarer Wasserstoff)<br />
erfolgen.<br />
Die elektrochemische Reaktion ist die häufigste Ursache<br />
der Korrosion von Metallen. Kennzeichnend ist der Transport<br />
von elektrischer Ladung zwischen den beteiligten Phasen -<br />
messbar durch den fließenden Strom.<br />
Bild 2: Anodischer Teilschritt<br />
2.1 Thermodynamische Betrachtungen zur<br />
Stabilität von Eisen<br />
Wird der Werkstoff Stahl, im allgemeinen Baustahl, der Atmosphäre<br />
oder dem Wasser ausgesetzt, so wird gleichzeitig seine<br />
Stabilität gefährdet. Die Ursache kann auf Basis der Elektrochemie<br />
(s. Abschnitt 2.2) aber auch über die Energiebilanz erklärt<br />
werden: Der physikochemisch stabile Zustand der Materie<br />
ist im ungeordneten, energiearmen Zustand (hohe Entropie)<br />
zu beschreiben. Die stabile Form des Eisens an der Atmosphäre<br />
ist der oxidierte Zustand. Eisen in der Erdkruste liegt als<br />
Erz (Oxide, Sulfide, Karbonate, usw.) also in nicht reiner Form<br />
vor. Zur Gewinnung von Eisen bzw. Stahl muss im Hochofenprozess<br />
dieser Ausgangszustand durch Zufuhr von Energie<br />
überwunden werden. Dieser künstlich hohe Energiezustand<br />
des metallischen Eisens (hohe Ordnung - geringe Entropie)<br />
kann unter den Bedingungen an der Erdoberfläche nicht ohne<br />
besondere Maßnahmen aufrechterhalten werden. Das Streben<br />
nach dem energieärmeren Ausgangszustand leitet den<br />
Prozess des Zerfalls ein. Das heißt, dass das Eisen die Energie<br />
wieder freigibt, die ihm bei der Verhüttung zugeführt worden<br />
ist. In Worten der Thermodynamik ausgedrückt, lässt sich der<br />
Vorgang auch als Übergang eines hoch geordneten Systems<br />
zum ungeordneten System, also als Maß der maximalen Entropie<br />
(Maß für die Unordnung), beschreiben. Derartige Reaktionen<br />
laufen nicht in direkter Abfolge ab bzw. sind diese in<br />
ihrer Geschwindigkeit von der Kinetik bestimmt. So können<br />
z. B. neugebildete Oxidschichten (z. B. Fe 3<br />
O 4<br />
(Magnetit)) auf<br />
der Metalloberfläche die Reaktionsgeschwindigkeit wiederum<br />
erheblich reduzieren oder sogar zum Stillstand bringen.<br />
2.2 Elektrochemische Teilreaktionen<br />
Aufgrund der einher laufenden Ladungsverteilungen kommt<br />
es zur Herausbildung negativ und positiv geladener Bereiche.<br />
Infolgedessen kann man auch anodische und kathodische Teilprozesse<br />
unterscheiden. Die entstehenden Teilströme sind u.<br />
a. vom Potentialunterschied der beteiligten Phasen abhängig<br />
bzw. proportional.<br />
Die treibende Kraft der elektrochemischen Korrosion sind<br />
Potentialdifferenzen (unterschiedliche Ladungsverteilungen)<br />
zwischen verschiedenen Bereichen des Stahls oder zwischen<br />
verschiedenen Metallen. Die entstehenden Teilströme und<br />
damit einhergehende Korrosionsraten (s. Faraday’sches Gesetz,<br />
Abschnitt 2.2.5) sind dabei proportional abhängig von<br />
dem Potentialunterschied (Spannung) zwischen den beteiligten<br />
Bereichen oder Metallen.<br />
2.2.1 Anodische Teilreaktion<br />
Die oben beschriebene „Triebkraft“ von Metallen in den stabileren<br />
Ausgangszustand zurückzukehren führt in der Um-<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 31
Fachbericht<br />
FKKS – Aktuelles<br />
gebung von Elektrolyten zu Lösungsvorgängen. Die chemische<br />
Reaktionsgleichung für Eisen kann dabei wie folgt beschrieben<br />
werden:<br />
Fe o → Fe 2+ + 2e - (1)<br />
Das zunächst elektrisch neutrale Eisen wird in einem Elektrolyten<br />
(wässrige Lösung) eine (stoffspezifische) Auflösung erfahren.<br />
Dabei entsteht, unter Freisetzung von Elektronen der<br />
äußeren Atomhülle, ein positiv geladenes Ion (Fe 2+ ), auch Kation<br />
genannt. Dieses Ion überwindet die Phasengrenze Eisen/<br />
Elektrolyt und geht im wässrigen Milieu in Lösung. Die Elektronen<br />
hingegen verbleiben im Metall wegen dessen hervorragenden<br />
Elektronenleitfähigkeit. Dabei wird die Metalloberfläche,<br />
aufgrund der Ladung der Elektronen, elektrisch negativ<br />
aufgeladen. Mit zunehmend negativer Ladung wird es für<br />
Bild 3: Korrosionszelle<br />
am Beispiel eines<br />
eingetauchten Stahlteiles<br />
Bild 4: Stromdichte-Potential-Kurven der beiden Teilreaktionen<br />
(qualitativ, Homogene Mischelektrode)<br />
neu entstehende Ionen wegen der gleichzeitigen Elektronenanreicherung<br />
immer schwieriger zu entweichen, da die sog.<br />
Rückhaltekraft (Anziehung von positiv und negativ geladenen<br />
Teilchen) der Abwanderung der positiv geladenen Metallionen<br />
entgegenwirkt (Bild 2). Hierbei wird sich letztlich ein Gleichgewichtszustand<br />
einstellen, der eine weitere Ionisation, d. h.<br />
Auflösung des Eisens, verhindert.<br />
2.2.2 Kathodische Teilreaktion<br />
Die Möglichkeit einer kathodischen Reaktion ist dort gegeben,<br />
wo sich Elektronen angereichert haben. Da diese Bereiche<br />
elektrisch negativ geladen sind, spricht man von Kathoden<br />
(ziehen Kationen an).<br />
Diese verbleiben zunächst an der Metalloberfläche, solange<br />
ein Elektronenakzeptor oder die äußere Einwirkung elektrischer<br />
Ströme fehlt. Stehen an der Metalloberfläche Reaktionspartner<br />
zur Verfügung, z. B. Sauerstoff (O 2<br />
) und Wasser<br />
(H 2<br />
O), so verläuft im chemisch neutralen Medium die Reaktion<br />
nach folgendem Muster:<br />
½ O 2<br />
+ H 2<br />
O +2e - → 2(OH) - (2)<br />
Dabei wird Sauerstoff durch e - -Aufnahme, unter Bildung von<br />
negativ geladenen Hydroxylionen, reduziert. Bei dieser Reaktion<br />
werden Elektronen und Sauerstoff verbraucht; fehlt einer<br />
der Reaktionspartner, kommt die Reaktion zum Stillstand.<br />
Daneben zeigt Gleichung 2, dass ein Elektrolyt (Wasser) zur<br />
Verfügung stehen muss.<br />
Neben dieser kathodischen Teilreaktion gibt es noch weitere,<br />
jedoch meist untergeordnete Reaktionen, die hier nicht<br />
weiter behandelt werden.<br />
2.2.3 Korrosionszelle<br />
Beide oben beschriebenen Teilreaktionen kommen nur dann<br />
zur vollen Wirksamkeit, wenn sie in räumlichem Zusammenhang<br />
stehen und gleichzeitig ablaufen. Die Ionisation (Oxidation)<br />
von Eisen im Stahl ist nur dann weiter möglich, wenn die<br />
Rückhaltekraft durch die elektrisch negative Ladung an der<br />
Stahloberfläche nachlässt. Dies geschieht z. B. durch den Abzug<br />
von Elektronen. Dies wird wiederum durch den kathodischen<br />
Prozess des Elektronenverbrauchs unter Hydroxylbildung<br />
bewerkstelligt. Das heißt umgekehrt, dass eine Eisenauflösung<br />
auch kathodisch gesteuert sein kann, indem an einer<br />
großen Kathode viele Elektronen verbraucht werden. Bildlich<br />
kann dieser Vorgang so verstanden werden, dass frei werdende<br />
Elektronen von der Anode „abgesaugt“ werden, mit<br />
der Folge, dass der anodische Prozess der Eisenauflösung beschleunigt<br />
wird (Bild 3).<br />
2.2.4 Elektroden<br />
Elektroden können als Anode (Metallauflösung) oder als Kathode<br />
(Ort der Abscheidung von Metallen/Stoffen) ausgebildet<br />
sein. Diese Vorgänge können als Teilkurven in Strom-<br />
Spannungs-Kurven dargestellt werden. Der anodische Teilstrom<br />
ist durch die Menge des aufgelösten Metalls charakterisiert<br />
und kann mit dem Faraday‘schen Gesetz (s. Abschnitt<br />
2.2.5) berechnet werden. Die kathodische Teilkurve kann über<br />
die Menge des entwickelten Wasserstoffes oder Hydroxylionen<br />
(Sauerstoffreduktion) berechnet werden. Der Übergang<br />
32 1-2 / <strong>20</strong>12
Tabelle 1: Massenverluste von Metallen im<br />
Kontakt mit Eisen (in 1%iger NaCl-Lösung) [1]<br />
vom kathodischen zum anodischen Bereich liegt auf der Abszisse<br />
(U) ohne messbare Stromdichte (i=0). Die Schnittpunkte<br />
werden als Gleichgewichtspotentiale (U A<br />
bzw. U K<br />
) bezeichnet.<br />
In der Summe ergeben beide Teilkurven eine Stromdichte-Potential-Kurve<br />
(Bild 4). Zwischen den Gleichgewichtspotentialen<br />
der Teilreaktionen liegt das freie Korrosionspotential (U R<br />
;<br />
synonym für Ruhepotential). Da beide Teilprozesse an einer<br />
Elektrode (korrodierender Werkstoff) ablaufen, spricht man<br />
auch von einer (homogenen) Mischelektrode. Mit dem Austreten<br />
von Metallionen entsteht an der Anode ein Auflösungsstrom<br />
der Stromdichte i 1<br />
. Dieser ist wiederum abhängig vom<br />
Verbrauch an Elektronen an der Kathode, womit der Sauerstoffdiffusionsstrom<br />
(i 2<br />
) beschrieben ist. Aus beiden Teilkurven<br />
kann eine Summenkurve erstellt werden.<br />
Ohne Einwirkung eines äußeren Stromes wird im Gleichgewichtspotentialpunkt<br />
gleichzeitig das Korrosions- bzw.<br />
Mischpotential eines Werkstoffes erkennbar. Der Betrag der<br />
Verschiebung der Kurve entlang der Abszisse, z. B. durch äußeren<br />
Strom, entspricht der Überspannung, der gleichzeitig<br />
dem Polarisationspotential entspricht.<br />
Die Steigung der Summenkurve beim Durchtritt durch die<br />
Abszisse (Gleichgewichtspotential) ist ein Maß für die Polarisierbarkeit<br />
und zugleich ein reziprokes Maß für die Korrodierbarkeit:<br />
Eine große Steigung (DU/Di) zeigt z. B. eine kleine<br />
Polarisation mit großer Korrosion an.<br />
Indem sich homogene Mischelektroden dadurch auszeichnen,<br />
dass Anode und Kathode sich ständig verschieben<br />
bzw. wechseln, führt dies zu einem (gleichmäßigen)<br />
Flächenabtrag. Bei heterogenen Mischelektroden hingegen<br />
sind Anode und Kathode räumlich festgelegt. Üblicherweise<br />
stark ausgeprägt ist dies bei Kombination unterschiedlich<br />
edler Metalle. In der Summenstrom-Potential-Kurve zeigt<br />
sich dies durch die Verschiebung des Korrosionsmischpotentials<br />
(U kk<br />
). Eine derartige Kontaktkorrosion auf Basis eines<br />
Galvanischen Elements führt im anodischen Bereich zur<br />
Lochfraßkorrosion.<br />
2.2.5 Abtrag gemäß Faraday‘schem Gesetz<br />
Sind zwei Metalle mit unterschiedlichem Ruhepotential unmittelbar<br />
(metallen leitend) und durch einen Elektrolyten verbunden,<br />
so fließt gemäß dem Ohm‘schen Gesetz (U ~ I · R) ein<br />
Strom zwischen beiden Metallen. Der Metallabtrag bzw. Massenverlust<br />
(m) des unedleren Materials (Anode) ist nach Faraday<br />
der Elektrizitätsmenge proportional (m ~ Q ~ I · t). Durch<br />
Formelumstellung gelangt man zur folgenden Gleichung, die<br />
eine Quantifizierung des Abtrages ermöglicht:<br />
m = M⋅I⋅t<br />
(3)<br />
z ⋅F<br />
m = Masse des abgeschieden Stoffes [g]<br />
M = molare Masse des Stoffes [g/mol] (hier Eisen: 55,8 g/<br />
mol)<br />
I = Stromstärke [A]<br />
t = Zeit bzw. Dauer der Einwirkung [s]<br />
z = Wertigkeit (Ladung) des entladenen Ions (n = 1 bis 5,<br />
Eisen: 3)<br />
F = Faraday-Konstante [96.485 As/mol]<br />
Zweites Metall<br />
Korrodiertes Fe<br />
[mg]<br />
Korrodiertes<br />
zweites Metall<br />
[mg]<br />
Magnesium 0,0 3.104,3<br />
Zink 0,4 688,0<br />
Aluminium 9,8 105,9<br />
Blei 183,2 3,6<br />
Nickel 180,0 1,6<br />
Kupfer 183,1 0,0<br />
2.3 Einflussgrößen für den Ablauf der<br />
Korrosion<br />
Die Korrosionserscheinung und das Maß des korrosiven Abtrages<br />
an einer Elektrode hängen von verschiedenen Randbedingungen<br />
ab. Die Hauptursachen liegen zunächst im Elektrodenmaterial<br />
selbst, wie auch in dem umgebenden Elektrolyten<br />
begründet. Einige der Einflussgrößen für den Ablauf der<br />
Korrosion sind im Folgenden beschrieben.<br />
2.3.1 Passivierung<br />
Die Passivierung geschieht meistens durch die Entstehung<br />
dünner, fest haftender Oxid- bzw. Salzschichten, die den Stahl<br />
porenfrei bedecken. Dadurch ist kein Durchtritt von Metallionen<br />
in den Elektrolyten mehr möglich. Passivschichten haben<br />
gewöhnlich einen nur begrenzten Stabilitätsbereich.<br />
2.3.2 Galvanische Elemente, Elektrochemische<br />
Spannungsreihe<br />
Auf Grund von unterschiedlichen Potentialen von Metallen in<br />
Elektrolyten (s. elektrochemische Spannungsreihe) kommt es<br />
bei einer galvanischen Verbindung unterschiedlicher Metalle<br />
in einem Elektrolyten zu einem Stromfluss vom Metall mit<br />
dem negativeren Potenzial zum Metall mit dem positiveren<br />
Potential, d. h. das negativere Metall wirkt als Anode und korrodiert.<br />
Diesem Vorgang nennt man auch Kontaktkorrosion.<br />
Werden zwei verschiedene Metalle miteinander kombiniert,<br />
z. B. aus konstruktiven Gründen, so stehen diese gewöhnlich<br />
in elektrisch leitenden Kontakt zueinander. Der Stromkreis<br />
wird durch Eintauchen in einen Elektrolyten geschlossen<br />
(„kurzgeschlossenes Kontaktkorrosionselement“). Da<br />
zwei Metalle meist auch unterschiedliche Korrosionspotentiale<br />
besitzen, ist die Korrosion des unedleren Metalls vorhersehbar<br />
(Ausnahme: vorliegende Passivierungsschichten).<br />
Eine Erhöhung der (anodischen) Stromdichte stellt sich, entsprechend<br />
der Flächenregel, bei großem Verhältnis der Fläche<br />
Kathode/Anode ein. Die Stromdichte ist dabei unmittelbar<br />
an der Kontaktstelle am größten. In Tabelle 1 sind Massenverluste<br />
von Metallen im Kontakt mit Eisen in Kochsalzlösung<br />
aufgelistet.<br />
2.3.3 Einfluss des Elektrolyten<br />
Das Immersionsmedium (Elektrolyt) beeinflusst das Korrosionsverhalten<br />
von Stahl auf vielfältigste Weise. Vorkommende<br />
Anionen (Chlorid, Sulfat) greifen die Rostschicht an bzw.<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 33
Fachbericht<br />
FKKS – Aktuelles<br />
überführen Eisen in leicht lösliche Verbindungen. Sie erhöhen<br />
die Leitfähigkeit und erhöhen dadurch auch den Strom zwischen<br />
Anode und Kathode und damit auch den Abtrag an der<br />
Anode. Maßgeblich ist selbstverständlich auch der Sauerstoffgehalt<br />
des Elektrolyten. Bei zonierten O 2<br />
-Konzentrationen<br />
treten Belüftungselemente auf. Erhöhte Gehalte an Alkalien<br />
tragen zur Schutzschichtbildung am Stahl und zur Erhöhung<br />
des pH-Wertes und der Säurekapazität und somit insgesamt<br />
zur höheren Stabilität des Stahlbauteiles bei.<br />
2.3.4 Flächenverhältnis<br />
Die Eisenabträge sind abhängig vom an der Anode austretenden<br />
Strom. Dabei gilt bezogen auf die Anoden- und Kathodenflächen<br />
und Ströme die folgende Flächenregel (i = Stromdichte,<br />
a = Fläche):<br />
i Anode<br />
· a Anode<br />
= i Kathode<br />
· a Kathode<br />
(4)<br />
Die Flächenregel besagt z. B., dass die spezifische Anodenstromdichte<br />
der Anodenflächen im reziproken Verhältniss zur<br />
Kathodenfläche steht. Dadurch kann bei kleinen Anodenflächen<br />
(z. B. Beschichtungsschäden), ein sehr großer spezifischer Anodenstrom<br />
fließen und dadurch lokal an kleinen Anodenflächen<br />
zu einer sehr großen punktuellen Korrosion führen!<br />
2.3.5 Streuströme<br />
„Streustrom ist der in einem Elektrolyten (Erdboden/Wasser)<br />
fließende Strom, soweit er von im Elektrolyten liegenden<br />
Leitern stammt und von elektrischen Anlagen geliefert wird“<br />
(DIN 57150/VDE 0150 8.75).<br />
Durch (ungewollte) Streuströme können erhebliche Materialmengen<br />
an Stahlbauwerken abgetragen werden. Relevant<br />
sind dabei nur Gleichströme und meist Stromaustrittsstellen.<br />
Als Quellen kommen Kran- und Bahnanlagen, (kathodische)<br />
Fremdstrom- und Schweißanlagen in Frage. Tritt z. B.<br />
bei Schweißarbeiten ein Schweißstromanteil von 100 Ampere<br />
als Streustrom auf, dann werden in 2 1/2 Stunden gemäß dem<br />
Faraday‘schen Gesetz mehr als 300 g Stahl aufgelöst.<br />
An Stromeintrittsstellen treten andere unerwünschte Begleitumstände<br />
in Form von übermäßiger Wasserstoff- und/<br />
oder Hydroxylentwicklung auf. Dieser Effekt ist vergleichbar<br />
mit einem Überschutz durch KKS-Anlagen.<br />
2.3.6 Fremdkathoden<br />
Materialen und Gegenstände, die elektrolytisch in Kontakt<br />
mit dem zu schützenden Bauteil stehen und gleichzeitig in<br />
der Spannungsreihe der Elemente darüber stehen, wirken als<br />
Fremdkathoden. In Böden können dies z. B. Kohleteilchen (Ruhepotential<br />
vergleichbar mit Graphit) oder Kupfererder und<br />
dergleichen sein. Bei eingetauchten Bauwerken gilt dies für<br />
CrNi-Stähle oder auch für Baustahl (eingebettet in Beton) gegenüber<br />
allen freiliegenden Baustahlteilen.<br />
Bild 5: Herausbildung anodischer und kathodischer Bereiche am Stahl<br />
Bild 6: Kompensation der Korrosionsströme<br />
3 Kathodischer Korrosionsschutz<br />
Ein passiver Korrosionsschutz wird durch isolierende Beschichtungen<br />
gewährleistet, die auf der Stahloberfläche den<br />
Austausch von elektrischen Ladungen bzw. den Zutritt des<br />
Elektrolyten zur Stahloberfläche verhindern. Damit wird<br />
der anodische Teilschritt oder<br />
der kathodische Teilschritt oder<br />
beide Teilschritte<br />
gemäß der Beschreibung im Abschnitt 2.2 unterbunden.<br />
Dabei ist zu berücksichtigen, dass ein passiver Korrosionsschutz<br />
alleine nur solange wirksam ist, solange die aufgetragene<br />
Beschichtung fehlstellenfrei ist! Sobald jedoch ein<br />
Teil der Beschichtung beschädigt ist, so bildet sich an dieser<br />
Fehlstelle ein anodischer Bereich dessen spezifische anodische<br />
Stromdichte von der Flächenregel und damit vom spezifischen<br />
kathodischen Strom und dem Verhältnis der meist sehr<br />
großen beschichteten Fläche (Kathode) zur Fehlstelle (Anode)<br />
ist. Dadurch können sehr hohe lokale Anodenströme mit<br />
entsprechenden Materialabtragsraten wirksam werden! Daher<br />
wird meistens eine Kombination von passiven und aktiven<br />
Korrosionsschutz im Stahlwasserbau eingesetzt.<br />
34 1-2 / <strong>20</strong>12
Von einem aktiven Korrosionsschutz spricht man, wenn im<br />
Stahl durch Zufuhr von Gleichstrom ein Elektronenüberschuss<br />
erzeugt und aufrecht erhalten wird, so dass die während einer<br />
üblichen Korrosion (anodischer Teilschritt) frei werdenden<br />
Elektronen bei der kathodischen Teilreaktion nicht mehr verbraucht<br />
werden. Voraussetzung dafür ist, dass das Potential<br />
so weit abgesenkt wird bis die anodische Reaktion gestoppt<br />
wird, bzw. das Gleichgewichtspotential erreicht ist. Eine zu<br />
starke Absenkung sollte allerdings wegen einsetzender chemischer<br />
Reaktionen (u. a. H 2<br />
-Entwicklung) vermieden werden.<br />
3.1 Wirkungsweise von kathodischen<br />
Korrosionsschutzanlagen<br />
Wie unter Abschnitt 2.2.2 für die anodische Teilreaktion beschrieben<br />
wurde, kommt die Eisenauflösung zum Stillstand,<br />
wenn sich die Eisenelektrode, d. h. das zu schützende Bauteil,<br />
derart mit Elektronen angereichert und negativ aufgeladen<br />
hat, dass weitere Eisenatome ihre Elektronen nicht mehr<br />
abgeben und deshalb im Metallverbund verbleiben (Selbsthemmung<br />
der Korrosionsreaktion).<br />
Diese Selbsthemmung kann aber nur dann stattfinden,<br />
wenn im Elektrolyten Akzeptoren (Elektronennehmer) wie<br />
Sauerstoff gänzlich fehlen. Das ist unter natürlichen Bedingungen<br />
praktisch jedoch nicht der Fall.<br />
Bei der freien Korrosion in Wässern und Böden wird die<br />
Elektronensättigung nicht erreicht bzw. wieder abgebaut, weil<br />
der hinzutretende Sauerstoff in Verbindung mit H 2<br />
O (Bild 5)<br />
entsprechend dem kathodischen Teilschritt (s. Abschnitt<br />
2.2.3) laufend Elektronen verbraucht.<br />
Unter diesen Bedingungen wandern nur noch Elektronen<br />
aus dem Metall zur Phasengrenze, wenn sie bei entsprechender<br />
Anwesenheit von Sauerstoff verbraucht werden können.<br />
Dies entspricht einem Stromfluss in technischer Stromrichtung<br />
(Schutzstrom), der aus dem Elektrolyten in die Eisenelektrode<br />
(Bauteil) fließt. Dabei wird das Bauteil insgesamt<br />
zu einer Kathode (Bild 6). Anodische Bereiche mit Metallauflösung<br />
können demzufolge nicht mehr existieren, denn<br />
der für Anoden charakteristische Stromzufluss aus dem Metall<br />
in den Elektrolyten wird durch ausreichend hohe kathodische<br />
Schutzströme verhindert bzw. kompensiert.<br />
Wenn nur noch kathodische Ströme vorhanden sind, gilt<br />
Eisen bzw. Stahl als kathodisch geschützt, wobei die Korrosionsgeschwindigkeit<br />
(Restkorrosion) praktisch gegen Null<br />
geht.<br />
Die Elektronensättigung im Zustand der kathodischen<br />
Schutzwirkung entspricht einer negativen Aufladung des<br />
Metalls. Damit dieser Ladungszustand auch bei Elektronenverbrauch<br />
durch anwesenden Sauerstoff oder andere Akzeptoren<br />
erhalten bleibt, genügt nicht nur das Anlegen einer<br />
Spannung, sondern diese muss auch so groß sein, dass ständig<br />
ein Schutzstrom in die Kathode eingeleitet wird. Seine<br />
Stärke ist abhängig von der Kathodenfläche a Kathode<br />
[m²] und<br />
der erforderlichen spezifischen Schutzstromdichte i [mA/m²].<br />
Die Schutzstromdichte wird bestimmt durch die Sauerstoffzufuhr,<br />
wobei die Strömungsgeschwindigkeit des Elektrolyten,<br />
die Temperatur, der Salzgehalt, der Bedeckungsgrad mit<br />
Deckschichten u.a. jeweils von Einfluss ist.<br />
Bild 7: Fremdstrom Schutzanlage<br />
Bild 8: Funktionsweise einer galvanischen Schutzanlage<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 35
Fachbericht<br />
FKKS – Aktuelles<br />
3.2 Das Potential als Beurteilungskriterium<br />
Auf Grund der Messung der freien Korrosionspotentiale<br />
an einem zu schützenden Bauwerk kann auf die Korrosionsgeschwindigkeit,<br />
den Schutzstrombedarf und qualitative<br />
Korrosionsverteilung geschlossen werden. Dabei<br />
liegen die Potentiale von Baustahl im Binnenwasser<br />
(-430 bis –530 mV(Cu/CuSO 4<br />
)) allgemein positiver als im<br />
Meerwasser (-530 bis -600 mV(Cu/CuSO 4<br />
)).<br />
Grundsätzlich deuten negativere Werte auf aktive Korrosionsvorgänge<br />
hin, während positivere Werte auf eine gewisse<br />
Schutzschichtbildung, z. B. durch den Belag von Korrosionsprodukten,<br />
hinweisen.<br />
Aus den Potentialunterschieden an einem Bauwerk lassen<br />
sich z. B. Hinweise auf Elementbildung erkennen. Mit der<br />
Messung des Potentials kann der Schutznachweis einer Kathodenschutzanlage<br />
erbracht werden. Zunächst wird durch<br />
die Elektronenzufuhr ein Elektronen-Überschuss erzeugt,<br />
der wiederum eine Potentialverschiebung verursacht. Darüber<br />
hinaus kann die Potentialmessung dazu verwendet werden,<br />
die Schutzpotentiale zu steuern bzw. zu regeln.<br />
3.3 Schutzsysteme<br />
Der benötigte Schutzstrom wird durch kathodische Korrosionsschutzanlagen<br />
geliefert und möglichst gleichmäßig über das<br />
Bauwerk verteilt. Dabei ist es unerheblich, auf welche Weise<br />
er erzeugt wird. Er kann dem Wechselstromnetz entnommen<br />
(Fremdstromanlagen) oder galvanisch erzeugt werden (Anlagen<br />
mit galvanischen Anoden, so genannten Opferanoden).<br />
3.3.1 Fremdstrom<br />
Das Wechselstromnetz liefert einer Kathodischen Schutzanlage<br />
mit Fremdstrom die benötigten Elektronen (Bild 7).<br />
Dabei ist es erforderlich, die Netzspannung mit Hilfe eines<br />
Schutzstromgeräts auf eine niedrige Spannung von < 50 Volt<br />
zu bringen und mittels Gleichrichter in Gleichstrom umzuwandeln.<br />
Am Minuspol des Schutzstromgeräts stehen dann<br />
die benötigten Elektronen zur Verfügung und werden von da<br />
aus in das Bauwerk geleitet. Das entspricht der technischen<br />
Stromrichtung aus dem Elektrolyten in das Bauwerk.<br />
In technischer Stromrichtung muss dem Elektrolyten aus<br />
dem Pluspol zudem Gleichstrom zugeführt werden. Das geschieht<br />
über metallisch leitende Elektroden, die als Fremdstromanoden<br />
bezeichnet werden und in den Elektrolyten eintauchen.<br />
3.3.2 Galvanische Anoden (Opferanoden)<br />
Durch die leitende Verbindung von Metallen mit unterschiedlichen<br />
elektrochemischen Eigenschaften im Elektrolyten kann,<br />
ähnlich einer Taschenlampenbatterie, ein Stromfluss aufgrund<br />
des Potentialunterschieds erzeugt werden. Dabei wird das<br />
unedlere Metall zur Anode und löst sich unter Elektronenlieferung<br />
auf:<br />
Me o → Me 2+ + 2e - (5)<br />
Die frei werdenden Elektronen fließen über die elektrisch leitende<br />
Verbindung in das edlere Metall, d. h. in das Bauwerk<br />
(Bild 8).<br />
Bild 9: Beispiele für kathodisch geschützte Bauwerke<br />
36 1-2 / <strong>20</strong>12
Das in dieser galvanischen Kette edlere Metall gibt, unter<br />
gleichen elektrolytischen Bedingungen, wesentlich weniger<br />
Elektronen ab als das unedlere Metall und wird zur Kathode.<br />
Dabei übernimmt es den für seinen kathodischen Schutz erforderlichen<br />
Überschuss an Elektronen. Abtragungswerte bestimmter<br />
Metallkombinationen sind in Tabelle 1 zusammengestellt.<br />
Damit ist im Prinzip ein galvanisches Korrosionselement<br />
geschaffen. Nur wird dabei gezielt das zu schützende<br />
Bauwerk zur Kathode gemacht und die Korrosion ebenfalls<br />
gezielt auf die (austauschbare) Anode verlagert.<br />
Als unedlere Reaktionspartner für Eisen und niedriglegierte<br />
Stähle (Baustähle) können Zink (Zn), Aluminium (Al) und<br />
Magnesium (Mg) verwendet werden.<br />
3.4 Technische Vor- und Nachteile beider<br />
Schutzsysteme<br />
Obwohl die kathodische Schutzwirkung auf den gleichen<br />
elektrochemischen Vorgängen beruht und grundsätzlich sowohl<br />
mit galvanischen Anoden als auch mit Fremdstrom gleich<br />
gut erzielt werden kann, sind einige charakteristische Eigenarten<br />
und Unterschiede zu berücksichtigen:<br />
Fremdstromanlagen<br />
−−Anodenspannung von 0 – 50 VDC einstellbar, dadurch<br />
Schutzstrom und Potential regulierbar<br />
−−Ein- und Ausschaltpotentiale messbar, genauere Messung<br />
des Schutzzustandes<br />
−−Generell wesentlich größere Schutzströme möglich<br />
−−Kann durch einen breiten Einstellbereich auch bei großem<br />
Strombedarf durch Beschichtungsalterung und -fehlern<br />
die Anlage wirksam schützen<br />
−−Verschiedene Schutzbereiche können separat geregelt<br />
werden<br />
−−Automatische Regelung ermöglicht eine optimale<br />
Anpassung an veränderte Betriebsbedingungen<br />
−−Meist höhere Lebensdauer der Anoden möglich<br />
Anlagen mit galvanischen Anoden<br />
−−Durch geringe Treibspannung nur für Flächen mit relativ<br />
geringem Schutzstrombedarf wirtschaftlich einsetzbar<br />
−−Werden meist direkt mit dem Bauwerk durch Schweißoder<br />
Schraubverbindungen unter Wasser befestigt<br />
−−Durch permanenten Kontakt können keine<br />
Ausschaltpotentiale gemessen werden<br />
−−Schwankungen der Umgebungsbedingungen (Leitfähigkeit<br />
des Wassers, Temperaturschwankungen) können<br />
nicht ausgeglichen werden. Dadurch evtl. temporärer<br />
Unterschutz oder Überschutz (bei Magnesiumanoden)<br />
−−Schichtbildung oder Passivierung der Anodenoberfläche<br />
können die Funktion beeinträchtigen<br />
4 Beispiele für kathodisch geschützte<br />
Bauwerke<br />
Beispiele für Seewasserbauwerke, die kathodisch korrosionsgeschützt<br />
werden, sind<br />
Hafenanlagen (Spundwände und Pfeiler),<br />
Tankerlöschbrücken,<br />
Schiffsanleger,<br />
Offshore-Plattformen,<br />
Offshore-Pfeiler (z. B. für Windkraftanlagen),<br />
Offshore-Rohrleitungen,<br />
Stahlbetonkonstruktionen oder<br />
Schleusen.<br />
Literatur<br />
[1] Evans: Einführung in die Korrosion der Metalle, Weinheim<br />
1965<br />
[2] HTG: Kathodischer Korrosionsschutz im Wasserbau, 3. Auflage,<br />
<strong>20</strong>09<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. Torsten Krebs<br />
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GmbH & Co.KG, Essen<br />
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zu optimieren, dass ein hoher Wirkungsgrad<br />
erzielt wird. Zugleich sollen schädliche<br />
Bestandteile des Gases auf ein Minimum<br />
reduziert werden. Nur eine ständige<br />
Überwachung der Zusammensetzung des<br />
Rohbiogases in einer Anlage kann rechtzeitig<br />
auf Veränderungen hinweisen und somit<br />
vor längerfristigen Ausfällen schützen.<br />
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umgehend eingreifen und den Motor<br />
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Das Multitec®<br />
540<br />
wird zur mobilen<br />
Messung<br />
aus der Gerätestation<br />
entnommen<br />
und<br />
die Messergebnisse<br />
werden<br />
unter dem<br />
jeweiligen Messstellennamen gespeichert.<br />
Wird das Gasmessgerät nach der mobilen<br />
Messung wieder in die Gerätestation<br />
eingesetzt, werden die gespeicherten<br />
Protokolle automatisch an das Multitec®<br />
BioControl übertragen und angezeigt. Es<br />
sind optional ATEX-zertifizierte Durchfluss-<br />
und Temperaturtransmitter erhältlich,<br />
die im Außenbereich fest installiert<br />
werden können. Dank intelligenter Kompensation<br />
von Druck, Temperatur, Feuchte<br />
und Gaszusammensetzung kann die Rohbiogasmenge<br />
präzise und zuverlässig erfasst<br />
und ausgewertet werden. Neben der<br />
Anzeige von momentanen und kumulierten<br />
Durchflüssen einzelner Messstellen<br />
wird auch die dazugehörige Gasenergie<br />
dargestellt.<br />
Das Multitec® BioControl verfügt über<br />
einen großen Farb-Touchscreen, auf dem<br />
man alle wichtigen Messwerte live im Blick<br />
hat. In Verbindung mit einer klar gegliederten<br />
Menüstruktur wird eine besonders<br />
einfache und intuitive Bedienung ermöglicht.<br />
Das Gerät wird je nach Anforderungsprofil<br />
individuell konfiguriert und alle<br />
Einstellungen sind passwortgeschützt.<br />
Während des Betriebs führt das Gerät permanente<br />
Selbsttests durch.<br />
Zusätzlich sind alle relevanten Bauteile<br />
resistent gegen aggressive Gase. Vom Bediener<br />
unabhängig werden alle Messwerte<br />
und Einstellungen regelmäßig auf einem<br />
USB-Stick gespeichert, um Datenverluste<br />
auszuschließen. Das Gerät kann ergänzend<br />
per Internet ferngewartet und diagnostiziert<br />
werden.<br />
Kontakt: Hermann Sewerin GmbH,<br />
Gütersloh, Tel.+ 49 5241934-0, E-Mail:<br />
info@sewerin.com, www.sewerin.com<br />
Standnummer 2.OG-M-05<br />
40 1-2 / <strong>20</strong>12
Flexibler Adapter für unterschiedliche Rohrarten<br />
Im Hausanschluss wurden in der Vergangenheit<br />
unterschiedlichste Rohrmaterialien und<br />
Rohrabmessungen eingesetzt, die inzwischen<br />
über viele Jahrzehnte im Betrieb sind.<br />
Für den Einsatzbereich Kaltwasser bis 16 bar<br />
Kanalinspektion mit GPS und 3D<br />
gibt es jetzt als Ergänzung zum ISIFLO-Baukastensystem<br />
Mehrbereichsverbinder aus<br />
einem hochwertigen technischen Kunststoff.<br />
Besonders bei Reparaturen bringt der<br />
FLEXI-Adapter Vorteile. Als Übergangsfitting<br />
von Kunststoff<br />
auf alte Rohrmaterialien<br />
wie z.B. Stahlrohr<br />
ist die Montage<br />
per Hand und Rohrzange<br />
schnell und einfach.<br />
Der Adapter hat<br />
wenige Einzelteile und<br />
benötigt keine Spannschrauben.<br />
Diese Verbindung<br />
bietet dem<br />
Nutzer größtmögliche<br />
Sicherheit, da<br />
die Zugfestigkeit auf<br />
dem Stahlrohr größer<br />
ist als das Kunststoffrohr auf der anderen<br />
Seite hält. Das Teil kann ebenfalls für<br />
Blei-, Guss-, Kupfer-, Edelstahl- und nicht<br />
normgerechte Kunststoffrohre (PE, PVC, PP,<br />
PB) verwendet werden. Durch das neutrale<br />
Material wird der Adapter bereits auch<br />
als Elementrenner genutzt. Eine Gaszulassung<br />
auf Basis der DVGW VP 600 für dieses<br />
Teil ist in Planung. Diese FLEXI-Adapter<br />
gibt es für verschiedene Dimensionen<br />
zwischen 15 mm und 64 mm. Durch die<br />
konstruktive Kombination mit dem ISIFLO<br />
Klemmverbindungsprogramm wird die gesamte<br />
Programmvielfalt an geraden Teilen,<br />
Winkeln oder Verschraubungen als Übergang<br />
genutzt.<br />
Kontakt: Raufoss Metall GmbH, Hemer,<br />
Tel: +49 2372/91975, www.isiflo.de<br />
Standnummer 1.OG-M-23<br />
Vorbei sind die Tage, an denen vor der Inspektion<br />
ein Liegenschaftsplan oder eine<br />
Gebäudeskizze in das mobile Kamerasystem<br />
CamMobile® Profi 3 importiert werden<br />
musste. Vorbei sind auch die Tage, an<br />
denen zuerst Grundstücksentwässerungsnetze<br />
untersucht und die entsprechenden<br />
Gebäude dann nachträglich im Büro eingefügt<br />
wurden. Ab sofort verfügt das Cam-<br />
Mobile® Profi 3 über einen GPS-Empfänger.<br />
In der Software can3D® sind zudem<br />
Daten zu 48,8 Millionen Gebäudeumrissen<br />
lokal gespeichert. Diese Daten sind aktuell<br />
und stammen aus dem offiziellen Liegenschaftskataster<br />
der deutschen Vermessungsämter.<br />
So übermittelt das Gerät in Sekundenschnelle<br />
den Standort des Benutzers und<br />
auf dem Bildschirm erscheinen die Grundrisse<br />
aller umliegenden Gebäude. Ein Klick<br />
auf das benötigte Haus reicht aus, um dieses<br />
auszuwählen und in can3D® als 3D-<br />
Grafik darzustellen. Was vorher mehrere<br />
Arbeitsschritte verlangt hat, ist nun mit einem<br />
Mausklick zu erledigen, egal, wie verwinkelt<br />
das Bauwerk ist. Selbstverständlich<br />
sind die Daten auf den Zentimeter genau<br />
und georeferenziert mit Gauß-Krügeroder<br />
UTM-Koordinaten.<br />
Die Version <strong>20</strong>12<br />
von can3D® unterstützt<br />
aber noch<br />
weitaus mehr. Sobald<br />
ein Hausumriss ausgewählt<br />
ist, wird dieser<br />
automatisch auf<br />
dem Bildschirm nach<br />
Norden ausgerichtet<br />
und kann manuell in<br />
90°-Schritten verdreht<br />
werden. Nach<br />
Bestätigung der Auswahl<br />
wird das Gebäude<br />
sofort in ein 3D-<br />
Modell umgewandelt.<br />
Ausgehend von<br />
den so entstandenen Außenwänden lassen<br />
sich nun im 2D-Plan Gebäudedetails<br />
wie Zwischen- und tragende Wände, gerade<br />
oder Wendeltreppen, Fenster, Türen<br />
und Lichtschächte einzeichnen bzw.<br />
an ihren Platz schieben. Mit nur wenigen<br />
Klicks entsteht so eine komplette Übersicht<br />
über den Grundriss eines Gebäudes.<br />
Um die Inspektion mit dem CamMobile®<br />
Profi 3 und der abbiegbaren Kamera<br />
CamFlex® zu beginnen, wird einfach ein<br />
Schacht oder Entwässerungsgegenstand<br />
auf dem Plan platziert. Auch neue Haltungen<br />
und Leitungen können in der Version<br />
<strong>20</strong>12 für can3D® über eine Werkzeugleiste<br />
mit nur einem Mausklick angelegt werden.<br />
Zeitgleich zur Untersuchung wird das<br />
befahrene Leitungsnetz mit all seinen Eigenschaften<br />
so am richtigen Ort im 3Dbzw.<br />
2D-Plan dargestellt.<br />
Kontakt: Kummert GmbH, Gerolzhofen,<br />
Tel: +49 9382/9727-0, E-Mail: info@<br />
