3R Im Zeichen der Kanäle (Vorschau)
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
3/2011<br />
ISSN 0340-3386<br />
K 1252 E<br />
Vulkan-Verlag,<br />
Essen<br />
Fachzeitschrift für sichere und<br />
effiziente Rohrleitungssysteme<br />
www.amitech-germany.de<br />
FLOWTITE<br />
GFK-Rohrsysteme<br />
• Kanalrohrleitungen<br />
• Druckrohrleitungen<br />
• Trinkwasserleitungen<br />
• Stauraumkanalsysteme<br />
• Wasserkraftleitungen<br />
• Trinkwasserspeicher<br />
• GFK-Son<strong>der</strong>profile<br />
• Industrieleitungen<br />
• Brunnenrohre<br />
• Schächte<br />
• Bewässerungsleitungen<br />
• Brückenrohre<br />
A Member of the<br />
Group
Editorial<br />
<strong>Im</strong> <strong>Zeichen</strong> <strong>der</strong> <strong>Kanäle</strong><br />
Vom 24. bis zum 26. März 2011 findet<br />
zum elften Mal die Internationale Fachmesse<br />
für Rohr-, Kanal und Industrieservice,<br />
kurz RO-KA-TECH, statt. Mit rund<br />
180 Ausstellern und einem umfangreichen<br />
Vortragsprogramm hat sich die<br />
Messe zu einem Veranstaltungs-Highlight<br />
<strong>der</strong> „Kanalbranche“ entwickelt.<br />
Schwerpunkte des Veranstaltungsprogramms<br />
<strong>der</strong> RO-KA-TECH sind in diesem<br />
Jahr die rechtlichen Grundlagen zur Prüfung<br />
<strong>der</strong> Grundstücksentwässerungsanlagen,<br />
<strong>der</strong> aktuelle Stand <strong>der</strong> Inspektionsund<br />
Sanierungstechniken für die Grundstücksentwässerungsleitungen<br />
sowie das<br />
Thema Sachkundige für die Prüfung <strong>der</strong><br />
Grundstücksentwässerungsanlagen.<br />
Dicht o<strong>der</strong> nicht dicht?<br />
Dass die Frage „Dicht o<strong>der</strong> nicht dicht?“<br />
auch unter juristischen Gesichtspunkten<br />
nicht immer leicht zu beantworten ist,<br />
zeigt <strong>der</strong> Beitrag von Jürgen Kramp in<br />
<strong>der</strong> Rubrik „Recht & Regelwerk“. Viele<br />
weitere technische Anregungen finden<br />
Sie in <strong>der</strong> <strong>Vorschau</strong> zur RO-KA-TECH und<br />
in <strong>der</strong> Hauptrubrik Abwasserentorgung<br />
ab Seite 209.<br />
Erfreulich für alle in diesem Bereich<br />
Tätige ist sicherlich die Erkenntnis, dass<br />
das Thema <strong>der</strong> Überprüfung und Sanierung<br />
von Grundstücksentwässerungsanlagen<br />
nun endlich Fahrt aufgenommen<br />
hat und immer mehr Kommunen ihre<br />
Bürger über die Notwendigkeit und Fristen<br />
aktiv informieren und beraten. Hierzu<br />
haben sicherlich die verschiedenen<br />
landesweiten Initiativen und Netzwerke<br />
maßgeblich beigetragen.<br />
Übergabe des Staffelstabes<br />
Eine weitere etablierte Veranstaltung<br />
findet Anfang April in Wiesbaden statt.<br />
Hier treffen sich Rohstoffhersteller,<br />
Rohrproduzenten, Planer, Anwen<strong>der</strong> und<br />
Vertreter aus Kommunen und Versorgungsunternehmen<br />
zu den 15. Wiesbadener<br />
Kunststoffrohrtagen, um über die<br />
neuesten Entwicklungen und Anwendung<br />
polymerer Kunststoffrohre in den<br />
Bereichen „Gas“, „Wasser“ und „Abwasser“<br />
zu diskutieren.<br />
Nach nunmehr 15 Jahren hat <strong>der</strong> Initiator<br />
und Veranstalter <strong>der</strong> Wiesbadener<br />
Kunststoffrohrtage, Dipl.-Ing. Heiner<br />
Brömstrup, die Verantwortung für die<br />
Austragung des Branchentreffs in die<br />
Hände eines sehr bekannten und leistungsstarken<br />
Trägers übergeben. Am 7.<br />
und 8. April lädt nun zum ersten Mal die<br />
TÜV SÜD Akademie GmbH zum Internationalen<br />
Forum für Rohrsysteme aus polymeren<br />
Werkstoffen nach Wiesbaden ein.<br />
Aktuelle Neuentwicklungen<br />
Passend zur Veranstaltung finden Sie in<br />
dieser <strong>3R</strong>-Ausgabe zwei interessante<br />
Fachbeiträge zum Thema „Kunststoffschweißtechnik“.<br />
Die zunehmende Anwendung<br />
von Kunststoffrohrleitungen<br />
mit großen Durchmessern erfor<strong>der</strong>t<br />
praxisgerechte Verbindungstechniken.<br />
Dabei spielen Randbedingungen wie<br />
Schweißzeit, Schweißstrom, Rohr-Ovalität<br />
usw. eine zentrale Rolle. Vorgestellt<br />
werden zwei neuartige Muffen-<br />
Schweißsysteme zum Verbinden von<br />
Kunststoff-Großrohren, die deutliche<br />
Vorteile in <strong>der</strong> Anwendung bzw. in <strong>der</strong><br />
Herstellung gegenüber den heutigen<br />
Muffensystemen aufzeigen.<br />
Nico Hülsdau<br />
Vulkan-Verlag GmbH<br />
3 / 2011 129
3/2011<br />
Inhalt<br />
S. 142 S. 146<br />
S. 159<br />
Editorial<br />
129 <strong>Im</strong> <strong>Zeichen</strong> <strong>der</strong> <strong>Kanäle</strong><br />
Nico Hülsdau<br />
Nachrichten<br />
Industrie und Wirtschaft<br />
134 Mehr Energiesicherheit durch erneuerbare Energien<br />
134 Wien Energie Gasnetz GmbH erfolgreich rezertifiziert<br />
135 Bilfinger Berger Industrial Services erhält 130 Mio. e-Auftrag<br />
136 DIBt erteilt bauaufsichtliche Zulassung für SPR-Wickelrohrverfahren<br />
136 nodig-bau.de in neuer Version online<br />
137 Rohrsanierer Rabmer erhält zwei weitere Millionenaufträge in Rumänien<br />
138 Neue Programmübersicht von Kessel für Handel und Handwerk<br />
138 Borealis verbessert die Leistung von Polyethylen für Gasleitungen<br />
138 TÜV SÜD zertifiziert Prüfverfahren für Rohrleitungen<br />
139 Kompetenz-Netzwerk Wasser Hof im zweiten Jahr<br />
Verbände und Organisationen<br />
140 Bamberg setzt konsequent auf Gütesicherung RAL-GZ 961<br />
141 KRV-Geschäftsklima-Index mit positivem Ergebnis<br />
142 Vorstandswahlen beim RSV<br />
144 Das SKZ feiert 50. Geburtstag<br />
144 brbv nach DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert<br />
Personalien / Veranstaltungen<br />
145 Führungsduo bei <strong>der</strong> D&S Rohrsanierung<br />
Faszination Technik<br />
152 Ein Kanalarbeiter auf<br />
Abwegen<br />
Ulrich Winkler<br />
Veranstaltungen<br />
145 Funktionale Sicherheit im Kraftwerk<br />
146 Goldener Kanaldeckel 2010<br />
147 Fachtagung: „Weseler Wasser Wissen“<br />
148 Zukunft <strong>der</strong> unterirdischen Infrastruktur – Rückblick auf das Oldenburger<br />
Rohrleitungsforum<br />
130 3 / 2011
Recht & Regelwerk<br />
Fachbericht<br />
149 Der Abwasserkanal im Fokus <strong>der</strong> Justiz<br />
Von Jürgen Kramp<br />
<strong>Im</strong> Fokus<br />
Ro-Ka-Tech 2011<br />
155 Ro-Ka-Tech 2011 – Rund um die Praxis des Industrie- und<br />
Kanal-Service<br />
Qualifikation ...<br />
Produktvorschau<br />
156 Multi-Frequenz-Leitungsortungssystem<br />
157 DIBt-zertifiziertes Schlauchliningsystem<br />
... mit Brief und Siegel<br />
158 Hradil Spezialkabel erweitert sein Leitungsprogramm<br />
158 Fahrzeuge mit mobilen Kanalinspektionssystemen<br />
159 Navigierbares Inspektionssystem zur Erfassung verzweigter<br />
Grundleitungsnetze<br />
160 GFK-Schlauchliner mit integrierter Beschichtung<br />
160 Vier-Plungerpumpe mit optimalem Leistungsgewicht für die<br />
Kommunaltechnik<br />
161 System für die grabenlose Kanalsanierung<br />
Ihr Partner bei<br />
<strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong><br />
■ Fachkunde<br />
■ technischen<br />
Leistungsfähigkeit<br />
■ technischen<br />
Zuverlässigkeit<br />
<strong>der</strong> ausführenden<br />
Unternehmen<br />
162 Neue Kamerageneration für die mobile Grundstücksinspektion<br />
162 Mobile Systeme zur Inspektion von Hausanschlüssen<br />
163 Spül- und Inspektionsfahrzeuge: Alles an Bord<br />
<strong>Im</strong> Fokus<br />
KunststoffschweiSStechnik<br />
Fachbericht<br />
164 PE-Großrohre im Handumdrehen verbinden: Eine neue<br />
Generation <strong>der</strong> Heizwendelschweißtechnik<br />
Von Robert Eckert<br />
Fachbericht<br />
170 Heizwendelschweißverfahren für die Verbindung von<br />
PE-Großrohren mittels universal anwendbarer, flexibler<br />
Wickelmuffen<br />
Von Benjamin Baudrit, Eduard Kraus, Peter Heidemeyer, Martin Bastian,<br />
Jürgen Kern und Wjatscheslaw Neufeld<br />
neutral – fair –<br />
zuverlässig<br />
Gütesicherung Kanalbau<br />
steht für eine objektive<br />
Bewertung nach einheitlichem<br />
Maßstab<br />
Gütesicherung Kanalbau RAL-GZ 961<br />
3 / 2011 131
3/2011<br />
Inhalt<br />
S. 186 S. 209<br />
S. 224<br />
Gasversorgung & PipelineBau<br />
Fachbericht<br />
176 Beurteilungskriterien für lokale Wanddickenmin<strong>der</strong>ungen an in Betrieb<br />
befindlichen Gashochdruckleitungen<br />
Von Georg Haß, Ulrich Hoffmann, Jürgen Konarske, Thorsten Soppa und Michael Steiner<br />
Fachbericht<br />
180 Wasserstoff im Erdgasleitungsnetz<br />
Von Gert Müller-Syring<br />
Wasserversorgung<br />
Fachbericht<br />
186 Netzbewertung als Grundlage einer spartenübergreifenden Netz- und<br />
Anlagenstrategie<br />
Von Mike Beck<br />
Fachbericht<br />
194 Intelligente Wassernetze – IWaNet<br />
Von Hans-Christian Sorge, Jochen Deuerlein<br />
Abwasserentsorgung<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
209 „Markant blaues Maul“ für den Poetenweg – Sanierung des<br />
2. Nördlichen Hauptsammlers in Leipzig mit GFK-Son<strong>der</strong>profilen<br />
Services<br />
199 Marktübersicht<br />
240 Firmenporträt<br />
241 Buchbesprechungen<br />
243 Praxis-Tipps<br />
245 Terminkalen<strong>der</strong><br />
3.US <strong>Im</strong>pressum<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
212 Erfolgsstory am Budapester Heldenplatz<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
215 „Zeit spart Geld“ beim Schlauchlining in Landau<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
217 Unbekanntes neu entdeckt – Ganzheitliche Inspektion und<br />
Dokumentation mit Lindauer Schere und Vermessungssoftware ASYS<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
219 Neue Wege mit System – Gemeinde Knüllwald baut Kunststoffrohre<br />
von Funke ein<br />
132 3 / 2011
Abwasserentsorgung<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
220 Stahlbetonrohre für Europas höchstgelegene Kanalbaustelle<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
222 Dauerhaft dicht und gegen Korrosion geschützt – Neuer Sandfang<br />
des Klärwerks Kühnhausen mit OLDODUR beschichtet<br />
Fachbericht<br />
224 Dichtheitsprüfung von privaten Schmutzwassergrundleitungen<br />
nach DIN EN 1610<br />
Von Dietmar Stump<br />
Fernwärme<br />
Fachbericht<br />
228 Entwicklung eines wirtschaftlichen Fernwärmehausanschlusses<br />
für kleine Wärmeleistungen<br />
Von Thomas Grage, Heiko Huther und Ingo Wolf<br />
S. 219<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
235 Verlegung von Nahwärmeleitungen mittels Horizontalspülbohr verfahren<br />
Projekt kurz beleuchtet<br />
237 Wärmeversorgung durch Biogasanlage und Nahwärmenetz<br />
WASSER BERLIN<br />
INTERNATIONAL<br />
9<br />
Fachmesse und Kongress<br />
Wasser und Abwasser<br />
30. 02.–05. März Mai - 3. April 20112009<br />
Highlights:<br />
Jetzt online<br />
registrieren!<br />
Messe Berlin GmbH · Messedamm 22 · 14055 Berlin<br />
Telefon +49(0)30/3038-2148 · Telefax +49(0)30/3038-2079<br />
www.wasser-berlin.de · wasser@messe-berlin.de<br />
<strong>3R</strong>_International_wat+WBI_182x125_de.indd 1 01.03.2011 10:37:50<br />
3 / 2011 133
Industrie und Wirtschaft<br />
Nachrichten<br />
Mehr Energiesicherheit durch<br />
erneuerbare Energien<br />
Etwa die Hälfte <strong>der</strong> deutschen Erdölimporte<br />
stammt aus krisenanfälligen Staaten. Ob<br />
Russland, Nigeria o<strong>der</strong> aktuell Libyen – internationale<br />
Vergleichsstudien bescheinigen<br />
diesen Län<strong>der</strong>n politische Konflikte,<br />
Korruption und Unfreiheit. Der „Political<br />
Instability Index“ des britischen Wochenmagazins<br />
„The Economist“ hat das Krisenpotenzial<br />
in 165 Staaten untersucht. In<br />
zehn <strong>der</strong> zwanzig weltweit führenden Erdölexporteure<br />
wird das Risiko sozialer und<br />
politischer Unruhen als hoch bis sehr hoch<br />
eingestuft. Dass selbst Län<strong>der</strong>, die <strong>der</strong> Index<br />
als stabil kennzeichnet plötzlich zur<br />
Krisenregion werden können, zeigt das<br />
Beispiel Libyen.<br />
Auch in den Rankings <strong>der</strong> Nichtregierungsorganisationen<br />
Transparency International<br />
und Freedom House belegen viele<br />
Zulieferlän<strong>der</strong> Deutschlands hintere<br />
Plätze. Neun <strong>der</strong> fünfzehn wichtigsten Bezugslän<strong>der</strong><br />
gelten als unfrei, d.h. sie verweigern<br />
freie Wahlen, Meinungsfreiheit<br />
und politische Rechte. Hinzu kommen hohe<br />
Werte bei Korruption und Intransparenz.<br />
Eine aktuelle Untersuchung <strong>der</strong><br />
Agentur für Erneuerbare Energien fasst Risiken<br />
zusammen und zeigt, welchen Beitrag<br />
erneuerbare Energien zur Energiesicherheit<br />
leisten.<br />
„Der Bürgerkrieg in Libyen und die Umwälzungen<br />
in <strong>der</strong> arabischen Welt müssen<br />
uns darin bestärken, die dezentralen erneuerbaren<br />
Energien weiter auszubauen,“<br />
sagt Prof. Dr. Friedbert Pflüger, Direktor<br />
des European Centre for Energy and Resource<br />
Security am King‘s College London<br />
anlässlich <strong>der</strong> Vorstellung <strong>der</strong> Studie. „Und<br />
dazu gehört es auch, den Beitrag <strong>der</strong> Biokraftstoffe<br />
nachhaltig zu erhöhen – also<br />
ohne negative Rückwirkungen auf die<br />
Nahrungsmittelversorgung“, so Pflüger mit<br />
Blick auf die aktuelle Debatte um den<br />
Kraftstoff E10. <strong>Im</strong> Ganzen ginge es, so<br />
Pflüger, um eine „Quadriga <strong>der</strong> Energiepolitik“<br />
aus Versorgungssicherheit, Klimaverträglichkeit,<br />
Wettbewerbsfähigkeit und<br />
Akzeptanz in <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />
Derzeit werden 97 Prozent des deutschen<br />
Erdölverbrauchs importiert. Der Anteil<br />
erneuerbarer Energien am gesamten<br />
Strom-, Wärme- und Kraftstoffverbrauch<br />
liegt aktuell bei etwa 10,5 Prozent. <strong>Im</strong> vergangenen<br />
Jahr haben sie nach Berechnungen<br />
des Bundesverbands Erneuerbare<br />
Energie <strong>Im</strong>porte im Wert von rund 7,4 Milliarden<br />
Euro vermieden – das sind rund<br />
7,5 Mio. Tonnen Erdöl, 12 Mrd. Kubikmeter<br />
Erdgas und 20 Mio. Tonnen Steinkohle.<br />
Weitere Informationen unter: http://<br />
www.unendlich-viel-energie.de<br />
Wien Energie Gasnetz GmbH erfolgreich<br />
rezertifiziert<br />
Wien Energie Gasnetz ist durch die DVGW<br />
CERT GmbH erfolgreich nach DIN EN ISO<br />
9001:2008 rezertifiziert worden. Dies ist<br />
nunmehr die 3. Re-Zertifizierung des größten<br />
Erdgasnetzbetreibers in Österreich.<br />
Das Qualitätsmanagementsystem ist seit<br />
2001 erfolgreich eingeführt und hat nun<br />
seine dritte Bewährungsprobe bestanden.<br />
Das Wiener Unternehmen setzt hier auf<br />
den Branchenzertifizierer des Gas- und<br />
Wasserfaches (DVGW CERT GmbH) und<br />
auf von diesem eingesetzte Spezialisten<br />
für die Auditierung im Gas- und Wasserfach.<br />
Gerade durch den Branchenspezialisten<br />
DVGW CERT GmbH wird <strong>der</strong> hohe<br />
Mehrwert einer solchen Zertifizierung sichergestellt.<br />
Es werden ausnahmslos Auditoren<br />
aus dem Fach eingesetzt, die auf<br />
Augenhöhe mit den Fachleuten im Unternehmen<br />
stehen. Damit demonstriert das<br />
Unternehmen deutlich, dass es nicht nur<br />
am Zertifikat interessiert ist, son<strong>der</strong>n insbeson<strong>der</strong>e<br />
den Fokus auf Kunden und auch<br />
intern im Unternehmen auf Qualität legt<br />
und dies durch eine unabhängige fachkompetente<br />
Zertifizierungsstelle bestätigt haben<br />
möchte.<br />
134 3 / 2011
www.ifat.de<br />
Bilfinger Berger<br />
Industrial Services<br />
erhält 130 Mio. e-<br />
Auftrag<br />
Die US-amerikanische Tochtergesellschaft von<br />
Bilfinger Berger Industrial Services (BIS Group),<br />
die in Houston / Texas ansässige BIS Tepsco, hat<br />
im Bieterwettbewerb um ein Infrastrukturprojekt<br />
zur Erschließung des Ölfelds Eagle Ford Shale<br />
von <strong>der</strong> Enterprise Products Company den Zuschlag<br />
für einen Auftrag über 130 Mio. Euro erhalten.<br />
Das Eagle Ford Shale ist eines <strong>der</strong> größten<br />
US-amerikanischen Öl- und Gasfel<strong>der</strong> im Südosten<br />
von Texas. Es erstreckt sich in einer Breite<br />
von 80 km und einer Länge von rund 650 km<br />
von <strong>der</strong> mexikanischen Grenze bis hinauf in den<br />
Osten von Houston. In die Erschließung <strong>der</strong> Vorkommen<br />
investieren verstärkt internationale Ölund<br />
Gasgesellschaften sowie Unternehmen, die<br />
auf die Entwicklung <strong>der</strong> Infrastruktur spezialisiert<br />
sind. Als EPC Contractor (Engineering, Procurement,<br />
Construction) verantwortet BIS<br />
Tepsco das Engineering, die Beschaffung und<br />
den Bau bei <strong>der</strong> Errichtung von Pumpstationen<br />
und Tanklagern für eine neue 240 km lange<br />
Pipeline. Fünf dieser Stationen werden von <strong>der</strong><br />
US-Tochtergesellschaft errichtet. Über die Gesamtkoordination<br />
beim Bau <strong>der</strong> Stationen und<br />
<strong>der</strong> angeschlossenen Tanklager hinaus umfassen<br />
die Leistungen den Rohrleitungsbau sowie Elektro-,<br />
Mess-, Steuer- und Regelungstechnik. Das<br />
Projekt erstreckt sich bis Juni 2012.<br />
Von <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Erdöl und Erdgas aus<br />
Schiefergestein im Eagle Ford erwarten die Investoren<br />
heute aufgrund <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Vorkommen<br />
in tiefen Schichten hohe Renditen. „Texas<br />
nimmt im Öl- und Gasmarkt <strong>der</strong> USA eine Schlüsselstellung<br />
ein. Nach Finanzkrise und Konjunktureinbruch<br />
haben die Investitionen in das Eagle<br />
Ford Shale eine Signalwirkung. In Milliardenhöhe<br />
fließen die Investitionen in die Erschließung <strong>der</strong><br />
Ölreserven. Damit steigt auch nachhaltig die<br />
Nachfrage nach den Leistungen qualifizierter<br />
Service Provi<strong>der</strong>“, so Dr. Rudolf K. Jürcke, operativer<br />
Geschäftsführer <strong>der</strong> BIS Group.<br />
A success for you.<br />
A gain for the<br />
environment.<br />
IFAT ENTSORGA: WORLD‘S LEADING TRADE FAIR FOR WATER,<br />
SEWAGE, WA STE AND RAW MATERIALS MANAGEMENT<br />
7 – 11 MAY 2012 IN MUNICH<br />
Profit from these opportunities for success:<br />
Optimum business platform for business contacts<br />
Unique gathering for the entire industry<br />
Some 110,000 visitors from 186 countries<br />
High level of decision-making expertise at the fair<br />
Market lea<strong>der</strong>s, specialists, newcomers from around the world<br />
First-rate, international events programme<br />
Apply online by 30 April 2011!<br />
Messe München GmbH<br />
81823 München, Germany<br />
Tel. (+49 89) 9 49 - 1 13 58<br />
Fax (+49 89) 9 49 - 1 13 59<br />
info@ifat.de<br />
ENTSORGA<br />
3 / 2011 A WORLD OF ENVIRONMENTAL 135 SOLUTIONS
industriE und WirtschaFt<br />
nachrichtEn<br />
DIBt erteilt bauaufsichtliche Zulassung für<br />
SPRTM-Wickelrohrverfahren<br />
Das Deutsche Institut für Bautechnik<br />
(DIBt) in Berlin hat Ende 2010 die bauaufsichtliche<br />
Zulassung für das SPR TM -Wickelrohrverfahren<br />
zur umweltverträglichen<br />
Sanierung von Entwässerungsleitungen<br />
nach <strong>der</strong> Landesbauordnung erteilt.<br />
Als erstes Unternehmen im Markt hat<br />
die KMG Gruppe als bauausführende<br />
Tochterfi rma <strong>der</strong> SEKISUI SPR Europe<br />
Gruppe die Zulassung für die Verwendung<br />
des Wickelrohrverfahrens SPR TM erhalten.<br />
Diese ist bei <strong>der</strong> Sanierung von privaten<br />
Grundstücks-Entwässerungssystemen<br />
zwingend erfor<strong>der</strong>lich und gewinnt auch<br />
im öffentlichen Bereich immer mehr an<br />
Bedeutung. <strong>Im</strong> Rahmen des Zulassungsverfahrens<br />
prüfte das DIBt, ob das SPR TM -<br />
Verfahren ebenso wie die verwendeten<br />
Materialien den mechanischen, statischen<br />
und chemischen Anfor<strong>der</strong>ungen entsprechen<br />
und umweltverträglich sind. Genau<br />
das ist nun bestätigt: „Die Zulassung zeigt<br />
auch, dass <strong>der</strong> Werkstoff PVC, <strong>der</strong> beim<br />
SPR TM -Verfahren in Kombination mit an<strong>der</strong>en<br />
Materialien zur Sanierung in das marode<br />
Rohr gewickelt wird, alle Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
erfüllt und ohne Risiken eingesetzt<br />
werden kann und darf“, führt Hans Jürgen<br />
König, Leiter Marketing und Vertrieb bei<br />
<strong>der</strong> KMG aus.<br />
Zur Durchführung <strong>der</strong> Materialprüfungen<br />
beauftragte das Unternehmen die<br />
Materialforschungs- und Prüfungsanstalt<br />
(MFPA) Leipzig als akkreditiertes Institut.<br />
In nur einem Jahr wurde eine Vielzahl an<br />
Prüfungen sowohl an Proben als auch am<br />
eingebauten Produkt erfolgreich abgeschlossen.<br />
„Mit <strong>der</strong> DIBt-Zulassung bieten wir unseren<br />
Kunden die Sicherheit, ein von unabhängiger<br />
Stelle geprüftes und zugelassenes<br />
Produkt zur Sanierung ihrer Leitungssysteme<br />
einzubauen. Dass wir den<br />
gesamten Prüf-Prozess von <strong>der</strong> Antragsstellung<br />
bis hin zur Erteilung <strong>der</strong> Zulassung<br />
innerhalb von nur zwei Jahren im Dezember<br />
2010 erfolgreich abschließen konnten,<br />
zeigt, wie sich das Wickelrohrverfahren<br />
SPR TM in <strong>der</strong> Rohrsanierung bewährt“, so<br />
Klaus Schmager, verantwortlich für den<br />
Vertrieb <strong>der</strong> Wickelrohrverfahren bei <strong>der</strong><br />
KMG.<br />
nodig-bau.de in neuer Version online<br />
Das SPR TM -Verfahren ist bauaufsichtlich<br />
zugelassen unter <strong>der</strong> Zulassungs-Nr.<br />
Z-42.3-451<br />
Das Internetportal nodig-bau.de ist seit<br />
Februar 2011 mit einer überarbeiteten<br />
Version online gegangen. Das Design wurde<br />
optisch aufgefrischt und die Menüsteuerung<br />
noch nutzerfreundlicher gestaltet.<br />
Die technischen Funktionalitäten<br />
wurden verbessert, so dass die Seitenaufrufe<br />
deutlich schneller erfolgen. Zudem<br />
wurden einige neue Social-Media-Features<br />
integriert.<br />
Besucher von nodig-bau.de können ab<br />
sofort Beiträge, News, Fachberichte, Stellenangebote,<br />
Bücher o<strong>der</strong> Termine an<br />
Freunde und Bekannte weiterempfehlen,<br />
Twittern, o<strong>der</strong> über Facebook, LinkedIn,<br />
MySpace, Delicious, Digg o<strong>der</strong> Google-<br />
Bookmarks per Mausklick verbreiten. Der<br />
Fachbuchshop wurde optimiert, so dass<br />
Bestellungen jetzt noch einfacher und<br />
schneller durchgeführt werden können,<br />
ohne, dass eine Registrierung erfor<strong>der</strong>lich<br />
ist.<br />
Die beiden Fachportale www.nodigbau.de<br />
und www.nodig-construction.<br />
com sind mit über 1 Mio. Fachbesuchern<br />
pro Jahr die führenden Treffpunkte für<br />
Leitungsbau und Grabenloses Bauen im<br />
Internet. Es werden alle Bereiche über<br />
Gas-, Wasser-, Strom-, Abwasserleitungen,<br />
Pipelines, Kabel- und Telekommunikationsleitungen,<br />
vom Backbone- und Citynetz<br />
bis hin zum Hausanschluss berücksichtigt.<br />
In diesem Jahr ist das Team von nodig-bau.de<br />
in Berlin vom 2. bis zum 5. Mai<br />
auf <strong>der</strong> NO DIG 2011 im Rahmen <strong>der</strong><br />
Wasser Berlin mit einem eigenen Stand<br />
vertreten (1.2 B Stand 312).<br />
136 3 / 2011
Rohrsanierer Rabmer erhält zwei weitere<br />
Millionenaufträge in Rumänien<br />
Zwei weitere Großaufträge in Rumänien<br />
mit einem Gesamtwert von über 4,7 Mio.<br />
Euro erhält die Rabmer Bau Gruppe. Damit<br />
setzt das oberösterreichische Unternehmen<br />
den Erfolgskurs mit EU-finanzierten<br />
Abwasser- und Wasserleitungsprojekten in<br />
Osteuropa fort.<br />
Das größere <strong>der</strong> beiden Projekte wird<br />
in <strong>der</strong> Stadt Tulcea, einer Tourismus-Stadt<br />
im Donaudelta, zur Ausführung kommen.<br />
Dort wurde Rabmer beauftragt, die hohen<br />
Wasserverluste, die durch marode und defekte<br />
Rohrleitungen verursacht werden, zu<br />
verringern. Der Rohrsanierungsspezialist<br />
wird in den nächsten zwei Jahren vor Ort<br />
rund 20 km Wasserleitungsnetz mit einem<br />
Durchmesser von DN 300 bis DN 1000 mit<br />
grabungsfreien Verfahren sanieren. Das<br />
zweite Projekt befindet sich in Focsani, einer<br />
Stadt im Osten Rumäniens. Hier wird<br />
Rabmer seine grabenlose Rohrsanierungstechnologie<br />
für die Sanierung von rund<br />
5 km Abwasser- und Trinkwasserleitungen<br />
mit einem Durchmesser von DN 500 bis<br />
DN 1400 zum Einsatz bringen.<br />
Internationalisierung weiter<br />
vorangetrieben<br />
Rabmer setzt schon seit vielen Jahren neben<br />
einer starken Präsenz in Österreich<br />
auch auf ständige Internationalisierung.<br />
Der Auslandsanteil des Unternehmens liegt<br />
bei über 60 Prozent. „Speziell durch EU-finanzierte<br />
Umwelt- und Infrastrukturprojekte<br />
ergeben sich in Ost- bzw. Südosteuropa,<br />
trotz <strong>der</strong> schwierigen Wirtschaftssituation<br />
als Folge <strong>der</strong> Finanzkrise, nach wie<br />
vor große Chancen für uns. Ein weiterer<br />
Schwerpunkt unserer Bauaktivitäten<br />
im internationalen Bereich liegt<br />
auch in West- und Nordeuropa.<br />
So haben wir heuer mehrere<br />
Projekte in Deutschland, Polen<br />
und Norwegen erfolgreich<br />
durchgeführt und rechnen<br />
hier auch mit weiterem<br />
Wachstum“, berichtet<br />
Ulrike Rabmer-Koller,<br />
Geschäftsführende<br />
Gesellschafterin <strong>der</strong><br />
Rabmer Bau Gruppe.<br />
6th Pipeline Technology<br />
ERLEBEN SIE DIE ENERGIE-MESSE<br />
DER ZUKUNFT UND SEIEN SIE TEIL DER<br />
Pipeline Conference Technology 2011<br />
5 th PIPELINE TECHNOLOGY CONFERENCE<br />
Conference 4-5 April 2011, HANNOVER 2010 MESSE, Germany<br />
Register Now!<br />
www.pipeline-conference.com<br />
German Society for<br />
Infrastructure Solutions Transfer<br />
S I S T<br />
PERFORATOR<br />
tunnelling systems<br />
Euro Institute for Information<br />
and Technology Transfer<br />
3 / 2011 137
Industrie und Wirtschaft<br />
Nachrichten<br />
Neue Programmübersicht von Kessel<br />
für Handel und Handwerk<br />
<strong>Im</strong> Vorfeld <strong>der</strong> ISH in Frankfurt hat <strong>der</strong><br />
Entwässerungsspezialist KESSEL seine<br />
neue Programmübersicht vorgestellt.<br />
Auf 260 Seiten bietet die zweite Auflage<br />
alle wichtigen Informationen zu den<br />
mehr als 1.500 Produkten des Unternehmens.<br />
Die Programmübersicht ergänzt<br />
den Hauptkatalog und konzentriert<br />
sich auf die Daten, die Handel und<br />
Handwerk für den kompetenten Verkauf<br />
benötigen. Erstmals werden auch Speziallösungen<br />
für die Entwässerungstechnik<br />
beschrieben: Die Übersicht erklärt exemplarisch<br />
mehr als 30 individuelle Entwässerungslösungen,<br />
die in <strong>der</strong> Praxis<br />
häufig vorkommen.<br />
Auch den Neuheiten ist ein eigenes<br />
Kapitel gewidmet. Unter an<strong>der</strong>em werden<br />
hier die neue Hebeanlage Ecolift, die<br />
Komfort-Versionen <strong>der</strong> Rückstauverschlüsse<br />
Staufix FKA und Pumpfix F sowie<br />
ein Nachrüstsatz für die Sanierung<br />
von Kleinkläranlagen vorgestellt. Ansonsten<br />
ist die Programmübersicht in<br />
fünf Produktgruppen geglie<strong>der</strong>t:<br />
Rückstauverschlüsse,<br />
Hebeanlagen, Abläufe, Abschei<strong>der</strong><br />
und Kleinkläranlagen.<br />
Ein Farb-Register erleichtert<br />
die Zuordnung. Neben einer<br />
Auflistung <strong>der</strong> Produkte mit<br />
Artikelabbildung und -beschreibung,<br />
den einzelnen<br />
Nennweiten, Artikelnummern,<br />
<strong>der</strong> Verpackungseinheit, dem<br />
Stückpreis sowie <strong>der</strong> Preisgruppe,<br />
enthält sie auch eine<br />
numerische Preisliste.<br />
Die Programmübersicht<br />
kann unter marketing@kessel.<br />
de angefor<strong>der</strong>t werden.<br />
Borealis verbessert die Leistung<br />
von Polyethylen für Gasleitungen<br />
Mit <strong>der</strong> Markteinführung von BorSafe<br />
HE3492-LS-H, einem neuen Produkt<br />
vom Typ „PE 100“, erweitert Borealis<br />
sein Angebot an hochleistungsfähigen<br />
HD-PE-Rohrtypen für den Gasmarkt.<br />
Mit <strong>der</strong> Einführung dieses neuen Produktes<br />
vom Typ BorSafe vervollständigt<br />
Borealis sein Portofolio an „LS-H“ Typen,<br />
die von einer hohen Resistenz gegenüber<br />
langsamer Rissfortpflanzung gekennzeichnet<br />
sind. Das neue Produkt kann in ein einlagiges<br />
Rohr extrudiert o<strong>der</strong> mit BorSafe<br />
HE3490-LS-H in zwei- o<strong>der</strong> dreilagigen<br />
Rohre koextrudiert werden. BorSafe<br />
HE3492-LS-H weist einen höheren Wi<strong>der</strong>stand<br />
gegenüber langsamer Rissfortpflanzung<br />
auf als BorSafe HE3492-LS, das<br />
nicht mehr hergestellt wird.<br />
TÜV SÜD<br />
zertifiziert<br />
Prüfverfahren<br />
für Rohrleitungen<br />
Rohrleitungen in chemischen und petrochemischen<br />
Anlagen o<strong>der</strong> in Kraftwerken<br />
sind wie<strong>der</strong>kehrend auf Fehlstellen<br />
zu untersuchen. Qualifizierte<br />
Prüfverfahren spielen dabei eine beson<strong>der</strong>e<br />
Rolle. Die TÜV SÜD Industrie Service<br />
GmbH hat das Ultraschall-Prüfverfahren<br />
Guided Wave Testing Method for<br />
Basic Pipes auf Grundlage des Europäischen<br />
Standards CEN/TR 14748:2004<br />
zur Bewertung zerstörungsfreier Prüfverfahren<br />
erfolgreich zertifiziert. Das<br />
Prüfverfahren wurde von dem britischen<br />
Unternehmen Guided Ultrasonics<br />
Ltd. (GUL) in London entwickelt.<br />
Beim Guided Wave-Prüfverfahren<br />
werden nie<strong>der</strong>frequente Ultraschallwellen<br />
in eine Rohrleitung eingestrahlt, die<br />
sich entlang <strong>der</strong> Rohrachse in <strong>der</strong> Rohrwand<br />
ausbreiten. Rohrmerkmale wie<br />
Schweißnähte o<strong>der</strong> Querschnittsän<strong>der</strong>ungen<br />
reflektieren die Guided Waves.<br />
Das Echobild gibt auch Aufschluss über<br />
Fehlstellen.<br />
Der Vorteil des Guided Wave-Verfahrens<br />
besteht darin, dass ein Prüfer einen<br />
größeren Rohrabschnitt von einem<br />
Standpunkt aus schnell und exakt prüfen<br />
kann. Ein weiterer Vorteil im praktischen<br />
Einsatz: Mit Guided Waves existiert ein<br />
Werkzeug, mit dem große Rohrabschnitte<br />
in einer qualifizierten Genauigkeit gescreent<br />
werden können. In einem zweiten<br />
Schritt lassen sich gezielte Maßnahmen<br />
wie Folgemessungen zur exakten Quantifizierung<br />
einer Fehlstelle einleiten.<br />
„Dafür muss eine Vielzahl von Informationen<br />
qualifiziert bewertet werden“,<br />
erklärt Dr. Kauer. Das verlangt vom Prüfer<br />
eine professionelle Ausbildung, methodisches<br />
Vorgehen und großes Erfahrungspotenzial.“<br />
138 3 / 2011
Kompetenz-Netzwerk Wasser Hof im<br />
zweiten Jahr<br />
<strong>Im</strong> Mittelpunkt des zweiten Arbeitsjahres stehen zahlreiche<br />
Aktionsfel<strong>der</strong>. Das Netzwerk wird sich auf Messen präsentieren<br />
und mit seiner PR-Arbeit den Bekanntheitsgrad erhöhen.<br />
Nachwuchs und Mitarbeiter stehen auch 2011 im Fokus.<br />
Das Netzwerk unterstützt die Werbung für den neuen Studiengang<br />
Umweltingenieurwesen an <strong>der</strong> Hochschule Hof. Es<br />
bringt sich im Februar beim TTW Wasserforum International<br />
in Hof ein. Der Weltwassertag im März birgt eine interessante<br />
Veranstaltung und die Entwicklung <strong>der</strong> Systempakete<br />
wie beim Projekt Münch-Ferber-Villa geht weiter voran. Ziel<br />
ist es, gemeinsam Märkte zu bearbeiten, eng zusammenzuarbeiten<br />
und Markt- und Entwicklungsprojekte aufzusetzen.<br />
<strong>Im</strong> Mai wird das Netzwerk ein Expertenhearing und im Juni<br />
ein eigenes Innovationsforum veranstalten, bei dem die<br />
Unternehmen ihren Kunden neueste Entwicklungen und Produkte<br />
vorstellen.<br />
Deutlich wird das breite, praxisorientierte und abgestimmte<br />
Arbeitspaket des Netzwerkes zum Nutzen <strong>der</strong> Unternehmen.<br />
Außerdem laufen die Bemühungen, weitere Partner<br />
für das Netzwerk zu gewinnen, um die Basis zu erweitern<br />
und das Know-how <strong>der</strong> regionalen Firmen und Institute optimal<br />
nutzen zu können.<br />
Weitere Informationen über die Homepage: www.wasserhof.de<br />
3 / 2011 139
Verbände und Organisationen<br />
Nachrichten<br />
Bamberg setzt konsequent auf<br />
Gütesicherung RAL-GZ 961<br />
<strong>Im</strong> September 1995 fasste <strong>der</strong> Stadtrat Bamberg den Beschluss<br />
zur „Finanzierung <strong>der</strong> Abwasserbeseitigung in Bamberg“. Über einen<br />
Zeitraum von 25 Jahren werden etwa 250 Mio. Euro für Umbau,<br />
Neubau und Sanierung des Kanalnetzes investiert. Die Art und<br />
Weise, wie das so genannte „Jahrhun<strong>der</strong>tprojekt Kanalbau“ in dem<br />
oberfränkischen Wirtschaftszentrum umgesetzt wird, hat sich<br />
mittlerweile bis weit über die Landesgrenzen hinaus herumgesprochen.<br />
Bamberg gilt beim Umgang mit dem Kulturgut „Leitungsinfrastruktur“<br />
bei vielen als Vorzeigekommune, vor allem wenn es um<br />
Themen wie Wirtschaftlichkeit, Langlebigkeit und Qualität bei <strong>der</strong><br />
Bauausführung geht. Bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> vielfältigen Aufgaben<br />
setzen die Verantwortlichen des Entsorgungs- und Baubetriebes<br />
<strong>der</strong> Stadt Bamberg (EBB) konsequent auf die Qualifikation <strong>der</strong> an<br />
<strong>der</strong> Ausführung beteiligten Personen. Das betrifft die Mitarbeiter<br />
von ausführenden Unternehmen und Ingenieurbüros ebenso, wie<br />
die Mitarbeiter im eigenen Haus.<br />
So hat <strong>der</strong> EBB als erster kommunaler Entwässerungsbetrieb<br />
in Bayern das Gütezeichen Kanalbau erhalten. Am 13. September<br />
2006 nahm die Werkleitung gemeinsam mit den Mitarbeitern die<br />
Verleihungsurkunde für die RAL-Gütezeichen I (Inspektion) und R<br />
(Reinigung) entgegen. Schon zwei Jahre länger, seit Januar 2004,<br />
vergibt <strong>der</strong> Entsorgungs- und Baubetrieb Leistungen im Bereich<br />
Neubau, Sanierung, Inspektion und Reinigung des städtischen Abwassernetzes<br />
nur noch an Bewerber, welche die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Gütesicherung Kanalbau RAL GZ-961 erfüllen. Diese Vorgehensweise<br />
untermauert nachdrücklich den hohen Anspruch in<br />
punkto Qualifikation und Ausführungsqualität.<br />
Dementsprechend unterstreichen Regierungsbaumeister Dipl.-<br />
Ing. (TU) Andreas Jessen, Abteilungsleiter Entwässerung, und Dipl.-<br />
Ing. Bernhard Ruppert, Sachgebietsleiter Kanalunterhalt, die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Gütesicherung im Rahmen aller wichtigen Maßnahmen<br />
zum Erhalt <strong>der</strong> Lebensqualität in ihrer Kommune. Die Entwässerung<br />
glie<strong>der</strong>t sich in die Aufgabenbereiche Sammlung, Transport und<br />
Reinigung des anfallenden Abwassers. Auf den ca. 18.000 Privatgrundstücken<br />
im Stadtgebiet wird das anfallende Abwasser gesammelt.<br />
Täglich müssen zwischen 25.000 und 120.000 m 3 Abwasser<br />
über das 340 km lange öffentliche Mischwasser-Kanalnetz<br />
mit ca. 60 Son<strong>der</strong>bauwerken zur Kläranlage transportiert werden.<br />
Konsequente Anwendung<br />
„Ein Instrument wie die Gütesicherung Kanalbau unterstützt den<br />
Auftraggeber bei <strong>der</strong> Auswahl geeigneter Bieter und sorgt für fairen<br />
Wettbewerb“, ist sich Andreas Jessen sicher. „Sie ist ein von Auftraggebern<br />
und Auftragnehmern gemeinsam geschaffenes Instrument<br />
zur Beurteilung <strong>der</strong> Bietereignung und damit zur Sicherung<br />
<strong>der</strong> Qualität entsprechen<strong>der</strong> Arbeiten.“ Dazu werden die Fachkunde<br />
sowie die technische Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit in<br />
Bezug auf konkrete Bauverfahren beurteilt.<br />
Eine Vorgehensweise, die auch im Interesse <strong>der</strong> Auftragnehmer<br />
liegt. In konsequenter Anwendung werden Firmen von <strong>der</strong> Vergabe<br />
Setzen auf die Gütesicherung Kanalbau: Andreas Jessen,<br />
Kanalmeister Karlheinz Zeh und Bernhard Ruppert (v.re.n.li.).<br />
ausgeschlossen, welche die gefor<strong>der</strong>ten Nachweise nicht erbringen.<br />
Das schafft Vertrauen bei allen an <strong>der</strong> Gütesicherung beteiligten<br />
Partnern. Erreicht wird zudem eine Abgrenzung gegen schwarze<br />
Schafe, die mit nicht auskömmlichen Dumpingangeboten einen fairen<br />
Wettbewerb verhin<strong>der</strong>n. Die Qualität <strong>der</strong> Bauausführung bei<br />
Kanalbaumaßnahmen im Stadtgebiet ist in den letzten Jahren deutlich<br />
gestiegen. Das bestätigen Jessen und Ruppert. Allerdings machen<br />
sie ebenfalls deutlich, dass es viel Zeit, Geld und Engage ment<br />
gekostet hat, bis das „System Bamberg“ zur Zufriedenheit aller<br />
funktionierte.<br />
„Wir haben in den Leistungen von Firmen aber auch von<br />
Ingenieur büros durchaus Unterschiede feststellen können“, erinnern<br />
sich beide. Bei <strong>der</strong> Suche nach einem geeigneten Instrument, das<br />
Auftraggeber bei <strong>der</strong> Auswahl geeigneter Partner unterstützt, haben<br />
sie sich nach Prüfung mehrerer Alternativen für die Gütesicherung<br />
Kanalbau entschieden. Ein Instrument, dass Jessen und Ruppert<br />
als neutral, fair und zuverlässig einstufen und das in den letzten<br />
Jahren den gewünschten Erfolg bei den verschiedenen Aufgaben<br />
rund um das Thema Kanalisation gebracht hat.<br />
Das Ziel war allerdings nur zu erreichen – auch darin stimmen<br />
beide überein – weil <strong>der</strong> EBB als Auftraggeber Verantwortung übernommen<br />
hat. „Was wir von an<strong>der</strong>en verlangen, leisten wir auch; dies<br />
wollen wir durch das Gütezeichen Kanalbau dokumentieren“, stellt<br />
Bernhard Ruppert fest. Die Anfor<strong>der</strong>ungen zur Verleihung des Gütezeichens<br />
konnten nicht zuletzt aufgrund des hohen Leistungsniveaus,<br />
<strong>der</strong> Qualifikation <strong>der</strong> Mitarbeiter und des hohen Standards<br />
<strong>der</strong> technischen Ausrüstung einwandfrei erfüllt werden. Das bestätigt<br />
Dipl.-Ing. Dieter Walter, einer <strong>der</strong> vom Güteausschuss <strong>der</strong> Gütegemeinschaft<br />
beauftragten Prüfingenieure, <strong>der</strong> dem EBB als Ansprechpartner<br />
zur Verfügung steht. Regelmäßig spricht er mit dem<br />
Fachpersonal, besichtigt die Geräte im Einsatz und überprüft die erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Nachweise für erfolgreiche Reinigung und Inspektion.<br />
Kontakt: RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau, Bad<br />
Honnef, Tel: +49 2224/9384-0, E-Mail: info@kanalbau.com,<br />
www.kanalbau.com<br />
140 3 / 2011
KRV-Geschäftsklima-Index<br />
mit positivem Ergebnis<br />
Trotz frühzeitigem Wintereinbruch liegt <strong>der</strong> Geschäftsklima-Index im 4. Quartal<br />
2010 im positiven Bereich. Unverän<strong>der</strong>t angespannt drücken die Herstellkosten<br />
auf die Ertragslage. Dies ist die wesentliche Aussage des aktuellen KRV-Geschäftsklima-Index<br />
für Kunststoffrohre zum Ende des 4. Quartals.<br />
Der Geschäftsklima-Index des Kunststoffrohrverbandes<br />
ist das Ergebnis<br />
aus <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> aktuellen Lage<br />
und Erwartungen für das Folgequartal.<br />
Er liegt zum Jahresende mit<br />
einem Wert von 7,0 zum dritten Mal<br />
in Folge im positiven Bereich, wenngleich<br />
2,9 Punkte unter dem Niveau<br />
des Vorquartals. Die Geschäftslage<br />
wurde allerdings durch den frühzeitigen<br />
Wintereinbruch getrübt und blieb<br />
mit einem Index von 0,9 insgesamt<br />
hinter den Erwartungen zurück. Auf<br />
ausgesprochen hohem Niveau liegt<br />
<strong>der</strong> Index für die Geschäftserwartung<br />
mit 13,1 Punkten. Dies spricht dafür,<br />
dass die Nachfrageausfälle im 4.<br />
Quartal des vergangenen Jahres Anfang<br />
2011 kompensiert werden können.<br />
Dies gilt sowohl für die Ver- und<br />
Entsorgung als auch für die Haustechnik.<br />
Die Industrierohre, die maßgeblich<br />
zum guten Ergebnis im 4.<br />
Quartal beitrugen, werden ihren Aufschwung<br />
auf hohem Niveau fortsetzen.<br />
Unverän<strong>der</strong>t angespannt ist die<br />
Lage bei den Herstellkosten, die deutlich<br />
über dem Vorjahresniveau liegen<br />
und sich negativ auf die Ertragslage<br />
<strong>der</strong> Rohstoffhersteller auswirken. Ein<br />
wesentlicher Grund für den Einbruch<br />
<strong>der</strong> Margen sind die steigenden Preise<br />
für Rohstoffe und <strong>der</strong>en Vorprodukte,<br />
<strong>der</strong>en prozentuale Erhöhungen<br />
seit Anfang des Jahres im zweistelligen<br />
Bereich liegen und permanente<br />
Höchstpreise erreichen.<br />
Auch die<br />
steigenden Transport-<br />
und Energiekosten<br />
belasten die<br />
Ergebnisse. So<br />
stiegen die Kosten<br />
im Güterkraftverkehr<br />
im vergangenen<br />
Jahr um 4,6 %.<br />
Der Erzeugerpreisindex<br />
für den<br />
Strombezug für<br />
Son<strong>der</strong>vertragskunden<br />
kletterte<br />
im Jahresdurchschnitt<br />
2010 um 5,3 %. Hinzu kommen<br />
rd. 7 % ab 1. Januar diesen Jahres<br />
durch die EEG-Umlage.<br />
Der KRV-Geschäftsklima-Index<br />
wird seit Ende 2008 vom Kunststoffrohrverband<br />
erhoben. <strong>Im</strong> Auftrag des<br />
KRV ermittelt das Beratungsunternehmen<br />
Consultic GmbH vierteljährlich<br />
einen aktuellen, belastbaren und<br />
regelmäßigen Indikator über die Entwicklung<br />
und Erwartung <strong>der</strong> Geschäfte.<br />
Teilnehmen können alle Hersteller<br />
von Kunststoffrohren und<br />
Formstücken bzw. (im Bereich Haustechnik)<br />
Kunststoffrohr-Systemanbieter<br />
zum Preis von € 950,00 p.a.<br />
Darin enthalten sind vier Quartalserhebungen<br />
mit jeweiliger Detailauswertung<br />
und Bericht.<br />
15. Wiesbadener<br />
Kunststoffrohrtage<br />
Forum für Rohrsysteme aus<br />
polymeren Werkstoffen<br />
7. – 8. April 2011, Wiesbaden<br />
Informieren Sie sich über Neuentwicklungen<br />
seitens Rohstoff- und Halbzeuglieferanten<br />
sowie über neue Verlegetechniken und<br />
Einsatzgebiete von Rohrsystemen bei Gas,<br />
Wasser und Abwasser.<br />
Themen des Forums<br />
Materialauswahl und -einsatz<br />
Neue Entwicklungen<br />
Betriebserfahrung<br />
Anwen<strong>der</strong>berichte<br />
Veranstaltungspreis<br />
€ 590,– zzgl. MwSt.<br />
Medienpartner<br />
Anmeldung und Auskünfte<br />
TÜV SÜD Akademie GmbH<br />
Tagungen und Kongresse<br />
Susanne Hummler<br />
Telefon +49 89 5791-2846<br />
susanne.hummler@tuev-sued.de<br />
www.tuev-sued.de/tagungen<br />
3 / 2011 141
Verbände und Organisationen<br />
Nachrichten<br />
Vorstandswahlen beim RSV<br />
Der RSV - Rohrleitungssanierungsverband<br />
e.V. hat einen neuen Vorstand:<br />
Auf <strong>der</strong> ordentlichen Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
am 9. Februar in Oldenburg<br />
wurden Dipl.-Ing. Lutz Kretschmann<br />
(Vorsitzen<strong>der</strong>), Dipl.-Ing. Stefan Schikora<br />
und Dipl.-Ing. Fre<strong>der</strong>ik Lipskoch<br />
gewählt. Gemeinsam mit RSV-Geschäftsführer<br />
Dipl.-Volkswirt Horst<br />
Zech wollen die Vorstandsmitglie<strong>der</strong><br />
fortsetzen, was in den letzten beiden<br />
Jahren durch den bisherigen Vorstand<br />
in <strong>der</strong> Verbandsarbeit an wichtigen<br />
Aufgaben angestoßen wurde.<br />
In erster Linie wollen die Verantwortlichen<br />
im RSV die Zusammenarbeit<br />
mit an<strong>der</strong>en Verbänden und Organisationen<br />
verstärken und sich noch<br />
mehr in die Themen Zertifizierung,<br />
Schulung und Ausbildung einbringen.<br />
Auch in <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />
sollen weitere Akzente gesetzt<br />
werden<br />
Vor allem in Hinblick auf die Qualitätssicherung<br />
und die För<strong>der</strong>ung des Einsatzes<br />
von mo<strong>der</strong>nen und ausgereiften<br />
Sanierungsverfahren will man an einem<br />
Strang ziehen – sowohl im Druckrohr- als auch im Freispiegelbereich.<br />
Deshalb ist man sich über den weiteren Kurs im<br />
RSV-Vorstand einig: „Wir wollen dafür sorgen, dass <strong>der</strong> RSV<br />
noch mehr als bisher von den Fachverbänden und politischen<br />
Einrichtungen als gleichberechtigter Partner in wichtige<br />
Entscheidungsprozesse einbezogen wird“, erklärt <strong>der</strong><br />
neue Vorstandsvorsitzende Lutz Kretschmann. Darüber hinaus<br />
wollen sich Kretschmann, Schikora und Lipskoch im<br />
Sanierungsmarkt für die Mitgliedsunternehmen stark machen.<br />
„Dafür werden wir möglichst vielen potenziellen Auftraggebern<br />
die Vielfalt und Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Sanierungsverfahren noch näherbringen“, verspricht<br />
Lutz Kretschmann, „vor allem in Bezug auf eine umweltfreundliche<br />
und kostengünstige Werterhaltung <strong>der</strong> Ver- und<br />
Entsorgungsnetze in Deutschland.“<br />
Der RSV hat gewählt: Geschäftsführer Horst Zech, die Vorstandsmitglie<strong>der</strong> Stefan Schikora,<br />
Lutz Kretschmann (Vorsitzen<strong>der</strong>) und Fre<strong>der</strong>ik Lipskoch sowie <strong>der</strong> Obmann für den<br />
Arbeitskreis Strategie, Jörg Brunnecker (v.li.n.re.)<br />
Vorteile für Mitglie<strong>der</strong><br />
Unternehmen sollen von einer Mitgliedschaft profitieren,<br />
auch hierin sind sich Vorstand und Geschäftsführung einig.<br />
Die im Rohrleitungssanierungsverband konzentrierte Fachkompetenz<br />
<strong>der</strong> Mitgliedsunternehmen soll bei <strong>der</strong> Erarbeitung<br />
des technischen Regelwerkes und bei <strong>der</strong> Aus- und<br />
Weiterbildung umfassend genutzt werden. „Damit wollen<br />
wir erreichen, dass Regelwerk und vermitteltes Wissen ihren<br />
Praxisbezug behalten“, erläutert Stefan Schikora. Deshalb<br />
soll <strong>der</strong> RSV unter an<strong>der</strong>em bei <strong>der</strong> Ausarbeitung von<br />
Zertifizierungsbedingungen und <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Zertifizierungen<br />
mitwirken, um mehr Einfluss auf fachlichen Inhalte<br />
und Kostenstrukturen zu erhalten.<br />
<strong>Im</strong> Gegenzug setzt <strong>der</strong> neue Vorstand auf die Unterstützung<br />
des Arbeitskreises (AK) Strategie. „Zudem sollen<br />
alle bei <strong>der</strong> Erfüllung <strong>der</strong> anstehenden Aufgaben ihren Beitrag<br />
leisten“, formuliert Fre<strong>der</strong>ik Lipskoch einen Appell in<br />
Richtung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>. Eine sachlich-konstruktive Grundhaltung<br />
in <strong>der</strong> Diskussion und bei <strong>der</strong> Beschlussfassung soll<br />
dazu beitragen, dass die anstehenden Verän<strong>der</strong>ungen ohne<br />
große Reibungsverluste schnell und zielgerichtet angegangen<br />
werden können.<br />
Kontakt: Geschäftsstelle,<br />
RSV - Rohrleitungssanierungsverband e. V., Horst Zech,<br />
Tel. +49 59 63 - 9 81 08 77,<br />
E-Mail: rsv-ev@t-online.de, www.rsv-ev.de<br />
142 3 / 2011
Elektroniker/Elektriker w | m<br />
als Monteur Messtechnik<br />
Die RBS wave GmbH ist eines <strong>der</strong> großen Ingenieurunternehmen in Baden-Württemberg.<br />
Mehr als 100 Mitarbeiter an den Standorten Stuttgart und Ettlingen arbeiten in den<br />
Geschäftsfel<strong>der</strong>n Wasser- und Gasversorgung, Bau-, Energie- und Umwelttechnik,<br />
kathodischer Korrosionsschutz und Gaslecksuche. Das Dienstleistungsangebot <strong>der</strong><br />
RBS wave GmbH richtet sich vorwiegend an Kommunen, Wasserzweckverbände und<br />
Stadtwerke in Baden-Württemberg sowie den angrenzenden Regionen.<br />
Die RBS wave GmbH ist ein Tochterunternehmen <strong>der</strong> EnBW Regional AG.<br />
Wir suchen zum nächstmöglichen Zeitpunkt für unseren Bereich Rohrnetztechnik<br />
am Standort Stuttgart einen Elektroniker/Elektriker als Monteur Messtechnik (w/m).<br />
Ihr Aufgabengebiet:<br />
• Durchführen von kathodischen Korrosionsschutz (KKS)-Messungen aller Art<br />
• Installieren von KKS-Fernüberwachungsmodulen und fernsteuerbaren<br />
Schutz stromgeräten<br />
• Durchführen <strong>der</strong> elektrotechnischen Installation aller KKS-Einrichtungen,<br />
wie z. B. Korrosionsschutzanlagen, Korrosionsschutzmessstellen<br />
• Mehrtägige Dienstreisen, schwerpunktmäßig in Süddeutschland<br />
Ihr Profil:<br />
• Abgeschlossene Berufsausbildung in einem Elektroberuf<br />
• Erfahrung mit SPS-Programmierung<br />
• Reisebereitschaft<br />
• Führerschein Klasse B<br />
Interessiert? Dann bewerben Sie sich jetzt unter Angabe Ihrer Gehaltsvorstellung und<br />
Ihres frühestmöglichen Eintrittstermins.<br />
Zur ersten telefonischen Kontaktaufnahme steht Ihnen aus unserer Personalbetreuung<br />
Herr Jürgen Schüler unter 0711 289-83612 gerne zur Verfügung.<br />
Ihre schriftliche Bewerbung senden Sie bitte an:<br />
RBS wave GmbH<br />
Personalbetreuung<br />
Kriegsbergstr. 32<br />
70174 Stuttgart<br />
