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Bergsteiger Gipfel der Superlative (Vorschau)

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07<br />

LESERUMFRAGE<br />

Preise fürs Mitmachen<br />

Kräuterwan<strong>der</strong>n in den Bayerischen Alpen<br />

D 5.90 €<br />

A 6.50 €<br />

CH 9.90 sFr<br />

I 7.50 €<br />

LU 6.50 €<br />

F 6.50 €<br />

Juli 2013<br />

Tourenkarten zum Mitnehmen: Walliser Alpen •Julische Alpen • Dachsteingruppe • Glocknergruppe<br />

| Bergwan<strong>der</strong>n | Klettersteige | Alpinismus<br />

Vinschgau<br />

Ötzi trifft Obelix:<br />

Familientouren für Entdecker<br />

SERVICE<br />

Flüssig<br />

Worauf man bei Trinkblasen<br />

achten sollte<br />

»Wir sind<br />

jetzt Brü<strong>der</strong>«<br />

Simone Moro und Denis<br />

Urubko im großen Interview<br />

Die Seven Summits <strong>der</strong> Alpenlän<strong>der</strong><br />

<strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> <strong>Superlative</strong><br />

ZU GEWINNEN: Großglockner<br />

und Zugspitze mit Bergführer<br />

KARWENDEL<br />

Kammtour <strong>der</strong> Extraklasse<br />

ALPINISMUS<br />

Klassisch<br />

75 Jahre Erstbegehung<br />

<strong>der</strong> Eiger-Nordwand<br />

IM TEST<br />

Ökologisch und<br />

sozial? Check<br />

<strong>der</strong> Hersteller<br />

Touren-<br />

+ 50 tipps<br />

für die optimale eBergsaison<br />

REPORTAGE<br />

Paradiesisch<br />

Quinten am Walensee erreicht<br />

man nur zu Fuß o<strong>der</strong> per Boot


Brenta Dolomiten Italien.<br />

Träume …<br />

… leben.<br />

Spannende Ausrüstungs- und Reisetipps von<br />

Globetrotter Experten zum Thema Sportklettern<br />

unter www.4-Seasons.TV/sportklettern


EDITORIAL<br />

Der Wahnsinn<br />

am Mount<br />

Everest<br />

geht weiter<br />

Im Jahr 2010 unternahmen Simone Moro und<br />

Denis Urubko eine Everest-Lhotse-Expedition.<br />

Ziel war es, die Everest-Besteigung mit <strong>der</strong><br />

Erstbegehung des Verbindungsgrates zum<br />

Lhotse zu kombinieren. Das Projekt scheiterte.<br />

Moro nutzte aber die Zeit und setzte sein<br />

Können als Hubschrauberpilot in den Dienst <strong>der</strong> Alpinisten: Er rettete <strong>Bergsteiger</strong>,<br />

und er barg die Leiche eines in früheren Jahren verunglückten Alpinisten – für die<br />

Hinterbliebenen (auch versicherungsrechtlich) eine wichtige Tat. Moros tollkühne<br />

Einsätze konnte man bei seiner Vortragsreise sehen. Der Film zeigt einen Moro, dem<br />

es nicht darum ging, als Held gefeiert zu werden. Er wollte schlichtweg helfen.<br />

Als <strong>der</strong> <strong>Bergsteiger</strong> das Interview mit den befreundeten Extrembergsteigern Moro<br />

und Urubko führte (S. 46-51), lagen die Ereignisse des 27. April 2013 auf <strong>der</strong> Everest-<br />

Südroute noch in <strong>der</strong> Zukunft. Simone Moro war zusammen mit dem Schweizer Ueli<br />

Steck und dem Englän<strong>der</strong> Jonathan Griffith in eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Sherpas<br />

geraten, infolgedessen die Alpinisten von einem aufgebrachten Mob in Camp 2 mit<br />

dem Tode bedroht wurden (S. 17). Was immer zu <strong>der</strong> Eskalation am Berg geführt haben<br />

mag: Wer Steck und Moro kennt, kann sich beim besten Willen nicht vorstellen,<br />

dass sie Sherpas bewusst provoziert haben. Die Profi-Alpinisten pflegen einen respektvollen<br />

Umgang – wie Ralf Dujmovits, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> April-Titelgeschichte des BERG-<br />

STEIGER eine Hommage an die Sherpas (»Die stillen Helden des Everest«) schrieb.<br />

Letztlich bestätigen sich – lei<strong>der</strong> – Titel und These <strong>der</strong> Reportage zum 60. Jahrtag<br />

<strong>der</strong> Erstbesteigung: »Mount Madness« hatten wir den Aufmacher überschrieben, und<br />

es steht zu befürchten, dass <strong>der</strong> Wahnsinn angesichts des Andrangs am Everest weitere<br />

schaurige Blüten treiben wird. Für Sie, liebe Leser, haben wir zum Glück schöne<br />

Alternativen bereit: Wenn Sie hoch hinaus wollen, dann machen sie doch die »Seven<br />

Summits <strong>der</strong> Alpen« (S.22-31). Sie können sogar Bergführungen gewinnen.<br />

Viel Glück und gutes Wetter wünscht Ihnen<br />

Michael Ruhland, Chefredakteur<br />

The Great<br />

Himalaya Trail<br />

In 153 Tagen zu Fuß<br />

durch Nepal<br />

Wir organisieren den gesamten Trek individuell<br />

ab 2 Personen für Sie – in 153 Tagen.<br />

Sie starten im Kanchenjunga-Gebiet und<br />

beenden ihn im äußersten Westen.<br />

Wenn Sie in <strong>der</strong> Gruppe gehen möchten,<br />

haben Sie die Möglichkeit, die Etappen aufgeteilt<br />

in 6 Reisen in kleinen Gruppen über<br />

einen längeren Zeitraum „zu sammeln“<br />

<br />

1 GHT – Das Kanchenjunga Gebiet<br />

34 Tage ab € 4.990,–<br />

2 GHT – Everest Gebiet und Rolwaling<br />

24 Tage ab € 1.990,–<br />

3 GHT – Langtang mit Tilman Pass<br />

21 Tage ab € 2.690,–<br />

4 GHT – Manaslu und Annapurna<br />

28 Tage ab € 3.790,–<br />

5 GHT – Dolpo und Juphal<br />

25 Tage ab € 3.290,–<br />

6 GHT – Rara See bis Darchula<br />

28 Tage ab € 3.390,–<br />

P.S.: Wir wollen Ihre Meinung zum BERGSTEIGER hören und versprechen vorab: Ihre<br />

Anregungen nehmen wir ernst. Also machen Sie bei <strong>der</strong> großen Leserumfrage mit!<br />

Details anfor<strong>der</strong>n unter Telefon:<br />

089 / 23 50 06 - 0<br />

Wan<strong>der</strong>nTrekkingBergtourenweltweit<br />

hauser-exkursionen.de


INHALT<br />

22<br />

<strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> <strong>Superlative</strong><br />

Die »Seven Summits <strong>der</strong> Alpen« sind für<br />

alle Sammler unter den <strong>Bergsteiger</strong>n ein<br />

beson<strong>der</strong>s spannendes Projekt.<br />

TITELTHEMA<br />

22 Die glorreichen Sieben<br />

Triglav, Großglockner, Zugspitze, Grauspitze,<br />

Dufourspitze, Gran Paradiso, Mont Blanc: Wir<br />

stellen Ihnen die Seven Summits <strong>der</strong> Alpenlän<strong>der</strong><br />

von Ost nach West vor.<br />

AKTUELL<br />

32<br />

Paradies am Walensee<br />

Autos sind in Quinten Fehlanzeige. Den<br />

Ort unter den Südwänden <strong>der</strong> Churfirsten<br />

erreicht man nur zu Fuß o<strong>der</strong> per Schiff.<br />

12 Neues aus <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Berge<br />

12 RASANT David Lama und Dani Arnold<br />

erstmals in Alaska erfolgreich – im Eiltempo.<br />

12 RUMOR Sektion Bayerland fürchtet um<br />

Mitspracherecht <strong>der</strong> DAV-Sektionen.<br />

14 REIBUNGSLOS Luis Stit zinger und Alix von<br />

Melle erreichen <strong>Gipfel</strong> schneller als gedacht.<br />

16 RECYCELT Salewa sammelt alte Outdoor-<br />

Kleidung, um Frauen in Nepal auszubilden.<br />

18 REISE-MEDIEN Aktuelle Bücher, Apps und<br />

Webpages zum Thema Berg<br />

AUF TOUR<br />

32 Idyll unter den Churfirsten<br />

Nach Quinten am Walensee kommt man<br />

nur per Schiff o<strong>der</strong> zu Fuß. Dem Charme des<br />

Ortes hat diese Isolation nur gut getan.


40<br />

Kräuterwan<strong>der</strong>n<br />

Bayerische Alpen<br />

Panorama zweitrangig: Bei diesen Touren<br />

kommt’s drauf an, was am Boden wächst.<br />

TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />

12 Top-Touren für den Juli<br />

Hin<strong>der</strong>rugg ..................................................................................59<br />

Leistchamm ..................................................................................59<br />

Rund um den Lohner ........................................................59<br />

Gosaukamm-Umrundung .............................................61<br />

Hoher Dachstein ......................................................................61<br />

Mittenwal<strong>der</strong> Höhenweg ................................................61<br />

Dufourspitze ..............................................................................63<br />

Gran Paradiso .............................................................................63<br />

Großglockner .............................................................................63<br />

Zugspitze .........................................................................................65<br />

Triglav .................................................................................................65<br />

Grauspitze ......................................................................................65<br />

94<br />

Abzipphosen<br />

Egal, wie das Wetter<br />

wird – mit diesen Hosen<br />

sind Sie immer<br />

gut gerüstet.<br />

112<br />

Vinschgau<br />

Mit <strong>der</strong> Familie unterwegs<br />

auf Ötzis und Obelix’ Spuren<br />

82<br />

75 Jahre Eiger<br />

1938 gelang Heckmair und<br />

Co. die erste Durchsteigung<br />

<strong>der</strong> Nordwand.<br />

Cover: A. Strauß (Zugspitzmassiv mit Eibsee); D. Steigenberger, A. Strauß, E. Courtenay, Vinschgau Marketing F. Blickle, L. Bin<strong>der</strong>, M. Birck<br />

38 Sommer in <strong>der</strong> Ramsau<br />

Am Dachstein findet je<strong>der</strong>, was sein Herz<br />

begehrt: vom Kletterer bis zum Wan<strong>der</strong>er<br />

40 Kräuterwan<strong>der</strong>n<br />

<strong>Gipfel</strong>glück ist längst nicht alles – warum<br />

nicht mal den Blick nach unten richten?<br />

52 Serie: Zauberhafte Hütten<br />

Es gibt genug Gründe, die Langkofelhütte in<br />

den Dolomiten aufzusuchen. Carne salada<br />

und Zirbenschnaps sind nur zwei davon.<br />

68 Karwendel per Express<br />

Stressfrei zum Berg und wie<strong>der</strong> zurück: ausgewählte<br />

Tourentipps mit Bahnanschluss<br />

74 Rund um Kals<br />

Bekannt als Startpunkt für den Großglockner<br />

hat Kals auch ruhige Touren zu bieten.<br />

78 Lohnenswerter Lohner<br />

Das Lohner-Massiv markiert den Übergang<br />

von Vor- zu Hochalpen im Berner Oberland.<br />

112 Serie: Geheimnisvolle Alpen<br />

Auf den Spuren von Ötzi und Obelix:<br />

die Top-Familientouren im Vinschgau<br />

Familien-TIPP<br />

Familien-TIPP<br />

SERVICE<br />

88 Hersteller im Öko-Sozialtest<br />

Ökologisch, fair, natürlich: Kann man sich<br />

auf die Aussagen <strong>der</strong> Hersteller verlassen?<br />

94 Kaufberatung Abzipphosen<br />

Morgens kühl, mittags warm: Abzipphosen<br />

sind da die beste Wahl. Zwölf Hosen im Test<br />

102 Immer flüssig dank Trinkblase<br />

Trinksysteme sind extrem praktisch. Damit<br />

sie das auch bleiben, gibt es viel zu beachten.<br />

104 Serie: Stille Helfer<br />

Steigeisen, Pickel, Eisschraube – Insignien<br />

je<strong>der</strong> Hochtour. Das war nicht immer so.<br />

ALPINISMUS<br />

82 Die Reifeprüfung<br />

Auch 75 Jahre nach <strong>der</strong> Erstbegehung ist die<br />

Heckmair-Route in <strong>der</strong> Eiger-Nordwand eine<br />

beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung für <strong>Bergsteiger</strong>.<br />

116 Der Chronist <strong>der</strong> Berge<br />

Eberhard Jurgalski kennt die Berge <strong>der</strong> Welt<br />

wie kein Zweiter – aber nur in <strong>der</strong> Theorie.<br />

46 Das große<br />

BERGSTEIGER-<br />

Interview<br />

Sie sind mehr als eine<br />

Seilschaft: Simone Moro<br />

und Denis Urubko.<br />

Ein Gespräch über echte<br />

Freundschaft<br />

am Berg<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

TV-Programm 20<br />

Bergpredigt 56<br />

Im Härtetest 108<br />

Briefe/Impressum 120<br />

Bergwachteln 122<br />

<strong>Vorschau</strong> 122<br />

07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 5


BERG-BILDER<br />

Alle Fotos: Holger Hauser<br />

6 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Eingerahmt<br />

Auch ein kleiner Felsblock kann plötzlich<br />

zum Mittelpunkt einer Szenerie von<br />

Bergriesen werden. Die Cordillera Blanca<br />

(»Weiße Kordillere«) in den nördlichen<br />

Anden Perus ist die höchste Gebirgskette<br />

des amerikanischen Kontinents: 31 <strong>Gipfel</strong><br />

messen mehr als 6000 Meter.<br />

Nevados Huandoy (vier <strong>Gipfel</strong>, Hauptgipfel 6395 m)


Überragend<br />

Formvollendet schraubt er sich<br />

in den Anden-Himmel. Nicht <strong>der</strong><br />

höchste, aber bestimmt einer <strong>der</strong><br />

schönsten Berge <strong>der</strong> Welt.<br />

Nevado Alpamayo (5947 m)<br />

8 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Verfrachtet<br />

Grandios geformt: Die letzten<br />

Meter über die gewaltige <strong>Gipfel</strong>wechte<br />

zum höchsten Punkt sind<br />

ein Leckerbissen.<br />

Nevado Chopicalqui (6354 m)<br />

Aufgedeckt<br />

Die Indigenas prägen mit ihrer<br />

Tradition nach wie vor das Hochland.<br />

Im Hintergrund ragt das<br />

Massiv des Huascaran auf.<br />

Huascaran (6768 m)


Angerissen<br />

Steile Rinnen durchziehen die<br />

Südwestwand des Alpamayo –<br />

komponiert aus feuchten Luftmassen<br />

und tropischer Sonne.<br />

Nevado Alpamayo (5947 m)<br />

10 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Formidabel<br />

Das Zusammenwirken von Graten,<br />

Pfeilern und Wänden zu einer möglichst<br />

einzigartigen (Berg-)Form fasziniert<br />

mich als <strong>Bergsteiger</strong> und Fotograf am<br />

meisten.<br />

Manchmal brennen sich<br />

schon in Kindheitstagen<br />

Bil<strong>der</strong> ferner Berge ins<br />

Gedächtnis ein, und es<br />

wächst ein Lebenstraum<br />

heran, diese Orte einmal<br />

besuchen zu können. Die<br />

formperfekte Pyramide des Alpamayo und<br />

manch an<strong>der</strong>e von Wind und Sonne geformte<br />

Riffeleiswand <strong>der</strong> peruanischen Cordillera Blanca<br />

waren solche Bil<strong>der</strong>, die bei mir diesen Traum<br />

entstehen ließen. Unvergesslich bleibt <strong>der</strong> Moment,<br />

als wir nach mehreren Tagen Trekking über<br />

eine Hangkante stiegen und urplötzlich <strong>der</strong> Blick<br />

auf den Alpamayo frei wurde (linkes Bild auf <strong>der</strong><br />

zweiten Doppelseite). Da stand er nun. Schneeweiß<br />

ragt er in vollendeter Dreiecksform in den<br />

tiefblauen Himmel. Ein wahrhaft magischer<br />

Moment. Mit <strong>der</strong> Kamera versuche ich dann, jene<br />

Momente einzufangen und die Stimmung zu<br />

transportieren.<br />

Holger Hauser


<strong>Bergsteiger</strong><br />

07/13 AKTUELL<br />

David Lama<br />

in <strong>der</strong> schwer<br />

abzusichern den<br />

Ostwand des<br />

Moose’s Tooth<br />

<strong>Gipfel</strong>foto:<br />

Dani Arnold (li.)<br />

und David Lama<br />

Im Eiltempo durch die Ostwand<br />

DANI ARNOLD UND DAVID LAMA GELINGT ERSTBEGEHUNG AM<br />

MOOSE’S TOOTH IN ALASKA<br />

Foto: Dani Arnold<br />

Foto: David Lama<br />

Zitat des Monats<br />

»Was passiert nach<br />

dem aktiven Leben<br />

eines Profisportlers?<br />

Ich kann immer noch<br />

lieben, was ich mit<br />

Leidenschaft tue.«<br />

Marko Prezelj, slowenischer Alpinist, bei<br />

»Quo Climbis«, das im Rahmen des<br />

Trento Film Festivals auf Schloss Sigmundskron<br />

in Bozen stattfand.<br />

Innerhalb von 48 Stunden ist den Profi-Alpinisten Dani Arnold (29) und<br />

David Lama (22) bei ihrer ersten Expedition nach Alaska eine Erstbegehung an<br />

<strong>der</strong> Ostwand des Moose’s Tooth gelungen: 1500 Meter, Kletterschwie rigkeiten<br />

bis VI+/M7+/90°/A2. Die neue Route »Bird of Prey« führt entlang eines komplexen<br />

Risssystems durch den steilsten Teil <strong>der</strong> Wand. Das Gelände bezeichneten beide<br />

als anspruchsvoll und ausgesetzt: »Keine einzelne Seillänge bereitete uns durch<br />

ihre Schwierigkeit beson<strong>der</strong>e Mühe«, berichtete David Lama. Stattdessen habe<br />

die Kombination vieler verschiedener Kletterstile bei schlechter Absicherung den<br />

Anspruch ausgemacht. Mehrmals, so Lama weiter, hätten sie die Risse durch<br />

Pendelquergänge miteinan<strong>der</strong> verbinden müssen. Nach einer Biwak nacht setzte<br />

das Team am zweiten Tag alles auf eine Karte und ließ die gesamte Biwakausrüstung<br />

zurück, um Gewicht zu sparen. Die Taktik bewährte sich: Bis auf einen<br />

Vorfall mit einer instabilen Schneewechte, bei <strong>der</strong>en Zusammenbruch hun<strong>der</strong>te<br />

Kilo Schnee auf Seil und Standplatz donnerten, ging alles glatt, und die beiden<br />

Kletterer erreichten um 18 Uhr den <strong>Gipfel</strong> des Moose’s Tooth.<br />

–bd–<br />

Streit um Mitbestimmung im Alpenverein<br />

SEKTION BAYERLAND: DAV-PRÄSIDIUM BEKOMMT ZU VIEL MACHT<br />

Im Deutschen Alpenverein rumort es. Die Führungsspitze <strong>der</strong> Sektion Bayerland<br />

beklagt in einem »offenen Brief«, dass die geplante Strukturreform im DAV<br />

die demokratischen Entscheidungsprozesse aushöhle. »Die Durchlässigkeit für die<br />

Interessen (...) <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> wird erheblich erschwert«, heißt es in dem Schreiben<br />

an den DAV-Präsidenten Josef Klenner. Sollte das Konzept bei <strong>der</strong> DAV-Hauptversammlung<br />

am 8./9. November beschlossen werden, wäre das Präsidium künftig<br />

»mit einer Machtfülle ausgestattet«, die mit den basisdemokratischen Traditionen<br />

des Vereins breche und Missbrauch ermögliche. Die Sektion will nun per Antrag<br />

über ein eigens ausgearbeitetes Strukturkonzept abstimmen lassen. »Wir sind<br />

bereit, den Antrag zurückzuziehen, wenn möglichst viel von unseren Vorschlägen<br />

aufgenommen wird«, sagte Vize-Sektionschef Nicholas Mailän<strong>der</strong> zum BERG-<br />

STEIGER. Die DAV-Geschäftsführung wollte keine Stellungnahme abgeben. –mr–<br />

12 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Fünf Fragen an …<br />

Als Sachgebietsleiter<br />

ist Ulrich Brendel (48)<br />

zuständig für die<br />

Informationsgebäude<br />

des Nationalparks<br />

Berchtesgaden und<br />

betreut seit dem Projektstart<br />

im Jahr 2005<br />

das »Haus <strong>der</strong> Berge«.<br />

… den Herrn des Berg-Hauses<br />

Am 24. Mai hat das »Haus <strong>der</strong> Berge« in Berchtesgaden eröffnet.<br />

Was ist das Beson<strong>der</strong>e am neuen Nationalparkzentrum?<br />

Wichtig war uns <strong>der</strong> Dreiklang aus Außengelände, Bildungs- und<br />

Informationszentrum. Hinter <strong>der</strong> Hauptausstellung steckt eine neue<br />

Gestaltungsidee: Wir wollten keine Natur nachbauen, son<strong>der</strong>n für<br />

die Natur begeistern. Der Ausstellungsraum inszeniert beispielsweise<br />

mit Licht- und Toneffekten die natürliche Abfolge <strong>der</strong> Jahreszeiten.<br />

Für wen ist das Haus in erster Linie gedacht?<br />

Das Bildungszentrum richtet sich natürlich vor allem an Schulklassen.<br />

Aber auch Touristen, Besucher <strong>der</strong> Region und Einheimische<br />

soll das Nationalparkzentrum ansprechen. Es ist gedacht als<br />

Begegnungs stätte, die auch über die Ausstellung hinaus besucht<br />

wird. Die Räum lichkeiten können auch angemietet werden.<br />

HELIOS<br />

Helios, geboren zum Trainieren auf<br />

Kurzstrecken im Offroad-Gelände und<br />

für den Alltag.<br />

Leicht wie <strong>der</strong> Flügelschlag eines<br />

Schmetterlings, verän<strong>der</strong>t sich die<br />

Wahrnehmung des Umfelds dank<br />

ausschlaggeben<strong>der</strong> Details: Komfort,<br />

Atmungsaktivität und leichtes Anund<br />

Ausziehen auf höchstem Niveau.<br />

Helios’ fly-effect: ”change<br />

one thing, change<br />

everything” *<br />

f t” di Eric<br />

Bress, USA 2004<br />

fly Effect<br />

Photo © La Sportiva * Citazione<br />

da “The Butter utterfly E<br />

LA SPORTIV ORTIVA® is a trademark<br />

of the shoe manufac nufacturin turing company “La Sportiva S.p.A” located in Italy (TN)<br />

Das Bildungszentrum wurde mit dem Qualitätssiegel<br />

»Umweltbildung.Bayern« ausgezeichnet. Wie sieht Ihr<br />

spezielles Programm für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche aus?<br />

Zielsetzung war, ein »grünes Klassenzimmer« zu entwickeln, das je<strong>der</strong><br />

Schüler in Bayern ein Mal in seiner Schulzeit besucht haben soll.<br />

In den Werkstätten Wasserlabor, Wiesenküche, Waldwerkstatt und<br />

Felsenblick können die Schüler spielerisch die vier Hauptlebensräume<br />

kennenlernen und Materialien wie Stein und Holz bearbeiten.<br />

Sie sagen, das Haus sei mehr als »nur« ein Museum. Inwiefern?<br />

In einem Naturkundemuseum kann man sich umfassend über jegliche<br />

Pfl anzenart informieren. Bei uns kommen Texte lediglich reduziert<br />

zum Einsatz. Das Nationalparkhaus wirkt nicht nur auf <strong>der</strong> kognitiven<br />

Ebene, son<strong>der</strong>n packt die Besucher bei ihren Emotionen, tritt mit<br />

ihnen in Interaktivität und spricht so alle Sinne an. Die Besucher<br />

können sich zum Beispiel auf eine virtuelle Wan<strong>der</strong>ung begeben –<br />

mit tatsächlichem Höhenunterschied.<br />

Sollte man die Natur nicht lieber in <strong>der</strong> Realität erleben?<br />

Wie gesagt, das »Haus <strong>der</strong> Berge« will nicht belehren, son<strong>der</strong>n begeis -<br />

tern. Es ist gedacht als das Tor zum Nationalpark. Nach einem Besuch<br />

im Museum gibt’s kein Halten mehr: Die Leute wollen raus in die<br />

echte Natur!<br />

Interview: Beate Dreher<br />

www.lasportiva.com - Become a La Sportiva fan<br />

#heliosflyeffect


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 07/13 AKTUELL<br />

Berg-Splitter<br />

Foto: Great Place to Work® Institut<br />

Ausgezeichnetes Arbeitsklima<br />

Bei <strong>der</strong> Wahl zu »Deutschlands bestem<br />

Arbeitgeber 2013« hat die Firma Gore in <strong>der</strong><br />

Größenklasse 501 bis 2000 Mitarbeiter<br />

Rang drei belegt und wurde zusätzlich zum<br />

zweiten Mal in Folge mit dem Son<strong>der</strong>preis<br />

»Chancengleichheit und Diversity« ausgezeichnet.<br />

Aus schlaggebend war unter an<strong>der</strong>em<br />

die gute För<strong>der</strong>ung von Frauen in Führungsrollen.<br />

In <strong>der</strong> Outdoorbranche ist Gore bekannt für<br />

Funktionstextilien für Wetterschutzkleidung. –bd–<br />

7000 Mal Brocken<br />

Manchen Menschen reicht ein einziger Berg<br />

zum Glück. Im Harz beispielsweise widmet sich<br />

Benno Schmidt alias Brockenbenno seit 1989<br />

dem Brocken, mit 1141 Metern höchster Berg<br />

des norddeutschen Mittelgebirges. Am 22. Mai<br />

trug <strong>der</strong> 81-Jährige seine 7000. Besteigung ins<br />

<strong>Gipfel</strong>buch ein. Er ist damit alleiniger Brocken-<br />

Rekordhalter. Seine Frau Helga steht seit dem<br />

22. Mai bei 1111. Brockenaufstiegen. –dp–<br />

Doppelsieg beim Boul<strong>der</strong>cup<br />

Jan Hojer auf Erfolgskurs: Nachdem er beim<br />

Boul<strong>der</strong>weltcup im slowenischen Log Dragomar<br />

bereits Silber geholt hatte, konnte <strong>der</strong><br />

21-Jährige mit einem Sieg in Innsbruck am<br />

Pfi ngstwochenende noch eins draufl egen.<br />

Und auch bei den Damen hatte mit Juliane<br />

Wurm eine Deutsche die Nase vorn. –bd–<br />

Jetzt vormerken!<br />

Das große Saisonfinale 2013 am Gardasee<br />

Wer als ambitionierter Berggänger schon immer<br />

die Vertikale kennenlernen wollte, hat im Herbst<br />

noch einmal die Gelegenheit dazu. Nach dem<br />

Erfolg <strong>der</strong> vergangenen Jahre veranstaltet <strong>der</strong><br />

BERGSTEIGER zusammen mit <strong>der</strong> Mammut<br />

Alpine School vom 28.09 bis 01.10.2013<br />

erneut ein verlängertes Wochenende in Arco für<br />

all jene, die den Felskontakt suchen. Details<br />

dazu gibt es im nächsten Heft.<br />

–dp–<br />

Foto: Archiv GoClimbAMountain – Stitzinger/von Melle Fotos: Trento Film Festival<br />

»Neuer Blick auf die Dinge«<br />

Expedition ans Ende <strong>der</strong> Welt<br />

DÄNISCHER DOKUMENTARFILM GEWINNT »GROSSEN PREIS<br />

DER STADT TRIENT« BEIM BERGFILMFESTIVAL<br />

Erstmals in <strong>der</strong> 61-jährigen Geschichte des Trento Film Festivals hat ein<br />

dänischer Film den »Großen Preis <strong>der</strong> Stadt Trient – Goldener Enzian« gewonnen.<br />

Der Regisseur Daniel Dencik setzte sich im Wettbewerbsfeld <strong>der</strong> 26 internationalen<br />

Filme mit seinem Beitrag »Expedition to the End of the World« durch. Der Film<br />

zeigt die Reise von Wissenschaftlern und Künstlern auf einem Dreimaster in den<br />

Nordosten Grönlands, wo das Eis durch die Klimaerwärmung rasch schmilzt. Es ist<br />

eine Reise in Regionen fern <strong>der</strong> Zivilisation, <strong>der</strong>en Schicksal aber durch eben jene<br />

bestimmt wird. Die Jury überzeugte »diese gemischte Gruppe einzigartiger Persönlichkeiten<br />

dank ihres tiefen Sinns für Abenteuer, Entdeckergeist und wissenschaftlicher<br />

Forschung, ihres großartigen Humors<br />

und neuen Blicks auf die Dinge«.<br />

»Ich dachte, mein Film ist viel zu apokalyptisch.<br />

Aber jetzt bin ich beruhigt: Die Auszeichnung<br />

zeigt mir, dass das Leben weitergeht«, sagte<br />

Dencik bei <strong>der</strong> Preisübergabe. Im Anschluss<br />

berichtete Mick Fowler, Präsident des britischen<br />

Alpine Club und Träger des Piolet d’Or, über<br />

seine Besteigung des nordindischen Berges Shiva<br />

(6142 m). »Es gibt unglaublich schöne Routen<br />

im Himalaya, die noch nie gemacht wurden«,<br />

ermunterte er die Alpinisten.<br />

–mr–<br />

Eisiges Ehe-Abenteuer<br />

ALIX VON MELLE UND LUIS STITZINGER<br />

AN DER SHISHA PANGMA ERFOLGREICH<br />

Alessandro Andreatta, Bürgermeister<br />

von Trient, überreicht<br />

Daniel Dencik (r.) den Preis.<br />

»Die ganze Expedition hat wie am Schnürchen<br />

geklappt«, berichteten Alix von Melle und<br />

Luis Stitzinger Anfang Mai aus dem Basislager Das Ehepaar im <strong>Gipfel</strong>glück<br />

in Tibet. Nach Cho Oyo, Gasherbrum II, Nanga<br />

Parbat, Dhaulagiri und Broad Peak war die Besteigung <strong>der</strong> Shisha Pangma für das<br />

deutsche Höhenbergsteigerpaar bereits <strong>der</strong> sechste <strong>Gipfel</strong>erfolg an einem Achttausen<strong>der</strong>.<br />

Obwohl mit seinen 8027 Metern <strong>der</strong> kleinste <strong>der</strong> 14 Achttausen<strong>der</strong>,<br />

ist die Shisha Pangma aufgrund ihres exponierten und verwechteten <strong>Gipfel</strong>grats<br />

nicht einfach zu besteigen. Angesichts <strong>der</strong> guten Verhältnisse entschieden sich<br />

von Melle und Sitzinger anstelle <strong>der</strong> Normalroute die Inaki-Variante durch die<br />

Nordost-Wand anzugehen. Nach über elf Stunden Aufstieg standen sie am 30. April<br />

um 13.30 Uhr gemeinsam am <strong>Gipfel</strong>. Nur <strong>der</strong> Rückweg zu Lager 2 erfolgte getrennt:<br />

Während Alix von Melle zu Fuß abstieg, fuhr ihr Mann mit Ski ab. –bd–<br />

14 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Foto: Hans Herbig<br />

Immer weiter<br />

EINST EINE NISCHENVERANSTALTUNG,<br />

INZWISCHEN VOLL ANGEKOMMEN:<br />

24-STUNDEN-WANDERUNGEN IN DEN ALPEN<br />

Tag und Nacht wan<strong>der</strong>n, von früh bis spät:<br />

Wen das reizt, auf den warten auch heuer wie<strong>der</strong><br />

zahlreiche 24-Stunden-Wan<strong>der</strong>ungen. Eine<br />

davon ist »Berggehen 2013« von <strong>der</strong> Bergschule<br />

»Die Bergführer« am 26. und 27. Juli. Start <strong>der</strong> Tour ist in Lenggries, das Ziel in<br />

Garmisch. Der weitere Verlauf hängt von <strong>der</strong> Gruppe ab, für die man sich entschieden<br />

hat: Speedgruppe (ca. 31 Stunden, 5000 Höhenmeter), Klassikgruppe<br />

(ca. 24 Stunden, 3500 Höhenmeter) o<strong>der</strong> Nachtschwärmer (ca. 18 Stunden,<br />

2300 Höhenmeter). Anmeldung<br />

unter Tel. 0 88 41/6 27 08 52.<br />

Sie haben an diesen Tagen keine<br />

Zeit? Eine Übersicht über weitere<br />

24-Stunden-Wan<strong>der</strong>ungen finden<br />

Sie auf www.bergsteiger.de –bw–<br />

Der BERGSTEIGER verlost einen Freiplatz<br />

fürs »Berggehen 2013« von Lenggries nach<br />

Garmisch. Schicken Sie dafür ein Foto o<strong>der</strong><br />

eine Postkarte, die das Motiv »Grenzen<br />

verschieben« aufgreift, an: Die Bergführer,<br />

Hauptstraße 20, 82441 Ohlstadt.<br />

Einsendeschluss ist <strong>der</strong> 5. Juli 2013<br />

Berg-Fundstück<br />

ALPENZIRKUS FÜRS WOHNZIMMER<br />

Endlich ist ein Weg gefunden, die<br />

Bergliebe des Nachwuchses aktiv<br />

zu för<strong>der</strong>n. Ob sich so auch die<br />

Wan<strong>der</strong>freude entfachen lässt,<br />

muss man wohl selbst erproben.<br />

»Große Bergwelt« von Playmobil, von <strong>der</strong> Almhütte bis zur Seilbahn, www.playmobil.de<br />

Foto: Österreichischer Alpenverein<br />

Ich bin dann mal weg<br />

ALPINE PARKUHR<br />

SCHAFFT KLARHEIT<br />

Einsam parkende Autos in<br />

den Tälern waren wie<strong>der</strong>holt<br />

Auslöser für einen Einsatz<br />

<strong>der</strong> Bergrettung. Denn ob die<br />

Besitzer noch gemütlich auf<br />

einer Hütte verweilen o<strong>der</strong><br />

in eine alpine Notlage geraten<br />

sind, ist nur schwer zu beurteilen.<br />

Abhilfe schafft nun <strong>der</strong> österreichische<br />

Alpenverein mit <strong>der</strong> »Alpinen Parkuhr«:<br />

Auf ihr können Wan<strong>der</strong>er und <strong>Bergsteiger</strong> –<br />

ähnlich wie bei einer normalen Parkscheibe<br />

– den Tag und die ungefähre Uhrzeit ihrer<br />

Rückkehr einstellen. So sieht die Bergrettung<br />

sofort, ob <strong>der</strong> Autobesitzer sich bereits verspätet<br />

hat und kann eine potenzielle Notlage<br />

wesentlich leichter abschätzen. Die Parkuhren<br />

werden in den zwanzig zertifizierten <strong>Bergsteiger</strong>dörfern<br />

des OeAV verteilt und sind im jewei -<br />

ligen Tourismusbüro kostenlos erhältlich. –bd–<br />

Wir verlosen<br />

5 Kletterfelsen<br />

mit Gebirgstieren im<br />

Wert von je 22,99 €.<br />

Schicken Sie uns einfach<br />

bis zum 12. Juli eine<br />

E-Mail o<strong>der</strong> eine Postkarte<br />

mit Betreff<br />

»Playmobil«.<br />

Carbonstöcke sind leichter, steifer und korrosionsbeständiger als herkömmliche<br />

Aluminiumstöcke. Deshalb sind heute bereits mehr als die Hälfte unserer Stöcke<br />

aus Carbon. Finden Sie das für Sie optimale Modell auf www.komperdell.com


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 07/13 AKTUELL<br />

Umwelt und Nachhaltigkeit<br />

beSIEGELt<br />

Die <strong>der</strong>zeit 69 Hotels mit diesem Titel<br />

sind nicht nur in einer Wan<strong>der</strong>region<br />

<strong>der</strong> Alpen gelegen, sie haben zudem<br />

wöchentlich drei bis fünf geführte Touren<br />

im Programm, verleihen unentgeltlich<br />

Ausrüstung und verfügen über<br />

ein Wan<strong>der</strong>taxi sowie einen Wellnessbereich.<br />

Außerdem versprechen sie<br />

genussvolle und gesunde Küche. Mehr<br />

Infos unter www.wan<strong>der</strong>hotels.com<br />

Von 18 auf 20<br />

NEUE MITGLIEDER FÜR ÖSTERREICHS<br />

»BERGSTEIGERDÖRFER«<br />

Die »<strong>Bergsteiger</strong>döfer« haben Zuwachs<br />

erhalten: Mit dem kleinen Kärntner Ort Zell-<br />

Sele und <strong>der</strong> Region Sellrain in Nordtirol<br />

sind zu den bestehenden 18 jetzt zwei neue<br />

<strong>Bergsteiger</strong>dörfer hinzugekommen. Die<br />

»Berg steigerdörfer« sind eine Initiative des<br />

Österreichischen Alpenvereins und vereinen<br />

Ort schaf ten, die sich für sanften Tourismus<br />

in den Alpen und eine nachhaltige Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Region stark machen und damit<br />

die For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Alpenkonvention umsetzen.<br />

Ganz nach <strong>der</strong> Devise »weniger, dafür<br />

besser« haben es sich auch die beiden neuen<br />

Mitglie<strong>der</strong> auf die Fahnen geschrieben, die<br />

natürlichen Grenzen <strong>der</strong> Region zu respektieren<br />

und ein harmonisches Verhältnis von<br />

Mensch und Natur ohne Bettenburgen und<br />

Hotelkomplexe zu ermöglichen. Mehr Infos<br />

gibt es unter www.bergsteigerdoerfer.at –bd–<br />

Idyll statt Event: So lautet das Motto <strong>der</strong><br />

»<strong>Bergsteiger</strong>dörfer«, von denen es jetzt 20 gibt.<br />

Foto: Ch. Schwann<br />

Foto: Salewa<br />

Kleine Opfer, große Wirkung<br />

HERSTELLER UND REISEVERANSTALTER MACHEN SICH FÜR NEPAL STARK<br />

Mit alter Kleidung Gutes tun, das ist zum Beispiel bei <strong>der</strong> Aktion »Hoffnungsstücke<br />

gesucht« <strong>der</strong> Firma Salewa möglich: Bis Oktober 2013 kann man gebrauchte<br />

Outdoor-Bekleidungsstücke im Handel abgeben. Sind die Stücke noch tragbar, verkauft<br />

sie die gemeinnützige Gesellschaft FWS, die Salewa als Partner gewählt hat,<br />

an Entwicklungslän<strong>der</strong> weiter. Ist das nicht mehr möglich, wird aus <strong>der</strong> Funktionskleidung<br />

Isolationsmaterial hergestellt und verkauft. Die Einnahmen aus beiden<br />

Wegen kommen dem Verband »Sherpa Women« zu Gute. Und auch die Spen<strong>der</strong><br />

profitieren: Sie erhalten beim Kauf eines neuen Salewa-Produkts einen Rabatt.<br />

Eine Auflistung aller teilnehmenden Händler ist auf www.salewa.de hinterlegt.<br />

Ein ähnliches Ziel hatten die Reiseveranstalter Globotrek und Transa sowie <strong>der</strong><br />

Schuhhersteller LOWA. Unter dem Motto »1000 Paar Schuhe für Nepal« organisierten<br />

sie in Luzern einen Sammeltag zugunsten von Trägern und Sherpas in Nepal.<br />

Zusammengekommen sind 1725 Paar Trekking- und Wan<strong>der</strong>schuhe. Diese werden<br />

nun <strong>der</strong> gemeinnützigen Organisation KEEP übergeben.<br />

–bd/bw–<br />

Austausch macht besser<br />

GEMEINDE-NETZWERK »AIDA«<br />

SUCHT NEUE PROJEKT-IDEEN<br />

Salewa<br />

unterstützt<br />

Frauen bei <strong>der</strong><br />

Ausbildung.<br />

Exkursion <strong>der</strong> Teilnehmer in die<br />

Kendlmühlfilzen bei Grassau<br />

Gemeinsam stark: Vom 26. bis 27. April<br />

hat in Grassau die Aida-Jahrestagung<br />

stattgefunden. Die »Allianz in den Alpen«,<br />

ein Zusammenschluss von Gemeinden<br />

und Regionen aus sieben Alpenlän<strong>der</strong>n,<br />

ist das größte Gemeinde-Netzwerk im<br />

Alpenraum. Das Netzwerk ermöglicht es<br />

den Gemeinden, als politischer Akteur<br />

aufzutreten und sich international auszutauschen.<br />

Mit <strong>der</strong> Tagung in Grassau wurde das Programm »dynAlp-climate«<br />

zu Ende gebracht, das seit 2011 Gemeinden in Klimaschutz-Projekten wie dem<br />

Schulprojekt »Energieführerschein« unterstützte. Gleichzeitig ging es im Achental<br />

darum, neue Ideen für das Nachfolgeprogramm »dynAlp-Nature« zu sammeln.<br />

Bis zum Projektstart am 1. Januar 2014 haben die Mitglie<strong>der</strong> noch Zeit, ihre Vorschläge<br />

zu konkretisieren und Projektpartner zu finden.<br />

–bd–<br />

Foto: AIDA, Gasser<br />

16 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


GASTBeitrag<br />

»Mein Innerstes ist tief getroffen«<br />

Ueli Steck über die<br />

schlimmsten Minuten<br />

seines Lebens<br />

Foto: privat<br />

Der Schweizer <strong>Bergsteiger</strong> Ueli Steck (36)<br />

war Ende April gemeinsam mit einigen Kollegen<br />

am Mount Everest in einen Konflikt mit Sherpas<br />

geraten. Der Chef-Sherpa behauptete, die<br />

drei <strong>Bergsteiger</strong> hätten auf etwa 7200 Metern<br />

Eis auf die unter ihnen stehenden Sherpas<br />

geschlagen. Die Alpinisten glaubten eher, dass<br />

sich <strong>der</strong> ermüdete Chef-Sherpa durch die<br />

Schnelligkeit von Steck und dessen Begleiter<br />

Simone Moro (IT) sowie Jonathan Griffith (UK)<br />

im Stolz verletzt fühlte. Zurück in Camp 2<br />

wurde den Dreien sogar mit dem Tod gedroht.<br />

Nur das Eingreifen an<strong>der</strong>er Alpinisten ver -<br />

hin<strong>der</strong>te die Lynchjustiz. Dennoch wurden Steck<br />

& Co. aufgefor<strong>der</strong>t, sofort abzureisen, da sie<br />

sonst sterben würden. Sie vermuten, dass die<br />

wahre Ursache für die Eskalation ein lang<br />

schwelendes Problem zwischen Westlern und<br />

Nepalesen ist. Bevor Steck eine Auszeit antrat,<br />

nahm er noch einmal Stellung in einer<br />

Mit teilung, die wir hier gekürzt abdrucken.<br />

»Noch immer sitzt <strong>der</strong> Schock nach den für mich<br />

schwer erklärbaren Ereignissen am Everest tief.<br />

Wie konnte es zu dieser unfassbaren Eskalation<br />

kommen? Was war <strong>der</strong> wirkliche Grund für die<br />

immer noch kaum fassbare Aggression, welcher<br />

wir ausgesetzt waren? Haben wir Fehler gemacht,<br />

und falls ja: welche? Wie auch immer wir es<br />

drehen: Erklärungen haben wir bis heute nicht<br />

gefunden. Wir wissen zwar genau, was vorgefallen<br />

ist, die Hintergründe dafür bleiben uns im<br />

Wesentlichen jedoch verborgen.<br />

Nach all diesem Hinterfragen, Analysieren und<br />

Rekonstruieren ist für uns eines klar: Wir werden<br />

die Frage nach dem Warum nie erschöpfend<br />

beantworten können. Wir werden damit leben<br />

müssen, einige Antworten ungeklärt zu lassen.<br />

Dennoch möchte ich allen, die uns in dieser Zeit<br />

mit Rat und Tat, mit Hilfestellungen und gedul -<br />

digem Zuhören, mit Diskutieren und Kritisieren<br />

geholfen haben, danken. Ich habe in den<br />

letzten Tagen hautnah erlebt, was es heißt, gute<br />

Freunde zu haben. Gleichzeitig möchte ich nicht<br />

verhehlen, dass mich diese Ereignisse tief er -<br />

schüttert haben und ich noch heute – vor allem<br />

in langen Nächten – unter den Auswirkungen<br />

leide. Mein Innerstes ist tief getroffen.<br />

Aus diesem Grund werde ich nun eine persönliche<br />

Auszeit in Anspruch nehmen werde. Meine<br />

Kräfte – auch sie sind nicht unerschöpfl ich!<br />

– neigen sich dem Ende zu. Ich benötige eine<br />

Zeit <strong>der</strong> Ruhe, um mich innerlich neu zu<br />

orientieren, neue Kraft zu fassen und wie<strong>der</strong><br />

einen klaren Blick für meine Zukunft zu erhalten.<br />

Bei allen Unwägbarkeiten und offenen Fragen<br />

– eines steht für mich unverrückbar fest: Meine<br />

Leidenschaft für die Berge ist ungebrochen und<br />

wird weiter zentraler Teil meines Lebens bleiben.<br />

Die Ruhe <strong>der</strong> Natur, die Einfachheit und die<br />

Eigenverantwortung haben mich immer fasziniert.<br />

Was auch immer geschehen mag: Ich bleibe<br />

den Bergen zutiefst verbunden. Bergsteigen ist<br />

und bleibt ein Teil meiner Persönlichkeit.«<br />

„DIE KLETTEREI<br />

FRUSTRIERT, TUT<br />

WEH UND NERVT<br />

GEWALTIG.“<br />

„DOCH TROTZDEM<br />

LIEBE ICH SIE.“<br />

HANWAG ProTeam: Ursula Wolfgruber<br />

<strong>Bergsteiger</strong>in<br />

KATEGORIE ROCK | FERRATA COMBI GTX ®<br />

Technischer und klettertauglicher Bergschuh für<br />

alpine Felsrouten, kombiniertes Gelände o<strong>der</strong><br />

den Zustieg zum Fels. Robust und langlebig in<br />

gezwickter Machart geschustert.<br />

www.hanwag.de


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 AKTUELL<br />

07/13 AKTUELL<br />

Medien<br />

BergBücher …<br />

Marco Volken und Remo Kun<strong>der</strong>t<br />

»DIE HÜTTEN DES SCHWEIZER<br />

ALPEN-CLUB«<br />

336 Seiten, 21 x 27 cm, Hardcover,<br />

AS-Verlag, Zürich 2013, 53,90 €<br />

Hütte ist nicht gleich<br />

Hütte. Diesen Beweis treten<br />

die Fotografen Marco Volken<br />

und Remo Kun<strong>der</strong>t mit ihrem<br />

Bildband »Hütten des Schweizer Alpen-Club« an. Darin geht<br />

es nur am Rande um die lange Geschichte alpiner Unterkünfte,<br />

die in <strong>der</strong> Schweiz bereits 1863 mit <strong>der</strong> Grünhornhütte begann.<br />

Der Band handelt vielmehr von <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Refugien, die sich<br />

<strong>der</strong> Alpenklub mit seinen Sektionen in den Bergen errichtet hat.<br />

Von stark frequentierten Bauten für die Massen an Hochtouristen<br />

bis zu einsamen Biwaks abseits <strong>der</strong> eingetretenen Pfade zeigt<br />

sich das gesamte Spektrum dessen, was Berghütten längst sind:<br />

ein kaum mehr wegzudenken<strong>der</strong> Teil des kulturellen Erbes. Dass<br />

den Leser darüber hinaus selbst die Sehnsucht nach den Bergen<br />

packt, ist ein höchst angenehmer Nebeneffekt.<br />

–dp–<br />

Kristian Rath<br />

»ALPINE BERGTOUREN ALLGÄU«<br />

192 Seiten, 16,5 x 23,5 cm,<br />

Softcover, Bruckmann Verlag,<br />

München 2013, 26,99 €<br />

Ist klassiches Bergsteigen<br />

aus <strong>der</strong> Mode gekommen?<br />

Ganz und gar nicht! Mit <strong>Gipfel</strong>überschreitungen,<br />

weg losen<br />

Wan<strong>der</strong>ungen und Touren<br />

am Grat schließt <strong>der</strong> gebürtige<br />

Allgäuer Kristian Rath<br />

die Lücke zwischen reinem<br />

Wan <strong>der</strong>n und Fels klettern.<br />

Ein Buch für echte Berg abenteurer<br />

und ein Ideen geber<br />

für alle, die das Gespür für<br />

ursprüngliche Bergnatur<br />

und alpines Gelände noch<br />

nicht verloren haben! –bd–<br />

Stefan Heim<br />

»WALSERWEG VORARLBERG«<br />

238 Seiten, Format 14,5 x 21 cm,<br />

Softcover, Tyrolia-Verlag,<br />

Innsbruck-Wien 2013, 24,95 €<br />

Die Völkerwan<strong>der</strong>ung ist<br />

schon ein Weilchen her.<br />

Dennoch wirken die Walser,<br />

die sich im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

über die Westalpen verbreiteten,<br />

bis heute nach – in <strong>der</strong><br />

Architektur, Sprache, Küche.<br />

Nach Graubündner Vorbild<br />

hat Vorarlberg einen kulturhistorischenWeitwan<strong>der</strong>weg<br />

konzipiert: in 25 Etappen vom<br />

Brandnertal bis nach Galtür.<br />

Stefan Heim erzählt äußerst<br />

kundig von Geschichte und<br />

Gegenwart <strong>der</strong> Walser. –mr–<br />

BergApp … BergFilm … BergWeb …<br />

Foto: Polyband<br />

DER EVEREST FÜR JEDERMANN<br />

Wofür? Den höchsten Berg <strong>der</strong> Welt auf eigene<br />

Faust erkunden<br />

Wie? Über 3D-Karten auf Basis von Satellitenbil<strong>der</strong>n<br />

wird <strong>der</strong> Mount Everest naturgetreu<br />

dargestellt. Die Pro-Version liefert auch Trekkingvorschläge<br />

für die Khumbu-Region.<br />

Wieviel? »Mount Everest 3D« ist kostenlos<br />

Warum? Expeditions-Feeling für zu Hause<br />

»EXPEDITION ERDE«<br />

Die BBC/ZDF-Koproduktion »Expedition<br />

Erde – Die Urkräfte unseres Planeten«<br />

erzählt die Geschichte <strong>der</strong> Erde. Dafür<br />

haben die Filmemacher den Astronauten<br />

Thomas Reiter zu jenen Orten begleitet,<br />

die für die Entwicklung von Bedeutung<br />

waren. Reiter seilt sich in Gletscherspalten<br />

ab, erkundet den Dschungel Südamerikas<br />

und sucht an Australiens Westküste nach<br />

den ältesten Erd-Bewohnern. –sz–<br />

Von: ZDF/BBC; auf DVD erhätlich ab 26. Juli 2013<br />

Mit: Thomas Reiter<br />

Aus: D/GB<br />

www.alpenvereinaktiv.com<br />

Tourenportale gibt es schon so einige, doch<br />

nicht jedes enthält verlässliche Infos. Umso<br />

erfreulicher, dass die Alpenvereine nun<br />

ein eigenes Portal ins Leben gerufen haben<br />

– mit Tourenbeschreibungen, Bil<strong>der</strong>n,<br />

Karten und GPS-Daten. Abgerundet wird<br />

das Ganze mit Infos zu Hütten, dem Wetter<br />

und den aktuellen Bedingungen. –bd–<br />

www.outdoor.de<br />

Die von Globetrotter verantwortete Seite<br />

bietet Produkttipps, Ausrüstungsberatungen<br />

sowie Hinweise auf Events rund um<br />

Outdoor-Themen und -Erlebnisse. –bw–<br />

18 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13


Gut ausgerüstet ...<br />

mit 12 Ausgaben BERGSTEIGER +<br />

Original-BUFF-Schlauchtuch<br />

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nach Hause, sogar 2 Tage, bevor er am Kiosk liegt.<br />

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• 2013 in je<strong>der</strong> Ausgabe nur für Abonnenten:<br />

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in limitierter Auflage.<br />

Gratis für Sie!<br />

Foto: Andreas Strauß<br />

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TV-Programm Juni / Juli 2013<br />

17.6. | 14.20 | 3sat<br />

Reisezeit – Südtirol<br />

Dauer: 25 Min.<br />

17.6. | 14.45 | 3sat<br />

Reisezeit – Jakobsweg<br />

Dauer: 20 Min.<br />

J17.6. | 17.45 | 3sat<br />

Reisezeit<br />

Von Korsika nach Sardinien<br />

Dauer: 20 Min.<br />

18.6. | 8.30 | Arte<br />

X:enius<br />

Wan<strong>der</strong>n –<br />

Die neue Lust am Laufen<br />

Dauer: 25 Min.<br />

18.6. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Die Highlands<br />

Dauer: 55 Min.<br />

19.6. | 7.40 | ZDF Neo<br />

Die dunkle Seite <strong>der</strong> Alpen<br />

Die Matterhorn Nordwand<br />

Dauer: 45 Min.<br />

19.6. | 15.05 | Servus TV<br />

Naturparadies Afrika<br />

Mount Kenya<br />

Dauer: 60 Min.<br />

20.6. | 14.30 | HR<br />

Afrika mit Kind und Kamera<br />

Von den Ruwenzori-Bergen<br />

zum Sambesi<br />

Dauer: 45 Min.<br />

20.6. | 18.25 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise AH<br />

Himalaya: Der eiserne Drache<br />

Dauer: 50 Min.<br />

21.6. | 14.00 | HR<br />

Herrliches Hessen<br />

Unterwegs in und<br />

um Grünberg<br />

Dauer: 30 Min.<br />

22.6. | 12.15 | N 3<br />

Weltreisen<br />

Auf Schienen<br />

durch die Anden<br />

Dauer: 30 Min.<br />

22.6. | 14.15 | Phoenix<br />

Auf Entdeckerreise durch<br />

Kanadas Norden<br />

Dauer: 45 Min.<br />

22.6. | 16.45 | alpha<br />

Fernweh<br />

Mexiko<br />

Dauer: 30 Min.<br />

22.6. | 19.00 | BR<br />

natur exclusiv<br />

Der Spreewald<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J23.6. | 10.45 | ZDF<br />

Keine Ferien ohne Gotthard<br />

Dauer: 12 Min.<br />

23.6. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

24.6. | 18.25 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise<br />

Der magische Berg Tibets<br />

Dauer: 50 Min.<br />

25.6. | 18.25 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise<br />

Nepal – Die Route<br />

<strong>der</strong> Sherpas<br />

Dauer: 50 Min.<br />

25.6. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Südtirol<br />

Dauer: 55 Min.<br />

26.6. | 14.30 | HR<br />

Naturerbe Afrika<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

27.6. | 10.25 | Arte<br />

Reise durch Amerika<br />

Peru – Die Menschen<br />

vom Altiplano<br />

Dauer: 30 Min.<br />

27.6. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Normandie<br />

Dauer: 55 Min.<br />

28.6. | 20.15 | Servus TV<br />

AH<br />

Bergwelten<br />

Peter Ressmann –<br />

eine Widmung<br />

Dauer: 60 Min.<br />

29.6. | 16.45 | alpha<br />

Fernweh<br />

Reisereportage: Tansania<br />

Dauer: 30 Min.<br />

29.6. | 21.00 | alpha<br />

Nanga Parbat<br />

Der tödliche Berg<br />

Dauer: 45 Min.<br />

1.7. | 14.45 | SWR<br />

Reiseziel Gran Canaria<br />

Dauer: 15 Min.<br />

1.7. | 15.30 | 3sat<br />

Mit dem Camper auf<br />

Entdeckungsreise<br />

Umbrien<br />

Dauer: 45 Min.<br />

1.7. | 18.25 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise<br />

In den Bergen Vietnams<br />

Dauer: 50 Min.<br />

1.7. | 22.00 | WDR<br />

Alpen abgezockt –<br />

Berge, Schnee und Billiglohn<br />

Reportagereihe<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J2.7. | 19.30 | Arte<br />