kummert.de, www.kummert.de<br />
Standnummer 1.HA-H-11<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 41
Produkte & Verfahren<br />
Reparatur und Instandhaltung mit<br />
MULTI/JOINT® 3000 Plus<br />
Verbindungsprobleme im Wasser- und Gasnetz gehören<br />
der Vergangenheit an. Das MULTI/JOINT ®<br />
3000 Plus System von Georg Fischer spart kostbare<br />
Installationszeit und Extrakosten für zusätzliche<br />
Betonwiderlager ein. Die Lagerhaltung bei gleichzeitig<br />
höherer Flexibilität der Montagetruppen wird reduziert.<br />
Damit werden die Qualität der Verbindungen<br />
und die Zuverlässigkeit des Rohrleitungssystems<br />
erhöht. Neu ab <strong>20</strong>12 sind MULTI/JOINT® 3000 DN<br />
350 und DN 400 zugfest.<br />
Kontakt: Georg Fischer GmbH, Albershausen,<br />
Tel. +49 7161/302-0, E-Mail: info@georgfischer.de,<br />
www.georgfischer.de<br />
Standnummer EG-H-22<br />
Voranstriche schützen vor Korrosion<br />
Durch Forschung auf dem Sektor des passiven<br />
Korrosionsschutzes erdverlegter Stahlrohrleitungen<br />
ist Kebulin die Neu- und Weiterentwicklung<br />
vieler Produkte gelungen.<br />
Dazu gehört das inzwischen vielfach bewährte<br />
Produkt Kebutyl-System C 50-C,<br />
das in Kooperation mit einem großen Gasversorger<br />
entwickelt wurde und für den<br />
Korrosionsschutz im Pipeline- und Fernleitungsbau<br />
europaweit zum Einsatz kommt<br />
(u.a. Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), DN<br />
1400, 70 km; Ethylen Pipeline Süd (EPS),<br />
DN 250, 80 km). Die Bausteine des Systems<br />
sind der Kebutyl-Voranstrich K III, ein<br />
haftvermittelnder, lösemittelhaltiger<br />
Voranstrich,<br />
als Innenlage das<br />
Testo-Band 1,2 H für<br />
den Korrosionsschutz,<br />
ein Korrosionsschutzband<br />
auf Basis von Butylkautschuk<br />
mit einer<br />
eingelegten PE-Folie und<br />
als Außenlage das Kebulen-Band<br />
PE 0,50, eine<br />
asymmetrisch beidseitig<br />
mit Butylkautschuk<br />
beschichtete Polyethylen-Folie,<br />
die den mechanischen<br />
Schutz übernimmt.<br />
Das kaltverarbeitbare Zweiband-<br />
Korrosionsschutz-System ist geeignet für<br />
die Umhüllung von Stahlrohrleitungen,<br />
Rohrformteilen sowie zur Nachumhüllung<br />
im Bereich der Schweißnaht an werksumhüllten<br />
Stahlleitungen. Die Applikation<br />
kann von Hand oder mit Hilfe von Wickelmaschinen<br />
durchgeführt werden. Dabei<br />
wird eine Gesamtdicke von ca. 3,4 mm erreicht,<br />
wobei der reine Butylkautschuk eine<br />
Schichtdicke von ca. 2,4 mm aufweist.<br />
Dickere Kautschukschichten sind wiederum<br />
vorteilhaft bei überhöhten Schweißraupen<br />
oder an schlecht angefasten Übergängen<br />
zur PE-Werksumhüllung und verringern die<br />
Gefahr der Hohlraumbildung zwischen der<br />
Stahloberfläche und der Umhüllung.<br />
Kontakt: Kebulin-Gesellschaft Kettler<br />
GmbH & Co. KG, Herten-Westerholt, Tel.<br />
+49 <strong>20</strong>9/96 15-0, E-Mail: info@kebu.de,<br />
www.kebu.de<br />
Standnummer Stand 1.OG-H-04B<br />
42 1-2 / <strong>20</strong>12
Vereinfachter Ablasstest durch C3-Ablasskoffer<br />
Esders bietet geeignete Messtechnik sowohl<br />
für Hausanschlussprüfungen als auch<br />
für die Verfahren B3 und C3. Neben der umfassenden<br />
Technik bietet das Unternehmen<br />
seinen Kunden auch Schulungen zum Thema<br />
G469 an, die einen schnellen und bestimmungsgemäßen<br />
Einsatz der Gerätetechnik<br />
im Alltag ermöglichen.<br />
Durch die Anregung eines großen Versorgungsunternehmens<br />
wurde speziell für<br />
das C3-Prüfverfahren der sogenannte<br />
„C3-Ablasskoffer“ entwickelt. Dieser vereinfacht<br />
das Ablassen des erforderlichen<br />
Volumens zur Kontrolle der Eignung des<br />
Messgerätes und der Überprüfung des angeschlossenen<br />
Rohrleitungsvolumens. Der<br />
Koffer kann durch einen USB-Anschluss an<br />
den PC angeschlossen werden. Die einfache<br />
Bedienung und die Software ermöglichen<br />
dem Anwender ohne großen Aufwand<br />
die Durchführung eines Ablasstests.<br />
Als Messgerät kann das bewährte Druck-<br />
Test memo mit der speziellen G469 Software<br />
(Hausanschluss, B3 und C3 Prüfung)<br />
ausgestattet werden und die Menüführung<br />
leitet den Anwender leicht verständlich<br />
durch die Prüfung.<br />
Kontakt: Esders GmbH, Haselünne, Tel.<br />
+49 5961/95650, E-Mail: info@esders.de,<br />
www.esders.de<br />
Standnummer 2.OG-M-02<br />
UV-härtbares Halbzeug für Rohrummantelung<br />
Die Brandenburger Firmengruppe hat ihr<br />
Portfolio erweitert und ein neues Produkt<br />
qualifiziert. Im Juni <strong>20</strong>11 wurde die erste<br />
Bestellung von rund 150 Rollen BB protect<br />
produziert und ausgeliefert. BB protect ist ein<br />
widerstandsfähiges UV-härtbares Halbzeug<br />
(Prepreg) mit einer glasfaserverstärkten<br />
Gewebestruktur, das für die Rohrummantelung,<br />
auch Pipe-Parcelling genannt,<br />
geeignet ist. Das Halbzeug steht in<br />
Breiten von 100 bis 800 mm und in Längen<br />
bis <strong>20</strong>0 m zur Verfügung. Durch seine<br />
Geschmeidigkeit ist es sehr anpassungsfähig<br />
und gleicht Oberflächenunebenheiten<br />
gut aus. Zudem kann es unterschiedliche<br />
Materialien miteinander verbinden.<br />
Als Rohrummantelung bietet es optimalen<br />
mechanischen Schutz, ist widerstandsfähig<br />
gegen Chemikalien und absolut wasserdicht.<br />
Die Aushärtung des Materials<br />
erfolgt entweder durch UV-Lampen oder<br />
durch Tageslicht, wobei Schichtdicken bis<br />
8 mm durchhärtbar sind. Eine Wandstärke<br />
von 1 mm kann in einer Minute ausgehärtet<br />
werden. BB protect bietet eine Vielzahl von<br />
Einsatzmöglichkeiten, z. B. als Horizontalbohrkit,<br />
zum Schutz von Rohren oder als<br />
Schachtauskleidungen.<br />
BBprotect nach dem Erdeintrieb<br />
BBprotect nach der Aushärtung<br />
BBprotect bei Anlieferung<br />
Aufbringen auf das zu schützende Rohr<br />
Kontakt: Brandenburger Liner GmbH &<br />
Co. KG, Landau in der Pfalz,<br />
Tel. +49 6341/51 04-0, E-Mail: info@<br />
brandenburger.de, www.brandenburger.de<br />
Standnummer EG-H-01<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 43
Produkte & Verfahren<br />
Rohre für den Niedertemperaturbereich<br />
Brugg präsentiert u.a. CALPEX®, ein flexibles,<br />
selbstkompensierendes, endllos<br />
und wärmegedämmtes Rohrsystem<br />
mit einem Mediumrohr aus vernetztem<br />
Polyethylen. Die CALPEX®-<br />
Fernwärmeleitungen können je nach<br />
Dimension in Ringen<br />
bis zu 807 m<br />
am Stück geliefert<br />
werden und erspart<br />
so weitgehend<br />
Verbindungsstellen<br />
im Erdreich.<br />
Im Vergleich zu<br />
Kunststoffmantelrohren<br />
benötigen<br />
Fernwärmeleitungen<br />
nur 60 % der<br />
bisherigen Trassenbreite.<br />
Die Flexiblität<br />
und engen<br />
Biegeradien ermöglichen eine problemlose<br />
Anpassung an nahezu alle Trassenbedingungen.<br />
Bestehende Versorgungsleitungen<br />
können unter- oder überquert<br />
werden. Das Verbundsystem verhindert<br />
die thermische Ausdehnung des Mediumrohres.<br />
Kompensierende Maßnahmen<br />
(Dehnungszonen) im Erdreich sind<br />
nicht erforderlich. Die Isolation besteht<br />
aus Pentan-getriebem Polyurethanschaum<br />
(PUR). Der Lambda-Wert von<br />
0,0216 W/mK bewirkt bei kleinem Volumen<br />
außerordentliche Dämmwerte.<br />
Kontakt: Brugg Rohrsystem AG,<br />
CH-Kleindöttingen, Tel. +41 56-2687878,<br />
pipesystems@brugg.com, www.brugg.com<br />
Standnummer 2.HA-10<br />
Neue Einsatzgebiete im PE-Hochdruckbereich<br />
Aufgrund des zunehmenden Einsatzes in<br />
der Gas- und Wasserversorgung hat egeplast<br />
Ende <strong>20</strong>11 das Anwendungsspektrum<br />
HexelOne® -Rohre durch neue zugelassene<br />
Dimensionen erweitert. Ausgehend<br />
von der Referenz OD 110, die bereits<br />
seit längerem in den Markt eingeführt<br />
Bild: Schematische<br />
Darstellung des<br />
Mehrschichtaufbaus<br />
eigenverstärkter<br />
HexelOne®-Rohre<br />
(farbige Doppelstreifen<br />
zur Kennzeichnung<br />
des jeweiligen<br />
Anwendungsfalles<br />
– Gas,<br />
Wasser oder Industrie)<br />
und Anwendung bei dem Bau von Wassertransportleitungen<br />
bis 32bar und Gasleitungen<br />
bis zu 16bar Betriebsdruck gefunden<br />
hat, wurden weitere HexelOne®-<br />
Varianten mit den Außendurchmessern<br />
OD 90, OD 125 und OD 160 entwickelt,<br />
geprüft und durch den TÜV SÜD zertifiziert.<br />
Weitere Varianten mit additiven<br />
Schutzschichten zur grabenlosen Verlegung<br />
in Anlehnung an PAS 1075 und mit<br />
Laserbarcode zur lückenlosen Rückverfolgbarkeit<br />
sind in Entwicklung. HexelOne®<br />
ist ein eigenverstärktes Hochdruckrohr, ein<br />
Monocomposite nur aus Polyethylen. Die<br />
gesteigerte Druckfestigkeit liegt in einer<br />
hochfesten Polyethylen-Funktionsschicht<br />
begründet und ermöglicht neue Einsatzgebiete<br />
im Hochdruckbereich. Das werkstoffhomogene<br />
PE-Hochdruckrohr verfügt<br />
über drei Funktionsschichten.<br />
Kontakt: egeplast Werner Strumann<br />
GmbH & Co. KG, Greven,<br />
Tel. +49 2575/9710-0,<br />
E-Mail: info@egeplast.de,<br />
www.egeplast.de<br />
Standnummer 1.OG-V-04<br />
Besuchen Sie uns auf dem<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum Standnummer 2.OG-V-13<br />
44 1-2 / <strong>20</strong>12
MAKE A SPLASH AT IWEX<br />
Your company can be part of a new chapter at the<br />
International Water & Effluent Exhibition<br />
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the last 2 years<br />
After consistent growth in <strong>20</strong>09, <strong>20</strong>10<br />
Over 50 leading water industry<br />
Many never seen before products and <strong>20</strong>11 it is anticipated that IWEX<br />
speakers<br />
launched at IWEX<br />
will grow by a further 14%<br />
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solutions to over 9,000* attendees.<br />
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22-24 May <strong>20</strong>12 NEC Birmingham, UK<br />
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www.iwex.co.uk<br />
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markets”<br />
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Ruth Feather on 01933 275 069 or email ruth.feather@fav-house.com<br />
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EITEP-Special<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Euro Institute for Information<br />
and Technology Transfer<br />
Sicherheit von Pipelinesystemen im<br />
Fokus der 7. Pipeline Technology<br />
Conference<br />
Der Energie- und Wasserbedarf in bestehenden und neuen Verbrauchszentren weltweit steigt ungebremst. In gleichem<br />
Maße wachsen auch der Bedarf und die Abhängigkeit von Transportwegen (-leitungen). Unfallmeldungen an<br />
Transportleitungen, insbesondere in Ländern mit geringem technologischem Hintergrund häufen sich. Kein Wunder,<br />
dass man aus diesen Regionen nach Zentraleuropa schaut, wo die höchste Dichte an Hochdruckpipelines bei niedrigster<br />
Unfallhäufigkeit anzutreffen ist.<br />
Europas führende Pipeline Technologie Konferenz jährt sich<br />
<strong>20</strong>12 zum 7. Mal. Ein Schwerpunkt der vom Euro Institute for<br />
Information and Technology Transfer (EITEP) ausgerichteten<br />
Konferenz mit begleitender Ausstellung wird die technologische<br />
Sicherheit von Pipelinesystemen sein.<br />
Europäische Ingenieure und Entwickler haben langjährige<br />
Erfahrung mit Rohrleitungen – so sind viele Rohrsysteme<br />
bereits seit über 50 <strong>Jahre</strong>n in Betrieb und transportieren<br />
zuverlässig Gas, Öl, Wasser oder andere Stoffe. In<br />
dieser Zeit sind die Netze europaweit stetig angewachsen<br />
und damit auch die Erfahrung im Umgang mit Rohrleitungen.<br />
Deutsche Unternehmen sind führend in Planung, Bau,<br />
Betrieb sowie Instandhaltung und -setzung von Pipelines.<br />
Das hat dazu geführt, dass trotz Vervielfachung der Netzlänge<br />
die Zahl der Zwischenfälle an Rohrleitungen zurückgegangen<br />
ist. Die Basissicherheit von Pipelinesystemen hat<br />
hier einen wichtigen Beitrag geleistet. Dennoch treten auch<br />
im europaweiten Pipelinenetz Schäden auf. Es ist also noch<br />
einiges zu tun, um die Verfügbarkeit und Sicherheit weiter<br />
zu steigern. Neben dem so genannten 3rd-Party-Impact,<br />
also Schäden, die auf Dritte zurückzuführen sind, wie Bauarbeiten<br />
oder Arbeiten in der Landwirtschaft, sind es auch<br />
Konstruktionsfehler und Korrosion, die zu Rohrleitungsschäden<br />
führen.<br />
Pipeline Technology Conference<br />
Europas führende Konferenz für neue Pipelinetechnologien<br />
findet vom 28.-30.03.<strong>20</strong>12 zum 7. Mal in Hannover<br />
statt. Die internationale Konferenz mit über 50 %<br />
Teilnehmern aus dem Ausland bietet auch <strong>20</strong>12 wieder<br />
hochkarätige Experten aus der Öl- und Gaswirtschaft,<br />
die über aktuelle Schlüsselprojekte und Entwicklungen<br />
auf dem Markt berichten sowie neue Technologien<br />
vorstellen.<br />
Mit mehr als 300 Teilnehmern, 66 Vorträgen, 30 Ausstellungsständen<br />
und 9 Sponsoren deckt die Pipeline<br />
Technology Conference <strong>20</strong>12 das gesamte Spektrum<br />
an aktuellen Pipelinethemen ab. Schwerpunkte in den<br />
technischen Sessions sind unter anderem: Sicherheit in<br />
Bau und Betrieb, Rehabilitation, Inline Inspection, Monitoring,<br />
3rd Party Impact, Integrity Management und<br />
Energieeffizienz.<br />
Die Veranstaltung wird von einem Advisory Committee<br />
international anerkannter Experten unterstützt und<br />
fachlich beraten.<br />
www.pipeline-conference.com<br />
Bild: Open Grid Europe<br />
46 1-2 / <strong>20</strong>12
Advisory Committee<br />
Chairmen<br />
Dr. Klaus Ritter, EITEP<br />
Heinz Watzka, Open Grid Europe<br />
Members<br />
Juan Arzuaga, IPLOCA<br />
Arthur Braga, CTDUT<br />
Hans-Joachim de la Camp, TÜV SÜD Industrie Service<br />
Jens Focke, GEOMAGIC<br />
Andreas Haskamp, BP Europa SE<br />
Christian Heinz, ILF Consulting Engineers<br />
Dr. Hans-Georg Hillenbrand, EUROPIPE<br />
Maximilian Hofmann, MAX STREICHER<br />
Prof. Dr. Klaus Homann, Thyssengas<br />
Dirk Jedziny, Infracor<br />
Dr. Gerhard Knauf, Salzgitter Mannesmann Forschung<br />
Reinhold Krumnack, DVGW<br />
Prof. Dr. Joachim Müller-Kirchenbauer, TU Clausthal<br />
Dr. Marc Peters, Herrenknecht<br />
Hermann Rosen, ROSEN Group<br />
Dr. Werner Rott, Nord Stream<br />
Ulrich Schneider, NDT Systems & Services<br />
Dr. Kurt Schubert, OMV Refining & Marketing<br />
Carlo Maria Spinelli, eni Gas & Power<br />
Stefano Tarchi, GE Oil & Gas<br />
MuhammadAli Trabulsi, Saudi Aramco<br />
Dr. Manfred Veenker, Dr.-Ing. Veenker Ing.-ges.<br />
Prof. Thomas Wegener, IRO<br />
Bild: Open Grid Europe<br />
Dr. Klaus Ritter,<br />
EITEP<br />
Internationale Experten kommen zur<br />
PTC nach Hannover<br />
Auf der 7. Pipeline Technology Conference (ptc) wollen internationale<br />
Experten voneinander lernen. Die internationale<br />
Konferenz mit über 50 % Teilnehmern aus dem Ausland<br />
bietet auch <strong>20</strong>12 wieder hochkarätige Experten aus der<br />
Öl-, Gas- und Wasserwirtschaft, die über aktuelle Schlüsselprojekte<br />
und Entwicklungen auf dem Markt berichten sowie<br />
neue Technologien vorstellen. Betreiber, Planer, Bauunternehmer,<br />
Produzenten, Dienstleister, Behörden und Ministerien<br />
können sich hier offen über zukunftsweisende Sicherheits-,<br />
Modernisierungs- und Erweiterungsstrategien informieren.<br />
Wichtiger Bestandteil der bisherigen Pipeline Technology<br />
Conferences und so auch der kommenden ist die Frage<br />
nach der Lebenserwartung von Pipelines – und damit die<br />
Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Hier genießen die Planer<br />
und Betreiber aus Zentraleuropa weltweit besonders hohes<br />
Ansehen. Die Teilnehmer aus den schnell gewachsenen Ölund<br />
Gasproduktions- und transitländern fragen neuerdings<br />
immer häufiger, wie es erreicht wird, dass in Europa Hochdruckleitungen<br />
bereits seit 80-100 <strong>Jahre</strong>n ohne gravierende<br />
Störungen in Betrieb sind.<br />
Die 7. Pipeline Technology Conference findet vom 28.-<br />
30. März <strong>20</strong>12 im Hannover Congress Centrum statt. Das<br />
detaillierte Programm ist unter www.pipeline-conference.<br />
com einzusehen. Die Konferenzsprache ist Englisch; Simultanübersetzung<br />
wird für die Vorträge der Plenary angeboten.<br />
Die Veranstaltung wird von einem Advisory Committee international<br />
anerkannter Experten gesteuert. An der Spitze dieses<br />
Komitees steht neben dem Veranstalter seit einem Jahr der<br />
technische Geschäftsführer des größten deutschen Gastransporteurs<br />
„Open Grid Europe“ Heinz Watzka, der sich besonders<br />
um die Sicherung des technologischen Vorsprungs in einem sich<br />
seit einigen <strong>Jahre</strong>n permanent entwickelnden Gastransportmarkt<br />
einsetzt.<br />
Heinz Watzka neuer Co-Chair des<br />
PTC-Advisory Committee<br />
„Nach nun fast 30 <strong>Jahre</strong>n Erfahrung in Planung, Bau und Betrieb<br />
von Transportleitungen in der internationalen Öl- und Gasindustrie<br />
ist es für mich eine große Ehre, dieses Know-how im Advisory<br />
Committee der ptc einfließen zu lassen. Die ptc ist das internationale<br />
Forum, in dem sich die verschiedensten leitungsgebundenen<br />
Transportsysteme gegenseitig informieren und austauschen.<br />
Nach dem deutschen Energiekonzept 2.0 (post Fukushima) hat<br />
Gas die Bedeutung, die es als umweltschonendster fossiler Energieträger<br />
hatte, nunmehr zurück gewonnen. Open Grid Europe<br />
als größter Fernleitungsnetzbetreiber in Deutschland und wichtiger<br />
Partner im europäischen Umfeld übernimmt eine führende<br />
Rolle bei der Ausgestaltung der notwendigen Maßnahmen, diese<br />
Energieadern fit zu halten, zu stärken und für zukünftige Aufgaben<br />
zu rüsten. In dem Zusammenhang spielt die ptc die Rolle des<br />
Wissensvermittlers, des geeigneten Fachaustausches und eines<br />
notwendigen Kommunikationsnetzwerkes. Dabei werden wir aktiv<br />
das Zusammenspiel der Netzbetreiber, Lieferanten und Hersteller<br />
fördern und den Spannungsbogen zu Behörden und Ministerien<br />
gerne schlagen.“<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 47
EITEP-Special<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
„Pipelines – die Energieadern<br />
der Zukunft“<br />
Die Redaktionen der Fachzeitschriften <strong>3R</strong> und gwf-Gas|Erdgas führten<br />
ein Fachgespräch mit Heinz Watzka, dem Technischen Geschäftsführer<br />
der Open Grid Europe GmbH, zur Energiezukunft Europas<br />
Die deutsche und europäische Gastransportbranche steht seit dem 3. Binnenmarktpakt der Europäischen Kommission<br />
und mit der von der Bundesregierung forcierten Energiewende vor fundamentalen Herausforderungen. So muss das<br />
ursprünglich auf den Erdgasimport ausgelegte Netz inzwischen auch den gesetzlichen Regelungen des liberalisierten<br />
Energiemarktes und den Anforderungen des verstärkten Einsatzes von erneuerbaren Energien gerecht werden. Dieser<br />
Wandel des Marktes macht auch an den Landesgrenzen nicht halt: Zentrale Veränderungen im Energiemarkt spielen<br />
sich bereits jetzt auch auf europäischer Ebene ab. Das nationale Denken ist zu klein geworden, es geht schließlich um<br />
nichts Geringeres als die Energiezukunft Europas: Welche Antworten können auf die aus der Marktgebietszusammenlegung<br />
resultierenden Kapazitätsreduktion gegeben werden? Wie sieht eine transnationale Kooperation der Netzbetreiber<br />
aus? Welche Rolle spielt dabei die Politik? Wie steht es um die Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa?<br />
Und wie sieht es mit der Möglichkeit der Speicherung von regenerativ erzeugtem Strom in den Erdgaspipelines<br />
aus? Ein erster Blick auf diese Fragen zeigt, dass zur Bewältigung der aktuellen und künftigen Herausforderungen der<br />
europäischen Gastransportwirtschaft der Fokus auf die Netzinfrastruktur als die technologischen Energieadern der<br />
Zukunft gelegt werden muss.<br />
Erdgas ist der Treibstoff der<br />
Energiewende<br />
Den Erneuerbaren Energien (EE) gehört spätestens seit dem<br />
beschlossenen Atomausstieg die Zukunft. Doch bisher fehlt<br />
es an Stromspeichern für Ökostrom. Denn wenn der Wind besonders<br />
kräftig bläst und die Sonne acht Stunden oder mehr<br />
am Tag scheint, erzeugen Windenergie- und Fotovoltaikanlagen<br />
mehr Strom als das Netz aufnehmen kann. Dadurch<br />
gehen letztlich Kapazitäten ungenutzt verloren. Das könnte<br />
sich bald ändern. „Schon heute ist es möglich, Öko-Strom als<br />
Erdgas zu speichern“, sagt Heinz Watzka, Technischer Geschäftsführer<br />
von Open Grid Europe, Deutschlands größtem<br />
Erdgastransporteur. Mithilfe von Elektrolyse und anschließender<br />
Methanisierung ist es in Pilotprojekten bereits gelungen,<br />
Strom in synthetisches Erdgas (SNG) umzuwandeln. Das Erdgassubstitut<br />
kann schließlich wie herkömmliches Erdgas ins<br />
Versorgungsnetz, in Pipelines und Speicher eingespeist werden.<br />
Langfristig soll der ökologisch erzeugte Strom nicht nur<br />
zu Spitzenzeiten ins Netz eingespeist werden, sondern zur<br />
Absicherung der zentralen Grundlast beitragen.<br />
Die „Speicher“-Infrastruktur ist bereits<br />
vorhanden<br />
Ein entscheidender Vorteil: Es müssten keine großräumigen<br />
Infrastruktur-Projekte geplant und umgesetzt werden.<br />
Derzeit gibt es eine Speicherkapazität von 2<strong>20</strong> TWh.<br />
Berechnungen der Bundesnetzagentur gehen davon aus,<br />
dass <strong>20</strong> bis 40 TWh reichen könnten, um den notwendigen<br />
Anteil der Speicherung von Strom mittels Erdgas zu<br />
erreichen. Der Prozess der Methanisierung und der Energietransport<br />
durch das bereits existierende Erdgasnetz ist<br />
somit eine kostengünstigere und wesentlich einfacher umzusetzende<br />
Alternative zum Bau neuer Hochspannungsleitungen,<br />
denn: Um die hochgesteckten Ziele der Energiewende<br />
zu erreichen, fehlen derzeit ca. 3.600 Kilometer an<br />
zusätzlichen Überlandleitungen. Die Kosten dafür werden<br />
von der Deutschen Energie-Agentur auf rund 10 Mrd. Euro<br />
veranschlagt. Die Genehmigungsverfahren für überregionale<br />
Hochspannungstrassen dauern im Schnitt mehr als<br />
15 <strong>Jahre</strong> – oft mit ungewissem Ausgang. Deshalb bedarf es<br />
der Überlegung, wie das Power-to-Gas-Verfahren schneller<br />
in den Markt gebracht und genutzt werden bzw. wie das<br />
anstehende Zusammenwachsen von Strom- und Gasinfrastruktur<br />
bei den Themen Energiespeicherung und -transport<br />
beschleunigt werden kann.<br />
Bislang ist man aber von einer Wirtschaftlichkeit noch<br />
weit entfernt. Eine Methanisierung lohnt sich aufgrund der<br />
derzeit bestehenden Rahmenbedingungen noch nicht. Um<br />
der Technik zum Durchbruch zu verhelfen, bedarf es einer<br />
langfristigen, staatlichen Förderung. Eine Möglichkeit wäre<br />
die finanzielle Stärkung der Forschung durch einen Teil der<br />
enormen Subventionen, die zurzeit ohnehin in den Bereich<br />
der regenerativen Energien fließen.<br />
48 1-2 / <strong>20</strong>12
Heinz Watzka,<br />
Open Grid Europe<br />
Erdgas leistet somit als umweltfreundlichster fossiler<br />
Energieträger einen fundamentalen Anteil zum Gelingen der<br />
Energiewende. Und nicht nur das: Durch seine Power-to-Gas-<br />
Fähigkeit ermöglicht Erdgas als idealer Partner einen effizienten<br />
Einstieg in die erneuerbaren Energien.<br />
Grenzen überwinden: Die Notwendigkeit<br />
zur Europäisierung der Gasnetze<br />
Die europäische Gastransportwirtschaft steht vor gewaltigen<br />
Herausforderungen und einem grundlegenden Umbruch, der<br />
einem Paradigmenwechsel gleich kommt. Die Richtung heißt<br />
Europa, und das Fahrtenbuch dafür wird in Brüssel geschrieben.<br />
Ein umfangreiches drittes Paket hat die EU-Kommission<br />
geschnürt, um weiter die Richtung zur Liberalisierung und<br />
Europäisierung des Gasmarktes zu weisen. Da ist zuallererst<br />
die Vollendung des europäischen Energiebinnenmarktes. „Wir<br />
können den Gas-zu-Gas-Wettbewerb in Europa nur vernünftig<br />
gestalten, wenn es für die immer größer werdende Anzahl<br />
an Marktteilnehmern ausreichend Kapazitäten im Netz gibt.<br />
Wer Gas hat, möchte freien Zugang zu den Handelspunkten“,<br />
erläutert Watzka die derzeit bestehende Entry-Herausforderung.<br />
Überhaupt sind die Gasmärkte immer stärker handelsgetrieben.<br />
Diese neuen Notwendigkeiten auf der Handelsseite<br />
stellen auch ganz neue Anforderungen an das bestehende<br />
Gasnetz, z. B. eine deutliche höhere Flexibilität.<br />
Das betrifft auch den Speicherbereich. Immer mehr Kapazitäten<br />
werden benötigt – und damit auch neue Transportmöglichkeiten.<br />
Denn schließlich möchte ein Händler das<br />
Gas auch wieder aus dem Speicher heraus zum Handelspunkt<br />
bringen. Hinzu kommt das Thema Gaskraftwerke. Obwohl<br />
derzeit jeder die fehlende Wirtschaftlichkeit von GuD-Anlagen<br />
beklagt, gibt es bereits eine ganze Reihe von verbindlichen<br />
Anfragen nach Kraftwerksstandorten. Diese stammen<br />
aus der Zeit vor Fukushima und der danach politisch eingeläuteten<br />
Energiewende und hatten bereits den klaren Blick<br />
auf die Zeit nach der Kernenergie, die damals noch in weiter<br />
Ferne lag. Auch für diese Standorte müssen Netzanschlusskonzepte<br />
entwickelt werden.<br />
Die Europäisierung ist bereits in vollem Gange. Schon heute<br />
gibt es immer mehr transnationale Gasflüsse, nicht mehr nur<br />
in den traditionellen Flussrichtungen Ost-West und Nord-Süd,<br />
sondern zunehmend auch umgekehrt. Dänemark und Schweden<br />
wollen mehr Gas im Industriesektor einsetzen. Da ist es<br />
am sinnvollsten, sie vom Kontinent aus, über die Drehscheibe<br />
Deutschland, zu versorgen, wo viele große Importleitungen<br />
ankommen, seit kurzem auch die Nordstream. Von Westen<br />
Die Open Grid Europe GmbH<br />
Die Open Grid Europe ist Deutschlands führender Erdgastransporteur.<br />
Das Unternehmen betreibt mit seinen<br />
rund 1.600 Mitarbeitern ein Ferngasleitungsnetz<br />
von 12.000 km Länge. Als erstes deutsches Unternehmen<br />
hat sich Open Grid Europe als unabhängiger Transportnetzbetreiber<br />
(Independent Transmission Operator,<br />
kurz ITO) aufgestellt. Die Kerntätigkeiten des Unternehmens<br />
sind:<br />
Planung und Bau von Leitungen von der Konzepterstellung,<br />
dem Projektmanagement und Engineering<br />
bis zur Umsetzung<br />
Der Betrieb des Leitungssystems, zu dem die Wartung<br />
und Instandhaltung sowie die Steuerung und<br />
Überwachung des Netzes und der Speicherstationen<br />
gehören<br />
Das Management der Kapazitäten von der Ermittlung<br />
bis hin zur Entwicklung neuer Standards<br />
Die Vermarktung der Kapazitäten und Betreuung<br />
der Kunden<br />
Mengenermittlung und Abrechnung<br />
drängt LNG in den Markt. Die Italiener wollen Gas, das sie im<br />
Norden nicht benötigen, von der Schweizer Grenze einfacher<br />
zum deutschen Handelspunkt transportieren. Zentrales Problem:<br />
Mangelnde Einheitlichkeit der Netzzugangsbedingungen.<br />
Europa braucht eine einheitliche<br />
Netzstruktur<br />
Eine umfassende europäische Harmonisierung für den Netzzugang<br />
braucht Zeit. Aktuell gibt es in Europa noch sehr unterschiedliche<br />
Marktbedingungen. Beispielsweise beschafft<br />
Deutschland Regelenergie am freien Markt per Ausschreibung<br />
oder über die Börse. In anderen Ländern wird dies zentral<br />
über Speicher geregelt. Ähnlich sieht es bei der Kapazitätsvergabe<br />
an den Grenzübergängen aus: „Im grenzüberschreitenden<br />
Handel hat es der Händler oft mit drei bis vier<br />
nicht aufeinander abgestimmten Regulierungsregimes zu tun.<br />
Oder französisches Gas kann nicht ins deutsche Netz eingeleitet<br />
werden, weil in beiden Ländern unterschiedliche Druckstufen<br />
zur Odorierung des Gases angewendet werden. In Europa<br />
brauchen wir also mehr Netze und mehr Transportmöglichkeiten“,<br />
sagt Watzka. Gerade für Deutschland liegt hier<br />
eine große, wirtschaftliche Chance: Es muss seiner Drehscheibenfunktion<br />
gerecht werden können. Deutschland muss<br />
Motor sein und darf nicht zum Bremser der Integration der<br />
Gasmärkte werden.<br />
ENTSOG beschleunigt die europäische<br />
Integration<br />
Eine zentrale Rolle bei der Umsetzung des europäischen Gasbinnenmarkts<br />
spielt die Vereinigung der europäischen Ferngasnetzbetreiber<br />
ENTSOG. Diese arbeitet u.a. an einem eu-<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 49
EITEP-Special<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
ropäischen Netzkodex für die einheitliche Regelung der Vergabe<br />
von Kapazitäten an Grenzübergangspunkten. ENTSOG<br />
arbeitet daran, einen Kodex auf Basis der Vorgaben der europäischen<br />
Regulierungsagentur ACER (Agency for the Cooperation<br />
of Energy Regulators) zu erarbeiten. Es geht darum,<br />
Kapazitäten an Grenzübergangspunkten über Plattformen<br />
zu versteigern. Folgende Aspekte sind für ENTSOG besonders<br />
wichtig:<br />
einen transparenten Zugang zum Fernleitungsnetz über<br />
die Grenzen hinweg zu ermöglichen<br />
eine abgestimmte, ausreichend zukunftsorientierte Planung<br />
und solide technische Entwicklung des Netzes zu<br />
gewährleisten<br />
ausreichend Verbindungskapazitäten zwischen den Ländern<br />
unter Berücksichtigung der Umwelt zu schaffen<br />
ein fairer Partner für alle Marktteilnehmer zu sein<br />
Erste Aufgabe von ENTSOG war die Entwicklung eines<br />
Netzentwicklungsplanes für die kommenden zehn <strong>Jahre</strong>. Es<br />
werden Projekte dargestellt, die fest geplant sind und die sich<br />
in einem reifen Stadium befinden. Dabei wird berücksichtigt,<br />
dass der Rückgang der europäischen Produktion und der prognostizierte<br />
Anstieg des europäischen Verbrauchs mehr Importe<br />
erforderlich machen wird. Der Plan prüft zudem, ob<br />
die Grenzübergangskapazitäten dazu ausreichen werden, an<br />
einem Höchstlasttag den prognostizierten Verbrauch zu decken.<br />
Es wird deutlich, dass es in zehn <strong>Jahre</strong>n ohne die Investitionen<br />
zum Beispiel in West- und Mitteleuropa, in Dänemark<br />
und Schweden sowie in der Balkanregion zu Engpässen<br />
kommen könnte.<br />
Die Transportnetzbetreiber treiben über ENTSOG die Entwicklung<br />
zu einem einheitlichen Binnenmarkt in Europa kooperativ<br />
voran. Denn auch die Regulierung für Deutschland<br />
findet zunehmend in Brüssel statt. Der nationale Gestaltungsspielraum<br />
tritt in den Hintergrund.<br />
Auf europäischer Ebene hat im vergangenen Jahr ACER<br />
ihre Arbeit aufgenommen. Sie wird dafür zu sorgen haben,<br />
dass die Regulierungsbedingungen in den europäischen Staaten<br />
harmonisiert werden. Dabei geht es zunächst nicht zwingend<br />
um einen Ausbau der Netzinfrastruktur, sondern um einheitliche<br />
Methoden des Netzzugangs. Oft hat es man es in<br />
Europa mit bis zu vier verschiedenen Regulierungsregimes,<br />
unterschiedlichen Vergabeverfahren und Produkten zu tun.<br />
Das muss sich ändern. Politik, Regulierer und Netzbetreiber<br />
brauchen ein gemeinsames Verständnis über den zukünftigen<br />
Regulierungsrahmen, das heißt stärker auf geeignete Anreize<br />
zu setzen als zu regulieren, mehr zu unterstützen als zu kontrollieren,<br />
sich auf einzelne Kernthemen zu fokussieren als alles<br />
auf einmal umsetzen zu wollen. Wir brauchen Fortschritt<br />
durch Akzentsetzung. Wenn wir uns jedoch in Details verlieren,<br />
riskieren wir Stillstand und Verzögerung.<br />
Die Regulierungsbehörden müssen nach<br />
vorne blicken<br />
Vor dem Hintergrund des derzeit in Deutschland geltenden,<br />
einseitig auf die Senkung von Kosten ausgelegten regulatorischen<br />
Rahmens stellt sich die Frage: Rechnet sich der Bau<br />
neuer Gasnetze überhaupt? Die Antwort lautet heute NEIN.<br />
Und zwar u.a. wegen der jüngsten, wenn auch moderaten<br />
Absenkung der Eigenkapitalzinssätze durch die Bundesnetzagentur.<br />
Stattdessen hätte gelten müssen: Mehr Anreiz statt<br />
nur Regulierung ist das Gebot der Stunde. Wie kann das gehen?<br />
Die generelle Verzinsung der Investitionen muss sich gerade<br />
vor dem Hintergrund des Unbundlings an Kapitalmarkterfordernissen<br />
ausrichten und zwar beim bestehenden<br />
Netz und bei Neuinvestitionen.<br />
Es bedarf eines Dienstleitungsentgelts für den Betrieb<br />
abgeschriebener Leitungen, die zu einem nicht unwesentlichen<br />
Teil das Rückgrat der Versorgungssicherheit<br />
bilden. Aktuell werden lediglich die Betriebsausgaben erstattet.<br />
Dies ist keine ausreichende wirtschaftliche Basis<br />
für die erforderliche qualitativ hochwertige Betriebsführung.<br />
Anreize zur Steigerung der Effizienz müssen für die Netzbetreiber<br />
erreichbar sein und dürfen nicht durch einen<br />
kumulativen Effekt von generellen und gleichzeitig spezifischen<br />
Produktivitätssteigerungsvorgaben letztlich nur<br />
eine weitere Kostenkürzung bedeuten. Dies gefährdet die<br />
Qualität der Infrastruktur und verhindert den notwendigen<br />
Netzausbau und damit das Erreichen der Energiewendeziele.<br />
Netzrenditen müssen für externe Investoren eine risikoadäquate<br />
Verzinsung garantieren, damit die erforderlichen<br />
Mittel im Wettbewerb zu anderen Wirtschaftssegmenten<br />
in die Netze fließen.<br />
50 1-2 / <strong>20</strong>12
Anreize schaffen Investitionen<br />
Gerade in Deutschland mit seinem ambitionierten Ziel, die<br />
Energiewende sobald wie möglich zu erreichen, müssen die<br />
einseitig auf Kosten fokussierenden Regulierungsbedingungen<br />
eine Neubewertung erfahren. Ohne finanzielle Anreize<br />
wird es den erforderlichen Netzausbau nicht geben. Wer<br />
Fortschritt will, darf nicht ständig zurückschauen. „Wir brauchen<br />
eine Regulierung, die sich als Teil der Lösung versteht<br />
und nicht als Korrektiv der Vergangenheit. In Ländern wie<br />
z.B. Großbritannien, die bereits lange Zeit Erfahrungen mit<br />
der Regulierung gesammelt haben, sehen wir aktuell genau<br />
solche Bestrebungen: Dort werden explizit Anreize zur Förderung<br />
von Innovationen gesetzt“, bekräftigt Watzka die<br />
