atp edition Kontext, Dienste und Cloud Computing (Vorschau)
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4 / 2013
55. Jahrgang B3654
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH
Automatisierungstechnische Praxis
Kontext, Dienste und
Cloud Computing | 32
AutoPnP – Plug-and-produce
in der Automation | 42
CPS – eine Fallstudie | 50
Cyber-Physical Programmable
Logic Controllers | 58
Danke!
atp edition ist vom Verband Deutsche
Fachpresse als Fachmedium des Jahres
2012 in der Kategorie Industrie/Produktion/
Design ausgezeichnet worden. atp edition
ist eine Gemeinschaftsleistung aus der
Branche für die Branche. Hinter der hochwertigen
Publikation für Automatisierungstechnik
stecken viele kluge Köpfe. Nicht
nur Chefredakteur, Herausgeber und Beiräte
tragen mit ihrem Agenda-Setting dazu bei,
dass atp edition in ihrer seit über 50-jährigen
Tradition die maßgeblichen Themen der
Automatisierungstechnik bestimmt. Auch
die Fachredaktion leistet mit einem Peer-
Review-Verfahren für wissenschaftlich
fundierte Veröffentlichungen einen unverzichtbaren
Beitrag. Nicht möglich wäre dies
ohne unsere zahlreichen Fach-Autoren. Ein
großes Dankeschön an alle, die hinter atp
edition stehen und das Fachmagazin zu
einem Erfolg machen – und nicht zuletzt
an Sie, unsere Leser.
Ihre Entscheidung für die hochwertige
Publikation atp edition stärkt die Bedeutung
wissenschaftlicher Forschungsarbeiten
in der Automatisierungstechnik.
Print wirkt
„atp edition“ ist ein Printtitel auf höchster
Qualitätsstufe und mit Nachhaltigkeit im
Sinne wiederkehrender Nutzung. Der Titel
erfüllt den selbstgestellten Anspruch eines
anspruchsvollen und seriösen Magazins für
Top-Entscheider zwischen Wissenschaft
und Praxis konsequent.
Entsprechend der journalistischen Konzeption
ist Online hintenangestellt. Die Jury
sah hier „die beispielhafte Umsetzung einer
wissenschaftlich ausgerichteten Fachzeitschrift
mit Magazincharakter“.
EDITORIAL
Cyber-physical systems –
ein „Buzzword“ gewinnt Konturen
Als der Begriff cyber-physical systems (CPS) vor etwa drei bis vier Jahren aus
den USA nach Europa kam, wurde er von nicht wenigen Automatisierungstechnikern
als ein weiteres „Buzzword“ aus der Folklore der Forschungsförderung
abgetan. Auf den ersten Blick schien es sich bei der Integration von „virtuellen“,
rechentechnischen mit „realen“, physischen Prozessen um nichts Neues
zu handeln, weist doch fast jedes Automatisierungssystem diese Eigenschaft auf.
Auch der Aspekt der Vernetzung wurde als „alter Hut“ bezeichnet und das schon
seit mehreren Jahrzehnten aktive Forschungsgebiet der Telematik angeführt.
Viele Automatisierungstechniker waren auch irritiert, dass die mit CPS verbunden
Visionen selbst für die Produktionstechnik (Stichwort „Industrie 4.0“) aus
der Informatik heraus entwickelt wurden. Schnell war davon die Rede, dass die
CPS-Protagonisten nur vorhandene Ansätze aus der Automatisierungstechnik
„neu erfinden“.
In der Zwischenzeit setzt sich aber die Erkenntnis durch, dass die massive
Vernetzung von Regelungs- und Steuerungssystemen über offene und globale
Netze mit der Einbindung offen verfügbarer Dienste eine neue Klasse von Systemen
schafft, die auch die industrielle Produktion nachhaltig verändern wird.
Für die Automatisierungs- und Regelungstechnik sind CPS kein „alter Wein in
neuen Schläuchen“, sondern stellen eine Herausforderung für unsere Entwicklungsmethodik
und die Gestaltung von Geräten und Anwendungen dar. Insbesondere
für den Umgang mit einem neuen Ausmaß an Heterogenität, Strukturvariabilität
während der Betriebszeit und Gefährdung von Datensicherheit reichen
unsere vorhandenen Methoden und Werkzeuge nicht aus. Auf der anderen
Seite kann unsere Fachdisziplin aber auch eine ganze Reihe von ureigenen Ansätzen
in die notwendige Forschung und Weiterentwicklung einbringen, unter
anderem in den Bereichen vernetzte Regelung, verteilte Automatisierung oder
funktionale Sicherheit.
Die Beiträge in dieser Ausgabe der atp edition greifen die beschriebene Herausforderung
auf und zeigen, wie die Potenziale durch CPS-Technologie in der
Automatisierungstechnik konkret genutzt werden können. Schlick et al. schärfen
zunächst den Begriff CPS und zeigen dann an einem Anwendungsbeispiel, welche
Auswirkungen die Verfügbarkeit von Diensten aus der „Cloud“ und Kontextsensitivität
auf die Automatisierung haben. In Canedo et al. wird schon eine
konkrete gerätetechnische Ausprägung vorgestellt, nämlich die Vernetzung einer
SPS mit Diensten aus dem Internet. Kainz et al. übertragen die Idee des „Plugand-play“
auf Produktionssysteme, um so den Aufwand für die Umkonfiguration
bei Strukturänderungen zu reduzieren. Schließlich rundet der Beitrag von
Rösch et al. die CPS-Thematik ab, indem an einem konkreten Anwendungsfall
ein CPS-basierter Ansatz bei der Automatisierung mit dem klassischen Vorgehen
verglichen wird.
Einige der Autoren arbeiten auch in dem GMA-Fachausschuss 7.20 „Cyberphysical
Systems“ mit, der im Frühjahr 2012 gegründet wurde und sich zum Ziel
gesetzt hat, die automatisierungstechnischen Herausforderungen und Potenziale
durch CPS herauszuarbeiten. Zurzeit entsteht dazu eine entsprechende Stellungnahme
mit einer Darstellung von Handlungsfeldern. Zusammen mit dieser
Aktivität macht die vorliegende Ausgabe der atp edition deutlich, dass das Thema
CPS in der Automatisierungstechnik angekommen ist und wir jetzt gemeinsam
daran arbeiten sollten, die vielfältigen Möglichkeiten zu nutzen.
PROF. DR.-ING.
STEFAN KOWALEWSKI,
Lehrstuhlinhaber Informatik 11
Embedded Software
RWTH Aachen,
Leiter GMA-Fachausschuss 7.20
Cyber-physical Systems
atp edition
6 / 2012
3
INHALT 4 / 2013
VERBAND
8 | Industrie 4.0, Richtlinien, LED: GMA-Vorstand
legt Ziele für die kommende Amtsperiode fest
Grundlagen-Richtlinie des VDI zu Middleware
Digitale Prozessketten in der Medizintechnik
9 | VDI-Blatt erläutert Informationssicherheit
IKT: Sieger beim Gründerwettbewerb
10 | AALE feiert 10. Fachkonferenz in Stralsund
mit besonderem Rahmenprogramm
12 | „Zukünftig werden wir zu den Veranstaltungen der
AALE mehr Universitätsprofessoren einladen“
INTERVIEW MIT PROF. DR.-ING. BERND BÜCHAU, AUSRICHTER DER 10. AALE
UND VFAALE-SPRECHER IM INTERVIEW MIT ATP EDITION
14 | Bachelor-Gewinner aus Kanada zugeschaltet
FORSCHUNG
16 | TU Ilmenau und Hochschule Heilbronn
kooperieren bei Promotion, Forschung und Transfer
Fraunhofer stellt „Morgenfabrik“ in Hannover vor
Call for atp experts – Geräteintegration
17 | Bildverarbeitungssystem für die Cloud auf der Cebit vorgestellt
18 | 47. Regelungstechnisches Kolloquium in Boppard
vergab vier Preise an Automatisierungsnachwuchs
BRANCHE
20 | Cebit hat’s gezeigt: IT-Branche ist seit Jahren der deutsche Jobmotor
Berliner Energietage: Gebäudetechnik kommt
21 | AutoID-Technologien auf dem
ID World International Congress vorstellen
22 | Modbus oder EtherNet/IP – wie tritt das Leitsystem am besten
mit Wireless Hart in Verbindung?
4
atp edition
4 / 2013
PRAXIS
24 | Energiesparen erfordert Gesamtlösungen:
Potenziale lokalisieren, Verbesserungen
umsetzen und belegen
26 | Stringente Systematik in der elektrotechnischen
Betriebstechnik steigert die
Anlagenverfügbakeit
28 | Maximale Transparenz beim Verbrauch
bildet die Basis, um Einsparpotenziale zu
erkennen
Produkte,
Systeme
und Service
für die
Prozessindustrie?
Natürlich.
HAUPTBEITRÄGE
32 | Kontext, Dienste und Cloud Computing
J. SCHLICK, P. STEPHAN UND T. GREINER
42 | AutoPnP – Plug-and-produce
in der Automation
G. KAINZ, N. KEDDIS, D. PENSKY, C. BUCKL, A. ZOITL,
R. PITTSCHELLIS UND B. KÄRCHER
50 | CPS – eine Fallstudie
B. VOGEL-HEUSER, S. RÖSCH, A. FRIEDRICH UND P. GÖHNER
58 | Cyber-Physical Programmable
Logic Controllers
RUBRIKEN
A. CANEDO, G. MÜNZEL, G. LO UND T. GRÜNEWALD
System 800xA 5.1 hilft Anlagen
noch effizienter zu betreiben
und die Produktivität und Rentabilität
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prozessautomatisierung
3 | Editorial: Cyber-physical systems –
ein „Buzzword“ gewinnt Konturen
66 | Impressum, Vorschau
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VERBAND
Industrie 4.0, Richtlinien, LED: GMA-Vorstand
legt Ziele für die kommende Amtsperiode fest
Wesentliche Ziele für die neue Amtsperiode definierte
der Vorstand der GMA (VDI/VDE-Gesellschaft
für Mess- und Automatisierungstechnik) bei
einer ersten konstituierenden Sitzung. Ende Januar
hatten Prof. Dr.-Ing. Gerald Gerlach (TU Dresden), Dr.-
Ing. Peter Adolphs (Pepperl+Fuchs), Prof. Dr.-Ing. Dirk
Abel (RWTH Aachen), Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp
(VDI), Dr.-Ing. Kurt Bettenhausen (Siemens AG), Dipl.-
Inform. Christoph Winterhalter und Dr.-Ing. Michael-
Thomas Kramer (LED Linear) getagt, um ihre Strategien
zu bestimmen. Die GMA will beispielsweise das Projekt
„Industrie 4.0“ aktiv entwickeln und umsetzen.
Dazu wird sie Forscher, Industriepartner und Lehrende
unterstützen. Über die GMA selbst sollen neutrale
Plattformen zum Austausch angeboten werden.
Auch die VDI-Richtlinien will die GMA weiterhin
für die Praxis entwickeln und veröffentlichen. „Hier
sind wir in den vergangenen beiden Jahren sehr erfolgreich
gewesen und werden dies mit unseren Fachgremien
fortsetzen“, sagt Dieter Westerkamp, Geschäftsführer
der GMA.
Einen besonderen Schwerpunkt widmet die GMA den
LEDs. Die Gesellschaft möchte die Öffentlichkeit über die
moderne Technik aufklären und dafür sensibilisieren.
Der GMA-Vorstand freut sich bereits auf den Automationskongress.
Der Branchentreff rund um die Automatisierung
mit hochrangingen Vertretern aus Wissenschaft
und Industrie findet am 25. und 26. Juni 2013
im Kongresshaus in Baden-Baden statt. (ahü)
GMA-VORSTAND: (vorn v.l.n.r.) Prof. Dr.-Ing. Gerald Gerlach
(TU Dresden), Dr.-Ing. Peter Adolphs (Pepperl+Fuchs),
Prof. Dr.-Ing. Dirk Abel (RWTH Aachen),
(hinten v.l.n.r.): Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp (VDI), Dr.-Ing.
Kurt Bettenhausen (Siemens AG), Dipl.-Inform. Christoph
Winterhalter, Dr.-Ing. Michael-Thomas Kramer (LED Linear).
VDI/VDE-GESELLSCHAFT
MESS- UND AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V,
VDI-Platz 1,
D-40468 Düsseldorf,
Tel. +49 (0) 211 621 40,
Internet: www.vdi.de
Grundlagen-Richtlinie
des VDI zu Middleware
Die RichtlinieVDI/VDE 2657 Blatt 1 „Middleware in
der Automatisierungstechnik – Grundlagen“ ist im
Januar 2013 als Weißdruck erschienen. Sie beschreibt
Begriffe und nennt Merkmale und Anforderungen an
Middleware in der Automatisierungstechnik, die für
die umfassende, flexible, effiziente und effektive Lösung
der Integrationsaufgaben nötig sind. Die Richtlinie
soll, so die GMA, bei Auswahl, Entwicklung und
Verwendung von Middleware in der Automatisierungstechnik
helfen. Weitere Informationen sind unter
www.vdi.de/2657 abrufbar.
(ahü)
Digitale Prozessketten in
der Medizintechnik
Am Beispiel von Dentaltechnik, Kardiovaskulärer
Technik und Prothetik wird die Digitalisierung in
der Medizintechnik auf einem Expertenforum diskutiert.
Die Veranstaltung, die vom VDI organisiert wird,
befasst sich mit den Chancen und Herausforderungen
der Digitalisierung im Medizinbereich und greift dabei
auch die individualisierte Fertigung von Medizinprodukten
als Thema auf. Das Forum findet am 24. April
2013 im Maritim-Hotel Düsseldorf-Flughafen statt. Weitere
Informationen finden Interessierte auf der Internetseite
www.vdi.de/medizintechnik.
(ahü)
VDI/VDE-GESELLSCHAFT
MESS- UND AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,
Tel. +49 (0) 211 621 40,
Internet: www.vdi.de
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE,
VDI-GESELLSCHAFT TECHNOLOGIES OF LIFE SCIENCES,
Postfach 10 11 39,
D-40002 Düsseldorf,
Tel. +49 (0) 211 621 42 66,
E-Mail: medizintechnik@vdi.de
8
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4 / 2013
VDI-Blatt erläutert
Informationssicherheit
Die Richtlinie VDI/VDE 2182 Blatt 2.1 „Informationssicherheit
in der industriellen Automatisierung – Anwendungsbeispiel
des Vorgehensmodells in der Fabrikautomation
für Hersteller – Speicherprogrammierbare
Steuerung (SPS)“ ist im Februar 2013 als Weißdruck erschienen.
Vorgestellt wird ein Anwendungsbeispiel, das
die Richtlinie VDI/VDE 2182 Blatt 1 ergänzt. Es zeigt
konkret auf, wie die Anwendung des Vorgehensmodells
die Informationssicherheit verbessert und welche Maßnahmen
aus Sicht eines Herstellers eingeführt oder durchgeführt
werden müssen. Mit dieser Anwendung sollen
angemessene Schutzmaßnahmen und die Dokumentation
der Security-relevanten Eigenschaften erreicht werden.
Weitere Informationen sind unter www.vdi.de/2182
abrufbar.
(ahü)
VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,
Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de
IKT: Sieger beim
Gründerwettbewerb
Auf der Cebit zeichnete Dr. Philipp Rösler, Bundesminister
für Wirtschaft und Technologie (BMWi), die
Preisträger der Runde 2/2012 im Gründerwettbewerb
„IKT Innovativ“ aus: Solvertec aus Bremen (entwickelten
ein Werkzeug zur automatisierten Fehlerbehebung beim
Entwurf von Computerchips), The Captury aus Saarbrücken
(entwarfen ein Software-Verfahren für die Analyse
von Mimik und Bewegung bei Personen), Towi Solutions
aus Berlin (bieten Technologie zur Herstellung optischer
Koppler für Telekommunikation) und VMMInspector aus
Bochum (erstellten Analysewerkzeug für Windows-Systeme,
mit dem hochspezialisierte Schadsoftware gefunden
wird) konnten sich über je 30 000 Euro freuen.
In dem kontinuierlichen Ideenwettbewerb prämiert
das BMWi Unternehmungsgründungen in der Informations-
und Kommunikationstechnologie (IKT). Startups
erhalten dabei die Chance, Geschäftsideen von einer
unabhängigen Jury nach Kriterien wie Innovationshöhe,
Marktpotenzial und Wettbewerbsfähigkeit, Umsetzung
und Qualifikation prüfen zu lassen. Außerdem winken
individuelle Expertencoachings. Die Wettbewerbsrunde
„Vom Smart Home zu Smart Grids“ läuft noch bis 31.
Mai. Bewerber müssen ihre Idee auf zehn bis 15 Seiten
skizzieren. Alle Teilnehmer erhalten eine schriftliche
Einschätzung ihrer Idee bezüglich Stärken, Schwächen,
Chancen und Risiken.
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9
VERBAND
UNTERSCHRIFT: VFAALE-Vorstand
Patrik Menges (SEW Eurodrive),
Prof. Dr.-Ing. Reinhard Langmann,
Axel Gerlt (Siemens AG) und Beiratssprecher
Prof. Dr.-Ing. Bernd Büchau
(v.l.) unterzeichnen die Siegerurkunden
für den AALE Student Award 2013.
DIE AALE-FACH-
KONFERENZ fand
bereits zum 10. Mal
statt. Trotz der weiten
Anreise kamen 160
Teilnehmer nach
Stralsund.
DAS OZEANEUM in Stralsund bot
beeindruckende Ausblicke. Hier fand
die Abendveranstaltung statt.
AALE feiert 10. Fachkonferenz in Stralsund
mit besonderem Rahmenprogramm
Jubiläumsveranstaltung lockte 160 Besucher und 13 Industriepartner an die Ostseeküste
Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre und
Entwicklung an Hochschulen hat sich eine Konferenz
deutschsprachiger Hochschulen und Institute auf
die Fahnen geschrieben. Die AALE, so die Abkürzung,
feierte am 28. Februar und 1. März 2013 ein Jubiläum:
Bereits zum 10. Mal fand sie statt.
Auf dieser Tagung stellen Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse
vor. Industrieunternehmen präsentieren
sich in der begleitenden Ausstellung. Die AALE-Konferenz
wechselt ihren Standort jährlich. 2013 war die
Fachhochschule Stralsund, unter der Leitung von Prof.
Dr.-Ing. Bernd Büchau Ausrichter der Veranstaltung. Büchau
ist Prodekan des Fachbereichs Elektrotechnik und
Informatik an der Fachhochschule und gleichzeitig Sprecher
des wissenschaftlichen Beirats des Vereins der Freunde
und Förderer der AALE (VFAALE). Von der ersten
AALE-Konferenz in Pforzheim bis zum zehnten Treffen
in Stralsund hat der Verein seine Bekanntheit stetig steigern
können. Auch die Beteiligung der Industriepartner
auf der dazugehörigen Ausstellung wuchs in den vergangenen
zehn Jahren.
IDEE ZUR GRÜNDUNG ENTSTAND AUF ATP-TREFFEN
Die Idee, ein fachwissenschaftliches Kolloquium für angewandte
Automatisierungstechnik in Lehre und Entwicklung
an Hochschulen zu gründen, entwickelte Prof.
Dr.-Ing. Michael Felleisen auf dem atp-Beiratstreffen
2002 in Frankfurt. Diesem Vorschlag schlossen sich Vertreter
von Industrieunternehmen und der Beirat der atp
an. Ein Jahr später, auf dem Kongress der GMA (Gesellschaft
für Mess- und Automatisierungstechnik), sicherten
die Verbandsvertreter ihre Unterstützung zu.
Die erste AALE-Konferenz mit dem Ziel, einen jährlichen
Erfahrungsaustausch und den Kontakt der Professoren
untereinander zu fördern, wurde 2004 an der
Hochschule Pforzheim Realität. „In Anlehnung an das
für Universitätsprofessoren der Automatisierungstechnik
etablierte Boppard-Kolloquium sollte eine gleichwertige
Kommunikationsplattform für Professoren an
Fachhochschulen geschaffen werden“, so Prof. Dr.-Ing.
Reinhard Langmann, Erster Vorsitzender des Vereins
zur Förderung der AALE (VFAALE), in seiner Jubiläumsrede.
Damals nahmen 38 Professoren und zehn
10
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© AALE – Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre und
AALE-Beirat
8 + 2 Hochschulvertreter
4 Verbände (GMA, NAMUR, ZVEI, VDMA)
1 Fachverlag (DIV Deutscher Industrieverlag GmbH)
Kontakt zu Verbänden,
Organisationen und Fachpresse
Ausstrahlung in die Fachöffentlichkeit
Internes Diskussionsforum
Zusammenarbeit
AALE-TEILNEH-
MER bestaunten
die lebensgroße
Nachbildung eines
Wals im Ozeaneum
Stralsund
während der
Abendveranstaltung.
Bilder: Anne Hütter
Fachkonferenz für Angewandte
Automatisierungstechnik
in Lehre und Entwicklung
an Hochschulen
Verein der Freunde und Förderer für
die Angewandte Automatisierungstechnik
an Hochschulen (VFAALE e.V.)
(30 Mitglieder)
Kontakt zu Industrie
und Wirtschaft
ZUSAMMENSETZUNG DER AALE: Durch den
AALE-Beirat und den VFAALE sichert die
AALE die Verknüpfung zu Industrie, Praxis und
Branche der Automation.
Industrieunternehmen teil. Die Zahl der Teilnehmer
steigerte sich in den Jahren.
Zur 3. AALE-Konferenz in Düsseldorf luden die damaligen
Organisatoren Prof. Dr.-Ing. Hartmut Haehnel, Prof.
Dr. Harald Jacques und Prof. Dr.-Ing. Reinhard Langmann
bereits Vertreter aus Wissenschaft und Politik ein.
Am zweiten Tag begleiteten Dr. Hubert Mücke, Geschäftsführer
des Hochschullehrerbundes sowie Heinz
Krommen, zuständiger Referatsleiter des NRW-Ministeriums
für Innovation, Wissenschaft, Forschung und
Technologie die Diskussion zum Thema „Drittmittelforschung
und Forschungstransfer“.
Einen weiteren politischen Höhepunkt gab es 2009 bei
der Konferenz an der Beuth Hochschule für Technik in Berlin.
Die damalige Staatsministerin Cornelia Pieper lobte
gute Ausgangsbedingungen, die Fachhochschulen dem Ingenieurnachwuchs
böten. Die Politikerin forderte eine Exzellenzinitiative
Fachhochschulen, die anwendungsorientierte
Forschung und Entwicklung fördern sollte. In diesem
Jahr wurde erstmals der AALE Student Award verliehen.
Der Preis wird seitdem jährlich für die beste Bachelor- und
Master/Diplom-Arbeit vergeben.
Auch die Praxis kam auf den AALE-Konferenzen zum
Zug. Zum 4. Treffen an der Hochschule Ostwestfalen-
Lippe, besuchten die Teilnehmer die Firma Phoenix Contact
in Blomberg. Mit fast 200 Teilnehmern erreichte die
AALE-Konferenz schließlich ihren vorläufigen Höhepunkt
im Jahr 2011. An der Hochschule Esslingen, Standort Göppingen,
war die Grenze der Teilnehmerzahl erreicht.
Auch die Abendveranstaltungen sind auf der AALE-
Konferenz besondere Höhepunkte, die sich an den lokalen
Sehenswürdigkeiten orientieren. In Berlin dinierten
die AALE-Teilnehmer 2009 im alten Funkturm. Im Jahr
darauf fand die wohl internationalste AALE an der Fachhochschule
Technikum in Wien statt. Ausrichter FH-
Professor Viktorio Malisa konnte Professoren aus
Deutschland, Österreich, der Schweiz und sogar Slowenien
und den USA in die Donaumetropole locken. Am
Abend traf man sich im Schloss Schönbrunn.
THEMEN: LEHRE&FORSCHUNG, ROBOTIK, STEUERUNG
Nach der Veranstaltung 2012 in Aachen stand 2013 Stralsund
auf dem Programm. Hierzu hatten sich 160 Teilnehmer
angemeldet. Der wissenschaftliche Beirat des
VFAALE (Prof. Büchau, Prof. Felleisen, Prof. Dr. Götzmann,
Prof. Dr. Hahnel, Prof. Dr. Hoffmann, Prof. Dr.
Kayser, Prof. Malisa, Prof. Dr. Schneider und die assoziierten
Mitglieder) konnte sich über 50 Einreichungen für
das Programm freuen. Davon wurden 33 Vorträge in den
Sessions vorgestellt und drei als Plenarvortrag. Die Sitzungen
„Lehre und Ausbildung“ (Leitung Reinhard
Langmann), „Automatisierungssysteme I“ (Leitung Walter
Götzmann), „Robotik I“ (Leitung Hartmut Hensel),
„Steuerungstechnik-Trends“ (Leitung Ulrich Hoffmann),
„Automatisierungssysteme II“ (Leitung Jens Jäkel), „Robotik
II“ (Leitung Michael Felleisen), „Energieeffizienz I“
(Leitung Karl-Heinz Kayser), „Modellbasierter Entwurf“
(Leitung Stefan Sagert) und „Adaptive Systeme“ (Leitung
Hartmut Haehnel) gestalteten den ersten Tag. Die Verleihung
der AALE Student Awards an Marten Pape für die
beste Bachelor-Arbeit und an Andreas Bathelt für die
beste Master-Arbeit beendeten den Donnerstag. Das Dinner
im Ozeaneum schloss den Tag ab.
Der Freitag startete mit der Plenarveranstaltung zum
Thema „Protokollunabhängiges Monitoring für industrielle
Netzwerke“ von Steffen Himstedt. Die Leitung hatte
Prof. Büchau inne. Die Sessions „Energieeffizienz II“ (Leitung
Viktorio Malisa), „Kommunikation in der Antriebstechnik“
(Leitung Uwe Creutzburg), „Autonome und mobile
Systeme“ (Leitung Michael Felleisen), „Energieeffizienz
III“ (Leitung Michael Schlereth), „Modellbildung und
Simulation“ (Leitung Christian Bunse) und „Reglerkonzepte“
(Leitung Michael Bierhoff) folgten.
Parallel zu den Vorträgen präsentierten 13 Wissenschaftler
Postervorträge. Die begleitende Industriemesse
lockte 13 Aussteller nach Stralsund. Die Pausen wurden
genutzt, um zu netzwerken oder sich über das Ausbildungsprogramm
der Industriepartner zu informieren.
AUTORIN
ANNE HÜTTER ist verantwortlich für die
Redaktion und das Programmmanagement
der atp im Deutschen Industrieverlag.
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,
Arnulfstraße 124, D-80636 München,
Tel. +49 (0) 89 203 53 66 58,
E-Mail: huetter@di-verlag.de,
Internet: www.di-verlag.de
atp edition
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11
VERBAND
„Zukünftig werden wir zu den Veranstaltungen der
AALE mehr Universitätsprofessoren einladen“
Prof. Dr.-Ing. Bernd Büchau, Ausrichter der 10. AALE und VFAALE-Sprecher, im Interview mit atp edition
Die zehnte AALE-Fachkonferenz nahm atp edition zum
Anlass, ein Interview mit Organisator und VFAALE-Sprecher
Bernd Büchau zu führen. Der Professor blickt auf die
Anfänge der Veranstaltung an der Hochschule Pforzheim
zurück. Er äußert sich zu der Historie der Veranstaltung
und fordert auch dazu auf, sich der Branche weiter zu
öffnen. In Zukunft will die AALE auf Branchenveranstaltungen
präsenter sein und auch die Universitätsprofessoren
zur verstärkten Teilnahme auffordern.
atp edition: Herr Prof. Dr.-Ing. Büchau, Sie waren an der
Fachhochschule Stralsund Ausrichter der 10. AALE-Fachkonferenz.
Sind Sie mit dem Verlauf der Veranstaltung
zufrieden?
BERND BÜCHAU: Die Veranstaltung, insbesondere die Sessions
waren gut besucht, das Niveau der Beiträge angemessen
hoch, vielleicht sogar mit einer leichten Steigerung
im Vergleich zu bisherigen Konferenzen. Die Konferenzteilnehmer
und Aussteller waren sehr zufrieden, das fachliche
und kulturelle Rahmenprogramm war stimmig. Mit
der Abendveranstaltung im Ozeaneum mit dem Motto „Ein
PROF. DR.-ING
BERND BÜCHAU:
"Auf automatisierungsrelevanten
Fachveranstaltungen
wie der
Namur-Hauptsitzung
oder dem GMA-Kongress
Automation sind wir
vertreten, aber sicher
noch nicht in dem Maße
wie wir es uns wünschen."
Exkurs in die Tiefen der Ostsee“ konnte ein einzigartiges
Highlight angeboten werden.
Die Organisation durch das Team der Fachhochschule
Stralsund war professionell. Es war eine rundum gelungene
Veranstaltung, die viel Werbung für zukünftige AALE-
Konferenzen, unsere Hochschule und die Stadt gemacht
hat. Wir als kleine aber feine Fachhochschule Stralsund
konnten zeigen, wie leistungsfähig wir sind. Insgesamt bin
ich mit dem Verlauf der AALE sehr zufrieden.
atp edition: Inwieweit unterschied sich die 10. AALE-Fachveranstaltung
von den übrigen neun Treffen?
BERND BÜCHAU: Wir haben Konzept und Ablauf optimiert.
Das Programm wurde etwas kompakter gestaltet, mit mehr
Möglichkeiten des Austauschs und der Information. So haben
wir am Vortag erstmalig einen Workshop angeboten, der gut
angenommen wurde. Außerdem boten wir ein offizielles Vorabendtreffen
an. Daran nahmen schon 62 Teilnehmer der
Konferenz teil, sozusagen als Warm Up. Dieser Abend wurde
bereits für einen intensiven Austausch genutzt. Da bereits
der Vortag eingebunden war, nahmen an der Eröffnung der
Konferenz 138 Teilnehmer teil, was in den vergangenen Jahren
nicht immer gegeben war. Der Mix aus Plenarveranstaltungen
mit interessanten und aktuellen Themen sowie die
drei parallel angebotenen Sessions mit jeweils zwei Vorträgen
ermöglichten in den Pausen einen intensiveren Austausch
zwischen den Konferenzteilnehmern und Ausstellern.