Wil<strong>der</strong> Rhein<br />

Dauer: 45 Min.<br />

3.7. | 15.05 | Servus TV<br />

Naturparadies<br />

Rift Valley –<br />

Paradies in Ostafrika<br />

Dauer: 60 Min.<br />

3.7. | 16.15 | DMAX<br />

Survival Man – Allein<br />

in <strong>der</strong> Wildnis<br />

In den Bergen Colorados<br />

Dauer: 60 Min.<br />

3.7. | 18.25 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise<br />

Bhutan: Tanz des Himmels<br />

Dauer: 50 Min.<br />

3.7. | 20.15 | Servus TV<br />

Terra Mater –<br />

Geheimnisse <strong>der</strong> Nacht<br />

In den Bergen Patagoniens<br />

Dauer: 60 Min.<br />

4.7. | 11.30 | N 3<br />

Kroatien – Naturparadies<br />

zwischen Donau und Adria<br />

Dauer: 45 Min.<br />

4.7. | 15.05 | Servus TV<br />

Naturparadies Madagaskar<br />

Insel <strong>der</strong> Vielfalt<br />

Dauer: 60 Min.<br />

5.7. | 12.55 | Arte<br />

360° – Geo Reportage AH<br />

Großglockner,<br />

König <strong>der</strong> Hochalpen<br />

Dauer: 55 Min.<br />

5.7. | 20.15 | alpha<br />

Wilde Pyrenäen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

7.7. | 17.50 | S: Disc. Channel<br />

Naturwun<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erde<br />

Die Geheimnisse<br />

des Yellowstone-Parks<br />

Dauer: 44 Min.<br />

J10.7. | 16.00 | Arte<br />

Die neuen Paradiese<br />

Australien<br />

Dauer: 45 Min.<br />

7.7. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

10.7. | 21.15 | MDR<br />

BIWAK – Berge. Menschen.<br />

Abenteuer<br />

Dauer: 30 Min.<br />

12.7. | 15.35 | Arte<br />

Reise durch Amerika<br />

Brasilien – Der Nationalpark<br />

Chapada Diamantina<br />

Dauer: 25 Min.<br />

Das tagesaktuelle<br />

TV-Programm finden Sie<br />

auf bergsteiger.de<br />

20 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13


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TITELTHEMA<br />

Die Seven Summits <strong>der</strong> Alpenstaaten<br />

Die glorreichen<br />

<strong>Bergsteiger</strong> sind Sammler. Sie sammeln Viertausen<strong>der</strong>,<br />

Achttausen<strong>der</strong> und acht Tausen<strong>der</strong>. Manche<br />

widmen sich auch tausende Male einem einzigen Berg.<br />

Ein beson<strong>der</strong>s vielseitiges Projekt sind die Seven<br />

Summits. Das gilt auch für die Alpen.<br />

22 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Sieben<br />

+<br />

Große<br />

BERGSTEIGER-Verlosung!<br />

Zu gewinnen: 2 x Zugspitze und 1 x<br />

Großglockner mit Bergschule Hauser.<br />

Preisfrage: Wieviele Höhenmeter sind<br />

bei den Seven Summits zu erklimmen?<br />

Zuschriften per Post an BERGSTEIGER,<br />

Postfach 40 02 09, 80702 München<br />

o<strong>der</strong> per E-Mail an bergsteiger@<br />

bruckmann.de Einsendeschluss<br />

ist <strong>der</strong> 10. Juli 2013<br />

Einer schöner als<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e: die<br />

Montblanc-Gruppe;<br />

<strong>der</strong> Namensgeber<br />

auf <strong>der</strong> rechten Seite<br />

Man kann es sich natürlich einfach<br />

machen und behaupten,<br />

dass bei allen <strong>Gipfel</strong>sammlern<br />

mindestens eine<br />

Schraube nicht mehr ganz<br />

richtig sitzt. Das wäre allerdings in <strong>der</strong> Tat<br />

beängstigend, denn in den Bergen wird gesammelt,<br />

was das Zeug hält. Hobby-Alpinisten<br />

sammeln mit Unterstützung von Bergreiseveranstaltern<br />

die 4000er <strong>der</strong> Alpen,<br />

Steilwandfreunde <strong>der</strong>en Nordwände, und<br />

Wan<strong>der</strong>er acht Tausen<strong>der</strong> im Bayerischen<br />

Wald. In Schottland ist das Munro-Bagging,<br />

das Besteigen von Bergen mit mehr als<br />

3000 Fuß Höhe, ein Volkssport. Außerdem<br />

haben selbst die bekanntesten Alpinisten<br />

<strong>Gipfel</strong>trophäen gehortet wie an<strong>der</strong>e Menschen<br />

Briefmarken, Modelleisenbahnen<br />

o<strong>der</strong> Kuckucksuhren: Reinhold Messner<br />

und Gerlinde Kaltenbrunner sammelten<br />

beispielsweise die 14 Achttausen<strong>der</strong> – und<br />

machten nie einen Hehl daraus.<br />

Die wohl bekanntesten Sammelobjekte<br />

sind aber mit ziemlicher Sicherheit die Seven<br />

Summits, die jeweils höchsten Berge<br />

<strong>der</strong> sieben Kontinente. Vom Mount McKinley<br />

unweit des nördlichen Polarkreises über<br />

den äquatornahen Kilimandscharo bis zum<br />

Mount Vinson im antarktischen Eis ist alles<br />

dabei. Vielen sind die Seven Summits nicht<br />

mehr genug. Der Alpinist Hans Kammerlan<strong>der</strong><br />

hat sich die Seven Second Summits<br />

vorgeknöpft (siehe S. 119), Christian Stangl<br />

die Triple Seven Summits und Vulkanliebhaber<br />

die Volcanic Seven Summits.<br />

Wer nicht ganz so viel Zeit und Geld investieren<br />

möchte, dem bieten auch die sieben<br />

Alpenlän<strong>der</strong> mit ihren jeweils höchsten<br />

Punkten einige wun<strong>der</strong>bare Ziele: vom slowenischen<br />

Wahrzeichen Triglav<br />

über die kaum begangene<br />

Grauspitze in Liechtenstein bis<br />

zum höchsten Berg <strong>der</strong> Alpen,<br />

dem Mont Blanc. Wie bei Definitionen<br />

<strong>der</strong> Seven Summits<br />

– wann ist ein <strong>Gipfel</strong> ein Berg?<br />

Zu welchem Land gehört die<br />

Dufourspitze?– üblich, kann<br />

man sich auch bei den Seven<br />

Summits <strong>der</strong> Alpen über die<br />

exakte Grenzziehung streiten.<br />

Aber ehrlich gesagt: Uns als<br />

Sammlern ist das auf den folgenden<br />

Seiten ausnahmsweise<br />

so was von egal.<br />

Foto: Andreas Strauß<br />

EINE AKTION VON<br />

07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 23


2863 m<br />

Je<strong>der</strong> Slowene sollte<br />

einmal in seinem<br />

Leben auf dem Triglav<br />

gestanden sein.<br />

1<br />

Slowenien<br />

Triglav – Verewigt in <strong>der</strong> Nationalflagge<br />

▶ Der Weg auf den Triglav ist lang und hart.<br />

Zwischen den Tal-Ortschaften und dem<br />

dreigezackten Felsgipfel liegen mehrere<br />

Kilometer dichte Wäl<strong>der</strong>, karge Steinwüsten<br />

und rund 2000 Höhenmeter. We<strong>der</strong><br />

Gondeln noch Zahnradbahnen erleichtern<br />

den Aufstieg auf den höchsten <strong>Gipfel</strong> in<br />

Slowenien. Schließlich liegt er mitten im<br />

einzigen Nationalpark des Landes, übrigens<br />

einem <strong>der</strong> ältesten in Europa.<br />

Trotzdem drängen bei schönem Wetter<br />

Massen auf den <strong>Gipfel</strong> mit dem kuriosen<br />

Turm-Unterschlupf, dem Aljažev stolp.<br />

Menschen in Turnschuhen und mit um die<br />

Brust geknoteten Reepschnüren als notdürftiges<br />

Klettersteigset stehen Schlange<br />

am seilversicherten Ostgrat – die meisten<br />

sind zum ersten Mal im Gebirge. »Als Slowene<br />

musst du wenigstens einmal im Leben<br />

auf dem Triglav gestanden sein«, erklärt eine<br />

Dame in nagelneuer Bergausrüstung auf<br />

Englisch. Wie alle Slowenen unterzieht sie<br />

sich oben am Aljažev stolp einem seltsamen<br />

Ritual: Gegen den Turm gelehnt, erhalten<br />

die erfolgreichen <strong>Gipfel</strong>stürmer drei sanfte<br />

Peitschenhiebe vom Bergführer auf ihr Hinterteil.<br />

Eine Art Ritterschlag? »So ungefähr«,<br />

antwortet die Dame und lacht.<br />

Der Triglav ist das Wahrzeichen <strong>der</strong> Slowenen.<br />

Seine Erstbesteiger im Jahr 1778<br />

erhielten sogar ein Preisgeld. Als einziger<br />

Berg in ganz Europa hat <strong>der</strong> Triglav es bis<br />

aufs Wappen <strong>der</strong> Nationalflagge geschafft,<br />

wo seine weiße Silhouette vor dem blauen<br />

Sternenhimmel und über den Meereswellen<br />

prangt. 1934 schuf <strong>der</strong> slowenische Architekt<br />

Jože Plečnik die Vorlage für dieses<br />

Wappen, als er die Silhouette des Triglav in<br />

den Mantel <strong>der</strong> Muttergottes-Figur vor <strong>der</strong><br />

Pfarrkirche in Bled im Osten des berühmten<br />

Berges meißelte – als Zeichen für das Land<br />

Slowenien zwischen dem serbischen Kreuz<br />

und dem kroatischen Schachbrettmuster.<br />

Nur wenige Meter unter <strong>der</strong> höchstgelegenen<br />

Hütte, <strong>der</strong> meist überfüllten Triglavski<br />

dom auf 2515 Metern, verlieren sich die<br />

Massen. Die meisten nehmen den kürzesten<br />

Abstieg ins Vrata-Tal. Doch das wahre<br />

Bergerlebnis beginnt erst, wenn man ein<br />

paar Tage mehr Zeit mitbringt und den Nationalpark<br />

durchwan<strong>der</strong>t: Südlich des Triglav<br />

schmiegen sich einfache Alm-Siedlungen<br />

in die Senken zwischen Felsgipfeln und<br />

Wäl<strong>der</strong>n, durch die Karren aus Kalkgestein<br />

wuchert das Gras, und türkisfarbene Seen<br />

glitzern in <strong>der</strong> Sonne. Dafür lohnt sich <strong>der</strong><br />

lange Weg! – Dagmar Steigenberger –<br />

KOMPAKT<br />

Triglav (2863 m)<br />

Lage: Slowenien, Julische Alpen,<br />

Triglav-Gruppe<br />

Charakter <strong>der</strong> Tour: Lange, vor allem<br />

konditionell anstrengende Tour. Alle<br />

Aufstiegsvarianten führen über einen<br />

Klettersteig.<br />

Erstbesteigung: 26. August 1778<br />

Erstbesteiger: Lovrenc Willonitzer,<br />

Luka Koroschez,<br />

Stefan Rosizh, Matija Kos<br />

Tourenkarte 11<br />

Heftmitte<br />

Heute ist man am<br />

<strong>Gipfel</strong> des Triglav<br />

selten alleine.<br />

Die Erstbesteiger<br />

erhielten noch<br />

ein Preisgeld für<br />

ihre Leistung.<br />

24 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Großglockner – Eine Frage <strong>der</strong> Ehre<br />

3798 m<br />

Fotos: Alexan<strong>der</strong> Römer (3), Andreas Strauß<br />

▶ Es waren einmal zwei Dörfer, verborgen<br />

in den Tälern <strong>der</strong> Ostalpen gelegen, das eine<br />

in Kärnten, das an<strong>der</strong>e in Tirol. Voneinan<strong>der</strong><br />

getrennt durch hohe Berge, waren sie doch<br />

schicksalhaft miteinan<strong>der</strong> verbunden. Denn<br />

direkt zwischen ihnen steht <strong>der</strong> höchste Österreichs:<br />

<strong>der</strong> Großglockner (3798 m). Der<br />

markante <strong>Gipfel</strong>, <strong>der</strong> direkt auf den Landesgrenzen<br />

<strong>der</strong> beiden Bundeslän<strong>der</strong> liegt, regte<br />

nicht nur die Fantasien <strong>der</strong> Dorfbewohner<br />

an, er verleitete auch den Kärntner Fürstbischof<br />

Franz Xaver Graf von Salm-Reifferscheid<br />

(1749–1822) zu kühnen Plänen.<br />

Angefixt von <strong>der</strong> gelungenen Mont-Blanc-<br />

Besteigung 1786, wollte er auch einen <strong>Gipfel</strong><br />

erobern – und enterte zunächst einmal mit<br />

Männern, Pferden und Proviant das Bergdorf<br />

Heiligenblut, wo er »eine gotische Kirche,<br />

zwei gemauerte Häuser, acht bis zwölf hölzerne<br />

Hütten und 15 Kirschbäume« vorfand,<br />

wie ein Arzt notierte. Der erste Anlauf 1799<br />

scheiterte bei starkem Schneefall, <strong>der</strong> zweite<br />

im Jahr drauf reüssierte.<br />

Eine Schmach für die Kalser. Reisende,<br />

die den Talschlussort im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

besuchten, berichten von einem stolzen,<br />

»großen Schlag Menschen«, die »eine zarte<br />

Haut, wie Milch und Blut« kennzeichne.<br />

Die waren zwar <strong>der</strong> Meinung, dass »wo die<br />

Heiligenbluter hinauf steigen, auch die Kalser<br />

hinkommen«, wie sich in den Notizen<br />

eines Pfarrers nachlesen lässt. Gelungen ist<br />

es ihnen allerdings erst im Jahr 1855, als die<br />

Kalser Bergführer Georg Ranggetiner und<br />

Johann Huter den <strong>Gipfel</strong> erreichten.<br />

Da <strong>der</strong> Großglockner auch heute noch einer<br />

<strong>der</strong> populärsten <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Alpen ist, haben<br />

die einst rivalisierenden Dörfer längst ihren<br />

Frieden miteinan<strong>der</strong> gefunden. Denn beide<br />

profitieren von <strong>der</strong> Strahlkraft seiner weißen<br />

Pyramide, die sich touristisch in je<strong>der</strong><br />

Hinsicht vermarkten lässt. Nicht nur in <strong>der</strong><br />

vergleichsweise kleinen Gruppe <strong>der</strong> <strong>Gipfel</strong>-<br />

<strong>Bergsteiger</strong>. Was die Beliebtheit angeht,<br />

haben die Kalser mit <strong>der</strong> Normalroute ein<br />

wenig die Nase vorn. Sie ist die am meisten<br />

begangene. Die Heiligenbluter können dafür<br />

mit <strong>der</strong> Route <strong>der</strong> Erstbesteiger punkten<br />

und <strong>der</strong> technisch herausfor<strong>der</strong>nden Pallavicini-Rinne,<br />

die 600 Meter lang und bis zu<br />

52 Grad steil vom Gletscher <strong>der</strong> Pasterze aus<br />

zum <strong>Gipfel</strong> führt.<br />

Die Dörfer haben sich mittlerweile zu<br />

Hochburgen des Tourismus entwickelt,<br />

die heute noch mit den Charaktereigen-<br />

2Österreich<br />

schaften werben, die ihnen Johann Stüdl<br />

in <strong>der</strong> Zeitschrift des Deutschen Alpenvereins<br />

1870/71 zuschrieb. Er habe in Kals »ein<br />

bie<strong>der</strong>es, treuherziges Volk« vorgefunden,<br />

notierte das Gründungsmitglied des Deutschen<br />

Alpenvereins. »Offen, gerade«, sei es<br />

KOMPAKT<br />

Großglockner<br />

(3798 m)<br />

Tourenkarte 9<br />

Heftmitte<br />

Lage: Österreich, Norische<br />

Alpen, Glockner-Gruppe<br />

Charakter <strong>der</strong> Tour: Der Normalweg ist<br />

anspruchsvoll, technisch jedoch von erfahrenen<br />

Hochtourengehern gut zu bewältigen.<br />

Kondition, Trittsicherheit, Erfahrung im<br />

Gehen mit Steigeisen und im Umgang mit<br />

Seil und Sicherung sind erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Erstbesteigung: 27. August 1820<br />

Erstbesteiger: Sigismund Ernst Hohenwart<br />

und vier Führer<br />

Der Großglockner<br />

bietet vieles von<br />

dem, was das <strong>Bergsteiger</strong>herz<br />

begehrt.<br />

gewesen, »ohne jegliche Ankränkelung <strong>der</strong><br />

Raffiniertheit und des industriösen Ausbeuten<br />

des Fremden«. Am Großglockner lebt<br />

Stüdls Name übrigens weiter: Der nach ihm<br />

benannte Grat ist nach <strong>der</strong> Normalroute die<br />

am meisten begangene. –Sandra Zistl–<br />

Felsklettereien bis zum II. Grad erwarten<br />

<strong>Bergsteiger</strong> auf dem Normalweg.<br />

07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 25


2962 m<br />

INFO<br />

3<br />

Deutschlands höchster<br />

Punkt wirkt wie die<br />

Spitze eines steinernen Deutschland<br />

Riesenzugs.<br />

Zugspitze – Eisen, Kunst, Kommerz<br />

Historisch: <strong>Gipfel</strong>tour<br />

übers Reintal<br />

Es ist <strong>der</strong> Weg für Einsteiger in die »Seven<br />

Summits«: vom Garmischer Skistadion<br />

aus über die legendäre Reintalangerhütte<br />

weiter zur Knorrhütte und auf die Zugspitze.<br />

Die Route, die gute Kondition, aber keine<br />

technischen Raffi nessen erfor<strong>der</strong>t, nahmen<br />

auch die Erstbesteiger. Die komplette Tour<br />

fi nden Sie als Minibroschüre auf Seite 51<br />

zum Herausnehmen.<br />

KOMPAKT<br />

Zugspitze (2962 m)<br />

Lage: Deutschland, Bayerische Alpen,<br />

Wettersteingebirge<br />

Charakter <strong>der</strong> Tour: Der Weg durch den<br />

Stopselzieher ist wie alle Aufstiegsrouten<br />

lang und mühsam. Schwierigkeiten sind <strong>der</strong><br />

steile und am langen Klettersteig stellenweise<br />

ausgesetzte Anstieg.<br />

Erstbesteigung: 27. August 1820 im<br />

Rahmen eines Vermessungsauftrags<br />

Erstbesteiger: Vermessungsoffi zier<br />

Joseph Naus, Messgehilfe Maier<br />

und Führer Johann Georg<br />

Deuschl durch das Reintal<br />

Tourenkarte 10<br />

Heftmitte<br />

Einfach nur hässlich: das Betongebilde<br />

am <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Zugspitze<br />

▶ Dass eine Eisenbahnlinie auf die Zugspitze<br />

führt, verwun<strong>der</strong>t nicht weiter –<br />

bei dem Namen. Der weist allerdings auf<br />

»Züge« hin, die nur in eine Richtung unterwegs<br />

sind: Lawinenzüge. Doch wer sich<br />

dem Wettersteinmassiv von Norden nähert,<br />

kann mit etwas Fantasie im höchsten <strong>Gipfel</strong><br />

Deutschlands durchaus die Spitze eines<br />

steinernen Riesenzuges sehen.<br />

Eisen. Es spielt bei allen Wegen auf die Zugspitze<br />

eine wichtige Rolle. Nicht nur, dass<br />

zwei Seilbahnen auf den <strong>Gipfel</strong> führen,<br />

auch jene Wege, die bloß per pedes angegangen<br />

werden, sind mit Eisen bestückt:<br />

<strong>der</strong> Stopselzieher-Steig auf österreichischer<br />

Seite und <strong>der</strong> Höllentalanstieg mit dem legendären<br />

»Brett« in Bayern. Leichter, aber<br />

auch weiter ist <strong>der</strong> Aufstieg durch das Reintal,<br />

den Leutnant Joseph Naus vor bald zwei<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ten nahm, im Sommer 1820. Er<br />

galt als Erstbesteiger – bis 2006 eine Landkarte<br />

aus dem 18. Jahrhun<strong>der</strong>t im Archiv<br />

des DAV auftauchte, in <strong>der</strong> bereits ein <strong>Gipfel</strong>weg<br />

eingezeichnet war…<br />

Millionen haben seither die Zugspitze besucht,<br />

bis 1926 ausschließlich zu Fuß. Die<br />

Massen kamen aber erst nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg. So wuchs nach und nach eine<br />

kleine Stadt auf dem felsigen Grat, immer<br />

mehr Beton wurde in Form gegossen, die<br />

Luftseilbahn vom Eibsee herauf gebaut und<br />

die Tiroler Bahn von 1926 durch eine mo<strong>der</strong>ne<br />

Anlage ersetzt. Nicht nur <strong>der</strong> Kommerz,<br />

auch die Kunst kam ganz oben an;<br />

seit 1995 präsentieren Künstler ihre Werke<br />

auf Deutschlands höchstem Berg. Bereits<br />

im Sommer 1900 war die »Königlich Bayerische<br />

Meteorologische Hochstation« auf dem<br />

<strong>Gipfel</strong> eingeweiht worden.<br />

Die Zugspitze, ein Berg <strong>der</strong> <strong>Superlative</strong>. Das<br />

zieht nicht nur die Massen in ihren Bann,<br />

son<strong>der</strong>n auch allerlei Spinner und Rekordsüchtige.<br />

Noch bevor es hier eine Bergbahn<br />

gab, wurde die Zugspitze bereits aus <strong>der</strong><br />

Luft angesteuert. Die Landung im März<br />

1922 fiel allerdings eher unsanft aus; das<br />

ziemlich klapperige Fluggerät des Hauptmanns<br />

Franz Hailer musste erst einmal<br />

repariert werden, bevor er (nach einer Woche!)<br />

den Rückflug antreten konnte.<br />

Ob die Füße des arbeitslosen Kellners Fritz<br />

Siegel auch einer »Reparatur« bedurften,<br />

nachdem er im Sommer 1932 barfuß auf<br />

die Zugspitze gestiegen war, ist nicht überliefert.<br />

Garantiert ohne Bergschuhe war<br />

auch <strong>der</strong> Schweizer Freddy Nock unterwegs,<br />

als er 2009 (und 2011 ein zweites<br />

Mal) seine halsbrecherische »Wan<strong>der</strong>ung«<br />

auf dem 995 Meter langen Tragseil <strong>der</strong> <strong>Gipfel</strong>seilbahn<br />

unternahm.<br />

Sein Aufstieg war spektakulär, keine Frage,<br />

aber nicht <strong>der</strong> schönste Weg auf die Zugspitze.<br />

Der ist entschieden länger und auch<br />

mit etwas Eisen garniert: <strong>der</strong> hochalpine<br />

»Jubiläumsgrat« von <strong>der</strong> Alpspitze über die<br />

Höllentalspitzen.<br />

–Eugen Hüsler–<br />

26 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Fotos: Bernd Ritschel, Alexan<strong>der</strong> Römer (3)<br />

Vor<strong>der</strong>e Grauspitze – Berg ohne <strong>Bergsteiger</strong><br />

▶ Die Vor<strong>der</strong>e Grauspitze (auch: Vor<strong>der</strong>-<br />

Grauspitz) war und ist für mich <strong>der</strong> interessanteste<br />

<strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Seven Summits <strong>der</strong> Alpen.<br />

Keine Hinweisschil<strong>der</strong>, keine eingezeichnete<br />

Route in den Karten, keine Hinweise im Internet.<br />

Und auch die Hüttenwirtin <strong>der</strong> Pfälzer<br />

Hütte – Ausgangspunkt für die Besteigung<br />

<strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>en Grauspitze – lächelte auf<br />

die Frage nach dem Normalweg zum <strong>Gipfel</strong><br />

nur und meinte, »da führt kein Weg hinauf«.<br />

So haben sich die unbekannten Erstbesteiger<br />

vor vielen Jahren wohl auch gefühlt. Erst<br />

eine Gruppe Bergretter, die gerade auf dem<br />

einzig bekannten <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Gruppe – dem<br />

Naafkopf – ein neues <strong>Gipfel</strong>kreuz installierten,<br />

konnten vage die Richtung nennen.<br />

Die größte Herausfor<strong>der</strong>ung war dann letztendlich<br />

nicht die unbekannte Wegführung,<br />

die steilen Geröllpassagen o<strong>der</strong> die leichte<br />

Kletterei, son<strong>der</strong>n eine Gruppe Steinböcke.<br />

Auch nach gutem Zureden wollten die imposanten<br />

Bergbewohner mit ihren mächtigen<br />

Hörnern den Pfad auf dem ausgesetzten<br />

<strong>Gipfel</strong>grat nicht freigeben. Nach einem<br />

Blick nach links und rechts hinunter auf<br />

steil abfallende Wände, übten wir uns in<br />

Geduld, bis die Herde weiterzog. Am höchsten<br />

Punkt überwältigt das Bergpanorama<br />

meist unbekannter <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Schweiz,<br />

Österreichs und Liechtensteins. Ein <strong>Gipfel</strong>kreuz<br />

suchten wir vergeblich, lediglich ein<br />

großer Steinhaufen diente als Markierung.<br />

Dazwischen klemmte aber tatsächlich eine<br />

Blechdose mit dem <strong>Gipfel</strong>buch – mit<br />

sehr übersichtlichen Eintragungen: In den<br />

vergangenen drei Jahren waren lediglich<br />

drei Besteigungen verzeichnet. Deshalb<br />

trauten wir unseren Augen nicht, als wir<br />

weiter unten am Grat einen <strong>Bergsteiger</strong> auf<br />

Lichtenstein<br />

4<br />

Die Herausfor<strong>der</strong>ung?<br />

Steile<br />

Geröllfel<strong>der</strong> und<br />

sture Steinböcke<br />

2599 m<br />

uns zukommen sahen. Als <strong>der</strong> durchtrainierte<br />

Mittsechziger bei uns ankam, warf<br />

er die Arme in die Höhe und ließ einen<br />

Jubelschrei los. Auf die Frage, was er denn<br />

gerade an <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>en Grauspitze mache<br />

und worüber er sich so freue, erzählte er:<br />

»Ich hab im BERGSTEIGER den Artikel von<br />

Alexan<strong>der</strong> Römer über seinen Plan mit <strong>der</strong><br />

Besteigung <strong>der</strong> Seven Summits <strong>der</strong> Alpen<br />

gelesen und festgestellt, dass mir nur noch<br />

dieser <strong>Gipfel</strong> fehlt. Jetzt bin ich bestimmt einer<br />

<strong>der</strong> ersten, <strong>der</strong> alle höchsten <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong><br />

Alpen bestiegen hat!« Als er erfuhr, dass er<br />

gerade auf den Urheber <strong>der</strong> Seven Summits<br />

<strong>der</strong> Alpen getroffen war, konnte er es kaum<br />

fassen. Die Szene werde ich nie vergessen.<br />

–Alexan<strong>der</strong> Römer–<br />

(Alexan<strong>der</strong> Römer leitet die Hauser Bergschule<br />

und betreibt die Bergsportagentur<br />

»AlpinWerkstatt«, www.alpinwerkstatt.de;<br />

siehe auch Interview S. 31)<br />

KOMPAKT<br />

Vor<strong>der</strong>e Grauspitze<br />

(2599 m)<br />

Lage: Liechtenstein, Rätische Alpen,<br />

Rätikon<br />

Charakter <strong>der</strong> Tour: Was die Orientierung<br />

betrifft, mangels Wegweiser nicht<br />

ganz einfache Tour mit einigen ein fachen<br />

Kletterstellen und steilen Geröllpassagen.<br />

Erstbesteiung: unbekannt<br />

Erstbesteiger: unbekannt<br />

Tourenkarte 12<br />

Heftmitte<br />

»Trittsicherheit<br />

und Schwindfreiheit<br />

erfor<strong>der</strong>lich« mal<br />

an<strong>der</strong>s dargestellt<br />

07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 27


4634 m<br />

Nach dem Mont Blanc<br />

<strong>der</strong> zweithöchste<br />

Alpengipfel: die imposante<br />

Dufourspitze<br />

Fotos: Bernd Ritschel, Alexan<strong>der</strong> Römer (3)<br />

Dufourspitze – Streitpunkt für Schlaumeier<br />

▶ Der höchste Punkt <strong>der</strong> Schweiz im Monte-<br />

Rosa-Massiv ist gleichzeitig <strong>der</strong> zweithöchste<br />

<strong>der</strong> Alpen und stellt die anspruchsvollste<br />

Tour <strong>der</strong> Seven Summits <strong>der</strong> Alpen dar. Mit<br />

<strong>der</strong> Monte-Rosa-Hütte als Stützpunkt sind<br />

bis zum <strong>Gipfel</strong> noch fast 1800 Höhenmeter<br />

zu bewältigen – und die haben es in sich.<br />

Spaltenreiche Gletscherfel<strong>der</strong> und Felsgelände<br />

im II. Schwierigkeitsgrad am Westgrat<br />

müssen gemeistert werden. Nicht alle<br />

Aspiranten erreichen ihr Ziel, und meist<br />

trennt sich am »Silbersattel« auf 4359 Meter<br />

Höhe zwischen Dufourspitze und Nordend<br />

die Spreu vom Weizen.<br />

Notorische Schlaumeier merken oft an, dass<br />

<strong>der</strong> höchste <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Schweiz ganz auf eidgenössischem<br />

Boden <strong>der</strong> Dom (4545 m) sei,<br />

weil die Dufourspitze teilweise auf italienischem<br />

Gebiet liege. Ihr <strong>Gipfel</strong> befindet sich<br />

aber 180 Meter westlich <strong>der</strong> Grenzlinie, also<br />

ist die Höhendiskussion eindeutig geklärt.<br />

Benannt wurde <strong>der</strong> Berg am 28. Januar<br />

1863 nach dem bedeutenden Politiker, Ingenieur,<br />

Kartografen, General und Oberbefehlshaber<br />

<strong>der</strong> Schweizer Armee Guillaume<br />

Henri Dufour (1787–1875). Geehrt wurde<br />

dieser damit beson<strong>der</strong>s für seine Verdienste<br />

um die Erstellung <strong>der</strong> ersten topografischen<br />

Karten <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Acht Jahre zuvor, im August 1855, hatten<br />

fünf Englän<strong>der</strong> – Charles Hudson, <strong>der</strong><br />

1865 bei <strong>der</strong> Matterhorn-Erstbesteigung<br />

5<br />

Schweiz<br />

ums Leben kam, John Birkbeck, Edward<br />

Stephenson und die Brü<strong>der</strong> Smyth – sowie<br />

drei Schweizer Führer – die Zermatter<br />

Matthäus und Johann Zumtaugwald und<br />

Ulrich Lauener aus Lauterbrunnen – den<br />

<strong>Gipfel</strong> erstmals bestiegen. Matthäus Zumtaugwald<br />

war bereits 1847 bis zum Silbersattel<br />

hinauf gelangt.<br />

Der gewaltige Monte-Rosa-Stock besteht<br />

– wenn man es ganz genau nimmt – aus<br />

zwölf <strong>Gipfel</strong>n, von denen die Dufourspitze<br />

wohl <strong>der</strong> attraktivste und beliebteste ist.<br />

Auf <strong>der</strong> Signalkuppe (Punta Gnifetti, 4556<br />

m) südlich <strong>der</strong> Dufourspitze befindet sich<br />

mit <strong>der</strong> Capanna Margherita die höchste<br />

Berghütte Europas. –Petra Gössl-Kubin–<br />

KOMPAKT<br />

Dufourspitze (4634 m)<br />

Lage: Schweiz, Penninische o<strong>der</strong> Walliser<br />

Alpen, Monte-Rosa-Massiv<br />

Charakter: Schwierige und lange Hochtour,<br />

im Firn bis 45°, im Fels stellenweise II<br />

Erstbesteigung: 1. August 1855<br />

Erstbesteiger: Charles Hudson, John<br />

Birkbeck, Edward Stephenson, die Brü<strong>der</strong><br />

Smyth sowie die drei Schweizer Führer<br />

Matthäus und Johann Zumtaugwald<br />

und Ulrich Lauener<br />

Tourenkarte 7<br />

Heftmitte<br />

Die Neue Monte-<br />

Rosa-Hütte wurde<br />

2009 in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong><br />

ETH Zürich errichtet.<br />

28 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


6<br />

Italien<br />

Gran Paradiso – Einfacher Viertausen<strong>der</strong><br />

▶ Der höchste Berg Italiens, und dann auch<br />

noch bekannt als einer <strong>der</strong> einfacher zu<br />

besteigenden Viertausen<strong>der</strong>: Dass man am<br />

Gran Paradiso nur selten allein ist, verwun<strong>der</strong>t<br />

bei dieser Konstellation nicht. Auffal-<br />

Stützpunkt für Gran-Paradiso-Aspiranten:<br />

das Rifugio Vittorio Emanuele II<br />

lend ist vor allem, dass man beinahe jede<br />

Altersklasse am <strong>Gipfel</strong> antrifft.<br />

So gut erschlossen <strong>der</strong> Gran Paradiso heute<br />

auch sein mag, lange war er für die meisten<br />

nicht existent. Erst 1827 tauchte er zum<br />

ersten Mal in einer Landkarte auf. Zurückzuführen<br />

ist das wohl auf seine Lage abseits<br />

aller größeren Siedlungen und bedeutenden<br />

Passwege. Die Route <strong>der</strong> Erstbesteiger<br />

John Jeremy Cowel und William Dundas<br />

mit Michel-Clément Payot und Jean Tairraz<br />

über den spaltenarmen Ghiacciaio del Gran<br />

Paradiso im Jahr 1860 gilt heute als Normalweg.<br />

Allerdings haben es <strong>Bergsteiger</strong> heute<br />

weit besser: Auf halber Strecke, auf 2732<br />

Metern, können sie die Nacht im Rifugio<br />

Vittorio Emanuele II verbringen. Von dort<br />

sind es noch vier bis fünf Stunden bis zum<br />

<strong>Gipfel</strong>.<br />

Die wahre Wucht des Berges lässt sich nur<br />

von entfernteren <strong>Gipfel</strong>n richtig würdigen.<br />

4061 m<br />

KOMPAKT<br />

Gran Paradiso<br />

(4061 m)<br />

Dank seiner Lage<br />

ist <strong>der</strong> Gran Paradiso<br />

(re.) ein lohnen<strong>der</strong><br />

Aussichtsberg.<br />

Tourenkarte 8<br />

Heftmitte<br />

Lage: Italien, Grajische<br />

Alpen, Gran-Paradiso-Gruppe<br />

Charakter <strong>der</strong> Tour: Grundsätzlich eine<br />

vergleichweise einfache Gletschertour.<br />

Heute trifft man teils auf vereiste Flanken,<br />

dann ist Vorsicht geboten!<br />

Erstbesteigung: 4. September 1860<br />

Erstbesteiger: John Jeremy Cowel,<br />

William Dundas, Michel-Clément Payot und<br />

Jean Tairraz<br />

Ähnlich eindrucksvoll ist die Vielzahl an<br />

Steinböcken, den man im Nationalpark<br />

begegnet. Dabei stand es Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

denkbar schlecht um die Population<br />

– bis Vittorio Emanuelle II das Kerngebiet<br />

zum königlichen Jagdrevier erklären<br />

ließ und damit die Ausrottung verhin<strong>der</strong>te.<br />

Heute leben auf einer Fläche von 700 Quadratkilometern<br />

rund 5000 Steinböcke und<br />

7000 Gämsen.<br />

Bei aller Einfachheit, die <strong>der</strong> Besteigung des<br />

Gran Paradiso immer nachgesagt wird, muss<br />

man eines berücksichtigen: Wer hier hoch<br />

kommt, hat sämtliche Höhenmeter aus eigener<br />

Kraft bewältigt. –Bettina Willmes–


4807 m<br />

Am Mont Blanc zeigte<br />

sich früh, was den<br />

Alpinismus antrieb:<br />

Ruhm und Geld<br />

7<br />

Frankreich<br />

Mont Blanc – Die Prämie ruft!<br />

▶ Klar, für große Alpinisten mag <strong>der</strong> Mont<br />

Blanc über den als peu difficile – wenig<br />

schwierig – eingestuften Normalweg nur<br />

noch eine Randnotiz im <strong>Gipfel</strong>buch wert<br />

sein. Aber vielleicht muss man sich in das<br />

Jahr 1786 zurück versetzen, um etwas von<br />

<strong>der</strong> einstigen Ehrfurcht vor dem 4807 Meter<br />

hohen Koloss zurück zu gewinnen. An so etwas<br />

wie Demokratie war im Angesicht einer<br />

feudalabsolutistischen Ständegesellschaft<br />

ebenso wenig zu denken wie an Goretex,<br />

Steigeisen o<strong>der</strong> Hubschrauberrettung. Und<br />

was die Infrastruktur betrifft, so war dieser<br />

höchste Berg <strong>der</strong> Alpen erst recht nichts für<br />

wichtigtuerische Jungberater und Sonntagsalpinisten<br />

wie heute: keine Spur von Bahnen,<br />

Hütten o<strong>der</strong> Fixseilen. Nur Fels, Eis,<br />

Natur. Im besagten Jahr 1786 kamen also<br />

diese beiden verrückten Vögel daher, <strong>der</strong><br />

29-jährige Arzt Michel-Gabriel Paccard und<br />

sein Führer Jacques Balmat. Und sie stiegen,<br />

nein, kämpften sich trotz Gletscherspalten,<br />

Neuschnee und eisigen Minustemperaturen<br />

bis zum <strong>Gipfel</strong>, den sie am 8. August<br />

um 18.23 Uhr erreichten.<br />

Den Überlieferungen zufolge – keiner <strong>der</strong><br />

heutigen Verfasser alpinhistorischer Literatur<br />

war schließlich zugegen – sollen die<br />

beiden auf dem <strong>Gipfel</strong> eher halluziniert als<br />

einen Gedanken daran verschwendet haben,<br />

was in diese Besteigung alles hineininterpretiert<br />

werden wird: Geburtsstunde des<br />

Alpinismus! Auftakt zur Aufklärung! Sieg<br />

<strong>der</strong> Vernunft! Ob Letzteres tatsächlich zutrifft,<br />

darf bei heute bis zu 20 000 <strong>Gipfel</strong>rennern<br />

jährlich bezweifelt werden. Paccard<br />

und Balmat waren tatsächlich weniger von<br />

einem romantischen Ideal als <strong>der</strong> Aussicht<br />

auf schnöden Mammon angetrieben worden.<br />

Bereits 26 Jahre vor ihrem Coup hatte<br />

<strong>der</strong> Naturforscher und Alpenreisende Horace-Bénédict<br />

de Saussure eine Prämie auf die<br />

Erstbesteigung des Mont Blanc ausgesetzt.<br />

1787 schaffte er es schließlich selbst auf<br />

den <strong>Gipfel</strong> und sah das, was auch mehr als<br />

200 Jahre später all seine Nachfolger trotz<br />

Steigeisen, Demokratie und Hubschrauber<br />

erleben dürfen: »Ich glaubte zu träumen,<br />

als ich zu meinen Füßen diese majestätischen<br />

<strong>Gipfel</strong> und furchterregenden Felsnadeln<br />

sah.«<br />

–Dominik Prantl– ◀<br />

KOMPAKT<br />

Mont Blanc (4807 m)<br />

Lage: Frankreich, Grajische Alpen,<br />

Mont-Blanc-Gruppe<br />

Charakter <strong>der</strong> Tour: Vor allem<br />

wegen <strong>der</strong> Länge und Höhe anstrengende<br />

Gletschertour, die durch eine großartige<br />

Schnee- und Eislandschaft führt<br />

Erstbesteigung: 8. August 1786<br />

Erstbesteiger: Michel-Gabriel Paccard,<br />

Jacques Balmat<br />

Tourenkarte 11<br />

Heft 9/2012<br />

Auf eisige Verhältnisse<br />

muss sich<br />

je<strong>der</strong> Mont-Blanc-<br />

Aspirant einstellen.<br />

Fotos: Andreas Strauß, Alexan<strong>der</strong> Römer<br />

30 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Foto: Alexan<strong>der</strong> Römer<br />

Alexan<strong>der</strong> Römer, 43, ist staatlich<br />

geprüfter Berg- und Skiführer<br />

und leitet seit 2007 die Bergschule<br />

beim Reiseveranstalter Hauser<br />

Exkursionen. 2010 bestieg er die<br />

sieben höchsten Alpengipfel von<br />

Ost nach West in einem Stück und<br />

sicherte sich das Patent auf<br />

die »Seven Summits <strong>der</strong> Alpen«.<br />

<br />

»Man kommt in einen grandiosen Flow«<br />

Die Idee lag längst in <strong>der</strong> Luft: die höchsten <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> sieben<br />

Alpenstaaten. Dennoch waren Sie <strong>der</strong> Erste. Wie kamen Sie darauf?<br />

Ich war im Wallis unterwegs und kam ins Grübeln: Um die höchsten <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong><br />

sieben Kontinente zu machen, braucht man viel Geld und muss ein richtiger<br />

Alpinist sein. Ich dachte mir: Wir haben doch auch sieben Alpenlän<strong>der</strong>, wenn<br />

man Monaco mal ausnimmt, dessen höchster Berg Mont Agel nur 140 Meter<br />

misst. Übrigens ließ ich mir den Begriff »Seven Summits <strong>der</strong> Alpen« nur in<br />

Deutschland schützen. Das war billiger. Inzwischen gibt’s die Seven Summits<br />

in allen an<strong>der</strong>en Alpenlän<strong>der</strong>n. Aber Geld lässt sich damit eh nicht verdienen.<br />

Sieben <strong>Gipfel</strong> und 16 000 Höhenmeter in 26 Tagen: War das Rekord?<br />

Es geht sicherlich auch schneller, wenn man Wetterglück hat. Aber meines<br />

Erachtens hatte vor mir noch keiner die Seven Summits <strong>der</strong> Alpen gemacht.<br />

Zumindest ergaben das meine Recherchen. Inzwischen gibt’s alle möglichen<br />

Varianten – mit Handstand am <strong>Gipfel</strong>, rückwärts … Ein Österreicher ist die<br />

Distanzen zwischen den Bergen mit dem Fahrrad gefahren. Ich nahm damals<br />

Gäste mit, die, wie es früher üblich war, an den Bergführerplätzen warteten.<br />

Was muss man bergsteigerisch mitbringen?<br />

Man muss ein Allroun<strong>der</strong> sein. Und sportlich fi t. Man kann aber auch<br />

am Anfang stehen, sich mehrere Jahre Zeit lassen und zum Beispiel mit<br />

<strong>der</strong> Zugspitze einsteigen. Der schwierigste Berg ist die Dufourspitze.<br />

Ist das für einen Berufstätigen in einer Saison zu schaffen?<br />

Ja, wenn man seine Urlaubszeiten so einrichten kann. Man kann jeden<br />

<strong>Gipfel</strong> einzeln buchen o<strong>der</strong> die Seven Summits in 25 Tagen am Stück.<br />

Gibt es eine sinnvolle Reihenfolge?<br />

Die geht von Ost nach West, auch wegen <strong>der</strong> Akklimatisierung. Triglav,<br />

Großglockner, Zugspitze, Grauspitze, Gran Paradiso, Dufourspitze und zur<br />

Krönung am Ende den Mont Blanc.<br />

Wie bereitet man sich auf die Besteigung vor?<br />

Man braucht eine bombengute Grundkondition, damit es Spaß macht.<br />

Außerdem ist Voraussetzung, dass man mit Steigeisen und Pickel sicher<br />

umgehen kann. Wenn man die Seven Summits am Stück macht, ist man<br />

irgendwann in einem richtigen Flow drinnen, dann ist’s wirklich grandios.<br />

Was kostet <strong>der</strong> Spaß?<br />

Wer Bergführer braucht, muss mit 4000 bis 4500 Euro rechnen. Ohne kommt<br />

man mit <strong>der</strong> Hälfte hin – natürlich nicht, wenn man Wellnesshotels bucht.<br />

Gibt es Altersgrenzen?<br />

Nach oben hin nicht. Unser jüngster Gast war 14 Jahre alt, <strong>der</strong> machte<br />

die Grauspitze und den Großglockner völlig locker.<br />

Interview: Michael Ruhland


AUF TOUR<br />

Quinten am Walensee<br />

Paradies<br />

wi<strong>der</strong> Willen<br />

Das Dorf Quinten am Walensee direkt unter den Südwänden<br />

<strong>der</strong> Churfirsten ist nur per Schiff o<strong>der</strong> zu Fuß erreichbar.<br />

Für die Bewohner mühsam, für Wan<strong>der</strong>er hingegen ein Idyll.<br />

Von Dagmar Steigenberger<br />

Foto: Dagmar Steigenberger<br />

Das Paradies ist winzig. Auf einem<br />

Schuttkegel zwischen steilen<br />

Ufern gedeihen exotische Früchte<br />

wie Kiwis, Pfirsiche und Feigen<br />

zwischen den Weinreben. Auch<br />

ein paar urige Häuser und eine Kapelle haben<br />

noch Platz gefunden. Dahinter kommt<br />

schon die Grenze: eine mehr als tausend<br />

Meter hohe und etwa zehn Kilometer breite<br />

Felswand, <strong>der</strong>en ausgefranster Kamm an<br />

den Wolken kratzt. Links und rechts des<br />

Schuttkegels fallen die Hänge steil ins graublaue<br />

Wasser des Walensees ab. Erreichbar<br />

ist das Paradies nur per Schiff von Süden<br />

aus – o<strong>der</strong> über einen Pfad, <strong>der</strong> sich von<br />

Walenstadt am Ostufer des Sees über die<br />

Felsen emporschwingt, kurz vor Quinten<br />

wie<strong>der</strong> hinunterführt und dort in die senkrechten<br />

Uferfelsen gesprengt werden musste.<br />

Von <strong>der</strong> Westseite, von Weesen, gibt es<br />

einen ähnlichen Pfad, aber auch auf ihm<br />

braucht man gut drei Stunden nach Quinten,<br />

solides Schuhwerk vorausgesetzt. Mit<br />

dem Schiff dauert es eine Viertelstunde.<br />

Auf dem See verirrt<br />

Vor 92 Jahren, als Hildegard Janser in Quinten<br />

geboren wurde, gab es noch nicht mal<br />

diesen regelmäßigen Schiffsverkehr. Quinten<br />

war bis in die 1940er-Jahre nur über<br />

mehrstündige Fußmärsche o<strong>der</strong> mittels<br />

Privatboot zu erreichen. Weil Hildegard unbedingt<br />

die Sekundarschule in Unterterzen<br />

besuchen wollte, kaufte ihr <strong>der</strong> Vater ein<br />

Ru<strong>der</strong>boot, in dem das Mädchen gemeinsam<br />

mit einem Nachbarsbuben jeden Morgen<br />

über den See bis nach Unterterzen und


Dicht an dicht drängen<br />

sich die Häuser von<br />

Quinten am Nordufer<br />

des Walensees.<br />

abends wie<strong>der</strong> zurück fuhr. »Wenn <strong>der</strong> See<br />

still war, sind wir eine halbe Stunde geru<strong>der</strong>t.<br />

Und wenn es Wind gehabt hat, haben<br />

wir eben auch mal zwei Stunden gebraucht«,<br />

sagt Hildegard Janser. Einmal verirrten sie<br />

sich im Nebel auf dem Weg nach Hause.<br />

»Wir sind stundenlang im Kreis herumgeru<strong>der</strong>t.«<br />

Sieben Stunden später, als die Kirchturmglocke<br />

Mitternacht schlug, entdeckten<br />

sie endlich die Sturmlaterne, welche die<br />

Eltern in Quinten für sie entzündet hatten,<br />

und erreichten den rettenden Hafen.<br />

Hildegard Janser ist die älteste gebürtige<br />

Quintnerin, die nach wie vor in dem Ort<br />

lebt. 1944 kauften sie und ihr Mann das<br />

mindestens 300 Jahre alte Haus am Hafen,<br />

das mit seinem himmelblau gestrichenen<br />

Fachwerk-Gerüst das Ortsbild dominiert.<br />

Das Geld für die vierköpfige Familie kam<br />

aus <strong>der</strong> winzigen Landwirtschaft, aus dem<br />

Weinbau und aus <strong>der</strong> Arbeit als Briefträger,<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vater zusätzlich nachging.<br />

Von <strong>der</strong> Stube aus, <strong>der</strong>en Decke mit einer<br />

schweren Holztäfelung verziert ist,<br />

07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 33


Von Süden kommt man<br />

nur mit viel Muskelkraft<br />

auf den Hin<strong>der</strong>rugg.<br />

hat Hildegard Janser den See im Blick. Alte<br />

Fotos zieren die Wände; sie wurden aufgenommen<br />

in ganz Europa, unter an<strong>der</strong>em<br />

am Montmartre in Paris. »Nach Kanada wäre<br />

ich auch gern einmal gereist, aber das<br />

ging dann nicht, wegen einer Herzschwäche«,<br />

erzählt Janser. Selbst heute noch<br />

packt sie hin und wie<strong>der</strong> die Reiselust.<br />

Dann steigt sie aufs Schiff und von dort<br />

in den Postbus o<strong>der</strong> in die Bahn, fährt bis<br />

zum Julierpass o<strong>der</strong> nach St. Moritz und<br />

schließlich am selben Tag wie<strong>der</strong> retour.<br />

Von <strong>der</strong> Tatsache, dass we<strong>der</strong> eine Straße<br />

noch ein Zug nach Quinten führen, lässt<br />

sich Hildegard Janser nicht stören. Sie ist<br />

es nicht an<strong>der</strong>s gewohnt.<br />

Im Paradies will niemand mehr leben<br />

Jansers Kin<strong>der</strong> hingegen haben bald das Weite<br />

gesucht. Ihre Tochter Gabriela Lenherr hat<br />

<strong>der</strong> Heimat schon mit 15 Jahren den Rücken<br />

gekehrt und lebt nun in Basel. Erst seit dem<br />

Tod des Bru<strong>der</strong>s vor drei Jahren wohnt die<br />

pensionierte Lehrerin wie<strong>der</strong> für mehrere<br />

Wochen im Jahr in Quinten, um sich um die<br />

Weinberge <strong>der</strong> Familie zu kümmern, die zuvor<br />

<strong>der</strong> Bru<strong>der</strong> bewirtschaftet hatte.<br />

Normalerweise sorgen die Südwände <strong>der</strong><br />

Churfirsten für ein mediterranes Klima, in<br />

dem <strong>der</strong> Wein prächtig gedeiht. In diesem<br />

Sommer dominiert jedoch das schlechte<br />

Wetter. »Wir haben mit Mehltau und Hagelschäden<br />

zu kämpfen. Erst heute Morgen<br />

bin ich wie<strong>der</strong> durch die Reihen gegangen<br />

und habe alle Trauben rausgeschnitten, die<br />

vom Hagel beschädigt worden sind.« Maschinen<br />

helfen Gabriela Lenherr nicht bei<br />

<strong>der</strong> Weinernte. »Bei uns geht all’s zu Fuß<br />

und von Hand.«<br />

Das Leben in Quinten ist eben an<strong>der</strong>s als<br />

in an<strong>der</strong>en Regionen. Während mit <strong>der</strong><br />

fortschreitenden Industrialisierung in den<br />

Orten rund um Quinten die elektrischen<br />

Lampen zu leuchten begannen, Straßen gebaut<br />

und Schienen verlegt wurden, blieb in<br />

Quinten lange Zeit alles beim Alten. 1940 erhielt<br />

das Dorf endlich auch einen Anschluss<br />

ans Stromnetz. Um die Straßenanbindung<br />

allerdings kämpften die Quintener vergeblich.<br />

Immerhin wurden vor gut 60 Jahren<br />

Linienschiffe am Walensee eingeführt, die<br />

seither sommers wie winters mehrmals<br />

täglich zwischen Quinten und den übrigen<br />

Häfen am Walensee verkehren. Schließlich<br />

gehört Quinten in den Sommermonaten zu<br />

jenen Orten in <strong>der</strong> Schweiz, die – obwohl<br />

es neben dem Kublihaus kein Hotel gibt –<br />

scharenweise Touristen anziehen.<br />

INFO<br />

Woher Quinten<br />

seinen Namen hat<br />

Quinten wurde erstmals erwähnt als<br />

»Quintus locus« im Jahre 849. Sein Name<br />

stammt wie auch bei den Orten Quarten<br />

und Terzen aus dem Lateinischen, was<br />

jedoch nicht bedeutet, dass die Römer<br />

dabei eine Rolle spielten. Um 800 wollte<br />

Kaiser Otto I. von Sachsen die Wege zur<br />

Alpenüberquerung unter seine Herrschaft<br />

bringen. Deshalb beschenkte er verschiedene<br />

Bischöfe entlang dieser Route mit<br />

Län<strong>der</strong>eien. Die Region um den Walensee<br />

ging in den Besitz des Bischofs von Chur<br />

über. Der Kaiser bestimmte auch, dass das<br />

kaiserliche Schiff wie auch die Fischereirechte<br />

auf dem Walensee den Bischöfen<br />

zur Verfügung standen. Quinten wurde in<br />

<strong>der</strong> Folge als Hof Nr. V des Bischofs von<br />

Chur bezeichnet. Schon aus einer Urkunde<br />

aus dem 9. Jahrhun<strong>der</strong>t geht hervor, dass<br />

in Quinten Wein angebaut wurde. Die Bewohner<br />

von Quinten bezahlten dem Bischof<br />

den Zehnten ihrer Ernte in Wein aus.<br />

Wasser stürzt aus <strong>der</strong> Felswand<br />

Sie kommen, um die urige Atmosphäre<br />

im Dorf zu genießen, um selbstgemachte<br />

Marmelade und eingelegtes Gemüse zu<br />

kaufen, um fangfrische Fische und den<br />

Quintener Wein zu genießen. Manche mieten<br />

sich auch in den Häusern ein, welche<br />

die Bewohner – genervt vom umständlichen<br />

Leben in Quinten – verlassen haben.<br />

<strong>Bergsteiger</strong> erklimmen die sieben <strong>Gipfel</strong><br />

<strong>der</strong> Churfirsten, <strong>der</strong>en westlichster vom<br />

1700 Meter tiefer gelegenen Quinten aus<br />

34 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


KOMPAKT<br />

Unentbehrliches Verkehrsmittel: das Schiff<br />

Die Region um die Churfirsten<br />

Anreise: Von München<br />

kommend über die A96 zum<br />

Bodensee, weiter auf A14 bis<br />

zur Abfahrt Altach. Der Beschil<strong>der</strong>ung<br />

Richtung Chur/Sargans<br />

folgen und auf <strong>der</strong> A13<br />

weiter bis zum Autobahnkreuz<br />

Sarganserland. Dort auf die A3<br />

Richtung Zürich/Sargans/Mels<br />

wechseln und bei <strong>der</strong> Ausfahrt<br />

Flums nach Walenstadt bzw.<br />

Unterterzen o<strong>der</strong> Murg. Per<br />

Schiff weiter nach Quinten.<br />

Von Innsbruck aus über die<br />

Inntalautobahn bis nach Feldkirch,<br />

weiter in Richtung Vaduz<br />

und dort auf die A13. Weiter<br />

wie oben beschrieben. Mit<br />

dem Zug von München über<br />

St. Margarethen und Sargans<br />

nach Walenstadt, Unterterzen<br />

o<strong>der</strong> Murg; von Innsbruck über<br />

Feldkirch, Buchs und Sargans<br />

Hütten: Alp Schrina (1290<br />

m), Mai bis Oktober,<br />

Tel. 00 41/81/7 35 15 95,<br />

www.alp-schrina.ch; Alp<br />

Tschingla (1528 m), Mai bis<br />

Oktober, Tel. 00 41/79/4 40<br />

72 67, www.alp-tschingla.ch;<br />

Berggasthaus Lüsis (1205 m),<br />

Juni bis Ende Oktober,<br />

Tel. 00 41/81/7 35 11 72<br />

o<strong>der</strong> 00 41/79/6 82 04 02,<br />

www.luesis.ch; Berggasthaus<br />

Murgsee (1825 m), 10. Mai bis<br />

Ende Oktober, 60 Schlafplätze,<br />

SAT-Tel. 0 08 70/7 62/82 63<br />

52, www.murgsee.ch<br />

Karten: swisstopo 1:50 000,<br />

Blatt 237 T »Walenstadt«;<br />

swisstopo 1:25 000, Blatt<br />

1134 »Walensee«<br />

Wan<strong>der</strong>führer: Ulrich<br />

Tubbesing »Glarnerland.<br />

Walensee – Obertoggenburg<br />

– Flumser Berge«, Bergverlag<br />

Rother, 2013<br />

Tourismusbüros: Heidiland<br />

Tourismus, Infostelle Walensee-Unterterzen,<br />

Walenseestr.<br />

18, CH-8882 Unterterzen,<br />

Tel. 00 41/81/7 20 17 17,<br />

www.heidiland.ch<br />

Am Murgbachfall südlich des Walensees<br />

über einen anspruchsvollen, steilen und<br />

sehr ausgesetzten Pfad zu erreichen ist.<br />

Für Wan<strong>der</strong>er führt ein Weg hoch über<br />

dem schroffen Seeufer zur Rinquelle, eine<br />

<strong>der</strong> größten Karstquellen in Europa, wo in<br />

regnerischen Sommern Massen von Wasser<br />

aus einem Loch im Felsen zu Tal stürzen.<br />

Im Winter, wenn die Touristen fort sind,<br />

wird es still in Quinten. Um mehr als die<br />

Hälfte hat sich die Zahl <strong>der</strong> Einwohner in<br />

den vergangenen 50 Jahren reduziert. Jetzt<br />

leben gerade noch 35 Menschen das ganze<br />

Jahr über dort.<br />

Nicht nur bei Sonnenaufgang bunt: das Pflanzenparadies am Murgsee<br />

Fotos: Dagmar Steigenberger (li.), Heidiland Tourismus (3)<br />

Von <strong>der</strong> Lehrerin zur Bäuerin<br />

Eine jedoch ist gegen den Strom geschwommen<br />

und für den Rest ihres Lebens<br />

hierher gezogen: Margrit Bärlocher. Das<br />

Haus mit <strong>der</strong> verbrannten Holzschindel-<br />

Fassade und den geschnitzten Weinreben-<br />

Verzierungen an den Seiten, in dem sie<br />

und die sieben Geschwister früher ihre Ferien<br />

verbrachten, hat Bärlocher von ihrem<br />

Opa geerbt. »Die Landwirtschaft war immer<br />

mein Traumberuf, aber ich hab nicht<br />

dürfen«, erzählt sie. Die Eltern bestimmten,<br />

dass Margrit Lehrerin werden sollte,<br />

und sie gehorchte. »Dann kam die Zeit, wo<br />

es einmal zu viele Lehrer gab. Das habe ich<br />

genutzt und bin umgestiegen.« 1983 war<br />

das, als sie in das Haus des Großvaters zog.<br />

»Quinten war für mich die Möglichkeit, in<br />

<strong>der</strong> Natur etwas zu machen.«<br />

Jugendlich wirkt die Gestalt <strong>der</strong> 63-Jährigen<br />

– bis auf den grauen Zopf am Hinterkopf.<br />

In ärmellosem Hemd und Shorts<br />

schlen<strong>der</strong>t sie zur massiven Holzbank im<br />

Garten, wo ihr schwarzweißer Kater sich<br />

zum Nachmittagsschläfchen eingerollt<br />

hat. Ihre Arme sind so kräftig wie ihre<br />

Hände, an denen noch <strong>der</strong> dunkle Saft<br />

von den eben gepflückten Beeren klebt.<br />

Es ist Ende Juli, die ersten Früchte müssen<br />

geerntet werden. »Als nächstes kommen<br />

die Aprikosen, dann die Maulbeeren, und<br />

dann sollte ich unbedingt noch heuen. Immer<br />

das Dringendste zuerst«, sagt sie und<br />

lacht. Trotz ihrer vielen Arbeit wirkt Bärlocher<br />

nicht gestresst.<br />

Um halb sechs in <strong>der</strong> Früh beginnt sie ihren<br />

Tag mit dem Melken <strong>der</strong> Ziegen. Dann geht<br />

es hinaus auf die Fel<strong>der</strong>; um zu den Reben<br />

zu kommen, braucht Margrit Bärlocher<br />

zu Fuß 40 Minuten. Mit dem Boot geht es<br />

schneller. Abends steht sie in ihrer Kü-<br />

07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 35


Das Paxmal, Denkmal über<br />

Walenstadtberg<br />

TOUREN<br />

Die schönsten Touren bei Quinten<br />

Die Südwand <strong>der</strong> Churfirsten sorgt dafür, dass in Quinten Kiwis und Feigen wachsen und die Region den Spitznamen<br />

