3R MiniLog2 (Vorschau)
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6/2012<br />
ISSN 2191-9798<br />
K 1252 E<br />
Vulkan-Verlag,<br />
Essen<br />
Fachzeitschrift für sichere und<br />
effiziente Rohrleitungssysteme<br />
6. Praxistag<br />
Korrosionsschutz<br />
13.06.2012<br />
In Gelsenkirchen<br />
www.<strong>3R</strong>-Rohre.de<br />
<strong>MiniLog2</strong><br />
Messtechnik für den<br />
kathodischen Korrosionsschutz<br />
3-IN-1<br />
Datenlogger<br />
GPS-Zeitschalter<br />
IFO-Messung<br />
www.weilekes.de
6. Praxistag<br />
mit neuem<br />
Internet auftritt:<br />
www.<strong>3R</strong>-Rohre.de<br />
Korrosionsschutz<br />
am 13. Juni 2012 in Gelsenkirchen<br />
Programm<br />
Moderation:<br />
U. Bette, Technische Akademie Wuppertal<br />
Strategien für die Optimierung des kathodischen<br />
Korrosionsschutzes von Rohrleitungen unter Wechselspannungsbeeinflussung<br />
Dr. M. Büchler, SGK Schweizerische Gesellschaft<br />
für Korrosionsschutz, Zürich<br />
Neues Berechnungsverfahren für Erderspannungstrichter<br />
R. Watermann, Open Grid Europe GmbH, Essen<br />
Prof. Dr. R. Schröder, TFH Bochum, Bochum<br />
Wechselstromkorrosion – Ergebnisse von Messungen an<br />
ER-Coupons mit einem 16-Bit-Digital-Speicher-Oszilloskop<br />
U. Bette, Technische Akademie Wuppertal, Wuppertal<br />
<strong>MiniLog2</strong>: der Datenlogger für den KKS und<br />
Pfadfinder in die Cloud<br />
Th. Weilekes, Weilekes Elektronik GmbH, Gelsenkirchen<br />
Smart KKS: Integration von KKS-Messdaten in die<br />
bestehende Infrastruktur eines Netzbetreibers<br />
M. Müller, RBS Wave GmbH, Stuttgart<br />
Polyamidumhüllung als Verschleißschutz<br />
bei der Verlegung von Stahlleitungsrohren<br />
mittels grabenloser Verfahren<br />
Dr. H.-J. Kocks, Salzgitter Mannesmann Line Pipe GmbH, Siegen<br />
Nachumhüllung von Schweißnähten<br />
für besondere Einsatzfälle<br />
A. Drees, Kettler GmbH & Co. KG, Herten-Westerholt<br />
Ziehkopf zur Überwachung der Umhüllung während<br />
des Einzugs der Rohrleitung beim HDD-Verfahren<br />
H. Engelke, EWE Oldenburg<br />
Modul zur Korrosionskalkulation<br />
bei nicht molchbaren Leitungen<br />
Th. Laier, RWE – Westfalen-Weser-Ems – Netzservice GmbH,<br />
Dortmund<br />
Aktuelle Entwicklungen im Regelwerk<br />
H. Gaugler, SWM, München<br />
Wann und Wo?<br />
Veranstalter:<br />
Veranstalter<br />
<strong>3R</strong>, fkks<br />
Termin: Mittwoch, 13.06.2012,<br />
9:00 Uhr – 17:15 Uhr<br />
Ort:<br />
Zielgruppe:<br />
Veltinsarena, Gelsenkirchen,<br />
www.veltins-arena.de<br />
Mitarbeiter von Stadtwerken,<br />
Energieversorgungs- und<br />
Korrosionsschutzfachunternehmen<br />
Teilnahmegebühr:<br />
<strong>3R</strong>-Abonnenten<br />
und fkks-Mitglieder: 365,- €<br />
Nichtabonnenten: 395,- €<br />
Bei weiteren Anmeldungen aus einem Unternehmen wird<br />
ein Rabatt von 10 % auf den jeweiligen Preis gewährt.<br />
Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen sowie<br />
das Catering (2 x Kaffee, 1 x Mittagessen).<br />
Mehr Information und Online-Anmeldung unter<br />
www.praxistag-korrosionsschutz.de<br />
Fax-Anmeldung: 0201-82002-55 oder Online-Anmeldung: www.praxistag-korrosionsschutz.de<br />
Ich bin <strong>3R</strong>-Abonnent<br />
Ich bin fkks-Mitglied<br />
Ich bin Nichtabonnent/kein fkks-Mitglied<br />
Vorname, Name des Empfängers<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
Firma/Institution<br />
E-Mail<br />
Straße/Postfach<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Nummer<br />
✘<br />
Ort, Datum, Unterschrift
Editorial<br />
Miteinander reden<br />
ohne sich zu verstehen<br />
Die Bundesnetzagentur (BNetzA) rügt immer wieder das<br />
schleppende Investitionsverhalten der Leitungsnetzbetreiber.<br />
Sie verweist dabei auf die in den Kostenanträgen genehmigten<br />
Abschreibungen und die aus ihrer Sicht üppigen Zinssätze von<br />
9,05 % bei Neuinvestitionen. Außerdem seien die Investitionen<br />
in die Netze im Vergleich zum sonstigen Wirtschaftsleben ja<br />
besonders sicher, es gäbe also gar keine Gründe für Zurückhaltung<br />
hierbei.<br />
Aus Sicht der Netzbetreiber stellt sich die Situation anders<br />
dar: Eine Rendite wird überhaupt nur auf Investitionen zugestanden.<br />
Alle anderen Kosten werden im besten Falle 1:1 anerkannt,<br />
obwohl sie, wie in anderen Branchen auch, einen<br />
notwendigen Aufwand zur Leistungserbringung darstellen, der<br />
sich lohnen muss. Einzelne Kosten müssen sogar ohne jede Erstattung<br />
getragen werden. Diese Verfahrensweise der BNetzA<br />
reduziert de facto die erzielbare Rendite deutlich. Nennenswertes<br />
Umlaufvermögen oder Kommunikationsmaßnahmen<br />
wie Sponsoring werden für einen Netzbetreiber aus BNetzA-<br />
Sicht für unnötig erklärt, womit z. B. die Material-Vorhaltung<br />
für Störungen und Instandhaltung oder das Sponsoring von<br />
Veranstaltungen zur Gewinnung des notwendigen Ingenieurnachwuchses<br />
dem Rotstift zum Opfer fällt. Gleichfalls gesteht<br />
die BNetzA den Netzbetreibern kein Interesse an neuen Netzanschlüssen<br />
zu, sondern sieht hier einzig die Vertriebsunternehmen<br />
in der Pflicht.<br />
Und dann ist da noch der Zeitversatz der Anerkennung der<br />
Investitionen. Er liegt zwischen zwei und sieben Jahren, was<br />
den Barwert der nominal so „üppigen Zinssätze“ endgültig auf<br />
Bereiche deutlich unter 5 % reduziert.<br />
Diesen Argumenten wird immer wieder der „Sockeleffekt“<br />
und vor allem die Sicherheit der Investitionen entgegen gehalten.<br />
Während für die Netzagentur dann aber mit der Anerkennung<br />
der entsprechenden Abschreibungen die Welt in Ordnung<br />
ist, stellen sich die Netzbetreiber ganz andere Fragen in Zusammenhang<br />
mit Investitions- und Kalkulationssicherheit:<br />
Welche Perspektive haben Gasnetze in der Endverteilung<br />
im Neubaubereich und im Bestand noch, wenn gleichzeitig<br />
erkennbar wird, dass die Heizenergiebedarfe in den<br />
nächsten Jahrzehnten drastisch sinken werden und<br />
vermehrt günstiger Überschuss-Strom aus den Erneuerbaren<br />
Energien im Wärmemarkt landen kann?<br />
Werden die Risiken der langfristigen Bindung an Personal<br />
mit guten und sozialen Arbeitsbedingungen in den Unternehmen<br />
tragbar bleiben? Im Rahmen des Effizienzbenchmarks<br />
besteht das Risiko, dass Äpfel mit Birnen verglichen<br />
werden und vereinzelt günstig eingekaufte Dienstleistungen<br />
in den Prozessen einen für die Netzbetreiber in der<br />
Breite nicht erzielbaren Benchmark setzen. Es besteht die<br />
akute Gefahr, dass eine Lohnspirale nach unten erzwungen<br />
und der Druck auf Dienstleister noch mehr erhöht wird.<br />
Die Debatte um die Personalzusatzkosten ist völlig unverständlich,<br />
weigert sich doch die BNetzA gesetzlich und<br />
tariflich bedingte Lohnbestandteile<br />
anzuerkennen, nur<br />
weil die Dienstleistung von<br />
Mitarbeitern des Mutterunternehmens<br />
erbracht wird.<br />
Das dahinterstehende Ziel<br />
der BNetzA, die sogenannten<br />
großen Netzgesellschaften<br />
auf einem Nebenweg zu<br />
erzwingen, ist dabei weder<br />
vom EnWG noch vom<br />
Aktienrecht gedeckt.<br />
Das gravierendste Missverständnis besteht aber m. E. bei<br />
der Frage, in welchem Umfang Geld für Investitionen<br />
verfügbar ist und wie es zu Investitionsentscheidungen in<br />
Unternehmen kommt. Aus BNetzA-Sicht ist die Finanzierung<br />
im Netzgeschäft kein Problem. In ihrer Welt sind<br />
Netzgeschäfte sichere Geschäfte mit guten Renditen und<br />
von daher für jede Bank und jedes Unternehmen ein<br />
wünschenswertes Geschäft.<br />
Aus Sicht der Energieversorgungsunternehmen als Eigner<br />
von Netzbetreibern zeigt sich eine ganz andere Welt. Die<br />
sinkenden Erlösobergrenzen im Zuge der Anreizregulierung<br />
in Verbindung mit steigenden Kosten durch Bürokratie und<br />
Regulierung schmälern die Investitionsbereitschaft in das<br />
Netzgeschäft. Die verfügbaren Geldmittel werden nicht<br />
mehr in diese Geschäftsbereiche investiert, sondern<br />
wenden sich renditeträchtigeren Geschäften zu. Die klare<br />
Maxime jedes Unternehmertums ist die Konkurrenz des zu<br />
investierenden Geldes um die bestmögliche Verzinsung.<br />
Genau dieser Maxime folgen auch die Eigner und Vorstände<br />
der Energieversorgungsunternehmen - soweit sie die<br />
Wahl dazu haben. Begrenzt wird diese Entwicklung nur<br />
durch unabweisbare Verpflichtungen bei bestimmten<br />
Investitionen und dem Willen der Eigner und Unternehmen,<br />
keine unkalkulierbaren Risiken einzugehen.<br />
Deshalb sind trotz erheblicher Investitionsbedarfe in die Netzinfrastruktur<br />
für die Energiewende momentan nur moderate<br />
Investitionslinien erkennbar. Eine echte Wende hin zu modernen<br />
und flexibleren Netzstrukturen kann man so nicht gestalten.<br />
Die wechselseitigen Appelle und Rechtfertigungen zwischen<br />
Bundesnetzagentur, den Verbänden und den Netzbetreibern<br />
helfen auch kein Stück weiter. Was wir brauchen, ist das<br />
wechselseitige Verstehen dessen, was die beteiligten Parteien<br />
antreibt, zum heutigen Verhalten führt und daraufhin ein Vorgehen,<br />
das diese Antriebskräfte würdigt und in veränderte Rahmenbedingungen<br />
überführt – nur dann wird das Investitionsklima<br />
sich ändern und die Energiewende kann gelingen.<br />
Bernd Heimhuber<br />
Geschäftsführer der enercity<br />
Netzgesellschaft mbH<br />
6 / 2012 421
6/2012<br />
Inhalt<br />
S. 426 S. 436 S. 445<br />
Editorial<br />
325 Miteinander reden ohne<br />
sich zu verstehen<br />
Bernd Heimhuber<br />
Nachrichten<br />
Industrie und Wirtschaft<br />
425 NORMA Group erweitert Produktion in Großbritannien und in China<br />
425 REHAU Katalog Kanaltechnik als kostenloses E-Book<br />
426 Nord Stream-Großauftrag für Vitalis KKS & Elektrotechnik Service<br />
426 GF: Übernahme von IPP stärkt Marktstellung in Nordamerika<br />
427 TÜV Rheinland als Zertifizierungsstelle für Rohrleitungsbauunternehmen<br />
428 NORMA Group stattet Fußball-EM-Stadion in Kiew mit 40.000 Rohrverbindern<br />
aus<br />
428 Mehr Erneuerbare Energien bei MVV Energie<br />
429 Eggert Bau setzt auf HDD-Bohrtechnik<br />
429 Gazprom Germania und Solbus testen LNG-betriebene Busse in Polen<br />
430 Neue Generation der mobilen Trinkwasser aufbereitung ans THW übergeben<br />
431 Innogy Venture Capital und High-Tech Gründerfonds investieren in enercast<br />
431 TÜV NORD veröffentlicht Werkstoffblatt zu Lean-Duplex-Stahl<br />
Verbände und Organisationen<br />
432 FBS stellt Bildungspaket für Studierende vor<br />
432 IKT mit eigener Niederlassung in Arnheim<br />
Personalien<br />
433 Bei BIS Heinrich Scheven übergibt Küsel an Klöcker<br />
434 rbv-Spitze: Gudrun Lohr-Kapfer übernimmt von Klaus Küsel<br />
434 Technik-Vorstand Dr. Holger Krasmann verlässt WILO SE<br />
Faszination Technik<br />
458 Maßarbeit<br />
Veranstaltungen<br />
435 1. Deutscher Reparaturtag in Mainz schließt eine Lücke<br />
436 rbv-Mitglieder verabschieden Klaus Küsel mit viel Applaus<br />
438 Mehr als 300 Studenten nutzen Hochschultag des Fachverbands Steinzeugindustrie<br />
439 GeoTHERM-Besucher waren zufrieden<br />
439 IWW-Kolloquium zur Prozessoptimierung bei Wasserversorgern<br />
422 6 / 2012
Rohrschutz<br />
Korrosionsschutzsysteme für den Rohrleitungsbau<br />
Petrolatum-<br />
Bänder<br />
S. 460<br />
Normen & Regelwerk<br />
440 DWA-Regelwerk<br />
441 DIN-Normen<br />
441 DVGW-Regelwerk Gas/Wasser<br />
442 Sanierung: Spezifikationen für Hausanschlussliner<br />
(DIN SPEC 19748)<br />
fkks – aktuelles<br />
Nachrichten<br />
444 fkks traf sich in Esslingen<br />
Nachrichten<br />
445 Fachbereich „Rohrleitungen und Tankanlagen“<br />
Fachbericht<br />
446 Aktuelle Entwicklungen im Regelwerk<br />
Von Hans Gaugler<br />
Fachbericht<br />
450 Strategien für die Optimierung des kathodischen<br />
Korrosionsschutzes von Rohrleitungen<br />
unter Wechselspannungsbeeinflussung<br />
Von Markus Büchler<br />
Produkte & Verfahren<br />
460 Übergangsverbinder witterungsunabhängig<br />
installiert und sofort voll belastbar<br />
461 Neuer Adapter für Betonrohre mit Fuß<br />
462 Sicherer Korrosionsschutz<br />
462 DWT vertreibt neue Rohrsägemaschinen<br />
463 Schellen mit Schraubenkopf-Erfindung<br />
463 Kanalinspektion goes HDTV<br />
464 GFK-Umhüllungen für mechanischen Schutz an<br />
Rohrleitungen<br />
464 Neue 3S-Mobilfunksteuerung<br />
465 Innovatives Ventilkonzept<br />
Unsere Isoliertechniker führen<br />
seit über 50 Jahren<br />
Umhüllungsarbeiten an<br />
erdverlegten Stahlrohrleitungen<br />
im Werk oder auf Baustellen mit<br />
allen gängigen<br />
Korrosionsschutz-Systemen<br />
durch.<br />
TÜV<br />
zertifiziert<br />
nach ISO 9001<br />
Bitumen-<br />
Bänder<br />
Einbandund<br />
Zweiband-<br />
Systeme<br />
Schrumpftechnik<br />
GFK<br />
Beschichtungen<br />
Kebulin-Gesellschaft Kettler GmbH & Co. KG<br />
Fabrik für Korrosionsschutz und Abdichtung seit 1933<br />
Ostring 9 · 45701 Herten-Westerholt · Tel. +49 209 9615-0<br />
6 / 2012 423
6/2012<br />
Inhalt<br />
S. 480 S. 492 S. 520<br />
Services<br />
499 Marktübersicht<br />
530 Terminkalender<br />
3.US Impressum<br />
Gasversorgung & pipelinebau<br />
Fachbericht<br />
466 Prüfung der Qualität von Rohrleitungsumhüllungen mittels<br />
elektrolytischem Messverfahren<br />
Von Dr. Michael Brecht, Dr. Thomas Löffler, Klaus Blotzki, Hilmar Jansen<br />
Fachbericht<br />
472 Smart KKS: Integration von KKS-Daten in die bestehende Infrastruktur<br />
eines Netzbetreibers<br />
Von Rainer Deiss und Matthias Müller<br />
Fachbericht<br />
480 Wechselstromkorrosion – Ergebnisse von Messungen an ER-Coupons mit<br />
einem 16-Bit-Digital-Speicher-Oszilloskop<br />
Von Ulrich Bette<br />
Fachbericht<br />
486 Korrosionskalkulation für nicht molchbare Rohrleitungen<br />
Von Markus Ruhe und Thomas Laier<br />
Wasserversorgung<br />
Fachbericht<br />
494 Wasserverluste reduzieren – Monitoringsystem mit virtuellen Zonen (Teil 1)<br />
Von Gerald Gangl, Stefan Naleppa, Jürgen Kurz und Tobias Nayda<br />
Abwasserentsorgung<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
510 Berstlining im Wettlauf mit dem Rhein-Hochwasser<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
513 Kinderhaus Märzwiesen nutzt Wärme aus DN1800-Abwasserkanal<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
516 GFK-Schlauchlining im Schwellenwerk – Bahn saniert Abwasserkanal<br />
neben den Gleisen<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
518 Sickermulden mit Substrat entwässern Luckenwalder Industriegebiet<br />
Fernwärme<br />
Fachbericht<br />
520 Neue Berechnungsmethode für ausgehalste T-Stücke in der Fernwärme<br />
Von Eugen Besedin, Jochen Lorch, Roland Hartmann und Andreas Schleyer<br />
Fachbericht<br />
526 Anspruchsvoller Rohrleitungsbau bei Auskoppelstation in der MVA Hamm<br />
Von Katrin Kulbatzki<br />
424 6 / 2012
Industrie und Wirtschaft<br />
Nachrichten<br />
NORMA Group erweitert Produktion in<br />
Großbritannien und in China<br />
Bild: Produktion am Standort Qingdao<br />
Die NORMA Group AG, ein internationaler<br />
Markt- und Technologieführer für hochentwickelte<br />
Verbindungstechnik, erweitert<br />
die Produktion am Standort Newbury<br />
in Großbritannien und in Qingdao in China.<br />
Damit reagiert das Unternehmen auf die<br />
steigende Produktnachfrage in Europa und<br />
Asien. „Wir freuen uns über die hohe Nachfrage<br />
nach unseren Produkten, der wir in<br />
allen Regionen in der hohen Qualität und<br />
mit der gewohnten Zuverlässigkeit nachkommen<br />
wollen“, sagt John Stephenson,<br />
COO der NORMA Group und Präsident der<br />
Region Asien-Pazifik.<br />
Am Standort Newbury wird die Gruppe<br />
in den kommenden zwölf Monaten eine<br />
neue 1.000 m² große Fertigungshalle<br />
errichten, mit der zusätzliche Produktions-<br />
und Lagerkapazitäten für V-Profilschellen<br />
für den europäischen Markt<br />
geschaffen werden. Auch an dem 2008<br />
gebauten Standort Qingdao in China werden<br />
neue Kapazitäten<br />
zur Produktion von<br />
V-Profilschellen errichtet.<br />
Die enge Kooperation<br />
mit Newbury<br />
ermöglicht dabei<br />
die Übertragung<br />
von Know-How in<br />
diesem Produktsegment:<br />
In Newbury<br />
und Qingdao werden<br />
identische Produktionsverfahren<br />
und<br />
Werkzeuge verwendet.<br />
So gewährleistet<br />
die Norma Group,<br />
dass ihren Kunden weltweit Verbindungsprodukte<br />
mit höchster Qualität angeboten<br />
werden. Durch die Fertigung vor Ort können<br />
Kunden in Asien zudem mit kürzeren<br />
Lieferzeiten rechnen.<br />
„Durch die Regionalisierung der Produktion<br />
können wir unsere Kunden weltweit<br />
entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse<br />
bedienen. Durch die enge Zusammenarbeit<br />
zwischen den Teams in<br />
Großbritannien und China kann die Produktionserweiterung<br />
in Europa und in Asien<br />
simultan auf Basis derselben Qualitätsstandards<br />
umgesetzt werden“, sagt Stephenson.<br />
NORMACONNECT V-Profilschellen<br />
sind Verbindungselemente für Flanschrohre<br />
und werden in verschiedenen Anwendungsbereichen<br />
genutzt, zum Beispiel in<br />
Abgas-, Kühl- und Filtersystemen, Turboladern,<br />
der Wasseraufbereitung, Versorgungsleitungen<br />
und Klimaanlagen. Die Profilschelle<br />
ist weltweit in den Standardversionen<br />
NORMACONNECT V für Industrieanwendungen<br />
sowie NORMACONNECT V<br />
PP und Breeze V-Band für die Kraftfahrzeugindustrie<br />
erhältlich.<br />
REHAU Katalog Kanaltechnik als kostenloses<br />
E-Book<br />
Der neue Rehau Katalog Kanaltechnik<br />
2012 ist verfügbar. Auf 520 Seiten stellt<br />
er Kunden und Interessenten alle wichtigen<br />
Informationen rund um die Kanaltechnik-<br />
Systeme gebündelt zur Verfügung. Dabei<br />
präsentiert er sich diesmal in völlig neuer<br />
Form – sowohl inhaltlich als auch optisch.<br />
Beispielsweise wurden die Produktkapitel<br />
hinsichtlich der Struktur und Inhalte vereinheitlicht.<br />
Produkte, Produkteigenschaften<br />
und -vorteile werden klarer herausgestellt<br />
und sind damit schneller zu erfassen.<br />
Eine Trennung<br />
von Produktund<br />
Planungs-/<br />
Verlegeinformationen<br />
erleichtert<br />
die Suche<br />
nach bestimmten<br />
Themen. Als<br />
Anbieter von<br />
Komplettlösungen<br />
liegt der Fokus<br />
nun auch stärker auf dem Servicebereich.<br />
Dieser Systemgedanke zieht sich wie<br />
ein roter Faden durch alle Einzel- und Produktkapitel.<br />
In punkto Optik wartet der Katalog<br />
mit zeitgemäßem Design sowie einer<br />
durchgängigen, klaren Darstellung der<br />
einzelnen Kapitel auf. Überblickseiten wie<br />
„Das Wichtigste zuerst“, „Serviceleistungen“<br />
oder „Produktvarianten“ sorgen für<br />
ein rasches Erkennen der Inhalte.<br />
Darüber hinaus hat Rehau den Katalog<br />
auch als E-Book angelegt. Der Leser<br />
kann darin blättern, Lesezeichen setzen<br />
und Markierungen anbringen. Zu finden<br />
ist das kostenlose E-Book unter www.<br />
rehau.de/kanaltechnikkatalog.<br />
6 / 2012 425
Industrie und Wirtschaft<br />
Nachrichten<br />
Nord Stream-Großauftrag für Vitalis KKS &<br />
Elektrotechnik Service<br />
Die 1.224 km lange Offshore-Pipeline<br />
Nord Stream verbindet die Gasvorkommen<br />
in Russland mit dem europäischen Energiemarkt.<br />
Endpunkt der Pipeline ist die Erdgasübernahmestation<br />
am Energiestandort<br />
Lubmin in der Nähe von Greifswald.<br />
Am Bau der Anlandestation in Lubmin<br />
arbeitet auch die Vitalis KKS & Elektrotechnik<br />
Service GmbH aus Meppen mit. Damit<br />
sind und waren mindestens fünf emsländische<br />
Firmen am Bau der Ostseepipeline<br />
beteiligt. Hierzu gehören außerdem die<br />
Pipeline Services International GmbH & Co.<br />
KG aus Dalum, die ROSEN Technology und<br />
Research Center GmbH aus Lingen, die Firma<br />
Knoll Bauunternehmung aus Haren sowie<br />
die EAS Einhaus Anlagenservice GmbH<br />
aus Dalum. „Ich habe dort viele gute alte<br />
Bekannte aus dem Emsland auf der Baustelle<br />
getroffen“, so Vitalis KKS und Elektrotechnik<br />
Service-Geschäftsführer Oliver<br />
Vitalis Schulz.<br />
Dessen Unternehmen konnte beim<br />
Nord Stream-Projekt einen Großauftrag<br />
an Land ziehen. Schulz und seine Mitarbeiter<br />
sind seit rund eineinhalb Jahren an der<br />
Anlandestelle in Lubmin im Bereich „Kathodischer<br />
Korrosionsschutz“ im Einsatz.<br />
Dabei ist oberstes Ziel die Werterhaltung<br />
der riesigen Rohrleitungen. „Wir sorgen mit<br />
unserer Anlage dafür, dass die untertägigen<br />
Leitungen nicht korrodieren“. Die Anlage<br />
ist inzwischen sowohl vom norwegischen<br />
Zertifizierungsunternehmen DNV als<br />
auch vom deutschen TÜV Nord abgenommen<br />
worden.<br />
Die Vitalis KKS & Elektrotechnik Service<br />
GmbH ist seit rund vier Jahren im Bereich<br />
des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
tätig und deutschland- und europaweit<br />
für Kunden im Einsatz, die Gas-, Öl- und<br />
Solepipelines betreiben oder Chemikalien<br />
in den Pipelines transportieren. Die Meppener<br />
Firma plant und baut Korrosionsschutzanlagen,<br />
überprüft Rohrnetze und<br />
hält sie instand. Die Firma ist zertifiziert<br />
nach GW 11:2006, DIN EN 15257 Grad 2<br />
A2, DIN EN ISO 9001-2008 und SCC**.<br />
Das Unternehmen ist zudem im Bereich<br />
der Entwicklung und Fertigung tätig.<br />
Zurzeit entwickelt es Einspeisekoffer,<br />
die 12 V und 24 V einspeisen können, umschaltbar<br />
sind und Akkuladereglung haben.<br />
Des Weiteren wird eine Regelung entwickelt,<br />
die Gleichrichteranlagen aus der Ferne<br />
steuern kann. Ein Prototyp ist schon im<br />
Einsatz.<br />
Kontakt: Vitalis KKS & Elektrotechnik<br />
Service GmbH, Meppen, Oliver Vitalis<br />
Schulz, Tel. +49 5931 4969339,<br />
E-Mail: kontakt@vitalis-schulz.com,<br />
www.vitalis-schulz.com<br />
GF: Übernahme von IPP stärkt Marktstellung in<br />
Nordamerika<br />
Georg Fischer hat am 22. Mai die Übernahme<br />
des Rohr- und Fitting-Herstellers Independent<br />
Pipe Products Inc. (IPP) in Dallas<br />
(Texas, USA) bekanntgegeben. Geplant<br />
ist der Erwerb von 100 % der ausstehenden<br />
Aktien von IPP, die auf dem US-amerikanischen<br />
Markt der führende Hersteller<br />
von Rohren und Fittings aus Polyethylen<br />
mit großen Durchmessern sind. Beide<br />
Parteien haben über die finanziellen Details<br />
Stillschweigen vereinbart.<br />
1996 als Familienunternehmen gegründet,<br />
konzentrierte sich IPP zunächst<br />
auf die Herstellung von Polyethylen (PE)-<br />
Fittings mit großen Durchmessern. Mit<br />
der Erweiterung seiner Produktpalette auf<br />
großformatige PE-Rohre bietet das Unternehmen<br />
seit 2009 umfassende Lösungen<br />
für Wasserversorger an. Um die wachsende<br />
Nachfrage nach PE-Rohren mit Durchmessern<br />
von bis zu 1,6 m (63 Zoll) erfüllen<br />
zu können, eröffnete IPP 2010 eine zweite,<br />
erfolgreiche Produktionsstätte in Abbeville,<br />
South Carolina. Das Unternehmen<br />
erzielt heute mit 94 Mitarbeitern einen<br />
Umsatz von über 50 Millionen US-Dollar.<br />
GF Piping Systems, eine Unternehmensgruppe<br />
des Georg Fischer Konzerns,<br />
ist eine weltweit führende Anbieterin von<br />
Rohrleitungssystemen aus Kunststoff für<br />
den Transport von Flüssigkeiten und Gasen<br />
in Industrie, Versorgung und Haustechnik.<br />
Mit über 5.000 Mitarbeitern erzielte GF<br />
Piping Systems im Jahr 2011 in mehr als<br />
100 Ländern einen Umsatz von rund CHF<br />
1,2 Mia.<br />
Yves Serra, CEO von Georg Fischer, erklärt:<br />
„Die Übernahme von IPP ist ein weiterer<br />
Schritt auf dem Weg zur Umsetzung<br />
unserer Strategie. Wir sind stolz, IPP in unserer<br />
Gruppe zu begrüßen. Das Unternehmen<br />
ist ein sehr erfolgreicher Anbieter von<br />
groß dimensionierten Rohrleitungssystemen<br />
aus Kunststoff, die das Angebot von<br />
GF Piping Systems perfekt ergänzen.“<br />
426 6 / 2012
TÜV Rheinland als<br />
Zertifizierungsstelle<br />
für Rohrleitungsbauunternehmen<br />
TÜV Rheinland ist von der Deutschen Akkreditierungsstelle<br />
(DAkkS) als Zertifizierungsstelle für die Prüfung und Zertifizierung<br />
von Rohrleitungsbauunternehmen nach dem DVGW-<br />
Arbeitsblatt GW 301 des Deutschen Vereins des Gas- und<br />
Wasserfaches anerkannt worden. Diese speziellen Prüfungen<br />
und Zertifizierungen werden für Unternehmen gefordert, die<br />
Rohrleitungen in Gas- und Wasserversorgungssystemen errichten,<br />
instand setzen und einbinden. Betroffen sind vor allem<br />
Firmen, die an öffentlichen Versorgungssystemen arbeiten.<br />
„Mit der erfolgreichen Anerkennung bestätigt die DAkkS unsere<br />
Kompetenz im Bereich Rohrleitungsbau“, sagt Roland<br />
Schräder, Leiter der Zertifizierungsstelle bei TÜV Rheinland.<br />
„Ab sofort können wir Fachbetrieben eine Alternative im Zertifizierungsverfahren<br />
bieten.“ Ziele des Qualifikationsverfahrens<br />
nach GW 301 sind einerseits die Erhöhung der Sicherheit<br />
und andererseits eine optimierte Auftragsabwicklung<br />
mit den beteiligten Versorgungsunternehmen, die anhand der<br />
Zertifizierung qualifizierte Dienstleister problemlos identifizieren<br />
können. „Damit ist die Zertifizierung nach GW 301 eine<br />
Grundvoraussetzung, um Aufträge von Versorgungsunternehmen<br />
erhalten zu können und bei Ausschreibungen in<br />
Deutschland zugelassen zu werden“, so Schräder. In Ermangelung<br />
eigener Vorschriften orientiert man sich auch in anderen<br />
europäischen Staaten bei der Auswahl von Dienstleistern<br />
häufig an diesem Qualifikationsverfahren.<br />
Zur GW 301 deckt TÜV Rheinland die ganze Bandbreite<br />
der Prüf- und Zertifizierungstätigkeit ab, die ausgehend<br />
von der erstmaligen Prüfung und Zertifizierung über Überwachungsprüfungen<br />
bis zur Rezertifizierung reicht. Aber auch eine<br />
Erweiterung oder Höherstufung der Zertifizierung ist möglich.<br />
Im Zertifizierungsverfahren überprüfen und bewerten die<br />
Experten von TÜV Rheinland die Fachkenntnisse der verantwortlichen<br />
Fachleute im Unternehmen. Daneben wird die gerätetechnische<br />
Ausstattung der Fachfirma sowie der Arbeitsweise<br />
auf den Baustellen beurteilt. Eine Untersuchung des betrieblichen<br />
Managementsystems rundet die Zertifizierung ab.<br />
TÜV Rheinland bietet im Geschäftsfeld Druckgeräte und<br />
Anlagentechnik ein umfangreiches Servicespektrum für Hersteller<br />
und Betreiber aus einer Hand. Die Fachleute von TÜV<br />
Rheinland prüfen Druckgeräte und Rohrleitungen über den<br />
gesamten Lebenszyklus – von der Herstellung bis zum sicheren<br />
Betrieb. Zum Portfolio gehören dabei auch die weltweite<br />
Zertifizierung von Produkten, Personal und Herstellerbetrieben.<br />
TÜV Rheinland bietet als benannte Stelle unter<br />
anderem Konformitätsbewertungen von Druckgeräten<br />
nach der Druckgeräterichtlinie 97/23/EG an. Hinzu kommt<br />
die weltweite Betreuung von Kunden in der Werkstoff- und<br />
Schweißtechnik.<br />
Die neue Generation<br />
der Mantelfehlerortung<br />
vLocDM2<br />
Präzise Ortung von<br />
Mantelfehlern an<br />
KKS-geschützten<br />
Rohrleitungen<br />
Für Fernleitungen als<br />
auch in Ortsnetzen<br />
Ortungsmessdaten<br />
mit GPS-Position<br />
Walk-Back-Funktion<br />
2.24m Log 999<br />
70.2 104m<br />
74dB<br />
Hauptdisplay<br />
8kHz<br />
Walk-Back-Funktion<br />
www.sebakmt.com<br />
6 / 2012 427
Industrie und Wirtschaft<br />
Nachrichten<br />
NORMA Group stattet Fußball-EM-Stadion in<br />
Kiew mit 40.000 Rohrverbindern aus<br />
Die NORMA Group AG hat das Fußballstadion<br />
in Kiew mit 40.000 Rohrverbindern<br />
„NORMA Connect DCS“ ausgestattet. Im<br />
Stadion der ukrainischen Hauptstadt wird<br />
unter anderem das Finale der 14. Fußball-<br />
Europameisterschaft am 1. Juli 2012 ausgetragen.<br />
Werner Deggim,<br />
CEO der<br />
Gruppe, sagt:<br />
„Wir freuen uns,<br />
mit unserer innovativen<br />
Verbindungstechnologie<br />
einen<br />
Beitrag zur Fußb<br />
a l l - E u r o p a -<br />
meisterschaft zu<br />
leisten. Unsere<br />
Rohrverbindungen<br />
sorgen auch<br />
bei großen Auslastungen für dichte Leitungssysteme.“<br />
Die Verbindungstechnologie der NOR-<br />
MA Group kommt bei insgesamt über<br />
13 km langen Abwasserleitungen in der<br />
rund 70.000 Besucher fassenden Arena<br />
zum Einsatz. Sie hält die Abwasserrohre einer<br />
Vakuumanlage der Roediger Vacuum<br />
GmbH zusammen und dicht. Die Rohrverbinder<br />
ermöglichen, Trennstellen von bis<br />
zu 3 mm auszugleichen und Ausdehnungen<br />
aufgrund von extremen Temperaturschwankungen<br />
zu kompensieren.<br />
Rohrverbinder der NORMA Group<br />
werden in der Gebäude- oder Brückenentwässerung,<br />
der Abwassertechnik für<br />
Grundstücke sowie im Labor- und Großküchenbereich<br />
angewendet.<br />
Mehr Erneuerbare Energien bei MVV Energie<br />
Das Mannheimer Energieunternehmen<br />
MVV Energie sieht in „einem neuen Energiedenken“<br />
die wichtigste Voraussetzung<br />
für einen erfolgreichen ökologischen und<br />
nachhaltigen Umbau der Energieversorgung<br />
in den kommenden Jahren. Bei der<br />
Vorlage des Finanzberichts für das erste<br />
Halbjahr (1. Oktober bis 31. März 2012)<br />
des laufenden Geschäftsjahres 2011/12<br />
bekräftigte der Vorstandsvorsitzende der<br />
Unternehmensgruppe, Dr. Georg Müller,<br />
dass die MVV Energie mit ihrer auf den<br />
Ausbau der Erneuerbaren Energien und<br />
die Stärkung der Energieeffizienz ausgerichteten<br />
Unternehmensstrategie dabei<br />
eine Vorreiterrolle übernehmen wolle:<br />
„Erneuerbare Energien werden Schritt für<br />
Schritt die Leitfunktion des Energiesystems<br />
der Zukunft übernehmen, Energieeffizienz<br />
wird an Bedeutung gewinnen“,<br />
so Müller. Das Unternehmen investiere<br />
daher gezielt in Windenergie an Land, in<br />
Biomasse und Biogas, in Kraft-Wärme-<br />
Kopplung in Fernwärme und in die umweltfreundliche<br />
thermische Abfallverwertung.<br />
So hat das Unternehmen eigenen Angaben<br />
zufolge im abgelaufenen Halbjahr<br />
seine Investitionen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
von 67 auf 145 Millionen<br />
Euro mehr als verdoppelt. Erst vor wenigen<br />
Wochen konnte die Unternehmensgruppe<br />
in der Hunsrück-Gemeinde Kirchberg<br />
in Anwesenheit des rheinland-pfälzischen<br />
Ministerpräsidenten Kurt Beck den<br />
leistungsstärksten Windpark in Südwestdeutschland<br />
mit 23 Anlagen offiziell in Betrieb<br />
nehmen – ein Gemeinschaftsprojekt<br />
des Tochterunternehmens Energieversorgung<br />
Offenbach und der Wörrstadter juwi.<br />
Im September geht dann in Klein Wanzleben<br />
(Sachsen-Anhalt) auch die erste Biomethananlage<br />
der MVV Energie ans Netz.<br />
Die steigenden Investitionen sind<br />
auch eine der Hauptursachen dafür, dass<br />
die Unternehmensgruppe in diesem und<br />
den nächsten Geschäftsjahren ihr Ergebnis<br />
nicht auf dem Rekordniveau der beiden<br />
letzten Jahre halten kann. Dr. Müller: „Natürlich<br />
können die hohen Zukunftsinvestitionen<br />
bei den üblichen Anlaufkosten erst<br />
nach Inbetriebnahme positive EBIT-Beiträge<br />
liefern.“ Zudem beeinflusst die geringe<br />
Erzeugungsmarge, der sogenannte Clean<br />
Dark Spread (CDS), das Ergebnis der Unternehmensgruppe.<br />
Angesichts dieser Rahmenbedingungen<br />
hat die MVV Energie nach den Worten<br />
ihres Vorstandsvorsitzenden zwischen<br />
Oktober 2011 und März 2012 ein zufriedenstellendes<br />
Ergebnis erreicht. So konnte<br />
sowohl durch ein gestiegenes Handelsvolumen<br />
als auch durch den weiterhin erfolgreichen<br />
überregionalen Energievertrieb<br />
und höhere Erlöse aus der Direktvermarktung<br />
von Strom aus Erneuerbaren Energien<br />
der Außenumsatz im Jahresvergleich<br />
um 10 % von 1,9 auf fast 2,1 Milliarden<br />
Euro gesteigert werden. Gleichzeitig liegt<br />
das Adjusted EBIT nach dem 1. Halbjahr<br />
2011/12 mit 180 Millionen Euro um rund<br />
12 % unter dem Vorjahreswert.<br />
428 6 / 2012
Eggert Bau setzt auf<br />
HDD-Bohrtechnik<br />
Winfried Leusbrock und Martin Lösbrock<br />
haben im Herbst 2011 im Gewerbepark<br />
Heek (Münsterland) unter dem Namen Eggert<br />
Bau GmbH ihr eigenes Unternehmen<br />
gegründet. Der Tätigkeitsschwerpunkt liegt<br />
im Kabel- und Rohrleitungsbau mit eindeutiger<br />
Ausrichtung auf die HDD-Spülbohrtechnik.<br />
Durch ihre frühere Tätigkeit sind<br />
sie mit dem grabenlosen Bohrgeschäft bestens<br />
vertraut. Auch das inzwischen 12-köpfige<br />
Team kann teilweise auf über 30 Jahre<br />
Bohrerfahrung zurückblicken.<br />
In die Bohrtechnik wurde kräftig investiert.<br />
Die Wahl fiel auf den Grundodrill 15 XP<br />
(Hersteller Tracto-Technik, Lennestadt).<br />
„Dabei haben wir nicht nur die Bohrgeräteleistung<br />
und Qualitätsmerkmale beurteilt.<br />
Ebenso wichtig waren uns das Ausbildungsangebot<br />
des Herstellers sowie die Verfügbarkeit<br />
des Services vor Ort“, so Winfried<br />
Leusbrock. Der Aktionsradius von Eggert<br />
Bau liegt im westlichen Münsterland. Martin<br />
Lösbrock: „Wir sind derzeit gut ausgelastet<br />
mit der Verlegung von Niederspannungskabeln<br />
und Fernwärmeleitungen von Biogasanlagen<br />
zu den meist öffentlichen Abnehmern.<br />
Die Auftraggeber achten auf eine<br />
hohe Qualitätssicherung und fordern von<br />
den Auftragnehmern entsprechende Referenzen,<br />
Qualifikationen und Zertifikate. Aus<br />
diesem Grunde ist die Zertifizierung<br />
nach DVGW Arbeitsblatt<br />
GW 302 (Qualitätskriterien<br />
an Unternehmen<br />
für die grabenlose<br />
Neulegung und Rehabilitation<br />
von Rohrleitungen) für<br />
GN 2 (steuerbare, horizontale<br />
Spülbohrverfahren für Gas- und Wasserrohrleitungen)<br />
notwendig. Damit weisen<br />
wir nach, dass wir regelwerkskonform arbeiten.“<br />
Zielstrebig wurde bereits kurz nach der<br />
Firmengründung die Zertifizierung nach GW<br />
302 bei der Zertifizierung Bau GmbH, Berlin<br />
beantragt und schon kurze Zeit später<br />
vor Ort vom Auditor Dr.-Ing. Robert Diesterbeck<br />
durchgeführt. „Nachweise über die<br />
Teilnahme von Lehrgängen wie z.B. die Ausbildung<br />
zur Fachaufsicht und zum Bohrgeräteführer<br />
nach GW 329 sowie Herstellerschulungen,<br />
wie sie in diesem Fall vorgelegt<br />
wurden, bilden die Basis für den Nachweis<br />
der fachlichen Kompetenz der handelnden<br />
Personen und damit für eine erfolgreiche<br />
Zertifizierung“, so Dr. Diesterbeck.<br />
Die Baustelle lag etwas außerhalb<br />
in der Nähe von Rhede bei der Hofstelle<br />
Bußkamp. Dort wurde auf 55 m Länge<br />
ein wasserführender Graben unterquert.<br />
Zweck der Bohrung war die Verlegung eines<br />
Niederspannungskabels für die Stadtwerke<br />
Rhede. In dessen Bereich werden die<br />
Freileitungen erdverkabelt. Die Verlegetiefe<br />
lag bei ca. 2,5 m. Eingezogen wurden im<br />
Bündel zwei PEHD-Schutzrohre DA 110.<br />
Beim Besuch war der Rohreinzug bereits<br />
im vollen Gange. Die zuvor erstellte Pilotbohrung<br />
wurde zunächst auf 200 mm und<br />
dann auf 300 mm Durchmesser aufgeweitet.<br />
Mit einer Minute pro Bohrstange (3 m)<br />
verlief der Einzug des Rohrbündels problemlos.<br />
Dr. Diesterbeck verschaffte sich<br />
einen Überblick und stellte gezielte Fragen<br />
nach Genehmigungen, Fremdleitungen, der<br />
Verkehrssicherung, dem technischen Ablauf<br />
und nahm anschließend Einsicht in das<br />
Bohrprotokoll. Damit wurde die eintägige<br />
Prüfung ohne nennenswerte Beanstandungen<br />
beendet und die qualifizierte Ausführung<br />
von grabenlosen Bohrarbeiten bestätigt.<br />
Gazprom Germania und Solbus testen LNGbetriebene<br />
Busse in Polen<br />
Zwei mit flüssigem Erdgas (LNG) betriebene<br />
City-Busse wurden im Zeitraum April<br />
bis Mai 2012 in mehreren polnischen Städten<br />
auf regulären Buslinien zum Einsatz gebracht.<br />
An dem Projekt sind zunächst die<br />
Städte Torun, Gdynia, Olsztyn, Warschau<br />
und Katowice beteiligt. Die Markteinführung<br />
von LNG-betriebenen Fahrzeugen in<br />
weiteren Städten Polens und benachbarten<br />
Ländern sowie die Errichtung der hierfür<br />
notwendigen Betankungsinfrastruktur<br />
befinden sich in Planung.<br />
Mit diesem Demonstrationsprojekt<br />
wird das Potential von Erdgas in Form von<br />
LNG eindrucksvoll bewiesen. Beide Partner<br />
bringen sich mit ihrem Know-how in das<br />
Projekt ein. So garantiert Gazprom Germania<br />
die Belieferung und Betankung der<br />
Busse mit LNG durch eine mobile Tankstation.<br />
Solbus stellt die hochmodernen, mit<br />
LNG betriebenen Stadtbusse zur Verfügung<br />
und die teilnehmenden öffentlichen<br />
Verkehrsbetriebe profitieren vom ökonomisch<br />
effektiven und umweltfreundlichen<br />
Kraftstoff LNG, der auch für den städtischen<br />
Nahverkehr eine preisbewusste Alternative<br />
darstellt.<br />
Erdgas in Form von LNG, das bei einer<br />
Temperatur von -161 °C bis -139 °C in<br />
flüssiger Form als Kraftstoff genutzt werden<br />
kann, hat ebenso umweltfreundliche<br />
Eigenschaften wie das bereits etablierte<br />
L E I S T U N G E N<br />
Gepr. Mitglied des Fachverbandes<br />
Kathodischer Korrosionsschutz e.V.<br />
KATHODISCHER KORROSIONSSCHUTZ<br />
für<br />
ERDÖL-/ERDGAS-PIPELINES • INDUSTRIEANLAGEN<br />
TANKANLAGEN • OFFSHORE • CASING • STAHLBETONBAUWERKE<br />
● Beratung<br />
● Planung (Neubau, Erweiterung)<br />
● Wartungsmessungen<br />
● Fehlereinmessungen (Ortsnetze, Stadtnetze)<br />
● Intensivmessungen (verschiedene Ausführungen)<br />
● sämtliche Installationsarbeiten<br />
● photovoltaische Stromversorgungssysteme<br />
● Bau von Feststoffelektroden Cu/Cu SO 4<br />
● Erdungs- und Blitzschutzarbeiten<br />
● AC-Untersuchung<br />
● Stahlbetonbauwerke (Parkhaus, Brücken, Tunnel)<br />
Fachfirma geprüft<br />
vom DVGW nach GW 11<br />
Fachbetrieb nach § 19l WHG<br />
KORUPP GmbH · Max-Planck-Straße 1 · D - 49767 TWIST<br />
Telefon +49 (0) 59 36 - 9 23 31 - 0 · Telefax 9 23 31 - 20 · www-korupp-kks.de<br />
CNG (komprimiertes Erdgas), das bereits<br />
heute eine der vielversprechendsten Kraftstoffalternativen<br />
zu den stetig steigenden<br />
Benzin- und Dieselpreisen darstellt und die<br />
CO 2<br />
-Emissionen um bis zu 25 % reduziert.<br />
6 / 2012 429
Industrie und Wirtschaft<br />
Nachrichten<br />
Neue Generation der mobilen Trinkwasseraufbereitung<br />
ans THW übergeben<br />
Die auf Trinkwasseraufbereitung spezialisierten<br />
Fachgruppen des Technischen<br />
Hilfswerks (THW) haben auf der IFAT<br />
im Rahmen einer symbolischen Übergabe<br />
acht mobile Aufbereitungsanlagen<br />
des Typs Berkefeld TWA 15 UF erhalten.<br />
Stellvertretend wurde die erste Anlage an<br />
Bild: Berkefeld / Veolia<br />
Bild 1: Die Trinkwasseraufbereitung TWA 15 UF ist modular aufgebaut und kann an verschiedene Rohwasserressourcen angepasst<br />
werden. Kernkomponente ist eine keramische Ultrafiltration<br />
die Fachgruppe Trinkwasser in Starnberg<br />
übergeben. Das neu entwickelte, modulare<br />
System, das die Anforderungen der<br />
Deutschen Trinkwasserverordnung erfüllt,<br />
zeichnet sich durch eine Kombination<br />
moderner Verfahrenstechniken mit einer<br />
keramischen Ultrafiltration als Kernkomponente<br />
aus.<br />
Stellenangebot<br />
Je nach Zusammenstellung der Verfahrensschritte<br />
liefert eine TWA 15 UF<br />
pro Stunde rund 15 m 3 sauberes Trinkwasser<br />
und kann bei Einspeisung des<br />
Wassers ins Versorgungsnetz rund 2.400<br />
Einwohner und bei Kanisterverteilung bis<br />
zu 20.000 Einwohner versorgen. Kernkomponente<br />
der Anlage ist eine hocheffektive<br />
keramische CeraMem® Ultrafiltrationsmembran<br />
mit einer Porenweite<br />
von 0,1 μm, mit der Viren und Keime aus<br />
dem Wasser entfernt werden. Diese Keramikmembran<br />
ist als Monolithblock ausgeführt<br />
und deshalb besonders robust. Eine<br />
Desinfektion mit ultraviolettem Licht<br />
Wir sind ein modernes und zukunftsorientiertes Unternehmen, das im Bereich<br />
kathodischer Korrosionsschutz (KKS) tätig ist. Wir suchen zum nächstmöglichen<br />
Zeitpunkt<br />
KKS Fachmann (m/w) oder<br />
Ingenieur (m/w) oder<br />
Elektrotechniker oder Meister (m/w)<br />
Das Arbeitsfeld umfasst Überwachungs- und Intensivmessungen sowie Wechselspannungs-<br />
und Streustromuntersuchungen. An Rohrleitung und Tankanlagen.<br />
Wir erwarten eine erfolgreiche abgeschlossene Ausbildung. Sie haben Freude am<br />
selbständigen Arbeiten, sowohl zum Einzeleinsatz als auch zur Teamarbeit.<br />
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann freuen wir uns darauf, Sie kennenzulernen!<br />
Bitte senden Sie Ihre Bewerbung mit Angaben Ihres frühestmöglichen Eintrittstermins,<br />
und Gehaltsvorstellung an:<br />
Chiffre Nr. 01-<strong>3R</strong>-06/12, Vulkan-Verlag GmbH,<br />
Huyssenallee 52–56, 45128 Essen<br />
und eine Depotchlorung sorgen zusätzlich<br />
für sichere Trinkwasserqualität. Vorgeschaltet<br />
sind eine Flockungs- und Adsorptionseinheit<br />
sowie eine Grobfiltration<br />
mit automatisch rückspülbaren Scheibenfiltern.<br />
Außerdem gehören eine Lagereinheit<br />
für 40 m 3 Trinkwasser sowie ein Verteilungs-<br />
und Schlammentsorgungsmodul<br />
dazu. Dank ihres modularen Aufbaus kann<br />
die TWA 15 UF innerhalb kürzester Zeit in<br />
Linienflugzeugen und auf LKWs zum Einsatz<br />
transportiert, ohne großen Aufwand<br />
aufgestellt und schnell in Betrieb genommen<br />
werden. Die überwiegend automatische<br />
Steuerung und der minimierte Bedarf<br />
an Chemikalien entlasten die Helfer<br />
vor Ort. Die Anlagen eignen sich zur Aufbereitung<br />
von Brunnen- und allen Arten<br />
von Oberflächenwässern in Süßwasserqualität.<br />
Der hohe verfahrenstechnische Standard<br />
ist das Ergebnis einer engen Entwicklungszusammenarbeit<br />
zwischen THW und<br />
dem Wassertechnikhersteller Berkefeld,<br />
einem Unternehmen der Veolia Wassertechniksparte.<br />
Mit diesen Anlagen verfügt das THW<br />
über ein in Deutschland flächendeckendes<br />
Netz an Aufbereitungsanlagen, die auch<br />
die DVGW-Anforderungen und KTW-<br />
Regularien und damit die Bedingungen<br />
der Deutschen Trinkwasserverordnung<br />
(2001) erfüllen. Das THW bietet sich damit<br />
als Partner der deutschen Trinkwasserversorger<br />
für geplante oder unvorhergesehene<br />
Fälle der temporären Notversorgung<br />
an.<br />
430 6 / 2012
Innogy Venture Capital und High-Tech<br />
Gründerfonds investieren in enercast<br />
Innogy Venture Capital und High-Tech<br />
Gründerfonds investieren in einer ersten<br />
Finanzierungsrunde bis zu 2,25 Millionen<br />
Euro in das Startup-Unternehmen enercast<br />
GmbH. Das junge Technologieunternehmen<br />
ist ein Anbieter von Stromerzeugungsprognosen<br />
aus Wind und Sonne, das signifikante<br />
Kosteneinsparungen entlang der Energie-<br />
Wertschöpfungskette realisiert. „enercast<br />
adressiert ein elementares Problem der erneuerbaren<br />
Energien. Die Schwankungen<br />
bei der Einspeisung von Wind- und Sonnenstrom<br />
führen zu einer Belastung der Netze<br />
und letztlich zu einer gewissen Unsicherheit<br />
in der Stromversorgung. Je zuverlässiger<br />
die Prognosedaten sind, desto besser lassen<br />
sich die Erneuerbaren in die bestehenden<br />
Netze und damit in den Markt integrieren.<br />
enercast bietet damit einen wichtigen<br />
Baustein für das Gelingen der Energiewende<br />
und trifft somit genau den Investmentfokus<br />
von Innogy Venture Capital”, erklärt<br />
Crispin Leick, Geschäftsführer der Innogy<br />
Venture Capital GmbH.<br />
enercast hat in enger Kooperation mit<br />
dem Fraunhofer Institut für Windenergie<br />
und Energiesystemtechnik (Frauenhofer<br />
IWES) eine Prognoseberechnung entwickelt,<br />
welche die effektive Einbindung erneuerbarer<br />
Energien in die Stromversorgung<br />
erlaubt. Das Kasseler Unternehmen<br />
ermöglicht Stromerzeugungsprognosen<br />
15 Minuten genau und Standort scharf.<br />
Markus Kreßmann, Senior Investment<br />
Manager der High-Tech Gründerfonds<br />
Management GmbH, ergänzt: „Die Leistungsprognose<br />
durch die enercast-Technologie<br />
basiert auf einer einzigartigen<br />
Kombination der Berechnung durch neuronale<br />
Netze und hochpräziser Eingangsdaten.<br />
Neben diesem innovativen und bisher<br />
nicht kommerziell angewandten Ansatz<br />
überzeugte das Team durch tiefes<br />
Know-how sowie Erfahrungen. Dies hat<br />
auch erste namhafte Kunden überzeugt,<br />
die durch das enercast-Leistungsangebot<br />
eine neue Ebene bei der Prognosequalität<br />
erreichen.“<br />
Der Prognoseservice baut auf meteorologischen<br />
Daten auf, wie Windgeschwindigkeit,<br />
Luftdruck und Temperatur<br />
sowie gemessenen Leistungsdaten<br />
von Windenergieanlagen. Hinzu kommen<br />
für die Photovoltaik Satellitenbilder zur<br />
Sonneneinstrahlung und Daten von über<br />
36.000 Photovoltaikanlagen des Solarkraft-Messnetzes<br />
der SMA Solar Technology<br />
AG. enercast greift überdies bei seinen<br />
Prognosen auf Methoden der künstlichen<br />
Intelligenz zurück, wodurch Erfahrungen<br />
der Vergangenheit Schlüsse über<br />
den Zusammenhang von Wetterprognosen<br />
und zukünftiger eingespeister Leistung<br />
herstellen. enercast liefert Prognose-<br />
und Leistungsdaten transparent und<br />
zuverlässig über modernste Webservices,<br />
was zeit- und kostenaufwändige Installationen<br />
von Soft- und Hardware obsolet<br />
macht und dadurch ein skalierbares<br />
Businessmodell für Energieversorger und<br />
-händler auf dem internationalen Markt<br />
darstellt.<br />
TÜV NORD veröffentlicht Werkstoffblatt zu<br />
Lean-Duplex-Stahl<br />
TÜV NORD hat ein Werkstoffblatt zur Europäischen<br />
Werkstoffzulassung für den von<br />
Outokumpu entwickelten Lean-Duplex-<br />
Stahl LDX 2101 veröffentlicht. Unternehmen,<br />
die den Werkstoff verarbeiten oder<br />
technische Anlagen aus austenitischen oder<br />
austenitisch-ferritischen Stählen betreiben,<br />
können auf dieser Grundlage einen nach der<br />
Druckgeräterichtline qualifizierten, alternativen<br />
Werkstoff nutzen, der zwar nicht in<br />
den harmonisierten EN-Normen enthalten<br />
ist, aber dennoch die grundlegenden Sicherheitsanforderungen<br />
der Druckgeräterichtlinie<br />
gewährleistet.<br />
Nach mehr als zehn Jahren wird wieder<br />
ein Europäisches Werkstoffblatt (European<br />
Approval of Material/EAM) veröffentlicht<br />
– erstmalig von einer deutschen Benannten<br />
Stelle (Notified Body) und erstmalig für<br />
einen austenitisch-ferritischen Lean-Duplex-Stahl.<br />
Das neue Datenblatt trägt die<br />
Nummer EAM-0045-01. TÜV NORD hat<br />
den von Outokumpu entwickelten Lean-<br />
Duplex-Stahl LDX 2101 mit der Normbezeichnung<br />
X2CrMnNiN21-5-1 und der<br />
Werkstoff-Nummer 1.4162 im Rahmen<br />
einer umfangreichen Werkstoffbegutachtung<br />
für ein VdTÜV-Werkstoffblatt beurteilt.<br />
Im Anschluss beantragte TÜV NORD<br />
eine Europäische Werkstoffzulassung gemäß<br />
Druckgeräterichtlinie Artikel 13. Mit<br />
Bekanntgabe der Zulassung im Amtsblatt<br />
der Europäischen Union im März wurde<br />
der Veröffentlichung des Werkstoffblattes<br />
EAM-0045-01 zugestimmt. Vorausgegangen<br />
waren intensive Diskussionen in<br />
den Fachgremien der Europäischen Kommission<br />
und der formelle Zustimmungsprozess<br />
in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen<br />