o<strong>der</strong> per E-Mail: j.schueler@enbw.com
Verbände und Organisationen<br />
Nachrichten<br />
Das SKZ feiert<br />
50. Geburtstag<br />
Seit 1961 begleitet das Süddeutsche Kunststoff-Zentrum<br />
SKZ die positive Entwicklung <strong>der</strong> Kunst stoffbranche.<br />
Eine 50-jährige Erfolgsgeschichte – ist doch das SKZ in<br />
all diesen Jahren zum größten deutschen Kunst stoff-Institut<br />
gewachsen. Entsprechend <strong>der</strong> Bedürf nisse des Marktes werden<br />
heute verschiedenste Dienstleistungen angeboten.<br />
Ganz gleich, ob Kunden die Qualität ihrer Produkte verbessern<br />
wollen, mit Gütezeichen o<strong>der</strong> Zertifikaten neue<br />
Märkte erschließen, die Wirtschaftlichkeit in ihren Betrieben<br />
durch Zertifizierung o<strong>der</strong> gezielte Aus- und Weiterbildung<br />
ihrer Mitarbeiter steigern möchten, das SKZ stand und steht<br />
als kompetenter Partner zur Seite. Auch in <strong>der</strong> Forschung,<br />
z.B. für die Entwicklung von neuen Produkten und verbesserten<br />
Produktionstechnologien ist das SKZ ein ste tiger Lieferant<br />
von Ideen und Lösungen.<br />
In Clustern und Netzwerken zusammenzuarbeiten, um<br />
Aufgaben zu verteilen und ein zielgerichtetes Miteinan<strong>der</strong> zu<br />
praktizieren, ist ein vielversprechen <strong>der</strong> Ansatz, um auch<br />
künftig erfolgreich zu sein.<br />
Das Netzwerk des SKZ hat sich in den letzten 50 Jahren<br />
zu einer wichtigen Plattform in <strong>der</strong> Kunst stoffbranche entwickelt.<br />
Mittlerweile sind über 250 leistungsstarke Partner<br />
zusammengekommen, um gemeinsam das Ziel zu verfolgen,<br />
Kunst stoff an wen dungen sowohl durch Aus- und Weiterbildung,<br />
als auch durch praxisnahe Forschung und Entwicklung<br />
zu för<strong>der</strong>n bzw. voranzubringen.<br />
„Mit Dankbarkeit und Stolz schauen wir auf die vergangenen<br />
Jahrzehnte zurück und werden auch in Zukunft<br />
konsequent in Ausstattung, Mitarbeiter und Kontakte zu Experten<br />
investieren, um mit Innovatio nen auch zukünftig im<br />
globalen Wettbewerb erfolg reich sein zu können“, erklärt Institutsdirektor<br />
Prof. Dr. Martin Bastian.<br />
brbv nach DIN EN ISO<br />
9001:2008 zertifiziert<br />
Nach erfolgreichem Audit erhielt das Berufsför<strong>der</strong>ungswerk des<br />
Rohrleitungsbauverbandes (brbv) die Zertifizierung gemäß DIN<br />
EN ISO 9001:2008. Damit untermauert <strong>der</strong> brbv den Anspruch<br />
an das eigene Qualitätsmanagement, dass auf einer kontinuierlichen<br />
Verbesserung in allen Unternehmensbereichen basiert. Darüber<br />
hinaus werden die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt,<br />
um den Teilnehmern an den Lehrgängen des brbv auch weiterhin<br />
den Bezug des so genannten Meister-BaFöGs zu ermöglichen.<br />
Gelebter Qualitätsgedanke<br />
„Das Meister-BAföG unterstützt die berufliche Aufstiegsfortbildung<br />
und ist deshalb ein wichtiges Instrument, um durch eine<br />
kontinuierliche Qualifizierung dem Fachkräftemangel im Leitungsbau<br />
zu begegnen und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Mitgliedsunternehmen<br />
gerade in Zeiten des wirtschaftlichen Umbruchs<br />
zu för<strong>der</strong>n“, erläutert Dipl.-Ing. Dieter Hesselmann, Geschäftsführer<br />
des Berufsför<strong>der</strong>ungswerks des Rohrleitungsbauverbandes<br />
(brbv). Da diese staatliche Unterstützung seit Neuestem<br />
nur noch bewilligt wird, wenn <strong>der</strong> Maßnahmenträger über<br />
eine einschlägige und gültige Zertifizierung verfügt, hat das Berufsför<strong>der</strong>ungswerk<br />
des Rohrleitungsbauverbandes in den letzten<br />
Wochen intern die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Audit<br />
geschaffen – vor allem mit Blick auf die Teilnehmer des Meisterlehrgangs,<br />
den das brbv seit über 20 Jahren anbietet. Dass die<br />
Zertifizierung innerhalb kürzester Zeit erfolgreich durchgeführt<br />
werden konnte, ist für Hesselmann ein Beleg dafür, dass <strong>der</strong> Qualitätsgedanke<br />
im brbv intensiv gelebt wird. „Das erfolgreiche Audit<br />
zeigt, das wir über ein wirkungsvolles Qualitätsmanagementsystem<br />
verfügen, das uns die Möglichkeit gibt, flexibel, innovativ<br />
und schnell auf Verän<strong>der</strong>ungen und Wünsche von Kunden und<br />
Märkten zu reagieren“, so Hesselmann.<br />
Ständige Verbesserung<br />
Auch für den Qualitätsmanagementbeauftragten Kurt Rhode ist<br />
damit eine wichtige Voraussetzung erfüllt, um den Kunden als<br />
kompetenter und vertrauenswürdiger Ansprechpartner in allen<br />
Fragen rund um das Thema Weiterbildung zur Seite zu stehen.<br />
„Hauptanliegen des brbv ist es, größtmögliches Vertrauen bei den<br />
Kunden zu schaffen“, erklärt Rhode, für den die Zertifizierung<br />
nach DIN EN ISO 9001 hierfür einen wichtigen Baustein darstellt.<br />
Als QM-Beauftragter ist Rhode direkter Ansprechpartner <strong>der</strong><br />
Geschäftsleitung und verantwortlich für die Einführung, Betreuung<br />
und Weiterentwicklung des Qualitätsmanagementsystems<br />
im Unternehmen. In dieser Funktion hat er die einzelnen Schritte<br />
<strong>der</strong> Zertifizierung in den letzten Wochen täglich begleitet. Hierzu<br />
gehörten in erster Linie ein Informationsgespräch, die Feststellung<br />
<strong>der</strong> Zertifizierfähigkeit und das Zertifizierungsaudit sowie<br />
die Zertifikatserteilung, die am 31. Januar in <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />
des Berufsför<strong>der</strong>ungswerks des Rohrleitungsbauverbandes<br />
in Köln erfolgte.<br />
144 3 / 2011
Personalien / Veranstaltungen<br />
Nachrichten<br />
Die neue Generation <strong>der</strong><br />
ROWELD ® Hydraulikaggregate<br />
Führungsduo bei <strong>der</strong><br />
D&S Rohrsanierung<br />
Die DIRINGER&SCHEIDEL ROHR-<br />
SANIERUNG GmbH & Co. KG hat<br />
ein neues Mitglied in <strong>der</strong> Geschäftsführung.<br />
Nach fünfjähriger<br />
Tätigkeit bei <strong>der</strong> RS Technik AG<br />
kehrt Markus Brechwald zurück in<br />
das Unternehmen, in dem er bereits<br />
von 1999 bis 2006 tätig war.<br />
Brechwald übernimmt bei <strong>der</strong> D&S<br />
Rohrsanierung die kaufmännische<br />
Geschäftsführung und bildet mit<br />
Stefan Schikora die neue Führungsspitze.<br />
Gemeinsam wollen die<br />
beiden Sanierungsprofis das erfolgreiche<br />
Inlandsgeschäft weiterführen<br />
und den Druckrohrbereich<br />
ausbauen. Zudem soll das Auslandsgeschäft<br />
in den europäischen<br />
Nachbarlän<strong>der</strong>n neu strukturiert<br />
werden.<br />
Seit Februar dieses Jahres ist Markus<br />
Brechwald wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Geschäftsführung<br />
<strong>der</strong> DIRINGER&SCHEIDEL<br />
ROHRSANIERUNG tätig.<br />
Foto: D&S Rohrsanierung<br />
Maßgeschnei<strong>der</strong>te<br />
und wirtschaftliche<br />
Kundenlösungen im<br />
Rohrleitungsbau<br />
ROWELD ® Premium CNC<br />
Funktionale Sicherheit im<br />
Kraftwerk<br />
Seit vielen Jahren ist das Thema „Safety Integrity Levels“, kurz: SIL, ein<br />
kontrovers diskutierter Dauerbrenner bei Ingenieuren, Führungskräften<br />
und Technikern. Die Beschreibung und Berücksichtigung <strong>der</strong> funktionalen<br />
Sicherheit elektrischer, elektronischer und programmierbarer elektronischer<br />
Bauteile und Anlagen besitzt jedoch eine hohe Relevanz für die<br />
Betriebssicherheit und den Schutz von Mensch und Umwelt und ist deswegen<br />
unverzichtbar.<br />
Das HdT-Seminar unter <strong>der</strong> Leitung von Dr. Clemens Meeßen (Infraserv,<br />
Frankfurt) stellt am 19.5.2011 in Essen die relevanten Regelwerke<br />
für den Betrieb verfahrenstechnischer und Feuerungsanlagen (BetrSichV,<br />
MaschRL, StörfallV) vor und führt die Teilnehmer in das Management <strong>der</strong><br />
funktionalen Sicherheit im Kraftwerk gemäß EN 50156/IEC 61508 ein.<br />
Die weiteren Themen behandeln das Sicherheitsmanagement, SIL-Nachweisführung<br />
und die funktionale Sicherheit aus Sicht des ZÜS-Sachverständigen<br />
anhand anschaulicher Fallbeispiele.<br />
Das ausführliche Veranstaltungsprogramm kann angefor<strong>der</strong>t werden<br />
beim Haus <strong>der</strong> Technik e.V. unter Tel. 0201/1803-344, E-Mail: information@hdt-essen.de<br />
o<strong>der</strong> im Internet unter http://hdt-essen.de/htd/<br />
veranstaltungen/W-H010-05-284-1.html<br />
<strong>Im</strong>mer das passende elektro-hydraulische<br />
Steuerungsgerät für den jeweiligen<br />
Einsatzbereich.<br />
Die neuen, modular aufgebauten<br />
ROWELD ® Hydraulikaggregate für<br />
ROWELD ® Heizelement-Stumpfschweißmaschinen<br />
von ROTHENBERGER<br />
sind in drei Ausbaustufen erhältlich:<br />
• ROWELD ® Premium<br />
Mit digitaler Druck- und<br />
Temperaturregelung<br />
• ROWELD ® Premium Plus<br />
Protokollierung und Dokumentation<br />
mit Touchscreen-Funktion<br />
• ROWELD ® Premium CNC<br />
Vollautomatische Steuerung und<br />
Kontrolle sämtlicher Ablauffunktionen<br />
inkl. echter Wegmessung<br />
Bei Bedarf ist auch ein nachträgliches<br />
upgrade <strong>der</strong> Geräte möglich.<br />
Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />
„Made in Germany“<br />
www.rothenberger.com<br />
3 / 2011 145
Veranstaltungen<br />
Nachrichten<br />
Goldener Kanaldeckel 2010<br />
Engagierte Projektleiter ausgezeichnet<br />
In diesem Jahr hat das IKT zum neunten Mal den Preis „Goldener<br />
Kanaldeckel“ vergeben. Während des IKT-Forums „Klima,<br />
Energie und Kanalisation“ wurden am 19. Januar 2011<br />
drei Projektleiter für ihr Engagement geehrt.<br />
Die Laudationes hielt Hans-Josef Düwel, Abteilungsleiter<br />
im NRW-Umweltministerium. Ausgezeichnet mit einem Preisgeld,<br />
einer Trophäe in Form eines goldfarbenen Kanaldeckels<br />
mit einem Durchmesser von 10 cm und einer Anstecknadel<br />
wurden drei Projektleiter für ihren Einsatz in ganz unterschiedlichen<br />
Bereichen.<br />
1. Platz: Andrea Hollenberg und ihr Team<br />
Mit dem Verfahren zur Bewertung und Klassifizierung des<br />
Fremdwasseranfalls wurde von Andrea Hollenberg und ihrer<br />
Arbeitsgruppe, <strong>der</strong> Lothar Dören, Franz-Josef Glomb und<br />
Günter Stenzel angehören, eine Methodik entwickelt, um<br />
Fremdwasser-Schwerpunktgebiete und -Eintragsquellen zu<br />
ermitteln.<br />
Als Grundlage für eine systematische Beurteilung <strong>der</strong><br />
Fremdwassersituation auch in größeren Entwässerungsgebieten<br />
wurde eine Bewertungsmatrix erarbeitet. Zu <strong>der</strong>en Entwicklung<br />
hat die Arbeitsgruppe für den Fremdwasseranfall<br />
maßgebliche Parameter ermittelt und entsprechende Grenzwerte<br />
bestimmt. Die Matrix weist für unterschiedliche Randbedingungen<br />
jeweils vier Fremdwasserstufen aus, die durch passende Farbgebung<br />
nach dem Ampelprinzip anschaulich dargestellt werden.<br />
Mit dem von <strong>der</strong> Arbeitsgruppe eigens entwickelten Berechnungsprogramm<br />
können zur Fremdwassersituation erhobene<br />
Messergebnisse mit umfangreichen Datenmengen systematisch<br />
und komfortabel ausgewertet werden.<br />
Die abschließende Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse in Form von<br />
Themenplänen lässt Teileinzugsgebiete mit stark erhöhtem<br />
Fremdwasseranfall schnell erkennen und ermöglichen so eine zielgerichtete<br />
Überprüfung <strong>der</strong> Örtlichkeit und des Kanalzustandes.<br />
Mithilfe des Verfahrens konnten in Bielefeld effizient und systematisch<br />
Fremdwasserquellen identifiziert und geordnet nach Prioritäten<br />
vermin<strong>der</strong>t werden.<br />
Die Jury prämiert die Arbeitsgruppe unter <strong>der</strong> Leitung von<br />
Andrea Hollenberg mit dem ersten Platz, da die Entwicklung des<br />
Verfahrens insbeson<strong>der</strong>e folgende Kriterien in beispielhafter Weise<br />
beinhaltet:<br />
Innovation, Wirtschaftlichkeit, Qualitätsbewusstsein, Umweltschutz<br />
und<br />
Bürgerfreundlichkeit<br />
Freuen sich über den ersten Platz: Andrea Hollenberg und Lothar Dören,<br />
im Bild mit Hans-Josef Düwel (links) und Roland W. Waniek (rechts).<br />
2. Platz: Mario Hecker<br />
Mario Hecker ist seit Oktober 2008 in <strong>der</strong> 8.500 Einwohner zählenden<br />
Gemeinde Dörentrup als Technischer Leiter <strong>der</strong> Bereiche<br />
Versorgung, Entsorgung und kommunale Verkehrsanlagen beschäftigt.<br />
Auch in Dörentrup werden zurückgehende Einwohnerzahlen<br />
aufgrund <strong>der</strong> demografischen Entwicklung vorhergesagt.<br />
Ein Umstand, <strong>der</strong> den Gebührenhaushalt im Bereich Wasser und<br />
Abwasser insbeson<strong>der</strong>e kleiner Gemeinden im ländlichen Raum aus<br />
<strong>der</strong> Balance zu bringen droht. Vor diesem Hintergrund hat es sich<br />
Mario Hecker zum Ziel gesetzt, mit einem ganzen Bündel von<br />
Maßnahmen Betrieb und Unterhaltung des Kanalnetzes unter Kosten-<br />
und Qualitätsaspekten zu optimieren und parallel dazu ein<br />
entsprechendes Bewusstsein in <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu schaffen.<br />
Auf <strong>der</strong> Basis eines Forschungsprojektes des IKT führte Hecker<br />
die bedarfsorientierte Kanalreinigung mit einem Einsparpotenzial<br />
von bis zu 25 Prozent des bisherigen Kostenaufwandes<br />
ein. Parallel dazu erstellte Hecker einen Inspektionsplan. Da er sich<br />
zum Kanalinspekteur und zum Zertifizierten Kanalsanierungsberater<br />
fortbilden ließ, können Schadensansprache und -bewertung<br />
eigenständig im Büro vorgenommen werden. Geschätztes Einsparpotenzial:<br />
30 Prozent.<br />
Der Aufbau einer Kanaldatenbank spart Zeit in <strong>der</strong> Verwaltung,<br />
die Mario Hecker nutzt, um auf <strong>der</strong> Basis seiner langjährigen<br />
Tätigkeit in einem Ingenieurbüro Baumaßnahmen und Genehmigungsanträge<br />
in Eigenregie zu planen, umzusetzen und abzurechnen.<br />
Die Erstellung von Leistungsverzeichnissen, <strong>der</strong> Einsatz regenerativer<br />
Energien und nicht zuletzt die von Mario Hecker initiierte<br />
interkommunale Zusammenarbeit im Bereich <strong>der</strong> Abwasserentsorgung<br />
seien nur stichwortartig genannt, um das Bild<br />
abzurunden.<br />
3. Platz: Ludger Wördemann<br />
Die Funktion und Qualität unserer Abwasserinfrastruktur ist maßgeblich<br />
vom Zustand <strong>der</strong> öffentlichen und privaten <strong>Kanäle</strong> abhän-<br />
146 3 / 2011
gig. Deren Untersuchung und Sanierung macht deshalb nicht an<br />
<strong>der</strong> Grundstücksgrenze halt. Ludger Wördemann hat hierzu eine<br />
schlüssige und prägnante Informationskampagne entwickelt um<br />
den Bürger an dieser Stelle mitzunehmen.<br />
Mit dem Projekt „Dicht o<strong>der</strong> nicht Dicht?“ hat Wördemann<br />
sowohl Rat und Verwaltung in Rheda-Wiedenbrück überzeugt,<br />
wie auch eine vielfältige Resonanz in <strong>der</strong> Öffentlichkeit bewirkt.<br />
Durch die Übertragbarkeit <strong>der</strong> Kampagne ist diese bereits von<br />
weiteren Städten übernommen worden.<br />
Das Thema Dichtheitsprüfung privater <strong>Kanäle</strong> wird durch dieses<br />
Projekt auch für den Laien verständlich dargestellt. Dazu werden<br />
auf allen medialen Ebenen Informationen vermittelt die einen hohen<br />
Wie<strong>der</strong>erkennungswert haben und Interesse für das Thema erzeugen.<br />
Eine ständige Beratungsstelle und ein Bürgertelefon bieten zusätzlich<br />
den Rahmen für die Beantwortung aufkommen<strong>der</strong> Fragen.<br />
Ludger Wördemann hat durch sein außergewöhnliches Engagement<br />
wichtige <strong>Im</strong>pulse gegeben und wird deshalb mit dem dritten<br />
Platz des Goldenen Kanaldeckels geehrt.<br />
Fachtagung: „Weseler Wasser Wissen“<br />
Wie wichtig ist die Qualität unseres Trinkwassers? Und wie sauber<br />
ist unser Wasser? Welche aktuellen Neuigkeiten und gesetzlichen<br />
/ wirtschaftlichen Än<strong>der</strong>ungen gibt es in unserer Wasserwirtschaft?<br />
Am 14. Januar 2011 ging die durch die PLASSON GmbH initiierte<br />
Fachtagung, das erste „Weseler Wasser Wissen“, diesen<br />
Fragen auf den Grund. Die gemeinsam mit den Stadtwerken Wesel<br />
GmbH und m. hübers gmbh (Filtration und Desinfektion von<br />
Trink- und Schwimmbeckenwasser) organisierte Kompetenzveranstaltung<br />
brachte den Teilnehmern ein breites Spektrum an interessanten<br />
Fachthemen zum Thema Wasser nahe. Der Fokus <strong>der</strong><br />
„Weseler Wasser Wissens“ wurde auf die Rehabilitation von Wasserrohrnetzen,<br />
die aktuellen Gegebenheiten in <strong>der</strong> Wasserversorgung<br />
sowie die systemorientierte Arbeitsvorbereitung gelegt.<br />
Abgerundet und praxisorientiert aufbereitet wurde die Veranstaltung<br />
durch den Themenkomplex „Mikrobiologie in <strong>der</strong> Hausinstallation“.<br />
Der Erfolg <strong>der</strong> ersten Fachtagung, an <strong>der</strong> 110 Personen<br />
teilnahmen, sorgte für die Entscheidung, diese Fachtagung alle<br />
zwei Jahre in Wesel stattfinden zu lassen.<br />
Die Realisierung von „zustands- und risikoorientierten Rehabilitationen<br />
von Wasserrohrnetzen“ war <strong>der</strong> Gegenstand des Vortrages<br />
von Dipl.-Ing. Bernd Heyen von <strong>der</strong> Gelsenwasser AG in Gelsenkirchen.<br />
Er verschaffte den Tagungsteilnehmern einen Überblick,<br />
welche Strategien, Prozesse und Maßnahmen getroffen werden<br />
müssen, um Erfolge auf diesem Gebiet verwirklichen zu können.<br />
<strong>Im</strong> Anschluss hieran referierte Dr. Michaela Schmitz vom Bundesverband<br />
<strong>der</strong> Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) in<br />
Berlin zu den aktuellen Trends in <strong>der</strong> Wasserwirtschaft. Hierbei<br />
wurde insbeson<strong>der</strong>e deutlich, dass verschärfte gesetzliche Regelungen<br />
in Deutschland, gegenüber den an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n,<br />
für eine deutlich kontrollierte Wasserversorgung und eine<br />
saubere Wasserqualität sorgen. An dieser Stelle hob Dr. Schmitz<br />
hervor, dass sich <strong>der</strong> BDEW gegen die von <strong>der</strong> EU-Kommission gefor<strong>der</strong>ten<br />
Ausschreibungspflichten wehre und die Beibehaltung <strong>der</strong><br />
Entscheidungshoheit <strong>der</strong> Kommunen for<strong>der</strong>e. Beim Vergleich <strong>der</strong><br />
europäischen Wasserpreise und -leistungen beruft sich <strong>der</strong> BDEW<br />
auf eine Berücksichtigung landesspezifischer, rechtlicher und struktureller<br />
Rahmen, um ein tatsächliches Preis-Leistungsverhältnis zu<br />
erhalten.<br />
In einer praxisorientierten<br />
Präsentation<br />
thematisierte Dipl.-Ing.<br />
Ulrich Karl von den<br />
Stadtwerken Münster<br />
GmbH die „Einführung<br />
<strong>der</strong> systemunterstützen<br />
Arbeitsvorbereitung<br />
bei den Stadtwerken<br />
in Münster“. Ziel<br />
<strong>der</strong> Einführung einer<br />
neuen Organisationsstruktur<br />
war die Optimierung<br />
<strong>der</strong> Transparenz<br />
<strong>der</strong> Arbeitsprozesse und sollte darüber hinaus <strong>der</strong> Steigerung<br />
<strong>der</strong> Prozessqualität dienen.<br />
Während sich Dr. Schmitz auf die wirtschaftlichen und gesetzlichen<br />
Aspekte <strong>der</strong> Wasserversorgung konzentrierte, zielte <strong>der</strong><br />
abschließende Vortrag von Prof. Dr. rer. Habil. Hans-Curt Flemming<br />
auf die Belastungen des Trinkwassers „auf seinen letzten<br />
Metern bis zum Wasserhahn“. Prof. Dr. Flemming präsentierte die<br />
Erkenntnisse eines 4-jährigen bundesweiten Forschungsprojektes,<br />
das die „Bedeutung von Biofilmen in <strong>der</strong> Trinkwasserinstallation als<br />
Kontaminationsquellen für Bakterien“ herausarbeitete sowie die<br />
Vermeidungs- und Beseiti gungs mög lichkeiten dieser aufzeigte.<br />
Die zentrale Problematik zeigt sich darin, dass in den Verteilungsleitungen<br />
<strong>der</strong> Trinkwasserversorgung unterschiedlichste Werkstoffe<br />
eingesetzt werden, die durch ihre Beschaffenheit zu einer<br />
Bildung und Vermehrung von Mikroorganismen führen können. Die<br />
hygienisch relevanten Bakterien haben nachteilige Auswirkungen<br />
auf die Trinkwasserqualität, denn durch die Kontamination des<br />
Wassers kann die Entstehung von Krankheitserregern und Keimen<br />
geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Die vielfältigen Themenschwerpunkte <strong>der</strong> Referenten verschafften<br />
den Zuhörern einen umfangreichen Überblick über die<br />
aktuelle Situation rund um das Thema Wasser. Es wurden nicht<br />
nur wirtschaftliche und gesetzliche Gesichtspunkte sowie die aktuelle<br />
Situation bei unserer Wasserqualität hervorgehoben, son<strong>der</strong>n<br />
auch praxisgerechtes Fachwissen vermittelt.<br />
3 / 2011 147
Veranstaltungen<br />
Nachrichten<br />
Zukunft <strong>der</strong> unterirdischen Infrastruktur<br />
„plus 25“: Weniger Rohr, mehr Leitung<br />
Das Rohr im Fokus: Seit 25 Jahren ein Erfolgsrezept <strong>der</strong> größten<br />
Leitungsbau-Fachveranstaltung Europas.<br />
Seit 24 Jahren erlebt <strong>der</strong> Besucher des Oldenburger Rohrleitungsforums<br />
die gleiche Überraschung. <strong>Im</strong> Vorjahr dort weggefahren<br />
mit dem Eindruck: „mehr geht nicht“, lernt man dann:<br />
es geht doch! Fast unglaubliche 3000 Teilnehmer sowie 330<br />
Unternehmen auf 319 Ausstellungsständen drängelten sich<br />
auf Einladung des Instituts für Rohrleitungsbau Oldenburg<br />
(iro) am 10./11. Februar 2011 in den Räumen und temporären<br />
Anbauten <strong>der</strong> Jade Hochschule in Oldenburg. Sie informierten<br />
sich über die absehbaren Megatrends <strong>der</strong> Infrastrukturentwicklung<br />
ebenso wie über die aktuellen technischen<br />
Entwicklungen rund um Bau, Betrieb und Sanierung von Rohrleitungs-Infrastrukturen<br />
<strong>der</strong> Ver- und Entsorgung.<br />
Was wird in 25 Jahren sein? lautete die schwer wiegende<br />
Frage, die als Motto über all dem stand, und auf die es etliche,<br />
teils überraschende Antworten gab. Dass die real existierende<br />
Stadtentwässerung in <strong>der</strong> Zange zwischen Bevölkerungsrückgang<br />
und Klimawandel vielerorts technische und ökonomische<br />
Probleme haben wird, bestehende Entwässerungskonzepte<br />
einfach fortzuschreiben, war da noch eher weniger<br />
überraschend. Aber immerhin: Die Einsicht, dass <strong>der</strong> Umgang<br />
mit Nie<strong>der</strong>schlagswasser nach Aussage von Dipl.-Ing. Christian<br />
Günner (Hamburg Wasser) künftig keineswegs mit <strong>der</strong><br />
pauschalen Antwort „Mehr Rohr!“ zu lösen ist, son<strong>der</strong>n neue<br />
Denkmodelle erfor<strong>der</strong>t, ließ einen Moment innehalten. In 25<br />
Jahren wird Stadtentwässerung – zwangsläufig – mehr sein<br />
als ein technisches Anhängsel <strong>der</strong> Stadtentwicklung. Stadtentwässerung<br />
wird quasi eine Herzensangelegenheit <strong>der</strong><br />
Stadtplanung werden müssen, damit die Stadtentwässerung<br />
Flächen zurückbekommt, die früher einmal dem Wasser im<br />
Stadtbild vorbehalten waren, in den letzten Jahrzehnten aber<br />
systematisch von an<strong>der</strong>en Nutzungen okkupiert wurden. In<br />
Hamburg kann man hierbei bereits erste Erfolge verbuchen.<br />
Bis zur breiten Einsicht <strong>der</strong> Stadtentwickler in diese Notwendigkeit<br />
sei es allerdings noch ein langer, steiniger Weg, so<br />
Christian Günner anlässlich des Oldenburger Pressegesprächs<br />
2011.<br />
Weit stärker einschneidende Verän<strong>der</strong>ungen stehen jedoch<br />
in <strong>der</strong> rohrleitungsgebundenen Energieversorgung an,<br />
wie EWE-Vorstandvorsitzen<strong>der</strong> Dr. Werner Brinker in seinem<br />
Eröffnungsvortrag zum Rohrleitungsforum erläuterte. Diese<br />
resultieren seiner Ansicht nach sogar weniger aus <strong>der</strong> demografischen<br />
Entwicklung, die den Versorgern gleichwohl natürlich<br />
gewisse Sorgen bereitet. Die Demografie wird jedoch<br />
in den kommenden Jahrzehnten massiv überlagert durch Umbrüche<br />
in Umfang und Struktur <strong>der</strong> Energieversorgung. Wenn<br />
das politische Ziel einer Reduzierung <strong>der</strong> CO 2<br />
-Emissione um<br />
95 % in hier zu Lande bis 2050 realisiert würde, so dürfte dies<br />
die Gas- und Fernwärmenetze langfristig in die Bedeutungslosigkeit<br />
verdrängen. Denn die regenerativen Energieträger,<br />
die im Wesentlichen die Rolle <strong>der</strong> fossilen Brennstoffe einnehmen<br />
sollen – Wind, Photovoltaik und Wasserkraft – produzieren<br />
sämtlich Strom. EWE-Vorstand Brinker prognostizierte<br />
neben einer Renaissance von Strom als Heizwärme<br />
(Stichwort: Speicherheizung) vor allem einen Boom in <strong>der</strong><br />
Steuer- und Regeltechnik im Sinne des „intelligenten Hauses“;<br />
danach kommt <strong>der</strong> Strom zwar auch künftig aus <strong>der</strong> Steckdose,<br />
die Energieeinsparung aber quasi „übers Internet“. Somit<br />
wird künftig Stromnetzen ebenso wie Datennetzen eine<br />
weitaus stärkere Bedeutung zukommen, während die flächigen<br />
Gasversorgungsnetze tendenziell ein Auslaufmodell sind<br />
– wie auch die Fernwärme-Infrastruktur. Experten <strong>der</strong> PRO-<br />
GNOS AG, Berlin rechnen an dieser Stelle deshalb mit deutlicher<br />
Investitionszurückhaltung.<br />
<strong>Im</strong> Jahre 2011 „plus 25“ wird dennoch das Rohr keine aussterbende<br />
Spezies sein. Die Erfor<strong>der</strong>nisse und das Nutzerverhalten<br />
werden sich zweifellos verschoben haben, dass jedoch<br />
das Rohr als Technologie generell verdrängt werden könnte,<br />
daran glaubt niemand: Zu groß ist das Spektrum seiner Anwendungsmöglichkeiten.<br />
148 3 / 2011
Fachbericht<br />
Recht & Regelwerk<br />
Der Abwasserkanal im Fokus<br />
<strong>der</strong> Justiz<br />
Von Jürgen Kramp<br />
Die Umweltpolitik des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> hat sich seit Jahren zur Aufgabe gemacht, Boden und Grundwasser<br />
vor schädlichen Einflüssen zu schützen. Dies insbeson<strong>der</strong>e unter dem Aspekt, dass nach Hochrechnungen<br />
ein relativ hoher Schmutzwasseranteil aus den öffentlichen und privaten <strong>Kanäle</strong>n versickert. Parallel hierzu<br />
nehmen die Konflikte zwischen dem Bürger (Grundstückseigentümer) und <strong>der</strong> Kommune als Kanalnetzbetreiber<br />
in erheblichem Maße zu.<br />
Als Folge zunehmen<strong>der</strong> ökologischer Sensibilität und fachlicher Orientierung vieler Juristen werden immer<br />
häufiger die Gerichte angerufen, um in Streitfällen rund um den Abwasserkanal zu entscheiden bzw. Recht zu<br />
sprechen. In den meisten Fällen wird ein öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger vom Gericht<br />
beauftragt, um aus fachlicher Sicht Klarheit in den unterschiedlich dargelegten und interpretierten Sachverhalt<br />
seitens <strong>der</strong> Kläger und Beklagten zu bringen. Vom Sachverständigen wird verlangt, technische und ggf.<br />
hydraulische Zusammenhänge auf ein für Juristen verständliches Niveau herunter zu transformieren. Von<br />
Bedeutung sind hierbei die Verfahren im Rahmen <strong>der</strong> Strafprozessordnung sowie <strong>der</strong> Zivilgerichtsbarkeit.<br />
Die rechtliche Situation<br />
Das vom Bund erlassene Wasserhaushaltsgesetz (WHG)<br />
stellt einen Rahmen dar, an dem sich die Gesetze und Verordnungen<br />
<strong>der</strong> einzelnen Län<strong>der</strong> orientieren müssen. Es<br />
regelt die Bewirtschaftung und Nutzung von Gewässern<br />
unter Beachtung ökologischer und dem Allgemeinwohl<br />
dienen<strong>der</strong> Aspekte. Die Regelungen des WHG beziehen<br />
sich auf oberirdische Gewässer, Küstengewässer und das<br />
Grundwasser. In § 7a, Abs. 1 werden unter Anwendung<br />
von Verfahren „nach dem Stand <strong>der</strong> Technik“ die Einleitungsbeschränkungen<br />
von Abwasser definiert.<br />
Eine gewisse Brisanz verbirgt sich hinter den Begriffen<br />
„Stand <strong>der</strong> Technik“ und „allgemein anerkannte Regeln<br />
<strong>der</strong> Technik“. In § 7a, Abs.5 des WHG wird <strong>der</strong> Begriff<br />
„Stand <strong>der</strong> Technik“ erklärt: Stand <strong>der</strong> Technik ... ist <strong>der</strong><br />
Entwicklungszustand technisch und wirtschaftlich durchführbarer<br />
Verfahren ..., die als beste verfügbare Techniken<br />
zur Begrenzung, z. B. von Emissionen, geeignet sind.<br />
Abwasseranlagen (auch Kanalisationen) sind nach den<br />
anerkannten Regeln <strong>der</strong> Technik zu betreiben. Diese Regeln<br />
bilden die Rechtsgrundlage für Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />
einzusetzenden Inspektionssysteme und werden von verschiedenen<br />
Institutionen beschrieben und dargestellt.<br />
Spezielle Hinweise für den Betrieb und die Unterhaltung<br />
von Abwasserleitungen sind in den Arbeitsblättern <strong>der</strong><br />
DWA (A 140, Teil 1; M 143; A 147, Teil 1; A 149) sowie in<br />
DIN 1986-Teil 30 beschrieben.<br />
Seit 1995 regelt ein ministerieller Run<strong>der</strong>lass, welche<br />
„Anfor<strong>der</strong>ungen an den Betrieb und die Unterhaltung von<br />
Kanalisationsnetzen“ einzuhalten sind. Ergänzend hierzu<br />
haben die Bundeslän<strong>der</strong> Eigenkontrollverordnungen erlassen,<br />
in denen Betrieb, Wartung und Inspektion <strong>der</strong> <strong>Kanäle</strong><br />
vom jeweiligen Kanalnetzbetreiber offen zu legen<br />
sind.<br />
Die möglichen Rechtsfolgen undichter Abwasserleitungen<br />
können für den Verantwortlichen eines Kanalnetzes<br />
gemäß § 324 – bei nachgewiesenem Vorsatz o<strong>der</strong><br />
Fahrlässigkeit – sehr verhängnisvoll sein. Die strafrechtliche<br />
Verantwortlichkeit umfasst alle Bediensteten einer<br />
Gemeinde, die mit einer sachbezogenen Entscheidungsbefugnis<br />
ausgestattet sind. Endgültige Rechtssicherheit<br />
lässt sich eigentlich nur herstellen, wenn die Ortung von<br />
undichten Schadstellen (Leckagen) flächendeckend vorgenommen<br />
werden kann.<br />
Regelungen zum Bau und Betrieb von Entwässerungsanlagen<br />
können also aus dem Wasser-, Straf-, Bau- und<br />
Satzungsrecht abgeleitet werden. Die Ermächtigung für<br />
die Gesetzgebung liegt damit in vielen Bereichen bei den<br />
einzelnen Bundeslän<strong>der</strong>n .Daraus resultieren – zumindest<br />
im Detail – abweichende gesetzliche Regelungen.<br />
Das Umweltstrafrecht hat in den vergangenen Jahren<br />
im Zusammenhang mit dem Bau und Betrieb von Abwasseranlagen<br />
einen immer höheren Stellenwert eingenommen.<br />
Die nachfolgenden Auszüge aus dem Strafgesetzbuch<br />
definieren Straftaten eindeutig:<br />
§ 324 Strafgesetzbuch (StGB) „Verunreinigung eines<br />
Gewässers“:<br />
… Wer unbefugt ein Gewässer verunreinigt o<strong>der</strong> sonst<br />
dessen Eigenschaften nachhaltig verän<strong>der</strong>t, wird mit<br />
Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren o<strong>der</strong> mit einer<br />
Geldstrafe bestraft. Der Versuch ist strafbar.<br />
3 / 2011 149
Fachbericht<br />
Recht & Regelwerk<br />
§ 326 Absatz 1 StGB „Umweltgefährdende Abfallbeseitigung“:<br />
… Wer unbefugt Abfälle, die z.B. nach Art, Beschaffenheit<br />
und Menge geeignet sind, nachhaltig ein<br />
Gewässer, die Luft o<strong>der</strong> den Boden zu verunreinigen<br />
o<strong>der</strong> sonst nachhaltig zu verän<strong>der</strong>n, außerhalb einer<br />
dafür zugelassenen Anlage behandelt, lagert o<strong>der</strong><br />
ablagert, ablässt o<strong>der</strong> sonst beseitigt, wird mit<br />
Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren o<strong>der</strong> mit einer<br />
Geldstrafe bestraft.<br />
§ 324 a StGB „Bodenverunreinigung“:<br />
… Wer unter Verletzung verwaltungsrechtlicher<br />
Pflichten Stoffe in den Boden einbringt, eindringen<br />
lässt o<strong>der</strong> freisetzt und diesen dadurch<br />
1. in einer Weise, die geeignet ist, die Gesundheit<br />
eines an<strong>der</strong>en, Tiere, Pflanzen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Sachen<br />
von bedeutendem Wert o<strong>der</strong> ein Gewässer zu<br />
schädigen, o<strong>der</strong><br />
2. in bedeutendem Umfang verunreinigt o<strong>der</strong> sonst<br />
nachteilig verän<strong>der</strong>t, wird mit Freiheitsstrafe bis<br />
zu fünf Jahren o<strong>der</strong> mit einer Geldstrafe betraft.<br />
Die Verantwortlichkeit für eine Gewässer- o<strong>der</strong> Bodenverschmutzung<br />
(wer kommt als Täter in Betracht ?) lässt<br />
sich für die öffentliche Verwaltung je nach Grad <strong>der</strong> Verantwortung<br />
in nachfolgen<strong>der</strong> Hierarchiefolge einordnen:<br />
Kanalarbeiter vor Ort<br />
Vorarbeiter<br />
Techniker<br />
Sachgebietsleiter<br />
Amtsleiter<br />
Technischer Bürgermeister / Stadtdirektor<br />
Oberbürgermeister<br />
Gemein<strong>der</strong>at/ Stadtrat<br />
Der Strafprozess<br />
Erstes Beweismittel im Strafprozess ist die Zeugenaussage.<br />
Diese gilt jedoch häufig als unsicher, so dass <strong>der</strong><br />
Sachverständige im Einvernehmen mit den Prozessbeteiligten<br />
als „Gehilfe“ des Richters hinzugezogen wird. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
in <strong>der</strong> Hauptverhandlung werden i.d.R. Sachverhalte<br />
thematisiert, die vom Juristen ohne sachverständige<br />
Hilfe nicht zu beurteilen sind. Letztlich trägt <strong>der</strong><br />
Sachverständige entscheidend dazu bei, dass die Schuldfähigkeit<br />
des Angeklagten von den Juristen bewertet<br />
werden kann.<br />
Die Zivilgerichtsbarkeit<br />
Bei Streitigkeiten ohne strafrechtlichen Hintergrund gibt<br />
es unterschiedliche Klagearten. Insbeson<strong>der</strong>e zu nennen<br />
sind<br />
die Anfechtungsklage,<br />
die Leistungsklage,<br />
die Feststellungsklage und<br />
die Verpflichtungsklage.<br />
Der öffentlich bestellte und<br />
vereidigte Sachverständige<br />
Ungeachtet <strong>der</strong> umweltrelevanten Beziehung zwischen<br />
dem Abwasserkanal und Schutzgut Grundwasser / Boden<br />
kommt es vor, dass <strong>der</strong> Sachverständige – nach erster<br />
Einschätzung – gelegentlich zu merkwürdig erscheinenden<br />
Streitfällen ein Gutachten erstellen muss.<br />
Gleichzeitig ist es ein Indiz dafür, dass <strong>der</strong> Abwasserkanal<br />
bei Juristen zwischenzeitlich einen immer höheren<br />
Stellenwert einnimmt. Grundsätzlich lassen sich die Fälle<br />
in <strong>der</strong> Mehrzahl nach folgen<strong>der</strong> Thematik unterscheiden:<br />
Nachbarschaftsstreit wegen Leitungstrasse (z.B.<br />
fehlendes Leitungsrecht)<br />
Anlieger ../.. Kommune<br />
z. B. öffentliche Straßenbepflanzung mit Wurzeleinwuchs<br />
in private Leitung<br />
z. B. vermeintlich schadhafte Privatleitung mit<br />
Auffor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kommune zur Sanierung<br />
Schadhafte Sanierung eines öffentlichen Kanals durch<br />
ein Fachunternehmen<br />
Mängel bei <strong>der</strong> baulichen Ausführung einer Kanal-<br />
Neuverlegung<br />
Vernässungen von Gebäuden durch undichte <strong>Kanäle</strong><br />
(Versicherungsschaden?)<br />
Da <strong>der</strong> öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige<br />
zur unbedingten Objektivität und Neutralität verpflichtet<br />
ist, stellt sich das Ergebnis eines Gutachtens für den<br />
beteiligten Fachmann o<strong>der</strong> Laien nicht selten als „Überraschung“<br />
dar.<br />
Für den Gutachter sind bei Bestellung durch das Gericht<br />
in einem Streitverfahren folgende inhaltliche Grundsätze<br />
von Bedeutung: Das Gutachten soll auf nicht angreifbaren<br />
Tatsachen beruhen, resultierend aus<br />
einer eindeutigen Leistungsbeschreibung zur strittigen<br />
Maßnahme (z. B.: Art des Sanierungsverfahrens,<br />
verwendete Materialien, erfor<strong>der</strong>liche und vorgegebene<br />
Wandstärken, Probenahmen durch Auftraggeber,<br />
Lieferscheine, Rückstellproben, Überwachungsprotokolle,<br />
usw.)<br />
Einhaltung und Beschreibung von ggf. vorgegebenen<br />
Grenzwerten<br />
Ergebnisse <strong>der</strong> baulichen und fachlichen Abnahme<br />
durch Auftraggeber und Auftragnehmer (Anm.: bei<br />
äußerst günstigen Angeboten ist eine sehr gründliche<br />
Recherche hinsichtlich Bauüberwachung und Abnahme<br />
angeraten)<br />
Beispiele zur Rechtsprechung<br />
Beispiel 1<br />
Bild 1 zeigt einen weitgehend durchgehenden Riss im<br />
Kämpferbereich einer Abwasserleitung innerhalb eines<br />
großen ehemaligen Industriegeländes auf dem eine Nutzungsän<strong>der</strong>ung<br />
geplant war (Länge <strong>der</strong> Leitung ca. 900<br />
150 3 / 2011
m mit unterschiedlichen Durchmessern). Die Auflage <strong>der</strong><br />
behördlichen Klägerin bestand in <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung zur Sanierung<br />
des schadhaften Kanalabschnittes, um die Gefahr<br />
einer Boden- und Grundwasserverschmutzung zu minimieren<br />
bzw. zu vermeiden.<br />
Gutachterlich / fachlich konnte <strong>der</strong> Beweis einer linearen<br />
o<strong>der</strong> punktuellen Undichtigkeit trotz <strong>der</strong> vorliegenden<br />
aktuellen und qualitativ sehr anspruchvollen TV-Befahrung<br />
nicht erbracht werden. Da auf eine kostenintensive<br />
Auswertung von Bodenanalysen mittels Rammkernsondierungen<br />
außerhalb vermuteter Undichtigkeiten einvernehmlich<br />
verzichtet wurde, galt ausschließlich <strong>der</strong><br />
visuelle Eindruck <strong>der</strong> TV-Befahrung als „Beweis“.<br />
Fazit des Gerichtes: Abweisung <strong>der</strong> Klage. Begründung<br />
(zusammengefasst): <strong>der</strong> Nachweis einer Undichtigkeit<br />
konnte nicht vorgelegt bzw. nachgewiesen werden.<br />
Bild 1: Durch Kamerabefahrung<br />
ermittelter Riss in einer Altrohrleitung<br />
Beispiel 2<br />
Ein öffentlicher Kanal DN 300 durchquert ein Privatgelände<br />
(Bild 2). <strong>Im</strong> Laufe <strong>der</strong> Jahre bildeten sich Verwurzelungen<br />
(ausgehend von dem in Eigeninitiative gepflanzten<br />
Baum) und erzeugten Rückstauschäden im oberhalb<br />
befindlichem privaten Anwesen.<br />
Fazit des Gerichtes (voraussichtlich): Kontrolle<br />
durch Kommune wurde jahrzehntelang vernachlässigt, daher<br />
Vergleich. Anmerkung: Die Gemeinde klagte gegen<br />
Grundstückseigentümer wegen Verwurzelung <strong>der</strong> Leitung;<br />
im Grundbuch ist aber ein Leitungsrecht zu Gunsten<br />
<strong>der</strong> Gemeinde eingetragen mit dem Zusatz „Trasse ist<br />
freizuhalten“.<br />
Zusammenfassung und Fazit<br />
Die „Zusammenarbeit“ von Richtern und Sachverständigen<br />
ist Voraussetzung, einen Rechtstreit aus Sicht <strong>der</strong><br />
Justiz objektiv, nach sachlicher und fachlich eindeutiger<br />
Darlegung des Streitfalles, zu bewerten.<br />
Von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung für den Sachverständigen<br />
ist daher die verständliche und eindeutige Formulierung<br />
<strong>der</strong> vom Gericht verfassten Fragen des Beweisbeschlusses.<br />
Es kommt vor, dass eine offensichtlich optimale<br />
Fragestellung <strong>der</strong> beteiligten Anwälte zum Gutachten,<br />
gepaart mit juristischen Interpretationen, zu Kommunikationsproblemen<br />
bzw. Irritationen zwischen den<br />
Juristen auf <strong>der</strong> einen Seite und dem Sachverständigen<br />
auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite führen. Hier gilt es aus Sicht des<br />
Sachverständigen, die Erläuterung des schriftlichen Gutachtens<br />
zu aufgeworfenen Detailfragen am Tag <strong>der</strong> Verhandlung<br />
sachlich, wertfrei und verständlich darzustellen.<br />
Dem Richter ist auch vorbehalten, bei speziell formulierten<br />
juristischen Argumentationen und Fragestellungen<br />
von <strong>der</strong> Kläger- o<strong>der</strong> Beklagtenseite zum Gutachten, dem<br />
Sachverständigen hilfreich zur Seite zu stehen. In den<br />
meisten Fällen ist nach juristischer Auswertung des Gutachtens<br />
im Rahmen einer Verhandlung – auch aus Sicht<br />
Bild 2: Verwurzelung eines öffentlichen<br />
Kanals DN 300, die Trasse befindet sich auf<br />
einem Privatgelände<br />
des Sachverständigen – das anschließende Urteil des<br />
Richters jedoch nachvollziehbar.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. Jürgen Kramp<br />
ö.b.u.v. Sachverständiger,<br />
Hügelsheim<br />
Tel. +49 7229-1637<br />
E-Mail: juergen-kramp@t-online.de<br />
3 / 2011 151
Faszination tEchnik<br />
Ein Kanalarbeiter<br />
auf Abwegen<br />
Reinigung eines Auffangbeckens für Mineralsole<br />
von Schlamm ablagerungen und Inkrustationen<br />
FOTOGRAF uLRIcH WINKLER
Wir suchEn siE!<br />
sPEktakulär andErs:<br />
diE untErWElt in BildErn<br />
Wie spannend und faszinierend<br />
<strong>der</strong> Berufsalltag in <strong>der</strong> Ver- und Entsorgungsbranche<br />
sein kann, wissen nur die<br />
Wenigsten. Zeigen Sie uns in Momentauf -<br />
nahmen Ihren Alltag und nehmen Sie die Leser<br />
<strong>der</strong> <strong>3R</strong> mit auf eine Reise durch die Welt von<br />
<strong>Kanäle</strong>n, Pipelines & Co. Ganz nach dem Motto:<br />
Technik, die begeistert.<br />
Wir suchen (Hobby-) Fotografen, die in <strong>der</strong> <strong>3R</strong><br />
ihre faszinierenden Bil<strong>der</strong> präsentieren möchten.<br />
In je<strong>der</strong> Ausgabe stellen wir jeweils eine Fotoreihe<br />
vor, die sich sehen lassen kann.<br />
Die Leser <strong>der</strong> <strong>3R</strong> freuen sich<br />
auf Ihre Bil<strong>der</strong>!<br />
Haben wir Ihr Interesse geweckt?<br />
Dann wenden Sie sich an die Redaktion <strong>der</strong> <strong>3R</strong>:<br />
Barbara Pflamm<br />
Tel.: 0201 / 82002-28<br />
E-Mail: b.pflamm@vulkan-verlag.de
<strong>Im</strong> Fokus<br />
Ro-Ka-Tech 2011<br />
RO-KA-TECH 2011<br />
Rund um die Praxis des Industrie- und Kanal-Service<br />
Vom 24. bis zum 26.03.2011 findet in den<br />
Messehallen Kassel zum elften Mal die Abwasser-Fachmesse<br />
RO-KA-TECH statt.<br />
Die vom Verband <strong>der</strong> Rohr- und Kanal-<br />
Technik-Unternehmen e. V. VDRK - getragene<br />
und organisierte Messe hat sich spätestens<br />
mit dem Umzug nach Kassel im<br />
Jahre 2006 als führende Fachveranstaltung<br />
rund um die Praxis des Industrie- und<br />
Kanal-Service etabliert. Eine Muss-Veranstaltung<br />
ist die RO-KA-TECH nicht zuletzt<br />
für jeden, <strong>der</strong> im Aufgabenfeld Grundstücksentwässerung<br />
Verantwortung trägt<br />
o<strong>der</strong> als Dienstleister tätig werden will. Hier<br />
wird das komplette Spektrum <strong>der</strong> aktuellen<br />
Reinigungs-, Inspektions- und Sanierungstechnologie<br />
gezeigt. Die parallel<br />
stattfindende Seminarveranstaltung bietet<br />
darüber hinaus aktuelle Informationen,<br />
wobei folgende Themen behandelt werden:<br />
Block 1: Rechtliche Grundlagen für die<br />
Prüfung von Grundstücksentwässerungsanlagen<br />
und Möglichkeiten zur<br />
Umsetzung <strong>der</strong> DIN 1986-30<br />
Ganzheitliche Betrachtung von Entwässerungssystemen<br />
und Einbindung von<br />
Grundstücksentwässerungsanlagen<br />
Das Kasseler Modell zur Prüfung und<br />
Sanierung von Zuleitungskanälen im<br />
Licht <strong>der</strong> Hessischen EKVO<br />
Das Netzwerk GEKa_NET <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />
Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und<br />
Erfahrungen mit <strong>der</strong> Untersuchung von<br />
Zuleitungskanälen in Frankfurt<br />
Dichtheitsprüfung von Grundleitungen<br />
in <strong>der</strong> Großstadt München<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die Prüfung und<br />
Umsetzung <strong>der</strong> DIN 1986-30 in<br />
Schleswig-Holstein, För<strong>der</strong>ung kommunaler<br />
Modelle<br />
Arbeitshilfe <strong>der</strong> STEB Köln zur sachkundigen<br />
Umsetzung des §61a LWG<br />
NRW zur Dichtheitsprüfung<br />
Block 2: Aktueller Stand <strong>der</strong> Inspektionstechniken<br />
für Grundstücksentwässerungsleitungen<br />
Aktuelle Stand <strong>der</strong> Technik bei <strong>der</strong><br />
optischen Inspektion und Dichtheitsprüfung<br />
von Grundleitungen gemäß<br />
Entwurf DIN 1986-30<br />
Verarbeitung und Nutzung von Inspektion-<br />
und Lagedaten in einem Grundstücksentwässerungsmanagement<br />
Untersuchung verzweigter Grundleitungsnetze<br />
mit navigierbaren Inspektionssystemen<br />
mit Lageerfassung für die<br />
Bestandsplanerstellung<br />
Inspektion von Gebäudeanschlüssen<br />
mit konventioneller Kameratechnik,<br />
Bild: Aushärtung eines eingebauten<br />
Schlauchliniers mittels UV-Lampenzug<br />
(Foto: RELINEEUROPE AG)<br />
3 / 2011 155
im Fokus<br />
ro-ka-tEch 2011<br />
abbiegefähiger Schwenk-/Rotokamera<br />
Rowis, Erstellung von 2-D-Lageplan<br />
mit durchgängigem Datenfluss am<br />
Beispiel <strong>der</strong> Kanalsoftware Citi<br />
Schachtinspektions-und Schachtvermessungssysteme<br />
– Möglichkeiten,<br />
Erfahrungen und Kosten<br />
Kombifahrzeug und Komplettausbau<br />
für die Dichtheitsprüfung gemäß DIN<br />
1986-30 und § 61a NRW<br />
Block 3: Aktueller Stand <strong>der</strong> Sanierungstechniken<br />
für die Grundstücksentwässerungsleitungen<br />
Inhalt und Auswirkungen <strong>der</strong> Allgemeinen<br />
Technischen Vertragsbedingung im<br />
Teil VOB/C auf die Kanalsanierung<br />
Zusätzliche technische Vertragsbedingungen<br />
für die Kanalsanierung gemäß<br />
Merkblatt DWA-M 144<br />
Anwendung und Einsatzgrenzen<br />
ausgewählter Sanierungsverfahren für<br />
Grundleitungen<br />
IKT-Warentest „Hausanschlussliner“<br />
Material- und verfahrenstechnische<br />
Einsatzgrenzen von Linern, sinnvolle<br />
Materialprüfungen, DSC, Bewertung<br />
von Auffälligkeiten<br />
Möglichkeiten und Einsatzgrenzen von<br />
bogengängigen Robotern in Grundund<br />
Sammelleitungen mit kleinen und<br />
kleinsten Nennweiten<br />
Block 4: Sachkunde für die Prüfung<br />
von Grundstücksentwässerung<br />
UNITRACC, Nutzen und Möglichkeiten<br />
von Internetplattformen für das Facilitymanagement<br />
und die Ausbildung von<br />
Meistern und Fachkräften für Rohr- und<br />
Kanaltechnik und Industrieservice<br />
RAL-Gütesicherung für Arbeiten an<br />
Grundstücksentwässerungsanlagen -<br />
Neuerungen und Entwicklungen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die fachkundigen<br />
Dichtheitsprüfer in Hamburg, Schulungen<br />
und Zertifizierungen des Sanitärhandwerks<br />
Sachkunde für die Prüfung von Grundstücksentwässerungsanlagen<br />
– das<br />
VDRK-Handbuch für den Sachkundeausweis<br />
Verfahren zur Leckageortung, Feuchtigkeitsmessung,<br />
zerstörungsfreie<br />
Schadensbehebung<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Versicherungswirtschaft<br />
an aussagekräftige Untersuchungen<br />
für die Beurteilung von<br />
Schäden in Ableitungsrohren<br />
kontakt: www.ro-ka-tech.de<br />
Multi-Frequenz-Leitungsortungssystem<br />
Das System i5000 von SebaKMT wird<br />
für die Kabel- und Leitungssuche eingesetzt.<br />
Das System ist mit einem Farbdisplay<br />
ausgestattet, die Ortung von Kabel-<br />
und Leitungstrassen wird durch<br />
viele Hilfsmittel erleichtert. So zeigt<br />
zum Beispiel ein „Kompass“ die Signalrichtung<br />
an, durch das sogenannte „Signal<br />
Select“ kann <strong>der</strong> Zielleiter von an<strong>der</strong>en<br />
parallel verlaufenden Leitungen<br />
unterschieden werden und die „Signal<br />
Distortion“ Funktion gibt erstmals auch<br />
optisch eine Information über die Signalqualität.<br />
Das i5000-Ortungssystem wird<br />
mit einem 10-Watt-Sen<strong>der</strong> ausgeliefert,<br />
verfügt bereits im Standardumfang<br />
über sechs aktive Ortungsfrequenzen<br />
(erweiterbar) und kann je<strong>der</strong>zeit<br />
über das Internet „aufgerüstet“<br />
werden.<br />
Bild: i5000 – Leitungsortungssystem<br />
kontakt: Seba Dynatronic Mess- und<br />
Ortungstechnik GmbH, Baunach,<br />
Tel. +49 9544-680,<br />
E-Mail: sales@sebakmt.com,<br />
www.sebakmt.com<br />
Ro-Ka-Tech-Standnummer D17<br />
156 3 / 2011
DIBt-zertifiziertes Schlauchliningsystem<br />
Bild 2: RS MaxLiner ® S – Anlage im<br />
klimatisierten LKW<br />
Die RS Technik AG hat ihr epoxid harzbasiertes<br />
RS MaxLiner®-Ver fahren (Z-<br />
42.3-389) erweitert. Für das Schlauchliningsystem<br />
zur Sanierung von Hausanschlussleitungen<br />
wurden eine definierte<br />
Dosier- und Mischqualität sowie eine automatische<br />
Protokollierung festgeschrieben.<br />
<strong>Im</strong> Juni letzten Jahres hat das Deutsche Institut<br />
für Bautechnik (DIBt) in Berlin dieser<br />
Erweiterung unter dem Systemnamen RS<br />
MaxLiner® S eine Zulassung mit <strong>der</strong> Nummer<br />
Z-42.3-454 erteilt. Das neue RS Max-<br />
Liner® System bietet in <strong>der</strong> Verarbeitung<br />
eine ebenso hohe Flexibilität wie in <strong>der</strong> Installation<br />
und <strong>der</strong> Aushärtung. Die Verarbeitungs-<br />
