3R Was die Zukunft bringt (Vorschau)
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1-2/2011<br />
ISSN 0340-3386<br />
K 1252 E<br />
Vulkan-Verlag,<br />
Essen<br />
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25. oldenburger<br />
Rohrleitungsforum<br />
10. und 11. Februar 2011<br />
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<strong>3R</strong> International erscheint in der Vulkan-Verlag GmbH, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen<br />
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Nur wenn ich nicht bis von 8 Wochen vor Bezugsjahresende kündige, verlängert sich der Bezug um<br />
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PA<strong>3R</strong>IN0211<br />
Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>3R</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg.<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für <strong>die</strong> Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit <strong>die</strong>ser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />
Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> jederzeit widerrufen.
Editorial<br />
<strong>Was</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>bringt</strong>?<br />
Gegründet im Jahr 1988 als eingetragener<br />
Verein, sollte das Institut für Rohrleitungsbau<br />
an der Fachhochschule Oldenburg<br />
der Weiterbildung von Ingenieuren<br />
aus dem Rohrleitungsbau <strong>die</strong>nen<br />
und sich zudem der praxisorientierten<br />
Forschung und Entwicklung widmen.<br />
<strong>Was</strong> sich daraus im Laufe der Jahre dann<br />
entwickeln sollte, konnte wohl damals<br />
niemand ahnen.<br />
Heute ist das Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
eine feste Institution und hat<br />
mittlerweile Kultstatus erreicht – und<br />
das nicht nur wegen des Grünkohls. Mit<br />
über 80 Vorträgen erhalten <strong>die</strong> Teilnehmer<br />
einen hervorragenden Überblick<br />
über <strong>die</strong> aktuellen Themen „rund ums<br />
Rohr“. Doch im Jubiläumsjahr hat man<br />
sich entschlossen, den Blick noch etwas<br />
weiter nach vorne zu wagen, und so<br />
steht das 25. Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
unter dem Motto: „<strong>Was</strong> wird sein<br />
in den nächsten 25 Jahren“.<br />
Erfahrungen der letzten Jahre<br />
Die letzten Jahre waren geprägt von Krisen<br />
und Umstrukturierungen. Der Ausbau<br />
der Netze ist kontinuierlich zurückgegangen<br />
und der Preisdruck stetig gestiegen.<br />
Die Liberalisierung des Energiemarktes<br />
hat <strong>die</strong> Versorgungsbranche<br />
stark verändert und das Vertrauen in <strong>die</strong><br />
Planungssicherheit von Großprojekten<br />
wurde durch Ereignisse wie den vorläufigen<br />
Baustopp des Kohlekraftwerk-<br />
Neubaus in Datteln oder das Projekt21<br />
in Stuttgart erschüttert.<br />
Fit für <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />
Viele Unternehmen haben es in <strong>die</strong>ser<br />
Zeit verstanden, sich den veränderten<br />
Marktgegebenheiten anzupassen und so<br />
gestärkt durch <strong>die</strong> Krisen zu kommen. In<br />
<strong>die</strong>sem Zusammenhang ist <strong>die</strong> derzeitige<br />
Initiative des Rohrleitungsbauverbandes<br />
für ihre Mitgliedsunternehmen zu<br />
sehen. Mit „Netz<strong>die</strong>nstleistungen für<br />
Leitungsbauunternehmen“ sollen Perspek<br />
tiven für neue Geschäftsfelder abseits<br />
der üblichen Tätigkeitsbereiche<br />
aufgezeigt werden. Über <strong>die</strong> Initiative<br />
berichtet der Leitartikel in der Rubrik „Im<br />
Focus“ auf Seite 34 in <strong>die</strong>ser <strong>3R</strong>.<br />
<strong>Was</strong> bleibt<br />
<strong>Was</strong> immer auch passieren mag, eines ist<br />
gewiss: auch in <strong>Zukunft</strong> werden funktionstüchtige<br />
<strong>Was</strong>ser-, Gas-, Strom-,<br />
Fernwärme-, Telekommunikations- und<br />
Abwassernetze benötigt. Während bei<br />
den Strom- und Telekommunikationsnetzen<br />
hohe Investitionen für den Ausbau<br />
anstehen, Stichworte sind hier neue<br />
Höchstspannungstrassen und Breitbandnetze,<br />
werden bei den anderen genannten<br />
Netzen insbesondere für <strong>die</strong> Instandhaltung<br />
hohe Aufwendungen notwendig<br />
sein. Kurz zusammengefasst: es<br />
bleibt viel zu tun.<br />
So hoffe ich, dass sich auch noch in<br />
25 Jahren <strong>die</strong> „Rohrleitungsfachwelt“ in<br />
Oldenburg zusammenfindet, um über <strong>die</strong><br />
aktuellen und zukünftigen Themen der<br />
Branche zu diskutieren. Für <strong>die</strong>ses Jahr<br />
wünsche ich allen Teilnehmern eine<br />
hochspannende und erkenntnisreiche<br />
Veranstaltung.<br />
Nico Hülsdau<br />
Vulkan-Verlag GmbH<br />
1-2 / 2011 1
1-2/2011<br />
Inhalt<br />
S. 11 S. 26<br />
S. 43<br />
Editorial<br />
1 <strong>Was</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />
bringen wird<br />
Nico Hülsdau<br />
Nachrichten<br />
Industrie und Wirtschaft<br />
6 IBAK baut um und wächst<br />
6 GF Piping Systems gewinnt Gold SolVin Award 2010<br />
6 Kompetenz neu gebündelt<br />
7 Integriertes <strong>Was</strong>serressourcen-Management (IWRM) Projekt im Iran<br />
8 Umstrukturierung bei VNG<br />
Verbände und Organisationen<br />
8 Auf <strong>die</strong> Formulierung kommt es an<br />
10 German Water Partnership gründet Arbeitskreis „Capacity Development“<br />
Personalien<br />
11 Bert Bosseler von Uni Hannover habilitiert<br />
Faszination Technik<br />
30 Begegnung der Welten<br />
Heike Baumewerd-Schmidt<br />
Veranstaltungen<br />
12 24. Lindauer Seminar<br />
13 Ausbildung zum Zertifizierten Berater Grundstücksentwässerung<br />
13 Strong support for Vietnam’s leading industrial exhibitions<br />
14 Leitmesse der Energie- und <strong>Was</strong>serwirtschaft E-world energy + water<br />
14 26. FDBR-Fachtagung Rohrleitungstechnik<br />
15 wat + WASSER BERLIN INTERNATIONAL 2011<br />
16 Schlauchlining erreicht das Parlament – 9. Deutscher Schlauchlinertag<br />
18 Wiesbadener Kunststoffrohrtage 2011<br />
18 Seminar „Qualitätsprodukt Kanalsanierung“ in Hamburg<br />
19 6. Nürnberger Informations- und Erfahrungsaustausch zum Rohrvortrieb<br />
2 1-2 / 2011
www.kanalbau.com<br />
Recht & Regelwerk<br />
Fachbericht<br />
20 Biogaseinspeisung in Erdgasnetze<br />
Von Gerrit Volk<br />
Fachbericht<br />
26 Behördliche Zulassungen von Rohrfernleitungsanlagen<br />
Von Walter Reinhard<br />
Im Focus –<br />
25. Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
33 Eine Institution feiert Jubiläum<br />
34 Neue Märkte für den Leitungsbau<br />
Obmann des Güteausschusses<br />
Dipl.-Ing. Uwe Neuschäfer<br />
Abteilungsleiter Technik<br />
Kasseler Entwässerungsbetrieb<br />
„Wir Auftraggeber vertrauen der<br />
Eignungsprüfung RAL-GZ 961, da<br />
<strong>die</strong>ses System in einem gleichberechtigten<br />
Miteinander von Auftragnehmern<br />
und Auftraggebern<br />
gestaltet und getragen wird.”<br />
Produktvorschau<br />
37 Messstellen- und Schilderpfosten mit hoher UV-Beständigkeit<br />
38 Tragbares Hochspannungsvoltmeter<br />
38 GFK-Rohrsysteme für <strong>die</strong> Ver- und Entsorgung<br />
39 Lösungen zum Schutz erdverlegter Rohrsysteme<br />
40 REINOGRIP mit neuem Biss<br />
40 Heizwendelschweißmuffen aus PE 100-RC und Wärmerückgewinnung<br />
aus Abwasserrohren mit Thermpipe von Frank<br />
41 Neue PLASSON Steckfitting-Serie zur Verbindung von<br />
PE-Rohren in der Trinkwasserversorgung<br />
42 Sedi-pipe XL ersetzt Regenklärbecken<br />
42 Muffensystem mit zweifacher Dichtung<br />
43 Vier neue Ergänzungen zum<br />
Steinzeug-CeraLong S – DN 200 / DN 250<br />
44 Kanalrohrsysteme mit hohen Sicherheitsreserven<br />
44 Neues Gasspürgerät von Esders<br />
45 Rohrkappensystem für Sicherheit und Rückverfolgung im<br />
Pipelinebau<br />
46 Robuste Lösungen für <strong>die</strong> Unterquerung<br />
47 Spezialmolche für hochauflösende Ultraschallinspektion<br />
Güteschutz Kanalbau<br />
Gütesicherung<br />
Kanalbau<br />
RAL-GZ 961<br />
neutral – fair – zuverlässig<br />
Der Güteausschuss ist Garant<br />
für eine objektive Bewertung<br />
nach einheitlichem Maßstab.<br />
48 Eine neue Generation von Inspektionsmolchen<br />
1-2 / 2011 3
1-2/2011<br />
Inhalt<br />
S. 82 S. 106<br />
S. 102<br />
Gasversorgung & PipelineBau<br />
Fachbericht<br />
50 Inspektion von Gasleitungen mit Ultraschall-Messverfahren<br />
Von Jochen Stratmann, Jens Erfurth und Frank Kutsch<br />
Fachbericht<br />
56 Reduzierung von Erdgas-Emissionen beim Evakuieren von Pipelines<br />
Von Günther Ognar und Jörg Wermeling<br />
Fachbericht<br />
59 Messwertbasierte Zustandsbewertung von Gasverteilungsnetzen<br />
Von Hans Gaugler<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
64 Neues Kunststoffrohr für 16 bar-Biogasleitung<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
66 Einbau eines Mehrfachdükers unter schwierigen Randbedingungen<br />
<strong>Was</strong>serversorgung<br />
Fachbericht<br />
68 Perfekte Arbeitsgrundlage für den Entstör<strong>die</strong>nst<br />
Von Sebastian Daus, Meinrad Keller und Jan Treiber<br />
Fachbericht<br />
72 Effiziente und sichere Verbindung von PE-HD-Rohren<br />
Von Rüdiger Werner und Timo Teichmann<br />
Services<br />
89 Marktübersicht<br />
122 Buchbesprechungen<br />
123 Praxis-Tipps<br />
125 Terminkalender<br />
3.US Impressum<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
82 Leckortung mit intelligenter Kugel<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
84 Trinkwasserspeicher in Modulbauweise<br />
Fachbericht<br />
86 Horizontales Spülbohrverfahren mit duktilen Gussrohren DN 900<br />
im Einzelrohreinzug<br />
Von Steffen Ertelt<br />
4 1-2 / 2011
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Rohrleitungssysteme<br />
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des Anlagenbaus und der Pipelinetechnik.<br />
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S. 119<br />
Abwasserentsorgung<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
98 Erfolgreiches Pilotprojekt für<br />
SPR-Technologie<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
102 Sanierung eines Eiprofils<br />
„nach Bergmannsart“<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
106 Kanalsanierungsarbeiten in Erftstadt<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
108 Schlauchliner für ein „Ei im Kopfstand“<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
110 Sanierungsfall höchster Dringlichkeit<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
112 Rohrvortrieb unter der Autobahn<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
114 Stahlbetonrohre –Keine Kompromisse<br />
bei der Qualität<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
116 Systematische Erschließung<br />
eines Neubaugebietes<br />
Fernwärme<br />
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119 290 °C unter Schloss Amalienborg<br />
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1-2 / 2011 5
Industrie und Wirtschaft<br />
Nachrichten<br />
IBAK baut um und wächst<br />
Am 1. Januar 2011 wurde ein weiterer<br />
IBAK-Standort im Nordwesten Deutschlands<br />
eröffnet, im niedersächsischen Georgsmarienhütte.<br />
Die „Stadt im Grünen“<br />
befindet sich unmittelbar an den bei Osnabrück<br />
liegenden Autobahnkreuzen der A1,<br />
A30 und A33. Unter der Führung von Heino<br />
Jahn, dem Serviceleiter des gesamten<br />
Unternehmens, startet der neue Standort<br />
zunächst mit vier Kunden<strong>die</strong>nsttechnikern<br />
in Georgsmarienhütte.<br />
Ein umfangreiches Ersatzteillager gewährleistet<br />
kurze Reparaturzeiten; alle<br />
notwendigen Prüf- und Testgeräte befinden<br />
sich vor Ort, somit kann flexibel auf<br />
Kundenwünsche eingegangen werden. Am<br />
neuen Standort wird der Schwerpunkt zunächst<br />
auf der Hardware liegen – später<br />
Neue Zweigstelle Krefeld<br />
ist jedoch auch ein Ausbau des Software-<br />
Services geplant. Ein weiterer Standort ist<br />
in Planung, im Februar 2011 wird <strong>die</strong><br />
Zweigstelle in Krefeld eröffnet.<br />
Parallel zum Aufbau der neuen Standorte<br />
laufen in Kiel <strong>die</strong> Bauarbeiten zu einem<br />
neuen Kundenzentrum. Nachdem im Jahr<br />
2009 <strong>die</strong> Fahrzeughalle fertiggestellt wurde,<br />
entsteht jetzt ein Schulungszentrum<br />
für <strong>die</strong> Anwender der Anlagen und für Neukunden.<br />
Der Anbau beinhaltet eine Fahrzeughalle,<br />
<strong>die</strong> Platz für vier Fahrzeuge bietet.<br />
Jeder Kfz-Platz ist mit einem Schacht<br />
und Schulungskanälen ausgestattet. Des<br />
Weiteren gibt es Computerräume für <strong>die</strong><br />
Software-Schulungen. So können Kunden<br />
Routine in der Be<strong>die</strong>nung der Anlagen und<br />
der dazugehörigen Software erlangen.<br />
Steuler-KCH GmbH<br />
Kompetenz neu<br />
gebündelt<br />
Steuler hat in den vergangenen Monaten<br />
<strong>die</strong> Keramchemie GmbH (KCH)<br />
sowie internationale Tochtergesellschaften<br />
übernommen und in <strong>die</strong> Steuler-Gruppe<br />
integriert. Konsequent<br />
wurden nun in einem zweiten Schritt<br />
Anfang November 2010 <strong>die</strong> beiden<br />
weltweit starken Korrosionsschutzmarken<br />
Steuler Industrieller Korrosionsschutz<br />
und Keramchemie (KCH)<br />
zusammen geführt und strategisch zu<br />
einem Unternehmen STEULER-KCH<br />
GmbH gebündelt.<br />
Die Technologiebereiche der beiden<br />
Unternehmen umfassen u. a.<br />
Oberflächenschutz-Systeme, Feuerfest-Systeme<br />
und Kunststoff-Technik.<br />
Dazu gehören das Materialgeschäft<br />
einschließlich der Produktionsstätten,<br />
alle Engineering- und Montagekapazitäten,<br />
sämtliche Vertriebskanäle sowie<br />
<strong>die</strong> in- und ausländischen Tochtergesellschaften<br />
und Beteiligungen.<br />
Steuler Industrieller Korrosionsschutz<br />
entwickelt, produziert und installiert<br />
chemisch, mechanisch und thermisch<br />
beständige Werkstoffe und Auskleidungssysteme<br />
für Stahl- und Betonkonstruktionen<br />
wie z. B. Anlagen, Apparate,<br />
Behälter und Kanalrohre. Ergänzt<br />
wird das Produktspektrum durch Apparate<br />
und Anlagenkomponenten aus<br />
Thermo- und Duroplastkunststoffen.<br />
GF Piping Systems gewinnt Gold SolVin Award 2010<br />
Der Gold SolVin Award 2010 geht an GF Piping Systems. Die Unternehmensgruppe<br />
des Georg Fischer Konzerns erhielt <strong>die</strong>sen internationalen<br />
Innovationspreis für ein neuentwickeltes Rohrleitungssystem<br />
aus lichtdurchlässigem Kunststoff. Eingesetzt als<br />
Bioreaktor für <strong>die</strong> Zucht von Algen kann daraus Biomasse und Biokraftstoff<br />
gewonnen werden. Die Auszeichnung würdigt <strong>die</strong> Leistung<br />
des Unternehmens, effizient und kreativ Rohre aus Polyvinylchlorid<br />
(PVC) zum Wohle der Gesellschaft einzusetzen. Das<br />
Preisgeld von 50.000 Euro wird in <strong>die</strong> Weiterentwicklung des Produktes<br />
investiert. Kunststoffe wie PVC verändern sich unter dauerhafter<br />
Sonnenlichteinstrahlung. Den Ingenieuren von Georg Fischer<br />
ist es gelungen, <strong>die</strong> ideale Balance zwischen Lichtdurchlässigkeit<br />
und Langlebigkeit zu finden. Sie entwickelten ein Rohrleitungssystem<br />
aus transparentem PVC, das eine ausreichende Menge<br />
Licht in der richtigen Wellenlänge ins Rohrinnere hindurch lässt,<br />
um dort Mikroalgen wachsen zu lassen.<br />
Die ersten Zuchtversuche von speziellen <strong>Was</strong>seralgen in derartigen<br />
Bioreaktoren laufen an. Diese Pflanzen können zu Biomasse<br />
und Biokraftstoff verarbeitet werden. Zudem binden <strong>die</strong> Organismen<br />
Kohlendioxid (CO 2<br />
), welches sie zum Wachstum benötigen.<br />
6 1-2 / 2011
Industrie und Wirtschaft<br />
Nachrichten<br />
Integriertes <strong>Was</strong>serressourcen-Management<br />
(IWRM) Projekt im Iran<br />
<strong>Was</strong>serknappheit, Klimawandel, Bevölkerungswachstum, Häufung<br />
von Trockenperioden und zunehmende Verschlechterung<br />
der Qualität von Oberflächen- und Grundwasser: <strong>die</strong> wasserwirtschaftlichen<br />
Herausforderungen im Iran sind enorm. Der<br />
Zayandeh Rud, wichtigster Fluss im Zentraliran, versorgt gut<br />
4,5 Mio. Einwohner mit <strong>Was</strong>ser. In seinem Einzugsgebiet zeigen<br />
sich beispielhaft <strong>die</strong> zunehmenden Nutzungskonkurrenzen zwischen<br />
Landwirtschaft, Industrie und wachsenden Städten und<br />
<strong>die</strong> dadurch verursachten Probleme. Unter der Leitung des inter<br />
3 Instituts für Ressourcenmanagement erarbeitet ein Konsortium<br />
aus Wissenschaftlern und Unternehmen bis 2013 ein umsetzbares<br />
Konzept für ein integriertes <strong>Was</strong>serressourcen-<br />
Management.<br />
In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten<br />
Projekt werden für <strong>die</strong> iranische <strong>Was</strong>serwirtschaft gezielt<br />
Technologien und erforderliches Managementwissen für eine<br />
nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung entwickelt und zur<br />
Verfügung gestellt. Projektpartner sind inter 3, Institut für sozialökologische<br />
Forschung (ISOE), DHI-WASY, Institut für Umwelttechnik<br />
und Management an der Universität Witten/Herdecke,<br />
p2m berlin, Passavant Roediger und German Water Partnership.<br />
Ziel des Vorhabens ist <strong>die</strong> Entwicklung einer nachhaltigen<br />
<strong>Was</strong>serwirtschaft in dem von <strong>Was</strong>sermangel stark betroffenen<br />
Gebiet. Neben dem Transfer moderner Technologien zielt der<br />
IWRM-Prozess auf <strong>die</strong> Entwicklung eines wasserwirtschaftlichen<br />
Entscheidungshilfesystems, das neben Umweltfaktoren auch<br />
sozio-ökonomische Faktoren einbezieht.<br />
Im Iran unterstützt das dortige Energieministerium das Projekt<br />
und hat <strong>die</strong> <strong>Was</strong>serbehörde Isfahan als iranischen Kooperationspartner<br />
eingesetzt. Über <strong>die</strong> Projektergebnisse soll regelmäßig<br />
in Fachkonferenzen sowie in einer eigenen Veröffentlichungsreihe<br />
informiert werden.<br />
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1-2 / 2011 7
Nachrichten<br />
Verbände und Organisationen<br />
Nachrichten<br />
Umstrukturierung bei VNG<br />
Der Aufsichtsrat der VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft<br />
(VNG), Leipzig, hat am 8. Dezember 2010 einer Veränderung der<br />
Geschäftsverteilung bei VNG zugestimmt. Hintergrund dafür sind<br />
<strong>die</strong> zunehmenden starken Veränderungen der Gasmärkte. Gleichzeitig<br />
steht <strong>die</strong> Gaswirtschaft durch <strong>die</strong> anstehenden gesetzlichen<br />
Regelungen in Folge des Inkrafttretens des 3. Energiebinnenmarktpaketes<br />
der Europäischen Union vor großen Herausforderungen.<br />
Das 3. Energiebinnenmarktpaket verpflichtet <strong>die</strong> Mitgliedstaaten<br />
der Europäischen Union, <strong>die</strong> in der Richtlinie vorgesehenen<br />
verschärften Regelungen für <strong>die</strong> Entflechtung von Handel,<br />
Transport und Speicherbetrieb im Strom- und Gassektor bis<br />
zum 3. März 2011 in nationales Recht umzusetzen. Die Verantwortung<br />
für <strong>die</strong> Transportnetz- und Speicherinfrastruktur wird<br />
künftig im Ressort Infrastruktur und Technik konzentriert sein.<br />
Das Ressort Gasverkauf von VNG wird durch <strong>die</strong> neue Geschäftsverteilung<br />
gestärkt, indem dort neben dem Vertrieb künftig<br />
das Portfoliomanagement, das Trading und <strong>die</strong> Handelsdisposition<br />
gebündelt werden.<br />
Zum 1. Januar 2011 wird Klaus-Dieter Barbknecht das Ressort<br />
Gasverkauf/Personal und Uwe Barthel das Ressort Infrastruktur/Technik<br />
verantworten.<br />
Dr. Karsten Heuchert, Vorsitzender des Vorstandes, übernimmt<br />
zusätzlich <strong>die</strong> kaufmännische Gesamtverantwortung; Michael Ludwig<br />
bleibt weiterhin für das Ressort Gasbeschaffung zuständig.<br />
FuSSnoten in den Güte- und Prüfbestimmungen sorgen für Spielraum bei der Formulierung von<br />
Anforderungen an <strong>die</strong> Bieterqualifikation<br />
Auf <strong>die</strong> Formulierung kommt es an<br />
Für den Bereich von öffentlichen und privaten Abwasserleitungen<br />
und -kanälen finden sich detaillierte Anforderungen an <strong>die</strong> Technische<br />
Leistungsfähigkeit der Bieter in der Gütesicherung Kanalbau<br />
RAL-GZ 961, insbesondere auch Anforderungen an Erfahrung<br />
und Zuverlässigkeit des Unternehmens, an Personal, Betriebseinrichtungen<br />
und Geräte, Nachunternehmer und Eigenüberwachung.<br />
Mit einem Gütezeichen der Beurteilungsgruppen AK3 bis<br />
AK1 weisen Firmen nach, dass sie <strong>die</strong> für eine Bauaufgabe nötige<br />
Qualifikation besitzen:<br />
Gruppe AK3: Verlegung und Prüfung von Abwasserleitungen<br />
und -kanälen aller Werkstoffe in Nennweiten kleiner gleich<br />
DN 250 in offener Bauweise und mit den dazugehörigen<br />
Schächten bis zu einer Tiefenlage von 3 m.<br />
Gruppe AK2: Verlegung und Prüfung von Abwasserleitungen<br />
und -kanälen aller Werkstoffe in Nennweiten kleiner gleich<br />
DN 1.200 in offener Bauweise mit den dazugehörigen Bauwerken<br />
bis zu einer Tiefenlage von 5 m.<br />
Gruppe AK1: Verlegung und Prüfung von Abwasserleitungen<br />
und -kanälen aller Werkstoffe und Nennweiten,<br />
insbesondere auch in Tiefenlagen größer 5 m mit den<br />
dazugehörigen Bauwerken in offener Bauweise unter<br />
erschwerten Bedingungen.<br />
Die mit den Beurteilungsgruppen festgelegten Anforderungen<br />
nutzen Auftraggeber bei der Vergabe von Aufträgen<br />
als Voraussetzung für den Nachweis der technischen<br />
Leistungsfähigkeit der Bieter. Eine Vorgehensweise,<br />
<strong>die</strong> den eigenen Anspruch in punkto Ausführungsqualität<br />
untermauert. Bei Vergabe von Aufträgen ausschließlich<br />
an geeignete Firmen werden Kommunen auch<br />
ihrer haushaltsrechtlichen Verantwortung gerecht. Die<br />
Berechtigung zur Forderung eines Eignungsnachweises<br />
nach RAL-GZ 961 ergibt sich aus der Vergabe- und Vertragsordnung<br />
für Bauleistungen (VOB/A 2009, § 6,<br />
Abs. 3, Ziffer 3).<br />
Anforderungen an <strong>die</strong> Bietereignung definiert der Auftraggeber bezogen<br />
auf <strong>die</strong> konkrete Maßnahme.<br />
Handlungsspielräume ausschöpfen<br />
Auftraggeber definieren das Niveau der durch <strong>die</strong> Bieter<br />
nachzuweisenden Anforderungen in Abhängigkeit der geplanten<br />
Maßnahme. Bei Festlegung des Anforderungsniveaus<br />
werden in vielen Fällen <strong>die</strong> in den Ausführungsbe-<br />
8 1-2 / 2011
Verbände und Organisationen<br />
Nachrichten<br />
reichen der Güte- und Prüfbestimmungen ge nannten Nennweitenbereiche<br />
oder Tiefenlagen als enge Entscheidungskriterien herangezogen.<br />
Dabei ist jedoch eine scharfe Trennung entsprechend<br />
der Definition der Ausführungsbereiche anhand Tiefenlage und<br />
Nennweite nicht immer sinnvoll. Im Gegenteil: Der Auftraggeber<br />
kann <strong>die</strong> ihm zur Verfügung stehenden Handlungsspielräume ausschöpfen.<br />
Diese werden ihm unter anderem durch entsprechende<br />
Ergänzungen in den Güte- und Prüfbestimmungen eröffnet.<br />
Die Fußnote im Ausführungsbereich der Beurteilungsgruppe<br />
AK1 geht insbesondere auf das Bauen unter erschwerten Bedingungen<br />
ein, so zum Beispiel auf Grundwasserhaltung, Bauen in<br />
Grundwasser ohne Absenkung, Bauen unter Betrieb bei größerem<br />
Abwasseranfall, Bau besonderer Gründungsmaßnahmen. Demzufolge<br />
kann <strong>die</strong> Forderung des Nachweis AK1 auch bei Tiefenlagen<br />
kleiner 5 m und Durchmessern geringer als DN 1200 angezeigt<br />
sein, wenn bei der konkreten Maßnahme erschwerte Bedingungen<br />
erwartet werden. Ebenso kann aber auch bei Tiefenlagen<br />
von mehr als 5 m und einem überschaubaren Schwierigkeitsgrad<br />
<strong>die</strong> Forde rung AK2 sinnvoll sein. Die verbindlichen Leitfäden, nach<br />
welchen <strong>die</strong> Bauunternehmen ihre Eigenüberwachung zur Gütesicherung<br />
durchführen, sind in allen AK-Gruppen identisch.<br />
Für <strong>die</strong> Ausführungsbereiche AK3 und AK2 gilt entsprechendes.<br />
Die in den Güte- und Prüfbestimmungen RAL-GZ 961 enthaltene<br />
Fußnote weist ausdrücklich darauf hin, dass sich Angaben<br />
zur Tiefenlage auf <strong>die</strong> charakteristische Tiefe der Baugrubensohle<br />
innerhalb einer Gesamt baumaßnahme beziehen. Konkret bedeutet<br />
das, dass bei einer offenen Kanalbaumaßnahme, bei der<br />
nur ein geringer Teilbereich der Grabensohle tiefer als 3 m liegt,<br />
der Auftraggeber in der Regel den Nachweis der Anforderungen<br />
der Beurteilungsgruppe AK3 fordert.<br />
Die Praxis zeigt, dass solche Überschneidungen der Kriterien<br />
Tiefenlage und Nennweite sinnvoll sein können. Letztlich ist es <strong>die</strong><br />
Gesamtheit der Randbedingungen der auszuschreibenden Maßnahme,<br />
<strong>die</strong> der Auftraggeber bei der Festlegung der erforderlichen<br />
Bieterqualifikationen bewertet. Auf <strong>die</strong>ser Grundlage legen<br />
Auftraggeber zum Nachweis der Bietereignung das geforderte<br />
Profil orientiert an AK3, AK2 oder AK1 fest. Dabei nutzen einige<br />
Auftraggeber auch <strong>die</strong> Möglichkeit, eine weniger weit reichende<br />
Beurteilungsgruppe in Verbindung mit zusätzlichen Referenzen<br />
anzuerkennen, wenn <strong>die</strong>se Referenzleistungen mit der zur Ausführung<br />
anstehenden Aufgabe vergleichbar sind. Maßgebend ist<br />
<strong>die</strong> Formulierung und Bekanntgabe der Eignungsanforderungen<br />
durch den Auftraggeber.<br />
Kontakt: RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau,<br />
Bad Honnef, Tel. +49 2224/9384-0, E-Mail: info@kanalbau.com,<br />
www.kanalbau.com<br />
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1-2 / 2011 9
Verbände und Organisationen<br />
Nachrichten<br />
German Water Partnership gründet Arbeitskreis<br />
„Capacity Development“<br />
Mit der Gründung eines neuen Arbeitskreises „Capacity<br />
Development“ will German Water Partnership<br />
(GWP) <strong>die</strong> in Deutschland vorhandenen Ansätze<br />
für Aus- und Weiterbildung im internationalen<br />
<strong>Was</strong>sersektor bündeln und mit der zentralen Umsetzung<br />
von „CD – learned in Germany“ eine Lücke<br />
auf dem internationalen Markt schließen.<br />
Bei ihren internationalen Aktivitäten haben <strong>die</strong> inzwischen<br />
rund 300 Mitglieder von GWP festgestellt,<br />
dass nicht nur in Entwicklungs- und Schwellenländern<br />
ein enormer Bedarf an praktisch-technisch orientierter<br />
Fortbildung im <strong>Was</strong>ser- und Abwasserbereich besteht.<br />
Grundlage <strong>die</strong>ser neuen Initiative bei GWP ist<br />
eine aktuelle Stu<strong>die</strong> des Instituts für sozialökologische<br />
Forschung (ISOE) „Capacity Development für<br />
<strong>die</strong> exportorientierte <strong>Was</strong>serwirtschaft, Bestandsaufnahme<br />
der deutschen Aktivitäten und Eckpunkte<br />
für eine koordinierte Strategie“ von Dr. Thomas Kluge.<br />
Ziel der Zusammenführung aller Ansätze ist, Capacity<br />
Development „Made in Germany“ zu einem<br />
Exportschlager zu machen – ähnlich wie bei technologischem<br />
Know-how aus Deutschland.<br />
Viele deutsche Akteure beschäftigen sich beispielhaft<br />
seit Jahren in zahlreichen Einzelmaßnahmen<br />
mit dem Thema Capacity Development im<br />
<strong>Was</strong>sersektor. Möchte Deutschland jedoch in <strong>die</strong>sem<br />
Bereich eine Spitzenposition einnehmen, ist es<br />
höchste Zeit, eine Vernetzung vorhandener Aktivitäten zu erreichen.<br />
„Der Inhalt ist da. <strong>Was</strong> wir aber brauchen ist eine nationale<br />
Strategie unter der Federführung von BMBF und BMZ, <strong>die</strong><br />
neben der akademischen Qualifikation einen entscheidenden<br />
Schwerpunkt auf <strong>die</strong> berufliche Aus- und Weiterbildung legt“,<br />
sagt Vorstandsmitglied Gunda Röstel, <strong>die</strong> mit Thomas Kluge den<br />
neuen Arbeitskreis leitet.<br />
Bei der konstituierenden Sitzung wurde <strong>die</strong> Intensivierung der<br />
Zusammenarbeit von GWP mit den Partnerorganisationen IPS-<br />
Junge Fachleute aus dem <strong>Was</strong>ser- und Energiesektor unterschiedlicher arabischer<br />
und latein- und südamerikanischer Länder werden von InWEnt (Internationale<br />
Weiterbildung und Entwicklung gGmbH) bei der Fortbildung in Deutschland betreut.<br />
GWP vermittelt Praktikumsplätze in geeigneten Mitgliedsunternehmen.<br />
Wat – International Postgraduate Stu<strong>die</strong>s in Water Technologies<br />
(BMBF) und DAAD – Deutscher Akademischer Austausch Dienst<br />
(Auswärtiges Amt) sowie GAWN – German Alumni Water Network<br />
(DAAD & Hochschulen) beschlossen, um <strong>die</strong> Expertise der<br />
rund 2 Mio. Alumni, <strong>die</strong> bereits im <strong>Was</strong>serbereich in Deutschland<br />
ausgebildet wurden, für Capacity Development Programme in ihren<br />
Heimatländern zu nutzen. Hier soll das Prinzip „Train the Trainers“<br />
sprachliche und kulturelle Barrieren verhindern und zur<br />
Nachhaltigkeit der Maßnahmen sorgen.<br />
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10 1-2 / 2011
Personalien<br />
Nachrichten<br />
Bert Bosseler von Uni Hannover<br />
habilitiert<br />
Dr.-Ing. Bert Bosseler wurde von der Leibniz Universität<br />
Hannover habilitiert. Er erhielt <strong>die</strong> akademische<br />
Lehrbefugnis, <strong>die</strong> sog. venia legendi, für<br />
das Fachgebiet „Unterirdischer Kanal- und Leitungsbau“.<br />
Im Hauptberuf ist der Bauingenieur seit<br />
dem Jahr 2000 Wissenschaftlicher Leiter des IKT<br />
– Institut für Unterirdische Infrastruktur. Der IKT-<br />
Aufsichtsrat sprach ihm seine besondere Anerkennung<br />
aus und erteilte ihm Einzelprokura.<br />
Im Anschluss an seine Antrittsvorlesung Ende<br />
Oktober 2010 erhielt Bosseler seine Habilitationsurkunde<br />
aus den Händen von Prof. Dr.-Ing. Udo<br />
Nackenhorst, Stu<strong>die</strong>ndekan der Fakultät für Bauingenieurwesen<br />
und Geodäsie. Bosseler (43) gehört<br />
nun als Privatdozent <strong>die</strong>ser Fakultät an. Seine Lehrbefugnis nimmt er neben seiner<br />
hauptamtlichen Funktion als Wissenschaftlicher Leiter des IKT in Gelsenkirchen wahr.<br />
Vergleichende Produktbewertung<br />
Bosselers Habilitationsschrift „Prüfung und Bewertung von Produkten und Verfahren<br />
zum Bau und zur Instandhaltung unterirdischer Kanäle und Leitungen“ 1) basiert auf den<br />
umfassenden Arbeiten und Erfahrungen, <strong>die</strong> er aus seiner Forschertätigkeit am IKT und,<br />
seit Wintersemester 2006/2007, auch als Lehrbeauftragter am Institut für Grundbau,<br />
Bodenmechanik und Energiewasserbau (IGBE) der Leibniz Universität Hannover gewonnen<br />
hat. Begutachtet wurde <strong>die</strong> Arbeit von Prof. Dr.-Ing. Martin Achmus (Hannover),<br />
Prof. Dr.-Ing. Jörg Londong (Weimar) und Prof. Dr.-Ing. Markus Thewes (Bochum).<br />
In seiner Habilitationsschrift arbeitet Bosseler <strong>die</strong> für eine belastbare und transparente<br />
sowie vergleichende Bewertung unterschiedlicher Produkte und Verfahren notwendigen<br />
Prozesse und Kompetenzen heraus. Er entwickelt darauf aufbauend eine Systematik,<br />
mit der Prüfungs- und Bewertungskonzepte vali<strong>die</strong>rt und gleichzeitig auch Entwicklungsperspektiven<br />
identifiziert werden können. Der wissenschaftliche Nutzen des<br />
neu entwickelten systematischen Beschreibungsansatzes wird anhand der Analyse bestehender<br />
Prüfkonzepte nachhaltig belegt.<br />
Praktische Bedeutung für Investitionsentscheidungen<br />
Bedeutung besitzt <strong>die</strong> Arbeit auch für <strong>die</strong> Praxis, da der Bau und <strong>die</strong> Instandhaltung unterirdischer<br />
Kanäle und Leitungen mit hohen Investitionsrisiken verbunden sind. Unsicherheit<br />
besteht bei den Netzbetreibern u.a. hinsichtlich der Qualität der eingesetzten<br />
Produkte und Verfahren. Meist verfügen <strong>die</strong> Entscheidungsträger nur über herstellerseitige<br />
Informationen zur Bewertung der Produkt- und Verfahrenseigenschaften. Lediglich<br />
Mindestanforderungen an <strong>die</strong> Arbeitssicherheit, Umweltverträglichkeit und<br />
grundsätzliche bauliche Eignung werden bereits durch gesetzliche Bestimmungen und<br />
Zulassungen abgedeckt. Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund analysiert Bosseler <strong>die</strong> Prüfung und<br />
Bewertung von Produkten und Verfahren auf Grundlage eigener Forschungs-, Prüfungsund<br />
Warentest-Projekte.<br />
1 Erschienen als Heft 70 der Mitteilungen des Instituts für Grundbau, Bodenmechanik<br />
und Energiewasserbau (IGBE), Leibniz Universität Hannover, Schutzgebühr 15,00 EUR,<br />
E-Mail: info@igbe.uni-hannover.de<br />
www.funkegruppe.de<br />
Funke Kunststoffe GmbH<br />
1-2 / 2011 11
Veranstaltungen<br />
Nachrichten<br />
„Praktische Kanalisationstechnik – Instandhaltung von Kanalisationen“<br />
24. Lindauer Seminar<br />
Am 17. und 18. März 2011 ist es wieder einmal so weit: Die Inselhalle<br />
von Lindau/Bodensee öffnet ihre Tore zum 24. Lindauer<br />
Seminar „Praktische Kanalisationstechnik – Instandhaltung von<br />
Kanalisationen“. 29 hoch kompetent besetzte Fachvorträge beleuchten<br />
den gesamten Workflow der Instandhaltung von Abwassernetzen,<br />
klären <strong>die</strong> künftigen Rahmenbedingungen <strong>die</strong>ses Arbeitsfeldes<br />
und berichten u.a. über praktische Erfahrungen in kleinen<br />
und großen Gemeinden.<br />
Fast ein Vierteljahrhundert lang gehört das von der JT-elektronik<br />
GmbH, Lindau, veranstaltete Lindauer Seminar nun schon<br />
zu den Muss-Veranstaltungen des angehenden Jahres. In <strong>die</strong>ser<br />
Zeit hat sich nicht nur im Betrieb von Kanalisationsnetzen viel<br />
geändert; aber wer hätte 1987 geglaubt, dass selbst das Klima<br />
sich in <strong>die</strong>sen zweieinhalb Jahrzehnten so verändern würde, dass<br />
<strong>die</strong> Konsequenzen daraus im Jahre 2011 zum Einstiegsthema<br />
des Lindauer Seminars und zum Gegenstand mehrerer Fachreferate<br />
werden würde? Wenn am ersten Veranstaltungstag, der<br />
nun schon seit 17 Jahren von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Max Dohmann<br />
geleitet wird, <strong>die</strong> Vorgaben für <strong>die</strong> Siedlungsentwässerung diskutiert<br />
werden, geht es nicht nur um den gewandelten klimatischen<br />
und hydrologischen Rahmen der Stadtentwässerung, sondern<br />
maßgeblich um aktuelle rechtliche Entwicklungen. Dabei<br />
steht wieder einmal, wie überhaupt während beider Kongresstage,<br />
<strong>die</strong> Grundstücksentwässerung im Fokus. Sie ist und bleibt<br />
eines der beiden großen Themen der Kanalinstandhaltung. Das<br />
andere ist wie schon in den Vorjahren <strong>die</strong> Frage der Qualitätssicherung<br />
rund um <strong>die</strong> Planung, Wartung und Sanierung von Kanalisationssystemen.<br />
Hierzu werden nicht nur Konzepte vorgestellt,<br />
es wird vor allem über deren praktische Umsetzung berichtet,<br />
wobei auch hier wiederum „nichts geht“ ohne Grundstücksentwässerung.<br />
Das ist umso interessanter, als gerade im<br />
Umgang mit Hausanschlüssen und Grundleitungen bundesweit<br />
immer mehr Kommunen echte Vollzug-Erfahrungen zu bieten<br />
haben. Das Themenspektrum des 24. Lindauer Seminars spiegelt<br />
daher im besten Sinne das Prinzip der „Ganzheitlichkeit“ der<br />
Kanalinstandhaltung.<br />
Während der erste Tag schwerpunktmäßig den Reinigungs-,<br />
Inspektions- und Ingenieurleistungen gewidmet ist, steht am<br />
zweiten Tag, durch den Univ.-Prof. Dr. Ing. F. Wolfgang Günthert<br />
(München) führt, wie immer <strong>die</strong> Sanierung im Brennpunkt der<br />
Vorträge und Diskussionen. Doch nicht nur mit Reparatur, Renovierung<br />
und Neubau. Diesmal werden sich fünf Vorträge mit Instrumenten,<br />
Konzepten und praktischen Lösungen des Instandhaltungsmanagements<br />
auseinander setzen. Darunter sind so wichtige<br />
Themen zu finden, wie der Aufbau<br />
einer effizienten Öffentlichkeitsarbeit<br />
für <strong>die</strong> Stadtentwässerung oder <strong>die</strong> extrem<br />
wichtige Frage, wie durch eine ordnungsgemäße<br />
Instandhaltung systematisch<br />
gegen Kostenexplosion und für Gebührenstabilität<br />
gesorgt werden kann.<br />
Ein emotionales Highlight dürfte<br />
auch 2011 am ersten Abend <strong>die</strong> offene<br />
Diskussion der Referenten mit dem Publikum<br />
sein. Wer statt vieler Worte hingegen<br />
„Technik zum Anfassen“ braucht,<br />
der wird auch 2011 in Lindau nicht zu<br />
kurz kommen, denn da gibt es einmal<br />
mehr <strong>die</strong> begleitende Ausstellung in den<br />
Foyers der Inselhalle, <strong>die</strong> zum gepflegten<br />
Techno-Talk einlädt. Zusätzlich führt der<br />
Veranstalter JT-elektronik wie immer<br />
den Tag der offenen Tür am 18. und 19.<br />
März auf dem Firmengelände durch –<br />
und das Ganze natürlich auch in 2011<br />
nicht ohne zünftige Bayrische Brotzeit.<br />
„Hochdruck im Untergrund“: Der gesamte Workflow der Wartung und Instandhaltung von<br />
Kanalisationsnetzen steht im Brennpunkt des 24. Lindauer Seminars, zu dem<br />
JT-elektronik am 17./18. März 2011 an den Bodensee einlädt. Foto: Winkler<br />
Kontakt: JT-elektronik GmbH,<br />
Lindau/Bodensee,<br />
Sonja Jöckel, Tel. 08382 967360,<br />
E-Mail: sonja.joeckel@jt-elektronik.de<br />
12 1-2 / 2011
Veranstaltungen<br />
Nachrichten<br />
Ausbildung zum Zertifizierten<br />
Berater Grundstücksentwässerung<br />
Immer mehr Fachleute lassen sich vom IKT – Institut für Unterirdische<br />
Infrastruktur zu „Zertifizierten Beratern Grundstücksentwässerung“<br />
(ZBG) ausbilden. Im Oktober 2010 hat in Gelsenkirchen<br />
wieder ein Kurs mit 23 Teilnehmern aus Kommunalbetrieben,<br />
Ingenieurbüros und Dienstleistungsunternehmen stattgefunden.<br />
Die Teilnehmer werden gezielt und praxisnah ausgebildet. Fester<br />
Bestandteil des Schulungsangebots sind deshalb <strong>die</strong> Praxisvorführungen.<br />
Wechselnde Unternehmen demonstrieren in der Versuchshalle<br />
des IKT ihre Technologien für <strong>die</strong> Grundstücksentwässerung.<br />
Beim Oktober-Kurs dabei: Tobias Jöckel von JT-Elektronik<br />
zeigte und erklärte <strong>die</strong> Lindauer Schere, ein abbiegefähiges Kamerasystem<br />
zur Inspektion verzweigter Entwässerungsanlagen, und<br />
<strong>die</strong> Software geoASYS. Die Teilnehmer durften auch selbst einmal<br />
<strong>die</strong> Kamera steuern. Den detaillierten Ablauf einer Schlauchlinersanierung<br />
führte Martin Cygiel von RS Technik am „gläsernen“ Abwasserrohr<br />
vor.<br />
Strong support for Vietnam’s<br />
leading industrial exhibitions<br />
Lindauer Schere – Kamera mit Abbiegetechnik<br />
Der Lehrgang „Zertifizierter Berater Grundstücksentwässerung“<br />
ist mit dem NRW-Umweltministerium sowie dem KomNet-<br />
GEW abgestimmt. Er wird durch <strong>die</strong> Ingenieurkammer-Bau NRW<br />
als Weiterbildungsmaßnahme anerkannt. Absolventen erhalten<br />
nach erfolgreich abgelegter Prüfung ein Zertifikat. Sie werden mit<br />
Namen, Firma und aktuellen Kontaktdaten in <strong>die</strong> Absolventenliste<br />
des IKT aufgenommen. Diese ist stets aktuell auf der Internetseite<br />
des KomNetGEW einsehbar und steht Kommunen und Bürgern<br />
zur Verfügung: www.ikt.de (Auswahl: Zertifizierte Berater)<br />
Die nächsten Lehrgangstermine in Gelsenkirchen (in Klammern:<br />
Prüfungsdatum) sind:<br />
19.-20. + 23.-27. Mai 2011 (10.6.11)<br />
07.-08. + 11.-15. Juli 2011 (29.7.11)<br />
15.-16. + 19.-23. September 2011 (7.10.11)<br />
17.-18. + 21.-25. November 2011 (9.12.11)<br />
Kontakt: www.ikt.de<br />
Vietnam’s Ministry of Science & Technology, Ministry of Industry<br />
& Trade, Ministry of Construction and Ministry of Planning<br />
& Investment, strongly support Vietnam’s leading Industrial<br />
Exhibition: PS (Process Systems), Watertech and HVAC &<br />
Refrigeration Vietnam 2011, held 16 – 18 March 2011 at Tan<br />
Binh Exhibition & Convention Centre, Ho Chi Minh City, Vietnam.<br />
Besides the various Vietnam Ministries, these premier<br />
events have also secured tremendous support from leading<br />
local and foreign industry professionals, agencies and associations.<br />
As the only event in Vietnam comprising all Industrial Systems<br />
under one roof, PS (Process Systems), Watertech and<br />
HVAC & Refrigeration Vietnam 2011 will provide the most ideal<br />
marketplace for international industrial manufacturers and<br />
suppliers to launch new products, reach out to buyers, appoint<br />
agents & distributors, build brand awareness and establish business<br />
networks in Vietnam’s booming economy. The many exciting<br />
activities such as high level conference, technical seminars,<br />
investors networking session, industry cocktail reception<br />
and site visit also promise abundant industry knowledge sharing<br />
and secure face to face meetings with regional and international<br />
industry players.<br />
ContaCt: www.psseries.com/vietnam,<br />
www.watertechvietnam.vn, www.hvacrseries.com/vietnam,<br />
Email: theresa.gan@iirx.com.sg,<br />
Email: charmaine.chin@iirx.com.sg<br />
1-2 / 2011 13
Veranstaltungen<br />
Nachrichten<br />
Leitmesse der<br />
Energie- und<br />
<strong>Was</strong>serwirtschaft<br />
Die E-world energy<br />
& water geht in <strong>die</strong><br />
nächste Runde: Die<br />
Leitmesse der Energie-<br />
und <strong>Was</strong>serwirtschaft findet vom<br />
8. bis zum 10. Februar 2011 zum elften<br />
Mal in der Messe Essen statt. Auch<br />
2011 setzt sich das stetige Wachstum<br />
fort: Die Ausstellungsfläche wird um<br />
Halle 7 erweitert und beträgt damit insgesamt<br />
41.000 m 2 . Aussteller aus 19<br />
Ländern präsentieren ihre Produkte und<br />
Dienstleistungen.<br />
Einen Schwerpunkt in Halle 7 bildet<br />
das Thema „smart energy“. Der Ausstellungsbereich<br />
thematisiert Energieeffizienz,<br />
erneuerbare Energien, Smart<br />
Metering und Elektromobilität. Auf einem<br />
Gemeinschaftsstand präsentieren<br />
mehr als 25 Unternehmen neueste Entwicklungen<br />
eines zukunftsweisenden<br />
Marktfeldes.<br />
In 25 Konferenzen referieren mehr<br />
als 200 Experten über verschiedene<br />
Bereiche der Branche. Neben aktuellen<br />
Entwicklungen des Strom- und Gasmarktes<br />
ist <strong>die</strong> Integration von „smart<br />
energy“ in <strong>die</strong> künftige Energieversorgung<br />
ein thematischer Schwerpunkt<br />
des Kongresses. Stellung zur aktuellen<br />
Energiepolitik des Landes nimmt der<br />
nordrhein-westfälische Umweltminister<br />
Johannes Remmel auf dem 15. Fachkongress<br />
<strong>Zukunft</strong>senergien am 8. Februar.<br />
Weitere wichtige Themen des<br />
Kongresses sind Elektromobilität, regenerative<br />
Energien wie Geothermie und<br />
Offshore-Windkraft sowie das europäische<br />
Übertragungsnetz.<br />
Am 9. Februar 2011 findet auf der<br />
E-word energy & water der dritte Tag<br />
der Konsulate statt. Am 10. Februar<br />
2011 können Studenten und Absolventen<br />
das Karriereforum der E-world<br />
energy & water besuchen. Damit bietet<br />
sich hier inzwischen zum achten Mal<br />
jungen Menschen <strong>die</strong> Möglichkeit, ihren<br />
Einstieg in <strong>die</strong> Energiebranche zu planen.<br />
26. FDBR-Fachtagung<br />
Rohrleitungstechnik<br />
Bereits zum 26. Mal lädt der Fachverband<br />
Dampfkessel-, Behälter- und Rohrleitungsbau<br />
(FDBR) e.V., Düsseldorf, zu<br />
seiner Fachtagung Rohrleitungstechnik<br />
ein. Am 22. und 23. März 2011 treffen<br />
sich <strong>die</strong> Fachleute des industriellen Rohrleitungsbaus<br />
im Kultur- und Kongresszentrum<br />
Liederhalle mitten im Herzen<br />
Stuttgarts.<br />
Mit Präzision, Innovationen und hochwertigen<br />
Werkstoffen nehmen <strong>die</strong> Unternehmen<br />
des deutschen Rohrleitungsbaus<br />
seit Jahren eine Spitzenposition im globalen<br />
Wettbewerb ein. „Die deutschen<br />
Rohrleitungsbauer sorgen mit einem breit<br />
gefächerten Liefer- und Leistungsangebot<br />
für Sicherheit, Qualität und Effizienz<br />
in industriellen Anlagen, Kraftwerken sowie<br />
chemischen und petrochemischen<br />
Anlagen“, fasst FDBR-Geschäftsführer<br />
Dr. Reinhard Maaß <strong>die</strong> Botschaft der <strong>die</strong>sjährigen<br />
Tagung zusammen. „Entsprechend<br />
hoch sind national wie international<br />
ihr Ansehen und das Vertrauen, das<br />
ihnen entgegengebracht wird.“<br />
Zu einer hervorragenden Plattform<br />
für einen intensiven und fun<strong>die</strong>rten Erfahrungsaustausch<br />
sowie ein erfolgreiches<br />
„Networking“ hat sich <strong>die</strong> FDBR-<br />
Fachtagung über <strong>die</strong> Jahre für den deutschen<br />
Rohrleitungsbau entwickelt. Sie<br />
fördert nachhaltig den Dialog zwischen<br />
den in der Branche aktiven Unternehmen,<br />
Dienstleistern und deren Kundenkreis,<br />
bündelt Kompetenz und schafft<br />
Synergien. Am Traditionsstandort Stuttgart<br />
präsentiert sich <strong>die</strong> Fachtagung<br />
wieder als gelungene Mischung aus Vortragsveranstaltung<br />
und begleitender<br />
Ausstellung, <strong>die</strong> mit rund 50 Ausstellern<br />
und 400 Teilnehmern zu den führenden<br />
Veranstaltungen im industriellen Rohrleitungsbau<br />
gehört.<br />
Das Vortragsprogramm ist mit 16<br />
Fachbeiträgen namhafter Referenten aus<br />
den Bereichen Kraftwerksrohrleitungen,<br />
Fernleitungen, Industrieanlagen, auch im<br />
Hochdruckbereich, sowie Überwachung<br />
und Planung gewohnt breit gefächert,<br />
anspruchsvoll und attraktiv besetzt. Behandelt<br />
werden <strong>die</strong> Themenbereiche Entwicklung,<br />
Planung, Berechnung und Konstruktion,<br />
Einsatz von Ausrüstungsteilen<br />
und Zubehör sowie Fertigung, Montage<br />
und Inbetriebnahme. Berücksichtigung<br />
findet darüber hinaus das immer aktueller<br />
werdende Thema Betrieb und Instandhaltung<br />
von Anlagen. „Das gemeinsame<br />
Ziel aller Akteure im Rohrleitungsbau ist<br />
der Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilität<br />
und Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Industriestandorts Deutschland“, betont<br />
Reinhard Maaß. „Die Grundlage für<br />
<strong>die</strong> Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und<br />
Umweltverträglichkeit, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Anlagen<br />
der Rohrleitungsbranche heute auszeichnen,<br />
liefern auch Ergebnisse der Gemeinschaftsforschung,<br />
<strong>die</strong> im Rahmen unserer<br />
Tagung dargestellt werden.“<br />
Die aktuelle Diskussion in Politik und<br />
Wirtschaft über den Fachkräftemangel<br />
in Deutschland macht auch vor der Rohrleitungsbranche<br />
nicht halt. „Das Defizit<br />
an hoch qualifizierten Fachkräften ist und<br />
bleibt eine der größten Herausforderungen<br />
der deutschen Wirtschaft“, erklärt<br />
Maaß. „Auch für den deutschen Rohrleitungsbau<br />
sind fachlich hervorragend<br />
ausgebildete Mitarbeiter ein wesentlicher<br />
Erfolgsgarant, denn nur mit ihnen<br />
lässt sich weiteres Wachstum und anhaltende<br />
Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen.“<br />
Entsprechend fungiert <strong>die</strong> FDBR-<br />
Fachtagung Rohrleitungstechnik für den<br />
Nachwuchs in den technisch-naturwissenschaftlichen<br />
Fachbereichen als wichtige<br />
Info- und Kontaktbörse. Stu<strong>die</strong>rende<br />
und Berufseinsteiger erhalten nicht<br />
nur einen weitreichenden Einblick in <strong>die</strong><br />
aktuellen Themen des Rohrleitungsbaus,<br />
sondern auch <strong>die</strong> Möglichkeit der ersten<br />
Kontaktaufnahme mit Unternehmen und<br />
Experten. Für Studenten der Ingenieurwissenschaften<br />
ist <strong>die</strong> Teilnahme wie jedes<br />
Jahr kostenlos.<br />
Kontakt: Fachverband<br />
Dampfkessel-, Behälter- und<br />
Rohrleitungsbau e. V., Düsseldorf,<br />
Tel. +49 211 49870-32,<br />
E-Mail: mc@fdbr.de, www.fdbr.de<br />
14 1-2 / 2011
Veranstaltungen<br />
Nachrichten<br />
wat + WASSER BERLIN<br />
INTERNATIONAL 2011<br />
Unter dem Titel „wat + WASSER BERLIN<br />
INTERNATIONAL“ findet vom 2. bis zum<br />
5. Mai der begeleitende Kongress zur<br />
WASSER BERLIN INTERNATIONAL statt.<br />
Dabei ist es erstmals gelungen, dass alle<br />
relevanten Fachverbände der <strong>Was</strong>serwirtschaft<br />
ihr Know-how in <strong>die</strong> Organisation<br />
einer gemeinsamen Veranstaltung<br />
einbringen. Die Organisatoren stehen für<br />
topaktuelle Themen und einen engen<br />
Praxisbezug, wie es sie in <strong>die</strong>ser Form bisher<br />
noch nicht gab. Unter Federführung<br />
des DVGW, der in <strong>die</strong>sem Jahr <strong>die</strong> wat<br />
vollständig in den Kongress einbringen<br />