Union. Bei Werkstoffen für die<br />
Herstellung von Druckgeräten mit europäischer<br />
Werkstoffzulassung wird davon ausgegangen,<br />
dass sie mit den grundlegenden<br />
Sicherheitsanforderungen des Anhangs I<br />
der Druckgeräterichtlinie 97/23/EG übereinstimmen.<br />
Damit hat gemäß Druckgeräterichtlinie<br />
97/23/EG, Anhang I, Abs. 4.2<br />
der in dem Werkstoffblatt spezifizierte<br />
Werkstoff X2CrMnNiN21-5-1 den gleichen<br />
Status wie die in der harmonisierten<br />
Norm EN 10028-7 genannten austenitischen<br />
und austenitisch-ferritischen Werkstoffe.<br />
Das Werkstoffblatt EAM-0045-01<br />
kann bei TÜV NORD Systems, Hamburg,<br />
Tel. +49 40 8557-2368, E-Mail technikzentrum@tuev-nord.de<br />
gegen eine Verwaltungsgebühr<br />
angefordert werden.<br />
6 / 2012 431
Verbände und Organisationen<br />
Nachrichten<br />
FBS stellt Bildungspaket für Studierende vor<br />
Auf der IFAT ENTSORGA 2012 vom 7. bis<br />
zum 11. Mai hat die Fachvereinigung Betonrohre<br />
und Stahlbetonrohre e.V. (FBS)<br />
das FBS-Bildungspaket vorgestellt. Mehr<br />
als 200 Studierende von acht verschiedenen<br />
Hochschulen nahmen an der Präsentation<br />
auf dem Gemeinschaftsstand von<br />
FBS und den Mitgliedsunternehmen teil.<br />
Die zweigeteilten Vortragsblöcke zu den<br />
Themenbereichen „Planung, Ausschreibung<br />
und Vergabe“ sowie „Bauweisen und<br />
Bauverfahren“ vermitteln Studierenden eine<br />
fundierte Wissensbasis und dienen als<br />
Unterstützung zur Vorbereitung auf die<br />
Vorlesungen. Die Inhalte des Bildungspaketes<br />
stellt die FBS auf Anfrage in digitaler<br />
Form zur Verfügung.<br />
Seit Beginn der modernen Kanalisation<br />
in Deutschland sind Rohre und Schächte aus<br />
Beton und Stahlbeton wichtige Bestandteile<br />
in der Abwassertechnik. Ein erheblicher<br />
Anteil ist auch heute noch in Betrieb und<br />
funktionstüchtig. Im Laufe der Jahrzehnte<br />
hat man die Produkte dem jeweiligen Stand<br />
der Technik angepasst. „1987 ist die FBS<br />
von praktisch allen führenden Herstellern<br />
gegründet worden, um eine neue Qualität<br />
zu definieren“, erläutert FBS-Geschäftsführer<br />
Dipl.-Ing. Wilhelm Niederehe. Hieraus<br />
resultieren die im Markt etablierten<br />
FBS-Qualitätsrichtlinien. „Neben den vielen<br />
positiven, technischen Eigenschaften,<br />
die in einem FBS-Leitfaden zusammengefasst<br />
sind, beschäftigt sich die FBS seit einigen<br />
Jahren mit der ökologischen Relevanz<br />
und der Nachhaltigkeit der Abwasserkanäle<br />
und -leitungen aus Beton und Stahlbeton“,<br />
so Niederehe weiter. So vermittelt das FBS<br />
Technische Handbuch in leicht verständlicher<br />
Form den neuesten Stand der Technik<br />
des umfangreichen Fachgebietes Kanalbau<br />
mit FBS-Betonbauteilen. Dieses Fachwissen<br />
ist Basis des FBS-Bildungspaketes:<br />
Neben „Grundlagen, Randbedingungen und<br />
Regelwerken für Planung, Ausschreibung,<br />
Vergabe und Ausführungsplanung von Abwasserkanälen“<br />
enthält es die Themenbereiche<br />
„Statische Berechnung und Bauausführung<br />
von Abwasserkanälen in offener<br />
und geschlossener Bauweise“. Zu den Referenten,<br />
die erste Einblicke in das FBS-<br />
Bildungspaket gaben, zählten Dr.-Ing. Ulrich<br />
Bohle, Geschäftsführer INKA GmbH<br />
Aachen, Dipl.-Ing. Daniela Fiege, Leiterin<br />
Entwässerungsnetze, Stadtwerke Osnabrück<br />
AG und FBS-Geschäftsführer Dipl.-<br />
Ing. Wilhelm Niederehe.<br />
IKT mit eigener Niederlassung in Arnheim<br />
Das IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur<br />
betreibt seit April 2012 eine<br />
selbstständige Niederlassung in Arnheim<br />
mit dem Namen „IKT Nederland“.<br />
Diese Niederlassung bietet nun auch für<br />
den Fachmann vor Ort alles wissenswertes<br />
für die Bereiche Neubau, Unterhaltung<br />
und Sanierung von Rohrleitungsnetzen<br />
an.<br />
Schwerpunkte der Tätigkeiten bilden<br />
im Moment die Materialprüfungen an<br />
Schlauchlinern im eigenen Prüflabor, statische<br />
Berechnungen für Schlauchliner nach<br />
ATV M 127-2, Baustellenüberwachungen<br />
Bild: IKT Nederland ist im Arnheimer Bürokomplex De Enk beherbergt<br />
und -kontrollen sowie Schulungen zu dem<br />
Themenkomplex Schlauchlinersanierung<br />
(Ausschreibung, Entnahme von Probekörpern,<br />
statische Berechnung, Materialprüfungen<br />
usw.).<br />
Dabei kann das IKT Nederland auf die<br />
Erfahrungen des IKT – Institut für Unterirdische<br />
Infrastruktur als gemeinnütziges,<br />
unabhängiges und neutrales Forschungs-,<br />
Beratungs- und Prüfinstitut in Gelsenkirchen,<br />
Deutschland zurückgreifen, das<br />
1994 gegründet wurde.<br />
Im Verbund mit Universitäten und einer<br />
Hochschule in Deutschland befasst<br />
sich das IKT mit vielfältigen Fragestellungen<br />
der leitungsgebundenen Infrastruktur<br />
des Gas-, Wasser und Abwassersektors.<br />
Als unabhängiger und zuverlässiger<br />
Partner für Kommunen, Verbände und Industrie<br />
erbringt das IKT hochqualifizierte<br />
und innovative Forschungs- und Prüfleistungen<br />
und setzt die Ergebnisse zielorientiert<br />
in die Praxis um. Diese Leistungen<br />
wollen wir nun gemeinsam mit niederländischen<br />
Netzbetreibern entwickeln.<br />
Kontakt: IKT Nederland, NL-Arnheim,<br />
Tel +3126-8454560, E-Mail: info@<br />
ikt-nederland.nl<br />
432 6 / 2012
Personalien<br />
Nachrichten<br />
Bei BIS Heinrich Scheven übergibt Klaus Küsel<br />
an Alexander Klöcker<br />
Nach 43 Jahren bei Heinrich Scheven ist<br />
Klaus Küsel, der Gründungsgeschäftsführer<br />
des Unternehmens, das 1982 als Gesellschaft<br />
von Bilfinger Berger neu aufgestellt<br />
wurde, im Rahmen einer würdigen<br />
Feier zum 1. Mai in den Ruhestand verabschiedet<br />
worden.<br />
Der nun altersbedingte Wechsel innerhalb<br />
der Geschäftsführung wurde durch<br />
Diplom-Ingenieur Klaus Küsel planmäßig<br />
vorbereitet. Bereits im Mai des vergangenen<br />
Jahr wurde Alexander Klöcker<br />
zum weiteren technischen Geschäftsführer<br />
berufen. Er ist ebenfalls Diplom-Ingenieur<br />
des Bauwesens und bereits seit mehr<br />
als elf Jahren im Unternehmen. Vom 1. Mai<br />
diesen Jahres an leitet er nun die BIS Heinrich<br />
Scheven GmbH.<br />
Das Unternehmen BIS Heinrich Scheven<br />
ist ein führendes Engineering- und<br />
Netzdienstleistungsunternehmen<br />
im Anlagen- und<br />
Leitungsbau, das sich mit<br />
seinem Leistungsportfolio<br />
in voller Bandbreite der<br />
in Deutschland eingeläuteten<br />
Kommunikationsund<br />
Energiewende stellt.<br />
Der Fokus im Leistungsspektrum<br />
von BIS Heinrich<br />
Scheven liegt in den erdverlegten<br />
Infrastrukturen<br />
von Versorgungsunternehmen,<br />
Verbänden und<br />
Industrien. Die breite Angebotspalette<br />
reicht von<br />
der Verlegung der Strom-<br />
und Glasfasernetze, der Fernwärme-, Gasund<br />
Trinkwasserversorgungsnetze, der<br />
Abwasserentsorgung, dem Pipelinebau<br />
Bild: Nach mehr als vier Jahrzehnten bei BIS Heinrich<br />
Scheven übergibt der scheidende Geschäftsführer Klaus<br />
Küsel das Steuerrad an seinen Nachfolger Alexander Klöcker<br />
(links)<br />
bis hin zur Trinkwasser- und Abwasseraufbereitung,<br />
dem Wasserwerksbau und<br />
der Staubauwerkstechnik.<br />
Bild: BIS Heinrich Scheven GmbH<br />
WISSEN für die ZUKUNFT<br />
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Vollständig<br />
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zur Verfü gung, mit dem eine optimale Antriebs- und Getriebefestlegung<br />
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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail)<br />
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die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />
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Kontonummer<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene<br />
Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom Oldenbourg Industrieverlag<br />
oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und<br />
433<br />
6 / 2012<br />
✘<br />
beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.<br />
Datum, Unterschrift<br />
Bank, Ort<br />
PAASW12012
Personalien<br />
Nachrichten<br />
rbv-Spitze: Gudrun Lohr-Kapfer übernimmt<br />
von Klaus Küsel<br />
Der Rohrleitungsbauverband (rbv) hat eine<br />
neue Präsidentin. Am 27. April 2012<br />
trat Dipl.-Volksw. Gudrun Lohr-Kapfer,<br />
Geschäftsführende Gesellschafterin der<br />
Franz Lohr GmbH und Vorsitzende der<br />
rbv-Landesgruppe Baden-Württemberg,<br />
die Nachfolge von Dipl.-Ing. Klaus Küsel<br />
an. In ihrer Antrittsrede würdigte die neue<br />
rbv-Präsidentin die herausragende Leistung<br />
Küsels, der den Verband mehr als<br />
zehn Jahre erfolgreich geführt und das<br />
Bild 1: Gudrun Lohr-Kapfer ist die erste<br />
Frau an der Spitze des rbv<br />
Amt mit seinem Engagement und seinem<br />
Führungsstil geprägt habe. „Sie haben den<br />
rbv fit für die Zukunft gemacht“, erklärte<br />
Lohr-Kapfer, die die Arbeit ihres Vorgängers<br />
als Ansporn und Herausforderung zugleich<br />
versteht. Als vorrangige Aufgaben<br />
nannte die neue rbv-Präsidentin die Umsetzung<br />
der vielfältigen Aufgaben, die sich<br />
vor allem aus dem Berliner Abkommen, der<br />
Satzungsänderung des Verbandes und der<br />
energiepolitischen Wende in der Versorgungswirtschaft<br />
ergeben.<br />
Gudrun Lohr-Kapfer führt als geschäftsführende<br />
Gesellschafterin der<br />
Franz Lohr GmbH ein Unternehmen mit<br />
240 Mitarbeitern, dessen Leistungspalette<br />
sich über den erdverlegten Rohrleitungsbau<br />
auf den Anlagenbau für Wasser-<br />
und Abwassertechnische Anlagen<br />
sowie der Energie- und Medienversorgung<br />
im industriellen Rohrleitungsbau erstreckt.<br />
Die studierte Volkswirtin gehörte<br />
als Vorsitzende der rbv-Landesgruppe<br />
Baden-Württemberg bereits seit 2009<br />
dem rbv-Vorstand an. Darüber hinaus ist<br />
Lohr-Kapfer Mitglied des Verwaltungsrates<br />
des Berufsförderungswerks des Rohrleitungsbauverbandes<br />
GmbH (brbv), des<br />
Vorstandes der Landesgruppe Baden-<br />
Württemberg, des Deutschen Vereins<br />
des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW),<br />
des Vorstandes der Frontinusgesellschaft<br />
e.V. sowie der Vollversammlung der Industrie-<br />
und Handelskammer (IHK) Bodensee-Oberschwaben.<br />
Bei der Wahrnehmung ihrer neuen Aufgaben<br />
an der Spitze des Verbandes setzt<br />
Gudrun Lohr-Kapfer auf die Unterstützung<br />
aller Mitglieder. „Gemeinsam gelte es die<br />
Herausforderungen anzunehmen, die vor<br />
allem die Umsetzung der Energiewende<br />
mit sich gebracht habe“, so der Appell<br />
der rbv-Präsidentin, die in den Zeiten des<br />
Wandels auch viele Chancen für die Leitungsbauunternehmen<br />
sieht. Deshalb sei<br />
es wichtig, dass der Rohrleitungsbauverband<br />
sein Netzwerk mit Verbänden, Behörden<br />
und Institutionen weiter ausbaut,<br />
um in technischen Gremien und auch auf<br />
politischer Ebene – etwa mit Unterstützung<br />
der Bundesfachabteilung Leitungsbau<br />
(BFA LTB) – Einfluss zu nehmen und<br />
sich für die Belange der Mitglieder stark<br />
zu machen.<br />
Technik-Vorstand Dr. Holger Krasmann<br />
verlässt WILO SE<br />
Dr. Holger Krasmann ist auf eigenen<br />
Wunsch zum 30. April 2012 aus dem<br />
Vorstand der Wilo SE ausgeschieden.<br />
Nach langjähriger, erfolgreicher Tätigkeit<br />
will sich der 50-jährige einer neuen<br />
beruflichen Herausforderung stellen.<br />
Der Aufsichtsrat stimmte diesem<br />
Wunsch zu und dankte Dr. Holger Krasmann<br />
ausdrücklich für sein hohes Engagement<br />
und seine Verdienste bei der erfolgreichen,<br />
strategischen Neuausrichtung<br />
der Wilo Unternehmensgruppe. Der<br />
Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Heinz-Gerd<br />
Stein würdigte zudem die wichtige Rolle,<br />
die Dr. Krasmann auf dem Weg zur Technologie-<br />
und Qualitätsführerschaft des<br />
Dortmunder Pumpenspezialisten eingenommen<br />
hat und wünschte ihm alles<br />
Gute. Auch der Vorstandsvorsitzende<br />
Oliver Hermes dankte dem scheidenden<br />
Technik-Vorstand für die kollegiale<br />
sowie vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
und wünschte dem 50-jährigen viel Glück<br />
für die Zukunft.<br />
Neuer Technik-Chef (CTO) ist Dr. Markus<br />
Beukenberg, der seit dem 1. Mai 2012<br />
die Bereiche Forschung und Technologie,<br />
Qualität, Elektronik- und Motorenfertigung<br />
führt und direkt an den Vorstandsvorsitzenden<br />
Oliver Hermes berichtet.<br />
Bild: Technik-Vorstand<br />
Dr. Holger Krasmann verlässt Wilo<br />
Der 56-jährige<br />
kam Mitte<br />
vergangenen<br />
Jahres zur<br />
Wilo SE und<br />
hat bislang<br />
den Bereich<br />
Forschung<br />
und<br />
Technologie<br />
verantwortet.<br />
Als Generalbevollmächtigter<br />
ist Dr. Beukenberg<br />
wie auch Finanzchef Tobias Ketterle Mitglied<br />
des Executive Boards.<br />
Bild: WILO SE, Dortmund<br />
434 6 / 2012
Veranstaltungen<br />
Nachrichten<br />
1. Deutscher Reparaturtag in Mainz schließt<br />
eine Lücke<br />
Am 26. September findet in Mainz der 1.<br />
Deutsche Reparaturtag statt. Die vom<br />
Verband Zertifizierter Sanierungsberater<br />
für Entwässerungssysteme e.V. (VSB) in<br />
Kooperation mit dem Institut für Unterirdische<br />
Infrastruktur gGmbH (IKT) und<br />
der Technischen Akademie Hannover e.V.<br />
(TAH) ins Leben gerufene Veranstaltung<br />
will die technische Bandbreite und die vielfältigen<br />
Einsatzbereiche einer Verfahrensgruppe<br />
aufzeigen, die vordergründig eine<br />
etwas untergeordnete Rolle in der Sanierungsbranche<br />
zu spielen scheint. Ein Vorurteil?<br />
Auf den zweiten Blick ja: Unter anderem<br />
macht die letzte von der Deutschen<br />
Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser<br />
und Abfall e.V. (DWA) durchgeführte<br />
Umfrage zum Zustand der Kanalisation<br />
deutlich, dass Reparaturverfahren mitnichten<br />
das stiefmütterliche Dasein führen,<br />
das ihnen oft nachgesagt wird. Im Gegenteil:<br />
Reparaturverfahren sind auf dem<br />
Vormarsch. Mehr als 36 % aller Sanierungsverfahren<br />
wurden 2009 mit Ausbesserungs-,<br />
Injektions- oder Abdichtungsverfahren<br />
ausgeführt. Grund genug, Hersteller,<br />
Planer und Anwender an einen Tisch<br />
zu bringen, um über den Stand der Technik<br />
in Bezug auf Verfahren und Materialien<br />
zu diskutieren und Entwicklungspotentiale<br />
aufzuzeigen.<br />
Kenner der Branche sind von den Zahlen<br />
nicht überrascht. Immer häufiger wird<br />
bei anstehenden Sanierungsmaßnahmen<br />
versucht, die Nutzungszeiten mit gezielten,<br />
lokal begrenzten Maßnahmen zu verlängern<br />
und die Substanz aufrecht zu erhalten.<br />
Grundsätzlich handelt es sich um<br />
eine vernünftige Vorgehensweise, wenn<br />
für die jeweilige Sanierungsaufgabe die<br />
passende Lösung gefunden wird. „Wenn<br />
es allerding nur darum geht, nach dem so<br />
genannten Feuerwehrprinzip schnell und<br />
billig ein Provisorium zu schaffen, wird das<br />
den Anforderungen an eine fachgerechte<br />
und nachhaltige Sanierung nicht gerecht,“<br />
erklärt Dipl.-Ing. (FH) Markus Vogel, einer<br />
der Initiatoren der Veranstaltung. Als Baustein<br />
einer seriösen Planung sind Reparaturtechniken<br />
dagegen sehr wohl mit Erfolg<br />
einzusetzen, wie weitere Zahlen aus<br />
der DWA-Umfrage belegen, unter anderem<br />
zu der durchschnittlichen<br />
technischen<br />
Nutzungsdauer.<br />
Wirtschaftliche<br />
Alternative<br />
„Anreiz genug, sich<br />
mit diesem Themenbereich<br />
kritisch auseinanderzusetzen“,<br />
findet Vogel. Der Inhaber<br />
eines renommierten<br />
Ingenieurbüros<br />
ist sich mit<br />
vielen Kollegen einig:<br />
Der Reparaturbereich<br />
und die in Deutschland teilweise<br />
seit vielen Jahren etablierten, vielfältigen<br />
Reparaturtechniken sind seit jeher eine<br />
wirtschaftliche Alternative bei entsprechenden<br />
Einzelschadensbildern und -situationen.<br />
Sie sind daneben für notwendige<br />
Vorsanierungen oder Ergänzungsarbeiten<br />
auch für die Renovierungsverfahren unverzichtbare<br />
Techniken. Allerdings gibt es Informationsbedarf:<br />
Im Gegensatz zu manch<br />
anderer Sanierungstechnik – wie etwa den<br />
Schlauchliningverfahren – sind die Reparaturverfahren<br />
bisher weder systematisch<br />
untersucht noch die Verlässlichkeit der Herstellerangaben<br />
ausreichend diskutiert worden.<br />
Ein Manko, wie viele meinen. Wenn<br />
man ein Sanierungsverfahren gezielt und<br />
sinnvoll einsetzen soll, muss man wissen,<br />
was es leisten kann – so der Tenor.<br />
Bild: Injektionsverfahren können wie hier u.a. defekte Zuläufe instandsetzen<br />
oder an Linersysteme anbinden und Defizite im unmittelbaren<br />
erdumgebenden Umfeld der Rohrleitungszone stabilisieren<br />
Zeichen setzen<br />
Auch in dieser Hinsicht will der 1. Deutsche<br />
Reparaturtag ein deutliches Zeichen setzen.<br />
Reparieren ist mehr als nur das sprichwörtliche<br />
Pflaster auflegen – so eine Botschaft<br />
von Veranstaltern, Sponsoren und<br />
beteiligten Unternehmen. Welche Verfahren<br />
gibt es zurzeit auf dem Markt, was<br />
können sie leisten, nach welchen Kriterien<br />
sind die Techniken planerisch auszuwählen?<br />
Die Beantwortung dieser Fragestellungen<br />
soll Netzbetreibern und Planern den sachgerechten<br />
Umgang mit den oft sehr komplexen<br />
Techniksystemen näher bringen und<br />
dem Reparaturmarkt letztendlich den Stellenwert<br />
einräumen, der ihm gebührt. Dementsprechend<br />
werden volkswirtschaftliche<br />
planerische und technologische Fragen<br />
zum Einsatz der vielseitig und wirtschaftlich<br />
nutzbaren Techniken in Mainz behandelt.<br />
Denn eines gilt nach wie vor: Die Standardsanierungstechnik<br />
gibt es nicht.<br />
Vielseitiges Programm<br />
Die Besucher des 1. Deutschen Reparaturtages<br />
erwartet ein aktuelles und vielseitiges<br />
Programm, das sich eingehend mit<br />
den verschiedenen Facetten der Reparaturverfahren<br />
beschäftigt. Auf der von Dr.-<br />
Ing. Igor Borovsky, Technischen Akademie<br />
Hannover, organisierten und von Prof.-Dr.-<br />
Ing. Volker Wagner, Hochschule Wismar,<br />
moderierten Veranstaltung kommen Planer<br />
und Auftraggeber zu Wort. Neben einem<br />
Einführungsvortrag über Ausgangslage,<br />
Marktentwicklung und Marktübersicht<br />
stehen Referate zur Bedeutung der Reparaturtechniken<br />
für Kanalnetzbetreiber, die<br />
Einbindung in das technische Regelwerk<br />
und Einsatzmöglichkeiten der Technik nach<br />
DIN EN 15885 auf dem Programm. Darüber<br />
hinaus werden die Ergebnisse eines<br />
Warentests vorgestellt und Anforderungen<br />
an die Planung formuliert. Eine Betrachtung<br />
der Reparatur im Spannungsfeld des Einsatzzieles<br />
sowie eine Podiumsdiskussion<br />
über die Nutzungsdauer von Reparaturverfahren<br />
runden die Veranstaltung ab.<br />
Kontakt: www.reparaturtag.de<br />
Bild: Umwelttechnik Franz Janßen GmbH<br />
6 / 2012 435
Veranstaltungen<br />
Nachrichten<br />
rbv-Mitglieder verabschieden Klaus Küsel mit<br />
viel Applaus<br />
Bild: Rohrleitungsbauverband e.V.<br />
Die Jahrestagung des Rohrleitungsbauverbandes<br />
e.V. (rbv) stand in diesem Jahr<br />
ganz im Zeichen der Neuwahl des Präsidiums.<br />
Auf der Mitgliederversammlung am<br />
27. April in Erfurt gab es Standing Ovations<br />
und lang anhaltenden Applaus für rbv-Präsident<br />
Dipl.-Ing. Klaus Küsel, der sich aus<br />
Altersgründen nicht mehr zur Wahl stellte.<br />
Zu seiner Nachfolgerin wurde Dipl.-Volksw.<br />
Gudrun Lohr-Kapfer, Geschäftsführende<br />
Gesellschafterin der Franz Lohr GmbH und<br />
Vorsitzende der rbv-Landesgruppe Baden-Württemberg,<br />
gewählt.<br />
Die neue rbv-Präsidentin brachte die<br />
Meinung aller Mitglieder auf einen Punkt,<br />
indem sie die herausragende Leistung Küsels<br />
würdigte, der den Verband mehr als<br />
zehn Jahre erfolgreich geführt und fit für<br />
die Zukunft gemacht habe. Neben den<br />
Wahlen gehörten der Bericht der Geschäftsführung,<br />
die Berichte über die Arbeit<br />
der technischen Gremien und des<br />
BFA/rbv-Ausschusses für Personalentwicklung,<br />
die Entlastung von Vorstand und<br />
Geschäftsführung sowie die Ehrung von<br />
langjährigen Mitgliedern zu den weiteren<br />
Tagesordnungspunkten.<br />
Neuwahl als emotionaler Höhepunkt<br />
Die Wahl des neuen Präsidiums stellte den<br />
emotionalen Höhepunkt der Veranstaltung<br />
dar. Nach zehn Jahren im Amt trat<br />
Klaus Küsel in Erfurt das letzte Mal vor<br />
die Mitgliederversammlung. In der für ihn<br />
typischen Art ließ der scheidende Präsident<br />
die letzten Jahre noch einmal Revue<br />
passieren, wobei er eine rundum positive<br />
Bilanz ziehen konnte. „Wir haben unsere<br />
Stimme erhoben und den Leitungsbau<br />
und die notwendige Erhaltung der Netze<br />
an die Öffentlichkeit gebracht, dabei aber<br />
auch gleichzeitig unsere Qualitätsziele<br />
verbessert und das betriebliche Qualitätsmanagement<br />
aufgebaut und zertifiziert“,<br />
erklärte Küsel. Die Ausweitung der<br />
Berufsbildung, die Änderung der Satzung<br />
und das Engagement auf technisch-wissenschaftlicher<br />
aber auch auf politischer<br />
Ebene bezeichnete er als Meilensteine<br />
der Verbandsarbeit in den zurückliegenden<br />
Jahren. „Bei der Energiewende müssen<br />
die Leitungsbauer ganz vorne mitreden,<br />
denn wir sind es letztendlich, die den<br />
Nagel in die Wand schlagen“, so seine Vision,<br />
die er gleichzeitig als Auftrag für seine<br />
Nachfolgerin Gudrun Lohr-Kapfer und die<br />
Vizepräsidenten verstanden wissen wollte.<br />
„Die Energiewende kann nur als Gemeinschaftswerk<br />
von Wirtschaft, Verbänden<br />
und Gesellschaft erfolgreich umgesetzt<br />
werden“, nahm die frisch gewählte<br />
Präsidentin den Faden direkt auf. In ihrer<br />
Bild 1: Neues und altes rbv-Präsidium beim gemeinsamen Gruppenfoto: Gunter Hüttner,<br />
Manfred Vogelbacher, Klaus Küsel, Gudrun Lohr-Kapfer, Fritz Eckard Lang und Dieter<br />
Hesselmann (v. l.)<br />
Antrittsrede bat sie alle Mitgliedsunternehmen<br />
um die gleiche Unterstützung,<br />
wie sie auch das alte Präsidium bekommen<br />
habe. Gleichzeitig betonte sie die Bedeutung<br />
der Arbeit der rbv-Landesgruppen,<br />
die in den Regionen die Werbung in eigener<br />
Sache bei Verbrauchern, Wirtschaft<br />
und Politik vorantreiben würde. Ebenso<br />
große Bedeutung misst Lohr-Kapfer den<br />
rbv-Gremien, insbesondere dem Technischen<br />
Lenkungskreis zu. Bei ihren zukünftigen<br />
Aufgaben unterstützt wird die neue<br />
rbv-Präsidentin von den Vizepräsidenten<br />
Dipl.-Ing. (FH) Fritz Eckard Lang – er wurde<br />
im Amt bestätigt – und Dipl.-Ing. (FH)<br />
Manfred Vogelbacher. Der Vorsitzende der<br />
rbv-Landesgruppe Berlin/Brandenburg<br />
und Niederlassungsleiter der Stehmeyer<br />
& Bischoff GmbH & Co. KG, Berlin, löste<br />
den bisherigen Vizepräsidenten Dipl.-Ing.<br />
Gunter Hüttner ab, der sich ebenfalls aus<br />
Altersgründen nicht mehr zur Wahl stellte.<br />
„Hier pocht das Leben des<br />
Leitungsbaus“<br />
Mit diesen Worten hatte Klaus Küsel die<br />
Mitglieder in seiner letzten Eröffnungsrede<br />
auf eine gemeinsame Linie eingestimmt.<br />
„Leitungsbau im Jahr 2012 – selten sind die<br />
Anliegen der Leitungsbauer in einer solchen<br />
Breite in diesem Land diskutiert worden“,<br />
so Küsel. Allerdings sehe er auch eine gewisse<br />
Sachlichkeit, die sich nach der Aufbruchstimmung<br />
und dem Aktionismus bei<br />
der Umsetzung des Masterplanes „Energiewende“<br />
eingestellt habe. „Vieles ist bereits<br />
ins Stocken geraten, was in der allgemeinen<br />
Euphorie rund um das Thema erneuerbare<br />
Energien bereits als Selbstläufer<br />
erschien“, mahnte der Redner. Wer wird das<br />
alles regeln, steuern, messen und lenken?<br />
lautete die Frage, die sich daraus ergibt und<br />
die die Gratwanderung der Branche deutlich<br />
macht. Als Beispiel nannte er die Verzögerung<br />
bei der Verkabelung der Offshore-<br />
Anlagen: „Finanzmittel sind nicht überall<br />
verfügbar, Verlegeschiffe noch nicht gebaut<br />
und die Kabelherstellung in Verzug“,<br />
erklärte Küsel, für den alle aufgerufen sind,<br />
Wege zu finden und eigene Ideen einzubringen<br />
– auch die Leitungsbauer. „Wir<br />
müssen Partnerschaftsmodelle entwickeln<br />
436 6 / 2012
und die Stadtwerke mit ihren Möglichkeiten<br />
dezentraler Energieentwicklung unterstützen“,<br />
so sein Appell an die Mitglieder.<br />
„Auch die Power-to-Gas“ Initiative sollte<br />
von uns mitgetragen und mit entsprechenden<br />
Dienstleistungspaketen die Schlagkraft<br />
der örtliche Versorger erhöht werden.“<br />
Nicht nur nach Meinung von Küsel rücken<br />
Themen wie die dezentrale Energieerzeugung,<br />
der Ausbau der Verteilernetze<br />
und die Steuerung des Verbrauchs immer<br />
mehr in den Fokus der Branche. Die bestehenden<br />
Gas- und Stromnetze und die<br />
zu bauenden Glasfasernetze müssen mit<br />
den zukünftigen Aufstellungs- und Einspeisepunkten<br />
kompatibel sein, die regio nale<br />
Verteilung und Lastspitzen berücksichtigt<br />
werden. Hier können Leitungsbauunternehmen<br />
einen Dienstleistungsbereich erobern,<br />
der sich über Planungsleistungen<br />
und Kommunikationsaufgaben bis hin zum<br />
Bau von Netzen und dem Angebot weiterer<br />
Leistungen bei der strategischen Umsetzung<br />
der Energiewende erstreckt. Dementsprechend<br />
blicken Rohrleitungsbauverband<br />
und Mitgliedsunternehmen weiterhin<br />
gemeinsam nach vorne.<br />
Dass die Leitungsbauer sich dabei auf<br />
die Unterstützung eines starken Verbandes<br />
verlassen können, verdeutlichte Dipl.-<br />
Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann im Bericht<br />
der Geschäftsführung. „Im Jahr 1 nach der<br />
Satzungsänderung präsentierte sich der rbv<br />
als kompetenter Partner in den Bereichen<br />
Gas, Wasser, Fernwärme, Kanal und Kabel“,<br />
formulierte der Geschäftsführer des<br />
Rohrleitungsbauverbandes, für den das Jahr<br />
2011 durch den inneren Umbau des Verbandes<br />
geprägt war. Für Hesselmann greifen<br />
die vielfältigen Aktivitäten mittlerweile<br />
wie die Zahnräder eines Uhrwerks ineinander.<br />
Themen wie die Kooperation mit<br />
Verbänden und die Bildung von Netzwerken,<br />
der Ausbau der technischen und politischen<br />
Verbandsarbeit sowie die Sicherung<br />
der Qualität im Leitungsbau stehen dabei im<br />
Vordergrund, wobei die Proklamation der<br />
Energiewende und das Damoklesschwert<br />
„Fachkräftemangel“ in das Tätigkeitsprofil<br />
des rbv integriert worden seien. Beispielhaft<br />
nannte Hesselmann die Schaffung einer<br />
neuen Gremienstruktur, mit der der vitale<br />
technische Kern des Verbandes an die<br />
neue Satzung angepasst worden ist. Hierzu<br />
zählt die Gründung des Technischen Lenkungskreises<br />
und neuer Technischer Ausschüsse,<br />
mit der sich der rbv auf die Herausforderungen<br />
des Marktes eingestellt<br />
hat. Als<br />
außerordentlichen<br />
Glücksfall wertete<br />
Hesselmann den<br />
Umstand, das just<br />
zu dem Zeitpunkt,<br />
als sich der rbv allen<br />
Medien des Leitungsbaus<br />
öffnete,<br />
von der Bundesregierung<br />
die Energiewende<br />
ausgerufen<br />
wurde. Für<br />
Hesselmann eine<br />
regelrechte Steilvorlage,<br />
die vom<br />
Rohrleitungsbau<br />
auch sofort aufgenommen<br />
worden<br />
sei, unter anderem<br />
als thematischer<br />
Schwerpunkt<br />
auf der 19. Tagung<br />
Rohrleitungsbau,<br />
die im Januar in<br />
Berlin stattfand.<br />
Auch im Umweltschutz<br />
Kathodischer<br />
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GW 301, das Projekt „Regelwerk Tiefbau“<br />
und eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit<br />
führte Hesselmann als weitere Belege<br />
für die erfolgreiche Verbandsarbeit an,<br />
ebenso wie die Initiativen im Bereich der<br />
Qualitätssicherung und Bildung, mit denen<br />
dem Fachkräftemangel entgegengewirkt<br />
werden soll. Unter anderem wurde<br />
das Bildungsprogramm des Berufsförderungswerks<br />
des Rohrleitungsbauverbandes<br />
GmbH (brbv) inhaltlich auf die Energiewende<br />
abgestimmt. „Damit bieten wir den<br />
Mitarbeitern der Leitungsbauunternehmen<br />
preiswerte und qualitativ hochwertige<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten“, so Hesselmann.<br />
Der rbv-Geschäftsführer beschrieb<br />
den Verband als lebendiges Gebilde, das<br />
für seine Mitglieder da ist und durch seine<br />
Mitglieder lebt. Ein Indiz hierfür seien auch<br />
der wachsende Zuspruch der Leitungsbauunternehmen<br />
und gestiegene Teilnehmerzahlen<br />
an den rbv-Landesgruppensitzungen<br />
im vergangenen Jahr.<br />
Nach den Berichten über die Arbeit der<br />
technischen Gremien und die Arbeit des<br />
BFA/rbv-Ausschusses für Personalentwicklung<br />
durch Dipl.-Ing. Hanjürgen Grabner<br />
und Dipl.-Ing. Armin Jordan sowie der<br />
Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung<br />
durch die Mitglieder wurde Klaus<br />
Küsel unter großem Beifall zum rbv-Ehrenpräsidenten<br />
gewählt. Darüber hinaus wurden<br />
Dipl.-Ing. Klaus-Dietrich Lankow, K.-<br />
Dietrich Lankow Tief- und Rohrleitungsbau,<br />
und Dipl.-Ing. (FH) Dieter Beck, Mennicke<br />
Rohrbau GmbH, zu Ehrenmitgliedern<br />
ernannt.<br />
Am Ende der Veranstaltung warf die<br />
neue rbv-Präsidentin einen Blick in die<br />
Zukunft. „ Es liegt an uns, unseren Belangen<br />
Gehör zu verschaffen“, so Lohr-<br />
Kapfer. „Deshalb müssen wir unsere geschäftlichen<br />
Aktivitäten als Leitungsbauunternehmen<br />
nicht nur auf Versorger und<br />
Kunden ausrichten, sondern uns auch verstärkt<br />
in die öffentliche Diskussion einbringen,<br />
um die Chancen auf Fortschritt<br />
zu erhalten.“ Letztendlich sei der Erfolg<br />
des Verbandes von den Mitgliedern abhängig,<br />
so Lohr-Kapfer, die alle Mitglieder<br />
aufforderte, sich einzubringen und Impulse<br />
zu geben für die Mitgestaltung der Zukunft<br />
in einem aktiven Verband mit aktiven<br />
Mitgliedern.<br />
6 / 2012 437
Veranstaltungen<br />
Nachrichten<br />
Mehr als 300 Studenten nutzen Hochschultag<br />
des Fachverbands Steinzeugindustrie<br />
Im Rahmen der IFAT ENTSORGA 2012 hat<br />
der Fachverband Steinzeugindustrie e.V.<br />
(FVST) – wie bereits in den Jahren zuvor<br />
– wieder einen Hochschultag ausgerichtet.<br />
Studierende der Fachrichtungen „Bauingenieur-<br />
und Umweltingenieurwesen“, „Umwelttechnik“<br />
und/oder „Umweltmanagement“<br />
mit den verschiedensten Vertiefungsrichtungen<br />
informierten sich über<br />
Planung, Bau und Instandhaltung moderner<br />
Abwassersysteme aus Steinzeug. Nach<br />
einem komplexen Vortrag konnten sie Fragen<br />
stellen, mit Fachleuten diskutieren,<br />
Anregungen für ihre zukünftigen Aufgaben<br />
mitnehmen und Einblicke in die praktische<br />
Umsetzung erhalten.<br />
Über 300 Studenten/Innen aus 12<br />
Hochschulen, die mit ihren Professoren aus<br />
allen Teilen Deutschlands nach München<br />
gereist waren, waren sich einig: frühes Aufstehen<br />
und zumeist lange Busfahrten hatten<br />
sich gelohnt. „Es ist schon toll, dass auch<br />
in einem Baubereich wie der Abwasserentsorgung,<br />
die sich ausschließlich unterirdisch<br />
abspielt, auf die Verwendung nachhaltiger<br />
Rohrmaterialien Wert gelegt wird“, so ein<br />
Student aus Kaiserslautern. „Wir haben hier<br />
Anregungen für unsere zukünftigen Aufgaben<br />
erfahren und nehmen neue Impulse für<br />
neue Überlegungen mit. Umweltgerechtes<br />
Bauen im Untergrund ist für uns ein großes<br />
Thema“, so ein Student aus Karlsruhe.<br />
Bauass. Dipl.-Ing. Karl-Heinz Flick, Geschäftsführer<br />
des FVST, freute sich über<br />
die große Teilnehmerzahl. Für die Studierenden<br />
hat er immer ein offenes Ohr und ist<br />
beeindruckt von der Aussage: „Hier werden<br />
wir Studenten ernst genommen, hier hört<br />
man uns zu, hier beantwortet man unsere<br />
Fragen.“ Das klingt sehr viel mehr nach „auf<br />
Augenhöhe“ als nach Kompliment – und so<br />
ist es auch vom FVST gewollt.<br />
Verbindung von Theorie und Praxis<br />
Eingebunden ist dieser Messe-Hochschultag<br />
in die „Hochschulinitiative“, eine Einrichtung<br />
des FVST, in der die Hochschulen<br />
durch Referenten im Vorlesungsbetrieb<br />
unterstützt, Studierende auf Veranstaltungen<br />
betreut, die Kontakte der Industrie<br />
zu den Hochschulen mit den unterschiedlichsten<br />
Aktivitäten gepflegt und der<br />
Wissensstand der Professorenschaft hinsichtlich<br />
der Abwassertechnik aktualisiert<br />
werden. Dipl.-Ing. Dietmar T. Böhme, Mitbegründer<br />
und Mitorganisator der Hochschulinitiative,<br />
organisiert den Hochschultag<br />
und ist die wichtigste Kontaktperson<br />
zu den Hochschulen.<br />
Fragen konnten die Studierenden ausgiebig<br />
nach einer Erfrischungsrunde auf<br />
dem Ausstellungsstand der Steinzeug-Keramo<br />
GmbH stellen. Das Unternehmen hatte<br />
als Hersteller von Abwassersystemen aus<br />
Steinzeug alle Studenten eingeladen und<br />
stand mit seinem Messeteam den jungen<br />
Leuten für Infos, Erklärungen, Erläuterungen<br />
und Fragen aller Art zur Verfügung. Für<br />
die Studierenden und ihre Professoren war<br />
es eine gute Gelegenheit, sich über Neues<br />
und/oder Verbessertes auf dem Steinzeug-Abwassermarkt<br />
zu informieren und<br />
ihren Wissensstand aufzufrischen.<br />
Kontakt: FVST Fachverband<br />
Steinzeugindustrie e.V., Frechen,<br />
Bau-Ass. Dipl.-Ing. Karl-Heinz Flick,<br />
Tel. +49 2234 507-271, E-Mail: info@<br />
fachverband-steinzeug.de<br />
Besuchen Sie uns im Internet:<br />
www.<strong>3R</strong>-Rohre.de<br />
438 6 / 2012
GeoTHERM-Besucher waren zufrieden<br />
Bestnoten von Ausstellerseite hat die Offenburger<br />
Fachmesse GeoTHERM auch für<br />
die sechste Durchführung Anfang März<br />
erhalten. Die Gesamtnote von 1,62 belegt<br />
die hohe Zufriedenheit der ausstellenden<br />
Wirtschaft. Charakteristikum der<br />
Veranstaltung ist weiterhin die hohe fachliche<br />
Besucherqualität, die von 62% der<br />
Aussteller mit sehr gut und von 34% mit<br />
gut bewertet wurde. „Für den hohen Zuspruch<br />
und die konstruktive Unterstützung<br />
der gesamten Geothermie-Branche kann<br />
ich mich im Namen der Messe Offenburg<br />
nur bedanken. Wir freuen uns sehr über<br />
die gute Zusammenarbeit“, betont Werner<br />
Bock, Geschäftsführer der Messe Offenburg.<br />
Mit 174 Ausstellern und 3.477 Fachbesuchern<br />
bietet Europas größte Geothermie-Plattform<br />
einmal im Jahr geballte<br />
Fachkompetenz unter einem Dach. Für<br />
die siebte GeoTHERM, die am 28. Februar<br />
und 1. März 2013 stattfinden wird, stehen<br />
die Zeichen bereits heute auf Wachstum.<br />
Aufgrund des sehr hohen Aussteller-<br />
Zuspruchs und dem damit verbundenen<br />
Anmeldestand wird die Ausstellungsfläche<br />
der nächsten GeoTHERM erneut erweitert.<br />
Der Beginn der Hallenaufplanung<br />
wurde aus diesem Grund auf Anfang Juni<br />
vorverlegt. „Auch mit vergrößerter Ausstellung<br />
werden wir<br />
das bewährte Konzept,<br />
bestehend<br />
aus Europas größter<br />
Fachmesse und<br />
zwei parallel laufenden<br />
Kongressen<br />
zur Oberflächennahen<br />
und Tiefen<br />
Geothermie, konsequent<br />
fortführen“,<br />
berichtet Sandra<br />
Kircher, Projektleiterin<br />
GeoTHERM.<br />
Das hohe internationale<br />
Interesse<br />
Bild: GeoTHERM Equipment<br />
an der GeoTHERM wurde in diesem Jahr<br />
durch die Präsenz von 32 Nationen unterstrichen.<br />
Aufgrund der stetig steigenden<br />
Internationalität der GeoTHERM wird die<br />
Simultan-Übersetzung (Englisch – Französisch<br />
– Deutsch) aller Kongressbeiträge<br />
konsequent fortgesetzt.<br />
Als Gastland der GeoTHERM 2013<br />
freut sich die Messe Offenburg, Frankreich<br />
präsentieren zu dürfen. Gemeinsam<br />
mit dem Französischen Geothermieverband<br />
„Association Française des Professionnels<br />
de la Géothermie“ und weiteren<br />
französischen Institutionen sowie Unternehmen<br />
wird die GeoTHERM 2013 vielseitige<br />
Kontakte zur französischen Wirtschaft<br />
ermöglichen.<br />
Derzeit startet die Entwicklung des<br />
Kongressprogramms der GeoTHERM 2013.<br />
Im Rahmen eines Call for Paper können interessierte<br />
Referenten ihren Kurzabstract<br />
zur Oberflächennahen oder Tiefen Geothermie<br />
bis Mitte September 2012 einreichen.<br />
Aus den eingereichten Abstracts<br />
stellt der Messe-Beirat im Anschluss das<br />
Kongressprogramm zusammen.<br />
Kontakt: E-Mail: geotherm@<br />
messeoffenburg.de, www.geothermoffenburg.de<br />
Bild: Messe Offenburg<br />
IWW-Kolloquium zur Prozessoptimierung bei<br />
Wasserversorgern<br />
Das IWW veranstaltet am 27. Juni 2012<br />
ein Kolloquium zum Thema „Prozessoptimierung<br />
bei Wasserversorgern“ in Biebesheim.<br />
Zur Identifizierung von Optimierungspotenzialen<br />
und Durchführung von<br />
Prozessoptimierungen bei Wasserversorgungsunternehmen<br />
stellt der praxisorientierte<br />
Erfahrungsaustausch, bei dem sich<br />
die operativ verantwortlichen Mitarbeiter<br />
im vertraulichen Rahmen zusammen<br />
finden, ein geeignetes Instrument dar.<br />
Ein gut geführter Erfahrungsaustausch<br />
ist für zahlreiche Prozesse entlang der<br />
Wertschöpfungskette eines Wasserversorgungsunternehmens<br />
durchführbar und<br />
bietet eine ideale Ergänzung und Vertiefung<br />
der verschiedenen, insbesondere<br />
landesweiten Benchmarkingaktivitäten,<br />
die in der Regel keine detaillierte Untersuchung<br />
auf Ebene einzelner Organisationseinheiten<br />
oder Prozesse von Wasserversorgern<br />
beinhalten. Kennzahlen können<br />
dabei unterstützend bis intensiv eingesetzt<br />
werden.<br />
Im Rahmen des IWW-Kolloquiums<br />
werden der aktuelle Forschungsstand zur<br />
strukturellen und prozessbezogenen Vergleichbarkeit<br />
von Wasserversorgungsunternehmen<br />
und auch zukünftige Perspektiven<br />
aufgezeigt. Darüber hinaus wird für<br />
drei verschiedene Aufgabenfelder exemplarisch<br />
aufgezeigt, wie Erfahrungen anderer<br />
Wasserversorger zur eigenen Betriebsoptimierung<br />
genutzt werden können.<br />
Neben der Vorstellung von aktuellen<br />
Erfahrungsaustausch-Runden in Betrieb<br />
und Instandhaltung von Trinkwassernetzen<br />
sowie für von Versorgern betriebene<br />
Trinkwasserlaboratorien wird auch aus<br />
Sicht der KWL Kommunale Werke Leipzig<br />
GmbH über die Erfahrungen bei der Teilnahme<br />
am Prozessbenchmarking Wasserwerke<br />
berichtet.<br />
Kontakt: www.iww-online.de<br />
6 / 2012 439
Normen & Regelwerk<br />
DWA-Regelwerk<br />
DWA-Taschenbuch: Abwasserbeseitigung<br />
April 2012, 515 Seiten, mit CD-ROM, ISBN 978-3-942964-39-5, Ladenpreis: EUR 89,00,<br />
Preis für fördernde DWA-Mitglieder EUR 71,20<br />
Mit dem DWA-Taschenbuch erhält der<br />
Anwender ein praktisches Hilfsmittel,<br />
um wichtige Fragestellungen zu bearbeiten,<br />
die sich im Bereich Sammlung,<br />
Transport und Behandlung von Abwasser<br />
sowie im Bereich Schlammbehandlung<br />
und -entsorgung ergeben. Ausgehend<br />
vom Arbeitsblatt DWA-A 100 als<br />
übergeordnetem Handlungsrahmen der<br />
Siedlungsentwässerung werden einzelne<br />
Arbeits- und Merkblätter mit spezifischen<br />
Regelungen zu Berechnung,<br />
Bemessung, konstruktiver Gestaltung<br />
und Betrieb von Anlagen der Abwasserbeseitigung<br />
vorgestellt. Ergänzt<br />
wird das DWA-Taschenbuch durch eine<br />
CD mit den Demoversionen praxisorientierter<br />
DWA-Software aus der<br />
Expert-Reihe, die eine korrekte und sichere<br />
Anwendung wichtiger DWA-Arbeits-<br />
und -Merkblätter unterstützen.<br />
Ebenfalls auf der CD ist die als DWA-<br />
Themen veröffentlichte Studie „Energiepotenziale<br />
in der deutschen Wasserwirtschaft<br />
– Schwerpunkt Abwasser“<br />
enthalten.<br />
DWA-Taschenbuch: Niederschlag / Hochwasser<br />
April 2012, 402 Seiten, ISBN 978-3-942964-40-1, Ladenpreis: EUR 59,00, Preis für fördernde DWA-Mitglieder EUR 47,20<br />
Mit dem DWA-Taschenbuch erhält der<br />
Anwender ein praktisches Hilfsmittel,<br />
um wichtige Fragestellungen im Bereich<br />
Niederschlag/Hochwasser zu bearbeiten.<br />
Von der Niederschlagsbeobachtung,<br />
der Bemessung und Gestaltung<br />
sowie dem Bau und Betrieb von<br />
Versickerungsanlagen bis hin zur Auseinandersetzung<br />
mit den Folgen von<br />
Flusshochwässern und Sturzfluten im<br />
Binnenland reichen die hier zusammengestellten<br />
Arbeits- und Merkblätter.<br />
Neben den ausgewählten Ausgaben des<br />
DWA-Regelwerkes wird das Taschenbuch<br />
durch drei Publikationen der DWA-<br />
Themen ergänzt. Vorgestellt werden die<br />
Ergebnisse einer Bestandsaufnahme zu<br />
Hochwasserereignissen und Modellansätze<br />
zu ihrer Abbildung sowie dezentrale<br />
Maßnahmen zur Hochwasserminderung<br />
anhand konkreter Fallbeispiele.<br />
Wie mittels Einbeziehung historischer<br />
Pegel- und Abflussdaten sowie der Nutzung<br />
weiterer Unterlagen in Archiven<br />
und Bibliotheken das langfristige Hochwasserverhalten<br />
eines Fließgewässers<br />
sicherer nachzuvollziehen ist, zeigt der<br />
abschließende Beitrag dieses Taschenbuches<br />
auf.<br />
Forum für Hydrologie und Wasserbewirtschaftung Heft 31.12: Wasser ohne Grenzen<br />
Beiträge zum Tag der Hydrologie am 22./23. März 2012 in Freiburg, Herausgeber: Markus Weiler<br />
2012, 407 Seiten, ISBN 978-3-942964-38-8, Ladenpreis: EUR 50,00 / für FgHW-Mitglieder EUR 40,00<br />
Preis der digitalen Fassung auf CD-ROM: EUR 29,00, Preis für FgHW-Mitglieder: EUR 23,20<br />
Die Beiträge des Tagungsbandes<br />
zum diesjährigen Tag der Hydrologie<br />
(22./23. März 2012 in Freiburg, Herausgeber:<br />
Markus Weiler) stellen die<br />
Inter- und Transdisziplinarität von Hydrologie<br />
und Wasserwirtschaft in den<br />
Vordergrund. Hydrologie und Wasserwirtschaft<br />
stoßen häufig an disziplinäre,<br />
methodische und administrative<br />
Grenzen. In den drei Themenkomplexen<br />
„Grenzbereiche“, „Grenzüberschreitungen“<br />
und „Grenzüberwindungen“<br />
werden Beiträge vorgestellt, die diese<br />
Grenzbereiche erforschen, Methoden<br />
über Barrieren hinweg anwenden oder<br />
Ansätze zur Überwindung von Grenzen<br />
präsentieren. Damit soll der Wissensaustausch<br />
und die Kommunikation zwischen<br />
Forschung, Wirtschaft und Behörden<br />
in wasserrelevanten Bereichen<br />
unterstützt werden. In den 123 Fachvorträgen<br />
und Postern werden themenbezogene<br />
Projekte, Methoden, Anwendungen<br />
und Lösungen vorgestellt.<br />
Kontakt: DWA Deutsche Vereinigung<br />
für Wasserwirtschaft,<br />
Abwasser und Abfall e.V., Hennef,<br />
www.dwa.de/shop<br />
440 6 / 2012
DIN-Normen<br />
DIN EN ISO 13734 Entwurf „Erdgas – Organische Verbindungen zur Verwendung als Odoriermittel<br />
– Anforderungen und Prüfverfahren“<br />
Entwurf März 2012, Preisgruppe 10, Deutsche Fassung prEN ISO 13734:2012<br />
Einsprüche bis 16. Juni 2012 an nagas@din.de<br />
DIN EN 12583 Entwurf „Gasinfrastruktur – Gasverdichterstationen – Funktionale<br />
Anforderungen“<br />
Entwurf März 2012, Preisgruppe 19, Deutsche Fassung prEN:12583:2012<br />
Einsprüche bis 2. Juni 2012 an nagas@din.de<br />
DIN 8076 Entwurf „Druckrohrleitungen aus thermoplastischen Kunststoffen – Klemmverbinder<br />
aus Metallen und Kunststoffen für Rohre aus Polyethylen (PE) – Allgemeine Güteanforderungen<br />
und Prüfung“<br />
Entwurf April 2012, Preisgruppe 10<br />
Einsprüche bis 31. August 2012 an fnk@din.de<br />
DIN 30670 „Polyethylen-Umhüllungen von Rohren und Formstücken aus Stahl – Anforderungen<br />
und Prüfungen“<br />
Ausgabe April 2012, Preisgruppe 16<br />
DVGW-Regelwerk Gas/Wasser<br />
Neuerscheinungen<br />
GW 304-B1 Entwurf „1. Beiblatt über Bundesfernstraßen und Versorgungsleitungen im DVGW-<br />
Arbeitsblatt GW 304:2008-12 Rohrvortrieb und verwandte Verfahren“<br />
Ausgabe 3/12, EUR 16,61 für DVGW-Mitglieder, EUR 22,14 für Nicht-Mitglieder<br />
Der Bedarf für das Beiblatt ergibt sich<br />
daraus, dass Gas- und Wasserleitungen<br />
von der Anwendung des Abschnitts 9<br />
des DVGW-Arbeitsblatts GW 304<br />
„Rohrvortrieb und verwandte Verfahren“<br />
vom Dezember 2008 ausgenommen<br />
sind und dass in Verbindung mit<br />
der ATB-BeStra („Allgemeine Technische<br />
Bestimmungen für die Benutzung<br />
von Straßen durch Leitungen und Telekommunikationslinien“)<br />
und den zugehörigen<br />
Nutzungsrichtlinien („Richtlinien<br />
für die Benutzung der Bundesfernstraßen<br />
in der Baulast des Bundes“),<br />
Teil D, 2.5.2, Unsicherheit bezüglich<br />
der Erfordernis eines Sachverständigen<br />
für Erd- und Grundbau bei der Kreuzung<br />
von Bundesfernstraßen durch<br />
Gas- und Wasserleitungen entstanden<br />
ist.<br />
Vor diesem Hintergrund wurde<br />
das Beiblatt vom DVGW-Projektkreis<br />
„Mitbenutzung von Verkehrswegen“<br />
in Zusammenarbeit mit Vertretern der<br />
Straßenbaulastträger sowie der Bundesanstalt<br />
für Straßenwesen (BASt)<br />
erarbeitet, um die in Abschnitt 9.1 enthaltene<br />
Regelung für den Abwasserbereich<br />
sinngemäß auf den Gas- und Wasserbereich<br />
zu erweitern, sodass einer<br />
diesbezüglichen Anwendung des Arbeitsblatts<br />
nichts mehr im Weg steht<br />
und somit die genannte Unsicherheit<br />
beseitigt wird.<br />
Der betreffende Absatz von Abschnitt<br />
9.1 soll demnach zukünftig<br />
wie folgt lauten: „Bei der Herstellung<br />
von Abwasser-Hausanschlussleitungen<br />
bzw. Anschlusskanälen bis maximal<br />
250 mm Außendurchmesser darf<br />
auf eine Einschaltung des Sachverständigen<br />
für Erd- und Grundbau verzichtet<br />
werden, sofern bereits ein Sammelkanal<br />
existiert. Bei der Herstellung von<br />
Gas- bzw. Wasserleitungen bis maximal<br />
250 mm Außendurchmesser unter nicht<br />
autobahnähnlich ausgebauten Bundesstraßen<br />
darf auf eine Einschaltung des<br />
Sachverständigen für Erd- und Grundbau<br />
verzichtet werden, sofern bereits<br />
eine Versorgungsleitung existiert. In<br />
diesen Fällen müssen die Aufgaben des<br />
Sachverständigen für Erd- und Grundbau<br />
vom Leitungsträger wahrgenommen<br />
werden. …“ Hinter dem neu eingefügten<br />
zweiten Satz steht der Gedanke,<br />
dass man beim Vorhandensein einer<br />
Leitung an/in einer Straße davon ausgeht,<br />
dass der Leitungsträger den Baugrund<br />
bereits hinreichend kennt.<br />
6 / 2012 441
Normen & Regelwerk<br />
GW 304 bezieht sich nur auf Bundesfernstraßen.<br />
Diese haben eine besondere<br />
überregionale Bedeutung.<br />
Durch die Anforderungen von GW 304<br />
soll sichergestellt werden, dass der in<br />
der Regel besonders hochwertige Aufbau<br />
dieser Straßen bei Kreuzungsvorhaben<br />
nicht gestört wird. Es ist jedoch<br />
nicht sachgemäß, GW 304 pauschal<br />
auch auf Straßen der Länder und Kommunen<br />
anzuwenden, insbesondere in<br />
Bezug auf die Mindestüberdeckungen<br />
nach Abschnitt 9. Sofern sich also aus<br />
dem Aufbau der jeweiligen Straße keine<br />
besonderen Randbedingungen ergeben,<br />
besteht für diese Straßen kein<br />
Anlass, von den Mindestüberdeckungen<br />
nach den DVGW-Arbeitsblättern<br />
G 462, G 463, G 472 und W 400-1<br />
abzuweichen.<br />
Wie bei jedem DVGW-Arbeitsblattentwurf<br />