und Aushärtezeiten können<br />
durch die Anwendung von drei verschiedenen<br />
Härtersystemen variabel eingestellt<br />
werden. Es stehen drei verschiedene Trägermaterialien<br />
zur Auswahl, die je nach örtlichen<br />
Randbedingungen zum Einsatz kommen.<br />
Die Installation erfolgt mit Luftdruck<br />
o<strong>der</strong> mit Wasserschwerkraft und die Aushärtung<br />
ist unter Umgebungsbedingungen,<br />
mittels Dampf o<strong>der</strong> Warmwasser möglich.<br />
Das Liner-System führt diese Material- und<br />
einbautechnischen Vorteile mit einer automatischen<br />
Dosierung und Mischung und einer<br />
Protokollierung zusammen, um zukünftig<br />
eine noch gesichertere und reproduzierbare<br />
Materialqualität bei <strong>der</strong> Sanierung von<br />
Hausanschlussleitungen zu erzielen.<br />
In <strong>der</strong> neuen Mischanlage (RS Computer<br />
Controlled Mixing Unit) sind die Epoxidharzkomponenten<br />
in ADR-konformen Vorratsbehältern<br />
untergebracht und werden<br />
mittels Exzenterschneckenpumpen im gefor<strong>der</strong>ten<br />
Mischungsverhältnis einem Statikmischer<br />
zugeführt und zu einer homogenen<br />
luftporenfreien Masse miteinan<strong>der</strong><br />
vermischt. Um den hohen Qualitätskriterien<br />
gerecht zu werden, sind alle für den<br />
Mischvorgang relevanten Anlagenteile in<br />
einem vollklimatisierten Schrank untergebracht.<br />
Das sorgt für eine kontinuierliche<br />
Verarbeitungstemperatur zwischen 17 °C<br />
und 23 °C. Der För<strong>der</strong>druck <strong>der</strong> Anlage ist<br />
so eingestellt, dass das Reaktionsharz kontrolliert<br />
in den vakuumierten Liner eingebracht<br />
werden kann.<br />
Der für die Steuerung zuständige RS<br />
CCM-Processor errechnet für jede Komponente<br />
auf <strong>der</strong> Grundlage aller für den<br />
Mischvorgang benötigten Kenndaten den<br />
erfor<strong>der</strong>lichen Volumenstrom in kg/min.<br />
Durch den ständigen Soll-Ist-Vergleich<br />
zwischen errechnetem und realem Volumenstrom<br />
wird sichergestellt, dass auch<br />
bei verän<strong>der</strong>ter Viskosität <strong>der</strong> Volumenstrom<br />
konstant bleibt und die Pumpenför<strong>der</strong>menge<br />
nachreguliert wird. Neben <strong>der</strong><br />
vollautomatischen Steuerung <strong>der</strong> Mischanlage<br />
bietet <strong>der</strong> Processor dem Anwen<strong>der</strong><br />
weitere Vorteile wie die lückenlose Speicherung<br />
und Dokumentation aller prozessrelevanten<br />
Daten (Datum, Uhrzeit, Temperatur<br />
<strong>der</strong> Komponenten, Volumenstrom,<br />
Mischungsverhältnis usw.) und optional<br />
auch die Kalibrierparameter wie Walzenabstand,<br />
Vorschubgeschwindigkeit und Liner-<br />
Vakuumdruck. Die Editierung baustellenspezifischer<br />
Daten (Auftraggeber, Örtlichkeit,<br />
Materialkennwerte usw.) versteht sich<br />
von selbst. Hilfreich für den Operateur ist<br />
auch die Möglichkeit <strong>der</strong> automatischen<br />
Berechnung <strong>der</strong> Bedarfsmenge für den zu<br />
imprägnierenden Liner. Die Eingabe <strong>der</strong><br />
Linerdimension (Länge, Durchmesser und<br />
Wandstärke) genügt und das System berechnet<br />
selbstständig die erfor<strong>der</strong>liche Gesamtharzmenge.<br />
Wird während des Mischvorgangs<br />
die Gesamtmenge erreicht,<br />
schaltet die Anlage automatisch ab. Des<br />
Weiteren besteht zu je<strong>der</strong> Zeit die Möglichkeit,<br />
beispielsweise im Fall einer Zwischentränkung,<br />
den Mischvorgang zu unterbrechen.<br />
Die kumulative Aufzählung <strong>der</strong><br />
Harzmenge wird ausgesetzt und erst bei<br />
erneutem Mischen wie<strong>der</strong> fortgeführt.<br />
Bild 1: Die Mischanlage des RS MaxLiner ® S – Systems (RS<br />
CCM Unit mit RS CCM Processor)<br />
Kontakt: RS Technik AG, Esslingen (CH),<br />
Tel. +41 44 986 1052, E-Mail: info@<br />
rstechnik.com, www.rstechnik.com<br />
Ro-Ka-Tech-Standnummer G06<br />
3 / 2011 157
im Fokus<br />
ro-ka-tEch 2011<br />
Hradil Spezialkabel erweitert sein<br />
Leitungsprogramm<br />
Hradil Spezialkabel präsentiert auf <strong>der</strong><br />
Messe Ro-Ka-Tech sein erweitertes Leitungsprogramm<br />
für Kanal-Sanierungsroboter<br />
und stellt zwei Hybridleitungen für<br />
PMO und KA-TE Sanierungsroboter vor.<br />
Leitungen für Kanal-Sanierungsroboter<br />
führen ein kurzes Leben. Sie müssen im<br />
Schnitt alle 1,5 bis 2 Jahre ausgetauscht<br />
werden. Zwar lässt sich die Lebensdauer je<br />
nach Einsatz und bei schonendem Handling<br />
erhöhen, jedoch sind A<strong>der</strong>brüche im Kabelinneren<br />
vorprogrammiert. So kommt, was<br />
Bild 2: Hradil Hybridleitung für KA-TE<br />
im Querschnitt<br />
kommen muss: Irgendwann gibt jede Leitung<br />
„den Geist auf“. Bei bis zu 100 m Kabellänge<br />
für eine Kanal-Sanierungsanlage<br />
kommen schnell einige<br />
tausend Euro zusammen. HRA-<br />
DIL bietet darum seit vielen<br />
Jahren ein umfangreiches Sortiment<br />
kompatibler Leitungen für<br />
Kanal- und TV-Robotersysteme an.<br />
Zentrale Konstruktionselemente <strong>der</strong><br />
HRADIL Hybridleitungen für PMO- und<br />
KA-TE-Sanierungsroboter sind jeweils ein<br />
PUR Schlauch mit 5,7 x 8 mm bzw. 6 x<br />
8 mm. Die Schläuche versorgen die Sanierungsroboter<br />
mit Druckluft. Zur Energieversorgung<br />
bzw. zur Ansteuerung von<br />
LEDs und Sensoren verfügt die PMO-Leitung<br />
insgesamt über 19 Signal- und Datena<strong>der</strong>n:<br />
Zwei A<strong>der</strong>n paarverseilt mit je<br />
0,5 mm 2 , sowie 17 A<strong>der</strong>n mit jeweils<br />
0,75 mm 2 . Die neue KA-TE-Leitung besitzt<br />
insgesamt 12 Signal- und Datena<strong>der</strong>n:<br />
Zwei A<strong>der</strong>n sind paarverseilt mit je 0,6<br />
mm 2 , sowie 10 A<strong>der</strong>n mit jeweils 1,0 mm 2 .<br />
Mo<strong>der</strong>ne Verseiltechniken, ein offenes<br />
KEVLAR-Geflecht zur Zugentlastung und<br />
ein robuster Kabelmantel machen die Leitungen<br />
zu Überlebenskünstlern im Unter-<br />
Bild 1: Hradil Hybridleitung für<br />
KA-TE in <strong>der</strong> Längsansicht<br />
grund. Als Mantelwerkstoff kommt eine<br />
abriebfeste TPE-U (11Y) Mischung zum<br />
Einsatz, die fest ins Geflecht eingespritzt<br />
ist. Trotz eines Gesamtdurchmessers <strong>der</strong><br />
PMO-Leitung mit 17,3 mm und <strong>der</strong> KA-<br />
TE-Leitung mit 16,2 mm sind beide flexibel<br />
und trommelfähig. Der maximale Biegeradius<br />
ist bei beiden Leitungen größer<br />
als 170 mm. Beide Leitungen sind öl- und<br />
benzinbeständig und beständig gegen<br />
Kühlfl üssigkeiten und Schmiermittel. Sie<br />
sind geeignet für den Einsatz im Freien und<br />
sind sowohl Ozon- als auch UV-beständig.<br />
kontakt: Hradil Spezialkabel GmbH,<br />
Bietigheim-Bissingen, Tel. +49 7142<br />
78891-0, www.hradil.de<br />
Ro-Ka-Tech-Standnummer H8/16<br />
Navigierbares Inspektionssystem zur Erfassung<br />
verzweigter Grundleitungsnetze<br />
Die Inspektion von verzweigten Grundleitungsnetzen<br />
ist in den letzten Jahren zunehmend<br />
in den Fokus von Dienstleistern<br />
und Kameraherstellern gerückt. Eine vollständige<br />
Erfassung dieser komplexen Leitungssysteme<br />
stellt natürlich auch neue<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an das Bedienpersonal und<br />
die Inspektionssysteme.<br />
Um hohen Zeitaufwand und unnötige<br />
Störung <strong>der</strong> Bewohner zu vermeiden, ist die<br />
Inspektion gegen Fließrichtung die optimale<br />
Methode für die Befahrung dieser verzweigten<br />
Leitungsnetze. Dafür ist es jedoch<br />
notwendig sämtliche Nebenleitungen befahren<br />
und Hin<strong>der</strong>nisse, wie beispielsweise<br />
einen großen Versatz, umsteuern zu können.<br />
Diesen Anfor<strong>der</strong>ungen kann nur eine<br />
abbiegbare Kamera gerecht werden. Die<br />
CamFlex® aus dem Hause Kummert ist speziell<br />
für dieses Einsatzgebiet konzipiert und<br />
ermöglicht eine vollständige Befahrung von<br />
nur einem Startpunkt aus, wie einem<br />
Schacht o<strong>der</strong> einer Reinigungsöffnung. Zusätzlich<br />
zur Schadenseingabe und Videoaufzeichnung<br />
wird in Kombination mit dem<br />
CamMobile® Profi 3 das Rohrsystem vermessen.<br />
Da die Lageerfassung in den Inspektionsablauf<br />
integriert ist, erfor<strong>der</strong>t sie<br />
nur einen geringen Zeitaufwand und die dabei<br />
gewonnenen Daten werden in Echtzeit<br />
in ein 3D-Modell umgesetzt.<br />
Mit <strong>der</strong> Software can3D® wird das automatisch<br />
erstellte 3D-Leitungsnetz um<br />
Pläne o<strong>der</strong> Zeichnungen ergänzt. Mit nur<br />
wenigen Mausklicks werden Bilddateien,<br />
pdf-Dokumente o<strong>der</strong> selbst dxf- und dwg-<br />
Dateien eingefügt und mit einem Maßstab<br />
versehen. Nun ist lediglich noch <strong>der</strong> Schacht<br />
zu positionieren und <strong>der</strong> Auftraggeber er-<br />
158 3 / 2011
hält einen vollständigen Übersichtsplan des Grundstücks.<br />
Sollten keine Unterlagen zur Verfügung stehen,<br />
ist es ebenso einfach, eine dreidimensionale Zeichnung<br />
anzufertigen. Zusätzlich kann <strong>der</strong> Plan o<strong>der</strong> die Skizze<br />
mit einer Gauss-Krüger-Koordinate versehen werden.<br />
Pünktlich zur RO-KA-TECH 2011 erscheint ein<br />
neues Update für can3D® und CamMobile® Profi 3,<br />
das die bestehenden Funktionen erweitert und in dem<br />
viele Anregungen <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> umgesetzt wurden.<br />
Die Möglichkeit auch mit an<strong>der</strong>en Kameras <strong>der</strong> Cam-<br />
Mobile® Serie den Durchmesser von Abzweigen zu ermitteln,<br />
die Eingabe von rechteckigen Schächten mit<br />
Darstellung des Gerinnes und eine individuellere Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Planausdrucke sind nur einige <strong>der</strong> vielen<br />
Neuerungen in <strong>der</strong> Version 2011.1.<br />
kontakt: Kummert GmbH, Gerolzhofen,<br />
Tel. +49 9382-9727-0, E-Mail: info@kummert.de,<br />
www.kummert.de<br />
Ro-Ka-Tech-Standnummer B08/B13<br />
Fahrzeuge mit mobilen Kanalinspektionssystemen<br />
Auf dem Freigelände <strong>der</strong> Ro-Ka-Tech steht<br />
das „Flagschiff“ <strong>der</strong> JT-elektronik GmbH,<br />
das im Auftrag <strong>der</strong> Kasseler Firma tkm-<br />
Service GmbH (www.tkm-service.de) entstand.<br />
Die komplette Technik mit Lindauer<br />
Schere und geoASYS bop , mit TV-Equipment,<br />
Satellitentechnologie, sowie einer<br />
leistungsstarken HD-Technik ist in einem<br />
12-t-Fahrzeug eingebaut. Dieses Fahrzeug<br />
wird vornehmlich in <strong>der</strong> Dienstleistung für<br />
den Kasseler Entwässerungsbetrieb eingesetzt<br />
und zeigt im Außengelände <strong>der</strong> Messe<br />
am aufgebauten Testkanal verschiedene<br />
Untersuchungstechniken (HD und mechanischer<br />
Vorschub). Daneben steht das<br />
Mehrzweckfahrzeug <strong>der</strong> Firma bp-control<br />
GmbH (www.bp-control.de) aus Hanau, die<br />
Untersuchungssparte <strong>der</strong> PAUL Ingenieure<br />
GmbH (www.paulingenieure.de). Mit diesem<br />
Fahrzeug werden die Anschlussleitungen<br />
kleinerer und mittlerer Kommunen untersucht<br />
und ingenieurtechnisch betreut.<br />
Zwischen den Hallen präsentiert sich<br />
<strong>der</strong> neue LKW <strong>der</strong> Firma Wolf Umweltdienste<br />
GmbH (www.wolf-umweltdienste.<br />
de) aus Büdingen im Praxiseinsatz. Mit Lindauer<br />
Schere und ASYS bop werden verzweigte<br />
<strong>Kanäle</strong> unterhalb <strong>der</strong> Messehalle<br />
eingemessen, gereinigt und inspiziert und<br />
die Vorgehensweise dem interessierten<br />
Bild: Praxisnahe Bürgerinformation beginnt schon bei <strong>der</strong> KFZ-Beschriftung –<br />
hier ein Beispiel des im Jahr 2010 ausgelieferten JT-Spezialfahrzeuges <strong>der</strong> Firma<br />
DAWI, Innsbruck<br />
Fachpublikum demonstriert. Auf den beiden<br />
Messeständen in Halle 3 direkt neben<br />
dem „VDRK Messepoint“ sind die „kleinen“<br />
Einheiten ausgestellt. Das 3,5-t-Vorführfahrzeug<br />
und das Komfort-TV-Kfz, sowie<br />
die Dichtheitsprüfeinheiten, die in einem<br />
Anhänger eingebaut sind. Am Messestand<br />
erfolgt auch die Präsentation <strong>der</strong> neuen<br />
Erfassungssoftware „Inspector Mobile“,<br />
die gemeinsam mit bluemetric software<br />
nach den Vorgaben <strong>der</strong> haltungs- und speziell<br />
<strong>der</strong> grundstücksbezogenen Schadensbeschreibung<br />
entwickelt und programmiert<br />
wurde. „Ein Bild sagt mehr als<br />
1000 Worte“, dieser Leitsatz war Basis für<br />
die Twin-Screen-Erfassung und Darstellung.<br />
Diese Software kann auch an Fremdsysteme<br />
und speziell bei mobil eingesetztem<br />
Equipment installiert werden.<br />
kontakt: JT-elektronik GmbH,<br />
Dipl.-Ing. (FH) Ulrich Jöckel, Lindau,<br />
Tel. +49 8382-96736-0,<br />
E-Mail: info@jt-elektronik.de,<br />
www.jt-elektronik.de<br />
Ro-Ka-Tech-Standnummer H3/08,09,13<br />
und Freigelände<br />
3 / 2011 159
<strong>Im</strong> Fokus<br />
Ro-Ka-Tech 2011<br />
GFK-Schlauchliner mit integrierter Beschichtung<br />
SAERTEX multiCom hat eine neue Generation Schlauchliner<br />
entwickelt. Dafür wurde eine Kombination aus Glasfaserkonstruktionen<br />
und Polyestervliesen mit einer beständigen<br />
Beschichtung als integriertem Produktbestandteil gewählt.<br />
Das Ergebnis ist ein vielfältig einsetzbarer Schlauchliner<br />
mit dem gewohnt hohen Qualitätsstandard.<br />
Der neue „SAERTEX® TwinTec-Liner“ befindet sich <strong>der</strong>zeit<br />
in <strong>der</strong> Zulassungsphase. Nach erfolgreichem Abschluss dieser<br />
Phase wird das Unternehmen den neuen Liner in Europa auf<br />
den Markt bringen und damit die Produktpalette erweitern.<br />
Bei Berstdruckversuchen konnten Drücke von über 20 bar<br />
erreicht werden. Damit bietet die neue Schlauchlinerkonstruktion<br />
vielfältige Einsatzmöglichkeiten in <strong>der</strong> kommunalen<br />
Kanalsanierung und bei Anwendungen in <strong>der</strong> Industrie.<br />
Der neu entwickelte Liner kann wahlweise, wie die an<strong>der</strong>en<br />
SAERTEX-LINER®, mittels Seilwinde in das Altrohr eingezogen<br />
o<strong>der</strong> – was neu ist – auch inversiert werden. Durch die<br />
Beschichtung entfällt <strong>der</strong> Einsatz einer Innenfolie – ein entscheiden<strong>der</strong><br />
Vorteil für die Anwen<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Handhabung auf<br />
<strong>der</strong> Baustelle. Der Liner kann wahlweise mittels Dampf o<strong>der</strong><br />
UV-Licht ausgehärtet werden.<br />
Kontakt: SAERTEX multiCom GmbH, Saerbeck,<br />
Tel. +49 2574 902-400, E-Mail: multicom@saertex.com,<br />
www.saertex-multicom.com<br />
Ro-Ka-Tech-Standnummer B06<br />
Vier-Plungerpumpe mit optimalem<br />
Leistungsgewicht für die Kommunaltechnik<br />
Zur noch effektiveren Reinigung von Großkanälen,<br />
Rohrleitungen, Brunnen und<br />
Schächten wurde auf Basis <strong>der</strong> bewährten<br />
Drei-Plungerpumpe P3-45 eine Vier-Plungerpumpe<br />
mit optimalem Leistungsgewicht<br />
von <strong>der</strong> URACA Pumpenfabrik entwickelt.<br />
Eingesetzt wird die Vier-Plungerpumpe P4-<br />
45 in Spülfahrzeugen, um zuverlässig Ablagerungen,<br />
Inkrustationen, Sielhäute und<br />
organischen Bewuchs zu beseitigen.<br />
Die P4-45 leistet 175 kW und ist für<br />
Großprofilreinigung und Son<strong>der</strong>anwendungen<br />
ausgelegt. Die Pumpe erzeugt einen<br />
maximalen Volumenstrom von mehr<br />
als 630 Liter Wasser pro Minute bei einem<br />
Druck von 150 bar. Alle positiven Eigenschaften<br />
<strong>der</strong> P3-45 wurden übernommen<br />
und weiter verbessert. Dazu gehören zum<br />
Beispiel die beson<strong>der</strong>s robusten Pilzventile<br />
mit Elastomerdichtung sowie die integrierte<br />
Kreuzkopfabdichtung. Die Stopfbuchsen<br />
lassen sich einzeln austauschen –<br />
ohne Lösen <strong>der</strong> Saug- und Druckleitung.<br />
Fe<strong>der</strong>vorgespannte Dichtungsmanschetten<br />
bewirken eine definierte und damit<br />
fehlerfreie Vorspannung für lange und optimale<br />
Wartungsintervalle. Die optional erhältliche<br />
Druckschmierung erlaubt einen<br />
Betrieb auch in Schräglagen – die Kanalspülpumpe<br />
ist damit in sehr bergigen<br />
Gegenden ebenfalls einsetzbar.<br />
Alle flüssigkeitsberührten Teile sind so<br />
konstruiert, dass sich die Pumpe für den<br />
Betrieb mit Recyclingwasser eignet. Zudem<br />
sind die Verschleißteile identisch mit<br />
denen <strong>der</strong> P3-45. Deshalb lassen sich viele<br />
Teile für beide Pumpen verwenden. Der<br />
Benutzer hat dadurch Vorteile hinsichtlich<br />
Kosten, Wartung, Lagerung und Service.<br />
Bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> P4-45 wurde<br />
großer Wert auf kompakte Maße und auf<br />
geringes Gewicht gelegt – die Hochdruck-<br />
160 3 / 2011
pumpe wiegt gerade mal 420 kg. Denn je<br />
weniger Raum sie im Spülfahrzeug einnimmt<br />
und je weniger sie von <strong>der</strong> höchstzulässigen<br />
Nutzlast des Fahrzeugs beansprucht,<br />
desto mehr freie Nutzlast kann<br />
aufgenommen werden und desto länger<br />
und effektiver können sich die Mitarbeiter<br />
in einem Schritt mit dem Reinigungsprozess<br />
beschäftigen – ohne das Fahrzeug<br />
entleeren zu müssen.<br />
Bild: URACA Hochdruck-<br />
Kanalspülpumpe P4-45<br />
Foto: URACA<br />
kontakt: URACA Pumpenfabrik GmbH &<br />
Co.KG, Bad Urach, Tel. +49 7125-133-0,<br />
E-Mail: info@uraca.de,<br />
www.uraca.com<br />
Ro-Ka-Tech-Standnummer H5/03<br />
System für die grabenlose Kanalsanierung<br />
Mit dem „Alphaliner“ <strong>der</strong> im Jahr 2009 gegründeten<br />
Relineeurope AG hat sich auf<br />
dem internationalen Markt für die grabenlose<br />
Kanalsanierung ein neues lichthärtendes<br />
GFK-Schlauchliner-Verfahren etabliert.<br />
Das Unternehmen aus Rheinland-Pfalz in<br />
Deutschland verfolgt einen ganzheitlichen<br />
Ansatz und bietet alle Komponenten für<br />
Schlauchlining-Projekte aus einer Hand –<br />
vom eigenen Liner-Produkt „Alphaliner“<br />
über das für die Aushärtung erfor<strong>der</strong>liche<br />
UV-Equipment bis hin zu umfangreichem<br />
Serviceleistungen. Ein innovatives Qualitätsmanagement<br />
trägt darüber hinaus zu<br />
einer permanenten Produktverbesserung<br />
bei und bietet Anwen<strong>der</strong>n und Netzbetreibern<br />
hohe Transparenz und Sicherheit.<br />
Das Verfahren eignet sich für die grabenlose<br />
Sanierung von Entwässerungsleitungen<br />
mit Kreis-, Ei-, Kasten- und Son<strong>der</strong>profi<br />
len und deckt die Nennweiten von<br />
DN 150 bis DN 1200 ab. Der Aufbau <strong>der</strong><br />
Liner basiert auf einer speziellen ECR-Glasfaserqualität<br />
und einem Harzsystem mit<br />
lichthärtendem Poly esterharz o<strong>der</strong> Vinylesterharz.<br />
Das dafür entwickelte UV-Aushärteequipment<br />
ist speziell auf diesen Aufbau<br />
abgestimmt, sodass eine hervorragende<br />
Aushärtequalität erzielt werden kann.<br />
Ein Novum <strong>der</strong> von Relineeurope entwickelten<br />
Lichthärtungstechnologie ist, dass die<br />
Bild: Einzug eines Liners auf <strong>der</strong> Baustelle<br />
Leistungen <strong>der</strong> neun in <strong>der</strong> Lichterkette<br />
montierten UV-Strahler kontinuierlich<br />
überprüft und automatisch nachgeregelt<br />
werden. So steht immer die optimale<br />
Lichtintensität für die Lineraushärtung zur<br />
Verfügung. Damit die Aushärteleistung flexibel<br />
den jeweiligen Bedingungen angepasst<br />
werden kann, sind die einzelnen Lampen<br />
stufenweise, zwischen 400 und<br />
1000 W, schaltbar. <strong>Im</strong> Ergebnis ist eine sehr<br />
schnelle Aushärtung möglich. An einem Arbeitstag<br />
können mit diesem Verfahren bis<br />
zu 300 m Kanalleitung renoviert werden.<br />
Die so sanierten <strong>Kanäle</strong> können eine Nutzungsdauer<br />
von 50 Jahren erreichen.<br />
kontakt: RELINEEUROPE AG, Rohrbach,<br />
Tel. +49 6349-93934-0, E-Mail: info@<br />
relineeurope.com, www.relineeurope.com<br />
Ro-Ka-Tech-Standnummer H3/23<br />
3 / 2011 161
<strong>Im</strong> Fokus<br />
Ro-Ka-Tech 2011<br />
Neue Kamerageneration für die mobile<br />
Grundstücksinspektion<br />
Bislang enthielten Kanalkameras analoge<br />
Kameramodule und zeichneten wie gewohnt<br />
Halbbil<strong>der</strong> auf, die dann wie<strong>der</strong>um<br />
im Deinterlace-Verfahren zu einem Vollbild<br />
konvertiert wurden. Und dies immer<br />
auf Kosten <strong>der</strong> Bildschärfe. Die von <strong>der</strong><br />
Kummert GmbH entwickelten und produzierten<br />
Kameramodule erzeugen nun ein<br />
progressives, stets lagerichtiges Videobild.<br />
Das Videosignal wird bereits als Vollbild<br />
aufgenommen und somit auf dem Bildschirm<br />
ohne Zeilensprungverfahren und in<br />
voller Auflösung dargestellt. Wurden im<br />
Halbbildverfahren die Aufnahmen bisher<br />
zweimal belichtet und wirkten infolgedessen<br />
recht unscharf, so wird jetzt das Bild<br />
einmal und nur solange wie absolut notwendig<br />
belichtet. Auch schnelle Bewegungen<br />
können das Videobild nicht beeinträchtigen.<br />
Fortan ist es also kein Problem<br />
mehr, Standbil<strong>der</strong> aus jedem beliebigen Videobild<br />
zu erzeugen.<br />
Die überragende Bildqualität ist aber<br />
nicht die einzige Verbesserung auf dem<br />
Gebiet <strong>der</strong> Kameratechnik. Die LEDs werden<br />
immer nur geblitzt und zwischendurch<br />
ausgeschaltet. Dies erzeugt den sogenannten<br />
Stroboskopeffekt, den schnellen<br />
Wechsel zwischen Hell- und Dunkelwerten.<br />
Durch die kurzzeitige Beleuchtung<br />
kann den LEDs einerseits viel Energie zugeführt<br />
und somit eine 10- bis 20-fache<br />
Leistung erzeugt werden. An<strong>der</strong>erseits<br />
entwickelt sich weniger Wärme in den<br />
LEDs und es wird Energie gespart.<br />
Der Fahrwagen von Kummert wird als<br />
erstes System mit diesem innovativen Kameramodul<br />
ausgestattet. Mittelfristig<br />
werden dann auch die Schiebekameras mit<br />
dieser neuartigen Technologie versehen.<br />
Kontakt: Kummert GmbH, Gerolzhofen,<br />
Tel. +49 9382-9727-0, E-Mail: info@<br />
kummert.de, www.kummert.de<br />
Ro-Ka-Tech-Standnummer B08/B13<br />
Mobile Systeme zur Inspektion<br />
von Hausanschlüssen<br />
Die kompakten und ergonomischen Steuereinheiten<br />
delta und delta pro für den<br />
Schiebebetrieb <strong>der</strong> Kreis- und Schwenkkopfkamera<br />
KS 60CL (DN 100 – DN 300)<br />
sowie <strong>der</strong> Axialsichtkamera SAT 42H<br />
(DN 50 – DN 200) wurden von <strong>der</strong> Firma<br />
Rausch für den mobilen Einsatz entwickelt.<br />
Die tragbare Basisanlage delta ist gedacht<br />
für den schnellen Einblick und als Ergänzung<br />
für den Einsatz an den Inspektionsfahrzeugen<br />
des Unternehmens. Hierzu<br />
wird das Hauptkabel einfach an die delta<br />
angeschlossen und <strong>der</strong> Flexibilität im<br />
Hausanschluss sind kaum Grenzen gesetzt.<br />
Die Profianlage delta pro verfügt über<br />
einen integrierten PC mit 1,6 GHz Prozessor,<br />
2GB DDR RAM, 2GB onboard SSD und<br />
80 GB Sata SSD, 3x USB 2.0 und Ethernet<br />
(weitere Details auf Rückfrage). Die Erfassungssoftware<br />
SmartComman<strong>der</strong> ermöglicht<br />
eine normengerechte Dokumentation<br />
mit <strong>der</strong> Leitungsverlaufsdarstellung, einer<br />
kostenlosen Viewer-Version sowie Videodigitalisierung<br />
im MPEG-2/4-Format und<br />
Bilddigitalisierung im JPG-Format. Die<br />
Steuerung des PCs und <strong>der</strong> Software erfolgt<br />
dabei über einen wasserdichten Industrie-Trackball<br />
mit optischer Kugelabtastung.<br />
162 3 / 2011
Die delta-Systeme mit bis zu 80 m<br />
Schiebkabel haben jeweils die Maße von<br />
707x595x381 mm (H/B/T) und ein Gewicht<br />
von ca. 22 kg. Beide Versionen verfügen<br />
über ergonomisch angeordnete Bedienelemente<br />
in einem hochfesten Kunststoffgehäuse<br />
(IP65), wie z. B. Hauptschalter,<br />
multifunktionaler 3-Achsen Joystick<br />
zur Kamerasteuerung (nur bei Kreis- und<br />
Schwenkkopfkamera KS 60 CL) und Beleuchtungsregelung,<br />
Folientatstatur, zusätzliches<br />
Staufach usw.<br />
Die Inspektion von verzweigten<br />
Grund stücks entwässerungsleitungen erfolgt<br />
weiterhin mit <strong>der</strong> bewährten Technik<br />
<strong>der</strong> Hausanschlusskamera KS60 CL<br />
und einem montierbaren Pin, <strong>der</strong> die Kamera<br />
lenkbar macht. Das integrierte Navigationsmodul<br />
ermöglich die 3D-Darstellung<br />
des Leitungsverlaufs. Der drehbare<br />
Monitor verfügt über ein 8.4“ kratzfestes,<br />
sonnenlichttaugliches TFT-Display<br />
und ist für den Transport klappbar.<br />
Zu <strong>der</strong> M-Serie, die auf <strong>der</strong> RO-KA-<br />
TECH mit den neuesten Updates an den<br />
TV-Inspektionssystemen ECO-Star 400<br />
und RCA proline präsentiert wird, gehören<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Erweiterungen zur<br />
optischen Schachtuntersuchung mit <strong>der</strong><br />
KS 135 Scan-SI sowie das optimierte M-<br />
Serie Spülsystem zur Reinigung von<br />
Grundstücksentwässerungsanlagen direkt<br />
vom Hauptkanal aus.<br />
Die mobilen Systeme zur Inspektion<br />
von DN 100 – DN 200 und Kabellängen<br />
bis zu 180 m wurden um die ECO-Star<br />
400 pro ergänzt. Dahinter verbirgt sich<br />
eine mobile Steuereinheit mit einem integrierten<br />
PC und <strong>der</strong> Software Smart-<br />
Comman<strong>der</strong> zur Dokumentation <strong>der</strong> Kanaluntersuchung<br />
analog zu den delta Systemen.<br />
Kontakt: Wolfgang Rausch GmbH &<br />
Co.KG, Electronic-Maschinenbau,<br />
Weißensberg, Tel. +49 8389 898-0,<br />
E-Mail: info@rauschtv.de,<br />
www.rauschtv.com<br />
Ro-Ka-Tech-Standnummer A11-A14<br />
Spül- und Inspektionsfahrzeuge: Alles an Bord<br />
Ein gutes Team in Bezug auf das Spülen<br />
und Inspizieren sind die ORION L und eine<br />
Foto: IBAK Lisy 3 auf Fahrwagen T 86, mit Spültrichter,<br />
Orion L und Höhenverstellung aufgebaut für<br />
die Befahrung bis DN 1200<br />
<strong>der</strong> drei Spüldüsen PHOBOS von IBAK, die<br />
von einer Hochdruckspülanlage gespeist<br />
wird. Diese kann man entwe<strong>der</strong><br />
an <strong>der</strong> LISY 150 o<strong>der</strong><br />
LISY 3 o<strong>der</strong> einer kompakten<br />
portablen Haspellösung an einem<br />
kombinierten TV- und<br />
Spülfahrzeug des Unternehmens<br />
betreiben. Die Spüldüsen<br />
sind mit wenigen Handgriffen<br />
am Schiebestab <strong>der</strong> Kamera zu<br />
befestigen und erlauben Überprüfung<br />
und Rei nigung in einem<br />
Arbeitsgang. Mit allen<br />
PHOBOS-Modellen erzielt<br />
man sowohl eine hohe Reinigungsleistung<br />
als auch einen<br />
guten Vor trieb für die TV-Kamera.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e in Kombination<br />
mit <strong>der</strong> lenkba ren Kamera<br />
ORION L bedeutet dies,<br />
dass selbst verzweigteste<br />
Rohrleitungen und weite Distanzen<br />
gereinigt und inspi ziert<br />
werden können. Und neben<br />
dem Reinigen und Inspizieren<br />
kann mit <strong>der</strong> IBAK-Soft ware<br />
IKAS 32 und <strong>der</strong>en Optionen NAVIGATOR<br />
und PLAN noch eine dritte Aufgabe quasi<br />
ganz nebenbei erledigt werden: Der<br />
NAVIGA TOR erfasst den Leitungsverlauf<br />
inklusive aller Richtungsän<strong>der</strong>un gen und<br />
die IKAS 32-Plan komponente erstellt aus<br />
diesen Daten dreidi mensionale Kanalnetzpläne,<br />
die an beliebige GIS-Datenbanken<br />
wei tergegeben werden können.<br />
Je nach Kundenanfor<strong>der</strong>ung arbeitet<br />
das Unternehmen mit verschiedenen Spülauf<br />
bau-Herstellern zusammen. Beim Fahrzeugausbau<br />
und in <strong>der</strong> Ausstattung sind<br />
den Kundenwün schen nahezu keine Grenzen<br />
gesetzt – ein kleiner Kastenwagen<br />
z. B. mit kurzem Radstand verfügt über einen<br />
Wassertank von 1200 Litern; in entsprechend<br />
größere Fahrzeuge können<br />
Wassertanks eingebaut werden, die bis zu<br />
10 m 3 Wasser aufnehmen.<br />
Kontakt: IBAK Helmut Hunger GmbH &<br />
Co. KG, Kiel, Tel. +49 431-7270-0,<br />
E-Mail: info@ibak.de, www.ibak.de<br />
Ro-Ka-Tech-Standnummer C08<br />
3 / 2011 163
<strong>Im</strong> Fokus<br />
KunststoffschweiSStechnik<br />
PE-Großrohre im Handumdrehen<br />
verbinden: Eine neue Generation<br />
<strong>der</strong> Heizwendelschweißtechnik<br />
Ein technischer Vergleich zwischen <strong>der</strong> neuen Keilmuffe und<br />
<strong>der</strong> herkömmlichen zylindrischen Muffe für PE-Rohre<br />
d 1000 und größer<br />
Von Robert Eckert<br />
Die Keilmuffentechnik revolutioniert die Verbindungstechnik im Großrohrbereich. Die Montierbarkeit des Fittings wird<br />
im Gegensatz zur herkömmlichen zylindrischen Muffe grundlegend vereinfacht. Dabei wird eine reproduzierbar gute<br />
Fügequalität erreicht. Für die Verarbeitung ist nur noch ein Bruchteil des bisherigen Zeitaufwandes erfor<strong>der</strong>lich. Die<br />
Montage erfolgt nach klar definierten und einfachen Regeln. Wer einen Flansch montieren kann, wird erst recht mit<br />
dem Spannsystem <strong>der</strong> Keilmuffe zurechtkommen.<br />
Praxisbedingte Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
hinsichtlich GroSSrohrverbindungen<br />
Seit über einem halben Jahrhun<strong>der</strong>t werden PE-Rohre in<br />
Leitungssystemen für die unterschiedlichsten Anwendungen<br />
eingebaut. Zunehmend finden sie Verwendung in sehr<br />
großen Dimensionen über d 630 mm, hauptsächlich für<br />
Trinkwassertransport sowie Be- und Entwässerung. Mit<br />
dem Durchmesser steigen jedoch auch die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an eine handhabbare Verbindungstechnik. Hier stoßen<br />
die herkömmlich eingesetzten Techniken, das Heizelementstumpfschweißverfahren<br />
und das Heizwendelschweißverfahren<br />
zunehmend an ihre Grenzen. Die Heizwendelschweißtechnik<br />
stellt hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />
Rundheit <strong>der</strong> Rohre und die engen Passungstoleranzen <strong>der</strong><br />
Fügepartner. Diese Anfor<strong>der</strong>ungen laufen jedoch den tatsächlichen<br />
Praxisbedingungen entgegen, da mit dem<br />
Durchmesser auch die Toleranzen wachsen. Das Konzept<br />
des heute üblichen zylindrischen Heizwendelschweißfittings<br />
erfor<strong>der</strong>t daher in großen Dimensionsbereichen einen<br />
erheblichen Mehraufwand bei <strong>der</strong> Verarbeitung<br />
(Bild 1). Daraus folgt, dass auch an die Fachkenntnisse<br />
des Monteurs und die Sorgfalt bei <strong>der</strong> Montage erhöhte<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen gestellt werden. Die Wissensvermittlung,<br />
die im Rahmen <strong>der</strong> Standard-Schweißerausbildung erfolgt,<br />
ist hier nicht mehr ausreichend. Neben <strong>der</strong> Qualität<br />
<strong>der</strong> Bauteile und abgestimmtem Equipment sind beson<strong>der</strong>es<br />
Training sowie anwendungstechnische Betreuung<br />
durch Spezialisten wichtig um zuverlässige Großrohrverbindungen<br />
herstellen zu können.<br />
Kompensation eines extremen Fügespalts und integrierte<br />
Rückrundung des Rohres: Diese Features wurden<br />
für die neue Keilmuffentechnologie umgesetzt. Reproduzierbar<br />
hohe Schweißqualität bei gleichzeitig enormer Beschleunigung<br />
des gesamten Verarbeitungsvorgangs werden<br />
mit dieser Methode erreicht.<br />
Bild 1: Gewaltfreie<br />
Montage ist für<br />
zylindrische Muffen<br />
aufgrund <strong>der</strong><br />
Toleranzlagen nicht<br />
möglich<br />
Kriterien für die praxisgerechte<br />
Auslegung <strong>der</strong> zylindrischen<br />
HeizwendelschweiSSmuffe bis d 1200<br />
Beherrschbar werden die Praxisanfor<strong>der</strong>ungen auch für<br />
zylindrische Heizwendelschweißmuffen durch einige spezielle<br />
Funktionen:<br />
164 3 / 2011
Armierung des Außendurchmessers <strong>der</strong> Muffe zur<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Schweißqualität (Bild 2), sicherer<br />
Schmelzedruckaufbau durch behin<strong>der</strong>te Dehnung des<br />
Muffenkörpers<br />
Vorwärmtechnik für eine große Kapazität zur<br />
Überbrückung des Fügespalts<br />
außerdem:<br />
abgestimmter Einsatz von Verlegehilfsmitteln und<br />
Gerätetechnik<br />
Außenarmierung<br />
Der wesentliche Parameter für die Schweißverbindung ist<br />
– neben Temperatur und Zeit – <strong>der</strong> während <strong>der</strong> Schweißung<br />
in <strong>der</strong> Schmelze wirkende Druck. Bei <strong>der</strong> Heizwendelschweißung<br />
wird die Volumenzunahme bei <strong>der</strong> Umwandlung<br />
des Aggregatzustandes fest–flüssig genutzt.<br />
Der Fügespalt wird von <strong>der</strong> entstehenden Schmelze gefüllt,<br />
<strong>der</strong> Fügedruck durch die weitere Volumenausdehnung<br />
aufgebaut. Die hier entstehenden Kräfte führen in Abhängigkeit<br />
von <strong>der</strong> Größe des Ringspalts zwischen Muffe und<br />
Rohr zu einer Ausdehnung des Muffendurchmessers. Wird<br />
die Ausdehnung zugelassen, reduziert sich gleichzeitig <strong>der</strong><br />
Schmelzedruck. Die Außenarmierung (Bild 2) <strong>der</strong> Muffe<br />
behin<strong>der</strong>t die Ausdehnung während des Schweißprozesses<br />
unter dem wirkenden Schmelzedruck. Die Drahtarmierung<br />
bleibt zunächst elastisch und wirkt <strong>der</strong> zunehmend<br />
steigenden Ausdehnung progressiv entgegen. Eine starre,<br />
unflexible Armierung könnte dagegen Schmelzeaustritt,<br />
also einen unzulässigen Druckabbau, provozieren. Der Effekt<br />
<strong>der</strong> Armierung lässt sich in <strong>der</strong> Praxis oft gut beobachten:<br />
Nach dem Abkühlen <strong>der</strong> Verbindung schrumpft die<br />
Muffe wie<strong>der</strong>, im Gegensatz zur Drahtarmierung. Die Armierung<br />
hebt sich partiell von <strong>der</strong> Muffe ab und bietet damit<br />
ein erkennbares <strong>Zeichen</strong> dafür, dass die Armierung im<br />
Fügeprozess aktiv war und ein optimaler Schmelzedruck<br />
anstand. Typische Fehlerbil<strong>der</strong> bei fehlen<strong>der</strong> Armierung<br />
sind ausgeprägte Schrumpflunker in <strong>der</strong> Schweißzone.<br />
Vorwärmtechnik<br />
Vermeidbare Probleme bei <strong>der</strong> Verarbeitung von Großrohren<br />
sind in erster Linie zurückzuführen auf Formabweichungen:<br />
Ovalität und Abplattung am Außendurchmesser.<br />
Lagerungs- und Transporteinflüsse können diese<br />
Abweichungen von <strong>der</strong> ideal-runden Form des Rohres<br />
verursachen, vor allem im Hinblick auf das Eigengewicht<br />
o<strong>der</strong> Linienlasten als Auflagerreaktionen (Bild 3). Lässt<br />
sich die Unrundheit <strong>der</strong> Rohre nicht grundsätzlich vermeiden,<br />
muss <strong>der</strong> Fitting eine entsprechende Resistenz gegen<br />
Formabweichungen aufweisen. Für die Verbesserung<br />
des Passungsverhältnisses bei Muffenbauteilen wurde daher<br />
die Vorwärmtechnik entwickelt.<br />
Sowohl die Lagerung am Untergrund, als auch die versetzte<br />
Anordnung <strong>der</strong> Rohrlagen im Holzrahmenverschlag<br />
können zu lokalen Abplattungen am Rohraußendurchmesser<br />
führen. Die Folge können beim Stumpfschweißverfah-<br />
Bild 2: Die Fitting-Außenarmierung behin<strong>der</strong>t dessen Ausdehnung<br />
während <strong>der</strong> Schweißung<br />
Bild 3: Prinzipielle Darstellung möglicher Verformungen <strong>der</strong><br />
Rohrkontur und <strong>der</strong>en Auswirkungen<br />
ren unzulässiger Versatz, bzw. beim Heizwendelschweißverfahren<br />
zu große Abstände zwischen Muffe und Rohr<br />
sein. Ein großes Spaltmaß zwischen dem Rohr und <strong>der</strong><br />
montierten Muffe – als Ringspalt o<strong>der</strong> auch in lokal begrenzten<br />
Bereichen – kann im Extremfall zu ungenügendem<br />
Schmelzedruckaufbau führen. Um diesen – in <strong>der</strong><br />
Praxis kaum vollständig vermeidbaren – Abweichungen<br />
3 / 2011 165
<strong>Im</strong> Fokus<br />
KunststoffschweiSStechnik<br />
Bild 4:<br />
Funktionsprinzip<br />
<strong>der</strong><br />
Vorwärmtechnik<br />
Bild 5:<br />
Keilmuffe,<br />
bestehend<br />
aus zwei<br />
Schweißkeilen<br />
und dem<br />
Muffenkörper.<br />
Schweißkeil<br />
unten vor<br />
<strong>der</strong> Montage,<br />
oberer<br />
Schweißkeil<br />
in Endstellung.<br />
Verarbeitung<br />
Abarbeiten <strong>der</strong> Oxidschicht<br />
Für die spangebende Bearbeitung des Fügebereichs wurde<br />
speziell für Großrohre ein Schälgerät entwickelt, das<br />
mit beson<strong>der</strong>s geringem Kraftaufwand kin<strong>der</strong>leicht zu<br />
bedienen ist. Ein einmaliger Spanabtrag bei einer gleichmäßigen<br />
Spandicke von ca. 0,5 mm ist ausreichend um<br />
die Oxidschicht und Verunreinigungen auf <strong>der</strong> Oberfläche<br />
des Rohres zu entfernen und damit eine frische PE-<br />
Verbindungsfläche zu schaffen. Kraftaufwändiges mehrfaches<br />
Schälen, um einen für zylindrische Muffen pasentgegenzuwirken<br />
wird <strong>der</strong>en negativer Einfluss in <strong>der</strong><br />
konstruktiven Auslegung <strong>der</strong> Muffe berücksichtigt: Durch<br />
eine <strong>der</strong> Schweißung vorgeschaltete Erwärmung <strong>der</strong> Fügezone<br />
unterhalb <strong>der</strong> Schmelzetemperatur wird <strong>der</strong> Fügespalt<br />
reduziert (Bild 4).<br />
Ausgenutzt werden hierfür die spezifischen Materialeigenschaften<br />
des Werkstoffs Polyethylen:<br />
die relativ große thermische Ausdehnung von PE führt<br />
zu einer Volumenzunahme, Rohr und Fitting wachsen<br />
sich entgegen, <strong>der</strong> Fügespalt wird reduziert.<br />
Spannungsabbau unter Wärmeeinfluss und Memory-<br />
Effekt: Eingefrorene Spannung (wie z.B. Ovalität in<br />
Folge <strong>der</strong> Lagerung) werden abgebaut, gleichzeitig „erinnert“<br />
sich das Rohr an seine im Produktionsprozess<br />
nahezu ideal runde Kontur und versucht diese wie<strong>der</strong><br />
einzunehmen. Der Memory-Effekt von Kunststoffen<br />
ist bereits seit Jahrzehnten bekannt und wird in vielen<br />
Bereichen, z.B. <strong>der</strong> Medizintechnik, genutzt.<br />
Die in den Verbindungsbereich eingebrachte Wärme<br />
– unterhalb <strong>der</strong> Schmelzetemperatur – erhöht vor<br />
dem Fügeprozess das energetische Niveau im<br />
Fügebereich und verbessert damit den Zustand für<br />
den nachfolgenden Schweißprozess.<br />
Das Konzept <strong>der</strong> Keilmuffe<br />
Die neue Keilmuffentechnologie revolutioniert die Fügetechnik<br />
im Großrohrbereich. Durch die mechanische Kompensation<br />
extrem großer Spaltverhältnisse zwischen<br />
Muffe und Rohr lässt sich das Montieren <strong>der</strong> Muffe, vor<br />
allem als Überschieber bei Einbindungsarbeiten eines<br />
Passstücks, enorm vereinfachen. Da nach <strong>der</strong> Montage<br />
eine „Nullspaltsituation“ erreicht wird, reduzieren sich die<br />
Schweißzeiten um ca. 2/3. Daher ist eine Vorwärmung<br />
nicht mehr erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Die Keilmuffe besteht aus drei Komponenten: Dem<br />
äußeren Muffenkörper und zwei Schweißkeilen (Bild 5).<br />
Der Muffenkörper ist auf beiden Innenseiten mit einer konisch<br />
zulaufenden Fügefläche versehen. Als drucktragendes<br />
Bauteil ist er für einen Betriebsdruck PN / PFA von<br />
10 bar ausgelegt.<br />
Der konische Schweißkeil besitzt sowohl an <strong>der</strong> Innenwie<br />
auch an <strong>der</strong> Außenfläche eine mäan<strong>der</strong>förmig verlaufende<br />
Heizwendel. Zwischen diesen Mäan<strong>der</strong>n sind axial<br />
verlaufende Flexnuten in den Keil eingebracht. Diese Flexnuten<br />
(Bild 6) ermöglichen, dass sich <strong>der</strong> Nenndurchmesser<br />
des Schweißkeils mechanisch reduzieren lässt. Ein großer<br />
Fügespalt zwischen Muffe und Rohr lässt sich überbrücken.<br />
Damit lässt sich die Muffe unabhängig von <strong>der</strong><br />
Toleranzlage des Rohres nach einmaligem Schälen einfach<br />
und mit geringem Kraftaufwand montieren. Vor allem das<br />
vollständige Überschieben, das für die Standardanwendung<br />
– die Einbindung eines Passstücks in eine bestehende<br />
Rohrleitung – erfor<strong>der</strong>lich ist, lässt sich mit bisher nicht<br />
erreichter Leichtigkeit durchführen.<br />
Bei extremen Ovalitäten des Rohres ermöglicht die<br />
radiale Flexibilität des Schweißkeils ein einfaches Überschieben.<br />
Durch das Zusammenziehen des Keils und <strong>der</strong><br />
Muffe erfolgt eine Egalisierung <strong>der</strong> Rohrovalität. Rundungsschellen<br />
als zusätzliches Werkzeug sind daher nicht<br />
erfor<strong>der</strong>lich.<br />
166 3 / 2011
Bild 6: Wirkprinzip<br />
des Schweißkeils: Die<br />
Flexnuten lassen eine<br />
Durchmesserreduzierung<br />
zu, so dass <strong>der</strong><br />
Fügespalt zwischen<br />
Rohr und Schweißkeil<br />
überbrückt wird.<br />
Bild 7: Montierbarkeit in Abhängigkeit des Ist-Durchmessers<br />
Bild 8: Flexibilität des Schweiß-Keilrings<br />
ermöglicht das Aufschieben auf stark ovalisierte<br />
Rohre<br />
senden Durchmesser zu schaffen, o<strong>der</strong> gar <strong>der</strong> Einsatz<br />
eines Elektrohobels, mit den bekannten Risiken <strong>der</strong> ungleichmäßigen<br />
Spanabnahme, <strong>der</strong> Erzeugung von lokalen<br />
Maximalspaltverhältnissen und nicht zuletzt <strong>der</strong> Gefahr<br />
eines Unfalls durch elektrischen Strom, sind damit Vergangenheit.<br />
Montage des Fittingkörpers<br />
Der Fitting lässt sich ohne weitere Maßnahmen mit geringem<br />
Kraftaufwand über den Rohrkörper schieben.<br />
Durch den großen Innendurchmesser im ungespannten<br />
Zustand <strong>der</strong> Keilmuffe spielen auch extreme Toleranzlagen<br />
des Rohraußendurchmessers keine große Rolle hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Montierbarkeit (Bild 7). Große Rohrovalität<br />
lässt sich durch den flexiblen Schweißkeil (Bild 8) handhaben.<br />
Durch die Keilmontage in den Fittingkörper passen<br />
sich die Form des Rohres und die Form des Fittingkörpers<br />
ideal an.<br />
Keilaktivierung<br />
Die Muffenkeile werden durch herkömmliche Ratschenschlüssel<br />
o<strong>der</strong> einen Druckluftschrauber über vormon-<br />
tierte Gewindebolzen in den Muffenkörper gepresst. Dabei<br />
reduziert sich <strong>der</strong> Innendurchmesser des Schweißkeils<br />
und die Heizwendelzonen legen sich passgenau und spaltfrei<br />
an Rohr und Muffenkörper an. Durch die Keilwirkung<br />
sind die zu verbindenden Rohre zugfest arretiert. Natürlich<br />
ist auch das Schweißen von zunächst nur einer Muffenseite<br />
möglich.<br />
Schweißung<br />
Aufgrund <strong>der</strong> mechanischen Spaltkompensation liegen<br />
sämtliche Fügezonen gegenseitig praktisch ohne Abstand<br />
an. Da <strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong> Schweißenergie bei zylindrischen<br />
Muffen verwendet wird, um den Spalt zu schließen,<br />
lassen sich mit <strong>der</strong> Keilmuffe nicht nur beträchtliche Energieeinsparungen<br />
realisieren, son<strong>der</strong>n vor allem wird die<br />
Schweißzeit minimiert.<br />
Abkühlung<br />
Reduzierter Energieeintrag und kurze Schweißzeit führen<br />
zu einer geringeren Durchwärmung, so dass die Verbindung<br />
nach sehr kurzen Abkühlzeiten unter Betriebsdruck<br />
genommen werden kann.<br />
3 / 2011 167
<strong>Im</strong> Fokus<br />
KunststoffschweiSStechnik<br />
Vergleich Keilmuffe Zylindrische Muffe<br />
Schnitt durch die Verbindung<br />
Eigenschaften Schweißverbindung d 1000 Schweißverbindung d 1000<br />
solide Wanddicken zur Aufnahme <strong>der</strong> Innendruckbelastung + +<br />
lange Rohreinstecktiefen dienen <strong>der</strong> Rohrführung + +<br />
breite Schweißzonen für die zuverlässige Verbindung + +<br />
breite innere Kaltzone eliminieren den Effekt eingefallener<br />
Rohrenden<br />
+ +<br />
Vorwärmtechnik für eine große Spaltüberbrückungskapazität<br />
++: Nicht erfor<strong>der</strong>lich: Nullspalt durch Keilspannung<br />
Armierung des Außendurchmessers zur Verbesserung <strong>der</strong><br />
Fügequalität ++: Nicht erfor<strong>der</strong>lich +<br />
sicherer Schmelzedruckaufbau durch behin<strong>der</strong>te Dehnung<br />
Verarbeitungsschritte<br />
Abarbeiten <strong>der</strong> Oxidschicht<br />
++: Einmaliger Abtrag, unabhängig von<br />
Toleranzen<br />
+<br />
--: i.d.R. mehrfaches Schälen (10 x und mehr bei<br />
ungünstiger Toleranzlage)<br />
Rückrundung Rohr ++: Nicht erfor<strong>der</strong>lich --: Werkzeugeinsatz<br />
Montage des Fittingkörpers<br />
++: Einfaches Auf- / Überschieben, nahezu<br />
unabhängig vom Rohrzustand<br />
--: i.d.R. nur nach Rückrundung des Rohres, hohe<br />
Kräfte zum Aufschieben erfor<strong>der</strong>lich<br />
Keilaktivierung +: Einfach und definiert (nicht erfor<strong>der</strong>lich)<br />
Schweißung ++: ca. 2/3 Zeitersparnis --: Schweißzeit kann mehrere Stunden betragen<br />
Abkühlung ++: geringe Wartezeiten bis Druckprfg. /<br />
Inbetriebnahme<br />
Regelverarbeitungszeit<br />
Ca. 2 h<br />
für HM-Muffe d1200 (Beispiel)<br />
--: Hoher Zeitbedarf aufgrund hoher Energieeinbringung<br />
Min. 1 Arbeitstag<br />
Tab.1: Übersicht: Vergleich <strong>der</strong> Muffenkonzepte<br />
Prüfungen<br />
Schweißverbindungen <strong>der</strong> Keilmuffe werden nach den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> aktuellen Regelwerke geprüft:<br />
DVGW GW335-B2: „Kunststoff-Rohrleitungssysteme<br />
in <strong>der</strong> Gas- und Wasserverteilung - Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
und Prüfungen - Teil B2: Formstücke aus PE 80 und<br />
PE 100“ (2003)<br />
EN 12201-3: „Kunststoff-Rohrleitungssysteme für<br />
die Wasserversorgung - Polyethylen (PE) - Teil 3:<br />
Formstücke“ (2003)<br />
EN 12201-5: „Kunststoff-Rohrleitungssysteme für<br />
die Wasserversorgung - Polyethylen (PE) - Teil 5:<br />
Gebrauchstauglichkeit des Systems“ (2003)<br />
ISO 4427-3: „Kunststoff-Rohrleitungssysteme - Polyethylen-(PE)-Rohre<br />
und -Formstücke für die<br />
Wasserversorgung - Teil 3: Formstücke“ (2007)<br />
ISO 4427-5: „Kunststoff-Rohrleitungssysteme - Polyethylen-(PE)-Rohre<br />
und -Formstücke für die<br />
Wasserversorgung - Teil 5: Gebrauchstauglichkeit des<br />
Systems“ (2007)<br />
Die Anfor<strong>der</strong>ungen, die an ein mo<strong>der</strong>nes PE-Druckrohrsystem<br />
gestellt werden, werden durch die Keilmuffentechnologie<br />
erfüllt.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. Robert Eckert<br />
FRIATEC AG, Mannheim,<br />
Tel. 0172-6425799, E-Mail: robert.<br />
eckert@friatec.de, www.friatec.de<br />
168 3 / 2011
Meister findet<br />
Kommune<br />
findet Meister.<br />
Einzelleistung o<strong>der</strong> Gesamtprojekt? Montieren o<strong>der</strong> Bauen?<br />
Öffentliche Ausschreibungen bieten viele spannende Auftragschancen. Aber sie sind kein Spielfeld<br />
für Zufallsbegegnungen. <strong>Im</strong>mer gilt: die Partner müssen zusammenpassen. Vergabe24 ist<br />
die zentrale Plattform, auf <strong>der</strong> alle gut zueinan<strong>der</strong> finden.<br />
Klingt einfach. Ist wegweisend.<br />
www.Vergabe24.de
<strong>Im</strong> Fokus<br />
KunststoffschweiSStechnik<br />
Heizwendelschweißverfahren für<br />
die Verbindung von PE-Großrohren<br />
mittels universal anwendbarer,<br />
flexibler Wickelmuffen<br />
Von Benjamin Baudrit, Eduard Kraus, Peter Heidemeyer, Martin Bastian, Jürgen Kern und Wjatscheslaw Neufeld<br />
Mit dem Forschungsprojekt „Entwicklung des Heizwendelschweißverfahrens für die Verbindung von Großrohren<br />
aus Polyethylen mittels universal anwendbarer, flexibler Wickelmuffen“ hat das Süddeutsche Kunststoff-Zentrum<br />
(SKZ) in enger Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Firma Frank & Krah Wickelrohr GmbH ein qualitativ<br />
hochwertiges und wirtschaftliches Fügeverfahren für Großrohre erfolgreich entwickelt. Die Grundlage des<br />
Verfahrens ist das neue Herstellverfahren von Heizwendelmuffen, bei dem im Gegensatz zu bisherigen<br />
Verfahren (Extrusion und Spritzguss) nahezu beliebige Muffengeometrien wirtschaftlich umsetzbar sind.<br />
Das neu entwickelte Verfahren wurde dabei mit Verbindungen von bis zu 1.000 mm Durchmesser validiert.<br />
Mit den im Projekt errechneten Schweißparametern sind theoretisch auch deutlich größere Muffenverbindungen<br />
möglich.<br />
Einleitung<br />
Für den Rohrleitungsbau sind nach DVGW 330 zwei Fügeverfahren<br />
für Kunststoffrohre aus Polyethylen hoher<br />
Dichte (PE-HD) zugelassen: das Heizwendelschweißen<br />
(HM) und das Heizelementstumpfschweißen (HS). Die<br />
Optimierungspotenziale in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit<br />
und die Umweltwirkung sind für beide Verfahren bei<br />
Weitem noch nicht ausgeschöpft.<br />