»Ostschweizer Riviera« bekam. Die hiesigen Wan<strong>der</strong>wege verlangen Kondition und Trittsicherheit.<br />

1Leistchamm (2101 m)<br />

▶ schwierig 9 Std.<br />

1800 Hm + 15 J.<br />

Charakter: Die Route auf den westlichsten<br />

<strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Churfi rsten führt<br />

durch extrem steiles, ausgesetztes<br />

Gelände – vor allem beim Aufstieg zum<br />

Sattel. Der Lohn: atemberaubende<br />

Tiefblicke vom <strong>Gipfel</strong> auf Quinten. Der<br />

Abstieg nach Arvenbüel ist ebenfalls<br />

steil, aber nicht mehr ganz so<br />

ausgesetzt.<br />

Ausgangspunkt: Quinten (434 m)<br />

Endpunkt: Arvenbüel (1273 m, von<br />

dort per Postbus nach Weesen und<br />

mit dem Schiff nach Quinten)<br />

Route: Quinten – Buechlet – Rüesteliwald<br />

– Laubegg (1373 m) – Stäfeli<br />

(1458 m) – Gäsi (1473 m) – Sattel<br />

(1952 m) – kurzer Abstieg auf etwa<br />

1830 m – Aufstieg zum <strong>Gipfel</strong> des<br />

Leistchamm – zurück über Firstwald<br />

– Looch – Egg –<br />

Arvenbüel<br />

2Rinquelle (499 m)<br />

Tourenkarte 2<br />

Heftmitte<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

320 Hm + 5 J.<br />

Charakter: Einfache Wan<strong>der</strong>ung auf<br />

gut ausgebauten Wegen zu einer<br />

<strong>der</strong> größten Karstquellen in Europa.<br />

50 Meter unter dem Seerenbachfall<br />

schießt das Wasser nach starken<br />

Regenfällen o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Schneeschmelze<br />

aus dem Felsen. Das Höhlensystem,<br />

aus dem <strong>der</strong> Wasserfall<br />

kommt, ist bis heute noch nicht ganz<br />

erforscht.<br />

Ausgangspunkt: Quinten (434 m)<br />

Endpunkt: Betlis (458 m, zurück mit<br />

dem Schiff)<br />

Route: Quinten – Laueli (469 m) –<br />

Fulenbach (ca. 700 m) – Seeren (ca.<br />

450 m) – Rinquelle – Betlis<br />

3Paxmal (1290 m)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

930 Hm + 6 J.<br />

Charakter: Von 1924 bis 1949<br />

arbeitete <strong>der</strong> Schweizer Künstler Karl<br />

Bickel an seinem monumentalen<br />

Friedens-Denkmal, dem Paxmal. Von<br />

Quinten führt ein Wan<strong>der</strong>weg über<br />

Walenstadtberg zu dem schönen<br />

Aussichtsplatz unter den Wänden <strong>der</strong><br />

Churfi rsten. Zurück über Walenstadtberg<br />

gibt es Richtung Walenstadt<br />

zwei Varianten: entwe<strong>der</strong> teils an <strong>der</strong><br />

Fahrstraße entlang über den Cristatobel<br />

o<strong>der</strong> auf dem Forstweg durch<br />

den Un<strong>der</strong>wald.<br />

Ausgangspunkt: Quinten (434 m)<br />

Endpunkt: Walenstadt (425 m,<br />

zurück mit dem Schiff)<br />

Route: Quinten – Au – Josen –<br />

Garadur (829 m) – Engen (833<br />

m) – Walenstadtberg (790 m) – Alp<br />

Schrina und Paxmal – Walenstadtberg<br />

– entwe<strong>der</strong> über Cristatobel o<strong>der</strong><br />

Un<strong>der</strong>wald nach Walenstadt<br />

4 Alp Schrina Obersäss (1717 m)<br />

▶ mittel 7½ Std.<br />

1500 Hm + 12 J.<br />

Charakter: Lange Almwan<strong>der</strong>ung bis<br />

unter die <strong>Gipfel</strong>wände <strong>der</strong> Churfi rsten<br />

mit einer herrlichen Aussicht und<br />

Verkostung eigener Produkte wie<br />

Schriner Alpkäse, Butter, Joghurt und<br />

Würste. Varianten sind auch unterwegs<br />

noch möglich: Wem <strong>der</strong> Aufstieg<br />

von <strong>der</strong> Alp Schrina zur Obersäss<br />

zuviel wird, kann entwe<strong>der</strong> über einen<br />

schmalen Steig zur Alp Tschingla abkürzen<br />

o<strong>der</strong> direkt nach Walenstadtberg<br />

und Walenstadt absteigen.<br />

Ausgangspunkt: Quinten (434 m)<br />

Endpunkt: Walenstadt (425 m,<br />

zurück mit dem Schiff)<br />

Einkehr: Alp Schrina (1290 m),<br />

Mai bis Oktober, Übernachtungen<br />

möglich, Tel. 00 41/81/7 35 15 95,<br />

www.alp-schrina.ch; Alp Tschingla<br />

(1528 m), Mai bis Oktober, 40 Lager<br />

und 8 Betten, Tel. 00 41/79/4 40<br />

72 67, www.alp-tschingla.ch<br />

Route: Quinten – Buechlet – Rüesteliwald<br />

– Laubegg (1373 m) – Stäfeli<br />

(1458 m) – Gäsi (1473 m) – Säls<br />

(1413 m) – Schwaldis (1434 m) –<br />

Alp Schrina (1290 m) – Obersäss<br />

(1717 m) – Alp Tschingla (1528 m) –<br />

Untersäss – Cristatobel – Walenstadt<br />

5 Hin<strong>der</strong>rugg (2306 m)<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

1200 Hm + 10 J.<br />

Charakter: Abwechslungsreiche<br />

Rundwan<strong>der</strong>ung mit einer herrlichen<br />

Aussicht über den Walensee<br />

und die Churfi rsten. Die Auf- und<br />

Abstiege sind teilweise sehr steil,<br />

doch die Wege sind gut bezeichnet.<br />

Der Abstieg zum Obersesshüttli führt<br />

durch eine geologisch interessante<br />

Karstlandschaft.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Lüsis (1205 m,<br />

erreichbar über eine zum Teil ungeteerte<br />

Straße von Walenstadt)<br />

Einkehr: Berggasthaus Lüsis (1205 m),<br />

Juni bis Ende Oktober, auch Übernachtung<br />

möglich, Tel. 00 41/81/7<br />

35 11 72 o<strong>der</strong> 00 41/79/6 82 04<br />

02, www.luesis.ch;<br />

<strong>Gipfel</strong>restaurant an <strong>der</strong> Bergstation<br />

<strong>der</strong> Seilbahn Iltios – Chäserrugg<br />

(2262 m), Tel. 00 41/71/9 98 68<br />

10, www.toggenburgbergbahnen.ch<br />

Route: Lüsis – Brunnen (1310<br />

m) – Vor<strong>der</strong>büls (1363 m) – Vals<br />

(1742 m) – Chäserrugg (2262 m) –<br />

Hin<strong>der</strong>rugg – Chäserrugg – Schlachtböden<br />

– Sattel (1948 m) – Obersesshüttli<br />

(1798 m) – Pizol<br />

(1729 m) – Ni<strong>der</strong>i<br />

(1839 m) – Lüsis<br />

6 Murgsee (1820 m)<br />

Tourenkarte 1<br />

Heftmitte<br />

▶ leicht 5 Std.<br />

900 Hm + 6 J.<br />

Charakter: Einfache Rundtour zu<br />

glitzernden Gebirgsseen und in<br />

ein Hochtal von herber Schönheit<br />

mit einer seltenen Flora. Der<br />

untere Murgsee wurde zum »Alpinen<br />

Pfl anzenschuztgebiet« erklärt; auch<br />

die prächtigen Arven rund um sein<br />

Ufer sind im Murgtaler Arvenreservat<br />

geschützt.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Merlen<br />

(1090 m) im Murgtal, von Murg auf<br />

Mautstraße zu erreichen<br />

Einkehr: Berggasthaus Murgsee<br />

(1825 m), geöffnet vom 10. Mai bis<br />

Ende Oktober, 60 Schlafplätze, SAT-<br />

Tel. 00 41/8 70/7 62/82 63 52,<br />

www.murgsee.ch<br />

Route: Merlen – Mornen (1335 m)<br />

– Unter Murgsee – Ober Murgsee –<br />

Murgseefurggel (1985 m) – Mürtschen<br />

– Gsponbachfall (1384 m)<br />

– Merlen<br />

36 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


www.skylotec.com<br />

Margrit Bärlocher verkauft in ihrem<br />

Hauskeller Selbstgemachtes aus<br />

dem Garten.<br />

Buddy<br />

PROTECTION FOR KIDS<br />

Fotos: Dagmar Steigenberger (3), Heidiland Tourismus<br />

che und kocht oft bis in die frühen<br />

Morgenstunden Marmelade und<br />

Chutneys, weckt Obst und Gemüse<br />

ein, braut Liköre und probiert<br />

neue Rezepte aus. »Ich bin nie fertig,<br />

gar, gar, gar nie«, sagt sie, »es<br />

wär’ ja auch schad, wenn was verdirbt.«<br />

Leben ohne Supermarkt<br />

Was die Einwohner von Quinten zum Leben<br />

brauchen, müssen sie im eigenen Garten ziehen<br />

o<strong>der</strong> umständlich per Schiff herbringen.<br />

Einen Supermarkt, <strong>der</strong> Dinge des täglichen<br />

Gebrauchs anbietet, gibt es in Quinten nicht.<br />

Dafür gibt es das Lädeli im Keller von Bärlochers<br />

Haus mit selbstgemachten Marmeladen,<br />

Chutneys, Likören und Hausarzneien<br />

wie Ringelblumensalbe und Johannisöl –<br />

eben mit allem, was in diesem mediterranen<br />

Klima im Überfluss wächst. Nicht alles, was<br />

dort steht, ist zu verkaufen. »Manche Leute<br />

verstehen nicht, dass sie sich eigentlich in<br />

meinem Keller befinden«, erklärt Bärlocher,<br />

»ich kann nicht meinen ganzen Vorrat verkaufen.<br />

Ich bin Selbstversorgerin.«<br />

Der Winter lässt <strong>der</strong> agilen Frau Zeit zum<br />

Ausruhen. Faulenzen mag sie aber auch<br />

dann nicht: Wenn es draußen schneit, dann<br />

töpfert und webt sie, schreibt Etiketten für<br />

die Einweckgläser und verkauft ihre Produkte<br />

auf dem Sarganser Weihnachtsmarkt.<br />

Manchmal geht sie für einen Tag Skifahren<br />

in Flums, das ein paar Kilometer östlich des<br />

Walensees liegt. O<strong>der</strong> sie beobachtet gemeinsam<br />

mit den Nachbarn die Lawinen, wie sie<br />

durch die steilen Rinnen <strong>der</strong> Churfirsten<br />

abwärts gischten. »Je<strong>der</strong> Lawinenstrich hat<br />

einen eigenen Namen. Aber in Quinten<br />

brauchen wir keine Angst vor ihnen zu haben,<br />

so weit kommen sie nicht«, versichert<br />

Bärlocher.<br />

Die Felsen <strong>der</strong> Churfirsten und das Wasser<br />

des Walensees empfinden die verbliebenen<br />

Quintner nicht als bedrohlich, im Gegenteil:<br />

Die natürlichen Hin<strong>der</strong>nisse haben ihr<br />

Paradies vor den negativen Auswirkungen<br />

<strong>der</strong> Zivilisation bewahrt. Mo<strong>der</strong>nisierungen<br />

schwappen nur in leisen, langsamen<br />

Wellen ans Ufer. Hin und wie<strong>der</strong> bringen<br />

sie tatsächlich ein wenig von <strong>der</strong> technisierten<br />

Welt mit, wie beispielsweise die<br />

Planungen zur größten Photovoltaikanlage<br />

in <strong>der</strong> Schweiz, die am 2012 stillgelegten<br />

Steinbruch östlich des Dorfes angebracht<br />

werden soll. Nein, stehen geblieben ist die<br />

Zeit in Quinten dann doch nicht. Sie vergeht<br />

hier nur langsamer, Zahn in Zahn mit<br />

dem Rhythmus <strong>der</strong> Natur.<br />

◀<br />

SKYLOTEC Kletterteam: Herbert Ranggetiner & Buddy<br />

Drüben am Südufer<br />

brausen die Autos,<br />

herüben wächst<br />

<strong>der</strong> Wein.<br />

Buddy Ferrata Set<br />

Buddy Hip


AUF TOUR<br />

Idyllisch:<br />

die Neustattalm<br />

mit Blick auf<br />

Mitterspitz, Torund<br />

Dachstein<br />

Ramsau am Dachstein<br />

Sakrisch heiliger<br />

Die Ramsauer hatten<br />

schon immer ihren<br />

eigenen Kopf. Davon<br />

zeugt nicht nur <strong>der</strong> Bibelsteig,<br />

auf dem einst<br />

protes tantische Schriften<br />

geschmuggelt wurden.<br />

Von Andrea Strauß<br />

Der erste Blick hinunter auf die<br />

saftig grünen Wiesen von Ramsau<br />

am Dachstein: Eingestreut<br />

zwischen Pferdekoppeln und<br />

Ahornzeilen stehen da auf einer<br />

Sonnenterrasse über dem Ennstal die Bauernhöfe.<br />

Welch erleichterndes Gefühl muss<br />

das damals gewesen sein, wenn man die<br />

karge Felslandschaft und das ewige Eis des<br />

Dachsteins hinter sich wusste – damals, als<br />

aus Sachsen und Thüringen wertvolle Bibeln<br />

übers Gebirge in die Ramsau geschmuggelt<br />

wurden. Allen Repressalien aus Wien zum<br />

Trotz hingen die Ramsauer nämlich mit Mut<br />

und Beharrlichkeit am mo<strong>der</strong>neren und toleranteren<br />

Protestantismus.<br />

Auf dem »Bibelsteig« können wir heute<br />

den Weg nachgehen, auf dem die heiligen<br />

Bücher einst in die Ramsau getragen wurden.<br />

Ein alpiner Weg, teils ausgesetzt und<br />

von landschaftlicher Großartigkeit. Vom<br />

INFO<br />

Der beste Weg<br />

in die Ramsau<br />

Anfahrt: Von <strong>der</strong> Tauernautobahn Ausfahrt<br />

Eben i. P. und über Filzmoos o<strong>der</strong> von<br />

Schladming direkt nach Ramsau<br />

Karte und Führer: AV-Karte 1:25 000,<br />

Nr. 14 »Dachstein«, 2005; Sepp Brandl<br />

»Dachstein – Tauern«, Rother, 2007<br />

Tipp: Besuch des Museums Zeitroas<br />

in Ramsau-Ort, www.zeitroas.at und Alpinmuseum<br />

Austriahütte des OeAV<br />

Unterkunft: Wan<strong>der</strong>er sind in den<br />

4-Sterne-Häusern <strong>der</strong> Familie Walcher gut<br />

aufgehoben: www.wan<strong>der</strong>n-in-ramsau.at<br />

Tel.: 00 43/36 87/8 15 55<br />

Informationen: Tourismusverband<br />

Ramsau, Tel. 00 43/36 87/8 18 33,<br />

www.ramsau.com, info@ramsau.com<br />

38 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


TOUREN<br />

Attraktion<br />

für Groß und<br />

Klein: Murmeltiere<br />

an<br />

<strong>der</strong> Bachlalm<br />

Wan<strong>der</strong>n, Klettern, Klettersteige:<br />

für jeden das Richtige<br />

Die Touren rund um die Ramsau sind nicht nur landschaftlich<br />

reizvoll. Einige von ihnen haben historische Wurzeln.<br />

1 Weg des Buches – Etappe<br />

Bibelsteig<br />

2 Hoher Dachstein (2995 m)<br />

über die Superferrata<br />

▶ schwierig 10 Std.<br />

▶ E 8 Std.<br />

1400 350 ––<br />

18401000 +14 J.<br />

Steig<br />

Fotos: Andreas Strauß<br />

Steigl pass geht es dabei über die Hochfläche<br />

Rin<strong>der</strong>feld und auf einem Höhenweg unter<br />

den Südwänden von Torstein, Mitterspitz<br />

und Dachstein hindurch – ein beson<strong>der</strong>es<br />

Erlebnis auf historischem Weg.<br />

Beim Schwelgen in den Landschaftseindrücken<br />

blickt man auch auf eine an<strong>der</strong>e Linie,<br />

die an die reiche Geschichte <strong>der</strong> Region<br />

erinnert. Mut und Beharrlichkeit braucht<br />

man für die Superferrata Anna- und<br />

Johann-Klettersteig durch die Dachstein-<br />

Südwand. Mit 1200 Höhenmetern einer<br />

<strong>der</strong> längsten Klettersteige im Alpenraum<br />

– ein vertikales Abenteuer! Großen Mut<br />

zeichnete die Namensgeber aus: Erzherzog<br />

Johann verzichtete auf Titel und Thron,<br />

um die Postmeisterstochter Anna Plochl zu<br />

heiraten. Dass man den Steig durch die berühmte<br />

Dachsteinwand nach ihm und seiner<br />

Frau benannt hat, hätte ihm in seiner<br />

Bergbegeisterung gewiss Freude bereitet. ◀<br />

Typisch<br />

Ramsau: Alte<br />

Bauernhäuser<br />

prägen das<br />

Ortsbild.<br />

Schöne Kulisse:<br />

Almwiese<br />

mit Blick auf<br />

die Bischofsmütze<br />

Nur für<br />

Kön ner:<br />

unterwegs<br />

im Johann-<br />

Klettersteig<br />

Charakter: Landschaftlich ausgesprochen<br />

reizvolle Durchquerung des<br />

Dachstein gebirges. Sie verläuft vom<br />

Vor<strong>der</strong>en Gosausee auf <strong>der</strong> Ostseite<br />

des Gosaukamms entlang bis unter<br />

die Südwände des Hohen Dachsteins.<br />

Der Weg ist teils versichert.<br />

Der komplette »Weg des Buches«<br />

beginnt als fünftägige Radtour in<br />

Passau, führt von dort zum Traunsee<br />

und geht als gut dreiwöchige Wan<strong>der</strong>ung<br />

über Bad Ischl, Hallstatt,<br />

Gosau und Ramsau am Dachstein<br />

nach Villach.<br />

Ausgangspunkt: Vor<strong>der</strong>er Gosausee<br />

(933 m)<br />

Hütten: Hofpürglhütte (1705 m),<br />

Tel. 00 43/64 53/83 04; Dachstein-<br />

Südwand-Hütte (1871 m),<br />

Tel. 00 43/36 87/8 15 09<br />

Route: Vor<strong>der</strong>er Gosausee – Scharwandalm<br />

– Steiglpass – Hofpürglhütte<br />

(wenn zweitägig mit Übernachtung<br />

auf dieser Hütte) – Rin<strong>der</strong>feld<br />

– Windlegerkar – Tor – Pernerweg –<br />

Dachstein-Südwandhütte – Talstation<br />

Dachstein-Gletscherbahn – Ramsau<br />

(von dort Busverbindung zurück zum<br />

Ausgangspunkt)<br />

Charakter: Drei Klettersteige, die<br />

zur Superferrata zusammengefügt<br />

werden: Anna, Johann und Dachstein-Schulteranstieg.<br />

Sehr schwierige<br />

und sehr lange Unternehmung in<br />

tollem Ambiente, bester Ausblick auf<br />

die Kletterrouten <strong>der</strong> Dachstein-<br />

Südwand. Bequemer Abstieg von <strong>der</strong><br />

Seethalerhütte über die Bergstation<br />

Dachstein-Gletscherbahn (Seilbahn)<br />

Ausgangspunkt: Talstation <strong>der</strong><br />

Dachstein-Gletscherbahn (1695 m)<br />

Hütten: Dachstein-Südwand-Hütte,<br />

(1871 m); Seethalerhütte (2740 m),<br />

Tel. 00 43/6 64/3 24 06 40<br />

Route: Talstation Dachstein-Gletscherbahn<br />

– Dachstein-Südwandhütte<br />

– Hochkar unter Dachstein-Südwand –<br />

Anna-Klettersteig – Johann-Klettersteig<br />

– Seethalerhütte – Schulteranstieg<br />

Dachstein – Hoher Dachstein – Hallstätter<br />

Gletscher – Bergstation<br />

Dachstein-Gletscherbahn<br />

– Talstation<br />

Tourenkarte 5<br />

Heftmitte<br />

3 Hoher Dachstein (2993 m)<br />

über den Steinerweg<br />

▶ IV 9 Std.<br />

550 350 ––<br />

Charakter: Klassische Kletterroute<br />

durch die berühmte Dachstein-Südwand!<br />

Alpine, sehr lange Kletterei in<br />

einer großen Wand mit interessanten<br />

Kletterstellen, vor allem aber einem<br />

beson<strong>der</strong>en landschaftlichen Reiz.<br />

Galt bis Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

als unüberwindbar. V- (1 Stelle),<br />

überwiegend IV+ und IV, für den<br />

Zustieg evtl. Steigeisen, Erstbegehung<br />

1909 durch Franz und Irg Steiner.<br />

Ausgangspunkt: Talstation <strong>der</strong><br />

Dachstein-Gletscherbahn (1695 m)<br />

Hütten: Dachstein-Südwand-Hütte<br />

(1871 m); Seethalerhütte (2740<br />

Route: Talstation Dachstein-Gletscherbahn<br />

– Dachstein-Südwandhütte<br />

– Hochkar unter Dachstein-Südwand<br />

– Steinerweg – Hoher Dachstein<br />

– Hallstätter Gletscher – Bergstation<br />

Dachstein-Gletscherbahn – Talstation<br />

07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 39


AUF TOUR<br />

Idyll am Kochelseee:<br />

Moorwiese mit Teufelsabbiss<br />

und wildem Lauch<br />

Kräuterwan<strong>der</strong>ungen in den Bayerischen Alpen<br />

Die Bergapotheke<br />

Die Aussicht auf die umliegenden Berge und Täler ist das eine. Es gibt bei einer<br />

Wan<strong>der</strong>ung aber noch weit mehr zu entdecken: die vielen Kräuter links und<br />

rechts des Weges. Einige lassen sich verwenden, um kleinere Leiden zu lin<strong>der</strong>n,<br />

an<strong>der</strong>e eignen sich hervor ragend zum Kochen. Von Bettina Willmes<br />

40 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Mag es gerne feucht: die Pestwurz<br />

TIPP<br />

Das Buch<br />

zum Thema:<br />

Elfie Courtenay »Kräuterwan<strong>der</strong>ungen«<br />

20 gemütliche Touren im oberbayerischen<br />

Voralpenland. Zu je<strong>der</strong> Tour wird eine<br />

beson<strong>der</strong>e Pfl anze in einem<br />

Porträt vorgestellt, samt<br />

Merkmalen und Tipps zu<br />

Verwendung<br />

und Wirkung.<br />

96 Seiten, Format<br />

16,5 x 23,5 cm,<br />

Broschur mit Fadenheftung,<br />

Bruckmann n<br />

Verlag, München<br />

2012, 14,95€<br />

Wer zu einer Bergtour aufbricht,<br />

hat normalerweise<br />

den <strong>Gipfel</strong> im Visier. Nicht<br />

so Elfie Courtenay. Für sie sind<br />

<strong>der</strong> <strong>Gipfel</strong> und die Zeit, die sie<br />

bis dorthin benötigt, zweitrangig. Das, was<br />

sie sucht, findet sie bereits auf dem Weg.<br />

Steuert sie den <strong>Gipfel</strong> gar nicht mehr an,<br />

heißt das, dass sie ganz beson<strong>der</strong>s erfolgreich<br />

war. Denn Elfie Courtenays Aufmerksamkeit<br />

bei Bergwan<strong>der</strong>ungen gehört dem,<br />

was neben dem Weg wächst: den Kräutern.<br />

»Es geht mir gar nicht darum, die Kräuter<br />

zu sammeln«, sagt die 65-Jährige. »Ich will<br />

einfach nur entdecken, was wo wächst und<br />

herausfinden, was unsere Vorfahren damit<br />

gemacht haben.« Um das zu tun, hat sie vor<br />

vielen Jahren einen Lehrgang als Kräuterpädagogin<br />

absolviert. Heute gibt sie ihr<br />

Wissen in Führungen an an<strong>der</strong>e weiter.<br />

Die Nachfrage nach Veranstaltungen dieser<br />

Art ist groß. Immer mehr Tourismusregionen<br />

bieten daher Kräuterwan<strong>der</strong>ungen an.<br />

»Ich habe das Gefühl, dass sich wie<strong>der</strong> mehr<br />

Menschen auf Natur und Natürlichkeit zurückbesinnen,<br />

und da passen diese Wan<strong>der</strong>ungen<br />

gut ins Konzept«, begründet Courtenay<br />

das Interesse. Viele Teilnehmer ihrer<br />

Kurse führen als Grund aber auch an, nicht<br />

so abhängig von <strong>der</strong> Pharmaindustrie sein<br />

zu wollen. Mit dem Kräuterwissen wollen<br />

sie sich eine kleine Hausapotheke erstellen<br />

– als ersten Schritt, um wie<strong>der</strong> zu einem<br />

ursprünglicheren Leben zurück zu finden.<br />

Indikator blaue Glockenblume<br />

»Allerdings«, beeilt sich Elfie Courtenay<br />

einzuschränken, »ist längst nicht alles<br />

gesund, was draußen wächst.« Einige<br />

Fotos: Elfi e Courtenay<br />

07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 41


Gülle, Insektizide,<br />

Autoabgase – all<br />

das ist am Berg<br />

Fehlanzeige. Daher<br />

sind Kräuter, die<br />

dort wachsen, auch<br />

gesün<strong>der</strong>.<br />

Abwechselnd Berge und Kräuter im Blick: im Weidmoos bei Ettal<br />

Foto: Elfie Courtenay<br />

TOUREN<br />

Auf Kräutersuche<br />

Wer mit offenen Augen in die Berge geht, wird fast überall<br />

fündig – nicht nur bei den hier vorgestellten Touren.<br />

1 Brünstelskopf (1814 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1000 Hm +10 J.<br />

Charakter: Abwechslungsreiche Wan<strong>der</strong>ung,<br />

die über ein längeres Stück direkt<br />

am Gießenbach entlang führt, den<br />

man auch einige Male überqueren muss.<br />

Daher sollte man die Tour nur dann<br />

gehen, wenn es die Tage zuvor nicht zu<br />

viel geregnet hat.<br />

Kräuter: Erster Abschnitt bis zum Bach<br />

u. a. Mädesüß, Baldrian, Orchideen,<br />

Beinwell; am Bach: Thymian, Wasserminze,<br />

Bergholun<strong>der</strong>; rund um die<br />

Rossalm: u. a. Silbermantel, Schafgarbe,<br />

Spitzwegerich<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz am Ettaler<br />

Sattel (897 m)<br />

Route: Ettaler Sattel – entlang des<br />

Gießenbachs – Rossalm – Hasenjöchl –<br />

Brünstelskopf – Brünstelskreuz –<br />

Gießenbach – Ettaler Sattel<br />

2 Breitenstein (1622 m)<br />

▶ leicht 4 Std.<br />

800 Hm +8 J.<br />

Charakter: Gemütliche Bergwan<strong>der</strong>ung<br />

ohne Schwierigkeiten, mit schönen<br />

Ausblicken auf den Wendelstein. Die<br />

wwwTour lässt sich bei Abstieg über die<br />

Bucheralm zu einer Rundtour erweitern.<br />

Kräuter: Wer oberhalb des Waldes,<br />

aber noch unterhalb <strong>der</strong> Kesselalm die<br />

eingetreteten Abkürzungen zwischen<br />

den Serpentinen läuft, fi ndet Minze, Dost<br />

und Thymian in Hülle und Fülle.<br />

Ausgangspunkt: Wan<strong>der</strong>parkplatz<br />

in Birkenstein (853 m), Gemeinde<br />

Fischbachau<br />

Route: Birkenstein – Kesselalm (1278 m)<br />

– Hubertushütte (1535 m) – Breitenstein<br />

– retour<br />

3 Über Weidmoos und Sonnenweg<br />

zum Schloss Lin<strong>der</strong>hof (949 m)<br />

▶ leicht 6 Std.<br />

80 Hm +8 J.<br />

Charakter: Abwechslungsreiche Tour<br />

durch ein Hochtal mit Wiesen und Wäl<strong>der</strong>n,<br />

durch Moorlandschaften und einen<br />

Schlosspark<br />

Kräuter: u. a. Schlehen, Schafgarbe,<br />

Wasserminze, Sauerklee, Giersch<br />

Ausgangspunkt: Kloster in Ettal (877 m)<br />

Route: Ettal – Ettaler Mühle – Rahm<br />

– rechterhand an Graswang vorbei –<br />

Schloss Lin<strong>der</strong>hof – Brücke über Lin<strong>der</strong><br />

– Mühlwang – Graswang – Dickelschwaig<br />

– Ettaler Mühle – Ettal<br />

Kräuter sind schlichtweg giftig, an<strong>der</strong>e<br />

lösen gelegentlich Unverträglichkeiten<br />

aus. Oft gibt es auch innerhalb <strong>der</strong> gleichen<br />

Familie Kräuter mit völlig unterschiedlichen<br />

Wirkungen. »Während <strong>der</strong> Giersch<br />

beispielsweise sehr bekömmlich ist, sind<br />

an<strong>der</strong>e Doldenblütler wie <strong>der</strong> Schierling<br />

o<strong>der</strong> die Hundspetersilie giftig.« Es ist also<br />

Vorsicht geboten. In Deutschland ist<br />

es ohnehin verboten, selbst angesetzte<br />

Mittelchen mit einem bestimmten Wirkversprechen<br />

zu verkaufen. In Österreich,<br />

wo Kräuterdörfer ähnlich beliebt sind wie<br />

hierzulande, sind die Regelungen weit weniger<br />

streng.<br />

Aufs Geratewohl losmarschieren und Kräuter<br />

bestimmen, ist also keine gute Idee.<br />

»Bei längeren Touren ist es ohnehin unsinnig,<br />

Kräuter zu sammeln«, sagt Courtenay.<br />

»Bis man wie<strong>der</strong> zu Hause ist, sind<br />

sie verblüht, damit ist keinem geholfen.«<br />

Wer wirklich sammeln möchte, dem empfiehlt<br />

die Kräuterpädagogin, mit einem<br />

Bestimmungsbuch loszuziehen und sich<br />

natürliche Böden wie etwa Viehweiden<br />

zu suchen. Diese sind frei von chemischer<br />

Düngung sowie von Insektiziden o<strong>der</strong> Pestiziden.<br />

Auch Wald- o<strong>der</strong> Feldrän<strong>der</strong>, Brachen<br />

und Ödland eignen sich gut. »Grundsätzlich<br />

gut beraten ist man dort, wo die<br />

blaue Glockenblume wächst, denn die mag<br />

ausschließlich unbehandelte Böden«, verrät<br />

Courtenay.<br />

Häufig wachsen auf Bergwiesen ähnliche<br />

Sachen wie im Tal. Was weiter oben wächst,<br />

ist aber um ein Vielfaches reicher an Mineralstoffen<br />

und Vitaminen. »Gülle, Insektizide,<br />

Autoabgase – all das ist dort oben Fehlanzeige.<br />

Da verwun<strong>der</strong>t es nicht, dass Tiere,<br />

die den Sommer auf einer Alm verbringen,<br />

viel weniger zu Krankheiten neigen und<br />

besser durch den Winter kommen.« ◀<br />

42 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Baldrian<br />

Thymian<br />

Mädesüß<br />

Wohlfühlhöhe 30 Mai<br />

Blütenzeit<br />

bis 2300 m<br />

30<br />

Mai<br />

Mai bis August<br />

Standort: An feuchten Gräbern und Ufern<br />

sowie auf Moorwiesen<br />

Merkmale: Hoher und aufrechter Wuchs<br />

(bis 1,5 m), die Blätter bestehen aus paarig<br />

angeordneten Einzelblättern und einem Endblatt.<br />

Die Blüten sind weiß bis rosa/violett.<br />

bis 2000 m<br />

30<br />

Mai<br />

Juni bis September<br />

Standort: Sonnige Böschungen und magere<br />

Weiden, Sand- und Lehmböden<br />

Merkmale: Viele kleine, purpurrosa Blüten,<br />

vierkantige, behaarte Stengel, eiförmige, bis zu<br />

2 cm lange Blätter. Blätter riechen aromatisch,<br />

wenn man sie zerreibt.<br />

bis 1400 m<br />

30<br />

Mai<br />

Juni bis August<br />

Standort: In nassen Gräben und Wiesen<br />

sowie an Ufern und Quellen auf nährstoffreichen<br />

Lehm- und Tonböden<br />

Merkmale: Hoher Wuchs (> 1 m). Die gefi e-<br />

<strong>der</strong>ten Blätter haben einen doppelten Rand.<br />

Der Blattstengel ist oft rötlich gefärbt.<br />

Schafgarbe<br />

Dost (wil<strong>der</strong> Majoran)<br />

Giersch<br />

bis 1900 m<br />

30<br />

Mai<br />

Mai bis Oktober<br />

bis 1800 m<br />

30<br />

Mai<br />

Juli bis Oktober<br />

bis 1300 m<br />

30<br />

Mai<br />

Mai bis September<br />

<br />

Standort: Auf nährstoffreichen Lehmböden auf<br />

Wiesen und Weiden, mag auch Halbtrockenrasen<br />

Merkmale: Weiße, manchmal auch rosafarbene<br />

Blüten, die einen doldenartigen Schirm<br />

bilden. Das Gesamtblatt setzt sich wie eine<br />

Fe<strong>der</strong> aus vielen Einzelblättchen zusammen.<br />

Standort: Sonnige Hecken sowie Weg- und<br />

Waldrän<strong>der</strong> auf Lehmböden<br />

Merkmale: Rosa bis purpurfarbene Blüten,<br />

die rispig-doldenartig angeordnet sind. Sie sind<br />

eiförmig und bis 4 cm lang.<br />

Standort: Bevorzugt feuchte und schattige<br />

Lagen, vor allem an Gehölzrän<strong>der</strong>n. Vermehrt<br />

sich über starke Wurzelausläufer<br />

Merkmale: Rötlich bis violette Stängelenden.<br />

Blätter sind leicht behaart und hellgrün. Vorsicht<br />

vor giftigen Verwandten mit ähnlichen Blüten!<br />

Breitwegerich<br />

Grüne Minze<br />

Beinwell<br />

bis 2400 m<br />

30<br />

Mai<br />

Juni bis Oktober<br />

bis 1500 m<br />

30<br />

Mai<br />

Juli bis September<br />

bis 1000 m<br />

30<br />

Mai<br />

Mai bis Juli<br />

Standort: Wächst am liebsten auf verdichteten<br />

Lehm- und Tonböden<br />

Merkmale: Breite Blätter, je nach Alter leicht<br />

gelblich und mit auffälligen länglichen Einkerbungen.<br />

Lange, in die Höhe ragende Blütenknospen<br />

mit rot-bräunlichen Samen<br />

Standort: Bevorzugt feuchte und nährstoffreiche<br />

Standorte an Ufern und Gräben<br />

Merkmale: Vierkantige, behaarte Stengel, die<br />

Blätter stehen paarig und haben keine o<strong>der</strong> nur<br />

sehr kurze Stiele. Die Blüten (rosa bis violett)<br />

erscheinen lediglich an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Zweige.<br />

Standort: Mag feuchte, nährstoffreiche Böden<br />

Merkmale: Doldenartiger Blütenstand, Blüten<br />

von weiß über rosa bis violett. Komplett<br />

behaart, die unteren Blätter sind lang gestielt.<br />

Aus <strong>der</strong> Blüte ragt ein Griffel heraus. Vorsicht,<br />

Blätter ähneln denen des giftigen Fingerhuts.


Verwendung: Die Blüten eignen sich gut für<br />

Blütenlimonade, -sirup, Desserts o<strong>der</strong> Tee.<br />

Junge Blättchen verleihen Bittermandel-Note.<br />

Ganz junge weiche Blätter kann man im<br />

April Gemüsegerichten wie Spinat beigeben.<br />

Heilwirkung: Wirkt fi ebersenkend, schmerzlin<strong>der</strong>nd,<br />

entzündungshemmend und entgiftend;<br />

zur Anregung <strong>der</strong> Harnfunktion bei Nierenproblemen,<br />

Ödemen und Stoffwechselstörungen<br />

eingesetzt. Hinweis: Enthält Acetylsalicylsäure,<br />

den Wirkstoff von Aspirin<br />

Verwendung: Blätter vielseitig verwendbar,<br />

etwa für Aufl äufe, Eintöpfe, Soßen, Bratkartoffeln<br />

o<strong>der</strong> auf dem Brot. Die Blüten können<br />

von Juni bis August als essbare Dekoration<br />

o<strong>der</strong> als Aroma für Speiseöl verwendet werden.<br />

Heilwirkung: Wirkt verdauungsför<strong>der</strong>nd,<br />

krampfl ösend und antiseptisch und war daher<br />

auch in <strong>der</strong> traditionellen Volskmedizin ein<br />

wichtiges Mittel, etwa als Hustentee sowie zum<br />

Gurgeln bei Halsentzündung und Zahnfl eischbluten.<br />

Verwendung: Von April bis Mai eignen sich die<br />

jungen Blätter als Gewürz für Salatsaucen o<strong>der</strong><br />

Kräutermischungen (vor <strong>der</strong> Blüte!). Die ersten<br />

Blütenknospen im Mai lassen sich für Kräuterlimonaden,<br />

Tee und Obstgerichte verwenden.<br />

Die Wurzel ist erst ab September verwendbar.<br />

Heilwirkung: Die Wurzel hilft gegen Unruhe<br />

und Einschlafstörungen, Bluthochdruck und<br />

Herzbeschwerden. Bei Muskelschmerzen können<br />

Umschläge, die mit einem starken Wurzelteeauszug<br />

getränkt sind, Lin<strong>der</strong>ung bringen.<br />

Verwendung: Die Blätter kann man in den<br />

Salat o<strong>der</strong> Gemüsegerichten beigeben. Von<br />

Mai bis August gilt gleiches für die Blatt stiele.<br />

Die Blüten sind von Juni bis August als essbare<br />

Dekoration o<strong>der</strong> für Suppen und Ein töpfe<br />

verwendbar. Zarter, karottenartiger Geschmack<br />

Heilwirkung: Bei Rheuma- und Gichterkrankungen<br />

wegen seiner mild harntreibenden,<br />

krampfl ösenden, entzündungshemmenden und<br />

entsäuernden Wirkung. Äußerlich für Umschläge<br />

bei Verbrennungen und Insektenstichen<br />

Verwendung: Blätter sowie blühende Triebspitzen<br />

frisch o<strong>der</strong> getrocknet in Salatsaucen,<br />

Pizza- und Gemüsegewürz. Früher wurde Bier<br />

mit Dost gebraut. Sind die Stengel verholzt<br />

(Juli bis Oktober) kann man diese als aromaspendende<br />

Spieße in Rouladen verwenden.<br />

Heilwirkung: Bei Verdauungsstörungen und<br />

Blähungen. Wirkt zudem krampfl ösend und<br />

wird bei Husten und Unterleibsbeschwerden<br />

eingesetzt.<br />

Verwendung: Als Tee o<strong>der</strong> alkoholische Tinktur.<br />

Junge Blätter (von März bis April) schmecken<br />

im Salat, in <strong>der</strong> Kräuterbutter o<strong>der</strong> im Nudelteig.<br />

Heilwirkung: Entzündungshemmend bei<br />

Magen- und Darmproblemen, beruhigend, blutreinigend<br />

und allgemein kräftigend. Auch bei<br />

Kopf- und Zahnschmerzen. Äußerlich wirkt die<br />

Schafgarbe bei Gelenkentzündungen und unreiner<br />

Haut. Bei empfi ndlichen Menschen kann<br />

die Pfl anze in Verbindung mit Sonnenstrahlung<br />

eine Kontaktallergie auslösen.<br />

Verwendung: Blüten und -knospen von Mai<br />

bis Juli roh essbar, z. B. im Salat. Gegart eignen<br />

sich die Knospen auch als Gemüse. Gleiches<br />

gilt für junge, noch elastische Stengel. Die<br />

Blätter lassen sich bis Juli gehackt Kräutermischungen<br />

untermischen.<br />

Heilwirkung: Als Wickel o<strong>der</strong> Salbe bei Gelenkbeschwerden,<br />

Sehnenscheidenentzündungen,<br />

Gicht, Prellungen, Blutergüssen und Venenentzündungen;<br />

innerlich als Teeaufguss bei<br />

Rheuma, Bronchitis und Bauchfellentzündung<br />

Verwendung: Die Blätter eignen sich für Tee,<br />

als Würze für Süßspeisen, in Salaten und<br />

Gemüsegerichten (verwendbar von April bis<br />

August). Von August bis September lassen sich<br />

die Blüten als aromatische Dekoration nutzen.<br />

Heilwirkung: Pfl anze wirkt beruhigend auf<br />

Magen, Darm und Psyche. Regt Gallensaftproduktion<br />

an. Öl wirkt antibakteriell und wird<br />

äußerlich in Salben bei Rheuma angewendet.<br />

Verwendung: Junge Blätter (April bis Mai) als<br />

Salat- und Gemüsegrundlage o<strong>der</strong> für Kräuteraufstriche.<br />

Für Tee ganzjährig verwendbar.<br />

Die Blüten isst man in Salaten (Mai bis Juni),<br />

dünstet sie o<strong>der</strong> legt sie ein. Die Samen lassen<br />

sich wie Grünkern etwa für Aufl äufe nutzen.<br />

Heilwirkung: Antibakteriell und reinigend.<br />

Bei Verbrennungen, Schwellungen und Insektenstichen<br />

äußerlich verwendbar. Innerlich angewendet<br />

lin<strong>der</strong>t er Beschwerden <strong>der</strong> Atemwege<br />

sowie Entzündungen in Mund und Rachen.<br />

Fotos: Elfi e Courtenay, Bettina Willmes


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INTERVIEW


Das große<br />

-Interview<br />

Simone Moro und Denis Urubko<br />

»Wir sind jetzt<br />

Brü<strong>der</strong>«<br />

Die Suche nach dem Traumpartner treibt viele um. In <strong>der</strong> <strong>Bergsteiger</strong>szene sind es<br />

meistens Paare auf Zeit. Die Seilschaft Simone Moro und Denis Urubko scheint eine<br />

Ausnahme zu sein. Der Italiener hat den Kasachen gefunden – o<strong>der</strong> umgekehrt.<br />

Dem Duo gelang 2011 mit dem Gasherbrum II die erste Winterbesteigung eines Achttausen<strong>der</strong>s<br />

im Karakorum. Ein Gespräch über extreme Kälte und echte Freundschaft.<br />

Von Dominik Prantl und Michael Ruhland<br />

Foto: Meike Birck<br />

BERGSTEIGER: Was bedeutet Freundschaft<br />

für Sie?<br />

Simone Moro: Wir verstehen Alpinismus an<strong>der</strong>s<br />

als an<strong>der</strong>e. Nicht, weil wir besser o<strong>der</strong><br />

schlechter wären. O<strong>der</strong> stärker o<strong>der</strong> schneller.<br />

Wir reden von »unserem Bergsteigen«,<br />

nicht von »meinem«. In <strong>der</strong> Klettergeschichte<br />

kommt es sehr selten vor, dass zwei Kletterer<br />

gemeinsam genannt werden. Man spricht<br />

von Hermann Buhl, Reinhold Messner, Jerzy<br />

Kukuczka – selten aber von zweien während<br />

<strong>der</strong> ganzen Karriere. Freundschaft ist<br />

für mich, für uns, zu allererst die Art und<br />

Weise, wie wir einen Berg besteigen wollen.<br />

Und zwar wie?<br />

Moro: Wir teilen den Traum, den ganzen<br />

Aufwand und den Ertrag.<br />

Urubko: Wir teilen und verbinden uns damit.<br />

Moro: Keiner schiebt o<strong>der</strong> zieht den an<strong>der</strong>en.<br />

Je<strong>der</strong> ist exakt 50 Prozent. Klar, wir sind verschieden.<br />

Es ist wie bei Ihrem Auto. Was ist<br />

wichtiger: Vor<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Hinterrad?<br />

Denis, ist Simone Ihr bester Freund?<br />

Urubko: (überlegt kurz, Simone lacht) Ja.<br />

Nicht nur am Berg, auch so?<br />

Urubko: Ja. Es gibt aber nicht nur den einen<br />

»besten Freund« im Leben. Es sind vielleicht<br />

zwei o<strong>der</strong> drei. Wenn Sie Kin<strong>der</strong> haben,<br />

würden Sie sich wahrscheinlich auch<br />

schwer tun zu sagen, das eine ist mir lieber<br />

als das an<strong>der</strong>e.<br />

Moro: Beim Höhenbergsteigen verliert man<br />

viel schneller einen Freund, als dass man<br />

ihn gewinnt.<br />

Was bedeutet Freundschaft, wenn man<br />

in einem winzigen Zelt auf 7000 Metern<br />

bei minus 48 Grad Nächte verbringt?<br />

Moro: Ich gebe Ihnen ein Beispiel, das mir<br />

mit Anatoli Bukrejew und mit Denis wi<strong>der</strong>fuhr,<br />

also mit meinen besten Freunden. Ich<br />

stimme dir zu, Denis: Es ist schwierig zu sagen,<br />

welcher <strong>der</strong> beste ist. In großer Höhe<br />

in einem engen Zelt ist es ziemlich nervig,<br />

Schnee zu schmelzen und etwas zum Essen<br />

zuzubereiten. Du brauchst Energie und großen<br />

Willen dazu. Anatoli nahm die Prozedur<br />

auf sich und als er fertig war, gab er mir<br />

den Topf und sagte: »Fang du an!« Das ist die<br />

beste Visitenkarte für Freundschaft.<br />

Urubko: Was auch sehr wichtig ist: Ich weiß<br />

zu jedem Moment in dieser extremen Situation,<br />

was Simone denkt, was er macht und<br />

was ich ihn fragen kann. Und genauso kann<br />

er einschätzen, was ich tue, was ich denke,<br />

was ich träume. Ohne miteinan<strong>der</strong> zu reden,<br />

verstehen wir uns perfekt.<br />

Moro: Es ist aber niemals so, dass ich denke,<br />

ich habe meinen zwanzigsten Schritt getan,<br />

und jetzt bist du an <strong>der</strong> Reihe, den Weg zu<br />

bereiten. Manche <strong>Bergsteiger</strong> kommen im<br />

Basislager an und kontrollieren genau, wessen<br />

Rucksack wie viel wiegt. Das ist zwar<br />

korrekt und gerecht, aber Freundschaft ist<br />

nicht so aufrechenbar.<br />

Urubko: Im Jahr 2010 war ich völlig fertig<br />

beim Aufstieg zum Basislager des Everest,<br />

ich konnte nicht mehr, war krank. Wie<br />

durch ein Wun<strong>der</strong> traf ich Simone im letzten<br />

Dorf, er nahm meinen schweren Rucksack,<br />

ohne ein Wort darüber zu verlieren,<br />

und trug ihn das letzte Stück.<br />

Moro: Man kann es so sagen: Wir sind<br />

glücklich miteinan<strong>der</strong>, weil wir uns beide<br />

geöffnet haben und das Innenleben des an<strong>der</strong>en<br />

mitbekommen.<br />

07 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 47


er war nicht in <strong>der</strong> Lage, sich noch zu bewegen,<br />

er war halb begraben. Ich musste<br />

schmunzeln, und dann lachten wir beide.<br />

Moro: Cory Richards war eher schockiert.<br />

Und wir hatten Spaß. So was ist sicher selten.<br />

Extrem-Tour:<br />

Simone Moro bei <strong>der</strong><br />

Winterbesteigung<br />

des Gasherbrum II<br />

Ohne zusätzlichen<br />

Sauerstoff: Denis<br />

Urubko (re.) mit<br />

einer kasachischen<br />

Expedition 2002<br />

am Kangchenzönga<br />

(8586 m)<br />

Urubko: Und doch sind wir völlig verschieden,<br />

verfolgen unsere persönlichen Ziele,<br />

Träume. Wir klettern beide auch mit an<strong>der</strong>en<br />

Partnern. Ich weiß aber zu je<strong>der</strong> Zeit:<br />

Simone ist da irgendwo in <strong>der</strong> Welt – und<br />

darüber freue ich mich.<br />

Wie wichtig ist es, in dieser großen Höhe<br />

Spaß zu haben?<br />

Moro: Das ist wahnsinnig wichtig, eigentlich<br />

die Grundlage für alles. Auch bei Expeditionen,<br />

die nicht erfolgreich waren. Wenn wir<br />

das Beson<strong>der</strong>e unserer Freundschaft beschreiben<br />

sollen: Wir sind immer gut drauf.<br />

Selbst bei den krassesten Abenteuern lachen<br />

wir viel. Haben Sie »Cold« gesehen? (18-minütiger<br />

Dokumentarfilm des US-Alpinisten Cory<br />

Richards, <strong>der</strong> Moro und Urubko bei <strong>der</strong> Gasherbrum-II-Winterbesteigung<br />

begleitete; Anm. d. Red.)<br />

Ja.<br />

Moro: Dann wissen Sie: Wir machen unsere<br />

Späße, selbst wenn’s ungemütlich ist.<br />

Urubko: Es war ja eine Winterbesteigung,<br />

und ich erinnere mich, dass Simone mit<br />

einer Wechte ein paar Meter abbrach und<br />

sich daran festhielt wie… (Denis springt auf<br />

und umarmt einen Stoffsessel im Zimmer), und<br />

Wer macht mehr Späße von euch beiden?<br />

Urubko: (deutet auf Simone) Er.<br />

Moro: Wahrscheinlich stimmt das.<br />

Dann haben Sie, Denis, den ernsteren Part?<br />

Urubko: Simone hat eine unglaublich positive<br />

Energie. Mich ziehen Situationen manchmal<br />

runter, aber ich lerne viel von ihm.<br />

Wie begann Ihre Freundschaft? War das<br />

gleich Liebe auf den ersten Blick?<br />

Moro: Nein. Wir beobachteten uns schon<br />

eine ganze Weile. Wir trafen uns zum ersten<br />

Mal 1999 in Kasachstan – nach <strong>der</strong> Annapurna-Tragödie<br />

(Anatoli Bukrejew kam im<br />

Dezember 1997 bei einem Winterversuch an <strong>der</strong><br />

Annapurna-Südwand durch eine Lawine ums Leben;<br />

Anm. d. Red.). Ich wollte eine Expedition<br />

verwirklichen, die ich mit Anatoli geplant<br />

hatte, und zwar mit einem <strong>Bergsteiger</strong> aus<br />

dem gleichen Land. Unsere Freundschaft<br />

begann nicht sofort. Etwa in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong><br />