besteht auch bei diesem Beiblatt<br />
die Gelegenheit zur Stellungnahme<br />
(Frist: 29. Juni 2012). Allerdings ist hier<br />
der Spielraum für weitergehende Änderungen<br />
denkbar gering, d. h. das vorgeschlagene<br />
Beiblatt stellt in Form und Inhalt<br />
das derzeit Machbare dar.<br />
AfK 11 „Beurteilung der Korrosionsgefährdung durch Wechselstrom bei kathodisch geschützten<br />
Stahlrohrleitungen und Schutzmaßnahmen“<br />
Ausgabe 2/12, EUR 28,72 für DVGW-Mitglieder, EUR 38,29 für Nicht-Mitglieder<br />
Die neue AfK-Empfehlung Nr. 11 wurde<br />
von der Arbeitsgemeinschaft DVGW/<br />
VDE für Korrosionsfragen (AfK), in der<br />
außer Mitgliedern des DVGW (Deutscher<br />
Verein des Gas- und Wasserfaches<br />
e.V.) und des VDE (Verband der<br />
Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik<br />
e.V.) auch Vertreter der Deutschen<br />
Bahn AG, der Telekom Deutschland<br />
GmbH, des Verbandes Deutscher<br />
Verkehrsunternehmen (VDV), der Vereinigung<br />
Deutscher Elektrizitätswerke<br />
(VDEW), des Mineralölwirtschaftsverbandes<br />
(MWV) und des Wirtschaftsverbandes<br />
Erdöl und Gas (WEG) mitarbeiten,<br />
im Einvernehmen mit anderen Fachgremien<br />
und unter Beachtung bereits<br />
bestehender Bestimmungen erarbeitet.<br />
Der Inhalt der AfK-Empfehlung<br />
Nr. 11 spiegelt den Stand der Technik,<br />
wenn nicht sogar den Stand der Wissenschaft<br />
wider. Im Zusammenhang mit<br />
der bevorstehenden (zurzeit im Entwurf<br />
vorliegenden) europäischen Norm<br />
DIN EN 15280 „Beurteilung der Korrosionswahrscheinlichkeit<br />
durch Wechselstrom<br />
an erdverlegten Rohrleitungen –<br />
Anwendung für kathodisch geschützte<br />
Rohrleitungen“ muss erwähnt werden,<br />
dass diese AfK-Empfehlung nicht<br />
im Widerspruch zu dieser Norm steht.<br />
Die AfK-Empfehlung Nr. 11 ist in sich als<br />
geschlossenes Dokument zu sehen, das<br />
praxisorientierte Hinweise gibt und die<br />
DIN EN 15280 konkret auf die nationalen<br />
Bedürfnisse spezifiziert.<br />
Ein vertieftes Verständnis der beteiligten<br />
Prozesse der Wechselstromkorrosion,<br />
unter Einfluss des kathodischen<br />
Korrosionsschutzes, hat aber<br />
über längere Zeit gefehlt. Erst aufgrund<br />
jüngerer Labor- und Felduntersuchungen<br />
des DVGW-Forschungsvorhabens<br />
G 2/01/08 (2010) war es<br />
möglich, ein Modell zu entwickeln, das<br />
in der Lage ist, alle bisherigen empirischen<br />
Beobachtungen zu erklären. Insbesondere<br />
betrifft dies die Befunde<br />
zum Einfluss des kathodischen Schutzniveaus<br />
auf die Wechselstrom-Korrosionsgefährdung.<br />
Die aktuellen Modellvorstellungen<br />
erklären dann auch die<br />
Schutzkriterien, unter deren Einhaltung<br />
die Korrosionsgeschwindigkeit auf ein<br />
technisch akzeptierbares Maß verringert<br />
werden kann. Mittels umfangreicher<br />
Feldversuche konnten die dem<br />
Modell zugrunde liegenden Schutzkriterien<br />
in der Praxis bestätigt bzw.<br />
überprüft werden. Die Felduntersuchungen<br />
zeigten außerdem, dass eine<br />
Verringerung der Korrosionsgeschwindigkeit<br />
auf eine „technisch akzeptierbare<br />
Korrosionsgeschwindigkeit“ (Korrosionsgeschwindigkeit<br />
< 0,03 mm/a)<br />
möglich ist.<br />
Sanierung: Spezifikationen für<br />
Hausanschlussliner (DIN SPEC 19748)<br />
Das IKT hat gemeinsam mit Netzbetreibern und Herstellern Anforderungen an Schlauchliner zur Renovierung von<br />
Hausanschlussleitungen formuliert.<br />
Die Grundstücksentwässerung rückt<br />
immer mehr in den Blickpunkt der<br />
Abwasserwirtschaft. Dichte Leitungen<br />
sind das Ziel von Untersuchungen<br />
und Sanierungen. Das Schlauchlining<br />
ist eines der wichtigsten Renovierungsverfahren<br />
im Bereich der<br />
privaten Abwasserleitungen. Bisher<br />
fehlten aber noch normative Anforderungen<br />
an die Beschaffenheit von<br />
Hausanschlusslinern. Das wird sich mit<br />
der Einführung der öffentlich verfügbaren<br />
Spezifikation DIN SPEC 19748<br />
[1] ändern.<br />
Für die Schlauchliner-Technik im<br />
öffentlichen Bereich liegen normative<br />
Anforderungen bereits vor (DIN EN<br />
ISO 11296-1:2011 [2] und DIN EN ISO<br />
11296-4:2011 [3]). Da sich die Anforderungen<br />
an Hausanschlussliner davon<br />
jedoch zum Teil deutlich unterscheiden<br />
442 6 / 2012
können – z. B. in Hinsicht auf die Bogengängigkeit<br />
in kleinen Nennweiten –<br />
wurde für den Grundstücksbereich ein<br />
einheitlicher Standard entwickelt. Das<br />
Dokument dient als Ergänzung zum bestehenden<br />
Normen- und Regelwerk.<br />
Die Anforderungen der DIN SPEC<br />
werden für den Anwendungsbereich<br />
„häusliches Abwasser“ gelten. Für den<br />
Einsatz bei weitergehenden Anforderungen,<br />
z.B. bei gewerblichem oder industriellem<br />
Abwasser, wurden Hinweise<br />
formuliert.<br />
Dicht, standsicher, betriebssicher<br />
Um das Sanierungsziel einer dichten<br />
Hausanschlussleitung zu erreichen,<br />
fordert die Spezifikation von den Linern<br />
dauerhafte Dichtheit, Standsicherheit<br />
und Betriebssicherheit für den Zeitraum<br />
der geplanten Nutzung von mindestens<br />
50 Jahren. Die Anbindungen an Schächten,<br />
Zuläufen oder am Hauptkanal halten<br />
meist nicht so lange. Hier sind laut<br />
DIN SPEC über den Zeitraum der Nutzungsdauer<br />
Nacharbeiten erforderlich.<br />
Die DIN SPEC formuliert Anforderungen<br />
an die Überwachung und Dokumentation<br />
der Linerproduktion durch<br />
den Hersteller sowie an die Anwendung<br />
des Verfahrens durch den ausführenden<br />
Betrieb. Grundstückseigentümern<br />
wird in der DIN SPEC empfohlen, einen<br />
von der Sanierungsfirma unabhängigen,<br />
fachkundigen Dienstleister mit der<br />
Überwachung und der Abnahme der<br />
Maßnahmen zu beauftragen.<br />
Um entscheiden zu können, ob ein<br />
Hausanschlussliner zur Renovierung<br />
einer schadhaften Leitung eingesetzt<br />
werden kann, müssen zunächst Leitungsdaten<br />
und Randbedingungen ermittelt<br />
und geprüft werden. Die Ausprägung<br />
vorhandener Schäden ist insbesondere<br />
hinsichtlich der Standsicherheit<br />
der Leitung einzuschätzen.<br />
Ausführung der Arbeiten<br />
Hausanschlussliner werden vor Ort unter<br />
nicht immer komplett kontrollierbaren<br />
Bedingungen hergestellt. Umso<br />
wichtiger ist es, sorgfältig zu arbeiten<br />
und sich an die Vorgaben des Verfahrenshandbuchs<br />
zu halten. So ist unter<br />
anderem eine Mindestwanddicke von 3<br />
mm vorgeschrieben, die nur unter bestimmten<br />
Bedingungen unterschritten<br />
werden kann. Zudem darf der Liner keine<br />
Falten werfen, die die hydraulische<br />
Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Es<br />
werden Grenzwerte für die Faltengröße<br />
aufgeführt. Für den Nachweis der Hochdruckspülbeständigkeit<br />
reicht die DIBt-<br />
Zulassung aus.<br />
Abnahmeprüfung und<br />
Probenentnahme<br />
Nach Abschluss der Arbeiten ist laut<br />
DIN SPEC eine TV-Inspektion und eine<br />
Dichtheitsprüfung nach DIN EN 1610<br />
[4] mit Wasser- oder Luftdruck durchzuführen.<br />
Außerdem ist eine Wanddickenmessung<br />
vorzunehmen. Wo es<br />
möglich ist, wird eine Probenentnahme<br />
zur Prüfung der Dichtheit und der Stabilität<br />
empfohlen.<br />
Die öffentlich verfügbare Spezifikation<br />
wurde vom IKT- Institut für Unterirdische<br />
Infrastruktur, Gelsenkirchen,<br />
verfasst und in Anwenderworkshops<br />
mit folgenden Beteiligten abgestimmt:<br />
Heinz Bodenbender, Bodenbender<br />
GmbH<br />
Lothar Bratz, Alocit Chemie GmbH<br />
Arndt Cords, Siebert und Knipschild<br />
GmbH<br />
Martin Cygiel, RS Technik AG<br />
Manfred Fiedler, Göttinger Entsorgungsbetriebe<br />
(GEB)<br />
Hans-Joachim Fritz, Brawoliner®/<br />
Karl Otto Braun GmbH & Co. KG<br />
Reiner Galle, MC-Bauchemie Müller<br />
GmbH & Co. KG<br />
Michael Goldschmidt, MC-Bauchemie<br />
Müller GmbH & Co. KG<br />
Frank-Werner Grauvogel, Technische<br />
Werke Burscheid AöR (TWB)<br />
Frank Grygowski, Trelleborg Pipe<br />
Seals Duisburg GmbH<br />
Andreas Haacker, Siebert und Knipschild<br />
GmbH<br />
Jens Hanusch, Owens Corning<br />
Peter Holl, Vereinigte Filzfabriken AG<br />
(VFG)<br />
Dieter Koldemeyer, COPA Umweltservice<br />
GmbH<br />
Christian Kunkel, Bodenbender<br />
GmbH<br />
Rainer Latzel, Göttinger Entsorgungsbetriebe<br />
(GEB)<br />
Dr. Michael Lill, Brawoliner®/Karl<br />
Otto Braun GmbH & Co. KG<br />
Marc Matthé, Owens Corning<br />
Sven Meßmann, MC-Bauchemie<br />
Müller GmbH & Co. KG<br />
Torsten Niedergriese, Abflussklar<br />
GmbH<br />
Tim Oertel, ISO Ingenieurbüro<br />
GmbH<br />
Alexander Schuir, Stadtentwässerungsbetrieb<br />
Landeshauptstadt<br />
Düsseldorf<br />
Andreas Vogel, Wasserverband<br />
Vorsfelde<br />
Hermann-Josef Vogt, Entsorgungsund<br />
Servicebetrieb Bocholt (ESB)<br />
Jürgen Zinnecker, Insituform Rohrsanierungstechniken<br />
GmbH<br />
Die Veröffentlichung der DIN SPEC hat<br />
der Normenausschuss Wasserwesen<br />
(NAW) im DIN Deutsches Institut für<br />
Normung e.V. betreut. Die DIN SPEC<br />
19748 „Anforderungen an Schlauchliner<br />
zur Renovierung von Abwasser-<br />
Hausanschlussleitunge“„ kann seit Mai<br />
2012 für 49 Euro beim Beuth Verlag erworben<br />
werden: www.beuth.de.<br />
Literatur<br />
[1] DIN SPEC19748: Anforderungen an<br />
Schlauchliner zur Renovierung von Abwasser-Hausanschlussleitungen;<br />
Februar<br />
2012 (Veröffentlichung im Mai ).<br />
[2] DIN EN ISO 11296-1: Kunststoff-<br />
Rohrleitungssysteme für die Renovierung<br />
von erdverlegten drucklosen<br />
Entwässerungssystemen (Freispiegelleitungen)<br />
– Teil 1: Allgemeines<br />
(ISO 11296-1:2009); Juli 2011.<br />
[3] DIN EN ISO 11296-4: Kunststoff-<br />
Rohrleitungssysteme für die Renovierung<br />
von erdverlegten drucklosen Entwässerungssystemen<br />
(Freispiegelleitungen)<br />
– Teil 4: Vor Ort härtendes<br />
Schlauch-Lining (ISO 11296-4:2009,<br />
korrigierte Fassung 2010-06-01); Juli<br />
2011.<br />
[4] DIN EN 1610: Verlegung und Prüfung<br />
von Abwasserleitungen und -kanälen;<br />
Oktober 1997<br />
Kontakt: IKT – Institut für Unterirdische<br />
Infrastruktur gGmbH,<br />
Gelsenkirchen, Dipl.-Ing.Sebastian<br />
Beck, Tel. +49 209-17806-0,<br />
E-Mail: info@ikt.de<br />
6 / 2012 443
Nachrichten<br />
FKKS – Aktuelles<br />
fkks traf sich in Esslingen<br />
Die 48. Jahreshauptversammlung des fkks<br />
Fachverband Kathodischer Korrosionsschutz<br />
e. V. (fkks) fand am 19. April 2012<br />
im Best Western Premier Hotel Park Consul<br />
Stuttgart/Esslingen statt.<br />
Der 1. Vorsitzender Hans Gaugler und<br />
der Geschäftsführer Hans-Gerhard Köpf<br />
begrüßten die Teilnehmer, insbesondere<br />
die anwesenden Träger der Kuhn-Ehrenmedaille<br />
Dipl.-Ing. Klaus Horras und Dipl.-<br />
Ing. Wolfgang Vesper. Sie hatten vom Tod<br />
des Trägers der Kuhn-Ehrenmedaille, Dipl.-<br />
Ing. Günter Rieger, am 11. März 2011 an<br />
seinem Wohnort in Bergisch-Gladbach zu<br />
berichten und baten die Anwesenden, sich<br />
zu einer Gedenkminute zu erheben.<br />
Notwendigkeit der fachlichen<br />
Führerschaft bei KKS-Themen<br />
Hans Gaugler stellte in seinem Bericht<br />
die wichtigsten Projekte vor. So wurde<br />
im abgelaufenen Jahr zusammen mit dem<br />
DVGW die gemeinsame Technische Regel<br />
fkks-Richtlinie Güteüberwachung bzw.<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW11 überarbeitet<br />
und verabschiedet. Diese befinden sich<br />
aktuell im Gelbdruck und werden voraussichtlich<br />
bis Ende 2012 erscheinen.<br />
Er betonte die Notwendigkeit der fachlichen<br />
Führerschaft des fkks bei KKS-Themen,<br />
die insbesondere eine ausgeprägte<br />
Öffentlichkeitsarbeit bedürfe. Gaugler<br />
verwies dabei auf die Angebote der Internetseite<br />
http://www.fkks.de, betonte<br />
aber auch die Notwendigkeit der Präsenz<br />
bei Fachtagungen, wie z. B. dem Rohrleitungsforum<br />
des iro, aber auch durch Präsentation<br />
des fkks durch Veröffentlichung<br />
von Fachartikeln in einschlägigen Fachzeitschriften.<br />
Hier sollten insbesondere auf die<br />
Vorzüge und Aufgaben des KKS hingewiesen<br />
werden.<br />
fkks Infotag erfolgreich<br />
Der am 18. April 2012 erstmalig in Kooperation<br />
mit der Zeitschrift <strong>3R</strong> und der<br />
Jade Hochschule ausgerichtete fkks Infotag<br />
2012 zum Thema „Anforderungen<br />
an Sachkundige des kathodischen Korrosionsschutzes“<br />
war sehr gut besucht. Diese<br />
Veranstaltung, die für die Mitglieder des<br />
fkks kostenfrei war, richtete sich an Korrosionsschutzfachkräfte,<br />
Korrosionsschutzsachkundige<br />
und technische Führungskräfte<br />
aus der Bau- und Versorgungswirtschaft,<br />
die mit Planung, Einrichtung,<br />
Betrieb und Instandhaltung des kathodischen<br />
Korrosionsschutzes (KKS) befasst<br />
sind. Etwa 100 Teilnehmer nutzten die<br />
Gelegenheit, aus erster Hand einen umfassenden<br />
Überblick über die Kenntnisse<br />
und Kompetenzen, die ein Sachkundiger<br />
auf dem Gebiet des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
nachweisen muss, von kompetenten<br />
Referenten – namentlich Dipl.-<br />
Phys. Rainer Deiss (RBS wave GmbH En-<br />
BW Regional AG), Hans Gaugler (SWM<br />
Services GmbH), Dipl.-Ing. Thomas Laier<br />
(RWE Westfalen-Weser-Ems Netzservice<br />
GmbH), Michael Schad (DENSO GmbH),<br />
Dr. rer. nat. Hanns-Georg Schöneich (Open<br />
Grid Europe GmbH) – zu erhalten. Es bestand<br />
Einigkeit, im kommenden Jahr erneut<br />
einen fkks Infotag zu einer anderen Thematik<br />
aus dem Fachbereich<br />
kathodischer<br />
Korrosionsschutz auszurichten.<br />
Dieser wird<br />
am 29. Januar 2013 in<br />
Esslingen stattfinden.<br />
Interessensvertretung<br />
der Mitglieder<br />
Der Geschäftsführer<br />
konnte in seinem Rechenschaftsbericht<br />
von einer positiven<br />
Mitgliederentwicklung<br />
für das Jahr 2011 berichten.<br />
Er berichtete<br />
von den im vergangenen Jahr erbrachten<br />
Tätigkeiten bei der Interessensvertretung.<br />
National wie international entwickle<br />
sich der fkks zu einer Drehscheibe für seine<br />
Kernkompetenz, den kathodischen Korrosionsschutz.<br />
Fachbeirat nimmt Tätigkeit auf<br />
Der 2. Vorsitzende Dipl.-Ing. Jürgen Barthel<br />
stellte den Fachbeirat vor. Dabei ging<br />
er auf Struktur und Aufgabenbereiche ein.<br />
Anschließend stellten die jeweiligen Leiter<br />
ihre Fachbereiche vor. Sie gingen dabei auf<br />
die aktuellen Aktivitäten und Projekte ein:<br />
Dipl.-Ing. Torsten Krebs fungiert als Leiter<br />
des Fachbereichs Offshore und ist unter<br />
der E-Mail-Adresse offshore@fkks.de erreichbar,<br />
Dr. rer. nat Dr.-Ing. Franz Pruckner<br />
steht dem Fachbereich Stahl-in-Beton<br />
vor und ist unter kksb@fkks.de erreichbar,<br />
Dipl.-Ing. Norbert Tenzer zeichnet für<br />
den Fachbereich Innenschutz verantwortlich<br />
und ist unter kksi@fkks.de erreichbar<br />
und Dipl.-Ing. Thomas Laier steht seit Juni<br />
2012 dem Fachbereich Rohrleitungen-<br />
Tanks vor und wird unter der E-Mail-Adresse<br />
rohre-tanks@fkks.de erreichbar sein.<br />
fkks cert gmbh etabliert<br />
Der Leiter der fkks cert gmbh stellte<br />
Struktur und Politik der Zertifizierungsstelle<br />
vor. Er verwies darauf, dass es gelungen<br />
sei, das Vertrauen der Marktteilnehmer<br />
in die Tätigkeit der fkks cert gmbh zu<br />
gewinnen und betonte die Notwendigkeit<br />
des Engagements des fkks bei der Zertifizierung,<br />
um einen kostengünstigen und<br />
fachlich soliden Betrieb zu gewährleisten.<br />
Dies hätten die Erfahrungen der Vergangenheit<br />
gezeigt.<br />
Verleihung der Kuhn-Ehrenmedaille<br />
beschlossen<br />
Die Jahreshauptversammlung 2013 wurde<br />
auf den 30. Januar 2013 in Esslingen<br />
terminiert. Im Jahr 2014 feiert der fkks<br />
sein 50-jähriges Bestehen. Deshalb werde<br />
die Jahreshauptversammlung 2014 im Zusammenhang<br />
mit dem voraussichtlich im<br />
Mai 2014 in Weimar stattfindenden Ceo-<br />
Cor-Kongress zusammengelegt. In diesem<br />
würdigen Rahmen soll die Kuhn-Ehrenmedaille<br />
verliehen werden.<br />
444 6 / 2012
Aktuelles vom Fachbeirat des fkks<br />
Fachbereich<br />
„Rohrleitungen<br />
und Tankanlagen“<br />
Nach der konstituierenden Sitzung des Fachbeirats des<br />
fkks am 30.03.2011 wurde am 10.11.2011 der Fachbereich<br />
„Rohrleitungen und Tankanlagen“ ins Leben gerufen.<br />
Dieser Fachbereich beschäftigt sich mit allen Belangen des<br />
Korrosionsschutzes von erdverlegten metallischen Rohrleitungen<br />
und Tankanlagen und dient als Spezialistenpool<br />
in diesem Teilgebiet des Kathodischen Korrosionsschutzes.<br />
Sichere und effiziente<br />
Rohrleitungssysteme<br />
Nutzen Sie das Know-how der führenden Fachzeitschrift<br />
für die Entwicklung von Rohrleitungen, Komponenten und<br />
Verfahren im Bereich der Gas- und Wasserversorgung, der<br />
Abwasserentsorgung, der Nah- und Fernwärmeversorgung,<br />
des Anlagenbaus und der Pipelinetechnik.<br />
Mit zwei englischsprachigen Specials pro Jahr.<br />
NEU<br />
Jetzt als Heft<br />
oder als ePaper<br />
erhältlich<br />
Zum aktuellen Mitgliederkreis zählen Rainer Deiss<br />
(EnBW Regional AG), Ulrich Bette (Technische Akademie<br />
Wuppertal e.V.), Thomas Laier (RWE Westfalen-Weser-<br />
Ems Netzservice GmbH), Hans Gaugler (Stadtwerke München)<br />
und Jürgen Barthel (Max Streicher GmbH&Co.KG<br />
aA), der als Fachbereichsleiter bis Juni 2012 die Leitung<br />
dieses Fachbereichs inne hat. Neuer Fachbereichsleiter ist<br />
dann Thomas Laier.<br />
In den zurückliegenden Monaten lagen die Schwerpunktthemen<br />
in der Organisation und Durchführung des<br />
ersten KKS-Infotags in Esslingen, der Präsenz und Mitarbeit<br />
in maßgebenden nationalen und internationalen Gremien<br />
sowie in der Bearbeitung normungstechnischer Fragestellungen<br />
aus dem nationalen und europäischen Umfeld.<br />
Für das Thema „Aufgaben des KKS unter besonderer<br />
Berücksichtigung der Gefahrabwendung, Sicherheit,<br />
Qualitätskontrolle und Zustandsbewertung“ wurde eine<br />
Arbeitsgruppe eingerichtet.<br />
Zum 6. Praxistag Korrosionsschutz in Gelsenkirchen<br />
werden interessante Vorträge aus den Reihen der Mitglieder<br />
des Fachbereichs vorbereitet und entsprechende<br />
Publikationen in der <strong>3R</strong> veröffentlicht.<br />
Kontakt:<br />
Fachverband Kathodischer Korrosionsschutz e.V.,<br />
Esslingen, Hans-Gerhard Köpf, Tel. +49 711 919 927 20,<br />
E-Mail: geschaeftsstelle@fkks.de,<br />
www.fkks.de<br />
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6 / 2012 445
Fachbericht<br />
FKKS – Aktuelles<br />
Aktuelle Entwicklungen im<br />
Regelwerk<br />
Von Hans Gaugler<br />
In der Vergangenheit wurde die gravierende Bedeutung des kathodischen Korrosionsschutzes für die Instandsetzungs-<br />
und Rehabilitationsplanung in der Versorgungswirtschaft kaum wahrgenommen. Dies wird besonders dadurch<br />
deutlich, dass in strategischen Unterlagen wie dem ehemaligen DVGW-Arbeitsblatt G 401 „Entscheidungshilfen für<br />
die Rehabilitation von Gasverteilungsnetzen“ oder dem DVGW-Hinweis W 401 „Entscheidungshilfen für die Rehabilitation<br />
von Wasserrohrnetzen“ der kathodische Korrosionsschutz kaum Erwähnung fand. Die aktuellen Entwicklungen<br />
im Regelwerk für die Instandhaltungsplanung der Leitungen und Leitungsnetze zeigen, wie die heute erweiterten<br />
Mess- und Bewertungsmöglichkeiten des KKS im Rahmen einer zustandsorientierten Instandhaltung technisch sinnvoll<br />
und wirtschaftlich genutzt werden können.<br />
Planung und Bau von Gas- und<br />
Wasserleitungen<br />
Laut Regelwerk sind die Kriterien für oder gegen die Anwendung<br />
des kathodischen Korrosionsschutzes festgelegt. So<br />
wird beispielsweise im DVGW-Arbeitsblatt G 462 bei Gasleitungen<br />
mit einem Betriebsdruck über 5 bar generell die<br />
Anwendung des KKS vorgeschrieben. Im Falle von Gasleitungen<br />
mit einem Betriebsdruck unter 5 bar bleibt die Anwendung<br />
optional, solange keine elektrochemischen Beeinflussungen<br />
vorliegen (Bild 1). In Stadtgebieten ist das jedoch<br />
fast immer der Fall.<br />
Bis zu diesem Punkt basiert die Entscheidung für oder gegen<br />
den kathodischen Korrosionsschutz auf rein korrosionsund<br />
sicherheitstechnischen Belangen zum Schutz der Rohre<br />
im Fall einer Beschädigung der Umhüllung.<br />
Unter Anwendung des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
ergeben sich mit den heute zur Verfügung stehenden Messmethoden<br />
erhebliche Vorteile für die langfristige Planung und<br />
Bild 1: Zusammenwirken<br />
der Regelwerke<br />
für Planung/Bau<br />
und Instandhaltung<br />
von<br />
Gasverteilungsnetzen<br />
446 6 / 2012
Instandhaltung der Leitungen und Leitungsnetze. Der kathodische<br />
Korrosionsschutz bietet die Möglichkeit permanent zur<br />
Verfügung stehender Zustandsdaten, die völlig neue Gesichtpunkte<br />
in der Entscheidungsfindung für die Anwendung des<br />
kathodischen Korrosionsschutzes eröffnen. Mit Blick auf diese<br />
erweiterten Mess- und Bewertungsmöglichkeiten ist der KKS<br />
aufgrund der jederzeit zugänglichen Daten vom zu schützenden<br />
Objekt die Grundlage eines vollwertigen Pipelinemanagementsystems.<br />
Die Vorgehensweise ist heute in den überarbeiteten<br />
Regelwerken G 402 bzw. dem kurzfristig zu erwartenden<br />
G 403 sowie den W 402 oder dem W 403 berücksichtigt<br />
und setzt sich damit deutlich ab von der ansonsten<br />
auf statistischen Auswertungen basierenden Planungsbasis.<br />
Erfassung und Auswertung von Daten<br />
für den Aufbau von Instandhaltungsstrategien<br />
Die im DVGW-Arbeitsblatt G 402 „Netz- und Schadensstatistik<br />
– Erfassung und Auswertung von Daten zum Aufbau<br />
von Instandhaltungsstrategien für Gasverteilungsnetze“<br />
beschriebene Vorgehensweise bei kathodisch geschützten<br />
Rohrleitungen und Leitungsnetzen bildet die Grundlage<br />
für den Aufbau und die Anwendung einer zustandsorientierten<br />
Instandhaltung. Nach der VDI-Richtlinie 2888 besteht<br />
die Zielsetzung einer zustandsorientierten Instandhaltung<br />
darin, anhand der Zustände der Anlagen die als notwendig<br />
erkannten Instandhaltungsmaßnahmen zeit-, qualitäts-<br />
und kostenoptimal zu planen und durchzuführen. Die<br />
Strategie basiert auf der ständigen Überwachung des Netzoder<br />
Anlagenzustandes durch eine geeignete Sensorik. Der<br />
Ablauf des KKS-gestützten Instandhaltungsprozesses ist in<br />
Bild 2 dargestellt.<br />
Instandhaltung und Betrieb von Gasund<br />
Wasserleitungen<br />
Ausgangspunkt der Regelwerke für die Instandhaltungsplanung<br />
waren die schon erwähnten Regelwerke G 401 und<br />
W 401 die 1999 publiziert wurden. Aus den Arbeitsblättern<br />
G 401 bzw. W 401 entstanden jeweils zwei neue Regelwerke,<br />
die sich mit der Erfassung und Auswertung der Daten für<br />
eine Instandsetzungsplanung (G 402 bzw. W 402) und der<br />
strategischen Umsetzung nach G 403 (derzeit in der Bearbeitung)<br />
und W 403 beschäftigen.<br />
In den Arbeitsblättern sind letztlich zwei Planungskonzepte<br />
beschrieben. Die statistische Planungsgrundlage erfordert<br />
die Bewertung von Schadenstatistiken und lebt damit<br />
vom Ausfall der Bauteile und damit den erforderlichen Reparaturmaßnahmen<br />
der Leitungsnetze. Aber selbst bei noch<br />
so sorgfältiger Bewertung der Schadenstatistiken bleibt ein<br />
beträchtliches Risiko von Rehabilitationsmaßnahmen an Objekten,<br />
die eigentlich noch gar keiner Rehabilitation bedürfen.<br />
Bild 1 verdeutlicht die Systematik aus dem Blickwinkel der<br />
Gasverteilungsnetze.<br />
Die Zustandbewertung unter Anwendung des kathodischen<br />
Korrosionsschutzes beruht zwar ebenfalls auf der Beschädigung<br />
des Objektes. Hier verhindert jedoch das darunter<br />
liegende Stahlmaterial den sofortigen Schaden und damit<br />
den Ausfall des Objektes. Durch den kathodischen Korrosionsschutz<br />
wird die freiliegende Stahloberfläche im Bereich der<br />
Beschädigung nicht nur geschützt, sondern ist darüber hinaus<br />
von der Erdoberfläche aus ohne Aufgrabung lokalisierbar.<br />
Reparaturen oder Ersatzmaßnahmen beschränken sich somit<br />
auf die tatsächlich vorliegende Beschädigung. Die Daten des<br />
kathodischen Korrosionsschutzes können dabei so aufbereitet<br />
werden, dass auch diejenigen, die nicht mit der Materie<br />
vertraut sind, diese verstehen und in der Lage sind, die Erkenntnisse<br />
gerade in den mittel- und längerfristigen strategischen<br />
Planungen für die Leitungsnetze zu berücksichtigen [1].<br />
Nachrüstung des KKS<br />
Die Vorteile sind keineswegs nur für Netze zugänglich, die mit<br />
dieser Technologie über Jahrzehnte gewachsen sind. Gerade<br />
für Verteilungsnetze, die ohne den kathodischen Korrosionsschutz<br />
üblicherweise auf Basis statistischer Daten instand gehalten<br />
werden, ist durch die Nachrüstung des KKS - wie sie u.<br />
a. im DVGW-Arbeitsblatt G 412 beschrieben ist - ein Niveau<br />
mit hoher Planungssicherheit erreichbar. Diese Planungssicherheit<br />
bietet dem Netzbetrieb die Möglichkeit, Einsparpotenziale<br />
zu generieren. Nutzungsdauerreserven können optimal<br />
ausgeschöpft werden, ein Vorteil der gerade heute im<br />
Zuge des durch die Regulierung der Gasnetze zunehmenden<br />
Kostendrucks von größter Bedeutung ist.<br />
Zustandsbewertung<br />
Die Bewertungsgrundlage für eine zustandsorientierte Instandhaltung<br />
ergibt sich aus der Wirkungsweise des kathodischen<br />
Korrosionsschutzes. Diese Systematik ist im DVGW<br />
Arbeitsblatt G 402 erläutert.<br />
Das DVGW-Merkblatt GW 18 (derzeit in der Erstellung)<br />
beschreibt dazu die grundlegende Vorgehensweise beim Aufbau<br />
einer Zustandsbewertung auf der Basis von KKS-Messdaten<br />
und gibt Hinweise darauf, wie diese im Rahmen einer<br />
zustandsorientierten Instandhaltungsstrategie und Instandsetzung<br />
verwendet werden kann. Grundvoraussetzung für die<br />
Anwendung des KKS im Rahmen einer zustandsorientierten<br />
Instandhaltung für Rohrleitungen ist ein wirksamer passiver<br />
und aktiver Korrosionsschutz.<br />
Instandhaltungsplanung<br />
Die Instandhaltungsplanung nicht kathodisch geschützter<br />
Leitungen basiert maßgeblich auf der statistischen Auswertung<br />
des Nutzungsverhaltens der Bauteile. In Abhängigkeit<br />
von dem Nutzungsverhalten sind die mittelfristig festgelegten<br />
Reparatur- und Rehabilitationsvorgaben so anzusetzen,<br />
dass die angestrebten Ziele für eine Instandhaltung<br />
beispielsweise in Form einer Grenzschadensrate langfristig<br />
eingehalten werden. Aufgabenstellung einer langfristigen<br />
Instandhaltungsplanung ist es somit eine mittelfristig<br />
anzusetzende Budgetierung von Rehabilitations- und Repa-<br />
6 / 2012 447
Fachbericht<br />
FKKS – Aktuelles<br />
raturbedarf im Sinne der Zielvorgaben zu ermöglichen. Diese<br />
mittelfristige Planung umfasst dabei üblicherweise einen<br />
Zeitraum von etwa fünf Jahren. Diese Vorgaben betreffen<br />
dabei zwar den Umfang zu rehabilitierender Objekte, jedoch<br />
keine konkreten Baumaßnahmen.<br />
Im Gegensatz dazu ergibt sich bei kathodisch geschützten<br />
Leitungen der konkrete Handlungsbedarf direkt aus den<br />
Auswertungen von Messungen, die eine Zustandserfassung<br />
und damit eine punktgenaue Lokalisierung von Fehlstellen<br />
bzw. Beschädigungen des Objektes ermöglichen. Aufgrund<br />
der messtechnischen Untersuchungen können die Leitungsabschnitte<br />
hinsichtlich dieses Handlungsbedarfs priorisiert<br />
werden. Für Leitungsabschnitte ohne oder mit unkritischen<br />
Fehlstellen ergibt sich kein Handlungsbedarf, solange die<br />
Wirksamkeit des kathodischen Korrosionsschutzes nicht beeinträchtigt<br />
ist. An dieser Situation wird sich auch langfristig<br />
nichts ändern, wenn nicht z. B. durch Bauaktivitäten weitere<br />
Beschädigungen hinzukommen. Für Leitungsabschnitte mit<br />
Leitungsverlegung<br />
DVGW G 462 (E)<br />
nein<br />
Herstellung der<br />
konstruktiven<br />
Maßnahmen zur<br />
Inschutznahme<br />
nein<br />
sofortige<br />
Einrichtung des<br />
KKS?<br />
DVGW G 412 (A)<br />
ja<br />
DVGW G 412 (A)<br />
ja<br />
Nachrüstung des KKS<br />
Zustandserfassung<br />
Überwachungsmessung nach DVGW-Arbeitsblatt GW 10 ggf. GW 16<br />
Zustandsvergleich<br />
Information des Netzbetreibers<br />
über Leitungszustand<br />
ja<br />
Erfüllung des<br />
Schutzpotentialkriteriums<br />
nach<br />
nein<br />
DVGW GW 10?<br />
Präventiv bzw.<br />
ereignisorientiert<br />
instand halten<br />
nein<br />
nein<br />
Bewertung nach<br />
DVGW GW 18?<br />
Diagnose und<br />
Zustandsbewertung<br />
ja<br />
Erarbeitung von Behebungsmaßnahmen unter Beachtung<br />
der Beeinflussungsthematik, der Wirtschaftlichkeit und<br />
der technischen Machbarkeit<br />
Erneuerung /<br />
Reparatur<br />
Bau von weiteren<br />
Anodenanlagen<br />
Erhöhung der<br />
Schutzstromeinspeisung<br />
Nachumhüllung der größten<br />
Umhüllungsfehlstellen<br />
Bild 2: KKS-gestützter<br />
Instandhaltungsprozess<br />
448 6 / 2012
kritischer Fehlstellenzahl oder -größe ergibt sich die Erfordernis einer<br />
Reparatur des Korrosionsschutzes oder die Notwendigkeit einer<br />
Erneuerung des Leitungsabschnittes. Auch in diesen Fällen wird eine<br />
Reparatur- oder Ersatzmaßnahme mittelfristig geplant.<br />
InstandsetzungsmaSSnahmen<br />
Die kurzfristig, d. h. im Laufe eines Jahres umzusetzenden Instandsetzungsmaßnahmen<br />
werden auf Basis einer Prioritätenliste festgelegt.<br />
Bei nicht kathodisch geschützten Leitungen muss dazu erneut<br />
die leitungsabschnittsbezogene Schadenstatistik ausgewertet werden.<br />
Wie in der langfristigen Planung gilt auch hier: Keine Planung<br />
ohne Schäden. Im Falle kathodisch geschützter Leitungen liegt diese<br />
Prioritätenliste aus den Messungen vor. Schäden sind konzeptionell<br />
nicht vorgesehen.<br />
Bei der Festlegung der Maßnahmen empfiehlt sich ggf. die Koordination<br />
mit anderen erforderlichen Maßnahmen wie Straßenbau-<br />
und Gleisbauprojekte, Tiefbaumaßnahmen oder Neuverlegungsmaßnahmen<br />
anderer Sparten. Hier können durch die Zusammenarbeit<br />
auf Planungsebene und den zuständigen Baureferaten<br />
die betroffenen Leitungsabschnitte kostengünstig und somit wirtschaftlich<br />
rehabilitiert werden.<br />
Zusammenfassung<br />
In der aktuellen Entwicklung des Regelwerkes für die Instandhaltung<br />
von Gas- und Wasserrohrnetzen sind letztlich zwei Planungskonzepte<br />
erkennbar:<br />
Das statistische Konzept erfordert die Bewertung von Schadenstatistiken<br />
und setzt eine umfangreiche Schadensstatistik voraus.<br />
Deutlich setzt sich davon das Konzept der messwertbasierten<br />
Zustandsbewertung ab, durch die Möglichkeit Bauteile ohne Aufgrabung<br />
von der Erdoberfläche aus zu bewerten.<br />
Mit Blick auf die heute erweiterten Mess- und Bewertungsmöglichkeiten<br />
erfüllt der KKS nicht nur die Aufgaben eines klassischen Korrosionsschutzsystems,<br />
sondern bildet darüber hinaus auch die Grundlage<br />
für das Konzept der messwertbasierten Zustandsbewertung. Die<br />
Realisierung ist mit relativ geringem Aufwand verbunden, weil die<br />
Messdaten des KKS aus den Überwachungsmessungen nach DVGW-<br />
Arbeitsblatt GW 10 ohnehin im Unternehmen vorliegen.<br />
SOLARTECHNIK<br />
Solar-Tec<br />
PVC / PMMA Messstellen<br />
Messstellen-Typen-Vielfalt für unabhängige Stromversorgung<br />
und zur sicheren Aufnahme der Messtechnik.<br />
LKS Messpunkt<br />
Der definierte Messpunkt im Gehäuse mit optisch guter<br />
Erkennung.<br />
Literatur<br />
[1] Messwertbasierte Zustandsbewertung von Gasverteilungsnetzen;<br />
<strong>3R</strong> (2011) Nr. 1–2, S. 59–63<br />
Autor<br />
Unterflur Messstelle<br />
Wasserdichtes Kunststoffgehäuse mit teleskopierbarer<br />
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Hans Gaugler<br />
SWM Stadtwerke München,<br />
München<br />
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G.A. Kettner GmbH<br />
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6 / 2012 • Fax. 0 64 82 / 91 31- 50<br />
449<br />
www.kettnergmbh.de • info@kettnergmbh.de
Fachbericht<br />
FKKS – Aktuelles<br />
Strategien für die Optimierung des<br />
kathodischen Korrosionsschutzes<br />
von Rohrleitungen unter<br />
Wechselspannungsbeeinflussung<br />
Von Markus Büchler<br />
Seit dem Auftreten der ersten Schäden durch Wechselstromkorrosion im Jahr 1988 an kathodisch geschützten Rohrleitungen<br />
[1, 2] wurde das Phänomen detailliert untersucht. Bald wurde die Wechselstromdichte als kritischer Parameter<br />
identifiziert [3-5]. Ebenso wurde auch festgestellt, dass die Gleichstromdichte einen wesentlichen Einfluss auf<br />
die Korrosionsgeschwindigkeit hat [6-9]. In der Folge wurden verschiedene grundlegende Untersuchungen vorgenommen,<br />
die zu einem vertieften Verständnis der beteiligten Prozesse geführt haben [10-12]. Die daraus resultierende<br />
Modellvorstellung ist in der Lage alle empirischen Beobachtungen zu erklären. Anhand von ausgedehnten Felduntersuchungen<br />
war es zudem möglich die in Laborversuchen ermittelten Grenzwerte für die kritische Beeinflussung<br />
unter realen Betriebsbedingungen der Rohrleitung zu bestätigen [13].<br />
Aufgrund dieser Daten kann die Korrosionsgeschwindigkeit begrenzt werden, wenn die Wechselstromdichte unter<br />
30 A/m 2 oder die Schutzstromdichte auf Werte unter 1 A/m 2 begrenzt werden [7, 14]. Die Begrenzung der Wechselstromkorrosion<br />
ist auch möglich, wenn das Einschaltpotential positiver als -1.2 V CSE und die Wechselspannung kleiner<br />
als 15 V ist [15, 16]. Weiter muss das Ausschaltpotential negativer als das gemäß EN 12954 geforderte Schutzkriterium<br />
sein. Aufgrund der Modellvorstellungen und auch experimentellen Daten konnte zudem gezeigt werden,<br />
dass Wechselstromkorrosion auch bei hohen Schutzstromdichten verhindert werden kann. Aufgrund von Laborversuchen<br />
ist davon auszugehen, dass dies möglich ist, wenn die Schutzstromdichte ca. ein Drittel der Wechselstromdichte<br />
[6, 15] beträgt. Basierend auf den Laboruntersuchungen und Modellvorstellungen besteht ein vertieftes Verständnis<br />
über die bei Wechselstromkorrosion ablaufenden Prozesse und die erforderlichen Grenzwerte.<br />
Die Problematik besteht nun darin, dass es nicht ohne weiteres möglich ist diese Grenzwerte auf bestehende Rohrleitungen<br />
anzuwenden. Der Grund dafür sind die zum Teil sehr heterogene Bettung der Rohrleitung, die streckenweise<br />
schlechte Umhüllungsqualität oder die zumindest kurzzeitig sehr hohe Wechselspannungs beeinflussung. Im Folgenden<br />
sollen Erfahrungen und Lösungsansätze für den Umgang mit wechselspannungsbeeinflussten Rohrleitungen präsentiert<br />
werden.<br />
Ausgangslage<br />
Wesentliche Aspekte der Wechselstromkorrosion sind sowohl<br />
aufgrund von Labor- sowie Feldversuchen als auch aufgrund<br />
von theoretischen Betrachtungen verstanden. Zudem konnten<br />
die relevanten Grenzwerte zumindest teilweise mit Hilfe<br />
von thermodynamischen und kinetischen Modellen erklärt<br />
werden [15, 16]. Diese Grenzwerte sind vollumfänglich<br />
in die soeben erschienene AfK 11 eingeflossen und werden<br />
zumindest in den wesentlichen Grundzügen auch von der<br />
prEN15280 übernommen. Da diese Grenzwerte Bestandteil<br />
der aktuellen Normenwerke sind, müssen sie auf kathodisch<br />
geschützte Rohrleitungen angewendet werden. Unglücklicherweise<br />
lassen die Grenzwerte nur wenig Spielraum für die<br />
Umsetzung des kathodischen Korrosionsschutzes im konkreten<br />
Anwendungsfall.<br />
Grundsätzlich ist bei den Grenzwerten zu beachten, dass<br />
Wechselstromkorrosion durch zwei komplementäre Strategien<br />
verhindert werden kann. Zum einen ist dies der kathodische<br />
Schutz bei geringer Schutzstromdichte, wobei das Einschaltpotential<br />
typischerweise positiver als -1.2 V CSE sein<br />
muss. Zum anderen ist dies der kathodische Schutz bei hohen<br />
Schutzstromdichten, wobei das Einschaltpotential in den<br />
meisten Fällen, abhängig von der anstehenden Wechselspannung,<br />
negativer als -2.5 V CSE sein muss. Im Folgenden werden<br />
die beiden unterschiedlichen Strategien zum Schutz in<br />
Bezug auf Wechselstromkorrosion als „positives“ und „negatives“<br />
Einschaltpotential bezeichnet. Die grundsätzlichen Zusammenhänge<br />
sind in [17] im Detail beschrieben.<br />
Neu wurden nicht nur Grenzwerte basierend auf Stromdichten<br />
definiert, sondern auch solche basierend auf Potential-<br />
und Wechselspannungswerten. Dies stellt eine wesentliche<br />
Verbesserung der Ausgangslage für die Beurteilung der<br />
Korrosionsgefährdung durch Wechselströme dar, da diese unabhängig<br />
von Probeblechen vorgenommen werden kann. Somit<br />
wird es möglich die grundsätzliche Gefährdung der Rohrleitung<br />
in Bezug auf Wechselstromkorrosion an jeder Poten-<br />
450 6 / 2012
tialmessstelle zu ermitteln. Auch die Unsicherheiten, welche<br />
aufgrund der Geometrie, der Fläche und der Positionierung<br />
der Probebleche bestehen, werden damit eliminiert.<br />
Die folgenden Ausführungen gehen nicht auf alle Details<br />
der AfK 11 ein. Diese ist daher bei der Umsetzung der beschriebenen<br />
Maßnahmen zusätzlich zu beachten.<br />
Die Beurteilung basierend auf Stromdichtewerten<br />
Die Wechselstromkorrosion wird durch die effektiv auftretenden<br />
Stromdichten kontrolliert. Die Stromdichten stellen folglich<br />
das technisch begründete Kriterium dar. Die Problematik<br />
besteht darin, dass die Stromdichten nicht direkt am Rohr ermittelt<br />
werden können. Vielmehr müssen Probebleche mit definierter<br />
Geometrie permanent direkt neben dem Rohr vergraben<br />
und mit diesem elektrisch verbunden werden. Für die Beurteilung<br />
der effektiv auftretenden Stromdichten ist eine ausreichend<br />
lange Polarisationsdauer erforderlich, damit sich ein<br />
stationärer chemischer Zustand an der Stahloberfläche einstellen<br />
kann. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass<br />
die Geometrie der Probebleche einen wesentlichen Einfluss auf<br />
die effektiven lokal auftretenden Stromdichten hat [18, 19]. In<br />
der Folge wird die Beurteilung der Wechselstromkorrosionsgefährdung<br />
abhängig von den messtechnischen Randbedingungen<br />
diskutiert. Konkret ergeben sich folgende Grenzwerte:<br />
Generell kann davon ausgegangen werden, dass keine<br />
Wechselstromkorrosionsgefährdung vorliegt, wenn die<br />
Wechselstromdichte kleiner als 30 A/m 2 ist.<br />
Für den Fall eines positiven Einschaltpotentials dürfen die<br />
Wechselstromdichten deutlich höher sein, solange die<br />
Schutzstromdichte kleiner als 1 A/m 2 bleibt.<br />
Beim kathodischen Korrosionsschutz bei negativem Einschaltpotential<br />
darf die Wechselstromdichte ebenfalls den<br />
Grenzwert von 30 A/m 2 überschreiten, sofern das Verhältnis<br />
von Wechsel- zu Schutzstromdichte kleiner als 3<br />
ist.<br />
Eine grafische Zusammenstellung der Grenzwerte in Bezug<br />
auf die Stromdichten ist in Bild 1 dargestellt.<br />
Bild 1: Grenzwerte für die Gleich- und Wechselstromdichte<br />
für die Schutzstrategie bei positivem und negativem<br />
Einschaltpotential. Mit Korrosion ist zu rechnen,<br />
wenn die am Probeblech auftretenden Stromdichten im<br />
roten Bereich liegen<br />
Bild 2: Grenzwerte für Wechselspannung und Einschaltpotential<br />
für die Schutzstrategie bei positivem und<br />
negativem Einschaltpotential. Mit Korrosion ist zu rechnen,<br />
wenn die Potentialwerte im roten Bereich liegen<br />
Die Beurteilung basierend auf Spannungswerten<br />
Aufgrund der verschiedenen Untersuchungen war es möglich<br />
Grenzwerte für die Wechselstromkorrosion basierend<br />
auf Einschaltpotential und Wechselspannungswerten zu ermitteln<br />
[10, 17]. Im Gegensatz zu den bisher ausschließlich<br />
auf Stromdichten basierenden Kriterien ergibt sich damit die<br />
Möglichkeit die Gefährdung direkt anhand von Spannungswerten<br />
zu ermitteln. Die Unsicherheit in Bezug auf die Fehlstellengeometrie<br />
und die Positionierung der Probebleche wird<br />
dabei eliminiert. Allerdings ist zu beachten, dass in diesem Fall<br />
generell mit einer Überschätzung der Korrosionsgefährdung<br />
gerechnet werden muss, da der Einfluss des lokal vorliegenden<br />
Bodens nicht berücksichtigt wird. So kann die Auswirkung<br />
eines hochohmigen Bodens oder die Bildung von Verkalkungen<br />
und die damit verbundene Erhöhung des Ausbreitungswiderstands<br />
von Fehlstellen nicht erfasst werden. In diesen<br />
Fällen ist tendenziell mit geringeren Stromdichten und folglich<br />
mit einer geringeren Gefährdung zu rechnen. Konkret ergeben<br />
sich folgende Grenzwerte:<br />
Für den Fall eines positiven Einschaltpotentials muss die<br />
Wechselspannung kleiner als 15 V und das Einschaltpotential<br />
positiver -1.2 V CSE sein.<br />
Für den Fall eines negativen Einschaltpotentials muss<br />
Gleichung (1) eingehalten sein. Diese Gleichung gilt unter<br />
der Annahme, dass der Ausbreitungswiderstand der Fehlstelle<br />
für Gleich- und jener für Wechselstrom identisch<br />
sind. Außerdem sind die Anmerkungen in der AfK 11 zu<br />
beachten.<br />
U ac<br />
E on<br />
− 1,2 < 3 (1)<br />
Eine grafische Zusammenstellung der Grenzwerte in Bezug<br />
auf die Spannungswerte ist in Bild 2 dargestellt.<br />
6 / 2012 451
Fachbericht<br />
FKKS – Aktuelles<br />
Folgen der Grenzwerte für den Betrieb<br />
Die Darstellung in Bild 2 macht deutlich, dass für den Betrieb<br />
des kathodischen Korrosionsschutzes nicht viel Spielraum besteht.<br />
Bei der Schutzstrategie mit negativem Einschaltpotential<br />
muss die Wechselspannung stark verringert werden,<br />
sofern die Einschaltpotentiale nicht allzu negativ eingestellt<br />
werden sollen. Umgekehrt muss bei positivem Einschaltpotential<br />
der Längsspannungsfall auf der Rohrleitung auf ca.<br />
100 mV begrenzt werden, damit das Schutzkriterium von<br />
-0.85 V CSE eingehalten werden kann. Aufgrund der spezifischen<br />
Anforderungen sollen die Konsequenzen für den Betrieb<br />
und die Einflussgrößen auf die Wahl der Schutzstrategie<br />
im Folgenden diskutiert werden.<br />
EinflussgröSSen auf die Wahl der<br />
Schutzstrategie<br />
Die aktuell vorliegenden Grenzwerte in Bezug auf wechselspannungsbeeinflusste<br />
Rohrleitungen stellen die Betreiber<br />
vor erhebliche Herausforderungen. Gerade das Vorliegen<br />
von Werten basierend auf Potential und Wechselspannung<br />
macht es möglich jede Messstelle in Bezug auf Wechselstromkorrosionsgefährdung<br />
zu beurteilen. Dies ermöglicht<br />
erstmals eine generelle Risikobeurteilung. Die Anwendung<br />
der Grenzwerte der AfK 11 auf Rohrleitungen in der Schweiz<br />
hat gezeigt, dass mit den bisherigen Betriebsbedingungen<br />
des KKS in den meisten Fällen zumindest abschnittsweise<br />
mit einer Korrosionsgefährdung zu rechnen ist. In den letzten<br />
drei Jahren wurde im Rahmen der Wirkungskontrolle jeweils<br />
eine umfassende Beurteilung der Wechselstromkorrosionsgefährdung<br />
vorgenommen. Dabei zeigten sich konkrete<br />
Einflussgrößen, die bei der Wahl der Schutzstrategie zu berücksichtigen<br />
sind. Die folgende Diskussion basiert auf den<br />
heute vorliegenden Erfahrungswerten und teilweise auch auf<br />
neusten Forschungsergebnissen. Es bestehen folglich noch<br />
Unsicherheiten in Bezug auf das Langzeitverhalten.<br />
Einflussparameter<br />
Bei der Beurteilung der zu wählenden Strategie kommen verschiedene<br />
Aspekte zum Tragen. Aufgrund der heute vorliegenden<br />
Erkenntnisse haben diese unterschiedliche Auswirkungen.<br />
Wechselspannungsbeeinflussung<br />
Die Darstellung in Bild 2 macht deutlich, dass bei erhöhter<br />
Wechselspannungsbeeinflussung von 5 bis 15 V generell<br />
ein Betrieb des kathodischen Korrosionsschutzes bei positivem<br />
Einschaltpotential zu bevorzugen ist, da ansonsten<br />
die erforderlichen Einschaltpotentiale unrealistisch negativ<br />
werden.<br />
Wenn allerdings die Wechselspannung im Bereich von<br />
4 V oder tiefer liegt, spricht bei angemessener Berücksichtigung<br />
aller Effekte, die beim kathodischen Überschutz<br />
auftreten [20], nichts gegen ein negatives Einschaltpotential<br />
zwischen -3 bis -2.5 V CSE. In diesem Betriebsmodus<br />
liegen allerdings bis heute nur beschränkt Informationen<br />
zum Einfluss von zeitlich stark variierenden Beeinflussungen<br />
vor. Dies würde bedeuten, dass bei einer starken Bahnbeeinflussung<br />
eher ein Betrieb bei positivem Einschaltpotential<br />
vorzuziehen ist.<br />
Schutzstrombedarf<br />
Unter dem Begriff Schutzstrombedarf sind verschiedene Einflussparameter<br />
zusammengefasst. Grundsätzlich eignen sich<br />
neue und hochwertig umhüllte Rohrleitungen (z. B. Schutzstromdichte<br />
10 -4 A/m 2 ) bei negativem<br />
Einschaltpotential zu schützen.<br />
Bodenbeschaffenheit<br />
Generell haben die Feldversuche [17] gezeigt, dass bei hochohmigem<br />
Boden (z.B. ρ > 100 Ωm) auch Einschaltpoten tiale<br />
von -1.35 V CSE nicht zu Wechselstromkorrosion führen.<br />
Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Bodenbeschaffenheit<br />
entlang einer Rohrleitung stark variieren kann. So treten<br />
selbst in felsigem Untergrund lokal niederohmige Bereiche<br />
auf. In solchen Fällen ist es kritisch, wenn das Einschaltpotential<br />
zu negativ eingestellt wird, da in diesen lokal niederohmigen<br />
Abschnitten mit erhöhten Stromdichten und somit<br />
mit einer Korrosionsgefährdung gerechnet werden muss.<br />
Umgekehrt kann es schwierig sein, in hochohmigem Untergrund<br />
größere Fehlstellen zu schützen. Dies hat zur Folge,<br />
dass bei hochohmigem Boden der kathodische Korrosionsschutz<br />
tendenziell eher bei negativem Einschaltpotential betrieben<br />
werden sollte.<br />
Streustrombeeinflussung<br />
Die Untersuchungen bei zeitlich variierendem Einschaltpotential<br />
[21] haben gezeigt, dass insbesondere kathodische<br />
Beeinflussungen die Wechselstromkorrosion stark begünstigen<br />
können. Generell ist ein zeitlicher Mittelwert des Einschaltpotentials<br />
einzuhalten, welcher positiver als -1.2 V ist.<br />
Es ist davon auszugehen, dass dies bei starken kathodischen<br />
Streustrombeeinflussungen nicht immer möglich ist, wenn<br />
gleichzeitig eine übermäßige anodische Beeinflussung verhindert<br />
werden muss. Die Folge dürfte sein, dass generell<br />
bei Streustrombeeinflussung der kathodische Korrosionsschutz<br />
eher bei negativem Einschaltpotential betrieben werden<br />
sollte.<br />
Schlussfolgerung<br />
Die meisten diskutierten Einflussparameter lassen sich mit<br />
mehr oder weniger großem Aufwand verändern:<br />
Die Wechselspannungsbeeinflussung kann durch zusätzliche<br />
Erder und/oder durch den Einbau von Isolierstücken<br />
verringert werden.<br />
452 6 / 2012
Größere Fehlstellen können lokalisiert, freigelegt und<br />
nachumhüllt werden.<br />
Der Längsspannungsfall auf der Rohrleitung kann durch<br />
den Einbau von zusätzlichen Schutzstromgeräten vermindert<br />
werden.<br />
Abschnitte mit hohem Bodenwiderstand lassen sich durch<br />
Isolierkupplungen von Rohrleitungsabschnitten in niederohmigem<br />
Bereich trennen. Damit wird es möglich, die<br />
einzelnen Abschnitte mit separaten Schutzstromgeräten<br />
und entsprechend unterschiedlichen Strategien zu schützen.<br />