Der Tagungsort unterstützte das. Alle Vorträge, bis auf die
Plenarveranstaltung, fanden auf einer Ebene statt, kurze
Wege also zu Sessions und Ausstellern.
atp edition: Es wurde gemutmaßt, dass die AALE in Stralsund
hinter den Erfolgen der vorhergehenden Veranstaltungen
in „zentraleren“ Orten wie Aachen oder Göppingen-
Esslingen zurückbleibt. Wie schätzen Sie dies ein?
BERND BÜCHAU: Da die AALE-Konferenzen jedes Jahr einen
anderen Standort haben – Hauptorganisatoren sind
Hochschulen, über den deutschsprachigen Raum verteilt
– stellt sich die Standortfrage immer wieder. Aber mit 160
registrierten Teilnehmern in Stralsund kann von einer signifikanten
Abhängigkeit der Teilnehmerzahl vom Standort
keine Rede mehr sein. Damit erzielten wir das gleiche Niveau
wie 2012 an der Fachhochschule Aachen. Wir verfügen
mittlerweile über eine stabile Größe an Teilnehmern, unabhängig
vom Standort. Es scheint, dass das Konzept der
AALE-Konferenzen und die Qualität der Beiträge eine hohe
Akzeptanz erreicht haben, auf die wir bauen können.
atp edition: In Stralsund nahmen 13 Industrieunternehmen
an der begleitenden Fachausstellung teil. Wünscht sich die
AALE insgesamt ein stärkeres Engagement der Industrie bei
der jährlichen Veranstaltung oder ganz allgemein im Verein?
BERND BÜCHAU: In den vergangenen Jahren hatten wir
immer zwischen 13 und 16 Aussteller, wobei die Ausstell
12
atp edition
4 / 2013
erzahl bisher eher durch die zur Verfügung stehenden
Ausstellungsflächen als durch das Interesse der Unternehmen
an einer Teilnahme begrenzt ist. Es war und ist
somit eine kleine aber feine Fachausstellung gegeben, die
intensive Kontakte zwischen Konferenzteilnehmern und
Ausstellern ermöglicht. Eine stärkere Beteiligung der Unternehmen
wäre durchaus wünschenswert, insbesondere
auch deren Mitgliedschaft im VFAALE, dem Trägerverein
der AALE-Konferenzen, der zurzeit 32 Mitglieder hat. Die
Bedeutung der Fachausstellung auf der AALE-Konferenz
und die Konferenz selbst würden dadurch in der Branche
sicher noch zunehmen. Der VFAALE sowie sein wissenschaftlicher
Beirat werden sicher dazu in den nächsten
Monaten über einen geeigneten Ausbau der AALE als Netzwerk
zwischen Hochschulen und Industrie diskutieren.
atp edition: Wo liegt der Vorteil für Unternehmen, wenn sie
sich bei der AALE engagieren?
BERND BÜCHAU: Der Vorteil der Unternehmen ist ganz
einfach darin zu sehen, dass die Unternehmen viele Multiplikatoren
treffen, denen Sie ihre neuen Produkte oder
Produktideen vorstellen können. Was aber auch immer
wichtiger für sie wird: zielorientiert geeignete Mitarbeiter
aus dem Kreis der Studierenden zu werben. Dies wird von
den Unternehmen mit unterschiedlicher Intensität genutzt,
da deren Hauptinteresse stark variiert. Die AALE-Konferenz
ist aber keine Recruiting-Messe. Dafür bietet fast jede
Hochschule gesonderte Veranstaltungen an. An der Fachhochschule
Stralsund findet dieses Jahr am 25. April,
ebenfalls eine Jubiläumsveranstaltung, die 10. SUPA-Börse
(Stralsunder Unternehmens-, Praktikanten- und Absolventenbörse)
satt. Die richten wir in einem Turnus von zwei
Jahren aus. Daran nehmen mittlerweile regelmäßig über
100 Unternehmen aus ganz Deutschland teil.
atp edition: Hat die AALE die Ziele erreicht, die sie sich vor
nunmehr zehn Jahren gesetzt hat? Wo liegen noch Herausforderungen
für die AALE und den fördernden Verein
VFAALE?
BERND BÜCHAU: Vor der ersten AALE-Konferenz, die eher
die Form eines Kolloquiums hatte und mit etwa 50 Teilnehmern
noch sehr übersichtlich war, stand die Idee im Vordergrund,
dass sich Professoren von Fachhochschulen der
Automatisierungstechnik, für die es bis dato kein Forum des
Austauschs gab, treffen und ein Netzwerk des Erfahrungsaustauschs
und der Zusammenarbeit bilden. Am Anfang
halfen dabei insbesondere Vertreter der relevanten Verbände
und Unternehmen, die auch noch heute regelmäßig an
der AALE-Konferenz teilnehmen. Wir erreichen ein hohes
Maß an Kontinuität und Qualität, da wir uns im VFAALE und
im Beirat in einem ständigen Austausch befinden.
Die Herausforderung für die AALE besteht sicher in einem
kontinuierlichen Ausbau der AALE mit qualitativ hochwertigen
Beiträgen und einer weiteren Öffnung für alle Hochschulen
des deutschsprachigen Raums. Die Voraussetzungen
schuf bereits 2012 die Änderung der Satzung des
VFAALE. Wir wollen keine Abgrenzung, sondern die Öffnung
der AALE und so eine interessante Alternative zu
anderen etablierten Veranstaltungen der Automatisierungstechnik
schaffen. Dazu gehört, dass wir unsere hochkarätige
Veranstaltung zu einem sehr günstigen Preis
anbieten können, da wir keine kommerzielle Organisation
der Konferenz anstreben. Bei den bisherigen Teilnehmerzahlen
ist das auch gegeben.
Die Ziele, die man sich vor der ersten AALE gesteckt hatte
sind sicher zu einem großen Teil erfüllt worden. Die Teilnahme
von Professoren und Mitarbeitern sehr vieler Hochschulen
und Firmen ist mittlerweile Standard geworden.
Defizite haben wir aus heutiger Sicht eher im Bereich der
Öffentlichkeitsarbeit sowie der Verbands- und Gremientätigkeit,
wo wir an der einen oder anderen Stelle noch nicht
adäquat vertreten sind.
atp edition: Der AALE-Fachkongress zeichnet sich durch
zahlreiche praxisrelevante Sessions mit entsprechenden
Vorträgen aus. Wie verhielt sich die Zahl der Einreichungen
im Vergleich zu den vorherigen Veranstaltungen?
BERND BÜCHAU: Die Zahl der Einreichungen ist mit insgesamt
50, davon drei eingeladene Plenarvorträge, als gut
einzuschätzen. Davon wurden 30 Vorträge für die Sessions
und 13 Posterbeiträge ausgewählt. Wegen der Zahl an eingereichten
Beiträge musste keine Verlängerung der Frist
für den Call for Papers eingeräumt werden. Damit bewegen
wir uns auf gleichem Niveau wie in den vergangenen Jahren,
mit leichter Tendenz nach oben.
Trotzdem bleibt es wünschenswert, in Zukunft mehr Einreichungen
zu erhalten, um insgesamt eine noch höhere
Qualität der Beiträge zu erzielen und die Attraktivität der
AALE-Konferenz zu steigern.
atp edition: Wie sichern Sie die wissenschaftliche Qualität
der vorgestellten Beiträge? Wie läuft das Auswahlverfahren
ab? Würde die AALE gern Raum für mehr Beiträge und
Postervorstellungen anbieten?
BERND BÜCHAU: Für die Sicherstellung der Qualität ist
der wissenschaftliche Beirat des VFAALE zuständig, dessen
Sprecher ich aktuell bin. Der Beirat ist quasi das ständige
Programmkomitee der AALE-Konferenzen und setzt
sich aus sieben gewählten Mitgliedern (Professoren), dem
Organisator der jeweils nächsten Konferenz und sieben
weiteren assoziierten Mitgliedern zusammen. Neben zwei
weiteren Professoren sind es der DI-Verlag, die Namur, der
VDI/VDE-GMA, der VDMA und der ZVEI. Dieser Beirat unterstützt
den Organisator der jeweils nächsten Konferenz
dispositiv und operativ.
Die Auswahl der Beiträge erfolgt auf Basis von Gutachten
aus dem Kreis des Beirats, dem VFAALE und externer Gutachter.
Das daraus resultierende Ranking und der Entwurf
für das Konferenzprogramm wird im Beirat diskutiert und
dann durch den Organisator der AALE umgesetzt. In diesem
Jahr haben wir die als Poster eingereichten Beiträge
und die nicht als Vortrag akzeptierten Vorschläge in die
Postersession übernommen. Mehr Vorträge und Poster
wären durchaus wünschenswert, allerdings würde der
bisher zur Verfügung stehende zeitliche Rahmen dafür
nicht ausreichen. Dafür müsste dann das Konzept der Konferenz
überdacht werden.
atp edition: Der AALE Student Award wird in der Kategorie
Bachelor und Master vergeben. Jeweils drei Kandidaten
sind nominiert. Wie werden die Nominierten und wie letztendlich
die Sieger ermittelt?
BERND BÜCHAU: Für den Student Award in beiden Kategorien
durchlaufen die eingereichten Abschlussarbeiten, wie
atp edition
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13
VERBAND
für die Auswahl von Beiträgen zur Konferenz, ebenfalls
ein Begutachtungsverfahren mit Gutachtern aus dem
Beirat und dem VFAALE sowie mit externen Gutachtern.
Die daraus resultierenden drei besten Arbeiten werden
für den Student Award nominiert und zur AALE-Konferenz
eingeladen. Am Tag vor Beginn der Konferenz trifft
der Beirat auf der Basis der vorliegenden Gutachten die
Entscheidung, wer den Preis erhält. Die nominierten
Kandidat(inn)en stellen auf der Konferenz in einer Kurzpräsentation
ihre Arbeit vor und im Anschluss wird die
Preisträgerin beziehungsweise der Preisträger von
einem Mitglied des Beirats bekannt gegeben.
atp edition: Themen wie „Industrie 4.0“, „IT-Sicherheit“
oder „Energieeffizienz“ stehen jetzt im wissenschaftlichen
Fokus der Automation. Wie gewährleistet die
AALE, speziell in der Lehre an den einzelnen Instituten,
dass diese Themen angemessen repräsentiert und erforscht
werden?
BERND BÜCHAU: Gewährleisten kann die AALE natürlich
nicht, dass diese Themen entsprechend forciert
werden, aber die Zahl eingereichter Beiträge mit Fokus
auf die genannten Gebiete zeigt sehr deutlich, dass sich
die Hochschulen intensiv mit diesen Themen auseinandersetzen.
Ein wesentliches Element stellt dabei wieder
der intensive Informationsaustausch auf der Konferenz
dar, der diesbezüglich neue Themen anregt und
Schwerpunkte der Lehre und Forschung vorantreibt.
atp edition: Repräsentieren die AALE und der VFAALE
den Großteil der deutschen Automatisierungstechnik
an Hochschulen oder wünschen Sie sich hier noch mehr
Beteiligung?
BERND BÜCHAU: Aus der Teilnahme von zirka 40 Hochschulen
beziehungsweise In- und An-Instituten der
Hochschulen kann man durchaus schlussfolgern, dass
die AALE und der VFAALE einen Großteil der Automatisierungstechnik
an Hochschulen repräsentieren.
Trotzdem wünschen wir uns einen noch größeren Teilnehmerkreis.
Wir werden sicher zukünftig mehr Kolleginnen
und Kollegen aus Universitäten zur AALE
einladen – Es muss ja auch noch Wünsche für die Zukunft
der AALE und des VFAALE geben.
atp edition: Inwieweit ist die AALE auf automatisierungsrelevanten
Fachveranstaltungen wie etwa dem
Automationskongress oder der Namur-Hauptsitzung
vertreten?
BERND BÜCHAU: Mit verschiedenen Kolleginnen und
Kollegen sind wir dort vertreten, aber sicher noch nicht
in dem Maße wie wir es uns wünschen. Dies wird aber
auch Thema unserer Klausurtagung im Herbst dieses
Jahres sein, wo wir unsere strategische Ausrichtung
überdenken wollen.
atp edition: Wo und wann findet die nächste AALE-
Fachkonferenz statt?
BERND BÜCHAU: Die 11. AALE-Konferenz wird am 8. und
9. Mai 2014 an der Hochschule Regensburg stattfinden.
Organisator ist dann Prof. Dr.-Ing. Ralph Schneider von
der Fakultät Maschinenbau.
Die Fragen stellte Anne Hütter.
AALE-PREISTRÄGER 2013:
Andreas Bathelt, Stephan
Albinger, Manuel vor dem
Brocke und Jens Simon.
Das rechte Bild zeigt
Marten Pape, der aus
Kanada zugeschaltet wurde.
Bachelor-Gewinner aus
Kanada zugeschaltet
Per Videokonferenz aus Kanada wurde Marten
Pape in den Plenarsaal der AALE-Konferenz geschaltet.
Der Absolvent der Hochschule Karlsruhe
konnte den AALE Student Award 2013 für seine Bachelorarbeit
„Auslegung einer störfesten analogen
Signalschnittstelle für magnetische Motorgeber“, die
in Zusammenarbeit mit SEW Eurodrive entstand,
nicht persönlich entgegennehmen. Mit einem sehr
eindeutigen Begutachtungsergebnis setzte sich Pape
gegen Stephan Albinger (Universität Bremen) und
Andreas Bach (FH Westküste) durch. Albinger verfasste
seine Bachelorarbeit zum Thema „Visualisierung
in der Automatisierungstechnik mit Tablet-
Computern“. Bach veröffentlichte zu „Entwurf und
Simulation ausgleichender Füllstandsregelungen“.
Albinger stellte seine Arbeit in einem fünfminütigen
Vortrag dem AALE-Plenum am Donnerstagabend vor.
Preisträger Pape hatte eigens eine Videopräsentation
vorbereitet. Der Kandidat Bach ließ sich durch seinen
Betreuer Prof. Dr.-Ing. Rainer Dittmar vertreten.
Bei den Master- und Diplomarbeiten sicherte sich
Andreas Bathelt mit seiner Masterarbeit „Untersuchung
und Fortentwicklung eines modellprädiktiven
Reglers“ den vordersten Rang. Bathelt, der an der
Hochschule Mannheim veröffentlichte, verfasste seine
Arbeit auf insgesamt 200 Seiten – eine echte Herausforderung
für die Gutacher. Die weiteren Nominierten
waren Jens Simon von der Technischen Hochschule
Mittelhessen und Manuel vor dem Brocke
(Hochschule Pforzheim). Mit dem Thema „Theoretische
und simulative Analyse der Stabilität von dreiphasigen
Wechselrichtern mit aktiven Inselnetzerkennungsverfahren
am Netz“ ging Simon ins Rennen.
Vor dem Brocke bewarb sich mit dem Thema „Regelung
von Hochfrequenz-Prozessstromversorgung im
FPGA“. Auch die Master-Kandidaten präsentierten
ihre Arbeiten jeweils fünf Minuten lang dem Plenum.
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atp edition
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6. Fachkongress
smart energy 2.0
Intelligente Lösungen
für die Energiewende
29. – 30.04.2013, Essen • ATLANTIC Congress Hotel Essen • www.gwf-smart-energy.de
Programm-Höhepunkte
Wann und Wo?
Montag, 29.04.2013
Dienstag, 30.04.2013
Themenblock 1 Politischer Rahmen und Standardisierungsprozesse
Moderation Dr.-Ing. Ulrich Wernekinck
• Status Quo der Energiewende
• Energiewende aus Sicht der Energiewirtschaft
• Entwicklung der Netze
• Smart Energy (Mess- und Gerätetechnik) in der EU: GB, I, F
Themenblock 2 Zukünftige Anforderungen an die Netze
• Konvergenz Gas-Strom – Status Quo aus Sicht der Stromindustrie
• Konvergenz Gas-Strom – Status Quo aus Sicht der Gasindustrie
• Konvergenz Gas-Strom – Auswirkungen auf die Gasbeschaffenheit
Themenblock 3 Konsequenzen für die Komponenten- und Geräteindustrie
• Auswirkungen von Gasbeschaffenheitsschwankungen auf Industrieprozesse
• Harmonisierung des Wobbe Index in Europa: Chancen und Risiken
• Biogaseinspeisesysteme – Schwerpunkt Gasbeschaffenheitsmessung
• Trends in der Gasbeschaffenheitsmessung
Workshop 1
Smart Energy in der Praxis
Moderation Dr. Norbert Burger
• Technische Richtlinien für das Smart Meter Gateway
• Kommunikationsanwendungen im Umfeld von Multi-Utility-Prozessen
• Gasmessung: Neue Technologien und Kommunikation im häuslichen
und gewerblichen Bereich
• Dezentrale vernetzte Energiesysteme am Beispiel Mülheim
• Effizienzverbesserung durch Lastmanagement in der häuslichen
Energieversorgung
Workshop 2
Energiespeicherung – Power to Gas
Moderation Dr. Hartmut Krause
• Wirtschaftlicher Betrieb von PtG-Anlagen
• Elektrolyse-Systeme für PtG-Anlagen
• Methanisierung
• Metrologie der H 2
-Einspeisung am Beispiel des E.ON Power to Gas
Projektes Falkenhagen
• Audi-Projekt Werlte: Konzept und Status
MIT ReFeRenTen vOn: BDEW, BnetzA, RWE, E.ON Ruhrgas, DBI, GWI, EBI, RMG,
ELSTER, Itron, u.a.
Kurzfristige Programmänderungen behalten wir uns vor.
Thema:
6. Fachkongress – smart energy 2.0
Intelligente Lösungen für die Energiewende
Termin:
• Montag, 29.04.2013,
09:30 – 17:30 Uhr Tagung
19:00 – 22:00 Uhr
Gemeinsame Abendveranstaltung
• Dienstag, 30.04.2013,
09:00 – 13:00 Uhr Tagung
Ort:
ATLANTIC Congress Hotel Essen
Norbertstraße 2a, 45131 Essen
www.atlantic-congress-hotel-messe-essen.de
Zielgruppe:
Mitarbeiter von Stadtwerken,
Energieversorgungs unternehmen,
Verteilnetz betreibern, Softwareunternehmen
und der Geräteindustrie
Teilnahmegebühr:
gwf-Abonnenten /
figawa-Mitglieder: 800,00 €
Firmenempfehlung: 800,00 €
Nichtabonnenten/-mitglieder: 900,00 €
Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen
sowie das Catering (4x Kaffee, 2x Mittagessen,
Abendveranstaltung).
Veranstalter
+ Ausstellung
im ATLANTIC Congress Hotel Essen
Mehr Information und Online-Anmeldung unter
www.gwf-smart-energy.de
Fax-Anmeldung: 089 - 203 53 66-99 oder Online-Anmeldung: www.gwf-smart-energy.de
Ich bin gwf-Abonnent
Ich bin figawa-Mitglied
Ich zahle den regulären Preis
Ich komme auf Empfehlung von Firma: ..........................................................................................................................................................................
Workshops (bitte nur einen Workshop wählen):
Workshop 1 und Impulsreferate Smart Energy in der Praxis oder
Workshop 2 und Impulsreferate Energiespeicherung – Power to Gas
Vorname, Name
Telefon
Fax
Firma/Institution
E-Mail
Straße/Postfach
Land, PLZ, Ort
Nummer
✘
Ort, Datum, Unterschrift
Forschung
TU Ilmenau und Hochschule Heilbronn
kooperieren bei Promotion, Forschung und Transfer
Besiegeln DIE
Kooperation:
Rektor Prof. Dr.-Ing.
Jürgen Schröder
(Hochschule Heilbronn,
li.) und Rektor
Prof. Dr. Dr. Peter
Scharff (TU Ilmenau).
Bild: Hochschule Heilbronn
nete Vereinbarung sieht die enge Zusammenarbeit von
Hochschule und Universität in den Bereichen Promotion
sowie Forschung und Transfer vor. In regionalen und
überregionalen Forschungsvorhaben sowie in der Nutzung
gemeinsamer wissenschaftlich-technischer Einrichtungen
wollen beide Lehranstalten einander intensiv
unterstützen. „Ziel unserer Partnerschaft ist es, einerseits
die bewährten Profile der TU Ilmenau und der Hochschule
Heilbronn für Angewandte Wissenschaften zu stärken,
und andererseits Heilbronner Absolventen eine Perspektive
für die weitere Qualifizierung nach Erreichen eines
Masterabschlusses zu bieten“, so Rektor Schröder. Prof.
Scharff ergänzte: „Mit dieser Kooperation leisten beide
Hochschulen einen Beitrag zur zukunftsweisenden Gestaltung
des deutschen Hochschulraumes. (ahü)
Hochschule Heilbronn,
Max-Planck-Straße 39, D-74081 Heilbronn,
Tel. +49 (0) 7131 50 40, Internet: www.hs-heilbronn.de
Fraunhofer stellt „Morgenfabrik“ in Hannover vor
Das Leitthema der Hannover Messe 2013 ist „Integrated
Industry“. Es beschreibt die die Kommunikation von
Maschinen, Anlagen, Werkstücken und und Bauteilen in
Echtzeit. „Durch die Vernetzung wird es in Produktion
und Logistik einen Schub für Effizienz, Sicherheit und
Ressourcenschonung geben“, sagt Dr. Jochen Köckler, Vorstand
der Deutschen Messe AG, und ergänzt: „Experten
sprechen angesichts dieser technischen Entwicklung
nach Dampfmaschine, Massenproduktion und Automatisierung
von der vierten industriellen Revolution.“
Die Messe, deren Partnerland Russland ist, findet vom
8. bis 12. April auf dem Messegelände in Hannover statt.
Verschiedene Fraunhofer-Institute versammeln ihre Forschungsprojekte
zur Zukunft der Produktionsarbeit am
Hauptstand der Fraunhofer-Gesellschaft unter dem Titel
„Morgenfabrik“ (Halle 2, Stand D18).
(ahü)
Hannover messe, Deutsche Messe AG,
Messegelände, D-30521 Hannover, Tel. +49 (0) 511 890,
Internet: www.hannover-messe.de
Call for atp experts – Thema: Geräteintegration
Die Hochschule Heilbronn und die TU Ilmenau haben
einen Kooperationsvertrag geschlossen. Die von den
Rektoren Prof. Dr.-Ing. Jürgen Schröder (Heilbronn) und
Rektor Prof. Dr. Dr. Peter Scharff (Ilmenau) unterzeichdie
Ausgabe 55(10) der atp edition im
Oktober 2013 widmet sich Methoden, Beschreibungsmitteln
und Werkzeugen zur
Integration von Geräten der Automatisierungstechnik.
Innovative Methoden vereinfachen
beispielsweise die Auswahl, die
Konfiguration und das Management von
heterogenen Gerätezoos. Aktuelle Entwicklungen
bei den Beschreibungsmitteln
adressieren herstellerunabhängige Merkmale
für die Bestellung, kommunikationstechnologieübergreifende
Profile im Engineering
oder Semantik für automatisierte
Suche und Selbstkonfiguration. Auf dieser
Basis sind nicht zuletzt interessante Werkzeugentwicklungen
und umfangreiche
Standardisierungsanstrengungen zu beobachten.
Gesucht sind Beiträge mit Anwendungsbezügen
in Fertigungs-, Prozessund
Gebäudeindustrie.
Wir bitten Sie bis zum 31. Mai 2013 zu diesem
Themenschwerpunkt einen gemäß
der Autorenrichtlinien der atp edition ausgearbeiteten
Hauptbeitrag per E-Mail an
urbas@di-verlag.de einzureichen.
atp edition ist die hochwertige Monatspublikation
für Fach- und Führungskräfte der
Automatisierungsbranche. In den Hauptbeiträgen
werden die Themen mit hohem wissenschaftlichem
und technischem Anspruch
und vergleichsweise abstrakt dargestellt. Im
Journalteil werden praxisnahe Erfahrungen
von Anwendern mit neuen Technologien,
Prozessen oder Produkten beschrieben. Alle
Beiträge werden von einem Fachgremium
begutachtet. Sollten Sie sich selbst aktiv an
dem Begutachtungsprozess beteiligen wollen,
bitten wir um kurze Rückmeldung. Für
weitere Rückfragen stehen wir Ihnen selbstverständlich
gerne zur Verfügung.
Ihre Redaktion der atp edition:
Leon Urbas, Anne Hütter
Call for
Aufruf zur Beitragseinreichung
Thema: Geräteintegration
Kontakt: urbas@di-verlag.de
Termin: 31. Mai 2013
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atp edition
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FH Köln präsentiert Bildverarbeitungssystem für
die Cloud auf der Computermesse Cebit
Das Institut für Nachrichtentechnik an der Fachhochschule
Köln hat bei der Cebit den Vision-Sensor,
ein Bildverarbeitungssystem für Cloud Computing,
vorgestellt. Vision-Systeme werden in der Automatisierungstechnik
eingesetzt und sind meist groß und teuer.
Für den Einsatz in verbrauchernahen Bereichen muss
die Problemlösung preiswert und energiesparend sein.
Dies ist mit einem einzigen System nicht realisierbar.
Der Vision-Sensor der Fachhochschule Köln ist als modulares
System konzipiert, das nach Angaben der
Hochschule durch Kombination und Konfiguration der
Module für die jeweilige Problemstellung skaliert werden
kann. Als technische Basis kommen hierbei FPGAs
(Field Programmable Gate Arrays) und aktuelle Prozessortechnologie
sowie Komponenten aus der Massenproduktion
von Smartphones zum Einsatz. Eine Videoanimation
zeigte auf der Computer-Messe Cebit, wie
mit dem Vision-Sensor über die Sensor-Cloud Räume
sicher überwacht werden können, ohne Persönlichkeitsrechte
zu verletzen. An dem Demonstrator können
Interessierte über ein iPad den Vision-Sensor „aus der
Ferne“ parametrieren und somit bestimmen, was überwacht
werden soll und wie empfindlich der Sensor
reagiert.
Der Vision-Sensor ist ein Teilprojekt des vom Bundesministerium
für Wirtschaft und Technologie (BMWi)
im Rahmen des Technologieprogramms „Trusted
Cloud“ geförderten Forschungsprojekts Sensor Cloud,
das die Telekommunikationsfirma QSC AG (Konsortialführer),
die Fachhochschule Köln, die RWTH Aachen
und das Software-Unternehmen Symmedia gemeinsam
ausführen.
Zwei weitere Teilprojekte der Fachhochschule Köln
im Rahmen des Forschungsprojekts sind die Entwicklung
eines föderierten Datenbanksystems für die Sensor
Cloud, das den Zugriff auf mehrere eigenständige Informationsquellen
ermöglicht und der Aufbau eines Test-
Cloud Computing war neben Share Economy das
große Thema auf der diesjährigen Computermesse Cebit
in Hannover. (Foto: Gerd Altmann/pixelio.de)
betts für Sensor-Cloud-Anwendungen, in der Sensoren
verschiedener Hersteller und verschiedene Standards
eingebunden werden. Das Sensor-Cloud-Forscherteam
der Fachhochschule Köln bilden die drei Professoren
Prof. Dr. Gregor Büchel (Föderiertes Datenbanksystem),
Prof. Dr. Georg Hartung (Aufbau des Testbetts) und Prof.
Dr. Lothar Thieling (Vision Sensor) sowie neun wissenschaftliche
Mitarbeiter. Zahlreiche Studierende sind
über Bachelor- und Masterarbeiten wie etwa zur Synchronisierung
der Daten zwischen Gateway und Cloud
eingebunden.
(ahü)
fAchhochschule Köln,
Fakultät IME, Betzdorfer Straße 2,
D-50679 Köln,
Tel. + 49 (0) 221 827 50,
Internet: www.fh-koeln.de
WELLENREITER
Halle 9
Stand F28
www.pepperl-fuchs.de/wirelesshart
Drahtlos übertragen – auf 2,4 GHz-Wellen.
Drahtlose Kommunikation wird in der Prozessautomatisierung gegenwärtig kaum genutzt. Mit WirelessHART
wird sich das ändern. WirelessHART spart nicht nur Kabel sondern eröffnet Ihnen völlig neue Wege, wo
Kabelverbindungen unvorstellbar sind. Die neue Technologie baut auf den bewährten Standard des HART-
Protokolls und kann mit geringem Schulungsaufwand ein geführt werden. Zudem bilden die Komponenten
von Pepperl+Fuchs ein stabiles Mesh Network, in dessen hoch verfügbare Kommunikation sogar bereits
installierte Feldgeräte eingebunden werden können.
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FORSCHUNG
47. Regelungstechnisches Kolloquium in Boppard
vergab vier Preise an Automatisierungsnachwuchs
Traditionelles Austauschforum für Mess-, Regelungs- und Automatisierungstechnik mit 197 Teilnehmern
Der „Wert von Boppard“ ist die angeregte Diskussion
über aktuelle Forschungen der Mess-, Regelungs- und
Automatisierungstechnik – mit diesem Hinweis eröffnete
Prof. Dr.-Ing. Andreas Kroll (Universität Kassel) am
21. Februar 2013 die Vortragsreihe des diesjährigen, 47.
Regelungstechnischen Kolloquiums. Kroll, der in diesem
Jahr die wissenschaftliche Leitung der Konferenz übernahm,
konnte insgesaamt vier jungen Wissenschaftlern
gratulieren, die auf dem Forum für ihre Forschungsarbeiten
ausgezeichnet wurden.
FAMILIÄRE ATMOSPHÄRE DES KOLLOQUIUMS BEWAREN
Ein wenig mehr Besucher als in den Vorjahren hatten vom
20. bis 22. Februar 2013 den Weg an den Rhein gefunden.
„Dieses Jahr waren 197 Teilnehmer dabei. Sonst liegt die
Zahl zwischen 180 und 190 Besuchern. Die Höchstgrenze
ist bei 200 erreicht. Der Boppard-Kreis würde schnell über
das wünschenswerte Maß hinaus wachsen, wenn wir
noch mehr Personen einladen würden“, so Dr.-Ing. Michael
Heizmann, Geschäftsfeldsprecher Automatisierung am
Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und
Bildauswertung (IOSB) und organisatorischer Leiter des
47. Regelungstechnischen Kolloquiums.
Das Forum besucht, wer eine Einladung erhalten hat.
Für die Teilnahme werden einschlägige Lehrstuhlinhaber
(mit einem begleitenden Mitarbeiter) und Industrievertreter
aus dem Bereich Mess-, Regelungs- und Automatisierungstechnik
zugelassen. „Auf diese Weise möchten wir
gezielt die familiäre Atmosphäre des Kolloquiums bewahren“,
so Heizmann.