Für viele Anwendungsgebiete ist <strong>der</strong> Einsatz von Heizwendelschweißverfahren<br />
(HM) unabdingbar. Hierzu zählen<br />
unter an<strong>der</strong>em Installationen in schlecht zugänglichen<br />
Bereichen und Reparaturen z. B. mit Überschiebmuffen,<br />
bei denen die Rohre nicht o<strong>der</strong> nur begrenzt bewegt werden<br />
können (vgl. Bild 1).<br />
Für den Einsatz von Heizwendelschweißungen im Bereich<br />
Großrohre fehlen bisher jedoch die entsprechenden<br />
Entwicklungen in Bezug auf Muffen und Schweißparameter.<br />
Vorgehensweise<br />
Für die Entwicklung des Verfahrens sollte zuerst die Geometrie<br />
<strong>der</strong> Muffe für die jeweilige Druckstufe festgelegt<br />
Bild 1: Einbindung eines Passstückes im Heizwendelschweißverfahren<br />
170 3 / 2011
Bild 2: Einwickeln des Vorwärmkreises<br />
Bild 3: Zusammenhang<br />
zwischen <strong>der</strong> Leistung, dem<br />
Muffenwi<strong>der</strong>stand und <strong>der</strong><br />
Schweißzeit einer 1000 mm<br />
Muffe in Abhängigkeit des<br />
Drahtdurchmessers<br />
werden. Dafür wurde eine Technologierecherche <strong>der</strong> heute<br />
üblichen Muffengeometrien in den entsprechenden<br />
Druckstufen (SDR11 und SDR17) durchgeführt. Durch die<br />
Extrapolation <strong>der</strong> ermittelten Daten auf größere Durchmesser,<br />
konnten die für die Herstellung <strong>der</strong> Großmuffen<br />
notwendigen Geometriebereiche erfasst werden.<br />
Aus technischen und wirtschaftlichen Gründen wurde<br />
<strong>der</strong> Außendurchmesser <strong>der</strong> zu verbindenden Rohre auf<br />
1.000 mm für dieses Projekt festgelegt.<br />
Für die Auslegung <strong>der</strong> Großrohr-Druckmuffe wurde<br />
aus schweißtechnischen Gründen eine bifilare (mit zwei<br />
voneinan<strong>der</strong> getrennten Schweißzonen) Konstruktion<br />
vorgesehen. Eine bifilare Muffenkonstruktion ermöglicht<br />
den Einsatz eines dünneren Heizdrahts, wodurch sich eine<br />
etwas kompaktere Muffengeometrie ergibt. Außerdem<br />
ermöglicht ein bifilarer Muffenaufbau den Einsatz<br />
<strong>der</strong> auf dem Markt vorhandener Schweißgeräte, die <strong>der</strong>zeit<br />
durch die Festlegung <strong>der</strong> maximal zulässigen Spannungen<br />
auf <strong>der</strong> Baustelle (48 V) leistungsmäßig begrenzt<br />
sind. Diese Thematik wird bei zunehmendem Muffendurchmesser<br />
immer wichtiger, da die notwendigen<br />
Schweißenergien deutlich zunehmen.<br />
Für die Untersuchungen bez. <strong>der</strong> Temperaturausbreitung<br />
(zwischen zwei Heizwendeln und von <strong>der</strong> Heizwendel<br />
in die kalte Zone) während des Schweißvorgangs wurden<br />
Aufnahmen mit einer Infrarot-Wärmebildkamera (Flir<br />
Systems Inc.) über längere Zeit (bis 600 s) bei verschiedenen<br />
Heizwendelabständen gemacht. Durch diese<br />
Schweißversuche und Temperaturausbreitungsextrapolationen<br />
auf längere Schweißzeiten (bis 3.000 s) wurde ein<br />
optimaler Heizwendelabstand von ca. 10 mm für den verwendeten<br />
Draht festgelegt. Nach Festlegung einer leichten<br />
Profilierung <strong>der</strong> Muffenaußenkontur und unter Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> Eigenschaften eines geeigneten Heizdrahtes<br />
und <strong>der</strong> durchgeführten mechanischen Zugscherprüfungen<br />
(für die Verifizierung <strong>der</strong> vorher rechnerisch<br />
bestimmten Schweißzonenlänge) wurde die Geometrie für<br />
die gesamte Muffe festgelegt (Gesamtlänge: 580 mm,<br />
Schweißzonenlänge: 150 mm, Wanddicke: 115 mm).<br />
Produktionstechnik<br />
<strong>Im</strong> Rahmen dieses Kooperationsprojekts wurden verschiedene<br />
Produktionstechniken hinsichtlich <strong>der</strong>en Einsetzbarkeit<br />
näher untersucht. Dabei zeigte die Wickeltechnik<br />
enorme Vorteile gegenüber <strong>der</strong> herkömmlichen Extrusionstechnik<br />
beson<strong>der</strong>s in Hinsicht auf die Fertigung kleiner<br />
Stückzahlen. Einer <strong>der</strong> Vorteile <strong>der</strong> Wickeltechnik ist die<br />
Möglichkeit einen zusätzlichen Heizkreis in die Rohrwand<br />
in beliebiger Tiefe einzubringen. Dieser kann zur Erzeugung<br />
einer Volumenzunahme (z. B. zur Schließung des<br />
Ringspalts) und/o<strong>der</strong> als „Vorwärmung“ vor dem eigentlichen<br />
Schweißvorgang eingesetzt werden.<br />
Neben den mechanischen Eigenschaften wurden bei<br />
den produzierten Muffen die Eigenspannungen nach <strong>der</strong><br />
Methode von Prof. Jansen und die Homogenität bestimmt.<br />
3 / 2011 171
<strong>Im</strong> Fokus<br />
KunststoffschweiSStechnik<br />
Durch Anpassung und Optimierung <strong>der</strong> Verfahrensparameter<br />
wurde eine geringere Verreckung des Schmelzebandes<br />
erreicht, was zu einem optimierten Spannungsverteilungszustand<br />
in <strong>der</strong> Muffe führte und die geometrischen<br />
Eigenschaften verbesserte.<br />
Bild 4: Temperaturverlauf in <strong>der</strong> Schweißnaht (T1 und T4 axial außenliegende,<br />
T2 und T3 axial mittig liegende Heizwendel) während und nach<br />
<strong>der</strong> Schweißung<br />
Muffe<br />
Muffe<br />
Bild 5: Zugfestigkeiten an den geschweißten Probekörpern<br />
SchweiSSparameter<br />
Für die festgelegte Muffengeometrie mussten geeignete<br />
Parameter entwickelt werden. Dafür wurden aufgrund<br />
von vielen verän<strong>der</strong>lichen und zusammenhängenden Abhängigkeiten<br />
stark vereinfachte Annahmen getroffen. Bei<br />
<strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong> Parameter wurden außerdem die<br />
zeitabhängige Energie und Temperatur als Kerngrößen betrachtet.<br />
Die Schweißzeit ergibt sich aus <strong>der</strong> zeitabhängigen<br />
Leistung und <strong>der</strong> Energie, die in die Muffe während <strong>der</strong><br />
Schweißung vom Schweißgerät abgegeben wird. Durch die<br />
auf <strong>der</strong> Baustelle zur Verfügung stehenden Spannung (üblicherweise<br />
ca. 40 V) kann die einzubringende Energie nur<br />
über den Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Muffe variiert werden. Um die<br />
Schweißzeit so gering wie möglich zu halten, sollte die maximale<br />
Anfangsleistung des Schweißgerätes ausgenützt<br />
werden. Da jedoch die Temperatur <strong>der</strong> Heizwendel direkt<br />
mit <strong>der</strong> Leistung (über den steigenden Wi<strong>der</strong>stand bei erhöhter<br />
Temperatur) verknüpft ist und PE-HD ab einer Temperatur<br />
von ca. 250 °C in Sauerstoffumgebung sich zu zersetzen<br />
beginnt, darf diese nicht zu hoch gewählt werden.<br />
Für die Heizdrahtauswahl kommen aufgrund <strong>der</strong> elektrischen<br />
Eigenschaften nur wenige Metalle in Frage. Ein<br />
gutes Preis-Leistungsverhältnis ist bei Kupfer gegeben.<br />
Für die Auswahl <strong>der</strong> Drahtgeometrie wurden die Anfangsleistung<br />
des Schweißgeräts, die Schweißzeit und <strong>der</strong> Gesamtwi<strong>der</strong>stand<br />
des Heizkreises betrachtet (vgl. Bild 3).<br />
Bei einem Kupferdraht (D = 1,6 mm) ergibt sich durch<br />
die gegebene Geometrie <strong>der</strong> Muffe ein Wi<strong>der</strong>stand von<br />
0,41 Ohm (mit einer Anfangsleistung von ca. 4,8 kW bei<br />
einer Maximalleistung des Schweißgeräts von 5 kW). Unter<br />
Berücksichtigung des relativ hohen Temperaturkoeffizienten<br />
des elektrischen Wi<strong>der</strong>standes von Kupfer muss<br />
die Schweißzeit verlängert werden. Die gesamte Schweißzeit<br />
ergibt sich daher zu ca. 42 Minuten (vgl. Bild 3). Die<br />
Temperaturentwicklung <strong>der</strong> Heizwendel hängt außerdem<br />
von <strong>der</strong> axialen Position in <strong>der</strong> Muffe ab. So konnten in<br />
den Vorversuchen in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Schweißzone ca. 20 °C<br />
höhere Temperaturen festgestellt werden, als in den<br />
Randbereichen <strong>der</strong> Muffe (Bild 4).<br />
Betrachtet man die Energie als Flächenintegration <strong>der</strong><br />
Leistung über die Zeit als Kerngröße, kann eine mittlere<br />
zeitabhängige Leistung berechnet werden. Mit <strong>der</strong> mittleren<br />
Leistung konnte anschließend <strong>der</strong> Parameter<br />
„Schweißzeit“ berechnet werden. Für eine mittlere Leistung<br />
von ca. 3.200 Watt ergibt sich somit eine Schweißzeit<br />
von ca. 45 Minuten für eine 1.000 mm Muffe.<br />
Durch den Einbau üblicher Steckverbindungen und die<br />
Erstellung eines Barcodes konnten die Muffen mit handelsüblichen<br />
Schweißgeräten geschweißt werden.<br />
Mechanische Prüfung<br />
Es wurden mehrere Muffen mit den neu entwickelten<br />
Schweißparametern geschweißt und anschließend die Pa-<br />
172 3 / 2011
Bild 6: Schweißung einer 1.000 mm Muffe<br />
Bild 7: Spannelement<br />
rameter durch mechanische Prüfungen verifiziert. Bild 5<br />
zeigt die entsprechenden Festigkeiten und exemplarisch<br />
Bruchbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> geschweißten Verbindungen.<br />
Beim Vergleich <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Zugprüfungen von<br />
geschweißten Proben mit denen des ungeschweißten Materials<br />
lassen sich so genannte Schweißfaktoren berechnen.<br />
Die erreichten Kurzzeitzug-Schweißfaktoren lagen<br />
dabei im Bereich zwischen 0,90 und 0,94. Das duktile<br />
Bruchverhalten <strong>der</strong> einzelnen Probekörper deutete auf eine<br />
qualitativ hochwertige Verbindung hin.<br />
Die anschließenden Messungen <strong>der</strong> Oxidations-Induktions-Zeit<br />
(OIT) in <strong>der</strong> Schweißzone deuteten auf einen sehr<br />
geringen Stabilisatorabbau hin, das ebenso einen Hinweis<br />
auf die optimal entwickelten Schweißparameter liefert.<br />
Zeitstand-Innendruckversuch<br />
Für den Zeitstand-Innendruckversuch wurde eine 1.000<br />
mm Verbindung hergestellt. Die Rohre wurden mit einem<br />
Vorschweißbund und mit Hilfe einer Los-Blindflanschverbindung<br />
an den Enden verschlossen (vgl. Bild 6).<br />
Eine Zeitstand-Innendruckprüfung wurde nach DIN EN<br />
12201-3 in Anschluss an die Vorkonditionierung von 24<br />
Stunden mit folgenden Prüfbedingungen durchgeführt:<br />
Zeit:<br />
100 h<br />
Temperatur: 20 °C<br />
Umfangsspannung: 12,4 MPa<br />
Prüfdruck: 24,8 bar<br />
Die Zeitstand-Innendruckprüfung wurde erfolgreich<br />
durchgeführt und die von <strong>der</strong> DIN EN 12201-3 an eine<br />
Heizwendelschweißverbindung gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
erfüllt.<br />
Der Zeitstand-Innendruckversuch bestätigte somit<br />
die optimierten Schweißparameter für eine Heizwendelschweißverbindung<br />
für Rohre 1.000 mm.<br />
Bewertung <strong>der</strong> Ergebnisse<br />
In Rahmen dieses Projekts wurden Heizwendelschweißparameter<br />
für Rohrsysteme mit großen Durchmessern<br />
erfolgreich entwickelt und überprüft. Mit Hilfe eines mathematischen<br />
Tools, das auf mehreren Extrapolationen<br />
basiert, können dabei die entsprechenden Parameter auch<br />
auf die zu schweißende Rohrdurchmesser (bis zu einem<br />
Außendurchmesser von 2.500 mm) angepasst werden.<br />
Die Prüfung bzw. Verifizierung <strong>der</strong> Qualität solcher<br />
Verbindungen (z. B. durch Zeitstand-Innendruckprüfungen)<br />
war jedoch aus technischen Gründen nur bis zu einem<br />
Außendurchmesser von 1.000 mm möglich.<br />
In dieser Forschungsarbeit wurde insbeson<strong>der</strong>e auf die<br />
Energienutzung (Haupteinflussfaktor bei <strong>der</strong> Parameterentwicklung)<br />
während des Schweißvorgangs eingegangen.<br />
Als Störfaktoren (zunehmend mit steigendem Durchmesser)<br />
haben sich allerdings bei den Schweißungen die<br />
Ovalitäten <strong>der</strong> Rohre und <strong>der</strong> Muffen im Laufe des Projekts<br />
herauskristallisiert. Probleme bei <strong>der</strong> Verarbeitung<br />
von Großrohren waren allerdings in erster Linie auf Formabweichungen<br />
(Ovalität und Abplattungen) zurückzuführen.<br />
Für die Verbesserung des Passungsverhältnisses bei<br />
Muffenbauteilen und Spaltüberbrückung während des<br />
Schweißvorgangs könnte z. B. eine Vorwärmtechnik ein-<br />
3 / 2011 173
<strong>Im</strong> Fokus<br />
KunststoffschweiSStechnik<br />
ren kann. Um diesem Problem zu begegnen, bietet sich<br />
<strong>der</strong> Einsatz eines beschichteten Drahts mit einer temperaturstabilen,<br />
nichtleitenden Beschichtung an.<br />
Danksagung<br />
Das Vorhaben (SKZ-Nr. KF 2012501 VT8 und Frank &<br />
Krah Wickelrohr GmbH-Nr. KF 02006702 VT8) wurde<br />
über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen<br />
„Otto von Guericke“ e.V. (AiF) im Rahmen<br />
des „ZIM - Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand“<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />
(BMWi) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />
geför<strong>der</strong>t. Wir danken herzlichst dem BMWi für<br />
die Finanzierung dieses Forschungsvorhabens.<br />
Autoren<br />
Dr. Benjamin Baudrit<br />
Süddeutsches Kunststoff-Zentrum<br />
Dipl.-Ing. Eduard Kraus<br />
Süddeutsches Kunststoff-Zentrum<br />
Tel.: +49 931 / 4104-180<br />
E-Mail: b.baudrit@skz.de<br />
Dr.-Ing. Peter Heidemeyer<br />
Süddeutsches Kunststoff-Zentrum<br />
Tel.: +49 931 / 4104-111<br />
E-Mail: p.heidemeyer@skz.de<br />
Prof. Dr.-Ing. Martin Bastian<br />
Süddeutsches Kunststoff-Zentrum<br />
Tel.: +49 931 / 4104-235<br />
E-Mail: m.bastian@skz.de<br />
Dipl.-Ing. Jürgen Kern<br />
Frank & Krah Wickelrohr GmbH<br />
Tel.: +49 6036 / 98 98-510<br />
E-Mail: j.kern@frank-krah.de<br />
Wjatscheslaw Neufeld<br />
Frank & Krah Wickelrohr GmbH,<br />
Wölfersheim<br />
Tel.: +49 6036 / 9898-551<br />
E-Mail: w.neufeld@frank-krah.de<br />
gesetzt werden. Alternativ können auch verschiedene<br />
Spannelemente zur Reduzierung <strong>der</strong> entstehenden Spalte<br />
eingesetzt werden (siehe Bild 7).<br />
Bei <strong>der</strong> Vorwärmtechnik nimmt die Bedeutung einzelner<br />
variabler Faktoren zu. Hierbei spielt auch z. B. <strong>der</strong> zeitliche<br />
Abstand zwischen <strong>der</strong> Vorwärmung und dem Beginn<br />
<strong>der</strong> Schweißung eine bedeutende Rolle. Es ist denkbar,<br />
dass dieser zeitliche Abstand bereits als fester Parameter<br />
in den Schweißvorgang einfließen (im Barcode integriert)<br />
muss, so dass mögliche Fehler auf <strong>der</strong> Baustelle vermieden<br />
werden können.<br />
Die Fließvorgänge in <strong>der</strong> Fügeebene während des<br />
Schweißens können zu Verschiebungen einzelner Drähte<br />
bis hin zum Kontakt mit einem „Nachbardraht“ führen, was<br />
zu einem vorzeitigen Abbruch des Schweißvorganges füh-<br />
BUCH-<br />
TIPP<br />
FACHLITERATUR BESTELLEN ÜBER:<br />
www.vulkan-verlag.de<br />
info@vulkan-verlag.de<br />
Tel.: +49 201 82002 14<br />
Fax: +49 201 82001 40<br />
174 3 / 2011
smart meter<br />
smart grid<br />
smart energy 2.0<br />
Intelligente Wege <strong>der</strong><br />
effizienten Energieverteilung<br />
18.05.2011, Essen • 09:00 – 17:30 Uhr • Atlantic Congress Hotel Essen • www.gwf-smart-metering.de<br />
Programm-Höhepunkte<br />
Wann und Wo?<br />
Mo<strong>der</strong>ation: Dr.-Ing. Ulrich Wernekinck,<br />
Technischer Geschäftsführer <strong>der</strong> RWE<br />
Westfalen-Weser-Ems-Verteilnetz GmbH<br />
Rahmenbedingungen für Smart Meter +<br />
Smart Grid in Deutschland<br />
Alexan<strong>der</strong> Kleemann (Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Technologie)<br />
Neue Konzepte dezentral vernetzter Energiesysteme<br />
– Bestandsaufnahme und Ausblick<br />
Prof. Michael Laskowski (RWE Metering GmbH)<br />
DVGW Innovationsoffensive – Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
das Netzmanagement bei Konvergenz von Gas<br />
und Strom<br />
Dr.-Ing. Hartmut Krause (DBI Gas- und<br />
Umwelttechnik GmbH)<br />
Smart Metering aus metrologischer Sicht<br />
Dr. Helmut Többen (Physikalisch-Technische Bundesanstalt)<br />
Konzepte <strong>der</strong> europäischen<br />
Gaswirtschaft Smart Gas Grid<br />
Roger Kohlmann (Bundesverband <strong>der</strong><br />
Energie- und Wasserwirtschaft e.V.)<br />
Gasnetze als Energiespeicher <strong>der</strong> Zukunft<br />
Dr. Gerald Linke (E.ON Ruhrgas AG)<br />
Thema: smart meter – smart grid –<br />
smart energy 2.0<br />
Intelligente Wege <strong>der</strong> effizienten<br />
Energieverteilung<br />
Veranstalter: gwf Gas / Erdgas, figawa<br />
Termin: Mittwoch, 18.05.2011,<br />
9:00 – 17:30 Uhr<br />
Ort: Atlantic Congress Hotel Essen<br />
Zielgruppe: Mitarbeiter von Stadtwerken,<br />
Energieversorgungs unternehmen,<br />
Dienstleistern und <strong>der</strong> Geräteindustrie<br />
Teilnahmegebühr:<br />
gwf-Abonnenten /<br />
figawa-Mitglie<strong>der</strong>: 600,00 €<br />
Firmenempfehlung: 650,00 €<br />
Nichtabonnenten/-mitglie<strong>der</strong>: 680,00 €<br />
<strong>Im</strong> Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen sowie das<br />
Catering (2x Kaffee, 1x Mittagessen)<br />
Veranstalter<br />
Mehr Information und Online-Anmeldung unter<br />
www.gwf-smart-metering.de<br />
Fax-Anmeldung: 089 - 450 51-207 o<strong>der</strong> Online-Anmeldung: www.gwf-smart-metering.de<br />
Ich bin gwf-Abonnent<br />
Ich bin figawa-Mitglied<br />
Ich komme auf Empfehlung von Firma: .............................................................................................................................................................................................<br />
Ich bin Nichtabonnent/kein figawa-Mitglied<br />
Vorname, Name des Empfängers<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
Firma/Institution<br />
E-Mail<br />
Straße/Postfach<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Nummer<br />
✘<br />
Ort, Datum, Unterschrift
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Beurteilungskriterien für lokale<br />
Wanddickenmin<strong>der</strong>ungen an in<br />
Betrieb befindlichen<br />
Gashochdruckleitungen<br />
Von Georg Haß, Ulrich Hoffmann, Jürgen Konarske, Thorsten Soppa und Michael Steiner<br />
Zusammenfassung: Durch den TÜV Nord, die Salzgitter Mannesmann Forschung und den DVGW wurde<br />
untersucht, welche Verfahren zur Bewertung von lokalen Wanddickenmin<strong>der</strong>ungen an in Betrieb befindlichen<br />
Gashochdruckleitungen in <strong>der</strong> Literatur existieren und welche davon mit sinnvollen Grenzkriterien eine Bewertung<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Zulässigkeit zulassen. Auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> im Rahmen des Projektes durchgeführten<br />
Literaturstudie und zusätzlicher Berechnungen wurde eine vergleichende Bewertung <strong>der</strong> verfügbaren Verfahren<br />
vorgenommen.<br />
Die Bewertung ergab, dass mehrere Verfahren existieren, die aufgrund des vorhandenen Sicherheitskonzeptes<br />
und <strong>der</strong> allgemeinen Verfügbarkeit angewendet werden können. Es wurde festgestellt, dass bei Berücksichtigung<br />
aller festigkeitsrelevanten Faktoren – nahezu unabhängig vom Verfahren – Berstsicherheiten im Bereich<br />
von 1,8 bis 2,0 verwendet werden.<br />
Perspektivisch muss es Zielsetzung sein, ein für Deutschland einheitliches und in sich schlüssiges Bewertungskonzept<br />
für lokale Wanddickenmin<strong>der</strong>ungen in Gashochdruckleitungen festzuschreiben, um Unsicherheiten<br />
und/o<strong>der</strong> Fehlinterpretationen zu vermeiden.<br />
Vorbemerkungen<br />
Das Auffinden von lokalen Wanddickenmin<strong>der</strong>ungen an in<br />
Betrieb befindlichen Gashochdruckleitungen führt in <strong>der</strong><br />
Praxis häufig zu Problemen bei <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Zulässigkeit,<br />
da keine eindeutigen Vorgaben des deutschen Regelwerks<br />
existieren.<br />
Zur Klärung <strong>der</strong> vorgenannten Frage hat das TK<br />
Gastransportleitungen des DVGW beschlossen, sich dieser<br />
Fragestellung anzunehmen. Vor <strong>der</strong> endgültigen Entscheidung<br />
über die Durchführung eines größeren F+E-<br />
Vorhabens wurde zunächst jedoch eine Voruntersuchung,<br />
basierend auf einer Literaturrecherche, in Auftrag gegeben.<br />
Diese Voruntersuchung wurde als DVGW-F&E-Vorhaben<br />
G 2/01/05 „Beurteilungskriterien für lokale Wanddickenmin<strong>der</strong>ungen<br />
an in Betrieb befindlichen Gashochdruckleitungen“<br />
durchgeführt. Hauptinhalt <strong>der</strong> Untersuchung<br />
sollte es sein, vorhandene Verfahren zu untersuchen,<br />
die in Praxis einfach angewandt werden können.<br />
Auf Grundlage dieser Vorgabe wurden durch das TK<br />
Gastransportleitungen die folgenden inhaltlichen Vorgaben<br />
für die Untersuchung festgelegt:<br />
1. Benennung möglicher Verfahren zur Behandlung <strong>der</strong><br />
Problematik<br />
2. Theoretische Grundlagen, Darstellung <strong>der</strong> Theorien <strong>der</strong><br />
betrachteten Formalismen und Angabe <strong>der</strong> Formeln<br />
3. Angabe von implizit enthaltener Sicherheiten<br />
4. Dezidierte Beschreibung <strong>der</strong> „Sicherheit gegen was?“<br />
5. Einfluss und Abhängigkeit von Werkstoffparametern<br />
6. Darstellung <strong>der</strong> Grenzen für das jeweilige Verfahren<br />
Die in <strong>der</strong> Literaturrecherche ermittelten, unterschiedlichen<br />
Verfahren sind an diesen Parametern zu spiegeln und<br />
auf ihre Anwendbarkeit hin zu vergleichen. Darüber hinaus<br />
sollten Vergleichsberechnungen durchgeführt und mit<br />
vorhandenen Werten verglichen werden. Das F&E-Vorhaben<br />
G 2/01/05 ist abgeschlossen und die Ergebnisse<br />
sind in einem Bericht [1], <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> DVGW-Homepage<br />
(http://www.dvgw.de/mein-dvgw/exklusive-angebote/<br />
forschungsprojekte/gas/abgeschlossene-projekte/) verfügbar<br />
ist, dargestellt worden. <strong>Im</strong> Folgenden werden die<br />
wesentlichen Resultate <strong>der</strong> Untersuchung vorgestellt und<br />
erläutert.<br />
Einleitung<br />
Das Regelwerk für Gashochdruckleitungen des DVGW<br />
verlangt, dass die unter Berücksichtigung <strong>der</strong> für die<br />
Auslegung vorgegebenen Sicherheitsbeiwerte S (S Y<br />
gegen<br />
Streckgrenze) für überwiegend ruhende Belastung<br />
die entsprechenden Mindestwanddicken nicht unter-<br />
176 3 / 2011
schritten werden. Diese Situation führt dazu, dass nach<br />
langjähriger Betriebszeit beim Auffinden von lokalen<br />
Wanddickenmin<strong>der</strong>ungen infolge Korrosion o<strong>der</strong> infolge<br />
Schleifstellen – wie etwa nach einer Intelligenten Molchung<br />
– entsprechende Rohrstücke entwe<strong>der</strong> ausgetauscht<br />
o<strong>der</strong> durch aufwändige Verstärkungsmaßnahmen<br />
rehabilitiert werden müssten. Hierbei wird oft nicht<br />
berücksichtigt, dass Gashochdruckleitungen nach den<br />
einschlägigen DVGW-Arbeitsblättern „elastisch“ gegen<br />
die Streckgrenze R t 0,5<br />
bemessen werden und dass bei<br />
Vorliegen einer Wanddickenmin<strong>der</strong>ung plastische Reserven<br />
des Rohrmaterials genutzt werden könnten.<br />
Der DVGW ließ durch die Salzgitter Mannesmann Forschung<br />
GmbH und die RWTÜV Systems GmbH (Unternehmensgruppe<br />
des TÜV Nord) untersuchen, welche Verfahren<br />
zur Bewertung von Wanddickenmin<strong>der</strong>ungen an in<br />
Betrieb befindlichen Gashochdruckleitungen bereits existieren.<br />
Dabei sollte für die untersuchten Methoden herausgestellt<br />
werden, welche Kriterien zur Beurteilung <strong>der</strong><br />
Tragfähigkeit <strong>der</strong> Leitungen angewandt werden und unter<br />
welchen Bedingungen Wanddickenmin<strong>der</strong>ungen zugelassen<br />
werden können.<br />
Vorgehen<br />
Zur Beurteilung <strong>der</strong> Resttragfähigkeit korrodierter Rohrbauteile<br />
liegen in <strong>der</strong> Literatur eine Vielzahl von Verfahren<br />
vor. Nahezu alle <strong>der</strong> untersuchten elf Berechnungsmethoden<br />
basieren auf einem vergleichbaren Sicherheitskonzept<br />
<strong>der</strong> zulässigen Spannungen, wobei insgesamt<br />
acht Methoden <strong>der</strong> einschlägigen Literatur und drei Verfahren<br />
technischen Regelwerken entnommen wurden [1].<br />
Für alle Modelle wurde <strong>der</strong> Anwendungsbereich mitsamt<br />
<strong>der</strong> geltenden Grenzen sowie die explizit angegebene Sicherheiten<br />
gegenübergestellt. Für die statistische Bewertung<br />
<strong>der</strong> betrachteten Berechnungskonzepte wurden die<br />
Ergebnisse aus 21 Bauteilversuchen aus <strong>der</strong> Literatur an<br />
Behältern mit den Ergebnissen <strong>der</strong> Berechnungen verglichen.<br />
Dabei wurden die für diesen Datensatz vorliegenden<br />
impliziten Sicherheiten ermittelt. Aus den explizit angegebenen<br />
und den berechneten impliziten Sicherheit sowie<br />
<strong>der</strong> Streuung <strong>der</strong> Daten wurde die Genauigkeit <strong>der</strong><br />
Modelle bestimmt.<br />
Berechnungsmodelle<br />
Sämtliche elf untersuchten Modelle aus <strong>der</strong> Literatur lassen<br />
eine Berechnung des Versagens durch Bersten zu [1].<br />
Vier dieser Verfahren sind einfach anzuwenden und enthalten<br />
ein Sicherheitskonzept mit einem expliziten Sicherheitsbeiwert.<br />
Diese Verfahren werden im Folgenden kurz<br />
vorgestellt.<br />
Mit <strong>der</strong> Empfehlung B31G „Manual for Determining<br />
the Remaining Strength of Corroded Pipelines“ des internationalen<br />
Standards ASME B31, lässt sich ermitteln,<br />
ob eine Korrosionsstelle gerade noch zulässig ist, o<strong>der</strong><br />
ob diese zu reparieren ist [2]. Der zulässige Betriebsdruck<br />
<strong>der</strong> Korrosionsstelle wird über die Kesselformel<br />
mitsamt eines Geometriefaktors (Foliasfaktor) bestimmt.<br />
Das Profil <strong>der</strong> Wanddickenmin<strong>der</strong>ung wird hier<br />
durch eine Parabel approximiert. Dieses Verfahren zeigt<br />
für längere Wanddickenmin<strong>der</strong>ungen aufgrund <strong>der</strong> abrupten<br />
Än<strong>der</strong>ung des berechneten, zulässigen Druckes<br />
eine physikalisch kaum zu rechtfertigende Unstetigkeitsstelle.<br />
Es ist darüber hinaus für sehr konservative<br />
Prognosen bekannt.<br />
Eine gegenüber ASME B31G verfeinerte Variante wurde<br />
von Kiefner und Vieth entwickelt [3] und in dem Computerprogramm<br />
RSTRENG implementiert. Hier sind genauere<br />
Angaben zum Korrosionsprofil notwendig, um einen<br />
„Ersatzfehler“ zu ermitteln, <strong>der</strong> ähnlich wie nach AS-<br />
ME B31G berechnet wird. Weiterhin sind die Versagensspannung<br />
und <strong>der</strong> Foliasfaktor weniger konservativ in<br />
Ansatz gebracht. Unter bestimmten Umständen kann<br />
RSTRENG auch zur Beurteilung korrosionsgeschädigter<br />
UP-Schweißnähte herangezogen werden. Zur Anwendung<br />
für Gashochdruckleitungen gemäß dem DVGW-Regelwerk<br />
wurde für beide Verfahren in [1] <strong>der</strong> dort zu verwendende<br />
Sicherheitsbeiwert S (S Y<br />
) sinngemäß angepasst.<br />
Das für längsorientierte, rissartige Defekte entwickelte<br />
aber auch für flächige Wand dickenmin<strong>der</strong>ungen anwendbare<br />
Verfahren von Jäger [4] verwendet dimensionslose<br />
Kennzahlen zur Beschreibung <strong>der</strong> Tragfähigkeit<br />
einer Fehlstelle unter statischer Innendruckbelastung. Als<br />
Sicherheitsbeiwert gegenüber Bersten wurde unter Zugrundelegung<br />
dieses Verfahrens beim TÜV Nord <strong>der</strong> Wert<br />
S T<br />
= 1,80 verwendet [5]. Liegt <strong>der</strong> Dimensionierung <strong>der</strong><br />
Gashochdruckleitung ein höherer Sicherheitsbeiwert als<br />
S Y<br />
= 1,6 zu Grunde, ist die einzuhaltende Sicherheit von<br />
S T<br />
= 1,80 entsprechend linear zu erhöhen.<br />
Die „Recommended Practice F101“ nach Det Norske<br />
Veritas (DNV) beschreibt ein Verfahren zur Bewertung<br />
lokaler Korrosion unter statischer Innendruckbelastung<br />
[6]. Das auf analytischen Ansätzen und FEM-Berechnungen<br />
basierende Modell wurde an insgesamt 138<br />
Berstversuchen verifiziert. Es werden zwei alternative<br />
Methoden (Teil A o<strong>der</strong> B) beschrieben. In dem Teil A<br />
wird ein Verfahren beschrieben, das auf <strong>der</strong> Grundlage<br />
von „Limit State Design-Betrachtungen“ mit Teilsicherheitsbeiwerten<br />
arbeitet und die Unsicherheiten <strong>der</strong><br />
Fehlerbewertung (z.B. aus durchgeführten Molchungen)<br />
und <strong>der</strong> Werkstoffparameter berücksichtigt. In [1]<br />
wurde die Methode aus Teil B vorgestellt, die sich auf<br />
die Ermittlung zulässiger Spannungen verbunden mit<br />
einem globalen Sicherheitsbeiwert stützt. Bei Anwendung<br />
für Leitungen gemäß dem DVGW-Regelwerk ergibt<br />
sich für die Spanne <strong>der</strong> Auslegungssicherheitsbeiwerte<br />
von S Y<br />
= 1,50 bis S Y<br />
= 1,60 ein Bereich für die Sicherheit<br />
gegen Bersten von S T<br />
= 1,67 bis S T<br />
= 1,78. Mit<br />
3 / 2011 177
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
dem Verfahren nach DNV ist weiterhin die Bewertung<br />
von mehreren nahe beieinan<strong>der</strong> liegenden und damit<br />
sich beeinflussenden Wanddickenmin<strong>der</strong>ungen (Interaktionen)<br />
sowie Zusatzbelastungen durch Längsspannungen<br />
möglich.<br />
Ergebnis <strong>der</strong> Untersuchung<br />
<strong>Im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Untersuchung wurden elf Verfahren zur<br />
Bewertung lokaler Defekte (Korrosionsstellen) beschrieben.<br />
Zur statistischen Bewertung <strong>der</strong> betrachteten Berechnungsmodelle<br />
wurden die Ergebnisse aus 21 Bauteilversuchen<br />
– die <strong>der</strong> Literatur entnommen wurden – mit<br />
den Ergebnissen <strong>der</strong> Berechnungen verglichen.<br />
In einer abschließend durchgeführten Bewertung wurden<br />
die Eigenschaften <strong>der</strong> Verfahren gegenübergestellt.<br />
Unter an<strong>der</strong>em wurde auf die praktische Handhabung, die<br />
Genauigkeit <strong>der</strong> Modelvorhersagen und das Sicherheitskonzept<br />
eingegangen. Die Ergebnisse dieser Bewertung<br />
sind in <strong>der</strong> Tabelle 1 zusammengefasst.<br />
Literatur<br />
[1] Zimmermann; Lücking: Beurteilungskriterien für lokale<br />
Wanddickenmin<strong>der</strong>ungen an in Betrieb befindlichen<br />
Gashochdruckleitungen, Salzgitter Mannesmann<br />
Forschung, August 2009<br />
[2] American National Standards Institute (ANSI)/<br />
American Society of Mechanical Engineers (ASME):<br />
Manual for determining the remaining strength of<br />
corroded pipelines, ASME B31G, 1991<br />
[3] Kiefner, J. F.; Vieht, P. H.: A modified criterion for<br />
evaluating the remaining strength of corroded<br />
pipeline, Batelle Memorial Institute, PRCI Bericht<br />
Nr. PR‐3‐805, 1989<br />
[4] Jäger, P.: Service-Life Assessment of Defective<br />
Pipelines un<strong>der</strong> Internal Pressure using Dimensionless<br />
Coefficients. Dissertation, Technische Universität<br />
München, 1976<br />
[5] Mackenstein, P.; Schmidt, W.: Beurteilung von<br />
fehlerhaften Pipelinerohren – Verfahren und<br />
Bewertungskriterien. <strong>3R</strong> International 34 (1995)<br />
S. 667-673<br />
[6] Det Norske Veritas Recommended Practice-F101,<br />
Corroded pipelines, Okt. 2004,PR-3-805<br />
Verfahren Anwendung Genauigkeit (Vergleich mit 21 Berstversuchen Sicherheitskonzept<br />
TÜV Nord und<br />
Rheinland (Jäger<br />
1973)<br />
einfache Anwendung z. B.<br />
mit Tabellenkalkulation<br />
ASME B31G einfache Anwendung z. B.<br />
mit Tabellenkalkulation<br />
Rstreng<br />
Software (Lizenz)<br />
erfor<strong>der</strong>lich<br />
DNV einfache Anwendung z. B.<br />
mit Tabellenkalkulation<br />
Hofbauer &<br />
Bachhuber<br />
einfache Anwendung z. B.<br />
mit Tabellenkalkulation<br />
Stewart et al. einfache Anwendung z. B.<br />
mit Tabellenkalkulation<br />
Choi et al. einfache Anwendung z. B.<br />
mit Tabellenkalkulation<br />
Zhu & Leis einfache Anwendung z. B.<br />
mit Tabellenkalkulation<br />
Netto et al. einfache Anwendung z. B.<br />
mit Tabellenkalkulation<br />
KaRo<br />
Engbert et al.<br />
(optischer Scanner<br />
und FEM)<br />
Software (Lizenz)<br />
erfor<strong>der</strong>lich, einfache<br />
Anwendung<br />
Software (Lizenz)<br />
erfor<strong>der</strong>lich, für einzelne<br />
Stellen, hoher Aufwand<br />
weitere Beson<strong>der</strong>heiten<br />
gut, Wertebereich 80–90 %, geringe Streuung ja Bewertung auch hinsichtlich<br />
dynamischer Betriebsbel., auch<br />
scharfkantige Fehler<br />
mittel, Wertebereich 70–83 %, geringe Streuung,<br />
Unstetigkeitsstelle<br />
ja –<br />
schlecht, Wertebereich 50–100 %, mittlere Streuung ja –<br />
mittel, Wertebereich 70–110 %, mittlere Streuung ja Berücksichtigung sich<br />
beeinflussen<strong>der</strong> Fehlstellen<br />
sowie <strong>der</strong> Streuung <strong>der</strong><br />
Eingangsdaten<br />
mittel, Wertebereich 85–110 %, mittlere Streuung,<br />
Kurvenverlauf deutlich abweichend von Jäger/DNV/<br />
ASME, bei L < Da nicht konservativ, bei L > Da sehr<br />
konservativ<br />
nein –<br />
schlecht, Wertebereich 40–100 %, große Streuung nein Für Materialabtrag an <strong>der</strong><br />
Rohrinnenseite konzipiert<br />
mittel, Wertebereich 70–90 %, geringe Streuung nein –<br />
mittel, Wertebereich 75–115 %, mittlere Streuung nein –<br />
mittel, Wertebereich 80–110 %, mittlere Streuung nein –<br />
keine Bewertung durchgeführt (14 Berechnungen) ja Berücksichtigung sich<br />
beeinflussen<strong>der</strong> Fehlstellen<br />
keine Bewertung durchgeführt (3 Berechnungen);<br />
aufgrund optischer Defekterfassung und FEM<br />
Berechnung grundsätzlich hoch<br />
ja<br />
tatsächliche Fehlstellengeometrie<br />
Tabelle 1: Übersicht <strong>der</strong> untersuchten Verfahren zur Berechnung von lokalen Wanddickenmin<strong>der</strong>ungen<br />
178 3 / 2011
Autoren<br />
2 Hefte<br />
gratis<br />
zum<br />
Kennenlernen<br />
Georg Haß<br />
NetzDienste Rhein/Main GmbH,<br />
Frankfurt<br />
Tel.: +49 69 213-81361<br />
E-Mail: g.hass@nrm-netzdienste.de<br />
Jürgen Konarske<br />
RWE Westfalen-Weser-Ems<br />
Netzservice GmbH, Recklinghausen<br />
Tel.: +49 2361 38-1001<br />
E-Mail: juergen.konarske@RWE.com<br />
Sichere und effiziente<br />
Rohrleitungssysteme<br />
Nutzen Sie das Know-how<br />
<strong>der</strong> führenden Fachzeitschrift<br />
für die Entwicklung von<br />
Rohrleitungen, Komponenten<br />
und Verfahren im Bereich <strong>der</strong><br />
Gas- und Wasserversorgung,<br />
<strong>der</strong> Abwasserentsorgung, <strong>der</strong><br />
Nah- und Fernwärmeversorgung,<br />
des Anlagenbaus und<br />
<strong>der</strong> Pipelinetechnik.<br />
Mit zwei englischsprachigen<br />
Specials pro Jahr.<br />
Dr. Michael Steiner<br />
Leiter Integrität/Werkstofftechnik,<br />
Open Grid Europe GmbH, Essen<br />
Tel.: +49(0)201/3642-18290<br />
E-Mail: michael.steiner@open-grideurope.com<br />
<strong>3R</strong> erscheint in <strong>der</strong> Vulkan-Verlag GmbH, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen<br />
Vulkan-Verlag GmbH<br />
www.3r-international.de<br />
Vorteilsanfor<strong>der</strong>ung per Fax: +49 (0) 931 / 4170-492<br />
Ulrich Hoffmann<br />
VNG – Verbundnetz Gas AG<br />
Leipzig<br />
Tel.: +49 341 443-2734<br />
E-Mail: ulrich.hoffmann@vng.de<br />
Thorsten Soppa<br />
NG Netz Gas+Wasser<br />
Bau/Betrieb Hochdrucknetz<br />
Tel.: +49 (0) 441 4808 – 2380<br />
E-Mail: thorsten.soppa@ewe.de<br />
Ja, senden Sie mir die nächsten beiden Ausgaben des Fachmagazins <strong>3R</strong><br />
gratis zu.<br />
Nur wenn ich überzeugt bin und nicht innerhalb von 14 Tagen nach Erhalt des<br />
zweiten Hefts schriftlich absage, bekomme ich <strong>3R</strong> für zunächst ein Jahr<br />
(12 Ausgaben) zum Preis von € 263,- zzgl. Versand (Deutschland: € 27,- /<br />
Ausland: € 31,50) pro Jahr.<br />
Vorzugspreis für Schüler und Studenten (gegen Nachweis) € 131,50 zzgl.<br />
Versand pro Jahr.<br />
Firma/Institution<br />
Vorname, Nachname des Empfängers<br />
Straße/Postfach, Nr.<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
E-Mail<br />
Branche/Wirtschaftszweig<br />
✘<br />
Datum, Unterschrift<br />
PA<strong>3R</strong>IN0511<br />
Wi<strong>der</strong>rufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform<br />
(z.B. Brief, Fax, E-Mail) o<strong>der</strong> durch Rücksendung <strong>der</strong> Sache wi<strong>der</strong>rufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung<br />
in Textform. Zur Wahrung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Wi<strong>der</strong>rufs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sache an Leserservice<br />
<strong>3R</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg.<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege <strong>der</strong> laufenden Kommunikation<br />
werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anfor<strong>der</strong>ung erkläre ich mich damit<br />
einverstanden, dass ich vom Oldenbourg Industrieverlag o<strong>der</strong> vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon,<br />
per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung<br />
3 / 2011 kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.<br />
179
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Wasserstoff im<br />
Erdgasleitungsnetz<br />
Von Gert Müller-Syring<br />
Die zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien erfor<strong>der</strong>t einen zielgerichteten Ausbau des Stromnetzes und<br />
neue Möglichkeiten zur Speicherung von diskontinuierlich verfügbarer Elektroenergie. Die einzige saisonale<br />
Speichermöglichkeit, die über relevante Kapazitäten verfügt, ist das Erdgasleitungsnetz in das elektrolytisch<br />
erzeugter Wasserstoff bzw. Methan eingespeist werden kann. Hierzu sind die Entwicklung von Anlagenkonzepten<br />
zur Erzeugung von Wasserstoff bzw. Methan, sowie <strong>der</strong>en ökonomische und volkswirtschaftliche<br />
Bewertung ebenso essentielle Grundlagen, wie die Identifikation von technischen Grenzen <strong>der</strong> Wasserstoffzumischung<br />
zum Erdgas. Beide Fragestellungen werden von <strong>der</strong> DVGW-Innovationsoffensive adressiert und in<br />
entsprechenden Projekten untersucht.<br />
Entwicklung Erneuerbarer Energien<br />
und Speicheroptionen<br />
Gasversorgung in Europa<br />
Das Erdgasnetz ist eine über Dekaden gewachsene und<br />
stetig weiterentwickelte Infrastruktur. Es verfügt in Europa<br />
über eine Länge von ca. 2 Mio. km, versorgt mehr<br />
als 110 Mio. Kunden sicher, preisgünstig und umweltfreundlich<br />
mit Erdgas (Bild 1). Mit Hilfe von mehr als 130<br />
Untergrundspeichern werden saisonale Bedarfsschwankungen<br />
ausgeglichen und Interessen <strong>der</strong> strategisch sicheren<br />
Gasversorgung bedient [1].<br />
In Deutschland wurden 2008 mehr als 930 TWh Energie<br />
über das Erdgasnetz verteilt, was es zur kapazitätsstärksten<br />
Energieinfrastruktur macht. Die bestehende<br />
Erdgasinfrastruktur zeichnet sich durch eine hohe Verfügbarkeit,<br />
einer äußerst geringen Störungshäufigkeit,<br />
insbeson<strong>der</strong>e im Transportbereich, sowie eine hohe gesellschaftliche<br />
Akzeptanz aus.<br />
Weiterhin ist Erdgas <strong>der</strong> umweltfreundlichste fossile<br />
Energieträger und besitzt das Potenzial die CO 2<br />
Emission<br />
in Deutschland und <strong>der</strong> Welt durch die Substitution an<strong>der</strong>e<br />
fossiler Energieträger deutlich zu senken.<br />
Volatile Erzeugung von erneuerbaren Strom<br />
Der größte Anteil von erneuerbaren Energien im Strommix<br />
entfällt <strong>der</strong>zeit auf Windkraft. Der durch Windenergieanlagen<br />
(WEA) bereitgestellte Stromanteil belief sich<br />
im Jahr 2009 in Deutschland auf 7,58 % des Bruttostromverbrauches,<br />
was einer Energiemenge von etwa 40 TWh<br />
entspricht (installierte Leistung: 26 GW). Darüber hinaus<br />
sind zurzeit 32 Offshore-Windpark-Projekte mit einer<br />
Gesamtleistung von 27 GW an den Küstenregionen <strong>der</strong><br />
deutschen Nord- und Ostsee geplant. Weiterhin werden<br />
durch technisch sinnvolle und politisch unterstützte Maßnahmen<br />
(Repowering) zusätzliche Kapazitätssteigerungen<br />
erwartet. Ähnlich verhält es sich zukünftig mit Solarstrom<br />
aus Photovoltaikanlagen, <strong>der</strong>en installierte Leistung<br />
2009 rund 9,8 GW betrug und im Jahr 2010 um ca.<br />
8–9 GW ansteigen wird (Bild 2).<br />
Die Volatilität von Windenergie und Photovoltaik<br />
stellt hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an das Stromnetz, die nicht<br />
allein durch Netzausbaumaßnahmen und intelligentes<br />
Lastmanagement erfüllt werden können. Die Schaffung<br />
und Einbindung großer Speicherkapazitäten für elektrische<br />
Energie sind daher dringend erfor<strong>der</strong>lich. An<strong>der</strong>nfalls<br />
wäre perspektivisch <strong>der</strong> Lastabwurf von WEA und<br />
zukünftig auch Photovoltaikanlagen die verbleibende<br />
Möglichkeit, um in Phasen hoher Stromproduktion weiterhin<br />
die Netzstabilität zu gewährleisten. Dieser Weg<br />
ist aber we<strong>der</strong> sinnvoll, noch politisch und volkswirtschaftlich<br />
akzeptabel.<br />
Speicheroptionen<br />
Es existiert eine Vielzahl von Speichern für elektrische<br />
Energie, welche sich in Kapazität, Leistung und Speicherdauer<br />
deutlich unterscheiden.<br />
Pumpspeicherkraftwerke sind Stand <strong>der</strong> Technik und<br />
in <strong>der</strong> Lage, schnell (in <strong>der</strong> Regel innerhalb einer Minute)<br />
positive und negative Regelenergie bereitzustellen [4]. Die<br />
Energiespeicherung erfolgt in Form potenzieller Energie,<br />
die bei Bedarf in mechanische und letztendlich in elektrische<br />
Energie umgewandelt wird. Die Speicherdichte ist<br />
von <strong>der</strong> nutzbaren Höhendifferenz abhängig und liegt im<br />
Bereich zwischen 0,2 (∆H=100m) bis 1 kWh/m 3<br />
(∆H=500m), die Wirkungsgrade liegen zwischen 75 %<br />
und 85 % [4, 8].<br />
Druckluftspeicher sind von ihrer Leistung her mit <strong>der</strong><br />
von Pumpspeicherkraftwerken vergleichbar, weltweit sind<br />
jedoch erst zwei Anlagen (beide diabatisch) in Betrieb. Die<br />
180 3 / 2011
Energiespeicherung erfolgt in Form von komprimierter<br />
Luft, wobei die Speicherdichte vom Speicherdruck abhängig<br />
ist. Adiabatische Druckluftspeicher, bei denen die<br />
durch Kompression freiwerdende Wärme zum Vorwärmen<br />
<strong>der</strong> Luft vor <strong>der</strong> Entspannung genutzt wird, werden im<br />
Rahmen von Pilotanlagen erprobt. Bei diesen liegt <strong>der</strong><br />
Strom-zu-Strom-Wirkungsgrad bei bis zu 70 %. Die Differenzdrücke<br />
solcher Systeme betragen ca. 20 bar, die<br />
Speicherdichte liegt in diesem Fall mit ca. 3 kWh/m³ höher<br />
als die von Pumpspeicherkraftwerken.<br />
Eine weitere mechanische – jedoch hinsichtlich Dauer<br />
und Kapazität begrenzte – Speicheroption stellen die<br />
Schwungradspeicher dar. Sie dienen <strong>der</strong> kurzfristigen Bereitstellung<br />
von Leistungen zum Ausgleich von Schwankungen.<br />
Allerdings ist für <strong>der</strong>artige Anlagen mit relativ<br />
hohen Systemkosten von ca. 4000 €/kWh zu rechnen [7].<br />
Als elektrochemische Speicher stellen Batterien eine<br />
mittelfristige Leistungsreserve dar – <strong>der</strong>en Anwendung<br />
ist jedoch durch geringe Energie- und Leistungsdichten<br />
sowie durch die Lebensdauer sehr begrenzt [8]. Durch die<br />
beabsichtigte Integration mobiler Batterien zukünftiger<br />
Elektrofahrzeuge in das Stromnetz entstünde ein großer<br />
virtueller Batteriespeicher. Verfügbarkeit und Kapazität<br />
sind jedoch beschränkt und stark vom Nutzerverhalten<br />
abhängig.<br />
Eine direkte elektrische Speicherung ist mit Superkondensatoren<br />
(Supercaps) und supra leitenden Spulten<br />
(SMES) möglich. Beide haben zwar hohe Wirkungsgrade<br />
um 95 % [7], die Verlustraten bis zu 10 % pro Tag und die<br />
Systemkosten sind jedoch sehr hoch. Somit sind beide nur<br />
als Kurzzeitspeicher anwendbar.<br />
Chemische Energiespeicherung z. B. in Form von elektrolytisch<br />
erzeugtem Wasserstoff bietet, im Vergleich zu<br />
mechanischen, elektrischen und elektrochemischen Varianten,<br />
den Vorteil deutlich höherer Energiedichten. Die<br />
chemische Speicherung ist allerdings weniger effizient, da<br />
die erfor<strong>der</strong>lichen Umwandlungen verlustbehaftet sind.<br />
Die Speicherung z. B. von reinem Wasserwasserstoff<br />
ist in Salzkavernen analog zur Erdgasspeicherung möglich.<br />
Ein weiterer Weg ist die Zumischung des Wasserstoffgases<br />
zum Erdgas. Diese Variante bietet den Vorteil, dass die<br />
bestehende Infrastruktur des Erdgasnetzes inkl. <strong>der</strong> Untertagespeicher<br />
genutzt werden kann. Die Speicherkapazität<br />
ist in diesem Falle von den Zumischgrenzen von Wasserstoff<br />
im Erdgas und dem Erdgasvolumenstrom abhängig.<br />
In Bild 3 ist beispielhaft dargestellt, welche Speicherkapazitäten<br />
sich im Gesamterdgasnetz darstellen, wenn<br />
2 bzw. 5 Vol.-% Wasserstoff beigemischt werden. Es wird<br />
deutlich, dass bei einer Zumischung von 5 Vol.-% ca. 20 %<br />
des für 2020 erwarteten Windstromertrages aufgenommen<br />
werden könnten. Bei dieser Betrachtung wurden die<br />
Monatswerte des 2008 in Deutschland verteilten Erdgases,<br />
die monatliche Verteilung des Windstromertrages des<br />
Jahres 2009 und die Energie- und klimapolitischen Ziele<br />
für das Jahr 2020 berücksichtigt.<br />
Bild 1: Erdgastransportleitungen in Europa [2]<br />
Bild 2: Entwicklung des Anteils Erneuerbarer Energie an <strong>der</strong> Stromerzeugung<br />
[3]<br />
Bild 3: Speicherkapazitäten im Erdgasnetz bei Zumischung von 2 bzw.<br />
5 Vol.% Wasserstoff<br />
3 / 2011 181
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Bild 4: Charakterisierung verschiedener Energiespeicher nach Kapazität<br />
und Entnahmedauer [5]Einbindungsmöglichkeiten von regenerativen<br />
Energieträgern in das Erdgasleitungsnetz<br />
Bild 5: Schnittpunkte <strong>der</strong> Transportebenen des Erdgas- und<br />
Stromnetzes<br />
Bild 6: Übersicht zur Entwicklung und Prognose <strong>der</strong> Kapazität<br />
deutscher Untergrundgasspeicher<br />
Auch wenn die Gesamtbilanzen vermuten lassen, dass<br />
die erfor<strong>der</strong>liche Speicherkapazität ausreichend ist, wird<br />
erwartet, dass an konkreten Standorten in Starkwindperioden<br />
bzw. Zeiten mit hohem PV-Stromertrag die zu definierenden<br />
Grenzen für eine Zumischung von Wasserstoff<br />
zum Erdgas insbeson<strong>der</strong>e im Bereich <strong>der</strong> Verteilungsleitungen<br />
überschritten werden. Hier bietet, neben dem Einsatz<br />
alternativer Speichervarianten, die Umwandlung von<br />
Wasserstoff in Methan mit Nutzung von CO 2<br />
z.B. aus Biogasanlagen<br />
Vorteile. Der Transport und die Verteilung von<br />
Methan im Erdgasnetz sind unproblematisch und eine<br />
Nachnutzung des CO 2<br />
, bevor es in die Atmosphäre emittiert<br />
wird, wünschenswert.<br />
Hinsichtlich <strong>der</strong> Speicheroptionen kann zusammengefasst<br />
werden, dass die verschiedenen technischen Varianten<br />
für sehr unterschiedliche Anfor<strong>der</strong>ungen geeignet sind.<br />
Eine saisonale Speicherung von relevanten Mengen an Erneuerbarer<br />
Energie ist <strong>der</strong>zeit nur in chemisch gebundener<br />
Form (Wasserstoff o<strong>der</strong> Methan) vorstellbar (Bild 4).<br />
Schnittstellen <strong>der</strong> Energieinfrastrukturen<br />
Die Speicherung von erneuerbarer Energie im Erdgassystem<br />
setzt die Fähigkeit des Netzes voraus, die Energieträger<br />
Wasserstoff und Methan aufnehmen zu können.<br />
Hierzu ist es erfor<strong>der</strong>lich, neben <strong>der</strong> technischen Verträglichkeit<br />
des Mediums, die für Methan uneingeschränkt<br />
und für Wasserstoff in Grenzen gegeben ist, auch mögliche<br />
Übernahmeschnittstellen zwischen den Netzen sowie<br />
<strong>der</strong>en Kapazitäten zu betrachten. Hierbei stellt sich vorteilhaft<br />
dar, dass beide Energienetze (Strom- und Erdgasnetz)<br />
ähnliche Strukturen aufweisen. Große Energiemengen<br />
werden zentral erzeugt bzw. eingespeist, an Transport-<br />
an Verteilungsnetze übergeben, welche die Versorgung<br />
des größten Teiles <strong>der</strong> Endkunden sicherstellen. Bei<br />
<strong>der</strong> makroskopischen Betrachtung <strong>der</strong> Transportebene<br />
<strong>der</strong> Energienetze wird deutlich, dass eine Vielzahl von<br />
Schnittstellen für die Umwandlung von regenerativer<br />
Elektroenergie in speicherbare, gasförmige Medien existiert<br />
(Bild 5). Diese müssen hinsichtlich ihrer Eignung zur<br />
Übergabe relevanter Energiemengen untersucht werden.<br />
Für den Raum Berlin Brandenburg wird eine solche Betrachtung<br />
im Rahmen eines durch das „Kompetenznetzwerk<br />
Mineralölwirtschaft-Biokraftstoffe Brandenburg-<br />