15-tägigen Expedition merkten wir, dass<br />

wir ein gutes Paar sein könnten. Von diesem<br />

Jahr an begann unsere Freundschaft.<br />

2000/2001 wurden wir Brü<strong>der</strong>.<br />

Urubko: Das ist ein gutes Bild. Er ist wie<br />

mein älterer Bru<strong>der</strong>. Und auch wenn es<br />

für Außenstehende schwer zu glauben<br />

ist: Jedes Mal, wenn mein Leben an einem<br />

Scheidepunkt stand, wenn es nicht mehr<br />

weiter ging, erschien Simone auf wun<strong>der</strong>same<br />

Weise. Er öffnete die Tür für mich, ich<br />

konnte den nächsten Schritt tun.<br />

Moro: Ich erinnere mich an das Jahr 2009,<br />

Denis war in Kasachstan, ihm ging es nicht<br />

gut. Als ich anrief – wir hatten Monate<br />

lang nichts voneinan<strong>der</strong> gehört–, antwortete<br />

mir zunächst eine ärgerliche Stimme.<br />

Als er merkte, dass ich es war, besserte sich<br />

seine Stimmung. Und ich fragte ihn, ob er<br />

mit mir eine Winterbesteigung machen<br />

wollte. Er sagte sofort ja. Ich hatte, ohne es<br />

zu wissen, genau den richtigen Zeitpunkt<br />

erwischt. Inzwischen sind wir sehr eng befreundet.<br />

Ich versuche gerade, Denis und<br />

seine Frau Olga davon zu überzeugen, dass<br />

sie nach Italien ziehen. Wegen <strong>der</strong> ökono-<br />

Fotos: Cory Richards/The North Face (2), Denis Urubko, Meike Birck (3)<br />

48 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13


mischen Krise macht Italien lei<strong>der</strong> Schwierigkeiten.<br />

Aber ich hoffe, wir kriegen das<br />

bald hin.<br />

Was ist die Rolle des jüngeren Bru<strong>der</strong>s?<br />

Urubko: Zu lernen. (lacht)<br />

»Wir sind immer gut drauf«: Denis Urubko (blaues Shirt) und Simone Moro im Interview<br />

Wirklich?<br />

Urubko: Ja, ehrlich.<br />

Moro: Als ich Denis kennenlernte, war das<br />

für mich <strong>der</strong> zweitwichtigste Moment in<br />

meinem Leben. Zuvor gab es Anatoli Bukrejew,<br />

er war mein älterer Bru<strong>der</strong>, nun war ich<br />

es für Denis. Ich musste nun sehr schnell lernen,<br />

<strong>der</strong> ältere Bru<strong>der</strong> zu sein. Das war nicht<br />

einfach, weil <strong>der</strong> ältere Bru<strong>der</strong>…<br />

Urubko: …Geduld haben muss…<br />

Moro: …und die richtigen Antworten. Es<br />

geht auch gar nicht darum, was besser o<strong>der</strong><br />

schlechter ist, es ist einfach an<strong>der</strong>s. Wenn<br />

man das Hinterrad nach vorne tauscht,<br />

dann läuft’s die ersten Kilometer nicht beson<strong>der</strong>s<br />

gut, verstehen Sie?<br />

Gibt es ein Geheimnis Ihres Teamgeists?<br />

Moro: Dass wir Spaß haben und glücklich<br />

sind. Egal, ob wir mitten durch den Sturm<br />

laufen, kaum eine Handbreit weit sehen…<br />

Urubko: …und du schreist »Denis, was zum<br />

Teufel machen wir hier!« (schreit und lacht)<br />

Moro: Fragen Sie Gerlinde Kaltenbrunner<br />

o<strong>der</strong> irgendwelche an<strong>der</strong>en <strong>Bergsteiger</strong>, die<br />

im Basislager zu uns ins Zelt kommen. Sie<br />

besuchen uns, nicht nur, um einen Kaffee<br />

zu trinken, son<strong>der</strong>n weil sie was zum Lachen<br />

haben wollen. Wir sind immer positiv, auch<br />

wenn wir ohne einen <strong>Gipfel</strong> zurückkehren.<br />

Stimmt es, dass Sie, Denis, Gerlinde den<br />

Spitz namen »Cin<strong>der</strong>ella Caterpillar« gaben?<br />

Moro: Ja. 2003 war das.<br />

Urubko: Weil du dich mit ihrem Namen<br />

schwer tatst. Cin<strong>der</strong>ella Caterpillar, das<br />

kann man sich merken. Sie ist eine sehr beson<strong>der</strong>e,<br />

nette Person. Und hat Bärenkräfte.<br />

Als sie ein Klappmesser öffnen wollte, hat<br />

sie einfach den Verschluss zerbrochen.<br />

Wer von Ihnen beiden dreht eher um,<br />

wenn die Verhältnisse schlecht werden?<br />

Moro: Normalerweise treffen wir eine Entscheidung<br />

zu zweit.<br />

Urubko: Es ist nicht so, dass einer sagt, ich<br />

kann nicht mehr, lass uns umdrehen.<br />

»Wer den Everest<br />

heute so besteigen will<br />

wie Mallory, dann<br />

geht das nur im Winter.<br />

Es ist ein Zurück zum<br />

Abenteuer. «<br />

Es ist nicht möglich, dass einer zum<br />

<strong>Gipfel</strong> weitergeht und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e zurück?<br />

Moro: Nein.<br />

Urubko: Einmal an <strong>der</strong> Annapurna, war es so.<br />

Moro: Aber es war eine gemeinsame Entscheidung.<br />

Urubko: Du sagtest, Denis sprinte du auf<br />

den <strong>Gipfel</strong>. Es ist nicht weit zum Camp<br />

für mich, mach dir keine Sorgen. Als ich<br />

zurückkam, war es stockdunkel, ich war<br />

Fußpflege bei minus 46 Grad: Simone Moro<br />

bei <strong>der</strong> Winterexpedition zum Gasherbrum II<br />

ziemlich kaputt und fand das Camp nicht.<br />

Also schrie ich, und wie durch ein Wun<strong>der</strong><br />

hörte mich Simone. Er stellte seine Lampe<br />

vors Zelt, das waren nur 200 Meter.<br />

Eigentlich würde man einen Italiener<br />

nicht per se für einen <strong>der</strong> besten Höhenbergsteiger<br />

im Winter halten.<br />

Moro: Mir hat die aktuell beste polnische<br />

<strong>Bergsteiger</strong>in, Kinga Baranowska, gesagt,<br />

ich habe polnisches Blut in mir… Ich bin<br />

aus Bergamo, die Alpen sind da eher niedrig.<br />

Aber wir sind bekannt dafür, ziemlich zäh<br />

und harte Arbeiter zu sein. Walter Bonatti<br />

stammte auch aus Bergamo. Und wir zahlen<br />

Steuern, die die an<strong>der</strong>en ausgeben… (lacht)<br />

Wir sind also mehr deutsch. Ehrlich, das ist<br />

auch <strong>der</strong> Grund dafür, dass ich eine Südtirolerin<br />

geheiratet habe. Ich bin wahrscheinlich<br />

nicht <strong>der</strong> beste Prototyp eines Italieners.<br />

Denis, haben Sie auch polnisches Blut<br />

in den A<strong>der</strong>n? O<strong>der</strong> sind die Kasachen<br />

noch härter?<br />

Urubko: In meinen A<strong>der</strong>n fließt russisches<br />

Blut.<br />

Moro: Das ist die beste Antwort. (lacht)<br />

Was ist das Aufregende an einer Winterbesteigung?<br />

Moro: Im Winter im Himalaya bergsteigen<br />

heißt, die seltene Gelegenheit ergreifen, die<br />

Berge exakt so zu sehen, wie sie vor 50 o<strong>der</strong><br />

100 o<strong>der</strong> 1000 Jahren waren. Ohne menschliche<br />

Spuren, selbst Fixseile und Müll sind<br />

vom Schnee bedeckt. Wenn Sie den Everest<br />

heute wie Mallory besteigen wollen, dann<br />

geht das eigentlich nur im Winter.<br />

Urubko: Es ist ein Zurück zum Abenteuer<br />

<strong>der</strong> frühen Alpinisten. Zum Entdeckergeist.<br />

Moro: Als wir am Nanga Parbat waren und<br />

den Diamir-Gletscher querten, wussten wir<br />

zum Beispiel, dass die komplette Querung<br />

des Gletschers von Albert Mummery 1895<br />

gemacht worden war. Danach kam nur<br />

07 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 49


Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

Karakorum: Simone<br />

Moro an einem<br />

Steilstück des<br />

Gasherbrum II<br />

Fotos: Cory Richards/The North Face, Privatarchiv Denis Urubko (2)<br />

Bergsteigen<br />

im Dienst<br />

<strong>der</strong> Armee:<br />

Denis Urubko<br />

als Mitglied<br />

des »Central<br />

Sport Club<br />

of Kazakstan<br />

Army«<br />

noch Messner, <strong>der</strong> einen Teil des Gletschers<br />

durchstieg. Das Gefühl, auf einer Route unterwegs<br />

zu sein, die vor mehr als hun<strong>der</strong>t<br />

Jahren begangen wurde, und das in <strong>der</strong> wildesten<br />

Saison – das macht den Reiz aus.<br />

Und deshalb sind wir total glücklich mit<br />

dieser Expedition, obwohl wir scheiterten.<br />

Ich habe gelernt: Erfolgreiche Expeditionen<br />

müssen nicht mit dem <strong>Gipfel</strong>erfolg enden.<br />

Gerade am Nanga Parbat gab es so viele interessante<br />

Aspekte, die mir neue Energie gaben.<br />

Wie trainieren Sie für Winterbesteigungen?<br />

Moro: Ich versuche, dass <strong>der</strong> Körper sich an<br />

Kälte gewöhnt, indem ich nicht zu viel anziehe.<br />

Wenn Sie jetzt denken, dass ich extra<br />

kalt dusche, täuschen Sie sich aber.<br />

Was waren entscheidende Momente?<br />

Urubko: Okay, ein Beispiel von dir, Simone,<br />

eins von mir.<br />

Moro: Ich erinnere mich an eine Situation,<br />

als wir eine Besteigung abbrechen mussten<br />

und Denis enttäuscht war. Wir waren<br />

ganz nah am <strong>Gipfel</strong>, aber einem in unserer<br />

Seilschaft ging es nicht gut. Ich sagte: Wir<br />

müssen umdrehen. Denis wollte das erst<br />

nicht einsehen. Er war ärgerlich. Es war ein<br />

Moment, an dem ich seine Freundschaft testete.<br />

Er hätte auch sagen können: Geht ihr<br />

zurück, ich mach’s alleine.<br />

ZU DEN PERSONEN<br />

Und für Sie, Denis: Gab es einen Punkt, an<br />

dem Sie dachten: Hmm, wird schwierig?<br />

Urubko: Nur ganz am Anfang, 1999. Wir<br />

hatten einfach unterschiedliche Mentalitäten.<br />

Wir kämpften manchmal wie zwei neugierige<br />

Hunde (beide fangen zu knurren an). Ich<br />

brauchte ein wenig, um zu kapieren, wie<br />

wichtig er für mich ist. Als älterer Bru<strong>der</strong>,<br />

als Freund. Manchmal, wenn ich Simone<br />

nicht verstehe, versuche ich, erst einmal<br />

mich selbst zu verstehen. Zu verstehen, was<br />

in <strong>der</strong> Kommunikation falsch gelaufen sein<br />

könnte und wie ich das verbessern kann. ◀<br />

Sie schlagen auch kein Loch in zugefrorene<br />

Seen, um darin zu baden?<br />

Moro: Nein, davon wird man doch nur<br />

krank. Meine Mutter sagt, dass ich immer<br />

nur im T-Shirt rumgelaufen bin.<br />

Und Sie Denis?<br />

Urubko: Auch nichts wirklich Beson<strong>der</strong>es,<br />

also keine Diät o<strong>der</strong> so. Wir beide versuchen<br />

nur, Zucker zu meiden, aber auch<br />

nicht extrem.<br />

Was müsste passieren, dass Ihre Freundschaft<br />

zerbricht?<br />

Moro: Das ist eine gute Frage, wir haben<br />

noch nie darüber gesprochen.<br />

Urubko: Simone, dann rede nicht darüber!<br />

Moro: Gott sei dank stehen wir nicht auf die<br />

gleichen Frauen!<br />

Moro: Wir haben schon einiges gemeinsam<br />

durchgemacht in den letzten 15 Jahren, und<br />

unsere Freundschaft ist daran gewachsen.<br />

Trainer, Soldat, Winterbesteiger<br />

Simone Moro, geboren am 27. Oktober 1967<br />

in Bergamo, Italien, wurde schon von seinem<br />

Vater fürs Klettern begeistert. Von 1985 bis<br />

1992 war er Teil <strong>der</strong> Sportkletter-Nationalmannschaft<br />

FASI und kletterte in den damals<br />

höchsten Schwierigkeitsgraden (8a und 8b+).<br />

Nach seiner aktiven Karriere trainierte er die<br />

FASI. 2003 schloss er sein Sportstudium mit<br />

Bravur ab, seine Abschlussarbeit deutete schon<br />

auf seine Leidenschaft hin: »Alpinismus in<br />

extremen Höhen«. Moro machte vor allem durch<br />

seine Winterbesteigungen auf sich aufmerksam,<br />

im Jahr 2008 zum ersten Mal zusammen mit<br />

Denis Urubko am Makalu (8485 m).<br />

Denis Urubko, geboren am 29. Juli 1973 in<br />

Newinnomyssk im Kaukasus (Russland), wollte<br />

eigentlich Kameramann und Journalist werden.<br />

Er entschied sich aber für den harten, alpinistischen<br />

Weg und schloss sich dem kasachischen<br />

Militär-Sport-Korps an. Inzwischen gehört er<br />

zu <strong>der</strong> kleinen Riege <strong>der</strong> Alpinisten, die alle 14<br />

Achtausen<strong>der</strong> bestiegen haben. Er ist erst <strong>der</strong><br />

Achte, dem dies ohne zusätzlichen Sauerstoff<br />

gelang. Für seine herausragenden Leistungen<br />

wurde er unter an<strong>der</strong>en mit dem Schneeleopard-<br />

Orden, dem Eiger Award und dem Piolet d’Or<br />

ausgezeichnet.<br />

Innige Spaßvögel: unschwer zu erkennen,<br />

wer gerne mehr Faxen macht …<br />

50 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13


ISBN 978-3-7654-5913-9<br />

ISBN 978-3-7654-5910-8<br />

ISBN 978-3-7654-4910-9<br />

ISBN 978-3-7654-6084-5<br />

ISBN 978-3-7654-5911-5<br />

ISBN 978-3-7654-5900-9<br />

ISBN 978-3-7654-4917-8<br />

ISBN 978-3-7654-6117-0<br />

ISBN 978-3-7654-5175-1<br />

ISBN 978-3-7654-5676-3<br />

ISBN 978-3-7654-5894-1<br />

ISBN 978-3-7654-5678-7<br />

ISBN 978-3-7654-5679-4<br />

ISBN 978-3-7654-6251-1<br />

ISBN 978-3-7654-5917-7<br />

ISBN 978-3-7654-5904-7<br />

ISBN 978-3-7654-5914-6<br />

ISBN 978-3-7654-4904-8<br />

ISBN 978-3-7654-6081-4<br />

ISBN 978-3-7654-4897-3<br />

ISBN 978-3-7654-4581-1<br />

ISBN 978-3-7654-6085-2<br />

ISBN 978-3-7654-5896-5<br />

ISBN 978-3-7654-5234-5<br />

ISBN 978-3-7654-4915-4<br />

ISBN 978-3-7654-5916-0<br />

ISBN 978-3-7654-4903-1<br />

ISBN 978-3-7654-4909-3<br />

ISBN 978-3-7654-6086-9<br />

ISBN 978-3-7654-5793-7<br />

ISBN 978-3-7654-5897-2<br />

ISBN 978-3-7654-4902-4<br />

ISBN 978-3-7654-5235-2<br />

ISBN 978-3-7654-5906-1<br />

ISBN 978-3-7654-5898-9<br />

ISBN 978-3-7654-5792-0<br />

ISBN 978-3-7654-5903-0<br />

ISBN 78-3-7654-5905-4<br />

ISBN 978-3-7654-5912-2<br />

ISBN 978-3-7654-5783-8<br />

ISBN 978-3-7654-5891-0<br />

ISBN 978-3-7654-5899-6<br />

ISBN 978-3-7654-5684-8<br />

ISBN 978-3-7654-5941-2<br />

ISBN 978-3-7654-5892-7<br />

ISBN 978-3-7654-5893-4<br />

ISBN 978-3-7654-5902-3<br />

ISBN 978-3-7654-5935-1<br />

ISBN 978-3-7654-5173-7<br />

ISBN 978-3-7654-5169-0<br />

ISBN 978-3-7654-5907-8<br />

ISBN 978-3-7654-6102-6<br />

ISBN 978-3-7654-5908-5<br />

ISBN 978-3-7654-5895-8<br />

ISBN 978-3-7654-5909-2<br />

ISBN 978-3-7654-5674-9<br />

ISBN 978-3-7654-5901-6<br />

ISBN 978-3-7654-5675-6<br />

ISBN 978-3-7654-4896-6<br />

ISBN 978-3-7654-5174-4<br />

ISBN 978-3-7654-5683-1<br />

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ISBN 978-3-7654-5167-6<br />

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Die Welt neu entdecken


AUF TOUR<br />

SERIE: Hüttenzauber<br />

TEIL 8: Langkofelhütte<br />

Familienbande<br />

Luis Trenker war noch als Hochbetagter hier<br />

oben, auch Reinhold Messner beehrte die Hütte<br />

unter dem Langkofel. Walter Piazza bewirtet<br />

berühmte Gäste mit <strong>der</strong> gleichen knorrigen<br />

Herzlichkeit wie die zahllosen Alpinisten, die<br />

sich an den Wänden versuchen. Die Tourenbücher<br />

sind voller Abenteuer und Anekdoten.<br />

Von Christina Warta (Text und Bil<strong>der</strong>)<br />

Wenn draußen die untergehende<br />

Sonne ihre Strahlen<br />

durch die Fenster in den<br />

niedrigen Gastraum schickt,<br />

dann zieht es die <strong>Bergsteiger</strong><br />

aus <strong>der</strong> bullernden Kaminwärme noch<br />

einmal nach draußen auf den Balkon. Vorne<br />

stürzt das Kar steil in die Tiefe, darüber<br />

spannt sich ein dramatischer Himmel, <strong>der</strong><br />

aussieht wie von Caspar David Friedrich gemalt.<br />

Es ist ein magischer Moment, <strong>der</strong> auch<br />

jene noch einmal mobilisiert, die eigentlich<br />

nur noch die Füße hochlegen wollten. Die<br />

Langkofelhütte klebt auf 2256 Metern Höhe<br />

direkt unter <strong>der</strong> Langkofelkarspitze. Doch<br />

sie ist nicht nur eine Aussichtskanzel par<br />

excellence, son<strong>der</strong>n auch ein perfekter Aus-<br />

52 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13


Viele Wege führen<br />

auf den Lang- und<br />

Plattkofel – so breit<br />

wie dieser Pfad sind<br />

die wenigsten.<br />

HÜTTENZAUBER<br />

Wenn eine Schlechtwetterfront<br />

naht, ziehen Wolkenfetzen<br />

auch um die Langkofelhütte,<br />

die auf 2256 Metern<br />

nahe <strong>der</strong> Felswand klebt.<br />

gangspunkt für Wan<strong>der</strong>- und Klettertouren.<br />

Der Langkofel ist das Wahrzeichen von St.<br />

Cristina im Grödner Tal. Der 3181 Meter<br />

hohe Berg, den die Einheimischen auf ladinisch<br />

»Saslonch« nennen, überragt den Ort<br />

mit seiner charakteristischen Form. Wie monumentale<br />

Finger schieben sich die Felsen<br />

in die Höhe. Die anspruchsvollen Wege des<br />

Langkofels sind den Alpinisten vorbehalten,<br />

während das charakteristische <strong>Gipfel</strong>plateau<br />

des 2956 Meter hohen Plattkofels auch von<br />

Wan<strong>der</strong>ern erklommen werden kann. Die<br />

Langkofelhütte liegt im Herzen des Massivs.<br />

Wer über den Rundweg kommt, kann sie<br />

von weiter Ferne erkennen, wenn er denn<br />

weiß, wo genau die Hütte liegt: Direkt über<br />

dem Geröllfeld drückt sich das massiv gemauerte<br />

Haus mit den grünweißen Fensterläden<br />

an die Felsen.<br />

Salame di Cioccolata und Zirbenschnaps<br />

Schon vor 1900 wurde eine erste, kleine<br />

Hütte am Langkofel gebaut, doch sie sollte<br />

nicht lange stehen: Eine Lawine riss auf<br />

dem Weg ins Tal alles mit, was im Weg<br />

stand – auch die erste Langkofelhütte. Die<br />

Wiener Sektion des Alpenvereins errichtete<br />

deshalb 1903 eine zweite Hütte, die nicht<br />

nur etwas größer war, son<strong>der</strong>n vor allem<br />

eine geschütztere Lage hatte. Dass <strong>der</strong> Bauplatz<br />

diesmal mit Bedacht gewählt wurde,<br />

zahlte sich aus: Seit über hun<strong>der</strong>t Jahren<br />

haben <strong>der</strong> Langkofelhütte we<strong>der</strong> Lawinen<br />

noch an<strong>der</strong>e Unbilden <strong>der</strong> Natur etwas anhaben<br />

können. 1927 wurde das Gebäude<br />

noch einmal erweitert und 1991 wurde zudem<br />

eine Küche angebaut.<br />

Von Mai bis September ist Walter Piazza<br />

<strong>der</strong> Chef im Rifugio Vicenza – und das seit<br />

mehr als 30 Jahren. Er herrscht über die Bar<br />

gleich beim Eingang, natürlich über die<br />

Küche und über ein beeindruckendes Bettenlager<br />

unter dem Dach. In 69 Stockbetten<br />

können sich die <strong>Bergsteiger</strong> von ihren Touren<br />

erholen – vorausgesetzt, <strong>der</strong> Schläfer<br />

nebenan verhält sich einigermaßen ruhig.<br />

Seit den 1980er-Jahren bewirtschaftet Piazza<br />

im Sommer die Langkofelhütte, kredenzt<br />

Carne salada und Gulasch, serviert<br />

Salame di Cioccolata und Zirbenschnaps<br />

und schneidet später am Abend ein Stückchen<br />

Speck für all jene auf, die immer noch<br />

munter in <strong>der</strong> Stube sitzen und noch mal<br />

Appetit bekommen haben. Vor Piazza war<br />

sein Vater <strong>der</strong> Hüttenwirt hier oben, und<br />

davor sein Großvater. »Wenn ich das einmal<br />

nicht mehr machen kann, werden es meine<br />

Söhne übernehmen«, erzählt er.<br />

Alpinistischer Schatz<br />

Hüttenwirt zu sein auf gut 2000 Metern ist<br />

kein einfaches Geschäft: »Es ist kein Stress«,<br />

sagt Walter Piazza, <strong>der</strong> seine Arbeit hier<br />

oben liebt, »aber es ist eine Riesenarbeit«.<br />

In <strong>der</strong> Hochsaison arbeiten zehn Personen<br />

auf <strong>der</strong> Hütte. 150 Kilo Lebensmittel müssen<br />

jeden Tag hinaufgeschafft, <strong>der</strong> Müll wie-<br />

KOMPAKT<br />

Alle Fotos: Bernd Ritschel<br />

Langkofelhütte – Hütteneinmaleins<br />

Lage: Unterhalb <strong>der</strong> Langkofelkarspitze<br />

(2821 m) vereinen sich Lang- und Plattkofelkar<br />

auf dem Weg ins Tal. Genau darüber thront die<br />

Langkofelhütte, die auch den Namen »Rifugio<br />

Vicenza al Sassolungo« trägt.<br />

Kapazität: 69 Betten im Bettenlager, Dreiund<br />

Vierbett-Zimmer<br />

Zugänge: Von Monte Pana mit Unterstützung<br />

des Sessellifts vom Mont de Sëura in zwei Stunden,<br />

vom Sellajoch in rund zweieinhalb Stunden,<br />

von <strong>der</strong> Plattkofelhütte in zwei Stunden o<strong>der</strong> im<br />

Abstieg von <strong>der</strong> Toni-Demetz-Hütte (Auffahrt mit<br />

Sessellift) in etwa einer Stunde.<br />

Öffnungszeiten: Ende Mai o<strong>der</strong> Anfang Juni<br />

bis Ende September, genaue Öffnungszeiten<br />

sind von <strong>der</strong> Witterung abhängig.<br />

Adresse: Via Pana 73, 39047 S. Cristina (BZ)<br />

E-Mail: info@rifugiovicenza.com o<strong>der</strong><br />

info@langkofelhuette.com<br />

Internet: www.rifugiovicenza.com<br />

Telefon: 00 39/04 71/79 23 23<br />

Stromversorgung: aus Dieselaggregaten.<br />

Solarzellen bekämen<br />

wegen <strong>der</strong> steilen Felsen<br />

zu wenig direkte Sonneneinstrahlung.<br />

Wasserversorgung:<br />

aus dem Gletscher – mit<br />

nur drei Grad Celsius<br />

Wirt Walter Piazza an<br />

<strong>der</strong> Hüttenbar<br />

07 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 53


TOUREN<br />

Tourentipps rund um Langkofel und Plattkofel<br />

Dolomiten von ihrer schönsten Seite: Wir haben sechs Bergtouren<br />

für Sie ausgesucht, die Sie nicht vergessen werden.<br />

Vom Balkon <strong>der</strong> Langkofelhütte<br />

schweift <strong>der</strong> Blick weit ins Tal.<br />

1 Um die Langkofelgruppe<br />

(3181 m)<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

550 Hm + 12 J.<br />

Charakter: Leichte, aber ziemlich<br />

lange Wan<strong>der</strong>ung (17 Kilometer), für<br />

die aufgrund <strong>der</strong> Länge eine ordentliche<br />

Kondition vonnöten ist. Bei Regen<br />

können einige Abschnitte glitschig<br />

werden. Wun<strong>der</strong>volle Ausblicke auf<br />

Sellamassiv, Schlern und Seiseralm.<br />

Turbulent: die Einkehr in die beliebte<br />

Emilio-Comici-Hütte<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz<br />

Sellajochhaus (2180 m) o<strong>der</strong><br />

Bergstation (2280 m) <strong>der</strong> Ciampinoi-<br />

Seilbahn<br />

Anfahrt: Von St. Ulrich, dem größten<br />

Ort im Grödner Tal, bis Wolkenstein, von<br />

dort mit <strong>der</strong> Seilbahn auf den Ciampinoi<br />

o<strong>der</strong> mit dem Auto zum Sellajoch<br />

Route: Ciampinoi, Sellajochhaus,<br />

Friedrich-August-Hütte, Plattkofelhütte,<br />

Comicihütte, Ciampinoi o<strong>der</strong><br />

Sellajochhaus<br />

2 Zur Toni-Demetz-Hütte<br />

(2681 m)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

570 Hm + 10 J.<br />

Charakter: Nach einem gemächlichen<br />

Beginn unterhalb steiler Felswände<br />

geht es durch das Langkofelkar<br />

steil bergan. Wegen möglicher<br />

rutschiger Wege und Geröllfel<strong>der</strong><br />

schadet Trittsicherheit nicht. Müde<br />

Wan<strong>der</strong>er können die Wan<strong>der</strong>ung<br />

unterwegs abkürzen o<strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />

Toni-Demetz-Hütte mit <strong>der</strong> Gondelbahn<br />

abfahren.<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz<br />

am Sellajoch (2180 m)<br />

Route: Sellajoch, Felsenlabyrinth<br />

»Steinerne Stadt«, Comici-Hütte,<br />

Ciaulonch-Sattel, Langkofelhütte,<br />

Toni-Demetz-Hütte, Sellajoch<br />

Einkehr: Comici-, Langkofel-, Toni-<br />

Demetz-Hütte<br />

3 Besteigung des Plattkofels<br />

(2964 m)<br />

▶ mittel-schw. 7 Std.<br />

780 Hm + 14 J.<br />

Charakter: Einer <strong>der</strong> Klassiker des<br />

Tals. Die Wan<strong>der</strong>ung führt über eine<br />

Geröllfl anke und denselben Weg<br />

zurück. Trittsicherheit erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Einer <strong>der</strong> schönsten Ausblicke über<br />

das Tal<br />

Ausgangs- und Endpunkt:<br />

Parkplatz am Sellajochhaus (2180 m)<br />

Route: Entlang des Friedrich-August-<br />

Wegs zur Plattkofelhütte, von dort in<br />

rund 2 Stunden zum <strong>Gipfel</strong>. Gleicher<br />

Weg zurück o<strong>der</strong> über die Zallinger-<br />

Hütte direkt absteigen nach St.<br />

Cristina. Variante: Aufstieg über den<br />

Oscar-Schuster-Klettersteig. Schwierige,<br />

alpine, sparsam gesicherte Tour,<br />

nur für Klettersteig-Erfahrene<br />

Einkehr: Friedrich-August-Hütte,<br />

Pertini-Hütte, Plattkofelhütte,<br />

Zallinger<br />

4 Über den Oscar-Schuster-<br />

Steig auf den Plattkofel<br />

Klettersteig<br />

▶ schwierig 4 Std.<br />

700 Hm + 14 J.<br />

Charakter: Alpine <strong>Gipfel</strong>überschreitung,<br />

Aufstieg entlang eines sparsam<br />

gesicherten Klettersteigs mit Aussicht<br />

an <strong>der</strong> Innenseite des Plattkofels,<br />

Trittsicherheit, Schwindelfreiheit nötig<br />

Ausgangspunkt: Langkofelhütte<br />

Endpunkt: Plattkofelhütte<br />

Route: Langkofelhütte, Plattkofelkar,<br />

Plattkofelgipfel, Abstieg zur Plattkofelhütte<br />

Einkehr: Langkofelhütte, Plattkofelhütte<br />

5 Vom Ciampinoi zur<br />

Langkofelhütte<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

250 850 + 10 J.<br />

Charakter: Kurze, gemütliche<br />

Abwärts-Wan<strong>der</strong>ung, einige Stellen<br />

etwas ausgesetzt<br />

Ausgangspunkt: Ciampinoi, Bergstation<br />

(Talstation: Wolkenstein)<br />

Endpunkt: Monte Pana, Bergstation<br />

Route: Von <strong>der</strong> Bergstation über den<br />

Ciampinoi, auf dem jedes Jahr ein<br />

Ski-Weltcup stattfi ndet, dann hinauf<br />

zur Langkofelhütte, hinab über die<br />

Confi nböden und auf einer Forststraße<br />

nach Monte Pana, hier führt ein<br />

Sessellift nach St. Cristina<br />

Einkehr: Langkofelhütte<br />

6 Von St. Ulrich über die<br />

Confinböden hinauf zur<br />

Langkofelhütte<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1020 Hm ab 12 J.<br />

Charakter: Auf dem Weg von St. Ulrich<br />

wan<strong>der</strong>n ambitionierte Alpinisten<br />

schon seit <strong>der</strong> Zeit vor dem Ersten<br />

Weltkrieg. Ihr Ziel schon damals: die<br />

Langkofelhütte. Auch heute braucht<br />

man nicht nur Kondition, son<strong>der</strong>n<br />

auch Einsatzfreude und Abenteuerlust,<br />

um den hin und wie<strong>der</strong> steilen<br />

und eingewachsenen Weg zu fi nden<br />

und zu meistern.<br />

Ausgangspunkt: St. Ulrich<br />

(1236 m)<br />

Endpunkt: Monte Pana (1637 m)<br />

Route: Von St. Ulrich zunächst<br />

Richtung St. Cristina, dann den Steig<br />

Richtung Confi nböden (»Plans de<br />

Cunfi n«) nehmen, über die Klamm<br />

und zwei Forststraßen, dann über die<br />

Qual <strong>der</strong> Wahl: Touren gibt es am<br />

Langkofelmassiv zuhauf.<br />

Confi nböden zur Langkofelhütte. Von<br />

dort Abstieg Richtung Monte Pana<br />

Einkehr: Langkofelhütte<br />

54 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13


INFO<br />

Historisches <strong>Gipfel</strong>buch von 1940<br />

Blitz und Donner an <strong>der</strong> »Salami«<br />

Ein schmaler Pfad führt<br />

hinauf zu den Schneefel<strong>der</strong>n<br />

im Kar und auf den<br />

Oscar-Schuster-Steig.<br />

<strong>der</strong> hinuntergebracht werden. Bis 1979 übernahmen<br />

diese Arbeit Pferdewagen, soweit<br />

sie denn den Berg hinaufkamen. Seither<br />

gibt es eine Materialbahn. An schönen Wochenenden<br />

ist jedes Bett in <strong>der</strong> Hütte besetzt,<br />

doch nach einem Wettersturz sind manchmal<br />

auch nur ein paar Matratzen belegt. Die<br />

Langkofelhütte ist eine klassische Berghütte:<br />

Vier Toiletten, zwei Waschbecken – mehr<br />

Komfort gibt es nicht für die Übernachtungsgäste.<br />

Doch wer hat schließlich schon Lust<br />

zu duschen, wenn das Wasser, das von den<br />

Gletschern aufgefangen wird, nur drei Grad<br />

Celsius hat?<br />

Piazza ist ein knorriger, aber herzlicher Typ:<br />

In all den Jahren hat er hier oben Scharen<br />

von <strong>Bergsteiger</strong>n beherbergt und verköstigt.<br />

Auch Luis Trenker, <strong>der</strong> aus St. Ulrich im<br />

Grödner Tal stammt, war darunter, ebenso<br />

wie Reinhold Messner. Aber auch viele weniger<br />

bekannte, ambitionierte Alpinisten sind<br />

von hier aufgebrochen, um neue Routen an<br />

den Steilwänden oberhalb <strong>der</strong> Hütte zu eröffnen.<br />

Wer einen Erfolg feiern konnte o<strong>der</strong><br />

ein beson<strong>der</strong>es Erlebnis hatte, trug die Tour<br />

Sie nennen die Wand »die<br />

Salami«: Im Langkofelmassiv<br />

ragt westlich eine Felsnadel<br />

auf, rund 350 Meter hoch,<br />

kaum zerklüftet, die aussieht<br />

wie ein überdimensionaler<br />

Hinkelstein. Immer wie<strong>der</strong><br />

hatten sich Seilschaften an<br />

dem Felsenturm versucht,<br />

und auch in den historischen<br />

Tourenbüchern <strong>der</strong> Langkofelhütte<br />

wird von Erlebnissen in<br />

<strong>der</strong> »Salami« berichtet.<br />

Am 29. August 1940 war dem<br />

italienischen Kletterer Emilio<br />

Comici die Erstbegehung des<br />

2844 Meter hohen Monoliths<br />

gelungen. Zwei Tage war Comici<br />

mit seinem Seilpartner Severino<br />

Casara in <strong>der</strong> Nordwand<br />

gewesen. Am Nachmittag des<br />

ersten Tages hatte Comici die<br />

Schlüsselstelle, einen ausladenden<br />

Überhang, überwunden.<br />

In einer kleinen Nische<br />

hatten die beiden die Nacht<br />

verbracht. Gleich am Morgen<br />

des zweiten Tags hatte sich<br />

Comici mit einem Hammer an<br />

<strong>der</strong> Hand verletzt. Doch in dem<br />

schwierigen Gelände konnte<br />

sein Partner nicht vorsteigen,<br />

Emilio Comici führte die Seilschaft<br />

trotz seiner Verletzung<br />

erfolgreich weiter zum <strong>Gipfel</strong>.<br />

Der Salamiturm sollte Comicis<br />

letzte Erstbegehung sein: Nur<br />

sieben Wochen später verunglückte<br />

<strong>der</strong> Ausnahmekletterer<br />

tödlich – in einem Klettergarten<br />

in Wolkenstein.<br />

»Der Salamiturm ist sehr beliebt«,<br />

sagt Langkofelhüttenwirt<br />

Walter Piazza, »auch wenn viele<br />

Kletterer heute nur noch einen<br />

Tag unterwegs sein wollen«. Die<br />

schattige Tour (VI+) sollte aber<br />

nur bei absolut gewitterfreiem<br />

Wetter angegangen werden,<br />

denn <strong>der</strong> Salamiturm gilt als<br />

einer <strong>der</strong> Blitzableiter des<br />

Langkofels. Auch die erste<br />

Wie<strong>der</strong>holung am 23. September<br />

1945 endete mit einem<br />

Drama: Alle drei Kletterer<br />

kamen ums Leben.<br />

abends in das Tourenbuch ein. Die historischen<br />

Bücher sind voller Abenteuer und Anekdoten.<br />

Walter Piazza hütet sie wie einen<br />

Schatz – und das sind sie ja auch.<br />

Am Morgen ist <strong>der</strong> Himmel wie<strong>der</strong> klar und<br />

blau. Walter Piazza steht gut gelaunt hinter<br />

<strong>der</strong> Bar und brüht noch ein paar Espressi für<br />

die Wan<strong>der</strong>er, bevor sie auf brechen. Dann<br />

hebt er den Arm und winkt.<br />

◀<br />

Kaufbeurer Hütte mit Blick auf den Hochvogel<br />

Meine Lieblingshütte:<br />

Kaufbeurer Haus, Allgäuer Alpen<br />

Von BERGSTEIGER-Leser Michael Nitsche aus Bad<br />

Wörishofen/Mindelheim<br />

Foto: privat<br />

Eine meiner absoluten Lieblingshütten<br />

ist das Kauf beurer Haus in den Allgäuer<br />

Alpen. Es ist eine ganz kleine, urige<br />

<strong>Bergsteiger</strong>hütte mit beson<strong>der</strong>em Flair. Angenehm<br />

ist vor allem, dass sie so gut wie<br />

nie überlaufen ist. Vor dem Haus gibt es<br />

einen Brunnen mit hervorragen<strong>der</strong> Trinkwasserqualität<br />

(wird jedes Jahr überprüft).<br />

Beson<strong>der</strong>s attraktiv ist die Hütte auch durch<br />

den unverbauten Blick auf den imposanten<br />

Hochvogel.<br />

Zu den <strong>Gipfel</strong>n, die man vom Kauf beurer<br />

Haus aus erreichen kann, zählen die Gliegerkarspitze<br />

(2577 m), die Bretterspitze<br />

(2608 m) und die Urbeleskarspitze (2636 m).<br />

Man kann auch eine Gratüberschreitung<br />

von <strong>der</strong> Gliegerkarspitze auf die Bretterspitze<br />

(o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s herum) machen (bis<br />

Schwierigkeitsgrad II). Der Fels ist überall<br />

sehr griffig und kompakt.<br />

Steckbrief:<br />

Kaufbeurer Haus,<br />

Allgäuer Alpen<br />

Lage: 2007 m hoch über<br />

dem Hornbachtal<br />

Schlafplätze: 50 Lager<br />

(wenn unbewirtschaftet: 14)<br />

Kontakt:<br />

Tel. 0 83 21/2 67 76<br />

info@dav-allgaeuimmenstadt.de<br />

Öffnungszeiten: Pfi ngsten<br />

bis Anfang Oktober<br />

Schicken Sie uns Ihre Lieblingshütte<br />

per Post o<strong>der</strong> an<br />

bergsteiger@bruckmann.de!<br />

Es gibt Preise…<br />

!<br />

07 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 55


KOLUMNE<br />

Bücherberge<br />

Berge vermehren sich nicht, Bücher schon. O<strong>der</strong><br />

war es umgekehrt? Auf alle Fälle haben die Leidenschaften<br />

für beide mehr gemeinsam als man denken<br />

möchte. Und vereinen sich von Zeit zu Zeit.<br />

Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />

Eugen E. Hüsler<br />

ist seit 50 Jahren in den Alpen<br />

unterwegs und hat mehr als<br />

hun<strong>der</strong>t Bücher und Führer<br />

verfasst. Der 68-Jährige<br />

schreibt im Wechsel mit<br />

Sandra Zistl, Axel Klemmer und<br />

Caroline Fink über das aktuelle<br />

Geschehen in den Bergen.<br />

Kürzlich wollte ich mal wie<strong>der</strong> in jenes<br />

große Sporthaus Münchens, das<br />

mit dem Indoor-Klettersteig. Ganz in<br />

<strong>der</strong> Nähe, am Marienplatz, befindet<br />

sich auch eine große, nein: die größte Buchhandlung<br />

<strong>der</strong> Stadt: H. Da gehe ich nicht so<br />

gerne hin, weil mich die schiere Masse an<br />

Gedrucktem jedes Mal ziemlich verstört zurücklässt:<br />

Wer soll das alles lesen? Jedes Jahr,<br />

erfahre ich anlässlich <strong>der</strong> großen (<strong>der</strong> weltgrößten!)<br />

Frankfurter Bücherschau, werden<br />

in Deutschland mehr als 50 000 neue Bücher<br />

gedruckt: Kochbücher, Strickanleitungen,<br />

Wie-schmücke-ich-mein-Heim-Bücher,<br />

Prachtbände, Sportlerbiografien, Krimis,<br />

Historienschinken, Trost-, Erklär- und Verstörliteratur<br />

und natürlich: Bergbücher,<br />

ganze Berge davon. Jedes Jahr.<br />

Ein Akt <strong>der</strong> Selbstzerstörung<br />

Dabei habe ich gehört, dass Berge sich nicht<br />

vermehren können. Vermutlich deshalb,<br />

weil sie so unbeweglich sind, nicht zueinan<strong>der</strong><br />

finden, einfach dastehen, für ewig.<br />

Wissenschaftler erklären uns zwar, dass das<br />

so nicht stimmt, dass auch in <strong>der</strong> Erdkruste<br />

alles in Bewegung ist, dass in einigen Jahrmillionen<br />

unsere Alpen ganz an<strong>der</strong>s aussehen<br />

werden; <strong>der</strong> Inn münde dann ins Mittelmeer,<br />

und München könnte auf dem Grund<br />

eines künftigen Meeres liegen. Die Großbuchhandlung<br />

natürlich auch, mit all dem<br />

Gedruckten, das mich so hibbelig macht.<br />

Dabei bin ich selbst auf dem besten Weg,<br />

ein Mini-H. zu werden. Ich kaufe nämlich<br />

gerne Bücher, lese die meisten und kann sie<br />

einfach nicht wegwerfen. Mit Landkarten<br />

verhält es sich ähnlich. Dabei bin ich gar<br />

kein echter Sammler. Es ist einfach so, dass<br />

mir Bücher leicht ans Herz wachsen. Während<br />

des Lesens – so stelle ich mir das vor<br />

– nisten sie sich in meinem Innersten ein<br />

und werden zu einem Teil meines Ichs. Sie<br />

wegzuwerfen, wäre dann ein Akt <strong>der</strong> Selbstzerstörung.<br />

Und so bleiben sie im Regal und<br />

in meinem Kopf. Natürlich geht manches<br />

verloren, das Gedächtnis leckt, doch vieles<br />

bleibt haften, für immer. Aber warum gerade<br />

die Höhenzahl des Hasenöhrls (3256 m),<br />

dessen <strong>Gipfel</strong> ich mal bestiegen habe, vor<br />

Jahren? O<strong>der</strong> jener herrlich-skurrile Ausdruck<br />

von <strong>der</strong> »fußläufigen Erholung«?<br />

Wer steuert wen?<br />

Bücher. Sie sind ein Teil meines Lebens.<br />

Auf Papier gedruckte Bücher, meine ich. Ja,<br />

ich mag sie anfassen, das virtuelle Pendant,<br />

ein E-Book, genügt nicht. Vielleicht macht<br />

es mir auch ein wenig Angst, dass die mo<strong>der</strong>ne<br />

Technik alles besser, noch perfekter<br />

kann, nichts vergisst, und immer weiter in<br />

unser Leben eindringt. Wer steuert da wen?<br />

Ich bin ins Sporthaus gegangen, ein bisschen<br />

herumspaziert, verwun<strong>der</strong>t darüber,<br />

was ein sportlicher Mensch mit Freizeitanspruch<br />

heutzutage so alles braucht. Ein<br />

paar Euro habe ich dagelassen, natürlich<br />

in <strong>der</strong> Buchabteilung – ich konnte einfach<br />

nicht wi<strong>der</strong>stehen. Der Titel des schmalen<br />

Bändchens war auch zu verführerisch:<br />

»Bergbücher und Bücherberge – eine Anleitung<br />

zum <strong>Gipfel</strong>glück«.<br />

◀<br />

56 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


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Fernweh.<br />

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Name<br />

Vorname<br />

Straße<br />

PLZ<br />

Ort<br />

Datum Unterschrift<br />

Hausnummer<br />

Berg713


TIPP<br />

12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />

Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/13<br />

Schweiz, Österreich, Italien, Deutschland,<br />

Slowenien, Liechtenstein<br />

Abtrennen<br />

Falten<br />

Einstecken<br />

1 Hin<strong>der</strong>rugg, abwechslungsreiche<br />

2 Leistchamm,<br />

10 Zugspitze, leichter,<br />

6 Mittenwal<strong>der</strong><br />

4 Gosaukamm-Umrundung,<br />

5 Hoher Dachstein,<br />

Rund-<br />

wan<strong>der</strong>ung, z. T. steil<br />

Aufstieg extrem steil<br />

und ausgesetzt<br />

stellenweise aus-<br />

gesetzter Klettersteig<br />

Höhenweg, unschwieriger<br />

Klettersteig<br />

gute Wege,<br />

z. T. versichert<br />

drei schwierige Klettersteige<br />

am Stück<br />

3 Lohner-Umrundung,<br />

8 Gran Paradiso,<br />

7 Dufourspitze,<br />

12 Vor<strong>der</strong> Grauspitz, 9 Großglockner,<br />

lange, anspruchs-<br />

volle Wan<strong>der</strong>runde<br />

einfache, kurze Hochtour<br />

für Einsteiger<br />

lange, äußerst schwierige<br />

Hochtour<br />

anspruchsvolle Wan<strong>der</strong>ung<br />

über viel Geröll<br />

großartige Hochtour,<br />

lei<strong>der</strong> oft überlaufen<br />

11 Triglav, langer<br />

anspruchsvoller<br />

Klettersteig<br />

GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />

Tourenart<br />

Schwierigkeit<br />

Wan<strong>der</strong>n Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />

Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig


TIPP<br />

Appenzeller Alpen Hin<strong>der</strong>rugg (2306 m)<br />

1<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013– Seite 32<br />

TIPP<br />

Der Höchste <strong>der</strong> sieben Churfisten<br />

Von <strong>der</strong> Nordseite, vom Toggenburger Tal aus, kommt man ohne Mühe mit <strong>der</strong> Seilbahn bis zum<br />

Chäserrugg, dem 50 Meter nie<strong>der</strong>eren Nachbargipfel des Hin<strong>der</strong>rugg. Doch <strong>der</strong> Aufstieg von <strong>der</strong><br />

Südseite – mit Abstieg über das Obersesshüttli – ist freilich viel spannen<strong>der</strong>.<br />

1200 Hm | 7 Std.<br />

normale Bergwan<strong>der</strong>ausrüstung<br />

Talort: Walenstadt (426 m)<br />

Ausgangspunkt: Berggasthaus Lüsis (1205 m, erreichbar<br />

über Forststraße von Walenstadt)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Per Zug bis Walenstadt;<br />

bei Übernachtung im Berggasthaus Lüsis kann man sich<br />

vom Wirt mit dem Kleinbus am Bahnhof abholen lassen.<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std., Abstieg 3½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober, falls schneefrei<br />

Karte: swisstopo 1:50 000, Blatt 237 T »Walenstadt«;<br />

Appenzeller Alpen Leistchamm (2101 m)<br />

Im Westen <strong>der</strong> Churfirsten<br />

Auch wenn <strong>der</strong> Leistchamm streng genommen nicht mehr zu den<br />

sieben Churfisten zählt, ist er doch <strong>der</strong> markante Endpunkt dieser<br />

Bergkette. Beinahe senkrecht blickt man vom <strong>Gipfel</strong> auf das mehr<br />

als 1600 Meter tiefer gelegene Quinten und den Walensee.<br />

1800 Hm | 8½ Std.<br />

normale Bergwan<strong>der</strong>ausrüstung<br />

swisstopo 1:25 000, Blatt 1134 »Walensee«<br />

Fremdenverkehrsamt: Heidiland Tourismus, Infostelle Walensee-Unterterzen,<br />

Walenseestr. 18, CH-8882 Unterterzen,<br />

Tel. 00 41/81/7 20 17 17, www.heidiland.ch<br />

Einkehr/Übernachtung: Berggasthaus Lüsis (1205 m), Juni<br />

bis Ende Oktober, Tel. 00 41/81/7 35 11 72 o<strong>der</strong> 0041/79/<br />

6 82 04 02, www.luesis.ch; Alp Tschingla (1528 m), Mai bis<br />

Oktober, Tel. 00 41/79/4 40 72 67, www.alp-tschingla.ch<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Steiler Aufstieg von Vor<strong>der</strong>büls<br />

auf den Chäserrugg, aber ohne ausgesetzte Stellen. Vom Chäserrugg<br />

führt ein langgezogener Rücken sanft ansteigend bis zum<br />

höchsten <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Churfi rsten. Der erste Teil des Abstiegs über<br />

die Schlachtböden führt durch geologisch interessantes Gelände<br />

mit Karrenformationen. Die Tour endet mit einem sehr steilen<br />

Abstieg auf schmalen Serpentinen vom Ni<strong>der</strong>i bis Lüsis.<br />

2<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 32<br />

Talort: Quinten (434 m)<br />

Ausgangspunkt: Wan<strong>der</strong>weg in den Weinbergen<br />

Endpunkt: Arvenbüel (1273 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Postbus von Arvenbüel bis<br />

Bahnhof Ziegelbrücke (letzter Bus 18:21 Uhr, Stand Nov.<br />

12); Zug zwischen Ziegelbrücke und Walenstadt mit Halt u.<br />

a. in Murg und Unterterzen; Schiffsverkehr zwischen Murg<br />

und Quinten täglich ein- bis zweimal stündlich bis 19:50 Uhr,<br />

nach Anmeldung auch 20:45 bzw. 21:40 Uhr (Fahrplan März<br />

bis Oktober 2013, Infos unter www.walenseeschiff.ch).<br />

Gehzeiten: Aufstieg 6 Std., Abstieg 2½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober, falls schneefrei<br />

Karte: swisstopo 1:50 000, Blatt 237 T »Walenstadt»;<br />

swisstopo 1:25 000, Blatt 1134 »Walensee»<br />

Fremdenverkehrsamt: Heidiland Tourismus, Infostelle<br />

Walensee-Unterterzen, Walenseestr. 18, 8882 Unterterzen,<br />

Tel. 00 41/81/7 20 17 17, www.heidiland.ch<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Zum Sattel extrem steiles,<br />

ausgesetztes Gelände, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit<br />

unbedingte Voraussetzungen. Der Abstieg nach Arvenbüel ist<br />

teilweise ebenfalls steil, aber nicht mehr ganz so ausgesetzt.<br />

TIPP<br />

Berner Alpen Rund um den Lohner<br />

3<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 78<br />

Panoramawege <strong>der</strong> Extraklasse<br />

Zwischen Kan<strong>der</strong>steg und Adelboden erhebt sich das mehrgipflige Lohner-Massiv. Eine Rundtour<br />

über Üschene- und Engstligengrat, später quer durch den grimmigen Westabbruch und schließlich<br />

über die Bun<strong>der</strong>chrinde vermittelt ein Füllhorn von Eindrücken und Emotionen.<br />

2400 Hm | 2 Tage<br />

normale Bergausrüstung (inklusive<br />

Übernachtung)<br />

Talort: Kan<strong>der</strong>steg (1176 m) im Berner Oberland<br />

Ausgangspunkt: Im Üschenetal, bei P. 1621 hinter<br />

Usser Üschene; Zufahrt von Kan<strong>der</strong>steg via Eggeschwand<br />

und eine taxpfl ichtige Alpstraße (10 SFr)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Kan<strong>der</strong>steg mit Bahnanschluss,<br />

Postautoverkehr bis nach Eggeschwand; keine<br />

Möglichkeit ins Üschenetal, aber Seilbahn nach Sunnbüel<br />

Gehzeiten: 1. Tag bis Engstligenalp 6 Std.; 2. Tag 6½ Std.<br />

Höhenunterschied: 1. Tag 1200 Hm Aufstieg, 870 Hm<br />

Abstieg; 2. Tag 1200 Hm Aufstieg, 1530 Hm Abstieg<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Oktober, falls schneefrei<br />

Karten/Literatur: Swisstopo, 1:50 000, Blatt 263 T »Wildstrubel«;<br />

1:25 000, Blätter 1247 »Adelboden« und 1267 »Gemmi«;<br />

Zahel »Panoramawege Schweiz«, Bruckmann Verlag, 2012<br />

Fremdenverkehrsamt: CH-3718 Kan<strong>der</strong>steg,<br />

Tel. 00 41/33/6 75 80 80<br />

Hütten: Berghaus Bärtschi (1937 m), Tel. 00 41/33/6 73 13<br />

73; Berghotel Engstligenalp (1965 m), Tel. 00 41/33/6 73 22<br />

91; Lohnerhütte (2171 m), Tel. 00 41/33/6 73 04 87 o<strong>der</strong><br />

Tel. 00 41/79/4 31 54 25<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Großzügige Wan<strong>der</strong>runde, meist<br />

auf mittelschweren Wegen; im Abschnitt durch die Lohner-Westfl<br />

anke deutlich anspruchsvollere Route, die absolute Trittsicherheit<br />

und Schwindelfreiheit verlangt, nicht bei Nässe o<strong>der</strong> Schnee (ab<br />

und zu gesichert, jedoch längst nicht an allen heiklen Stellen).<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen


TIPP<br />

Appenzeller Alpen Hin<strong>der</strong>rugg (2306 m)<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Über die Almwiesen bei Lüsis führt <strong>der</strong> markierte<br />

Wan<strong>der</strong>weg auf einer Höhe bis Vor<strong>der</strong>büls. Auf einem in<br />

Serpentinen gewundenen Pfad geht es durch steile Almwiesen<br />

aufwärts bis zur Almhütte im Vals (1742 m). Dieser<br />

Rastpunkt bietet eine letzte Verschnaufpause im Schatten,<br />

bevor <strong>der</strong> Weg nun immer steiler durch die Rinne aufwärts<br />

führt. Während eines kurzen Stückes kommen hin und wie<strong>der</strong><br />

die Hände zum Einsatz. In den Verschnaufpausen kann man<br />

mit ein bisschen Glück eine Steinbockherde rechts oberhalb<br />

<strong>der</strong> Rinne beobachten. Wenn <strong>der</strong> Weg nach links auf einen<br />