Die insgesamt 95 regelungstechnischen Forschungsinstitute
im deutschsprachigen Raum sind in 30 Gruppen eingeteilt.
Jede Gruppe stimmt sich ab, wer von ihren Mitgliedern
einen Beitrag einreicht. Die jährlich wechselnden wissenschaftlichen
Leiter sammeln dann die Themenvorschläge
und stellen das Programm zusammen. Die Zahl der Vorträge
bleibt also immer konstand. In diesem Jahr gab es aber
eine Ausnahme: Eine Session stellte Kurzvorträge vor.
SESSIONS, UM DIE DISZIPLIN DYNAMISCH
WEITERZUENTWICKELN
„Bekanntlich hat das Bopparder Kolloquium den Charakter
eines Forums, in dem junge Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler Ergebnisse aktueller Forschungsarbeiten
zur Diskussion stellen. Das Kolloquium steht unter keinem
speziellen Thema. Vielmehr bietet es Gelegenheit, Beiträge
aus dem gesamten Spektrum der aktuellen regelungs-,
steuerungs- und automatisierungstechnischen Forschung
zu präsentieren. Mit der Zielsetzung, unsere Fachdisziplin
lebendig und dynamisch weiterzuentwickeln, sind auch
Tagungsbeiträge willkommen, die neue Methoden und
Anwendungen am Rande unseres klassischen Themenbereiches
behandeln“, sagt Heizmann.
In diesem Jahr standen die Sessions am ersten Tag in
der Stadthalle unter dem Titel „Regelungs- und Systemtheorie“
(Leitung Prof. Dr.-Ing. Jürgen Adamy), „Medizintechnik“
(Leitung Prof. Dr.-Ing. habil. Georg Bretthauer),
„Ereignisdiskrete und totzeitbehaftete Systeme“
(Leitung Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay) und „Anwendungen:
Antriebstechnik und Aktorik“ (Leitung Prof. Dr.
techn. Klaus Janschek).
Nach der Mittagspause im Rheinhotel Bellevue ging
es dann mit den Kurzvorträgen unter der Leitung von
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Prof. h.c. Dr. h.c. Torsten Bertram
PROF. DR.-ING. ANDREAS KROLL
war der diesjährige wissenschaftliche Leiter
des 47. Regelungstechnischen Kolloquiums
in Boppard.
DR.-ING. MICHAEL HEIZMANN, Geschäftsfeldsprecher
Automatisierung am Fraun hofer-
Institut für Optronik, Systemtechnik und Bild -
aus wertung (IOSB) und organisa torischer Leiter
des Kolloquiums im Gespräch.
18
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und einer Anwendersession zum Thema „Robotik“ (Leitung
Univ. Prof. Dr.-Ing./Univ. Tokio Martin Buss) weiter.
Der Donnerstag endete mit dem Plenarvortrag „Synchronisation
und komplexe Netzwerke – Sind derartige
Theorien nützlich für die Erforschung des Systems
Erde?“ des Klimafolgen-Forschers Prof. Dr. Dr. h.c. mult.
Jürgen Kurths. Außerdem wurden die besten Veröffentlichungen
in der at – Automatisierungstechnik des Oldenbourg
Wissenschaftsverlags aus dem vergangenen
Jahr ausgezeichnet.
AT-AUTOREN AUSGEZEICHNET
Gewöhnlich vergibt die at – Automatisierungstechnik in
Boppard zwei Auszeichnungen für ihre Autoren, einen in
der Kategorie „Methoden“ und den anderen in der Kategorie
„Anwendungen”. Im Jahr 2012 verdienten jedoch
zwei Beiträge den Preis in der Kategorie „Methoden“. Zum
einen sicherten sich Christian Stöcker, Jan Lunze und
Chuong Ngo von der Universität Bochum (Lehrstuhl Automatisierungstechnik
und Prozessinformatik) den Preis
für ihren Beitrag „Zwei Methoden zur ereignisbasierten
Regelung gekoppelter Systeme und ihre experimentelle
Erprobung“ (at 12/12, S. 724-734). Gleichwertig in der Kategorie
„Methoden“ wurde der Beitrag „Vorsteuerungs-
Entwurf im Frequenzbereich: Offline oder Online“ von
Michael Zeitz ausgezeichnet (at 7/12, S. 375-383). Zeitz
hatte am Institut für Systemdynamik der Universität
Stuttgart veröffentlicht.
Die Kategorie „Anwendungen“ sicherten sich Alexander
Michel, Wolfgang Kemmetmüller und Andreas Kugi für
den Beitrag „Modellierung und Regelung eines aktiven
Wellenkompensationssystems für Tiefseekräne“ (at 1/12,
S.39-52). Sie veröffentlichten am Institut für Automatisierungs-
und Regelungstechnik der TU Wien. Alle Gewinner
freuten sich über ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro.
FREITAGS-SESSIONS: REGELUNG, KOMMUNIKATION
UND AUTOMOTIV
„Boppard“, wie es auch genannt wird, erfreut sich seit Jahren
einer konstanten Beliebtheit bei jungen Wissenschaftlern
und erfahrenen Professoren der Automatisierungstechnik.
Auch die Zahl der Einreichungen ist konstant.
So bot der Freitag Sessions unter dem Thema „Prädiktive
Regelung und Planungsverfahren (Leitung Prof. Dr.-Ing.
Dirk Abel) und auf der Anwenderseite den Fachbereich
Automotiv. Nach einer Pause startete die Session „Koordination
und Kommunikation (Leitung Prof. Dr.-Ing. Christian
Diedrich) und die Anwenderreihe „Brennstoffzellen
und Messtechnik“ (Leitung Prof. Dr.-Ing. Sören Hohmann).
Wer in Boppard vorträgt, geht nicht mit leeren Händen
davon. Netzwerken und Fachdiskussionen stehen im
Mittelpunkt der zwei Tage am Rhein. Dem besten Vortrag
winkt sogar ein Preis, der jährlich von der Industrie gestiftet
wird.
NICOLE GEHRING HIELT BESTEN VORTRAG
Den Preis für den besten Vortrag konnte in diesem Jahr
Nicole Gehring vom Lehrstuhl für Systemtheorie und Regelungstechnik
an der Universität des Saarlandes entgegen
nehmen. Die Wissenschaftlerin und ihr Betreuer Prof. Dr.-
Ing. habil. Joachim Rudolph gehörten zu den frühen Vorträgen
auf dem Kolloquium. In der Session „Regelungs- und
Systemtheorie“ unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Jürgen
Adamy stellte Gehring ihren Beitrag „Algebraische Methoden
zur Parameteridentifikation für lineare unendlichdimensionale
Systeme“ am Donnerstag dem Plenum vor.
Der Preisträger für den besten Vortragenden auf dem
Kolloquium in Boppard wird per Abstimmung ermittelt.
Jeder Institutsleiter hat drei Stimmen, die jedoch nicht
kumuliert werden dürfen. Die Bewertung sollte sich
nach Qualität, Originalität und Präsentation richten. So
ergab sich dann, dass Nicole Gehring die meisten Stimmen
für Ihren Beitrag vereinen konnte. Das Preisgeld
stiftete in diesem Jahr die Firma ABB.
Den symbolischen Scheck in Höhe von 1000 Euro überreichte
Dr. Iiro Harjunkoski, Principal Scientist am Forschungszentrum
der ABB AG in Deutschland.
Das nächste, das 48. Regelungstechnische Kolloquium
in Boppard, findet vom 19. bis 21. Februar 2014 statt.
Anne Hütter
DR. IIRO HARJUNKOSKI (li.) überreicht der Wissenschaftlerin
Nicole Gehring einen Scheck. Ihr Beitrag wurde
von den Institutsleitern zum Besten Vortrag gewählt.
Andreas Kroll (re.) hatte dies kurz vorher verkündet.
IN DEN PAUSEN und auch am Abend stand
das Netzwerken im Fokus. Bilder: Anne Hütter
atp edition
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19
BRANCHE
Cebit hat’s gezeigt:
IT-Branche ist seit Jahren der deutsche Jobmotor
BUNDESKANZLERIN ANGELA MERKEL beim Cebit-Rundgang mit
Polens Ministerpräsident Donald Tusk (ganz rechts). Die IT-Branche
nutzt die Messe, um ihren positiven Einfluss auf den deutschen
Jobmarkt zu betonen. Bild: Cebit
Seit Jahren ist die Informationstechnologie in Deutschland
der Jobmotor, das ergab die Pressekonferenz des
Verbands Deutscher Ingenieure (VDI) auf der Cebit. Nicht
nur vom Cloud Computing, dessen Wachstum vom Branchenverband
Bitkom aktuell auf 47 Prozent für 2013 geschätzt
wird, gehen die Impulse aus. Trends, wie Intelligente
Netze oder „Industrie 4.0“ tragen dazu bei, dass sich
die Zahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Informatiker
auf Rekordniveau befindet. Allein im Jahr 2011
waren 191 000 Beschäftigte in dem Segment tätig. Das
Thema „Industrie 4.0“, so ergab eine Bitkom-Umfrage,
begeistert derzeit die Mehrzahl der IT-Unternehmen.
81 Prozent der Befragten sehen in den kommenden Jahren
in dieser Thematik ein wichtiges Geschäftsfeld. Bereits
jedes dritte IT-Unternehmen misst „Industrie 4.0“ schon
heute eine große Bedeutung bei. Jedes zehnte bietet bereits
Lösungen an, weitere 13 Prozent entwickeln derzeit entsprechende
Angebote.
Dementsprechend verschärft gestaltet sich die Fachkräftesuche
für die Branche. Experten werden händeringend
gesucht. „Ein Ende dieses kontinuierlichen Anstiegs
der Nachfrage ist bis auf weiteres nicht in Sicht", sagte Ina
Kayser, Arbeitsmarktexpertin beim VDI.
Die Zahlen belegen dies trotz kriselnder Wirtschaftslage:
Auf jeden arbeitslosen Informatiker kamen 2012 laut
Branchendienst Heise 3,7 offene IT-Stellen. Die IT-Unternehmen
indes machen sich keine Hoffnungen auf Besserung.
Nach einer VDI-Umfrage gehen 22 Prozent der befragten
Unternehmen davon aus, dass Fachkräfte weiterhin
schlecht verfügbar sind. Über 70 Prozent erwarten
sogar, dass der Bedarf an ausgebildeten Mitarbeitern bis
2014 weiter steigen werde.
„Unternehmen gehen je nach Größe sehr unterschiedlich
mit der schlechten Bewerberlage um“, sagte Dieter
Westerkamp vom VDI. Große Unternehmen versuchten
zu 53 Prozent, das Problem mit dem Auslagern von
Dienstleistungen aufzufangen, zum Teil auch ins Ausland.
Dagegen setzten kleine und mittlere Unternehmen
vermehrt auf die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. (ahü)
BITKOM
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Albrechtstraße 10 A, D-10117 Berlin-Mitte,
Tel. +49 (0) 30 27 57 60, Internet: www.bitkom.org
Berliner Energietage: Gebäudetechnik kommt
Energieeffizienz ist nicht erst seit dem Ausstieg der Bundesrepublik
aus dem Atomprogramm ein beliebtes
Schlagwort in der Automatisierungstechnik. Die aktuelle
Debatte um energieeffiziente Klimapolitik, die Perspektiven
effizienter Energieversorgung, nachhaltige Wohnungs-,
Bauwirtschaft und Architektur sowie intelligente
Energiebedarfssteuerung wollen die Energietage in Berlin
vom 15. bis 17. Mai 2013 nutzen.
Unter Beteiligung von Firmen, Organisationen und Politikvertretern
werden zu der zweitägigen Veranstaltung über
7000 Besucher im Ludwig-Erhard-Haus erwartet. Die Bundesministerien
für Wirtschaft und Technologie (BMWi) und
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) sowie
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) beteiligen sich
an Vorträgen zu Themen wie „Energiewende – Konzepte für
klimaneutrale Städte und Gebäude“ oder „Thermische Speicher
für die Energiewende“. Aus der Praxis berichtet die
RWE Energiedienstleistung GmbH beispielsweise über „Virtuelle
Kraftwerke – Dezentrale Energieversorgung mit Zukunft“.
Das Thema Gebäudeautomation spielt auf den Berliner
Energietagen ebenfalls eine große Rolle. Der Bundesver-
band der Deutschen Industrie (BDI) referiert am späten
Donnerstagnachmittag zum Thema „Projekt Energiewende
– Hoffnungsträger Gebäudeenergieeffizienz“.
Auch der DIV Deutscher Industrieverlag widmet sich
verstärkt dem Thema Gebäudetechnik und hat den
Titel „GI“ neu aufgelegt. Die „GI“ steht seit der ersten
Ausgabe 2013 für „Gebäudetechnik Innenraumklima“.
Sie veröffentlicht unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Martin
Kriegel (Fachgebietsleiter Institut für Energietechnik,
Gebäude-Energie-Systeme, Technische Universität
Berlin) teilweise reviewte wissenschaftliche Beiträge
zum Thema Gebäudetechnik. Bei Fragen zum
Heft wenden Sie sich bitte an GI-Redaktionsleiterin
Dr. Maria Kuwilsky (Tel. +49 (0) 89 203 53 66 44, E-Mail:
kuwilsky@di-verlag.de).
(ahü)
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C/O ENERGIE- UND UMWELT-MANAGEMENT-
BERATUNG PÖSCHK,
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20
atp edition
4 / 2013
AutoID-Technologien auf dem
ID World International Congress vorstellen
Wohin geht es mit Biometrie, RFID, den Smart Cards
und anderen Identifikationstechnologien? Diese
aktuellen Fragen diskutiert der ID-World-International-Kongress
vom 5. bis 7. November 2013 in Frankfurt
am Main. Der Veranstalter Mesago hat nun dazu aufgerufen,
Beiträge einzureichen.
Bis zum 6. Mai 2013 haben Interessierte die Möglichkeit,
zu den Anwendungsfeldern Asset Tracking,
Transportation Security, Citizen ID, Secure Identification,
Wireless Identification, Physical Access Control,
Transactions, Ticketing, Mobile Applications, IT
Security, Delivery Systems oder Logistics & Distribution
Vorschläge einzureichen. Die Beiträge sollten
etwa 15 Minuten lang sein. Sie sind unter www.idworldonline.com/callforpapers
einzureichen. Die Einsatzbereiche
für die Vorschläge können dabei vielfältig
sein. Gebiete wie Luftfahrt und Verteidigung, Automotive
und Güterverkehr, Chemische und Prozess-
Industrie, Energie und Versorgung und Pharma,
Medizin und Gesundheitswesen stellen nur eine
Auswahl dar.
Das World Summit mit Schwesterveranstaltungen
in Abu Dhabi (11.-12. Februar 2013) und Rio de Janeiro
(26.-27. September 2013) findet bereits zum zwölften
Mal statt. Die Veranstaltungsreihe will einen Über-
blick über AutoID-Technologien und Anwendungsfelder
geben. Sie vereint dabei Top-Entscheider aus
Industrie, Wissenschaft und Forschung. (ahü)
MESAGO MESSE FRANKFURT GMBH,
Rotebuehlstr. 83-85, D-70178 Stuttgart,
Tel. +49 (0) 711 61 94 60,
Internet: www.idworldonline.com/callforpapers
AUF DEM 12 TH ANNUAL
WORLD SUMMIT
des ID-World-International-Kongress
sind Forscher aufgerufen,
ihre Ergebnisse
aus vielfältigen
Bereichen der AutoID-
Anwendungen vorzustellen.
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BRANCHE
Modbus oder EtherNet/IP – wie tritt das Leitsystem
am besten mit Wireless Hart in Verbindung?
Welche Variante sich als günstiger erweist, hängt von den konkreten Anforderungen ab
IM EINSATZ: Das Wireless-Hart-Gateway für die
Anbindung per EtherNet/IP erlaubt eine sehr schnelle
Verknüpfung mit dem Leitsystem.
DAS WIRELESS-HART-NETZWERK wird vom
Netzwerkmanager automatisch als Mesh-Netzwerk
aufgebaut und selbst organisiert.
DAS MODBUS-MAPPING im Wireless-Hart-
Netzwerk kann über eine CSV-Tabelle
eingelesen oder automatisch vom Gateway
vergeben werden.
Wireless-Hart-Netzwerke werden als abgeschlossenes
System von einem Wireless-Hart-Gateway aufgebaut
und betrieben. Daher muss zwischen dem Netzwerk, den
darin befindlichen Feldgeräten und dem Leitsystem eine
Verbindung hergestellt werden, um die Messdaten und
Diagnoseinformationen nutzbar zu machen. Dazu bieten
alle Wireless-Hart-Gateways eine Modbus-Anbindung
an. Nahezu alle Leitsysteme unterstützen Modbus, oft
auch parallel zu anderen Bus-Protokollen. Dennoch wäre
es oft eleganter, wenn das Wireless-Hart-Gateway gleich
mit dem primären Bus-Protokoll des jeweiligen Leitsystems
kommunizieren könnte – beispielsweise Profibus,
Foundation Fieldbus oder EtherNet/IP. Mit dem Wireless-
Hart-Gateway von Pepperl+Fuchs können Anwender nun
zwischen Modbus und EtherNet/IP zur Leitsystem-Anbindung
wählen. Aber wo sind in beiden Fällen die Unterschiede
bei der Anbindung zum Leitsystem und was
sind Vorteile und Nachteile?
NETZWERK BAUT SICH AUTOMATISCH AUF
Wireless Hart ist ein drahtloser Standard basierend auf
dem bewährten Hart-Protokoll. Damit können Information
von den Feldgeräten drahtlos an ein Gateway übermittelt
werden. Ein Wireless-Hart-Gateway enthält den
Accesspoint als Funkschnittstelle zum Netzwerk, einen
Netzwerkmanager zur Organisation des Funknetzwerkes
und eine Busschnittstelle zum Leitsystem. Das Wireless-Hart-Netzwerk
wird vom Netzwerkmanager automatisch
als Mesh-Netzwerk aufgebaut und selbst organisiert.
Das bedeutet, dass jeder Teilnehmer des Netzwerkes
nicht nur die eigenen Informationen an das
Gateway weiterleiten kann, sondern auch die Informationen
anderer Teilnehmer übermittelt. Jeder Teilnehmer
ist damit auch ein Router. Dadurch kann das Netzwerk
bei Ausfall einer Verbindung Informationen über
andere Teilnehmer weiterleiten und ist somit selbstheilend.
Das Beste daran ist, dass diese Selbstorganisation
und Selbstheilung des Netzwerkes automatisch abläuft.
Die Intelligenz dazu ist im Netzwerkmanager im Gateway
angesiedelt. Alle Information werden über die Busschnittstelle
des Wireless-Hart-Gateways an das Leitsystem
weitergeleitet. Dazu gab es bisher Modbus als Übertragungsprotokoll
zum Leitsystem. Mit EtherNet/IP
bietet die Pepperl+Fuchs GmbH nun eine zweite Alternative
zur Anbindung von Wireless-Hart-Netzwerken an
verschiedene Leitsysteme.
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FLEXIBLES MAPPING BEI MODBUS
Modbus ist ein seit 1979 existierendes generisches Kommunikationsprotokoll
basierend auf dem Master/Slave-
Prinzip. Das Modbus-Protokoll ermöglicht einem übergeordneten
Master die Verbindung mit mehreren Slaves.
Dabei muss jeder Slave eine eindeutige Adresse besitzen.
In jedem Slave werden die Daten in Registern zur Verfügung
gestellt, die individuell durch den Master abgefragt
werden können. Die Register sind vom Nutzer je nach
Bedarf belegbar, deswegen muss die Zuordnung der Register
bei Master und Slave gleich sein. Danach kann
jeder Teilnehmer Nachrichten versenden. Der Austausch
wird aber in der Regel vom Master angestoßen und ein
angesprochener Slave antwortet.
Die Adressvergabe beziehungsweise das Modbus-Mapping
innerhalb des Wireless-Hart-Netzwerks kann auf
verschiedene Weise erfolgen. Das Modbus-Mapping im
Wireless-Hart-Netzwerk kann über eine CSV-Tabelle eingelesen
werden oder automatisch vom Gateway vergeben
werden. Noch komfortabler ist ein flexibles Modbus-
Mapping durch einen Generator im Gateway selbst. Dabei
werden die Informationen blockweise adressiert.
FLEXIBLE ADRESSIERUNG MIT EINEM MAUSKLICK
Dem Anwender ist es dann möglich, beispielsweise alle
Primär-Hart-Variablen der Wireless-Hart-Teilnehmer en
Block mit einem einzigen Mausklick hintereinander zu
adressieren. Er kann aber auch eine bestimmte Reihenfolge
der Informationseinheiten pro Teilnehmer festlegen,
beispielsweise Primär-Hart-Variable, Batterielebensdauer,
Sekundär-Hart-Variable und so weiter. Diese Reihenfolge
wird dann auch mit nur einem Mausklick für
alle Teilnehmer adressiert.
Das so generierte Modbus-Mapping ist wieder als CSV-
Datei exportierbar, um etwa das geplante Modbus-Mapping
vorab den Leitsystem-Programmierern zur Verfügung
zu stellen. Beim Import von CSV-Dateien und auch
bei der Erstellung des Modbus-Mapping über den Generator
prüft das Gateway, ob Adressenkonflikte vorhanden
sind. Diese werden dann farblich gekennzeichnet. Damit
ist automatisch gewährleistet, dass jeder Teilnehmer eine
eindeutige Adresse besitzt.
Wenn das Modbus-Mapping im Wireless-Hart-Gateway
abgeschlossen ist, werden diese Informationen im Leitsystem
auch hinterlegt. Dann kann ein Informationsaustausch
über Modbus zwischen Leitsystem und Wireless-Hart-
Netzwerk nach dem Master/Slave-Prinzip stattfinden.
ETHERNET/IP ERLAUBT EINFACHE ANBINDUNG
Anders sieht die Welt bei EtherNet/IP aus. EtherNet/IP
ist ein Echtzeit-Ethernet-Protokoll und seit 2000 ein offener
Standard. Das Protokoll basiert auf den TCP- und
UDP-Standards und unterstützt die Durchgängigkeit
zwischen Office-Netzwerken und der zu steuernden Anlage.
Es basiert wie Modbus auf dem Master/Slave-Prinzip.
Das Leitsystem (der Master) muss natürlich auch von
der Existenz des Wireless-Hart-Netzwerkes wissen. Dazu
benötigt das Leitsystem lediglich die IP-Adresse des
Wireless-Hart-Gateways sowie die Anzahl der Netzwerkteilnehmer
und schon ist das Wireless-Hart-Gateway
angebunden. Es sind nur noch einige Einstellung im
Gateway von Pepperl+Fuchs und den Wireless-Hart-
Netzwerk-Teilnehmer notwendig.
Das Gateway von Pepperl+Fuchs ist voll integriert in
die EtherNet/IP-Welt. Es agiert wie ein EtherNet/IP-Adapter
und ermöglicht so den Zugang zu den Daten der
Wirless-Hart-Netzwerk-Teilnehmer via EtherNet/IP. Das
Gateway kann zehn zyklische Datentransferverbindungen
mit je vier Teilnehmern pro Verbindung zum Ether-
Net/IP-Master aufbauen. Jeder Teilnehmer benötigt dann
nur noch eine Adresse. Die Adresse wird aus dem Standard
Hart-Deskriptor und einer Buchstaben- (A–J) und
Ziffernkombination (0–3) gebildet. Wenn ein Gerät eine
Adresse besitzt, übermittelt das Gateway automatisch
die Daten an das Leitsystem. Die Daten sind so strukturiert,
dass dem Master bekannt ist, welche Informationen
wo zu erwarten sind, und die Adresse gibt Auskunft
darüber von welchem Teilnehmer die Informationen gesendet
wurden.
DIAGNOSEFÄHIGKEITEN BLEIBEN UNVERÄNDERT
Gleichgültig, ob Modbus oder EtherNet/IP zum Einsatz
kommen – die Diagnosefunktionalitäten für das Wirless-
Hart-Netzwerk bleiben unverändert. Das Gateway von
Pepperl+Fuchs bietet ein Webinterface, das einen parallelen
Zugriff auf das Wireless-Hart-Netzwerk zulässt.
Dieses Webinterface stellt nützliche Funktionen wie einen
Topology View zur Verfügung. Damit erkennt der
Anwender auf einen Blick, welche Netzwerkteilnehmer
eine Verbindung zueinander haben und in welcher Qualität
diese besteht. Diese Informationen stehen auch im
Webinterface im Listenformat zur Verfügung. Diese sehr
einfache Netzwerkdiagnose reduziert Wartungskosten
sowie -zeit und die Anlagenverfügbarkeit steigt. Gleichzeitig
reduziert sich auch die Dauer der Inbetriebnahme.
Die Entscheidung zwischen Modbus und EtherNet/IP
muss letztlich der Anwender treffen – beide Wege führen
zur drahtlosen Anbindung von Feldgeräten über
Wireless Hart an das Leitsystem, nur auf unterschiedliche
Art und Weise.
AUTORIN
Dipl. Wirtsch.-Ing. (FH) IRENE RUF
ist Pro dukt Marketing Manager
Remote Sys tems im Geschäftsbereich
Prozessautomation.
Pepperl+Fuchs GmbH,
Lilienthalstraße 200, D-68307 Mannheim,
Tel. +49 (0) 621 776 10 16,
E-Mail: iruf@de.pepperl-fuchs.com
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23
PRAXIS
Energiesparen erfordert Gesamtlösungen: Potenziale
lokalisieren, Verbesserungen umsetzen und belegen
Pharma-Unternehmen Vetter startet mit einem System zur Überwachung der Verbräuche
Die Zeit drängt. Energie wird immer teurer. Wer die
Kosten durch Rückerstattungen von Abgabensenken
möchte, muss in den meisten Fällen umgehend ein Energiemanagement-System
nach ISO 50001 einführen, mit
dem sich Einsparerfolge nicht nur erzielen, sondern
auch nachweisen lassen. Beispielhaft geht diese Aufgabe
das Ravensburger Unternehmen Vetter an, ein Spezialist
für die Fertigung von aseptisch vorgefüllten Injektionssystemen.
Seit Dezember 2012 ist die EU-Energieeffizienzrichtlinie
2012/27/EU in Kraft. Darin verpflichten sich alle
Mitgliedsstaaten zu jährlichen Energieeinsparungen von
1,5 Prozent bis 2020. Doch wie lassen sich diese Einsparungen
erreichen und wie nachweisen? In Deutschland
sollen Energiemanagement-Systeme in den Unternehmen
die Basis hierfür bilden. Zur Förderung hat die Bundesregierung
unter anderem die Rückerstattung der EEG-
Umlage und den Spitzenausgleich für große Unternehmen
an die Einführung eines Energiemanagement-Systems
gekoppelt. Und je nach Unternehmensgröße und
Energieverbrauch stehen hier schnell sechsstellige Beträge
zur Disposition.
KLEINE MASSNAHMEN – GROSSE EINSPARUNGEN
Mit einem Energieanteil von durchschnittlich nur einem
Prozent an der Bruttowertschöpfung gehört die Pharma-
Branche zwar nicht zu den großen Verbrauchern in der
Industrie. Das heißt aber nicht, dass nur ein geringes
Potenzial zum Energiesparen vorhanden wäre. Die Pharma-Industrie
nimmt in vielerlei Hinsicht eine besondere
Stellung ein. Die Kälte- und Drucklufterzeugung sind
hier die großen Primärverbraucher. Verwendet wird die
Kälte vor allem für die Klimatisierung. So fließen am
Ende knapp zwei Drittel der gesamten Energie in den
Bereich Heizung, Lüftung und Klima. Hier geht es im
Wesentlichen um die Versorgung der Forschungslabore
und der Produktionsstätten. Reinräume müssen belüftet
und Abzüge entlüftet werden. Höchste Anforderungen
an Produkt- und Personenschutz verlangen das unbedingte
Einhalten von vorgegebenen Umgebungsbedingungen.
Viele Räumlichkeiten sind zwangsbelüftet mit
hohen Luftwechselraten und laufen 24 Stunden am Tag
und 365 Tage im Jahr.
BELASTBARE KENNZAHLEN SIND UNVERZICHTBAR
Unter diesen Gegebenheiten können bereits mit kleinen
Optimierungsmaßnahmen große Erfolge erreicht werden.
Beispiele hierfür sind das Zurücksetzen der Temperaturen
in produktionsfreien Zeiten oder der Einsatz
von frequenzgeregelten Motoren bei Lüftern und Pumpen.
Es gibt zahllose Ansätze, um Energie einzusparen.
Die Herausforderung liegt darin, Maßnahmen richtig
einzuschätzen und zu priorisieren. Doch wie können die
vorhandenen Einsparpotenziale exakt identifiziert werden
und wie kann der finanzielle und der nachhaltige
Erfolg der Aktivitäten nachgewiesen werden?
Ein erfolgreiches Energiemanagement basiert auf zuverlässigen
und belastbaren Zahlen. Am aussagekräftigsten
sind Kennzahlen, bei denen die eigentlichen
Verbräuche um beeinflussende Umweltfaktoren bereinigt
sind. Dies geschieht zum Beispiel durch die Ermittlung
spezifischer Verbräuche unter Einbeziehung der
produzierten Menge. Den großen Einfluss des Wetters,
gerade im Bereich von Heizung, Lüftung und Klima,
berücksichtigt man durch die Verwendung von Gradtagszahlen.
Entscheidend sind daher sowohl die Erfassung
mit optimaler Messtechnik als auch die zielgerichtete
Weiterverarbeitung der Daten.
Bei der Erfassung ist zu beachten, dass die meisten
Maßnahmen Einsparungen im Bereich von wenigen
Prozentpunkten zum Ziel haben. Entsprechend exakt
müssen die verwendeten Messeinrichtungen arbeiten.
Wenn etwa bei einer geeichten mechanischen Wasseruhr
eine Verkehrsfehlergrenze von bis zu plus/minus
zehn Prozent toleriert wird, lassen sich damit Einsparungen
von drei Prozent nicht nachweisen. Hier bietet
sich zum Beispiel der Einsatz von magnetisch-induktiver
Messtechnik an, die eine Genauigkeit von deutlich
unter einem Prozent bietet. Bei der Weiterverarbeitung
der erfassten Messwerte lautet die Herausforderung, aus
verschiedensten Quellen wie Produktionsleitsystem,
ERP-Systemen und Gebäudeleittechnik die Messdaten
in einer Datenbank zu sammeln.