Berlin“ geför<strong>der</strong>ten Projektes von DBI GUT durchgeführt.<br />
Ziel dieser Untersuchungen ist es, Vorzugsgebiete für die<br />
Einspeisung von Biogas und Windmethan zu identifizieren.<br />
Speicherkapazitäten in Deutschland<br />
Wie aus <strong>der</strong> Bild 5 entnommen werden kann, existieren in<br />
Deutschland bereits viele Untergrundspeicher für Erdgas.<br />
Diese sind in die Transportinfrastruktur integriert und<br />
stellen seit Jahrzehnten ein wesentliches Element für die<br />
sichere Versorgung mit Energie dar. Die Größe dieser<br />
Speicher ist meist nur Insi<strong>der</strong>n bekannt und wird von <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit nur selten wahrgenommen. In Bild 6 ist die<br />
182 3 / 2011
Bild 8: Stadtgasheizgerät für den häuslichen<br />
Gebrauch um 1960 [11]<br />
Bild 7: Einordnung <strong>der</strong> Wasserstoffzumischung in das Gasbeschaffenheitskennfeld<br />
[G260]<br />
Entwicklung des Arbeitsgasvolumens <strong>der</strong> Erdgasspeicher<br />
in Deutschland in <strong>der</strong> Vergangenheit und eine Prognose<br />
für die nächsten Dekaden dargestellt. Daraus lässt sich<br />
das enorme Potenzial für die Speicherung auch regenerativer,<br />
gasförmiger Medien ableiten. Denn sobald Gas in<br />
das Transportnetz eingespeist wurde stehen diese Kapazitäten<br />
für kurzfristige und saisonale Speicherung zur Verfügung.<br />
Einfluss von Wasserstoff auf die<br />
Gasversorgung<br />
Der Transport und die Verteilung von Methan im Erdgasleitungsnetz<br />
werden als unproblematisch eingeschätzt,<br />
da Methan <strong>der</strong> Hauptbestandteil von Erdgas ist. Die Zumischung<br />
von Wasserstoff zum Erdgas erfor<strong>der</strong>t jedoch<br />
eine Prüfung möglicher Beeinflussungen des Erdgasleitungsnetzes<br />
und <strong>der</strong> Verbraucher. Hierzu existieren bereits<br />
umfängliche Erfahrungen aus <strong>der</strong> Stadtgasära und<br />
Ergebnisse aus nationalen und internationalen Forschungsprojekten.<br />
Auf Grundlage des vorhandenen Wissens,<br />
welches gegenwärtig im DVGW F&E Projekt „Energiespeicherkonzepte“<br />
(G 1/07/10) zusammengefasst<br />
wird, sollten zukünftige Forschungsschwerpunkte gesetzt<br />
und Pilotprojekte initiiert werden.<br />
Die existierenden Normen und Regelwerke müssen tendenziell<br />
auf adäquate Grenzwerte für die Zumischung von<br />
Wasserstoff geprüft werden, um diesen Energiespeicherpfad,<br />
<strong>der</strong> gleichsam eine langfristige Aufgabe mit regenerativem<br />
Kontext für das Erdgasleitungsnetz bedeuten<br />
kann, nicht ungerechtfertigt zu belasten. <strong>Im</strong> Folgenden<br />
soll für eine Auswahl von Bereichen <strong>der</strong> Gasversorgung<br />
eine Einschätzung <strong>der</strong> Wasserstoffverträglichkeit auf<br />
Grundlage verfügbarer Untersuchungen und Literatur gegeben<br />
werden.<br />
Die Zumischung von Wasserstoff führt, je nach Konzentration,<br />
zu einer signifikanten Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gaskennwerte.<br />
Der Brennwert von Wasserstoff beträgt etwa ein<br />
Drittel des Brennwertes von Erdgas, so dass bei einer Zumischung<br />
von 20 Vol.-% Wasserstoff <strong>der</strong> Energieinhalt des<br />
Gasgemisches um etwa 15 % abnimmt. Der Wobbeindex<br />
hingegen, als Maß für die Wärmebelastung des Brenners,<br />
nimmt bei gleicher Zumischung nur um etwa 5 % ab, da<br />
aufgrund <strong>der</strong> gegenüber Erdgas deutlich geringeren Dichte<br />
von Wasserstoff eine Teilkompensation erreicht wird<br />
(Bild 7). Die Grenze für die Zumischung resultiert in diesem<br />
Zusammenhang aus dem DVGW-Regelwerk (G 260<br />
Gasbeschaffenheit und <strong>der</strong> G 685 Gasabrechnung).<br />
Mo<strong>der</strong>ne Brennwertgeräte für den häuslichen Gebrauch<br />
wurden im Rahmen des EU-Projekts NATURAL-<br />
HY [6] mit einem Erdgas-Wasserstoff-Gemisch mit bis<br />
zu 40 Vol.-% H 2<br />
über den Zeitraum von einem Jahr betrieben,<br />
ohne dass Störungen auftraten. In dieser Untersuchung<br />
wurden Abgaswerte, Effizienz und die interne<br />
Wärmebelastung <strong>der</strong> Geräte geprüft. Als einzige nachteilige<br />
Beeinflussung durch die Zumischung von Wasserstoff<br />
wurde eine geringfügige Leistungsreduktion <strong>der</strong><br />
Geräte festgestellt, die auf den verringerten Heizwert<br />
des Gasgemisches zurückzuführen ist. Die Toleranz gegenüber<br />
Erdgas-Wasserstoffgemischen <strong>der</strong> untersuchten<br />
Haushaltgeräte lässt sich aufgrund <strong>der</strong> Vielfalt verschiedener<br />
Gasendgeräte nicht pauschal auf alle Typen<br />
übertragen. Bei einer Zumischung von Wasserstoff im<br />
unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich werden<br />
jedoch auch bei den <strong>der</strong>zeit noch in Verwendung befind-<br />
3 / 2011 183
FachBEricht<br />
gasVErsorgung & PiPElinEBau<br />
lichen älteren Gasendgeräten keine Komplikationen erwartet.<br />
Bei <strong>der</strong> Verwendung von Erdgas als Kraftstoff ist die<br />
zulässige Wasserstoffkonzentration zurzeit auf 2 Vol.-%<br />
begrenzt [7]. Die Literaturauswertung zeigt, dass die Zumischung<br />
von Wasserstoff zum Erdgas sich, aufgrund <strong>der</strong><br />
erweiterten Zündgrenzen und <strong>der</strong> erhöhten Flammengeschwindigkeit,<br />
positiv auf die Verbrennung in Ottomotoren<br />
auswirkt. In Untersuchungen an <strong>der</strong> TU Graz konnte<br />
gezeigt werden, dass die Schadstoffemissionen von Erdgas-Wasserstoffgemischen<br />
gegenüber reinem Erdgas<br />
o<strong>der</strong> Benzin deutlich geringer ausfallen.<br />
Bei industriellen Anwendungen ist <strong>der</strong> Einfl uss von<br />
Wasserstoff auf die verschiedenen Prozesse stark von <strong>der</strong><br />
Konzentration im Erdgas und <strong>der</strong> Aufgabe des Energieträgers<br />
abhängig. Bei GUD-Kraftwerke werden bei geringen<br />
Konzentrationen marginale Leistungseinbußen erwartet.<br />
Höhere Konzentrationen machen auf Grundlage <strong>der</strong> verfügbaren<br />
Informationen den Einsatz von angepassten<br />
Brennern in den Gasturbinen notwendig. In <strong>der</strong> chemischen<br />
Industrie werden ca. 30 % des bezogenen Erdgases<br />
stofflich genutzt. Auch hier ist die verän<strong>der</strong>te Gaszusammensetzung<br />
mit den Verbrauchern auf die Prozesse<br />
abzustimmen.<br />
Die verfügbaren Informationen zu möglichen Einflüssen<br />
von Wasserstoffzumischungen auf Industrieprozesse<br />
sind <strong>der</strong>zeit nicht ausreichend um eine pauschale Aussage<br />
zu treffen. Weitergehende F&E-Aktivitäten sind zu dieser<br />
Thematik dringend erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Auch bei <strong>der</strong> Zumischung von Wasserstoff (o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er<br />
Gase) zum Erdgas muss die Sicherheit für Mensch<br />
und Umwelt gewährleistet sein. Das Verhalten eines Erdgas-Wasserstoff-Gemisches<br />
in geschlossenen Räumen,<br />
z. B. bei Leckagen in <strong>der</strong> Hausinstallation, ist sehr ähnlich<br />
dem von reinem Erdgas. Sowohl das Durchmischungsverhalten<br />
mit <strong>der</strong> Raumluft, als auch die Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
einer Explosion und <strong>der</strong>en Folgen, sind im Bereich<br />
von Wasserstoffkonzentrationen bis zu ca. 20 Vol.-% vergleichbar<br />
mit dem Verhalten von Erdgas.<br />
Die Risikoverän<strong>der</strong>ung für die Bevölkerung durch ungewollten<br />
Gasaustritt aus einer Rohrleitung ist abhängig<br />
von <strong>der</strong> Wasserstoffkonzentration in und dem Abstand<br />
<strong>der</strong> Person zur Rohrleitung. Aufgrund des erweiterten<br />
Zündbereichs und <strong>der</strong> niedrigeren Zündenergie erhöht sich<br />
das Risiko mit steigen<strong>der</strong> Wasserstoffkonzentration in unmittelbarer<br />
Nähe einer Rohrleitung. <strong>Im</strong> Gegensatz dazu<br />
sinkt das Risiko an weiter von einer Rohrleitung entfernten<br />
Punkten durch den geringeren Energiegehalt des Gasgemisches.<br />
Diese beiden gegenläufigen Effekte führen zu<br />
einem geringen Anstieg des Risikos in <strong>der</strong> Nähe einer<br />
Rohrleitung und gleichzeitig zu einer Reduzierung <strong>der</strong><br />
thermischen Reichweite eines Pipelinebrandes.<br />
Generell ist anzumerken, dass die Häufigkeit von Undichtheiten<br />
an Rohrleitungen in den letzten Dekaden kontinuierlich<br />
gesenkt werden konnte und die Wahrscheinlichkeit<br />
<strong>der</strong> Entzündung von Leckagen außerordentlich gering<br />
ist. Das belegt nicht zuletzt die lange erfolgreiche<br />
Geschichte <strong>der</strong> Stadtgasversorgung in Deutschland bis<br />
1990 mit einem Wasserstoffanteil von bis zu 50 Vol.-%.<br />
Bei <strong>der</strong> Anwendung des DVGW-Regelwerks und <strong>der</strong> Auswahl<br />
geeigneter Werkstoffe ist, bei niedrigen Wasserstoffkonzentrationen,<br />
kein signifikant höheres Risiko gegenüber<br />
Erdgas zu erwarten.<br />
HISToRIScHE ERFAHRuNGEN MIT<br />
WASSERSToFF<br />
Die Grundsteine <strong>der</strong> öffentlichen Gasversorgung wurden<br />
vor über 200 Jahren in England, Deutschland und Frankreich<br />
gelegt. Wasserstoffreiche Gase wurden durch die<br />
Vergasung von Kohle erzeugt, in ersten Druckrohrleitungssystemen<br />
für die Straßenbeleuchtung und wenige<br />
Jahre später auch für die Verwendung im häuslichen Bereich<br />
verteilt und verwendet.<br />
Das Wasserstoff ein wesentlicher Bestandteil des<br />
Stadtgases war wurde auch in <strong>der</strong> zweiten Auflage des<br />
Arbeitsblattes G 260 von 1959 (Wasserstoffanteil von<br />
43–50 Vol.-% für Gruppe A und 50–60 Vol.-% für Gruppe<br />
B) festgeschrieben.<br />
In <strong>der</strong> Zeit von 1950 bis 1987 werden in <strong>der</strong> BRD ca.<br />
650 Mrd. m 3 Stadtgas erzeugt, verteilt und verwendet.<br />
<strong>Im</strong> gleichen Zeitraum wurden in <strong>der</strong> DDR ca. 176 Mrd. m 3<br />
Stadtgas verteilt.<br />
Weiterhin existieren Betriebserfahrungen mit reinen<br />
Wasserstoffnetzen. So betreibt z.B. Linde ein ca. 150 km<br />
langes Wasserstoffleitungsnetz in Mitteldeutschland. Einige<br />
dieser ehemaligen Benzinleitungen wurden für den<br />
Transport von Wasserstoff umgewidment. <strong>Im</strong> Chemiepark<br />
Marl (Bild 9) wird ebenfalls ein Wasserstoffleitungsnetz<br />
betrieben, welches eine Länge von 240 km aufweist.<br />
Bild 9: Wasserstoffleitungsnetz<br />
im<br />
Chemiepark Marl [10]<br />
FAZIT uND FoRScHuNGSBEDARF<br />
Das Erdgasleitungsnetz ist eine effiziente, sichere, umweltfreundliche<br />
und gesellschaftlich akzeptierte Energieinfrastruktur.<br />
Aufgrund seines Aufbaus ist es prinzipi-<br />
184 3 / 2011
ell für die Fortleitung von Wasserstoff o<strong>der</strong> Methan aus<br />
regenerativer elektrischer Energie geeignet.<br />
Durch die Einbindung von Wasserstoff o<strong>der</strong> Methan<br />
im Gasnetz können zeitliche Differenzen in <strong>der</strong> Stromerzeugung<br />
aus Windkraft- o<strong>der</strong> Photovoltaikanlagen und<br />
dem Strombedarf ausgeglichen werden, was eine Optimierung<br />
des Lastmanagements <strong>der</strong> Stromnetze erlaubt.<br />
Weiterhin wird die chemische Speicherung von erneuerbarer<br />
Energie in Form von Wasserstoff und Methan, <strong>der</strong>zeit<br />
als die einzige Variante angesehen, welche die für eine<br />
zunehmend auf regenerativen Energien beruhenden<br />
Energiewirtschaft erfor<strong>der</strong>liche Kapazitäten und Reichweiten<br />
(Speicherdauer) erreichen kann. Die Nutzung <strong>der</strong><br />
Gasinfrastruktur und seiner Komponenten bietet die<br />
Chance für einen ökologisch und volkswirtschaftlich sinnvollen<br />
Übergang von fossiler zur regenerativen Energiewirtschaft.<br />
Zur Umsetzung dieser Optionen müssen jedoch technische<br />
Konzepte entwickelt und hinsichtlich Effizienz und<br />
volkswirtschaftlichen Nutzen betrachtet werden. Darüberhinaus<br />
ist eine belastbare Einschätzung <strong>der</strong> Zumischgrenzen<br />
von Wasserstoff zum Erdgas erfor<strong>der</strong>lich. Erste<br />
Untersuchungen zu Anlagenkonzepten und dem Wissenstand<br />
zum Einfluss von Wasserstoff auf das Erdgasnetz<br />
und seinen Anwendungen werden im DVGW F&E Projekt<br />
„Energiespeicherkonzepte“ (G 1/07/10) durchgeführt.<br />
Mittelfristig müssen bestehende Richtlinien und Arbeitsblätter,<br />
die die Zumischungsgrenzen von Wasserstoff<br />
zum Erdgas regeln mit den technischen Grenzen <strong>der</strong><br />
Zumischung abgeglichen werden. Ziel sollte es sein die<br />
Energiespeicherung im Erdgasleitungsnetz als ein Element<br />
von Smart Gas Grids zu för<strong>der</strong>n, da hieraus eine langfristige<br />
Aufgabe für die Erdgasinfrastruktur entwickelt werden<br />
kann.<br />
litEratur<br />
[1] Eurogas Statistics 2008, http://www.eurogas.org<br />
[2] Gjalt Tiekstra: „Hydrogen –does it have a future in<br />
natural gas networks?“, presentation 3rd Naturalhy<br />
Workshop, IGRC 2008<br />
[3] BMU, Zeitreihen zur Entwicklung <strong>der</strong> erneuerbaren<br />
Energien in Deutschland<br />
[4] DPG, Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und<br />
klimaverträglichen Energie system, Studie 2010<br />
[5] Dr.-Ing. Kurt Rohrig, „Windkraft, Speicher, Wasserstoff:<br />
Energie und Mobilität ohne Öl“, Präsentation<br />
Husum WindEnergy 2010<br />
[6] www.naturalhy.net<br />
[7] DIN 51624. Kraftstoffe für Kraftfahrzeuge – Erdgas<br />
– Anfor<strong>der</strong>ungen und Prüfverfahren. 2008.<br />
[8] Dipl.-Ing. Stephan Rieke, „Das Erdgasnetz als<br />
Systemintegrator zur Verstetigung von Wind- und<br />
Solarstrom“ in DVGW energie|wasser-praxis, 09-2010<br />
[9] Dr.-Ing. Martin Kleinmaier, Energiespeicher in<br />
Stromversorgungssystemen-Bedarf, Technologievergleich<br />
und Entwicklungsstand<br />
[10] www.bmw.dk<br />
[11] „Elemente die bewegen – Mensch und Technik im<br />
Gas- und Wasserfach“<br />
autor<br />
GERT MÜLLER-SyRING<br />
DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH,<br />
Leipzig<br />
Tel.: +49 341 24 57 129<br />
E-Mail: Gert.Müller-Syring@dbi-gut.de,<br />
www.dbi-gut.de<br />
… VErBindEt diE märktE<br />
185 10 / 2010 10 / 2010 185<br />
3 / 2011 185
Fachbericht<br />
Wasserversorgung<br />
Netzbewertung als Grundlage<br />
einer spartenübergreifenden<br />
Netz- und Anlagenstrategie<br />
Von Mike Beck<br />
Die Bestimmung <strong>der</strong> Handlungsoptionen für den wirtschaftlichen Ausbau und Betrieb von Versorgungsnetzen<br />
setzt eine konsequente Berücksichtigung des aktuellen Zustands und <strong>der</strong> vorhandenen Freiheitsgrade voraus.<br />
Mit OptNet kann auf mehr als 20 Jahre Erfahrung in <strong>der</strong> Bewertung, Optimierung und Ableitung von Rehabilitationsbudgets<br />
für Wasser, Gas und Stromnetze zurückgegriffen werden. Die aufeinan<strong>der</strong> aufbauenden<br />
Module erlauben die Simulation von anlagen- und spartenübergreifenden Modellen. Gleichzeitig wird durch die<br />
offene Systemarchitektur eine transparente Einbindung in Ihre Unternehmensprozesse, z.B. in Kombination mit<br />
SAP, ermöglicht. Ergänzend hierzu können typische Fragestellungen <strong>der</strong> Netzoptimierung beantwortet werden.<br />
Durch die konsequente Nutzung <strong>der</strong> Werkzeuge auch in unserer Beratung wird eine kontinuierliche praxisbezogene<br />
Weiterentwicklung ermöglicht.<br />
Heutige Anfor<strong>der</strong>ungen an Qualität und Effizienz <strong>der</strong> Netze,<br />
zum Beispiel im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Erlösobergrenze,<br />
erfor<strong>der</strong>n eine Simulation kombinierter Modelle,<br />
die anlagen- und spartenübergreifend auch die Berücksichtigung<br />
von Anfor<strong>der</strong>ungen aus sich än<strong>der</strong>nden politischen<br />
und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erlaubt.<br />
Erst durch die Nutzung von Asset Management Modellen<br />
wird es möglich, Budgets für Rehabilitation, Reparatur und<br />
Neubau spartenübergreifend anhand nachvollziehbarer<br />
Kriterien zu steuern (Bild 1), Auswirkungen zu simulieren<br />
und die Effekte <strong>der</strong> getroffenen Entscheidungen im Nachgang<br />
anhand von Benchmarks zu kontrollieren.<br />
Die Fichtner Gruppe bietet mit FAST (Fichtner Asset Services<br />
and Technologies) eine bewährte Kombination aus<br />
flexiblen, leistungsfähigen Werkzeugen und den erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Dienstleistungen an. Mit OptNet® ist die Ermittlung<br />
des Zustands erdverlegter Leitungen und optimierter Rehabilitationsbudgets<br />
für Wasser-, Gas und – seit 2009 –<br />
auch Stromnetze möglich. Durch die Integration von Opt-<br />
Net® in FAST können nun ebenfalls Anlagen anhand ihrer<br />
Alterungsketten simuliert und spartenübergreifende Analysen<br />
vorgenommen werden. Das generierte Modell für<br />
die Leitungsabschnitte kann, durch die Ergänzung weiterer<br />
Assets o<strong>der</strong> gar an<strong>der</strong>er Sparten, zu einem vollständigen<br />
Modell des gesamten Versorgungsnetzes erweitert<br />
werden, das auch gegenseitige Abhängigkeiten <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Anlagentypen untereinan<strong>der</strong> abbildet.<br />
Technische Zustandsbewertung in<br />
OptNet®<br />
Ziel <strong>der</strong> Zustandsbewertung in OptNet® ist die Ermittlung<br />
von Alterungsfunktionen für jeden einzelnen Netzabschnitt.<br />
Damit steht nicht nur eine Rangfolge <strong>der</strong> Gefährdung<br />
<strong>der</strong> Leitungen zum aktuellen Zeitpunkt zur Verfügung,<br />
son<strong>der</strong>n es ist eine exakte Darstellung des Alterungsverhaltens<br />
jedes einzelnen Netzabschnittes über die<br />
Zeit möglich.<br />
Die von OptNet® verwendete Alterungsfunktion lautet:<br />
S berechnet<br />
= a 0<br />
+ ((a‘ 1<br />
· F 1<br />
· F 2<br />
· … · F n<br />
) · T 2 ) · l [1]<br />
Bild 1: Ebenen des Asset Managements<br />
In dieser Funktion sind<br />
a 0<br />
Korrekturwert zur Berücksichtigung von Einlaufschäden<br />
(Montagefehler)<br />
a‘ 1<br />
Vorgabewert für den Anstieg <strong>der</strong> Alterungsfunktion<br />
(u.a. abhängig vom Material)<br />
186 3 / 2011
F 1<br />
…F n<br />
Einflussfaktoren (bei fehlenden Angaben = 1,0)<br />
T Alter<br />
l Länge des Abschnittes [km]<br />
OptNet® kann damit eine Vielzahl von Einflussfaktoren<br />
berücksichtigen. Diese Einflussfaktoren gehen als Faktoren<br />
F 1<br />
bis F n<br />
in die oben genannte Formel ein. Die Werte<br />
a 0<br />
und a 1<br />
sind Vorgabewerte, die auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong><br />
bisherigen Untersuchung von mehreren Tausend Kilometern<br />
Wassernetzen ermittelt wurden und als Konstante<br />
eingehen.<br />
Multipliziert man die Faktoren F 1<br />
bis F n<br />
mit a‘ 1,<br />
ergibt<br />
sich die Steigung <strong>der</strong> Funktion zu:<br />
a 1<br />
= a‘ 1<br />
· F 1<br />
· F 2<br />
· … · F n<br />
und die Formel vereinfacht sich zu:<br />
S berechnet<br />
= a 0<br />
+ (a 1<br />
· T 2 ) · l<br />
Die Anzahl an Schäden, die pro Leitungsabschnitt zu erwarten<br />
sind, hängt somit in erster Linie von dem Wert a 1<br />
ab. Dieser stellt die Steigung <strong>der</strong> Schadensfunktion dar.<br />
Um eine belastbare Grundlage für die Höhe <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />
Faktoren zu erhalten, wurden von Jürgen<br />
Ahrens in den Jahren 1976 und 2006 im Rahmen von zwei<br />
Fragebogenaktionen Praktiker aus dem Wasserfach gebeten,<br />
die Wichtigkeit von Faktoren zu bewerten.<br />
Hierbei wurde berücksichtigt, dass die meisten Einflussfaktoren<br />
nur im Zusammenhang betrachtet werden<br />
können: Die Wichtigkeit <strong>der</strong> Oberflächenbefestigung<br />
hängt von <strong>der</strong> Verkehrsbelastung ab, die Wichtigkeit von<br />
aggressivem Grundwasser hängt vom Rohrmaterial ab und<br />
ähnliches. Durch Auswertung <strong>der</strong> über 30.000 Antworten<br />
konnten für 40 Einflussfaktoren Vorgabewerte ermittelt<br />
werden, die sich bei <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Wasser- und<br />
Gasnetze bei einer Vielzahl bereits durchgeführter Projekte<br />
in <strong>der</strong> Vergangenheit bewährt haben.<br />
Die Anzahl <strong>der</strong> benutzten Einflussfaktoren hängt davon<br />
ab, welche Informationen zur Verfügung stehen. Um<br />
eine Bewertung durchführen zu können, müssen mindestens<br />
folgende Angaben vorhanden sein:<br />
Materialart, Alter, Nennweite und Länge <strong>der</strong> Leitungen<br />
Anzahl, Zeitpunkt und Ort <strong>der</strong> Schäden<br />
Durch die Angabe weiterer Faktoren, wie zum Beispiel<br />
Rohrschutz, Bodenart, Grundwasser, Verkehrsbelastung<br />
und an<strong>der</strong>e, wird die Genauigkeit <strong>der</strong> Bewertung weiter<br />
verbessert.<br />
Die für jeden Netzabschnitt individuell anhand <strong>der</strong><br />
vorliegenden Einflussfaktoren ermittelten a 1<br />
- Werte werden<br />
durch eine Kalibrierung auf die tatsächlich – anhand<br />
<strong>der</strong> Schäden des Vorjahres – zu erwartenden Schäden an<br />
die örtlichen Verhältnisse angepasst. Durch die Vorgabefaktoren<br />
wird somit keine direkte, pauschale Aussage über<br />
die Alterung <strong>der</strong> Netzabschnitte getroffen, son<strong>der</strong>n nur<br />
eine Aussage darüber, welche Abschnitte gefährdeter sind<br />
als an<strong>der</strong>e. Eine Ausfallwahrscheinlichkeit, die als absolu-<br />
Bild 2: Beispiel für die Streuung <strong>der</strong> ermittelten a 1<br />
-Werte (X-Achse =<br />
Alter, Einfärbung nach Zustand)<br />
Bild 3: Schadensprognose<br />
mit und<br />
ohne Erneuerung<br />
(Beispiel)<br />
Bild 4: Einfärbung des Netzes nach Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
3 / 2011 187
Fachbericht<br />
Wasserversorgung<br />
te Zahl angegeben werden kann sowie die Möglichkeit einer<br />
Schadensprognose, ergeben sich erst durch die Kalibrierung.<br />
Die Kalibrierung erfolgt immer in Gruppen, die anhand<br />
von Materialgeneration und Durchmesser (bei Wasserund<br />
Gasnetzen) bzw. Kabelart und Querschnitt (bei<br />
Stromnetzen) gebildet werden. Für Gas- und Wassernetze<br />
werden hier bis zu 25 Materialgenerationen aus den<br />
Angaben des Materials und des Baujahres aus <strong>der</strong> Datenbank<br />
gebildet. Damit werden die im Laufe <strong>der</strong> Zeit geän<strong>der</strong>ten<br />
Herstellungstechnologien berücksichtigt (z.B.<br />
Übergang von Sandguss zu Schleu<strong>der</strong>guss). Darunter werden<br />
drei Durchmesserklassen gebildet (bis DN 80, von<br />
DN 80 bis DN 200 und größer DN 200), da die Erfahrung<br />
zeigt, dass Netzabschnitte mit kleineren Durchmessern<br />
höhere Schadensraten aufweisen. Für Stromnetze werden<br />
entsprechend 25 Kabelarten zusammengefasst und<br />
in drei Querschnittsklassen aufgeteilt.<br />
Nach <strong>der</strong> oben erläuterten Kalibrierung <strong>der</strong> a 1<br />
-Werte<br />
steht für jeden Netzabschnitt eine individuelle Alterungsfunktion<br />
zur Verfügung, die eine Berechnung <strong>der</strong> Schadenswahrscheinlichkeit<br />
für die Folgejahre ermöglicht:<br />
Auf Grundlage <strong>der</strong> ermittelten Schadensfunktionen<br />
kann eine Prognose <strong>der</strong> Schadenserwartung für den Prognosezeitraum<br />
durchgeführt werden (Bild 3).<br />
Die Qualität <strong>der</strong> Zustandsbestimmung wurde in [2] für<br />
das Medium Wasser nachgewiesen. Über einen Zeitraum<br />
von 10 Jahren kam es zu einer minimalen Abweichung <strong>der</strong><br />
vorhergesagten Schäden um 4,4 % (über den gesamten<br />
Prognosezeitraum!).<br />
Das Ergebnis <strong>der</strong> technischen Bewertung kann, als<br />
Ausfallwahrscheinlichkeit, grafisch dargestellt werden.<br />
Hier werden sofort beson<strong>der</strong>s gefährdete Bereiche sichtbar<br />
(Bild 4).<br />
Selbstverständlich kann die Ausfallwahrscheinlichkeit,<br />
wie auch alle an<strong>der</strong>en ermittelten Werte, je<strong>der</strong>zeit exportiert<br />
und damit zum Beispiel in ein GIS-System eingelesen<br />
werden.<br />
Von <strong>der</strong> technischen Zustandsbewertung<br />
zur Rehabilitationsempfehlung<br />
Die technische Zustandsbewertung ermöglicht eine Einstufung<br />
<strong>der</strong> Netzabschnitte anhand ihrer Gefährdung. Eine<br />
wirtschaftliche Rehabilitationsempfehlung lässt sich<br />
alleine aufgrund dieser Information noch nicht gewinnen.<br />
Hierzu ist die Berücksichtigung des Wie<strong>der</strong>beschaffungswerts<br />
und <strong>der</strong> Reparaturkosten notwendig.<br />
Eine Ausnahme bilden Netzabschnitte, die von so hoher<br />
Wichtigkeit für die Versorgungssicherheit im Allgemeinen<br />
o<strong>der</strong> spezielle Großkunden (z.B. Dialysepraxen,<br />
Kliniken u. ä.) sind, dass die Notwendigkeit <strong>der</strong> Aufrechterhaltung<br />
wirtschaftliche Aspekte überwiegt. OptNet®<br />
stellt hierzu, zusammen mit STANET umfangreiche Tools<br />
zur Verfügung, mit denen die Relevanz einzelner Netzab-<br />
schnitte im Wasser- und Gasbereich auf Grundlage einer<br />
hydraulischen Berechnung bewertet werden kann. Dies<br />
ermöglicht eine Verkürzung <strong>der</strong> Erneuerungszyklen für<br />
beson<strong>der</strong>s wichtige Netzabschnitte, aber auch die Kennzeichnung<br />
vermutlich redundanter Netzabschnitte. Für<br />
Stromnetze befinden sich entsprechende Ansätze in <strong>der</strong><br />
Entwicklung.<br />
Die Kombination <strong>der</strong> Erkenntnisse aus <strong>der</strong> technischen<br />
Zustandsbewertung und <strong>der</strong> wirtschaftlichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
erfolgt in OptNet® mit <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> Optimalen<br />
Nutzungsdauer (OND) auf Grundlage von [4]<br />
(Bild 5).<br />
<strong>Im</strong> Nenner steht hier mit dem Produkt aus a 1<br />
und Reparaturkosten<br />
<strong>der</strong> Anstieg <strong>der</strong> Reparaturkosten, <strong>der</strong> sich<br />
aus <strong>der</strong> technischen Zustandsbewertung ergibt. Mit dem<br />
Wie<strong>der</strong>beschaffungswert im Zähler wird hier, vereinfacht<br />
gesagt, <strong>der</strong> Zeitpunkt gesucht, an dem die jährlichen Reparaturkosten<br />
die über die Nutzungsdauer verteilten Investitionskosten<br />
überschreiten. Die Nutzungsdauer ergibt<br />
sich somit aus <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit:<br />
Auch wenn technisch eine Reparatur möglich ist, kann es<br />
wirtschaftlich sinnvoller sein, den Netzabschnitt zu erneuern.<br />
Durch die Einführung des Grenznutzungsfaktors<br />
(FGrenzN) kann eine Erneuerungsempfehlung bereits vor<br />
Erreichen des wirtschaftlichen Optimums erzwungen<br />
werden. Dies wird z.B. regelmäßig bei Gasnetzen verwendet.<br />
Hier ist <strong>der</strong> Grenznutzungsfaktor im Allgemeinen 0,5.<br />
Die optimale Nutzungsdauer wird damit um rund 20 %<br />
gegenüber dem wirtschaftlichen Optimum reduziert, um<br />
die bei Gas notwendige höhere Versorgungssicherheit zu<br />
gewährleisten.<br />
Der Risikofaktor ermöglicht darüber hinaus eine gebietsweise<br />
Reduzierung <strong>der</strong> optimalen Nutzungsdauer.<br />
Mit dem Inkrustationsfaktor kann, für Wassernetze, eine<br />
vorzeitige Erneuerung bei starker Inkrustation bewirkt<br />
werden.<br />
Wertermittlung in OptNet®<br />
Wie oben dargestellt, ist für eine Beurteilung des wirtschaftlich<br />
sinnvollen Rehabilitationszeitpunkts eine genaue<br />
Kenntnis des Wie<strong>der</strong>beschaffungswerts (WBW)<br />
und <strong>der</strong> Reparaturkosten (RK) notwendig. Der hier benötigte<br />
WBW ist dabei nicht mit den aus <strong>der</strong> Anlagenbuchhaltung<br />
bekannten historischen Anschaffungskosten<br />
zu verwechseln. Der ursprüngliche Bau <strong>der</strong> Leitung<br />
erfolgte in <strong>der</strong> Regel noch bevor eine Oberflächenbefestigung<br />
durchgeführt wurde und wurde teils mit Zuschüssen<br />
geför<strong>der</strong>t. Daher ist <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Anlagenbuchhaltung<br />
zu findende Anschaffungswert, selbst in den wenigen<br />
Fällen, in denen eine direkte Zuordnung <strong>der</strong> Anlagengüter<br />
zu den Netzabschnitten aus dem GIS möglich ist, immer<br />
deutlich geringer als <strong>der</strong> für zukünftige Maßnahmen<br />
anzusetzende WBW.<br />
188 3 / 2011
Bild 5: Ermittlung <strong>der</strong> optimalen Nutzungsdauer<br />
Bild 6: Auswertungsmöglichkeiten<br />
Eine direkte Zuordnung <strong>der</strong> Netzabschnitte aus dem<br />
GIS zu <strong>der</strong>, meist historisch gewachsenen, Anlagenbuchhaltung<br />
ist oftmals nicht möglich, da in <strong>der</strong> Anlagenbuchhaltung<br />
die Werte nicht netzabschnittsweise vorliegen.<br />
OptNet® hat hier ein Werkzeug geschaffen, um, so detailliert<br />
wie möglich und gleichzeitig so aggregiert wie nötig,<br />
eine Zuordnung zu ermöglichen. Hierzu wird eine Inventarnummer<br />
gebildet, in <strong>der</strong> ggf. mehrere Anlagengüter<br />
zusammengefasst werden, wenn diese nicht hinreichend<br />
genau definiert sind. Die Gesamtsumme <strong>der</strong> historischen<br />
Anschaffungskosten und <strong>der</strong> AfA wird dann<br />
automatisch auf die Netzabschnitte verteilt. Somit stehen<br />
diese Werte für jeden Netzabschnitt zur Verfügung<br />
und können auch bei späterer Nutzung <strong>der</strong> Daten im Asset<br />
Management für die Ermittlung <strong>der</strong> Auswirkungen auf<br />
die Erlösobergrenze o<strong>der</strong> ähnliche Fragestellungen genutzt<br />
werden. Gleichzeitig ist damit bei Rehabilitationsmaßnahmen<br />
nachvollziehbar, welcher Anteil aus welchen<br />
Anlagengütern ausgebucht werden muss.<br />
Die Ermittlung <strong>der</strong> „echten“ WBW und RK, wie sie für<br />
die Bestimmung <strong>der</strong> OND notwendig sind, erfolgt davon<br />
unabhängig in einem in OptNet® integrierten Kalkulationsprogramm.<br />
Hierzu können bis zu rund 1.000<br />
Einheitspreise angegeben werden, um die Kostenanteile<br />
aus Material, Aushub, Oberflächenaufbruch u.v.m. mit<br />
einem hohen Maß an Genauigkeit zu ermitteln. Die Festlegung<br />
dieser Vielzahl an Einheitspreisen erfolgt i.d.R. im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Erstexpertise durch die Fichtner Gruppe<br />
anhand des vom Auftraggeber vorgegebenen Preisniveaus.<br />
Die Angaben des Auftraggebers werden durch<br />
die Fichtner Gruppe so durch Erfahrungswerte ergänzt,<br />
dass in <strong>der</strong> Summe das vom AG angegebene Preisniveau<br />
erreicht wird.<br />
Spätere Anpassungen, z.B. aufgrund jährlicher Kostensteigerungen,<br />
können durch den Auftraggeber auch<br />
vereinfacht anhand von Korrekturfaktoren durchgeführt<br />
werden. Eine Rückrechnung auf ursprüngliche Herstellungskosten<br />
erfolgt über den Baupreisindex des Statistischen<br />
Bundesamtes.<br />
Auswertung<br />
Durch die Integration in die FAST-Systemfamilie stehen<br />
leistungsfähige Auswertungs- und Erweiterungsfunktionen<br />
zur Verfügung. Hierzu gehört unter an<strong>der</strong>em die<br />
Möglichkeit, unterschiedliche Ansichten zu definieren, in<br />
denen die Daten, in Tabellen und Diagrammform aufbereitet,<br />
zusammengestellt werden. Damit wird es möglich,<br />
für jede Aufgabe genau die Daten auf einen Blick zu erfassen,<br />
die benötigt werden. Zur Steuerung <strong>der</strong> vielfältigen<br />
Auswertungsmöglichkeiten können spezielle Rechte<br />
vergeben werden. Hierdurch besteht die Möglichkeit, an<br />
die jeweiligen Rollen und Verantwortlichkeiten innerhalb<br />
<strong>der</strong> Unternehmen angepasste Auswertungen, wie beispielsweise<br />
Maßnahmenlisten o<strong>der</strong> finanzielle Reports, zu<br />
erstellen. Natürlich kann auch ein einzelner Bearbeiter sich<br />
die entsprechenden Ansichten je nach bearbeiteter Aufgabe<br />
definieren, um fokussiert arbeiten zu können.<br />
Die Fichtner Gruppe stellt hier mehrere vorgegebene<br />
Ansichten zur Verfügung. Damit wird ein schneller Einstieg<br />
ermöglicht, sowie in Zusammenarbeit mit dem Kunden<br />
eine Best Practice-Arbeitsweise vorgeschlagen. Auf<br />
3 / 2011 189
Fachbericht<br />
Wasserversorgung<br />
nutzen. Um die Daten z.B. in Präsentationen nutzen zu<br />
können, besteht die Möglichkeit Diagramme direkt als<br />
Grafik, Tabellen direkt in eine Exceltabelle zu exportieren.<br />
Bild 7: Definition einer Alterungskette in SAM<br />
Bild 8: Darstellung von drei Varianten in SAM<br />
Wunsch können diese vorgegebenen Ansichten entwe<strong>der</strong><br />
durch den Kunden selbst o<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Fichtner Gruppe<br />
angepasst und erweitert werden.<br />
Die Nutzung <strong>der</strong> erzeugten Daten ist nahezu ohne zusätzliche<br />
Einarbeitungszeit möglich. Die vorgegebenen<br />
Ansichten ermöglichen es, alle bisher in OptNet® vorhandenen<br />
Auswertungen übersichtlich zusammengefasst zu<br />
Benutzerdefinierte Alterungsmodelle<br />
Grundlage für die Modellierung unterschiedlicher Strategien<br />
im Modul Strategisches Asset Management (SAM)<br />
ist die Definition des Alterungsverhaltens <strong>der</strong> Assets. Für<br />
Netzabschnitte wird das Alterungsverhalten, das OptNet®<br />
mit <strong>der</strong> oben erläuterten Schadensfunktion ermittelt hat,<br />
automatisch direkt abgebildet. Wird ein anlagenübergreifendes<br />
Asset Management gewünscht, so können für alle<br />
an<strong>der</strong>en Anlagentypen, die nicht mittels OptNet® bewertet<br />
wurden, benutzerdefinierte Alterungsmodelle aufgebaut<br />
werden.<br />
SAM bietet die Möglichkeit, Alterungsmodelle frei<br />
nach den Grundätzen <strong>der</strong> System Dynamics zu erstellen.<br />
Eine übliche Alterungskette stellt Bild 7 dar. Die vorhandenen<br />
Assets werden zuerst in Zustandsklassen eingeteilt.<br />
Die Anzahl <strong>der</strong> Zustandsklassen ist frei definierbar, die<br />
Nutzung von drei o<strong>der</strong> fünf Klassen hat sich aber bewährt.<br />
Wird ein Modell zusammen mit durch OptNet® bewerteten<br />
Leitungen aufgebaut, so bietet es sich an, auch für die<br />
an<strong>der</strong>en Anlagen 5 Zustandsklassen zu verwenden.<br />
Alterung wird als Übergang von einer in die nächste<br />
Zustandsklasse verstanden und kann mit beliebigen Funktionen<br />
(Weibull, quadratisch, usw. …) modelliert werden.<br />
Anfallende Schäden werden entwe<strong>der</strong> repariert o<strong>der</strong> das<br />
entsprechende Asset ersetzt (korrektiver Ersatz). Hierfür<br />
kann das Ersatz-/Reparaturverhältnis definiert werden.<br />
Darüber hinaus erfolgt ein präventiver Ersatz mit definiertem<br />
Umfang. Dieser wird in diesem Beispiel nur für<br />
Assets <strong>der</strong> Zustandsklassen 4 und 5 zugelassen.<br />
Die Standardstrategie aus OptNet® berücksichtigt<br />
keinen korrektiven Ersatz, son<strong>der</strong>n eine Reparatur aller<br />
Schäden. Dies entspricht <strong>der</strong> üblichen Vorgehensweise<br />
vor allem bei Wassernetzen. SAM ermöglicht es, diese Parameter<br />
frei zu definieren und zeigt somit auch z.B. die<br />
wirtschaftlichen Auswirkungen von regelmäßigem korrektivem<br />
Ersatz o<strong>der</strong> einer reduzierten Reparaturrate an.<br />
Anlagen- und Spartenübergreifendes<br />
Asset Management<br />
SAM unterstützt das strategische Asset Management,<br />
d.h. die Verwaltung des Asset Portfolios und die Simulation<br />
von Strategien unter den Vorgaben Kosten, Zeit und<br />
Qualität auf strategischer Ebene. Hierzu sind die vielfältigen<br />
Rahmenbedingungen, die sich aus politischen Entscheidungen,<br />
Gesetzgebung o<strong>der</strong> auch wirtschaftlichen<br />
Entwicklungen ergeben o<strong>der</strong> ergeben können in ihrer Auswirkung<br />
auf das Unternehmen abzuschätzen.<br />
Der von OptNet® ermittelte Strategievorschlag, <strong>der</strong><br />
für „übliche Fälle“ bereits ein Optimum an Wirtschaftlich-<br />
190 3 / 2011
keit bei sinnvoller Schadensentwicklung darstellt, wird für<br />
Netzabschnitte automatisch zur Verfügung gestellt. Die<br />
Netzabschnitte werden hierfür automatisiert in Asset-<br />
Gruppen zusammengefasst, die notwendigen Durchschnitts-<br />
und Summenwerte gebildet und Alterungsketten<br />
automatisch so aufgebaut, dass sparten- und anlagenübergreifende<br />
Simulation möglich wird, ohne die Genauigkeit<br />
<strong>der</strong> durch OptNet® erzeugten Daten zu reduzieren.<br />
Aufgrund exogener Faktoren, wie zum Beispiel geän<strong>der</strong>ten<br />
politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
kann es jedoch dazu kommen, dass alternative<br />
Betrachtungen durchgeführt werden sollen. Beispiele<br />
hierfür sind zeitlich beschränkte För<strong>der</strong>ungen, unterschiedliche<br />
Konzessionslaufzeiten o<strong>der</strong> auch die Verschiebung<br />
von Investitionen in an<strong>der</strong>e Sparten o<strong>der</strong> Anlagen,<br />
da diese im Sinne eines Gesamtoptimums einen höheren<br />
Einfluss haben.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Fragestellungen ist die<br />
Beantwortung nur durch ein kundenspezifisches Modell<br />
möglich. Hier wird das aus den OptNet®-Ergebnissen erzeugte<br />
Modell um Modelle weiterer relevanter Assets ergänzt.<br />
Die notwendigen Zielgrößen und Abhängigkeiten<br />
werden von <strong>der</strong> Fichtner Gruppe zusammen mit dem Auftraggeber<br />
erarbeitet und das Modell entsprechend aufgebaut.<br />
Durch die Möglichkeit Eingabedaten als Varianten abzuspeichern,<br />
können unterschiedliche Varianten gesichert<br />
und miteinan<strong>der</strong> verglichen werden. Die aus OptNet®<br />
übernommene Strategieempfehlung ist hierbei als<br />
schreibgeschützte Variante für Netzabschnitte ständig<br />
zum Vergleich zuschaltbar.<br />
Neben <strong>der</strong> Möglichkeit Varianten durch die direkte<br />
Verän<strong>der</strong>ung von Eingabeparametern zu erzeugen, steht<br />
mit <strong>der</strong> Sensitivitätsanalyse ein optionales Tool zur Verfügung,<br />
mit dem man den Einfluss eines Eingabewertes<br />
auf eine Zielgröße direkt pro Anlagengruppe bestimmen<br />
kann. So kann z.B. geprüft werden, welche Anlagengruppen<br />
bei einer Verän<strong>der</strong>ung des Budgets beson<strong>der</strong>s starke<br />
Auswirkungen auf die langfristigen Investitionskosten<br />
o<strong>der</strong> Schadenszahlen aufzeigen. Mit Hilfe des optional erhältlichen<br />
Optimierers kann auch direkt ein absoluter Wert<br />
für eine Zielgröße gewählt werden, <strong>der</strong> erreicht werden<br />
soll. Dies ermöglicht zum Beispiel, die Strategie anhand<br />
von vertraglich zum Ende einer Konzessionslaufzeit einzuhaltenden<br />
Benchmarks auszurichten.<br />
Einbindung in die<br />
Unternehmensprozesse<br />
Die in <strong>der</strong> strategischen Asset Simulation ermittelten Budgets<br />
sind auf operativer Ebene in Maßnahmen umzusetzen.<br />
Dies kann innerhalb von OptNet® anhand <strong>der</strong> Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
o<strong>der</strong> anhand von frei zu definierenden Randbedingungen<br />
erfolgen. Die Maßnahmenliste ist, mit Hilfe<br />
einer Visualisierung im GIS o<strong>der</strong> einem an<strong>der</strong>en grafischen<br />
System (z.B. STANET), durch den Planer zu prüfen und ggf.<br />
anzupassen und zu ergänzen. Die generierte Maßnahmenliste<br />
kann in <strong>der</strong> Folge zur Erstellung von Aufträgen genutzt<br />
werden. Hierzu können zum Beispiel in SAP Planungsentwürfe<br />
als CU (Compatible Unit) angelegt und, nach Freigabe<br />
in Aufträge in PM (Planned Maintenance) umgewandelt<br />
werden. Selbstverständlich ist auch eine Einbindung in an<strong>der</strong>e<br />
Systeme (hier beispielhaft TBM) möglich.<br />
Ist die Ressourcenplanung, zum Beispiel mit Hilfe einer<br />
elektronischen Plantafel, erfolgt, können die Aufträge<br />
auch direkt mobil abgerufen werden. Hierfür stehen<br />
leistungsfähige Module sowohl für SAP (z.B. NEO) als auch<br />
für an<strong>der</strong>e Systeme wie z.B. TBM zur Verfügung. Entscheidend<br />
für eine sukzessive Qualitätsverbesserung <strong>der</strong><br />
Planung ist die Nutzung <strong>der</strong> Rückmeldungen „aus dem<br />
Feld“. Hier besteht die Möglichkeit durch geringen Mehraufwand<br />
bei <strong>der</strong> Aufnahme von Schäden Informationen<br />
zum Netzabschnitt mit zu ermitteln und somit die Qualität<br />
<strong>der</strong> Daten im GIS zu verbessern. Als Grundlage hierfür<br />
können die von OptNet® angebotenen Belege sowie die<br />
entsprechenden Vorschläge <strong>der</strong> DVGW – Vorschriften<br />
G495 und W402 dienen.<br />
Die Nutzung <strong>der</strong> aktualisierten Zustands- und Schadensdaten<br />
führt zu einer weiteren Verbesserung <strong>der</strong> Genauigkeit<br />
<strong>der</strong> Zustandsbewertung in OptNet®, die wie<strong>der</strong>um<br />
aggregiert <strong>der</strong> strategischen Asset Simulation zur<br />
Verfügung gestellt werden kann. Hiermit wird ein vollständiger<br />
Regelkreis geschaffen, innerhalb dessen sich<br />
automatisch im Laufe <strong>der</strong> Nutzung eine Verbesserung <strong>der</strong><br />
Datenqualität auf allen Ebenen ergibt (Bild 9).<br />
Ergebnis und Ausblick<br />
Die Kombination von OptNet® und SAM erlaubt beim<br />
sparten- und anlagenübergreifenden Asset Management<br />
auch komplexe Zusammenhänge zu visualisieren und zu<br />
3 / 2011 191
Fachbericht<br />
Wasserversorgung<br />
Bild 9: Einbindung in Unternehmensprozesse<br />
simulieren und somit die Auswirkungen strategischer Entscheidungen<br />
darzustellen. Durch OptNet® können speziell<br />
für Netze wesentliche Daten wie bspw. Zustand und<br />
Alterungsverlauf rechnerisch bestimmt und spartenbezogen<br />
die jeweiligen optimalen Rehabilitationsstrategien<br />
abgeleitet werden. Hierauf aufbauend wird OptNet® um<br />
die Möglichkeit erweitert, ebenfalls Anlagen mit ihren<br />
spezifischen Alterungsverläufen zu ergänzen und eigene<br />
Instandhaltungsstrategien abzuleiten. Durch SAM können<br />
spartenübergreifend langfristige Modellrechnungen mit<br />
Berücksichtigung weiterer exogener Einflussgrößen wie<br />
beispielsweise Konzessionsgebiete und interne Kennzahlen<br />
zur Qualitäts- und Wirtschaftlichkeitsbewertung<br />
durchgeführt werden. Die Flexibilität <strong>der</strong> verwendeten<br />
Tools als Einzelmodule o<strong>der</strong> in Kombination erlaubt eine<br />
Vielzahl von möglichen Anwendungen und die Beantwortung<br />
auch komplexester Fragestellungen.<br />
Durch den Ausbau <strong>der</strong> in OptNet® vorhandenen Netzdatenbank<br />
in eine umfassen<strong>der</strong>e Betriebsmitteldatenbank<br />
auf SQL-Basis steht zukünftig auch eine leistungsfähige<br />
Plattform zur Pflege und Ergänzung <strong>der</strong> aus vielfältigen<br />
Datenquellen (GIS, SAP, …) gewonnenen Daten zur Verfügung.<br />
Die einheitliche Datenbasis mit definierten <strong>Im</strong>port-<br />
und Exportfiltern zielt hierbei natürlich nicht darauf<br />
ab, vorhandene Datenquellen zu ersetzen, son<strong>der</strong>n ermöglicht<br />
eine Zusammenführung <strong>der</strong> für das Asset Management<br />
relevanten Daten und eine Integration in Unternehmensprozesse.<br />
Durch eine zentrale Datenhaltung<br />
mit den vorhandenen Werkzeugen bzw. mit Unterstützung<br />
<strong>der</strong> Fichtner Gruppe wird auch gerade in Fällen, in<br />
denen die Daten in verschiedenen Quellen nicht miteinan<strong>der</strong><br />
kompatibel gehalten werden, eine gemeinsame<br />
Nutzung ermöglicht. Eine, gegebenenfalls auf die Kundenerfor<strong>der</strong>nisse<br />
angepasste <strong>Im</strong>- und Exportschnittstelle ermöglicht<br />
es dem Kunden je<strong>der</strong>zeit in Drittsystemen generierte<br />
Daten zu übernehmen und in Verbindung mit den<br />
vorhandenen Daten zu stellen. Die Anbindung an vorhandene<br />
GIS-Systeme zur Visualisierung ist bereits erprobt<br />
und kann nach Kundenwunsch implementiert werden, um<br />
einen noch tieferen Einblick in die generierten Daten zu<br />
ermöglichen.<br />
FAST stellt somit alle Werkzeuge in einem integrierten<br />
Workflow auf gemeinsamer Datenbasis zur Verfügung:<br />
Datenerfassung und -import aus Fremdsystemen<br />
(GIS, SAP, …)<br />
Datenaufbereitung und -ergänzung<br />
technische Zustandsbewertung<br />
Wertermittlung<br />
Vorschlag einer Strategie<br />
Modellbildung – ggf. Anlagen- und Spartenübergreifend<br />
Simulation alternativer Strategien<br />
Umsetzung <strong>der</strong> strategischen Planung in operative<br />
Maßnahmen auf Asset-Ebene<br />
Hiermit wird es in Zukunft noch leichter, qualifiziert und<br />
frühzeitig auf die vielfältigen Anfor<strong>der</strong>ungen, die sich aus<br />
sich än<strong>der</strong>nden politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
für das Asset Management ergeben, zu reagieren.<br />
Literatur<br />
[1] OptNet®, Handbuch, www.optnet.de<br />
[2] Maler, Ahrens: Schadensprognosen für das Wasserversorgungsnetz<br />
mit OptNet®. Zehn Jahre Erfahrungen in<br />
Berlin, GWF Nr. 9 Wasser Abwasser 2007<br />
[3] DVGW-Arbeitsblatt G 402, W 402, Gelbdruck<br />
[4] Dr. Michalik, P.: Technisch-ökon. Untersuchung zur<br />
Ermittlung des optimalen Rekonstruktionszeitpunktes<br />
von Wasserversorgungsnetzen unter Nutzung <strong>der</strong><br />
Datenbank Wasserversorgungsnetze, Dissertation TU<br />
Dresden 1985<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. (FH) Mike Beck<br />
Fichtner Water & Transportation<br />
GmbH, Berlin<br />
Tel.: +49 (30) 609 765-41<br />
E-Mail: mike.beck@fwt.fichtner.de<br />
Internet: http://www.optnet.de<br />
192 3 / 2011
Als gedrucktes<br />
Heft o<strong>der</strong><br />
digital als ePaper<br />
erhältlich<br />
Clever kombiniert und doppelt clever informiert<br />
<strong>3R</strong> + gwf Wasser Abwasser<br />
im Kombi-Angebot<br />
Wählen Sie einfach das<br />
Bezugsangebot, das<br />
Ihnen am besten zusagt!<br />
· Als Heft das gedruckte,<br />
zeitlos- klassische Fachmagazin<br />
· Als ePaper das mo<strong>der</strong>ne, digitale<br />
Informationsmedium für Computer,<br />
Tablet o<strong>der</strong> Smartphone<br />
+<br />
<strong>3R</strong> International erscheint in <strong>der</strong> Vulkan-Verlag GmbH, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen<br />
gwf Wasser Abwasser erscheint in <strong>der</strong> Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimerstr. 145, 81671 München<br />
Oldenbourg Industrieverlag · Vulkan-Verlag<br />
www.oldenbourg-industrieverlag.de · www.vulkan-verlag.de<br />
Vorteilsanfor<strong>der</strong>ung per Fax: +49 (0) 931 / 4170 - 492 o<strong>der</strong> im Fensterumschlag einsenden<br />
Ja, ich möchte clever kombinieren und bestelle für ein Jahr die Fachmagazine <strong>3R</strong> (12 Ausgaben) und<br />
gwf Wasser Abwasser (12 Ausgaben) im attraktiven Kombi-Bezug.<br />
□ Als Heft für 528,- zzgl. Versand (Deutschland: € 57,-/Ausland: € 66,50) pro Jahr.<br />
□ Als ePaper (PDF-Datei) für 528,- pro Jahr.<br />
Vorzugspreis für Schüler und Studenten (gegen Nachweis):<br />
□ Als Heft für 264,- zzgl. Versand (Deutschland: € 57,-/Ausland: € 66,50) pro Jahr.<br />
□ Als ePaper (PDF-Datei) für 264,- pro Jahr.<br />
Nur wenn ich nicht bis von 8 Wochen vor Bezugsjahresende kündige, verlängert sich <strong>der</strong> Bezug um<br />
ein Jahr. Die sichere und pünktliche Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer Gutschrift von € 20,–<br />
auf die erste Jahresrechnung belohnt.<br />
Antwort<br />
Leserservice <strong>3R</strong><br />
Postfach 91 61<br />
97091 Würzburg<br />
Firma/Institution<br />
Vorname/Name des Empfängers<br />
Straße/Postfach, Nr.<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
E-Mail<br />
Branche/Wirtschaftszweig<br />
Bevorzugte Zahlungsweise □ Bankabbuchung □ Rechnung<br />
Bank, Ort<br />
Wi<strong>der</strong>rufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen in Textform (Brief, Fax, E-Mail) o<strong>der</strong> durch<br />
Rücksendung <strong>der</strong> Sache wi<strong>der</strong>rufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist genügt die rechtzeitige<br />
Absendung des Wi<strong>der</strong>rufs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sache an den Leserservice <strong>3R</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg.<br />
Bankleitzahl<br />
✘<br />
Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
PA<strong>3R</strong>IN0411<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege <strong>der</strong> laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anfor<strong>der</strong>ung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />
Oldenbourg Industrieverlag o<strong>der</strong> vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.