Forderung nach einer innovations- und investitionsfördernden<br />
Regulierung. Wir haben in Deutschland eines der modernsten<br />
und technisch ausgereiftesten Netze. Unser Ingenieurwissen<br />
und der Standard, den wir praktizieren, sind<br />
auch international gefragt. Wir haben zudem das Know-how<br />
und die Innovationskraft, dieses Netz weiter zu entwickeln<br />
und es zu einem unverzichtbaren Baustein in einer modernen<br />
Energieinfrastruktur zu machen. Dafür aber bedarf es<br />
mehr Anreize – im bestehenden Netz ebenso wie bei Neuinvestitionen.<br />
Wir benötigen Anreizmodelle, die Freiräume<br />
schaffen für Investitionen, die langfristige Nutzung der Infrastruktur<br />
und für innovative Prozesse und Lösungen. Nur<br />
so ebnen wir uns den Weg in eine neue, nachhaltigere und<br />
tragfähige Energiezukunft.<br />
Kapazitätsreduktion durch<br />
Marktgebietsfusion<br />
Nicht alle Maßnahmen, die in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n zur<br />
Belebung des Marktes vorgenommen wurden, sind ohne<br />
„Nebenwirkungen“ geblieben. Durch Kooperationen beispielsweise<br />
wurden ehemals getrennte Marktgebiete miteinander<br />
verknüpft, so dass Händler Transportwege schneller<br />
und einfacher buchen können. Als Folge kam es aus der<br />
freien Zuordenbarkeit von festen Kapazitäten sowie aus der<br />
Zusammenlegung von Marktgebieten nicht selten zu einer<br />
Reduktion der Transportkapazitäten. D. h. 1 plus 1 ergab<br />
nicht 2, sondern manchmal eben weniger. Dieser – zunächst<br />
paradox erscheinende Sachverhalt – soll an dem Beispiel<br />
eines Kinocenters mit drei Kinosälen erläutert werden:<br />
Ein Kinocenter betreibt drei Säle. Entscheidet der Kunde<br />
beim Kauf der Karte, welchen Film er sehen möchte (die<br />
Karte ist also nicht frei innerhalb des gesamten Centers zuordenbar),<br />
kann der Centerbetreiber die gesamte Kapazität<br />
jedes einzelnen der drei Säle an der Kasse anbieten. Sollen<br />
die Karten hingegen frei zuordenbar sein, entscheidet der<br />
Kunde erst unmittelbar vor Betreten des Saales, welchen<br />
7th Pipeline Technology<br />
Conference<br />
Pipeline Technology<br />
Conference <strong>20</strong>10<br />
28.-30. März <strong>20</strong>12, Hannover Congress Centrum<br />
HANNOVER MESSE, 4.-8. April <strong>20</strong>11<br />
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Mehr Informationen unter www.pipeline-conference.com<br />
Euro Institute for Information<br />
and Technology Transfer<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 51
EITEP-Special<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Film er sehen möchte. Hat das kleinste der drei Kinos nur 50<br />
Plätze, während die anderen beiden Kinos über <strong>20</strong>0 Plätze<br />
verfügen, so kann der Anbieter trotzdem nur 50 Karten verkaufen.<br />
Würde er mehr Eintrittskarten mit freier Filmwahl<br />
verkaufen und alle Zuschauer entschieden sich für den Film<br />
im Kino mit 50 Plätzen, würde diese Kapazität nicht ausreichen,<br />
um alle Besucher zu fassen.<br />
Im nächsten gedanklichen Schritt geht das Kino eine Kooperation<br />
mit einem weiteren Kinocenter in derselben Stadt<br />
ein – wie bei einer Marktgebietskooperation die Netzbetreiber.<br />
Der Besucher hat nun das Recht, auch in diesem Kinocenter<br />
einen Film seiner Wahl zu sehen. Also müssen die<br />
Engpässe des kooperierenden Kinocenters mit berücksichtigt<br />
werden. Hat dort das kleinste Kino 25 Plätze, schränkt<br />
sich die feste freie Zuordenbarkeit der Eintrittskarten auf<br />
25 Karten für beide Kinocenter ein.<br />
Die Schlussfolgerung daraus lautet: In einem zusammengelegten<br />
Marktgebiet kann der kleinste gemeinsame<br />
Engpass die maximal zur Verfügung stehende Kapazität<br />
bestimmen. Allerdings gibt es hierfür einen Lösungsansatz.<br />
Bezogen auf das Kinobeispiel lautet dieser: Der Kinoanbieter<br />
vermarktet Karten, bei denen ein Besucher zusi-<br />
Programmplanung Pipeline Technology Conference <strong>20</strong>12<br />
Wednesday, 28 March <strong>20</strong>12<br />
Thursday, 29 March <strong>20</strong>12<br />
Technical Session 1<br />
“Planning and<br />
Construction”<br />
Technical Session 4<br />
“Materials and<br />
Components”<br />
Friday, 30 March <strong>20</strong>12<br />
Technical Session 7<br />
“Rehabilitation”<br />
Opening<br />
Plenary Sessions<br />
“European Pipeline Market”<br />
“Technical Challenges / Projects”<br />
“Structural and Operational Safety of Pipelines”<br />
Technical Session 2<br />
“Integrity<br />
Management 1”<br />
Technical Session 5<br />
“Integrity<br />
Management 2“<br />
Technical Session 8<br />
“Life Cycle Extension Strategies”<br />
nähere Informationen unter www.pipeline-conference.com<br />
(with simultaneous translation English-German)<br />
Technical Session 3<br />
“Inline Inspection”<br />
Technical Session 6<br />
“Monitoring”<br />
Technical Session 9<br />
“Operational<br />
Improvements”<br />
chert, einen bestimmten Film nicht zu sehen. Übertragen<br />
auf das Gasnetz heißt das: Der Transportkunde geht über<br />
eine Lastflusszusage die Verpflichtung ein, einen bestimmten<br />
Gasfluss an einem Entry- oder Exitpunkt bereitzustellen.<br />
Lastflusszusagen sind damit ein wesentliches Instrument,<br />
um der mit Marktgebietskooperationen einhergehenden<br />
Reduzierung von frei zuordenbaren Kapazitäten in<br />
einem transportpfadunabhängigen Netzmodell entgegenzuwirken.<br />
Die Zukunft gestalten<br />
Der Bundesrepublik Deutschland aufgrund ihrer zentraleuropäischen<br />
Lage und Open Grid Europe aufgrund ihrer Größe<br />
kommen im Prozess der Neuausrichtung von Energie und<br />
Markt eine besondere Rolle zu. Wir übernehmen durch unsere<br />
Pipelines nicht nur für die Versorgungssicherheit Deutschlands,<br />
sondern für einen Großteil Europas eine wichtige Funktion.<br />
Heinz Watzka resümiert: „Das Netz bildet einen Teil der<br />
Lebensenergieadern des Wirtschaftsstandortes Deutschlands<br />
und Europas. Verkalken diese Adern und werden damit<br />
schwach, dann steht die Wettbewerbsfähigkeit einer hochentwickelten<br />
Industrie auf dem<br />
Spiel. Unsere Aufgabe ist es, diese<br />
Adern fit zu halten und künftig<br />
noch zu stärken.<br />
Die Chancen zu einem Gelingen<br />
der Energiewende bestehen<br />
vor allem durch den sinnvollen<br />
Einsatz von Erdgas als gleichwertiger<br />
Partner zu den regenerativen<br />
Energien auch weiterhin.<br />
Mit der Technik der Methanisierung<br />
besteht eine konkrete Option,<br />
regenerativ gewonnene<br />
Energie speicherbar zu machen<br />
ptc conference<br />
ptc exhibition<br />
und mittels der vorhandenen<br />
Erdgasinfrastruktur zu nutzen.<br />
Open Grid Europe wird bei all<br />
diesen Themen auch in der Zukunft<br />
im engen Dialog mit seinen<br />
nationalen- und internationalen<br />
Partnern und den staatlichen<br />
Behörden zusammenarbeiten.<br />
Hierbei ist jedoch auch klar:<br />
Energiewende und Harmonisierung<br />
des europäischen Binnenmarktes<br />
können nur dann<br />
gelingen, wenn alle beteiligten<br />
Akteure, Bevölkerung sowie<br />
Staat und Regulierer – an einem<br />
Strang ziehen. Gerade die<br />
Bundesnetzagentur in Deutschland<br />
hat hierbei eine verantwortungsvolle<br />
Rolle inne, die sie<br />
konstruktiv zur Gestaltung der<br />
Energiewende nutzen muss.“<br />
52 1-2 / <strong>20</strong>12
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Bank, Ort<br />
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Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
PA<strong>3R</strong>IN1211
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Erdgas als Wegbereiter für ein<br />
erneuerbares Energiesystem<br />
Von Alexander Vogel und Marius Adelt<br />
Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Energieverbrauch wird in Deutschland in den kommenden Jahrzehnten weiter<br />
wachsen. Im Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong> soll er bei ca. 30 % liegen, bis zum Jahr <strong>20</strong>50 sollen sogar mehr als 80 % erreicht werden.<br />
Energiemärkte und -infrastrukturen werden sich damit verändern müssen: Wie kann der Umstieg ohne zu große Belastungen<br />
für Industrie und private Verbraucher gestaltet werden? Reichen die Infrastrukturen für die zukünftige Versorgungssicherheit<br />
aus? Wie ist der Wandel technologisch zu bewältigen? Die Gaswirtschaft bietet dazu bereits heute<br />
die erforderlichen Lösungsansätze.<br />
Erdgas – die Säule des heutigen und<br />
zukünftigen Energiesystems?<br />
Der energiepolitische Diskurs, der aktuell häufig unter dem<br />
Stichwort „Energiewende“ geführt wird, reflektiert vor allem<br />
auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien Wind und Solar<br />
sowie der Effizienzsteigerung. Auf dem Weg zu einer „Vollversorgung“<br />
durch Erneuerbare Energien werden fossile Energiequellen<br />
auch weiterhin einen bedeutenden Platz haben.<br />
Die Anforderungen an ihre Kompatibilität mit einem sich ändernden<br />
Energiesystem und die Anforderungen an den Klimaschutz<br />
steigen jedoch zunehmend. Erdgas als Kohlenstoffund<br />
Emissions-ärmster fossiler Brennstoff bietet nicht nur in<br />
Sachen Klimaschutz sondern auch in technologischer Hinsicht<br />
viele Vorteile. Flexibel lassen sich die mit volatilen Erneuerbaren<br />
verbundenen zeitlichen und räumlichen Defizite ausgleichen.<br />
Mit Bioerdgas ist Erdgas selbst Erneuerbare Energie –<br />
grundlastfähig oder flexibel am Bedarf ausgerichtet .Erdgas<br />
kann aber perspektivisch sogar ein gigantisches Speichermedium<br />
in einem auf Erneuerbare Energien fokussiertem Energiesystem<br />
sein.<br />
Erdgas stellt damit nicht nur heute die tragende Säule zur<br />
kostengünstigen und klimafreundlichen Strom- und Wärmeversorgung<br />
dar; auch zum Transformationsprozess in die erneuerbare<br />
Welt sind sich die Energieexperten einig: „Erdgas<br />
kommt dabei die tragende Funktion zu: technisch machbar<br />
und bezahlbar. Einige wichtige Systemelemente der Transformation<br />
des Energiesystems werden nachfolgend erläutert<br />
[1 - 3].<br />
Exkurs Bioenergie: einfach, effizient und<br />
bezahlbar durch die Pipeline<br />
Unter den verschiedenen Erneuerbaren Energien, die im<br />
Strom-, Wärme- und Verkehrssektor zum Einsatz kommen,<br />
Bild 1: Ökobilanz von<br />
Bioerdgas: von Altanlagen<br />
(links) bis zu heutigen<br />
industriellen Anlagen<br />
(rechts) [6]<br />
54 1-2 / <strong>20</strong>12
Stromspeicherinventar<br />
Großspeicher<br />
Klein-/Kurzzeitspeicher<br />
Stromspeicherinventar<br />
… mit<br />
Bewährt Potential Neuer Speicherpfad Bekannte Technologie mit Forschungsbedarf<br />
Großspeicher<br />
Klein-/Kurzzeitspeicher<br />
Reservoir CAES<br />
Batterie Supercap Schwungmasse<br />
(latent)<br />
Wärme<br />
H<br />
… mit 2 -Erzeugung (u. CH 4 )<br />
Bewährt Potential Neuer Speicherpfad Bekannte Technologie mit Forschungsbedarf<br />
Reservoir CAES H Batterie Supercap Schwungmasse<br />
Wärme<br />
2 -Erzeugung (u. CH 4 )<br />
(latent)<br />
Bewertung<br />
Bewertung<br />
Begrenztes<br />
Ausbaupotenzial<br />
in Deutschland<br />
Begrenztes<br />
Ausbaupotenzial<br />
in Deutschland<br />
adiabatische<br />
Speicher<br />
adiabatische<br />
Speicher<br />
Kopplung an vielfältige<br />
Verwendungsmöglichkeiten<br />
der Erdgasinfrastruktur<br />
Kopplung an vielfältige<br />
Verwendungsmöglichkeiten<br />
der Erdgasinfrastruktur<br />
Wichtig für<br />
E-Mobility<br />
Wichtig für<br />
E-Mobility<br />
Forschungsbedarf<br />
Forschungsbedarf<br />
Wichtig für<br />
KWK-Optimierung<br />
Wichtig für<br />
KWK-Optimierung<br />
Bild 2: Heutige Stromspeicher<br />
und zukünftige Optionen [11]<br />
hat die grundlastfähige Bioenergie bisher den größten Anteil.<br />
Darunter ist Bioerdgas, das heißt veredeltes und ins Erdgasnetz<br />
eingespeistes Biogas, nicht nur integraler Bestandteil<br />
einer nachhaltigen regionalen Wertschöpfung im ländlichen<br />
Raum. Bioerdgas gilt vor allem als der effizienteste Bioenergie-Pfad<br />
– beispielsweise bezogen auf den Energieertrag pro<br />
Hektar Anbaufläche – und bietet erhebliches Treibhausgasminderungspotenzial<br />
(Bild 1) und zudem erhebliche Wachstumsmöglichkeiten:<br />
bis <strong>20</strong><strong>20</strong> soll daher der Anteil an Bioerdgas<br />
auf 6 % und bis <strong>20</strong>30 auf 10 % erhöht werden [4, 5].<br />
Neben dem kommerziellen Einsatz unterschiedlicher<br />
Energiepflanzen sowie kommunaler und landwirtschaftlicher<br />
Reststoffe zur Bereitstellung von Bioerdgas engagiert sich<br />
E.ON dabei auch in der Erzeugung erneuerbarer Gase aus bisher<br />
völlig ungenutzten Stoffströmen wie Waldrestholz oder<br />
Stroh, sogenanntes Bio-SNG [7].<br />
Neben der Versorgung des Wärme- oder Verkehrssektors<br />
werden diese im Gasnetz gespeicherten Bioenergieträger<br />
zukünftig auch einen starken Partner der volatilen Erneuerbaren<br />
(wie Wind oder Sonnenenergie) darstellen: In Kombination<br />
mit effizienten Gaskraftwerken oder BHKWs kann aus<br />
„Erdgas plus Bioerdgas“ hochflexibel Strom erzeugt und damit<br />
die Integration von fluktuierendem Wind- und Solarstrom in<br />
das Energiesystem unterstützt werden.<br />
Thema der nächsten Jahrzehnte:<br />
Speicherung von Erneuerbarem Strom<br />
Eine der größten technischen Herausforderungen der Zukunft<br />
betrifft die Frage nach der Speicherung von grünem<br />
Strom. Wind- und Sonnenenergie stehen nicht rund um die<br />
Uhr gleichmäßig zur Verfügung und richten sich nicht nach<br />
dem Verbraucher. Die Energiemengen schwanken – je nachdem,<br />
wie viel Wind weht und wie lange die Sonne scheint. Weil<br />
die Stromnetze gerade ausgelastet sind oder keine Nachfrage<br />
vorhanden ist, wird in Deutschland – je nach Netzausbau<br />
– ein Bedarf an Stromspeicherkapazitäten bis zum Jahr<br />
<strong>20</strong><strong>20</strong> von <strong>20</strong> bis 40 TWh erwartet. In <strong>20</strong>50 fällt der Stromspeicherbedarf<br />
um ein Vielfaches höher aus. Zum Vergleich:<br />
Über die Hälfte der derzeitigen Speicherkapazität in Deutschland<br />
entfällt auf Pumpspeicherwerke (rund 0,04 TWh pro Zyklus),<br />
die an ganz bestimmte topografische Voraussetzungen<br />
gebunden und damit als Großspeicher nur örtlich, aber auch<br />
zeitlich begrenzt einsetzbar sind. Die großtechnische Langzeitspeicherung<br />
von regenerativem Strom ist daher ein wesentlicher<br />
Schlüssel für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren<br />
Energien; die aktuell vorhandenen Speicher sowie in der<br />
Diskussion befindliche Konzepte sind in Bild 2 dargestellt und<br />
bewertet [8–11].<br />
Einen dahingehend vielversprechenden Lösungsansatz<br />
bietet die Stromspeicherung im Erdgasnetz. Die Technologie<br />
wird als „Power-to-Gas“-Verfahren bezeichnet; dabei wird<br />
Strom in Wasserstoff oder synthetisches Erdgas „verwandelt“.<br />
Eine wesentliche Perspektive des neuen Verfahrens sind die<br />
sehr hohen Speicherpotenziale. Und nicht nur das – Wasserstoff<br />
oder synthetisches Erdgas steht zusätzlich für alle Erdgasanwendungen<br />
zur Verfügung: in der Industrie, im Wärmemarkt,<br />
für Erdgasfahrzeuge und für die erneute Stromproduktion<br />
– zum Beispiel bei Windflaute.<br />
Power-to-Gas funktioniert wie folgt: Überschüssige<br />
Strommengen werden dazu genutzt, Wasser in seine Bestandteile<br />
Sauerstoff und Wasserstoff aufzuspalten (Elektrolyse).<br />
Der Sauerstoff wird freigesetzt oder anderweitig<br />
genutzt. Der Wasserstoff wird anschließend mit Kohlenstoffdioxid<br />
(aus der Luft oder aus Biogasanlagen) zu Methan<br />
umgewandelt – diesen Prozess bezeichnet man daher<br />
auch als Methanisierung. Die einzigen Nebenprodukte dieser<br />
Reaktion sind Wasser und Abwärme, die als Prozesswärme<br />
oder zur Raumbeheizung genutzt werden kann. Das neu<br />
gewonnene synthetische Gas (Synthetic Natural Gas, SNG)<br />
hat ähnliche chemische Eigenschaften wie Erdgas oder Bioerdgas<br />
und lässt sich unbegrenzt in das bestehende Erdgas-<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 55
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
netz einspeisen. Berechnungen für zukünftige, im industriellen<br />
Maßstab errichtete Anlagen haben gezeigt, dass sich<br />
Strom-zu-Gas mit ca. 60 % Wirkungsgrad speichern lässt.<br />
Ohne diese Speichermöglichkeit müssten – wie bereits heute<br />
der Fall – zunehmend Windräder ungenutzt aus dem Wind<br />
gedreht werden.<br />
Der in der Elektrolyse gewonnene Wasserstoff kann aber<br />
auch ohne Methanisierung direkt im Erdgasnetz gespeichert<br />
werden. So stellt beispielsweise ein Gemisch aus 10 % Wasserstoff<br />
und 90 % Erdgas ein Produkt dar, dessen Brennwert<br />
und Wobbe-Index innerhalb der Grenzen des neuen, in Bearbeitung<br />
befindlichen DVGW-Arbeitsblattes G 260 liegen<br />
werden.<br />
Positive Auswirkungen auf die<br />
Energieinfrastruktur<br />
Der Ausbau von erneuerbaren Energien bringt dann den<br />
größten volkswirtschaftlichen Nutzen, wenn deren Integration<br />
in vorhandene Energie- und Infrastrukturen gelingt.<br />
Power-to-Gas kann zu dieser umfassenden Integration<br />
beitragen, da überschüssiger Strom durch die Speiche-<br />
rung und Rückverstromung mit Hilfe von Gaskraftwerken<br />
oder Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen effizient genutzt<br />
wird. Zum Transport des beigemischten Wasserstoffs oder<br />
des Methans kann das bestehende erdverlegte – und damit<br />
in der Landschaft „unsichtbare“ – Erdgasleitungssystem<br />
zum Einsatz kommen. Existierende Gasspeicher erlauben<br />
auch eine längerfristige Speicherung der gewonnenen<br />
Energie. Durch diese Möglichkeit zur Nutzung der bestehenden<br />
Gasinfrastruktur kann Power-to-Gas zudem dazu beitragen,<br />
die Stromnetze im Kontext des angestrebten Ausbaus<br />
der erneuerbaren Energien zu entlasten. Das Konzept<br />
erleichtert eine gezielte Erweiterung der Stromnetze, auch<br />
wenn es diese in keiner Weise ersezt.<br />
Nicht nur die Nutzung des über 400.000 km langen deutschen<br />
Erdgasnetzes ist volkswirtschaftlich sinnvoll; Powerto-Gas<br />
bietet als künftiger Teil der Energieversorgung weitere<br />
relevante Dienstleistungen im Energiesystem – angefangen<br />
vom Schwankungsausgleich im Stromnetz über die Erhöhung<br />
der Grundlastfähigkeit von Windstrom bis hin zur Glättung<br />
der Residuallast für konventionelle Kraftwerke. Werden diese<br />
Dienstleistungen zukünftig nach marktwirtschaftlichen Mechanismen<br />
vergütet – hier besteht politischer Handlungsbedarf<br />
–, lassen sich unter Nutzung der Konvergenz von Stromund<br />
Gasnetz die wesentlichen Hemmnisse für den Ausbau der<br />
erneuerbaren Energien beseitigen. Der systemische Ansatz<br />
von Power-to-Gas ist in Bild 3 dargestellt.<br />
Bild 3: Vom<br />
Strom zu Gas – und<br />
zurück<br />
Erdgastechnik – Endanwender als<br />
weiterer Teil der Transformation<br />
Der Transformationsprozess zum erneuerbaren Energiesystem<br />
ist verbunden mit zunehmender Komplexität des Zusammenspiels<br />
von Erzeugung, Transport und Verwendung von<br />
Energie. So wird Power-to-Gas, aber auch der Ausbau von<br />
Bioerdgas das Gasnetz auf der regionalen und Verteilebene<br />
zu einem System weiterentwickeln, das immer mehr wechselnde<br />
Gasbeschaffenheiten flexibel aufnehmen kann. Man<br />
spricht schon heute vom Smart Gas Grid [12, 13].<br />
Ebenso wird die Endverbraucherseite – via Smart Metering<br />
und mittels intelligenter Gasgeräte – als integrativer Bestandteil<br />
des Gesamtsystems die Funktionen des Smart Grid<br />
unterstützen und Bedarfsschwankungen ausgleichen. Ein<br />
Beispiel ist die dezentrale Stromerzeugung. Schon heute lassen<br />
gasbetriebene Mikro-KWKs mit elektrischen Wirkungsgraden<br />
bis 25 % und Gesamtwirkungsgraden auf Brennwertkesselniveau<br />
hocheffizient Strom und Wärme erzeugen;<br />
häusliche Hochtemperatur-Brennstoffzellen mit 60 %<br />
elektrischen Wirkungsgraden werden mittelfristig den heutigen<br />
Großkraftwerkspark überbieten. Kommunikativ ins Energiesystem<br />
integriert, stellen beide dezentrale Stromerzeuger<br />
die Konvergenz von Strom und Gasnetzen auf der Verbraucherseite<br />
her. Man spricht vom Heizungskeller 2.0 oder<br />
auch vom Smart Home, welches – versorgt mit Erdgas, Bioerdgas<br />
oder Power-to-Gas/Wasserstoff – zukünftig auch<br />
die fluktuierende Windstromeinspeisung kompensieren und<br />
einen steigenden Anteil an erneuerbaren Anteilen im Stromnetz<br />
ermöglichen wird [14, 15].<br />
56 1-2 / <strong>20</strong>12
Fazit: Erdgas ist die tragende Säule im<br />
Energienetz der Zukunft<br />
Das Erdgasnetz wird durch die Konvergenz von Strom und Gas<br />
zum Rückgrat eines intelligenten Energienetzes, dem Smart<br />
Grid der Zukunft. Schon heute enthält die Gasinfrastruktur<br />
wesentliche Elemente des intelligenten Netzes, zum Beispiel<br />
die Netzsteuerung über moderne Kommunikationsmittel,<br />
Speichertechnik. Dezentrale Kraftwerke oder die Einbindung<br />
regenerativer Energien wie Biogas und Sonnenenergie können<br />
zukünftig Bestandteile des Smart Grid werden. Das Smart<br />
Grid berührt alle Bereiche des Energiekreislaufs: Erzeugung,<br />
Speicherung, Netzmanagement und Verbrauch. Es bindet sie<br />
in ein großes Gesamtsystem ein. Erdgas als Teil dieses Systems<br />
wird somit die tragende Säule im Transformationsprozess<br />
der Energieversorgung bis <strong>20</strong>50 darstellen – und damit<br />
den Klimaschutz aktiv unterstützen.<br />
Autoren<br />
Dr.-Ing. Alexander Vogel<br />
Leiter Alternative Energiesysteme E.ON<br />
Ruhrgas AG, Essen<br />
Tel: +49 <strong>20</strong>1 184-8664<br />
E-Mail: alexander.vogel@eon-ruhrgas.com<br />
Dr. Marius Adelt<br />
E.ON Ruhrgas AG, Essen<br />
Tel: +49 <strong>20</strong>1 184-8619<br />
E-Mail: marius.adelt@eon-ruhrgas.com<br />
Literatur<br />
[1] Das Energiekonzept der Bundesregierung <strong>20</strong>10 und die<br />
Energiewende <strong>20</strong>11, http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/energiekonzept_bundesregierung.pdf<br />
[2] Deutschlands Energiewende – Ein Gemeinschaftswerk für<br />
die Zukunft vorgelegt von der Ethik-Kommission Sichere<br />
Energieversorgung<br />
[3] Europäische Kommission, Energiefahrplan <strong>20</strong>50, MITTEI-<br />
LUNG DER KOMMISSION AN DAS EUROPÄISCHE PARLA-<br />
MENT, DEN RAT, DEN EUROPÄISCHEN WIRTSCHAFTS- UND<br />
SOZIALAUSSCHUSS UND DEN AUSSCHUSS DER REGIONEN,<br />
Dezember <strong>20</strong>11<br />
[4] IEKP, Bericht zur Umsetzung der in der Kabinettsklausur am<br />
23./24.08.<strong>20</strong>07 in Meseberg beschlossenen Eckpunkte für<br />
ein Integriertes Energie- und Klimaprogramm, BMU, Berlin,<br />
<strong>20</strong>07<br />
[5] Vetter, A.; Arnold, K.: Klima- und Umwelteffekte von Biomethan:<br />
Anlagentechnik und Substratauswahl, Wuppertal<br />
Papers No. 182, ISSN 0949e5266, <strong>20</strong>10<br />
[6] Adelt, M.: LCA of Biomethane, Presentation, IGRC <strong>20</strong>11, Seoul<br />
<strong>20</strong>11<br />
[7] Möller, B: Gasification Development at E.ON , SGC-Conference<br />
Gasification, Göteburg, <strong>20</strong>10, www.sgc.se/gasification<strong>20</strong>10/programme.asp<br />
[8] Sterner, M.; et. al.: Energiewirtschaftliche und ökologische<br />
Bewertung eines Windgas-Angebots, Fraunhofer IWES,<br />
Kassel, <strong>20</strong>11<br />
[9] Quellen: Klaus, T.; et al.: Energieziel <strong>20</strong>50: 100% Strom aus<br />
erneuerbaren Quellen, Deutsches Umweltbundesamt, Dessau,<br />
<strong>20</strong>10<br />
[10] Nitsch (DLR); Sterner (IWES); Wenzel (IfnE) et al: „Leitstudie<br />
<strong>20</strong>10“, BMU. Berlin, Stuttgart, Kassel, <strong>20</strong>11<br />
[11] Vogel, A.: Power-to-Gas - Integration von Erneuerbarem<br />
Strom in Gasnetz, Konferenzbeitrag: Die Potenziale der dezentralen<br />
Erzeugung im Wärmemarkt, 05. Dezember <strong>20</strong>11,<br />
Köln<br />
[12] EU Commission Task Force for Smart Grids, Expert Group 4:<br />
Smart Grid aspects related to Gas, Report EG4/SEC0060/<br />
DOC, 06.06.<strong>20</strong>11<br />
[13] Hinterberger, R.: Die intelligenten Gasnetze der Zukunft: Herausforderung<br />
und Chance für die Gaswirtschaft, energie wasser<br />
praxis (<strong>20</strong>10) Nr. 6, S.32-37<br />
[14] Die deutsche Normungsroadmap e-energy / Smart Grid, Version<br />
1.0, 28.03.<strong>20</strong>10, DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik<br />
Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE<br />
[15] Koschowitz, M.; Ramesohl, St.: Mikro-KWK auf dem Weg vom<br />
Labor zur Markteinführung, GWF Gas Erdgas (<strong>20</strong>10) Nr. 11<br />
6. Praxistag<br />
Korrosionsschutz<br />
am 13. Juni <strong>20</strong>12<br />
in Gelsenkirchen<br />
Veranstaltet von:<br />
www.praxistag-korrosionsschutz.de<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 57
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Aufbau eines gemeinschaftlichen<br />
Biogasnetzes in Rheine<br />
Von Dieter Woltring<br />
Durch den Aufbau eines gemeinschaftlichen Biogasnetzes von Biogasanlagenbetreiber und Energieversorger kann<br />
ein sicherer und regelwerkskonformer Betrieb der Biogasleitungen gewährleistet werden. In diesem Geschäftsmodell<br />
kann sowohl der Biogasanlagenbetreiber als auch ein Energieversorger seine jeweiligen Stärken einbringen, um unterschiedliche<br />
Kundengruppen preisgünstig mit Wärme aus Biogas-BHKW’s zu versorgen. Mit vorhandenem Fachpersonal<br />
kann das Energieversorgungsunternehmen Synergien nutzen, um ein neues Geschäftsfeld zu erschließen.<br />
Begünstigt durch das EEG ist in den letzten <strong>Jahre</strong>n in Deutschland<br />
eine Vielzahl an neuen Biogasanlagen entstanden. Ende<br />
<strong>20</strong>11 wird ein Stand von 7.000 Biogasanlagen mit einer Gesamtleistung<br />
von 2.728 MW in Deutschland erwartet [1].<br />
Ebenso rasant ist die Anzahl der Biogasanlagen angestiegen,<br />
denen eine Aufbereitung und Biogaseinspeisung nachgeschaltet<br />
ist. Laut Prognose der Deutschen Energie Agentur<br />
soll es bis <strong>20</strong>13 128 Biogaseinspeiseanlagen in Deutschland<br />
geben, mit einer Kapazität von 81.730 m 3 /h [2].<br />
Das Klimaschutzziel der Bundesregierung sieht vor, dass<br />
bis <strong>20</strong><strong>20</strong> 6 Mrd. m³ Biogas aufbereitet in das Erdgasnetz<br />
eingespeist werden sollen. Derzeit werden gerade einmal<br />
<strong>20</strong>0 Mio. m³ jährlich eingespeist und dennoch gibt es auf<br />
dem Markt ein Überangebot an Biogas. Hieran konnte auch<br />
die GasNZV, die zu Erleichterungen bei der Einspeisung von<br />
Bioerdgas führte, nichts ändern. Bereits jetzt ist absehbar,<br />
dass das Ziel der Bundesregierung wohl nicht erreicht wird.<br />
Die rund 100 Einspeiseanlagen haben derzeit eine durchschnittliche<br />
Leistung von ca. 640 m³/h. Die bis <strong>20</strong>13 voraussichtlich<br />
fertiggestellten Anlagen werden ca. 6,2 Mrd.<br />
kWh Bioerdgas erzeugen und einspeisen [4]. Um das Ziel der<br />
Bundesregierung zu erreichen, wären ca. 1.000 solcher Anlagen<br />
notwendig.<br />
BILD 1: Entwicklung der Biogasanlagen und der installierten elektrischen<br />
Leistung: Quelle Fachverband Biogas e.V.<br />
BILD 2: Entwicklung der Biogaseinspeiseanlangen und -kapazitäten:<br />
Eigene Darstellung unter Verwendung der Daten Deutsche Energie-<br />
Agentur (dena) [3]<br />
Ausgangslage<br />
In <strong>20</strong>05 ist ein Investor an die Stadt Rheine mit seinen Plänen<br />
herangetreten, ein Grundstück innerhalb eines Industriegebietes<br />
zu erwerben, das durch seine Nähe zum Dortmund-Ems-Kanal,<br />
zur Autobahn A30 und durch die Möglichkeit<br />
es ans Bahnnetz anzuschließen sehr gute infrastrukturelle<br />
Möglichkeiten bietet. Der Bau einer Biogasanlage mit<br />
einer elektrischen Leistung von 5 MW war geplant. Diese<br />
Planungen beunruhigten die örtlichen Landwirte. Das westliche<br />
Münsterland gehört zu den intensivsten Agrarregionen in<br />
Deutschland. Es findet hier eine Konzentration der landwirtschaftlichen<br />
Produktion, insbesondere Veredelung, des Futtermittelsektors<br />
und des Ernährungsgewerbes statt.<br />
Der Kreis Steinfurt gehört zu den Kreisen mit der höchsten<br />
Anbaufläche an Silomais sowie mit einer hohen Gesamtviehdichte<br />
je Hektar in Deutschland [5]. Durch eine solche<br />
Großanlage befürchteten die Landwirte erhebliche Auswirkungen<br />
z. B. auf die Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen<br />
in der Region und sie sehen die Anlage auch als Konkur-<br />
58 1-2 / <strong>20</strong>12
enten für die Futterlieferung für ihre landwirtschaftliche Veredelungswirtschaft<br />
an.<br />
Um die Wertschöpfung der Biogasanlage in landwirtschaftlichen<br />
Händen zu belassen, wurde seitens der Landwirtschaft<br />
ein eigenes Biogasanlagenkonzept entwickelt.<br />
Nach umfangreichen Diskussionen konnte der Stadtrat von<br />
Rheine am Ende von dem Konzept der lokalen Landwirte-Gemeinschaft<br />
überzeugt werden, so dass die Stadt das „Filet“-<br />
Grundstück an die Gemeinschaft, bestehend aus insgesamt<br />
48 Landwirten aus der näheren Region, verkauft hat. Das<br />
Konzept der Landwirte sah anstelle einer 5 MW-Anlage eine<br />
1,6 MW-Anlage vor, die mit Substraten aus der Region<br />
beliefert wird. Der Grundstücksverkauf war mit den Auflagen<br />
verbunden, dass zum einen ein Wärmenutzungskonzept<br />
vorhanden sein muss und zum anderen eine eventuelle Biogaseinspeisung<br />
oder -fortleitung nur in Abstimmung mit der<br />
Energie- und Wasserversorgung Rheine GmbH (EWR) als örtlichen<br />
Netzbetreiber umgesetzt werden kann.<br />
Die Landwirte einigten sich mit einem Industriebetrieb der<br />
Automobilbranche über die Aufstellung eines BHKW-Motors<br />
auf dessen Gelände und über die Lieferung von Wärme an<br />
diesen Betrieb. Das Biogas sollte unaufbereitet per Biogasleitung<br />
dorthin transportiert werden.<br />
Unter Abwägung der sich innerhalb der Prozesskette Biogas<br />
für die EWR bietenden Chancen und Risiken beteiligten<br />
sich die EWR sowohl finanziell als auch technologisch an dem<br />
Bau und Betrieb der Biogasleitung. Mit der BT Biogastransport<br />
GmbH (BT) wurde hierzu mit dem Betreiber der Biogasanlage,<br />
der RB Rheine Bioenergie GmbH & Co. KG (RB), eine<br />
gemeinsame Gesellschaft gegründet. Der Betrieb der Leitung<br />
erfolgt über einen Betriebsführungsvertrag durch die EWR.<br />
Zwischen RB und BT sind die Durchleitung und die Finanzierung<br />
in einem Transportvertrag geregelt.<br />
BILD 3: BHKW-Aggregat (Quelle: Energie- und Wasserversorgung<br />
Rheine GmbH)<br />
BILD 4: Abpumpen des Kondensates (Quelle: Energie- und<br />
Wasserversorgung Rheine GmbH)<br />
Technische Details<br />
Parallel zur vertraglichen Ausgestaltung des Konstrukts erfolgte<br />
die Planung des Leitungsbaus. Wesentliche unerwünschte<br />
Begleitstoffe des Biogases sind Feuchtigkeit und<br />
Schwefelwasserstoff. Um eine hohe Betriebssicherheit zu<br />
gewährleisten, sind für das Biogas Leitungs-Eintrittsparameter<br />
festgelegt worden. Damit keine Feuchtigkeit im Boden<br />
auskondensiert, wurde für die Konstruktion der Biogasanlage<br />
gefordert, dass das Kondensationsniveau des Biogases<br />
bei einem Betriebsdruck von etwa 300 mbar unterhalb<br />
von 0 °C liegt. Da das Biogas vor Eintritt in die Leitungen in<br />
der Biogasanlage verdichtet wird, steigt die Biogastemperatur<br />
mit der Verdichtung an. Um eine Reduzierung der Lebensdauer<br />
der Biogasleitung zu vermeiden, sollte das Biogas auf<br />
mindestens 30 °C herabgekühlt werden. Da mit dem Biogas<br />
Motoren angetrieben werden, sind Entschwefelungsanlagen<br />
in Biogasanlagen Standard. Hier war darauf zu achten,<br />
dass auch die eingesetzten Armaturen in der Biogasleitung<br />
für die max. zulässige Schwefelwasserstoffkonzentration<br />
geeignet sind.<br />
Um im späteren Betrieb eine Verwechslung der Biogasleitungen<br />
mit den teilweise parallel verlegten Erdgasleitungen<br />
auszuschließen, sind schwarze PE-Leitungen mit orangen<br />
Streifen eingesetzt worden, die zusätzlich mit der Aufschrift<br />
„Biogas“ bedruckt sind.<br />
Da bei Störungen der Gastrocknung eine Restfeuchtigkeit<br />
auskondensieren könnte, sind die Leitungsanlagen molchbar<br />
mit entsprechenden Molchschleusen ausgeführt worden.<br />
Des Weiteren sind in die Leitung Wassertöpfe eingebaut und<br />
die Leitungen mit Gefälle hin zu den Wassertöpfen verlegt<br />
worden. Um die Entleerung der Wassertöpfe ohne Gefährdung<br />
des Betriebspersonals, d. h. ohne Gasaustritt durchführen<br />
zu können, wurden die Wassertöpfe speziell konstruiert.<br />
An den Tiefpunkten wurde ein PE-Reservoirbehälter<br />
aus einem Rohrstück d a<br />
225 installiert. Hieran schließt<br />
sich ein PE-Rohr mit Schieber und anschließend ein Steigerohr<br />
mit Absperrung und Kappe innerhalb einer Straßenkappe<br />
an. Das Kondensat kann sich so in dem Reservoirbehälter<br />
sammeln, bei Öffnung des Schiebers fließt das Kondensat<br />
in das Steigerohr, der Schieber wird wieder geschlossen<br />
und das Kondensat wird über eine umfunktionierte Dieselpumpe<br />
aus dem Steigerohr abgepumpt. Dieser Vorgang muss<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 59
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
mehrfach wiederholt werden, bis kein Kondensat mehr vorhanden<br />
ist. Auf diese Weise kann das Biogas gefahrlos abgeführt<br />
und die Leerung der Wassertöpfe ohne Gasaustritt<br />
durchgeführt werden.<br />
In der Betriebsphase kam es dann tatsächlich zu Problemen<br />
mit der Gastrocknung und Druckschwankungen am<br />
BHKW-Aggregat deuteten auf Querschnittsverengungen<br />
durch Kondensatbildung in den Rohrleitungen hin. Auf Veranlassung<br />
des Betreibers wurden die Wassertöpfe entleert,<br />
dabei sind bis zu 210 l Flüssigkeit entfernt worden. Um die Bildung<br />
von Kondensat in den Rohrleitungen dauerhaft zu vermeiden,<br />
plant der Betreiber zurzeit die Installation einer neuen<br />
Gaskühlung und Verdichteranlage.<br />
