atp edition Bus-ID: Orientierung für Blinde an der Haltestelle (Vorschau)
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7-8 / 2013<br />
55. Jahrg<strong>an</strong>g B3654<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
Automatisierungstechnische Praxis<br />
<strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>: <strong>Orientierung</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Blinde</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Haltestelle</strong> | 36<br />
Simulationsmodule<br />
methodisch identifizieren | 44<br />
Automatische Fehlerdiagnose<br />
SPS-gesteuerter Anlagen | 54<br />
Benutzungsschnittstellen<br />
durchgängig entwerfen | 62<br />
Energieeffizienz in <strong>der</strong><br />
Fertigung bewerten | 70
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – die Referenzklasse<br />
<strong>der</strong> Automatisierungstechnik
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> wurde im Jahr 2012 als „Fachmagazin<br />
des Jahres“ vom Verb<strong>an</strong>d Deutsche Fachpresse<br />
ausgezeichnet. Das Fachmagazin erhielt den Preis in <strong>der</strong><br />
Kategorie „Industrie/Produktion/Design“.
Automatisierung<br />
auf den Punkt<br />
FORSCHUNG<br />
INNOVATIONEN<br />
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EDITORIAL<br />
Die Cloud kommt …<br />
aber erst in etwa fünf Jahren. So lautet das Ergebnis <strong>der</strong> aktuellen repräsentativen<br />
Umfrage unter Mitglie<strong>der</strong>n unserer Fachgesellschaft, <strong>der</strong> GMA<br />
(siehe Berichterstattung zur Automation, S. 12-19). Es gibt einige Gründe da<strong>für</strong>,<br />
warum wir uns heute noch nicht recht vorstellen können, dass die Cloud in<br />
die industrielle Automation Einzug halten wird. Dennoch sind die befragten<br />
Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> GMA davon überzeugt, dass die Cloud in <strong>der</strong> Automation <strong>an</strong>kommen<br />
und diese verän<strong>der</strong>n wird. Wenn wir in zehn Jahren auf heute zurückblicken,<br />
werden wir uns wahrscheinlich fragen, wie die Automation ohne<br />
die Cloud überhaupt effizient funktionieren konnte.<br />
Fakt ist, dass die Cloud in <strong>der</strong> Automation heute noch nicht nennenswert<br />
genutzt wird – das spiegelt auch unsere Umfrage wi<strong>der</strong>. Erfolgskritischer Faktor<br />
ist die IT-Sicherheit: Fast 84 Prozent <strong>der</strong> Befragten bestätigen das, gefolgt<br />
von <strong>der</strong> Unsicherheit, wie mit sensiblen Daten in <strong>der</strong> Cloud umgeg<strong>an</strong>gen wird.<br />
Interess<strong>an</strong>t ist, dass diejenigen, die die Cloud – hauptsächlich privat – schon<br />
nutzen, überwiegend gute Erfahrungen damit gemacht haben. Das zeigt bereits<br />
eine gewisse grundsätzliche Akzept<strong>an</strong>z und macht Mut <strong>für</strong> den Einsatz <strong>der</strong><br />
Cloud in weiteren Bereichen.<br />
Der größte Nutzen in <strong>der</strong> Automation durch Dienstleistungen über die Cloud<br />
wird in folgenden Bereichen erwartet: Software Update M<strong>an</strong>agement, Auswertung<br />
von Störungen, Diagnose sowie Dokumentation – d<strong>an</strong>ach folgen erst übergreifendes<br />
Ressourcenm<strong>an</strong>agement und Inbetriebnahmeunterstützung. Eines<br />
jedoch sollte uns nachdenklich machen: Wer wird die Dienstleistungen über<br />
die Cloud <strong>an</strong>bieten und damit am Markt erfolgreich sein? Hier sehen nur etwa<br />
33 Prozent <strong>der</strong> Befragten deutsche Unternehmen auf <strong>der</strong> Erfolgsspur. Wir müssen<br />
tatsächlich auf <strong>der</strong> Hut sein und schnell sein. An<strong>der</strong>e Nationen haben die<br />
Entwicklungen, die in Deutschl<strong>an</strong>d unter „Industrie 4.0“ laufen, ebenfalls<br />
erk<strong>an</strong>nt und verfolgen ähnliche Konzepte unter <strong>an</strong><strong>der</strong>en Namen. Beispiele aus<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>en Industrien zeigen: Der Schnellere wird den Markt <strong>für</strong> sich gewinnen.<br />
In <strong>der</strong> vorliegenden <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> 55(7-8) finden Sie neben <strong>der</strong> Berichterstattung<br />
ausgewählte Hauptbeiträge unseres Kongresses Automation 2013, <strong>der</strong> am<br />
25. und 26. Juni 2013 unter dem Motto „Automation (in the) Cloud“ stattf<strong>an</strong>d<br />
– viele Anregungen und Ideen mögen Ihnen beim Lesen kommen.<br />
Nach dem Kongress ist vor dem Kongress. Für die grundsätzlichen Überlegungen<br />
in diesem Jahr müssen wir im kommenden Jahr vermehrt auf erste<br />
Umsetzungen und Anwendungen in den verschiedenen Domänen schauen.<br />
Darum heißt das Motto des nächsten Kongresses am 1. und 2. Juli 2014:<br />
„Smart X – powered by automation“. Ich bin gesp<strong>an</strong>nt, welche Sichtweise wir<br />
d<strong>an</strong>n auf die Cloud und die Umsetzung von Industrie 4.0 haben werden.<br />
KURT D.<br />
BETTENHAUSEN,<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> VDI/VDE-<br />
Gesellschaft Mess- und<br />
Automatisierungstechnik (GMA)<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
3
INHALT 7-8 / 2013<br />
4<br />
VERBAND<br />
6 | „Energiewende 180“: Wissen über Energieeffizienz<br />
macht Schule und gewinnt den Wettbewerb<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
Dechema kooperiert mit amerik<strong>an</strong>ischem Institut<br />
7 | Temperaturmessung: Konzepte zur Daten<strong>an</strong>alyse werden immer genauer<br />
FORSCHUNG<br />
8 | AMA Innovationspreis: 3D-Mikroskop und<br />
optisches Mikrofon überzeugen die Jury<br />
Hochschule OWL erweitert Campus in Lemgo<br />
9 | „M<strong>an</strong>tis“ bezwingt unwegsames Gelände<br />
BRANCHE<br />
10 | Fieldbus Foundation präsentiert Feldprojekt<br />
mit Remote Operations M<strong>an</strong>agement bei Petrobras<br />
Namur-Hauptsitzung am 7. und 8. November 2013<br />
zum Thema „Integrated Engineering“<br />
11 | Reach: Verstöße gegen Chemikalienverordnung sind schon<br />
„fast vorprogrammiert“<br />
Smart Systems als Schwerpunkt des<br />
Mikrosystemtechnik-Kongresses in Aachen<br />
L<strong>an</strong>xess steuert seine Geschäfte aus Köln<br />
Lenkungskreis definiert „Industrie 4.0“<br />
20 | Cyber-Sicherheit zur Chefsache machen: Firmen<br />
sind meist ungenügend vor IT-Attacken geschützt<br />
22 | Smart Grids: Industrie ist auf die Sicherheitsrisiken<br />
<strong>der</strong> zunehmenden Vernetzung schlecht vorbereitet<br />
BRANCHE | AUTOMATION 2013<br />
12 | Kongress Automation 2013: Überraschte Preisträger<br />
und weniger Wirbel um die Cloud als erwartet<br />
16 | <strong>atp</strong> award 2012 geht nach Wien und Pforzheim:<br />
Auszeichnungen <strong>für</strong> Mike Barth und Thomas Moser<br />
17 | GMA vergibt Preise <strong>an</strong> Harbach, Kuschnerus und Schulz<br />
18 | GMA-Umfrage zur Cloudnutzung:<br />
Jedes zweite Unternehmen ignoriert den virtuellen Speicher
PRAXIS<br />
24 | Pneumatische Komplettlösung<br />
bei Infusionshersteller verringert<br />
Komplexität und spart Kosten<br />
26 | Doppelstockt<strong>an</strong>ks und ein Verteil-Igel<br />
sorgen im Mars-Werk <strong>für</strong> Reinigungspower<br />
auf engstem Raum<br />
28 | Sensibel und stabil: Schwingen<strong>der</strong><br />
Einstab misst Füllst<strong>an</strong>d von PVC-Gr<strong>an</strong>ulat<br />
bei Recycling<strong>an</strong>lage<br />
30 | IT-Infrastruktur von Rittal schützt Datenbestände<br />
<strong>der</strong> Vatik<strong>an</strong>ischen Apostolischen Bibliothek<br />
32 | Fräsmaschine aus den USA auf Sicherheitslevel<br />
PL d nach EN ISO 13849-1 nachgerüstet<br />
Produkte,<br />
Systeme<br />
und Service<br />
<strong>für</strong> die<br />
Prozessindustrie?<br />
Natürlich.<br />
HAUPTBEITRÄGE<br />
36 | <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>: <strong>Orientierung</strong> <strong>für</strong> <strong>Blinde</strong><br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Haltestelle</strong><br />
R. MEISTER, A. FAY, D. CORY, UND C. EHRING<br />
44 | Simulationsmodule methodisch<br />
identifizieren<br />
M. WEYRICH UND F. STEDEN<br />
54 | Automatische Fehlerdiagnose<br />
SPS-gesteuerter Anlagen<br />
S. SCHNE<strong>ID</strong>ER UND L. LITZ<br />
62 | Benutzungsschnittstellen<br />
durchgängig entwerfen<br />
C. MARTIN, A. BRAUNE, R.-E. EBERT, M. PLESSOW,<br />
S. SEVERIN UND O. STERN<br />
70 | Energieeffizienz in <strong>der</strong> Fertigung bewerten<br />
RUBRIKEN<br />
L. CHRISTIANSEN, T. LINNENBERG, A. FAY, C. SEITZ UND A. W. MÜLLER<br />
3 | Editorial: Die Cloud kommt ...<br />
78 | Impressum, <strong>Vorschau</strong><br />
Der PostionMaster EDP300<br />
überzeugt durch hohe Luftleistung<br />
(50 kg/h bei 10 bar), Diagnosefähigkeit<br />
nach Namur und<br />
Überdruckfestigkeit in fast allen<br />
Umgebungsbedingungen. Mit den<br />
Zulassungen <strong>für</strong> den Betrieb in<br />
Ex-Zone 1 und SIL2 ermöglicht<br />
<strong>der</strong> EDP300 eine hohe Anlagensicherheit.<br />
Durch die mech<strong>an</strong>ische<br />
Stellungs<strong>an</strong>zeige ist die Erfassung<br />
<strong>der</strong> Ventilstellung auch ohne Stromversorgung<br />
möglich. Zuverlässiges<br />
Regelverhalten, Flexibilität und<br />
seine kompakte Bauform zeichnen<br />
den EDP300 aus.<br />
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VERBAND<br />
„Energiewende 180“: Wissen über Energieeffizienz<br />
macht Schule und gewinnt den Wettbewerb<br />
Der Verb<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik<br />
(VDE) hat die Preisträger von „Energiewende<br />
180“ vorgestellt. Eines <strong>der</strong> ausgezeichneten Projekte<br />
ist das Forschungsprojekt „Ines“, das im Jahr 2011<br />
durch die Bergische Universität Wuppertal, Bilfinger<br />
Mauell GmbH, Mainova AG und SAG GmbH gestartet<br />
wurde. Ines ist ein integriertes intelligentes Verteil-M<strong>an</strong>agement-System<br />
und stellt laut VDE eine Alternative<br />
zum konventionellen Netzausbau dar. Seit 2012 wird das<br />
Ines-System in mehreren Testgebieten eingesetzt.<br />
Im ersten Schritt werden dabei bestehende Ortsnetzstationen<br />
mit einer Ines Sbox um die Funktion Netzmonitoring<br />
erweitert, um Auslastungsgrad und Stationszust<strong>an</strong>d<br />
zu erfassen. Darauf aufbauend können <strong>an</strong> neuralgischen<br />
Netzknoten Mess-Sensoren (Mbox) und Regeleinheiten<br />
(Abox) platziert werden, um das Ortsnetz zu überwachen<br />
und zu steuern. Maximal 10 bis 15 Prozent <strong>der</strong> Netzknoten<br />
müssen ausgerüstet werden, um den Netzzust<strong>an</strong>d und<br />
potenzielle Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Netztopologie automatisch<br />
registrieren zu können.<br />
Anwen<strong>der</strong> können das System mit dem Ines-Berechnungsalgorithmus<br />
Intelligent Grid Control kombinieren<br />
und eine Maßnahmenstrategie zur Sp<strong>an</strong>nungs-, Blindleistungs-<br />
und Wirkleistungsregelung wählen, so ist eine<br />
Netzführung in Echtzeit möglich. Ines bildet elektrische<br />
Zustände in einem Ortsnetz ab, identifiziert Fehlentwicklungen<br />
und wirkt ihnen dezentral entgegen.<br />
Der VDE zeichnete außerdem Wissenschaftler des Forschungszentrums<br />
Informatik und Entwickler <strong>der</strong> E.G.O.-<br />
Gruppe <strong>für</strong> das FZI House of Living Labs aus. Forscher und<br />
Entwickler arbeiten in dem Gebäude zusammen, um konventionelle<br />
und hybride Haushaltsgeräte generisch in Energiem<strong>an</strong>agementsysteme<br />
zu integrieren. Die Geräte sind<br />
mit Hilfe von intelligenten Schnittstellen beispielsweise in<br />
<strong>der</strong> Lage, auf die dezentrale Energieerzeugung unterschiedlicher<br />
Energieträger im Gebäude automatisch zu reagieren.<br />
Das FZI House of Living Labs ist eine Entwicklungsund<br />
Evaluationsplattform <strong>für</strong> zukünftige Komponenten<br />
eines integrierten Energiem<strong>an</strong>agementsystems, das elektrische<br />
und thermische Energieströme gleichzeitig berücksichtigt.<br />
Den Kern des Systems bildet das Software-<br />
Framework Org<strong>an</strong>ic Smart Home, das über eine Hardware-Abstraktionsschicht<br />
und Treiber eine Integration<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Anlagen und Systeme sowie externe<br />
Signale ermöglicht.<br />
In dem Gebäude kommen elektrische Energie und <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />
Energieträger wie Erdgas und Fernwärme zum Einsatz.<br />
Mit Hilfe von Hybrid-Haushaltsgeräten können die<br />
Energieträger Gas und Strom parallel und koordiniert<br />
genutzt werden. Des Weiteren erhielt Bosch Diesel Systems<br />
den VDE-Preis <strong>für</strong> seine Bemühungen, Energie einzusparen.<br />
Unter dem Motto „Cle<strong>an</strong>. Efficient. Diesel!“ bedient<br />
sich das Unternehmen dabei unterschiedlicher Mittel wie<br />
Mitarbeiterschulungen, Investitionen in Gebäude und Produktions<strong>an</strong>lagen<br />
sowie Rückgewinnung und Eigenerzeugung<br />
von Energie. So wurde <strong>der</strong> Energiebedarf von Bosch<br />
Diesel Systems zwischen 2007 und 2012 jährlich um<br />
23,7 Prozent, bei gesteigertem Umsatz. Das entspricht dem<br />
Strombedarf von 118 300 Einfamilienhäusern.<br />
Ein Kommunikationskonzept habe sich <strong>an</strong> mehreren<br />
St<strong>an</strong>dorten des Unternehmens durchgesetzt: die Energieschule.<br />
Mitarbeitern und Angehörigen wird dabei <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />
von Exponaten Wissen über elektrische Energie und Energieeffizienz<br />
praktisch vermittelt. Abstrakte Begriffe wie<br />
Energieverbrauch und CO 2<br />
werden durch Analogien greifbar<br />
gemacht. Das Ergebnis sind Verbesserungsvorschläge<br />
<strong>der</strong> Mitarbeiter, die zu Energieeinsparungen führen. aha<br />
IM RAHMEN DER INITIATIVE „Energiewende 180“ prämierte <strong>der</strong><br />
VDE drei Projekte, die zur Energieeffizienz beitragen. Bild: VDE<br />
VDE VERBAND DER ELEKTROTECHNIK ELEKTRONIK<br />
INFORMATIONSTECHNIK E.V.,<br />
Stresem<strong>an</strong>nallee 15, D-60596 Fr<strong>an</strong>kfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 630 82 84,<br />
Internet: www.energiewende180.de<br />
Dechema kooperiert mit amerik<strong>an</strong>ischem Institut<br />
Die Gesellschaft <strong>für</strong> Chemische Technik und Biotechnologie<br />
(Dechema) und das Center for Chemical Process<br />
Safety (CCPS) des Americ<strong>an</strong> Institute of Chemical<br />
Engineers (AIChE) arbeiten zukünftig auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />
chemischen Prozesssicherheit zusammen. Das europäische<br />
Regionalbüro des CCPS in Fr<strong>an</strong>kfurt hat am 1. Juni<br />
2013 seine Arbeit aufgenommen. Von Fr<strong>an</strong>kfurt aus vertreibt<br />
CCPS sein Medienprogramm und betreut Mitglie<strong>der</strong><br />
in Europa. Außerdem org<strong>an</strong>isiert das Büro unter <strong>der</strong> Leitung<br />
von Dr. Horst Massong Workshops und Konferenzen.<br />
Den Auftakt bildet <strong>der</strong> zweitägige Workshop „Recognizing<br />
Catastrophic Incident Warning Signs“ am<br />
30. und 31. Oktober 2013 in Fr<strong>an</strong>kfurt. aha<br />
DECHEMA GESELLSCHAFT FÜR CHEMISCHE TECHNIK<br />
UND BIOTECHNOLOGIE E.V.,<br />
Theodor-Heuss-Allee 25, D-60486 Fr<strong>an</strong>kfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 756 40, Internet: www.dechema.de<br />
6<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
Temperaturmessung: Konzepte zur<br />
Daten<strong>an</strong>alyse werden immer genauer<br />
Orts- und zeitaufgelöste Temperaturmessung wird von VDI/VDE-Fachausschuss st<strong>an</strong>dardisiert<br />
Temperaturmessung ist immer noch ein sp<strong>an</strong>nendes<br />
Thema. Drei Ver<strong>an</strong>staltungen im Juni 2013 stellten<br />
den Bezug zur Praxis her: Bei <strong>der</strong> PTB f<strong>an</strong>d zunächst die<br />
zweitägige Tagung Temperatur 2013 statt. Anschließend<br />
kam <strong>der</strong> GMA-Fachausschuss 8.16 „Temperaturmessung<br />
mit Wärmebildkameras“ zusammen. Den Abschluss <strong>der</strong><br />
Ver<strong>an</strong>staltungsreihe bildete die erste konstituierende<br />
Sitzung in den Räumen <strong>der</strong> PTB am 7. Juni 2013.<br />
Die PTB, 1887 als Physikalisch Technische Reichs<strong>an</strong>stalt<br />
PTR gegründet, ver<strong>an</strong>staltete am 5. und 6. Juni 2013,<br />
die Tagung Temperatur mit rund 170 Teilnehmern. Die<br />
PTB widmet sich seit ihrer Gründung <strong>der</strong> Temperaturmessung.<br />
Die Tagung ergab, dass die Temperaturmessung<br />
auch heute, 126 Jahre später, immer noch eine Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
ist. Die Konzepte zur Temperaturmessung<br />
in <strong>der</strong> Nähe des absoluten Nullpunkts, bei hohen Temperaturen<br />
o<strong>der</strong> in den oberen Schichten <strong>der</strong> Atmosphäre<br />
werden jedoch weiter verfeinert.<br />
In diesem Sinne blickt die PTB auf eine erfolgreiche<br />
Geschichte zurück: Die Messungen <strong>der</strong> Wärmestrahlung<br />
bei <strong>der</strong> PTR im Jahr 1900 wurden von Max Pl<strong>an</strong>ck theoretisch<br />
erklärt. Das führte zur Entwicklung <strong>der</strong> heute<br />
noch gültigen Qu<strong>an</strong>tenphysik.<br />
Am Tag nach <strong>der</strong> Tagung war <strong>der</strong> VDI Gast bei <strong>der</strong> PTB,<br />
wo die konstituierende Sitzung des Fachausschusses 8.16<br />
„Temperaturmessung mit Wärmebildkameras“ <strong>der</strong> VDI/<br />
VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik<br />
(GMA) stattf<strong>an</strong>d. Die Sitzungsteilnehmer waren sich einig,<br />
dass die Temperaturmessung auch bei Raumtemperatur,<br />
normalem Luftdruck und mit festem Boden unter<br />
den Füßen eine Herausfor<strong>der</strong>ung bleibt. Es reicht, wenn<br />
die Temperatur berührungslos mit einer Wärmebildkamera<br />
ortsaufgelöst gemessen werden soll. Es war <strong>der</strong><br />
Fachausschuss FA 202.1 „Thermografie in <strong>der</strong> Inst<strong>an</strong>dhaltung“<br />
<strong>der</strong> VDI-Gesellschaft Produktion und Logistik<br />
(GPL), <strong>der</strong> den entscheidenden Impuls gab zur Gründung<br />
des Fachausschusses Temperaturmessung mit Wärmebildkameras:<br />
In <strong>der</strong> im Juni 2013 als Entwurf erschienenen<br />
Richtlinie VDI 2878 Blatt 4 „Anwendung <strong>der</strong> Thermografie<br />
zur Diagnose in <strong>der</strong> Inst<strong>an</strong>dhaltung – Gerätetechnik“<br />
stellt <strong>der</strong> VDI zum Thema Kalibrierung <strong>der</strong><br />
Thermografiegeräte fest, dass es da<strong>für</strong> gegenwärtig noch<br />
keine allgemein <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten Regeln <strong>der</strong> Technik gibt. Die<br />
Richtlinie VDI/VDE 3511 Blatt 4.4 „Technische Temperaturmessung<br />
– Strahlungsthermometrie – Kalibrierung von<br />
Strahlungsthermometern“ könne zwar wichtige Anregungen<br />
liefern, jedoch blieben Fragen nach <strong>der</strong> zeitlichen<br />
Stabilität, den geometrischen Eigenschaften, <strong>der</strong> Ortsauflösung,<br />
den Beugungseffekten <strong>an</strong> den Pixeln und das<br />
Übersprechen dazwischen naturgemäß unbe<strong>an</strong>twortet.<br />
Im Fachausschuss „Temperaturmessung mit Wärmebildkameras“<br />
arbeiten nun Mitglie<strong>der</strong> des GPL FA 202.1<br />
mit den Autoren <strong>der</strong> Richtlinienreihe VDI/VDE 3511<br />
Blatt 4, dem FA 2.51 „Angew<strong>an</strong>dte Strahlungsthermometrie“<br />
<strong>der</strong> GMA und <strong>an</strong><strong>der</strong>en Thermografie-Experten zusammen.<br />
Bereits gewonnene Erkenntnisse auf dem Gebiet<br />
<strong>der</strong> Strahlungsthermometer wird das (neu geschaffene)<br />
Gremium auf die Wärmebildkameras übertragen<br />
und <strong>an</strong>passen. Die Experten des Fachausschusses erk<strong>an</strong>nten<br />
bereits auf ihrer ersten Sitzung, dass <strong>für</strong> alle<br />
Fragestellungen zur zeit- und ortsaufgelösten Temperaturmessung<br />
komplett neue Ansätze erarbeitet werden<br />
müssen. Die Temperaturmessung bleibt also auch in den<br />
kommenden Jahren ein sp<strong>an</strong>nendes Thema, ohne den<br />
Bezug zu Praxis zu verlieren.<br />
Weitere Informationen zu den aktuellen PTB-Entwicklungen<br />
im Bereich <strong>der</strong> Temperaturmessung sind zu finden<br />
in Maßstäbe, Heft 12, Braunschweig: Physikalisch-Technische<br />
Bundes<strong>an</strong>stalt Braunschweig und Berlin, Juni 2013,<br />
ISSN 1618-1999 (www.ptb.de/cms/fileadmin/internet/<br />
publikationen/masstaebe/Hefte_Komplett_PDF/mst12.pdf).<br />
AUTOR<br />
Verein Deutscher Ingenieure e.V.,<br />
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />
Tel. +49 (0) 211 621 43 73,<br />
E-Mail: marquardt@vdi.de<br />
Dr.-Ing. ERIK MARQUARDT<br />
ist ver<strong>an</strong>twortlicher Referent<br />
im Bereich Technik<br />
und Wissenschaft des VDI.<br />
DIE AUFNAHME<br />
einer Wärmebildkamera<br />
zeigt lokale<br />
Überhitzung <strong>an</strong><br />
Isolatoren <strong>an</strong>.<br />
Bild: VDI<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
7
FORSCHUNG<br />
AMA Innovationspreis: 3D-Mikroskop und<br />
optisches Mikrofon überzeugen die Jury<br />
Entwickler <strong>der</strong> Firma Polytec und ein Team aus Österreich<br />
sind die diesjährigen Gewinner des AMA Innovationspreises.<br />
Der AMA Fachverb<strong>an</strong>d <strong>für</strong> Sensorik vergab<br />
den mit 10 000 Euro dotierten Preis bereits am<br />
14. Mai auf <strong>der</strong> Fachmesse Sensor+Test in Nürnberg. Das<br />
österreichische Team erhielt die Auszeichnung <strong>für</strong> ein<br />
optisches Mikrofon ohne Membr<strong>an</strong>. Mitarbeiter von Polytec<br />
punkteten mit einem 3D-Raster-Laservibrometer-<br />
Mikroskop, das mit einem Messstrahl arbeitet. Beide<br />
Innovationen überzeugten die Jury gleichermaßen, sowohl<br />
im Hinblick auf die jeweilige Entwicklungstiefe als<br />
auch auf <strong>der</strong>en Marktrelev<strong>an</strong>z.<br />
Das 3D-Raster-Laservibrometer-Mikroskop mit einem<br />
Messstrahl ist eine Gemeinschaftsentwicklung von Dr. Marcus<br />
Winter, Robert Kowarsch, W<strong>an</strong>ja Ochs, Alex<strong>an</strong><strong>der</strong><br />
Collet, Moritz Giesen, Lars Heller und Dr. Christi<strong>an</strong> Rembe<br />
(Polytec) und ermöglicht das Messen von dreidimensionalen<br />
Schwingungsparametern mikroskopischer Objekte<br />
in Echtzeit. Das Modell MSA-100-3D besteht statt aus drei<br />
Vibrometern aus einem einzelnen integrierten Messkopf,<br />
<strong>der</strong> den vom Messobjekt in drei Raumrichtungen gestreuten<br />
einzelnen Laserstrahl <strong>an</strong>alysiert und daraus die dreidimensionale<br />
Objektbewegung bestimmt. Diese Methode liefert<br />
ein störungsfreies Ergebnis und eine verbesserte örtliche<br />
Auflösung um etwa eine Größenordnung auf unter 4 µm.<br />
Die zweite prämierte Erfindung ist ein Gewinner in<br />
doppelter Ausführung: Das optische Mikrofon ohne<br />
Membr<strong>an</strong> von Dr. Balthasar Fischer (Xarion), Friedrich<br />
Reining (Knowles Electronics Austria) und Prof. Dr.<br />
Ernst Wintner (TU Wien) gewinnt den AMA Innovationspreis<br />
2013 und erhielt bereits im Februar 2013 den<br />
AMA Son<strong>der</strong>preis „Junges Unternehmen“.<br />
Das erste Mikrofon ohne bewegliche Teile ermöglicht<br />
laut Angaben <strong>der</strong> Erfin<strong>der</strong> eine völlig lineare Kl<strong>an</strong>gaufnahme,<br />
echte Impulstreue, eine sehr geringe Stör<strong>an</strong>fälligkeit<br />
<strong>für</strong> Windgeräusche und Körperschall sowie ein<br />
ausgeprägtes Richtungshören. Bei diesem optischen Mikrofon<br />
kommen we<strong>der</strong> eine Membr<strong>an</strong> noch ein <strong>an</strong><strong>der</strong>es<br />
mech<strong>an</strong>isches Bauteil zur Verwendung. Das Gerät misst<br />
den Schalldruck „berührungslos“ über die Än<strong>der</strong>ung<br />
des Brechungsindex <strong>der</strong> Luft durch die Schallwellen.<br />
Der AMA Fachverb<strong>an</strong>d <strong>für</strong> Sensorik vergibt den Innovationspreis<br />
jedes Jahr. Die wichtigsten Beurteilungskriterien<br />
<strong>für</strong> die Jury, die sich aus Vertretern von Hochschulen,<br />
Forschungseinrichtungen und Firmen zusammensetzt,<br />
sind <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Innovation und <strong>der</strong> erkennbare<br />
Nutzen <strong>für</strong> die Praxis. Das Preisgeld von 10 000 erhalten<br />
nicht die beteiligten Unternehmen o<strong>der</strong> Institute, son<strong>der</strong>n<br />
die Entwickler selbst.<br />
Bewerbungen <strong>für</strong> den AMA Innovationspreis 2014 sind<br />
ab Oktober 2013 möglich. Sowohl Einzelpersonen als<br />
auch Entwicklerteams aus Firmen und Instituten können<br />
sich bewerben. Weitere Informationen gibt es unter<br />
www.ama-sensorik.de<br />
aha<br />
AMA FACHVERBAND FÜR SENSORIK E.V.,<br />
Sophie-Charlotten-Str. 15, D-14059 Berlin,<br />
Tel. +49 (0) 30 221 90 36 20, Internet: www.ama-sensorik.de<br />
DIE ENTWICKLER eines<br />
3D-Mikroskops und eines<br />
optischen Mikrofons sind die<br />
diesjährigen Gewinner des<br />
AMA Innovationspreises.<br />
Bild: AMA Fachverb<strong>an</strong>d Sensorik<br />
Hochschule OWL erweitert Campus in Lemgo<br />
Die Hochschule Ostwestfalen-Lippe (OWL) hat den Kaufvertrag<br />
<strong>für</strong> ein Grundstück <strong>der</strong> Stadt Lemgo unterschrieben,<br />
die Fläche beträgt über 7 000 m 2 . Rund 650 000<br />
Euro hat die Hochschule investiert, um das Grundstück<br />
in Campusnähe zu erwerben. „Der Kauf des Grundstückes<br />
ist <strong>für</strong> uns strategisch von großer Bedeutung. Die Erweiterung<br />
des Campus Richtung Stadt wird die Pl<strong>an</strong>ungen <strong>der</strong><br />
Hochschule <strong>für</strong> die kommenden Jahre weiter vor<strong>an</strong>bringen“,<br />
sagt Hochschulpräsident Dr. Oliver Herrm<strong>an</strong>n. Erst<br />
im Juni dieses Jahres wurde <strong>der</strong> Grundstein gelegt <strong>für</strong> einen<br />
Neubau <strong>für</strong> den Fachbereich Life Science Technolo-<br />
gies. Vor dem Hintergrund steigen<strong>der</strong> Studentenzahlen ist<br />
<strong>der</strong> Ausbau <strong>für</strong> die Hochschule OWL nach eigenen Angaben<br />
dringend erfor<strong>der</strong>lich: Im Wintersemester 2000/2001<br />
studierten in Lemgo etwas über 1600 Studenten, im Wintersemester<br />
2012/2013 waren es dagegen über 3600. Für<br />
dieses Jahr stellt sich die Hochschule aufgrund des doppelten<br />
Abiturjahrg<strong>an</strong>gs auf weiteren Zuwachs ein. aha<br />
HOCHSCHULE OSTWESTFALEN-LIPPE,<br />
Liebigstraße 87, D-32657 Lemgo,<br />
Tel. +49 (0) 5261 70 20, Internet: www.hs-owl.de<br />
8<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
„M<strong>an</strong>tis“ bezwingt<br />
unwegsames Gelände<br />
DER SECHSBEINIGE ROBOTER MANTIS<br />
k<strong>an</strong>n in <strong>der</strong> Filmindustrie o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> unbem<strong>an</strong>nten<br />
Unterwasserforschung eingesetzt werden.<br />
Bild: Matt Denton/Micromagic Systems<br />
Der „M<strong>an</strong>tis“ ist <strong>der</strong> nach Angaben <strong>der</strong> Bosch Rexroth<br />
AG <strong>der</strong> weltweit größte Hexapod-Gelän<strong>der</strong>oboter.<br />
Im Frühjahr 2013 wurde er nach vier Jahren<br />
Entwicklung vorgestellt. Der fast drei Meter hohe Roboter<br />
bietet Platz <strong>für</strong> eine Person. Er k<strong>an</strong>n fern- und<br />
m<strong>an</strong>uell über das Cockpit gesteuert werden. Der M<strong>an</strong>tis<br />
besticht mit Rundum-Beweglichkeit: Er k<strong>an</strong>n vorwärts,<br />
rückwärts, seitlich nach beiden Seiten gehen<br />
und über unebenes Gelände klettern. Außerdem ist die<br />
Maschine beliebig zu senken o<strong>der</strong> zu heben.<br />
Die Kontrolle <strong>der</strong> hydraulischen Zylin<strong>der</strong> zur Steuerung<br />
<strong>der</strong> sechs Beine des M<strong>an</strong>tis erfolgt über 18 Rexroth-<br />
4-wree6-Ventile. Jedes Bein besteht aus drei unabhängigen<br />
Regelachsen, eine am Knie- und zwei am Hüftgelenk. Das<br />
Feedback wird dabei über Sensoren übermittelt, die <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
Beinaußenseite montiert sind.<br />
Chefkonstrukteur des Roboters ist Matt Denton, Geschäftsführer<br />
von Micromagic Systems, <strong>der</strong> Konzept und<br />
Computersteuerung entwickelte. „Ich hatte kleinere<br />
Hexapod-Roboter <strong>für</strong> die Film- und TV-Br<strong>an</strong>che sowie<br />
<strong>für</strong> private Sammler gebaut. Ich dachte, es müsste möglich<br />
sein, die Maschine so zu vergrößern, dass eine Person<br />
darin Platz findet“, erklärt Denton. Als Partner <strong>für</strong><br />
die Ausführung wählte er Bosch Rexroth. Neben den<br />
Ventilen stammt die Pumpe von Bosch, die üblicherweise<br />
in Auslegern und Kr<strong>an</strong>en zum Einsatz kommt. Die<br />
Pumpe stellt die hydraulische Leistung des Roboters<br />
bereit. D<strong>an</strong>k des integrierten Load-Sensing liefert sie nur<br />
den benötigten Volumenstrom und Druck.<br />
Laut Hersteller eignet sich <strong>der</strong> Hexapod-Roboter <strong>für</strong><br />
den Einsatz in <strong>der</strong> Filmindustrie, in <strong>der</strong> unbem<strong>an</strong>nten<br />
Unterwasserforschung sowie <strong>für</strong> die Arbeit in empfindlichem<br />
o<strong>der</strong> unwegsamem Terrain.<br />
aha<br />
BOSCH REXROTH AG,<br />
Marktplatz 3, D-97816 Lohr am Main,<br />
Tel. +49 (0) 9352 18 41 45,<br />
Internet: www.m<strong>an</strong>tisrobot.com
BRANCHE<br />
Fieldbus Foundation präsentiert Feldprojekt mit<br />
Remote Operations M<strong>an</strong>agement bei Petrobras<br />
BEI DER LIVE-<br />
PRÄSENTATION<br />
<strong>der</strong> ROM-<br />
Technologie<br />
demonstrierten<br />
Techniker die<br />
Videointegration.<br />
Bild: Fieldbus<br />
Foundation<br />
Die Fieldbus Foundation präsentierte die Remote-<br />
Operations-M<strong>an</strong>agement (ROM)-Technologie in <strong>der</strong><br />
Forschungs- und Entwicklungseinrichtung von Petrobras<br />
(Cenpes) im brasili<strong>an</strong>ischen Rio de J<strong>an</strong>eiro erstmals<br />
live.<br />
Laut Hersteller ist Foundation for ROM das erste Produkt,<br />
das Ferneingabe/-ausgabe (E/A), ISA 100, 11a<br />
[100.11a], WirelessHart, verdrahtete Hart-Technologie<br />
sowie Foundation-H1-Feldbusprotokolle in eine einzelne<br />
st<strong>an</strong>dardmäßige Datenm<strong>an</strong>agement-Umgebung integriert.<br />
Damit erweitert sich <strong>der</strong> Funktionsumf<strong>an</strong>g des<br />
Feldbusses <strong>der</strong> Foundation auf verdrahtete und drahtlose<br />
Geräte, die in unwirtlichen und entlegenen St<strong>an</strong>dorten<br />
installiert sind.<br />
Petrobras ist <strong>an</strong> <strong>der</strong> Foundation for ROM-Technologie<br />
<strong>für</strong> sein Projekt in <strong>der</strong> vor- und nachgelagerten Kohlenwasserstoffindustrie<br />
interessiert. Das Unternehmen<br />
pl<strong>an</strong>t bis Ende 2015 in <strong>der</strong> Pre-Salz-Region des S<strong>an</strong>tos-<br />
Beckens zu investieren.<br />
Während <strong>der</strong> Live-Präsentation im Zentrum <strong>für</strong> kollaborative<br />
Visualisierung riefen Techniker von Petrobras<br />
Gerätediagnosen <strong>für</strong> drahtlose Geräte auf, zum Beispiel<br />
den Gerätestatus. Um die Videointegration zu demonstrieren,<br />
beobachteten die Techniker den Öffnungszust<strong>an</strong>d<br />
eines Steuerventils. Außerdem wurde <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />
eines Temperatursensors <strong>für</strong> einen Hart-Temperaturgeber<br />
gezeigt, wie <strong>der</strong> Diagnosealarm im selben Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
sichtbar wird wie <strong>für</strong> ein Foundation-H1-Feldbusgerät.<br />
Anwen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Automatisierungstechnik können<br />
die Lösung in drahtgebundenen und in drahtlosen HSE-<br />
Backhaul-Netzwerken einsetzen, um Gerätedaten in die<br />
Foundation-Fieldbus-Infrastruktur einzuspeisen.<br />
Im selben Zug kündigte die Fieldbus Foundation eine<br />
neue Initiative <strong>an</strong>: Mit dem Projekt „Gemstone“ soll die<br />
digitale Feldbusautomatisierung benutzerfreundlicher<br />
gestaltet werden als herkömmliche <strong>an</strong>aloge Steuersysteme,<br />
von <strong>der</strong> Geräteeinrichtung über den Geräteaustausch<br />
bis hin zu täglichen Wartungsroutinen.<br />
Das Projekt „Gemstone“ soll Strategien vor<strong>an</strong>treiben,<br />
die es Anlagenbesitzern ermöglichen, sich auf die Vorteile<br />
und nicht auf die Verwaltung <strong>der</strong> Technologie zu<br />
konzentrieren. Der Schwerpunkt <strong>der</strong> Aktivität liegt auf<br />
st<strong>an</strong>dardbasierten Lösungen. <br />
aha<br />
FIELDBUS FOUNDATION,<br />
9005 Mountain Ridge Drive, Bowie Bldg – Suite 200,<br />
USA-Austin, Texas 78759, Tel. +1 512 794 88 90,<br />
Internet: www.fieldbus.org<br />
10<br />
Namur-Hauptsitzung am 7. und 8. November 2013<br />
zum Thema „Integrated Engineering“<br />
Die Interessengemeinschaft Automatisierungstechnik<br />
<strong>der</strong> Prozessindustrie (Namur) hat das Thema „Integrated<br />
Engineering“ zum Schwerpunkt ihrer 76. Hauptsitzung<br />
am 7. und 8. November 2013 in Bad Neuenahr<br />
gewählt. Partner <strong>der</strong> Ver<strong>an</strong>staltung ist die Siemens AG.<br />
Das Unternehmen arbeitet <strong>an</strong> <strong>der</strong> vollständigen Datendurchgängigkeit<br />
und Datenharmonisierung zwischen<br />
„shop floor“ und „top floor“. Dieser Ansatz hilft, die Vision<br />
Industrie 4.0 zu erreichen. Welche Möglichkeiten<br />
Integrated Engineering heute bietet und wie durchgängige<br />
Kommunikation künftig aussieht, werden Eckard<br />
Eberle, CEO Industrial Automation Systems, und H<strong>an</strong>s-<br />
Georg Kumpfmüller, CEO Sensors <strong>an</strong>d Communication<br />
(Siemens), im Plenarvortrag vorstellen.<br />
Integrated Engineering ist das Zusammenspiel aller notwendigen<br />
Werkzeuge wie Anlagenm<strong>an</strong>agement, Prozessleitsystem,<br />
Gerätepl<strong>an</strong>ung und –konfiguration. Dem Hauptbeitrag<br />
<strong>der</strong> Siemens-Mitarbeiter stehen am Donnerstagvormittag<br />
im Plenarsaal drei Beiträge <strong>der</strong> Namur gegenüber, die<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
Gesichtspunkte des Vortrags aufgreifen und aus Anwen<strong>der</strong>sicht<br />
darstellen. Dabei werden Fragen zum Datenaustausch,<br />
zu einheitlichen Schnittstellen und Vorteile eines aktuellen<br />
Datenmodells während <strong>der</strong> Betriebsphase beh<strong>an</strong>delt.<br />
Verschiedene Workshop-Beiträge zu Namur-Arbeitsfel<strong>der</strong>n<br />
sowie weitere Vorträge des diesjährigen Partners zum<br />
Schwerpunktthema stehen ebenfalls auf dem Programm.<br />
Am Freitagvormittag werden die Gewinner des Namur<br />
Award 2013 bek<strong>an</strong>ntgegeben. Der Verb<strong>an</strong>d vergibt den<br />
Preis <strong>an</strong> die beste wissenschaftliche Examensarbeit (Diplom/Master<br />
und Promotion) auf dem Gebiet Automatisierungstechnik<br />
<strong>für</strong> verfahrenstechnische Anlagen. Im<br />
Anschluss erwarten die Teilnehmer weitere Vorträge zu<br />
aktuellen Themen. <br />
aha<br />
NAMUR GESCHÄFTSSTELLE<br />
C/O BAYER TECHNOLOGY SERVICES,<br />
Gebäude K9, D-51368 Leverkusen,<br />
Tel. +49 (0) 214 307 10 34, Internet: www.namur.de
Reach: Verstöße gegen Chemikalienverordnung<br />
sind schon „fast vorprogrammiert“<br />
Missachtungen <strong>der</strong> europäischen Chemikalienverordnung<br />
„Reach“ werden in Zukunft härter bestraft –<br />
eine entsprechende Regelung ist in Deutschl<strong>an</strong>d vor<br />
kurzem in Kraft getreten. Reach sieht vor, dass Hersteller,<br />
Importeure und nachgeschaltete Anwen<strong>der</strong> fast alle Chemikalien<br />
in drei Phasen registrieren lassen müssen. Im<br />
Mai 2013 endete die zweite Registrierungsfrist. Mit Ablauf<br />
<strong>der</strong> dritten Frist wird auch die Registrierung von<br />
kleineren Stoffmengen Pflicht.<br />
Davon sind vor allem kleine und mittlere Unternehmen<br />
(KMU) betroffen, meint TÜV Süd. „Bei <strong>der</strong> Komplexität<br />
<strong>der</strong> europäischen Chemikaliengesetzgebung<br />
und vor allem <strong>der</strong> Reach-Verordnung sind Verstöße<br />
gegen Einzelvorschriften schon fast vorprogrammiert“,<br />
meint Dr. Dieter Reiml, Reach-Experte bei <strong>der</strong> TÜV Süd<br />
Industrie Service GmbH. Zudem ist eine neue Verordnung<br />
in Kraft getreten, die höhere Strafen bei Verstößen<br />
gegen die Chemikaliensicherheit vorsieht. Im schlimmsten<br />
Fall drohen zwei Jahre Haft o<strong>der</strong> Geldbußen bis<br />
50 000 Euro. aha<br />
TÜV SÜD AG,<br />
Westendstraße 199,<br />
D-80686 München,<br />
Tel. +49 (0) 89 57 91 23 72,<br />
Internet: www.tuev-sued.de<br />
Smart Systems als Schwerpunkt des<br />
Mikrosystemtechnik-Kongresses in Aachen<br />
Das Bundesministerium <strong>für</strong> Bildung und Forschung<br />
(BMBF) und <strong>der</strong> Verb<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Elektrotechnik Elektronik<br />
Informationstechnik (VDE) ver<strong>an</strong>stalten vom 14. bis<br />
16. Oktober 2013 in Aachen den fünften Mikrosystemtechnik-Kongress.<br />
Unter dem Motto „Von Bauelementen<br />
zu Systemen“ erwartet die Teilnehmer aus Industrie, Forschung<br />
und Politik ein umf<strong>an</strong>greiches fachlich-wissenschaftliches<br />
Programm mit 96 Vorträgen sowie einer Industrie-<br />
und Forschungsausstellung zu aktuellen Themen<br />
<strong>der</strong> Mikrosystemtechnik und Elektronik.<br />
Die Mikrosystemtechnik und die Elektronik mit ihren<br />
Teilgebieten Mikroelektronik und Leistungselektronik<br />
haben sich in den verg<strong>an</strong>genen Jahren zunehmend von<br />
<strong>der</strong> Realisierung reiner Komponenten hin zur Realisierung<br />
vernetzter intelligenter Systeme entwickelt. Um das<br />
Potenzial <strong>der</strong> „Smart Systems“ sichtbar zu machen, stellen<br />
die Ver<strong>an</strong>stalter des Kongresses neben den bisherigen<br />
Themengebieten neue Schwerpunktfel<strong>der</strong> zu intelligenten<br />
Systemlösungen in den Vor<strong>der</strong>grund, in diesem<br />
Jahr sind dies die Elektroniksysteme <strong>für</strong> Energieversorgung<br />
und Energieeffizienz sowie die Produktionsautomatisierung.<br />
Weitere Programmpunkte <strong>der</strong> Ver<strong>an</strong>staltung sind die<br />
Youngnet Convention des studentischen Nachwuchses,<br />
die Preisverleihung im VDE/BMBF-Schülerwettbewerb<br />
Invent a Chip und die Endausscheidung im BMBF/VDE-<br />
Studentenwettbewerb Cosima. In <strong>der</strong> begleitenden Ausstellung<br />
präsentiert die deutsche Mikrosystemtechnikund<br />
Elektronikszene ihre aktuellen Entwicklungen.<br />
Ver<strong>an</strong>staltungsort des diesjährigen Mikrosystemtechnik-Kongresses<br />
ist <strong>der</strong> Eurogress Aachen. Die Org<strong>an</strong>isatoren<br />
rechnen mit etwa 900 Teilnehmern. aha<br />
VDE VERBAND DER ELEKTROTECHNIK ELEKTRONIK<br />
INFORMATIONSTECHNIK E.V.,<br />
Stresem<strong>an</strong>nallee 15, D-60596 Fr<strong>an</strong>kfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 630 84 61,<br />
Internet: www.mikrosystemtechnik-kongress.de<br />
L<strong>an</strong>xess steuert seine<br />
Geschäfte aus Köln<br />
Der Spezial-Chemiekonzern L<strong>an</strong>xess steuert seine Geschäfte<br />
ab dem 1. August 2013 von Köln aus. Der Konzern<br />
verlegt seinen Hauptsitz von Leverkusen in die Domstadt.<br />
Neuer Unternehmenssitz ist <strong>der</strong> L<strong>an</strong>xess Tower im<br />
Stadtteil Deutz. Wie die Firma Mitte Juli mitteilte, ist die<br />
Produktion von dem Umzug nicht betroffen und verbleibt<br />
<strong>an</strong> den bisherigen St<strong>an</strong>dorten. <br />
aha<br />
LANXESS DEUTSCHLAND GMBH ,<br />
Kennedyplatz 1, D-50569 Köln,<br />
Tel. +49 (0) 221 888 50,<br />
Internet: www.l<strong>an</strong>xess.com<br />
Lenkungskreis<br />
definiert „Industrie 4.0“<br />
Der Begriff Industrie 4.0 steht <strong>für</strong> die vierte industrielle<br />
Revolution, einer neuen Stufe <strong>der</strong> Org<strong>an</strong>isation und<br />
Steuerung <strong>der</strong> gesamten Wertschöpfungskette über den<br />
Lebenszyklus von Produkten”, so definiert <strong>der</strong> Lenkungskreis<br />
Plattform Industrie 4.0 nun offiziell den Begriff. Der<br />
gen<strong>an</strong>nte Zyklus orientiere sich dabei <strong>an</strong> individuellen<br />
Kundenwünschen. Er beginnt bereits bei <strong>der</strong> Idee, geht über<br />
die Entwicklung und Fertigung bis zur Auslieferung des<br />
Produktes und endet schließlich bei dem Recycling. aha<br />
BITKOM,<br />
Albrechtstraße 10 A, D-10117 Berlin,<br />
Tel. +49 (0) 30 27 57 60, Internet: www.plattform-i40.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
11
<strong>an</strong>che | Automation 2013<br />
Zog die Cloud? Über 500<br />
Teilnehmer waren nach Baden-<br />
Baden gereist, ein neuer<br />
Höchstst<strong>an</strong>d bei den Besucherzahlen.<br />
Bild: VDI<br />
Die besten Autoren<br />
des Jahrg<strong>an</strong>gs 54 <strong>der</strong><br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> genossen<br />
ihren Erfolg: <strong>atp</strong>-Chefredakteur<br />
Leon Urbas<br />
(3. v. li.) überreichte<br />
Richard Mordinyi (li.),<br />
Thomas Moser<br />
(2. v. li.), Mike Barth<br />
(3. v. re.), Alex<strong>an</strong><strong>der</strong><br />
Fay (2. v. re.) und<br />
Jürgen Greifen<strong>der</strong> (re.)<br />
den <strong>atp</strong> award. Bild: VDI<br />
BegrüSSte das Publikum:<br />
Kurt Dirk Bettenhausen,<br />
GMA-Vorsitzen<strong>der</strong>. Bild: VDI<br />
Kongress Automation 2013: Überraschte Preisträger<br />
und weniger Wirbel um die Cloud als erwartet<br />
Expertentreff <strong>der</strong> GMA lockte in diesem Jahr mehr als 500 Teilnehmer nach Baden-Baden<br />
Vielleicht lag es <strong>an</strong> dem allgegenwärtigen Thema <strong>der</strong><br />
Digitalisierung, dass es knapp 510 Teilnehmer zum<br />
Kongress Automation nach Baden-Baden zog. Unter <strong>der</strong><br />
Leitung von Dr. Peter Adolphs, Prof. Ulrich Jumar und<br />
Dr. Wilhelm Otten ver<strong>an</strong>staltete die VDI/VDE-Gesellschaft<br />
Mess- und Automatisierungstechnik (GMA) erneut<br />
den Expertentreff.<br />
In diesem Jahr hatte sich <strong>der</strong> Kongress das Thema<br />
„Automation (in the) Cloud?“ auf die Fahnen geschrieben.<br />
Neben zahlreichen Ehrungen, darunter die<br />
Verleihung <strong>der</strong> VDI-Ehrenplakette <strong>an</strong> Dr. Norbert<br />
Kuschnerus und die Vergabe <strong>der</strong> <strong>atp</strong>-awards 2012 <strong>an</strong><br />
Thomas Moser und Prof. Mike Barth, veröffentlichte<br />
die GMA ihre Umfrage zur Nutzung <strong>der</strong> Cloud in <strong>der</strong><br />
Industrie.<br />
Vortragende boten außergewöhnliche Blicke über den<br />
Tellerr<strong>an</strong>d, wie etwa <strong>der</strong> Beitrag über den Robotereinsatz<br />
in <strong>der</strong> Film- und Werbeindustrie o<strong>der</strong> eine RF<strong>ID</strong>-basierte<br />
Wahrnehmbarkeitserhöhung <strong>für</strong> <strong>Blinde</strong> bei <strong>Bus</strong>sen.<br />
Die Podiumsdiskussion „CPS – Hype o<strong>der</strong> Zukunft <strong>für</strong><br />
die Automation“ mobilisierte zahlreiche Zuhörer am<br />
Dienstagabend. Der große Disput blieb dabei aber aus.<br />