wird, berichten über 120 hochkarätige<br />
Experten aus Forschung, Wirtschaft und<br />
Politik an vier Tagen in 18 Themenblöcken<br />
über alles, was <strong>die</strong> <strong>Was</strong>serwirtschaft<br />
zurzeit bewegt.<br />
Den Auftakt zur „wat + WASSER BER-<br />
LIN INTERNATIONAL“ bildet ein Vortrag<br />
von Eric Heymann, Deutsche Bank Research,<br />
bei dem neueste Zahlen zum<br />
weltweiten Investitionsvolumen in der<br />
<strong>Was</strong>serwirtschaft präsentiert werden.<br />
Daran anschließend folgt eine Plenartagung<br />
mit Spitzenpolitikern aus Deutschland,<br />
Russland und China zu den Perspektiven<br />
der <strong>Was</strong>serwirtschaft der nächsten<br />
zehn Jahre.<br />
Durch den integralen Ansatz bei der<br />
Programmplanung umfassen <strong>die</strong> einzelnen<br />
Themen prozess- und spartenübergreifend<br />
u.a. <strong>die</strong> deutschen „<strong>Was</strong>serpreise“<br />
ebenso wie das „Spannungsfeld zwischen<br />
Pflanzenschutzmittelrückständen<br />
und Gewässerschutz“ oder <strong>die</strong> „CO 2<br />
-Reduktion<br />
in der Abwasserentsorgung“. Mit<br />
Blick auf Kostenoptimierungen und demographische<br />
Veränderungen werden<br />
unter dem Stichwort „Forschung und<br />
Entwicklung“ Parameter für den Zustand<br />
und <strong>die</strong> Restlebensdauer von Leitungen<br />
diskutiert. Umweltpolitische Ziele behandeln<br />
<strong>die</strong> Kongressblöcke „Klimawandel“,<br />
„<strong>Was</strong>seraufbereitung“ und „Gewässerschutz“.<br />
Darüber hinaus findet das aktuelle<br />
Engagement zur weiteren Verbesserung<br />
der Energie-Effizienz am Beispiel<br />
von Geothermie sowie der energetischen<br />
Nutzung von Trink- und Abwasser entsprechende<br />
Beachtung. Weitere aktuelle<br />
Themen sind das „Flussmanagement“, <strong>die</strong><br />
„Abwasserbehandlung“ oder <strong>die</strong> „Internationale<br />
Durchsetzung moderner Verund<br />
Entsorgungsstandards“.<br />
Ein neuer Matching-Service schafft<br />
<strong>die</strong> direkte Verbindung zwischen Kongress<br />
und Ausstellung. Das heißt es wird<br />
gezielt darauf hingewiesen, welche ausstellenden<br />
Unternehmen mit ihren Produkten<br />
und Dienstleistungen thematisch<br />
zu den einzelnen Vortragsblöcken auf der<br />
Fachmesse vertreten sind. Dank kurzer<br />
Wege können so Theorie und Praxis umgehend<br />
miteinander verbunden werden.<br />
Bei den veranstaltenden Verbänden<br />
handelt es sich im Detail um:<br />
BDEW – Bundesverband der Energieund<br />
<strong>Was</strong>serwirtschaft e.V.<br />
Berliner <strong>Was</strong>serbetriebe AöR<br />
BWK – Bund der Ingenieure für <strong>Was</strong>serwirtschaft,<br />
Abfallwirtschaft und<br />
Kulturbau e.V.<br />
DME – Deutsche MeerwasserEntsalzung<br />
e.V.<br />
DVGW – Deutsche Vereinigung des<br />
Gas- und <strong>Was</strong>serfaches e.V.<br />
DWA – Deutsche Vereinigung für <strong>Was</strong>serwirtschaft,<br />
Abwasser und Abfall e.V.<br />
figawa – Bundesvereinigung der Firmen<br />
im Gas- und <strong>Was</strong>serfach e.V.<br />
GWP – German Water Partnership e.V.<br />
GSTT – German Society For Trenchless<br />
Technology e.V.<br />
IWA – International Water Association<br />
KWB – Kompetenzzentrum <strong>Was</strong>ser<br />
Berlin GmbH<br />
rbv – Rohrleitungsbauverband e.V.<br />
VKU – Verband kommunaler Unternehmen<br />
e.V.<br />
Die genauen Inhalte mit Zeitplan sind im<br />
Internet unter www.wasser-berlin.de<br />
(Kongressprogramm) abrufbar. Die Kosten<br />
belaufen sich für den Gesamtkongress inklusive<br />
Mittagessen, Pausengetränke und<br />
Festabend auf 900 Euro; <strong>die</strong> Tageskarte<br />
kostet 250 Euro.<br />
Der erste Kongress WASSER BERLIN<br />
INTERNATIONAL wurde im Jahr 1963<br />
durchgeführt mit dem Ziel, das Thema<br />
<strong>Was</strong>ser und seine sinnvolle Bewirtschaftung<br />
mit all seinen Aspekten zu behandeln.<br />
Alle damit befassten Disziplinen von Politik<br />
bis zu Technik, Wissenschaft und Forschung<br />
wurden zusammengeführt, um den<br />
aktuellen Stand der Entwicklungen zu dokumentieren<br />
sowie Problemstellungen und<br />
deren Lösungen aufzuzeigen. Seitdem hat<br />
der Kongress WASSER BERLIN INTERNA-<br />
TIONAL kontinuierlich an Bedeutung gewonnen.<br />
2009 nahmen knapp 7.000 Teilnehmer<br />
am begleitenden Kongressprogramm<br />
teil.<br />
Kontakt: Messe Berlin GmbH, Berlin,<br />
Astrid Ehring, Tel. +49 30 3038 2275,<br />
E-Mail: ehring@messeberlin.de,<br />
www.wasser-berlin.de<br />
1-2 / 2011 15
Veranstaltungen<br />
Nachrichten<br />
9. Deutscher Schlauchlinertag in Bonn<br />
Schlauchlining erreicht das Parlament<br />
Angesichts der Tatsache, dass der 9. Deutsche<br />
Schlauchlinertag, den <strong>die</strong> Technische<br />
Akademie Hannover am 5. April 2011 ausrichtet,<br />
<strong>die</strong>smal im alten Bonner Bundestag<br />
stattfindet, kann man sicherlich sagen,<br />
dass <strong>die</strong> Schlauchlining-Technologie nach<br />
40 Einsatzjahren und stetiger Weiterentwicklung<br />
zumindest geografisch das Parlament<br />
erreicht hat. Die bislang realisierte<br />
Präsenz der Schlauchlining-Technologie<br />
auf dem Kanalsanierungsmarkt darf ohne<br />
Einschränkung als großer Erfolg gewertet<br />
werden. Gänzlich ausgereizt, darüber sind<br />
sich Macher und Sponsoren des Deutschen<br />
Schlauchlinertages 2011 einig, sind<br />
<strong>die</strong> grundsätzlichen Möglichkeiten <strong>die</strong>ser<br />
Technologie aber in der Praxis noch nicht.<br />
Aktuelle Rahmendaten der<br />
Kanalsanierung<br />
Kanalsanierung, so der Tenor der im Dezember<br />
2010 vorgelegten Resultate der DWA-<br />
Umfrage 2009 zum Zustand der Kanalisationsnetze,<br />
bleibt eine Daueraufgabe für <strong>die</strong><br />
Betreiber kommunaler Abwassersysteme;<br />
als Herausforderung für <strong>die</strong> 15 Millionen<br />
deutschen Grundstücksbesitzer und ihre<br />
Abwasserleitungen steht sie derzeit erst „in<br />
den Startlöchern“. Von den 540.700 km öffentlicher<br />
Abwasserleitungen, <strong>die</strong> zusammen<br />
einen Wiederbeschaffungswert von<br />
687 Milliarden Euro darstellen, waren 2009<br />
rund 17 % sofort- bis kurzfristig sanierungsbedürftig:<br />
ein technisches, organisatorisches<br />
und wirtschaftliches Problem von<br />
93.500 km Länge, das <strong>die</strong> Kommunen in einer<br />
Zeit historischer Rekordverschuldung<br />
trifft. Das spielt zwar formal keine Rolle, da<br />
sich <strong>die</strong> Sanierungsinvestitionen über Abwassergebühren<br />
jenseits der allgemeinen<br />
Haushalte refinanzieren. Jedoch sind in <strong>die</strong>sen<br />
Zeiten auch <strong>die</strong> Bürger nicht uferlos mit<br />
Abgaben und Gebühren belastbar. Maximale<br />
Wirtschaftlichkeit bei der Erledigung von<br />
Aufgaben des Abwasserbetriebes wird also<br />
landauf, landab für lange Zeit <strong>die</strong> zentrale<br />
Devise bleiben. Hinzu kommt, dass vielerorts<br />
mittelfristig der Einstieg in den Ausstieg<br />
aus der Mischentwässerung ansteht; Neubauten<br />
in Sachen Mischkanalisation hat <strong>die</strong><br />
WHG-Novelle im vergangenen Jahre einen<br />
Riegel vorgeschoben.<br />
Sanieren, um Zeit zu gewinnen?<br />
Dass das Konzept „Sanieren, um Zeit zu<br />
gewinnen“ keine reine Theorie, sondern<br />
schon <strong>die</strong> Praxis ist, zeigen <strong>die</strong> Resultate<br />
der DWA-Umfrage 2009 gleichfalls. Der<br />
Anteil der offenen Erneuerung an den Sanierungsmassnahmen<br />
ist mit 35,6 % so<br />
gering wie nie zuvor; sie verloren gegenüber<br />
der Umfrage 2004 immerhin 4,5 %.<br />
Die Relining-Verfahren, zu denen an vorderster<br />
Front das Schlauchlining gehört,<br />
lagen 2009 bei 17,9 % Anteil – ein Minus<br />
von 3,5 % gegenüber 2004. Großer Gewinner<br />
der letzten fünf Jahre sind offensichtlich<br />
<strong>die</strong> Reparaturverfahren mit einem<br />
Plus von 11,2 % auf nunmehr 36,2 % Anteil<br />
an allen Sanierungsmaßnahmen.<br />
In langfristiger Betrachtung aber sind<br />
<strong>die</strong> Reliningverfahren einschließlich<br />
Schlauchlining <strong>die</strong> eigentliche Erfolgstechnologie,<br />
da sie von einem 2,5 %-Anteil am<br />
Sanierungsmarkt im Jahre 1990 auf das<br />
heutige hohe Niveau gestartet sind, während<br />
<strong>die</strong> offene Erneuerung zu <strong>die</strong>ser Zeit<br />
noch bei 62,5 % lag und inzwischen auf fast<br />
<strong>die</strong> Hälfte abgestürzt ist. Die Reparaturver-<br />
Die Erfordernisse der Praxis haben in Verbindung mit der Kreativität der<br />
Schlauchlining-Hersteller und Anwender zu hoch innovativen Sonderentwicklungen<br />
wie <strong>die</strong>ser Chip-Unit zur Pneumatischen Installation von Linern<br />
kleiner Nennweite geführt.<br />
Auch für sehr spezielle Problemfälle bietet<br />
Schlauchlining häufig <strong>die</strong> ideale, wenn nicht gar <strong>die</strong><br />
einzige Lösung: Sanierung einer Schlitzrinne auf<br />
einem Verkehrsflughafen.<br />
16 1-2 / 2011
Veranstaltungen<br />
Nachrichten<br />
fahren wiederum lagen 1990 auch schon<br />
bei rund 30 %, so dass ihr heutiger hoher<br />
Marktanteil keine wirklich dramatische Verbesserung<br />
darstellt. Noch deutlicher wird<br />
der Trend, wenn man geplante Investitionen<br />
der befragten Städte und Gemeinden<br />
für den Zeitraum von 2009 bis 2013 in den<br />
Vergleich einbezieht. Hier planen <strong>die</strong> befragten<br />
Kommunen beim Relining eine Steigerung<br />
um 38,3 % gegenüber dem zurückliegenden<br />
Fünfjahres-Zeitraum – das sind<br />
jährlich ca. 112 km Kanäle, <strong>die</strong> zum großen<br />
Teil durch Schlauchlining renoviert werden.<br />
Die Meterkosten, so wird seitens der Kommunen<br />
erwartet, werden dabei um 7 %<br />
steigen. Die Erneuerung wird dagegen bis<br />
2013 um weitere 36,5 % gegenüber der<br />
Vorperiode zurückgehen, bei einer gleichzeitigen<br />
Steigerung der Meterkosten um 12<br />
%. Reparaturen werden um 60 % zunehmen,<br />
wobei hier <strong>die</strong> spezifischen Kosten um<br />
9,2 % fallen.<br />
Schlauchliner-Nutzungsdauer<br />
entspricht Planungshorizont<br />
Diese Zahlen lassen zweifellos den Schluss<br />
zu, dass <strong>die</strong> strategischen Entscheidungen<br />
der Netzbetreiber in den kommenden Jahren<br />
zum einen auf <strong>die</strong> jeweils aktuelle Kostenentwicklung<br />
zurück zu führen sind, zum<br />
anderen auf eine Reduzierung des Planungshorizonts:<br />
Gute Voraussetzungen für<br />
eine ungebrochene Fortsetzung der Erfolgskarriere<br />
des Schlauchlining in den kommenden<br />
Jahren. Denn wenn man <strong>die</strong>se beiden<br />
Aspekte miteinander kombiniert, wird<br />
eine Entscheidung „Pro Schlauchlining“ immer<br />
öfter beinahe zwingend fallen: Warum<br />
soll man hohe Kosten für 80 Jahre Nutzungsdauer<br />
in Kauf nehmen, wenn eine<br />
nachvollziehbare Sichtweite der Planung<br />
ohnehin bei einem Zeithorizont von 30 oder<br />
40 Jahren endet? Unter solchen Umständen<br />
versprechen <strong>die</strong> aktuellen Mehrkosten<br />
des offenen Neubaus langfristig keine wirkliche<br />
Rendite mehr. Dazu passender Weise<br />
schätzen <strong>die</strong> befragten Kommunen <strong>die</strong> Nutzungsdauer<br />
von Schlauchlinern heute mit<br />
46 Jahren ein, was recht gut mit den Nutzungsdauern<br />
korrespon<strong>die</strong>rt, <strong>die</strong> auch<br />
Fachverbände wie GSTT oder RSV für das<br />
Schlauchlining ansetzen. 50 Jahre gelten in<br />
der Fachwelt inzwischen als realistischer<br />
Nutzungsdauer-Sollwert für jeden Liner, der<br />
ohne Fehler installiert wurde. Praktisch kein<br />
anderes Sanierungsverfahren in Deutschland<br />
stützt sich auf ein so dichtes Netz von<br />
Qualität sichernden Regelwerken und Prozeduren.<br />
Die Anstrengungen, <strong>die</strong> man in den<br />
letzten Jahren dafür unternommen hat –<br />
unter anderem auf den zurück liegenden<br />
acht Deutschen Schlauchlinertagen – tragen<br />
spürbar Früchte.<br />
Qualitätsprodukt mit höchster<br />
Anwendungsbreite<br />
Längst ist der Schlauchliner nicht nur ein untadeliges<br />
Quailitätsprodukt, sondern wird<br />
zudem auf hohem Niveau in einer verfahrens-<br />
und werkstofftechnischen Bandbreite<br />
angeboten, <strong>die</strong> praktisch keine Wünsche der<br />
Sanierungspraxis offen lässt. Hinzu kommen<br />
<strong>die</strong> nicht oder nur indirekt ökonomischen<br />
Vorzüge <strong>die</strong>ser „grabenlos-Technologie“ par<br />
excellence. Ganz vorne weg <strong>die</strong> beispiellos<br />
hohe Baugeschwindigkeit und <strong>die</strong> minimierten<br />
Eingriffe in den Straßenverkehr, <strong>die</strong><br />
durch Schlauchlining hervorgerufen werden.<br />
Nur wenige Schlauchlining-Maßnahmen<br />
dauern länger als einen Arbeitstag und selbst<br />
an <strong>die</strong>sem Tag müssen so gut wie nie Straßen<br />
gesperrt werden. Dies freut nicht nur<br />
den ADAC, sondern auch den Umweltschutz,<br />
denn Schlauchlining ist nicht zuletzt deswegen<br />
eine extrem CO 2<br />
-arme Technologie. Ein<br />
weiterer Vorteil des Schlauchlining ist auch<br />
der Verzicht auf Maßnahmen der Grundwasserabsenkung,<br />
<strong>die</strong> im offenen Leitungsgrabenbau<br />
an der Tagesordnung sind. Sie<br />
stellen nicht nur einen Eingriff in den <strong>Was</strong>serhaushalt<br />
dar, sondern schlagen auch kostenseitig<br />
massiv zu Buche.<br />
Sind Reparaturverfahren<br />
<strong>die</strong>„eigentliche“ Konkurrenz?<br />
Zieht man aus den aktuellen Entwicklungen<br />
ein Fazit aus der Perspektive der Schlauchlining-Industrie,<br />
so sind zwei Dinge zu konstatieren:<br />
Die beobachtbare, nunmehr seit<br />
zwei Jahrzehnten anhaltende Verlagerung<br />
von Sanierungsmarktanteilen vom Neubau<br />
zur Renovation ist sehr deutlich. Die Herausforderung<br />
der kommenden Jahre könnte<br />
aber darin liegen, dass man in <strong>die</strong>ser Frage<br />
nicht von den partiellen Reparaturverfahren<br />
„rechts überholt“ wird. Wenn Potenzial,<br />
das <strong>die</strong> Erneuerung verliert, an der<br />
Renovation vorbei gleich in den Reparaturbereich<br />
durchgereicht wird, ist <strong>die</strong>s zwar<br />
ein Erfolg für grabenlose Technologie im<br />
Allgemeinen, gleichwohl aber nicht im Sinne<br />
des Schlauchlining im Besonderen. Sich<br />
hier abzugrenzen und positiv zu positionieren,<br />
ist eine <strong>Zukunft</strong>saufgabe der Branche.<br />
All solche Aspekte finden Eingang in <strong>die</strong><br />
komplexen Planungsüberlegungen großer<br />
und kleiner Kommunen in Deutschland im<br />
Umgang mit ihren Abwassersystemen und<br />
ihren Gebührenzahlern. Wie <strong>die</strong>s genau geschieht,<br />
welche Entscheidungen in der Praxis<br />
tatsächlich getroffen werden und welche<br />
Erfahrungen bislang gemacht werden,<br />
das macht einen Großteil der Vorträge und<br />
Diskussionsrunden auf dem 9. Deutschen<br />
Schlauchlinertag in Bonn am 5. April 2011<br />
aus. Neben viel Konzeptionellem gibt es im<br />
Foyer des ehemaligen Plenarsaals natürlich<br />
auch in <strong>die</strong>sem Jahr „Technologie satt“,<br />
denn natürlich werden auch 2011 alle<br />
namhaften Schlauchlining-Systemanbieter<br />
und -anwender präsent sein.<br />
Kontakt: Technische Akademie<br />
Hannover e.V., Dr. Igor Borovsky,<br />
Hannover, Tel. +49 511 39433-30,<br />
E-Mail: info@ta-hannover.de, www.<br />
deutscher-schlauchlinertag.de<br />
1-2 / 2011 17
Veranstaltungen<br />
Nachrichten<br />
Unter Federführung von TÜV Süd<br />
Wiesbadener Kunststoffrohrtage 2011<br />
Kunststoffrohre „von der Rolle“ (Quelle: Wavin GmbH)<br />
Von Tiefengeothermie über Thermpipe bis zu Trinkwasserleitungen:<br />
Bei den Wiesbadener Kunststoffrohrtagen am 7./8. April 2011<br />
tauschen sich Experten aus vielen Bereichen über aktuelle Entwicklungen<br />
in der Branche aus. Die renommierte Veranstaltung findet<br />
in <strong>die</strong>sem Jahr erstmals unter Federführung von TÜV SÜD statt.<br />
Rohrsysteme aus polymeren Werkstoffen haben sich in den<br />
letzten Jahrzehnten aufgrund ihrer hohen Leistungsfähigkeit und<br />
Sicherheit in der Gas- und Trinkwasserversorgung, der Abwasserentsorgung,<br />
im Industrierohrleitungsbau und bei der Sanierung<br />
und Erneuerung von schadhaften Rohrleitungen bewährt. Die<br />
15. Wiesbadener Kunststoffrohrtage zeigen Innovationen in <strong>die</strong>sem<br />
Bereich auf und machen deutlich, was <strong>die</strong>se Rohrsysteme<br />
unter den verschiedenen Beanspruchungen leisten können.<br />
Der Auftakt der zweitägigen Veranstaltung gehört den Innovationen:<br />
Dabei geht es unter anderem um Neuerungen bei der<br />
Heizwendelschweißtechnik, um künftige neue Standards für PE-<br />
Rohrleitungssysteme, um modifizierte PP-Rohre in der Tiefengeothermie<br />
und erweiterte Anwendungsmöglichkeiten durch<br />
Weiterentwicklungen des Werkstoffes PE. Am ersten Veranstaltungstag<br />
stehen folgende Themen auf dem Programm: Aufbau<br />
eines gemeinschaftlichen Biogasnetzes; Betriebserfahrungen mit<br />
Polyethylen 100; Thermpipe – intelligente Wärmerückgewinnung<br />
aus Kanalrohren.<br />
Der zweite Veranstaltungstag beginnt mit dem Themenblock<br />
„Abwasser“, dabei gibt es unter anderem einen Vortrag zu „Innovativen<br />
Systemen für <strong>die</strong> Sanierung und grabenlose Verlegung<br />
von Abwasserkanälen“. Es folgen eine Reihe von Anwenderberichten<br />
zu Rohrsystemen aus polymeren Werkstoffen – von der<br />
Sanierung von Trinkwasserleitungen über <strong>die</strong> grabenlose Erneuerung<br />
an einer Hauptverkehrsstraße bis hin zum Ausbau eines<br />
Ableitungssammlers auf dem Gelände des Frankfurter Flughafens.<br />
Veranstaltet werden <strong>die</strong> Wiesbadener Kunststoffrohrtage in<br />
<strong>die</strong>sem Jahr erstmals von TÜV SÜD. Aus der Taufe gehoben hatte<br />
<strong>die</strong> Veranstaltungsreihe vor 14 Jahren Heiner Brömstrup, Geschäftsführer<br />
der Dipl.-Ing. Brömstrup Internationale Ingenieurberatung<br />
GmbH. Die Wiesbadener Kunststoffrohrtage sind ein internationales<br />
Forum für Rohrsysteme aus polymeren Werkstoffen<br />
und wichtiger Branchentreffpunkt für Anwender und Hersteller.<br />
Unter www.wiesbadener-kunststoffrohrtage.de sowie www.<br />
tuev-sued.de/tagungen gibt es das detaillierte Programm sowie<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit zur direkten Anmeldung.<br />
Seminar „Qualitätsprodukt<br />
Kanalsanierung“ in Hamburg<br />
Das beliebte Seminar „Qualitätsprodukt<br />
Kanalsanierung – Praxisbeispiel Hamburg“<br />
hat seit 2002 zahlreiche Fachleute der<br />
Branche erreicht. Auf vielfachen Wunsch<br />
bietet das Zentrum für Weiterbildung der<br />
Jade Hochschule in Oldenburg in Kooperation<br />
mit Hamburg <strong>Was</strong>ser am 17. und 18.<br />
Mai 2011 nun ein neues Vertiefungmodul<br />
an, das <strong>die</strong> Themen Ausschreibung, Angebotswertung<br />
und Vergabe in den Mittelpunkt<br />
der Betrachtungen stellt. Eine Teilnahme<br />
lohnt sich somit auch für alle <strong>die</strong>jenigen,<br />
<strong>die</strong> das Seminar bereits in der Vergangenheit<br />
besucht haben.<br />
Die Firmen Insituform Rohrsanierungstechniken<br />
GmbH, Hamburg, KMG Pipe<br />
Technologies, Hamburg, Rohrsanierung<br />
Jensen GmbH & Co.KG, Bordesholm und<br />
Siebert + Knipschild GmbH, Oststeinbeck<br />
sorgen für optimale Praxisnähe, da sie wieder<br />
aktuelle Sanierungsbaustellen zur Besichtigung<br />
präsentieren werden.<br />
Kontakt: Zentrum für Weiterbildung<br />
der Jadehochschule in Oldenburg,<br />
Tel. 0441/36103920, E-Mail: info@<br />
jade-hs.de, www.jade-hs.de/zfw<br />
18 1-2 / 2011
Veranstaltungen<br />
Nachrichten<br />
6. Nürnberger Informations- und<br />
Erfahrungsaustausch zum Rohrvortrieb<br />
Der Nürnberger Informations- und Erfahrungsaustausch zum<br />
Rohrvortrieb bietet <strong>die</strong> Möglichkeit, sich in einem jährlichen Turnus<br />
über aktuelle Entwicklungen hinsichtlich Regelwerke, Innovationen,<br />
Vortriebsprojekte und unterschiedlicher Vortriebsverfahren<br />
zu informieren. Er steht unter der fachlichen Leitung und<br />
Moderation des Güteschutz Kanalbaus und der TÜV Rheinland<br />
LGA Bautechnik GmbH.<br />
Neben interessanten Fachvorträgen bietet <strong>die</strong> <strong>die</strong>sjährige Veranstaltung<br />
den Teilnehmern eine breit gefächerte Fachausstellung<br />
mit über 20 renommierten Unternehmen aus den verschiedensten<br />
Bereichen des Rohrvortriebs (Planung, Bauausführung,<br />
Maschinentechnik, Rohrhersteller, Baubegleitende Überwachungs-<br />
und Vermessungstechnik, Softwareentwickler, Bentonittechnik<br />
sowie Bauüberwachung und Güteschutz).<br />
Nachdem in den letztjährigen Veranstaltungen von Dr.-Ing.<br />
Albert Hoch von der TÜV Rheinland LGA Bautechnik GmbH jeweils<br />
über den aktuellen Bearbeitungsstand des neuen Arbeitsblattes<br />
DWA-A 161 „Statische Berechnungen von Vortriebsrohren“<br />
berichtet wurde, liegt <strong>die</strong>ses nun als „Gelbdruck“ (Ausgabe<br />
September 2010) veröffentlicht vor. Die Veranstaltung bietet <strong>die</strong><br />
Möglichkeit u. a. mit dem Sprecher der DWA-Arbeitsgruppe ES-<br />
5.6 über erste Praxiserfahrungen mit dem neuen Regelwerk zu<br />
diskutieren.<br />
Im neuen Regelwerk DWA-A 161 werden nun <strong>die</strong> Verkehrslasten<br />
des DIN-Fachberichtes 101 zugrunde gelegt. Die bisherigen<br />
Straßenverkehrslasten SLW 60, SLW 30 und LKW 12 sowie<br />
<strong>die</strong> Eisenbahnverkehrslasten UIC 71 entfallen somit. Sie werden<br />
ersetzt durch das Eisenbahnlastmodell LM 71 und das Straßenverkehrslastmodell<br />
LM 1 nach DIN-Fachbericht 101. Im Rahmen<br />
der Fachtagung werden <strong>die</strong> Grundlagen und Änderungen bei den<br />
Verkehrslastmodellen und deren Auswirkung auf <strong>die</strong> Vortriebsrohre<br />
erläutert. Zum quantifizierbaren Vergleich werden Berechnungsbeispiele<br />
mit „neuen“ und „alten“ Verkehrslastansätzen<br />
durchgeführt.<br />
Der Güteschutz Kanalbau gibt mit seinem Vortrag den „Ausschreibenden“<br />
Orientierungshilfen für den Nachweis der Eignung<br />
bei der Vergabe von Rohrvortriebsarbeiten zur Hand.<br />
Ein weiterer Themenschwerpunkt beschäftigt sich mit der<br />
neuen Fassung der DIN 18319 „VOB Teil C: Allgemeine Technische<br />
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Rohrvortriebsarbeiten“<br />
in der Ausgabe April 2010. Es werden <strong>die</strong> Grundlagen<br />
und Änderungen im neuen Regelwerk vorgestellt und Tipps<br />
für <strong>die</strong> praktische Anwendung gegeben. Ein zentrales Thema ist<br />
dabei auch <strong>die</strong> Hindernisbeseitigung beim Rohrvortrieb (Bewältigung<br />
von Steinen und Blöcken) und deren abrechnungstechnische<br />
Behandlung des Aufwandes.<br />
Am Nachmittag berichtet Frau Dipl.-Ing. Stöhr von der Stadtentwässerung<br />
und Umweltanalytik der Stadt Nürnberg aus Betreibersicht<br />
über <strong>die</strong> Umsetzung von kontinuierlichen Verbesserungen<br />
bei der Planung, Ausschreibung und Überwachung von<br />
Rohrvortriebsmaßnahmen. Darüber hinaus werden verschiedene<br />
Praxisberichte über innovative und spektakuläre Rohrvortriebsprojekten<br />
im nationalen wie internationalen Kontext vorgestellt.<br />
Kontakt: TÜV Rheinland Akademie GmbH, Niederlassung<br />
Nürnberg, Dr. Christian Geistmann, Tel. +49 911 655-4976,<br />
E-Mail: christian.geistmann@de.tuv.com<br />
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Oldenburger Rohrleitungsforum 2011 Stand: EG-V-12<br />
1-2 / 2011 19
Fachbericht<br />
Recht & Regelwerk<br />
Biogaseinspeisung in Erdgasnetze<br />
Die wesentlichsten Neuerungen der neuen GasNZV<br />
Von Gerrit Volk<br />
Zusammenfassung: Am 9. September 2010 ist <strong>die</strong> neue Gasnetzzugangsverordnung (GasNZV) in Kraft<br />
getreten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> bisherige GasNZV vom 25. Juli 2005 ersetzt. Insofern handelt es sich um eine neue und nicht<br />
um eine Novellierung der bestehenden GasNZV. Äußeres Merkmal <strong>die</strong>ser Neufassung ist <strong>die</strong> strukturelle<br />
Gliederung in 13 Teile mit 51 Paragraphen. Teil 6 mit den Paragraphen 31 bis 37 ist ausschließlich dem Biogas,<br />
der Biogaseinspeisung und dem Biogastransport gewidmet. Teilweise entsprechen <strong>die</strong> Regelungen dem Teil 11a<br />
der bisherigen Regelung und teilweise werden neue Präverenzregeln geschaffen. Der vorliegende Beitrag<br />
beschreibt und analysiert <strong>die</strong> wesentlichsten neuen Regeln.<br />
Zweck der Biogasregelungen<br />
Ziel der Biogasregelungen ist es gemäß § 31 GasNZV, bis<br />
zum Jahre 2020 insgesamt 6 Mrd. m³ und bis zum Jahr<br />
2030 insgesamt 10 Mrd. m³ Erdgas in Deutschland durch<br />
Biogas zu ersetzen. Der Erdgasverbrauch in der Bundesrepublik<br />
Deutschland betrug im Jahr 2009 ca. 89 Mrd. m³<br />
Erdgas. Bezogen auf den zuvor genannten Verbrauch im<br />
Jahre 2009 würde <strong>die</strong>s einem Biogasanteil am Erdgasverbrauch<br />
in 2020 von 6,7 % und in 2030 von 11,2 % entsprechen.<br />
Ein bevorzugter Verwendungspfad, wie ihn <strong>die</strong><br />
alte Regelung des § 41a GasNZV (alt) vorsah, wird nicht<br />
mehr genannt. In der alten GasNZV war noch davon <strong>die</strong><br />
Rede, dass Biogas verstärkt in der Kraft-Wärme-Kopplung<br />
und als Kraftstoff eingesetzt werden soll. Substituiert<br />
Biogas aber Erdgas, so können alle positiven Wirkungsaspekte<br />
des Biogases zum Tragen kommen, da auf jeden<br />
(Verwendungs-)Fall fossiles Erdgas ersetzt wird. Die neuen<br />
Regeln für <strong>die</strong> Biogaseinspeisung erhalten auch vor dem<br />
Energiekonzept der Bundesregierung vom 28.09.2010<br />
eine besondere Bedeutung. Während <strong>die</strong> zukünftige Verwendung<br />
von Erdgas im deutschen Energiemix relativ wenig<br />
Beachtung findet, so wird Biogas, insbesondere mit<br />
Erdgas kompatibles, aufbereitetes Biomethan, große zukünftige<br />
Bedeutung zugeschrieben.<br />
Kostenteilungsregelungen des<br />
Netzanschlusses und der<br />
Verbindungsleitungen<br />
Die Kostenteilungsregelungen für den Netzanschluss und<br />
<strong>die</strong> Verbindungsleitung vom Netzanschluss bis zur<br />
Gastransport- bzw. verteilerleitung sind materiell wesentlich<br />
in § 33 Abs. 1 GasNZV neu geregelt. Der Verordnungsgeber<br />
differenziert bei den Leitungslängen in Längen bis<br />
zu 1 km, zwischen 1 km und 10 km und über 10 km.<br />
In der Vergangenheit, also nach der Novellierung der Gas-<br />
NZV im Jahre 2008 und der Einführung der hälftigen Kostenteilung,<br />
war <strong>die</strong> Bestimmung des Netzanschlusspunktes<br />
ein Hauptstreitpunkt zwischen den Netzanschlusspetenten<br />
und den Netzbetreibern. Aufgrund der Tatsache,<br />
dass der Netzanschlusspetent <strong>die</strong> ihm zugeordneten Kosten<br />
endgültig alleinig zu tragen hat, während der Netzbetreiber<br />
<strong>die</strong> ihm zugeordneten Kosten auf <strong>die</strong> Netznutzer<br />
wälzen kann, haben <strong>die</strong> Netzanschlusspetenten ein ausgeprägtes<br />
Interesse an der Minimierung der Netzanschlusskosten<br />
gezeigt. Somit wurde von <strong>die</strong>sen in der Regel<br />
der Anschluss an das nächstgelegene Ortsverteilernetz<br />
gefordert, auch wenn <strong>die</strong>ses in den lastschwachen<br />
Sommermonaten das eingespeiste Biogas nicht aufnehmen<br />
konnte und somit eine temporäre Hochspeisung in<br />
das vorgelagerte Hochdrucknetz erforderlich machte.<br />
Diese temporäre Hochspeisung betraf den Verantwortungs-<br />
und Kostentragungsbereich des Verteilernetzbetreibers<br />
und war somit nicht mehr Inhalt der Kostenwelt<br />
des Netzanschlusspetenten.<br />
Bei gesamtwirtschaftlicher, also volkswirtschaftlicher<br />
Betrachtung aus dem Blickwinkel des netzentgeltzahlenden<br />
Gasverbrauchers war der Anschluss an das nächstliegende<br />
Ortsverteilernetz mit den Folgeinvestitionen in<br />
das Ortsverteilernetz oftmals nicht <strong>die</strong> preiswerteste Lösung.<br />
Vielfach ist ein direkter Anschluss an das vorgelagerte<br />
Hochdrucknetz aufgrund des ganzjährigen Einspeisepotenzials<br />
<strong>die</strong> gesamtwirtschaftlich optimalere Lösung.<br />
Die Netzanschlusspetenten haben <strong>die</strong>se Anschlussoption<br />
in der Regel aus zwei Gründen abgelehnt:<br />
Der Netzanschluss ist aufgrund des leistungsstärker<br />
dimensionierten Verdichters teurer.<br />
Die Verbindungsleitung ist aufgrund der weiter<br />
entfernt liegenden Hochdruckleitung länger und<br />
damit teurer.<br />
Wenn es zu einem Anschluss an das Ortsverteilernetz<br />
kam, was betriebswirtschaftlich aus Sicht des Netzanschlusspetenten<br />
das Optimum war, so wurde eine volks-<br />
20 1-2 / 2011
wirtschaftlich suboptimale Lösung realisiert. Somit war es<br />
ein Ziel bei der Neufassung der GasNZV das Streitpotenzial<br />
bei der Findung des Netzanschlusspunktes zu mindern<br />
und eine Lösung zu finden, das betriebswirtschaftliche Ziel<br />
des Netzanschlusspetenten und das volkswirtschaftliche<br />
Ziel geringer Netzentgelte „unter einen Hut“ zu bringen.<br />
Ein Ansatz im Verordnungsgebungsverfahren war der,<br />
den Netzanschluss und <strong>die</strong> Verbindungsleitung vollständig<br />
durch den Netzbetreiber bezahlen zu lassen, verbunden<br />
mit dem Recht der Bestimmung des Netzanschlusspunktes<br />
der Biogasanlage. Dieser Ansatz wurde aus zwei<br />
Gründen nicht umgesetzt:<br />
Dem Netzbetreiber sollte aufgrund mangelnder<br />
Mitbestimmungsmöglichkeiten des Anlagenbetreibers<br />
für den Anschlusspunkt keine „Hintertür-Strategie“<br />
ermöglicht werden, durch <strong>die</strong> Bestimmung eines für<br />
den Biogasanlagenbetreibers unmöglichen Punktes<br />
das ganze Biogaseinspeiseprojekt zu torpe<strong>die</strong>ren.<br />
Die (erweiterten) Netzanschlusskosten, also <strong>die</strong><br />
eigentlichen Kosten des Netzanschlusses zuzüglich<br />
der Kosten für <strong>die</strong> Verbindungsleitung, sollten nicht<br />
ausschließlich durch den Netzbetreiber zu übernehmen<br />
sein, um <strong>die</strong> Netzentgelte nicht allzu stark<br />
ansteigen zu lassen.<br />
Deshalb wurde letztlich <strong>die</strong> jetzt gefundene Lösung formuliert:<br />
Kostenaufteilung im Verhältnis 25 % zu 75 % mit<br />
Deckelung auf maximal 250 TEuro für den Netzanschlusspetenten<br />
für den erweiterten Netzanschluss bis 1 km Verbindungsleitung<br />
und Kostenaufteilung für <strong>die</strong> km 2 bis 10<br />
ohne Deckelung für <strong>die</strong> Verbindungsleitung.<br />
Aus volkswirtschaftlichen Gründen sind niedrige<br />
Netzentgelte wünschenswert. Deshalb sind <strong>die</strong> Netzanschlussbedingungen<br />
aus lenkungstechnischen Gründen so<br />
auszugestalten, dass kostenmindernde Maßnahmen auch<br />
für <strong>die</strong> einzelnen Akteure vorteilhaft sind. Insbesondere<br />
dem Netzanschlusspunkt kommt in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />
eine besondere Bedeutung zu. Um auch dem Anlagenbetreiber<br />
einen Anreiz zu setzen, <strong>die</strong> Anlage möglichst<br />
nahe an den Netzanschlusspunkt zu platzieren, hat der<br />
Verordnungsgeber ein dreistufiges Konzept der Kostenpartizipation<br />
installiert:<br />
1. Bis zu einer Entfernung von 1 km entstehen für den<br />
Netzanschlusspetenten <strong>die</strong> prozentual (Eigenanteil zu<br />
Gesamtkosten) niedrigsten Kosten.<br />
2. Für <strong>die</strong> Verbindungsleitung zwischen 1 und 10 km<br />
steigen <strong>die</strong> prozentualen Kosten des Anschlusspetenten<br />
vergleichsweise deutlich an, nicht zuletzt durch<br />
<strong>die</strong> Nicht-Existenz einer Deckelung.<br />
3. Bei einer Verbindungsleitung, <strong>die</strong> über 10 km hinaus<br />
geht, hat der Anschlusspetent sämtliche Kosten<br />
alleinig zu tragen, seine Kostenpartizipation ist somit<br />
mit 100 % maximal.<br />
Der Wortlaut der Verordnung ist m. E. eindeutig, weil er<br />
<strong>die</strong> strenge Dreiteilung in (1.) Netzanschluss mit Verbindungsleitung<br />
bis 1 km Länge, (2.) Verbindungsleitung von<br />
1 bis 10 km Länge und (3.) Verbindungsleitung länger als<br />
10 km klar aufzeigt. Das Kostenaufteilungsregime ist davon<br />
abhängig, in welchem Teil der vorgenannten Systematik<br />
man sich gerade befindet. Die Kostenaufteilungssystematik<br />
ist somit abschnittsweise und additiv zu betrachten.<br />
Eine Verbindungsleitung von mehr als 1 km Länge<br />
bedeutet eben nicht, dass <strong>die</strong> Kostenaufteilung sich nur<br />
nach Abschnitt 2 (oder 3) richtet, sondern dass zu den<br />
Kosten des Abschnitts 1 (bis 1 km) weitere Kosten hinzukommen.<br />
Aus der Begründung des Verordnungsgebers<br />
zu § 33 lässt sich <strong>die</strong>se additive Vorgehensweise erkennen:<br />
„Der Kostendeckel gilt in <strong>die</strong>sem Fall (Verbindungsleitung<br />
zwischen 1 und 10 km, G. V.) nicht.“ Würde bei einer<br />
Entfernung von über 1 km <strong>die</strong> Kostenaufteilung des<br />
ersten Abschnitts durch <strong>die</strong> Kostenaufteilungsregelung<br />
des zweiten Abschnitts ersetzt werden, so würde <strong>die</strong>ser<br />
Satz keinen Sinn machen!<br />
96%ige Verfügbarkeit des<br />
Netzanschlusses<br />
Bisher hat in der alten GasNZV <strong>die</strong> Regelung, dass der<br />
Netzbetreiber eine „ganzjährige Einspeisung“ des Biogases<br />
dem Einspeiser zu gewährleisten hat (§ 41d Abs. 2<br />
Satz 3 GasNZV), zwischen den Beteiligten zu intensiven<br />
und insbesondere langwierigen Diskussionen geführt, was<br />
insbesondere auch dazu beitrug, den Abschluss eines<br />
Netzanschlussvertrages weiter zu verzögern. Von den<br />
Netzanschlusspetenten wurde <strong>die</strong> Forderung nach einer<br />
Konkretisierung <strong>die</strong>ser ganzjährigen Verfügbarkeit erhoben,<br />
da <strong>die</strong> Formulierung des Verordnungsgebers zu<br />
„schwammig“ sei. Bei wörtlicher Auslegung des Textes<br />
müsse von einer Verfügbarkeit von 8.760 h/a ausgegangen<br />
werden. Auch sei <strong>die</strong> Unterstellung einer ganzjährigen<br />
Verfügbarkeit des Netzanschlusses und der Netznutzung<br />
Voraussetzung zur Einhaltung der Businesspläne, <strong>die</strong> zu<br />
Finanzierungszwecken bei den Kredit gebenden Banken<br />
als Voraussetzung für eine Finanzierungszusage vorzulegen<br />
seien.<br />
Dem wurde seitens der Netzbetreiber entgegen gehalten,<br />
dass eine ganzjährige Verfügbarkeit schon allein<br />
aus technischen Gründen nicht eine Verfügbarkeit von<br />
8.760 h/a bedeuten könne und z. B. vom Hersteller eines<br />
Verdichters vorgeschriebene Wartungsarbeiten, ganz zu<br />
schweigen von unplanmäßigen Reparaturen, eine geringere<br />
Verfügbarkeit ganz natürlich erscheinen lasse. Von<br />
den Netzbetreibern wurde wortgewaltig und mit durchaus<br />
nachvollziehbaren Beispielen und Gründen vorgetragen,<br />
warum ganzjährig nicht 8.760 h/a bedeuten könne;<br />
es wurde aber alternativ kein allgemein akzeptables<br />
„Ganzjährigkeitsniveau“ vorgeschlagen.<br />
Bei der Planung und Errichtung von Gasnetzen wird<br />
grundsätzlich von einer maximal möglichen Verfügbarkeit<br />
ausgegangen. Da jedoch immer mit geplanten oder unge-<br />
1-2 / 2011 21
Fachbericht<br />
Recht & Regelwerk<br />
In einem solchen Fall hat jeder der Beteiligten das Recht<br />
auf Änderung des Realisierungsfahrplanes.<br />
Die Begründung <strong>die</strong>ser Neuerung, nämlich der vorgeschriebenen<br />
Einführung eines Realisierungsfahrplanes,<br />
liegt in den langen Realisierungszeiträumen für den Anschluss<br />
von Biogaseinspeiseanlagen in der Vergangenheit.<br />
Seitens der Anschlussnehmer wurde der Vorwurf erhoben,<br />
<strong>die</strong> Netzbetreiber würden eine Anschlussrealisierung<br />
willkürlich verzögern, um das Netzanschlussbegehren<br />
zeitlich hinsichtlich des Realisierungszeitpunktes, und damit<br />
hinsichtlich der wirtschaftlichen Wirksamkeit laut<br />
Businessplan für <strong>die</strong> Finanzmittelbeschaffung, zu schädigen<br />
und damit letztlich zu verhindern. Aus der Stromwirtschaft<br />
sind solche Verzögerungstaktiken oder zumindest<br />
Vorwürfe, solche Verzögerungstaktiken anzuwenden, bekannt.<br />
Deshalb wurde <strong>die</strong>se Vorschrift in enger Anlehnung<br />
an § 4 Abs. 5 KraftNAV formuliert, worauf <strong>die</strong> Verordnungsbegründung<br />
ausdrücklich hinweist.<br />
Der Realisierungsfahrplan ist der Regulierungsbehörde<br />
vom Netzbetreiber unverzüglich vorzulegen. „Unverzüglich“<br />
ist in <strong>die</strong>sem Fall so zu interpretieren, dass <strong>die</strong><br />
Vorlage ohne schuldhaftes Zögern, d. h. sofort nach Abschluss<br />
des Netzanschlussvertrages, erfolgen muss. Für<br />
den Beginn des oben genannten maximal 18monatigen<br />
Zeitraumes bis zum Baubeginn hat der Zeitpunkt der Vorlage<br />
bei der Regulierungsbehörde keine Bedeutung, einzig<br />
der Abschluss des Netzanschlussvertrages zählt. Da<br />
aber <strong>die</strong> Vorlage unverzüglich erfolgen muss, kann der<br />
Vorlagezeitpunkt nur kurz unmittelbar hinter dem Zeitpunkt<br />
des Abschlusses des Netzanschlussvertrages liegen.<br />
Die Behörde, der der Realisierungsfahrplan vorzulegen<br />
ist, ergibt sich aus § 54 EnWG. Vereinfacht formuliert<br />
unterliegen Gasnetzbetreiber, <strong>die</strong> in mehr als einem Bundesland<br />
ein Gasnetz betreiben oder mittels deren Netz<br />
mehr als 100.000 Kunden unmittelbar oder mittelbar beliefert<br />
werden, der Regulierung durch <strong>die</strong> Bundesnetzagentur.<br />
Alle anderen unterliegen der Regulierungsbehörde<br />
des Bundeslandes, in deren Territorium das Gasnetz<br />
sich befindet, oder das Bundesland hat ein Verwaltungsabkommen<br />
zur Organleihe mit der Bundesnetzagentur<br />
geschlossen. Die Bundesnetzagentur würde in einem solchen<br />
Falle <strong>die</strong> Aufgaben der Landesregulierungsbehörde<br />
nach § 52 Abs. 2 EnWG wahrnehmen.<br />
Die Vorschrift für <strong>die</strong> Einführung eines Realisierungsfahrplanes<br />
sieht keine Sanktionsfolgen für den Netzbetreiber<br />
vor, falls <strong>die</strong>ser Realisierungsfahrplan nicht unverzüglich<br />
der Regulierungsbehörde vorgelegt wird. Wird ein<br />
Realisierungsfahrplan jedoch vorgelegt und der Netzbetreiber<br />
verursacht eine Verzögerung über den im Realisierungszeitpunkt<br />
festgelegten Inbetriebnahmezeitpunkt,<br />
so verliert der Netzbetreiber den Anspruch auf Beteiligung<br />
des Anschlussnehmers an den Anschlusskosten und<br />
muss <strong>die</strong>se alleinig tragen. Eine Wälzung <strong>die</strong>ses Teiles der<br />
Netzanschlusskosten über § 20b GasNEV, also der Wälzung<br />
der einspeisebedingten Biogaskosten beim Netzbeplanten<br />
Einschränkungen zu rechnen ist, werden vorsorglich<br />
sogenannte Notfackeln vorgesehen. Mittels <strong>die</strong>ser<br />
Notfackeln wird Methan gezielt verbrannt, wenn eine geplante<br />
oder ungeplante Unterbrechung eine Einspeisung<br />
nicht oder nicht im vorgesehenen Umfang ermöglicht. Diese<br />
Notfackeln sind so errichtet und genehmigt, dass von<br />
einer Höchstnutzungsdauer von 300 h/a ausgegangen<br />
wird. Für einen Dauerbetrieb geeignete Fackeln sind von<br />
<strong>die</strong>sen Notfackeln nicht nur technisch zu unterscheiden,<br />
sondern sie verursachen auch deutlich höhere Kosten als<br />
<strong>die</strong> Notfackeln. Die Biogasanlage als solche hat für produziertes,<br />
aber vom Leitungsnetz nicht aufgenommenes Biogas<br />
nur ein Speichervolumen von wenigen Stunden. Dieses<br />
anlageneigene Speichervolumen stellt somit keinen<br />
nennenswerten Beitrag zu einer mehrtägigen Unterbrechung<br />
der Netzaufnahmekapazität dar, kann aber dazu<br />
beitragen, eine geplante, mehrstündige Netzanschlussrevision<br />
bei vollem Produktionsvolumen abzufedern.<br />
Die Lösung zur Herstellung einer „sicheren“ Einspeisung<br />
kann auch nicht in einer Verstärkung des Netzanschlusses<br />
durch einen generell redundanten oder sogar<br />
dreifachen Netzanschluss gesehen werden, da dadurch<br />
<strong>die</strong> Kosten des Netzanschlusses in <strong>die</strong> Höhe getrieben<br />
werden. Bei Netzanschlusskosten von über 1 Mio. Euro<br />
trägt der Netzbetreiber über 25 % der Kosten, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ser<br />
über <strong>die</strong> Netzentgelte an <strong>die</strong> Netznutzer weiterreicht.<br />
Vereinbarung eines<br />
Realisierungsfahrplanes<br />
Die Vereinbarung eines Realisierungsfahrplanes ist in § 33<br />
Abs. 7 GasNZV geregelt und ein im Vergleich zur alten<br />
GasNZV völlig neues Planungsinstrument. Zusammen mit<br />
dem Netzanschlussvertrag vereinbaren Anschlussnehmer<br />
und Netzbetreiber einen Plan über <strong>die</strong> einzelnen Schritte<br />
der Realisierung des Netzanschlusses. Auffällig dabei ist,<br />
dass seitens des Verordnungsgebers explizit <strong>die</strong> gesicherte<br />
Einspeisekapazität und eine eventuell notwendige<br />
Rückspeisung in vorgelagerte Netze erwähnt sind. Der<br />
Verordnungstext erwähnt ausdrücklich, aber nicht abschließend,<br />
was sich aus der Formulierung „derartige<br />
Schritte können insbesondere sein…“ ergibt, folgende<br />
Schritte:<br />
Erwerb dinglicher Rechte<br />
Beantragung behördlicher Genehmigungen<br />
Freigabe der Netzanschlussarbeit<br />
Bestellung der erforderlichen Anschlusstechnik<br />
Baubeginn<br />
Baufertigstellung<br />
Inbetriebnahme.<br />
Der Baubeginn hat gemäß § 33 Abs. 6 GasNZV innerhalb<br />
von 18 Monaten nach Abschluss des Netzanschlussvertrages<br />
zu erfolgen. Der Netzanschlussplan kann aufgrund<br />
von tatsächlichen Umständen Veränderungen erfordern.<br />
22 1-2 / 2011
treiber über den marktgebietsaufspannenden Netzbetreiber<br />
und letztlichen Belastung aller Netznutzer, dürfte ausgeschlossen<br />
sein. Damit verbleibt ein solcher verzögerungsbedingter<br />
Anteil der Netzanschlusskosten auch abschließend<br />
beim Netzbetreiber.<br />
Qualitätsanforderungen für<br />
das Biogas<br />
Den Qualitätsanforderungen an das<br />
Biogas ist mit § 36 GasNZV ein eigener<br />
Paragraph gewidmet. Wie in der<br />
alten GasNZV auch, gelten für <strong>die</strong> Einspeisung<br />
von Biogas <strong>die</strong> Voraussetzungen<br />
der Arbeitsblätter G 260 und<br />
G 262 des DVGW e. V. Der Klammerausdruck<br />
nimmt Bezug auf den Stand<br />
2007. Es wurde im Vorfeld der Neuformulierung<br />
der GasNZV vielfach der<br />
Vorschlag unterbreitet, hier einen dynamischen<br />
Bezug zu wählen und somit<br />
automatisch immer <strong>die</strong> aktuelle Version<br />
als verbindlich zu erklären. Seitens<br />
des Verordnungsgebers wurde jedoch<br />
der statische Bezug ausdrücklich beibehalten.<br />
Es soll verhindert werden,<br />
dass <strong>die</strong> Netzbetreiber (z. B. mittels<br />
der Arbeitsblätter des DVGW e. V.) <strong>die</strong><br />
Technik dazu „missbrauchen“, <strong>die</strong> Anforderungen<br />
an <strong>die</strong> Einspeisung von<br />
Methan in Erdgasnetze so zu regeln,<br />
dass eine Einspeisung von Biogas nahezu<br />
unmöglich ist. Diese Motivation<br />
für <strong>die</strong> Formulierung des statischen<br />
Bezuges bei erstmaliger Formulierung<br />
der Privilegierungstatbestände für <strong>die</strong><br />
Einspeisung von Biogas ist anscheinend<br />
immer noch aktuell, weshalb der<br />
Bezug auf den Stand 2007 auch bei<br />
der Neufassung der GasNZV beibehalten<br />
wurde.<br />
Es ist jedoch klar, dass jeder Erkenntnisgewinn,<br />
der seinen Niederschlag<br />
in einer überarbeiteten Fassung<br />
der Arbeitsblätter findet und nicht <strong>die</strong><br />
Einspeisung von Biogas in Erdgasnetze<br />
verhindert oder diskriminiert, bei<br />
der Einspeisung von Biogas im Rahmen<br />
von § 36 Abs. 1 GasNZV berücksichtigt<br />
werden soll. Zu <strong>die</strong>sem Zweck hat<br />
der Verordnungsgeber mit § 50 Abs.<br />
1 Nr. 8 GasNZV eine Festlegungskompetenz<br />
für <strong>die</strong> Bundesnetzagentur geschaffen,<br />
Abweichungen von den Vorgaben<br />
des § 36 Abs. 1 GasNZV – und<br />
damit von den Arbeitsblättern G 260, 262 und 685 des<br />
DVGW e. V. (Stand 2007) - festzulegen. Damit ist sicher<br />
gestellt, dass alle sinnvollen Weiterentwicklungen der Arbeitsblätter<br />
in <strong>die</strong> Einspeisungspraxis einfließen können,<br />
ohne dass Diskriminierungen der Biogaseinspeisung<br />
„klammheimlich durch <strong>die</strong> Hintertür“ eingeführt werden.<br />
An der Vorschrift zu den Qualitätsanforderungen für<br />
Biogas neu ist <strong>die</strong> Verschärfung des Methanschlupfes. Bei<br />
WISSEN für <strong>die</strong> ZUKUNFT<br />
Biogas<br />
Erzeugung, Aufbereitung, Einspeisung<br />
Dieses Standardwerk behandelt sämtliche Aspekte rund um<br />
das Thema Biogas von der Erzeugung über <strong>die</strong> Aufbereitung<br />
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Aus dem Inhalt:<br />
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Hrsg.: S. Bajohr / F. Graf<br />
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1-2 / 2011 23
Fachbericht<br />
Recht & Regelwerk<br />
der Aufbereitung des Biorohgases auf Biogasqualität im<br />
Sinne des Gesetzgebers wird, vereinfacht ausgedrückt,<br />
das erwünschte Methan von den unerwünschten sonstigen<br />
Gasen wie Sauerstoff, <strong>Was</strong>serstoff, Stickstoff usw.,<br />
getrennt. Dieser Vorgang soll so trennscharf erfolgen,<br />
dass möglichst keine Methanmengen in den Strom für <strong>die</strong><br />
abzutrennenden Gase gelangen. Kein Methan soll mit den<br />
abzutrennenden Gasen in <strong>die</strong> Atmoshäre „schlüpfen“,<br />
weshalb <strong>die</strong>ser ungewollte Methanverlust auch als Methanschlupf<br />
bezeichnet wird. Motivation für <strong>die</strong> Erzeugung<br />
und Einspeisung von Biogas sind insbesondere ökologische<br />
Gründe, hier insbesondere <strong>die</strong> Vermeidung von<br />
Kohlendioxyd (CO 2<br />
). Die klimaschädliche Wirkung von<br />
Methan in der Atmosphäre ist um 23 bis 25 mal so stark<br />
wie <strong>die</strong> von CO 2<br />
. Demzufolge würde das ökologische Ziel<br />
der CO 2<br />
-Vermeidung durch eine Methanemission konterkariert.<br />
Bisher durfte der Methanschlupf in den ersten drei<br />
Jahren nach Inkrafttreten der GasNZV 2008 nur 1 % und<br />
anschließend 0,5 % je Normkubikmeter Rohbiogas betragen.<br />
Sanktionen bei Nichteinhaltung <strong>die</strong>ser Vorgabe<br />
waren nicht vorgesehen. Die neue GasNZV sieht eine maximale<br />
Methanemission in <strong>die</strong> Atmosphäre von 0,5 % bis<br />
zum 30. April 2012 und danach von 0,2 % vor. Diese<br />
technischen Zustände müssen vom Biogaseinspeiser zum<br />
Zeitpunkt der Inbetriebnahme des Netzanschlusses gegenüber<br />
dem Netzbetreiber durch eine geeignete, staatlich<br />
zugelassene Stelle nachgewiesen werden. Laut Verordnungsbegründung<br />
kann eine solche Stelle z. B. ein<br />
Technischer Überwachungsverein e. V. oder <strong>die</strong> DEKRA<br />
sein. Der Netzbetreiber kann aber den Netzzugang für<br />
das Biogas nach § 23 GasNZV nicht verweigern, wenn<br />
ein solcher Nachweis nicht erbracht wird.<br />
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Nachweis, so wie vom<br />
Verordnungsgeber gefordert, nicht vorgelegt werden<br />
kann, ist als relativ gering einzuschätzen. Die Inbetriebnahme<br />
der Biogasaufbereitungsanlage setzt eine immissionsschutzrechtliche<br />
Genehmigung voraus. Im Rahmen<br />
<strong>die</strong>ser Genehmigung müsste auch <strong>die</strong> Nachweisbescheinigung<br />
nach § 36 Abs. 1 GasNZV erstellt werden.<br />
Die deutsche Produktion von L-Gas geht kontinuierlich<br />
zurück. Deshalb werden zukünftig Letztverbraucher<br />
von einer L-Gasversorgung auf eine H-Gasversorgung<br />
umgestellt werden müssen. Diese Problematik hat gerade<br />
im Hinblick auf <strong>die</strong> geforderte Reduzierung der Marktgebiete<br />
nach § 21 GasNZV eine besondere Bedeutung.<br />
Das vom Anlagenbetreiber eingespeiste Biogas hat –<br />
pauschal formuliert – dem im Netz befindlichen Gas zu<br />
entsprechen. Wird z. B. eine für <strong>die</strong> Versorgung mit L-Gas<br />
betriebene Leitung auf H-Gas umgestellt, so hat <strong>die</strong>s<br />
auch Konsequenzen für <strong>die</strong> Aufbereitung des Biorohgases.<br />
Der Netzbetreiber hat gemäß § 36 Abs. 2 GasNZV<br />
<strong>die</strong> angemessenen Kosten des Anlagenbetreibers für <strong>die</strong><br />
notwendige technische Anpassung zu tragen und kann<br />
<strong>die</strong>se, wie alle anderen durch <strong>die</strong> Biogaseinspeisung verursachten<br />
Kosten, über <strong>die</strong> Netzentgelte auf den Netznutzer<br />
