Bergsteiger Gipfel der Superlative (Vorschau)
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07<br />
LESERUMFRAGE<br />
Preise fürs Mitmachen<br />
Kräuterwan<strong>der</strong>n in den Bayerischen Alpen<br />
D 5.90 €<br />
A 6.50 €<br />
CH 9.90 sFr<br />
I 7.50 €<br />
LU 6.50 €<br />
F 6.50 €<br />
Juli 2013<br />
Tourenkarten zum Mitnehmen: Walliser Alpen •Julische Alpen • Dachsteingruppe • Glocknergruppe<br />
| Bergwan<strong>der</strong>n | Klettersteige | Alpinismus<br />
Vinschgau<br />
Ötzi trifft Obelix:<br />
Familientouren für Entdecker<br />
SERVICE<br />
Flüssig<br />
Worauf man bei Trinkblasen<br />
achten sollte<br />
»Wir sind<br />
jetzt Brü<strong>der</strong>«<br />
Simone Moro und Denis<br />
Urubko im großen Interview<br />
Die Seven Summits <strong>der</strong> Alpenlän<strong>der</strong><br />
<strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> <strong>Superlative</strong><br />
ZU GEWINNEN: Großglockner<br />
und Zugspitze mit Bergführer<br />
KARWENDEL<br />
Kammtour <strong>der</strong> Extraklasse<br />
ALPINISMUS<br />
Klassisch<br />
75 Jahre Erstbegehung<br />
<strong>der</strong> Eiger-Nordwand<br />
IM TEST<br />
Ökologisch und<br />
sozial? Check<br />
<strong>der</strong> Hersteller<br />
Touren-<br />
+ 50 tipps<br />
für die optimale eBergsaison<br />
REPORTAGE<br />
Paradiesisch<br />
Quinten am Walensee erreicht<br />
man nur zu Fuß o<strong>der</strong> per Boot
Brenta Dolomiten Italien.<br />
Träume …<br />
… leben.<br />
Spannende Ausrüstungs- und Reisetipps von<br />
Globetrotter Experten zum Thema Sportklettern<br />
unter www.4-Seasons.TV/sportklettern
EDITORIAL<br />
Der Wahnsinn<br />
am Mount<br />
Everest<br />
geht weiter<br />
Im Jahr 2010 unternahmen Simone Moro und<br />
Denis Urubko eine Everest-Lhotse-Expedition.<br />
Ziel war es, die Everest-Besteigung mit <strong>der</strong><br />
Erstbegehung des Verbindungsgrates zum<br />
Lhotse zu kombinieren. Das Projekt scheiterte.<br />
Moro nutzte aber die Zeit und setzte sein<br />
Können als Hubschrauberpilot in den Dienst <strong>der</strong> Alpinisten: Er rettete <strong>Bergsteiger</strong>,<br />
und er barg die Leiche eines in früheren Jahren verunglückten Alpinisten – für die<br />
Hinterbliebenen (auch versicherungsrechtlich) eine wichtige Tat. Moros tollkühne<br />
Einsätze konnte man bei seiner Vortragsreise sehen. Der Film zeigt einen Moro, dem<br />
es nicht darum ging, als Held gefeiert zu werden. Er wollte schlichtweg helfen.<br />
Als <strong>der</strong> <strong>Bergsteiger</strong> das Interview mit den befreundeten Extrembergsteigern Moro<br />
und Urubko führte (S. 46-51), lagen die Ereignisse des 27. April 2013 auf <strong>der</strong> Everest-<br />
Südroute noch in <strong>der</strong> Zukunft. Simone Moro war zusammen mit dem Schweizer Ueli<br />
Steck und dem Englän<strong>der</strong> Jonathan Griffith in eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Sherpas<br />
geraten, infolgedessen die Alpinisten von einem aufgebrachten Mob in Camp 2 mit<br />
dem Tode bedroht wurden (S. 17). Was immer zu <strong>der</strong> Eskalation am Berg geführt haben<br />
mag: Wer Steck und Moro kennt, kann sich beim besten Willen nicht vorstellen,<br />
dass sie Sherpas bewusst provoziert haben. Die Profi-Alpinisten pflegen einen respektvollen<br />
Umgang – wie Ralf Dujmovits, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> April-Titelgeschichte des BERG-<br />
STEIGER eine Hommage an die Sherpas (»Die stillen Helden des Everest«) schrieb.<br />
Letztlich bestätigen sich – lei<strong>der</strong> – Titel und These <strong>der</strong> Reportage zum 60. Jahrtag<br />
<strong>der</strong> Erstbesteigung: »Mount Madness« hatten wir den Aufmacher überschrieben, und<br />
es steht zu befürchten, dass <strong>der</strong> Wahnsinn angesichts des Andrangs am Everest weitere<br />
schaurige Blüten treiben wird. Für Sie, liebe Leser, haben wir zum Glück schöne<br />
Alternativen bereit: Wenn Sie hoch hinaus wollen, dann machen sie doch die »Seven<br />
Summits <strong>der</strong> Alpen« (S.22-31). Sie können sogar Bergführungen gewinnen.<br />
Viel Glück und gutes Wetter wünscht Ihnen<br />
Michael Ruhland, Chefredakteur<br />
The Great<br />
Himalaya Trail<br />
In 153 Tagen zu Fuß<br />
durch Nepal<br />
Wir organisieren den gesamten Trek individuell<br />
ab 2 Personen für Sie – in 153 Tagen.<br />
Sie starten im Kanchenjunga-Gebiet und<br />
beenden ihn im äußersten Westen.<br />
Wenn Sie in <strong>der</strong> Gruppe gehen möchten,<br />
haben Sie die Möglichkeit, die Etappen aufgeteilt<br />
in 6 Reisen in kleinen Gruppen über<br />
einen längeren Zeitraum „zu sammeln“<br />
<br />
1 GHT – Das Kanchenjunga Gebiet<br />
34 Tage ab € 4.990,–<br />
2 GHT – Everest Gebiet und Rolwaling<br />
24 Tage ab € 1.990,–<br />
3 GHT – Langtang mit Tilman Pass<br />
21 Tage ab € 2.690,–<br />
4 GHT – Manaslu und Annapurna<br />
28 Tage ab € 3.790,–<br />
5 GHT – Dolpo und Juphal<br />
25 Tage ab € 3.290,–<br />
6 GHT – Rara See bis Darchula<br />
28 Tage ab € 3.390,–<br />
P.S.: Wir wollen Ihre Meinung zum BERGSTEIGER hören und versprechen vorab: Ihre<br />
Anregungen nehmen wir ernst. Also machen Sie bei <strong>der</strong> großen Leserumfrage mit!<br />
Details anfor<strong>der</strong>n unter Telefon:<br />
089 / 23 50 06 - 0<br />
Wan<strong>der</strong>nTrekkingBergtourenweltweit<br />
hauser-exkursionen.de
INHALT<br />
22<br />
<strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> <strong>Superlative</strong><br />
Die »Seven Summits <strong>der</strong> Alpen« sind für<br />
alle Sammler unter den <strong>Bergsteiger</strong>n ein<br />
beson<strong>der</strong>s spannendes Projekt.<br />
TITELTHEMA<br />
22 Die glorreichen Sieben<br />
Triglav, Großglockner, Zugspitze, Grauspitze,<br />
Dufourspitze, Gran Paradiso, Mont Blanc: Wir<br />
stellen Ihnen die Seven Summits <strong>der</strong> Alpenlän<strong>der</strong><br />
von Ost nach West vor.<br />
AKTUELL<br />
32<br />
Paradies am Walensee<br />
Autos sind in Quinten Fehlanzeige. Den<br />
Ort unter den Südwänden <strong>der</strong> Churfirsten<br />
erreicht man nur zu Fuß o<strong>der</strong> per Schiff.<br />
12 Neues aus <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Berge<br />
12 RASANT David Lama und Dani Arnold<br />
erstmals in Alaska erfolgreich – im Eiltempo.<br />
12 RUMOR Sektion Bayerland fürchtet um<br />
Mitspracherecht <strong>der</strong> DAV-Sektionen.<br />
14 REIBUNGSLOS Luis Stit zinger und Alix von<br />
Melle erreichen <strong>Gipfel</strong> schneller als gedacht.<br />
16 RECYCELT Salewa sammelt alte Outdoor-<br />
Kleidung, um Frauen in Nepal auszubilden.<br />
18 REISE-MEDIEN Aktuelle Bücher, Apps und<br />
Webpages zum Thema Berg<br />
AUF TOUR<br />
32 Idyll unter den Churfirsten<br />
Nach Quinten am Walensee kommt man<br />
nur per Schiff o<strong>der</strong> zu Fuß. Dem Charme des<br />
Ortes hat diese Isolation nur gut getan.