Für Gesprächsstoff sorgte im Anschluss eher <strong>der</strong> forsche<br />
Vortrag von Prof. Gunter Dueck: „Cloud Computing und<br />
das Leben d<strong>an</strong>ach“.<br />
510 TEILNEHMER WOLLTEN IN DIE CLOUD<br />
Vor lauter Digitalisierung und dem bevorstehenden Einsatz<br />
von künstlicher Intelligenz in <strong>der</strong> Automation solle<br />
m<strong>an</strong> doch den Faktor Mensch nicht vergessen. So laute-<br />
12<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
Überrascht<br />
nahm Norbert<br />
Kuschnerus (Mitte)<br />
die VDI-Ehrenplakette<br />
von Dieter<br />
Westerkamp (links)<br />
und Kurt Dirk<br />
Bettenhausen<br />
(rechts) entgegen.<br />
Bild: VDI<br />
Friedrich Harbach<br />
(Mitte) freute sich<br />
über die Otto-Winkler-<br />
Ehrenmedaille, die er<br />
von Dieter Westerkamp<br />
(links) und Kurt Dirk<br />
Bettenhausen (rechts)<br />
empfing. Bild: VDI<br />
Bevor es <strong>an</strong> das Büfett<br />
ging, wurden die Lachmuskeln<br />
<strong>an</strong>gestrengt. Das<br />
Publikum amüsierte sich<br />
teilweise beim Festvortrag<br />
von Gunter Dueck. Bild: VDI<br />
te <strong>der</strong> Tenor des umfassenden Eröffnungsvortrages von<br />
Prof. Schahram Dustdar. Der Wissenschaftler von <strong>der</strong><br />
Technischen Universität Wien hatte die Ehre, mit seinem<br />
Vortrag „Von Cloud Computing zu Elastic Computing –<br />
Integration von Software Services, Dingen und Menschen<br />
in <strong>der</strong> Cloud“ den Automationskongress in Baden-<br />
Baden am Dienstag, 25. Juni 2013, zu eröffnen. Dustdar<br />
brachte auch die Dynamik von sozialen Netzwerken in<br />
die Betrachtung <strong>der</strong> cyber-physischen Systeme mit ein.<br />
Zuvor hatte Dr. Kurt Dirk Bettenhausen, Vorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> GMA, das gut gefüllte Plenum begrüßt. Er warf provok<strong>an</strong>t<br />
die These in den Raum, dass die Nutzung cloudbasierter<br />
Dienstleistung in 35 Jahren selbstverständlich<br />
sein werde. Wie weit <strong>der</strong> Fortschritt tatsächlich bereits<br />
in <strong>der</strong> Industrie greift, versuchte die GMA in einer Umfrage<br />
zu ermitteln. Die Studie unter 300 Teilnehmern<br />
ergab, dass bisl<strong>an</strong>g 50 Prozent <strong>der</strong> Befragten die Cloud<br />
nutzen – und dies meist <strong>für</strong> den privaten Gebrauch.<br />
Kongressleiter Peter Adolphs schloss sich <strong>der</strong> Begrüßung<br />
von Kurt D. Bettenhausen <strong>an</strong> und betonte, wie<br />
wichtig es nach wie vor sei, junge Automatisierer einzubinden.<br />
Immerhin 50 Studenten lockt die GMA mit ihren<br />
Vorträgen nach Baden-Baden.<br />
VORTRÄGE AUS BREITEM AUTOMATIONSSPEKTRUM<br />
Selbst auf dem Kongress Automation vortragen zu können,<br />
ist <strong>für</strong> Referenten bereits eine Auszeichnung. Der<br />
Programmausschuss wählt die Beiträge <strong>für</strong> die einzelnen<br />
Kategorien nach wissenschaftlichen Grundätzen<br />
aus. Jede Kategorie wurde noch einmal unterteilt, etwa<br />
in Grundlagen & Methoden: Architektur I und II, Regelungstechnik<br />
I und II, Cloudbasierte Architekturen,<br />
Fertigungsautomation: Mensch-Roboter-Kooperation,<br />
Validierung und Visualisierung, Simulation und Digital<br />
Factory, Industrielle Robotik, Diagnose und Wartung,<br />
Effizienter Betrieb, Prozessautomation: Adv<strong>an</strong>ced<br />
Process Control, Engineering Workflow, Diagnose<br />
und Wartung, Feldgeräte im Lebenszyklus, St<strong>an</strong>dardisierung<br />
und Engineering und letztendlich Automation<br />
im Alltag: HMI und mobile Anwendungen, Infrastruktur<br />
und Logistik.<br />
Das Programm griff die zentralen Kongressthemen Industrielle<br />
Robotik und Wireless geson<strong>der</strong>t auf. Zum Themenbereich<br />
Industrieller Robotik gab es Referate zu<br />
Technologischen Trends aus Sicht von Anwen<strong>der</strong>n, Herstellern<br />
und Wissenschaftlern, Virtuelle Absicherung<br />
und Condition Monitoring und Mess- und Prüfaugaben,<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
13
<strong>an</strong>che | Automation 2013<br />
Experte aus <strong>der</strong><br />
Praxis und <strong>für</strong><br />
die Praxis: Gunter<br />
Dueck zeigte mit<br />
gewisser Ironie<br />
<strong>der</strong> Diskussion um<br />
cyber-physische<br />
Systeme ihre<br />
Schwachstellen auf.<br />
Bild: VDI<br />
Im Foyer luden<br />
einige Stände ein,<br />
sich Forschungsprojekte<br />
in <strong>der</strong><br />
Praxis <strong>an</strong>zuschauen.<br />
Die RWTH<br />
Aachen erlebte<br />
beson<strong>der</strong>s starken<br />
Zulauf.<br />
Bild: Anne Hütter<br />
Hype, ja, aber – die Podiumsdiskussion<br />
mit Ulrich Epple,<br />
Stef<strong>an</strong> Kowalewski, Detlef Zühlke,<br />
Gunther Kegel und Christi<strong>an</strong><br />
Prehofer (von links) sowie Kurt<br />
Dirk Bettenhausen (nicht im Bild)<br />
verlief diplomatisch. Bild: Anne Hütter<br />
Ortsflexible Robotik, Robotergestütztes Fügeverfahren<br />
sowie Robotik in <strong>der</strong> Film- und Werbeindustrie. Wireless<br />
Automation bot Sessions wie Was bedeutet Funk <strong>für</strong> den<br />
Lebenszyklus <strong>der</strong> Automatisierungs<strong>an</strong>lage?, Wireless in<br />
<strong>der</strong> Fertigungsautomation und Funk<strong>an</strong>wendungen in <strong>der</strong><br />
Intralogistik, Entwurf neuer Funksysteme unter Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> bisherigen Erfahrungen, Wireless in Extrembereichen<br />
<strong>der</strong> Prozessautomation sowie Wireless<br />
ohne Grenzen – Datenübertragung zwischen weit entfernten<br />
Anlagen.<br />
PROGRAMMAUSSCHUSS SICHERTE<br />
WISSENSCHAFTLICHE QUALITÄT<br />
Damit die Vorträge den hohen wissenschaftlichen Ansprüchen<br />
des Fachpublikums genügten, zeichneten<br />
zahlreiche Experten ver<strong>an</strong>twortlich. Zum Programmausschuss<br />
gehörten in diesem Jahr Prof. Dirk Abel, Dr.<br />
Thomas Albers, Wolfg<strong>an</strong>g Bay, Dr. Joachim Birk, Matthias<br />
Brinkm<strong>an</strong>n, Prof. Christi<strong>an</strong> Diedrich, Prof. Ulrich<br />
Epple, Prof. Alex<strong>an</strong><strong>der</strong> Fay, Prof. Georg Frey, Dr.<br />
Stef<strong>an</strong> Gehlen, Jürgen George, Dr. Martin Gerlach,<br />
Prof. Peter Göhner, Tim Henrichs, Hartmut Hensel, Dr.<br />
Reinhard Hüppe, Dr. Ulrich Kaiser, Dr. Jörg Kiesbauer,<br />
Dr. Niels Kiupel, Prof. Bernd Kuhlenkötter, Dr. Wolfg<strong>an</strong>g<br />
Morr, Dipl.-Ing. Martin Müller, Dr. M<strong>an</strong>fred Oesterle,<br />
Dr. Thorsten Pötter, Dr. Lutz Rauchhaupt, Dr.<br />
Eckhard Roos, Dr. Karsten Schulze, Dipl.-Kfm. Felix<br />
Seibl, Prof. Olaf Sim<strong>an</strong>ski, Dr. Gerd-Ulrich Spohr, Prof.<br />
Leon Urbas, Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp und Dr.<br />
Christi<strong>an</strong> Zeidler.<br />
Ulrich Epple, Kurt Dirk Bettenhausen und Gunther<br />
Kegel konnten die Zuhörer <strong>der</strong> mit Sp<strong>an</strong>nung erwarteten<br />
Podiumsdiskussion d<strong>an</strong>n am Dienstagabend<br />
noch mit ihren Statements zum Thema „Cyber physische<br />
Systeme – Hype o<strong>der</strong> Zukunft <strong>für</strong> die Automation?“<br />
erleben. Der <strong>an</strong>gekündigte Prof. M<strong>an</strong>fred Broy<br />
wurde durch Dr. Christi<strong>an</strong> Prehofer ersetzt. Außerdem<br />
stellten sich Prof. Stef<strong>an</strong> Kowalewski und Prof. Detlef<br />
Zühlke <strong>der</strong> Debatte. Doch die Diskussion blieb mehr<br />
o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> aus.<br />
Gunther Kegel konnte bei den Zuhörern mit <strong>der</strong> Frage<br />
punkten, ob es in Kürze Produkte mit dem Siegel „CPSapproved“<br />
geben würde. Viele würden den Hype um<br />
die cyber-physischen Systeme zu Marketingzwecken<br />
nutzen. Die Umsetzung aber dauere wohl noch 20 Jahre.<br />
Ulrich Epple betonte außerdem, dass m<strong>an</strong> es mit<br />
Normen und Richtlinien zu tun habe, <strong>für</strong> die beson<strong>der</strong>e<br />
Maßstäbe gelten.<br />
14<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
CPS? – HABEN MANCHE SCHON ZUHAUSE<br />
Traditionell lädt die GMA am Dienstagabend zum Festdinner<br />
im Casino von Baden-Baden. Auf ironische Art<br />
untersuchte vor Büffeteröffnung Gunter Dueck, ehemaliger<br />
Chief Technology Officer von IBM und damit definitiv<br />
aus <strong>der</strong> Software-Praxis den Hype um die „Cloud“.<br />
Dabei unterteilte er die Menschen in verschiedene Gruppen<br />
<strong>der</strong> Innovationsbereitschaft. Er erntete da<strong>für</strong> zahlreiche<br />
Lacher. Er versicherte den Kongressteilnehmern<br />
jedoch, dass sie grundsätzlich zukunftsorientiert seien.<br />
Während die Industrie jedoch über Komponenten-Vernetzung<br />
noch grübele, steige Samsung im privaten Bereich<br />
schon voll ein. Dueck präsentierte dem erstaunten<br />
Publikum Samsung-Produkte, die sich bei privater Nutzung<br />
über das Smartphone steuern lassen.<br />
ATP-AWARD UND VDI-PLAKETTE VERGEBEN<br />
Einige Gäste freuten sich in Baden-Baden über beson<strong>der</strong>e<br />
Auszeichnungen. Thomas Moser erhielt <strong>für</strong> den <strong>atp</strong>-<br />
Hauptbeitrag „Anfor<strong>der</strong>ungs<strong>an</strong>alyse <strong>für</strong> das integrierte<br />
Engineering (<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> 55(5), S. 28-35, 2012) den <strong>atp</strong>award<br />
in <strong>der</strong> Kategorie Hochschule. Der Wiener Wissenschaftler<br />
hatte den Beitrag im verg<strong>an</strong>genen Jahr gemeinsam<br />
mit seinen Kollegen Stef<strong>an</strong> Biffl und Richard Mordinyi<br />
eingereicht. <strong>atp</strong>-Chefredakteur Leon Urbas verlieh<br />
den Preis in <strong>der</strong> Kategorie Industrie <strong>an</strong> Mike Barth. Den<br />
Aufsatz „Simulationsbasierte Steuerungsfunktionstests“<br />
hatten die Co-Autoren Jürgen Greifene<strong>der</strong>, Peter<br />
Weber und Alex<strong>an</strong><strong>der</strong> Fay mit verfasst. Der Preis geht<br />
<strong>an</strong> alle Autoren. Der jüngste Autor erhält stellvertretend<br />
<strong>für</strong> das Team das Preisgeld von 2000 Euro. Er darf nicht<br />
älter als 35 Jahre sein.<br />
Auch <strong>der</strong> Ver<strong>an</strong>stalter selbst vergab Auszeichnungen.<br />
Dipl.-Ing. Volker Schultz freute sich über den Eugen-<br />
Hartm<strong>an</strong>n-Preis <strong>der</strong> GMA. Überrascht war auch Norbert<br />
Kuschnerus. Er wurde von Kurt Dirk Bettenhausen mit<br />
<strong>der</strong> VDI-Ehrenplakette ausgezeichnet. Die höchste Ehrung,<br />
die die GMA vergeben k<strong>an</strong>n, die Otto-Winkler-<br />
Ehrenmedaille, wurde Dr. Friedrich Harbach verliehen.<br />
Mit seinem ehrenamtlichen Engagement hatte Harbach<br />
die GMA über ein Jahrzehnt l<strong>an</strong>g unterstützt.<br />
Autorin<br />
<strong>an</strong>ne hütter ist ver<strong>an</strong>twortlich<br />
<strong>für</strong> die Redaktion<br />
und das Programmm<strong>an</strong>agement<br />
<strong>der</strong> <strong>atp</strong> im<br />
Deutschen Industrieverlag.<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
Arnulfstraße 124, D-80636 München,<br />
Tel. +49 (0) 89 203 53 66 58,<br />
E-Mail: huetter@di-verlag.de,<br />
Internet: www.di-verlag.de<br />
Die Hochschule Ostwestfalen-Lippe gehört zu den forschungsstärksten<br />
Fachhochschulen in Deutschl<strong>an</strong>d. Mit knapp 6.500<br />
Studierenden und 650 Beschäftigten <strong>an</strong> den St<strong>an</strong>dorten<br />
Lemgo, Detmold, Höxter und dem Studienort Warburg ist sie<br />
wichtiger Best<strong>an</strong>dteil <strong>der</strong> dynamischen Wissenschafts- und<br />
Wirtschaftsregion Ostwestfalen-Lippe. Mit ihren zum Teil einzigartigen<br />
Studien- und Forschungsrichtungen ist sie ein attraktiver<br />
Forschungs partner und Studienort höchster Güte.<br />
Exzellent in <strong>der</strong> Lehre, stark in <strong>der</strong> Forschung<br />
W2-Stiftungsprofessur<br />
„Nutzergerechte Gestaltung<br />
von technischen Systemen<br />
mit Schwerpunkt Informatik“<br />
Kennziffer: 5.4<br />
Fachbereich: Elektrotechnik und Technische Informatik<br />
St<strong>an</strong>dort: Lemgo<br />
Beginn: zum nächstmöglichen Zeitpunkt<br />
Die Professur wird in den ersten fünf Jahren von den Unternehmen<br />
PHOENIX CONTACT GmbH & Co. KG, WINCOR<br />
NIXDORF International GmbH sowie dem Fraunhofer-Anwendungszentrum<br />
Industrial Automation IOSB-INA und <strong>der</strong> Stiftung<br />
St<strong>an</strong>dortsicherung Kreis Lippe unterstützt.<br />
Von <strong>der</strong> Stelleninhaberin/dem Stelleninhaber wird die Übernahme<br />
von Grundlagenver<strong>an</strong>staltungen in dem Bachelor-<br />
Studieng<strong>an</strong>g „Technische Informatik“ erwartet. Zusätzlich sollen<br />
im internationalen Master-Studieng<strong>an</strong>g „Information Technology“<br />
ein geeignetes Pflichtfach und ein neues Wahlpflichtfach<br />
<strong>an</strong>geboten werden.<br />
In dem Institut <strong>für</strong> Industrielle Informationstechnik (inIT) <strong>der</strong><br />
Hochschule und dem Fraunhofer-Anwendungszentrum IOSB-<br />
INA wird im Bereich <strong>der</strong> intelligenten Automation geforscht.<br />
Beide Forschungseinrichtungen sind wesentlicher Best<strong>an</strong>dteil<br />
des BMBF-Spitzenclusters „Intelligente Technische Systeme<br />
Ostwestfalen-Lippe (It’s OWL)“.<br />
Von <strong>der</strong> Stelleninhaberin/dem Stelleninhaber wird <strong>der</strong> Aufbau<br />
von Arbeitsgruppen auf dem Gebiet <strong>der</strong> Mensch-Maschine-<br />
Schnittstelle und <strong>der</strong> Usability intelligenter technischer Systeme<br />
erwartet. Zur Durchführung dieser Forschungs- und Entwicklungsaufgaben<br />
ist daher die signifik<strong>an</strong>te Reduzierung des Lehrdeputats<br />
beabsichtigt.<br />
Erfahrungen aus den Bereichen mo<strong>der</strong>ner Mensch-Maschine-<br />
Interaktionstechnologien und Kognition werden vorausgesetzt.<br />
Hilfreich sind vertiefende Kenntnisse in <strong>der</strong> Wahrnehmungspsychologie<br />
o<strong>der</strong> den Arbeitswissenschaften.<br />
Den vollständigen Ausschreibungstext und weitere Einzelheiten<br />
zu den Einstellungsvoraussetzungen finden Sie auf <strong>der</strong><br />
Homepage <strong>der</strong> Hochschule unter www.hs-owl.de/<br />
karriere. Für Rückfragen steht Ihnen Frau Henning<br />
unter 05261 702-4068 gern zur Verfügung. Wei tere<br />
Informationen erhalten Sie darüber hinaus unter<br />
www.init-owl.de/stiftungsprofessur.<br />
Wir haben Ihr Interesse geweckt? D<strong>an</strong>n freuen wir uns auf Ihre<br />
Bewerbung mit den üblichen Unterlagen bis zum 30. August<br />
2013 unter Angabe <strong>der</strong> Kennziffer 5.4 <strong>an</strong> den Präsidenten<br />
<strong>der</strong> Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Dezernat III, Liebigstraße 87,<br />
32657 Lemgo.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
15
<strong>an</strong>che | Automation 2013<br />
<strong>atp</strong> award 2012 geht nach Wien und Pforzheim:<br />
Auszeichnungen <strong>für</strong> Mike Barth und Thomas Moser<br />
Chefredakteur Leon Urbas würdigte die besten Aufsätze junger Autoren in <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
Mike Barth und Thomas Moser können stolz sein. Die<br />
jungen Autoren nahmen im Rahmen <strong>der</strong> Eröffnungsfeier<br />
des GMA-Kongresses Automation 21013 ihre Auszeichnungen<br />
<strong>für</strong> die besten <strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>-Hauptbeiträge<br />
entgegen. Vor mehr als 500 Teilnehmern vergab <strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>-Chefredakteur<br />
Leon Urbas Glaspyramide und Urkunde<br />
<strong>an</strong> die Autorenteams.<br />
Thomas Moser aus Wien hatte in Zusammenarbeit mit<br />
Richard Mordinyi und Stef<strong>an</strong> Biffl den Beitrag „Anfor<strong>der</strong>ungs<strong>an</strong>alyse<br />
<strong>für</strong> das integrierte Engineering“ zur Veröffentlichung<br />
in <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> 54(5) (S. 28-35, 2011) eingereicht.<br />
Er sicherte sich gemäß den Kriterien Wissenschaftlichkeit,<br />
Interesse, Verständlichkeit und Praxisrelev<strong>an</strong>z<br />
den Vorsprung. In dieser Kategorie war die<br />
Entscheidung unter den <strong>atp</strong>-Experten sehr knapp. Innerhalb<br />
<strong>der</strong> Gruppe „Hochschule“ kamen insgesamt 14 Veröffentlichungen<br />
aus <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> 54 infrage.<br />
Mike Barth, <strong>der</strong> inzwischen Professor <strong>an</strong> <strong>der</strong> Hochschule<br />
Pforzheim ist, wurde in <strong>der</strong> Kategorie „Industrie“<br />
gekürt. Er gilt als einer <strong>der</strong> fleißigsten Autoren bei <strong>der</strong><br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>. Gemeinsam mit Jürgen Greifene<strong>der</strong>, Peter<br />
Weber und Alex<strong>an</strong><strong>der</strong> Fay reichte er zur Veröffentlichung<br />
in <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> 54(4) den Beitrag „Simulationsbasierte<br />
Steuerungsfunktionstests“ ein (S. 34-41). Barth<br />
hatte bei <strong>der</strong> Auswertung aller Ergebnisse unter den<br />
18 Einreichungen mit weiteren Beiträgen außerdem<br />
Platz 2, 5 und 6 belegt.<br />
Barth und Moser nahmen den Preis stellvertretend <strong>für</strong><br />
ihre Gruppen entgegen, weil sie die jüngsten Autoren des<br />
Teams waren. Klassischerweise wird <strong>der</strong> <strong>atp</strong> award <strong>an</strong><br />
diejenigen Autoren vergeben, die bei Veröffentlichung<br />
nicht älter als 35 Jahre sind. Die Auszeichnung geht als<br />
ideller Wert <strong>an</strong> die gesamte Autorengruppe. Das Preisgeld<br />
in Höhe von 2000 Euro erhält jeweils <strong>der</strong> jüngste<br />
Autor zur Unterstützung seiner Forschungstätigkeit.<br />
Der <strong>atp</strong> award 2013 wird wie<strong>der</strong> auf dem Kongress Automation<br />
<strong>der</strong> GMA am 1. und 2. Juli 2014 vergeben. Es qualifizieren<br />
sich alle Beiträge aus dem Jahrg<strong>an</strong>g 55 <strong>der</strong> <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>.<br />
Ein beteiligter Autor, <strong>der</strong> bei Veröffentlichung nicht<br />
älter als 35 Jahre ist, ist allerdings Voraussetzung. ahü<br />
<strong>atp</strong>-Preisträger<br />
Thomas Moser<br />
(rechts) war sichtlich stolz<br />
auf seinen <strong>atp</strong>-award.<br />
Gemeinsam mit Richard<br />
Mordinyi (Mitte) hatte <strong>der</strong><br />
Wiener den Beitrag im<br />
Jahr 2012 <strong>für</strong> die <strong>atp</strong><br />
<strong>edition</strong> eingereicht.<br />
Leon Urbas (links)<br />
gratulierte. Bild: VDI<br />
Strahlende Gesichter<br />
auch in <strong>der</strong> Kategorie<br />
„Industrie“. Mike Barth,<br />
einer <strong>der</strong> fleißigsten<br />
<strong>atp</strong>-Autoren, nahm den<br />
Preis stellvertretend <strong>für</strong><br />
sein Team von Leon Urbas<br />
entgegen. Jürgen Greifene<strong>der</strong><br />
(links) und Alex<strong>an</strong><strong>der</strong><br />
Fay (zweiter von rechts)<br />
waren Co-Autoren. Bild: VDI<br />
16<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
GMA vergibt Preise <strong>an</strong> Harbach,<br />
Kuschnerus und Schulz<br />
Alles im Blick?<br />
Auch Ihre Produktionsprozesse?<br />
Otto-Winkler-Medaille, VDI-Ehrenplakete und Eugen-Hartm<strong>an</strong>n-Preis<br />
Friedrich Harbach, Norbert Kuschnerus und Volker Schulz erhielten<br />
von <strong>der</strong> GMA <strong>für</strong> ihre außergewöhnlichen Arbeiten beson<strong>der</strong>e<br />
Ehrungen auf dem Kongress Automation in Baden-Baden.<br />
Friedrich Harbach wurde in Anerkennung seiner ehrenamtlichen<br />
Leistungen und seines Einsatzes bei dem Thesenpapier „Automation<br />
2020“ die Otto-Winkler-Ehrenmedaille zugesprochen,<br />
die höchste GMA-Auszeichnung. Mehr als ein Jahrzehnt l<strong>an</strong>g<br />
hatte sich Harbach engagiert. Sowohl als Mitglied des Fachausschusses,<br />
als Vertreter in <strong>an</strong><strong>der</strong>en Fachgesellschaften o<strong>der</strong> als<br />
Tagungs- und Fachbereichsleiter wirkte Harbach im Sinne <strong>der</strong><br />
Gesellschaft. Beson<strong>der</strong>s <strong>für</strong> die Entwicklung von Stellungnahmen<br />
und regionale Arbeit setzte sich Harbach zwischen 2007 und 2012<br />
als stellvertreten<strong>der</strong> GMA-Vorsitzen<strong>der</strong> ein.<br />
Beson<strong>der</strong>s überrascht von seiner Ehrung zeigte sich Norbert<br />
Kuschnerus. Mit strahlendem Gesicht nahm <strong>der</strong> in den Ruhest<strong>an</strong>d<br />
wechselnde Automatisierungsexperte und ehemalige Namur-Vorsitzende<br />
die VDI-Ehrenplakette von GMA-Geschäftsführer Dieter<br />
Westerkamp und dem GMA-Vorsitzenden Kurt Dirk Bettenhausen<br />
entgegen. Seine Bemühungen um Kooperation zwischen GMA und<br />
Namur sowie <strong>der</strong> Einsatz in <strong>der</strong> fachlichen Arbeit sollten im Rahmen<br />
des Automationskongresses 2013 noch einmal beson<strong>der</strong>e Wirkung<br />
finden. Kuschnerus, <strong>der</strong> sich während <strong>der</strong> Ver<strong>an</strong>staltung<br />
wenige Tage vor dem Ruhest<strong>an</strong>d bef<strong>an</strong>d, hatte Richtlinienprojekte<br />
mit GMA und Namur initiiert. Er setzte sich auch <strong>für</strong> die GMA-<br />
Namur-Roadmap Prozesssensoren ein, die 2005 und 2009 in weiterentwickelten<br />
Fassungen veröffentlicht wurde. Auch <strong>an</strong> <strong>der</strong> Kongressreihe<br />
Automation trägt Kuschnerus seinen Anteil. Unter Beteiligung<br />
<strong>der</strong> Namur gel<strong>an</strong>g hier die fachliche Weiterentwicklung.<br />
Mit dem Eugen-Hartm<strong>an</strong>n-Preis wurde Volker Schulz ausgezeichnet.<br />
Der junge Forscher hatte die Arbeit „Compensation method in<br />
sensor technology: a sensor-based description“ im Journal of Sensors<br />
<strong>an</strong>d Sensor Systems (JSS) veröffentlicht. Darin beschreibt und vergleicht<br />
er die Ausschlag- und Kompensationsmethode aus Sicht <strong>der</strong><br />
Regelungstechnik. Kurt Dirk Bettenhausen begründete die Entscheidung<br />
<strong>der</strong> Jury mit den hervorragenden eigenen Entwicklungen des<br />
Autors. Neben zahlreichen neuen Erkenntnissen zeichnet sich <strong>der</strong><br />
Aufsatz von Schulz durch Verständlichkeit aus und wird daher effektiv<br />
durch die Fachwelt <strong>für</strong> die eigene Arbeit genutzt. ahü<br />
Norbert<br />
Kuschnerus,<br />
Kurt Dirk<br />
Bettenhausen,<br />
Friedrich<br />
Harbach und<br />
Volker Schulz<br />
(von links)<br />
strahlten bei <strong>der</strong><br />
Eröffnung des<br />
Kongresses<br />
Automation.<br />
Bild: VDI<br />
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<strong>an</strong>che | Automation 2013<br />
GMA-Umfrage zur Cloudnutzung: Jedes zweite<br />
Unternehmen ignoriert den virtuellen Speicher<br />
Online-Befragung unter 275 Mitglie<strong>der</strong>n ermittelte Potenzial aber auch Zurückhaltung<br />
VDI-Pressesprecher<br />
Marco Dadomo,<br />
GMA-Vorsitzen<strong>der</strong> Kurt Dirk<br />
Bettenhausen und Detlef<br />
Zühlke, wissenschaftlicher<br />
Direktor Innovative Fabriksysteme<br />
am DFKI Kaiserslautern,<br />
präsentierten auf<br />
dem Kongress Automation<br />
Umfrage ergebnisse.<br />
Bild: Anne Hütter<br />
Cloud? Was verstehen die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> GMA eigentlich<br />
darunter? Geht es nach <strong>der</strong> aktuellen Online-<br />
Befragung sehen 60,5 Prozent <strong>der</strong> Teilnehmer die Cloud<br />
als zentralen Datenspeicher. Doch nur die Hälfte aller<br />
deutschen Unternehmen nutzt die virtuelle Datenhaltung.<br />
GMA-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Kurt Dirk Bettenhausen und<br />
Prof. Detlef Zühlke, wissenschaftlicher Direktor Innovative<br />
Fabriksysteme am DFKI Kaiserslautern und Mitglied<br />
des Beirats <strong>der</strong> GMA, stellten <strong>an</strong>lässlich des Kongresses<br />
Automation den Praxistest zur Cloud-Nutzung vor.<br />
MEHR BERUFSERFAHRENE MITGLIEDER BEFRAGT<br />
Rund 40 Prozent <strong>der</strong> Prob<strong>an</strong>den blicken auf mehr als 20<br />
Jahre Berufserfahrung zurück. Nur etwa acht Prozent<br />
waren Studierende, neun Prozent <strong>der</strong> Befragten betrachteten<br />
sich als Young Professionals. Mit unter 20 Jahren<br />
Berufserfahrung gingen 20 Prozent ins Rennen. Der<br />
Großteil <strong>der</strong> Befragten (19,3 Prozent) arbeitet dabei im<br />
Bereich Wartung und Service. Der zweitgrößte Teilnehmerkreis<br />
(13,4 Prozent) forscht in seinem Unternehmen.<br />
Außerdem nahmen Mitarbeiter <strong>der</strong> Bereiche Entwicklung<br />
(12,6 Prozent), Projektierung/Applikation (10,4 Prozent),<br />
Betrieb und Produktion (7,1 Prozent), M<strong>an</strong>agement<br />
(2,2 Prozent), Projektleitung (8,2 Prozent) o<strong>der</strong> Vertrieb<br />
(10,4 Prozent) sowie Lehre (5,6 Prozent) und Studium<br />
(2,6 Prozent) teil.<br />
WIE SICHER IST DIE WOLKE?<br />
Immerhin glauben 53 Prozent <strong>der</strong> Befragten, dass sich<br />
die Cloud in <strong>der</strong> industriellen Automation durchsetzen<br />
wird. Neben <strong>der</strong> effizienten Nutzung von Rechner- und<br />
Speicherkapazitäten belegt die einfachere Wartung von<br />
Software den Platz drei <strong>der</strong> Nutzfaktoren.<br />
Allerdings taucht immer wie<strong>der</strong> die Frage nach <strong>der</strong> Sicherheit<br />
auf. Kurt Dirk Bettenhausen, <strong>der</strong> in Baden-Baden<br />
gemeinsam mit Detlef Zühlke die Umfrageergebnisse präsentierte,<br />
steuerte gegen und verwies auf die von <strong>der</strong> GMA<br />
mit erarbeitete VDI/VDE-Richtlinie 2182 „Informationssicherheit<br />
in <strong>der</strong> industriellen Automation. Sechs Blätter<br />
schil<strong>der</strong>n das grundsätzliche Vorgehen zwischen Betreiber,<br />
Integrator und Komponentenherstellern.<br />
Doch bei den Befragten tauchen <strong>an</strong> zweiter und dritter<br />
Stelle auch Fragen nach Zuverlässigkeit <strong>der</strong> virtuellen<br />
Datenhaltung bei Verbindungsausfall o<strong>der</strong> rechtlichen<br />
Unwägbarkeiten auf.<br />
HÄLFTE DER PROBANDEN IGNORIERT DIE CLOUD<br />
Software Update M<strong>an</strong>agement (61,3 Prozent) und die<br />
Störungsauswertung (53,9 Prozent) sind Spitzenreiter,<br />
befragt m<strong>an</strong> die GMA-Mitglie<strong>der</strong> nach zusätzlicher<br />
Dienstleistung, die die Cloud ermöglicht. Diagnose (52,8<br />
Prozent) und Dokumentation (52,0 Prozent) folgen auf<br />
den Rängen drei und vier.<br />
Doch <strong>der</strong> Praxisabgleich ist ernüchternd: 48,3 Prozent<br />
<strong>der</strong> Befragten ignorieren die Cloudnutzung im Unternehmen<br />
bisl<strong>an</strong>g. Rund 25 Prozent lassen die virtuelle<br />
Wolke das Software Update M<strong>an</strong>agement vornehmen,<br />
24 Prozent die Diagnose. Die Mehrheit <strong>der</strong> Befragten<br />
glaubt, dass die „Selbstverständlichkeit“ <strong>der</strong> Cloud-<br />
Nutzung in fünf bis zehn Jahren erreicht ist. Und dabei<br />
18<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
Gut lachen:<br />
Peter Adolphs, Wilhelm<br />
Otten, Ulrich Jumar,<br />
Schahram Dustdar,<br />
Kurt Dirk Bettenhausen<br />
und Dieter Westerkamp<br />
sitzen gut gelaunt in <strong>der</strong><br />
ersten Reihe bei <strong>der</strong><br />
Eröffnung des Kongresses<br />
Automation. Bild: VDI<br />
haben deutsche Anbieter wohl das Nachsehen. Eine<br />
Mehrheit von 45,4 Prozent <strong>der</strong> befragten GMA-Mitglie<strong>der</strong><br />
geht davon aus, dass deutsche Produkte bei <strong>der</strong> Anwendung<br />
in <strong>der</strong> Automation eine wenig bedeutende<br />
Rolle spielen werden.<br />
CLOUD: WAS DENKEN SIE, IST DAS?<br />
Es mag <strong>an</strong> <strong>der</strong> Altersstruktur <strong>der</strong> Befragten gelegen haben,<br />
denn auch 42,4 Prozent <strong>der</strong> Befragten nutzen die<br />
Cloud nicht privat. Die „private Cloud“ kennen 63,1<br />
Prozent, die „Public Cloud“ immerhin 21,6 Prozent.<br />
Eine Definition lieferte VDI/VDE-Gesellschaft von<br />
Cloud schließlich doch noch. „Die Cloud stellt Technologien<br />
und Infrastruktur bereit“, so GMA-Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Bettenhausen auf Nachfrage.<br />
MOBILE INFORMATIONEN SIND DA, ABGERUFEN<br />
WERDEN SIE ÜBER PC UND LAPTOP<br />
Eine kleiner Lichtblick ergab sich d<strong>an</strong>n doch noch <strong>für</strong><br />
die Optimisten <strong>der</strong> virtuellen Daten- und Dienstleistungshaltung:<br />
Nur sechs Prozent <strong>der</strong> Cloudnutzer haben<br />
schlechte Erlebnisse damit gehabt. Etwa 71,8 Prozent<br />
gaben <strong>an</strong>, dass sie teils gute, teils schlechte Erfahrungen<br />
hatten und sich nicht alle Erwartungen erfüllt<br />
haben. Zufrieden waren die meisten (68,4 Prozent)<br />
damit, dass sie Informationen zu je<strong>der</strong> Zeit und <strong>an</strong> jedem<br />
Ort abrufen konnten. Das Teilen von Informationen<br />
erfreute 60,5 Prozent.<br />
Hauptsächlich wird <strong>der</strong> virtuelle Speicher, <strong>der</strong> es ja<br />
eben erleichtert Daten mobil abzurufen, über Laptop und<br />
PC (79,6 Prozent) konsultiert. Immerhin, schließt die<br />
GMA, gaben 11 Prozent <strong>der</strong> Befragten <strong>an</strong>, dass sie die<br />
Cloud über ihr Leit- o<strong>der</strong> Automatisierungssystem nutzen.<br />
KMU MÜSSEN BESSER BERATEN WERDEN<br />
Die GMA geht davon aus, dass die Cloud kommt. Es versteht<br />
sie nur noch keiner. „Ein großes Potenzial ist hier<br />
zu heben“, schließt die Gesellschaft aus den Zahlen <strong>der</strong><br />
zufriedenen Wolken-User.<br />
Der Beratungsbedarf ist beson<strong>der</strong>s bei kleinen und<br />
mittelständischen Unternehmen (KMU) groß, so Detlef<br />
Zühlke, wissenschaftlicher DFKI-Direktor. Er for<strong>der</strong>t<br />
regionale Beratungsstellen, die Unternehmen im individuellen<br />
Fall beraten. Zwar seien öffentlichkeitswirksame<br />
Großprojekte, „Leuchttürme“ gen<strong>an</strong>nt, in <strong>der</strong> Forschung<br />
wichtig, jedoch müsse auch die „Straßenbeleuchtung“<br />
gesichert sein. Modell<strong>an</strong>lagen, die<br />
Kommunikation und Architektur <strong>der</strong> digitalen Fabrik<br />
tr<strong>an</strong>sparent machen, sind dazu ein erster Schritt. Die<br />
Smart FactoryKL, die gemeinsam mit dem DFKI betrieben<br />
wird und einer GMA-Arbeitsgruppe vor 13 Jahren<br />
entstammt, sei da<strong>für</strong> ein gutes Beispiel.<br />
Eine Mitglie<strong>der</strong>befragung im Herbst des verg<strong>an</strong>genen<br />
Jahres ergab, dass als zweitwichtigste Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Digitalisierungsstrategie die<br />
Einbindung des Menschen gesehen wird. Neben Energie-<br />
und Ressourceneffizienz ist nach Einschätzung <strong>der</strong><br />
Befragten die Mensch-Maschine-Kommunikation ein<br />
Erfolgsfaktor, um komplexere Anlagen besser bedienen<br />
zu können. <br />
ahü<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
19
BRANCHE<br />
Cyber-Sicherheit zur Chefsache machen: Firmen<br />
sind meist ungenügend vor IT-Attacken geschützt<br />
Bundesamt <strong>für</strong> Sicherheit in <strong>der</strong> Informationstechnik (BSI) for<strong>der</strong>t Kooperation von Forschung und Praxis<br />
UNGEBETENE GÄSTE: Rund 70 Prozent <strong>der</strong> Unternehmen<br />
weltweit erlitten bereits einen Cyber-Angriff. Bild: pixelio.de /fellex<br />
GEFÄHRLICHER KLICK: Die „Hacker“ haben es bisl<strong>an</strong>g nur auf<br />
den Diebstahl von Know-how abgesehen. Bild: pixelio.de/Rauner Sturm<br />
Umfragen wie <strong>der</strong> Allensbach-Studie 2011 o<strong>der</strong> dem<br />
Sym<strong>an</strong>tec State of Security Survey 2011 zufolge, erlebten<br />
bereits 70 Prozent <strong>der</strong> deutschen Unternehmen<br />
einen Cyber-Angriff. Trotz Stuxnet ist die Bedrohung<br />
über Industrial IT noch nicht in allen Unternehmen zur<br />
Chefsache gemacht worden. Das BSI und die Alli<strong>an</strong>z <strong>für</strong><br />
Cybersicherheit rufen daher zur Kooperation von Betreibern,<br />
Herstellern und Industrieunternehmen auf.<br />
Die zunehmende Vernetzung industrieller Anlagen<br />
sowie <strong>der</strong> Trend St<strong>an</strong>dard-Informationstechnik (IT) industriell<br />
zu nutzen, prägten den Begriff von Industrial<br />
IT. Gleichzeitig wurde das Thema Cyber-Security zur<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>für</strong> sämtliche Industriezweige. Cyber-<br />
Security findet auch nach Stuxnet noch kaum hinreichende<br />
Beachtung. Ergebnis ist ein Sp<strong>an</strong>nungsverhältnis<br />
zwischen den Ch<strong>an</strong>cen von Industrial IT und den Risiken<br />
<strong>für</strong> Security.<br />
Stuxnet, <strong>der</strong> in eine ir<strong>an</strong>ische Atom<strong>an</strong>lage eingeschleuste<br />
Virus, galt allgemein als Weckruf. Nachdem<br />
dieser Vorfall über Gebühr strapaziert wurde, bleiben<br />
jedoch unter sicherheitsspezifischen Gesichtspunkten<br />
zwei Fragen offen: War Stuxnet repräsentativ <strong>für</strong> Sicherheitsvorfälle<br />
in <strong>der</strong> Industrie und hat sich seit dem Angriff<br />
etwas geän<strong>der</strong>t?<br />
KNOW-HOW-DIEBSTAHL IST MEISTENS<br />
ZIEL DER ATTACKE<br />
Viele Geschäftsprozesse hängen heute von verlässlicher<br />
und fehlerfreier Informations- und Kommunikationstechnik<br />
ab. Cyber-Angriffe beeinträchtigen einerseits<br />
die Verfügbarkeit von Diensten o<strong>der</strong> Geschäftsprozessen.<br />
An<strong>der</strong>erseits können sie Produktionsprozesse stören,<br />
vertraulichen Entwicklungsdaten gewinnen o<strong>der</strong><br />
Kommunikationsnetze destabilisieren.<br />
Hinter Cyber-Angriffen verbergen sich unterschiedliche<br />
Interessengruppen: Org<strong>an</strong>isierte Kriminalität, Mitbewerber<br />
o<strong>der</strong> von Mitbewerbern beauftragte Unternehmen,<br />
ausländische Nachrichtendienste, politisch motivierte<br />
„Hacktivisten“ o<strong>der</strong> auch terroristische Vereinigungen.<br />
Die aktuellen Sicherheitsvorfälle haben in <strong>der</strong> Mehrheit<br />
den Diebstahl von Know-how und Information zum<br />
Ziel. Die Sabotage von Anlagen steht dabei kaum im<br />
Mittelpunkt. Ausfälle in <strong>der</strong> Produktion ergeben sich<br />
aus Kollateralschäden durch allgemeine, nicht-zielgerichtete<br />
Malware.<br />
Die tatsächlichen Bedrohungen, ebenso wie die Schadenshöhe<br />
erfolgreicher Cyber-Angriffe, sind selten offensichtlich.<br />
Konsequenzen eines Know-how-Diebstahls<br />
lassen sich möglicherweise erst sehr viel später erkennen.<br />
Das Risiko <strong>für</strong> Produktions<strong>an</strong>lagen wird vom Bundesamt<br />
<strong>für</strong> Sicherheit in <strong>der</strong> Informationstechnik (BSI)<br />
als hoch eingeschätzt. Kaum eine Br<strong>an</strong>che o<strong>der</strong> ein Unternehmen<br />
ist vor Cyber-Angriffen sicher, wie Vorfälle<br />
<strong>der</strong> jüngeren Verg<strong>an</strong>genheit gezeigt haben. Umfragen<br />
zufolge erlitten bereits über 70 Prozent <strong>der</strong> größeren in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d einen Cyber-Angriff.<br />
Das BSI kooperiert sowohl mit Betreibern als auch<br />
mit Herstellern und Integratoren auf unterschiedliche<br />
Weise. So lässt das Bundesamt beispielsweise <strong>der</strong>zeit<br />
ein Testleitfaden <strong>für</strong> industrielle Steuerungskomponen-<br />
20<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
ten erstellen. Er soll Anbieter dabei unterstützen, die<br />
Sicherheit <strong>der</strong> Industriekomponenten auf ein hinreichendes<br />
Mindestniveau zu heben. Künftig soll <strong>der</strong> Leitfaden<br />
die Grundlage bieten, um Accept<strong>an</strong>ce-Tests<br />
durchzuführen.<br />
SICHERHEIT LIEGT AUCH BEIM MASCHINENBAUER<br />
Mit Stuxnet konzentrierte sich die öffentliche Wahrnehmung<br />
auf die Sicherheit einzelner Industriekomponenten<br />
wie Speicherprogrammierbaren Steuerungen. In <strong>der</strong><br />
Tat wurden in einem Großteil dieser Komponenten<br />
Schwachstellen gefunden, die mit Entwicklungspraktiken<br />
<strong>der</strong> konventionellen IT hätten vermieden werden<br />
können.<br />
Mittlerweile reagierten viele Hersteller und verbessern<br />
sukzessive die Entwicklungsprozesse <strong>der</strong> Komponenten.<br />
Zudem werden Sicherheitseigenschaften und -funktionen<br />
<strong>der</strong> Komponenten bewusst als integraler Best<strong>an</strong>dteil<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Produkte beworben. Allerdings liegt die<br />
Ver<strong>an</strong>twortung nicht ausschließlich beim Hersteller.<br />
Maschinenbauer und Integratoren bilden ein wichtiges<br />
Bindeglied zwischen Komponentenhersteller und Betreiben.<br />
Maschinenbauer argumentieren allerdings mitunter,<br />
dass sie von den Herstellern sichere Komponenten erwarten.<br />
Daraus resultiere automatisch eine sichere Anlage.<br />
Dies ist ein Trugschluss. Vielmehr müssen auch Maschinenbauer<br />
und Integratoren <strong>der</strong> Cyber-Sicherheit des eigenen<br />
Produkts einen höheren Stellenwert beimessen.<br />
Viele Betreiber finden sich noch nicht damit ab, selbst<br />
<strong>für</strong> die Sicherheit <strong>der</strong> eigenen Anlage ver<strong>an</strong>twortlich zu<br />
sein. Die Vorstellung einer ab Errichtung sicheren Anlage<br />
ist genauso eine Illusion wie ein PC, <strong>der</strong> ab Kauf über<br />
die gesamte Lebensdauer ohne weiteres Zutun sicher<br />
betrieben werden k<strong>an</strong>n. Schlüssel zum Erfolg ist die Etablierung<br />
eines Informationssicherheits-M<strong>an</strong>agement-<br />
Systems (ISMS) wie IT-Grundschutz o<strong>der</strong> VDI/VDE 2182.<br />
Dieses bietet den umfassenden Ansatz hin zu einem<br />
ausreichenden Sicherheitsniveau.<br />
IM NOVEMBER ERSCHEINT „ICS SECURITY KOMPENDIUM“<br />
Speziell <strong>für</strong> die Wirtschaft veröffentlichte das BSI in den<br />
verg<strong>an</strong>genen Monaten zahlreiche Dokumente mit Analysen,<br />
Einschätzungen und H<strong>an</strong>dlungsempfehlungen zu<br />
verschiedenen Bereichen <strong>der</strong> Cyber-Security. Hierzu<br />
gehört neben Übersichtsdokument „Industrial Control<br />
System (ICS) Top 10 Bedrohungen“ die wachsende Zahl<br />
von allgemeinen und auch ICS-spezifischen „Empfehlungen<br />
zur Cyber-Sicherheit“.<br />
Im November 2013 zur Messe SPS/IPC/DRIVES erscheint<br />
das „ICS Security Kompendium“. Es soll dem<br />
Austausch von IT- und Cyber-Sicherheitsexperten auf<br />
<strong>der</strong> einen und Industriespezialisten auf <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Seite<br />
dienen.<br />
WIRTSCHAFT, WISSENSCHAFT UND VERWALTUNG<br />
GEGEN CYBER-ATTACKEN<br />
Um Angriffen wirksam zu begegnen, ist eine intensive<br />
Kooperation von Staat und Wirtschaft erfor<strong>der</strong>lich. Es<br />
gilt, vorh<strong>an</strong>denes Wissen zu bündeln, um <strong>an</strong>gesichts<br />
neuer Angriffsszenarien vorbereitet zu sein.<br />
Die Alli<strong>an</strong>z <strong>für</strong> Cyber-Sicherheit will insbeson<strong>der</strong>e<br />
Unternehmen außerhalb Kritischer Infrastrukturen zur<br />
Mitwirkung <strong>für</strong> mehr Security in Deutschl<strong>an</strong>d gewinnen.<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Alli<strong>an</strong>z entwickelt das BSI mit Partnern<br />
aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zielgruppengerechte<br />
Informationen und Lösungs<strong>an</strong>gebote<br />
und stellt diese <strong>der</strong> Wissenschaft zur Verfügung. Das BSI<br />
nimmt dabei eine koordinierende Rolle ein und bringt<br />
praxisorientierte Empfehlungen, Warnungen, Analysen<br />
sowie Hintergrundinformationen in die Zusammenarbeit<br />
mit den Unternehmen ein. Wichtige Grundlage da<strong>für</strong><br />
ist die Beobachtung und kontinuierliche Fortschreibung<br />
<strong>der</strong> aktuellen Lage. Darüber informiert die Homepage<br />
www.alli<strong>an</strong>z-fuer-cybersicherheit.de.<br />
FAZIT: CYBERSICHERHEIT ZUR CHEFSACHE MACHEN<br />
Anzahl, Komplexität und Professionalität von Cyber-<br />
Angriffen nehmen stetig zu. Die trotzdem in vielen Unternehmen<br />
weiterhin verbreitete Einstellung „Bisher ist<br />
ja auch nichts passiert“ führt schnell zu ernsthaften<br />
Problemen, wenn bestehende Sicherheitskonzepte nicht<br />
kontinuierlich und <strong>an</strong>gemessen aktualisiert werden.<br />
Security muss daher zur Chefsache werden. Sie erfor<strong>der</strong>t<br />
den Einsatz bestimmter Ressourcen und sollte<br />
fester Best<strong>an</strong>dteil des unternehmerischen Risikom<strong>an</strong>agements<br />
sein.<br />
AUTOR<br />
HOLGER JUNKER leitet im<br />
Bundesamt <strong>für</strong> Sicherheit<br />
in <strong>der</strong> Informationstechnik<br />
(BSI) das Referat „Cyber-<br />
Sicherheit in kritischen<br />
IT-Systemen, Anwendungen<br />
und Architekturen“, welches<br />
sich mit <strong>der</strong> Sicherheit im<br />
Bereich Fabrikautomation<br />
und Prozesssteuerungen befasst.<br />
Bundesamt <strong>für</strong> Sicherheit in <strong>der</strong><br />
Informationstechnik (BSI),<br />
Godesberger Allee 185-189, D-53175 Bonn,<br />
Tel. +49 (0) 228 99 95 82 55 99,<br />
E-Mail: holger.junker@bsi.bund.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
21
BRANCHE<br />
Smart Grids: Industrie ist auf die Sicherheitsrisiken<br />
<strong>der</strong> zunehmenden Vernetzung schlecht vorbereitet<br />
Bei jedem zweiten Unternehmen m<strong>an</strong>gelt es <strong>an</strong> Informationssicherheit und Schutz gegen Netzstörungen<br />
MANGELWARE SICHERHEIT:<br />
We<strong>der</strong> gegen Netzstörungen noch gegen<br />
Schadsoftware und Hacker haben sich<br />
die Unternehmen im produzierenden<br />
Gewerbe bisl<strong>an</strong>g ausreichend abgesichert.<br />
Quelle: TÜV Süd/Technomar<br />
SENSIBILITÄT UND SCHUTZMASSNAHMEN IM PRODUZIERENDEN GEWERBE<br />
Wie bewerten Sie die Sicherheit Ihres Unternehmens bei Störungen <strong>der</strong> Energieversorgung?<br />
Weiß nicht 0,0%<br />
Eher unsicher, mit deutlichem Nachholbedarf 5,9%<br />
Mittlere Sicherheit, Verbesserungen sind notwendig<br />
43,5%<br />
Sicher, mit gewissem Verbesserungspotenzial<br />
32,9%<br />
Sehr sicher, keine zusätzlichen Maßnahmen notwendig<br />
17,6%<br />
Wie bewerten Sie die Sicherheit Ihres Unternehmens gegenüber Schadsoftware?<br />
Weiß nicht 5,9%<br />
Eher unsicher, mit deutlichem Nachholbedarf 5,9%<br />
Mittlere Sicherheit, Verbesserungen sind notwendig<br />
40,0%<br />
Sicher, mit gewissem Verbesserungspotential<br />
35,3%<br />
Sehr sicher, keine zusätzlichen Maßnahmen notwendig<br />
12,9%<br />
Pl<strong>an</strong>en Sie in Zukunft Maßnahmen<br />
gegen Störfälle?<br />
Haben Sie bereits Maßnahmen gegen<br />
Netzstörungen ergriffen?<br />
weiß nicht<br />
9%<br />
69%<br />
nein<br />
22%<br />
ja<br />
ja,<br />
org<strong>an</strong>isatorischer<br />
Art<br />
52%<br />
nein<br />
32% ja,<br />
tech nischer<br />
Art<br />
16%<br />
DER UMBAU DER ENERGIEVERSORGUNG wird<br />
auch die Netz strukturen erheblich verän<strong>der</strong>n –<br />
Smart Grids übernehmen nicht nur Versorgungs-,<br />
son<strong>der</strong>n auch Steuerungsauf gaben. Die mit diesen<br />
Än<strong>der</strong>ungen einher gehenden Risiken werden in<br />
<strong>der</strong> Industrie weithin noch unterschätzt. Bild: RWE<br />
Erwarten Sie merkliche Verän<strong>der</strong>ungen durch die Einführung intelligenter Stromnetze?<br />
Weiß nicht<br />