wälzen. Da <strong>die</strong> Entscheidung für <strong>die</strong> Netzumstellung<br />
z. B. von L-Gas auf H-Gas eine Entscheidung des<br />
Netzbetreibers ist, <strong>die</strong> der Biogaserzeuger nicht beeinflussen<br />
kann, soll er auch durch eine solche Entscheidung<br />
nicht wirtschaftlich belastet werden, was <strong>die</strong> Verordnungsbegründung<br />
ausdrücklich anmerkt.<br />
Netzebenenunabhängig keine<br />
Einspeiseentgelte<br />
Auf der Fernleitungsebene sind gemäß § 19 GasNEV Einspeiseentgelte<br />
zu entrichten. Hier gilt das sogenannte<br />
Entry-Exit-System. Für <strong>die</strong> Einspeisung von Gas in das örtliche<br />
Verteilernetz sind gemäß § 18 Abs. 1 Satz 3 Gas-<br />
NEV keine Einspeiseentgelte zu entrichten. Der Fall der<br />
Einspeisung in ein örtliches Verteilernetz ist nur im Falle<br />
der Biogaseinspeisung denkbar, da deutsche Erdgasproduzenten<br />
mengenbedingt nur in das Fernleitungsnetz einspeisen.<br />
Aufgrund der Absatzsituation in den verbrauchsschwachen<br />
Sommermonaten in manchen Gasverteilernetzen<br />
stellt der direkte Anschluss an das vorgelagerte<br />
Fernleitungsnetz manchmal eine sinnvolle Alternative zum<br />
Anschluss an das örtliche Verteilernetz mit temporärerer<br />
Hochspeisung in das vorgelagerte Netz dar. In beiden Fällen<br />
wird zumindest in den lastschwachen Sommermonaten<br />
in das Fernleitungsnetz eingespeist, weshalb es in der<br />
Vergangenheit immer wieder zu Diskussionen kam, ob<br />
überhaupt Einspeiseentgelte anfallen und wenn ja, wer<br />
<strong>die</strong>se zu tragen habe. Im Falle der Direkteinspeisung in das<br />
Fernleitungsnetz hat der Anschlussnehmer <strong>die</strong>se Variante<br />
oftmals mit dem Hinweis auf <strong>die</strong> zu zahlenden und von<br />
ihm zu tragenden ganzjährigen Einspeiseentgelte abgelehnt.<br />
Bei der Einspeisung in das örtliche Verteilernetz mit<br />
temporärer Hochspeisung ergäbe sich <strong>die</strong> vom historischen<br />
Verordnungsgeber sicherlich nicht beabsichtigte Situation,<br />
dass der örtliche Verteilernetzbetreiber Einspeiseentgelte<br />
an den vorgelagerten Fernleitungsnetzbetreiber<br />
zu entrichten hätte.<br />
§ 19 GasNEV hat einen neuen Satz 3 erhalten, der da<br />
lautet: „Für <strong>die</strong> Einspeisung von Biogas ins Fernleitungsnetz<br />
sind keine Einspeiseentgelte zu entrichten.“ Damit ist<br />
unmissverständlich sichergestellt, dass unabhängig vom<br />
Einspeiser (Gasproduzent oder Gasnetzbetreiber) und unabhängig<br />
von der Netzebene (Verteiler- oder Fernleitungsnetz)<br />
bei der Einspeisung von Biogas kein Einspeiseentgelt<br />
fällig wird. Fraglich ist, wie bei marktgebietsüberschreitenden<br />
Transporten (MüT) von Biogas zu verfahren<br />
ist. Zu klären wäre, welchen Charakter das MüT-<br />
Entgelt hat. Handelt es sich um ein „klassisches“<br />
Einspeiseentgelt im Sinne des § 19 GasNEV oder um ein<br />
Transportentgelt? Die GasNEV gibt keine Auskunft dahingehend,<br />
dass der Transport von Biogas von Transportentgelten<br />
freigestellt ist. Es gilt der Grundsatz, dass für den<br />
Transport von Erdgas Entgelte zu entrichten sind. Der<br />
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Zweck der Verordnungsregelung, nämlich <strong>die</strong> Gleichstellung<br />
von Anschlussalternativen im Rahmen der Variantenwahl,<br />
ist durch <strong>die</strong> Freistellung von Einsspeiseentgelten<br />
am Netzanschlusspunkt der Biogasanlage an das Fernleitungsnetz<br />
erfüllt. Damit werden in das Fernleitungsnetz<br />
eingespeiste Biogasmengen gegenüber der Einspeisung<br />
von konventionellem Erdgas privilegiert. Eine weitere<br />
Form der Förderung über <strong>die</strong> Netzentgelte, beispielsweise<br />
durch <strong>die</strong> Befreiung von Einspeiseentgelten bei einem<br />
Marktgebietswechsel, hat der Verordnungsgeber nicht<br />
beabsichtigt. Die Privilegierung der Einspeisung von Biogas<br />
durch <strong>die</strong> Befreiung von Einspeiseentgelten am Netzanschlusspunkt<br />
der Biogasanlage an das Fernleitungsnetz<br />
wird durch <strong>die</strong> Anlastung von Einspeiseentgelten bei<br />
marktgebietsüberschreitenden Transporten nicht beschränkt.<br />
Insgesamt nimmt aber aufgrund von Zusammenlegungen<br />
von Marktgebieten gemäß § 21 GasNZV <strong>die</strong> vorliegende<br />
Problematik ab. Die Anzahl der Marktgebiete ist<br />
gemäß § 21 Abs. 1 GasNZ zum 01.04.2011 auf drei und<br />
zum 01.08.2013 auf zwei Marktgebiete zu reduzieren.<br />
Eine gleichartige Entgeltwirkung ist übrigens auch für <strong>die</strong><br />
Umlage der biogasinduzierten Kosten bei den Gasnetzbetreibern<br />
gemäß § 20b GasNEV für <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> zu erwarten.<br />
Damit wird <strong>die</strong> Problematik deutlich „entschärft“.<br />
Gemäß § 31 GasNZV, in Verbindung mit der dazu gehörenden<br />
Begründung, soll <strong>die</strong> Ausschöpfung des bestehenden<br />
inländischen Biogaspotenzials mittels der Regelungen<br />
der neuen GasNZV und der damit verbundenen<br />
Änderungen anderer Verordnungen wie z. B. der GasNEV<br />
erleichtert werden. Der EnWG-Gesetzgeber geht in<br />
§ 112 S. 3 Nr. 6 EnWG von einem Marktgebiet als Zielgröße<br />
im deutschen Gasmarkt aus. Die Reduktion der Anzahl<br />
der Marktgebiete in einzelnen Schritten zeigt nur den<br />
Weg zu <strong>die</strong>ser Zielgröße auf und terminiert <strong>die</strong>se Zwischenschritte.<br />
Gemäß § 20a GasNEV erhalten <strong>die</strong> Transportkunden<br />
von Biogas vom Netzbetreiber einen Betrag von 0,7<br />
Cent/kWh für vermiedene Netzkosten. Diese Vergütung<br />
stellt bei der Aufstellung von Businessplänen für <strong>die</strong> Finanzierungsbeschaffung<br />
von Biogaseinspeiseanlagen eine<br />
wesentliche Finanzierungskomponente dar. Da <strong>die</strong> Finanzierungspläne<br />
in der Regel einen langfristigen Planungszeitraum<br />
umfassen, wurde <strong>die</strong> Festschreibung <strong>die</strong>ser<br />
Vergütungskomponente auf zehn Jahre durch eine<br />
Ergänzung des Satzes 1 <strong>die</strong>ser Vorschrift kodifiziert. Dies<br />
gibt den Anlagenbetreibern Planungssicherheit. Diese<br />
Forderung nach Planungssicherheit wurde im Verordnungsgebungsverfahren<br />
von beteiligten Kreisen sehr intensiv<br />
vorgetragen.<br />
Zusammenfassung<br />
Die neue GasNZV weitet das Förderinstrumentarium zugunsten<br />
der Biogas einspeisenden Anlagenbetreiber aus<br />
und verschiebt <strong>die</strong> Kostentragung zulasten der Netzbetreiber.<br />
Die Kosten für den Netzanschluss und <strong>die</strong> Verbindungsleitung<br />
bis zu 10 km werden zwischen dem Netzanschlussnehmer<br />
und Netzbetreiber im Verhältnis 25 %<br />
zu 75 % geteilt. Unter anderem damit der Anschlussnehmer<br />
auch einem alternativen Anschluss an das Fernleitungsnetz,<br />
der meistens teurer als der Anschluss an das<br />
örtliche Verteilernetz ist, zustimmt, wird der Beitrag des<br />
Anschlussnehmers für <strong>die</strong> anteiligen Netzanschlusskosten<br />
und einer Verbindungsleitung bis zu 1 km auf 250 TEuro<br />
„gedeckelt“. Um <strong>die</strong> Diskussion über das technische Konzept<br />
der Anschlussauslegung (Stichwort Redundanz) zur<br />
Sicherstellung einer hohen Verfügbarkeit des Netzanschlusses<br />
zu „entschärfen“, wird der Netzbetreiber in der<br />
neuen GasNZV verpflichtet, eine ganzjährige 96%ige Verfügbarkeit<br />
des Netzanschlusses sicherzustellen. In der<br />
Vergangenheit benötigte <strong>die</strong> Realisierung des Netzanschlusses<br />
beim Anschluss von Biogaseinspeisungsanlagen<br />
oftmals einen über der Erwartung liegenden Zeitraum. Um<br />
<strong>die</strong>se Phase planbarer zu machen und zu beschleunigen,<br />
haben Anschlussnehmer und Netzbetreiber zusammen<br />
mit dem Anschlussvertrag einen Realisierungsfahrplan zu<br />
vereinbaren, der vom Netzbetreiber der Regulierungsbehörde<br />
vorzulegen ist. Seit Inkrafttreten der neuen Gas-<br />
NZV werden bei der Einspeisung von Biogas netzebenenunabhängig<br />
keine Einspeiseentgelte mehr erhoben und<br />
<strong>die</strong> vermiedenen Netzkosten werden mit 0,7 Cent/kWh<br />
für zehn Jahre garantiert.<br />
Der Beitrag gibt <strong>die</strong> persönliche Meinung des Autors<br />
wieder, <strong>die</strong> nicht der Auffassung der Bundesnetzagentur<br />
entsprechen muss.<br />
Autor<br />
Dipl.-Kfm. Dipl.-Volkswirt Dr. Gerrit Volk<br />
Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation,<br />
Post und Eisenbahn, Bonn<br />
Tel. +49 228/14-5820<br />
E-Mail: gerrit.volk@BNetzA.de<br />
Vortrag am 11.02.2011, Block 31<br />
1-2 / 2011 25
Fachbericht<br />
Recht & Regelwerk<br />
Behördliche Zulassungen von<br />
Rohrfernleitungsanlagen<br />
Von Walter Reinhard<br />
Zusammenfassung: Rohrfernleitungsanlagen (Pipelines) sind für Deutschland, das selbst arm an Rohölvorkommen<br />
ist, als unverzichtbares Transportmittel das Rückgrat der Versorgung. Pipelines verbinden vorrangig<br />
Seehäfen mit Rohölanlandung (Wilhelmshaven, Rotterdam, Triest, Marseille) mit den Raffinerien im Binnenland.<br />
Eine Ausnahme stellt <strong>die</strong> direkte Versorgung über Land durch <strong>die</strong> Pipeline „Drushba“ aus Rußland dar. Die<br />
Verteilung der Mineralölprodukte von den Raffinerien zu den Großabnehmern und Verteilern, wie Chemiebetreibe,<br />
Großtankläger, Flughafen, erfolgt ebenfalls durch Rohrfernleitungsanlagen. Pipelines sind umweltfreundliche,<br />
sichere, wirtschaftliche und zuverlässige Transportme<strong>die</strong>n. Das im folgenden Artikel dargestellte<br />
und in der Praxis zu erfüllende umfangreiche Pipelinerecht garantiert das hohe Sicherheitsniveau der Mineralölpipelines<br />
in Deutschland.<br />
Europäische Entwicklungen im<br />
Pipelinerecht<br />
Seit vielen Jahren wird über <strong>die</strong> Notwendigkeit einer europäischen<br />
Pipelinerichtlinie diskutiert. Die Erstellung einer<br />
für alle Mitgliedstaaten der EU gültigen Pipelinerichtlinie<br />
ist bisher nicht zustande gekommen.<br />
In den Verhandlungen der sog. Seveso II-Richtlinie<br />
(96/82/EWG) war <strong>die</strong> Frage, ob Rohrfernleitungen unter<br />
den Anwendungsbereich <strong>die</strong>ser Richtlinie fallen sollen,<br />
strittig. Zunächst war man sich klar darüber, dass Rohrfernleitungen<br />
zur Beförderung von gefährlichen Stoffen<br />
ein hohes Gefährdungspotenzial für Mensch und Umwelt<br />
darstellen können, anderseits sollten <strong>die</strong> Anforderungen<br />
der Seveso II-Richtlinie nur für örtlich begrenzte Anlagen<br />
gelten und somit nicht für Pipelines. Gleichzeitig hat <strong>die</strong><br />
Europäische Kommission vom Europäischen Rat den Auftrag<br />
erhalten, innerhalb von drei Jahren <strong>die</strong> gesetzliche<br />
Regelung von Pipelines in den Mitgliedsstaaten im Hinblick<br />
auf <strong>die</strong> Vermeidung von größeren Unfällen zu prüfen<br />
und, falls <strong>die</strong>s für notwendig erachtet wird, Vorschläge für<br />
eine europäische Regelung vorzulegen. In den Erwägungsgründen<br />
der Seveso II-Richtlinie heißt es: „(13) bei der Beförderung<br />
gefährlicher Stoffe durch Rohrleitungen können<br />
ebenfalls größere Unfälle entstehen. Die Kommission sollte<br />
nach Erfahrungen und Aufarbeitung der Informationen<br />
über <strong>die</strong> in der Gemeinschaft vorhandenen Mechanismen<br />
zur Regelung <strong>die</strong>ser Tätigkeiten und das Vorkommen solcher<br />
Zwischenfälle eine Mitteilung ausarbeiten, in der <strong>die</strong><br />
Bild: Bau der Mainline-Pipeline: <strong>Was</strong>serhaltung (links) und Rohrverbindung (rechts)<br />
26 1-2 / 2011
Lage und <strong>die</strong> geeignetsten Instrumente für etwaige <strong>die</strong>sbezügliche<br />
Eingriffe beschrieben werden.“<br />
Nach umfangreichen Diskussionen in den Jahre 1998<br />
bis 2002 sind <strong>die</strong> Aktivitäten der Kommission ins Stocken<br />
geraten. Eine spezielle europäische Richtlinie ist derzeit<br />
nicht in Aussicht.<br />
Inzwischen fand im Oktober 2004 in Budapest <strong>die</strong> 3.<br />
Vertragsstaatenkonferenz (VSK) des „UNECE-Übereinkommens<br />
über <strong>die</strong> grenzüberschreitenden Auswirkungen<br />
von Industrieunfällen“ statt. Sie hat ein Assistance Programm<br />
für <strong>die</strong> EECCA- (East Europe, Caucasien and Central<br />
Asian) und SEE- (South EAST Europe) Länder beschlossen.<br />
In Auswertung mehrerer Pipelineunfälle wurde<br />
durch <strong>die</strong> 3. VSK beschlossen, <strong>die</strong> Sicherheit von Pipelines<br />
zu einem künftigen Schwerpunktthema zu machen.<br />
Deutschland und Holland haben sich bereiterklärt als<br />
„Lead-Countries“ zu fungieren. Deutschland hat <strong>die</strong> Federführung<br />
für Mineralölpipelines und <strong>die</strong> Niederlande für<br />
Gaspipelines übernommen. In den Jahren 2005 und 2006<br />
sind in Berlin und Den Haag „UNECE-Pipelineseminare“<br />
durchgeführt worden. Die Vor- und Nachbereitung der<br />
Seminare, sowie <strong>die</strong> Ausarbeitung einer Richtlinie „Safety<br />
Guidelines and Good Practices for Pipelines“ wurde von<br />
einer internationalen „Steering Group“ übernommen.<br />
Die „Safety Guidelines and Good Practices for Pipelines“<br />
sind im September 2006 von der UNECE angenommen<br />
und verabschiedet worden.<br />
Sie sollen von den UNECE-Mitgliedsstatten weitgehend<br />
in nationales Recht umgesetzt werden. Im Einzelnen<br />
beinhalten sie: Grundsätze für <strong>die</strong> Pipelinesicherheit, Empfehlungen<br />
an <strong>die</strong> Mitgliedsstaaten, an <strong>die</strong> zuständigen Behörden<br />
und an <strong>die</strong> Betreiber, Hinweise zum Entwurf, Material,<br />
Molchbarkeit, Korrosionsschutz, Feuer- und Explosionsschutz,<br />
Sicherheitsausrüstung, Bau, Managementsystem,<br />
Alarmpläne, Inspektion usw.<br />
Die Guidelines sind unter der Webseite des „Ausschusses<br />
für Rohrfernleitungen“ www.afr.bam.de unter „Internationale<br />
Regelungen, UNECE-Safety Guidelines“ in englisch,<br />
französisch und russisch zu finden.<br />
Deutsche Zulassungsmodalitäten<br />
Allgemeines<br />
Am 27. September 2002 wurde <strong>die</strong> Verordnung über<br />
Rohrfernleitungsanlagen (Rohrfernleitungsverordnung)<br />
als Artikel 4 der „Verordnung zur Rechtsvereinfachung<br />
im Bereich der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes<br />
bei der Bereitstellung von Arbeitsmitteln und deren Benutzung<br />
bei der Arbeit, der Sicherheit beim Betrieb überwachungsbedürftiger<br />
Anlagen und der Organisation des<br />
betrieblichen Arbeitsschutzes“ (Rechtsvereinfachungsverordnung)<br />
erlassen. Gleichzeitig ist <strong>die</strong> Verordnung<br />
über wassergefährdende Stoffe bei der Beförderung in<br />
Rohrleitungsanlagen und über brennbare Flüssigkeiten<br />
und der Druckbehälterverordnung aufgehoben worden.<br />
Die „Verordnung über Anlagen zur Lagerung, Abfüllung<br />
und Beförderung brennbarer Flüssigkeiten zu Lande<br />
(Verordnung über brennbare Flüssigkeiten – VbF) ist mit<br />
Ausnahmen zum 1. Januar 2003 außer Kraft getreten.<br />
Grundlage für <strong>die</strong> Genehmigung einer überbetrieblichen<br />
Rohrfernleitung, zumindest für <strong>die</strong> Beförderung von<br />
wassergefährdenden Stoffen, war bis zum 2. August<br />
2001 §§ 19a ff <strong>Was</strong>serhaushaltsgesetz (WHG). Mit<br />
Neufassung des WHG zum 19. August 2002 wurde im §<br />
19a darauf hingewiesen, dass für <strong>die</strong> Zulassung von<br />
Rohrleitungsanlagen <strong>die</strong> §§ 20 bis 23 des Gesetzes über<br />
<strong>die</strong> Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) zu gelten<br />
hat. Zum Schutze der Gewässer galten <strong>die</strong> §§ 19b (Auflagen)<br />
und 19c (Widerruf) des WHG weiter. Im „Gesetz<br />
zur Neuregelung des <strong>Was</strong>serrechts“ vom 31. Juli 2009<br />
sind keine Anforderungen hinsichtlich Rohrfernleitungen<br />
mehr zu finden.<br />
Zulassung<br />
Zentrale Vorschrift für <strong>die</strong> Zulassung von Rohrfernleitungen<br />
ist § 20 UVPG. Rohrfernleitungsanlagen bedürfen einer<br />
Planfeststellung, wenn eine Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
erforderlich ist; aber auch dann, wenn mit den<br />
betroffenen Grundstückseigentümern noch keine Einigung<br />
herrscht. Ansonsten ist eine Plangenehmigung erforderlich,<br />
es sei denn, es liegt ein Fall von unwesentlicher<br />
Bedeutung vor; dann ist keine behördliche Zulassung notwendig.<br />
In der Rohrfernleitungsverordnung (RohrFLtgV) ist<br />
durch Anforderungen geregelt, wie eine Beeinträchtigung<br />
des Wohls der Allgemeinheit, insbesondere der Menschen<br />
und der Umwelt vor schädlichen Einwirkungen durch <strong>die</strong><br />
Errichtung, <strong>die</strong> Beschaffenheit und den Betrieb von Rohrfernleitungsanlagen,<br />
vermieden werden kann. Die Rohr-<br />
FLtgV gilt für Rohrfernleitungsanlagen <strong>die</strong> einer Planfeststellung<br />
oder Plangenehmigung im Sinne des § 20 UVPG<br />
bedürfen. Die grundsätzlichen Forderungen und <strong>die</strong> sonstigen<br />
Anforderungen der RohrFLtgV kann <strong>die</strong> zuständige<br />
Behörde im Einzelfall durch Bescheid oder Anordnung<br />
durchsetzen. Für Rohrfernleitungsanlagen <strong>die</strong> vor dem 3.<br />
Oktober 2002 errichtet worden sind gelten im Grundsatz<br />
<strong>die</strong> alten Vorschriften weiter. Die zuständige Behörde kann<br />
aber <strong>die</strong> Anpassung an <strong>die</strong> RohrFLtgV verlangen, wenn <strong>die</strong><br />
Anlagen oder ihr Betrieb wesentlich geändert werden<br />
oder <strong>die</strong>s notwendig ist, um Gefahren abzuwenden. Zumindest<br />
der Betrieb <strong>die</strong>ser Rohrfernleitungsanlagen ist bis<br />
zum 31. Dezember 2010 an <strong>die</strong> aktuellen Anforderungen<br />
der RohrFLtgV anzupassen; z. B. durch <strong>die</strong> Erstellung eines<br />
Pipelinemanagementsystems.<br />
In den Technischen Regeln für Rohrfernleitungen<br />
(TRFL) sind <strong>die</strong> speziellen Anforderungen an den Bau und<br />
Betrieb von Rohrfernleitungsanlagen in Deutschland zusammengefasst.<br />
Die TRFL ist eine Technische Regel im<br />
Sinne des § 9 RohrFLtgV. Für den Zulassungsantrag (Planfeststellungs-/<br />
Plangenehmigungsantrag) sind <strong>die</strong> An-<br />
1-2 / 2011 27
Fachbericht<br />
Recht & Regelwerk<br />
tragsunterlagen gemäß Anhang A zur TRFL maßgebend.<br />
Durch Einhaltung der Vorgaben der TRFL wird der Stand<br />
der Technik erfüllt und somit dem deterministischen Ansatz<br />
Rechnung getragen.<br />
Planfeststellung<br />
Nach § 20 UVPG bedürfen <strong>die</strong> unter den Nr. 19.3 bis 19.9<br />
der in der Anlage 1 zum UVPG aufgeführten Anlagen einer<br />
Planfeststellung, falls nicht, wie oben aufgeführt, eine<br />
Plangenehmigung ausreicht. Die unter Nr. 19.7, 19.8<br />
und 19.9 aufgeführten Rohrfernleitungsanlagen fallen<br />
nicht unter <strong>die</strong> RohrFLtgV; es handelt sich dabei um<br />
Dampf- und Rohrfernleitungsanlagen für <strong>die</strong> <strong>Was</strong>serversorgung.<br />
Mit dem Begriff der Rohrleitungsanlage wird klar gestellt,<br />
dass nicht nur das Rohr selbst, sondern auch alle für<br />
den Betrieb erforderlichen Einrichtungen erfasst sind –<br />
etwa Pump-, Abzweig-, Übergabe-, Absperr- und Entlastungsstationen<br />
sowie Verdichter-, Regel- und Messanlagen.<br />
Je nach Länge und Durchmesser der Rohrleitungsanlage<br />
ist <strong>die</strong> Anlage entweder<br />
UVP-pflichtig – auch bei kumulierenden Vorhaben –<br />
(§ 3 b UVPG i. V. mit einem X in Spalte 1 der Anlage 1<br />
zum UVPG),<br />
UVP-prüfpflichtig entsprechend allgemeiner Vorprüfung<br />
des Einzelfalls (§ 3 c Abs. 1, Satz 1,i. V. mit<br />
einem A in Spalte 2 der Anlage 1 zum UVPG) oder<br />
UVP-prüfpflichtig entsprechend standortbezogener<br />
Vorprüfung des Einzelfalls (§ 3 c Abs. 1, Satz 2, i. V.<br />
mit einem S in Spalte 2 der Anlage 1 zum UVPG).<br />
Weitere Voraussetzung einer UVP-Pflicht und damit einer<br />
Planfeststellungsbedürftigkeit ist, dass <strong>die</strong> Rohrleitungsanlage<br />
den Bereich eines Werksgeländes überschreitet.<br />
Für das Planfeststellungsverfahren gelten, für Verfahren<br />
mit UVP, <strong>die</strong> §§ 5 ff UVPG und im Allgemeinen über § 22<br />
UVPG <strong>die</strong> entsprechenden Vorgaben des jeweiligen Verwaltungsverfahrensgesetzes<br />
der Länder. Die zuständige<br />
Behörde stellt zu Beginn des Verfahrens fest, ob eine UVP<br />
notwendig ist. Die Entscheidung wird im Staatsanzeiger<br />
veröffentlicht und ist nicht anfechtbar.<br />
Der Planfeststellungsbeschluss hat Konzentrationswirkung,<br />
d. h. andere notwendige öffentlich rechtliche<br />
Genehmigungen sind nicht mehr erforderlich, ausgenommen<br />
<strong>die</strong> Benutzung eines Gewässers; darüber muss <strong>die</strong><br />
<strong>Was</strong>serbehörde entsprechend den Bestimmungen des<br />
WHG separat entscheiden.<br />
Ein Planfeststellungsbeschluss im Sinne des § 21 UV-<br />
PG darf nur ergehen, wenn sichergestellt ist, dass das<br />
Wohl der Allgemeinheit nicht beeinträchtigt wird; bei Produktenpipelines<br />
insbesondere Menschen, einschließlich<br />
der menschlichen Gesundheit, Tiere, Pflanzen und <strong>die</strong> biologische<br />
Vielfalt, Boden, <strong>Was</strong>ser, Landschaft und Kulturgüter.<br />
Ziele der Raumordnung müssen berücksichtigt werden<br />
und <strong>die</strong> Belange des Arbeitsschutzes sind zu beachten<br />
(Betriebssicherheitsverordnung). Insgesamt kann über<br />
§ 21 UVPG eine Vielzahl von Vorschriften bei der Zulassung<br />
einer Rohrfernleitungsanlage relevant werden, etwa<br />
das Naturschutzrecht. So können <strong>die</strong> Vorschriften über<br />
<strong>die</strong> Verträglichkeitsprüfung wegen Beeinträchtigung von<br />
FFH- und Vogelschutzgebieten einschlägig sein. Obwohl<br />
Rohrfernleitungsanlagen nicht mehr nach WHG genehmigungspflichtig<br />
sind, gilt für den Schutz der Gewässer der<br />
allgemeine Besorgnisgrundsatz des WHG weiter, d. h. der<br />
Planfeststellungs- oder Plangenehmigungsbescheid kann<br />
besondere Bedingungen und Auflagen zum Schutz der<br />
Gewässer, insbesondere des Grundwassers enthalten. Da<br />
<strong>die</strong> Verordnung über wassergefährdende Stoffe bei der<br />
Beförderung in Rohrleitungsanlagen aufgehoben worden<br />
ist, gilt dafür grundsätzlich <strong>die</strong> RohrFLtgV. § 2 RohrFLtgV<br />
nennt z. B. alle in der aufgehobenen Verordnung aufgeführten<br />
Stoffe.<br />
Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens kann des<br />
Weiteren auch zu prüfen sein, inwieweit raumordnungsrechtliche<br />
und baurechtliche Regelungen nach dem Baugesetzbuch,<br />
zu beachten sind.<br />
Plangenehmigung<br />
Wenn <strong>die</strong> in der Liste „UVP-pflichtige Vorhaben“ genannten<br />
Längen- bzw. Durchmesserwerte nicht erreicht werden<br />
oder <strong>die</strong> behördliche Vorprüfung keine Verpflichtung<br />
für eine UVP ergibt, bedarf <strong>die</strong> Rohrleitungsanlage (nur)<br />
einer Plangenehmigung. Dieses Verfahren ermöglicht in<br />
der Regel einen rascheren Verfahrensablauf, da keine Offenlegung<br />
der Planunterlagen und kein Erörterungstermin<br />
notwendig sind. Die Plangenehmigung entfaltet jedoch<br />
ebenfalls Konzentrationswirkung.<br />
Anzeigepflichtige Rohrfernleitungsanlagen<br />
Wer Rohrfernleitungsanlagen <strong>die</strong> unter <strong>die</strong> Nummern 19.3<br />
bis 19.6 des UVPG fallen, ohne dass <strong>die</strong> dort angegebenen<br />
Größenordnungen erreicht werden (Rohre mit kleinem<br />
Durchmesser) und <strong>die</strong>se einen Überdruck von mehr<br />
als 1 bar haben, errichten und betreiben will, muss <strong>die</strong>s<br />
nach § 4a acht Wochen vor Baubeginn der Zuständigen<br />
Behörde anzeigen. Die gutachterliche Stellungnahme einer<br />
Prüfstelle nach §6 RohrFLtgV ist beizufügen. Die Anzeige<br />
ersetzt keine evtl. weiteren notwendigen Zulassungen,<br />
wie z. B. forst- und naturschutzrechtliche Genehmigungen.<br />
Änderungen von unwesentlicher Bedeutung<br />
Die Plangenehmigung entfällt in Fällen von unwesentlicher<br />
Bedeutung. Änderungen von unwesentlicher Bedeutung<br />
bedürfen keiner Zulassung. Im Anhang D zu den<br />
„Technischen Regeln für Rohrfernleitungen“ (TRFL) sind<br />
„Änderungen von unwesentlicher Bedeutung“ definiert<br />
worden. Nach einem, vom Ausschuss für Rohrfernleitungen<br />
(AfR) www.afr.bam.de erarbeiteten und vom Umweltministerium<br />
verabschiedeten Entwurf, ist folgendes<br />
geregelt:<br />
28 1-2 / 2011
Definition „Änderungen von unwesentlicher<br />
Bedeutung<br />
Änderungen von unwesentlicher Bedeutung sind Maßnahmen<br />
ohne erhebliche Auswirkungen auf <strong>die</strong> Schutzziele<br />
des UVPG:<br />
Alle Maßnahmen, <strong>die</strong> gemäß § 4 Absatz 1 Rohrfernleitungsverordnung<br />
zum Erhalt des ordnungsgemäßen<br />
Zustandes und Betriebes der Rohrfernleitungsanlage<br />
erforderlich sind<br />
Instandhaltungsmaßnahmen (Inspektion, Wartung,<br />
Instandsetzung)<br />
Auswechslung von Teilen der Rohrfernleitungsanlage,<br />
wenn <strong>die</strong> neuen Teile <strong>die</strong> Sicherheitsanforderungen in<br />
mindestens gleichwertiger Weise erfüllen, ausgenommen<br />
Maßnahmen, <strong>die</strong> Bestandteil eines geplanten<br />
umfassenden Änderungsvorhabens sind<br />
Maßnahmen, <strong>die</strong> im Rahmen der gültigen Zulassungen<br />
durchgeführt werden<br />
Hinzufügen und Entfernen von Teilen der Rohrfernleitungsanlage,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Sicherheit der Rohrfernleitungsanlage<br />
nicht beeinträchtigen<br />
Beispiele für Änderungen von unwesentlicher<br />
Bedeutung<br />
Im Folgenden sind einige Beispiele für Änderungen von<br />
unwesentlicher Bedeutung aufgeführt:<br />
Austausch von Teilen von Pumpen, Verdichtern,<br />
Druckentlastungsventilen und Absperreinrichtungen,<br />
<strong>die</strong> einem anwendungsbedingten Verschleiß oder der<br />
Alterung unterliegen<br />
Austausch und Einbau von Geräten, auch wenn dabei<br />
eine Verbindung zum Fördermedium führenden<br />
Innenraum hergestellt werden muss, z. B. von<br />
Molchanzeigegeräten, Probenehmern, Temperaturund<br />
Druckmesseinrichtungen<br />
Auswechseln eines kurzen Leitungsabschnittes gegen<br />
gleichwertige Rohre, soweit der neue Strang innerhalb<br />
des festgelegten Schutzstreifens bleibt<br />
Entlastungsschnitte im Bereich von Bergsenkungsgebieten<br />
Herstellen von Leitungsanschlüssen unter Betriebsüberdruck<br />
(z. B. Stoppeln)<br />
Änderung von Teilen der Fernwirk- und Fernsteueranlage<br />
(z. B. Anpassung der Datenübertragung an den<br />
Stand der Technik)<br />
Austausch von Hilfseinrichtungen wie Sloptankentleerungspumpen<br />
und Brandschutz- und Ölwehreinrichtungen<br />
gegen gleichwertige im Rahmen der Alarmund<br />
Gefahrenabwehrpläne<br />
Austausch von Armaturen oder sonstigen Rohrleitungsteilen,<br />
z. B. T-Stücken, Kondensatsammlern,<br />
Staubfiltern, Dehnern, gegen solche gleicher Bauart<br />
Verändern der Einstellwerte von Regel- und Messgeräten,<br />
Auswechseln von Teilen der Regel- und<br />
Messanlagen, sofern der Ausgangsdruck nicht über<br />
den zulässigen Betriebsdruck angehoben wird<br />
Prüfungen durch Prüfstellen<br />
Die Einschaltung einer Prüfstelle bei Änderungen unwesentlicher<br />
Bedeutung ist bei den folgenden, nicht zulassungsbedürftigen<br />
Änderungen, erforderlich:<br />
Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit der Rohrfernleitungsanlagen<br />
durch Schweißen, Schneiden<br />
Änderung von Teilen der Fernwirk- und Fernsteueranlage<br />
Änderung der Druckverhältnisse der Rohrfernleitungsanlage<br />
Diese Darlegungen gelten nicht für Zulassungsverfahren<br />
von Rohrfernleitungen zur Versorgung mit Gas im Sinne<br />
des deutschen Energiewirtschaftsgesetzes, sowie für<br />
Rohrfernleitungsanlagen <strong>die</strong> dem bergrechtlichen Betriebsplanverfahren<br />
unterliegen.<br />
Alle zitierten Gesetze, Verordnungen und Technische<br />
Regeln können auf der Webseite des Ausschusses für<br />
Rohrfernleitungen www. afr.bam.de unter dem Stichwort<br />
„Rechtsgrundlagen“ eingesehen und abgerufen werden.<br />
Autor<br />
Walter Reinhard<br />
Regierungspräsidium Darmstadt<br />
Mitglied des Ausschusses für Rohrfernleitungen<br />
AfR www.afr.bam.de<br />
Tel. +49 6151/125566<br />
E-Mail: walter.reinhard@rpda.hessen.de<br />
www.rp-darmstadt.hessen.de<br />
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30 1-2 / 2011
1-2 / 2011 31
32 1-2 / 2011
25. OlDenBurger rOhrleitungsfOrum<br />
Eine Institution feiert Jubiläum<br />
im Focus<br />
zusammEnFassung: „<strong>Was</strong> wird in den nächsten 25 Jahren sein?“ Eine Antwort auf <strong>die</strong>se Frage hätte wohl<br />
jeder gern. Für das Institut für Rohrleitungsbau Oldenburg hat sie jedoch eine ganz besondere Bedeutung,<br />
wenn am 10. und 11. Februar 2011 das Oldenburger Rohrleitungsforum in den Räumen der Jade-Fachhochschule<br />
in Oldenburg seine Pforten öffnet: Das Rohrleitungsforum wird 25. Das runde Jubiläum nimmt man zum<br />
Anlass, <strong>die</strong>sen Zeitraum noch einmal als Frage in <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> zu projizieren. Allerdings setzt man sich natürlich<br />
„auch“ mit den aktuellen Fragen der Gegenwart auseinander, <strong>die</strong> sich aus Planung, Bau und Betrieb von<br />
Rohrleitungsnetzen der Ver- und Entsorgung stellen.<br />
Blick in <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />
Einen spannenden Blick in <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> verspricht <strong>die</strong> Frage,<br />
welche Rolle Rohrleitungssysteme künftig bei der Entwicklung<br />
der Megacities des Planeten spielen werden. Der<br />
62 km lange Abwassersammler DN 5000, der zurzeit mit<br />
deutscher Tunnelbautechnik in Mexico City gebaut wird,<br />
ist nur ein aktuelles Beispiel. Das Motto „organisiert in <strong>die</strong><br />
Tiefe“, das über einem Vortragsblock steht, betrifft keineswegs<br />
nur <strong>die</strong> Weltmetropolen, sondern zunehmend auch<br />
europäische und deutsche Städte. Auch hier bedingen<br />
strukturelle Veränderungen – etwa der Energieversorgung<br />
– durchgreifende Umbauprozesse in der Infrastruktur.<br />
Energetische Nutzung von Abwasser<br />
Dass Abwasser nicht nur ein Problem, sondern bei richtiger<br />
Betrachtungsweise eine Ressource sein könnte, ist ein<br />
vielleicht ungewöhnlicher Gedanke, der in Oldenburg dennoch<br />
durchdacht wird. Besonderes Augenmerk gilt der<br />
energetischen Nutzung der im Abwasser enthaltenen<br />
Restwärme.<br />
Grabenlose Bau- und<br />
Sanierungstechnologien<br />
Ein Leckerbissen für Bautechnik-Interessierte sind <strong>die</strong> unter<br />
dem Motto „Geht nicht – gibt´s nicht“ präsentierten<br />
Highlights der aktuellen Rohrleitungsbaukunst. Das Spektrum<br />
reicht von Großprofil-Baumaßnahmen im Grundwasser<br />
bis zur spektakulären Sanierung von Brücken-Entwässerungen.<br />
Speziell mit grabenlosen Bau- und Sanierungstechnologien<br />
und dem zugehörigen technischen Regelwerk<br />
setzen sich <strong>die</strong> Fachverbände RSV und GSTT in jeweils eigens<br />
zusammengestellten Präsentationen auseinander.<br />
Diskussion im cafe<br />
Mit Spannung wird auch 2011 <strong>die</strong> traditionelle Diskussion<br />
im Cafe erwartet: Unter dem Motto „Weg mit den Risiken<br />
– aber wohin?“ diskutiert eine prominent besetzte<br />
Runde von Experten mit dem Publikum über <strong>die</strong> Frage, ob<br />
das Prinzip der Eigenüberwachung als grundsätzliche Alternative<br />
zur Bauaufsicht geeignet ist oder ob mit deren<br />
Aufgabe unvertretbare Risiken für Qualität und Sicherheit<br />
von Bauleistungen und Anlagenbetrieb verbunden wären.<br />
Produktpräsentation<br />
Kaum zu glauben, aber dennoch wahr ist <strong>die</strong> Tatsache,<br />
dass mit deutlich über 300 Ausstellern der begleitenden<br />
Fachausstellung neuerlich <strong>die</strong> Marke des Vorjahres getoppt<br />
wurde – ohne auf 2-stöckige Zelte zurückgreifen<br />
zu müssen! Auf den folgenden Seiten stellen einige Aussteller<br />
ihre Produkt-Highlights vor.<br />
Das Team der <strong>3R</strong> wünscht allen Teilnehmern des 25. Oldenburger<br />
Rohrleitungsforums eine erfolgreiche, interessante<br />
und spannende Zeit in Oldenburg. Wir freuen uns<br />
auf Ihren Besuch (2.OG-V-13).<br />
1-2 / 2011 33
Rohrleitungsforum 2011<br />
Im Focus<br />
rbv-Arbeitskreis „Netz<strong>die</strong>nstleistungen“<br />
Neue Märkte für den Leitungsbau<br />
Der Markt für Leitungsbauunternehmen befindet sich im<br />
Umbruch. Während der klassische erdverlegte Rohrleitungsbau<br />
in den letzten Jahren mit einem deutlichen Auftragsrückgang<br />
zu kämpfen hat, eröffnen sich in anderen<br />
energiewirtschaftlichen Bereichen durchaus neue Betätigungsfelder.<br />
Der Umgang mit den Gas- und Stromnetzen,<br />
<strong>die</strong> mögliche Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke,<br />
der Bau von Großpipelines, der Ausbau der<br />
Breitbandnetze oder <strong>die</strong> Entwicklung von alternativen<br />
Energiekonzepten wird den Leitungsbauunternehmen<br />
neue Märkte erschließen. Eine Folge: Die geänderten<br />
Rahmenbedingungen und Spielregeln sorgen für eine<br />
steigende Nachfrage nach serviceorientierten Netz<strong>die</strong>nstleistungen<br />
und umfangreichem Fachwissen. Auf<br />
<strong>die</strong>se Entwicklung müssen <strong>die</strong> Unternehmen umgehend<br />
reagieren. Nur wer über <strong>die</strong> nötige Flexibilität und Stärke<br />
Neue Betätigungsfelder<br />
Wie das konkret aussehen könnte macht der rbv-Präsident<br />
ebenfalls deutlich: Unternehmen, <strong>die</strong> Versorgungsanlagen<br />
betreiben, müssen über eine personelle, technische<br />
und wirtschaftliche Ausstattung sowie eine Organisation<br />
verfügen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Sicherheit bei Betrieb und Instandhaltung<br />
der entsprechenden Versorgungsanlagen<br />
und der technischen Betriebsmittel sicherstellt. Hierfür<br />
müssen <strong>die</strong> Versorgungsunternehmen unter anderem Bereitschafts<strong>die</strong>nste<br />
organisieren und unterhalten. Die Anforderungen<br />
an <strong>die</strong> Organisation des Bereitschafts<strong>die</strong>nstes<br />
sind im DVGW-Arbeitsblatt GW 1200 „Grundsätze<br />
und Organisation des Bereitschafts<strong>die</strong>nstes für Gas- und<br />
<strong>Was</strong>serversorgungsunternehmen“ vorgegeben. Demnach<br />
ist <strong>die</strong> Einrichtung einer Meldestelle und eines Entstörbv-Präsident<br />
Dipl.-Ing. Klaus Küsel<br />
rbv-Geschäftsführer<br />
Dipl.-Ing. Dieter Hesselmann<br />
verfügt, wird in der wirtschaftlichen Erfolgsspur bleiben.<br />
Hierbei unterstützt der Rohrleitungsbauverband (rbv)<br />
seine Mitglieder. Unter anderem mit dem Arbeitskreis<br />
„Netz<strong>die</strong>nstleistungen“, der in den letzten Monaten eine<br />
80-seitige Broschüre mit dem Titel „Netz<strong>die</strong>nstleistungen<br />
für Leitungsbauunternehmen“ erarbeitet hat. Die<br />
Broschüre, <strong>die</strong> im Februar <strong>die</strong>ses Jahres im Vulkan Verlag<br />
erscheint, soll den Unternehmen <strong>die</strong> vielfältigen Aufgaben<br />
der Netz<strong>die</strong>nstleistungen für <strong>die</strong> Bereiche Betrieb und<br />
Instandhaltung des Gas-, <strong>Was</strong>ser- und Fernwärmenetzes<br />
näher bringen.<br />
Für rbv-Präsident Dipl.-Ing. Klaus Küsel liegen <strong>die</strong><br />
Gründe für <strong>die</strong> Entwicklung in der Rohrleitungsbaubranche<br />
klar auf der Hand: „Einerseits fehlen den Kommunen<br />
<strong>die</strong> erforderlichen Finanzmittel, andererseits sind bereits<br />
enorme Summen in den Aufbau der Netze geflossen“, so<br />
Küsel. „Zudem sinkt der Bedarf an neuen Versorgungsleitungen,<br />
da <strong>die</strong> Baufertigungszahlen bei der Erschließung<br />
von Neubaugebieten kontinuierlich zurückgehen.“ Es gibt<br />
aber auch Grund zum Optimismus. „Nachdem viele Städte<br />
und Gemeinden in den 1990er-Jahren ihre Stadtwerke<br />
an <strong>die</strong> großen Versorgungsunternehmen in Deutschland<br />
verkauft haben, ist jetzt eine gegenläufige Entwicklung<br />
zu beobachten“, erläutert Küsel. So würden auslaufende<br />
Konzessionsverträge zum Anlass genommen, <strong>die</strong> einst<br />
privatisierten Strukturen wieder in Eigenregie zu betreiben.<br />
„Eine Vorgehensweise, <strong>die</strong> Bedarf an Leitungsbauunternehmen<br />
mit erfahrenen und gut ausgebildeten Fachkräften<br />
schafft, denn den entstandenen Verlust von technischem<br />
Fachwissen machen <strong>die</strong> Netzbetreiber zunehmend<br />
durch Kooperationen mit privaten Dienstleistern<br />
wett“, so Küsel weiter.<br />
Bei der Erschließung<br />
neuer Betätigungsfelder<br />
für Leitungsbauunternehmen<br />
will der<br />
rbv seine Mitglieder<br />
nach Kräften<br />
unterstützen.<br />
34 1-2 / 2011
ungs<strong>die</strong>nstes erforderlich. Gemäß DVGW-Arbeitsblatt<br />
GW 1200 ist der Bereitschafts<strong>die</strong>nst ständig mit geeignetem<br />
Fachpersonal zu besetzen. Dabei ist es <strong>die</strong> Aufgabe<br />
der im Bereitschafts<strong>die</strong>nst tätigen Mitarbeiter, jederzeit<br />
und unverzüglich Störungen und Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten<br />
in der Gas- oder <strong>Was</strong>serversorgung<br />
nachzugehen, um Gefahren zu beseitigen und Schäden zu<br />
begrenzen.<br />
Hinzu kommt: Kommunen oder Stadtwerke zeigen zunehmend<br />
Bereitschaft, mit privaten Dienstleistern zu kooperieren.<br />
Zur Unterstützung oder Gesamtübernahme hat<br />
das Gas- oder <strong>Was</strong>serversorgungsunternehmen <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
<strong>die</strong> Aufgaben des Bereitschafts<strong>die</strong>nstes auf geeignete<br />
Fachfirmen zu übertragen. Dazu müssen <strong>die</strong> Fachfirmen<br />
dem Gas- oder <strong>Was</strong>serversorgungsunternehmen<br />
ihre fachliche und technische Eignung nachweisen. Dies<br />
kann für bestimmte Tätigkeiten durch <strong>die</strong> Erfüllung von<br />
Zertifizierungsanforderungen erfolgen, zum Beispiel nach<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 301. Die Auswahl und Überwachung<br />
der entsprechenden Fachfirma liegt in der Verantwortung<br />
des beauftragenden Gas- und/oder <strong>Was</strong>serversorgungsunternehmen.<br />
rbv-Lenkungskreis koordiniert<br />
Auch rbv-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Dieter Hesselmann<br />
sieht hier ein zukünftiges Betätigungsfeld für Leitungsbauunternehmen,<br />
<strong>die</strong> vielfältigen Netz<strong>die</strong>nstleistungen zu<br />
übernehmen. „Hierbei wollen wir unsere Mitglieder nach<br />
Kräften unterstützen“, betont Hesselmann. Auf Grundlage<br />
der neuen Satzung gibt es eine neue Ausgangssituation,<br />
<strong>die</strong> der Verbandsarbeit eine neue Struktur verleiht. Zu<br />
den Kernpunkten zählen <strong>die</strong> Ausweitung der Tätigkeitsfelder<br />
des rbv auf <strong>die</strong> Bereiche Leitungsbau und Netz<strong>die</strong>nstleistungen<br />
der <strong>Was</strong>ser- und Abwasserwirtschaft,<br />
der Energieversorgung sowie der Telekommunikation. Von<br />
der Ausweitung des Spektrums sollen <strong>die</strong> Mitgliedsunternehmen<br />
profitieren. Zur Bewältigung der neuen vielfältigen<br />
Aufgaben hat sich der rbv bereits verstärkt. Die technisch-wissenschaftlichen<br />
Belange der Mitglieder werden<br />
nun durch einen Technischen Lenkungskreis wahrgenommen.<br />
Auf der konstituierenden Sitzung, <strong>die</strong> am 11. Januar<br />
in Köln stattfand, wurde Dipl.-Ing. Hanjürgen Grabner zum<br />
Vorsitzenden und Dipl.-Ing. Siegfried Kemper zu seinem<br />
Stellvertreter gewählt. „Der Technische Lenkungskreis<br />
setzt zur Bearbeitung von technischen Fragestellungen<br />
mehrere Technische Ausschüsse ein, welche <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />
Sparten des Leitungsbaus repräsentieren<br />
werden“, so Hesselmann.<br />
Schlüsselthemen besetzt<br />
Der Technische Lenkungskreis (TL) und <strong>die</strong> Technischen<br />
Ausschüsse (TA) zählen neben der Mitgliederversammlung<br />
und dem Vorstand zu den wichtigsten Gremien des<br />
Bild: Mitglieder des neu eingerichteten Technischen Lenkungskreises<br />
des rbv: (v.l.n.r. und o.n.u.) Joachim Hack, Fritz Hack GmbH & Co. (kommissarisch<br />
TA Kanal); Dieter Hesselmann, Rohrleitungsbauverband e. V. (Geschäftsführer<br />
rbv); Matthias Seck, Rohrleitungsbau Münster GmbH & Co. KG (TA Kabel);<br />
Herbert Pankow, Karl Weiss Ingenieurtief- und Rohrleitungsbau GmbH;<br />
Hanjürgen Grabner, Friedrich Vorwerk Rohrleitungsbau GmbH & Co. KG;<br />
Hans-Joachim Klisch, Gerald Peters Rohrleitungsbau GmbH (TA Gas / <strong>Was</strong>ser);<br />
Siegfried Kemper, Gerhard Rode Rohrleitungsbau GmbH & Co.KG (TA Fernwärme);<br />
nicht im Bild: Christian Hädrich, Max Streicher GmbH & Co. KG aA; Sven<br />
Hübenthal, Rohr- und Tiefbau Hoya GmbH (TA Gas / <strong>Was</strong>ser)<br />
Rohrleitungsbauverbandes. Bei den regelmäßigen Zusammenkünften<br />
nehmen <strong>die</strong> Ausschuss-Mitglieder, <strong>die</strong><br />
vom rbv-Vorstand berufen werden, <strong>die</strong> technisch-wissenschaftlichen<br />
Belange der Mitgliedsunternehmen wahr.<br />
In den nächsten Monaten werden Schlüsselthemen wie<br />
Breitbandkabel, Grundstücksentwässerung und Fernwärme<br />
mit entsprechenden Ausschüssen neu besetzt. So sind<br />
neben einem TA Kabel, ein TA Kanal und ein TA Fernwärme<br />
geplant. Mit den Technischen Ausschüssen verfügt<br />
der Rohrleitungsbauverband über <strong>die</strong> geeigneten Instrumente,<br />
um auf <strong>die</strong> Veränderungen des Marktes flexibel<br />
zu reagieren. rbv-Präsident Küsel und rbv-Geschäftsführer<br />
Hesselmann erwarten unter anderem positive Impulse<br />
vom Umbau des deutschen Stromnetzes. Die Integration<br />
erneuerbarer Energien und <strong>die</strong> Sicherstellung einer<br />
sicheren und wirtschaftlichen Stromversorgung erfordern<br />
in den nächsten 10 bis 15 Jahren Investitionen, für<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) in ihrer<br />
1-2 / 2011 35
ohrlEitungsForum 2011<br />
im Focus<br />
Netzstu<strong>die</strong> II entsprechende Zahlen vorgelegt hat. Bei<br />
Verwendung etablierter Freileitungstechnik müssten<br />
3.600 km Höchstspannungstrassen bis zum Jahr 2020<br />
neu gebaut werden. Hierzu gibt es Alternativen. Zum Beispiel<br />
den Bau von erdverlegten Gleichspannungstrassen.<br />
Von den fälligen Investitionen in Milliardenhöhe könnten<br />
<strong>die</strong> Tiefbauunternehmen in der Bauphase profi tieren,<br />
ebenso vom Ausbau der Breitbandnetze, der nach dem<br />
Willen der Bundesregierung vorangetrieben werden soll.<br />
„Die Arbeit in den Technischen Ausschüssen soll dazu beitragen,<br />
dass <strong>die</strong> Mitgliedsunternehmen sich ein möglichst<br />
großes Stück von <strong>die</strong>sem Kuchen abschneiden können“,<br />
so Hesselmann.<br />
Netz<strong>die</strong>Nstleistu<br />
stleistuNge<br />
geN für leitu eituNgsbauu<br />
gsbauuNter<br />
terNehme ehmeN<br />
(Hrsg.)<br />
Netz<strong>die</strong>Nstleistu stleistuNge<br />
geN<br />
für leituNgsbauu<br />
gsbauuNterNehme<br />
ehmeN<br />
Neue Betätigungsfelder für Betrieb und Instandhaltung<br />
von Gas-, <strong>Was</strong>ser- und Fernwärmenetzen<br />
BRoScHüRE ERScHEINt Im FRüHJAHR<br />
Ebenso wichtig ist <strong>die</strong> Arbeit in den Arbeitskreisen (AK),<br />
<strong>die</strong> den Technischen Ausschüssen angeschlossen sind. Hier<br />
wird speziellen Themen detailliert auf den Grund gegangen.<br />
Ein Arbeitskreis Industrie ist in Planung, der AK Netz<strong>die</strong>nstleistungen<br />
blickt mit der Veröffentlichung der Broschüre<br />
„Netz<strong>die</strong>nstleistungen für Leitungsbauunternehmen“<br />
bereits auf mehrere Monate erfolgreicher Tätigkeit<br />
zurück. „Die Broschüre behandelt <strong>die</strong> Fachgebiete<br />
Personalqualifikation,<br />
Gasversorgung,<br />
<strong>Was</strong>serversorgung,<br />
Fernwärmeversorgung und<br />
Korrosionsschutz<br />
und soll den Unternehmen Hilfestellung bei der Erschließung<br />
der Märkte der Netz<strong>die</strong>nstleistungen für <strong>die</strong> Bereiche<br />
Betrieb und Instandhaltung des Gas-, <strong>Was</strong>ser- und<br />
Fernwärmenetzes geben“, erläutert Dieter Hesselmann.<br />
Der Inhalt der Broschüre macht deutlich: Die Durchführung<br />
der in den jeweiligen Fachgebieten erforderlichen<br />
Aufgaben und Tätigkeiten muss entsprechend den gesetzlichen<br />
Vorschriften, behördlichen Anforderungen und<br />
Unfallverhütungsvorschriften sowie den allgemein anerkannten<br />
Regeln der Technik, insbesondere dem DVGW-<br />
Vulkan-Verlag gmbH<br />
Bestellungen über: www.vulkan-verlag.de,<br />
ISBN 978-3-8027-2766-5, 35,- Euro<br />
Regelwerk, erfolgen. Die übertragenen Arbeiten dürfen<br />
nur von zertifizierten Fachfirmen durch geeignetes, unterwiesenes<br />
und fachkundiges Personal ausgeführt werden.<br />
Mit Überprüfungs- und Instandhaltungsmaßnahmen<br />
beauftragte Firmen müssen <strong>die</strong> dazu erforderliche Befähigung<br />
und Qualifikation besitzen.<br />
Die 80-seitige Broschüre „Netz<strong>die</strong>nstleistungen für<br />
Leitungsbauunternehmen“ erscheint im Vulkan Verlag und<br />
ist ab Februar 2011 erhältlich.<br />
kontakt<br />
Rohrleitungsbauverband e.V. (rbv), Köln, Dipl.-Ing. Martina<br />
Buschmann, Tel.: 0221-37668-36, Fax.: 0221-37668-60,<br />
E-Mail: buschmann@rbv-koeln.de,<br />
www.rohrleitungsbauverband.de<br />
Standnummer 1.OG-H-05<br />
Ihr „heißer Draht“ zur Redaktion von<br />
Barbara Pflamm<br />
Tel. 0201 82002-28<br />
Fax 0201 82002-40<br />
b.pflamm@vulkan-verlag.de<br />
36 1-2 / 2011
M e n s c h · P r o d u k t · S e r v i c e<br />
Messstellen- und Schilderpfosten<br />
mit hoher UV-Beständigkeit<br />
Neu<br />
Serie 19<br />
Messstellenpfosten<br />
des<br />
Typs 2K<br />
Um den stetig steigenden Gasbedarf in Europa<br />
auch künftig zu decken, werden <strong>die</strong> OPAL (Ostsee-Pipeline-Anbindungsleitung)<br />
und <strong>die</strong> NEL<br />
(Nordeuropäische Erdgasleitung) errichtet, europäische<br />
Anbindungsleitungen an <strong>die</strong> NORD<br />
STREAM Pipeline.<br />
Im Zuge der erforderlichen Fernüberwachung<br />
entschied sich WINGAS erstmalig gegen <strong>die</strong> bisher<br />
favorisierten Messstellenpfosten mit abnehmbarem<br />
Oberteil. Stattdessen kommen nun<br />
Messstellenpfosten des Typs 2K der G.A. KETT-<br />
NER GMBH zum Einsatz.<br />
Hauptmerkmale <strong>die</strong>ses Typs sind <strong>die</strong> beiden<br />
gegenüberliegend angeordneten Klappen, <strong>die</strong> einen<br />
einfachen Anschluss der Messstellenkabel<br />
und einen guten Zugang zur Messtechnik im Inneren<br />
des Pfostens ermöglichen.<br />
Als Material für <strong>die</strong> Messstellenpfosten<br />
kommt ausschließlich PVC mit einer coextru<strong>die</strong>rten<br />
Oberfläche aus PMMA zur Anwendung. Diese<br />
Materialkombination verbindet hohe Stabilität<br />
und Schlagzähigkeit mit hervorragender UV-Beständigkeit.<br />
Das Kabelvergussset zur Umhüllung der für<br />
<strong>die</strong> Überwachung des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
erforderlichen Messkontakte entlang<br />
des Pipelineverlaufes besteht im Wesentlichen<br />
aus einer Kunststoffschalung mit einem selbstklebenden<br />
Flansch und<br />
einem 2-Komponenten-Harz.<br />
Nachdem Einführen<br />
der Kontaktierungskabel<br />
in <strong>die</strong> Schalung<br />
wird <strong>die</strong>se auf der<br />
Werksumhüllung der<br />
Pipeline aufgeklebt und<br />
mit dem 2-Komponenten-Harz<br />
verfüllt.<br />
Die Verwen-<br />
Neuer Schilderpfosten für<br />
den belgischen Erdgasnetzbetreiber<br />
Fluxys<br />
dung des Kabelvergusssets<br />
ermöglicht<br />
eine<br />
schnelle und sichere<br />
Umhüllung<br />
der Kontaktierungen<br />
in immer gleich<br />
bleibender Qualität.<br />
Die Schälfestigkeit<br />
des Vergussharzes<br />
nach Aushärtung<br />
übertrifft <strong>die</strong> Werte von herkömmlichen<br />
Umhüllungen mit Korrosionsschutzbändern um<br />
ein Vielfaches.<br />
In Kooperation mit dem belgischen Erdgasnetzbetreiber<br />
Fluxys entwickelte <strong>die</strong> Firma G.A.<br />
Kettner auch einen neuen Schilderpfosten zur<br />
Kennzeichnung von Erdgasleitungen.<br />
Hier wurde ebenfalls PVC mit einer coextru<strong>die</strong>rten<br />
Oberfläche aus PMMA als Material gewählt,<br />
um hohe Stabilität und Schlagzähigkeit mit<br />