40<br />
Kräuterwan<strong>der</strong>n<br />
Bayerische Alpen<br />
Panorama zweitrangig: Bei diesen Touren<br />
kommt’s drauf an, was am Boden wächst.<br />
TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />
12 Top-Touren für den Juli<br />
Hin<strong>der</strong>rugg ..................................................................................59<br />
Leistchamm ..................................................................................59<br />
Rund um den Lohner ........................................................59<br />
Gosaukamm-Umrundung .............................................61<br />
Hoher Dachstein ......................................................................61<br />
Mittenwal<strong>der</strong> Höhenweg ................................................61<br />
Dufourspitze ..............................................................................63<br />
Gran Paradiso .............................................................................63<br />
Großglockner .............................................................................63<br />
Zugspitze .........................................................................................65<br />
Triglav .................................................................................................65<br />
Grauspitze ......................................................................................65<br />
94<br />
Abzipphosen<br />
Egal, wie das Wetter<br />
wird – mit diesen Hosen<br />
sind Sie immer<br />
gut gerüstet.<br />
112<br />
Vinschgau<br />
Mit <strong>der</strong> Familie unterwegs<br />
auf Ötzis und Obelix’ Spuren<br />
82<br />
75 Jahre Eiger<br />
1938 gelang Heckmair und<br />
Co. die erste Durchsteigung<br />
<strong>der</strong> Nordwand.<br />
Cover: A. Strauß (Zugspitzmassiv mit Eibsee); D. Steigenberger, A. Strauß, E. Courtenay, Vinschgau Marketing F. Blickle, L. Bin<strong>der</strong>, M. Birck<br />
38 Sommer in <strong>der</strong> Ramsau<br />
Am Dachstein findet je<strong>der</strong>, was sein Herz<br />
begehrt: vom Kletterer bis zum Wan<strong>der</strong>er<br />
40 Kräuterwan<strong>der</strong>n<br />
<strong>Gipfel</strong>glück ist längst nicht alles – warum<br />
nicht mal den Blick nach unten richten?<br />
52 Serie: Zauberhafte Hütten<br />
Es gibt genug Gründe, die Langkofelhütte in<br />
den Dolomiten aufzusuchen. Carne salada<br />
und Zirbenschnaps sind nur zwei davon.<br />
68 Karwendel per Express<br />
Stressfrei zum Berg und wie<strong>der</strong> zurück: ausgewählte<br />
Tourentipps mit Bahnanschluss<br />
74 Rund um Kals<br />
Bekannt als Startpunkt für den Großglockner<br />
hat Kals auch ruhige Touren zu bieten.<br />
78 Lohnenswerter Lohner<br />
Das Lohner-Massiv markiert den Übergang<br />
von Vor- zu Hochalpen im Berner Oberland.<br />
112 Serie: Geheimnisvolle Alpen<br />
Auf den Spuren von Ötzi und Obelix:<br />
die Top-Familientouren im Vinschgau<br />
Familien-TIPP<br />
Familien-TIPP<br />
SERVICE<br />
88 Hersteller im Öko-Sozialtest<br />
Ökologisch, fair, natürlich: Kann man sich<br />
auf die Aussagen <strong>der</strong> Hersteller verlassen?<br />
94 Kaufberatung Abzipphosen<br />
Morgens kühl, mittags warm: Abzipphosen<br />
sind da die beste Wahl. Zwölf Hosen im Test<br />
102 Immer flüssig dank Trinkblase<br />
Trinksysteme sind extrem praktisch. Damit<br />
sie das auch bleiben, gibt es viel zu beachten.<br />
104 Serie: Stille Helfer<br />
Steigeisen, Pickel, Eisschraube – Insignien<br />
je<strong>der</strong> Hochtour. Das war nicht immer so.<br />
ALPINISMUS<br />
82 Die Reifeprüfung<br />
Auch 75 Jahre nach <strong>der</strong> Erstbegehung ist die<br />
Heckmair-Route in <strong>der</strong> Eiger-Nordwand eine<br />
beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung für <strong>Bergsteiger</strong>.<br />
116 Der Chronist <strong>der</strong> Berge<br />
Eberhard Jurgalski kennt die Berge <strong>der</strong> Welt<br />
wie kein Zweiter – aber nur in <strong>der</strong> Theorie.<br />
46 Das große<br />
BERGSTEIGER-<br />
Interview<br />
Sie sind mehr als eine<br />
Seilschaft: Simone Moro<br />
und Denis Urubko.<br />
Ein Gespräch über echte<br />
Freundschaft<br />
am Berg<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 3<br />
TV-Programm 20<br />
Bergpredigt 56<br />
Im Härtetest 108<br />
Briefe/Impressum 120<br />
Bergwachteln 122<br />
<strong>Vorschau</strong> 122<br />
07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 5
BERG-BILDER<br />
Alle Fotos: Holger Hauser<br />
6 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Eingerahmt<br />
Auch ein kleiner Felsblock kann plötzlich<br />
zum Mittelpunkt einer Szenerie von<br />
Bergriesen werden. Die Cordillera Blanca<br />
(»Weiße Kordillere«) in den nördlichen<br />
Anden Perus ist die höchste Gebirgskette<br />
des amerikanischen Kontinents: 31 <strong>Gipfel</strong><br />
messen mehr als 6000 Meter.<br />
Nevados Huandoy (vier <strong>Gipfel</strong>, Hauptgipfel 6395 m)
Überragend<br />
Formvollendet schraubt er sich<br />
in den Anden-Himmel. Nicht <strong>der</strong><br />
höchste, aber bestimmt einer <strong>der</strong><br />
schönsten Berge <strong>der</strong> Welt.<br />
Nevado Alpamayo (5947 m)<br />
8 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Verfrachtet<br />
Grandios geformt: Die letzten<br />
Meter über die gewaltige <strong>Gipfel</strong>wechte<br />
zum höchsten Punkt sind<br />
ein Leckerbissen.<br />