28,2%<br />
Nein, keine Verän<strong>der</strong>ungen<br />
Ja, eher l<strong>an</strong>gfristig 3,5%<br />
Ja, in 5 – 10 Jahren 4,7%<br />
Ja, in den kommenden 5 Jahren<br />
12,9%<br />
50,6%<br />
Die Energiewirtschaft und das produzierende Gewerbe<br />
unterschätzen das Risikopotenzial, das in <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
<strong>der</strong> Stromnetze steckt, erheblich. Nur rund<br />
die Hälfte <strong>der</strong> Unternehmen im produzierenden Gewerbe<br />
ist ausreichend gegen Netzstörungen sowie Schadsoftware<br />
und Hacker<strong>an</strong>griffe gewappnet. Das Bewusstsein<br />
<strong>für</strong> die Angreifbarkeit von intelligenten Netzen ist<br />
kaum vorh<strong>an</strong>den und Schutzmaßnahmen sind M<strong>an</strong>gelware.<br />
Das sind Ergebnisse <strong>der</strong> Studie „Security & Safety<br />
in einer smarten Energiewelt“ des TÜV Süd, <strong>für</strong> die Entscheidungsträger<br />
bei großen Energieversorgern, Stadtwerken<br />
und Fertigungsbetrieben befragt wurden.<br />
Die Energiewende führt zu einem Umbau <strong>der</strong> Stromversorgung<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d und in Europa. Neben dem<br />
weiteren Ausbau <strong>der</strong> erneuerbaren Energien und dem Bau<br />
von „Stromautobahnen“ werden die Mittel- und Nie<strong>der</strong>sp<strong>an</strong>nungsnetze<br />
mit Intelligenz ausgestattet, um einen<br />
optimalen Abgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch<br />
zu erreichen und die Netzstabilität zu gewährleisten. Da<strong>für</strong><br />
ist es erfor<strong>der</strong>lich, dass die einzelnen Netzteilnehmer<br />
und die Netzbetreiber die nötigen Informationen austauschen<br />
und dass dieser Austausch sowie die Regelung des<br />
Netzes einen hohen Automatisierungsgrad aufweisen.<br />
Die vermehrte Einspeisung von Strom aus erneuerbaren<br />
Energien und <strong>der</strong> Umbau <strong>der</strong> Stromnetze zu Smart<br />
Grids stellen Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>für</strong> die Versorgungssicherheit<br />
und die Netzstabilität dar. Zum einen reagieren<br />
viele mo<strong>der</strong>ne Produktions<strong>an</strong>lagen aufgrund zeitkritischer<br />
Prozesse empfindlich auf Netzschw<strong>an</strong>kungen o<strong>der</strong><br />
Stromausfälle. Zudem wächst durch die mit den Smart<br />
Grids einhergehende Vernetzung die Bedrohung durch<br />
Schadsoftware und Hacker-Attacken, von denen sowohl<br />
Produktions<strong>an</strong>lagen, als auch die gesamte Versorgungsinfrastruktur<br />
betroffen sein könnten.<br />
SENSIBILITÄT FÜR SICHERHEITSFRAGEN FEHLT<br />
Die Studie „Security & Safety in einer smarten Energiewelt“<br />
beleuchtet die Situation in <strong>der</strong> Energiewirtschaft<br />
und im produzierenden Gewerbe. Eines <strong>der</strong> wichtigsten<br />
Ergebnisse: Bei Sicherheitsfragen gibt es noch erheblichen<br />
Nachholbedarf.<br />
Und dies, obwohl <strong>für</strong> alle Befragten die Qualität <strong>der</strong><br />
Stromversorgung von überragen<strong>der</strong> Bedeutung ist: 89<br />
Prozent <strong>der</strong> großen Energieversorger, 99 Prozent <strong>der</strong><br />
Stadtwerke und 95 Prozent <strong>der</strong> Fertigungsbetriebe messen<br />
ihr einen „hohen Stellenwert“ bei. Die größten un-<br />
22<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
ternehmerischen Schäden in allen drei Marktsegmenten<br />
werden in <strong>der</strong> Regel nicht durch Stromausfälle verursacht,<br />
son<strong>der</strong>n durch Schw<strong>an</strong>kungen in <strong>der</strong> Netzfrequenz<br />
und in <strong>der</strong> Netzsp<strong>an</strong>nung. Am problematischsten<br />
sind solche Störungen <strong>für</strong> die Produktion, die IT und<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>e kritische Verbraucher wie Prozesssteuerungen<br />
o<strong>der</strong> Geräte zur medizinischen Versorgung.<br />
VERTRAUENSVORSCHUSS STATT ABSICHERUNG<br />
Die meisten Unternehmen gehen davon aus, dass die<br />
Energiewende einen mittleren bis großen Einfluss auf die<br />
Qualität <strong>der</strong> Stromversorgung haben wird. Das meinen<br />
85 Prozent <strong>der</strong> Befragten bei den großen Energieversorgern,<br />
91 Prozent bei den Stadtwerken und 80 Prozent im<br />
produzierenden Gewerbe. Dennoch ist die Hälfte <strong>der</strong><br />
Entscheidungsträger in allen drei Marktsegmenten überzeugt,<br />
dass die Versorgungsqualität durch die Energiewende<br />
nicht beeinträchtigt wird. Ein nicht unerheblicher<br />
Teil <strong>der</strong> Befragten – 20 Prozent bei den Stadtwerken<br />
bis 28 Prozent im produzierenden Gewerbe – geht sogar<br />
davon aus, dass die Zahl von Netzschw<strong>an</strong>kungen und<br />
Stromausfällen in Zukunft zurückgehen wird.<br />
Auch die Einführung von intelligenten Netzen wird<br />
nach Einschätzung <strong>der</strong> meisten Befragten zu keinen<br />
merklichen Beeinträchtigungen <strong>der</strong> Versorgungsqualität<br />
führen. Beson<strong>der</strong>s stark ausgeprägt ist diese Meinung<br />
mit 50 Prozent in den Fertigungsbetrieben, was vom großen<br />
Vertrauen in die Energieversorger und Netzbetreiber<br />
zeugt. Auffallend bei dieser Frage ist, dass ein Viertel<br />
<strong>der</strong> Entscheidungsträger keine Meinung dazu hat. Das<br />
könnte ein Zeichen da<strong>für</strong> sein, dass die Thematik <strong>der</strong><br />
Smart Grids noch nicht überall <strong>an</strong>gekommen ist beziehungsweise<br />
noch nicht ausreichend reflektiert wurde.<br />
SAFETY UND SECURITY MÜSSEN GESTÄRKT WERDEN<br />
Das Vertrauen in die Versorgungsqualität hat zur Folge,<br />
dass im produzierenden Gewerbe nur die Hälfte <strong>der</strong> befragten<br />
Unternehmen ausreichend gegen Störungen bei<br />
<strong>der</strong> Stromversorgung geschützt ist. 32 Prozent bewerten<br />
ihre Situation als „sicher“ und 17 Prozent als „sehr sicher“.<br />
Dieser Selbsteinschätzung entspricht auch die<br />
Tatsache, dass mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Fertigungsbetriebe<br />
im Fall von Netzstörungen über keinerlei technische<br />
o<strong>der</strong> org<strong>an</strong>isatorische Gegenmaßnahmen verfügt. Mehr<br />
<strong>für</strong> die Sicherheit will auch in Zukunft nur eine Min<strong>der</strong>heit<br />
<strong>der</strong> befragten Unternehmen tun: 28 Prozent bei den<br />
Energieversorgern, 45 Prozent bei den Stadtwerken und<br />
22 Prozent im produzierenden Gewerbe.<br />
Wenig überzeugend ist zudem <strong>der</strong> Schutz vor Schadsoftware<br />
o<strong>der</strong> Hacker-Angriffen. Nur 48 Prozent <strong>der</strong> Befragten<br />
im produzierenden Gewerbe sind davon überzeugt,<br />
in dieser Hinsicht „sicher“ o<strong>der</strong> „sehr sicher“ zu<br />
sein. Bei den großen Energieversorgern halten sich immerhin<br />
57 Prozent <strong>der</strong> Befragten <strong>für</strong> gut gewappnet gegen<br />
solche Attacken, und bei den Stadtwerken sind es<br />
54 Prozent. In dieses Bild passen auch die Aussagen, dass<br />
62 Prozent <strong>der</strong> Energieversorger über keine Gesamtver<strong>an</strong>twortlichen<br />
<strong>für</strong> die IT Security verfügen. Auch bei<br />
33 Prozent <strong>der</strong> Stadtwerke und bei 42 Prozent <strong>der</strong> Fertigungsbetriebe<br />
gibt es keinen solche Ver<strong>an</strong>twortlichen.<br />
Vor allem die Aussagen zur IT Security sieht <strong>der</strong> TÜV<br />
Süd mit großer Sorge. Denn durch die zunehmende Ausstattung<br />
<strong>der</strong> Stromnetze mit Intelligenz und die Kommunikationsfähigkeit<br />
von Smart Grids erhöht sich auch<br />
das Risiko <strong>für</strong> feindliche Angriffe. Durch solche Attacken<br />
können nicht nur Daten von Unternehmen und<br />
Verbrauchern ausspioniert, son<strong>der</strong>n auch gesamte Versorgungsinfrastrukturen<br />
lahmgelegt werden.<br />
Insgesamt zeigen die Ergebnisse <strong>der</strong> Studie, dass die<br />
Marktteilnehmer über den Umbau <strong>der</strong> Stromnetze zu<br />
Smart Grids und die möglichen Folgen noch nicht ausreichend<br />
informiert sind. Es zeigt sich ein eklat<strong>an</strong>ter Wi<strong>der</strong>spruch<br />
zwischen <strong>der</strong> hohen Bedeutung, die die Stromqualität<br />
<strong>für</strong> alle Befragten hat, und den fehlenden Vorkehrungen,<br />
um sich gegen mögliche Störungen abzusichern.<br />
Dabei stellt die Um- und Aufrüstung <strong>der</strong> Netze zu<br />
Smart Grids g<strong>an</strong>z neue Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> alle Marktteilnehmer<br />
– Energieversorger, Energieverbraucher und<br />
Netzbetreiber. In intelligenten Stromnetzen wird <strong>der</strong><br />
Bereich <strong>der</strong> Informationssicherheit, <strong>der</strong> Schutz vor feindlichen<br />
Angriffen immer wichtiger. Nur durch eine g<strong>an</strong>zheitliche<br />
Her<strong>an</strong>gehensweise und durch die Verbindung<br />
von funktionaler Sicherheit und Informationssicherheit,<br />
von Safety und Security k<strong>an</strong>n die hohe Versorgungsqualität<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d auch in Zukunft gar<strong>an</strong>tiert werden.<br />
STUDIE<br />
„Security & Safety in einer smarten Energiewelt“<br />
Für die Studie „Security & Safety in einer smarten Energiewelt“ hat <strong>der</strong><br />
Marktforschungsspezialist Technomar GmbH im Auftrag von TÜV Süd im<br />
J<strong>an</strong>uar und Februar 2013 insgesamt 255 Geschäftsführer und <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />
Entscheidungsträger bei großen Energieversorgern, Stadtwerken und<br />
Fertigungsbetrieben in g<strong>an</strong>z Deutschl<strong>an</strong>d befragt. Im produzierenden<br />
Gewerbe konzentrierte sich die Studie auf kleine und mittlere Firmen, das<br />
Spektrum <strong>der</strong> Br<strong>an</strong>chen reichte vom Maschinenbau bis zu Nahrungs- und<br />
Genussmitteln und von Autoherstellern bis zu IKT/Elektro/Elektronik.<br />
AUTOR<br />
Dr. KAI STRÜBBE ist Leiter des Bereichs<br />
Embedded Systems <strong>der</strong> TÜV Süd AG.<br />
TÜV Süd AG,<br />
Westendstr. 199,<br />
D-80686 München,<br />
Tel. +49 (0) 89 57 91 16 27,<br />
E-Mail: kai.struebbe@tuev-sued.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
23
PRAXIS<br />
Pneumatische Komplettlösung bei Infusionshersteller<br />
verringert Komplexität und spart Kosten<br />
St<strong>an</strong>dardisierte Automatisierungslösung bei B. Braun Melsungen AG steigert die Anlagenverfügbarkeit<br />
STANDARDISIERTE SCHALT-<br />
SCHRÄNKE erleichtern<br />
durch ihre Modularität die<br />
Wartung und Diagnose.<br />
DIE B. BRAUN<br />
MELSUNGEN AG<br />
stellt unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em<br />
Infusionslösungen her. Sie<br />
stammen aus einer <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nsten<br />
Fertigungs<strong>an</strong>lagen in Europa.<br />
IN DER LEADING INFUSION FACTORY<br />
EUROPE nutzt B. Braun das Potenzial von<br />
Single Sourcing und St<strong>an</strong>dardisierung.<br />
ie B. Braun Melsungen AG hat eine <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nsten<br />
D Fertigungen von Infusionslösungen: Die umfassenden<br />
Analyse <strong>der</strong> Automatisierungstechnik durch Experten<br />
von Festo und B. Braun erreichte eine st<strong>an</strong>dardisierte<br />
Pneumatik. Sie spielt bei dem Hersteller entl<strong>an</strong>g <strong>der</strong><br />
g<strong>an</strong>zen Wertschöpfungskette nun ihre Vorteile aus. „Das<br />
Senken <strong>der</strong> Inst<strong>an</strong>dhaltungskosten und das Verringern<br />
<strong>der</strong> Stillst<strong>an</strong>dzeiten waren <strong>für</strong> uns die überzeugendsten<br />
Argumente <strong>für</strong> die St<strong>an</strong>dardisierung“, erklärt Klaus<br />
Sonntag, Leiter Inst<strong>an</strong>dhaltung bei B. Braun.<br />
KOMPLETTLÖSUNG VERRINGERT KOMPLEXITÄT<br />
Die B. Braun Melsungen AG liefert weltweit Produkte <strong>für</strong><br />
Anästhesie, Intensivmedizin und Kardiologie aus. Sie<br />
ist gleichzeitig Anbieter von Blutkonserven und Dienstleister<br />
<strong>für</strong> Kliniken, nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte o<strong>der</strong> den<br />
Homecare-Bereich.<br />
Die Life-Nutrition-Anlage im neuen B. Braun-Werk stellt<br />
Infusionslösungen in neuartigen Drei-Kammer-Beuteln<br />
her, ist dabei hoch automatisiert und jetzt auch hoch st<strong>an</strong>dardisiert.<br />
Automatisierungsspezialisten von Festo för<strong>der</strong>ten<br />
das Verbesserungspotenzial von <strong>der</strong> Primär- über die<br />
Sekundärproduktion zutage. Automatisierungsprodukte<br />
von bis zu sechs unterschiedlichen Pneumatik-Liefer<strong>an</strong>ten<br />
waren bis dato in <strong>der</strong> Anlage verbaut. Die vielen verschiedenen<br />
Ersatzteile erhöhten die Komplexität und damit die<br />
Kosten <strong>für</strong> Wartung und Inst<strong>an</strong>dhaltung.<br />
Das Ziel war klar: Möglichst viele Maschinen und Anlagen<br />
entl<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Wertschöpfungskette – vom Ansatzsystem<br />
über die Abfüllung, Sterilisatoren und Inspektionsmaschinen<br />
bis hin zur Verpackung – sollten st<strong>an</strong>dardisiert<br />
werden. Gleiche o<strong>der</strong> ähnliche pneumatische<br />
Automatisierungslösungen und Produkte sollten den<br />
Ablauf erleichtern. Die Vorteile: vermin<strong>der</strong>te Ersatzteilhaltung,<br />
weniger Komplexität in <strong>der</strong> Inst<strong>an</strong>dhaltung und<br />
nur noch ein Ansprechpartner <strong>für</strong> die Pneumatik. Letzteres<br />
beschleunigt die Prozesse und führt aufgrund höherer<br />
Bestellmengen von gleichen Ersatzteilen zu Skaleneffekten<br />
und damit geringeren Einst<strong>an</strong>dskosten.<br />
„Wir können Personal und Ersatzteile besser pl<strong>an</strong>en,<br />
unser Personal gezielter schulen und haben dabei deutlich<br />
weniger Aufw<strong>an</strong>d“, freut sich Sonntag. Die Kosten<br />
<strong>für</strong> die Lager- und Inst<strong>an</strong>dhaltung gingen zurück. Zusätzlich<br />
erhöhte <strong>der</strong> Pharmahersteller seine Effizienz, indem<br />
er Personal und Ersatzteile einfacher pl<strong>an</strong>en k<strong>an</strong>n.<br />
SINGLE-SOURCING SPART GELD<br />
Zu Projektbeginn <strong>an</strong>alysierte ein Team von Festo zusammen<br />
mit Spezialisten des Pharmaherstellers die bei B.<br />
Braun bisher verwendeten Typen <strong>der</strong> Komponenten. Das<br />
24<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
Projektteam definierte einen St<strong>an</strong>dard und erstellte eine<br />
Betriebsmittelempfehlung. Dadurch vereinfachte sich<br />
die Inst<strong>an</strong>dhaltung und Wartung. In dieser Engineering-<br />
Phase erbrachten die Experten von Festo die Beratungsleistung<br />
vom 3-D-Modell bis zur Designabstimmung.<br />
In <strong>der</strong> Logistik- und Ausführungsphase koordinierten<br />
die Automatisierer die Umsetzung <strong>der</strong> St<strong>an</strong>dards mit<br />
den beteiligten Maschinen- und Anlagenbauern. Das so<br />
erreichte Single-Sourcing sparte Kosten und erhöhte<br />
die Effizienz im Einkauf. Der Anbieter projektierte, baute<br />
und lieferte in dieser Phase <strong>der</strong> Wertschöpfungskette<br />
45 einbaufertige Ventilinselschränke direkt <strong>an</strong> die<br />
Anlagenbauer.<br />
Fix und fertig zusammengebaut und geprüft, entlasteten<br />
die Komplettlösungen das Fachpersonal, hielten den<br />
Konstruktionsaufw<strong>an</strong>d gering, erleichterten den Beschaffungsprozess<br />
und senkten die Prozesskosten.<br />
„Einbauen und vergessen ist dabei das Ziel <strong>für</strong> unsere<br />
Kunden“, erklärt Jürgen Weber, Leiter Key Account M<strong>an</strong>agement<br />
Prozessautomatisierung bei Festo Deutschl<strong>an</strong>d.<br />
Für die Anwen<strong>der</strong> ergeben sich Vorteile in <strong>der</strong><br />
Phase <strong>der</strong> Installation und Inbetriebnahme.<br />
Von den Prozess<strong>an</strong>lagen bis zur Verpackungsmaschine<br />
verlässt sich B. Braun auf eine einheitliche Produkttechnologie.<br />
Kernstück <strong>der</strong> Automatisierung auf <strong>der</strong><br />
Sensor-Aktor-Ebene ist die Ventilinsel CPX/MPA im<br />
Schaltschr<strong>an</strong>k. D<strong>an</strong>k ihres flexiblen Steuerungskonzepts<br />
konnten <strong>an</strong> <strong>der</strong> bus<strong>an</strong>gesteuerten Ventilinsel als<br />
E/A-Baugruppe alle Rückmel<strong>der</strong>, Antriebe und Prozessventile<br />
<strong>an</strong>geschlossen werden. Heute steuert sie 4.000<br />
Membr<strong>an</strong>- und <strong>an</strong><strong>der</strong>e Prozessventile in <strong>der</strong> pharmazeutischen<br />
Produktion <strong>an</strong>.<br />
SICHERHEIT DER PRODUKTE GARANTIERT<br />
In <strong>der</strong> Produktfreigabeliste <strong>für</strong> Pneumatik fasste B. Braun<br />
während des Projekts die pneumatischen Komponenten<br />
und Subsysteme zusammen – von <strong>der</strong> Ventilinsel CPX/<br />
MPA über die Druckluftaufbereitung <strong>der</strong> MS-Reihe, den<br />
Durchflusssensor MS6-SFE bis hin zu den einbaufertigen<br />
Schaltschränken. Zur Vervollständigung <strong>der</strong> pneumatischen<br />
Steuerkette enthielt die Liste aber auch Normzylin<strong>der</strong>,<br />
Drosselrückschlagventile, Verschraubungen,<br />
Schläuche und Zylin<strong>der</strong>schalter.<br />
D<strong>an</strong>k <strong>der</strong> globalen Vertriebs- und Servicestruktur stellte<br />
Festo sicher, dass die Lieferungen aus den verschiedenen<br />
Län<strong>der</strong>n dem Projektst<strong>an</strong>dard entsprachen.<br />
AUTOR<br />
Festo AG & Co. KG,<br />
Ruiter Straße 82, D-73734 Esslingen,<br />
Tel. +49 (0) 711 34 75 21 92,<br />
E-Mail: thss@de.festo.com<br />
THOMAS SCHULZ ist Head<br />
of Industry Segment <strong>an</strong>d<br />
Key Account M<strong>an</strong>agement<br />
Biotech/Pharma. Er ist<br />
ver<strong>an</strong>twortlich <strong>für</strong> die<br />
Marktentwicklung des<br />
Industriesegments Biotech/<br />
Pharma weltweit.<br />
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PRAXIS<br />
Doppelstockt<strong>an</strong>ks und ein Verteil-Igel sorgen im<br />
Mars-Werk <strong>für</strong> Reinigungspower auf engstem Raum<br />
Maßgeschnei<strong>der</strong>te Turn-Key-Anlage in Viersen ersetzt altes CIP-System <strong>für</strong> Schokoriegel-Produktion<br />
BILD 1: Die Konstruktionszeichnung<br />
diente dem Projektteam als <strong>Vorschau</strong>.<br />
Bild: Gebr. Rieger<br />
BILD 3: Um kurze Umstellzeiten bei<br />
Mars einzuhalten, wurde die Anlage fertig<br />
montiert geliefert. Bild: Gebr. Rieger<br />
BILD 5: Turn-Key-CIP-Anlage: auf<br />
engstem Raum maßgeschnei<strong>der</strong>t am<br />
Platz <strong>der</strong> Alt<strong>an</strong>lage untergebracht.<br />
Bild: Ing. Büro Täschner<br />
BILD 2: Der Schlüssel zur Lösung <strong>der</strong><br />
Platzprobleme: die Ventile im „Verteil-Igel“<br />
leiten die CIP-Medien auf engstem Raum<br />
in die Reinigungskreise. Bild: Mars<br />
BILD 4: Die Anlieferung <strong>der</strong><br />
Turn-Key-CIP-Anlage bei Mars.<br />
Bild: Endress+Hauser<br />
BILD 6: In <strong>der</strong> Mars-Produktion. Bild: Mars<br />
Lägen alle Mars-Schokoriegel, die die Deutschen im<br />
Jahr verspeisen, in einer Reihe hinterein<strong>an</strong><strong>der</strong>, so würden<br />
sie zweimal die Welt umsp<strong>an</strong>nen. Alle werden am<br />
St<strong>an</strong>dort Viersen am Nie<strong>der</strong>rhein hergestellt, 10 000<br />
Snacks pro Minute. Für die dort seit den 80er Jahren betriebe<br />
CIP (Cle<strong>an</strong>ing-in-Place)-Reinigungs<strong>an</strong>lage f<strong>an</strong>d<br />
sich kein Ersatz von <strong>der</strong> St<strong>an</strong>ge. Nur 16 m 2 st<strong>an</strong>den <strong>für</strong><br />
die Turn-Key-Lösung zur Verfügung, die <strong>der</strong> Prozessautomatisierer<br />
Endress+Hauser gemeinsam mit dem Ingenieurbüro<br />
Täschner aus Hamm und dem Ventilspezialisten<br />
Gebr. Rieger aus Aalen erarbeitete und realisierte.<br />
Mars Deutschl<strong>an</strong>d ist eine Tochterfirma des amerik<strong>an</strong>ischen<br />
Familienunternehmens Mars Incorporated, das<br />
zu den weltweit führenden Markenartikelherstellern gehört.<br />
Mit den Geschäftsbereichen Schokolade, Heimtiernahrung,<br />
Lebensmittel, Getränke, Kaugummi und Süßwaren,<br />
sowie Pfl<strong>an</strong>zenpflege erzielte Mars in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
2012 einen Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro und<br />
beschäftigt etwa 2200 Mitarbeiter. Im Werk Viersen werden<br />
die bek<strong>an</strong>nten Schokoriegel Twix und Balisto, sowie<br />
die Komponenten Maltesers Teasers und Dove <strong>für</strong> Celebrations<br />
hergestellt. Bereits in <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheit gab es<br />
Kooperationen mit Endress+Hauser, aus denen zahlreiche<br />
Projekte hervorgeg<strong>an</strong>gen sind. Von <strong>der</strong> St<strong>an</strong>dardisierung<br />
<strong>der</strong> Messtechnik mit einem schl<strong>an</strong>ken Ersatzteilkonzept<br />
über das Inst<strong>an</strong>dhaltungs-M<strong>an</strong>agement bis zum Energiemonitoring<br />
nutzten die Mitarbeiter in Viersen das Knowhow<br />
des Prozessautomatisierers. Zu den erfolgreichen<br />
Projekten zählen beispielsweise <strong>an</strong>spruchsvolle Applikationen,<br />
wie etwa die Funktionsüberwachung einer<br />
Gleitringdichtung in einem Produktionsmischer durch<br />
den glasfreien Trübungssensor Ousaf 11.<br />
DIE HERAUSFORDERUNGEN DES TURN-KEY-PROJEKTS<br />
Die alte CIP-Anlage besaß einen geringen Bedienkomfort<br />
und wurde in <strong>der</strong> Wartung immer zeitintensiver.<br />
Gleichzeitig stieß sie durch den jahrzehntel<strong>an</strong>gen Erfolgskurs<br />
<strong>der</strong> Mars-Schokoriegel-Marken <strong>an</strong> ihre Kapazitätsgrenzen.<br />
Die Produktionskapazitäten ließen sich<br />
nicht weiter steigern, da die Reinigungseffizienz des<br />
26<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
Geräts kein Optimierungspotenzial bot. Dies galt auch<br />
<strong>für</strong> den Energie- und Reinigungsmittelverbrauch: Die<br />
Anlage war insgesamt nicht zeitgemäß. Eine Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
war das Nadelöhr auf dem Weg in die effiziente<br />
Zukunft. Ein internes Projektteam stellte den Anfor<strong>der</strong>ungskatalog<br />
im Hinblick auf Arbeitssicherheit, Ökologie<br />
und Wirtschaftlichkeit zusammen. Bei <strong>der</strong> Überprüfung<br />
<strong>der</strong> Alt<strong>an</strong>lage wurde deutlich, dass eine<br />
Überarbeitung beziehungsweise Mo<strong>der</strong>nisierung weit<br />
mehr kosten würde als eine Neu<strong>an</strong>lage.<br />
Um Platz, Zeit und Kosten zu sparen, entschieden sich<br />
die Pl<strong>an</strong>er, eine Neu<strong>an</strong>lage exakt am alten Platz auf 16m 2<br />
(8 m x 1,75 m) unterzubringen. Das Mars-Projektteam<br />
f<strong>an</strong>d am Markt niem<strong>an</strong>den, <strong>der</strong> sich diesen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
stellte. Entwe<strong>der</strong> waren die Unternehmen aus<br />
Platzm<strong>an</strong>gel nicht in <strong>der</strong> Lage, die CIP-St<strong>an</strong>dard<strong>an</strong>lagen<br />
<strong>an</strong> alle bestehenden Rohrleitungssysteme <strong>an</strong>zubinden<br />
o<strong>der</strong> die <strong>an</strong>gebotenen Leistungspakete enthielten nicht<br />
alle Anfor<strong>der</strong>ungen eines Turn-Key-Projekts: Aufbau,<br />
Inbetriebnahme, Einweisung, Zertifikate und Erst<strong>an</strong>lagenkalibration<br />
mit Validierung des Reinigungsprozesses.<br />
Dieser Aufgabe stellte sich Endress+Hauser (Projektver<strong>an</strong>twortung)<br />
gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Täschner<br />
und <strong>der</strong> Firma Gebr. Rieger.<br />
KONZEPT DER TURN-KEY-CIP-ANLAGE<br />
War die Alt<strong>an</strong>lage das Nadelöhr hinsichtlich <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit,<br />
so erwies sich <strong>der</strong> alte Aufstellungsort als<br />
Nadelöhr <strong>für</strong> die Neu<strong>an</strong>lage. Die Lösung <strong>für</strong> das Problem<br />
boten Doppelstockt<strong>an</strong>ks und ein sogen<strong>an</strong>nter Reinigungsverteil-Igel.<br />
Der Reinigungsverteil-Igel ist eine beson<strong>der</strong>e<br />
Ventilkonstruktion. Er ermöglicht, alle im CIP-Prozess<br />
benötigten Medien auf engstem Raum intelligent in die<br />
bestehenden Produktionsbereiche zu leiten. Diese lassen<br />
sich in vier Reinigungskreise einteilen: die Teigabteilung,<br />
die Karamellbühne, den Rohstoff- und den Milchbereich.<br />
Drei dieser Verteil-Igel sind nun in dieser neuen CIP-Anlage<br />
in Betrieb. Statt <strong>der</strong> „verlorenen Reinigung“, bei <strong>der</strong><br />
die gebrauchten CIP-Medien verworfen wurden, erfolgte<br />
die Umstellung auf eine Stapelreinigung; diese ist aus ökologischen<br />
und wirtschaftlichen Gründen sinnvoller. Insgesamt<br />
besteht die Neu<strong>an</strong>lage aus drei T<strong>an</strong>ks: ein Vorlagebehälter<br />
<strong>für</strong> Lauge/Desinfektionsmittel, ein Frischwasserund<br />
ein Stapelwassert<strong>an</strong>k. Das neue verfahrenstechnische<br />
Konzept erlaubt es nun, zeit- und kostenoptimal zu reinigen.<br />
Trotz <strong>der</strong> kompakten Bauweise <strong>der</strong> CIP-Neu<strong>an</strong>lage<br />
sind alle sicherheitstechnischen und wartungsrelev<strong>an</strong>ten<br />
Komponenten frei und schnell zugänglich. Die Projektbeteiligten<br />
integrierten außerdem Anlagenkomponenten von<br />
Drittliefer<strong>an</strong>ten wie Plattenwärmetauscher, Dosierstation,<br />
Pumpen und weitere Ventile. Aufgrund <strong>der</strong> kurzen Umstellungszeit<br />
in dem Werk in Viersen, erfolgte die Montage<br />
<strong>der</strong> kompletten Anlage in den Werkshallen <strong>der</strong> Firma Gebr.<br />
Rieger in Aalen. 3D-Modelle und Konstruktionszeichnungen<br />
dienten dabei als Grundlage, um dem Mars-Projektteam<br />
eine <strong>Vorschau</strong> auf die Gesamt<strong>an</strong>lage zu ermöglichen.<br />
Letztendlich lieferte das Projektteam die CIP-Anlage vormontiert<br />
auf zwei Grundgestellen aus.<br />
TECHNISCHE AUSSTATTUNG<br />
Um die Durchflussmengen und die erfor<strong>der</strong>lichen Strömungsgeschwindigkeiten<br />
<strong>der</strong> CIP-Medien sowie die Dosierung<br />
von Lauge und Desinfektionsmittel zu erfassen,<br />
kommen insgesamt drei magnetisch-induktive Durchflussmessgeräte<br />
Promag P zum Einsatz. Die Chemievorratsbehälter<br />
werden wiegetechnisch überwacht, um die<br />
Leermeldung rechtzeitig vorausbestimmen und entsprechenden<br />
Nachschub pl<strong>an</strong>en zu können. Die Leitfähigkeitsmessung<br />
<strong>der</strong> Medien im Vor- und Rücklauf übernimmt<br />
<strong>der</strong> Smartec S. Zusätzlich sorgt <strong>der</strong> Trübungssensor<br />
Ousaf 11 <strong>für</strong> die optimale Phasentrennung im Rücklauf.<br />
Die Druck- und Füllst<strong>an</strong>dmessungen führen<br />
Deltapilot S und Cerabar M aus, die Temperaturmessungen<br />
vier Omnigad M Sensoren. Für die Grenzst<strong>an</strong>dmessung<br />
und Überfüllsicherung sind acht Liquiph<strong>an</strong>t T<br />
verbaut. Die Messwerte werden am Memograph M visualisiert<br />
und gespeichert. Die Steuerung übernimmt ein<br />
Controllogix-System von Rockwell Automation. Der gesamte<br />
Projektumf<strong>an</strong>g beinhaltete neben dem Basic Engineering,<br />
die Hardware- und Softwarepl<strong>an</strong>ung, die<br />
Visualisierung (HMI/Scada-Software Cimplicity) und<br />
die Schaltschr<strong>an</strong>kfertigung. Zum Turn-Key-Paket gehörte<br />
neben Montage und Inbetriebnahme <strong>der</strong> Software-<br />
Accept<strong>an</strong>ce-Test (SAT) und die Anlagenoptimierung<br />
nach vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gener Kalibration.<br />
FAZIT<br />
Das Familienunternehmen Mars hat fünf Prinzipien als<br />
Eckpfeiler seines H<strong>an</strong>delns, die Antrieb geben, etwas zu<br />
bewirken: Qualität, Ver<strong>an</strong>twortung, Gegenseitigkeit, Effizienz<br />
und Freiheit. Diese Prinzipien befolgte das Projektteam.<br />
Alle von Mars gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen konnten<br />
im gesteckten Zeitrahmen mit hoher Qualität erfüllt<br />
werden. Die Zusammenarbeit zwischen allen Projektbeteiligten<br />
basierte auf Vertrauen. Die neue CIP-Anlage<br />
erreichte alle kalkulierten Einsparungspotenziale in<br />
Bezug auf Zeit, Chemikalien-, Wasser- und Energieeinsatz<br />
und arbeitet deutlich effizienter. Letztlich war das<br />
Projekt deshalb erfolgreich, weil die Pl<strong>an</strong>er sich die Freiheit<br />
nahmen, einen kreativen Lösungsvorschlag zu unterbreiten<br />
und sich nicht durch die äußerst beengten<br />
Platzverhältnisse entmutigen ließen.<br />
AUTOR<br />
TIM SCHRODT ist Br<strong>an</strong>chenm<strong>an</strong>ager Lebensmittel<br />
bei Endress+Hauser in Weil am Rhein.<br />
Endress+Hauser Messtechnik GmbH+Co. KG,<br />
Colmarer Straße 6,<br />
D-79576 Weil am Rhein,<br />
Tel. +49 (0) 7621 97 57 51,<br />
E-Mail: tim.schrodt@de.endress.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
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27
PRAXIS<br />
Sensibel und stabil: Schwingen<strong>der</strong> Einstab misst<br />
Füllst<strong>an</strong>d von PVC-Gr<strong>an</strong>ulat bei Recycling<strong>an</strong>lage<br />
MBA 700 vibriert bei 290 Hz und ertastet auch sehr leichte Materialien<br />
IN MARL übernimmt <strong>der</strong> schwingende Einstab die zuverlässige<br />
Füllst<strong>an</strong>dmessung von PVC-Gr<strong>an</strong>ulat. Bil<strong>der</strong>: MBA Instruments<br />
DER GRENZSCHALTER<br />
MBA 700 ertastet<br />
auch sehr leichte<br />
Materialien mit einem<br />
Schütt gewicht bis<br />
10 Gramm pro Liter.<br />
Bei Schüttgütern spielt die Füllst<strong>an</strong>dmessung eine entscheidende<br />
Rolle. In Recyclingprozessen wird die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
<strong>für</strong> entsprechende Geräte samt <strong>der</strong> System<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ung<br />
deutlich. Für das mittelständische Unternehmen<br />
Arbeitsgemeinschaft PVC-Bodenbelag Recycling<br />
(AgPR), ist reibungslos funktionierende Füllst<strong>an</strong>dmessung<br />
die Basis <strong>für</strong> Sicherheit und Verlässlichkeit im gesamten<br />
Recyclingverfahren. Mit dem Vibrations-Einstab-Verfahren<br />
des Grenzst<strong>an</strong>dschalters MBA 700 <strong>der</strong> MBA Instruments<br />
aus Quickborn erreichte <strong>der</strong> Betrieb dieses Ziel.<br />
AUS ALT MACH NEU<br />
Im Zentrum des Wie<strong>der</strong>aufbereitungsprozesses <strong>der</strong><br />
AgPR stehen gebrauchte PVC-Beläge, <strong>der</strong>en Verarbeitung<br />
durch verschiedene Arbeitsschritte erfolgt, sogen<strong>an</strong>nte<br />
Recylats. „Diese dienen d<strong>an</strong>n Herstellern von PVC-Belägen<br />
als Grundlage“, erklärt Heinz-Ahlerich Lübben, Betriebsleiter<br />
<strong>der</strong> AgPR, den Recyclingvorg<strong>an</strong>g und ergänzt:<br />
„Dabei besteht die Herausfor<strong>der</strong>ung darin, die Fremdstoffe<br />
aus dem zerkleinerten Werkstoff herauszufiltern.“<br />
DISKONTINUIERLICHE PROZESSE<br />
Das Recycling alter PVC-Bodenbeläge benötigt ein zuverlässiges<br />
Instrument. „Nach dem Schred<strong>der</strong>n alter Bodenbeläge<br />
füllt ein Dosierbehälter das entst<strong>an</strong>dene Schüttgut in eine<br />
Kühlschnecke“, berichtet Lübben. „Dieser Vorg<strong>an</strong>g findet<br />
diskontinuierlich statt, weshalb wir auf sensible Füllst<strong>an</strong>dsensorik<br />
<strong>an</strong>gewiesen sind.“ Vor dem Wechsel zum Vibrations-Grenzst<strong>an</strong>dschalter<br />
MBA 700, wurde <strong>der</strong> Füllst<strong>an</strong>d<br />
mit einem Drehflügelmel<strong>der</strong> überwacht. Dieses Messverfahren<br />
zeichnet sich dadurch aus, dass ein Motor einen Flügel<br />
über eine Welle kontinuierlich dreht. Sobald das Füllgut<br />
den Messflügel berührt und ihn in seiner Drehung behin<strong>der</strong>t,<br />
gibt das Messgerät ein Signal ab, das den Befüllvorg<strong>an</strong>g<br />
unterbricht. Nachteil dieses Konzeptes: Bei beson<strong>der</strong>s feinen<br />
und leichten Füllgütern muss <strong>der</strong> Flügel entsprechend<br />
groß sein, damit die Schaltung schnell genug ausgelöst<br />
wird. Ist <strong>der</strong> Einsatz eines großen Flügels systembedingt<br />
nicht möglich, k<strong>an</strong>n es zu Fehlmeldungen kommen, da die<br />
feinen Subst<strong>an</strong>zen die Flügelrotation erst verspätet stoppen.<br />
Dieses Problem stellte sich auch <strong>der</strong> AgPR und so fiel die<br />
Wahl auf den Einstab-Vibrationsschalter MBA 700.<br />
SENSIBEL UND ZUVERLÄSSIG<br />
Im Vergleich zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en Schwingstäben stellt <strong>der</strong> patentierte<br />
Grenzschalter MBA 700 einen echten, schwingenden<br />
Einstab dar. Während Schwinggabeln und unechte<br />
Schwingstäbe schon seit längerem im Wettbewerb stehen,<br />
ist <strong>der</strong> schwertförmige Sensor, auch als Schwingflügel<br />
bek<strong>an</strong>nt, bisher einzigartig. Er vibriert bei 290 Hz mit geringer<br />
Energie, sodass er sich selbst nicht „freischaufelt“;<br />
Fehlmessungen durch eigene Hohlraumbildung werden<br />
somit vermieden. Vielmehr k<strong>an</strong>n <strong>der</strong> MBA 700 mit dem<br />
Schwingflügel-Verfahren auch extrem leichte Materialien<br />
mit einem Schüttgewicht bis 10 Gramm pro Liter ertasten.<br />
Bei <strong>der</strong> Entwicklung des Einstab-Schwingflügels st<strong>an</strong>d<br />
die Schwinggabel Pate. Sie wurde immer wie<strong>der</strong> modifiziert<br />
und verbessert, bis daraus ein massiver, vibrieren<strong>der</strong><br />
Stab aus Edelstahl entst<strong>an</strong>d. Für die maximale messtechnische<br />
Sicherheit erhielt <strong>der</strong> Stab einen Querschnitt<br />
in Form einer abgeflachten Raute, die zu <strong>der</strong> einzigartigen<br />
Schwertform führte. Diese verhin<strong>der</strong>t das Anbacken<br />
von Pulver, wenn das Gerät in Richtung Materialfluss<br />
eingebaut ist. Damit wurden die gewünschten Eigen-<br />
28<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
schaften erreicht: hohe Sensibilität, um sehr leichte Pulver<br />
zu detektieren, und gleichzeitig maximale mech<strong>an</strong>ische<br />
Stabilität, um in schweren o<strong>der</strong> zäh fließenden<br />
Schüttgütern eingesetzt zu werden. Wird <strong>der</strong> vibrierende<br />
Schwingflügel doch einmal durch mech<strong>an</strong>ische Einwirkung<br />
verbogen, schwingt er weiter.<br />
Das Messverfahren beruht darauf, einen Stab aus Stahl<br />
mithilfe eines Piezoelements zum Schwingen zu bringen.<br />
Besser noch zum Vibrieren, weil das Schwingen mit einer<br />
hohen Frequenz stattfindet. Kommt das vibrierende Element<br />
mit einem flüssigen o<strong>der</strong> festen Stoff in Berührung,<br />
so dämpft das die Schwingung. Das erkennt die Elektronik,<br />
schaltet die Vibration ab und sendet ein Signal.<br />
KEINE PROBLEME BEI DER SYSTEMINTEGRATION<br />
Da das Messverfahren nachträglich in den Recyclingprozess<br />
<strong>der</strong> AgPR integriert wurde, best<strong>an</strong>d die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
darin, das Gerätesignal in die Speicherprogrammierte<br />
Steuerung (SPS) <strong>der</strong> Anlage zu integrieren. „Diese<br />
dient dazu, die Ablaufsteuerung über unser digitales<br />
System zu kontrollieren“, erklärt Lübben. „Bei <strong>der</strong> Implementierung<br />
des MBA 700 gab es diesbezüglich keine<br />
Probleme und mittlerweile verfügt die Anlage über zwei<br />
Geräte, die zuverlässig und schnell reagieren und ein<br />
sicheres Schalten gewährleisten.“<br />
AUTOR<br />
HANS-HEINRICH WESTPHAL<br />
ist Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
MBA Instruments GmbH.<br />
MBA Instruments GmbH,<br />
Friedrich-List-Straße 3-7,<br />
D-25451 Quickborn,<br />
Tel. +49 (0) 4106 123 88 80,<br />
E-Mail:<br />
westphal@mba-instruments.de<br />
SIL<br />
Sprechstunde<br />
5. SIL-Sprechstunde<br />
Funktionale Sicherheit<br />
17. + 18.9.2013, M<strong>an</strong>nheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
www.sil-sprechstunde.de<br />
Programm<br />
SIL und Ex-Schutz<br />
Mo<strong>der</strong>ation:<br />
Anne Hütter, <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
SIL von elektronischen Komponenten<br />
Diagnose durch automatisches Testen<br />
Funktionale Sicherheit bei Nie<strong>der</strong>- & Mittelsp<strong>an</strong>nungsschalt<strong>an</strong>lagen<br />
Sicherheitstechnische Bewertung ohne Probabilistik<br />
PFD-Berechnung bei nichtkonst<strong>an</strong>ten Ausfallraten<br />
Referenten<br />
Thomas Gabriel, Bayer Technology Services GmbH<br />
Dirk Hablawetz, BASF SE<br />
Martin Herrm<strong>an</strong>n, Infracor GmbH<br />
Dr. Andreas Hildebr<strong>an</strong>dt, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Udo Hug, BImSchG § 29a Sachverständiger<br />
Dr. Thomas Karte, Samson AG<br />
Dr. Gerold Klotz-Engm<strong>an</strong>n, Endress+Hauser Messtechnik GmbH + Co. KG<br />
Josef Kuboth, L<strong>an</strong>desamt <strong>für</strong> Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW<br />
Patrick Lerévérend, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Dr. Bernd Schrörs, Bayer Technology Services<br />
Heiko Schween, HIMA Paul Hildebr<strong>an</strong>dt GmbH + Co KG<br />
Peter Sieber, Bilfinger alpha msr GmbH<br />
Joh<strong>an</strong>n Ströbl, TÜV Süd Industrie Service GmbH<br />
W<strong>an</strong>n und Wo?<br />
Weitere Informationen und Online-Anmeldung unter www.sil-sprechstunde.de<br />
nicht nach<br />
Schema F<br />
Termin<br />
Dienstag, 17.09.2013<br />
Ver<strong>an</strong>staltung (11:30 – 17:15 Uhr)<br />
„Get-Together“ mit Abendessen (ab 18:00 Uhr)<br />
Mittwoch, 18.09.2013<br />
Ver<strong>an</strong>staltung (9:00 – 15:00 Uhr)<br />
Ort<br />
M<strong>an</strong>nheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Thema<br />
Sicherheit nicht nach Schema F<br />
Teilnahmegebühr<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt.<br />
Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt.<br />
reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt.<br />
Studenten<br />
kostenlos<br />
Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen<br />
sowie die Verpflegung während <strong>der</strong> Ver<strong>an</strong>staltung<br />
(inkl. gemeinsames Abendessen).
PRAXIS<br />
IT-Infrastruktur von Rittal schützt Datenbestände<br />
<strong>der</strong> Vatik<strong>an</strong>ischen Apostolischen Bibliothek<br />
Rechenzentrum sichert <strong>an</strong>tiken Best<strong>an</strong>d und verbindet Energieeffizienz mit Flexibilität<br />
IN DER ERSTEN PROJEKTPHASE wurden zwei <strong>der</strong> vier gepl<strong>an</strong>ten Bereiche<br />
mit IT-Infrastruktur von Rittal ausgestattet. Bil<strong>der</strong>: Rittal<br />
DIE VATIKANISCHE APOSTOLISCHE BIBLIOTHEK<br />
beherbergt zirka 180 000 M<strong>an</strong>uskripte,<br />
8 600 Inkunabeln sowie 1,6 Millionen Bücher<br />
und 300 000 Münzen und Medaillen.<br />
Die Vatik<strong>an</strong>ische Apostolische Bibliothek enthält die<br />
weltweit größte Sammlung <strong>an</strong> <strong>an</strong>tiken und h<strong>an</strong>dgeschriebenen<br />
Texten. Mit <strong>der</strong> vollständigen Digitalisierung<br />
<strong>der</strong> zirka 180 000 M<strong>an</strong>uskripte leistet die Bibliothek<br />
einen wertvollen Beitrag zur Kulturgeschichte.<br />
Heimat <strong>der</strong> digitalisierten Dokumente ist künftig ein<br />
Rechenzentrum von Rittal, das Energieeffizienz und<br />
Flexibilität vereint.<br />
Bei dem Digitalisierungsprojekt, das auf vier Jahre<br />
ausgelegt ist, entstehen 40 Millionen erfasste Seiten. Das<br />
Rückgrat bildet die IT-Infrastruktur von Rittal. Bei <strong>der</strong><br />
Entscheidung <strong>für</strong> ein Rechenzentrum spielten Energieeffizienz<br />
und maximale Flexibilität eine große Rolle.<br />
Spätere Erweiterungen sollten bei höherem Archivierungsbedarf<br />
je<strong>der</strong>zeit möglich sein. Die Gründung <strong>der</strong><br />
Vatik<strong>an</strong>ischen Apostolischen Bibliothek geht auf den<br />
Heiligen Stuhl im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t zurück. Sie enthält<br />
etwa 180000 M<strong>an</strong>uskripte sowie 1,6 Millionen Bücher<br />
und 300 000 Münzen und Medaillen.<br />
HÖCHSTE SICHERHEIT<br />
Das Rechenzentrum befindet sich direkt neben den Büros<br />
<strong>der</strong> Angestellten <strong>der</strong> Vatik<strong>an</strong>ischen Apostolischen<br />
Bibliothek. Damit das Rechenzentrum stets verfügbar<br />
ist, sind alle vier Bereiche durch eine durchgängige<br />
Stromversorgung abgesichert. Für die Klimatisierung<br />
<strong>der</strong> Server-Racks vertraut Rittal auf bewährte Technik:<br />
Luft-/Wasser-Wärmetauscher tr<strong>an</strong>sportieren warme Luft<br />
ab. Damit wird gewährleistet, dass die Server in den<br />
IT-Racks nicht überhitzen. Für die Sicherheit <strong>der</strong> archivierten<br />
Daten installierte das Unternehmen außerdem<br />
Systeme <strong>für</strong> die Sicherheits-, Videoüberwachungs- und<br />
Zug<strong>an</strong>gskontrolle. Das Monitoring-System Rittal CMC<br />
III (Computer Multi Control) sorgt <strong>für</strong> einen reibungslosen<br />
Betrieb des Rechenzentrums, indem es Störungen<br />
wie einen plötzlichen Temperatur<strong>an</strong>stieg im Server-<br />
Rack sofort meldet.<br />
AUTOR<br />
PATRICIA SPÄTH<br />
ist Referentin bei <strong>der</strong><br />
Unternehmenskommunikation<br />
in <strong>der</strong><br />
Rittal GmbH & Co. KG.<br />
Rittal GmbH & Co. KG,<br />
Auf dem Stützelberg, D-35745 Herborn,<br />
Tel. +49 (0) 2772 505 23 46,<br />
E-Mail: spaeth.p@rittal.de<br />
30<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
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97091 Würzburg<br />
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Br<strong>an</strong>che / Wirtschaftszweig<br />
Bevorzugte Zahlungsweise B<strong>an</strong>kabbuchung Rechnung<br />
B<strong>an</strong>k, Ort<br />
Wi<strong>der</strong>rufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />
Brief, Fax, E-Mail) o<strong>der</strong> durch Rücksendung <strong>der</strong> Sache wi<strong>der</strong>rufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur<br />
Wahrung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Wi<strong>der</strong>rufs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sache <strong>an</strong> den Leserservice <strong>atp</strong>, Postfach<br />
9161, 97091 Würzburg.<br />
B<strong>an</strong>kleitzahl<br />
✘<br />
Ort, Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
PAATPE0713<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege <strong>der</strong> laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anfor<strong>der</strong>ung erkläre ich mich damit einverst<strong>an</strong>den, dass ich<br />
vom DIV Deutscher Industrieverlag o<strong>der</strong> vom Vulk<strong>an</strong>-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interess<strong>an</strong>te, fachspezifische Medien und Informations<strong>an</strong>gebote informiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung k<strong>an</strong>n ich mit Wirkung <strong>für</strong> die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.