hervorragender UV-Beständigkeit zu erhalten.<br />
Nach der bereits erfolgten technischen Freigabe<br />
des Schilderpfostens wird Fluxys den neuen<br />
Pfosten nun flächendeckend innerhalb ihres<br />
Gas-Netzes einsetzen. Der Altbestand wird sukzessiv<br />
gegen neue Pfosten ersetzt.<br />
Als Beschilderungssystem werden bei den<br />
Pfosten selbstklebende Folienschilder mit 3K-<br />
Farbkomponente verwendet. Die hochwertige<br />
Folie und <strong>die</strong> Drucktechnik gewährleisten auch<br />
bei den Hinweisschildern <strong>die</strong> geforderte UV-Beständigkeit<br />
über einen Zeitraum von 10 Jahren.<br />
Zur Aufnahme der Hinweisschilder sind <strong>die</strong> Pfosten<br />
mit einer auf <strong>die</strong> Größe des Hinweisschildes<br />
angepassten Einprägung versehen.<br />
Kontakt: G.A. Kettner GmbH, Villmar,<br />
Tel. 06482 9131-0, E-Mail: info@kettnergmbh.de<br />
Standnummer 1.OG-M-13<br />
PLASSON Steckfittings Serie 19<br />
Das Programm, mit dem Sie<br />
auf der sicheren Seite sind.<br />
Unter www.serie19.de<br />
erhalten Sie weitere Informationen.<br />
PLASSON GmbH<br />
Krudenburger Weg 29 · 46485 Wesel<br />
Telefon: (02 81) 9 52 72-0<br />
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1-2 / 2011 Internet: www.plasson.de 37
Rohrleitungsforum 2011<br />
Im Focus<br />
Tragbares Hochspannungsvoltmeter<br />
Durch Korrosion entstehen weltweit jährlich Schäden in Milliardenhöhe<br />
durch Leckagen, Betriebsunterbrechungen und aufwändige<br />
Sanierungsarbeiten.<br />
Hochwertige Korrosionsschutzmaterialien sowie <strong>die</strong> Prüfung<br />
der beschichteten Oberfläche mit dem ISOTEST Porenprüfgerät<br />
sind <strong>die</strong> Voraussetzung für einen langlebigen Korrosionsschutz. Die<br />
Porenprüfung mit Hilfe von Impuls-Hochspannung schafft Gewissheit,<br />
dass auch bei hohen Anforderungen und rauen Baustellenbedingungen<br />
keine erkennbare Fehlstelle übersehen wurde.<br />
Das neue tragbare Hochspannungsvoltmeter ISOTEST HV von<br />
der Firma ELMED Messtechnik GmbH ermöglicht <strong>die</strong> Überprüfung<br />
der durch Normen und Regelwerk vorgeschriebenen Prüfspannungen<br />
nun auch unter Baustellenbedingungen und schafft somit ein Optimum<br />
an Sicherheit im Rahmen des passiven Korrosionsschutzes.<br />
Das handliche und robuste Messgerät ermöglicht <strong>die</strong> präzise<br />
Messung der Impuls-Prüfspannungen von ISOTEST® Porensuchgeräten<br />
nun auch netzunabhängig unter Baustellenbedingungen.<br />
Neben den tragbaren ISOTEST® Geräten können auch stationäre<br />
ISO-Automat- und ISOTEST act Prüfanlagen regelwerkskonform<br />
überprüft werden.<br />
Der Messbereich umfasst Impulsspannungen von 5 bis 35 kV<br />
– das Messergebnis ist über das große Display auf der Gerätefront<br />
auf 0,1 kV genau ablesbar. Das batteriebetriebene Gerät<br />
verfügt über eine PTB-rückführbare Kalibrierung, <strong>die</strong> von allen<br />
akkreditierten Zertifizierungsstellen anerkannt wird.<br />
Kontakt: ELMED Dr. Ing. Mense GmbH, Heiligenhaus,<br />
Tel. 02056 9329-0, E-Mail: info@elmedgmbh.de,<br />
www.elmedgmbh.de<br />
Standnummer EG-M-13<br />
GFK-Rohrsysteme für <strong>die</strong> Ver- und Entsorgung<br />
Als langjähriger Stammgast des Oldenburger Rohrleitungsforums<br />
ist HOBAS auch im 25. Veranstaltungsjahr mit dabei und präsentiert<br />
sich vor Ort als Aussteller an gewohnter Stelle. Das Unternehmen<br />
präsentiert neueste Innovationen im Bereich GFK-Rohrsysteme,<br />
zum Beispiel Lösungen zur Sanierung von Großprofilen.<br />
In einem Vortrag berichtet Mario Frieben über den „Einsatz von<br />
HOBAS-Wickelrohren in Industrieanlagen zur Chlorherstellung“<br />
(10.02.2011, Vortragsblock 08, 13.30–15.00 Uhr).<br />
Während vor allem <strong>die</strong> Schlauchverfahren für <strong>die</strong> Sanierung<br />
von nicht begehbaren Bereichen in den letzten Jahren stark an Anwendungszuwächsen<br />
gewonnen haben, gab es für <strong>die</strong> Sanierung<br />
von Großprofilen bisher relativ wenige Möglichkeiten einer umfassenden<br />
Renovation. Grund dafür war insbesondere, dass den<br />
Kanalbetreibern keine oder nicht ausreichende Lösungen zur Verfügung<br />
gestellt werden konnten. Mit dem Einsatz von glasfaserverstärkten<br />
Kunststoffen (GFK) und speziellen Herstellungstechnologien<br />
werden inzwischen zunehmend große Sonderprofile mit<br />
vorgefertigten Elementen saniert und einem weiteren Lebensdauerzyklus<br />
zugeführt. HOBAS stellt mit dem Programm NC Line <strong>die</strong><br />
entsprechenden Produkte zur Verfügung.<br />
Das um ungefüllte Wickelrohre erweiterte Industrierohrprogramm<br />
findet in verschiedenen Industriezweigen Anwendung. Die<br />
Einsatzbereiche <strong>die</strong>ser Produkte erstrecken sich vom Anlagenund<br />
Kraftwerksbau über <strong>die</strong> chemische Industrie bis hin zu Meerwasserentsalzungsanlagen.<br />
Hobas-Ingenieure nutzen <strong>die</strong> neuesten<br />
Designmethoden und ermöglichen so <strong>die</strong> Lösung anspruchsvollster<br />
Rohrleitungsprojekte.<br />
Kontakt: HOBAS Rohre GmbH, Neubrandenburg, Wilfried<br />
Sieweke, Tel. 0395 4528-0, E-Mail: wsieweke@hobasrohre.de,<br />
www.hobas.de<br />
Standnummer 1.OG-M-01<br />
38 1-2 / 2011
Lösungen zum Schutz<br />
erdverlegter Rohrsysteme<br />
Eingeteilt in <strong>die</strong> drei bestehenden Belastungsklassen<br />
A-B-C nach DIN 30672 und<br />
DIN EN 1268 bietet Systemhersteller Vogelsang<br />
ein komplettes Produktportfolio<br />
mit Wickel-, Bandagen- oder Schrumpftechnik<br />
zum Korrosionsschutz von Rohrleitungen<br />
an. Korrosionsschutzlösungen<br />
mit Schrumpftechnik haben sich in der<br />
Praxis unter härtesten äußeren Bedingungen<br />
wie Hitze oder Kälte bewährt. Dabei<br />
zeichnete sich <strong>die</strong> Nutzung von Schrumpfprodukten<br />
speziell bei hohen Belastungen<br />
wie extremen Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit<br />
sowie im Unterwassereinsatz<br />
durch seine Flexibilität aus.<br />
Eine Neuentwicklung des Unternehmens<br />
ist ein Schrumpfprodukt mit Selbstheileffekt.<br />
Entscheidend dabei ist der Einsatz<br />
des selbst entwickelten Butylkautschuks.<br />
In Verbindung mit der vernetzten,<br />
hochfesten Polyethylenträgerfolie beheben<br />
sich kleinere Schadstellen am Rohr mit einem<br />
Durchmesser von sechs Millimetern innerhalb<br />
von lediglich zehn Tagen – sicher<br />
und von allein. Wie alle anderen vom Systemhersteller<br />
angebotenen Produktlinien im<br />
Segment der Schrumpfprodukte entspricht<br />
<strong>die</strong>ses Verfahren den hohen Anforderungen<br />
nach DIN 30672 und DIN EN 1268.<br />
Im Bereich der Kabelschutzrohre<br />
kommt es häufig auf eine möglichst geringe<br />
Reibung innerhalb des Rohrs an, um<br />
größere Reichweiten beim Kabeldurchzug<br />
zu erreichen. Mit dem TeleRohr präsentiert<br />
Vogelsang eine patentierte Lösung<br />
bei Kabelschutzrohren, <strong>die</strong> eine bis heute<br />
einzigartig, geringe Kontaktfläche von lediglich<br />
1,76 mm Berührungsfläche pro<br />
Meter zwischen Rohr und Kabel bietet.<br />
Wie auch im Bereich Korrosionsschutz bietet<br />
der Systemhersteller auch in <strong>die</strong>sem<br />
Segment zertifizierte Qualität. So ist das<br />
TeleRohr zusätzlich zu seiner patentierten<br />
Qualität nach DIN EN ISO 9001 geprüft.<br />
Kundenspezifische Lösungen, umgesetzt<br />
mit innovativen Produkten und Lösungen<br />
zeichnen so das umfassende Produktportfolio<br />
des Herstellers von Korrosionsschutzlösungen<br />
und Kabelschutzrohren in<br />
allen Bereichen aus.<br />
Bild 1: Schrumpfprodukt mit<br />
Selbstheileffekt – Schadstelle<br />
Bild 2: Im Warmverfahren<br />
verarbeitete Vogelsang Schrumpfprodukte<br />
mit Selbstheilung<br />
Bild 3: Das TeleRohr, ein Kabelschutzrohr<br />
mit einer Kontaktfläche<br />
von lediglich 1,76 mm pro Meter<br />
zwischen Rohr und Kabel<br />
Kontakt: Dipl.-Ing. Dr. E. Vogelsang<br />
GmbH & Co KG, Herten,<br />
Tel. 02366 8008-0, E-Mail: info@<br />
e-vogelsang.com, www.e-vogelsang.de<br />
Standnummer EG-H-15<br />
PLASSON GmbH<br />
Krudenburger Weg 29 · 46485 Wesel<br />
Telefon: (02 81) 9 52 72-0<br />
Telefax: (02 81) 9 52 72-27<br />
E-Mail: info@plasson.de<br />
1-2 / 2011 Internet: www.plasson.de 39
ohrlEitungsForum 2011<br />
im Focus<br />
Heizwendelschweißmuffen aus<br />
PE 100-RC und Wärmerückgewinnung<br />
aus Abwasserrohren<br />
mit Thermpipe von Frank<br />
Mit einem Vortrag und einem Informationsstand<br />
präsentiert sich <strong>die</strong> FRANK GmbH<br />
auf dem 25. Oldenburger Rohleitungsforum<br />
am 10. und 11. Februar 2011 in der<br />
Fachhochschule Oldenburg.<br />
Im Vortragsblock 26 (11.02.2011 von<br />
11.00 bis 12.30 Uhr) referiert René Carbon<br />
(Produktmanager Versorgung) über<br />
das Schweißen von Rohren mit Schutzeigenschaften<br />
gemäß PAS 1075. Im<br />
Vortrag wird insbesondere auf <strong>die</strong> Vorteile<br />
von Heizwendelschweißmuffen aus<br />
PE 100-RC eingegangen.<br />
Neben den bewährten Produkten wie<br />
PE-Rohren, Stumpfschweiß- und Heizwendelformteilen<br />
stellt das Unternehmen<br />
auf dem 25. Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
folgende Neuheiten aus:<br />
Heizwendelschweißformteile aus<br />
PE 100-RC<br />
Thermpipe zur Wärmerückgewinnung<br />
aus Abwasser<br />
Einen weiteren Ausstellungsschwerpunkt<br />
bildet das Profi l Kanalrohr System (PKS),<br />
das bis zu einem Durchmesser von<br />
DN 3.500 im Wickelverfahren hergestellt<br />
wird. Bis DN 2.400 werden <strong>die</strong> Rohre durch<br />
eine in <strong>die</strong> Rohrmuffe integrierte Heizwendel<br />
mittels Heizwendelschweißung miteinander<br />
verbunden. Diese Art der Rohrverbindung<br />
ermöglicht eine kostengünstige<br />
Verlegung und garantiert ein langfristig<br />
funktionsfähiges Rohrsystem.<br />
kontakt: FRANK GmbH, Mörfelden-<br />
Walldorf, Tel. 06105 4085-0,<br />
E-Mail: info@frank-gmbh.de,<br />
www.frank-gmbh.de<br />
Standnummer EG-M-03<br />
REINoGRIP mit neuem Biss<br />
Rissbeständige PE-Druckrohre können noch sicherer mit dem<br />
weiterentwickelten REINOGRIP der Fa. Reinert-Ritz GmbH sogar<br />
ohne Vorspannschrauben verbunden werden. Der Muffenkörper<br />
ist aus rissbeständigem Material und bietet somit ein Höchstmaßan<br />
Sicherheit. Die Vorteile sind:<br />
komplettes Formteilprogramm<br />
d 90 mm bis d 225 mm<br />
für SDR 11 und SDR 17<br />
bis 16 bar<br />
längskraftschlüssig<br />
DVGW-Zertifikat<br />
einfache Montage, Verlegung ohne Schweißgerät<br />
Verlegung auch bei nachlaufendem <strong>Was</strong>ser möglich<br />
witterungsunabhängig, bei Regen und Kälte einsetzbar<br />
kein Entfernen der Oxidhaut erforderlich<br />
Neu im Programm ist REINOGRIP XL größer d 225 mm. Diese können<br />
in Verbindung mit allen Formteilen sowie als E-Stück für Reparaturen<br />
geliefert werden.<br />
Nach wie vor gilt, dass<br />
sich schnell verlegbare<br />
Verbindungen langfristig in<br />
der Trinkwasserversorgung<br />
durchsetzen werden. Die baustellenspezifischen<br />
Gegebenheiten (<strong>Was</strong>ser in<br />
der Leitung und im Graben, schlechte Wetterverhältnisse,<br />
unsaubere Grabenbedingungen)<br />
bringen den Anwender zu angepassten Verbindungssystemen.<br />
Schließlich will der Betrieb mit wenig Hilfsmitteln, kostengünstig<br />
und sicher Rohrleitungen verlegen.<br />
Natürlich sollten <strong>die</strong>se Arbeiten nur von Fachleuten durchgeführt<br />
werden. Denn ein Verlegesystem weist nur dann eine hohe<br />
Lebensdauer auf, wenn es fachmännisch verlegt wurde. Wobei<br />
alle Rohrleitungsteile in der Systemkette gleich stark sein sollten.<br />
kontakt: Reinert-Ritz GmbH, Nordhorn, Tel. 05921 8347-0,<br />
E-Mail: contact@reinert-ritz.com, www.reinert-ritz.com<br />
Standnummer EG-V-07<br />
40 1-2 / 2011
Neue PLASSON Steckfitting-Serie zur Verbindung<br />
von PE-Rohren in der Trinkwasserversorgung<br />
Auf dem Oldenburger Rohrleitungsform im Februar präsentiert<br />
PLASSON GmbH <strong>die</strong> neuen Steckfittings der Serie 19 zur Verbindung<br />
von Trinkwasserrohren aus PE. Das Unternehmen greift bei<br />
<strong>die</strong>ser neuen Steckfitting-Serie auf über 40 Jahre Erfahrung mit<br />
mechanischen Verbindungselementen zurück.<br />
Die Steckfittings der neuen Serie 19 wurden speziell für den<br />
Einsatz in der Trinkwasserversorgung konzipiert. Basierend auf<br />
den Erfahrungen mit den Serie 18-Klemmfittings wurde in enger<br />
Zusammenarbeit mit den Anwendern ein praxisorientiertes Anwendungsprofil<br />
erstellt und umgesetzt. Zusammen mit den<br />
Klemmfittings der Serie 18 bietet PLASSON nun ein weiteres umfangreiches<br />
Bauteilprogramm für vielfältige Anwendungen in der<br />
<strong>Was</strong>serversorgung an.<br />
Als technische Eigenschaften weist der Steckfitting der Serie<br />
19 folgende Merkmale auf:<br />
Zum Verbinden von PE 80-, PE 100-, PE 100-RC- und<br />
PE-Xa-Rohren<br />
Fitting aus PP, daher Erhalt des Vollkunststoffsystems<br />
Durchmesser-Bereich von 25 mm bis 63 mm<br />
Druck von PFA = 16 bar (nach DIN 8076)<br />
Umfangreiches Bauteilprogramm<br />
Die kompakte Bauform ist charakteristisch für <strong>die</strong> Serie 19. Das<br />
neue und innovative Konzept ermöglicht den Rohranschluss ohne<br />
weitere Maßnahmen am Fitting. Bei <strong>die</strong>sem Fitting müssen<br />
vor der Montage keine Überwurfmuttern gelöst werden und es<br />
ist auch kein spezielles Werkzeug notwendig.<br />
Die Dichtigkeit wird durch ein Dichtelement aus NBR gewährleistet.<br />
Die Dichtelemente (Bild 1) sind definiert gekammert, so<br />
dass sie nicht unkontrolliert beansprucht werden können.<br />
Das Rohrende braucht lediglich in den Fitting eingeschoben<br />
zu werden. Die vorgesehene Einstecktiefe ist auf den Fittings der<br />
Serie 19 gekennzeichnet (Bild 2) und muss auf das Rohrende<br />
übertragen werden. Bei der Montage kann so <strong>die</strong> richtige Positionierung<br />
einfach kontrolliert werden.<br />
Durch zwei aufeinander abgestimmte Klemmringelemente<br />
(Bild 3) wird <strong>die</strong> Längskraftschlüssigkeit erreicht. Diese Anordnung<br />
nutzt <strong>die</strong> Rohrbewegung nach Druckbeaufschlagung als<br />
selbstsicherndes System aus.<br />
Die Einschraubmuttern der Steckfittings Serie 19 sind durch<br />
eine Rastermechanik (Bild 4) gegen unbeabsichtigtes Öffnen<br />
gesichert. Mit einem Spezialschlüssel ist es jedoch möglich <strong>die</strong><br />
Verbindung zu lösen, <strong>die</strong> mehrfach wieder verwendet werden<br />
kann. Dies ist insbesondere bei der Verwendung in Notversorgungssystemen<br />
eine wichtige Eigenschaft. Anschlussverschraubungen<br />
stehen in zwei Ausführungen zur Verfügung. Dabei kann<br />
der Anwender zwischen Kunststoff- und Messinggewinden<br />
wählen.<br />
Kontakt: PLASSON GmbH, Wesel, Tel. 0281 9527224,<br />
E-Mail: k.schyja@plasson.de, www.plasson.de<br />
Standnummer 2.OG-H-07<br />
Bild 1:<br />
Dichtelement<br />
Bild 2:<br />
Fitting-Einstecktiefe<br />
Bild 3:<br />
Klemmringelement<br />
Bild 4:<br />
Rastermechanik<br />
1-2 / 2011 41
Rohrleitungsforum 2011<br />
Im Focus<br />
Sedi-pipe XL ersetzt Regenklärbecken<br />
Die Fränkischen Rohrwerke haben mit dem Sedi-pipe-Programm<br />
Lösungen für <strong>die</strong> Reinigung von Regenabflüssen geschaffen, <strong>die</strong><br />
wegen des seit März 2010 geltenden <strong>Was</strong>serhaushaltsgesetzes<br />
in vielen Fällen erforderlich ist.<br />
Im Gegensatz zu den Regenklärbecken, <strong>die</strong> zur Verhinderung<br />
der Remobilisation der abgesetzten Partikel mindestens 2 m tief<br />
sein müssen, erfolgt <strong>die</strong> Sedimentation bei Sedi-pipe in einem langen,<br />
liegenden Rohr. Der kurze Sinkweg ermöglicht auch das Absetzen<br />
sehr feiner Partikel. Ein spezielles Gitter als Strömungstrenner<br />
verhindert den Wiederaustrag der Partikel bei Starkregen.<br />
Die Leistungsfähigkeit wurde durch unabhängige Institute<br />
geprüft und bestätigt.<br />
Mit Sedi-pipe XL hat das Unternehmen nun den Einsatzbereich<br />
des „kleinen“ Bruders Sedi-pipe, der für den Einsatz vor Versickerungsanlagen<br />
gedacht ist, erweitert: hohe Reinigungsleistung beim<br />
Anschluss größerer Flächen vor Versickerungen oder vor Ableitungen<br />
in Vorflutgewässer. Durch objektspezifische Planung können<br />
Reinigungsleistung und Rohr durch messer an <strong>die</strong> jeweiligen Bedingungen<br />
angepasst werden. Auch extra große Speichervolumina<br />
für Leichtflüssigkeiten (Havarievorsorge) und Schlamm sind möglich.<br />
Die geringere Einbautiefe im Vergleich zu Regenklärbecken<br />
vereinfacht das Bauen bei hohen Grundwasserständen.<br />
Die Typenreihe Sedi-pipe XL besteht aus vier Anlagengrößen<br />
(600/6, 600/12, 600/18 und 600/24). Die Anlagen lassen sich<br />
problemlos zu Großanlagen kombinieren und ersetzen somit <strong>die</strong><br />
klassischen Regenklärbecken.<br />
Da <strong>die</strong> Anlage im Dauerstau betrieben wird, verbleiben alle<br />
Ablagerungen in der Schlammphase. Die Wartung der Anlage erfolgt<br />
in der Regel im Turnus der üblichen Kanalnetzspülung und<br />
erfordert nur das Absaugen des Inhaltes.<br />
Kontakt: Fränkische Rohrwerke, Gebr. Kirchner GmbH & Co. KG,<br />
Königsberg/Bayern, Tel. 09525 88-0, www.fraenkische-drain.de,<br />
E-Mail: info.drain@fraenkische.de<br />
Standnummer 2.OG-M-18<br />
Muffensystem mit zweifacher Dichtung<br />
Zu dem umfangreichen Produktprogramm der Firma isoplus, einem<br />
der führenden Hersteller von vorgedämmten Rohrsystemen,<br />
zählt <strong>die</strong> isojoint III Muffe. Diese ist vom Fernwärme Forschungsinstitut<br />
Hannover nach EN 489 geprüft und zertifiziert.<br />
Das zweifach abgedichtete Muffensystem isojoint III setzt<br />
sich aus einer auf ganzer Länge schrumpfbaren PE-X-Verbindungsmuffe,<br />
einer PE-X-Schrumpffolie mit Mastik-Schmelzklebstoff<br />
als erste Dichtung und einem speziellen, semikristallinen<br />
Schmelzklebstoff als zweite Dichtung zusammen.<br />
Das Grundmaterial der isojoint III ist ein molekular vernetztes<br />
Trägermaterial aus modifiziertem PEHD. In Kombination mit der<br />
PUR-Vordämmung des Muffenhohlraumes, der PE-X-Schrumpffolie<br />
und einem außergewöhnlich schäl- und scherfesten Schmelzklebstoffes<br />
entsteht ein hochwertiges, wirtschaftlich zu verarbeitendes<br />
und dauerhaft dichtes Muffensystem.<br />
Entgegen der üblichen Vorgehensweise wird der Muffenhohlraum<br />
beim Muffensystem isojoint III vor der Abdichtung der Muffe<br />
mit PUR-Schaum mittels einer Schäumschalung ausgeschäumt.<br />
Daher ist <strong>die</strong> einwandfreie Qualität des Schaumes prüfbar. Die<br />
isojoint III ist auch für erhöhte Betriebsbedingungen, wie z. B.<br />
Grundwasser sehr empfehlenswert.<br />
Allgemein bietet <strong>die</strong>se Muffentechnik gegenüber anderen<br />
Muffenverbindungen zahlreiche Vorteile:<br />
voll schrumpffähige PE-X-Verbindungsmuffe<br />
Muffenabdichtung nach Muffendämmung<br />
Qualität der Muffendämmung zerstörungsfrei prüfbar<br />
keine Entlüftungs- und Schaumöffnungen<br />
dauerelastische Doppeldichtung<br />
flache Muffenausführung, ein großer Vorteil für <strong>die</strong> Rohrstatik<br />
Kontakt: Isoplus Fernwärmetechnik Vertriebsgesellschaft mbH,<br />
Rosenheim, Tel. 08031 650-0, E-Mail: info@isoplus.de,<br />
www.isoplus.de<br />
Standnummer 2.HA-V-09<br />
42 1-2 / 2011
Vier neue Ergänzungen zum<br />
Steinzeug-CeraLong S – DN 200 / DN 250<br />
Die bewährte und erfolgreiche Produktlinie CeraLong S mit der<br />
Präzisionsschleifmuffe S und der wirtschaftlichen Baulänge von<br />
2,50 m bekommt mit vier Neuentwicklungen herausragende Ergänzungen:<br />
CeraLong S DN 200 Normallast<br />
CeraLong S DN 250 Normallast<br />
CeraLong S DN 200 Hochlast<br />
CeraLong S DN 200 Hochlast<br />
Wie beim bestehenden CeraLong S-Sortiment handelt es sich<br />
auch bei <strong>die</strong>sen Neuentwicklungen um innen glasierte Steinzeug-<br />
Muffenrohre und -Formstücke, Verbindungssystem C mit Steckmuffe<br />
„S“ nach DIN EN 295.<br />
Die selbst entwickelte Steckmuffe „S“ mit geschliffener keramischer<br />
Dichtungsfläche in der Muffe und geschliffenem Spitzende<br />
mit EPDM-Dichtungsring beschreibt <strong>die</strong> Benchmark bei Dichtungssystemen<br />
von biegesteifen Rohren. Mit der kontinuierlichen<br />
und konsequenten Weiterentwicklung des Feinsteinzeugrohres in<br />
Kombination mit der Steckmuffe „S“ wird jetzt <strong>die</strong> Cera Long S-<br />
Produktlinie mit den vier neuen Rohren DN 200 N und H sowie<br />
DN 250 N und H um wichtige „Größen“ verstärkt.<br />
In Bad Schmiedeberg werden in einem besonders energiesparenden<br />
Schnellbrandverfahren <strong>die</strong> neuen CeraLong S-Rohre produziert.<br />
Durch <strong>die</strong> liegende Fertigung im Schnellbrandverfahren<br />
und mit Hilfe der hoch präzisen Mess- und Schleiftechnik können<br />
langlebige Steinzeugrohre mit Toleranzmaßen < 2 mm generiert<br />
werden, <strong>die</strong> höchsten Ansprüchen genügen.<br />
Die vier neuen CeraLong S-Rohre sind 2,50 m lang, haben einen<br />
schlanken Rohrkörper bei hoher Tragfähigkeit und einen kompakten<br />
Muffenkörper. Die Stirnflächen der Rohre sind – wie bei<br />
allen CeraLong S-Rohren – rechtwinklig zur Rohrachse und planparallel<br />
geschnitten. Der vorgefertigte EPDM-Dichtungsring gewährleistet<br />
durch seine Abstandsnoppen einen definierten Muffenspalt<br />
von ca. 5 mm; durch <strong>die</strong> geschützten Spitzenden werden<br />
Beschädigungen vermieden.<br />
Die wichtigsten Kennzeichen für <strong>die</strong> neuen Toleranz minimierten<br />
Steinzeugrohre CeraLong S-DN 200 N und H sowie DN 250<br />
N und H sind:<br />
hohe Tragfähigkeit<br />
kompakter Muffenkörper<br />
Toleranz minimiert<br />
2,50 m Baulänge<br />
innen glasiert<br />
Steckmuffe „S“ – geschliffene keramische Muffendichtfläche/<br />
geschliffenes Spitzende<br />
mit EPDM-Dichtelement<br />
Baustellen gerechte robuste<br />
Verbindung<br />
Nutzungsdauer > 100<br />
Jahre<br />
Für <strong>die</strong> Praxis ergeben sich<br />
folgende Vorteile:<br />
Einbautiefen von über 6 m<br />
hervorragende hydraulische<br />
Eigenschaften durch:<br />
– Innenglasur<br />
– definierten kleinen Muffenspalt<br />
– minimalste Übergänge<br />
von Rohr zu Rohr<br />
leicht einzubauen auch bei<br />
minimalem Gefälle<br />
hohe Dichtigkeit in den Verbindungen<br />
Baustellen gerechte robuste Dichtungen<br />
geringer Einbauaufwand durch reduzierte Muffenmaße<br />
Langlebigkeit<br />
Für <strong>die</strong> neu entwickelten CeraLong S-Rohre DN 200 N und H sowie<br />
DN 250 N und H wurde selbstverständlich ein komplettes<br />
Sortiment entwickelt: Alle vier Rohrtypen werden natürlich mit<br />
entsprechenden Formstücken und Zubehör angeboten.<br />
Schachtanbindungen sowie Anbindungen an Bauwerke gestalten<br />
sich mit den neuen CeraLong S-Rohren einfacher, da DN 200<br />
Normallast- und Hochlastrohr bzw. DN 250 Normallast- und<br />
Hochlastrohr je Nennweite gleiche Verbindungsmaße haben. Außerdem<br />
müssen keine unterschiedlichen Systeme (BKK) mehr für<br />
N oder H vorgehalten, respektive eingebaut werden. Die Übergänge/Verbindungen<br />
zu bestehenden Rohrsystemen gleicher<br />
Nennweite werden wie gewohnt gewährleistet.<br />
Neben einer eindeutigen Außenkennzeichnung an Rohrschaft<br />
und Muffe besitzen <strong>die</strong> neuen Rohre zusätzlich eine Innenkennzeichnung<br />
im Rohrschaft mit den Angaben des Herstellers, dem<br />
Herstellungsjahr sowie der Lastreihe N bzw. H.<br />
Kontakt: STEINZEUG Abwassersysteme GmbH, Frechen,<br />
www.steinzeug-keramo.com<br />
Standnummer EG-M-12<br />
1-2 / 2011 43
Rohrleitungsforum 2011<br />
Im Focus<br />
Kanalrohrsysteme mit hohen Sicherheitsreserven<br />
Das neu entwickelte Kanalrohrsystem AWADUKT HPP (High Performance<br />
Pipe) von REHAU verfügt über sehr hohe Sicherheitsreserven<br />
und ist speziell für Einsatzbereiche geeignet, <strong>die</strong> entweder<br />
hohe Belastbarkeit verlangen, oder <strong>die</strong> Verlegung unter<br />
schwierigen Baustellenbedingungen erfolgt. Durch <strong>die</strong>se Entwicklung<br />
konnte das schon bestehende Rohrsystem AWADUKT PP SN<br />
16 RAUSISTO weiter optimiert werden.<br />
Mit AWADUKT HPP bietet das Unternehmen als erster Hersteller<br />
eine nachgewiesene SN 16-Systemsteifigkeit für Rohre und<br />
Formteile im Gesamtsystem. Die spezielle RAUSISTO + Rezeptur<br />
sorgt dabei für erhöhte Punktlastbeständigkeit und ermöglicht so<br />
den Einsatz von grobkörnigem Einbettungsmaterial. Hierdurch<br />
können bei der Verlegung erhebliche Kosten eingespart werden.<br />
Zudem wird durch <strong>die</strong> Verwendung neuartiger Farbpigmente <strong>die</strong><br />
einseitige thermische Ausdehnung bei Freilagerung minimiert.<br />
Werden <strong>die</strong> Hochlastkanalrohrsysteme mit dem AWASCHACHT<br />
PP DN 1000 und DN 600 kombiniert, entsteht ein dauerhaft dichtes<br />
und universelles Kanalnetz. Für beide Systeme bestätigt <strong>die</strong> Landesgewerbeanstalt<br />
(LGA) Nürnberg eine Lebensdauer von mindestens<br />
100 Jahren. Zudem wurde das Rohr- und Formteilsystem als<br />
erstes und bislang einziges System mit dem IKT-Prüfsiegel „IKTgeprüft<br />
– Fremdwasserdicht“ durch das Institut für unterirdische<br />
Infrastruktur in Gelsenkirchen ausgezeichnet.<br />
Das neue Vortriebsrohrsystem AWADUKT PP TL eignet sich<br />
ebenso für das Bohrpressverfahren als auch für den Einzug in<br />
Schutzrohre. Der besondere Vorteil des vollwandigen Vortriebsrohrs<br />
aus ungefülltem Polypropylen liegt in der lösbaren, längskraftschlüssigen<br />
Verbindung mittels Innen- und Außengewinde.<br />
AWADUKT PP TL ist in den Abmessungen DN 160 und DN 200<br />
sowie in Baulängen von 0,5 und 1 m erhältlich.<br />
Der Ausbau glasfaserbasierter Hochgeschwindigkeits-Datennetze<br />
in der globalen Kommunikationstechnik erfordert neue Systemkomponenten<br />
zur Verlegung, Verbindung und zum Betrieb. Im<br />
Rahmen von Förderund<br />
Konjunkturprojekten<br />
werden in den<br />
kommenden Jahren<br />
bislang nicht versorgte<br />
Gebiete mit leistungsfähigen<br />
Breitbandanschlüssen<br />
ausgestattet.<br />
Das betrifft sowohl<br />
den industriellen<br />
Bereich als auch private<br />
Haushalte. Das<br />
Unternehmen hat deshalb<br />
sein Produktangebot<br />
im Bereich Telekommunikation<br />
mit einem<br />
Mikrokabelrohrsystem<br />
ergänzt. Die Mikrokabelrohre können in Kabelrohre mittels<br />
marktüblicher Einblasgeräte eingeblasen werden.<br />
Kontakt: REHAU AG + Co, Rehau, Tel. 09283 77-0,<br />
E-Mail: info@rehau.com, www.rehau.de<br />
Standnummer 2.HA-11<br />
Bild 1: Das neu entwickelte Kanalrohrsystem<br />
AWADUKT HPP (High Performance Pipe)<br />
Neues Gasspürgerät von Esders<br />
Das neue Gasspürgerät HUNTER hilft bei der Jagd nach Leckagen<br />
im Gasrohrnetz. Es ist für nur ein Einsatzgebiet optimiert: <strong>die</strong> Gaslecksuche.<br />
Diese Spezialisierung ermöglicht in Zusammenhang mit<br />
selektierten und feuchtekompensierten Sensoren eine bislang unerreichte<br />
Reaktionszeit und Messwertstabilität. Kleinste Gasausbreitungen<br />
werden sicher detektiert und der Gasspürer erhält zuverlässige<br />
und einfach zu bewertende Messwertanzeigen. Da immer<br />
mehr Überprüfungsarbeiten digital dokumentiert und durchgeführt<br />
werden, ist das Gasspürgerät HUNTER mit einem Bluetooth-<br />
Modul ausgestattet. Sogar mit aktivierter Bluetooth-Übertragung<br />
werden mehr als 10 Stunden Einsatzzeit erreicht. Die Datenübertragung<br />
ist auch unter schwierigen Bedingungen über Entfernungen<br />
größer als 2 m sicher gewährleistet.<br />
Das Gasspürgerät HUNTER ist rechtzeitig zu Beginn der neuen<br />
Überprüfungssaison 2011 lieferbar.<br />
Kontakt: Esders GmbH, Haselünne, Tel. 05961 9565-0,<br />
E-Mail: info@esders.de, www.esders.de<br />
Standnummer 2.OG-M-02<br />
44 1-2 / 2011
Rohrkappensystem für Sicherheit und<br />
Rückverfolgung im Pipelinebau<br />
Die NordStream Pipeline wird – in der ersten<br />
Stufe ab 2011 – russische Erdgasvorkommen<br />
mit den europäischen Kunden verbinden. Auf<br />
1220 km zwischen Vyborg nahe St. Petersburg<br />
und Greifswald in Deutschland werden insgesamt<br />
mehr als 200.000 betonummantelte<br />
48-Zoll Rohre (á 12 m Länge) auf den Boden der<br />
Ostsee verlegt. Die Herstellung und <strong>die</strong> Betonbeschichtung<br />
solch einer großen Menge Rohre<br />
dauert wesentlich länger als <strong>die</strong> Verlegearbeit.<br />
Daher mussten und müssen <strong>die</strong> betonummantelten<br />
NordStream-Rohre auf fünf großen Lagerplätzen<br />
rings um <strong>die</strong> Ostsee verladefertig gelagert<br />
werden.<br />
Der Verlegevorgang, der nur wenige Minuten<br />
pro Rohr dauert, ist extrem teuer, da <strong>die</strong> Verlegeschiffe<br />
nach Einsatzzeit bezahlt werden. Daher<br />
muss in jedem Fall vermieden werden, dass<br />
<strong>die</strong> Rohre beim Verladen auf das Schiff in irgendeiner<br />
Weise beschädigt oder verschmutzt sind.<br />
Außerdem ist es unerlässlich, dass jedes einzelne<br />
Rohr auch nach dem Verlegen bis zur Herstellung<br />
im Stahlwerk zurückverfolgt werden kann.<br />
Mit herkömmlichen Verfahren hätten folgende<br />
Maßnahmen ergriffen werden müssen, um eine reibungslose<br />
Verladung auf <strong>die</strong> Schiffe zu gewährleisten:<br />
Lagerplätze umzäunen und herkömmlich bewachen<br />
nicht beschichtete Stahlenden („Cutbacks“ zum Verschweißen<br />
ans nächste Rohr) mit einem entfernbaren Schutzlack<br />
vor Korrosion schützen<br />
Rohrenden mit Kunststoffkappen verschließen und <strong>die</strong> Rohre<br />
vor dem Verladen sowohl waschen als auch durch einen<br />
durchgezogenen Inspektionsmolch untersuchen<br />
einzelne Rohre nach der Betonbeschichtung außen mit Barcodes<br />
oder anderen Identifikationsmöglichkeiten versehen,<br />
da <strong>die</strong> im inneren Cutback angebrachten Barcodes nach<br />
Aufbringen von Korrosionsschutz bzw. Kappen nicht mehr<br />
zu erkennen sind<br />
Mit dem ROPLAST Pipe Cap-System wurde eine wesentlich<br />
ökonomischere und gleichzeitig auch sicherere Methode erfunden,<br />
um <strong>die</strong>ses Problem zu lösen. Innerhalb von nur sechs Monaten<br />
wurde ein System entwickelt, das<br />
eine Echtzeit-Überwachung (24/7) aller Rohre an allen Lagerplätzen<br />
ermöglicht und Alarme erzeugt, wenn an Rohren<br />
oder Kappen Manipulationen durchgeführt werden;<br />
<strong>die</strong> Cutbacks innen und außen durch Kappen aus<br />
RoPlasthan® PUR vor Korrosion schützt;<br />
den Rohrinnenraum vor Schmutz, <strong>Was</strong>ser (und auch z. B.<br />
Tieren) schützt und gleichzeitig Luft- und Dampfdurchlässigkeit<br />
zur Minimierung von Kondensation im Rohr erlaubt;<br />
<strong>Was</strong>chen und Inspektion vor dem Verladen unnötig macht;<br />
im Kappensystem einen RFID-Chip enthält, der <strong>die</strong> Identifikation<br />
jedes einzelnen Rohres zu jedem Zeitpunkt ermöglicht.<br />
Zusätzlich wurden automatisierte Montage- und Demontagesysteme<br />
für <strong>die</strong> Kappen, eine Auswerte- und Datenerfassungssoftware<br />
sowie eins der bisher weltweit größten drahtlosen<br />
Sensornetzwerke (inklusive drahtloser Repeater mit eigener<br />
Energieversorgung durch Windgenerator und Speicherbatterie)<br />
entwickelt und in Serie produziert. Das System hat sich nunmehr<br />
seit fast zwei Jahren im Feld bewährt.<br />
Das ROPLAST Pipe Cap-System kann je nach Kundenanforderung<br />
mit mehr oder weniger Meldefunktionen, aber beispielsweise<br />
auch nur als physisches Schutzsystem mit kompletter<br />
Pipe Tracking-Funktion ausgelegt werden.<br />
Kontakt: ROPLAST GmbH, Lingen , Tel. 0591 9136-150,<br />
E-Mail: sales@roplast.de, www.roplast.de<br />
Standnummer 1.HA-V-38<br />
1-2 / 2011 45
ohrlEitungsForum 2011<br />
im Focus<br />
Robuste Lösungen für <strong>die</strong> Unterquerung<br />
Häufig ist <strong>die</strong> Verlegung einer Rohrleitung in einer offenen Baugrube<br />
nicht möglich. Wenn <strong>die</strong> Leitung etwa eine Straße, einen<br />
Bahndamm oder ein Flussbett kreuzt und eine überirdische Querung<br />
nicht realisiert werden kann, muss eine Unterquerung mit<br />
Hilfe eines schützenden Mantelrohres vorgenommen werden.<br />
PSI Products GmbH verfügt als Komplettanbieter nicht nur<br />
über <strong>die</strong> zum Einziehen der Leitungen nötigen Produkte wie Stahlrollenringe,<br />
Stahlgleitkufen und weiteres Zubehör. Der Spezialist<br />
für Pipeline- und Rohrleitungszubehör leistet bei Bedarf auch einen<br />
umfassenden technischen Support wie etwa individuell konfigurierbare<br />
Gesamtlösungen, prüffähige Statik sowie <strong>die</strong> Baustellenbetreuung.<br />
Erst im Dezember 2010 wurde mit dem Maindüker<br />
in Schweinfurt ein solches Großprojekt in kürzester Zeit<br />
erfolgreich realisiert.<br />
Ab August 2010 mussten in einem engen Zeitrahmen im<br />
Schweinfurter Hafen zwei Abwasserdruckleitungen, eine Trinkwasserleitung,<br />
zwei „Drillinge“ für Hochspannungskabel 110 kV,<br />
eine Gasleitung, elf Fernmelde- und Steuerkabel, eine Verdämmleitung<br />
und zwei Kabelleerrohre von einer Seite des Mains auf <strong>die</strong><br />
andere verlegt werden. In Teamarbeit mit den zuständigen Planern<br />
hat PSI Products ein Konzept entwickelt, um mit allen Leerrohren<br />
den Main zu unterqueren: Die Unterquerung erfolgte mit<br />
einem Stahlbeton-Vortriebsrohr. Dieser Düker hat einen Innendurchmesser<br />
von 1600 mm und eine Streckenlänge von 188 m,<br />
mit einem horizontalen Radius von 500 m.<br />
Es galt, eine große Zahl von technischen Vorraussetzungen zu<br />
beachten. Zum Beispiel mussten <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>nrohre an bestimmten<br />
Positionen im Schutzrohr platziert werden. Eine Führungsschiene<br />
verhinderte daher, dass es zu Verdrehungen im Schutzrohr<br />
kommen konnte. Außerdem bildeten <strong>die</strong> Hochspannungskabel mit<br />
110 kV ein eigenes Magnetfeld, so dass bei der Verlegung auf eine<br />
bestimmte geometrische Anordnung zu achten war. Um <strong>die</strong>ses<br />
Magnetfeld nicht weiter zu verstärken, kamen antiferromagnetische<br />
Materialien und herkömmliche Stahlkonstruktionen<br />
zum Einsatz. Auch <strong>die</strong> Spannschrauben wurden mit Isoliersätzen<br />
von den ferromagnetischen Bauteilen getrennt.<br />
Alle Me<strong>die</strong>nrohre wurden durch PSI-Stahlrollenringe miteinander<br />
fixiert und auf einer eigens gefertigten Rampe in den<br />
Düker eingefahren. Eine ebenfalls individuell konzipierte Haltespannschelle<br />
<strong>die</strong>nte zum Durchziehen des kompletten Mediumrohrverbundes.<br />
Für ein störungsfreies Durchlaufen wurden<br />
hochbelastbare, gelagerte Räder eingesetzt. Die Stahlrollenringe<br />
wurden im Stützweitenabstand von 2 m platziert und halten<br />
einer dynamischen Belastung von 548 kg stand. Die notwendigen<br />
Festigkeitswerte der benötigten Konstruktionen wurden<br />
durch eine prüffähige Statik nachgewiesen. Nach dem Einzug<br />
der Me<strong>die</strong>nrohre wurde der Ringraum mit Verfüllbeton geschlossen.<br />
Durch <strong>die</strong> Zusammenarbeit aller Beteiligten, <strong>die</strong> intensive Vorplanung<br />
und eine optimale Just-in-Time-Lieferung konnte PSI<br />
Products <strong>die</strong>ses Projekt in nur drei Monaten rechtzeitig vor dem<br />
Wintereinbruch erfolgreich abschließen.<br />
kontakt: PSI Products GmbH, Tel. 0911 78707-35,<br />
E-Mail: fees@psi-products.de,www.psi-products.de<br />
Standnummer 2.OG-M-13<br />
BilD 1: Haltespannschelle am Ziehkopf im<br />
Zielschacht<br />
BilD 2: Einfahren des Me<strong>die</strong>nrohrstranges in den „Düker“ mit Hilfe von<br />
Stahlrollenringen und Einfahrrampe<br />
46 1-2 / 2011
Spezialmolche für hochauflösende<br />
Ultraschallinspektion<br />
Steigende Prüfanforderungen von Pipelinebetreibern an Auflösung<br />
und Zuverlässigkeit von Leitungsinspektionen, kritische Inspektionsbedingungen<br />
und ihr hoher Kostenaufwand stellen Pipelineinspektionsunternehmen<br />
vor <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong> Entwicklung von maßgeschneiderten<br />
Sonderlösungen für ihre Kunden kontinuierlich voranzutreiben.<br />
Als Spezialist für <strong>die</strong> hochauflösende Ultraschall-Inspektion<br />
von Pipelines hat <strong>die</strong> NDT Systems & Services AG in<br />
Stutensee zuletzt mehrere Sonderkonfigurationen von Ultraschallmolchen<br />
auf den Markt gebracht, deren Einsatzgebiete weit über<br />
<strong>die</strong> bisher bewährten Inspektionsmöglichkeiten hinausgehen.<br />
Der große Vorteil der Spezialmolche besteht darin, dass sie<br />
Materialdefekte mit der Präzision und Zuverlässigkeit der Ultraschalltechnologie<br />
lokalisieren und vermessen, sowie alle anderen<br />
technischen Vorteile der durch <strong>die</strong> Modulbauweise äußerst flexibel<br />
einsetzbaren Geräte in sich vereinen.<br />
Eine neue Generation von hochauflösenden Ultraschallmolchen<br />
aus der Serie LineExplorer ermöglicht z. B. <strong>die</strong> Detektion und Größenbestimmung<br />
von Lochfraß (Pittings). Diese stark lokalisierten<br />
Korrosionsstellen zeichnen sich durch ein gravierendes Tiefenwachstum<br />
im Vergleich zu ihrer an der Oberfläche sichtbaren geringen<br />
Ausdehnung aus. Sie aufzudecken bevor sie eine kritische<br />
Tiefe erreicht haben, <strong>die</strong> ein Leck in einer Pipeline verursachen<br />
kann, ist für Korrosionswachstumsstu<strong>die</strong>n ebenso bedeutsam wie<br />
für <strong>die</strong> aktuelle Zustandsbewertung oder <strong>die</strong> Lebensdauerabschätzung<br />
von Pipelines. Die Pitting-Konfiguration, Line Explorer UMp,<br />
basiert auf einem eigens für <strong>die</strong>se Aufgabe entwickelten Sensorträger<br />
mit einer höheren Sensordichte und einer dementsprechend<br />
größeren Anzahl an elektronischen Kanälen.<br />
Der LineExplorer UCc ist eine Spezialkonfiguration des Rissprüfmolches<br />
der NDT AG, mit Hilfe derer Risse und rissähnliche<br />
BilD: Der LineExplorer UCM<br />
kann Risse und Materialverluste gleichzeitig erfassen.<br />
Materialfehler im Bereich der Rundschweißnaht einer Pipeline entdeckt<br />
und vermessen werden können. Das Herzstück des Line-<br />
Explorer UCc besteht aus einem speziell angefertigten Sensorträger,<br />
der <strong>die</strong> Detektion von Rissen in Umfangsrichtung ermöglicht.<br />
Auch für den Einsatz in stark paraffinhaltigen Leitungen, wie<br />
zum Beispiel in Offshore-Rohölleitungen, kann ein umgerüsteter<br />
Ultraschallmolch angeboten werden, der hervorragende Datenergebnisse<br />
für <strong>die</strong> erweiterte Zustandsbewertung liefern kann.<br />
Für <strong>die</strong> drastische Verbesserung der Datenqualität sorgen mechanische<br />
Veränderungen an den Odometerrädern, eine Umrüstung<br />
des vorhandenen Spülsystems des Sensorträgers sowie eine<br />
veränderte Auslegung der Sensoren.<br />
Nicht zuletzt stehen Kombi-Molche zur Verfügung, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
gleichzeitige Erfassung von Materialverlusten und Rissen (Line-<br />
Explorer UCM ab einem Durchmesser von 20") erlauben oder<br />
Sonderlösungen wie <strong>die</strong> Kombination von Kaliber- und Ultraschallmolch,<br />
durch <strong>die</strong> eine Geometrieprüfung parallel zur quantitativen<br />
Wanddickenmessung erfolgen kann.<br />
kontakt: NDT Systems & Services AG, Stutensee,<br />
Tel. 07244 7415-0, E-Mail: info@ndt-global.com,<br />
www.ndt-global.com<br />
Standnummer 2.HA-12<br />
… VErbindEt diE märktE<br />
47 10 / 2010 10 / 2010 47<br />
1-2 / 2011 47
Rohrleitungsforum 2011<br />
Im Focus<br />
Eine neue Generation von Inspektionsmolchen<br />
Bild 1: GLD 202 Leckdetektor mit GLD 302 Fahrgestell<br />
NW 200 mm<br />
Bild 2: Computersimulation<br />
Das norddeutsche Unternehmen GOTTSBERG Leak Detection<br />
GmbH & Co KG bietet einen besonders kleinen Inspektionsmolch<br />
mit ganz außergewöhnlichen Fähigkeiten an. Herzstück des Systems<br />
ist der Detektor GLD 202. Er übernimmt <strong>die</strong>selbe Aufgabe<br />
wie der Ortungsoffizier mit aufgesetzten Kopfhörern in alten U-<br />
Booten. Dieser hörte sich mit Hilfe von Unterwassermikrofonen<br />
alle Geräusche außerhalb des U-Bootes an und konnte dann anhand<br />
seiner Erfahrung entscheiden, ob sich ein Schiffe näherte<br />
oder entfernte. Gute Ortungsoffiziere konnten darüber hinaus<br />
noch erkennen, ob das Schiff ein oder zwei Propeller im Betrieb<br />
hatte und <strong>die</strong> ungefähre Größe des Schiffes angeben. All <strong>die</strong>se Informationen<br />
wurden nur mit Hilfe von akustischen Signalen im<br />
hörbaren Bereich und dem Fachwissen der Ortungsoffiziere gewonnen.<br />
Der GLD-Multispektralmolch erweitert nun den hörbaren Bereich<br />
bis in den Ultraschallbereich von ca. 60 KHz und zeichnet<br />
alle wichtigen Geräusche während der Fahrt durch <strong>die</strong> Pipeline<br />
auf. Alle Schadstellen in der Pipeline, wie schleichende Lecks, undichte<br />
Schieber oder Verschmutzungen, <strong>die</strong> irgendein Geräusch<br />
erzeugen, werden auf <strong>die</strong>se Weise gemessen und können mit Hilfe<br />
der Auswertesoftware GLD700 sicher erkannt werden. Das<br />
Gottsberg Leak Detection System besteht aus folgenden Komponenten:<br />
Leckdetektor GLD 202<br />
Fahrgestelle GLD 303<br />
Ladegerät GLD 406<br />
Analysesoftware GLD 700<br />
Marker GLD 501<br />
Molchmelder GLD 600<br />
Das GLD-System im Detail<br />
Der Leckdetektor GLD 202 ist druck- und explosionsfest gekapselt.<br />
Sein Gehäuse ist klein und kompakt gebaut. Er läuft in einem<br />
Fahrgestell, das an <strong>die</strong> jeweilige Pipelinegröße angepasst werden<br />
kann. Sein Antrieb ist das verpumpte Medium. Die Leckerkennung<br />
beruht auf akustischen Messungen. Lecks mit einem Durchflussvolumen<br />
von mehr als 5 Litern pro Stunde verursachen charakteristische<br />
Ausströmgeräusche. Der Leckdetektor findet <strong>die</strong>se<br />
Geräusche besonders zuverlässig, weil er alle Störgeräusche, <strong>die</strong><br />
von Pumpen, Flussläufe, Autobahnen, „singenden” Strommasten,<br />
etc. verursacht werden, als <strong>die</strong>se erkennt. Diese vermeintlich unwichtigen<br />
Geräusche können mit der GLD-Spektralanalyse nicht<br />
nur als ungefährlich eingestuft werden, ausgewertet verraten sie<br />
sehr viel über den Zustand der Pipeline und deren Anlagen. Sogar<br />
bei der Lokalisierung helfen <strong>die</strong>se Störungen, da sie wie akustische<br />
Meilensteine behandelt werden. Sollte <strong>die</strong> Zahl der vorhandenen<br />
Störgeräusche einmal nicht für <strong>die</strong> Wegmessung ausreichen,<br />
werden zusätzliche Meilensteine eingesetzt. Der Marker<br />
GLD 501 bzw. der Molchmelder GLD 600 erzeugen fortwährend<br />
markante Ultraschallsignale, <strong>die</strong> von der Elektronik des Detektors<br />
erkannt werden.<br />
Solche Molchmelder übernehmen bei der Überwachung zwei<br />
Aufgaben. Sie markieren Punkte im Pipelineverlauf und tasten das<br />
Rohr mit Ultraschall auf vorbeifahrende Molche ab. Vorbeifahrende<br />
Molche lösen ein Signal an <strong>die</strong> Schaltwarte aus. Wie viele Marker<br />
und Molchmelder für eine Inspektion erforderlich sind, hängt<br />
von der Länge und dem Lageprofil der Pipeline ab. Wichtige Streckenpunkte<br />
können gekennzeichnet und bei der späteren Auswertung<br />
identifiziert werden. Die Odometerräder der Fahrgestelle sind<br />
für <strong>die</strong> Genauigkeit der Distanzmessung wichtig. Ihre Wegdaten<br />
werden mit den akustischen Meilensteinen abgeglichen. Erforderliche<br />
Marker werden mit der Markerbefestigung GLD 510 an Pipeline-Thredolets<br />
befestigt. Am flexibelsten ist <strong>die</strong> Montage mit der<br />
Spannband-Markerführung GLD 520, <strong>die</strong> an fast allen Stellen der<br />
Pipelines befestigt werden kann. Die Montage der Molchmelder<br />
an der Pipeline erfolgt ausschließlich mit einem Spannband<br />
Die Funktionsweise des Leckdetektors GLD 202<br />
Der GLD 202 wurde für <strong>die</strong> Mehrkanal-Spektralanalyse entwickelt.<br />
Lecks in Pipelines erzeugen spezifische Schallereignisse. Je nach<br />
Druck, Art des Mediums und Temperatur weisen Lecks unterschiedliche,<br />
aber charakteristische Schall-Signaturen auf. In zahllosen Test<br />
48 1-2 / 2011
und aus den vielen Einsätzen des Systems kann als gesichert angesehen<br />
werden, dass Lecks in der Regel eine Lautstärkeerhöhung im<br />
Frequenzbereich zwischen 20 kHz und 40 kHz erzeugen. Sowohl<br />
<strong>die</strong> Analysen der Firma Gottsberg im Echtbetrieb als auch <strong>die</strong> umfangreichen<br />
Untersuchungen im hauseigenen Prüfstand bestätigen<br />
<strong>die</strong>ses Ergebnis. Schallquellen, wie Pumpen, Stoß- oder Schleifgeräusche,<br />
sowie Flussstörungen im Medium, können Schallereignisse<br />
erzeugen, deren harmonische Oberwellen ebenfalls im relevanten<br />
Bereich liegen und kurzzeitige Ereignisse, wie Transienten, erfordern<br />
ein Messfenster von mehr als eine Sekunde.<br />
Der Detektor verwendet deshalb unterschiedliche Algorithmen<br />
für <strong>die</strong> Multikanal-Frequenzanalyse und <strong>die</strong> Transienten-Erkennung.<br />
So kann das System zwischen mechanischen Störgeräuschen<br />
und hochfrequenten Leckgeräuschen unterscheiden.<br />
Durch höhere Auflösung im Frequenz- und im Zeitbereich kann<br />
der GLD 202 unterschiedliche Schallsignaturen erkennen und eine<br />
sichere Zustands- sowie Leckerkennung gewährleisten.<br />
Parallel zur Schallsignal- und Frequenzanalyse erfasst der Detektor<br />
während des Pipelinelaufes den Druck, <strong>die</strong> Temperatur, Zeit,<br />
Weg, Höhenprofil und <strong>die</strong> Akkuspannung.<br />
Die Analysesoftware GLD 700<br />
Die mehrsprachige PC Analysesoftware GLD 700 speichert vor<br />
dem Pipelinelauf <strong>die</strong> Betriebsparameter, liest nach dem Durchlauf<br />
<strong>die</strong> Daten aus und wandelt sie in eine grafische Darstellung um.<br />
An Parametern stehen <strong>die</strong> Start- und Stoppbedingungen, <strong>die</strong><br />
Laufparameter „Lauf Nr.“ und „Pipeline Nr.“ und <strong>die</strong> tatsächlichen<br />
Raddurchmesser der Odometer zu Verfügung. Alle Parameter<br />
können zur Dokumentation ausgedruckt und als Standard-Parametersatz<br />
gespeichert werden. Der Datensatz kann über den gesamten<br />
Lauf oder im Detail dargestellt werden. Messwerte wie<br />
z. B. Leck, Druck und Entfernung werden grafisch und numerisch<br />
angezeigt. Suchalgorithmen für Entfernung, Marker- und Leck-<br />
Intensität und weitere Suchalgorithmen helfen dem Überwacher<br />
interessante Bereiche im Datensatz aufzuspüren.<br />
Die Software arbeitet mit geodätischer Software anderer<br />
Hersteller zusammen. So besteht zum u.a. <strong>die</strong> Möglichkeit, den<br />
Pipelinelauf mit seinen Schallereignissen in Google Earth® zu lokalisieren.<br />
Auch eine Anbindung an vorhandene GIS-Systeme ist<br />
möglich. Besonders hilfreich ist das System bei der Herstellung<br />
von Prüfberichten. Ein leicht zu be<strong>die</strong>nendes Tool unterstützt bei<br />
der Erstellung „behördenfester“ Dokumentation des Pipelinelaufes.<br />
Interessante Bereiche wie z. B. Schadstellen können mit Geodaten,<br />
grafischen Kartenmaterial, Screenshots und Anmerkungen<br />
versehen in den Bericht eingearbeitet werden.<br />
Die Fahrgestelle GLD 303<br />
Der GLD 202 kann für Molchungen ab einem Pipeline-Innendurchmesser<br />
von 200 mm eingesetzt werden. Zum Einsatz kamen<br />
in der Vergangenheit Fahrgestelle aus elektrisch leitfähigem<br />
Spezialkunststoff. In der jüngsten Praxis hat sich eine Neuentwicklung<br />
aus robustem Edelstahl bewährt: Das Fahrgestell GLD<br />
303 - zugelassen für <strong>die</strong> Zone 0 - zeichnet es sich durch eine besonders<br />
leichte Montage und Demontage aus und hat extrem zuverlässige<br />
Odometerräder. Seine Laufgeräusche sind so leise, dass<br />
Bild 3: GLD 302 Fahrgestelle<br />
<strong>die</strong> Leck- und Markersignale noch deutlicher zu erkennen sind.<br />
Die Verwendung von rostfreiem Stahl macht es besonders chemisch<br />
beständig, reparatur- und nachrüstungsfreundlich. Die<br />
computerunterstützte Entwicklungs- und Fertigungsmethoden<br />
erlauben es der GLD <strong>die</strong> Fahrgestelle optimal an <strong>die</strong> speziellen<br />
Pipelinebedingungen anzupassen. Das Fahrgestell hat optional eine<br />
3. und 4. Radebene. Bergungsgriffe und Prallschutz an allen<br />
Gestellen erleichtern <strong>die</strong> Be<strong>die</strong>nung. Das Gerät hat eine Ex-Zulassung<br />
nach ATEX, Richtlinie 94/9/EG und den relevanten EN-<br />
Normen.<br />
Zulassungen und technische Hinweise<br />