Wiesen-Absatz führt, ist das steilste Stück geschafft und<br />

das <strong>Gipfel</strong>restaurant des Chäserrugg nur noch 20 Minuten<br />

entfernt. Wer den Trubel an <strong>der</strong> Bergstation <strong>der</strong> Seilbahn<br />

scheut, marschiert auf dem Rücken linkerhand noch ein paar<br />

Minuten weiter und erreicht schließlich den <strong>Gipfel</strong> des Hin<strong>der</strong>rugg<br />

mit fantastischer Sicht über den gezackten Kamm<br />

<strong>der</strong> Churfi sten und den Walensee 1900 Meter tiefer.<br />

Abstieg: Zurück geht es über das <strong>Gipfel</strong>restaurant am<br />

Chäserrugg. Wer möchte, kann noch einen kleinen Abstecher<br />

auf den langen Wiesenrücken <strong>der</strong> Rosenböden machen.<br />

Appenzeller Alpen Leistchamm (2101 m)<br />

Allerdings muss man für den weiteren Abstieg auch von dort<br />

wie<strong>der</strong> retour zum Chäserrugg, da das Gelände hinter dem<br />

Tristencholben steil abfällt und es keinen direkten Verbindungsweg<br />

zum Ni<strong>der</strong>i, dem Sattel Richtung Lüsis gibt. Bei<br />

den Schlachtböden beginnt die Karstlandschaft mit Tümpeln<br />

und zerklüftetem Gestein, in dessen Ritzen Blumen wuchern.<br />

Die Querung vom Obersesshüttli (1798 m) über den Pizol<br />

(1715 m) zum Ni<strong>der</strong>i (1839 m) birgt einiges an Auf und Ab.<br />

Am Ni<strong>der</strong>i stößt man auf die Überreste eines längst verlassenen<br />

Stützpunktes des Schweizer Militärs: eine Seilbahn<br />

führte einst von Lüsis auf den Sattel, <strong>der</strong> das obere Toggenburg<br />

und die Grabser Voralp mit dem Seeztal verbindet und<br />

damit strategisch bedeutsam war. Vom Ni<strong>der</strong>i führt <strong>der</strong> Weg<br />

in sehr steilen Serpentinen über Wiesen- und Waldhänge<br />

abwärts bis Lüsis.<br />

Dagmar Steigenberger<br />

Der Talort Quinten unter den Churfirsten<br />

Aufstieg: In den Weinbergen oberhalb von Quinten führt ein<br />

gut markierter Weg im Schatten <strong>der</strong> Bäume Richtung Stäfeli<br />

und Säls. Bei Laubegg verlassen wir den schützenden Wald,<br />

passieren auf dem Wan<strong>der</strong>weg die Alpe Stäfeli und queren<br />

weiter bis kurz vor die Alpe Säls. Ein blau-weiß markierter<br />

Steig zweigt dort vom Alm-Wan<strong>der</strong>weg nach links Richtung<br />

Kamm ab und zieht in engen Kehren steil hinauf zum Gocht<br />

(1952 m), dem Sattel zwischen Glattchamm und Nägeliberg.<br />

Dieses 500 Höhenmeter lange Teilstück ist die Schlüsselstelle<br />

<strong>der</strong> Tour, die absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit<br />

verlangt. Loses Geröll erhöht die Steinschlaggefahr in<br />

diesem Bereich, außerdem brennt die Sonne schon früh am<br />

Tag auf die unbewachsenen Südhänge, an denen es keinerlei<br />

Wasserquellen gibt. Der Pfad führt nun abwärts auf die Nordseite<br />

bis zu P. 1830. Dort trifft man auf den gut ausgebauten<br />

Wan<strong>der</strong>weg, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Breitenalp über dem Toggenburger<br />

Tal heraufführt. Ihm folgt man etwa eine halbe Stunde<br />

Richtung Westen in leichtem Auf und Ab bis zum steilen <strong>Gipfel</strong>anstieg.<br />

Der Weg zieht schließlich auf den Nordgrat und auf<br />

selbigem dem <strong>Gipfel</strong>kreuz des Leistchamms entgegen.<br />

Abstieg: Zurück geht es auf dem selben Weg über den<br />

Nordgrat und steil abwärts bis zum Haupt-Wan<strong>der</strong>weg. An<br />

P. 1663 folgen wir <strong>der</strong> Abzweigung nach links durch den Firstwald<br />

nach Looch (1535 m). Kurz hinter Looch wählen wir die<br />

rechte Alternative Richtung Arvenbüel. Der Weg führt durch<br />

Wald und Wiese hinunter zum Beerenbach, nach dessen<br />

Querung es nur noch wenige Minuten bis in die Ortsmitte von<br />

Arvenbüel sind. Mit dem Postbus geht es über Amden nach<br />

Weesen und zum Bahnhof Ziegelbrücke, wo die Züge nach<br />

Murg und Walenstadt abfahren. Dagmar Steigenberger<br />

Panorama: www.peakfin<strong>der</strong>.org Foto: Dagmar Steigenberger<br />

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TIPP<br />

Berner Alpen Rund um den Lohner<br />

Route: Aus dem Üschene-Talgrund zu einer Alp am linksseitigen<br />

Hang (P. 1730) und auf einem teils lehmigen Steig über<br />

die Schafweiden von Gällenen zum Gratsattel P. 2165, wo <strong>der</strong><br />

Zugang von Sunnbüel mündet. Ein paar Schritte weiter ist ein<br />

Abstecher auf das Gällihorn (2284 m) möglich. Der Höhenweg<br />

bleibt im Wesentlichen auf <strong>der</strong> Westseite des Üschenegrats,<br />

tangiert zwischendurch aber auch die Krete und steigt<br />

schließlich deutlicher zur Wyssi Flue (2472 m) an. Über <strong>der</strong>en<br />

Plateau zum Schwarzgrätli (2383 m) und einem massigbrüchigen<br />

Felsaufbau nordseitig ausweichen. Es folgen die<br />

Passage quer durchs vor<strong>der</strong>e Tälli mit seinen Grasböden und<br />

<strong>der</strong> Gegenanstieg auf die Höhe des Engstligengrats. Man<br />

überschreitet die Kuppe P. 2659 und geht unmittelbar am<br />

Tschingellochtighorn südlich vorbei auf den zur Engstligenalp<br />

abstreichenden Ärtelengrat. Im Alpdorf befi nden sich zwei<br />

Unterkünfte. Am zweiten Tag zunächst vorn um den Ärtelengrat<br />

herum in den Kessel <strong>der</strong> Hin<strong>der</strong> Engstligenalp, wo eine<br />

»blau-weiße« Route aufgenommen wird. Am grasigen Südhang<br />

des Lusers kräftig empor, dann durch ein Gatter in die<br />

äußerst abschüssige, schuttreiche Lohner-Flanke hinein.<br />

Nachdem die erste Traverse noch einem passablen Pfad<br />

folgt, wird die Trittspur später sehr dürftig. Man bewegt sich<br />

mitunter entlang brüchiger Felsschichten und kreuzt wie<strong>der</strong>holt<br />

Rüfen und Rinnen. Durch diverse Hangbuchten steigt die<br />

Route bis P. 2367 (Rastbank) an und schwenkt dort in den<br />

wilden Nordhang ein. Im weiteren Verlauf nicht mehr wie ehemals<br />

im großen Bogen auf etwa gleicher Höhe (vermurt),<br />

son<strong>der</strong>n günstiger weiter vorn und tiefer durch die Witi<br />

Chume queren. Die Markierung ist eindeutig. Mittels Gegenanstieg<br />

gelangt man zur Gelän<strong>der</strong>ippe mit <strong>der</strong> Lohnerhütte<br />

(2171 m). Dahinter wird die Tierchumi ausgegangen, ehe ein<br />

kettengesicherter Felsriegel im Bergab bewältigt wird<br />

(schwierigste Passage). Bei <strong>der</strong> Gabelung rechts und um die<br />

Kante zu nochmaligen Ketten, die gegen die Bun<strong>der</strong>alp hinableiten.<br />

Man wendet sich jedoch wie<strong>der</strong> aufwärts und absolviert<br />

auf einem ordentlichen Bergweg 500 Höhenmeter<br />

bis zur Bun<strong>der</strong>chrinde (2385 m), dem fi nalen Übergang ins<br />

Üschenetal. Auf <strong>der</strong> Ostseite anfangs links haltend, dann<br />

rechts Richtung Alpschele (2089 m) und kehrenreich zurück<br />

zum Ausgangspunkt im Hochtal.<br />

Mark Zahel<br />

Der Weg führt am bizarren Tschingellochtighorn<br />

vorbei.<br />

Foto: Mark Zahel


TIPP<br />

Dachsteingruppe Gosaukamm-Umrundung<br />

4<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 38<br />

TIPP<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013– Seite 38<br />

Wan<strong>der</strong>klassiker in zwei Tagen<br />

Der Gosaukamm im Westen des Hohen Dachsteins ist ein reines Felsgebirge. Auf meist einfachen<br />

Wan<strong>der</strong>wegen und im Passbereich auf kurzen versicherten Steigen kann man ihn in zwei Tagen umrunden.<br />

Beide Gehrichtungen sind üblich, hier wird die Tour gegen den Uhrzeigersinn beschrieben.<br />

1700 Hm | 2 Tage<br />

normale<br />

Wan<strong>der</strong>ausrüstung<br />

Talort: Ramsau am Dachstein (1136 m)<br />

Ausgangspunkt: Hofalmen, P bei <strong>der</strong> Unterhofalm<br />

(1303 m), erreichbar von Filzmoos auf einer Mautstraße<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung nach Filzmoos,<br />

ab hier aber keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr<br />

Gehzeit: 9–10 Std. insgesamt; 1½–2 Std. von <strong>der</strong> Hofalm<br />

zum Steiglpass, 2–3 Std. zur Gablonzer Hütte, 3–4 Std. zur<br />

Hofpürglhütte, 1 Std. zur Hofalm, auf 2 Tage aufteilbar<br />

Dachsteingruppe Hoher Dachstein (2995 m) über die »Superferrata«<br />

Auf Anna-, Johann- und Randkluft-Klettersteig auf den <strong>Gipfel</strong><br />

Die »Superferrata« kombiniert drei bestehende Klettersteige: im <strong>Gipfel</strong>bereich den Schulteranstieg,<br />

im rechten Teil <strong>der</strong> Dachstein-Südwand den schweren Johann-Klettersteig und unten den Anna-Klettersteig;<br />

ergibt rund 1200 Höhenmeter Steig mit Schwierigkeiten bis E – eine Tour <strong>der</strong> Superklasse!<br />

1400 Hm | 8 Std.<br />

Klettersteigausrüstung,<br />

u. U. Steigeisen und Pickel<br />

Talort: Ramsau am Dachstein (1136 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Dachstein-Gletscherbahn<br />

auf den Hunerkogel (1695 m) am oberen Ende <strong>der</strong><br />

Dachstein-Südwandstraße (Maut). Für den Rückweg:<br />

Hunerkogelbahn, Tel. 00 43/36 87/8 12 41<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Von Ramsau öffentlicher<br />

Bus auf <strong>der</strong> Mautstraße bis zur Talstation<br />

Gehzeit: 1 Std. Zustieg, 1 Std. Anna-Klettersteig,<br />

2½–4 Std. Johann-Klettersteig, 1 Std. Schulteranstieg,<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000, Nr. 14 »Dachstein«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Ramsau am Dachstein,<br />

Tel. 00 43/36 87/8 18 33, www.ramsau.com<br />

Hütten: Gablonzer Hütte (1522 m), Tel. 00 43/61 36/84 65;<br />

Stuhlalm (1462 m), Tel. 00 43/64 63/84 16; Theodor-Körner-<br />

Hütte (1458 m), Tel. 00 43/6 64/9 16 63 03;<br />

Hofpürglhütte (1705 m), Tel. 00 43/64 53/83 04<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Eine lange Wan<strong>der</strong>ung auf guten<br />

Wan<strong>der</strong>wegen, lediglich beim Aufstieg zum Steiglpass und am<br />

»Durchgang« nach dem Stuhlloch Versicherungen. Trittsicherheit<br />

nötig. Die Ostseite hoch über den Gosauseen ist ruhig und wild,<br />

<strong>der</strong> Weg auf <strong>der</strong> Westseite geht durch Almgelände. Bei Nässe sind<br />

die Wege leicht rutschig, am schönsten ist <strong>der</strong> Weg daher bei trockenen<br />

Verhältnissen im Frühsommer o<strong>der</strong> im Herbst.<br />

1 Std. Abstieg zum Hunerkogel<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000, Nr. 14 »Dachstein«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Ramsau am Dachstein,<br />

Tel. 00 43/36 87/8 18 33, www.ramsau.com<br />

Hütten: Südwandhütte (1871 m), Tel. 00 43/36 87/8 15 09;<br />

Südwandwarte/Seethalerhütte (2740 m), sehr klein, für Übernachtung<br />

unbedingt anmelden, Tel. 00 43/6 64/3 2406 40<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Aneinan<strong>der</strong>reihung von drei<br />

teils sehr schwierigen Klettersteigen. Anna-Klettersteig: eine<br />

Stelle D, sonst meist C, 300 Hm; Johann-Klettersteig: eine Stelle<br />

E, meist C und D, gut 500 Hm; Schulteranstieg: Stellen B, 250<br />

Hm. Auch darf man die Länge <strong>der</strong> Tour nicht unterschätzen und<br />

die Tatsache, dass sowohl im Zustieg zum Johann-Klettersteig wie<br />

im Abstieg harte Altschneefel<strong>der</strong> bzw. Gletscher begangen werden<br />

müssen (evtl. Steigeisen und/o<strong>der</strong> Pickel nötig). Die Landschaftseindrücke<br />

auf dieser Tour jedoch sind wun<strong>der</strong>bar.<br />

5<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

TIPP<br />

Karwendelgebirge Mittenwal<strong>der</strong> Höhenweg<br />

6<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 68<br />

Ein Klassiker mit Bahnanschluss<br />

Die Erbauer haben ihre Gratroute ursprünglich als Höhenweg deklariert, denn <strong>der</strong> »Mittenwal<strong>der</strong>«<br />

ist vor allem ein Panoramapfad. Und eine Idealroute für Klettersteig-Neulinge, da <strong>der</strong> Weg bis zum<br />

Brunnsteinanger mit vielen leichten gesicherten Passagen aufwartet.<br />

500 Hm | 6 Std.<br />

Wan<strong>der</strong>ausrüstung; für weniger<br />

Geübte Klettersteigset<br />

Talort: Mittenwald (912 m)<br />

Ausgangspunkt: Bergstation <strong>der</strong> Karwendel-Seilbahn<br />

(2244 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: DB-Regio München –<br />

Mittenwald. Karwendel-Seilbahn, erste Fahrt um 8.30 Uhr<br />

Gehzeiten: gesamt 6 Std.; »Mittenwal<strong>der</strong> Höhenweg«<br />

3 Std., Abstieg/Rückweg 3 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee<br />

im Herbst<br />

Karte/Führer: AV-Karte 1:25 000, Blatt BY 10 »Karwendelgebirge<br />

Nordwest«; Eugen E. Hüsler »Leichte Klettersteige in den<br />

Alpen«, Bruckmann Verlag, München<br />

Fremdenverkehrsamt: Alpenwelt Karwendel, Dammkarstraße<br />

3, 82481 Mittenwald; Tel. 0 18 05/12 71 00,<br />

www.alpenwelt-karwendel.de<br />

Hütte: Brunnsteinhütte (1523 m), bew. Anfang Mai bis Mitte<br />

Oktober; Tel. 01 72/8 90 96 13, www.brunnsteinhuette.de<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Recht lange Kammüberschreitung<br />

mit einigem Auf und Ab, bestens gesichert (Drahtseile,<br />

mehrere Leitern), wenig ausgesetzt. Große Aussicht am Grat, dann<br />

langer Abstieg (Stöcke). An <strong>der</strong> Mündung <strong>der</strong> Sulzleklamm neue<br />

Hängebrücke. K 1–2<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen


TIPP<br />

Dachsteingruppe Gosaukamm-Umrundung<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz bei <strong>der</strong> Unterhofalm geht man auf<br />

dem Hüttenweg Nr. 612 in einer guten Stunde zur Hofpürglhütte.<br />

Hier zweigt man nach rechts ab und geht zunächst rein<br />

nördlich auf einem höhengleichen Weg Richtung Steiglpass<br />

und an <strong>der</strong> beschil<strong>der</strong>ten Verzweigung im »Kessel« links den<br />

steilen Hang hinauf und zuletzt über versichertes Schrofengelände<br />

zum Pass.<br />

Umrundung: Jenseits steigt man ohne beson<strong>der</strong>e<br />

Schwierigkeiten den wilden Felskessel hinab in die Eisgrube<br />

zwischen Großwand und Kopfwand. Die Weiterführung des<br />

Steiglwegs folgt einer Rampe hoch über den Gosauseen<br />

durch Schuttfel<strong>der</strong> und später durch lichten Wald zu einer<br />

kleinen Kapelle und weiter meist leicht fallend zur Scharwandhütte<br />

(1348 m). Nun geht es etwas steiler durch Wald<br />

hinab und an einer unscheinbaren Verzweigung auf sehr<br />

schmalem Steig links ab, um höhengleich das Kar <strong>der</strong><br />

Steinreise zu queren. (Alternativ auf gutem Weg absteigen zur<br />

Seeklausalm und auf dem Hüttenweg zur Gablonzer Hütte,<br />

eine gute Stunde Umweg.) Kurz vor <strong>der</strong> Krautalm kommt<br />

man auf den breiten Hüttenweg vom Vor<strong>der</strong>en Gosausee zur<br />

Gablonzer Hütte, diese bietet sich bei <strong>der</strong> Zweitagetour als<br />

Dachsteingruppe Hoher Dachstein (2995 m) über die »Superferrata«<br />

Aufstieg: Von <strong>der</strong> Talstation <strong>der</strong> Dachstein-Gletscherbahn<br />

hält man sich auf dem breiten Hüttenweg zur Dachstein-<br />

Südwandhütte (30 Minuten). Von <strong>der</strong> Hütte geht es jenseits<br />

kurz bergab, bis man nach ca. 10 Minuten bei einer Tafel<br />

auf deutlichen Steigspuren vom Wan<strong>der</strong>weg nach rechts<br />

abzweigt Richtung Südwand und Anna-Klettersteig. Der<br />

roten Punktmarkierung folgend in ein Kar und zum Einstieg<br />

des Anna-Klettersteigs. Dieser führt auf den Mitterstein.<br />

Anfangs geht es den großen Pfeiler hinauf (teils C/D), dann<br />

über etwas einfachere Platten und Schrofen, zum Schluss<br />

nochmals über eine steile, plattige Stelle D bis man nach<br />

Nordosten ins Kar aussteigt. Hier hält man sich auf einem<br />

Steig nach links zum Einstieg des Johann-Klettersteigs.<br />

Vorsicht: teils harte Schneefel<strong>der</strong> zu Beginn <strong>der</strong> Saison im<br />

Zustieg. Über einen kleinen, bereits versicherten Vorbau<br />

geht es einen Felssporn hinauf zur eigentlichen Wand mit<br />

dem Einstiegsüberhang. Dazu zuletzt links hinüber. Die<br />

schwierigste und kraftraubendste Stelle ist sogleich <strong>der</strong><br />

Einstiegsüberhang (E). Nun geht es über eine große Rampe<br />

(überwiegend B/C) zu einem Rastplatz. Weiter durch eine<br />

Rinne und über Felsplatten zum Wandbuch (vor allem<br />

Übernachtungsmöglichkeit an.<br />

Von <strong>der</strong> Gablonzer Hütte steigt man über einen Wiesenhang<br />

zum Törleck-Sattel und jenseits über Wiesen und später<br />

durch Wald unter dem Donnerkogel hindurch. (Knapp unter<br />

dem Sattel Abzweigung zum Donnerkogel, ausgesetzter Steig,<br />

1–1½ Std. Aufstieg, mögliche <strong>Gipfel</strong>option).<br />

Auf dem Austriaweg geht es in leichtem Auf und Ab bis zu den<br />

Almwiesen <strong>der</strong> Stuhlalm bzw. zur etwas unterhalb gelegenen<br />

Theodor-Körner-Hütte. Nach einem kurzen fl achen Wiesenhang<br />

steigt <strong>der</strong> Weg ab ins Stuhlloch unter <strong>der</strong> Bischofsmütze<br />

und geht dieses Kar aus, bis man jenseits zum Durchgang<br />

gelangt (eine kurze versicherte Stelle). Unter <strong>der</strong> Westseite<br />

<strong>der</strong> Bischofsmütze quert man hindurch und auf den Loßeckrücken<br />

hinüber. Nun kommt man durch das Gamskar auf<br />

die Südseite und schließt die Runde zur schon sichtbaren<br />

Hofpürglhütte.<br />

Abstieg: Auf dem Hüttenweg geht es hinab ins Tal.<br />

Andrea Strauß<br />

Die Bischofsmütze, <strong>der</strong> höchste <strong>Gipfel</strong> im<br />

Gosaukamm, beim Aufstieg zum Steiglpass<br />

C/D). Gestuft, aber immer wie<strong>der</strong> mit Stellen C/D und D<br />

die restlichen 200 Höhenmeter auf die Seethalerhütte.<br />

Über den Hallstätter Gletscher (Vorsicht auf Spalten) hält<br />

man sich zur Schulter, die von Osten auf den <strong>Gipfel</strong> führt.<br />

Hier beginnt <strong>der</strong> Schulteranstieg. Anfangs über Eisenstifte,<br />

dann mit Drahtseil über die Schulter hinauf, bis <strong>der</strong> Steig in<br />

den Randkluftsteig einmündet (A und B), gemeinsam zum<br />

höchsten Punkt.<br />

Abstieg: Entwe<strong>der</strong> über den Schulteranstieg o<strong>der</strong> den<br />

Randkluftanstieg (vorher über den Zustand <strong>der</strong> Randkluft<br />

erkundigen, da evtl. <strong>der</strong> Schulteranstieg bei schlechten<br />

Verhältnissen einfacher zu begehen ist) zurück auf den<br />

Hallstätter Gletscher und zur Pistenraupenspur, die vom<br />

Hunerkogel zur Seethalerhütte geht. Auf dieser zum Hunerkogel<br />

und mit <strong>der</strong> Bahn hinab zur Talstation. Letzte Bahn<br />

nicht verpassen: 17.10 Uhr!<br />

Andrea Strauß<br />

Der Johann-Klettersteig in den Platten<br />

kurz vor <strong>der</strong> Seethalerhütte<br />

Foto: Andreas Strauß Foto: Andreas Strauß<br />

TIPP<br />

Karwendelgebirge Mittenwal<strong>der</strong> Höhenweg<br />

Zustieg: Von <strong>der</strong> Seilbahnstation in einem Rechtsbogen<br />

am oberen Rand <strong>der</strong> Karwendelgrube hinüber zur Nördlichen<br />

Lin<strong>der</strong>spitze (2374 m), wo <strong>der</strong> Klettersteig startet.<br />

Mittenwal<strong>der</strong> Höhenweg: Vom <strong>Gipfel</strong> etwas ausgesetzt,<br />

aber gut gesichert an dem felsigen Grat entlang und über<br />

Schrofen abwärts zum Gatterl, wo man den »Heinrich-Noë-<br />

Weg« kreuzt (Abstiegsmöglichkeit zur Brunnsteinhütte, gesichert).<br />

Aus <strong>der</strong> Senke über schräge Leitern auf die Mittlere<br />

Lin<strong>der</strong>spitze und weiter am Grat bzw. rechts davon zur Südlichen<br />

Lin<strong>der</strong>spitze (2306 m), dann hinunter ins Gamsangerl<br />

(2188 m), wo rechts eine spitzwinklig abgehende Spur zum<br />

»Noë-Weg« führt. Schwierigste Passage ist eine etwas abdrängende,<br />

luftige Querung hinter <strong>der</strong> Südlichen Lin<strong>der</strong>spitze.<br />

Die Fortsetzung des »Mittenwal<strong>der</strong>s« führt aus <strong>der</strong> Wiesensenke<br />

– vorbei an einem offenen Unterstand – in die<br />

Ostfl anke <strong>der</strong> Sulzleklammspitze (2323 m). Über gestufte<br />

Felsen und durch eine enge Rinne (Stufen, Drahtseil) gelangt<br />

man auf das weiträumige <strong>Gipfel</strong>dach. Weiter mit Zwischenabstieg<br />

hinüber zur Kirchlspitze (2303 m), wo die Sicherungen<br />

enden. Nun gemütlich über einen Grashang hinab in den<br />

Brunnsteinanger (2080 m).<br />

Abstieg: Aus <strong>der</strong> Senke führt <strong>der</strong> Weg in vielen Serpentinen<br />

neben dem Geröllstrom <strong>der</strong> Roßlähne bergab in die Latschen<br />

und zuletzt fl ach hinüber zur Brunnsteinhütte (1523 m), wo<br />

auch <strong>der</strong> »Noë-Weg« mündet. Weiter im Wald abwärts bis zur<br />

Abzweigung des »Leitersteigs«. Er quert den wilden Graben<br />

<strong>der</strong> unteren Sulzleklamm luftig auf <strong>der</strong> neuen Hängebrücke,<br />

nicht mehr über lange Leitern. Anschließend angenehm<br />

schattig ohne nennenswerte Höhenunterschiede an <strong>der</strong> steilen<br />

Berglehne nordwärts zum Mittenwal<strong>der</strong> Hüttenzustieg. Auf<br />

ihm in Kehren hinunter zur Talstation <strong>der</strong> Karwendelbahn<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Blick von <strong>der</strong> Südlichen zur<br />

Nördlichen Lin<strong>der</strong>spitze<br />

Foto: Siegfried Garnweidner


TIPP<br />

Walliser Alpen Dufourspitze (4634 m), Normalweg über den Westgrat<br />

7<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 22<br />

TIPP<br />

Höchster <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

Der Normalanstieg über die neue Monte-Rosa-Hütte ist eine <strong>der</strong> ganz<br />

großen klassischen Hochtouren. Auch von <strong>der</strong> Hütte aus bleibt für den<br />

<strong>Gipfel</strong>tag noch ein gewaltiger Höhenunterschied zu bewältigen! Doch<br />

wer es geschafft hat, wird den Blick auf die Walliser <strong>Gipfel</strong>riesen nie<br />

wie<strong>der</strong> vergessen.<br />

ca. 2130 Hm |<br />

Grajische Alpen Gran Paradiso (4061 m), über das Rif. Vittorio Emanuele II<br />

Auf Italiens höchsten <strong>Gipfel</strong><br />

Die Besteigung des Gran Paradiso ist eine einfache Hochtour: Die Hütte<br />

ist auf gutem Weg erreichbar und hat genau die richtige Höhe, um<br />

den langen Weg in zwei vernünftige Etappen zu teilen; <strong>der</strong> Gletscher<br />

ist relativ zahm, <strong>der</strong> Blockgrat zum <strong>Gipfel</strong> kurz und unschwierig (I).<br />

2100 Hm | 2 Tage<br />

2–3 Tage<br />

kompl. Hochtourenausrüstung<br />

für Gletscher, ggf. Sicherungsmaterial<br />

für den <strong>Gipfel</strong>grat<br />

Talort: Zermatt (1616 m)<br />

Ausgangspunkt: Station Rotenboden <strong>der</strong> Gornergratbahn<br />

(2815 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug über Visp (umsteigen<br />

in die MGB) nach Zermatt<br />

Gehzeiten: Aufstieg zur Monte-Rosa-Hütte 2½ Std., <strong>Gipfel</strong>aufstieg<br />

6–7 Std., Abstieg 4–5 Std. zur Hütte und<br />

Hochtourenausrüstung<br />

2 Std. bis Station Rotenboden<br />

Höhenunterschied: 380 Hm zur Hütte, 1750 Hm zum <strong>Gipfel</strong><br />

Beste Jahreszeit: Mitte Juli bis Mitte September<br />

Karten/Führer: LKS 1:25 000, Blatt 1348 »Zermatt«; Bauer<br />

/Waeber »Gebietsführer Walliser Alpen«, Bergverlag Rother<br />

Fremdenverkehrsamt: Zermatt Tourismus, Bahnhofplatz 5,<br />

CH-3920 Zermatt, Tel. 00 41/27/9 66 81 00; www.zermatt.ch<br />

Hütte: Monte-Rosa-Hütte (2883 m), SAC-Sektion Monte<br />

Rosa, 120 Plätze, Anfang Juli bis Ende September,<br />

Tel. 00 41/27/9 67 21 15.<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Sehr lange und anstrengende<br />

Hochtour über spaltenreiche Gletscherfel<strong>der</strong>; am Grat<br />

neben verfi rnten Stellen Kletterei mit kurzen Stellen II–III. Die<br />

Tour ist oft stark den Höhenstürmen ausgesetzt.<br />

8<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 22<br />

Talort: Pont im Valsavarenche (1960 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz in Pont am Ende <strong>der</strong> Straße<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit <strong>der</strong> Bahn nach Verona<br />

und weiter nach Ivrea und bis nach Aosta, ab dort Busverbindung<br />

ins Valsavarenche und bis in den Talschluss nach Pont<br />

Gehzeiten: 2½ Std. Hüttenaufstieg, 4 Std. zum <strong>Gipfel</strong>,<br />

5 Std. Abstieg ins Tal<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />

Karte: Kompass 1:50 000, Nr. 86 »Gran Paradiso, Valle<br />

d’Aosta«<br />

Fremdenverkehrsamt: AIAT Aosta, I-11100 Aosta,<br />

Tel. 00 39/ 01 65/3 33 52, www.lovevda.it<br />

Hütte: Rifugio Vittorio Emanuele II (2735 m), CAI Turin,<br />

geöffnet im Sommer Anfang Juni bis Mitte September, Tel. 00<br />

39/01 65/ 9 59 20, www.rifugiovittorioemmanuele.com<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Gilt als eine <strong>der</strong> einfachsten<br />

Hochtouren auf einen Viertausen<strong>der</strong>. Gletscherausrüstung<br />

ist nötig und man sollte sicher auf Steigeisen stehen.<br />

Die Passage im Fels ist kurz, verlangt aber Trittsicherheit und<br />

leichte Blockgrat-Kletterei (I). Aufgrund <strong>der</strong> Höhe ist es sinnvoll,<br />

ein paar Tage zur Akklimatisierung einzurechnen.<br />

TIPP<br />

Glocknergruppe Großglockner (3798 m)<br />

9<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 22<br />

Über die Adlersruhe auf Österreichs höchsten <strong>Gipfel</strong><br />

Auf dem Normalweg überquert man das Ködnitzkees, steigt zur Adlersruhe auf und gelangt über das<br />

berühmte Leitl auf den Kleinglockner. Staugefährdet ist dann vor allem <strong>der</strong> Übergang zwischen Kleinglockner<br />

und Großglockner – hier heißt es, früh aufstehen o<strong>der</strong> viel Geduld mitbringen.<br />

1880 Hm | 2 Tage<br />

Hochtourenausrüstung<br />

Talort: Kals am Großglockner (1325 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz am Lucknerhaus (1948 m),<br />

von Kals aus auf steiler Stichstraße erreichbar<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit <strong>der</strong> Bahn bis Lienz,<br />

dann Bus über Huben nach Kals<br />

Gehzeiten: 3½ Std. Hüttenaufstieg, 2½ Std. zur<br />

Adlersruhe, 2 Std. zum <strong>Gipfel</strong>, 5 Std. Abstieg bis zum<br />

Lucknerhaus<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000, Nr. 40 »Großglocknergruppe« ,<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Kals, Tel. 00 43/<br />

48 76/88 00, www.kals.at<br />

Hütten: Stüdlhütte in <strong>der</strong> Fanatscharte (2802 m), Ende Juni –<br />

Anf. Oktober, 104 Betten/Lager, Tel. 00 43/48 76/82 09 und<br />

Erzherzog-Johann-Hütte auf <strong>der</strong> Adlersruhe im Abstieg, Ende Juni<br />

– Ende September, 120 Betten/Lager, Tel. 00 43/48 76/85 00<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Großartige Hochtour in respektabler<br />

Höhe. Zur Stüdlhütte ohne Schwierigkeiten, <strong>der</strong> Übergang<br />

vom Ködnitzkees zur Adlersruhe verlangt Gletschererfahrung und<br />

entsprechende Ausrüstung (über versicherte Schrofenwand).<br />

Der <strong>Gipfel</strong>anstieg über das Leitl ist ein bis maximal 40° steiler<br />

Gletscheraufschwung. Nach einer Felspassage am Kleinglockner<br />

in Firn/Eis über die sehr kurze, wenn auch ausgesetzte Glocknerscharte<br />

(Drahtseil). Weiter über einen kurzen Blockgrat zum<br />

<strong>Gipfel</strong>. Im Fels bis II. Einige Eisenstangen zum Sichern<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen


TIPP<br />

Walliser Alpen Dufourspitze (4634 m), Normalweg über den Westgrat<br />

TIPP<br />

Zustieg: Von <strong>der</strong> Station Rotenboden kurz nach Süden und<br />

den ganzen Hang unter dem Gornergrat leicht abwärts, dann<br />

über den Moränenhang steil zum Gletscher queren. Nun den<br />

Markierungen folgend den meist aperen Gletscher nach Südosten<br />

queren und in Kehren den Hang am Standort <strong>der</strong> alten<br />

Hütte vorbei zur neuen Hütte aufsteigen.<br />

Aufstieg: Von <strong>der</strong> Hütte steigt man über den Rücken des<br />

Unteren Plattje aufwärts, auf ca. 3000 m mehr nach rechts<br />

auf den Moränenkamm zu haltend, um schließlich nach links<br />

schräg über einen Geröll- und Schneehang mit einigen Felsen<br />

das Obere Plattje zu erreichen. Hier betritt man den Monte-<br />

Rosa-Gletscher auf einer Firnzunge (ca. 3240 m). In Ostsüdost-Richtung<br />

wird diese zu einer größeren Spaltenzone erstiegen,<br />

über die man in eine Mulde westlich <strong>der</strong> kleinen Felsinsel<br />

unter P. 3827 m gelangt (gelegentlich mühsam, Vorsicht vor<br />

Kreuzspalten). Man ersteigt diese Mulde nach Südosten und<br />

sucht sich im oberen Teil den günstigsten Weg zwischen den<br />

Spalten in <strong>der</strong> Verlängerung <strong>der</strong> Felsen und einer Séraczone zur<br />

Rechten (»Scholle«). Auf etwa 4000 m Höhe wendet man sich<br />

dann mehr nach Süden und ersteigt den Firnhang »Satteltole«<br />

zum »Sattel« (4359 m, 5 Std.).<br />

Grajische Alpen Gran Paradiso (4061 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz in Pont steigt man auf dem Hüttenweg<br />

sogleich auf die Ostseite des Seiva-Flusses und<br />

wan<strong>der</strong>t mäßig steigend an ihm taleinwärts. Der Hüttenweg<br />

biegt nach gut einem Kilometer aus dem Haupttal in<br />

die linke Flanke ab und führt in etlichen Serpentinen anfangs<br />

durch Wald, bald über freies Gelände hinauf zum<br />

Rifugio Vittorio Emmanuele II.<br />

Von <strong>der</strong> Hütte steigt man anfangs ohne großen Höhengewinn<br />

auf einem Steig nach Nordosten auf und geht um den<br />

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Man folgt nun dem Grat, <strong>der</strong> anfangs verfi rnt ist und erst in <strong>der</strong><br />

Nähe des Gratpunktes 4499 m aus Fels besteht. Nach einem<br />

kleinen Schneesattel verschmälert sich <strong>der</strong> Grat und wird am<br />

<strong>Gipfel</strong> wie<strong>der</strong> felsig. Ein kurzes nordseitiges Couloir leitet auf<br />

einen Aufschwung; nach einer kleinen Scharte führt ein Kamin<br />

zum <strong>Gipfel</strong> (1–2 Std.).<br />

Abstieg: am Aufstiegsweg<br />

Michael Waeber<br />

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Dufourspitze (links) und Nordend<br />

vom Breithorn aus gesehen<br />

Rücken, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Becca di Montcorve herabzieht, herum<br />

in das Gletscherbecken des Gran-Paradiso-Gletschers.<br />

Dieser vermittelt den weiteren Anstieg bis kurz vor den <strong>Gipfel</strong>.<br />

Zu Beginn geht es über Endmoränengelände etwas<br />

mühsam in östlicher Richtung hinauf; schließlich betritt<br />

man den Gletscher (bis zum Gletscherbeginn markiert und<br />

Steinmänner). Über einige Stufen und Verfl achungen steigt<br />

man den durchaus spaltigen Gletscher auf in das Becken,<br />

das von <strong>der</strong> Becca di Montcorve zur Rechten und dem<br />

<br />

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Gran Paradiso zur Linken gebildet wird. Hier wendet man<br />

sich nach Nordosten und steuert auf den felsigen <strong>Gipfel</strong>aufbau<br />

des Gran Paradiso zu. Eine kurze Kletterei über<br />

Blöcke (I, ein paar wenige Bohrhaken an einer Querung)<br />

führt hinauf zur Madonna am <strong>Gipfel</strong>.<br />

Abstieg: Der Abstieg erfolgt auf dem Aufstiegsweg.<br />

Andrea Strauß<br />

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Panorama: www.peakfin<strong>der</strong>.org Foto: Michael Waeber<br />

TIPP<br />

Glocknergruppe Großglockner (3798 m)<br />

Aufstieg: Vom Lucknerhaus steigt man auf dem markierten<br />

Weg über die Lucknerhütte zur Stüdlhütte auf. Für den Weiterweg<br />

zur Erzherzog-Johann-Hütte auf <strong>der</strong> Adlersruhe geht man<br />

auf einem Steig nach Osten, um den Felsen des Salzkopfs<br />

herum und über Moränengelände auf das Ködnitzkees. Dieses<br />

steigt man anfangs in nördlicher Richtung auf, dann wendet<br />

man sich nach Nordosten auf einen Felssporn zu, <strong>der</strong><br />

vom Blaukopfgrat herabzieht. Ein teils versicherter Steig führt<br />

hier über das »Kampl« hinauf zur Adlersruhe.<br />

Von <strong>der</strong> Adlersruhe hält man sich auf dem Gletscher zunächst<br />

nach Norden, dann allmählich steiler über das sogenannte<br />

Glocknerleitl (bis 40° Eis, je nach Verhältnissen) nach Nordwesten.<br />

So gelangt man auf die Schulter, die vom Kleinglockner<br />

herabkommt. Hier geht es ins Felsgelände.<br />

Entlang von Sicherungsstangen steigt man über den schmalen<br />

<strong>Gipfel</strong>grat auf den Kleinglockner (häufi g vereist und überwechtet)<br />

und hinab in die Glocknerscharte. Diese ist je nach<br />

Verhältnissen ein schmaler Schneegrat o<strong>der</strong> auch eine ausgesetzte<br />

Blankeispassage (Sicherungsseil). Hier befi ndet<br />

sich die klassische »Staustelle«.<br />

Der weitere Aufstieg zum Großglockner geht über den gestuften<br />

Blockgrat, einige Stangen können zur Sicherung verwendet<br />

werden. Die Schwierigkeiten im Fels liegen hier bei II.<br />

Abstieg: Der Abstieg erfolgt auf dem Aufstiegsweg.<br />

Andrea Strauß<br />

Der Großglockner aus dem Tal von Kals<br />

Foto: Andreas Strauß


TIPP<br />

Wettersteingebirge Zugspitze (2962 m)<br />

10<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 22<br />

TIPP<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 22<br />

Durch den Stopselzieher auf Deutschlands Höchsten<br />

Neben zwei Seilbahnen und einer Zahnradbahn führen etliche Anstiegsrouten<br />

auf den <strong>Gipfel</strong>. Alle sind lang und mühsam, aber landschaftlich<br />

großartig. Die hier vorgestellte Route, die bis kurz unter dem <strong>Gipfel</strong> auf<br />

Tiroler Boden verläuft, liegt fast bis Mittag im Schatten (Sommerhitze!).<br />

1739 Hm | ↑ 4½ Std.<br />

Steinschlaghelm;<br />

evtl. Klettersteigset<br />

Talort: Ehrwald (1000 m)<br />

Ausgangspunkt: Talstation <strong>der</strong> Tiroler (Ehrwal<strong>der</strong>) Zugspitzbahn<br />

(1228 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N 47.426092°<br />

Länge E 010.943439°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Zug ab Garmisch-Partenkirchen<br />

bis Ehrwald, von dort Bus zum Ausgangspunkt<br />

Julische Alpen Triglav (2864 m)<br />

Beste Jahreszeit: Sommer und zeitiger Herbst<br />

Karten: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 8 »Wettersteingebirge,<br />

Zugspitze«; Topografi sche Karte des Bayer.<br />

Landesamtes für Vermessung und Geoinformation 1:50 000,<br />

Blatt UK50-50 »Werdenfelser Land – Ammergebirge – Forggensee<br />

– Murnau – Reutte – Ehrwald«<br />

Informationen: Tourismusbüro Ehrwald, Kirchplatz 1,<br />

Das Wahrzeichen Sloweniens<br />

Als Slowene steigt man nicht auf den Triglav, son<strong>der</strong>n man pilgert. Der höchste Berg in Slowenien<br />

ist mit seinem dreigezackten <strong>Gipfel</strong> das Wahrzeichen des Landes, seit es 1991 die Unabhängigkeit<br />

erreichte.<br />

1850 Hm | 10½ Std.<br />

Wan<strong>der</strong>- und Klettersteigausrüstung,<br />

vor allem Helm!<br />

Talort: Mojstrana (641 m)<br />

Ausgangspunkt: Aljažev dom (1015 m) im Vrata-Tal,<br />

erreichbar über 11 km Schotterpiste; P kostenpfl ichtig<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Direkte Schnellzugverbindungen<br />

nach Ljubljana. Von Ljubljana mit dem Zug nach<br />

Jesenice und weiter per Bus nach Mojstrana<br />

Gehzeiten: Aufstieg über Bamberg-Weg 6½ Std., Abstieg<br />

über Triglavski dom und Tominšek-Steig 4 Std.<br />

Karte: freytag&berndt 1:50 000, WK 141 »Julische Alpen«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourist-Info Center Kranjska Gora,<br />

Ticarjeva 2, SI-4280 Kranjska Gora, Tel. 00 386/45 80/94 40, turisticno.drustvo.kg@siol.net;<br />

Nationalpark Triglav, Ljubljanska cesta<br />

27, 4260 Bled, Tel. 00 386/4/5 78 02 00, www.tnp.si; Homepage<br />

<strong>der</strong> Slowenischen Tourismuszentrale mit detaillierten Infos zu den<br />

Hütten auf deutsch unter www.slovenja.info/de<br />

Hütten: Aljažev dom (1015 m), Tel. 00 386/4/5 89 10 30; Dom<br />

Valentina Stanica (2332 m), Tel. 00 386/50/61 47 72; Triglavski<br />

dom (2515 m), Tel. 00 386/4/5 31 28 64; Dom Planika (2401<br />

m), Tel. 00 386/50/61 47 73; Vodnikov dom (1817 m), Tel. 00<br />

386/51/60 72 11<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Der anspruchsvollste Aufstieg<br />

führt über die Luknja-Scharte (1758 m), wo mit dem Bamberg-Weg<br />

<strong>der</strong> schwierigste Klettersteig (K4) auf den Triglav beginnt. Er verlangt<br />

nicht nur gute Kondition, son<strong>der</strong>n auch Schwindelfreiheit und Trittsicherheit,<br />

da er nur an heiklen Stellen seilversichert ist.<br />

A-6632 Ehrwald, Tel. 00 43/56 73/20 00 02 08,<br />

ehrwald@zugspitzarena.com, www.zugspitzarena.com<br />

Hütten: Wiener Neustädter Hütte (2209 m), Münchner<br />

Haus (2959 m) auf dem Westgipfel<br />

Schwierigkeiten: Steiler und am langen Klettersteig stellenweise<br />

auch ausgesetzter Anstieg; Trittsicherheit, Schwindelfreiheit<br />

und beste Kondition sind erfor<strong>der</strong>lich.<br />

11<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

TIPP<br />

w<br />

Rätikon Vor<strong>der</strong>-Grauspitz (auch: Vor<strong>der</strong>e Grauspitze, 2599 m)<br />

12<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 22<br />

Der höchste Punkt Liechtensteins<br />

In <strong>der</strong> Falkniskette ist <strong>der</strong> Falknis klar <strong>der</strong> bekannteste und auch markanteste <strong>Gipfel</strong>, <strong>der</strong> Naafkopf ebenfalls<br />

ein beliebtes Tourenziel. Daneben fristen die Grauspitzen ein Mauerblümchendasein. Den Höchsten<br />

Liechtensteins kann man allerdings nur von <strong>der</strong> Schweiz aus besteigen.<br />

1400 Hm | 7 Std.<br />

normale Bergwan<strong>der</strong>ausrüstung,<br />

Teleskopstöcke<br />

Talort: Malans (568 m)<br />

Ausgangspunkt: Bergstation <strong>der</strong> Älplibahn (1801 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Landquart ist Station an<br />

den SBB-Linien von Zürich/St. Gallen nach Chur. Busverbindung<br />

mit Malans. Für die Älplibahn ist rechtzeitige Voranmeldung<br />

unerlässlich (Tel. 00 41/81/3 22 47 64. Erste Fahrt<br />

am Morgen um 8 Uhr, am Wochenende um 7 Uhr<br />

Gehzeiten: gesamt 7 Std.; Aufstieg 4¼ Std., Abstieg 2¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee im Herbst<br />

Karte: Swisstopo 1:50 000, Blatt 238 T »Montafon«<br />

Fremdenverkehrsamt: Heidiland Tourismus, Valenserstraße 6,<br />

CH-7310 Bad Ragaz, Tel. 00 41/81/7 20 08 20,<br />

www.heidiland.com<br />

Hütte: Einkehrmöglichkeit an <strong>der</strong> Bergstation <strong>der</strong> Seilbahn<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Bis zur Alp Ijes Fahrweg mit zwei<br />

Tunnels (Lampe ratsam), dann Wegspuren, viel Geröll und kurze<br />

leichte Kletterstellen (I) am Grat. Am Zugang Zwischenabstieg von<br />

gut 200 Metern, die am Rückweg nochmals als Gegensteigung<br />

anfallen.<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen


TIPP<br />

Wettersteingebirge Zugspitze (2963 m)<br />

Aufstieg: Vom Seilbahnparkplatz nach Südosten zur Skipiste<br />

und auf dem Bin<strong>der</strong>weg hinauf. Der breite Pistenhang<br />

schwingt sich steil auf, dreht links ab und verengt sich im<br />

Wald. Vor den Ehrwal<strong>der</strong> Köpfen schwenkt die Piste rechts ab,<br />

und gleich darauf zweigt nach links ein Steig ins Latschenbuschwerk<br />

ab, quert noch einmal die Skiabfahrt, steigt im<br />

Krummholz weiter an und stößt auf den von Ehrwald heraufkommenden<br />

Georg-Jäger-Steig. Dann leitet er in die Geröllfel<strong>der</strong><br />

des Gamskars. Nach ein paar Latschenfel<strong>der</strong>n und<br />

Wiesenhängen geht es in zahlreichen Kehren zur Gratkante<br />

hinauf, die bei <strong>der</strong> Seilbahnstütze erreicht wird. Dort wendet<br />

man sich nach rechts und steigt (gelegentlich am Drahtseil)<br />

nach Osten zur Wiener Neustädter Hütte auf.<br />

Beim Unterkunftshaus dreht die Aufstiegsroute links ab,<br />

quert Schnee- bzw. Geröllfel<strong>der</strong> und führt an steil aufragende<br />

Felsen heran. Auf <strong>der</strong> Höhe von rund 2300 m Höhe beginnt<br />

die Steiganlage. Zunächst ist sie relativ einfach zu bewältigen.<br />

Sie führt durch einen eindrucksvollen Felsentunnel, den<br />

Stopselzieher, und auf dem Stopselsteig eine steile Felsenwand<br />

hinauf. Darüber folgt ein längeres Routenstück ohne<br />

Drahtseilgelän<strong>der</strong>, ehe man sich wie<strong>der</strong> am Kabel festhalten<br />

kann, bis schließlich <strong>der</strong> Wettersteingrat erreicht wird. Auf<br />

ihm links abdrehen und über den Grat an Antennenanlagen<br />

vorbei zum Münchner Haus hinauf. Von dort durch das<br />

Gewusel zum <strong>Gipfel</strong>steig hinüber, eine kurze Leiter hinauf,<br />

rechts ab und die letzten Meter zum Kreuz auf Deutschlands<br />

höchstem Punkt.<br />

Abstieg: Entwe<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> gleichen Route o<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Tiroler<br />

Zugspitzbahn zum Ausgangspunkt zurück.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Übergang von <strong>der</strong> Seilbahnstation zum <strong>Gipfel</strong><br />

Foto: Siegfried Garnweidner<br />

TIPP<br />

Julische Alpen Triglav (2864 m)<br />

Aufstieg: Immer mit Blick auf die wuchtige Nordwand des<br />

Triglav geht es von <strong>der</strong> Hütte Aljazev dom mit großem Parkplatz<br />

<strong>der</strong> Luknja-Scharte entgegen. Nach wenigen Minuten<br />

passiert man das Denkmal für die Partisanenkämpfer im<br />

Ersten Weltkrieg in Form eines riesigen Karabiners, bevor sich<br />

<strong>der</strong> Weg am Talschluss gabelt und es auf beiden Varianten<br />

schweißtreibend durch Geröll und Schutt aufwärts Richtung<br />

Luknjo-Bivak geht. An <strong>der</strong> Scharte beginnt <strong>der</strong> Bamberg-Weg:<br />

ein Klettersteig aus dem Jahr 1913. Drahtseilversicherte<br />

Stellen wechseln sich mit leichter Kletterei und ungesicherten<br />

Passagen über Schrofen und Felsbän<strong>der</strong> ab. Am<br />

Gratrücken <strong>der</strong> Plemenice wird das Gelände entlang des<br />

Nordwestgrates schwieriger. An einigen Stellen muss man bizarren<br />

Felsentürmen am Grat südseitig ausweichen, bis man<br />

das Hochkar des Triglavski podi mit Altschneefel<strong>der</strong>n und<br />

Militärruinen aus <strong>der</strong> Zeit vor dem Ersten Weltkrieg erreicht.<br />

Nach Querung dieser Steinwüste geht es dann noch einmal<br />

steil durch die Felsen hinauf, bis man den <strong>Gipfel</strong> mit seinem<br />

kuriosen Türmchen, dem Aljažev stolp, erreicht hat. Hier trifft<br />

man – zumindest bei schönem Wetter – auf Massen von<br />

<strong>Gipfel</strong>stürmern, die den Triglav über den üppig gesicherten<br />

Ostgrat besteigen.<br />

Abstieg: An warmen Sommertagen gerät man am Triglav-<br />

Ostgrat, dem leichtesten Anstieg, schnell mal in den Stau.<br />

Unzählige Wan<strong>der</strong>er mühen sich den gut versicherten Steig<br />

hinauf und hinunter – als Slowene muss man wenigstens<br />

einmal auf dem <strong>Gipfel</strong> des Triglav gestanden sein. Doch nach<br />

<strong>der</strong> Triglavski dom, <strong>der</strong> höchsten und meist überfüllten Hütte<br />

am Triglav, wird es wie<strong>der</strong> ruhiger, während <strong>der</strong> Weg durch das<br />

raue, steinige Hochkar nach Norden führt. Links <strong>der</strong> Hütte<br />

Dom Valentina Stani a trifft man auf die Weggabelung von<br />

Prag-Weg und Tominšek-Steig. Nun muss man sich entscheiden:<br />

entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong> sehr steile, schwierigere Tominšek-Steig<br />

(K2), <strong>der</strong> aber landschaftlich schöner ist und mit einer herrlichen<br />

Aussicht auf die gut 1500 Meter hohe Triglav-Nordwand<br />

aufwartet. O<strong>der</strong> man wählt die einfachere, aber unspektakulärere<br />

Variante über den Prag-Weg (K1). Kurz vor dem Ziel bei<br />

<strong>der</strong> Hütte Aljažev dom treffen beide wie<strong>der</strong> aufeinan<strong>der</strong>.<br />

Dagmar Steigenberger<br />

Der <strong>Gipfel</strong>aufbau des Triglav von Südwesten<br />

Foto: Dagmar Steigenberger<br />

TIPP<br />

Rätikon Vor<strong>der</strong>-Grauspitz (2599 m)<br />

Aufstieg: Von <strong>der</strong> Bergstation <strong>der</strong> Älplibahn (1801 m) folgt<br />

man dem breiten Güterweg, <strong>der</strong> zunächst mit viel Aussicht zur<br />

Vor<strong>der</strong>alp quert, dann gegen den Kamm (2123 m) ansteigt.<br />

Dahinter geht’s in Schleifen hinunter zur Fläscher Alp (1809<br />

m). Wenig weiter beginnt die Steigung zur Alp Ijes (1934 m).<br />

Das Sträßchen läuft auf die Krüzplatten zu, verschwindet<br />

zweimal im Berg (Tunnels) und endet dann auf <strong>der</strong> von einem<br />

Halbrund felsiger Grate umrahmten Alm. Ein wahrhaft weltabgeschiedener<br />

Flecken! Der nächste Wegpunkt ist auf <strong>der</strong><br />

25 000er-Karte mit 2148 Meter kotiert: gut eine halbe Stunde<br />

von <strong>der</strong> Alphütte westwärts über einen Wiesenhang (Spuren)<br />

auf den Gelän<strong>der</strong>ücken. Weiter, in etwa die Richtung beibehaltend,<br />

auf den Südostgrat des Hinter-Grauspitz (ca. 2574 m).<br />

Dahinter quert man mit etwas Höhenverlust zum Schafälpli,<br />

über dem sich das <strong>Gipfel</strong>ziel aufbaut. Der Anstieg verläuft über<br />

die südseitige Geröllfl anke. Sie erweist sich als vergleichsweise<br />

stabil und nicht so steil, wie es zunächst den Anschein hat. Aus<br />

<strong>der</strong> Senke zwischen Vor<strong>der</strong>- und Hinter-Grauspitz (2502 m)<br />

geht’s dann links am Grat entlang (einige leichte Kletterstellen,<br />

I) zum höchsten Punkt des Fürstentums. Wer hier ein großes<br />

Kreuz samt Liechtensteiner Wappen erwartet, liegt falsch. Bloß<br />

ein bescheidener Steinhaufen krönt den Vor<strong>der</strong> Grauspitz;<br />

dafür verdient die Aussicht bei schönem Wetter durchaus das<br />

Prädikat fürstlich – wie es sich halt gehört.<br />

Abstieg: Auf dem Anstiegsweg, evtl. mit dem kleinen Umweg<br />

zum Unterst See (1888 m) an <strong>der</strong> Mündung des Fläscher Tals<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Panorama: www.peakfin<strong>der</strong>.org


Alles, was das<br />

Leben schön macht.<br />

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AUF TOUR<br />

Per Bahn zum Mittenwal<strong>der</strong> Höhenweg<br />

Mit Zug am Seil<br />

Entspannt ankommen und stressfrei wie<strong>der</strong><br />

heimfahren: Mit <strong>der</strong> DB Regio lassen sich<br />

Touren am Westrand des Karwendels prima<br />

planen. Es gibt die Bahnhöfe Klais, Mittenwald<br />

und Scharnitz. Von Eugen E. Hüsler<br />

Arthur ist ein wenig erkältet und<br />

Christian zwickt’s im linken<br />

Knie. Nicht unbedingt ideale<br />

Voraussetzungen für eine recht lange Tour.<br />

Doch die ist schon seit Wochen geplant, und<br />

selbst <strong>der</strong> Wettergott muss es erfahren haben,<br />

denn am spätsommerlichen Himmel<br />

zeigt sich keine Wolke. Einziger Kompromiss<br />

ans eigene Befinden: Für den Aufstieg<br />

in die Karwendelgrube nutzen sie, kraft- und<br />

68 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13


vergangene Zeiten bietet: das eigenwillige<br />

Karwendelmuseum. Christian hat einen<br />

Prospekt dabei, in dem <strong>der</strong> museale Erkenntnisgewinn<br />

in schönsten Werbeslogans beschworen<br />

wird. Arthur überfliegt den Fol<strong>der</strong>,<br />

während <strong>der</strong> Regio-Zug Richtung Berg unterwegs<br />

ist, mit flotten 80 Stundenkilometern.<br />

Ein ganz schönes Tempo, findet Christian<br />

und lächelt hinüber zu den PS-Boliden, die<br />

sich am Autobahnende (und darüber hinaus)<br />

aneinan<strong>der</strong>reihen, immer mal wie<strong>der</strong><br />

ein paar Meter vorrückend: stop and go.<br />

Am Mittenwal<strong>der</strong><br />

Höhenweg: Blick auf<br />

die Bergstation <strong>der</strong><br />

Karwendelbahn<br />

Originell o<strong>der</strong> fehl am Platz?<br />

Die Architektur des Gebäudes, liest Arthur<br />

in dem Faltpapier, ist so atemberaubend wie<br />

simpel. Ein 34 Meter langes und über acht<br />

Meter breites elliptisches »Fernrohr«, das sieben<br />

Meter über den Abgrund hinausragt. Es<br />

ruht alleine auf einem zylindrischen Sockel,<br />

<strong>der</strong> als Treppenturm den Ausstellungsraum<br />

mit dem Medienraum verbindet. Dadurch<br />

scheint die mit Lärchenholz beplankte Röhre<br />

in <strong>der</strong> Talmulde zwischen dem Fels und<br />

dem Karwendelhaus zu schweben. Und weiter,<br />

jetzt schon ganz abgehoben: Das Symbol<br />

»Fernrohr« materialisiere nicht nur die Konzeption<br />

<strong>der</strong> Ausstellung, es finde sich darüber<br />

hinaus auch als statisches System zweier<br />

ineinan<strong>der</strong> geschobener Betonröhren wie<strong>der</strong>,<br />

die sich gegenseitig ausbalancieren.<br />

Eine gute Stunde später stehen Arthur und<br />

sein Freund vor dem »materialisierten Konzept«,<br />

staunen über seine Dimensionen und<br />

genießen den Blick rundum, in die Ferne<br />

und hinauf zu den Kalkzacken, die über<br />

<strong>der</strong> Karwendelgrube aufragen. Interessant<br />

mag er schon sein, <strong>der</strong> multimediale Blick<br />

ins Gebirge und zurück auf Zeiten, als drunten<br />

in Mittenwald das Eis noch tausend Meter<br />

dick lag und in zeitlosem Tempo, vom<br />

Alpenhauptkamm kommend, vorbei und<br />

hinaus floss ins Vorland des Gebirges, Milliarden<br />

Tonnen Gestein transportierend.<br />

Fotos: Karwendelbahn/Hornsteiner<br />

zeitsparend, das vorhandene Transportmittel,<br />

also die Karwendelbahn. Die schafft in<br />

ein paar Minuten, wofür gut trainierte Berggänger<br />

mindestens zwei, die beiden Freunde<br />

garantiert gut drei Stunden benötigt hätten:<br />

1300 Höhenmeter. Schwupps steht man<br />

oben, fast schon auf <strong>Gipfel</strong>höhe, wo die Luft<br />

dünner und spürbar kühler ist. Die meisten<br />

verdrücken sich gleich ins »Fernrohr«,<br />

das Fernsicht, vor allem aber einen Blick in<br />

Mit <strong>der</strong> DB Regio<br />

fängt die Erholung<br />

schon vor dem Ankommen<br />

im Gebirge an.