PRAXIS<br />
Fräsmaschine aus den USA auf Sicherheitslevel<br />
PL d nach EN ISO 13849-1 nachgerüstet<br />
LKE GmbH stattet Kunststoff-Fräsmaschine Haas GR 712 mit Komponenten von ABB Stotz-Kontakt aus<br />
BILD 1: Die Fräsmaschine Haas GR 712 <strong>für</strong><br />
Filterplatten-Rohlinge aus Polypropylen wurde<br />
mit einer Komplettlösung von ABB Stotz Kontakt<br />
nachgerüstet. Bil<strong>der</strong>: ABB<br />
BILD 2: Günther Bissle und Rainer Fasel vor einer 3 m x 3 m großen<br />
Polypropylen-Platte <strong>für</strong> Minenfilter<strong>an</strong>lagen.<br />
Die aus den USA importierte 3-achsige Kunststoff-<br />
Fräsmaschine Haas GR 712 bearbeitet bei <strong>der</strong> Klinkau<br />
GmbH + Co. KG bis zu 3 m x 1,8 m große Filterplatten-<br />
Rohlinge aus Polypropylen. Mit <strong>der</strong> sicherheitstechnischen<br />
Nachrüstung dieser fabrikneuen Fräsmaschine<br />
beauftragte Klinkau die LKE GmbH & Co. KG. Entsprechend<br />
<strong>der</strong> Risikobeurteilung und den aktuellen Sicherheitsnormen,<br />
wurde die Anlage mit einer kompletten<br />
Sicherheitslösung von ABB Stotz Kontakt (Jokab Safety)<br />
ausgestattet. Alle Sicherheitsfunktionen erreichen den<br />
Perform<strong>an</strong>ce Level PL d nach EN ISO 13849-1.<br />
Das Sicherheitspaket umfasst die Schutzumhausung<br />
Quick-Guard, vier Sicherheitscontroller Vital, einen<br />
Unfallschutz-Lichtvorh<strong>an</strong>g Focus II, zwei berührungslos<br />
wirkende Türüberwachungssensoren Eden und Not-Halt-<br />
Taster Smile Tina sowie Sicherheitsrelais RT9 und BT51.<br />
VON DER RISIKOBEURTEILUNG ZUR<br />
SICHERHEITSLÖSUNG<br />
Die CNC-Fräsmaschine Haas GR712 (Bild 1) wurde vom<br />
künftigen Betreiber Klinkau aus den USA importiert und<br />
damit erstmalig in Europa in Verkehr gebracht. Um die<br />
geltende Richtlinie zu erfüllen, muss die Maschine von<br />
<strong>der</strong> LKE GmbH & Co. KG mit einer Schutzumhausung<br />
ergänzt und mit einer EG-Konformitätserklärung sowie<br />
CE-Kennzeichnung in Betrieb genommen werden.<br />
Gleichzeitig sollten zwei weitere, bereits in Betrieb<br />
befindliche Maschinen mit je einem Unfallschutz-Lichtvorh<strong>an</strong>g<br />
<strong>für</strong> den Zug<strong>an</strong>g zur Maschinenbestückung umgerüstet<br />
werden. Die Kapselung des Fräswerkzeugs soll<br />
nun ohne die üblichen Kevlar-Lamellen ausgeführt werden.<br />
Klinkau benötigte also eine Lösung, die es ermöglicht,<br />
den Fräsvorg<strong>an</strong>g zu beobachten.<br />
Da die Maschine <strong>für</strong> die Bearbeitung von Kunststoff und<br />
Holz bestimmt ist, legte m<strong>an</strong> die Typ-C-Norm EN 848-3<br />
„Sicherheit von Holzbearbeitungsmaschinen – Fräsmaschinen<br />
<strong>für</strong> einseitige Bearbeitung mit drehendem Werkzeug<br />
– Teil 3: NC-Bohr- und Fräsmaschinen“ zugrunde.<br />
Zusätzlich unternahm die LKE GmbH & Co. eine Risikobeurteilung<br />
nach EN ISO 12100, um die von <strong>der</strong> Norm<br />
abweichenden Punkte zu untersuchen. Für das Rückstellen<br />
<strong>der</strong> sicheren Antriebsabschaltung wurde <strong>der</strong> zur Absicherung<br />
<strong>der</strong> Schutzzaun-Öffnung dienende Lichtvorh<strong>an</strong>g<br />
Focus II mit einem Rückstelltaster Smile ausgestattet.<br />
ABB Stotz Kontakt rüstete die CNC-Steuerung <strong>der</strong> Maschine<br />
mit dem getrennten Sicherheitscontroler Vital<br />
aus. Mit <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong> erreichten Werte in Sistema<br />
dokumentierte die LKE, dass Perform<strong>an</strong>ce Level d <strong>der</strong><br />
einzelnen Sicherheitsfunktionen eingehalten wird. Bau,<br />
Inbetriebnahme und Prüfung <strong>der</strong> Steuerung übernahm<br />
die Firma Klinkau selbst. Abschließend wurde die gesamte<br />
Sicherheitssteuerung durch LKE im Rahmen einer<br />
Validierung nach EN ISO 13849-2 überprüft und mit einem<br />
detaillierten Funktionstest abgenommen.<br />
Die Filterplatten aus Polypropylen (Bild 2) werden aus<br />
verschiedenen Vorbauteilen als Rohlinge vorgefertigt<br />
und mit diesen rohen Geometrien <strong>an</strong> die Fräsmaschine<br />
<strong>an</strong>geliefert. Sind die Rohlinge einzeln auf die Maschine<br />
aufgelegt, werden sie mit einem präzisen Fräsprogramm<br />
auf die kundenspezifischen Maße und Geometrien zu-<br />
32<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
Mit Sicherheit<br />
kompetent<br />
BILD 3: Die Vital-Lösung ermöglicht es, bis zu 49<br />
dynamische Sicherheits sensoren zu überwachen.<br />
geschnitten. D<strong>an</strong>ach werden die vorgefrästen Platten<br />
von <strong>der</strong> Fräsmaschine abgenommen und in weiteren<br />
sehr unterschiedlichen Fertigungsschritten um projektbezogene<br />
Anfertigungen ergänzt. D<strong>an</strong>ach geht es<br />
<strong>für</strong> die Platten erneut auf die Fräsmaschine. Sie fräst<br />
die Platten im Feinfräsarbeitsg<strong>an</strong>g soweit fertig, dass<br />
sich in einer nachträglichen Montageroutine alle restlichen<br />
Bauteile <strong>an</strong>bringen lassen. D<strong>an</strong>ach werden die<br />
Filterplatten <strong>für</strong> den Vers<strong>an</strong>d fertig verpackt.<br />
DIE AUSRÜSTUNG DER SICHEREN FRÄSMASCHINE<br />
Für die erfor<strong>der</strong>liche Risikomin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Fräs<strong>an</strong>lagen<br />
musste Klinkau erheblich in die vorh<strong>an</strong>denen<br />
Maschinen eingreifen. Dabei erwies sich <strong>der</strong> l<strong>an</strong>gjährige<br />
Partner ABB Stotz Kontakt GmbH mit elektrischen<br />
Sicherheitsprodukten und dem Sicherheitszaun<br />
Quick Guard als guter Partner.<br />
Die Schutzumhausung Quick Guard besteht aus verschiedenen<br />
Komponenten, wie Aluminiumprofilen,<br />
patentierten Montageteilen, Gitter-Verriegelungen,<br />
Punktschweißgittern, Polycarbonat- und Schallabsorptions-Platten.<br />
Dadurch sind die Kosten <strong>für</strong> Zusammenbau<br />
und Än<strong>der</strong>ung des Systems gering. D<strong>an</strong>k des patentierten<br />
Schraubverriegelungssystems sind alle Beschläge<br />
vormontiert mit Befestigungsschrauben und<br />
Muttern lieferbar.<br />
Die Software Safecad vereinfacht es, praxisgerechte<br />
Sicherheitslösungen schnell und bequem <strong>an</strong>zupassen.<br />
Es h<strong>an</strong>delt sich dabei um das „Plug-in“-Programm<br />
<strong>für</strong> Auto Cad. Der Anwen<strong>der</strong> nutzt eine einfache Skiz-<br />
A01039DE<br />
Mit den Stellventilen Typ 3241 von<br />
SAMSON sind Sie immer auf <strong>der</strong><br />
sicheren Seite. D<strong>an</strong>k ihrer hohen<br />
MTBF brauchen Sie sich um einen<br />
Ausfall nicht zu sorgen.<br />
Noch mehr Sicherheit gar<strong>an</strong>tieren die<br />
Stellungsregler <strong>der</strong> Bauarten 3730 und<br />
3731. Mit ihrem zertifizierten Magnetventil<br />
und dem induktiven Grenzkontakt<br />
führen sie die Sprung <strong>an</strong>tworttests<br />
automatisch durch und dokumentieren<br />
die Ergebnisse.<br />
Gehen Sie auf Nummer sicher mit<br />
SAMSON.<br />
SIL<br />
SIL SIL<br />
SAMSON AG · MESS- UND REGELTECHNIK<br />
Weismüllerstraße 3 · 60314 Fr<strong>an</strong>kfurt am Main<br />
Telefon: 069 4009-0 · Telefax: 069 4009-1507<br />
E-Mail: samson@samson.de · www.samson.de<br />
SAMSON GROUP · www.samsongroup.net
PRAXIS<br />
BILD 4: Der Unfallschutz-Lichtvorh<strong>an</strong>g Focus<br />
misst einen Querschnitt von 37 mm x 48 mm<br />
und einer Schutzfeldhöhe von 1500 mm.<br />
Dahinter <strong>der</strong> Not-Halt-Taster Smile 11 EA Tina<br />
mit M12-Stecker und LED-Anzeige.<br />
ze des erfor<strong>der</strong>lichen Schutzsystems und gibt die Position<br />
von Türen und Klappen sowie die Wahl von Wellengitter,<br />
Polycarbonat-, Aluminium-, Stahl- o<strong>der</strong> schallabsorbierenden<br />
Platten ein. Die Software erstellt d<strong>an</strong>n 3D-<br />
Zeichnungen sowie Komponenten- und Schnittlisten. Die<br />
Zeichnungen werden schließlich genutzt, um die Teile<br />
zusammenzubauen und die Anlage zu errichten.<br />
Der Sicherheitscontroller Vital (Bild 3) ermöglicht es,<br />
unterschiedliche, <strong>an</strong> die gleiche Sicherheitsschaltung <strong>an</strong>geschlossene<br />
Unfallschutzgeräte zu installieren und trotzdem<br />
den Perform<strong>an</strong>ce Level PL e gemäß EN ISO 13849-1<br />
zu erreichen. Vital ist nur 22,5 mm breit und überwacht<br />
die <strong>an</strong>geschlossenen Unfallschutzgeräte dynamisch. Er<br />
verfügt über automatische o<strong>der</strong> m<strong>an</strong>uelle Rückstellung,<br />
Überwachung nachgeschalteter Schütze, zweifache<br />
Schließer-Sicherheitsausgänge und einen Informationsausg<strong>an</strong>g<br />
<strong>für</strong> Rückstell<strong>an</strong>zeige und Zust<strong>an</strong>dsinformation<br />
<strong>für</strong> die SPS. Die Module haben eine LED-Anzeige <strong>für</strong><br />
Sp<strong>an</strong>nung EIN, Anwesenheit von dynamischen Signalen<br />
sowie Ausg<strong>an</strong>gszust<strong>an</strong>d. Abnehmbare Klemmenleisten<br />
erleichtern Fehlersuche und Modulaustausch. Vital k<strong>an</strong>n<br />
bis zu 49 Geräte dynamisch überwachen.<br />
Der Unfallschutz-Lichtvorh<strong>an</strong>g Focus II (Bild 4) hat<br />
einen Querschnitt von nur 37 mm x 48 mm, eine Auflösung<br />
von 14 o<strong>der</strong> 30 mm und eine Schutzfeldhöhe<br />
von bis zu 2400 mm. Die parallel <strong>an</strong>geordneten Infrarotstrahlen<br />
mit einer Reichweite von 0,2 bis 14 m lösen<br />
beim Eindringen in den Gefahrenbereich einen Abschaltbefehl<br />
aus.<br />
Das nach den Sicherheitsnormen EN 61496-1 und<br />
IEC 61496-2 zertifizierte Gerät vom Typ 4 lässt sich leicht<br />
konfigurieren und installieren.<br />
Es besitzt Eingänge zum teilweisen o<strong>der</strong> vollständigen<br />
Muten <strong>der</strong> Lichtstrahlen. Zu den beson<strong>der</strong>en Merkmalen<br />
zählen Eintakt-/Zweitakt-Betrieb, optionales Floating<br />
o<strong>der</strong> Fixed Bl<strong>an</strong>king, Pre-Reset-Funktion, m<strong>an</strong>uelle,<br />
überwachte o<strong>der</strong> automatische Rückstellung, zwei überwachte<br />
PNP-Sicherheits-Ausgänge mit Querschluss-<br />
Überwachung (OSSD) und M12-Anschlüsse. LEDs sorgen<br />
<strong>für</strong> einfache Ausrichtung und Anzeige von Verschmutzung,<br />
Betriebssp<strong>an</strong>nung und Ausg<strong>an</strong>gszust<strong>an</strong>d.<br />
An je<strong>der</strong> Wartungstür ist ein berührungsloses Sicherheits-Sensorpaar<br />
Eden <strong>an</strong>gebracht. Es besteht aus dem<br />
aktiven, elektrisch verdrahteten Teil Adam und dem<br />
passiven, als Betätiger wirkenden Teil Eva. Ein kodiertes<br />
Signal wird von einem Sicherheitscontroller Vital o<strong>der</strong><br />
Pluto über Adam <strong>an</strong> Eva übertragen, die das Signal verän<strong>der</strong>t<br />
und wie<strong>der</strong> zurücksendet. Der Sensor ist nur bei<br />
geschlossener Tür aktiviert, wenn sich Adam und Eva<br />
gegenüber stehen. Dabei gewährleistet die große Toler<strong>an</strong>z<br />
<strong>für</strong> Abst<strong>an</strong>d und Versatz zwischen Adam und Eva und<br />
die als Justierhilfe dienende Blinkfrequenz <strong>der</strong> LED eine<br />
einfache Montage.<br />
Der wartungs- und verschleißfreie Sensor hat einen<br />
Schaltabst<strong>an</strong>d von 0 bis 15 mm und lässt sich unter einem<br />
Winkel von 0 bis 360 Grad betätigen. D<strong>an</strong>k des speziellen<br />
dynamischen Ein- und Ausg<strong>an</strong>gssignals k<strong>an</strong>n<br />
m<strong>an</strong> bis zu 49 berührungslose Sensoren mit einem Sicherheitscontroller<br />
Vital eink<strong>an</strong>alig überwachen. Dabei<br />
k<strong>an</strong>n <strong>der</strong> höchste Perform<strong>an</strong>ce Level PL e gemäß EN ISO<br />
13849-1 erreicht werden, und ein Informationssignal gibt<br />
Aufschluss über den Zust<strong>an</strong>d je<strong>der</strong> einzelnen Tür.<br />
Der leicht zu installierende Not-Halt-Taster Smile<br />
11 EA Tina mit 5-poligem M12-Stecker (Bild 4) ist <strong>für</strong><br />
den Anbau <strong>an</strong> Aluminiumprofile o<strong>der</strong> Maschinenoberflächen<br />
bestimmt. Der Anschluss von Not-Halt-Tastern<br />
Smile <strong>an</strong> Vital, Pluto o<strong>der</strong> ein Sicherheitsrelais erfolgt<br />
über eine 5-polige M12-Steckverbindung, und die eingebaute<br />
LED zeigt den aktuellen Zust<strong>an</strong>d des Tasters <strong>an</strong>.<br />
Leuchtet die LED grün, ist <strong>der</strong> Not-Halt-Taster nicht aktiviert.<br />
Ein rotes Licht weist dahingegen darauf hin, dass<br />
<strong>der</strong> Taster betätigt wurde.<br />
Binkt die LED, wurde einer <strong>der</strong> vorgeschalteten Not-<br />
Halt-Taster betätigt. So lässt sich schnell feststellen, welcher<br />
Not-Halt-Taster betätigt wurde. Smile entspricht <strong>der</strong><br />
Schutzart IP 65 und ist in verschiedenen Vari<strong>an</strong>ten <strong>für</strong><br />
dynamische und <strong>für</strong> statische Schaltkreise erhältlich.<br />
Das nur 22,5 mm breite Universal-Sicherheitsrelais<br />
RT9 (Bild 3) überwacht Sicherheitsvorrichtungen und<br />
interne Maschinensicherheit. Da dieses Relais über fünf<br />
Eing<strong>an</strong>gsvari<strong>an</strong>ten verfügt, k<strong>an</strong>n es in den verschiede-<br />
34<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
Programm<br />
nen Anwendungen eingesetzt werden und somit viele<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>e Relais ersetzen. Außerdem k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> zwischen<br />
m<strong>an</strong>ueller und automatischer Rückstellung wählen.<br />
Fünf Leuchtdioden dienen <strong>der</strong> Anzeige von Stromversorgung,<br />
Ein- und Ausgängen, Kurzschluss und zu geringer<br />
Sp<strong>an</strong>nung.<br />
Die abnehmbaren Anschlussklemmen erleichtern die<br />
Wartung und den notfalls erfor<strong>der</strong>lichen Geräteaustausch.<br />
Das Sicherheitsrelais RT9 eignet sich <strong>für</strong> Not-<br />
Halt-Taster, Lichtvorhänge, Dreistufen-Zustimmungstaster,<br />
Sicherheitsschalter, Magnetschalter, Lichtschr<strong>an</strong>ken,<br />
Schaltmatten, Schaltleisten und Fußschalter.<br />
PRODUKTIVITÄT UM FÜNF PROZENT GESTEIGERT<br />
Bei Ausrüstung und Anpassung <strong>der</strong> Fräsmaschinen <strong>an</strong><br />
geltende Sicherheitsbestimmungen arbeiteten Dipl.-Ing.<br />
Rainer Fasel, Produktionsleiter von Klinkau sowie Günther<br />
Bissle von ABB Stotz Kontakt und Leonhard Kastl,<br />
Geschäftsführer <strong>der</strong> LKE erfolgreich zusammen. Rainer<br />
Fasel und Leonhard Kastl schätzen bei <strong>der</strong> Schutzumhausung<br />
Quick Guard die einfache Montage mit patentierten<br />
Schraubverriegelungen, vormontierten Beschlägen<br />
und <strong>der</strong> Computer-Software Safecad sowie die um<br />
über 5 Prozent gestiegene Produktivität.<br />
Mo<strong>der</strong>ation:<br />
Anne Hütter, <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
eCl@ss-PROLIST und FDI <strong>für</strong> die automatisierte<br />
Geräteintegration mit Ausblick auf Industrie 4.0<br />
Explosionsschutz<br />
Funktionale Sicherheit<br />
Redund<strong>an</strong>zkonzept<br />
Engineering von Feldbussystemen<br />
Geräteintegration mit GSD, EDD, FDT und FDI<br />
Referenten<br />
BUS<br />
Sprechstunde<br />
Ronny Becker, Prüflabor MSR u. Analysentechnik, BIS Prozesstechnik GmbH<br />
Jürgen George, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Dr. Andreas Hildebr<strong>an</strong>dt, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Thomas Klatt, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Sven Seintsch, Prüflabor MSR u. Analysentechnik, BIS Prozesstechnik GmbH<br />
Oliver Weigel, BASF AG<br />
Thomas Westers, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
BUS<br />
3. Feldbus-Sprechstunde<br />
Feldbus in <strong>der</strong> Prozessindustrie<br />
19. + 20.09.2013, M<strong>an</strong>nheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
www.feldbus-sprechstunde.de<br />
Die kompetente Beratung, die verständliche technische<br />
Dokumentation, die einfache Bedienung und die<br />
zeitsparenden abnehmbaren Anschlussklemmen <strong>der</strong><br />
Relais überzeugte sie schließlich.<br />
AUTOR<br />
W<strong>an</strong>n und Wo?<br />
Dipl.-Ing. GÜNTHER BISSLE<br />
(42) ist Key Account<br />
M<strong>an</strong>ager bei <strong>der</strong> ABB Stotz<br />
Kontakt GmbH.<br />
ABB Stotz Kontakt GmbH,<br />
Max-Pl<strong>an</strong>ck-Straße 21, D-78549 Spaichingen,<br />
Tel. +49 (0) 7424 95 86 50,<br />
E-Mail: buero.spaichingen@de.abb.com<br />
Termin<br />
Donnerstag, 19.09.2013<br />
Ver<strong>an</strong>staltung (11:30 – 17:00 Uhr)<br />
„Get-Together“ mit Abendessen (ab 18:00 Uhr)<br />
Freitag, 20.09.2013<br />
Ver<strong>an</strong>staltung (9:00 – 15:00 Uhr)<br />
Ort<br />
M<strong>an</strong>nheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Thema<br />
Engineering und Geräteintegration<br />
unterstützt<br />
durch<br />
BIS-Prüflabor<br />
Teilnahmegebühr<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt<br />
Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt<br />
reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt<br />
Studenten<br />
kostenlos<br />
Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen<br />
sowie die Verpflegung während <strong>der</strong> Ver<strong>an</strong>staltung<br />
(inkl. gemeinsames Abendessen).<br />
Weitere Informationen und Online-Anmeldung unter www.feldbus-sprechstunde.de
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
<strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>: <strong>Orientierung</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Blinde</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Haltestelle</strong><br />
RF<strong>ID</strong> unterstützt Mobilität im ÖPNV<br />
<strong>Blinde</strong> und sehbehin<strong>der</strong>te Menschen werden im Alltag mit vielen Arten von Barrieren<br />
konfrontiert. Das Forschungsprojekt <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong> zeigt durch eine RF<strong>ID</strong>-basierte <strong>Orientierung</strong>shilfe<br />
eine Lösung <strong>für</strong> die barrierefreie Gestaltung von Verkehrs<strong>an</strong>lagen im öffentlichen<br />
Raum auf. Erste Feldtests des Prototypen <strong>an</strong> einer <strong>Bus</strong>haltestelle sowie <strong>an</strong> einem signalisierten<br />
Fußgängerüberweg wurden in Zusammenarbeit mit sehbehin<strong>der</strong>ten und blinden<br />
Testteilnehmern durchgeführt, um die Gebrauchstauglichkeit zu überprüfen. Die wichtigsten<br />
Erkenntnisse <strong>der</strong> technischen und sozialwissenschaftlichen Erhebungen werden<br />
in diesem Beitrag vorgestellt.<br />
SCHLAGWÖRTER Mobilitätsunterstützung / RF<strong>ID</strong>-Lokalisierung / Feldtest / Steuerung im<br />
Verkehr<br />
<strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>: better access to public tr<strong>an</strong>sport for people with impaired vision –<br />
RF<strong>ID</strong> technology supports barrier-free mobility<br />
People with impaired vision encounter a variety of obstacles in everyday situations. The<br />
<strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong> project offers <strong>an</strong> orientation aid based on RF<strong>ID</strong> for the barrier-free use of public<br />
tr<strong>an</strong>sport facilities. Initial field tests of the prototypes with regard to usability at a bus<br />
stop <strong>an</strong>d at a pedestri<strong>an</strong> crossing were conducted with particip<strong>an</strong>ts with impaired vision.<br />
The most import<strong>an</strong>t findings <strong>an</strong>d results of the technical <strong>an</strong>d socio-scientific surveys are<br />
presented.<br />
KEYWORDS supported mobility / RF<strong>ID</strong> localization / guid<strong>an</strong>ce in traffic<br />
36<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
RANDO MEISTER, ALEXANDER FAY, Helmut-Schmidt-Universität/Universität <strong>der</strong> Bundeswehr Hamburg<br />
DENNIS CORY, Deutscher <strong>Blinde</strong>n- und Sehbehin<strong>der</strong>tenverb<strong>an</strong>d<br />
CHRISTIAN EHRING, RTB<br />
Zur <strong>Orientierung</strong> im Alltag nimmt ein Mensch<br />
nahezu 90 Prozent des Informationsgehalts <strong>der</strong><br />
Umgebung mithilfe seiner visuellen Wahrnehmung<br />
auf. Infolge <strong>der</strong> stark vermin<strong>der</strong>ten o<strong>der</strong><br />
nicht vorh<strong>an</strong>denen Sehfähigkeit sind sehbehin<strong>der</strong>te<br />
und blinde Personen bei ihren Bewegungsabläufen<br />
beson<strong>der</strong>s auf kompensierende, auditive und taktile <strong>Orientierung</strong>spunkte<br />
<strong>an</strong>gewiesen [1]. Ein wichtiger Baustein<br />
zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und zur Sicherung<br />
<strong>der</strong> Lebensqualität <strong>Blinde</strong>r und Sehbehin<strong>der</strong>ter ist<br />
es, eine eigenständige Mobilität zu realisieren. Dabei<br />
sind viele Betroffene auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel<br />
sowie die Bewältigung von Wegen zu Fuß<br />
<strong>an</strong>gewiesen, wobei sie mit unterschiedlichen Arten von<br />
Barrieren konfrontiert werden.<br />
Mit <strong>der</strong> Absicht, eine selbstbestimmte Lebensführung<br />
zu ermöglichen, trat im Jahr 2002 das Behin<strong>der</strong>tengleichstellungsgesetz<br />
(BGG) in Kraft. Durch das BGG werden<br />
die Verkehrsträger bundesweit verpflichtet, öffentliche<br />
Anlagen, Verkehrsmittel sowie <strong>an</strong><strong>der</strong>e Lebensbereiche<br />
barrierefrei zu gestalten. Barrierefreiheit dieser Bereiche<br />
ist entsprechend BGG d<strong>an</strong>n gegeben, „wenn sie <strong>für</strong> behin<strong>der</strong>te<br />
Menschen in <strong>der</strong> allgemein üblichen Weise,<br />
ohne beson<strong>der</strong>e Erschwernis und grundsätzlich ohne<br />
fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind“ [2]. Trotz dieser<br />
klaren Gesetzeslage und gesteigerten Bemühungen<br />
seitens <strong>der</strong> Verkehrsunternehmen, gehören <strong>der</strong> barrierefreie<br />
Zug<strong>an</strong>g sowie die barrierefreie Nutzung des öffentlichen<br />
Verkehrs (ÖV) <strong>der</strong>zeit noch nicht zum Alltag blin<strong>der</strong><br />
und sehbehin<strong>der</strong>ter Menschen.<br />
Ziel des Forschungsverbunds <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong> ist es, durch die<br />
Entwicklung einer Radio Frequency Identification<br />
(RF<strong>ID</strong>)-basierten <strong>Orientierung</strong>shilfe die offenen Fragen<br />
zur barrierefreien Gestaltung <strong>für</strong> <strong>Blinde</strong> und Sehbehin<strong>der</strong>te<br />
im ÖPNV aufzugreifen und zukunftsweisende Lösungen<br />
aufzuzeigen. Zur Umsetzung haben sich vier<br />
Verbundpartner zusammengeschlossen: <strong>der</strong> Deutsche<br />
<strong>Blinde</strong>n- und Sehbehin<strong>der</strong>tenverb<strong>an</strong>d (DBSV) <strong>für</strong> die<br />
Nutzerexpertise, das Institut <strong>für</strong> Automatisierungstechnik<br />
<strong>der</strong> Helmut-Schmidt-Universität/Universität <strong>der</strong> Bundeswehr<br />
Hamburg (HSU) <strong>für</strong> die Systementwicklung, das<br />
Ingenieurbüro KramerAlbrecht (K&A) mit dem Fachwissen<br />
<strong>für</strong> Stadtverkehrspl<strong>an</strong>ung und die Firma RTB <strong>für</strong> die<br />
Herstellerexpertise im Bereich Verkehrstechnik.<br />
1. DAS BUS-<strong>ID</strong>-SYSTEM<br />
Um die Zugänglichkeit im öffentlichen Personennahverkehr<br />
(ÖPNV) <strong>für</strong> <strong>Blinde</strong> und Sehbehin<strong>der</strong>te zu verbessern,<br />
sind in den verg<strong>an</strong>genen Jahrzehnten in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
sowie in <strong>an</strong><strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n Europas und <strong>der</strong> Welt<br />
zunehmend Bodenindikatoren (siehe DIN 32984 sowie<br />
Bild 1) <strong>an</strong> <strong>Haltestelle</strong>n und in <strong>der</strong>en Umfeld verlegt worden.<br />
Diese bewährten sich zwar als Warnsignale, haben<br />
aber nur eine begrenzte Funktionalität als <strong>Orientierung</strong>shilfe<br />
und geben keine Auskünfte über Fahrpläne, Fahrtziele<br />
und Linien. Nichtsdestotrotz sind die taktilen Bodenelemente<br />
wichtige Hilfsmittel <strong>für</strong> <strong>Blinde</strong> und Sehbehin<strong>der</strong>te<br />
bei <strong>der</strong> Bewegung im öffentlichen Raum und<br />
sollten daher von neuen <strong>Orientierung</strong>ssystemen vor allem<br />
ergänzt und nicht ersetzt werden.<br />
In Expertengesprächen und Voruntersuchungen <strong>an</strong><br />
einer Experimentierhaltestelle auf dem Gelände <strong>der</strong> HSU<br />
wurden die Benutzer<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ungen und die daraus resultierenden<br />
technischen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> ein <strong>Blinde</strong>norientierungssystem<br />
<strong>für</strong> den ÖPNV detailliert ermittelt.<br />
Dabei stellte sich heraus, dass es <strong>für</strong> blinde und<br />
sehbehin<strong>der</strong>te Menschen vor allem wichtig ist, die Zug<strong>an</strong>gspunkte<br />
zum ÖPNV (<strong>Bus</strong>haltestellenmast, Zugänge<br />
zu U-Bahnstationen) entl<strong>an</strong>g ihrer Wegekette sicher aufzufinden.<br />
Um dies generell zu ermöglichen, muss das<br />
Assistenzsystem sowohl auf Freiflächen als auch in unterirdischen<br />
und überdachten Verkehrs<strong>an</strong>lagen zuverlässig<br />
funktionieren. Des Weiteren sind Sehbehin<strong>der</strong>te<br />
bei <strong>der</strong> Bewegung im öffentlichen Raum speziell auf ihre<br />
Hände (L<strong>an</strong>gstock, <strong>Blinde</strong>nhund) und Ohren (Schallreflexionen,<br />
Geräuscherkennung) <strong>an</strong>gewiesen.<br />
Hände und Ohren sind frei zu lassen. Dies führt zu<br />
einer Präferenz <strong>für</strong> passiv mitgeführte Systeme mit minimalem<br />
Interaktionsaufw<strong>an</strong>d. Weiterhin ist bek<strong>an</strong>nt,<br />
dass sich blinde Personen ohne Hilfsmittel meist mit<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
37
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
einer individuellen Abdrift (engl. veering) fortbewegen<br />
[3]. Daher ist es ohne kontraststarke visuelle o<strong>der</strong> taktile<br />
<strong>Orientierung</strong>spunkte immens schwierig, richtungsgebenden<br />
<strong>Orientierung</strong>sinformationen zielgerichtet zu<br />
folgen (siehe Bild 2). Eine sinnvolle Kompensation ist<br />
durch die Fähigkeit des Richtungshörens gegeben, die<br />
es Menschen ermöglicht, sich deutlich besser auf akustische<br />
Quellen hin zu bewegen.<br />
Zudem ist es den Anwen<strong>der</strong>n wichtig, die Anschaffungskosten<br />
möglichst gering zu halten. Ein kostengünstiges<br />
Nutzergerät besitzt zudem den Vorteil, die Nutzung<br />
des <strong>Orientierung</strong>ssystems einer breiten Interessengruppe<br />
zu ermöglichen. Die Erkenntnisse <strong>der</strong> Voruntersuchungen<br />
[4] berücksichtigt, verfolgt <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong> den Ansatz eines<br />
infrastrukturbasierten Akustikkonzepts.<br />
1.1 Aufbau und <strong>Orientierung</strong>skonzept<br />
Das <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>-System ist so konzipiert, dass es sich mit <strong>der</strong><br />
gleichen Basis-Technologie in verschiedenen Anwendungsfällen<br />
entl<strong>an</strong>g einer Mobilitätskette einsetzen lässt.<br />
Der kleine, leichte und kostengünstige Tr<strong>an</strong>spon<strong>der</strong> wird<br />
von den Nutzern getragen, idealerweise am H<strong>an</strong>dgelenk.<br />
Diese konzeptionelle Entscheidung basiert auf den gewonnenen<br />
Nutzer<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ungen und grenzt das <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>-Systemkonzept<br />
gegenüber <strong>an</strong><strong>der</strong>en Forschungs<strong>an</strong>sätzen [5, 6,<br />
7] ab, welche aufwendigere Nutzergeräte (Bedienaufw<strong>an</strong>d,<br />
Preis, Gewicht) voraussetzten. Darüber hinaus werden <strong>an</strong><br />
relev<strong>an</strong>ten Infrastrukturpunkten, wie etwa ÖPNV-Zugängen,<br />
ortsfeste Lesegeräte mit integrierten Akustiken installiert.<br />
<strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong> k<strong>an</strong>n dabei sowohl als eigenständiges System<br />
installiert o<strong>der</strong> als Add-on-Modul in bestehende Technik,<br />
wie beispielsweise <strong>an</strong> Lichtsignal<strong>an</strong>lagen, integriert<br />
werden. Zur Ver<strong>an</strong>schaulichung zeigt Bild 3 das <strong>Orientierung</strong>skonzept<br />
<strong>für</strong> eine einfache <strong>Bus</strong>haltestelle.<br />
Grundsätzlich befinden sich die akustischen Infrastrukturpunkte<br />
des <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>-Konzepts in einem Wartemodus.<br />
Bei Erfassung eines aktivierten Nutzergeräts im<br />
Empf<strong>an</strong>gsbereich beginnt zunächst eine automatische<br />
Dist<strong>an</strong>zmessung im Hintergrund. Im Falle einer Annäherung<br />
des Benutzergeräts wird bei Eindringen in einen<br />
parametrierbaren Arbeitsbereich (optimale Entfernung:<br />
kleiner 15 m) ein unauffälliger aber mark<strong>an</strong>ter <strong>Orientierung</strong>ston<br />
(OT) mit adaptivem Lautstärkepegel gestartet.<br />
Durch die Fähigkeit des Richtungshörens ist <strong>der</strong> OT (ein<br />
markierendes Tock‐Geräusch) <strong>an</strong> wichtigen Infrastrukturpunkten<br />
von den <strong>Blinde</strong>n und Sehbehin<strong>der</strong>ten zur<br />
intuitiven Verortung und unterstützenden <strong>Orientierung</strong><br />
im öffentlichen Raum gut nutzbar. Versuche zeigten dabei<br />
einen akustischen <strong>Orientierung</strong>sbedarf zum sicheren<br />
Auffinden von Zug<strong>an</strong>gspunkten ab einer Entfernung von<br />
zirka 10 m. Zusätzliche Informationen und mobilitätsunterstützende<br />
Assistenzfunktionen stellt das <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>-System<br />
auf akustischem Wege im parametrierbaren Nahbereich<br />
(optimale Entfernung kleiner 3 m) zur Verfügung.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> geringen Dist<strong>an</strong>z im Nahbereich fallen<br />
unerwünschte akustische Wechselwirkungen mit Umgebungsgeräuschen<br />
gering aus, insbeson<strong>der</strong>e, wenn die<br />
Lautstärke <strong>der</strong> Ausgaben automatisch <strong>an</strong> den Geräuschpegel<br />
<strong>der</strong> Umgebung <strong>an</strong>gepasst wird.<br />
1.2 Funktechnologie<br />
Der Einsatz von RF<strong>ID</strong>-Technologie ermöglicht eine berührungslose<br />
sowie automatische Erfassung von Objekten<br />
und Personen mittels Funkübertragung. Ein RF<strong>ID</strong>-System<br />
setzt sich im Wesentlichen aus drei Komponenten zusammen:<br />
dem Lesegerät (Rea<strong>der</strong>), dem Tr<strong>an</strong>spon<strong>der</strong> (Tag) sowie<br />
einem weiterverarbeitenden Computersystem [8].<br />
RF<strong>ID</strong>-Systeme unterscheiden sich grundsätzlich hinsichtlich<br />
ihrer Übertragungsfrequenz, Energieversorgung sowie<br />
<strong>der</strong> Bauform des Tr<strong>an</strong>spon<strong>der</strong>s. Diese physikalischen<br />
Ausprägungen von RF<strong>ID</strong>-Systemen beeinflussen weiterhin<br />
Leistungsparameter wie die maximale Erfassungsreichweite<br />
und die erreichbaren Datenübertragungsraten.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> heterogenen Systemcharakteristiken ergeben<br />
sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten (zum Beispiel<br />
in <strong>der</strong> Automobilindustrie und <strong>der</strong> Logistik).<br />
Um mittels RF<strong>ID</strong>-Technik größere Funkbereiche abdecken<br />
zu können, ist <strong>der</strong> Einsatz aktiver Tr<strong>an</strong>spon<strong>der</strong>technologie<br />
notwendig. Die HSU <strong>an</strong>alysierte und testete unter<br />
<strong>an</strong>wendungsnahen Bedingungen verschiedene proprietäre<br />
feldstärke- und laufzeitbasierte Real Time Location Systeme<br />
(RTLS). Basierend auf den Evaluationsergebnissen [9]<br />
wird in <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong> ein kommerzielles laufzeitbasiertes RF<strong>ID</strong>-<br />
System mit einer Übertragungsfrequenz von 2,45 GHz im<br />
Industrial, Scientific <strong>an</strong>d Medical (ISM)-B<strong>an</strong>d eingesetzt.<br />
Dieses Echtzeit-Lokalisierungssystem nutzt das Chirp<br />
Spread Spectrum (CSS)-Modulationsverfahren, welches<br />
im St<strong>an</strong>dard IEEE 802.15.4a als offizielles Kommunikationsprotokoll<br />
normiert ist [10]. Das Verfahren verwendet<br />
frequenzmodulierte Impulse (Chirps) entl<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Funkstrecke<br />
und eine reversible Überführung in Sinc-Impulse<br />
im Tr<strong>an</strong>sceiver, siehe Bild 6. Je<strong>der</strong> Chirp-Impuls hat<br />
eine feste Zeitdauer von einer Mikrosekunde und überstreicht<br />
in dieser Zeit eine HF-B<strong>an</strong>dbreite von 80 MHz<br />
im 2,4‐GHz B<strong>an</strong>d. Startet ein Chirp-Impuls am unteren<br />
Ende des 80‐MHz‐Spektrums, um seine Frequenz stetig<br />
zu erhöhen, h<strong>an</strong>delt es sich um einem Up-Chirp. Beginnt<br />
er hingegen am oberen Ende und verringert seine Frequenz,<br />
wird von einem Down-Chirp gesprochen. Über<br />
diese Up- und Down-Chirps lassen sich die Informationsbits<br />
(0 und 1) modulieren. Im empf<strong>an</strong>genden Tr<strong>an</strong>sceiver<br />
(Basisb<strong>an</strong>d) werden diese Impulse <strong>an</strong>schließend<br />
durch Oberflächenfilter in nadelförmige Sinc-Impulse<br />
<strong>für</strong> die weitere Verarbeitung umgew<strong>an</strong>delt.<br />
Der Sinc-Impuls ist <strong>der</strong> kürzeste Impuls im Zeitbereich,<br />
<strong>der</strong> bei einer vorgegebenen B<strong>an</strong>dbreite realisierbar ist.<br />
Dieser füllt die B<strong>an</strong>dbreite (B) so über die Zeit (δ), dass<br />
B x δ = 1 (1)<br />
als B<strong>an</strong>dbreite-Zeit-Produkt gilt. Das bedeutet, dass die<br />
Sinc-Impulse im Tr<strong>an</strong>sceiver maximal dicht <strong>an</strong>ein<strong>an</strong><strong>der</strong><br />
gepackt und mit hoher Geschwindigkeit verarbeitet werden<br />
können. Diese schmalen Impulse ermöglichen es dem<br />
System, hochgenaue Zeitmessungen durchzuführen und<br />
große Datenmengen (bis zu 2 Mbit/s) zu übertragen. Bei<br />
<strong>der</strong> Tr<strong>an</strong>sformation von Sinc- zu Chirp-Impulsen vergrößert<br />
sich das B<strong>an</strong>dbreite-Zeit-Produkt. Ein Chirp-Impuls<br />
füllt die gleiche B<strong>an</strong>dbreite aus, dieser liegt jedoch mit<br />
konst<strong>an</strong>ter Amplitude <strong>für</strong> die Zeitdauer T >> δ <strong>an</strong>, sodass<br />
38<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
LOGO des <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong><br />
Verbundprojekts<br />
BILD 1: Bodenindikatoren nach DIN 32984<br />
BILD 3: <strong>Orientierung</strong>skonzept <strong>an</strong> einer einfachen <strong>Bus</strong>haltestelle<br />
BILD 2: Abdriftverhalten<br />
auf gera<strong>der</strong> Strecke [3]<br />
BILD 4: Grundprinzip des CSS-Modulationsverfahrens [6]<br />
B x T >> 1(2)<br />
1.3 Verhaltensadaptive Funktionalitäten<br />
gilt. Durch die Vergrößerung des B<strong>an</strong>dbreite-Zeit-Produktes<br />
sinkt die Empfindlichkeit des Systems gegenüber<br />
schmalb<strong>an</strong>digen Störungen entl<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Funkstrecke,<br />
und gleichzeitig steigt die Robustheit gegen Mehrwegausbreitung.<br />
Mittels Autokorrelation wird <strong>der</strong> Peak (Signalplateau)<br />
des Sinc-Impulses im Tr<strong>an</strong>sceiver bestimmt<br />
und <strong>an</strong>schließend ein Zeitstempel in <strong>der</strong> Software gesetzt.<br />
Als Messmethodik wird von <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong> ein symmetrisches<br />
Zwei-Wege-Verfahren eingesetzt, wodurch bereits<br />
ein Tr<strong>an</strong>sceiver-Paar imst<strong>an</strong>de ist, eine einfache<br />
Dist<strong>an</strong>zmessung mit einer Genauigkeit von rund einem<br />
Meter, also etwa einer Schrittlänge, vorzunehmen.<br />
Die Kompensation <strong>der</strong> eingeschränkten o<strong>der</strong> nicht vorh<strong>an</strong>denen<br />
visuellen <strong>Orientierung</strong>sfähigkeit erfor<strong>der</strong>t<br />
beim Bewältigen einer alltäglichen Wegekette von sehbehin<strong>der</strong>ten<br />
und blinden Menschen einen hohen sensormotorischen<br />
sowie kognitiven Aufw<strong>an</strong>d. Daher wurde<br />
das Funktionsdesign von <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong> <strong>der</strong>art gestaltet, dass es<br />
Nutzern eine intuitive, natürliche und sichere Interaktion<br />
mit dem Assistenzsystem ermöglicht. Um ein benutzeradaptives<br />
Systemverhalten zu realisieren und aufwendige<br />
Eingaben zu vermeiden, wertet das <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>-System<br />
die individuellen Bewegungstrajektorien im Erfassungsbereich<br />
am Point of Interest (POI) aus und aktiviert be-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
39
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
darfsgerecht die gewünschten Assistenzfunktionalitäten.<br />
Durch das passive Tragen des eingeschalteten Tr<strong>an</strong>spon<strong>der</strong>s<br />
werden dabei kontextsensitiv folgende automatisierte<br />
Anwendungsszenarien unterschieden:<br />
Nutzer nähert sich einem POI:<br />
(parametrierbar, <strong>der</strong>zeit Dist<strong>an</strong>z < 15m)<br />
lautstärkenadaptive Aktivierung des<br />
<strong>Orientierung</strong>ssignals, ein Tocken.<br />
Nutzer passiert den POI beziehungsweise<br />
entfernt sich von einem POI:<br />
Deaktivierung des <strong>Orientierung</strong>ssignals<br />
Nutzer verweilt im Nahbereich<br />
(parametrierbar, <strong>der</strong>zeit > 3sec und < 3m):<br />
Aktivierung <strong>der</strong> Assistenzfunktion<br />
(beispielsweise Sprachausgabe)<br />
Befinden sich mehrere Lesegeräte im Arbeitsbereich,<br />
wird jeweils nur das dem Benutzer am nächsten gelegene<br />
aktiv. Sind mehrere Tr<strong>an</strong>spon<strong>der</strong> einem einzigen Lesegerät<br />
zugeordnet, k<strong>an</strong>n die <strong>Orientierung</strong>sfunktion sowie<br />
die spezifische Assistenzfunktion unabhängig vonein<strong>an</strong><strong>der</strong><br />
durch das Lesegerät gesetzt werden. Die Unterscheidung<br />
<strong>der</strong> Tr<strong>an</strong>spon<strong>der</strong> erfolgt im Sinne des Datenschutzes<br />
<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer <strong>an</strong>onymen Identifikationsnummer<br />
(<strong>ID</strong>). Auf Wunsch des Nutzers können dem Tr<strong>an</strong>spon<strong>der</strong><br />
jedoch zusätzlich individuelle Merkmalsklassen (Grad<br />
<strong>der</strong> Hörfähigkeit, gewünschte Sprache, Umf<strong>an</strong>g des Informationswunsches)<br />
aufgeprägt werden. Die im Lesegerät<br />
zunächst gespeicherte <strong>ID</strong> des Tr<strong>an</strong>spon<strong>der</strong>s wird gelöscht,<br />
wenn <strong>der</strong> Tr<strong>an</strong>spon<strong>der</strong> den Empf<strong>an</strong>gsbereich<br />
längere Zeit (einige Sekunden) verlässt.<br />
Der akustische Ausgabepegel des <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>-Systems lässt<br />
sich abhängig vom Geräuschpegel im direkten Umfeld und<br />
entfernungsabhängig steuern. Um den Lautstärkepegel des<br />
Systems optimal adaptieren zu können, wird <strong>der</strong> aktuelle<br />
Pegel des Umgebungslärms vor einer Ausgabe perm<strong>an</strong>ent<br />
bestimmt. Somit können die <strong>Orientierung</strong>sinformationen<br />
so laut wie nötig, aber so leise wie möglich ausgegeben werden.<br />
Darüber hinaus sind im <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>-System verschiedene<br />
Parameter, wie eine untere beziehungsweise obere Pegelbegrenzung,<br />
hinterlegbar, wobei zusätzlich eine tageszeitabhängige<br />
Abstimmung <strong>der</strong> Parameter erfolgen k<strong>an</strong>n.<br />
2. FELDTEST UND ERGEBNISSE<br />
Bei <strong>der</strong> Entwicklung eines komplexen Systems sind verschiedene<br />
Arten von Tests unverzichtbar. In <strong>der</strong> fortgeschrittenen<br />
Phase von <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong> sind die Korrektheit <strong>der</strong><br />
algorithmischen Implementierung sowie <strong>der</strong>en Perform<strong>an</strong>z<br />
von Bedeutung. Ebenso spielen <strong>der</strong> funktionale Nutzen<br />
und die Zufriedenheit <strong>der</strong> Nutzer mit dem System eine<br />
zunehmend größere Rolle. Dazu werden im Forschungsverbund<br />
<strong>Bus</strong>‐<strong>ID</strong> im Rahmen umf<strong>an</strong>greicher Feldtests solche<br />
Anwendungsszenarien betrachtet, bei denen ein Nutzen<br />
<strong>für</strong> den Menschen in seiner Mobilität und individuellen<br />
Situation besteht. Die Szenarien repräsentieren typische<br />
H<strong>an</strong>dlungsabläufe in Abhängigkeit von spezifischen<br />
Merkmalen <strong>der</strong> jeweiligen Untersuchungsumgebung (beispielsweise<br />
<strong>Haltestelle</strong> mit und ohne Wartehäuschen als<br />
<strong>Orientierung</strong>spunkt). Der große Vorteil <strong>der</strong> Feldtests gegenüber<br />
den vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genen Labortests besteht darin,<br />
das interaktive <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>-System in einem realen Kontext<br />
und mit natürlichen Störungseinflüssen (Lärm, Verkehr,<br />
Witterung) vollständig testen zu können. Solche Störungen<br />
weisen einen stark zufälligen Charakter auf und wären<br />
in Labortests nur sehr aufwendig zu simulieren.<br />
In <strong>der</strong> gerade abgeschlossenen Feldtestphase wurden<br />
eine <strong>Bus</strong>haltestelle und eine Lichtsignal<strong>an</strong>lage (LSA) in<br />
Hamburg ausgewählt und temporär mit dem <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>-System<br />
ausgerüstet. Zusätzlich konnten Tests zur Überprüfung<br />
des <strong>Orientierung</strong>skonzepts in einer U-Bahn-<strong>Haltestelle</strong><br />
durchgeführt werden. Allein <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Bus</strong>haltestelle,<br />
siehe Bild 5, konnten <strong>an</strong> 3 Tagen insgesamt 68 Messreihen<br />
von 24 Prob<strong>an</strong>den aufgenommen werden. Das durchschnittliche<br />
Alter <strong>der</strong> Testpersonen lag bei 54 Jahren,<br />
wobei <strong>der</strong> Jüngste 27 Jahre und <strong>der</strong> älteste Teilnehmer 77<br />
Jahre alt waren. Weitere Eigenschaften <strong>der</strong> Testgruppe<br />
sind in Tabelle 1 exemplarisch <strong>an</strong>gegeben und zeigten<br />
sich beim LSA-Feldtest ähnlich. Die ausgewählte Versuchsumgebung<br />
<strong>der</strong> <strong>Bus</strong>haltestelle W<strong>an</strong>dsbeker Straße<br />
eignete sich beson<strong>der</strong>s gut <strong>für</strong> den Feldversuch, da sie<br />
vom Aufbau (Haltebucht, Wartehäuschen) einer typischen<br />
<strong>Bus</strong>haltestelle entspricht und das Umfeld (laute,<br />
mehrspurige Hauptstraße, hoch frequentierter Fußgängerweg)<br />
zur <strong>Orientierung</strong> <strong>für</strong> <strong>Blinde</strong> und Sehbehin<strong>der</strong>te<br />
sehr <strong>an</strong>spruchsvoll ist. Die ebenfalls untersuchte LSA-<br />
Kreuzung Bramfel<strong>der</strong> Chaussee/W<strong>an</strong>dsbeker Straße befindet<br />
sich im direkten Laufweg zur <strong>Haltestelle</strong>.<br />
Die Gebrauchstauglichkeit (siehe DIN/ISO 9241, Teil<br />
11) wurde mit subjektiven Urteilen (Ratingskalen) und<br />
direkten Beobachtungen bewertet. Messungen zur Lokalisierungsgenauigkeit<br />
und Überprüfung <strong>der</strong> Schaltlogiken<br />
ergänzten die Datenerhebung.<br />
Ziel <strong>der</strong> technischen Evaluierung des RF<strong>ID</strong>-Prototypen<br />
war, die Aktivierung und bedarfsgerechte Anpassung eines<br />
<strong>Orientierung</strong>ssignals (abhängig von <strong>der</strong> ermittelten<br />
Dist<strong>an</strong>z zwischen dem Tr<strong>an</strong>spon<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Infrastrukturkomponente)<br />
zu prüfen, sodass blinde und sehbehin<strong>der</strong>te<br />
Menschen den Einstiegspunkt zum <strong>Bus</strong> sowie den<br />
LSA-Überweg leichter auffinden konnten. Darüber hinaus<br />
war das System in <strong>der</strong> Lage, dem Prob<strong>an</strong>den automatisch<br />
Zusatzinformationen zur <strong>Bus</strong>haltestelle und zu einfahrenden<br />
<strong>Bus</strong>sen auszugeben, insofern sich <strong>der</strong> Prob<strong>an</strong>d mit<br />
seinem aktivierten Tr<strong>an</strong>spon<strong>der</strong> längere Zeit in <strong>der</strong> Nähe<br />
o<strong>der</strong> unterhalb des Prototypen bef<strong>an</strong>d. In Abhängigkeit<br />
von <strong>der</strong> ermittelten Dist<strong>an</strong>z sollte es entwe<strong>der</strong> zu einer<br />
Lautstärke<strong>an</strong>passung des <strong>Orientierung</strong>stons o<strong>der</strong> im Nahbereich<br />
zur Anfor<strong>der</strong>ung einer Sprachinformation beziehungsweise<br />
eines Freigabesignals kommen. Bild 6 zeigt<br />
einen Versuchsverlauf. Die Dist<strong>an</strong>zen <strong>der</strong> Infrastrukturkomponente<br />
zum Tr<strong>an</strong>spon<strong>der</strong> sind in <strong>der</strong> Grafik über die<br />
Zeit aufgetragen. Die blauen Messpunkte im Diagramm<br />
entsprechen den ermittelten Dist<strong>an</strong>zwerten und die grüne<br />
(horizontale) Linie <strong>der</strong> Ausgabepegel<strong>an</strong>passung des <strong>Orientierung</strong>stons<br />
beziehungsweise <strong>der</strong> automatisch <strong>an</strong>gefor<strong>der</strong>ten<br />
Sprachinformation direkt am <strong>Haltestelle</strong>nmast. Die<br />
dist<strong>an</strong>zabhängige Lautstärke<strong>an</strong>passung erfolgt dreistufig.<br />
In dem in Bild 6 dargestellten Versuch nähert sich ein<br />
Prob<strong>an</strong>d <strong>der</strong> <strong>Bus</strong>haltestelle und verweilt am <strong>Bus</strong>haltestellenmast,<br />
um weiterführende Sprachinformation abzuru-<br />
40<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
fen. Die Messung zeigt einen robusten Signalverlauf zwischen<br />
dem mobilen Nutzergerät und <strong>der</strong> Infrastrukturkomponente<br />
<strong>der</strong> <strong>Bus</strong>haltestelle. Dennoch traten in einzelnen<br />
Versuchen auch kurze Signalabrisse durch<br />
Abschattungs- und Mehrwegeeffekte auf, welche jedoch<br />
aufgrund ihrer geringen zeitlichen Dauer die korrekten<br />
Systementscheidungen nicht beeinflussten. Der grün dargestellte<br />
kontinuierliche Verlauf lässt erkennen, dass <strong>der</strong><br />
<strong>Orientierung</strong>ston korrekt bei etwa 15 m aktiviert worden<br />
ist. Mit Durchschreiten <strong>der</strong> weiteren parametrierten Arbeitsbereiche<br />
erfolgte die entsprechende Lautstärke<strong>an</strong>passung,<br />
bis abschließend die automatische Anfor<strong>der</strong>ung<br />
einer Sprachinformation nach entsprechen<strong>der</strong> Verweildauer<br />
im Nahbereich vom <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>-System gesetzt wurde.<br />
Die Auswertung <strong>der</strong> sozialwissenschaftlichen Erhebungen<br />
zeigte, dass nahezu alle Testteilnehmer ohne<br />
Hilfe und Schwierigkeiten den <strong>Haltestelle</strong>n- sowie LSA-<br />
Mast auffinden konnten, obwohl ihnen vor den Versu-<br />
BILD 5: Feldtestversuch<br />
<strong>Bus</strong>haltestelle<br />
Dist<strong>an</strong>z vs. Zeit<br />
Dist<strong>an</strong>z (m)<br />
dB-Level 1<br />
Dist<strong>an</strong>zmessungen<br />
Lautstärke<strong>an</strong>passung<br />
dB-Level 2<br />
Relative Zeit (ms)<br />
dB-Level 3<br />
Testversuch:<br />
03-22_L1-P16<br />
Sprach<strong>an</strong>sage<br />
BILD 6:<br />
Messverlauf <strong>der</strong><br />
Dist<strong>an</strong>zwerte<br />
zum Tr<strong>an</strong>spon<strong>der</strong><br />
Dauer <strong>der</strong> Erblindung Seit Geburt ≥ 30 Jahre 6-30 Jahre ≤ 5 Jahre<br />
N 11 4 5 4<br />
Persönliche <strong>Orientierung</strong>shilfen<br />
(Mehrfachnennungen möglich)<br />
L<strong>an</strong>gstock Hund Monokular<br />
N 19 2 4 5<br />
Ohne sehende Begleitung unterwegs (Fast) Täglich Häufig Gelegentlich Nie<br />
N 15 4 4 1<br />
Smartphone<br />
App / Navi<br />
Allein unterwegs Nur auf bek<strong>an</strong>nten Wegen Auch auf weniger bek<strong>an</strong>nte Wegen<br />
N 11 13<br />
TABELLE 1:<br />
Eigenschaften <strong>der</strong><br />
Testteilnehmer<br />
Hörreichweite OT<br />
Gesamtzufriedenheit<br />
früher<br />
25%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
<strong>Bus</strong>haltestelle<br />
Lichtsignal<strong>an</strong>lage<br />
gerade richtig<br />
71%<br />
4%<br />
später<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
BILD 7: Bewertung <strong>der</strong><br />
Hörreichweite von 11-15m<br />
10%<br />
0<br />
deutlich<br />
besser<br />
eher<br />
besser<br />
eher<br />
schlechter<br />
deutlich<br />
schlechter<br />