DATEN MASSGESCHNEIDERT AUFBEREITEN
Allerdings muss beachtet werden: Ein Energiemonitoring-
System allein spart weder Energie noch Kosten. Erst die
Anwender können aus den Daten Energieeinsparungen
ableiten. Dazu müssen die Daten entsprechend den unterschiedlichen
Aufgaben und Anforderungen spezifisch
aufbereitet werden: Der Anlagenfahrer beispielsweise
erhält eine Übersicht der momentanen Verbräuche und
Kennzahlen. Der Energiemanager verfügt über eine Vielzahl
an Vorlagen, mit denen er spezifische Leistungsanalysen
wie eine Regressionsanalyse oder eine Grundlastanalyse
durchführen kann. Der Controller kann Kosten
anhand von Verträgen analysieren oder Budgets planen.
Der Geschäftsführer kann automatisch Wochenberichte
mit den wichtigsten Unternehmenskennzahlen erhalten.
Anwender, die mit passenden Informationen versorgt werden,
beschäftigen sich intensiv mit dem System und leiten
basierend auf ihrem Fachwissen und den aufbereiteten
Informationen die besten Einsparmaßnahmen ab oder
geben eine fundierte Freigabe für Investitionen.
Die Vetter Pharma International GmbH aus Ravensburg
ist ein weltweit führender Spezialist für die Entwicklung
und keimfreie Abfüllung von Medikamenten beispielsweise
in Spritzen. Im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung
führt Vetter ein System zur Überwachung der
Energieverbräuche im Unternehmen ein. Beginnend mit
Langenargen am Bodensee soll das System zukünftig auf
andere Standorte des Unternehmens ausgeweitet werden.
Die Ziele lauten:
Grundlage für die Zertifizierung nach ISO 50001,
Transparenz über Medienverbräuche,
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atp edition
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BASISDATEN: Der
multifunktionale
elektrische Energiezähler
RV12 liefert über
Modbus RTU Stromverbrauchsdaten
an das
Energiemonitoring-
System.
Bilder: Endress+Hauser
ALLES IM BLICK:
Das Dashboard des
Energiemanagementsystems
bietet eine
intuitive Übersicht der
wichtigsten aktuellen
Energiekennzahlen
und -verbräuche.
DETAILINFORMATION:
Die Regressionsanalyse
zeigt dem
Energie manager die
energetische Effizienz
eines Prozesses auf.
Anlagenüberwachung anhand von Wirkungsgraden
und eine schnelle Reaktion auf Anlagenstörungen.
Hierfür sollen die Verbräuche von zehn Medien erfasst
werden: etwa Wärmemengen von Heizungsanlagen,
Gasmengen (Stickstoff und Druckluft) sowie Wasserverbräuche.
Die meisten Messwerte stammen aus dem
existierenden, validierten Prozessleitsystem. Zusätzlich
liefert die Gebäudeleittechnik Messdaten über M-
Bus. Drittens sollen Strom- und Erdgasmengen über
einen lokalen Datenschreiber eingelesen werden. Alle
Daten sollen zentral auf einem Server am Produktionsstandort
gesammelt werden.
KOMPLETT-KONZEPT ÜBERZEUGTE
Auch in der Vergangenheit hat Vetter schon zahlreiche
Daten erfasst. Damit diese nicht verloren gehen, sollen
auch historische Daten in das zu installierende System
importiert werden. Bei der Entscheidung für ein Energiemonitoring-System
überzeugte Vetter das durchgängige
Konzept von Endress+Hauser. Das Unternehmen
verfügt nicht nur über sämtliche Komponenten eines
Energiemonitorings sondern über Messtechnik für alle
Energiemedien, vielseitig konfigurierbare Datenschreiber
und Energierechner bis hin zu einer intuitiv bedienbaren
Energiemonitoring-Software, die alle Anforderungen
erfüllt. Neben den Produkten liefert der Komplettanbieter
das vollständige Hardware- und Softwareengineering
und übernimmt damit die gesamte Verantwortung
für den Projekterfolg. Tino Mehre, Projektleiter für die
Einführung des Energiemonitorings bei Vetter, ist „mit
dem Projektablauf sehr zufrieden. Besonders hervorzuheben
ist der gute Kontakt zum Projektteam und eine
kurze Reaktionszeit.“
Für die Einführung eines Energiemanagement-Systems
nach ISO 50001 wurde mit der Installation eines
Energiemonitoring-Systems ein wichtiger Grundstein
gelegt. Doch es gibt noch andere wichtige Aspekte zu
beachten, weshalb Endress+Hauser Unternehmen auf
dem Weg zur Zertifizierung unterstützt. Darüber hinaus
führen Energieberater auch Potenzialanalysen unter anderem
in den Bereichen Druckluft, Prozesswärme und
Prozesskälte durch. Mit diesem durchgängigen Angebot
wird garantiert, dass Aktivitäten beim Energiesparen
nachhaltige Erfolge liefern.
AUTOR
DAVID WALLERIUS ist Marketingmanager
Prozessautomatisierung bei Endress+Hauser
in Weil am Rhein.
Endress+Hauser Messtechnik GmbH+Co. KG,
D-79576 Weil am Rhein,
E-Mail: info@de.endress.com
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PRAXIS
Stringente Systematik in der elektrotechnischen
Betriebstechnik steigert die Anlagenverfügbakeit
Brauerei Veltins bewältigt Stillstände dank der mit Eplan umgesetzten Struktur extrem zügig
ÜBERALL IN DER
BRAUEREI sind
die Eplan-Daten
per WLAN und
Viewer drahtlos
verfügbar.
EINHEITLICH
STRUKTURIERT:
Jedes Kabel ist
bei Veltins exakt
beschriftet. Die
Verdrahtungs farben
sind im gesamten
Unter nehmen
einheitlich.
MIT EPLAN ELECTRIC P8
wurde 95 % der Betriebstechnik
elektrotechnisch
eindeutig spezifiziert und
dokumentiert. Bilder: Eplan
Praktisch ihre komplette Betriebstechnik hat die Privatbrauerei
Veltins elektrotechnisch eindeutig spezifiziert
und dokumentiert. Diese stringente Systematik
zahlt sich aus: Weil sich Störungen aufgrund der mit
Eplan umgesetzten Struktur sehr schnell funktional und
vor allem auch räumlich zuordnen lassen, sind Fehler in
der Regel schnell behoben. Auch Wartungsarbeiten laufen
extrem zügig ab. Unterm Strich steigen dadurch Anlagenverfügbarkeit
und Wettbewerbsfähigkeit.
Die Brauerei C. & A. Veltins zählt zu den großen Premium-Marken
der deutschen Bierlandschaft. Pils, Biermix
und Fassbrause bescherten dem Unternehmen im
vergangenen Jahr mit 2,79 Mio. Hektolitern einen Rekordausstoß.
Dieser Erfolg fußt auf den erprobten Tugenden
eines Mittelstandsunternehmens sowie Innovation in
Produkten und Produktion. Schließlich stellt Veltins sich
täglich einem wachsenden Wettbewerb mit stagnierenden
Pro-Kopf-Verbräuchen und steigenden Energiekosten. Um
mit maximaler Produktivität arbeiten zu können, hat die
Privatbrauerei im Sauerland sämtliche Produktions- und
Materialflussketten durchstrukturiert – mithilfe von
Eplan wurde 95 % der Betriebstechnik elektrotechnisch
eindeutig spezifiziert und dokumentiert.
95 PROZENT DER ANLAGEN IN EPLAN ANGELEGT
Bei sämtlichen Planungsarbeiten nutzen die Experten
von Veltins für die Elektrotechnik durchgängig die Engineering-Umgebung
von Eplan. Nur etwa fünf Prozent
der Anlagen seien nicht in Eplan angelegt, erläutert Walter
Bauer, Geschäftsführer Technik der Brauerei. 1998
hat Veltins Eplan als führendes Softwarewerkzeug eingeführt
– seinerzeit in Gestalt der Version 5.2. Dieser
Einstieg war für die Brauer im Sauerland gleichbedeutend
mit einer kompletten Durchstrukturierung des Be-
26
atp edition
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triebes in Funktionsbereiche. „Damals haben wir die
Weichen gestellt für einen Nomenklaturschlüssel, der
noch heute seine Gültigkeit hat“, erläutert Bauer. Der
Technik-Geschäftsführer hat den Release-Wechsel von
5.7 auf die heutige Eplan-Plattform vorangetrieben und
begleitet. Seit 2008 „denkt“ Veltins beim Elektro-Engineering
durchgängig in Version P8.
Die generellen Herausforderungen bei der Integration
neuer Projekte in den kompletten Braustättenverbund
werden vor allem dann anschaulich, wenn die kompromisslose
Strukturierung des Betriebes zum Tragen
kommt. Sieben große Funktionsbereiche hat Veltins Ende
der 1990er-Jahre definiert: Abfüllung, Brautechnik, Betriebstechnik,
Gebäudetechnik, Logistik, Technische
Verwaltung sowie Ver- und Entsorgung. Sie bilden quasi
Cluster, die sich weiter nach einem festgelegten
Schlüssel verzweigen. Diese Strukturierung findet sich
in sämtlichen Dokumenten, Programmierungen und Bezeichnungen
wieder. Die Durchgängigkeit reicht bei Veltins
so weit, dass selbst jeder Lichtschalter seine feste
Bezeichnung erhält – inklusive Beschriftung vor Ort.
BETRIEBSMITTEL EINDEUTIG ZUGEORDNET
Der Typenschlüssel ist so aufgebaut, dass sich Betriebsmittel
einerseits sofort einem Funktionsbereich zuordnen
lassen und andererseits auch erkennbar wird, wo der
dazugehörige Schaltplan in der Dokumentation zu finden
ist. Auch gibt der Schlüssel dem Instandhaltungs- und
Wartungspersonal wichtige Rückschlüsse über den
Standort des Schaltschrankes. Die Disziplin im Engineering
macht sich bei Veltins spätestens dann bezahlt, wenn
die Ursache für eine Störung in dem über Jahrzehnte hinweg
gewachsenen Betrieb zu suchen ist. Weil sich Störungen
aufgrund der mit Eplan umgesetzten Struktur
sehr schnell funktional und vor allem auch räumlich
zuordnen lassen, sind Fehler in der Regel schnell behoben.
Exakt 2150 Projekte sind bei Veltins in Eplan angelegt.
Neben vier Vollversionen, bedient sich das Unternehmen
einer Firmenlizenz für den Eplan-Viewer. Dem
Instandhaltungspersonal stehen dafür in allen Produktionsbereichen
die Eplan-Daten über den Eplan Viewer
per WLAN-Netzwerk drahtlos für Wartungs- und Servicearbeiten
zur Verfügung. Vor Ort gibt es ferner eine gedruckte
Dokumentation im Schaltschrank.
EINHEITLICHE VERDRAHTUNGSFARBEN
Die Schnelligkeit bei Wartungs- und Servicearbeiten
versetzt Veltins in die Lage, Umrüstungs- oder Erweiterungsarbeiten
in den Wintermonaten straff durchorganisiert
zu realisieren. Ein zweiter Vorteil resultiert aus
der steigenden Anlagenverfügbarkeit, die unter dem
Strich die Produktivität der Brauerei erhöht – und damit
nachhaltig die Wettbewerbsfähigkeit stärkt. Insofern
stellt die eingelegte Disziplin bei der Projektierung eine
wichtige Säule des Unternehmenserfolges dar.
Diesen Anspruch stellt Veltins einerseits an seine Lieferanten
und andererseits auch an die eigene Arbeit. Vor
allem bei der Entwicklung von Schnittstellen verlassen
sich die Elektrotechniker und Konstrukteure nicht ausschließlich
auf die Kompetenz ihrer Partner. Ein Beispiel
dafür ist die Abfüllung von Fünf-Liter-Partyfässern. Die
Aufgabe bestand in diesem Fall darin, den Übergabepunkt
von den großen Lagertanks zur Kleinfassanlage
zu definieren und umzusetzen. „Die Verkabelung im
Schaltschrank haben wir mit der Software Eplan entwickelt“,
berichtet Walter Bauer. Jedes Kabel ist exakt beschriftet
und die Verdrahtungsfarben sind im gesamten
Unternehmen einheitlich. „Weiß-Blau bedeutet zum Beispiel
24 Volt minus. Das weiß hier jeder.“
Für Veltins hat die Dokumentation einer neuen Anlage
in Eplan Electric P8 zwei große Vorteile: nahtlose Einbindung
in den Unternehmensverbund sowie die schnelle und
sichere Möglichkeit der Überprüfung. „Wir können mit
diesen Plänen bei der Eingangskontrolle besser überblicken,
ob sich unsere Anlagenbauer an unsere Vorschriften
gehalten haben. Das schließt mögliche Probleme bei der
späteren Inbetriebnahme von Beginn an aus“, so Bauer
WENIGER AUFWAND FÜR ERSATZTEILLAGERUNG
Die Standardisierung senkt zudem den Aufwand für Ersatzteillagerung
und Schulung. Um diesen Vorteil möglichst
umfassend nutzen zu können, ist die Liste an
Werksvorschriften für die technische Ausrüstung von
Betriebsmitteln bei Veltins recht lang. Kabel sind darin
genauso spezifiziert, wie der Hersteller der Steuerungstechnik,
des Frequenzumrichters oder der Schaltschränke,
deren Innenleben dabei selbstverständlich „schlüsselgerecht“
zu installieren ist. „Wir legen sehr großen
Wert auf Sauberkeit und Beschriftung“, sagt Technik-
Geschäftsführer Walter Bauer und unterstreicht dieses
beim Öffnen eines Rittal-Schrankes für das neue Sudhaus,
das 2012 in Betrieb gegangen ist und aufgrund der
hohen Energieeffizienz zu den modernsten Anlagen in
Europa zählt. Bereits 2005 hat Veltins nach eigenen Angaben
damit begonnen, die Produktionsstätte am Traditionsstandort
Grevenstein technisch fit zu machen für
das nächste Jahrzehnt.
AUTOR
THOMAS MICHELS ist Produktmanager
bei Eplan Software &
Service, Monheim am Rhein.
Eplan Software & Service GmbH & Co. KG,
An der alten Ziegelei 2,
D-40789 Monheim am Rhein,
Tel. +49 (0) 2173 396 40,
E-Mail: info@eplan.de
atp edition
4 / 2013
27
PRAXIS
Maximale Transparenz beim Verbrauch bildet
die Basis, um Einsparpotenziale zu erkennen
Siemens setzt in Getriebewerk auf Systeme zum Energiemanagement und Condition Monitoring
DAS HÄRTEN DER ZAHNRÄDER
ist ein energieintensiver Prozess.
Schon geringe Prozessänderungen
können daher
massive Einsparungen
bewirken. Bilder: Wolfgang Geyer
DIE ZAHNRÄDER werden bei 930 °C einsatzgehärtet und
dann von 840 °C in Ölbädern abgeschreckt. Durch eine
Analyse der exakten Verbrauchsdaten mit B.Data wird der
Energieverbrauch in diesem Prozessschritt optimiert.
Die Produktion drehmomentübertragender Zahnräder
ist extrem energieintensiv. Um Energie einzusparen
und gleichzeitig die Anlagenverfügbarkeit steigern zu
können, wird im Siemens-Getriebewerk Penig neben dem
Energiemanagementsystem B.Data auch das Condition-
Monitoring-System ePS Network Services eingesetzt.
Siemens fertigt in Penig bei Chemnitz Bahnantriebe
und Zahnradgetriebe für Industrieanwendungen. Viele
große europäische und mehrere asiatische Schienenfahrzeughersteller
kann Siemens schon zu seinem Kundenstamm
zählen – Bahnantriebe aus Penig laufen heute
erfolgreich auf allen Kontinenten. In der Teilefertigung
entstehen täglich bis zu 600 drehmomentübertragende
Bauteile. Um den Energieverbrauch zu senken, jedoch
gleichzeitig die Produktivität sowie die Anlagenverfügbarkeit
zu steigern, kommen dort das Condition-Monitoring-System
ePS Network Services sowie das Energiemanagementsystem
B.Data zum Einsatz.
SYSTEMATISCHE ÜBERWACHUNG
Rund 300 Mitarbeiter arbeiten im Getriebewerk Penig an
etwa 130 Werkzeugmaschinen. Der effiziente Einsatz der
Maschinen ist ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg, wofür
wiederum die Wartung und die permanente Überwachung
der Produktionsmaschinen maßgebliche Voraussetzungen
sind. Auch die vorbeugende Früherkennung
von Fehlern sowie die Absicherung von Verfügbarkeit
und Produktivität werden immer wichtiger.
Die systematische Anlagenüberwachung erfolgt im
Getriebewerk Penig mithilfe des Condition-Monitoring-
Systems ePS Network Services. Wöchentlich werden
beispielsweise Achsentests in den Werkzeugmaschinen
durchgeführt und individuelle Variablen wie Temperatur,
Schwingung oder Druck erfasst. Dadurch ist es möglich,
Trends zu erkennen und Instandhaltungsmaßnahmen
frühzeitig einzuleiten. Neu gelieferte Maschinen
werden zudem einem mechanischen sowie einem energetischen
Fingerprint unterzogen. Das heißt, dass bei
der Erstinbetriebnahme beim OEM definierte Werte
erfasst werden und die Maschinen spezielle Tests
durchlaufen.
HOHE EINSPARPOTENZIALE IN DER HÄRTEREI
Ein zweiter Vergleichsfingerprint erfolgt nach dem Aufstellen
in der Halle. So lassen sich Verschleißerscheinungen
und Defekte feststellen, bevor sie einen negativen
Einfluss auf die Produktion ausüben können.
Neben der Zustandsüberwachung der Anlage haben
die Verantwortlichen auch eine dauerhafte Reduktion
des Energieverbrauchs angestrebt. Realisiert wurde dies
durch den Einsatz des Energiemanagementsystems
B.Data. Dabei ist zu beachten, dass die Software den Ver-
28
atp edition
4 / 2013
auch nicht automatisch senkt, sondern dass zunächst
die Prozesse angepasst werden müssen.
Besonders energieintensiv ist in Penig beispielsweise
die Härterei. Die Teile werden über mehrere Stunden in
einem chemisch-thermischen Prozess aufgekohlt und
dann in Ölbädern abgeschreckt. Der zeitliche Ablauf ist
zwar durch ein Programm vorgegeben, aber da das Beschicken
der Öfen und das Absenken in die Ölbäder manuell
erfolgen, hat der Anwender dennoch einige Entscheidungsspielräume.
Aufgrund der extrem hohen Energiekosten wird nun
eine Optimierung auf der Basis exakter Verbrauchszahlen
angestrebt. B.Data schafft dafür die maximale Transparenz,
indem das System den genauen Verbrauch ermittelt
und so eine Reduktion ohne Gefahr für die Verfügbarkeit
der Maschinen ermöglicht. Denn schon geringe Anpassungen
können zu deutlichen Ersparnissen führen.
Heute scHon
elektriscH
geradelt?
ALLE ENERGIEFORMEN WERDEN ERFASST
Grundsätzlich werden mit B.Data aber auch alle anderen
Energieformen erfasst – unter anderem der Verbrauch
der teuren Druckluft. Da bei der Drucklufterzeugung
üblicherweise nur vier Prozent der elektrischen Energie
als Druckluftenergie genutzt werden können, ist die
Überwachung der Effizienz der Druckluftkompressoren
ebenfalls ein wichtiger Kostenfaktor.
Neben der Kostenreduzierung wirkt sich der Einsatz
von ePS Network Services und B.Data auch auf die Motivation
der Mitarbeiter aus. Denn die hohe Transparenz
fördert deren Verantwortungsbewusstsein, da sie selbst
einen konkreten Beitrag zur Energiebilanz des Unternehmens
leisten können. Das Condition Monitoring der
Werkzeugmaschinen hat zudem effektiv zur Steigerung
der Anlagenverfügbarkeit und der Produktivität beigetragen.
Aus der automatischen Korrelation von Betriebszustand
und Energieverbrauch der Maschinen haben sich
wertvolle Hinweise zur Prozessoptimierung ergeben.
AUTORIN
Dipl.-Ing. SANDRA
SCHUSTER arbeitet in
der Abteilung Business
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in Karlsruhe.
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WIssEn Für DIE
ZuKunft
HAUPTBEITRAG
Kontext, Dienste und
Cloud Computing
Eigenschaften und Anwendungen cyber-physischer Systeme
Mit dem Internet der Dinge und der Dienste wird in der Automatisierungstechnik eine
neue Form der vertikalen, aber auch der horizontalen Integration möglich. Sie optimiert
mit der situationsspezifischen Bereitstellung von Informationen und Diensten technische
und organisatorische Prozesse. Den Kern dieser neuen Art der Integration bildet das cyberphysische
System. Dieser Beitrag stellt die gängigen Begriffsdefinitionen aus dem Umfeld
von cyber-physischen Systemen zusammen und diskutiert die Auswirkungen von Internettechnologien,
Kontextsensitivität und Cloud Computing auf die Automatisierungstechnik.
Die Ausführungen werden anhand eines Anwendungsbeispiels verdeutlicht.
SCHLAGWÖRTER Cyber-physische Systeme / Cloud Computing / Internet der Dinge /
Internet der Dienste / Kontextsensitivität / Serviceorientierung
Context awareness, service orientation and cloud computing –
Properties and applications of cyber-physical systems
The internet of things and services enables a new form of vertical and horizontal integration
in automation. It offers the optimization of technical and organizational processes
by providing situation specific information and services. The core of this new kind of
integration is formed by cyber-physical systems. This article compiles the most relevant
definitions in the field of cyber-physical Systems and discusses the effects of internet
technologies, context awareness and cloud computing on automation. An application
example illustrates the statements.
KEYWORDS cyber-physical systems / cloud computing / internet of things / internet of
services / context sensitive automation / service orientation
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atp edition
4 / 2013
JOCHEN SCHLICK, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), Kaiserslautern
PETER STEPHAN, Wittenstein AG
THOMAS GREINER, Hochschule Pforzheim
Die vor über 20 Jahren postulierte Vision des Ubiquitous
Computing [44] als Keimzelle des Internets
der Dinge und Dienste (Internet of
Things, IoT und Internet of Services, IoS) manifestiert
sich zunehmend in unserem Alltag.
Beispiele sind die Paketverfolgung auf Basis von AutoID-
Technologien oder die Nutzung von kontextsensitiven
Diensten wie etwa der Online-Navigation. Informationsund
Kommunikationstechnologien (IKT) wie Smartphones,
mobiles Internet oder Cloud Computing beschleunigen
dies. Zentrale Paradigmen sind die eindeutige
Adressierbarkeit von physischen Objekten, deren Ausstattung
mit Rechenleistung, die Erfassung von Zuständen
aus der realen Welt mittels Sensoren und der allgegenwärtige
Zugriff auf diese Informationen. Das geschieht
durch die Vernetzung dieser Informationsquellen
in offenen Netzen sowie das Anbieten und Nutzen
von darauf basierenden Diensten.
Für die Automatisierungstechnik bietet sich dadurch
die Möglichkeit, Produktionssysteme, mechatronische
Prozessmodule, Produkte und IT-Systeme horizontal und
vertikal zu integrieren. Darüber hinaus liefert eine kontextsensitive
Automatisierungstechnik durch die situationsspezifische
Bereitstellung von Informationen und
Diensten einen Wertschöpfungsbeitrag für indirekte und
organisatorische Fabrikprozesse.
Zur Übertragung der Paradigmen des IoT und IoS in
die heutigen Fabriken wird die Entwicklung von cyberphysischen
Systemen (CPS) als autonome, selbststeuernde
und wissensbasierte Produktionssysteme notwendig,
die in offenen Netzen Informationen austauschen,
was zu einer gesteigerten Komplexität von Automatisierungssystemen
und Produktionsprozessen
führt. Dies erfordert, neue Ansätze und Methoden zur
systematischen Planung solch verteilter Steuerungsarchitekturen
und deren Betrieb zu entwickeln. Nur so
lassen sich die für die Produktionsautomatisierung
relevanten Anforderungen hinsichtlich einer verbesserten
Wiederverwendbarkeit, Durchgängigkeit und
Interoperabilität von Komponenten und Informationen
erfüllen. Um zu einer gemeinsamen Vorstellung für
diese weiterentwickelte Form der Automatisierung zu
kommen, ist es wichtig, die in diesem Themenfeld verwendeten
Begriffe zu verstehen.
1. BEGRIFFE
1.1 Das Internet der Dinge im Fabrikumfeld
Die Vision des Ubiquitous Computing stammt von Marc
Weiser. Sie geht davon aus, dass IKT vollständig in Alltagsgegenständen
unserer Umgebung aufgehen, für den
menschlichen Nutzer unsichtbar werden und bestehende
IT-Systeme, wie Desktop-Computer, durch intelligente
Objekte ersetzen [43]. Für das Internet der Dinge (IoT)
bildet diese Vision die Kernidee. Obwohl sich Anwendungen
des IoT im Consumer-Bereich weitgehend etabliert
haben, bleibt dessen Kernidee aus Sicht industrieller
Anwender noch immer vergleichsweise abstrakt.
Obgleich eine anerkannte Definition des IoT nicht existiert,
lassen sich aus Implementierungen des IoT in realen
Anwendungen drei Hauptaspekte identifizieren [15, 6]:
Adressierbarkeit und Vernetzung: Realweltobjekte
werden mit Identifikations-, Kommunikations- oder
Embedded-Technologien ausgestattet und zum Zweck
der Informationsbereitstellung miteinander vernetzt.
Allumfassende Intelligenz: Basierend auf einem
Netzwerk aus intelligenten Objekten werden Regelschleifen
aufgebaut.
Allumfassende Assistenz: Basierend auf hochauflösenden
Daten intelligenter Objekte werden menschlichen
Nutzern situationsspezifisch (das heißt abhängig
vom aktuellen Kontext) Informationen und
Dienste bereitgestellt.
Um IoT in der Fabrik umzusetzen, bilden Basistechnologien
wie drahtlose Kommunikationstechnologien,
AutoID-Technologien (zum Beispiel RFID oder
NFC), industrielle Feldbusse auf Ethernetbasis,
Smartphones, Tablet-PCs sowie industrielle Lokalisierungssysteme
die Grundlage. Zur Aufbereitung
atp edition
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33
HAUPTBEITRAG
und Kommunikation erhobener Daten und Informationen
stellen Softwareinnovationen und Standards
eine wichtige Voraussetzung dar: Digital Factory
Tools, offene Formate und Beschreibungssprachen
(beispielsweise PLMXML, JT, AutomationML, SensorML),
Web Services, digitale Produktgedächtnisse,
Middlewarestandards [37] und Kommunikationsprotokolle
wie beispielsweise OPC-UA.
1.2 Das Internet der Dienste
Die Europäische Kommission definiert das Internet der
Dienste (IoS) als „[...] Vision des Internets der Zukunft,
in dem alles, was benötigt wird, um Softwareanwendungen
zu nutzen, als Services zur Verfügung gestellt wird,
wie die Software selber, die Werkzeuge, um die Software
zu entwickeln, oder die Plattform (Server, Speicherplatz
und Kommunikation), um die Software auszuführen“
[17]. Das IoS zeichnet sich im Wesentlichen durch drei
Eigenschaften aus:
Web-Anbindung beziehungsweise -Distribution
von Services
nutzungsabhängige Abrechnungsmodelle
ein breites Spektrum an (kombinierbaren)
Angeboten
Das Konzept des IoS ist es, einzelne Services und Funktionalitäten
in eigenständige Anwendungsprogramme
wie Apps zu fassen. Über Netzwerke werden diese den
Nutzern angeboten. Unternehmen können die benötigten
IKT-Ressourcen bedarfsgerecht online beziehen und den
Aufwand selbst betriebener Hard- und Software reduzieren.
Indem die Anwendungen webbasiert zur Verfügung
stehen, lassen sich diese plattform- und endgeräteunabhängig
einsetzen.
Das IoS besteht aus Teilnehmern, den Diensten, ihren
Geschäftsmodellen und einer Dienste-Infrastruktur und
zielt darauf ab, jedweden (any) Service online zur Verfügung
zu stellen. Die Orchestrierung zu komplexen
Lösungen erfolgt über standardisierte Schnittstellen der
einzelnen Software-Komponenten. Das IoS stellt die
Grundlage dieser Mehrwertdienste dar und kann als
„Betriebssystem“ der Vernetzung bezeichnet werden.
Zukünftig wird das IoS eine softwarebasierte Möglichkeit
zum Anbieten und Nutzen von Diensten über
unterschiedlichste Netze hinweg bieten. Die Kombination
des IoT mit dem IoS eröffnet jedem Teilnehmer die
Möglichkeit, sich jederzeit (anytime) an jedem Ort (anywhere)
mit jedem (anything and anyone) unter Verwendung
jedes beliebigen Netzwerks (any path/network)
mit Nutzung eines beliebigen Dienstes (any service) zu
verbinden. Dadurch wird es ermöglicht, Konzepte wie
beispielsweise ein gezieltes Kontextmanagement umzusetzen
[3, 32].
Die Abrechnung der Services erfolgt abhängig von der
tatsächlichen Inanspruchnahme – im Gegensatz zur traditionellen
Softwarebeschaffung auf Lizenzbasis. Mietmodelle
sind im IoS weit verbreitet. Andere Vergütungsansätze
im IoS basieren auf der Berechnung von abgerufenen
Diensten oder auf Provisionen bei der Vermittlung
von Services.
1.3 Services
Services können auf vielfältige Art und Weise angeboten
werden. Eine etablierte Möglichkeit besteht darin, eine
Service-orientierte Architektur (SoA) zu verwenden [26,
30]. Wesentliche Kennzeichen einer SoA sind lose Kopplung,
unabhängige gekapselte Services sowie die Mehrfachverwendung
von Services. Das typische SoA-Schichtenmodell
gliedert sich in Präsentationsschicht, Ausführungslogik
sowie Datenbanken/Informationssysteme
(siehe Bild 1).
Die Präsentationsschicht enthält alle Komponenten,
die zur Interaktion mit dem Benutzer erforderlich sind.
In der Ausführungslogik sind diejenigen Komponenten
enthalten, die mit externen Systemen zusammenarbeiten.
Die Prozesslogik umfasst alle verteilten Services und
die Servicelogik stellt klar abgegrenzte Teilfunktionalitäten
für die Prozesslogik zur Verfügung. Informationssysteme
und Datenbanken liefern die Daten und Informationen
für die Ausführungslogik.