Fazit<br />
Eine Kooperationslösung zwischen Landwirten (Biogasanlagenbetreiber)<br />
und Energieversorger kann eine für alle Seiten<br />
vorteilhafte Lösung sein. Durch den Aufbau eines gemeinschaftlichen<br />
Biogasnetzes in Rheine wird ein sicherer und regelwerkskonformer<br />
Betrieb der Biogasleitungen gewährleistet.<br />
Sowohl die landwirtschaftliche Betreibergesellschaft als<br />
auch die EWR können ihre jeweiligen Stärken in dem Projekt<br />
einbringen, um unterschiedliche Kundengruppen preisgünstig<br />
mit Wärme aus Biogas-BHKW’s zu versorgen. Die EWR kann<br />
mit ihrem vorhandenen Fachpersonal ein neues Geschäftsfeld<br />
erschließen, um dadurch Synergien zu nutzen.<br />
Betriebsführung der Biogasleitung<br />
Im Rahmen der Betriebsführung der Biogasleitung übernimmt<br />
die EWR den Bereitschaftsdienst, die Planwerksführung<br />
bzw. die Planauskunft. Die Leitung wird durch eine regelmäßige<br />
Rohrnetzüberprüfung auf Dichtigkeit geprüft. Ein<br />
sicherer, regelwerkskonformer Betrieb der Leitung kann so<br />
gewährleistet werden, die Gas-Fachkräfte können sinnvoll<br />
in einem neuen Geschäftsfeld eingesetzt und Synergien genutzt<br />
werden.<br />
Als nach etwa drei <strong>Jahre</strong>n das Industrieunternehmen, das<br />
nahezu die gesamte Wärme des BHKW-Aggregates abnahm,<br />
die Produktion einstellte und die Insolvenz anmeldete, musste<br />
ein alternatives Wärmenutzungskonzept aufgestellt werden.<br />
Neben der Überlegung, das Biogas auf Erdgasqualität aufzubereiten<br />
und ins Erdgasnetz einzuspeisen, wurde z. B. auch<br />
über die Speicherung der Wärme in Latentspeichern nachgedacht,<br />
die dann zu einer Wärmesenke, z. B. einem Industriebetrieb<br />
oder auch einer Wohnsiedlung transportiert werden<br />
sollten. Schließlich zeigte sich, dass für dieses Projekt die<br />
Erweiterung des Mikrogasnetzes die kostengünstigste und<br />
wirtschaftlichste Lösung ist.<br />
Nach mehreren Verhandlungsrunden wurde zwischen der<br />
EWR und dem Betreiber der Biogasanlage eine Kooperationsvereinbarung<br />
abgeschlossen. Diese sieht vor, dass der Vertrieb<br />
der Wärme aus den BHKW’s in Zukunft durch die EWR<br />
in Kooperation mit dem Biogasanlagenbetreiber erfolgt. Auf<br />
diese Art und Weise kann nun Kunden ein preisgünstiges Angebot<br />
auf der Basis von Wärme und/oder Erdgas gemacht<br />
werden. Für die Landwirte besteht der Vorteil, dass sie auf<br />
die Kontakte, Vertriebserfahrung und Marktkenntnisse der<br />
EWR-Mitarbeiter zurückgreifen können.<br />
Das Mikrogasnetz wurde auf eine Gesamtlänge von ca.<br />
10,7 km erweitert und verschiedene Industriekunden, Gewerbekunden<br />
und landwirtschaftliche Betriebe mit Wärme<br />
aus Satelliten-BHKW-Anlagen versorgt.<br />
Literatur<br />
[1] Fachverband Biogas e.V.(Hrsg.) (<strong>20</strong>11): Biogas Branchenzahlen<br />
<strong>20</strong>10. http://www.biogas.org/edcom/webfvb.<br />
nsf/id/DE_Branchenzahlen/$file/11-05-30_Biogas%<strong>20</strong><br />
Branchenzahlen%<strong>20</strong><strong>20</strong>10_final.pdf [eingesehen am<br />
05.10.<strong>20</strong>11]<br />
[2] Deutsche Energie-Agentur (dena) (<strong>20</strong>11): Entwicklung der<br />
Anlagen mit Biogaseinspeisung in Deutschland bis August<br />
<strong>20</strong>11 und voraussichtliche weitere Entwicklung anhand der<br />
bis <strong>20</strong>13 geplanten Anlagen. http://www.biogaspartner.<br />
de/index.php?id=11871 [eingesehen am 05.10.<strong>20</strong>11]<br />
[3] Deutsche Energie-Agentur (dena) (<strong>20</strong>11): Entwicklung der<br />
Anlagen mit Biogaseinspeisung in Deutschland bis August<br />
<strong>20</strong>11 und voraussichtliche weitere Entwicklung anhand der<br />
bis <strong>20</strong>13 geplanten Anlagen. http://www.biogaspartner.<br />
de/index.php?id=11871 [eingesehen am 05.10.<strong>20</strong>11]<br />
[4] Deutsches Maiskomitee e.V. (DMK) (<strong>20</strong>10): Maisanbau/<br />
Viehbesatz auf Kreisebene <strong>20</strong>10. http://www.maiskomitee.de/web/public/Fakten.aspx/Statistik/Deutschland/<br />
Maisanbau__Viehbesatz [eingesehen am 30.10.<strong>20</strong>11]<br />
[5] Deutsche Energie-Agentur (dena) (<strong>20</strong>11): Entwicklung der<br />
Anlagen mit Biogaseinspeisung in Deutschland bis August<br />
<strong>20</strong>11 und voraussichtliche weitere Entwicklung anhand der<br />
bis <strong>20</strong>13 geplanten Anlagen. http://www.biogaspartner.<br />
de/index.php?id=11871 [eingesehen am 05.10.<strong>20</strong>11]<br />
Autor<br />
Dieter Woltring<br />
Energie- und Wasserversorgung<br />
Rheine GmbH, Rheine<br />
Tel. +49 5971 45-187<br />
E-Mail: d.woltering@swrheine.de<br />
60 1-2 / <strong>20</strong>12
Erdgas-HD-Leitung auf dem<br />
Grund der Berliner Spree<br />
Reparaturmöglichkeiten und Zustandsbewertung<br />
Von Steffen Thomas<br />
Die Berliner Spree – Wasserstraße und Erdgastrasse. Im <strong>Jahre</strong> 1982 wurde auf über 5 km Länge eine Erdgas-<br />
Leitung DN 600 DP 10 unterhalb der Spree verlegt und seitdem ununterbrochen betrieben. Auf Grund nicht<br />
ausreichender Informationen über den Ist-Zustand der HD-Leitung besteht Bedarf an Beschaffung eben dieser<br />
fehlenden Informationen. Die gängiste Methode zum Erhalt der Informationen – die intelligente Molchung<br />
– birgt verschiedenste Risikien. Auf Grund der besonderen Lage der HD-Leitung, resultierend aus den damaligen<br />
politischen Gegebenheiten, sind Risikoabwägung und Betrachtung von Reparaturmöglichkeiten im Vorfeld<br />
unabdingbar. Der folgende Artikel betrachtet die Geschichte, den Zustand und die Reparaturmöglichkeiten der<br />
HD-Leitung.<br />
Die NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg mbH & Co. KG<br />
wurde am 01.01.<strong>20</strong>06 gegründet und betreut das Netzgebiet<br />
der GASAG, das Versorgungsgebiet der Havelländischen<br />
Stadtwerke, der Energie Mark Brandenburg, der Stadtwerke<br />
Forst und weiterer Energieversorger als unabhängiger Netzbetreiber.<br />
Zurzeit betreut die NBB rund 12.226 km Gas-, ca.<br />
291 km Strom-, 1.199 km Kabel-, 19 km Fernwärme- und<br />
ca. 168 km Wasserleitungen.<br />
Durch die NBB wird eine HD-Erdgasversorgungsleitung<br />
betreut, die aus historischem Anlass auf dem Grunde<br />
der Spree verlegt wurde und bis zum heutigen Tage in<br />
Betrieb ist.<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1982 wurde die vom Heizkraftwerk Klingenberg<br />
zum Heizkraftwerk Mitte (Michaelkirchbrücke) führende<br />
Hochdruckgasleitung DN 600 PN10 überwiegend in der<br />
Spree verlegt (Bild 1). Der Hintergrund dieser Verlegung<br />
unterhalb des Flussbettes war der Geschichte, der Trennung<br />
von Ost- und Westberlin, geschuldet.<br />
Mit der Molchung am 19.08.1982 wurde sie entwässert<br />
und in Betrieb genommen. Die Gesamtlänge der Leitung beträgt<br />
6,23 km, davon wurden 5,55 km in der Spree verlegt.<br />
Betriebsmedium war von Beginn an Erdgas. Diese HD-Leitung<br />
DN 600 dient der Versorgung des Heizkraftwerkes Berlin-<br />
Mitte und transportiert das Erdgas weiterhin zum nachgeschalteten<br />
Flächennetz.<br />
Gleichzeitig wurde bei dem Bau der Spreetrasse in der<br />
Nähe der „Insel der Jugend“, eine KKS-Anlage mit <strong>20</strong> Flächenanoden<br />
aufgebaut, jedoch ohne Kenntnis des Gewichtes<br />
und der Art des Anodenmaterials. Da 1983 zudem keine<br />
Isolierstücke verbaut wurden, konnte der aktive Korrosionsschutz<br />
mit Schutzpotentialwirkung erst 1997 nach Einbau<br />
dieser Stücke erreicht werden.<br />
BILD 1: Verlauf der Leitungstrasse durch die Berliner Spree<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 61
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Zustandsbewertung<br />
Die Untersuchungen können nur so genau und gut sein, wie<br />
die für die Beurteilung der Molchbarkeit sowie die Entwicklung<br />
einzelner Reparaturverfahren notwendigen Daten und<br />
Informationen vorliegen bzw. verfügbar sind. Leider ist an dieser<br />
Stelle zu bemerken, dass nur eine begrenzte Anzahl von<br />
historischen Unterlagen zur Verfügung steht und so die Beurteilung<br />
der Ist-Situation „Spreetrasse“ nur begrenzt möglich<br />
ist.<br />
Ist-Zustand<br />
Die Hochdruckleitung (HDL) wurde im Ostteil der Stadt vom<br />
„VEB Energiekombinat Berlin“ errichtet. Die HDL beginnt an der<br />
Molchschleuse HKW Klingenberg (Sendeschleuse) am östlichen<br />
Ufer des Stichkanals. Sie kreuzt die Oder-Spree-Wasserstraße,<br />
verläuft dann ca. 800 m landseitig im ehemaligen Kulturpark<br />
Plänterwald, geht vor der „Insel der Jugend“ wieder in<br />
den Flusslauf über, passiert die Spree zwischen der „Insel der<br />
Jugend“ und dem nördlichem Ufer, verläuft dann parallel zum<br />
linken (südlichen) Ufer der Spree unter der Flusssohle bis vor<br />
die Michaelkirchbrücke und wird dann landseitig über die Molchempfangsschleuse<br />
bis zum HKW Mitte geführt.<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1996 wurde an der Michaelkirchbrücke die<br />
HDL 600 im Bereich des Landanschlusses zur Molchempfangsschleuse<br />
saniert. Ursprünglich wurde für die Zuführung<br />
zur Landseite eine oberirdische Leitung DN 600 verlegt. Hintergrund<br />
war eine geplante Uferpromenade, wodurch eine<br />
Fläche für die oberirdische Aufstellung der Molchstation nicht<br />
mehr zur Verfügung stand. Da diese Uferpromenade jedoch<br />
nicht realisiert wurde, war die überhöhte, oberirdische verlegte<br />
Leitung nicht mehr notwendig. Sie wurde demontiert<br />
und ab der Trennstelle unterirdisch durch die Spundwand geführt.<br />
Da die Trennstelle in der Spree unterhalb der Flusssohle<br />
liegt, wurde die erforderliche Baufreiheit durch Rammen von<br />
Spundwänden mit anschließender Abdichtung und Abpumpen<br />
des Wassers geschaffen. Dieser Durchstoßpunkt der Spundwand<br />
wurde mit einer eingeschweißten Rohrhülse (Mantelrohr:<br />
DN 800) und einem Dichtelement zur Spree hin abgedichtet.<br />
Um den KKS aufrechtzuerhalten war es zwingend<br />
notwendig, dass zwischen Mantel- und Produktenrohr keine<br />
elektrisch leitfähige Verbindung besteht.<br />
Eine weitere Umbaumaßnahme im <strong>Jahre</strong> <strong>20</strong>05 war die Sicherung<br />
der HDL durch den Einbau von Schüttsteinpackungen<br />
(Gabionen) in der Bundeswasserstraße (Bild 2).<br />
Dem Netzbetreiber wurde durch das Wasser- und Schifffahrtsamtes<br />
Berlin auferlegt, die Tiefenlage der Anlage nachzuweisen.<br />
Laut wasserrechtlicher Genehmigung sollte die Leitung<br />
mit wenigen Ausnahmen eine Überdeckung von 1,5 m<br />
unter vorhandener fester Sohle haben. Eine hydrographische<br />
Vermessung und Ortung ergaben, dass die Trasse eine fast<br />
durchgängige Minderdeckung aufweist und somit ein ordnungsgemäßer<br />
Betrieb der HDL nicht mehr gewährleistet ist.<br />
Man ging hier von einer Gefährdung sowohl der Schifffahrt als<br />
auch der Versorgung des Heizkraftwerkes Mitte aus.<br />
Durch die Einschränkung des sicheren Betriebes der Anlage<br />
und um einer Havarie vorzubeugen, war es zwingend<br />
notwendig die Strom- und Schifffahrtspolizeiliche Genehmigung,<br />
die den Bestimmungen des WSA Berlin entspricht,<br />
wieder zu erlangen.<br />
Da der KKS über 14 <strong>Jahre</strong> hinweg inaktiv war, wurde im<br />
<strong>Jahre</strong> <strong>20</strong>06 eine Intensivmessung von Leitungsabschnitten<br />
durchgeführt, um zum einen die Wirksamkeit des KKS zu prüfen<br />
und zum anderen Umhüllungsfehlstellen zu lokalisieren.<br />
Auf Grundlage der Datenauswertung wurden zehn Umhüllungsfehlstellen<br />
(Spannungstrichterwerte ΔU > 40 mV) lokalisiert<br />
und dokumentiert. Dieser Wert der Spannungsgradienten<br />
wurde während der Messungen als kleinster sinnvoller<br />
Wert für die sichere Lokalisierung von existierenden<br />
Fehlstellen festgestellt. Hintergrund hierbei war, dass mehrere<br />
querende Gleichstrombahnen existieren und die Messungen<br />
beeinflussen konnten. Dies hätte wiederum keine Sicherheit<br />
bei kleineren Spannungsgradienten zugelassen. Die größte<br />
Fehlstelle bildet hier die Fehlstelle, die sich im Bereich der<br />
Spundwand der Spree am Ende des Schutzobjektes befindet.<br />
BILD 2: Gabionen und Einbringung der Gabionen<br />
62 1-2 / <strong>20</strong>12
Tabelle 1: Übersicht der technischen Daten der Spreetrasse<br />
Außendurchmesser<br />
mm<br />
Leitungslänge<br />
km<br />
(Wasser/Land)<br />
Wandstärke<br />
mm<br />
(min./max.)<br />
Innendurchmesser<br />
mm<br />
(min./max.)<br />
Bogenradius<br />
mm<br />
Betriebsdruck<br />
bar<br />
(min./max.)<br />
Fließgeschwindigkeit<br />
m/s<br />
(min./max.)<br />
Temperatur<br />
°C<br />
(min./max.)<br />
6<strong>20</strong> 5,55/6,23 8/12,7 604/594,6 Min. 5D 5,5/9,5 1/15,0 0/30<br />
Tabelle 2: Übersicht der Reparaturmöglichkeiten<br />
Zugang zur<br />
Leitung<br />
Reparaturtechnologie<br />
Rohrbau<br />
Gasfreiheit Flutung Leitung Einschränkungen Verfügbarkeit<br />
Offene Baugrube Schweißen punktuell Nein Nein Keine, hohe Kosten für<br />
Einschweißen Rohrstück Ja Nein<br />
den Zugang zur Leitung<br />
Dichtschelle Nein Nein<br />
Komposite-Verfahren Nein Nein<br />
Rohraustausch mit Klemmen Ja Nein<br />
Taucher Schweißen punktuell Ja Nein Nur Kehlnähte gut<br />
Einschweißen Rohrstück Ja Ja Mit Überschieber<br />
realisierbar<br />
Dichtschelle Nein Nein Keine<br />
Rohraustausch mit Klemmen Ja Ja Keine<br />
gut<br />
Hier ist keine Polarisation vorhanden und es besteht die Gefahr<br />
von Materialabtrag durch Korrosion. Es ist an dieser Stelle<br />
sehr wahrscheinlich, dass der Umbau der Molchschleuse an<br />
der Michaelkirchbrücke dafür verantwortlich ist. Ein weiterer<br />
großer Spannungsgradient besteht an der Fehlstelle am Anfang<br />
des Verlaufs der Leitung in der Spree. Hier war mit großer<br />
Wahrscheinlichkeit ein schlecht umhüllter Rohrbogen für<br />
den Stromeintritt verantwortlich. Jedoch ist hier, wie auch bei<br />
den acht restlichen Fehlstellen, eine ausreichende Polarisation<br />
vorhanden und die Wirksamkeit des KKS gewährleistet, wodurch<br />
die Leitung ausreichend vor Korrosion geschützt ist. Der<br />
Düker der HD-Leitung DN 800 besitzt im Bereich der Spree<br />
keine nennenswerten Fehlstellen. Die KKS-Störung an der keine<br />
Polarisation vorhanden war, wurde beseitigt. Die weitere<br />
Auswertung dieser Intensivmessung ergab keine gravierenden<br />
Fehlstellen, die eine sofortige Reaktion zur Bewahrung des Ist-<br />
Zustandes und des sicheren Betreibens der Leitung nach sich<br />
gezogen hätte. Abgesehen von der Auswertung dieser Messung<br />
sind derzeit keine Informationen über den Innenzustand<br />
der Leitung bekannt.<br />
Da die Intensivmessung lediglich Auskunft über Umhüllungsfehler<br />
und Materialabtrag an der Leitungsaußenseite<br />
gibt, werden noch zusätzliche Informationen über die Beschaffenheit<br />
der Leitungsinnenseite benötigt. Daher besteht<br />
der Bedarf der intelligenten Molchung der Spreestrasse.<br />
Molchung<br />
Der Erstmolchung am 19.08.1982 ging eine hydraulische<br />
Hauptdruckprüfung der HDL 600 einschließlich Molchempfangsschleuse<br />
voraus. Hierzu wurde die Rohrleitung im landverlegten<br />
Abschnitt und an den Molchschleusen entlüftet, so<br />
dass ein geschlossener mit Wasser gefüllter Rohrstrang von<br />
ca. 6,3 km Länge entstand. Entwässert wurde die Leitung<br />
anschließend durch eine Molchung mit Erdgas. Hierzu wurde,<br />
nach dem Abschluss der Hauptdruckprobe, die Molchempfangsschleuse<br />
und die nachgeschaltete Rohrleitung in den<br />
von der erdgasführenden HD-Leitung DN 800 abzweigenden<br />
Stutzen eingebunden.<br />
Wie zuvor dargelegt, ist eine wesentliche Voraussetzung<br />
für weitere Betrachtungen die Ermittlungen des Ist-Zustandes<br />
der Leitung und auf Grund der besonderen Lage der Leitung<br />
die Frage, ob eine Molchbarkeit gewährleistet werden<br />
kann.<br />
Um eine geeignete Molchtechnologie zu bestimmen, müssen<br />
im Vorfeld die wesentlichen Anforderungen an molchbare<br />
Leitungen untersucht werden. Dabei haben die Gründe der<br />
Molchung einen erheblichen Einfluss auf das Ergebnis und<br />
auch die Anforderung. Hierbei ist grundsätzlich zu unterscheiden,<br />
ob eine Reinigungs- oder Inspektionsmolchung durchgeführt<br />
werden soll. Erstbenanntes stellt keine Ansprüche<br />
an eine molchbare Rohrleitung. Da jedoch nur die Inspektionsmolchung<br />
entscheidende Auskunft über den Zustand der<br />
Leitung geben kann, sind nachstehende Anforderungen und<br />
Parameter hinsichtlich der Eignung der HD-Leitung „Spreetrasse“<br />
für eine Molchtechnik zu betrachten:<br />
Weisen Rohrleitung und alle dazugehörigen Bauteile innerhalb<br />
gewisser Toleranzen den gleichen Innendurchmesser<br />
auf, bzw. liegen Erweiterungen oder Reduzierungen<br />
vor? Haben die Rohrbögen der HD-Leitung einen<br />
Bogenradius von 3-5 D (Molchbare Rohrbögen Fa. Rosen<br />
benötigen sogar nur mind. 1,5 D)? Sind in den technischen<br />
Dokumentationen Molchhindernisse (Segmentbö-<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 63
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
gen, Armaturen mit reduziertem Durchgang, usw.) aufgeführt?<br />
Wie bereits zuvor erwähnt, ist die technische Dokumentation<br />
nicht vollständig und es besteht ein gewisses Risiko.<br />
Aus den vorhandenen Unterlagen konnte die in Tabelle<br />
1 zusammengefasste Übersicht erstellt und als Grundlage<br />
für jede weitere technische Betrachtung genommen<br />
werden.<br />
Ist die Ausführung der Molchsende- bzw. Molchempfangsschleuse<br />
ausgelegt für eine intelligente Molchung?<br />
Die Länge der Molchsendeschleuse beträgt ca. 4,7 m,<br />
die Empfangsschleuse hat sogar eine Länge von 7,5 m.<br />
Die maximalen Längen für die Reinigungs- und Inspektionsmolche<br />
bei einer Nennweite von 600 mm betragen<br />
1000–2800 mm. Auch die Ausführung der Molchschleusen<br />
auf die Maximallänge des Molches ist somit erfüllt<br />
und ein Umbau der Schleusen bzw. der Einsatz einer mobilen<br />
Schleuse ist somit nicht notwendig.<br />
Kann der für die Inspektionsmolchung benötigte Geschwindigkeitsbereich<br />
von etwa 1-5 m/s eingestellt werden,<br />
um optimale Ergebnisse zu erzielen?<br />
Der durchschnittliche Betrieb der HDL 600 weist einen<br />
Volumenstrom von ca. 110.000 m³/h, eine mittlere Fließgeschwindigkeit<br />
von 13-14 m/s und einen Druck von ca.<br />
6 bar auf. Legt man eine optimale Fließgeschwindigkeit<br />
von 2,5 m/s zu Grunde, ergibt sich für die Versorgung des<br />
KW Mitte ein Volumenstrom von ca. <strong>20</strong>.000 m³/h und ein<br />
Druck von 6,5 bar. Theoretisch betrachtet ist die Leitung<br />
molchbar, jedoch müssen der Anschiebe- bzw. Rollreibungswiderstand<br />
mitbetrachtet werden. Dieser schwankt<br />
zwischen 1 und 3 bar. An dieser Stelle kann man bereits<br />
sagen, dass ein Druck von 10 bar nicht möglich sein wird.<br />
Die SAV haben einen oberen Schließdruck von 9,5 bar.<br />
Drücke bis 9,5 bar sind zwar möglich, an dieser Stelle ist<br />
jedoch nicht das Festlaufen des Molches und der damit<br />
evtl. notwendigen zusätzlichen Druckerhöhung betrachtet.<br />
Die Durchführung der Molchung wird in zwei Abschnitte<br />
unterteilt:<br />
Reinigungsmolchungen (inkl. Kalibermolchung): 1. Lauf:<br />
Profilmolch bestehend aus Profil- und Dichtscheiben<br />
DN 600, um den minimalen internen Leitungsdurchmesser<br />
und 1.5 D Bogenradien zu ermitteln; 2. Lauf: Reinigungsmolch<br />
DN 600 bestückt mit Scheiben, Bürsten, einem<br />
Sender und Magneten, um metallische Verschmutzungen<br />
zu entfernen; 3. Lauf: Wiederholung des 2. Laufes<br />
und somit Ende der Vorbereitungen für die intelligente<br />
Molchung<br />
Intelligente Molchung: 1. Lauf: Geometriemolch zur Überprüfung<br />
der Bauqualität sowie die Lokalisierung und Bemaßung<br />
aller ID-Anomalien (Beulen, Ovalitäten, interne,<br />
flache Korrosion usw.); 2. Lauf: Korrosionsvermessungsmolch<br />
zur Detektierung von Umfangsfehlern und Lochfraßfehlern<br />
sowie externer und interner Korrosion im<br />
Grundwerkstoff und Nahtbereich.<br />
Ein zusätzliches Element der intelligenten Molchung ist die<br />
XYZ-Messung. Hier erfolgt die dreidimensionale Abbildung<br />
der Pipelinekoordinaten, ohne zusätzlichen Inspektionslauf.<br />
Die genaue Lagevermessung der DN 600 kann hier als integrierte<br />
Messung erfolgen.<br />
Das Inspektionsunternehmen steht der Molchbarkeit der<br />
Spreetrasse zwar sehr positiv gegenüber, gibt jedoch keine<br />
Garantie, dass ein „Festlaufen“ des Molches nicht stattfindet<br />
bzw. der Molch in diesem Fall auch mit den vorliegenden Drücken<br />
wieder bewegt werden kann. Auf Grund nicht vollständiger<br />
Dokumentationen aller Bauteile und auch der örtlichen<br />
Gegebenheiten ist das jedoch auch nicht möglich. Die Ursachen<br />
für Molchstops und Molchbeschleunigungen können in<br />
Wanddickenveränderungen, Schweißnahtdurchgängen aber<br />
auch Verschmutzungen (Staub, Kondensat) begründet sein.<br />
An dieser Stelle soll daher auch aufgeführt werden, welche<br />
Schritte vollzogen werden können wenn der Molch festfährt:<br />
Lokalisierung des Molches und Anheben der Drücke,<br />
Reversfahrweise des Molches (Umkehrung der Druckverhältnisse<br />
und Ausblasen des Gases) oder<br />
letztlich die Trennung der Leitung.<br />
Ist das Anheben der Drücke nicht erfolgreich bzw. sind in diesem<br />
Fall der HDL 600 Grenzen gesetzt, sollte eine Reversfahrweise<br />
verwendet werden, um den Molch wieder in Bewegung<br />
zu setzen. Beim Umkehren der Gasrichtung muss die<br />
Leitung vor dem HKW Klingenberg abgeblasen werden, da<br />
weder das HKW noch das nachgeschaltete Netz den Volumenstrom<br />
aufnehmen kann. Aus diesem Grund wurden auch<br />
Überlegungen, Molchsende- (HKW Klingenberg) und Molchempfangsschleuse<br />
(HKW Mitte) zu tauschen, verworfen, da<br />
eine stabile Molchung unter Gasfluss in Richtung HKW Klingenberg<br />
nicht möglich wäre.<br />
Reparaturmöglichkeiten<br />
Die Ergebnisse der intelligenten Molchung, die Möglichkeit<br />
des „Festlaufens“ des Molches sowie die Notwendigkeit der<br />
Leitung zur Versorgung des Stadtgebietes bedingt eine Analyse<br />
der zur Verfügung stehenden Reparaturmöglichkeiten<br />
unter Betrachtung folgender Kombinationen:<br />
kurzfristige Reparatur / punktuelle Störung<br />
kurzfristige Reparatur / großflächige Störung<br />
Fehlstellen die eine sofortige Reparatur nicht zwingend<br />
erforderlich machen<br />
Tabelle 2 kann zur weiteren Betrachtung innerhalb der Kombinationen<br />
herangezogen werden, wobei eine weitere Reparaturmöglichkeit<br />
„UWH“ (Underwater Habitat), auf Grund<br />
Kosten/Verfügbarkeit, nicht aufgeführt und weiter betrachtet<br />
wurde.<br />
Für die Kombination kurzfristige Reparatur / punktuelle<br />
Störung kommt nur die Ausführungsvariante „Taucher“ in<br />
Frage. Ebenso setzt ein Fluten der Leitung eine anschließende<br />
Molchung zur Wasserfreimachung der Leitung voraus, d.<br />
h., dass nur die Varianten punktuelles Schweißen bzw. Dichtschelle<br />
in Betracht kommen. Das Vorhalten der notwendigen<br />
Dichtschellen ist hier unabdingbar.<br />
Für die kurzfristige Reparatur / großflächige Störung bedeutet<br />
das, dass die Leitung geflutet werden muss, was eine<br />
anschließende Molchung zur Wasserfreimachung nach sich<br />
ziehen würde.<br />
64 1-2 / <strong>20</strong>12
Jegliche anderen Störungsszenarien wären kurzfristig<br />
nicht zu realisieren, sondern bedürfen eines längeren Planungszeitraumes.<br />
An dieser Stelle sei noch kurz das Komposite-Verfahren in<br />
Anwendung durch den Taucher erwähnt. Hierbei handelt es<br />
sich um ein amerikanisches Produkt, das in Deutschland bislang<br />
nicht zur Anwendung kommt und wofür es keine Referenzen<br />
im Bereich Gas gibt.<br />
Zusammenfassung<br />
Im Ergebnis bleibt festzuhalten, dass die Antwort auf die Frage,<br />
ob die Spreetrasse molchbar ist, zum derzeitigen Zeitpunkt<br />
unbeantwortet bleiben muss. Viele Untersuchungen<br />
und auch die Erfahrungswerte eines Pipelineinspektionsunternehmens<br />
auf deuten eine positive Antwort hin.<br />
Gleichermaßen haben die Untersuchungen jedoch viele<br />
neue und unbekannte Parameter aufgezeigt, die weitere Untersuchungen<br />
erfordern. Solche Unbekannten liegen unter<br />
anderem in den Abstimmungen mit dem Kraftwerksbetreiber<br />
des HKW Mitte, mit dem Wasser- und Schifffahrtamtes<br />
Berlin, der Wasserschutzpolizei, usw.<br />
Im Fokus bezüglich der Reparaturmöglichkeiten liegt das<br />
kurzfristige Beseitigen auftretender Störungen. Es müssen<br />
aktualisierte Störungsszenarien und die dazugehörigen Pläne<br />
zur Abarbeitung dieser Störungen erstellt und an den notwendigen<br />
Stellen hinterlegt werden. Dazu gehören auch die<br />
Klärung des vorzuhaltenden Materials sowie die Abstimmungen<br />
mit den notwendigen Spezialfirmen.<br />
Der historische Hintergrund bei der Entscheidung zum Bau<br />
der Leitung beeinflusst auch heute noch jegliches Vorgehen,<br />
um den sicheren Betrieb zu gewährleisten. Eine Ablösung der<br />
Leitung durch einen Neubau an Land, der den Stadtteil Kreuzberg<br />
von Berlin quert, bedarf einer langfristigen Planung und<br />
die Investition von mehreren Millionen Euro.<br />
Zurzeit stehen einem sicheren Betreiben der Leitung allerdings<br />
keine Informationen entgegen, es sollte aber die Zeit<br />
genutzt werden, um alle Möglichkeiten zu eruieren, die auch<br />
langfristig ein weiteres sicheres Betreiben der Leitung ermöglichen.<br />
Autor<br />
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1-2 / <strong>20</strong>12 65
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Schäden an Versorgungsleitungen<br />
sind vermeidbar<br />
Bundesweites, spartenübergreifendes BALSibau-Konzept<br />
zeigt Wirkung<br />
Von Markus Grummich<br />
Den Effekt einer Strategie sichtbar zu machen, ist Ziel eines jeden, der sich für eine Sache engagiert. Im Falle des<br />
GW 129-Qualifizierungskonzeptes der Initiative BALSibau ist dies nun eindrucksvoll möglich.<br />
Hintergrund<br />
Bereits kurz nach Beginn der 1984 im Versorgungsgebiet<br />
der heutigen Creos Deutschland GmbH entwickelten<br />
„Baggerschadenstrategie“ führten die auf der ersten<br />
Baggerschadendemon strationsanlage (BSD) durchgeführten<br />
Qualifizierungsmaßnahmen zu einer zunehmenden Reduzierung<br />
der Leitungsbeschädigungen durch Bagger und andere<br />
Fremdeinwirkungen. Durch die Gründung des Profi Partner<br />
Clubs „Sicherer Tiefbau“ 1997 in Hessen wurde begonnen,<br />
die Aufklärung und Schulung systematisch anzugehen.<br />
Bald schon registrierten die den Club fördernden Gasversorgungsunternehmen<br />
einen merkbaren Rückgang der Beschädigungen<br />
an deren Rohrnetzen.<br />
Weitere Baggerschadendemonstrationsanlagen wurden<br />
errichtet. In den östlichen Bundesländern schlossen sich <strong>20</strong>04<br />
ebenfalls Gasversorgungsunternehmen im Verein Sicherheitspartnerschaft<br />
Tiefbau e.V. zusammen, um im Tiefbau Tätige in<br />
Schulungen auf die Gefahren des Mediums Gas im Falle einer<br />
Leitungsbeschädigung aufmerksam zu machen und richtiges<br />
Verhalten im Notfall zu trainieren.<br />
Verbände, Berufsgenossenschaften, Versicherungen und<br />
Institute haben parallel zur regionalen Entwicklung die Schäden<br />
Bild 1: Die Zerstörung einer Telekommunikationsleitung kann beim Nutzer zu gravierenden wirtschaftlichen<br />
Folgen aufgrund Unterbrechung der Kommunikation und des Datentransfers führen.<br />
Quelle: Deutsche Telekom<br />
66 1-2 / <strong>20</strong>12
analysiert und dabei vor allem eine wichtige Erkenntnis erlangt:<br />
Schäden an Leitungen einer Sparte entstehen oft durch Tiefbau<br />
einer anderen Sparte oder durch der Versorgungsbranche<br />
fernen Erdbau. Zu letzterem gehören beispielsweise Bautätigkeiten<br />
der Garten- und Landschaftsbaubranche oder von Straßensicherungsbetrieben.<br />
Diese Erkenntnis war Anlass für den<br />
DVGW, Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V., die<br />
Grundsätze der regionalen Baggerschadenstrategie und das<br />
nun spartenübergreifende Qualifizierungsziel in sein technisches<br />
Regelwerk als Hinweis GW 129 „Sicherheit bei Bauarbeiten<br />
im Bereich von Versorgungsleitungen – Schulungsplan<br />
für Ausführende, Aufsichtsführende und Planer“, aufzunehmen.<br />
Um die regionalen Erfolge der Strategie zur Schadensvermeidung<br />
bundesweit und spartenübergreifend zu übertragen,<br />
engagieren sich seit <strong>20</strong>07 Vertreter aller von Leitungsschäden<br />
betroffener Sparten (Gas, Wasser, Telekommunikation,<br />
Strom und Fernwärme) in der Initiative BALSibau - Bundesweite<br />
Arbeitsgemeinschaft der Leitungsbetreiber zur Schadensminimierung<br />
im Bau. Die Initiative informiert nun bereits<br />
im vierten Jahr über das Ziel, Unfälle und Schäden bei Erd- und<br />
Tiefbauarbeiten in Leitungsnähe nachhaltig zu reduzieren und<br />
klärt bundesweit über deren Hintergründe auf.<br />
Unterstützt werden die Bemühungen der Initiative BALSibau<br />
dabei durch die Zusammenarbeit mit dem Profi-Partner-Club<br />
„Sicherer Tiefbau“ und der Sicherheitspartnerschaft Tiefbau e.V.,<br />
die in der Initiative BALSibau insbesondere für die regionale Partnerschaft<br />
zwischen Leitungsbetreibern und im Erd- und Tiefbau<br />
Tätigen stehen. Gemeinsam mit Berufsgenossenschaften und<br />
anderen Verbänden ist es vorrangiges Ziel, Versorgungssicherheit<br />
zu gewährleisten und Gesundheit und Leben zu schützen.<br />
BALSibau hat dazu zwei Aufgaben vorneangestellt: Bundesweite<br />
Aufklärung über die Hintergründe von Leitungsschäden<br />
bzw. Information über die Möglichkeiten der Reduzierung<br />
von Unfällen und die Sicherstellung und Weiterentwicklung<br />
des spartenübergreifenden und bundeseinheitlichen Qualifizierungskonzeptes.<br />
Im Rahmen von Tagungen und auf Messen<br />
nutzt die Initiative die Möglichkeit der direkten Information<br />
von im Tiefbau Tätigen. Auch die Betreiber von Leitungsnetzen<br />
selbst sind angesprochen, sich für den Schutz ihrer Kabel<br />
und Leitungen sowie die Sicherheit der in deren Nähe arbeitenden<br />
direkt zu engagieren. Die partnerschaftliche Ansprache<br />
der im eigenen Netzgebiet bekannten Unternehmen, die<br />
Erd- und Tiefbau betreiben, ist dazu eine ideale Möglichkeit.<br />
Entsprechend informierende und aufklärende Broschüren<br />
und Flyer (Bild 2) können von jedem Leitungsbetreiber, aber<br />
auch von allen anderen Interessierten bei der Initiative BALSibau<br />
kostenlos und in entsprechender Anzahl angefordert werden.<br />
Diese stehen auf der Homepage der Initiative BALSibau<br />
(www.balsibau.de) auch zum Download zur Verfügung. Auch<br />
die Formulierung der Qualifikationsanforderung bei Ausschreibung<br />
von Erd- und Tiefbauarbeiten, die Forderung nach einer<br />
GW 129-Qualifizierung im entsprechenden Leistungsverzeichnis<br />
sowie deren Kontrolle auf der Baustelle sollte fester<br />
Bestandteil des Engagements für mehr Sicherheit bei Arbeiten<br />
in Leitungsnähe sein.<br />
Um gerade Letzteres zu vereinfachen, hat die Initiative BAL-<br />
Sibau einen bundesweit einheitlichen Ausweis (Bild 2) etabliert,<br />
der auf den qualifizierten Mitarbeiter persönlich ausgestellt ist,<br />
eine Registriernummer trägt und Auskunft über die Gültigkeit<br />
gem. DVGW-Regelwerk gibt. Dem Auftraggeber von Tiefbauarbeiten<br />
wird es somit erleichtert, die Eignung des eingesetzten<br />
Personals auf seiner Baustelle festzustellen und die Kontrolle<br />
im Rahmen seiner Auswahlverantwortung nachzukommen.<br />
Folgen einer Leitungsbeschädigung<br />
Störungen des Bauablaufes führen beim bauausführenden Unternehmen<br />
schnell zu Mehrarbeit und zu zeitlichen Verzögerungen.<br />
Projektziele geraten in Gefahr. Bauunternehmen haben<br />
dann nicht nur einen höheren Aufwand zu erbringen, sondern<br />
müssen auch mit Vertragsstrafen oder Ansprüchen auf Schadenersatz<br />
rechnen.<br />
Zunächst liegt nahe, dass der Betreiber einer beschädigten<br />
Leitung der Geschädigte ist. Oft sind die Folgen eines Unfalls<br />
aufgrund einer Leitungsbeschädigung jedoch gravierender als<br />
der Primärschaden selbst. Der Baustopp an sich oder technische<br />
Einschränkungen aufgrund des Ausfalles der Versorgung<br />
oder der Steuer- oder Kommunikationsmöglichkeit in Industrie,<br />
Gewerbe und Handel können schnell wirtschaftliche Einbußen<br />
bedeuten, die nicht selten empfindliche Regressansprüche<br />
nach sich ziehen. Ist die Gesundheit von Menschen oder<br />
gar deren Leben betroffen, wird die Schuld- und Haftungsfrage<br />
in der Regel immer vor Gericht geklärt.<br />
Leitungsnetzbetreiber haften nach den Vorschriften des<br />
BGB für Schäden bei Dritten, welche durch deren Auftragnehmer<br />
verursacht wurden, wenn der Netzbetreiber den Auftrag-<br />
Bild 2: Abgestimmte, spartenübergreifende Informations- und Qualifikationsunterlagen.<br />
Der BALSibau-Ausweis garantiert dem Inhaber bundesweite<br />
Akzeptanz seiner Qualifizierung beim Auftraggeber<br />
Quelle: BALSibau<br />
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Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Bild 3: Die Auswertung der DVGW Schaden- und Unfallstatistik bestätigt<br />
Wirkung. In den Regionen, wo GW 129-qualifiziertes Personal langjährig<br />
zum Einsatz kommt, sind ca. 32 % weniger Schäden zu verzeichnen.<br />
Quelle: DVGW<br />
nehmer nicht sorgfältig ausgewählt hat oder die Überwachung<br />
seines Auftragnehmers nicht hinreichend organisiert hat. Wird<br />
der Schaden durch von einem Dritten beauftragten Erd- oder<br />
Tiefbau hervorgerufen, so ist auch dieser Auftraggeber in der<br />
Haftungskette. Ist der Auftraggeber seiner Auswahlverpflichtung<br />
nachgekommen, steht letztlich das den Tiefbau durchführende<br />
Unternehmen, bzw. dessen Mitarbeiter im Fokus der<br />
Haftungsfrage.<br />
An dieser Stelle stellt sich die Frage nach bestehendem Versicherungsschutz.<br />
Der Haftpflichtversicherer springt grundsätzlich<br />
für seinen Versicherungsnehmer ein und übernimmt<br />
etwaige Schadenersatzleistungen und, was manchmal noch<br />