Explosionsschutz<br />
Der Detektor GLD 202 ist explosionsgeschützt und kann in Verbindung<br />
mit dem Fahrgestell GLD 303 im Ex-Bereich eingesetzt<br />
werden:<br />
Zulassungen für Zone 0:<br />
EX II 1 G Ex d+e ib[ia] ia IIB T3<br />
TÜV 07 ATEX 553393 X<br />
EX II 1 G c IIB<br />
TÜV 08 ATEX 554661 X<br />
Der Marker GLD 501 und der Molchmelder GLD 600 sind explosionsgeschützt<br />
und können im Ex-Bereich eingesetzt werden.<br />
Verfahrens- und Eignungsprüfung<br />
Der Detektor GLD 202 ist durch <strong>die</strong> TÜV Nord Systems GmbH &<br />
Co. KG geprüft. Er erfüllt <strong>die</strong> unter Abschnitt 11.5 der TRFL genannten<br />
Anforderungen hinsichtlich der Leckerkennung und -ortung.<br />
Kontakt: GOTTSBERG Leak Detection GmbH & Co. KG, Oststeinbek,<br />
Tel. 040 714866-66, E-Mail: info@leak-detection.de, www.<br />
leak-detection.de<br />
Standnummer 1.HA-V-16<br />
1-2 / 2011 49
Fachbericht<br />
Gasversorgung & PipelineBau<br />
Inspektion von Gasleitungen mit<br />
Ultraschall-Messverfahren<br />
Praktische Aspekte<br />
Von Jochen Stratmann, Jens Erfurth und Frank Kutsch<br />
Zusammenfassung: Auf der Basis von Ultraschallverfahren arbeitende Inspektionswerkzeuge (Molche)<br />
werden zur Beurteilung der Integrität von Öl-Leitungen eingesetzt. Da zwischen der Inspektionseinrichtung und<br />
der Rohrleitungswand ein flüssiges Koppelmedium vorhanden sein muss, lässt sich <strong>die</strong>ses Verfahren bei Gasleitungen<br />
jedoch nicht ohne Weiteres anwenden. Hierzu wurde in der Vergangenheit <strong>die</strong> Leitung vor der Molchung<br />
vollständig mit einer Flüssigkeit (<strong>Was</strong>ser) befüllt. Um <strong>die</strong>s zu vermeiden, kann <strong>die</strong> Leitung alternativ mit einem<br />
kurzen Abschnitt in Form eines Flüssigkeitspfropfens („Batch“) durchfahren werden. Hierbei wird <strong>die</strong> Flüssigkeit<br />
mit Hilfe von Dichtmolchen von dem umgebenden Gas in der Leitung abgetrennt und der Prüfmolch wird innerhalb<br />
des so abgetrennten und mit Flüssigkeit befüllten Leitungsabschnitts gefahren. Flüssigkeitsbatche können bei<br />
langen Gefällestrecken entlang des Leitungsverlaufs jedoch erhebliche Geschwindigkeiten annehmen. Dies kann<br />
sich nicht nur auf <strong>die</strong> Detektionswahrscheinlichkeit auswirken, sondern birgt <strong>die</strong> Gefahr einer Beschädigung der<br />
Rohrleitung. Im Fokus stehen <strong>die</strong> Berechnung der Batchgeschwindigkeit sowie weitere praktische Aspekte.<br />
Einführung<br />
Prüfmolche mit Ultraschallsensoren werden bei der Leitungsprüfung<br />
zum Auffinden von Fehlstellen bzw. Leitungsschäden<br />
wie Korrosion, Riefen, Dopplungen oder<br />
Rissen eingesetzt. Diese Ultraschallmolche ermöglichen<br />
das Auffinden von Fehlstellen, <strong>die</strong> sich mit anderen Verfahren<br />
nicht erkennen lassen. Da der Kontakt zwischen<br />
dem Ultraschallsensor und der Rohrinnenwand über eine<br />
Flüssigkeit hergestellt werden muss, lassen sich derartige<br />
Systeme bisher nicht in Gasleitungen einsetzen.<br />
Hier bietet sich <strong>die</strong> Lösung an, <strong>die</strong> Leitung vor oder<br />
während des Molchlaufs mit einer Flüssigkeit zu befüllen.<br />
Typische Abschnitte großer Gastransportleitungen können<br />
jedoch Volumina von mehreren Tausend Kubikmetern<br />
beinhalten. Die eingesetzten Flüssigkeiten werden<br />
zwangsläufig durch den Leitungsinhalt verunreinigt, beispielsweise<br />
durch Ölverluste aus Verdichterstationen und<br />
im Gas enthaltene Stoffe. Die Entsorgung bzw. <strong>die</strong> Dekontamination<br />
der Flüssigkeit kann sehr teuer sein. Weiterhin<br />
ist es nicht immer möglich, behördliche oder private<br />
Genehmigungen zur Entnahme von <strong>Was</strong>ser aus Flüssen<br />
oder Seen und zur Wiedereinleitung zu erhalten. Dadurch<br />
wird der Leitungsbetreiber dazu veranlasst, nach<br />
Alternativen zur kompletten Befüllung mit <strong>Was</strong>ser zu suchen.<br />
Aufbau des Molchzugs und Ziele<br />
Aufgrund der oben aufgeführten Gegebenheiten ist es<br />
zweckmäßig, <strong>die</strong> Molchung einer Gasleitung mit kurzen<br />
Flüssigkeitsbatchen durchzuführen, <strong>die</strong> lediglich einige<br />
hundert Meter lang sind. In <strong>die</strong>sem Fall besteht<br />
der Batch aus einem mit Flüssigkeit gefüllten Abschnitt<br />
im Leitungsinneren, der beidseitig mit Hilfe von Dichtmolchen<br />
vom umgebenden Gas abgetrennt ist. Aus<br />
Bild 1 ist eine derartige Molchzug-Konfiguration ersichtlich.<br />
In Abhängigkeit von dem vor und hinter dem Batch<br />
herrschenden Druck (d. h. von den Randbedingungen)<br />
kann sich der Batch mehr oder weniger frei in der Leitung<br />
bewegen. Zusätzlich übt das Höhenprofil der Leitung<br />
einen Einfluss auf <strong>die</strong>se Bewegung aus.<br />
Bei der hier betrachteten Konfiguration handelt es<br />
sich um einen kurzen <strong>Was</strong>ser-Batch mit einer Länge von<br />
ungefähr 600 m. In das in Bewegungsrichtung hinter<br />
dem Batch befindliche Gasvolumen wird mit Hilfe mehrerer<br />
Verdichter Luft eingespeist. Somit erhöht sich <strong>die</strong><br />
Luftmenge in <strong>die</strong>sem Bereich kontinuierlich, während<br />
sich der Druck je nach Batchposition ändert. Das in Bewegungsrichtung<br />
vor dem Batch befindliche Gasvolumen<br />
wird so an <strong>die</strong> Atmosphäre entlüftet, dass der Gasdruck<br />
darin konstant bleibt, während das Volumen mit<br />
der Vorwärtsbewegung des Batches kontinuierlich abnimmt.<br />
Aus Bild 2 ist eine derartige Konfiguration ersichtlich.<br />
Die bei <strong>die</strong>ser Konfiguration zu beachtenden<br />
Gesichtspunkte werden im Folgenden diskutiert.<br />
Betriebliche Aspekte<br />
Es muss berechnet werden, mit welchem Druck der<br />
Molchzug unter Berücksichtigung der örtlichen<br />
Höhenunterschiede durch <strong>die</strong> Leitung getrieben<br />
werden muss.<br />
50 1-2 / 2011
Zu allgemeinen Planungszwecken und um Molchortungsmannschaften<br />
entlang der Leitung positionieren<br />
zu können, muss der Ankunftszeitpunkt des Molchzuges<br />
an den charakteristischen Stellen entlang der<br />
Leitung bekannt sein.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Messtechnik-Aspekte<br />
Der Betrieb des Ultraschallmolchs erfolgt mit einer<br />
bestimmten Detektionsfrequenz, bei der <strong>die</strong> Messung<br />
durchgeführt wird. Überschreitet <strong>die</strong> Batchgeschwindigkeit<br />
einen bestimmten Wert, beispielsweise<br />
1,5 m/s, so wird <strong>die</strong> Detektionswahrscheinlichkeit des<br />
Geräts in Bezug auf eine bestimmte Fehlstellengröße<br />
zu gering, um für <strong>die</strong> Beurteilung der Leitungsintegrität<br />
noch annehmbar zu sein. Dies macht <strong>die</strong> Berechnung<br />
der Molchgeschwindigkeit für jede Stelle<br />
entlang der Leitung erforderlich. Die Überschreitung<br />
der kritischen Geschwindigkeit in Bezug auf <strong>die</strong><br />
Detektion in einem sehr kleinen Bereich der Gesamtleitungslänge<br />
darf gegebenenfalls als annehmbar<br />
angesehen werden.<br />
Leitungsintegritäts- und Sicherheitsaspekte<br />
Aufgrund der Dichte des <strong>Was</strong>sers kann in der Leitung<br />
ein beträchtlicher hydrostatischer Druck herrschen,<br />
der deren Auslegungsdruck nicht überschreiten darf.<br />
Bei bestimmten Bedingungen, auf <strong>die</strong> nachstehend<br />
näher eingegangen wird, kann der Batch in zwei (oder<br />
mehr) Teile auseinanderreißen. Das birgt <strong>die</strong> Gefahr<br />
eines Druckstoßes in sich („<strong>Was</strong>serschlag“), wenn als<br />
Konsequenz daraus zwei <strong>die</strong>ser Teile in der Leitung<br />
miteinander kolli<strong>die</strong>ren. Um das Auseinanderreißen<br />
des Flüssigkeitsbatches zu vermeiden, muss deshalb<br />
in seinem Inneren ein bestimmter Druck gehalten<br />
werden.<br />
Wenn <strong>die</strong> Leitung an Stellen, für <strong>die</strong> hohe Geschwindigkeiten<br />
kennzeichnend sind (also „bergab“), nicht<br />
gerade verläuft, kann der Flüssigkeitsbatch bei hohen<br />
Geschwindigkeiten eine erhebliche (Zentrifugal-)Kraft<br />
auf <strong>die</strong> gekrümmte Leitung ausüben.<br />
Insgesamt ist es daher zweckmäßig, zunächst den Druck<br />
vor und hinter dem Batch sowie dessen Geschwindigkeit<br />
zu berechnen. Die Ergebnisse erlauben dann <strong>die</strong> Beurteilung<br />
der Leitungssicherheit bei der Durchführung der<br />
Molchung.<br />
Druckberechnung<br />
Im Folgenden wird der Flüssigkeitsbatch als eine durchgängige<br />
„<strong>Was</strong>sersäule“ in der Leitung betrachtet. Masse<br />
und Volumen der einzelnen Molche im Zug bleiben<br />
hierbei unberücksichtigt. Drei unterschiedliche charakteristische<br />
Drücke werden im vorliegenden Abschnitt<br />
näher erläutert. Es handelt sich hierbei um folgende<br />
Drücke:<br />
Höhe / m<br />
Bild 1: Exemplarischer Aufbau eines Molchzugs als Flüssigkeitsbatch<br />
Bild 2: Beispiel einer Molchzug-Konfiguration mit Randbedingungen<br />
(oben) sowie Bild von mobilen Luftverdichtern (unten)<br />
550<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Ort / km<br />
Bild 3: Darstellung relevanter Höhenunterschiede und charakteristischer<br />
Orte im Batch<br />
<br />
1-2 / 2011 51
Fachbericht<br />
Gasversorgung & PipelineBau<br />
Maximaldruck in dem Rohrleitungsabschnitt, in dem<br />
sich der Batch befindet: Dieser Druck darf den<br />
maximal zulässigen Betriebsdruck (MOP) bzw.<br />
Auslegungsdruck der Leitung nicht überschreiten.<br />
Mindestdruck, der vor dem Flüssigkeitsbatch gehalten<br />
werden muss (Gegendruck): Der Druck am höchsten<br />
Punkt innerhalb des Batches (in Bild 3 mit „Hochpunkt“<br />
bezeichnet) darf den Dampfdruck der<br />
Flüssigkeit nicht unterschreiten. Ist <strong>die</strong>s der Fall, wird<br />
<strong>die</strong> Flüssigkeit an der entsprechenden Stelle gasförmig,<br />
woraufhin der Batch in zwei Teile auseinander<br />
reißt. Eine spätere Kollision der beiden Teile in der<br />
Leitung birgt <strong>die</strong> Gefahr eines Druckstoßes (<strong>Was</strong>serschlag).<br />
Druck, mit dem der Batch durch <strong>die</strong> Leitung getrieben<br />
werden muss (Antriebsdruck): Dieser Druck muss mit<br />
Hilfe eines oder mehrerer Luftverdichter erzeugt<br />
werden. Seine Höhe hängt von der Position des<br />
Pfropfens innerhalb des Höhenprofils ab.<br />
Bild 3 zeigt ein charakteristisches Höhenprofil mit Schlüsselpositionen<br />
des Pfropfens.<br />
In dem Leitungsabschnitt, in dem sich der Batch befindet,<br />
herrscht der Maximaldruck genau am Tiefpunkt<br />
<strong>die</strong>ses Abschnitts. Er wird sowohl vom hydrostatischen<br />
Druck aus dem Höhenprofil als auch von dem vor dem<br />
Batch herrschenden Gegendruck beeinflusst. Bild 3 zeigt<br />
ein exemplarisches Höhenprofil, in dem der mit <strong>Was</strong>ser<br />
gefüllte Abschnitt markiert ist. An <strong>die</strong>ser Batchposition<br />
herrscht der Maximaldruck genau an der Batchfront und<br />
entspricht damit - bei Vernachlässigung der Molchreibung<br />
- exakt dem Gasdruck vor dem Batch. Es muss gewährleistet<br />
werden, dass <strong>die</strong>ser Maximaldruck den Auslegungsdruck<br />
der Leitung nicht überschreitet. Er muss daher<br />
für alle denkbar möglichen Batchpositionen berechnet<br />
werden. Aus Bild 4 (s. linkes Diagramm) geht hervor,<br />
dass der Maximaldruck im hier vorliegenden Fall keine kritische<br />
Größe darstellt.<br />
Für <strong>die</strong> Berechnung des Gegendrucks (Mindestdrucks<br />
vor dem Batch) wird nachstehend aufgeführtes Szenario<br />
zugrunde gelegt: Zu jedem Zeitpunkt bzw. an jeder Position<br />
muss der Überdruck vor dem Pfropfen mindestens<br />
der hydrostatischen Druckdifferenz zwischen den Stellen<br />
„Hochpunkt“ und „Batchfront“ entsprechen (vgl. Bild 3).<br />
Hierdurch wird gewährleistet, dass der Druck an der<br />
„Hochpunkt“-Stelle zu keiner Zeit unter 1 bar fällt. Die<br />
Verdampfung von <strong>Was</strong>ser wird hierdurch an <strong>die</strong>sem Punkt<br />
bei niedrigem Druck vermieden. Da der Höhenunterschied<br />
zwischen den beiden Stellen je nach Pfropfenposition erheblich<br />
schwankt, muss für jede Batchposition eine<br />
Druckberechnung durchgeführt werden. Zur Gewährleistung<br />
einer sicheren Durchführung des Batch-Molchlaufs<br />
ist es am einfachsten, den Druck vor dem Pfropfen auf<br />
einem konstanten Niveau zu halten (vgl. Hinweis im vorstehenden<br />
Abschnitt „Aufbau des Molchzugs und Ziele“).<br />
Manchmal kann es allerdings zweckmäßig sein, den Druck<br />
zur Vermeidung eines unnötigen Verdichterbetriebs den<br />
Erfordernissen anzupassen. Aus Bild 4 (s. Diagramm in der<br />
Mitte) sind <strong>die</strong> Ergebnisse der Druckberechnung ersichtlich.<br />
Bild 4 zeigt <strong>die</strong> Ergebnisse der Berechnung der drei<br />
charakteristischen Drücke bei einer Batchlänge von 600<br />
m. Für <strong>die</strong> Berechnung des Maximaldrucks und des Treibdrucks<br />
wird ein Absolutdruckniveau von 10 bar (abs.) vor<br />
dem Batch zugrunde gelegt. Dies ist ein Ergebnis der Gegendruckberechnung.<br />
In jedem Diagramm ist zusätzlich<br />
zur besseren Vergleichbarkeit das Höhenprofil eingezeichnet.<br />
Die Ortskoordinate ist definiert als <strong>die</strong> Position der<br />
Batchfront, vgl. Bild 3.<br />
Der Antriebsdruck wird durch Addition von hydrostatischer<br />
Druckdifferenz zwischen Batchfront und Batchende<br />
(wie in Bild 3 angegeben), Gegendruck vor dem<br />
Batch und dem äquivalenten Druck, der der Molchreibung<br />
entspricht, ermittelt. Bei der hier betrachteten Molchzug-Konfiguration<br />
muss <strong>die</strong>ser Druck, wie aus Bild 2 ersichtlich,<br />
mit Hilfe von Luftverdichtern erzeugt werden.<br />
Aus Bild 4 (rechtes Diagramm) geht hervor, dass sich der<br />
maximale Antriebsdruck aufgrund des erforderlichen Gegendrucks<br />
von 10 bar vor dem Batch sowie der Molchreibung<br />
bereits bei einem kurzen Batch von 600 m Länge<br />
bei dem vorliegenden Höhenprofil einem Wert von<br />
25 bar nähert.<br />
Prognose der Batchbewegung und<br />
Berechnung der Geschwindigkeit<br />
Die im Flüssigkeitsbatch vorhandenen Molche bleiben hier,<br />
wie weiter oben bereits ausgeführt, unberücksichtigt und<br />
der Batch wird als eine durchgängige „<strong>Was</strong>sersäule“ behandelt.<br />
Die Berechnung der Geschwindigkeit erfolgt<br />
durch Betrachtung eines Kräftegleichgewichts am Batch.<br />
In erster Linie wirkt der Druck vor und hinter dem Batch<br />
auf dessen Stirnflächen (Antriebsdruck und Gegendruck,<br />
vgl. Bild 5). Diese Drücke sind sowohl von der Position<br />
des Pfropfens in der Leitung als auch von einer Zeitkomponente<br />
(z. B. kontinuierliche Einspeisung von Gas bzw.<br />
Luft in das hinter dem Batch befindliche Gasvolumen<br />
durch einen Verdichter) abhängig.<br />
In Bild 5 ist zusätzlich ein exemplarisches Höhenprofil<br />
einer Gasleitung eingezeichnet. Aufgrund der Gefällestrecken,<br />
<strong>die</strong> mit <strong>die</strong>sem Höhenprofil verbunden sind, wirkt<br />
eine Hangabtriebskraft auf den Pfropfen. Diese Kraft<br />
hängt stark von der Pfropfenposition ab (wobei „bergab“<br />
bereits rein intuitiv gleichbedeutend ist mit „schnell“).<br />
Die durch Reibung zwischen Molch und Rohrwand<br />
verursachte Kraft wird hier als konstant angenommen, da<br />
sie hauptsächlich von der Molch- und der Rohrgeometrie<br />
sowie weiteren Eigenschaften abhängt, nicht jedoch von<br />
der Molchposition.<br />
Die Kraft, <strong>die</strong> sich am stärksten auf <strong>die</strong> maximale<br />
Batchgeschwindigkeit auswirkt, ist <strong>die</strong> Reibungskraft,<br />
52 1-2 / 2011
∆ <br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Bild 4: Ergebnis der Berechnung charakteristischer Drücke<br />
Antriebsdruck<br />
40<br />
Batchlänge 600 m<br />
<br />
600<br />
Höhe<br />
Strömungsreibung<br />
g<br />
Molchreibung<br />
Geschwindigkeit / m/s<br />
30<br />
20<br />
10<br />
500<br />
400<br />
300<br />
Höhe / m<br />
Ort<br />
Hangabtriebskraft<br />
Gegendruck<br />
0<br />
200<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Ort / km<br />
Bild 5: Auf den Flüssigkeitsbatch wirkende Kräfte<br />
Bild 6: Exemplarisches Höhenprofil und Geschwindigkeit<br />
Geschwindigkeitsprognose –<br />
Ergebnisse und Diskussion<br />
Bei Anwendung auf das hier zugrunde liegende Höhenprofil-Beispiel<br />
führt <strong>die</strong> Geschwindigkeitsberechnung zu<br />
dem in Bild 6 dargestellten Geschwindigkeitsprofil. Aufgrund<br />
des vorliegenden Höhenprofils werden <strong>die</strong> mit dem<br />
Berechnungsverfahren prognostizierten Geschwindigkeiten<br />
so hoch, dass Ultraschallmessgeräte hierfür nicht ein<strong>die</strong><br />
von der Strömung in den flüssigkeitsgefüllten Leitungsabschnitten<br />
zwischen den Molchen verursacht<br />
wird. Lässt man das lokale Strömungsfeld an den Enden<br />
der <strong>Was</strong>serabschnitte außer Acht (langer Pfropfen), so<br />
weist <strong>die</strong>se Strömung <strong>die</strong> Eigenschaften einer turbulenten<br />
Rohrströmung auf. Sie verursacht somit einen dementsprechenden<br />
Druckverlust. Dieser Druckunterschied<br />
wirkt als eine den Pfropfen verlangsamende Kraft.<br />
Nachstehende Gleichung (1) zeigt <strong>die</strong> bekannte Beziehung:<br />
Dp = l/d i<br />
• l • r/2 • v 2 (1)<br />
d i<br />
Rohrinnendurchmesser (m)<br />
l Batchlänge (m)<br />
l Rohrreibungszahl<br />
Dp Druckdifferenz; z. B. aus Strömungsreibung (Pa)<br />
r Dichte der Flüssigkeit (kg/m 3 )<br />
v Batchgeschwindigkeit (m/s)<br />
Die Berechnung <strong>die</strong>ses Differenzdrucks erfolgt hierbei<br />
unter Anwendung einer konstanten Rohrreibungszahl von<br />
l = 0,01. Die Kraft nimmt mit der Geschwindigkeit zum<br />
Quadrat zu und übt den größten Einfluss bei hohen Geschwindigkeiten<br />
aus, also in „Bergab“-Situationen. Sie<br />
wirkt als natürliche Begrenzung für <strong>die</strong> maximale Geschwindigkeit.<br />
Das Kräftegleichgewicht führt zu einer gewöhnlichen<br />
Differentialgleichung (zweiter Ordnung), <strong>die</strong><br />
mit Hilfe numerischer Methoden in MATLAB gelöst wird.<br />
1-2 / 2011 53
Fachbericht<br />
Gasversorgung & PipelineBau<br />
Geschwindigkeit / m/s<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Rechnung<br />
Messung<br />
Kraft (gesamt) / kN<br />
8000<br />
7000<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
70 bar<br />
60 bar<br />
50 bar<br />
40 bar<br />
30 bar<br />
20 bar<br />
10 bar<br />
0 bar<br />
Druck<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25<br />
Ort / km<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50<br />
Geschwindigkeit / m/s<br />
Bild 7: Vergleich zwischen Prognose und Messung<br />
Bild 8: Gesamtkraft auf einen Rohrkrümmer in Abhängigkeit<br />
von Druck und Batchgeschwindigkeit<br />
gesetzt werden können. Bei Vorliegen eines derartigen<br />
Höhenprofils muss <strong>die</strong> Leitung daher entweder vollständig<br />
befüllt oder ein sehr langer Batch eingesetzt werden.<br />
In Bild 7 ist ein Vergleich zwischen dem Ergebnis der Berechnung<br />
(blaue Linie) und einer aus einem echten Batch-<br />
Molchlauf von einem der eingesetzten Molche stammenden<br />
Geschwindigkeitsmessung dargestellt. Die Geschwindigkeit<br />
wird unter Einsatz eines handelsüblichen Messrades<br />
(Odometer) gemessen. Es wird ein akzeptabler Grad an<br />
Übereinstimmung zwischen Prognose und Messung erzielt.<br />
An einigen Positionen, insbesondere an Stellen mit hoher<br />
Geschwindigkeit, sind bei der Messung hohe Geschwindigkeitswerte<br />
zu beobachten. Diese Werte werden<br />
als Messfehler angesehen, <strong>die</strong> sich aus dem Verhalten des<br />
Messrades bei hohen Geschwindigkeiten ergeben, für <strong>die</strong><br />
das Gerät nicht ausgelegt ist. Eine Verifizierung <strong>die</strong>ser Annahme<br />
erfolgt in <strong>Zukunft</strong> durch Einsatz anderer Geräte<br />
zur Messung der Molch-Geschwindigkeit.<br />
Das Messergebnis kann darüber hinaus auch eine Folge<br />
des Molchverhaltens sein, wenn Gas im Flüssigkeitsbatch<br />
eingeschlossen ist und <strong>die</strong> einzelnen Molche relativ<br />
zueinander in Schwingung geraten. Auch <strong>die</strong>ser Aspekt<br />
wird zukünftig durch Lösung der gekoppelten Differentialgleichungen<br />
beleuchtet.<br />
Auf Rohrkrümmer einwirkende Kräfte<br />
bei hohen Geschwindigkeiten<br />
Die auf <strong>die</strong> Rohrkrümmer einwirkenden Kräfte ergeben<br />
sich aus der Impulsänderung der Strömung beim Durchströmen<br />
des Bogens (Zentrifugalkraft). Die Gesamtkraft<br />
hängt hierbei von der Strömungsgeschwindigkeit und dem<br />
Rohrleitungsquerschnitt ab. Aus Bild 8 ist <strong>die</strong> aus dem Innendruck<br />
und aus der Impulsänderung resultierende Gesamtkraft<br />
ersichtlich. Im Geschwindigkeitsbereich von bis<br />
zu 20 m/s sind Druckkräfte vorherrschend. Weiterhin<br />
weist <strong>die</strong> Zentrifugalkraft bei einer Geschwindigkeit von<br />
ungefähr 35 m/s den gleichen Wert, rund 900 kN, auf wie<br />
<strong>die</strong> aus einem Druck von 10 bar resultierende Druckkraft.<br />
Aufgrund <strong>die</strong>ser Gleichwertigkeit spielen Zentrifugalkräfte<br />
keine besondere Rolle, wenn ein Geschwindigkeitsprofil<br />
entsprechend Bild 6 mit einer Maximalgeschwindigkeit<br />
von 20 m/s zu erwarten ist.<br />
Zusammenfassung<br />
Praktische Aspekte kommen bei der Inspektion von Gasleitungen<br />
mit auf Ultraschalltechnik basierenden intelligenten<br />
Molchen zum Tragen. Zur Gewährleistung der<br />
Kopplung zwischen der Messeinrichtung und Rohrwand<br />
läuft der Molch in einem inkompressiblen Medium. Hierzu<br />
ist es vorteilhaft, kurze flüssigkeitsgefüllte Abschnitte<br />
(sog. „Batche“), in denen sich <strong>die</strong> Messeinrichtung befindet,<br />
durch <strong>die</strong> Leitung zu befördern. Die Anwendung <strong>die</strong>ser<br />
Methode erfordert jedoch <strong>die</strong> Prognose der Batchgeschwindigkeit<br />
in der Leitung sowie <strong>die</strong> Berechnung bestimmter<br />
charakteristischer Drücke im System.<br />
Es wird eine einfache Methode zur Prognose der Geschwindigkeit<br />
beliebig langer Flüssigkeitsbatche in Rohrleitungen<br />
bei zeitlich und örtlich veränderlichen Randbedingungen<br />
entwickelt. Durch den Vergleich mit Messergebnissen<br />
wird gezeigt, dass <strong>die</strong> Methode <strong>die</strong> Prognose<br />
der in der Praxis vorkommenden Geschwindigkeiten ermöglicht.<br />
54 1-2 / 2011
STELLENANGEBOT<br />
Weist das Höhenprofil der Leitung starke<br />
Gefällestrecken auf, überschreitet <strong>die</strong> Batchgeschwindigkeit<br />
eine kritische Grenze, unterhalb<br />
derer das Auffinden von Fehlstellen in der<br />
Leitung möglich ist. Die Berechnungsmethode<br />
ermöglicht <strong>die</strong> Vorhersage, über welchen Anteil<br />
der Leitungslänge eine Ultaschallmolchung<br />
erfolgreich ist. Die Anwendung von Flüssigkeitsbatchen<br />
eignet sich hauptsächlich für Leitungen<br />
mit geringen Höhenunterschieden.<br />
Weiterhin ist <strong>die</strong> Gewährleistung der Integrität<br />
des Batches durch Aufrechterhaltung eines<br />
bestimmten ortsabhängigen Druckniveaus<br />
vor dem Batch erforderlich. Aufgrund der hohen<br />
Dichte der Flüssigkeit ist darüber hinaus sicherzustellen,<br />
dass der maximale hydrostatische<br />
Druck in der Leitung den Auslegungsdruck<br />
nicht überschreitet. Dieser Aspekt ist bei längeren<br />
Batchen und großen Höhendifferenzen<br />
von Bedeutung.<br />
Die Strömung der Flüssigkeit in Rohrkrümmern<br />
spielt selbst bei hohen Geschwindigkeiten<br />
im Vergleich zu den Auswirkungen des Innendrucks<br />
auf das Rohr eine untergeordnete Rolle.<br />
Autor<br />
Dr. Jochen Stratmann<br />
Open Grid Europe GmbH,<br />
Engineering/Planung, Leitungstechnik<br />
(TLET), Essen<br />
Tel. 0201 3642-18073<br />
E-Mail: jochen.stratmann@<br />
open-grid-europe.com<br />
Jens Erfurth<br />
Open Grid Europe GmbH,<br />
Gastechnik/Sicherheit<br />
Zentralfunktionen Technik<br />
(TZG), Essen<br />
Tel. 0201 3642-18706<br />
E-Mail: jens.erfurth@<br />
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Frank Kutsch<br />
Open Grid Europe GmbH,<br />
Engineering/Planung, Leitungstechnik<br />
(TLET), Essen<br />
Tel. 0201 3642-18404,<br />
E-Mail: frank.kutsch@<br />
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Stand 1.OG-H-08<br />
1-2 / 2011 55
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Reduzierung von Erdgas-Emissionen<br />
beim Evakuieren von Pipelines 1<br />
Von Günther Ognar und Jörg Wermeling<br />
Zusammenfassung: Zur Minimierung von Erdgasemissionen im Vorfeld von Reparaturarbeiten an Pipelines<br />
besteht Bedarf an innovativen Lösungen, um das enthaltene Erdgas nutzbar zu erhalten. Anstelle des bisher<br />
üblichen Abblasens oder Abfackelns in <strong>die</strong> Atmosphäre kann mit der beschriebenen Umpumpanlage der<br />
Pipelinedruck bis auf einen Restdruck von ca. 7 bar gesenkt werden. Damit reduziert sich <strong>die</strong> Emission der<br />
klimawirksamen Treibhausgase um 88 % bei gleichzeitiger Rettung des Gaswertes.<br />
Aufgabenstellung<br />
Bei Wartungsarbeiten an einem Erdgasnetz müssen einzelne<br />
Abschnitte einer Gasleitung abgesperrt und das<br />
komprimierte Gas aus der Leitung entfernt werden. Zurzeit<br />
sind <strong>die</strong> Netzbetreiber in den meisten Fällen gezwungen,<br />
das Gas vor Wartungsarbeiten aus dem abgesperrten<br />
Streckenabschnitt in <strong>die</strong> Atmosphäre abzulassen oder<br />
im besten Fall abzufackeln.<br />
Eine Leitung mit 1 m Durchmesser, 18 km Länge und<br />
70 bar Gasdruck enthält etwa 1.000.000 m³ Erdgas 2 . Erdgas<br />
zählt unverbrannt zum „Klimakiller“ Nr. 1. Aufgrund des<br />
globalen Erwärmungspotenzials wird zur Berücksichtigung<br />
bei der Kyoto-Ziel-Erfüllung 1 kg Methan (CH 4<br />
) umgerechnet<br />
auf 21 kg CO 2<br />
-Äquivalent gemäß IPCC (Intergovernmental<br />
Panel on Climate Change). Diese umgerechneten<br />
CO 2<br />
-Emissionen werden über den Wert der<br />
1 Vortrag auf dem 14. Workshop Kolbenverdichter am<br />
27./28. Oktober 2010, Rheine<br />
2 Alle im Beitrag erwähnten Volumenangaben beziehen sich<br />
auf den Normzustand<br />
CO 2<br />
-Zertifikate zurzeit mit ca. € 15,- pro t CO 2<br />
monetär<br />
bewertet (Bild 2).<br />
Zu <strong>die</strong>sem Wert der CO 2<br />
-Zertifikate kommt beim Abblasen<br />
oder Abfackeln als weiterer Kostenfaktor der Wert<br />
des Gases mit einem Wiederbeschaffungswert von ca.<br />
€ 0,25 je m³ hinzu. Die oben erwähnten 1.000.000 m³<br />
Erdgas entsprechen somit einem Kostenfaktor von rund<br />
€ 250.000,-.<br />
Aus den oben genannten Umwelt- und monetären Aspekten<br />
besteht Interesse an Technologien zur größtmöglichen<br />
Vermeidung von Erdgasemissionen im Vorfeld von<br />
Wartungsarbeiten an Pipelines. Eine Überland-Gasleitung<br />
besteht meist aus zwei parallel laufenden Leitungen.<br />
Durch den Einsatz einer mobilen Erdgas-Umpumpanlage<br />
kann das Gas vor Wartungsarbeiten in <strong>die</strong> zweite parallel<br />
laufende Leitung gepumpt werden, um <strong>die</strong> Wartungskosten<br />
und <strong>die</strong> Umweltbelastung zu reduzieren. Der Kompressor<br />
wird zwischen <strong>die</strong> „tote“ und <strong>die</strong> „lebende“ Leitung<br />
geschaltet und verdichtet das Gas bei fallendem Saugdruck<br />
konstant auf 70 bar in <strong>die</strong> parallele (lebende) Leitung.<br />
In Fällen, wo keine parallel laufende Leitung vorhanden<br />
ist, kann das Gas vom abgesperrten Abschnitt in den<br />
nachfolgenden Abschnitt gepumpt werden.<br />
Bild 1:<br />
Mobile Pipeline-<br />
Umpumpanlage<br />
56 1-2 / 2011
Bild 2: EU Emission<br />
Allowances, Spotmarkt<br />
(2.9.2010); Quelle: EEX Leipzig<br />
Rahmenbedingungen<br />
Technische Rahmenbedingungen<br />
Die Kompressoranlage ist ausgelegt zur Verdichtung von<br />
Erdgas aus einem abgesperrten Pipelineabschnitt mit fallendem<br />
Saugdruck, beginnend mit 70 bar hinunter bis auf einen<br />
anlagenspezifischen minimalen Saugdruck. Das Erdgas<br />
ist auf einen konstanten Enddruck von max. 70 bar zu verdichten,<br />
um <strong>die</strong> Einspeisung in den „lebenden“ Pipelineabschnitt<br />
zu gewährleisten. Der Betrieb der Anlage muss vollkommen<br />
autark sein, als Energieträger ist das im abgesperrten<br />
Pipelineabschnitt vorhandene Erdgas zu verwenden.<br />
Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
Um einen uneingeschränkten Betrieb der Anlage zu gewährleisten,<br />
ist für <strong>die</strong> Kompressoranlage CE-Zertifizierung<br />
sowie Erfüllung des anwendbaren europäischen Normenwerks<br />
erforderlich. Weiterhin ist <strong>die</strong> uneingeschränkte<br />
Straßenverkehrszulassung des gesamten Sattelzugs gefordert,<br />
damit für den Transport zu den einzelnen Einsatzorten<br />
keine Sondertransport-Genehmigung erforderlich ist.<br />
Somit ergibt sich als entscheidendes Auslegungskriterium<br />
zur Erreichung einer minimalen Umpumpdauer <strong>die</strong><br />
maximal mögliche Verdichterkapazität unter Einhaltung<br />
einer Gesamtmasse des Sattelzugs von 38 t innerhalb von<br />
transportüblichen Containerabmessungen. Berücksichtigt<br />
man <strong>die</strong> Masse des Zugfahrzeugs und Sattelaufliegers von<br />
insgesamt rund 12,5 t, so ergibt sich eine maximal mögliche<br />
Masse des Kompressorcontainers von 25,5 t. Ein<br />
Quervergleich mit einer im Jahr 2003 gebauten, leistungsmäßig<br />
vergleichbaren, jedoch nicht ex-geschützten<br />
Anlage zeigt eine Masse von 34 t. Hiermit ist offenkundig,<br />
dass zur Erreichung der Straßenzulassungsfähigkeit<br />
bekanntes Territorium verlassen werden musste und vollkommen<br />
neue Wege zu beschreiten waren.<br />
Anlagenkonzept<br />
Der Verdichterantrieb erfolgt durch einen Gasmotor der<br />
Type Caterpillar G3512LE mit einer Kupplungsleistung von<br />
750 kW bei einer Drehzahl von 1400 U/min und einem<br />
Gasverbrauch von ca. 250 m³/h bei Volllast. Die Gaszufuhr<br />
zum Antriebsmotor ist durch eine saugseitige Abzweigung<br />
des zu verdichtenden Gasstroms und Druckreduzierung<br />
mittels einer Gasregelstrecke realisiert. Durch <strong>die</strong>se interne<br />
Gasführung benötigt <strong>die</strong> gesamte Verdichteranlage lediglich<br />
den saug- bzw. druckseitigen Gasanschluss ohne<br />
zusätzliche externe Anspeisung des Gasmotors.<br />
Als Verdichter kommt ein spargeschmierter, vierkurbeliger<br />
Boxerverdichter der LMF-Type BS604 mit 4 x<br />
130 mm Kolbendurchmesser zum Einsatz, der direkt mit<br />
dem Gasmotor gekuppelt ist. Aufgrund des hohen, zu erreichenden<br />
Druckverhältnisses bei gleichzeitig zu maximierender<br />
Liefermenge ist <strong>die</strong> Anlage mit einer patentierten<br />
Umschaltung von ein- auf zweistufige Betriebsweise<br />
ausgerüstet. Diese Umschaltung erfolgt vollautomatisch<br />
bei Erreichen eines definierten Saugdrucks vollständig ohne<br />
Betreibereingriff und ohne mechanische Umbauarbeiten<br />
an der Anlage. In der einstufigen Fahrweise werden<br />
alle vier Zylinder parallel durchströmt, während in der<br />
zweistufigen Fahrweise drei Zylinder als erste Verdichtungsstufe<br />
und der vierte Zylinder als zweite Verdichtungsstufe<br />
arbeiten.<br />
Zur Gewichtsreduzierung konnte durch günstige Anordnung<br />
der Aggregate auf einen durchgängigen, massiven<br />
Grundrahmen verzichtet werden. Der Rahmen ist nur im<br />
Bereich der Hauptkomponenten massiv ausgeführt und direkt<br />
an <strong>die</strong> Hauptträger des Sattelanhängers geschraubt,<br />
um eine stabile verdrehsichere Einheit zu bilden. Der restliche<br />
Aufbau ist als leichter Grund- und Oberrahmen aus<br />
Formrohren mit Türen aus Sandwich- Verbundwerkstoffen<br />
ausgeführt. Durch <strong>die</strong>se optimierte Bauweise konnte<br />
<strong>die</strong> Masse von herkömmlich 7,5 t auf 4 t reduziert werden.<br />
Die Bodenplatten des Grundrahmens sind nach WHG<br />
(<strong>Was</strong>ser Haushalts Gesetz) dicht geschweißt, um das Austreten<br />
umweltgefährdender Flüssigkeiten zu verhindern.<br />
Abgeschiedenes Öl und <strong>Was</strong>ser werden in einem am Unterrahmen<br />
montierten Kondensattank gesammelt.<br />
Die Temperatur des Container-Innenraumes wird über<br />
pneumatisch gesteuerte Klappen und den Heckventilator<br />
gezielt geregelt. Die Fahrweise mit geschlossenen Türen<br />
reduziert <strong>die</strong> Schallemission und ermöglicht <strong>die</strong> Begasung<br />
des Containers mit Stickstoff im Brandfall. Die Anlage ist<br />
mit einer automatischen Löscheinrichtung sowie einer<br />
Stickstoffspülung für <strong>die</strong> Rohrleitungen ausgestattet.<br />
1-2 / 2011 57
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Bild 3: Leistungsdaten<br />
Bild 4: Umpumpvorgang<br />
Zusammenfassung<br />
Unter Berücksichtigung der erforderlichen Mobilität einer<br />
Umpumpanlage zur Evakuierung von Erdgaspipelines unter<br />
Erfüllung des anwendbaren europäischen Regelwerks<br />
und der Straßenverkehrs-Zulassungsvorschriften ist eine<br />
leistungsfähige, autarke Verdichteranlage realisierbar.<br />
Technische Daten:<br />
Hauptantrieb: Caterpillar Gasmotor G3512LE<br />
Antriebsleistung: 750 kW bei 1400 U/min<br />
Gasverbrauch: ca. 250 m³/h bei Volllast<br />
Kolbenverdichter: LMF Boxerverdichter BS 604,<br />
2 Stufen, 4 Zylinder<br />
Liefermenge: ca. 60.000 m³/h bei 70 bar<br />
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):<br />
13,5 m / 2,5 m / 4 m<br />
Masse des gesamten Sattelzugs: 38 t<br />
Zugfahrzeug: Mercedes-Benz Actros<br />
Die maximalen Leistungswerte sind in Bild 3 dargestellt.<br />
Durch den Betrieb mehrerer über ein Manifold parallel arbeitender<br />
Verdichteranlagen kann <strong>die</strong> Umpumpdauer dementsprechend<br />
verkürzt werden. Umgelegt auf einen Pipelineabschnitt<br />
mit Nennweite 1000 mm und einer Länge<br />
von 18 km kann das enthaltene Erdgas in ca. 57 Stunden<br />
von einem Anfangsdruck von 70 bar auf einen Restdruck<br />
von 7,5 bar abgepumpt werden. Der Verlauf der abgesaugten<br />
Gasmenge und des Restdrucks im abgesperrten<br />
Pipelineabschnitt über der Zeit sind in Bild 4 dargestellt.<br />
Betrachtet man neben dem Wiederbeschaffungswert<br />
des ansonsten durch Abblasen oder Abfackeln verlorenen<br />
Erdgases auch den Umweltaspekt des Umpumpens von<br />
Erdgas vor Pipeline-Reparaturarbeiten, so zeigt sich eine<br />
realistische Reduktion von rund 88 % der klimawirksamen<br />
Treibhausgase durch <strong>die</strong> Anwendung der Umpumptechnologie<br />
im Vergleich zum Abfackeln entsprechend Bild 5.<br />
In <strong>die</strong>ser Grafik sind der Betrieb des Gasmotors und das<br />
Abfackeln des Restgases im CO 2<br />
-Äquivalent berücksichtigt.<br />
Eine weitere Reduktion durch Senkung des verbleibenden<br />
Restdrucks im abgesperrten Pipelineabschnitt<br />
kann durch einen nachgeschalteten Verdichter bzw. durch<br />
andere Verdichterauslegung erreicht werden.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. Dr. Günther Ognar<br />
Leobersdorfer Maschinenfabrik<br />
GmbH & Co.KG, Leobersdorf,<br />
Österreich<br />
Tel. +43 2256 9001-220<br />
E-Mail: Guenther.Ognar@lmf.at<br />
Bild 5: Vergleich des globalen Erwärmungspotenzials<br />
Dipl.-Ing. Jörg Wermeling<br />
Open Grid Europe GmbH,<br />
Maschinentechnik, Betriebs- &<br />
Systemtechnik (TAMB), Essen<br />
Tel. +49 201 3642-18999<br />
E-Mail: joerg.wermeling@<br />
open-grid-europe.com<br />
58 1-2 / 2011
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Messwertbasierte<br />
Zustandsbewertung von<br />
Gasverteilungsnetzen<br />
Von Hans Gaugler<br />
Zusammenfassung: Das DVGW-Arbeitsblatt G 402 (Entwurf) [1] Netz- und Schadensstatistik – Erfassung<br />
und Auswertung von Daten zum Aufbau von Instandhaltungsstrategien für Gasverteilungsnetze − bildet<br />
<strong>die</strong> Grundlage für <strong>die</strong> Anwendung der zustandsorientierten Instandhaltung an Gasverteilungsnetzen. Nach der<br />
Richtlinie VDI 2888 [2] besteht <strong>die</strong> Zielsetzung einer zustandsorientierten Instandhaltung darin, anhand der<br />
Zustände der Anlagen <strong>die</strong> als notwendig erkannten Instandhaltungsmaßnahmen zeit-, qualitäts- und kostenoptimal<br />
zu planen und durchzuführen. Zwingende Voraussetzung für eine „Zustandsorientierte Instandhaltung“ ist<br />
<strong>die</strong> Überwachung und Bewertung des Anlagenzustands. Das Konzept der Zustandsüberwachung und -bewertung<br />
basiert auf einer regelmäßigen Erfassung des Anlagenzustands durch Messung und Analyse aussagefähiger<br />
physikalischer Größen, wie elektrische Spannungen und Ströme. Diese Zustandsinformationen können aus<br />
den Messungen des kathodischen Korrosionsschutzes (KKS) gewonnen werden.<br />
KKS gestützte zustandsorientierte<br />
Instandhaltung<br />
Zentraler Bestandteil einer zustandsorientierten Instandhaltung<br />
bei Stahlrohren ist der kathodische Korrosionsschutz<br />
(KKS). Korrosionsschäden sind üblicherweise auf<br />
mangelnde Sorgfalt bei der Verlegung oder Fremdeinwirkungen<br />
während des Betriebes zurückzuführen. Da <strong>die</strong><br />
Korrosion von Stahl auf elektrochemischen Prozessen basiert,<br />
kann <strong>die</strong>se Form der Schädigung gezielt von zentraler<br />
Position aus beeinflusst werden. Darüber hinaus ist<br />
eine punktgenaue Lokalisierung der Fehlstellen von der<br />
Erdoberfläche aus möglich. Damit ist eine zustandsorientierte<br />
Instandhaltung und folglich <strong>die</strong> Bewertung des<br />
erdüberdeckten Rohrnetzes ohne Aufgrabungen möglich.<br />
Geeignete Messverfahren sind im DVGW-Arbeitsblatt<br />
GW 10 [3] angeführt und in der AfK-Empfehlung Nr. 10<br />
[4], sowie in der technischen Literatur [5] beschrieben.<br />
Konzeptionell sind <strong>die</strong> heute üblichen Stahlrohrausführungen<br />
in Kombination mit dem kathodischen Korrosionsschutz<br />
für eine Nutzungsdauer von weit über<br />
100 Jahren ausgelegt. Die zu berücksichtigenden Phasen<br />
eines Betriebs von Stahlleitungen sind in Bild 1 dargestellt.<br />
Wesentliche Voraussetzung für <strong>die</strong> Phasen 1<br />
und 2 sind wirksame passive und aktive Schutzmaßnahmen.<br />
Innerhalb der Grenzen der Phase 1 kann sich<br />
der Rohrnetzbetrieb auf seine planmäßigen Aufgaben<br />
konzentrieren, denn Schadensfälle sind nur noch bei besonders<br />
massiven Fremdeinwirkungen denkbar. Betriebserfahrungen<br />
zeigen, dass sich der Umhüllungswiderstand<br />
eines Leitungsnetzes durch <strong>die</strong> Zunahme von<br />
Umhüllungsfehlstellen, aufgrund von Fremdeinwirkungen,<br />
im Laufe der Zeit abbaut. Durch <strong>die</strong> Messungen<br />
des KKS kann überwacht werden, ob und wann <strong>die</strong><br />
Qualität des Korrosionsschutzes in <strong>die</strong> Phase 2 absinkt<br />
Bild 1: Zustands- und<br />
Diagnosemerkmal in Abhängigkeit<br />
von der Nutzungsdauer<br />
1-2 / 2011 59
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Bild 2: Stromdichte-Potentialkurve von Stahl in belüfteten und<br />
unbelüfteten Böden<br />
(Warngrenze). In der Phase 2 wird in Kooperation von<br />
Netzbetrieb und KKS-Fachleuten eine Bewertung der<br />
Leitungsabschnitte vorgenommen und <strong>die</strong> Prioritäten<br />
für <strong>die</strong> erforderlichen Instandsetzungsmaßnahmen festgelegt.<br />
Leitungen <strong>die</strong> einer solchen zustandsorientierten<br />
Instandhaltung unterliegen, erreichen in der Regel<br />
<strong>die</strong> Phase 3 nicht. Die Phase 3 ist den nicht oder nur<br />
unzureichend kathodisch geschützten Netzen vorbehalten.<br />
Sobald in einem Rohrnetz ein Korrosionsschaden<br />
aufgetreten ist, ist <strong>die</strong>ses der Phase 3 zuzurechnen. Hier<br />
unterliegen Fehlstellenbereiche je nach Korrosivität des<br />
Erdbodens oder gar Fremdstrombeeinflussungen einem<br />
Metallabtrag, der früher oder später zu Undichtigkeiten<br />
führen kann. Grundsätzlich besteht jedoch auch noch in<br />
<strong>die</strong>ser Phase <strong>die</strong> Möglichkeit ein Rohrnetz durch den<br />
KKS und entsprechend gezielte Reparaturen in <strong>die</strong> Phase<br />
1 zu überführen. Erfahrungsgemäß ist <strong>die</strong> Nachrüstung<br />
des KKS in bestehenden Gasverteilungsnetzen<br />
wirtschaftlich zu realisieren [8, 9].<br />
Die Stromdichte-Potentialkurve von Stahl im belüfteten<br />
und unbelüfteten Erdboden (Bild 2) erläutert und begründet<br />
das Ampelmodell gemäß Bild 1. Der grüne Bereich<br />
des Ampelmodells (Phase 1) kennzeichnet den<br />
Schutzbereich für den kathodischen Korrosionsschutz, der<br />
in belüfteten Böden zwischen -0,85 V und -1,15 V, gemessen<br />
gegen <strong>die</strong> Kupfersulfatelektrode (Cu/CuSO 4<br />
),<br />
liegt. Durch <strong>die</strong> Messungen nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
GW 10 kann <strong>die</strong> Wirksamkeit, bzw. <strong>die</strong> Qualität des KKS<br />
überwacht und das Erreichen des gelben Bereiches (Phase<br />
2) erkannt werden. Ab <strong>die</strong>sem Zeitpunkt ist <strong>die</strong><br />
Schutzwirkung des KKS nicht mehr ausreichend, folglich<br />
besteht Handlungsbedarf für <strong>die</strong> Planung und Durchführung<br />
von Instandsetzungsmaßnahmen.<br />
Messwertbasierte<br />
Zustandsbewertung<br />
Wovon hängt der richtige Zeitpunkt für anstehende Erneuerungs-,<br />
Instandsetzungs- und Rehabilitationsmaßnahmen<br />
ab? Die Überwachung des Netzzustands im Rahmen<br />
der KKS gestützten zustandsorientierten Instandhaltung<br />
bildet <strong>die</strong> Grundlage für <strong>die</strong> messwertbasierte Zustandsbewertung.<br />
Bild 3: Schematische Darstellung eines Schutzbereiches in<br />
einem Gasverteilungsnetz<br />
Kriterien für <strong>die</strong> messwertbasierte<br />
Zustandsbewertung<br />
Um den Umfang der messwertbasierten Zustandsbewertung<br />
möglichst gering und <strong>die</strong> Akzeptanz für <strong>die</strong> laufende<br />
Pflege möglichst hoch zu halten, werden für <strong>die</strong> Bewertung<br />
nur das Schutzpotentialkriterium nach DIN EN 12954<br />
[6] und <strong>die</strong> mittlere Schutzstromdichte herangezogen.<br />
Die Erfassung der Messdaten erfordert keinen zusätzlichen<br />
Aufwand, da <strong>die</strong>se ohnehin aus den Überwachungsmessungen<br />
nach DVGW-Arbeitsblatt GW 10 zur Verfügung<br />
stehen.<br />
60 1-2 / 2011
Leitung<br />
Eon<br />
[mV]<br />
Eoff<br />
[mV]<br />
Ip<br />
[mA]<br />
Ltg-<br />
Länge<br />
[m]<br />
Oberfläche<br />
[m²]<br />
Inbetriebnahme<br />
der Leitung<br />
KKS<br />
seit<br />
Ka<br />
[%]<br />
Jp<br />
[µA/m²]<br />
rco<br />
[kWm²]<br />
Schutzkriterium<br />
erfüllt?<br />
(j/n)<br />
SB 77 NT I -1360 -940 598 3666 1431 1954-2001 1989 58 418 1,01 Ja 42 3<br />
SB 77 NT II -1280 -860 1.193 3601 1501 1952-1999 1989 41 795 0,53 Ja 79 4<br />
SB 77 NT III -1350 -780 2.276 2998 2551 1969-2009 1971 83 892 0,64 Nein 114 5<br />
SB 77 NT IV -1260 -920 984 3755 1972 1954-1999 2005 27 499 0,68 Ja 50 3<br />
SB 77 NT V -1260 -860 72 2431 988 1954-1999 2001 82 73 5,49 Ja 7 1<br />
Kennzahl<br />
Zustandsnote<br />
(1 - 5)<br />
Erläuterung der Tabelle und Benotungsbeispiel:<br />
Leitung: Kathodisch geschützter Netzabschnitt Kennzahl: Die Kennzahl ergibt sich aus der Summe der Punkte der<br />
Eon:<br />
Einschaltpotential<br />
Einflussgrößen "Schutzkriterium" und mittlere Schutzstromdichte<br />
"Jp". Die Anzahl der Punkte der mittleren<br />
Eoff:<br />
Ausschaltpotential<br />
Schutzstromdichte in µA/m² entsteht durch Multiplikation<br />
Ip:<br />
Schutzstromaufnahme<br />
des Wertes mit 0,1. Das Ergebnis wird als ganze Zahl ohne<br />
Einheit dargestellt (mindestens 1 Punkt).<br />
Ltg.-Länge:<br />
Kathodisch geschützte Leitungslänge<br />
Oberfläche:<br />
Inbetriebnahme der<br />
Leitung:<br />
KKS seit:<br />
Ka:<br />
Jp:<br />
rco:<br />
Schutzkriterium<br />
erfüllt:<br />
Oberfläche der Rohrleitungen in<br />
Abhängigkeit von der Dimension und der<br />
kathodisch geschützten<br />
Leitungslänge<br />
Jahr der Inbetriebnahme des ältesten<br />
und des jüngsten Leitungsabschnittes<br />
Jahr der Inbetriebnahme des kathodischen<br />
Korrosionsschutzes im betreffenden<br />
Netzabschnitt<br />
Prozentualer Anteil der Rohrumhüllung<br />
aus Kunststoff im betreffenden<br />
Netzabschnitt<br />
Mittlere Schutzstromdichte<br />
Spezifischer Umhüllungswiderstand<br />
Schutzkriterium für den KKS von unund<br />
niedriglegierten Eisenwerkstoffen,<br />
z.B. -850 mV<br />
"ja" => 0 Punkte<br />
"nein" => 25 Punkte<br />
Zustandsnote:<br />
Beispiel:<br />
Schulnote von 1 - 5 in Abhängigkeit von der Kennzahl:<br />
Note 1 => Kennzahl 1 - 7<br />
Note 2 => Kennzahl 8 - 24<br />
Note 3 => Kennzahl 25 - 60<br />
Note 4 => Kennzahl 61 - 100<br />
Note 5 => Kennzahl > 100<br />
Jp beträgt 14 µA/m² => 1 Punkt<br />
Schutzkriterium "nein" => 25 Punkte<br />
Kennzahl = 26 => Note 3<br />
Tabelle 1: Messwertbasierte Zustandsbewertung<br />
Aufbau der messwertbasierten<br />
Zustandsbewertung<br />
Die Bewertungssystematik setzt <strong>die</strong> Einrichtung von elektrisch<br />
abgegrenzten Schutzbereichen nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
G 412 [7] voraus (Bild 3). Der Aufbau einer<br />
messwertbasierten Zustandsbewertung erfordert lediglich<br />
folgende Bestands- und Zustandsdaten nach DVGW-<br />
Arbeitsblatt G 402 (E):<br />
Ein-, Ausschaltpotential und Schutzstromaufnahme<br />
nach DVGW-Arbeitsblatt GW 10<br />
Länge und Oberfläche der Rohrleitungen (Bestandsdaten<br />
aus dem GIS)<br />
Die mobil erfassten Messdaten nach GW 10 und <strong>die</strong> Bestandsdaten<br />
aus dem GIS werden in einer Anwendung mit<br />
Tabellenkalkulation oder einer Datenbank gespeichert und<br />
daraus <strong>die</strong> korrosionsschutztechnischen Größen „mittlere<br />
Schutzstromdichte“ und „spezifischer Umhüllungswiderstand“<br />
berechnet (Tabelle 1).<br />
Diese Ergebnisse werden in ein Kennzahlensystem<br />
überführt und mit Schulnoten bewertet. Zusätzliche Informationen<br />
wie <strong>die</strong> Zeitpunkte der Inbetriebnahmen der<br />
Leitungen, das Jahr der Inbetriebnahme des KKS und der<br />
prozentuale Anteil der Leitungen mit Bitumen- und Kunststoffumhüllung<br />
(Ka) erhöhen <strong>die</strong> Datenqualität.<br />
Priorisierung und Rehabilitation<br />
Die Arbeitsfolge ergibt sich aus der Benotung. Falls mehrere<br />
Netzteile mit der gleichen Note bewertet werden,<br />
ergibt sich <strong>die</strong> Rangfolge für <strong>die</strong> nachfolgenden Untersuchungen<br />
aus der Kennzahl. Die Ermittlung der zu rehabilitierenden<br />
Leitungsabschnitte erfolgt durch Messungen<br />
nach der AfK-Empfehlung Nr. 10, z. B. intensive Fehlstel-<br />
1-2 / 2011 61
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
lenortungen (IFO) (Bild 4). Die Bewertung der einzelnen<br />
Leitungsabschnitte erfolgt auf Grundlage <strong>die</strong>ser Messungen.<br />
Leitungsabschnitte, bei denen das Schutzpotentialkriterium<br />
nach DIN EN 12954 nicht erfüllt ist, bzw. Leitungsabschnitte<br />
von denen eine unzulässige Beeinflussung<br />
anderer Objekte ausgeht, sind kurz- bis mittelfristig zu<br />
rehabilitieren.<br />
Bild 4: Diagramm der IFO-Messung<br />
Beispiel eines Gasverteilungsnetzes<br />
Im vorliegenden Beispiel eines Gasverteilungsnetzes ergibt<br />
sich auf Basis der Messungen für das Netzteil III <strong>die</strong><br />
Note „5“ (Tabelle 2).<br />
Die Auswertung der IFO-Messungen (Bild 5) zeigt,<br />
dass <strong>die</strong> Umhüllung an einem 400 m langen Rohrleitungsabschnitt<br />
<strong>die</strong> Anforderungen an eine ausreichende elektrische<br />
Barrierewirkung nicht mehr erfüllen kann (Bild 6).<br />
Dieser Abschnitt wurde erneuert. Ausschlaggebend für<br />
<strong>die</strong>se Entscheidung waren eine unzulässige Beeinflussung<br />
einer metallischen Fremdleitung bzw. das nicht ausreichende<br />
Schutzpotential.<br />
Die Kontrollmessung nach der Durchführung der Rehabilitationsmaßnahmen<br />
zeigt den verminderten Schutzstrombedarf<br />
(Tabelle 3). Das Schutzpotentialkriterium<br />
nach DIN EN 12954 ist erfüllt, infolgedessen ändert sich<br />
<strong>die</strong> Benotung.<br />
Bild 5: Diagramm der IFO-Messung vor der Rehabilitation<br />
Fazit<br />
Kennzeichen einer zustandorientierten Instandhaltung<br />
ist <strong>die</strong> jederzeit messtechnisch zugängliche Information<br />
über den Bauteilzustand. Die Herausforderungen <strong>die</strong>ser<br />
Strategie: „<strong>Was</strong> muss wann, wo, wie und womit überwacht<br />
werden?“ vermag bei Gasverteilungsnetzen der<br />
kathodische Korrosionsschutz zu lösen. Die Vorteile sind<br />