Der Begriff Webservices bezeichnet über das Internet
angebotene Dienste [29]. Die Gartner Group definiert
Webservices wie folgt: „Web Services are software technologies,
making it possible to build bridges between
IT systems that otherwise would require extensive development
efforts.“ Bei Forrester Research heißt es
„Software designed to be used by other software via
Internet protocols and formats.“ Eine Möglichkeit besteht
darin, Webservices in Form einer SoA anzubieten.
Dies ist jedoch, wie die Definitionen zeigen, nicht zwingend
erforderlich.
Die technische Realisierung solcher Webservices kann
über eigene Protokollstacks wie Simple Object Access
Protocol (SOAP) erfolgen oder sie baut im Fall von Representational
State Transfer (REST) direkt auf dem
HTTP-Protokoll auf. Webservices ermöglichen es, Funktionen
auf einem entfernten Rechnersystem mittels Textnachrichten
aufzurufen. Bei der Nutzung von Webservices
in automatisierungstechnischen Systemen werden
vor allem der Overhead durch einen Webserver sowie
die fehlende Echtzeitfähigkeit kritisch gesehen.
1.4 Cloud Computing
Das Anbieten von Diensten lässt sich durch Cloud
Computing [11] effizient und kostengünstig verwirklichen
[18, 19]. Nach der Europäischen Kommission [12]
ist Cloud Computing „ein […] Modell des Internetbasierten
Betreiben von Anwendungen, bei dem Server,
Speicherplatz, Netzwerke, Software und Informationen
auf Abruf bereitgestellt werden.“ Die Vision bei
CPS besteht darin, eine möglichst umfassende Abbildung
und Steuerung einzelner CPS-Komponenten über
die Cloud zu ermöglichen. In [16] wird Cloud Computing
als einer der Megatrends für die Fabrik der Zukunft
eingestuft.
Nach dem National Institute of Standards and Technology
(NIST) gibt es seit 2009 eine anerkannte Definition
für Cloud Computing [27]. Demnach wird darunter
ein Modell verstanden, welches benutzerfreundlich,
angepasst auf die aktuellen Anforderungen von Nutzern,
über das Internet Zugang zu einer Fülle von konfigurier-
34
atp edition
4 / 2013
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baren Rechnerressourcen wie Infrastruktur (Netzwerk,
Server oder Speicherplatz) sowie Software und Services
bietet. Diese Ressourcen können schnell über Internet-Technologien
auf Selbstbedienungsbasis und mit
nutzungsabhängiger Bezahlung bereitgestellt und eingesetzt
werden. Die wesentlichen Merkmale des Cloud
Computing sind: On-demand-Service, Netzwerkzugriff,
Ressourcenbündelung, automatisierter Service sowie
Skalierungsfähigkeit.
Cloud Computing ermöglicht drei Cloud-Dienste:
Software as a Service (SaaS), Platform as a Service
(PaaS) und Infrastructure as a Service (IaaS):
Software as a Service: Dieser Dienst ermöglicht
es, eine Anwendung innerhalb einer Cloud-Infrastruktur
zu nutzen. Der Zugriff erfolgt über
eine Schnittstelle, die sich auch für einfache Systeme
eignet.
Platform as a Service: Innerhalb dieses Dienstes
können Software beziehungsweise Nutzungsrechte
für eine komplette Plattform erworben
werden. Der Nutzer kann die Plattform konfigurieren
und die eingesetzten Anwendungen definieren
und anpassen [27]. PaaS gewinnt zunehmend
an Bedeutung [2].
Infrastructure as a Service: Der Nutzer erhält Zugriff
auf elementare IT-Ressourcen. Bei diesem
Dienst wird die Kontrolle über die Betriebssysteme
und gegebenenfalls begrenzte Kontrolle über
Netzwerkkomponenten (zum Beispiel die
Firewall) ermöglicht, allerdings unterliegt die
Kontrolle der grundlegenden Cloud-Infrastruktur
dem Cloud-Betreiber [27].
Die Referenzklasse für die
Automatisierungstechnik
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Damit Cloud-Anbieter die beschriebenen Dienste offerieren
können, gibt es bestimmte Cloud-Arten [27, 36]:
Private Cloud: Bei einer Private Cloud wird die
Cloud-Infrastruktur exklusiv für nur eine Organisation
betrieben. Diese kann jedoch durch die Organisation
selbst oder Drittanbieter verwaltet werden
und innerhalb oder außerhalb des Firmengeländes
aufgestellt werden.
Community Cloud: Dabei handelt es sich um eine
Erweiterung der Private Cloud. Mehrere Organisationen
mit denselben Interessen, zum Beispiel Sicherheitsanforderungen,
Zielen oder Richtlinien,
teilen sich dieselbe Cloud-Infrastruktur.
Public Cloud: Mit dieser Cloud-Art wird der Zugang
zur Cloud der breiten Öffentlichkeit beziehungsweise
der Industrie ermöglicht. Dabei verlangt die
Organisation, die den Cloud-Dienst anbietet, meistens
Geld für die Nutzung.
Hybrid Cloud: Sie besteht aus zwei oder mehr
Cloud-Infrastrukturen (Public, Private und/oder
Community), die miteinander verbunden sind. Die
Clouds bleiben dabei eigenständige Einheiten, können
jedoch über standardisierte Schnittstellen Daten
oder Anwendungen verschieben.
Aus der rechtlichen Problematik des Datenschutzes
und Fragen der allgemeinen Datensicherheit ergeben
sich aus Sicht der Unternehmen Nachteile beziehungs-
atp edition erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München
HAUPTBEITRAG
weise Bedenken im Zusammenhang mit Cloud Computing
[42]. Diese spielen für den Erfolg von Cloud Computing
eine große Rolle. Zu diesem Komplex gibt es spezielle
Literatur und Forschungsprojekte [35, 20, 33].
1.5 Kontextsensitivität
Der Kontext wird allgemein als eine wechselseitige Beziehung
zwischen den Bedingungen einer Situation angesehen,
in der sich jemand oder etwas befindet, oder in
der etwas passiert. Die genaueste Definition des Kontextbegriffs
stammt von Dey und Abowd [8]: „Context is any
information that can be used to characterize the situation
of an entity. An entity is a person, place, or object that
is considered relevant to the interaction between a user
and an application, including the user and applications
themselves.“ Nach dieser Definition handelt es sich bei
Kontext um jede Art von Informationen aus dem Umfeld
einer Anwendung. Im Gegensatz zu Liebermann [25]
lässt sie implizite und explizite Informationen zu. Es ist
also nicht relevant, ob die Informationen durch das System
ermittelt oder den Benutzer angegeben werden. Weiterhin
wird von einer konkreten technischen, sozialen
oder physikalischen Umgebung abstrahiert, indem abstrakte
Entitäten eingeführt werden. Diese schließen den
Benutzer und die Anwendung selbst mit ein, welche
somit zum Kontext gehören.
Der Kontext in CPS umfasst damit alle Informationsgrößen
(Kontextparameter), die zur Charakterisierung
der aktuellen Situation des Systems und somit als Wissensquelle
für jegliches kontextsensitives beziehungsweise
kognitives Verhalten verwendet werden können.
Kontextmanagement nutzt Informationen über den Anwender,
seine oder die Umgebung von Objekten sowie
Aktivitäten und Vernetzungen um die Qualität der Anwendungen
zu verbessern.
Marktbeobachter und -analysten gehen davon aus,
dass sich kontextsensitive Services und Kontextmanagement
zu beachtlichen Wirtschaftsfaktoren entwickeln.
Die Verknüpfung von IoS und IoT in Gestalt kontextbasierter
Interaktion bietet Nutzern einen entscheidenden
Vorteil, der weiter an Bedeutung gewinnen wird: Convenience
(englisch für Bequemlichkeit/Komfort). Dank
Kontextwissen müssen Anwender und Systemanwendungen
nicht mehr aufwendig nach Informationen suchen,
sondern erfahren eine Reduktion der Datenflut auf
die in ihrer aktuellen Situation relevanten Informationen.
Entsprechend positiv sind die Zukunftsprognosen
[23]. In zehn Jahren wird eine allumfassende Kontextbezogenheit
von Systemen der Standardfall sein.
1.6 CPS als Verbindung von IoT, IoS, Kontextsensitivität
und Cloud Computing
Unter technischen Gesichtspunkten gibt es viele Definitionen
für ein CPS. Eine grundlegende stammt von
Lee: „Cyber-physical systems are integrations of computation
with physical processes. Embedded computers
and networks monitor and control the physical
processes, usually with feedback loops where physical
processes affect computations and vice versa“ [24]. Diese
Definition wird durch konventionelle Systeme der
Automatisierungs- oder Regelungstechnik erfüllt. Aus
Sicht der Automatisierungstechnik ist sie nur unzureichend
geeignet, CPS für diese Domäne zu definieren.
Ein Sachverhalt, welcher durch Lee bereits erkannt
wurde – und für Zielsysteme in der Automatisierungsdomäne
zutreffend ist – besteht in einem mangelnden
Abstraktionsgrad bei der Programmierung eingebetteter
Systeme.
Eine weitere Definition, welche die Wahrnehmung
von CPS unter technischen Gesichtspunkten geprägt
hat, stammt von Broy: „The term cyber-physical systems
is used to describe software-intensive embedded systems
that are connected to services available around
the world through global networks such as the internet,
and their diverse potential for development and utilisation“
[5]. Aus dieser Definition geht hervor, dass eingebettete
Systeme ihre softwarebasierten Funktionalitäten
in Form aufrufbarer Dienste anbieten, über globale
Netzwerke miteinander in Verbindung stehen und
darüber hinaus verschiedene Potenziale für eine nutzbringende
Anwendung bieten. Damit geht diese Definition
über technische Eigenschaften von heutigen Automatisierungssystemen
hinaus und adressiert wichtige
Aspekte des IoT und des IoS. CPS sind danach Elemente
im IoT und IoS, welche deren technologische Paradigmen
und Strukturen wie Kontextsensitivität und
Cloud Computing nutzen.
Aus Sicht der Automatisierungstechnik ergibt sich
folgende anwendungstechnische Definition für CPS:
„Cyber-physische Systeme sind ein Synonym für Anwendungen
und Systeme im Bereich der Fabrikautomatisierung,
welche sowohl die Optimierung bestehender und
die Schaffung neuer Prozesse als auch die Bereitstellung
von softwarebasierten Mehrwertdiensten erlauben.
Grundlage hierfür ist die umfassende Verfügbarkeit von
Informationen und Wissen über Produkte, Produktionsmittel
und technische sowie organisatorische Prozesse,
die durch bestehende Technologien aus den Bereichen
Sonstige
Ausführungslogik
Präsentation (GUI)
Ausführungslogik
Prozesslogik
Servicelogik
Informationssysteme und
Datenbanken
BILD 1: SoA-Schichtenmodell
nach [26] adaptiert für
technische Anwendungen
36
atp edition
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IoT, IoS in Verbindung mit Kontextsensitivität und Cloud
Computing zur Verfügung gestellt werden.“ (Bild 2) Ein
CPS setzt sich aus vielen Teilen zusammen, die in sich
weiter strukturiert sein können. Ein einfaches CPS liegt
bereits vor, wenn die grundsätzlichen Elemente von IoT
und IoS genutzt werden. In einer Vollausprägung wären
alle aufgeführten Charakteristika vorhanden. Die notwendige
Umsetzung ist dabei immer in Zusammenhang
mit den Anforderungen des zu automatisierenden Prozesses
zu sehen.
CPS führen damit nicht aus technologischer Sicht zu
einer Veränderung der Automatisierungstechnik, sondern
die zukünftige Automatisierungstechnik wird
zum Wegbereiter für die mit CPS in Zusammenhang
gebrachte 4. industrielle Revolution. Aus der Umsetzung
von CPS werden neue Fertigungs- und Produktionsprozesse
in Verbindung mit neuen Automatisierungsarchitekturen
entstehen. In einem weiteren
Schritt wird es für Hersteller und Nutzer von Automatisierungstechnik
die Aufgabe sein, die neuen Anlagenkonzepte,
Anlagenkomponenten und Produkte in innovative
und gewinnbringende Geschäftsmodelle zu
transferieren.
2. CPS IN DER AUTOMATISIERUNGSTECHNIK
Die Auswirkungen auf die Automatisierungstechnik
durch die Entwicklung der IKT und der Informatik
wurden bereits intensiv diskutiert [1, 5, 38, 40]. In den
nächsten Abschnitten werden die Auswirkungen von
IoT, IoS, Kontextsensitivität und Cloud Computing
mittels CPS-Ergebnissen auf die Automatisierungstechnik
behandelt. Dies führt zum ähnlichen Ergebnis,
wie in [14], wo eine Änderung von Aufbau- und
Ablaufstrukturen als Notwendigkeit zur Umstellung
auf die 4. industrielle Revolution beschrieben wird
– resultierend in neuen Geschäfts-, Fertigungs- und
Produktionsprozessen.
2.1 Architekturmodell
Unter Berücksichtigung der Veränderungen der Informationstechnik
und der Informatik wird in [39] die
Diaboloform als neues Architekturmodell der Automatisierung
vorgeschlagen. Dieses Modell bezieht den
Engineering-Lebenszyklus mit ein.
Die Anforderungen von Kunden und Endkunden der
Automatisierungstechnik werden in [40] zusammengestellt
und diskutiert. In beiden Domänen werden weitgehend
übereinstimmend genannt: Plug-and-play, Modularität,
Versionsmanagement, Datenkonsistenz, Datendurchgängigkeit,
Wiederverwendung sowie Variantenbildung.
Als Bedingungen zur systematischen
Verbesserung des Engineering-Prozesses werden in [13]
Durchgängigkeit der Informationen/Daten sowie Wiederverwendbarkeit
angeführt.
Diese Anforderungen sind mit CPS-Lösungen wie folgt
zu erfüllen:
Durch das Anbieten und Nutzen von Cloud Services
werden zum einen alle Daten zentral verfügbar,
konsistent gehalten und über eine einheitlich
definierte Schnittstelle zugänglich [22]. Zum anderen
können Erweiterungen durch neue Services
leicht angeboten und integriert werden; ein Versionsmanagement
ist direkt umsetzbar. In Verbindung
mit Kontextsensitivität werden dabei zur
Situation passende Services angeboten und genutzt.
XML sowie OPC-UA bieten sich prinzipiell
als Datenformat beziehungsweise Protokoll an.
Praktische Erfahrungen aus anderen Domänen
zeigen aber auch, dass verschiedene XML-Umsetzungen
entstanden sind und den Datenaustausch
erschweren.
Spezielle Automatisierungs-Services können direkt
als SaaS in der Cloud angeboten werden. Eine Alternative
wäre eine als PaaS angebotene Automatisierungsplattform,
die individuell und kontextabhän-
IoS
BILD 3: Verändertes Architekturmodell
durch die Nutzung von Cloud Services
Cloud Computing
CPS
IoT
Kontextsensitivität
BILD 2: CPS als Verbindung
von IoT, IoS, Kontext sensitiviät
und Cloud Computing
atp edition
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37
HAUPTBEITRAG
gig auf die speziellen Anforderungen hin konfiguriert
und parametrisiert wird.
Plug-and-play sowie Modularitätsanforderungen lassen
sich auf Anlagenseite durch intelligente, miteinander
kommunizierende Komponenten und semantisch
definierte Schnittstellen leichter umsetzen.
Als Konsequenz ergibt sich eine Veränderung und Erweiterung
des Architekturmodells durch automatisierungsspezifische
Cloud Services (AT-Cloud) und für den Fertigungs-/Produktionsprozess
über den gesamten Anlagenlebenszyklus
hinweg (Bild 3). Diese Services werden ergänzend
zu den bereits heute angebotenen IT-Cloud-Services
(auf der Unternehmens- und Betriebsleitebene) realisiert.
Als weiterer Vorteil entstehen Services für Lieferanten,
Kunden oder externe Partner wie Behörden oder TÜV. Ein
umfassender Fernservice durch die Hersteller der Anlagenteile,
Teilanlagen beziehungsweise der gesamten Anlage
ist in dieses Informationsmodell direkt integrierbar.
Eine solche Veränderung erfasst auch die Feldebene,
in der nur die Echtzeit-Komponenten verbleiben, die zur
Steuerung und Regelung der Prozesse wichtig sind. Das
heißt, der logische Steuerungsaufbau bleibt erhalten, die
eigentliche Logik löst sich jedoch von der Hardware:
Kommunikations- und Echtzeitkomponenten sind im
intelligenten Feldgerät lokalisiert, Nicht-Echtzeitkomponenten
und Prozessleitsysteme wandern in die Cloud.
So entstehen Automatisierungsplattformen, die Prozessleitfunktionalität
als abrechenbare, transaktionsorientierte
Services anbieten.
Die Feldebene wird durch eine abgestimmte Middleware,
in Verbindung mit einer speziellen Sicherheitsarchitektur
an diese Cloud-Lösung angebunden. Trotz
der Verwendung von Cloud-Lösungen muss die Sicherheitsarchitektur
gewährleisten, dass beim Ausfall der
Kommunikation Arbeits- und Prozesssicherheit gewährleistet
bleiben.
Die interne Struktur des Informationsmodells wurde
im Beitrag bisher nicht im Detail behandelt. Es bietet
sich an, diese Struktur entsprechend der Ausführungen
im Abschnitt 1.3 weiterzuentwickeln [28], aber im Hinblick
auf bekannte Nachteile zu überarbeiten, die zu
Lasten von Prozesssicherheit, Performanz und Ressourcennutzung
gehen.
2.2 Anlagenlebenszyklus
BILD 4: SmartFactory-KL-Systemprototyp zur
Erforschung von CPS in der Produktion
Durch ein CPS wird der Anlagenlebenszyklus umfassend
tangiert [7], [41]. Wichtige Anforderungen sind
Durchgängigkeit des Informationsflusses, Interoperabilität
der Engineeringwerkzeuge [9], Wiederverwendbarkeit,
günstige Lebenszykluskosten und der Zugriff auf
situationsbezogene Kompetenz. Cloud-Lösungen verbessern
und gewährleisten die Durchgängigkeit des Informationsflusses
und der Interoperabilität über alle Phasen
des Anlagenlebenszyklus durch die zentrale Haltung
und die Nutzung wiederverwendbarer Services. Hinzu
kommen Kosteneinsparungen, da für Cloud-Services nur
Gebühren anfallen, wenn die Services in Anspruch genommen
werden.
Ein weiterer Vorteil entsteht, weil sich für jede Phase
spezifische Engineeringkompetenz anfordern und nutzen
lässt. Dies gilt von der Planung der Anlage über die
Inbetriebnahme bis zur Wartung und zur schnellen Reaktion
auf Störfälle. Bei der Inbetriebnahme, bei der
Wartung oder bei Störfällen können virtuelle Anlagenmodelle
zur Simulation oder zur Bereitstellung von
Schnittstellen und Testsignalen genutzt werden. Auch
der Rückbau und die Entsorgung der Anlagen wird
durch eine Cloud-basierende Datenbank mit Informationen
über Materialeigenschaften oder mechanische
Schnittstellen erleichtert.
Einzelne Anlagenteile können ihren Zustand selbst
überwachen und zum Beispiel auf Wartungsbedarf oder
Fehler hinweisen. Mit semantischen Schnittstellen ausgestattete
intelligente Anlagenteile und Teilanlagen beziehungsweise
deren direkte semantische Charakterisierung
erlauben eine einfache Rekonfiguration oder Erweiterung
einer bestehenden Anlage. Kontextbezogene Reaktionen
auf den aktuellen oder erwarteten
Anlagenzustand, auf Vorkenntnisse und Erfahrungen
des Bedieners oder auf externe Einflüsse wie Umgebungstemperatur
oder Wettervorhersagen erlauben einen
effizienten und ressourcenschonenden Betrieb.
3. ANWENDUNGSBEISPIEL
Die nutzbringende Umsetzung von CPS im Bereich der
Fertigungstechnik erfolgt bereits mit realitätsnahen Systemprototypen.
Ein Beispiel ist die SmartFactory-KL
[44], welche die Prinzipien des IoT und IoS erforscht und
in Form von CPS in die industrielle Anwendung überführt.
Die Umsetzung erfolgt im Rahmen einer CPSbasierten
Produktionslinie für einen Schlüsselfinder.
Sie besteht aus vier Einzelmodulen, einer Werkzeugmaschine,
einer Kommissionierstation mit einem Industrieroboter,
einer Montagestation und einer manuellen
Endmontage (Bild 4).
38
atp edition
4 / 2013
BILD 5: Implementierung der Automatisierungsservices
durch eingebettete Systeme an den jeweiligen mechatronischen
Prozessmodulen
BILD 6: Aktive Prozessbeeinflussung
durch intelligenten Werkstückträger
Die Automatisierung der Produktionslinie geschieht
mit Services, die von den mechatronischen Prozessmodulen
zur Verfügung gestellt werden. Jedes dieser
Module ist mit einem eingebetteten System (als Komponente
des IoT) ausgerüstet (Bild 5), auf dem der zeitund
sicherheitskritische Prozessablauf des mechatronischen
Moduls implementiert ist. Zusätzlich dazu
verfügen diese Systeme über einen Webserver, der
Webservice-Schnittstellen des Prozesses realisiert. Die
Webserver melden die verfügbaren Services nach ihrer
Initialisierung an ein Service Repository. Dieses enthält
alle in der Anlage aufrufbaren Services, deren
syntaktische Interface-Definition sowie die jeweiligen
IP-Adressen, die zum Aufruf der Services benötigt
werden.
Der Prozessablauf der Produktionslinie ist das Ergebnis
der Service-Orchestrierung. Im beschriebenen Fall
findet die Orchestrierung auf einem Industrie-PC mit
dem Tool Grafchart [38] statt, der in das Netzwerk der
Produktionslinie eingebunden ist. Darin sind die syntaktischen
Bezeichnungen der nacheinander oder parallel
auszuführenden Services aufgeführt. Kurz vor dem
Aufruf werden die IP-Adressen aus dem Service-Repository
ermittelt und der konkrete Service auf einem konkreten
Gerät wird aufgerufen.
Beispiele für CPS sind der intelligente Werkstückträger
und das intelligente Produkt. Das Produkt selbst
verfügt über ein semantisches Produktgedächtnis, welches
als RFID Tag realisiert ist und alle Auftrags- und
Prozessinformationen enthält. Diese werden zu Beginn
des individuellen Produktionsprozesses auf den Tag
geschrieben und dienen zur Konfiguration und Parametrierung
der Bearbeitungs-, Transport und Montageprozesse.
So wird zum Beispiel zur spanenden Bearbeitung
des intelligenten Produkts ein produktindividuelles
Fräsprogramm erzeugt, indem in der Werkzeugmaschine
hinterlegte Subprogramme dynamisch zu
einem übergeordneten Ablaufprogramm zusammengestellt
werden.
Der CPS-Werkstückträger (Bild 6) ist als aktive Komponente
ausgeführt und steuert den Materialfluss und
nimmt durch eingebettete Sensorik, lokale Verarbeitungsintelligenz
und drahtlose Kommunikation mit der
Anlagensteuerung aktiv Einfluss auf den Fertigungsprozess.
Obwohl der Werkstückträger über keine Aktorik
verfügt, wird er durch die Nutzung der Transport- und
Montageservices der Montagestation zu einem aktiven
Element der Produktionslinie.
Durch die Parametrierung und Einbindung der entsprechenden
Anlagenservices – abhängig von den im
Produktgedächtnis enthaltenen Auftragsdaten – wird
eine kontextsensitive Automatisierung verwirklicht. Die
automatisierte Produktmontage kann je nach Kundenwunsch
ressourcenschonend oder zeitlich optimiert
erfolgen. Die dafür notwendigen Prozessvarianten werden
variabel, entsprechend den Auftragsdaten des intelligenten
Produkts, ausgewählt.
Auf technischer Ebene zeigt der Systemprototyp der
SmartFactory-KL und des DFKI, wie traditionell hierarchische
Systeme der Automatisierungspyramide durch
verstärkt dezentral intelligente Produktionssysteme substituiert
werden. Anlagenkomponenten lassen sich als
Dienste in der realisierten Service-orientierten Architektur
beschreiben und bieten damit die Grundlage für rekonfigurierbare
Fabriksysteme, deren Nutzen darin besteht,
eine effiziente Fertigung kleinster Losgrößen bei
gleichzeitig raschen Produktwechseln und einer hohen
Variantenvielfalt zu ermöglichen. Das Produkt mit semantischem
Produktgedächtnis funktioniert dabei als
automatisierungstechnische Komponente und Kontextlieferant
für die Abarbeitung eines Produktionsprozesses.
Perspektivisch zeigt der Systemprototyp, wie die Verfolgung
des evolutionären Trends hin zur technischen
und wirtschaftlichen Verschmelzung der virtuellen und
atp edition
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39
HAUPTBEITRAG
der physischen Welt zu cyber-physischen Systemen die
Voraussetzungen schafft, um Unternehmen und Wertschöpfungsnetzwerke
fast in Echtzeit überwachen und
steuern zu können.
ZUSAMMENFASSUNG
Aus der Betrachtung von CPS, IoT, IoS, Kontextsensitivität
und Cloud Computing ergibt sich, dass die Basis-
technologien für eine neue Form der Automatisierungstechnik
weitgehend vorhanden sind. Der Nutzen dieser
neuartigen Automatisierungstechnik wird sich aus deren
Einbettung in Unternehmensprozesse ergeben. Die
Identifikation und Spezifikation solch nutzbringender
Anwendungen, zum Beispiel zur Optimierung von technologischen
und organisatorischen Prozessen oder der
Bereitstellung von softwarebasierten Mehrwertdiensten,
ist ein kreativer Akt, der Technologiekompetenz und ein
hohes Maß an domänenspezifischem Anwendungswis-
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40
atp edition
4 / 2013
sen erfordert. Eine rein technologiegetriebene Sichtweise
auf die Zukunft der Automatisierungstechnik reicht
nicht aus. Nicht die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien
als solche, sondern deren nutzbringende
Anwendung in Prozessen und in Form von
Dienstleistungen eröffnen die Chance zur 4. industriellen
Revolution.
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AUTOREN
Dr. JOCHEN SCHLICK (geb. 1974)
promovierte 2005 an der TU Kaiserslautern
im Bereich von kognitiven
Mikromontagesystemen. Nach einer
mehrjährigen Tätigkeit in der
strategischen Produktionsoptimierung
bei Bosch kehrte er 2009 als
stellvertretender Forschungsbereichsleiter
des Forschungsbereichs
Innovative Fabriksysteme (IFS) am Deutschen Forschungszentrum
für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH
sowie als Forschungskoordinator der Technologie-Initiative
SmartFactory-KL e.V in die Forschung zurück. Der
Schwerpunkt seiner Interessen ist die Integration der
Paradigmen und Technologien des Internets der Dinge in
die Produktionstechnik.
Deutsches Forschungszentrum
für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH,
Trippstadter Straße 122, D-67663 Kaiserslautern,
Tel. +49 (0) 631 205 75 34 05,
E-Mail: jochen.schlick@dfki.de
Dr. PETER STEPHAN (geb. 1980)
studierte Maschinenbau an der TU
Kaiserslautern und hat 2012 seine
Promotion im Themenfeld der
„Kontextadaptiven Automatisierung“
abgeschlossen. Bis Ende 2012 arbeitete
er als Senior Researcher am Forschungsbereich
Innovative Fabriksysteme
(IFS) am Deutschen Forschungszentrum
für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH. Seit
2013 ist er im Stab des Bereichsvorstands Mechatronik bei
der Wittenstein AG tätig und dort für die Umsetzung von
Industrie 4.0-Paradigmen am Standort Fellbach.
Wittenstein AG,
Walter-Wittenstein-Str. 1,
D-97999 Igersheim
Prof. Dr. THOMAS GREINER
(geb. 1961) ist wissenschaftlicher
Direktor des Instituts für Eingebettete
Systeme (IfES) an der Hochschule
Pforzheim und einer der Sprecher des
in Zusammenarbeit mit der Universität
Tübingen angebotenen Promotionskollegs
„Entwurf und Architektur
Eingebetteter Systeme“. Seine
Hauptarbeitsgebiete: System- und Softwaremodellierung,
Cloud-basierende technische Systeme, Entwurf und
Architektur eingebetteter Systeme.
Hochschule Pforzheim,
Tiefenbronner Str. 65,
D-75175 Pforzheim
atp edition
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41
HAUPTBEITRAG
AutoPnP – Plug-and-produce
in der Automation
Wandelbare Fabrik als cyber-physisches System
Produktionssysteme sind steigenden Schwankungen fundamentaler Eingangsgrößen ausgesetzt.
Dynamische Anforderungen hinsichtlich Stückzahlen, Varianten, Durchlaufzeiten
und Kosten erfordern ein hohes Maß an Wandlungsfähigkeit. Um diesen Trend zu
unterstützen, präsentieren die Autoren im Beitrag einen Ansatz zu Plug-and-produce in
der industriellen Produktion. Er ermöglicht es, den Konfigurationsaufwand während der
Erst- und Änderungsinbetriebnahme zu verringern. Der Ansatz nutzt Modelle zur Selbstbeschreibung
der Systemkomponenten. Neben der Modellierung der Komponenten zur
Entwicklungszeit wird Models@Run-time zur Darstellung der Fabrikkonfiguration eingesetzt.
Dies erlaubt die Bearbeitungsstationen in der Produktion automatisch zu erkennen
und in die Produktionsumgebung zu integrieren.
SCHLAGWÖRTER Wandlungsfähigkeit / Plug-and-produce / Selbstbeschreibung /
Models@Run-time
AutoPnP – Plug-and-produce in the automation industry
Transformable factory as a cyber-physical system
Production systems are subject to increasing fluctuations of fundamental input parameters.
Dynamic requirements regarding lot size, product variants, lead times, and costs call for
a high degree of flexibility. To keep-up with these trends, we present an approach to support
plug-and-produce. This helps to reduce the configuration effort required for settingup
and changing a system. Models are used for the self-description of components. These
models are not only used during development time but also during run-time, where we
construct a model of the current production setup. The stations in the factory are automatically
detected and integrated into the production process.