Fachbericht<br />
Wasserversorgung<br />
Intelligente Wassernetze – IWaNet<br />
Von Hans-Christian Sorge, Jochen Deuerlein<br />
Zentrale Wasserversorgungssysteme stellen komplexe Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betriebsüberwachung und<br />
optimierte Betriebssteuerung. Typischerweise handelt es sich bei zentralen Versorgungsnetzen um verzweigte,<br />
meist historisch gewachsene Rohrsysteme bis zu mehreren 100 km Länge, geglie<strong>der</strong>t durch Absperrorgane in<br />
verschiedene Netzzonen mit integrierten Speicher- und För<strong>der</strong>einrichtungen. Typische betriebliche Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
sind die Sicherstellung <strong>der</strong> Versorgung mit qualitativ einwandfreiem Trinkwasser mit ausreichendem<br />
Druck und ausreichen<strong>der</strong> Menge an jedem Entnahmepunkt, die energetisch optimale Betriebsweise des<br />
Gesamtsystems sowie die Beherrschung von Störfällen zur Sicherstellung einer hohen Kundenzufriedenheit bei<br />
hohem Kundenvertrauen. Ohne intelligente Systeme sind künftig die in Wasserversorgungsnetzen anstehenden<br />
Aufgaben nicht zu meistern. Durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wird diesbezüglich<br />
ein Vorhaben zur Entwicklung eines softwarebasierten, selbstlernenden Wissenssystems – IWaNet –<br />
zur Überwachung, Steuerung und Optimierung von Wasserversorgungsnetzen geför<strong>der</strong>t.<br />
Bild 1: Idealisierte Darstellung eines neuronalen Netzes zur Bewertung<br />
des Einflusses ausgewählter Netzparameter auf bestimmte Ereignisse im<br />
Netzbetrieb.<br />
Intelligente Systeme für<br />
Wasserversorgungsnetze<br />
Der Einsatz von zentralen Prozessleitsystemen zur Steuerung<br />
und Überwachung von Wasserversorgungsnetzen ist<br />
bei den meisten mittelgroßen bis großen Versorgungsunternehmen<br />
seit mehreren Jahren Stand <strong>der</strong> Technik. Aktuelle<br />
Behälterfüllstände, an ausgewählten Punkten im Netz<br />
gemessene Druckhöhen und Durchflussmengen sowie Betriebszustände<br />
von Pumpen und Kontrollarmaturen werden<br />
über Datenfernübertragung an die Leitstelle übermittelt,<br />
wo sie in einer zentralen Datenbank abgelegt und den<br />
Operatoren als Information zur Verfügung gestellt werden.<br />
Aus diesen Informationen leitet <strong>der</strong> Operator, basierend auf<br />
seiner Erfahrung und gewissen Regelvorgaben, seine Steuerentscheidungen<br />
ab. Rohrnetzberechnungen zur Überprüfung<br />
<strong>der</strong> Steuerentscheidungen finden dazu im Allgemeinen<br />
nicht statt.<br />
Auf Grund <strong>der</strong> Komplexität vermaschter städtischer<br />
Wasserversorgungsnetze verbunden mit <strong>der</strong> sehr großen<br />
Anzahl unbekannter Systemparameter ist <strong>der</strong> tatsächliche<br />
Betriebszustand des Netzes trotz des Einsatzes hoch entwickelter<br />
Prozessleitsysteme in weiten Teilen unbekannt.<br />
Die administrative und örtliche Trennung von Modellrechnung<br />
und Prozessleitsystem verhin<strong>der</strong>t bisher zudem die<br />
Nutzung von Synergien in Form einer Online-Simulation,<br />
die sich durch eine stetige Aktualisierung <strong>der</strong> Modellparameter<br />
durch kontinuierlich durchgeführte Messungen von<br />
<strong>der</strong> bisher verbreiteten Offline-Simulation unterscheidet.<br />
Durch IWaNet werden in einem sog. Hybrid-Modell diese<br />
Synergien nutzbar gemacht.<br />
Innovativer Kern von IWaNet ist daher ein selbstlernendes,<br />
adaptives Decision Support System (DSS). Das DSS<br />
besteht aus <strong>der</strong> Kombination (Hybrid) eines deterministischen<br />
Simulationsmodells (hydraulische Netzmodellierung)<br />
mit künstlichen Neuronalen Netzen (KNN) und einer sog.<br />
Optimizer Suite zur Minimierung <strong>der</strong> Kommunikationslast<br />
zwischen den beiden Modellen. Die Verbindung des DSS<br />
mit dem physikalischen System, also dem Wasserversorgungsnetz<br />
sowie die unmittelbare Erfassung von Betriebsdaten,<br />
erfolgt drahtlos über neu entwickelte Multiparameter-Messsonden<br />
und Datenlogger.<br />
Auf diese Weise wird den Endanwen<strong>der</strong>n wie etwa<br />
Wasserversorgungsunternehmen ermöglicht, an ausgewählten<br />
und repräsentativen Stellen ihres Leitungsnetzes<br />
194 3 / 2011
Parameter Messintervall Messbereich Messgenauigkeit<br />
relevante Betriebsdaten zur Wasserverteilung und Wasserqualität<br />
online und in Echtzeit zu messen. Das Wissenssystem<br />
IWaNet analysiert und bewertet anhand <strong>der</strong> Betriebsdaten<br />
und Simulationen den Netzbetrieb, erkennt<br />
Abweichungen zum definierten Standardbetrieb und<br />
schlägt gleichzeitig Optimierungen vor.<br />
Die Forschungspartner<br />
An <strong>der</strong> Entwicklung des IWaNet-Wissenssystems sind<br />
klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) mit den<br />
Tätigkeitsschwerpunkten Netzberechnung, Messsystemtechnik<br />
sowie Systemsimulation/Software beteiligt. Die<br />
Projektkoordination und Auswahl systemrelevanter Betriebsdaten/Messparameter<br />
wird durch das IWW Zentrum<br />
Wasser wahrgenommen. Der praktische Anwendungsfall<br />
für das Wissenssystem erfolgt am Wasserversorgungsnetz<br />
<strong>der</strong> Gemeindewerke Belm (Nie<strong>der</strong>sachsen).<br />
Ausgangspunkt zur Entwicklung von IWaNet sind vorhandene<br />
Kompetenzen und Produkte <strong>der</strong> beteiligten Partner.<br />
<strong>Im</strong> Bereich Netzberechnung/Softwareanwendung<br />
finden weiterentwickelte Produkte und deterministische<br />
Modelle <strong>der</strong> Fa. 3S Consult Anwendung (Deuerlein 2008).<br />
Systemsimulationen bzw. Softwareanwendungen unter<br />
Verwendung künstlicher neuronaler Netze basieren auf<br />
Weiterentwicklungen <strong>der</strong> Firmen aquatune sowie Globatech.<br />
Auf dem Gebiet <strong>der</strong> Messsystemtechnik werden<br />
modifizierte und neu entwickelte (Multiparameter)-Sensoren<br />
<strong>der</strong> Fa. Gero eingesetzt.<br />
Wichtige Betriebsdaten<br />
Der Erfolg <strong>der</strong> Bewertung und Optimierung von Wasserverteilungsnetzen<br />
mittels IWaNet hängt wesentlich von<br />
<strong>der</strong> Verfügbarkeit von Betriebsdaten/Messparametern zu<br />
relevanten Zustandsgrößen des Systems in optimaler<br />
Qualität und Quantität ab. Durch IWW wurden daher geeignete<br />
Parameterkonstellationen ausgearbeitet, welche<br />
zum einen möglichst einfach zu erfassen sind und zum<br />
an<strong>der</strong>en eine hohen Informationsgehalt besitzen sowie<br />
repräsentativ für das Verteilungsnetz sind (siehe Bild 1).<br />
<strong>Im</strong> Hinblick auf die Parametererfassung und <strong>der</strong> hierzu<br />
notwendigen Messsysteme ist die Angabe des zeitlichen<br />
Auflösungsvermögens (Messabstände) wichtig. Zusätzlich<br />
wurde die Korrelationen ausgewählter Parameter geprüft,<br />
um vorhandene Abhängigkeiten bei Systemsimulationen<br />
mittels IWaNet zu berücksichtigen. In Tabelle 1 sind<br />
ausgewählte Parameter sowie Angaben zu <strong>der</strong>en Messungen<br />
aufgeführt. Die Messintervalle wurden so weit wie<br />
möglich gestreckt, um die Laufzeit <strong>der</strong> Batterien <strong>der</strong><br />
Messsysteme zu verlängern (Annahme: weniger Messungen<br />
pro Zeiteinheit = geringerer Energieverbrauch).<br />
Des Weiteren wurden relevante Ereignisse für den Netzbetrieb<br />
definiert und geprüft, in welchem Umfang diese Ereignisse<br />
die gemessenen Parameter beeinflussen und von<br />
Notwendig<br />
Volumenstrom 1.000 s 0 – 200 l/s 10 l/s<br />
Innendruck < 500 s 0 – 16 bar 0,1 bar<br />
Primär<br />
Trübungsgrad 1.000 s 0,1 – 1000 NTU 0,05 NTU<br />
Leitfähigkeit 100.000 s 0 – 5000 mS/cm 10 mS/cm<br />
Sekundär<br />
Temperatur 100.000 s -5 – 30 °C 0,01 °C<br />
pH-Wert 100.000 s 4 – 10 - 10 -<br />
Redox-Potenzial 100.000 s -50 – 200 mV 0,1 mV<br />
SAK 100.000 s 0,1 – 200 1/m 0,1 1/m<br />
Tertiär<br />
Nitratgehalt 100.000 s 0 – 50 mg/l 1 mg/l<br />
Tabelle 1: Repräsentative Parameter zur Bewertung des Netzbetriebs<br />
hinsichtlich Hydraulik und Wassergüte<br />
definierten Standard-Werten abweichen lassen. Ausgewählte<br />
Ereignisse mit Auswirkungen auf den Netzbetrieb sind z.B.:<br />
Druckstöße<br />
Leckagen und Brüche<br />
Verbrauchsän<strong>der</strong>ungen<br />
Resuspendierungen<br />
Schadstoffeinträge<br />
Frost-Tauwechsel<br />
Optimale Messstellen<br />
Wasserversorgungsnetze sind nicht beliebig zugänglich. Daher<br />
ist repräsentative und optimale Positionierung von Messsystemen<br />
beson<strong>der</strong>s wichtig. Hierzu wird für IWaNet ein neuartiger<br />
wissenschaftlicher Ansatz implementiert, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong><br />
Sensitivität <strong>der</strong> Messgrößen bezüglich Modellparameterän<strong>der</strong>ungen/<br />
-abweichungen basiert – die sog. optimale Allokation<br />
(Deuerlein und Wolters 2010). Die per Sensitivitätsanalyse<br />
ermittelten Messpositionen sollten möglichst Anschlüsse<br />
sensibler Konsumenten (öffentliche Einrichtungen,<br />
Industrie) mit abdecken.<br />
Für die Sensitivitätsanalysen wurden drei verschiedene mathematische<br />
Optimierungsalgorithmen ausgewählt und geprüft:<br />
Deterministisches Verfahren<br />
Bewertung <strong>der</strong> Sensitivität eines Netzknotens bezüglich <strong>der</strong><br />
Auswirkung von Druckän<strong>der</strong>ungen auf den Volumenstrom.<br />
Genetischer Algorithmus<br />
Integration eines sog. genetischen Algorithmus zur Lösung<br />
eines Optimierungsproblems mit Mehrfachzielsetzung – dem<br />
sog. multi-objective-optimization problem (Coello 2000).<br />
Gesucht ist die minimale Anzahl von Messsensoren bei maximaler<br />
Überdeckung des Netzes unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />
maximal zulässigen Fließzeit des Wassers zu einem Messpunkt<br />
und maximaler Varianz <strong>der</strong> Laufzeiten.<br />
3 / 2011 195
Fachbericht<br />
Wasserversorgung<br />
Parameter<br />
Mikroprozessor<br />
Greedy-Hill-Climber<br />
Der sog. Greedy-Hill-Climber-Algorithmus („gieriger<br />
Bergsteiger“) dient zum Auffinden eines lokalen Optimums<br />
(„Bergspitze“). Für eine gegebene maximal zulässige<br />
Fließzeit des Trinkwassers im Netz soll eine minimale<br />
Anzahl an notwendigen Messpunkten errechnet werden,<br />
die wie<strong>der</strong>um eine größtmögliche Überdeckung des<br />
Netzes erlauben.<br />
Durch Kombination bzw. Überlagerung <strong>der</strong> Ergebnisse<br />
aus den drei Optimierungsverfahren können geeignete<br />
Messstellen zur repräsentativen Netzüberwachung gefunden<br />
werden. Die Ergebnisse geben weiterhin die Position<br />
von Knoten mit <strong>der</strong> höchsten Drucksensitivität an;<br />
weiterhin lassen sich mit dem deterministischen Modell<br />
Leckageszenarien berechnen und <strong>der</strong>en Auswirkungen für<br />
die potenziellen Messknoten dokumentieren. Mit diesen<br />
Daten wie<strong>der</strong>um lässt sich, wenn das Modell hinreichend<br />
genau die Realität wie<strong>der</strong>gibt, ein künstliches neuronales<br />
Netz antrainieren, welches hierbei selbsttätig lernt, den<br />
Normalbetrieb des Netzes von einem Rohrbruch zu unterscheiden.<br />
Da <strong>der</strong> Ansatz <strong>der</strong> künstlichen neuronalen<br />
Netze ein sehr generelles Lernverfahren ist, lassen sich<br />
durch die genutzte Technik noch viele weitere Szenarien<br />
in „Trockenübungen” lernen.<br />
In einem ersten Schritt dienen die Messwerte von ausgewählten<br />
optimalen Messstellen <strong>der</strong> Kalibrierung des Simulationsmodells.<br />
Unter Umständen ist die Positionierung<br />
einzelner Messsysteme nochmals anzupassen. In zweiten<br />
Schritt liefern die Messsysteme dann die notwendigen<br />
Betriebsdaten, um das Netz mittels IWaNet im Onlinebetrieb<br />
zu überwachen, zu bewerten und zu optimieren.<br />
Nichtflüchtiger Programmspeicher<br />
Arbeitsspeicher<br />
Datenspeicher<br />
Integriertes GSM-Modem<br />
Stromverbrauch<br />
Beschreibung<br />
32-Bit mit ARM Coretex-M3-Architektur<br />
≥ 128 kByte<br />
≥ 54 kByte<br />
≥ 500 MByte<br />
Quad-Band, GPRS-fähig<br />
< 50 mA (Standby-Betrieb)<br />
Tabelle 2: Hardwareanfor<strong>der</strong>ungen an Datenloggern zur Speicherung<br />
und Weiterleitung <strong>der</strong> Messdaten aus den Multiparametersystemen<br />
Verfahren Anfor<strong>der</strong>ung Netzqualität Übertragbare Datenmenge<br />
GPRS hoch groß<br />
GSM Datacall hoch mittel<br />
SMS gering klein<br />
Tabelle 3: Übertragungsverfahren zum Datenaustausch zwischen<br />
Datenlogger und Leitsystem in Abhängigkeit von Netzqualität und<br />
Datenmenge<br />
Neben <strong>der</strong> Ermittlung optimaler Messstellen ist die Art<br />
und Weise <strong>der</strong> Installation von Messsystemen ein wichtiger<br />
Aspekt. Direkte Messungen an <strong>der</strong> Leitung stellen<br />
zwar den Idealfall dar, sind aber aus technischen und wirtschaftlichen<br />
Gründen nicht immer zu realisieren. Alternativ<br />
sollten an leicht zugänglichen Stellen wie (Unterflur)-<br />
Hydranten, welche sich so nah wie möglich an einer optimalen<br />
Messstelle befinden, geeignete Messsysteme installiert<br />
werden. Des Weiteren ist darauf zu achten, dass<br />
die Messsysteme sicher vor Frost und Beschädigungen<br />
eingebaut werden.<br />
Innovative Messsysteme<br />
Die Messung und Übertragung relevanter Parameter erfolgt<br />
hauptsächlich mit neu- bzw. weiterentwickelten Systemen<br />
<strong>der</strong> Fa. GERO, welche als weiterer Projektpartner<br />
am Vorhaben beteiligt ist. Ein beson<strong>der</strong>er Schwerpunkt<br />
liegt auf <strong>der</strong> Entwicklung geeigneter und vor allem preisgünstig<br />
herzustellen<strong>der</strong> Multiparametersysteme in Verbindung<br />
mit zugehörigen leistungsfähigen Datenloggern<br />
(Hardwareanfor<strong>der</strong>ungen siehe Tabelle 2). Zumindest die<br />
Parameter Druck bzw. Volumenstrom sowie pH-Wert,<br />
Leitfähigkeit, Temperatur und auch Trübung sind mittels<br />
<strong>der</strong> neu entwickelten Multiparametersysteme messbar.<br />
Die Datenlogger sind mit einem Echtzeitbetriebssystem,<br />
FreeRTOS o<strong>der</strong> TNKernel, ausgestattet. Die zugehörige<br />
Applikationssoftware wurde wie<strong>der</strong>um in C++ geschrieben.<br />
Einstellungen, Konfigurationen o<strong>der</strong> auch Software-Updates<br />
<strong>der</strong> Datenlogger sind konventionell über<br />
Kabel o<strong>der</strong> per GSM möglich.<br />
Das IWaNet-Wissenssystem wird auf einem sog. Leitsystemrechner<br />
installiert, auf welchem alle Messwerte als<br />
Betriebsdaten zusammenfließen. Die Übertragung zwischen<br />
Datenloggern und Leitsystem wird mittels DFÜ-Verbindungen<br />
realisiert. In Tabelle 3 sind verschiedene Übertragungsverfahren<br />
aufgezeigt, die genutzt werden können.<br />
Analysieren und Bewerten<br />
Der innerhalb des IWaNet-Systems stattfindende Datenfluss<br />
kann als Messen à Analysieren à Bewerten à Empfehlen<br />
beschrieben werden.<br />
Das Grundprinzip von IWaNet ist, dass alles, was mathematisch<br />
berechenbar ist, berechnet wird und nahezu<br />
nicht berechenbare, komplexe Prozesse mittels Neuronaler<br />
Netze modelliert und somit berechenbar werden.<br />
IWaNet besteht aus einem hybriden Decision Support<br />
System (DSS), welches wie<strong>der</strong>um aus den Komponenten<br />
Deterministisches mathematisches Simulationsmodell<br />
(DSM), Künstliches Neuronales Netz (KNN) und einer sog.<br />
Optimizer Suite besteht (Bild 2). Die einzelnen Bausteine<br />
KNN, DSM und Optimizer Suite werden bereits in vielfältigen<br />
Anwendungen erfolgreich eingesetzt. Beispiele sind die<br />
Optimierung von Flockungs- und Sedimentationsprozes-<br />
196 3 / 2011
sen, Optimierung von Membranrückspülungen o<strong>der</strong> auch<br />
die Optimierung <strong>der</strong> Belebungsstufen von Kläranlagen<br />
(Gebhardt 2009, Mälzer et al 2010). Während <strong>der</strong> Einsatz<br />
von KNN in <strong>der</strong> chemischen und pharmazeutischen Industrie<br />
bereits seit einiger Zeit zum Stand <strong>der</strong> Technik gehört,<br />
befindet sich <strong>der</strong> Einsatz im Bereich <strong>der</strong> Wassertechnik noch<br />
am Anfang. Die große technische Herausfor<strong>der</strong>ung innerhalb<br />
von IWaNet besteht daher in <strong>der</strong> Kombination <strong>der</strong> Algorithmen<br />
zu einem effizienten Überwachungs- und Steuerungssystem,<br />
welches gestützt durch kontinuierlich erhobene<br />
Daten <strong>der</strong> Messsysteme den täglichen Betrieb des<br />
Wasserversorgungsnetzes im Online-Einsatz überwacht<br />
und Hinweise auf optimierte Fahrweisen liefert.<br />
Die Messungen <strong>der</strong> Multiparametersysteme werden<br />
innerhalb des DSM als Randbedingungen für die kontinuierlich<br />
durchgeführten Simulationsrechungen des IWaNet-<br />
Systems verwendet.<br />
Bei einer ausreichend guten Kalibrierung <strong>der</strong> Parameter<br />
kann so aus <strong>der</strong> relativ begrenzten Anzahl von Messungen<br />
während <strong>der</strong> Analyse durch das Simulationsmodell ein vollständiger<br />
Überblick über den aktuellen Zustand des Systems<br />
gewonnen werden. Dieser wird mit Hilfe des KNN bewertet<br />
und bei Abweichungen vom Normalbetrieb ein Hinweis an<br />
den Nutzer gegeben (in Form von Steuerungsvorschlägen,<br />
Optimierungsvorschlägen o<strong>der</strong> Alarmierungen). Nach einer<br />
hinreichenden Anlernphase ist das DSS in <strong>der</strong> Lage, aktuell<br />
gemessene Zustandsgrößen (Echtzeitdaten) auf mögliche<br />
Anomalitäten im System, wie z. B. Leckagen, unerlaubte Entnahmen/Einspeisungen<br />
o. ä., abzubilden. Durch die kontinuierliche<br />
Verfügbarkeit von Echtzeitdaten und <strong>der</strong>en Integration<br />
innerhalb des hybriden Simulations- und Optimierungsmodells<br />
werden sowohl das kontinuierliche Lernen <strong>der</strong> neuronalen<br />
Strukturen als auch die dynamische Parameteroptimierung<br />
des Simulationsmodells ermöglicht.<br />
Die Suche nach optimalen Einstellwerten für die Prozesse<br />
setzt eine effiziente „Suchmaschine“ voraus. Diese<br />
Funktion wird durch passende Optimierungstools, (z.B.<br />
Genetischen Algorithmen) geliefert, die ihre Stärken im<br />
Bereich <strong>der</strong> astronomisch großen Suchfel<strong>der</strong> haben. Weiterhin<br />
ist für den Einsatz <strong>der</strong> Kombination von KNN und<br />
Optimierungstools die Möglichkeit <strong>der</strong> Überprüfung <strong>der</strong><br />
Zuverlässigkeit <strong>der</strong> jeweils aktuellen Prognose entscheidend.<br />
Dies geschieht mittels <strong>der</strong> innovativen und patentierten<br />
Technologie namens „SecurityNet“, die dafür sorgt,<br />
dass jede Prognose mit einem Zuverlässigkeitswert ver-<br />
Bild 2: Arbeitsprinzip des IWaNet-Wissenssystems mit Darstellung <strong>der</strong><br />
Einzelkomponenten und Schnittstellen<br />
bunden wird. Erst dadurch ist es möglich, Optimierungsvorschläge,<br />
die auf unsicheren Prognosen beruhen, wirkungsvoll<br />
zu unterdrücken 1 .<br />
IWaNet in <strong>der</strong> Praxis<br />
Nach Installation <strong>der</strong> Messsysteme sowie Kalibrierung und<br />
Inbetriebnahme von IWaNet werden den Versorgungsunternehmen<br />
völlig neue Anwendungsmöglichkeiten eröffnet.<br />
Neben <strong>der</strong> Detektierung von Störfällen wird das DSS<br />
von IWaNet auch den täglichen Betrieb durch die Ermittlung<br />
optimierter Fahrweisen unterstützen. Aufbauend auf<br />
dem Ist-Betriebszustand und unter Verwendung geeigneter<br />
Prognosemodelle für den zukünftigen Bedarf werden<br />
optimierte Fahrweisen ermittelt, welche den effizienten<br />
Einsatz von Pumpenergie, die Sicherheit <strong>der</strong> Ver-<br />
1 Für einen Überblick über die Anwendung von KNN in <strong>der</strong><br />
mathematischen Modellierung von Wasserversorgungssystemen,<br />
(Lingireddy und Brion 2005).<br />
3 / 2011 197
Fachbericht<br />
Wasserversorgung<br />
sorgung sowie eine hohe Qualität des Trinkwassers beim<br />
Verbraucher garantieren.<br />
Die hohen Trinkwasser-Qualitätsstandards in Deutschland<br />
gewährleisten ebenfalls die einwandfreie Qualität des<br />
Wassers am Wasserwerk. Häufig treten jedoch innerhalb des<br />
Netzes Verunreinigungen, Trübungen o<strong>der</strong> Qualitätsmin<strong>der</strong>ungen<br />
ein. Mittels IWaNet können geeignete Systemfahrweisen<br />
vorgegeben werden um z.B. einerseits kurzfristig auf<br />
Trübungserscheinungen zu reagieren und an<strong>der</strong>erseits mittel-<br />
und langfristig solche Ereignisse zu vermeiden. Darüber<br />
hinaus können auch Empfehlungen für den Umbau des Netzes<br />
zur Vermeidung von überflüssigen Redundanzen aus<br />
IWaNet-Anwendungen resultieren.<br />
Neben den technischen und wissenschaftlichen Zielsetzungen<br />
besteht eine für den erfolgreichen Einsatz von IWa-<br />
Net in <strong>der</strong> Praxis grundlegende Herausfor<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Kommunikation<br />
<strong>der</strong> Algorithmen mit dem späteren Endanwen<strong>der</strong>.<br />
Dazu wird eine verständliche und übersichtlich gestaltete Bedienoberfläche<br />
implementiert, die dem Endanwen<strong>der</strong> ein einfache<br />
Bedienung und schnelle Einarbeitung ermöglicht (Orientierung<br />
an <strong>der</strong> Gestaltung bisheriger Prozessleitsysteme).<br />
Der Vorteil von IWaNet liegt nicht in komplexen Steuerund<br />
Bedienmechanismen son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Kraft <strong>der</strong> Algorithmen,<br />
die im Wesentlichen für den Endanwen<strong>der</strong> verborgen<br />
im Hintergrund ablaufen.<br />
Ausblick<br />
Für das IWaNet-Wissenssystem stehen Betriebsüberwachung<br />
und Optimierung des Normalbetriebs im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Als Konsequenz aus den Anschlägen vom 11. September<br />
2001 in New York lagen die Schwerpunkte von Forschungsprojekten<br />
zur Betriebsüberwachung von Wasserversorgungsnetzen<br />
in den letzten Jahren jedoch auf <strong>der</strong> Detektion<br />
von terroristischen Anschlägen. Die meisten Entwicklungen<br />
zielen daher auf die optimale Allokation von Sensoren zur<br />
raschen Detektierung toxischer Substanzen und geeignete<br />
Gegenmaßnahmen (z.B. BMBF-STATuS, EU-SecurEau).<br />
Mit Weiterentwicklung <strong>der</strong> Multiparameter-Messsysteme<br />
sowie <strong>der</strong> Auswahl relevanter zu überwachen<strong>der</strong> Parameter<br />
wird das IWaNet-Wissenssystem in <strong>der</strong> Lage sein, entsprechende<br />
Kontaminationen im Verteilungssystem schnell<br />
und präzise zu orten sowie geeignete Gegenmaßnahmen wie<br />
Abtrennen bestimmter Netzabschnitte o<strong>der</strong> Auswahl wirksamer<br />
Spül- und Reinigungsverfahren vorschlagen.<br />
Danksagung<br />
Das diesem Bericht zugrunde liegende Vorhaben wurde<br />
mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und<br />
Forschung unter dem För<strong>der</strong>kennzeichen 01IS09014 im<br />
Rahmen <strong>der</strong> BMBF-Hightech-Strategie „Informationsund<br />
Kommunikationstechnologien“ (IKT), Schwerpunkt<br />
Softwaresysteme und Wissensverarbeitung geför<strong>der</strong>t.<br />
Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung<br />
liegt bei den Autoren.<br />
Literatur<br />
[1] Gebhardt, J.: (2009): Optimierung von Kläranlagen mit<br />
Künstlichen Neuronalen Netzen und Genetischen<br />
Algorithmen; Vortrag auf VDI-VDE-Tagung Automatisierungstechnik<br />
„Mess- und Regelungstechnik in<br />
abwassertechnischen Anlagen“; Wuppertal, 17.-18.<br />
November 2009<br />
[2] Coello, C. (2000): „An updated survey of GA-based<br />
multiobjective optimization techniques.“ ACM Computing<br />
Surveys, vol.32, no.2, p.109-143 (June 2000)<br />
[3] Deuerlein, J. (2008): Decomposition Model of a<br />
General Water Supply Network Graph. Journal of<br />
Hydraulic Engineereing, ASCE, 134(6), pp. 822-832.<br />
[4] Deuerlein, J.; Wolters, A. (2010):“ Graph Decomposition<br />
in Risk Analysis and Sensor Placement for Water<br />
Distribution Network Security”; 12th annual Water<br />
Distribution Systems Analysis conference, 12.-<br />
15.09.2010, Tuscon, Arizona, USA<br />
[5] o.V. (2010): “SecurEau: Security and decontamination<br />
of drinking water distribution systems following a<br />
deliberate contamination. A research project<br />
supported by the European Commission un<strong>der</strong> the<br />
Seventh Framework Programme.”, http://www.<br />
secureau.eu/, 10.Okt.2010<br />
[6] o.V. (2010): „Schutz <strong>der</strong> Trinkwasserversorgung im<br />
Hinblick auf CBRN-Bedrohungsszenarien (STATuS)“,<br />
http://www.isi.fraunhofer.de/isi-de/n/projekte/status.<br />
php?WSESSIONID=esrhvqwnthgkgi, 10.Okt.2010<br />
[7] Lingireddy, S.P.E., Brion, G.M. (2005): Artificial Neural<br />
Networks in Water Supply Engineering (Sponsored by<br />
Water Supply Engineering Technical Committee,<br />
Infrastructure Council, and Environmental and Water<br />
Resources Institute (EWRI) of ASCE) by Reston, VA:<br />
ASCE, 0-7844-0765-7, 2005, 173 pp.<br />
[8] Mälzer, H.-J., S., Gebhardt, J., Nahrstedt, A., Panglisch,<br />
S., Gimbel, R., Zach, W. (2008): Artificial Neural<br />
Networks for online control of coagulation in drinking<br />
water treatment. World Filtration Congress 10, Leipzig<br />
Autoren<br />
Dr.-Ing. Hans-Christian Sorge<br />
IWW Zentrum Wasser Regionalstandort<br />
Rhein-Main, Biebesheim ,<br />
Tel.: 069 25490 8020, E-Mail: c.sorge@<br />
iww-online.de, www.iww-online.de<br />
Dr.-Ing. Jochen Deuerlein<br />
3S Consult GmbH, Karlsruhe<br />
Tel.: 0721 335 0336 ,<br />
E-Mail: j.deuerlein@3sconsult.de,<br />
www.3sconsult.de<br />
198 3 / 2011
Marktübersicht<br />
2011<br />
Rohre + Komponenten<br />
Maschinen + Geräte<br />
Korrosionsschutz<br />
Dienstleistungen<br />
Sanierung<br />
Institute + Verbände<br />
For<strong>der</strong>n Sie weitere Informationen an unter<br />
Tel. 0201/82002-35 o<strong>der</strong> E-Mail: h.pelzer@vulkan-verlag.de<br />
www.3r-marktuebersicht.de
2011<br />
ROHRE + KOMPONENTEN<br />
Marktübersicht<br />
Armaturen<br />
Armaturen + Zubehör<br />
Absperrklappen<br />
Anbohrarmaturen<br />
Schaugläser für Rohrleitungen<br />
Rohre<br />
Fernwärmerohre PE 100-RC Rohre Schutzmantelrohre<br />
200 3 / 2011
ROHRE + KOMPONENTEN<br />
2011<br />
Kunststoff<br />
Formstücke<br />
Rohrdurchführungen<br />
Marktübersicht<br />
Dichtungen<br />
Ihr „Draht“ zur Anzeigenabteilung von<br />
Helga Pelzer<br />
Tel. 0201 82002-35<br />
Fax 0201 82002-40<br />
h.pelzer@vulkan-verlag.de<br />
3 / 2011 201
2011<br />
MASCHINEN + GERÄTE<br />
Marktübersicht<br />
Kunststoffschweißmaschinen<br />
Horizontalbohrtechnik<br />
Berstlining<br />
Ihr „Draht“ zur Anzeigenabteilung von<br />
Helga Pelzer<br />
Tel. 0201 82002-35<br />
Fax 0201 82002-40<br />
h.pelzer@vulkan-verlag.de<br />
202 3 / 2011
MASCHINEN + GERÄTE<br />
2011<br />
Leckageortung<br />
Inspektion<br />
Marktübersicht<br />
KORROSIONSSCHUTZ<br />
Kathodischer Korrosionsschutz<br />
3 / 2011 203
2011<br />
KORROSIONSSCHUTZ<br />
Marktübersicht<br />
Kathodischer Korrosionsschutz<br />
Ihr „Draht“<br />
zur Anzeigenabteilung<br />
von<br />
Helga Pelzer<br />
Tel. 0201 82002-35<br />
Fax 0201 82002-40<br />
h.pelzer@vulkan-verlag.de<br />
204 3 / 2011
KORROSIONSSCHUTZ<br />
2011<br />
Kathodischer Korrosionsschutz<br />
Marktübersicht<br />
Korrosionsschutz<br />
3 / 2011 205
2011<br />
DIENSTLEISTUNGEN / SANIERUNG<br />
Marktübersicht<br />
Dienstleistungen<br />
Ingenieurdienstleistungen<br />
Öffentliche Ausschreibungen<br />
Sanierung<br />
Sanierung Gewebeschlauchsanierung Schächte<br />
Ihr „Draht“ zur Anzeigenabteilung von<br />
Helga Pelzer<br />
Tel. 0201 82002-35<br />
Fax 0201 82002-40<br />
h.pelzer@vulkan-verlag.de<br />
206 3 / 2011
INSTITUTE + VERBÄNDE<br />
2011<br />
Institute<br />
Marktübersicht<br />
Verbände<br />
3 / 2011 207
inkl. DVD<br />
mit ergänzenden Inhalten<br />
WISSEN für die ZUKUNFT<br />
ROHRLEITUNGS-<br />
ERNEUERUNG MIT<br />
BERSTVERFAHREN<br />
Die unterirdische Leitungsinfrastruktur verfällt<br />
schneller als sie wie<strong>der</strong> instandgesetzt werden kann.<br />
Die erste Auflage dieses Buchs war in kürzester Zeit<br />
vergriffen, was zeigt, wie aktuell das Thema ist.<br />
Die Technik <strong>der</strong> grabenlosen Erneuerung von Rohrleitungen<br />
für die Ver- und Entsorgung hat in den letzten zwanzig Jahren<br />
enorme Fortschritte gemacht. Beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit<br />
hat das Berstverfahren aufgrund seiner wirtschaftlichen<br />
und technischen Effi zienz erfahren.<br />
Die zweite, überarbeitete Aufl age führt in die Technik <strong>der</strong><br />
Erneuerung von Rohrleitungen <strong>der</strong> Ver- und Entsorgung<br />
durch Bersten ein, stellt die relevanten Regelwerke dar und<br />
gibt umfangreiche Praxisbeispiele und Hilfestellungen für<br />
Ausschreibende, Planer und Ausführende.<br />
Mit Musterausschreibungstexten, Musterformularen,<br />
technischen Regeln, Literaturhinweisen und Adressen von<br />
zertifi zierten Fachunternehmen für Qualitätssicherung.<br />
Hrsg.: M. Rameil<br />
2. Aufl age 2010, 376 Seiten inkl. DVD, Broschur<br />
Buch und<br />
DVD<br />
mit 95 Praxisbeispielen,<br />
Baustellendokumentationen<br />
und vielen Tools<br />
Vulkan-Verlag<br />
www.vulkan-verlag.de<br />
Vorteilsanfor<strong>der</strong>ung per Fax: +49 (0) 201 / 820 02 - 34 o<strong>der</strong> im Fensterumschlag einsenden<br />
Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />
___ Ex.<br />
Rohrleitungserneuerung mit Berstverfahren + DVD<br />
2. Aufl age 2010 – ISBN: 978-3-8027-2765-8<br />
für € 68,- (zzgl. Versand)<br />
Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer Gutschrift<br />
von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />
Firma/Institution<br />
Vorname/Name des Empfängers<br />
Straße/Postfach, Nr.<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
Antwort<br />
Vulkan-Verlag GmbH<br />
Versandbuchhandlung<br />
Postfach 10 39 62<br />
45039 Essen<br />
E-Mail<br />
Branche/Wirtschaftszweig<br />
Bevorzugte Zahlungsweise □ Bankabbuchung □ Rechnung<br />
Bank, Ort<br />
Bankleitzahl<br />
✘<br />
Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
PAREB22010<br />
Wi<strong>der</strong>rufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) o<strong>der</strong> durch Rücksendung <strong>der</strong> Sache wi<strong>der</strong>rufen.<br />
Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Wi<strong>der</strong>rufs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege <strong>der</strong> laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anfor<strong>der</strong>ung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />
Oldenbourg Industrieverlag o<strong>der</strong> vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.
Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
„Markant blaues Maul“ für den<br />
Poetenweg<br />
Sanierung des 2. Nördlichen Hauptsammlers in Leipzig mit<br />
GFK-Son<strong>der</strong>profilen<br />
Der „2. Nördliche Hauptsammler“ im Leipziger Stadtteil Gohlis ist einer <strong>der</strong> größten und wichtigsten Mischwasserkanäle<br />
<strong>der</strong> sächsischen Metropole. Nach 103 Betriebsjahren wurde er als akuter Sanierungsfall im Sommer und Herbst 2010<br />
durch Relining mit GFK-Maulprofilen (AMITECH Germany) renoviert. Dabei war nicht erst die eigentliche Baumaßnahme<br />
sehr anspruchsvoll, son<strong>der</strong>n bereits die Organisation <strong>der</strong> Wasserhaltung in diesem ständig hoch ausgelasteten Bauwerk.<br />
<strong>Im</strong> Betriebssystem des Leipziger Abwassernetzes spielt<br />
<strong>der</strong> „2. Nördliche Hauptsammler“ seit 1907 eine zentrale<br />
Rolle. Das Bauwerk wurde damals als Maulprofil<br />
1800/2600 errichtet und besteht aus einem mit Klinkern<br />
ausgekleideten Stampfbetonsockel, auf dem eine gegossene<br />
Betonhaube sitzt. Der historische Kanal führt unter<br />
dem Stadtteil Gohlis hindurch, einem <strong>der</strong> von je her exklusivsten<br />
Leipziger Wohnstandorte. Dabei folgt er zwischen<br />
<strong>der</strong> Lumumba-Straße und <strong>der</strong> Platnerstraße auf rund 650<br />
m Länge dem Verlauf des Poetenwegs. In diesem Bereich<br />
spielt <strong>der</strong> groß dimensionierte Kanal neben seiner Trans-<br />
portfunktion eine tragende Rolle als temporäres Rückstauvolumen<br />
im Leipziger Konzept <strong>der</strong> Kanalnetz-Steuerung.<br />
Gerade hier im Poetenweg aber ergaben Untersuchungen<br />
durch das Ingenieurbüro ingutis (Leipzig) in den<br />
Jahren 2004 und 2006 dringlichen Sanierungsbedarf.<br />
Akute Gefahr durch Risse und<br />
Fremdwasser<br />
Strukturelle Mängel und vor allem Alterungsprozesse des<br />
unbewehrten Betons, allem voran biogene Schwefelsäure-<br />
Bild 1: Von 100 Jahren „Dauerstress“ gezeichnet: Der 2. Nördliche Hauptsammler unter dem Poetenweg in Leipzig-Gohlis<br />
3 / 2011 209
Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
Bild 2: Absenken eines 3 m langen GFK-Wickelrohrs in die<br />
Startbaugrube vor dem Gohliser Schlösschen<br />
Bild 3: Mit hoch mo<strong>der</strong>ner Insituform-Verlegetechnik wird ein<br />
GFK-Rohr an den bereits liegenden Strang angekoppelt<br />
korrosion im Gasraum des Kanals, hatten die Substanz des<br />
100 Jahre alten Materials bis zu 8 cm tief schwer angegriffen.<br />
In 3 bis 5 cm Tiefe war <strong>der</strong> verbliebene Zement bereits<br />
vollständig in Gips umgewandelt. Korrosion, flächige Abplatzungen,<br />
punktuelle Ausbrüche und Risse stellten die Lebensdauer<br />
und nachhaltige Funktionsfähigkeit des Hauptsammlers<br />
ebenso in Frage wie seine Dichtheit. Da <strong>der</strong> Kanal phasenweise<br />
bis über Scheitel im Grundwasserhorizont liegt,<br />
waren permanente Fremdwasser-Eintritte eine Konsequenz<br />
des maroden Bauwerkszustandes. Als Fazit prognostizierten<br />
die Gutachter dem Betonprofil ein rasches Fortschreiten<br />
<strong>der</strong> Schadensbil<strong>der</strong> sowie die Gefahr eines kurzfristigen<br />
„Gebrauchsversagens“ und stuften das Bauwerk in die Zustandsklassen<br />
0 und 1 nach ATV-M 149, Teil 3 ein.<br />
Hoch problematisch war dieser Zustand des Sammlers<br />
für die Verkehrssicherheit im Poetenweg, <strong>der</strong> als bekannter<br />
Innenstadt-„Schleichweg“ erheblich durch Berufsverkehr<br />
belastet ist. Als Konsequenz des ingutis-Gutachtens<br />
war <strong>der</strong> Poetenweg 2006 bereits umgehend für<br />
Schwerverkehr mit mehr als 30 t Fahrzeug-Gesamtgewicht<br />
gesperrt worden – eine Restriktion, die im Übrigen<br />
auch während <strong>der</strong> Sanierung durch das ausführende Bauunternehmen<br />
beachtet werden musste.<br />
Das im Auftrag <strong>der</strong> Kommunalen Wasserwerke Leipzig<br />
erstellte Sanierungskonzept des Ingenieurbüros Mann,<br />
Leipzig, setzte, nach sorgfältiger Prüfung alternativer Optionen<br />
einer grabenlosen Sanierung, auf ein Relining mit<br />
maßgefertigten GFK-Kurzrohren. Ein offener Neubau<br />
kam, in dieser in jeglicher Hinsicht sensiblen Ortslage,<br />
nicht in Frage.<br />
Die Ausschreibung des Projektes beinhaltete neben<br />
dem Relining selbst auch die Erneuerung bzw. den Umbau<br />
von Schachtbauwerken im Zuge <strong>der</strong> Sanierungsstrecke,<br />
insbeson<strong>der</strong>e eines Zusammenführungsbauwerkes am<br />
Übergang von <strong>der</strong> Lumumba-Straße zum Poetenweg. <strong>Im</strong><br />
Verlauf des Poetenweges galt es mehrere Revisionsschächte<br />
als GFK-Tangentialschacht-Konstruktion an den<br />
Maulprofil-Liner anzubinden.<br />
Bild 4: Die Hausanschlüsse wurden nach dem Rohreinbau zeitnah<br />
geöffnet, um die Entsorgung <strong>der</strong> Grundstücke sicher zu stellen, und<br />
schließlich in GFK-Laminattechnik an den neuen Sammler angebunden<br />
„Just in Time“ – Einbau vor barocker<br />
Schlosskulisse<br />
Den Zuschlag für die Durchführung des spektakulären Vorhabens<br />
erhielt die Bietergemeinschaft <strong>der</strong> Heinrich Lauber<br />
GmbH, Coswig, und <strong>der</strong> Insituform Rohrsanierungstechniken<br />
GmbH. Das erfolgreiche Angebot setzte auf die Installation<br />
von GFK-Profilen des Systems AMIREN von<br />
AMITECH Germany. Deren Abmessungen wurden nach<br />
vorangehen<strong>der</strong> digitaler 3D-Einmessung <strong>der</strong> realen Bauwerksnennweiten<br />
bestimmt. Bei <strong>der</strong> Vermessung stellte<br />
sich heraus, dass die offizielle Bauwerkshöhe 2600/1800<br />
mm bis zu 6 cm und seine Breite um bis zu 17 cm schwankte;<br />
eine minimale Höhe von 1,70 m und eine minimale Breite<br />
von 2,56 m wurden <strong>der</strong> Bemessung <strong>der</strong> in Wickeltechnik<br />
hergestellten Relining-Rohre zugrunde gelegt.<br />
210 3 / 2011
Desgleichen war zu berücksichtigen, dass <strong>der</strong> 2. Nördliche<br />
Hauptsammler keineswegs geradlinig verläuft, son<strong>der</strong>n<br />
dem Poetenweg in großen Bögen folgt. Um diesen<br />
Bedingungen gerecht zu werden, produzierte man für die<br />
Krümmungsbereiche 1,0 m lange Maulprofil-Rohre <strong>der</strong><br />
Außenabmessung 2290/1500 mm. In den Geraden wurden<br />
längere Rohre eingebaut. Diese wurden für den Einbau<br />
„just in time“ am Einbau-Startschacht angeliefert, <strong>der</strong><br />
in unmittelbarer Nähe des spektakulärsten Anliegers am<br />
Poetenweg geöffnet wurde: Das Gohliser Schlösschen, ein<br />
barockes Gebäude- und Park-Ensemble, gab eine durchaus<br />
pittoreske Kulisse für dieses Projekt ab (allerdings in<br />
harter Konkurrenz mit zahlreichen Grün<strong>der</strong>zeit-Villen und<br />
dem sehenswerten Gebäude <strong>der</strong> Leipzig Media School).<br />
Die Blicke <strong>der</strong> Autofahrer, die während <strong>der</strong> Bauzeit eine<br />
Einbahnstraßenregelung im Poetenweg hinnehmen<br />
mussten, wurden jedoch eher von dem gewaltigen Stahlrohr<br />
<strong>der</strong> Wasserhaltung angezogen, das dem Straßenverlauf<br />
oberirdisch folgte und die Funktion des Sammlers<br />
übernahm. Der Bypass war in Heber-Technik mit einer<br />
Stahldruckleitung DN 1200 realisiert worden und konnte<br />
bis zu 1300 l/s för<strong>der</strong>n. Er war den betrieblichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
während des Projektes durchwegs gewachsen<br />
– mit einer einzigen Ausnahme, die den gesamten Baubetrieb<br />
zeitweilig lahm legte: Am 28. September tobte ein<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t-Unwetter über Sachsen, in dessen Verlauf<br />
nicht nur die <strong>Kanäle</strong> in Leipzig bis zum Anschlag gefüllt,<br />
son<strong>der</strong>n alle befestigten Oberflächen eine Handbreit hoch<br />
überflutet waren. Der Kanal mit dem teilweise verlegten<br />
GFK-Liner wurde geräumt und den Wassermassen überlassen.<br />
Nach Normalisierung des Abflusses konnte allerdings<br />
problemlos weiter gearbeitet werden.<br />
MaSSarbeit mittels Shuttleservice<br />
Der eigentliche Einbau durch die Fachleute lief jeweils so<br />
ab, dass eines <strong>der</strong> 400 kg/m bzw. 1,2 t/Rohr wiegenden<br />
GFK-Maulprofilrohre von einem Fahrzeugkran in die Startbaugrube<br />
hinab gelassen und dort von einem Rohrshuttle,<br />
einer Instituform-Spezialkonstruktion, aufgenommen<br />
wurde. Dieser bemannte Shuttle fuhr das Rohr bis ans Ende<br />
des bereits verlegten Relining-Strangs, wo es an diesen<br />
mittels einer Steckmuffen-Verbindung angekoppelt<br />
wurde. <strong>Im</strong> Zuge des Baufortschritts wurden zum einen die<br />
vorab eingemessenen Anschlüsse punktgenau wie<strong>der</strong> aufgefräst<br />
und <strong>der</strong> Ringraum mit einem eingeschobenen<br />
GFK-Rohr überbrückt, so dass die laufende Entwässerung<br />
<strong>der</strong> Grundstücke in den Sammler aufrecht erhalten werden<br />
konnte.<br />
Später wurden die Anschlüsse bündig abgeschnitten<br />
und mit GFK-Laminat eingebunden. Des Weiteren wurde<br />
<strong>der</strong> Ringraum synchron zum Verlege-Fortschritt mit<br />
Dämmer verfüllt. In einem dem Vereinigungsbauwerk Lumumba-Straße<br />
vorgelagerten Kastenprofil 2500/2300<br />
mm wurden, abweichend vom übrigen Projekt, nicht<br />
Bild 5: Grundvoraussetzung <strong>der</strong> Sanierung war die leistungsstarke<br />
Wasserhaltung, die in „Hamburger-Heber“-Technik auf <strong>der</strong> Fahrbahn des<br />
Poetenwegs installiert wurde (hier vor <strong>der</strong> Leipzig Media School)<br />
Maulprofile, son<strong>der</strong>n AMIREN-Eiprofile 2100/1400 mm,<br />
eingebaut. Die tangential angeordneten Revisionsschächte<br />
im Verlauf des Poetenwegs wurden nachträglich ebenfalls<br />
durch GFK-Schächte ersetzt.<br />
Begonnen am 16.08.2010 konnte das Relining im eigentlichen<br />
Sinne Anfang November erfolgreich abgeschlossen<br />
werden. Damit ist das Thema Poetenweg allerdings<br />
noch keineswegs erledigt, denn zum Auftragsumfang<br />
gehört neben <strong>der</strong> Sanierung des Sammlers auch die<br />
Sanierung <strong>der</strong> Hausanschlüsse, soweit erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Diese werden angesichts <strong>der</strong> Sensibilität von Bausubstanz<br />
und Anlieger, so weit als möglich grabenlos durchgeführt.<br />
Die vorrangige Option ist hierbei ein Schlauchlining,<br />
bei dem ein mit Reaktionskunstharz getränkter Gewebeschlauch<br />
formschlüssig in die Leitung eingelassen<br />
und dort schließlich mit thermischer Unterstützung zu einem<br />
neuen Rohr ausgehärtet wird. Ob dabei jeweils von<br />
einem (gegebenenfalls auf dem Grundstück zu bauenden)<br />
Revisionsschacht aus gearbeitet wird o<strong>der</strong> aus dem<br />
Sammler heraus in Richtung Gebäude, wird dabei im Einzelfall<br />
nach den Gegebenheiten auf dem Grundstück bzw.<br />
nach <strong>der</strong> aktuellen hydraulischen Situation im Sammler<br />
entschieden. Geplant ist jedenfalls, dass <strong>der</strong> 2. Nördliche<br />
Hauptsammler in Gohlis ab Ende März „fit für weitere 100<br />
Jahre“ wie<strong>der</strong> in uneingeschränkten Betrieb gehen kann.<br />
Kontakt<br />
Insituform Rohrsanierungstechniken GmbH,<br />
E-Mail: info@insituform.de, www.insituform.de;<br />
AMITECH Germany, Mochau, Tel +49 3431/7182-10,<br />
E-Mail: info@amitech-germany.de,<br />
www.amitech-germany.de<br />
3 / 2011 211
Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
Erfolgsstory am Budapester<br />
Heldenplatz<br />
Die Sanierung von großen Eiprofilen mit dem Schlauchliningverfahren ist für Insituform Routine. Spannend gestalten<br />
sich jedoch immer wie<strong>der</strong> die jeweiligen beson<strong>der</strong>en Randbedingungen und Anfor<strong>der</strong>ungen. So auch die speziellen<br />
Randbedingungen zur Sanierung einer den Heldenplatz querenden Leitung in Budapest.<br />
In <strong>der</strong> ungarischen Hauptstadt Budapest dominiert das<br />
Millenniums- und das Heldendenkmal am so genannten<br />
Heldenplatz, umsäumt von Kunstmuseen im viel belebten<br />
Stadtteil Pest. Zur Feier des 1000-jährigen Jubiläums <strong>der</strong><br />
magyarischen Landnahme beschloss das Parlament im<br />
Jahre 1896 den Helden <strong>der</strong> ungarischen Geschichte ein<br />
Denkmal zu errichten. Mit <strong>der</strong> Realisierung wurden <strong>der</strong><br />
Architekt Albert Schickedanz und <strong>der</strong> Bildhauer György<br />
Zala beauftragt. 30 Jahre nach Baubeginn fanden die Bauarbeiten<br />
um den Heldenplatz ihr Ende.<br />
Wie<strong>der</strong>kehrend ist <strong>der</strong> Heldenplatz eine Bühne für<br />
durchgreifende Ereignisse des europäisch-ungarischen<br />
Zeitgeschehens gewesen. Während <strong>der</strong> so genannten Asternrevolution<br />
1918/19 zertrümmerten die Ungarn das<br />
Bildnis Kaiser Franz Josephs als <strong>Zeichen</strong> des Bruches mit <strong>der</strong><br />
österreichischen Doppelmonarchie und legten den gesam-<br />
ten Platz mit roten Stoffen und Wandbehängen aus. Außerdem<br />
ersetzten sie einige Statuen durch ein Arbeiter-und-<br />
Bauern-Monument. Auch nach 1945 war <strong>der</strong> Heldenplatz<br />
Schauplatz politischer Kundgebungen. Der Heldenplatz ist<br />
mit seinem Millenniumsdenkmal und den halbkreisförmigen<br />
Kolonnaden daher sicher eines <strong>der</strong> wesentlichen historischen<br />
baulichen Denkmäler <strong>der</strong> Stadt Budapest.<br />
Schlauchlining vor historischen<br />
Helden<br />
Neben diesen historischen Fakten ist jedoch interessant,<br />
dass die damaligen Bauherrn eine große Entwässerungsleitung<br />
als Eiprofil 900/600 mm den Heldenplatz queren<br />
ließen. Diese nunmehr über 80 Jahre alte halbverklinkerte<br />
Betonleitung ist über die Zeit nicht unbedingt starken<br />
Bild 1: Ein Ort mit beson<strong>der</strong>er historischer Bedeutung in <strong>der</strong> ungarischen Hauptstadt Budapest: <strong>der</strong> Heldenplatz<br />
212 3 / 2011
Verkehrslasten, son<strong>der</strong>n im Wesentlichen biogener<br />
Schwefelkorrosion ausgesetzt gewesen.<br />
Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> historischen und architektonischen<br />
Bedeutung dieses Platzes war die Variante zur<br />
Erneuerung <strong>der</strong> Leitung in offener Bauweise irrelevant.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> vielen positiven Erfahrungen <strong>der</strong> Stadt Budapest<br />
mit dem Schlauchliningverfahren und den weiteren<br />
beson<strong>der</strong>en Bedingungen zur Ausführung war diese<br />
Verfahrenstechnik schnell die einzige Ausführungsoption.<br />
Die Insituform Hulin Rohrsanierungstechniken s.r.o.<br />
und ihre Tochtergesellschaft, die Insituform Hulin Kft., haben<br />
seit vielen Jahren einen Kooperationsvertrag mit <strong>der</strong><br />
Firma SADE Magyarország Kft.<br />
Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> langjährig belegten Leistungsfähigkeit<br />
wurden die Partner mit <strong>der</strong> Sanierung <strong>der</strong> Kanalleitung<br />
unter dem Heldenplatz im Rahmen des Rekonstruktionsprojekts<br />
des Wassernetzes Andrassy Straße – Heldenplatz<br />
– Olaf Palme Promenade in Budapest beauftragt.<br />
Bild 2: Routinearbeit für Insituform-Mitarbeiter – Das Einziehen<br />
des Schlauchliniers über den Inversionsturm<br />
Strenge Auflagen zugunsten des<br />
Tourismus<br />
Unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Tatsache, dass es sich bei den<br />
Arbeiten rund um das Gebiet des Heldenplatzes um ein<br />
von Touristen und ausländischen Besucherdelegationen<br />
stark frequentiertes Gebiet handelt, wurden an die Bauausführung<br />
zu den üblichen Anfor<strong>der</strong>ungsbedingungen<br />
nachstehende beson<strong>der</strong>e Auflagen gestellt:<br />
Einschränkungsfreie Sicherstellung des Touristenverkehrs<br />
auf dem Heldenplatz<br />
Weitmaschige Regelung und uneingeschränkte<br />
Sicherstellung des Verkehrs um den Heldenplatz<br />
Andrassy Straße / Heldenplatz / Olaf Palme Promenade<br />
Der Zugang zu sensiblen Bereichen des Heldenplatzes<br />
war untersagt. Daher durften sich sämtliche Mitarbeiter<br />
und Monteure nur mit Einfahrgenehmigung<br />
innerhalb eines abgesperrten Territoriums bewegen<br />
(weite Umwege waren in kauf zunehmen)<br />
Die Baustelle musste innerhalb von drei Arbeitstagen<br />
komplett fertig gestellt und geräumt sein<br />
Sicherstellung <strong>der</strong> Ableitung des Wassers aus dem<br />
Thermalbrunnen des Széchenyi Heilbads<br />
Unter Beachtung dieser Auflagen wurde die Baustelle unter<br />
den Augen zahlreicher Bauherrenvertreter <strong>der</strong> Stadt<br />
Budapest und vielen interessierten Netztbetreibern Ungarns,<br />
Rumäniens und Kasachstan eingerichtet.<br />
Die Installation eines Schlauchliners in ein <strong>der</strong>artiges<br />
Eiprofil verlief komplett routinemäßig. So konnte <strong>der</strong><br />
Schlauchlinereinbau innerhalb von 18 Stunden abgeschlossen<br />
werden.<br />
Die abschließenden Gewerke <strong>der</strong> Zulauf- und<br />
Schachtanbindung komplettierten die Sanierungsarbeiten.<br />
Somit wurde <strong>der</strong> gesamte Kanalabschnitt des Sammlers<br />
unter dem Heldenplatz umfassend saniert und min-<br />
Bild 3: Die Baumaßnahme fand großes Interesse auch bei vielen<br />
Netztbetreibern aus Ungarn, Rumänien und Kasachstan<br />
destens für die nächsten 50 Jahre die Funktionsfähigkeit<br />
wie<strong>der</strong> hergestellt. Die abschließende TV-Untersuchung<br />
zeigte einen in allen Bereichen mangelfreien Schlauchliner.<br />
In Anerkennung <strong>der</strong> guten Organisation <strong>der</strong> Arbeiten<br />
und aufgrund <strong>der</strong> Routine bei <strong>der</strong> Ausführung bezeichnete<br />
<strong>der</strong> Bauherr die durchgeführten Arbeiten als uneingeschränkte<br />
„Erfolgsstory“.<br />
Kontakt<br />
Insituform Hulin Kft, Jörg Brunecker, E-Mail: brunecker@<br />
insituform.de, www.insituform.de<br />
3 / 2011 213
Wissen für die praxis<br />
RSV-Regelwerk<br />
RSV Merkblatt 1<br />
Renovierung von Entwässerungskanälen und -leitungen mit vor Ort härtendem Schlauchlining<br />
2006, 31 Seiten, DIN A4, broschiert, € 35,-<br />
RSV Merkblatt 2<br />
Renovierung von Abwasserleitungen und -kanälen mit Rohren aus<br />
thermoplastischen Kunststoffen durch Liningverfahren ohne Ringraum<br />
2009, 38 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 2.2<br />
Renovierung mit dem TIP-Verfahren ohne Ringraum (in Bearbeitung)<br />
RSV Merkblatt 3<br />
Renovierung von Abwasserleitungen und -kanälen durch Liningverfahren mit Ringraum<br />
2008, 40 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 4<br />
Reparatur von drucklosen Abwässerkanälen und Rohrleitungen durch vor Ort härtende Kurzliner<br />
(partielle Inliner)<br />
2009, 25 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 5<br />
Reparatur von Entwässerungsleitungen und <strong>Kanäle</strong>n durch Roboterverfahren<br />
2007, 22 Seiten, DIN A4, broschiert, € 27,-<br />
RSV Merkblatt 6<br />
Sanierung von begehbaren Entwässerungsleitungen und -kanälen sowie Schachtbauwerken<br />
2007, 23 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 6.2<br />
Schachtsanierung (in Bearbeitung)<br />
RSV Merkblatt 7.1<br />
Renovierung von drucklosen Leitungen / Anschlußleitungen mit vor Ort härtendem Schlauchlining<br />
2009, 24 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 7.2<br />
Hutprofiltechnik zur Einbindung von Anschlußleitungen – Reparatur / Renovierung<br />
2009, 31 Seiten, DIN A4, broschiert, € 30,-<br />
RSV Merkblatt 8<br />
Erneuerung von Entwässerungskanälen und Anschlussleitungen mit dem Berstliningverfahren<br />
2006, 27 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 10<br />
Kunststoffrohre für grabenlose Bauweisen<br />
2008, 55 Seiten, DIN A4, broschiert, € 37,-<br />
Vulkan-Verlag<br />
www.vulkan-verlag.de<br />
Faxbestellschein an: 0201/82002-34<br />
Ja, ich / wir bestelle(n) gegen Rechnung:<br />
___ Ex. RSV-M 1 € 35,-<br />
___ Ex. RSV-M 2 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 2.2 in Bearbeitung<br />
___ Ex. RSV-M 3 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 4 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 5 € 27,-<br />
Antwort<br />
Vulkan-Verlag GmbH<br />
Postfach 10 39 62<br />
45039 Essen<br />
___ Ex. RSV-M 6 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 6.2 in Bearbeitung<br />
___ Ex. RSV-M 7.1 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 7.2 € 30,-<br />
___ Ex. RSV-M 8 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 10 € 37,-<br />
zzgl. Versandkosten<br />
Firma/Institution<br />
Vorname/Name des Empfängers<br />
Straße/Postfach, Nr.<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
E-Mail<br />
Branche/Wirtschaftszweig<br />
Bevorzugte Zahlungsweise □ Bankabbuchung □ Rechnung<br />
Bank, Ort<br />
Garantie: Dieser Auftrag kann innerhalb von 14 Tagen bei <strong>der</strong> Vulkan-Verlag GmbH, Postfach 10 39 62, 45039 Essen schriftlich wi<strong>der</strong>rufen<br />
werden. Die rechtzeitige Absendung <strong>der</strong> Mitteilung genügt. Für die Auftragsabwicklung und die Pflege <strong>der</strong> Kommunikation werden Ihre<br />
persönlichen Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anfor<strong>der</strong>ung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich per Post, Telefon, Telefax<br />
o<strong>der</strong> E-Mail über interessante Verlagsangebote informiert werde. Diese Erklärung kann ich je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.<br />
Bankleitzahl<br />
✘<br />
Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer
Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
„Zeit spart Geld“ beim<br />
Schlauchlining in Landau<br />
Bei <strong>der</strong> Sanierung eines begehbaren Mischwasser-Transportsammlers im Stadtteil Queichheim konnte dank eines<br />
kreativen Son<strong>der</strong>vorschlages zur Bauabwicklung auf den Bau diverser Hausanschluss-Schächte verzichtet werden, was<br />
als Ersparnis von 138.000 Euro zu Buche schlug.<br />
Effektives Zeitmanagement bringt<br />
den Auftrag<br />
Der Abwasserkanal <strong>der</strong> Stadt Landau hatte sich in den<br />
letzten Jahren aufgrund von Undichtigkeiten zu einem unabweisbaren<br />
Sanierungsfall entwickelt. <strong>Im</strong> Herbst 2010<br />
sollten daher im Auftrage <strong>der</strong> Entsorgungs- und Wirtschaftbetrieb<br />
Landau AÖR, 465 m Eiprofil 900/1350 und<br />
105 m Beton-Kreisprofil DN 1400 per Schlauchlining saniert<br />
werden.<br />
Gegen die Konkurrenz durchgesetzt hat sich die KMG<br />
Pipe Technologies GmbH mit dem Pull-INLINER, einem<br />
Son<strong>der</strong>vorschlag, <strong>der</strong> kostbare Zeit spart. Bei Anwendung<br />
des Pull-INLINER-Verfahrens wird ein mit thermoreak-<br />
tivem UP-Harz getränkter Nadelfilz-Liner per zugkraftgeregelter<br />
Winde in den zu sanierenden Kanalabschnitt<br />
eingezogen, und im zweiten Arbeitsgang durch Inversion<br />
eines Kalibrierschlauches, gleichfalls aus Harz getränktem<br />
Nadelfilz, formschlüssig im Altrohr aufgestellt. Die Aushärtung<br />
des Liners erfolgt durch die Warmwasserhärtung.<br />
Die 24-Stunden-Zeitvorgabe<br />
Der Auftraggeber hatte für den Nahebereich die Vorgabe<br />
gemacht, dass die Abwässer <strong>der</strong> Anlieger während <strong>der</strong><br />
Bauzeit durch den Neubau von Übergabe-Schächten gesichert<br />
werden sollte, wenn das Verfahren die Außerbe-<br />
Bild 1: KMG-Sanierungskolonne in Queichheim<br />
3 / 2011 215
Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
Bild 2: Meter für Meter wurde <strong>der</strong> etliche Tonnen schwere Liner in<br />
den defekten Kanal eingezogen<br />
Bild 3: Der Liner ist vollständig eingezogen. Ein KMG-Mitarbeiter<br />
sondiert seine korrekte Lage, bevor er mit einem Drucktopf abgesperrt<br />
wird<br />
triebnahme einer Grundstücksentwässerung von maximal<br />
24 Stunden nicht gewährleistet. Bei einer Einbauzeit von<br />
weniger als 24 Stunden könnte allerdings auf die Übergabeschächte<br />
verzichtet werden. Diese Schächte, die <strong>der</strong><br />
Abwasserbetrieb hätte finanzieren müssen, hätten bei<br />
dem Projekt mit 138.000 Euro zu Buche geschlagen. Mit<br />
dem Pull-INLINER-Schlauch bot KMG Pipe Technologies<br />
jedoch einen Son<strong>der</strong>vorschlag an, mit dem letztlich ganz<br />
auf die Schächte verzichtet werden konnte.<br />
Bei konventionell geplanten drei langen Schlauchliner-<br />
Einbauabschnitten wäre dieses Zeitlimit teils deutlich<br />
überschritten worden und <strong>der</strong> Neubau <strong>der</strong> Übergabe-<br />
Schächte an <strong>der</strong> Grundstücksgrenze, aus denen das Abwasser<br />
dann hätte übergepumpt werden müssen, unumgänglich<br />
gewesen. Um das enge Zeitlimit einhalten zu können<br />
erhöhte man die Zahl <strong>der</strong> Installationen und verkürzte<br />
damit die Einbaulängen so, dass bei keinem Einbau die<br />
Verschlusszeiten <strong>der</strong> Hausanschlüsse länger als 24 Stunden<br />
dauerten. Dabei spielte eine entscheidende Rolle, dass<br />
während <strong>der</strong> ersten Einbauphase – dem Einziehen des<br />
Trägerschlauches – die Hausanschlüsse noch in Betrieb<br />
bleiben konnten: zumindest so lange, bis in <strong>der</strong> zweiten<br />
Phase <strong>der</strong> Kalibrierschlauch inversiert und das Linersystem<br />
auf voller Länge gleichmäßig von unten nach oben<br />
aufgestellt wurde. Erst in diesem Moment begann die<br />
24-Stunden-Frist zu laufen. Insbeson<strong>der</strong>e ist dabei ein<br />
spezifisches Merkmal des Pull-INLINER hervorzuheben:<br />
die robuste PE-Außenbeschichtung gilt als integraler Bestandteil<br />
des Schlauchliners. Die Anschlüsse wurden unmittelbar<br />
nach Ende des Härtungsvorgangs wie<strong>der</strong> aufgefräst.<br />
Somit konnte <strong>der</strong> vorgegebene Zeitrahmen von<br />
24 Stunden eingehalten werden. Der störungsfreie Betrieb<br />
wurde unmittelbar danach wie<strong>der</strong> aufgenommen.<br />
Mit diesem Timing gelang es das 24-Stunden-Limit einschließlich<br />
Heizvorgang konsequent einzuhalten.<br />
Überzeugendes Fazit<br />
Ein in dreierlei Dingen rundum zufriedenstellendes Ergebnis:<br />
Ein Auftraggeber, <strong>der</strong> durch den Entfall <strong>der</strong> sonst erfor<strong>der</strong>lich<br />
gewordenen Schächte 138.000 Euro zu Gunsten<br />
des Gebührenzahlers gespart hat; Anlieger, die im Vergleich<br />
zur offenen Bauweise von <strong>der</strong> Sanierung ihres<br />
Hauptkanals kaum etwas mitbekommen haben und<br />
schließlich ein für Landau unverzichtbarerer Abwasserkanal,<br />
dessen Umwelt- und Betriebssicherheit für etliche<br />
weitere Jahrzehnte sicher gestellt wurde.<br />
Bild 4: Über den Inversionsturm wird <strong>der</strong> Liner mit 0,5 bar Wasserdruck<br />
formschlüssig im Kanal aufgestellt<br />
Kontakt<br />
KMG Pipe Technologies GmbH ein Unternehmen <strong>der</strong><br />
Sekisui SPR Europe GmbH, Lena Zemke, Tel. +49 5284 /<br />
705 -405, E-Mail: presse@sekisuispr.com<br />
216 3 / 2011
Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
Unbekanntes neu entdeckt<br />
Ganzheitliche Inspektion und Dokumentation mit<br />
Lindauer Schere und Vermessungssoftware ASYS<br />
Die unbekannte Lage bestehen<strong>der</strong> unterirdischer Anschlussleitungen erschwert häufig die Sanierungsarbeiten. Die<br />
dreidimensionale Vermessung bei gleichzeitiger optischer Inspektion kleiner Leitungen bietet neue Möglichkeiten<br />
Unwägbarkeiten bereits im Vorfeld zu lokalisieren und diese zielgerichtet zu beheben.<br />
Ganzheitliche Grundlagenermittlung<br />
Der Markt Bad Abbach beabsichtigt für ein ca. 21 ha großes<br />
und rund 50 Jahre altes Siedlungsgebiet die vorhandenen<br />
Erschließungsanlagen wegen großflächiger Beeinträchtigungen<br />
in vielen Bereichen (defekte Straßen mit<br />
einer Vielzahl an Schlaglöchern o<strong>der</strong> undichte Abwasserkanäle<br />
mit nach heutigen Maßstäben unsachgemäß eingebundenen<br />
Anschlussleitungen, usw.) eine ganzheitliche<br />
Sanierung seiner Erschließungsanlagen durchführen zu<br />
lassen. Hierbei sollen nicht nur die öffentlichen Straßen<br />
und Abwasseranlagen, son<strong>der</strong>n auch alle Versorgungsleitungen<br />
auf den Stand <strong>der</strong> Technik gebracht werden. <strong>Im</strong><br />
Zuge <strong>der</strong> Grundlagenermittlung gilt es daher alle bestehenden<br />
Sparten zu erfassen, damit die ggf. vorhandenen<br />
Beeinträchtigungen zur Erstellung einer Sanierungsplanung<br />
bewertet werden können.<br />
Alle oberflächig messbaren Schäden im Bereich <strong>der</strong><br />
Straßen, sowie die über Kontrollschächte zugänglichen<br />
Hauptsammler mit den lokal vorhandenen Schadensbil<strong>der</strong>n<br />
konnten dabei relativ einfach erkundet werden. Auch Versorgungsleitungen,<br />
wie Strom- o<strong>der</strong> Wasserleitungen, sind<br />
über Schieber o<strong>der</strong> Kabelabzweigschächte feststellbar und<br />
können daher einfach mit Vermessungsgeräten aufgenommen<br />
und im Sanierungsplan dargestellt werden. Zur vollständigen<br />
Erhebung aller Anlagenteile ist es jedoch erfor<strong>der</strong>lich,<br />
dass insbeson<strong>der</strong>e auch die unterirdisch verlegten<br />
Haus- o<strong>der</strong> Sinkkastenleitungen erfasst werden, da zwischenzeitlich<br />
hinlänglich bekannt ist, dass bei diesen Anschlusskanäle<br />
vielfach Schäden vorhanden sind, die ebenfalls<br />
im Zuge <strong>der</strong> Maßnahme behoben werden sollen. Zur<br />
zielführenden Bewertung etwaiger Beeinträchtigungen dieser<br />
Leitungen ist es nicht nur wichtig ein Schadensbild vor<br />
Augen zu haben; aufgrund <strong>der</strong> Vielzahl an Querungen ist es<br />
unerlässlich auch die genaue Lage zu kennen, damit neben<br />
einer qualifizierten Kostenberechnung auch ein zutreffen<strong>der</strong><br />
Ausführungsplan erstellt werden kann, ohne den Untergrund<br />
mit einer Vielzahl von kostenintensiven Suchschlitzen<br />
zu stören (erneute Setzungen im Straßenbereich).<br />
Bild 1: LP-Ausschnitt Bad Abbach-Hebberg<br />
3 / 2011 217
Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
Bild 2:<br />
Die Lindauer-<br />
Schere von<br />
JT-elektronik<br />
– ideales<br />
Kamerasystem<br />
zur Inspektion<br />
von Seitenkanälen<br />
und<br />
Grundstücksentwässerungsleitungen<br />
Bild 3:<br />
Bürgermeister<br />
Wachs,<br />
Dipl-Ing. Lintl<br />
(BBI Bauer)<br />
und Ingo Heinz<br />
(PÖPPEL<br />
GmbH)<br />
besprechen<br />
den Baufortschritt.<br />
Foto: MF<br />
Dreidimensionale Erfassung <strong>der</strong><br />
Anschlusskanäle<br />
<strong>Im</strong> Zuge <strong>der</strong> Ausschreibung <strong>der</strong> TV-Untersuchung zur Zustandserfassung<br />
und Bewertung <strong>der</strong> Abwasseranlage mit rund 3.000 m<br />
Hauptleitungen mit Durchmessern zwischen DN 300 und Ei-<br />
Profilrohren bis 700/1050, sowie rund 150 Haus- und zusätzlich<br />
ca. 100 Stück Sinkkastenleitungen wurde von <strong>der</strong> Fa. Pöppel<br />
ein Angebot unterbreitet, worin nicht nur alle Anschlusskanäle<br />
kameratechnisch erfasst, son<strong>der</strong>n zugleich auch in digitaler weiterverarbeitbarer<br />
Form dreidimensional aufgemessen werden.<br />
Mittels dieser Technik ist es nun möglich, den bislang weitgehend<br />
unbekannten Verlauf <strong>der</strong> Anschlussleitungen eindeutig<br />
festzustellen, wodurch eine zielgerichtete Sanierungsplanung<br />
möglich wird. So können unliebsame und mehrkostenverursachende<br />
Überraschungen während <strong>der</strong> Bauausführung<br />
sicher vermieden werden.<br />
Bei dieser dreidimensionalen Bestandsaufnahme betragen<br />
die Mehrkosten ca. 15 % gegenüber einer herkömmlichen Anschlussbefahrung.<br />
Dieser Betrag ist in Hinblick auf die sonst<br />
erfor<strong>der</strong>lichen Zusatzmaßnahmen für etwaiges Suchen o<strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>instandsetzen unbekannter Querungen nicht nur gut<br />
investiert, son<strong>der</strong>n lässt einen deutlich reibungsloseren und<br />
somit auch kostengünstigeren Bauablauf erwarten.<br />
Kontakt<br />
BBI BAUER BERATENDE INGENIEURE GMBH<br />
Nie<strong>der</strong>lassung Regensburg, Werner Norgauer<br />
E-Mail: werner.norgauer@bbi-ingenieure.de;<br />
Pöppel Abfallwirtschaft und Städtereinigung GmbH,<br />
Markus Frank, E-Mail: markus.frank@poeppel.de;<br />
JT-elektronik GmbH, Lindau (Bodensee), Sonja Jöckel,<br />
Tel. +49 8382 96736 0, sonja.joeckel@jt-elektronik.de,<br />
www.jt-elektronik.de, www.lindauerschere.de<br />
Bild 4: Mit geoASYSbop ist es möglich, die Stammdaten aus vorhandenen GIS für die Vermessung des Leitungsverlaufes mit <strong>der</strong><br />
Lindauer Schere zu nutzen<br />
218 3 / 2011
Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
Neue Wege mit System<br />
Gemeinde Knüllwald baut Kunststoffrohre von Funke ein<br />
Eine Kamerabefahrung im Rahmen <strong>der</strong> Eigenkontrollverordnung<br />
Hessen brachte es ans Licht: Der Schmutzwasserkanal<br />
aus Betonfalzrohren im Ortsteil Remsfeld im hessischen<br />
Knüllwald wies zahlreiche Undichtigkeiten, Risse<br />
und Korrosion auf. Angesichts <strong>der</strong> für die Nutzungsdauer<br />
typischen Schadensbil<strong>der</strong>, entschied sich die Gemeinde<br />
für eine Erneuerung von Kanal und Hausanschlüssen in den<br />
Straßen Birkenweg, Akazienweg, Siedlerstraße, Am Kuhnstein,<br />
Rodeweg und in Teilbereichen des Sängerwegs.<br />
Hierfür setzt <strong>der</strong> Auftraggeber Rohre und Formteile ein,<br />
die bei <strong>der</strong> Funke Kunststoffe GmbH aus dem Werkstoff<br />
PVC-U gefertigt werden. Verbaut werden HS ® -Kanalrohre<br />
in braun in den Nennweiten DN/OD 315 bis 630 und CON-<br />
NEX-Kanalrohre DN/OD 710, sowie für die Hausanschlussleitungen<br />
HS ® -Kanalrohre DN/OD 160. Hierbei beson<strong>der</strong>s<br />
erwähnenswert: Für den Fall, dass die Kunststoffrohre<br />
an an<strong>der</strong>e, bereits bestehende Leitungen aus an<strong>der</strong>en<br />
Materialien <strong>der</strong>selben Nennweite angebunden werden<br />
müssen, hält die mit den Kanalbauarbeiten beauftragte<br />
Bauer Bauunternehmen GmbH die VPC ® -Rohrkupplung<br />
vor. Aufgrund seiner bauartbedingten Vorteile erleichtert<br />
das neue Formteil die Montage selbst bei unterschiedlichen<br />
Außendurchmessern erheblich.<br />
Die richtige Wahl<br />
Die Sanierung des Kanals und <strong>der</strong> Hausanschlüsse in den<br />
betroffenen Straßen lässt sich die Gemeinde Knüllwald<br />
etwas kosten. „Wir haben uns für einen Vollausbau entschieden.<br />
Das heißt; nicht nur die Kanalisation nehmen wir<br />
in Angriff, son<strong>der</strong>n auch den Straßenbau, erzählt Dipl.-Ing.<br />
Holger Iber, „die unterirdische Infrastruktur in <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Knüllwald wird auf einer Gesamtlänge von<br />
1.350 m erneuert. Hinzu kommen rund 9.000 m 2 neue<br />
Straßendecke. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt<br />
etwa 1,3 Mio. Euro.“ Gerade in Zeiten hoher Verschuldung<br />
<strong>der</strong> Kommunen keine kleine Summe. Doppelt bezahlt<br />
macht sich die richtige Produktwahl. Die Gemeinde war<br />
bereit, hier neue Wege zu gehen, weshalb zum ersten Mal<br />
Kunststoffrohre zum Einsatz kamen.<br />