Nevado Chopicalqui (6354 m)<br />
Aufgedeckt<br />
Die Indigenas prägen mit ihrer<br />
Tradition nach wie vor das Hochland.<br />
Im Hintergrund ragt das<br />
Massiv des Huascaran auf.<br />
Huascaran (6768 m)
Angerissen<br />
Steile Rinnen durchziehen die<br />
Südwestwand des Alpamayo –<br />
komponiert aus feuchten Luftmassen<br />
und tropischer Sonne.<br />
Nevado Alpamayo (5947 m)<br />
10 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Formidabel<br />
Das Zusammenwirken von Graten,<br />
Pfeilern und Wänden zu einer möglichst<br />
einzigartigen (Berg-)Form fasziniert<br />
mich als <strong>Bergsteiger</strong> und Fotograf am<br />
meisten.<br />
Manchmal brennen sich<br />
schon in Kindheitstagen<br />
Bil<strong>der</strong> ferner Berge ins<br />
Gedächtnis ein, und es<br />
wächst ein Lebenstraum<br />
heran, diese Orte einmal<br />
besuchen zu können. Die<br />
formperfekte Pyramide des Alpamayo und<br />
manch an<strong>der</strong>e von Wind und Sonne geformte<br />
Riffeleiswand <strong>der</strong> peruanischen Cordillera Blanca<br />
waren solche Bil<strong>der</strong>, die bei mir diesen Traum<br />
entstehen ließen. Unvergesslich bleibt <strong>der</strong> Moment,<br />
als wir nach mehreren Tagen Trekking über<br />
eine Hangkante stiegen und urplötzlich <strong>der</strong> Blick<br />
auf den Alpamayo frei wurde (linkes Bild auf <strong>der</strong><br />
zweiten Doppelseite). Da stand er nun. Schneeweiß<br />
ragt er in vollendeter Dreiecksform in den<br />
tiefblauen Himmel. Ein wahrhaft magischer<br />
Moment. Mit <strong>der</strong> Kamera versuche ich dann, jene<br />
Momente einzufangen und die Stimmung zu<br />
transportieren.<br />
Holger Hauser
<strong>Bergsteiger</strong><br />
07/13 AKTUELL<br />
David Lama<br />
in <strong>der</strong> schwer<br />
abzusichern den<br />
Ostwand des<br />
Moose’s Tooth<br />
<strong>Gipfel</strong>foto:<br />
Dani Arnold (li.)<br />
und David Lama<br />
Im Eiltempo durch die Ostwand<br />
DANI ARNOLD UND DAVID LAMA GELINGT ERSTBEGEHUNG AM<br />
MOOSE’S TOOTH IN ALASKA<br />
Foto: Dani Arnold<br />
Foto: David Lama<br />
Zitat des Monats<br />
»Was passiert nach<br />
dem aktiven Leben<br />
eines Profisportlers?<br />
Ich kann immer noch<br />
lieben, was ich mit<br />
Leidenschaft tue.«<br />
Marko Prezelj, slowenischer Alpinist, bei<br />
»Quo Climbis«, das im Rahmen des<br />
Trento Film Festivals auf Schloss Sigmundskron<br />
in Bozen stattfand.<br />
Innerhalb von 48 Stunden ist den Profi-Alpinisten Dani Arnold (29) und<br />
David Lama (22) bei ihrer ersten Expedition nach Alaska eine Erstbegehung an<br />
<strong>der</strong> Ostwand des Moose’s Tooth gelungen: 1500 Meter, Kletterschwie rigkeiten<br />
bis VI+/M7+/90°/A2. Die neue Route »Bird of Prey« führt entlang eines komplexen<br />
Risssystems durch den steilsten Teil <strong>der</strong> Wand. Das Gelände bezeichneten beide<br />
als anspruchsvoll und ausgesetzt: »Keine einzelne Seillänge bereitete uns durch<br />
ihre Schwierigkeit beson<strong>der</strong>e Mühe«, berichtete David Lama. Stattdessen habe<br />
die Kombination vieler verschiedener Kletterstile bei schlechter Absicherung den<br />
Anspruch ausgemacht. Mehrmals, so Lama weiter, hätten sie die Risse durch<br />
Pendelquergänge miteinan<strong>der</strong> verbinden müssen. Nach einer Biwak nacht setzte<br />
das Team am zweiten Tag alles auf eine Karte und ließ die gesamte Biwakausrüstung<br />
zurück, um Gewicht zu sparen. Die Taktik bewährte sich: Bis auf einen<br />
Vorfall mit einer instabilen Schneewechte, bei <strong>der</strong>en Zusammenbruch hun<strong>der</strong>te<br />
Kilo Schnee auf Seil und Standplatz donnerten, ging alles glatt, und die beiden<br />
Kletterer erreichten um 18 Uhr den <strong>Gipfel</strong> des Moose’s Tooth.<br />
–bd–<br />
Streit um Mitbestimmung im Alpenverein<br />
SEKTION BAYERLAND: DAV-PRÄSIDIUM BEKOMMT ZU VIEL MACHT<br />
Im Deutschen Alpenverein rumort es. Die Führungsspitze <strong>der</strong> Sektion Bayerland<br />
beklagt in einem »offenen Brief«, dass die geplante Strukturreform im DAV<br />
die demokratischen Entscheidungsprozesse aushöhle. »Die Durchlässigkeit für die<br />
Interessen (...) <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> wird erheblich erschwert«, heißt es in dem Schreiben<br />
an den DAV-Präsidenten Josef Klenner. Sollte das Konzept bei <strong>der</strong> DAV-Hauptversammlung<br />
am 8./9. November beschlossen werden, wäre das Präsidium künftig<br />
»mit einer Machtfülle ausgestattet«, die mit den basisdemokratischen Traditionen<br />
des Vereins breche und Missbrauch ermögliche. Die Sektion will nun per Antrag<br />
über ein eigens ausgearbeitetes Strukturkonzept abstimmen lassen. »Wir sind<br />
bereit, den Antrag zurückzuziehen, wenn möglichst viel von unseren Vorschlägen<br />
aufgenommen wird«, sagte Vize-Sektionschef Nicholas Mailän<strong>der</strong> zum BERG-<br />
STEIGER. Die DAV-Geschäftsführung wollte keine Stellungnahme abgeben. –mr–<br />
12 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Fünf Fragen an …<br />
Als Sachgebietsleiter<br />
ist Ulrich Brendel (48)<br />
zuständig für die<br />
Informationsgebäude<br />
des Nationalparks<br />
Berchtesgaden und<br />
betreut seit dem Projektstart<br />
im Jahr 2005<br />
das »Haus <strong>der</strong> Berge«.<br />
… den Herrn des Berg-Hauses<br />
Am 24. Mai hat das »Haus <strong>der</strong> Berge« in Berchtesgaden eröffnet.<br />