wichtiger ist, auch die Abwehr unberechtigter Ansprüche. Reguliert<br />
werden jedoch nur unmittelbare Sachschäden und deren<br />
Folgen. Mehrkosten durch Stillstand der Baustelle und ggf.<br />
aufgetretene eigene Schäden sind vom Tiefbauunternehmer<br />
selbst zu tragen. .Außerdem besteht bei einer Haftpflichtversicherung<br />
in der Regel eine Selbstbeteiligung.<br />
Eine Haftpflichtversicherung entbindet das Bauunternehmen<br />
und seine Mitarbeiter aber nicht von sorgfältigem Arbeiten.<br />
Das Unternehmen muss z.B. seiner Erkundigungspflicht<br />
bzw. Verkehrssicherungspflicht nachgekommen sein.<br />
Oft sind es „ganz menschliche“ Gründe, wie Überschätzung<br />
oder Gleichgültigkeit, die zu Einschränkung bzw. zum Verlust<br />
des Versicherungsschutzes führen. Auch hierfür will BALSibau<br />
Auftraggeber und im Tiefbau Tätige sensibilisieren.<br />
Wirkung im bundesweiten Vergleich<br />
sichtbar<br />
Dass der Inhalte des DVGW-Hinweises GW 129 durch Fachleute<br />
aller Sparten gestaltet wurde und in Folge dessen spartenübergreifende,<br />
einheitliche Schulungsunterlagen wie Trainerfolien,<br />
Schulungsfilme oder Teilnehmerunterlagen zur Verfügung<br />
stehen, ist wesentlich für die Anerkennung des BALSibau-<br />
Qualifizierungskonzeptes. Bis zum Jahr <strong>20</strong>07 regional oder in<br />
Eigenregie umgesetzte Bemühungen um Schadenreduzierung<br />
münden somit seither in einem abgestimmten Konzept. Noch<br />
steht „GW 129-qualifiziert“ als Synonym für alle Sparten, die<br />
Leitungsnetze betreiben. Nach dem DVGW integrieren derzeit<br />
weitere Regelsetzer die Qualifizierungsanforderung zur Verbesserung<br />
der Sicherheit bei Bauarbeiten im Bereich von Versorgungsleitungen<br />
auch in deren Regelwerk. Dabei wird Inhalts-<br />
und Formulierungsgleichheit abgestimmt, um die Anwendung<br />
zu erleichtern und die Zielidentität zu dokumentieren.<br />
Durch den bundesweit einheitlichen, persönlichen BALSibau-Ausweis<br />
erfährt jeder Teilnehmer überregional und spartenunabhängig<br />
Akzeptanz seiner Qualifizierung. Auftraggeber<br />
von Tiefbauarbeiten in Leitungsnähe fordern immer öfter den<br />
Nachweis einer GW 129-Qualifizierung für das Baupersonal<br />
auf deren Baustellen.<br />
Aus gutem Grund – denn die Wirkung des Qualifizierungskonzepts<br />
kann man erkennen. Der DVGW hat seine Schadenund<br />
Unfallstatistik daraufhin ausgewertet, wie sich die Schäden<br />
an Leitungen entwickelt haben. Betrachtet wurden Unfälle<br />
und Schäden in den <strong>Jahre</strong>n <strong>20</strong>04 bis <strong>20</strong>08 aufgrund eines<br />
mechanischen Fremdeinwirkens, wie es z. B. ein Baggereingriff<br />
darstellt. Neben der bundesweiten Auswertung wurden insbesondere<br />
die Leitungsnetzgebiete betrachtet, in denen Auftraggeber<br />
entweder GW 129-qualifiziertes Personal im Tiefbau in<br />
deren Ausschreibung fordern oder die Qualifizierung ihrer Auftragnehmer<br />
finanziell fördern. Im Ergebnis lässt sich darstellen,<br />
dass bundesweit Schäden im Betrachtungszeitraum um ca.<br />
14 % zurückgegangen sind. Besonders motivierend für alle, die<br />
sich für das GW 129-Qualifizierungskonzept innerhalb der Initiative<br />
BALSibau engagieren, ist jedoch eine zweite Feststellung:<br />
Dort, wo GW 129-qualifizierzes Personal langjährig zum Einsatz<br />
kommt, reduzieren sich Unfälle und Schäden im Tiefbau in Leitungsnähe<br />
um ca. 32 % im entsprechenden Zeitraum (Bild 3).<br />
Auch eine Dokumentation für die bundesweit inzwischen über<br />
10.000 GW 129-Qualifizierten für deren umsichtiges Handeln.<br />
Derzeit erarbeiten Bauversicherer Prämienanreize für Unternehmen<br />
mit qualifiziertem Personal. Ausbildungszentren integrieren<br />
das GW 129-Schulungskonzept bereits zunehmend<br />
in deren Berufsausbildung. Der Nutzen hat aber auch ein ganz<br />
persönliches Gesicht: „Seit meiner GW 129-Schulung und den<br />
praxisnahen Übungen auf der Baggerschadendemonstrationsanlage<br />
fühle ich mich sicherer bei meinen Arbeiten in Leitungsnähe“,<br />
so Teilnehmer einer GW 129-Schulung über den sich für<br />
sie ergebenden Wert ihrer Qualifizierung. Eine Bestätigung aus<br />
erster Hand für Initiatoren, Trainer und Förderer des BALSibau-<br />
Qualifizierungskonzeptes.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. Markus Grummich<br />
Initiative BALSibau, Projektmanagement,<br />
Grebenstein<br />
Tel. +49 5674/7465-910<br />
E-Mail: balsibau@dvgw-sc.de<br />
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Projekt kurz beleuchtet<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Kabelverlegung zu einem Seepegel<br />
im Ostsee-Naturschutzgebiet<br />
Günter Naujoks<br />
Der Seepegel Schleimünde befindet sich auf der Nordseite<br />
der Schleimündung ca. 150 m seeseitig der Uferlinie der Lotseninsel<br />
in der Ostsee. Die Energieversorgung und Datenübertragung<br />
erfolgt durch zwei Kabel, die vom Pegel etwa in<br />
Richtung Westen verlaufen und zu einem Gebäude im Süden<br />
der Lotseninsel führen. Diese Kabel sind laut Baubeschreibung<br />
des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) Lübeck nicht mehr<br />
funktionsfähig und müssen erneuert werden.<br />
Auftraggeber des Projekts ist das WSA Lübeck, das auch<br />
alle erforderlichen Genehmigungen bei den Umweltbehörden<br />
eingeholt hat, denn der Einsatzort liegt mitten in einem Naturschutzgebiet.<br />
An der Schleimündung hat das Meer eine<br />
natürliche und intakte Strandwall-Landschaft geschaffen, wie<br />
es sie nur noch selten gibt. Gleichzeitig ist die Halbinsel ein<br />
Vogelschutzgebiet und auch aus diesem Grunde für die Allgemeinheit<br />
landseitig gesperrt und nur per Schiff zu erreichen.<br />
Das auf der Lotseninsel befindliche Gebäude wurde<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut und wird heute von der<br />
„Lighthouse Foundation“ genutzt, die sich in besonderer Weise<br />
dem Naturschutz verbunden fühlt.<br />
zontalspülbohrverfahren gehört dazu und war auch für die<br />
Verlegung des Kabelschutzrohres DN 100 auf insgesamt 228<br />
m Länge vorgesehen. Den Auftrag dazu erhielt die Firma<br />
Paasch aus Damendorf. Das Unternehmen beschäftigt ca. 60<br />
Mitarbeiter und ist mit vier Bohranlagen unterirdisch gut aufgestellt.<br />
Die grabenlosen Verlegeprojekte sind unterschiedlich.<br />
Durch den Maschinenring Schleswig-Holstein ist Paasch<br />
mit der Leitungsverlegung zwischen Biogasanlagen, Blockheizkraftwerken<br />
und Verbrauchern gut vernetzt. Martin<br />
Paasch: „Daneben haben wir in diesem Jahr aber auch mehr<br />
als 80 km Leerrohre für Breitbandkabel und Erdkabel verlegt.“<br />
Die Auflagen im Naturschutzgebiet sind besonders streng.<br />
Soweit möglich, konnten sie eingehalten werden. Ansonsten<br />
pflegt der Norddeutsche zu sagen: „Wat mutt, dat mutt.“ Der<br />
ca. 3 km lange Weg zum Einsatzort ist schmal und unbefestigt.<br />
Um den Zugang des Versorgungs-Lkw zu sichern, mussten<br />
an sumpfigen Stellen Baggermatratzen ausgelegt werden.<br />
Der Weg durfte nur einmal zum Einrichten und Räumen der<br />
Baustelle genutzt werden. Der Pendelverkehr war nur auf<br />
dem Seeweg zulässig.<br />
Umweltschonendes Horizontalspülbohrverfahren<br />
im Naturschutzgebiet<br />
In solchen sensiblen Gebieten sind erfahrene Unternehmen<br />
gefragt, die besonders umweltschonend arbeiten. Das Hori-<br />
Bild 1: Die Kabel werden vom Arbeitsschiff aus in das Leerrohr<br />
eingezogen<br />
Frischwasserversorgung durch<br />
Zwischenspeicher<br />
Ein Problem stellte die Frischwasserversorgung für die Bohrspülung<br />
da. Denn das reichlich vorhandene Meerwasser ist<br />
für die Bohrspülung, die mit Bentonit, einem unbedenklichen<br />
Naturprodukt, angemischt wird, nicht geeignet. Der einzige<br />
Brunnen auf der Insel fördert aber nur 3 m³/h - viel zu wenig.<br />
Kurzerhand wurde deshalb ein <strong>20</strong> m³ fassender Zwischenspeicher<br />
aufgestellt, damit bei der Anmischung der Bohrspülung<br />
auch genügend Frischwasser zur Verfügung stand.<br />
Die Entsorgung der verbrauchten Bohrspülung musste auf<br />
ein Minimum begrenzt werden und wurde mit einem Schlepper<br />
und anhängendem Vakuumwagen entsorgt. Den erst seit<br />
wenigen Wochen im Einsatz befindlichen GRUNDODRILL 15<br />
N (Hersteller: TRACTO-TECHNIK) positionierte das Bohrteam<br />
in unmittelbarer Nähe des Schalthauses. Die Pilotbohrung unterquert<br />
die Strandmauer, den Strand und anschließend die<br />
Ostsee 4,50 m unter Wassersohle bei einem Wasserstand<br />
von 3,50 m. Zwischen dem Seepegel und einem Bagger auf<br />
dem Festland diente ein Seil als Führung, an dem sich das<br />
Messteam mit dem firmeneigenen Schlauchboot entlang zog,<br />
um nach jeder Bohrstangenlänge die Position des Bohrkopfes<br />
zu protokollieren.<br />
Der Zeitpunkt der Bohrung war nicht zufällig gewählt.<br />
Martin Paasch hatte ablandigen Wind für einen ruhigeren<br />
Wellengang abgewartet. Die Pilotbohrung dauerte von 9.00<br />
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is 13.00 Uhr. Das Ziel wurde punktgenau erreicht. Der auf<br />
dem Meeresgrund ausgetretene Bohrkopf verblieb bis zum<br />
folgenden Tag in der Position.<br />
Ein aus Kiel angemietetes Arbeitsschiff mit einem Raupenbagger<br />
rückte am darauffolgenden Morgen um 8.30 Uhr<br />
aus dem Hafen von Maasholm an. Am Seepegel nahm es seine<br />
Position ein und wurde mit den beiden 23 m langen Ankerpfählen<br />
im Meeresboden stabilisiert. Das erfahrene Taucherteam<br />
an Bord machte sich sogleich an die Arbeit und befestigte<br />
ein Seil und eine Positionsboje an dem Bohrkopf, der<br />
anschließend mit dem Bagger backbord ans Tageslicht gehievt<br />
wurde. Der Bohrkopf konnte vom Bord aus dank der<br />
Spannstifte und Lösevorrichtung schnell vom Bohrgestänge<br />
getrennt und gegen einen 230er Backreamer ausgetauscht<br />
werden.<br />
Das Bohrteam von Paasch hatte im Vorfeld ein weiteres<br />
Schiff angeheuert, um den auf der Halbinsel liegenden Rohrstrang<br />
über die Ostsee zum Arbeitsschiff zu transportieren.<br />
Durch den starken Wind und die Strömung konnte dafür das<br />
firmeneigene Schlauchboot nicht eingesetzt werden. Auf Abruf<br />
kam das kleine Schiff aus Maasholm herbei und leistete<br />
wertvolle Beihilfe. Ein Bagger stand am Strand bereit und<br />
übergab den Rohrstrang. Der aus 3 x 100 m langen Ringbunden<br />
zusammengeschweißte Rohrstrang wurde auf See gezogen,<br />
auf dem Arbeitsschiff in Empfang genommen und mit<br />
dem Backreamer verbunden. Gegen Mittag konnte der Einzug<br />
beginnen. Ein Taucher kontrollierte zu Beginn unter Wasser<br />
den Einzugsvorgang, der nach fünf Stunden abgeschlossen<br />
war.<br />
Der kräftige Wind an diesem dunklen Dezembertag verschärfte<br />
die Kälte und die Wartezeiten. Zur Überbrückung der<br />
Wartezeit erheiterte Lars Mohr, der bereits 17 <strong>Jahre</strong> bei Firma<br />
Paasch beschäftigt ist, die Crew mit Geschichten wie dieser:<br />
„Bei einer ähnlichen Maßnahme hatten wir eine Meerwasserentnahmeleitung<br />
für ein Schwimmbad zu verlegen.<br />
Kurz vor der Anbindung an den Backreamer rutschte uns der<br />
Rohrstrang aus den Händen und verschwand im Nu im Meer.<br />
Der Schreck war groß, denn die starke Strömung trieb das<br />
Rohr schnell ab. Sofort machten wir uns mit einem schnellen<br />
Boot auf die Suche. Gott sei dank konnte es kurz vor Dänemark<br />
wieder aufgespürt und ‚eingefangen‘ werden.“<br />
Zurück zur Baustelle an der Schlei. Am nächsten Tag wurde<br />
mit einem Molch zunächst das Wasser aus dem Kabelschutzrohr<br />
entfernt und zeitgleich das Zugseil durchgeblasen.<br />
An Bord des Arbeitsschiffes standen die beiden Kabeltrommeln<br />
auf Kabelböcken bereit. Der Einzug selbst dauerte keine<br />
Stunde. Ein Taucher fädelte die Kabel in einem am Pegelholm<br />
hochführenden U-Eisen ein. Abschließend wurden seeund<br />
landseits die Kabelenden abgedichtet.<br />
Nach drei Arbeitstagen konnte die Baustelle geräumt und die<br />
letzten Spuren beseitigt werden. Nun hat das Naturschutzgebiet<br />
an der Schlei wieder seine Ruhe.<br />
Kontakt<br />
Benno Paasch Brunnen- und Rohrleitungsbau, Damendorf, Tel.<br />
+49 4353 9974-0, E-Mail: m.paasch@paasch-brunnenbau.de,<br />
www.paasch-brunnenbau.de<br />
Bild 2: Der Grundodrill 15 N bei der Pilotbohrung<br />
Bild 3: Das abgedichtete Leerrohr mit den beiden Kabeln<br />
Bild 4: 228 m Bohrung in die Ostsee zum Seepegel<br />
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Fachbericht<br />
Wasserversorgung<br />
Keyhole – das Schlüsselloch zur<br />
Rohrleitung<br />
Grabenlose Rehabilitation von Rohrleitungen wird attraktiver<br />
Von Harald Roscher, Elmar Koch und Sascha Barkowsky<br />
Grabenlose Erneuerungen von Wasser- und Gasleitungen gehören heute zum Standard der Tiefbaubranche, haben<br />
sich bewährt und sind wirtschaftlich. Die Vorteile grabenloser Verfahren zur Rehabilitation von Wasser- und Gasrohrnetzen<br />
sind unbestritten. Sie sind umwelt- und ressourcenschonend.<br />
Ein bisher unzureichend gelöstes Problem bei grabenlosen Erneuerungsverfahren ist aber der Straßendeckenschluss<br />
für die Hausanschlüsse. Hausanschlüsse verursachen bisher durch große Hausanschlussgruben relativ hohe Kosten.<br />
Vielfach treten durch Setzungserscheinungen der wieder „instand gesetzten“ Straßen Folgeschäden auf.<br />
Mit der Keyhole-Technik, dem „Schlüsselloch“ zur Rohrleitung und dem Einbau der Hausanschluss-Armaturen von der<br />
Straßenoberfläche aus sowie dem Verschluss des „kleinen Bohrloches“ mit dem Bohrkern kann auch dieses Problem<br />
gelöst werden. Im Folgenden werden einige Probleme der bisherigen Hausanschlusstechnik bei grabenloser Erneuerung<br />
von Wasser- und Gasleitungen sowie die Arbeiten der letzten zwei <strong>Jahre</strong> zur Entwicklung der Keyhole-Technik<br />
einschließlich einer Versuchsbaustelle dargestellt.<br />
Erneuerung und Sanierung von Wasserund<br />
Gasleitungen – Aufgabe des 21.<br />
Jahrhunderts [1, 2]<br />
Vorteile grabenloser Verfahren sind<br />
unbestritten<br />
Mehr als 400.000 km Wasser- und 250.000 km Gasleitungen<br />
befinden sich in Deutschland im unterirdischen Bauraum<br />
der Straßen und müssen schrittweise aufgrund ihres sich verschlechternden<br />
Zustandes (nicht ihres Alters) in den nächsten<br />
Jahrzehnten rehabilitiert werden.<br />
BILD 1:<br />
Schädigung<br />
von Baumwurzeln<br />
durch Rohrverlegung<br />
im<br />
offenen Leitungsgraben<br />
Grabenlose Erneuerungen von Wasser- und Gasleitungen gehören<br />
heute zum Standard der Tiefbaubranche, haben sich<br />
bewährt und sind wirtschaftlich. Mit<br />
dem Berstliningverfahren (Altrohr-Scherben verbleiben<br />
im Boden)<br />
dem Press-Zieh-Verfahren und<br />
dem Hilfsrohrverfahren (Altrohre müssen in Berlin aufgrund<br />
juristischer Vorgaben entfernt werden)<br />
kommen neue Rohre in den unterirdischen Bauraum. In Altrohre<br />
können Kunststoffrohre bzw Schlauchliner<br />
im PE-Close-Fit-Verfahren in unterschiedlichen Varianten<br />
bzw.<br />
im Schlauchlining-Verfahren<br />
eingebaut werden.<br />
Der Erfolg grabenloser Bauverfahren veranlasste die<br />
Rohrindustrie zur stetigen Weiterentwicklung der Rohrmaterialien<br />
und Rohrverbindungen. Zu nennen sind hier insbesondere<br />
Duktilguss- und Stahlrohrleitungen mit korrosionssicherem<br />
und widerstandsfähigem Außenschutz,<br />
zugfeste Rohrverbindungen von Duktil- und Stahlrohrleitungen<br />
für den Einsatz beim Berstlining und anderen Verfahren,<br />
Kunststoffrohre mit erhöhter Zeitstandsfestigkeit aus<br />
vernetztem Polyethylen oder als Mehrschichtrohre,<br />
Entwicklung der Schweißtechnik bei Kunststoffrohren<br />
oder<br />
Entwicklung von Gewebeschläuchen für Gas- und Wasserleitungen.<br />
Die Vorteile grabenloser Bauweisen wurden in vielen Veröffentlichungen<br />
genannt [1 – 4]; sie bestehen insbesondere<br />
darin, dass<br />
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BILD 2: Rissbildung in der Straßendecke nach Erneuerung<br />
des Hausanschlusses<br />
neue Trassen nicht erforderlich sind (begrenzter unterirdischer<br />
Bauraum),<br />
Straßenaufbrüche minimiert werden,<br />
geringere Verkehrsbeeinträchtigungen durch die Anlage<br />
von Einzelbaugruben entstehen,<br />
erhebliche Reduzierungen von Erdarbeiten und Oberflächenaufbrüchen<br />
sowie Kostenreduzierungen durch Einsparung<br />
von Erd- und Oberflächenarbeiten ermöglicht werden<br />
(Transporte von großen Bodenmassen entfallen: Abtransport<br />
von Bodenmaterial und Antransport von Sand),<br />
eine geringere Deponiebelastung durch Aushub- und<br />
Straßenaufbruchmaterial möglich ist (weniger Bedarf an<br />
Austauschmaterial zum Wiederverfüllen),<br />
eine große Zahl an Parkplätzen während der Baumaßnahmen<br />
erhalten bleibt,<br />
der Baumbestand und Bepflanzungen geschont werden<br />
(gegenteilges Beispiel siehe Bild 1), ebenso die Straßenmöblierung<br />
und Bepflanzungen (Pflanztröge u.a.),<br />
kürzere Bauzeiten und damit kurze Versorgungsausfälle<br />
erreicht werden,<br />
Anwohner und Anlieger durch Lärm, Staub, Abgase weniger<br />
belästigt werden,<br />
keine Erschütterungen auftreten und z.T. Nachtarbeit<br />
möglich ist,<br />
der Straßen- und Anlieferverkehr von Geschäften weniger<br />
beeinträchtigt wird,<br />
die CO 2<br />
-Belastung reduziert wird (siehe unten Grundopit K<br />
– Antriebsleistung des Bohrgerätes nur ca. 10 kW),<br />
geringere Spätschäden auftreten, z. B. Bodenabsenkungen<br />
und Schäden an Straßendecken,<br />
Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel weiter genutzt<br />
werden können usw.<br />
Außerdem treten geringere Störungen des normalen Tagesablaufes<br />
der Bevölkerung ein (wenige Rohrgrabenbrücken,<br />
geringere Unfallgefahr). Weiterhin sind weniger verkehrspolizeiliche<br />
Maßnahmen erforderlich.<br />
Bei einigen Verfahren entsteht zusätzlich die kompakte<br />
Einheit Altrohr/Ringraumverfüllung/Neurohr, die erheblich<br />
widerstandsfähiger gegen Baggerangriffe ist. Das Altrohr<br />
wird zugleich Bestandteil der neuen Leitung und muss nicht<br />
entsorgt werden.<br />
Die Befürworter der Neurohrverlegung im offenen Graben<br />
bemängeln bei der Rehabilitation von Rohrleitungen in<br />
grabenloser Bauweise im innerstädtischen Bereich, dass die<br />
Baugruben von Hausanschlussleitungen so groß sind, dass<br />
bei geringen Abständen derselben, ein offener Rohrgraben<br />
die günstigere Lösung wäre und der anschließende Straßen-<br />
Wiederaufbau ihnen zweckmäßiger und einfacher erscheint.<br />
Dem muss entgegengehalten werden, dass Straßendecken<br />
nicht wieder so hergestellt werden können, dass Folgeschäden<br />
vermieden werden können.<br />
Ein bisher unzureichend gelöstes Problem ist bei grabenlosen<br />
Erneuerungsverfahren der Straßendeckenschluss für<br />
die Hausanschlüsse.<br />
Mit dem Einbau der Hausanschlussarmaturen und dem<br />
Straßen-Deckenschluss beginnt der „Verfall“ der Straßendecken.<br />
Offene Fugen ermöglichen trotz des Einbaus von Dichtungsbändern<br />
das Eindringen von Regen- und Tauwasser in<br />
die Straßendecke, außerdem treten bei rechteckigem Deckenschluss<br />
oftmals Risse auf (Bild 2). Setzungen und Frostschäden<br />
sind unweigerlich die Folge.<br />
Straßenverwaltungen haben bereits darauf reagiert. In<br />
vielen Städten besteht ein Aufgrabeverbot nach Straßenerneuerungen<br />
für einen Zeitraum von fünf <strong>Jahre</strong>n.<br />
Mit der Keyhole-Technik, einem „kleinen Bohrloch“ und<br />
dem Einbau der Hausanschluss-Armaturen von der Straßenoberfläche<br />
aus sowie dem Verschluss des Bohrloches sollen<br />
die Probleme gelöst werden. Damit ist das „Schlüsselloch“ zur<br />
Rohrleitung gefunden.<br />
Hausanschlüsse bei offener und grabenloser<br />
Bauweise<br />
Ein wesentliches Kriterium für die Wirtschaftlichkeit der Erneuerung<br />
der Leitungssysteme in grabenloser Bauweise sind<br />
die Hausanschlüsse, da sie zurzeit noch große Baugruben erfordern<br />
– z.B. bei Wasserrohrleitungen 1 x 1,5 m und Baugrubensohltiefen<br />
von 1,0 bis 1,5 m in Abhängigkeit von der<br />
Frosttiefe, dem Durchmesser der Leitung, dem Durchfluss<br />
bzw. der Fließgeschwindigkeit usw.<br />
In Deutschland kann von folgenden Werten der Armaturendichte<br />
und der versorgten Einwohner pro km Wasserrohrnetz<br />
ausgegangen werden:<br />
Armaturen (pro km Rohrnetz):<br />
−−Hydranten:<br />
6 – 9 Stück<br />
−−Absperrarmaturen:<br />
7 – 11 Stück<br />
−−Hausanschlüsse:<br />
35 – 50 Stück<br />
Versorgte Einwohner (pro km Rohrnetz):<br />
−−in Großstädten: 300 – 450 Personen<br />
−−in Kleinstädten: 100 – 2<strong>20</strong> Personen<br />
−−großräumige Versorgung: <strong>20</strong> – 80 Personen<br />
Bei 400.000 km Wasserleitungen ist in Deutschland mit<br />
rund 15 Mio. Hauanschlüssen zu rechnen, bei Gasleitungen<br />
sind es ca. 8 Mio. – ein großes Potenzial für den Einsatz der<br />
Keyhole-Technik.<br />
Da auch eine große Anzahl von Hydranten und Absperrarmaturen<br />
jährlich auszuwechseln sind, kann der erfolgreiche<br />
Einsatz der Keyhole-Technik auch hierfür Impulse geben.<br />
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Fachbericht<br />
Wasserversorgung<br />
Hausanschlussdichte<br />
Als Maßstab kann die Hausanschlussdichte herangezogen werden<br />
unter welcher die Anzahl der Hausanschlüsse/100 m Leitungstrasse<br />
verstanden wird.<br />
Bebauungen aus der sog. Gründerzeit (zwischen 1870 und<br />
dem Beginn des 2. Weltkrieges) haben Hausanschlussdichtewerte<br />
von 8 bis 12 HA/100 m Leitungstrasse.<br />
In Außenstadtgebieten mit Einzelhausbebauung und Grundstücksgrößen<br />
von 500 m 2 bis 1000 m 2 (<strong>20</strong> x 25 m bzw. <strong>20</strong> x<br />
50 m; d. h. Frontlängen von <strong>20</strong> m) sinken die Hausanschlussdichtewerte<br />
auf 2,5 bis 10 HA/100 m, bei beidseitiger Bebauung.<br />
Villengrundstücken mit Grundstücksgrößen von 1000 m 2<br />
und mehr haben noch niedrigere Hausanschlussdichten.<br />
Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Hausanschlussdichte<br />
bei ein- und beidseitiger Bebauung.<br />
Baugrubengröße und Tiefenlage der Leitung, Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />
Aufgrund der in Deutschland zu berücksichtigenden Frosttiefe<br />
werden Wasserleitungen in unterschiedlicher Tiefenlage bzw.<br />
mit unterschiedlicher Überdeckung (weitere Faktoren: Dimension<br />
der Leitung, Durchfluss usw.) eingebaut. Daraus folgt, dass<br />
die Baugruben für die Hausanschlüsse mit unterschiedlichen<br />
Tiefen ausgeführt werden müssen.<br />
Eine Verkleinerung der Baugruben bzw. die Reduzierung<br />
der „Baugrube“ auf ein Bohrloch (siehe unten Keyhole-Technik)<br />
würde die gleichen Vorteile wie die o.g. Vorteile der grabenlosen<br />
Bauweise bieten, wie<br />
erhebliche Reduzierungen von Erdarbeiten und Oberflächenaufbrüchen<br />
sowie Kostenreduzierungen durch Einsparung<br />
von Erd- und Oberflächenarbeiten und<br />
eine geringere Deponiebelastung durch Aushub- und Straßenaufbruchmaterial<br />
(weniger Bedarf an Austauschmaterial<br />
zum Wiederverfüllen) usw.<br />
Eine Überschlagsrechnung für Wasserrohrleitungen zeigt<br />
die mögliche Reduzierung des Aushub- und Einbaumaterials<br />
eindeutig. Pro 1000 ausgewechselter Hausanschlüsse ist zurzeit<br />
mit etwa <strong>20</strong>00 m 3 Aushub- und Einbaumaterial zu rechnen<br />
und damit mit den o.g. Deponie-, Transport- und Materialkosten.<br />
Der Vergleich zwischen dem erforderlichen Aushub bei<br />
einem Graben (1,0 x 1,0 m bei einer Baugrubensohle von 1,0<br />
bzw. 1,5 m) bzw. einem Bohrloch (D = 0,65 m bei einer Baugrubensohle<br />
von 1,0 bzw. 1,5 m) zur Hausanschlusserstellung zeigt<br />
deutlich die Möglichkeit den Bodenaushub zu reduzieren, verbunden<br />
mit einem entsprechenden Kosteneinsparungspotential:<br />
Erforderlicher Grabenaushub: 1,5 bis 2,25 m 3<br />
Erforderlicher Aushub bei einem Bohrloch: 0,3 m 3 bzw.<br />
0,5 m 3<br />
(zu bachten ist, dass im Gasbereich eine geringere Überdeckung<br />
erforderlich ist und diese Werte nicht herangezogen werden<br />
können).<br />
Folgende Erfahrungswerte für die Ausführung eines Wasserhausanschlusses<br />
können angesetzt werden:<br />
Pos. 1: Aushub, Deponie und Verfüllung (einschl. Straßenbau):<br />
ca. 850 €<br />
Pos. 2: Armatur, Straßenkappe, Tragplatte und Gestänge<br />
ca. 250 €<br />
Gesamt: ca. 1100 € (bei Einbau von Bodenmörtel zuzüglich<br />
ca. <strong>20</strong>0 €) zuzüglich Anschlussleitung im offenen Rohrgraben<br />
(Kosten abhängig von der Länge)<br />
Bei Anwendung der Keyhole-Technik reduziert sich Position<br />
1, einzurechnen wären die Anschaffungskosten für die Werkzeuge<br />
des Armatureneinbaus, für die derzeit noch keine Erfahrungswerte<br />
vorliegen – bei massenweiser Anwendung wäre mit<br />
einem geringen Zuschlag zu rechnen. Bei Hausanschlüssen an<br />
Kunststoffrohren kann im Bohrloch nicht geschweißt werden,<br />
so dass entsprechende Armaturen einzusetzen sind (der Einbau<br />
von Gas-Hausanschlüssen erfolgt in Frankreich auch mit<br />
Schweißverbindungen).<br />
DVGW-Forschungsvorhaben zur Absperrbarkeit<br />
von Hausanschlüssen<br />
Bereits vor etwa zehn <strong>Jahre</strong>n bemühte sich der DVGW in mehreren<br />
Forschungsvorhaben um die Erschließung von Kostensenkungspotenzialen,<br />
u.a. in der Hausanschlusstechnik. Zur Absperrbarkeit<br />
von Wasserhausanschlüssen wurde in [5] festgestellt:<br />
„Im Zuge der Überarbeitung des Arbeitsblattes G 459/I.<br />
„Gas-Hausanschlüsse“ wurde insbesondere die Absperrbarkeit<br />
der Anschlüsse außerhalb von Gebäuden rege diskutiert.<br />
Dabei wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass im weniger<br />
gefahrenträchtigen „Gewerk Wasser“ eine solche Absperrbarkeit<br />
vorgeschrieben ist. Aber auch diese Absperrbarkeit<br />
von Wasseranschlüssen muss heute aus Kostengründen<br />
überdacht werden.<br />
Neben der direkten Einsparung an Material und Zeitaufwand<br />
für das Weglassen der Gestänge, Tragplatten, Ventilkappen<br />
und gegebenenfalls Hinweisschilder ergeben sich entscheidende<br />
Vorteile bei der Herstellung der endgültigen Oberfläche<br />
für die Straßenbaulastträger, da ein Anpflastern o. Ä. an die Ventilkappen<br />
entfällt. Ebenso sind weitere Unterhaltungsmaßnahmen<br />
für die Beseitigung von Setzungen, klappernden Deckeln<br />
etc. nicht mehr erforderlich. Bei späteren Störungen und erforderlichen<br />
Sperrungen ist das exakte Auffinden des oberen Hülsrohrendes<br />
immer wieder durch den Marker und Lokator möglich.<br />
Bei Schwarzdecken muss mittels Kernbohrgerät oder Presslufthammer<br />
nur der minimal benötigte Oberflächenabschnitt aufgebohrt<br />
oder aufgebrochen werden, um das Hülsrohr für den<br />
verlängerten Ventilschlüssel zugänglich zu machen. Bei Pflasteroder<br />
Plattenoberflächen ist nur ein sehr kleiner Oberflächenanteil<br />
freizulegen und anschließend wieder herzustellen. Nach<br />
unseren praktischen Erfahrungen ist diese spätere Absperrung<br />
aber nur in wenigen Fällen erforderlich. Im Durchschnitt wird eine<br />
derartige Arbeit je Anschluss erst nach frühestens 25 <strong>Jahre</strong>n<br />
erforderlich. Dafür entfallen aber alle eventuellen Reparaturen<br />
oder Wartungs- und Unterhaltungsarbeiten an den Ventilkappen<br />
und Gestängen, wie z. B. das Nachfetten der Kappendeckel<br />
oder der Austausch bei Beschädigungen bzw. das Anpassen bei<br />
Oberflächenänderungen.“<br />
Straßenbau und Deckenschluss<br />
Ein wesentliches Problem ist der Deckenschluss nach Herstellung<br />
der Hausanschlüsse. Bei herkömmlicher Ausführung<br />
der Hausanschlüsse, sollte der Deckenschluss in der<br />
74 1-2 / <strong>20</strong>12
Tabelle 1: Hausanschlussdichte bei ein- und beidseitiger Bebauung<br />
Gründerzeitbebauung<br />
4- bis 5-geschossig<br />
Hausanschlussdichte (HA / 100 m )<br />
Einfamilienhausbebauung<br />
Villenbebauung<br />
z.B.<br />
z.B.<br />
z.B.<br />
z.B<br />
<strong>20</strong> * 25 m 2 40 * 25 m 2 40 * 25 m 2 50 * 50 m 2<br />
Frontlänge in m 10 <strong>20</strong> 40 40 50<br />
Einseitige Bebauung 10 5 2,5 2,5 2<br />
Zweiseitige Bebauung <strong>20</strong> 10 5 5 4<br />
Richtwerte 8–12 2,5–10 2,0–5,0 und kleiner<br />
Einwohnerdichte bei<br />
zweiseitiger<br />
Bebauung<br />
1<strong>20</strong>–<strong>20</strong>0 E/ha<br />
abhängig von Grundstücksgröße<br />
und Pers./Wohnung<br />
80–40 E/ha (4 Pers./Einf.) 40–<strong>20</strong> E/ha (4 Pers./Einf.)<br />
Bauweise erfolgen, in der die Straßendecke gebaut worden<br />
ist, d. h. in Betonbauweise, bituminöser Bauweise oder als<br />
Pflasterdecke.<br />
Bei den rechteckig ausgeführten Baugruben treten bei<br />
Beton- und Bitumendecken trotz Einbau von Fugenbändern<br />
nachfolgend Setzungsschäden und Risse auf.<br />
Bei Pflasterdecken ist die Wiederherstellung des ursprünglichen<br />
Spannungszustandes nicht möglich, da die Pflasterdecken<br />
bei Neupflasterung durch das Quergefälle im Bereich<br />
der Baugruben diesen Spannungszustand verlieren. Hinzu<br />
kommt noch ein weiterer Aspekt. Beim Überfahren der<br />
„verschlossenen Baugrube“ bzw. Straßendecke wird durch<br />
den Sog der Fahrzeugreifen der Sand herausgesaugt, nachfolgend<br />
tritt Regen- oder Tauwasser in die Fugen ein und die<br />
Setzungserscheinungen werden verstärkt.<br />
Bild 3 zeigt Einsenkungen im Pflaster von Hausanschlussbaugruben<br />
bzw. bei offener Grabenneuverlegungen den Straßenzustand,<br />
z.B von Pflasterdecken mit Pfützen nach Regen<br />
und Setzungen.<br />
Lösungsfindung und -ansätze<br />
Anfangsdiskussion<br />
Im Frühsommer <strong>20</strong>09 lud einer der Autoren dieses Beitrags,<br />
Prof. Harald Roscher, den Produktspezialist für die grabenlose<br />
Rohrerneuerung, Sebastian Schwarzer, und den Konstruktionsleiter<br />
für die grabenlose Rohrerneuerung, Elmar Koch,<br />
der Firma TRACTO-TECHNIK, Lennestadt, zu einer Beratung<br />
nach Weimar ein.<br />
Sein Anliegen war es, die grabenlose Erneuerung von<br />
Wasser- und Gasleitungen durch ein Bohrloch und Veränderung<br />
der Hausanschlusstechnik attraktiver und zugleich umweltfreundlicher<br />
zu machen. Dabei interessierten ihn insbesondere<br />
die tiefer liegenden Wasserleitungen, da Gasleitungen<br />
in Deutschland zurzeit bevorzugt mit offenen Rohrgräben<br />
erneuert werden bzw. Schlauchliner oder Kunststoffrohre im<br />
Rohreinzugsverfahren unterschiedlicher Art bei einem ausreichendem<br />
Altrohrzustand eingebaut werden.<br />
Rahmenbedingungen für das Keyhole<br />
Das Ziel einer gemeinsamen Arbeit in Zusammenarbeit mit<br />
Armaturen-Herstellern lautete: Hausanschlussleitungen mit<br />
einer sicheren Bohrtechnik durch Keyholes (kleinstmögliche<br />
Bohrlöcher) zu verlegen und diese von der Straßen- bzw. Gehweg-Oberfläche<br />
an die Wasser- bzw. Gas-Versorgungsleitungen<br />
anzubinden.<br />
Damit kamen die Gesprächsbeteiligten sehr schnell zusammen,<br />
da Elmar Koch von einem in den USA für Gasleitungen<br />
praktizierten Verfahren (siehe www.gtikeyhole.com)<br />
berichten konnte. Bei diesem Verfahren werden Bohrkerne<br />
aus befestigten Oberflächen entnommen, der notwendige<br />
kreisrunde Hohlraum mittels eines Saugbaggers hergestellt,<br />
die notwendigen Arbeiten in der Baugrube mittels speziellen<br />
Werkzeugen von der Oberfläche aus durchgeführt und<br />
nach dem Verfüllen der Grube der ausgebohrte Beton- bzw.<br />
Asphaltbohrkern wieder eingesetzt.<br />
Bezeichnet wird das Verfahren als Keyhole – das Schlüsselloch<br />
– gleichbedeutend mit Schlüsselloch zur Rohrleitung.<br />
Diese Technik wird dort seit vielen <strong>Jahre</strong>n zur Wartung<br />
und Instandhaltung der Gasleitungen eingesetzt und<br />
hat sich zigtausendfach bewährt.<br />
In der Diskussion wurde aber auch festgestellt, dass der<br />
deutsche Straßenaufbau teilweise anders aussieht als in den<br />
USA und ein Bohren in Granit, Porphyr oder Schlackensteinen,<br />
die sich in vielen Straßen unter einer in den letzten Jahrzehnten<br />
aufgebrachten Bitumen-Straßendecke befinden problematisch<br />
sein würde. Sie erfordern vor einer Bohrung die Ent-<br />
BILD 3: Pflasterdecke nach Wasserrohrneuverlegung<br />
mit Einsenkungen und Pfützen<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 75
Fachbericht<br />
Wasserversorgung<br />
nahme des Straßenoberbaus und nachfolgend die Herstellung<br />
der Baugrube bzw. zukünftig des Keyhole 1 .<br />
Keyholetechnik für die grabenlose<br />
Neuverlegung von Hausanschlussleitungen<br />
Grundsätzlich wurde festgestellt, dass das Verfahren der kleinen<br />
Keyholes zukunftsträchtig ist und TRACTO-TECHNIK be-<br />
1 Beispiele für den Straßenaufbau und die Wiederherstellung<br />
nach Rohrleitungsbauarbeiten siehe Roscher u.a „Rehabilitation<br />
von Wasserversorgungsnetzen“ 1.3.5, Seite 50-59 [1]<br />
BILD 4: Funktionsweise des GRUNDOTUGGER II zur grabenlosen<br />
Sanierung von Hausanschlussleitung<br />
reits in Zusammenarbeit mit GDF Suez an einem ähnlichen Konzept<br />
für die Neuerstellung von Hausanschlüssen im Gasbereich<br />
arbeitet. Diese Arbeiten wurden in Kooperation mit GDF Suez<br />
in den letzten beiden <strong>Jahre</strong>n vorangetrieben (siehe oben).<br />
Für die nachfolgende Entwicklung der Maschinentechnik<br />
war es wichtig, die Aufgabenstellung gemäß den Randbedingungen<br />
in zwei Varianten zu unterscheiden.<br />
So ergab sich die Anforderung, ein Gerät zur grabenlosen<br />
Neuverlegung von Hausanschlussleitungen (Variante 1) zu<br />
entwickeln, das aus einer sehr kleinen Baugrube heraus arbeiten<br />
kann. Die Einsatzgebiete für eine solche Anlage liegen unter<br />
anderem im Bereich der Erhöhung der Anschlussdichte in<br />
vorhandenen Gasnetzen, aber auch zukünftig im Bereich der<br />
Neuverlegung von Wasser-Hausanschlussleitungen. Weiterhin<br />
sollte das Gerät auch den wachsenden Bedarf im Bereich<br />
„Fiber to the Home“ (FTTH) mit abdecken können.<br />
Keyholetechnik für die Sanierung/Erneuerung<br />
von Hausanschlussleitungen<br />
Ebenso war eine Lösung für die grabenlose Sanierung der<br />