BILD 8:<br />
Gesamtzufriedenheit<br />
<strong>der</strong> Testteilnehmer<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
41
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
REFERENZEN<br />
chen die örtlichen Gegebenheiten weitgehend unbek<strong>an</strong>nt<br />
waren und teilweise starker Umgebungslärm herrschte,<br />
<strong>der</strong> generell die <strong>Orientierung</strong> und die Konzentration erschwert.<br />
Das <strong>Orientierung</strong>ssignal wurde durchschnittlich<br />
im Bereich zwischen 11 m und 15 m das erste Mal<br />
von den Testteilnehmern gehört. Dieser Wertebereich<br />
wurde von <strong>der</strong> deutlichen Mehrheit <strong>der</strong> Befragten als geeignete<br />
Entfernung zur <strong>Orientierung</strong>s-Unterstützung beurteilt,<br />
siehe Bild 7. Den Informationsumf<strong>an</strong>g <strong>der</strong> <strong>Haltestelle</strong>n<strong>an</strong>sage<br />
(Name <strong>der</strong> <strong>Haltestelle</strong>, Liniennummern,<br />
Endhaltestellen) empf<strong>an</strong>den 20 von 24 Testteilnehmern<br />
als gerade richtig. Allerdings muss die Lautstärke<strong>an</strong>passung<br />
noch optimiert werden, um auch den Pegel von laufenden<br />
Ansagen optimal adaptieren zu können. Alle<br />
Testteilnehmer hielten die Information zum einfahrenden<br />
<strong>Bus</strong> <strong>für</strong> eine sehr wichtige (N=17) o<strong>der</strong> zumindest<br />
wichtige (N=6) Systemfunktion, die auf jeden Fall Best<strong>an</strong>dteil<br />
<strong>der</strong> Endversion des Systems sein sollte. Die implementierte<br />
Abbruchfunktionalität von Sprach<strong>an</strong>sagen<br />
hatte <strong>für</strong> die <strong>Blinde</strong>n und Sehbehin<strong>der</strong>ten eine etwas<br />
geringere Bedeutung.<br />
Die Abschlussfrage nach <strong>der</strong> Gesamtzufriedenheit, siehe<br />
Bild 8, zeigte eine positive Reson<strong>an</strong>z: 21 von 24 Testteilnehmern<br />
f<strong>an</strong>den die Versuchshaltestelle deutlich<br />
besser als normale <strong>Haltestelle</strong>n, 3 Personen f<strong>an</strong>den sie<br />
eher besser. Eine ähnliche Meinungsverteilung zeigte<br />
auch <strong>der</strong> Feldtest <strong>an</strong> einer mit dem <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>-System ausgerüsteten<br />
Lichtsignal<strong>an</strong>lage: Von insgesamt 19 Befragten<br />
f<strong>an</strong>den 14 Prob<strong>an</strong>den die <strong>Blinde</strong>nakustik mit RF<strong>ID</strong>-Zusatzsystem<br />
deutlich besser und 5 Teilnehmer eher besser<br />
im Vergleich zu einer herkömmlichen <strong>Blinde</strong>nakustik.<br />
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />
Insgesamt hat sich das <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>-System bei den ersten<br />
Feldtests zur Prüfung <strong>der</strong> Gebrauchstauglichkeit bewährt.<br />
Die Testteilnehmer bewältigten in nahezu allen<br />
Fällen ohne Hilfe und ohne große Schwierigkeiten die<br />
ihnen vorher unbek<strong>an</strong>nten Wege. Auch unter schwierigen<br />
Bedingungen <strong>für</strong> eine erfolgreiche <strong>Orientierung</strong><br />
(starker Verkehrslärm, schräge o<strong>der</strong> gewundene Wegverläufe)<br />
wurden die jeweiligen Ziele erreicht.<br />
Darüber hinaus konnten im Sinne einer partizipativen<br />
Forschung und Entwicklung unter kontinuierlicher<br />
Einbindung <strong>der</strong> Nutzergruppen wichtige Anregungen<br />
<strong>für</strong> die weitere Systemgestaltung gewonnen werden.<br />
Signifik<strong>an</strong>te Nennungen waren unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em <strong>der</strong><br />
Wunsch nach einer akustischen Hervorhebung (beispielsweise<br />
ein Gong) zu Beginn von Sprach<strong>an</strong>sagen<br />
sowie eine Bevorzugung <strong>der</strong> Trageweise am H<strong>an</strong>dgelenk<br />
gegenüber dem Mitführen am Schlüsselbund o<strong>der</strong> dem<br />
Tragen um den Hals. Die frühzeitige Partizipation <strong>der</strong><br />
Nutzer im Entwicklungsprozess för<strong>der</strong>t eine natürliche<br />
und sichere Interaktion <strong>der</strong> blinden und sehbehin<strong>der</strong>ten<br />
Menschen mit dem <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>-System und erhöht somit<br />
das individuelle Komfortempfinden sowie die kollektive<br />
Nutzerakzept<strong>an</strong>z.<br />
AUTOREN<br />
[1] Meltlitzky, N.: Barrierefrei Städte bauen - <strong>Orientierung</strong>ssysteme im öffentlichen<br />
Raum. Fraunhofer IRB Verlag 2008<br />
[2] Gesetz zur Gleichstellung behin<strong>der</strong>ter Menschen: Behin<strong>der</strong>tengleichstellungsgesetz<br />
vom 27. April 2002 (BGBl. I S. 1467, 1468), zuletzt geän<strong>der</strong>t durch Artikel 12<br />
des Gesetzes vom 19. Dezember 2007 (BGBl. I S. 3024)<br />
[3] Kallie, C. S., Schrater, P. R., Legge, G. E.: Variability in Stepping Direction Explains<br />
the Veering Behavior of Blind Walkers. Journal of Experimental Psychology:<br />
Hum<strong>an</strong> Perception <strong>an</strong>d Perform<strong>an</strong>ce 33(1), S. 183–200, 2007<br />
[4] Vogel, C., Fay, A., König, A., Cory, D., Usadel, J.: BUS-<strong>ID</strong> - Barrierefreier Zug<strong>an</strong>g<br />
blin<strong>der</strong> und sehbehin<strong>der</strong>ter Menschen zum öffentlichen Nahverkehr durch<br />
Einsatz von RF<strong>ID</strong>. In: Tagungsb<strong>an</strong>d IMC International Mobility Conference 2009,<br />
[CD]. Blista 2009<br />
[5] Kiers, M., Sovec, T.: Ways4all - Indoor navigation for visually impaired <strong>an</strong>d blind<br />
people. In: REAL CORP 2010 Proceedings/Tagungsb<strong>an</strong>d, S. 1353-1358. CORP 2010<br />
[6] Noor, M. Z. H., Ismail, I., Saaid, M. F.: <strong>Bus</strong> Detection Device for the Blind Using<br />
RF<strong>ID</strong> Application. In: Proc. 5th International Colloquium on Signal Processing<br />
& Its Applications, S. 247-249. Universiti Teknologi MARA 2009<br />
[7] Bia<strong>der</strong> Ceipidor, U., Medaglia, C. M., Azzalin, G., et al.: A RF<strong>ID</strong> System to Help<br />
Visually Impaired People in Mobility. In: Proc. EU RF<strong>ID</strong> Forum 2007, Brussels,<br />
S. 248-253. Springer 2007<br />
[8] Finkenzeller, K.: RF<strong>ID</strong> - H<strong>an</strong>dbuch. Carl H<strong>an</strong>ser Verlag, 2008<br />
[9] Maisner, A.: <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong> - RF<strong>ID</strong> Technology eases Access to various Me<strong>an</strong>s of Tr<strong>an</strong>s -<br />
portation for Blind <strong>an</strong>d Low Vision Persons. In: TAR Conference B<strong>an</strong>d, [CD]. 2011<br />
[10] N<strong>an</strong>otron Technologies GmbH: n<strong>an</strong>oNET Chirp Based Wireless Networks. White<br />
Paper (Version 1.04), 2007 http://www.n<strong>an</strong>otron.com/EN/pdf/WP_CSS.pdf<br />
Dipl.-Ing. RANDO MEISTER (geb. 1985) studierte von<br />
2004 bis 2010 Verkehrsingenieurswesen <strong>an</strong> <strong>der</strong> TU<br />
Dresden, Vertiefungsrichtung Verkehrstelematik. Seit<br />
2010 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut<br />
<strong>für</strong> Automatisierungstechnik und hat die technische<br />
Projektleitung im Verbundprojekt <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong> inne.<br />
Helmut-Schmidt-Universität/<br />
Universität <strong>der</strong> Bundeswehr, Hamburg,<br />
Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg,<br />
Tel. +49 (0) 40 65 41 35 50, E-Mail: R<strong>an</strong>do.Meister@hsu-hh.de<br />
Prof. Dr.-Ing. ALEXANDER FAY (geb. 1970) ist<br />
Professor <strong>für</strong> Automatisierungstechnik <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
Fakultät <strong>für</strong> Maschinenbau <strong>der</strong> Helmut-Schmidt-<br />
Universität/Universität <strong>der</strong> Bundeswehr, Hamburg.<br />
Sein Forschungsschwerpunkt sind Beschreibungsmittel,<br />
Methoden und Werkzeuge <strong>für</strong> einen effizienten<br />
Entwurf von Automatisierungssystemen.<br />
Institut <strong>für</strong> Automatisierungstechnik,<br />
Helmut-Schmidt-Universität/<br />
Universität <strong>der</strong> Bundeswehr, Hamburg,<br />
Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg<br />
42<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
www.<strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>.de<br />
Jetzt bestellen!<br />
Das <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>-System wird konzeptionell sowie technisch<br />
<strong>für</strong> komplexere Verkehrssituationen entl<strong>an</strong>g <strong>der</strong><br />
Wegekette, wie unterirdische Verkehrs<strong>an</strong>lagen, Mehrfachhaltestellen,<br />
<strong>Bus</strong>bahnhöfe und LSA-Knotenpunkte<br />
weiterentwickelt. Dabei wird das akustische <strong>Orientierung</strong>skonzept<br />
auf die neuen situativen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>an</strong>gepasst und eine Integration von dynamischen<br />
Verkehrsdaten erforscht. Parallel dazu wird in Zusammenarbeit<br />
mit kommunalen Kooperationspartnern<br />
(L<strong>an</strong>desbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer Hamburg<br />
sowie Vattenfall Europe Verkehrs<strong>an</strong>lagen GmbH)<br />
ein funktioneller L<strong>an</strong>gzeittest sowie eine erste Testinstallation<br />
des <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>-Systems <strong>an</strong> Lichtsignal<strong>an</strong>lagen<br />
im Hamburger Stadtgebiet vorbereitet.<br />
Künftig ist gepl<strong>an</strong>t, auch weiteren Anwen<strong>der</strong>gruppen<br />
(zum Beispiel Senioren) zu ermöglichen, mit dem<br />
<strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong>-System selbständig mobil zu bleiben. Zudem<br />
wird die Entwicklung von Schnittstellen zu etablierten<br />
Assistenzsystemen geprüft.<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
01.04.2013<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Die Referenzklasse <strong>für</strong> die<br />
Automatisierungstechnik<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist das Fachmagazin <strong>für</strong> die Automatisierungstechnik.<br />
Die Qualität <strong>der</strong> wissenschaftlichen Hauptbeiträge<br />
sichert ein strenges Peer-Review-Verfahren. Bezug zur<br />
automatisierungstechnischen Praxis nehmen außerdem<br />
die kurzen Journalbeiträge aus <strong>der</strong> Fertigungs- und Prozessautomatisierung.<br />
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exklusiv ausgestattetes Heft o<strong>der</strong> als praktisches ePaper<br />
– ideal <strong>für</strong> unterwegs, auf mobilen Endgeräten o<strong>der</strong> zum<br />
Archivieren.<br />
Wählen Sie einfach das Bezugs<strong>an</strong>gebot, das Ihnen zusagt:<br />
als Heft, ePaper o<strong>der</strong> Heft + ePaper!<br />
DANKSAGUNG<br />
Das Forschungsprojekt <strong>Bus</strong>-<strong>ID</strong> wird mit Mitteln des<br />
Bundesministeriums <strong>für</strong> Bildung und Forschung<br />
unter dem För<strong>der</strong>kennzeichen 13EZ1120 geför<strong>der</strong>t.<br />
M.A. DENNIS CORY (geb. 1944) ist <strong>Orientierung</strong>s-<br />
und Mobilitätslehrer <strong>für</strong> <strong>Blinde</strong> und<br />
Sehbehin<strong>der</strong>te (i.R.). Von 1979 bis 2009 war er<br />
Leiter des Instituts <strong>für</strong> Rehabilitation und<br />
Integration Sehgeschädigter (IRIS) in Hamburg<br />
mit dem Schwerpunkt Ausbildung von Rehabilitationslehrern.<br />
Deutscher <strong>Blinde</strong>n- und<br />
Sehbehin<strong>der</strong>tenverb<strong>an</strong>d e.V.,<br />
Rungestraße 19, D-10179 Berlin<br />
Dipl.-Wirtsch.-Ing. CHRISTIAN EHRING (geb. 1968)<br />
ist Technischer Leiter bei Firma RTB GmbH & Co.<br />
KG in Bad Lippspringe. Sein Arbeitsschwerpunkt<br />
sind Produktkonzeption und Projektpl<strong>an</strong>ung<br />
<strong>für</strong> Produktentwicklungen von elektronischen<br />
Geräten <strong>für</strong> die Anwendungsfel<strong>der</strong> „Schutz von<br />
beson<strong>der</strong>s gefährdeten Fußgängern im Straßenverkehr“<br />
und „Verkehrsdetektoren“.<br />
RTB GmbH & Co. KG,<br />
Schulze-Delitzsch-Weg 10,<br />
D-33175 Bad Lippspringe<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> erscheint in <strong>der</strong> DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
Simulationsmodule<br />
methodisch identifizieren<br />
Besseres Aufw<strong>an</strong>d-Nutzen-Verhältnis bei Modellerstellung<br />
Die Qualität von Maschinenabläufen lässt sich durch die Anwendung einer maschinennahen<br />
Simulation verbessern und die Entwicklungs‐ und Engineeringzeiten durch frühzeitige<br />
Tests verkürzen. Trotz zahlreicher Simulationswerkzeuge am Markt wird das<br />
Aufw<strong>an</strong>d‐Nutzen‐Verhältnis bei <strong>der</strong> Simulation bemängelt. Insbeson<strong>der</strong>e wird gefor<strong>der</strong>t,<br />
den Modellierungsaufw<strong>an</strong>d zu reduzieren, um Simulationsmodelle schneller erstellen zu<br />
können. Dieser Beitrag zeigt die Möglichkeit zur Aufw<strong>an</strong>dsreduzierung durch die Verwendung<br />
von Simulationsmodulen auf. Er beschreibt dazu ein methodisches Vorgehen<br />
zur Identifizierung und Modellierung.<br />
SCHLAGWÖRTER Maschinensimulation / Modularisierung / Simulationsmodellierung<br />
Identification of simulation modules –<br />
Improved cost-benefit ratio for modelling<br />
The quality of machine processes c<strong>an</strong> be improved by machine simulation, <strong>an</strong>d the development<br />
time c<strong>an</strong> be shortened with early testing. But despite the availability of various<br />
simulation tools, the cost-benefit ratio is often unsatisfactory. In or<strong>der</strong> to speed up the<br />
simulation modelling process, the model creation process has to be improved. A modular<br />
approach for simulation modelling is presented <strong>an</strong>d a methodology for the identification<br />
<strong>an</strong>d modelling is discussed.<br />
KEYWORDS machine simulation / modularization / simulation modelling<br />
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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
MICHAEL WEYRICH, Universität Stuttgart<br />
FRANK STEDEN, Universität Siegen<br />
Hersteller komplexer Produktionssysteme sehen<br />
sich mit immer kürzeren Entwicklungs- und<br />
Lieferzeiten und zusätzlich spezifischen Kunden<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ungen<br />
konfrontiert. In Bezug auf<br />
flexible Anwendungsfunktionen durch die<br />
Automatisierungstechnik ist es daher nötig, Prozessschritte<br />
im Entwicklungs- und Herstellungsprozess zu<br />
parallelisieren und Maschinen‐ und Steuerungskonzepte<br />
frühzeitig zu testen [1]. Dabei ist die maschinennahe<br />
Simulation ein wichtiges Hilfsmittel [2]. Durch die Simulation<br />
können <strong>an</strong> virtuellen Maschinenmodellen<br />
schon vor Montage und Inbetriebnahme Tests durchgeführt<br />
werden. Die Anwendungsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> maschinennahen<br />
Simulation reichen von <strong>der</strong> frühen Konzeptabsicherung<br />
über die virtuelle Inbetriebnahme <strong>der</strong> Maschinen<br />
und Anlagen bis hin zur Serviceunterstützung bei<br />
<strong>der</strong> Pl<strong>an</strong>ung von Umbaumaßnahmen [3]. Dazu ist am<br />
Markt eine Vielzahl von allgemeinen und <strong>an</strong>wendungsspezifischen<br />
Simulationswerkzeugen verfügbar.<br />
Aktuelle Befragungen unter Herstellern von Produktionsmaschinen<br />
zeigen, dass trotz <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>ntem Nutzen<br />
<strong>der</strong> Simulations<strong>an</strong>wendung und <strong>der</strong> Bek<strong>an</strong>ntheit <strong>der</strong><br />
Simulationswerkzeuge, die Integration <strong>der</strong> Simulation<br />
in die Engineering-Prozesse nicht weit fortgeschritten<br />
ist [4, 5]. Die potenziellen Anwen<strong>der</strong>, insbeson<strong>der</strong>e die<br />
Hersteller kundenspezifischer Maschinen, for<strong>der</strong>n ein<br />
besseres Aufw<strong>an</strong>d-Nutzen-Verhältnis <strong>der</strong> Simulation.<br />
Neben einer besseren Prozessintegration zur Vergrößerung<br />
des Nutzens muss <strong>der</strong> Aufw<strong>an</strong>d zur Simulationsmodellierung<br />
vereinfacht werden [4]. In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
besteht die For<strong>der</strong>ung nach wie<strong>der</strong>verwendbaren<br />
Simulationsmodellen. Im Folgenden werden<br />
Bestrebungen <strong>für</strong> ein besseres Aufw<strong>an</strong>d-Nutzen-Verhältnis<br />
als methodische Anwendung <strong>der</strong> Simulation<br />
verst<strong>an</strong>den.<br />
1. METHODISCHE SIMULATIONSANWENDUNG<br />
Die methodische Anwendung <strong>der</strong> Simulation und damit<br />
eine Verbesserung des Aufw<strong>an</strong>d-Nutzen-Verhältnisses<br />
beim Einsatz von Simulationstechniken lässt sich durch<br />
bessere Prozessintegration und prozessübergreifenden<br />
Simulationseinsatz und durch die Verringerung des Modellierungsaufw<strong>an</strong>ds<br />
erreichen. Im Bereich <strong>der</strong> Prozessintegration<br />
<strong>der</strong> Simulation haben [6] und [7] in Verbindung<br />
mit <strong>der</strong> Stärkung <strong>der</strong> interdisziplinären Zusammenarbeit<br />
methodische Vorgehensweisen und neue Simulationswerkzeuge<br />
entwickelt.<br />
Zur Reduzierung des Modellierungsaufw<strong>an</strong>ds existieren<br />
Methoden <strong>für</strong> die Anlagenautomatisierung, die<br />
die automatisierte o<strong>der</strong> teilautomatisierte Simulationserstellung<br />
thematisieren [8, 9, 10, 11]. Die zur Modellerstellung<br />
notwendigen Daten werden in eine<br />
Beschreibungssprache tr<strong>an</strong>sformiert. Nach Auswahl<br />
<strong>der</strong> benötigten Daten können diese <strong>für</strong> die Simulation<br />
automatisch extrahiert und genutzt werden, um das<br />
Simulationsmodell zu erstellen. Diese Ansätze eignen<br />
sich primär <strong>für</strong> komplette Neukonstruktionen mit<br />
vollständig vorliegenden Daten zum Simulationszeitpunkt<br />
[9].<br />
In Richtlinien, wie <strong>der</strong> VDI 3633 zur Durchführung<br />
von Simulationsprojekten, wird auf die Wie<strong>der</strong>verwendung<br />
von Simulationsmodellen hingewiesen, um den<br />
Nutzen <strong>der</strong> Modellerstellung zu erhöhen [12]. Allerdings<br />
bleibt die Frage offen, was die Wie<strong>der</strong>verwendbarkeit<br />
von Simulationsmodellen ausmacht. In [13] wird die<br />
werkzeugübergreifende Wie<strong>der</strong>verwendung von Simulationsmodellen<br />
erörtert und ein automatisches Mapping<br />
zur Modelltr<strong>an</strong>sformation entwickelt.<br />
Die Modellerstellung aus Modulen verspricht, das<br />
Engineering durch einfache und schnelle Modellierung<br />
zu beschleunigen. Das Verfahren eignet sich <strong>für</strong> den<br />
kundenspezifischen Maschinen‐ und Anlagenbau mit<br />
hohen Anteilen <strong>an</strong> Anpassungskonstruktionen bzw.<br />
baukastenorientierter Entwicklung [4, 9]. Um ein methodisches<br />
Vorgehen zur Identifizierung von Modulen<br />
<strong>für</strong> die maschinennahe Simulation zu entwickeln, wird<br />
in diesem Beitrag untersucht, welche Moduleigenschaften<br />
<strong>für</strong> die Simulation relev<strong>an</strong>t sind und wie die Wie<strong>der</strong>verwendbarkeit<br />
von Simulationsmodulen beeinflusst<br />
werden k<strong>an</strong>n.<br />
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HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
2. EIGENSCHAFTEN VON SIMULATIONSMODULEN<br />
Für die Modularisierung <strong>der</strong> Simulationsmodelle ist ein<br />
methodisches Vorgehen sowie die Kenntnis notwendiger<br />
Modulmerkmale nötig. Bestehende Ansätze zur Modularisierung<br />
von Produkten lassen sich nur eingeschränkt<br />
auf die Modularisierung von Simulationsmodellen übertragen<br />
[14]. Die Gründe liegen in <strong>der</strong> Individualität <strong>der</strong><br />
Lösungen und <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> abzubildenden Systeme.<br />
Eine ähnliche Komplexität, wie in <strong>der</strong> Simulation<br />
von Maschinen und Anlagen, findet sich in <strong>der</strong> Entwicklung<br />
von Softwareprogrammen. Für die modulbasierte<br />
Programmierung benennt [15] wesentliche Merkmale<br />
von Softwaremodulen. Entsprechend können Modulmerkmale<br />
aus dem Software-Engineering <strong>für</strong> die Simulation<br />
adaptiert werden. In Tabelle 1 werden zehn wichtige<br />
Modulmerkmale ben<strong>an</strong>nt und erläutert.<br />
Zur Adaption dieser Modulmerkmale <strong>für</strong> Simulationsprojekte<br />
ist die Kenntnis ihrer Relev<strong>an</strong>z und ihres Einflusses<br />
auf Simulationsmodule nötig. In <strong>der</strong> folgenden<br />
Untersuchung (siehe Bild 1) wird daher mit Hilfe einer<br />
Einflussmatrix die wechselseitige Relev<strong>an</strong>z <strong>der</strong> gen<strong>an</strong>nten<br />
Merkmale unterein<strong>an</strong><strong>der</strong> <strong>an</strong>alysiert. Dazu wird <strong>für</strong><br />
jedes Merkmal <strong>der</strong> direkte Einfluss auf die übrigen Merkmale<br />
zahlenmäßig bewertet. Ergebnis dieser Bewertung<br />
sind die zwei Kennwerte Aktivsumme und Passivsumme,<br />
die das Verhalten <strong>der</strong> Merkmale beschreiben. Die<br />
Aktivsumme gibt <strong>an</strong>, wie stark <strong>der</strong> Einfluss des Merkmals<br />
auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e Merkmale ausstrahlt. Die Passivsumme<br />
zeigt umgekehrt <strong>an</strong>, wie stark die Einwirkung auf ein<br />
Merkmal durch <strong>an</strong><strong>der</strong>e Merkmale ist. Um ein objektives<br />
Ergebnis aus <strong>der</strong> Analyse mit <strong>der</strong> Einflussmatrix zu generieren,<br />
wurde das Ergebnis in Experteninterviews<br />
diskutiert und teilweise korrigiert. Bild 1 zeigt als Ergebnis<br />
die Einflussmatrix <strong>für</strong> die zehn Merkmale guter Modularisierung<br />
in Bezug auf Simulationsprojekte.<br />
Mit den ermittelten Kennwerten lassen sich die Merkmale<br />
vier Gruppen zuordnen:<br />
Unabhängige Merkmale<br />
Merkmale mit Indikatorfunktion<br />
Merkmale mit Hebelwirkung<br />
Merkmale mit Schlüsselfunktion<br />
Unabhängige Merkmale haben einen geringen Einfluss<br />
auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e und werden von <strong>an</strong><strong>der</strong>en Merkmalen nur<br />
geringfügig beeinflusst. Zu diesen Merkmalen werden<br />
die Modulhierarchie und die Verwendungszahl zugeordnet.<br />
Während die Verwendungszahl <strong>für</strong> die Modularisierung<br />
<strong>der</strong> Simulation nicht weiter betrachtet wird,<br />
k<strong>an</strong>n die Hierarchie <strong>der</strong> Module nach <strong>der</strong> Modulidentifikation<br />
unabhängig von den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Merkmalen festgelegt<br />
werden.<br />
Zu den Merkmalen mit Indikatorfunktion zählen die<br />
Importzahl, die Modulbindung, die Modulgröße und die<br />
Testbarkeit. Diese besitzen einen geringen aktiven Einfluss,<br />
werden jedoch durch <strong>an</strong><strong>der</strong>e Module stark beeinflusst.<br />
Aus diesen Merkmalen mit Indikatorfunktion<br />
können <strong>für</strong> den methodischen Identifizierungsprozess<br />
Bewertungskriterien <strong>für</strong> die Module abgeleitet werden.<br />
Die Merkmale mit Hebelwirkung weisen einen starken<br />
aktiven Einfluss auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e Merkmale aus. Durch beson<strong>der</strong>e<br />
Berücksichtigung dieser Merkmale während <strong>der</strong><br />
Identifizierung und Modellierung k<strong>an</strong>n die Qualität <strong>der</strong><br />
Module maßgeblich beeinflusst werden. Dies gilt <strong>für</strong> die<br />
Modulgeschlossenheit und <strong>für</strong> die Minimalität <strong>der</strong><br />
Modulmerkmal<br />
Importzahl<br />
Interferenzfreiheit<br />
Minimalität<br />
<strong>der</strong> Schnittstelle<br />
Modulbindung<br />
Modulgeschlossenheit<br />
Modulgröße<br />
Modulhierarchie<br />
Modulkopplung<br />
Testbarkeit<br />
Verwendungszahl<br />
Beschreibung<br />
Anzahl zusätzlich benötigter Module<br />
<strong>für</strong> die Implementierung<br />
Aussage über unerwünschte<br />
Nebenwirkungen auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e Module<br />
Einfache, klar dokumentierte Schnittstellen<br />
(Daten, Informationen, Parameter)<br />
Summe <strong>der</strong> Beziehungen einzelner<br />
Operationen eines Moduls<br />
Modul hat eine in sich geschlossene Aufgabe<br />
Anteil vom Gesamtsystem,<br />
Funktionsumf<strong>an</strong>g und Gr<strong>an</strong>ularität<br />
Ebeneneinteilung und Struktur <strong>der</strong> Module<br />
Stärke <strong>der</strong> Bindung zwischen Modulen<br />
Korrektheit ohne Kenntnis<br />
des Gesamtsystems<br />
Anzahl <strong>der</strong> Nutzung durch <strong>an</strong><strong>der</strong>e Module<br />
TABELLE 1: Merkmale einer guten Modularisierung nach [15]<br />
BILD 1: Einflussmatrix zur Analyse <strong>der</strong><br />
Modularisierungsmerkmale<br />
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Schnittstellen. Aus diesen Merkmalen ergeben sich elementare<br />
Regeln <strong>für</strong> die Gestaltung <strong>der</strong> Module.<br />
Neben diesen Merkmalen gibt es Schlüsselmerkmale,<br />
die einen starken aktiven Einfluss ausüben und durch<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>e Module stark beeinflusst werden. Dies sind die<br />
Modulkopplung und die Interferenzfreiheit. Gemeinsam<br />
mit den Merkmalen mit Hebelfunktion haben diese<br />
Merkmale eine beson<strong>der</strong>e Relev<strong>an</strong>z bei <strong>der</strong> Modularisierung<br />
von Simulationsmodellen. Diese Merkmale werden<br />
bei <strong>der</strong> Abgrenzung und Modellierung <strong>der</strong> Module berücksichtigt<br />
und lassen sich in einem methodischen<br />
Vorgehen auch als Bewertungskriterien verwenden. In<br />
Bild 2 sind die Ergebnisse <strong>der</strong> Analyse dargestellt.<br />
Die so gruppierten Merkmale lassen sich in Bezug auf<br />
ihre Wichtigkeit in <strong>der</strong> Anwendung <strong>für</strong> Simulationsmodule<br />
weiter unterteilen. Dazu wurden die Merkmale mit einem<br />
paarweisen Vergleich untersucht. Dieser Vergleich<br />
wurde durch erfahrene Anwen<strong>der</strong> von Simulationswerkzeugen<br />
unterstützt. Als Ergebnis wurden zwei Klassen<br />
gebildet und fünf Merkmale als sehr wichtig, die übrigen<br />
fünf Merkmale als weniger wichtig eingestuft. Dabei sind<br />
alle Merkmale mit Hebelwirkung und mit Schlüsselfunktion<br />
auch als sehr wichtig eingestuft. Mit diesen vier Merkmalen<br />
k<strong>an</strong>n die Qualität <strong>der</strong> Module aktiv beeinflusst werden.<br />
Hinzu kommt mit <strong>der</strong> Testbarkeit ein weiteres sehr<br />
wichtiges Merkmal, welches durch seine Indikatorfunktion<br />
wichtige Aussagen zur Qualität <strong>der</strong> Module liefert.<br />
3. WIEDERVERWENDUNG SYSTEMATISCH GESTALTEN<br />
Die Wie<strong>der</strong>verwendung von Modulen hängt von dem<br />
jeweiligen nächsten Verwendungszweck ab und k<strong>an</strong>n<br />
im Hinblick auf werkzeug-, prozess- und projektübergreifende<br />
Verwendung betrachtet werden. Eine werkzeugübergreifende<br />
Wie<strong>der</strong>verwendung hat die Verwendung<br />
<strong>der</strong> Modelle in unterschiedlichen Simulationswerkzeugen<br />
zum Ziel. Mit prozessübergreifen<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwendung<br />
ist die Nutzung <strong>der</strong> Modelle über den<br />
Entwicklungs- und Herstellungsprozess einer Maschine<br />
von frühen Grobkonzepten bis zur virtuellen Inbetriebnahme<br />
gemeint. Dagegen bezieht sich die projektübergreifende<br />
Wie<strong>der</strong>verwendung auf die Nutzung<br />
vorh<strong>an</strong>dener Modelle <strong>für</strong> <strong>an</strong>schließende Kundenprojekte.<br />
Im Folgenden wird insbeson<strong>der</strong>e die prozess- und<br />
projektübergreifende Wie<strong>der</strong>verwendung betrachtet.<br />
Ähnlich den Merkmalen <strong>der</strong> Simulationsmodule können<br />
zur Gestaltung und Wie<strong>der</strong>verwendung <strong>der</strong> Module<br />
Arbeiten aus <strong>der</strong> objektorientierten Softwareentwicklung<br />
adaptiert werden [15].<br />
Die maschinennahe Simulation besteht aus Verhaltensmodellen<br />
und zugehörigen Visualisierungen. Um<br />
eine Wie<strong>der</strong>verwendung über den Engineering-Prozess<br />
hinweg zu erleichtern, müssen sich die Modelle auf die<br />
unterschiedlichen Anwendungszwecke <strong>an</strong>passen lassen.<br />
Hierzu zählen beispielsweise das Einstellen einzelner<br />
Parameter <strong>der</strong> Module <strong>für</strong> Konzept<strong>an</strong>alysen o<strong>der</strong> die Anpassung<br />
des Modelldetailgrades in späteren Prozessphasen.<br />
Die projektübergreifende Verwendung stellt Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>an</strong> die Modulgeschlossenheit und <strong>an</strong> die Kopplung<br />
<strong>der</strong> Module, da die Module aus vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genen<br />
Projekten zu neuen Modellen kombiniert werden. Obwohl<br />
eine direkte Wie<strong>der</strong>verwendung ohne Anpassung<br />
<strong>der</strong> Module wünschenswert ist, wird <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>verwendung erweitert auf solche Module, die<br />
einfach <strong>an</strong>passbar sind.<br />
BILD 2: Gruppierung<br />
<strong>der</strong> Merkmale guter<br />
Modularisierung aus<br />
Simulationssicht<br />
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HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
Beispiele zur einfachen Anpassung von Simulationsmodulen<br />
zeigt Bild 3. Bei diesen Modulen sind die Eing<strong>an</strong>gs-<br />
und Ausg<strong>an</strong>gsschnittstellen x und y sowie das<br />
Modulverhalten, dargestellt durch mathematische Funktionen,<br />
nach außen erkennbar. Für alle Modulformen<br />
wird die Gestaltung als Blackbox empfohlen. Dazu bleibt<br />
<strong>der</strong> detaillierte innere Aufbau des Moduls dem Anwen<strong>der</strong><br />
verborgen, wobei jedoch das Verhalten und die Anpassungsmöglichkeiten<br />
dokumentiert und tr<strong>an</strong>sparent<br />
gestaltet sind. Dies reduziert die Komplexität in <strong>der</strong> Anwendung<br />
und Kopplung <strong>der</strong> Module zu spezifischen<br />
Simulationsmodellen.<br />
Bei parametrierbaren Modulen sind zusätzlich zu den<br />
Eing<strong>an</strong>gs- und Ausg<strong>an</strong>gsschnittstellen die einstellbaren<br />
Parameter (a, b) als Schnittstelle vorh<strong>an</strong>den. Diese parametrierbaren<br />
Module eignen sich beson<strong>der</strong>s <strong>für</strong> die Erstellung<br />
wie<strong>der</strong>verwendbarer Verhaltensmodule, die<br />
zum Beispiel das Bewegungsverhalten kinematischer<br />
Achsen abbilden, bei denen die Einflussgrößen des Systems<br />
<strong>an</strong>gepasst werden. Wichtig ist, <strong>für</strong> die Parameter<br />
sinnvolle Wertebereiche <strong>an</strong>zugeben, <strong>für</strong> die das Modul<br />
auch validiert ist. Zusätzlich muss auf die Unabhängigkeit<br />
<strong>der</strong> Parameter geachtet werden.<br />
Die Skalierung als Unterform <strong>der</strong> Parametrierung ist<br />
die lineare Än<strong>der</strong>ung eines Parameters. Mit Hilfe <strong>der</strong><br />
Skalierung können beispielsweise die Visualisierungen<br />
<strong>der</strong> Simulation <strong>an</strong>gepasst werden, zum Beispiel die Längenabmaße<br />
eines Hydraulikzylin<strong>der</strong>s zur Visualisierung<br />
<strong>der</strong> Verfahrposition.<br />
Bei faktorisierbaren Modulen h<strong>an</strong>delt es sich um eine<br />
Modul-in-Modul-Lösung zur einfachen Anpassung. Module<br />
enthalten hierzu Submodule. Das Submodul umfasst<br />
einen abgeschlossenen Funktionsumf<strong>an</strong>g und<br />
Schnittstellen zu den Modulen. Zur Anpassung des Moduls<br />
k<strong>an</strong>n das Submodul gelöscht o<strong>der</strong> durch <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />
Submodule ausgetauscht werden. Diese Modulkombinationen<br />
mit Submodulen sind aufwendiger in <strong>der</strong> Modellierung<br />
als die zuvor gen<strong>an</strong>nten Vari<strong>an</strong>ten. Durch Austausch<br />
eines Submoduls lässt sich beispielsweise <strong>der</strong><br />
Detailgrad einer Funktion von einem rein zeitbasierten<br />
Verhalten auf ein physikalisches Verhalten <strong>an</strong>passen,<br />
um damit steigenden Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> den Detailgrad<br />
des Modells im Laufe des Engineering-Prozesses gerecht<br />
zu werden. Im Sinne einer projektübergreifenden Wie<strong>der</strong>verwendung<br />
k<strong>an</strong>n durch die Faktorisierung das Modul<br />
durch alternative Funktionen <strong>an</strong>gepasst werden.<br />
Die drei kategorisierten Modularten erleichtern durch<br />
die einfache Anpassung die projekt- und prozessübergreifende<br />
Wie<strong>der</strong>verwendung <strong>der</strong> Module.<br />
4. STEUERUNGSKOPPLUNG DER SIMULATIONSMODULE<br />
Aus den Anwendungsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> kinematischen Maschinensimulation<br />
ergibt sich die Schnittstelle zur Steuerungstechnik<br />
als eine wichtige Komponente <strong>für</strong> die<br />
kinematische Maschinensimulation. Die funktionsorientierte<br />
Programmierung erschwert die Kopplung mit<br />
den Simulationsmodulen. Der Grund liegt in <strong>der</strong> Struktur<br />
des Steuerungsprogramms. Einzelne Funktionen des<br />
Gesamtsystems werden programmiert und durch Verknüpfung<br />
dieser Einzelfunktionen entsteht ein betriebsbereites<br />
Steuerungsprogramm. Wie in Bild 4 dargestellt,<br />
ergeben sich bei <strong>der</strong> Kopplung von Simulation und Steuerungsprogramm<br />
zahlreiche Verbindungen auf Steuerungsebene<br />
und auf Simulationsebene. Wichtige Merkmale<br />
wie Modulgeschlossenheit o<strong>der</strong> Minimalität <strong>der</strong><br />
Schnittstellen können so nicht umgesetzt werden.<br />
Neue Entwicklungen in <strong>der</strong> Steuerungstechnik basieren<br />
auf einer Lebenszyklusbetrachtung von Maschinen<br />
und Anlagen mit dem Ziel neuer Konzepte zur St<strong>an</strong>dardisierung<br />
und Modularisierung <strong>der</strong> Steuerungsprogramme<br />
[16, 17]. Hierbei steht die modulbasierte Steuerungsprogrammentwicklung<br />
im Vor<strong>der</strong>grund. Passend zu den<br />
realen Maschinenmodulen werden in sich abgeschlossene<br />
Steuerungsprogramme als Module entwickelt. Die<br />
einzelnen Steuerungsprogrammmodule sind nicht direkt<br />
verknüpft, son<strong>der</strong>n auf einer höheren Koordinationsebene.<br />
Die Schnittstellen sind klar erkennbar und auf<br />
ein Minimum reduziert. Im Idealfall gibt es nur eine<br />
Schnittstelle zwischen Steuerungsprogramm‐ und Simulationsmodul<br />
(Bild 4). Hierdurch können wichtige<br />
Merkmale, wie die Interferenzfreiheit, Modulgeschlossenheit<br />
und Minimalität <strong>der</strong> Schnittstellen, besser umgesetzt<br />
werden und die Wie<strong>der</strong>verwendung <strong>der</strong> Module<br />
wird positiv beeinflusst. Eine Vorabinbetriebnahme <strong>der</strong><br />
Maschinenmodule sowie <strong>der</strong> Austausch einzelner Module<br />
ohne direkte Auswirkung auf die Funktion des Gesamtsystems<br />
wird ermöglicht.<br />
5. METHODISCHE IMPLEMENTIERUNG DER MODULE<br />
Zur Abgrenzung und Implementierung <strong>der</strong> Simulationsmodule<br />
wird ein strukturiertes und möglichst objektives<br />
Vorgehen empfohlen, um die Wie<strong>der</strong>verwendbarkeit und<br />
die Eignung <strong>für</strong> das spezifische Simulationsprojekt sicherzustellen.<br />
Das dazu entwickelte Vorgehen glie<strong>der</strong>t<br />
sich in die drei Phasen:<br />
1 | Identifikation und Bewertung <strong>der</strong> Module<br />
2 | Modellierung, Validierung und abschließende<br />
Bewertung <strong>der</strong> Module<br />
3 | Implementierung <strong>der</strong> Module<br />
In <strong>der</strong> ersten Phase erfolgt die Abgrenzung und abstrakte<br />
Beschreibung <strong>der</strong> Module. Grundlage bilden die bereits<br />
realisierten Maschinenreferenzen. Diese werden<br />
hinsichtlich wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> und funktional ähnlicher<br />
Komponenten untersucht, um daraus mögliche Module<br />
<strong>für</strong> die Simulation abzuleiten. Als Startregel sollen möglichst<br />
funktionsumfassende und gleichzeitig im Prozess<br />
<strong>der</strong> Maschine abgeschlossene Module identifiziert werden.<br />
Diese identifizierten Module werden abstrakt hinsichtlich<br />
ihres Verhaltens beschrieben. Elemente dieser<br />
Beschreibung sind die Funktionen, Schnittstellen und<br />
das Prozessverhalten. Zur Bestimmung <strong>der</strong> Eignung <strong>der</strong><br />
Module werden diese auf Basis einer Nutzwert<strong>an</strong>alyse<br />
bewertet. Die hierzu benötigten Kriterien werden, vorbereitet<br />
durch ein interdisziplinäres Team, aus den Modulmerkmalen<br />
abgeleitet und können in einem Kriterienkatalog<br />
ausgewählt werden. Erst nach positiver Bewertung<br />
wird das Modul in die Modellierung übergeben.<br />
Erfüllt das Modul nicht die gewünschten Merkmale,<br />
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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
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BILD 3: Schematische<br />
Darstellung wie<strong>der</strong>verwendbarer<br />
Simulationsmodule<br />
BILD 4: Verknüpfung <strong>der</strong><br />
Simulationsmodule bei<br />
funktionsorientierter und<br />
modulbasierter<br />
Steuerungsprogrammstruktur<br />
BILD 5: Übersicht<br />
zur methodischen<br />
Modulimplementierung<br />
muss das Modul hinsichtlich Funktionen und Schnittstellen<br />
neu aufgeteilt werden und eine erneute Bewertung<br />
durchlaufen. Durch diese iterativen Bewertungsschleifen<br />
ergibt sich die Modulgröße. Die erste Phase<br />
vermeidet vor allem einen unnötigen Modellierungsaufw<strong>an</strong>d<br />
<strong>für</strong> ungeeignete Simulationsmodule.<br />
In <strong>der</strong> zweiten Phase findet die Modellierung und Validierung<br />
<strong>der</strong> Module <strong>für</strong> die <strong>an</strong>wendungsspezifische<br />
Simulationsplattform statt. Zur Modellierung wie<strong>der</strong>verwendbarer<br />
Module wird die Modellierung durch einen<br />
Leitfaden unterstützt. An die folgende Modulvalidierung<br />
schließt sich eine erneute Bewertung <strong>an</strong>. Grund<br />
ist die unvollständige Bewertungsmöglichkeit in <strong>der</strong><br />
ersten Phase mit <strong>der</strong> abstrakten Modulbeschreibung. Einige<br />
Modulkriterien wie beispielsweise die Testbarkeit<br />
lassen sich erst nach Modellierung und Validierung vollständig<br />
bewerten. Auch in dieser Phase kommt es je nach<br />
Bewertungsergebnis zu einer weiteren Iterationsschleife<br />
aus Neumodellierung und Bewertung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Weitergabe<br />
in die nächste Phase.<br />
Die dritte Phase ist die Implementierung <strong>der</strong> Module.<br />
Die Module werden strukturiert und dokumentiert in<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
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HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
© Hekuma GmbH, Eching<br />
BILD 6:<br />
Implementierungsbeispiele<br />
<strong>für</strong> wie<strong>der</strong>verwendbare<br />
Simulationsmodule<br />
eine Datenb<strong>an</strong>k abgelegt. Die abschließende Dokumentation<br />
ist entscheidend <strong>für</strong> die spätere Nutzung <strong>der</strong> Simulationsmodule.<br />
Die implementierten Module werden<br />
zum Aufbau <strong>der</strong> spezifischen Simulationsmodelle genutzt.<br />
Die einzelnen Module werden dazu kombiniert<br />
und das entstehende Modell mit Blick auf die Realsituation<br />
konfiguriert. Das Vorgehen zur Identifizierung und<br />
Implementierung von wie<strong>der</strong>verwendbaren Simulationsmodulen<br />
ist in Bild 5 zusammenfassend dargestellt.<br />
6. ANWENDUNGSBEISPIEL PRODUKTIONSSYSTEM<br />
Die beschriebene methodische Vorgehensweise wurde<br />
beispielhaft umgesetzt und <strong>an</strong>alysiert. In Bild 6 ist das<br />
zu simulierende Produktionssystem dargestellt. Hierbei<br />
h<strong>an</strong>delt es sich um eine kundenspezifische Kunststoffmaschine,<br />
die vollautomatisiert Kunststoffprodukte in<br />
unterschiedlichen Prozessschritten herstellt. Dazu werden<br />
Komponenten wie Kunststoffspritzpressen, Tr<strong>an</strong>sportachsen,<br />
sensorische Qualitätskontrollen o<strong>der</strong> Robotersysteme<br />
kombiniert. Die Anlagen entstehen in<br />
einem Mix aus Neu- und Anpassungskonstruktionen,<br />
die Einzelkomponenten werden durch den Maschinenhersteller<br />
teils fremdbezogen und teils in Eigenleistung<br />
hergestellt. Der Engineering-Prozess folgt einem sequenziellen<br />
Verlauf mit teilweise parallelen Arbeitsschritten<br />
<strong>der</strong> Disziplinen Mech<strong>an</strong>ik, Elektrik und Softwareentwicklung.<br />
Durch Einsatz <strong>der</strong> Maschinensimulation<br />
werden frühzeitige Tests von Steuerungsprogrammen<br />
und die virtuelle Vorabinbetriebnahme des<br />
Produktionssystems ermöglicht. Die Phase <strong>der</strong> Inbetriebnahme<br />
wird dadurch zeitlich entlastet und mit<br />
einem voroptimierten Steuerungsprogramm verbessert<br />
sich die Qualität <strong>der</strong> Maschinenabläufe.<br />
Die Umsetzung <strong>der</strong> Maschinensimulation erfolgt mit<br />
<strong>der</strong> Simulationssoftware Winmod. Zur Simulationsmodellierung<br />
wird das Maschinenverhalten mit grafischen<br />
Grundelementen modelliert und mit 2‐ o<strong>der</strong> 3‐dimensionalen<br />
Visualisierungen verbunden. Für den Steuerungstest<br />
sind Schnittstellen <strong>für</strong> unterschiedliche SPS-<br />
Systeme integriert. Hierzu lassen sich eine reale und<br />
eine emulierte SPS-Steuerung mit <strong>der</strong> Simulationssoftware<br />
verbinden.<br />
Mit <strong>der</strong> beispielhaften Umsetzung wurden die einzelnen<br />
methodischen Schritte zur Implementierung <strong>der</strong><br />
Simulationsmodule erprobt und die Eignung <strong>der</strong> in Abschnitt<br />
1 und 3 <strong>an</strong>alysierten Merkmale und Gestaltungsformen<br />
untersucht.<br />
Auf Modellierungsebene sind in Bild 6 typische implementierte<br />
Simulationsmodule, wie die Spritzpresse<br />
und ein Scara-Roboter, und Beispiele <strong>für</strong> die Wie<strong>der</strong>verwendung<br />
dieser Module durch einfache Anpassung<br />
abgebildet. Bei <strong>der</strong> Modellierung <strong>der</strong> Module werden<br />
die Geschlossenheit und Minimalität <strong>der</strong> Schnittstellen<br />
beson<strong>der</strong>s berücksichtigt. Die gewählte Modulgestalt<br />
zur einfachen Anpassung verbessert die Wie<strong>der</strong>verwendung<br />
<strong>der</strong> Module.<br />
50<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
Die einstellbaren Parameter des Moduls Spritzpresse<br />
sind wie die Schnittstellen außerhalb des Moduls tr<strong>an</strong>sparent<br />
<strong>an</strong>geordnet. So dokumentiert schon die Modulgestalt<br />
Anpassungsmöglichkeiten des Moduls <strong>für</strong> den Anwen<strong>der</strong>.<br />
Hierbei h<strong>an</strong>delt es sich um das Verhalten <strong>der</strong><br />
Werkzeugkinematik <strong>der</strong> Spritzpresse. Die einstellbaren<br />
Parameter sind die Zeiten <strong>für</strong> Öffnen und Schließen <strong>der</strong><br />
Werkzeuge und <strong>der</strong> Auswerfer. Diese lassen sich schnell<br />
<strong>an</strong>passen, um beispielsweise Konzeptvari<strong>an</strong>ten gegenüberzustellen<br />
o<strong>der</strong> das Verhalten im Fehlerfall zu simulieren.<br />
Das faktorisierbare Modul Entnahmegreifer k<strong>an</strong>n<br />
durch das integrierte Submodul in seinem Verhalten<br />
verän<strong>der</strong>t werden. Im Beispiel in Bild 6 ist das Verhalten<br />
eines Entnahmegreifers faktorisierbar ausgeführt. So<br />
k<strong>an</strong>n zum Beispiel <strong>der</strong> Detailgrad des kinematischen<br />
Modulverhaltens durch Austausch des Submoduls geän<strong>der</strong>t<br />
werden, während Schnittstellen und weitere Modulfunktionen<br />
gleich bleiben. Während <strong>für</strong> frühe Steuerungstests<br />
ein einfaches Zeitverhalten ausreicht, k<strong>an</strong>n<br />
das Modul <strong>für</strong> die virtuelle Inbetriebnahme durch ein<br />
Submodul mit detailliertem physikalischen Verhalten<br />
<strong>an</strong>gepasst werden. Auch in diesem faktorisierbaren Modul<br />
muss deutlich erkennbar und dokumentiert sein,<br />
welche Auswirkungen das Löschen o<strong>der</strong> Ersetzen des<br />
Submoduls hat und welche Submodule sich <strong>für</strong> die<br />
Kopplung eignen.<br />
7. ERGEBNISSE DER IMPLEMENTIERUNG<br />
Die beispielhafte Anwendung <strong>der</strong> methodischen Vorgehensweise<br />
zeigt, dass wie<strong>der</strong>verwendbare Simulationsmodule<br />
identifiziert und implementiert werden können.<br />
Die adaptierten und gruppierten Modulmerkmale werden<br />
dabei <strong>für</strong> den Identifikationsprozess her<strong>an</strong>gezogen.<br />
Aus den Merkmalen werden Bewertungskriterien <strong>für</strong> die<br />
Güte <strong>der</strong> Module abgeleitet. Dabei zeigt sich im Beispiel,<br />
dass die passiven Merkmale, also die Merkmale mit Indikatorfunktion,<br />
bereits in <strong>der</strong> frühen abstrakten Identifikationsphase<br />
als Bewertungsmerkmal her<strong>an</strong>gezogen<br />
und beurteilt werden können. Diese Vorabbewertung <strong>der</strong><br />
Module sichert die allgemeine Eignung zur Umsetzung<br />
im Simulationsprojekt ab und vermeidet den Modellierungsaufw<strong>an</strong>d<br />
<strong>für</strong> ungeeignete Module.<br />
Die aktiven Merkmale, also die Merkmale mit Hebelund<br />
Schlüsselfunktion, geben wichtige Aussagen zur<br />
Wie<strong>der</strong>verwendung <strong>der</strong> Module. Das Beispiel zeigt, dass<br />
diese Merkmale in <strong>der</strong> Modellierungsphase stark beeinflusst<br />
werden können. Daher wird in <strong>der</strong> methodischen<br />
Vorgehensweise eine weitere Bewertung nach Modellierung<br />
und Validierung vorgeschlagen. So ist zum Beispiel<br />
die tatsächliche Modulgeschlossenheit o<strong>der</strong> die Minimalität<br />
<strong>der</strong> Schnittstellen erst nach <strong>der</strong> Modellierung in<br />
<strong>der</strong> Simulationssoftware bewertbar. Somit können die<br />
Faktoren mit Hebelfunktion und die Schlüsselmerkmale<br />
sowohl <strong>für</strong> die Bewertung als auch zur aktiven Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Module her<strong>an</strong>gezogen werden.<br />
Durch die bewusste Gestaltung <strong>der</strong> Module während<br />
<strong>der</strong> Modellierung wird die Wie<strong>der</strong>verwendung stark beeinflusst.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e die Modul‐in‐Modul‐Lösung<br />
k<strong>an</strong>n zur prozess- und projektübergreifenden Wie<strong>der</strong>verwendung<br />
genutzt werden. Im Beispiel lässt sich <strong>der</strong><br />
Detailgrad in einem Verhaltensmodell durch Austausch<br />
eines Submoduls än<strong>der</strong>n. Der zeitliche Aufw<strong>an</strong>d zur<br />
Modellierung dieser Module ist durchschnittlich höher<br />
als bei einer Modellierung ohne Berücksichtigung <strong>der</strong><br />
Anpassbarkeit. Dieser Aufw<strong>an</strong>d amortisiert sich in vielen<br />
Fällen schon nach <strong>der</strong> ersten Wie<strong>der</strong>verwendung.<br />
Um den Engineering-Prozess <strong>der</strong> Maschinenhersteller<br />
effektiv zu unterstützen, ist zwischen einem Modellierer<br />
und einem Anwen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Simulationsmodule zu unterscheiden.<br />
Während <strong>der</strong> Modellierer als Simulationsexperte<br />
über tiefgreifende Kenntnisse in <strong>der</strong> Simulationssoftware<br />
verfügt, darf <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> nicht durch unnötige<br />
Details, zum Beispiel zum inneren Aufbau, verunsichert<br />
werden. Dieser testet <strong>an</strong> den Modulen<br />
Steuerungsteilprogramme o<strong>der</strong> koppelt sie zu Maschinenmodellen.<br />
Wichtig <strong>für</strong> den Anwen<strong>der</strong> ist daher die<br />
Dokumentation <strong>der</strong> Schnittstellen, des grundlegenden<br />
funktionellen Verhaltens und <strong>der</strong> Möglichkeiten zur<br />
schnellen Anpassung <strong>der</strong> Module. Während <strong>der</strong> detaillierte<br />
funktionale Aufbau <strong>der</strong> Module als Blackbox ausgeführt<br />
werden k<strong>an</strong>n, empfiehlt sich <strong>für</strong> die Darstellung<br />
<strong>der</strong> Anpassungsmöglichkeiten und Schnittstellen eine<br />
tr<strong>an</strong>sparente Modellierung und Modulbeschreibung.<br />
Entsprechend wichtig sind <strong>für</strong> den Aufbau <strong>der</strong> Moduldatenb<strong>an</strong>k<br />
und die <strong>an</strong>schließende Verwendung <strong>der</strong> Module<br />