Was ist das Beson<strong>der</strong>e am neuen Nationalparkzentrum?<br />
Wichtig war uns <strong>der</strong> Dreiklang aus Außengelände, Bildungs- und<br />
Informationszentrum. Hinter <strong>der</strong> Hauptausstellung steckt eine neue<br />
Gestaltungsidee: Wir wollten keine Natur nachbauen, son<strong>der</strong>n für<br />
die Natur begeistern. Der Ausstellungsraum inszeniert beispielsweise<br />
mit Licht- und Toneffekten die natürliche Abfolge <strong>der</strong> Jahreszeiten.<br />
Für wen ist das Haus in erster Linie gedacht?<br />
Das Bildungszentrum richtet sich natürlich vor allem an Schulklassen.<br />
Aber auch Touristen, Besucher <strong>der</strong> Region und Einheimische<br />
soll das Nationalparkzentrum ansprechen. Es ist gedacht als<br />
Begegnungs stätte, die auch über die Ausstellung hinaus besucht<br />
wird. Die Räum lichkeiten können auch angemietet werden.<br />
HELIOS<br />
Helios, geboren zum Trainieren auf<br />
Kurzstrecken im Offroad-Gelände und<br />
für den Alltag.<br />
Leicht wie <strong>der</strong> Flügelschlag eines<br />
Schmetterlings, verän<strong>der</strong>t sich die<br />
Wahrnehmung des Umfelds dank<br />
ausschlaggeben<strong>der</strong> Details: Komfort,<br />
Atmungsaktivität und leichtes Anund<br />
Ausziehen auf höchstem Niveau.<br />
Helios’ fly-effect: ”change<br />
one thing, change<br />
everything” *<br />
f t” di Eric<br />
Bress, USA 2004<br />
fly Effect<br />
Photo © La Sportiva * Citazione<br />
da “The Butter utterfly E<br />
LA SPORTIV ORTIVA® is a trademark<br />
of the shoe manufac nufacturin turing company “La Sportiva S.p.A” located in Italy (TN)<br />
Das Bildungszentrum wurde mit dem Qualitätssiegel<br />
»Umweltbildung.Bayern« ausgezeichnet. Wie sieht Ihr<br />
spezielles Programm für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche aus?<br />
Zielsetzung war, ein »grünes Klassenzimmer« zu entwickeln, das je<strong>der</strong><br />
Schüler in Bayern ein Mal in seiner Schulzeit besucht haben soll.<br />
In den Werkstätten Wasserlabor, Wiesenküche, Waldwerkstatt und<br />
Felsenblick können die Schüler spielerisch die vier Hauptlebensräume<br />
kennenlernen und Materialien wie Stein und Holz bearbeiten.<br />
Sie sagen, das Haus sei mehr als »nur« ein Museum. Inwiefern?<br />
In einem Naturkundemuseum kann man sich umfassend über jegliche<br />
Pfl anzenart informieren. Bei uns kommen Texte lediglich reduziert<br />
zum Einsatz. Das Nationalparkhaus wirkt nicht nur auf <strong>der</strong> kognitiven<br />
Ebene, son<strong>der</strong>n packt die Besucher bei ihren Emotionen, tritt mit<br />
ihnen in Interaktivität und spricht so alle Sinne an. Die Besucher<br />
können sich zum Beispiel auf eine virtuelle Wan<strong>der</strong>ung begeben –<br />
mit tatsächlichem Höhenunterschied.<br />
Sollte man die Natur nicht lieber in <strong>der</strong> Realität erleben?<br />
Wie gesagt, das »Haus <strong>der</strong> Berge« will nicht belehren, son<strong>der</strong>n begeis -<br />
tern. Es ist gedacht als das Tor zum Nationalpark. Nach einem Besuch<br />
im Museum gibt’s kein Halten mehr: Die Leute wollen raus in die<br />
echte Natur!<br />
Interview: Beate Dreher<br />
www.lasportiva.com - Become a La Sportiva fan<br />
#heliosflyeffect
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 07/13 AKTUELL<br />
Berg-Splitter<br />
Foto: Great Place to Work® Institut<br />
Ausgezeichnetes Arbeitsklima<br />
Bei <strong>der</strong> Wahl zu »Deutschlands bestem<br />
Arbeitgeber 2013« hat die Firma Gore in <strong>der</strong><br />
Größenklasse 501 bis 2000 Mitarbeiter<br />
Rang drei belegt und wurde zusätzlich zum<br />
zweiten Mal in Folge mit dem Son<strong>der</strong>preis<br />
»Chancengleichheit und Diversity« ausgezeichnet.<br />
Aus schlaggebend war unter an<strong>der</strong>em<br />
die gute För<strong>der</strong>ung von Frauen in Führungsrollen.<br />
In <strong>der</strong> Outdoorbranche ist Gore bekannt für<br />
Funktionstextilien für Wetterschutzkleidung. –bd–<br />
7000 Mal Brocken<br />
Manchen Menschen reicht ein einziger Berg<br />
zum Glück. Im Harz beispielsweise widmet sich<br />
Benno Schmidt alias Brockenbenno seit 1989<br />
dem Brocken, mit 1141 Metern höchster Berg<br />
des norddeutschen Mittelgebirges. Am 22. Mai<br />
trug <strong>der</strong> 81-Jährige seine 7000. Besteigung ins<br />
<strong>Gipfel</strong>buch ein. Er ist damit alleiniger Brocken-<br />
Rekordhalter. Seine Frau Helga steht seit dem<br />
22. Mai bei 1111. Brockenaufstiegen. –dp–<br />
Doppelsieg beim Boul<strong>der</strong>cup<br />
Jan Hojer auf Erfolgskurs: Nachdem er beim<br />
Boul<strong>der</strong>weltcup im slowenischen Log Dragomar<br />
bereits Silber geholt hatte, konnte <strong>der</strong><br />
21-Jährige mit einem Sieg in Innsbruck am<br />
Pfi ngstwochenende noch eins draufl egen.<br />
Und auch bei den Damen hatte mit Juliane<br />
Wurm eine Deutsche die Nase vorn. –bd–<br />
Jetzt vormerken!<br />
Das große Saisonfinale 2013 am Gardasee<br />
Wer als ambitionierter Berggänger schon immer<br />
die Vertikale kennenlernen wollte, hat im Herbst<br />
noch einmal die Gelegenheit dazu. Nach dem<br />
Erfolg <strong>der</strong> vergangenen Jahre veranstaltet <strong>der</strong><br />
BERGSTEIGER zusammen mit <strong>der</strong> Mammut<br />
Alpine School vom 28.09 bis 01.10.2013<br />
erneut ein verlängertes Wochenende in Arco für<br />
all jene, die den Felskontakt suchen. Details<br />
dazu gibt es im nächsten Heft.<br />
–dp–<br />