Dies zeigt deutlich, dass in vielen Fällen abhängig von der<br />
Schutzstrategie weitere Maßnahmen erforderlich sind, um<br />
den Korrosionsschutz sicherzustellen.<br />
Konkrete Vorgehensweise<br />
Aufgrund der bisherigen Erfahrungen hat es sich als sinnvoll<br />
erwiesen, wenn die Einschaltpotentiale und die Wechselspannungswerte<br />
sämtlicher Messstellen einer Rohrleitung<br />
zunächst in Bild 2 eingetragen werden. Diese Darstellung ergibt<br />
einen schnellen Überblick über die vorliegende Gefährdungssituation<br />
und erlaubt die weitere Prüfung von möglichen<br />
Maßnahmen. Zusätzlich ist es hilfreich die Stromdichtewerte<br />
ermittelt an den vorhandenen Probeblechen in Bild 1<br />
einzutragen.<br />
Die Problematik besteht darin, dass es sich bei den Messwerten<br />
meist um Daten handelt, die über einen kurzen Zeitraum<br />
erfasst wurden. Dies bedeutet, dass insbesondere bei<br />
der Wechselspannung durchaus höhere Werte auftreten<br />
könnten. Basierend auf der Darstellung und unter Zuhilfenahme<br />
einer Bewertung der Beeinflussungssituation (z.B. auf<br />
Grundlage der AfK-Empfehlung Nr. 3) lässt sich einfach eruieren,<br />
an welchen Stellen der Rohrleitung die Gefährdung am<br />
größten ist. Dort ist in der Folge die Erfassung von langfristigen<br />
Registrierungen angezeigt.<br />
BIANKA<br />
Softwaretool auf Basis des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
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aus GIS<br />
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Anwendungsbeispiele<br />
Beispiel 1<br />
Die Rohrleitung hat eine Länge von 80 km und wurde Ende<br />
der Neunzigerjahre mit einer Polyethylenumhüllung erstellt.<br />
Der Schutzstrom von 100 mA wird von einem Schutzstromgerät<br />
in der Streckenmitte geliefert. Die Schutzstromdichte<br />
beträgt 0,5 µA/m 2 . Die Leitung führt durch lehmigen<br />
und teils kiesigen Untergrund mit Bodenwiderständen im Bereich<br />
von 20-70 Ωm. Die Wasserhärte ist im gesamten Abschnitt<br />
erhöht.<br />
Die Ergebnisse der Wirkungskontrolle des KKS im Jahr<br />
2008 und 2011 sind in Bild 3 dargestellt. Die Wechselspannungen<br />
liegen bei einer sehr konstanten Beeinflussung durch<br />
eine Hauptleitung von einem Atomkraftwerk generell unter<br />
10 V. Bei einem Einschaltpotential im Bereich von -1.8 V CSE<br />
im Jahr 2008 wird klar, dass nahezu bei der Hälfte der Messstellen<br />
mit einer Gefährdung durch Wechselstromkorrosion<br />
gerechnet werden muss (Bild 3a). Die Beurteilung der zahl-<br />
Interesse?<br />
Stadtwerke München<br />
M-Korrosionsschutz<br />
80287 München<br />
Telefon: +49 (0)89 23 61-36 00<br />
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6 / 2012 453
Fachbericht<br />
FKKS – Aktuelles<br />
Die Wechselspannungsbeeinflussung wird teilweise durch die<br />
Bahn mit 16.7 Hz verursacht. Die Rohrleitung führt in den<br />
Spannungstrichter einer Kompressorstation mit einem lokalen<br />
kathodischen Schutz (LKS).<br />
Die Ergebnisse der Wirkungskontrolle sind in Bild 4 dargestellt.<br />
Die Potentialwerte in Bild 4a zeigen ein mittleres<br />
Einschaltpotential von -2.2 V CSE. Außerdem ist klar die Beeinflussung<br />
durch den Spannungstrichter des LKS der Kompressorstation<br />
zu erkennen, der zu Werten von bis zu -3.7 V<br />
CSE führt. Die Stromdichtewerte ermittelt an Probeblechen<br />
sind in Bild 4b dargestellt. Es zeigt sich deutlich, dass Wechselstromdichten<br />
von deutlich mehr als 30 A/m 2 auftreten. Die<br />
meisten dieser Werte dürften aber unkritisch sein, da das Verhältnis<br />
von Wechsel- zu Gleichstromdichte meistens kleiner<br />
als 3 ist. Dies entspricht dem Schutz bei negativem Einschaltpotential.<br />
Aus der Darstellung in Bild 4a wird jedoch klar, dass<br />
dieses Verhältnis nicht bei allen Messstellen erfüllt ist. Insbesondere<br />
im Bereich der Beeinflussung durch den LKS werden<br />
erhöhte Wechselspannungen festgestellt. Die Probebleche<br />
in jenem Abschnitt weisen aufgrund der Deckschichtbildung<br />
durch Verkalkung hohe Ausbreitungswiderstände auf und die<br />
Stromdichten sind daher dort entsprechend klein. Aufgrund<br />
der Stromdichtewerte könnte geschlossen werden, dass keine<br />
Korrosionsgefährdung auftritt, wenn das Einschaltpotential zu<br />
etwas negativeren Werten verschoben würde. In diesem Fall<br />
würden alle Stromdichtewerte im nicht korrosionsgefährdeten<br />
Bereich liegen. Die Problematik besteht in diesem Fall darin,<br />
dass nicht sichergestellt ist, dass alle Fehlstellen am Rohr im<br />
Bereich mit erhöhter Wechselspannungsbeeinflussung durch<br />
eine isolierende Kalkdeckschicht bedeckt sind. Es muss folglich<br />
davon ausgegangen werden, dass in gewissen Bereichen<br />
kritische Stromdichten an Fehlstellen auftreten könnten.<br />
Die zeitlich stark variierende Beeinflussung durch die<br />
Bahn, die relativ geringe Schutzstromdichte und der niederohmige<br />
Boden würden grundsätzlich für einen Schutz der<br />
Rohrleitung bei positivem Einschaltpotential sprechen. Allerdings<br />
wird dieses Kriterium im Bereich der Kompressorstation<br />
nicht eingehalten werden können. Im Bereich des anodischen<br />
Spannungstrichters des LKS wird das Einschaltpotential<br />
negativer als -1.2 V CSE sein. Diese Streustrombeeinflussung<br />
wird folglich zu einer Wechselstromkorrosionsgefährdung<br />
auf dem am stärksten wechselspannungsbeeinflussten<br />
Streckenabschnitt führen. Aufgrund der Streustrombeeinflussung<br />
musste daher für den Schutz vor Wechselstromkorrosion<br />
zwingend der kathodische Schutz bei negativem<br />
Einschaltpotential gewählt werden. Aufgrund der Daten in<br />
Bild 4a wird klar, dass dazu Einschaltpotentiale negativer als<br />
-3.5 V erforderlich wären. Angesichts der bereits jetzt sehr<br />
hohen Schutzstromdichten an Probeblechen wurde daher<br />
beschlossen durch den Einbau von Erdern in Kombination mit<br />
Kondensatorabgrenzeinheiten die Wechselspannung auf der<br />
gesamten Strecke auf weniger als 4 V abzusenken und anschließend<br />
den kathodischen Schutz auf ein Einschaltpotential<br />
von -2.5 V einzustellen.<br />
Als Alternativen zum Einbau von Erdern wurde der Einbau<br />
von weiteren Probeblechen an allen stark wechselspannungsbeeinflussten<br />
Messstellen oder die Elimination sämtlireichen<br />
Probebleche zeigt, dass lediglich an einer Messstelle<br />
eine erhöhte Wechselstromdichte auftritt (Bild 3b). Die meisten<br />
Probebleche zeigten bereits nach kurzer Zeit einen starken<br />
Anstieg des Ausbreitungswiderstands, was auf die Bildung<br />
einer dichten Kalkschicht zurückgeführt wurde. In der Folge<br />
wurde das Probeblech mit der hohen Wechselstromdichte<br />
freigelegt und es wurde ein Korrosionsabtrag von 3,3 mm<br />
über einen Zeitraum von 12 Jahren festgestellt.<br />
Diese Beobachtung zeigt deutlich die Problematik und Risiken<br />
im Zusammenhang mit dem Einsatz von Probeblechen.<br />
Die Beurteilung der Potential- und Wechselspannungswerte<br />
zeigt klar, dass mit Wechselstromkorrosion zu rechnen ist.<br />
Demgegenüber konnte dieses Korrosionsrisiko nur gerade an<br />
einem einzigen Probeblech bestätigt werden. Wenn an dieser<br />
Stelle mit erhöhten Stromdichten und Korrosion während<br />
des Baus der Rohrleitung kein Probeblech eingebaut worden<br />
wäre, hätte anhand der Stromdichtewerte gefolgert werden<br />
können, dass die Bodenverhältnisse generell zu isolierenden<br />
Deckschichten führen, welche die Stromdichten auf ein unkritisches<br />
Maß verringern. Das heißt, die Probebleche sind<br />
immer nur dann aussagekräftig, wenn davon ausgegangen<br />
werden kann, dass diese an den repräsentativen, kritischen<br />
Stellen eingebaut sind.<br />
Aufgrund der Befunde der Wirkungskontrolle des Jahres<br />
2008 unter Berücksichtigung der neu vorliegenden Beeinflussungsgrenzwerte<br />
musste auf eine zumindest vereinzelte<br />
Gefährdung der Rohrleitung durch Wechselstromkorrosion<br />
geschlossen werden. Für die Verbesserung der Korrosionssituation<br />
wäre für die weitere Verringerung der Wechselspannungsbeeinflussung<br />
eine große Zahl weiterer Erder<br />
mit Abgrenzeinheiten erforderlich. Da der Schutzstrombedarf<br />
der Leitung aber vergleichsweise gering ist, der Bodenwiderstand<br />
den Schutzstromzutritt zu den Fehlstellen begünstigt<br />
und keine Streustrombeeinflussung vorliegt, ist die Leitung<br />
für den Betrieb bei positivem Einschaltpotential geeignet. In<br />
der Folge wurde das Einschaltpotential auf -1.15 V CSE angehoben.<br />
Im Rahmen der Wirkungskontrolle 2011 wurde festgestellt,<br />
dass die Potentialwerte noch leicht zu negativ sind<br />
(Bild 3a). Die Beurteilung der Probebleche zeigte, dass sich die<br />
Schutzstromdichten zu deutlich geringeren Werten verschoben<br />
haben. Neu liegen keine Schutzstromdichten mit mehr als<br />
1 A/m 2 mehr vor (Bild 3b). Selbst bei fehlender Deckschichtbildung<br />
und mittleren Wechselspannungen von bis zu 15 V ist<br />
in der Folge nicht mehr mit Wechselstromkorrosion zu rechnen.<br />
Im vorliegenden Beispiel konnte ohne jegliche Mehrkosten<br />
durch Anpassen des Einschaltpotentials die Wechselstromkorrosionsgefährdung<br />
eliminiert werden. Gleichzeitig<br />
war es möglich die Schutzkriterien einzuhalten.<br />
Beispiel 2<br />
Die Rohrleitung hat eine Länge von 80 km und wurde Anfang<br />
der Neunzigerjahre mit einer Polyethylenumhüllung erstellt.<br />
Der Strom von 580 mA wird von drei Schutzstromgeräten<br />
verteilt über die Strecke geliefert. Die Schutzstromdichte<br />
beträgt 4,8 µA/m 2 . Die Leitung führt durch lehmigen und<br />
teils kiesigen Untergrund mit Bodenwiderständen im Bereich<br />
von 20-100 Ωm. Die Wasserhärte ist stellenweise erhöht.<br />
454 6 / 2012
Bild 3: Auswertung der Messdaten<br />
der Leitung in Beispiel 1 anhand<br />
der aktuellen Grenzwerte: a)<br />
Potentialwerte und Wechselspannungswerte,<br />
b) Stromdichtewerte<br />
Bild 4: Auswertung der Messdaten<br />
der Rohrleitung in Beispiel 2<br />
anhand der aktuellen Grenzwerte:<br />
a) Potentialwerte und Wechselspannungswerte,<br />
b) Stromdichtewerte<br />
Bild 5: Auswertung der Messdaten<br />
anhand der aktuellen<br />
Grenzwerte: a) Potentialwerte<br />
und Wechselspannungswerte, b)<br />
Stromdichtewerte<br />
cher Fehlstellen auf dem kathodisch beeinflussten Abschnitt<br />
der Rohrleitung diskutiert.<br />
Beispiel 3<br />
Die Rohrleitung hat eine Länge von 76 km und wurde Anfang<br />
der Siebzigerjahre mit einer Polyethylenumhüllung erstellt.<br />
Der Strom von 630 mA wird von fünf Schutzstromgeräten<br />
verteilt über die Strecke geliefert. Die Schutzstromdichte beträgt<br />
7,6 µA/m 2 . Die Leitung führt durch sandigen und felsigen<br />
Untergrund mit Bodenwiderständen im Bereich von 300<br />
- 2000 Ωm. Die Wasserhärte ist über weite Strecken sehr<br />
gering. Die Rohrleitung wird sowohl durch die Bahn als auch<br />
durch bahneigene Kraftwerke mit 16,7 Hz und auch mehrere<br />
Übertragungsleitungen mit 50 Hz beeinflusst. Die Leitung<br />
führt zur Hälfte durch alpines felsiges Gelände mit sehr hohen<br />
Bodenwiderständen (Strecke A). Auf der zweiten Hälfte der<br />
Strecke verläuft die Leitung am Talgrund über weite Strecken<br />
in der Uferböschung des Flusses. In diesem Streckenabschnitt<br />
sind die Bodenwiderstände deutlich tiefer und es wurden vereinzelt<br />
Werte im Bereich von 100 Ωm gefunden (Strecke B).<br />
Aufgrund der Daten der Wirkungskontrolle zeigt sich<br />
(Bild 5a), dass die Wechselspannungswerte stellenweise<br />
6 / 2012 455
Fachbericht<br />
FKKS – Aktuelles<br />
deutlich erhöht sind und dass in diesen Bereichen mit Wechselstromkorrosion<br />
zu rechnen ist. Aus den Stromdichtewerten<br />
folgt, dass die Gefährdung vor allem auf der Strecke B gegeben<br />
ist. Die eingebauten Durchbruchprobebleche, die das Erreichen<br />
einer Korrosionsangriffstiefe von 0,75 mm anzeigen,<br />
sind auf diesem Abschnitt bereits wiederholt durchkorrodiert.<br />
In Bild 6 ist die Aufsicht auf ein durch Wechselstromkorrosion<br />
perforiertes Probeblech dargestellt.<br />
Aufgrund der bisher vorliegenden Daten muss davon ausgegangen<br />
werden, dass eine erhöhte Gefährdung bezüglich<br />
Wechselstromkorrosion auf der Leitung gegeben ist. Die<br />
Wechselspannungsbeeinflussung lässt sich nicht mehr weiter<br />
verringern, da die Bodenverhältnisse für die Erstellung von<br />
ausreichend niederohmigen Erdern nicht geeignet sind. Angesichts<br />
der Wechselspannungswerte, der Bahnbeeinflussung<br />
und des geringen Schutzstrombedarfs wäre die Leitung<br />
grundsätzlich geeignet für einen Schutz bei positivem Einschaltpotential.<br />
Allerdings kann in diesem Fall nicht mehr sichergestellt<br />
werden, dass das Schutzkriterium im felsigen Untergrund<br />
erreicht wird. Aus diesem Grund wurde beschlossen<br />
die Leitung durch ein Isolierstück in zwei Schutzbereiche<br />
zu unterteilen, die bei unterschiedlichen Kriterien geschützt<br />
werden. Die Strecke A wird bei negativem Einschaltpotential<br />
geschützt. Im hochohmigen felsigen Boden kann auf diese<br />
Weise das Erreichen des Schutzkriteriums sichergestellt<br />
werden. Das Einschaltpotential muss in der Folge auf ca. -3 V<br />
CSE abgesenkt werden. Die Strecke B im Bereich mit tieferen<br />
Bodenwiderständen und starken Wechselspannungsbeeinflussungen<br />
soll bei positivem Einschaltpotential geschützt<br />
werden. Dadurch kann auch bei mittleren Wechselspannungen<br />
von bis zu 15 V der Schutz vor Wechselstromkorrosion<br />
sichergestellt werden.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Die neu ermittelten Grenzwerte für den Schutz von kathodisch<br />
geschützten Rohrleitungen vor Wechselstromkorrosion<br />
lassen sich nicht ohne weiteres auf sämtliche Rohrleitungen<br />
anwenden. Die Erfahrungen, die in den letzten drei Jahren<br />
mit der Umsetzung dieser Anforderungen gewonnen wurden,<br />
haben gezeigt, dass eine Reihe von Einflussfaktoren zu<br />
berücksichtigen sind. In vielen Fällen waren Investitionen in<br />
zusätzliche Erdungsanlagen, zusätzliche Schutzstromgeräte<br />
oder Isolierstücke erforderlich. Generell wurde versucht, die<br />
Grenzwerte für Potential und Wechselspannungen einzuhalten.<br />
In einigen Fällen wurden zusätzliche Probebleche eingebaut,<br />
wobei stets sogenannte Durchbruchprobebleche eingesetzt<br />
wurden. Diese ermöglichen die Detektion der Perforation<br />
einer vorgegebenen Wandstärke.<br />
Die hier vorgestellten Überlegungen waren die Basis bei<br />
der Umsetzung der Grenzwerte der AfK 11. Es zeigte sich,<br />
dass es kaum möglich ist, allgemeingültige Strategien festzulegen.<br />
Vielmehr ist eine Betrachtung der gesamten Rohrleitung<br />
unumgänglich.<br />
Es wird auch Fälle geben, in denen die Einhaltung der vorgegebenen<br />
Grenzwerte nicht oder nur mit technisch nicht zu<br />
rechtfertigendem Aufwand möglich ist. In diesen Fällen könnte<br />
ein aktiver KKS in Kombination mit Fernüberwachung und<br />
gesteuerten Schutzstromgeräten eine Verringerung der Korrosionsgefährdung<br />
ermöglichen [22].<br />
Danksagung<br />
Diese Arbeit wurde durch die großzügige Unterstützung<br />
durch OGE GmbH, Swissgas AG, SBB AG, BFE, BAV, ERI und<br />
Transitgas AG ermöglicht.<br />
Bild 6: Korrodierte<br />
Stelle mit Kalkablagerungen;<br />
die Bildbreite<br />
ist 7 mm<br />
456 6 / 2012
Literatur<br />
[1] Heim, G.; Peez, G.: Wechselstrombeeinflussung einer kathodisch<br />
geschützten Erdgashochdruckleitung, <strong>3R</strong> International<br />
27 (1988) S. 345ff<br />
[2] Meier, B.: Kontrollarbeiten an der Erdgasleitung Rhonetal,<br />
gwa 69 (1988) S. 193ff<br />
[3] Bindschedler, D.; Stalder, F.: Wechselstrominduzierte Korrosionsangriffe<br />
auf eine Erdgasleitung, gwa 71 (1991) S. 307ff<br />
[4] Heim, G.; Peez, G.: Wechselstrombeeinflussung von erdverlegten<br />
kathodisch geschützten Erdgas-Hochdruckleitungen,<br />
gwf 133 (1992)<br />
[5] Funk, D.; Prinz, W.; Schöneich, H. G.: Untersuchungen zur<br />
Wechselstromkorrosion an kathodisch geschützten Leitungen,<br />
<strong>3R</strong> International 31 (1992)<br />
[6] Büchler, M.; Schöneich, H.-G.; Stalder, F.: Discussion of Criteria<br />
to Assess the Alternating Current Corrosion Risk of Cathodically<br />
Protected Pipelines, in Joint technical meeting on<br />
pipeline research, p. Proceedings Volume Paper 26, PRCI,<br />
2005<br />
[7] Nielsen, L. V.; Baumgarten, B.; Cohn, P.: On-site measurements<br />
of AC induced corrosion: Effect of AC and DC parameters,<br />
in CEOCOR international Congress, CEOCOR, c/o<br />
C.I.B.E., Brussels, Belgium, 2004<br />
[8] Nielsen, L. V.; Baumgarten, B.; Cohn, P.: Investigating AC and<br />
DC stray current corrosion, in CEOCOR international Congress,<br />
. Editor. CEOCOR, c/o C.I.B.E., Brussels, Belgium, 2005<br />
[9] Büchler, M.; Stalder, F.; Schöneich, H.-G.: Eine neue elektrochemische<br />
Methode für die Ermittlung von Wechselstromkorrosion,<br />
<strong>3R</strong> International 44 (2005) Nr. 7, S. 396ff<br />
[10] Büchler, M.; Voûte, C.-H.; Schöneich, H.-G.: Die Auswirkung<br />
des kathodischen Schutzniveaus. Diskussion des Wechselstromkorrosionsmechanismus<br />
auf kathodisch geschützten<br />
Leitungen: Die Auswirkung des kathodischen Schutzniveaus,<br />
<strong>3R</strong> International 47 (2008) Nr. 6<br />
[11] Büchler, M.; Voûte, C.-H.; Schöneich, H.-G.: Discussion of the<br />
mechanism of a.c.-corrosion of cathodically protected pipelines:<br />
The effect of the cathodic protection level, in CEOCOR<br />
international Congress, . Editor. CEOCOR, c/o C.I.B.E., Brussels,<br />
Belgium, 2008<br />
[12] Büchler, M.; Voûte, C.-H.: Wechselstromkorrosion an kathodisch<br />
geschützten Rohrleitungen: neue Erkenntnisse zum<br />
Mechanismus, DVGW - energie/wasser-praxis 6 (2009) Nr.<br />
7/8, S. 18ff<br />
[13] Büchler, M.; Joos, D.; Voûte, C.-H.: Feldversuche zur Wechselstromkorrosion,<br />
DVGW - energie/wasser-praxis (2010)<br />
Nr. 7/8<br />
[14] Leutner, B.; Losacker, S.; Siegmund, G.: Neue Erkenntnisse<br />
zum Mechanismus der Wechselstromkorrosion, <strong>3R</strong> International<br />
37 (1998) Nr. 2/3, S. 135ff.<br />
[15] Büchler, M.; Schöneich, H.-G.: Investigation of Alternating<br />
Current Corrosion of Cathodically Protected Pipelines: Development<br />
of a Detection Method, Mitigation Measures, and a<br />
Model for the Mechanism“, Corrosion 65, 9, 578 2009<br />
[16] Büchler, M.; Voûte, C.-V.; Schöneich, H.-G.: Evaluation of the<br />
effect of cathodic protection levels on the a.c. corrosion on<br />
pipelines, Eurocorr Conference Proceedings, 2007<br />
[17] Büchler, M.; Joos, D.; Voûte, C.-H.: Feldversuche zur Wechselstromkorrosion,<br />
DVGW - energie/wasser-praxis (2010)<br />
Nr. 7/8<br />
[18] Büchler, M.; Voûte, C.-H.; Schöneich, H.-G.: Kritische Einflussgrößen<br />
auf die Wechselstromkorrosion: Die Bedeutung<br />
der Fehlstellengeometrie”, <strong>3R</strong> International 48 (2009) Nr. 8,<br />
S. 324ff<br />
[19] Bette, U.; Schell, G.: Einfluss der Fehlstellengeometrie auf die<br />
lokale Stromdichte, <strong>3R</strong> International 49 (2010) Nr. 6-7, S.<br />
348ff<br />
[20] Schöneich, H.-G.; Büchler, M.: Kathodischer Korrosionsschutz<br />
von Rohrleitungsstählen, <strong>3R</strong> International (2011) Nr.<br />
12, S. 940ff<br />
[21] Büchler, M.; Voûte, C.-H;.Joos, D.: Einfluss von zeitlich variierendem<br />
kathodischem Korrosionsschutz auf die Wechselstromkorrosion,<br />
<strong>3R</strong> International (2011) Nr. 6, S. 434ff<br />
[22] Deiss, R.; Büchler, M.; Naleppa, S.: SMART-KKS: Chancen und<br />
Wirtschaftlichkeit, <strong>3R</strong> International (2011) Nr. 6, S. 426ff<br />
Autor<br />
Dr. Markus Büchler<br />
SGK Schweizerische Gesellschaft für<br />
Korrosionsschutz, Zürich (CH)<br />
Tel. +41 44 213 1595<br />
E-Mail: markus.buechler@sgk.ch<br />
Besuchen Sie uns im Internet:<br />
www.<strong>3R</strong>-Rohre.de<br />
6 / 2012 457
Faszination Technik
Maßarbeit<br />
Schwierige Bedingungen erfordern Präzision<br />
und Planung – wie hier bei der Errichtung<br />
und Inbetriebnahme dieser kompletten<br />
Fernwärme-Auskoppelstation in der Müllverbrennungsanlage<br />
im westfälischen Hamm<br />
(siehe Fachbericht Seite 526).<br />
Bild: HSE Technik GmbH & Co. KG, Darmstadt
Produkte & Verfahren<br />
Viega<br />
Übergangsverbinder witterungsunabhängig<br />
installiert und sofort voll belastbar<br />
Das „Geopress“-Programm von Viega ist<br />
das ideale Rohrverbindungssystem, um<br />
ohne Rücksicht auf Kälte oder Nässe erdverlegte<br />
Hausanschlüsse für Trinkwasser<br />
oder Gas herzustellen: Die PE-Rohrverbindungen<br />
werden nicht geschweißt, sondern<br />
verpresst. Genauso schnell und flexibel<br />
ist die Anbindung an eine metallene<br />
Hauptversorgungsleitung. Für die bekannten<br />
Hawle-Anbohrarmaturen mit dem patentierten<br />
ZAK-Abgang steht ein spezieller<br />
Übergangsverbinder zur Verfügung, der<br />
Bild 1: Der Übergangsverbinder wird mit einem Handgriff in<br />
die Hawle-ZAK-Anbohrarmatur eingesetzt und dichtet mit den<br />
Doppel-O-Ringen zuverlässig ab; auf das freie Ende muss nur<br />
noch die PE-Hausanschlussleitung aufgeschoben und verpresst<br />
werden<br />
mit einem Handgriff in der Anbohrarmatur<br />
arretiert und sofort belastbar ist.<br />
Der entscheidende Vorteil des Rohrleitungssystems<br />
„Geopress“ für Hausanschlussleitungen<br />
ist die witterungsunabhängige<br />
Verarbeitung durch die Pressverbindungstechnik.<br />
Hochwertige Verbinder<br />
aus Rotguss werden direkt auf das abgelängte<br />
PE-Rohr aufgeschoben und durch<br />
Verpressen kraftschlüssig verbunden. Diese<br />
schnelle und wirtschaftliche Installation<br />
schließt auch die Anbindung an die Hauptversorgungsleitung<br />
ein: Für den Übergang<br />
von der der<br />
PE-Hausanschlussleitung<br />
auf Hawle-<br />
ZAK-Anbohrarmaturen<br />
hat Viega einen<br />
speziellen Verbinder<br />
entwickelt.<br />
Mit einem Griff<br />
wird er in die Armatur<br />
eingesetzt und<br />
durch Verdrehen<br />
gewindelos sicher<br />
arretiert. Doppel-<br />
O-Ringe sorgen<br />
für die geforderte<br />
Dichtheit; zeitaufwändiges<br />
Hanfen<br />
o.ä. gehört also der<br />
Vergangenheit an.<br />
Der Übergangsverbinder von Hawle-ZAK<br />
46 auf die „Geopress“-Dimensionen<br />
32, 40, 50 oder 63 mm ist als gerade<br />
Anschlussmuffe, als stufenlos drehbarer<br />
90°-Anschlusswinkel oder als Langhals-<br />
Reparaturmuffe lieferbar. Aus Rotguss gefertigt<br />
ist der Verbinder auch im Erdreich<br />
ohne zusätzliche Schutzbinden dauerhaft<br />
korrosionsbeständig und hygienisch einwandfrei.<br />
Er kann universell für die Wasser-<br />
und Gasversorgung eingesetzt werden,<br />
der maximale Betriebsdruck beträgt<br />
16 bar. Der Vertrieb des Übergangsverbinders<br />
erfolgt exklusiv durch die Hawle<br />
Armaturen GmbH. Das Rohrleitungssystem<br />
„Geopress“ von Viega ist ein geprüftes<br />
und zugelassenes Rotguss-Verbindersystem<br />
für erdverlegte PE- oder<br />
PE-X-Rohrleitungen (PE nach 8074/75,<br />
DIN EN 12201 und DIN EN 1555; PE-X<br />
nach DIN 16893). In Trinkwasseranlagen<br />
kann „Geopress“ bis zu einem Druck<br />
von 16 bar, bei Gasleitungen aus PE bis 10<br />
bar Betriebsdruck (DVGW G 472) eingesetzt<br />
werden. Möglich ist darüber hinaus<br />
der Einsatz in Nahwärmenetzen bis zu einer<br />
maximalen Temperatur von 95 °C bei<br />
maximal 6 bar.<br />
Kontakt: Viega GmbH & Co. KG,<br />
Attendorn, Tel. +49 2722 61-0, E-Mail:<br />
info@viega.de, www.viega.de<br />
Bilder: Viega<br />
Bild 2: Einstecken, eine leichte Drehung nach rechts – und<br />
schon ist der Übergangsverbinder auf der Hawle-Armatur perfekt<br />
arretiert<br />
Bild 3: Dank Pressverbindungstechnik und abgestimmter Installationskomponenten<br />
können Hausanschlüsse mit dem Hawle-ZAK-<br />
System und Geopress unabhängig von der Witterung auch in nassen<br />
Rohrgräben schnell und sicher erstellt werden<br />
460 6 / 2012
Funke Kunststoffe<br />
Neuer Adapter für Betonrohre mit Fuß<br />
Foto: Funke Kunststoffe GmbH<br />
Für Kanalbauer gehört es zum Alltag: Immer<br />
wieder stehen sie bei Tiefbauarbeiten<br />
vor der Aufgabe, Rohre aus unterschiedlichen<br />
Werkstoffen miteinander zu verbinden.<br />
Vor allem bei der Anbindung an Betonrohre<br />
mit Fuß sind die gängigen Lösungen<br />
alles andere als ausgereift. Einen<br />
Ausweg – wenn auch einen kosten- und<br />
zeitintensiven – bietet das Setzen eines<br />
Schachtbauwerks. Hinzu kommen dann<br />
Wartung und Pflege im Betrieb.<br />
Besser, schneller und auch günstiger<br />
funktioniert es mit dem neuen Adapter für<br />
Betonrohre mit Fuß, den die Funke Kunststoffe<br />
GmbH im Frühjahr auf den Markt<br />
gebracht hat.<br />
Bild 1: Der neue Adapter für Betonrohre<br />
mit Fuß ist zurzeit in Nennweiten von<br />
DN 300 bis DN 500 erhältlich<br />
Ob kreisrund oder mit Fuß: Mit der<br />
VPC®-Rohrkupplung und entsprechendem<br />
Zubehör von der Funke Kunststoffe<br />
GmbH lassen sich perfekte Übergänge von<br />
Kunststoffrohren auf kreisrunde Betonrohre<br />
herstellen. Bei Betonrohren mit Fuß<br />
war der Einsatzbereich bislang allerdings<br />
auf Betonrohre mit einem Außendurchmesser<br />
von 210 bis 215 mm beschränkt.<br />
Auf der IFAT ENTSORGA stellte Funke nun<br />
einen neuen Adapter vor, dessen Prototyp<br />
in Zusammenarbeit mit Tiefbauern und<br />
Planern entwickelt wurde. Das Bauteil besteht<br />
aus einer Druckplatte aus V2A-Edelstahl<br />
mit einer gekammerten Dichtung und<br />
einem Klemmring und ist zurzeit für Nennweiten<br />
von DN 300 bis DN 500 erhältlich.<br />
Einfache Montage<br />
Der Einsatz des Adapters sorgt für einen<br />
schnellen Baufortschritt bei der Verlegung<br />
von Kanalrohren und ist denkbar einfach.<br />
Zuerst wird an Muffe oder Spitzende des<br />
vorhandenen Betonrohres eine ebene<br />
Schnittfläche (± 5mm) für die Aufnahme<br />
der Dichtung hergestellt.<br />
Im nächsten Arbeitsschritt wird<br />
der Klemmring auf das Betonrohr<br />
gespannt und verschraubt. Der<br />
Klemmring sorgt dafür, dass die nun<br />
aufgesetzte Druckplatte aus Edelstahl<br />
mit der gekammerten Dichtung<br />
lagegenau an die Kontaktfläche des<br />
Betonrohres gezogen und dann verpresst<br />
werden kann. Die mit Langlöchern<br />
versehene Druckplatte lässt sich in der Position<br />
so verschieben, dass eine sohlengleiche<br />
Verbindung hergestellt werden kann.<br />
Alternativ kann der Adapter auch direkt auf<br />
das Spitzende des Betonrohres aufgesetzt<br />
und wie beschrieben montiert werden. Ein<br />
Bild 2: Perfekte Verbindung: Der Prototyp<br />
des Adapters für Betonrohre mit Fuß<br />
wurde in Zusammenarbeit mit Tiefbauern<br />
und Planern entwickelt<br />
Rohrstück in der Nennweite des Adapters,<br />
das im Lieferumfang enthalten ist, wird<br />
durch die Dichtung gefasst und dicht an der<br />
Schnittkante des Betonrohres verbunden.<br />
Danach können verschiedene Kunststoffrohre<br />
(z. B. nach DIN EN 1401 oder HS®-<br />
Kanalrohre) in der entsprechenden Nennweite<br />
angeschlossen werden.<br />
Kontakt: Funke Kunststoffe GmbH,<br />
Hamm-Uentrop, Tel. +49 2388 3071-0,<br />
E-Mail: info@funkegruppe.de,<br />
www.funkegruppe.de<br />
Foto: Funke Kunststoffe GmbH<br />
Besuchen Sie uns im Internet:<br />
www.<strong>3R</strong>-Rohre.de<br />
6 / 2012 461
Produkte & Verfahren<br />
Kebulin<br />
Sicherer Korrosionsschutz<br />
Die Kebulin-Gesellschaft Kettler GmbH &<br />
Co. KG ist seit beinahe 80 Jahren als produzierender<br />
Betrieb für Abdichtungen,<br />
Korrosionsschutz- und Straßenbauprodukte<br />
weit über die regionalen Grenzen hinaus<br />
bekannt. Durch aktive Forschung auf<br />
dem Sektor passiver Korrosionsschutz für<br />
erdverlegte Stahlrohrleitungen und Neuentwicklung<br />
vieler Produkte sowie der<br />
stetigen Weiterentwicklung altbewährter<br />
Produkte wurde auch das Kebutyl-System<br />
C 50-C in Kooperation mit einem großen<br />
Gasversorger entwickelt.<br />
Das Kebutyl-System C 50-C, das europaweit<br />
bereits auf vielen Rohrleitungen<br />
zum Einsatz kam, ist derzeit das bekannteste<br />
System für den Korrosionsschutz im<br />
Pipeline- und Fernleitungsbau. Referenzobjekte<br />
sind z. B. diese: Norddeutsche Erdgasleitung<br />
(NEL), DN 1400, 70 km; Ethylen<br />
Pipeline Süd (EPS), DN 250, 80 km; sowie<br />
in Zusammenarbeit mit der E.ON Ruhrgas<br />
AG: Pipeline Werne, DN 1200 Gasleitung,<br />
100 km; Pipeline Emden-Werne, DN<br />
1200 Gasleitung, 150 km; Pipeline Goch-<br />
Weeze, DN 400 Gasleitung, 16 km; oder<br />
in Zusammenarbeit mit der Sasol Germany<br />
GmbH; Brunsbüttel-Stade, DN 150 Ethylenleitung,<br />
50 km.<br />
Die Bausteine des Systems beinhalten<br />
einen haftvermittelnden, lösemittelhaltigen<br />
Voranstrich (Kebutyl-Voranstrich K<br />
III), als Innenlage das Korrosionsschutzband<br />
auf Butylkautschukbasis mit einer PE-Folie<br />
für den Korrosionsschutz (Testo-Band<br />
1,2 H) und die beidseitig asymmetrische<br />
Butylkautschukbeschichtete Polyethylen-<br />
Folie (Kebulen-Band PE 0,50) als mechanischen<br />
Schutz und Außenlage. Das kaltverarbeitbare<br />
Zweiband-Korrosionsschutz-<br />
System hat sich über viele Jahre bereits im<br />
In- und Ausland bewährt. Es ist geeignet<br />
für die Umhüllung von Stahlrohrleitungen,<br />
Rohrformteilen sowie zur Nachumhüllung<br />
im Bereich der Schweißnaht an werksumhüllten<br />
Stahlleitungen. Die Applikation kann<br />
sowohl von Hand oder mit Hilfe von Wickelmaschinen<br />
durchgeführt werden. Dabei<br />
wird eine Gesamtdicke von ca. 3,4 mm<br />
erreicht, wobei der reine Butylkautschuk<br />
eine Schichtdicke von ca. 2,4 mm aufweist.<br />
Dieses ist wiederum vorteilhaft bei überhöhten<br />
Schweißraupen oder überhöhten<br />
PE-Werkskanten. Hierdurch ist die Gefahr<br />
einer Hohlraumbildung innerhalb der Umhüllung<br />
fast ausgeschlossen.<br />
Kontakt: Kebulin-Gesellschaft Kettler<br />
GmbH & Co. KG, Herten-Westerholt,<br />
Tel. +49 209 9615-0, E-Mail: info@<br />
kebu.de, www.kebu.de<br />
Exact<br />
DWT vertreibt neue Rohrsägemaschinen<br />
Das finnische Unternehmen Exact Tools<br />
Oy, das ein neues System zum Sägen von<br />
Rohren entwickelt hat, bringt nun eine völlig<br />
neue Produktpalette zum Schneiden<br />
von Stahl- und Kunststoffrohren auf den<br />
Markt. Die preisgekrönten, innovativen<br />
Rohrsägemaschinen sind eine der schnellsten,<br />
sichersten und präzisesten Möglichkeiten<br />
Rohre zu trennen. Sie schaffen eine<br />
gerade und glatte Schnittfläche bei allen<br />
Kombinationen von Durchmessern<br />
und Materialien und eliminieren somit eine<br />
Menge von Problemen, die üblicherweise<br />
beim Schneiden von Rohren auftreten.<br />
Es sind über sieben verschiedene Modelle<br />
verfügbar – angefangen mit den<br />
Rohrsägen Typ 170 bis 360, geeignet zum<br />
Schneiden von Stahl-und Kunststoffrohren<br />
mit einem Durchmesser von 15 bis 360<br />
mm, bis hin zur Rohrsäge P400 für das<br />
Schneiden und Fasen von Kunststoffrohren<br />
und V1000 für das Trennen von Lüftungsrohren.<br />
Vormals wurden die Produkte nur<br />
durch Orbitalum und Rothenberger unter<br />
eigenem Markennamen vertrieben. Seit 1.<br />
März vertritt die DWT GmbH, Herstellerin<br />
von mobilen Rohrendenfräsgeräten und<br />
Lieferantin von Rohrschweißzubehör, den<br />
Hersteller EXACT exklusiv auf dem deutschen<br />
Markt.<br />
Kontakt: DWT GmbH, Essen,<br />
E-Mail: info@dwt-gmbh.de<br />
462 6 / 2012
NORMA Group<br />
Schellen mit Schraubenkopf-Erfindung<br />
Die NORMA Group bringt eine manipulationssichere<br />
Schneckengewindeschelle<br />
auf den Markt. Die NORMACLAMP TOR-<br />
RO Tamper Proof ist mit einem speziellen<br />
Schraubenkopf ausgestattet, der nur<br />
mit einem Spezialwerkzeug montiert und<br />
gelöst werden kann. Der internationale<br />
Markt- und Technologieführer für hochentwickelte<br />
Verbindungstechnik hat die<br />
Entwicklung dieses Produkts vorangetrieben,<br />
weil immer mehr Kunden nach Schellen<br />
suchen, die mit herkömmlichen Werkzeugen<br />
wie Schraubendrehern oder Zangen<br />
nicht mehr geöffnet werden können.<br />
In der Fahrzeugindustrie wird die manipulationssichere<br />
Schelle beispielsweise eingesetzt,<br />
um Fehler in der Montage von Komponenten<br />
wie vorkonfektionierten Tank-,<br />
Luftansaug- oder Kühlersystemen zu vermeiden:<br />
Für vereinfachte Abläufe sorgt das<br />
Spezialwerkzeug, das den Schraubkopf<br />
immer sicher findet und eine schnellere<br />
und prozesssicherere Montage der TOR-<br />
RO Tamper Proof Schelle erlaubt. Zudem<br />
wird gewährleistet, dass Fahrzeuge nur von<br />
Fachwerkstätten repariert werden können.<br />
Werner Deggim, Vorstandsvorsitzender<br />
der Gruppe, sagt: „Wir freuen uns sehr<br />
über diese bedeutende Produktinnovation.<br />
Sie hilft unseren Kunden, ihre Produkte und<br />
Anwendungen noch sicherer zu machen,<br />
Prozessabläufe zu vereinfachen und dadurch<br />
auch Kosten zu sparen.“<br />
Auch Kommunen profitieren von den<br />
manipulationssicheren Schellen, da ihr<br />
Einsatz Straßenschilder sowie Abfall- und<br />
Wertstoffbehälter an öffentlichen Plätzen<br />
vor Diebstahl schützt. Die neue manipulationssichere<br />
Schelle wird in den Werken in<br />
Maintal und in Gerbershausen hergestellt<br />
und ist ab sofort verfügbar.<br />
Kontakt: NORMA Group AG, Maintal,<br />
Tel. +49 6181 403-0, E-Mail: info@<br />
normagroup.com, www.normagroup.com<br />
IBAK<br />
Kanalinspektion goes HDTV<br />
Auf der IFAT in München stellte IBAK mit<br />
dem ersten Full HD-System für die Kamerabefahrung<br />
im Abwasserkanal seine technische<br />
Vorreiterrolle unter Beweis. Die hoch<br />
aufgelösten Bilder dieser Anlage realisieren<br />
das High End der technischen Machbarkeit<br />
im Kanalfernsehen und bieten mit ihrer<br />
Bildqualität insbesondere bei der Inspektion<br />
großer Kanalrohre die Voraussetzung für eine<br />
optimale Schadensanalyse. IBAK gibt damit<br />
auch eine Antwort auf die Forderung<br />
der DWA M 149-5, die Kameraauflösung<br />
der Größe des Inspektionsobjektes anzupassen,<br />
um bei größeren Nennweiten Verluste<br />
in der Bildqualität und damit eine verminderte<br />
Zustandserkennung zu vermeiden.<br />
1920x1080p Bildpunkte liefert die Full<br />
HD-Kameraelektronik aus dem Kanal. Neben<br />
der Kamera wurden sämtliche Komponenten<br />
der Inspektionsanlage wie Fahrwagen,<br />
Kabelwinde und Rechner für den HD-<br />
Betrieb modifiziert. Dabei wurde das Kieler<br />
Prinzip des modularen Systemaufbaus auch<br />
hier umgesetzt. Sowohl herkömmliche Kameras<br />
als auch die digitalen PANORAMO<br />
Bild: HDTV im Kanal – präzise Schadenanalyse bei<br />
großen Nennweiten<br />
3D-Scanner können mit Adaptern<br />
an dem HD-System betrieben<br />
werden.<br />
Ein wesentlicher Teil des Entwicklungsaufwandes<br />
steckt im<br />
Aufbau der digitalen Übertragungsstrecke<br />
für das System, die<br />
IBAK zum Patent angemeldet hat.<br />
Full HD-Bild und Inspektionsdaten<br />
werden verzögerungsfrei mit<br />
1,5 Gbit pro Sekunde von der Kamera<br />
in den Bedienstand übertragen.<br />
In Kombination mit der neuen<br />
Kanalanalyse-Software IKAS evolution<br />
sind Bildanzeige, Dateneinblendung<br />
und Zustandserfassung Platz sparend auf<br />
einem einzigen Monitor möglich. Als Datenverarbeitungsformat<br />
für die Full HD-Aufnahmen<br />
verwendet IBAK H.264 zur hocheffizienten<br />
Videokompression im Blu-ray-<br />
Standard.<br />
Das Fahrzeug, das IBAK als Prototyp<br />
in München präsentierte, ist mit einer<br />
Schwenkkopfkamera für den Fahrwagenbetrieb<br />
in Kanalrohren ab DN 200 ausgerüstet.<br />
Die Reichweite der Anlage beträgt 500<br />
m. Ob dies schon endgültige Parameter für<br />
eine spätere Serienausstattung sein werden<br />
und welche Erwartungen Kommunen, Ingenieurbüros<br />
und Dienstleister mit der HDTV-<br />
Auflösung für die Kanalinspektion verbinden,<br />
soll der Dialog mit Kunden und Interessenten<br />
in den nächsten Monaten zeigen.<br />
Kontakt: IBAK Helmut Hunger GmbH &<br />
Co. KG, Kiel, Tel. +49 431 7270-391,<br />
E-Mail: b.wienck@ibak.de<br />
6 / 2012 463
Produkte & Verfahren<br />
HSP GmbH<br />
GFK-Umhüllungen für mechanischen<br />
Schutz an Rohrleitungen<br />
Glasfaserverstärkte Umhüllungen bieten<br />
durch ihre hohen mechanischen Belastbarkeiten<br />
viele Anwendungsmöglichkeiten<br />
im Rohrleitungsbau und kommen dort<br />
zum Einsatz, wo konventionelle Umhüllungen<br />
den Anforderungen an die Umhüllung<br />
nicht standhalten: unter Rohrschellen/<br />
Rohrauflager, im Erde-Luft-Übergang, bei<br />
grabenloser Rohrverlegung, als zusätzlicher<br />
mechanischer Schutz bei Einbettung<br />
der Rohrleitung.<br />
Das System AF-90 basiert auf einem<br />
chemisch beständigen Vinylesterharz, das<br />
mit einem speziellen Glasgewebe zu einem<br />
Bild 1: Schematische Darstellung System AF-90<br />
Bild 2: GFK-Schrumpfmanschette im Rohrauflagerbereich<br />
Laminat verarbeitet wird. Das<br />
Glasgewebe kann in mehreren<br />
Lagen auf ganzen Rohrstrecken<br />
gewickelt werden<br />
und ist somit flexibel für unterschiedliche<br />
Anforderungen<br />
einsetzbar. Durch das Eigenschrumpfverhalten<br />
des 2K-<br />
Harzes gewährleistet die Umhüllung<br />
eine zusätzliche Verklammerung<br />
zum Produktenrohr.<br />
Zudem kann die Selbstaushärtung<br />
des Materials an<br />
die äußeren Bedingungen<br />
a n g e p a s s t<br />
werden.<br />
Die GFK-Schrumpfmanschetten<br />
bestehen<br />
aus einem glasfaserverstärktem<br />
Polyolefin mit<br />
einem hochscherfesten<br />
Klebstoff. Das werkseitig<br />
einlaminierte Glasgewebe<br />
reduziert das Fließverhalten<br />
des Materials und ist<br />
für den Einsatz bei hohen<br />
Flächendrücken sehr gut<br />
geeignet. Durch die Molekularvernetzung<br />
weist<br />
das Material eine hohe<br />
UV-Stabilität auf. Die einfache<br />
Applikation, auch bei geringen Platzverhältnissen,<br />
erfordert keine gesonderten<br />
Kenntnisse der Umhüller. Die Manschette<br />
wird mit integriertem Verschlusssystem als<br />
montagefertige Einheit geliefert.<br />
Das System AF-90 und die GFK-<br />
Schrumpfmaterialien erlauben eine Montage<br />
direkt auf das Stahlrohr als auch auf<br />
die PE-Werksumhüllung und bieten einen<br />
hervorragenden Schutz vor Korrosion und<br />
mechanischen Beschädigungen der Rohrleitung.<br />
Kontakt: HSP GmbH, Castrop-Rauxel,<br />
E-Mail: info@myhsp.de<br />
3S Antriebe<br />
Neue 3S-Mobilfunksteuerung<br />
Die 3S Antriebe GmbH hat auf der IFAT die<br />
neue 3S-Mobilfunksteuerung vorgestellt.<br />
Über einen x-active Server des Partners<br />
ettex GmbH können 3S Antriebe nunmehr<br />
via Mobilfunk direkt in den Leitstand eingebunden<br />
werden. Damit ist ein weiterer<br />
Schritt in Richtung wirtschaftliche Automatisierung<br />
erdverlegter Armaturen vollzogen:<br />
Neben einem Schachtbauwerk und<br />
einem Stromnetzanschluss sind für 3S Antriebe<br />
nunmehr auch Datenkabel, Schaltschrank,<br />
SPS und Ortssteuerstelle nicht<br />
mehr erforderlich.<br />
Bild: Mit<br />
3S Antrieben<br />
können<br />
erdverlegte<br />
Armaturen<br />
schacht- und<br />
kabellos automatisiert<br />
werden<br />
Darüber hinaus wurde das AIG 2.0 präsentiert.<br />
Das neue 3S Armatureninstandhaltungsgerät<br />
ist nunmehr leichter und<br />
besser im Handling. Das Gerät kann den<br />
Zustand von Armaturen objektiv erfassen<br />
und speichern. Über eine USB Schnittstelle<br />
werden die Zustandsdaten ausgelesen.<br />
Sowohl die Funktionsfähigkeit der Armatur<br />
als auch die Durchführung der Instandhaltungsmaßnahme<br />
lassen sich mit dem AIG<br />
manipulationssicher dokumentieren.<br />
Kontakt: 3S Antriebe GmbH, Berlin,<br />
E-Mail: info@3s-antriebe.de<br />
464 6 / 2012
GF Piping Systems<br />
Innovatives Ventilkonzept<br />
Bild: Georg Fischer Piping Systems<br />
Bild 1: Rückschlagventil mit Klebemuffe<br />
Eine neue, intelligente Ventillösung zur Verhinderung<br />
des Medienrückflusses in Rohrleitungssystemen<br />
eröffnet zahlreiche wartungsfreundliche,<br />
sichere und effizienzsteigernde<br />
Anwendungsmöglichkeiten in der<br />
Industrie. Die störungsfreie Rückflussverhinderung<br />
stellt für Rückschlagventile<br />
in der chemischen Prozessindustrie eine<br />
große Herausforderung dar: Durch mechanische<br />
und chemische Beanspruchung der<br />
Ventilkomponenten unterliegen die Ventile<br />
einem erheblichen Verschleiß. Dass dieses<br />
Problem durch ein innovatives Ventilkonzept<br />
zu meistern ist, beweist die neue Generation<br />
Rückschlagventile von GF Piping<br />
Systems beim Einsatz im Aufbereitungsprozess<br />
in der chemischen Industrie.<br />
Bei der Entwicklung der neuen Rückschlagventile<br />
standen zwei Problemstellungen<br />
im Vordergrund: Wie lässt sich eine<br />
etablierte Produktgattung noch sicherer<br />
gestalten? Wie reduzieren wir den Verschleiß<br />
der bewegten Teile und minimieren<br />
den Wartungsaufwand? Die Lösung<br />
besteht aus einem völlig neu entwickelten<br />
Design für das Innenleben des Ventils. Jede<br />
Neuentwicklung muss in erster Linie die<br />
Anforderungen der Praxis erfüllen. Deshalb<br />
war die kontinuierliche Prüfung der Ventile<br />
unter möglichst praxisnahen Bedingungen<br />
einer der wichtigsten Meilensteine des<br />
Entwicklungsprojekts. Neben den Laborprüfungen<br />
setzte man die Ventile in Feldtests<br />
bei unterschiedlichen Kunden ein, um<br />
durch eine intensive Zusammenarbeit von<br />
Anwender und Hersteller noch wärend dem<br />
Entwicklungsprozess realitätsnahe Prüfungsergebnisse<br />
zu gewinnen.<br />
GF Piping Systems stellte die neuen<br />
Rückschlagventile in verschiedenen Ausführungen<br />
bereits zwei Jahre vor der Serienreife<br />
einem Kunden aus der chemischen<br />
Prozessindustrie für Feldtests im Abwasserneutralisationsprozess<br />
zur Verfügung.<br />
Der Anwender des Prozesses ist auf Georg<br />
Fischer zugetreten. Er wünschte eine<br />
Lösung, um den Verschleiß der Rückschlagventile<br />
zu reduzieren. Dadurch sollte<br />
die Lebensdauer der Anlage erhöht und<br />
der Wartungsaufwand verringert werden.<br />
Dies war der perfekte Ansatzpunkt, die Erfahrungen<br />
des Anwenders in den Entwicklungsprozess<br />
einfließen zu lassen.<br />
Rückschlagventile im speziellen unterliegen<br />
verschiedenen Verschleißfaktoren:<br />
mechanische Beanspruchung durch hohe<br />
Durchflussgeschwindigkeiten, Druckschläge<br />
in der Rohrleitung sowie chemischer Angriff<br />
auf die Ventilkomponenten wie beispielsweise<br />
Elastomerdichtungen. Die Auswirkungen<br />
sind verheerend für die Prozesssteuerung<br />
– angefangen von einer kleinen<br />
Leckage, verursacht durch ein Quellen der<br />
Elastomerdichtung, bis hin zum Verklemmen<br />
der Ventilkomponenten und dem daraus resultierenden<br />
Komplettausfall des Ventils.<br />
Bild: Georg Fischer Piping Systems<br />
Bild 2: Rückschlagventil transparent<br />
mit Klebemuffe<br />
Schließkörper mit neuem Design<br />
Genau diese Erfahrungen sind in die Ventilentwicklung<br />
eingeflossen. Der Schließkörper<br />
wurde hydrodynamisch optimiert. Damit<br />
minimierte GF den Druckverlust und<br />
erhöhte den Durchfluss des Ventils im Vergleich<br />
zur bisherigen Generation um 25 %.<br />
Mehr noch: Ein Verklemmen des Schließkörpers<br />
ist praktisch ausgeschlossen, da<br />
der Kegel zweifach gelagert ist. Dadurch ist<br />
die Prozesssicherheit in der Aufbereitungsanlage<br />
sichergestellt. Ein weiterer positiver<br />
Effekt der neuen Kontur des Kegels: Das<br />
Ventil lässt sich ab sofort optional mit einer<br />
Rückstellfeder ausrüsten und kann so<br />
für völlig neuartige Anwendungen eingesetzt<br />
werden. Mit der Rückstellfeder bestückt<br />
kann das Rückschlagventil praktisch<br />
in jeder Position lageunabhängig eingebaut<br />
werden. Um eine möglichst lange Lebensdauer<br />
der Ventile mit Feder zu gewährleisten,<br />
ist die Feder zudem in drei verschiedenen<br />
Werkstoffen erhältlich: Edelstahl<br />
(V2A), Nimonic90® und mit Halar (ECTFE)<br />
ummantelter Edelstahl.<br />
Ein zweiter wichtiger Faktor für die<br />
Ausfallsicherheit eines Rückschlagventils<br />
sind die Elastomerdichtungen. Hierbei<br />
setzt GF Piping Systems auf eine Weiterentwicklung<br />
der bewährten Profildichtung<br />
aus der Vorgängergeneration. Die erstklassige<br />
chemische Beständigkeit der Elastomere<br />
(EPDM und FPM) bewährt sich auch<br />
in den neuen Ventilen. Zusätzlich optimierte<br />
GF das Profil der Dichtung. Zusammen<br />
mit dem patentierten Kegeldesign ist eine<br />
hundertprozentige Dichtheit gewährleistet:<br />
Das Profil der Fläche des Kegels, die auf den<br />
Dichtring trifft, ist kugelförmig. Dadurch ist<br />
bei leichter Auslenkung des Kegels sichergestellt,<br />
dass das Ventil keinerlei Leckage<br />
zulässt und somit die Pumpe vor dem Rücklauf<br />
des Prozessmediums schützt.<br />
Kontakt: Georg Fischer GmbH,<br />
Albershausen, Tel +49 7161 302-0,<br />
www.georgfischer.de<br />
6 / 2012 465
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Prüfung der Qualität von<br />
Rohrleitungsumhüllungen mittels<br />
elektrolytischem Messverfahren<br />
Von Dr. Michael Brecht, Dr. Thomas Löffler, Klaus Blotzki, Hilmar Jansen<br />
Beim Bau von neuen Rohrleitungen wird verstärkt Wert auf die Qualität der Rohrleitungsumhüllung gelegt. Besonders bei<br />
grabenlos verlegten Rohrleitungsabschnitten ist eine nachträgliche Sanierung von Umhüllungsschäden zur Gewährleistung<br />
der Leitungsintegrität gar nicht oder nur mit unvertretbar hohem Aufwand möglich. Mit dem elektrolytischen Messverfahren<br />
ist eine einfache, reproduzierbare und effektive Methode entwickelt worden, mit der elektrolytisch leitfähige<br />
Umhüllungsschäden, die mit herkömmlichen Verfahren (z. B. Hochspannungsprüfung) oder visuell nicht detektierbar sind,<br />
erkannt werden können. So wird vor Einzug von Rohrleitungsabschnitten eine bestmögliche Umhüllungsqualität erreicht.<br />
Einleitung<br />
Für die dauerhafte korrosionsschutztechnische Integrität einer<br />
neu verlegten Rohrleitung sowie für das wirtschaftliche<br />
Erreichen der angestrebten technischen Nutzungsdauer ist<br />
die Qualität der Korrosionsschutzumhüllung maßgeblich verantwortlich.<br />
Die Leistungsfähigkeit und Langzeitbeständigkeit der<br />
beim Bau von Rohrleitungen eingesetzten Werks- und<br />
Nachumhüllungen hat einen hohen Standard erreicht. Moderne<br />
Kunststoffumhüllungen erreichen bei Prüfung im Labor ohne<br />
weiteres spezifische Umhüllungswiderstände von mehr als<br />
10 10 Ωm². Unter praktischen Gesichtspunkten ist beispielsweise<br />
im Rahmen eines Leitungsbauprojektes ein mittlerer<br />
spezifischer Umhüllungswiderstand von größer 10 8 Ωm² als<br />
realistisch anzusehen und hat bereits in den entsprechenden<br />
Regelwerken als Kriterium Einzug gehalten.<br />
Ein besonderer Anspruch an die Umhüllungsqualität von<br />
Rohrleitungen ist bei grabenlosen Verlegungen zu stellen. Hier<br />
werden durch die erhöhten mechanischen Beanspruchungen<br />
bei Verlegung sowohl speziell geeignete Umhüllungssysteme<br />