KEYWORDS transformability / plug-and-produce / self-description / models@run-time
42
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GERD KAINZ, Fortiss
NADINE KEDDIS, Fortiss
DIRK PENSKY, Festo Didactic
CHRISTIAN BUCKL, Fortiss
ALOIS ZOITL, Fortiss
REINHARD PITTSCHELLIS, Festo Didactic
BERND KÄRCHER, Festo
Die Nachfrage nach anpassbaren Produktionssystemen
ist wegen der Turbulenzen im Markt
stark gestiegen. Diese Turbulenzen entstehen
durch neue Technologien, Umweltanforderungen
(zum Beispiel knappe Ressourcen) sowie
durch politische, gesellschaftliche und ökonomische
Veränderungen [1]. Zusätzlich verschiebt sich in der Produktion
der Trend weg von der Massenproduktion hin
zu personalisierten Produkten.
Daneben werden die Lebenszyklen der Produkte immer
kürzer, die Anzahl der Varianten pro Produkt steigt
und die Stückzahlen je Produktvariante gehen stark zurück.
Deswegen müssen Produktionssysteme zunehmend
adaptiv sein, sich schnell an neue Anforderungen
und Produkte anpassen lassen und die Herstellung verschiedener
Varianten eines Produktes gleichzeitig unterstützen.
Um diese Anforderungen zu erfüllen, müssen
die Rüstzeiten in der Produktion minimiert und die
Wandlungsfähigkeit der Fabriken erhöht werden [7]. Diese
Trends verdeutlicht Bild 1 und sie sind Schwerpunkt
von Forschungsprojekten wie zum Beispiel ManuCloud
(www.manucloud-project.eu/). Die Projekte befassen
sich vor allem mit der Flexibilisierung von Produktionsabläufen
mit vorgegebenen Produktionsressourcen, welche
über flexible Transportsysteme verbunden sind. Der
im Beitrag beschriebene Ansatz behandelt die mechanische
Veränderung der Produktionsanlage und die sich
daraus ergebenden Implikationen und Anforderungen.
1. DIE WANDELBARE FABRIK
Eine Fabrik enthält viele Sensoren und Aktoren und
ist Teil eines digitalen Netzes, das Maschinen eines
Standortes untereinander vernetzt und standortübergreifend
Vorgänge verbindet. Änderungen in der Fabrik
sind mit einem hohen manuellen Aufwand bei der Planung
und Inbetriebnahme [3] sowie der manuellen
Neukonfiguration der IT-Systeme verbunden. Neben
den Bemühungen, die Modularisierung der Fabrik auf
mechanischer, elektrischer und pneumatischer Ebene
voranzutreiben müssen insbesondere die IT-Systeme
modularisiert und flexibilisiert werden [4], um neue
Komponenten einfach in das bestehende System integrieren
zu können und die Vision von adaptiven Produktionsumgebungen
zu erreichen.
Ferner müssen künftige Produktionssysteme weitere
Dienste wie Selbstbeschreibung, Selbstkonfiguration,
Datenbeschaffung, Echtzeitüberwachung und Produktionsplanung
anbieten, um sich selbstständig an neue
Fertigungsaufgaben anpassen zu können und so den
Konfigurationsaufwand zu minimieren [5]. Des Weiteren
sollen manufacturing execution systems (MES) mit dem
höchstmöglichen Automatisierungsgrad aktualisiert und
konsistent gehalten werden [4], sodass sie jederzeit den
tatsächlichen Fabrikzustand widerspiegeln.
Im Zuge der Vernetzung unterschiedlicher Systeme
bringt das Konzept der cyber-physischen Systeme (CPS)
viele Potenziale und damit einen Mehrwert mit sich [5].
Die Vorteile liegen unter anderem in den Bereichen Interoperabilität,
Engineering und Modularität. CPS beschreiben
den Trend, dass einzelne Module immer intelligenter
werden und sich mit anderen Modulen zu größeren Systemen
koppeln können. Übertragen auf die Automatisierungstechnik
(AT) bedeutet dies, dass Subsysteme fähig
sind, sich teil-autonom zu Produktionsanlagen zu verbinden.
Aktuelle Fortschritte in der Informations- und Kommunikationstechnologie
(IKT) ermöglichen diesen Trend.
In der AT spielen IKT und das CPS-Konzept als Basis für
und Erhöhung der Wandlungsfähigkeit und Flexibilisierung
eine immer größere Rolle [2].
Das Ziel des Verbundprojekts AutoPnP (www.autopnp.
com/), welches im Rahmen des Autonomik-Programms
durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
(BMWi) gefördert wird, ist es, die notwendige
Modularität auf mechatronischer und auf IT-Ebene zu
erreichen und so die Adaptivität von Produktionsanlagen
wesentlich zu steigern. Dazu wurde ein modell-basierter
Plug-and-produce-Ansatz entwickelt, um den
manuellen Aufwand für die Inbetriebnahme und Rekonfiguration
von Fabriken in Verbindung mit dem IT-System
zu reduzieren. Die Prozesse werden dabei automa-
atp edition
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43
HAUPTBEITRAG
tisiert, sodass die Fabrik kostengünstig und schnell anpassbar
und somit wandlungsfähig wird. Künftig ist es
damit möglich, eine Produktionslinie umzukonfigurieren,
siehe Bild 2, wobei der Aufwand für die Änderungsinbetriebnahme
der Gesamtsysteme minimal ist.
Eine wesentliche Anforderung für die schnelle Anpassung
von IT-Systemen sind Informationen über die
aktuelle Systemkonfiguration (im behandelten Fall das
Layout der Produktionsanlage) und eine maschinenlesbare
Beschreibung von Funktion und Aufgaben.
Insbesondere müssen die Systeme fähig sein, sich
selbst zu beschreiben. Diese Daten werden in Modellen
abgelegt, die zwischen Steuerungen und über Systemgrenzen
hinweg ausgetauscht werden können. Dabei
kommen Modelle während der Entwicklung und zur
Laufzeit zum Einsatz. Dieses Konzept ist als Mo dels@
Run-time bekannt [8]. Die Modelle enthalten alle notwendigen
Informationen über das System und stehen
den Teilsystemen zur Weiterverarbeitung zur Verfügung.
Bei der wandelbaren Fabrik bedeutet das: Das
Produktionssystem verändert die Modelle, um so den
aktuellen Zustand der Fabrik auf Modellebene zu reflektieren.
Dadurch kann der Anwender mit IT-Werkzeugen
Änderungen im Produktionsablauf auf Modellebene
automatisiert berechnen und anschließend auf
Systemebene anstoßen. Zu diesen Zweck beschreiben
die Autoren die einzelnen Stationen und deren Fähigkeiten
mithilfe von Modellen. Eine Stations- und Nachbarschaftserkennung
ermöglicht es, das Gesamtmodell
der Fabrik dynamisch zur Laufzeit aufzubauen. Dieses
Laufzeitmodell wird durch ein MES für die Produktionsplanung
und -steuerung herangezogen, um automatisch
Abläufe für die Bearbeitung von Produktionsaufträgen
zu generieren.
2. MODELLIERUNG
Wie zuvor beschrieben, geht es darum, den Aufwand bei
der Erstellung und Änderung einer Produktionsumgebung
zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, wird
eine umfassende Systemmodellierung verwendet. Diese
beinhaltet die Modellierung der Stationstypen (Maschinen
und manuelle Arbeitsplätze), der aktuellen Konfiguration
aller Komponenten und der Produktionspläne für
die unterschiedlichen Produkte und deren Varianten.
Das MES verwendet später die einzelnen Modelle dazu,
eine Feinplanung der Produktion vorzunehmen. Die Produktion
und damit die zugehörigen Modelle können sich
während des Betriebs ändern. Diese Änderungen werden
unmittelbar erkannt und an das MES weitergereicht,
wodurch schneller, beispielsweise auf Maschinenstörungen,
Änderungen laufender Aufträge oder Qualitätsprobleme,
reagiert werden kann.
2.1 Modellierung der Stationstypen
Die Stationstypmodellierung dient dazu, die Fähigkeiten
von Stationen und deren internen Aufbau zu beschreiben.
Fähigkeiten sagen aus, welche Bearbeitungsschritte
die jeweilige Station unterstützt. Um die Stationsmodellierung
zu vereinfachen, ist diese auf mehrere Schritte
aufgeteilt: Modellierung der Fähigkeiten, der Module
und der Stationstypen. Die Schritte bauen aufeinander
auf und ergeben ein System nach dem Baukastenprinzip,
bei dem nachfolgende Schritte die Ergebnisse der vorangegangenen
Schritte wiederverwenden. Bild 3 zeigt das
Prinzip der Stationstypmodellierung.
Fähigkeitenmodellierung
Im ersten Schritt werden die unterschiedlichen Fähigkeiten
modelliert. Diese stellen die Bearbeitungsverfahren
dar, wie zum Beispiel Bohren oder Transportieren,
und lassen sich um zusätzliche Attribute erweitern, die
zur genaueren Beschreibung dienen können. Beispiele
sind Materialart, Durchmesser und Werkstückgröße
beim Bohren.
Modulmodellierung
Basierend auf den im ersten Schritt modellierten Fähigkeiten
lassen sich anschließend einzelne Module erstellen.
Ein Modul ist eine Menge von Komponenten, die
zusammen eine oder mehrere Aufgaben ausführen. Das
Modul Bohren könnte zum Beispiel aus einem Bohrer
und einer Linearachse zum Absenken des Bohrkopfes
bestehen. Hier lassen sich nun die Werte für die Attribute
der Fähigkeiten angeben. So kann das Bohrmodul
A ausschließlich Löcher mit einem Durchmesser zwischen
2 und 10 mm in metallische Werkstücke bohren.
Neben der Zuordnung der Fähigkeiten zu den Modulen
wird der interne Materialfluss eines Moduls beschrieben.
Dies ist bei Modulen interessant, die zusätzlich zum Bearbeitungsprozess
oder ausschließlich einen Transport
durchführen, wie ein Förderband.
Stationstypenmodellierung
Nachdem die Module erstellt sind, können diese zu Bearbeitungsstationen
zusammengefügt werden. Dazu
muss der Materialfluss zwischen den einzelnen Modulen
angegeben werden. Dies erfolgt durch das Abbilden des
Ausgangs eines Moduls auf den Eingang eines anderen
Moduls. Mit der Modellierung der Stationstypen endet
die Stationsbeschreibung, welche für jeden Stationstyp
einmal bei der Entwicklung durchgeführt werden muss
und dann gemeinsam mit den jeweiligen Stationen ausgeliefert
wird.
2.2 Modellierung der Fertigung
Die Basis für die Planung durch das MES bildet ein
Modell des aktuellen Zustandes der Produktion. Dieses
Modell muss neben den verfügbaren Stationen und deren
Zuständen auch Informationen über deren Lage
und deren Verknüpfungen untereinander enthalten.
Dabei wird zwischen Stationen innerhalb einer Produktionslinie
und Stationen in Fertigungsinseln unterschieden.
Im ersten Fall gibt es eine direkte Materialübergabe
zwischen den Stationen. Im zweiten Fall
haben die Stationen eine gesonderte Materialzu- und
-abführung, die entweder durch ein flexibles Förder-
44
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andsystem, Menschen oder durch mobile Roboter sowie
autonome Transportfahrzeuge erfolgen kann. Das
MES nutzt dann die Informationen dazu, geeignete
Stationen für die Bearbeitung eines Produktionsauftrages
auszuwählen und den Materialfluss zwischen den
Stationen sicherzustellen.
Im Gegensatz zur Stationstypenmodellierung erfolgt
der Aufbau des Produktionsmodells nicht durch den
Benutzer, sondern wird autonom durch das System aufgebaut
und an Änderungen angepasst. Diese Technik ist
als Models@Run-time (8) bekannt und dient dazu, Systemen
ein besseres Selbstverständnis zu geben und dadurch
deren Autonomie zu erhöhen. Da das Modell der
Produktion automatisch aktualisiert wird, enthält es
immer den aktuellen Zustand. Diese Aktualität nutzt das
MES dazu, rasch auf Veränderungen, wie Integration
oder Ausfall einer Station, in der Produktion zu reagieren
und gegebenenfalls eine Umplanung vorzunehmen.
Der genaue Ablauf der Stationserkennung, der Bestimmung
der Lage und der Verknüpfungen zwischen den
Stationen wird in Abschnitt 3 beschrieben.
2.3 Modellierung der Produktionspläne
Neben der Topologie der Produktion benötigt das MES
noch Informationen zur Herstellung der einzelnen Produkte.
Diese Anweisungen werden in Arbeitsplänen
hinterlegt und enthalten die Information, in welcher
Reihenfolge die Bearbeitungsschritte ausgeführt werden
müssen, um ein Produkt herzustellen. Außerdem
beinhaltet der Arbeitsplan, welche Betriebsmittel,
Hilfsstoffe und Halberzeugnisse für einen Produktionsschritt
notwendig sind. Zusätzlich zur Angabe des Bearbeitungsschrittes
(in unserem Fall der benötigten
Fähigkeit) können noch detaillierte Anforderungen an
den Bearbeitungsschritt gestellt werden. Ein Beispiel
ist die Werkstückgröße, die implizit zum Ausschluss
einer Station führt, wenn die Stückgröße die maximale
Bearbeitungsgröße übersteigt.
2.4 Modellierungsaufwand und Komplexität
Um den Ansatz zu realisieren, musste jeder vorhandene
Stationstyp einmal modelliert werden, um später als
Selbstbeschreibung der Station dienen zu können. Für
die verwendete Beispielanlage mit sechs verschiedenen
Stationstypen betrug der Modellierungsaufwand insgesamt
eine Woche. Dabei ließen sich alle genannten Konzepte
umsetzen, sodass eine vollständige Beschreibung
als Ergebnis zur Verfügung steht. Das resultierende Fabrikmodell
besteht aus 50 Objekten und ist von der Komplexität
her noch überschaubar. Im Bereich der Montageautomation
ist dies eine sehr gute Ausgangssituation,
da die Grundfunktionen der meisten Stationen ähnlich
Heute
Zukunft
Batch-Größe
Varianz in der Produktion
Flexibilität der Produktion
Kundenspezifizierung
Nachhaltigkeit
Digital. & Vernetzung
Soziale Aspekte
Batch-Größe
Varianz in der Produktion
Plug&Produce
Produktion
Flexibilität der Produktion
BILD 1: Trend in
der Produktion
Komplexität der Produktion
Komplexität der Produktion
Anmerkung: Die sozialen Aspekte einer zukünftigen Produktion sind ein wichtiges, umfangreiches und
eigenständiges Thema. Aus Gründen der Reduktion des Umfangs werden sie in dieser Studie nicht weiter erwähnt.
Verteilen
Bearbeiten
Montieren
Versenden
Förderband
Schnelles
Anpassen
Verteilen
Bearbeiten
FTS
Förderband
Montieren 1
Montieren 2
BILD 2: Anpassung des Produktionssystems.
Die Stationen und die Produktionslinie werden
umkonfiguriert, um den Durchsatz zu erhöhen
oder um neue Produkte oder deren Varianten
zu produzieren.
Versenden
FTS: Flexibles Transportsystem
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HAUPTBEITRAG
Bohrer
Bohren
Bohren
Bohrer
Bearbeiten
Förderband
Transport
Förderband
Bohren
Transport
Transport
Bereitstellen Bearbeiten Versenden
BILD 3: Modellierung der Stationstypen und einer
exemplarischen Produktionslinie. Die grauen Pfeile
separieren die einzelnen Schritte bei der Modellierung:
Fähigkeiten, Module, Stationstypen und
Produktion mit Stationen.
BILD 4: Aufbau des
Demonstrators
bestehend aus sechs
Stationen zur
Fertigung eines
Thermometers
sind und daher für weitere und/oder größere Anlagen
nur mit geringem zusätzlichen Modellierungsaufwand
zu rechnen ist [9].
3. STATIONS- UND NACHBARSCHAFTSERKENNUNG
Um die Produktion zu planen und schnell auf Veränderungen
reagieren zu können, benötigt ein MES aktuelle
Informationen über vorhandene Ressourcen sowie mögliche
Materialflüsse. Diese Informationen werden aus
dem Laufzeitmodell gewonnen, welches auf Basis der
Modellierung der Module und Stationstypen sowie deren
Fähigkeiten aufgebaut wird. Das Laufzeitmodell,
welches den aktuellen Zustand der Produktion widerspiegelt,
wird in zwei Schritten erzeugt. Im ersten Schritt
wird ermittelt, welche Stationen welches Typs in der
Fabrik vorhanden sind. Daraus folgt, welche Operationen
und Arbeitsvorgänge prinzipiell in der Anlage durchgeführt
werden können. Im zweiten Schritt wird ermittelt,
wie die Stationen miteinander verbunden sind, um mögliche
Materialflüsse zu berechnen.
3.1 Stationserkennung
Das System muss zu jedem Zeitpunkt über die Information
verfügen, welche Stationen für die Produktion zur
Verfügung stehen, um effizient die Abarbeitung von Aufträgen
zu planen und schnell auf Veränderungen reagieren
zu können. Diese Information wird in einem Fabrikmodell
abgelegt. Der Vorgang wird vollständig automatisiert
durchgeführt, um den manuellen Aufwand zu
reduzieren. Jede Station enthält dabei eine Selbstbeschreibung,
woraus sich der Stationstyp ermitteln lässt.
Die Selbstbeschreibung ist das Modell zur Beschreibung
der Stationstypen, das auf den Modellen zur Beschreibung
von Fähigkeiten und Modulen basiert. Je nachdem,
in welchem Umfang Speicherressourcen zur Verfügung
stehen und wie leistungsfähig das Steuerungssystem ist,
kann dabei das komplette Modell in der Steuerung abgelegt
werden oder nur eine Kennung, die auf das Modell
verweist. Die Modelle mit den kompletten Typenbeschreibungen
können im zweiten Fall in einer Datenbank
zum Abruf hinterlegt werden.
Um die in der Fabrik vorhandenen Stationen zu erkennen,
sendet jede Station periodisch ein Lebenszeichen
an den Leitrechner zusammen mit einer Stationskennung.
Der Leitrechner verarbeitet alle Lebenszeichen
und erkennt, wenn neue Stationen in der Produktion
hinzukommen. Wenn eine Station aufgrund einer
Störung keine Lebenszeichen mehr sendet oder abgebaut
wurde, wird dies ebenfalls durch die Stationserkennung
bemerkt und die Station für die weitere Produktionsplanung
ausgeschlossen. Dadurch werden die
Planung mit defekten Stationen und damit verbundene
46
atp edition
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Produktionsstillstände vermieden. Der Leitrechner
nutzt die Typinformation der Station, die in den Lebenszeichen
enthalten ist, auch für die Produktionsplanung.
Über die vorhandenen Typen stellt das Leitsystem fest,
ob alle Arbeitsvorgänge für die Herstellung des gewünschten
Produktes mit den vorhandenen Ressourcen
abgedeckt werden können und die Produktion gestartet
werden darf.
3.2 Nachbarschaftserkennung
Neben der Erkennung vorhandener Stationen in der Fabrik
geht es darum, mögliche Materialflüsse zu erkennen.
Dieser Schritt ist notwendig, um gültige Produktionsabläufe
zu generieren. Um den Materialfluss zu bestimmen,
müssen die Verbindungen zwischen Stationen
erkannt/dedektiert werden. Die Erkennung soll möglichst
automatisch ablaufen, um den manuellen Aufwand
zu reduzieren.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die Nachbarschaftsbeziehungen
zu ermitteln. Wenn die Stationen
als Produktionslinie angeordnet sind, braucht es dedizierte
Leitungen/Stecker, die zum Austausch von einfachen
I/O-Signalen genutzt werden. Im einfachsten Fall
sind die Stationen mit einem Draht verbunden, und die
Stationen müssten dann nur den Eingang setzen oder
den Ausgang lesen. Bei Fertigungsinseln, die von einem
mobilen Roboter bedient werden, lassen sich Marker einsetzen.
Der Roboter erkennt in diesem Fall die verschiedenen
Stationen über eindeutige Markierungen. Die erkannten
Verbindungen zwischen den Stationen bilden
Interaktionspunkte, die für den Materialaustausch genutzt
werden.
Um die Nachbarschaft zu erkennen, wird ein Algorithmus
vom Leitrechner angestoßen. Dabei sendet jede
beteiligte Station auf Anforderung des Leitrechners ein
definiertes Signal. Die Station, die dieses Signal empfängt,
leitet das an den Leitrechner weiter. Dadurch lässt
sich bestimmen, welche Stationen benachbart sind. Diese
Information wird in das Fabrikmodell eingetragen. Je
nachdem, wie leistungsfähig die Hardware ist und welche
Verbindungen zum Austausch der Nachbarschaftssignale
verwendet werden, kann der Erkennungsalgorithmus
nebenläufig ausgeführt werden. Wenn keine
nebenläufige Ausführung möglich ist, muss die Produktion
zu einem geeigneten Zeitpunkt angehalten werden
und die Stationen müssen in einen Zustand zur Nachbarschaftserkennung
wechseln. Dies ist notwendig, um
Schäden an Produkten und Infrastruktur zu vermeiden.
Sobald alle Stationen in den Zustand gewechselt sind,
wird der Algorithmus wie oben beschrieben durchgeführt.
Nach der Erkennung wechseln die Stationen wieder
in ihren bisherigen Zustand zurück.
Da das Leitsystem die Materialflussinformationen für
die Planung benötigt, sind darüber hinaus Informationen
über die Richtung des Materialflusses erforderlich. Allerdings
lässt sich die Richtung nicht durch den Erkennungsalgorithmus
feststellen. Neben der Erkennung der benachbarten
Stationen wird daher die Typinformation aus dem
Stationstypmodell dazu verwendet, die Richtung zu bestimmen.
In dem Modell werden dazu für jeden Stationstyp
Interaktionspunkte definiert, an denen Material zwischen
den Stationen ausgetauscht werden kann. Diese
entsprechen den realen Verbindungen, die erkannt werden.
Jeder Interaktionspunkt kann dabei ein Eingabe-,
Ausgabe- oder Ein-/Ausgabepunkt sein. Wenn zwei benachbarte
Stationen ermittelt wurden, werden die jeweiligen
Interaktionspunkte betrachtet und daraus die Richtung
abgeleitet. Dabei lassen sich Fehlkonfigurationen
feststellen, wenn zum Beispiel zwei Eingabepunkte miteinander
verbunden sind.
4. EVALUIERUNG DER KONZEPTE AN EINER
BEISPIELANLAGE
Ausgangspunkt der Betrachtung ist das Modular Production
System (MPS) von Festo. Dieses besteht aus modularen
Stationen, die in einer Produktionslinie mit einander
verbunden werden können. Dabei wartet jede
Station auf Material und beginnt automatisch mit einem
vorher festgelegten Bearbeitungsschritt.
Die Stationen sind bereits aus mechanischer Sicht
aufeinander abgestimmt und lassen sich mit geringem
Aufwand integrieren. Um unterschiedliche Produkte
und deren Varianten mit diesem Aufbau fertigen zu können,
fehlt eine Anbindung an einen übergeordneten
Leitrechner, der sich um die Steuerung der Anlage kümmert.
Der Leitrechner übernimmt dann Aufgaben wie
Rezeptwahl und Produktionsstart. Um die Anbindung
an ein MES zu realisieren, wurden die Steuerungsprogramme
der Stationen modularisiert und um Module
zur Anbindung an einen Leitrechner erweitert. Dabei
wurde – entgegen bisheriger Ansätze in der Industrie
– neben der Kommunikation von Steuerungsbefehlen
gleichzeitig ein automatischer Integrationsmechanismus
aufgebaut. Dieser Integrationsmechanismus ist ausschlaggebend
dafür, dass sich MPS-Stationen nach deren
Aufbau in der Produktion selbstständig beim Leitrechner
melden und automatisch in die Produktionsumgebung
integriert werden.
Für die Kommunikation der SPS-Steuerungen mit dem
Leitrechner wird ein Message Passing Interface (MPI)-
Bus verwendet, der periodisch vom Leitrechner auf Veränderung
der Teilnehmer abgefragt wird. Der MPI-Bus
wird ebenso dazu eingesetzt, Daten und Steuerbefehle
zwischen den Steuerungen und dem Leitrechner auszutauschen.
Neben den SPS-Steuerungen sind zusätzlich
Mikrocontroller im Einsatz, die über Ethernet mit dem
Leitrechner verbunden sind und sich periodisch bei diesem
melden. Für die Nachbarschaftserkennung wurden
Lichtschranken zwischen den Stationen verwendet.
Bild 4 zeigt den Aufbau des Demonstrators.
Um die Komplexität zur Vernetzung der Stationen in der
Produktion zu verringern, wird die Middleware Chromosome
von Fortiss verwendet. Diese organisiert die Kommunikation
zwischen den Komponenten des Systems auf der
Basis des Publish/Subscribe-Prinzips. Jede Komponente
spezifiziert, hierfür welche Daten sie für ihre Berechnungen
benötigt und welche Daten sie zur Verfügung stellen
kann. Die Middleware richtet anschließend entsprechende
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HAUPTBEITRAG
Kommunikationskanäle ein, die für den tatsächlichen Datenaustausch
genutzt werden. Der manuelle Aufwand zur
Konfiguration der Kommunikationskanäle entfällt.
Die Middleware wird zur horizontalen und zur vertikalen
Integration genutzt. Das bedeutet, dass die Kommunikation
zwischen Produktion und MES sowie zwischen
den verschiedenen Steuerungen über die Middleware
durchgeführt wird. Die Middleware ermöglicht es
den Anwendungen, dadurch Daten auszutauschen, unabhängig
davon mit wem (SPS, Mikrocontroller oder PC)
sie in welcher Art und Weise (mit welcher Technologie)
kommunizieren müssen beziehungsweise in welchem
Teil der jeweilige Kommunikationspartner integriert ist.
Mit dieser Fähigkeit bietet die Middleware die Ausgangsbasis
zur einfachen Integration heterogener Steuerungen
in die Produktion und erübrigt durch die automatische
Herstellung der Kommunikation eine aufwendige Systemkonfiguration.
Zusätzlich lässt sich die Middleware dazu nutzen, die
lokale Produktionsumgebung mit anderen Standorten eines
Unternehmens sowie anderen Systemen, zum Beispiel
einem Smart Grid, zu vernetzen. Zudem bietet das Publish/Subscribe-Prinzip
der Middleware eine Lösung, um
eine lose Kopplung zwischen interagierenden Anwendungen
herzustellen. Dies wird insbesondere unter dem Gesichtspunkt
des Entstehens von cyber-physischen Systemen
immer wichtiger, da dadurch eine gute Austauschbarkeit
und Integration von Anwendungen möglich wird.
Die Evaluierung hat gezeigt, dass der Ansatz für vereinfachte
Beispielmodellanlagen die Ziele erreicht und
das Umkonfigurieren der Anlage deutlich vereinfacht.
Allerdings handelt es sich noch um erste Ergebnisse eines
Forschungsprojektes. Um den Ansatz in der Industrie
nutzbar zu machen, ist es notwendig, die Konzepte
an größeren Forschungs- und realen Produktionsanlagen
detailliert zu evaluieren.
REFERENZEN
AUTOREN
[1] Nyhuis, P.: Wandlungsfähige Produktionssysteme:
Heute die Industrie von morgen gestalten. Produktionstechnisches
Zentrum 2008
[2] Vogel-Heuser, B., Kegel, G., Bender, K., Wucherer, K.:
Global Information Architecture for Industrial
Automation, atp – Automatisierungstechnische Praxis
51(9), S. 108-115, 2009
[3] Zäh, M.-F., Beetz, M., Shea, K., Reinhart, G., Stursberg,
O., Ostgathe, M., Lau, C., Ertelt, C., Pangercic, D., Rühr,
T. u.a.: An Integrated Approach to Realize the Coginitive
Machine Shop. In: Proc. 1st Int. Workshop on Cognition
for Technical Systems, S. 6-8. Technische Universität
München 2008
[4] Sauer, O., Jasperneite, J.: Adaptive information
technology in manufacturing. In: Proc. 44th CIRP
Conference on Manufacturing Systems. Omnipress
2011. https://www.iot-at-work.eu/data/cirp-2011.pdf
[5] Geisberger, E., Broy, M.: agendaCPS – Integrierte
Forschungsagenda Cyber-Physical Systems. acatech
– Deutsche Akademie der Technikwissenschaften 2012
[6] VDI 2657: Middleware in der Automatisierungstechnik
– Grundlagen. Beuth 2010
[7] Koren, Y., Heisel, U., Jovane, F., Moriwaki, T., Pritschow,
G., Ulsoy, G., Brussel, H.V.: Reconfigurable
Manufacturing Systems. Annalen von CIRP 48(2),
S. 527-540, 1999
[8] Blair; G., Bencomo, N. France, R.B.: Models@ run.time.
IEEE Computer 42(10), S. 22-27, 2009
[9] Szer-Ming, L., Harrison, R., West, A. A.: A componentbased
distributed control system for assembly automation.
In: Proc. 2nd IEEE Int. Conf. on Industrial
Informatics (INDIN '04), S. 33-38. IEEE 2004.
Dipl.-Inf. GERD KAINZ (geb. 1983) erhielt sein Diplom
im Februar 2009 von der Technischen Universität
München für seine Arbeit zu modellgetriebener
Entwicklung von eingebetteten Systemen. Seit April
2009 arbeitet er am gemeinnützigen Forschungsinstitut
Fortiss GmbH in München im Bereich modellgetriebener
Entwicklung von eingebetteten Systemen.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen bei der
Entwicklung von Werkzeugen für eingebettete
Systeme insbesondere aus dem Bereich der Industrieautomatisierung.
Fortiss GmbH,
Guerickestr. 25, D-80805 München,
Tel. +49 (0) 89 360 35 22 24,
E-Mail: kainz@fortiss.org
NADINE KEDDIS (geb. 1986), M.Sc., studierte Informatik
an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und
anschließend an der Technischen Universität
München, wo sie 2011 ihren Master of Science
abgeschlossen hat. Seit April 2011 ist sie wissenschaftliche
Mitarbeiterin am gemeinnützigen
Forschungsinstitut Fortiss GmbH in München. Ihre
Forschungsinteressen umfassen wandlungsfähige
Produktionsanlagen mit dem Fokus auf effiziente Produktionsplanung
mit dynamischer Anpassung an die
Produktionsumgebung, adaptive Produktionssteuerung
bei Änderungen in der Anlage und modellgetriebene
Entwicklung für die Industrieautomation.