Foto: Archiv GoClimbAMountain – Stitzinger/von Melle Fotos: Trento Film Festival<br />
»Neuer Blick auf die Dinge«<br />
Expedition ans Ende <strong>der</strong> Welt<br />
DÄNISCHER DOKUMENTARFILM GEWINNT »GROSSEN PREIS<br />
DER STADT TRIENT« BEIM BERGFILMFESTIVAL<br />
Erstmals in <strong>der</strong> 61-jährigen Geschichte des Trento Film Festivals hat ein<br />
dänischer Film den »Großen Preis <strong>der</strong> Stadt Trient – Goldener Enzian« gewonnen.<br />
Der Regisseur Daniel Dencik setzte sich im Wettbewerbsfeld <strong>der</strong> 26 internationalen<br />
Filme mit seinem Beitrag »Expedition to the End of the World« durch. Der Film<br />
zeigt die Reise von Wissenschaftlern und Künstlern auf einem Dreimaster in den<br />
Nordosten Grönlands, wo das Eis durch die Klimaerwärmung rasch schmilzt. Es ist<br />
eine Reise in Regionen fern <strong>der</strong> Zivilisation, <strong>der</strong>en Schicksal aber durch eben jene<br />
bestimmt wird. Die Jury überzeugte »diese gemischte Gruppe einzigartiger Persönlichkeiten<br />
dank ihres tiefen Sinns für Abenteuer, Entdeckergeist und wissenschaftlicher<br />
Forschung, ihres großartigen Humors<br />
und neuen Blicks auf die Dinge«.<br />
»Ich dachte, mein Film ist viel zu apokalyptisch.<br />
Aber jetzt bin ich beruhigt: Die Auszeichnung<br />
zeigt mir, dass das Leben weitergeht«, sagte<br />
Dencik bei <strong>der</strong> Preisübergabe. Im Anschluss<br />
berichtete Mick Fowler, Präsident des britischen<br />
Alpine Club und Träger des Piolet d’Or, über<br />
seine Besteigung des nordindischen Berges Shiva<br />
(6142 m). »Es gibt unglaublich schöne Routen<br />
im Himalaya, die noch nie gemacht wurden«,<br />
ermunterte er die Alpinisten.<br />
–mr–<br />
Eisiges Ehe-Abenteuer<br />
ALIX VON MELLE UND LUIS STITZINGER<br />
AN DER SHISHA PANGMA ERFOLGREICH<br />
Alessandro Andreatta, Bürgermeister<br />
von Trient, überreicht<br />
Daniel Dencik (r.) den Preis.<br />
»Die ganze Expedition hat wie am Schnürchen<br />
geklappt«, berichteten Alix von Melle und<br />
Luis Stitzinger Anfang Mai aus dem Basislager Das Ehepaar im <strong>Gipfel</strong>glück<br />
in Tibet. Nach Cho Oyo, Gasherbrum II, Nanga<br />
Parbat, Dhaulagiri und Broad Peak war die Besteigung <strong>der</strong> Shisha Pangma für das<br />
deutsche Höhenbergsteigerpaar bereits <strong>der</strong> sechste <strong>Gipfel</strong>erfolg an einem Achttausen<strong>der</strong>.<br />
Obwohl mit seinen 8027 Metern <strong>der</strong> kleinste <strong>der</strong> 14 Achttausen<strong>der</strong>,<br />
ist die Shisha Pangma aufgrund ihres exponierten und verwechteten <strong>Gipfel</strong>grats<br />
nicht einfach zu besteigen. Angesichts <strong>der</strong> guten Verhältnisse entschieden sich<br />
von Melle und Sitzinger anstelle <strong>der</strong> Normalroute die Inaki-Variante durch die<br />
Nordost-Wand anzugehen. Nach über elf Stunden Aufstieg standen sie am 30. April<br />
um 13.30 Uhr gemeinsam am <strong>Gipfel</strong>. Nur <strong>der</strong> Rückweg zu Lager 2 erfolgte getrennt:<br />
Während Alix von Melle zu Fuß abstieg, fuhr ihr Mann mit Ski ab. –bd–<br />
14 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Foto: Hans Herbig<br />
Immer weiter<br />
EINST EINE NISCHENVERANSTALTUNG,<br />
INZWISCHEN VOLL ANGEKOMMEN:<br />
24-STUNDEN-WANDERUNGEN IN DEN ALPEN<br />
Tag und Nacht wan<strong>der</strong>n, von früh bis spät:<br />
Wen das reizt, auf den warten auch heuer wie<strong>der</strong><br />
zahlreiche 24-Stunden-Wan<strong>der</strong>ungen. Eine<br />
davon ist »Berggehen 2013« von <strong>der</strong> Bergschule<br />
»Die Bergführer« am 26. und 27. Juli. Start <strong>der</strong> Tour ist in Lenggries, das Ziel in<br />
Garmisch. Der weitere Verlauf hängt von <strong>der</strong> Gruppe ab, für die man sich entschieden<br />
hat: Speedgruppe (ca. 31 Stunden, 5000 Höhenmeter), Klassikgruppe<br />
(ca. 24 Stunden, 3500 Höhenmeter) o<strong>der</strong> Nachtschwärmer (ca. 18 Stunden,<br />
2300 Höhenmeter). Anmeldung<br />
unter Tel. 0 88 41/6 27 08 52.<br />
Sie haben an diesen Tagen keine<br />
Zeit? Eine Übersicht über weitere<br />
24-Stunden-Wan<strong>der</strong>ungen finden<br />
Sie auf www.bergsteiger.de –bw–<br />
Der BERGSTEIGER verlost einen Freiplatz<br />
fürs »Berggehen 2013« von Lenggries nach<br />
Garmisch. Schicken Sie dafür ein Foto o<strong>der</strong><br />
eine Postkarte, die das Motiv »Grenzen<br />
verschieben« aufgreift, an: Die Bergführer,<br />
Hauptstraße 20, 82441 Ohlstadt.<br />
Einsendeschluss ist <strong>der</strong> 5. Juli 2013<br />
Berg-Fundstück<br />
ALPENZIRKUS FÜRS WOHNZIMMER<br />
Endlich ist ein Weg gefunden, die<br />
Bergliebe des Nachwuchses aktiv<br />
zu för<strong>der</strong>n. Ob sich so auch die<br />
Wan<strong>der</strong>freude entfachen lässt,<br />
muss man wohl selbst erproben.<br />
»Große Bergwelt« von Playmobil, von <strong>der</strong> Almhütte bis zur Seilbahn, www.playmobil.de<br />
Foto: Österreichischer Alpenverein<br />
Ich bin dann mal weg<br />
ALPINE PARKUHR<br />
SCHAFFT KLARHEIT<br />
Einsam parkende Autos in<br />
den Tälern waren wie<strong>der</strong>holt<br />
Auslöser für einen Einsatz<br />
<strong>der</strong> Bergrettung. Denn ob die<br />
Besitzer noch gemütlich auf<br />
einer Hütte verweilen o<strong>der</strong><br />
in eine alpine Notlage geraten<br />
sind, ist nur schwer zu beurteilen.<br />
Abhilfe schafft nun <strong>der</strong> österreichische<br />