Hausanschlussleitung (Variante 2) zu entwickeln, die aus<br />
nur sehr kleinen Baugruben heraus arbeiten kann.<br />
Beide Varianten weisen eine wichtige Gemeinsamkeit auf<br />
und arbeiten aus einem Keyhole heraus, das lediglich einen<br />
Durchmesser von 650 mm besitzt. Für beide Aufgabenstellungen<br />
ist es notwendig, eine entsprechende Hausanschlussarmatur<br />
im Keyhole montieren zu können.<br />
Bei dieser Variante kann die bereits vorhandene Hausanschlussleitung<br />
als neue Trasse genutzt werden. Hierzu wird<br />
die alte Leitung außer Betrieb genommen und ein Drahtseil<br />
als Zugmittel für den nachfolgenden Arbeitsgang eingeschoben.<br />
Da das Zuggerät oberhalb der Baugrube steht, kann diese<br />
sehr klein ausgeführt werden. Lediglich der Bauraum für einen<br />
Windenbaum mit Umlenkrolle ist notwendig. Das Schneidund<br />
Aufweitwerkzeug wird dann vorzugsweise direkt aus dem<br />
Kellerraum in Richtung Baugrube gezogen und schneidet hierbei<br />
die alte Rohrleitung in zwei Hälften. Im gleichen Arbeitsgang<br />
wird das Altrohr aufgeweitet, ins Erdreich verdrängt und<br />
eine neue Rohrleitung als Schutzrohr oder direkt als Medienrohr<br />
mit eingezogen.<br />
Der GRUNDOTUGGER II ist mit einer Seiltrommel ausgestattet,<br />
mit der das Drahtseil gezogen und gleichzeitig aufgehaspelt<br />
wird (Bild 4). Ein Durchrutschen und Beschädigen<br />
des Seiles ist durch Klemmbacken, die das Seil fest umschließen,<br />
ausgeschlossen.<br />
Die Vorteile dieser Arbeitsweise bestehen neben den bereits<br />
genannten Vorzügen der kleinen Baugrube auch darin,<br />
dass die Arbeiten sehr schnell durchgeführt werden können.<br />
Aufgrund der Nutzung der alten Trasse ist keine Fremdleitungsvorerkundung<br />
notwendig und die Einmessarbeiten der<br />
erneuerten Leitung entfallen ebenfalls.<br />
BILD 5: Anbohrarmatur<br />
von EWE<br />
Armaturenproblematik und<br />
Partnersuche<br />
Ein wichtiges Fachgespräch für die heutige Entwicklung fand<br />
auf der WAT Berlin <strong>20</strong>11 am Stand der EWE-Armaturen statt.<br />
76 1-2 / <strong>20</strong>12
Im Gespräch zwischen dem Geschäftsführer von EWE-Armaturen,<br />
Jan-Peter Ewe, Prof. Harald Roscher und Elmar Koch<br />
ergab sich, dass die angestrebte Lösung mit bereits vorhandenen<br />
Armaturen-Bauteilen möglich wäre. Gleichzeitig wurde<br />
seitens EWE-Armaturen die Mitarbeit an der Lösung zugesagt.<br />
Die Entwicklungsarbeit und Versuche fanden bei EWE-<br />
Armaturen statt und haben nachfolgenden Stand erreicht.<br />
Anforderungen<br />
Die Anforderungen an einzusetzende Anbohrarmaturen und<br />
deren Werkzeuge wurden gemeinsam festgelegt. In erster<br />
Linie waren dies:<br />
Ein Anbohrarmaturensystem für alle Rohrarten<br />
Armaturen für den Wasser- und Gaseinsatz<br />
Montage der Brücke/Schelle, insbesondere der Schraubverbindungen<br />
von der Straßenoberfläche aus<br />
Rohrvorbereitung nach den jeweiligen Anforderungen des<br />
Rohrmaterials bzw. der Anbohrarmaturen-Dichtungen<br />
von der Straßenoberfläche aus<br />
Anbohrung der Rohrleitung unter Druck über die Armatur,<br />
von der Straßenoberfläche aus<br />
Integration des EWE-Hülsensystems für Korrosionsschutz,<br />
Abdichtung oder Abstützung im Anbohrloch<br />
Anschluss der HA-Leitung unter Berücksichtigung der<br />
von TRACTO-TECHNIK vorgegebenen Abgangshöhe<br />
Spülvorgang beim Wassereinsatz<br />
Druckprobe beim Gaseinsatz<br />
Einsatz DVGW-zertifizierter Armaturen<br />
Schnell stellte sich heraus, dass die Serien-Anbohrarmaturen<br />
von EWE ideale Voraussetzungen mitbringen, um den genannten<br />
Anforderungen gerecht zu werden.<br />
Das Lieferprogramm umfasst DVGW-zertifizierte Armaturen<br />
für jede Rohrart und für die Medien Wasser und Gas.<br />
Als Absperrventil wurde die Kugelventil-Anbohrarmatur ausgewählt,<br />
da diese eine integrierte Hilfsabsperrung enthält, die<br />
mittels eines langen Hebelwerkzeuges von der Straßenoberfläche<br />
bedient werden kann (Bild 5). Des Weiteren kann die<br />
Armatur entweder mit Oberteil für Betriebsabsperrung oder<br />
mit Stopfen für eine „verlorene“ Anbohrung installiert werden.<br />
Als nützliche Funktion hat sich die drehbare Verbindung<br />
in der Schnittstelle Ventil/Anbohrschelle erwiesen. Diese vor<br />
über <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n von EWE entwickelte Technik ist hier besonders<br />
vorteilhaft, da das Ventil mit seinem bereits montierten<br />
Fitting bei der Schraubenmontage aus dem Arbeitsraum geschwenkt<br />
werden kann. Danach ist eine exakte Ausrichtung<br />
zur HA-Leitung auch außerhalb von rechtwinklig abgehenden<br />
Leitungen möglich.<br />
Das Reinigen der Rohroberfläche sowie das Setzen und<br />
Montieren der Armatur geschieht über Spezialwerkzeuge,<br />
die für diese Anwendung entwickelt wurden. Das vorhandene<br />
EWE-Anbohrwerkzeug musste nur auf die besondere Arbeitstiefe<br />
von bis zu 1,5 m verlängert werden und kann problemlos<br />
genutzt werden (Bild 6 und Bild 7).<br />
Zur Hausanschluss-Leitungs-Verbindung befinden sich<br />
am Markt unterschiedliche Steck-Fittings, die für Gas oder<br />
Wasser zertifiziert sind. Diese werden im Vorfeld, ggf. zu-<br />
BILD 6: Reinigen der Rohroberfläche vor dem Setzen der Armatur<br />
BILD 7: Setzen und Montieren der Armatur<br />
BILD 8: Fertiggestellter grabenloser Hausanschluss<br />
sammen mit dem Gas-Strömungswächter, an den Anbohrarmaturen<br />
montiert. Das Einstecken der Hausanschlussleitung<br />
in den Fitting lässt sich aufgrund der engen Führung durch<br />
das Schutzrohr von der Kellerseite aus leicht realisieren (Bild<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 77
Fachbericht<br />
Wasserversorgung<br />
8). Der Spülvorgang bei der Wasseranbohrung wird ebenfalls<br />
über die angeschlossene Hausanschlussleitung durchgeführt.<br />
Für die Gasanwendung werden die Armatur und die<br />
Verbindungsfittings von der Kellerseite aus einer Druckprobe<br />
unterzogen.<br />
Besonderheit des EWE-Hülsensystems<br />
Vor über 25 <strong>Jahre</strong>n wurde von EWE ein Hülsensystem für Anbohrarmaturen<br />
entwickelt, das drei verschiedene Hülsen umfasst,<br />
die für unterschiedliche Zwecke geeignet sind:<br />
Die EWE-Bohrlochhülse isoliert bei metallischen Rohren<br />
den durchbohrten, freigelegten Metallkern des Rohres<br />
und schützt somit vor Inkrustation und vermeidet ein Zuwachsen<br />
des Anbohrlochs<br />
Die EWE-Bohrloch-Dichthülse dichtet bei Mehrschichtrohren<br />
die unterschiedlichen Lagen des Rohres gegeneinander<br />
ab und verhindert ein Unterwandern durch vorbeifließendes<br />
Wasser. Sie schützt ebenfalls vor Inkrustation<br />
und vermeidet ein Zuwachsen des Anbohrloches<br />
Mit der EWE-PE-Hülse sind schraubbare Anbohrarmaturen,<br />
die vorwiegend für PVC-Rohre eingesetzt wurden,<br />
nun auch für PE-Rohre einsetzbar. Die Hülse schneidet<br />
sich mit ihrem konischen Gewinde in das Bohrloch des<br />
PE-Rohres und verhindert somit ein „Wegfließen” des<br />
PE-Rohres von der Dichtung. Die übliche Schweißnahtvorbereitung<br />
und der Schweißaufwand entfallen und die<br />
Montage ist witterungsunabhängig.<br />
Dieses System ist unter Berücksichtigung der o. g. Anforderungen<br />
für das Keyhole-Verfahren die einfachste und<br />
schnellste Lösung zur Anbohrung von PE-Gas- und Wasserrohren.<br />
Alle Varianten können über das Keyhole-Verfahren eingesetzt<br />
werden und sichern somit die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten<br />
von EWE-Anbohrarmaturen.<br />
BILD 9: Bohrgerät von TRACTO TECHNIK im „Keyhole-Einsatz“ in<br />
den USA<br />
Bohrgerätetechnik<br />
Vorstellung eines Bohrgeräteprototyps auf<br />
der BAUMA <strong>20</strong>10<br />
Auf der BAUMA <strong>20</strong>10 in München stellte TRACTO-TECHNIK<br />
einen Prototyp des Bohrgerätes vor. Allerdings waren zu dieser<br />
Zeit Fragen der Hausanschlusstechnik noch nicht geklärt.<br />
Zu lösen waren zu diesem Zeitpunkt folgende Gesichtspunkte:<br />
Herstellung des Bohrloches<br />
Entnahme des Bodenmaterials<br />
Freilegung der bereits eingebauten Leitung<br />
Einbau der Armatur<br />
Herstellung der Hausanschlussleitung<br />
Verbindung der Hausanschlussleitung mit der Armatur<br />
Wiedereinbau des Bodenmaterials<br />
Herstellung (Verschließen) der Straßendecke<br />
Technologische Fragen der Reihenfolge der Bauarbeiten<br />
Problematisch sind insbesondere Straßendecken mit<br />
Pflaster und später aufgebrachter Bitumen-Verschleißschicht,<br />
da das Bohren nicht ohne Entnahme des Pflasters möglich ist.<br />
Unproblematisch sind dagegen Betonstraßen, wie Beispiele<br />
aus den USA zeigen (Bild 9).<br />
GRUNDOPIT K<br />
Unter der „Keyhole-Technik“ ist zu verstehen, dass Hausanschlüsse<br />
für Gas-, Wasser- und FTTH von der Versorgungsleitung<br />
in der Straße oder im Gehweg aus einem kleinstmöglichen<br />
Bohrloch direkt bis ins Haus verlegt werden.<br />
Für diese Arbeiten hat TRACTO-TECHNIK den gesteuerten<br />
GRUNDOPIT K entwickelt, der derzeit auf in- und ausländischen<br />
Baustellen getestet wird. Es kann trocken oder spülungsunterstützt<br />
gebohrt werden; der Vortrieb liegt durchschnittlich<br />
bei 16-18 m/h.<br />
Die Idee und der Entwicklungsauftrag lieferte Gas de France,<br />
die nach einer wirtschaftlichen Anbindung der Hausanschlüsse<br />
suchten. Die Technik muss sich praktisch auf alle denkbaren<br />
Baustellensituationen einstellen können. Dabei geht es vor allem<br />
um die Anpassung an die unterschiedlichsten Bodenverhältnisse<br />
und um die Kontrolle während der Bohrung, die durch den ortund<br />
steuerbaren Bohrkopf sichergestellt wird. So können selbst<br />
schwierige Bohrtrassen aufgefahren werden.<br />
Das Keyhole ist kreisrund und nicht größer als 65 cm. In einem<br />
ersten Verfahrensschritt werden über der Versorgungsleitung<br />
aus der Straßendecke Beton- oder Asphaltkerne mit<br />
einem Kernbohrer herausgebohrt (Bild 10). Danach wird mit<br />
einem Saugbagger das Keyhole bis zur Versorgungsleitung ohne<br />
Beschädigungen freisaugt (Bild 11). Nachfolgend kann im<br />
nächsten Verfahrensschritt der GRUNDOPIT K in dem Keyhole<br />
aufgestellt werden und die Bohrarbeiten ausführen.<br />
Die Bedienung erfolgt von der Straßenoberfläche aus. Bohrkopf<br />
und Gestänge werden „per Lift“ auf Verlegetiefe transportiert<br />
und in Bohrrichtung ausgerichtet. Wie bei den HDD-Spülbohrungen<br />
wird Bohrstange für Bohrstange bis in das Gebäude<br />
hinein vorgetrieben.<br />
Der Bohrverlauf wird ständig überwacht und notfalls korrigiert.<br />
Die üblichen Bohrlängen liegen bei ca. <strong>20</strong> m. Am Ziel –<br />
im Hauanschlussraum des Gebäudes – wird das Werkzeug gewechselt<br />
und mit einem Kernbohrer das vorgebohrte Mauer-<br />
78 1-2 / <strong>20</strong>12
werk mit der gleichen Antriebstechnik sauber und kreisrund<br />
ausgebohrt. Danach ist ein weiteres Mal ein Bohrwerkzeugtausch<br />
erforderlich (der Kernbohrer wird gegen eine Aufweitkopf<br />
ausgetauscht), an dem sich ein Hülsrohr mit Seilanschluss<br />
für die Mitnahme eines Schutzrohres DN 63 befindet. Danach<br />
können die Einzelrohre nacheinander bis zum Keyhole eingezogen<br />
werden. Je nach Platzverhältnissen ist es auch möglich,<br />
Langrohre einzuziehen.<br />
Anschließend wird das Produktrohr mit einer mechanischen<br />
Steckverbindung durch das Schutzrohr geschoben. Im Keyhole<br />
erfolgt die Montage der Anschlussarmatur, und nach Rohrreinigung<br />
und Druckprüfung wird die Versorgungsleitung angebohrt<br />
und die Armatur angeschossen.<br />
Es folgen die Abschlussarbeiten, die Abdichtung des Mauerwerks<br />
mit einer speziellen Gebäudedurchführung und Installation<br />
der Gasarmatur, die Verfüllung des Keyholes mit dem<br />
Einsetzen und Verputzen des zuvor ausgebohrten Beton- oder<br />
Asphaltkerns.<br />
Durch Verwendung eines flüssigen Klebers zum Einsetzen<br />
des Bohrkerns wird erreicht, dass evtl. Hohlräume unter dem<br />
Straßenkörper, hervorgerufen durch Ausbrüche am Grubenrand,<br />
vollständig wieder aufgefüllt werden und eine vollständige<br />
Auflage der Fahrbahn auf dem Unterbau erreicht wird. Damit ist<br />
zu erwarten, dass mit den kreisrunden nur 65 cm großen Bohrlöchern<br />
und dem Einbau des Bohrkerns durch Belastungen des<br />
Straßenverkehrs keine Setzungen der Straßendecke und keine<br />
Risse (wie bei rechteckigen Hausanschlussgruben) auftreten.<br />
BILD 10: Mit dem Bohrgerät erstellte runde Öffnung der<br />
Straßenoberfläche<br />
Keyhole-Technik im Ausland<br />
Mit großem Interesse wird das Thema „Keyhole-Technik“in<br />
den USA, Frankreich, Australien und seit Kurzem auch in einem<br />
DVGW-Gremium diskutiert. In Frankreich und Deutschland<br />
werden vor allem wirtschaftliche Aspekte betrachtet, um<br />
den Hausanschluss in Serie und in Taktbauweise auszuführen.<br />
Die Vorteile der Keyhole-Technik sieht man in den Ländern<br />
unterschiedlich. In den USA dürfen z. B. neu erstellte Straßendecken<br />
fünf <strong>Jahre</strong> lang wegen der Folgeschäden und -kosten<br />
nicht aufgerissen werden. Die Keyholes sind aber erlaubt, weil<br />
der kreisrunde ausgebohrte Kern zum einen nicht die Spannung<br />
der Straße zerstört und zum anderen nach den Arbeiten<br />
der Kern ohne zusätzliche Asphaltierungskosten wieder<br />
eingesetzt werden kann.<br />
Auch Setzungsprobleme sind nicht bekannt. Allein im Staat<br />
New York werden 4000 Keyholes jährlich für die Wartung und<br />
Instandhaltung von Gasleitungen erstellt. Die Teams sind mit<br />
der Herstellung der Keyholes sehr vertraut und haben dabei<br />
große Erfahrungen gesammelt. Sie sehen in der Keyhole-<br />
Bohrtechnik mit dem GRUNDOPIT K, den sie in New York nun<br />
erstmals mit Begeisterung getestet haben, eine wertvolle Ergänzung<br />
für die grabenlose Neuverlegung.<br />
BILD 11: Gefahrloses Absaugen des Bodens bis zur Versorgungsleitung<br />
Fazit und Ausblick sowie<br />
Forschungsbedarf<br />
Die Keyhole-Technik gibt den grabenlosen Bauverfahren<br />
wesentliche Impulse und die Wirtschaftlichkeit grabenloser<br />
Verfahren für die Erneuerung der Wasser- und Gasrohrnetze<br />
wird weiter erhöht<br />
Durch die Keyhole-Technik entfallen die großen Hausanschlussgruben<br />
und die Straßendecken werden geschont<br />
Nachgewiesen wurde, dass die Keyhole-Technik bereits<br />
gegenwärtig mit der vorhandenen und weiterentwickelten<br />
Armaturentechnik realisiert werden kann.<br />
Kurzfristig müssen weitere Versuchsbaustellen eingerichtet<br />
und Erfahrungen bei unterschiedlichen Ausgangsbedingungen<br />
gesammelt werden. Das betrifft insbesondere<br />
Baustellen mit unterschiedlichem Straßenaufbau, besonders<br />
betrifft das die Straßen mit Pflasterdecken, welche<br />
eine Bitumen bzw. Asphaltdeckschicht aufweisen.<br />
Weiterentwicklungen sind für das Wiederverfüllen und<br />
Verschließen der Keyholes erforderlich. Für die Straßendecken<br />
ist zu untersuchen, welchen Einfluss Keyholes auf<br />
die Tragfähigkeit von Straßendecken bei unterschiedlichen<br />
Verkehrsbelastungen haben.<br />
Ebenso sind Untersuchungen zu Einfluss der Hausanschlussdichte<br />
auf die Wirtschaftlichkeit der Erneuerungsverfahren<br />
erforderlich.<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 79
Fachbericht<br />
Wasserversorgung<br />
Zu klären ist, ob Keyhols dem 5-jährigen Aufgrabeverbot<br />
widersprechen.<br />
Rund 15 Mio. Wasserhausanschlüsse und ca. 8 Mio. Gashausanschlüsse<br />
bieten ein riesiges Potenzial für diese Technik.<br />
Zu betrachten sind nicht nur zu erneuernde Wasser- und<br />
Gasleitungen, sondern auch intakte Rohrleitungen mit zu erneuernden<br />
Hausanschlüssen.<br />
Grabenlosen Leitungserneuerungen mit Keyholes gehört<br />
die Zukunft.<br />
Literatur<br />
[1] Roscher, H.: Das 21. Jahrhundert – Jahrhundert der Rehabilitation<br />
unserer Wasserrohrnetze; GWF Wasser Abwasser<br />
146 (<strong>20</strong>05) Nr. 12, S. 913-923<br />
[2] Roscher, H. u.a. : Rehabilitation von Wasserversorgungsnetzen;<br />
überarbeitete Auflage <strong>20</strong>09, Verlage: Huss-Medien<br />
GmbH, Berlin; Vulkan-Verlag GmbH, Essen<br />
[3] M. Rameil: Rohrleitungserneuerung mit Berstverfahren,<br />
2. Auflage, <strong>20</strong>10, Verlag: Vulkan Verlag, Essen<br />
[4] <strong>RSV</strong> – Information Nr. 11: Auswahl grabenloser Bauverfahren<br />
für die Erhaltung und Erneuerung von Wasser-, Gasund<br />
Abwasserleitungen (<strong>20</strong>11)<br />
[5] Bäumer, M; Ilg, M. Kostensenkungspotenzial in der Hausanschlusstechnik;<br />
Energie Wasser Praxis (<strong>20</strong>01) Nr. 6,<br />
S. 25-26<br />
[6] Tractuell 46/12 Keyholetechnik im Aufwind, TRACTO-<br />
TECHNIK, Lennestadt, Januar <strong>20</strong>12<br />
Autoren<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Harald Roscher<br />
Weimar<br />
Tel. +49 3643 501381<br />
E-Mail: roscher.h@t-online.de<br />
Dipl.-Ing. Elmar Koch<br />
TRACTO-TECHNIK GmbH & Co. KG,<br />
Lennestadt<br />
Tel. +49 2723 808-0<br />
E-Mail: elmar.koch@tracto-technik.de<br />
Sascha Barkowsky<br />
Wilhelm Ewe-Armaturen, Braunschweig<br />
Tel. +49 531 3700582<br />
E-Mail: sascha.barkowsky@<br />
ewe-armaturen.de<br />
80 1-2 / <strong>20</strong>12
Operatives Netzmanagement in der<br />
Praxis<br />
Von Gerald Gangl<br />
Rohrleitungsgebundene Versorgungsnetze in den Sparten Wasser, Gas oder Fernwärme sind oft über einen langen<br />
Zeitraum im Erdreich verlegt und unterliegen dort einem Alterungsprozess. Um den aktuellen (guten) Zustand dieser<br />
Netze auch zukünftig zu gewährleisten, fordert das einschlägige Regelwerk (DVGW, VDN, AGFW) Instandhaltungsstrategien<br />
in kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen zu untergliedern.<br />
Die Versorgungssicherheit, -qualität und -zuverlässigkeit sind die zentralen Schwerpunkte professioneller Instandhaltungsplanung.<br />
Periodisch wiederkehrende Überprüfungen im Anlagensystem stellen auf Dauer die Erhaltung des<br />
technischen Standards im Rohrnetz sicher. Informationen über die Inspektion und Überwachung der Netze und Anlagen,<br />
bisher durchgeführte Maßnahmen zur Schadensbehebung sowie eine sorgfältige Dokumentation bilden die<br />
Grundlage für eine professionelle Planung. Erst die enge Verknüpfung der Erfahrungen aus dem täglichen Betrieb des<br />
Netzes (Operatives Asset Management) mit strategischen Ansätzen hinsichtlich des Qualitätsziels und der zulässigen<br />
Kosten ermöglicht eine effiziente vorausschauende Rehabilitationsplanung (Strategisches Asset Management).<br />
Richtwerte zur Zustandsbeurteilung<br />
Um den Zustand eines Versorgungssystems zu beschreiben<br />
bedarf es Richtwerte, um eine Größenordnung anzugeben,<br />
ob sich das eigene Netz in einem guten oder weniger guten<br />
Zustand befindet. Dafür gibt es für die Sparten Wasser, Gas<br />
oder Strom Vorgaben von den jeweiligen Fachverbänden bzw.<br />
gesetzliche Vorgaben, die als Größenordnung dienen. Im Wasser<br />
bietet der DVGW Richtwerte für Wasserverluste [1], Schadensraten<br />
[2], die hydraulische Leistungsfähigkeit [3] oder<br />
Vorgaben über die Wirksamkeit des KKS [4]. Über die Netzentgeltverordnungen<br />
[5, 6] werden Qualitätsvorgaben definiert,<br />
die ähnliche Vorgaben liefern, hier fließt auch die Versorgungsunterbrechung<br />
im Strom als Kriterium mit ein. Für Fernwärmenetze<br />
ist ein entsprechender AGFW-Regelwerksbaustein<br />
derzeit in Erarbeitung, um auch hier Richtgrößen in Bezug auf<br />
Wasserverluste und Störungsverhalten zu definieren.<br />
Hydraulische Netzberechnung<br />
Die hydraulische Leistungsfähigkeit eines Versorgungsnetzes<br />
ist Grundvoraussetzung, um die Vorgaben des Regelwerks in<br />
Bezug auf Mindestdruck, Bereitstellung der Löschwassermenge<br />
oder maximale Verweilzeit im Netz (Stagnation) zu erfüllen.<br />
Mit Hilfe einer kalibrierten Rohrnetzberechnung können<br />
Schwachstellen in diesen Bereichen analysiert werden. Eine<br />
Rohrnetzanalyse auf Basis kalibrierter Entnahmemessungen<br />
beschreibt den aktuellen hydraulischen Zustand im Netz<br />
und liefert Aussagen über hydraulische Beiwerte (Inkrustationen/Ablagerungen),<br />
Netzfehler wie geschlossene bzw. teilgeschlossene<br />
Schieber, falsche Planwerksangaben (Nennweiten,<br />
Verbindungen, usw.) oder Aussagen über nicht ausreichend<br />
oder überdimensionierte Durchmesser.<br />
Geschlossene oder teilgeschlossene Schieber lassen sich<br />
durch die operative Mannschaft einfach beseitigen. Die Auswirkung<br />
überdimensionierter Durchmesser in Bezug auf Verweilzeiten<br />
und in weiterer Folge möglicher hygienischer Probleme<br />
lässt sich kurzfristig über ein ausgearbeitetes Spülprogramm [7]<br />
beheben, wodurch jedoch entsprechende Ressourcen gebunden<br />
werden. Zu gering dimensionierte Durchmesser, die in weiterer<br />
Folge Einfluss auf den Versorgungsdruck haben, sind jedoch<br />
in der Regel nur durch Baumaßnahmen zu beheben (Bild 1).<br />
Wasserverlustmanagement<br />
Der Zustand eines Versorgungssystems lässt sich auch anhand<br />
von Wasserverlustkennwerten beschreiben, die im Vergleich<br />
zu Richtgrößen [1] eine Aussage über den Zustand eines<br />
Netzes liefern. Eine reine Bilanzierung von Versorgungsnetzen<br />
oder auch Messbereichen sollte zumindest einmal pro Jahr<br />
durchgeführt werden, wenn die Verbrauchswerte der Kun-<br />
Bild 1: Knoten mit zu geringem Versorgungsdruck<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 81
Fachbericht<br />
Wasserversorgung<br />
den vorliegen. Additiv dient aber eine permanente Überwachung<br />
des Netzes dazu, eine Aussage über den Zustand von<br />
Versorgungsgebieten kurzfristig zu liefern [8].<br />
Kathodischer Korrosionsschutz<br />
Für Stahlleitungen in der Gasversorgung mit einem Betriebsdruck<br />
über 4 bar ist ein kathodischer Korrosionsschutz vorgeschrieben.<br />
Ein wirksamer KKS reduziert die korrosive Abtragsrate<br />
auf ein technisch vernachlässigbares Minimum, wodurch<br />
Korrosionsschäden an diesen Leitungen praktisch vermieden<br />
werden.<br />
Eine Alterung und Versprödung der Umhüllung kann zu<br />
einem reduzierten Umhüllungswiderstand führen. Daher ist<br />
für einen wirksamen Korrosionsschutz ein erhöhter Schutzstrombedarf<br />
notwendig. In Bild 3 ist das Beispiel einer Gasrohrleitung<br />
aus den 70er <strong>Jahre</strong>n dargestellt (1. Generation<br />
PE-umhüllter Stahlrohrleitungen). Der Schutzstrombedarf der<br />
Rohrleitung verdoppelt sich seit ca. <strong>20</strong>04 alle zwei <strong>Jahre</strong> aufgrund<br />
der Versprödung des PE, Enthaftung und Rissbildung.<br />
Durch Einsatz einer KKS-Fernüberwachung nach DVGW-<br />
Arbeitsblatt GW 16 [9] ergibt sich in Abhängigkeit der jeweiligen<br />
Kategorie ein mehr oder weniger ausgeprägter Informationsgewinn,<br />
da KKS-Messwerte tagesaktuell zur Verfügung<br />
stehen. Somit ist es beispielsweise möglich, erhöhten Schutzstrombedarf<br />
aufgrund einer zunehmenden Verschlechterung<br />
des Außenschutzes (spezifischer Umhüllungswiderstand)<br />
nachzuweisen und hier Erneuerungsprioritäten an Schutzbereiche<br />
anzupassen.<br />
Operatives Asset Management -<br />
Prioritätenliste<br />
Als Ergebnis des strategischen Asset Managements wird in der<br />
Regel ein Maßnahmenpaket als Größenordnung definiert. So<br />
sollte in Bezug auf die langfristige Entwicklung der Schadensrate,<br />
des Buchwerts oder des mittleren Netzalters eine bestimmte<br />
Erneuerungslänge pro Leitungsgruppe nicht unterschritten<br />
werden. Mit Hilfe von Softwareprodukten wie PIREM<br />
[10] sollten unterschiedliche Szenarien berechnet und die optimale<br />
Lösungsstrategie auf das eigene Versorgungsnetz abgestimmt<br />
werden.<br />
Der je Leitungsgruppe getroffene Rehabilitationsbedarf<br />
soll nun auf Einzelabschnitte umgelegt werden. Das einschlägige<br />
Regelwerk bietet hier einen Kriterienkatalog [11] oder<br />
auch ein zugehöriges Bewertungsverfahren [12] an, um Einzelabschnitte<br />
entsprechend zu priorisieren. Insbesondere bei<br />
der Mittelfrist- und Maßnahmenplanung sind zur Festlegung<br />
von Prioritäten weitere externe und interne Kriterien zu beachten,<br />
die unternehmensspezifische und örtliche Kenntnisse<br />
erfordern.<br />
Im folgenden Beispiel wird die Umsetzung einer Mittelfristplanung<br />
im operativen Asset Management mit der Software<br />
PIREM beschrieben. Folgende Kriterien standen zur Verfügung,<br />
siehe Tabelle 1.<br />
Weitere Vorgehensweise:<br />
Die Einzelabschnitte wurden entsprechend ihrer Versagenswahrscheinlichkeit<br />
bewertet. Dabei wurden Kriterien<br />
wie Material, Durchmesser oder bisher aufgetretene<br />
Schäden berücksichtigt und mit dem Alterungsverhalten<br />
abgeglichen.<br />
In einer Risikobetrachtung werden die Rahmenbedingungen<br />
wie Lage in der Straße, Abstand zu Gebäuden und<br />
Art der Gebäude oder Inbetriebnahme KKS entsprechend<br />
dem Regelwerk [12] bewertet.<br />
In einem Kostenvergleich wurden zukünftige Reparaturkosten<br />
mit Neubaukosten verglichen und der optimale<br />
wirtschaftliche Erneuerungszeitpunkt berechnet.<br />
Die Ergebnisse wurden zudem um die Informationen wie<br />
zonenbezogener Wasserverlust oder Ergebnisse aus der<br />
hydraulischen Bewertung gereiht.<br />
Bild 2: Spezifische Wasserverluste je Versorgungszone<br />
Bild 3: Erhöhter Schutzstrombedarf durch zunehmende Verschlechterung<br />
der Umhüllung<br />
82 1-2 / <strong>20</strong>12
Das Ergebnis dieser Erstbewertung liefert eine Prioritätenliste,<br />
die für jede Sparte einzeln berechnet wurde und die eine optimale<br />
spartenbezogene operative Umsetzung darstellt (Bild 4).<br />
Da im innerstädtischen Verkehrsraum eine Vielzahl an Infrastruktureinrichtungen<br />
untergebracht ist, bedarf es nun einer<br />
Abstimmung in der Umsetzung von Maßnahmen. Koordinierte<br />
Baumaßnahmen unterschiedlicher Leitungsträger können<br />
eine singuläre Erneuerungsstrategie stark beeinflussen,<br />
da dadurch Wiederherstellungskosten deutlich reduziert werden<br />
können. Einsparungspotentiale bei gemeinsamer Baugrube<br />
in Abhängigkeit der reinen Baukosten sowie der Kostenteilung<br />
mit Oberflächenwiderherstellung liegen dabei in der<br />
Größenordnung bis zu 30 % und mehr [13].<br />
Bild 4: Deckungsgleiche Rehabilitationsprojekte Wasser und Gas<br />
Zusammenfassung<br />
Die Versorgungssicherheit, -qualität und -zuverlässigkeit sind<br />
die zentralen Schwerpunkte professioneller Instandhaltungsplanung.<br />
Die diesbezüglichen Regelwerke leitungsgebundener<br />
Infrastruktur fordern von einem Versorgungsunternehmen<br />
unisono sowohl eine strategische Langfristplanung als auch<br />
die Umsetzung in kurz- und mittelfristigen Maßnahmen. Das<br />
operative Netzmanagement bündelt diverse Kriterien, die eine<br />
Priorisierung den Leitungsabschnitten ermöglicht, um dem<br />
strategischen Erneuerungsbedarf gerecht zu werden. Um die<br />
Komplexität der Umsetzung strategischer Ziele in operative<br />
Maßnahmen durchzuführen, bietet sich die Anwendung von<br />
Softwareprodukten wie PIREM an.<br />
Tab. 1: Verwendete Attribute für die Umsetzung der<br />
Mittelfristplanung<br />
Medium Wasser Gas<br />
Material <br />
Wasserverlust<br />
<br />
Druckstufe<br />
<br />
Durchmesser <br />
Öffentlicher Verkehr <br />
Baujahr <br />
Stark befahrene Straße <br />
Schadensrate VL <br />
Schadensrate HAL <br />
Hydraulik<br />
<br />
KKS<br />
<br />
Schadenskosten <br />
Lage in der Straße<br />
<br />
Neubaukosten <br />
Abschreibungszeitraum <br />
Abstand zu Gebäuden<br />
<br />
Wichtige Gebäude<br />
<br />
Bauprogramm Straße <br />
Literatur<br />
[1] DVGW W 392 „Rohrnetzinspektion und Wasserverluste –<br />
Maßnahmen, Verfahren und Bewertungen“ (<strong>20</strong>03)<br />
[2] DVGW W 400-3 „Technische Regeln Wasserverteilungsanlagen<br />
- Betrieb und Instandhaltung“ (<strong>20</strong>06)<br />
[3] DVGW W 400-1 Technische Regeln Wasserverteilungsanlagen<br />
– Planung (<strong>20</strong>04)<br />
[4] DVGW GW 10 „Kathodischer Korrosionsschutz (KKS) erdverlegter<br />
Lagerbehälter und Rohrleitungen aus Stahl – Inbetriebnahme<br />
und Überwachung“ (<strong>20</strong>08)<br />
[5] GasNEV Gasnetzentgeltverordnung, BGBl. I S. 2197, <strong>20</strong>05<br />
[6] StromNEV Stromnetzentgeltverordnung, BGBl. I S. 2225,<br />
<strong>20</strong>05<br />
[7] DVGW Technologie-Report 2/<strong>20</strong>10<br />
[8] Gangl, G.; Dietz, R.: Leckagenfrüherkennung am offenen<br />
Versorgungsnetz; energie | wasser-praxis (<strong>20</strong>09) Nr. 9<br />
[9] DVGW GW 16 „Kathodischer Korrosionsschutz (KKS) erdverlegter<br />
Lagerbehälter und Rohrleitungen aus Stahl –<br />
Fernüberwachung“ (<strong>20</strong>08)<br />
[10] Gangl, G.; Erbel, J.: Umsetzung einer Rehabilitationsstrategie<br />
am Beispiel der RWW – Rheinisch-Westfälische Wasserversorgung,<br />
energie | wasser-praxis (<strong>20</strong>11) Nr. 4<br />
[11] DVGW G 401 „Erfassung und Auswertung von Daten zum<br />
Aufbau von Instandhaltungsstrategien für Gasverteilungsnetze“<br />
(<strong>20</strong>09)<br />
[12] SVGW G 1001d „Sicherheitsbeurteilung von Erdgasleitungen<br />
mit Betriebsdruck 1 bis 5 bar“ (<strong>20</strong>04)<br />
[13] Burger,G.; Hochedlinger,M.: Festlegen von Sanierungsprogrammen<br />
–Vor- und Nachteile einer Baustellenkoordination<br />
anhand von Beispielen; Symposium Instandhaltung von<br />
Trinkwasser- und Abwassernetzen; 09.-10.07.<strong>20</strong>08 TU<br />
Graz; ISBN 978-3- 85125-021-3<br />
Autor<br />
Dr.-Ing. Gerald Gangl<br />
RBS wave GmbH, Stuttgart<br />
Tel. +49 711 128 48414<br />
E-Mail: g.gangl@rbs-wave.de<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 83
Projekt kurz beleuchtet<br />
Wasserversorgung<br />
Raketenpflugverfahren erstmals bei<br />
Trinkwasser-Stahlleitung DN 300<br />
angewandt<br />
Der niederbayerische Gäuboden blühte, auf den Feldern begann die Aussaatzeit. Ausgerechnet in diesen für die Landwirtschaft<br />
sensiblen Zeitraum fiel die Verlegung einer Stahlleitung zur Optimierung der Trinkwasserversorgung im Raum Wallersdorf. Die<br />
Arbeiten, die Anfang April begannen, haben jedoch kaum Spuren hinterlassen. Im Auftrag der Wasserversorgung Bayerischer<br />
Wald (WBW) wurde von den niederbayerischen Firmen Josef Pfaffinger Bauunternehmung GmbH und Max Streicher GmbH &<br />
Co. KG aA erstmals ein Verfahren durchgeführt, das die baulichen Eingriffe und somit Auswirkungen auf Flora, Fauna und<br />
Landwirtschaft auf ein Minimum reduziert.<br />
Lediglich eine schmale Schneise zieht sich durch die Mitte des<br />
Feldwegs am Rande eines Ackers bei Wallersdorf. Zuvor fuhr<br />
hier ein nach außen hin gewöhnlicher Pflug entlang. Alles andere<br />
als gewöhnlich ist die Ausstattung der 18 Tonnen schweren<br />
Baumaschine. Am Ende des Pflugschwertes sitzt ein Aufweitkopf,<br />
der so genannte Torpedo. Er hat einen Durchmesser<br />
von 419 mm und kann bis in eine Tiefe von 2,50 m eingesetzt<br />
werden. Dabei verdrängt und verdichtet der Torpedo das Erdreich.<br />
Die einzuziehenden bis zu 800 Meter langen Rohrstücke<br />
werden am Ende des Torpedos montiert und während des<br />
Pflügens in den entstehenden Hohlraum eingezogen.<br />
Die Leitungsabschnitte der Pflugtrasse werden auf Rollenböcken<br />
vorbereitet, damit der Rohrmantel beim Einzug<br />
nicht beschädigt wird. Dies ist aber schon das Augenfälligste<br />
an dieser Baustelle. „Die Erdbewegung beschränkt sich auf<br />
die Einzieh- und Verbindungsgruben, wobei der Humusabtrag<br />
um 70 Prozent verringert wird“, so Bauleiter Andreas Freisinger<br />
von Pfaffinger. Hinter dem Pflug schließt sich der Boden<br />
nahezu vollständig. Bautransporte entfallen in Teilen und die<br />
Belästigung durch Lärm oder Staubentwicklung reduziert sich<br />
auf ein Minimum. Doch das Verfahren schont nicht nur Umwelt<br />
und Anwohner, sondern auch die Kassen. Laut dem planenden<br />
Ingenieur Dionys Stelzenberger verkürzt sich die Bauzeit<br />
dank Raketenpflugverfahren um ein Drittel gegenüber<br />
konventionellen Baumethoden.<br />
Bild 1: Einzug der Stahlleitung in der Startgrube<br />
Mit Torpedo in die Tiefe<br />
Das Raketenpflugverfahren ist nicht neu. Es bewährt sich bereits<br />
seit dem Jahr <strong>20</strong>00. Grundlage für seine Entwicklung<br />
bildete das Rohrpflugverfahren, das im Kabel- und Rohrleitungsbau<br />
eingesetzt wird. Die Erweiterung des Pflugs um die<br />
Raketenkonstruktion mit Verdrängerteil ermöglicht das Verlegen<br />
von Rohren auch mit größerem Durchmesser. Waren zu<br />
Beginn Hohlräume von 250 mm möglich, so schafft der Aufweitkopf<br />
heute Hohlräume von bis zu 500 mm Durchmesser.<br />
Die Leitung, die bei Wallersdorf verlegt wird, hat einen Außendurchmesser<br />
von 330 mm.<br />
84 1-2 / <strong>20</strong>12
Neu ist allerdings, dass das Raketenpflugverfahren bei einer<br />
Stahlleitung angewandt wird. Gewöhnlich kommt das grabenlose<br />
Verfahren aufgrund der eingeschränkten Biegeradien<br />
von Stahl bislang nur bei PE- oder Gussrohren zum Einsatz.<br />
In den ersten zwei Stunden der Verlegearbeiten wurden<br />
160 m Rohrleitung eingezogen. „Das Verfahren funktioniert<br />
besser als angenommen“, sagt Bauleiter Markus Lallinger von<br />
Streicher. Der Boden in der Region sei steinfrei und sehr bindig,<br />
weshalb sich die Stahlleitung besonders leicht einziehen<br />
ließ. „Beim Erstversuch waren maximale Zugkräfte von 10 t<br />
erforderlich. Die zulässige Zugkraft würde bei 100 t liegen,<br />
wobei der Biegeradius von 190 m nicht unterschritten werden<br />
darf. Bei Einziehlängen von 150 bis 760 m lagen die Zugkräfte<br />
nie über 60 t. Laut Lallinger gebe es also noch genügend Spielraum.<br />
Um die Zugkräfte und den Biegeradius genau überprüfen<br />
zu können, wurde für die Verlegung der Stahlleitung der WBW<br />
im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft ein Spezialpflug eingesetzt.<br />
Ein Sensor im Inneren des Aufweitkopfes überwacht<br />
die Zugkräfte. Ein Tachymeter, der im Bereich der Trasse aufgestellt<br />
wird, misst ständig Lage und Gefälle des Pflugs und<br />
übermittelt die Signale direkt an den Pflugführer. Gezogen<br />