Bereut hat die Entscheidung in Knüllwald keiner. Ganz<br />
im Gegenteil, denn die Beteiligten äußern sich durchgehend<br />
positiv, wie auch Bauleiter Dipl.-Ing. (FH) Bert Leidenfrost<br />
von <strong>der</strong> Bauer Bauunternehmen GmbH bestätigt:<br />
„Die Rohre und Formteile sind von <strong>der</strong> Handhabung<br />
her klasse. Der Einbau gestaltet sich leicht, dafür sorgt<br />
zum Beispiel die fest integrierte FE ® -Dichtung, die ein Herausdrücken<br />
o<strong>der</strong> Verschieben <strong>der</strong> Dichtung bei <strong>der</strong> Mon-<br />
BILD 1: Durch die Konstruktion <strong>der</strong> Doppelmuffen<br />
und Formteile in den Nennweiten DN/OD 110 - 315<br />
entsteht ein versatzfreier Kanal (Funke Kunststoffe<br />
GmbH)<br />
BILD 2: Flexible Verbindung: Mit dem CONNEX-Anschluss können Hausanschlussleitungen<br />
schnell und einfach in den Sammler eingebunden werden<br />
(Fotos: Funke Kunststoffe GmbH)<br />
3 / 2011 219
Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
tage verhin<strong>der</strong>t. Hierdurch, aber auch aufgrund des leichten<br />
Materials, können wir auf <strong>der</strong> Baustelle ordentlich Meter<br />
machen.“ Auch ansonsten sind die Tiefbauer von den<br />
flexiblen Lösungen, die <strong>der</strong> Hamm-Uentroper Rohrhersteller<br />
im Programm hat, begeistert. Dank HS ® -<br />
VARIOmuffe und CONNEX-Anschluss ist die Einbindung<br />
<strong>der</strong> Hausanschlussleitungen nahezu ein Kin<strong>der</strong>spiel. Beide<br />
Bauteile verfügen über ein integriertes Kugelgelenk, durch<br />
das die angeschlossene Rohrverbindung in einem Bereich<br />
von 0° bis 11° schwenkbar ist. Funke-Fachberater Martin<br />
Ritting erklärt: „Aufgrund dieser Flexibilität erfüllen die<br />
Formstücke die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> ATV-DVWK-A 139.<br />
Die durch das Kugelgelenk deutlich erhöhte Gelenkigkeit<br />
trägt entscheidend dazu bei, dass neu verlegte Hausanschlussleitungen<br />
über die gewünschte Ausführungsqualität<br />
und eine lange Lebensdauer verfügen.“<br />
Anwen<strong>der</strong>freundliche Produkte<br />
„Zeit ist Geld“ – das trifft auf Baustellen im beson<strong>der</strong>en<br />
Maße zu. Aus diesem Grund bringt die Funke Kunststoffe<br />
GmbH stets neue Produkte auf den Markt, die den Anwen<strong>der</strong>n<br />
auf <strong>der</strong> Baustelle die Arbeit erleichtern und<br />
gleichzeitig Zeit einsparen. Ein gutes Beispiel stellt die<br />
VPC ® -Rohrkupplung dar, die dann zum Einsatz kommt,<br />
wenn Rohre aus verschiedenen Werkstoffen in <strong>der</strong>selben<br />
Nennweite mit ihren bauartbedingten, unterschiedlichen<br />
Außendurchmessern miteinan<strong>der</strong> verbunden werden<br />
müssen. Auf privaten Grundstücken findet sich häufig ein<br />
regelrechter Materialmix. Da unterschiedliche Werkstoffe<br />
in <strong>der</strong> Regel verschiedene Durchmesser aufweisen,<br />
musste bislang mit zusätzlichen Ausgleichsringen gearbeitet<br />
werden. Das gehört mit dem neuen Bauteil <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
an.<br />
Die VPC ® -Rohrkupplung besteht aus einer Dichtmanschette<br />
aus Elastomergummi, einem Fixierkorb aus Kunststoff<br />
und zwei Edelstahlbän<strong>der</strong>n. Werden die Schrauben<br />
dieser Edelstahlbän<strong>der</strong> fachgerecht angezogen, passt sich<br />
die Manschette den unterschiedlichen Außendurchmessern<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Rohre stufenlos an. Dabei sind Fixierkorb<br />
und Manschette so konzipiert, dass das Gummi<br />
während <strong>der</strong> Anpassung keine Falten bildet. Ihr Einbau hat<br />
schon auf vielen Baustellen überzeugt: Die Verbindung <strong>der</strong><br />
unterschiedlichen Leitungen klappt schnell und ist sicher,<br />
laut Hersteller bis zu einer gewünschten Dichtigkeit von<br />
2,5 bar. Vorteilhaft ist auch die Abwinkelbarkeit <strong>der</strong> Verbindung<br />
bis 3°. Ein mittiger Anschlag <strong>der</strong> Dichtmanschette<br />
sorgt für eine passgenaue Montage.<br />
Für alle Beteiligten in Knüllwald steht fest: Mit dem<br />
Verlegen von Kunststoffrohren und -formteilen ist man<br />
in <strong>der</strong> hessischen Gemeinde zwar neue Wege gegangen,<br />
dies aber mit System.<br />
Kontakt<br />
Funke Gruppe, Hamm-Uentrop, Tel. +49 2388/3071-0,<br />
E-Mail: info@funkegruppe.de, www.funkegruppe.de<br />
Stahlbetonrohre für Europas<br />
höchstgelegene Kanalbaustelle<br />
Es ist eine Baumaßnahme vor einer außergewöhnlichen<br />
Kulisse: <strong>Im</strong> Auftrag <strong>der</strong> Vorarlberger Illwerke AG werden<br />
von 2009 bis 2012 Erhaltungs- und Erneuerungsmaßnahmen<br />
an <strong>der</strong> Staumauer des Silvrettasees durchgeführt. Der<br />
1,31 km² große Stausee liegt in den österreichischen Alpen<br />
im Bundesland Vorarlberg auf einer Seehöhe von<br />
2.030 m ü. A. in einer Senke <strong>der</strong> Silvretta-Gruppe. Während<br />
<strong>der</strong> Bauphase wird das Wasser des Stausees abgelassen<br />
und die Ill, die dem nahegelegenen Ochsentalgletscher<br />
entspringt und im Silvrettasee aufgestaut wird, über<br />
eine ca. 200 m lange Leitung aus Stahlbetonrohren um das<br />
Baufeld herum geleitet. Hierbei handelt es sich um FBS-<br />
Stahlbetongroßrohre DN 1600 nach DIN EN 1916 - DIN<br />
V 1201 mit Falzmuffe und Keilgleitdichtung am Spitzende,<br />
hergestellt nach <strong>der</strong> Qualitätsrichtlinie 1.1. <strong>der</strong> Fachvereinigung<br />
Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V. (FBS). Sie<br />
wurden von <strong>der</strong> Hans Rinninger u. Sohn GmbH & Co. im<br />
Betonwarenwerk in Kißlegg im Allgäu produziert und bereits<br />
im Dezember 2010 zur Einbaustelle transportiert.<br />
Zu den umfangreichen Baumaßnahmen zählen unter<br />
an<strong>der</strong>em die Erneuerung <strong>der</strong> Staumauerkrone und die<br />
Montage einer Dichtfolie an <strong>der</strong> Wasserseite <strong>der</strong> Staumauer.<br />
Zusätzlich werden die Abdichtung im Gründungsbereich<br />
sowie die stählernen wasserbaulichen Absperror-<br />
220 3 / 2011
Bild 1: Die FBS-Stahlbetonrohre<br />
DN 1600 wurden<br />
von <strong>der</strong> Hans Rinninger u.<br />
Sohn GmbH & Co. im<br />
Betonwarenwerk in Kißlegg<br />
im Allgäu produziert und<br />
bereits im Dezember 2010<br />
zur Einbaustelle transportiert.<br />
Foto: Rinninger<br />
Bild 2: Baumaßnahme<br />
vor einer außergewöhnlichen<br />
Kulisse: <strong>Im</strong><br />
Auftrag <strong>der</strong> Vorarlberger<br />
Illwerke AG werden<br />
von 2009 bis 2012<br />
Erhaltungs- und<br />
Erneuerungsmaßnahmen<br />
an <strong>der</strong> Staumauer des<br />
Silvrettasees durchgeführt.<br />
Foto: Rinninger<br />
gane und Einlaufrechen <strong>der</strong> Triebwasserführung und <strong>der</strong><br />
Grundablässe erneuert. Darüber hinaus werden Erhaltungsmaßnahmen<br />
an <strong>der</strong> Luftseite <strong>der</strong> Staumauer durchgeführt<br />
und ein neues Einlaufbauwerk für die zukünftige<br />
Triebwasserführung errichtet. Durch diese nach dem neuesten<br />
Stand <strong>der</strong> Technik projektierten Maßnahmen wird<br />
nach Aussage des Auftraggebers sichergestellt, dass die<br />
Staumauer Silvrettasee ihre Funktionstüchtigkeit in den<br />
kommenden Jahrzehnten wie bisher erfüllt.<br />
Voraussichtlich ab Ende Februar werden die FBS-<br />
Stahlbetonrohre von <strong>der</strong> Jäger Bau GmbH, Schruns, eingebaut.<br />
Je nach Witterungsverlauf verbleiben sie nach<br />
Beendigung <strong>der</strong> Baumaßnahmen im See o<strong>der</strong> werden vor<br />
Inbetriebnahme des Speichers teilweise wie<strong>der</strong> ausgebaut.<br />
Kontakt<br />
Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V.,<br />
Bonn, Tel. +49 228/95456-44, E-Mail: info@fbsrohre.de,<br />
www.fbsrohre.de<br />
3 / 2011 221
Projekt kurz beleuchtet<br />
Abwasserentsorgung<br />
Dauerhaft dicht und gegen<br />
Korrosion geschützt<br />
Neuer Sandfang des Klärwerks Kühnhausen mit OLDODUR<br />
beschichtet<br />
Rund 2.200 m² des neuen vierstraßigen Sandfangs im Erfurter<br />
Klärwerk Kühnhausen hat die Bennert Ingenieurbau GmbH als<br />
Nachunternehmer <strong>der</strong> Bilfinger Berger Regiobau GmbH, Büro<br />
Erfurt, im Auftrag <strong>der</strong> Stadtverwaltung Erfurt beschichtet. Damit<br />
ist die Stahlbetonoberfläche im Ausgasungsbereich des neuen<br />
Gebäudes, in dem grobe, absetzbare Verunreinigungen aus<br />
dem Abwasser entfernt werden, dauerhaft abgedichtet und gegen<br />
Korrosion geschützt. Zur Entscheidung für OLDODUR haben<br />
unter an<strong>der</strong>em die guten Erfahrungen beigetragen, die <strong>der</strong><br />
Betreiber <strong>der</strong> Kläranlage mit dem Einsatz des Produktes bei <strong>der</strong><br />
Beschichtung von zwei Faultürmen sammeln konnte. Punkten<br />
konnte <strong>der</strong> flüssige, blau eingefärbte Kunststoff, <strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />
PSL Handels GmbH exklusiv vertrieben wird, auch aufgrund <strong>der</strong><br />
schnellen und einfachen Verarbeitungsweise.<br />
„Dieser Auftrag hat gezeigt, welche Akzeptanz OLDODUR<br />
WS 56 auf dem Markt mittlerweile genießt“, freut sich Hans-<br />
Georg Loos von <strong>der</strong> PSL Handels GmbH aus Arnsberg, wenn<br />
er über das größte Projekt spricht, bei dem die blaue Zwei-<br />
Komponenten-Sprühabdichtung auf Polyurethan-Flüssigharzbasis<br />
bisher eingesetzt worden ist.<br />
Der neue Sandfang<br />
Der Großteil <strong>der</strong> im Stadtgebiet von Erfurt sowie einigen Umlandgemeinden<br />
anfallenden Abwässer wird im Klärwerk Erfurt-<br />
Kühnhausen behandelt. Nach umfangreichen Rekonstruktionsund<br />
Erweiterungsmaßnahmen erfüllen die biologische Abwasserbehandlung,<br />
sowie die Schlammbehandlung einschließlich<br />
Bild 1: Mit einer speziellen Pumpentechnik gelangt das<br />
Beschichtungsmaterial über ein Schlauchpaket in die Misch pistole.<br />
Hier wird es im Statikmischer zwangsvermischt und auf Knopfdruck<br />
versprüht und aufgetragen<br />
(Foto: PSL Handels GmbH)<br />
Bild 2: OLDODUR schützt den Stahlbeton im Ausgasungsbereich<br />
des neuen Sandfanggebäudes<br />
(Foto: PSL Handels GmbH)<br />
222 3 / 2011
Gasverwertung mo<strong>der</strong>nsten technischen Standard. Dem gegenüber<br />
entsprach <strong>der</strong> Sandfang noch <strong>der</strong> ursprünglichen<br />
Technologie aus <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> 1970er Jahre. Die Ausrüstung<br />
wurde Anfang <strong>der</strong> 1990er Jahre teilweise erneuert. „Mit einem<br />
neuen Rechengebäude ist <strong>der</strong> erste Schritt einer baulichen<br />
und verfahrenstechnischen Rekonstruktion <strong>der</strong> mechanischen<br />
Einlaufgruppe realisiert worden“, so Jörg Pasemann,<br />
Tiefbau- und Verkehrsamt, Stadtverwaltung Erfurt.<br />
„Zur Komplettierung <strong>der</strong> Einlaufgruppe kam nun die Neuerrichtung<br />
des Sandfangs einschließlich einer Kanalsandannahme<br />
hinzu.“ Der belüftete Sandfang wurde nördlich des Rechengebäudes<br />
mit einer Abdeckung aus Stahlbeton errichtet.<br />
Das Gebäude besteht aus vier Kammern und ist im Innern<br />
41,62 lang, 14,50 breit und 6,58 m hoch. Sämtliche<br />
peripheren Anlagenteile sind im vorhandenen Rechengebäude<br />
untergebracht. Das sind die Gebläse für den Drucklufteintrag<br />
sowie zwei Sandwaschklassierer. Der Austrag des<br />
gewaschenen Sandes erfolgt in Container, die auf den vorgesehenen<br />
Plätzen <strong>der</strong> vorhandenen Containerverschiebeanlage<br />
aufgestellt werden. Die Abluftabsaugung des Sandfanges<br />
wird an das vorhandene System des Rechenhauses<br />
angeschlossen. Der sich in den Sandfangkammern ansammelnde<br />
Sand wird mittels Pumpen, die unter einem Räumer<br />
angebracht werden, in eine hoch aufgestän<strong>der</strong>te Ablaufrinne<br />
geför<strong>der</strong>t,von dort fließt das Sand-Wassergemisch den<br />
Sandwaschklassierern zu.<br />
Bild 3: Guter Service auf <strong>der</strong> Baustelle: Hans-Georg Loos (li.) tauscht<br />
gemeinsam mit den Arbeitern eine Komponente an <strong>der</strong> Mischpistole aus<br />
(Foto: PSL Handels GmbH)<br />
Beson<strong>der</strong>e Produkteigenschaften<br />
und guter Service<br />
Um die Stahlbetonoberflächen im Bereich <strong>der</strong> Ausgasungszone<br />
dauerhaft gegen Korrosion zu schützen, entschied<br />
sich <strong>der</strong> Auftraggeber für eine Beschichtung mit<br />
OLDODUR WS 56. Hierbei handelt es sich um eine Zwei-<br />
Komponenten-Sprühabdichtung auf Polyurethan-Flüssigharzbasis,<br />
die nach dem Polyadditionsverfahren aushärtet.<br />
<strong>Im</strong> Gegensatz zu vergleichbaren, im Markt verfügbaren<br />
Produkten, kann <strong>der</strong> flüssige, blau eingefärbte Kunststoff<br />
mit einigen Vorteilen aufwarten. Dazu zählen ausgezeichnete<br />
Hafteigenschaften auf Beton sowie eine<br />
hohe Beständigkeit gegenüber biogener Schwefelsäure.<br />
An<strong>der</strong>s als herkömmliche Polyurethane kann das Produkt<br />
auch auf mattfeuchte Untergründe als Schutzbeschichtung<br />
aufgetragen werden, außerdem ist es bereits nach<br />
rund 20 Minuten trocken und begehbar.<br />
Diese Produkteigenschaften hatten den Betreiber <strong>der</strong><br />
Anlage bereits bei einer früheren Sanierungsmaßnahme<br />
dazu bewogen, den Ausgasungsbereich <strong>der</strong> Faultürme mit<br />
OLDODUR zu beschichten. Auch nach mehrjährigem Betrieb<br />
<strong>der</strong> Faultürme zeigt sich, dass die Bauwerke durch<br />
die Beschichtung optimal gegen die aggressiven Substanzen<br />
geschützt sind.<br />
Für das Auftragen von OLDODUR setzten die Arbeiter<br />
<strong>der</strong> Bennert Ingenieurbau GmbH mobile Dosieranlagen<br />
ein. Die ausgereifte Maschinentechnik wird den Verarbeitern<br />
von <strong>der</strong> PSL Handels GmbH zur Verfügung gestellt.<br />
Die Geräte wurden speziell für die Verarbeitung dieses<br />
Produktes konzipiert und sind überaus einfach zu bedienen.<br />
„Zuerst wurde <strong>der</strong> Beton gesandstrahlt, danach<br />
mit Feinspachtel grundiert und abschließend die Beschichtung<br />
mit OLDODUR aufgetragen“, erläutert Wehling den<br />
Ablauf. Zufrieden zeigt sich <strong>der</strong> Bauleiter auch mit dem<br />
Service von PSL. Aufgrund <strong>der</strong> schlechten Wetterverhältnisse<br />
während <strong>der</strong> Bauphase standen die Beschichtungsarbeiten<br />
zunehmend unter Zeitdruck. In dieser Situation<br />
wurde kurzfristig eine zweite Dosieranlage auf die Baustelle<br />
gebracht. Ein Umstand, <strong>der</strong> entscheidend dazu beigetragen<br />
hat, dass die Arbeiten im vorgegebenen Zeitfenster<br />
abgeschlossen werden konnten.<br />
Weitere Arbeiten<br />
Nach <strong>der</strong> Sanierung <strong>der</strong> Faulbehälter und <strong>der</strong> Gasspeicher<br />
liegt in den folgenden Jahren ein Schwerpunkt auf dem<br />
Ersatz <strong>der</strong> maschinentechnischen Ausrüstung <strong>der</strong> Blockheizkraftwerk-Anlage.<br />
Parallel dazu sind die Fertigstellung<br />
<strong>der</strong> Erweiterung <strong>der</strong> mechanischen Reinigungsstufe, sowie<br />
<strong>der</strong> Ersatz verschlissener technischer und elektrotechnischer<br />
Anlagen im zentralen Klärwerk, wie auch in<br />
den Außenanlagen vorgesehen.<br />
Kontakt<br />
PSL Handels GmbH, Arnsberg, Tel. +49 2932 8938 70,<br />
E-Mail: info@psl-handelsgmbh.de,<br />
www.psl-handelsgmbh.de<br />
3 / 2011 223
Fachbericht<br />
Abwasserentsorgung<br />
Dichtheitsprüfung von privaten<br />
Schmutzwassergrundleitungen<br />
nach DIN EN 1610<br />
Was man darüber wissen sollte<br />
Von Dietmar Stump<br />
Zusammenfassung: Nach DIN EN 1610 und Wasserhaushaltsgesetz (WHG) müssen sämtliche privaten<br />
Schmutzwassergrundleitungen – dazu gehören auch Schächte und Inspektionsöffnungen – in deutschen<br />
Gebäuden und auf Grundstücken (bis zum öffentlichen Abwasserkanal) auf Dichtheit überprüft werden. Der<br />
aus dem Gesetz und den Normvorschriften abzuleitende Fertigstellungstermin ist <strong>der</strong> 31.12.2015. Aber NRW,<br />
Schleswig-Holstein und Hessen haben die Frist bereits auf 2023 bzw. 2025 verlängert. In NRW kann die<br />
Fristverlängerung bis 2023 nur für Kanalnetze außerhalb von Wasserschutzgebieten beantragt werden.<br />
Rund 7,0 Mill. km Grundstücksentwässerungsleitungen stehen zur Prüfung an. Eine Mammut-Aufgabe mit<br />
einem riesigen Umsatzpotenzial. Man geht davon aus, dass bei einem Objekt mit ca. 20 m Leitungen im<br />
Durchschnitt pro Dichtheitsprüfung ein Umsatz zwischen 1.150 und 1.900 Euro zu Buche steht. Es gibt also<br />
viele Gründe für Unternehmen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.<br />
Rechtliche Grundlagen<br />
Grundlagen für die Dichtheitsprüfung von Grundstücks-<br />
Entwässerungsanlagen sind DIN EN 1610 und DIN 1986,<br />
Teil 30 (Instandhaltung). Zusätzlich sind die jeweiligen<br />
Landeswassergesetze und, zum Teil, die örtlichen kommunalen<br />
Satzungen zu berücksichtigen. Generell wird in<br />
bestehende und neu verlegte Leitungen unterschieden.<br />
DIN EN 1610 und das DWA-Merkblatt A 139 befassen<br />
sich mit neu verlegten Leitungen, unter an<strong>der</strong>em werden<br />
die Prüfverfahren und einzuhaltenden Parameter für die<br />
Prüfverfahren Luft und Wasser beschrieben.<br />
DIN 1986 Teil 30 (Instandhaltung) und das DWA-Merkblatt<br />
M 143, Teil 6, befassen sich mit bestehenden Leitungen.<br />
Diese Norm enthält Festlegungen für Maßnahmen zur<br />
Instandhaltung <strong>der</strong> Entwässerungsanlagen von Gebäuden<br />
und Grundstücken. Es wird auf die Inspektion, Wartung und<br />
Prüfung eingegangen. Ein Kapitel beschäftigt sich damit, in<br />
welcher Form <strong>der</strong> Dichtheitsnachweis durchzuführen ist.<br />
Weitere relevante Normen sind DIN 12889 (grabenlose<br />
Verlegung und Prüfung von Abwasserleitungen und <strong>Kanäle</strong>n)<br />
sowie das DWA-Merkblatt A 142 (Abwasserkanäle und<br />
Leitungen in Wassergewinnungsgebieten).<br />
Bis dato gibt es nur in Nordrhein-Westfalen eine exakte<br />
gesetzliche Regelung. Dort ist seit dem 11.12.2007<br />
<strong>der</strong> Dichtheitsnachweis für private Grundstücksentwässerungsleitungen<br />
in den § 61a des Landeswassergesetzes<br />
aufgenommen. Daneben gibt es noch verbindliche Regelungen<br />
des Bayerischen Landesamts für Umwelt (Merkblatt<br />
Nr. 4.3/6) und im Hamburgischen Abwassergesetz<br />
(§17b). Vereinzelt sind aber auch schon Kommunen und<br />
Städte aktiv geworden. So hat die Stadt Eschborn eine<br />
Bürgerinformation zur Umsetzung <strong>der</strong> Hessischen Abwassereigenkontrollverordnung<br />
– kurz EKVO – aufgelegt. Mit<br />
<strong>der</strong> sehr umfangreichen Broschüre werden die Bürger<br />
über die notwendigen Maßnahmen zum Erhalt <strong>der</strong> Kanalsysteme<br />
informiert und direkt auf die gesetzlichen Regelungen<br />
angesprochen. Grundsätzlich sind Grundleitungen<br />
in Wasserschutzgebieten beson<strong>der</strong>s zu beachten.<br />
Hierbei unterscheidet man noch zusätzlich in einzelne<br />
Wasserschutzzonen, bei denen auch kürzere Fristen gelten<br />
können. Sinnvollerweise sollten diese Termine dann im<br />
LWG o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> zuständigen Kommune erfragt werden.<br />
KomNetGEW mit Vorreiterrolle<br />
Die Dichtheitsprüfung betrifft Bürger und Kommunen<br />
gleichermaßen. In NRW hat eine Gruppe von Abwasserbetrieben<br />
das „Kommunale Netzwerk Grundstücksentwässerung<br />
– KomNetGEW“ unter Fe<strong>der</strong>führung des IKT<br />
Institut für Unterirdische Infrastruktur, Gelsenkirchen, gegründet.<br />
Ziel ist es, die komplexen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gesetzeslage<br />
gemeinsam besser zu lösen. Das Netzwerk bietet<br />
allen Netzbetreibern die Möglichkeit, sich zu beteiligen.<br />
Teilnehmer des „Kommunalen Netzwerkes Grundstücksentwässerung<br />
„KomNetGEW“ nutzen den Vorteil<br />
des Rückhalts in <strong>der</strong> Gruppe. <strong>Im</strong> Netzwerk mit an<strong>der</strong>en<br />
Entwässerungsbetrieben können notwendige Entscheidungen<br />
für Vorgehensweisen und Strategien bestmöglich<br />
224 3 / 2011
abgesichert werden. Gleichzeitig kann durch gezielte Vorgehensweise<br />
<strong>der</strong> Bürger finanziell entlastet werden, indem<br />
die Möglichkeit geschaffen wird, durch Sammelaufträge<br />
Kosten bei <strong>der</strong> Prüfung zu sparen.<br />
Das IKT organisiert als Zertifizierungsstelle das Verfahren<br />
im Auftrag <strong>der</strong> Mitgliedskommunen und stellt sicher,<br />
dass ein Prüfer <strong>der</strong> Zertifizierungsstelle die Sachkunde-Prüfung<br />
begleitet. Ziel <strong>der</strong> Kommunen ist es, im<br />
Rahmen ihrer Bürgerberatung vertrauensvoll auf Sachkundige<br />
verweisen zu können. Mit dem KomNetGEW-<br />
Zertifizierungsverfahren steht damit ein neutrales und unabhängiges<br />
Verfahren zur Erstellung des Sachkunde-<br />
Nachweises zur Verfügung. Das KomNetGEW-Zertifizierungsverfahren<br />
wird von <strong>der</strong> Gemeinschaft <strong>der</strong> Mitgliedskommunen<br />
getragen. Darüber hinaus wird es von den für<br />
die Feststellung <strong>der</strong> Sachkunde zuständigen drei Kammern<br />
anerkannt. Die Basis des Zertifizierungsverfahrens bildet<br />
die KomNetGEW-Prüfungsordnung, die mit dem Run<strong>der</strong>lass<br />
nach § 61a des Umweltministeriums NRW abgestimmt<br />
ist. Die Inhalte <strong>der</strong> Prüfungsordnung wurden von<br />
dem Expertengremium Grundstücksentwässerung im<br />
Auftrag des KomNetGEW und in Abstimmung mit dem<br />
DWA-Landesverbandes NRW sowie VDRK, VSB und <strong>der</strong><br />
GSTT erstellt. Das KomNetGEW wählt Bildungsträger aus,<br />
die das Zertifizierungsverfahren für die Ausarbeitung ihrer<br />
Schulungskonzepte auf Wunsch nutzen können. Interessierte<br />
Anwärter auf die Sachkunde Dichtheitsprüfung<br />
erhalten die Informationen zu Anmeldung und Prüfungsvoraussetzungen<br />
<strong>der</strong> DEULA Kempen unter www.deulakempen.de<br />
und <strong>der</strong> SAG Schulungsakademie unter www.<br />
sag-akademie.de.<br />
Voraussetzungen zur Durchführung<br />
von Dichtheitsprüfungen<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Randbedingungen bei <strong>der</strong><br />
Dichtheitsprüfung sind an die Sachkundigen hohe fachliche,<br />
technische und rechtliche Anfor<strong>der</strong>ungen zu stellen<br />
(Auszug aus <strong>der</strong> Verwaltungsvorschrift gem. § 61a LWG in<br />
NRW).Voraussetzung für die Durchführung <strong>der</strong> Dichtheitsprüfung<br />
ist <strong>der</strong> Nachweis <strong>der</strong> Sachkunde, wobei diese Zertifizierung<br />
nicht für den Betrieb, son<strong>der</strong>n nur für die jeweilige<br />
Person gültig ist. Sachkundige für die Dichtheitsprüfung<br />
können beispielsweise Ingenieure einer entsprechenden<br />
technischen Fachrichtung mit mehrjähriger Berufserfahrung<br />
o<strong>der</strong> ein von den Kammern öffentlich bestellter<br />
und vereidigter Sachverständiger sein. O<strong>der</strong> geprüfte Abwassermeister<br />
und staatlich geprüfte Techniker <strong>der</strong> Fachrichtung<br />
Bautechnik mit Schwerpunkt Tiefbau o<strong>der</strong> Kanalmeister,<br />
genauso Poliere/Straßenbaumeister. Dazu Personen<br />
mit abgeschlossener handwerklicher Ausbildung und<br />
mehrjähriger Berufserfahrung, insbeson<strong>der</strong>e Meister für<br />
Rohr-, Kanal- und Industrieservice, sowie Installateur- und<br />
Heizungsbaumeister des SHK-Handwerks. Regional kann<br />
auch noch <strong>der</strong> Eintrag bei <strong>der</strong> Industrie- und Handelskammer<br />
o<strong>der</strong> die Mitgliedschaft in <strong>der</strong> Berufsgenossenschaft<br />
erfor<strong>der</strong>lich sein. Was auch Vorteile haben kann. In Nordrhein-Westfalen<br />
trägt beispielsweise die IHK Sachkundige<br />
in Listen ein, auf die Grundstückseigentümer o<strong>der</strong> Kommunen<br />
online zugreifen können.<br />
Der Nachweis <strong>der</strong> Sachkunde kann durch eine Teilnahme<br />
an einem Seminar erbracht werden. Verbände und Innungen<br />
bestehen auf ein Sachkundeseminar mit einem<br />
theoretischen und praktischen Teil, in dem unter an<strong>der</strong>em<br />
Bild 1: Entfernen<br />
von Krustationen in<br />
einer Abwasser leitung<br />
als Vorbereitung für die<br />
Dichtheitsprüfung<br />
3 / 2011 225
FachBEricht<br />
aBWassErEntsorgung<br />
Bild 2: Der erste Schritt einer Dichtheitsprüfung ist die Reinigung<br />
<strong>der</strong> Rohrleitung (Foto: Rothenberger)<br />
Bild 3: Nach <strong>der</strong><br />
Reinigung erfolgt<br />
die TV-Inspektion<br />
<strong>der</strong> Rohrleitung;<br />
hierzu gibt es<br />
verschiedenste<br />
Systeme auf dem<br />
Markt (Foto:<br />
Rothenberger)<br />
die Dichtheitsprüfkriterien für Grundstücksentwässerungsleitungen,<br />
Regelwerke und Normen, Dichtheitsprüftechniken<br />
und Verfahren sowie anstehende Sanierungsmaßnahmen<br />
vermittelt werden. Ein wichtiger Punkt ist die<br />
Darstellung des Investitionsaufwandes für den Betrieb. Die<br />
Abschlussprüfung erfolgt in schriftlicher und praktischer<br />
Form. Unter an<strong>der</strong>em gehört eine Sichtprüfung an einer<br />
Prüfstrecke mit einer Schwenkkopfkamera zur praktischen<br />
Prüfung.<br />
Auf jeden Fall können nur mit einer Sachkunde-Zertifizierung<br />
Dichtheitsprüfungen durchgeführt werden. Die<br />
wird auch nicht auf den Betrieb ausgestellt, son<strong>der</strong>n auf<br />
den Auszuführenden, also auf den Gesellen, Meister o<strong>der</strong><br />
Ingenieur. Die Kosten belaufen sich in <strong>der</strong> Regel bei einem<br />
Grund- und Aufbau-Seminar (zwei Tage) zwischen 400<br />
und 500 Euro, wobei auch 5-Tages-Seminare für Kanalund<br />
Tiefbauer angeboten werden, die dann in einem Kostenrahmen<br />
von ca. 1000 Euro liegen. Wenn <strong>der</strong> Teilnehmer<br />
o<strong>der</strong> die Teilnehmerin eines Sachkunde-Seminars die<br />
Sachkunde erteilt bekommen hat, ist die Teilnahme an einer<br />
geeigneten, mindestens eintägigen Fortbildungsveranstaltung<br />
alle drei Jahre erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Schulungen werden von unterschiedlichen Institutionen<br />
angeboten. Beispielsweise von Innungen, Verbänden,<br />
o<strong>der</strong> Bildungszentren. Eine Anfrage bei <strong>der</strong> für den Betrieb<br />
zuständigen Innung kann da weiterhelfen. Dazu bietet<br />
die Industrie Seminare an.<br />
DIE PRÜFVERFAHREN<br />
Die Prüfung auf Dichtheit von Rohrleitungen, Schächten<br />
und Inspektionsöffnungen kann entwe<strong>der</strong> mit Wasser (Verfahren<br />
W) o<strong>der</strong> mit Luft (Verfahren L) durchgeführt werden.<br />
Beide Verfahren sind zulässig. Genauso ist eine getrennte<br />
Prüfung mit beiden Verfahren, also Rohrleitungen<br />
mit Luft und Schächte mit Wasser, zulässig. Bei <strong>der</strong> Prüfung<br />
im Luftverfahren ist die Anzahl <strong>der</strong> Korrekturmaßnahmen<br />
und Wie<strong>der</strong>holungsprüfungen bei neuen Leitungen unbegrenzt.<br />
Bei wie<strong>der</strong>holtem Nichtbestehen <strong>der</strong> Prüfung mit<br />
Luft kann in Folge auch mit dem Verfahren Wasser geprüft<br />
werden. Das Ergebnis dieser Prüfung ist dann maßgeblich.<br />
ARBEITSScHRITTE EINER<br />
DIcHTHEITSPRÜFuNG<br />
Erster Schritt ist die Reinigung <strong>der</strong> Rohrleitungen (Schächte)<br />
mit Hochdruckreiniger o<strong>der</strong> Spülwagen. Gegebenenfalls<br />
müssen die Rohrleitungen bei stärkerer Verschmutzung<br />
noch zusätzlich gereinigt werden, beispielsweise<br />
mittels einer professionellen Rohrreinigungsmaschine mit<br />
Spiralen (Bild 2). Vor <strong>der</strong> eigentlichen Dichtheitsprüfung<br />
wird eine Sichtprüfung (TV-Inspektion) mittels Kamera<br />
mit Schwenkkopf durchgeführt (Bild 3).<br />
Anschließend erfolgt die Dichtheitsprüfung mit dem<br />
Prüfmedium Luft o<strong>der</strong> mit Wasser, wobei hier die Leitungen<br />
mit entsprechenden Absperrelementen, wie Blasen<br />
o<strong>der</strong> Scheiben, verschlossen werden müssen. Abhängig<br />
226 3 / 2011
vom Projekt kommt die entsprechende Anzahl zum Einsatz,<br />
eventuell auch Schiebestangen.<br />
Von <strong>der</strong> Schachtseite aus wird nach dem Setzen <strong>der</strong> Absperrelemente<br />
die Prüfblase gesetzt und, abhängig vom<br />
Prüfmedium, <strong>der</strong> Prüfdruck aufgebracht, unter Einhaltung<br />
<strong>der</strong> normativen Vorgaben. Bei <strong>der</strong> Prüfung mit Wasser kommt<br />
noch eine Vorbereitungszeit von ca. einer Stunde hinzu.<br />
Bei <strong>der</strong> Prüfung mit Luft wird mehrheitlich mit einem<br />
Prüfdruck von 100 mbar die Dichtheitsprüfung durchgeführt.<br />
Der Anfangsdruck sollte aber 10 % über dem vorgegebenen<br />
Prüfdruck liegen, damit nach <strong>der</strong> Stabilisierungszeit<br />
<strong>der</strong> Druck nicht unter 100 mbar fällt. Bewegt sich die Drucktoleranz<br />
innerhalb von 15 mbar, gilt die Leitung als dicht.<br />
Bei <strong>der</strong> Wasserprüfung wird mit einem maximalen<br />
Prüfdruck von 0,5 bar geprüft .Die Grundleitung wird<br />
drucklos mit Wasser gefüllt und entlüftet. Eine Vorbereitungszeit<br />
von einer Stunde ist einzuhalten, unabhängig<br />
vom Rohrwerkstoff <strong>der</strong> Leitungen. Die Toleranz ergibt sich<br />
sowohl aus den Innenbenetzten Rohroberflächen, die sich<br />
aus den Durchmessern und Längen <strong>der</strong> Leitung errechnen<br />
lassen, als auch von <strong>der</strong> zugeführten Wassermenge <strong>der</strong><br />
Druckkonstanthaltung. Wenn nur die Rohrleitung geprüft<br />
wird, ist eine Toleranz von 0,15 l/m² benetzter Innenrohrfläche<br />
erlaubt. Wenn auch <strong>der</strong> Schacht mitgeprüft wird,<br />
liegt <strong>der</strong> Wert bei 0,2 l/m².<br />
GRuNDLEITuNG: DIcHT oDER uNDIcHT?<br />
Regional, wie in Schleswig Holstein o<strong>der</strong> NRW, reicht eine<br />
Sichtprüfung für die Beurteilung aus. Eine TV-Inspektion<br />
wird auch in DIN 1986 T 30 als zusätzliche Untersuchungsmöglichkeit<br />
beschrieben und wird in bestimmten Fällen als<br />
ausreichend zur Bestimmung <strong>der</strong> Dichtheit angesehen.<br />
Ansonsten geben die Normen vor, wann die Grundleitung<br />
als dicht o<strong>der</strong> als undicht zu erklären ist. Eine Leitung<br />
gilt als undicht, wenn die zulässigen Werte nach dem jeweiligen<br />
Prüfverfahren überschritten werden. Undichte<br />
Leitungen müssen umgehend saniert werden, wenn die<br />
Dichtheitsprüfung negativ ausgefallen ist. Denn nach<br />
§ 324 StGB begeht man eine Straftat, wenn wissentlich<br />
Gewässer verunreinigt werden, siehe Auszug unter Punkt<br />
1 des § 324: „Wer unbefugt ein Gewässer verunreinigt<br />
o<strong>der</strong> sonst dessen Eigenschaften nachteilig verän<strong>der</strong>t,<br />
wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren o<strong>der</strong> Geldstrafe<br />
bestraft.“ Die Maßnahme muss aber nicht die komplette<br />
Sanierung o<strong>der</strong> das Ersetzen <strong>der</strong> Leitung beinhalten,<br />
son<strong>der</strong>n kann, je nach Schaden, auch in Form einer örtlich<br />
begrenzten Reparatur durchgeführt werden.<br />
Neben den Schmutzwasserleitungen müssen auch Regenwasserleitungen<br />
auf Dichtigkeit geprüft werden. Dies ist<br />
abhängig von den jeweiligen Landessatzungen und damit<br />
von kommunalen Bestimmungen. Bei einem Trennsystem<br />
sind die Grundleitungen und Schächte, in denen ausschließlich<br />
Regenwasser abgeleitet wird, von einer wie<strong>der</strong>kehrenden<br />
Prüfung ausgenommen. Dies gilt nicht für Regenwassergrundleitungen,<br />
die beispielsweise an einen Mischwas-<br />
serkanal angeschlossen sind. In Mischwassersystemen erfolgt<br />
die Prüfung wie unter den vorgenannten Punkten beschrieben.<br />
Die Zuläufe <strong>der</strong> Regenwasserabzweige müssen mit Blasen o<strong>der</strong><br />
Scheiben (Stopfen) verschlossen werden, damit die reine<br />
Grundleitung (Mischwasser) geprüft werden kann.<br />
WIcHTIGES DoKuMENT: DAS PRÜFPRoToKoLL<br />
Für jede Prüfung ist ein Protokoll zu erstellen. Es muss Folgendes<br />
beinhalten:<br />
Auftraggeber, Auftragnehmer, gegebenenfalls Projektleiter,<br />
Prüfort, Datum, Uhrzeit, Adresse und/o<strong>der</strong> Schachtnummer;<br />
Bestandsdaten des Objektes (Kanalart, Nennweite usw.);<br />
Angaben zu Prüfvorschriften, Drücke, Toleranzen, usw.;<br />
Ergebnis <strong>der</strong> Prüfung.<br />
Die Dokumentation ist beim Auftraggeber, bei <strong>der</strong> Kommune<br />
und beim Handwerksbetrieb bis zur nächsten Prüfung zu archivieren.<br />
<strong>Im</strong> Normalfall muss die Dichtheitsprüfung innerhalb von 20<br />
Jahren wie<strong>der</strong>holt werden. An<strong>der</strong>s sieht es in Wasserschutzzonen<br />
aus. So steht in <strong>der</strong> Wasserschutzzone III die erste Wie<strong>der</strong>holungsprüfung<br />
nach zwei Jahren, die zweite nach 15 Jahren<br />
an. Details sind in DIN 1986, Teil 30, genannt.<br />
uMFANGREIcHES EQuIPMENT NoTWENDIG<br />
Für die Dichtheitsprüfung ist ein umfangreiches Equipment<br />
notwendig. Die Investitionen liegen zwischen 20.000 und<br />
35.000 Euro, je nach dem was <strong>der</strong> Handwerksbetrieb bzw.<br />
das Sanierungsunternehmen bereits an Equipment hat und/<br />
o<strong>der</strong> was noch angeschafft werden muss.<br />
autor<br />
DIETMAR STuMP<br />
Kleinniedesheim<br />
Tel. +49 6239 920003<br />
E-Mail: dietmar.stump@t-online.de<br />
Bild 4: Für die<br />
Messungen bzw. zur<br />
elektronischen<br />
Erfassung und<br />
Protokollierung <strong>der</strong><br />
Messdaten kann<br />
beispielsweise das<br />
ROTEST GW DIGITAL<br />
V2.2 –USB eingesetzt<br />
werden (Foto:<br />
Rothenberger)<br />
3 / 2011 227
Fachbericht<br />
Fernwärme<br />
Entwicklung eines wirtschaftlichen<br />
Fernwärmehausanschlusses für<br />
kleine Wärmeleistungen<br />
Von Thomas Grage und Ingo Wolf<br />
Beim Aufbau neuer Fernwärmenetze und bei <strong>der</strong> Verdichtung bestehen<strong>der</strong> Netze kommt <strong>der</strong> Integration von<br />
Verbrauchern mit geringen thermischen Anschlussleistungen wie etwa Ein- und Mehrfamilienhäusern eine<br />
entscheidende Bedeutung zu. Für eine wirtschaftliche und betriebssichere Realisierung dieser Anschlüsse in<br />
KMR-Netzen soll ein flexibles Verbundrohrsystem mit Stahlmediumrohr und einer in sich geschlossenen Statik<br />
von <strong>der</strong> Anbohrung an <strong>der</strong> Trasse bis zur Hauseinführung entwickelt werden.<br />
Wissenschaftlich-technische und<br />
wirtschaftliche Problemstellung<br />
<strong>Im</strong> Zuge des Ausbaus <strong>der</strong> Kraft-Wärme-Kopplung sowohl<br />
beim Aufbau neuer Fernwärmenetze als auch bei <strong>der</strong> Verdichtung<br />
bestehen<strong>der</strong> Netze kommt <strong>der</strong> Integration von<br />
Verbrauchern mit verhältnismäßig geringem Wärmebedarf<br />
mit thermischen Anschlussleistungen von 35 bis 200 kW<br />
wie etwa Ein- und Mehrfamilienhäusern eine entscheidende<br />
Bedeutung zu. Dabei sind wirtschaftliche Realisierungen<br />
mit den <strong>der</strong>zeitigen Verlegeverfahren oft nicht möglich. Bei<br />
bestehenden Fernwärmenetzen findet sich häufig die Situation,<br />
dass die Hauptleitungen zwar in den Straßen liegen,<br />
jedoch nur Verbraucher mit größerem Wärmebedarf angeschlossen<br />
sind. Hier sind sichere und kostengünstige Anschlussverfahren<br />
(„letzter Meter“) für die Verbraucher mit<br />
verhältnismäßig geringem Wärmebedarf, die entlang <strong>der</strong><br />
Hauptleitungen liegen, erfor<strong>der</strong>lich, um den Wechsel von<br />
Einzelstättenfeuerung und Einzelwarmwasserbereitung zur<br />
Fernwärmeversorgung für Warmwasserbereitung und<br />
Raumheizung zu erleichtern. Das in diesem Zusammenhang<br />
betrachtete Gesamtsystem „Fernwärmehausanschluss für<br />
kleine Wärmeleistungen“ beinhaltet folgende Komponenten:<br />
Abzweige von den Hauptleitungen (Vor- und Rücklauf),<br />
Realisierung in neu zu bauenden Fernwärmenetzen<br />
über Formteile, in bestehenden Fernwärmenetzen<br />
über Anbohrungen und T-Muffen<br />
Anschlussleitungen (Vor- und Rücklauf) zu den Verbrauchern<br />
(Betrachtung bis zur Endkappe im Gebäude)<br />
Das Projekt wird von dem AGFW – Der Energieeffizienzverband<br />
für Wärme, Kälte und KWK e.V im Rahmen des Gemeinschaftsforschungsprojekts<br />
„Energie -und Kosteneffiziente<br />
Wärmeversorgung“ durchgeführt und unterstützt. Kontakt:<br />
Dr. Heiko Huther, Forschung und Entwicklung, Tel. 069-<br />
6304-206, E-Mail: h.huther@agfw.de<br />
Gebäudeeinführungen für die Anschlussleitungen<br />
Statik <strong>der</strong> Gesamtsysteme (in sich geschlossene<br />
Statik als Planungsgrundlage) einschließlich standardisierter<br />
Planung<br />
Für den Anschluss zahlreicher Verbraucher mit verhältnismäßig<br />
geringem Wärmebedarf bieten sich flexible Verbundrohre<br />
mit einem Mediumrohr aus Metall an, da diese<br />
Rohre grundsätzlich in bestehende, mit Heißwasser betriebene<br />
Fernwärmenetze integriert werden können. Verbindungen<br />
zwischen Rohrabschnitten, die prinzipiell die Verlegekosten<br />
erhöhen und potenzielle Schwachpunkte darstellen,<br />
werden auf ein Minimum reduziert, was zu Kosteneinsparungen<br />
führt und das Risiko von Schadensfällen senkt.<br />
Stand <strong>der</strong> Technik<br />
Bisher stellt sich die Situation in größeren Fernwärmenetzen<br />
oft so dar, dass eine wirtschaftliche Realisierung <strong>der</strong><br />
Hausanschlüsse erst ab einer bestimmten Mindestabnahme<br />
von Wärme möglich ist. Die Netzkapazitäten an sich<br />
stellen hingegen mittlerweile in <strong>der</strong> Regel kein begrenzendes<br />
Kriterium mehr dar, da in Folge verbesserter Wärmedämmung<br />
<strong>der</strong> Gebäude die Wärmeabnahme insgesamt<br />
gesunken ist und weiter sinken wird. Daher verfügen die<br />
Fernwärmenetze heute meist über Reserven, die für den<br />
Anschluss weiterer Wärmeverbraucher genutzt werden<br />
könnten. Technische und wirtschaftliche Hemmnisse verhin<strong>der</strong>n<br />
dies jedoch häufig. In Bild 1 ist eine typische Verteilung<br />
<strong>der</strong> Anschlussleistung von realisierten Fernwärmeanschlüssen<br />
in einer deutschen Großstadt mit einer deutlichen<br />
Häufung <strong>der</strong> Anschlüsse bis etwa 50 kW dargestellt.<br />
Kunststoffmantelverbundrohre (KMR) sind als Stangenware<br />
mit Längen von 6 und 12, bisweilen auch 16 m und mit<br />
Mediumrohren <strong>der</strong> Dimensionen DN 15…DN 1200 verfügbar.<br />
Für Bögen, T-Abzweige usw. werden passende Formteile<br />
geliefert. Die Verarbeitung nahtloser Mediumrohre ist<br />
228 3 / 2011
Bild 1: Anschlussleistungsverteilung<br />
und Kostensituation<br />
in den Verdichtungsgebieten<br />
einer deutschen Großstadt<br />
(Quelle: AGFW)<br />
verbreitet. Daneben kommen auch längsnahtgeschweißte<br />
(ERW) und spiralnahtgeschweißte (SAW) Mediumrohre zum<br />
Einsatz. Die Mediumrohre bestehen aus Kohlenstoffstahl,<br />
wobei die Stahlsorten P235GH (nahtlos, ERW, SAW),<br />
P235TR1 (nur ERW) und P235TR2 (nur ERW) zum Einsatz<br />
kommen. Als Wärmedämmung kommt hart eingestellter Polyurethanschaum<br />
zum Einsatz, aktuell werden mit Cyclopentan<br />
getriebene Schäume verarbeitet. Das Mantelrohr besteht<br />
aus Polyethylen, das mindestens <strong>der</strong> Qualitätsstufe PE<br />
80 entsprechen muss. Zwischen Mediumrohr und Wärmedämmung<br />
sowie zwischen Wärmedämmung und Mantelrohr<br />
besteht ein form- und kraftschlüssiger Verbund. Daraus resultiert<br />
auch die Längswasserdichtigkeit <strong>der</strong> KMR. KMR können<br />
mit in die Wärmedämmung integriertem Leckmeldesystem<br />
hergestellt werden. KMR sind nicht selbstkompensierend<br />
und benötigen daher eine Kompensation (U-Bogen, Z-<br />
Bogen, Axialkompensator) im Rohrnetz. Bei diesem starren<br />
Verbundrohr müssen alle Richtungsän<strong>der</strong>ungen durch Formteile<br />
realisiert werden, die mit den geraden Rohrstangen verbunden<br />
werden müssen. Dies führt zu hohen Verlegekosten.<br />
Zum einen muss <strong>der</strong> Rohrgraben im Bereich <strong>der</strong> Verbindungsstellen<br />
so breit sein, dass darin die Verbindungen hergestellt<br />
werden können. Zum an<strong>der</strong>en ist die Herstellung <strong>der</strong><br />
Verbindungen (Muffen) selbst sehr arbeitsintensiv. Außerdem<br />
erfor<strong>der</strong>t die Herstellung <strong>der</strong> Verbindungen ein trockenes<br />
Arbeitsumfeld und ist fehleranfällig. Mögliche Fehlerquellen<br />
sind die unter Baustellenbedingungen herzustellenden<br />
Rundschweißnähte zur Verbindung <strong>der</strong> Mediumrohre,<br />
die Verbindungen zwischen Muffenmantel und Mantelrohr<br />
sowie die Ausschäumung <strong>der</strong> Muffe. Werden KMR mit Leckmeldesystem<br />
eingesetzt, so erhöhen sich die Verlegekosten<br />
durch die notwendigen Verbindungen <strong>der</strong> Leckmeldea<strong>der</strong>n<br />
und die Einmessung des Leckmeldesystems zusätzlich. Hinzu<br />
kommen umfangreiche Planungskosten für jede Baumaßnahme.<br />
Den erwähnten Nachteilen steht gegenüber, dass<br />
bei sorgfältiger, qualitätsgesicherter Herstellung und Verarbeitung<br />
von KMR <strong>der</strong> Aufbau langlebiger Rohrnetze möglich<br />
ist. Die ältesten KMR-Netze befinden sich seit ca. 40 Jahren<br />
(Stand 2009) in Betrieb.<br />
Flexible Verbundrohre sind als Rollenware mit Längen<br />
bis zu mehreren hun<strong>der</strong>t Metern je nach Rohrdimension<br />
verfügbar. Rohre mit großen Dimensionen werden auch<br />
als Stangenware geliefert. Für die Mediumrohre kommen<br />
unterschiedliche Materialien zum Einsatz. Die Wärmedämmung<br />
besteht aus flexibel eingestelltem Polyurethano<strong>der</strong><br />
Polyisocyanuratschaum, aktuell werden mit Cyclopentan<br />
getriebene Schäume verarbeitet. Das Mantelrohr<br />
besteht aus Polyethylen und ist glatt o<strong>der</strong> mit Wellenprofil<br />
ausgeführt. Flexible Verbundrohre können mit in die<br />
Wärmedämmung integriertem Leckmeldesystem hergestellt<br />
werden. Mit flexiblen Verbundrohren sind Richtungsän<strong>der</strong>ungen,<br />
soweit die Mindestbiegeradien nicht<br />
unterschritten werden müssen, ohne Formteile und damit<br />
auch ohne zusätzliche Verbindungen zwischen Rohrabschnitten<br />
möglich. Bodenhin<strong>der</strong>nisse (an<strong>der</strong>e Versorgungsleitungen,<br />
Fundamentreste, große Steine, erhaltenswerte<br />
Bäume) können relativ einfach umgangen werden.<br />
Da im Rohrgraben möglichst keine Arbeiten ausgeführt<br />
werden sollen, kann dieser entsprechend schmal angelegt<br />
werden. Eine grabenlose Verlegung z. B. mittels<br />
Horizontalspülbohrverfahren o<strong>der</strong> Erdrakete ist möglich.<br />
Bedingt durch die Herstellung flexibler Verbundrohre in<br />
einem kontinuierlichen Verfahren können <strong>der</strong> kraft- und<br />
formschlüssige Verbund zwischen Mediumrohr und Wärmedämmung<br />
sowie zwischen Wärmedämmung und Mantelrohr<br />
und damit die Längswasserdichtigkeit nicht sicher-<br />
3 / 2011 229
Fachbericht<br />
Fernwärme<br />
gestellt werden. Außerdem wird das flexible Verbundrohr<br />
bei diesem Herstellungsverfahren mehrmals gebogen,<br />
was zu Schäden führen kann. Die Maßhaltigkeit, insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Koaxialitätsabweichung, ist bei mit diesem<br />
Herstellungsverfahren produzierten flexiblen Verbundrohren<br />
oft ungenügend.<br />
Flexible Verbundrohre mit einem Mediumrohr aus<br />
„Weichstahl“ sind mit den Mediumrohrdimensionen<br />
20×2,0…28×2,0 für die Nenndruckstufen PN 16 und PN<br />
25 verfügbar. Als Material kommt nach EN 15632-4 ausschließlich<br />
die Stahlsorte E215+N (1.0212) (Vergleiche<br />
FW 420-2) zum Einsatz. Diese Stahlsorte wird von Energieversorgungsunternehmen<br />
als nicht ausreichend stabil<br />
für warmgehende Anwendungen erachtet, da dieser Stahl<br />
nicht für den Druckbehälterbau vorgesehen ist und somit<br />
einige <strong>der</strong> dafür notwendigen Eigenschaften nicht aufweist.<br />
Flexible Verbundrohre mit einem Mediumrohr aus<br />
„Weichstahl“ sind nicht selbstkompensierend und benötigen<br />
daher eine Kompensation im Rohrnetz. Diese Kompensation<br />
kann durch bogenförmige Verlegung (U-Bogen,<br />
Z-Bogen) <strong>der</strong> Rohrleitung erreicht werden.<br />
Bei neu zu bauenden KMR-Netzen erfolgt <strong>der</strong> Anschluss<br />
<strong>der</strong> Verbraucher über Abzweige (T-Abzweig, Parallelabzweig),<br />
die als Formteile verfügbar sind. Der Anschluss<br />
weiterer Verbraucher an vorhandene KMR-Netze<br />
erfolgt vorzugsweise über Anbohrungen, da bei diesen<br />
Verfahren die Hauptleitung nicht aufgetrennt und entleert<br />
werden muss. Aus Sicherheitsgründen erfolgt eine Absenkung<br />
<strong>der</strong> Vorlauftemperatur auf unter 100 °C zur Vermeidung<br />
des Austritts von Wasserdampf, falls beim Anbohren<br />
eine Leckage auftritt.<br />
Bisher erfolgen die Planung und vor allem die Berechnung<br />
<strong>der</strong> Statik für jeden Hausanschluss einzeln. Dies verursacht<br />
einen enormen administrativen Aufwand, <strong>der</strong> oft<br />
die maßgeblichen Kosten verursacht.<br />
Ziele des Forschungsprojektes<br />
Ziel ist es, praxiserprobte, in sich geschlossene und standardisierte<br />
Gesamtsysteme für den „Fernwärmehausanschluss<br />
für kleine Wärmeleistungen“ zu realisieren. Dazu<br />
ist es erfor<strong>der</strong>lich, die Kosten für jedes Gesamtsystem unter<br />
die Kosten für bisher ausgeführte Hausanschlüsse für<br />
kleine Wärmeleistungen zu senken, wobei dies jedoch<br />
nicht zu Lasten <strong>der</strong> Betriebssicherheit und <strong>der</strong> Lebensdauer<br />
<strong>der</strong> Komponenten gehen darf. Eine Kostensenkung<br />
von mindestens 20 bis 30 % für jeden Fernwärmehausanschluss<br />
wird angestrebt. Für das Gesamtsystem wird<br />
eine Lebensdauer von mindestens 30 – möglichst 50 –<br />
Jahren erwartet. Auf Grundlage <strong>der</strong> Ergebnisse dieses<br />
Forschungsprojekts soll ein AGFW-Regelwerk erstellt<br />
werden. Zudem soll für die Kostenplanung eine o<strong>der</strong> mehrere<br />
Kennzahlen ermittelt werden, die den Preis in Beziehung<br />
setzen, z.B. zur übertragbaren Wärmemenge o<strong>der</strong><br />
zum Volumenstrom (Einheiten von Kennzahlen können<br />
sein: €•kW −1 , €•m −1 kW −1 , €•m −1 (m³/h) −1 ). In Bild 2 sind<br />
die spezifischen Anschlusskosten kleiner Hausanschlüsse<br />
einer durchschnittlichen deutschen Großstadt dargestellt.<br />
Als Zielkosten werden hier 400 € je kW Anschlussleistung<br />
angestrebt.<br />
Ziel ist auch, möglichst viele Verbraucher mit Fernwärme<br />
zu versorgen, <strong>der</strong>en Versorgung bisher an technischen<br />
o<strong>der</strong> wirtschaftlichen Hemmnissen gescheitert ist.<br />
Durch die Versorgung mit Fernwärme aus Kraft-Wärme-<br />
Kopplung o<strong>der</strong> regenerativ erzeugter Wärme sinken die<br />
Schadstoffemissionen im Vergleich zur Einzelstättenfeuerung<br />
mit fossilen Energieträgern und getrennter Stromerzeugung<br />
in mit fossilen o<strong>der</strong> nuklearen Energieträgern<br />
betriebenen Kraftwerken ohne Kraft-Wärme-Kopplung.<br />
Neben <strong>der</strong> Emission von umweltschädlichen Stoffen wie<br />
Stickoxiden und Schwefeldioxid und dem Anfall von nuklearem<br />
Abfall wird auch die Emission des Treibhausgases<br />
Bild 2: Spezifische<br />
Anschlusskosten bei kleinen<br />
Anschlussleistungen in einer<br />
deutschen Großstadt<br />
(Quelle: AGFW)<br />
230 3 / 2011
Kohlendioxid (CO 2<br />
) reduziert. Vor dem Hintergrund des<br />
Handels mit Emissionszertifikaten ergibt sich aus <strong>der</strong> Vermeidung<br />
von Kohlendioxidemissionen neben dem Klimaschutzaspekt<br />
auch ein wirtschaftliches Potenzial für die<br />
Betreiber von Kraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung<br />
o<strong>der</strong> regenerativer Wärmeerzeugung und daran angeschlossenen<br />
Fernwärmenetzen.<br />
Am Beispiel einer deutschen Großstadt (Quelle:<br />
AGFW) wird das CO 2<br />
-Einsparpotenzial im Folgenden veranschaulicht:<br />
Die vorhandenen Heizkessel mit fossiler Feuerung (Öl,<br />
Gas) emittieren im Durchschnitt 318 g (CO 2<br />
)•kW −1 .<br />
Bei <strong>der</strong> Erzeugung von Fernwärme aus Kraft-Wärme-<br />
Kopplung werden 106 g(CO 2<br />
)•kW −1 emittiert.<br />
Das Gesamtpotenzial an Fernwärmeanschlussleistung<br />
liegt im städtischen Verdichtungsgebiet bei 90 MW,<br />
wovon ca. 40 MW auf Hausanschlüsse mit weniger<br />
als 60 kW Anschlussleistung entfallen.<br />
Mit einer Vollbenutzungsstundenzahl von 1.800 h•a −1<br />
ergibt sich für die Hausanschlüsse mit weniger als<br />
60 kW Anschlussleistung ein Energieumsatz von<br />
72.000 MW•h•a −1 .<br />
Durch den Einsatz von Fernwärme an Stelle von<br />
Heizkesseln mit fossiler Feuerung ergibt sich daraus<br />
eine Reduktion <strong>der</strong> Emissionen von 15.264 t(CO 2<br />
)•a −1 .<br />
Bei Hausanschlusskosten von 400 ۥkW -1 kosten die<br />
Hausanschlüsse mit einer Gesamtanschlussleistung<br />
von 40 MW in Summe 16 Mio €.<br />
Bezogen auf eine Lebensdauer <strong>der</strong> Hausanschlüsse<br />
von 30 Jahren führt dies zu Einsparkosten von<br />
35 ۥ(t(CO 2<br />
)) −1 .<br />
Komponenten des Gesamtsystems<br />
Gefor<strong>der</strong>t wird ein flexibles Verbundrohr mit einem Mediumrohr<br />
aus Stahl, dessen Betriebssicherheit dadurch gewährleistet<br />
wird, dass vor und nach <strong>der</strong> Verlegung alle<br />
physikalischen Größen des Rohres den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
nach EN 253, EN 15632 und FW 420 entsprechen und<br />
das Rohr längswasserdicht ist. Das Rohr muss für die Verkehrslast<br />
SLW 60 geeignet sein. Zudem muss das Rohr<br />
kostengünstig herstellbar und verlegbar sein. Bei <strong>der</strong> Senkung<br />
<strong>der</strong> Verlegekosten sind neben den Kosten für die eigentliche<br />
Rohrverlegung auch die Tiefbaukosten durch die<br />
Wahl eines geeigneten Tiefbauverfahrens zu berücksichtigen.<br />
Das Rohr soll nur einmal bei <strong>der</strong> Herstellung und<br />
Verlegung gebogen werden, um Vorschädigungen durch<br />
mehrmaliges Biegen, wie sie bei den im kontinuierlichen<br />
Herstellungsverfahren hergestellten flexiblen Verbundrohren<br />
auftreten können, zu minimieren. Daher ist es nach<br />
Möglichkeit als Stangenware im diskontinuierlichen Herstellungsverfahren<br />
auszuführen. Das Rohr muss sich problemlos<br />
in bestehende Fernwärmenetze integrieren lassen.<br />
Auf ein Leckmeldesystem wird verzichtet, das Rohr<br />
soll nur die unbedingt notwendigen Komponenten enthal-<br />
ten. Die hier beschriebenen Anfor<strong>der</strong>ungen werden von<br />
keinem <strong>der</strong> am Markt befindlichen Verbundrohre vollständig<br />
abgedeckt.<br />
Als Hauptleitungen werden in diesem Forschungsprojekt<br />
erdverlegte KMR vorausgesetzt. Die verfügbaren<br />
Verfahren (Anbohrung bei bestehenden Netzen, T-Abzweig<br />
und Parallelabzweig bei neu zu bauenden Netzen)<br />
werden als geeignet betrachtet und sind in das Gesamtsystem<br />
entsprechend zu integrieren. Da auf ein Leckmeldesystem<br />
verzichtet wird, soll <strong>der</strong> Hausanschluss abquetschbar<br />
sein, um im Schadensfall sofort reagieren und<br />
den Austritt von Wasser begrenzen zu können.<br />
Der administrative Aufwand pro Hausanschluss ist<br />
deutlich zu reduzieren. <strong>Im</strong> Idealfall beschränkt sich die Planung<br />
auf die Trassenführung. Die Statik soll für typische<br />
Verlegefiguren als in sich jeweils geschlossenes System<br />
vorliegen, damit individuelle Berechnungen für jeden einzelnen<br />
Hausanschluss überflüssig werden. Das anzuwendende,<br />
kostenminimierte Tiefbauverfahren soll ebenfalls<br />
soweit möglich vereinheitlicht werden, damit auch hier die<br />
individuelle Planung für jeden einzelnen Hausanschluss<br />
entfällt. Die verschiedenen Tiefbauverfahren sind nicht<br />
Gegenstand dieses Forschungsprojektes.<br />
Für den Anschluss nicht unterkellerter Gebäude wird<br />
eine möglichst universelle Lösung angestrebt, um den Planungsaufwand<br />
im Einzelfall zu minimieren.<br />
Neben den bisher genannten Anfor<strong>der</strong>ungen ist zusätzlich<br />
auf eine Optimierung <strong>der</strong> Dämmung <strong>der</strong> Rohre<br />
und Nachdämmung <strong>der</strong> Anschlüsse mit geringst möglichem<br />
Wärmeverlust zu achten.<br />
Geltungsbereich <strong>der</strong> Untersuchungen<br />
Für die Untersuchungen ist folgen<strong>der</strong> Geltungsbereich<br />
vorgesehen:<br />
Systemgrenzen: Anbohrung VL und RL Trasse;<br />
Einführung Gebäude (Endkappe)<br />
Volumenstrom: bis ca. 1,5 m³/h<br />
Thermische Anschlussleistung: ca. 100 kW abhängig<br />
von <strong>der</strong> Spreizung<br />
Dauerbetriebstemperatur: bis 120 °C<br />
Gelegentliche Spitzentemperatur: 130 °C nach<br />
FW 420-2<br />
Max. zulässiger Druck: 25 bar<br />
Mediumrohre: 20x2 bis DN 25 (DN 32, DN 40)<br />
VL, RL: Einzelrohre ohne Leckwarnung<br />
Überprüfung am Markt befindlicher<br />
Komponenten<br />
Am Markt befinden sich zurzeit einige Rohre, mit denen<br />
sich angeblich die genannten Ziele erreichen lassen sollen.<br />
Über diese Rohre ist jedoch nur wenig bekannt. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
sind keine wissenschaftlich abgesicherten Daten<br />
über das Verhalten dieser Rohre unter den benötigten Be-<br />
3 / 2011 231
Fachbericht<br />
Fernwärme<br />
Parameter<br />
Druckfestigkeit<br />
Versuche und Messungen<br />
Aus den zuvor ausgewählten Materialien werden die Prototypen<br />
im Auftrag des Projektes von ausgewählten Verlastungen<br />
allgemein verfügbar. Daher sind Proben dieser<br />
Rohre zu beschaffen und an diesen die funktionalen Parameter<br />
zu überprüfen. Diese Überprüfungen sind - soweit<br />
möglich - jeweils am produktionsfrischen Rohr, bei<br />
Rohren, die nicht als Stangenware geliefert werden, am<br />
abgewickelten Rohr und am Rohr nach <strong>der</strong> 90°-Biegung<br />
mit dem Mindestbiegeradius durchzuführen. Die zuerst<br />
zu prüfenden Parameter sind die axiale Scherfestigkeit<br />
und die Längswasserdichtigkeit, da die Einhaltung bestimmter<br />
Grenzwerte dieser beiden Parameter für den<br />
Einsatz <strong>der</strong> Rohre unabdingbar ist. Ferner sind die Parameter<br />
Schälfestigkeit, Biegesteifigkeit, Einziehkräfte und<br />
Abquetschbarkeit zu untersuchen. Die eingesetzten<br />
Werkstoffe müssen in allen physikalischen Größen die EN<br />
253, EN 15632 und FW 420 sowie geson<strong>der</strong>t aufgestellte<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen.<br />
Das Mediumrohr soll aus einem nahtlosen Stahlrohr<br />
bestehen, um die Komponente „Schweißnaht“ als mögliche<br />
Schwachstelle innerhalb einer Rohrlänge auszuschließen.<br />
Die verwendete Stahlsorte muss neben den physikalischen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> EN 253 auch eine ausreichende<br />
Flexibilität aufweisen, um Biegungen des Rohres<br />
und eine unkompensierte Kaltverlegung über möglichst<br />
lange Strecken zu ermöglichen. Als maximale Dauerbetriebstemperatur<br />
vom Mediumrohr werden 120 °C gefor<strong>der</strong>t,<br />
als max. zulässiger Druck 25 bar. Außerdem muss<br />
die Korrosionsbeständigkeit vergleichbar mit <strong>der</strong> des Mediumrohrstahls<br />
in KMR sein. Damit sich keine korrosiv<br />
wirksamen Lokalelemente an Materialübergängen ausbilden<br />
können, muss die Stahlsorte elektrochemisch ähnliche<br />
Eigenschaften wie die in KMR verwendete Stahlsorte<br />
aufweisen. Diskutiert werden als mögliche Werkstoffe<br />
die Stahlsorten P235GH (1.0345) und vorrangig<br />
P195GH+N (1.0348). An<strong>der</strong>e Stahlsorten können bei<br />
Nachweis <strong>der</strong> Eignung ebenfalls zum Einsatz kommen. Als<br />
ungeeignet wird die Stahlsorte E215+N (1.0212) angesehen,<br />
da Bedenken bezüglich des Einsatzes in warmgehenden<br />
Systemen bestehen. Auf Grund erfolgter Vorüberlegungen<br />
und überschlägiger Berechnungen sollen<br />
Mediumrohre entsprechend dem Geltungsbereich betrachtet<br />
werden und eine Wandstärke von mindestens<br />
2,0 mm aufweisen. Durch Fernwärmeleitungen mit diesen<br />
Mediumrohrdimensionen können, in Abhängigkeit <strong>der</strong><br />
Spreizung beim Verbraucher, thermische Leistungen von<br />
Wasseraufnahme bei 100 °C<br />
Wärmeleitfähigkeit a 50<br />
Zellgaszusammensetzung<br />
gefor<strong>der</strong>ter Wert<br />
≥ 0,3 MPa<br />
≤ 10 % und Formstabilität<br />
≤ 0,029 W•m −1 •K −1 mit Angabe <strong>der</strong> Dichte<br />
frei von Halogenverbindungen<br />
Tabelle 1: Physikalischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
bis zu 300 kW übertragen werden. Damit bieten diese<br />
Mediumrohrdimensionen ausreichend Reserven.<br />
Als Wärmedämmung kommt je<strong>der</strong> Stoff in Betracht,<br />
<strong>der</strong> einen kraftschlüssigen Verbund zwischen Mediumrohr,<br />
Wärmedämmung und Mantelrohr herstellt und den<br />
physikalischen Anfor<strong>der</strong>ungen nach EN 253 und EN 15632<br />
sowie den in Tabelle 1 aufgeführten physikalischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
genügt, die teilweise auch in EN 253,<br />
EN 15632 und FW 420 enthalten sind. Stand <strong>der</strong> Technik<br />
sind bei werkmäßig gedämmten Verbundrohren mit Cyclopentan<br />
getriebene Polyurethanschäume o<strong>der</strong> Polyisocyanuratschäume,<br />
mit Wärmeleitfähigkeiten l 50<br />
von maximal<br />
0,027 W•m −1 •K −1 bei KMR und maximal 0,024<br />
W•m −1 •K −1 bei flexiblen Verbundrohren, wobei diese<br />
Schäume mitunter zu Lasten an<strong>der</strong>er Schaumparameter<br />
auf minimale Wärmeleitfähigkeit hin optimiert sind. Unmittelbar<br />
nach <strong>der</strong> Schäumung enthält das Zellgas dieser<br />
Schäume größtenteils Kohlendioxid und Cyclopentan sowie<br />
geringe Anteile Luft und Wasserdampf.<br />
Als Material für das Mantelrohr kommt je<strong>der</strong> Stoff in<br />
Betracht, <strong>der</strong> den physikalischen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> EN<br />
253 und <strong>der</strong> EN 15632 genügt. Das Mantelrohr muss sich<br />
kraft- und formschlüssig, also auch wasserdicht, mit <strong>der</strong><br />
T-Muffe am KMR-Hauptrohr verbinden lassen. <strong>Im</strong> Interesse<br />
einer ausreichenden Biegsamkeit des Verbundrohres<br />
wird auf Grund bisheriger Erfahrungen ein Mantelrohr mit<br />
einem Außendurchmesser von ≤ 75 mm bei einem Mediumrohr<br />
<strong>der</strong> Dimension DN 20 angestrebt. Dazu passende<br />
T-Muffen sind von den Herstellern bereitzustellen. Für<br />
Mediumrohre <strong>der</strong> Dimensionen DN 25 (DN 32 und DN 40)<br />
sind entsprechend größer dimensionierte Mantelrohre zu<br />
verwenden. Stand <strong>der</strong> Technik sind Mantelrohre aus LD-<br />
PE und LLDPE. Für flexible Rohrleitungen werden Mantelrohre<br />
mit glattem o<strong>der</strong> gewelltem Profil verwendet.<br />
Das Verbundsystem muss den physikalischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> EN 253, <strong>der</strong> EN 15632 und <strong>der</strong> FW 420 genügen.<br />
Zusätzlich wird neben einem kraft- und formschlüssigen<br />
Verbund zwischen Mediumrohr und Wärmedämmung<br />
auch ein kraft- und formschlüssiger Verbund<br />
zwischen Mantelrohr und Wärmedämmung gefor<strong>der</strong>t, um<br />
die Längswasserdichtigkeit des gesamten Rohres zu gewährleisten.<br />
Auf ein Leckwarnsystem zwischen Mantelrohr<br />
und Wärmedämmung soll verzichtet werden, was ein<br />
längswasserdichtes Rohr voraussetzt. Die Flexibilität des<br />
Rohres bis DN 25 muss ausreichen, um dieses durch ein<br />
geeignetes Schutzrohr in nichtunterkellerte Gebäude einziehen<br />
zu können. Die EN 15632 4 lässt bei <strong>der</strong> Prüfung<br />
auf Längswasserdichtigkeit einen Wert von ≤ 100 g Wasseraustritt<br />
nach 168 h Prüfdauer zu. Es wird Längswasserdichtigkeit<br />
von 0 g nach FW 420 Teil 2 gefor<strong>der</strong>t.<br />
232 3 / 2011
undrohrherstellern untersucht. Soweit vorhanden und<br />
möglich kommen die in EN 253, EN 15632 1 und<br />
EN 15632 4 sowie FW 420 Teil 2 beschriebenen Prüfverfahren<br />
zum Einsatz.<br />
Verbundrohre mit den Mediumrohrdimensionen aus<br />
dem Geltungsbereich werden mit dem Mindestbiegeradius<br />
(ca. 1 m) gebogen, und zwar in einem Biegekontingent um<br />
90° und um 90° in die <strong>der</strong> ersten Biegung entgegengesetzte<br />
Richtung. Anschließend erfolgen Prüfungen nach EN<br />
253, EN 15632, FW 420 und den zusätzlichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
im Bereich <strong>der</strong> Biegung:<br />
Einziehversuche in Schutzrohre dienen <strong>der</strong> Überprüfung<br />
<strong>der</strong> Praxistauglichkeit <strong>der</strong> Vorüberlegungen und ggf. entsprechen<strong>der</strong><br />
Anpassungen <strong>der</strong> Geometrie des ausgewählten<br />
Schutzrohres. Ermittelt wird außerdem die maximal<br />
aufzubringende Einziehkraft, die idealerweise von nur einer<br />
Person aufgebracht werden sollte. Als Ergebnis wird eine<br />
baustellentaugliche Einziehprozedur entwickelt.<br />
Auf Basis <strong>der</strong> Versuche wird für das Gesamtsystem<br />
„Fernwärmehausanschluss für kleine Wärmeleistungen“ eine<br />
in sich geschlossene Statik abhängig von <strong>der</strong> Anschlusslänge,<br />
<strong>der</strong> Verbundrohrgeometrie und dem Verlegeweg<br />
(gerade, gebogen) entwickelt. Hier ist das Ziel, diese Statik<br />
auch in grafischer Form zu generieren, so dass die Hauptaufgabe<br />
<strong>der</strong> Fachplaner im Rahmen von Bauvorhaben in <strong>der</strong><br />
Trassenfindung besteht. In diesem Rahmen sind auch die<br />
notwendigen Berechungsnachweise (Anbohrung bzw. T Abzweig,<br />
Straßenlastklasse, Schutzrohr bei nicht unterkellerten<br />
Gebäuden) zu erbringen. Als typische Verlegefiguren<br />
gelten die in Bild 3 dargelegten Verlegefiguren.<br />
Geplante Feldversuche<br />
<strong>Im</strong> Rahmen anstehen<strong>der</strong> Baumaßnahmen wird <strong>der</strong> Aufbau<br />
des Gesamtsystems „Fernwärmehausanschluss für kleine<br />
Wärmeleistungen“ in <strong>der</strong> Praxis erprobt. Hier kommt soweit<br />
möglich das grabengebundene Tiefbauverfahren<br />
zum Einsatz. <strong>Im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Feldversuche bei Energieversorgungsunternehmen<br />
sollten sowohl unterkellerte als<br />
auch nicht unterkellerte Gebäude angeschlossen werden.<br />
Es sind 7 Energieversorgungsunternehmen beteiligt.<br />
Bild 3: Typische Verlegefiguren<br />
Autoren<br />
DIPL.-ING. THOMAS GRAGE<br />
FFI - Fernwärme-Forschungsinstitut<br />
in Hannover e.V.<br />
Tel. +49 511 / 94370-12<br />
E-Mail: grage@fernwaerme.de<br />
DIPL.-ING. INGO WOLF<br />
eNG - enercity Netzgesellschaft<br />
mbH,<br />
Tel. +49 511 / 430-4767,<br />
E-Mail ingo.wolf@enercity-netz.de<br />
3 / 2011 233
<strong>3R</strong><br />
als Heft<br />
o<strong>der</strong><br />
als ePaper<br />
Sichere und effiziente<br />
Rohrleitungssysteme<br />
Nutzen Sie das Know-how <strong>der</strong> führenden Fachzeitschrift für die<br />
Entwicklung von Rohrleitungen, Komponenten und Verfahren im<br />
Bereich <strong>der</strong> Gas- und Wasserversorgung, <strong>der</strong> Abwasserentsorgung,<br />
<strong>der</strong> Nah- und Fernwärmeversorgung, des Anlagenbaus<br />
und <strong>der</strong> Pipelinetechnik.<br />
Mit zwei englischsprachigen Specials pro Jahr.<br />
Gratis für Sie: Das Tabellenbuch für den Rohrleitungsbau<br />
Kompakt aufbereitete Daten und Kennwerte für Planer, Konstrukteure und Betreiber von Rohrleitungsanlagen.<br />
Dieses nützliche Nachschlagewerk beantwortet alle Fragen im Rohrleitungsbau. Es<br />
ist die ideale, praxisbezogene Ergänzung für Fach- und Lehrbücher <strong>der</strong> Rohrleitungstechnik.<br />
Hrsg.: MCE Energietechnik GmbH<br />
15. Aufl age 2006, 520 Seiten, Broschur<br />
<strong>3R</strong> erscheint in <strong>der</strong> Vulkan-Verlag GmbH, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen<br />
Vulkan-Verlag<br />
www.vulkan-verlag.de<br />
Vorteilsanfor<strong>der</strong>ung per Fax: +49 (0) 931 / 4170 - 492 o<strong>der</strong> im Fensterumschlag einsenden<br />
Ja, ich möchte <strong>3R</strong> regelmäßig lesen. Bitte schicken Sie mir die Fachpublikation<br />
□ als gedrucktes Heft für € 263,- zzgl. Versand (Deutschland: € 27,- / Ausland: € 31,50) pro Jahr<br />
□ als ePaper (PDF-Datei als Einzellizenz) für € 263,- pro Jahr<br />
Als Dankeschön erhalte ich das „Tabellenbuch für den Rohrleitungsbau“ gratis.<br />
Nur wenn ich nicht bis von 8 Wochen vor Bezugsjahresende kündige, verlängert sich <strong>der</strong> Bezug um<br />
ein Jahr.<br />
Die sichere, pünktliche und bequeme Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer Gutschrift von<br />
€ 20,- auf die erste Jahresrechung belohnt..<br />
Firma/Institution<br />
Vorname/Name des Empfängers<br />
Straße/Postfach, Nr.<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
Antwort<br />
Leserservice <strong>3R</strong><br />
Postfach 91 61<br />
97091 Würzburg<br />
E-Mail<br />
Branche/Wirtschaftszweig<br />
Bevorzugte Zahlungsweise □ Bankabbuchung □ Rechnung<br />
Bank, Ort<br />
Bankleitzahl<br />
✘<br />
Kontonummer<br />
Wi<strong>der</strong>rufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen in Textform (Brief, Fax, E-Mail) o<strong>der</strong> durch<br />
Rücksendung <strong>der</strong> Sache wi<strong>der</strong>rufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist genügt die rechtzeitige Datum, Unterschrift<br />
PA<strong>3R</strong>IN0311<br />
Absendung des Wi<strong>der</strong>rufs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sache an den Leserservice <strong>3R</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg.<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege <strong>der</strong> laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anfor<strong>der</strong>ung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />
Oldenbourg Industrieverlag o<strong>der</strong> vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.