eingesetzt als auch ein erhöhtes Augenmerk auf die Umhüllungsqualität<br />
gelegt. Dies liegt darin begründet, dass eine<br />
nachträgliche Fehlstellenbeseitigung bei grabenlos verlegten<br />
Rohrleitungsabschnitten häufig überhaupt nicht oder nur mit<br />
TABELLE 1: Ergebnis der ersten Stromeinspeisemessung an einem<br />
gepressten Rohrleitungsabschnitt DN 800 (Länge im Erdreich = 83 m)<br />
Zeit<br />
[min]<br />
U ein<br />
[V]<br />
U aus<br />
[V]<br />
DU‘<br />
[mV]<br />
I sges<br />
[mA]<br />
J s<br />
[mA/m²]<br />
R A<br />
[Ω]<br />
r u<br />
[Ωm²]<br />
3 -1,50 -0,75 750 4, 48 0,023 154.959 3,23E+07<br />
6 -1,50 -0,79 710 4,72 0,023 150.424 3,14E+07<br />
9 -1,50 -0,82 680 4,80 0,023 141.667 2,96E+07<br />
12 -1,50 -0,87 630 3,08 0,015 204.545 4,27E+07<br />
sehr großem Aufwand realisierbar ist. In diesen Fällen ist es<br />
empfehlenswert, mittels baubegleitender Messung die Umhüllungsqualität<br />
festzustellen und einen grabenlos zu verlegenden<br />
Rohrleitungsabschnitt erst einzuziehen, wenn die<br />
fehlerfreie Umhüllung durch Erreichen eines vorher definierten<br />
Kriteriums (spezifischer Umhüllungswiderstandswert von<br />
≥ 10 8 Ωm²) nachgewiesen ist.<br />
Neben der Qualität der eingesetzten Umhüllungsmaterialien<br />
und der Beanspruchung beim Rohreinzug spielt die Qualität<br />
der Verarbeitung der Nachumhüllung eine zentrale Rolle.<br />
Dieser Artikel stellt ein neues Verfahren vor, dass die Prüfung<br />
von Rohrleitungsumhüllungen mittels eines elektrolytischen<br />
Messverfahrens ermöglicht.<br />
Hintergrund zur Entwicklung des<br />
elektrolytischen Messverfahrens<br />
Neben der Prüfung der Umhüllung mittels Hochspannungsprüfung<br />
(‚ISO-Test’) unmittelbar vor Absenken der Leitung in<br />
den Rohrgraben bzw. Rohreinzug bei grabenloser Verlegung,<br />
stellt die Stromeinspeisemessung ein wichtiges In strument<br />
zur Qualitätssicherung beim Neubau von Rohrleitungen dar.<br />
Mit diesem Verfahren lassen sich frühzeitig sowohl Fehler erkennen,<br />
die bei der Hochspannungsprüfung unentdeckt geblieben<br />
sind, als auch Fehler, die erst bei der Grabenverfüllung/Rohreinzug<br />
entstanden sind.<br />
An grabenlos verlegten Rohrleitungsabschnitten wird die<br />
Stromeinspeisemessung als verlegebegleitendes Messverfahren<br />
eingesetzt. Praxisbeispiele belegen, dass mit diesem<br />
Verfahren auch kleinste Umhüllungsfehlstellen detektiert<br />
werden können. In Tabelle 1 ist das Ergebnis einer Stromeinspeisemessung<br />
an einem gepressten Produktenrohr dargestellt.<br />
Aus den Daten ist die Polarisation der Leitung bei<br />
gleichzeitiger Nichterfüllung des Umhüllungswiderstandskriteriums<br />
erkennbar.<br />
Mittels intensiver Fehlstellenortung konnte eine Umhüllungsbeschädigung<br />
in 25 m Entfernung zur Zielgrube ein-<br />
466 6 / 2012
BILD 1: Durch einlaminiertes Erdreich verursachte Fehlstelle<br />
in Epoxy-GfK-Schweißnahtumhüllung<br />
BILD 2: Qualitative Stromeinspeisemessung an fehlerhafter Epoxy-<br />
GfK-Schweißnahtumhüllung<br />
gemessen werden. Nach Herauspressen der betreffenden<br />
Rohrlängen wurden die in Bild 1 dargestellten Umhüllungsbeschädigungen<br />
festgestellt. Dabei handelt es sich um Verunreinigungen,<br />
die in die Schweißnahtnachumhüllung einlaminiert<br />
worden sind.<br />
Bei einer anschließenden provisorischen Einspeisemessung<br />
mit einer Referenzelektrode (siehe Bild 2) zeigten diese<br />
Bereiche eine erhöhte Stromaufnahme. Zu erwähnen ist,<br />
dass eine Hochspannungsprüfung dieser objektiv fehlerhaften<br />
Bereiche nicht zu einem Funkendurchschlag führte. Allerdings<br />
hätten die Fehlstellen bei einer sorgfältig durchgeführten<br />
visuellen Prüfung erkannt werden können.<br />
Nach Durchpressen dieser hinsichtlich des spezifischen<br />
Umhüllungswiderstandes fehlerhaften Schweißnaht wurde<br />
eine erneute Stromeinspeisemessung mit dem in Tabelle 2<br />
dargestellten Ergebnis durchgeführt. Wie bei einer völlig fehlstellenfreien<br />
Umhüllung zu erwarten ist, zeigt der Rohrstrang<br />
nun keinerlei Stromaufnahme und damit einen gegen unendlich<br />
gehenden Umhüllungswiderstand.<br />
Ein weiteres Beispiel für eine mittels Einspeisemessung<br />
festgestellte, fehlerhafte GfK-Schweißnahtumhüllung ist in<br />
Bild 3 dargestellt. Hier wurde das Glasfasergewebe im unteren<br />
Rohrsegment nicht ausreichend mit Epoxidharz getränkt.<br />
Auch dieser Fehler konnte mittels Hochspannungsprüfung<br />
nicht detektiert werden, hätte jedoch bei sorgfältiger<br />
visueller Prüfung entdeckt werden können.<br />
Mittels des hier vorgestellten elektrolytischen Messverfahrens<br />
ist der Schritt von der Entwicklung des Prototypen<br />
zu einem standardisierten, reproduzierbaren Verfahren unter<br />
Baustellenbedingungen gelungen. Mit dieser Methode<br />
als zusätzliche qualitätssichernde Maßnahme erhöht sich die<br />
Verfahrenssicherheit eines Rohrverlegeverfahrens hinsichtlich<br />
der Qualität der baustellenseitig aufgebrachten Umhüllung<br />
um ein beträchtliches Maß. Es soll nicht unerwähnt bleiben,<br />
dass dieses zerstörungsfreie Prüfverfahren einen in Bezug<br />
auf die Gesamtkosten des Verlegeverfahrens unmerklichen<br />
Einfluss hat.<br />
BILD 3: Ausschnitt einer mangelhaft mit Harz getränkten Epoxy-<br />
GfK-Schweißnahtumhüllung. Der Fehler führte zu einer unzulässig hohen<br />
Stromaufnahme und damit zu einem unzulässig niedrigen, spezifischen<br />
Umhüllungswiderstand bei der Stromeinspeisemessung<br />
TABELLE 2: Ergebnis der zweiten Stromeinspeisemessung an einem<br />
gepressten Rohrabschnitt DN 800 (Länge im Erdreich = 83 m) nach<br />
Durchpressen einer fehlerhaften Schweißnahtnachumhüllung<br />
Zeit<br />
[min]<br />
U ein<br />
[V]<br />
U aus<br />
[V]<br />
DU‘<br />
[mV]<br />
I sges<br />
[mA]<br />
J s<br />
[mA/m²]<br />
R A<br />
[Ω]<br />
r u<br />
[Ωm²]<br />
3 -1,50 0 1500 0 0,000 gegen ∞ gegen ∞<br />
6 / 2012 467
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Beschreibung des elektrolytischen<br />
Messverfahrens<br />
BILD 4: Schematische Darstellung der Schweißnahtnachumhüllung<br />
BILD 5: Schematische Darstellung der angelegten Manschette<br />
um den Bereich der Schweißnahtnachumhüllung<br />
BILD 6: Auffüllen des Zwischenraums zwischen Manschette<br />
und Rohrleitung mit Leitungswasser<br />
Vorbereitung<br />
Zunächst wird eine flexible Kunststoffmanschette um den<br />
Nachumhüllungsbereich gelegt. Diese Manschette ist derart<br />
vorgeformt, dass um die gesamte Nachumhüllung ein Zwischenraum<br />
entsteht, der später mit Wasser befüllt wird. Die<br />
Länge der Manschette berechnet sich aus dem Rohrdurchmesser<br />
und sollte im oberen Bereich der Rohrleitung etwas überlappen.<br />
Für die Abdichtung der Manschette zur Rohrleitung<br />
wird ein geschlossenporiger Schaumstoff verwendet, wobei<br />
die Abdichtung in jedem Fall auf der Werksumhüllung abschließen<br />
muss, um auch den Übergangsbereich zwischen Nach- und<br />
Werksumhüllung in die Prüfung einzubeziehen. Der nötige Anpressdruck<br />
der Manschette wird durch Spannbänder erreicht.<br />
Der obere überlappende Bereich der Manschette wird im Bereich<br />
des Manschettenrandes mit Butylkautschukmasse abgedichtet,<br />
die vor dem Anlegen der Manschette auf der Rohrleitung<br />
aufgebracht wird (Bild 4 und Bild 5).<br />
Nach dem Anlegen der Manschette kann die Befüllung mit<br />
Leitungswasser mit einem spezifischen Widerstand von maximal<br />
100 Ωm erfolgen. Die Befüllung findet vorzugsweise über<br />
einen Schlauchanschluss mit Hahn statt, der in der 6-Uhr-Position<br />
angebracht ist. Zur Vermeidung von fehlerbehafteten<br />
Messungen ist der Schlauch während der Messung von der<br />
Manschette zu trennen. Eine Metallplatte (Durchmesser ca.<br />
2 cm), die mit einer von außen zugänglichen Polklemme versehen<br />
ist, dient als Anode für die Stromeinspeisung. Die Metallplatte<br />
hat einen Ausbreitungswiderstand im Halbraum (bei<br />
einem spezifischen Widerstand von Leitungswasser der üblicherweise<br />
bei 25 Ωm liegt) von<br />
R = ρ 2d = 29 Ωm<br />
2⋅0,02m = 625 Ω ,<br />
der bei Umhüllungswiderständen von R > 10 7 Ω (siehe Tabelle<br />
3) vernachlässigt werden kann.<br />
Messaufbau<br />
Der Messaufbau ist gemäß Bild 7 derart durchzuführen, dass<br />
Kriechströme zum Erdreich vermieden werden. Dafür<br />
müssen sowohl die Werksumhüllung im Bereich der Manschette<br />
als auch die Messausrüstung sauber und trocken<br />
sein und<br />
es dürfen keine Mess- oder Einspeisekabel auf dem Erdreich<br />
liegen.<br />
Anforderung an die Messausrüstung:<br />
G1: Akkumulator mit einer Spannung von 24 V<br />
Es dürfen keine Netzgeräte oder Bordnetze von Fahrzeugen<br />
eingesetzt werden, da hierbei die Gefahr von Masseverschleppung<br />
besteht.<br />
Rs: Shunt mit einem Widerstandswert von 10 kΩ und einer<br />
Genauigkeit ≤ 1 %<br />
M1: Mikrovoltmeter mit einem Innenwiderstand von 1 MΩ<br />
oder mehr. Der kleinste Messbereich muss ≤ 100 µV sein.<br />
M2: Voltmeter mit einem Innenwiderstand von ≥ 10 MΩ.<br />
468 6 / 2012
TABELLE 3: Grenzwerte bei verschiedenen Rohrdurchmessern<br />
S1, S2: Nur symbolisch; Öffnen der Stromkreise wird<br />
durch das Ziehen der Stecker erreicht.<br />
Messablauf<br />
Wie der Tabelle 3 zu entnehmen ist, liegt der Grenzstrom bei<br />
der Nachumhüllung einer Leitung DN 25 bei 3,8 nA, der zu einem<br />
Spannungsfall an Rs von 38 µV führt. Diese Größenordnung<br />
liegt durchaus im Bereich von Thermospannungen verschiedener<br />
Kontaktmaterialien der Stecker und Buchsen und<br />
muss messtechnisch kompensiert werden. Außerdem haben<br />
µV-Meter in diesen Messbereichen keinen langzeitstabilen<br />
Nullpunkt. Deswegen muss vor Beginn der Messung der Nullpunkt<br />
von M1 im kleinsten Messbereich bei geöffnetem Schalter<br />
S1 eingestellt werden. Nach Abschluss der Messung ist der<br />
Nullpunkt erneut zu kontrollieren.<br />
Durch das Schließen von S1 (die Schaltung befindet sich<br />
jetzt im Status nach Bild 7) und bei vollständig intakter Nachumhüllung<br />
wird mit dieser Prüffläche ein kaum oder nicht messbarer<br />
Strom fließen. Ausgehend von einem spezifischen Umhüllungswiderstand<br />
von 10 13 Ωm² und einer Fläche von 0,1 m²<br />
ergibt sich ein Umhüllungswiderstand von 10 14 Ω. Der Speisestrom<br />
beträgt dann 0,24 pA, der einen Spannungsfall an Rs von<br />
24 nV erzeugt. Dieser Spannungswert führt auch im Messbereich<br />
von 10 µV zu keinem erkennbaren Zeigerausschlag.<br />
Die Speisespannung kann jetzt durch das Schließen von S2<br />
mit M2 gemessen werden. Da der Messstrom durch das Messinstrument<br />
M2 bei einem Innenwiderstand von 10 7 Ω größer<br />
ist als der zulässige Grenzwert der Nachumhüllung, wird nach<br />
der Spannungsmessung S2 wieder geöffnet. Mit dem jetzt<br />
angezeigten Strom (Bild 8) kann nun der spezifische Umhüllungswiderstand<br />
mit<br />
Innerer<br />
Rohrduchmesser<br />
Äußerer<br />
Rohrduchmesser<br />
Länge des Schweißnahtbereiches<br />
Fläche des<br />
Schweißnahtbereiches<br />
Widerstand bei<br />
r u<br />
= 10 E-08 Ωmm 2<br />
Grenzstrom bei<br />
24 V Einspeisung<br />
Spannungsfall an<br />
R 5<br />
= 1000 Ω<br />
DN (mm) Da (mm) L (cm) A(m 2 ) R(Ω) I (nA) Urs (mV)<br />
25 25,4 20 0,015959 6,266E+09 3,8 0,04<br />
50 50,8 20 0,031919 3,133E+09 7,7 0,08<br />
100 114,3 20 0,071817 1,392E+09 17,2 0,17<br />
200 219,1 20 0,137665 7,264E+08 33,0 0,33<br />
300 323,9 20 0,203513 4,914E+08 48,8 0,49<br />
400 406,4 30 0,383024 2,611E+08 91,9 0,92<br />
500 508 30 0,47878 2,089E+08 114,9 1,15<br />
600 610 30 0,574913 1,729E+08 138,0 1,38<br />
700 711 30 0,670103 1,492E+08 160,8 1,61<br />
800 813 30 0,766236 1,305E+08 183,9 1,84<br />
900 914 30 0,861427 1,161E+08 206,7 2,07<br />
1000 1016 40 1,276746 7,832E+07 306,4 3,06<br />
1100 1118 40 1,404924 7,118E+07 337,2 3,37<br />
1200 1219 40 1,531844 6,528E+07 367,6 3,68<br />
1400 1422 40 1,786942 5,596E+07 428,9 4,29<br />
r u<br />
= R ⋅A = U M2<br />
⋅A<br />
I M1<br />
berechnet werden.<br />
Als Fläche A wird für die Berechnung nur die vorher blanke<br />
Stahlfläche herangezogen, da man bei der Werksumhüllung<br />
davon ausgehen kann, dass sie als elektrolytisch ‚dicht’ zu betrachten<br />
ist. Das Ausschaltpotential wird nicht berücksichtigt,<br />
da bei einer Pore oder Fehlstelle, an der eine Polarisation festzustellen<br />
ist, der Grenzwert für den Umhüllungswiderstand<br />
bereits um ein vielfaches überschritten wäre.<br />
BILD 7: Messaufbau zur Durchführung des elektrolytischen Messverfahrens<br />
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Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Messaufbau Funktionstest<br />
Ein Funktionstest der Schaltung kann nach Bild 9 derart<br />
durchgeführt werden, dass bei geschlossenem S2 und einem<br />
in den Elektrolyten eingetauchten Drahtende über M2<br />
ein Messstrom erzeugt wird, der zu einem deutlichen Stromanstieg<br />
führen muss. Schaltungstechnisch entspricht das einer<br />
Fehlstelle/Pore in der Nachumhüllung mit einem Ausbreitungswiderstand<br />
von R F<br />
= R M2<br />
+ R AF<br />
.<br />
BILD 8: Stromkreis mit einer Fehlstelle/Pore<br />
Messfehler<br />
In Bild 10 ist ein Messfehler dargestellt, bei dem ein Kriechstrom<br />
durch eine Verunreinigung auf der Rohrleitungsoberfläche<br />
zurückzuführen ist. Die Werksumhüllung muss zwischen<br />
der Manschette und dem Kontaktbereich mit der Erde<br />
auf einer Länge von mindestens 0,5 m sorgfältig gereinigt<br />
und getrocknet werden. Bei Regenwetter ist für eine Überdachung<br />
durch Schirme oder Zelte zu sorgen. Weitere Messfehler<br />
durch Kriechströme können durch bis zum Boden herunterhängende<br />
Spannbänder oder Messkabel entstehen. Die<br />
für die Messung erforderliche Ausrüstung – dazu zählt auch<br />
der Akkumulator - sollte beispielsweise in einer sauberen und<br />
trockenen Kunststoffbox untergebracht sein.<br />
Vorstellung eines Praxisbeispiels<br />
Im Folgenden wird ein Praxisbeispiel vorgestellt, bei dem dieses<br />
Verfahren an nachumhüllten Rundschweißnähten eines später<br />
BILD 9: Funktionstest<br />
BILD 10: Messfehler durch Verunreinigung<br />
BILD 11: Applikation des PE-Butylkautschukbandes<br />
(oben) und fertig laminiertes GfK-Decklagensystem<br />
470 6 / 2012
im Horizontalbohrverfahren (HDD) verlegten Rohrleitungsabschnittes<br />
(DN 150) eingesetzt wurde.<br />
Als Werksumhüllung wurde eine Polyethylenumhüllung mit<br />
einem zusätzlichen mechanischen Schutz bestehend aus einem<br />
Polyester-GfK eingesetzt, als Schweißnahtnachumhüllung<br />
ein PE-Butylkautschukband und ein Vinylester/Polyester-GfK-<br />
Decklagensystem (Bild 11).<br />
Die Länge des später im Erdreich verlegten Rohrleitungsstranges<br />
des HHD-Bauwerkes betrug 235 m. Das Verfahren<br />
wurde an 19 nachumhüllten Rundschweißnähten ausgeführt.<br />
Die mit dem Verfahren bestimmten spezifischen Umhüllungswiderstände<br />
lagen bis auf eine Ausnahme in der Größenordnung<br />
von r u<br />
~ 10 10 – 10 11 Ωm². Die fehlerhaft applizierte<br />
Nachumhüllung wies einen Wert für r u<br />
von nur ~ 10 6 Ωm² auf.<br />
Visuell waren keine Unregelmäßigkeiten an der Schweißnahtumhüllung<br />
zu erkennen. Mittels Hochspannungsprüfung waren<br />
ebenfalls keine Schäden (z. B. Poren) detektierbar.<br />
Die Stromaufnahme des geprüften Bereiches lag bei I =<br />
4 µA (U Ein<br />
= –25,5 V). Die Nachumhüllung wurde daraufhin<br />
komplett saniert und der spezifische Umhüllungswiderstand<br />
betrug nach Sanierung und Wiederholung der Messung r u<br />
=1,1<br />
x 10 10 Ωm².<br />
Der so geprüfte HDD wurde eingezogen und danach mittels<br />
Stromeinspeisemessung geprüft. Der angestrebte spez.<br />
Umhüllungswiderstand wurde mit r u<br />
~2,1 x 10 8 Ωm² überschritten.<br />
Die Stromaufnahme betrug bei dem vorgegebenen<br />
Einschaltpotential (U Ein<br />
= -25,5V) I = 12,5 µA.<br />
Zur Erfüllung des Kriteriums von r u<br />
=1 x 10 8 Ωm² wäre ein<br />
Strom von 26 µA tolerabel gewesen (15 % des max. zulässigen<br />
Stromes wären durch die fehlerhafte Umhüllung dieser einzelnen<br />
Nachumhüllung geflossen).<br />
Ohne die Anwendung dieses Messverfahrens wäre eine<br />
fehlerhafte Schweißnahtnachumhüllung eingezogen worden.<br />
Fazit<br />
Dieses einfache Messverfahren liefert einen wirksamen Beitrag<br />
die Qualität von Umhüllungen zerstörungsfrei zu prüfen<br />
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Freilegungen oder durch Weiterpressen von Rohren zur Beseitigung<br />
von Umhüllungsschäden entstehen können. Die Leitungsintegrität<br />
hinsichtlich des passiven Korrosionsschutzes<br />
in schwer zugänglichen Leitungsbereichen wird gewährleistet.<br />
Autoren<br />
Dr. Michael Brecht<br />
Open Grid Europe GmbH, Essen<br />
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Klaus Blotzki<br />
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Hilmar Jansen<br />
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6 / 2012 471
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Smart KKS: Integration von<br />
KKS-Daten in die bestehende<br />
Infrastruktur eines Netzbetreibers<br />
Von Rainer Deiss und Matthias Müller<br />
Der immer stärker wachsende Stellenwert des kathodischen Korrosionsschutzes (KKS) verlangt eine deutlich stärkere<br />
Integration der KKS-Daten in die bestehende Infrastruktur eines Netzbetreibers. Die damit zusammenhängenden erforderlichen<br />
technischen Anpassungen bei KKS-Schutzstromgeräten und -Fernüberwachungssystemen können vergleichsweise<br />
einfach mit Hilfe von „Eingebetteten Systemen“ erfolgen.<br />
Einleitung<br />
Der Schutz erdverlegter Stahlrohrleitungen gegen Außenkorrosion<br />
durch den kathodischen Korrosionsschutz (KKS),<br />
in Verbindung mit einer hochohmigen Rohrleitungsumhüllung,<br />
stellt heutzutage den Stand der Technik dar. Für Gashochdruckleitungen<br />
der öffentlichen Gasversorgung mit einem<br />
Betriebsdruck > 5 bar ist die Einrichtung dieses Schutzverfahrens<br />
sogar vorgeschrieben.<br />
Neben seiner eigentlichen Aufgabe, dem zuverlässigen<br />
Schutz erdverlegter Stahlrohrleitungen gegen Außenkorrosion,<br />
bietet dieses Verfahren darüber hinaus weitere Einsatzmöglichkeiten,<br />
wie z.B. die Möglichkeit der Qualitätskontrolle<br />
bei der Verlegung von Rohrleitungen oder die Verwendung<br />
der im Rahmen der regelmäßigen messtechnischen Überprüfung<br />
der Wirksamkeit des KKS gewonnen Messdaten zur Zustandsbewertung<br />
erdverlegter Stahlrohrleitungen.<br />
Für die Netzbetreiber erlangt der KKS einen immer höheren<br />
Stellenwert, da dieses Verfahren heutzutage einen weit<br />
über seinen ursprünglichen Zweck hinausgehenden Mehrwert<br />
bietet. Die Entwicklung der Daten-Übertragungstechnik<br />
auf dem Fachgebiet des KKS sollte deshalb eng an die Entwicklung<br />
der im IT-Bereich gängigen Datenübertragungs-,<br />
Datenverwaltungs- und Datenverarbeitungs-Verfahren gekoppelt<br />
und ihre Integrierbarkeit in die Unternehmens-IT des<br />
Netzbetreibers selbstverständlich sein. Hierbei spielen offene<br />
Softwarestandards eine wesentliche Rolle, da diese jedem<br />
Gerätehersteller die Möglichkeit geben, seine Systeme über<br />
offen zugängliche Schnittstellen an eine bestehende IT-Infrastruktur<br />
anzubinden.<br />
Auf Basis solch moderner netzwerkbasierter Kommunikationsstrukturen<br />
lassen sich KKS-Schutzstromgeräte und<br />
-Fernüberwachungssensoren miteinander vernetzen. Die Datenübertragung<br />
an eine auf einem Server befindliche Datenbank<br />
oder ein Leitsystem kann permanent und mit großen<br />
Übertragungsraten erfolgen. Auf die Schutzstromgeräte und<br />
Fernüberwachungssensoren kann jederzeit von der Ferne aus<br />
zugegriffen werden, um Steuerbefehle zu senden oder Messwerte<br />
abzufragen.<br />
Der nachfolgende Artikel beschreibt die prinzipielle Vorgehensweite<br />
bei der Integration von KKS-Messdaten in eine<br />
bestehende IT-Infrastruktur und zeigt anhand von zwei Beispielen<br />
auf, wie, darauf basierend, neue innovative Mess- und<br />
Regelungsmöglichkeiten realisiert werden können.<br />
Aktueller Stand der KKS-Schutzstromgeräte-<br />
und -Fernüberwachungstechnik<br />
Die aktuell auf dem Markt erhältlichen KKS-Schutzstromgeräte<br />
bestehen im Wesentlichen aus einem Brückengleichrichter<br />
und einer Steuereinheit (im Normalfall ein Schalter oder<br />
ein Stell-Transformator, in selteneren Fälle eine moderne SPS-<br />
Steuereinheit). Über den Transformator und den Brückengleichrichter<br />
wird aus der Netzspannung der vollweggleichgerichtete<br />
KKS-Schutzstrom erzeugt. Die Höhe der Schutzstromeinspeisung<br />
wird dann i.d.R. vor Ort manuell eingestellt.<br />
Der Fernüberwachungssensor misst täglich eine bestimmte<br />
Anzahl von KKS-Messgrößen, die dann im Normalbetrieb einmal<br />
pro Tag als SMS an eine Zentrale gesendet werden. Die<br />
Messdaten können nur über eine proprietäre, d.h. herstellerspezifische<br />
Software gespeichert, verwaltet und verarbeitet<br />
werden. Ein Zugriff auf die Daten über kundenspezifische<br />
Software ist nicht möglich.<br />
Verfügt das KKS-Schutzstromgerät über eine moderne<br />
SPS-Steuereinheit, erfolgt der Fernzugriff auf das Schutzstromgerät<br />
von der Zentrale aus per SMS über die Verknüpfung<br />
der Steuereinheit mit dem KKS-Fernüberwachungssensor.<br />
Dieser dient in diesem Fall nur zur Übermittlung<br />
der Befehle von der Zentrale an die SPS-Steuereinheit des<br />
Schutzstromgeräts. Auf Grund der Tatsache, dass der Fernüberwachungssensor<br />
nur zu bestimmten Zeiten pro Tag empfangsbereit<br />
ist (maximal ein Mal pro Stunde), kann der Zugriff<br />
auf das Schutzstromgerät auch nur zu diesen Zeiten erfolgen.<br />
Bild 1 verdeutlicht den Zusammenhang.<br />
Alternativ hierzu besteht jedoch schon heute die Möglichkeit,<br />
von der Zentrale aus direkt mit dem Schutzstromge-<br />
472 6 / 2012
Bild 1: Istzustand<br />
der Übertragung<br />
von KKS-<br />
Messwerten und<br />
Steuersignalen<br />
Bild 2: ISO/OSI-Referenzmodell<br />
rät zu kommunizieren, wenn dieses über eine moderne SPS-<br />
Steuereinheit verfügt. Die Anbindung kann dabei über GSM,<br />
GPRS oder auch über Kabel erfolgen. In diesem Fall besteht<br />
zu jeder Zeit die Möglichkeit, auf das Gerät zuzugreifen, Bild 1<br />
zeigt auch diesen Fall.<br />
Während die momentan zur Verfügung stehende Schutzstrom-Gerätetechnik<br />
eine zeitnahe Einstellung der Betriebsgrößen<br />
heute schon zulässt, ist die aktuell gängige KKS-Fernüberwachungstechnik<br />
hierzu nicht in der Lage. Vor allem die<br />
im Rahmen des 2. DVGW-Forschungsvorhabens zur Wechselstrom-Korrosion<br />
erforderliche zeitnahe Anpassung der<br />
Schutzstromeinspeisung auf Basis der jeweils an der Rohrleitung<br />
gemessenen KKS-Messgrößen ist mit den aktuell<br />
zur Verfügung stehenden KKS-Fernüberwachungssensoren<br />
praktisch nicht durchführbar.<br />
Neue Kommunikationsstruktur<br />
Anbindung an die IT-Infrastruktur des<br />
Netzbetreibers<br />
Allgemeines<br />
Die Integrationsfähigkeit der KKS-Daten in die bestehende IT-<br />
Infrastruktur eines Netzbetreibers stellt eine zentrale Forderung<br />
dar. An erster Stelle steht dabei die Aufnahme der KKS-<br />
Daten ins Leitsystem und/oder in das Datenbankserver-System<br />
des Betreibers. Hierfür ist die Fähigkeit der Kommunikation<br />
der Schutzstromgeräte und Fernüberwachungssensoren<br />
über offene, im jeweiligen Unternehmen üblicherweise verwendete<br />
Schnittstellen untereinander und mit dem Leitsystem<br />
und/oder dem Datenbankserver-System einzufordern. In<br />
diesem Fall bilden dann die Schutzstromgeräte und Fernüberwachungssensoren<br />
ein im gesamten Unternehmensnetzwerk<br />
verankertes Teil-Netzwerk, wie es z.B. grundsätzlich auch im<br />
Internet anzutreffen ist.<br />
Für die Kommunikation in einem Netzwerk mit diesen Anforderungen<br />
ist der Einsatz von netzwerkbasierenden Kommunikationsverfahren<br />
notwendig. Hierfür ist ein Kommunikationsprotokoll<br />
gefordert, das es erlaubt, Daten einzelner<br />
Teilnehmer gezielt mit anderen Teilnehmern austauschen zu<br />
können. Der TCP/IP-Protokoll-Standard stellt deshalb hierfür<br />
die erste Wahl dar. Die für Computernetzwerke verwendeten<br />
Technologien Ethernet, WLAN, Lichtwellenleiter, das<br />
Internet sowie die Datenübertragungstechnologien GPRS/<br />
UMTS und LTE im Mobilfunknetz basieren auf der TCP/IP-<br />
Protokollfamilie.<br />
TCP/IP bezeichnet zwei aufeinander aufbauende Schichten<br />
im ISO/OSI-Referenzmodell, siehe Bild 2. Das IP-Protokoll<br />
befindet sich in der so genannten Vermittlungsschicht, der<br />
6 / 2012 473
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
dritten Schicht des Referenzmodells und das TCP-Protokoll in<br />
der Transportschicht, der vierten Schicht des Referenzmodells.<br />
Durch den Aufbau des Kommunikationsmodells in unterschiedliche<br />
Schichten, muss für die Verwendung eines Protokolls einer<br />
Schicht die Funktionsweise der darunter liegenden Schichten<br />
nicht bekannt sein. Das bedeutet, dass bei der Verwendung<br />
von TCP/IP der physikalische Übertragungskanal aus Schicht<br />
1, die sogenannten Bitübertragungsschicht, wie auch die Sicherungsschicht<br />
(Schicht 2) nicht bekannt sein müssen. Für<br />
die KKS-Datenübertragung basierend auf TCP/IP kann somit<br />
jede damit arbeitende Technologie wie GPRS/UMTS und LTE,<br />
Ethernet oder das Internet verwendet werden. Die höher liegenden<br />
Anwendungsschichten wie das Internetprotokoll HTTP<br />
verwenden TCP/IP, ohne speziell ihr Augenmerk auf die Eigenheiten<br />
dieses Transport- und Vermittlungsprotokolls zu legen.<br />
Die Teilnehmer eines TCP/IP-Netzwerkes tauschen Daten<br />
gezielt mit anderen Teilnehmern aus, indem sie den Empfänger<br />
direkt adressieren. Die Daten erreichen daher nur den<br />
gewünschten Empfänger. Die Kommunikation eines Schutzstromgerätes<br />
oder Fernüberwachungssensors mit einer beliebigen<br />
z.B. über das Internet erreichbaren Gegenstelle kann<br />
somit über die Verwendung des TCP/IP-Protokolls realisiert<br />
werden.<br />
Anbindung an ein Leitsystem<br />
Viele Energieversorger und Betreiber von Rohrleitungsnetzen<br />
setzen Leitsysteme für die Steuerung und Entgegennahme<br />
von Messdaten und Zustandsinformationen ihrer Anlagen<br />
ein. In einem Leitsystem laufen alle relevanten Netzdaten zusammen.<br />
Warnmeldungen, Störungsmeldungen und aktuelle<br />
Zustandsmeldungen werden gebündelt und über ein Verwaltungs-<br />
und Anzeigesystem dargestellt. Ein Leitsystem bietet<br />
die Möglichkeit, über standardisierte Schnittstellen neu hinzukommende<br />
Komponenten fernwirktechnisch einzubinden,<br />
sofern diese über dieselben Schnittstellen verfügen. Eine im<br />
europäischen und asiatischen Raum weit verbreitete Schnittstelle<br />
ist das Fernwirkprotokoll IEC 60870-5-104, über das<br />
die meisten Leitsysteme kommunizieren können. Es stellt ein<br />
allgemeines Übertragungsprotokoll zwischen Netzleitsystemen<br />
und deren Unterstationen dar. Hierbei werden die Daten<br />
per TCP/IP-Protokoll übertragen und über das darauf aufsetzende<br />
IEC 60870-5-104 Protokoll können die Teilnehmer<br />
miteinander kommunizieren. Das Fernwirkprotokoll IEC<br />
60870-5-104 ist in Deutschland als [1] veröffentlicht.<br />
Kommunikationswege<br />
Die räumliche Trennung zwischen den Schutzstromgeräten<br />
und Fernüberwachungssensoren einerseits und der Betreiber-<br />
bzw. Dienstleisterzentrale andererseits verlangt im Regelfall<br />
eine Kommunikation über unterschiedlichste Wege, wie<br />
z.B. das Mobilfunknetz, interne wie externe kabelgestützte<br />
Netze und das Internet. Als netzwerkbasierendes Kommunikationsprotokoll<br />
kommt dabei wieder TCP/IP zum Einsatz.<br />
Der Verbindungsaufbau zwischen dem Schutzstromgerät<br />
bzw. Fernüberwachungssensor und dem Server erfolgt z.B. bei<br />
einer Paketdatenübertragung, wie sie bei GPRS/UMTS und LTE<br />
üblich ist, über das Internet. Ein Schutzstromgerät sendet z.B.<br />
über ein GPRS/UMTS/LTE-Modem die Daten an einen Mobilfunkmast,<br />
der die Daten an den Server des Mobilfunkproviders<br />
weiterleitet. Von dort aus werden sie über das Internet an den<br />
Zielserver versendet. Um eine Datenverbindung zwischen zwei<br />
Teilnehmern im Internet aufzubauen, muss der Client, also das<br />
Schutzstromgerät oder der Fernüberwachungssensor, die IP-<br />
Adresse des Servers kennen. Diese IP-Adresse muss fest zugeordnet<br />
und statisch sein. Bei einem Wechsel der IP-Adresse<br />
kann der Client die Verbindung nicht mehr aufbauen, da er<br />
die aktuelle Adresse des Servers nicht kennt. Dies bedeutet,<br />
dass der Netzbetreiber oder Dienstleister einen Server mit<br />
fester IP-Adresse betreiben bzw. über einen Provider mieten<br />
muss. Die Kosten hierfür sind heutzutage überschaubar und<br />
betragen wenige Euro pro Monat. Viele Energieversorger betreiben<br />
heutzutage eigene Internetseiten, die sie auf ihrem eigenen<br />
oder angemieteten Server zur Verfügung stellen. Diese<br />
Server sind über feste IP-Adressen erreichbar und können<br />
prinzipiell für die KKS-Datenübertragung verwendet werden.<br />
Bild 3 verdeutlicht die Kommunikation der Schutzstromgeräte<br />
und Fernüberwachungssensoren mit einem solchen Server.<br />
Datensicherheit<br />
Bedenken wegen der Datensicherheit beim Betrieb eines<br />
Webservers können ausgeräumt werden. Ein nicht autorisierter<br />
Fremdzugriff über das verwendete HTTP-Protokoll kann<br />
durch eine entsprechende Nutzerauthentifizierung, VPN-Tunnelverfahren<br />
und so genannten Gateways verhindert werden.<br />
Datenverwaltung und Zugriffsrechte<br />
Ein effizientes Datenmanagement trägt wesentlich dazu bei,<br />
eine sichere und zuverlässige Verarbeitung der Daten zu gewährleisten.<br />
Jeder Netzbetreiber und KKS-Dienstleister hat<br />
eigene Anforderungen, wem und in welchem Umfang die Daten<br />
zur Verfügung stehen sollen. Die Mitarbeiter einer Leitwarte<br />
z.B. benötigen keine KKS-Messdaten, da sie diese sowieso<br />
nicht interpretieren können, für sie sind lediglich Störund<br />
Gefahrenmeldungen relevant. Andererseits muss das<br />
KKS-Fachpersonal auf die Daten in vollem Umfang zugreifen<br />
können, während das Asset-Management nur Daten benötigt,<br />
die für die Zustandsbewertung relevant sind.<br />
Wenn ein KKS-Dienstleister die Betriebsführung des KKS<br />
für einen Netzbetreiber komplett übernimmt, ist es sinnvoll,<br />
dem Dienstleister den vollen Zugriff auf die KKS-Daten und<br />
alle Anlagenteile wie z.B. Schutzstromgeräte und Fernüberwachungssensoren<br />
zu geben. Die Verantwortlichkeit im Hinblick<br />
auf die Datenarchivierung sowie die Zugriffsmöglichkeiten<br />
des Netzbetreibers auf die Daten im Falle der Archivierung<br />
durch den KKS-Dienstleister sind dann noch zu klären. Bild 4<br />
verdeutlicht den Zusammenhang.<br />
Mit heutzutage im Einsatz befindlichen modernen Datenbank-Systemen<br />
lassen sich unterschiedliche Zugriffs- und<br />
Berechtigungsszenarien problemlos umsetzen. Weit verbreitet<br />
sind SQL-Datenbank-Systeme. Die kostenlose Variante<br />
My SQL wird bereits von vielen Unternehmen eingesetzt. Ist<br />
beispielsweise in einem Unternehmen bereits eine SQL-Datenbank<br />
vorhanden, kann diese zur Aufnahme der KKS-Daten<br />
problemlos erweitert werden.<br />
474 6 / 2012
Bild 3: Kommunikation<br />
zwischen<br />
Schutzstromgeräten,<br />
Fernüberwachungssensoren<br />
und einer Zentrale<br />
über TCP/IP<br />
Bild 4: Exemplarische Darstellung der Organisation<br />
der Datenverwaltung eines Datenbanksystems<br />
Anwendungssoftware und Datenformate<br />
Zur Weiterverarbeitung der KKS-Daten müssen diese aus<br />
der Datenbank heraus extrahiert und in gängige Dateiformate<br />
umgewandelt werden können. Gängige SQL-Datenbank-Systeme<br />
sind z.B. in der Lage, die Datensätze im CSV-<br />
Format zu extrahieren, das wiederum für einschlägige Anwenderprogramme<br />
wie z.B. Microsoft Excel ® , OpenOffice<br />
CALCTM oder MATLAB ® lesbar ist.<br />
Mit Softwareprodukten dieser Art hat das KKS-Fachpersonal<br />
die Möglichkeit, eigene auf seine Anforderungen zugeschnittene<br />
Auswertealgorithmen einzusetzen. Die häufig von<br />
Hardwareherstellern zur Verfügung gestellten proprietären<br />
Softwareprodukte und ihre i.d.R. eingeschränkten Möglichkeiten<br />
würden dann keine Rolle mehr spielen.<br />
Eingebettete Systeme<br />
Zur Erfüllung der im letzten Abschnitt dargelegten Anforderungen<br />
sind auch entsprechende Anforderungen an Schutzstromgeräte<br />
und Fernüberwachungssensoren zu stellen.<br />
Zum Aufbau eines aus Schutzstromgeräten und Fernüberwachungssensoren<br />
bestehenden Teil-Netzwerks müssen<br />
diese Geräte die netzwerkbasierenden Kommunikationsverfahren<br />
beherrschen. Eine Implementierung des TCP/IP-<br />
Protokolls und des Fernwirkprotokolls IEC 60870-5-104<br />
setzt voraus, dass die Schutzstromgeräte und Fernüberwa-<br />
chungssensoren eine Steuereinheit besitzen. Des Weiteren<br />
ist es empfehlenswert, dass die Kommunikationsschnittstellen<br />
dieser Geräte an die IT-Infrastruktur des jeweiligen<br />
Netzbetreibers oder KKS-Dienstleisters anpassbar sind.<br />
Für die Umsetzung dieser Anforderungen bieten sich<br />
die in der IT-Welt bekannten sogenannten „Eingebetteten<br />
Systeme“ an. Unter einem „Eingebetteten System“ versteht<br />
man eine aus Hard- und Software bestehende Einheit, die<br />
z.B. in der Lage ist, Schutzstromgeräte oder Fernüberwachungssensoren<br />
mit der entsprechenden Intelligenz auszustatten,<br />
damit diese in einem IT-Netzwerk entsprechend<br />
kommunizieren und integriert werden können.<br />
Die Hardware eines „Eingebetteten Systems“ besteht<br />
aus einem Mikroprozessor, der mit zahlreichen Komponenten<br />
für die Signalverarbeitung und Kommunikation ausgestattet<br />
ist. Die auf diesem Prozessor arbeitende Software<br />
verleiht diesem die erforderliche Funktionalität. Als Grundlage<br />
hierfür dient ein Betriebssystem wie z.B. das frei verfügbare<br />
Linux-System. Dieses sorgt für die Kommunikation<br />
zwischen den Schutzstromgeräten und Fernüberwachungssensoren<br />
untereinander sowie zwischen diesen und<br />
der Zentrale. Für die Messwertaufnahme und -verarbeitung<br />
sowie die Erfüllung entsprechender Steuerungs- und<br />
Regelungsaufgaben können dann die Software-Algorithmen<br />
verwendet werden, die für die jeweilige Aufgabenstellung<br />
adäquat sind.<br />
6 / 2012 475
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Das „Eingebettete System“ stellt somit de facto ein Computersystem<br />
innerhalb des Schutzstromgerätes oder Fernüberwachungssensors<br />
dar, das in Bild 5 nochmals dargestellt<br />
ist. Bei der Ausstattung der Schutzstromgeräte und Fernüberwachungssensoren<br />
mit „Eingebetteten Systemen“, die<br />
über das netzwerkbasierende Kommunikationsprotokoll TCP/<br />
IP kommunizieren, entsteht ein intelligentes Sensor-Aktor-<br />
Netzwerk, das als Smart KKS-System bezeichnet wird.<br />
Bild 5: „Eingebettetes System“, welches die Messwertaufnahme,<br />
Messwertverarbeitung, Regelung der KKS-Betriebsgrößen sowie die<br />
Messdatenübertragung zur Datenbank und die Kommunikation mit einem<br />
Benutzer organisiert<br />
Bild 6: Elektrotechnisches<br />
Ersatzschaltbild<br />
für eine kathodisch<br />
geschützte Rohrleitung<br />
mit zusätzlicher, temporär<br />
wirksamer und vergleichsweise<br />
hochohmiger<br />
Umhüllungsfehlstelle<br />
I S<br />
= Schutzstrom ohne neu hinzugekommene Umhüllungsfehlstelle<br />
U S<br />
= Ausgangsspannung am Schutzstromgerät ohne neu hinzugekommene<br />
Umhüllungsfehlstelle<br />
R A<br />
= Ausbreitungswiderstand der Anodenanlage<br />
U aus<br />
= Ausschaltpotential an der Rohrleitung ohne neu hinzugekommene Umhüllungsfehlstelle<br />
R U<br />
= Umhüllungswiderstand der Rohrleitung ohne neu hinzugekommenen<br />
Umhüllungsfehlstelle<br />
R F<br />
= Ausbreitungswiderstand der neuen Umhüllungsfehlstelle<br />
U F<br />
= Potential der neuen Umhüllungsfehlstelle<br />
I F<br />
= Strom in die neue Umhüllungsfehlstelle<br />
Anwendungsbeispiele: Innovative Messund<br />
Regelungsaufgaben<br />
Die Messtechnik im KKS steht vor einem weiteren grundsätzlichen<br />
Wandel. In immer höherem Maße werden schnelle<br />
hochauflösende Messungen benötigt, um z.B. schnelle zeitkritische<br />
Steueralgorithmen zeitnah mit aktuellen Messwerten<br />
versorgen zu können oder möglicherweise gefährliche<br />
Fremdeinwirkungen auf erdverlegte Rohrleitungen rechtzeitig<br />
und sicher zu erkennen. In den nachfolgenden beiden Beispielen<br />
werden Lösungen für derartige Anforderungen ausführlich<br />
vorgestellt. Die Verwendung „Eingebetteter Systeme“<br />
und die entsprechende, in den vorherigen Kapiteln beschriebene<br />
Einbindung dieser Systeme in die IT-Infrastruktur<br />
des Netzbetreibers ist dabei unabdingbar.<br />
Zeitnahe Erkennung kurzzeitig wirksamer und<br />
vergleichsweise hochohmiger Umhüllungsfehlstellen<br />
an Rohrleitungen<br />
Die ursprüngliche Aufgabe der KKS-Fernüberwachung bestand<br />
darin, die Vorgabe aus [2] und [3] zu erfüllen. Hierfür<br />
werden Ein- und Ausschaltpotentiale, Wechselspannungen<br />
zwischen Bezugserde und Rohrleitung und Ströme gemessen.<br />
Dabei reicht es aus, diese Werte einmal pro Tag zu ermitteln<br />
und an eine Zentrale zu versenden. Diese Anforderungen<br />
erfüllt die momentan zur Verfügung stehende Messtechnik<br />
schon seit Jahren zufriedenstellend.<br />
Da sich die Hersteller der aktuell auf dem Markt erhältlichen<br />
KKS-Fernüberwachungssensoren bisher ausschließlich<br />
an der o.g. Aufgabenstellung orientiert haben, sind diese Sensoren<br />
nicht in der Lage, KKS-Messgrößen permanent zu erfassen<br />
und zeitnah an die Zentrale zu übermitteln.<br />
Allerdings ergeben sich seit einiger Zeit Anforderungen an<br />
KKS-Fernüberwachungssysteme, die über die in [2] und [3]<br />
definierten Anforderungen deutlich hinausgehen. Im Wesentlichen<br />
handelt es sich um das zeitnahe Erkennen von temporär<br />
wirksamen, vergleichsweise hochohmigen Umhüllungsfehlstellen,<br />
die durch externe Einflüsse wie z.B. durch einen<br />
Baggerangriff entstehen können.<br />
Die grundsätzlich zu lösende Aufgabe macht Bild 6 deutlich.<br />
Dieses zeigt schematisch das elektrotechnische Ersatzschaltbild<br />
einer kathodisch geschützten Rohrleitung. Kurzzeitig<br />
kommt dann eine weitere Umhüllungsfehlstelle U F<br />
hinzu,<br />
deren Ausbreitungswiderstand R F<br />
gegenüber R U<br />
vergleichsweise<br />
hochohmig ist, so dass die Auswirkungen auf das Einschaltpotential<br />
und den Schutzstrom vergleichsweise gering<br />
sind. Die Aufgabe besteht nun darin, diese sehr klein ausgeprägten<br />
Effekte zeitnah und sicher zu erkennen und zwar<br />
476 6 / 2012
Bild 7: Schematische<br />
Darstellung der<br />
aktuell im KKS verbreiteten<br />
Messtechnik<br />
Bild 8: Schematische<br />
Darstellung des Messaufbaus<br />
eines schnellen digitalen<br />
Speicheroszilloskops<br />
auch dann, wenn nennenswerte externe Störgrößen wie z.B.<br />
eingekoppelte Wechselspannungen oder Streuströme gegeben<br />
sind.<br />
In Bild 7 ist die aktuell im KKS verwendete Messtechnik<br />
bei der Messung von Gleichspannungen schematisch dargestellt.<br />
Das Eingangssignal wird zuerst über einen Tiefpassfilter<br />
von den AC-Anteilen mit einer Frequenz ≥ 16,7 Hz weitgehend<br />
befreit. Über einen A/D-Wandler wird dieses Signal<br />
dann digitalisiert und weiter verarbeitet. In umfangreichen<br />
Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass diese Form der<br />
Messwerterfassung zur Lösung des o.g. Problems grundsätzlich<br />
nicht geeignet ist, da durch die Tiefpassfilterung des ursprünglichen<br />
Messsignals wichtige Informationen verloren<br />
gehen, die bei der Erkennung einer solchen Umhüllungsfehlstelle<br />
benötigt werden.<br />
Stattdessen wurde in unserem Hause zur Messwertaufnahme<br />
eine Technik eingesetzt, die allgemein als schnelles digitales<br />
Speicheroszilloskop bezeichnet wird und die in Bild 8<br />
schematisch dargestellt ist. Über einen schnellen 24-Bit-A/<br />
D-Wandler werden die Messdaten mit einer Abtastrate von<br />
1 MHz praktisch ohne Informationsverlust erfasst und digitalisiert.<br />
Die Daten werden dann einem digitalen Signalprozessor<br />
(DSP) übergeben. Hier können nun beliebige, komplexe<br />
und an die jeweilige messtechnische Aufgabe angepasste<br />
Software-Algorithmen zur Verarbeitung der Messdaten implementiert<br />
und ausgeführt werden.<br />
Die Bilder 9, 10, und 11 stellen exemplarisch mit einem<br />
schnellen digitalen Speicheroszilloskop mit Abtastrate 1 MHz<br />
aufgenommene Einschaltpotentialverläufe an unterschiedlichen<br />
Rohrleitungen dar. Im Rahmen dieser Messungen konnte<br />
u. a. aufgezeigt werden, dass induzierte Störanteile mit den<br />
Frequenzen 50 Hz von Hochspannungsfreileitungen und 16,7<br />
Hz von Bahnanlagen an nahezu jeder Rohrleitung zu finden<br />
sind. Die Störgrößen sind nicht deterministisch und in ihrer<br />
Ausprägung stets so, dass sie die extrem geringe Signaländerung<br />
der in Bild 6 beschriebenen Effekte deutlich überlagern.<br />
Für die Erkennung einer temporär wirksamen und vergleichsweise<br />
hochohmigen Umhüllungsfehlstelle müssen die<br />
Messgrößen U ein<br />
und I S<br />
über Methoden der digitalen Signalverarbeitung<br />
ausgewertet werden. Hierfür ist sowohl die Betrachtung<br />
der vom Schutzstrom verursachten Frequenzanteile<br />
als auch sämtlicher anderer im Gesamtsignal enthaltenen<br />
Frequenzanteile notwendig. Über spezielle Software-Al-<br />
Bild 9: U ein<br />
ohne Beeinflussung<br />
Bild 10: U ein<br />
mit Wechselspannungsbeeinflussung<br />
Bild 11: U ein<br />
mit Wechsel- und Streustrombeeinflussung<br />
6 / 2012 477
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Fazit<br />
Die vollständige Integration von KKS-Daten in die IT-Umgebung<br />
von Netzbetreibern ist ein Ziel, das sicherlich nicht mehr<br />
lange auf seine Realisierung warten muss. Momentan werden<br />
bereits vielversprechende Hard- und Softwaresysteme<br />
erprobt, einige davon stehen kurz vor der Markteinführung<br />
und die entsprechenden Protokolle und Schnittstellen, die begorithmen<br />
und die Fourier-Zerlegung der Messsignale in ihre<br />
Frequenzanteile konnten bei geringer Wechselspannungsbeeinflussung<br />
neu hinzukommende Umhüllungsfehlstellen<br />
im Verhältnis<br />
v = R F<br />
R U<br />
≈ 100<br />
sicher erkannt werden.<br />
Das in DVGW GW 16 Kategorie 2c geforderte Erkennen<br />
einer neuen nicht vollständig kathodisch geschützten Umhüllungsfehlstelle<br />
im Verhältnis<br />
v = R F<br />
R U<br />
≤ 15<br />
kann somit problemlos erfüllt werden.<br />
Momentan wird daran gearbeitet, die Empfindlichkeit der<br />
Erkennung derartiger Ereignisse weiter zu erhöhen und ein sicheres<br />
Erkennen auch bei stark wechselspannungsbeeinflussten<br />
Rohrleitungen zu gewährleisten.<br />
Intelligente Schutzstromeinspeisung für<br />
wechselspannungsbeeinflusste Rohrleitungen<br />
Ein weiteres Beispiel, bei dem eine moderne Kommunikationsinfrastruktur<br />
und leistungsfähige, intelligente Mess- und Regelungstechnik<br />
Anwendung finden muss, ist die Vermeidung<br />
von Korrosion erdverlegter Rohrleitungen durch Wechselspannungsbeeinflussung<br />
mit Hilfe intelligenter Schutzstromeinspeisung.<br />
In [4] wurde die Auswirkung der Betriebsbedingungen<br />
des KKS auf die Korrosionsgeschwindigkeit von Rohrleitungen<br />
unter Wechselspannungsbeeinflussung untersucht.<br />
Hierbei wurde festgestellt, dass durch geeignete Einstellung<br />
des Einschaltpotentials die Korrosionsgefährdung durch<br />
Wechselspannungsbeeinflussung deutlich reduziert werden<br />
kann. In [5] wurden Untersuchungen zur Auswirkung zeitlich<br />
variierender Schutzstromeinspeisungen auf die durch Wechselstromkorrosion<br />
verursachte Korrosionsrate durchgeführt.<br />
Bei all diesen Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass<br />
bei wechselspannungsbeeinflussten Rohrleitungen für U ein<br />
eine<br />
sehr scharf definierte Grenze von -1,2 V existiert. Diese<br />
darf auch nicht geringfügig unterschritten werden. Moderne<br />
Schutzstromgeräte müssen deshalb in der Lage sein, die<br />
Ausgangsspannung in sehr feinen Stufen einstellen zu können.<br />
Auch muss das System sehr zeitnah darauf reagieren können,<br />
wenn dieser Grenzwert örtlich doch einmal unterschritten<br />
wird. Deshalb bedarf es auch hierfür einer permanenten<br />
Überwachung der entsprechend relevanten KKS-Messwerte<br />
an mehren Punkten an der Rohrleitung, damit ein zentral implementierter<br />
Steuerungsprozess in die Lage versetzt wird,<br />
derartige Grenzwertunterschreitungen zeitnah zu korrigieren.<br />
Bild 12 zeigt den im Rahmen des 2. DVGW-Forschungsvorhabens<br />
zur Wechselstromkorrosion realisierten grundsätzlichen<br />
Aufbau einer messwertbasierten intelligenten<br />
Schutzstromeinspeisung. Leider kann dabei eine der zentralen<br />
Voraussetzungen, nämlich die permanente Überwachung<br />
relevanter KKS-Messgrößen, noch nicht umgesetzt werden,<br />
da die momentan zur Verfügung stehenden KKS-Fernüberwachungssensoren<br />
dies nicht erlauben.<br />
Bild 12: Schematisch<br />
Darstellung des im Rahmen<br />
des 2. DVGW-Forschungsvorhabens<br />
zur<br />
Wechselstromkorrosion<br />
realisierten grundsätzlichen<br />
Aufbaus einer<br />
messwertbasierten intelligenten<br />
Schutzstromeinspeisung<br />
478 6 / 2012
nötigt werden, stehen schon seit langer Zeit für jeden offen<br />
zugänglich zur Verfügung.<br />
Der Wunsch der Netzbetreiber, in größerem Maße als bisher<br />
auf die KKS-Daten zuzugreifen, zeugt von der deutlich<br />
gestiegenen Wahrnehmung, die der KKS insgesamt verzeichnet.<br />
Dies wird auf Seiten des KKS-Fachgebiets einen weiteren<br />
Entwicklungsschub auslösen, um den gestiegenen Wünschen<br />
und Anforderungen der Netzbetreiber auch nachkommen<br />
zu können.<br />
Eine zentrale Forderung an zukünftige KKS-Schutzstromgeräte<br />
und -Fernüberwachungssensoren stellt die echtzeitfähige<br />
Messdatenaufnahme und Datenverarbeitung dar. Hierbei<br />
wird unter Echtzeit die im Kontext der Messaufgabe erforderliche<br />
Datenverarbeitungsgeschwindigkeit verstanden.<br />
Die dargestellten Anwendungsbeispiele, zeitnahe Erkennung<br />
von kurzzeitig auftretenden Umhüllungsfehlstellen, wie sie<br />
z.B. durch Baggerangriffe verursacht werden können, und<br />
die intelligente Schutzstromeinspeisung zur Reduzierung der<br />
Wechselstromkorrosionsgefährdung an wechselspannungsbeeinflussten<br />
Rohrleitungen untermauern die Notwendigkeit<br />
dieser Forderung. Die Messdatenaufnahme, Datenverarbeitung<br />
und Datenübertragung müssen an diese unterschiedlichen<br />
Bedingungen flexibel angepasst werden können.<br />
„Eingebettete Systeme“ stellen dabei das Schlüsselelement<br />
dar. Mit ihnen lassen sich die gestiegenen Anforderungen<br />
problemlos erfüllen. So wie in anderen Bereichen gehört<br />
auch im KKS „Eingebetteten Systemen“ die Zukunft. Nur mit<br />
ihnen ist ein „Smart KKS-System“ überhaupt realisierbar.<br />
Literatur<br />