Aus dem Höhenweg wurde ein Klettersteig<br />

Tempi passati. Das Eis ist längst verschwunden,<br />

und bald werden rund um Mittenwald<br />

die Mandelbäume blühen. Ob’s dem<br />

Edelweiß dann irgendwann zu warm wird<br />

in den Karwendelkaren? Arthur schultert<br />

seinen Rucksack, ein gelbes Schild gibt die<br />

Richtung vor: »Mittenwal<strong>der</strong> Klettersteig«.<br />

Ursprünglich ein Höhenweg gleichen Namens,<br />

erhielt er später seine werbewirksamere<br />

Bezeichnung. Erbaut wurde die<br />

Anlage in den 1970er-Jahren durch die Karwendelbahn,<br />

eine Investition, die sich mittlerweile<br />

zigfach ausbezahlt haben dürfte.<br />

Im Sommer ist <strong>der</strong> Andrang beträchtlich,<br />

viele Grüppchen und Einzelgänger sind bei<br />

schönem Wetter unterwegs an dem rund<br />

fünf Kilometer langen Kamm, <strong>der</strong> überall<br />

deutsch-gründlich gesichert ist: ein echter<br />

Höhenrausch, Aussicht schier grenzenlos.<br />

Arthur kennt den Weg, vor zehn Jahren<br />

war er schon einmal hier, ist damals zu Fuß<br />

durch das Dammkar aufgestiegen.<br />

Die beiden steigen an <strong>der</strong> Nördlichen Lin<strong>der</strong>spitze<br />

(2374 m) ein ins eiserne Vergnügen,<br />

das sie über insgesamt fünf <strong>Gipfel</strong>(chen)<br />

führen wird: einiges an Auf und Ab, mehrere<br />

Leitern, Drahtseile und ein paar Holzstege.<br />

<strong>Gipfel</strong> Nummer fünf, <strong>der</strong> Kirchlspitz,<br />

wird zum Brotzeitberg erklärt. Die <strong>Gipfel</strong>wiese<br />

bietet uneingeschränkte Aussicht<br />

bis zum Alpenhauptkamm. Näher sind die<br />

Karwendelkämme und -täler, ein Blickfang<br />

die gewaltige Pleisenreise. Arthur sucht mit<br />

dem Fernglas am Ansatzpunkt des Vor<strong>der</strong>en<br />

Pleisengrats die gleichnamige Hütte. Der<br />

Berg war das Revier des Pleisentoni, <strong>der</strong> hier<br />

fast mit jedem Stein per Du war.<br />

Drunten im Talboden <strong>der</strong> Isar, die mitten im<br />

Karwendel entspringt, pfeift <strong>der</strong> Regio-Zug,<br />

Die Gleirschklamm<br />

wird auf mehreren<br />

Brücken überquert.<br />

Die Runde um den<br />

Barmsee bietet<br />

außer Prachtblicken<br />

auf Karwendel und<br />

Wetterstein auch<br />

schöne Badeplätze.<br />

70 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13


Das 34 Meter lange<br />

»Fernrohr«, gehört zu<br />

den Ausstellungsräumen<br />

des Naturerlebniszentrums.<br />

REBEL LITE GTX<br />

Rebel Lite GTX ist die ultimative Einheit von<br />

Funktionalität, Flexibilität und Komfort<br />

Fotos: Eugen E. Hüsler (2), Michael Pröttel<br />

unterwegs zur Landeshauptstadt München.<br />

Christian klappt sein Schweizer Offiziersmesser<br />

zusammen, die Wurstdose kommt<br />

zurück in den Rucksack, die übrig gebliebene<br />

Semmel ebenfalls. Arthur hat bloß einen<br />

Riegel verdrückt, er verräumt seine Haxen<br />

lieber unter einem Holztisch, <strong>der</strong> vor einer<br />

schmucken, bewirtschafteten Hütte steht.<br />

Und so eine wartet auf die beiden <strong>Bergsteiger</strong>,<br />

eine Stunde etwa im Abwärtsgang.<br />

Eigentlich wollten die Freunde ja über die<br />

Rotwandlspitze nach Scharnitz absteigen,<br />

also die ganze Kette bis zum Tiroler Grenzort<br />

überschreiten.<br />

Einkehr mit Aussicht<br />

Da aber <strong>der</strong> Abstieg und Ausflug in die Tiroler<br />

Nachbarschaft sausteil und steinig sein<br />

soll, plädiert Christian – seinem Knie zuliebe<br />

– für die weniger strapaziöse Variante,<br />

was Arthur nur recht ist. Auf <strong>der</strong> Brunnsteinhütte<br />

gibt’s dann die wohlverdiente Weiße,<br />

für Arthur ein Stück Kuchen dazu. Und ganz<br />

umsonst einen Prachtblick auf das markante<br />

Profil <strong>der</strong> Großen Ahrnspitze, die, fast 2200<br />

Meter hoch, gleich gegenüber in den Himmel<br />

ragt. Ihre Ostflanke ist von <strong>der</strong> Erosionskraft<br />

des Wassers fast blank geputzt: grauer,<br />

extrem steiler Fels. Da, meint man, kann sich<br />

nichts festhalten, das Leben schon gar nicht.<br />

Drunten, am Fuß des Riedberges (so heißt<br />

dieser Abhang), liegt das Naturschutzgebiet<br />

Riedboden, an die Isar grenzend, <strong>der</strong><br />

hier ein Stück Freilauf geboten wird.<br />

KOMPAKT<br />

Mit <strong>der</strong> Bahn<br />

nach Mittenwald<br />

Tourenkarte 6<br />

Heftmitte<br />

Anreise: Mit <strong>der</strong> DB Regio ab München,<br />

Fahrzeit knapp 2 Std., die Züge verkehren im<br />

Stundentakt.<br />

Infos: Tourist-Information, Dammkarstraße<br />

3, 82481 Mittenwald; Tel. 0 88 23/3 39 81,<br />

www.alpenwelt-karwendel.de<br />

Tourismusverband, Innsbrucker Straße 282,<br />

A-6108 Scharnitz; Tel. 00 43/5 08 80 40,<br />

www.seefeld.com<br />

Karwendelbahn: Sie fährt im Sommer<br />

von 8.30 – 17 Uhr alle 30 Min.<br />

Kranzberglift: Sommerbetrieb<br />

9 – 16.30 Uhr<br />

Museum: Geigenbaumuseum in Mittenwald,<br />

Ballenhausgasse 3; geöffnet Mitte Mai<br />

bis Mitte Oktober täglich außer montags<br />

10 – 17 Uhr; bedeutende Instrumentensammlung,<br />

dazu viel Wissenswertes über<br />

Geschichte des Mittenwal<strong>der</strong> Geigenbaus<br />

und das Handwerk<br />

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Die Sock Fit Technologie umschliesst ihren Fuss wie eine<br />

Socke und verleiht dem Rebel Lite GTX eine Passform<br />

wie eine zweite Haut. Für trockene Füße sorgt die Gore<br />

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den überragenden Gehkomfort Scarpa’s unvergleichliche<br />

“Re-Active”-Sohlenkonstruktion mit drei unterschiedlich<br />

harten Dämpfungskomponenten.<br />

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TOUREN<br />

Grenzenlos: fünf Touren-Tipps<br />

rund um Mittenwald und Scharnitz<br />

1 Rund um den Barmsee (885 m)<br />

4 Pleisenhütte (1757 m)<br />

▶ leicht 2 Std.<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

800 Hm +10 J.<br />

100 Hm +6 J.<br />

Charakter: Ausgedehnter Spaziergang.<br />

Beson<strong>der</strong>es Merkmal: die<br />

weitgehend unverbauten Ufer, dazu<br />

die Prachtblicke aufs Gebirgspanorama.<br />

Schöne Badeplätze<br />

Ausgangspunkt: Bahnstation Klais<br />

(933 m) an <strong>der</strong> Strecke Garmisch –<br />

Mittenwald<br />

Einkehr: Gasthof Barmsee (892 m)<br />

Route: Klais – Grubsee (901 m) –<br />

Barmsee – Hinterm See – Bannwald<br />

– Gh. Barmsee – Grubsee – Klais<br />

2 Leutaschklamm –<br />

E<strong>der</strong>kanzel (1184 m)<br />

▶ mittel 2¾ Std.<br />

270 Hm +10 J.<br />

Charakter: Rund an<strong>der</strong>thalb Kilometer<br />

lang ist die Klamm an <strong>der</strong> Mündung<br />

<strong>der</strong> Leutasch. Seit 2006 kann<br />

sie gefahrlos besucht werden, auf<br />

einem aufwendig konstruierten Steig.<br />

Lei<strong>der</strong> wurde die Schlucht dadurch<br />

geradezu »degradiert« zur harmlosen<br />

Sehenswürdigkeit. Trotzdem lohnend<br />

(beson<strong>der</strong>s für Familien)<br />

Ausgangspunkt: Bahnhof Mittenwald<br />

(911 m)<br />

Einkehr: Gasthaus E<strong>der</strong>kanzel (1184 m)<br />

Route: Bahnhof Mittenwald – Klammeingang<br />

– Klammsteig – Parkplatz<br />

Klammbrücke – Gh. E<strong>der</strong>kanzel –<br />

Naturlehrpfad – Bahnhof Mittenwald<br />

3 Gleirschklamm (1250 m)<br />

▶ mittel 3½ Std.<br />

300 Hm +10 J.<br />

Charakter: Interessante Schluchtwan<strong>der</strong>ung.<br />

Mehrere Brücken, einige Stellen<br />

mit Drahtseilsicherung. Lässt sich leicht<br />

um die Schleife über die Oberbrunnalm<br />

(1523 m; Einkehr) erweitern.<br />

Ausgangspunkt: Bahnhof Scharnitz<br />

(964 m); das Bayernticket ist nur bis<br />

Mittenwald gültig<br />

Einkehr: Nur in Scharnitz<br />

Route: Scharnitz – Mündung<br />

Gleirschbach (ca. 1010 m) –<br />

Gleirschklamm – Ausstieg (1098 m)<br />

– Isertalhütte (1215 m) – Hochwald<br />

(1250 m) – Scharnitz<br />

Charakter: Mäßig anstrengende Hüttenwan<strong>der</strong>ung<br />

auf bequemen Wegen.<br />

Von <strong>der</strong> Pleisenhütte prächtige Aussicht<br />

auf die westlichen Karwendelketten<br />

und die Hohe Munde. Lohnendes<br />

<strong>Gipfel</strong>ziel: Pleisenspitze (2569 m), gut<br />

2 Std. von <strong>der</strong> Hütte<br />

Ausgangspunkt: Bahnhof Scharnitz<br />

(964 m); das Bayernticket ist nur bis<br />

Mittenwald gültig<br />

Einkehr: Pleisenhütte<br />

Route: Bahnhof Scharnitz – Wiesenhof<br />

(1036 m) – Lablehner – Pleisenhütte<br />

5 Zäunlkopf (1746 m)<br />

▶ mittel 4¼ Std.<br />

750 Hm +12 J.<br />

Charakter: Abwechslungsreiche<br />

Runde mit Einkehrmöglichkeit und<br />

packenden Blicken ins Westkarwendel.<br />

Lässt sich mit Ausgangspunkt<br />

Scharnitz auch gut mit einem Besuch<br />

<strong>der</strong> Gleirschklamm verbinden (Gehzeit<br />

dann etwa 6 Std.).<br />

Ausgangspunkt: Haltestelle Gießenbach<br />

(1012 m), alternativ Bahnhof<br />

Scharnitz (964 m); das Bayernticket<br />

ist nur bis Mittenwald gültig<br />

Hütten: Oberbrunnalm (1523 m)<br />

Route: Gießenbach – Gießenbachtal<br />

– Karltal – Oberbrunnalm – Zäunlkopf<br />

(»Schöne Aussicht«, ca. 1730 m) –<br />

Mittagkopf (1636 m) – Gießenbach<br />

Die Oberbrunnalm<br />

bietet gemütliche<br />

Einkehr<br />

bei <strong>der</strong> Tour auf<br />

den Zäunlkopf.<br />

Foto: Eugen E. Hüsler<br />

An seinem südlichen Rand, dem Riedbodeneck,<br />

wurde früher nach Blei geschürft.<br />

Erhalten blieben von <strong>der</strong> Franz-Adolf-Zeche<br />

bloß ein paar Stollenlöcher; im Bereich <strong>der</strong><br />

Abraumhalde versuchen ab und zu Mineraliensammler<br />

ihr Glück. Arthur hat sein Kuchenstück<br />

verputzt; eigentlich bräuchte er<br />

jetzt nur noch eine Zeitung, und sein Glück<br />

wäre vollkommen. Am Nebentisch ertönt<br />

die Internationale: Handy-Alarm. Christian<br />

schaut auf seine Uhr, rechnet kurz und<br />

lehnt sich dann entspannt zurück. Seine<br />

Zeitplanung stimmt – alles im grünen Bereich.<br />

Noch ein Gag<br />

Der weitere Abstieg geht eher gemütlich<br />

vonstatten, Christian mit, Arthur ohne Teleskopstöcke.<br />

Der Talboden kommt allmählich<br />

näher, dann folgt das letzte »Highlight« <strong>der</strong><br />

Tour: die 51 Meter lange, 2010 eingeweihte<br />

Hängebrücke am Leitersteig. Den Weg müsste<br />

man eigentlich umtaufen, ersetzt die aufwendige<br />

Konstruktion doch jene langen Leitern,<br />

die früher eine Querung <strong>der</strong> Sulzleklamm<br />

erst möglich machten. Bis ein Unwetter dann<br />

die schon ziemlich ramponierten Eisenleitern<br />

wegriss. Den Neubau sponserte die Versicherungskammer<br />

Bayern als DAV-Partner.<br />

Ob das teure Stück auch versichert ist?<br />

Der Zug fährt pünktlich los in Mittenwald.<br />

Am <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Westlichen Karwendelspitze<br />

lecken die letzten Sonnenstrahlen, das Geigenbauerdorf<br />

liegt schon länger im Schatten.<br />

Arthur hat sich noch ein Eis genehmigt – gut<br />

für den Hals, meint er, aber das ist eine Ausrede.<br />

Christian hinkt ein klein wenig. Beide<br />

fühlen sich gut; ein bisschen müde sind sie,<br />

verständlich. Doch lieber sieben Stunden unterwegs<br />

inmitten eines faszinierenden Panoramas<br />

als acht Stunden vor dem PC hocken.<br />

Die digitale (Schein-)Welt, für einmal war sie<br />

ausgesperrt. Und wie viel mehr gibt’s draußen<br />

in <strong>der</strong> Natur zu sehen, wenn man mit<br />

offenen Augen unterwegs ist. Jetzt darf man<br />

sie allerdings schließen, wenigstens für eine<br />

Weile. Tut das gut, echt.<br />

◀<br />

72 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13


Ein Tag, <strong>der</strong> bleibt.<br />

Mit dem Bayern-Ticket zu den<br />

schönsten Wan<strong>der</strong>zielen Bayerns.<br />

Ticket gilt auch in:<br />

Wan<strong>der</strong>-Tipps, DAV-Hüttensuche, Kauf und<br />

weitere Infos unter bahn.de/wan<strong>der</strong>n<br />

Die Bahn macht mobil.<br />

Jetzt Fan werden!<br />

fb.com/bayernticket


AUF TOUR<br />

Familien-TIPP<br />

Ein 55 Meter langes Abenteuer:<br />

die Hängebrücke über den Ködnitzbach<br />

Eine runde<br />

Sache<br />

Kals am Fuß des<br />

Großglockners<br />

Das Osttiroler Dorf Kals am Großglockner ist vor allem<br />

als Ausgangspunkt für dessen Besteigungen bekannt.<br />

Der aussichtsreiche Talrundweg ist zwar nichts für<br />

<strong>Gipfel</strong>stürmer, dafür aber für Familien und Genusswan<strong>der</strong>er<br />

ideal. Von Sandra Zistl<br />

74 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13


Die imposante Pyramide des<br />

Großglockner (3798 m) fasziniert<br />

nicht nur <strong>Gipfel</strong>stürmer.<br />

Sie bietet auch Talwan<strong>der</strong>ern<br />

eine atemberaubende Kulisse.<br />

Ein bisschen<br />

kitschig ist die<br />

Szenerie schon<br />

– aber sie ist echt.<br />

Vom Rastplatz in<br />

Arnig aus hat <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>er freien<br />

Blick über den Talkessel, in dem die<br />

Ortschaft Kals liegt. Dahinter bauen sich<br />

die Berge auf, gekrönt vom höchsten, dem<br />

Großglockner (3798 m). Während die Wan<strong>der</strong>er<br />

die Aussicht genießen, rauscht hinter<br />

ihrem Rücken klares Gebirgswasser durch<br />

die Rä<strong>der</strong> und Rinnen <strong>der</strong> Jagglermühle und<br />

liefert die perfekte Untermalung. Der idyllische<br />

Rastplatz ist nur einer von vielen auf<br />

dem 19,5 Kilometer langen Rundweg, <strong>der</strong><br />

vom Ortsteil Taurer im Norden des Talkessels<br />

einmal rundherum führt. »Mit unserem<br />

Talrundweg möchten wir Familien und älteren<br />

Menschen imposante Naturerlebnisse<br />

bieten«, beschreibt Eva Oberhauser vom<br />

Tourismusverband Osttirol die Zielgruppe.<br />

»Der Weg ist aber auch eine lohnende Alternative<br />

für ambitionierte Wan<strong>der</strong>er, die<br />

gemütliche Wan<strong>der</strong>tage und <strong>Gipfel</strong>touren<br />

abwechseln wollen.«<br />

Mit Blick auf die Großen<br />

Tatsächlich wird Kals jedem Wan<strong>der</strong>ertypus<br />

gerecht. Das Osttiroler Dorf liegt auf<br />

<strong>der</strong> Alpensüdseite mitten im Nationalpark<br />

Hohe Tauern. Eingerahmt von einem Bogen<br />

aus drei markanten Gebirgsgruppen – <strong>der</strong><br />

Schober-, Glockner- und Granatspitzgruppe<br />

– bieten sich Tagestouren, etwa auf Schönleiten-<br />

(2810 m) o<strong>der</strong> Blauspitze (2575 m)<br />

sowie mehrtägige Hüttentrekkings an. Der<br />

»Mit unserem<br />

Talrundweg möchten<br />

wir Familien imposante<br />

Naturerlebnisse<br />

bieten«<br />

Talweg kreuzt immer<br />

wie<strong>der</strong> die Wege, die zu<br />

den <strong>Gipfel</strong>n führen. Und<br />

natürlich lockt von Kals aus<br />

<strong>der</strong> höchste Berg Österreichs.<br />

Das Dorf, in dem Ende des 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts die erste Bergführervereinigung<br />

<strong>der</strong> Ostalpen gegründet wurde, ist<br />

<strong>Bergsteiger</strong>n als Ausgangspunkt für die beliebteste<br />

Aufstiegsroute auf den Großglockner<br />

bekannt. Fast jede Familie hier hat einen<br />

Bergführer in ihren Reihen vorzuweisen. Mit<br />

dem Rundweg setzt <strong>der</strong> Tourismusverband<br />

dagegen auf sanftes Wan<strong>der</strong>n und, wie es<br />

Eva Oberhauser ausdrückt, auf »entschleunigte<br />

Menschen, die das Panorama genießen<br />

wollen«. Schließlich sehen die alpinen <strong>Gipfel</strong><br />

auch vom gemütlichen, in großen Teilen<br />

fast ebenen Talweg aus imposant aus. Einer<br />

<strong>der</strong> wenigen Anstieg führt von Lesach (1319<br />

m) über einen Waldsteig in Kehren bergauf<br />

und gibt den Blick auf den Glödis (3206 m)<br />

frei, <strong>der</strong> wegen seiner perfekten Form auch<br />

als »Osttiroler Matterhorn« bezeichnet wird.<br />

Kleines Abenteuer<br />

Einen Rundweg anzulegen, <strong>der</strong> sich im Bereich<br />

zwischen 1300 und 1500 Metern dahinzieht,<br />

war ein langjähirger Wunsch des<br />

örtlichen Tourismusverbands. Die Runde<br />

verbindet die verschiedenen Ortsteile. Sie<br />

führt immer etwas oberhalb <strong>der</strong> Häuser<br />

durch Fel<strong>der</strong>, Wiesen und am Waldrand<br />

entlang. Der Abschnitt auf <strong>der</strong> Westseite<br />

existierte bereits, an den Osthängen wurden<br />

neue Wege gebaut. Dazu zählt auch eine<br />

Hängebrücke aus Metall. »Kin<strong>der</strong> lieben<br />

KOMPAKT<br />

Wan<strong>der</strong>genuss im Tal<br />

Anreise: Von Norden kommend<br />

über die A8 Richtung Salzburg,<br />

dann über die Inntalautobahn.<br />

Südlich von Kufstein Abzweig<br />

Richtung Kitzbühl und Felbertauern.<br />

Von dort nach Süden Richtung<br />

Lienz und südlich von Matrei.<br />

Nach <strong>der</strong> Ortschaft Huben ins<br />

Kalser Tal<br />

Informationen: Tourismusinformation<br />

Kals, Ködnitz 7, 9981<br />

Kals am Großglockner,<br />

Tel. 00 43/5 02 12/540, E-Mail:<br />

kals@osttirol.com, www.osttirol.<br />

com bzw. www.kals.at. Informationen<br />

und Bergführer-Buchung:<br />

www.bergfuehrer-kals.at,<br />

Tel. 00 43/6 64/4 16 12 89<br />

Talrundweg: Der Talrundweg<br />

Kals führt auf 19,5 Kilometern<br />

und Höhen zwischen 1300 und<br />

1500 Metern einmal rund um<br />

den Kalser Talkessel. Die Tagestour<br />

lässt sich in Etappen unterteilen.<br />

Sieben Übernachtungen mit<br />

Frühstück werden ab 199,- €<br />

pro Person im Doppelzimmer<br />

angeboten. Inklusive sind neben<br />

<strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>karte zum Talrundweg<br />

Kals auch eine Wildtierbeobachtung<br />

mit dem Nationalpark-Ranger<br />

sowie eine freie Fahrt über die<br />

mautpfl ichtige Glocknerstraße.<br />

Karte: Kompass 1:50 000,<br />

Nr. 39 »Glocknergruppe – Nationalpark<br />

Hohe Tauern«<br />

Fotos: picture alliance/Arco Images GmbH, Martin Lugger<br />

07 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 75


INFO<br />

Schnuppertour<br />

ins ewige Eis<br />

Die zweitägige Tour startet mit dem Taxi-<br />

Transfer von Kals zum Lucknerhaus (1948 m). In<br />

Begleitung eines Nationalpark-Rangers wan<strong>der</strong>n<br />

die Teilnehmer hinauf zur Stüdlhütte (2802 m).<br />

Der Weg durch mehrere Vegetations- und Klimazonen<br />

ist vergleichbar mit einer komprimierten<br />

Reise in die Arktis. Am zweiten Tag führt ein Kalser<br />

Bergführer die Wan<strong>der</strong>er über das Teischnitzkees<br />

(3000 m), zeigt die Gehtechnik mit Steigeisen<br />

und seilt auf Wunsch Teilnehmer in eine Spalte<br />

ab. Zurück geht es durch das Teischnitztal bis zum<br />

»Maurigen Trog« (2100 m) und von dort mit dem<br />

Taxi zum Glocknerhaus.<br />

Information und Anmeldung: Tourismusinformation<br />

Kals (Kontakt siehe Kasten S. 75)<br />

TOUREN<br />

Foto: Peter Tembler, Martin Lugger<br />

diese Passage«, erzählt Christian Riepler. 55<br />

Meter lang ist die schwankende Querung<br />

über den Ködnitzbach, <strong>der</strong> 28 Meter weiter<br />

unten dahinrauscht. Für den 28-jährigen<br />

Bergführer, <strong>der</strong> im Sommer fast täglich mit<br />

Gästen auf dem <strong>Gipfel</strong> des Großglockner<br />

steht, ist <strong>der</strong> Talrundweg keine aufregende<br />

Sache. Aber Riepler weiß, dass er für zukünftige<br />

<strong>Bergsteiger</strong> durchaus zum Abenteuer<br />

werden kann. Für Familien mit kleinen<br />

Kin<strong>der</strong>n eignet er sich perfekt. In den<br />

Ortsteilen Lesach, Großdorf und Ködnitz<br />

wurden sogar Buggy-taugliche Abschnitte<br />

eingerichtet. Während sportliche Läufer bei<br />

19,5 Kilometern und gut 200 Höhenmetern<br />

an die perfekte Trainingsstrecke für einen<br />

Halbmarathon denken, hat <strong>der</strong> Tourismusverband<br />

diese noch einmal unterteilt in<br />

mehrere Etappen.<br />

Entspannen im Glocknersessel<br />

Das zweite Highlight findet sich auf dem Abschnitt<br />

zwischen Lana und Lesach. Im Weiler<br />

Arnig wurde die Jagglermühle restauriert.<br />

Während die Kids dort mit Begeisterung das<br />

Wasser über Rinnen umleiten können, haben<br />

Erwachsene die Möglichkeit, sich auf einem<br />

<strong>der</strong> »Glocknersessel« auszuruhen und<br />

das Panorama zu genießen. Wer Glück hat,<br />

sieht Wan<strong>der</strong>falke, Steinadler o<strong>der</strong> Bartgeier<br />

vorbeiziehen. Und wer sich gut informiert<br />

hat, trägt in seinem Rucksack nicht nur normale<br />

Brotzeit, son<strong>der</strong>n auch Fleisch, Fisch<br />

o<strong>der</strong> Gemüse mit. Denn bei Lesach haben<br />

die Wegebauer etwas eingerichtet, wovon<br />

manch <strong>Bergsteiger</strong> auf den letzten Metern<br />

zum <strong>Gipfel</strong> träumt: einen Aussichtsturm<br />

mit Grillplatz. Vorausgesetzt man hat nicht<br />

schon bei einer <strong>der</strong> zahlreichen Einkehrmöglichkeiten<br />

unterwegs zugeschlagen. ◀<br />

Viele <strong>Bergsteiger</strong>,<br />

die den<br />

höchsten Berg<br />

Österreichs erklimmen<br />

wollen,<br />

übernachten auf<br />

<strong>der</strong> Erzherzog-<br />

Johann-Hütte<br />

(3454 m), um am<br />

frühen Morgen<br />

den Glocknergipfel<br />

zu erreichen.<br />

Großglockner & Co.: fünf Touren-<br />

Tipps rund um Kals<br />

1 Großglockner (3798 m)<br />

▶ schwer 2 Tage<br />

1880 Hm –<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Lucknerhaus<br />

(1948 m)<br />

Tour: Am ersten Tag Aufstieg vom<br />

Parkplatz beim Lucknerhaus über<br />

die Lucknerhütte (2241 m) zur<br />

Stüdlhütte (2802 m, 2 Std.). Weiter<br />

über das Ködnitzkees und im letzten<br />

Teil über Felsschrofen zur Erzherzog-<br />

Johann-Hütte (3454 m, 2½ Std.);<br />

dort Übernachtung. Zweiter Tag:<br />

<strong>Gipfel</strong>besteigung am frühen Morgen<br />

(1½ Std.), zunächst über Schnee und<br />

Gletscher zum sogenannten Bahnhof<br />

(3560 m). Von dort weiter über<br />

Fels (II–III). Zwischen Klein- und Großglockner<br />

bildet die Glocknerscharte<br />

einen schmalen Übergang zum <strong>Gipfel</strong>.<br />

Abstieg entlang <strong>der</strong> Aufstiegsroute.<br />

Information: Bergführer empfohlen,<br />

Buchung unter www.bergfuehrerkals.at,<br />

Tel. 00 43/6 64/4 16 12<br />

89; Öffnungszeiten Stüdlhütte und<br />

Erzherzog-Johann-Hütte:<br />

Mitte Juni bis Ende<br />

Sept./Anfang Okt.<br />

2 Blauspitz (2575 m)<br />

Tourenkarte 9<br />

Heftmitte<br />

▶ mittel 2¾ Std.<br />

1210 Hm +14 J.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Kals-Großdorf<br />

(1365 m)<br />

Tour: Talaufstieg über die Wan<strong>der</strong>wege<br />

Nr. 516 und Nr. 25 zum Einstieg.<br />

Über den Westgrat führt ein mittelschwerer<br />

Klettersteig zum <strong>Gipfel</strong>.<br />

(Klettersteigsets können im Sportgeschäft<br />

in Kals ausgeliehen werden).<br />

Alternativ in leichter Kletterei über<br />

den Ostgrat (II+/III, gut abgesichert<br />

mit Theniushaken): Zum Einstieg in<br />

circa 40 Minuten von <strong>der</strong> Bergstation<br />

über Wan<strong>der</strong>weg Nr. 25a in Richtung<br />

Aussig-Teplitzer-Weg (AV-Weg Nr.<br />

516), Kletterzeit ca. 2 Std.<br />

Information: Betriebszeiten <strong>der</strong> Bergbahn<br />

unter www.bergbahnen-kals.at,<br />

0043/48 76/82 33<br />

3 Schönleitenspitze (2810 m)<br />

▶ schwierig 8 Std.<br />

1389 Hm +14 J.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Kals/Oberlesach<br />

(1420 m)<br />

Tour: Über Forstweg Nr. 60, 61a und<br />

61 zum Lesach-Riegel (2134 m,<br />

2 Std.) und weiter über Weg Nr. 65<br />

zum <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Schönleitenspitze<br />

(2810 m, 2 Std.). Abstieg über Weg<br />

Nr. 65 in Richtung Lesachtal (1828<br />

m) über Hochalmwiesen und später<br />

durch Bergwald (2½ Std.). Von <strong>der</strong><br />

Lesachalm (nicht bewirtschaftet)<br />

über AV-Weg Nr. 912 und weiter ab<br />

<strong>der</strong> Sagbrücke über Wan<strong>der</strong>weg Nr.<br />

60b zurück nach Kals/Oberlesach<br />

(1½ Std.)<br />

Information: Tourismusinformation<br />

Kals, Tel. 00 43/5 02 12/540,<br />

www.osttirol.com bzw. www.kals.at<br />

76 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13


4 Dreitägige Hüttentour rund<br />

um Kals<br />

(mit <strong>Gipfel</strong> Böses Weibl, 3121 m)<br />

▶ mittel-schw.<br />

3 Tage<br />

3190 Hm +12 J.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Lucknerhaus<br />

(1948 m)<br />

Tour: Am ersten Tag vom Lucknerhaus<br />

zur Stüdlhütte (2802 m) über<br />

AV-Weg Nr. 702 B (2½ Std., 880<br />

Hm), Übernachtung auf <strong>der</strong> Stüdlhütte.<br />

Zweiter Tag (310 Hm): Von <strong>der</strong><br />

Stüdlhütte über Johann-Stüdlweg<br />

(AV 713) Aufstieg zur Pfortscharte<br />

und Salmhütte (2638 m, 3 Std., nur<br />

für Geübte) und weiter zur Glorerhütte<br />

(2651 m, 1½ Std.) über das<br />

Leitertal (AV-Weg Nr. 702B und 714)<br />

o<strong>der</strong> über das Hintere Leitertal und<br />

den Steilhang (schwierigere Stelle<br />

mit Fixseil). Übernachtung auf <strong>der</strong><br />

Glorerhütte. Dritter Tag (2000 Hm,<br />

davon 1200 Hm im Abstieg): Von <strong>der</strong><br />

Glorerhütte über den Eselsteig zum<br />

Peischlachtörl (2484 m,1,5 Std.),<br />

weiter über AV-Weg Nr. 911 auf das<br />

Böse Weibl (3121 m, 2 Std.). Abstieg<br />

zum Lucknerhaus<br />

Information: siehe Tour 3<br />

5 Sechstägige Hüttentour<br />

rund um Kals<br />

▶ mittel-schw.<br />

6 Tage<br />

7780 Hm +16 J.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Kals-Großdorf<br />

(1365 m)<br />

Tour: Am ersten Tag über den AV-Weg<br />

Nr. 502B zum Kals-Matreier-Törl<br />

(2207 m, 2½ Std.) und über die<br />

Auf dem Talrundweg oberhalb von Kals/Großdorf<br />

Kalser Höhe zum Hochtor (2477 m,<br />

1,5 Std.) und zur Sudetendeutschen<br />

Hütte (2656 m, insgesamt 1670<br />

Hm). Zweiter Tag (1245 Hm): Von dort<br />

auf AV-Weg Nr. 514 (nur für Geübte)<br />

zum Kalser Tauernhaus (1754 m, 4<br />

Std.). Dritter Tag (1390 Hm): Vom<br />

Kalser Tauernhaus auf Weg Nr. 711<br />

und 40 durchs Seebachtal zur Moaalm<br />

(1778 m, 2 Std.) und über das<br />

Teischnitztal auf AV-Weg Nr. 712 zur<br />

Stüdlhütte (2802 m, 4 Std.). Vierter<br />

Tag (310 Hm): Von <strong>der</strong> Stüdlhütte<br />

über den Johann-Stüdl-Weg (AV 713)<br />

zur Pfortscharte (2828 m) und weiter<br />

zur Salmhütte (2638 m, ca. 3 Std.,<br />

Übernachtungsmöglichkeit). Weiter<br />

zur Glorerhütte (2651 m) über das<br />

Leitertal (AV-Weg Nr. 702B und 714)<br />

o<strong>der</strong> über das hintere Leitertal und<br />

den anspruchsvollen Steilhang (s.<br />

Tour 4). Fünfter Tag (1180 Hm, nur<br />

für Geübte): Von <strong>der</strong> Glorerhütte über<br />

den Eselsteig auf AV-Weg Nr. 918<br />

zum Peischlachtörl (2484 m, 1½<br />

Std.) und über den Wiener Höhenweg<br />

zur Eberfel<strong>der</strong> Hütte (2348 m, 4<br />

Std.). Sechster Tag (1980 Hm): Von<br />

<strong>der</strong> Eberfel<strong>der</strong> Hütte auf das Böse<br />

Weibl (3121 m, 4 Std.), weiter zum<br />

Peischlachtörl (2484 m, 2 Std.)<br />

und in weiteren zwei Stunden zum<br />

Lucknerhaus (1948 m)<br />

Information: siehe Tour 3


AUF TOUR<br />

Einmal rund um den Gross Lohner<br />

Der Lohn von<br />

13 Stunden<br />

Das wuchtige, aus metamorphen Kalkdecken aufgebaute<br />

Lohner-Massiv steht an <strong>der</strong> Schwelle von den Vor- zu den Hochalpen<br />

im Berner Oberland. Man kann es auf abwechslungsreichen,<br />

teils verwegenen Steigen vollständig umrunden und lernt<br />

dabei weit mehr als nur den Lohner selbst von allen Seiten<br />

kennen. Tagebuch eines langen Marsches. Von Mark Zahel


6:20 h<br />

Es dämmert allmählich, als ich<br />

im hinteren Kan<strong>der</strong>tal eintreffe.<br />

Warten auf die Seilbahn<br />

nach Sunnbüel o<strong>der</strong> gleich auf<br />

dem Alpsträßchen ins Üschenetal?<br />

Letzteres erscheint mir unter taktischen<br />

Gesichtspunkten vorteilhafter.<br />

Kurzer Schreck, als <strong>der</strong> Automat die Bewilligung<br />

für die eingeworfenen zehn Fränkli<br />

nicht ausspucken will. Ich drohe mit Gewalt,<br />

dresche einmal mit dem Handballen<br />

auf ihn ein, da kommt das Billett…<br />

Wan<strong>der</strong>er beim<br />

Abstieg vom Luser<br />

zur Engstligenalp<br />

– sie haben die<br />

Lohner-Traverse in<br />

umgekehrter Richtung<br />

absolviert.<br />

6:59 h<br />

Hinter <strong>der</strong> Alp Usser Üschene bleibt das<br />

Fahrzeug zurück. Ohne Umschweife wird<br />

<strong>der</strong> Rucksack geschultert, denn <strong>der</strong> heutige<br />

Marsch wird lang werden, so viel steht fest.<br />

Ich muss allerdings gestehen, was man in<br />

einem verantwortungsvollen Bergmagazin<br />

eigentlich gar nicht sagen darf: Wirklich<br />

vorbereitet habe ich mich auf diese Tour<br />

nicht, nur einmal kurz mit dem Finger<br />

über die Landkarte. Die Idee kam vielmehr<br />

spontan, als mir während einer Schweizreise<br />

bewusst wurde, wie sehr mich die<br />

Gegend um Kan<strong>der</strong>steg schon bei meinem<br />

ersten Besuch vor 15 Jahren fasziniert hatte.<br />

Ausschlaggebend dafür ist eine Topografie,<br />

die man im besten Sinn als charisma-<br />

Foto: Mark Zahel<br />

07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 79


Unterwegs am Ärtelengrat, darüber das Tschingellochtighorn und die Lohner-Südflanke<br />

tisch bezeichnen kann. Da ist zum Beispiel<br />

die Perle des Oeschinensees unterhalb <strong>der</strong><br />

wilden Fluh von Dolden- und Fründenhorn,<br />

welche ihrerseits zum Eisschloss <strong>der</strong><br />

Blüemlisalp aufschließen; da ist das imposante<br />

Gasteretal mit <strong>der</strong> Passverbindung<br />

über den Lötschberg ins Wallis; da ist die<br />

verträumte, einst von Bergstürzen heimgesuchte<br />

Spittelmatte an <strong>der</strong> ebenfalls ins<br />

Wallis führenden Gemmiroute; und da sind<br />

die <strong>Gipfel</strong> und Grate im Übergangsbereich<br />

nach Adelboden, unter denen <strong>der</strong> Lohner<br />

zweifellos die stärkste Wirkung entfaltet.<br />

Das Objekt des Interesses!<br />

Die westliche Traverse des Lohners ist eine<br />

»alpine Route«, also blau-weiß markiert.<br />

KOMPAKT<br />

Rund um den Lohner<br />

Charakter: Bergwege und blauweiß-markierte<br />

Alpinrouten unterschiedlicher<br />

Beschaffenheit (teils<br />

Matten, teils schuttreich). Meist<br />

keine beson<strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />

in <strong>der</strong> Lohner-Westfl anke jedoch<br />

sehr ausgesetzte Abschnitte in unsolidem<br />

Gelände, vereinzelt Sicherungen<br />

(diesen Teil nur bei guten<br />

Bedingungen gehen, keinesfalls<br />

bei Schneelage!). Ausgeprägte<br />

Trittsicherheit und Schwindelfreiheit<br />

unbedingt erfor<strong>der</strong>lich<br />

Schwierigkeit: T4 auf <strong>der</strong><br />

Westtraverse, sonst T3 nach <strong>der</strong><br />

SAC-Skala<br />

Ausgangspunkt: Usser<br />

Üschene (P. 1621); Zufahrt<br />

auf einer gebührenpfl ichtigen<br />

Alpstraße von Kan<strong>der</strong>steg<br />

Gehzeit: insgesamt 12½ Std.,<br />

mit Übernachtung auf <strong>der</strong> Engstligenalp<br />

idealerweise gleichmäßig<br />

auf zwei Tage verteilt<br />

Höhenmeter: etwa 2400 Hm<br />

Hütten: Berghaus Bärtschi<br />

(1937 m), Tel. 00 41/33/6 73<br />

13 73; Berghotel Engstligenalp<br />

(1965 m), Tel. 00 41/33/6<br />

73 22 91, beide ganzjährig<br />

bewirtschaftet; Lohnerhütte<br />

(2171 m), Tel. 00 41/33/6 73<br />

Tourenkarte 3<br />

Heftmitte<br />

04 87, an Sommerwochenenden<br />

bewirtschaftet, stets offen<br />

Route: Usser Üschene – Üschenegrat<br />

– Wyssi Flue – Schwarzgrätli<br />

– Tälli – Engstligengrat<br />

– Ärtelengrat – Engstligenalp<br />

(Übernachtung) – Luser –<br />

Lohner-Westtraverse – Lohnerhütte<br />

– Bun<strong>der</strong>alp – Bun<strong>der</strong>chrinde<br />

– Alpschele – Usser Üschene<br />

Karten: Swisstopo 1:50 000,<br />

Blatt 263 T »Wildstrubel«; o<strong>der</strong><br />

1:25 000, Blätter 1247 »Adelboden«<br />

und 1267 »Gemmi«<br />

Literatur: Zahel »Panoramawege<br />

Schweiz«, Bruckmann Verlag<br />

8:26 h<br />

Beim Aufstieg Richtung Üschenegrat ist die<br />

sonnendurchflutete Lohner-Ostseite immer<br />

prächtiger herausgewachsen. Wuchtig und<br />

abweisend kommt dieses Massiv daher, Assoziationen<br />

mit einer alternden Festung<br />

auslösend. Schon aus einiger Entfernung<br />

sieht man ihm das mürbe Gestein an. Ich<br />

hätte natürlich auch den leichteren und<br />

direkten Weg durchs Hochtal wählen können,<br />

doch erschien mir die Panoramastrecke<br />

längs des Üschenegrates weitaus sehenswerter.<br />

Dieser hohe Laufsteg zwischen<br />

zwei Alpgründen ist einfach traumhaft!<br />

Die Fotopausen bieten auch Gelegenheit<br />

zum persönlichen Innehalten, und wenn<br />

es manchmal nur wenige Minuten sind,<br />

während man sich in ein einzelnes Bild vertieft.<br />

Beim Lohner neigt man wohl dazu,<br />

den Berg eher schaurig-schön zu finden als<br />

wirklich ästhetisch. O<strong>der</strong> liegt das einfach<br />

an einer eingefahrenen humanistischen<br />

Definition von Ästhetik? Wie auch immer,<br />

ich bin jedenfalls beeindruckt.<br />

11:51 h<br />

Nach <strong>der</strong> abwechslungsreichen Strecke via<br />

Schwarzgrätli und Tälli bildet <strong>der</strong> Engstligengrat<br />

den nächsten Höhepunkt, nicht<br />

nur in metrischer Hinsicht. Jetzt kommt das<br />

Wildstrubel-Massiv ins Blickfeld. Und das<br />

bizarre Tschingellochtighorn gibt eine Nahkulisse<br />

wie aus einem alten John-Ford-Film<br />

ab. In <strong>der</strong> Tat »großes Kino«! Der Gegenanstieg<br />

zum Engstligengrat fiel bei zunehmend<br />

höherem Sonnenstand schweißtreibend<br />

aus, nicht mehr ganz so leichtfüßig<br />

wie am Morgen. Auch eine Gruppe von vier<br />

jungen Trekking-Freunden bekommt das zu<br />

spüren. Sie unternehmen eine mehrtägige<br />

Tour durchs Berner Oberland und schleppen<br />

dafür die ganze Biwakausrüstung mit.<br />

13:13 h<br />

Zwischendurch habe ich es etwas lockerer<br />

angehen lassen. Der Pfad unmittelbar am<br />

Tschingellochtighorn vorbei sowie über den<br />

Ärtelengrat hinab ist einfach zu schön, um<br />

durchzurennen. Während rechts die graue<br />

Lohner-Südflanke prangt, breitet sich linker<br />

Hand die grüne Engstligenalp aus – eine <strong>der</strong><br />

Alle Fotos: Mark Zahel<br />

80 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Blick von <strong>der</strong> Wyssi Flue ins Gemmigebiet, das schon zum Wallis gehört<br />

Das bizarre Tschingellochtighorn<br />

größten Hochweiden <strong>der</strong> Schweiz, die mit<br />

zwei Gasthäusern auch ideale Möglichkeiten<br />

zur Zwischennächtigung bietet. Die Blicke<br />

sind quasi hin- und hergerissen und schweifen<br />

natürlich vor allem auch weit über das<br />

Tal von Adelboden. Nun aber drehe ich von<br />

<strong>der</strong> Engstligenalp ab, nach wie vor in ambitionierter<br />

Hoffnung, meine Lohner-Runde als<br />

Tagestour zu absolvieren.<br />

14:21 h<br />

Einstieg in die abschüssige Westflanke des<br />

Gross Lohner. Inzwischen befinde ich mich<br />

auf einer »blau-weißen« Alpinroute, die<br />

mit gewöhnlichem Wan<strong>der</strong>n nicht adäquat<br />

umschrieben wäre und in <strong>der</strong> Schweiz konsequenterweise<br />

als eigene Wegekategorie<br />

geführt wird. Warum, wird sich jetzt offenbaren:<br />

Die erste Bän<strong>der</strong>passage beginnt noch<br />

überraschend komfortabel, obschon die dräuenden,<br />

nicht gerade vertrauenerweckend<br />

soliden Felswände gehörigen Respekt einflößen.<br />

Irgendwie sieht alles aus wie auf einer<br />

Baustelle <strong>der</strong> Erdgeschichte – was ja in gewisser<br />

Weise auch zutrifft. Der Pfad selbst findet<br />

eine fantastische Linie durch die in mehrere<br />

Buchten geglie<strong>der</strong>ten Abhänge, kann dem<br />

Unbedarften aber schon mal das Herz in die<br />

Hose rutschen lassen. Mitunter leitet die Trasse<br />

gerade noch fußbreit entlang ausgewitterter<br />

Schichtbän<strong>der</strong>; nebenan brechen steile,<br />

haltlose Schuttböschungen ins Bodenlose<br />

ab. Ich persönlich mag diesen wohldosierten<br />

Nervenkitzel gepaart mit Urtümlichkeit, aber<br />

ein Fehltritt ist natürlich verboten.<br />

15:48 h<br />

Im nördlichen Teil dieses wilden Abenteuerpfades<br />

– an<strong>der</strong>s kann ich ihn nicht nennen<br />

– ist die kleine Lohnerhütte postiert.<br />

Die kleine Lohnerhütte ist nur am Wochenende<br />

bewirtet.<br />

Was für eine Lage! Eine halbstündige Rast<br />

lasse ich mir hier nicht nehmen, auch wenn<br />

ich langsam kapiere, dass diese Tour ein veritables<br />

Mammutprogramm für einen Tag<br />

bedeutet und das Ende ja noch längst nicht<br />

in Sicht ist. Der Hüttenwart hat gerade noch<br />

einige Ausbesserungsarbeiten ausgeführt,<br />

nicht am Gebäude, son<strong>der</strong>n am Weg, <strong>der</strong><br />

in diesem Bereich immer wie<strong>der</strong> von den<br />

Naturgewalten behelligt wird. Ohne ein<br />

Mindestmaß an wäre wohl bald nicht mehr<br />

viel davon übrig. Warum die Lohner-Westtraverse<br />

mitunter auch als »Kletterweg« bezeichnet<br />

wird, erschließt sich indes etwas<br />

später, wenn es an Ketten über eine Steilstufe<br />

abwärts geht – technisch zweifellos die<br />

Schlüsselstelle <strong>der</strong> ganzen Tour.<br />

18:03 h<br />

500 Höhenmeter Gegensteigung nach<br />

mehr als zehn Stunden ist schon ein echter<br />

Härtetest. In dem westseitigen Kar hinauf<br />

zur Bun<strong>der</strong>chrinde meint es zudem auch<br />

die Sonne sehr gut, sodass man sich nach<br />

jedem schwachen Windhauch o<strong>der</strong> einem<br />

Quellwölkchen als Schattenspen<strong>der</strong> sehnt.<br />

Klar, die physische Komponente ist nicht<br />

wegzudiskutieren, aber darüber hinaus<br />

gibt es auch eine psychologische: Und so<br />

quäle ich mich nicht mit Gedanken, wie gemein<br />

das hier ist und wie doof meine Idee,<br />

solch einen Gewaltmarsch aufs Geratewohl<br />

anzupacken. Nein, ich freue mich einfach<br />

weiterhin an den herrlichen Landschaftsbil<strong>der</strong>n<br />

und setze geduldig Schritt um<br />

Schritt, bis ich irgendwann oben in <strong>der</strong> Bun<strong>der</strong>chrinde<br />

stehe. Es ging letztlich viel besser<br />

als gedacht! Die <strong>Gipfel</strong> des zentralen<br />

Berner Oberlandes belohnen mich mit<br />

abendlich illuminierten Silhouetten.<br />

19:19 h<br />

Ein netter Plausch mit den Älplern auf Alpschele<br />

gehört zu den Begebenheiten auf dem<br />

finalen Abstieg zurück ins Üschenetal, das<br />

längst im Schatten liegt. Exakt 12 Stunden<br />

und 20 Minuten nach Auf bruch schließt<br />

sich dort <strong>der</strong> Kreis mit einem unbeschreiblichen<br />

Gefühlsmix aus Erschöpfung und<br />

Glückseligkeit. Das GPS-Gerät hat in dieser<br />

Zeitspanne rund 2400 Aufstiegsmeter registriert.<br />

Mit einem genaueren Blick auf die<br />

Karte hätte ich das vorher wissen können. Zu<br />

bereuen ist freilich rein gar nichts. ◀<br />

07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 81


ALPINISMUS<br />

Jubiläum einer Route<br />

Respekt!<br />

Auch 75 Jahre nach <strong>der</strong> Erstbegehung ist<br />

die Heckmair-Route in <strong>der</strong> Eiger-Nordwand<br />

eine Art Reifezeugnis für Alpinisten. Trotz aller<br />

Rekordjagden ist eines noch immer wichtig:<br />

Demut statt demütigen. Von Uli Auffermann<br />

Vorsichtig setzt er die Frontalzacken<br />

des Steigeisens auf das<br />

schmale, abschüssige Leistchen,<br />

auf dem hauchdünn das<br />

Wasser gefroren ist. Die Unterarme<br />

schmerzen, denn die Griffe sind klein,<br />

und <strong>der</strong> Fels hängt leicht über. Kurz kratzt<br />

das an<strong>der</strong>e Steigeisen am Fels, bevor auch<br />

dessen vor<strong>der</strong>e Zacken Halt auf einer kleinen<br />

Gesteinsausbuchtung finden. Mo<strong>der</strong>nes<br />

Mixedklettern mit Dry-Tooling-Passagen<br />

in einer knackigen Einseillängentour<br />

im letzten Winter? Weit gefehlt. Es ist das<br />

Jahr 1938, hoch oben in <strong>der</strong> Eiger-Nordwand,<br />

zwischen Rampe und Spinne. An<strong>der</strong>l<br />

82 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13


»Ihren Reiz wird die<br />

›Heckmair‹ nie verlieren.<br />

In ihrer Ästhetik, Linienführung<br />

und auch in<br />

ihrer Erstbegehungsgeschichte<br />

gibt es<br />

nichts Vergleichbares.«<br />

Hansjörg Auer<br />

Fotos: Jungfraubahnen, Lukas Bin<strong>der</strong><br />

Galt lange Zeit als eines »<strong>der</strong><br />

letzten Probleme <strong>der</strong> Alpen«:<br />

die Eiger-Nordwand mit dem<br />

Hinterstoißer-Quergang (re.),<br />

eine <strong>der</strong> Schlüsselstellen.<br />

Heckmair eröffnet in bis dahin noch nie betretenem<br />

Gelände für seine Seilgefährten<br />

den Weg hinaus aus <strong>der</strong> Wand. Ein Gang<br />

an <strong>der</strong> Sturzgrenze, damals Klettern in einer<br />

neuen Dimension. Heckmair hatte für<br />

sich und seinen Freund Wiggerl Vörg die<br />

gerade erst aufgekommenen Zwölfzacker-<br />

Steigeisen besorgt. Spätestens jetzt, dort<br />

oben, wird klar, dass dies <strong>der</strong> Schlüssel zur<br />

Erstbegehung ist.<br />

An<strong>der</strong>l Heckmair hat es gewusst, hat es ausgesprochen.<br />

Auch wenn Heinrich Harrer<br />

strikt <strong>der</strong> Meinung blieb, dass er und Fritz<br />

Kasparek mit ihrer mangelhaften Eisausrüstung<br />

schließlich auch die Eiger-Nordwand<br />

gemacht haben, konnte An<strong>der</strong>l Heckmair<br />

deutlich werden: »Ja, aber nur, weil ich<br />

vorausgestiegen bin!« Dabei wollte er das<br />

Können <strong>der</strong> beiden in keiner Weise in Frage<br />

stellen, betonte auch immer ihre Wichtigkeit<br />

für den Erfolg <strong>der</strong> Viererseilschaft.<br />

Kasparek und Harrer hatten vor <strong>der</strong> Durchsteigung<br />

ebenso erkannt, dass Schnelligkeit<br />

Trumpf sein würde, um dem Steinschlag zu<br />

entgehen. Sie täuschten sich<br />

nur in <strong>der</strong> Ausrüstung, sahen<br />

nicht in Gänze, dass sie es mit<br />

gewaltigen Eisfel<strong>der</strong>n und<br />

vereisten Felszonen zu tun<br />

bekommen würden.<br />

Brillante Eistechnik, die Fähigkeit,<br />

mit Steigeisen die<br />

heiklen, mit Schnee o<strong>der</strong><br />

dünner Eisglasur überzogenen<br />

Felsabschnitte souverän<br />

zu überklettern und vor allem<br />

Schnelligkeit sind die<br />

Kernkompetenzen für Nordwandaspiranten.<br />

Damals<br />

wie heute. Immer häufiger<br />

stellen Spitzenathleten Fabelzeiten<br />

auf, hochtrainiert und<br />

mit optimierter Ausrüstung.<br />

Vor allem aber sind sie klug<br />

genug, die Durchsteigungen<br />

meist in die kalte Jahreszeit<br />

zu legen, bei stabilen Wetterverhältnissen<br />

und geringerer<br />

Steinschlaggefahr. Etwas, was<br />

frühere Seilschaften noch<br />

nicht so in den Fokus rückten<br />

und meist nur begrenzte<br />

Zeitfenster neben dem Job<br />

im Sommer hatten. Sie trieb<br />

es oftmals bei ungünstigen<br />

Bedingungen in die Wand,<br />

erlebten Steinschlagsalven, Lawinen und<br />

Wetterstürze. Schlimmstenfalls dann völlige<br />

Entkräftung, Unterkühlung, Verletzungen<br />

mit verheerenden Auswirkungen.<br />

Kaum eine an<strong>der</strong>e Wand war Schauplatz<br />

<strong>der</strong>artig erschüttern<strong>der</strong> Dramen. Oft mit<br />

Todesfolge, manchmal mit Rettung in letzter<br />

Sekunde. Immer aber aufschreckend,<br />

erschütternd. Vielfach verfilmt und<br />

07 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 83


dokumentiert. Als ewige Konstante <strong>der</strong><br />

Gefahren, die in dem riesigen Konkav des<br />

Eigers lauern. Ein Nimbus, ein Stempel, den<br />

die Eigerwand nicht mehr loswird. Und <strong>der</strong><br />

alles an<strong>der</strong>e als Genuss und <strong>Bergsteiger</strong>romantik<br />

verspricht. Dennoch ist sie begehrt,<br />

von ganz beson<strong>der</strong>er Verheißung.<br />

Auf die Spitze getrieben<br />

Was ist es, was diese Wand so anziehend<br />

macht? Warum ist eine Durchsteigung für<br />

viele das <strong>Bergsteiger</strong>ziel schlechthin? Warum<br />

ist sie für viele, die sich <strong>Gipfel</strong>stürmer<br />

nennen, eine unerfüllbare Sehnsucht, für<br />

manche <strong>der</strong> Höhepunkt eines erfüllten<br />

Alpinistenlebens? Die Motivationslage des<br />

Einzelnen bleibt Spekulation. Aber es gibt<br />

einen roten Faden, <strong>der</strong> deutlich wird: Diese<br />

Wand spiegelt in ihrem Anfor<strong>der</strong>ungsprofil<br />

und in ihrer Historie eine Art Elitezeugnis<br />

im Portfolio eines Alpinisten. Wer sie<br />

durchsteigt, darf sich kompletter <strong>Bergsteiger</strong><br />

nennen. Er hat sozusagen alle Voraussetzungen<br />

im Höchstmaß entwickelt: Leidenschaft,<br />

Mut, Wille, aber auch Instinkt<br />

und Intuition für das, was geht und das,<br />

was zu gefährlich ist, hat Selbstvertrauen,<br />

ist sicher und stabil auch unter <strong>der</strong> Last des<br />

gewaltigen Kolosses aus Fels und Eis, <strong>der</strong> sich<br />

über ihm auftürmt.<br />

Verständlich, dass sich in <strong>der</strong> 75-jährigen<br />

Geschichte seit <strong>der</strong> Erstbegehung das internationale<br />

Who is Who <strong>der</strong> Alpinisten in<br />

<strong>der</strong> Eiger-Nordwand verewigt hat. Männer,<br />

Die Erstbegeher auf dem Eigergletscher (v. l.):<br />

Harrer, Kasparek, Heckmair, Vörg<br />

Logenplatz am Teleskop von Hotelier Franz von Almen (rechts) auf <strong>der</strong> Kleinen Scheidegg<br />