keineswegs nur für Netze zugänglich, <strong>die</strong> mit <strong>die</strong>ser<br />
Technologie über Jahrzehnte gewachsen sind. Gerade<br />
Leitung<br />
Eon<br />
[mV]<br />
Eoff<br />
[mV]<br />
Ip<br />
[mA]<br />
Ltg-<br />
Länge<br />
[m]<br />
Oberfläche<br />
[m²]<br />
Inbetriebnahme<br />
der Leitung<br />
KKS<br />
seit<br />
Ka<br />
[%]<br />
Jp<br />
[µA/m²]<br />
rco<br />
[kWm²]<br />
Schutzkriterium<br />
erfüllt?<br />
(j/n)<br />
SB 77 NT III -1350 -780 2.276 2998 2551 1969-2009 1971 83 892 0,64 Nein 114 5<br />
Kennzahl<br />
Zustandsnote<br />
(1 - 5)<br />
Tabelle 2: Messwertbasierte Zustandsbewertung vor der Rehabilitation<br />
Leitung<br />
Eon<br />
[mV]<br />
Eoff<br />
[mV]<br />
Ip<br />
[mA]<br />
Ltg-<br />
Länge<br />
[m]<br />
Oberfläche<br />
[m²]<br />
Inbetriebnahme<br />
der Leitung<br />
KKS<br />
seit<br />
Ka<br />
[%]<br />
Jp<br />
[µA/m²]<br />
rco<br />
[kWm²]<br />
Schutzkriterium<br />
erfüllt?<br />
(j/n)<br />
SB 77 NT III -1430 -950 108 2998 2551 1969-2009 1971 83 42 11,34 ja 4 1<br />
Kennzahl<br />
Zustandsnote<br />
(1 - 5)<br />
Tabelle 3: Messwertbasierte Zustandsbewertung nach der Rehabilitation<br />
62 1-2 / 2011
Bild 6:<br />
Desolater<br />
Zustand der<br />
Rohrumhüllung<br />
I N G E N I E U R B A U F Ü R V E R F A H R E N S T E C H N I K<br />
Mitglied im NACE, DVGW, VDI<br />
für Verteilungsnetze, <strong>die</strong> ohne den kathodischen Korrosionsschutz<br />
üblicherweise auf Basis statistischer Daten<br />
instand gehalten werden, ist durch <strong>die</strong> Nachrüstung des<br />
KKS ein Niveau mit hoher Planungssicherheit erreichbar.<br />
Diese Planungssicherheit bietet unter wirtschaftlichen<br />
Aspekten eine breite Basis im Netzbetrieb Einsparpotentiale<br />
zu generieren. So werden auf Basis der messwertbasierten<br />
Zustandsbewertung durch <strong>die</strong> Messmethoden<br />
des kathodischen Korrosionsschutzes auch nur solche<br />
Anlagenteile rehabilitiert <strong>die</strong> tatsächlich einer Rehabilitation<br />
bedürfen. Nutzungsdauerreserven können optimal<br />
ausgeschöpft werden, ein Vorteil der gerade heute<br />
im Zuge des durch <strong>die</strong> Regulierung der Gasnetze zunehmenden<br />
Kostendrucks von größter Bedeutung ist. Die<br />
vorgestellte Systematik der messwertbasierten Zustandsbewertung<br />
zeichnet sich besonders dadurch aus,<br />
dass nur wenige, aber umfassend aussagekräftige Größen<br />
benötigt werden. Das wiederum sorgt für einen entsprechend<br />
niedrigen Aufwand und große Akzeptanz. Für<br />
kathodisch geschützte Netze aus Stahl steht somit eine<br />
in sich schlüssige, effektive und effiziente Vorgehensweise<br />
auf Grundlage der überarbeiten Richtlinien zur<br />
Verfügung.<br />
Autor<br />
Hans Gaugler<br />
Stadtwerke München<br />
Tel. +49 89/2361-3600<br />
E-Mail: gaugler.hans@swm.de<br />
Vortrag am 10.02.2011, Block 3<br />
auch für den Erdeinbau zugelassen<br />
● bis ISO-Sets PN 500 bis für PN Flansche 500 für Flansche API 10000 API 10000<br />
● auch Einzelteile für <strong>die</strong> Nachrüstung<br />
● Bolzenisolierung 2 mm, Glasflies und Kunstharz<br />
gewickelt<br />
● Spezialkonstruktionen für alle Dichtflächen<br />
● Fachbetrieb nach § 19 l WHG<br />
● Zertifiziert nach Druckgeräterichtlinie 97/23/EG<br />
Ingenieurbau für Itagstraße 20 Telefon: 0 51 41/2 11 25<br />
Verfahrenstechnik 29221 Celle Telefax: 0 51 41/2 88 75<br />
e-mail: info@suckut-vdi.de<br />
www.suckut-vdi.de<br />
Aussteller auf der IRO in Oldenburg 10.-11.02.2011 Stand 2.OG-V-12<br />
Literatur<br />
Der erste ISO-Flansch 44" RTJ<br />
ISO-Flansche für den KKS<br />
[1] G 402 „Netz- und Schadensstatistik - Erfassung und<br />
Auswertung von Daten zum Aufbau von Instandhaltungsstrategien<br />
für Gasverteilungsnetze“<br />
[2] VDI 2888 „Zustandsorientierte Instandhaltung“<br />
[3] GW 10 „Kathodischer Korrosionsschutz (KKS)<br />
erdverlegter Lagerbehälter und Rohrleitungen aus<br />
Stahl – Inbetriebnahme und Überwachung“<br />
[4] AfK 10 „Verfahren zum Nachweis der Wirksamkeit des<br />
kathodischen Korrosionsschutzes an erdverlegten<br />
Rohrleitungen“<br />
[5] Open Grid Europe (Hrsg.): Korrosionsschutz erdverlegter<br />
Rohrleitungen, Vulkan-Verlag, 2008<br />
[6] DIN EN 12954 „Kathodischer Korrosionsschutz von<br />
metallischen Anlagen in Böden und Wässern - Grundlagen<br />
und Anwendung für Rohrleitungen“<br />
[7] G 412 „Kathodischer Korrosionsschutz (KKS) von<br />
erdverlegten Gasverteilungsnetzen und Gasverteilungsleitungen“<br />
[8] Gaugler, H.: Nachrüsten des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
in einem Gasversorgungsnetz; gwf Gas-Erdgas<br />
146 (2005) S. 164-170<br />
[9] Gaugler, H; Poka, W.: Planung und Einrichtung des<br />
kathodischen Korrosionsschutzes in einem Gasverteilungsnetz;<br />
<strong>3R</strong> international 46 (2007) S. 698-705<br />
1-2 / 2011 63
Projekt kurz beleuchtet<br />
Gasversorgung & PipelineBau<br />
Stadtwerke Bad Langensalza entscheiden sich für<br />
wirtschaftlichste Variante<br />
Neues Kunststoffrohr für<br />
16 bar-Biogasleitung<br />
Synergien nutzen um Kosten zu sparen<br />
Als zu Jahresbeginn 2010 bei den Stadtwerken Bad Langensalza<br />
das Einspeisebegehren eines Biogas-Erzeugers<br />
einging, begann man unverzüglich, <strong>die</strong> Umsetzbarkeit <strong>die</strong>ses<br />
Begehrens zu prüfen. Um das Biogas ins Erdgasnetz<br />
der Stadtwerke einzuspeisen, müsste das Biogas über eine<br />
Distanz von 7 km an das Ergdasnetz der Stadtwerke<br />
herangeführt werden. Das war nur über einen Leitungsneubau<br />
durch Landwirtschaftsflächen möglich.<br />
Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt war man bereits bei der Planung<br />
von Tiefbaumaßnahmen für <strong>die</strong> Verlegung von Erdkabeln<br />
zur Netzeinspeisung von Strom aus den neu errichteten<br />
Windkraftanlagen vor den „Toren“ der Stadt. Ein Teil der<br />
Erdkabel sollte zwischen der Biogasanlage und der Erdgas-Hochdruckleitung,<br />
<strong>die</strong> um <strong>die</strong> Stadt gelegt ist, verlegt<br />
werden. Eine Konstellation, <strong>die</strong> <strong>die</strong> technische Leitung<br />
der Stadtwerke veranlasste, hier nach Kostensenkungspotenzialen<br />
bei der Verlegung zu suchen. So wurde der<br />
Entschluss gefasst, den Tiefbau streckenweise für <strong>die</strong><br />
Verlegung von Erdkabel und Biogasleitung gemeinsam zu<br />
nutzen und damit auf beiden Seiten <strong>die</strong> Kosten zu senken.<br />
Kostenvergleich verschiedener<br />
Leitungssysteme<br />
Bei einem Kostenvergleich der in Frage kommenden Leitungssysteme<br />
erwies sich das Verlegen von Kunststoffleitungen<br />
als <strong>die</strong> wirtschaftlichste Variante.<br />
Der erste Teilabschnitt von 1800 m wurde in einem<br />
Feldweg verlegt. Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt waren <strong>die</strong> Felder<br />
bestellt und konnten somit nicht befahren werden. Die<br />
zur Verfügung stehenden Feldwege sollten für <strong>die</strong> Verlegungen<br />
weitestgehend genutzt werden, sollten aber<br />
befahrbar bleiben. Für den Tiefbau bedeutete das, dass<br />
der Graben jeweils zum Feierabend geschlossen sein<br />
musste. Hinzu kam, dass <strong>die</strong>se Tiefbauarbeiten unter<br />
Regie der Kabelverleger durchgeführt wurden und <strong>die</strong><br />
Stadtwerke mit der Verlegung der Gasleitung Schritt zu<br />
halten hatten. Um hierbei entsprechend flexibel zu sein,<br />
entschied sich <strong>die</strong> technische Leitung in <strong>die</strong>sem sensiblen<br />
Bereich für das Verlegen von 12 m-Stangen. So wurde<br />
ein Teil der Trasse bereits in den Sommermonaten<br />
verlegt, ohne dass es zu Kulturschäden auf den Feldern<br />
kam.<br />
Bild 1: Vorbereiten der Ringbundenden für das Verschweißen<br />
Bild 2: Einfräsen eines 1100 m Stranges<br />
64 1-2 / 2011
Weitere Verlegevorteile sollten im Herbst, nach der<br />
Ernte, zum Tragen kommen. Die nächsten 3000 m sollten<br />
als Ringbundware über <strong>die</strong> Felder verlegt werden. Man<br />
entschied sich hier für das Einfräsen. Geliefert wurden<br />
hierfür Ringbunde mit Lauflängen von 100 m bis 140 m.<br />
Diese wurden neben der Trasse mit einer Gesamtlänge bis<br />
über 1000 m vorgestreckt, was für <strong>die</strong> Fräse einer Tagesleistung<br />
entsprach. Drei notwendige Straßenquerungen<br />
wurden im Spühlbohrverfahren realisiert, wobei das<br />
HexelOne-Gashochdruckrohr in ein PE-Schutzrohr eingezogen<br />
wurde.<br />
So wurde im 2. Halbjahr 2010 der 1. Bauabschnitt mit<br />
einer Gesamtlänge von 4600 m abgeschlossen. Die eigentliche<br />
Verlegung nahm nur wenige Tage in Anspruch,<br />
wurde aber unter dem Gesichtspunkt der Kostenoptimierung<br />
auf mehrere Einzelaktivitäten im Sommer/Herbst<br />
aufgeteilt.<br />
Bild 3: Anschluss des Manibs-Ausbläsers an <strong>die</strong> HexelOne-Leitung<br />
Erstmalige Druckprüfung einer<br />
PE-Gasleitung über 16 bar<br />
Die Druckprüfung fand unter Aufsicht und mit Abnahme<br />
durch den TÜV Hessen statt. Da bei <strong>die</strong>sem Projekt erstmalig<br />
eine PE-Gasleitung mit einem Prüfdrück oberhalb<br />
von 16 bar abgedrückt wurde, bot <strong>die</strong> Verfahrensweise<br />
Stoff für Fachgespräche und Optimierungsvorschläge für<br />
künftige Druckprüfungen an Kunststoff-Hochdruckleitungen.<br />
Nahezu punktgenau mit dem heftigen Wintereinbruch<br />
konnte der erste Trassenabschnitt in <strong>die</strong> 16 bar<br />
Ringleitung der Stadtwerke eingebunden wurden. Somit<br />
ist <strong>die</strong> HexelOne-Leitung seit Ende November mit<br />
Erdgas befüllt und steht unter dem Betriebsdruck der<br />
Ringleitung. Hierbei kamen erstmalig auch Sonderformteile<br />
der Manibs Spezialarmaturen GmbH zum Einsatz.<br />
Manibs hat einen sehr speziellen Verbinder entwickelt,<br />
um einen Werkstoffübergang vom HexelOne-Kunststoffhochdruckrohr<br />
auf metallische Werkstoffe zu ermöglichen.<br />
Dieser mechanische Pressverbinder wurde<br />
von der TÜV SÜD Industrie Service GmbH zertifiziert.<br />
Diese Verbindung ermöglicht den Einsatz verschiedenster<br />
Armaturen und Formteile im HexelOne-Leitungsnetz.<br />
Entsprechend den Kundenwünschen können so alle<br />
handelsüblichen Armaturen und Formteile aus metallischen<br />
Werkstoffen integriert werden. Der für <strong>die</strong>ses<br />
Projekt benötigte Ausbläser wurde binnen weniger Tage<br />
nach Kundenvorgabe gefertigt und mit einem hochwertigen<br />
Korrosionsschutz versehen. Der verwendete<br />
Übergang HexelOne / Stahl ist inzwischen schon Lagerware.<br />
Der Bau des letzten Drittels der Biogasleitung und somit<br />
des Anschlusses der Biogasanlage, ist für das Frühjahr<br />
2011 geplant.<br />
Bild 4: Einbindung in <strong>die</strong> 16 bar-Stahlrohrleitung<br />
Bild 5: Mitarbeiter der Stadtwerke Bad Langensalza, der E.ON Thüringer<br />
Energie im Gespräch mit dem Prüfingenieur des TÜV Hessen<br />
Kontakt<br />
egeplast Werner Strumann GmbH & Co. KG, Greven,<br />
A. Holger Klehr, Tel. +49 2575 9710-168,<br />
E-Mail: Holger.Klehr@egeplast.de, www.egeplast.de<br />
Stand 1.OG-V-04<br />
1-2 / 2011 65
Projekt kurz beleuchtet<br />
Gasversorgung & PipelineBau<br />
Tiefbauarbeiten im beengten Osnabrücker Stadtgebiet<br />
Einbau eines Mehrfachdükers unter<br />
schwierigen Randbedingungen<br />
Im Rahmen einer Flussrevitalisierung wird in Osnabrück<br />
auch <strong>die</strong> Brücke an der Wachsbleiche saniert, auf der bislang<br />
Leitungen für Strom, Gas und Telefon verliefen. Aufgabe<br />
der Köster GmbH war es, <strong>die</strong>se Produktleitungen von<br />
DN 200 bis DN 800 unterirdisch unter der Hase hindurch<br />
zu verlegen. Auftraggeber waren <strong>die</strong> Stadtwerke Osnabrück<br />
AG, <strong>die</strong> E.ON Ruhrgas AG, Essen, und <strong>die</strong> Deutsche<br />
Telekom AG, Bonn.<br />
Bereits im Werk vorgefertigt, wurde der 21 Tonnen<br />
schwere und 22 m lange Düker mit einem Spezialtransporter<br />
in Osnabrück angeliefert. Die eigentliche Herausforderung<br />
begann jedoch mit dem Einbau: Die Köster GmbH<br />
musste wegen der umliegenden Gebäude Erschütterungen<br />
und Lärm beim Einbringen der Spundwände so gering wie<br />
möglich halten. Daher verwendete sie ein besonderes, erschütterungsarmes<br />
System: Die Bauspezialisten schlugen<br />
<strong>die</strong> Spundbohlen zur Baugrubensicherung nicht – wie in<br />
konventioneller Bauweise – in den Boden, sondern pressten<br />
sie mit einer Spezialmaschine vibrationsarm hinein. Gebäudeschäden<br />
konnten bei <strong>die</strong>sem Bauverfahren ausgeschlossen<br />
werden. Zudem durfte <strong>die</strong> Köster GmbH den<br />
Flussquerschnitt während der gesamten Bauphase von Mai<br />
bis September 2010 nicht einengen, um bei eventuellem<br />
Hochwasser <strong>die</strong> flussaufwärts liegenden Häuser nicht in Gefahr<br />
zu bringen. „Keine leichte Aufgabe“, betont Jürgen<br />
Höchst, Sicherheitsfachkraft der Köster GmbH. „Wir haben<br />
deshalb mit eigens dafür ausgebildeten Tauchern <strong>die</strong> bis<br />
knapp unter <strong>die</strong> <strong>Was</strong>seroberfläche reichende Spundwand<br />
sofort nach dem Einbringen der Spundbohlen abgebrannt<br />
– und zwar unter <strong>Was</strong>ser.“ Die Köster GmbH setzte hierzu<br />
ein Spezialschneidverfahren ein, um den stählernen Verbau<br />
direkt in der Hase zu abzubrennen.<br />
Für das Einheben des Dükers mit einem Autokran leistete<br />
<strong>die</strong> Köster GmbH Maßarbeit: Sie lotste den Düker mit<br />
dem direkt an einer Brücke stehenden Kran vorbei an Gebäuden<br />
und einer naheliegenden Bahnschranke. Dazu der<br />
verantwortliche Bereichsleiter Winfried Raddatz: „Hier war<br />
Genauigkeit im Zentimeterbereich erforderlich.“ Die Baustelle<br />
selbst lag zu beiden Seiten der parallel zur Hase verlaufenden<br />
Hafenbahn. Bis zu 210 Züge fuhren täglich vorbei,<br />
während <strong>die</strong> Köster GmbH nur wenige Meter entfernt<br />
unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen arbeitete.<br />
Kontakt<br />
Köster GmbH, Osnabrück, Tel. +49 541/998-2206,<br />
E-Mail: hans.peter.karrenbauer@koester-bau.de,<br />
www.koester-bau.de<br />
Stand EG-H-07<br />
Bild 1: Im Rahmen<br />
einer Flussrevitalisierung<br />
in Osnabrück hob <strong>die</strong><br />
Köster GmbH in einem<br />
Spezialverfahren einen<br />
vorgefertigten 21<br />
Tonnen schweren und<br />
22 m langen Mehrfachdüker<br />
unter hohen<br />
Sicherheitsvorkehrungen<br />
in den Fluss Hase ein.<br />
Aufgabe der Köster<br />
GmbH war es, Produktleitungen<br />
von DN<br />
200 bis DN 800 für<br />
Strom, Gas und Telefon<br />
unterirdisch zu verlegen.<br />
66 1-2 / 2011
Das attraktive<br />
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Inhaltlich werden Themen, wie Organisation<br />
und Qualitätssicherung, Gaseigenschaften und<br />
Gefahrenpotenziale erläutert. Die Maßnahmen zur<br />
Sicherung und Unfallverhütung sind übersichtlich<br />
dargestellt. Ergänzend werden Leitungsortung,<br />
Dokumentation, Auswertung diskutiert sowie<br />
Personal und Unternehmensqualifi kation.<br />
Hrsg. M. Ulbrich / N. Jänchen<br />
3. Aufl age 2008, 223 Seiten, Broschur<br />
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Land, PLZ, Ort<br />
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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen.<br />
Die Frist beginnt nach Erhalt <strong>die</strong>ser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt <strong>die</strong> rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an Leserservice <strong>3R</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für <strong>die</strong> Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit <strong>die</strong>ser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />
Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> jederzeit widerrufen.<br />
PA<strong>3R</strong>IN0111
Fachbericht<br />
<strong>Was</strong>serversorgung<br />
Perfekte Arbeitsgrundlage für<br />
den Entstör<strong>die</strong>nst<br />
Die beispielhafte Störreserve der Stadtwerke<br />
Konstanz GmbH<br />
Von Sebastian Daus, Meinrad Keller und Jan Treiber<br />
Zusammenfassung: Der Artikel zeigt anhand der Störreserve der Stadtwerke Konstanz GmbH, wie <strong>die</strong><br />
Vorgaben des DVGW-Arbeitsblattes W 400-3 bezüglich Versorgungssicherheit umgesetzt werden können.<br />
Mit nur wenigen Formstücken und Reparaturprodukten wird nahezu das gesamte Rohrnetz der Gas- und<br />
<strong>Was</strong>serversorgung abgedeckt. Im Störfall sind immer <strong>die</strong> passenden Bauteile an Lager, was <strong>die</strong> Dauer von<br />
Versorgungsunterbrechungen minimiert. Besonderes Augenmerk gilt der korrekten Verpackung, Lagerung und<br />
Kennzeichnung der Bauteile.<br />
Ausgangssituation<br />
Die Unternehmensgruppe Stadtwerke Konstanz mit ihren<br />
722 Mitarbeitern versorgt ihre Kunden mit Energie und<br />
bietet zudem eine weitreichende Infrastruktur für Mobilität<br />
und Freizeit. Dazu gehören neben dem Busbetrieb in<br />
Konstanz <strong>die</strong> Schifffahrt mit mehreren Fährverbindungen<br />
sowie <strong>die</strong> Bodensee-Therme Konstanz, das Schwaketenbad<br />
und fünf Strandbäder am Bodensee und Rhein.<br />
Die Stadtwerke Konstanz versorgen 47.000 Kunden mit<br />
Strom, knapp 17.000 mit Erdgas und 11.000 Kunden mit<br />
Trinkwasser. Eine enge Zusammenarbeit besteht dabei mit<br />
den Schweizer Nachbarn: Seit dem Jahr 1928 wird Gas in<br />
<strong>die</strong> Schweiz geliefert und seit 1913 wird Strom aus der<br />
Schweiz bezogen. Zur Nachbarstadt Kreuzlingen besteht<br />
eine Notwasserverbindung. Bei Störungen oder Sanierungen<br />
kann <strong>die</strong> Trinkwasserversorgung gegenseitig unterstützt<br />
werden.<br />
Wie in vielen Versorgungsgebieten besteht auch in<br />
Konstanz das Rohrnetz der Gas- und <strong>Was</strong>serversorgung<br />
aus Leitungen unterschiedlichen Alters, Materials und Dimensionen.<br />
Um den zunehmenden Schäden im Bestand<br />
– vornehmlich durch Korrosion und Alterung der Dichtungen<br />
bedingt – Herr zu werden, haben sich <strong>die</strong> Stadtwerke<br />
Konstanz entschieden, eine Störreserve aufzubauen.<br />
Anhand <strong>die</strong>ses vorbildlich ausgeführten Beispiels lassen<br />
sich allgemeingültige Kriterien für Störreserven ableiten.<br />
Bild 2:<br />
Anteile der<br />
Rohrwerkstoffe<br />
im Rohrnetzbestand<br />
(Quelle: DVGW<br />
[2] / eigene<br />
Darstelllung)<br />
Bild 1: Einordnung<br />
in das Schema der<br />
Instandhaltung [1]<br />
Einordnung<br />
Bild 1 zeigt <strong>die</strong> Einordnung des Themas in <strong>die</strong> Gesamtübersicht<br />
der Instandhaltung. Wie der Name „Störreserve“<br />
bereits sagt, <strong>die</strong>nt sie der Beseitigung von Störungen<br />
(=„nicht planbare Reparatur“). Unabhängig von der gewählten<br />
Instandhaltungsstrategie gehören solche Störungen<br />
leider zum Alltag im Rohrnetzbetrieb. Die Gründe dafür<br />
sind vielfältig und liegen zumeist in der gewachsenen<br />
Struktur des Rohrnetzes und hängen auch vom Alter und<br />
Werkstoff der Leitungen ab.<br />
Rohrwerkstoffe und Schadensarten<br />
In Deutschland dominieren <strong>die</strong> Werkstoffe GG, GGG und<br />
PVC den Rohrnetzbestand (Bild 2). Dazu kommen noch<br />
Leitungen aus St, AZ und PE. Die einzelnen Rohrnetze be-<br />
68 1-2 / 2011
stehen zumeist aus hauptsächlich einem Werkstoff, der<br />
mit den Jahren durch Teilstrecken und Neuverlegungen<br />
aus moderneren Werkstoffen ergänzt oder ersetzt wurde.<br />
Häufig findet man Netze, <strong>die</strong> ursprünglich aus Graugussrohren<br />
(GG) gebaut, dann durch Duktilgussrohre<br />
(GGG) erweitert und schließlich mit Stahl- (St), Asbestzement-<br />
(AZ), Polyvinylchlorid- (PVC) und Polyethylen-<br />
(PE) Rohrleitungen ergänzt worden sind.<br />
Bei der Verteilung der unterschiedlichen Rohrwerkstoffe<br />
gibt es in Deutschland deutliche regionale Unterschiede.<br />
In den Alten Bundesländern ist PVC im Norden, GG und<br />
GGG im Süden dominant; in den Neuen Bundesländern sind<br />
GG-Rohre vorherrschend, gefolgt von AZ und St.<br />
Entscheidend hierbei ist aber, dass es sich bei den am<br />
häufigsten vorkommenden Rohrwerkstoffen um korrosionsanfällige<br />
metallische Materialien handelt. Dies ist für<br />
<strong>die</strong> Schadensbilder und -häufi gkeiten maßgeblich. Die<br />
gängigsten Schadensarten sind daher Lochkorrosion und<br />
Querbrüche an spröden und/oder metallischen Leitungen.<br />
BilD 3: Kardangelenk mit zwei Rohrkupplungen<br />
(Quelle: FRIATEC AG)<br />
REPARAtURStRAtEGIE<br />
Oft wird nur diskutiert, wie Rohrschäden schnell und kostengünstig<br />
repariert werden können. Dabei sollte bei jeder<br />
Reparatur der Fokus auf der Dauerhaftigkeit der ergriffenen<br />
Maßnahme liegen, sonst produziert man schnell<br />
teures Flickwerk. Das Regelwerk gibt im DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 400-3 [3] im Kapitel 8.3.4 „Reparatur“ <strong>die</strong> entscheidenden<br />
Hinweise: „Bei Rohrleitungen aus spröden<br />
Werkstoffen empfi ehlt es sich, bei der Reparatur von<br />
Querbrüchen kurze Rohrstücke mit zwei beweglichen Verbindungen,“<br />
(Bild 3) „bei Lochkorrosion oder zur vorläufigen<br />
Reparatur von Querbrüchen Rohrbruchdichtschellen<br />
zu verwenden.“<br />
Da bei Reparaturen erdverlegter Rohrleitungen <strong>die</strong><br />
Tiefbaumaßnahmen etwa 90 bis 95 % der Gesamtkosten<br />
ausmachen, scheidet <strong>die</strong> genannte „vorläufige Reparatur“<br />
als ernsthafte strategische Option aus. Es zeigt sich also,<br />
dass eine Kombination aus Rohrbruchdichtschellen (Lochkorrosion)<br />
und beweglichen Verbindungen (Querbrüche)<br />
den Königsweg darstellt. Mit den entsprechenden Reparaturprodukten<br />
ist man dann in der Lage, dauerhaft und<br />
dabei schnell und kostengünstig reparieren zu können.<br />
ANFoRDERUNGEN AN<br />
REPARAtURPRoDUKtE<br />
Reparaturprodukte, <strong>die</strong> Teil eines Rohrsystems werden,<br />
müssen hohe Anforderungen in technischer, hygienischer<br />
und wirtschaftlicher Sicht erfüllen:<br />
Zunächst einmal sei <strong>die</strong> Auslegung der Bauteile auf<br />
eine Mindestnutzungsdauer von 50 Jahren gemäß<br />
W 400-1 genannt. Dies ist im Hinblick auf <strong>die</strong><br />
Dauerhaftigkeit der Reparaturmaßnahme und <strong>die</strong><br />
Gesamtlebensdauer des Rohrnetzes entscheidend.<br />
Da <strong>die</strong> meisten Reparaturprodukte Elastomere als<br />
Dichtungswerkstoffe oder Oberflächenbeschichtungen<br />
enthalten, muss deren Konformität zu den<br />
aktuellen DIN-/EN-Normen und dem DVGW-Regelwerk<br />
(beispielsweise W 270) gewährleistet sein. Ein<br />
Blick auf <strong>die</strong> entsprechenden Zertifikate unter<br />
besonderer Berücksichtigung der Aktualität der<br />
zitierten Normen und Prüfgrundlagen lohnt sich<br />
immer. So manche „Zulassung“ ist das Papier nicht<br />
wert, auf dem sie gedruckt ist!<br />
Letztlich müssen alle technischen Parameter den<br />
Einsatzbedingungen entsprechen. Dabei sind nicht nur<br />
diverse Drücke (PMA, MDP), sondern auch Einschränkungen<br />
im Einsatzbereich (Rohrwerkstoffe, -außendurchmesser)<br />
zu nennen. Hinzu kommen verarbeitungstechnische<br />
Anforderungen wie zum Beispiel<br />
schnelle und leichte Montage, geringes Gewicht usw.<br />
Dieses Anforderungskollektiv lässt <strong>die</strong> verfügbare Auswahl<br />
an Reparaturprodukten schon ordentlich schrump-<br />
BilD 4: Beispiel einer<br />
Bauteilbeschriftung<br />
(Quelle: FRIATEC AG)<br />
1-2 / 2011 69
FachbEricht<br />
<strong>Was</strong>sErVErsorgung<br />
fen. Auch der eventuell vorhandene Bestand sollte daraufhin<br />
kritisch und verantwortungsbewusst unter <strong>die</strong> Lupe<br />
genommen werden.<br />
KoNZEPt UND UmSEtZUNG<br />
Der von den Stadtwerken Konstanz realisierten Störreserve<br />
liegen folgende technische Fragestellungen zu<br />
Grunde:<br />
Welche Rohrwerkstoffe kommen im Netz vor?<br />
Welche Schäden treten auf?<br />
Wie werden Schäden im Gasnetz repariert?<br />
Wie werden Schäden im <strong>Was</strong>sernetz repariert?<br />
Wodurch werden alte Rohrwerkstoffe ersetzt?<br />
Welchen Dimensionsbereich muss <strong>die</strong> Störreserve<br />
abdecken?<br />
Aus <strong>die</strong>sen Fragen ergab sich dann ein Anforderungsrahmen<br />
für <strong>die</strong> Gestaltung der Störreserve. Konkret wurden<br />
Bauteile von DN 50 bis DN 600 ausgewählt. Als häufigste<br />
Rohrschäden wurden Lochkorrosion und Querbrüche<br />
genannt. Im Gasnetz befinden sich überwiegend Leitungen<br />
aus GGG. Für provisorische Reparaturen von Lochkorrosion<br />
werden Rohrbruchschellen eingesetzt. Im <strong>Was</strong>sernetz<br />
werden Querbrüche mit zwei Rohrkupplungen<br />
und einem Gelenkstück repariert, Lochkorrosion ebenfalls<br />
mit Dichtschellen. Alte Rohrwerkstoffe wie GG werden<br />
durch GGG oder PE ersetzt.<br />
Die schönste Störreserve ist jedoch unnütz, wenn sie<br />
fernab, schlecht zugänglich und anonym in einer Ecke<br />
schlummert. Daher sind einige organisatorische Maßnahmen<br />
zu treffen:<br />
Einrichtung eines eigenen, gut gekennzeichneten<br />
Lagerortes<br />
Sicherstellen der Zugänglichkeit zu jeder Tages- und<br />
Nachtzeit<br />
Für lange Lagerzeit optimierte Bauteilverpackung<br />
Eindeutige, gut lesbare Beschriftung<br />
Ausreichende Bevorratung von Bauteilen<br />
Einfaches Prozedere für <strong>die</strong> Wiederbeschaffung<br />
Im Zentrallager der Stadtwerke Konstanz wurde in unmittelbarer<br />
Nähe zum Rolltor ein eigenes Schwerlastregal für<br />
<strong>die</strong> Störreserve aufgebaut. Darin befinden sich, einzeln in<br />
geschlossene Kartons verpackt, <strong>die</strong> Bauteile der Störreserve.<br />
Vor Hitze, Zugluft und UV-Strahlung geschützt kann von<br />
einer deutlich längeren Haltbarkeit der Elastomerdichtungen<br />
ausgegangen werden [4]. Jeder Karton ist mit einer unverlierbaren,<br />
<strong>Was</strong>ser und Schmutz abweisend einlaminierten<br />
Beschriftung versehen (Bild 4). Neben den technischen<br />
Angaben zum Bauteil und seinem Einsatzbereich sind darauf<br />
auch das benötigte Montagewerkzeug, eventuell nötige<br />
Hilfsmittel und <strong>die</strong> zuständigen Ansprechpartner und<br />
Adressen vermerkt. Auf der Rückseite befindet sich <strong>die</strong> jeweilige<br />
Montageanleitung. Nach der Entnahme und Montage<br />
des Bauteils kann anhand der auf der Beschriftung angegebenen<br />
Bestellnummer bzw. des hausinternen Barcodes<br />
das Bauteil schnell und einfach wiederbeschafft werden.<br />
Bei der Ausarbeitung der Störreserve konnten <strong>die</strong><br />
Stadtwerke Konstanz auf <strong>die</strong> langjährige Erfahrung eines<br />
der führenden Lieferanten für Verbindungs- und Reparaturtechnik<br />
zurückgreifen. Bis ins Detail wurden in der Planungs-<br />
und Vorbereitungsphase <strong>die</strong> einzelnen Schritte optimiert.<br />
Dadurch gelang <strong>die</strong> Umsetzung des Vorhabens<br />
schnell, umfassend und zu erstaunlich geringen Kosten.<br />
Wird <strong>die</strong> Störreserve auch nur ein einziges Mal bei einem<br />
Schaden an einer wichtigen Hauptleitung genutzt, hat sie<br />
sich bereits bezahlt gemacht. Jede länger andauernde Versorgungsunterbrechung<br />
kostet in Summe mehr als <strong>die</strong> Anschaffung<br />
einer optimal zusammengestellten Störreserve.<br />
BilD 5: Zugfeste FRIAGRIP®-Kupplung (Quelle: FRIATEC AG)<br />
PRoDUKtAUSWAHL<br />
Die Produktauswahl (Bild 5) ist natürlich von den jeweiligen<br />
örtlichen Gegebenheiten abhängig und kann deutlich<br />
geringer, aber auch umfangreicher ausfallen. Weitere<br />
Randbedingungen wie Betriebsführungen, Kooperationen,<br />
gemeinsame Lagerhaltung oder Outsorcing des Lagers<br />
müssen in das Konzept einfließen.<br />
Die Störreserve der Stadtwerke Konstanz besteht aus:<br />
Zugfesten Rohrkupplungen (FRIAGRIP®),<br />
DN 65 – DN 400<br />
Flexiblen Rohrkupplungen (Wide-Range®);<br />
DN 500 – DN 600<br />
Edelstahl-Reparaturschellen (FRIACLAMP®),<br />
DN 40 – DN 200<br />
Reparaturkupplungen (STRAUB-OPEN-FLEX®),<br />
DN 400 – DN 600<br />
70 1-2 / 2011
Fazit<br />
Mit ihrer neuen Störreserve erfüllen <strong>die</strong> Stadtwerke Konstanz<br />
<strong>die</strong> Anforderungen des DVGW-Regelwerks im Hinblick auf <strong>die</strong><br />
möglichst störungsfreie Lieferung von <strong>Was</strong>ser und Gas in besonderem<br />
Maß. Durch <strong>die</strong> Auswahl geeigneter, zugelassener<br />
und alle technische Anforderungen erfüllender Produkte ist<br />
eine nachhaltige Versorgung gewährleistet. Die organisatorische<br />
Umsetzung ist dank der Unterstützung durch den Lieferanten<br />
bei Planung und Ausführung optimal gelungen.<br />
Literatur<br />
[1] Treiber, J.: Rohrschäden dauerhaft reparieren, Vortrag<br />
beim Raab Karcher Tiefbau-Forum in Neu-Ulm am<br />
28.01.2010<br />
[2] DVGW-<strong>Was</strong>ser-Information Nr. 67: DVGW-Schadenstatistik<br />
<strong>Was</strong>ser - Auswertungen für <strong>die</strong> Jahre 1997-1999, Bonn<br />
2002<br />
[3] DVGW-Arbeitsblatt W 400-3 „Technische Regeln<br />
<strong>Was</strong>serverteilungsanlagen (TRWV); Teil 3: Betrieb und<br />
Instandhaltung“ (2006-09)<br />
[4] FRIATEC AG: FRIAGRIP®-Information 002: Lagerung von<br />
FRIAGRIP®-Dichtungen, Mannheim 2005<br />
Autoren<br />
Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Jan Treiber<br />
FRIATEC AG, Mannheim<br />
Tel. +49 7551/301041<br />
E-Mail: jan.treiber@friatec.de<br />
Stand 2.OG-M-14<br />
Dipl.-Ing. (FH) Sebastian Daus<br />
Abteilungsleiter Gas/<strong>Was</strong>ser<br />
Stadtwerke Konstanz GmbH, Konstanz<br />
Tel. +49 7531 803-603<br />
E-Mail: s.daus@stadtwerke.konstanz.de<br />
Meinrad Keller<br />
Leiter Betriebsbüro Gas/<strong>Was</strong>ser<br />
Stadtwerke Konstanz GmbH, Konstanz<br />
E-Mail: m.keller@stadtwerke.konstanz.de<br />
1-2 / 2011 71
FachbEricht<br />
<strong>Was</strong>sErVErsorgung<br />
Effiziente und sichere Verbindung<br />
von PE-HD-Rohren<br />
Das neue schuBsicherungssYstem nOVO griP® iii<br />
Von Rüdiger Werner und timo teichmann<br />
zusammEnFassung: Basierend auf der Novo-Muffe wurde das bewährte längskraftschlüssige System Novo<br />
GRIP® II zur Verbindung von gusseisernen Formstücke und Armaturen in PE-HD Rohrleitungen weiterentwickelt.<br />
Mit den neuen Einzelsegmenten im Schubsicherungsring, <strong>die</strong> sich zugfest mit dem PE-HD Rohr verankern,<br />
erhält Novo GRIP® III einen optimalen Toleranzausgleich bei den Rohr- und Formstückmaßen und ermöglicht<br />
aufgrund entsprechender Festigkeitseigenschaften <strong>die</strong> steck- und schubgesicherte Montage einer Vielzahl an<br />
Rohrtypen, <strong>die</strong> in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind.<br />
Eine tragende Säule der sich ständig weiterentwickelnden<br />
Technologie bei Verbindungssystemen ist zweifelsohne <strong>die</strong><br />
flanschlose Verlegung. Hier hat sich in der Trinkwasserversorgung<br />
<strong>die</strong> Steckverbindung seit Jahrzehnten bewährt.<br />
Neben Gusseisen konnte seit geraumer Zeit der Werkstoff<br />
PE in der Trinkwasserversorgung etabliert werden und<br />
wurde in seiner Eigenschaft als Rohrwerkstoff und als Materialkombination<br />
in den letzten Jahren hinsichtlich Zeitstandverhalten<br />
und insbesondere auch gegen langsames<br />
und schnelles Risswachstum weiterentwickelt. Neue Anwendungsgebiete<br />
werden erschlossen sowie Normen und<br />
Richtlinien überprüft bzw. neu erarbeitet.<br />
WEItERENtWIcKLUNG EINER BEWäHRtEN<br />
tEcHNIK<br />
Novo GRIP® III ist <strong>die</strong> konsequente Weiterentwicklung des<br />
bewährten längskraftschlüssigen Systems Novo GRIP® II.<br />
Basierend auf der Novo-Muffe, welche <strong>die</strong> Dicht- und<br />
Haltefunktion durch ein Zwei-Kammersystem trennt, wird<br />
mit dem Schubsicherungssystem Novo GRIP III eine effiziente<br />
Verbindung von gusseisernen Formstücken und Armaturen<br />
in PE-HD-Rohrleitungen bis PFA 16 bar ermöglicht.<br />
Der wesentliche Unterschied zum bekannten System Novo<br />
GRIP II liegt in den einzelnen Segmenten des Schubsicherungsringes.<br />
Im Gegensatz zum bisherigen System, bei<br />
dem alle Segmente fest mit dem Ring verbunden sind, sind<br />
<strong>die</strong> Segmente, <strong>die</strong> sich zugfest mit dem PE-HD-Rohr verankern,<br />
bei Novo GRIP III Einzelelemente. Dadurch erhält<br />
das System einen optimalen Toleranzausgleich bei den<br />
Rohr- und Formstückmaßen.<br />
Ziel der Modifikation war unter anderem <strong>die</strong> Festigkeitseigenschaft<br />
der Segmente und das GRIP-Konzept so<br />
zu verändern, dass <strong>die</strong> steck- und schubgesicherte Montage<br />
möglichst vieler Rohrtypen, <strong>die</strong> in den letzten Jahren<br />
auf den Markt gekommen sind, sichergestellt werden<br />
TYTON®<br />
BilD 1: Novo-Muffe<br />
BilD 2: Neues GRIP-Konzept<br />
72 1-2 / 2011
kann. Das System ist auf das Rohrmaterial PE 100 RC zugeschnitten<br />
und garantiert eine hohe Auszugssicherheit.<br />
Eine Beschädigung des Rohres beim axialen Zusammenstecken<br />
von Rohr und Formstück/Armatur ist ausgeschlossen,<br />
da sich <strong>die</strong> Einzelsegmente flexibel an <strong>die</strong> Außenfläche<br />
des Rohres anpassen. Diese Gelenkwirkung<br />
sorgt bei höherem Innendruck für mehr Auszugssicherheit.<br />
Bei der Verlegung von Novo GRIP III wird in <strong>die</strong><br />
TYTON®-Kammer ein Spezial-Dichtring (Typ GKS) eingesetzt,<br />
der <strong>die</strong> unterschiedlichen Rohraußendurchmesser<br />
überbrückt. In <strong>die</strong> Novo-Vorkammer wird der Novo<br />
GRIP III-Ring eingelegt. Das Einsteckende wird angefast<br />
bzw. abgerundet und wie <strong>die</strong> Muffe gereinigt. Anschließend<br />
erfolgt <strong>die</strong> Montage der Stützhülse im PE-HD-Rohr<br />
bevor das Rohr mit handelsüblichen Verlegegeräten ohne<br />
Abwinkelung eingeschoben wird. Nach Fertigstellung der<br />
schubgesicherten Verbindung sind Abwinkelungen bis zu<br />
3° zulässig.<br />
Hohe Sicherheit<br />
Die Prüfungen für <strong>die</strong> Entwicklung des Novo GRIP III-Systems<br />
entsprechen den hohen Anforderungen der gültigen<br />
Normen und DVGW-Richtlinien:<br />
DIN EN 545 „Rohre, Formstücke, Zubehörteile aus<br />
duktilem Gusseisen und ihre Verbindungen für<br />
<strong>Was</strong>serleitungen“<br />
DVGW VP 600 „Werkstoffübergangsverbinder aus<br />
Metall für Rohre aus Polyethylen (PE 80, PE 100)<br />
sowie aus vernetztem Polyethylen (PE-Xa) für Gasund<br />
Trinkwasserleitungen; Anforderungen und<br />
Prüfungen“<br />
DVGW VP 609 „Klemm- und Steckverbinder aus<br />
Kunststoffen zum Verbinden von PE-Rohren in der<br />
<strong>Was</strong>serverteilung“<br />
DIN 8076-1 „Druckrohrleitungen aus thermoplastischen<br />
Kunststoffen – Klemmverbinder aus Metall für<br />
Rohre aus PE“<br />
DIN 8074 / 8075 „Rohre aus Polyethylen (PE)<br />
– Maße / Allgemeine Güteanforderungen, Prüfung“<br />
DIN EN 12201 „Kunststoff-Rohrleitungssysteme für<br />
<strong>die</strong> <strong>Was</strong>serversorgung – Polyethylen (PE)“<br />
Dem Anwender soll ein auf Dauer sicheres Verbindungssystem<br />
zur Verfügung stehen. Rohre verschiedenster Typen<br />
und Qualitäten von vielen namhaften Herstellern, wie<br />
z. B. Egeplast, Eupen, Frank, Gerodur, Rehau, Uponor oder<br />
Wavin, sind im hauseigenen Prüfstand erfolgreich getestet<br />
worden. Zusätzlich werden Prüfprogramme aufgelegt,<br />
um den aktuellen Stand von anderen Qualitäten bzw. neuen<br />
Rohrtypen sicherzustellen.<br />
Der positive hydrostatische Innendruck für <strong>die</strong> Funktionsfähigkeit<br />
von Verbindungen wurde nach EN 545 mit<br />
größtem Ringraum durchgeführt. Der Test erfolgte achs-<br />
Bild 3: Druckprobe unter Biegebelastung<br />
Bild 4: Bestimmung der Längskraftschlüssigkeit / Zugversuch<br />
gleich, mit Scherlast und Auswinkelung. Für einen Bauteilbetriebsdruck<br />
PFA 16 bar beträgt dabei der angewandte<br />
Bauteilprüfdruck PEA = 29 bar (1,5 PFA+5 bar) für <strong>die</strong><br />
Dauer von zwei Stunden, ohne dass eine sichtbare Undichtheit<br />
festgestellt werden konnte.<br />
Zusätzlich wurden <strong>die</strong> Druckprüfungen auch unter<br />
Biegebelastung erfolgreich durchgeführt. Dabei wird der<br />
Klemmverbinder in Rohren befestigt auf zwei Stützen in<br />
einem festgelegten Abstand (a) gelegt und mit einer Radialkraft<br />
beaufschlagt, damit eine festgelegte Durchbiegung<br />
h=(r+d)-√((r+d)²-a²/4) entsteht (nach VP 600). Direkt<br />
im Anschluss erfolgt <strong>die</strong> Druckbeaufschlagung. Hier-<br />
1-2 / 2011 73
FachbEricht<br />
<strong>Was</strong>sErVErsorgung<br />
KomPLEttES PRoGRAmm<br />
Die Novo-Muffentechnologie ist bei Düker in einem<br />
kompletten Formstück- und Armaturenprogramm sowie<br />
bei vielen Sonderformstücken seit Jahren umgesetzt<br />
und hat sich am Markt etabliert. Dazu bietet Düker<br />
eine Vielzahl von Anschlussvarianten für (fast) alle<br />
Möglichkeiten. Novo ist also eine universell einsetzbare<br />
Muffengeometrie für unterschiedliche Rohrwerkstoffe<br />
und Anforderungen. Die Typenvielfalt der Formstücke<br />
und Armaturen reduziert sich dadurch auf ein Mindestmaß.<br />
Je nach Einsatzgebiet, kann das für den bestimmten<br />
Zweck abgestimmte Schubsicherungssystem eingesetzt<br />
werden:<br />
SMU oder DÜKER SPEZIAL für <strong>die</strong> sichere Verbindung<br />
von Graugussrohren mit modernen Rohrwerkstoffen<br />
und für Reparaturarbeiten<br />
TYTON SIT PLUS®, deren Vorteil in der einfachen<br />
Handhabung durch <strong>die</strong> Vereinigung von Dicht- und<br />
Haltefunktion in einem einzigen Ring liegt, für<br />
Verbindungen von Gussleitungen bis zu einer Nennmit<br />
wird der Nachweis erbracht, dass <strong>die</strong> Verbindung mindestens<br />
einer Biegebeanspruchung entsprechend ihrer<br />
Nennweite standhält.<br />
Die Längskraftschlüssigkeit nach VP 600 ist entsprechend<br />
der Formel F= σa(d-s)πs geprüft worden. Wobei<br />
σa <strong>die</strong> zu erreichende Prüfspannung von 7,5 N/mm² für<br />
PE-Rohre nach entsprechender Norm ist. Bei unserem<br />
Beispielrohr d = 225 mm ergab sich so eine theoretische<br />
Prüfkraft von 99 kN. Tatsächlich ist im praktischen Zugversuch<br />
eine Auszugskraft von ca. 160 kN erreicht worden.<br />
Auch bei den anderen Nennweiten erreichen wir bei<br />
SDR 11 Wandklassen mindestens eine ca. 1,6-fach höhere<br />
Auszugskraft als <strong>die</strong> erforderliche.<br />
Ein weiterer wichtiger Test ist <strong>die</strong> Zeitstand-Innendruckfestigkeit.<br />
Hier wurde bei erhöhter Temperatur bis<br />
80 °C, für 1.000 Stunden und einem Prüfdruck von<br />
10 bar, der Nachweis der Verbindungsprüfung erbracht.<br />
EINSPARUNG VoN ZEIt, KoStEN UND<br />
mAtERIAL<br />
Der Verleger kann mit <strong>die</strong>ser Verbindung wetterunabhängig,<br />
platzsparend und stromlos sehr variabel auf jede Baustellensituation<br />
reagieren. Es sind keine Spezialwerkzeuge<br />
notwendig und eine leichtgängige Montage ist sichergestellt.<br />
Außerdem benötigen <strong>die</strong> Monteure keine Spezialausbildung.<br />
Baustellenbedingte Witterungseinflüsse wie<br />
Schnee, Regen oder nachlaufendes <strong>Was</strong>ser verhindern<br />
den Baufortschritt nicht.<br />
Bedingt durch kürzere Verlegezeiten, der Einsparung<br />
von Aufwand und Material sowie durch <strong>die</strong> Reduzierung<br />
der Lagerhaltung von Sonderformstücken und Armaturen,<br />
werden mit den Steckverbindungen von Düker verglichen<br />
mit dem Flanschsystem Zeit, Kosten und Material<br />
gespart, ohne das Ziel einer betriebssicheren Rohrverbindung<br />
zu gefährden. Passende Schubsicherungssysteme<br />
sorgen dafür, dass <strong>die</strong> Verbindungen in den verschiedenen<br />
Einsatzgebieten optimal schubgesichert sind und<br />
trotzdem beweglich bleiben. Sollte dennoch etwas verändert<br />
werden müssen, so ist <strong>die</strong> Verbindung auch jederzeit<br />
demontierbar.<br />
Die Bauzeit mit Düker-Steckverbindungen wird durch<br />
den Wegfall aufwändiger Betonwiderlager deutlich verkürzt<br />
und <strong>die</strong> Druckprobe kann sofort nach der Verlegung<br />
erfolgen.<br />
Sowohl das Material als auch <strong>die</strong> Verbindung halten<br />
hohen inneren und äußeren Drücken stand. Dies gilt auch<br />
für Längsverschiebungen, <strong>die</strong> durch Bodenbewegungen<br />
und Verkehrsbelastungen auftreten. Die schubgesicherten<br />
Verbindungen folgen Bodenbewegungen, ohne Biegemomente<br />
auf <strong>die</strong> nachfolgenden Rohrteile oder Formstücke<br />
zu übertragen.<br />
BilD 5: Beispiel für<br />
Anschluss varianten des<br />
Novo GRIP ® III-Systems<br />
74 1-2 / 2011
weite von DN 600 und einem Nenndruck bis zu<br />
32 bar<br />
Novo SIT® für <strong>die</strong> Verlegung von metallischen<br />
Rohrwerkstoffen mit großen Nennweiten und hohen<br />
Nenndrücken<br />
Novo GRIP® III für <strong>die</strong> Verbindung mit PE-HD-Rohrleitungen<br />
(zurzeit gibt es <strong>die</strong> Novo GRIP III-Verbindung<br />
für <strong>die</strong> in Tabelle 1 aufgezeigten Nennweiten<br />
mit Nenndrücken bis 16 bar)<br />
Tabelle 1:<br />
DN/OD<br />
in mm<br />
Betriebsdruck PFA<br />
in bar (bei SDR 11)<br />
Anzahl der Kunststoffsegmente<br />
DN/OD 90 16 1) 18<br />
DN/OD 110 16 1) 22<br />
DN/OD 160 16 1) 30<br />
DN/OD 225 16 1) 44<br />
1)<br />
bei SDR 17 gilt 10 bar<br />
Autoren<br />
Rüdiger Werner<br />
Düker GmbH & Co. KGaA, Laufach<br />
Tel. +49 6093/87-120<br />
E-Mail: ruw@dueker.de<br />
Stand 1.HA-H-34<br />
Timo Teichmann<br />
Düker GmbH & Co. KGaA, Laufach<br />
Tel. +49 6093/87-<br />
E-Mail: tit@dueker.de<br />
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Fachbericht<br />
<strong>Was</strong>serversorgung<br />
Sichere und effiziente<br />
Dichtungslösungen<br />
Die Entwicklung der Gummipressdichtung hin zur<br />
universellen Individuallösung<br />
Von Michael Seibold und Ralf Kurz<br />
Zusammenfassung: Seit Jahrzehnten liefert Hauff-Technik Kabeldurchführungen für den Energieversorgungsbereich,<br />
für Umspannwerke und Trafostationen. Die Mehrspartenhauseinführung, der moderne<br />
Hausanschluss für alle Me<strong>die</strong>nleitungen, zählt in ihrem Bereich zur Standardlösung. Diese Produkte sind in<br />
der Branche gesetzt und bekannt. Weniger bekannt ist jedoch, dass der Erfinder der Kabeldurchführung<br />
schon fast ebenso lang mit der Herstellung von Dichtungen zur nachträglichen Abdichtung bereits<br />
installierter Kabel und Rohre Pionierarbeit leistet. Ein Beispiel hierfür ist der in <strong>die</strong>sem Beitrag vorgestellte<br />
neue Supersegmentring.<br />
Ringraumdichtung allgemein<br />
Der gesamte Produktionsprozess der Ringraumdichtungen<br />
wurde im Laufe der letzten Jahre bei Hauff-<br />
Technik so optimiert, dass der Kunde jede individuell<br />
gewünschte Dichtung, mit beliebiger Anzahl an Kabeln<br />
und Kabeldurchmessern in den unterschiedlichsten<br />
Kernbohrgrößen oder einer speziell vorgegebenen Lage<br />
des Rohres oder der Kabel, deutschlandweit innerhalb<br />
von 24 Stunden in den Händen halten kann. Wichtige<br />
Elemente der durchgängigen Prozesskette sind<br />
ausgefeilte Modellierungen zur Belegungsoptimierung,<br />
sowie leistungsfähige CNC-<strong>Was</strong>serstrahl- und<br />
Laserstrahl-basierte Trennverfahren. Diese individuellen<br />
Dichtungstypen werden spezifisch der Abdichtaufgabe<br />
des Kunden angepasst und jährlich tausendfach<br />
eingebaut.<br />
Trotz der Flexibilität und Passgenauigkeit <strong>die</strong>ser<br />
Dichtungen und der Produktionsexzellenz gab es Situationen,<br />
<strong>die</strong> es erforderlich machten über ein neues<br />
Dichtungskonzept nachzudenken, das eine individuelle<br />
Anfertigung ergänzen sollte. Dabei fungierten Kunden<br />
in europäischen Nachbarländern als Innovationstreiber.<br />
Die Lieferung bis zur deutschen Grenze erfolgt<br />
ohne Probleme innerhalb von 24 Stunden, jedoch kann<br />
sich <strong>die</strong> Lieferzeit von dort bis zum Endkunden bei Einschaltung<br />
multipler Logistikpartner länderspezifisch<br />
auf mehrere Tage, oft bis zu einer Woche ausdehnen.<br />
Gerade aber bei Abdichtlösungen, <strong>die</strong> gegen <strong>Was</strong>sereinbruch<br />
in Gebäude <strong>die</strong>nen, sind solche Lieferzeiten<br />
oft nicht akzeptabel, da auf Baustellen Situationen entstehen<br />
können, bei denen schon wenige Stunden entscheidend<br />
sind.<br />
Entwicklung der<br />
Segmentring-Technik<br />
Diese Anforderung war Anlass eine Dichtung zu entwickeln,<br />
<strong>die</strong> das Problem einer ständigen Verfügbarkeit der<br />
passenden Dichtung vor Ort lösen konnte. Die Zielsetzung<br />
konnte klar definiert werden: Es war eine Dichtung<br />
zu entwickeln, <strong>die</strong> für bereits verlegte Kabel oder Rohre<br />
in Kernbohrungen flexibel anwendbar ist, so dass Kunden<br />
auf der Baustelle viel schneller als bisher anstehende Abdichtungsaufgaben<br />
lösen können. Die Entwicklung <strong>die</strong>ser<br />
neuen Dichtungstechnik begann im Jahr 2005 und konnte<br />
bereits im darauffolgenden Jahr als Segmentringtechnik<br />
erfolgreich zum Patent angemeldet werden.<br />
Die Segmentringtechnik ermöglichte es erstmals,<br />
<strong>die</strong> Dichtung vor Ort an bereits verlegte Kabeldurchmesser<br />
und Kabelanzahl sowie an Rohrdurchmesser anzupassen.<br />
Ein spezielles Herstellungsverfahren versieht<br />
hierbei <strong>die</strong> Dichtungen mittels eines eigens entwickelten<br />
CNC-gesteuerten Verfahrens mit sogenannten<br />
Segmentringen. Die Segmentringe verfügen über eine<br />
umlaufende Dicke von ca. 2 mm und können beim Einbau<br />
der Dichtung unter Berücksichtigung des benötigten<br />
Kabel- oder Rohrdurchmessers durch Austrennen<br />
aus der Dichtung entfernt werden. Dadurch entsteht<br />
ein Toleranzbereich für <strong>die</strong> durchzuführende Me<strong>die</strong>nleitung<br />
von 4 mm.<br />
Das Austrennen eines einzelnen Segmentringes ermöglicht<br />
dem Anwender somit <strong>die</strong> Abdichtung eines Kabels<br />
oder Rohres in dem jeweiligen Toleranzbereich. Dieses<br />
aufwandfreie Anpassen der Dichtung auf den notwendigen<br />
Durchmesser ermöglicht eine einfache und flexible<br />
Handhabung durch den Monteur vor Ort.<br />
1-2 / 2011 77
Fachbericht<br />
<strong>Was</strong>serversorgung<br />
Damit <strong>die</strong> Dichtung auch nachträglich verbaut werden<br />
kann, muss sie in geteilter Variante vorliegen, <strong>die</strong>s wird in<br />
einem weiteren Arbeitsschritt erreicht, bei dem ein spanloser<br />
Teilungsschnitt durch <strong>die</strong> Dichtung gezogen wird.<br />
Das nun vorliegende Ergebnis ist eine komplett geteilte<br />
Dichtung für mehrere Kabel, <strong>die</strong> aber durch das spezielle<br />
Herstellungsverfahren nicht „auseinanderfallen“ kann. Gerade<br />
<strong>die</strong>sen „Zusammenhalt“ schätzen Monteure bei der<br />
Installation von Dichtungen besonders.<br />
Bei der Festlegung der zu fertigenden Produktgrößen<br />
und Produktdetails wurde das Kunden-Kaufverhalten<br />
zugrunde gelegt, wodurch <strong>die</strong> gängigsten Kabelbelegungen<br />
und Kernbohrungsgrößen definiert werden<br />
konnten. Das Ergebnis <strong>die</strong>ser Auswertung machte deutlich,<br />
dass es sich bei einem Großteil der Nachfragen um<br />
wiederkehrende Kombinationen in bestimmten Wandeinführungsgrößen<br />
handelt. Mittlerweile gibt es 12<br />
Standardgrößen für ein bis neun Kabel mit den Außendurchmessern<br />
6-54 mm <strong>die</strong>ses neuen Dichtungstyps.<br />
Durch <strong>die</strong>se standardisierten Dichtungen in Segmentringtechnik<br />
ist es möglich, bei einem Kernbohrungsbereich<br />
von 100 bis 200 mm rund 80 % der vorkommenden<br />
Kabelbelegungen abzudecken.<br />
Ein weiteres Plus <strong>die</strong>ses Herstellungsverfahrens bleibt<br />
weiterhin ein hohes Maß an Individualität. Kunden, <strong>die</strong><br />
spezielle Abdichtungsgrößen mit immer wiederkehrenden<br />
Kabelbelegungen benötigen, können durch <strong>die</strong> Möglichkeit<br />
der Ausrüstung der benötigten Größen mit kundenspezifischen<br />
Segmentringen profitieren.<br />
Dass <strong>die</strong>se Segmentringtechnik tadellos funktioniert,<br />
belegt <strong>die</strong> bestandene Prüfung am VDE-Prüfinstitut<br />
in Offenbach, bei der <strong>die</strong>se Dichtungstechnik einer<br />
IP 68K-Prüfung sowie einem 2,5 bar-Drucktest<br />
problemlos standhielt.<br />
Supersegmentring (SSG)-Technik<br />
Trotz des hohen Automatisierungsgrades der Fertigung<br />
der Dichtungen mit Segmentringtechnik war <strong>die</strong> Herstellungszeit<br />
noch nicht zufriedenstellend. Insbesondere<br />