[1] DIN EN 60870-5-104 „Fernwirkeinrichtungen und -systeme<br />
- Teil 5-104: Übertragungsprotokolle - Zugriff für IEC<br />
60870-5-101 auf Netze mit genormten Transportprofilen<br />
(IEC 60870-5-104:2006)“(2007-09)<br />
[2] DVGW-Arbeitsblatt GW 10 „Arbeitsblatt für den Kathodischen<br />
Korrosionsschutz (KKS) erdverlegter Lagerbehälter<br />
und Stahlrohrleitungen aus Stahl – Inbetriebnahme und<br />
Überwachung“(2008-05)<br />
[3] DVGW-Arbeitsblatt GW 16 „Arbeitsblatt für den Kathodischen<br />
Korrosionsschutz (KKS) erdverlegter Lagerbehälter<br />
und Stahlrohrleitungen aus Stahl – Fernüberwachung“(2008-05)<br />
[4] DVGW-Forschungsprojekt G 2/01/08: Feldversuche zur<br />
Prüfung des Einflusses von Wechselspannung und Einschaltpotential<br />
auf die Wechselstromkorrosion. Schweizerische<br />
Gesellschaft für Korrosionsschutz, M. Büchler, C.-H.<br />
Voûte. Juni 2010<br />
[5] Büchler, M.; Voûte, C.-H.; Joos, D.: Einfluss von zeitlich variierendem<br />
kathodischen Korrosionsschutz auf die Wechselstromkorrosion,<br />
<strong>3R</strong> (2011.) Nr. 6<br />
Autoren<br />
Dipl.-Phys. Rainer Deiss<br />
EnBW Regional AG, Stuttgart<br />
Tel. +49 711 289-47414<br />
E-Mail: R.Deiss@enbw.com<br />
Dipl.-Ing. Matthias Müller<br />
RBS wave GmbH, Stuttgart<br />
Tel. +49 711 289-42668<br />
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6 / 2012 479
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Wechselstromkorrosion –<br />
Ergebnisse von Messungen an<br />
ER-Coupons mit einem 16-Bit-<br />
Digital-Speicher-Oszilloskop<br />
Von Ulrich Bette<br />
Im Rahmen von Laboruntersuchungen zur Wechselstromkorrosion wurden Messungen an ER-Coupons mit einem<br />
16-Bit-Digital-Speicher-Oszilloskop durchgeführt. Die synchrone Erfassung von Messprobenstrom und Messproben/<br />
Boden-Potential ermöglichten, die anstehende Wechselspannung und den fließenden Wechselstrom, deren Frequenz<br />
und das Einschaltpotential sowie den in die Messprobe eintretenden Schutzstrom direkt zu bestimmen. Durch nachfolgende<br />
Korrelationsrechnung erhält man außerdem den Ausbreitungswiderstand und das Ausschaltpotential, ohne<br />
die Messprobe zu takten. Die Auswertung der Messungen zeigt, dass Wechselstrom- und Gleichstrom-Ausbreitungswiderstand<br />
nahezu gleich sind, d.h. nahezu rein ohmsch sind. Wird der aus dem Ausbreitungswiderstand und dem fließenden<br />
Strom berechnete IR-Anteil von dem gemessenen Potential subtrahiert, ergibt sich der Potentialverlauf an der<br />
Phasengrenze Metall/Elektrolytlösung, der gegenüber dem Strom eine Phasenverschiebung aufweist. Aus den Ergebnissen<br />
dieser Messungen ergibt sich das Ersatzschaltbild einer Fehlstelle unter Wechselspannungsbeeinflussung, das<br />
von dem geläufigen Ersatzschaltbild abweicht.<br />
Vorbemerkung<br />
Im Auftrag der Amprion GmbH und der Deutschen Bahn AG<br />
(DB) wurden Laboruntersuchungen zur Wechselstromkorrosion<br />
an ER-Coupons der Firma MetriCorr ApS durchgeführt.<br />
Die ER-Coupons wurden in einer Bodenlösung eingebettet,<br />
in der durch den kathodischen Korrosionsschutz keine Deckschichtbildung<br />
auftritt. Als Gegenelektrode diente ein zylinderförmig<br />
gebogenes Stahlblech, sodass sowohl der Schutzstrom<br />
als auch der Wechselstrom von allen Seiten gleichmäßig<br />
zur Fehlstelle des ER-Coupons fließen konnten. Bild 1 zeigt<br />
die Versuchsanordnung. Der Abstand zwischen dem ER-Coupon<br />
und der Gegenelektrode betrug 13 cm. Die Kupfer/Kupfersulfat-Elektrode<br />
wurde in der Mitte zwischen Fehlstelle<br />
und Gegenelektrode angeordnet.<br />
Bild 1: Versuchsaufbau<br />
Bild 2: USB-Oszilloskop<br />
480 6 / 2012
Der ER-Coupon wurde über einen Vorwiderstand von<br />
10 Ω an den Minuspol des Schutzstromgerätes und die<br />
Wechselspannungsquelle angeschlossen, um die fließenden<br />
Ströme durch Spannungsfallmessungen erfassen zu können.<br />
Da insbesondere bei Bahnbeeinflussung die induzierten<br />
Wechselspannungen starken Schwankungen unterliegen<br />
können, sollten die relevanten Größen nicht wie sonst üblich<br />
nacheinander, sondern synchron gemessen werden. Die<br />
ersten Untersuchungen mit einem handelsüblichen zweikanaligen<br />
Digital-Oszilloskop ergaben keine befriedigen Ergebnisse,<br />
da deren Auflösung zu gering ist. Viele handelsübliche<br />
Digital-Oszilloskope haben eine Auflösung von 8<br />
Bit. Beträgt zum Beispiel die zu messende Wechselspannung<br />
25 V, ist das Oszilloskop auf einen Messbereich auf<br />
10 V/Div, entsprechend 80 V, einzustellen. Die Auflösung<br />
beträgt dann 0,31 V, was in Bezug auf die zu ermittelnden<br />
Ein- und Ausschaltpotentiale nicht akzeptabel ist. Die Messungen<br />
wurden daher mit einem zweikanaligen USB-Oszilloskop,<br />
siehe Bild 2, vorgenommen, das eine Auflösung<br />
von 16 Bit hat und direkt an ein Notebook angeschlossen<br />
werden kann, sodass die Werte wie mit einem Datenlogger<br />
über einen längeren Zeitraum aufgezeichnet werden können.<br />
Bezogen auf das oben genannte Beispiel ergibt sich eine<br />
Auflösung von 1,5 mV. Die Abtastrate wurde auf 10.000<br />
Messungen/s eingestellt.<br />
Auswertung der Oszillogramme<br />
Bild 3 zeigt als Beispiel die an einem ER-Coupon mit dem<br />
USB-Oszilloskop aufgenommenen zeitlichen Verläufe des<br />
Coupon/Boden-Potentials (blau) und des Stroms (rot). Dieser<br />
ER-Coupon wurde kathodisch geschützt und mit einer<br />
Wechselspannung von 16,7 Hz beaufschlagt. Im Bereich der<br />
Nulldurchgänge scheint der Strom dem Potential vorauszueilen,<br />
was zunächst auf eine Phasenverschiebung hindeu-<br />
I N G E N I E U R B A U F Ü R V E R F A H R E N S T E C H N I K<br />
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am 13.06.2012 in Gelsenkirchen<br />
15,0<br />
0,03<br />
15,0<br />
10,0<br />
i(t)<br />
0,02<br />
10,0<br />
u CSE (t)<br />
5,0<br />
0,01<br />
5,0<br />
u CSE (t) = 441,4 i(t) - 0,993 V<br />
U CSE in V<br />
0,0<br />
0,00<br />
I in A<br />
U CSE in V<br />
0,0<br />
R² = 0,9996<br />
-5,0<br />
-0,01<br />
-5,0<br />
-10,0<br />
-0,02<br />
-10,0<br />
-15,0<br />
-0,03<br />
0 0,02 0,04 0,06 0,08 0,1 0,12<br />
t in s<br />
-15,0<br />
-0,025 -0,02 -0,015 -0,01 -0,005 0 0,005 0,01 0,015 0,02 0,025<br />
I in A<br />
Bild 3: Coupon/Boden-Potential und abfließender Strom<br />
Bild 4: Zusammenhang zwischen Coupon/Boden-Potential und Strom<br />
6 / 2012 481
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
U CSE in V<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,0<br />
u CSE (t) = 441,4 i(t) - 0,993 V<br />
R² = 0,9996<br />
-1,0<br />
-2,0<br />
-3,0<br />
-4,0<br />
-0,005 -0,0025 0 0,0025 0,005<br />
I in A<br />
Bild 5: Ausschnitt aus Bild 4<br />
U IR-frei in V<br />
0,0<br />
-0,2<br />
-0,4<br />
-0,6<br />
-0,8<br />
-1,0<br />
-1,2<br />
-1,4<br />
-0,025 -0,02 -0,015 -0,01 -0,005 0 0,005 0,01 0,015 0,02 0,025<br />
I in A<br />
Bild 6: IR-freies Potential des Coupons und Strom<br />
U IR-frei in V<br />
0,0<br />
-0,2<br />
-0,4<br />
-0,6<br />
-0,8<br />
-1,0<br />
-1,2<br />
-1,4<br />
-0,025 -0,02 -0,015 -0,01 -0,005 0 0,005 0,01 0,015 0,02 0,025<br />
I in A<br />
Bild 7: Mittleres IR-freies Potential des Coupons und Strom<br />
tet. Wenn Potential und Strom ihre Maximalwerte<br />
erreichen, ist allerdings keine Phasenverschiebung<br />
mehr festzustellen. Durch Korrelationsrechnung,<br />
in der der Zusammenhang<br />
zwischen Potential und Strom untersucht wird,<br />
siehe Bild 4, ergibt sich eine Gerade mit einem<br />
Bestimmtheitsmaß von 99,96 %. Die Steigung<br />
der Geraden entspricht dem Ohmschen Ausbreitungswiderstand<br />
des ER-Coupons; er beträgt<br />
441,4 Ω. Der mit einer Wechselstrommessbrücke<br />
gemessene Widerstand betrug<br />
ebenfalls 441 Ω. Hieraus folgt, dass in der Praxis<br />
ohne weiteres davon ausgegangen werden<br />
kann, dass Gleich- und Wechselstromwiderstand<br />
gleich groß sind.<br />
Der so genannte Offset der ermittelten Geradengleichung<br />
entspricht dem mittleren Ausschaltpotential;<br />
es beträgt U CSE, aus<br />
= -0,99 V. Ein<br />
Takten der Messprobe ist somit nicht erforderlich.<br />
Werden die oszillografierten Werte statistisch<br />
ausgewertet, ergeben sich das Einschaltpotential<br />
zu U CSE, ein<br />
= -1,04 V, die Wechselspannung<br />
zu U ~<br />
= 6,6 V, die Schutzstromdichte zu<br />
J dc<br />
= -1,2 A/m 2 und die Wechselstromdichte<br />
J ac<br />
= 149 A/m 2 .<br />
Hierbei ist zu beachten, dass die statistische<br />
Auswertung über einen Zeitraum vorgenommen<br />
wird, der der Periodendauer der Grundfrequenz<br />
der überlagerten Wechselspannung<br />
oder dem Vielfachen entspricht.<br />
Das Verhältnis Wechselstromdichte zur<br />
Schutzstromdichte beträgt 124.<br />
Aus Bild 4 ist weiterhin zu erkennen, dass<br />
zum Zeitpunkt I = 0 die Augenblickswerte des<br />
Coupon/Boden-Potentials vom mittleren Ausschaltpotential<br />
abweichen und davon abhängen,<br />
ob zuvor die kathodische oder die anodische<br />
Halbwelle der Wechselspannung überlagert<br />
war. Bild 5 zeigt den zugehörigen Ausschnitt<br />
aus Bild 4.<br />
Durch Multiplikation des über die Messprobe<br />
fließenden Stroms mit dem zuvor ermittelten<br />
Ausbreitungswiderstand errechnet sich der<br />
in die Potentialmessung eingekoppelte IR-Anteil,<br />
der nachfolgend von dem oszillografierten<br />
Potential verlauf subtrahiert wurde. Den Verlauf<br />
des sich ergebenden IR-freien Potentials<br />
zeigt Bild 6. Es entsteht eine Lissajous-Figur.<br />
Das Potential enthält ein gewisses Rauschen,<br />
das in Bild 7 herausgefiltert wurde.<br />
Aus dem in Bild 6 dargestellten IR-freien<br />
Potential und dem fließenden Strom wurde die<br />
Impedanz des Übergangs Metall/Elektrolytlösung<br />
berechnet; sie beträgt 8,26 Ω.<br />
In Bild 8 sind die zeitlichen Verläufe des IRfreien<br />
Potentials und des Stroms wiedergege-<br />
482 6 / 2012
0,0<br />
0,04<br />
0,4<br />
0,04<br />
-0,4<br />
0,02<br />
0,2<br />
0,02<br />
U CSE in V<br />
-0,8<br />
u IR-frei (t)<br />
0,00<br />
I in A<br />
U CSE in V<br />
0,0<br />
u ac, IR-frei (t)<br />
0,00<br />
I in A<br />
-1,2<br />
i(t)<br />
-0,02<br />
-0,2<br />
i(t)<br />
-0,02<br />
-1,6<br />
-0,04<br />
0 0,015 0,03 0,045 0,06<br />
t in s<br />
-0,4<br />
-0,04<br />
0 0,015 0,03 0,045 0,06<br />
t in s<br />
Bild 8: IR-freies Potential und Strom<br />
Bild 9: Wechselspannung und -strom am Übergang Metall/Elektrolytlösung<br />
ben. Nach Subtraktion der zugehörigen Gleichanteile<br />
erhält man die zeitlichen Verläufe der<br />
Wechselanteile, siehe Bild 9, aus denen der<br />
zeitliche Versatz zwischen den Nulldurchgängen<br />
des Potentials und des Stroms bestimmt<br />
wurde. In dem betrachteten Beispiel eilt der<br />
Strom der Spannung um 15 ms voraus. Bezogen<br />
auf die Periodendauer der angelegten Wechselspannung<br />
von 60 ms ergibt sich eine Phasenverschiebung<br />
von -90°. Aus der oben genannten<br />
Impedanz von 8,26 Ω und der Frequenz<br />
von 16,7 Hz errechnet sich die Kapazität des<br />
Übergangs Metall/Elektrolytlösung zu 1.154 µF.<br />
Ergebnisse der Oszilloskop-<br />
Messungen<br />
Die beschriebenen Messungen wurden an mehreren<br />
Messproben vorgenommen, die mit verschieden<br />
hohen Schutzströmen kathodisch geschützt<br />
und mit verschieden hohen Wechselspannungen<br />
beaufschlagt worden waren. Anschließend<br />
wurden die Oszillogramme, wie oben<br />
beschrieben, ausgewertet. Folgende Werte wurden<br />
ermittelt:<br />
Ein- und mittleres Ausschaltpotential<br />
Schutzstromdichte<br />
Wechselspannung<br />
Wechselstromdichte<br />
Verhältnis Wechselstromdichte zur Schutzstromdichte<br />
Ausbreitungswiderstand und Impedanz des<br />
Übergangs Metall/Elektrolytlösung.<br />
In allen Fällen konnte keine Phasenverschiebung<br />
festgestellt werden, wenn Potential und Strom<br />
ihre Maximalwerte erreichen, sodass die durch<br />
Korrelationsrechnung ermittelten Ausbreitungswiderstände<br />
praktisch als rein ohmsche Widerstände<br />
betrachtet werden können. Nach Subtraktion<br />
des IR-Anteils ergaben sich ähnliche<br />
Kathodischer Korrosionsschutz für<br />
• Pipelines • Tanklager • Bohrlochverrohrungen<br />
• komplexe Anlagen<br />
Projekt-Dienstleistungen<br />
• Messtechnische Analyse und Beratung<br />
• Planung und Kostenanalyse<br />
• Projektierung und Dokumentation<br />
• Spezifikation, Fertigung, Lieferung und Montage von<br />
–> Schaltanlagen und Gleichrichtern<br />
–> photovoltaische Stromversorgungen<br />
–> Anoden-Anlagen<br />
–> Messstellen<br />
–> Installationsmaterialen aller Art<br />
–> Messequipment<br />
–> Fernüberwachungssystemen<br />
• Inbetriebnahme und KKS-Überwachung nach GW 10<br />
• Definition von Überwachungs-Referenzwerten<br />
• Fernüberwachung nach GW 16<br />
• Instandhaltung<br />
Messtechnische Dienstleistungen<br />
• Messtechnische Systemanalysen<br />
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• Inbetriebnahmemessungen<br />
• Wiederkehrende Überwachungsmessungen<br />
• Fehler- und Fehlstellenortungen<br />
• Beurteilung von Rohrleitungsumhüllungen<br />
• Beeinflussungsmessungen<br />
• Prüfung von elektrischen Betriebsmitteln nach BGV A3<br />
und DIN VDE 0701-0702<br />
Zertifizierungen<br />
• DIN EN ISO 9001:2008 und SCC**<br />
• DIN EN 15257:2006 Grad 2, A2<br />
• DIN EN ISO 14555 und GW 15<br />
• Fachfirma nach DVGW GW 11:2006<br />
• Fachbetrieb nach WHG § 19<br />
• aktives Mitglied im Fachverband<br />
kathodischer Korrosionsschutz e. V.<br />
besuchen Sie uns einfach im Internet….<br />
Vitalis<br />
KKS & Elektrotechnik<br />
Service GmbH<br />
Kirchnerhof 9<br />
D - 49716 Meppen<br />
Tel. + 49 (0) 59 31 / 49 69 339<br />
Fax + 49 (0) 59 31 / 49 69 338<br />
Mail kontakt@vitalis-schulz.com<br />
Web www.vitalis-schulz.com<br />
6 / 2012 483
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
U CSE, IR-frei in V<br />
0,0<br />
-0,2<br />
-0,4<br />
-0,6<br />
-0,8<br />
-1,0<br />
-1,2<br />
-1,4<br />
-1,6<br />
Bild 11:<br />
Messprobe<br />
nach dem Ausbau<br />
Bild 12:<br />
Messprobe<br />
nach Abwaschen<br />
der losen<br />
Korrosionsprodukte<br />
-1,8<br />
-0,15 -0,1 -0,05 0 0,05 0,1 0,15<br />
Bild 10: IR-freies Potential der Messprobe und Strom<br />
I in A<br />
Lissajous-Figuren, wie in Bild 6 und Bild 7 dargestellt.<br />
Die Phasenverschiebung lag in allen Fällen in<br />
der Größenordnung von -90°, die entsprechenden<br />
Impedanzen ergaben Kapazitäten der Übergänge<br />
Metall/Elektrolyt in der Größenordnung zwischen<br />
1.000 µF und 4.000 µF.<br />
Somit stellt sich der Übergang Metall/Elektrolytlösung<br />
unter Wechselspannungseinfluss wie ein<br />
Akkumulator dar, dessen Ohmscher Innenwiderstand<br />
vernachlässigbar ist.<br />
Eine Fehlstelle in der Außenumhüllung einer<br />
wechselspannungsbeeinflussten, kathodisch geschützten<br />
Rohrleitung kann daher als Serienschaltung<br />
eines Akkumulators und eines Ohmschen Widerstandes<br />
aufgefasst werden. Die übliche Darstellung<br />
einer Fehlstelle als Parallelschaltung von<br />
Polarisationskapazität und Polarisationswiderstand<br />
in Reihe mit dem Ausbreitungswiderstand konnte<br />
bei den vorgenommenen Untersuchungen nicht<br />
festgestellt werden. Außerdem sind die gemessenen<br />
Kapazitäten der Übergänge Metall/Elektrolytlösung<br />
wesentlich größer als die Polarisationskapazität,<br />
die in der Literatur mit 20 bis 100 µF/cm 2<br />
angebeben wird.<br />
Weiterhin ergab die Auswertung der Messungen,<br />
dass die Impedanzen der Übergänge Metall/<br />
Elektrolytlösung deutlich kleiner sind als die Ohmschen<br />
Ausbreitungswiderstände. Sie liegen in der<br />
Regel unterhalb von 2 % des Ohmschen Ausbreitungswiderstands.<br />
Da in der Praxis der Abstand<br />
zwischen der auf dem Erdboden aufgesetzten Kupfer/Kupfersulfat-Elektrode<br />
und der Fehlstelle wesentlich<br />
größer ist als bei den Laboruntersuchungen,<br />
ist anzunehmen, dass das Verhältnis Impedanz<br />
des Übergangs Metall/Elektrolytlösung zum Ausbreitungswiderstand<br />
noch kleiner wird.<br />
Außerdem wurde an den ER-Coupons keine<br />
Korrosion gefunden, wenn der Verlauf des IR-freien<br />
Potentials, wie in Bild 6 dargestellt, nicht negativer<br />
ist als -1,2 V.<br />
In Bild 10 ist der Verlauf des IR-freien Potentials<br />
einer Messprobe wiedergegeben, die bereits<br />
seit zehn Jahren neben einer durch Hochspannungsfreileitungen<br />
beeinflussten Rohrleitung<br />
im Erdboden eingebaut worden war. Die IR-freien<br />
Potentiale liegen in der Größenordnung von bis zu<br />
-1,6 V. Da aufgrund dessen mit Wechselstromkorrosion<br />
gerechnet werden musste, wurde die Messprobe<br />
ausgebaut.<br />
Bild 11 und Bild 12 zeigen die Messprobe nach<br />
dem Ausbau und nach dem Abwaschen der losen<br />
Korrosionsprodukte; die Eindringtiefe betrug 3 mm.<br />
484 6 / 2012
Ausblick<br />
Die Feststellung, dass keine Korrosion auftritt, wenn<br />
die Augenblickswerte des IR-freien Potentials nicht<br />
negativer sind als -1,2 V soll im Rahmen weiterer<br />
Untersuchungen an Rohrleitungen mit Messproben<br />
überprüft werden. Werden die bisherigen Laborergebnisse<br />
durch die Feldmessungen bestätigt, werden<br />
weitere Untersuchungen zur Ermittlung des IRfreien<br />
Potentialverlaufs von realen Fehlstellen in der<br />
Rohraußenumhüllung vorgenommen. Die Grundlagen<br />
hierfür ergeben sich aus der Intensivmesstechnik.<br />
Das Rohr/Boden-Potential und der Potentialgradient<br />
werden mit einem USB-Oszilloskop aufgezeichnet<br />
und ausgewertet. Analog zu den oben beschriebenen<br />
Messungen wird dann der Verlauf des IR-freien<br />
Potentials ermittelt, da der Potentialgradient genauso<br />
wie der Spannungsfall an dem 10-Ω-Vorwiderstand<br />
proportional zum IR-Anteil ist. Ziel dieser Untersuchungen<br />
ist es, eine Messmethode zu entwickeln, die<br />
die Beurteilung der Wechselstromkorrosionsgefahr<br />
von Fehlstellen in der Rohraußenumhüllung vor Ort<br />
ermöglicht.<br />
Autor<br />
Ulrich Bette<br />
Labor für Korrosionsschutz und<br />
Elektrotechnik, Technische Akademie<br />
Wuppertal, Wuppertal<br />
Tel. +49 202 7495-637<br />
E-Mail: ulrich.bette@taw.de<br />
6 / 2012 485
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Korrosionskalkulation für nicht<br />
molchbare Rohrleitungen<br />
Von Markus Ruhe und Thomas Laier<br />
Das Korrosionsgeschehen an erdverlegten Rohrleitungen aus Stahl spielt eine wichtige Rolle bei der Bewertung des<br />
technischen Zustandes solcher Rohrleitungen. Zur Erfassung eventuell vorhandener Korrosionsangriffe werden bevorzugt<br />
Ultraschall- oder Magnetstreuflussmolche eingesetzt. Für Rohrleitungen die mit solchen Inspektionswerkzeugen<br />
nicht befahren werden können, wurde ein Verfahren entwickelt, das es erlaubt, mögliche Wanddickenverminderungen<br />
aufgrund von Außenkorrosion zu kalkulieren. Dabei werden verschiedene Einflussfaktoren, räumlich und<br />
zeitlich diskret, berücksichtigt.<br />
Grundlagen der Korrosionskalkulation<br />
Die technische Integrität von erdverlegten Rohrleitungen aus<br />
Stahl ist u. a. von einer ausreichenden mechanischen Stabilität<br />
der Rohrwand abhängig. Diese kann durch lokale Wanddickenverschwächungen,<br />
hervorgerufen durch Korrosion, beeinträchtigt<br />
werden. Im Fall von Erdgasleitungen beschränkt<br />
sich das relevante Korrosionsgeschehen auf die Rohraußenwand.<br />
Innenkorrosion spielt keine bedeutende Rolle, da das<br />
transportierte Medium i. d. R. trocken ist.<br />
Wegen der konsequenten Anwendung von Korrosionsschutzverfahren,<br />
Umhüllung,<br />
Kathodischer Korrosionsschutz (KKS),<br />
Streustromschutz,<br />
Schutz gegen Wechselstromkorrosion,<br />
sind Korrosionsschäden an Gashochdruckleitungen eher<br />
selten. Die Anwendung des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
für solche Leitungen ist z. B. in Deutschland gesetzlich gefordert.<br />
Trotzdem steigt das Bemühen um objektive Aussagen<br />
zum Zustand der Netze. Insbesondere vor dem Hintergrund<br />
der Regulierung von Netznutzungen besteht die Notwendigkeit<br />
die Kosten für Reparaturen, Sanierungen oder Erneuerungen<br />
von Rohrleitungen mittel- und langfristig zu planen. Betriebsverantwortliche<br />
und Aufsichtsbehörden fordern Nachweise<br />
über die technische Integrität, auch älterer Leitungen.<br />
Die Aufgabenstellung besteht also u. a. darin, relevante<br />
Wanddickenverschwächungen, die die technische Integrität<br />
der Rohrleitung beeinträchtigen, zu identifizieren und ihrer<br />
Lage nach zu bestimmen.<br />
Ein häufig eingesetztes Inspektionsverfahren zur Lösung<br />
dieser Aufgabe ist die Molchung mittels Ultraschall oder Magnet-Streufluss-Sensoren.<br />
Die Ergebnisse solcher intelligenten<br />
Molchläufe liefern gute Erkenntnisse in Bezug auf den Nachweis<br />
lokaler Wanddickenverschwächungen.<br />
Nicht alle Gasleitungen sind jedoch konstruktiv so beschaffen,<br />
dass sie von Molchen befahren werden können.<br />
Nicht vorhandene Molchschleusen, zu kleine Radien bei Richtungsänderungen,<br />
Nennweitensprünge, kleine Nennweiten<br />
Bild 1: Leitung 1980er Baujahr, Ümhüllung aus PE<br />
[eigenes Foto]<br />
Bild 2: Leitung Baujahr 1954, Umhüllung aus Bitumen<br />
[eigenes Foto]<br />
486 6 / 2012
oder zu geringe Drücke lassen eine Inline-Inspektion oft nicht<br />
zu. Dementsprechend sind dann die Alternativen für die Zustandsbewertung<br />
hinsichtlich Außenkorrosion sehr begrenzt.<br />
Zustandsbewertungen werden daher häufig ausschließlich<br />
vom Alter der Leitung oder von Störungsstatistiken abhängig<br />
gemacht. Störungsstatistiken sind für Gashochdruckleitungen<br />
jedoch wenig aussagekräftig. Grund dafür ist das<br />
schon erwähnte geringe Störungsaufkommen wegen eines<br />
grundsätzlich gut funktionierenden Korrosionsschutzes. Die<br />
Abhängigkeit des Korrosionsgeschehens vom Alter der Leitung<br />
ist grundsätzlich gegeben. Schließlich ist die Korrosion<br />
von Eisen ein integraler Vorgang über die Zeit. Es führt aber<br />
zu großen Fehlern, wenn andere Einflussgrößen unberücksichtigt<br />
bleiben.<br />
Besondere Bedeutung hat die Frage nach den Zeiträumen<br />
für die die schon erwähnten aktiven und passiven Korrosionsschutzmaßnahmen<br />
in bestimmter Qualität vorhanden waren.<br />
Der passive Korrosionsschutz in Form einer Umhüllung kann<br />
zunächst grundsätzlich über die gesamte Lebensdauer einer<br />
Gashochdruckleitung angenommen werden. Allerdings sind<br />
die Qualitäten der Umhüllungssysteme sehr unterschiedlich.<br />
Dabei folgt die Abhängigkeit der Umhüllungsqualität vom Leitungsalter<br />
keinem linearen Zusammenhang. Vielmehr gab es<br />
in der technologischen Entwicklung der Umhüllungssysteme<br />
sprunghafte Veränderungen, die z. T. sogar Rückschritte beinhalteten.<br />
Exemplarisch sei hier der Übergang von bituminösen<br />
auf Kunststoffmaterialien genannt, der sich hauptsächlich<br />
in den 1970er Jahren vollzog. Einige dieser frühen PE-<br />
Umhüllungen bereiten heute deutlich größere Probleme als<br />
vorher verwendete, ausgereifte Bitumhüllungen (vgl. Bild 1<br />
und Bild 2).<br />
Letztlich unterliegen die verschiedenen Umhüllungssysteme<br />
unterschiedlichen Alterungsmechanismen. Eine Differenzierung<br />
bei der Bewertung des technischen Leitungszustandes<br />
hinsichtlich möglicher Korrosionsvorgänge ist hier sinnvoll.<br />
Ähnlich verhält es sich mit der Anwendung des KKS<br />
durch Fremdstrom. Im Gegensatz zur Umhüllung kann hier<br />
aber nicht pauschal von einer Anwendung seit Bau der Leitung<br />
ausgegangen werden. Eine flächendeckende Anwendung<br />
dieses elektrochemischen Schutzverfahrens erfolgte in<br />
Deutschland ab ca. 1960 und wird erstmals 1967 im technischen<br />
Regelwerk für Gashochdruckleitungen (DIN 2470,<br />
DVGW Arbeitsblatt G 463) verankert. Auch hier wurde die<br />
Qualität des Schutzes im Laufe der Zeit, insbesondere durch<br />
Verbesserungen bei den Messverfahren zum Nachweis der<br />
Wirksamkeit des KKS, erhöht. Die flächendeckende Anwendung<br />
wurde durch Aufnahme der verbesserten Verfahren in<br />
die technischen Regelwerke erreicht. Es muss also auch hier<br />
von diskreten Qualitätsleveln zu verschiedenen Zeiten ausgegangen<br />
werden.<br />
Weitere relevante Einflüsse auf das Korrosionsgeschehen<br />
sind:<br />
die Bodenbeschaffenheit,<br />
Beeinflussungen durch Streuströme,<br />
Beeinflussungen durch Hochspannungen,<br />
Sonderbauwerke (Mantelrohre, Düker, HDD-Strecken,<br />
usw.).<br />
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6 / 2012 487
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Es stellt sich nun die Frage, wie die genannten Einflüsse sinnvoll<br />
bewertet werden können, um mess- und vergleichbare<br />
Ergebnisse zu erzielen.<br />
Als solche Größe wurde die Korrosionsgeschwindigkeit in<br />
µm/a gewählt.<br />
In einer Studie [1] wurden Zusammenhänge zwischen den<br />
jeweiligen Einflussfaktoren und daraus anzunehmenden Korrosionsgeschwindigkeiten<br />
V corr<br />
definiert. Dabei fanden sowohl<br />
im technischen Regelwerk dokumentierte Werte, aus der Literatur<br />
entnommene Hinweise, als auch Erfahrungswerte aus<br />
langjähriger Anwendungspraxis Berücksichtigung.<br />
Funktionsweise der<br />
Korrosionskalkulation<br />
Die Abbildung des durch Korrosion bedingten Zustandes einer<br />
Rohrleitung und somit die Möglichkeit zur Identifikation von<br />
lokalem Korrosionsversagen einer Rohrleitung erfolgt über die<br />
Berechnung eines prognostizierten Gesamtkorrosionsabtrages<br />
s corr-gesamt<br />
. Im Folgenden soll der Ablauf und die Funktionalität<br />
dieser Berechnung näher betrachtet werden. Die entwickelte<br />
Systematik beruht ausschließlich auf elektrochemischen<br />
Korrosionsvorgängen 1 für erdverlegte und typischer-<br />
1 Für die Ermittlung einer maximalen Korrosionsrate in Abhängigkeit<br />
des Korrosionseinflusses werden Einflüsse der freien<br />
Korrosion durch den umgebenden Elektrolyten und durch<br />
Ausbildung von Belüftungselementen und Bodeninhomogenität<br />
sowie Korrosion aufgrund eines lokalen Spannungsgradienten<br />
im Erdreich, Streustromkorrosion durch zeitlich veränderliche<br />
Gleichspannungseinwirkung und Wechselstromkorrosion<br />
berücksichtigt. In diesem Zusammenhang wurde<br />
auf die Betrachtung der Korrosion von Elementbildung mit<br />
Fremdkathoden, der Spannungsrisskorrosion, der Korrosion<br />
aufgrund von Einflüssen durch Hochspannungsgleichstromübertragung,<br />
der Korrosion unter abgelöster Umhüllung und<br />
der Korrosion aufgrund tellurischer Effekte verzichtet [1].<br />
weise un- oder niedriglegierte Stahlrohrleitungen, bei denen<br />
die Voraussetzung zur Anwendung des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
gemäß [4] vorhanden sind.<br />
Es werden vorrangig Wahrscheinlichkeitsbewertungen<br />
des Auftretens bzw. Prognosen möglicher Korrosionsgeschwindigkeiten<br />
von Lochkorrosion durchgeführt. Dies erfolgt<br />
schwerpunktmäßig auf Basis der Bodenaggressivität<br />
(Bodenklassifizierung gemäß [5] bzw. [6]) und der Beurteilung<br />
der Wirksamkeit des Korrosionsschutzes.<br />
In diesem Zusammenhang wurden notwendige Eingangsdaten<br />
definiert, welche einerseits aus der Betriebsmitteldokumentation<br />
(GIS-System) und andererseits aus der KKS-Dokumentation<br />
(KKS-Managementsystem) stammen. Zu diesen<br />
zählen u. a. die Verlegeart, die KKS-schutzsystembezogene<br />
Objektlänge, die Bodenklasse (Bodenwiderstand), die Bodeninhomogenität,<br />
die Längsleitfähigkeit, eine Aussage bezüglich<br />
der KKS-Wirksamkeit, usw.<br />
Folgende Eingangsdaten sind ebenfalls segmentbildend:<br />
Baujahr der Rohrleitung<br />
Umhüllung bei Verlegung<br />
Nachumhüllung<br />
Zeitpunkt der Nachumhüllung<br />
Inbetriebnahme des KKS<br />
Bodenklasse<br />
Verlegeart (z. B. grabenlose Verlegung, Produktenrohrführung<br />
im Mantelrohr, etc.)<br />
KKS-Schutzsystem 2<br />
Durch die Segmentierung werden Abschnitte gleicher Eingangsdaten<br />
definiert, die eine eindeutige und für diesen Abschnitt<br />
gültige Prognose eines möglichen Gesamtkorrosionsabtrages<br />
ermöglicht (Bild 3).<br />
Der weitere Ablauf gestaltet sich wie folgt:<br />
Programmgesteuerte Ermittlung der Korrosionsrate für<br />
ein Segment innerhalb eines definierten Gültigkeitszeitraumes<br />
der zugrunde liegenden Korrosionsparameter<br />
Programmgesteuerte Ermittlung des Korrosionsabtrages<br />
für das Segment für den jeweiligen Gültigkeitszeitraum<br />
der Korrosionsparameter<br />
Programmgesteuerte Summierung der Korrosionsabträge<br />
eines Segmentes über alle Gültigkeitszeiträume<br />
Möglichkeit der Übergabe der Korrosionsabträge aller<br />
Segmente bezogen auf den betrachteten Rohrleitungsabschnitt<br />
als Eingangsgröße für ein Pipeline Integrity Managementsystem<br />
(PIMS)<br />
Die Bestimmung der möglichen Korrosionsabträge erfolgt<br />
grundsätzlich durch die Betrachtung der aus Korrosionsschutzsicht<br />
wesentlichen Lebenszyklen einer erdverlegten<br />
Rohrleitung aus Stahl, dem Zeitraum vor Einrichtung des KKS<br />
und dem nach Einrichtung des KKS. Diesem Aspekt ist durch<br />
die Entwicklung zweier unterschiedlicher Bewertungsalgorithmen<br />
Rechnung getragen worden. Für die Bewertung der<br />
Zyklen mit KKS wird eine Aufhebung der Konzentrationsele-<br />
Bild 3: Beispielsegmentierung anhand reduzierter Eingangsdaten<br />
[eigene Darstellung]<br />
2 Ein KKS-Schutzsystem bezeichnet einen im Sinne des kathodischen<br />
Korrosionsschutzes elektrisch durchgehend leitfähigen<br />
Rohrleitungsabschnitt auf dem der kathodische Korrosionsschutz<br />
eingerichtet ist.<br />
488 6 / 2012
Bild 4: Ausschnitt Logik Korrosionskalkulation [eigene Darstellung]<br />
mentbildung vorausgesetzt und somit nur die freie Korrosionsrate<br />
zur Ermittlung der resultierenden Korrosionsrate des<br />
jeweiligen Zyklus herangezogen. Des Weiteren wird z. B. bei<br />
dem Nachweis der Wirksamkeit des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
gemäß [7] eine maximale Korrosionsrate 3 von<br />
10 µm/a für den Zeitraum des Wirksamkeitsnachweises angenommen.<br />
Die einzelnen Korrosionsraten (vgl. z. B. Bild 4 v corr-inhomogen<br />
)<br />
basieren soweit möglich, auf einer aus der Bodenklassifizierung<br />
abgeleiteten Basiskorrosionsrate. Dies schafft eine einheitliche<br />
vergleichsweise einfache Basis zur Bewertung der<br />
unterschiedlichen Korrosionsvorgänge. Die Stärke der Ausprägung<br />
der jeweiligen Korrosionsrate wird mittels entsprechender<br />
Korrekturfaktoren angepasst.<br />
Der genaue Ablauf der Prognose einer möglichen Korrosionsrate<br />
soll nachfolgend am Beispiel der Konzentrationselementbildung<br />
bei nicht KKS-geschützten Rohrleitungen verdeutlicht<br />
werden (Bild 4).<br />
Bei der Prognose einer möglichen Korrosionsrate aufgrund<br />
der Ausbildung von ausgedehnten Konzentrationselementen<br />
in Zeiträumen vor Einrichtung des KKS wurden durch die Korrekturfaktoren<br />
f corr-inhomogen<br />
, f Leitfähigkeit<br />
und f Länge<br />
die Einflüsse des<br />
Längswiderstandsbelages, der absoluten Objektlängen und<br />
der Bodeninhomogenität auf die Korrosionsgeschwindigkeit<br />
berücksichtigt. Auf die Herleitung und Begründung der Fak-<br />
3 Mögliche Korrosionsraten von 30 µm/a bei Wechselstrombeeinflussung<br />
gemäß [9] wurde nicht explizit betrachtet, da<br />
das zum Zeitpunkt der Entwicklung der Methodik gültige Regelwerk<br />
[8] war.<br />
toren wird an dieser Stelle verzichtet und auf die Methodologie<br />
[1] verwiesen.<br />
Um den Prozess der Bestimmung der Korrosionsrate<br />
v corr-inhomogen<br />
für ein bestimmtes Segment gemäß Bild 4 zu erläutern,<br />
werden folgende Eingangsdaten angenommen:<br />
Baujahr der Leitung: 1955<br />
Inbetriebnahme KKS: 1960<br />
Umhüllungsart: Bitumen<br />
Länge der Leitung: 15 km<br />
Nennweite: DN 200, Außendurchmesser: 211 mm<br />
Wanddicke: 5,5 mm<br />
Maximaler Betriebsdruck (MOP): 16 bar<br />
Verlegeart: offene Bauweise<br />
Bodenwiderstand: 100 Ωm<br />
Bodeninhomogenität: mittel<br />
Längsleitfähigkeit 4 : 50,29 µΩ/m<br />
Aus der Verlegeart „offene Bauweise“ folgt, dass die Ableitung<br />
der Basiskorrosionsrate aus dem tatsächlich vorliegenden Bodenwiderstand<br />
bzw. der Bodenklasse ermittelt wird. Dementsprechend<br />
wird für die weitere Berechnung eine Basiskorrosionsrate<br />
von 80 µm/a angenommen (Bodenklasse 2: 30 –<br />
150 Ωm). Zusätzlich werden aus den weiteren Eingangsdaten<br />
die Faktoren f Rohr<br />
und f corr-inhomogen<br />
abgeleitet. Aus dem Produkt<br />
der beiden Faktoren mit der Basiskorrosionsrate ergibt<br />
sich dann die resultierende Korrosionsrate v corr-inhomogen<br />
. Aus der<br />
mittleren Bodeninhomogenität ergibt sich für f corr-inhomogen<br />
ein<br />
Wert von 1,5. Der Faktor f Rohr<br />
setzt sich zusammen aus den<br />
4 Ermittelt mit der Formel für die spezifische Längsleitfähigkeit<br />
aus dem Außendurchmesser und der Wanddicke der Rohrleitung<br />
[1].<br />
6 / 2012 489
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Fazit<br />
Die vorgestellte Korrosionskalkulation ist ein sehr gutes Instrument,<br />
um sich der technischen Zustandsbewertung von<br />
erdverlegten Stahlrohrleitungen, die nicht von Molchen befahren<br />
werden können, in Bezug auf mögliche Wanddickenverschwächungen<br />
aufgrund von Außenkorrosion zu nähern.<br />
Die Stärke dieses Ansatzes liegt u. a. in der Differenziebeiden<br />
Faktoren f Leitfähigkeit<br />
und f Länge<br />
. Analog zum Faktor f corrinhomogen<br />
folgen aus den Eingangsdaten die Werte f Länge = 1,2<br />
und f Leitfähigkeit<br />
= 0,7. Daraus resultiert der Faktor f Rohr<br />
= 0,84.<br />
Werden die ermittelten Parameter gemäß der in Bild 4 dargestellten<br />
Logik in die entsprechende Formel eingesetzt, ergibt<br />
sich eine Korrosionsrate von:<br />
v corr-inhomogen<br />
= v corr-frei<br />
• f Rohr<br />
• f corr-inhomogen 5 = 100,8 µm/a<br />
Zu dieser Korrosionsrate werden für die Ermittlung der Gesamtkorrosionsrate<br />
in gleicher Weise mögliche Korrosionsraten<br />
für Beeinflussungen durch statische Spannungsgradienten,<br />
durch Streustrom mit zeitlicher Veränderung und durch Wechselstrom<br />
berechnet 6 . Nach Bildung der Gesamtkorrosionsrate<br />
für dieses spezielle Segment wird diese mit dem Zeitraum der<br />
Gültigkeitsdauer der Korrosionsparameter multipliziert und<br />
führt zu einem prognostizierten Teilkorrosionsabtrag 7 .<br />
Dieser Prozess erfolgt wie zuvor beschrieben für jedes<br />
Segment für die jeweiligen Gültigkeitszeiträume der Korrosionsparameter<br />
und führt anschließend zu dem prognostizierten<br />
Gesamtkorrosionsabtrag s corr-gesamt<br />
, der wie folgt berechnet<br />
wird:<br />
s corr−gesamt<br />
=<br />
i<br />
∑( s corr _ n−i )<br />
n=1<br />
mit i = Anzahl der Einzelzyklen<br />
Die komplette Bewertungslogik wurde dezidiert in einem Logikschaltbild<br />
nachvollziehbar und revisionssicher abgebildet.<br />
Integration der Korrosionskalkulation<br />
in ein PIMS<br />
Die kalkulierten Materialabträge beruhen i. d. R. auf unterschiedlich<br />
gut gesicherten Informationen. Manchmal müssen<br />
zunächst Annahmen zu nicht dokumentierten Eingangsdaten<br />
getroffen werden, um überhaupt eine Kalkulation durchführen<br />
zu können. Es hängt dabei vom Anwender ab, wie konservativ<br />
oder progressiv diese Annahmen erfolgen. Natürlich kann<br />
damit das Kalkulationsergebnis beeinflusst werden 8 .<br />
5 Berechnete Werte gemäß dieser Gleichung korrelieren mit<br />
den Richtwerten der Korrosionsraten, die in [5] in Abhängigkeit<br />
der Bodenklasse angegeben werden. In [3] angegebene<br />
Korrosionsraten, die an Probeblechen ermittelt wurden, werden<br />
eingehalten, wenn kurze Rohrlängen für f Länge<br />
zugrunde<br />
gelegt werden [1].<br />
6 Im Falle des Nachweises einer fehlstellenfreien Umhüllung bei<br />
PE-Schichtdicke von 3 mm wird pauschal für den betrachteten<br />
Zeitraum eine Korrosionsrate 2 µm/a untergestellt (vgl. [3],<br />
Anmerkung: Fehlstellenfreiheit kann in der Praxis angenommen<br />
werden bei einem Umhüllungswiderstand ≥ 10 8 Ωm²).<br />
7 Der Gültigkeitszeitraum für die Ermittlung des Korrosionsabtrages<br />
für dieses Beispiel ist der Zeitraum ohne KKS und ergibt<br />
sich dementsprechend aus dem Jahr der Inbetriebnahme<br />
KKS und dem Baujahr der Leitung (fünf Jahre).<br />
8 Einheitliche Kriterien zur Interpretation vorliegender KKS-Daten<br />
und dem Setzen von Annahmewerten werden in Form eines<br />
Handbuches zur Korrosionskalkulation sichergestellt.<br />
Eine sinnvolle Vorgehensweise kann sein, zunächst für alle<br />
nicht gesicherten Eingangsdaten, Annahmewerte so einzusetzen,<br />
dass jeweils derjenige wahrscheinliche Wert verwendet<br />
wird, der die größten Korrosionsgeschwindigkeiten<br />
verursacht. Diese Vorgehensweise wird als konservativ bezeichnet.<br />
Damit ergeben sich entsprechend große kalkulierte<br />
Materialabträge.<br />
Sind diese konservativ kalkulierten Wanddickenverschwächungen<br />
in der weiteren Integritätsbetrachtung akzeptabel,<br />
so sind keine weiteren Schritte erforderlich. Sind die aus der<br />
Korrosionskalkulation abgeleiteten Zustände kritisch, können<br />
gezielt Inspektionen veranlasst werden, die genaueren Aufschluss<br />
über die angenommenen Eingangswerte geben. In einem<br />
weiteren Durchlauf der Korrosionskalkulation können nun<br />
Ergebnisse mit einer größeren Genauigkeit erzielt werden.<br />
Einer der wichtigsten Faktoren für das Korrosionsgeschehen<br />
ist, wie bereits erwähnt, die Qualität der Umhüllung. Dort<br />
wo die Umhüllung keine Beschädigungen aufweist, wird auch<br />
keine Korrosion ablaufen. Das Phänomen von Korrosion unter<br />
abgelöster Umhüllung wird durch die Korrosionskalkulation<br />
nicht abgedeckt.<br />
Da i. d. R. nicht bekannt ist, wo die Umhüllung der betrachteten<br />
Leitung intakt bzw. beschädigt ist, liefert ein konservativer<br />
Ansatz, bei dem angenommen wird, dass die Umhüllung<br />
an beliebiger Stelle und bereits kurz nach oder während<br />
der Verlegung beschädigt wurde, nur die Aussage wie groß<br />
eine konkrete Wanddickenverschwächung sein kann, jedoch<br />
nicht wo sie sich befindet.<br />
Das PIMS, in das die Korrosionskalkulation eingebunden<br />
wurde, bietet deshalb die Möglichkeit Ergebnisse von Intensivmessungen<br />
oder Abwandlungen davon, die geeignet sind<br />
Umhüllungsfehlstellen der Lage nach dokumentiert zu erfassen,<br />
zu berücksichtigen. Damit kann die Örtlichkeit kalkulierter<br />
Wanddickenverschwächungen eingegrenzt werden.<br />
Wenn Intensivmessergebnisse vorliegen, die zeitlich deutlich<br />
vor der Durchführung der Korrosionskalkulation datieren,<br />
können auch diese berücksichtigt werden. Die Kalkulation<br />
möglicher Materialabträge für Bereiche, die bei einer<br />
solchen Messung als Umhüllungsfehlstellenfrei identifiziert<br />
wurden, startet dann erst zum entsprechenden Zeitpunkt<br />
der Messung.<br />
Ähnliches gilt im Übrigen auch für Befunde aus intelligenten<br />
Molchläufen. Auch hier startet die Korrosionskalkulation<br />
ab dem Zeitpunkt und mit dem Wert der letzten Wanddickenbestimmung.<br />
Grundsätzlich ist die Korrosionskalkulation<br />
zwar für nicht molchbare Leitungen konzipiert, kann aber<br />
auch sinnvoll im Rahmen der Zustandsbewertung für molchbare<br />
Leitungen angewendet werden.<br />
490 6 / 2012
ung bei der Bewertung des technischen Leitungszustandes<br />
hinsichtlich möglicher Korrosionsvorgänge und schafft<br />
somit eine gute Alternative zur Zustandsbewertung z. B.<br />
anhand des Baujahres der Leitung und der Störungsstatistiken.<br />
Des Weiteren ist die Möglichkeit die Korrosionskalkulation<br />
auf Basis der vorhandenen Dokumentation durchführen<br />
und fehlende Werte durch Annahmewerte fundiert<br />
ergänzen zu können, in der Bewertung historischer Vorgänge<br />
von zentraler Bedeutung. Durch die Kombination von literatur-<br />
und praxisbezogenen Werten erfolgt der Realitätsbezug<br />
zwischen maximal theoretisch möglichen Korrosionsraten<br />
und den vorliegenden Erfahrungswerten. Zur Reduzierung<br />
der Unsicherheiten aufgrund verwendeter Annahmen<br />
und Vereinfachungen im Berechnungsmodell und bei<br />
den Eingangsdaten werden die mit der Korrosionskalkulation<br />
kalkulierten Korrosionsabträge mit Hilfe von Molch- und<br />
Aufgrabungsergebnissen sowie einer erweiterten Datenrecherche<br />
systematisch überprüft.<br />
Die Ergebnisse der Korrosionskalkulation sind in ihrer<br />
Aussagekraft nicht mit intelligenten Molchungen vergleichbar.<br />
Die Korrosionskalkulation stellt allerdings eine probate<br />
Bewertungssystematik für nicht molchbare Leitungen dar.<br />
Literatur<br />
[1] Martin GmbH: Methodologie zur Korrosionsbewertung als<br />
Basisparameter für ein Pipeline Integrity Managementsystem<br />
im Auftrag der RWE Westfalen-Weser-Ems Netzservice<br />
GmbH und der Thyssengas GmbH, 2010<br />
[2] Baeckmann, W. v.; Schwenk, W.: Handbuch des kathodischen<br />
Korrosionsschutzes: Theorie und Praxis der elektrochemischen<br />
Schutzverfahren, 4. Auflage, Wiley-CH, 1999<br />
[3] Schwenk, W.: Die Bedeutung der Haftfestigkeit von Dickbeschichtungen<br />
für den Korrosionsschutz von Rohrleitungen<br />
Meinungen-Untersuchungen-Befunde, vol. 614, Mannesmann<br />
Forschungsberichte, 1973<br />
[4] DIN EN 12954 „Kathodischer Korrosionsschutz von metallischen<br />
Anlagen in Böden und Wässern“ (2001)<br />
[5] DIN 50929 Teil 3 „Korrosion der Metalle; Korrosionswahrscheinlichkeit<br />
metallischer Werkstoffe bei äußerer Korrosionsbelastung;<br />
Rohrleitungen und Bauteile in Böden und<br />
Wässern“ (1985)<br />
[6] DVGW-Arbeitsblatt GW 9 „Beurteilung von Böden hinsichtlich<br />
ihres Korrosionsverhaltens auf erdverlegte Rohrleitungen<br />
und Behälter aus unlegierten und niedriglegierten<br />
Eisenwerkstoffen (1986)<br />
[7] DVGW-Arbeitsblatt GW 10 „Kathodischer Korrosionsschutz<br />
(KKS) erdverlegter Lagerbehälter und Rohrleitungen<br />
aus Stahl - Inbetriebnahme und Überwachung“ (2008)<br />
[8] AfK-Empfehlung Nr. 11 „Wechselstromkorrosion – Beurteilung<br />
der Verhält-nisse bei Stahlrohrleitungen und<br />
Schutzmaßnahmen“ (2003)<br />
[9] AfK-Empfehlung Nr. 11 „Beurteilung der Korrosionsgefährdung<br />
durch Wechselstrom bei kathodisch geschützen<br />
Stahlrohrleitungen und Schutzmaßnahmen“ (2012)<br />
Autoren<br />
Dipl.-Ing. Markus Ruhe<br />
Thyssengas GmbH, Duisburg<br />
Tel. +49 203 5555-2810<br />
E-Mail: Markus.Ruhe@thyssengas.com<br />
Dipl.-Ing. Thomas Laier<br />
RWE Westfalen-Weser-Ems Netzservice<br />
GmbH, Dortmund<br />
Tel. +49 231 438-6247<br />
E-Mail: Thomas.Laier@rwe.com<br />
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6 / 2012 491
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Fachbericht<br />
Wasserversorgung<br />
Wasserverluste reduzieren –<br />
Monitoringsystem mit virtuellen<br />
Zonen (Teil 1)<br />
Von Gerald Gangl, Stefan Naleppa, Jürgen Kurz und Tobias Nayda<br />
Im Sinne der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung ist die Reduzierung von Wasserverlusten einer jener Schwerpunkte,<br />
die ein Wasserversorgungsunternehmen setzen kann. Zusätzlich steht ein hoher Wasserverlust für einen<br />
technisch verbesserungswürdigen Zustand. Kennzahlen des DVGW-Regelwerks helfen bei der Analyse und der Einordnung<br />
mit in der Branche üblichen Werten im Versorgungssystem. Weitere Kriterien können aber auch wirtschaftliche<br />
oder versorgungstechnische Rahmenbedingungen sein, die zur Reduzierung von Wasserverlusten führen, da der<br />
Kunde nicht mehr zu vertretbaren Kosten und entsprechender Qualität versorgt werden kann.<br />
Die Rahmenbedingungen und Schlussfolgerungen die zur Entscheidung führen die vorhandenen Wasserverluste zu<br />
reduzieren können vielfältig sein. In der Regel sind die daraus abgeleiteten Maßnahmen oft mit hohen Investitionen<br />
verbunden. Daher ist es von elementarer Wichtigkeit, sich für ein auf das Netz optimal abgestimmtes Vorgehen zu<br />
entscheiden. Teil 2 des Beitrags erscheint in <strong>3R</strong>, Ausgabe 7–8/2012.<br />
Bild 1: Vereinfachte Messzonen – Wasserbilanz (RBS wave, 2012)<br />
Grundlage der<br />
Wasserverlustreduzierung<br />
Um Wasserverluste in einem Versorgungssystem zu reduzieren<br />
gibt es in der Regel mehrere Methoden, die sich gegenseitig<br />
ergänzen. Prinzipiell ist es aber bei jedem der Verfahren<br />
notwendig herauszufinden, was die Ursache für hohe<br />
Wasserverluste ist. Erst nach einer Ursachenanalyse sollte<br />
eine Methodik festgelegt werden, um darauf effizient zu<br />
reagieren.<br />
Oft sind es einfache Messfehler an den Zufluss- und Verbrauchsmessgeräten<br />
die zu einem scheinbar erhöhten Wasserverlust<br />
führen. In der Regel ist es jedoch der Zustand der<br />
Versorgungsleitungen über die durch undichte Verbindungen<br />
oder Leckagen Wasser in den Untergrund austritt.<br />
Eine Variante Wasserverluste zu reduzieren ist es, den<br />
Zustand des Gesamtsystems zu verbessern. Durch eine zielgerichtete<br />
und vorausschauende Erneuerungsplanung können<br />
diese Schwachstellen im Netz nach und nach beseitigt<br />
werden. Über theoretische Alterungsprozesse kann die Veränderung<br />
des Netzzustands prognostiziert und der erforderliche<br />
Finanzbedarf abgeschätzt werden. Softwaregestützte<br />
Asset Management Produkte (z.B. PiReM oder vergleichbare<br />
Produkte) helfen bei der Auswertung. Dies ist in<br />
der Regel mit größeren Investitionen verknüpft, wodurch<br />
sich diese Variante über einen längeren Zeitraum erstreckt.<br />
Um kurzfristig Wasserverluste zu reduzieren, sollten die<br />
aufgetretenen Leckagen schneller erkannt und repariert<br />
werden. Dadurch wird zwar der Zustand des Netzes nicht<br />
verbessert, es wird aber die Lecklaufzeit, also die Zeit zwischen<br />
dem Austreten des Wassers aufgrund eines Versagens<br />
und dem Auffinden der Leckstelle, reduziert.<br />
Wasserbilanz-Versorgungszonen<br />
Vor allem städtische Versorgungsnetze sind über mehrere<br />
Jahre gewachsen. Im Sinne einer Erhöhung der Versorgungssicherheit<br />
sind die Leitungen untereinander verbunden, um<br />
im Fall eines Rohrbruchs dennoch Kunden zu versorgen. Derart<br />
vermaschte Netze sind in der Regel komplex zu überwachen,<br />
liefern aber einen hohen Grad von Versorgungsqualität<br />
für den Kunden.<br />
Wasserverluste lassen sich durch die Auswertung einer<br />
Wasserbilanz bestimmen. Vereinfacht zieht man die beim<br />
Kunden verbrauchte Wassermenge von der in das Netz eingespeisten<br />
Wassermenge ab; liegt eine Differenz vor, spricht<br />
man von Wasserverlust.<br />
Bereits die Analyse der Messgeräte und der daraus abgeleiteten<br />
Zufluss- bzw. Verbrauchsdaten kann oft zu deutlich<br />
erhöhten „scheinbaren“ Wasserverlusten führen.<br />
494 6 / 2012
Um hier vereinfacht eine Wasserbilanz aufstellen zu können,<br />
also klar definierte Zuflussbereiche zu schaffen, können<br />
Versorgungszonen, so genannte DMA’s (district metered areas)<br />
geschaffen werden. Dabei werden Bereiche die bisher versorgungstechnisch<br />
verbunden waren durch Schließen von Absperrorganen<br />
hydraulisch getrennt. Nur an definierten Rohrleitungen,<br />