Fortiss GmbH,
Guerickestr. 25, D-80805 München
48
atp edition
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ZUSAMMENFASSUNG
Ein Ansatz zur Erhöhung der Wandelbarkeit von Produktionssystemen
wurde in diesem Beitrag vorgestellt. Im
Zusammenhang mit den Anforderungen hinsichtlich
Losgröße, Variantenvielfalt, Durchlaufzeit und Kosten
in der Produktion ist dies von immer größerer Bedeutung.
Der Ansatz basiert auf der Verwendung von Modellen
zur Beschreibung der verwendeten Stationen.
Diese Modelle werden während der Entwicklungs- und
der Laufzeit dazu verwendet, eine aktuelle Beschreibung
der Produktionsumgebung zu erstellen. Dazu werden die
Bearbeitungsstationen automatisch erkannt und für die
Durchführung der Produktionsaufträge herangezogen.
Dies reduziert den Aufwand bei der Inbetriebnahme und
verhindert Fehlkonfigurationen. Um der Komplexität der
Vernetzung und der heterogenen Steuerungen zu begegnen,
wird eine Middleware eingesetzt.
Der Ansatz hat gezeigt, dass sich durch eine vollständige
Modellierung des Produktionssystems zur Entwicklungs-
und Laufzeit der Aufwand bei einer Änderungsinbetriebnahme
wesentlich verringert. Das Ergebnis:
wandlungsfähigere Produktionssysteme.
Im nächsten Schritt wird sich die Wandlungsfähigkeit
durch die Implementierung einer Rezeptfahrweise weiter
erhöhen. Zusätzlich soll durch HMI-Systeme die
Wandlungsfähigkeit wiedergespiegelt werden. Ein Ausbau
des Demonstrators ist ebenfalls geplant.
MANUSKRIPTEINGANG
05.12.2012
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
Dr.-Ing. DIRK PENSKY (geb. 1970) ist seit 2010 Produktmanager
für Robotik und Simulationssysteme bei der
Festo Didactic GmbH & Co. KG. Er studierte Elektrotechnik
an der TU Braunschweig und promovierte
anschließend am Institut für Roboterforschung (IRF)
der Universität Dortmund bei Prof. Eckhard Freund.
Von 2004 bis 2010 war Pensky zunächst Leiter des
Projekts Computer Aided Assembly (3D-Montageplanung)
und ab 2006 Leiter der Abteilung Product
Lifecycle Systems and Processes bei der Heidelberger
Druckmaschinen AG.
Festo Didactic GmbH & Co. KG,
Rechbergstraße 3, D-73770 Denkendorf
Dr.rer.nat. CHRISTIAN BUCKL (geb. 1979) erhielt
seinen Doktortitel im Oktober 2008 von der Technischen
Universität München für seine Arbeit zu
modellgetriebenen Entwicklungsmethoden für
fehlertolerante Echtzeitsysteme. Seit März 2009 leitet
er die Gruppe Cyber-Physical Systems am gemeinnützigen
Forschungsinstitut Fortiss GmbH in München.
Seine Forschungsinteressen umfassen die modellgetriebene
Entwicklung von Systemen mit Schwerpunkt
auf nicht-funktionale Eigenschaften und die Entwicklung
von modularen Softwarearchitekturen für
adaptive und hochvernetzte eingebettete Systeme in
den Anwendungsgebieten Automotive und Automatisierungstechnik.
Fortiss GmbH,
Guerickestr. 25, D-80805 München
Dr.techn. ALOIS ZOITL (geb. 1977) erhielt seinen Doktortitel im Dezember
2007 von der TU Wien für seine Arbeit zu dynamisch in Echtzeit
konfigurierbaren Steuerungssystemen. Seit Januar 2013 leitet er die
Forschungsgruppe Industrieautomatisierung am gemeinnützigen
Forschungsinstitut Fortiss GmbH in München. Seine Forschungsschwerpunkte
umfassen wandlungsfähige Produktionsanlagen mit
Fokus auf verteilte Steuerungsarchitekturen, dynamische Rekonfiguration
von Steuerungsprogrammen und Softwareentwicklungs- &
Softwarequalitätssicherungsmethoden in der Industrieautomation.
Fortiss GmbH,
Guerickestr. 25, D-80805 München
Dr.-Ing. REINHARD PITTSCHELLIS (geb. 1968) leitet seit 2002
Produktmanagement und Entwicklung bei der Festo Didactic GmbH
& Co. KG. Er hat Maschinebau an der TU Braunschweig studiert und
dort anschließend am Institut für Fertigungsautomatisierung und
Handhabungstechnik promoviert. Danach war er bei den Firmen
Siemens und Maxon Motor beschäftigt.
Festo Didactic GmbH & Co. KG,
Rechbergstraße 3, D-73770 Denkendorf
Dipl.-Ing. (FH) BERND KÄRCHER (geb. 1956) ist Mitarbeiter der
Forschung bei der Festo AG & Co KG. Dort beschäftigt er sich mit
mechatronischen Komponenten, Schwerpunkte sind die drahtlose
Kommunikation in der Fabrikautomatisierung und Fragestellungen
zur Produktion der Zukunft wie auch Industie 4.0. Herr Kärcher
studierte Nachrichtentechnik und hat sich in der Vergangenheit
auch mit servopneumatischen Antrieben und den notwendigen
Komponenten beschäftigt.
Festo AG & Co. KG,
Ruiter Straße 82, D-73734 Esslingen-Berkheim
atp edition
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49
HAUPTBEITRAG
CPS – eine Fallstudie
Mehrwert bei der Anwendung in der Wartung
Cyber-physische Systeme (CPS) zählen zu den Trends der Automatisierungstechnik. Dieser
Beitrag erläutert die Anforderungen an ein CPS im Bereich smart building beziehungsweise
in der Produktautomatisierung. Am Beispiel eines Wartungsszenarios einer Waschmaschine
wird ein konkreter Anwendungsfall präsentiert, bei welchem durch die Realisierung
des Systems als CPS ein Mehrwert gegenüber der klassischen Vorgehensweise
erreicht werden kann. Die Komponenten eines CPS werden beschrieben und der Vorteil
der Vernetzung verschiedener Stakeholder verdeutlicht. Weiterhin behandelt der Beitrag
die Architektur der CPS.
SCHLAGWÖRTER Smart home / Wartungsszenario / Produktautomatisierung /
Architektur von CPS
CPS – a case study
Added value for a maintenance application of CPS
Current trends in the field of automation technologies include cyber-physical systems
(CPS). Here, requirements of a CPS in the domain of smart building or product automation
are discussed. A maintenance scenario for a washing machine is presented, showing
how added value can be achieved in comparison to conventional approaches. The components
of a CPS are described and the advantages offered by networking stakeholders
are highlighted. The architecture of CPS is also explained.
KEYWORDS smart home / maintenance scenario / product automation / architecture of CPS
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atp edition
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BIRGIT VOGEL-HEUSER, SUSANNE RÖSCH, Technische Universität München
ANDREAS FRIEDRICH, PETER GÖHNER, Universität Stuttgart
Cyber-physische Systeme (CPS) sind wie folgt
definiert: „[CPS] umfassen typischerweise
Eingebettete Systeme (als Teil von Geräten,
Gebäuden, Verkehrsmitteln, Verkehrswegen,
Produktionsanlagen, Logistik- und Managementprozessen
etc.), die mittels Sensoren und Aktuatoren
unmittelbar physikalische Daten erfassen und
auf physikalische Vorgänge einwirken, mit digitalen
Netzen verbunden sind (drahtlos, drahtgebunden, lokal,
global), weltweit verfügbare Daten und Dienste
nutzen und über eine Reihe multimodaler Mensch-
Maschine-Schnittstellen (dediziert in Geräten, unspezifisch
etwa über Browser, etc.) verfügen“ [1].
Die Ebenen eines CPS zeigt Bild 1. Auf unterster Ebene
stehen die eingebetteten Systeme und die intelligenten
eingebetteten Systeme, wie sie heute im Alltag vorzufinden
sind. Auf oberster Ebene verketten CPS verschiedene
einzelne CPS zu einer gemeinsamen Wertschöpfung.
Diese Verknüpfung ist für die Automatisierungstechnik
ein Aspekt, der bisher wenig realisiert wurde. Eine besonders
wichtige Ebene, die in der Automatisierungstechnik
stets in Bezug auf funktionale und nicht-funktionale
Merkmale fokussiert werden muss, ist die Ebene
des technischen Prozesses. In der Informatik wird dieser
Aspekt häufig noch nicht beachtet.
Die technischen Merkmale von CPS in der Produktionsautomatisierung
werden in [3] ausführlich beschrieben.
Die für die Produktautomatisierung wesentlichen
technischen Merkmale von CPS, welche anhand des
Szenarios in Abschnitt 1.2 beschrieben werden, sind
zum großen Teil deckungsgleich und werden wie folgt
definiert [3]:
digitale Netze (drahtlos, drahtgebunden, lokal, global)
und Schnittstellen für die Kommunikation zwischen
Mensch und Maschine (T1)
inhärente Fähigkeiten, zum Beispiel durch breitbandige
Vernetzung oder lokale Intelligenz, zum Sammeln
und Auswerten von Daten, zur autonomen
Steuerung und zur Interaktion mit der realen und
digitalen Welt (T2)
Daten und Dienste weltweit verteilt, auf die mit hoher
Verfügbarkeit auch weltweit zugegriffen werden
kann (T3)
Datendurchgängigkeit über verschiedene am Geschäftsprozess
beteiligte Unternehmen, Anwender
und allgemein Stakeholder einer CPS Plattform (T4).
Bereitstellung notwendiger Daten für Konfiguration,
Produktion und Verhandlung von Auftragsbearbeitungen
(T5)
Zugriffschutz auf Produktions- und Technologiedaten
(Know-how) der beteiligten Unternehmen (T6).
eine für eine Klasse von Aggregaten/Modulen, Maschinen,
Anlagen einheitliche Architektur und Ontologie
in Bezug auf Eigenschaften, Fähigkeiten,
Schnittstellen und Datendarstellungen – zusammengefasst
„CPS-Architektur“ – abgeleitet von einer
CPS-Referenzarchitektur, siehe Abschnitt 3
Anhand eines Wartungsszenarios einer Waschmaschine
wird nun die fehlende Informationsintegration erläutert
und anschließend eine Integration mittels CPS und die
Verwirklichung beschrieben.
1. NUTZEN VON CPS IM RAHMEN VON SMART HOME
Die Acatech-Studie zu CPS erläutert verschiedene Anwendungsszenarien,
wie vernetzte Mobilität, Telemedizin,
smart grid und Fabrik der Zukunft. Für letzteres
ist die Mitautorin verantwortlich [2]. Zur Veranschaulichung
des CPS-Gedankens wird zunächst aufgezeigt,
welche Probleme im realen Fall bei der Wartung einer
Waschmaschine nachgewiesen wurden. Anschließend
wird das Anwendungsszenario smart home aus Sicht
der Produktautomatisierung erklärt.
1.1 Anwendungsfall Wartung Waschmaschine klassisch
Das Szenario entspricht einer Begebenheit, die so bei
einer sechs Jahre alten Waschmaschine vorgefallen ist.
atp edition
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51
HAUPTBEITRAG
Statt sauberer Wäsche findet der Benutzer die Maschine
im Fehlerzustand vor. Am Gerät blinkt die LED „Zulauf
prüfen“ (Bild 2). Das Problem lässt sich aber nicht mit
einem erneuten Waschvorgang beheben. Die Überprüfung
des Zulaufhahns sowie des Wasserschlauchs behebt
den Fehler ebenfalls nicht. Anschließend wird die
Bedienungsanleitung zu Rate gezogen und unter „Wasserzulauf
funktioniert nicht“ nachgelesen. Beim Stichwort
Störungsbehebung gibt es nur zwei sehr rudimentäre
Hinweise, nämlich „Zulauf prüfen“, was bereits
erledigt wurde, und „Laugensieb prüfen“, was sich als
problematisch herausstellt, da diese Bezeichnung nicht
in der Störmeldeliste auftaucht.
Nachdem die Schritte aus der Bedienungsanleitung
abgearbeitet wurden, folgt der nächste erfolglose Versuch,
die Wäsche zu waschen. Das Fehlerbild bleibt bestehen
und bei genauem Hinhören wird klar, dass zwar das Ventil
angesteuert wird, aber kein Wasser einläuft. Der technikerfahrene
Benutzer wählt dann die Telefonnummer
der Servicehotline, bei der sich nach Aufenthalt in der
Warteschleife ein Mitarbeiter meldet. Nach einer präzisen
Schilderung der Fehlersituation müssen zunächst die
Standardfragen des Helpdesk-Dialogs abgearbeitet werden,
bis der Mitarbeiter schließlich dazu rät, einen Techniker
einzuschalten, der sich angeblich in den nächsten
Tagen melden wird. Leider geschieht dies in unserem Fall
nicht und der Kunde ruft erneut bei der Hotline an.
Der zweite Anruf: Auch dies führt nach der Warteschleife
und einem erneuten Standarddialog nur zum
zweiten Eintrag in der Serviceliste. Der Kunde lässt sich
nun nicht mehr vertrösten, sondern drängt darauf, einen
Servicetechniker genannt zu bekommen. Damit kann
erreicht werden, dass eine Telefonnummer des entsprechenden
Servicebetriebes an den Kunden ausgegeben
wird. Der folgende Anruf bei der Servicetechniker-Einsatzstelle
(gleiches Prozedere, nur liegt dort gar kein Servicebericht
vor, der nun bereits zweimal aufgenommen
wurde) führt dazu, dass der Kunde in die Liste der Anrufer
aufgenommen wird, bei denen der Servicetechniker
bald vorbeikommen wird. Zum genannten Datum kann
jedoch keine konkrete Uhrzeit ausgemacht werden, so
muss sich der Kunde den halben Tag für den Servicetechniker
bereithalten.
Nachdem der Techniker angekommen ist, beginnt er
sofort mit der Diagnose. Zunächst versucht er ebenfalls
mit verschiedenen Waschgängen den gewünschten Wassereinlauf
zu erreichen. Da die Waschmaschine bereits
eine Kommunikationsschnittstelle besitzt, ist er in der
Lage über diese Schnittstelle zu analysieren, dass das
Ventil angesteuert wurde, aber nicht öffnet und somit
kein Wasser einfließt.
Der Techniker hat das benötigte Einlassventil für diesen
Typ Waschmaschine glücklicherweise dabei und
kann es einbauen. Sonst wäre ein weiterer Termin nötig
geworden. Die Waschmaschine läuft wieder.
1.2 Anwendungsfall Wartung Waschmaschine mit CPS
Im smart home der Zukunft ergibt sich für das geschilderte
Szenario ein völlig anderer Verlauf. Die Waschmaschine
stellt für sich ein CPS dar, das sich über eine
Plattform nach außen mit seinem Besitzer und gegebenenfalls
mit weiteren Stakeholdern vernetzen kann (T1)
(siehe Bild 3).
Dem Besitzer ist es von unterwegs aus möglich, über
eine Schnittstelle nach Wahl (zum Beispiel ein Tablet,
siehe Bild 4) zu sehen, dass der Strom gerade sehr preisgünstig
ist, woraufhin er einen Waschgang für eine
Waschladung, die er zuvor vorbereitet hat, startet. Kurz
darauf wird von der Waschmaschine eine Störmeldung
auf dem Tablet angezeigt, dass der Waschgang nicht
stattfindet und ein Defekt vorliegt, aber keine unmittelbare
Gefahr für weitere Schäden besteht. Der aufgetretene
Defekt wundert den Anwender, da er sich regelmäßig
die Statistiken seiner Waschmaschine angesehen
hat, welche ihm dank häufiger Kochwäsche und unter
den normalen Randbedingungen (Wasserhärtegrad)
eine Lebensdauer von weiteren sechs Jahren prognostiziert
hatten (T2).
Der Anwender möchte weitere Details über das Problem
erfahren und fordert daher eine genauere Diagnose
über sein Tablet an. Die Waschmaschine liefert daraufhin
das Ergebnis, dass eine Störung beim Zulauf/Ablauf
vorliegt. Sobald der Anwender vor Ort ist, lässt er sich
übermitteln, welche Schritte er selbst zur Behebung der
Störung unternehmen kann. Die nötigen Schritte werden
über sein Tablet visualisiert (Bild 4a), wo und wie er den
Zulauf und das Laugensieb überprüfen soll. In diesem
Szenario führen die Schritte dennoch nicht dazu, das
Problem zu beheben.
Die Waschmaschine fragt daraufhin an, ob sie sich
mit dem Servicecenter vernetzen darf, um das Problem
genauer analysieren zu können. Nachdem der Anwender
die Erlaubnis erteilt hat, analysiert ein Mitarbeiter
des Servicecenters die verfügbaren Daten der Waschmaschine
(T3, T4). Er sieht, dass die üblichen Schritte
vom Besitzer der Waschmaschine bereits durchgeführt
wurden und noch keine neuen Ersatzteile eingebaut
sind. Da der Mitarbeiter die notwendige Qualifikation
und somit die entsprechende Rechte hat, fordert er die
Betätigung des Einlaufventils an. Die Anfrage des externen
Zugriffs wird dem Besitzer mitgeteilt. Nach
dessen zusätzlicher Freigabe führt die Waschmaschine
die Aktion durch. Der Servicemitarbeiter verfolgt
den Eingriff und wertet die übermittelten Daten online
aus. Er sieht, dass trotz Betätigung des Ventils kein
Wasser einläuft und auch der Sensor „Wasserzulauf“
keine positive Meldung liefert. Der Mitarbeiter diagnostiziert,
dass vermutlich das Einlaufventil defekt
ist. Er stellt über die CPS-Plattform eine Anfrage nach
dem identifizierten Bauteil, ohne weitere Informationen
preiszugeben (T5, T6), und bekommt von diversen
Unterlieferanten ein Angebot (Bild 4b). Er wählt das
günstigste aus, da es in diesem Fall bezüglich der Qualität
und der Zuverlässigkeit bei den Lieferanten keine
Unterschiede gibt, und leitet es an den Besitzer der
Waschmaschine weiter.
Da der Besitzer weiß, dass die zu erwartende Lebensdauer
seiner Waschmaschine noch sechs Jahre beträgt,
entscheidet er sich für die Reparatur und nimmt das
Angebot an. In einem nächsten Schritt meldet der Unterlieferant
dem Logistikzentrum und dem Servicetechniker
über die CPS-Plattform, wann das Teil fertiggestellt
wird. Das Logistikzentrum wiederum teilt dem
Servicetechniker mit, wann er das Ersatzteil erhalten
52
atp edition
4 / 2013
Cyber-physische
Systeme
Systemsof-Systems
Intelligente und
kooperative
eingebettete Systeme
Intelligente
eingebettete Systeme
Eingebettetes System
BILD 3: Die Vernetzung der verschiedenen
Stakeholder über die CPS-Plattform
BILD 1: Gegenüberstellung der Ebenen der
Automatisierungspyramide und der CPS-Ebenen [2, 3]
BILD 4A: Der
Anwender wird
schrittweise durch
die Wartung der
Waschmaschine
geleitet [4]
BILD 2: Panel der Waschmaschine zeigt Störung an – Fehlersuche
BILD 4B: Der
Kunde erhält
ein auf ihn
zugeschnittenes
Angebot
wird. Der Servicetechniker kann dem Anwender also
frühzeitig eine Terminanfrage stellen. Vor Ort dauert
die Reparatur dank der bereits ermittelten Daten weniger
als eine halbe Stunde.
2. REALISIERUNG DER WASCHMASCHINE ALS CPS
Um von dem unter 1.1 beschriebenen Szenario, welches
dem heutigen Stand in den meisten Haushalten entspricht,
zu dem CPS-Szenario zu gelangen, gibt es einige
Umsetzungsschritte, die noch erfüllt werden müssen.
Als eingebettete Systeme mit Mikrocontroller erlauben
Waschmaschinen bereits die Ausführung von komplexen
Waschprogrammen, die einen ressourcenschonenden,
effektiven Waschbetrieb ermöglichen. Bislang stellen
Waschmaschinen Produktautomatisierungssysteme
dar, die in der Regel abgeschlossen zu ihrer Umwelt
agieren. In Zukunft wird jedoch immer häufiger der
Wunsch bestehen, mit der Waschmaschine über externe
Informationssysteme interagieren zu können. Andererseits
soll die Möglichkeit bestehen, dass die Waschmaschine
auf zentral gespeicherte Daten, beispielsweise in
der Cloud, zurückgreifen kann.
Die wichtigste Anforderung an die Waschmaschine
ist die Bereitstellung einer externen Schnittstelle, über
die sich Daten austauschen lassen. Es muss für geschultes
Personal möglich sein, einzelne Sensorwerte abzufragen
sowie die vorhandenen Aktoren einzeln anzusteuern.
In die Waschmaschine integrierte Programme
müssen über die externe Schnittstelle aktiviert werden
können und eventuelle Rückmeldungen ausgewertet
werden. Sofern ein integrierter Fehlerspeicher in der
Waschmaschine vorhanden ist, muss dieser auch über
atp edition
4 / 2013
53
HAUPTBEITRAG
die externe Schnittstelle erreichbar sein, um auch zurückliegende
Ereignisse in den Fehlerdiagnoseprozess
mit einbinden zu können. Neben der Hardware, beispielsweise
in Form eines WLAN-Moduls, beschränken
sich die genannten Anforderungen auf Software-Ergänzungen
der zentralen Steuereinheit.
Leider ist bislang kein herstellerübergreifender Standard
vorhanden, der externe Schnittstellen von beispielsweise
Haushaltsgeräten eindeutig definiert. Es
gibt zahlreiche externe Diagnoseschnittstellen, die
jedoch von jedem Hersteller frei definiert werden und
deren Beschreibung streng vertraulich behandelt wird.
Auch die über die Diagnoseschnittstellen auslesbaren
Daten variieren von Hersteller zu Hersteller. Um eine
möglichst hohe Flexibilität in der späteren Nutzung zu
erreichen, empfiehlt es sich, bei Nachrüstungen auf
eine Variante des Ethernet-Standards als Schnittstellentechnologie
zu setzen, drahtgebunden oder drahtlos.
So kann die Waschmaschine wahlweise in das
lokale Heimnetz eingebunden werden oder direkt mit
einem Smartphone oder Tablet kommunizieren, wie
dies im Szenario des vorherigen Abschnitts beschrieben
wurde. Andere Schnittstellen wie Bluetooth oder
USB sind möglich, schränken jedoch die Einsatzmöglichkeiten
ein.
Wenn eine solche externe Schnittstelle vorhanden ist,
kann die Waschmaschine über ein externes Gerät wie ein
Smartphone oder Tablet bedient und eine Fehlerdiagnose
durchgeführt werden [5]. Dazu muss eine Software auf
dem Mobilgerät installiert werden, die der Hersteller mit
der Waschmaschine mitgeliefert hat oder die sich nachträglich
aus dem Internet herunterladen lässt. Die Software
beinhaltet Bedien- sowie Diagnose- und Wartungsfunktionen.
Die Software muss ein auf den Anwender
(Besitzer oder auch Techniker) zugeschnittenes, einfaches
und verständliches Bedienkonzept realisieren [6].
Informationen müssen auf eine für Anwender verständliche
Ebene gebracht werden und idealerweise auf einen
konkreten Defekt eines Bauteils oder einer Baugruppe
heruntergebrochen werden. Ein benutzerfreundliches
Bedienkonzept setzt bereits beim Herstellen der Verbindung
an: Über einen Near-Field-Communication(NFC)-
Tag, der an einem Haushaltsgerät angebracht werden
kann, ist es möglich, Informationen zum Gerät und zur
Verbindungsherstellung digital zu hinterlegen. Wird ein
entsprechendes mobiles Endgerät in die Nähe dieses NFC-
Tags gebracht, öffnet sich automatisch die passende Anwendung
und es wird eine Verbindung mit der Waschmaschine
hergestellt. Über eine vorhandene Internetverbindung
können direkt weitere Daten zur Waschmaschine
aus einer zentralen Datenbank nachgeladen werden,
wie zum Beispiel spezifische Gerätedaten oder verfügbare
Diagnoseprogramme (siehe Bild 5).
Die Waschmaschine als CPS beinhaltet durch die Anbindung
an eine zentrale Datenbank mehrere Vorteile:
So können Daten bedarfsorientiert über das Internet
heruntergeladen werden, ohne dass auf dem Bediengerät
sämtliche existierenden Haushaltsgerätedaten abgelegt
sein müssen. Außerdem sind die zentral vorhandenen
Daten auf einem tagesaktuellen Stand. Es können
folglich die neuesten Diagnoseprogramme oder Bedienungsanleitungen
genutzt werden. Auch Erfahrungswissen
aus zuvor durchgeführten Wartungen lässt sich
so mit einbeziehen.
Das mobile Endgerät stellt in diesem Szenario die
Schnittstelle zwischen der Waschmaschine, dem Benutzer
und der zentralen Datenbank dar. Aktuelle
Smartphones oder Tablets bringen die nötigen Hardware-Voraussetzungen
bereits mit. Zum Austausch mit
der Waschmaschine bietet sich eine Verbindung über
WLAN oder Bluetooth an, wobei letzteres nicht von
allen Smartphone-Betriebssystemen als Datentransfer-
BILD 5: Systemaufbau aus automatisiertem System,
mobilem Bediengerät und zentraler Datenbank
BILD 6: Die CPS-Architektur [1]
54
atp edition
4 / 2013
protokoll unterstützt wird. Eine Verbindung zum Internet
ist bei den Geräten in der Regel bereits eingerichtet,
was die Grundlage für den Zugriff auf eine zentrale
Datenbank bildet. Benutzerseitig stellen Smartphones
und Tablets eine große Anzahl an Schnittstellen dar,
über die der Anwender mit den Geräten interagieren
kann. Ein berührungsempfindliches Display, Lautsprecher
und Mikrofone, Beschleunigungssensoren und
beispielsweise eine integrierte Kamera ermöglichen
universelle Bedienkonzepte, die an der Waschmaschine
selbst in dieser Art nicht durchgeführt werden könnten
[7]. So ist ein Assistent denkbar, der den Anwender
bei einer Wartung durch Spracheingabe sowie akustische
Anweisungen unterstützt, sodass er beide Hände
für die Arbeiten an der Waschmaschine nutzen kann.
Das vorgestellte Konzept wurde am Institut für Automatisierungs-
und Softwaretechnik der Universität
Stuttgart an einer Waschmaschine bereits prototypisch
umgesetzt. Die Waschmaschine wurde um eine WLAN-
Schnittstelle ergänzt, um die Messgrößen der enthaltenen
Sensoren und Aktoren extern auslesen und ansteuern
zu können. Dazu waren geringe Änderungen
an der Software notwendig. Mithilfe eines Smartphones
lässt sich nun eine benutzerfreundliche Fehlerdiagnose
des Systems durchführen, dem Anwender werden
die erkannten Fehler präsentiert. Dieser kann entscheiden,
welche Variante der Fehlerbehebung er
durchführen möchte.
Im nächsten Schritt muss noch die Vernetzung mit den
anderen am Szenario beteiligten Stakeholdern realisiert
werden. Für ähnliche Problematiken gibt es jedoch bereits
Plattformen beziehungsweise technische Lösungen
wie den Mobile Workforce Coordinator [8]. Bei diesem
System laufen Daten für die Koordination von Facility-
Management-Tätigkeiten zusammen. Dabei werden eingehende
Aufträge an die mobilen Endgeräte von Servicetechnikern
übertragen, die wiederum weitere Eingaben
tätigen können. Über das Gerät speichert und überträgt
der Servicetechniker beispielsweise benötigte Materialien
und den aktuellen Bearbeitungsstatus [8].
3. ARCHITEKTUR UND TECHNISCHE MERKMALE VON CPS
Typischerweise werden für verschiedene Anwendungsgebiete
(Domänen) verschiedene Plattformen und Architekturen
(Bild 6) vorgesehen, die – idealerweise –
interoperabel sind. Da das CPS ständig im Wandel ist
(zum Beispiel Waschmaschine meldet sich neu an), sind
die Plattformen flexibel und modular aufgebaut. Jedes
CPS muss seine Eigenschaften einer entsprechend geeigneten
Plattform über standardisierte Wege kommunizieren
können.
Ein weiterer Aspekt ist, dass CPS Sensoren und Aktoren
beinhalten werden, von denen einige intelligent sind.
Das heißt, es muss eine Kommunikation zur zyklischen
Datenübertragung und zur Konfiguration und Parametrierung
vorhanden sein. Eventuell müssen die übertragenen
Daten gesichert übertragen werden. Auf diesen
intelligenten Sensoren und Aktoren können Vorverarbeitungen
und im Falle eines Ausfalls einer Rechnerkomponente
Rechenaufgaben übernommen werden,
womit sich die Verfügbarkeit der Anlage erhöhen lässt.
Des Weiteren ist eine aufgabenabhängige, zeitlich veränderliche
Verteilung allgemeiner, steuerungstechnischer
Aufgaben auf die Rechenknoten notwendig. Ein Ansatz
zur Kommunikation von CPS durch eine Middleware-
Plattform wird beispielsweise bereits mit der Chromosome
Middleware [9] verfolgt.
Desweiteren sollte die Integration verschiedener
Dienste entsprechend des Nutzungsbedarfs erfolgen
(Bild 6). In dem beschriebenen Szenario steht der War-
REFERENZEN
[1] Broy, M. (Hrsg.): Cyber-Physical Systems. Innovation
durch Software-Intensive Eingebettete Systeme.
acatech diskutiert. Springer-Verlag, 2010
[2] Broy, M.: Das Internet – Innovation ohne Grenzen,
Netzdialog Bayern Juli 2001
[3] Vogel-Heuser, B., Bayrak, G., Frank, U.: Forschungsfragen
in „Produktionsautomatisierung der Zukunft“.
Diskussionspapier für die acatech Projektgruppe
Production CPS, 2012
[4] Mandler, A.: Technischer Kundendienst Andree Mandler,
Innenleben Waschmaschine.
http://www.tkd-mandler.de/images/waschmaschine_
innen.jpg
[5] Friedrich, A., Göhner, P.: Einsatz mobiler Endgeräte zur
Konfiguration und Steuerung von automatisierten Geräten.
In: Tagungsband Automation 2012, S. 407-410. VDI 2012
[6] Yazdi, F., Vieritz, H., Jazdi, N., Schilberg, D., Göhner, P.,
Jeschke, S.: A Concept for User-centered Development of
Accessible User Interfaces for Industrial Automation
Systems and Web Applications. In: Proc 6th Int. Conf.