Alpenverein mit <strong>der</strong> »Alpinen Parkuhr«:<br />
Auf ihr können Wan<strong>der</strong>er und <strong>Bergsteiger</strong> –<br />
ähnlich wie bei einer normalen Parkscheibe<br />
– den Tag und die ungefähre Uhrzeit ihrer<br />
Rückkehr einstellen. So sieht die Bergrettung<br />
sofort, ob <strong>der</strong> Autobesitzer sich bereits verspätet<br />
hat und kann eine potenzielle Notlage<br />
wesentlich leichter abschätzen. Die Parkuhren<br />
werden in den zwanzig zertifizierten <strong>Bergsteiger</strong>dörfern<br />
des OeAV verteilt und sind im jewei -<br />
ligen Tourismusbüro kostenlos erhältlich. –bd–<br />
Wir verlosen<br />
5 Kletterfelsen<br />
mit Gebirgstieren im<br />
Wert von je 22,99 €.<br />
Schicken Sie uns einfach<br />
bis zum 12. Juli eine<br />
E-Mail o<strong>der</strong> eine Postkarte<br />
mit Betreff<br />
»Playmobil«.<br />
Carbonstöcke sind leichter, steifer und korrosionsbeständiger als herkömmliche<br />
Aluminiumstöcke. Deshalb sind heute bereits mehr als die Hälfte unserer Stöcke<br />
aus Carbon. Finden Sie das für Sie optimale Modell auf www.komperdell.com
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 07/13 AKTUELL<br />
Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
beSIEGELt<br />
Die <strong>der</strong>zeit 69 Hotels mit diesem Titel<br />
sind nicht nur in einer Wan<strong>der</strong>region<br />
<strong>der</strong> Alpen gelegen, sie haben zudem<br />
wöchentlich drei bis fünf geführte Touren<br />
im Programm, verleihen unentgeltlich<br />
Ausrüstung und verfügen über<br />
ein Wan<strong>der</strong>taxi sowie einen Wellnessbereich.<br />
Außerdem versprechen sie<br />
genussvolle und gesunde Küche. Mehr<br />
Infos unter www.wan<strong>der</strong>hotels.com<br />
Von 18 auf 20<br />
NEUE MITGLIEDER FÜR ÖSTERREICHS<br />
»BERGSTEIGERDÖRFER«<br />
Die »<strong>Bergsteiger</strong>döfer« haben Zuwachs<br />
erhalten: Mit dem kleinen Kärntner Ort Zell-<br />
Sele und <strong>der</strong> Region Sellrain in Nordtirol<br />
sind zu den bestehenden 18 jetzt zwei neue<br />
<strong>Bergsteiger</strong>dörfer hinzugekommen. Die<br />
»Berg steigerdörfer« sind eine Initiative des<br />
Österreichischen Alpenvereins und vereinen<br />
Ort schaf ten, die sich für sanften Tourismus<br />
in den Alpen und eine nachhaltige Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Region stark machen und damit<br />
die For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Alpenkonvention umsetzen.<br />
Ganz nach <strong>der</strong> Devise »weniger, dafür<br />
besser« haben es sich auch die beiden neuen<br />
Mitglie<strong>der</strong> auf die Fahnen geschrieben, die<br />
natürlichen Grenzen <strong>der</strong> Region zu respektieren<br />
und ein harmonisches Verhältnis von<br />
Mensch und Natur ohne Bettenburgen und<br />
Hotelkomplexe zu ermöglichen. Mehr Infos<br />
gibt es unter www.bergsteigerdoerfer.at –bd–<br />
Idyll statt Event: So lautet das Motto <strong>der</strong><br />
»<strong>Bergsteiger</strong>dörfer«, von denen es jetzt 20 gibt.<br />
Foto: Ch. Schwann<br />
Foto: Salewa<br />
Kleine Opfer, große Wirkung<br />
HERSTELLER UND REISEVERANSTALTER MACHEN SICH FÜR NEPAL STARK<br />
Mit alter Kleidung Gutes tun, das ist zum Beispiel bei <strong>der</strong> Aktion »Hoffnungsstücke<br />
gesucht« <strong>der</strong> Firma Salewa möglich: Bis Oktober 2013 kann man gebrauchte<br />
Outdoor-Bekleidungsstücke im Handel abgeben. Sind die Stücke noch tragbar, verkauft<br />
sie die gemeinnützige Gesellschaft FWS, die Salewa als Partner gewählt hat,<br />
an Entwicklungslän<strong>der</strong> weiter. Ist das nicht mehr möglich, wird aus <strong>der</strong> Funktionskleidung<br />
Isolationsmaterial hergestellt und verkauft. Die Einnahmen aus beiden<br />
Wegen kommen dem Verband »Sherpa Women« zu Gute. Und auch die Spen<strong>der</strong><br />
profitieren: Sie erhalten beim Kauf eines neuen Salewa-Produkts einen Rabatt.<br />
Eine Auflistung aller teilnehmenden Händler ist auf www.salewa.de hinterlegt.<br />
Ein ähnliches Ziel hatten die Reiseveranstalter Globotrek und Transa sowie <strong>der</strong><br />
Schuhhersteller LOWA. Unter dem Motto »1000 Paar Schuhe für Nepal« organisierten<br />
sie in Luzern einen Sammeltag zugunsten von Trägern und Sherpas in Nepal.<br />
Zusammengekommen sind 1725 Paar Trekking- und Wan<strong>der</strong>schuhe. Diese werden<br />
nun <strong>der</strong> gemeinnützigen Organisation KEEP übergeben.<br />
–bd/bw–<br />
Austausch macht besser<br />
GEMEINDE-NETZWERK »AIDA«<br />
SUCHT NEUE PROJEKT-IDEEN<br />
Salewa<br />
unterstützt<br />
Frauen bei <strong>der</strong><br />
Ausbildung.<br />
Exkursion <strong>der</strong> Teilnehmer in die<br />
Kendlmühlfilzen bei Grassau<br />
Gemeinsam stark: Vom 26. bis 27. April<br />
hat in Grassau die Aida-Jahrestagung<br />
stattgefunden. Die »Allianz in den Alpen«,<br />
ein Zusammenschluss von Gemeinden<br />
und Regionen aus sieben Alpenlän<strong>der</strong>n,<br />
ist das größte Gemeinde-Netzwerk im<br />
Alpenraum. Das Netzwerk ermöglicht es<br />
den Gemeinden, als politischer Akteur<br />
aufzutreten und sich international auszutauschen.<br />
Mit <strong>der</strong> Tagung in Grassau wurde das Programm »dynAlp-climate«<br />
zu Ende gebracht, das seit 2011 Gemeinden in Klimaschutz-Projekten wie dem<br />
Schulprojekt »Energieführerschein« unterstützte. Gleichzeitig ging es im Achental<br />
darum, neue Ideen für das Nachfolgeprogramm »dynAlp-Nature« zu sammeln.<br />