die mit Durchflussmessgeräten versehen sind, erfolgt<br />
ein Austausch zwischen Zonen (Bild 1). Dadurch ist es einfach<br />
möglich, den Zufluss bzw. Abfluss aus diesen Messbereichen<br />
zu bestimmen, und die verbleibende Menge dem Kundenverbrauch<br />
im Sinne einer Wasserbilanz gegenüber zu stellen.<br />
Damit wird jedoch der Vorteil der verbesserten Versorgungssicherheit<br />
gegenüber einer verbesserten Verlustüberwachung<br />
eingetauscht. Zusätzlich werden durch die Untergliederung<br />
von Versorgungszonen auch Bereiche mit reduzierter<br />
Fließgeschwindigkeit geschaffen. In Leitungen, die davor<br />
durchflossen wurden, erhöht sich die Aufenthaltszeit des<br />
Trinkwassers. Die Gefahr einer Verkeimung steigt dadurch an,<br />
die wiederum nur durch erhöhten Personaleinsatz und regelmäßigen<br />
Spülprogrammen reduziert werden kann.<br />
Die hydraulische Trennung von Netzbereichen hat auch<br />
einen zusätzlich negativen Einfluss auf die verfügbare Löschwassermenge.<br />
Durch die zur Zonenbildung geschlossenen<br />
Leitungen kann kein zusätzliches Löschwasser in Richtung<br />
der Hydranten strömen.<br />
Virtuelle Zonen<br />
In vielen städtischen Versorgungszonen wird bewusst auf die<br />
Errichtung von starren hydraulisch abgegrenzten Einheiten<br />
verzichtet, um die vorher genannten Nachteile zu umgehen.<br />
In der Regel sind aber gerade innerstädtische Versorgungszonen<br />
auch langfristig gewachsene und stark vermaschte Netze.<br />
Eine einfache Wasserbilanz lässt sich hier nur in großen Bereichen<br />
erstellen.<br />
Versorgungszonen mit mehr als 150 km Netzlänge oder<br />
bis zu 100.000 Einwohnern im innerstädtischen Bereich wie<br />
beispielsweise in Stuttgart die Niederzone Vaihingen oder die<br />
Zone Kanonenweg sind keine Seltenheit. Über eine einfache<br />
Zuflussmessung kann hier eine kleine Leckstelle nicht erkannt<br />
oder räumlich nicht exakt zugewiesen werden.<br />
Die in diesem Artikel vorgestellte Methodik setzt auf der<br />
Überwachung von so genannten virtuellen Zonen auf. Dabei<br />
werden Fließverhältnisse im Versorgungsnetz an vereinzelten<br />
hydraulisch relevanten Leitungsabschnitten überwacht<br />
und auffällige Durchflussveränderungen in verbrauchsarmen<br />
Nachtzeiten miteinander verglichen. Erweisen sich die Durchflussveränderungen<br />
über zwei bis drei Tage als stabil, so sind sie<br />
mit Sicherheit auf eine Leckage und nicht auf Verbrauchseinflüsse<br />
zurück zu führen. Sind mehrere Sensoren in einem Netz<br />
installiert, so werden sie, je nach räumlicher Nähe, unterschiedlich<br />
auf eine Leckage reagieren. Auf diese Weise lässt sich eine<br />
Grobeingrenzung vornehmen, wodurch sich der Aufwand für<br />
die Vorortung erheblich reduzieren lässt. Die Messung mittels<br />
präziser Ultraschalldurchflussmessgeräte erlaubt die Erfassung<br />
geringster Strömungsgeschwindigkeiten und ermöglicht es damit,<br />
selbst kleinste Leckagen zu identifizieren [1].<br />
Bild 2: Durchgeführte Simulation an einem Versorgungsnetz<br />
(RBS wave, 2012)<br />
Einrichtung von virtuellen Zonen<br />
Für die Umsetzung der im vorigen Kapitel beschriebenen Methodik<br />
der Überwachung mittels virtueller Zonen steht beispielsweise<br />
das vorkonfektionierte System LeakControl [2]<br />
zur Verfügung. Entscheidet sich ein Versorgungsunternehmen<br />
zu einer Überwachung mit LeakControl so steht am Beginn<br />
zunächst die Überlegung, an welchen Stellen im Leitungsnetz<br />
die Messgeräte eingebaut und damit die Nachtdurchflüsse<br />
überwacht werden sollen. In vielen Fällen bieten die<br />
vorhandenen Siedlungsstrukturen (Hauptstraßen, Bahnlinien,<br />
Bachkreuzungen) die Chance Messgeräte so zu platzieren,<br />
dass eine Bilanzierung einzelner Zonenbereichen möglich<br />
ist. Diese Form eines Messkonzepts ist die plausibelste und<br />
erleichtert im Betrieb die einfache Analyse der täglich aktualisierten<br />
Messwerte.<br />
Insbesondere in städtischen und großstädtischen Strukturen<br />
mit dicht vermaschten Leitungsnetzen muss die Überwachungsstrategie<br />
angepasst werden. Es gilt dann, so genannte<br />
virtuelle Zonen einzurichten, bei denen nur die hydraulisch relevanten<br />
Leitungen überwacht werden und kleinere und betrieblich<br />
weniger bedeutendere Leitungen unbeachtet bleiben.<br />
Die Auswahl der richtigen Messstellen für eine Überwachung<br />
solcher virtueller Zonen erfolgt in der Regel über eine<br />
Rohrnetzberechnung.<br />
Simulation virtueller Zonen<br />
In stark vermaschten Netzen kann die Festlegung hydraulisch<br />
relevanter Rohrleitungen zur Einrichtung von virtuellen Zonen<br />
oft schwierig sein. Da es sich bei der Einrichtung eines Monitoringsystem<br />
um eine dauerhafte Installierung handelt, sollten<br />
diese Stellen aber vorab genau geprüft und ausgewählt werden.<br />
Erst durch ein hydraulisch angepasstes und kalibriertes<br />
Rechennetzmodell können vorherrschende Strömungsbedingungen<br />
nachgebildet werden. Im folgenden Beispiel (Bild 2)<br />
wurde mit dem Produkt LeakControl-Positionsoptimierer eine<br />
Auswahl von geeigneten Messstellen in einem vermaschten<br />
Netz mit einer Länge 93 km simuliert.<br />
Dabei wurden Leckagen im Netz zu verbrauchsarmen<br />
Nachtstunden simuliert und nachgeprüft, an welchen Leitungsabschnitten<br />
sich infolge der simulierten Leckagen ei-<br />
6 / 2012 495
Fachbericht<br />
Wasserversorgung<br />
Wasserrohrnetzüberwachung bei DEW21<br />
Die DEW21 betreibt ein Wasserrohrnetz mit rund 2150 km<br />
Versorgungsleitungen und 400 km Transportleitungen ≥ DN<br />
300. Hiervon können ca. 500 km in Druckzonen durch kontinuierliche<br />
Messungen sehr gut bezüglich Durchflussveränderungen<br />
beobachtet werden. Abweichungen bei den Nachtmindestverbrauchswerten<br />
werden schnell erkannt und weitere<br />
Maßnahmen eingeleitet. Die Überwachungs- und Kontrollfunktion<br />
obliegt dem Wartungs- und Inspektionsdienst der<br />
DEW21 in Zusammenarbeit mit den Wasserwerken Westfalen<br />
(WWW). Das übrige Wasserrohrnetz besaß diese optimalen<br />
Überwachungseinrichtungen bisher nicht, dass heißt<br />
Verluste konnten nicht sofort, bzw. erst nach langer Laufzeit<br />
erkannt werden.<br />
In den Jahren 2007/2008 wurde das Wasserrohrnetz<br />
der DEW21 in 50 Rohrnetzbezirke aufgeteilt und mittels<br />
der Wasserverlustanalyse (Nachtmindestverbräuchsmesne<br />
signifikante Durchflussänderung ergibt. Diese Auswertung<br />
grafisch hinterlegt, liefert eine fachlich begründete Aussage,<br />
wo Durchflussmessgeräte zur Überwachung des Versorgungsnetzes<br />
platziert werden sollen. Zusätzlich liefert diese<br />
Berechnung auch eine Aussage über jene Leckagemenge,<br />
die mit einer entsprechenden Messstellendichte theoretisch<br />
erkennbar ist.<br />
Lecksuche – Auswertung mit<br />
LeakControl<br />
Um die Lecklaufzeit tatsächlich deutlich zu reduzieren, müssen<br />
die Durchflussdaten, die durch ein Monitoringsystem wie<br />
beispielsweise LeakControl mit Ultraschallsensoren zur Verfügung<br />
stehen, auch zeitnah ausgewertet werden.<br />
Die hier vorgestellte Variante bietet eine webbasierte<br />
Auswertung. Die einzelnen Messgeräte übertragen per GPRS<br />
die Messdaten auf einen zentralen Server. Per Zugangscode<br />
können nun die Durchflussdaten der jeweiligen Sensoren abgerufen<br />
werden. Dabei werden Vorauswertungen zur Verfügung<br />
gestellt, um die Analyse zu vereinfachen und auffällige<br />
Sensoren rasch ausfindig zu machen.<br />
Webportal für die Auswertung<br />
Der flächendeckende Ausbau des GPRS-Mobilfunknetzes ermöglicht<br />
seit einigen Jahren eine breite Einsatzmöglichkeit<br />
von Paketdatendiensten zur Übertragung von Daten. Technische<br />
Lösungen wie z. B. VPN-Tunnel sichern dabei die Daten,<br />
oder ermöglichen einen Zugriff auf entfernte Geräte.<br />
Datenübertragungen per GPRS setzen eine Client-Server-<br />
Architektur voraus. Dies erfordert eine komplexe Soft- und<br />
Hardware-Struktur, die nicht bei jedem Wasserversorger vorhanden<br />
ist. Mit der internetbasierten Auswertesoftware kann<br />
einem Kunden seine angepasste Umgebung zur Auswertung<br />
seiner Messdaten bereitgestellt werden.<br />
In einer zentralen Datenbank sind sämtliche für den Betrieb<br />
und die Auswertung benötigten Daten gespeichert. Mit<br />
Hilfe von Benutzerkennungen und Passwörtern wird gewährleistet,<br />
dass jedem Benutzer nur seine eigenen Daten visualisiert<br />
werden.<br />
Für die Auswertung stehen verschiedene Diagramme zur<br />
Verfügung die es ermöglichen, Auffälligkeiten im Versorgungsnetz<br />
rasch erkennen zu können. Über eine webbasierte<br />
Lösung reduziert sich der Aufwand für das Betriebspersonal,<br />
da Auffälligkeiten im Versorgungsnetz kurzfristig nicht<br />
zwingend vom Büro aus abgerufen werden können. Um die<br />
Eingrenzung einer möglichen Leckage zu vereinfachen, werden<br />
jene Sensoren mit erhöhtem Durchfluss direkt in der Karte<br />
markiert. Somit reduziert sich der Aufwand für die Vorortung<br />
einer Leckage deutlich (Bild 3).<br />
Detaillierte Auswertungen lassen sich beispielsweise auch<br />
in einem 7-Tage Auswertediagramm visualisieren. Hier können<br />
interessante Phänomene, wie in Bild 4 in der Silvesternacht,<br />
beobachtet werden.<br />
Bild 3: Auswertungsübersicht (RBS wave, 2012)<br />
Bild 4: 7-Tages-Auswertung (RBS wave, 2012)<br />
496 6 / 2012
sung) überwacht. Mit dieser Methode kann ein Großteil des<br />
Rohrnetzes mit wenigen Messungen überwacht und bei Abweichungen<br />
mit entsprechenden Maßnahmen zur Fehlersuche<br />
reagiert werden. Schon bei der Festlegung der Überwachungsbezirke<br />
und bei der Auswahl der Messpunkte wurde<br />
darauf geachtet, die Standpunkte so zu wählen, dass ein<br />
weiterer Ausbau der kontinuierlichen Messungen sinnvoll erfolgen<br />
kann.<br />
Die bisherige kontinuierliche Überwachung erfolgte mittels<br />
magnetisch-induktiver Durchflussmesser mit jeweiliger<br />
Datenübertragung über das GSM-Netz, bzw. wenn vorhanden<br />
über Informationskabel des Telekommunikationszweiges.<br />
Ende 2011 folgte dann ein weiterer Ausbau der kontinuierlichen<br />
Überwachung in der so genannten „Normalzone“.<br />
Weitere 124 km wurden somit in die kontinuierliche Überwachung<br />
eingebunden. Ziel hierbei ist es, das Wasserrohrnetz<br />
„transparenter“ zu machen. Verbrauchsanalysen anhand<br />
„echter“ Durchflussmengen zur Rohrnetzberechnung sowie<br />
optimaler und zielgerechter Einsatz der Rohrnetzüberwachung<br />
sind die herausragenden Vorteile der kontinuierlichen<br />
Überwachung.<br />
Um einen aufwändigen Rohrbau beim Einbau magnetischinduktiver<br />
Durchflussmesser zu vermeiden, wurde bei DEW21<br />
erstmalig die Technik der Ultraschalldurchflussmessung eingesetzt.<br />
Diese Methode reduziert erheblich den Kostenaufwand<br />
zum Bau einer Messstelle. Für die Datenübertragung<br />
steht wie bisher das GSM-Netz oder alternativ das vorhandene<br />
Informationskabelsystem zur Verfügung.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Qualität eines Versorgungssystems spiegelt sich unter anderem<br />
in der Höhe der Wasserverluste wider. Mit Hilfe von<br />
Wasserverlustmonitoringsystemen reduziert sich der Aufwand,<br />
ein Versorgungsgebiet zu überwachen sowie im Fall<br />
einer Leckage diese vor zu orten. Durch den Einsatz intel-<br />
BILD 5: Sensormontage im Erdeinbau DN 400 Stahl isoliert<br />
ligenter Systeme wie im Artikel vorgestellt kann die Bildung<br />
starrer Versorgungszonen vermieden und dennoch eine hohe<br />
Überwachungsqualität erzielt werden.<br />
Literatur<br />
[1] Gangl, G.; Dietz, R. (2008): Wasserverlustreduzierung in<br />
der Trinkwasserversorgung, <strong>3R</strong> international 47 (2008)<br />
Nr. 8-9<br />
[2] Kober, E. (2007): Sustainable reduction of water loss in urban<br />
water distribution systems, IWA Conference Water<br />
Loss, 23.-26.09.2007, Bucharest<br />
Autoren<br />
Dr.-Ing. Gerald Gangl<br />
RBS wave GmbH, Stuttgart<br />
Tel. +49 711 128-48414<br />
E-Mail: g.gangl@rbs-wave.de<br />
Jürgen Kurz<br />
SebaKMT, Baunach<br />
Tel. +49 9544 68-0<br />
E-Mail: kurz.j@sebakmt.com<br />
Stefan Naleppa<br />
RBS wave GmbH, Stuttgart<br />
Tel. +49 711<br />
E-Mail: s.naleppa@rbs-wave.de<br />
Tobias Nayda<br />
DEW21, Dortmund<br />
Tel. +49 231 544-3234<br />
E-Mail: tobias.nayda@dew21.de<br />
6 / 2012 497
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2012<br />
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Marktübersicht<br />
Verbände<br />
8-10 October 2012<br />
Abu Dhabi National Exhibition Centre, UAE<br />
www.powerandwaterme.com<br />
S u p p l y i n g d e m a n d<br />
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EXHIBITION<br />
SPACE TODAY<br />
508 6 / 2012
Wissen für die praxis<br />
RSV-Regelwerk<br />
RSV Merkblatt 1<br />
Renovierung von Entwässerungskanälen und<br />
-leitungen mit vor Ort härtendem Schlauchlining<br />
2006, 31 Seiten, DIN A4, broschiert, € 35,-<br />
RSV Merkblatt 2<br />
Renovierung von Abwasserleitungen und -kanälen<br />
mit Rohren aus thermoplastischen Kunststoffen<br />
durch Liningverfahren ohne Ringraum<br />
2009, 38 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 2.2<br />
Renovierung von Abwasserleitungen und<br />
-kanälen mit vorgefertigten Rohren durch<br />
TIP-Verfahren<br />
2011, 29 Seiten DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 3<br />
Renovierung von Abwasserleitungen und<br />
-kanälen durch Liningverfahren mit Ringraum<br />
2008, 40 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 4<br />
Reparatur von drucklosen Abwässerkanälen und<br />
Rohrleitungen durch vor Ort härtende Kurzliner<br />
(partielle Inliner)<br />
2009, 25 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 5<br />
Reparatur von Entwässerungsleitungen und<br />
Kanälen durch Roboterverfahren<br />
2007, 22 Seiten, DIN A4, broschiert, € 27,-<br />
RSV Merkblatt 6<br />
Sanierung von begehbaren Entwässerungsleitungen<br />
und -kanälen sowie Schachtbauwerken<br />
2007, 23 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 6.2<br />
Sanierung von Bauwerken und Schächten<br />
in Entwässerungssystemen – Reparatur/<br />
Renovierung (in Bearbeitung)<br />
RSV Merkblatt 7.1<br />
Renovierung von drucklosen Leitungen /<br />
Anschlußleitungen mit vor Ort härtendem<br />
Schlauchlining<br />
2009, 24 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 7.2<br />
Hutprofiltechnik zur Einbindung von Anschlußleitungen<br />
– Reparatur / Renovierung<br />
2009, 31 Seiten, DIN A4, broschiert, € 30,-<br />
RSV Merkblatt 8<br />
Erneuerung von Entwässerungskanälen und Anschlussleitungen<br />
mit dem Berstliningverfahren<br />
2006, 27 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 10<br />
Kunststoffrohre für grabenlose Bauweisen<br />
2008, 55 Seiten, DIN A4, broschiert, € 37,-<br />
RSV Information 11<br />
Vorteile grabenloser Bauverfahren für die<br />
Erhaltung und Erneuerung von Wasser-,<br />
Gas- und Abwasserleitungen<br />
2011, 42 Seiten DIN A4, broschiert, € 9,-<br />
Vulkan-Verlag<br />
www.vulkan-verlag.de<br />
Faxbestellschein an: 0201/82002-34<br />
Ja, ich / wir bestelle(n) gegen Rechnung:<br />
___ Ex. RSV-M 1 € 35,-<br />
___ Ex. RSV-M 2 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 2.2 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 3 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 4 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 5 € 27,-<br />
___ Ex. RSV-M 6 € 29,-<br />
Antwort<br />
Vulkan-Verlag GmbH<br />
Postfach 10 39 62<br />
45039 Essen<br />
___ Ex. RSV-M 6.2 in Bearbeitung<br />
___ Ex. RSV-M 7.1 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 7.2 € 30,-<br />
___ Ex. RSV-M 8 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 10 € 37,-<br />
___ Ex. RSV-I 11 € 9,-<br />
zzgl. Versandkosten<br />
Firma/Institution<br />
Vorname/Name des Empfängers<br />
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Land, PLZ, Ort<br />
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Telefax<br />
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Bevorzugte Zahlungsweise □ Bankabbuchung □ Rechnung<br />
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Garantie: Dieser Auftrag kann innerhalb von 14 Tagen bei der Vulkan-Verlag GmbH, Postfach 10 39 62, 45039 Essen schriftlich widerrufen<br />
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✘<br />
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Kontonummer
Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
Berstlining im Wettlauf mit dem<br />
Rhein-Hochwasser<br />
Die unmittelbare Nähe zum Rhein war neben einer Sohltiefe<br />
von ca. 7 m die besondere Herausforderung dieser Rohrerneuerungsmaßnahme<br />
nach dem Berstverfahren. Zwar wurde<br />
das Grundwasser zum Zeitpunkt der Sondierungsbohrungen<br />
mit 8 m unter Gelände nicht erreicht, dennoch musste man<br />
bei einer Grubentiefe von etwa 7 m wegen der Abhängigkeit<br />
des Grundwasserstandes mit dem jeweiligen Pegelstand des<br />
Rheins auf alle Eventualitäten eingestellt sein. Es wurde daher<br />
empfohlen, die Maßnahme in der Zeit mit erfahrungsgemäß<br />
niedrigen Grundwasserständen durchzuführen. Das Bauzeitfenster<br />
betrug demnach gerade 12 Wochen. In dieser<br />
Zeitspanne waren die Baugruben herzustellen, die Rohrerneuerungsmaßnahme<br />
durchzuführen, die Baugruben wieder<br />
zu verfüllen sowie die Oberflächen wieder herzustellen.<br />
Den Auftrag der beschränkten Ausschreibung erhielt die<br />
STG Braunsberg GmbH aus Bochum. Das seit 1955 bestehende<br />
renommierte Familienunternehmen wird in der zweiten<br />
Generation von den Brüdern Günter und Hermann<br />
Braunsberg geführt. Tätigkeitsschwerpunkte sind der Kabelleitungsbau<br />
sowie der Kanalbau. Im Kabelleitungsbau stehen<br />
für die grabenlose Verlegung HDD-Spülbohranlagen und für<br />
Hausanschlüsse rund 25 GRUNDOMAT-Erdraketen zur Verfügung.<br />
Die Baukolonnen sind vor allem mit FTTH-Projekten<br />
gut ausgelastet.<br />
Gezielt wurde der Bereich der grabenlosen Erneuerung<br />
und Sanierung von Rohrleitungen ausgebaut und in den vergangenen<br />
Jahren kräftig in die Bersttechnik investiert. STG<br />
kennt sich aus im Berstlining und ist bestens vertraut mit<br />
Technik und Verfahren. Bereits Ende der 1980er Jahre wurden<br />
erste Berstprojekte im dynamischen Berstverfahren ausgeführt.<br />
Heute stehen je nach Einsatzfall drei statische<br />
GRUNDOBURST Maschinentypen von Tracto-Technik zur<br />
Verfügung. Ein 400 S mit 40 t Zugkraft, ein 800 G mit 80 t<br />
Zugkraft und seit neuestem der größte Maschinentyp 2500<br />
G mit 250 t Zugkraft. Dieser Maschinenpark deckt die grabenlose<br />
Erneuerung von Druck- und Abwasserleitungen bis<br />
DN 1000 ab. STG ist vom DVGW und Güteschutz Kanalbau<br />
zertifiziert und besitzt alle relevanten Zertifikate.<br />
Geschäftsführender Gesellschafter Dipl.-Ing. Günter<br />
Braunsberg: „Wir sind überzeugt von den technischen und<br />
Bild 1: In der<br />
Baugrube<br />
installierter<br />
GRUNDOBURST<br />
2500 G beim<br />
Rohreinzug<br />
510 6 / 2012
wirtschaftlichen Vorteile des Berstverfahrens. Im Vergleich<br />
zur offenen Bauweise besteht je nach Verlegetiefe und in Bezug<br />
auf die Bauzeiten ein erhebliches Einsparpotential bei den<br />
Tiefbaukosten. Darüber hinaus ermöglicht das Berstverfahren<br />
eine Rohrquerschnittsvergrößerung um eine oder zwei<br />
Nennweiten. Außerdem können fast alle Rohrwerkstoffe gecrackt<br />
und eingezogen werden. Aus meiner Sicht ist die Bersttechnik<br />
häufiger einsetzbar, als Auftraggeber und Planer allgemein<br />
hin vermuten.“<br />
Offene Bauweise AUsgeschlossen<br />
Beispielhaft steht dafür der Einsatz „Am Heerdter Krankenhaus“<br />
zwischen der Einmündung Rheinallee und der Pariser<br />
Straße im Düsseldorfer Stadtteil Heerdt. Dort sollte ein stark<br />
beschädigter Beton-Mischwasserkanal DN 500 aus den<br />
1950er Jahren mit einer Gesamtlänge von 127 m erneuert<br />
werden. Die Kanaltrasse verlief mittig in der Fahrbahn.<br />
Verkehrstechnisch durfte der Krankenhausbetrieb aber in<br />
keiner Weise beeinträchtigt werden. Dazu gehörte auch der<br />
Anlieger-, Durchgangs- und Busverkehr. Darüber hinaus war<br />
die Anzahl der Parkplätze, die im Zuge der Maßnahme gesperrt<br />
werden mussten, so gering wie möglich zu halten. Bereits<br />
diese verkehrstechnischen Vorbedingungen schlossen<br />
die offene Bauweise aus.<br />
Laut Bodengutachten war der im Bereich des Altrohres<br />
anstehende bindige Boden (Schluff-Sand-Gemische und<br />
schluffige Sande) zwar grundsätzlich für das Berstverfahren<br />
geeignet. Zu beachten war, dass der Altkanal auf 610 mm aufgeweitet<br />
und damit auch das umgebende Erdreich verdrängt<br />
werden musste. Da die Altleitung auf einer Betonsohle lag,<br />
war die Erdverdrängung nach unten jedoch nicht möglich. Zusätzlich<br />
wirkt sich die Tiefenlage des Kanals infolge des stark<br />
verdichteten Bodens auf die Verdrängungsarbeit aus, so dass<br />
insgesamt mit einem höheren Verdrängungswiderstand zu<br />
rechnen war.<br />
Der Sanierungsabschnitt bestand aus drei Haltungen mit<br />
ca. 40 m, 44 m und 43 m Länge. Die Maschinengrube war<br />
6,80 m tief, 6,50 m lang und 2,50 breit. Die beiden Kopfgruben<br />
mit den Ausmaßen 4 m x 2 m wurden wegen der Anbindung<br />
der insgesamt drei Straßenabläufe quer zur Leitungstrasse<br />
ausgehoben. Die am Ende der Berststrecke liegende<br />
Einziehgrube wurde wie die Maschinengrube am Startpunkt<br />
parallel zur Leitungstrasse mit einer Länge von 3 m und einer<br />
Breite von 2 m erstellt.<br />
Bild 2: 630 mm Aufweitung kurz vor dem Anbau und SL PP-B<br />
Einzelrohre<br />
Bild 3: Die 1 m langen Einzelrohre werden einzeln nach und nach<br />
verspannt und zum Rohrstrang ausgebaut<br />
Erschütterungsarmer Einbau<br />
Alle Gruben wurden mit Spundbohlen verbaut. Hierbei war<br />
wegen der Krankenhausnähe auf einen erschütterungsarmen<br />
Einbau zu achten. Die im Bereich der Kanaltrasse kreuzenden<br />
Ver- und Entsorgungsleitungen waren bei der Erstellung der<br />
Baugruben entsprechend zu erkunden und zu sichern. Die<br />
Existenz von Kampfmitteln konnte nicht gänzlich ausgeschlossen<br />
werden. Nach Absprache mit dem KBD (Kampfmittelbeseitigungsdienst)<br />
waren Sicherheitsdetektionen nur im<br />
Bereich der Baugruben notwendig, da die Erneuerung des Kanals<br />
im Berstverfahren vorgesehen war. Erfreulicherweise<br />
blieb die Ortung ergebnislos.<br />
Nach der Baugrubenerstellung konnte mit der Installation<br />
der Berstanlage, Typ 2500 G (250 t) begonnen werden. Ursprünglich<br />
sollte die Berstanlage Typ 1250 G (125 t) eingesetzt<br />
werden. Nach Kenntnisnahme des Bodengutachtens und<br />
aufgrund der Tiefenlage des Rohres mit dem zu erwartenden<br />
Verdrängungswiderstand hat STG Braunsberg auf den<br />
GRUNDOBURST 2500 G mit der höheren Zugleistung zurückgegriffen.<br />
Später sollte sich herausstellen, dass diese Entscheidung<br />
richtig war. Die Zuglafette wird mit der Hydraulikstation<br />
TT B 250 (127 kW Motor Nutzleistung) betrieben.<br />
Ein besonderes Merkmal der GRUNDOBURST Technik ist<br />
das QuickLock-Berstgestänge, (in diesem Fall mit 140 mm<br />
Durchmesser), das zunächst durch die Altleitung vorgescho-<br />
6 / 2012 511
Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
ben und dann zusammen mit Berstwerkzeug, Aufweitung und<br />
angebautem Neurohr zurückgezogen wird. Das Quick-Lock-<br />
Gestänge hat den Vorteil, dass es nicht zeitaufwändig und<br />
schmutzanfällig verschraubt werden muss. Für die schub- und<br />
zugstabile Verbindung werden die Einzelgestänge untereinander<br />
zeitsparend eingeklinkt.<br />
Um die aufwändigen Baugruben so klein wie möglich zu<br />
halten, entschied sich STG Braunsberg für das Berstverfahren<br />
mit SL PP-B Einzelrohren, DA 560 und 1 m Baulänge von<br />
egeplast. Das SL PP-B Modul wird aus dem Werkstoff PP-<br />
HM produziert. Dieser Werkstoff hat einen hohen E-Modulwert.<br />
Das bedeutet: eine entsprechend hohe Zähigkeit und<br />
Oberflächenhärte. Eine glatte Rohrinnenfläche mit niedrigen<br />
Rauhigkeitsbeiwerten verbessert die hydraulische Leistung<br />
gegenüber anderen Rohrwerkstoffen um ein Vielfaches. Die<br />
helle Innenfarbe ist inspektionsfreundlich und optimal für die<br />
Kamerainspektion. Das Dichtungssystem mit der 3-Lippendichtung<br />
wird mit der Klicktechnik verriegelt, ist nicht auftragend<br />
und mit der glatten Rohroberfläche ideal für die grabenlose<br />
Sanierung geeignet.<br />
Beim Rückzug des Berstgestänges wurde das Altrohr mit<br />
einer Aufweitung von 630 mm Durchmesser gecrackt und<br />
das Neurohr in gleicher Trasse mit eingezogen. In der Einziehgrube<br />
wurde der Rohrstrang sukzessive mit Gestänge und<br />
Rohrmodul um jeweils 1 m verlängert. Dazu mussten die Einzelrohre<br />
und die Aufweitung mit dem hydraulisch arbeitenden<br />
Burstfix kraft- und zugschlüssig miteinander verspannt<br />
werden. Die Kraftübertragung erfolgt über ein Gestänge –<br />
ebenfalls mit QuickLock-Funktion – von 54 mm Durchmesser,<br />
das durch den entstehenden Rohrstrang verläuft. Um die<br />
Verbindungen der Einzelrohre möglichst rasch zu bewerkstelligen,<br />
bediente man sich einer Rollenführungsbahn.<br />
Kurz vor der dritten Kopfgrube, nach etwa 80 der knapp<br />
130 m, erreichten die Zugkräfte fast 200 t. Jetzt zeigte sich<br />
die Flexibilität des GRUNDOBURST-Systems. Die Monteure<br />
von STG Braunsberg beschlossen, den bereits eingezogenen<br />
Rohrstrang nach Eintritt in die Kopfgrube einfach abzuhängen<br />
und ab dort die Einzelrohrmodule für die restliche Strecke<br />
zusammenzubauen. Die jetzt noch auftretenden Zugkräfte<br />
waren deutlich reduziert und die Berstmaßnahme konnte<br />
sicher beendet werden.<br />
Bild 4: Aufweitung und Rohrstrang erreichen die Maschinengrube<br />
Kontakt<br />
TRACTO-TECHNIK GmbH & Co. KG Spezialmaschinen,<br />
Lennestadt, Günter Naujoks, Tel. +49 2723 808-130, E-Mail:<br />
guenter.naujoks@tracto-technik.de, www.tracto-technik.de<br />
Besuchen Sie uns im Internet:<br />
www.<strong>3R</strong>-Rohre.de<br />
512 6 / 2012
Kinderhaus Märzwiesen nutzt<br />
Wärme aus DN1800-Abwasserkanal<br />
Von Klaus W. König<br />
Dass für die behagliche Wärme im Neubau der Kindertagesstätte Märzwiesen das Abwasser im Kanal vor dem Gebäude<br />
herhalten muss, wirkt zunächst befremdend. Doch die Kinder fühlen sich wohl und vom Kanal ist nichts zu riechen. Bei genauerem<br />
Hinsehen erkennt man Vorteile, die gut nachvollziehbar sind – und sich auf viele zukünftige Projekte im In- und Ausland<br />
übertragen lassen. Was liegt im Interesse des Klimaschutzes näher, als Abwärme zu nutzen?<br />
Die Stadt Rauenberg wirbt auf ihrer Website: „Klimaschutz<br />
zahlt sich aus - unter diesem Motto startete am 1. März 2008<br />
das Bundesumweltministerium in Kooperation mit der Deutschen<br />
Energieagentur (dena) und den Verbraucherzentralen<br />
eine breit angelegte Informationskampagne. Ziel ist es, den<br />
Einsatz erneuerbarer Energien für die Wärmegewinnung zu<br />
fördern und den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids<br />
(CO 2<br />
) zu verringern“. Mit dem Kinderhaus Märzwiesen wird<br />
die Kommune zum Vorkämpfer dieser Initiative und zeigt, dass<br />
es ihr Ernst damit ist.<br />
Rauenberg liegt im Rhein-Neckar-Kreis, im Norden Baden-Württembergs,<br />
und hat 8.000 Einwohner. Am Standort<br />
einer ehemaligen Ziegelei wurde ab 2002 das Baugebiet<br />
März wiesen realisiert. Das Kinderhaus war eine der letzten<br />
Baumaßnahmen dort. Träger der Einrichtung ist die Stadt.<br />
Derzeit werden insgesamt 29 Kinder im Krippenbereich und<br />
Bild 1: Das Ende<br />
2010 fertiggestellte<br />
Kinderhaus Rauenberg,<br />
Südseite<br />
Foto: König<br />
Bild 2: Kinderhaus Rauenberg, Eingang Nordseite.<br />
Die Wärmequelle Abwasserkanal verläuft unter der<br />
Straße<br />
Foto: König<br />
6 / 2012 513
Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
37 Kinder im Kindergartenbereich von insgesamt 18 Mitarbeiterinnen<br />
(12 Vollzeit / 6 Teilzeit) betreut.<br />
Foto: Uhrig Kanaltechnik<br />
Bild 3: Therm-Liner Typ A, Wärmetauscher zum nachträglichen<br />
Einbau in die Kanalsohle. Elemente von 1 m Länge werden im Kanal zu<br />
einem System verbunden<br />
Abwasser als Wärme- und Kältequelle<br />
Man nehme einen Wärmetauscher, setze ihn in den Abwasserstrom<br />
des Straßenkanals und verbinde diesen mit einer Wärmepumpe<br />
im Gebäude. Ca. 30 Anlagen dieser Art existieren<br />
tatsächlich bereits, die dem so genannten Rohabwasser bis zu<br />
1.000 kW entziehen. Bedingung ist allerdings ein Kälte- oder<br />
Wärmebedarf von 50 kW oder mehr. Die technische und wirtschaftliche<br />
Eignung sollte durch eine Machbarkeitsstudie belegt<br />
sein. Das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr<br />
in Baden-Württemberg fördert derartige Studien bis zu<br />
50 %.<br />
„Abwasser ist kein Abfallprodukt, sondern ein Wertstoff mit<br />
viel ungenutzter Energie. Doch die Bewirtschaftung von Abwassersystemen<br />
setzt Fachwissen und Erfahrung voraus. Das<br />
Ziel ist eine rentable und nachhaltige Betriebsweise“, so Mark<br />
Biesalski, Leiter der Uhrig Kanaltechnik GmbH mit Firmensitz in<br />
Geisingen an der Donau. Therm-Liner, das patentierte System<br />
zur Wärmerückgewinnung aus dem Kanal, versorgt das Kinderhaus<br />
Märzwiesen in Rauenberg seit Dezember 2010.<br />
Foto: Tecalor / Schu<br />
Bild 4: Elektrische Wärmepumpe Fab. Tecalor, 2 Stck. TTF 20 GM.<br />
Jahresarbeitszahl 4,0<br />
Voraussetzung der rückgewinnung<br />
Abwasser ist eine sichere, lokal vorhandene Energiequelle. Das<br />
Temperaturniveau im Abwasser ist mit ca. 12-20 °C sehr<br />
konstant. Wird im Sommer eine Kühlleistung benötigt oder in<br />
Ländern mit hoher Außentemperatur eine Klimatisierung,<br />
dann wird aus der Wärmepumpe eine Kältemaschine und aus<br />
dem Abwasser eine „Kältequelle“ [2]. Die im Abwasser steckende<br />
Wärmeenergie wird wieder verwendet und ermöglicht<br />
so eine Kälte- oder Wärmeerzeugung mit ca. 40 % weniger<br />
CO 2<br />
-Ausstoß.<br />
Drei Standorte sind generell für die Energiegewinnung aus<br />
Abwasser geeignet: Noch im Gebäude, in der Kanalisation<br />
selbst oder nach dem Klärprozess, wenn das gereinigte Abwasser<br />
die Kläranlage verlässt. Eine Rückgewinnung der Abwasserwärme<br />
im Gebäude ist nur sinnvoll, wo regelmäßig<br />
große Mengen Abwasser mit möglichst hohen Temperaturen<br />
anfallen. Gleichzeitig muss der Verursacher auch eine sinnvolle<br />
Verwendung für die nun zur Verfügung stehende Wärmeenergie<br />
haben. In Frage kommen hierfür Krankenhäuser,<br />
Hallenbäder oder Industrieanlagen.<br />
Die Wärmeentnahme aus der Kanalisation bietet sich an,<br />
wenn kontinuierlich größere Wassermengen zur Verfügung<br />
stehen. Um einen einwandfreien Betrieb zu gewährleisten,<br />
sollte die Energiequelle Abwasserkanal folgende Richtwerte<br />
erfüllen:<br />
Kanalquerschnitt min. DN 300<br />
Trockenwetterabfluss min. 10 l/s<br />
Abwassertemperatur ab 10 °C ideal<br />
Das Projekt Kinderhaus Märzwiesen erfüllt diese Voraussetzungen.<br />
Der Kanalquerschnitt ist mit DN 1.800 sehr gut für<br />
die nachträgliche Montage der Wärmetauscherelemente geeignet.<br />
514 6 / 2012
Technik<br />
Die hier verwendeten Systeme zur Energiegewinnung aus<br />
Abwasser lassen sich sowohl in bestehende Kanäle einbauen,<br />
idealerweise zum Zeitpunkt der Sanierung, als auch direkt bei<br />
Neubauten. Am Boden des Kanals eingesetzte Wärmetauscherelemente<br />
aus V4A-Edelstahl werden vom Abwasser<br />
überströmt und leiten die Wärme unmittelbar in die Heizzentrale<br />
zur Wärmepumpe. Die Temperaturdifferenz des Transportmediums<br />
Wasser zwischen Vor- und Rücklauf beträgt 4<br />
Kelvin. Die Wärmepumpe benötigt ihrerseits Zufuhr von<br />
Energie (Elektrizität oder Gas), allerdings deutlich weniger als<br />
für die Erzeugung der so gewonnenen Wärme sonst erforderlich<br />
gewesen wäre. „Entscheidend für die Effizienz einer<br />
Wärmepumpe ist die Jahresarbeitszahl JAZ“, sagt Leonhard<br />
Schmitt, einer der beiden Geschäftsführer von PSP, zuständig<br />
für die Planung der technischen Gebäudeausrüstung im<br />
Kinderhaus Märzwiesen. „Wir haben hier ein elektrisch betriebenes<br />
Gerät mit JAZ 4,0 gewählt, so dass wir insgesamt<br />
auf eine Energieeinsparung von ca. 47 % kommen. Die Auswertung<br />
des ersten normalen Betriebsjahres steht noch bevor,<br />
wir berichten auf unserer Website, wenn neue Zahlen<br />
vorliegen.“<br />
Das Prinzip „Energie aus Abwasser“ ist Stand der Technik,<br />
zumindest seit Erscheinen des Merkblattes DWA-M 114<br />
im Juni 2009 [1]. Es beschreibt Einsatzmöglichkeiten und<br />
Grenzen, gibt Informationen für Gemeinden, Stadtentwässerungen<br />
und Planungsbüros. Enthalten sind auch Anforderungen<br />
seitens Kläranlage und Kanal und Musterverträge für<br />
Vereinbarungen zwischen Bauherr und Kanalbetreiber.<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
Im Abwasser steckt eine große Wärmemenge, die mittels<br />
moderner Wärmepumpentechnologie zur Beheizung von Gebäuden<br />
verwendet werden kann. Das Potenzial dieser erneuerbaren<br />
Energiequelle ist sehr groß, mit der Abwasserwärme<br />
könnten – vom Angebot her – 10 % aller Gebäude in<br />
Deutschland beheizt werden. Aufgrund steigender Energiepreise<br />
einerseits und dem technologischen Fortschritt im Bereich<br />
der Wärmepumpen und Wärmetauscher andererseits<br />
wird die Abwasserwärmenutzung zunehmend wirtschaftlich<br />
interessanter. Entsprechende Rahmenbedingungen vorausgesetzt,<br />
sind Anlagen zur Abwasserwärmenutzung im Vergleich<br />
zu fossilen Heizanlagen schon heute betriebswirtschaftlich<br />
wettbewerbsfähig. Bei richtiger Planung und Ausführung<br />
entstehen weder für das Entwässerungssystem noch<br />
für die Abwasserreinigung Nachteile [1].<br />
Auch wenn diese Heizungsanlagen zu niedrigeren Betriebskosten<br />
führen, bedarf es zunächst höherer Investitionen<br />
als bei konventionellen Erdgas-/-ölheizungen. Positiv<br />
wirkt sich bei der Kostenvergleichsrechnung die lange Nutzungsdauer<br />
der Wärmetauscher aus. Die Wartungskosten sind<br />
bei Wärmetauschern gering, da insbesondere bei Bauarten<br />
ohne mechanisch bewegte Teile kein Verschleiß auftritt. Die<br />
Energiekosten sind von der Bauart der Wärmepumpe (elektrisch<br />
oder gasbetrieben) abhängig sowie vom Betriebskonzept.<br />
Sie sind wesentlich geringer als die der konventionellen<br />
Systeme [1]. Beim Kinderhaus Märzwiesen ist die zu erwartende<br />
Verschmutzung durch Ablagerung und Biofilm auf den<br />
Wärmetauschern bei der Bemessung der Anlagengröße berücksichtigt,<br />
so dass dafür keine Wartung anfällt.<br />
Der Wärmeabnehmer (z. B. der Bauherr) muss entscheiden,<br />
ob er die Realisierung in Eigenregie ausführen will oder<br />
erfahrene Contractoren für Planung, Bau und Betrieb anfragen<br />
will. Die Stadt Rauenberg hat sich für die erste Möglichkeit<br />
entschieden. Thomas Glasbrenner von der Stadtverwaltung<br />
schlüsselt die Kosten und Einsparungen folgendermaßen<br />
auf:<br />
Kosten und Einsparungen<br />
Die Gesamtbaukosten des Kinderhauses belaufen sich<br />
auf 2,545 Mio € inkl. Außenanlagen und Honoraren. Die reinen<br />
Baukosten ohne Honorare liegen bei 2,1 Mio. €. Fördermittel<br />
wurden beantragt und gewährt von Ausgleichstock,<br />
Krippenförderung des Bundes sowie Konjunkturprogramm<br />
II. Derzeit beantragt aber noch nicht beschieden sind Mittel<br />
aus dem Programm Klimaschutz-Plus der KEA. Die Kosten<br />
der Wärmeversorgungsanlagen inkl. der Abwassernutzungsanlage<br />
belaufen sich auf insgesamt 0,194 Mio. €. Die Amortisation<br />
der Abwassernutzungsanlage ist in Abhängigkeit der<br />
Energieteuerung und bei Bewilligung der noch fehlenden<br />
Fördermittel in elf Jahren möglich. Obwohl üblicherweise bivalent<br />
geplant wird, die Grundlast mit erneuerbarer Energie,<br />
die Spitzenlast mit konventioneller Brennwerttechnik, ist in<br />
diesem Fall ein monovalentes Heizsystem im Einsatz. Grund:<br />
ein höherer Anteil bei Energie- und CO 2<br />
-Einsparung. Der<br />
Nachteil ist ein kostenintensiverer Betrieb, was zu der relativ<br />
langen Amortisationszeit führt.<br />
Die Stadtverwaltung legt Wert darauf, dass im ersten<br />
Gebäude Rauenbergs mit Abwasser-Wärmenutzung die Öffentlichkeit<br />
Anteil an den Ergebnissen hat. Deshalb soll zukünftig<br />
permanent die erreichte Leistung durch Monitoring<br />
im Eingang des Kinderhauses Märzwiesen sichtbar werden.<br />
Literatur<br />
[1] DWA-Regelwerk: Merkblatt DWA-M 114. Energie aus<br />
Abwasser, Wärme und Lageenergie. (Hrsg.:) DWA,<br />
Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser<br />
und Abfall e. V. Hennef, Juni 2009.<br />
[2] Energie aus Abwasser. Regenerativ, innovativ, wirtschaftlich.<br />
Informationsschrift der Uhrig Kanaltechnik GmbH.<br />
Geisingen, 2011.<br />
Kontakt<br />
Uhrig Kanaltechnik, Geisingen, Tel. +49 7704 806-0,<br />
E-Mail: zentrale@uhrig-bau.de, www.uhrig-bau.de<br />
6 / 2012 515
Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
GFK-Schlauchlining im<br />
Schwellenwerk – Bahn saniert<br />
Abwasserkanal neben den Gleisen<br />
Im ostbayrischen Schwandorf galt es im November und Dezember 2011 umfangreiche Sanierungsarbeiten unter erschwerten<br />
logistischen Bedingungen zu bewältigen. Abwasserrohre in den Nennweiten DN 150 bis 300 warteten entlang einer Strecke<br />
von 850 m auf ihre Sanierung. Bei der routinemäßigen Kamerainspektion zeigten sich Risse, Ablagerungen und Scherbenbildung.<br />
Acht von insgesamt 20 Haltungen waren aufgrund dieser Schäden offensichtlich undicht. Es bestand Handlungsbedarf.<br />
Zum Einsatz kamen 350 m des Schlauchliners von BKP Berolina aus Vinylesterharz, ein qualitativ hochwertiges Standardprodukt<br />
in der Kanalsanierung, das sich für diesen Einsatz aufgrund des aggressiven Abwassers und der Sicherheitsansprüche<br />
besonders eignete. Das Schlauchlining stellte zugleich eine kostengünstigere Alternative zum Neubau der Abwasserrohre dar.<br />
Ausgeschrieben wurde der Sanierungsauftrag im Schwellenwerk<br />
von der Deutschen Bahn Netz AG (Zweigstelle Nürnberg)<br />
im August 2011. Die Blomberger Niederlassung der<br />
Swietelsky-Faber GmbH gewann den Auftrag zusammen mit<br />
der Rädlinger GmbH aus Vilshofen an der Donau, die für an-<br />
dere Arbeiten in offener Bauweise zuständig war. In der Kreisstadt<br />
Schwandorf, 90 km östlich von Nürnberg, führte ein<br />
sechsköpfiges Team eine anspruchsvolle Sanierung durch. Die<br />
Abwasserrohre verliefen zu einem Großteil in einem schmalen<br />
Streifen unmittelbar neben den Gleisen auf dem Werks-<br />
Bild 1: Sanierungsarbeiten im Schwellenwerk in Schwandorf: Die Deutsche Bahn sanierte Abwasserrohre in den<br />
Nennweiten DN 150 bis 300 entlang einer Strecke von 850 m. Die Gleise mussten zeitweilig gesperrt werden<br />
516 6 / 2012
gelände. Eine Erneuerung des Kanalsystems in offener Bauweise<br />
kam allein deshalb nicht in Frage. Dieser Umstand bedeutete<br />
darüber hinaus neben einer rein technischen auch eine<br />
logistisch-organisatorische Herausforderung.<br />
Hürdenlauf auf Zeit<br />
Die Gleise im Schwellenwerk mussten gesperrt werden, wobei<br />
der Zugverkehr stets nur für kurze Zeit unterbrochen werden<br />
konnte. Auch die Schienen selbst stellten ein ungewöhnliches<br />
Hindernis dar, das man mit Fahrzeugen und Equipment nur<br />
schwer überwinden konnte. Massive Holzbohlen wurden benutzt,<br />
um den Raum in der Spur oberhalb des Schotterbetts<br />
zu füllen. So konnte das Team die sonst unzugänglichen Bereiche<br />
mit Maschinen und Ausrüstung erreichen. Das Schwellenwerk<br />
Schwandorf stellte die benötigten Bohlen zur Verfügung.<br />
In den inspizierten und auf Dichte überprüften Abwasserrohren<br />
kamen schließlich 350 m des Glasfaser verstärkten<br />
Kunststoff-Liners (GFK) zur Ausführung, um ein dichtes Kanalnetz<br />
zu erzielen. Aufgrund des insgesamt guten Altrohrzustands<br />
hat der Liner keine statische Funktion. Dieser eignet<br />
sich besonders bei aggressiven Abwassermedien, wie sie bei<br />
der Tränkung von Holzschwellen anfallen können. Dieser<br />
Schlauchliner aus Vinylesterharz trotzt Beanspruchungen<br />
durch Chemikalien sowie Belastungen durch Dauertemperaturen<br />
um 80 °C. Dies entspricht den Anforderungen an Qualität<br />
und Sicherheit, die die Deutsche Bahn AG an ihre Abwassersysteme<br />
stellt.<br />
Der Einzug der Schlauchliner in die Haltungen selbst war<br />
reine Routine: Der Liner der BKP Berolina mit einer Wandstärke<br />
von 4 mm war in den betreffenden Haltungen im Kreisprofil<br />
mit einem Nenndurchmesser von 300 mm problemlos einzubauen.<br />
Mit einem Robotersystem wurde der Kanal für den<br />
Einzug des Liners vorbereitet. Nach den Fräs- und Reinigungsarbeiten<br />
wurde eine hochwertige Inlinersanierung mit dem<br />
Injektions- und Beschichtungsverfahren durchgeführt. Die<br />
lichthärtende Glasfasertechnologie ermöglichte hierbei eine<br />
Einbauzeit von wenigen Stunden. Unter den gegebenen Umständen<br />
ein großer Vorteil.<br />
In ständiger Absprache mit der Deutschen Bahn und der<br />
Rädlinger GmbH galt es, den Auftrag zu verrichten und den<br />
Zugverkehr möglichst nicht zu beeinträchtigen – eine besondere<br />
Koordinierungsaufgabe, die über einen Standardauftrag<br />
in der Kanalsanierungsbranche hinausgeht. Das Team bewältigte<br />
diese Anforderung zur völligen Zufriedenheit des Auftraggebers.<br />
Mit Swietelsky-Faber wählte die Deutsche Bahn<br />
einen Partner, der bereits langjährige Erfahrungen im Bereich<br />
von Sanierung unter Zeitdruck und erschwerten Bedingungen<br />
sammeln konnte.<br />
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Swietelsky-Faber GmbH, Blomberg/Lippe,<br />
E-Mail: kopp@swietelsky-faber.de<br />
DB Netz AG, Regionalbereich Süd, Bodensanierung,<br />
Anja Ragwitz, E-Mail: anja.ragwitz@deutschebahn.com<br />
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gwf Wasser/Abwasser erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimerstr. 145, 81671 München<br />
6 / 2012 517
Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
Sickermulden mit Substrat<br />
entwässern Luckenwalder<br />
Industriegebiet<br />
Schon im 19. Jahrhundert war Luckenwalde als „Stadt der Schornsteine“ bekannt. Auch heute noch ist die Kreisstadt im<br />
brandenburgischen Landkreis Teltow-Fläming ein wichtiger Industriestandort. Motor der wirtschaftlichen Entwicklung sind<br />
heute vor allem die Branchen Automotive und Metall. Vor allem die Nähe zu Berlin ist für viele Unternehmen ein Anreiz, sich<br />
hier anzusiedeln. Um das wirtschaftliche Wachstum der Region weiter anzukurbeln, baut die Stadt das Industriegebiet mit<br />
einem Investitionsvolumen von knapp acht Millionen Euro aus. Wie bei großflächigen Bebauungen üblich, steht das Thema<br />
Entwässerung auch in Luckenwalde im Fokus – zumal die Regenwassersituation aufgrund eines hohen Grundwasserstandes<br />
ohnehin angespannt ist. Die Stadtverwaltung hat sich nach Abwägung mehrerer Alternativen für den Einsatz von D-Rainclean ®<br />
entschieden. Diese von der Funke Kunststoffe GmbH entwickelte Sickermulde ist vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt)<br />
als System zur Behandlung und Versickerung von Niederschlagsabflüssen von Kfz-Verkehrsflächen zugelassen und erfüllt die<br />
Forderungen gemäß Regelwerk DWA A-138 für belastetes Oberflächenwasser. Mit dem dazugehörenden Substrat sorgt sie für<br />
eine zuverlässige Behandlung und Versickerung von belasteten Niederschlagsabflüssen von Straßen, Parkplätzen und Dächern.<br />
Foto: Funke Kunststoffe GmbH<br />
Das Jahr 2010 mit seinen Starkregenereignissen hat die Stadt<br />
Luckenwalde vor große Herausforderungen gestellt. Während<br />
hier normalerweise im Durchschnitt 560 l pro m² an Niederschlagswasser<br />
anfallen, waren es 2010 im Schnitt 737 l/m².<br />
Für derartige Mengen sind die dortigen Gräben und die Nuthe,<br />
über die das Wasser abgeleitet wird, nicht ausgelegt. „Wir<br />
haben in Luckenwalde einen hohen Grundwasserstand, der<br />
teilweise nur 2 m unter der Geländeoberkante liegt. Deshalb<br />
Bild 1: Das Industriegebiet in Luckenwalde wird neu strukturiert. Zur Regenentwässerung<br />
setzt die Stadtverwaltung D-Rainclean® ein<br />
hat die Wasserbehörde die Einleitmenge in die öffentlichen<br />
Gewässer begrenzt. Diese Vorgabe erfordert, dass möglichst<br />
viel Niederschlagswasser vor Ort verbleibt und versickert wird.<br />
So ist es auch im brandenburgischen Wassergesetz festgelegt.<br />
Was wir von privaten Grundstücksbesitzern verlangen,<br />
müssen wir natürlich auch selbst leisten“, erklärt Dirk Ulrich,<br />
Leiter der Abteilung Straßenbau im Straßen-, Grünflächenund<br />
Friedhofsamt. Die Stadtverwaltung Luckenwalde hat sich<br />
deshalb für den Einsatz von D-Rainclean<br />
® im Industriegebiet entschieden.<br />
Planer Markus Blümner, Geschäftsführer<br />
von Redeker Consult Ingenieurgesellschaft<br />
mbH: „Die Entscheidung fiel<br />
aus mehreren Gründen. Die Sickermulde<br />
nimmt deutlich weniger Platz in Anspruch<br />
als ein Retentionsbecken. Außerdem<br />
ist diese Lösung wirtschaftlicher<br />
als der Bau von Stauraumkanälen,<br />
die bei der Herstellung und in der Unterhaltung<br />
hohe Kosten verursachen.<br />
Auf die Jahre gerechnet ist die Sickermulde<br />
die kostengünstigere Variante.“<br />
Durch ihren Einsatz wird die Einleitmenge<br />
von Regenwasser im Stadtgebiet in<br />
die öffentlichen Gewässer nicht nur<br />
verzögert, sondern verringert.“<br />
Von Schadstoffen<br />
gereinigt<br />
Bei der Sickermulde von Funke handelt<br />
es sich um eine 50 cm lange, 40 cm<br />
breite und 37 cm hohe Mulde aus PP,<br />
die mit einem Substrat aus organischen<br />
und mineralischen Stoffen befüllt wird.<br />
518 6 / 2012
„Das definierte Substrat gibt Planungssicherheit, was zum<br />
Beispiel die Reinigungsleistung und die Hydraulik anbelangt“,<br />
erklärt Funke-Fachberater Uwe Schmidt. Hinzu kommt: Aufgrund<br />
der langen Standzeiten ist D-Rainclean ® zudem eine<br />
wirtschaftliche Lösung. Mit der Mulde von Funke Kunststoffe<br />
kann das Niederschlagswasser nicht nur vor Ort versickert<br />
werden. Mit Hilfe des aus organischen Stoffen bestehenden<br />
Substrats werden zudem die Forderungen gemäß Regelwerk<br />
DWA A-138 für belastetes Oberflächenwasser erfüllt. Gerade<br />
im Industriegebiet ein wichtiger Aspekt, wie Schmidt unterstreicht:<br />
„Wo viel Industrieverkehr ist, gelangen besonders<br />
viele Schadstoffe in das Niederschlagswasser, z.B. durch Reifen-,<br />
Straßen- und Bremsabrieb, Abgase oder Tropfverluste.<br />
Das Substrat sorgt dafür, dass Schwermetalle durch Adsorption,<br />
Kationenaustausch und Filterung gebunden und Ölrückstände<br />
biologisch abgebaut werden. Auf diese Weise wird das<br />
Grundwasser bei der Versickerung nicht belastet.“ Eine saubere<br />
Sache für das Luckenwalder Industriegebiet, das seit<br />
2007 ausgebaut und aufgewertet wird. Das Investitionsvolumen,<br />
das u. a. mit Hilfe von zwei Förderprogrammen zustande<br />