<strong>die</strong> Herstellung der Segmentringe sowie <strong>die</strong> Teilung<br />
der Dichtungen nahmen zu viel Zeit in Anspruch. Das<br />
von den Mitarbeitern erkannte Verbesserungspotenzial<br />
initiierte weitere Optimierungen sowohl bei der Herstellung<br />
als auch beim Produkt selber.<br />
Es sollte eine Lösung gefunden werden, <strong>die</strong> es ermöglicht,<br />
<strong>die</strong> Segmentringe bereits bei der Herstellung<br />
des Dichtungselastomers mit zu produzieren. Unter Anwendung<br />
verschiedenster kreativer Methoden wie Pathfinding<br />
oder Shadowing entstand eine einfache aber geniale<br />
Idee: Die Dichtung muss wie ein Sandwich aus zwei<br />
Hälften hergestellt werden. Beide Hälften verfügen da-<br />
Bild 1: Ringraumabdichtungslösungen in<br />
Supersegmentringtechnik<br />
Bild 2: Einbaubeispiel einer<br />
Supersegmentringdichtung<br />
78 1-2 / 2011
ei bereits über angespritzte Segmentringe in großzügigen<br />
und herstellbaren Abständen. Beim Zusammenstecken<br />
der beiden kammartigen Hälften erhält man eine<br />
Dichtung mit fein abgestuften Supersegmentringen, <strong>die</strong><br />
ein manuelles Schneiden der Segmentringe erübrigt.<br />
Im Jahr 2008 wurde <strong>die</strong>se Idee zum Patent angemeldet,<br />
Anfang 2011 wurde das Patent erteilt. Die nun<br />
mit plastischer Formgebung in-situ hergestellten Supersegmentringe<br />
sind durch einen speziellen Werkzeugaufbau<br />
mit dem zugeordneten Bereich der möglichen<br />
Kabel- und Rohrdurchmesser beschriftet. Die jeweiligen<br />
Toleranzbereiche sind gut leserlich eingeprägt.<br />
Es wurde zudem eine Möglichkeit gefunden, den Teilungsschnitt<br />
bereits bei der Vulkanisation des Materials<br />
automatisch zu erzeugen. Der Automatisierungsgrad<br />
bei der Produktion <strong>die</strong>ser Dichtungen konnte so deutlich<br />
erhöht werden.<br />
Ein Wiedererkennungszeichen <strong>die</strong>ser Dichtungstechnik<br />
ist das wechselseitige Ausklappen der Segmentringe<br />
aus den Dichtungen, das sogenannte „Flip Flap“-Prinzip.<br />
Anwendungsfälle SSG-Technik<br />
Mit der Supersegmentringtechnik können verschiedenste<br />
Anwendungsgebiete be<strong>die</strong>nt werden. Neben der<br />
klassischen Versorgung mit Strom, Gas, <strong>Was</strong>ser und Telekommunikation<br />
benötigt jedes Haus eine Abwasserleitung.<br />
Immer häufiger werden jedoch auch Anschlüsse<br />
für <strong>die</strong> Regenwassernutzung und für Erdwärme benötigt,<br />
<strong>die</strong> ebenfalls abzudichten sind. Grundsätzlich<br />
können zwei Bereich unterschieden werden:<br />
Abwasserleitungen: Abwasserrohre, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong><br />
Kellerwand geführt werden, müssen zuverlässig abgedichtet<br />
werden können. Hierzu wurde eine universelle<br />
Ringraumdichtung entwickelt, <strong>die</strong> entweder bereits<br />
während der Bauphase oder zu einem späteren<br />
Zeitpunkt nachträglich das Abwasserrohr entsprechend<br />
abdichtet. Die Montage kann direkt in der<br />
Kernbohrung oder in einem Futterrohr erfolgen. Ein<br />
mitgelieferter Verschlussdeckel, der eine Abdichtung<br />
während der Bauphase sicherstellt, wird beim Verlegen<br />
des Rohres einfach entfernt. Die universelle Abpassung<br />
auf <strong>die</strong> Standardrohrdurchmesser von 110,<br />
125 sowie 160 mm erfolgt direkt über das Entfernen<br />
der jeweiligen Segmentringe.<br />
Me<strong>die</strong>nrohre: Ähnlich verhält es sich mit Me<strong>die</strong>nrohren,<br />
wie z. B. Stromleitungen oder Trinkwasserrohren.<br />
Ganz gleich, ob <strong>die</strong>se in einem Futterrohr oder direkt<br />
in einer Kernbohrung eingesetzt werden sollen. Hierzu<br />
wurde eine Ringraumdichtung entwickelt, <strong>die</strong> Kabel und<br />
Rohre von 18 bis 65 mm über zehn Segmentringe stufenlos<br />
abdichtet und mithilfe des integrierten Blindstopfens<br />
auch Reserveöffnungen druckdicht verschließt.<br />
Zwar konnte auch bisher in der bereits beschriebenen<br />
Zwiebeltechnik, dem Vorgänger der Su-<br />
Bild 3:<br />
Geteilte<br />
Ringraumdichtung<br />
inkl.<br />
Blindverschluss<br />
Bild 4:<br />
Beschriftete<br />
Segmente<br />
Bild 5:<br />
Edelstahl<br />
Bild 6:<br />
U-Profil<br />
1-2 / 2011 79
FachbEricht<br />
<strong>Was</strong>sErVErsorgung<br />
Zwei grössen reichen – Die neuen Dichtungen<br />
ersetzen bis zu 16 verschiedene herkömmliche Dichtungen<br />
stahlhart gegen rOst – U-Profil aus Edelstahl<br />
für lange Lebensdauer<br />
mehr sPielraum im lager – Es reichen<br />
zwei Dichtungsgrößen<br />
einfach unD sicher – Teilbare Dichtung für<br />
nachträglichen Einbau<br />
nie mehr falsch messen – Beschriftete<br />
Segmente für maßgenaue Abdichtung<br />
falsches DrehmOment? – Dank der integrierten<br />
Drehmomentanzeige keine Fehlerquelle mehr<br />
in fOrm BleiBen – Formstabilität und Funktionstüchtigkeit<br />
durch U-Profil aus Edelstahl<br />
fit fÜr Die <strong>Zukunft</strong> – Mit Blindstopfen und -deckel<br />
sind Wanddurchführungen auch ohne Kabel und Rohre dicht<br />
80 1-2 / 2011
persegmentringtechnik, eine universelle und fachgerechte<br />
Lösung für den Anwender angeboten werden.<br />
Jedoch war das Herausnehmen nicht benötigter Anpassungsschalen<br />
bei großer Toleranzüberbrückung von<br />
18 bis 65 mm bei einem Außendurchmesser von<br />
100 mm mit hohem Kraftaufwand verbunden und geriet<br />
oftmals zu einem Geduldspiel.<br />
Besonderheiten der SSG-Technik<br />
Drei entscheidende Vorteile gilt es hier besonders hervorzuheben:<br />
Die Ringraumdichtungen werden im Durchmesserbereich<br />
DN 100 bereits geteilt ausgeliefert; <strong>die</strong> restlichen<br />
Größen sind nachträglich teilbar. Dies ermöglicht ein<br />
Abdichten auch von bereits verlegten Kabeln und Rohren.<br />
Das Entfernen der einzelnen Segmente ist durch<br />
<strong>die</strong> geteilte Auslieferung wesentlich erleichtert.<br />
Die einzelnen Segmente sind alle untereinander mit<br />
einem dünnen Membranhäutchen verbunden; dadurch<br />
wird <strong>die</strong> Montage um ein Vielfaches vereinfacht,<br />
da es keine losen Teile gibt, <strong>die</strong> während der<br />
Montage herunterfallen können. Dank des integrierten<br />
Blindverschlusses kann eine Öffnung bis zur späteren<br />
Belegung druckdicht verschlossen werden.<br />
Durch <strong>die</strong> neue Teilbarkeit konnte ein weiteres Alleinstellungsmerkmal<br />
eingearbeitet werden: Jedes einzelne<br />
Segment ist mit dem exakten Durchmesserbereich<br />
beschriftet, der für ein sauberes und zuverlässiges<br />
Abdichten der Kabel bzw. Rohre sorgt.<br />
Bewährtes bleibt erhalten<br />
U-Profile bieten maximale Stabilität bei minimalen Materialeinsatz.<br />
Während des Anziehens der Schrauben werden<br />
<strong>die</strong> Press-Segmente gegen das EPDM-Elastomer gepresst,<br />
der wiederum radial gegen <strong>die</strong> Kernbohrung bzw.<br />
das Futterrohr und das abzudichtende Kabel bzw. Rohr<br />
austritt. Mit der integrierten Drehmomentkontrolle ist<br />
fühlbar prüfbar, ob <strong>die</strong> Öffnung dicht verschlossen ist.<br />
Zusammen mit dem rostfreien Edelstahl, den robusten<br />
Gummiteilen mit einer Dichtbreite von 40 mm bleibt<br />
<strong>die</strong> Ringraumabdichtung bis zu einem Druck von 1 bar<br />
sicher dicht und garantiert darüber hinaus eine lange<br />
Lebensdauer. In metallischen Prüfzylindern unter Laborbedingungen<br />
konnte sogar <strong>die</strong> Dichtigkeit bis zu<br />
10 bar nachgewiesen werden. Diese Eigenschaften<br />
wurden vom Materialprüfungsamt Nordrhein-Westfalen<br />
bestätigt: in einem Prüfbehälter erfolgte <strong>die</strong> innere<br />
Abdichtung der Rohrdurchführung (hier in einem Futterrohr)<br />
gegenüber drückendem <strong>Was</strong>ser mit einem<br />
Dichteinsatz mit Segmentringen. Während der gesamten<br />
Versuchsdauer von sieben Tagen konnten keinerlei<br />
Undichtigkeiten festgestellt werden.<br />
Zusammenfassung<br />
Kunden sind oft <strong>die</strong> Innovationstreiber, <strong>die</strong> in frühen Phasen<br />
eines Entwicklungsprozesses nach dem Modell der<br />
„Open Innovation“ eingebunden werden, so auch bei der<br />
Entwicklung der vorgestellten neuen Technik. Nach dem<br />
Prinzip „Design follows Function“ wurde <strong>die</strong> Ringraumdichtungstechnik<br />
mit der Supersegmentringtechnik hinsichtlich<br />
des Anwendernutzens deutlich verbessert. Das<br />
für <strong>die</strong>se Technik kennzeichnende „Flip-Flap Flower“-<br />
Wirkprinzip, das für <strong>die</strong> einzelnen gegeneinander ausklappbaren<br />
Segmente steht, bietet Vorteile bei der Anwendersicherheit<br />
durch beschriftete Segmente oder integrierte<br />
Drehmomentkontrolle, bei der nachträglichen<br />
Einsetzbarkeit sowie der kosten- und platzsparenden Lagerhaltung.<br />
Visuell auf den Punkt gebracht, werden <strong>die</strong>se<br />
Vorteile von der kleinen „Horrotensie“ (Bild 7).<br />
Autoren<br />
Dr. Michael Seibold<br />
Hauff-Technik GmbH & Co.KG,<br />
Herbrechtingen, Tel. +49 7324 9600-0<br />
E-Mail: michael.seibold@hauff-technik.de<br />
Ralf Kurz<br />
Hauff-Technik GmbH & Co.KG,<br />
Herbrechtingen, Tel. +49 7324 9600-0<br />
E-Mail: ralf.kurz@hauff-technik.de<br />
Stand 2.HA-20<br />
1-2 / 2011 81
Projekt kurz beleuchtet<br />
<strong>Was</strong>serversorgung<br />
Premiere für Soundprint® SmartBall in Deutschland<br />
Leckortung mit intelligenter Kugel<br />
Im bayerischen Naturpark Altmühltal wurde erstmals der SmartBall, ein Gerät zur Detektion von Leckagen und<br />
Luftpolstern, in einer Trinkwassertransportleitung aus Spannbeton erfolgreich eingesetzt.<br />
Bild 1: Der intelligente Kern des SmartBall (Foto: Felix)<br />
Ein 22 km langes<br />
Inspektionsprogramm<br />
In Graisbach/Marxheim in der Nähe von Donauwörth war<br />
eine Trinkwasserversorgungsleitung zu untersuchen; Auftraggeber<br />
war der WFW, der Zweckverband <strong>Was</strong>serversorgung<br />
Fränkischer Wirtschaftsraum. Vom Hochbehälter<br />
Graisbach, der mit Grundwasser aus dem Donau-Lech-<br />
Raum gespeist wird, führt eine Leitung aus Spannbeton<br />
und Stahl Trinkwasser über eine Distanz von 100 km in<br />
Richtung Nürnberg. Bei einem einzelnen Einsatz musste<br />
ein 22 km langer Abschnitt der Versorgungsleitung auf<br />
Leckagen und Luftpolster untersucht werden.<br />
Die Schwierigkeit lag in der Untersuchung der Spannbeton-Rohrleitungen,<br />
<strong>die</strong> mit 1.200 und 1.400 mm<br />
Durchmesser relativ groß sind und einen entsprechend<br />
hohen nominalen Druck von 18 bar haben. Der große<br />
Durchmesser erlaubte keine Lecksuche mittels akustischer<br />
Korrelation. Die zeitweise Stilllegung der wichtigen<br />
Trinkwasserleitung schied ebenfalls aus. Verlustmengenmessung<br />
und Druckprüfung geben keine Hinweise, wo<br />
sich ein Leck befindet.<br />
Bild 2: Mit Hilfe einer speziellen<br />
Vorrichtung kann der SmartBall<br />
leicht in <strong>die</strong> Leitung eingebracht<br />
werden (Foto: Felix)<br />
Bild 3: Einführung des SmartBalls<br />
in <strong>die</strong> Leitung über ein Entlüftungsventil<br />
im Hochbehälter (Foto: Felix)<br />
Ersteinsatz des SmartBalls<br />
Tim Krüger, Businessline Manager Water Facilities Integrity<br />
Management, gab dem SmartBall eine Chance: Die<br />
Neuentwicklung der kanadischen Firma Pure Technologies<br />
schwimmt mit der Strömung und benötigt keine Kabelverbindung<br />
für <strong>die</strong> Stromversorgung und den Datentransfer.<br />
Geschützt in einem Schaumstoffball birgt der nur<br />
knapp 6,5 cm große Aluminiumkern des SmartBall Hydrophon,<br />
3D-Beschleunigungssensoren, Mikroprozessor<br />
und SD-Speicherkarte. Seine Einsatzdauer beträgt bis zu<br />
15 Stunden und <strong>die</strong> mögliche Streckenlänge bis zu 35 km<br />
bei einer Fließgeschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde.<br />
Durch seine geringe Größe von 18 cm Durchmesser<br />
kann der SmartBall auch durch Ventile der Nennweite<br />
DN 100/150 problemlos in <strong>die</strong> Leitung eingeschleust<br />
werden.<br />
Der SmartBall erkennt <strong>die</strong> akustischen Signale, <strong>die</strong><br />
Lecks und Luftpolster im normalen <strong>Was</strong>serfluss verursachen<br />
und eignet sich damit zur Prüfung von wasserführenden<br />
Rohrleitungen im laufenden Betrieb, etwa von<br />
<strong>Was</strong>ser- oder Abwasserleitungen, Druckleitungen, Lei-<br />
82 1-2 / 2011
tungen zur <strong>Was</strong>serrückgewinnung oder Brauchwasserleitungen.<br />
Der dreitägige Einsatz an der Donau umfasste <strong>die</strong> Vorbereitung,<br />
<strong>die</strong> Prüfung und <strong>die</strong> Auswertung. Das Applus<br />
RTD-Team positionierte zunächst passive akustische Sensoren<br />
im Abstand von jeweils etwa einem Kilometer an<br />
den Entlüftungsventilen auf der Rohrleitung. Diese empfangen<br />
das spezielle Chirp-Signal, das der SmartBall alle<br />
drei Sekunden sendet. Dann wurde der SmartBall am<br />
Auslauf des Hochbehälters über ein Entlüftungsventil in<br />
<strong>die</strong> Leitung gedrückt. Seine Prüfstrecke von 22 km legte<br />
er in 7,5 Stunden zurück. Dabei musste er mehrere Anstiege<br />
und Gefälle mit bis zu 100 m Höhenunterschied<br />
überwinden und erreichte eine Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
von 0,8 Meter pro Sekunde. Am Entlüftungsventil<br />
kurz vor der Altmühl landete der SmartBall im dazu<br />
eingehängten Netz und wurde wieder ans Tageslicht geholt.<br />
Auswertung und Fazit<br />
Sofort begann man mit der Auswertung der aufgezeichneten<br />
akustischen Signale und Bewegungsdaten der Beschleunigungssensoren<br />
sowie des Magnetometers. Drei<br />
akustische Anomalien ließen auf Lecks schließen; Luftpolster<br />
waren offensichtlich nicht vorhanden. Tatsächlich<br />
waren zwei der winzigen Lecks von der WFW zu Testzwecken<br />
an Entleerungsventilen der Leitung selbst eingerichtet<br />
worden, das dritte Leck jedoch war eine echte „Neuentdeckung“:<br />
Applus RTD hatte es mit Hilfe des Smart-<br />
Ball auf einen Meter genau lokalisiert.<br />
„Wir waren beeindruckt von der Zuverlässigkeit und<br />
Genauigkeit der SmartBall-Messung“ berichtet Thomas<br />
Pohl, Asset- und Strategiemanager beim Zweckverband<br />
WFW. „Besonders, nachdem wir das von Applus RTD detektierte<br />
unbekannte Leck in Form einer undichten Muffenverbindung<br />
DN 1400 in der Baugrube erkennen konn-<br />
Bild 4: Mit dem SmartBall auf einen Meter genau detektierte<br />
undichte Muffenverbindung (Foto: Thomas Pohl)<br />
ten. Die Messergebnisse stärken deutlich unsere Wissensbasis<br />
für <strong>die</strong> strategische Instandhaltungs- und Erneuerungsplanung<br />
für unsere Spannbeton-Fernleitung“.<br />
Kontakt<br />
Applus RTD Deutschland Inspektionsgesellschaft mbH,<br />
Bochum, Tel. 0151 16780-587, E-Mail: tim.krueger@<br />
applusrtd.com, www.ApplusRTD.com<br />
Stand 1.OG-M-03<br />
WFW Zweckverband <strong>Was</strong>serversorgung, Fränkischer<br />
Wirtschaftsraum, Nürnberg, Tel. 0911 80265-825,<br />
E-Mail: thomas.pohl@n-ergie.de<br />
Weltweit beste Verbindungen<br />
www.normagroup.com<br />
Die NORMA Group bewegt sich in den Spitzenregionen des weltweiten<br />
Marktes für Verbindungs- und Befestigungstechnologien. Dank der<br />
vielfältigen Erfahrung ihrer internationalen Gesellschaften hat sich <strong>die</strong><br />
Unternehmensgruppe als anerkannter Spezialist, Problemlöser und innovativer<br />
Entwicklungspartner etabliert. Die Vielzahl unserer qualitativ<br />
hochwertigen Produkte ermöglicht nahezu jede denkbare Verbindung<br />
mediumführender Leitungen und Rohre. Schließlich wissen wir, dass der<br />
Erfolg des Ganzen an jede einzelne Verbindung gekoppelt ist.<br />
1-2 / 2011 83
Projekt kurz beleuchtet<br />
<strong>Was</strong>serversorgung<br />
<strong>Was</strong>serverband Lausitz errichtet 560 Kubikmeter fassenden<br />
Speicher aus GFK<br />
Trinkwasserspeicher in<br />
Modulbauweise<br />
Von allen Einsatzbereichen, in denen GFK-Rohre großer Nennweite des Systems FLOWTITE Anwendung finden, entwickelt<br />
sich der Bau von Trinkwasserspeichern besonders dynamisch. Das verwundert kaum angesichts der technischen und<br />
wirtschaftlichen Vorzüge, <strong>die</strong> das System gerade in <strong>die</strong>sem Bereich bietet. Aktuelles Beispiel ist der neue Trinkwasserspeicher<br />
im Verantwortungsgebiet der <strong>Was</strong>serverband Lausitz Betriebsführungs GmbH (WAL-Betrieb) in Senftenberg.<br />
Bild 1: Die Montage von modularen Trinkwasserspeichern<br />
aus dem vergleichsweise leichten Werkstoff GFK bietet auch<br />
hinsichtlich der Bauzeiten erhebliche Vorteile gegenüber der<br />
herkömmlichen Beton-Bauweise<br />
Schnell und wirtschaftlich erstellt<br />
Als <strong>die</strong> <strong>Was</strong>serverband Lausitz Betriebsführungs GmbH<br />
(WAL-Betrieb) in Senftenberg vor der notwendigen Frage<br />
stand, <strong>die</strong> Trinkwasserfassung des nordwestlichen Versorgungsgebietes<br />
des WAL zu erneuern, wurden mehrere<br />
technische Optionen geprüft und verglichen. Darunter auch<br />
der Neubau eines Trinkwasserspeichers in klassischer Betonbauweise.<br />
Letztlich entschied man sich jedoch für eine<br />
innovative Variante, <strong>die</strong> nicht nur eine konkurrenzlos<br />
schnelle und wirtschaftliche Erstellung des neuen Speichers<br />
ermöglichte, sondern zudem auch noch <strong>die</strong> Option eines<br />
stufenweisen bedarfsgerechten Ausbaus eröffnete. Die<br />
560 Kubikmeter Fassungsvermögen werden nun durch vier<br />
Behälter bereitgestellt, <strong>die</strong> vor Ort aus GFK-Wickelrohren<br />
DN 3000 des Systems FLOWTITE der AMITECH Germany<br />
GmbH zusammengefügt wurden. Bauausführendes Unternehmen<br />
in <strong>die</strong>sem Projekt war <strong>die</strong> Firma Kopf Umwelt und<br />
Energietechnik aus Riesa. Für den Erdbau und für <strong>die</strong> Montage<br />
der <strong>Was</strong>serbehälter wurde <strong>die</strong> Firma Rohr- und Tiefbau<br />
GmbH Lauchhammer als Nachunternehmer gebunden.<br />
Bild 2: Der Speicher Klettwitz mit insgesamt 560 Kubikmetern<br />
Fassungsvermögen vor der Erdüberdeckung<br />
Erweiterbar dank modularem Aufbau<br />
Je zwei der 25 m langen Behälter sind durch Rohrverbindungen<br />
nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren<br />
miteinander zu einer <strong>Was</strong>serkammer verbunden. Die Zuund<br />
Ablaufschieber der beiden <strong>Was</strong>serkammern sind über<br />
eine quer zu den vier Behältern installierte Schieberkammer<br />
zugänglich. Auch <strong>die</strong>ses Bauwerk wurde, wie <strong>die</strong> Behälter<br />
selbst, in GFK-Wickelrohr DN 3000 ausgeführt,<br />
wobei <strong>die</strong> je 6 m langen Einzelrohre vor Ort mit REKA-<br />
Kupplungen miteinander verbunden wurden.<br />
Alle Behälter und <strong>die</strong> Schieberkammer sind beidseitig<br />
durch GFK-Deckel der entsprechenden Nennweite abgeschlossen.<br />
Eine Besonderheit hebt jedoch den Trinkwasserspeicher<br />
von WAL-Betrieb von vergleichbaren Bauwerken<br />
in FLOWTITE-Wickelrohr ab: In der Schieberkammer<br />
ist <strong>die</strong> Abschlusskonstruktion so ausgeführt, dass hier auf<br />
84 1-2 / 2011
einer Seite <strong>die</strong> Möglichkeit besteht, <strong>die</strong> Kammer später zu<br />
erweitern, um eine oder mehrere zusätzliche <strong>Was</strong>serkammern<br />
modular anzubauen – je nach dem, wie sich der<br />
<strong>Was</strong>serbedarf entwickelt.<br />
Ein Merkmal bei der Bauausführung war, dass man <strong>die</strong><br />
gesamte Baugrube sorgfältig mit einem Drainagesystem<br />
unterlegte, bevor man schließlich innerhalb von nur 14 Arbeitstagen<br />
den GFK-Speicher installierte. Die Drainage<br />
war notwendig, da nach Aufgabe des Braunkohle-Tagebaus<br />
in der Lausitz das Grundwasser großflächig deutlich<br />
ansteigt und <strong>die</strong>s wohl auch auf absehbare Zeit weiter tun<br />
wird. Die Drainage gewährleistet, dass der Trinkwasserspeicher<br />
für das nordwestliche Versorgungsgebiet selbst<br />
in dem Falle nicht aufschwimmt, wenn er sich eines Tages<br />
im Grundwasserhorizont wieder findet.<br />
Kontakt<br />
Amitech Germany GmbH, Sophie Schubert, Mochau, Tel.<br />
+49 3431/7182-0, E-Mail: presse@amitech-germany.de,<br />
www.amitech-germany.de<br />
Bild 3: Blick in eine der Speicherkammern DN 3000<br />
Stand 2.OG-H-03<br />
1-2 / 2011 85
Fachbericht<br />
<strong>Was</strong>serversorgung<br />
Horizontales Spülbohrverfahren<br />
mit duktilen Gussrohren DN 900<br />
im Einzelrohreinzug<br />
Von Steffen Ertelt<br />
Die ständig wachsende Bebauung, breite mehrspurige Straßen oder schwierige Trassenführungen, lassen den<br />
Austausch oder <strong>die</strong> Neuerrichtung von Rohrleitungssystemen in offener Bauweise nicht mehr zu oder sind<br />
extrem teuer und somit unwirtschaftlich. Seit ca. 30 Jahren werden grabenlose Einbauverfahren eingesetzt und<br />
weiterentwickelt. Die Weiterentwicklung der Maschinentechnik geht dabei einher mit der Modifizierung des<br />
traditionellen Rohrwerkstoffes duktiles Gusseisen und deren längskraftschlüssigen Verbindungstechnik. Ein<br />
Vertreter <strong>die</strong>ser neuen Generation ist <strong>die</strong> formschlüssige BLS®/VRS-T®-Steckmuffenverbindung. Diese Verbindungsform<br />
ist gelenkig und ermöglicht durch <strong>die</strong> Abwinkelbarkeit in den Rohrmuffen <strong>die</strong> Realisierung von kleinen<br />
Kurvenra<strong>die</strong>n. Durch <strong>die</strong> werkseitig aufgeschweißte Schweißraupe und <strong>die</strong> metallischen Verriegelungssegmente,<br />
<strong>die</strong> sich in der am Rohr angegossenen Sicherungskammer abstützen, sind sehr hohe Kraftübertragungen möglich.<br />
Das horizontale Spülbohrverfahren<br />
mit duktilen Gussrohren<br />
Für den grabenlosen Einbau von duktilen Gussrohren nach<br />
dem HDD-Verfahren werden von der Duktus Rohrsysteme<br />
Wetzlar GmbH duktile Gussrohre mit der formschlüssigen<br />
BLS®/VRS-T®-Steckmuffenverbindung (Bild 1) im<br />
Zusammenhang mit einer äußeren Zementmörtelumhüllung<br />
nach DIN EN 15542 [1] als mechanischer Rohraußenschutz<br />
(Bild 2) empfohlen und angeboten.<br />
Bei der BLS/VRS-T-Steckmuffenverbindung handelt<br />
es sich um eine längskraftschlüssige Verbindung, bei der<br />
werksseitig am Rohreinsteckende eine Schweißraupe aufgeschweißt<br />
ist. Eine an der Rohrmuffe angegossene<br />
Schubsicherungsvorkammer übernimmt anschließend <strong>die</strong><br />
Sicherung der Riegel bzw. Verriegelungssegmente, <strong>die</strong><br />
nach dem Einschub des Rohreinsteckendes über <strong>die</strong> jeweiligen<br />
Muffenfenster der Schubsicherungsvorkammern<br />
eingelegt werden. Bei Zugbelastungen in der Verbindung,<br />
resultierend aus dem Innendruck oder bei der Verwendung<br />
der Rohre für den grabenlosen Einbau, stützt sich<br />
<strong>die</strong> Schweißraupe anschließend an <strong>die</strong>sen gesicherten Riegeln<br />
bzw. Verriegelungssegmenten ab und ermöglicht dadurch<br />
eine sehr hohe Kraftübertragung (Bild 3).<br />
Der Einbau von duktilen Gussrohren nach dem HDD-<br />
Verfahren ist als komplett vormontierter Rohrleitungsstrang<br />
oder in der Einzelrohrmontage möglich. Um <strong>die</strong><br />
Bild 1: BLS/VRS-T-Steckmuffenverbindung Bild 2: Zementmörtelumhüllung nach DIN EN 15542<br />
86 1-2 / 2011
mögliche Einzuglänge der Rohrleitung bestimmen zu können,<br />
muss zunächst <strong>die</strong> zulässige Zugkraft der längskraftschlüssigen<br />
Steckmuffenverbindung bekannt sein. Angaben<br />
hierzu sind im DVGW-Arbeitsblatt GW 321 [2] und im<br />
Duktus Handbuch – Grabenloser Einbau duktiler Gussrohre<br />
[3] gemacht. Die Werte der zulässigen Zugkräfte für <strong>die</strong><br />
BLS/VRS-T-Verbindungen sind dabei, bedingt durch <strong>die</strong><br />
Ergebnisse der fremd überwachten Innendruckversuche<br />
der genormten Typ-Prüfungen, teilweise höher als im<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 321 angegeben (Tabelle 1).<br />
Einbau einer 342 m langen duktilen<br />
Trinkwasserleitung DN 900<br />
Pidpa ist einer der größten flämischen <strong>Was</strong>serversorger<br />
und beliefert über 1 Millionen Einwohner täglich mit frischem<br />
Trinkwasser. Die Trinkwasserverteilung <strong>die</strong>ses<br />
Verbandes erfolgt über ein Leitungsnetz von 12.581 km<br />
Rohrleitungen. Die Gemeinde Grobbendonk, ein Ort mit<br />
knapp über 10.000 Einwohnern, liegt in unmittelbarer<br />
Nähe des Albert-Kanals. Eine künstliche <strong>Was</strong>serstraße,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> beiden belgischen Städte Lüttich und Antwerpen<br />
auf einer Länge von 129,5 km miteinander verbindet.<br />
Wegen eines Brückenneubaus ist eine Leitungsumverlegung<br />
der vorhandenen Rohrleitung erforderlich. In einem<br />
Teilbereich verläuft <strong>die</strong> neue Rohrleitung dabei direkt entlang<br />
des Albert-Kanals. Um eine aufwändige <strong>Was</strong>serhaltung<br />
bei einer offenen Bauweise zu vermeiden, entschloss<br />
man sich zum grabenlosen Einbau der duktilen<br />
Gussrohre mittels gesteuertem horizontalem Spülbohrverfahren<br />
im Einzelrohreinzug. Zurückgreifen konnte man<br />
dabei auch auf Erfahrungen aus einem Projekt in der<br />
Nennweite DN 600, das im Jahre 2008 in der Stadt Gent<br />
[4], ebenfalls in Belgien, ausgeführt wurde.<br />
Für <strong>die</strong> Bohrung und den anschließenden Einzug der<br />
Gussrohre wurde eine 1000-kN-Bohranlage (Bild 4) ein-<br />
gesetzt. Nach der Pilotbohrung erfolgte <strong>die</strong> stufenweise<br />
Erweiterung des Bohrkanals mittels speziellen Aufweitköpfen<br />
(Bild 5).<br />
Die Rohre wurden einzeln auf einer Montagerampe<br />
Rohr für Rohr montiert. Das erste Rohr wurde dabei über<br />
einen BLS/VRS-T-Zugkopf mit dem Zuggestänge und<br />
dem Barrelreamer verbunden.<br />
Die Verriegelungssegmente einer BLS/VRS-T-Verbindung<br />
DN 900 werden dazu, nach dem Einschub des<br />
Rohreinsteckendes in <strong>die</strong> Rohrmuffe, über das Muffenfenster<br />
in <strong>die</strong> Schubsicherungsvorkammer eingeschoben<br />
und wechselseitig nach links und rechts am Rohrumfang<br />
verteilt (Bild 6). Bei einem grabenlosen Einbauverfahren<br />
werden <strong>die</strong> Segmente anschließend mit einer Fixierungsschelle<br />
aus Metall gesichert. Somit ist eine jederzeit feste<br />
Anlage der Verriegelungssegmente beim Rohreinzug<br />
sichergestellt.<br />
Die Verbindungen wurden nach dem Einlegen der Segmente<br />
mit einer Schrumpfmanschette geschützt. Der aufgeschobene<br />
Blechkonus (Bild 7) verhinderte beim späteren<br />
Einzug der Rohrleitung eine mögliche Beschädigung<br />
<strong>die</strong>ser Schrumpfmanschette innerhalb des Bohrkanals.<br />
Tabelle 1: BLS-Steckmuffenverbindung - zulässige Zugkräfte<br />
Nennweite<br />
DN in mm<br />
Bauteilbetriebsdruck<br />
PFA<br />
[bar] 1)<br />
zulässige Zugkraft<br />
F zul.<br />
[kN] 2)<br />
DVGW<br />
Duktus<br />
mögliche<br />
Abwinkelbarkeit<br />
der<br />
Muffen 3) [°]<br />
minimaler<br />
Kurvenradius<br />
[m]<br />
80* 110 70 115 5 69<br />
100* 100 100 150 5 69<br />
125 100 140 225 5 69<br />
150 75 165 200 5 69<br />
200 63 230 350 4 86<br />
250 44 308 375 4 86<br />
300 40 380 380 4 86<br />
400 30 558 650 3 115<br />
500 30 860 860 3 115<br />
600 32 1200 1525 2 172<br />
700 25 1400 1650 1,5 230<br />
800 16 - 1460 1,5 230<br />
900 16 - 1845 1,5 230<br />
1000 10 - 1560 1,5 230<br />
Bild 3: Aufbau der BLS/VRS-T-Verbindung DN 900 mit<br />
Fixierungsschelle für grabenlosen Einbau<br />
1) Berechnungsgrundlage Wanddickenklasse K9. Höhere Drücke und Zugkräfte sind<br />
teilweise möglich und mit dem Rohrhersteller abzustimmen.<br />
2) Bei geradlinigem Trassenverlauf (max. 0,5° pro Rohrverbindung) können <strong>die</strong><br />
Zugkräfte um 50 kN angehoben werden. DN 80 - DN 250 Hochdruckriegel<br />
erforderlich.<br />
3) bei Nennmaß<br />
* Wanddickenklassen K10<br />
1-2 / 2011 87
Fachbericht<br />
<strong>Was</strong>serversorgung<br />
Bild 4: 1000-kN-Bohranlage<br />
Bild 5: Aufweitköpfe<br />
Muffenfenster<br />
Ansicht X<br />
Bild 6: Einschieben der Verrieglungssegmente (links) und<br />
Fensteröffnung der BLS/VRS-T-Verbindung (rechts)<br />
Bild 7: Verbindungsschutz Schrumpfmaterial mit<br />
übergeschobenem Blechkegel<br />
Zusammenfassung<br />
Duktile Gussrohre mit einer längskraftschlüssigen BLS/<br />
VRS-T-Steckmuffenverbindung sind für den grabenlosen<br />
Einbau bestens geeignet und haben <strong>die</strong>s bei einer Vielzahl<br />
von ausgeführten Objekte bereits unter Beweis gestellt.<br />
Die Möglichkeit einer besonders hohen Kraftübertragung<br />
von Rohr zu Rohr ermöglicht eine ökonomische und kostensparende<br />
Bauweise sowie den Einbau von langen Rohrstrecken<br />
mittels grabenloser Einbauverfahren.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. Steffen Ertelt<br />
Duktus Rohrsysteme Wetzlar GmbH,<br />
Wetzlar<br />
Tel. +49 6441/491267<br />
E-Mail: steffen.ertelt@duktus.com<br />
Literatur<br />
[1] EN 15542:2008 „Rohre, Formstücke und Zubehör aus<br />
duktilem Gusseisen – Zementmörtelumhüllung von<br />
Rohren – Anforderungen und Prüfverfahren; Deutsche<br />
Fassung“<br />
[2] DVGW-Arbeitsblatt GW 321 „Steuerbare horizontale<br />
Spülbohrverfahren für Gas- und <strong>Was</strong>serrohrleitungen<br />
– Anforderungen, Gütesicherung und Prüfung“<br />
(2003-10)<br />
[3] Duktus-Handbuch: Grabenloser Einbau duktiler<br />
Gussrohre, Juni 2008<br />
[4] FGR-Jahresheft 43: Einzelrohreinzug duktiler<br />
Gussrohre beim HDD-Verfahren – Fortsetzung einer<br />
Erfolgsgeschichte, Seiten 72 bis 75<br />
Stand 2.HA-05<br />
88 1-2 / 2011
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Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> jederzeit widerrufen.
Erfolgreiches Pilotprojekt<br />
AB<strong>Was</strong>serentsorgung<br />
Eiprofil in Münchener Altstadt mit innovativem<br />
Wickelrohrverfahren saniert<br />
Erfolgreiches Pilotprojekt für<br />
SPR-Technologie<br />
Der Mischwassersammler Thierschstraße im Münchener<br />
Altstadtbezirk Lehel gehört zu den größten und ältesten<br />
Abwasserkanälen der Bayerischen Landeshauptstadt. Nun<br />
wurde das 1880 gebaute Mauerwerk-Eiprofil zum Schau-<br />
platz eines Piloteinsatzes in Sachen Kanalsanierung: Experten<br />
der KMG LinerTec GmbH, Glebitzsch, renovierten den<br />
von Alterung gezeichneten Kanal per Wickelrohr-Lining mit<br />
dem in Japan entwickelten SPR-Verfahren. Das erfolgreiche,<br />
in mancherlei Hinsicht innovative Projekt fand inzwischen<br />
auch Anerkennung von höherer Warte: Am 8.12.2010<br />
wurde es in Dortmund mit dem GSTT Award 2010 ausgezeichnet.<br />
Bild 1: Die Wickelmaschine wandert beim SPR-Verfahren durch das<br />
Rohr und hinterlässt dabei den Liner<br />
130 Jahre altes Bauwerk als<br />
Sanierungs-Pilotprojekt<br />
Nur einen Steinwurf von der Isar entfernt, führt <strong>die</strong><br />
Thierschstraße durchs Lehel, einen Altstadtbezirk von<br />
München. Sie ist nicht nur eine der Hauptadern des Autoverkehrs<br />
in der Kernstadt; hier entlang führt auch eine<br />
Straßenbahntrasse, <strong>die</strong> von zwei Linien genutzt wird.<br />
Und auch unterirdisch ist einiges „im Fluss“. Seit ca. 1880<br />
leitet ein gemauertes Eiprofil 1000/1500 einen großen<br />
Teil der Altstadtabwässer und -niederschläge ab. Außerdem<br />
fließen wichtige Datenströme der Münchener<br />
City durch ein Glasfaserkabel, das vor einigen Jahren in<br />
<strong>die</strong>sem Bauwerk installiert wurde.<br />
Der Sammler Thierschstraße gehört zum historischen<br />
Ur-Bestand der Münchener Stadtentwässerung,<br />
<strong>die</strong> heute ein 2.350 km langes Netz betreibt (darunter<br />
über 50 % begehbare Kanalbauwerke!). 130 Jahre Dauerbetrieb<br />
haben Spuren in dem Mauerwerk hinterlassen<br />
und es zu einem prioritären Sanierungsfall gemacht.<br />
Dessen Lösung ist allerdings angesichts der sensiblen,<br />
vor allem hoch verkehrsbelasteten Örtlichkeit, mit erheblichen<br />
Problemen verbunden. Eine offene Erneuerung<br />
war ausgeschlossen, da sie einen Aufbruch des<br />
kompletten unterirdischen Profils der Straße erfordert<br />
hätte. Also wurde seitens der Münchener Stadtentwässerung<br />
nach grabenlosen Sanierungslösungen gesucht.<br />
Das Ziel: Eine auf Jahrzehnte nachhaltige Sanierungswirkung<br />
bei minimalen Erdarbeiten und Verkehrsbehinderungen<br />
im Zuge des Bauprozesses. Nach Abwägung<br />
diverser technischer Alternativen entschied man sich<br />
schließlich für eine Verfahrenstechnik aus Japan, <strong>die</strong><br />
dort schon manchen spektakulären Erfolg verbuchen<br />
konnte.<br />
98 1-2 / 2011
Wickelrohrverfahren mit<br />
entscheidendem Vorteil<br />
Das in der Thierschstraße im Herbst 2010 eingesetzte<br />
SPR-System gehört zur Technologiefamilie der Wickelrohr-Sanierungsverfahren.<br />
Der japanische SEKISUI-Konzern,<br />
der das SPR-Verfahren in seinen Labors in Kyoto<br />
entwickelt hat, ist unumstrittener Weltmarktführer im Bereich<br />
der Wickelrohrtechnologie, seit SEKISUI das australische<br />
Unternehmen Rib Loc samt dessen Wickelrohrverfahren<br />
im Jahre 2008 übernommen hat. SPR ist ein Verfahren<br />
zur Sanierung groß dimensionierter Abwasserbauwerke;<br />
das System besteht einerseits aus einem in situ hergestellten<br />
Wickelrohr aus stahlverstärkten PVC-Profilband<br />
und andererseits aus einer statisch tragfähigen Ringraumverfüllung<br />
zwischen Wickelrohr und Altkanal. Während <strong>die</strong><br />
meisten herkömmlichen Wickelrohrsysteme bislang das<br />
Reliningrohr vom Schachtbauwerk aus in den Kanal hinein<br />
wickelten, wandert <strong>die</strong> Wickelmaschine beim SPR-<br />
Verfahren selbst kontinuierlich durch den Kanal und hinterlässt<br />
dabei das fertig gewickelte Rohr. Das hat einen gravierenden<br />
Vorteil, der den Einsatzbereich des Verfahrens<br />
entscheidend erweitert. Beim „klassischen“ Vorauswickeln<br />
des Rohres von einer stationären Maschine aus ist eine Rotationsbewegung<br />
des Neurohrs im Bauwerk systembedingt<br />
unvermeidlich. Somit lassen sich mit <strong>die</strong>ser Technik nur<br />
Kreisprofile wickeln. Nun besteht aber der Bestand an begehbaren<br />
Kanälen zu einem erheblichen Teil aus Sonderprofilen<br />
aller Art, beginnend bei Eiprofilen (wie unter der<br />
Thierschstraße) über Maul- und Drachenprofile bis hin zu<br />
Kastenprofilen. Der Kreis ist im Großprofil förmlich <strong>die</strong> seltene<br />
Ausnahme; in den historischen Mauerwerksnetzen<br />
kommt der Kreisquerschnitt praktisch nie vor.<br />
Rohrwickeln mit wandernder Maschine<br />
Mit der wandernden Maschine des SPR-Verfahrens lässt<br />
sich <strong>die</strong>ses Problem überwinden: Es wird jeweils ein Wickelrahmen<br />
gefertigt, der – mit einem definierten Untermaß<br />
– den Proportionen des jeweiligen Sonderprofils entspricht.<br />
Dieser Rahmen wird als zentrales Element der Wickelmaschine<br />
über den Schacht abgelassen und im Kanal<br />
montiert. Auf dem gleichen Wege führt man der Wickelmaschine<br />
den PVC-Stahl-Profilstreifen zu, der von ihr zu<br />
einem Rohrprofil mit den Abmessungen des Wickelrahmens<br />
verarbeitet wird. Ein Nut-und-Feder-System sorgt<br />
dafür, dass sich der Endlos-Profilstreifen mit sich selbst<br />
kraftschlüssig zum Rohr verbindet. Während das Stahlverstärkte<br />
PVC-Rohr Dauerbeständigkeit gegen das Abwasser<br />
gewährleistet, ist es nicht das im statischen Sinne<br />
tragende Element.<br />
Die rechnerisch nachzuweisende Statik des neuen Kanals<br />
wird maßgeblich durch <strong>die</strong> Verfüllung des Ringraumes<br />
mit einem speziellen Flüssigbeton sichergestellt. Deshalb<br />
kommt bei der Bemessung des SPR-Systems einem klar<br />
definierten Mindest-Ringraum zwischen Bauwerkswand<br />
und SPR-Liner eine entscheidende Bedeutung zu. Es<br />
Bild 2: Grabenlos in Idealform:<br />
Minimalistische Baustellen-Einrichtung<br />
für ein Projekt <strong>die</strong>ser<br />
Größenordnung<br />
Bild 3: Im 130 Jahre alten<br />
Sammler Thierschstraße in München-<br />
Lehel fließt nicht nur Mischwasser.<br />
Zwei Glasfaser-Datenkabel (oben re.)<br />
mussten im Zuge des Sanierungsvorgangs<br />
neu platziert werden<br />
Bild 4: Von<br />
großen Haspeln<br />
wurde der<br />
stahlverstärkte<br />
Kunststoff-Profilstreifen<br />
über den<br />
Revisionsschacht<br />
unmittelbar in den<br />
Bauprozess<br />
eingespeist<br />
1-2 / 2011 99
Erfolgreiches Pilotprojekt<br />
AB<strong>Was</strong>serentsorgung<br />
22,5 und 45,2 m Länge aufgeteilt, von denen einer zudem<br />
einen Bogen enthielt. Für <strong>die</strong>se Strecke wurden ab<br />
dem 05.10.2010 insgesamt 6.865 laufende Meter Profilstreifen<br />
verarbeitet, <strong>die</strong> auf Trommeln oberirdisch gelagert<br />
und über den Startschacht und durch das anwachsende<br />
Wickelrohr der Wickelmaschine zugeführt wurden.<br />
War eine Trommel aufgebraucht, wurde <strong>die</strong> Verbindung<br />
zum nächsten Profilstreifen durch kraftschlüssiges Verschweißen<br />
in einer mobilen Heizelement-Stumpfschweiß-<br />
Anlage hergestellt; dazu wurde im Bereich der Schweißverbindung<br />
<strong>die</strong> Stahlarmierung aus dem Profil entfernt. So<br />
kann <strong>die</strong> kontinuierliche Verarbeitung eines durchgehenden<br />
Profilstreifens sichergestellt werden. Die reine Wickelgeschwindigkeit<br />
betrug bei <strong>die</strong>sem Profil rund 300<br />
Profilmeter pro Stunde.<br />
Bild 5: Per Heizelement-Stumpfschweißung werden <strong>die</strong> Enden<br />
zweier Profilstreifen kraftschlüssig miteinander verbunden – Voraussetzung<br />
für einen „nahtlosen“ Wickelprozess<br />
Ringraum-Verfüllung<br />
Zu den anspruchsvollsten Arbeitsschritten des SPR-<br />
Lining gehört neben dem Einbau des Liners selbst <strong>die</strong> Verfüllung<br />
des Ringraums mit dem Flüssigbeton. Eine definierte<br />
und zugleich homogene Qualität des Flüssigbetons in<br />
Hinsicht auf seine Fließfähigkeit, sein Härtungsverhalten<br />
und seine Endhärte ist Voraussetzung des erfolgreichen<br />
statischen Nachweises für das Gesamtsystem. Nach Abschluss<br />
des Wickelvorgangs wird der Ringraum zwischen<br />
Altrohr und Liner sowohl im Bereich der Schachteinbindungen<br />
als auch an den Anschlüssen abgedichtet; so<br />
schafft man <strong>die</strong> Voraussetzung für <strong>die</strong> hohlraum- und verlustfreie<br />
Verfüllung mit dem hoch fließfähigen Material.<br />
Bild 6: Die Hausanschlüsse wurden noch während des laufenden<br />
Wickelvorgangs zeitnah an den Liner angeschlossen, um <strong>die</strong> Vorflut der<br />
Anlieger sicher zu stellen<br />
geht hier also keineswegs darum, möglichst „close fit“ zu<br />
wickeln. Im Gegenteil: Ein ausgeklügeltes System von im<br />
Kanal installierten Aussteifungsrahmen und -balken sorgt<br />
dafür, dass der anwachsende Liner auf ganzer Länge exakt<br />
mit den notwendigen Wandabständen im Kanal zentriert<br />
wird. In das vorhandene Eiprofil 1000/1500 wurde<br />
gemäß den statischen Vorgaben ein SPR-Wickelrohr mit<br />
den Maßen 900/1365 eingebaut.<br />
Die insgesamt 153 m lange Sanierungsstrecke zwischen<br />
dem Mariannenplatz und der Einmündung in <strong>die</strong><br />
Maximilianstraße wurde dazu in vier Abschnitte zwischen<br />
Erfahrungen beim Sanierungs-<br />
Pilotprojekt in München<br />
Vorbereitende Arbeiten<br />
Vor Beginn des eigentlichen Wickelrohreinbaus waren unter<br />
der Thierschstraße umfangreiche Vorarbeiten erforderlich.<br />
So sorgten Abmauerungen in den jeweils vorgelagerten<br />
Schachtbauwerken dafür, dass <strong>die</strong> Sanierungsabschnitte<br />
durch Abschiebern und Umleitung in einen anderen<br />
Netzabschnitt nahezu trocken gelegt werden konnten.<br />
Grundsätzlich kann das SPR-Verfahren zwar unter Trockenwetterabfluss<br />
im laufenden Kanalbetrieb eingesetzt<br />
werden. Bei starken Niederschlägen muss der Kanal allerdings<br />
verlassen werden, nachdem man <strong>die</strong> Wickelmaschine<br />
mechanisch gegen Abschwemmen gesichert hat.<br />
Ein spezielles Problem stellten im Sammler Thierschstraße<br />
<strong>die</strong> massiven Grundwassereinbrüche dar, bedingt<br />
durch <strong>die</strong> Lage des Bauwerks im Grundwasserhorizont der<br />
Isar. Zuerst mussten <strong>die</strong> dadurch im Laufe der Jahrzehnte<br />
entstandenen Sinterablagerungen bis auf den Mauerwerkskern<br />
entfernt werden, um das tatsächliche Profil frei<br />
zu legen. Anschließend wurde mit Injektionsverfahren daran<br />
gearbeitet, den Grundwasserzufluss auf ein verträgliches<br />
Maß zu reduzieren. Ein mühseliges und Zeit raubendes<br />
Unterfangen, denn wenn zwei undichte Stellen er-<br />
100 1-2 / 2011
folgreich abgedichtet waren, trat häufig an dritter Stelle<br />
eine neue Leckage in Erscheinung. Zusätzlich zu <strong>die</strong>sen<br />
Vorarbeiten waren noch zwei an der Kanalwand befestigte<br />
Datenkabel umzulegen und unmittelbar im Scheitelpunkt<br />
des Bauwerks neu zu befestigen. Außerdem mussten<br />
einragende Hindernisse so weit abgefräst werden,<br />
dass sie dem Wickelrohr nicht im Wege standen. Die Vorflut<br />
der angeschlossenen Grundstücke wurde derart gewährleistet,<br />
dass man den Liner an den zuvor exakt eingemessenen<br />
Anschlusspunkten während der Installation<br />
sofort auffräste und <strong>die</strong> Anschlüsse durch ein eingeschobenes<br />
PVC-Rohr in den Liner einführte.<br />
Nacharbeiten<br />
Im Zuge der Thierschstraße münden auf 153 m Sanierungsstrecke<br />
22 Zuläufe ein. Diese mussten nach dem Relining<br />
fachgerecht an den neuen Kanal angebunden werden.<br />
Das geschah durch Einbau eines Glasfaser-Gewebehütchens,<br />
das jeweils bis über <strong>die</strong> erste Muffe im Anschluss<br />
reichte und auf dem PVC-Liner mit einem PVC-U-Kleber<br />
befestigt wurde. Mittels einer eingeklebten Glasfasermatte<br />
wurden auch <strong>die</strong> Einbindungen des Wickelrohr-Liners in<br />
den Schachtbauwerken sowie an den Belüftungsöffnungen<br />
im Scheitel des Bauwerks hergestellt.<br />
Fazit<br />
Mit dem erfolgreichen Abschluss <strong>die</strong>ses Projektes, das<br />
während der Bauphase von vielen europäischen Abwasserexperten<br />
besucht wurde, hat KMG LinerTec unter Beweis<br />
gestellt, dass es mit SPR über eine hoch attraktive<br />
Alternative zu etablierten Kanal-Renovierungsverfahren<br />
verfügt. Für KMG LinerTec, eine deutsche Tochter des japanischen<br />
SEKISUI-Konzerns, bedeutet <strong>die</strong>s eine nochmalige<br />
Erweiterung seines ohnehin breiten Leistungsportfolios<br />
für den zunehmend wichtigen Markt der Sanierung<br />
von Sonderprofilen in begehbaren Dimensionen.<br />
Bild 7: Preisträger<br />
des GSTT Award 2010:<br />
Dipl.-Ing. Josef Heuberger<br />
von der Stadtentwässerung<br />
München<br />
wurde als Auftraggeber<br />
des Projektes Thierschstraße<br />
mit dem in <strong>die</strong>sem<br />
Jahr erstmals ausgelobten<br />
Preis ausgezeichnet<br />
Schmager (KMG Liner TEC) auf den DWA-Sanierungstagen<br />
in Dortmund den GSTT Award 2010 verliehen. Diesen<br />
Preis hat <strong>die</strong> Deutsche Gesellschaft für grabenloses<br />
Bauen und Instandhalten von Leitungen e.V. (GSTT) für<br />
herausragende grabenlose Kanalsanierungsprojekte im<br />
deutschen Raum ausgelobt. Ausgezeichnet wurde das<br />
Vorhaben unter anderem für <strong>die</strong> erstmalige Ausführung<br />
des SPR-Wickelrohr-Lining in einem Eiprofil und für <strong>die</strong><br />
Bewältigung von Bögen in einem Eiprofil. Anerkennenswert<br />
erschienen der GSTT auch <strong>die</strong> Problemlösung in einer<br />
hoch sensiblen Verkehrs- und Wohnlage sowie verschiedene<br />
verfahrenstechnische Details, und nicht zuletzt<br />
auch der Umstand, dass mit <strong>die</strong>sem Projekt seit langer<br />
Zeit erstmals wieder der Werkstoff PVC in der Münchener<br />
Stadtentwässerung zum Einsatz kommt.<br />
Ehrung mit dem GSTT Award 2010<br />
Inzwischen hat das SPR-Projekt „Thierschstraße“ <strong>die</strong><br />
volle Aufmerksamkeit der Fachwelt: Am 8.12.2010 bekamen<br />
Dipl.-Ing. Josef Heuberger (Leiter Kanalbau der<br />
Stadtentwässerung München) und Dipl.-Ing. Klaus-D.<br />
Kontakt<br />
SEKISUI SPR Europe/KMG LinerTec GmbH, Lena Zemke,<br />
Tel. +49 5284/705-405, E-Mail: presse@sekisuispr.com,<br />
www.sekisuispr.com<br />
Stand EG-H-17<br />
1-2 / 2011 101
Projekt kurz beleuchtet<br />
AB<strong>Was</strong>serentsorgung<br />
Einsatz von GFK-Wickelrohren des Systems AMIREN<br />
Sanierung eines Eiprofils „nach<br />
Bergmannsart“<br />
Spektakuläres Bauprojekt in der Mannheimer Innenstadt: Im Sommer 2010 wurde dort eine neue Mischwasser-Kanalisation<br />
aus rund 270 m GFK-Wickelrohren des Systems AMIREN® der AMITECH Germany GmbH verlegt. Die Eiprofilrohre<br />
DN 700/1050 ersetzten im Zuge einer Umstrukturierung des Entwässerungsnetzes einen alten Kanal DN 300. Da<br />
ein offener Neubau in der stark verkehrsbelasteten Straße ausgeschlossen war, entschied sich <strong>die</strong> Stadtentwässerung<br />
Mannheim zu einer ungewöhnlichen Alternative: In 5 m Tiefe wurde in bergmännischer Bauweise ein Stollen aufgefahren,<br />
in dem <strong>die</strong> Eisen Tiefbau GmbH, Mannheim, innerhalb von 180 Tagen den neuen Kanal verlegte.<br />
Hintergrund der BaumaSSnahme<br />
Die historische Mannheimer Innenstadt ist berühmt für<br />
ihre ungewöhnliche quadratische Struktur und ihr alphanumerisch<br />
durchnummeriertes Straßen- bzw.<br />
Blockraster. Unter der Fahrbahn zwischen den Quadraten<br />
R5 und R6 sowie P5 und P6 fand im Sommer 2010<br />
eine Kanal-Neubaumaßnahme statt, <strong>die</strong> technisch<br />
durchaus Seltenheitswert hat. Der Hintergrund des<br />
Vorhabens: im Zuge einer Stadterneuerungsmaßnahme<br />
wurden <strong>die</strong> Quadraten Q6 und Q7 abgerissen und neu<br />
überbaut, unter anderem mit einer bis zu 12 m tief in<br />
den Untergrund hinab reichenden Tiefgarage. Dieser<br />
Eingriff unterbricht <strong>die</strong> Struktur des bestehenden Entwässerungsnetzes<br />
und führt dazu, dass der abgeschnittene<br />
Abwasserstrom künftig seitlich an Q5/Q6 vorbei<br />
fließen muss. Die hier liegende Leitung DN 300 war aber<br />
bereits völlig überlastet, so dass im neuen Entwässerungsplan<br />
kein Weg an einem deutlich größeren Mischwasserkanal<br />
vorbei führte. Den hydraulischen Berechnungen<br />
folgend, wurde für das neue Rohr in alter Trasse<br />
ein in rund 5 m Tiefe verlegtes Eiprofil DN 700/1050<br />
vorgesehen. Damit können sowohl Niederschlagsspitzen<br />
als auch der Trockenwetterabfluss sicher abgeleitet<br />
werden.<br />
Bild 1: Per<br />
Baulaser wurde der<br />
anwachsende<br />
Rohrstrang axial im<br />
Stollen ausgerichtet.<br />
Blick aus dem durch<br />
Stahlstreben<br />
gesicherten Stollen<br />
mit 1,90 Meter<br />
Scheitelhöhe. Im<br />
linken oberen<br />
Kämpferbereich <strong>die</strong><br />
provisorische<br />
<strong>Was</strong>serhaltung<br />
DN 200, mittig an<br />
der Decke <strong>die</strong><br />
Einschienenbahn für<br />
den Rohr- und<br />
Materialtransport<br />
102 1-2 / 2011
Bild 2: Bauprojekt in sensibler Lage: Von <strong>die</strong>ser Startbaugrube in der<br />
Mannheimer Innenstadt aus wurde ein Stollen bergmännisch aufgefahren,<br />
um darin anschließend eine neue Abwasserleitung zu verlegen<br />
Bild 3: Trotz der vergleichsweise leichten<br />
GFK-Rohre war ihre Ausrichtung unter den<br />
beengten Bedingungen im Stollen schwere Arbeit<br />
Bewährt aber ungewöhnlich<br />
Zur Verlegung des Kanals entschieden sich <strong>die</strong> Planer des<br />
Auftraggebers für eine bewährte, aber in der Praxis eher<br />
seltene Technik: Den Neubau in bergmännischem Stollenvortrieb.<br />
Das ist zwar eine recht kostenintensive Bautechnik,<br />
in der Mannheimer Altstadt hatten <strong>die</strong> Netzbetreiber<br />
jedoch praktisch keine andere Wahl. Im Zuge der Baumaßnahme<br />
wurde im laufenden Abwasserbetrieb das Kanalgefälle<br />
trassengleich umgekehrt. Nur durch <strong>die</strong> Stollenbauweise<br />
konnte ein ständiger Abfluss der Haus- und Regenentwässerungen<br />
gewährleistet werden, da <strong>die</strong> Leitungen<br />
sukzessive an eine in <strong>die</strong>sem Stollen aufgehängte provisorische<br />
Notleitung angeschlossen wurden. Durch <strong>die</strong>se<br />
Bauweise konnten auch <strong>die</strong> baubedingten Lärm- und<br />
Staubemissionen auf ein unvermeidliches Minimum reduziert<br />
werden.<br />
Bei einem offenen Neubau hätte man nicht nur eine<br />
der Hauptachsen des Pkw-Verkehrs im Zentrum über Monate<br />
hinweg schließen müssen, sondern auch etliche Gastronomie-<br />
und Einzelhandelsbetriebe für eine ganze Sommersaison<br />