Projekt kurz beleuchtet<br />
Fernwärme<br />
Verlegung von<br />
Nahwärmeleitungen mittels<br />
Horizontalspülbohrverfahren<br />
Die Agrargenossenschaft Theuma-Neuensalz GmbH mit<br />
Sitz in Theuma, einer kleinen Gemeinde im sächsischen<br />
Vogtland, beauftragte die Fa. Ochs Bohrgesellschaft mbH<br />
im Sommer 2010 mit <strong>der</strong> Erweiterung <strong>der</strong> örtlichen<br />
Nahwärmeleitung. Diese wurde durch eine Biogasanlage,<br />
die durch die Agrargenossenschaft betrieben wird, sowie<br />
zwei Blockheizkraftwerke, gespeist. Die Kapazität bei<strong>der</strong><br />
BHKW’s liegt dabei bei einer Gesamtstromjahresleistung<br />
von 10.100 MW und einer Gesamtwärmejahresleistung<br />
von 10.000 MW. Dabei werden bereits die betriebseigenen<br />
Räume <strong>der</strong> Agrargenossenschaft, <strong>der</strong>en Getreidetrocknung,<br />
die hauseigene Fleischerei, zwei örtliche Gaststätten,<br />
die Schulturnhalle, das Dorfgemeindehaus und<br />
110 örtliche Haushalte mit Nahwärme beliefert.<br />
Nun plante man die Erweiterung des Leitungssystems<br />
um ca. 600 m zur Erschließung mehrerer Dorfstraßen.<br />
Dabei sollte die Trasse zum Großteil in den Privatgrundstücken<br />
<strong>der</strong> Anschlussabnehmer erfolgen, was eine Bauweise<br />
mit herkömmlicher Tiefbautechnik fast unmöglich<br />
machte. Die allesamt sehr gepflegten Grundstücke, teilweise<br />
mit altem Baum- und Strauchbestand, Gartenteichen,<br />
befestigten Sitzecken, Nebengebäude sowie Stützund<br />
Grenzmauern, behin<strong>der</strong>ten den Abtransport des Aushubes<br />
und das Ausrollen und Verlegen <strong>der</strong> neuen Leitungen.<br />
Umstände, die die Realisierung <strong>der</strong> Baumaßnahme<br />
extrem erschwert und verteuert hätten. So wurde den<br />
Bauherrenvertretern als Alternative zum konventionellen<br />
Tiefbau <strong>der</strong> Einbau <strong>der</strong> Rohrleitungen mittels Horizontalspülbohrverfahren<br />
vorgeschlagen. Die offensichtliche<br />
Kosten- und Zeitersparnis führte dazu, dass sich die Agrargenossenschaft<br />
für den Einsatz des alternativen Verfahrens<br />
entschied.<br />
sen werden sollten. Zum Einsatz kamen ein selbstfahrendes<br />
Horizontalbohrsystem mit einer effektiven Zugkraft<br />
von 12 t vom Typ Vermeer und ein Hausanschlussbohrgerät<br />
Typ Mc-Laughlin, montiert auf einem Stahlrahmen<br />
zum Einsatz direkt aus den Baugruben heraus. Mit dem<br />
großen 12-t-Bohrgerät wurden die Hauptleitungen sowie<br />
die längeren Hausanschlüsse verlegt, mit dem Hausanschlussbohrgerät<br />
die kürzeren Hausanschlüsse. Der kombinierte<br />
Einsatz bei<strong>der</strong> Maschinen war nötig, da auf Grund<br />
<strong>der</strong> beengten Platzverhältnisse und Zufahrtsmöglichkeiten<br />
mehrmals direkt in den Grundstücken gearbeitet und<br />
Bohrtechnik im innerstädtischen<br />
Einsatz<br />
Vor Beginn <strong>der</strong> Bauarbeiten wurde mit allen Anwohnern<br />
und Anschlussnehmern ein Informationsgespräch geführt.<br />
Der Einsatz <strong>der</strong> Bohrtechnik stieß auch hier sofort auf<br />
breite Zustimmung, denn in den sehr schönen, gepflegten<br />
aber auch schwer zugänglichen Grundstücken kam es nun<br />
zu nur geringen Aufgrabungen.<br />
Nach dem die Leitungstrassen geklärt und abgesteckt<br />
waren, konnte gebohrt werden. Die Arbeiten begannen in<br />
<strong>der</strong> örtlichen Gartenstraße, wo vier Häuser angeschlos-<br />
Bild 1: Hausanschlussgerät bei <strong>der</strong> Arbeit<br />
3 / 2011 235
Projekt kurz beleuchtet<br />
Fernwärme<br />
Vorerst reichte jedoch die größere <strong>der</strong> beiden Bohranlagen,<br />
um die Arbeitsaufgaben zu erfüllen. <strong>Im</strong> ersten<br />
Bohrabschnitt verlegte man 288 m Nahwärmeleitung in<br />
fünf Teilabschnitten. Als Nahwärmeleitung kam das CaldoPEX-Rohr<br />
von Enerpipe zum Einsatz. Dabei verwendete<br />
man zwei verschiedene Systeme, einmal Rohre mit integriertem<br />
Vor- und Rücklauf und Rohre mit nur je einem<br />
Vor- o<strong>der</strong> Rücklauf. Für die Hauptleitungsstränge wurden<br />
Dimensionen von DA 180 mm, DA 160 mm und DA 140<br />
mm verlegt. Für die Hausanschlüsse kamen die Dimension<br />
DA 125 mm und DA 110 mm zum Einsatz. Dieses Rohr<br />
erwies sich als äußerst flexibel und zugfest.<br />
Bild 2: Bereits eingezogene Nahwärmeleitung<br />
gebohrt werden musste. Dabei konnte mit einem Minibagger<br />
das Hausanschlussgerät an die jeweilige Bohrposition<br />
transportiert werden. Die größeren Horizontalbohrgeräte<br />
passen heute lei<strong>der</strong> kaum durch eine Toreinfahrt<br />
und beim Fahren und Lenken werden auf Grund <strong>der</strong> hohen<br />
Eigengewichte <strong>der</strong> Maschinen Oberflächen arg in Mitleidenschaft<br />
gezogen, wodurch aufwändige Wie<strong>der</strong>herstellungen<br />
nötig und zusätzliche Kosten verursachet werden.<br />
Des Weiteren haben diese Maschinen beim Bohren<br />
von kurzen Strecken unter beengten Platzverhältnissen<br />
den Nachteil, dass sie auf <strong>der</strong> Erdoberfläche stehen und<br />
erst einmal einen Radius zum Abfangen des Bohrgestänges<br />
im Erdreich bohren müssen. Dabei kommt es zu einem<br />
Unterbogen o<strong>der</strong> Sack in <strong>der</strong> Leitungsführung, <strong>der</strong> oftmals<br />
nicht erwünscht ist. Das Hausanschlussbohrgerät hat<br />
den Vorteil, dass es direkt in <strong>der</strong> gewünschten Verlegetiefe<br />
aus <strong>der</strong> Startgrube heraus bohren kann, aufwändige<br />
Anbohrstrecken entfallen. Die Bohrleistung beschränkt<br />
sich auf die effektiv kürzeste Strecke zwischen Start- und<br />
Zielpunkt.<br />
Problemloser Einzug <strong>der</strong><br />
Rohrleitungen<br />
Theuma ist auch bekannt für den gleichnamigen Theumaer<br />
Schiefer, <strong>der</strong> in unmittelbarer Nähe zur Baustelle in einem<br />
Steinbruch abgebaut wird und sich in mehreren Felsrücken<br />
auch durch die Ortslage zieht. Über dem Schiefer<br />
lagert jedoch eine mehr- o<strong>der</strong> min<strong>der</strong>mächtige Schicht<br />
von Decklehm die den Einsatz des Spülbohrverfahrens<br />
begünstigt. Bis auf eine Bohrung bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Felshorizont<br />
angeschnitten wurde, konnten alle an<strong>der</strong>en Bohrungen<br />
problemlos durchgeführt werden.<br />
Die Nahwärmerohre zeigten nach dem Einbau keinerlei<br />
Beschädigungen. Dies erfor<strong>der</strong>te jedoch nach <strong>der</strong> Pilotbohrung<br />
eine Zwischenaufweitung des Bohrloches. Erst<br />
nach dieser Zwischenaufweitung zog man die Medienleitungen<br />
in das Bohrloch ein. Zusätzlich arbeiteten die Bohrspezialisten<br />
mit Polymer gestützter Bohrspülung für eine<br />
bessere Bohrlochstabilität, erhöhtem Feststoffaustrag<br />
und vermin<strong>der</strong>ter Reibungskräfte beim Rohreinzug.<br />
Die Baumaßnahme unterteilte <strong>der</strong> Auftraggeber in drei<br />
Bauabschnitte. <strong>Im</strong> zweiten Bauabschnitt verlegte man 322<br />
m Nahwärmeleitung in sieben Einzelabschnitten. Der letzte<br />
Abschnitt beinhaltete drei Hausanschlüsse mit 12, 13<br />
und 15 m Länge. Diese drei Hausanschlüsse wurden mit<br />
dem Hausanschlussbohrgerät gebohrt, da eine Zufahrt mit<br />
<strong>der</strong> herkömmlichen Bohrtechnik nicht möglich war.<br />
Fazit<br />
Alle drei Bauabschnitte konnten nach kurzen Unterbrechungen<br />
im Zeitraum von Ende September 2010 bis Mitte<br />
November 2010 realisiert werden. Pünktlich vor Einbruch<br />
<strong>der</strong> Kälteperiode wurden alle geplanten Hausanschlüsse<br />
verlegt und an das örtliche Nahwärmenetz angeschlossen.<br />
Kontakt<br />
OCHS Bohrgesellschaft mbH, Kirchberg,<br />
H. Nedoluha-Meiercord, Tel. +49 179-7446124,<br />
E-Mail: h.meiercord@web.de<br />
236 3 / 2011
Projekt kurz beleuchtet<br />
Fernwärme<br />
Dorfgemeinschaft investiert in zukunftssichere Technologie<br />
Wärmeversorgung durch<br />
Biogasanlage und Nahwärmenetz<br />
Ein außergewöhnliches Projekt wurde im vergangenen Jahr im nie<strong>der</strong>sächsischen Dorf Malstedt realisiert: ein Großteil<br />
des Dorfes wird nun mit Wärme aus einer Biogasanlage versorgt. Das nachhaltige Energiekonzept setzt auf die<br />
Biomasseversorgung durch lokale Landwirte und versorgt insgesamt 58 Haushalte und Unternehmen mit Wärme.<br />
Dafür wurden drei Blockheizkraftwerke, ein Spitzenlastkessel sowie mehr als 4 km vorisolierte flexible Rohrsysteme zu<br />
einem zukunftssicheren Nahwärmenetz verbunden.<br />
Malstedt – ein zukunftsorientierter<br />
Ort mit Tradition<br />
Das beschauliche Malstedt ist ein Ortsteil <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Deinstedt im nie<strong>der</strong>sächsischen Landkreis Rothenburg<br />
(Wümme). Schon im Mittelalter bekannt für seine<br />
klösterliche Mühle, wird das Dorf bereits 1132 in den<br />
Registern des Erzbistums Bremen erwähnt. Die Landschaft<br />
ist geprägt von Wäl<strong>der</strong>n, Wiesen und Mooren.<br />
Verschiedene Seen und Flüsse liegen in unmittelbarer<br />
Umgebung. Quer durch den Ort schlängelt sich die Bever.<br />
Die knapp 300 Einwohner von Malstedt schätzen<br />
die ländliche Idylle und haben erkannt, dass sie sich diese<br />
vor allem dann bewahren können, wenn sie alle gemeinsam<br />
an einem Strang ziehen. So auch bei dem Nahwärmenetz-Projekt,<br />
das erstmals im April 2009 öffentlich<br />
vorgestellt wurde.<br />
Die Vorteile einer Biogasanlage<br />
Den Initiatoren – vier ortsansässigen Landwirten – ging<br />
es vor allem darum, die Malstedter über die Biogasproduktion<br />
unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu machen<br />
und hierfür die regionalen landwirtschaftlichen<br />
Ressourcen zu nutzen. Da die Bewohner gleichzeitig von<br />
sinkenden Heizkosten profitieren, fiel es nicht schwer,<br />
eine breite Unterstützung für das Nahwärmenetz zu erhalten.<br />
Die eingesetzte Biomasse besteht vorwiegend aus<br />
speziell angebauten Pflanzen wie beispielsweise Mais und<br />
Gras sowie aus Gülle. Auf diese Weise können auch bislang<br />
ungenutzte Pflanzen ganz o<strong>der</strong> anteilig Verwendung<br />
finden. Die Nutzung regenerativer Energiequellen trägt<br />
zur Einsparung fossiler Brennstoffe bei, <strong>der</strong>en Vorräte begrenzt<br />
sind. Zudem kann Biogas auch als Treibstoff für<br />
Bild 1: Als nachwachsen<strong>der</strong><br />
Energieträger<br />
bietet Biomasse die<br />
Möglichkeit, nahezu<br />
CO 2<br />
-neutral Wärme und<br />
Strom zu erzeugen<br />
3 / 2011 237
Projekt kurz beleuchtet<br />
Fernwärme<br />
Bild 2: Der Bau <strong>der</strong> Biogasanlage am Ortsrand von Malstedt –<br />
58 angeschlossene Haushalte und Unternehmen profitieren dauerhaft<br />
von deutlich geringeren Heizkosten<br />
Bild 3: Die Produktvorteile des eingesetzen Rohrsystems<br />
und das Know-how von Thermaflex bei <strong>der</strong> Planung und<br />
Ausführung haben dazu geführt, dass das Nahwärmenetz<br />
zeitsparend verlegt werden konnte<br />
entsprechend umgerüstete Kraftfahrzeuge sowie als Erdgasersatz<br />
verwendet werden. Als Nebenprodukt entsteht<br />
aus den Gärresten hochwertiger Dünger, <strong>der</strong> im Vergleich<br />
zu Gülle weniger geruchsintensiv und verträglicher beim<br />
Ausbringen ist.<br />
Die Hauptfunktion <strong>der</strong> Anlage in Malstedt ist die Wärmeversorgung:<br />
Dafür stehen nach <strong>der</strong> Fertigstellung drei<br />
Heizkreisläufe bereit, die jeweils von einem Blockheizkraftwerk<br />
gespeist werden. Sollte das Potenzial <strong>der</strong><br />
BHKWs temporär nicht ausreichen, steht ein Spitzenlastkessel<br />
für das gesamte Nahwärmenetz zur Verfügung. So<br />
ist sichergestellt, dass alle angeschlossenen Haushalte und<br />
Betriebe ganzjährig und bedarfsgerecht mit Wärme versorgt<br />
werden können.<br />
Vom Erfolg überzeugt<br />
Das Malstedt-Projekt ist insofern ungewöhnlich, als es<br />
den Initiatoren gelang, über 90 % <strong>der</strong> Haushalte von <strong>der</strong><br />
Sinnhaftigkeit und Zukunftssicherheit des Heizens mit<br />
Biogas zu überzeugen und so ein imposantes Nahwärmenetz<br />
zu realisieren. Die Planungsphase dauerte zwölf Monate,<br />
im August 2010 erfolgte dann <strong>der</strong> erste Spatenstich.<br />
Die <strong>der</strong>zeit kreisweit größte Biogasanlage hat ihren<br />
Standort am Ortsrand und wird von 15 ortsansässigen<br />
Landwirten regelmäßig mit Biomasse versorgt. Das Blockheizkraftwerk,<br />
untergebracht in einer Scheune in <strong>der</strong><br />
Dorfmitte, erzeugt aus dem gewonnenen Biogas kontinuierlich<br />
Wärme und Strom. Die angeschlossenen 58<br />
Haushalte und Betriebe werden mit Wärme versorgt, die<br />
Heizkosten sinken um gut 30 %. Der erzeugte Strom wird<br />
in das öffentliche Netz eingespeist und staatlich vergütet.<br />
Die Betreiber rechnen damit, dass sich die Gesamtinvestition<br />
schon nach recht kurzer Zeit amortisiert.<br />
Damit das Nahwärmenetz dauerhaft sicher funktioniert<br />
und die Energieverluste während des Wärmetransports<br />
möglichst gering sind, kommt dem verwendeten Rohrsystem<br />
eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu. Um Zuverlässigkeit gewähren<br />
zu können, fiel die Entscheidung auf einen Partner,<br />
<strong>der</strong> über langjährige Erfahrungen in <strong>der</strong> Planung und im Bau<br />
von Rohrsystemen für Wärmenetze verfügt.<br />
Die Thermaflex Isolierprodukte GmbH kann auf das<br />
vorisolierte flexible Kunststoffrohr-System Flexalen zurückgreifen,<br />
das korrosions-, druck- und temperaturbeständig<br />
ist und mit einer Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten<br />
überzeugt. Dank des umfangreichen Programms<br />
an Dimensionierungen, vorisolierten Formteilen und<br />
durchdachtem Zubehör ist die Montage komplexer Rohrsysteme<br />
mit vergleichsweise wenigen Anschlüssen und in<br />
kurzer Zeit möglich. In Malstedt werden mit Fertigstellung<br />
des dritten Heizkreises insgesamt 4.200 m vorisolierte<br />
flexible Flexalen-Leitungen als Einzel- o<strong>der</strong> Doppelrohre<br />
in einem hochmo<strong>der</strong>nen Nahwärmenetz verbaut<br />
worden sein.<br />
Kontakt<br />
Thermaflex Isolierprodukte GmbH, Döschwitz,<br />
Tel. +49 34425-99 88 6,<br />
E-Mail: j.tanneberg-kranz@thermaflex.com<br />
www.thermaflex.de<br />
238 3 / 2011
24-26 May 2011 NEC Birmingham, UK<br />
part of Sustainabilitylive!<br />
www.iwex.co.uk<br />
MAKE A SPLASH AT IWEX<br />
The UK’s largest exhibition for the water and effluent industry<br />
Meet high<br />
level exhibitors Hear<br />
offering efficient<br />
from leading<br />
water and waste industry<br />
water solutions<br />
experts offering<br />
FREE informative<br />
seminar sessions<br />
Network with<br />
like-minded<br />
professionals<br />
from the<br />
industry’s<br />
leading<br />
companies<br />
“IWEX 2010 was the first event I attended<br />
since joining the Utility Industry. I really<br />
enjoyed the free seminars. The event was<br />
worth all expenses I made in or<strong>der</strong> to attend<br />
and I will surely attend future events.”<br />
Bamiji Olagoke, Process Technologist,<br />
Veolia Water Outsourcing Ltd<br />
Register now for FREE entry at<br />
www.sustainabilitylive.com/iwex<br />
IWEX is supported by:
FirmEnPorträt<br />
sErVicEs<br />
SIMoNA AG<br />
Firmenname/ort:<br />
SIMONA AG / Kirn<br />
Exportquote:<br />
64 % (Auslandsanteil vom Umsatz<br />
SIMONA Konzern 2009)<br />
Geschäftsführung:<br />
Vorstand: Wolfgang Moyses (Vorsitzen<strong>der</strong>)<br />
Dirk Möller (stellv. Vorsitzen<strong>der</strong>)<br />
Detlef Becker<br />
Produktspektrum:<br />
Thermoplastische Kunststoffhalbzeuge:<br />
Platten, Profile, Schweißdrähte und<br />
Rohre, Formteile sowie Fertigteile<br />
Geschichte:<br />
Konzern:<br />
Mitarbeiterzahl:<br />
Die SIMONA AG wurde im Jahr<br />
1857 als Le<strong>der</strong>fabrik gegründet<br />
und produziert seit dem Jahr 1973<br />
ausschließlich Kunststoffprodukte.<br />
Seit dem wächst das Unternehmen<br />
kontinuierlich und ist heute einer <strong>der</strong><br />
führenden Hersteller von Kunststoffhalbzeugen.<br />
Der Betrieb verfügt über<br />
Tochtergesellschaften, Vertriebsnie<strong>der</strong>lassungen<br />
und Produktionsstätten<br />
in China, Frankreich, Großbritannien,<br />
Italien, Polen, Schweiz, Spanien,<br />
Tschechien und den USA. Das Unternehmen<br />
ist börsennotiert und im<br />
General Standard, Frankfurt gelistet.<br />
Der SIMONA Konzern vertreibt seine<br />
Produkte weltweit und produziert<br />
diese in seinen in- und ausländischen<br />
Werken. Das Unternehmen bietet<br />
weltweite Qualitätsstandards und<br />
verfolgt eine internationale Wachstumsstrategie<br />
in den Zukunftsfel<strong>der</strong>n<br />
Versorgung, Mobilität, Energie- und<br />
Umwelttechnik und Life Sciences.<br />
über 1200 weltweit<br />
Produktion:<br />
Wettbewerbsvorteile:<br />
Weltweites Vertriebsnetz<br />
Breites Produktprogramm für jede<br />
Anwendung und gr. Werkstoffvielfalt<br />
Weltweite Qualitätsstandards -><br />
lange Nutzungsdauer -> hohe Wirtschaftlichkeit<br />
Zertifizierung:<br />
Servicemöglichkeiten:<br />
Internetadresse:<br />
Ansprechpartner:<br />
Rohre, Schweißdrähte: Extrusion<br />
Formteile: Spritzguss und/o<strong>der</strong><br />
Kunststoffwerkstatt<br />
Platten: Pressen, Extrusion<br />
Fertigteile, Profile: CNC Technik/<br />
Kunststoffwerkstatt<br />
DIN EN ISO 9001:2000<br />
DIN EN ISO 14001:2005<br />
Erstklassige Beratung (vor Ort)<br />
Komplette Projektabwicklung<br />
Schulungen<br />
www.simona.de<br />
Herr Gerd Bernhard<br />
(Vertriebsleiter Projektgruppe Tiefbau)<br />
240 3 / 2011
BuchBEsPrEchung<br />
sErVicEs<br />
Der Gläserne Untergrund<br />
Die geophysikalische Untersuchung des<br />
Bodens liefert dem Leitungsfachmann genau<br />
die Informationen, die für eine erfolgreiche<br />
und optimale Arbeit im Untergrund<br />
erfor<strong>der</strong>lich sind. Der Untergrund wird für<br />
den Ingenieur sozusagen durchsichtig, er<br />
wird zum „Gläsernen Untergrund“. In diesem<br />
Fachbuch werden die wichtigsten MezusammEnFassung:<br />
Praxisleitfaden für alle Bauingenieure, die mittels <strong>der</strong><br />
Geophysik den Baugrund erkunden wollen, um Risiken beim Baubetrieb zu<br />
minimieren.<br />
inFos<br />
Hrsg.: Andreas F. Kathage<br />
1. Auflage 2011, 330 Seiten<br />
Hardcover, € 68,-<br />
ISBN: 978-3-8027-5399-2<br />
Vulkan Verlag GmbH, Essen<br />
www.vulkan-verlag.de<br />
thoden <strong>der</strong> Geophysik von Experten knapp<br />
und für den Ingenieur verständlich beschrieben.<br />
In zahlreichen Fallbeispielen wird<br />
die Anwendung <strong>der</strong> Methoden für Planung,<br />
Bau und Betrieb von Leitungen aufgezeigt.<br />
Hinweise zur Ausschreibung geophysikalischer<br />
Leistungen und zum Qualitätsmanagement<br />
runden das Werk ab.<br />
Pipe Dreams –<br />
von Baku nach Ceyhan<br />
Der Kaukasus ist ein Flickenteppich aus<br />
ethnisch, religiös und kulturell stark diversifizierten<br />
Volksgruppen. Durch dieses biet führt auf einer Länge von 1700 km die<br />
Ge-<br />
BTC-Pipeline, verbindet die Ölfel<strong>der</strong> im<br />
Kaspischen Meer mit dem Verladeterminal<br />
am Mittelmeer und entzieht sich durch ihre<br />
Trassenführung dem russischen Einfluss.<br />
Das Jahrhun<strong>der</strong>tprojekt versprach <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
mehr Wohlstand, <strong>der</strong> aber nur<br />
bei wenigen ankommt.<br />
Die Fotografin Rena Effendi aus Baku arbeitete<br />
ursprünglich für den Ölkonzern BP,<br />
dessen BTC-Pipeline sie zu Werbezwecken<br />
fotografierte. Diese Arbeit lenkte ihren Blick<br />
auf die Menschen, die sich vom Pipelinebau<br />
eine Verbesserung ihrer oft trostlosen Situation<br />
erhofft hatten, bis heute aber auf<br />
die Segnungen des Ölbooms warten. Es sind<br />
Menschen, die keine Stimme haben o<strong>der</strong><br />
kein Gehör finden, die unter Umweltzerstörung,<br />
ethnischer Ausgrenzung, ihrem<br />
zusammEnFassung: In ihrem Schwarz-Weiß-Bildband bewegt sich die aserbai-<br />
dschanische Fotografin Rena Effendi entlang <strong>der</strong> BTC-(Baku-Tiflis-Ceyhan)-Pipeline<br />
und führt uns die „menschlichen Kosten“ des Ölbooms vor Augen. Es sind<br />
Bil<strong>der</strong> aus einer scheinbar surrealen Welt, von kurzen Texten erläuternd begleitet.<br />
Eine ungewohnte Perspektive auf ein kritiklos bejubeltes Großprojekt.<br />
inFos<br />
Hrsg.: R. Effendi<br />
1. Auflage 2009, 184 Seiten<br />
Hardcover, € 39,-<br />
ISBN: 978-3-7165-1603-4<br />
www.benteli.ch<br />
Flüchtlingsschicksal leiden. Die Schwarz-<br />
Weiß-Fotografien holen sie ein wenig aus<br />
dem Dunkel ihres Daseins, unprätentiös und<br />
ohne erhobenen Zeigefinger.<br />
Sehr eindrückliche Bil<strong>der</strong> zeigen eine geschundene<br />
Region, in <strong>der</strong> die Wünsche,<br />
Bitten, Hilferufe <strong>der</strong> Bewohner ungehört<br />
verhallen. Nicht alles ist freilich auf die<br />
Pipeline o<strong>der</strong> den Öldurst <strong>der</strong> Industriestaaten<br />
zurückzuführen. Was den Betrachter<br />
vor allem berührt sind die greifbare<br />
Enttäuschung, Hilflosigkeit und Müdigkeit<br />
in den Gesichtern <strong>der</strong> Menschen, denen<br />
immer wie<strong>der</strong> ein besseres Leben versprochen<br />
wurde.<br />
In <strong>der</strong> Neuen Sächsischen Galerie in Chemnitz<br />
findet Rena Effendis Ausstellung „Pipe<br />
Dreams – Eine Chronik des Lebens entlang<br />
<strong>der</strong> Pipeline“ vom 01.03.-22.05.2011<br />
statt. Nähere Informationen dazu unter<br />
www.nsg-chemnitz.de (Jan Treiber)<br />
3 / 2011 241
BuchBEsPrEchung<br />
sErVicEs<br />
Netzdienstleistungen für<br />
Leitungsbauunternehmen<br />
Der klassisch erdverlegte Rohrleitungsbau<br />
ist in den letzten Jahren im Umfang <strong>der</strong><br />
auszuführenden Arbeiten zurückgegangen.<br />
Sowohl bei den Medien Gas und ser als auch langfristig in <strong>der</strong> Fernwärme<br />
Was-<br />
wird sich dieser Trend fortsetzen.<br />
<strong>Im</strong> Bereich <strong>der</strong> Netzdienstleistungen erwächst<br />
hingegen ein neues Betätigungsfeld<br />
für Leitungsbauunternehmen, denn<br />
zunehmend kooperieren Kommunen bzw.<br />
ihre Stadtwerke mit privaten Dienstleis-<br />
zusammEnFassung: Leitfaden für Leitungsbauunternehmen, die neue Betäti-<br />
gungsfel<strong>der</strong> in den Bereichen Betrieb und Instandhaltung von Gas-, Wasser- und<br />
Fernwärmenetzen suchen.<br />
inFos<br />
Hrsg.: Rohrleitungsbauverband e.V.<br />
1. Auflage 2011, 80 Seiten<br />
Broschur, € 35,-<br />
ISBN: 978-3-8027-2766-5<br />
www.vulkan-verlag.de<br />
tern. Um den Leitungsbauunternehmen bei<br />
<strong>der</strong> Erschließung dieses neuen Marktes eine<br />
Hilfestellung an die Hand zu geben, hat<br />
<strong>der</strong> Arbeitskreis „Netzdienstleistungen“<br />
des Rohrleitungsbauverbandes e. V. diese<br />
Broschüre erarbeitet. Es werden die vielfältigen<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Netzdienstleistungen<br />
für den Betrieb und die Instandhaltung<br />
von Gas-, Wasser- und Fernwärmenetzen<br />
aufgezeigt.<br />
Taschenbuch <strong>der</strong><br />
Wasserversorgung<br />
Das seit über 50 Jahren anerkannte Taschenbuch<br />
umfasst auch in seiner 15. Auflage<br />
alle Bereiche <strong>der</strong> Wasserversorung.<br />
Von <strong>der</strong> Planung über den Bau, Betrieb und<br />
Organisation bis hin zur Verwaltung und<br />
Management <strong>der</strong> Anlagen werden alle Bereiche<br />
umfassend erläutert. Das Buch bezusammEnFassung:<br />
: Das Standardwerk für Ingenieure und Techniker, die sich mit<br />
Planung, Bau, Betrieb und Unterhalt von Wasserversorungsanlagen beschäftigen.<br />
inFos<br />
Hrsg.: Mutschmann/Stimmelmayr<br />
15. Auflage 2011, 931 Seiten<br />
Hardcover, € 99,95<br />
ISBN: 978-3-8348-0951-3<br />
Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden<br />
Bestellung über:<br />
www.vulkan-verlag.de<br />
schreibt dabei den <strong>der</strong>zeitigen Stand <strong>der</strong><br />
Technik, zeigt die wirtschaftlichen und<br />
rechtlichen Aspekte bei Planung, Ausführung<br />
und Unterhaltung von Wasserversorgungsanlagen<br />
und nennt aktuelle gesetzliche<br />
Einheiten, Zahlenwerte, DGVW-Regelungen<br />
und DIN-Normen.<br />
242 3 / 2011
PraXis-tiPPs<br />
sErVicEs<br />
FUJITSU<br />
Profi-Tablet<br />
Tablets sind das Trend-Thema in <strong>der</strong> IT – doch die <strong>der</strong>zeit am Markt<br />
befindlichen Modelle sind vor allem für Endverbraucher gedacht.<br />
Fujitsu hat auf <strong>der</strong> Cebit-Messe nun das Modell Stylistic Q55 vorgestellt,<br />
das speziell für den Einsatz in Firmennetzwerken gedacht<br />
ist. Das Gerät hat einen entspiegelten 10,1-Zoll-Bildschirm, das<br />
entspricht in <strong>der</strong> Größe etwa dem iPad. Es arbeitet jedoch mit dem<br />
Betriebssystem Windows 7, so dass es nahtlos in bestehende Infrastrukturen<br />
integriert werden kann. Diverse Sicherheits-Optionen<br />
wie ein Fingerprint-Sensor und eingebauter Diebstahlschutz<br />
sollen dafür sorgen, dass wichtige Daten nicht in falsche Hände<br />
kommen können. Die Anbindung kann per Bluetooth o<strong>der</strong><br />
W-LAN erfolgen, es gibt außerdem auch ein Modell mit<br />
UMTS-Modul für das mobile Internet. Die Bedienung<br />
erfolgt über einen berührungsempfindlichen<br />
Bildschirm, die sowohl über<br />
Fingerberührung, als auch mit einem<br />
Stift bedient werden<br />
kann. Eine Software zur<br />
Handschriftenerken-<br />
nung ist vorinstalliert, die Umschaltung von <strong>der</strong> Gesten- zur Stiftsteuerung<br />
erfolgt automatisch. So lässt sich das Gerät, etwa auf<br />
<strong>der</strong> Baustelle, auch mit Arbeitshandschuhen bedienen. Das Fujitsu<br />
Stylistic Q55 soll ab April in verschiedenen Ausführungen erhältlich<br />
sein, die Preise beginnen bei rund 700 Euro.<br />
kontakt:<br />
www.fujitsu.com<br />
GOLLA<br />
Profischutz für die SLR<br />
Ob bei <strong>der</strong> Dokumentation auf <strong>der</strong> Baustelle<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> privaten Fotosafari – eine digitale<br />
Spiegelreflexkamrea benötigt Schutz.<br />
Der finnische Hersteller Golla hat mit <strong>der</strong><br />
„Pro“-Linie extrem kompakte, aber sehr<br />
stabile Taschen für Spiegelrefl exkameras<br />
auf den Markt gebracht. Durch das stabile,<br />
wasserabweisenden Obermaterial und<br />
den extradichten Deckel ist das wertvolle<br />
Gerät gut geschützt. Ein weiches Futter<br />
verhütet Kratzer am empfindlichen Objektiv.<br />
Der Innenraum lässt sich flexibel eintei-<br />
len und passt so für alle gängigen Modelle,<br />
zusätzlich gibt es Steckfächer für Speicherkarten.<br />
Ein Reißverschlussfach außen<br />
am Deckel fasst z.B. Kleingeld und Handy,<br />
in den beiden seitlichen Außenfächern lassen<br />
sich etwa ein Netzteil o<strong>der</strong> Ersatzakkus<br />
unterbringen. Tragen kann man die Tasche<br />
am stabilen Griff o<strong>der</strong> mit dem bequemen<br />
Schultergurt. Ca. 60 Euro.<br />
kontakt:<br />
www.golla.fi<br />
3 / 2011 243
PraXis-tiPPs<br />
sErVicEs<br />
POWERTREKK<br />
Brennstoffzellchen<br />
zum<br />
Mitnehmen<br />
DENSION WEBRADIO STICK<br />
Wunschradio aus<br />
dem Internet<br />
Wer viel mit dem Auto unterwegs ist, ärgert sich<br />
oft, wenn <strong>der</strong> Lieblingssen<strong>der</strong> ein paar Landkreise<br />
weiter nicht mehr zu empfangen ist, und stattdessen<br />
alle <strong>Kanäle</strong> Dudelfunk spielen. Mit dem Dension<br />
Webradio-Stick lässt sich das Ärgernis abstel-<br />
len, denn er eröffnet die große Auswahl <strong>der</strong> internationalen<br />
Webradios. Benötigt wird dazu nur ein aktuelles<br />
Autoradio mit USB-Schnittstelle und <strong>der</strong> Möglichkeit,<br />
MP3- o<strong>der</strong> WMA-Musikdateien abzuspielen. Der<br />
nur 41 Gramm leichte Webradio Stick kann dann über den<br />
mitgelieferten Dongle mit einen internetfähigen Handy mit<br />
Bluetooth-Schnittstelle verbunden werden. So werden die Lieblingssen<strong>der</strong><br />
aus dem mobilen Internet in das Autoradio übertragen.<br />
Die Auswahl <strong>der</strong> zuvor im Webradio-Portal www.radiotime.com<br />
vorgewählten Stationen erfolgt über das Menü des Autoradios. Damit<br />
durch den Zugriff auf das mobile Internet keine hohen Verbindungskosten<br />
anfallen, sollte das benutzte Smartphone allerdings mit einer entsprechend<br />
dimensionierten Flatrate, ggf. inklusive Roaming-Vereinbarung, ausgestattet<br />
sein. Der Dension Webradio-Stick kostet rund 100 Euro, erhältlich z.B.<br />
über Amazon.<br />
Wenn man in Gelände tragbaren Ladestrom<br />
für Handy o<strong>der</strong> GPS-Gerät benötigte, gab<br />
es bis vor kurzen nur die Möglichkeit, sich<br />
mit einem Solarpanel zu behelfen. Auf <strong>der</strong><br />
Sportartikelmesse Ispo in München wurde<br />
nun im Februar eine neue Methode vorgestellt:<br />
Die „ganz persönliche“ Brennstoffzelle<br />
PowerTrekk des schwedischen Herstellers<br />
MyFC. Die Stromerzeugung an <strong>der</strong> frischen<br />
Luft wird aktiviert, indem man in die rund<br />
30 Gramm schwere PowerPukk-Kartusche<br />
in das Gerät einsetzt und sie mit einen Teelöffel<br />
Wasser füllt. Dann kann man schon das<br />
Handy o<strong>der</strong> jedes an<strong>der</strong>e über eine USB-<br />
Schnittstelle ladbare Kleingerät anschließen.<br />
Wenn <strong>der</strong> PowerPukk verbraucht ist, wird<br />
er entsorgt, Kartuschen gibt es im Mehrfach-Pack<br />
nachzukaufen. „Überschüssige“<br />
Energie wird im eingebauten 1.600 mAh-<br />
Akku des PowerTrekk zwischengelagert.<br />
Der Akku kann über Micro-USB, alternativ<br />
auch an einer stationären Stromquelle, ge-<br />
laden werden. Das Gerät soll in Rot, Grün<br />
und Gelb auf den Markt kommen, Bezugsquellen<br />
und Preis sind noch nicht bekannt.<br />
kontakt:<br />
www.powertrekk.com<br />
kontakt:<br />
www.dension.com<br />
244 3 / 2011
NEU-<br />
ERSCHEINUNG<br />
ERSCHEINUNG<br />
ISO 26000<br />
in <strong>der</strong> Praxis<br />
DER RATGEBER ZUM LEITFADEN<br />
FÜR SOZIALE VERANTWORTUNG<br />
UND NACHHALTIGKEIT<br />
Eine Norm zur Verbesserung <strong>der</strong> Welt?<br />
Nein, die ISO 26000 ist ein Leitfaden – nicht mehr, aber auch nicht weniger!<br />
Auch wenn die ISO 26000 kein zertifizierbarer Managementsystem-Standard<br />
und die Anwendung freiwillig ist, wird ihre Tragweite für Unternehmen<br />
beträchtlich sein. Denn sie ist ein Leitfaden, <strong>der</strong> anhand von beispielhaften Verhaltensregeln<br />
(Best Practices) Orientierung gibt, wie sich Organisationen verhalten<br />
sollten, damit sie nach internationalem Verständnis als gesellschaftlich<br />
verantwortungsvoll angesehen werden. Er stimmt sowohl mit den Richtlinien<br />
<strong>der</strong> Vereinten Nationen UN als auch mit den Richtlinien <strong>der</strong> internationalen<br />
Arbeitsorganisation ILO überein. <strong>Im</strong> beson<strong>der</strong>en Fokus dieses höchst aktuellen<br />
Ratgebers steht das Wirtschaftsleben im Zeitalter <strong>der</strong> Globalisierung.<br />
KARL-CHRISTIAN BAY ist<br />
Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwalt und Inhaber<br />
von<br />
Werner-von-Siemens-Ring 12,<br />
85630 Grasbrunn bei München<br />
Tel. +49 89 461490-60<br />
E-Mail: karl-christian.bay@bay-cc.com<br />
Internet: www.bay-cc.com<br />
Hrsg.: Karl-Christian Bay<br />
1. Auflage 2010, 228 Seiten, Hardcover<br />
Oldenbourg Industrieverlag München<br />
www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />
✁<br />
SOFORTANFORDERUNG PER FAX: +49 (0)201 / 82002-34 o<strong>der</strong> im Fensterumschlag einsenden<br />
Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />
Ex.<br />
ISO 26000 in <strong>der</strong> Praxis<br />
1. Auflage 2010 – ISBN: 978-3-8356-3222-6<br />
für € 49,90 (zzgl. Versand)<br />
Ja, wir sind unverbindlich an weiteren Informationen<br />
zum Thema ISO 26000 interessiert und wünschen<br />
Kontaktaufnahme durch BAY CC.<br />
Firma/Institution<br />
Vorname, Name des Empfängers<br />
Straße/Postfach, Nr.<br />
PLZ, Ort<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
E-Mail<br />
Antwort<br />
Vulkan Verlag GmbH<br />
Versandbuchhandlung<br />
Postfach 10 39 62<br />
45039 Essen<br />
Branche/Wirtschaftszweig<br />
Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />
Bank, Ort<br />
Wi<strong>der</strong>rufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in<br />
Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) o<strong>der</strong> durch Rücksendung <strong>der</strong> Sache wi<strong>der</strong>rufen. Die Frist beginnt nach Erhalt<br />
dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Wi<strong>der</strong>rufs<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />
Bankleitzahl<br />
✘<br />
Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
PAISOB2010<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege <strong>der</strong> laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anfor<strong>der</strong>ung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />
Oldenbourg Industrieverlag o<strong>der</strong> vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medienund Informationsangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann<br />
ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.
Aktuelle Termine<br />
Services<br />
Seminare – brbv<br />
Grundlagenschulungen<br />
GW 128 Grundkurs „Vermessung“<br />
7 Termine ab 10.03.2011 bundesweit<br />
GW 128 Nachschulung „Vermessung“<br />
92 Termine ab 02.03.2011 bundesweit<br />
GW 330 PE-Schweißen - Grundkurs<br />
38 Termine ab 07.03.2011 bundesweit<br />
GW 330 PE-Schweißen - Verlängerung<br />
62 Termine ab 01.03.2011 bundesweit<br />
GW 15 Grundkurs „Umhüller“<br />
13 Termine ab 07.03.2011 bundesweit<br />
GW 15 Nachschulung „Umhüller“<br />
29 Termine ab 03.03.2011 bundesweit<br />
GFK-Rohrleger nach DVGW-Arbeitsblatt W<br />
324 - Nachschulung<br />
08.04.2011 Greifswald<br />
28.04.2011 Gera<br />
W 339 Fachkraft für Muffentechnik metallischer<br />
Rohrsysteme<br />
04.-06.04.2011 Leipzig<br />
Kunststoffrohrleger<br />
04.-06.04.2011 Hamburg<br />
04.-06.04.2011 Gera<br />
Baustellenabsicherung und Verkehrssicherung<br />
RSA/ZTV-SA – 2 Tage<br />
05./06.04.2011 Hamburg<br />
Informationsveranstaltungen<br />
Aufbaulehrgänge Gas/Wasser<br />
9 Termine ab 01.03.2011 bundesweit<br />
Kunststoffrohre in <strong>der</strong> Gas- und Wasserversorgung<br />
– Verlängerung zur GW 331<br />
01.04.2011 Halle<br />
Kunststoffrohre in <strong>der</strong> Gas- und Wasserversorgung<br />
– Verlängerung zur GW 331<br />
07.04.2011 Halle<br />
Arbeitssicherheit im Tief- und Rohrleitungsbau<br />
13.04.2011 Frankfurt/Main<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 301 - Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
für Rohrleitungsbauunternehmen<br />
19.04.2011 Nürnberg<br />
Baurecht<br />
06.04.2011 Gera<br />
Die neue GW 469 – Druckprüfverfahren an<br />
Gasleitungen<br />
05.04.2011 Stockdorf<br />
Aufbaulehrgang Fernwärme<br />
06.04.2011 Hamburg<br />
12.04.2011 Erfurt<br />
Techniklehrgang für Vorarbeiter Fernwärme<br />
04.-08.04.2011 Kerpen<br />
Praxisseminare<br />
Druckprüfung von Gas- und Wasserleitungen<br />
13.04.2011 Schwerin<br />
Druckprüfung von Wasserrohrleitungen<br />
14.04.2011 Schwerin<br />
Arbeiten an Gasleitungen – BGR 500, Kap.<br />
2.31 – Fachaufsicht<br />
11.-15.04.2011 Gera<br />
DVS 2202-1 – Beurteilung von Kunststoffschweißverbindungen<br />
05.04.2011 Frankfurt/Main<br />
Kontaktadresse<br />
brbv<br />
Berufsför<strong>der</strong>ungswerk des Rohrleitungsbauverbandes<br />
GmbH, Köln,<br />
Tel. 0221/37 658-20,<br />
E-Mail: koeln@brbv.de, www.brbv.de<br />
Lehrgänge – RSV<br />
Praxislehrgänge<br />
Zertifizierter Kanal-Sanierungs-Berater<br />
Feuchtwangen 1. Woche: 28.02.-05.03.2011<br />
2. Woche: 14.-18.03.2011<br />
3. Woche: 28.03.-01.04.2011<br />
4. Woche: 11.-16.04.2011<br />
1. Woche: 19.-24.09.2011<br />
2. Woche: 10.-14.10.2011<br />
3. Woche: 07.-11.11.2011<br />
4. Woche: 28.11.-03.12.2011<br />
Dresden 1. Woche: 21.-26.03.2011<br />
2. Woche: 11.-15.04.2011<br />