wird der Pflug von einer 480 PS starken Zugmaschine, die bis<br />
zu <strong>20</strong>0 t Zugkraft aufbringen kann. Sie fährt die Verlegestrecke<br />
in einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 2 bis 4 m / min<br />
ab. Pflug- und Zugmaschinenführer stehen über Funk permanent<br />
in Kontakt.<br />
Korrosionsschutz an<br />
SchweiSSnahtbereich<br />
Um den Schweißnahtbereich mit einem dauerhaften Korrosionsschutz<br />
auszurüsten, wurde für dieses Verfahren das Produkt<br />
DENSOLID® HDD ausgewählt. Dessen Verarbeitung ist<br />
dank der Konfektionierung in Zweikomponenten-Kartuschen<br />
sowie der Verwendung eines speziellen Schalungssystems besonders<br />
einfach. Das Material wird in einem Arbeitsgang in der<br />
Schichtdicke der angrenzenden Werksumhüllung auf den<br />
Schweißnahtbereich aufgebracht. Das Schalungssystem schützt<br />
die Beschichtung bis zur erfolgten Aushärtung vor Witterungseinflüssen.<br />
DENSOLID® HDD wird als Speziallösung für grabenlose<br />
Verlegeverfahren, vor allem beim Spülbohrverfahren, seit<br />
<strong>20</strong>03 auf mehreren hundert Kilometern Rohrleitung erfolgreich<br />
eingesetzt und erfüllt die Anforderungen der EN 10290, Polyurethanumhüllungen<br />
für Stahlrohre und Formteile.<br />
Auf diese Weise verlegte die Arbeitsgemeinschaft insgesamt<br />
9,3 km Stahlleitung DN 300, davon 8 km im Raketenpflugverfahren<br />
in nur 4,5 Monaten, durch die nun waldwasser®<br />
(EU-geschützte Marke der WBW) aus dem Grundwasserpumpwerk<br />
Moos bei Plattling bis nach Reißing fließt. Die Strecke gliederte<br />
sich in 21 Pflugabschnitte von 150 bis 760 m Länge. Bereits<br />
Mitte Juni waren die Pflugarbeiten abgeschlossen. Auch<br />
der Bau eines 2.000 m³ fassenden Hochbehälters bei Reißing<br />
sowie eines Pumpwerks bei Arndorf sind Bestandteil des Ausbaus<br />
des WBW-Netzes. Neben der Optimierung und Sicherung<br />
der Wasserversorgung in Ostbayern trägt die neue Stahlleitung<br />
auch zur Stabilisierung des Wasserdrucks in der Region bei.<br />
Bild 2: Am Ende des Pflugschwertes sitzt der Aufweitkopf,<br />
der so genannte Torpedo<br />
Bild 3: Vorbereitungen am Stahlrohr für die Trinkwasserversorgung<br />
Kontakt<br />
Josef Pfaffinger Bauunternehmung GmbH, Passau,<br />
Tel. +49 851 390-0, www.pfaffinger.com<br />
Max Streicher GmbH & Co. KG aA, Deggendorf, Tel. +49 991<br />
330-0, E-Mail: info@streicher.de, www.streicher.de<br />
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Projekt kurz beleuchtet<br />
Wasserversorgung<br />
GSTT-Award für HDD<br />
DN 700-Berlin-Havelchaussee<br />
Die Rohwasserleitung DN 700 der Galerie Schildhorn / Rupenhorn für das Wasserwerk Berlin-Tiefwerder wurde im Horizontal-<br />
Spülbohrverfahren auf einer Länge von 500 m erneuert. Die Arbeiten im Trinkwasserschutzgebiet stellten unter den extremen<br />
Hochwasserbedingungen an der Havel eine besondere Herausforderung für die Bauausführung dar. Für die innovative Realisierung<br />
der Baumaßnahme in grabenloser Bauweise durch das HDD-Verfahren wurden die Berliner Wasserbetriebe und die<br />
ausführende Arge mit dem 3. Platz des GSTT (German Society for Trenchless Technology e.V.) Awards prämiert, dem ersten<br />
Award der GSTT für eine Horizontalspülbohrmaßnahme überhaupt.<br />
Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) erneuern auf insgesamt<br />
4 km Länge die Anbindung der Rohwasserleitungen an das<br />
Wasserwerk Berlin-Tiefwerder. Den Auftrag zur Ausführung<br />
des zweiten Bauabschnittes – die Neuverlegung von 500 m<br />
Rohwasserleitung aus duktilen Gussrohren DN 700 mit ZM-<br />
Umhüllung und längskraftschlüssiger Verbindung im Horizontal-Spülbohrverfahren<br />
(HDD-Horizontal Directional Drilling)<br />
– erhielt die Arbeitsgemeinschaft „WW Tiefwerder/Rupenhorn“,<br />
bestehend aus dem renommierten Berliner Tief- und<br />
Rohrleitungsbauunternehmen Stehmeyer & Bischoff und die<br />
auf grabenlose Bauweise spezialisierte BLK-Bohrteam GmbH<br />
aus Görschen in Sachsen-Anhalt.<br />
Die Leitungstrasse verläuft in Berlin-Spandau parallel zur<br />
Havelchaussee auf 530 m Länge direkt zur Galerie Rupen-<br />
horn am Ufer der Havel in einer Raumkurve als Geländedüker<br />
mit einer maximalen Überdeckungshöhe von 17 m unter Geländeoberkante.<br />
Der gesamte Trassenbereich befindet sich in<br />
den Trinkwasserschutzzonen I-III. Dies stellte für alle an der<br />
Realisierung der Maßnahme Beteiligten besondere Anforderungen<br />
an den Schutz der Umwelt und die Trinkwassergewinnung<br />
dar. Die notwendigen Eingriffe in das besonders schützenswerte<br />
Naturgebiet mussten demzufolge auf ein Minimum<br />
reduziert werden.<br />
Der zu bearbeitende Baugrund setzt sich, wie für dieses<br />
Gebiet typisch, unterhalb des Oberbodens vorwiegend aus<br />
Schmelzwassersanden zusammen. Diese bestehen aus Feinund<br />
Mittelsanden mit unterschiedlichen Grobsand-, Kies- und<br />
Schluffanteilen und gehen bereichsweise in Grobsande über.<br />
BILD 1: HDD Rig American Augers mit Pilotbohrkopf<br />
86 1-2 / <strong>20</strong>12
Der Arge gelang es, für diese Verhältnisse eine optimale Spülungsrezeptur<br />
zu erstellen. Der Maßgabe der Berliner Wasserbetriebe<br />
zur Durchführung einer ressourcenschonenden Bauweise<br />
folgend konnte ein Großteil der Bohrspülung recycelt<br />
werden. Hierzu wurde eigens eine 600 m lange Rückflussleitung<br />
vom Zielbereich zum Startgrubenbereich installiert.<br />
Bohrfortschritt ca. 160 m pro Tag<br />
Nach dem Herstellen der Start- und Zielgruben mit Trägerbohlverbau<br />
konnte am 11.11.<strong>20</strong>10 mit der Pilotbohrung begonnen<br />
werden. Zur Herstellung der Bohrung kam der HDD-<br />
Rig American Augers DD210 mit einer maximalen Schub-/<br />
Zugkraft von 100 t zum Einsatz. Die Einzelgestängelänge betrug<br />
9,00 m. Der Bohrfortschritt belief sich auf ca. 160 m<br />
pro Arbeitstag. Der Spülungsverbrauch lag bei 3.150 Liter pro<br />
Bohrmeter. Zur Ortung des Bohrkopfes kam eine Kombination<br />
aus Steering Tool und Walk-Over Verfahren zur Anwendung.<br />
Nach vier Arbeitstagen konnte die Pilotbohrung erfolgreich<br />
und zielgenau in die Zielbaugrube eingebohrt werden.<br />
Im Anschluss erfolgte die erste von insgesamt drei Aufweitstufen<br />
in der Staffelung 500 mm, 800 mm und 1.<strong>20</strong>0 mm.<br />
Nach gelungenem Abschluss der ersten Aufweitung kam es<br />
durch den frühen und heftigen Wintereinbruch im Dezember<br />
<strong>20</strong>10 zur Unterbrechung der Bohrarbeiten. Die Projektbeteiligten,<br />
die Berliner Wasserbetriebe und die Arge WW Tiefwerder<br />
/ Rupenhorn, entschieden nach konstruktiven, gemeinsamen<br />
Beratungen die Einhausung und Beheizung des<br />
kompletten Startbereiches mit der gesamten Bohranlage, bestehend<br />
aus HDD-Rig, Mischanlage, Recyclinganlage und<br />
Steuerungseinheit. An der Havel, dem Zielbereich, wurde<br />
ebenfalls ein beheizbares Winterbauzelt errichtet. Die Bohrspülungsrückflussleitung<br />
wurde gedämmt und mit einer Begleitheizung<br />
ausgerüstet. Durch diese Maßnahmen gelang es<br />
der Arbeitsgemeinschaft, trotz extremer Witterungsbedingungen<br />
im Januar <strong>20</strong>11, die zweite und dritte Aufweitbohrung<br />
mit Durchmessern von 800 mm bzw. 1.<strong>20</strong>0 mm erfolgreich<br />
zu realisieren.<br />
Bild 2: Preisverleihung 3. Platz GSTT-Award <strong>20</strong>11. An dem Projekt<br />
waren die Unternehmen Duktus Rohrsysteme Wetzlar GmbH und die<br />
ARGE Stehmeyer & Bischoff GmbH & Co. KG (NL Berlin) / BLK Bohrteam<br />
GmbH, Görschen, beteiligt.<br />
BILD 3: Rohreinzug GGG DN 700 ZMU<br />
EWE-Anbohrsystem für Wasser und Gas<br />
Wir stellen auf dem<br />
Oldenburger<br />
Rohrleitungsforum aus.<br />
Telefon: 05 31 – 37 00 50<br />
www.ewe-armaturen.de<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 87
Projekt kurz beleuchtet<br />
Wasserversorgung<br />
Bild 4: Einzelrohrmontage auf Ablaufbahn<br />
Durch die anschließende Ausführung eines „Cleaning Ganges“,<br />
um das sedimentierte Bohrklein aus dem Bohrkanal zu<br />
drücken, und der Realisierung eines „Check Trips“ (mittels eines<br />
Kurzrohrs mit dem Durchmesser des später zum Einzug<br />
kommenden Medienrohrs) wurde der Bohrkanal seitens der<br />
Bohrmannschaft gesäubert und optimal für den Rohreinzug<br />
vorbereitet, um ein Festsetzen des DN 700 Gussrohres beim<br />
späteren Rohreinzug zu vermeiden.<br />
Einzelrohrmontage über Montagebahn<br />
Für die Einzelrohrmontage, die aufgrund der speziellen topografischen<br />
Gegebenheiten infolge des Hochwassers der Havel<br />
und den minimal zu haltenden Eingriffen in die Trinkwasserschutzzone<br />
nur als Montage „just in time“ mit dem<br />
Rohreinzug erfolgen konnte, wurde durch die BLK-Bohrteam<br />
GmbH eine Rohrmontage-Ablaufbahn konstruiert und in der<br />
betriebseigenen Werkstatt angefertigt. Die effiziente Nutzung<br />
der Montagebahn durch die erfahrenen Rohrleitungsmonteure<br />
des Arge-Partners Stehmeyer & Bischoff ermöglichten<br />
in Zusammenarbeit mit dem technischen Support des<br />
Rohrlieferanten, Duktus Rohrsystem Wetzlar, äußerst kurze<br />
Montagezeiten für die einzelnen BLS-Verbindungen, bestehend<br />
aus formkraftschlüssiger Rohrverbindung mit Verriegelung<br />
und dem Muffenschutz aus Schrumpfmanschette und<br />
Blechkonus, der ZMU Gussrohre DN 700.<br />
Am 9. Februar <strong>20</strong>11 konnte mit dem Rohreinzug begonnen<br />
werden. Die maximal auftretenden Zugkräfte beim Einzugsvorgang<br />
lagen weit unter der technisch vorgehaltenen<br />
Zugkraft von 100 t.<br />
Die verhältnismäßig gering auftretenden Zugkräfte konnten<br />
nur aus der Kombination verschiedener Maßnahmen erreicht<br />
werden. Zum einen wurde durch eine ausgeklügelte Ballastierung<br />
der Medienrohre mittels Wasserbefüllung ein Schwebezustand<br />
im Bohrkanal erreicht, der es ermöglichte, die Gussrohre<br />
ohne Kontaktreibung mit der Bohrlochwandung einzuziehen.<br />
Zum anderen konnte durch die im Einzelnen speziell an die<br />
vorhandene Bohrlochtopografie, an das Rohrmaterial und an<br />
den Baugrund angepasste Bohrspülungsrezeptur die Einzugskräfte<br />
reduziert werden. Letztendlich erzielte man durch die<br />
bereits erwähnten und durchgeführten „Cleaning Gänge“ und<br />
„Check Trips“ eine saubere und glatte Bohrlochinnenwandung.<br />
Aufgrund der guten Zusammenarbeit zwischen den Berliner<br />
Wasserbetrieben (Projektleiter Herr von Trotha) als Bauherr<br />
und der Arge WW Tiefwerder / Rupenhorn (Stehmeyer &<br />
Bischoff und BLK-Bohrteam GmbH) als ausführendes Unternehmen<br />
sowie der Firma Duktus als Rohrlieferanten konnte<br />
nach knapp 34 Stunden durchgängiger Rohrmontage und Einzug<br />
dieses anspruchsvolle Spülbohrprojekt erfolgreich vollzogen<br />
werden.<br />
Der eingezogene Rohrstrang und die in offener Bauweise<br />
verlegten Anschlussleitungen wurden gemäß den Forderungen<br />
der BWB einer Druckprobe mit 15 bar unterzogen. Das<br />
gesamte System wurde dann zur abschließenden Kontrolle<br />
mit einer Kamera befahren.<br />
Zu Dokumentationszwecken und zum Nachweis des Einzugs<br />
in der geplanten Trassenlage wurde der Rohrstrang mittels<br />
Durchfahren eines Messgerätes horizontal und vertikal<br />
genau aufgemessen.<br />
An die Berliner Wasserbetriebe wurde nach Abschluss der<br />
gesamten Arbeiten ein qualitativ einwandfreies Leitungssystem<br />
übergeben.<br />
Kontakt<br />
Stehmeyer&Bischoff GmbH & Co. KG, Berlin,<br />
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Verbände<br />
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Fachbericht<br />
Abwasserentsorgung<br />
Sanierung der Abwasserkanäle<br />
in Pasing-Obermenzing im<br />
EDS-Verfahren<br />
Die Münchner Stadtentwässerung baut weiter auf Steinzeug<br />
Von Hans-Joachim Purde und Volker Pankau<br />
Die Münchner Ortsteile Pasing, nördlich der Bahnanlage, und Obermenzing gehören zu den „guten Wohnstuben“ der<br />
bayerischen Landeshauptstadt. Sie liegen westlich des Nymphenburger Schlossgartens und wurden im Wesentlichen<br />
in der Nachkriegszeit abwassertechnisch erschlossen. Nach MSE 1 -Regulativ dienten hierzu Sammelkanäle aus Steinzeugrohren<br />
DN 250 bis DN 350 der damaligen Produktion, d.h.: vor 1965 mit Rohrverbindungsdichtungen aus Vergussmassen,<br />
danach zunehmend mit Rohrverbindungsdichtungen Steckmuffe K.<br />
Die nach gültigem Umweltrecht durchgeführten Kanalinspektionen im Rahmen der Eigenkontrollverordnung des Freistaates<br />
Bayern führten zur Erkenntnis, dass die ca. 50 <strong>Jahre</strong> alten Kanäle durchweg statisch und auch hydraulisch<br />
funktional intakt waren, hinsichtlich der Dichtheit der Rohrverbindungen allerdings Zweifel bestanden; insbesondere<br />
dort, wo aufgrund des relativ hohen Baumbestandes Wurzeleinwüchse in die Kanäle vorhanden waren. Diese Wurzeleinwüchse<br />
konzentrierten sich gemäß Inspektionsauswertung auf die Rohrverbindungsstellen.<br />
Motivation für die Anwendung des EDS 2 -<br />
Sanierungsverfahrens<br />
Anwendungskriterien für EDS nach Maßgabe<br />
der MSE<br />
Die MSE war, bedingt durch ihre speziellen Voraussetzungen<br />
im Kanalnetz, Initiator zur Entwicklung des EDS-Verfahrens,<br />
das seitens der Steinzeug Abwassersysteme GmbH und der<br />
Geiger Kanaltechnik GmbH & Co.KG umgesetzt wurde. Das<br />
zugehörige Gütezeichen S10.16 datiert aus dem Jahr <strong>20</strong>09.<br />
Grundsätzlich zielt das EDS-Verfahren auf eine systematische<br />
Anwendung innerhalb eines Kanalabschnittes (Haltung<br />
bis Netzbereich). Die vornehmlich infolge technischer Eigenschaften<br />
und Alterung undicht gewordenen Dichtungen in<br />
den Rohrverbindungsmuffen sollen neu und dauerhaft abgedichtet<br />
werden – ohne Änderung des intakten Altbestandes<br />
Steinzeugrohr.<br />
Die modifizierte Anwendung bei der MSE reduziert die<br />
systematische Anwendung auf die sichtbare oder sicher zu<br />
vermutende Undichtheit der Rohrverbindung und lehnt sich<br />
hiermit an die Empfehlungen des Bayerischen Landesamtes<br />
für Umwelt 3 an. Hierdurch werden Kosten eingespart und ein<br />
1 MSE = Münchner Stadtentwässerung, Eigenbetrieb der Landeshauptstadt<br />
München, nach Art. 88, Abs. 1 der Gemeindeordnung<br />
(www.muenchen.de/MSE)<br />
2 EDS-Verfahren = Erneuerung der Dichtung an Steinzeugrohren,<br />
RAL-GZ 10.16 – siehe www.kanalbau.com (Güteschutz<br />
Kanalbau), www.steinzeug-keramo.com, www.geiger-kanaltechnik.de<br />
3 LfU-Merkblatt Nr. 4.3/6, Teile 1 bis 3/<strong>20</strong>03 (www.bayern.<br />
de/lfw)<br />
funktional ausreichendes Ergebnis erzielt. Es wird eine „betriebliche“<br />
Dichtheit erreicht – und damit auch ein praktischer<br />
Boden- und Gewässerschutz.<br />
Das technische Planergebnis der<br />
EDS-Sanierung<br />
Das technische Ziel eines mittels EDS-sanierten Abwasserkanals,<br />
speziell aus Steinzeugrohren, ist ein wieder voll funktionsfähiger<br />
und langlebiger Abwasserkanal. Insbesondere<br />
kann der Kanal bzw. jede Kanalhaltung auf der Basis der Zustandsdaten,<br />
hier<br />
unbeschädigtes Rohr, langfristig standfest<br />
keine betriebliche Abnutzung<br />
erneuerte Dichtung<br />
sowohl als Wirtschaftsgut als auch funktionales technisches<br />
Element innerhalb des Abwasserentsorgungssystems sicher<br />
eingeschätzt werden.<br />
Erwartungen an den funktionalen,<br />
technischen und wirtschaftlichen Bestand<br />
der Abwasserentsorgung in den umfassten<br />
Sanierungsbereichen<br />
Die Abwasserentsorgung in den umfassten Siedlungsbereichen<br />
Pasing und Obermenzing soll langfristig und damit<br />
nachhaltig gesichert sein. Nachdem die Kanäle erwiesenermaßen<br />
über eine Zeit von 50 <strong>Jahre</strong>n ihre Funktion sowohl<br />
hydraulisch als auch hinsichtlich Standfestigkeit voll erfüllten,<br />
war lediglich dem festgestellten Wurzeleinwuchs und<br />
einer hierdurch bedingten Undichtheit zu begegnen. Ein betrieblich<br />
bedingter Verschleiß in der Rohrsohle oder auch<br />
eine Schädigung infolge Alterung des Rohrmaterials konn-<br />
98 1-2 / <strong>20</strong>12
ten anlässlich der Inspektionsauswertungen nicht festgestellt<br />
werden.<br />
Gerade Letzteres zielt jedoch auf einen weiteren begründeten<br />
funktionalen Erwartungshorizont für die Kanäle im betroffenen<br />
Siedlungsbereich; dieser ist mit mindestens weiteren<br />
mehreren Jahrzehnten zu beschreiben. Dies wird gestützt<br />
durch die stabile und auch vollendete Siedlungsdichte und Bebauungsstruktur,<br />
die im angegebenen Zeithorizont auf keine<br />
Änderungen hinweist.<br />
Diese technisch/funktionale Erwartung kann, je nach Eigendefinition<br />
eines Netzbetreibers, auch in die wirtschaftliche<br />
Bewertung (Kanalvermögen usw.) einfließen 4 .<br />
Die Sanierungsplanung<br />
Der Umfang von Sanierungsprojekten ist durch die Gebietsstruktur<br />
der Instandhaltungsorganisation vorgegeben. Die<br />
Kanalinspektion erfolgt in jeweils mehreren zu einem Projekt<br />
zusammengefassten Instandhaltungszonen. Diese Befahrungsprojekte<br />
werden in der Sanierungsplanung weiter<br />
verwendet.<br />
Zunächst werden die Inspektionsergebnisse von einem<br />
Mitarbeiter der MSE-Kanalinspektion überprüft und eine nach<br />
Zustandsklassen sortierte Haltungsliste erstellt.<br />
Diese stellt die Grundlage für den Sanierungsplaner dar.<br />
Haltungen mit ZKL 0-1 werden mit der höchsten Priorität behandelt,<br />
aus Gründen der Wirtschaftlichkeit werden jedoch<br />
auch teilweise Schäden mit ZKL 1-2 bearbeitet.<br />
Die weiteren Arbeiten des Planers werden in einer straßen-<br />
und haltungsbezogenen Tabellenkalkulationsliste dokumentiert.<br />
Hier sind alle für die Sanierungsplanung relevanten<br />
Daten, wie z.B. ZKL, Querschnitt, Haltungslänge, Baujahr,<br />
Grundwasserstand, Station der Schäden usw., enthalten. Das<br />
technisch und wirtschaftlich geeignetste Verfahren wird haltungs-<br />
und evtl. schadensbezogen in diese Liste eingetragen.<br />
Die Kriterien für die Anwendung des EDS-Verfahrens sind<br />
folgende:<br />
Muffenversatz < 0,5 x Wandstärke<br />
Axialverschiebung < 4,0 cm<br />
mindestens fünf aufeinander folgende Muffen, sonst<br />
gängige Technik (Gliederkette)<br />
nicht bei drückendem Grundwasser (Kosten für Vorabdichtung)<br />
nur in Haltungen, in denen ansonsten keine anderen Reparaturen<br />
notwendig sind<br />
Anzahl der pro Haltungen zu sanierenden Muffen (erst ab<br />
Rohrstücklängen von 1,0 m)<br />
Da die Leistungen für die Muffensanierung getrennt von<br />
Reparatur und Schlauchrenovierung ausgeschrieben werden,<br />
erfolgt eine Sortierung und Separierung der „EDS-Haltungen“.<br />
Nach der Machbarkeitsprüfung vor Ort werden die endgültigen<br />
Mengen der EDS-Anwendung in Abhängigkeit von<br />
den Einzelrohrlängen ermittelt.<br />
Mit der vollständigen Planungsliste werden die Projektkosten<br />
festgestellt.<br />
4 siehe hierzu DWA-A 133 08/<strong>20</strong>03 und Entwurfsstand <strong>20</strong>11<br />
des DWA-M 810<br />
BILD 1: Haftzugnachweise<br />
im Baustofflabor<br />
BILD 2: EDS-<br />
System (patentiert)<br />
BILD 3: Spezielle Fräsköpfe für die Muffenspaltbearbeitung<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 99
Fachbericht<br />
Abwasserentsorgung<br />
Die Sanierungsplanung kann nun unmittelbar aus der Liste,<br />
mittels AVA-Programm, in ein Leistungsverzeichnis übertragen<br />
werden, das durch Ausführungspläne im Maßstab 1:1000<br />
vervollständigt wird.<br />
Die Sanierungsplanung war insgesamt an den oben dargestellten<br />
Erwartungen orientiert. Gemäß den speziellen Anwendungskriterien<br />
von MSE für EDS wurden nicht alle Rohrverbindungsdichtungen<br />
erneuert. Ausschlaggebend waren die<br />
Beurteilung gemäß Inspektion und funktionale Gesichtspunkte<br />
für die langfristige Funktion sowie vorrangig das Unterbinden<br />
von Wurzeleinwüchsen.<br />
Gemäß Ausschreibung waren in den ausgewiesenen Sanierungsgebieten<br />
bei ca. 4.150 lfm Kanälen 4.124 Rohrverbindungen<br />
bei Rohren DN 250, DN 300 und DN 350 mittels<br />
EDS zu sanieren. Entsprechend den Baujahren der Kanäle<br />
(1951 bis 1967) waren Rohrlängen von 1,0 m, 1,5 m und<br />
2,0 m vorhanden. Die notwendige Anzahl der zu sanierenden<br />
Rohrverbindungen resultiert vorwiegend auch aus der Anzahl<br />
der Abzweige für die Anschlüsse der Grundstücke bzw. auch<br />
von Straßenentwässerungen.<br />
Die Ausschreibung<br />
Spezielle Vorgaben zu den Angebotsinhalten<br />
und deren Wertung<br />
Der technische Inhalt der Ausschreibung des EDS-Verfahrens<br />
war durch Kap. 2.4.5.7 der ZTV-Kanal-München 5 eindeutig<br />
definiert. Geforderte Angaben des Bieters zur Leistungserbringung<br />
waren als zwingend definiert. Eine nicht ausreichende<br />
Angabe hätte zum Ausschluss des Angebotes geführt.<br />
5 ZTV-Kanal-München: Zusätzliche Technische Vorschriften für<br />
die Herstellung von Flächenkanalisationen und Durchführung<br />
von Kanalsanierungen in München und Grundlagen für die Abrechnung<br />
(www.muenchen.de/Rathaus/kan/wir/mse(projekte)<br />
Herauszuheben sind hier die entsprechenden Nachweise für<br />
das elastifizierte Epoxidharz (ZTV-Kanal.Mü 2.4.5.7.1):<br />
Säulenversuch nach DIBT-Merkblatt<br />
Nachweis der chemischen Beständigkeit in Anlehnung an<br />
DIN EN 295/3<br />
Nachweis der Flexibilität der erneuerten Rohrverbindungsdichtung<br />
Nachweis der Haftzugfestigkeit des elastifizierten Epoxidharzes<br />
auf trockenem und nassem Steinzeugmaterial<br />
Nachweis der Spülfestigkeit (der fertigen neuen Rohrverbindung)<br />
Nachweis der Shorehärte des ausgehärteten Epoxidharzes<br />
Nachweis des E-Moduls wie vor<br />
Vorgenannte Nachweise waren auch für mögliche Alternativen<br />
zum speziellen EDS-Verfahren verbindlich und mit<br />
dem Angebot vorzulegen.<br />
Technische Vorgaben<br />
Wasserhaltung<br />
In Abstimmung mit dem Kanalbetrieb musste die jeweils in<br />
Arbeit befindliche Schachthaltung vollständig vom Abwasserfluss<br />
frei gehalten werden.<br />
Bei der Verfahrensentwicklung EDS wurde das Vorhandensein<br />
von Wasser, auch Abwasser, als zulässig herausgestellt.<br />
Im Interesse einer guten und sicheren Qualität der EDS-<br />
Rohrverbindungsdichtung, insbesondere der sicheren Haftung<br />
auf dem Fräsuntergrund, ist ein Abwasserfluss jedoch möglichst<br />
zu vermeiden.<br />
Arbeitstechnik des EDS-Sanierungsverfahrens<br />
Die Arbeitsschritte waren analog des Verfahrenshandbuchs<br />
zur Gütesicherung (RAL-GZ 10.16) genau vorgegeben:<br />
1. Hochdruckreinigung und TV-Kamerainspektion zur Bestandsaufnahme<br />
2. Entfernen von Ablagerungen im unmittelbaren Verbindungsbereich<br />
3. Definiertes Fräsen der Rohrverbindungsfuge<br />
4. Feinreinigung der gefrästen Rohrverbindungsfuge<br />
5. Mischen des Epoxidharzes und dem Spachtelroboter zuführen<br />
6. Einbringen des Epoxidharzes in die Rohrverbindungsfuge<br />
7. Dichtheitsnachweis durch Muffendruckprüfung<br />
Qualitätssicherung<br />
Es wird eine Qualitätssicherung gemäß den Anforderungen<br />
der RAL Gütesicherung Kanalbau vorgegeben. Die genaue<br />
Definition der Arbeitsschritte erlaubt auch eine zu jedem<br />
Zeitpunkt wirksame Qualitätskontrolle sowie eine Nachverfolgung<br />
(Bildaufzeichnungen der Verfahrensanwendung im<br />
Kanal).<br />
BILD 4: Harzaufbereitung<br />
nach<br />
Verfahrenshandbuch<br />
auf der Baustelle<br />
Abnahmeprüfungen<br />
Neben der Kontrolle der fertigen EDS-Verbindung mittels TV-<br />
Bild der Inspektionskamera bilden die Aufzeichnung des Bearbeitungsprozesses<br />
und die Daten der Materialverarbeitung<br />
den wesentlichen Nachweis der vertragskonformen Ausführung.<br />
100 1-2 / <strong>20</strong>12
Anspruch an die fertige Bauleistung<br />
Die Ausschreibung muss die Anforderungen der Sanierungsplanung<br />
umsetzen und damit speziell die Erwartungen des<br />
Netzbetreibers erfüllen.<br />
Da die MSE dies im eigenen Hause, gleichwohl in unterschiedlichen<br />
Abteilungen, erledigt, ist eine gute Stringenz gewahrt<br />
und der Anspruch an den nunmehr sanierten Kanalbestand<br />
sichergestellt.<br />
Zusammenhängend hiermit war bei der Ausschreibung<br />
herausgestellt, dass alternative Renovierungsverfahren nicht<br />
zugelassen sind. Das Kanalsystem aus Steinzeugrohren sollte<br />
funktional bestimmend bleiben.<br />
BILD 5: TV-kontrolliertes Arbeiten im Kanal<br />
Strikte Benennung von Einzelleistungen – in<br />
definierten Leistungspositionen beschrieben<br />
Die Bauleistungen waren in Umsetzung der VOB/A §7 in Einzelpositionen<br />
genau beschrieben. Das Unterbinden der Dispositionsfreiheit<br />
bei qualitätsrelevanten Ausführungsdetails,<br />
wie z.B. der Gestaltung der Vorflut für zulaufende Abwässer,<br />
führt beim Bieter zu einer sicheren und wenig spekulativen<br />
Preisgestaltung und sichert damit mittelbar ebenfalls die erforderliche<br />
Qualität. Unterstrichen wurde diese Anforderung<br />
in der Ausschreibung durch den Satz: „Es werden nur Angebote<br />
gewertet, bei denen jede Position mit einem angemessenen<br />
Preis beziffert wurde.“<br />
Ausführung und technisches Ergebnis<br />
Bauzeit<br />
Die vorgegebene Bauzeit wurde eingehalten. Die spezifischen<br />
Leistungsansätze der Kalkulation konnten aufgrund der guten<br />
Arbeitsvorbereitung und Zusammenarbeit MSE-Kanalbetrieb,<br />
MSE-Kanalbau Abt. 13 und der ausführenden Firma Geiger<br />
Kanaltechnik sogar unterschritten werden.<br />
Baufeld und Beeinträchtigung Dritter<br />
Das Baufeld war nur durch die Montagefahrzeuge belegt, was<br />
zu geringen örtlichen Verkehrs- bzw. Parkbehinderungen im<br />
betroffenen Wohngebiet führte. Sonstige Beeinträchtigungen<br />
infolge von Baulärm oder Geruchsemissionen waren verfahrensbedingt<br />
nicht zu verzeichnen.<br />
BILD 6: Harzeinbringung in den gefrästen und gereinigten<br />
Muffenspalt<br />
Beherrschen der Auflagen für die Abwasserfreihaltung<br />
während der Sanierung<br />
Die zulaufenden Schmutzwässer der angeschlossenen Haushalte<br />
wurden sowohl rückgestaut als auch mittels Umpumpen<br />
aus der jeweils zu sanierenden Kanalhaltung herausgehalten.<br />
Es gab keine bzw. nur sehr kurzzeitige Unterbrechungen (wenige<br />
Stunden) der Nutzung der Abwasserentsorgung für die<br />
betroffenen Anlieger.<br />
Das renovierte Kanalnetz, das technische<br />
Ergebnis<br />
Das im Siedlungsgebiet Pasing – Obermenzing durch die EDS-<br />
Sanierung erfasste Kanalnetz ist umfänglich funktional wieder<br />
instand gesetzt. Die ca. 50 <strong>Jahre</strong> alten Sammelkanäle aus<br />
Steinzeugrohren DN 250 bis DN 350 sind infolge der neu-<br />
BILD 7: Arbeitsgespräch auf der Baustelle, speziell zur Planung und<br />
Ausführung der Wasserhaltungen<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 101
Fachbericht<br />
Abwasserentsorgung<br />
en Rohrverbindungsdichtung in einen Zustand versetzt, der<br />
den Vergleich „technisch funktional wie neu“ nahe legt und<br />
für den Netzbetreiber als technisches und wirtschaftliches<br />
Ergebnis Realität ist.<br />
Die aus den speziellen Anwendungskriterien der MSE für<br />
das EDS-Verfahren erwachsenen Abweichungen von einer<br />
Systemdichtheit nach Regelwerk (DWA-M 143 bzw. DIN EN<br />
752) sind hinsichtlich möglicher statischer Auswirkungen<br />
ohne Belang – was den anstehenden Kiesen der Münchner<br />
Schotterebene geschuldet ist. Ein Einfluss von Grundwasser<br />
ist im Sanierungsgebiet nicht gegeben.<br />
Betrieblich gesehen sind die Kanäle dicht – es findet kein<br />
Austrag von Abwasser in die Umgebung statt. Die betriebliche<br />
Erfahrung (Schmutzwasserkanal, kein RW-Eintrag) kennt<br />
keine Einstauereignisse. Die hydraulische Auslegung weist hohe<br />
Reserven auf.<br />
Für die MSE ist somit ein bedeutender, wenngleich kleiner<br />
Stadtbereich abwassertechnisch nachhaltig und langfristig<br />
saniert. Netzrenovierung und/oder -neubau sind um<br />
viele Jahrzehnte verschoben. Die mit dem EDS-Verfahren<br />
erworbene weitere Nutzung wurde im Rahmen der Verfahrensentwicklung<br />
mit einer den Renovierungsverfahren vergleichbaren<br />
Nutzungsdauer von „mehreren 10 <strong>Jahre</strong>n“ labortechnisch<br />
nachgewiesen. Die Angabe zur Nutzungsdau-<br />
er in den KVR-Leitlinien 6 für Reparaturverfahren ist für das<br />
EDS-Verfahren nicht aussagefähig.<br />
Die weitere Nutzung bestimmt sich naturgemäß aus der<br />
technischen Alterung bzw. dem Funktionsverbrauch des Systems<br />
Rohrkanal und ist eigenständig, projektbezogen zu bestimmen.<br />
Das sicher beurteilbare Steinzeugrohr und auch die<br />
EDS-Technologie sind hierfür die Grundlagen. Sowohl das<br />
vorhandene Steinzeugrohr als auch das verwendete EDS-<br />
Harz versprechen, wie zuvor schon beschrieben, eine wesentlich<br />
längere weitere Nutzungszeit der sanierten Kanalleitung.<br />
Zusammenfassung und Ausblick<br />
Mit der Sanierung eines zusammenhängenden Entsorgungsgebietes<br />
wurde zum dritten Mal das EDS-Verfahren als systemerhaltend<br />
eingesetzt. Die funktionsbestimmenden Steinzeugrohrkanäle<br />
bleiben erhalten, und somit bleibt auch das Entwässerungssystem<br />
der MSE ohne Änderungen. Für eine zukünftige<br />
Funktion sind technische und wirtschaftliche Prognosen in<br />
6 KVR-Leitlinien <strong>20</strong>05 „Leitlinien zur Durchführung dynamischer<br />
Kostenvergleichsrechnungen , ISBN 3-88961-240-7<br />
BILD 8: Steinzeugrohrkanal DN 350, mit EDS saniert<br />
102 1-2 / <strong>20</strong>12
eine sichere Position gebracht, was den Zielvorstellungen der<br />
MSE entspricht.<br />
Das umfassende Netz an Abwasserkanälen aus Steinzeugrohren<br />
(ca. 1.900 km) ist für die MSE ein sehr bedeutender<br />
Vermögensanteil. Die laufende bzw. nahezu abgeschlossene<br />
Zustandserfassung zeigt, dass nahezu kein betrieblicher Verschleiß<br />
bei den Rohrleitungen aus Steinzeug vorliegt. Bei Schäden<br />
überwiegen, wie zu vermuten, Schäden durch Rohreinmündungen<br />
und ein Versagen der Rohrverbindungsdichtungen (Kanalbaujahre<br />
vor 1970). Statische Schäden, wie z. B. Risse und<br />
Scherbenbrüche, sind wenig relevant.<br />
Das EDS-Verfahren wurde entwickelt, um diesen statischen<br />
und hydraulischen Zustand möglichst unverändert, aber funktional<br />
dem heutigen technischen Stand angepasst, zu erhalten.<br />
Insofern sind, im Zuge der weiteren Aktivitäten der Netzsanierung,<br />
weitere Anwendungen geplant und diese naturgemäß<br />
konzentriert auf die Kanalbaujahre vor ca. 1965 (Steckmuffensysteme<br />
K und L verdrängen zunehmend frühere Rohrverbindungsdichtungen).<br />
BILD 9: Baufeldsituation innerhalb des sensiblen Siedlungsgebietes<br />
Literatur<br />
[1] ZTV Kanal-München: Zusätzliche Technische Vorschriften<br />
für die Herstellung von Flächenkanalisationen und<br />
Durchführung von Kanalsanierungen in München und<br />
Grundlagen für die Abrechnung (www.muenchen.de/<br />
Rathaus/kan/wir/mse(projekte)<br />
[2] RAL GZ 10.16 Güteschutz Kanalbau; www.kanalbau.com<br />
[3] Purde, H.-J.; Hecker, H.-P.; Flick, K.-H.: Erneuerung der<br />
Dichtung an Rohrverbindungen von Steinzeugrohren älterer<br />
Bauart; <strong>3R</strong> international, 45 (<strong>20</strong>06) Nr. 1-2<br />
[4] Hecker, H.-P.; Purde, H.-J.: Nachträgliche Dichtungsarbeiten<br />
an nicht begehbaren Abwasserkanälen als Maßnahme<br />
zur Verlängerung der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer;<br />
IRO Forum <strong>20</strong>06, Vortrag und Skriptunterlagen<br />
[5] Hecker, H.-P.; Purde, H.-J.: EDS-Verfahren – erste Einsätze,<br />
Technische Erfahrungen und Diskussion zur wirtschaftlichen<br />
Bewertung; IRO Forum <strong>20</strong>08, Vortrag und<br />
Skriptunterlagen<br />
[6] Flick, K.-H: Praxisbericht zur Prüfung einer Steckmuffenverbindung<br />
nach langer Betriebszeit; IRO Forum <strong>20</strong>03, Vortrag<br />
und Skriptunterlagen<br />
[7] Palaske: Kanalerneuerung im Stadion der 60er/München;<br />
Steinzeug-Information <strong>20</strong>09<br />
[8] Ingenieurbüro Prof. Schießl: Gutachterliche Stellungnahme<br />
über das Langzeitverhalten der EDS-Dichtungserneuerung;<br />
17.07.<strong>20</strong>06<br />
Autoren<br />
Dipl.-Ing. Hans-Joachim Purde<br />
Purde, John und Partner, Baldham<br />
Tel. +49 8106 358315<br />
E-Mail: purde@pjp.de<br />
Dipl.-Ing. Volker Pankau<br />
Münchener Stadtentwässerung, München<br />
Tel. +49 89 233 62374<br />
E-Mail: volker.pankau@muenchen.de<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 103
Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
Eutingen saniert Mischwasserkanal<br />
DN 1<strong>20</strong>0 mit lichtgehärtetem<br />
GFK-Schlauchliner<br />
Nicht nur mit Heißwasser und Dampf härtende Schlauchliner gehören zum heutigen Sanierungs-Portfolio der KMG Pipe<br />
Technologies GmbH. Auch lichthärtende GFK-Liner setzt der Kanalsanierer erfolgreich ein – selbst im Grenzbereich des derzeit<br />
Machbaren, wie ein aktuelles Projekt aus Eutingen-Hochdorf zeigt, wo im Oktober <strong>20</strong>11 ein Mischwasserkanal DN 1<strong>20</strong>0 mit<br />
S-Linern des SAERTEX-Systems saniert wurde.<br />
Akutes Entwässerungsproblem durch<br />
beschädigten Sammler<br />
Die baden-württembergische Gemeinde Eutingen bei Nagold<br />
hatte in der Gemarkung Hochdorf ein akutes Entwässerungsproblem.<br />
Ein <strong>20</strong>04 verlegter Mischwasser-Transportsammler<br />
aus Beton wies trotz geringen Alters erhebliche Schäden auf.<br />
Das Rohr war in seiner, in den teils felsigen Untergrund geschlagenen<br />
Trasse nur unzureichend gebettet worden und litt<br />
an setzungsbedingten Rissen. Dies war umso bedenklicher,<br />
als der Sammler bei Niederschlag regelmäßig stark ausgelastet<br />
ist und Staukanal-Funktionen im Netz übernimmt. Mit die-<br />
ser hydraulischen Auslastung war zugleich eine Vorgabe des<br />
Sanierungskonzeptes definiert, denn die (obligatorisch grabenlose)<br />
Sanierung musste zwingend unter Trockenwetterbedingungen<br />
erfolgen, um den Aufbau einer extrem kostspieligen<br />
Wasserhaltung zu vermeiden und dabei ein möglicherweise<br />
sehr knapp bemessenes Zeitfenster nutzen.<br />
Also entschieden die Verantwortlichen sich zur Ausschreibung<br />
eines lichthärtenden GFK-Schlauchliners. Bei dessen<br />