Frauen, in Seilschaft, allein. Berühmte Rückzüge<br />

wie <strong>der</strong> von Hias Rebitsch und Wiggerl<br />

Vörg 1937, Versuche und Verzicht, wie <strong>der</strong><br />

des Ausnahmealpinisten Walter Bonatti, <strong>der</strong><br />

seinen Alleinbegehungsversuch abbrach,<br />

um im Steinschlag nicht unterzugehen.<br />

Michel Darbellay, <strong>der</strong> die Wand als Erster<br />

im Alleingang durchstieg, Christophe Profit<br />

und Catherine Destivelle, die es ihm im<br />

Winter gleichtaten, o<strong>der</strong> Reinhold Messner<br />

und Peter Habeler, die durch ihre Durchsteigung<br />

dem Alpinismus zur Zäsur verhalfen,<br />

als sie nämlich 1974 in nur zehn Stunden die<br />

Wand durcheilten und die beiden wichtigsten<br />

Komponenten für sicheres Bergsteigen<br />

dokumentierten, einerlei ob für die Eigerwand<br />

o<strong>der</strong> den Himalaya: Schnelligkeit und<br />

Souveränität, Herr <strong>der</strong> Lage bleiben, am Berg<br />

nicht zu sehr auf die technischen Hilfsmittel<br />

vertrauen, son<strong>der</strong>n auf die eigenen Fähigkeiten<br />

und Kräfte. Wie einst auch schon<br />

An<strong>der</strong>l Heckmair, als er intuitiv entschied,<br />

sich durchzusetzen gegen bis dahin althergebrachte<br />

Regeln. Er wollte nicht schon<br />

nachmittags ins Biwak, son<strong>der</strong>n klettern, so<br />

schnell und hoch wie möglich, um den Lawi-<br />

Fotos: Archiv Heckmair-Auffermann (3)<br />

Vom ersten Versuch<br />

bis zum letzten Rekord<br />

Juli 1934<br />

Sächsische Pioniere<br />

Erste ernsthafte Durchsteigungsversuche<br />

durch<br />

Willy Beck sowie Kurt und<br />

Georg Löwinger aus Sachsen.<br />

Abbruch auf 2900 Metern.<br />

Rettung durch die Station<br />

Eigerwand <strong>der</strong> Jungfraubahn<br />

Juli 1936<br />

Das Drama um Toni Kurz<br />

Der Berchtesgadener Toni Kurz<br />

stirbt nur wenige Meter oberhalb<br />

von seinen Rettern entfernt im Seil<br />

hängend. Seine Begleiter Andreas<br />

Hinterstoißer und die beiden zuvor<br />

getrennt aufgestiegenen Willy<br />

Angerer und Edi Rainer waren zuvor<br />

in einer Lawine verunglückt.<br />

Foto: Archiv Heckmair-Auffermann<br />

Juli 1938 Erstbegehung<br />

Vom 21. bzw. 22. bis 24.<br />

Juli 1938 gelingt An<strong>der</strong>l<br />

Heckmair, Wiggerl Vörg,<br />

Fritz Kasparek und Heinrich<br />

Harrer die Erstbegehung<br />

<strong>der</strong> Eiger-Nordwand. Der<br />

Erfolg wird u. a. möglich,<br />

da sich Heckmair und<br />

Vörg die neuen Zwölf-Zacker-Steigeisen besorgt<br />

hatten. Kasparek und Harrer wären mit nur einem<br />

Zehn-Zacker-Steigeisen-Paar und einem Eispickel<br />

ausgerüstet wohl nicht zum <strong>Gipfel</strong> gekommen.<br />

Juli 1950<br />

Schnelle Seilschaft<br />

Leo Forstenlechner<br />

und Erich Waschak aus<br />

Österreich kommen als<br />

Erste in weniger als einem<br />

Tag durch die Wand. Vom<br />

Wandfuß zum <strong>Gipfel</strong> benötigen<br />

sie 18 Stunden.<br />

Juli 1947<br />

Der zweite Streich<br />

Erste Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> Heckmair-<br />

Route durch die beiden Franzosen<br />

Lionel Terray und Louis Lachenal<br />

1940 1950


<strong>Gipfel</strong> 3970m<br />

Mittellegigrat<br />

<strong>Gipfel</strong>eisfeld<br />

Gegen Kälte und Steinschlag trug<br />

Heckmair nur eine Strickmütze.<br />

»Ich bin nie ein<br />

Hasardeur gewesen.<br />

Bevor ich eine<br />

schwierige Wand<br />

angegangen bin,<br />

habe ich trainiert,<br />

nicht um sportlich<br />

fit zu sein, son<strong>der</strong>n<br />

um meine für diese<br />

Tour speziellen Fähigkeiten<br />

zu testen.«<br />

An<strong>der</strong>l Heckmair<br />

Grafi k: Archiv Heckmair-Auffermann<br />

Corti-Biwak<br />

Brüchiges Band<br />

Rampeneisfeld<br />

Wasserfallkamin<br />

Rampe<br />

Drittes Eisfeld<br />

Eisschlauch<br />

Erstes Eisfeld<br />

Schwalbennest<br />

Hinterstoißer-Quergang<br />

Zerschrundener Pfeiler<br />

Erster Pfeiler<br />

nen zu entgehen. Diese Souveränität, diese<br />

Selbstsicherheit brachte den Erfolg.<br />

Daran hat sich bis heute nichts geän<strong>der</strong>t.<br />

Wie schnell und wie überlegen sind die<br />

heutigen Akteure! Die Rekordzeiten für<br />

Solisten und Seilschaften überschlagen<br />

sich, sind kaum noch fassbar. Aber sie demütigen<br />

die Eigerwand nicht. Mit bestem<br />

Material und optimale Verhältnisse nutzend,<br />

laufen sie förmlich die Wand hoch,<br />

stoppen die Zeit, spüren ihre exorbitante<br />

Leistungsfähigkeit und wissen doch,<br />

INFO<br />

Ausstiegsrisse<br />

Spinne<br />

Götterquergang<br />

Todesbiwak<br />

Bügeleisen<br />

Zweites Eisfeld<br />

Rote Fluh<br />

Schwieriger Riss<br />

Stollenloch<br />

Die Heckmair-Route<br />

Die klassische Führe durch die 1600 Meter<br />

hohe Eiger-Nordwand (3970 m) mit den<br />

Schlüsselpassagen »Schwieriger Riss«,<br />

»Hinterstoißer-Quergang«, »Rampe«, »Götterquergang«,<br />

»Spinne« und »Ausstiegsrisse«.<br />

Schwierigkeit und Gefährlichkeit sind sehr<br />

stark von den Verhältnissen abhängig. Im Fels<br />

bis V+, in den Eisfel<strong>der</strong>n bis 55 Grad. Länge,<br />

Steilheit und dauerhaft hohe Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

in kombiniertem Gelände machen die Route<br />

noch immer zu einer <strong>der</strong> anspruchsvollsten<br />

alpinen Klettereien <strong>der</strong> Alpen.<br />

Foto: Archiv Weixler<br />

August 1957 Das Corti-Drama<br />

Nach neun<br />

Tagen in <strong>der</strong><br />

Wand wird Claudio<br />

Corti dank<br />

eines internationalen<br />

Rettungstrupps<br />

per Stahlseil aus den Ausstiegsrissen<br />

geholt. Sein Seilpartner Stefano Longhi stirbt.<br />

Corti wird anschließend verdächtigt, eine<br />

Teilschuld am Tod <strong>der</strong> beiden Deutschen<br />

Günter Nothdurft und Franz Mayer zu haben.<br />

Erst Jahre später wird er rehabilitiert.<br />

März 1961<br />

Umstrittene Premiere<br />

Die erste Winterbegehung<br />

durch Walter Almberger,<br />

Toni Kinshofer, An<strong>der</strong>l<br />

Mannhardt und Toni Hiebeler<br />

führt im Nachhinein zu<br />

Diskussionen, als bekannt<br />

wird, dass die vier <strong>Bergsteiger</strong><br />

den Aufstieg auf zwei<br />

Etappen verteilt hatten.<br />

August 1963<br />

Einsamer Erster<br />

Nach drei Toten in den Jahren 1961/1962 und<br />

weiteren vergeblichen Versuchen – u. a. von Walter<br />

Bonatti – gelingt die erste Solodurchsteigung<br />

durch den Schweizer Bergführer Michel Darbellay.<br />

Aus Sicherheitsgründen biwakiert er auf Höhe des<br />

Corti-Biwaks und erreicht am nächsten Morgen<br />

gegen 8 Uhr problemlos den <strong>Gipfel</strong>.<br />

September 1964 Tabubruch<br />

Als erste Frau steigt die Münchnerin<br />

Daisy Voog mit ihrem Begleiter Werner<br />

Bittner durch die Wand.<br />

März 1966<br />

Neue Route<br />

Fast 28 Jahre nach <strong>der</strong> ersten<br />

Führe wird erstmals eine<br />

neue Route in <strong>der</strong> Wand<br />

eröffnet. Eine internationale<br />

Mannschaft richtet im Expeditionsstil<br />

die John-Harlin-<br />

Direttissima ein.<br />

1960 1970


Robert Jasper<br />

2009 bei <strong>der</strong><br />

ersten freien<br />

Begehung <strong>der</strong><br />

Japaner-Direttissima<br />

(8a)<br />

dass sie sich dem Limit annähern, sehen<br />

eine Verantwortung: »Klar«, sagt Dani Arnold,<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitige Rekordhalter, »wir haben<br />

das Ganze auf die Spitze getrieben! Das<br />

schnelle Bergsteigen hat es jedoch schon<br />

immer gegeben. Der größte Nachteil dieser<br />

schnellen Begehungen ist, dass viele Leute<br />

diese Wand jetzt unterschätzen.« Und das<br />

wäre fatal, meint auch Peter Geyer, Leiter<br />

<strong>der</strong> Bergführerausbildung und Kenner <strong>der</strong><br />

Nordwand: »Immer muss man kontrollieren:<br />

Bin ich noch im Plan. Auch <strong>der</strong> Beste<br />

muss mit Zwischenfällen rechnen. Das Beurteilen<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Situation muss man<br />

absolut im Griff haben, dann ist man auch<br />

für die unvorhergesehenen Dinge gewappnet<br />

und hat Reserven.«<br />

»Zum Glück ist die Zahl <strong>der</strong> Rettungseinsät-<br />

Foto: Frank Kretschmann, Archiv Hainz, Archiv Heckmair-Auffermann<br />

INFO<br />

Wussten Sie schon…<br />

• dass es 1936 ein offi zielles Verbot für<br />

Begehungsversuche gab?<br />

• dass eine vorgetäuschte Begehung vor<br />

Gericht landete?<br />

• dass <strong>Bergsteiger</strong> statt Biwakausrüstung<br />

schwere Wintermäntel gegen die<br />

nächtliche Kälte mitführten und trotzdem<br />

durchkamen?<br />

• dass 1961 <strong>der</strong> Bergmann Walter Almberger<br />

aus Geldmangel mit seinem Grubenhelm<br />

durch die Wand kletterte?<br />

• dass oberhalb <strong>der</strong> Spinne Alpinisten einigen<br />

an<strong>der</strong>en, ebenfalls in einen Verhauer<br />

geratenen <strong>Bergsteiger</strong>n erst das Abseilen<br />

beibringen mussten, damit sich diese aus<br />

<strong>der</strong> misslichen Lage befreien konnten?<br />

• dass Schweizer Kletterer im Rahmen einer<br />

Totenbergung die Wand von oben nach<br />

unten durchquerten?<br />

• dass Heidi Brühl, Clint Eastwood und<br />

an<strong>der</strong>e Filmstars 1974 zu Dreharbeiten<br />

für einen Agentenfi lm am Eiger weilten?<br />

1971 bis 1988<br />

Neue Mittel, neue Wege<br />

Brauchte es 28 Jahre, ehe<br />

nach <strong>der</strong> Heckmair-Route<br />

ein neuer Weg durch die<br />

Wand gefunden wurde,<br />

so kommen alleine in den<br />

Siebziger und Achtziger<br />

Jahren 16 neue Routen<br />

hinzu, darunter extrem<br />

schwierige Sportkletterrouten.<br />

Foto: Archiv Habeler<br />

1974 Noch schneller<br />

Peter Habeler<br />

und Reinhold<br />

Messner stellen in<br />

10 Stunden eine<br />

neue Rekordzeit für<br />

Seilschaften auf.<br />

Dabei leisten sie<br />

sich sogar einen<br />

Verhauer.<br />

Juli 1983<br />

Solorenner<br />

Der Österreicher Thomas Bubendorfer<br />

benötigt für die Heckmair-Route nicht<br />

einmal fünf Stunden. Da Alleingeher keine<br />

Zeit für die Partnersicherung aufwenden,<br />

stellen sie ab den 1980ern im Vergleich<br />

zu früher regelrechte Fabelzeiten auf.<br />

Foto: Archiv Profi t<br />

Juli 1985 Eiger unter Dreien<br />

Der Franzose<br />

Christophe<br />

Profi t klettert die<br />

Nordwände von<br />

Eiger, Matterhorn<br />

und Grand<br />

Jorasses – einst als die »letzten Probleme<br />

<strong>der</strong> Alpen« bezeichnet – in insgesamt nur<br />

22½ Stunden. Die Einstiege erreicht er<br />

per Helikopter.<br />

86 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13<br />

1980 1990


»Nach dem ›Rampeneisfeld‹<br />

und dem ›Brüchigen<br />

Riss‹ den ›Götterquergang‹<br />

zu finden,<br />

um damit wie<strong>der</strong> in den<br />

oberen zentralen<br />

Wandteil <strong>der</strong> ›Spinne‹<br />

zu gelangen, grenzt ans<br />

Geniale und konnte nur<br />

einem Ausnahme-<strong>Bergsteiger</strong><br />

wie An<strong>der</strong>l<br />

Heckmair einfallen. «<br />

Ralf Dujmovits<br />

Beschlagene Sohlen statt Gore-Tex:<br />

Ausrüstung aus Zeiten <strong>der</strong> Erstbesteiger<br />

ze in <strong>der</strong> Eigerwand seit 2004 relativ unverän<strong>der</strong>t«,<br />

weiß Marc Ziegler, Chef <strong>der</strong> Alpinen<br />

Rettung Grindelwald. »Insgesamt gab<br />

es seitdem 37 Einsätze.« Wobei die Häufigkeit<br />

<strong>der</strong> Einsätze pro Jahr schwanke: »Von<br />

ein-, zweimal bis zu zwölfmal pro Jahr, je<br />

nach Verhältnissen.«<br />

Der Eiger live im Fernsehen<br />

Es gibt also einiges zu tun für die Bergretter,<br />

und es ist traurig um jeden Verunfallten.<br />

Dennoch wird an <strong>der</strong> etwa gleichbleibenden<br />

Zahl deutlich, dass die Eiger-Nordwand<br />

nicht dem Ausverkauf preisgegeben ist, sie<br />

keine Entwicklung genommen hat, wie<br />

es die gegenwärtige Situation am Mount<br />

Everest zeigt, wo unerfahrene <strong>Bergsteiger</strong><br />

in Massen enthemmt, entäußert und entledigt<br />

jedwe<strong>der</strong> Eigenverantwortung das Naturmonument<br />

nutzen wie die Achterbahn<br />

auf <strong>der</strong> Kirmes. Das gibt es am Eiger nicht<br />

und wird es nicht geben. Stattdessen gibt es<br />

neue Routen, o<strong>der</strong> alte Direktlinien werden<br />

frei geklettert. Robert Jasper, Roger Schaeli,<br />

Christoph Hainz, Ueli Steck, Simon Gietl,<br />

Dani Arnold, Stephan Siegrist – Namen,<br />

die heute für die Eigerwand stehen. Stephan<br />

Siegrist hat sie schon 29-mal gemacht,<br />

einmal sogar zusammen mit Michal Pitelka<br />

in <strong>der</strong> Ausrüstung <strong>der</strong> Erstbegeher. Tief<br />

verbeugt er sich heute vor <strong>der</strong> Leistung <strong>der</strong><br />

Pioniere: »Dieses Erlebnis <strong>der</strong> Retro-Tour<br />

hat mich tief beeindruckt.«<br />

Und klar doch, bisweilen wird die Nordwand<br />

zum großen Schauplatz. Da gibt es<br />

Dramatisches, Kurioses, Spektakuläres<br />

und Spitzensportliches. Zuschauer konnten<br />

vom gemütlichen Sessel mit offenem<br />

Mund eine Durchsteigung im Fernsehen<br />

beobachten – in Echtzeit: Eiger-Live. Aber<br />

seriös, nicht reißerisch, son<strong>der</strong>n erstklassig<br />

dokumentiert. Basejumper stürzen sich<br />

mit dem Fallschirm in die Tiefe, während<br />

gleichzeitig höhenängstliche Touristen gut<br />

abgesichert aus dem Stollenloch heraus<br />

Christoph Hainz<br />

klettert »Magic<br />

Mushroom« (7c).<br />

direkt hinein in die Wand geführt werden.<br />

Nordwandluft schnuppern, Tief blick aushalten,<br />

alpine Historie fühlen, den Blick<br />

dorthin richten, wo einst Toni Kurz seinen<br />

Todeskampf am Seil hängend verloren hat<br />

– etwas, was viele aus dem Kino kennen.<br />

Wenn aber <strong>der</strong> große Vorhang aufgeht an<br />

<strong>der</strong> riesigen Freilichtbühne, dann kommen<br />

die Protagonisten, steigen ein, mit Steigeisen<br />

bewehrt, mit Seilen und Eisgeräten ausgerüstet,<br />

in die gewaltige Urnatur des Berges.<br />

Einerlei nun, ob sie Rekorde brechen<br />

o<strong>der</strong> sich gediegen und gewissenhaft ihren<br />

Lebenstraum erfüllen wollen, sie alle geben<br />

ihr Bestes in dem Paradestück <strong>der</strong> <strong>Bergsteiger</strong>ei.<br />

Unverfälschter, ehrlicher Alpinismus<br />

in <strong>der</strong> Wand <strong>der</strong> Wände.<br />

◀<br />

Der Autor verwaltet das Archiv von An<strong>der</strong>l<br />

Heckmair, mit dem er bis zu dessen Tod 2005<br />

eng befreundet war.<br />

März 1992<br />

Das starke Geschlecht<br />

Catherine Destivelle<br />

schafft als erste Frau eine<br />

Alleinbegehung, noch<br />

dazu im Winter. Die erste<br />

Winteralleinbegehung <strong>der</strong><br />

Heckmair-Route überhaupt<br />

war dem Japaner Tsuneo<br />

Hasegawa bereits im März<br />

1978 geglückt.<br />

Foto: Südwestrundfunk<br />

September 1999 Eiger Live<br />

Die Sendung<br />

»Eiger-Nordwand<br />

Live« des<br />

Schweizer Fernsehens<br />

und des<br />

deutschen Südwestrundfunks<br />

SWR wird zum Quotenhit.<br />

Die <strong>Bergsteiger</strong> Evelyne Binsack, Stephan<br />

Siegrist, Hansruedi Gertsch und Ralf Dujmovits<br />

tragen während <strong>der</strong> 30-stündigen<br />

Übertragung spezielle Helmkameras.<br />

Juni 2000<br />

Absprung<br />

Der Schweizer Ueli Gegenschatz und<br />

<strong>der</strong> Österreicher Hannes Arch wagen<br />

als erste Basejumper den Absprung<br />

mit Fallschirm vom sogenannten<br />

Pilz, einem markanten Felsturm über<br />

<strong>der</strong> Nordwand. Der freie Fall dauerte<br />

13 Sekunden. Februar 2011<br />

Die Schnellsten<br />

April 2011<br />

Der Schnellste<br />

Daniel Arnold verbessert den Rekord<br />

des bisher schnellsten Solorenners<br />

Ueli Steck um sagenhafte 20 Minuten<br />

auf 2 Std. 28 Min.<br />

Roger Schäli und Simon Gietl<br />

schaffen in 4 Std. 25 Min. die bislang<br />

schnellste Teamspeedbegehung.<br />

2000 2010


SERVICE<br />

Die Produktion von Textilien<br />

hinterlässt nicht selten verschmutzte<br />

Gewässer, wie hier<br />

in Zhejiang, China.<br />

Alles im<br />

Hersteller im Öko-Sozialtest<br />

grünen Bereich?<br />

88 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Viele lassen im Billiglohnland Bangladesch<br />

produzieren. Bei einem Fabrikeinsturz<br />

starben jüngst Hun<strong>der</strong>te Näherinnen.<br />

Die Welt ein bisschen besser machen.<br />

Wer möchte das nicht?<br />

Öko, bio, fair: Was früher nur<br />

Randgruppen interessiert hat,<br />

gilt heute als chic, auch unter<br />

Outdoor-Menschen. Wir kaufen Bio-Gemüse<br />

– wenn es nicht zu teuer ist. Im Ausrüstungsladen<br />

lehnen wir die Plastiktüte ab –<br />

wenn das Daypack nicht zu voll ist. Und wir<br />

entscheiden uns für den Wan<strong>der</strong> anorak ohne<br />

fluorhaltige Membran – wenn die Jacke<br />

trotzdem wasserdicht ist. Gut fürs Karma<br />

soll das sein, sagt mancher. An<strong>der</strong>e tun es<br />

<strong>der</strong> eigenen Psycho-Hygiene wegen.<br />

Das Kletter-T-Shirt ist<br />

aus Öko-Baumwolle, die High-<br />

Tech-Membran-Regenhose<br />

garantiert fair zusammengenäht.<br />

Auch <strong>Bergsteiger</strong> hoffen,<br />

durch bewussten Konsum<br />

die Welt zu verbessern. Doch<br />

bringt <strong>der</strong> ethisch korrekte<br />

Alpin-Einkauf wirklich etwas?<br />

Von Folkert Lenz<br />

Häufig »ethisch korrekt« hergestellte Produkte<br />

einzukaufen, das behaupteten 41<br />

Prozent <strong>der</strong> Befragten in <strong>der</strong> jüngsten<br />

Trendstudie <strong>der</strong> Otto Group – zwei Drittel<br />

mehr als noch zwei Jahre zuvor. Aber 61<br />

Prozent fühlen sich zugleich überfor<strong>der</strong>t<br />

beim Versuch, ethisch zu konsumieren. Die<br />

Welt ist offenbar komplexer als gedacht.<br />

Waren zur Mitte des vergangenen Jahrzehnts<br />

nach den »Ökos« <strong>der</strong> 1990er noch<br />

die LOHAS in aller Munde – Menschen,<br />

die ihren Lebensstil an nachhaltigen Prinzipien<br />

orientieren (»Lifestyle of Health and<br />

Sustainability«) – so kommt jetzt ein neuer<br />

Die Käufer <strong>der</strong> Outdoor-Ware wissen<br />

oft nicht, unter welchen Bedingungen ihre<br />

Funktionskleidung hergestellt wurde.<br />

Trend zum Zug. So jedenfalls formulierte<br />

es <strong>der</strong> Hamburger Zukunftsforscher Peter<br />

Wippermann jüngst in Innsbruck beim<br />

»The Alps«-Symposium zu nachhaltigem<br />

Berg-Tourismus: eine Abkehr von <strong>der</strong> Spaß-<br />

Gesellschaft. Hin zu einem Leben, wo Erfolg<br />

nicht mehr über Geld definiert ist, son<strong>der</strong>n<br />

über Glück. »Verbünde Dich mit denen,<br />

die Deine Ideale teilen«, sei nun das Motto,<br />

meint Wippermann. Und Verbündete können<br />

eben auch Firmen sein, die suggerieren,<br />

den gleichen Weg zu gehen wie man<br />

selbst (siehe Interview S. 91).<br />

Mo<strong>der</strong>ner Ablasshandel<br />

In <strong>der</strong> Outdoor-Industrie hat man das längst<br />

erkannt. Neben dem Glücksversprechen<br />

durch das »Draußen-Leben«, selbstverständlich<br />

in einer möglichst intakten Natur, bieten<br />

viele Ausrüster für den Freiluft-Dschungel<br />

mittlerweile auch so etwas wie einen<br />

mo<strong>der</strong>nen Ablasshandel. Der Kauf von<br />

Regenjacke, Wan<strong>der</strong>stiefel o<strong>der</strong> Rucksack<br />

wird zum politischen Akt. Der Anorakhersteller<br />

spendet ein Prozent seines Umsatzes<br />

»for the planet«. Der Seilfabrikant lässt für<br />

jeden verkauften Strick einen Baum im<br />

madagassischen Regenwald pflanzen. Eine<br />

dritte Firma rettet mit ihren Einnahmen die<br />

letzten Wölfe in den Karpaten. Der Bergreiseveranstalter<br />

bietet die Teilnahme an »Atmosfair«,<br />

um den Fernflug nach Nepal<br />

Fotos: picture alliance/dpa, picture alliance/CHINAFOTOPRESS/MAXPPP, Bernd Ritschel<br />

07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 89


Laut Greenpeace<br />

sind mehr als 70<br />

Prozent von Chinas<br />

Flüssen, Seen<br />

und Stauseen verschmutzt.<br />

Es gibt auch Kritiker,<br />

die bezweifeln, dass<br />

sich durch bewusstes<br />

Einkaufen etwas verän<strong>der</strong>n<br />

lässt. Statt sich<br />

ein gutes Gewissen zu<br />

erkaufen, solle man sich<br />

lieber politisch für eine<br />

bessere Welt einsetzen.<br />

irgendwie klimaneutral zu machen. Alles<br />

Augenwischerei? Jedenfalls ist es schwer,<br />

im Labyrinth von Bio-Marken und Öko-Labels<br />

den richtigen Pfad zu finden.<br />

Fakt ist, dass viele Unternehmen <strong>der</strong> Outdoor-Branche<br />

versuchen, die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

anzugehen. So baumeln vor allem<br />

an Berg-Bekleidung immer mehr <strong>der</strong><br />

kleinen Schildchen, die die ökologische<br />

Unbedenklichkeit von Unterhemd, Fleece<br />

o<strong>der</strong> Überhose bescheinigen sollen. Der<br />

»Öko-Tex Standard 100« zertifiziert, dass<br />

wenigstens das Endprodukt nahezu frei<br />

von Schadstoffen ist. Mit dem »bluesign«-<br />

Signet dürfen sich Kleidungsstücke, aber<br />

auch Schlafsack, Zelt und Rucksack nur<br />

dann schmücken, wenn schon bei <strong>der</strong><br />

Produktion keine giftige o<strong>der</strong> ungesunde<br />

Chemie eingesetzt wurde. Nach <strong>der</strong> »ISO<br />

14001«-Norm unterwerfen sich ganze Firmen<br />

einem Öko-Check und verbessern ihr<br />

Umweltmanagement. Ist das Berg-T-Shirt<br />

zu 90 Prozent aus Naturfaser und aus Bio-<br />

China hat zwar Konkurrenz bekommen,<br />

ist aber noch immer Hauptstandort <strong>der</strong><br />

Textilindustrie.<br />

Anbau, dann kann es das »Global Textile<br />

Organic Standard«-Siegel erhalten.<br />

Ohne Hungerlöhne und Kin<strong>der</strong>arbeit<br />

Selbst Kunden, die sich nicht nur um die<br />

Umwelt sorgen, son<strong>der</strong>n auch um die arbeitenden<br />

Menschen, werden bedient. Von<br />

<strong>der</strong> unabhängigen »Fair Wear Foundation«<br />

lassen mehrere Outdoor-Branchenriesen<br />

90 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Labels (unten)<br />

helfen dem Verbraucher,<br />

richtig<br />

einzuschätzen,<br />

unter welchen<br />

Bedingungen hergestellt<br />

wurde.<br />

Foto: seeyou | c. steps - Fotolia.com<br />

An<strong>der</strong>s als in<br />

Asien gelten in<br />

den Alpen strenge<br />

Auflagen zum<br />

Schutz <strong>der</strong> Natur.<br />

Foto: Folkert Lenz<br />

»Ethischer Konsum<br />

ist im Discounter<br />

angekommen«<br />

Interview mit Zukunftsforscher<br />

Prof. Peter Wippermann, dem<br />

Grün<strong>der</strong> des Trendbüros Hamburg<br />

▶ Immer mehr Menschen interessieren sich<br />

angeblich dafür, wie Produkte hergestellt<br />

werden. Sind sie auch bereit, mehr Geld aus -<br />

zugeben, wenn Waren ökologisch o<strong>der</strong> fair<br />

produziert wurden?<br />

Ja, das sind sie. Das zeigen alle Untersuchungen.<br />

Das Spannende ist, dass zum Beispiel ein<br />

Label wie »Fairtrade« über die Jahre populärer<br />

geworden ist. Man kann ganz klar sagen,<br />

dass eine neue Dimension von Qualität den<br />

Massenmarkt erreicht hat.<br />

Fotos: picture alliance/dpa (2), Wolfgang Ehn<br />

… betrachtet die<br />

gesamte Lieferkette<br />

… kennzeichnet<br />

Schadstofffreies<br />

überprüfen, ob ihre Produkte zu gerechten<br />

sozialen Bedingungen hergestellt werden.<br />

So sollen unter an<strong>der</strong>em Hungerlöhne und<br />

Kin<strong>der</strong>arbeit ausgeschlossen werden. Und<br />

an<strong>der</strong>e Ausrüstungsfabrikanten setzen auf<br />

eigene Labels wie »Eco Circle« o<strong>der</strong> »Green<br />

Shape«, um wahlweise auf umweltfreundliche<br />

Produktion, Recycling-Bemühungen<br />

o<strong>der</strong> Fluor-Freiheit hinzuweisen.<br />

Trotzdem gibt es auch Kritiker, die bezweifeln,<br />

dass man durch bewussten Einkauf<br />

etwas verän<strong>der</strong>n kann. Von Selbstbetrug<br />

etwa spricht Kathrin Hartmann in ihrem<br />

Buch »Ende <strong>der</strong> Märchenstunde« (siehe Kasten<br />

S. 93). Statt sich ein gutes Gewissen zu<br />

erkaufen, sollten die Menschen sich lieber<br />

politisch für eine bessere Welt einsetzen.<br />

»Firmen sind keine Menschen, denen man<br />

ins Gewissen reden kann«, schreibt Hartmann.<br />

Und nennt in ihrem Buch neben<br />

zahllosen Beispielen für »Greenwashing«<br />

<strong>der</strong> Unternehmen auch das Exempel eines<br />

…beleuchtet die<br />

Arbeitsbedingungen<br />

… nimmt die Fasern<br />

unter die Lupe<br />

japanischen Autoherstellers. Der hat lange<br />

die »Plant for the Planet«-Initiative unterstützt<br />

und für den CO 2<br />

-Ausstoß seiner Vehikel<br />

Bäume in Deutschland pflanzen lassen.<br />

Selbst wenn dieser Autobauer heute für seine<br />

Hybrid-Fahrzeuge bekannt sei, solle man<br />

darüber nicht vergessen, dass er »Spritfresser<br />

und materialintensive Geländewagen«<br />

herstellt, mahnt Hartmann. Das Unternehmen<br />

ist übrigens »Mobilitätspartner« des<br />

Deutschen Alpenvereins. Eine umstrittene<br />

Entscheidung <strong>der</strong> Vereinsführung, die viele<br />

Naturschützer im DAV kritisieren.<br />

Was also tun? Mit einem korrekt gefüllten<br />

Einkaufswagen allein kann man die Welt<br />

gewiss nicht retten. An<strong>der</strong>erseits setzt <strong>der</strong><br />

Verbraucher durch seine bewusste Kaufentscheidung<br />

für ökologische Produkte und<br />

Marken, die sich zu ihrer sozialen Verantwortung<br />

für die Arbeitnehmer bekennen,<br />

ein Zeichen. Vielleicht wird die Welt so zumindest<br />

ein bisschen besser.<br />

◀<br />

▶ Machen sich nur Bessersituierte Gedanken<br />

über die Nachhaltigkeit von Konsumprodukten<br />

o<strong>der</strong> tut das auch »Otto Normalverbraucher«?<br />

Früher war das Ganze eine politische<br />

Angelegenheit. Wenn wir uns aber die letzten<br />

sechs Jahre anschauen, dann kann man<br />

beobachten, dass das mittlerweile zum Lifestyle<br />

geworden ist. Dass sich die Jugend für einige<br />

Jahre abgekehrt hatte von dem Thema und<br />

jetzt aber massiv zurückgekehrt ist. Und so ist<br />

das zur Grundvoraussetzung von Business<br />

geworden. Man will einfach mit Leuten zu tun<br />

haben, von denen man annimmt, dass sie<br />

mindestens so anständig sind wie man selbst.<br />

Und ethischer Konsum ist mittlerweile auch im<br />

Discounter angekommen.<br />

▶ Können Verbraucher mit ihrer Marktmacht<br />

Firmen wirklich zu ethisch korrekterem<br />

Handeln zwingen?<br />

Ja, sie können es mittlerweile im globalen<br />

Maßstab. Aber sie können es auch im regionalen<br />

Maßstab. Die Idee, dass Unternehmen immer<br />

transparenter werden, setzt voraus, dass man<br />

mit ihnen redet. Und die Firmen merken es<br />

auch selbst: Wer mit ihnen einen Dialog anfängt<br />

und keine Antworten erhält, <strong>der</strong> ist aus dem<br />

Geschäftsfeld raus.<br />

07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 91


Der -Öko- und Sozial-<br />

Check <strong>der</strong> Outdoor-Industrie<br />

Fair produziert? Einige Hersteller<br />

setzen auf Transparenz,<br />

an<strong>der</strong>e tun sich noch schwer.<br />

Ist das Thema »Nachhaltigkeit« bei den Herstellern von<br />

Outdoor-Ausrüstung wirklich angekommen? Und was tun die<br />

Firmen jenseits wohlfeiler Werbebotschaften tatsächlich, um<br />

das »Draußen-Sein« wenigstens ein bisschen grüner, ökologischer<br />

zu machen? Das wollte <strong>der</strong> BERGSTEIGER von 14 namhaften Ausrüstern<br />

wissen, die sich auf dem europäischen Markt tummeln. Elf<br />

von ihnen gaben Auskunft. Allerdings fi el <strong>der</strong> Informationsgehalt<br />

<strong>der</strong> Antworten sehr unterschiedlich aus. Wohl ein Indiz dafür, dass<br />

manche sich schon auf den Pfad <strong>der</strong> Nachhaltigkeit gemacht<br />

haben, an<strong>der</strong>e dagegen noch den Kompass suchen.<br />

Auf Fachtreffen <strong>der</strong> Branche wie »Outdoor« o<strong>der</strong> »ispo« fi ndet zur<br />

Nachhaltigkeit <strong>der</strong> Outdoor-Industrie seit Jahren ein lebhafter<br />

Meinungsaustausch statt. Viele größere Firmen mit mehr Geld<br />

im Rücken haben inzwischen spezielle Abteilungen für Corporate<br />

Social Responsibility (CSR/Unternehmerische Sozialverantwortung)<br />

gegründet. Kleinere Unternehmen haben den Vorteil, die<br />

ganze Belegschaft davon überzeugen zu können, verantwortlicher<br />

zu handeln. Nachhaltigkeits- o<strong>der</strong> Umweltberichte geben eher die<br />

Branchenriesen heraus. Kein Wun<strong>der</strong>: Will eine Firma standardmäßig<br />

Rechenschaft über ihre Öko- und Sozialaktivitäten ablegen,<br />

so muss sie dafür einiges an Geld in die Hand nehmen.<br />

CSR-Abteilung<br />

vorhanden<br />

Nachhaltigkeits-/<br />

Umwelt-Bericht<br />

bluesign<br />

Öko-Tex Standard<br />

100<br />

hauseigenes<br />

Öko-Label<br />

Verwendung von<br />

Recycling-Stoffen<br />

Fjällräven<br />

nur für Schweden<br />

und Finnland<br />

z. T. für Rucksäcke<br />

und Jacken<br />

Haglöfs z. T. z. T. »Haglöfs recycled« z. B. bei Softshell-Jacken<br />

Houdini in Planung z. T.<br />

71 % <strong>der</strong> Kollektion<br />

aus Recycling-Fasern<br />

Jack Wolfskin z. T.<br />

Mammut z. T.<br />

Mountain<br />

Equipment<br />

Odlo<br />

z. T. z. T.<br />

Logo für Recycling-<br />

Ruck- u. -Schlafsäcke<br />

»Down Codex« für<br />

Daunenprodukte<br />

einige Rucksäcke und<br />

Schlafsäcke<br />

z. T. für Fleece, Shirts,<br />

Schlafsäcke<br />

Polyester-Abfälle für<br />

Seamless-Wäsche<br />

Salewa z. T.<br />

Schöffel<br />

Tatonka<br />

Vaude z. T.<br />

»Green Shape« für<br />

die Öko-Kollektion<br />

Rucksackschnallen aus<br />

Recycling-Granulat<br />

z. T. für Kleidung,<br />

Taschen, Rucksäcke<br />

■ = vorhanden / ja<br />

■ = indifferent<br />

■ = nicht vorhanden / nein<br />

■ = nicht bekannt / keine Auskunft<br />

92 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


TIPP<br />

FRIEDRICHSHAFEN<br />

Das Buch zum Thema:<br />

Auf 384 Seiten geht die Autorin <strong>der</strong> Frage<br />

nach, ob die Welt durch gewissenhaften<br />

Konsum besser werden kann.<br />

Kathrin Hartmann »Ende <strong>der</strong> Märchenstunde«,<br />

Karl Blessing Verlag, 16,95 €<br />

2013<br />

11. – 14.<br />

JULI<br />

20 th<br />

SUMMIT<br />

Immerhin: Die meisten Outdoor-Fabrikanten achten mittlerweile<br />

darauf, dass Funktionsbekleidung, Rucksäcke o<strong>der</strong> Zelte umweltschonen<strong>der</strong><br />

als früher hergestellt werden. Viele führen Öko-<br />

Label wie »bluesign« o<strong>der</strong> zumindest den »Öko-Tex Standard 100«<br />

für Teile ihrer Produktion ein. Acht bekannte Hersteller sind<br />

Mitglied <strong>der</strong> »Fairwear Foundation«, die dafür sorgen will, dass<br />

Zwangsarbeit, Gewerkschaftsverbote und Niedrigstlöhne bald<br />

auch in Billiglohnlän<strong>der</strong>n passé sind.<br />

Mehrere Firmen zahlen für Teilbereiche ihrer Produkte o<strong>der</strong> für<br />

ihre Fabriken eine Klima-Abgabe, die CO 2<br />

-Kompensation. An<strong>der</strong>e<br />

haben sich bewusst dagegen entschieden und achten lieber darauf,<br />

Klimagas von vornherein zu vermeiden durch Energiesparen,<br />

kürzere Lieferwege o<strong>der</strong> den Verzicht auf Luftfracht.<br />

Faire Produktion<br />

CO 2<br />

-Kompensation<br />

seit 2013 Zusammenarbeit<br />

mit Fair Labor Association<br />

z. T. für Rucksäcke, Daypacks,<br />

Jacken, Strom<br />

FWF-Mitglied<br />

Produktion nur in Europa<br />

FWF-Mitglied<br />

FWF-Mitglied<br />

z. T., außerdem Energiesparen<br />

und Öko-Strom<br />

CO 2<br />

-Ausgleich für<br />

Seilproduktion<br />

FWF-Mitglied<br />

FWF-Mitglied<br />

Verhandlungen<br />

mit FWF laufen<br />

FWF-Mitglied<br />

Sozialstandard <strong>der</strong> Fabrik<br />

in Vietnam: SA8000/SAI<br />

FWF-Mitglied<br />

für Firmenzentrale<br />

NUR FÜR FACHBESUCHER<br />

THE SUMMIT<br />

OF OUTDOOR<br />

BUSINESS<br />

WWW.OUTDOOR-SHOW.DE


KAUFBERATUNG: Abzipphosen<br />

Kurz o<strong>der</strong> lang? Wer eine<br />

Abzipphose trägt, kann<br />

das spontan von <strong>der</strong> Temperatur<br />

abhängig machen.<br />

Zeigt her<br />

eure Beine!<br />

94 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Sommerhosen mit per Reißverschluss<br />

(RV) über o<strong>der</strong> unterm<br />

Knie abtrennbaren Hosenbeinen<br />

wurden bisher eher im Freizeito<strong>der</strong><br />

Trekkingbereich verwendet,<br />

also beim Reisen o<strong>der</strong> Weitwan<strong>der</strong>n. Inzwischen<br />

gibt es von diesem verkürzbaren Hosentyp<br />

auch viele Wan<strong>der</strong>- und Berghosen.<br />

Alle mit »M«, »M’s«, »Men« o. ä. bezeichneten<br />

und die meisten übrigen Abzipphosen<br />

gibt es auch mit Damenschnitt, viele auch<br />

in Kurz- und Langgrößen (z. B. Haglöfs und<br />

Schöffel).<br />

Wer kennt das nicht: Morgens ist es noch<br />

kühl, mittags aber schon richtig warm.<br />

Dann ist es praktisch, schnell die Hosenbeine<br />

abnehmen zu können. Wir verraten<br />

Ihnen, worauf es bei Abzipphosen ankommt.<br />

Von Christian Schneeweiß<br />

Foto: Bernd Ritschel<br />

Light o<strong>der</strong> Stretch: Material<br />

Abzipphosen aus immer dünnerem Nylongewebe<br />

sind trotz ihres leichten Gewichts<br />

und <strong>der</strong> Dampfdurchlässigkeit so zäh,<br />

dass nur beson<strong>der</strong>s robuste Modelle noch<br />

Ripstop-Schutz besitzen (v. a. Schöffel). Sommerliche<br />

Abzipphosen sollten ohne Gürtel<br />

nicht mehr als 450 Gramm wiegen (Größe<br />

52/50 L/35’’) – es sei denn bei Einsatz auf<br />

strapazieren<strong>der</strong>en Alpintouren o<strong>der</strong> Trekkings<br />

(The North Face knapp 500 g). Leichthosen<br />

sollten beim Tragen kaum spürbar sein<br />

(Mammut 350 g, Outdoor Research ca. 280 g<br />

und Mini-Packmaß!). Hosen mit Baumwollanteil<br />

sollen beson<strong>der</strong>s robust sein und<br />

länger nachkühlen, sind aber tendenziell<br />

schwerer: The North Face ist eine reine<br />

Sommer-Trekkinghose ohne Bergtauglichkeit,<br />

während <strong>der</strong> Allroun<strong>der</strong> Berghaus<br />

mit dampfableitendem und kuscheligem<br />

Polyester-Baumwollgemisch ein optimal<br />

austariertes »Binnenklima« bietet.<br />

Der Stoff dehnbarer Hosen ist zusätzlich<br />

durch Gummifasern (normalerweise sieben<br />

Prozent Elastan) verstärkt. Nur<br />

07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 95


Das kleine<br />

Hosen-Einmaleins<br />

Reißverschluss über o<strong>der</strong> unterm Knie? Mit T-Zipp<br />

o<strong>der</strong> ohne? Auf diese Punkte sollten Sie achten.<br />

HOSENBUND<br />

Der Hosenbund sollte teilelastisch sein.<br />

Falls ein unelastischer zu weit ist, hilft<br />

nur ein zusätzlicher Gürtel.<br />

TIPP<br />

So passt<br />

rundum alles<br />

■ Beim Kauf von Abzipphosen empfi ehlt es<br />

sich, die Hose mit etwas Wasser zu bespritzen,<br />

um zu sehen, ob sie wasserresistent<br />

o<strong>der</strong> -saugend ist.<br />

■ Auch wenn es schon zu Beginn <strong>der</strong> Tour<br />

warm ist, lohnt es sich, abgezippte Hosenbeine<br />

mitzunehmen – evtl. braucht man sie<br />

als Schutz vor Wind o<strong>der</strong> Verletzungen.<br />

■ Imprägnierte Hosen nach dem Waschen<br />

bei handwarmer Temperatur im Trockner<br />

o<strong>der</strong> mit Bügeleisen trocknen. Ansonsten<br />

nachimprägnieren<br />

REISSVERSCHLUSS (RV)<br />

HOSENTYP<br />

Bei Berg-Abzipphosen sollte man auf<br />

sehr gute Beweglichkeit achten, bei unelastischen<br />

Wan<strong>der</strong>hosen auf Luftigkeit,<br />

bei Trekkinghosen auf Robustheit.<br />

Beim Wie<strong>der</strong>anzippen <strong>der</strong> Hosenbeine<br />

darauf achten, ob sie zum linken o<strong>der</strong><br />

rechten Bein gehören und wo genau <strong>der</strong><br />

RV ansetzt (immer außen). Ideal sind<br />

markierte Zipper.<br />

AUSSENABDECKUNG<br />

ABZIPP-RV<br />

Für optimale Kühlwirkung sollte sich <strong>der</strong><br />

Abzipp-RV über dem Knie befi nden.<br />

Die Außenabdeckung des Abzipp-RVs<br />

kann man hochklappen – so lässt sich<br />

<strong>der</strong> RV leichter öffnen und reibt weniger<br />

am Oberschenkel.<br />

T-ZIPP<br />

VERSTELLSYSTEM<br />

Bergtaugliche Abzipphosen sollten am<br />

Saum <strong>der</strong> Hosenbeine ein Verstellsystem<br />

(Zug o<strong>der</strong> Klett) besitzen.<br />

Mit einem zusätzlichen senkrechten<br />

Reißverschluss lässt sich das Hosenbein<br />

beson<strong>der</strong>s einfach abnehmen. Bei<br />

Halbschuhen reicht es meist, diesen nur<br />

ein Stück weit zu öffnen.<br />

96 <strong>Bergsteiger</strong> ei<br />

ger<br />

07⁄13


In <strong>der</strong> Sonne ist es schön warm,<br />

doch <strong>der</strong> Abstieg wird schon im<br />

Schatten verlaufen.<br />

Fotos: Bernd Ritschel (1), Andreas Strauß<br />

Salewa hat stärkeren (und elastischeren)<br />

Stoff am Gesäß und im Schuhbereich, also<br />

da, wo man ihn für Trekking braucht und<br />

fürs Bergsteigen gerne hätte. Bei Norröna<br />

ist die Innenseite <strong>der</strong> Hose aufgeraut, wodurch<br />

diese die Haut trockener hält und<br />

wie die meisten an<strong>der</strong>en Stretchhosen etwas<br />

wärmt. Im Gegensatz zu den meisten<br />

unelastischen Abzipphosen fürs (Berg-)<br />

Wan<strong>der</strong>n (v. a. Outdoor Research und Schöffel),<br />

sind Stretchhosen optimal für Bergtouren<br />

mit steilen Wegen o<strong>der</strong> alpinem Gelände<br />

geeignet, denn selbst wenn man die Beine<br />

stark anwinkelt, verrutschen sie nicht und<br />

bleiben kaum spürbar (top Vaude). Im abgezippten<br />

Zustand sind natürlich alle vorgestellten<br />

Hosen voll beweglich.<br />

Bundanpassung o<strong>der</strong> Gürtel: Hüftabschluss<br />

Im Idealfall ist <strong>der</strong> Bund von Abzipphosen<br />

elastifiziert – in <strong>der</strong> Regel nur an den Seiten<br />

(z. B. Berghaus), da das Gummi zu verstärkter<br />

Schweißbildung führt. Dadurch<br />

lässt sich auch ohne Gürtel auf Tour gehen.<br />

Deutlich variabler (Hüftumfang schlank<br />

bis weiter) sind die raffinierten elastischen<br />

Bünde mit Klettverstellung (Norröna und<br />

Vaude). Alle nicht am Bund elastifizierten<br />

Hosen sollten, sofern sie nicht perfekt sitzen,<br />

zur Anpassung einen Nylon-Gürtel besitzen<br />

– zumal <strong>der</strong> nur 30 bis 45 Gramm<br />

wiegt (alle Hosen besitzen Gürtelschlaufen).<br />

Der Schweiß wird nur bei wenigen Bünden<br />

absorbiert (hier Norröna).<br />

Um den Abschluss des Reißverschluss (RV)-<br />

Fronteingriffs zu fixieren besitzt <strong>der</strong> Bund<br />

normalerweise einen Druckknopf, für den es<br />

einen Ersatz geben sollte (Salewa; Tatonka robuster<br />

Durchdruckknopf). Zuverlässiger sind<br />

zwei Druckknöpfe (Norröna, Adidas; Berghaus<br />

2 Knöpfe), wobei <strong>der</strong> eine als Reserve dienen<br />

kann, wenn <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e kaputt geht.<br />

Ideal für heiße Tage: Diese dünne, luftige<br />

Hose für Wan<strong>der</strong>ungen und Bergtouren bei<br />

wärmeren Temperaturen ist im Lendenbereich<br />

zusätzlich großflächig durch drei<br />

Taschen belüftet (Haglöfs).<br />

Taillenfixierung: Der geniale Hüft-Klett<br />

mit elastischem Rückenteil ermöglicht ohne<br />

Gürtel eine exakte und selbstanpassende<br />

Bundweitenverstellung von weit bis schlank<br />

(Norröna).<br />

Farbenspiel: Um zu wissen, welches abgenommene<br />

Hosenbein wo wie<strong>der</strong> anzuzippen<br />

ist, sollte <strong>der</strong> RV o<strong>der</strong> – besser – nur dessen<br />

Zipper und Ansatz farblich markiert sein<br />

(The North Face).<br />

07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 97


EXPERTEN-TIPP<br />

Norbert Sandner ist Verkaufsmanager<br />

bei Patagonia<br />

»Hosen mit Gummibän<strong>der</strong>n<br />

sind unter<br />

dem Hüftgurt meist<br />

angenehmer zu<br />

tragen als Gürtel.«<br />

Tipp 1 Imprägnierte Abzipphosen sind<br />

wasser- und schmutzabweisend und damit<br />

auch länger haltbar als unimprägnierte Modelle.<br />

Die Nachfrage nach Abzipphosen konzentriert<br />

sich hauptsächlich auf den europäischen Markt<br />

und kommt von Wan<strong>der</strong>ern und Reisenden.<br />

Kletterer tragen diese Hosen in <strong>der</strong> Regel nicht<br />

so gerne. Am besten verwendet man für diese<br />

Kategorie <strong>der</strong> Hosen imprägnierte Stoffe, die<br />

darüber hinaus beson<strong>der</strong>s leicht, atmungsaktiv<br />

und klein komprimierbar sind. Generell ist zu<br />

sagen: Je enger das Material gewebt ist, umso<br />

höher ist <strong>der</strong> Lichtschutzfaktor (Ultraviolet<br />

Protection Faktor). Eine spezielle UPF-Beschichtung<br />

ist hauptsächlich bei offen- und<br />

luftiggewebten Stoffen sinnvoll.<br />

Wird <strong>der</strong> Weg uneben, sollte man die Beine wie<strong>der</strong> anzippen.<br />