die <strong>an</strong>wendungsgerechte Dokumentation und die<br />
strukturelle und hierarchische Einteilung.<br />
Die strukturelle Einteilung <strong>der</strong> Module wird in <strong>der</strong><br />
ersten Phase <strong>der</strong> abstrakten Modulidentifizierung bereits<br />
vorbestimmt. Die Module werden im Beispiel nach <strong>der</strong>en<br />
H<strong>an</strong>dhabungs‐ und Bearbeitungsfunktionen entl<strong>an</strong>g <strong>der</strong><br />
Maschinenprozesse eingeteilt. Die Modulhierarchie<br />
wurde mit <strong>der</strong> Untersuchung durch die Einflussmatrix<br />
als unabhängiges Merkmal identifiziert. In <strong>der</strong> beispielhaften<br />
Anwendung wurden die Schnittstellen zur hierarchischen<br />
Einteilung <strong>der</strong> Module her<strong>an</strong>gezogen. Die<br />
Simulationsmodule können über Schnittstellen zum<br />
Steuerungssystem und zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en Simulationsmodulen<br />
verfügen. Im Beispiel erfolgte die Bildung von zwei Klassen.<br />
Eine Klasse von Modulen verfügt über Schnittstellen<br />
zur Steuerungstechnik und zu weiteren Simulationsmodulen.<br />
Die zweite Klasse hat ausschließlich Schnittstellen<br />
zu Modulen <strong>der</strong> ersten Klasse. In diese Klasse<br />
werden beispielsweise die Submodule zur Faktorisierung<br />
eingruppiert. Die Anpassung und Auswahl <strong>der</strong><br />
Module wird <strong>für</strong> den Anwen<strong>der</strong> vereinfacht.<br />
Die vorgeschlagene Methodik wurde auch auf die Eignung<br />
zur Einbindung <strong>der</strong> Methoden zur automatisierten<br />
Modellerstellung <strong>an</strong>alysiert. Grundsätzlich können die<br />
Identifizierung, die Modellierung und <strong>der</strong> Aufbau <strong>der</strong><br />
Simulationsmodelle durch Kopplung <strong>der</strong> Module durch<br />
eine (Teil-) Automatisierung unterstützt werden. Wie bei<br />
<strong>der</strong> Simulationserstellung selbst ist bei <strong>der</strong> Unterstützung<br />
durch Automatismen auf das Aufw<strong>an</strong>d-Nutzen-<br />
Verhältnis zu achten. Als Ergebnis hat vor allem die<br />
teilautomatisierte Kopplung <strong>der</strong> Module zum Simulationsmodell<br />
ein gutes Aufw<strong>an</strong>d-Nutzen-Verhältnis. Der<br />
Anwen<strong>der</strong> wählt hierzu lediglich die gewünschten Module<br />
aus, die Modellerstellung durch Kopplung <strong>der</strong> Module<br />
erfolgt d<strong>an</strong>n automatisiert. Dies beschleunigt den<br />
Modellaufbau und erleichtert die Anwendung <strong>für</strong> unerfahrene<br />
Nutzer.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
51
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
AUTOREN<br />
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />
Der Einsatz modulbasierter Simulationsmodelle reduziert<br />
den Aufw<strong>an</strong>d bei <strong>der</strong> Simulationserstellung und erleichtert<br />
Än<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> einem Simulationsmodell. Zur Identifikation<br />
und Bewertung wie<strong>der</strong>verwendbarer Simulationsmodule<br />
wurde ein methodisches Vorgehen entwickelt<br />
und beispielhaft implementiert. Damit lassen sich Module<br />
schnell zu Simulationsmodellen verknüpfen und in den<br />
unterschiedlichen Testszenarien gegen alternative Module<br />
austauschen. Eine Integration <strong>der</strong> Ansätze zur automatisierten<br />
Simulationsmodellerstellung ist durch Implementierung<br />
<strong>der</strong> Module in Datenb<strong>an</strong>ksysteme möglich.<br />
Durch Beachtung wichtiger Modulmerkmale während <strong>der</strong><br />
Modulidentifizierung und -modellierung k<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Grad<br />
<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwendung stark beeinflusst werden.<br />
Die Methodik eignet sich beson<strong>der</strong>s <strong>für</strong> kundenspezifische<br />
Produktionssysteme, die auf Baukastenplattformen<br />
basieren o<strong>der</strong> durch einen hohen Anteil <strong>an</strong> Anpassungskonstruktionen<br />
erstellt werden. Durch das modulare Vorgehen<br />
werden die Systemliefer<strong>an</strong>ten <strong>der</strong> Maschinenhersteller<br />
besser in die Simulationserstellung eingebunden.<br />
Prof. Dr.-Ing. MICHAEL WEYRICH (geb. 1967)<br />
leitet seit April 2013 das Institut <strong>für</strong> Automatisierungstechnik<br />
und Softwaresysteme<br />
(IAS) <strong>an</strong> <strong>der</strong> Universität Stuttgart. Zuvor war<br />
er <strong>für</strong> vier Jahre Leiter des Lehrstuhls <strong>für</strong><br />
Fertigungsautomatisierung <strong>an</strong> <strong>der</strong> Universität<br />
Siegen sowie wissenschaftlicher Direktor<br />
am Automotive Center Südwestfalen.<br />
Universität Stuttgart,<br />
Institut <strong>für</strong> Automatisierungstechnik und Softwaresysteme (IAS),<br />
Pfaffenwaldring 47, D-70569 Stuttgart,<br />
Tel. +49 (0) 711 68 56 73 21,<br />
E‐Mail: michael.weyrich@ias.uni-stuttgart.de<br />
Universität Siegen,<br />
Department Maschinenbau,<br />
Lehrstuhl <strong>für</strong> Fertigungsautomatisierung,<br />
Paul-Bonatz-Str. 9‐11, D-57068 Siegen<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
05.04.2013<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. FRANK STEDEN (geb. 1978)<br />
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />
Lehrstuhl <strong>für</strong> Fertigungsautomatisierung<br />
<strong>der</strong> Universität Siegen mit folgenden<br />
Schwerpunkten: Modulare Maschinensimulation<br />
und Steuerungstests sowie<br />
Produktionsprozesssimulation und<br />
‐optimierung.<br />
REFERENZEN<br />
[1] Hees, A., Backhaus, J., Reinhart, G.: W<strong>an</strong>dlungsfähige<br />
Montagesysteme in KMU. wt Werkstattstechnik online 102(9),<br />
S. 30-36, 2012<br />
[2] Weyrich, M., Steden, F.: Prozessintegration von Maschinensimulation<br />
zur Steuerungsinbetriebnahme bei Maschinenherstellern.<br />
In: Tagungsb<strong>an</strong>d Automation 2011, S. 339-342.<br />
VDI 2011<br />
[3] Weyrich, M., Steden, F.: Produktionssysteme modulbasiert<br />
simulieren. wt Werkstattstechnik online 103(2), S. 162-167, 2013<br />
[4] Weyrich, M., Steden, F.: Automated configuration of a machine<br />
simulation based on a modular apprach. In: Abramovici, A.,<br />
Stark, R. (Hrsg) Smart Product Engineering, S. 603-612.<br />
Springer 2013<br />
[5] Bierschenk, S., Kuhlm<strong>an</strong>n, T., Ritter, A.: St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> digitalen<br />
Fabrik bei kleinen und mittelständischen Unternehmen.<br />
Fraunhofer IRB Verlag 2005<br />
[6] VDMA: Aquimo. Adaptierbares Modellierungswerkzeug und<br />
Qualifizierungsprogramm <strong>für</strong> den Aufbau firmenspezifischer<br />
mechatronischer Engineeringprozesse - Ein Leitfaden <strong>für</strong><br />
Maschinen- und Anlagenbauer. VDMA-Verl., Fr<strong>an</strong>kfurt a.M.<br />
2010<br />
[7] Denkena, B., Ammerm<strong>an</strong>n, C., Hoppe, P.: Ramp-Up/2<br />
– Verkürzung von Fertigungs<strong>an</strong>läufen. Anlaufoptimierung<br />
durch Einsatz virtueller Fertigungssysteme. In: wt Werkstatttechnik<br />
online 98(3), S. 143-148, 2008<br />
[8] Barth, M.: Automatisch generierte Simulationsmodelle<br />
verfahrenstechnischer Anlagen <strong>für</strong> den Steuerungstest.<br />
VDI 2011<br />
[9] Kufner, A.: Automatisierte Erstellung von Maschinenmodellen<br />
<strong>für</strong> die Hardware-in-the Loop-Simulation von Montagemaschinen.<br />
Dissertation Universität Stuttgart, 2011<br />
[10] Lindworsky, A.: Teilautomatische Generierung von<br />
Simulationsmodellen <strong>für</strong> den entwicklungsbegleitenden<br />
Steuerungstest. Herbert-Utz-Verlag 2011<br />
[11] Schob, U.: Methode zur frühen virtuellen Inbetriebnahme von<br />
Steuerungsprogrammen durch halbautomatische Maschinenmodellbildung.<br />
Verlag Wissenschaftliche Scripten 2012<br />
[12] VDI 3633: Simulation von Logistik-, Materialfluss- und<br />
Produktionssystemen. Berlin: Beuth-Verlag 2005<br />
[13] Voss, V.: Wie<strong>der</strong>verwendbare Simulationsmodelle <strong>für</strong> die<br />
domänen- und disziplinenübergreifende Produktentwicklung.<br />
Jost-Jetter Verlag 2012<br />
[14] Weyrich, M., Klein, P.: Modulbasiertes Engineering von<br />
Produktions<strong>an</strong>lagen – Wissensbasierte Konzeption mit<br />
funktionsorientierter Modularisierung. wt Werkstattstechnik<br />
online 102(9), S. 592-597, 2012<br />
[15] Pomberger, G., Blaschek,G.: Software Engineering – Prototyping<br />
und objektorientierte Software-Entwicklung. München:<br />
Carl H<strong>an</strong>ser Verlag 1996<br />
[16] Fuchs, J., Vogel-Heuser, B.: Metriken und Methoden zur<br />
Umstrukturierung einer modularen Steuerungssoftware im<br />
Son<strong>der</strong>maschinenbau. In: Tagungsb<strong>an</strong>d Automation 2012,<br />
S.29-32. VDI 2012<br />
[17] Obst, M., Holm, T., Bleuel, S., Claussnitzer, U., Evertz, L.,<br />
Jäger, T., Nekolla, T., Pech, S., Schmitz, S., Urbas, L.: Automatisierung<br />
im Life Cycle modularer Anlagen. Welche Verän<strong>der</strong>ungen<br />
und Ch<strong>an</strong>cen sich ergeben. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> - Automatisierungstechnische<br />
Praxis 55(1-2), S. 888-895, 2013<br />
52<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
KNOWLEDGE<br />
for the FUTURE<br />
Qualified reading<br />
for automation<br />
experts<br />
Process Control Systems Engineering<br />
Process Control Systems (PCS) are distributed control systems<br />
(DCS) that are specialized to meet specific requirements of the<br />
process industries.<br />
The text book focuses on PCS engineering basics that are common<br />
to different domains of the process industries. It relates to <strong>an</strong><br />
experimental research pl<strong>an</strong>t which serves for the exploration<br />
of the interaction between process modularization <strong>an</strong>d process<br />
automation methods. This permits to capture features of highly<br />
specialized <strong>an</strong>d integrated mono-product pl<strong>an</strong>ts as well as<br />
application areas which are dominated by locally st<strong>an</strong>dardized<br />
general-purpose apparatus <strong>an</strong>d multi-product schemes. While<br />
the text book’s theory is applicable for all PCS of different<br />
suppliers, the examples refer to Siemens’ control system PCS 7.<br />
Focusing on a single PCS enables rea<strong>der</strong>s to use the book in basic<br />
lectures on PCS engineering as well as in computer lab courses,<br />
allowing students to gain h<strong>an</strong>ds-on experience.<br />
Editor: L. Urbas<br />
1 st <strong>edition</strong> 2012, 204 pages, content in English * , hardcover<br />
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Vulk<strong>an</strong>-Verlag GmbH<br />
Vers<strong>an</strong>dbuchh<strong>an</strong>dlung<br />
Postfach 10 39 62<br />
45039 Essen<br />
GERMANY<br />
Country, postal code, town<br />
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E-Mail<br />
Line of business<br />
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Please note: According to Germ<strong>an</strong> law this request may be withdrawn within 14 days after or<strong>der</strong> date in writing to Vulk<strong>an</strong> Verlag GmbH, Vers<strong>an</strong>dbuchh<strong>an</strong>dlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen, Germ<strong>an</strong>y.<br />
In or<strong>der</strong> to accomplish your request <strong>an</strong>d for communication purposes your personal data are being recorded <strong>an</strong>d stored. It is approved that this data may also be used in commercial ways<br />
by mail, by phone, by fax, by email, none. This approval may be withdrawn at <strong>an</strong>y time.<br />
PAPCSE2012
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
Automatische Fehlerdiagnose<br />
SPS-gesteuerter Anlagen<br />
Von <strong>der</strong> Beobachtung zu den Fehlerk<strong>an</strong>didaten<br />
Fehlerdiagnose wird in Anlagen mit speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS) eingesetzt,<br />
um fehlerhafte Komponenten zu erkennen und zu lokalisieren. In diesem Beitrag<br />
wird ein modellbasiertes Diagnoseverfahren vorgestellt, das beson<strong>der</strong>s <strong>für</strong> große industrielle<br />
Anlagen geeignet ist. Die Modellerstellung erfolgt automatisch und erfor<strong>der</strong>t neben<br />
dem im laufenden Betrieb beobachteten Anlagenverhalten kein Expertenwissen. Das Fehlerdiagnoseverfahren<br />
wird am Beispiel eines Fertigungssystems mit 390 SPS-Eingängen<br />
und SPS-Ausgängen (E/A-Signale) verdeutlicht.<br />
SCHLAGWÖRTER Fehlererkennung und -lokalisierung / Automatische Modellidentifikation /<br />
SPS-gesteuerte Anlagen<br />
Automatic fault diagnosis of PLC controlled pl<strong>an</strong>ts –<br />
From observations to a fault short-list<br />
Fault diagnosis is applied to pl<strong>an</strong>ts with programmable logic controllers (PLC) in or<strong>der</strong> to<br />
detect <strong>an</strong>d isolate faulty components. A model based fault diagnosis approach is presented<br />
for large industrial systems. The model is obtained automatically while no expert knowledge<br />
is required besides the observed system behaviour. The presented fault diagnosis<br />
approach is applied to <strong>an</strong> industrial m<strong>an</strong>ufacturing system with 390 controller inputs <strong>an</strong>d<br />
outputs.<br />
KEYWORDS fault detection <strong>an</strong>d isolation / automatic model identification / PLC controlled<br />
pl<strong>an</strong>ts<br />
54<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
STEFAN SCHNE<strong>ID</strong>ER, LOTHAR LITZ, TU Kaiserslautern<br />
Die Fehlerdiagnose von industriellen Anlagen<br />
findet in <strong>der</strong> Theorie und in <strong>der</strong> Praxis große<br />
Beachtung. Ziel <strong>der</strong> Fehlerdiagnose ist es, die<br />
Anlagenverfügbarkeit zu erhöhen, indem die<br />
Zeit zur Lokalisation eines Fehlers verkürzt<br />
wird. Die daraus resultierenden Einsparungen ergeben<br />
einen hohen wirtschaftlichen Nutzen bei gleichzeitig<br />
nur geringen Zusatzinvestitionen.<br />
Die Fehlerdiagnose von Fertigungs<strong>an</strong>lagen mit speicherprogrammierbaren<br />
Steuerungen (SPS) bringt zahlreiche<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen mit sich: Die Anzahl <strong>der</strong> SPS-<br />
Eingänge und SPS-Ausgänge (E/A-Signale) ist üblicherweise<br />
sehr hoch (>100) und geht mit komplexen Fertigungsabläufen<br />
einher. Anlagen sind oftmals individuell<br />
gepl<strong>an</strong>t und ihre Dokumentation ist nicht unbedingt<br />
vollständig beziehungsweise auf dem aktuellen St<strong>an</strong>d.<br />
Über mögliche Fehlerfälle sind keine Information abrufbar<br />
und Eingriffe in den laufenden Fertigungsbetrieb<br />
zum Zweck <strong>der</strong> Diagnose sind unerwünscht.<br />
Die Ansätze aus <strong>der</strong> Literatur zum Thema Fehlerdiagnose<br />
lassen sich in die Kategorien wissensbasierte, signalbasierte<br />
und modellbasierte Verfahren einordnen. Es<br />
zeigt sich, dass sich zur Fehlerdiagnose von SPS-gesteuerten<br />
Fertigungs<strong>an</strong>lagen vor allem modellbasierte Methoden<br />
eignen. Sie bieten die Möglichkeit, das Verhalten<br />
<strong>der</strong> betrachteten Systeme in einem Modell abzubilden<br />
und sinnvoll <strong>für</strong> Fehlerdiagnosezwecke einzusetzen.<br />
In [1] ist eine Übersicht von Diagnoseverfahren <strong>für</strong> die<br />
betrachtete Problemstellung gegeben. In [2] wird ein modellbasiertes<br />
Verfahren auf <strong>der</strong> Basis eines Diagnosers vorgestellt.<br />
Dort wird gezeigt, wie ein m<strong>an</strong>uell erstellter Automat,<br />
<strong>der</strong> das fehlerfreie und fehlerhafte Verhalten <strong>der</strong> Anlage<br />
abbildet, sich verwenden lässt, um das beobachtete<br />
Anlagenverhalten zu erklären. Anh<strong>an</strong>d <strong>der</strong> im Modell<br />
hinterlegten Fehlerinformation können alle modellierten<br />
Fehler, die auftreten, erk<strong>an</strong>nt und lokalisiert werden. In [3]<br />
wurde dieses Verfahren mit zwei weiteren, modellbasierten<br />
Fehlerdiagnoseverfahren verglichen. Betont wird, dass das<br />
Modell den entscheidenden Faktor bei modellbasierter Fehlerdiagnose<br />
darstellt und eine automatische Modellierung<br />
<strong>für</strong> praktische Anwendungen vorteilhaft ist. Ein <strong>an</strong><strong>der</strong>er<br />
Ansatz, <strong>der</strong> in [4] veröffentlicht ist, beschäftigt sich mit <strong>der</strong><br />
Verwendung von Petri-Netzen als Anlagenmodelle, wobei<br />
<strong>der</strong> Fokus auf einer verteilten Modellierung liegt.<br />
Die Diagnoseverfahren in <strong>der</strong> Literatur eignen sich <strong>für</strong><br />
den praktischen Einsatz <strong>an</strong> speziell SPS-gesteuerten Fertigungs<strong>an</strong>lagen<br />
nur bedingt, da Modelle m<strong>an</strong>uell erstellt<br />
werden müssen, kaum verfügbare Information benötigt,<br />
Zeiten nicht modelliert o<strong>der</strong> Nebenläufigkeiten außer Acht<br />
gelassen werden. In diesem Beitrag wird ein neuartiges<br />
Fehlerdiagnoseverfahren vorgestellt, das diesen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
gerecht wird. Das Verfahren basiert auf einem<br />
automatisch gewonnenen Modell <strong>der</strong> Fertigungs<strong>an</strong>lage,<br />
welches in <strong>der</strong> Lage ist, das akzeptierte Anlagenverhalten<br />
wie<strong>der</strong>zugeben. Ein Fertigungszyklus wird als akzeptiert<br />
bezeichnet, wenn das darin gefertigte Produkt den vorgegebenen<br />
Qualitäts<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ungen genügt. Auf Basis des<br />
Modells des akzeptierten Anlagenverhaltens werden Fehler<br />
online im Fertigungsbetrieb erk<strong>an</strong>nt und <strong>an</strong>schließend<br />
<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d ermittelter Fehlerk<strong>an</strong>didaten lokalisiert. Die Modellerstellung,<br />
Fehlererkennung und Fehlerdiagnose erfolgen<br />
automatisch; Expertenwissen wird nicht benötigt.<br />
1. ANLAGEN ALS EREIGNISDISKRETE SYSTEME<br />
Die betrachteten Fertigungs<strong>an</strong>lagen bestehen aus einer<br />
SPS und einer Anlage nach Bild 1. In <strong>der</strong> Anlage werden<br />
die relev<strong>an</strong>ten Prozessgrößen über Sensoren als binäre<br />
Werte erfasst und <strong>der</strong> Steuerung über die SPS-Eing<strong>an</strong>gssignale<br />
zur Verfügung gestellt. Die SPS berechnet auf<br />
Basis des Steuerungsprogramms und den aktuellen Sensormessungen<br />
die diskreten Stellgrößen und führt diese<br />
über die SPS-Ausg<strong>an</strong>gssignale den Aktuatoren <strong>der</strong> Anlage<br />
zu. Typische Vertreter von Sensoren in Anlagen sind<br />
Kontaktschalter, Reed-Kontakte und Füllst<strong>an</strong>dsensoren.<br />
Typische Vertreter von Aktuatoren sind Relais, pneumatische<br />
und hydraulische Ventile. Die E/A-Signale <strong>der</strong> SPS<br />
haben in dieser Arbeit einen binären Wertebereich, nehmen<br />
also entwe<strong>der</strong> den Wert 0 o<strong>der</strong> 1 <strong>an</strong>.<br />
Der geschlossene Kreis aus SPS und Anlage, wie in<br />
Bild 1 gezeigt, stellt ein ereignisdiskretes System dar. Es<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
55
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
56<br />
erzeugt diskrete Ereignisse, die zu bestimmten asynchronen<br />
Zeitpunkten auftreten und das Verhalten des industriellen<br />
Fertigungssystems charakterisieren. Jedes in <strong>der</strong><br />
Fertigungs<strong>an</strong>lage aufgetretene Ereignis (zum Beispiel das<br />
Starten eines Fließb<strong>an</strong>des) äußert sich in <strong>der</strong> Werteän<strong>der</strong>ung<br />
eines o<strong>der</strong> mehrerer E/A-Signale. Für einen Produktionszyklus<br />
bestehend aus einer Sequenz von Ereignissen<br />
ergibt sich eine Sequenz unterschiedlicher E/A-Belegungen.<br />
Die logische Reihenfolge und die Auftrittszeitpunkte <strong>der</strong><br />
Ereignisse werden durch die Systemdynamik bestimmt,<br />
welche a priori unbek<strong>an</strong>nt ist. Das ereignisdiskrete System<br />
wird daher zu Beginn als Blackbox betrachtet.<br />
2. ANWENDUNGSBEISPIEL<br />
1)<br />
Als Anwendung wird ein industrieller Längsschnei<strong>der</strong><br />
<strong>für</strong> Vliesstoffe betrachtet. Die Aufgabe des Längsschnei<strong>der</strong>s<br />
ist es, das produzierte Vlies auf die vom Kunden<br />
gewünschten Längen- und Breitenmaße zuzuschneiden.<br />
Dieser Arbeitsschritt erfolgt zum Ende des gesamten Herstellungsprozesses.<br />
2)<br />
Der Längsschnei<strong>der</strong> arbeitet zyklisch im 24-Stunden-<br />
Betrieb und wird von insgesamt vier mit Ethernet-Kommunikationsmodulen<br />
ausgestatteten Simatic-S7-SPS<br />
gesteuert. Die vier SPS sind über insgesamt 390 E/A-Signale<br />
mit <strong>der</strong> Anlage verbunden, um die Sensorsignale<br />
zu erfassen und die Aktuatorsignale auszugeben.<br />
In Bild 2 ist <strong>der</strong> Warenlauf des Vliesstoffes im Längsschnei<strong>der</strong><br />
dargestellt. Von einer Masterrolle wird <strong>der</strong><br />
Vliesstoff abgewickelt und über mehrere Tr<strong>an</strong>sportwalzen<br />
1)<br />
durch die Schneidevorrichtung geführt. Anschließend<br />
3)<br />
wird das in Längsrichtung zugeschnittene Material bis zu<br />
einer gewünschten Länge auf eine vorbereitete Hülse zur<br />
Produktrolle aufgewickelt, vers<strong>an</strong>dfertig verpackt und<br />
von <strong>der</strong> Vorrichtung entfernt. Bereits während des Verpackens<br />
wird eine neue Hülse dem Aufwickler 2) zugeführt<br />
und <strong>der</strong> Prozess beginnt von Neuem. Der gesamte Schneide-<br />
und Wickelvorg<strong>an</strong>g ist vollständig automatisiert.<br />
Im Beitrag werden zur besseren Übersicht die Ergebnisse<br />
<strong>für</strong> einen Teil des Längsschnei<strong>der</strong>s mit 56 E/A-Signalen<br />
präsentiert. In den folgenden Abschnitten werden<br />
<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d dieses Anlagenteils die Vorgehensweise sowie<br />
die praktischen Ergebnisse <strong>der</strong> Modellierung 4) 8) und Fehlerdiagnose<br />
beispielhaft erläutert.<br />
3)<br />
3. DATENERFASSUNG<br />
5)<br />
Für die automatische Modellierung und Online-Fehlerdiagnose<br />
einer industriellen Fertigungs<strong>an</strong>lage ist es entscheidend,<br />
das System zu beobachten. Dazu wird das<br />
Verhalten <strong>der</strong> Anlage in jedem SPS-Zyklus über die Belegung<br />
<strong>der</strong> Steuerungsein- und Steuerungsausgänge erfasst.<br />
Diese Daten werden im laufenden Fertigungsbetrieb<br />
<strong>an</strong> einen PC übermittelt, wo sie aufgezeichnet und<br />
weiterverarbeitet werden. Die Beobachtung <strong>der</strong> Fertigungs<strong>an</strong>lage<br />
erfolgt passiv, das heißt, es findet kein Eingriff<br />
in den Fertigungsprozess statt. 4) 8)<br />
In Bild 3 ist das Prinzip <strong>der</strong> Datenverbindung von SPS<br />
zu PC dargestellt. Im ersten Abschnitt des SPS-Zyklus<br />
werden die Steuerungseingänge <strong>der</strong> SPS eingelesen und<br />
dem Steuerungsprogramm zur Verfügung gestellt. Anschließend<br />
erfolgt die Ausführung des Programms und<br />
5)<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
die Berechnung <strong>der</strong> Stellsignale. Im Abschnitt Datenübermittlung<br />
wird ausgewertet, ob ein neues Ereignis aufgetreten<br />
ist, das heißt, ob sich die aktuelle Wertebelegung<br />
<strong>der</strong> E/A-Signale in Bezug auf den verg<strong>an</strong>genen SPS-Zyklus<br />
geän<strong>der</strong>t haben. Ist dies <strong>der</strong> Fall, werden die neuen Werte<br />
und <strong>der</strong> Ereigniszeitpunkt, in Form eines Zeitstempels,<br />
über eine Ethernet-Verbindung <strong>an</strong> den PC übermittelt und<br />
zum Zweck <strong>der</strong> Modellierung aufgezeichnet beziehungsweise<br />
zur Fehlerdiagnose verwendet. Der SPS-Zyklus<br />
wird mit dem Setzen <strong>der</strong> Steuerungsausgänge beendet<br />
und <strong>an</strong>schließend erneut ausgeführt.<br />
Der Aufbau <strong>der</strong> Daten, die von <strong>der</strong> SPS übermittelt<br />
werden, ist <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer Beispielsequenz dreier E/A-<br />
Signale in Bild 4 dargestellt. Der Ereignisvektor<br />
u( j) =<br />
ea 1 ( j)<br />
ea 2 ( j)<br />
...<br />
(1)<br />
entspricht den Werten <strong>der</strong> Steuerungsein- und Steuerungsausgänge<br />
<strong>der</strong> SPS im j-ten Ereignisschritt. Er enthält<br />
die Wertebelegung aller E/A-Signale zu diesem Ereignisschritt.<br />
Der u( zugehörige j) Auftrittszeitpunkt des j-ten Ereig-<br />
u t ( j) = t( j)<br />
nisses wird als Zeitattribut t( j) bezeichnet. Hierbei h<strong>an</strong>delt<br />
es sich um eine fortlaufende Zeit, die <strong>an</strong>gibt, w<strong>an</strong>n<br />
<strong>der</strong> Ereignisvektor beobachtet wurde. Die Anzahl <strong>der</strong><br />
Elemente im Ereignisvektor u( j) entspricht <strong>der</strong> Anzahl<br />
<strong>der</strong><br />
part<br />
E/A-Signale<br />
i ⊆ E/A<br />
des zugrundeliegenden Fertigungssystems.<br />
Bei großen Fertigungs<strong>an</strong>lagen mit bis zu mehreren<br />
hun<strong>der</strong>t E/A-Signalen enthält <strong>der</strong> Ereignisvektor demnach<br />
bis zu mehrere hun<strong>der</strong>t Elemente. Im Folgenden gilt,<br />
dass die Vektoren von aufein<strong>an</strong><strong>der</strong>folgenden Ereignissen<br />
ea<br />
sich im Wert 1 ( j)<br />
A Bvon Dmindestens C einem E/A unterscheiden<br />
u( σ j)<br />
1 = = ea 2 ,( j)<br />
und die , , ,<br />
31 Werte 41 <strong>der</strong> 165zugehörigen 193 Zeitattribute monoton<br />
steigend sind. Der Ereignisvektor u( j) und das zugehörige<br />
σZeitattribut 2 = , , , , und<br />
A C B D E<br />
310 364 t( 374 j) werden<br />
486 512<br />
zusammengefasst zum<br />
zeitattributierten Ereignisvektor<br />
A B D F A<br />
σ 3 = , , , ,<br />
u 664u( j) 679 810 969 984<br />
t ( j) = t( j) (2)<br />
...<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Systemdynamik und äußeren Einflüssen,<br />
die auf das gesteuerte Fertigungssystem einwirken,<br />
ergeben sich <strong>für</strong> einen Produktionsprozess viele unterschiedliche<br />
part i ⊆ E/AEreignissequenzen σ h . Diese Daten sind <strong>für</strong><br />
die automatische 1 Modellierung während <strong>der</strong> zeitlich<br />
u = 1<br />
begrenzten Beobachtungsphase zu erfassen. Die beobachteten<br />
akzeptierten Ereignissequenzen werden als<br />
1<br />
∑ = {σ 1 , σ 2 , ...} bezeichnet, mit <strong>der</strong> h-ten Ereignissequenz<br />
σ A B D C<br />
h σ= 1 = (u t,h (1),, u , , ,<br />
31 41 t,h (2), ...).<br />
165 193<br />
Im Anwendungsbeispiel 1<br />
des 1 Längsschnei<strong>der</strong>s ist die<br />
Datenverbindung λ (x 2 ) = A 0 CundB<br />
λ (xD<br />
3 ) = E1<br />
σ 2 = , ,<br />
zwischen<br />
, ,<br />
SPS<br />
und<br />
und PC auf Basis des<br />
UDP-Protokolls 310 0 364realisiert. 374 486 Für 512 0 die folgende automatische<br />
Modellierung A Bwurden D 200 F akzeptierte A Fertigungszyklen<br />
aufgezeichnet.<br />
σ 3 = , , , ,<br />
664 679 810 969 984<br />
4. MODELLIERUNG<br />
Zur Inbetriebnahme eines modellbasierten Diagnoseverfahrens<br />
1ist es zunächst erfor<strong>der</strong>lich, ein geeignetes Modell<br />
u = des 1zugrundeliegenden ereignisdiskreten Systems<br />
zu erstellen. 1 Da<strong>für</strong> werden im Folgenden die beiden<br />
neuen Verfahren zur Partitionierung und Identifikation<br />
entwickelt, die eine automatische Ermittlung des Modells<br />
auf Basis <strong>der</strong> beobachteten akzeptierten Ereignissequenzen<br />
ermöglichen. Die automatisierten Verfahren<br />
1<br />
1<br />
λ (x 2 ) = 0 und λ (x 3 ) = 1<br />
0<br />
0
BILD 1: SPS-gesteuerte Anlage als<br />
ereignisdiskretes System<br />
BILD 2: Warenlauf im Längsschnei<strong>der</strong><br />
BILD 3:<br />
Datenverbindung<br />
von SPS zu PC<br />
BILD 4: Beispielsequenz von<br />
Ereignisvektoren mit Zeitattributen<br />
BILD 5: Modellierung eines<br />
ereignisdiskreten Systems<br />
treten <strong>an</strong>stelle einer m<strong>an</strong>uellen Modellierung, die <strong>für</strong><br />
praktische Anwendungen in <strong>der</strong> Regel zu zeit- und kostenintensiv<br />
ist.<br />
Erfahrungsgemäß gibt es in automatisierten industriellen<br />
Anlagen mehrere mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> verkoppelte Teil<strong>an</strong>lagen,<br />
auf denen Teilprozesse ablaufen. Diese können<br />
nebenläufig sein und auch bis zu einem gewissen Grad<br />
unabhängig vonein<strong>an</strong><strong>der</strong> laufen. Nebenläufige Teilprozesse<br />
führen im Allgemeinen dazu, dass sich <strong>der</strong> Gesamtprozess<br />
in einer akzeptablen Zeit nicht vollständig<br />
beobachtet lässt. Die Ursache liegt in dem vielfältigen<br />
Verhalten, das nebenläufige Teilprozesse hervorbringen<br />
können. Mit dem Ansatz <strong>der</strong> verteilten Modellierung<br />
wird die Bestimmung eines vollständigen Modells schon<br />
nach vergleichsweise kurzer Beobachtungszeit ermöglicht,<br />
da jedes Teilmodell einen sequenziell ablaufenden<br />
Prozessteil abbildet. Dies führt in <strong>der</strong> Regel zu einem<br />
vereinfachten Modell, mit dem nur sehr wenige Fehlalarme<br />
bei <strong>der</strong> Fehlerdiagnose zu erwarten sind.<br />
Der Ablauf <strong>der</strong> verteilten Modellierung ist in Bild 5<br />
aufgezeigt. Im ersten Schritt wird eine automatische Partitionierung<br />
aller E/A-Signale in Partitionen PART =<br />
{part 1 , part 2 , ...} vorgenommen. Es geht darum, eine verteilte<br />
Modellstruktur zu ermitteln, sodass jedes Teilmodell<br />
einen nebenläufigen Teilprozess repräsentiert. Liegen<br />
keine nebenläufigen Teilprozesse vor, wird mit einer<br />
einzelnen, <strong>der</strong> monolithischen Partition (alle E/A-Signale<br />
in einer Partition) weitergearbeitet.<br />
Im Anschluss erfolgt die automatische Identifikation<br />
auf Basis <strong>der</strong> zuvor ermittelten Partitionen. Ziel ist die<br />
Bestimmung <strong>der</strong> zeitbehafteten Automaten zur Modellierung<br />
sowohl des logisch sequenziellen als auch des<br />
zeitlichen Verhaltens jedes Teilprozesses. Das Ergebnis<br />
<strong>der</strong> Modellierung bildet das identifizierte, verteilte Automatenmodell<br />
AUT = {aut 1 , aut 2 , ...} <strong>für</strong> die gesamte<br />
Fertigungs<strong>an</strong>lage. Zur Partitionierung und Identifikation<br />
wird kein Expertenwissen verl<strong>an</strong>gt; eine kostenintensive<br />
m<strong>an</strong>uelle Modellierung ist nicht nötig.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
57
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
4.1 Partitionierung<br />
Ausgehend von allen E/A-Signalen und dem akzeptierten<br />
Anlagenverhalten werden bei <strong>der</strong> Partitionierung<br />
eine Menge <strong>an</strong> Partitionen PART = {part 1 , part 1 , ...} bestimmt,<br />
wobei part i ⊆ E/A gilt, das heißt, jede Partition<br />
ist eine Teilmenge aller E/A-Signale. Es ist möglich, dass<br />
E/A-Signale in mehr als einer Partition vertreten sind,<br />
was auf eine Verkopplung <strong>der</strong> Teilprozesse zurückzuführen<br />
ist. Das Verfahren ermittelt die Partitionierung<br />
PART so, dass auf Basis <strong>der</strong> verfügbaren Daten jedes<br />
resultierende Teilmodell mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
vollständig beobachtet wird und die Anzahl <strong>der</strong> Teilmodelle<br />
klein bleibt. Ob ein Teilmodell vollständig beobachtet<br />
ist, wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Entwicklung des Verhaltens<br />
einer Partition part i bestimmt. Konvergiert <strong>der</strong> Verhaltensumf<strong>an</strong>g<br />
|V parti | über den Beobachtungshorizont, so<br />
ist davon auszugehen, dass das Modell vollständig beobachtet<br />
ist.<br />
In [9] wurde die Problemstellung <strong>der</strong> Partitionierung<br />
im Rahmen einer Optimierung gelöst. Mittels eines heuristischen<br />
Optimierungsverfahrens werden solche Partitionierungen<br />
ermittelt, die eine hohe Verhaltenskonvergenz<br />
aufweisen und somit vollständig identifizierbar<br />
sind. Die Heuristik ermöglicht die zielgerichtete Suche<br />
möglicher Lösungen und reduziert dadurch den Rechenaufw<strong>an</strong>d<br />
signifik<strong>an</strong>t gegenüber einer vollständigen<br />
Durchsuchung des Lösungsraumes.<br />
4.2 Partitionierung im Anwendungsbeispiel<br />
Die Partitionierung des betrachteten Anwendungsbeispiels<br />
mit 56 E/A-Signalen erfolgte automatisch unter<br />
Verwendung des obigen Verfahrens. Das Ergebnis: die<br />
Partitionierung PART = {part 1 , part 2 , part 3 }, wobei in<br />
part 1 20 E/A-Signale, in part 2 26 E/A-Signale und in part 3<br />
26 E/A-Signale enthalten sind. Das Resultat zeigt, dass<br />
bestimmte E/A-Signale aufgrund <strong>der</strong> Verkopplung von<br />
Teilprozessen mehreren Partitionen zugewiesen 1) worden<br />
sind und somit im Verhalten von mehr als einem Teilautomat<br />
eine Rolle spielen werden.<br />
In Bild 6 ist <strong>der</strong> Umf<strong>an</strong>g des Verhaltens |V mon| <strong>der</strong> monolithischen<br />
Partition auf Basis von 200 beobachteten,<br />
akzeptierten Fertigungszyklen dargestellt. Die<br />
2)<br />
beobachteten<br />
Fertigungszyklen stammen aus <strong>der</strong> laufenden Produktion<br />
über fünf Tage und sind repräsentativ <strong>für</strong> das<br />
Gesamtverhalten <strong>der</strong> Anlage. Bild 7 zeigt die Entwicklung<br />
des Verhaltensumf<strong>an</strong>gs |V part2 | <strong>für</strong> die verteilte Partition<br />
part 2 . Das Verhalten einer Partition bestimmt sich über<br />
die unterschiedlichen Ereignisfolgen, die sich <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong><br />
berücksichtigten E/A-Signale und <strong>der</strong> beobachteten Daten<br />
ergeben.<br />
Die ermittelten Verhaltensentwicklungen ermöglichen<br />
nun Rückschlüsse darauf, ob die resultierenden<br />
3)<br />
Modelle das Verhalten <strong>der</strong> Fertigungs<strong>an</strong>lage vollständig<br />
wie<strong>der</strong>geben können o<strong>der</strong> nicht. Das Ergebnis <strong>der</strong><br />
monolithischen Partition zeigt, dass zum 180. Fertigungszyklus<br />
neues Verhalten auftritt. Es ist somit davon<br />
auszugehen, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
diese Partition nach dem 200. Fertigungszyklus noch<br />
nicht vollständig beobachtet wurde und zukünftig<br />
noch weiteres akzeptiertes Verhalten auftreten wird.<br />
Da zukünftiges Verhalten nicht modelliert ist, würde<br />
es von <strong>der</strong> Fehlerdiagnose als fehlerhaftes Verhalten<br />
interpretiert werden.<br />
Für die verteilte Partition part 2 zeigt sich, dass <strong>für</strong> alle<br />
betrachteten Längen von Ereignisfolgen schon nach wenigen<br />
Fertigungszyklen kein neues Verhalten mehr hinzukommt.<br />
Es ist zu erwarten, dass ein Modell basierend<br />
auf <strong>der</strong> Partition part 2 mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
vollständig beobachtet ist und somit kaum Fehlalarme<br />
mit diesem Modell bei <strong>der</strong> Fehlerdiagnose zu erwarten<br />
sind. Das Ergebnis <strong>der</strong> Partition part 2 ist auch repräsentativ<br />
<strong>für</strong> alle <strong>an</strong><strong>der</strong>en, nicht abgebildeten Partitionen.<br />
Um störende Fehlalarme bei <strong>der</strong> Fehlerdiagnose zu<br />
vermeiden, ist diejenige Partitionierung zu wählen, die<br />
bei den gegebenen Beobachtungen die Fertigungs<strong>an</strong>lage<br />
vollständig abzubilden vermag. Das Ergebnis zeigt, dass<br />
dies im Anwendungsbeispiel nur mit dem verteilten Modell<br />
möglich ist.<br />
4.3 Identifikation<br />
Bei <strong>der</strong> verteilten Modellierung <strong>der</strong> Fertigungs<strong>an</strong>lage<br />
werden nach <strong>der</strong> Partitionierung alle Teilautomaten<br />
aut i ∈ AUT des Gesamtmodells identifiziert. Zu diesem<br />
Zweck wurde ein Identifikationsverfahren auf Basis <strong>der</strong><br />
formalen Sprachentheorie entwickelt, das sich beson<strong>der</strong>s<br />
<strong>für</strong> ereignisdiskrete Systeme eignet.<br />
Im ersten Schritt wird die logisch sequenzielle Struktur<br />
des Automaten ermittelt. Ausgehend von den erfassten<br />
Daten werden die Zustände, Zust<strong>an</strong>dsübergänge und<br />
die Ausgaben <strong>der</strong> Zustände bestimmt, die notwendig<br />
sind, um die beobachteten Folgen von Ereignisvektoren<br />
wie<strong>der</strong>zugeben. Der resultierende logisch sequenziell<br />
identifizierte Automat k<strong>an</strong>n das logisch sequenzielle<br />
Verhalten des Fertigungssystems simulieren.<br />
Das zeitliche Verhalten des Automaten wird im zweiten<br />
Schritt identifiziert. Auf Basis des zuvor logisch sequenziell<br />
identifizierten Automaten und den beobachteten<br />
Daten eawerden 1 ( j) die zulässigen Schaltzeiten <strong>der</strong> Zust<strong>an</strong>dsübergänge<br />
u( j) = ea 2 ( j) in Form von Intervallen ermittelt. Sie<br />
beschränken das Schaltverhalten des Automaten so, dass<br />
Zust<strong>an</strong>dsübergänge nur zu Zeiten erlaubt sind, die innerhalb<br />
<strong>der</strong> zulässigen Schaltintervalle liegen. Der vollständig<br />
identifizierte Automat k<strong>an</strong>n so neben dem beobachteten<br />
logisch u( j)<br />
u<br />
sequenziellen Verhalten zusätzlich das<br />
zeitliche t ( j) =<br />
Verhalten<br />
t( j)<br />
<strong>der</strong> Fertigungs<strong>an</strong>lage abbilden.<br />
Eine detaillierte Beschreibung <strong>der</strong> Verfahren zur logisch<br />
sequenziellen und zeitlichen Identifikation haben<br />
die Autoren in [5] und [7] veröffentlicht. Das Verfahren<br />
zur part Modellidentifikation soll <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d des folgenden Beispiels<br />
ver<strong>an</strong>schaulicht werden:<br />
i ⊆ E/A<br />
Gegeben seien die folgenden beobachteten Ereignissequenzen<br />
∑ = {σ 1 , σ 2 , σ 3 } mit<br />
...<br />
A B D C<br />
σ 1 = , , , ,<br />
31 41 165 193<br />
σ 2 =<br />
A<br />
310<br />
C B D<br />
, , , ,<br />
364 374 486<br />
E<br />
512<br />
A B D F A<br />
σ 3 = , , , ,<br />
664 679 810 969 984<br />
und<br />
(3)<br />
Je<strong>der</strong> Buchstabe A, B, C, D, E, F repräsentiert einen<br />
unterschiedlichen Ereignisvektor u( j), dessen Zusam-<br />
58<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
4) 8)<br />
u =<br />
1<br />
1<br />
1
mensetzung aus Nullen und Einsen hier nicht interessiert.<br />
Diese Form <strong>der</strong> Darstellung wurde lediglich zur<br />
besseren Übersicht eingeführt.<br />
Der resultierende identifizierte Automat ist in Bild 8<br />
dargestellt. Je<strong>der</strong> Zust<strong>an</strong>d enthält eine eindeutige Bezeichnung<br />
x i und eine zugehörige Zust<strong>an</strong>dsausgabe λ (x i ),<br />
die im Bild hervorgehoben ist. Die Zust<strong>an</strong>dsausgaben<br />
entsprechen den beobachteten Ereignisvektoren und dienen<br />
dazu, das logisch sequenzielle Verhalten <strong>der</strong> Fertigungs<strong>an</strong>lage<br />
wie<strong>der</strong>zugeben. An den Tr<strong>an</strong>sitionen befinden<br />
sich die zulässigen Schaltintervalle, die das zeitliche<br />
Verhalten <strong>der</strong> Anlage modellieren.<br />
Mit diesem identifizierten Automaten nach Bild 8 ist<br />
es nun möglich, alle beobachteten Ereignissequenzen<br />
∑ = {σ 1 , σ 2 , σ 3 } zu reproduzieren und somit das logisch<br />
sequenzielle und das zeitliche Verhalten des zugrundeliegenden<br />
Fertigungssystems zu simulieren.<br />
4.4 Identifikation im Anwendungsbeispiel<br />
Basierend auf <strong>der</strong> Partitionierung PART = {part 1 , part 2 ,<br />
part 3 } und den beobachteten 200 akzeptierten Fertigungszyklen<br />
wurde das verteilte Automatenmodell<br />
AUT = {aut 1 , aut 2 , aut 3 } <strong>für</strong> das Anwendungsbeispiel<br />
identifiziert. Ein Ausschnitt des identifizierten Teilautomaten<br />
aut 2 zeigt Bild 9. Der Übersichtlichkeit wegen<br />
sind die Zust<strong>an</strong>dsausgaben nicht dargestellt.<br />
5. FEHLERDIAGNOSE<br />
Das identifizierte Modell <strong>der</strong> Fertigungs<strong>an</strong>lage wird nun<br />
zum Zweck <strong>der</strong> Fehlerdiagnose eingesetzt. Bild 10 ver<strong>an</strong>schaulicht<br />
die Struktur <strong>der</strong> modellbasierten Fehlererkennung<br />
und -lokalisierung. Im laufenden Fertigungsbetrieb<br />
wird online ein Vergleich des beobachteten Anlagenverhaltens<br />
mit dem Modellverhalten vorgenommen. Falls das<br />
beobachtete Verhalten vom modellierten Verhalten abweicht,<br />
wird ein Fehler erk<strong>an</strong>nt und <strong>an</strong>schließend lokalisiert.<br />
Ziel <strong>der</strong> Fehlerdiagnose ist die Ermittlung von<br />
Fehlerk<strong>an</strong>didaten <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> beobachteten Fehlersymptomatik,<br />
das heißt, die Erkennung von E/A-Signalen, die<br />
im Zusammenh<strong>an</strong>g mit dem aufgetretenen Fehler stehen.<br />
Diese K<strong>an</strong>didatenliste ermöglicht, eine defekte Komponente<br />
innerhalb <strong>der</strong> Anlage schnell zu lokalisieren.<br />
5.1 Fehlererkennung<br />
Die Aufgabe <strong>der</strong> Fehlererkennung ist es, auf Basis des modellierten<br />
und aktuell beobachteten Anlagenverhaltens<br />
zu ermitteln, ob ein Fehler in <strong>der</strong> Anlage aufgetreten ist<br />
o<strong>der</strong> nicht. Arbeitet die Anlage innerhalb des akzeptierten<br />
Rahmens, k<strong>an</strong>n das Modell das beobachtete Verhalten <strong>der</strong><br />
Fertigungs<strong>an</strong>lage reproduzieren was Fehlerfreiheit bedeutet.<br />
Weicht das beobachtete Verhalten vom Modellverhalten<br />
ab, wird dagegen auf einen Fehler geschlossen. Dabei<br />
BILD 6: Verhalten <strong>der</strong><br />
monolithischen Partition<br />
BILD 7: Verhalten <strong>der</strong><br />
verteilten Partition part 2<br />
BILD 8: Identifizierter Beispielautomat<br />
BILD 10: Modellbasierte Fehlererkennung<br />
und -lokalisierung<br />
BILD 9: Ausschnitt des Teilautomaten<br />
aut 2 mit insgesamt 80 Zuständen<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
59
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
1)<br />
1)<br />
2)<br />
2)<br />
3)<br />
3)<br />
4)<br />
4)<br />
8)<br />
8)<br />
5)<br />
5)<br />
60<br />
ea<br />
ea 1 ( j)<br />
1 j)<br />
u(<br />
u(<br />
j)<br />
j) = ea<br />
ea 2 ( j)<br />
2 j)<br />
k<strong>an</strong>n es sich um ein logisch sequenzielles, zeitliches o<strong>der</strong><br />
blockierendes Fehlverhalten <strong>der</strong> Anlage h<strong>an</strong>deln.<br />
Ein logisch A Bsequenzielles D C Fehlverhalten liegt vor, wenn<br />
das σ 1 beobachtete = , , logisch ,<br />
sequenzielle ,<br />
31 41 165 193<br />
Verhalten von dem<br />
31 41 165 193<br />
logisch sequenziellen Modellverhalten abweicht, das<br />
A C B D E<br />
heißt, σ 2 das Modell ist nicht in <strong>der</strong> Lage, den aufgetretenen<br />
=<br />
,<br />
, , ,<br />
und<br />
und<br />
310 364 374 486 512<br />
Ereignisvektor 310 364u( j) 374 mittels 486 <strong>der</strong> 512 Zust<strong>an</strong>dsausgaben λ (x) zu<br />
reproduzieren. A BDie Erkennung D F Alogisch sequenzieller Fehler<br />
wird σ 3 = ausführlich ,<br />
, in [6] , diskutiert, ,<br />
664 679 810 969 984<br />
664 679 810 969 984 die Fehlerkriterien sind<br />
dort <strong>an</strong>gegeben. Das folgende Beispiel ver<strong>an</strong>schaulicht 4) 8) die<br />
Erkennung eines logisch sequenziellen Fehlverhaltens:<br />
Gegeben sei das Modell nach Bild 11 mit <strong>der</strong> Annahme,<br />
dass ausgehend vom Zust<strong>an</strong>d x 1 <strong>der</strong> folgende neue Ereignisvektor<br />
beobachtet wird:<br />
1<br />
u = 1<br />
5)<br />
1<br />
.(4)<br />
Ausgehend von x 1 existieren im Modell die beiden Folgezustände<br />
x 2 und x 3 , <strong>der</strong>en Zust<strong>an</strong>dsausgaben<br />
1<br />
1<br />
λ<br />
(x<br />
(x 2 ) = 0<br />
und<br />
und<br />
λ<br />
(x<br />
(x 3 ) = 1<br />
(5)<br />
0<br />
0<br />
das logisch sequenziell modellierte Verhalten repräsentieren.<br />
Zur Erkennung von logisch sequenziellem Fehlverhalten<br />
wird <strong>der</strong> neue Ereignisvektor u mit den Ausgaben<br />
<strong>der</strong> Zustände x 2 und x 3 verglichen. Da in diesem<br />
Beispiel sowohl u ≠ λ (x 2 ) und u ≠ λ (x 3 ) gilt, k<strong>an</strong>n das Modell<br />
die logisch sequenzielle Beobachtung nicht reproduzieren<br />
und den Fehler nicht erkennen.<br />
Ein zeitliches Fehlverhalten liegt vor, wenn <strong>der</strong> beobachtete<br />
Ereignisvektor prinzipiell vom Modell wie<strong>der</strong>gegeben<br />
werden k<strong>an</strong>n, er allerdings zu früh o<strong>der</strong> zu spät bezogen<br />
auf das zulässige Schaltintervall aufgetreten ist. Die Blockierung<br />
(Deadlock) ist ein Spezialfall von zeitlichem Fehlerverhalten.<br />
Eine Blockierung wird erk<strong>an</strong>nt, wenn innerhalb<br />
<strong>der</strong> maximal zulässigen Schaltzeit des Automaten<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
... ...<br />
u( j)<br />
u u( j)<br />
t t (<br />
j)<br />
j) = t( j)<br />
t( j)<br />
part<br />
part i ⊆<br />
i E/A<br />
E/A<br />
BILD 11:<br />
Automatenmodell<br />
zu den Beispielen<br />
1)<br />
2)<br />
BILD 12: Aufbau <strong>der</strong><br />
Online-Fehlerdiagnose<br />
3)<br />
kein neuer Ereignisvektor beobachtet wurde. In diesem Fall<br />
muss d<strong>an</strong>n davon ausgeg<strong>an</strong>gen werden, dass die Anlage in<br />
<strong>der</strong> Zukunft kein neues Verhalten mehr hervorbringen<br />
k<strong>an</strong>n und somit blockiert ist. Weiterführende Information<br />
zur zeitlichen Fehlerdetektion sind in [8] zu finden.<br />
5.2 Fehlerlokalisierung<br />
ea<br />
Im Anschluss<br />
1 ( j)<br />
u( j) = ea <strong>an</strong> die Fehlererkennung erfolgt die Fehlerlokalisierung.<br />
Sie erzeugt mittels speziell <strong>für</strong> ereignisdiskre-<br />
2 ( j)<br />
te Systeme entwickelter Residuen automatisch eine Liste<br />
von Fehlerk<strong>an</strong>didaten. Die Berechnung <strong>der</strong> Residuen erfolgt<br />
unter Berücksichtigung des modellierten Verhaltens<br />
und <strong>der</strong> Beobachtung,<br />
u( j)<br />
die zur Fehlererkennung führte.<br />
uZur t ( j) Lokalisierung = t( j) von logisch sequenziellem Fehlverhalten<br />
werden zwei Residuen berechnet. Das erste Residuum<br />
beschreibt das unerwartete Verhalten Res u , das<br />
zweite das ausgebliebene Verhalten Res a . Das unerwartete<br />
Verhalten<br />
part i ⊆ E/A<br />
Res u ≠ B \ M(6)<br />
...<br />
entspricht dem Verhalten B, das beobachtet wurde, vermin<strong>der</strong>t<br />
um das Verhalten M, das modelliert ist. Berechnet wird<br />
das Residuum durch Bildung <strong>der</strong> Differenzmenge B vermin<strong>der</strong>t<br />
σ 1 = (Symbol , \) um , M. , Bei dem , ausgebliebenen Verhalten<br />
A B D C<br />
31 41 165 193<br />
Res a ≠ M \ B(7)<br />
A C B D E<br />
σ 2 = , , , , und<br />
h<strong>an</strong>delt 310 es sich 364um 374 das 486 Verhalten 512 M, das modelliert wurde,<br />
vermin<strong>der</strong>t A B um Ddas Verhalten F A B, das beobachtet wurde.<br />
σ 3 Die = logisch<br />
,<br />
sequenziellen<br />
, , ,<br />
664 679 810 969 984Residuen werden ausführlich<br />
in [6] diskutiert. Das folgende Beispiel erläutert exemplarisch<br />
die Berechnung des Residuums zur Ermittlung<br />
des unerwarteten Verhaltens:<br />
Gegeben sei erneut das Modell nach Bild 11 und <strong>der</strong><br />
beobachtete Ereignisvektor<br />
1<br />
u = 1 ,(8)<br />
1<br />
<strong>der</strong> zur Erkennung eines logisch sequenziellen Fehlverhaltens<br />
führte. Das Residuum <strong>für</strong> unerwartetes Verhalten<br />
berechnet nun, ausgehend vom aktiven Modellzust<strong>an</strong>d<br />
1<br />
1<br />
x 1 , das beobachtete<br />
λ (x 2 ) = 0 und<br />
Verhalten,<br />
λ (x 3 ) = 1<br />
vermin<strong>der</strong>t um das modellierte<br />
Verhalten. 0 Das beobachtete 0 Verhalten<br />
B = {ea 1 , ea 2 , ea 3 } (9)<br />
entspricht hier <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung aller E/A-Signale, da ausgehend<br />
von Zust<strong>an</strong>d x 1 hin zur neuen Beobachtung aller<br />
E/A-Signale ihren Wert von 0 auf 1 (als Symbol ) än<strong>der</strong>n.<br />
Das modellierte Verhalten<br />
M = {ea 1 , ea 2 } (10)<br />
entspricht den Werteän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> E/A-Signale, die bei<br />
den Zust<strong>an</strong>dsübergängen von x 1 nach x 2 o<strong>der</strong> von x 1 nach<br />
x 3 auftreten würden, hier also <strong>der</strong> Werteän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
ersten beiden E/A-Signale. Als Fehlerk<strong>an</strong>didat ergibt sich<br />
somit <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d des Ergebnisses <strong>für</strong> das Residuum<br />
Res u = {ea 2 }(11)<br />
das dritte E/A-Signal, da es unerwartet seinen Wert von<br />
0 auf 1 geän<strong>der</strong>t hat. Diese beobachtete Werteän<strong>der</strong>ung<br />
lässt sich durch das Modell nicht erklären.<br />
Zur Lokalisierung von zeitlichem Fehlverhalten<br />
und Blockierungen wurden weitere Residuen entwickelt.