Ausschreibung setzte sich die Niederlassung Stuttgart der<br />
KMG Pipe Technologies GmbH mit einem Angebot durch, das<br />
den Einbau eines SAERTEX-Liners von 8 mm Wandstärke in<br />
BILD 1: Sanierungsprojekt mit Aussicht: KMG-Schlauchlinerbaustelle auf der Gäu-Hochebene bei Eutingen<br />
104 1-2 / <strong>20</strong>12
insgesamt zwei Teilstrecken vorsah. Dieser wurde im Oktober<br />
in zwei Bauabschnitten von 197 m Länge eingebaut. Der<br />
längste Einzeleinzug lag bei rund 103 m, was bei einem Liner<br />
DN 1<strong>20</strong>0 mit 10 mm Wandstärke zu einem Gewicht von immerhin<br />
6,9 t führt. Um dieses Gewicht zu handhaben, wurde<br />
ein Schwerlast-Autokran benötigt, der den Liner aus der lichtdichten<br />
Transportkiste heraus so über den geöffneten Kontrollschacht<br />
hob, dass er über eine Umlenkrolle in die Haltung<br />
eingezogen werden konnte. Zuvor hatte man eine 2 mm starke<br />
PE-Gleitfolie in den Kanal eingezogen, die – als Halbschale<br />
im Rohr liegend und beidseitig zugfest fixiert – den Liner<br />
beim Einbau vor mechanischen Beschädigungen schützte.<br />
Lampenzug mit einer Geschwindigkeit<br />
von <strong>20</strong> cm pro Minute<br />
Der liegende Liner wurde beidseitig durch Drucktöpfe verschlossen<br />
und anschließend durch Luftdruck formschlüssig im<br />
Kanal aufgestellt. Über die kurzfristig geöffnete Schleuse am<br />
Startschacht setzten die KMG-Mitarbeiter eine UV-Lampeneinheit<br />
mit integrierter Frontkamera in den aufgestellten Liner<br />
ein. An einem Zugseil geführt durchfuhr der Lampenzug,<br />
eine UV-Doppelkernanlage mit 8 x 1.000 Watt Leistung, den<br />
Liner schließlich mit einer gleichmäßigen Geschwindigkeit von<br />
<strong>20</strong> cm pro Minute. Das ist für lichthärtende Linersanierungen<br />
zwar vergleichsweise langsam und führte zu einer Dauer des<br />
Aushärtungsvorgangs von rund acht Stunden. Es sind dabei<br />
jedoch die erheblichen Nennweiten und Wandstärken in diesem<br />
Einsatz zu berücksichtigen, die zu gründlicher Aushärtung<br />
eine entsprechende UV-Bestrahlungsdauer erfordern.<br />
Zur Sicherstellung einer gleichmäßig hohen Qualität des Endproduktes<br />
werden alle Betriebsparameter des Linereinbaus,<br />
neben der Fahrgeschwindigkeit vor allem die Strahlungsintensität<br />
der einzelnen Lampenmodule sowie die Temperatur<br />
der Lineroberfläche, im Kontrollfahrzeug sorgfältig messtechnisch<br />
erfasst und aufgezeichnet.<br />
BILD 2: Der Zugkopf des Liners zu Beginn des Sanierungsvorgangs<br />
BILD 3: Öffnen des ausgehärteten Liners in einem der Endschächte<br />
Labortechnische Fremdüberwachung<br />
Den finalen Nachweis des tatsächlichen Sanierungserfolgs<br />
lieferte die labortechnische Fremdüberwachung der vor Ort<br />
entnommenen Probestücke, die gemäß DIBT-Zulassung des<br />
SAERTEX-Verfahrens obligatorisch ist. Sie erbrachte den objektiven<br />
Beweis für den subjektiv-optischen Eindruck, den<br />
man bereits bei der „Begehung“ des ausgehärteten Liners gewinnen<br />
konnte: Ein rundum gelungenes Sanierungsprojekt,<br />
das letztlich in allen Prüfparametern sicher über den geforderten<br />
Werten lag. KMG-Niederlassungsleiter Sener Polat<br />
zufrieden: „Das Projekt Eutingen beweist einmal mehr: Wir<br />
können auch Licht!“<br />
Kontakt<br />
KMG Pipe Technologies GmbH, Schieder-Schwalenberg,<br />
Tel. +49 5284 705 407, E-Mail: ulrich.winkler@kmg.de,<br />
www.kmg.de<br />
BILD 4: Fit für Jahrzehnte: Der erfolgreich ausgehärtete<br />
GFK-Liner DN 1<strong>20</strong>0<br />
1-2 / <strong>20</strong>12 105
Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
Reinheim saniert Abwassersystem<br />
mit lichtgehärtetem GFK-<br />
Schlauchliner DN 1100<br />
Bild 1: Einzug des Schlauchliners DN 1100 in Reinheim im Landkreis Darmstadt-Dieburg<br />
Im Zuge der Eigenkontrolle zeigte eine Kamerabefahrung<br />
des Abwassersammlers zur Kläranlage des<br />
Abwasserverbandes Vorderer Odenwald in Reinheim<br />
im Landkreis Darmstadt-Dieburg Undichtigkeiten<br />
und Inkrustationen im Bereich der Muffen des in den<br />
70er <strong>Jahre</strong>n verlegten Betonrohrs. An vielen Stellen<br />
waren die Muffen undicht, so dass sauberes Grundwasser<br />
in den Sammler infiltrierte. In mehreren Bauabschnitten<br />
wird der Kanal, der im Grundwasser liegt<br />
und zum Teil durch ein Wasserschutzgebiet führt,<br />
durch den Abwasserverband Vorderer Odenwald renoviert.<br />
Im August wurde ein 380 m langes Teilstück<br />
von der B 426 bis zum Bahndamm durch die Niederlassung<br />
Frankfurt der Umwelttechnik und Wasserbau<br />
GmbH mit lichthärtenden glasfaserverstärkten (GFK)<br />
Schlauchlinern von RELINE EUROPE saniert.<br />
„Wirtschaftliche Berechnungen haben die Rentabilität<br />
der Inliner-Technik eindrucksvoll belegt“, erklärte<br />
Karl Hartmann, Bürgermeister der Stadt Reinheim<br />
und Sprecher des Abwasserverbandes nach Abschluss<br />
der Sanierungsmaßnahme. Auch Dipl.-Ing.<br />
Florian Lösel vom mit der Sanierungsplanung beauftragten<br />
Ingenieurbüro Reitzel aus Groß-Zimmern hat<br />
nur gute Erfahrungen mit dieser grabenlosen Technik<br />
gemacht: „Die Sanierung mit GFK Schlauchlinern<br />
ist bei Behörden und Abwasserfachleuten durchweg<br />
anerkannt.“<br />
In öffentlicher Ausschreibung suchte das Büro eine<br />
Firma, die leistungsfähig genug ist, Schlauchliner<br />
in der geforderten Dimension DN 1100 einzubauen.<br />
Hier war die Umwelttechnik und Wasserbau GmbH<br />
aus Frankfurt am Main dann der einzige Bieter. „Das<br />
zeigt, dass es nur wenige Firmen gibt, die mit dem<br />
Einbau von Linern in dieser Dimension mittels Lichthärtung<br />
Erfahrung haben bzw. Referenzen dafür vorweisen<br />
können“, so Lösel.<br />
Zwei Herausforderungen waren bei dieser Baustelle<br />
zu bewältigen: Der Abwasserkanal verläuft in<br />
diesem Bauabschnitt durch Wiesen, Felder und Kleingartenanlagen<br />
mit unbefestigten Wegen. Außerdem<br />
musste eine aufwändige Wasserhaltung aufgebaut<br />
werden, um den Schmutzwasserzufluss zur Kläranlage<br />
sicherzustellen. Engelbert Schröder, der Bauleiter<br />
des Sanierungsunternehmens, setzte dafür zwei<br />
schallschutzgedämmte Pumpen mit einer Förderleistung<br />
von jeweils 110 l/Sek ein, die ihren Dienst zuverlässig<br />
erfüllten. Glück hatte die Kolonne, dass man<br />
106 1-2 / <strong>20</strong>12
in der letzten Augustwoche von heftigen Regenfällen verschont<br />
blieb.<br />
Vor der eigentlichen Sanierung wurden die schadhaften<br />
Muffen des Altrohrs mit einer Gel-Injektion provisorisch abgedichtet,<br />
um zu verhindern, dass Grundwasser in den Kanal<br />
eindringt. „Ein großer Aufwand war die Logistik auf die Beine<br />
zu stellen, um die Baustelle zügig abzuwickeln“, so Schröder.<br />
Der DN 1.100 Alphaliner mit einer Wandstärke von 10<br />
mm im mit 143 m längsten Bauabschnitt brachte ein Gewicht<br />
von rund 10 t auf die Waage. Deshalb mussten das Kranfahrzeug<br />
und die anliefernden Fahrzeuge klein genug bemessen<br />
sein, dass sie die Schächte an den unbefestigten Wegen anfahren<br />
konnten, aber gleichzeitig leistungsstark genug waren,<br />
um große Lasten zu stemmen. Nachdem die Dichtheit<br />
jeweils abschnittsweise mit einer Druckbelastung von 0,25<br />
bar überprüft war, konnte der Schlauchliner in insgesamt vier<br />
Bauabschnitten mit einer leistungsstarken Seilwinde über ein<br />
Förderband eingezogen werden. Aus Platzgründen verlegte<br />
man zwei Teilstücke entgegen der Fließrichtung des Kanals.<br />
Wegen der großen Dimension des Liners musste bei allen Einbringschächten<br />
der Konus gegen einen breiteren Schachtring<br />
ausgetauscht werden.<br />
„Wir haben großen Wert auf eine kompakte kurze Bauzeit<br />
gelegt, um unseren wirtschaftlichen Erfolg sicherzustellen“,<br />
erläutert Bauleiter Schröder seine Planung. Mit allen<br />
Vor- und Nacharbeiten dauerte die Sanierung drei Wochen,<br />
für den Einbau des Schlauchliners selbst waren 1,5 Wochen<br />
nötig. Am Tag wurden die Liner eingezogen und bei Nacht<br />
ausgehärtet. Für die Aushärtung setzte man eine Lichterkette<br />
mit 9 UV-Strahlern à 1.000 Watt ein, die mit einer Geschwindigkeit<br />
von <strong>20</strong> cm/Min durch den Kanal gezogen wurde,<br />
so dass ein 1<strong>20</strong> m langes Teilstück nach zehn Stunden<br />
vollständig ausgehärtet war.<br />
Trotz der zum Teil schwierigen Rahmenbedingungen wurde<br />
die Baustelle mit nur geringem Mehraufwand im Zeitplan<br />
abgeschlossen. Die Prüfung der Probestücke durch ein unabhängiges<br />
Prüflabors ergab keinerlei Beanstandungen. In<br />
den kommenden <strong>Jahre</strong>n wird der Abwasserverband die Sanierung<br />
der fehlenden rund 1,5 km des Abwassersammlers<br />
bis zur Kläranlage angehen. Hier steigt der Rohrquerschnitt<br />
auf bis zu DN 1<strong>20</strong>0 an. Bauleiter Schröder von u+w, der bereits<br />
im vorigen Bauabschnitt mit DN 700 erfolgreich für den<br />
Abwasserband zusammengearbeitet hat, ist überzeugt, dass<br />
auch diese Aufgabe mit der Alphalinertechnologie von<br />
RELINE EUROPE zuverlässig lösbar ist.<br />
Bild 2: Die Baustelle in Reinheim. Der Abwasserkanal verlief im<br />
entsprechenden Bauabschnitt durch Wiesen, Felder und Kleingartenanlagen.<br />
Bild 3: Aufwändige Wasserhaltung: Zwei Pumpen sicherten den<br />
Schmutzwasserzufluss zur Kläranlage<br />
Kontakt<br />
Umwelttechnik & Wasserbau GmbH, Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 69 4<strong>20</strong>118-0, E-Mail: frankfurt-m@umwelttechnikwasserbau.de,<br />
www.umwelttechnik-wasserbau.de<br />
Ingenieurbüro Reitzel GmbH & Co. KG, Groß-Zimmern,<br />
Tel. +49 6071/97070, E-Mail: mail@ib-reitzel.de,<br />
www.ib-reitzel.de<br />
RELINEEUROPE Liner GmbH & Co. KG, Rohrbach,<br />
Tel +49 6349/93934-2<strong>20</strong>, E-Mail: info@relineeurope.com,<br />
www.relineeurope.com<br />
Bild 4: Die beiden schallschutzgedämmten Pumpen mit einer<br />
Förderleistung von 110 l/s kamen zum Einsatz<br />
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Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
Hochspannung, Höhenunterschied,<br />
Zeitdruck – Kanalsanierung unter<br />
schwierigsten Bedingungen<br />
<strong>20</strong>10 erhielt die Woitas Rohr- und Kanalreinigung aus Apolda nach einer Ausschreibung den Zuschlag für die Baulose Instandsetzung<br />
/ Erneuerung der Kläranlage am Krafthaus und Sanierung sämtlicher Trafotrassenabflussleitungen. Kernstück der<br />
Sanierung war das weltweit erprobte Schlauchlinersystem des Unternehmens Trelleborg Pipe Seals. Ein kurzes Zeitfenster blieb<br />
für die Montage, eine zweite Chance gab es dafür nicht. Denn während der Sanierung blieb der Strom z. T. ausgeschaltet – ein<br />
Verlustgeschäft für den Betreiber Vattenfall. Für das Herstellerunternehmen Trelleborg und die Montagegruppe Woitas hieß das<br />
Präzisionsarbeit bis ins Detail – und eine mögliche Alternative für den Notfall.<br />
Nutzung der Talsperre Bleiloch<br />
Fast 80 <strong>Jahre</strong> staut die Talsperre Bleiloch in Thüringen das<br />
Wasser der Saale. Sechs <strong>Jahre</strong> dauerte der Bau der 28 km langen<br />
Talsperre in der Nähe von Gräfenwarth und Schleiz. Allein<br />
65 m Höhe und <strong>20</strong>5 m Länge misst die Gewichtsstaumauer.<br />
Die Talsperre ist heute Teil des mit 80 km Länge größten zusammenhängenden<br />
Talsperrensystems in Deutschland, zu<br />
dem insgesamt fünf Talsperren an der oberen Saale gehören.<br />
Mit einem Fassungsvermögen von 213 Millionen Kubikme-<br />
tern ist die Talsperre Bleiloch Deutschlands wasserreichster<br />
Stausee.<br />
Die Vattenfall AG betreibt am Fuß der Staumauer ein Pumpspeicherwerk<br />
mit einer Spitzenlastenergie von 80 Megawatt,<br />
das sind etwa 67 Gigawattstunden Energie pro Jahr. Mit dieser<br />
Leistung könnten etwa 25.000 Familien zu jeder Tages- und<br />
Nachtzeit mit Strom versorgt werden. Im Rahmen der regenerativen<br />
Energieerzeugung ist Vattenfall zugleich der größte<br />
deutsche Betreiber von Wasserkraftwerken, der auch für die<br />
BILD 1: Die Bleiloch-Talsperre<br />
BILD 2:<br />
Die Baustelle<br />
unterhalb<br />
der Staumauer<br />
108 1-2 / <strong>20</strong>12
Instandsetzung der Talsperren verantwortlich ist. Bleiloch leistet<br />
aber neben der Stromlieferung auch einen enormen Beitrag zum<br />
Hochwasserschutz: Zu Beginn des Tau- und Regenwetters nehmen<br />
die Staubecken einen Großteil der Wassermassen auf. In wenigen<br />
Tagen kann sich so der Zufluss zu den Talsperren verzehnfachen.<br />
Im Stausee Bleiloch stieg <strong>20</strong>10 z. B. der Wasserpegel an einem einzigen<br />
Wochenende um rund 4 m.<br />
Im Rahmen der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) aus dem<br />
Jahr <strong>20</strong>00 und dem damit verbundenen Ziel, einen „ökologisch guten<br />
Zustand“ der Gewässer bis zum Jahr <strong>20</strong>15 herzustellen, fördert<br />
die Landesregierung in Thüringen u. a. eine flächendeckende Abwasserreinigung.<br />
Das bedeutet, dass Schmutzwässer vollbiologisch<br />
zu reinigen sind. Und das wiederum heißt, dass bestehende Kleinkläranlagen<br />
nachzurüsten oder zu ersetzen sind. Auf dem Talsperrengelände<br />
unmittelbar am Fuß der Staumauer befindet sich solch<br />
eine Kleinkläranlage. Sie sollte durch eine vollbiologische Neuanlage<br />
ersetzt und zeitgleich sollten entsprechende Schmutzwasserzuleitungen<br />
erneuert werden. Für den zweiten Bauabschnitt war die Sanierung<br />
der Trafotrassenleitung vorgesehen. Allerdings war weder<br />
deren Zustand noch der Richtung Staumauer und Fels führende Leitungsverlauf<br />
tatsächlich bekannt. Auftragnehmer war das Unternehmen<br />
Woitas Rohr- und Kanalreinigung aus Apolda, das sich mit<br />
anspruchsvollen Projektbedingungen auskennt. Deshalb entschied<br />
sich Woitas bei diesem Einsatz für das epros ® DrainLiner Verfahren<br />
von Trelleborg und überzeugte damit auch den Auftraggeber Vattenfall.<br />
Mit den grabenlosen Sanierungsverfahren von Trelleborg ist<br />
– je nach gewählter Methode – sowohl eine partielle als auch eine<br />
vollständige Renovation defekter Rohrleitungen bis hin zum vollstän<br />
digen Versiegeln von Oberflächen möglich. Im Falle der zu sanierenden<br />
Rohrleitungen an der Bleiloch-Talsperre sollte eine nachhaltige<br />
Renovation des ganzen Leitungsabschnittes erfolgen. Das<br />
nicht nur vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) zugelassene,<br />
sondern auch beim Güteschutz Kanalbau e. V. gelistete<br />
epros ® DrainLiner Verfahren ist mit seinen aufeinander abgestimmten<br />
Komponenten eine sichere und bewährte Lösung. Betriebsleiter<br />
Roland Woitas, selbst zertifizierter Kanalsanierungsberater: „Wir<br />
entschieden uns für den Einsatz des DrainLiner-Systems, weil wir<br />
damit bereits in der Vergangenheit äußerst zuverlässig gearbeitet<br />
haben. Angesichts der engen Terminplanung war gleichzeitig ein hohes<br />
Maß an Flexibilität gefordert.“<br />
Bei dieser Art der Kanalsanierung wird ein mit Reaktionsharzen getränkter,<br />
flexibler, einseitig beschichteter Nadelfilz-Schlauch (Liner)<br />
über einen Schacht bzw. eine Rohrleitungsöffnung mit Hilfe einer<br />
Druck trommel (Inversionsanlage) oder durch Aufbau einer hydrostatischen<br />
Wassersäule in die zu sanierende Haltung eingestülpt.<br />
Diesen Vorgang nennt man „inversieren“. Die harzgetränkte Innenseite<br />
gelangt so an die Rohrwand und die beschichtete Seite des<br />
Liners auf die dem Abwasser zugewandte Seite. Der Inversionsphase<br />
folgt die Phase der Aushärtung: der inversierte Liner wird<br />
unter Aufrecht erhaltung des Luft- bzw. Wasserdrucks so lange an<br />
die Rohrwand gepresst, bis das Harz reagiert und härtet. Nach erfolgreicher<br />
Aushärtung werden Wasser bzw. Luftdruck entfernt,<br />
das so entstandene Rohr-in-Rohr-System übernimmt vollständig<br />
die statische Tragfähigkeit des Altrohres und entspricht im Hinblick<br />
auf Dichtheit, chemische Beständigkeit und seinen mechanischen<br />
Eigenschaften den Leistungsanforderungen eines neuen Systems<br />
(DIN EN 752).<br />
BILD 3: Der Faraday‘sche Käfig als Schutz vor Hochspannung<br />
BILD 4: Temperaturmessung des Harzes<br />
BILD 5: Gleichmäßige Verteilung des Harzes<br />
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Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
Vorsicht Hochspannung!<br />
Das „Abenteuer Bleilochtalsperre“ begann für alle Beteiligten<br />
65 m unterhalb der Schleizer Straße und 260 Stufen unterhalb<br />
der Staumauer. Genau dort befand sich die eigentliche Sanierungsstelle.<br />
Unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen wurde die<br />
Inspektion der Rohrleitung vorbereitet. Obwohl die Hochspannungsleitung<br />
in der Nähe der Rohre für die Montagetage teilweise<br />
abgeschaltet wurde, konnten alle Arbeiten nur in besonderer<br />
Schutzausrüstung ausgeführt werden. Vor allem der Materialtransport<br />
wurde zu einem Zeitproblem: Alternativ zu den<br />
260 Stufen stand ein Lastenaufzug im Firmengelände zur Verfügung,<br />
über den die Materialien und Ausrüstungsgegenstände<br />
nach unten transportiert werden konnten. Allerdings war der<br />
Weitertransport sämtlicher Materialien – vom Aufzug bis zur<br />
Einbaustelle – dann nur zu Fuß möglich. Um an den eigentlichen<br />
Startschacht für den Schlauch liner zu gelangen, mussten die<br />
Männer zudem zwei Hochspannungsleitungen unterqueren, eine<br />
der beiden Leitungen blieb permanent betriebsbereit. Aus<br />
Sicherheitsgründen war hier der Bau eines Tunnelganges in<br />
Form eines Faraday‘schen Käfigs erforderlich. Als zusätzliche<br />
Sicher heits maß nahme wurden die laufenden Arbeiten von einer<br />
elektrotechnisch ausgebildeten Person überwacht.<br />
Da das Ausmaß der Sanierung zu diesem Zeitpunkt nicht<br />
einzuschätzen war, mussten sowohl materialtechnisch als auch<br />
personell Vorkehrungen für den Notfall getroffen werden: Trelleborg<br />
Pipe Seals lieferte Material für eine Rohrlänge von ca.<br />
30 m sowie leihweise eine entsprechend größere Inversionstrommel<br />
(Typ II). Woitas stellte ein fünfköpfiges Montageteam<br />
zusammen. Erst einen Tag vor der Sanierung konnte die Leitung<br />
inspiziert und die tatsächliche Länge der Sanierungsstrecke<br />
exakt vermessen werden: Die Rohrleitungen zeigten einen<br />
Durchmesser von 150 mm, die Gesamtlänge der Sanierung erstreckte<br />
sich auf ca. 11 m. Die verfügbare Arbeitszeit für Demontage<br />
und Montage betrug zwei Tage. Das festgestellte<br />
Schadensbild ließ keine Komplikationen erwarten.<br />
Angesichts des bis dato nicht bekannten Zustandes der<br />
Rohrleitung vor Ort und um für alle Eventualitäten gerüstet zu<br />
sein, entschied sich Roland Woitas vorsorglich für den Einsatz<br />
des epros®DrainPlusLiners, einen Polyester-Nadel vliesschlauch<br />
mit einer Polyurethan-Folien-Beschichtung. Dieser ist besonders<br />
flexibel, für Dimensionswechsel bis zu zwei Nennweiten,<br />
z. B. von DN 100 auf DN 150, geeignet und zudem bis 90 Grad<br />
bogengängig. Als Harzsystem wählte der Sanierungsspezialist<br />
ein warmaushärtendes Epoxidharzsystem von Trelleborg, das<br />
seinen Monteuren ein optimales Zeitfenster für Imprägnierung<br />
und Einbau lässt. Nach dem Inversieren härtet es unter Zufuhr<br />
von Wärme innerhalb von nur 60 Minuten aus und entwickelt<br />
sofort seine optimalen mechanischen Eigenschaften.<br />
Schlechte Witterungsverhältnisse und Temperaturen nur<br />
wenige Grad über Null stellten am ersten Arbeitstag eine Mehrbelastung<br />
für Montageteam und Arbeitsmaterial dar. Eine Herausforderung<br />
für das Material, das sich unter solchen Bedingungen<br />
in der Regel träge verhält. Doch Woitas‘ Entscheidung erwies<br />
sich als richtig: Die Schlauchliner von Trelleborg zeigen sich<br />
selbst bei niedrigen Temperaturen noch flexibel, so lässt sich<br />
auch der DrainPlusLiner mühelos verarbeiten. Die entsprechende<br />
Harzmenge wurde anhand der mit gelieferten Harzformeln<br />
berechnet und aus den Komponenten vorschriftsgemäß zusammen<br />
gemischt. Der Liner wurde fachgerecht vorbereitet, d.h.<br />
ausgemessen, zugeschnitten und sorgfältig vakuumiert. Dabei<br />
wird durch den Einsatz einer Vakuumanlage die „Luft“ aus den<br />
Poren des Nadelvliesmaterials evakuiert, während das Harz in<br />
den Schlauchliner eingearbeitet wird. So ist ein vollständiges<br />
Durchtränken des Materials gewährleistet – ein wichtiger Arbeitsschritt<br />
für die nachhaltige Stabilität des später ausgehärteten<br />
Liners. Eingebaut wurde der Liner mit Hilfe der<br />
epros ® Trommel Typ I. Dieses Inversionsgerät kleiner Bauart ist<br />
konzipiert für die Hausanschlusssanierung und Linerlängen bis<br />
ca. 30 m in Abhängigkeit von der Linerwandstärke. Es bewährte<br />
sich aufgrund seiner Wendigkeit und seines händelbaren Gewichts<br />
gerade in diesem besonders engen Baustellenzugang und<br />
den erschwerten Transportwegen. Unter Zufuhr von Warmwasser<br />
dauerte die Aushärtungsphase mit dem eingesetzten Harzsystem<br />
erwartungsgemäß 60 Minuten. Mit dem Aufschneiden<br />
des geschlossenen Linerendes konnte das Rohrsystem – nun<br />
rundumerneuert – wieder in Betrieb genommen werden.<br />
Ergebnis der SanierungsmaSSnahmen<br />
Das Projekt „Grabenlose Sanierung an der Bleilochtalsperre“<br />
dauerte trotz erschwerter Transport- und Zugangsbedingungen<br />
zur Baustelle nur knapp zwei Tage inklusive Vorinspek tion<br />
und Kamerabefahrung. Der erfolgreiche Abschluss war möglich<br />
durch das Zusammenspiel eines praxiserprobten, gut ausgebildeten<br />
Teams von Spezialisten, einem ausgereiften technischen<br />
System und einem geprüften, zertifizierten Verfahren.<br />
Die Sanierungsmethode ist qualitativ hochwertig und<br />
wirkt nachhaltig: Es entsteht eine dauerhafte Verbindung zwischen<br />
Schlauchliner und Altrohr. Der Liner übernimmt in Verbindung<br />
mit dem Altrohr die statischen Anforderungen des<br />
Rohres, schützt vor Infiltration und Exfiltration und ist darüber<br />
hinaus resistent gegenüber vielen chemischen Einflüssen<br />
und mechanischen Beanspruchungen. Der Rohrdurch messer<br />
verringert sich durch die Sanierungsmaßnahme nur geringfügig<br />
und das muffenlose Rohr entwickelt sogar bessere hydraulische<br />
Eigenschaften. Die vollständige Renovation von nicht<br />
begehbaren Abwasserleitungen mit Hilfe von Schlauch linern<br />
hat sich seit vielen <strong>Jahre</strong>n als wirtschaftliche und technisch<br />
ausgereifte Alternativlösung zur konventionellen Methode der<br />
Schadensbehebung in offener Bauweise etabliert. Haltungen<br />
mit Einzelschäden können so grundlegend saniert und somit<br />
die Nutzungsdauer um einen weiteren Lebenszyklus von mindestens<br />
50 <strong>Jahre</strong>n verlängert werden.<br />
Das Beispiel der Sanierung an der Bleilochtalsperre zeigt,<br />
dass der Einsatz eines solchen Verfahrens mitunter sogar die<br />
einzige Möglichkeit ist, Zeit, Kosten und Beeinträchtigungen<br />
Dritter auf ein Minimum zu reduzieren.<br />
Kontakt<br />
Trelleborg Pipe Seals Duisburg GmbH, Duisburg,<br />
Tel. +49 <strong>20</strong>65/999-0, www.trelleborg.com<br />
110 1-2 / <strong>20</strong>12
Pforzheimer Stadtentwässerung<br />
setzt bei Kanalsanierung auf<br />
Luftkissendüker DN 2<strong>20</strong>0 unter<br />
Nagold und Enz<br />
Da das Kanalisationssystem der Stadt Pforzheim zum Teil sehr veraltet war und nicht mehr den aktuellen Anforderungen<br />
entsprach, entschloss man sich zur Sanierung, die in mehrere Bauabschnitte eingeteilt wurde. Der Großteil der Verlegung der<br />
neuen Abwasserrohre erfolgte mittels Vortrieb. Dies betraf vor allem die Abschnitte unterhalb der Flüsse Nagold und Enz sowie<br />
die Emma-Jaeger-Straße zwischen Stadtkirche und Altstadtkirche und Pflügerstraße. Ein seltenes und anspruchsvolles<br />
Vorhaben war ein Luftkissendüker unter den Flüssen Enz und Nagold. Die Bauzeit für alle Abschnitte wurde von Ende <strong>20</strong>10 bis<br />
Mitte <strong>20</strong>13 eingeplant.<br />
Hundert <strong>Jahre</strong> alte Kanalisation<br />
Der Eigenbetrieb Stadtentwässerung Pforzheim (ESP) stand<br />
<strong>20</strong>10 vor der Aufgabe, Teile des Kanalisationssystems zu<br />
erneuern und die Anforderungen an heutige Wassermengen<br />
anzupassen. Der Grund: Die Kanäle der Stadt sind zum<br />
Teil über 100 <strong>Jahre</strong> alt. Damals ging man noch von niedrigeren<br />
Einwohnerzahlen und Abwassermengen aus. Heute<br />
müssen pro Sekunde über 9.000 Liter Abwasser aus den<br />
verschiedenen Einzugs- und Stadtgebieten durch die Innenstadt<br />
geleitet werden. Die Mischwasserkanäle, durch die<br />
sowohl Regen- als auch Schmutzwasser fließen, müssen je<br />
nach Wetterlage unterschiedlich starke Wassermengen auffangen.<br />
Bei wenig Regen können sich durch die geringere<br />
Strömungsgeschwindigkeit in den Kanalisationsrohren<br />
Schmutzstoffe und Sand absetzen (Sedimentation). Bleiben<br />
diese dort lange unbewegt, kann es zu Verstopfungen kommen.<br />
Dies kann wiederum bei starkem Regen zu Überschwemmungen<br />
führen und somit hohe Kosten verursachen.<br />
Auch die höhere Sicherheit der Abwasserentsorgung<br />
spielte im Zuge der Sanierungspläne eine wesentliche Rolle:<br />
Man wollte erreichen, dass weniger Schmutz und Schadstoffe<br />
in die Flüsse Nagold und Enz gelangen, um dadurch<br />
die Wasserqualität nachhaltig zu verbessern und die Umwelt<br />
zu schonen.<br />
Um die Erneuerung des Kanalisationssystems zu realisieren,<br />
beauftragte der Eigenbetrieb Stadtentwässerung Pforzheim<br />
das Unternehmen Hyder Consulting GmbH (Karlsruhe)<br />
mit der Planung eines effizienten Gesamtkonzeptes für die<br />
Hauptsammlerstrecken und die Mischwasserbehandlung.<br />
Um die gesetzten Ziele mit möglichst geringer Beeinträchtigung<br />
des Innenstadtgebietes zu erreichen, plante Hyder<br />
Consulting als zentrales Element einen Luftkissendüker unter<br />
den Flüssen Enz und Nagold mittels unterirdischen Rohrvortriebs.<br />
Zur Realisierung unterteilte man das 26 Millionen-<br />
Euro-Projekt in verschiedene Bauphasen, die von der Firma<br />
Sonntag Baugesellschaft mbH & Co. KG (Bingen) realisiert<br />
wurden.<br />
Luftkissendüker – erst acht Mal in<br />
Europa realisiert<br />
Beim Bau der neuen Abwasserleitungen in der Innenstadt<br />
mussten die Kanalrohre auch unter den beiden Flüssen Enz und<br />
Nagold durchgeführt, also unterdükert werden. Die Besonderheit<br />
in Pforzheim war, dass ein Luftkissendüker geplant wurde.<br />
Bei einem Luftkissendüker wird die Strömungsgeschwindigkeit<br />
des Abwassers reguliert und ständig über dem Punkt gehalten,<br />
an dem sich Schmutz und Sand in den Rohren festsetzen können.<br />
Dadurch werden Ablagerungen vermieden und der Betriebsaufwand<br />
minimiert. Der Düker selbst ist ein leicht geneigt<br />
liegendes Rohr mit senkrechten Zuläufen. Zu- und Ablauf des<br />
Dükers werden durch einen Siphon (Bogen) begrenzt, so dass<br />
in den Düker Luft gepumpt werden kann. Diese Luft kann nicht<br />
Bild 1: Vortrieb Stauraumkanal DA 17<strong>20</strong> in 7 Metern Tiefe<br />
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Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
Bild 2: Beeindruckend: Blick in die 15 Meter tiefe Startgrube für<br />
den Vortrieb DA 2400<br />
entweichen und reduziert den Querschnitt des Dükers. Strömt<br />
wenig Wasser in den Düker, wird ein großes Luftkissen aufgefahren,<br />
das den Querschnitt verkleinert und das Wasser schneller<br />
fließen lässt. Fällt viel Abwasser an, wird die Luftmenge reduziert<br />
und der zu durchfließende Querschnitt vergrößert.<br />
Die Verlegung eines solchen Dükers erfolgt in der Regel<br />
in grabenloser Bauweise durch Vortrieb. Hierbei werden eine<br />
Start- und Zielgrube gebaut, die später meist auch als Einund<br />
Auslaufbauwerk dienen. Aus der Startgrube gräbt sich die<br />
Vortriebsmaschine unter dem Gewässer hindurch bis zur Zielgrube.<br />
Das entsprechende Dükerrohr wird sofort nachgeschoben,<br />
so dass hinter der Maschine schon der fertige Düker<br />
entsteht. Durch die Trassenwahl unter den Flüssen Enz<br />
und Nagold konnte der zentrale innerstädtische Verkehrsbereich<br />
umgangen werden. Die schwierige Aufgabe, Mischwasser<br />
mit dieser anspruchsvollen Steuerungstechnik unter einem<br />
Hindernis hindurchzuführen, ist bisher in Europa erst acht<br />
Mal realisiert worden.<br />
Das Gesamtkonzept für die Sanierung umfasste neben<br />
dem Luftkissendüker DN 2<strong>20</strong>0 noch Stauraumkanäle DN 1600<br />
und DN 1400, die Mischwasser speichern und dies dem Regenüberlaufbecken<br />
zur Regenwasserbehandlung gedrosselt<br />
zuführen, sowie mehrere Zuleitungskanäle. Bei der Wahl der<br />
Abwasserrohre für den Düker und für die in geschlossener<br />
Bauweise herzustellenden Stauraumkanäle wurden verschiedene<br />
Materialien analysiert, verglichen und unter technischen<br />
und wirtschaftlichen Gesichtspunkten begutachtet und bewertet.<br />
Dem Vorschlag des Planers, für den Vortrieb GFK-<br />
Rohre einzusetzen, hat der Bauherr nach einem Variantenvergleich<br />
zugestimmt. Entscheidend waren hier das Gesamtkonzept<br />
einer Systemlösung aus Vortriebsrohren und Schächten<br />
sowie die technischen und wirtschaftlichen Vorteile von GFK-<br />
Rohren. Man entschied sich hier für Hobas, weil die Produkte<br />
der geforderten Qualität entsprachen und bereits Erfahrungen<br />
mit ähnlichen Projekten gesammelt werden konnten.<br />
Durch den relativ geringen Durchmesser und die glatte und<br />
absorptionsarme Rohraußenwand der GFK-Rohre konnten die<br />
Installationskosten wegen geringen Abraums und weniger<br />
notwendigen Dehnerstationen beim Vortrieb minimiert werden.<br />
Die absolute Luft- und Gasdichtheit der Rohre war für<br />
die Realisierung des Luftkissendükers unabdingbar. Hier wollte<br />
man kein Risiko mit porigen Werkstoffen eingehen.<br />
Bild 3: Die Enz bei Pforzheim<br />
Mehrphasen-Projekt<br />
Mit dem ersten Bauabschnitt zur unterirdischen Verlegung<br />
des Luftkissendükers begann die Firma Sonntag Baugesellschaft<br />
mbH & Co. KG (Bingen) im Bereich der Theaterstraße<br />
Ende <strong>20</strong>10. Es handelte sich um einen Stauraumkanal, für den<br />
GFK-Vortriebsrohre DA 17<strong>20</strong>, PN 1 zum Einsatz kamen. Vor<br />
Beginn der Arbeiten untersuchte man den Baugrund nach<br />
Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg und fand Brandbomben,<br />
die der Kampfmittelräumdienst ordnungsgemäß<br />
entsorgte. Anfang <strong>20</strong>11 konnten die ersten Arbeiten beendet<br />
und mit Hilfe eines 60 t schweren Großbohrgeräts Verbauträger<br />
in die Baugrube eingebracht werden. Anschließend<br />
stellte man den 365 m langen Stauraumkanal in einer Tiefe<br />
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von ca. 7 m im Vortriebsverfahren her. Die Sonntag Baugesellschaft<br />
wählte hierzu eine vollmechanisierte, steuerbare,<br />
unbemannt arbeitende Vollschnittvortriebsmaschine mit flüssigkeitsgestützter<br />
Ortsbrust und hydraulischer Förderung.<br />
Die AVN-Bohrmaschine mit Außendurchmesser 17<strong>20</strong> mm<br />
war mit einem Mischbodenschneidrad und nachgeschalteter<br />
Brechervorrichtung ausgestattet. Im Anschluss an den Vortrieb<br />
erfolgte die Verlegung eines weiteren Stauraumkanals<br />
bis unterhalb der Brühlstraße in offener Bauweise mit ca. 130<br />
m Hobas GFK-Rohren DA 1638, PN 1.<br />
Im Mai <strong>20</strong>11 erfolgte dann die Anlieferung des zweiten<br />
Großbohrgeräts mit einem Außendurchmesser von 2400<br />
mm und einem Gewicht von ca. 36 t. Dieses war erforderlich,<br />
um den eigentlichen Luftkissendüker unter den Flüssen<br />
aufzufahren. Der Rohrvortrieb erfolgte in noch größerer Tiefe<br />
von 15 m und auf einer Länge von ca. 483 m, die Bohrkrone<br />
musste sich dabei durch den Sandsteinfelsen der Enz<br />
und Nagold arbeiten. Hier kam ein Bohrkopf mit einem reinen<br />
Felsschneidrad, bestückt mit Felsdisken, zum Einsatz.<br />
Aufgrund der sehr starken Abrasivität des Sandsteines war<br />
der Verschleiß an den Abbauwerkzeugen entsprechend<br />
hoch, so dass in Abständen von ca. 130 m die Schneidrollen<br />
durch eine Tür zur Ortsbrust ausgewechselt werden mussten.<br />
Hier wurden Hobas Vortriebsrohre DA 2400, PN 2 eingesetzt<br />
und vier Dehnerstationen im Düker installiert, wovon<br />
drei aktiviert werden mussten. Parallel zur Startgrube<br />
wurde im Bereich der Stadtkirche die Zielgrube erstellt, wo<br />
der Bohrkopf nach Abschluss der Arbeiten im August <strong>20</strong>11<br />
zielgenau geborgen werden konnte. Die Zielgrube wurde anschließend<br />
3,50 m tiefer ausgehoben, um die Dükerhäupter<br />
errichten zu können.<br />
Um die stets aktuelle Beanspruchung der Vortriebsrohre<br />
zu beobachten, darzustellen und zu dokumentieren wurde das<br />
statische Kontrollsystem CoJack der S & P Consult GmbH installiert.<br />
Der Einbau und der Betrieb des zugehörigen Messsystems<br />
erfolgten durch die VMT GmbH. Die speziell dafür<br />
eingebaute Sensorik umfasste die Messung der Fugenspalte<br />
und der Rohrverkrümmungen an zwei Rohren hinter der Maschine,<br />
die Kräfte und Ausfahrungen an den Zwischenpressstationen<br />
und die Kraft an der Hauptpresse. Die Daten wurden<br />
stets direkt per Internet auf den Server der S & P Consult<br />
GmbH übertragen und grafisch aufbereitet in einem geschützten<br />
Bereich des Internets den jeweils zulässigen Grenzwerten<br />
gegenübergestellt. So konnten die Bauleitung, die<br />
Baufirma und insbesondere auch der Bauherr mit der entsprechenden<br />
Zugangsberechtigung den Vortrieb online auf dem<br />
eigenen Rechner beobachten und problemlos in statischer<br />
Hinsicht beurteilen. Über diese Online-Kontrolle wurde anschaulich<br />
und lückenlos nachgewiesen, dass die Rohre zu keinem<br />
Zeitpunkt überbeansprucht worden sind.<br />
Mit Ende des Projektes ist der Enzdüker das größte Bauprojekt,<br />
das der Eigenbetrieb Stadtentwässerung Pforzheim<br />
je ausgeführt hat. Beachtung fand es auch im