gekommen ist, liegt für die sieben Bauabschnitte bei<br />
knapp acht Millionen Euro. Im Rahmen der Neustrukturierung<br />
des Gebiets hat die Stadt Luckenwalde auch die unterirdische<br />
Infrastruktur erneuern lassen, wobei ein Trennsystem für Regen-<br />
und Schmutzwasser eingeführt wurde. Angestrebt ist<br />
allerdings die ortsnahe Versickerung.<br />
Konzept mit Sickermulden<br />
Karsten Ribbecke, Geschäftsführer der mit dem Tiefbau in<br />
Luckenwalde beauftragten Belm Tiefbau GmbH, beschreibt,<br />
wie das Entwässerungskonzept auf der Straße „Schieferling“<br />
aussieht: „Wir haben die neue Fahrbahn 7 m breit gebaut, mit<br />
einseitigem Gefälle. So reicht der Einbau einer Mulde, da das-<br />
Niederschlagswasser auf eine Seite läuft. Insgesamt haben<br />
wir im Schieferling 410 m D-Rainclean ® eingesetzt.“ Während<br />
die Gehwege im Schieferling über eine natürliche offene Mulde<br />
entwässern, leisten die sickermulden in der Industriestraße<br />
die gesamte Entwässerungsarbeit. Hierzu Bauleiter Uwe<br />
Schmidt: „Die Straßenbreite in der Industriestraße beträgt<br />
7,50 m. Hinzu kommen noch 2,50 m für die Parkstreifen. Hier<br />
wurden an beiden Seiten Sickermulden eingebaut, insgesamt<br />
auf 1.750 m Länge.“ Nur bei Starkregenereignissen wie es sie<br />
etwa im Jahr 2010 gab, gelangt das Regenwasser in den<br />
nächsten Sammler. Für diesen Notfall sind die Sickermulden<br />
mit einem Notüberlauf ausgestattet. In Luckenwalde ist man<br />
mit der Entscheidung zufrieden. Was den Auftraggeber besonders<br />
überzeugt, ist die Wirtschaftlichkeit der Mulde. „Gegenüber<br />
anderen Lösungen ist dies die kostengünstigste Variante.<br />
Das Substrat hat laut Hersteller eine Standzeit von rund<br />
15 Jahren. Dann kann es von einem Reinigungsfahrzeug mit<br />
Saugrüssel schnell entfernt und ausgetauscht werden“, so die<br />
Stadtverwaltung. Die Herstellungskosten decken sich bei<br />
beidseitigem Einbau etwa mit denen eines Regenwasserkanals<br />
DN 500. Jedoch werden die Wartungs- und Unterhaltungskosten<br />
im gesamten Regenwassernetz verringert und<br />
die limitierte Einleitmenge in die Vorflut entlastet.<br />
Kontakt<br />
Funke Kunststoffe GmbH, Hamm-Uentrop, Tel. +49 2388<br />
3071-0, E-Mail: info@funkegruppe.de, www.funkegruppe.de<br />
Foto: Funke Kunststoffe GmbH Foto: Funke Kunststoffe GmbH<br />
Bild 2: So wird<br />
die D-Rainclean®-<br />
Sickermulde in<br />
Luckenwalde<br />
eingebaut: Neben<br />
dem Hochbord<br />
werden Betonpflastersteine<br />
verlegt,<br />
dann kommt die<br />
Mulde und daneben<br />
erneut Betonpflastersteine<br />
und die<br />
Asphaltdecke<br />
Bild 3: In der<br />
Straße „Schieferling“<br />
wurde nur eine<br />
Sickermulde<br />
eingesetzt. Hier<br />
verfügt die neue<br />
Fahrbahn über ein<br />
einseitiges Gefälle<br />
6 / 2012 519
Fachbericht<br />
Fernwärme<br />
Neue Berechnungsmethode für<br />
ausgehalste T-Stücke in der<br />
Fernwärme<br />
Von Eugen Besedin, Jochen Lorch, Roland Hartmann und Andreas Schleyer<br />
Ausgehalste T-Stücke sind wegen ihrer prüfbaren Schweißverbindung im Abzweig, nahezu kerbfreien Herstellung und<br />
strömungsgünstigsten Form für vorgefertigte Kunststoffmantelrohr-Systembauteile technisch und wirtschaftlich eine<br />
optimale Lösung. Ihr rechnerischer Nachweis auf der Basis bestehender Regelwerke ist bei erdverlegten warmgehenden<br />
Leitungen mit extrem hohen Axialkräften infolge Reibung konservativ und erfordert in den meisten Fällen den<br />
Einsatz eines Parallelabzweiges oder lässt bei T-Abzweigen nur kurze Abzweiglängen zu. Um die Vorteile der ausgehalsten<br />
T-Stücke bei der Planung von Kunststoffmantelrohr (KMR)-Netzen nutzen zu können, wurden parametrisierte<br />
Analysen auf Basis der Finite-Elemente-Methode (FEM) durchgeführt, ausgewertet und aufgrund von Ähnlichkeitsbetrachtungen<br />
auf die gesamten Nennweitenkombinationen von DN 25/DN 20 bis DN 400/DN 200 übertragen.<br />
Entstanden ist eine Berechnungsmethode, die es gestattet, wirklichkeitsnahe FEM-Ergebnisse in den in der Fernwärme<br />
eingesetzten Stabwerksprogrammen zu nutzen. Im Ergebnis zeigen sich im Vergleich zum konventionellen Ermüdungsnachweis<br />
fast 50 % niedrigere Materialausnutzungen.<br />
MODELLIERUNG MIT FINITE ELEMENT<br />
METHODE<br />
Die Modellierungen und Berechnungen der T-Stücke wurden<br />
mit dem Programmsystem ANSYSÒ Mechanical durchgeführt.<br />
Verwendet wurde ein Volumenmodul mit Solid-Elementen<br />
(Tetraeder). Die Berechnung wurde für 13 Einheitslastfälle<br />
durchgeführt. Gelagert wurde das Modell an einem<br />
Rand des Grundrohres. Die Lagerbedingungen wurden so gewählt,<br />
dass eine radiale Verschiebung der Lagerfläche möglich<br />
ist. Die hergestellten ausgehalste T-Stücke und ein Volumenmodell<br />
sind in Bild 1 abgebildet.<br />
Die Lastenaufbringung der Einheitslastfälle erfolgte über<br />
eine Balkenspinne am Stutzen und Grundrohr. Die Balken wurden<br />
dehnweich aber biegesteif gewählt.<br />
Im Bereich der Übergangsradien Stutzen–Grundrohr wurde<br />
die Elementgröße kleiner gewählt, um bei der nachfolgenden<br />
Spannungslinearisierung eine größtmögliche Genauigkeit<br />
zu erzielen. Die Spannungsauswertung erfolgte an insgesamt<br />
32 Pfaden im Bereich der Übergangsradien Stutzen–Grundrohr<br />
und an der Schweißnaht der anschließenden<br />
weiterführenden Rohrleitung. In Bild 2 ist der Vergleichsspannungsverlauf<br />
am T-Stück DN 250 x 125 dargestellt. Da-<br />
BILD 1: Ausgehalste T-Stücke und Volumenmodell<br />
BILD 2: Ergebnisdarstellung der Vergleichsspannungsschwingbreiten<br />
eines FE-Modells<br />
520 6 / 2012
ei wurden Lastkombinationen einer bestimmten Einbausituation<br />
im FE-Modell angesetzt. Im Bild ist erkennbar, dass die<br />
maximale Vergleichsspannungsschwingbreite in diesem Fall<br />
am Pfad 12 auftritt.<br />
Die Übergangsradien Stutzen–Grundrohr wurden konservativ<br />
kleiner gewählt, als die Radien der realen T-Stücke. Die<br />
tatsächlichen Übergangsradien wurden mittels Labormessungen<br />
ermittelt. Ebenso wurden bei den Wanddicken im FEM-<br />
Modell kleinere verwendet als an den realen T-Stücken vorhanden.<br />
Dies gewährleistet eine konservative Berechnung.<br />
Die Ergebnisausgabe aller linearisierten Spannungskomponenten<br />
erfolgte pfadweise jeweils für alle 13 Einheitslastfälle.<br />
Das heißt, pro T-Stück mit 13 Einheitslastfällen wurden<br />
416 Spannungsausdrucke erzeugt. Diese Spannungskomponenten<br />
wurden zur Implementierung in der Rohrstatiksoftware<br />
sisKMR verwendet.<br />
AUSWERTUNG DER FEM-BERECHNUNGEN<br />
Die Berechnung mit FEM liefert eine große Anzahl von Spannungstensoren,<br />
die an jedem Pfad eines vernetzten Systems<br />
ermittelt werden. Die berechneten Spannungstensoren beschreiben<br />
einen 3-dimensionalen Spannungszustand. Bei<br />
mehreren Lastfällen an einem Modell, können die Ergebnisse<br />
eines Pfades durch Superposition der einzelnen Tensoren<br />
überlagert werden.<br />
Definition der Lastfälle<br />
Um die berechneten Spannungstensoren überlagern zu können,<br />
sind in einem FE-Modell einzelne Lastfälle definiert. Diese<br />
Lastfälle sind mit Einheitslasten ausgewertet und können<br />
durch Multiplikation mit den ermittelten Schnittgrößen<br />
z. B. aus einem Stabwerksprogramm direkt berechnet werden.<br />
Insgesamt können an einem T-Stück 13 Lastfälle wirken<br />
(Bild 3), die aus jeweils drei Momenten und drei Kräften am<br />
Grundrohr und Stutzen und einem Überdruck bestehen. Im<br />
FE-Modell sind alle Querkräfte momentenfrei für den Achsenschnittpunkt<br />
des T-Stücks angesetzt.<br />
Pfade der Spannungsauswertung<br />
In den einschlägigen Regelwerken und Normen wird an T-<br />
Stücken ein Spannungsnachweis geführt. Eine detaillierte FE-<br />
Berechnung hat je nach Vernetzung mehrere Tausend einzelne<br />
Knoten, die ausgewertet werden. Um festzustellen, an<br />
welcher Stelle die maximale Spannung auftritt, müssen alle<br />
Pfade ausgewertet werden. Bei einem Lastfall kann man die<br />
Anzahl der auszuwertenden Pfade reduzieren, indem man<br />
Symmetriebedingungen ausnutzt. Bei einem ausgehalsten<br />
T-Stück sind insgesamt 32 Pfade festgelegt, die gleichmäßig<br />
mit einem Winkel von 22,5° in zwei Ebenen übereinander<br />
verteilt sind. Die Auswertung erfolgt für die Spannungsmaxima<br />
im Radienübergang vom Grundrohr zum Stutzen an<br />
den Pfaden 1 bis 16 und für die Schweißnaht an der Aushalsung<br />
an den Pfaden 17 bis 32 (Bild 3). An den Pfaden 17 bis<br />
32 treten kaum die Spannungsmaxima auf, aber der Grund<br />
für die Auswertung ist die geringere zulässige Spannung infolge<br />
der Schweißnaht.<br />
BILD 3: Lastfälle an einem T-Stück und Pfade<br />
Es werden für jeden Pfad die Spitzenspannungen an der<br />
Außenseite und der Innenseite der Rohrwand ermittelt. Für<br />
den Lastfall Innendruck liegt das Maximum in der Nähe der<br />
Pfade 01 und 09. Bei einer Axialkraft im Grundrohr liegt das<br />
Maximum an den Pfaden 05 und 13 mit der geringsten Querschnittsfläche<br />
am Grundrohr.<br />
Überlagerung der Spannungstensoren<br />
Für die Überlagerungen der Spannungstensoren wird ein fiktives<br />
linearelastisches Materialgesetz für die Berechnung angesetzt.<br />
Die berechneten Spannungstensoren aus den 13 Einheitslastfällen<br />
können mit den tatsächlich auftretenden Größen<br />
aus der Systemberechnung multipliziert werden. Für jeden<br />
Lastfall wird ein eigener Spannungstensor je Pfad ermittelt,<br />
der mit dem Superpositionsprinzip überlagert wird.<br />
Die Anzahl der Tensoren ergibt sich somit pro T-Stück aus 13<br />
Lastfällen x 32 Pfaden = 416.<br />
⎡ σ xx,1<br />
τ xy,1<br />
τ ⎤ ⎡<br />
xz,1<br />
σ<br />
⎢<br />
⎥<br />
xx,n<br />
τ xy,n<br />
τ ⎤<br />
⎢<br />
xz,n<br />
⎥<br />
σ ges,m<br />
= LF 1<br />
⋅ ⎢ τ xy,1<br />
σ yy,1<br />
τ yz,1<br />
⎥ + … + LF n<br />
⋅ ⎢ τ xy,n<br />
σ yy,n<br />
τ yz,n<br />
⎥<br />
⎢<br />
⎥ ⎢<br />
⎥<br />
τ xz,1<br />
τ yz,1<br />
σ<br />
⎣⎢<br />
zz,1<br />
⎦⎥<br />
τ xz,n<br />
τ yz,n<br />
σ<br />
⎣⎢<br />
zz,n<br />
⎦⎥<br />
mit<br />
n = Lastfälle 1 bis 13<br />
m = Pfade 1 bis 32<br />
Die Vergleichsspannung wird gemäß AD 2000-Merkblatt S4<br />
[1] nach der Gestaltänderungshypothese, für jeden Pfad gebildet.<br />
σ v,ges,m<br />
=<br />
σ 2 x<br />
+ σ 2 x<br />
+ σ 2 x<br />
− σ x<br />
σ y<br />
− σ x<br />
σ z<br />
− σ y<br />
σ z<br />
+ 3⋅ τ 2 xy<br />
+ τ 2 2<br />
( xz<br />
+ τ yz )<br />
Wanddickenoptimierung<br />
Die Wanddicken der „neuen“ ausgehalsten T-Stücke sind so<br />
dimensioniert, dass sie auch im Haftbereich (Bereich mit behinderter<br />
Dehnung durch hohe Reibkräfte) eingesetzt werden<br />
können. Diese Voraussetzung hat zur Folge, dass der Lochausschnitt,<br />
der durch das Aushalsen entsteht, mit einer erhöhten<br />
Wanddicke im Grundrohr ausgeglichen wird. Damit<br />
ergeben sich am T-Stück höhere Wanddicken als in den anschließenden<br />
Geradrohren (Tabelle 1).<br />
Die zweite Voraussetzung ist die, dass bei der Aushalsung<br />
genügend Material zur Herstellung des Stutzens vorhanden<br />
ist. Damit wird sichergestellt, dass die Wanddicke am<br />
6 / 2012 521
Fachbericht<br />
Fernwärme<br />
Stutzen mindestens die Wanddicke des Anschlussrohres hat<br />
und die Höhe des ausgehalsten Stutzens für eine Schweißnaht<br />
geeignet ist.<br />
Als dritte Voraussetzung wird die Stabilität gegen Innendruck<br />
von mindestens PN16 nachgewiesen. Bis auf einzelne<br />
Ausnahmen der T-Stücke mit der Grundrohrnennweite<br />
DN 250 bis DN 400 sind alle T-Stücke bis PN 25 einsetzbar.<br />
Nach einigen statischen Untersuchungen wurden die<br />
Wanddicken des Grundrohres festgelegt. Da die Wanddicken<br />
um einiges höher sind als die Standardwanddicken von<br />
KMR, werden die T-Stücke als „ausgehalst dickwandig“ bezeichnet.<br />
Übertragung auf vielfältige<br />
Nennweitenkombinationen<br />
Um nicht die Vielzahl aller möglichen T-Stückkombinationen<br />
mit FEM modellieren zu müssen, wurde ein Konzept zur Übertragung<br />
der Ergebnisse einzelner, ausgehalster T-Stücke auf<br />
vielfältige Nennweitenkombinationen erstellt. In der einschlägigen<br />
Literatur wie KTA 3211.2 [2] wird für T-Stücke die Affinitätsbedingung<br />
bei konstantem Wanddickenverhältnis Abzweig<br />
/ Hauptrohr (s A<br />
/s H<br />
) mit dem Schalenparameter l beschrieben.<br />
d Am<br />
λ =<br />
d Hm<br />
⋅s H<br />
Der Parameter l kommt aus dem Druckbehälterbau und besteht<br />
aus zwei Einzelteilen. Der erste Teil b = d Hm<br />
⋅s H<br />
beschreibt<br />
die mittragende Breite eines Zylinders, der durch einen<br />
Ausschnitt abgeschwächt wird. Der zweite Teil d Am<br />
ist<br />
die Berücksichtigung des mittleren Abzweigdurchmessers,<br />
dessen Wirkung bei den Berechnungen nicht vernachlässigt<br />
werden darf.<br />
Bei gleichem λ und gleichem s A<br />
/s H<br />
liegt eine Ähnlichkeit<br />
der T-Stücke vor. Mit dieser Methode können die Ergebnis-<br />
se einzelner Berechnungen durch Bildung von quadratischen<br />
Funktionen auf unterschiedliche Nennweitenkombinationen<br />
übertragen werden.<br />
Um die Auswahl der T-Stücke zu optimieren, die mit FEM<br />
berechnet werden, ist es wichtig, einen möglichst großen Bereich<br />
des jeweiligen Wanddickenverhältnisses abzudecken.<br />
D.h. den möglich kleinsten, mittleren und größten λ-Wert<br />
zu berücksichtigen. In Bild 4 sind die ausgewählten λ-Werte<br />
mit roten vertikalen Linien gekennzeichnet. Die dazugehörigen<br />
T-Stücke sind darunter aufgelistet.<br />
Ein Beispieldiagramm mit sieben solchen Funktionen ist in<br />
Bild 5 dargestellt. Die markierten Punkte sind die Ergebnisse<br />
aus 21 berechneten T-Stücken. Da zu jedem T-Stück ein<br />
bestimmtes Wanddickenverhältnis (s A<br />
/s H<br />
) und ein Lambda-<br />
Wert gehört, können die Spannungen direkt aus den Kurven/<br />
Funktionen berechnet werden. Für die Berechnung der 99 T-<br />
Stücke sind insgesamt:<br />
7 x (S A<br />
/S H<br />
-Verhältnisse)<br />
13 x (Lastfälle)<br />
32 x (Pfade)<br />
6 x (Spannungsarten)<br />
2 x (Spannungsseiten: Total (I), Total (O))<br />
= 34.944 solcher Funktionen erforderlich.<br />
Spannungsnachweis<br />
Die Ermittlung der zulässigen Vergleichsspannungsschwingbreite<br />
erfolgt nach der Gestaltänderungshypothese (von Mises)<br />
gemäß dem AD-Merkblatt S2 [3]. Für einen mehrachsigen<br />
Spannungszustand bei nicht konstanten Hauptspannungsrichtungen<br />
liefert das AD-Merkblatt S2 in Anlehnung<br />
an den ASME-Code und das KTA-Regelwerk eine Möglichkeit<br />
zur Ermittlung der Vergleichsspannungsschwingbreite 2σ V<br />
.<br />
Diese Betrachtung wird für einen Volllastwechsel-Zyklus<br />
durchgeführt. Mit den durch die Berechnungsnormen vor-<br />
TABELLE 1: Mögliche Nennweitenkombinationen und Wanddicken der T-Stücke<br />
Nennwweite Stutzen<br />
Nennweite Grundrohr<br />
25 32 40 50 65 80 100 125 150 200 250 300 350 400<br />
20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 2,6<br />
25 25 25 25 25 25 25 25 25 25 25 25 25 2,6<br />
32 32 32 32 32 32 32 32 32 32 32 32 2,6<br />
40 40 40 40 40 40 40 40 40 40 40 2,6<br />
50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 2,9<br />
s A<br />
[mm]<br />
65 65 65 65 65 65 65 65 65 2,9<br />
80 80 80 80 80 80 80 80 3,2<br />
100 100 100 100 100 100 100 3,6<br />
125 125 125 125 125 125 3,6<br />
150 150 150 150 150 4<br />
200 200 200 200 4,5<br />
s H<br />
[mm] 4 4 4 4,5 4,5 5 5,6 5,6 6,3 7,1 8 8 8 8<br />
522 6 / 2012
gegebenen Lastwechselzahlen von Fernwärmeleitungen, je<br />
nach Leitungstyp (Transportleitung, Verteilleitung oder Hausanschlussleitung),<br />
kann eine zulässige Vergleichsspannungsschwingbreite<br />
2σ a<br />
bestimmt werden.<br />
Zulässige Spannungsschwingbreite bei<br />
bekannter Lastspielzahl<br />
Als Grundlage für die Ermittlung dient das AD 2000-Merkblatt<br />
S2 Abschnitt 7 [3] „Zulässige Spannungsschwingbreite<br />
bei bekannter Lastspielzahl“:<br />
„Die Spannungsschwingbreite 2σ va<br />
nach Abschnitt (5)<br />
bzw. 2σ va<br />
nach Abschnitt (6) darf die nach den folgenden<br />
Abschnitten zu bildende zulässige Spannungsschwingbreite<br />
2σ azul<br />
nicht überschreiten. Dabei ist zwischen ungeschweißten<br />
und geschweißten Bauteilbereichen zu unterscheiden.“<br />
Mit diesen Formeln ist es möglich, für jede Anzahl der<br />
Vollastwechsel bis N = 2 · 10 6 die dazugehörige zulässige<br />
Spannungsschwingbreite zu berechnen.<br />
BILD 4: Wanddickenverhältnisse, Lambda-Werte und berechnete<br />
T-Stücke<br />
Zukünftige Einsatzgebiete des neuen<br />
Konzeptes<br />
Das erstellte Konzept zur Übertragung weniger Berechnungen<br />
auf vielfältige Nennweitenkombinationen wurde in einer<br />
Masterarbeit entwickelt und zunächst in einer Anwendung<br />
für ausgehalste dickwandige T-Stücke erprobt [4]. Es bietet<br />
das Potenzial, auf ähnliche zukünftige Projekte übertragen<br />
zu werden. Die entwickelte Methode kann in den nächsten<br />
Schritten genutzt werden, um ähnliche Tragfähigkeitsreserven<br />
auch für angebohrte T-Stücke und vorgefertigte 1/1-T-<br />
Stücke nachzuweisen.<br />
DISKUSSION DER BERECHNUNGSMETHODE<br />
UND DER FESTIGKEITSNACHWEISE<br />
Geometrische Affinität<br />
Die Parameterstudie erfolgte unter Ausnutzung der geometrischen<br />
Affinität der T-Stücke. Bei affiner Geometrie sind auch<br />
die Spannungsverteilung und die Größe der Spannungserhöhungsfaktoren<br />
identisch. Die geometrische Affinität erlaubt<br />
somit, dass nicht alle T-Stück-Varianten explizit berechnet<br />
werden müssen.<br />
Spannungsnachweis<br />
Erdverlegte T-Stücke in Fernwärmeleitungen sind über die<br />
Beanspruchung aus Innendruck hinaus keinen weiteren wesentlichen<br />
kraftgesteuerten Beanspruchungen ausgesetzt.<br />
Die Spannungskategorie P e<br />
(KTA 3211.2, AD 2000-Merkblatt<br />
S4) wirkt sich bei den vorliegenden Abmessungen im<br />
Aushalsungsbereich nicht wie eine äußere Last aus. Eine entsprechende<br />
Berechnung mit elastoplastischem Materialgesetz<br />
und zyklischer Beanspruchung wurde hierzu zur Verifizierung<br />
für eine typische Belastungskombination an einem<br />
ausgehalsten T-Stück durchgeführt.<br />
Zusätzlich zum klassischen Innendrucknachweis wird hier<br />
kein weiterer Spannungsnachweis geführt. Der Festigkeitsnachweis<br />
erfolgt über den Ermüdungsnachweis.<br />
BILD 5: Beispielfunktionen für Spannungsberechnung<br />
Lineare Superposition<br />
Erdverlegte T-Stücke in Fernwärmeleitungen werden überwiegend<br />
durch dehnungskontrollierte Beanspruchungen aus<br />
behinderter Wärmedehnung beansprucht. Dabei liegen die<br />
Spannungen im Aushalsungsbereich deutlich über der doppelten<br />
Streckgrenze.<br />
Die einschlägigen Regelwerke zur Bewertung von Spannungen<br />
bei rechnerischen Spannungsanalysen (KTA 3211.2,<br />
AD 2000-Merkblatt S4) begrenzen die Zulässigkeit einer linear<br />
elastischen Spannungsanalyse auf (P l<br />
+ P b<br />
+ Q) ≤ 2 R p0,2T<br />
.<br />
Spannungsspitzen F sowie thermische Belastungen in Dickenrichtung<br />
dürfen dabei dieses Kriterium übersteigen. Im vorliegenden<br />
Fall sind die Beanspruchungen aus behinderter Wärmedehnung<br />
über die Wanddicke konstant. Andererseits wird<br />
in einschlägigen Regelwerken für nicht erdverlegte Rohrleitungen<br />
die Normalkraft aus behinderter Wärmedehnung vernachlässigt.<br />
Hier wird deshalb bezüglich der Normalkraft aus<br />
behinderter Wärmedehnung vom strengen Konzept der KTA<br />
3211.2 abgewichen und dieser Spannungsanteil ebenso wie<br />
eine thermische Belastung in Dickenrichtung betrachtet. Diese<br />
Vorgehensweise wird mit der o.g. Berechnung mit elasto-<br />
6 / 2012 523
Fachbericht<br />
Fernwärme<br />
plastischem Materialgesetz und zyklischer Beanspruchung<br />
bestätigt. Somit sind die Zulässigkeitskriterien für eine linear<br />
elastische Berechnung erfüllt.<br />
Mit der Beibehaltung der linear elastischen Berechnungsmethode<br />
gilt auch weiterhin die lineare Superposition der untersuchten<br />
13 Einheitslastfälle. Jede elastoplastische Spannungsanalyse<br />
hat den Nachteil, dass sie ein punktuelles, nicht<br />
übertragbares Einzelergebnis darstellt. Mit der linearen Superposition<br />
hingegen lassen sich über die Einheitslastfälle beliebige<br />
Lastkombinationen erzeugen. Die Berücksichtigung<br />
der Plastifizierungseffekte erfolgt erst beim Ermüdungsnachweis.<br />
Ermüdungsnachweis<br />
Der Ermüdungsnachweis erfolgt unter Anwendung des AD<br />
2000-Merkblattes S2 für die maximale Spannungsschwingbreite<br />
im ungeschweißten Aushalsungsbereich. Die Schweißnaht<br />
zwischen Aushalsung und Stutzenrohr liegt bereits außerhalb<br />
des Bereiches mit relevanten Spannungserhöhungsfaktoren<br />
und wird deshalb trotz des höheren Kerbfaktors<br />
nicht maßgebend für den Ermüdungsnachweis.<br />
Nach S2 kann der Ermüdungsnachweis wiederum über<br />
eine linear elastische Spannungsanalyse erfolgen, sofern die<br />
gleichen Randbedingungen wie für die lineare Superposition<br />
eingehalten sind. Bei überelastischen Spannungsschwingbreiten<br />
2 σ* vaw<br />
> 2 R p0,2T<br />
werden die Plastifizierungen mit dem<br />
Korrekturfaktor k e<br />
berücksichtigt.<br />
Über die in EN 13941 spezifizierten Lastzyklenzahlen<br />
wird nach AD 2000-S2 eine zulässige pseudoelastische Vergleichsspannungsschwingbreite<br />
ermittelt und als Festigkeitskriterium<br />
verwendet.<br />
NUTZEN DER NEUEN METHODE<br />
Um den Nutzen der Methode darzustellen, wird die „neue“<br />
Berechnungsmethode mit den bisherigen verglichen. Als<br />
Grundlage für die Schnittlastenermittlungen und T-Stück-<br />
Berechnungen dienen das Regelwerk ASME [5], die AGFW<br />
Arbeitsblätter [6] sowie die EN 13941 [7].<br />
BILD 6: Mögliche Abzweiglängen<br />
Berechnung von 99 T-Stücken<br />
An einer konkreten Einbausituation werden Berechnungen zuerst<br />
mit den Spannungserhöhungsfaktoren nach ASME und<br />
danach mit FEM berechnet. Dabei wurden für beide Berechnungen<br />
die gleichen Geometriedaten der T-Stücke eingesetzt.<br />
Für die Einbausituation, bei der das T-Stück 30 m vom natürlichen<br />
Festpunkt und 20 m zur nächsten Kompensation<br />
entfernt ist, werden alle 99 T-Stücke nach beiden Methoden<br />
berechnet. Die Abzweiglänge ist mit 12 m modelliert.<br />
Insgesamt wurden 198 Berechnungen durchgeführt und die<br />
Ausnutzungen in diesem Fall nach ASME und FEM miteinander<br />
verglichen.<br />
Bei dem Vergleich der Ausnutzungen aller T-Stücke ergeben<br />
sich folgende Mittelwerte:<br />
Mittlere Ausnutzung nach ASME: 180 %<br />
Mittlere Ausnutzung nach FEM: 97 %<br />
Mittleres Verhältnis FEM / ASME: 54 %<br />
Das Verhältnis von 54 % im Vergleich zu der Berechnungsmethode<br />
nach ASME ist eine deutliche Verbesserung durch<br />
die FEM. Dabei ist von den 99 T-Stücken nur ein T-Stück nach<br />
ASME nachweisbar, wobei nach FEM 64 T-Stücke nachgewiesen<br />
werden konnten. Ähnliche Ergebnisse ergeben sich<br />
im Vergleich zu den Berechnungsmethoden nach AGFW und<br />
EN 13941.<br />
Mögliche Abzweiglängen<br />
Nicht nur der Planung von Hausanschlüssen spielen die möglichen<br />
Abzweiglängen eine wichtige Rolle. Es ist oft der Fall,<br />
dass die Abzweigleitungen bis zur nächsten „natürlichen“<br />
Kompensationsstelle bereits vorher kompensiert werden<br />
müssen, da es beim T-Stück zu Überlastungen kommt. Durch<br />
eine zusätzliche Kompensationsstelle werden Mehrkosten<br />
verursacht. Der Grund für die Überlastungen sind die Verschiebungen<br />
aus Wärmedehnungen und dadurch entstehende<br />
Belastungen.<br />
Bei folgendem Vergleich wird das T-Stück nach zwei<br />
Berechnungsmethoden (hier EN 13941 und FEM) für bestimmte<br />
Einbausituation gerechnet. Dabei wird die gerade<br />
Abzweiglänge vom T-Stück bis zum Hauseintritt verlängert<br />
bis die Ausnutzung des T-Stücks ca. 100 % beträgt. Die entstandene<br />
Abzweiglänge ist die maximal mögliche Länge bis<br />
zur nächsten Kompensation, bzw. bis zum Hauseintritt. Der<br />
Nutzen ist an zwei Beispielen zu erkennen:<br />
Bei einem T-Stück DN 100x65 ist nach EN 13941 eine<br />
Abzweiglänge von 12 m möglich. Nach FEM beträgt die<br />
Länge bei der gleichen Einbausituation 27 m. Es ist 125 %<br />
mehr Abzweiglänge als vorher möglich (siehe Bild 6).<br />
Bei einem T-Stück DN 100x25 ist nach EN 13941 kein T-<br />
Abzweig möglich. Nach FEM ist ein T-Abzweig nachweisbar<br />
und die mögliche Abzweiglänge beträgt bei der gleichen<br />
Einbausituation 10 m.<br />
Übertragung auf Stabwerksprogramm sisKMR<br />
Die neue Berechnungsart mit den FEM-Ergebnissen ist in der<br />
Rohrstatiksoftware sisKMR implementiert. Mit sisKMR können<br />
ausgehalste T-Stücke mit der Genauigkeit einer FEM-<br />
Analyse berechnet werden, ohne ein solches FEM-Programm<br />
524 6 / 2012
einzusetzen. Dazu wird bei der Eingabe des T-Stückes die<br />
Bauart „Ausgehalst dickwandig“ ausgewählt. Sämtliche Geometriedaten<br />
der einzelnen T-Stücke wie Wanddicken und<br />
Aushalsungsradien sind im Programm integriert und müssen<br />
nicht einzeln eingegeben werden.<br />
Die Ermittlung der Schnittlasten am T-Stück und die komplette<br />
„FEM-basierte“ Spannungsermittlung werden automatisch<br />
durchgeführt und im Ergebnisbericht ausgegeben. Der<br />
Ermüdungsnachweis erfolgt wie im Ergebnisbericht beschrieben<br />
nach FEM und AD 2000-Merkblatt S2.<br />
DANKSAGUNG<br />
Die aufwändigen FEM-Berechnungen beim TÜV Süd wurden<br />
durch finanzielle Förderungen der KMR-Hersteller Isoplus<br />
und Logstor ermöglicht. Die Autoren bedanken sich bei<br />
den Fördermittelgebern.<br />
Literatur<br />
[1] AD 2000-Merkblatt S4 „Bewertung von Spannungen bei<br />
rechnerischen und experimentellen Spannungsanalysen“<br />
(2001-02)<br />
[2] KTA 3211.2 „Druck- und aktivitätsführende Komponenten<br />
von Systemen außerhalb des Primärkreises. Auslegung,<br />
Konstruktion und Berechnung“ (1992-06)<br />
[3] AD 2000-Merkblatt S2 „Berechnung auf Wechselbeanspruchung“<br />
(2004-10)<br />
[4] Besedin E.: Neues Berechnungskonzept für ausgehalste T-<br />
Stücke in der Fernwärme auf Basis von FEM: GEF-Schriftenreihe<br />
Band 1: Shaker Verlag 2012: ISBN 978-3-8440-<br />
1034-3<br />
[5] ASME American Society of Mechanical Engineers “Code<br />
for Pressure Piping”<br />
[6] AGFW-Arbeitsblätter FW 401 „Verlegung und Statik von<br />
Kunststoffmantelrohren für Fernwärmenetze“ (2007-12)<br />
[7] EN 13941 „Auslegung und Installation von werkmäßig<br />
gedämmten Verbundmantelrohren für die Fernwärme“<br />
(2010-12)<br />
Autoren<br />
Dr.-Ing. Andreas Schleyer<br />
Vorstand GEF Ingenieur AG, Leimen<br />
Tel. +49 6224 9713-18<br />
E-Mail: andreas.schleyer@gef.de<br />
Dipl.-Ing. Jochen Lorch<br />
TÜV SÜD Industrie Service GmbH,<br />
Stuttgart<br />
Tel. +49 711 7005-356<br />
E-Mail: jochen.lorch@tuev-sued.de<br />
M.Sc. Eugen Besedin<br />
GEF Ingenieur AG, Leimen<br />
Tel. +49 6224 9713-13<br />
E-Mail: eugen.besedin@gef.de<br />
Dipl.-Ing. Roland Hartmann<br />
TÜV SÜD Industrie Service GmbH,<br />
Stuttgart<br />
Tel. +49 711 7005-654<br />
E-Mail: roland.hartmann@tuev-sued.de<br />
Branchentreff<br />
Treffen und Köpfe aus der Branche: Interviews,<br />
Meinungen, Personalien und Veranstaltungs-<br />
Highlights<br />
www.<strong>3R</strong>-Rohre.de<br />
6 / 2012 525
Fachbericht<br />
Fernwärme<br />
Anspruchsvoller Rohrleitungsbau bei<br />
Auskoppelstation in der MVA Hamm<br />
Von Katrin Kulbatzki<br />
In einer Bauzeit von rund sechs Monaten hat die HSE Technik aus Darmstadt eine komplette Fernwärme-Auskoppelstation<br />
mit den dazugehörigen Anlagen, Rohrleitungen und der EMSR-Technik für die Müllverbrennungsanlage in<br />
Hamm/Westfalen errichtet und in Betrieb genommen. Künftig wird dadurch die bei den Verbrennungsprozessen entstehende<br />
Abwärme zusätzlich zu der bereits vorhandenen Stromerzeugung auch für die Fernwärme genutzt.<br />
Bild 1: Einbringen der Stahlrohre in das Kesselhaus in 14 m Höhe<br />
Die Auskoppelstation der Müllverbrennungsanlage in Hamm/<br />
Westfalen besteht primärseitig aus zwei dampfbetriebenen<br />
Wärmetauschern mit einer Leistung von jeweils 15 MW und<br />
einer Kondensatpumpenanlage mit jeweils zwei redundanten<br />
Förderpumpen sowie der dazugehörigen Regelgruppe.<br />
Sekundärseitig sorgen zwei Netzpumpen für die Umwälzung<br />
des Wassers mit bis zu 410 m³/h durch das angeschlossene<br />
Fernwärmenetz mit einem Gesamtvolumen von ca. 1.500 m³.<br />
Die Druckhaltung des Fernwärmesystems wird über ein Hydraulikmodul<br />
und zwei stehende Ausgleichsbehälter mit jeweils<br />
40 m³ Volumen gewährleistet. Zusätzlich sind Einrichtungen<br />
zur Wasseraufbereitung durch eine Sprührohrentgasung,<br />
Wasserfilter und eine Dosieranlage installiert.<br />
Die in Reihe geschalteten Heizkondensatoren sind an<br />
zwei voneinander unabhängigen Turbinen im Niederdruckund<br />
Mitteldruck-Dampf angeschlossen. Sie sind als Rohrbündel-Kondensatoren<br />
in liegender Aufstellung ausgeführt, da<br />
die vorhandenen Räumlichkeiten lediglich eine Deckenhöhe<br />
von 5,5 m bieten.<br />
Die Steuerung der Anlage erfolgt in der Regel außentemperaturgeführt<br />
entsprechend einer vorgegebenen Vorlauftemperaturkurve.<br />
Dabei wird die Wärmeabgabe der Wärmetauscher<br />
über deren Kondensatfüllstand geregelt. Je höher<br />
dieser ist, desto weniger Wärme wird abgegeben. Wird mehr<br />
Wärme gefordert, senkt sich der Füllstand ab und die freie<br />
Heizfläche der Rohrbündel wird entsprechend vergrößert.<br />
Die Netzpumpen sind als Kreiselpumpen in horizontaler<br />
Aufstellung mit einer Motorleistung von jeweils 160 kW ausgeführt<br />
(Bild 2). Die Pumpen werden mittels Frequenzumrichter<br />
gesteuert. Im Teillastbetrieb läuft jeweils eine Pumpe.<br />
Ab ca. 300 m³/h wird die zweite Pumpe zugeschaltet,<br />
um die maximale Umwälzmenge von 410 m³/h zu erreichen.<br />
Die Druckverhältnisse im Versorgungsnetz werden über<br />
eine asymmetrische Mittendruckhaltung sowie die Differenzdruckmessungen<br />
an den Verbrauchern überwacht und geregelt.<br />
Hierzu ist eine Druckhaltung mit jeweils zwei Druckhaltepumpen<br />
und Überstromventilen sowie zwei Ausdehnungsbehältern<br />
mit jeweils 40 m³ installiert. Über die Ausdehnungsbehälter<br />
mit füllstandsabhängiger Zu- und Abspeisung können<br />
die Volumenänderungen aus dem Netz kompensiert werden,<br />
die durch Temperaturänderungen entstehen.<br />
526 6 / 2012
Detailarbeit gefragt<br />
Was sich einfach anhört, war in der Praxis Millimeterarbeit:<br />
Die Räumlichkeiten zur Unterbringung von Wärmetauschern,<br />
Netz- und Kondensatpumpen, Druckhaltung, Ausdehnungsbehältern<br />
und allen erforderlichen Rohrleitungen in Dimensionen<br />
bis DN 500 waren mehr als beengt. So galt es, mit technischlogistischem<br />
Geschick alle Komponenten in die dafür vorgesehenen<br />
Räume der ehemaligen Schlosserei einzubringen.<br />
Entsprechend entwarf die HSE Technik zahlreiche Hilfskonstruktionen<br />
zur Einbringung der zum Teil sehr sperrigen<br />
und schweren Bauteile. So wurden beispielsweise die Ausdehnungsbehälter<br />
zweizügig mit einer Flanschverbindung gefertigt,<br />
um diese im Gebäude aufstellen zu können. Zum Einbau<br />
der beiden Wärmetauscher mit jeweils 8,2 t bei einer Länge<br />
von ca. 6,5 m sowie dem Einbringen und Aufstellen der Ausdehnungsbehälter<br />
mit jeweils 14 m Höhe, 2 m Durchmesser<br />
und einem Gewicht von jeweils 5 t mussten eigens Kran- und<br />
Trägerkonstruktionen geplant und gefertigt werden.<br />
Ein Teil der zu verlegenden Warmwasserleitungen in<br />
DN 300 wurden in ca. 14 m Höhe rund 40 m durch das Kesselhaus<br />
geführt. Dafür wurden die Stahlrohre mit Hilfe eines<br />
Teleskopkranes und Arbeitsgerüsten an der Gebäudewand<br />
von außen in der entsprechenden Höhe durch Kernbohrungen<br />
eingefädelt. Der weitere Transport erfolgte über Rollenböcke<br />
und dem Einsatz von Kettenzügen, da der Einbauort in<br />
den bestehenden Anlagen der Müllverbrennung für größere<br />
Maschinen unerreichbar war.<br />
Bild 2: Die Netzpumpen: horizontale Kreiselpumpen mit einer<br />
maximalen Umwälzmenge von 410 m 3 /h<br />
Intelligente Baustellenorganisation<br />
sichert Vorteile<br />
Zur Gewährleistung eines raschen Baufortschrittes hat die HSE<br />
Technik einen separaten Platz auf dem Außengelände der MVA<br />
für die Vorfertigung eingerichtet, auf dem jeweils Arbeitsplätze<br />
zum Vorrichten der Formteile und feste Schweißplätze installiert<br />
wurden. Somit konnte unabhängig von der Witterung<br />
unter besten Bedingungen gearbeitet werden. Der Einsatz eines<br />
Plasmaschneidgerätes erhöhte dabei die Effektivität beim<br />
Vorrichten: es ermöglichte das Kürzen und Anphasen der Rohrleitungen<br />
in nur einem Arbeitsgang. Bei gutem Wetter konnte<br />
zusätzlich im Außenbereich oder unter Schweißzelten gearbeitet<br />
werden. Der Platz wurde auch als Außenlager für Rohmaterial<br />
und fertige Formteile genutzt. Die benötigten Formteile<br />
für den jeweiligen Arbeitstag wurden dann von der Montagemannschaft<br />
in die Anlage transportiert, montiert und mittels<br />
stationärer Baustellennähte eingebunden.<br />
Dieser Bauablauf brachte zahlreiche Vorteile:<br />
kürzere Gesamtbauzeit, da mehrere Schweißer unabhängig<br />
voneinander arbeiten konnten,<br />
Aufgabenteilung und geregelte Schnittstellen sorgten für<br />
Klarheit bei den Beteiligten: Jeder kannte seine Aufgabe<br />
und hatte diese im Blick,<br />
deutliche Erleichterung der Arbeitsbedingungen,<br />
der ohnehin begrenzte Arbeitsraum in der Anlage konnte<br />
effektiv genutzt werden. Wartezeiten, wenn mehrere<br />
Personen oder Gewerke in einem Bereich arbeiten mussten,<br />
wurden großteils vermieden,<br />
Bild 3: Ein Blick auf die Ausdehnungsbehälter: Durch sorgfältige<br />
Vorplanung konnte das Öffnen des darüberliegenden Müllbunkers<br />
vermieden werden. Die zweizügigen Behälter wurden von der 0 m-<br />
Ebene zentimetergenau durch die Deckenöffnung gezogen und exakt<br />
platziert<br />
die Durchführung der Durchstrahlungsprüfungen der<br />
Schweißnähte ist auf Grund geringerer sicherheitstechnischer<br />
Auflagen im Außenbereich vereinfacht,<br />
insbesondere die Anzahl stationärer Schweißnähte wurde<br />
reduziert.<br />
6 / 2012 527
Fachbericht<br />
Fernwärme<br />
Den Monteuren, Vorrichtern und Schweißern in der Anlage<br />
wurden besondere Leistungen abgefordert: Die schweren und<br />
sperrigen Formteile aus der Vorfertigung mussten in die Anlage<br />
eingebracht, millimetergenau ausgerichtet und hochwertig<br />
verschweißt werden. Trotz der schwierigen örtlichen<br />
Begebenheiten auf Grund der Enge, Arbeiten in Höhen von<br />
14 m, Temperaturen bis 40 °C und großen Staubbelastungen<br />
im Kesselhaus wurden die Erwartungen des Kunden und<br />
des TÜV zu jeder Zeit erfüllt.<br />
Dabei wurden an die Qualität der Schweißnähte besonders<br />
hohe Anforderungen gestellt. Durch die geschulte Bauleitung<br />
wurden ständig Sichtkontrollen nach DIN EN ISO 5817 Bewertungsgruppe<br />
B durchgeführt. Die geforderten Röntgenprüfungen<br />
wurden über die gesamte Bauzeit verteilt ausgeführt.<br />
Zusätzlich wurde jede einzelne Schweißnaht mit der<br />
Vakuumbrille geprüft. Besonderes Augenmerk bei sämtlichen<br />
Prüfungen lag auf den stationär, meist in Zwangslage gefertigten<br />
Schweißnähten.<br />
Geänderte Rohrleitungsführung<br />
während der Vorfertigung<br />
Erschwerend kamen während des Bauablaufs die bis dato unbekannten<br />
Anforderungen der Gebäudestatik hinzu: Die Lage<br />
der Wand- und Deckendurchführungen musste neu auf das<br />
geplante Rohrhalterungskonzept abgestimmt werden, um die<br />
zulässigen Belastungen des Gebäudes nicht zu überschreiten.<br />
In enger Zusammenarbeit mit Fachleuten aus den Bereichen<br />
Gebäude-, Stahlbau- und Rohrleitungsstatik wurden<br />
vor Ort neue Leitungswege gefunden. Bei der Umplanung der<br />
ohnehin schon sehr anspruchsvollen Leitungsführung wurde<br />
ständig die Einhaltung der zulässigen Belastungen der Rohrleitungen<br />
und Anschlüsse mittels einer Rohr-2-Berechnung<br />
geprüft. Diese beruht auf einem dreidimensionalen Plan des<br />
Rohrleitungssystems mit sämtlichen Halterungen und Bauteilanschlüssen.<br />
Trotz eines begrenzten Zeitrahmens – die Umplanung der<br />
Leitungsführung fand während der laufenden Vorfertigung<br />
statt – ist es gelungen, den Einsatz der geplanten Kompensatoren<br />
zu optimieren: Wenn die Anzahl und Länge von Bögen<br />
und Dehnschenkeln ausreichend war oder die Möglichkeit bestand,<br />
diese entsprechend anzupassen, wurde auf den Einsatz<br />
von Kompensatoren verzichtet. Die Vorteile für den Betreiber<br />
sind hierbei die Vereinfachung der Anlage, geringere Ersatzteilvorhaltung<br />
und der Entfall möglicher Fehlerquellen.<br />
Konnten die zulässigen Anschlussmomente der einzelnen<br />
Baugruppen jedoch nicht durch eine Anpassung der Rohrleitungsführung<br />
oder des Halterungskonzeptes erreicht werden<br />
oder war eine Entkopplung zum Beispiel zwischen Pumpe und<br />
Rohrsystem erforderlich, wurde dies durch den Einsatz von<br />
Kompensatoren realisiert.<br />
Insgesamt wurden für die Errichtung der Fernwärme-Auskoppelstation<br />
ca. 240 m Stahlrohrleitung zuzüglich Formteile<br />
in den Dimensionen DN 200 bis DN 500 verarbeitet und über<br />
250 Schweißnähte erstellt. Hinzu kommen zahlreiche Kleinleitungen<br />
ab DN 15 mit über 800 Schweißnähten.<br />
Ein besonderes Augenmerk galt der Sauberkeit der Rohrleitungen.<br />
Es sollte später kein Schmutz in die Anlagentechnik<br />
gelangen, der dort die empfindlichen Baugruppen schädigen<br />
könnte. Aus diesem Grund wurde der größte Anteil der<br />
Bild 4: Schweißen<br />
der Rohrleitungen<br />
DN 300 im Kesselhaus.<br />
Im Vordergrund die provisorischen<br />
Rollenböcke<br />
zum Einziehen der Leitungen<br />
528 6 / 2012
Schweißnähte im WIG-Schweißverfahren (141) hergestellt. Bei<br />
Rohrleitungen ab Dimension DN 300 wurde das WIG-Schweißverfahren<br />
(141) für die Wurzellage mit dem Lichtbogenhandschweißen<br />
in der fallenden Position (111/PJ) für die Füll- und<br />
Decklagen kombiniert. Die Rohre und Formteile mussten bereits<br />
vollständig sandgestrahlt und von außen beschichtet auf<br />
die Baustelle angeliefert werden. Um die Ablagerung von Korrosionspartikeln<br />
zu minimieren, war es erforderlich, die Rohrleitungen<br />
jeweils nach der Wasserdruckprüfung schnellstmöglich<br />
mit vorgewärmter Druckluft zu trocknen. Trockenmolchen kam<br />
auf Grund der hohen Dichte an Armaturen nicht in Betracht.<br />
Im Beisein des TÜV-Sachverständigen wurden schließlich<br />
die einzelnen Rohrleitungssysteme in der Anlage einer Wasser-Druckprüfung<br />
unterzogen. Entsprechend den Anforderungen<br />
der Druckgeräterichtlinie lag der Prüfdruck im Heißwassersystem<br />
bei 37,5 bar. In der abschließenden Prüfung der<br />
Gesamtanlage wurden die sicherheitsgerichteten Baugruppen<br />
und Schaltvorgänge durch eine Simulation der entsprechenden<br />
Grenzwerte erfolgreich getestet.<br />
Die Steuerungstechnik der gesamten Auskoppelstation<br />
wurde in einem separaten Elektroraum aufgebaut und in das<br />
vorhandene Steuerungssystem der MVA integriert. Die Besonderheit<br />
daran: Die Bedienoberfläche wurde sowohl optisch<br />
als auch funktional am bereits bestehenden System zur Steuerung<br />
der übrigen Komponenten angepasst. Die Einarbeitung<br />
für das Bedienpersonal konnte so erheblich erleichtert werden.<br />
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ständig vor Ort, koordinierte alle am Bau beteiligten<br />
Firmen. Schließlich musste sichergestellt werden, dass<br />
alle Arbeiten ohne Unterbrechung des Betriebes der Müllverbrennung<br />
ausgeführt werden. Als letzte große Herausforderung<br />
stellte sich die gleichzeitige Inbetriebnahme der Auskoppelstation<br />
zusammen mit dem Betriebspersonal der MVA, der<br />
neu verlegten Transportleitung (DN 300, ca. 8 km lang) und<br />
den angeschlossenen, ebenfalls neu errichteten Übergabestationen<br />
Hamm Mitte und Heessen der Stadtwerke Hamm heraus.<br />
Auch hierbei liefen die Fäden bei der Projektleitung der<br />
HSE Technik zusammen. Durch die enge und zielführende Abstimmung<br />
mit den Stadtwerken Hamm und dem Betrieb der<br />
MVA konnte gewährleistet werden, dass jeder Projektbeteiligte<br />
seine Aufgabe sicher erledigen konnte.<br />
Autor<br />
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ideal zum Archivieren<br />
Dipl.-Ing. Katrin Kulbatzki<br />
HSE Technik GmbH & Co. KG,<br />
Darmstadt<br />
Tel. +49 6151 701-7201<br />
E-Mail: katrin.kulbatzki@hse.ag<br />
Alle Bezugsangebote und Direktanforderung<br />
finden Sie im Online-Shop unter<br />
www.gwf-gas-erdgas.de<br />
Oldenbourg Industrieverlag<br />
www.gwf-gas-erdgas.de<br />
gwf Gas/Erdgas erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimerstr. 145, 81671 München<br />
6 / 2012 529
Aktuelle Termine<br />
Services<br />
Seminare – brbv<br />
Spartenübergreifend<br />
Grundlagenschulungen<br />
GFK-Rohrleger nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 324 – Grundlagenschulung<br />
ganzjährig Gera, Greifswald<br />
GFK-Rohrleger nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 324 – Nachschulung<br />
ganzjährig Gera, Greifswald<br />
Stecken, Pressen und Klemmen von Kunststoffrohren<br />
ganzjährig bundesweit<br />
Baustellenabsicherung und Verkehrssicherung<br />
RSA/ZTV-SA – 1 Tag<br />
25.09.2012 München<br />
08.10.2012 Sulzbach<br />
Baustellenabsicherung und Verkehrssicherung<br />
RSA/ZTV-SA – 2 Tage<br />
08./09.10.2012 Frankfurt/Main<br />
09./09.12.2012 Sulzbach<br />
Informationsveranstaltungen<br />
Seminar für Führungskräfte aus der Bauund<br />
Versorgungswirtschaft<br />
16./17.07.2012 Grainau am Eibsee<br />
Erneuerbare Energien – Biogas<br />
27.09.2012 Hannover<br />
Spartenübergreifende Hausanschlusstechnik<br />
10.10.2012 Kerpen<br />
Einbau und Abdichtung von Netz- und<br />
Hausanschlüssen bei Neubau und Sanierung<br />
17.10.2012 Nürnberg<br />
14.11.2012 Oldenburg<br />
18.12.2012 Potsdam<br />
Arbeitsvorbereitung und Kostenkontrolle<br />
im Rohrleitungsbau – Arbeitskalkulation<br />
18.10.2012 Berlin<br />
Neue Entwicklungen bei den Anwendungen<br />
und Einbauverfahren duktiler Guss-Rohrsysteme<br />
09./10.10.2012 Frankfurt/Main<br />
Einbau und Abdichtung von Netz- und<br />
Hausanschlüssen bei Neubau und Sanierung<br />
17.10.2012 Nürnberg<br />
14.11.2012 Oldenburg<br />
18.12.2012 Potsdam<br />
Arbeitssicherheit im Tief- und Leitungsbau<br />
08.11.2012 Mannheim<br />
06.12.2012 Münster<br />
Baurecht 2012<br />
08.11.2012 Potsdam<br />
27.11.2012 Bielefeld<br />
Steuerbare horizontale Spülbohrverfahren<br />
– Fortbildungsveranstaltung nach GW 329<br />
05.12.2012 Kassel<br />
Bauausführung<br />
12.12.2012 Nürnberg<br />
Abnahme und Gewährleistung<br />
13.12.2012 Nürnberg<br />
Gas/Wasser<br />
Grundlagenschulungen<br />
Geprüfter Netzmeister Gas/Wasser – Vollzeitlehrgang<br />
20.08.2012-15.03.2013 Berlin, Dresden,<br />
Köln<br />
Geprüfter Netzmeister Gas/Wasser – Vollzeitlehrgang<br />
20.08.2012-15.03.2013 Berlin, Dresden,<br />
Köln<br />
Fachkraft für die Instandsetzung von<br />
Trinkwasserbehältern nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 316-2<br />
24.-28.09.2012 Frankfurt/Main<br />
Schweißaufsicht nach DVGW-Merkblatt<br />
GW 331<br />
03.-07.09.2012 Hannover<br />
22.-26.10.2012 Aachen<br />
19.-23.11.2012 Hannover<br />
26.-30.11.2012 Würzburg<br />
26.-30.11.2012 Leipzig<br />
Vermessungsarbeiten an Gas- und Wasserrohrnetzen<br />
nach DVGW Hinweis GW 128<br />
– Grundkurs<br />
ganzjährig bundesweit<br />
Vermessungsarbeiten an Gas- und Wasserrohrnetzen<br />
nach DVGW Hinweis GW 128<br />
– Nachschulung<br />
ganzjährig bundesweit<br />
Fachkraft für die Instandsetzung von<br />
Trinkwasserbehältern nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 316-2<br />
24.-28.09.2012 Frankfurt/Main<br />
Schweißaufsicht nach DVGW-Merkblatt<br />
GW 331<br />
ganzjährig bundesweit<br />
PE-HD Schweißer nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
GW 330 – Grundkurs<br />
ganzjährig bundesweit<br />
PE-HD Schweißer nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
GW 330 – Verlängerungskurs<br />
ganzjährig bundesweit<br />
Nachumhüllen von Rohren, Armaturen, und<br />
Formteilen nach DVGW-Merkblatt GW 15<br />
– Grundkurs<br />
ganzjährig bundesweit<br />
Nachumhüllen von Rohren, Armaturen, und<br />
Formteilen nach DVGW-Merkblatt GW 15<br />
– Nachschulung<br />
ganzjährig bundesweit<br />
Fachkraft für Muffentechnik metallischer<br />
Rohrsysteme – DVGW-Arbeitsblatt W 339<br />
ganzjährig Bad Zwischenahn, Gera,<br />
Greifswald, Leipzig<br />
Kontaktadresse<br />
brbv<br />
Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes<br />
GmbH, Köln,<br />
Tel. 0221/37 658-20,<br />
E-Mail: koeln@brbv.de, www.brbv.de<br />
Lehrgänge – RSV<br />
ZKS-Berater-Lehrgänge<br />
Modulare Schulung 2012<br />
Kerpen<br />
10.-15.09.2012<br />
24.-29.09.2012<br />
15.-19.10.2012<br />
12.-17.11.2012<br />
Feuchtwangen<br />
17.-22.09.2012<br />
08.-13.10.2012<br />
05.-09.11.2012<br />
26.11.-01.12.2012<br />
Bad Zwischenahn<br />
24.-29.09.2012<br />
15.-20.10.2012<br />
12.-16.11.2012<br />
03.-08.12.2012<br />
Kontaktadresse<br />
RSV<br />
RSV – Rohrleitungssanierungsverband e. V.,<br />
49811 Lingen (Ems), Tel. 05963/9 81 08 77,<br />
Fax 05963/9 81 08 78, E-Mail: rsv-ev@<br />
t-online.de, www.rsv-ev.de<br />
530 6 / 2012
Aktuelle Termine<br />
Services<br />
Seminare – Verschiedene<br />
DVGW<br />
Intensivschulungen<br />
Abnahme von Druckprüfungen an Gas- und<br />
Wasserrohrleitungen<br />
13.11.2012 Walsrode<br />
Abnahme von Druckprüfungen an Trinkwasserrohrleitungen<br />
06.11.2012 Karlsruhe<br />
04.12.2012 Hannover<br />
11.12.2012 Herdecke<br />
GWI<br />
Seminare<br />
Sachkundigenschulung Gas-Druckregelund<br />
-Messanlagen im Netzbetrieb und in<br />
der Industrie<br />
03.-05.09.2012 Essen<br />
Praxis der Prüfung von Gas-Messanlagen<br />
nach dem DVGW-Arbeitsblatt G 492<br />
10./11.09.2012 Essen<br />
Arbeiten an Gasleitungen bei unkontrollierter<br />
Gasausströmung – Schulung nach<br />
BGR 500<br />
12.09.2012 Essen<br />
Erfahrungsaustausch und Weiterbildung<br />
der Sachkundigen für Odorieranlagen<br />
12./13.09.2012 Essen<br />
Arbeiten an freiverlegten Gasrohrleitungen<br />
auf Werksgelände und im Bereich<br />
betrieblicher Gasverwendung gemäß<br />
DVGW G 614<br />
18.09.2012 Essen<br />
Neuerungen im Bereich Gasmessung und<br />
Gasabrechnung<br />
18./19.09.2012 Essen<br />
Gas-Druckregel- und Messanlagen<br />
19./20.09.2012 Essen<br />
Neuerungen im Bereich Gasmessung und<br />
Gasabrechnung<br />
18./19.09.2012 Essen<br />
Gasspüren und Gaskonzentrationsmessungen<br />
22./23.10.2012 Essen<br />
HDT<br />
Seminare<br />
Festigkeitsmäßige Auslegung von Druckbehältern<br />
03./04.12.2012 Essen<br />
Druckstöße, Dampfschläge und Pulsationen<br />
in Rohrleitungen<br />
25./26.09.2012 Kochel<br />
06./07.11.2012 Essen<br />
04./05.12.2012 Leibstadt, Schweiz<br />
Rohrleitungsplanung für Industrie- und<br />
Chemieanlagen<br />
22./23.11.2012 Berlin<br />
Die Europäische Norm EN 1591 zur<br />
Flanschberechnung<br /&