von ihren Kunden abgeschnitten. Stattdessen<br />
wurde vor den Quadraten P5, Q6 und R5 jeweils eine<br />
10 m 2 große Startbaugrube abgeteuft, <strong>die</strong> problemlos<br />
einseitig umfahren werden konnte. Von hier aus wurde in<br />
beide Richtungen der Trasse bergmännisch jeweils ein<br />
Stollen von rund 1,90 m Scheitelhöhe vorgetrieben. Nachdem<br />
zuerst eine provisorische Leitung DN 200 als temporäre<br />
<strong>Was</strong>serhaltung unter der Stollendecke abgehängt<br />
wurde, erfolgte schließlich <strong>die</strong> Verlegung der Rohre in das<br />
mit Stahlprofilen in jeweils 90 cm Abstand gesicherte Bauwerk.<br />
Hier wurden während der Bauzeit auch <strong>die</strong> in hoher<br />
Dichte einmündenden Hausanschlüsse und Straßenabläufe<br />
angeschlossen.<br />
Bild 4: Blick in den<br />
neuen Rohrstrang mit<br />
Hausanschlusseinbindung.<br />
Insgesamt 42<br />
solcher Anschlüsse<br />
mussten während der<br />
Verlegung des neuen<br />
Kanals wieder<br />
hergestellt werden<br />
1-2 / 2011 103
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Vorteile bei der Bauabwicklung<br />
Als Rohrwerkstoff für den Neubau kamen GFK-Wickelrohre<br />
des Systems AMIREN zum Einsatz. Diese bieten neben<br />
dauerhafter Korrosionsfestigkeit und hervorragenden<br />
Abflussbeiwerten als betriebsspezifische Pluspunkte vor<br />
allem in Sachen Bauabwicklung wesentliche Vorteile: Die<br />
GFK-Rohre sind selbst bei großen Nennweiten vergleichsweise<br />
leicht, was für <strong>die</strong> Logistik und den Einbau unter Tage<br />
gerade bei <strong>die</strong>sem Projekt unverzichtbar war. Die bei<br />
2 m Länge jeweils rund 400 kg schweren Rohre wurden<br />
mit einer unter der Stollendecke montierten Einschienen-<br />
Hängebahn ebenso an den Einbauort befördert, wie das<br />
Material für <strong>die</strong> Rohrbettung. Die Verfüllung des zwischen<br />
Rohr und Stollen entstehenden Ringraumes durch Dämmer<br />
erfolgte durch eine Betonpumpe. Dass <strong>die</strong> „relativ“<br />
leichten GFK-Rohre sich sogar nach dem Anschluss per<br />
REKA-Kupplung noch manuell bewegen lassen, zahlte sich<br />
unter den extrem beengten Bedingungen insbesondere<br />
bei der Wiederanbindung der 42 Hausanschlüsse und<br />
Straßenabläufe an das neue GFK-Rohr aus. Mit deutlich<br />
schwereren Rohren hätte man <strong>die</strong>s kaum bewerkstelligen<br />
können. So aber ließ sich der gesamte 130 m lange Kanal<br />
innerhalb von fünf Wochen vollständig verlegen. Von der<br />
Startbaugrube aus, <strong>die</strong> im Endausbau ein neues Schachtbauwerk<br />
aufnimmt, wurde seitlich ein weiterer Stollen bis<br />
an <strong>die</strong> Peripherie von Block Q5 vorgetrieben. Über <strong>die</strong>sen<br />
Stollen wird später <strong>die</strong> Grundstücksentwässerung des<br />
Neubauvorhabens in den neuen Hauptsammler einmünden.<br />
Die Verlegung von AMIREN-Rohren in bergmännischer<br />
Bauweise 2010 in Mannheim liegt gewissermaßen „im<br />
Trend“. Fast zeitgleich zum Projekt in der Innenstadt fanden<br />
nämlich zwei analoge Vorhaben in anderen Stadtbezirken<br />
statt. Im Rahmen des Vorhabens „Am Rebstock“<br />
verlegte man 150 m AMIREN-Eiprofil DN 800/1200, beim<br />
Vorhaben „Am Pumpwerk“ waren es 115 m Eiprofil gleicher<br />
Dimension. In beiden Fällen waren <strong>die</strong> alten Kanäle<br />
sowohl baulich schadhaft als auch hydraulisch überlastet<br />
und ein offener Neubau aufgrund der Randbedingungen<br />
problematisch.<br />
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1-2 / 2011<br />
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105
Projekt kurz beleuchtet<br />
AB<strong>Was</strong>serentsorgung<br />
Kanalsanierungsarbeiten in<br />
Erftstadt<br />
Volles Programm von D&S<br />
Die im Rahmen der Selbstüberwachungsverordnung Kanal<br />
(Süw V Kan) durchgeführten Kamerabefahrungen im<br />
Erftstädter Stadtteil Lechenich zeigten ein eindeutiges<br />
Ergebnis: Viele der alten Regenwasser- und Abwassersammler<br />
wiesen <strong>die</strong> dem Alter und der Nutzungsdauer<br />
entsprechenden Schäden auf. Aber auch nicht fachgerecht<br />
eingebundene Hausanschlussleitungen und starker<br />
Wurzeleinwuchs machten Sanierungsarbeiten dringend<br />
erforderlich. Nicht zuletzt aufgrund der nötigen aufwändigen<br />
<strong>Was</strong>serhaltung entschied sich der Auftraggeber, <strong>die</strong><br />
Stadtwerke Erftstadt, gegen eine Sanierung in offener<br />
Bauweise. Auch der Umstand, dass während der Sanierungsarbeiten<br />
der Busverkehr zu einem nahe gelegenen<br />
Schulzentrum aufrecht erhalten werden musste, trug zu<br />
<strong>die</strong>ser Entscheidung bei. Den Auftrag für <strong>die</strong> Sanierung<br />
von rund 1,5 km Leitungsnetz erhielt <strong>die</strong> Diringer&Scheidel<br />
Rohrsanierung. Dabei wurden hauptsächlich Haltungen in<br />
Nennweitenbereichen von DN 200 bis DN 600 mit<br />
Schlauchlinern ausgekleidet. Hinzu kam ein Stauraumkanal<br />
im Kölner Ring mit der Nennweite 1000/1500.<br />
Verschiedene Techniken im Einsatz<br />
„Entsprechend der seit 1996 in Kraft getretenen Verordnung<br />
zur Selbstüberwachung von Kanalisationen und Einleitungen<br />
von Abwasser aus Kanalisationen im Mischsys-<br />
Bild 1: Vorbereitung des Schlauchliners auf dem<br />
Inversionsturm<br />
Foto: DIRINGER&SCHEIDEL ROHRSANIERUNG<br />
Bild 2: Mit <strong>Was</strong>serdruck wird der Schlauchliner in <strong>die</strong><br />
Haltung eingezogen, durch anschließendes Aufheizen<br />
des <strong>Was</strong>sers erfolgt <strong>die</strong> Aushärtung<br />
Foto: DIRINGER&SCHEIDEL ROHRSANIERUNG<br />
106 1-2 / 2011
tem und im Trennsystem führen wir regelmäßig Kamerabefahrungen<br />
im städtischen Kanalnetz durch“, erläutert<br />
Dipl.-Ing. Lutz Halfen, Techn. Abteilung Abwasser, Stadtwerke<br />
Erftstadt. „Entsprechend der Ergebnisse und der<br />
Schadensbilder entsteht hieraus eine Prioritätenliste, nach<br />
der wir dann <strong>die</strong> anstehenden Sanierungsarbeiten in Auftrag<br />
geben.“ Bei den Tiefbaumaßnahmen im Stadteil Lechenich<br />
entschied sich der Auftraggeber aus mehreren<br />
Gründen für eine so genannte grabenlose Ausführung.<br />
„Neben einer sehr aufwändigen und damit auch kostspieligen<br />
<strong>Was</strong>serhaltung spielte vor allem eine Rolle, dass auch<br />
während der Bauzeit der Straßenverkehr so wenig wie<br />
möglich gestört werden sollte“, erinnert sich Halfen. „Deshalb<br />
haben wir uns für den Einbau von Schlauchlinern entschieden.“<br />
Eine Entscheidung, <strong>die</strong> darüber hinaus auch dazu<br />
beigetragen hat, dass sich <strong>die</strong> Belästigungen der Anwohner<br />
in dem überwiegend durch Wohnbebauung gekennzeichneten<br />
Stadtteil in überschaubaren Grenzen hielt.<br />
Zudem habe sich das Verfahren auch unter rechnerischen<br />
Aspekten als das wirtschaftlichste erwiesen, so Halfen<br />
weiter.<br />
In den diversen Haltungen kamen verschiedene Inliner-Systeme<br />
aus der breit gefächerten D&S-Produktpalette<br />
zum Einsatz: „So wurden zum Beispiel Nadelfilz-Liner<br />
und GFK-Liner eingebaut“, fasst Bauleiter Dipl.-Ing. Jens<br />
Wahr zusammen. Darüber hinaus wurden partielle Sanierungen<br />
im KA-TE-Verpress- oder Spachtelverfahren<br />
durchgeführt, Stutzen mit dem KA-TE-Roboter neu angebunden<br />
und Abzweige mit Hutprofilen saniert. Bei der<br />
Auskleidung des Stauraumkanals im Kölner Ring fiel <strong>die</strong><br />
Wahl auf den D&S-PolyLiner. Hierbei handelt es sich um<br />
einen mit Polyester-Harz getränkten Nadelfilzschlauch.<br />
Nach dem Transport des im Werk unter definierten Qualitätsstandards<br />
konfektionierten und getränkten Inliners,<br />
wird der Schlauch mit <strong>Was</strong>serdruck im Inversionsverfahren<br />
in <strong>die</strong> vorbereitete Haltung eingebracht. Der Druck<br />
der <strong>Was</strong>sersäule sorgt dann dafür, dass sich der Inliner<br />
aufstellt und formschlüssig an <strong>die</strong> Wandung des alten Kanals<br />
– am Kölner Ring ein Betonrohr mit Eiprofil in der<br />
Nennweite 1000/1500 – anpasst. Durch Aufheizen des<br />
bei der Inversion genutzten <strong>Was</strong>sers erfolgt <strong>die</strong> Aushär-<br />
tung des Polyesterharz-Systems. Das Verfahren eignet<br />
sich für <strong>die</strong> Sanierung defekter Rohrleitungen im Nennweitenbereich<br />
von DN 100 bis DN 1600 einschließlich<br />
vielfältiger Sonderprofile. „Das Ergebnis ist ein Produkt,<br />
dessen Standard und Qualität allen Anforderungen in<br />
puncto Dichtheit, statischer Tragfähigkeit und hydraulischem<br />
Abflussverhalten gerecht wird“ betont Wahr.<br />
Stutzen ebenfalls saniert<br />
Vor dem Einbau des Schlauchliners sind wichtige Vorarbeiten<br />
auszuführen. Hierzu zählt unter anderem <strong>die</strong> Vorbereitung<br />
der Haltungen mit dem KA-TE-Roboter, einem<br />
hydraulischen Fräsroboter, der den Kanal von einragenden<br />
Scherben oder Ablagerungen und anderen Hindernissen<br />
befreit. Im gleichen Arbeitsgang werden noch einmal Lage<br />
und Position der vorhandenen Abzweige bzw. Stutzen<br />
ermittelt, um sie nach Einbau und Aushärten des Liners<br />
problemlos mit dem Fräsroboter öffnen zu können. Beschädigte<br />
Hausanschlussstutzen wurden bei der Sanierungsmaßnahme<br />
gleich mit repariert, da das Leitungsnetz<br />
bis zur Grundstücksgrenze in den Verantwortungsbereich<br />
der Stadtwerke fällt, auch mit Blick auf 2015. Bis zu <strong>die</strong>sem<br />
Datum ist nach DIN 1986-30 in Verbindung mit<br />
§ 18 b <strong>Was</strong>serhaushaltsgesetz bundesweit eine Dichtheitskontrolle<br />
sämtlicher Grundstücksentwässerungsleitungen<br />
und Schächte durchzuführen. Falls <strong>die</strong>se dann saniert<br />
werden müssen, braucht <strong>die</strong> Straße nicht mehr aufgerissen<br />
zu werden und <strong>die</strong> Eigentümer können auf<br />
Wunsch ein Unternehmen wie <strong>die</strong> Diringer & Scheidel<br />
Rohrsanierung beauftragen, um eine fachgerechte Sanierung<br />
auch auf den privaten Grundstücken sicherzustellen“,<br />
schaut Halfen in <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong>.<br />
Kontakt<br />
DIRINGER&SCHEIDEL ROHRSANIERUNG GmbH & Co. KG,<br />
Mannheim, Tel. +49 621 8607440, E-Mail: zentrale.<br />
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1-2 / 2011 107
Projekt kurz beleuchtet<br />
AB<strong>Was</strong>serentsorgung<br />
Schlauchliner für ein<br />
„Ei im Kopfstand“<br />
Insituform saniert unter der Autobahn in Saarlouis<br />
Während Eiprofile ganz normale Erscheinungen in Abwasser-Kanalisationssystemen sind, bleiben Kopf stehende Eier<br />
eher exotisch. Selbst der Kopfstand ist jedoch kein Rezept gegen altersbedingten Verschleiß, wie ein Sanierungsfall in<br />
Saarlouis zeigte. Dort wurde ein solch ungewöhnlich gestaltetes, 97 m langes Beton-Bauwerk per Schlauchlining nach<br />
dem Insituform-Verfahren saniert.<br />
Der Transportsammler unmittelbar vor der Kläranlage<br />
Saarlouis war schon immer eine ungewöhnliche Konstruktion,<br />
Anfang 2010 aber auch ein „dringender Fall“.<br />
Das Betonrohr kam in den 1960er Jahren als umgedreht<br />
verlegtes Eiprofil 1100/1650 unter <strong>die</strong> Erde. Trotz<br />
Kopfstand und großer Dimension war das Rohr jedoch<br />
aktuell bis ans hydraulische Limit ausgelastet und nicht<br />
nur das: Vor allem machte dem Entsorgungsverband<br />
Saar – als Betreiber – der alterungsbedingt erheblich<br />
schlechte Bauzustand Kopfzerbrechen. Korrosion und<br />
Rissbildung stellten <strong>die</strong> Standsicherheit des Kanals<br />
ebenso in Frage wie <strong>die</strong> Umwelt- und Grundwasserverträglichkeit<br />
seines Betriebs. Das daraufhin entwickelte<br />
Sanierungskonzept setzte angesichts der gegebenen<br />
Randbedingungen (u. a. anstehendes Grundwasser) auf<br />
ein Schlauchlining mit Warmwasserhärtung. Zu den<br />
speziellen Rahmenbedingungen, <strong>die</strong> eine grabenlose<br />
Vorgehensweise kompromisslos erzwangen, gehörte<br />
<strong>die</strong> „heikle“ Trassierung des Sammlers, der im fraglichen<br />
Bereich <strong>die</strong> BAB A 620 unterquert, ebenso wie <strong>die</strong> Tatsache,<br />
dass der Kanal aufgrund seiner hydraulischen Bedeutung<br />
und Auslastung nur kurzfristig und ausschließlich<br />
während einer Trockenperiode außer Betrieb genommen<br />
werden konnte. Außerdem war ein Kontrollschacht<br />
im unmittelbaren Nahbereich der Autobahn für<br />
den Schlauchliner-Einbau nicht nutzbar, so dass <strong>die</strong> Installation<br />
über zwei Haltungen hinweg <strong>die</strong>sen Schacht<br />
„überfahren“ musste.<br />
Bild 1: Anspruchsvolle Randbedingung: Eine leistungsstarke <strong>Was</strong>serhaltung<br />
musste aufgebaut werden, um den Kanal für den Zeitraum des Einbaus<br />
zuverlässig wasserfrei zu halten<br />
Bild 2: Ankunft des 21,5 Tonnen schweren Liners auf<br />
der Baustelle in Saarlouis<br />
108 1-2 / 2011
Projekt der<br />
„Schwergewichts-Klasse“<br />
Im Zuge einer öffentlichen Ausschreibung<br />
ging der Zuschlag für das Projekt<br />
an <strong>die</strong> Niederlassung Stuttgart der Insituform<br />
Rohrsanierungstechnik GmbH<br />
(IRT), <strong>die</strong> den eigentlichen Inlinereinbau<br />
innerhalb von fünf Arbeitstagen realisierte.<br />
Die Standsicherheitsberechnung<br />
für den Insituform-Synthesefaserliner<br />
führte mit den statisch grenzwertigen<br />
Vorgaben des schwer geschädigten<br />
Bauwerks zu einer (End-)Wanddicke des<br />
Liners von 39,25 mm. Ein Liner <strong>die</strong>ser<br />
Wandstärke wiegt bei annähernd 100 m<br />
Länge beachtliche 21,5 t und stellt somit<br />
hohe Anforderungen an <strong>die</strong> Logistik.<br />
So war eine Zufahrt sicher zu stellen, <strong>die</strong><br />
ein Gesamt-Transportgewicht von rund<br />
75 t tragen konnte. Für den Einbau des<br />
Liners musste nicht nur eine 6 m tiefe<br />
Baugrube mit 4,30 x 4,30 m Abmessung<br />
ausgehoben werden, sondern zudem<br />
ein Segment des Rohrscheitels – in<br />
dem in Fließrichtung an den Schacht angrenzenden<br />
Haltung – entfernt werden, das man nach<br />
der Linersanierung wieder aufsetzte.<br />
Vor dem Einbau des Liners waren erhebliche Vorarbeiten<br />
notwendig, deren wesentliche <strong>die</strong> Einrichtung einer<br />
sehr leistungsstarken – aus drei Teilstrecken bestehenden<br />
– <strong>Was</strong>serhaltung war. Der Hauptstrang der <strong>Was</strong>serhaltung,<br />
<strong>die</strong> aus geschweißten PVC-Druckrohren installiert<br />
wurde, war 340 m lang, tunnelte in einem Bachdurchlass<br />
<strong>die</strong> Autobahn und war auf den Trockenwetterfall von<br />
350 Liter/Sekunde bemessen. Da generell nur bei Trockenwetter<br />
gearbeitet werden konnte, musste der exakte Bautermin<br />
in enger Abstimmung mit dem Deutschen Wetteramt<br />
zeitnah festgelegt werden.<br />
Der Liner wurde per Schwertransport auf der Baustelle<br />
angeliefert und über ein Förderband via Inversionsturm<br />
mit <strong>Was</strong>ser in den Kanal „inversiert“: Dabei stülpt<br />
der hydrostatische Druck einer im Liner aufgebauten<br />
<strong>Was</strong>sersäule den Synthesefaserschlauch in voller Länge<br />
formschlüssig in den Kanal ein. Die <strong>Was</strong>serfüllung von insgesamt<br />
rund 134 m 3 wurde in der nachfolgenden Härtungsphase<br />
mit Hilfe eines Systems von Vor- und Rücklaufschläuchen<br />
32 Stunden lang über ein mobiles<br />
Heizungs system geführt. Nach genauem Zeitplan erhitzte<br />
man <strong>die</strong> <strong>Was</strong>serfüllung des Liners auf 90 °C und ließ<br />
sie bei <strong>die</strong>ser Temperatur rund 20 Stunden lang zirkulieren.<br />
Dadurch härtete das thermo-reaktive UP-Harz des<br />
Systems vollständig aus, aus dem flexiblen-harzgetränkten<br />
Schlauch wurde ein selbsttragender Schlauchliner,<br />
den man nach Ablauf der Heizphase ebenso planmäßig<br />
abkühlte, wie man ihn zuvor erhitzt hatte. Von einer prä-<br />
Bild 3: Der 21,5 t schwere Liner wurde mittels Förderband eingebaut<br />
zisen Anwendung der in der allgemeinen bauaufsichtlichen<br />
Zulassung des Verfahrens vorgegebenen Heiz-Zeitpläne<br />
hängt maßgeblich <strong>die</strong> vollständige Aushärtung des<br />
Liners und damit seine Endqualität ab.<br />
Fazit<br />
Von <strong>die</strong>ser Qualität überzeugte sich im Rahmen der labortechnischen<br />
Fremdüberwachung der Baustelle ein unabhängiges,<br />
akkreditiertes Fachlabor für Kunststofftechnik<br />
– Dr. Sebastian, St. Wendel – das dem „neuen Kanal“<br />
zur Kläranlage Saarlouis attestierte, dass alle Leistungsparameter<br />
der Ausschreibung erfüllt bzw. übererfüllt wurden.<br />
Letztlich hinterließ Insituform in Saarlouis nicht nur<br />
einen rundum zufriedenen Auftraggeber, sondern auch ein<br />
erfolgreich abgeschlossenes Projekt der „Schwergewichts-Klasse“,<br />
das trotz der an anspruchsvollen Erfolgserlebnissen<br />
reichen Unternehmensgeschichte noch ein besonderes<br />
Highlight darstellt: Wann saniert man schon ein<br />
Eiprofil solcher Ausmaße im Kopfstand?<br />
Kontakt<br />
Insituform Rohrsanierungstechnik GmbH, Achim Plos,<br />
E-Mail: plos@insituform.de, www.insituform.de<br />
Stand EG-H-03<br />
1-2 / 2011 109
Projekt kurz beleuchtet<br />
AB<strong>Was</strong>serentsorgung<br />
Sanierung einer betonierten Bach-Verrohrung in Duderstadt<br />
Sanierungsfall höchster<br />
Dringlichkeit<br />
Nicht nur Abwasserkanäle und -bauwerke machen ihren öffentlichen Betreibern häufig Sorgen. Wie ein aktuelles<br />
Beispiel aus Duderstadt zeigt, lauern im kommunalen Untergrund durchaus noch andere Infrastrukturprobleme. Dort<br />
sanierten Experten der SMG Kanalsanierung GmbH, Lage, im Herbst 2010 den ersten Bauabschnitt des sogenannten<br />
Hartmann-Kanals, einer betonierten Bach-Verrohrung aus den 1920er Jahren.<br />
Im Wandel der Zeit<br />
Wenn sich irgendwo <strong>die</strong> Fahrbahn senkt, ist <strong>die</strong>s stets ein<br />
Alarmsignal. Spektakuläre Erdfälle und Löcher „quer durch<br />
<strong>die</strong> Republik“ haben gerade in letzter Zeit <strong>die</strong> breite Öffentlichkeit<br />
sensibilisiert für statische Probleme unter unseren<br />
Füßen und Rädern. Kommunale Infrastruktur-Betreiber<br />
sind sich ihrer Verkehrssicherungspflichten in der<br />
Regel sehr klar bewusst. So auch in Duderstadt, wo Dipl.-<br />
Ing. Johannes Böning in seiner Position als „Fachleiter Tiefbau<br />
und Umweltschutz“ Herr nicht nur über ein ca. 240 km<br />
langes Netz von Abwasserkanälen ist, sondern zusätzlich<br />
auch über einige verrohrte Oberflächengewässer.<br />
Eins davon, der sogenannte „Hartmann-Kanal“, entwickelte<br />
sich 2010 zu einem Sanierungsfall höchster<br />
Dringlichkeit. Der Hartmann-Kanal wurde 1927 und 1928<br />
gebaut, nachdem 1926 ein Extrem-Hochwasser den Duderstädter<br />
Ortskern bis zu einem Meter hoch überflutet<br />
hatte. Um ähnliches für <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> auszuschließen, wurde<br />
damals ein Nebenarm des Flüsschens Sandwasser<br />
buchstäblich „tiefer gelegt“. Teils reichte dazu ein offener<br />
Geländeeinschnitt mit hoher Böschung; auf rund 350 m<br />
Länge jedoch verschwand das Gewässer ganz unter der<br />
Erde. Für rund 70.000 Reichsmark baute man – zeitgleich<br />
zur ersten Schwemmkanalisation Duderstadts – einen<br />
Stollen aus teilweise armiertem Ortbeton. Mit einer<br />
durchschnittlichen Breite von 1,50 m und einer Höhe bis<br />
zu 2,00 m war <strong>die</strong>ser Kanal auf einen Spitzenabfluss von<br />
14 m 3 /s ausgelegt.<br />
Seit 1928 ist nicht nur viel Zeit über den Hartmann-<br />
Kanal hinweg gegangen, sondern noch mehr Verkehr und<br />
<strong>die</strong> deutsche Geschichte. Als Duderstadt im Zuge der<br />
deutschen Teilung in extreme „Zonenrand“-Lage geriet,<br />
rissen schlagartig fast alle nach Osten gerichteten, durch<br />
<strong>die</strong> Stadt fließenden Verkehrsströme ab. Für Duderstadt<br />
ein Desaster, verhalf <strong>die</strong>se Entwicklung dem Hartmann-<br />
Kanal jedoch zu einer ansonsten wohl kaum zu erhoffenden<br />
Nutzungsdauer. Diese Schlussfolgerung liegt nahe,<br />
wenn man den weiteren Gang der Entwicklung verfolgt.<br />
Mit der Wiedervereinigung lebte der Verkehr durch Duderstadt<br />
in nie gekannter Stärke wieder auf. Der Hartmann-Kanal<br />
lag nun teilweise unter der Bundesstraße 247,<br />
<strong>die</strong> von Northeim nach Worbis führt. Und wenn auch der<br />
Beton-Stollen 1928 auf <strong>die</strong> Last einer Bemessungs-<br />
Dampfwalze von 23 t ausgelegt worden war – <strong>die</strong>sen<br />
Lastfall übertrifft heute jeder durchschnittliche Bierlaster.<br />
Bild 1: Das Bauwerk, gespickt mit Injektionspackern: Durch<br />
Verpressung von insgesamt 150 m3 Spezialzement wurden Hohlräume<br />
im Umfeld des Bauwerks verfüllt und <strong>die</strong> Standsicherheit der darüber<br />
liegenden Verkehrskreuzung wieder hergestellt<br />
Ein akuter Sanierungsfall<br />
Die Folgen der anschwellenden Verkehrsmengen ließen<br />
nicht allzu lange auf sich warten. 2010 wurde man auf<br />
alarmierende Senkungen der Fahrbahn aufmerksam, wo<br />
sich <strong>die</strong> B 247 mit der historischen Hauptstraße durch den<br />
Duderstädter Ortskern kreuzt: exakt über dem ersten Abschnitt<br />
des Hartmann-Kanals. Eine postwendend veranlasste<br />
Begehung des unterirdischen Bauwerks deckte<br />
110 1-2 / 2011
praktisch auf gesamter Länge gravierende statische Schäden<br />
und Undichtheiten auf. Streckenweise klafften armdicke<br />
Risse, durch <strong>die</strong> man <strong>die</strong> historische Außenschalung<br />
des Bauwerks sehen konnte. Umgehend wurde <strong>die</strong> SMG<br />
Kanalsanierung GmbH mit der Entwicklung und Durchführung<br />
eines Sanierungskonzepts mit Vorrang für den<br />
akut einsturzgefährdeten Streckenabschnitt unter der abgesackten<br />
Kreuzung beauftragt. Die Beauftragung von<br />
SMG in freier Vergabe erfolgte maßgeblich auf Grund einschlägiger<br />
Referenzen bei der Sanierung vergleichbar anspruchsvoller<br />
Problembauwerke und war aufgrund des<br />
Tatbestands von „Gefahr im Vollzug“ auch vergaberechtlich<br />
gerechtfertigt.<br />
Zielorientierte, stufenweise<br />
Sanierung<br />
Nach Ausarbeitung des Konzeptes demonstrierten <strong>die</strong><br />
SMG-Experten auf einem kurzen Testabschnitt dessen<br />
Praktikabilität und Wirksamkeit, bevor sie es schließlich<br />
in Oktober und November 2010 im ersten, ca. 90 m langen<br />
Bauschnitt realisierten. Die Sanierung verfolgte drei<br />
Ziele: Zum einen <strong>die</strong> sofortige Wiederherstellung einer<br />
den aktuellen Lastfällen angemessenen Standsicherheit,<br />
zum zweiten <strong>die</strong> Verfüllung von Kavernen in der Trasse<br />
des Kanals und schließlich <strong>die</strong> nachhaltige Dichtheit des<br />
Bauwerks, um neuerliche Bettungsschäden als Folge von<br />
In- und Exfiltrationen langfristig auszuschließen. Im ersten<br />
Arbeitsschritt wurde das Bauwerk trockengelegt, indem<br />
man den Norm-Abfluss des Bachs in zwei PVC-<br />
Rohrstränge DN 400 abführte, <strong>die</strong> in der Sohle des Stollens<br />
verlegt wurden. Dann perforierte man <strong>die</strong> Wände<br />
des Hartmann-Kanals in dichten Abständen mit bis zur<br />
Bettung durchgehenden Bohrungen. Durch Injektionslanzen<br />
in <strong>die</strong>sen Bohrungen verpressten <strong>die</strong> SMG-Fachleute<br />
insgesamt über 15 m 3 schnell härtenden Flüssigzement,<br />
der <strong>die</strong> Hohlräume um den Kanal herum füllte<br />
und <strong>die</strong> Standsicherheit der Trasse und <strong>die</strong> Verkehrssicherheit<br />
der darüber liegenden Kreuzung kurzfristig wiederherstellte.<br />
Danach wandte man sich den Rissen in Betonwänden<br />
und Decken zu: Während gröbere Risse in Trockenspritztechnik<br />
nach DIN 18551 mit Beton verfüllt wurden,<br />
schloss man feinere Risse kraftschlüssig durch ein mineralisches<br />
Injektionsgut mit Hilfe von Packer-Systemen. Im<br />
letzten Durchgang schließlich bekam der Hartmann-Kanal<br />
eine statisch tragende Innenschale aus Stahlbeton. Dazu<br />
bohrte man Stahlanker in <strong>die</strong> Wände, an denen vollflächig<br />
stählerne Armierungsmatten aufgehängt wurden.<br />
Letztlich bildeten <strong>die</strong>se dann den Kern einer 10 cm stark<br />
aufgetragenen Spritzbeton-Schicht.<br />
Auf <strong>die</strong>se Art und Weise konnte der erste Bauabschnitt<br />
des Hartmann-Kanals innerhalb von 17 Arbeitstagen ohne<br />
nennenswerte Beeinträchtigungen des Betriebs<br />
grundsaniert werden. Somit steht einem jahrzehntelan-<br />
Bild 2: Standsicherer Kern: An Ankern wurden ganzflächig Stahlmatten<br />
als künftige Armierung einer neuen Beton-Innenschale befestigt<br />
Bild 3: In Trockenspritztechnik wurde um <strong>die</strong> Armierungen<br />
eine 10 cm starke Spritzbeton-Schicht aufgetragen<br />
gen sicheren Weiterbetrieb eines Bauwerks nichts mehr<br />
im Wege, das vor kurzem noch als akut sanierungsbedürftig<br />
wurde.<br />
Kontakt<br />
SMG Kanalsanierung GmbH, Dipl.-Ing. Volker Schmidt,<br />
Lage, Tel. +49 5232 99 04 21,<br />
E-Mail: vs@smg-kanalsanierung.de<br />
1-2 / 2011 111
Projekt kurz beleuchtet<br />
AB<strong>Was</strong>serentsorgung<br />
Rohrvortrieb unter der Autobahn<br />
Einbau einer Steinzeug-Abwasserleitung unter dem<br />
Münchner Autobahnring<br />
Im oberbayerischen Hohenbrunn, südöstlich von München, wurde <strong>die</strong> Siedlung am Grasbrunner Weg an das öffentliche<br />
Kanalnetz angeschlossen. Die Abwässer der Gemeinde Hohenbrunn werden über einen eigenen Hauptsammler zur Kläranlage<br />
in München geleitet. Die größte technische Herausforderung bei <strong>die</strong>ser Baumaßnahme war <strong>die</strong> Unterquerung<br />
der Autobahn A 99.<br />
Sechsspuriges Hindernis<br />
Die A 99 bildet den (nicht ganz geschlossenen) Autobahnring<br />
um <strong>die</strong> Stadt München und leitet den Verkehr der Autobahnen,<br />
<strong>die</strong> auf München zuführen, tangential um <strong>die</strong><br />
Stadt herum. Sie ist deshalb von hoher Bedeutung für den<br />
in- und ausländischen Wirtschafts- und Fernreiseverkehr.<br />
Gleichzeitig stellt <strong>die</strong> A 99 eine großräumige Umfahrung<br />
Münchens dar, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Münchner Durchfahrtsstraßen erheblich<br />
entlastet. Sie gehört zu den meist befahrenen Autobahnen<br />
Europas. Beim Anschluss einer Wohnsiedlung in<br />
Hohenbrunn, einer Gemeinde im Südosten von München,<br />
an das öffentliche Kanalnetz musste <strong>die</strong>se Verkehrsader<br />
gekreuzt werden.<br />
Nach ersten Planungsansätzen im Jahr 1990 und<br />
späteren Planungsphasen zwischen 2001 und 2009, begann<br />
nach der finalen Ausführungsplanung 2009/2010<br />
im Mai 2010 der Neubau des Hohenbrunner Abwassernetzes<br />
und somit des Kanalnetzes der Siedlung am Grasbrunner<br />
Weg. Insgesamt wurden 1.575 m Steinzeugrohre<br />
verbaut, davon 1.500 m in offener Bauweise mit ei-<br />
Bild 1:<br />
„Kritische<br />
Begutachtung“<br />
der Herrenknecht-<br />
Vortriebsmaschine<br />
AVN 600, v.a.<br />
des Bohrkopfes<br />
112 1-2 / 2011
ner Nennweite von DN 250 in der Siedlung. Die restlichen<br />
75 m wurden im Vortriebsverfahren unter der Autobahn<br />
eingebaut.<br />
Der zuständige Zweckverband München-Südost achtet<br />
darauf, wenn möglich, sein gesamtes Netz im Freigefälle<br />
zu entwässern, so auch bei <strong>die</strong>ser Baumaßnahme.<br />
Dafür musste <strong>die</strong> Leitung punktgenau unter der sechsspurigen<br />
Autobahn plus Standstreifen eingebaut werden.<br />
Eine offene Bauweise kam für <strong>die</strong> Unterquerung nicht in<br />
Frage. Man entschied sich für den Einbau der Rohre im<br />
Mikrotunnellingverfahren mit Spülförderung.<br />
Komplizierte (Boden-)Verhältnisse<br />
Baumaßnahmen an einer Bundesautobahn erfordern nicht<br />
nur eine erhebliche bauliche sondern auch behördliche Koordination.<br />
In <strong>die</strong>sem Fall mussten u.a. <strong>die</strong> Autobahndirektion<br />
Süd-Bayern, <strong>die</strong> Autobahnmeisterei Hohenbrunn, <strong>die</strong><br />
Untere Naturschutzbehörde sowie das Amt für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Forsten mit einbezogen werden.<br />
Der unter der Autobahn anstehende Baugrund bot<br />
keine optimalen Voraussetzungen für ein grabenloses<br />
Bauverfahren: kiesige Böden der Würmeiszeit der Bodenklassen<br />
SN 1 bis SN 4 nach DIN 18319 – also keine standfesten<br />
Böden. Aus <strong>die</strong>sem Grund wurden Steinzeug-Vortriebsrohre<br />
DN 600 gewählt, obwohl hydraulisch gesehen<br />
Projektdaten<br />
Auftraggeber: Zweckverband München-Südost,<br />
Ottobrunn<br />
Planung/Ausschreibung: Zweckverband<br />
München-Südost, Ottobrunn<br />
Bauunternehmen: Offene Bauweise: Emil<br />
Mayr, Ettlingen; Vortrieb: Mandler & Schieferstein,<br />
Wettenberg<br />
ein Vortriebsrohr in deutlich kleinerer Dimension, nämlich<br />
DN 250, ausgereicht hätte. Die Ortsbrust wurde wegen<br />
der schwierigen Bodenverhältnisse hydraulisch gestützt.<br />
Und der Verkehr rollt weiter<br />
Oberste Priorität hatte <strong>die</strong> durchgehende Aufrechterhaltung<br />
des Verkehrs auf der A 99. Um sicherzustellen, dass<br />
keinerlei Setzungen beim Vortrieb auftraten, wurden 24<br />
Kontrollpunkte auf der Autobahn eingerichtet.<br />
Da <strong>die</strong> Vortriebstiefe nur 2,30 m unter der Fahrbahn<br />
lag, verzichtete man beim Auffahren auf den Einsatz von<br />
Betonit, da sonst <strong>die</strong> Gefahr des Bentonit-Austritts auf<br />
<strong>die</strong> Fahrbahn bestanden hätte. Bentonit <strong>die</strong>nt zur Reduzierung<br />
der Reibung und damit zur Verminderung der erforderlichen<br />
Pressenkräfte. In <strong>die</strong>sem Fall lagen <strong>die</strong> Pressenkräfte<br />
bei maximal 208 t; das Bentonit hätte sie um<br />
etwa <strong>die</strong> Hälfte reduziert.<br />
Trotz der behördlichen, baulichen und bodentechnischen<br />
Erschwernisse konnte der Vortrieb in nur sechs Tagen<br />
reiner Bauzeit abgeschlossen werden, was einer täglichen<br />
Vortriebsstrecke von 12 m entspricht. Die insgesamt<br />
75 m lange Strecke wurde mit einer Neigung von<br />
3 ‰ mit einer Vortriebsmaschine AVN 600 (Herrenknecht<br />
AG) aufgefahren; <strong>die</strong> Abweichung im Zielpunkt betrug weniger<br />
als 2 cm!<br />
Von den Autofahrern, <strong>die</strong> während der Baumaßnahme<br />
auf der A 99 unterwegs waren, können sich wohl nur <strong>die</strong><br />
wenigsten vorstellen, welche technischen Meisterleistungen<br />
nur wenige Meter unter ihren Reifen vollbracht wurden.<br />
Und damit hatten alle Beteiligten ihr Ziel erreicht.<br />
Kontakt<br />
Herbert Hebel und Georg Wagner, Zweckverband<br />
München Südost; Christel Flittner, Diana Klose und Robert<br />
Maier, STEINZEUG Abwassersysteme GmbH, Frechen/Köln,<br />
Tel. +49 2234 507-0, E-Mail: info@steinzeug.com,<br />
www.steinzeug-keramo.com<br />
Stand EG-M-12<br />
BUCH-<br />
TIPP<br />
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www.vulkan-verlag.de<br />
info@vulkan-verlag.de<br />
Tel.: +49 201 82002 14<br />
Fax: +49 201 82001 40<br />
1-2 / 2011 113
Projekt kurz beleuchtet<br />
AB<strong>Was</strong>serentsorgung<br />
FBS-Stahlbetonrohre für Neumarkt in der Oberpfalz<br />
Keine Kompromisse bei der<br />
Qualität<br />
Bislang haben Starkregenereignisse in Neumarkt in der<br />
Oberpfalz häufig zu Überflutungen in Teilen der Stadt geführt.<br />
Die bestehenden Kanäle sind hohen Niederschlagsmengen<br />
nicht gewachsen und neigen in regenreichen Zeiten<br />
zu Überstauungen. Mit Stadtratsbeschluss vom<br />
27.7.2010 soll sich das nun ändern. Das Tiefbauamt hat<br />
<strong>die</strong> Max Bögl Bauunternehmung GmbH & Co. KG mit der<br />
Erstellung eines Stauraumkanals in der Ingolstädter Straße<br />
sowie in der Holzgartenstraße beauftragt. Bei der Wahl<br />
des Werkstoffes entschieden sich <strong>die</strong> Verantwortlichen<br />
für FBS-Stahlbetonrohre mit Drachenprofil in den Nennweiten<br />
DN 1200 bis DN 2200. Hergestellt wurden sie von<br />
der J. SCHNURRER GmbH & Co. KG, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Rohre entsprechend<br />
den erhöhten Anforderungen der Qualitätsrichtlinie<br />
der Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre<br />
e.V. (FBS) fertigt.<br />
Mit FBS-Qualität auf Nummer sicher<br />
„Ziel ist eine deutliche Entlastung der Kanäle im Falle von<br />
Starkregen. Denn hierfür sind <strong>die</strong> bestehenden Kanäle mit<br />
ihren Kapazitäten einfach nicht ausgelegt“, erklärt Ernst<br />
Schmidt, Sachgebietsleiter Kanalnetz im Tiefbauamt der<br />
Stadt, was es mit den jüngsten Baumaßnahmen im Bereich<br />
Holzgartenstraße sowie Ingolstädter Straße zwischen<br />
Gießereistraße und Holzgartenstraße auf sich hat.<br />
Rund 800.000 Euro investiert <strong>die</strong> bayerische Stadt, damit<br />
Überstauungen und Überflutungen aus dem Kanalbereich<br />
bald der Vergangenheit angehören. „Im Wesentlichen<br />
ist <strong>die</strong> Überlastung des bestehenden Sammlers auf<br />
ein geringes Gesamtgefälle zurückzuführen. Eine Zwischenspeicherung<br />
ist notwendig, da eine Abflusserhöhung<br />
an <strong>die</strong>ser Stelle lediglich zu einer Problemverschiebung im<br />
gesamten Netz führen würde“, so Schmidt weiter. Zum<br />
Einsatz kommen Sonderprofile in verschiedenen Nennweiten.<br />
Verlegt werden 66 m DN 1200, 130 m DN 2000<br />
sowie 100 m DN 2200. Die Stahlbetonrohre mit Drachenprofil<br />
überzeugten den Auftraggeber aufgrund der hohen<br />
Qualität, für <strong>die</strong> das FBS-Zertifikat steht. Das FBS-Qualitätssicherungssystem<br />
mit seiner umfassenden Werkseigenen<br />
Produktionskontrolle (WPK) stellt eine für Rohrwerkstoffe<br />
einmalige und lückenlose Qualitätskontrolle<br />
von den Ausgangsstoffen über <strong>die</strong> Herstellung bis zu den<br />
Endprodukten sicher.<br />
Bild 1: Eine in <strong>die</strong> Muffen fest eingebaute Dichtung erleichtert den<br />
Einbau und sorgt für zuverlässige Dichtheit in den Verbindungen.<br />
Foto: SCHNURRER<br />
Bild 2: Die<br />
Schachtbauwerke<br />
in Kompaktbauweise<br />
werden auf<br />
<strong>die</strong> Rohrquerschnitte<br />
abgestimmt<br />
und ebenfalls<br />
in FBS-Qualität<br />
gefertigt<br />
Foto: SCHNURRER<br />
114 1-2 / 2011
Alles fließt<br />
natürlich durch<br />
Beton<br />
Bild 3: Insgesamt rund 300 m Stahlbetonrohre mit Drachenquerschnitt<br />
hat <strong>die</strong> J. SCHNURRER GmbH & Co. KG in FBS-Qualität nach Neumarkt in<br />
der Oberpfalz geliefert. Foto: SCHNURRER<br />
Wie wichtig <strong>die</strong> optimale Beschaffenheit des Werkstoffes für den Auftraggeber ist,<br />
fasst Ernst Schmidt so zusammen: „Kanalrohre unterliegen extremsten Beanspruchungen<br />
und Einflüssen. Für uns war es ausschlaggebend, das Geld für <strong>die</strong> Baumaßnahme<br />
verantwortungsbewusst im Sinne der Bürger auszugeben. Das heißt, dass<br />
Langlebigkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit bei unserer Entscheidung eine große<br />
Rolle gespielt haben. Wir haben darauf geachtet, hohe Qualität und den Stand der<br />
Technik einzusetzen. Das FBS-Prüfsiegel gibt uns dabei <strong>die</strong> gewünschte Sicherheit.“<br />
Die Stahlbetonrohre, <strong>die</strong> <strong>die</strong> J. Schnurrer GmbH & Co. KG in ihrem Werk in Weiden<br />
gefertigt und zur Baustelle geliefert hat, erleichtern den Tiefbauern der Max Bögl<br />
Bauunternehmung GmbH & Co. KG dank ihrer bautechnischen Merkmale das Arbeiten<br />
vor Ort. Die Rohre verfügen gemäß der FBS-Richtlinie über eine fest in <strong>die</strong> Muffe<br />
eingebaute Dichtung. Die Dichtheit der Rohrverbindung ist somit sichergestellt.<br />
Peter Tippmann vom Bereich Verkauf der SCHNURRER GmbH beschreibt <strong>die</strong> weiteren<br />
Materialeigenschaften: „Die Druckfestigkeit ist eine der wichtigsten Eigenschaften<br />
des Betons. Die von uns gefertigten Stahlbetonrohre weisen mit C 40/50<br />
eine besonders hohe Festigkeit auf. Die Baulänge beträgt 3 m. Der hohe Selbstreinigungseffekt<br />
im Drachenquerschnitt senkt <strong>die</strong> Kosten beim späteren Unterhalt.“ Auf<br />
Initiative von Projektleiter Hans Gerner, Max Bögl Bauunternehmung GmbH & Co. KG,<br />
hat der Kanalrohrhersteller aus Weiden auch Tangentialschächte und diverse Sonderteile<br />
wie Fertigschachtbauwerke in Kompaktbauweise geliefert. Tippmann: „Sie werden<br />
auf <strong>die</strong> Rohrquerschnitte abgestimmt und ebenfalls in FBS-Qualität gefertigt.“<br />
Die Arbeiten im Bereich Ingolstädter Straße/ Holzgartenstraße sind ein wichtiger<br />
Schritt zur Vermeidung von Überstauungen im Kanalbereich in Neumarkt<br />
i. d. OPf. Vorangegangen sind bereits eine Vermaschung der Kanäle im Deininger<br />
Weg und in der Gießereistraße sowie <strong>die</strong> Errichtung eines Stauraumkanals in der<br />
Feldstraße.<br />
Die legendäre Langlebigkeit und<br />
Dichtheit von Betonrohren sorgt<br />
seit Jahrhunderten für einen<br />
nachhaltigen <strong>Was</strong>serhaushalt.<br />
Beton ist in vielerlei Hinsicht<br />
der ökologischste Baustoff beim<br />
Einsatz im Kanalbau. Durch <strong>die</strong><br />
natürlichen Rohstoffe des Betons,<br />
aus dem <strong>die</strong> Rohre und<br />
Schächte mit vergleichbar geringem<br />
Energieaufwand hergestellt<br />
werden, weisen sie durch<br />
ihre Effizienz und Langlebigkeit<br />
eine unschlagbare Ökobilanz<br />
aus. Dazu sind sie auch zu 100%<br />
recyclebar.<br />
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1-2 / 2011 115
Projekt kurz beleuchtet<br />
AB<strong>Was</strong>serentsorgung<br />
Verwendung des HS ® -Kanalrohrsystems hat in Schweich<br />
Tradition<br />
Systematische Erschließung eines<br />
Neubaugebietes<br />
Weiße Schaufel auf grünem Grund: Das Wappen von<br />
Schweich könnte angesichts der derzeitigen städtebaulichen<br />
Veränderungen kaum treffender sein. Gegraben wird<br />
in der rheinland-pfälzischen Stadt an der Mittelmosel im<br />
Landkreis Trier-Saarburg momentan nämlich viel. Das<br />
Neubaugebiet Ermesgraben ist das größte Baugebiet, das<br />
in der Verbandsgemeinde bisher realisiert worden ist. 337<br />
Grundstücke sind hier – vorrangig für Einfamilienhäuser<br />
und Doppelhaushälften – erschlossen worden. Auf einer<br />
Gesamtfläche von 40 ha, davon 24 ha Nettobauland, sind<br />
zudem Senioreneinrichtungen und ein Einkaufszentrum<br />
geplant. Die Verbandsgemeindewerke Schweich haben<br />
gemeinsam mit dem Erschließungsträger IRP Immobilien-<br />
Gesellschaft Rheinland-Pfalz mbH dafür gesorgt, dass das<br />
Areal bereits bei der Erschließung auf soliden Füßen steht:<br />
Zum Einsatz kamen HS®-Kanalrohre DN/OD 200 für <strong>die</strong><br />
Ableitung des Schmutzwassers, HS®-Kanalrohre und<br />
Formteile DN/OD 160 im Hausanschlussbereich sowie<br />
HS®-Abwasserkontrollen Ausführung Klasse D in DN/OD<br />
160. Mit <strong>die</strong>ser Wahl setzt man in Schweich auf Altbewährtes,<br />
denn <strong>die</strong> Verwendung des HS®-Kanalrohrsystems<br />
von der Funke Kunststoffe GmbH hat in der Verbandsgemeinde<br />
bereits seit zehn Jahren Tradition.<br />
Bei einem Blick auf <strong>die</strong> Landkarte von Schweich werden<br />
<strong>die</strong> Ausmaße deutlich: Das Neubaugebiet ist mit einer<br />
Baufläche von 24 ha gigantisch und wird der rheinlandpfälzischen<br />
Stadt ein ganz neues Gesicht verleihen. „Derzeit<br />
hat Schweich rund 6.600 Einwohner, nach Fertigstellung<br />
und Bezug des Gebietes werden es über 1.000 Einwohner<br />
mehr sein“, heißt es von Seiten der IRP Immobilien-Gesellschaft<br />
Rheinland-Pfalz mbH, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Umsetzung<br />
des Projektes verantwortlich ist. „Es handelt sich um<br />
eines der größten Bauprojekte in der Verbandsgemeinde<br />
und wohl auch um eine der größten Erschließungsmaßnahmen<br />
des Landes.“ Diese ist bereits beendet und das<br />
Gebiet freigegeben. Private Bauherren können seit Mitte<br />
August mit der Errichtung ihrer Einfamilienhäuser und<br />
Doppelhaushälften beginnen.<br />
Seit zehn Jahren bewährt<br />
So viel wie sich in Schweich durch das Neubaugebiet Ermesgraben<br />
verändern wird, mit Blick auf <strong>die</strong> unterirdische<br />
Infrastruktur haben <strong>die</strong> Verbandsgemeindewerke als Auftraggeber<br />
der Erschließungsmaßnahme auf Bekanntes<br />
und Bewährtes zurückgegriffen: Für <strong>die</strong> Entwässerung kamen<br />
braune HS®-Kanalrohre DN/OD 200 und für <strong>die</strong><br />
Hausanschlüsse HS®-Rohre und Formteile in braun und<br />
blau der Nennweite DN/OD 160 sowie HS®-<br />
Abwasserkontrollen in der Ausführung Klasse D im Nennweitenbereich<br />
DN/OD 160 zum Einsatz. „Das HS®-<br />
Kanalrohrsystem wurde bei uns vor zehn Jahren das erste<br />
Mal verbaut. Seitdem haben wir äußerst positive Erfahrungen<br />
gemacht“, sagt Werkleiter Dipl.-Ing. (FH) Harald<br />
Guggenmos von den Verbandsgemeindewerken.<br />
Bauleiter Joachim Malambré von der BFH Ingenieure<br />
GmbH fügt hinzu: „Die Produkte überzeugen in den Punkten<br />
Verarbeitbarkeit, Wirtschaftlichkeit, Langlebigkeit,<br />
Stabilität, mit ihren hydraulischen Eigenschaften, aber<br />
auch mit Blick auf den Systemcharakter.“<br />
Bild 1: Insgesamt rund 4,5 km HS®-Kanalrohre der Nennweite DN/OD 200<br />
kamen im Neubaugebiet Ermesgraben zum Einsatz. Die Farbe braun kennzeichnet<br />
den Schmutzwasserkanal<br />
Foto: Funke Kunststoffe GmbH<br />
Vorteile beim Einbau<br />
Rund 20 Monate hat <strong>die</strong> Erschließung des Neubaugebietes<br />
für <strong>Was</strong>ser und Kanal gedauert und lag damit im Zeit-<br />
116 1-2 / 2011
plan. Bei der ARGE „Ermesgraben“, der ausführenden Arbeitsgemeinschaft,<br />
<strong>die</strong> aus den Unternehmen L. Elenz<br />
GmbH & Co. KG, der Franz Lehnen GmbH & Co. KG und<br />
der Wey Tiefbau GmbH besteht, führt man <strong>die</strong>s auch auf<br />
<strong>die</strong> gute Handhabung der Kunststoffrohre zurück. So verhindert<br />
<strong>die</strong> fest eingelegte FE®-Dichtung ein Herausdrücken<br />
und Verschieben bei der Montage. Tiefbauer<br />
schätzen außerdem das leichte Material. Trotz des geringen<br />
Eigengewichts sind <strong>die</strong> Rohre und Formteile wandverstärkt<br />
und halten ab einer Verlegetiefe von 0,5 m<br />
selbst starke Druckbelastungen von SLW 60 aus. Zahlreiche<br />
Komponenten ermöglichen außerdem ein wirtschaftliches<br />
und rationelles Arbeiten auf der Baustelle, mit dem<br />
sich selbst knifflige Verlegesituationen erfolgreich bewältigen<br />
lassen“, erklärt Funke-Fachberater Peter Frenzle.<br />
<strong>Zukunft</strong>sweisende Tiefbaulösungen<br />
In Schweich erfolgt <strong>die</strong> Entwässerung im Trennsystem,<br />
so dass das HS®-Programm seine Trümpfe voll ausspielen<br />
kann. Denn <strong>die</strong> Funke-typische Farbgebung des HS®-<br />
Rohrsystems mit blau für Regenwasser und braun für<br />
Schmutzwasser macht eine Unterscheidung der Kanäle<br />
auch nach Jahren noch eindeutig möglich. Insgesamt erstellten<br />
<strong>die</strong> Tiefbauer im Neubaugebiet Ermesgraben<br />
545 Hausanschlüsse DN/OD 160, davon 345 braune<br />
Leitungen für Schmutzwasser und 200 blaue für Regenwasser.<br />
Bei einer durchschnittlichen Länge von 5 m je<br />
Hausanschlussleitung kommen so rund 2.750 ldm. zusammen.<br />
Zum Einsatz kamen außerdem noch rund<br />
4,5 km HS®-Kanalrohre der Nennweite DN/OD 200 in<br />
braun. Regenwasser wird gemäß dem Landeswassergesetz<br />
auf den Grundstücken zurückgehalten bzw. ortsnah<br />
versickert. „Entsprechend den aktuellen wasserrechtlichen<br />
Vorgaben muss auch bei Neubauvorhaben ein Ausgleich<br />
der <strong>Was</strong>serführung geschaffen werden. Das bedeutet,<br />
dass gemäß der Satzung der Verbandsgemeinde<br />
Schweich das Niederschlagswasser von den Dachflächen<br />
und sonstigen befestigten Flächen unter Ausnutzung der<br />
belebten Bodenzone wieder dem natürlichen <strong>Was</strong>serkreislauf<br />
zugeführt wird“, erklärt Werkleiter Guggenmos.<br />
„Zur Rückhaltung und Versickerung des Oberflächenwassers<br />
auf privaten Grundstücken können entweder<br />
dauerhaft begrünte Versickerungsmulden bis 30 cm Tiefe,<br />
Mulden-Rigolen-Systeme oder Brauchwasserzisternen<br />
mit Retentionsfunktion angelegt werden. Das Fassungsvermögen<br />
<strong>die</strong>ser Anlagen ist mit mindestens 50 l<br />
pro m2 befestigter Fläche vorgegeben.“ Überschüssiges<br />
<strong>Was</strong>ser, das zum Beispiel bei Starkregenereignissen anfällt,<br />
soll über einen Notüberlauf in <strong>die</strong> Straßenentwässerung<br />
bzw. in <strong>die</strong> Erdmulden der öffentlichen Grünflächen<br />
eingeleitet werden.<br />
Bild 2: Durch Integration der HS®-Abwasserkontrolle ist der Hausanschluss<br />
auch nach Jahrzehnten noch ohne großen Aufwand zu kontrollieren<br />
Foto: Funke Kunststoffe GmbH<br />
Auf Nummer sicher<br />
In Schweich hat man langfristig gedacht. Deshalb kommen<br />
hier entlang des Gehwegs entsprechend der Anzahl<br />
der Hausanschlussleitungen noch 545 HS®-Ab was serkontrollen<br />
zum Einsatz. Sie bieten Betreibern von Kanalnetzen<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit, den Zustand der Hausanschlüsse<br />
zu kontrollieren, ohne den privaten Grundstücksbereich<br />
betreten zu müssen. Selbst eine TV-Untersuchung des<br />
Kanals und <strong>die</strong> Einführung eines Spülschlauchs ist dank<br />
zweifacher 45°-Schräge des K 90-Abzweiges problemlos<br />
möglich. Eingebaut wird <strong>die</strong> HS®-Abwasserkontrolle,<br />
<strong>die</strong> in den Nennweiten DN/OD 160 und 200 erhältlich ist,<br />
in Tiefen zwischen 0,8 und 3,0 m. Auch hier, bei dem praktischen<br />
Teleskoprohr, kommt <strong>die</strong> bewährte Funke-Farbkennzeichnung<br />
von blau für Regenwasser und braun für<br />
Schmutzwasser zum Tragen. Das Gleiche gilt für <strong>die</strong><br />
Gussabdeckung, <strong>die</strong> aufgrund der Verschraubung kindersicher<br />
ist.<br />
Kontakt<br />
Funke Gruppe, Hamm-Uentrop, Tel. +49 2388 3071-0,<br />
E-Mail: info@funkegruppe.de, www.funkegruppe.de<br />
Stand 2.OG-H-10<br />
1-2 / 2011 117
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✘
Projekt kurz beleuchtet<br />
Fernwärme<br />
290 °C unter Schloss Amalienborg<br />
durch FW-STAHLMANTELROHR der FW-FERNWÄRME-TECHNIK GmbH<br />
Über 98 % des Wärmebedarfs Kopenhagens und seiner rund 500.000 Einwohner wird durch Fernwärme gedeckt. Eine<br />
Versorgungsquote, <strong>die</strong> weltweit ihresgleichen sucht. Mit der Anbindung eines Kraftwerkes auf der Amager-Halbinsel<br />
vor Kopenhagen an das Fernwärmenetz ist 2009 ein weiterer Schritt in Richtung ressourcenschonender Wärmeversorgung<br />
gemacht worden.<br />
Enorme tiefbautechnische<br />
Anforderungen<br />
Zur Realisierung des Kraftwerkanschlusses in Kopenhagen<br />
war geballtes technisches Know-how gleich in mehreren<br />
Bereichen gefordert. Denn der örtlichen Nähe der<br />
Müllverbrennungsanlage mit angeschlossenem Heizkraftwerk<br />
von nur rund 3 km Luftlinie zur Kopenhagener Innenstadt<br />
stand eine äußerst schwierige Trassenplanung<br />
gegenüber. Durch <strong>die</strong> erforderliche Unterquerung des Hafenbeckens,<br />
des Sortedams-Sees und vor allen Dingen<br />
durch <strong>die</strong> extrem beengten Verhältnisse in der Kopenhagener<br />
Altstadt schied eine offene Verlegung der neuen<br />
Leitung von vornherein aus.<br />
Nach intensiven Überlegungen entschieden sich <strong>die</strong> verantwortlichen<br />
Ingenieure des Energieversorgers Køben-<br />
havens Energi deshalb zur Planung eines Tunnels, der das<br />
Kraftwerk mit der Übergabestation »Fredensgade« in der<br />
Innenstadt verbindet. Um <strong>die</strong> gesamte Trasse in <strong>die</strong> homogenen<br />
Kalksteinschichten unterhalb des Grundwasserspiegels<br />
betten zu können, war allerdings eine Tiefe von<br />
bis zu 40 m erforderlich.<br />
In unmittelbarer Nähe des Kraftwerkes wurde zunächst<br />
ein ovaler Startschacht mit einer Abmessung von<br />
25 x 15 m und einer Tiefe von 35 m gebaut. Von hier verläuft<br />
<strong>die</strong> Trasse 2.400 m lang mit 0,2 % Gefälle unterhalb<br />
des Hafenbeckens und der Schlossanlage Amalienborg<br />
zum Durchgangsschacht »Adelgade«. An <strong>die</strong>ser Stelle<br />
macht der Tunnel einen Knick Richtung Nordwesten und<br />
führt in einer Länge von weiteren 1.400 m mit 1,1 % Steigung<br />
zum Zielschacht »Fredensgade«.<br />
Bild 1: Über<br />
Rollenlager<br />
wurden <strong>die</strong><br />
verschweißten<br />
Rohrstränge Zug<br />
um Zug in <strong>die</strong><br />
einzelnen<br />
Tunnelabschnitte<br />
geschoben<br />
(Bildnachweis:<br />