Weit o<strong>der</strong> variabel: Beinabschlüsse<br />

Der typische Bein-Abschluss einer Abzipphose<br />

ist ein einfacher Saum an <strong>der</strong> unten<br />

häufig weiteren Hose. Für Bergtouren empfiehlt<br />

sich daher ein Saum, <strong>der</strong> sich enger<br />

stellen lässt, da man sonst leicht in felsigem<br />

o<strong>der</strong> struppigem Gelände hängen bleibt und<br />

keinen Schutz gegen Wind o<strong>der</strong> Schnee hat.<br />

Der Saum lässt sich durch einen innen angebrachten<br />

Gummizug mit Tankaverschluss<br />

o<strong>der</strong> durch einen äußeren Verstellklett einstellen.<br />

Letzterer ist einfacher zu bedienen,<br />

dafür aber anfälliger. Verschlussklette o<strong>der</strong><br />

-druckknöpfe dienen als Schutz und Fixierung<br />

von T-Reißverschlüssen an ausgeklügelteren<br />

Abzipp-Hosenbeinen.<br />

Teils o<strong>der</strong> ganz: Abzipp-<br />

Reißverschlüsse<br />

Abzipphosen sind auf<br />

sommerlichen Bergtouren<br />

ideal: Die langen Hosenbeine<br />

schützen das Bein<br />

gegen Kühle am Morgen,<br />

Verletzungen o<strong>der</strong> <strong>Gipfel</strong>wind.<br />

Wird es wärmer,<br />

lässt sich die Hose in eine<br />

oberschenkelkurze Variante<br />

verwandeln. Der Nachteil<br />

ist, dass <strong>der</strong> Abzipp-RV<br />

gerade bei weniger weiten<br />

o<strong>der</strong> sehr leichten Hosen am<br />

Oberschenkel stören kann<br />

(z. B. Salewa bzw. Outdoor<br />

Research). Hosen mit Abzipper<br />

unterm statt überm Knie<br />

legen deutlich weniger Bein<br />

frei, aber man spürt den RV<br />

nicht und das Knie bleibt<br />

immer geschützt (in dieser<br />

Übersicht nur Tatonka und Norröna fast<br />

knielang).<br />

Etwas problematisch ist es, Hosenbeine mit<br />

Standard-Horizontal-RV abzunehmen, da<br />

diese nicht über die Schuhe passen. Durchdachte<br />

Varianten besitzen daher meist einen<br />

aufwändigen T-Zip mit zusätzlichem<br />

Vertikal-RV vom Oberschenkel bis zum<br />

Saum des Hosenbeins. Somit lässt es sich<br />

über jeden Schuh abnehmen. Eher selten<br />

besitzen die Hosen eine Links/Rechts-Kennzeichnung<br />

am RV (The North Face, Mammut,<br />

Patagonia; auch Vaude), damit man beim<br />

Wie<strong>der</strong>anzippen weiß, wo welches Hosenbein<br />

hingehört. Ein vertikaler RV lässt sich<br />

auch als Lüftung einsetzen.<br />

Tipp 2 Meiner Meinung nach sollte <strong>der</strong><br />

Zipper etwas unterhalb des Knies liegen. Nach<br />

Abzippen <strong>der</strong> Beine entsteht so eine Art<br />

»Surfshort«, die bis knapp über das Knie geht.<br />

Zwei Reißverschlüsse an einem Bein (oberhalb<br />

und unterhalb des Knies) sind hingegen wenig<br />

sinnvoll. Praktisch ist auch eine unterschiedliche,<br />

farbige Markierung des Reißverschlusses<br />

am linken und rechten Bein. Außerdem ist es<br />

wichtig, dass die Abzipp-Reißverschlüsse<br />

abgedeckt, also nicht sichtbar sind. Zudem<br />

müssen sie jede Bewegung mitmachen.<br />

Tipp 3 Ob Hosen mit Gürtel o<strong>der</strong> (seitlichen)<br />

Gummibän<strong>der</strong>n anzupassen sind, ist<br />

nicht nur eine Frage <strong>der</strong> Passform und<br />

Designphilosophie. Hosen mit Gummibän<strong>der</strong>n<br />

sind unter dem Hüftgurt des Rucksacks meist<br />

angenehmer zu tragen als solche mit Gürtel.<br />

Bergtaugliche Abzipphosen sollten einen<br />

verstellbaren Saum besitzen – hier mit<br />

nach Öffnung des vertikalen RVs leicht zu<br />

bedienendem Innenzug (geht auch einhändig;<br />

Adidas).<br />

Eingriff-Öffnung: Offen, groß und tief lautet<br />

die Erfolgsformel <strong>der</strong> Komforttaschen von<br />

Abzipphosen. Wichtig ist, dass <strong>der</strong> Inhalt<br />

kaum herausfallen kann und die Tasche nicht<br />

zu tief angesetzt ist (Patagonia).<br />

98 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Fotos: Bernd Ritschel (2), Andreas Strauß, privat<br />

Taschen und Lüftungen: Zusatz-Komfort<br />

Abzipphosen besitzen bis zu sechs statt<br />

<strong>der</strong> üblichen drei bis vier Taschen. Bei nur<br />

wenigen Modellen sind alle mit RV verschließbar<br />

(Salewa, Tatonka und Vaude). Die<br />

Einschubtaschen (und teils Gesäßtaschen)<br />

<strong>der</strong> meisten Hosen sind offen, so dass man<br />

bequem die Hand hineinlegen kann. Ihre<br />

Tiefe reduziert normalerweise die Gefahr<br />

des Herausfallens von Gegenständen erheblich<br />

(außer Mammut und Adidas). Die Taschen<br />

von Vaude und teils Patagonia sind zu<br />

klein. Nur die Hälfte <strong>der</strong> Hosen besitzt richtige<br />

Kartentaschen. Dafür gibt es kleine RV-<br />

Werttaschen und eine Geheimtasche (Haglöfs).<br />

Erstaunlich wenige Taschen dienen<br />

auch <strong>der</strong> Lüftung, d. h. Wärmeableitung<br />

zwischen Bund und Hosenbeinen (effektiv<br />

nur Haglöfs und Vaude) – während Schöffel<br />

Oberschenkellüftungen besitzt, die auch als<br />

Taschen dienen können.<br />

◀<br />

Trotz aller Leichtigkeit muss ein Schuh Halt auf<br />

unwegsamem Gelände geben.<br />

Für den anstrengenden <strong>Gipfel</strong>endspurt ist Beinfreiheit beson<strong>der</strong>s angenehm.<br />

So bewertet <strong>der</strong> BERGSTEIGER<br />

EINSATZBEREICHE<br />

Wan<strong>der</strong>n: Das Material ist eher<br />

dünn und dampfdurchlässig o<strong>der</strong><br />

sogar zur Kühlung feuchtesaugend,<br />

die Passform eher luftig. Stretch<br />

ist nicht nötig, da die Hosenbeine<br />

selten stark angewinkelt werden.<br />

Bergsteigen: Das Material ist<br />

dehnbar, d. h. bei Anwinkeln am<br />

Knie kaum spürbar. Die Hose besitzt<br />

eine relativ gute Wasser- und<br />

sehr gute Windabweisung sowie<br />

evtl. Lüftung, Saumeinstellung o<strong>der</strong><br />

Verstärkung.<br />

Trekking: Das Material ist robuster<br />

o<strong>der</strong> die Hose stellenweise<br />

verstärkt und somit schwerer, die<br />

Windabweisung gut. Je nach Einsatz<br />

gibt es dampfdurchlässigere,<br />

kühlen<strong>der</strong>e o<strong>der</strong> wasserresistentere<br />

Hosen.<br />

KONSTRUKTION<br />

Die Passform wurde wie üblich<br />

nicht bewertet, son<strong>der</strong>n nur beschrieben,<br />

da je<strong>der</strong> Mensch an<strong>der</strong>s<br />

gebaut ist. Weite Hosenbeine sind<br />

zwar luftiger, aber zu oft ist auch<br />

<strong>der</strong> Bund weit (The North Face<br />

auch mit Gürtel nur für Beleibte).<br />

Die Hüftanpassungen waren<br />

entwe<strong>der</strong> nicht vorhanden (nur<br />

mit Gürtel) o<strong>der</strong> sehr gut (Vaude,<br />

Norröna) o<strong>der</strong> kombinierten gute<br />

Anpassungen (außer Schöffel)<br />

mit semifi xem Gürtel (Adidas und<br />

Salewa).<br />

Die Beweglichkeit wurde ausschließlich<br />

durch Anwinkeln des<br />

Knies ermittelt, wobei zu beachten<br />

ist, dass die Mehrzahl <strong>der</strong> Hosen<br />

nicht dehnbar war. Die Hosen mit<br />

Elastananteil waren erwartungsgemäß<br />

am dehnbarsten (Vaude,<br />

Adidas und Patagonia).<br />

Bei <strong>der</strong> Handhabung des Abzipp-<br />

Reißverschlusses gab es kaum wesentliche<br />

Probleme wie Einklemmen<br />

o<strong>der</strong> fi eseliges Einzippen (Tatonka).<br />

Aber es ging auch besser, und zwar<br />

mit größeren Zippern (Schöffel),<br />

kleinerer Außenabdeckung<br />

(Norröna) o<strong>der</strong> beim Anzippen (The<br />

North Face, Mammut und Berghaus<br />

unterschiedliche Zipper-Farben).<br />

Vier Modelle hatten über jeden<br />

Schuh abzippbare T-Zips.<br />

Es geht besser: Normalerweise<br />

müssen die Schuhe zum Abnehmen<br />

<strong>der</strong> abgezippten Hosenbeine<br />

ausgezogen werden. Mit T-Zip-RV<br />

geht das Abzippen anstandslos –<br />

außer evtl. beim Wie<strong>der</strong>anzippen<br />

(Vaude mit Markierung).<br />

Die Wasserresistenz wurde mittels<br />

Brause ermittelt. Die krassen<br />

Unterschiede zwischen wasserresistenten<br />

und unimprägnierten Hosen<br />

bedeuten, dass die einen Modelle<br />

auch für unsicheres Wetter (v. a.<br />

Berghaus und Adidas), die an<strong>der</strong>en<br />

für kühlende Schweißverteilung und<br />

schnelle Trocknung (nur Tatonka<br />

und Mammut; teils Haglöfs) o<strong>der</strong><br />

Erst das Besprühen mit Wasser<br />

bringt es an den Tag: wasserresistente<br />

Hose mit starker, abperlen<strong>der</strong><br />

Tropfenbildung (Berghaus)<br />

und feuchtesaugendes Modell<br />

zur Kühlung für Wan<strong>der</strong>ungen an<br />

warmen Tagen (Mammut)<br />

für lange Kühlung (The North Face<br />

mit Baumwolle) konstruiert sind.<br />

Die für den Bergeinsatz wichtigere<br />

Windresistenz wurde durch Föhnen<br />

und Durchatmen ermittelt. Haglöfs<br />

und Mammut erwiesen sich als<br />

die luftigsten Modelle, während<br />

Berghaus und Vaude am meisten<br />

Wind abwiesen.<br />

07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 99


KAUFBERATUNG: Abzipphosen<br />

TIPP<br />

Preis/Leistg.<br />

TIPP<br />

Luftig<br />

Adidas<br />

HT Flex ZO Pants<br />

Berghaus Mens<br />

Navigator Zip Off<br />

Haglöfs Lite Trek<br />

Split Pant M<br />

Mammut Tempest<br />

Zip Off Pant M<br />

Norröna Bitihorn<br />

Flex 1 Zip Off Pants<br />

The North Face<br />

M Duma Convertible<br />

Vertrieb, Info 0 91 32/ 8 40,<br />

www.adidas.com/outdoor<br />

08 00/1 00 87 65,<br />

www.berghaus.com<br />

08 31/51 28 00,<br />

www.haglofs.se<br />

Tel. 0 83 34/3 62 00,<br />

www.mammut.ch<br />

0 89/34 69 66,<br />

www.norrona.no<br />

0 08 00/32 45 57 11,<br />

www.thenorthface.eu<br />

Preis in Euro 89,95 74,95 120,- 120,- 179,- 120,-<br />

Gewicht<br />

in Größe<br />

485 g in 50 long 410 g in 32/34’’ 415 g in L reg 350 g in 52 440 g in L 535 g in US 36’’<br />

Material 91% Nylon, 9% Elastan 65% Polyester, 35%<br />

Baumwolle<br />

93% Nylon, 7% Elastan 100% Nylon Softshell (Nylon + Elastan) 75% Baumwolle,<br />

25% Nylon<br />

Passform Mittel, unten weiter Schlank bis mittel Insgesamt weit Insgesamt weiter Weit; Bund anpassbar Komplett weit<br />

Hüftabschluss<br />

Breiter Bund und fi xer<br />

Gürtel mit Clip-Schnalle<br />

+ doppelter Druckknopf-<br />

Verschluss<br />

Seitlich elastifi zierter<br />

Bund, Gürtelschlaufen<br />

+ doppelter Knopfverschluss<br />

Bund und semifi xer Gürtel<br />

mit Haken + Druckknopf-<br />

Verschluss<br />

Bund und Gürtel mit<br />

Haken + Druckknopf-<br />

Verschluss<br />

Bund mit seitlichen<br />

Verstellkletten, hinten<br />

elastisch + Doppeldruckknopf-Verschluss<br />

Einfacher Bund mit Gürtelschlaufen<br />

+ Druckknopf-<br />

Verschluss<br />

Beinabschlüsse<br />

Saumbündchen mit<br />

Innenzug<br />

Saumbündchen<br />

Saumbündchen mit<br />

Innenzug + RV<br />

Saumbündchen<br />

Saumbund mit<br />

Verstellklett<br />

Saumbündchen mit RV<br />

Abzipper<br />

Horizontal + vertikal,<br />

RV voll abgedeckt bzw.<br />

außen/resistent<br />

Horizontal, RV außen<br />

und innen abgedeckt<br />

Horizontal, RV voll<br />

abgedeckt<br />

Horizontal, RV außen und<br />

innen abgedeckt<br />

Horizontal, RV außen<br />

abgedeckt<br />

Horizontal, RV außen und<br />

innen abgedeckt<br />

Taschen<br />

2 ungesicherte Einschübe;<br />

Wert, Gesäß, Karten,<br />

RV<br />

2 tiefe Einschübe offen;<br />

Gesäß, Volumen-Wert,<br />

klein + RV<br />

2 Einschübe, Gesäß, RV<br />

resistent<br />

2 Einschübe, Gesäß,<br />

RV resistent<br />

2 weite Einschübe;<br />

Gesäß, Karten (+ Wert),<br />

groß + RV<br />

2 tiefe Einschübe offen; 2<br />

Gesäß, 2 Karten/Volumen,<br />

Druckknopf<br />

Extras<br />

Regulär- und Langgrößen,<br />

etwas Taschenlüftung,<br />

UPF 50+<br />

Regulär- und Langgrößen,<br />

Bund hinten<br />

absorbierendes Trikot<br />

Zip-Off-Zipper rot bzw.<br />

schwarz markiert, Ersatzdruckknopf,<br />

UPF 50+<br />

Zip-Off-Zipper rot bzw.<br />

schwarz markiert, Ersatzdruckknopf,<br />

UPF 50+<br />

Mikrofl eece-Bund, Innenhose<br />

aufgeraut, Einschublüftungen,<br />

Abzipp-RV fast<br />

in Kniehöhe<br />

Zip-Off-Zipper rot bzw. lila<br />

markiert, robust<br />

BEWERTUNGEN<br />

Beweglichkeit ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Hüft-Anpassg. Gürtel ■■■■■ Gürtel Gürtel ■■■■■ – (Gürtel nötig)<br />

Handhabg. RV ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Windresistenz ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Wasserresist. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ saugend ■■■■■ ■■■■■<br />

Unser<br />

Eindruck<br />

Funktionelle Berghose;<br />

top anpassen<strong>der</strong>, breiter<br />

Gürtel, Verschluss redundant,<br />

optimal geformte<br />

Hosenbeine, über jeden<br />

Schuh abzippbar, Zipper<br />

leichtgängig, variabler<br />

Saum, auch für kühlere<br />

Temperaturen, Taschen<br />

etwas klein<br />

EINSATZBEREICHE<br />

Rundum gelungene<br />

Komforthose; super Hosenklima<br />

(Atmung und<br />

Kühlung gut), weichster<br />

Griff, Zipper sehr<br />

leichtgängig, vielseitige<br />

Größen, Verschluss redundant,<br />

Knöpfe anfangs<br />

mühsam, RV-Taschen zu<br />

klein, RV spürbar<br />

Sehr luftige Wan<strong>der</strong>hose;<br />

Abzippen ohne Wan<strong>der</strong>schuhe<br />

ausziehen zu<br />

müssen, im Taschen- und<br />

Unterschenkel-Bereich<br />

äußerst luftig, kaum<br />

spürbar, Saumzüge<br />

sehr variabel, nur eine<br />

gesicherte Tasche (+<br />

Geheimfach)<br />

Schlichte Leichtwan<strong>der</strong>hose<br />

mit markierten<br />

Abzippern; Hose +<br />

Abzipp-RV kaum spürbar,<br />

Zipper äußerst leichtgängig,<br />

Hose kühlend,<br />

lüftend und schnell<br />

trocknend, weicher Griff,<br />

Einschübe geöffnet nicht<br />

rausfallsicher<br />

Funktioneller Allroun<strong>der</strong>;<br />

luftig, atmend, top<br />

Bund-Anpassung, auch<br />

kühlere Temperaturen,<br />

RV sehr leichtgängig,<br />

da Abdeckung kaum<br />

behin<strong>der</strong>t, Beinsäume<br />

eng einstellbar, nicht<br />

kuschelig, Taschen nicht<br />

rausfallsicher<br />

Robuste Cargo-Trekkinghose<br />

mit markierten Abzippern;<br />

nur für Beleibte, über<br />

Wan<strong>der</strong>schuhe abzippbar,<br />

Hose sehr luftig und bei<br />

Schwitzen kühlend, aber<br />

wenig dampfdurchlässig,<br />

etwas starr und schwer<br />

Wan<strong>der</strong>n ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Bergtour ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ –<br />

Trekking ■■■■■ ■■■■■ – – ■■■■■ ■■■■■<br />

100 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


TIPP<br />

Allround<br />

Outdoor Research<br />

Treadway Convertible<br />

Patagonia Men’s Noma<strong>der</strong><br />

Zip Off Pants<br />

Salewa Sensor DST<br />

M 2in1 Pant<br />

Schöffel<br />

Cross Pants<br />

Tatonka<br />

Emden M’s Zip Off<br />

Vaude Me Farley<br />

Stretch T-Zip Pants II<br />

00 41/52/2 08 10 70,<br />

www.outdoorresearch.com<br />

08 00/0 00 11 56,<br />

www.patagonia.com<br />

0 89/90 99 30,<br />

www.salewa.com<br />

0 82 32/5 00 60,<br />

www.schoeffel.de<br />

0 82 05/9 60 20,<br />

www.tatonka.com<br />

0 75 42/5 30 60,<br />

www.vaude.com<br />

60,- 90,- 139,95 99,95 85,- 100,-<br />

250 g in US 34’’ 405 g in US 35’’ 425 g in 52 480 g in 102/52 L 375 g in 52 440 g in 50 long<br />

100% Nylon 95% Ripstop-Nylon,<br />

5% Elastan<br />

94% Nylon, 6% Elastan 100% Ripstop-Nylon 93% Nylon, 7% Elastan 93% Nylon, 7% Elastan<br />

Unten weit, Bund etwas weiter Mittel bis weiter anpassend Mittel anpassend Mittel bis weiter Mittel bis weiter anpassend Schlank bis weiter anpassbar<br />

Einfacher Bund mit Gürtelschlaufen<br />

+ Druckknopf-<br />

Verschluss<br />

Breiterer, seitlich elastifi zierter<br />

Bund, Gürtelschlaufen +<br />

Druckknopf-Verschluss<br />

Breiter, seitlich stark<br />

elastifi zierter Bund und<br />

semifi xer Gürtel mit Haken +<br />

Druckknopf-Verschluss<br />

Breiter, seitlich schwach<br />

elastifi zierter Bund mit Gürtel<br />

+ Metallknopf-Verschluss<br />

Breiter, seitlich elastifi zierter<br />

Bund, Gürtelschlaufen +<br />

Durchdruckknopf-Verschluss<br />

Hinten elastifi zierter, seitlich<br />

verstellbarer Bund, Gürtelschlaufen<br />

+ Druckknopf-<br />

Verschluss<br />

Saumbündchen Breiter Saum Saumbündchen Saumbündchen mit<br />

Fixierungsklett<br />

Saumbündchen<br />

Saumbündchen mit<br />

Klettverstellung<br />

Horizontal, RV außen und<br />

innen abgedeckt<br />

Horizontal, RV außen und<br />

innen abgedeckt<br />

Horizontal + vertikal, RV voll<br />

abgedeckt bzw. fein/resistent<br />

Horizontal + vertikal, RV voll<br />

abgedeckt bzw. fein/resistent<br />

Horizontal, RV außen und<br />

innen abgedeckt<br />

Horizontal + vertikal, RV<br />

voll abgedeckt bzw. innen/<br />

resistent<br />

2 tiefe Einschübe, Gesäß,<br />

alle offen; Wert RV<br />

2 Einschübe tief, Gesäß<br />

groß, offen; 2 Schenkel,<br />

Wert, RV<br />

2 Einschübe, Gesäß/Karten<br />

+ Wert, alle RV, Schenkel<br />

klein<br />

2 Einschübe groß, 2 Gesäß<br />

RV, 2 Schenkel RV<br />

2 Einschübe, große Gesäß +<br />

Karten, alle RV<br />

2 Einschübe klein, Wert,<br />

Gesäß groß, alle RV<br />

Unendliche Garantie, UPF 50 Linker RV markiert, UPF 40,<br />

Nylon teils recycelt bzw. recycelbar,<br />

Taschenlüftungen<br />

Gesäß robuster + dehnbarer,<br />

Ersatzknopf, Schuhbereich-<br />

Verstärkung<br />

Regulär-, Lang- und Kurzgrößen,<br />

große Abzipper,<br />

Lüftungen, Bund weiches<br />

Nylon, UPF 50<br />

UPF 30+, Abzipp-RV fast in<br />

Kniehöhe<br />

Regulär- u. Langgrößen,<br />

rechter Abzipper markiert,<br />

Taschenlüftung, Bluesign<br />

zertifi ziert<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ – (Gürtel nötig) ■■■■■ + Gürtel ■■■■■ + Gürtel ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ saugend ■■■■■<br />

Schlichte Ultraleichtwan<strong>der</strong>hose;<br />

leicht und luftig, kaum<br />

spürbar, sehr bequeme<br />

Taschen, aber hinten rausfallgefährdet,<br />

Zipper leichtgängig,<br />

Abzipp-RV kaum spürbar,<br />

kleinst verpackbar<br />

(13x12x7 cm)<br />

Sehr luftige Komforthose;<br />

sehr gute Gürtelaufhängung,<br />

auch beim Anwinkeln kaum<br />

spürbar, Abzipp RV äußerst<br />

leichtgängig, voluminöse,<br />

gut lüftende Taschen, aber<br />

gesicherte Taschen klein,<br />

Abzipper spürbar<br />

robustere Berg- und Trekkinghose;<br />

an den richtigen<br />

Stellen verstärkt, über jeden<br />

Schuh abzippbar, relativ<br />

leicht, auch für kühlere Temperaturen,<br />

Abzipper spürbar,<br />

spannt etwas bei Anwinkeln,<br />

Einschübe zu weit unten<br />

Wan<strong>der</strong>hose mit weitem Temperaturbereich;<br />

sehr luftig,<br />

effektive Lüftung, Abzipper<br />

super zu handhaben, über<br />

jeden Schuh abzippbar,<br />

super Einschübe, aber<br />

RV-Taschen nur hinten,<br />

Hosenbeine rutschen hoch,<br />

Abzipper spürbar, spannt bei<br />

Anwinkeln<br />

Kühlende Leichthose;<br />

sehr schnell trocknend,<br />

gute Kühlung, Druckknopf<br />

stabil, Bund sehr angenehm,<br />

Taschen RV-gesichert, große<br />

Kartentasche, Abzipp-RV am<br />

Knie spürbar, Zipper fi eselig<br />

wie<strong>der</strong> einzuführen, Gürtel<br />

rutscht hinten<br />

Sehr variabler Berg-Allroun<strong>der</strong>;<br />

top beweglich, inkl. RV<br />

kaum spürbar, Anpassungen<br />

an Bund + Saum, Zipper<br />

sehr leichtgängig, über jeden<br />

Schuh abzippbar, auch für<br />

kühlere Temperaturen, zu<br />

kleine Taschen<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

– – ■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■<br />

07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 101


SERVICE<br />

Trinkblasen<br />

Immer<br />

flüssig<br />

Es ist einfach enorm praktisch:<br />

Trinken ohne anhalten und<br />

den Rucksack abnehmen<br />

zu müssen. Doch bei <strong>der</strong> Pflege<br />

gibt es einiges zu beachten.<br />

Von Christian Schneeweiß<br />

TIPP<br />

Der Durst ist groß, aber <strong>der</strong> Griff zur<br />

Flasche ist weit. Stehenbleiben wäre<br />

<strong>der</strong> erste Schritt. Dann: Rucksack<br />

runterholen, Flasche rausnehmen,<br />

öffnen, trinken. Umständlich – vor allem,<br />

wenn man in Gesellschaft unterwegs ist und<br />

niemanden aufhalten möchte. Doch wer aktiv<br />

ist, muss viel trinken. Vor allem, wenn es<br />

heiß ist. Ganz ohne Zeitverlust funktioniert<br />

das mit Schlauch und Trinkbeutel.<br />

Die typischen Trinksysteme bestehen aus einem<br />

Kunststoffbeutel (Blase), <strong>der</strong> im Trinkbeutelfach<br />

am Rücken des Packsacks verstaut<br />

und per Clips o<strong>der</strong> Klett befestigt wird.<br />

Der Trinkschlauch wird durch eine Öffnung<br />

über einen <strong>der</strong> Schulterträger geführt und<br />

fixiert. Die Trinkblase verteilt das Gewicht<br />

des Wassers optimal am Rücken. Der einzige<br />

Nachteil: Wenn man am <strong>Gipfel</strong> den Rucksack<br />

abnimmt, ist das Mundstück weniger<br />

leicht erreichbar als eine Trinkflasche.<br />

Ideal für Mehrtagetouren ist eine Adapter-<br />

Verbindung zwischen Blase und Trink-<br />

Source WXP<br />

Gewicht: 165 g (2 l),<br />

Volumen: 2 o<strong>der</strong> 3 l,<br />

Verschluss: Schraub<br />

und Slide; Blase<br />

und Schlauch innen<br />

glasartig beschichtet;<br />

lösba rer<br />

Schlauch adapter,<br />

UVP: 28,95 €,<br />

www.sourceoutdoor.com<br />

schlauch (Source und Platypus): Der Beutel<br />

kann je<strong>der</strong>zeit abgetrennt und neu befüllt<br />

werden. Bei traditionellen Modellen muss<br />

man dafür Beutel samt Schlauch aus dem<br />

Rucksack holen.<br />

Das typische Mundstückventil lässt viel<br />

Flüssigkeit durch und ist zur besseren Bedienung<br />

um 90 Grad abgewinkelt (v. a. Source<br />

Frische im Beutel<br />

• Den Trinkbeutel nicht heiß befüllen und<br />

keine kohlensäurehaltigen Getränke o<strong>der</strong><br />

Milch einfüllen<br />

• Nach Gebrauch System durchspülen,<br />

Schlauch komplett entleeren und Beutel<br />

offen lagern<br />

• Die Beutel von Deuter und Source nur<br />

mit heißem Wasser (bis 60 Grad Celsius)<br />

reinigen, kein Spülmittel dazugeben!<br />

• Bei allen übrigen Trinksystemen empfi ehlt<br />

sich die Reinigung mit Kukident.<br />

• Damit die Beutelwände beim Trocknen<br />

nicht aufeinan<strong>der</strong> kleben, Schlauch in<br />

den Beutel stecken (Source und Derivate<br />

mit Abstandshalter).<br />

• Die Trinkbeutelfächer <strong>der</strong> meisten Rucksäcke<br />

haben auch an<strong>der</strong>weitig nutzbare<br />

DIN A4-Breite, während schmalere Fächer<br />

den Beutel besser halten.<br />

• Eine extra Rückenöffnung ermöglicht<br />

eine unkomplizierte Handhabung des<br />

Trinksystems und verhin<strong>der</strong>t, dass<br />

Restfeuchtigkeit in den Packsack dringt.<br />

Fotos: Source, Hersteller<br />

102 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13


1<br />

1 Der Slideverschluss erleichtert das<br />

Einfüllen von Getränken.<br />

2 Der Beutel sollte rund 2 l Flüssigkeit<br />

fassen und antibakteriell beschichtet sein.<br />

2<br />

3 Der Schlauch sollte durch Kupplung/<br />

Schraubverschluss vom Beutel trennbar sein.<br />

4 Das Beißventil sollte dicht und leichtgängig<br />

sein und einen hohen Durchfl uss haben.<br />

3<br />

4<br />

Platypus Big Zip SL Reservoir<br />

Gewicht: 157 g (2 l), Volumen; 1,8, 2<br />

o<strong>der</strong> 3 l, Verschluss: Slide; antimikrobiell<br />

be handelt; lösbarer Schlauchadapter,<br />

UVP: 32,95 €, www.cascadedesigns.com<br />

und Derivate wie Deuter mit Schutzkappe;<br />

Vaude 45 Grad), ist aber etwas defektanfällig<br />

(Platypus robuster), weshalb einige Ventile<br />

sich absperren lassen, um nicht zu tropfen<br />

(Vaude, Source/Deuter). Trinksysteme wiegen<br />

nur 150 bis 170 Gramm (bei 2 l Volumen)<br />

und sind unbefüllt platzsparend verstaubar.<br />

Slide- statt Schraubverschluss<br />

Der traditionelle Schraubverschluss, <strong>der</strong><br />

konstruiert wurde, um den Beutel unterm<br />

Wasserhahn zu befüllen, ist relativ unpraktisch<br />

(bei Source zusätzlich mit Wasserfilter-<br />

Option). Durchgesetzt hat sich daher <strong>der</strong><br />

von Source eingeführte Slide-Verschluss, bei<br />

dem sich das obere Ende des Beutels wie eine<br />

Tüte öffnen und per Klemmschieber wasserdicht<br />

verschließen lässt. Diese weite Öffnung<br />

lässt sich nicht nur einfach befüllen;<br />

dank ihr lässt sich <strong>der</strong> Beutel auch einfacher<br />

reinigen und vollständig trocknen.<br />

Saft sollte man nur dann in den Beutel füllen,<br />

wenn die Innenwände antibakteriell<br />

beschichtet sind (Platypus, Vaude; wäscht mit<br />

<strong>der</strong> Zeit aus). Bei Source und Deuter verhin<strong>der</strong>t<br />

eine glasartige Beschichtung, dass sich<br />

Mikroben ansetzen können. Alle Blasen sind<br />

geschmacksneutral. Hygienische Schwachpunkte<br />

<strong>der</strong> Trinkbeutel sind das mit Mühe<br />

(außer bei Vaude) abnehmbare Mundstück,<br />

das sich am besten mit Zahnreiniger (z. B.<br />

Kukident) säubern lässt, sowie <strong>der</strong> Schlauch,<br />

für den es spezielle Bürsten als Extra gibt.<br />

Vaude liefert diese gleich mit.<br />

◀<br />

Deuter Streamer<br />

Gewicht: 175 g (2 l),<br />

Volumen: 2 o<strong>der</strong> 3 l,<br />

Verschluss: Slide;<br />

Blase und Schlauch<br />

innen glasartig beschichtet;<br />

lösbarer Schlauchadapter,<br />

UVP: 27,95 €, www.deuter.com<br />

Vaude Aquarius,<br />

Gewicht: 144 g (2 l),<br />

Volumen: 2 o<strong>der</strong> 3 l,<br />

Verschluss:<br />

Slide; schadstoff -<br />

freie TPU-Blase<br />

mit le benslanger<br />

Ga rantie, UVP: 28 €,<br />

www.vaude.com<br />

07 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 103


SERVICE<br />

SERIE: Stille Helfer<br />

Stille<br />

Helfer<br />

+<br />

Teil 4: Halt finden in Schnee und Eis<br />

EINE INITIATIVE VON<br />

Die drei<br />

Eisheiligen<br />

Steigeisen, Pickel und Eisschrauben geben Halt im vereisten<br />

Gelände und sind die Insignien <strong>der</strong> Hochtourengeher.<br />

Bis sie zum Einsatz kamen, brauchte es jedoch einen<br />

Kulturkampf zwischen Österreichern und Briten sowie<br />

eine durchzechte Nacht. Von Moritz Baumstieger<br />

Natürlich ist Ausrüstung im Eis<br />

nicht alles. Aber dass sie entscheidend<br />

sein kann, zeigte sich<br />

damals, am 22. Juli 1938, im<br />

Wettbewerb um die Lösung des<br />

letzten großen Problems <strong>der</strong> Alpen.<br />

Heinrich Harrer und Fritz Kasparek befinden<br />

sich schon einen Tag in <strong>der</strong> Eiger-Nordwand;<br />

obwohl sie fit und technisch versiert<br />

sind, geht es langsam voran. Am Vormittag<br />

schlagen sie immer noch mühsam Stufen<br />

ins zweite Eisfeld. Um Gewicht zu sparen,<br />

haben sie zusammen nur ein Paar Steigeisen<br />

dabei, das Standard-Modell mit zehn Zacken.<br />

An<strong>der</strong>l Heckmair und Wiggerl Vörg,<br />

die beiden Konkurrenten um die Erstdurchsteigung,<br />

nähern sich immer schneller. Die<br />

Deutschen sind erst um drei Uhr gestartet,<br />

trotzdem holen sie Harrer<br />

und Kasparek um 11:30<br />

Uhr ein. Der Grund: Heckmair<br />

hatte Steigeisen mit<br />

zusätzlichen Frontzacken<br />

besorgt. Eine Marktneuheit,<br />

die im Steileis ein<br />

ungeahntes Tempo ermöglichte.<br />

Obwohl sich am Ende<br />

auch Harrer und Kasparek feiern lassen<br />

konnten, dürfte die Anschaffung <strong>der</strong> neuen<br />

Wun<strong>der</strong>eisen im Anschluss ganz oben auf<br />

<strong>der</strong> Einkaufsliste vieler <strong>Bergsteiger</strong> gestanden<br />

haben (vgl. S. 82 bis 87).<br />

Seit dem Rennen um die Eiger-Nordwand<br />

hat sich viel getan: Steigeisen sind leichter<br />

geworden, einfacher zu handhaben, aggressiver<br />

– genau wie sich ihr Cousin aus <strong>der</strong><br />

Eiger-Erstbegehung 1938:<br />

Die 12-Zacker-Steigeisen<br />

waren <strong>der</strong> Vorteil.<br />

Familie <strong>der</strong> Hochtourenausrüstung,<br />

<strong>der</strong> Eispickel,<br />

von <strong>der</strong> Alpenstange hin<br />

zum Eisgerät weiterentwickelt<br />

hat. Mitte <strong>der</strong> 1960er-Jahre kam noch<br />

ein Familienmitglied dazu: Die Eisschraube,<br />

die das Setzen von echten Sicherungspunkten<br />

ermöglichte und so die Eishaken<br />

ablöste, denen man ein großes Stück Vertrauen<br />

entgegen bringen musste. Ausrüstung<br />

ist nicht alles. Wer aber die richtige<br />

hat und sie einzusetzen weiß, ist klar im<br />

Vorteil.<br />

Fotos: Bernd Ritschel, Archiv Heckmair-Auffermann<br />

104 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Voll ausgestattet für problemloses Steigen<br />

Schon mal eine Spaltenbergung per Mannschaftszug ohne Steigeisen versucht?<br />

Aufwärts mit Steigeisen<br />

Von Zacken, Bindungen und Cowboys<br />

Die Orthodoxie mag verwun<strong>der</strong>n, doch<br />

die Pioniere des Bergsports führten eine<br />

Art frühe by-fair-means-Diskussion<br />

über die Frage, welche Mittel beim Bergsteigen<br />

vertretbar sind. Die sehr aktive Fraktion<br />

<strong>der</strong> Englän<strong>der</strong> lehnte Steigeisen ab. Edward<br />

Whymper, Erstbesteiger des Matterhorns im<br />

Jahre 1865, meinte gar, man dürfe sich auf<br />

solche künstlichen Hilfsmittel in gefährlichen<br />

Hängen keinesfalls verlassen. Die Tiroler<br />

sahen das weniger kritisch, vielleicht,<br />

weil eiserne Grödeln unter den Jägern und<br />

Mineraliensammlern des Alpenraums schon<br />

im Mittelalter verbreitet waren.<br />

Heute stellt sich nicht mehr die Frage, ob<br />

man auf Gletschern und vereisten Graten<br />

Steigeisen verwenden soll, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

welche. Entscheidend ist dabei in erster Linie<br />

die Abstimmung zwischen Bindung und<br />

dem eigenen Bergschuh: Je nachdem, wie die<br />

Sohlenrän<strong>der</strong> ausgeprägt sind, werden die<br />

Steigeisen mit einem Kipphebel o<strong>der</strong> mit Riemen<br />

am Schuh befestigt (siehe Abbildung).<br />

Antistollplatten am Steigeisen verhin<strong>der</strong>n in<br />

jedem Fall lästige Stollenbildung.<br />

Gewichtsfetischisten schwören auf Leichtsteigeisen<br />

aus Aluminium. Für Firnfel<strong>der</strong><br />

und leichte Gletschertouren sind sie die beste<br />

Wahl. Dass die Zacken aus dem leichteren,<br />

aber eben auch weicheren Material im gemischten<br />

Gelände schneller stumpf werden,<br />

liegt jedoch auf <strong>der</strong> Hand.<br />

Für Eiskletterer gibt es spezielle Hightech-Modelle,<br />

die meisten Hochtourengeher dürften<br />

aber mit Allroundsteigeisen aus Stahl richtig<br />

liegen. Fast alle Modelle haben zehn vertikale<br />

Zacken unter <strong>der</strong> Fußsohle und<br />

vorne zwei horizontale. Modelle,<br />

die aus einer Platte für den Vor<strong>der</strong>fuß<br />

gefertigt sind, die über ein Gelenk mit einer<br />

Fersenplatte verbunden ist, ermöglichen bequemeres<br />

Gehen. Wer sich häufig im Steileis<br />

bewegt, wählt besser ein starres<br />

Modell, weil sich so die Frontzacken<br />

besser belasten lassen.<br />

Diese Gehweise sollte man beim<br />

Steigen aber so spät wie möglich<br />

einsetzen – das Körpergewicht<br />

nur auf den Zehen zu halten, ist für Fußund<br />

Wadenmuskulatur extrem ermüdend.<br />

Auch wenn er ein wenig seltsam aussieht,<br />

ist <strong>der</strong> breitbeinige Cowboy-Gang<br />

die bessere Option. Beim Queren<br />

von Hängen o<strong>der</strong> Serpentinen-<br />

Gehen sollte man die Steigeisen<br />

aber keinesfalls einkanten<br />

wie einen Ski, son<strong>der</strong>n das<br />

Sprunggelenk durchbiegen (siehe<br />

Grafik). Dann finden alle Zacken<br />

Halt im Eis – und Whympers Befürchtungen<br />

sind hinfällig.<br />

Gehen mit Steigeisen in<br />

<strong>der</strong> Vertikalzackentechnik.<br />

Der Pickel ist dabei immer<br />

bergseitig zu tragen.<br />

Riemenbindung<br />

Passt auf jeden Schuh,<br />

auch wenn dieser keine<br />

steife Sohle und ausgeprägte<br />

Sohlenrän<strong>der</strong> besitzt. Die<br />

Eisen sind daher meist für<br />

einfachere Gletschertouren<br />

konzipiert (Abb. Grivel G1 mit<br />

New-Classic-Bindung).<br />

Kipphebelbindung<br />

Nur für absolut steigeisenfeste<br />

Schuhe mit Stegen an<br />

den vor<strong>der</strong>en und hinteren<br />

Sohlenrän<strong>der</strong>n geeignet.<br />

Schnelles An- und Ausziehen<br />

ähnlich einer Skibindung. Guter<br />

Sitz (Abb. Grivel G14 mit<br />

Cramp-O-Matic-Bindung).<br />

Der Mischling<br />

Mischform mit Körbchenbindung<br />

vorne und<br />

Hebelbindung am hinteren<br />

Sohlenbereich. Geeignet<br />

für bedingt steigeisenfeste<br />

Schuhe mit »Felsklettersohle«<br />

vorne (Abb. Grivel G12 mit<br />

New-Matic-Bindung).<br />

Fotos: Andreas Strauß (2), Grivel (3); Grafi ken: Georg Sojer<br />

07 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 105


Taglingers Tipp:<br />

Schlaufen und<br />

Schleifen<br />

Fixpunkte mit Eisschrauben<br />

Von Sanduhren und Korkenziehern<br />

Es gibt Geschichten, die<br />

sind so schön, dass man sie<br />

nicht hinterfragen sollte. Die<br />

Legende, die sich um die Erfindung<br />

<strong>der</strong> Eisschraube rankt, ist so eine:<br />

Hermann Buhl, Erstbesteiger<br />

des Nanga Parbat, saß in den<br />

fünfziger Jahren mit Freunden<br />

auf dem Taschachhaus im Pitztal<br />

zusammen. Viel Alkohol führte im<br />

Gehirn eines <strong>der</strong> Beteiligten zu einer<br />

Verknüpfung zwischen den Erzählungen<br />

des Extrembergsteigers und dem vor<br />

ihm liegenden Korkenzieher. Die Runde<br />

verließ die Stube, bohrte das Gerät in den<br />

Gletscher – die Eisschraube war geboren.<br />

Heute gibt es Schrauben, mit denen man<br />

an je<strong>der</strong> Weinflasche scheitern würde, die<br />

sich aber ins Eis fräsen, als wäre es Butter.<br />

Meist sind sie aus Stahl, teurere Modelle<br />

aus Titan, noch teurere Versionen sind mit<br />

einer Kurbel ausgestattet, die sogar einhändiges<br />

Eindrehen ermöglicht. Egal, welches<br />

Modell man sich zu leisten bereit ist: Wenn<br />

Eisschrauben dürfen bei keiner Gletschertour fehlen.<br />

Gut gesetzte Eisschraube (links)<br />

und Abalakow-Eissanduhr (rechts)<br />

eine Schraube richtig gesetzt ist, kann sie<br />

das Gewicht eines VW Golf halten. Hierbei<br />

entscheidet <strong>der</strong> richtige Winkel: Auch wenn<br />

es auf den ersten Blick unlogisch erscheint,<br />

sollte eine Schraube nicht leicht nach oben<br />

geneigt eingredreht werden, so wie man etwa<br />

einen Nagel in die Wand schlägen würde.<br />

Die ideale Haltekraft hat sie vielmehr,<br />

wenn sie waagrecht o<strong>der</strong> im Idealfall sogar<br />

Das Gewinde macht’s<br />

Eisschrauben gibt es in verschiedenen Größen, mit<br />

und ohne integrierter Kurbel. Weil sie im besten<br />

Falle nicht nur hohl sind, son<strong>der</strong>n auch scharfkantige<br />

Zähne besitzen, schützen gelbe Käppchen o<strong>der</strong><br />

auch Hülsen wie <strong>der</strong> Icefl ute-Eisschraubenhalter<br />

von Petzl (re.). Laut einer Untersuchung des DAV-<br />

Sicherheitskreises ist für die Festigkeit weniger<br />

die Schraubenlänge als die Anzahl <strong>der</strong> Gewinde<br />

ausschlaggebend.<br />

Bei je<strong>der</strong> Kehre aus <strong>der</strong> Handschlaufe des<br />

Eispickels zu schlupfen und das Band über<br />

den an<strong>der</strong>en Handschuh zu fummeln, ist<br />

lästig. Und nicht ganz ungefährlich: Meiner<br />

Beobachtung nach gleitet vielen genau dabei<br />

<strong>der</strong> Pickel aus <strong>der</strong> Hand. Handschlaufen richten<br />

also manchmal mehr Schaden an, als sie<br />

verhin<strong>der</strong>n. Deshalb habe ich sie bei meinen<br />

Pickeln entfernt.<br />

Außerdem empfehle ich, im Zweifelsfall lieber<br />

ein paar Gramm mehr zu tragen. Leichtpickel<br />

sind sicherlich das Richtige für Skihochtouren.<br />

Ihnen fehlt für das harte Eis jedoch eine<br />

gute Haue und eine vernünftige Gewichtsverteilung,<br />

für einen Aufstieg mit <strong>der</strong> Schaftzugtechnik<br />

sind sie oft ungeeignet.<br />

Auch wenn Schrauben lei<strong>der</strong> richtig teuer<br />

sind: Wer Hochtouren gehen will, sollte<br />

investieren. Gerade <strong>Bergsteiger</strong>, die nicht<br />

regelmäßig mit Eisschrauben arbeiten, tun<br />

sich mit neuen und guten Produkten deutlich<br />

leichter. Schrauben mit Kurbeln sind natürlich<br />

komfortabler, aber eigentlich nur im Steilgelände<br />

notwendig, wenn es wichtig ist, die<br />

Sicherung mit einer Hand zu setzen. Wun<strong>der</strong><br />

kann es übrigens wirken, die Schraube nachzuschleifen<br />

– eine einfach Maßnahme, die<br />

ganz kostenlos ist.<br />

Reiner Taglinger, Jahrgang 69, ist Leiter <strong>der</strong><br />

Mammut Alpine School, Vorstand Ausbildung<br />

des deutschen Bergführerverbandes und<br />

Profi bergführer seit mehr als 20 Jahren.<br />

fünf bis zehn Grad nach unten gekippt gesetzt<br />

wird (siehe Grafik links).<br />

Eis beginnt jedoch zu schmelzen, wenn<br />

Druck auf ihm lastet, was bei den nur von<br />

ihren Gewinden gehaltenen Schrauben auf<br />

Dauer gefährlich werden kann. Deshalb<br />

empfiehlt sich etwa für Top-Rope-Umlenkungen<br />

beim Eisklettern die nach ihrem<br />

russischen Erfin<strong>der</strong> benannte Abalakow-<br />

Sanduhr (siehe Grafik 2). Wie beim Felsklettern<br />

wird hier eine Reepschnur o<strong>der</strong> ein<br />

Band durch einen kleinen Tunnel gefädelt,<br />

doch es ist nicht die Erosion, die die Sanduhr<br />

entstehen lässt, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Bergsteiger</strong><br />

selbst. Zwei Eisschrauben werden so ins Eis<br />

gedreht, dass sich ihre Spitzen mindestens<br />

15 Zentimeter unterhalb <strong>der</strong> Oberfläche<br />

treffen – in <strong>der</strong> Regel entspricht das einem<br />

Winkel von 60 Grad, die Kanäle und die Eisoberfläche<br />

ergeben ein gleichschenkliges<br />

Dreieck. Dass die Erfindung des Vitali Abalakow<br />

jedoch irgendwas mit dem Kühlen<br />

von Wodka zu tun hatte, gehört ganz sicher<br />

ins Reich <strong>der</strong> Legenden.<br />

Fotos: Thomas Senf/Mammut, Petzl (4), Grivel (2), Ritschel, privat; Grafi ken: Georg Sojer<br />

106 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13


Eispickel sind vielseitig<br />

einsetzbar.<br />

Mit dem T-Anker<br />

(auch Toter Mann)<br />

lässt sich auch ein<br />

Fixpunkt für die<br />

Spaltenbergung<br />

herstellen.<br />

Ideale Tour zu Beginn <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>saison<br />

Die Tour ist Teil des Tiroler Adlerweges<br />

Rückfahrt mit gratis Wan<strong>der</strong>bus „KaiserJet“<br />

Nur eine Stunde von München entfernt<br />

Der Eispickel<br />

Von Spazierstöcken<br />

und Toten Männern<br />

Der sicherste Weg, ängstlichen Neueinsteigern<br />

das Hochtourengehen<br />

zu ver<strong>der</strong>ben, ist ihnen vom »Toten<br />

Mann« zu erzählen, wie <strong>der</strong> T-Anker auch<br />

genannt wird: Ein Schaft aus Alu, eingegraben<br />

im Firn und umwickelt mit einer Bandschlinge.<br />

Dass man daran guten Gewissens<br />

ein Körpergewicht und damit ein Menschenleben<br />

hängen kann, scheint unglaublich.<br />

Die meisten <strong>Bergsteiger</strong> dürften ihren<br />

Eispickel aber höchstens beim Übungswochenende<br />

für die Spaltenbergung einsetzen<br />

– seine Funktion als Haltgeber, als Spazierstock<br />

für hochalpines Gelände quasi,<br />

steht im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Das war schon immer so: Die Altvor<strong>der</strong>en<br />

zogen mit Alpenstangen ins Hochgebirge,<br />

meist Stecken aus Eschenholz, weil das so<br />

schön gerade wuchs, am unteren<br />

Ende mit einem Eisendorn<br />

verstärkt. Später kam oben die Klinge dazu.<br />

Einerseits kann man sie ins Eis rammen,<br />

um beim Aufstieg Halt zu finden, an<strong>der</strong>erseits<br />

lässt sich mit ihr ein Sturz bremsen.<br />

Inzwischen sind die Schäfte deutlich kürzer<br />

und aus Aluminium, die Klingen haben<br />

Zacken und – vor allem fürs Eisklettern<br />

– schärfere Neigungswinkel bekommen.<br />

Auch wenn das Wechseln <strong>der</strong> Handschlaufe<br />

lästig ist, wird <strong>der</strong> Pickel beim Gehen im Eis<br />

immer auf <strong>der</strong> Bergseite getragen (siehe Kasten<br />

»Taglingers Tipp«), die Klinge zeigt dabei<br />

nach hinten. Spezielle Eisgeräte sind für das<br />

Eisklettern geschaffen; sie greifen mit ihrer<br />

Spezialklinge zwar besser, sind für längere<br />

Gletschertouren aber eindeutig zu kurz. ◀<br />

Je steiler desto sportlicher<br />

Die Krümmung des Schafts sagt beim Eispickel eigentlich<br />

alles über das Einsatzgebiet aus. Das schnurgerade<br />

Spazierstock-Modell links wurde bezeichnen<strong>der</strong>weise<br />

Snow Walker getauft und für einfache Firn- und Gletschertouren<br />

konzipiert. Stark gekrümmte Eisgeräte (re.) eignen<br />

sich für anspruchsvolle Eisklettereien und Drytooling.<br />

Wie so oft in <strong>der</strong> Sportartikelindustrie gibt es auch hier<br />

einen Mischling: Der abgeknickte Eispickel in <strong>der</strong> Mitte ist<br />

das Gerät für alle jene, die sich nicht so recht zwischen<br />

Eisklettern und Hochtouren entscheiden können.<br />

Die dreitägige Wan<strong>der</strong>ung<br />

von Hütte zu Hütte führt<br />

vom Goinger Badesee über<br />

die Gruttenhütte und die<br />

Walleralm bis zum kristall<br />

klaren Hintersteiner See in<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Genaue Tourenbeschreibung und<br />

gratis Wan<strong>der</strong>karte „Wil<strong>der</strong> Kaiser“<br />

mit Code Be07St13 auf<br />

wan<strong>der</strong>n.wil<strong>der</strong>kaiser.info<br />

Hintersteinersee<br />

<br />

<br />

<br />

gratis<br />

<br />

Tourismusverband<br />

Wil<strong>der</strong> Kaiser<br />

Ellmau, Österreich<br />

T: +43 (0) 50509


Glaubt man den Herstellern,<br />

ist so gut wie jedes Produkt<br />

grandios. Doch stimmt das<br />

wirklich? Die Redaktion<br />

schil<strong>der</strong>t ihre Eindrücke.<br />

Smartwool Merinosocke<br />

PhD Outdoor Light Crew<br />

▶ Das sagt <strong>der</strong> Hersteller:<br />

Funktionssocke aus 70 Prozent Merino-<br />

Wolle, 28 Prozent Nylon und 2<br />

Prozent Elastan. An Ferse,<br />

Ballen und Zehen<br />

gepolstert. Elastischer<br />

und luftig geplüschter<br />

Mittelfuß sowie Elastikband oberhalb <strong>der</strong> Ferse.<br />

An Oberfuß und Schaft dünn und elastisch.<br />

Größen: S–XL Farbe: fünf Farbvarianten<br />

Preis: 18,99 € Info: www.smartwool.com<br />

▶ Das sagen wir: Ob warm o<strong>der</strong> kalt, mit diesen<br />

Socken ist man gerade in <strong>der</strong> Zwischensaison gut<br />

beraten. Wegen <strong>der</strong> guten Polsterung auch für<br />

blasenanfällige Füße geeignet. Dank <strong>der</strong> Merinowolle<br />

kann man die Socken ruhig mehrmals<br />

tragen, ohne Gerüche fürchten zu müssen.<br />

Polsterung ■■■■■<br />

Geruchshemmer ■■■■■<br />

Preis/Leistung ■■■■■■<br />

Fotos: Hersteller, Andreas Strauß<br />

La Sportiva Trailrunningschuh<br />

Ultra Raptor<br />

▶ Das sagt <strong>der</strong> Hersteller: Der Schuh eignet sich<br />

speziell für Off-Road, Trails, Ultra-Marathons und<br />

Langdistanzen. Die Frixion XF Sohle verfügt über<br />

sehr hohe Reibungseigenschaften. Das Impact<br />

Brake System an <strong>der</strong> Sohle erhöht im steilen<br />

Gelände Bremseffekt und Antrieb. Die Zwischensohle<br />

aus EVA Memlex bietet gute Stoßdämpfung.<br />

Gewicht: 700 g (Gr. 42) Größen: 36–47,5<br />

(Männer), 36–43 (Frauen) Preis: 129 €<br />

Info: www.lasportiva.com<br />

▶ Das sagen wir: Wenn man beim Berglauf schon<br />

nach kurzer Zeit vergessen hat, dass man einen<br />

neuen Schuh trägt, sagt das eigentlich alles: Er ist<br />

bequem, leicht, hält am Fels wie im matschigen<br />

Gelände gut und bietet auch im Geröll Schutz.<br />

Passform/Sitz<br />

Dämpfung<br />

Preis/Leistung<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

Edelrid Helm<br />

Shield light<br />

▶ Das sagt <strong>der</strong> Hersteller:<br />

Ultraleichter Softshellhelm mit Verschlusssystem<br />

aus robustem Gurtband. Dank seines geringen<br />

Gewichts und <strong>der</strong> exzellenten Belüftung ist er<br />

sowohl zum Sportklettern als auch zum<br />

Bergsteigen geeignet.<br />

Farbe: weiß-grün Preis: 85 €<br />

Größen: 1 (48–56 cm), 2 (52–62 cm)<br />

Gewicht: 220 g (Gr. 1), 245 g (Gr. 2)<br />

Info: www.edelrid.de<br />

▶ Das sagen wir: Flexibel einstellbarer Helm, <strong>der</strong> auf<br />

so gut wie jedem Kopf gut sitzt. Auch die Position<br />

des Größenrasters im hinteren Bereich ist<br />

verschiebbar, was vor allem für Pferdeschwanzträger<br />

ausgesprochen angenehm ist.<br />

Sitz/Verstellbarkeit<br />

Tragekomfort<br />

Preis/Leistung<br />

■■■■■<br />

■■■■<br />

■■■■<br />

Singing Rock<br />

Klettersteigset<br />

Tofana Lock<br />

▶ Das sagt <strong>der</strong> Hersteller:<br />

Klettersteigset für Klettersteige, Seilgärten und<br />

Abenteuerparks. Die elastischen Sicherungsarme<br />

lassen sich von 50 auf bis zu 90 cm dehnen.<br />

Zentralschlaufe am Dämpfer mit 900 kg Belastbarkeit<br />

zum Pausieren o<strong>der</strong> Sichern. Der Bandfalldämpfer<br />

ist gegen Abrieb geschützt und einfach<br />

zu überprüfen.<br />

Gewicht: ca. 515 g Fangstoß: max. 4,85 kN<br />

Preis: 95 € Info: www.singingrock.de<br />

▶ Das sagen wir: Set mit gutem Handling durch<br />

farblich unterschiedliche Arme. So lässt sich<br />

nerviges Verdrillen einfach verhin<strong>der</strong>n. Angenehm<br />

ist die hohe Reichweite <strong>der</strong> Arme, die sich bis auf<br />

90 cm dehnen lassen. Positiv fällt zudem <strong>der</strong><br />

niedrige Fangstoß auf, den <strong>der</strong> Hersteller angibt<br />

(die Norm sieht einen Fangstoß < 6 kN vor).<br />

Dehnbarkeit Arme ■■■■■<br />

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