25.02.2014 Aufrufe

Prof. Th. Scheper Institut für Technische Chemie Bioprozesstechnik ...

Prof. Th. Scheper Institut für Technische Chemie Bioprozesstechnik ...

Prof. Th. Scheper Institut für Technische Chemie Bioprozesstechnik ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Einführung in die Biotechnologie - 10 - <strong>Scheper</strong>, TCI Hannover<br />

Archaea<br />

In Faultürmen von Kläranlagen, in Salzseen und Salinen, auf glimmenden Kohleabraumhalden,<br />

in kochenden Wasserquellen: Die Vertreter dieser Gruppe finden sich fast<br />

ausnahmslos an extremen Standorten. Im Englischen heißen sie daher bezeichnenderweise<br />

auch „Extremophiles“ (extrem (lat.) äußerst, radikal / phil- (griech.) Freund). In der<br />

Hauptsache lassen sich die Archaea drei verschiedenen Untergruppen zuordnen:<br />

- Methanogene Bakterien<br />

(Methanbildung durch anaeroben Abbau von organischer Substanz)<br />

- Halobakterien<br />

(optimales Wachstum in einer 3,5 bis 4,5 M NaCl-Lösung, zum Vergleich: Meerwasser:<br />

0,6 M)<br />

- thermo-acidophile Bakterien<br />

(heterogene Gruppe, Wachstumsoptima bei hohen Temperaturen (teilweise über 100°C)<br />

und niedrigen pH-Werten (pH 1-2))<br />

Daneben gibt es aber auch noch Vertreter, die ihr Wachstumsoptimum bei niedrigen<br />

Temperaturen (5-20°C) oder bei pH-Werten > 9 haben. Die folgende Tabelle gibt einige<br />

wichtige unterschiedliche Merkmale zwischen Archaea und Bacteria wieder:<br />

Tab. 3: Gegenüberstellung der wichtigsten Unterschiede zwischen Archaea und Bacteria<br />

Archaea<br />

Pseudomurein oder völlig andere Materialien<br />

in der Zellwand<br />

viele Besonderheiten bezüglich der Membran,<br />

z. B. Glycerindiether bzw. Diglycerintetraether<br />

mit C 20 oder C 40 -Isoprenoideinheiten als Kohlenwasserstoffrest:<br />

Bacteria<br />

Zellwand aus Murein<br />

in der Cytoplasmamembran: Glycerinester:<br />

langkettige Fettsäuren sind mit Glycerin über<br />

Esterbindungen verbunden<br />

HO<br />

O<br />

O<br />

HO<br />

O<br />

O O O<br />

Penicillin, Chloramphenicol u. a. Antibiotika<br />

zeigen keine Wirkung<br />

viele stoffwechselphysiologische Eigenarten:<br />

spezielle Stoffwechselwege, neue oder andere<br />

Enzyme und Coenzyme, Unterschiede bei der<br />

Protein- oder Nucleinsäurebiosynthese<br />

mehr oder weniger gute Wirkung der Antibiotika<br />

In der Biotechnologie finden Archaea oder deren Produkte zunehmend Anwendung, doch die<br />

Palette der Nutzungsmöglichkeiten ist noch längst nicht ausgeschöpft.<br />

Zur Zeit werden in erster Linie thermostabile Enzyme bei industriellen oder anderen<br />

Prozessen eingesetzt, beispielsweise beim Abbau von Polymeren zu weiterverwertbaren<br />

Monomeren. Etablierte industrielle Prozesse, wie z. B. die Verzuckerung von Stärke, können<br />

durch Proteine von Archaea vereinfacht und damit effizienter gemacht werden. Im Rahmen<br />

der Biosensorik werden biologische Komponenten mit Transducern gekoppelt, um die<br />

sensitive und reproduzierbare Messung von Analytmolekülen zu ermöglichen. Vielfach sind<br />

die Anwendungsmöglichkeiten dabei aber beschränkt, da die angewendeten Enzyme nicht<br />

stabil genug sind. Durch den Einsatz von Proteinen aus Archaea kann dieser Nachteil umgangen<br />

werden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!