Bis zum Projektstart am 1. Januar 2014 haben die Mitglie<strong>der</strong> noch Zeit, ihre Vorschläge<br />
zu konkretisieren und Projektpartner zu finden.<br />
–bd–<br />
Foto: AIDA, Gasser<br />
16 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
GASTBeitrag<br />
»Mein Innerstes ist tief getroffen«<br />
Ueli Steck über die<br />
schlimmsten Minuten<br />
seines Lebens<br />
Foto: privat<br />
Der Schweizer <strong>Bergsteiger</strong> Ueli Steck (36)<br />
war Ende April gemeinsam mit einigen Kollegen<br />
am Mount Everest in einen Konflikt mit Sherpas<br />
geraten. Der Chef-Sherpa behauptete, die<br />
drei <strong>Bergsteiger</strong> hätten auf etwa 7200 Metern<br />
Eis auf die unter ihnen stehenden Sherpas<br />
geschlagen. Die Alpinisten glaubten eher, dass<br />
sich <strong>der</strong> ermüdete Chef-Sherpa durch die<br />
Schnelligkeit von Steck und dessen Begleiter<br />
Simone Moro (IT) sowie Jonathan Griffith (UK)<br />
im Stolz verletzt fühlte. Zurück in Camp 2<br />
wurde den Dreien sogar mit dem Tod gedroht.<br />
Nur das Eingreifen an<strong>der</strong>er Alpinisten ver -<br />
hin<strong>der</strong>te die Lynchjustiz. Dennoch wurden Steck<br />
& Co. aufgefor<strong>der</strong>t, sofort abzureisen, da sie<br />
sonst sterben würden. Sie vermuten, dass die<br />
wahre Ursache für die Eskalation ein lang<br />
schwelendes Problem zwischen Westlern und<br />
Nepalesen ist. Bevor Steck eine Auszeit antrat,<br />
nahm er noch einmal Stellung in einer<br />
Mit teilung, die wir hier gekürzt abdrucken.<br />
»Noch immer sitzt <strong>der</strong> Schock nach den für mich<br />
schwer erklärbaren Ereignissen am Everest tief.<br />
Wie konnte es zu dieser unfassbaren Eskalation<br />
kommen? Was war <strong>der</strong> wirkliche Grund für die<br />
immer noch kaum fassbare Aggression, welcher<br />
wir ausgesetzt waren? Haben wir Fehler gemacht,<br />
und falls ja: welche? Wie auch immer wir es<br />
drehen: Erklärungen haben wir bis heute nicht<br />
gefunden. Wir wissen zwar genau, was vorgefallen<br />
ist, die Hintergründe dafür bleiben uns im<br />
Wesentlichen jedoch verborgen.<br />
Nach all diesem Hinterfragen, Analysieren und<br />
Rekonstruieren ist für uns eines klar: Wir werden<br />
die Frage nach dem Warum nie erschöpfend<br />
beantworten können. Wir werden damit leben<br />
müssen, einige Antworten ungeklärt zu lassen.<br />
Dennoch möchte ich allen, die uns in dieser Zeit<br />
mit Rat und Tat, mit Hilfestellungen und gedul -<br />
digem Zuhören, mit Diskutieren und Kritisieren<br />
geholfen haben, danken. Ich habe in den<br />
letzten Tagen hautnah erlebt, was es heißt, gute<br />
Freunde zu haben. Gleichzeitig möchte ich nicht<br />
verhehlen, dass mich diese Ereignisse tief er -<br />
schüttert haben und ich noch heute – vor allem<br />
in langen Nächten – unter den Auswirkungen<br />
leide. Mein Innerstes ist tief getroffen.<br />
Aus diesem Grund werde ich nun eine persönliche<br />
Auszeit in Anspruch nehmen werde. Meine<br />
Kräfte – auch sie sind nicht unerschöpfl ich!<br />
– neigen sich dem Ende zu. Ich benötige eine<br />
Zeit <strong>der</strong> Ruhe, um mich innerlich neu zu<br />
orientieren, neue Kraft zu fassen und wie<strong>der</strong><br />
einen klaren Blick für meine Zukunft zu erhalten.<br />
Bei allen Unwägbarkeiten und offenen Fragen<br />
– eines steht für mich unverrückbar fest: Meine<br />
Leidenschaft für die Berge ist ungebrochen und<br />
wird weiter zentraler Teil meines Lebens bleiben.<br />
Die Ruhe <strong>der</strong> Natur, die Einfachheit und die<br />
Eigenverantwortung haben mich immer fasziniert.<br />
Was auch immer geschehen mag: Ich bleibe<br />
den Bergen zutiefst verbunden. Bergsteigen ist<br />
und bleibt ein Teil meiner Persönlichkeit.«<br />
„DIE KLETTEREI<br />
FRUSTRIERT, TUT<br />
WEH UND NERVT<br />
GEWALTIG.“<br />
„DOCH TROTZDEM<br />
LIEBE ICH SIE.“<br />
HANWAG ProTeam: Ursula Wolfgruber<br />
<strong>Bergsteiger</strong>in<br />
KATEGORIE ROCK | FERRATA COMBI GTX ®<br />
Technischer und klettertauglicher Bergschuh für<br />
alpine Felsrouten, kombiniertes Gelände o<strong>der</strong><br />
den Zustieg zum Fels. Robust und langlebig in<br />
gezwickter Machart geschustert.<br />
www.hanwag.de
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 AKTUELL<br />
07/13 AKTUELL<br />
Medien<br />
BergBücher …<br />
Marco Volken und Remo Kun<strong>der</strong>t<br />
»DIE HÜTTEN DES SCHWEIZER<br />
ALPEN-CLUB«<br />
336 Seiten, 21 x 27 cm, Hardcover,<br />
AS-Verlag, Zürich 2013, 53,90 €<br />
Hütte ist nicht gleich<br />
Hütte. Diesen Beweis treten<br />
die Fotografen Marco Volken<br />
und Remo Kun<strong>der</strong>t mit ihrem<br />
Bildband »Hütten des Schweizer Alpen-Club« an. Darin geht<br />
es nur am Rande um die lange Geschichte alpiner Unterkünfte,<br />
die in <strong>der</strong> Schweiz bereits 1863 mit <strong>der</strong> Grünhornhütte begann.<br />
Der Band handelt vielmehr von <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Refugien, die sich<br />
<strong>der</strong> Alpenklub mit seinen Sektionen in den Bergen errichtet hat.<br />
Von stark frequentierten Bauten für die Massen an Hochtouristen<br />
bis zu einsamen Biwaks abseits <strong>der</strong> eingetretenen Pfade zeigt<br />
sich das gesamte Spektrum dessen, was Berghütten längst sind:<br />
ein kaum mehr wegzudenken<strong>der</strong> Teil des kulturellen Erbes. Dass<br />
den Leser darüber hinaus selbst die Sehnsucht nach den Bergen<br />