Universal Access in Human-Computer Interaction,
Vol 4, S. 301-310. Springer 2011
[7] Friedrich, A., Göhner, P.: Das Smartphone als universelles
Diagnosegerät von automatisierten Systemen.
In: Tagungsband USEWARE 2012, S. 99-108. VDI 2012
[8] T-Systems: Mobile Workforce Coodinator.
http://www.t-systems-mms.com/66474
[9] Buckl, C., Geisinger. M.: Middleware-Architekturen
zur Integration von Systemen in Systems-of-Systems.
In: Tagungsband Embedded Software Engineering
Kongress, S.38-42. Elektronikpraxis und
MicroConsult 2011
[10] ThingWorx Plattform.
http: //www.thingworx.com/platform/
[11] Drath, R., Barth, M., Fay, A.: Offenheitsmetrik für
Engineering-Werkzeuge: Die Fähigkeit zur Interoperabilität
bewerten. atp edition - Automatisierungstechnische
Praxis 54(9), S. 46-55, 2012
atp edition
4 / 2013
55
HAUPTBEITRAG
tungsdienst im Vordergrund. Der Nutzungsbedarf ist
zuerst einmal die Kommunikation mit dem Anwender.
Nachdem sich herausstellt, dass der Hersteller und ein
externer Techniker hinzugezogen werden müssen, werden
zusätzliche Dienste wie die externe Analyse von
Daten in Anspruch genommen. Mit der Anfrage nach
einem Ersatzteil erweitert sich der Kreis der Stakeholder
und ein völlig neuer Dienst, nämlich das Verhandeln
des besten Angebots über verschiedene ERPs und
MES der Lieferanten wird in Anspruch genommen.
Dies ist für den Kunden extern nur begrenzt sichtbar,
da sich die Dienste für ihn auf der obersten Ebene
(Bild 6) in einen durchgängigen Wartungsprozess integrieren,
bei dem er stets mit allen notwendigen Informationen
versorgt wird. Im Szenario sind weitere
beispielhafte Nutzungsmöglichkeiten wie die Steuerung
der CPS im smart home durch den Anwender
unter entsprechenden Optimierungskriterien denkbar
(zum Beispiel Ausschöpfung der längstmöglichen Lebensdauer
der CPS oder Kriterien der Energieeffizienz).
Zur Einbindung von Anwendern und Wartungspersonal
und der Aufbereitung von unterschiedlichen
Daten für Anwender existieren bereits Ansätze für
Industrieanwendungen wie mit der Thing-Worx-Plattform
[10].
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
Die Einführung der CPS wird das private und industrielle
Umfeld durch die durchgehende Vernetzung revolutionieren.
Das Szenario Wartung einer Waschmaschine
zeigt, wie die durchgängige Verfügbarkeit von Informationen
die Effizienz der Wartung und den Komfort für
den Kunden steigert und völlig neue Geschäftsmodelle
entstehen können. Dennoch gilt es, zur Umsetzung der
CPS in der Automatisierungstechnik zahlreiche Herausforderungen
zu bewältigen. Zu diesen zählen vor allem
die Standardisierung von Schnittstellen (zum Beispiel
OPC UA), da die momentan hauptsächlich auf der ERP-
Ebene stattfindende Angebotsverhandlung immer weiter
mit den tiefer liegenden Ebenen der Automatisierungspyramide
Richtung Feldebene verschmelzen wird.
Ferner gibt es im Bereich der Interoperabilität im Engineering
[11] immer noch viele Herausforderungen. Im
Rahmen von smart homes gilt dies vor allem aufgrund
der begrenzten Lieferportfolios der Anbieter von Haushaltsgeräten
und Hausklimatisierungssystemen und ihrer
unterschiedlichen Plattformen beziehungsweise der
zurzeit noch zu implementierenden Kommunikationsinfrastruktur.
MANUSKRIPTEINGANG
01.03.2013
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
AUTOREN
Prof. Dr.-Ing. BIRGIT VOGEL-HEUSER (geb. 1961),
Ordinaria am Lehrstuhl für Automatisierung und
Informationssysteme an der Technischen Universität
München (2009), forscht an der Entwicklung und
Systemevolution verteilter intelligenter eingebetteter
Systeme in mechatronischen Produkten und Produktionsanlagen,
um die Qualität der Produkte und die
Effizienz und Durchgängigkeit im Engineering zu
erhöhen.
Lehrstuhl für Automatisierung und Informationssysteme,
Boltzmannstraße 15, D-85748 Garching bei München
Dipl.-Ing. ANDREAS FRIEDRICH (geb. 1984) arbeitet seit September
2011 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Automatisierungs-
und Softwaretechnik (IAS) der Universität Stuttgart auf dem
Gebiet der benutzerorientierten Automatisierung. Er ist an der
Durchführung mehrerer Forschungsprojekte der Industrie beteiligt
und hat sich auf den Einsatz mobiler Endgeräte in der Automatisierungstechnik
spezialisiert.
Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik,
Universität Stuttgart,
Pfaffenwaldring 47, D-70550 Stuttgart
Dipl.-Ing. SUSANNE RÖSCH (geb. 1987) arbeitet seit
Januar 2012 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Lehrstuhl für Automatisierung und Informationssysteme
an der Technischen Universität München.
Sie ist in mehreren Projekten auf dem Gebiet der
effizienten Testfallerstellung und des Testens von
Steuerungssoftware in der Automatisierungstechnik
tätig.
Lehrstuhl für Automatisierung und Informationssysteme,
Boltzmannstraße 15, D-85748 Garching bei München,
Tel. +49 (0) 89 28 91 64 38,
E-Mail: roesch@ais.mw.tum.de
Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. PETER GÖHNER (geb. 1950) leitet das Institut
für Automatisierungs- und Softwaretechnik (IAS) an der Universität
Stuttgart. Seine Hauptarbeitsgebiete sind agentenorientierte
Konzepte in der Automatisierungstechnik, benutzerorientierte
Automatisierung, Energieoptimierung in technischen Systemen,
Lernfähigkeit von automatisierten Systemen, Verlässlichkeit von
automatisierten Systemen und Wiederverwendungskonzepte in der
Automatisierungstechnik.
Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik,
Universität Stuttgart,
Pfaffenwaldring 47, D-70550 Stuttgart
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atp edition
4 / 2013
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97091 Würzburg
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Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur
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9161, 97091 Würzburg.
Bankleitzahl
✘
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Kontonummer
PAATPE0113
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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
HAUPTBEITRAG
Cyber-Physical Programmable
Logic Controllers
Architecture and Model-Based Design
Automation applications such as flexible manufacturing, smart energy management, and
mobility are moving towards a complex and geographically distributed topology of physical
processes (e.g. electro-mechanical, chemical, etc.) and computational processes (e.g.
controllers and software). We provide additional functionality to the very successful
programmable logic controller (PLC) architecture in order to improve the interaction with
its environment. Our novel architecture, referred to as cyber-physical systems programmable
logic controller (CPS-PLC), enables communication with external and geographically
distributed devices and physical processes in addition to the traditional automation
pyramid of locally networked devices. External communication allows the CPS-PLCs to
interact with complex information from remote sources and react intelligently to unexpected
events. Additionally, we present a model-based design approach for engineering
of CPS-PLC applications where the physical behaviour of the system under control is as
important as the embedded control hardware/software. We demonstrate the feasibility of
our approach with a Smart Grid CPS application.
KEYWORDS cyber-physical systems / model-based design / programmable logic controllers
Cyber-Physical Programmable Logic Controller
Architektur und modellbasierter Entwurf
Flexible Fertigung, intelligentes Energiemanagement und Mobilität entwickeln sich zu
einer komplexen und geografisch verteilten Topologie von physikalischen (zum Beispiel
elektro-mechanisch, chemisch) und informationstechnischen Prozessen (beispielsweise
Steuerungen und Software). In diesem Beitrag stellen die Autoren eine zusätzliche Funktionalität
für speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS beziehungsweise PLC, programmable
logic controller) vor, um die Interaktion mit ihrer Umwelt zu verbessern. Die Architektur
cyber-physical systems programmable logic controller (CPS-PLC) ermöglicht
die Kommunikation mit externen und geografisch verteilten Geräten und physikalischen
Prozessen zusätzlich zur üblichen Automatisierungspyramide von lokalen, vernetzten
Geräten. So ist es dem CPS-PLC möglich, mit komplexer Information von entfernten Quellen
umzugehen und auf unerwartete Ereignisse intelligent zu reagieren. Im Artikel wird
auch eine modellbasierte Entwurfsmethode beschrieben, um CPS-PLC-Anwendungen zu
projektieren, wobei das physikalische Verhalten des kontrollierten Systems ebenso wichtig
ist wie Hardware und Software der eingebetteten Steuerung. Die Machbarkeit des
Verfahrens wird durch eine Smart-Grid-CPS-Anwendung demonstriert.
SCHLAGWÖRTER Cyber-physical systems / Modellbasierter Entwurf / Speicherprogrammierbare
Steuerungen
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atp edition
4 / 2013
ARQUIMEDES CANEDO, GEORG MÜNZEL, GEORGE LO, THOMAS GRÜNEWALD, Siemens Corporation
Cyber-physical systems (CPS) are integrations
of computation, networking, and physical processes
[1, 14]. Embedded systems (i.e. hardware
and software) monitor and control physical
processes such as physical, chemical, and biological
[2]. Interestingly, current PLC applications exhibit
similar features to CPS applications but they are not
regarded as “cyber-physical”. For example, a typical PLC
application interacts with physical processes through
sensors and actuators, and it is capable to communicate
with other embedded devices located at large distances.
Nevertheless, traditional PLC applications are developed
using a rather simplistic approach that prioritizes
the hardware/software over the physical process under
control. As a result, these simple control algorithms are
not suitable for future applications where more intelligence
is necessary to optimize the overall performance
of the system.
In this paper, we present a cyber-physical programmable
logic controller (CPS-PLC) architecture that leverages
the real-time properties (e.g. runtime), engineering
(e.g. compatibility with sensors, actuators, HMIs, IO
devices), programming (e.g. IEC 61131-3 editors and languages)
[3], and tools (e.g. compilers, optimizers, debuggers)
of traditional PLC systems to control highly distributed
CPS applications. The key insights that enable this
technology are:
CPS-PLCs not only communicate locally with sensors
and actuators but reach out to the external world
(e.g. internet, sensors and actuators located hundreds
of kilometers away) in a highly distributed network
topology.
The interactions of CPS-PLCs with complex physical
processes requires novel design methodologies such
as model-based engineering that leverage real-time
physical simulation to create accurate and robust
distributed control systems. New technological improvements
in embedded multi-/many-core processors
[16, 17, 18] make it possible to execute these simulations
locally in the CPS-PLC.
We believe that a critical aspect for the adoption of CPS-
PLCs is the reusability of the classic PLC concepts because
industry automation practitioners are intimately
familiar with the PLC technology. Unfortunately, CPS
applications demand new control strategies that are difficult
or impossible to support with the current PLC engineering
tools. To overcome this technological limitation,
we have developed a state-of-the-art model-based
design tool compatible with classic PLC engineering
tools that enable the design and engineering of complex
control algorithms for CPS applications. Specifically, we
encapsulate CPS-PLC functionality in reusable components
compatible with IEC 61131-3 languages that allow
highly distributed communication and provide multidomain
physical simulation capabilities. Using a smart
grid [15] CPS application developed at Siemens Corporation,
Corporate Technology at Princeton, USA, we demonstrate
the feasibility of the CPS-PLC architecture.
1. RELATED WORK
Historically, PLCs have taken advantage of faster uniprocessors
to execute more functionality in software and to
reduce the scan cycle times for the benefit of control algorithms.
However, uniprocessors have reached a speed
plateau and this will eventually force the PLCs to move
to the more scalable and energy efficient multi-/manycore
technology [6]. Although this paradigm shift represents
a major technical challenge [10], it also opens new
possibilities for the control of modern cyber-physical
systems. In particular, the availability of more processing
units will allow a high-fidelity simulation of the physical
processes under control [11] to be executed within the
CPS-PLC. Because the simulation is local to the CPS-PLC,
the communication between the control algorithm and
the simulated physical process occurs instantaneously
and it is no longer restricted by the scan cycle time. This
enables the possibility of accurately controlling physical
systems with very fast dynamics such as chemical processes.
We believe that the integration of local simulation
atp edition
4 / 2013
59
HAUPTBEITRAG
in the CPS-PLC is necessary for the adoption of PLC technology
in future CPS applications characterized by complex
and fast physical processes [12, 13].
Cyber-physical systems, as defined by Sztipanovits [14]
are “engineered systems where functionality and salient
characteristics emerge from the networked interaction
of computational end physical components”. While current
PLCs are networked, and provide the computational
power to control physical processes, they do not address
the cyber and the physical challenges simultaneously
that arise with CPS applications [19]. For example, current
PLC design methods focus on the detailed design of
the cyber part consisting of the control software, computation,
and communication elements, but use a rather
simplistic approach for the physical part consisting of
physical processes. The physical world is abstracted and
only sampled every once in a while. We believe that the
integration of the physical aspects directly into the PLC
using model-based design techniques will allow for a
more robust and scalable approach for the development
of future CPS applications using CPS-PLCs.
2. CYBER-PHYSICAL PROGRAMMABLE
LOGIC CONTROLLERS
CPS research and development has its origins in embedded
computing [1] and the mainstream CPS applications
have adopted the tools and methods from the embedded
community. For example, automotive electronic control
units (ECUs) are embedded microcontrollers typically
programmed in C. In this paper, we observe that PLCs
are also a viable control architecture for CPS applications.
PLCs are hard real-time control systems designed
to interact with and control physical processes through
sensors and actuators in harsh environments and for very
long periods of time. The most salient feature of PLCs is
their cyclic execution mechanism. The scan cycle time
(also known as the sampling rate) refers to the period of
time in which the system is expected to (1) read the state
of the system under control (plant) through the sensors,
(2) compute the corrections to bring the plant to the
desired state, (3) send the corrective commands through
the actuators. In addition, PLCs have a large user base
supported by a mature toolchain that provides various
programming languages, editors, compilers, debuggers
(e.g. Simatic [9]), and communication protocols (e.g. Profibus,
Profinet). Despite these advantages, traditional
PLCs are unable to interact directly with the external
world or processes. This feature is particularly important
for CPS applications that are characterized by geographically
distributed processes. In this section we introduce
the cyber-physical programming logic controller (CPS-
PLC) architecture that solves the problem of external
communication in traditional PLCs in order to satisfy
the requirements of modern CPS applications.
The distributed nature of CPS applications has profound
implications in traditional PLC systems. For example,
Figure 1(a) shows a heating, ventilation, and air
conditioning (HVAC) system of a building controlled by
an automation network composed by a PLC, HMI, and an
I/O module. Sensor/actuator data is read/written periodically
by the I/O module that communicates with the
PLC. The PLC is in charge of implementing the control
algorithm that maintains the building temperature at the
desired set point (set by the users through the HMI) by
turning on/off the HVAC system depending on the current
temperature specified by the temperature sensor.
Notice that in this configuration, the PLC is communicating
locally to other automation devices within the
building. Smart buildings are an emerging CPS application
where networked, intelligent, sensitive and adaptable
buildings maximize energy efficiency, comfort, and
safety [4]. This application requires more sophisticated
control algorithms that interact with external data such
as weather and utility company pricing information. Figure
1(b) shows the automation system that controls the
HVAC system of a smart building using CPS-PLCs. Notice
that this automation system communicates globally
to external and distant data sources including weather
and utility company pricing information.
The availability of external sources of data in the CPS-
PLCs accommodates more sophisticated control algorithms
that adapt to varying physical and market conditions.
These control algorithms often require simulation
of physical processes (e.g. building simulation) in order
to estimate optimal control strategies as shown in Figure
1(b). CPS-PLCs take advantage of physical simulation to
improve the accuracy of the control strategies and also
as the means for validation and verification of the control
code itself. Existing PLC engineering tools do not provide
simulation support and global communication support
and therefore we propose new model-based design tools
based on the existing PLC toolchain where the control
algorithms can be coupled to a physical simulation and
can communicate with external data sources.
2.1 Model-Based Engineering Tools for CPS-PLCs
We leverage the existing engineering tools for PLCs to
minimize implementation effort and, more importantly,
to provide the users the necessary extensions for CPS-
PLC programming in an environment they are familiar
with. Since most PLC vendors provide tools compatible
with the IEC 61131-3 standard, we use the concept of
function blocks (FBs) to provide the CPS-PLC functionality
in reusable and language independent components
that can be embedded in existing PLC programs including
Instruction List (IL), Structured Text (ST), Ladder
Diagram (LD), Function Block Diagram (FBD), and Sequential
Function Charts (SFC).
Figure 2 compares the traditional PLC application engineering
workflow with the proposed CPS-PLC workflow.
In the traditional PLC workflow shown in Figure
2(a), the automation engineer first communicates with
the mechatronics expert to understand the control and
system requirements. The control code and algorithms
create a PLC program that uses function blocks from a
reusable component library (typically provided by the
PLC vendor but extendable by the users). The PLC
toolchain consisting of editors, compilers, debuggers,
and optimizers transform the high-level PLC program
into executable code for the PLC. The PLC runtime is in
charge of executing this program to control a physical
system. An important aspect of the traditional PLC workflow
is that the communication between the mechatronics
expert and the automation engineer is often infor-
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mal using ad-hoc tools such as Microsoft Word, Powerpoint,
and Excel.
Figure 2(b) shows the CPS-PLC workflow. Notice that
the automation engineer is now required to interact with
the web expertise and also with the mechatronics expert.
However, this interaction is formalized through object
references to external data from web services and simulation
models created with model based design (MBD)
tools. The formalization of the interaction between different
experts reduces the errors and improves the development
time of CPS control applications. It is important
to note that the web expertise may not be a person but
the body of knowledge necessary to make use of the web
technologies. The web is an environment that uses a large
variety of data formats, protocols, languages, and standards
different that those used in automation. Compared
FIGURE 1: Comparison
between PLC and CPS-PLC
in terms of data streams
including sensor, actuator,
external data sources,
and physical simulations
Utility
Data
Weather
Data
HMI
Actuator
Data
CPS-PLC
HMI
Sensor
Data
External
Data
PLC
CPS-PLC
3
Building
Equipment
Sensor
Actuator
(HVAC)
Sensor
Actuator
(HVAC)
2
Building
Building
Simulation
Smart
Building
CPS-PLC
a) The PLC architecture is designed to interact
with physical processes locally through
sensors and actuators.
b) The CP-PLC architecture interacts with highly distributed
physical processes and takes into consideration external data
and physical simulations which allows the implementation of
sophisticated control algorithms for CPS applications.
Control code
+
Simulation
1
External
weather data
FIGURE 3:
Smart Energy Box prototype using
a CPS-PLC to provide smart
energy strategies to buildings
using real-time weather data
and energy simulation executed
locally in the CPS-PLC for better
accuracy in the control algorithms
FIGURE 2: Difference between a) the traditional PLC workflow that uses informal
methods for communication of requirements and b) the CPS-PLC workflow that
formalizes the interaction between the Automation Engineer and external data sources
and simulation models facilitated by Web Expertise and a Mechatronics Expert
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61
HAUPTBEITRAG
to the existing paradigm, web expertise is necessary
because new and critical aspects such as cybersecurity
need to be addressed properly.
To make use of external data and simulation models
in the CPS-PLC application, the automation engineer is
required to use new function blocks that provide the
mechanisms for external communication and simulation
to the CPS-PLC. These function blocks would typically
be developed by the CPS-PLC vendor and shipped
to the users in the form of reusable function blocks. With
more sources of data (historical or real-time) and highfidelity
physical simulations, the automation engineer
can now develop more sophisticated control algorithms
for CPS applications to create more efficient and intelligent
systems. Thanks to the use of function blocks, the
existing PLC toolchain can be reused to edit, compile,
debug, and optimize the CPS-PLC applications. Finally,
the CPS-PLC runtime converts the object references between
the external data sources and physical simulation
models into periodic communication with instances of
the external data stream and the simulation executable.
Notice that the simulation can be either executed locally
in the CPS-PLC or externally in a personal computer.
Local simulations can be beneficial to improve the accuracy
of control algorithms that require frequent interaction
with fast physical dynamic systems such as chemical
processes. The dynamic interaction between the
CPS-PLC with external data and external/local detailed
physical simulation opens new possibilities for the use
of this architecture in CPS applications.
The complexity of emerging and future CPS applications
calls for novel methods and tools that reduce the
development time and cost of control systems while maximizing
the efficiency of the overall system.
3. USE-CASE: SMART ENERGY BOX
The primary goal of the Smart Energy Box, a CPS-PLC,
is to analyze and provide smart energy strategies to the
FIGURE 4: Real-time weather data from NOAA
showing the next 73 hours in 1 hour intervals
FIGURE 5: Building Layout tool facilitates the
creation of building models that take into account
location, shape, height, occupancy of the building
and the installed lighting and HVAC equipment
100 ms scan
cycle time
1 ms scan
cycle time
FIGURE 6: Function blocks for
communication with external
data and for local communication
with a physical simulation
External data
function block
Simulation
function block
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uilding automation system with the consideration
of current smart building energy analysis (simulation)
and the demand response events (external data).
It is possible to enable or disable strategy evaluation
or just to use energy simulation alone or just demand
response event alone. In the event of disabling both
energy simulation and demand response, the building
will run in the normal/default mode equivalent
to the functionality of a traditional PLC. Figure 3
shows our Smart Energy Box prototype. The CPS-PLC
(2) uses a Simatic Microbox PC running Simatic WinAC
that uses function blocks to communicate periodically
with external weather data (1) and to create
an interface with an energy simulation (2) running in
the controller. Once the control algorithm decides the
best energy optimization strategy, the CPS-PLC communicates
with the building equipment (3) using
standard I/O interfaces. It is important to notice that
the Smart Energy Box is a prototype to demonstrate
the capabilities of CPS-PLCs and although this example
is related to smart building applications, the
CPS-PLC architecture is applicable to manufacturing,
mobility, transportation, and other CPS applications.
3.1 External Data
Weather conditions have a direct impact in the energy
utilization of a building. The Smart Energy Box
must predict the energy usage based on a real-time
weather forecast and therefore we provide a weather
adapter as a function block for the CPS-PLC programmer
to access weather data streams through the internet
in real-time. The weather adapter is one of the
main components of the Smart Energy Box because
it provides two key functionalities: (1) retrieves the
weather forecast information through publicly available
web service; (2) converts and stores the weather
forecast information into the hourly weather data that
the Smart Energy Box control algorithm and the energy
simulation can use during runtime to provide accurate
energy utilization strategies that attempt to
minimize the cost, maximize the energy efficiency,
and to guarantee the occupancy comfort for the occupants
of the building.
Currently, the Smart Energy Box connects to the
National Oceanic and Atmospheric Administration
(NOAA) weather service [5] to retrieve real-time weather
data provided as 3-hour interval reports for the
next 72 hours and as 6-hour interval reports for the
next 168 hours. NOAA uses the National Digital Forecast
Database (NDFD) schema to deliver weather data.
The web expert is responsible for converting the data
with the NDFD schema into the internal weather representation
of the Smart Energy Box. Although not
currently implemented, the weather adapter of the
Smart Energy Box is capable of fetching weather data
from other sources such as Weather Underground [21].
Figure 4 shows a snapshot of the real-time weather
data that is imported by the Smart Energy Box for
Princeton, NJ, USA location from NOAA. The Smart
Energy Box UI is a tool that we developed for the web
expert to facilitate the data conversion between weather
data formats.
REFERENCES
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http://cyberphysicalsystems.org/
[2] Rajkumar, R., Lee, I., Sha, L., Stankovic, J. A.: Cyberphysical
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S. 731–736. ACM-Verlag 2010.
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Programming Languages, 2011. http://www.iec.ch
[4] Siemens: Smart Buildings – the future of building technology.
2012. http://www.youtube.com/watch?v=gCuPx9shWT0
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http://www.nws.noaa.gov/ndfd/
[6] Canedo, A., Dalloro, L., Ludwig, H.: Pipelining for Cyclic
Control Systems. In: Proc. ACM/IEEE Hybrid Systems:
Computation and Control (HSCC 2013), in print. IEE 2013
[7] Mathworks: Simulink. 2012.
http://www.mathworks.com/products/simulink/
[8] Mathworks: Simulink PLC Coder. 2012.
http://www.mathworks.com/products/sl-plc-coder/
[9] Siemens: Automation Technology. 2012.
http://www.automation.siemens.com
[10] Navet, N., Monot, A., Bavoux, B., Simonot-Lion, F.: Multi-source
and multicore automotive ECUs – OS protection mechanisms and
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Industrial Electronics (ISIE), S. 3734-3741. IEEE 2010.
[11] Wetter, M.: A Modelica-based Model Library for Building
Energy and Control Systems. In: Proc. 11th IBPSA Conference,
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www.ibpsa.org/proceedings/bs2009/bs09_0652_659.pdf
[12] Eisenhower, B., Gasljevic, K., Mezic, I.: Control-Oriented
Modeling and Calibration of Building Energy Models Using
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IBPSA-USA 2012. www.ibpsa.us/simbuild2012/Papers/
SB12_TS02b_2_Eisenhower.pdf
[13] Liberatore, V., Al-Hammouri, A.: SmartGrid Communication
and Co-simulation. IEEE Energytech, S. 1-5, 2011
[14] Sztipanovits, J.: Model Integration Languages: Cyber-
Physical Systems Challenge for Model-based Design. In: ACM/
IEEE 15th International Conference on Model Driven Engineering
Languages & Systems (MODELS), Keynote Speech. 2012
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Managing Residential-Level EV Charging Using Networkas-Automation
Platform (NAP) Technology. In: IEEE International
Electric Vehicle Conference (IEVC 2012), S. 1-6. IEEE 2012
[21] Weather Underground, Weather API,
http://www.wunderground.com/weather/api/ S. 1-6. IEEE 2012
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HAUPTBEITRAG
3.2 Simulation Model
The building modeling begins with our building layout
tool that allows building designers (analogous to the mechatronics
experts in Figure 2) to visually create the
shape of a building in a map as shown in Figure 5. The
user draws the perimeter polygon on the map, and specifies
the number of floors, the occupancy, lighting, and
HVAC configuration. These parameters are used to populate
the simulation parameters of a Matlab/Simulink
[7] model that describes the energy dynamics of the building.
Using the Mathworks code generator [8], the Matlab/
Simulink model can be translated into Structured Text
and executed directly in the CPS-PLC or, alternatively,
compiled into an executable simulation object that is
executed in a personal computer and periodically communicates
with the control code executed in the CPS-
PLC runtime.
3.3 Function blocks
A very important design aspect of CPS-PLC is to reuse
the PLC toolchain and to provide the extra functionality
through reusable function blocks that users can
embeded in their applications to develop more sophisticated
algorithm and control strategies. Figure 6
shows two function blocks “FC1 check network for
updates” and “FC2 StepV” that provide connectivity
to external data sources (weather data) and to the local
simulation (thermal-energy). Notice that both function
blocks are assigned to the standard automation task
(OB1 and OB35) and this allows cyclic communication
every 100 ms and 1 ms. The simulation function block
is configured to 1 ms in order to achieve a real-time
interaction between the simulated physical process
and the controller.
CONCLUSION
This paper introduces the cyber-physical programmable
logic controller (CPS-PLC), a hard real-time cyclic
control architecture based on traditional PLCs that satisfies
the requirements of emerging and future CPS
applications. By allowing communication with external
and geographically distributed data streams, and by
providing a mechanism to couple control code with physical
simulations, the CPS-PLC architecture accommodates
more sophisticated control algorithms to improve
the performance of systems. We also present a CPS-PLC
toolchain that, based on the existing PLC languages,
extends their functionality through reusable components
in the form of function blocks. Using a smart building
CPS application, we demonstrated how our architecture
uses a model-based design approach to develop
complex control strategies that optimize the energy
consumption of a smart building. CPS-PLC is also applicable
to a broad range of emerging CPS applications
including smart grid and energy applications [20].
MANUSKRIPTEINGANG
05.12.2012
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
ACKNOWLEDGEMENTS
The authors thank Prasad Mukka, Florian Ersch,
and Mike Veldink from Siemens Corporation,
Corporate Technology, for their support with the
implementation of the CPS-PLC in the smart
building CPS application.
AUTHORS
Dr. ARQUIMEDES CANEDO (born in 1981) is a Staff Scientist
at the Technology Field Automation and Control of Siemens
Corporate Technology.
Siemens Corporation,
Corporate Technology,
755 College Road East, Princeton, USA, 08540,
Tel. +1 609 734 33 17,
E-Mail: arquimedes.canedo@siemens.com
Dr. GEORGE LO (born in 1950) is a Senior Principal
Key Expert Engineer in the Field of Automation and
Control at Siemens Corporate Technology
Siemens Corporation,
Corporate Technology,
755 College Road East,
Princeton, USA, 08540
Dipl. Math. GEORG MÜNZEL (born in 1956) is the Head of the
Research Group Automation Engineering 1 in the Technology
Field Automation and Control of Siemens Corporate Technology.
Siemens Corporation,
Corporate Technology,
755 College Road East,
Princeton, USA, 08540
THOMAS GRÜNEWALD (born in 1970) is a Project
Manager in the Field of Automation and Control at
Siemens Corporate Technology
Siemens Corporation,
Corporate Technology,
755 College Road East,
Princeton, USA, 08540
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KNOWLEDGE
for the FUTURE
Qualified reading
for automation
experts
Process Control Systems Engineering
Process Control Systems (PCS) are distributed control systems
(DCS) that are specialized to meet specific requirements of the
process industries.
The text book focuses on PCS engineering basics that are common
to different domains of the process industries. It relates to an
experimental research plant which serves for the exploration
of the interaction between process modularization and process
automation methods. This permits to capture features of highly
specialized and integrated mono-product plants as well as
application areas which are dominated by locally standardized
general-purpose apparatus and multi-product schemes. While
the text book’s theory is applicable for all PCS of different
suppliers, the examples refer to Siemens’ control system PCS 7.
Focusing on a single PCS enables readers to use the book in basic
lectures on PCS engineering as well as in computer lab courses,
allowing students to gain hands-on experience.
Editor: L. Urbas
1 st edition 2012, 204 pages, content in English * , hardcover
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Yes, I place a firm order for the technical book. Please send me
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