Detaillierte Beschreibungen dieser Verfahren sind von<br />
den Autoren dieses Beitrags in [8] veröffentlicht worden.<br />
5.3 Online-Fehlerdiagnose im Anwendungsbeispiel<br />
Die Fehlerdiagnose erfolgt online während <strong>der</strong> laufenden<br />
Fertigung. Den implementierten Aufbau zeigt Bild<br />
12. Nach Erkennung und Lokalisierung eines Fehlers<br />
werden die ermittelten Fehlerk<strong>an</strong>didaten in einer Fehlerdatenb<strong>an</strong>k<br />
eingetragen. Von <strong>der</strong> Leitwarte aus k<strong>an</strong>n<br />
über einen Webserver auf die Datenb<strong>an</strong>k zugegriffen<br />
werden.<br />
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />
Ein neuartiger modellbasierter Ansatz zur Online-Fehlerdiagnose<br />
von industriellen Fertigungs<strong>an</strong>lagen wurde<br />
vorgestellt. Die Fehlererkennung und -lokalisierung ermittelt<br />
<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d logisch sequenzieller und zeitlicher Fehlersymptome<br />
eine Liste von Fehlerk<strong>an</strong>didaten, die eine<br />
schnelle Lokalisierung von fehlerhaften Komponenten<br />
in <strong>der</strong> Anlage ermöglicht. Das zur Diagnose erfor<strong>der</strong>liche<br />
Modell wird ohne Expertenwissen durch automatische<br />
Partitionierung und Identifikation erstellt. Die Verwendung<br />
einer verteilten Modellstruktur ermöglicht, geeignete<br />
Modelle <strong>für</strong> Fertigungs<strong>an</strong>lagen mit nebenläufigem<br />
Verhalten zu ermitteln. Die Verfahren zur automatischen<br />
Modellierung und Fehlerdiagnose wurden erfolgreich<br />
auf industriellen Fertigungs<strong>an</strong>lagen mit vielen E/A-Signalen<br />
<strong>an</strong>gewendet.<br />
Zukünftige Arbeiten werden sich mit weiterführenden<br />
Methoden zur Ermittlung optimaler Partitionierungen,<br />
mit verkoppelten Partitionen und <strong>der</strong> Bestimmung qu<strong>an</strong>titativer<br />
Gütekriterien zur Bewertung verteilter Modelle<br />
beschäftigen.<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
27.03.2013<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
REFERENZEN<br />
AUTOREN<br />
[1] Zaytoon, J., Sayed-Mouchaweh, M.: Discussion on fault<br />
Diagnosis methods of Discrete Event Systems. In:<br />
Workshop of Discrete Event Systems (WODES’12), S.<br />
9-12. Elsevier 2012<br />
[2] Sampath, M., Sengupta, R., Lafortune, S., Sinnamohideen,<br />
K., Teneketzis, D.: Diagnosability of Discrete<br />
Event Systems. IEEE Tr<strong>an</strong>sactions on Automatic<br />
Control 40(9), S. 1555-1575, 1995<br />
[3] D<strong>an</strong><strong>an</strong>cher, M., Roth, M.. Lesage, J.-J., Litz, L.: A<br />
comparative study of three model-based FDI approaches<br />
for Discrete Event Systems. In: 3rd Int. Workshop<br />
on Dependable Control of Discrete Systems (DCDS'11),<br />
S. 29-34. IEEE 2011<br />
[4] Genc, S., Lafortune, S., v<strong>an</strong> <strong>der</strong> Aalst, W., Best, E.<br />
(Eds.): Distributed Diagnosis of Discrete-Event Systems<br />
Using Petri Nets. In: Applications <strong>an</strong>d Theory of Petri<br />
Nets, S. 316-336, Springer 2003<br />
[5] Roth, M., Schnei<strong>der</strong>, S., Lesage, J.-J., Litz, L.: Fault<br />
detection <strong>an</strong>d isolation in m<strong>an</strong>ufacturing systems with<br />
<strong>an</strong> identified discrete event model. Int. J. of Systems<br />
Science 43(10), S. 1826-1841, 2012.<br />
[6] Roth, M., Lesage, J.-J., Litz, L.: The concept of residuals<br />
for fault localization in discrete event systems. Control<br />
Engineering Practice 19(9), S. 978-988, 2011.<br />
[7] Schnei<strong>der</strong>, S., Litz, L., Lesage, J.-J.: Determination of<br />
Timed Tr<strong>an</strong>sitions in Identified Discrete-Event Models<br />
for Fault Detection. In: Proc. 51th Conf. Decision <strong>an</strong>d<br />
Control (CDC’12), S. 5816-5821. IEEE 2012<br />
[8] Schnei<strong>der</strong>, S., D<strong>an</strong><strong>an</strong>cher, M., Litz, L.: Timed residuals<br />
for fault detection <strong>an</strong>d isolation in discrete event<br />
systems. In: 3rd Int. Workshop on Dependable Control<br />
of Discrete Systems (DCDS'11), S. 35-40. IEEE 2011<br />
[9] Roth, M., Lesage, J.-J., Litz, L.: Black-box identification<br />
of discrete event systems with optimal partitioning of<br />
concurrent subsystems. In: 2010 Americ<strong>an</strong> Control<br />
Conference (ACC2010), S. 2601-2606. IEEE 2010<br />
Dipl.-Ing. STEFAN<br />
SCHNE<strong>ID</strong>ER (geb. 1985) ist<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am Lehrstuhl <strong>für</strong><br />
Automatisierungstechnik<br />
<strong>der</strong> Technischen Universität<br />
Kaiserslautern. Sein Forschungsschwerpunkt<br />
liegt<br />
im Bereich <strong>der</strong> Identifikation<br />
und Fehlerdiagnose von industriellen Fertigungssystemen.<br />
TU Kaiserslautern,<br />
Lehrstuhl <strong>für</strong> Automatisierungstechnik,<br />
Erwin-Schrödinger-Str. 12,<br />
D-67653 Kaiserslautern,<br />
Tel. +49 (0) 631 205 44 52,<br />
E-Mail: sschnei<strong>der</strong>@eit.uni-kl.de<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. LOTHAR<br />
LITZ (geb. 1949) leitet den<br />
Lehrstuhl <strong>für</strong> Automatisierungstechnik<br />
und bekleidet<br />
das Amt des Vizepräsidenten<br />
<strong>der</strong> Technischen Universität<br />
Kaiserslautern. Hauptarbeitsgebiete:<br />
Process<br />
Safety, Networked Control<br />
Systems, Design <strong>an</strong>d Analysis of Discrete Event<br />
Systems, Ambient Assisted Living.<br />
TU Kaiserslautern,<br />
Lehrstuhl <strong>für</strong> Automatisierungstechnik,<br />
Erwin-Schrödinger-Str. 12,<br />
D-67653 Kaiserslautern<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
61
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
Benutzungsschnittstellen<br />
durchgängig entwerfen<br />
Eine systematische Lösung <strong>für</strong> Fertigungssysteme<br />
Obwohl Engineeringdaten bereits wesentliche Information, zum Beispiel zur Anlagentopologie,<br />
enthalten, werden die Benutzungsschnittstellen zur Bedienung und Beobachtung<br />
von Fertigungs<strong>an</strong>lagen im Wesentlichen zu einem späteren Zeitpunkt m<strong>an</strong>uell neu entworfen<br />
und implementiert. Der Beitrag beschreibt eine modellbasierte Methode zur automatisierten<br />
Erzeugung von Benutzungsschnittstellen, die im Rahmen des Projektes Autoprobe<br />
entwickelt wird. Autoprobe untersucht, ob direkte Tr<strong>an</strong>sformationen zwischen<br />
den Engineeringdaten und den Bedienoberflächen möglich und zielführend sind.<br />
SCHLAGWÖRTER Modellbasiertes Vorgehen / Benutzungsschnittstellen / durchgängiger<br />
Entwurf<br />
Continuous HMI design –<br />
A systematic solution for m<strong>an</strong>ufacturing systems<br />
The available engineering data of m<strong>an</strong>ufacturing pl<strong>an</strong>ts includes extensive information<br />
about features such as the system topology. Nevertheless, user interfaces for operation <strong>an</strong>d<br />
monitoring are still primarily designed <strong>an</strong>d implemented m<strong>an</strong>ually later in the design<br />
process. A model-based approach is described for the automated generation of user interfaces<br />
which are being developed within the Autoprobe project. The project examines<br />
whether direct tr<strong>an</strong>sformations between the engineering data <strong>an</strong>d the user interfaces are<br />
possible <strong>an</strong>d effective.<br />
KEYWORDS model-based methods / user interfaces / consistent design<br />
62<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
CHRISTOPHER MARTIN, ANNEROSE BRAUNE, TU Dresden<br />
RALF-ERIK EBERT, MATTHIAS PLESSOW, GFaI e.V. Berlin<br />
SVEN SEVERIN, OLIVER STERN, RIF e.V. Dortmund<br />
Beim Entwurf von Benutzungsschnittstellen<br />
(HMI/Hum<strong>an</strong>-Machine Interface) <strong>für</strong> Fertigungs<strong>an</strong>lagen<br />
werden Daten aus dem Engineeringprozess<br />
meist nicht direkt wie<strong>der</strong>verwendet.<br />
Unterschiedliche Werkzeuge und proprietäre<br />
Datenformate verhin<strong>der</strong>n dabei eine durchgängige<br />
Nutzung. So werden die Benutzungsschnittstellen zu<br />
einem späteren Zeitpunkt im Entwurfsprozess im Allgemeinen<br />
m<strong>an</strong>uell neu entworfen und implementiert.<br />
Systeme wie WinCC von Siemens [1] o<strong>der</strong> Intouch von<br />
Won<strong>der</strong>ware [2] bieten zwar leistungsfähige Bibliotheken<br />
und Werkzeuge <strong>für</strong> den Entwurf von Benutzungsschnittstellen,<br />
erzwingen aber <strong>der</strong>en interaktiven, das<br />
heißt m<strong>an</strong>uellen, Entwurf, <strong>der</strong> d<strong>an</strong>n auf bestimmte Plattformen<br />
und Visualisierungsgeräte zugeschnittene Lösungen<br />
erzeugt.<br />
Der hohe Aufw<strong>an</strong>d vergrößert sich, wenn unterschiedliche<br />
Visualisierungsgeräte unterstützt werden sollen,<br />
wie PCs, Tablets o<strong>der</strong> eingebettete Systeme, die sich<br />
durch ihre Hard- und Software sowie durch ihre Bedienkonzepte<br />
unterscheiden. Selbst wenn die verschiedenen<br />
Visualisierungslösungen die gleiche Funktionalität beinhalten,<br />
müssen oftmals alle Lösungen spezifisch <strong>für</strong><br />
ihre Plattform neu implementiert werden.<br />
Um die Effizienz <strong>der</strong> HMI-Erstellung zu erhöhen,<br />
werden bereits Ansätze verfolgt, die das Generieren<br />
<strong>der</strong> Benutzungsschnittstelle aus <strong>der</strong> Kenntnis <strong>der</strong> Engineeringdaten<br />
ermöglichen sollen. Das in [3] vorgeschlagene<br />
Konzept geht davon aus, dass Anlagenkomponenten<br />
ihre Visualisierungselemente mitbringen<br />
und diese nur noch zu integrieren und zu konfigurieren<br />
sind. In [4] werden Ansätze zur automatisierten<br />
Projektierung von Visualisierungen fertigungstechnischer<br />
Anlagen unter Nutzung von AutomationML als<br />
Zwischenformat vorgestellt. Die Informationsauswertung<br />
basiert dort auf kompakten internen Modellen zur<br />
Datenfusion sowie zur Bil<strong>der</strong>zeugung und ist somit<br />
nur bedingt nachnutzbar.<br />
Im Unterschied dazu stellt dieser Beitrag eine allgemeingültige,<br />
modellbasierte Vorgehensweise vor, die<br />
Teilinformation aus Engineeringdaten auswertet und<br />
daraus die jeweils relev<strong>an</strong>te Information zur Bildung von<br />
Benutzungsschnittstellen in formalisierten Abbildungsvorschriften<br />
notiert. Da sich mit dieser Vorgehensweise<br />
bereits zu einem frühen Zeitpunkt im Entwurfsprozess<br />
automatisiert o<strong>der</strong> teilautomatisiert eine Benutzungsschnittstelle<br />
entwerfen lässt, ist diese bereits <strong>für</strong> eine<br />
virtuelle Inbetriebnahme nutzbar.<br />
Dazu wird im Forschungsvorhaben Autoprobe (Automatisierte<br />
Projektierung von Bedien- und Beobachtungslösungen<br />
<strong>für</strong> Produktions<strong>an</strong>lagen) untersucht,<br />
welche Engineeringdaten <strong>für</strong> den Entwurf von Benutzungsschnittstellen<br />
relev<strong>an</strong>t sind und daher in einem<br />
Anlagenmodell formalisiert werden sollten. Im Folgenden<br />
werden allgemeine Abbildungen zwischen dem<br />
Anlagenmodell und <strong>der</strong> Benutzungsschnittstelle definiert.<br />
Dieser Ansatz wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eines Demonstrators<br />
verifiziert.<br />
1. MODELLBASIERTE VORGEHENSWEISE<br />
Für eine projektierte Anlage soll eine passende Visualisierung<br />
erzeugt werden. Da die Visualisierung in einer<br />
Simulationsumgebung und auf verschiedenen Zielplattformen<br />
zur Betriebszeit lauffähig sein muss, ist das zugehörige<br />
Visualisierungsmodell zwingend plattformunabhängig<br />
zu entwerfen.<br />
Lösungsmethoden dazu bietet die modellgetriebene<br />
Softwareentwicklung (Model Driven Software Development,<br />
MDSD) <strong>an</strong>. Kernged<strong>an</strong>ke <strong>der</strong> MDSD ist die Trennung<br />
<strong>der</strong> fachlichen Inhalte von <strong>der</strong> technischen Realisierung<br />
[5]. Unterschiedlich abstrakte Modelle werden<br />
durch Modelltr<strong>an</strong>sformationen in jeweils konkretere<br />
Modelle überführt. Wenn die jeweiligen Quell- und<br />
Zielmodelle allgemeinen Bildungsvorschriften genügen,<br />
können die Modellelemente durch eine Modell-zu-<br />
Modell-Tr<strong>an</strong>sformation aufein<strong>an</strong><strong>der</strong> abgebildet werden.<br />
So k<strong>an</strong>n unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em in einer solchen Tr<strong>an</strong>sformationsvorschrift<br />
festgelegt werden, dass ein Element Motor<br />
Typ A von Hersteller Y immer auf das passende<br />
Visualisierungselement Motor Typ A abzubilden ist.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
63
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
Das so entst<strong>an</strong>dene Visualisierungsmodell lässt sich<br />
d<strong>an</strong>n durch einen Codegenerator in Quellcode <strong>für</strong> eine<br />
spezifische Zielplattform umw<strong>an</strong>deln. Notwendige Än<strong>der</strong>ungen<br />
werden nur in den plattformunabhängigen<br />
Modellen vorgenommen, da die jeweiligen Zielmodelle<br />
beziehungsweise <strong>der</strong> Zielcode automatisiert wie<strong>der</strong> erzeugt<br />
werden können. Für den Modellaustausch und<br />
als technische Basis <strong>für</strong> Modelltr<strong>an</strong>sformationen wird<br />
die XML-Technologie benutzt, um eine von <strong>der</strong> konkreten<br />
Implementierungstechnologie unabhängige Beschreibung<br />
zu ermöglichen.<br />
Im beschriebenen Fall wird diejenige Information aus<br />
den Engineeringdaten in Form eines Anlagenmodells<br />
extrahiert, die die Strukturierung und Gestaltung <strong>der</strong><br />
Benutzungsschnittstelle beeinflusst. Zunächst wird die<br />
Grundstruktur <strong>der</strong> Benutzungsschnittstelle als Hierarchie<br />
einzelner Bedienbil<strong>der</strong> und <strong>der</strong>en Navigation unterein<strong>an</strong><strong>der</strong><br />
festgelegt. In Bild 1 wird das Ergebnis als<br />
Strukturmodell <strong>der</strong> Visualisierung bezeichnet. In einem<br />
nachfolgenden Schritt werden die Bedienbil<strong>der</strong> konfiguriert,<br />
indem grafische o<strong>der</strong> textuelle Visualisierungselemente<br />
ausgewählt, auf dem Bedienbild platziert und mit<br />
Prozessdaten verknüpft werden. Wegen <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten<br />
Plattformunabhängigkeit beschreibt dieses Visualisierungsmodell<br />
noch keine Implementierungstechnologie.<br />
Die lauffähige Lösung wird erst durch eine nachfolgende<br />
Codegenerierung erzeugt.<br />
2. VISUALISIERUNGEN DER FERTIGUNGSINDUSTRIE<br />
Die Projektierung <strong>der</strong> Benutzungsschnittstelle <strong>für</strong> eine<br />
Fertigungs<strong>an</strong>lage wird heute zum größten Teil händisch<br />
durchgeführt. Aufgrund seines Wissens über die Produktions<strong>an</strong>lage<br />
und über den Fertigungsprozess entwirft<br />
und konfiguriert ein Projektierer Visualisierungslösungen<br />
entsprechend <strong>der</strong> Erwartungen künftiger Nutzer<br />
o<strong>der</strong> aufgrund von Konventionen <strong>der</strong> Anwendungsbr<strong>an</strong>che.<br />
Obwohl multimodale Bedienkonzepte zunehmend<br />
<strong>für</strong> Benutzungsschnittstellen in <strong>der</strong> Automatisierung<br />
interess<strong>an</strong>t sind, werden überwiegend grafische Oberflächen<br />
genutzt. Deshalb liegt es nahe, Konzepte aus diesem<br />
Umfeld zu betrachten.<br />
Die Vielfalt <strong>der</strong> darzustellenden Information führt<br />
dazu, dass eine Benutzungsschnittstelle aus mehreren<br />
Einzelbil<strong>der</strong>n besteht. Durch die vorgegebene Anlagenstruktur<br />
entsteht meist eine natürliche Navigationshierarchie<br />
als Baumstruktur <strong>für</strong> die Einzelbil<strong>der</strong>, in <strong>der</strong><br />
interaktiv navigiert werden k<strong>an</strong>n. Ausgehend von Übersichtsbil<strong>der</strong>n<br />
steigt <strong>der</strong> Detailgrad mit zunehmen<strong>der</strong><br />
Tiefe im Navigationsbaum. Je nach Kontext enthalten<br />
Einzelbil<strong>der</strong> wechselnde Sichten auf einzelne Fertigungsstationen<br />
o<strong>der</strong> Prozesse, Meldungen o<strong>der</strong> Benutzerinteraktionsprotokolle.<br />
Die Darstellungen reichen dabei von einer realitätsnahen<br />
o<strong>der</strong> schematisierten grafischen Darstellung <strong>der</strong> Anlage<br />
(Bild 2) bis zu eher minimalistischen alph<strong>an</strong>umerischen<br />
Oberflächen, in denen beispielsweise ausgewählte Steuerungsfunktionen<br />
zur Verfügung gestellt werden (Bild 3).<br />
Die Einzelbil<strong>der</strong> bestehen aus Grundelementen (vergleiche<br />
Bild 4) mit Repräsentationseigenschaften, unter<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>em zu Größe o<strong>der</strong> Position auf dem Bildschirm.<br />
Verwendet werden dabei typische Elemente allgemeiner<br />
Bedienoberflächen wie Buttons, Checkboxen o<strong>der</strong> Eingabefel<strong>der</strong><br />
ebenso wie einfache und komplexe, zusammengesetzte<br />
Grafiken, wie etwa ein Tr<strong>an</strong>sportb<strong>an</strong>d, auf<br />
welchem sich Werkstücke bewegen. Komplexe Elemente<br />
werden aus mehreren Einzelkomponenten zusammengesetzt<br />
und repräsentieren etwa g<strong>an</strong>ze Anlagen<br />
o<strong>der</strong> Teil<strong>an</strong>lagen. Diesen mehr o<strong>der</strong> weniger komplexen<br />
Grundelementen lassen sich Prozessdaten zuordnen,<br />
<strong>der</strong>en aktuelle Werte durch Animationen verdeutlicht<br />
werden. Beispiele sind die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Größe, <strong>der</strong><br />
Farbe o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bildschirmposition. Die Grundelemente<br />
können darüber hinaus über Interaktionseigenschaften<br />
verfügen, die einem Benutzer, zum Beispiel per Mausklick<br />
o<strong>der</strong> Tastatureingabe, die Möglichkeit zur Interaktion<br />
geben.<br />
Das Design <strong>der</strong> einzelnen Bedienbil<strong>der</strong> sowie <strong>der</strong> Navigation<br />
<strong>für</strong> eine bestimmte Anlage ist immer abhängig<br />
von den Visualisierungsstrategien des Herstellers und<br />
des Anwen<strong>der</strong>s. Ein Beispiel <strong>für</strong> die mögliche Aufteilung<br />
eines Einzelbildes in Funktionsbereiche zeigt:<br />
Navigationsbereich (mit Navigationsbuttons)<br />
Informationsbereich (Statusmeldungen)<br />
Bereich <strong>für</strong> die verschiedenen Sichten<br />
zum Beispiel in den Vari<strong>an</strong>ten:<br />
Prozess- und Anlagendarstellung<br />
(Übersichten, Details)<br />
Meldungen und Alarme<br />
Der wesentliche Anteil des Einzelbildes besteht aus den<br />
unterschiedlich detaillierten Sichten auf Prozesse und<br />
Anlagen.<br />
3. DAS ANLAGENMODELL<br />
Als Ausg<strong>an</strong>gspunkt <strong>für</strong> die Erzeugung <strong>der</strong> Visualisierung<br />
wird ein Modell benötigt, das die Information aus<br />
den Engineeringdaten enthält, die <strong>für</strong> die resultierende<br />
Visualisierung relev<strong>an</strong>t ist. Im Regelfall setzen sich die<br />
Engineeringdaten aus den Datenbasen <strong>der</strong> benutzten<br />
Engineeringwerkzeuge sowie dem Know-how <strong>der</strong> ver<strong>an</strong>twortlichen<br />
Ingenieure zusammen. Die Engineeringdaten<br />
liegen somit we<strong>der</strong> explizit noch konsistent vor<br />
[6]. Um dennoch diese Daten <strong>für</strong> die Werkzeugkette<br />
nutzen zu können, ist es unabdingbar, diese in einem<br />
generalisierten Anlagenmodell zu integrieren. So k<strong>an</strong>n<br />
beispielsweise geometrische Information über Aussehen,<br />
Größe und Lage aller Bauteile und die daraus zusammengesetzten<br />
Baugruppen und Stationen aus den<br />
CAD-Daten entnommen werden. Die hierarchische Anordnung<br />
einzelner Stationen zuein<strong>an</strong><strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>t – im<br />
Gegensatz zum internen Aufbau einer Station – zusätzliche<br />
Engineeringdaten aus weiteren Quellen, wobei<br />
sich insbeson<strong>der</strong>e Product-Lifecycle-M<strong>an</strong>agement<br />
(PLM)- und Simulationswerkzeuge <strong>an</strong>bieten. Dort wird<br />
zusätzliche Information hinterlegt, wie die Spezifikation<br />
<strong>der</strong> Kommunikation innerhalb des Prozessleitsystems.<br />
Es werden beispielsweise Prozesssignale ben<strong>an</strong>nt,<br />
64<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
BILD 1: Anwendung <strong>der</strong> modellgetriebenen<br />
Softwareentwicklung<br />
BILD 4: Klassifikation dynamischer Visualisierungselemente<br />
in Bezug auf ihre grafische Komplexität<br />
BILD 2: Anlagenübersicht (mit freundlicher<br />
Genehmigung von Tectrion GmbH, 2013)<br />
BILD 5: Illustration <strong>der</strong> Elemente des<br />
HMI einer Fertigungs<strong>an</strong>lage in Form eines<br />
abstrakten Bedienp<strong>an</strong>els<br />
BILD 3: SPS-Informationen (mit freundlicher<br />
Genehmigung von Tectrion GmbH, 2013)<br />
BILD 6: Anlagenmetamodell<br />
(vereinfachte Darstellung)<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
65
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
die auf dem jeweiligen Einzelbild darzustellen sind,<br />
ebenso wie Funktionen, die aufgrund eines Benutzerbefehls<br />
ausgeführt werden sollen.<br />
Insgesamt k<strong>an</strong>n das Anlagenmodell Information aus<br />
folgenden Bereichen enthalten (siehe Bild 6):<br />
Stationen, Baugruppen, Bauteile einschließlich<br />
ihrer Hierarchie und Geometrie,<br />
eventuell vorh<strong>an</strong>dene Tr<strong>an</strong>sportsysteme<br />
einschließlich <strong>der</strong>en Verbindung mit Stationen,<br />
Prozessleitsystem (Steuerungsschnittstelle<br />
beschrieben durch die Kommunikationsk<strong>an</strong>äle<br />
<strong>der</strong> Netzwerke sowie die Funktionen und Parameter<br />
<strong>der</strong> Sensorik und Aktorik.<br />
4. ERZEUGEN VON VISUALISIERUNGSMODELLEN<br />
Das Strukturmodell beschreibt die Aufteilung <strong>der</strong> Visualisierungslösung<br />
in Einzelbil<strong>der</strong>, gegebenenfalls in<br />
Sichten, sowie <strong>der</strong>en Navigationshierarchie (vergleiche<br />
Abschnitt 2).<br />
Ein wertvolles Kriterium <strong>für</strong> die Glie<strong>der</strong>ung in Einzelbil<strong>der</strong><br />
bietet die Anlagenhierarchie (siehe Bild 6),<br />
indem je<strong>der</strong> Station und all ihren Teilen Einzelbil<strong>der</strong><br />
zugeordnet werden. Damit ergeben sich die naheliegenden<br />
Hierarchieebenen: Anlage, Station, Baugruppe und<br />
Komponenten. Bei einer automatisierten Generierung<br />
<strong>der</strong> Visualisierung aus dem Anlagenmodell würde sich<br />
bei diesem Vorgehen allerdings eine Abbildung aller<br />
Anlagenteile in allen verfügbaren Detailgraden ergeben.<br />
Dies ist nicht immer gewünscht, das heißt, es ist<br />
notwendig zu beschreiben, welche Elemente entfallen<br />
o<strong>der</strong> auf höherer Ebene zusammengefasst werden können.<br />
Dazu müsste das Anlagenmodell um eine entsprechende<br />
Information erweitert werden. Ein solches Import<strong>an</strong>ce-Attribut<br />
k<strong>an</strong>n <strong>für</strong> jede Komponente des Anlagenmodells<br />
eine vom Projektierer vergebene Wichtigkeit<br />
festlegen.<br />
Die so erstellten Einzelbil<strong>der</strong> müssen d<strong>an</strong>n zu einem<br />
Navigationsgraphen verknüpft werden (Bild 7). Entsprechende<br />
Information bietet erneut das Anlagenmodell,<br />
sodass ein Navigationsbaum entsprechend <strong>der</strong> Anlagenhierarchie<br />
entsteht, welcher durch Nutzereingriffe <strong>an</strong>gepasst<br />
werden k<strong>an</strong>n. So k<strong>an</strong>n es beispielsweise gewünscht<br />
sein, dass auf Stationsebene eine horizontale<br />
Navigation möglich ist, auf den restlichen Ebenen allerdings<br />
nicht (vgl. Bild 7).<br />
Zur Erzeugung <strong>der</strong> Einzelbil<strong>der</strong> müssen passende Visualisierungselemente<br />
<strong>für</strong> den jeweiligen Inhalt bestimmt<br />
und auf <strong>der</strong> Oberfläche <strong>an</strong>geordnet werden. Die<br />
entsprechend Bild 5 erfor<strong>der</strong>lichen Navigationsbuttons<br />
ergeben sich aus <strong>der</strong> Position des zu erzeugenden Einzelbildes<br />
innerhalb <strong>der</strong> Navigationsstruktur, das heißt,<br />
<strong>für</strong> jeden Navigationslink (vergleiche Bild 7) wird ein<br />
Navigationsbutton erzeugt.<br />
Für die Darstellung von Alarmen und Meldungen haben<br />
sich allgemein <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte Darstellungen etabliert,<br />
zum Beispiel in tabellarischer Form. Im Unterschied<br />
dazu müssen die Prozess- und Anlagendarstellungen<br />
jeweils spezifisch konfiguriert werden. Es ist festzulegen,<br />
welche Anlagen- o<strong>der</strong> Prozesselemente mithilfe<br />
welcher Visualisierungselemente wo auf <strong>der</strong> Oberfläche<br />
platziert werden. Information über die Anlagenelemente<br />
lässt sich aus <strong>der</strong> nächst tieferen Ebene <strong>der</strong> Anlagenhierarchie<br />
unter Beachtung des Import<strong>an</strong>ce-Attributes<br />
gewinnen. Das zugehörige Visualisierungselement k<strong>an</strong>n<br />
aus dem in Abschnitt 3 vorgestellten Anlagenmodell allerdings<br />
nicht konkret abgeleitet werden. Die hier<strong>für</strong><br />
erfor<strong>der</strong>liche Zusatzinformation sollte nicht zwingend<br />
in das Anlagenmodell integriert werden, da sie gegebenenfalls<br />
nutzerspezifisch ist.<br />
Anhaltspunkte darüber, welche Visualisierungselemente<br />
die realen Anlagen abbilden könnten, können aber<br />
unter Umständen bereits aus den Funktionsbeschreibungen<br />
und Parametern gewonnen werden. So ließen sich<br />
zum Beispiel die Art <strong>der</strong> statischen Präsentation o<strong>der</strong><br />
auch die Dynamisierung aus dem Typ <strong>der</strong> Prozessdaten<br />
und <strong>der</strong>enEigenschaften bestimmen. Des Weiteren ist<br />
beispielsweise im Falle eines read-only-Parameters eine<br />
Interaktion nicht sinnvoll. Die konkrete Art <strong>der</strong> Darstellung<br />
richtet sich allerdings nicht nur nach dem Typ <strong>der</strong><br />
Prozessdaten und <strong>der</strong> Funktion, son<strong>der</strong>n insbeson<strong>der</strong>e<br />
nach gängigen Designrichtlinien (Corporate Design,<br />
Usability-Aspekte) o<strong>der</strong> dem gewählten Visualisierungsgerät<br />
o<strong>der</strong> -werkzeug. M<strong>an</strong>uelle Zuordnungen und zusätzliche<br />
Bibliotheken sind dabei als weitere Informationsquellen<br />
denkbar.<br />
Für die Positionierung <strong>der</strong> Visualisierungselemente<br />
auf <strong>der</strong> Oberfläche werden die Geometriedaten aus dem<br />
Anlagenmodell genutzt. Wie die 3D-Geometriedaten<br />
dazu verwendet werden, wird unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em in [4] dargestellt.<br />
Bild 8 zeigt beispielhaft Platzhalter in Form<br />
umschließen<strong>der</strong> Rechtecke, die durch die Projektion<br />
<strong>der</strong> Draufsicht auf die Anlagenkomponenten entst<strong>an</strong>den<br />
sind. Diese Platzhalter müssen nachfolgend durch Visualisierungskomponenten<br />
ersetzt werden. Dazu können<br />
spezifisch zum konkreten Gerät passende komplexe<br />
Visualisierungselemente aus einer Visualisierungsbibliothek<br />
genutzt o<strong>der</strong> auf die im Anlagenmodell spezifizierte<br />
Geräteklasse zurückgegriffen werden, um<br />
entsprechende Elemente auszuwählen. Zusätzlich<br />
muss <strong>für</strong> den Nutzer die Möglichkeit vorgesehen sein,<br />
diesen Prozess und die Positionierung <strong>der</strong> Objekte zu<br />
beeinflussen.<br />
Erst mithilfe von Information über das Prozessleitsystem<br />
k<strong>an</strong>n die Kommunikation <strong>der</strong> Benutzungsschnittstelle<br />
konfiguriert werden. Diese definiert die Kommunikationsk<strong>an</strong>äle,<br />
das verwendete Kommunikationsprotokoll<br />
und die Adressen <strong>der</strong> Prozesswerte.<br />
5. DEMONSTRATOR<br />
Ein Demonstrator verdeutlicht die vorgestellte Vorgehensweise<br />
(Bild 9). Durch die Festlegung auf das in Abschnitt<br />
3 vorgestellte Anlagenmodell muss das zu verwendende<br />
Engineeringwerkzeug in <strong>der</strong> Lage sein, die<br />
Engineeringdaten zu exportieren, sodass ein Modell nach<br />
dem in Bild 6 gezeigten Anlagenmetamodell erstellt werden<br />
k<strong>an</strong>n. Als Quelle <strong>für</strong> die Engineeringdaten wird dabei<br />
im Demonstrator das Simulationswerkzeug Ciros [7]<br />
66<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
verwendet, wobei das Anlagenmodell als <strong>an</strong>gereicherte<br />
XML-Datenstruktur aus dem Werkzeug exportiert wird.<br />
Die erzeugte Visualisierung lässt sich auch mit einer Simulation<br />
koppeln, sodass <strong>für</strong> eine virtuelle Inbetriebnahme<br />
bereits die finale Visualisierung genutzt werden k<strong>an</strong>n.<br />
Wegen <strong>der</strong> gewünschten Plattformunabhängigkeit <strong>der</strong><br />
Visualisierungslösung wird die Modellierungssprache<br />
Movisa [8] genutzt. Diese Sprache ist speziell auf Benutzungsschnittstellen<br />
<strong>der</strong> industriellen Automatisierungstechnik<br />
zugeschnitten. Diese werden zunächst mithilfe<br />
von grafischen und textuellen Editoren plattformunabhängig<br />
beschrieben und <strong>an</strong>schließend in lauffähigen Code<br />
überführt. Durch die Codegeneratoren k<strong>an</strong>n unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em<br />
eine lauffähige Lösung innerhalb eines Webbrowsers<br />
erzeugt werden. Die finale lauffähige Visualisierungslösung<br />
kommuniziert über OPC UA mit einer herkömmlichen<br />
Fertigungssteuerung o<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Simulation.<br />
Das gewählte Anlagenmodell beschreibt eine Fertigungs<strong>an</strong>lage<br />
(Bild 10) bestehend aus verschiedenen Bearbeitungsstationen,<br />
die durch ein Tr<strong>an</strong>sportsystem<br />
mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> verbunden sind. Diese Anlage erzeugt aus<br />
verschiedenen eingelagerten Materialien und Halbfertigteilen<br />
fertige Produkte. Der Tr<strong>an</strong>sport <strong>der</strong> zu bearbeitenden<br />
Materialien erfolgt über Werkstückträger auf einem<br />
Tr<strong>an</strong>sportsystem.<br />
Das Anlagenmodell beschreibt, welche Stationen in<br />
welcher Detailtiefe vorh<strong>an</strong>den sind. Bild 11 zeigt einen<br />
Ausschnitt des Anlagenmodells <strong>für</strong> einen Roboterarm<br />
einer Drehmaschine. Aus den Import<strong>an</strong>ce-Attributen<br />
ergibt sich, dass nur die ersten beiden Detailebenen in<br />
Einzelbil<strong>der</strong>n dargestellt werden sollen.<br />
Zur Erzeugung des Strukturmodells wird, wie in Abschnitt<br />
4 beschrieben, die Anlagentopologie genutzt.<br />
Bild 12 zeigt auszugsweise die resultierende Navigati-<br />
BILD 7: Schematische Darstellung<br />
einer möglichen Navigationsstruktur<br />
BILD 9: Schema des Demonstrators<br />
BILD 8: Prozessbild als einfache<br />
Visualisierung <strong>der</strong> Anlagen-Topologie<br />
BILD 10: Fertigungs<strong>an</strong>lage <strong>für</strong> den Demonstrator<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
67
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
BILD 11: Auszug aus<br />
dem Anlagenmodell<br />
des Demonstrators<br />
BILD 12: Auszug aus dem erzeugten Navigationsmodell<br />
BILD 13: Abstrakte Visualisierung mit Navigations-Buttons<br />
<strong>für</strong> die Prozessbildnavigation<br />
onsstruktur <strong>für</strong> das Teilelager (StockDouble) und die<br />
Drehmaschine (Turn55) <strong>der</strong> Fertigungs<strong>an</strong>lage. Beide Maschinen<br />
werden in einer weiteren Detailebene in ihre<br />
Teilkomponenten zerlegt. Für die Darstellung <strong>der</strong> Navigationsstruktur<br />
bieten sich State Charts (vergleiche<br />
SCXML [9]) <strong>an</strong>, da sich die Navigation ähnlich einem<br />
Zust<strong>an</strong>dsautomaten verhält, wobei die Einzelbil<strong>der</strong><br />
durch die Zustände repräsentiert werden.<br />
Der Aufbau <strong>der</strong> zugehörigen Anlagen-/Prozesssichten<br />
erfolgt gegenwärtig allein durch Nutzung <strong>der</strong> vom Engineeringmodell<br />
bereitgestellten Geometrieinformation.<br />
Dabei werden entsprechende Platzhalter aus <strong>der</strong><br />
Draufsicht auf die Anlagenkomponenten verwendet<br />
(Bild 13). Buttons dienen als Navigationselemente und<br />
sind entsprechend dem in Bild 5 vorgestellten Aufbau<br />
platziert.<br />
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />
Der Beitrag zeigt erste Konzepte zur Nutzung formalisierter<br />
Engineeringdaten zur automatisierten Entwicklung<br />
von Benutzungsschnittstellen in <strong>der</strong> Fertigungstechnik.<br />
Vorgestellt wird, welche Information des Anlagenmodells<br />
sich nutzen lässt, um unterschiedliche<br />
Aspekte <strong>der</strong> Visualisierung abzuleiten. Dieses Vorgehen<br />
erfor<strong>der</strong>t allerdings Werkzeuge, die ein formalisiertes<br />
Anlagenmodell exportieren beziehungsweise ein vorkonfektioniertes<br />
Visualisierungsmodell importieren<br />
können. Abhängig von Art und Umf<strong>an</strong>g <strong>der</strong> zur Verfügung<br />
stehenden Engineeringdaten werden ein Strukturmodell<br />
und ein Modell <strong>der</strong> Einzelbil<strong>der</strong> unterschiedlich<br />
detailliert erzeugt.<br />
In weiteren Arbeiten ist zu prüfen, ob ein einzelnes<br />
Import<strong>an</strong>ce-Attribut ausreicht um darzustellende Oberflächenelemente<br />
auszuwählen. Ferner muss in künftigen<br />
Veröffentlichungen ein Vergleich mit ähnlichen<br />
Ansätzen (siehe zum Beispiel [10] und [11]) in <strong>der</strong> Prozessleittechnik<br />
vorgenommen werden. Eine beson<strong>der</strong>e<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung besteht darin, das Layout <strong>der</strong> Prozessbil<strong>der</strong><br />
zu erzeugen, weshalb sich weitere Arbeiten unter<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>em auf diesen Sachverhalt konzentrieren werden.<br />
Ein Demonstrator platziert die Visualisierungsobjekte<br />
<strong>der</strong>zeit unter Nutzung <strong>der</strong> Geometrieinformation aus<br />
dem Anlagenmodell und zeigt bereits die Zweckmäßigkeit<br />
des Ansatzes.<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
09.04.2013<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
68<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
DANKSAGUNG<br />
Das IGF-Vorhaben 16606 BG <strong>der</strong> Forschungsvereinigung<br />
Gesellschaft zur För<strong>der</strong>ung <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dter<br />
Informatik e.V. - GFaI, Volmerstraße 3,<br />
12489 Berlin wird über die AiF im Rahmen des<br />
Programms zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Industriellen<br />
Gemeinschaftsforschung und -entwicklung (IGF)<br />
vom Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und<br />
Technologie aufgrund eines Beschlusses des<br />
Deutschen Bundestages geför<strong>der</strong>t.<br />
AUTOREN<br />
Dipl.-Ing. CHRISTOPHER MARTIN (geb. 1986) ist wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Institut <strong>für</strong> Automatisierungstechnik <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
TU Dresden und beschäftigt sich mit <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> Modellgetriebenen<br />
Softwareentwicklung in <strong>der</strong> Automatisierung.<br />
TU Dresden,<br />
Institut <strong>für</strong> Automatisierungstechnik, D-01062 Dresden,<br />
Tel. +49 (0) 351 46 33 22 37, E-Mail: christopher.martin@tu-dresden.de<br />
REFERENZEN<br />
[1] Siemens: Visualisierungssoftware WinCC,<br />
http://www.automation.siemens.com/mcms/hum<strong>an</strong>machine-interface/de/visualisierungssoftware/<br />
scada-wincc/simatic-wincc/Seiten/Default.aspx, 2013<br />
[2] Won<strong>der</strong>ware: Visualisierungssoftware InTouch,<br />
http://global.won<strong>der</strong>ware.com/DE/Pages/Won<strong>der</strong>wareInTouchHMI.aspx,<br />
2013<br />
[3] Brecher, C., Kolster, D., Herfs, W., Pleßow, M., Jensen,<br />
S.: Plug & Play - Geräteintegration <strong>für</strong> selbstkonfigurierende<br />
Visualisierungen flexibler Automatisierungssysteme.<br />
In: Tagungsb<strong>an</strong>d Automation 2010, S.<br />
349-352. VDI 2010<br />
[4] Schleipen, M., Okon, M., Enzm<strong>an</strong>n, T, Wie, J.:<br />
<strong>ID</strong>A - Interoperable, sem<strong>an</strong>tische Datenfusion zur<br />
automatisierten Bereitstellung von sichtenbasierten<br />
Prozessführungsbil<strong>der</strong>n. In: Tagungsb<strong>an</strong>d Automation<br />
2011, S. 83-86, VDI 2011<br />
[5] Stahl, S., Völter, M., Efftinge, S., Haase, A.: Modellgetriebene<br />
Softwareentwicklung: Techniken,<br />
Engineering, M<strong>an</strong>agement. Dpunkt-Verlag, 2007<br />
[6] Zuehlke, D.: SmartFactory - From vision to reality<br />
in factory technologies. In: Proc. 17th IFAC World<br />
Congress, S. 82-89. IFAC 2008<br />
[7] Roßm<strong>an</strong>n, J., Wischnewski, R., Stern, O.: A Comprehensive<br />
3-D Simulation System for the Virtual<br />
Production. In: Proc. 8th Int. Industrial Simulation<br />
Conference (ISC), S. 109-116. EUROSIS-ETI 2010<br />
[8] Hennig, S., Braune, A.: Sustainable Visualization<br />
Solutions in Industrial Automation with Movisa –<br />
a Case Study. In: Proc. 9th IEEE Int. Conf. Industrial<br />
Informatics (INDIN), S. 634-639. IEEE 2011<br />
[9] W3C: State Chart XML (SCXML): State Machine<br />
Notation for Control Abstraction.<br />
http://www.w3.org/TR/scxml/ W3C, 2012<br />
[10] Urbas, L., Hennig, S., Hager, H., Doherr, F., Braune, A.:<br />
Towards context adaptive HMIs in process industries.<br />
In: Proc. 9th IEEE Int. Conf. on Industrial Informatics<br />
(INDIN), S. 244-249. IEEE 2011<br />
[11] Doherr, F., Drumm, O., Fr<strong>an</strong>ze, V., Urbas, L: Bedienbil<strong>der</strong><br />
auf Knopfdruck - Modellbasierte Erstellung<br />
von Fließbilddarstellungen. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />
Praxis 53(11), S. 30-39, 2011<br />
PD Dr.-Ing. ANNEROSE BRAUNE (geb. 1954) ist Mitarbeiterin am<br />
Institut <strong>für</strong> Automatisierungstechnik <strong>an</strong> <strong>der</strong> TU Dresden. Sie<br />
leitet die Arbeitsgruppe Informationsbasierte Automatisierung,<br />
in <strong>der</strong> die Anwendung mo<strong>der</strong>ner Informationstechnologien in<br />
<strong>der</strong> Automatisierungstechnik untersucht wird.<br />
TU Dresden,<br />
Institut <strong>für</strong> Automatisierungstechnik, D-01062 Dresden<br />
Math.-Techn. Ass. RALF-ERIK EBERT (geb. 1966) ist im Forschungsbereich<br />
Graphische Ingenieursysteme <strong>der</strong> GFaI neben <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />
Projekten zu Graph-basierten Engineering- und Modellierungskonzepten<br />
<strong>der</strong> Automatisierungs- und Umwelttechnik <strong>für</strong> die Konzeption<br />
und Entwicklung des Applikationsframeworks ForGE zuständig.<br />
GFaI – Gesellschaft zur För<strong>der</strong>ung <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dter Informatik e.V.,<br />
Volmerstr. 3, D-12489 Berlin<br />
Dr. rer. nat. Dipl. Math. MATTHIAS PLEßOW (geb. 1953) leitet den<br />
Forschungsbereich Graphische Ingenieursysteme <strong>der</strong> GFaI. Er<br />
beschäftigt sich mit <strong>der</strong> Entwicklung und dem Einsatz von<br />
Graph-basierten Engineering- und Modellierungskonzepten mit<br />
Anwendungen in <strong>der</strong> Automatisierungs- und Umwelttechnik.<br />
GFaI – Gesellschaft zur För<strong>der</strong>ung <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dter Informatik e.V.,<br />
Volmerstr. 3, D-12489 Berlin<br />
Dipl.-Ing. SVEN SEVERIN (geb. 1978) ist wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter in <strong>der</strong> Abteilung Robotertechnik von RIF e.V. – Institut<br />
<strong>für</strong> Forschung und Tr<strong>an</strong>sfer. Sein Arbeitsgebiet ist insbeson<strong>der</strong>e<br />
die 3D-Echtzeitsimulation komplexer Fertigungssysteme.<br />
RIF e.V. Robotertechnik,<br />
Joseph-von-Fraunhofer-Str. 20, D-44227 Dortmund<br />
Dipl.-Inform. OLIVER STERN (geb. 1969) leitet die Abteilung<br />
Robotertechnik von RIF e.V. – Institut <strong>für</strong> Forschung und Tr<strong>an</strong>sfer.<br />
Er beschäftigt sich hauptsächlich mit <strong>der</strong> Integration von<br />
Steuerungs- und Robotersimulationssystemen.<br />
RIF e.V. Robotertechnik,<br />
Joseph-von-Fraunhofer-Str. 20, D-44227 Dortmund<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
69
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
Energieeffizienz in <strong>der</strong><br />
Fertigung bewerten<br />
Ontologiebasierte Beschreibung und Simulation<br />
Um energietechnische Aspekte eines automatisierten Produktionssystems zu betrachten<br />
und zu bewerten, bedarf es eindeutiger sem<strong>an</strong>tischer Zuordnungen. Der Beitrag schil<strong>der</strong>t,<br />
wie hier<strong>für</strong>, basierend auf ausgewählten Begriffen und Zusammenhängen, die Energie-<br />
Ontologie OntoEnergy entwickelt wurde. Diese erlaubt in Verbindung mit dem formalisierten<br />
Prozessmodell des Produktionssystems ein energieorientiertes Prozessmodell<br />
abzuleiten. Mit dem energieorientierten Prozessmodelle und einem Simulationsmodell<br />
wurde <strong>der</strong> Energiebedarf einer realen Versuchsplattform untersucht. Der Energiebedarf<br />
lässt sich <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d zweier Kennzahlen differenziert betrachten und bewerten.<br />
SCHLAGWÖRTER Ontologie / Formalisierte Prozessbeschreibung / Simulation /<br />
Energieeffizienz<br />
Evaluating the energy efficiency of m<strong>an</strong>ufacturing processes –<br />
Ontology-based modelling <strong>an</strong>d simulation<br />
Evaluating energy-related issues of <strong>an</strong> automated system requires a clear sem<strong>an</strong>tic basis.<br />
For this purpose <strong>an</strong> energy ontology has been developed on the basis of import<strong>an</strong>t terms<br />
<strong>an</strong>d their relationships. By combining this with a formalized model of the production<br />
system <strong>an</strong> energy-specific process model has been established. In combination with a<br />
simulation model the energy consumption of <strong>an</strong> experimental platform was investigated.<br />
By me<strong>an</strong>s of two parameters it is possible to monitor <strong>an</strong>d evaluate the energy dem<strong>an</strong>ds of<br />
the system.<br />
KEYWORDS ontology / formalized process description / simulation / energy efficiency<br />
70<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
LARS CHRISTIANSEN, TOBIAS LINNENBERG, ALEXANDER FAY,<br />
Helmut-Schmidt-Universität/Universität <strong>der</strong> Bundeswehr Hamburg<br />
CHRISTIAN SEITZ, ANDREAS W. MÜLLER, Siemens<br />
Aufgrund steigen<strong>der</strong> Energiekosten kommt<br />
den Themen Energieeffizienz und Ressourcenschonung<br />
in Produktions<strong>an</strong>lagen hohe<br />
Bedeutung zu. Um die Energieeffizienz von<br />
Systemen in Verbindung mit <strong>der</strong> Verbrauchsreduzierung<br />
<strong>der</strong> eingesetzten Ressourcen zu erhöhen,<br />
sind l<strong>an</strong>gfristig neue und bessere Methoden in <strong>der</strong><br />
Systementwicklung erfor<strong>der</strong>lich [1]. Wie in [2] beschrieben,<br />
lässt sich durch den „Einsatz neuer Produkte, Systeme<br />
und Lösungen“ ein enormes Energieeinsparpotenzial<br />
in <strong>der</strong> Prozessautomatisierungstechnik umsetzen.<br />
Allerdings müssen „alle produktionstechnischen Prozesse<br />
und Vorgänge möglichst energieoptimal“ ausgerichtet<br />
sein. Diese Aussage ist im Wesentlichen auch<br />
auf die Fertigungsautomation übertragbar, wo Prozesse<br />
ein energietechnisches Optimierungspotenzial von 10<br />
bis 25 Prozent bieten [3]. Um dieses Potenzial zu erschließen<br />
und Maßnahmen umzusetzen, liegt die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
in <strong>der</strong> Erfassung und Beschreibung existieren<strong>der</strong><br />
und zukünftiger Energieverbräuche von Prozessen<br />
[4]. Allgemein k<strong>an</strong>n auf zwei Ansätze zurückgegriffen<br />
werden: Die Optimierung während <strong>der</strong><br />
Produktionsphase o<strong>der</strong> die direkte Beeinflussung bereits<br />
in <strong>der</strong> Pl<strong>an</strong>ungsphase [5]. Typische Ansätze zur<br />
Effizienzsteigerung zum Beispiel durch Verfahrensoptimierung,<br />
Integration von Wärmerückgewinnungskonzepten<br />
sowie Anpassung <strong>der</strong> Prozessregelung und -steuerung<br />
[6] finden sich hauptsächlich in <strong>der</strong> Prozessindustrie<br />
wie<strong>der</strong>.<br />
Mit welchen Methoden und Beschreibungsmitteln<br />
k<strong>an</strong>n Energieeffizienz bereits im Engineering<br />
berücksichtigt werden?<br />
Wie können energietechnische Defizite eines<br />
Prozesses bereits in <strong>der</strong> Pl<strong>an</strong>ungssphase ermittelt<br />
werden?<br />
Welche Indikatoren eignen sich, den Energieverbrauch<br />
eines Prozesses zu bewerten?<br />
In welchem Zust<strong>an</strong>d verbraucht <strong>der</strong> Prozess wie<br />
viel Energie und in welchen Energieformen?<br />
Ein Grund, warum Energieeffizienz und Ressourcenschonung<br />
während <strong>der</strong> Pl<strong>an</strong>ungsphase noch zu wenig<br />
Beachtung finden, liegt im M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Know-how [6] und<br />
am Fehlen geeigneter Methoden und Modelle <strong>für</strong> eine<br />
energieeffiziente Auslegung des Systems [7]. Nach [8]<br />
müssen Engineering-Modelle, die als Grundlage <strong>für</strong> energietechnische<br />
Betrachtungen genutzt werden sollen,<br />
Information darüber enthalten, wie hoch <strong>der</strong> statische<br />
Energiebedarf einer Komponente in einem bestimmten<br />
Zust<strong>an</strong>d ist und wie hoch <strong>der</strong> variable Energiebedarf zur<br />
Ausführung des Prozesses ist. Weiterhin ist es notwendig,<br />
dass Abhängigkeiten zwischen Prozessausführung,<br />
darin beteiligten Ressourcen und energierelev<strong>an</strong>ten Prozessgrößen<br />
bek<strong>an</strong>nt sind, die den Energieverbrauch wesentlich<br />
beeinflussen [9]. Energieeffizienz wird ein wesentlicher<br />
Schlüssel sein, um die Wettbewerbsfähigkeit<br />
deutscher Unternehmen und <strong>der</strong>en Produktionsst<strong>an</strong>dorte<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d zu sichern.<br />
1. MOTIVATION<br />
Die frühe Einbeziehung von Faktoren wie Energieeffizienz<br />
und Ressourcenschonung in <strong>der</strong> Pl<strong>an</strong>ungsphase automatisierungstechnischer<br />
Systeme ist effektiver, als die<br />
nachträgliche Optimierung im Betrieb [7]. Um diese Optimierungspotenziale<br />
möglichst früh im Engineering<br />
aufzuzeigen, zu identifizieren und geeignete Maßnahmen<br />
zu definieren, müssen folgende Fragestellungen<br />
be<strong>an</strong>twortet werden können:<br />
1.1 St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Technik<br />
Im Kontext von Energiem<strong>an</strong>agement-Systemen wird in<br />
[10] durchgängige Datenintegration gefor<strong>der</strong>t, basierend<br />
auf einer eindeutigen Sem<strong>an</strong>tik und die Möglichkeit zur<br />
Simulation des Energieverbrauchs während <strong>der</strong> Pl<strong>an</strong>ungsphase<br />
als ein erster Schritt gesehen. Für ein einheitliches<br />
Informationsmodell werden im Folgenden<br />
unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em Ontologien [11] als geeignetes Hilfsmittel<br />
betrachtet. Arbeiten zu energiebezogenen Ontologien fin-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
71
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
den sich zwar in verschiedenen Anwendungsdomänen,<br />
jedoch entst<strong>an</strong>den diese zumeist vor dem Hintergrund<br />
konkreter Anwendungsziele. Weiterhin wird die Domäne<br />
<strong>der</strong> Produktionsautomatisierung (Fertigungs- und Prozessindustrie)<br />
hiervon nicht universell bedient. So definiert<br />
[12] bereits 1995 eine sehr umf<strong>an</strong>greiche Ontologie,<br />
die physikalische und energetische Zusammenhänge<br />
beschreibt, wohingegen [13] sich auf Energieumw<strong>an</strong>dlungen<br />
in Gebäuden und Infrastruktureinrichtungen beschränkt.<br />
Die in [4] beschriebene Ontologie bietet die<br />
Möglichkeit, diskrete Fertigungsprozesse unter Einbeziehung<br />
energetischer Aspekte zu modellieren. All diesen<br />
Ansätzen sind jedoch zwei Defizite gemein: Sie sind nur<br />
bedingt skalierbar und lassen sich nicht generalisiert, das<br />
heißt auf verschiedene Domänen, <strong>an</strong>wenden.<br />
In [8] wird eine Methode zur Beschreibung des Energieverbrauchs<br />
von Werkzeugmaschinen in Abhängigkeit<br />
<strong>der</strong> Betriebszustände beh<strong>an</strong>delt. Die einnehmbaren Zustände<br />
werden dabei in ein Automatenmodell beziehungsweise<br />
einen Zust<strong>an</strong>dsgraph überführt. Je<strong>der</strong> Zust<strong>an</strong>d<br />
wird mit einem die zust<strong>an</strong>dsbezogene Energiemenge<br />
beschreibenden Energieverbrauchsprofil verknüpft.<br />
Der Energieverbrauch wird aus dem Energiebedarf <strong>der</strong><br />
Betriebszustände basierend auf <strong>der</strong>en Reihenfolge und<br />
Dauer berechnet. Um ein automatisierungstechnisches<br />
System o<strong>der</strong> einzelne Komponenten je nach Anlagenauslastung<br />
temporär in einen energieoptimalen Zust<strong>an</strong>d zu<br />
überführen, wird in [15] eine Methode <strong>für</strong> ein Start-<br />
Stopp-System beschrieben, welches auf einem Automatenmodell<br />
basiert. Eine Erreichbarkeits<strong>an</strong>alyse gibt Auskunft,<br />
wie l<strong>an</strong>ge das System in einem energiesparenden<br />
Zust<strong>an</strong>d verweilen k<strong>an</strong>n, ohne die Systemleistung, das<br />
heißt den Prozess, zu beeinträchtigen.<br />
Auf <strong>der</strong> Basis eines lernenden Ansatzes wird in [16]<br />
eine Methode vorgestellt, um während des Anlagenbetriebs<br />
Anomalien, das heisst Abweichungen hinsichtlich<br />
des vorher ermittelten Energieverbrauchs, zu detektieren.<br />
Die Prognose des hier<strong>für</strong> genutzten lernenden Mo-<br />
BILD 1: Hierarchie<br />
<strong>der</strong> OntoEnergy<br />
Energiebedarf fix<br />
• Energieform<br />
• Prozessenergie: Tr<strong>an</strong>sport<br />
• Elektrische Energie<br />
• Menge<br />
O_Tr<strong>an</strong>sport<br />
T_-001<br />
Energiebedarf fix<br />
• Energieform<br />
• Ressourcenenergie: Versorgung<br />
• Elektrische Energie<br />
• Menge<br />
Energiebedarf variabel<br />
• Energieform<br />
• Ressourcenenergie: Tr<strong>an</strong>sport<br />
• Elektrische Energie<br />
• Menge<br />
BILD 2:<br />
Schematische<br />
Beschreibung<br />
energietechnischer<br />
Aspekte<br />
Vari<strong>an</strong>ten<br />
• Energiesparend<br />
• Energieform<br />
• Prozessenergie<br />
• Elektrische Energie<br />
• Normale Produktion<br />
• Energieform<br />
• Prozessenergie<br />
• Elektrische Energie<br />
• Volllast<br />
• Energieform<br />
• Prozessenergie<br />
• Elektrische Energie<br />
O_Tr<strong>an</strong>sport<br />
T_-001<br />
Zustände<br />
• Initialisieren<br />
• Energieform<br />
• Ressourcenenergie<br />
• Elektrische Energie<br />
• Produzierend<br />
• Energieform<br />
• Ressourcenenergie<br />
• Elektrische Energie<br />
• St<strong>an</strong>d-By<br />
• Energieform<br />
• Ressourcenenergie<br />
• Elektrische Energie<br />
BILD 3:<br />
Erweiterung des<br />
Prozessmodells<br />
auf <strong>der</strong> Basis von<br />
Vari<strong>an</strong>ten (li.) und<br />
Zuständen (re.)<br />
72<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
dells dient als Basis des Vergleichs mit dem realen Prozess.<br />
In [17] wird ein Ansatz zur Modellierung des Betriebsverhaltens<br />
automatisierungstechnischer Module<br />
hinsichtlich Energieaufnahme, -abgabe und -w<strong>an</strong>dlung<br />
beschrieben. Basierend auf einem SysML-Modell können<br />
die energietechnischen Zusammenhänge innerhalb verschiedener<br />
Zustände erklärt werden.<br />
Den erwähnten Ansätzen ist gemein, dass sie nicht auf<br />
einer einheitlichen Terminologie basieren; somit ist eine<br />
einfache und systematische Übertragbarkeit auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />
Domänen beziehungsweise Anwendungsfälle nur schwer<br />
möglich.<br />
2. ONTOENERGY<br />
Die eindeutige Definition <strong>der</strong> grundlegenden Begriffe einer<br />
Domäne sowie die Formalisierung ihrer Beziehungen<br />
unterein<strong>an</strong><strong>der</strong> ist <strong>für</strong> eine präzise Kommunikation, das<br />
Verständnis von Systemen, fundierte Analysen und die<br />
Identifikation von Optimierungspotenzialen essenziell.<br />
Dies ist eine Kernaufgabe von Ontologien. Mit ihnen k<strong>an</strong>n<br />
Wissen maschinen- und menschenlesbar strukturiert,<br />
verteilt und automatisiert verarbeitet werden. Die hier<br />
entwickelte OntoEnergy stellt Strukturen zur universellen<br />
Beschreibung beliebiger energietechnischer Aspekte<br />
innerhalb eines Systems beliebiger Ausprägung bereit.<br />
Die in einem System nutzbaren Energieformen können,<br />
wie in Bild 1 oben links (or<strong>an</strong>ge unterlegt) dargestellt,<br />
vielfältiger Natur sein. Hierbei k<strong>an</strong>n zum einen – orientiert<br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> physikalischen Sichtweise – mech<strong>an</strong>ische,<br />
chemische, thermische o<strong>der</strong> elektrische Energie genutzt<br />
werden [18], zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en k<strong>an</strong>n aus industrieller Sicht<br />
eine Unterscheidung in Primär- und Sekundärenergie<br />
erfolgen. Des Weiteren lässt sich Energie aus automatisierungstechnischer<br />
Sicht in Prozess-, Produkt-, Ressourcenund<br />
Systemenergie unterteilen [19]. Eine weitere Differenzierungsmöglichkeit<br />
besteht in <strong>der</strong> Trennung zwischen<br />
variablen und fixen Energie<strong>an</strong>teilen. Diese grundlegenden<br />
Unterscheidungen bilden die Basis <strong>für</strong> eine eindeutige<br />
sem<strong>an</strong>tische Zuordnung von Energie. Durch eine qu<strong>an</strong>titative<br />
Zuordnung k<strong>an</strong>n auch eine Bewertung verschiedener<br />
Faktoren erfolgen. Dies ermöglicht es zum Beispiel<br />
den Energiebedarf (hellgrau in Bild 1) zu ermitteln beziehungsweise<br />
den tatsächlichen Energieverbrauch (grün in<br />
Bild 1) eines Systems zu berechnen. Da eine grundlegende<br />
und einheitliche Definition des Begriffs Energieverbrauch<br />
nicht existiert, wird in Anlehnung <strong>an</strong> [18] Energieverbrauch<br />
als die im realen System aufgew<strong>an</strong>dte Menge<br />
bestimmter Energieformen zur Deckung des Energiebedarfs<br />
beschrieben. Der Energiebedarf wird als die<br />
Menge <strong>an</strong> Energie definiert, die zur Erstellung einer bestimmten<br />
(Energiedienst-)Leistung unter definierten<br />
R<strong>an</strong>dbedingungen benötigt wird [18]. Analog zu den Energieformen<br />
können Energiebedarf und Energieverbrauch<br />
in variable und fixe Anteile unterteilt werden. Hinsichtlich<br />
des Begriffs Energieeffizienz (lila in Bild 1) eines<br />
Systems wird dieser als Verhältnis von Ertrag zu Aufw<strong>an</strong>d<br />
bezeichnet, was die Realisierung eines energietechnischen<br />
(Einsparungs-)Ziels mit möglichst geringem Aufw<strong>an</strong>d<br />
bedeutet. Ein weiterer Aspekt zur Systembewertung<br />
ist <strong>der</strong> Begriff Energieverschwendung, <strong>der</strong> als Differenz<br />
von Soll-Verbrauch (also des theoretisch ermittelten Energiebedarfs)<br />
und Ist-Verbrauch betrachtet wird.<br />
Diese strikte Trennung <strong>der</strong> Begrifflichkeiten unterstützt<br />
eine domänenunabhängige Anwendung von OntoEnergy<br />
und erlaubt somit, die Nische <strong>der</strong> <strong>an</strong>wendungsfallbezogenen<br />
Ontologien zu verlassen und ein geeignetes, skalierbares<br />
Beschreibungsmittel <strong>für</strong> Systeme und Prozesse zu<br />
definieren. Für eine verständliche und übersichtliche Hierarchisierung<br />
dienten die in [19] eingeführten Sichtweisen<br />
auf den Energiebegriff (Physical, Industrial und Automation),<br />
die Interpretation von Energieverschwendung<br />
(Dissipation) als Form eines – nicht zielführenden – Verbrauchs<br />
(Consumption), sowie die Zusammenhänge zwischen<br />
den Termini als wesentliche Glie<strong>der</strong>ungsmerkmale.<br />
Im Zuge des Designprozesses wurden Gruppen von<br />
Begrifflichkeiten und Konzepten gebildet, die eine effektive<br />
Hierarchisierung erlauben. Ähnliche Konzepte wurden<br />
in eine Hierarchie überführt, die eine mehrfache<br />
Inst<strong>an</strong>ziierung <strong>der</strong> unterschiedlichen Konzepte ermöglicht.<br />
Für die Erstellung und praktische Anwendung von<br />
OntoEnergy wurde die Web Ontology L<strong>an</strong>guage (OWL),<br />
eine vom W3C [20] spezifizierte Sprache zur H<strong>an</strong>dhabung<br />
von Ontologien, als Gestaltungsmittel gewählt.<br />
Bild 1 zeigt die hierarchische Einordnung <strong>der</strong> Konzepte<br />
sowie die mathematischen Operatoren zur Berechnung<br />
verschiedener Faktoren (hellblau unterlegt). Eine ausführlichere<br />
Darstellung <strong>der</strong> strukturellen Zusammenhänge<br />
<strong>der</strong> Ontologie findet sich im Tagungsb<strong>an</strong>d des<br />
Automationskongresses [19].<br />
3. ENERGIEORIENTIERTES PROZESSMODELL<br />
Für die Analyse und Optimierung automatisierungstechnischer<br />
Systeme, zugehöriger Anlagenkomponenten<br />
und darauf ausgeführter Prozesse bedarf es eines Prozessmodells,<br />
das die benötigten Daten und Information<br />
geeignet bereitstellt. Aus Sicht <strong>der</strong> Autoren bietet sich<br />
als Beschreibungsmittel die VDI/VDE-Richtlinie 3682<br />
zur formalisierten Prozessbeschreibung <strong>an</strong>.<br />
3.1 Formalisierte Prozessbeschreibung<br />
Die formalisierte Prozessbeschreibung (FPB) nach [21] ist<br />
ein universelles Beschreibungsmittel <strong>für</strong> technische Prozesse.<br />
Neben <strong>der</strong> grafischen Modellierung des Prozessablaufs<br />
ermöglicht die FPB, den Prozess mittels eines Informationsmodells<br />
detailliert zu beschreiben. Für die grafische<br />
Modellierung stehen Prozessoperatoren (PO), technische<br />
Ressource (TR) sowie Zustände (Produkt, Energie)<br />
zur Verfügung. Das Informationsmodell lässt zu, Operatoren<br />
und Zustände gewerkespezifisch und allgemein zu<br />
spezifizieren. Hierunter fällt zum Beispiel die erfor<strong>der</strong>liche<br />
Menge <strong>an</strong> Produkten o<strong>der</strong> die zur Ausführung eines<br />
Prozessschritts benötigte Menge <strong>an</strong> Energie. Diese werden<br />
als Attribute des jeweiligen Objekts realisiert.<br />
Energietechnische Aspekte eines Prozesses können in<br />
<strong>der</strong> FPB durch den Zust<strong>an</strong>d Energie modelliert werden.<br />
Ein wesentliches Defizit dieses Ansatzes besteht darin,<br />
dass nicht eindeutig definiert ist, wie energietechnische<br />
Aspekte mit <strong>der</strong> FPB modelliert werden können, um die<br />
in [22] beschriebenen Ideen zur Ableitung von Optimierungspotenzialen<br />
während <strong>der</strong> Pl<strong>an</strong>ungsphase zu identifizieren.<br />
Um diese Lücke zu schließen, schlagen die Autoren<br />
<strong>für</strong> eine energieorientierte Beschreibung des Pro-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
73
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
zesses vor, die in OntoEnergy definierten Konzepte mit<br />
<strong>der</strong> FPB zu verknüpfen.<br />
3.2 Qualitative Modellierung<br />
Um das FPB-basierte Prozessmodell als Grundlage <strong>für</strong><br />
frühzeitige Energieabschätzungen und -einsparpotenziale<br />
zu nutzen, wird das Prozessmodell mittels <strong>der</strong> in<br />
OntoEnergy vorgestellten energietechnischen Terminologie<br />
attributiert. Bild 2 zeigt die schematische Zuordnung<br />
von fixen und variablen Anteilen des Energiebedarfs<br />
<strong>für</strong> PO (O_Tr<strong>an</strong>sport) und TR (T_-001) in Verbindung<br />
mit <strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Energieformen Prozessund<br />
Ressourcenenergie. Hierbei h<strong>an</strong>delt es sich im ersten<br />
Schritt um eine qualitative Zuordnung <strong>der</strong> Energieformen,<br />
die aber bereits jetzt eine eindeutige sem<strong>an</strong>tische<br />
Differenzierung des Aspektes Energie ermöglicht.<br />
Basierend auf den Konzepten von OntoEnergy zur Berechnung<br />
des Energiebedarfs k<strong>an</strong>n unabhängig vonein<strong>an</strong><strong>der</strong><br />
entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong> Energiebedarf des Prozessablaufs<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ressourcen betrachtet werden k<strong>an</strong>n. Somit besteht<br />
die Möglichkeit, das System hinsichtlich des Energieverbrauchs<br />
von Prozessen und Ressourceneinheiten<br />
getrennt zu <strong>an</strong>alysieren und <strong>an</strong>schließend zu optimieren.<br />
Die zugehörigen qu<strong>an</strong>titativen Energiemengen lassen sich<br />
entwe<strong>der</strong> durch die direkte Messung des Energieverbrauchs<br />
von Ressourcen o<strong>der</strong> durch die Simulation des<br />
Prozesses mittels eines geeigneten Simulationsmodells<br />
bestimmen. Die in <strong>der</strong> Simulation ermittelten Energiemengen<br />
können im Anschluss in das Prozessmodell integriert<br />
werden. Somit stehen die Informationen später<br />
weiteren Gewerken und Tätigkeiten zur Verfügung.<br />
3.3 Erweiterung des energieorientierten Prozessmodells<br />
Wie in [9] beschrieben, hängt <strong>der</strong> Energieverbrauch eines<br />
Systems beziehungsweise einer Anlage von <strong>der</strong>en Zuständen<br />
ab. Im Falle einer technischen Ressource können<br />
dies Zustände wie St<strong>an</strong>dby, Produzierend o<strong>der</strong> Initialisieren<br />
sein, <strong>für</strong> Prozessoperatoren hingegen Vari<strong>an</strong>ten<br />
wie Energiesparend, Normale Produktion o<strong>der</strong> Volllast.<br />
Die verschiedenen Prozessvari<strong>an</strong>ten können zum<br />
Beispiel abhängig von aktueller Anlagenauslastung o<strong>der</strong><br />
zukünftigem Auftragsbest<strong>an</strong>d ausgeführt werden. Sollen<br />
in dem Prozessmodell nun die verschiedenen Zustände<br />
und Vari<strong>an</strong>ten dem jeweiligen Objekt (PO o<strong>der</strong> TR) zugeordnet<br />
werden, erfolgt dies mittels Attributen im Informationsmodell,<br />
welche die spezifischen fixen und<br />
variablen Energieverbräuche und -bedarfe beschreiben.<br />
Bild 3 zeigt dies mittels <strong>der</strong> FPB schematisch auf.<br />
Neben <strong>der</strong> Spezifizierung <strong>der</strong> Zustände und Vari<strong>an</strong>ten<br />
ist es sinnvoll, wechselseitige prozessinterne Abhängigkeiten<br />
zu beschreiben. Soll <strong>der</strong> Energieverbrauch eines<br />
Systems durch eine verän<strong>der</strong>te Prozessfahrweise, zum<br />
Beispiel Energiesparend, reduziert werden, hat dies direkte<br />
Auswirkungen auf den Prozess. Für die Reduzierung<br />
des Energieverbrauchs eines Tr<strong>an</strong>sportprozesses wird die<br />
Tr<strong>an</strong>sportgeschwindigkeit reduziert. Dies bewirkt eine<br />
geringere Ausbringung des Gesamtprozesses aufgrund <strong>der</strong><br />
direkten Abhängigkeit von <strong>der</strong> För<strong>der</strong>geschwindigkeit.<br />
Das Wissen darüber, dass wechselseitige Abhängigkeiten<br />
zwischen einzelnen Vari<strong>an</strong>ten Einfluss auf das En<strong>der</strong>gebnis<br />
eines Prozesses haben, bildet eine wesentliche Grundlage<br />
<strong>für</strong> die energietechnische Bewertung und Optimierung<br />
eines Systems. Diese können in <strong>der</strong> FPB mittels des<br />
beziehungsherstellenden Best<strong>an</strong>dteils eines Merkmales,<br />
welcher im normativen Teil <strong>der</strong> FPB nach [21] steht, als<br />
Verweis zwischen Merkmalen innerhalb des Informationsmodells<br />
beschrieben werden.<br />
3.4 Anwendungsmöglichkeit im Engineering<br />
Die grundlegende Beschreibung eines Prozesses mithilfe<br />
<strong>der</strong> in OntoEnergy definierten Konzepte führt zu einem<br />
energieorientierten, als Basis <strong>für</strong> weitere Engineering-Aktivitäten<br />
sowie <strong>für</strong> Dritt-Applikationen und <strong>der</strong>en<br />
Anwendungsfälle auf gleichbleiben<strong>der</strong> sem<strong>an</strong>tischer<br />
Basis nutzbaren Prozessmodell. Die Integration verschiedener<br />
Zustände von Ressourcen und Prozessvari<strong>an</strong>ten<br />
in das energieorientierte Prozessmodell k<strong>an</strong>n zum Beispiel<br />
als Informationsgrundlage <strong>für</strong> das in [15] vorgestellte<br />
Start-Stopp-System dienen.<br />
Enthält das Prozessmodell bereits Information über<br />
die Energieverbräuche von Prozessoperatoren und Ressourcen,<br />
k<strong>an</strong>n dieses während <strong>der</strong> Betriebsphase genutzt<br />
werden, um beispielsweise den Ist-Verbrauch des aktuellen<br />
Prozesses mit dem in <strong>der</strong> Pl<strong>an</strong>ungsphase spezifizierten<br />
Soll-Verbrauch zu vergleichen und basierend auf<br />
den in <strong>der</strong> OntoEnergy definierten Zusammenhängen<br />
eine Aussage hinsichtlich <strong>der</strong> Energieverschwendung zu<br />
ermöglichen. Aufgrund von zum Beispiel Modellierungsungenauigkeiten<br />
sowie Fehlern durch Abstraktion<br />
innerhalb des Simulationsmodells wird <strong>der</strong> Soll-Verbrauch<br />
in <strong>der</strong> Simulation approximiert. Um eine konkrete<br />
Aussage bezüglich Energieverschwendung machen zu<br />
können, muss ein ausreichend großer Wert im Verhältnis<br />
zum Einfluss <strong>der</strong> Ungenauigkeiten definiert werden.<br />
Die Simulation einer realen Versuchsplattform, auf <strong>der</strong><br />
ein hybri<strong>der</strong> Prozess abläuft, verdeutlicht den Einsatz<br />
des energieorientierten Prozessmodells zum Zeitpunkt<br />
<strong>der</strong> Anlagenpl<strong>an</strong>ung.<br />
4. ABSCHÄTZUNG DES ENERGIEVERBRAUCHS<br />
Für das Simulationsmodell wurde die Software Pl<strong>an</strong>t<br />
Simulation [23] verwendet. Basierend auf einem modularen<br />
Ansatz zur Simulation und Auswertung wurde<br />
<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d zweier Kennzahlen <strong>der</strong> Energieverbrauch des<br />
Prozesses bewertet.<br />
4.1 Aufbau des Simulationsmodells<br />
Die reale Versuchsplattform umfasst vier Module (jeweils<br />
bestehend aus För<strong>der</strong>bän<strong>der</strong>n mit Zusatzkomponenten<br />
wie Antrieb, Frequenzumrichter und so weiter), die basierend<br />
auf einer Kombination von B<strong>an</strong>dbewegungen<br />
Plättchen so zusammenschieben, dass sich ein beliebiger<br />
Fließtext, ähnlich einem LED-basierten Lauftext, ergibt<br />
[19]. Bild 4 zeigt die reale Versuchsplattform und das Simulationsmodell.<br />
Neben <strong>der</strong> St<strong>an</strong>dardfunktionalität von<br />
Pl<strong>an</strong>tSimulation wurden benutzerspezifische Funktionen<br />
und Module integriert, die es unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em ermöglichen,<br />
den Energiebedarf zu ermitteln und zu bewerten.<br />
74<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
Lagermodul<br />
Abtr<strong>an</strong>sportmodul<br />
Spaltenlegemodul<br />
BILD 4: Reale Versuchsplattform<br />
(li.) und<br />
Simulationsmodell (re.)<br />
Textmodul<br />
Steuerungsblock<br />
BILD 5: Zust<strong>an</strong>dsbezogener<br />
Modul<strong>an</strong>teil<br />
25,9% 25,9%<br />
31,0%<br />
1%<br />
73,1%<br />
43,1%<br />
BILD 6: Modulbezogener Zust<strong>an</strong>ds<strong>an</strong>teil vor (li.) und<br />
nach (re.) <strong>der</strong> Optimierung des Spaltenlegermoduls<br />
Prozess<br />
St<strong>an</strong>dyby<br />
Leerlauf<br />
Für die Ermittlung des <strong>für</strong> den Prozess <strong>an</strong>fallenden Energiebedarfs<br />
wurde <strong>der</strong> Energieverbrauch <strong>an</strong> <strong>der</strong> realen Versuchsplattform<br />
gemessen und <strong>an</strong>schließend in das Simulationsmodell<br />
sowie das energieorientierte Prozessmodell<br />
integriert. Zur Differenzierung zwischen prozessbedingtem<br />
Energieverbrauch und dem Energieverbrauch <strong>der</strong> Ressourcen<br />
wurden die Werte <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Zustände<br />
ermittelt. Dazu wurde <strong>der</strong> Verbrauch <strong>der</strong> Ressourcen<br />
während <strong>der</strong> Initialisierung und im St<strong>an</strong>dby gemessen und<br />
ebenso <strong>der</strong> Verbrauch während <strong>der</strong> Prozessausführung,<br />
also bei <strong>der</strong> Erstellung eines beliebigen Fließtextes. Hinsichtlich<br />
des Prozesses wurden die Vari<strong>an</strong>ten Produzierend<br />
und Leerlauf verwendet. Diese beschreiben im ersten<br />
Schritt eine allgemeine Sicht auf den Prozess, wobei Leerlauf<br />
den Zust<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Ressource repräsentiert, das heißt,<br />
dass zum Beispiel die Lüfter <strong>der</strong> Umrichter aktiv sind, aber<br />
<strong>der</strong> Prozess gerade nicht ausgeführt wird. Im Vergleich<br />
dazu bezeichnet Produzierend den Vorg<strong>an</strong>g <strong>der</strong> B<strong>an</strong>dbewegung,<br />
also die konkrete Ausführung eines Prozesses.<br />
Wie in Abschnitt 3.3 erläutert, wurden die gen<strong>an</strong>nten<br />
Zustände und Vari<strong>an</strong>ten in das Prozessmodell integriert.<br />
Um den Aufw<strong>an</strong>d <strong>für</strong> das Simulationsmodell zu reduzieren,<br />
könnten Daten und Information aus dem Prozessmodell<br />
(gegebenenfalls (teil)-automatisiert) basierend auf<br />
einer geeigneten Schnittstelle extrahiert werden. Das gilt<br />
zum Beispiel <strong>für</strong> die Erstellung <strong>der</strong> Methoden- und Ressourcenmodule,<br />
Vorparametrierung von Antriebsmethoden<br />
sowie die zeitliche Ausführung einer Methode, die<br />
einen Prozessschritt repräsentiert.<br />
4.2 Simulationsstudie und Auswertung<br />
In einer Produktions<strong>an</strong>lage ergibt sich <strong>der</strong> Gesamtenergieverbrauch<br />
über die Teilverbräuche <strong>der</strong> einzelnen Ressourcen<br />
und Prozesse. Um Spitzenverbraucher zu identifizieren,<br />
erfolgt ein Vergleich <strong>der</strong> Verbräuche. Anh<strong>an</strong>d<br />
<strong>der</strong> daraus gewonnenen Ergebnisse k<strong>an</strong>n entwe<strong>der</strong> die<br />
Ressource optimiert werden o<strong>der</strong> <strong>der</strong> auf dieser Ressource<br />
ausgeführte Prozess. Für letzteres reicht ein einfacher<br />
Verbrauchsvergleich nicht mehr aus. Vielmehr wird Information<br />
benötigt, in welchen Betriebszuständen die<br />
Ressource welchen Verbrauch hat und in welchem Verhältnis<br />
dieser zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en Ressourcen <strong>der</strong> Anlage steht.<br />
Hinsichtlich <strong>der</strong> Interpretation und Auswertung <strong>der</strong><br />
Energiesimulationen wurden daher zwei Kennzahlen<br />
definiert: zust<strong>an</strong>dsbezogener Modul<strong>an</strong>teil und modulbezogener<br />
Zust<strong>an</strong>ds<strong>an</strong>teil.<br />
Zust<strong>an</strong>dsbezogener Modul<strong>an</strong>teil<br />
Der zust<strong>an</strong>dsbezogene Modul<strong>an</strong>teil beschreibt den prozentualen<br />
Anteil des Energieverbrauchs eines Moduls,<br />
das heißt <strong>der</strong> Ressource (Zust<strong>an</strong>d: Leerlauf und St<strong>an</strong>dby)<br />
sowie <strong>der</strong> Prozessausführung (Zust<strong>an</strong>d: Prozess), im Verhältnis<br />
zum Energieverbrauch des Gesamtsystems. Dies<br />
ist jeweils zust<strong>an</strong>dsbezogen zu untersuchen. Wie in<br />
Bild 5 dargestellt, wird ersichtlich, dass das Abtr<strong>an</strong>sportmodul<br />
(beige) zu über 60 % <strong>für</strong> den Energieverbrauch im<br />
Zust<strong>an</strong>d Prozess ver<strong>an</strong>twortlich ist. Der Grund: Dieses<br />
B<strong>an</strong>d läuft im Vergleich zu den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Bän<strong>der</strong>n konti-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
75
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2013<br />
nuierlich. Lager- (rot), Spaltenleger- (grün) und Textmodul<br />
(blau) werden diskret ein- und ausgeschaltet, das<br />
heißt nur zur Erstellung beziehungsweise Anzeige <strong>der</strong><br />
Spalte genutzt, und haben daher einen geringen Anteil<br />
im Zust<strong>an</strong>d Prozess. Zu jeweils etwa 30-35 % tragen die<br />
drei letztgen<strong>an</strong>nten Module zum Energieverbrauch im<br />
Zust<strong>an</strong>d Leerlauf bei. Der Anteil am Energieverbrauch<br />
des Abtr<strong>an</strong>sportmoduls im Zust<strong>an</strong>d Leerlauf ist deshalb<br />
so gering, da sich dieses Modul nur selten in diesem Zust<strong>an</strong>d<br />
befindet. Auf Grund <strong>der</strong> gleichen Hardware aller<br />
vier Module ist <strong>der</strong> Anteil am Energieverbrauch im Zust<strong>an</strong>d<br />
St<strong>an</strong>dby nahzu gleich bei zirka 25 %.<br />
Eine erste Optimierungsmaßnahme könnte in einer<br />
Reduzierung <strong>der</strong> B<strong>an</strong>dgeschwindigkeit des Abtr<strong>an</strong>sportmoduls<br />
liegen, um damit den Anteil am Energiebedarf<br />
im Zust<strong>an</strong>d Prozess zu verringern. Dabei ist zu beachten,<br />
dass in gleicher Zeit weniger Plättchen abtr<strong>an</strong>sportiert<br />
und wie<strong>der</strong> dem Lagermodul zugeführt werden können.<br />
Diese Maßnahme k<strong>an</strong>n mit <strong>der</strong> Simulation hinsichtlich<br />
zweier Aspekte untersucht werden: Erstens lässt sich <strong>der</strong><br />
Effekt <strong>der</strong> Geschwindigkeit bezüglich <strong>der</strong> Verbrauchsreduzierung<br />
qu<strong>an</strong>tifizieren, zweitens k<strong>an</strong>n l<strong>an</strong>gfristig ermittelt<br />
werden, ob die kontinuierliche Versorgung mit<br />
Plättchen des Lagermoduls zur Erstellung des Fließtextes<br />
sichergestellt ist.<br />
Modulbezogener Zust<strong>an</strong>ds<strong>an</strong>teil<br />
Der modulbezogene Zust<strong>an</strong>ds<strong>an</strong>teil beschreibt, wie l<strong>an</strong>ge<br />
sich ein Modul <strong>an</strong>teilig in einem bestimmten Zust<strong>an</strong>d<br />
während <strong>der</strong> Erstellung eines gewünschten Fließtextes<br />
befindet. Wie im linken Teil von Bild 6 dargestellt, befindet<br />
sich das Spaltenlegermodul zu über 70 % <strong>der</strong> Zeit<br />
im Zust<strong>an</strong>d Leerlauf, in dem es Energie zum Beispiel <strong>für</strong><br />
Umrichter, Lüfter und Steuerungskomponen, verbraucht,<br />
ohne produktiv zu sein. Der Zust<strong>an</strong>d St<strong>an</strong>dby,<br />
in dem weniger Leistung aufgenommen wird, wird nur<br />
zu 1 % <strong>der</strong> Zeit eingenommen. Als Optimierungsmaßnahme<br />
lässt sich durch eine prozesszust<strong>an</strong>ds-orientierte<br />
Teilabschaltung <strong>der</strong> zeitliche Anteil im Zust<strong>an</strong>d Leerlauf<br />
deutlich verringern (rechter Teil von Bild 6). Gleichzeitig<br />
erhöht sich dadurch <strong>der</strong> zeitliche Anteil im Zust<strong>an</strong>d<br />
St<strong>an</strong>dby um diesen Zeit<strong>an</strong>teil, da das Modul somit<br />
länger beziehungsweise häufiger in diesem Zust<strong>an</strong>d<br />
verweilt. Der Anteil des Energiebedarfs im Zust<strong>an</strong>d Prozess<br />
bleibt konst<strong>an</strong>t.<br />
Jedoch ist zu beachten, dass bei Optimierung eines<br />
einzelnen Moduls stets <strong>der</strong> Gesamtprozesses zu berücksichtigen<br />
ist.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Die Nutzung eines Simulationsmodells während des Engineerings<br />
bietet zwei wesentliche Vorteile. Das Simulationsmodell<br />
lässt sich in L<strong>an</strong>gzeitsimulationen dazu<br />
nutzen, den zukünftigen Energieverbrauch abzuschätzen.<br />
Ebenso können gepl<strong>an</strong>te Prozessän<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Einsatz energieeffizienterer Komponenten und Antriebe<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Optimierung des Energieverbrauchs<br />
<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Simulation untersucht werden, ohne<br />
die reale Versuchsplattform zu verän<strong>der</strong>n. Um die Thematik<br />
<strong>der</strong> Energie innerhalb eines Systems differenziert<br />
zu betrachten, bedarf es einer geeigneten und eindeutigen<br />
Terminologie sowie Definition <strong>der</strong> energietechnischen<br />
Zusammenhänge. Mit <strong>der</strong> Entwicklung von OntoEnergy<br />
konnte diesen Anfor<strong>der</strong>ungen entsprochen<br />
werden. Um die unterschiedlichen energietechnischen<br />
Aspekte innerhalb eines Prozesses beschreiben zu können,<br />
wurde mit <strong>der</strong> Formalisierten Prozessbeschreibung<br />
eine Vorgehensweise gewählt, die die qualitative und<br />
qu<strong>an</strong>titative Zuordnung von Energieformen ermöglicht<br />
und als durchgängiges Informationsmodell im Engineering<br />
genutzt werden k<strong>an</strong>n.<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
03.04.2013<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
REFERENZEN<br />
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orientierte Pl<strong>an</strong>ung von Produktions<strong>an</strong>lagen am Beispiel<br />
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Workshop on Qualitative Reasoning QR, S. 11–21. University of<br />
Amsterdam 1995<br />
76<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
AUTOREN<br />
Dipl.-Ing. (FH) LARS CHRISTIANSEN<br />
(geb. 1984) ist wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter <strong>an</strong> <strong>der</strong> Professur <strong>für</strong><br />
Auto matisierungstechnik <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
Helmut-Schmidt-Universität/Universität<br />
<strong>der</strong> Bundeswehr, Hamburg.<br />
Sein Forschungsschwerpunkt ist die<br />
Unterstützung <strong>der</strong> Anlagen diagnose<br />
mittels Modellen aus dem Engineering-<br />
Prozess.<br />
Institut <strong>für</strong> Automatisierungstechnik,<br />
Helmut-Schmidt-Universität/<br />
Universität <strong>der</strong> Bundeswehr,<br />
Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg,<br />
Tel. +49 (0) 40 65 41 23 26,<br />
E-Mail: lars.christi<strong>an</strong>sen@hsu-hh.de<br />
Dipl.-Ing., M.S. TOBIAS LINNENBERG<br />
(geb. 1985) ist wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter <strong>an</strong> <strong>der</strong> Professur <strong>für</strong><br />
Automatisierungstechnik <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
Helmut-Schmidt-Universität/Universität<br />
<strong>der</strong> Bundeswehr, Hamburg.<br />
Seine Forschungsschwerpunkte sind<br />
die dezentrale Energienetzsteuerung<br />
und Lastoptimierung.<br />
Institut <strong>für</strong> Automatisierungstechnik,<br />
Helmut-Schmidt-Universität/<br />
Universität <strong>der</strong> Bundeswehr,<br />
Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg<br />
Prof. Dr.-Ing. ALEXANDER FAY (geb. 1970) ist Professor <strong>für</strong><br />
Automatisierungstechnik <strong>an</strong> <strong>der</strong> Fakultät <strong>für</strong> Maschinenbau<br />
<strong>der</strong> Helmut-Schmidt-Universität/Universität <strong>der</strong> Bundeswehr,<br />
Hamburg. Sein Forschungsschwerpunkt sind Beschreibungsmittel,<br />
Methoden und Werkzeuge <strong>für</strong> einen effizienten<br />
Entwurf von Automatisierungssystemen.<br />
Institut <strong>für</strong> Automatisierungstechnik,<br />
Helmut-Schmidt-Universität/<br />
Universität <strong>der</strong> Bundeswehr,<br />
Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg<br />
Dr. CHRISTIAN SEITZ (geb. 1975) ist Entwicklungsingenieur bei<br />
<strong>der</strong> Siemens AG in <strong>der</strong> Abteilung Adv<strong>an</strong>ced Technologies &<br />
St<strong>an</strong>dards, Nürnberg. Seine Forschungsschwerpunkte sind neue<br />
Ansätze im Umfeld Mainten<strong>an</strong>ce & Service von Fertigungs<strong>an</strong>lagen.<br />
Siemens AG,<br />
Adv<strong>an</strong>ced Technologies & St<strong>an</strong>dards, I IA ATS 4,<br />
Gleiwitzer Str. 555, D-90475 Nürnberg<br />
Dipl.-Inf. (FH) ANDREAS W. MÜLLER (geb. 1972) ist Entwicklungsingenieur<br />
bei <strong>der</strong> Siemens AG in <strong>der</strong> Abteilung<br />
Adv<strong>an</strong>ced Technologies & St<strong>an</strong>dards, Nürnberg.<br />
Seine Forschungsschwerpunkte sind sem<strong>an</strong>tische Technologien,<br />
Wissensengineering, Diagnose und Systemarchitekturen<br />
im Kontext von Mainten<strong>an</strong>ce & Service-Anwendungen.<br />
Siemens AG,<br />
Adv<strong>an</strong>ced Technologies & St<strong>an</strong>dards, I IA ATS 4,<br />
Gleiwitzer Str. 555, D-90475 Nürnberg<br />
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siemens.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013<br />
77
IMPRESSUM / VORSCHAU<br />
IMPRESSUM<br />
VORSCHAU<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
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Verlagsleiterin:<br />
Kirstin Sommer<br />
Spartenleiterin:<br />
Anne Hütter<br />
Herausgeber:<br />
Dr.rer.nat. Thomas Albers<br />
Dr. Gunther Kegel<br />
Dipl.-Ing. H<strong>an</strong>s-Georg Kumpfmüller<br />
Dr.-Ing. Wilhelm Otten<br />
Beirat:<br />
Dr.-Ing. Kurt Dirk Bettenhausen<br />
Prof. Dr.-Ing. Christi<strong>an</strong> Diedrich<br />
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Epple<br />
Prof. Dr.-Ing. Alex<strong>an</strong><strong>der</strong> Fay<br />
Prof. Dr.-Ing. Michael Felleisen<br />
Prof. Dr.-Ing. Georg Frey<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Göhner<br />
Dipl.-Ing. Thomas Grein<br />
Prof. Dr.-Ing. Hartmut Haehnel<br />
Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer<br />
Dipl.-Ing. Rolf Marten<br />
Dipl.-Ing. Gerald Mayr<br />
Dr. Jörg Nothdurft<br />
Dr.-Ing. Josef Papenfort<br />
Dr. Andreas Wernsdörfer<br />
Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp<br />
Dr.rer.nat. Christi<strong>an</strong> Zeidler<br />
Org<strong>an</strong>schaft:<br />
Org<strong>an</strong> <strong>der</strong> GMA<br />
(VDI/VDE-Gesell schaft Messund<br />
Automatisierungs technik)<br />
und <strong>der</strong> NAMUR<br />
(Interessen gemeinschaft<br />
Automatisierungs technik <strong>der</strong><br />
Prozessindustrie).<br />
Redaktion:<br />
Anne Hütter (ahü)<br />
(ver<strong>an</strong>twortlich)<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 58<br />
Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />
E-Mail: huetter@di-verlag.de<br />
Aljona Hartstock (aha)<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 78<br />
E-Mail: hartstock@di-verlag.de<br />
Gerd Scholz (gz)<br />
Einreichung von Hauptbeiträgen:<br />
Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas<br />
(Chefredakteur, ver<strong>an</strong>twortlich<br />
<strong>für</strong> die Hauptbeiträge)<br />
Technische Universität Dresden<br />
Fakultät Elektrotechnik<br />
und Informationstechnik<br />
Professur <strong>für</strong> Prozessleittechnik<br />
D-01062 Dresden<br />
Telefon +49 (0) 351 46 33 96 14<br />
E-Mail: urbas@di-verlag.de<br />
Fachredaktion:<br />
Dr.-Ing. Michael Blum<br />
Dipl.-Ing. Heinrich Engelhard<br />
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jasperneite<br />
Dr.-Ing. Bernhard Kausler<br />
Dr.-Ing. Niels Kiupel<br />
Prof. Dr.-Ing. Gerrit Meixner<br />
Dr.-Ing. Jörg Neidig<br />
Dipl.-Ing. Ingo Rolle<br />
Dr.-Ing. Stef<strong>an</strong> Runde<br />
Prof. Dr.-Ing. Fr<strong>an</strong>k Schiller<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />
Praxis“ erscheint<br />
monatlich mit Doppelausgaben im<br />
J<strong>an</strong>uar/Februar und Juli/August.<br />
Bezugspreise:<br />
Abonnement jährlich: € 468,– + € 30,–/<br />
€ 35,– Vers<strong>an</strong>d (Deutschl<strong>an</strong>d/Ausl<strong>an</strong>d);<br />
Heft-Abonnement + Online-Archiv:<br />
€ 638,40; ePaper (PDF): € 468,–;<br />
ePaper + Online-Archiv: € 608,40;<br />
Einzelheft: € 55,– + Vers<strong>an</strong>d;<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung<br />
in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />
<strong>für</strong> alle übrigen Län<strong>der</strong> sind es<br />
Nettopreise. Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> GMA: 30%<br />
Ermäßigung auf den Heftbezugspreis.<br />
Bestellungen sind je<strong>der</strong>zeit über den<br />
Leserservice o<strong>der</strong> jede Buchh<strong>an</strong>dlung<br />
möglich.<br />
Die Kündigungsfrist <strong>für</strong> Abonnementaufträge<br />
beträgt 8 Wochen zum Bezugsjahresende.<br />
Abonnement-/<br />
Einzelheftbestellung:<br />
DataM-Services GmbH, Leserservice <strong>atp</strong><br />
Herr Marcus Zepmeisel<br />
Fr<strong>an</strong>z-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />
Telefon + 49 (0) 931 417 04 59<br />
Telefax + 49 (0) 931 417 04 94<br />
leserservice@di-verlag.de<br />
Ver<strong>an</strong>twortlich <strong>für</strong><br />
den Anzeigenteil:<br />
Inge Matos Feliz<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 22<br />
Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />
E-Mail: matos.feliz@di-verlag.de<br />
Es gelten die Preise <strong>der</strong> Mediadaten 2013<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Brigitte Krawczyk<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 12<br />
Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />
E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />
Art Direction / Layout:<br />
deivis aronaitis design | dad |<br />
Druck:<br />
Druckerei Chmielorz GmbH<br />
Ostring 13,<br />
D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />
Gedruckt auf chlor- und<br />
säurefreiem Papier.<br />
Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />
Praxis – rtp“ gegründet.<br />
DIV Deutscher Industrieverlag<br />
GmbH München<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />
Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Mit Ausnahme <strong>der</strong><br />
gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine<br />
Verwertung ohne Ein willigung des Verlages<br />
strafbar.<br />
Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8<br />
Abs. 3 PresseG i. V. m. Art. 2 Abs. 1c DVO<br />
zum BayPresseG geben wir die Inhaber<br />
und Beteiligungsverhältnisse am Verlag<br />
wie folgt <strong>an</strong>:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
Arnulfstraße 124, D-80636 München.<br />
Alleiniger Gesellschafter des Verlages<br />
ist die ACM-Unternehmensgruppe,<br />
Ostring 13,<br />
D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt.<br />
ISSN 2190-4111<br />
DIE AUSGABE 9 / 2013 DER<br />
ERSCHEINT AM 04.09.2013<br />
MIT DEM SCHWERPUNKT<br />
„WIRELESS COMMUNICATION“<br />
Bewertung industrieller<br />
Funklösungen - St<strong>an</strong>dardtests<br />
und Perform<strong>an</strong>ce-Klassen<br />
Das BSI-Smart Meter Gateway:<br />
Grundlage auch <strong>für</strong> die<br />
Automatisierungstechnik?<br />
St<strong>an</strong>dardaktorenprofileIEC<br />
61131 Funktionsbausteinkonzept<br />
<strong>für</strong> Elektrische Geräte<br />
Energiesparpotenzial<br />
überdimensionierter geregelter<br />
Pumpensysteme<br />
Aus aktuellem Anlass können sich die Themen<br />
kurzfristig verän<strong>der</strong>n.<br />
LESERSERVICE<br />
E-MAIL:<br />
leserservice@di-verlag.de<br />
TELEFON:<br />
+ 49 (0) 931 417 04 59<br />
78<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
7-8 / 2013
5. SIL-Sprechstunde<br />
Funktionale Sicherheit<br />
17. + 18.9.2013, M<strong>an</strong>nheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
www.sil-sprechstunde.de<br />
Ver<strong>an</strong>staltungskonzept<br />
Haben Sie Fragen zur Anwendung <strong>der</strong> Normen IEC 61508,<br />
IEC 61511 o<strong>der</strong> VDI / VDE 2180? D<strong>an</strong>n sind Sie hier richtig!<br />
Reichen Sie Ihre Fragen rund um SIL ein. Diskutieren Sie mit<br />
Experten über die aktuellen Themen <strong>der</strong> Funktionalen Sicherheit<br />
am 17. und 18. September 2013 in M<strong>an</strong>nheim!<br />
Termin & Ort<br />
Termin: Di., 17.9.2013 + Mi., 18.9.2013<br />
Ort: Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Lilienthalstr. 200<br />
68307 M<strong>an</strong>nheim<br />
Teilnahmegebühren<br />
■ <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt.<br />
■ Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt.<br />
■ reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt.<br />
■ Studenten kostenlos<br />
(Universität, Fachhoch- / Duale Hochschule – Vorlage des<br />
Studentenausweises bei <strong>der</strong> Anmeldung erfor<strong>der</strong>lich)<br />
100 € Frühbucherrabatt<br />
Programm & Anmeldung<br />
Detaillierte Informationen zur Ver<strong>an</strong>staltung,<br />
das vollständige Programm sowie die Online-<br />
Anmeldung finden Sie im Internet unter<br />
www.sil-sprechstunde.de<br />
3. Feldbus-Sprechstunde<br />
Feldbus in <strong>der</strong> Prozessindustrie<br />
19. + 20.9.2013, M<strong>an</strong>nheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
www.feldbus-sprechstunde.de<br />
Ver<strong>an</strong>staltungskonzept<br />
Haben Sie Fragen zum Einsatz von Feldbussystemen in <strong>der</strong><br />
Prozessindustrie? D<strong>an</strong>n sind Sie hier richtig! Reichen Sie Ihre<br />
Fragen zur Pl<strong>an</strong>ung, Installation und Inbetriebnahme von<br />
Feldbussen ein. Diskutieren Sie mit Experten Ihre aktuellen<br />
Anliegen am 19. und 20. September 2013 in M<strong>an</strong>nheim!<br />
Termin & Ort<br />
Termin: Do., 19.9.2013 + Fr., 20.9.2013<br />
Ort: Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Lilienthalstr. 200<br />
68307 M<strong>an</strong>nheim<br />
Teilnahmegebühren<br />
■ <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt.<br />
■ Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt.<br />
■ reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt.<br />
■ Studenten kostenlos<br />
(Universität, Fachhoch- / Duale Hochschule – Vorlage des<br />
Studentenausweises bei <strong>der</strong> Anmeldung erfor<strong>der</strong>lich)<br />
100 € Frühbucherrabatt<br />
Programm & Anmeldung<br />
Detaillierte Informationen zur Ver<strong>an</strong>staltung,<br />
das vollständige Programm sowie die Online-<br />
Anmeldung finden Sie im Internet unter<br />
www.feldbus-sprechstunde.de
4. Explosionsschutz-Sprechstunde<br />
Explosionsschutz<br />
18. + 19.11.2013, M<strong>an</strong>nheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />
www.explosionsschutz-sprechstunde.de<br />
Ver<strong>an</strong>staltungskonzept<br />
Haben Sie Fragen zur Umsetzung <strong>der</strong> Betriebssicherheitsverordnung<br />
o<strong>der</strong> zur Anwendung <strong>der</strong> einschlägigen Normen zum<br />
Explosionsschutz? D<strong>an</strong>n sind Sie hier richtig! Reichen Sie Ihre<br />
Fragen rund um den Explosionsschutz ein. Diskutieren Sie mit<br />
Experten Ihre aktuellen Themen am 18. und 19. November<br />
2013 in M<strong>an</strong>nheim!<br />
Termin & Ort<br />
Termin: Mo., 18.11.2013 + Di., 19.11.2013<br />
Ort: Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Lilienthalstr. 200<br />
68307 M<strong>an</strong>nheim<br />
Teilnahmegebühren<br />
■ <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt.<br />
■ Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt.<br />
■ reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt.<br />
■ Studenten kostenlos<br />
(Universität, Fachhoch- / Duale Hochschule – Vorlage des<br />
Studentenausweises bei <strong>der</strong> Anmeldung erfor<strong>der</strong>lich)<br />
100 € Frühbucherrabatt<br />
Programm & Anmeldung<br />
Detaillierte Informationen zur Ver<strong>an</strong>staltung,<br />
das vollständige Programm sowie die Online-<br />
Anmeldung finden Sie im Internet unter<br />
www.explosionsschutz-sprechstunde.de
da<br />
steckt mehr<br />
dahinter
Erreichen Sie die Top-Entschei<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Automatisierungstechnik.<br />
Sprechen Sie uns <strong>an</strong> wegen Anzeigenbuchungen<br />
und Fragen zu Ihrer Pl<strong>an</strong>ung.<br />
Inge Matos Feliz: Tel.: +49 89 203 53 66-22<br />
E-Mail: matos.feliz@di-verlag.de