packt, ist ein höchst angenehmer Nebeneffekt.<br />
–dp–<br />
Kristian Rath<br />
»ALPINE BERGTOUREN ALLGÄU«<br />
192 Seiten, 16,5 x 23,5 cm,<br />
Softcover, Bruckmann Verlag,<br />
München 2013, 26,99 €<br />
Ist klassiches Bergsteigen<br />
aus <strong>der</strong> Mode gekommen?<br />
Ganz und gar nicht! Mit <strong>Gipfel</strong>überschreitungen,<br />
weg losen<br />
Wan<strong>der</strong>ungen und Touren<br />
am Grat schließt <strong>der</strong> gebürtige<br />
Allgäuer Kristian Rath<br />
die Lücke zwischen reinem<br />
Wan <strong>der</strong>n und Fels klettern.<br />
Ein Buch für echte Berg abenteurer<br />
und ein Ideen geber<br />
für alle, die das Gespür für<br />
ursprüngliche Bergnatur<br />
und alpines Gelände noch<br />
nicht verloren haben! –bd–<br />
Stefan Heim<br />
»WALSERWEG VORARLBERG«<br />
238 Seiten, Format 14,5 x 21 cm,<br />
Softcover, Tyrolia-Verlag,<br />
Innsbruck-Wien 2013, 24,95 €<br />
Die Völkerwan<strong>der</strong>ung ist<br />
schon ein Weilchen her.<br />
Dennoch wirken die Walser,<br />
die sich im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
über die Westalpen verbreiteten,<br />
bis heute nach – in <strong>der</strong><br />
Architektur, Sprache, Küche.<br />
Nach Graubündner Vorbild<br />
hat Vorarlberg einen kulturhistorischenWeitwan<strong>der</strong>weg<br />
konzipiert: in 25 Etappen vom<br />
Brandnertal bis nach Galtür.<br />
Stefan Heim erzählt äußerst<br />
kundig von Geschichte und<br />
Gegenwart <strong>der</strong> Walser. –mr–<br />
BergApp … BergFilm … BergWeb …<br />
Foto: Polyband<br />
DER EVEREST FÜR JEDERMANN<br />
Wofür? Den höchsten Berg <strong>der</strong> Welt auf eigene<br />
Faust erkunden<br />
Wie? Über 3D-Karten auf Basis von Satellitenbil<strong>der</strong>n<br />
wird <strong>der</strong> Mount Everest naturgetreu<br />
dargestellt. Die Pro-Version liefert auch Trekkingvorschläge<br />
für die Khumbu-Region.<br />
Wieviel? »Mount Everest 3D« ist kostenlos<br />
Warum? Expeditions-Feeling für zu Hause<br />
»EXPEDITION ERDE«<br />
Die BBC/ZDF-Koproduktion »Expedition<br />
Erde – Die Urkräfte unseres Planeten«<br />
erzählt die Geschichte <strong>der</strong> Erde. Dafür<br />
haben die Filmemacher den Astronauten<br />
Thomas Reiter zu jenen Orten begleitet,<br />
die für die Entwicklung von Bedeutung<br />
waren. Reiter seilt sich in Gletscherspalten<br />
ab, erkundet den Dschungel Südamerikas<br />
und sucht an Australiens Westküste nach<br />
den ältesten Erd-Bewohnern. –sz–<br />
Von: ZDF/BBC; auf DVD erhätlich ab 26. Juli 2013<br />
Mit: Thomas Reiter<br />
Aus: D/GB<br />
www.alpenvereinaktiv.com<br />
Tourenportale gibt es schon so einige, doch<br />
nicht jedes enthält verlässliche Infos. Umso<br />
erfreulicher, dass die Alpenvereine nun<br />
ein eigenes Portal ins Leben gerufen haben<br />
– mit Tourenbeschreibungen, Bil<strong>der</strong>n,<br />
Karten und GPS-Daten. Abgerundet wird<br />
das Ganze mit Infos zu Hütten, dem Wetter<br />
und den aktuellen Bedingungen. –bd–<br />
www.outdoor.de<br />
Die von Globetrotter verantwortete Seite<br />
bietet Produkttipps, Ausrüstungsberatungen<br />
sowie Hinweise auf Events rund um<br />
Outdoor-Themen und -Erlebnisse. –bw–<br />
18 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13
Gut ausgerüstet ...<br />
mit 12 Ausgaben BERGSTEIGER +<br />
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• 2013 in je<strong>der</strong> Ausgabe nur für Abonnenten:<br />
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Gratis für Sie!<br />
Foto: Andreas Strauß<br />
Upps, Karte schon weg?<br />
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Weitere Prämien zur Auswahl unter www.bergsteiger.de/abo!
TV-Programm Juni / Juli 2013<br />
17.6. | 14.20 | 3sat<br />
Reisezeit – Südtirol<br />
Dauer: 25 Min.<br />
17.6. | 14.45 | 3sat<br />
Reisezeit – Jakobsweg<br />
Dauer: 20 Min.<br />
J17.6. | 17.45 | 3sat<br />
Reisezeit<br />
Von Korsika nach Sardinien<br />
Dauer: 20 Min.<br />
18.6. | 8.30 | Arte<br />
X:enius<br />
Wan<strong>der</strong>n –<br />
Die neue Lust am Laufen<br />
Dauer: 25 Min.<br />
18.6. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Die Highlands<br />
Dauer: 55 Min.<br />
19.6. | 7.40 | ZDF Neo<br />
Die dunkle Seite <strong>der</strong> Alpen<br />
Die Matterhorn Nordwand<br />
Dauer: 45 Min.<br />
19.6. | 15.05 | Servus TV<br />
Naturparadies Afrika<br />
Mount Kenya<br />
Dauer: 60 Min.<br />
20.6. | 14.30 | HR<br />
Afrika mit Kind und Kamera<br />
Von den Ruwenzori-Bergen<br />
zum Sambesi<br />
Dauer: 45 Min.<br />
20.6. | 18.25 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise AH<br />
Himalaya: Der eiserne Drache<br />
Dauer: 50 Min.<br />
21.6. | 14.00 | HR<br />
Herrliches Hessen<br />
Unterwegs in und<br />
um Grünberg<br />
Dauer: 30 Min.<br />
22.6. | 12.15 | N 3<br />
Weltreisen<br />
Auf Schienen<br />
durch die Anden<br />
Dauer: 30 Min.<br />
22.6. | 14.15 | Phoenix<br />
Auf Entdeckerreise durch<br />
Kanadas Norden<br />
Dauer: 45 Min.<br />
22.6. | 16.45 | alpha<br />
Fernweh<br />
Mexiko<br />
Dauer: 30 Min.<br />
22.6. | 19.00 | BR<br />
natur exclusiv<br />
Der Spreewald<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J23.6. | 10.45 | ZDF<br />
Keine Ferien ohne Gotthard<br />
Dauer: 12 Min.<br />
23.6. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
24.6. | 18.25 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise<br />
Der magische Berg Tibets<br />
Dauer: 50 Min.<br />
25.6. | 18.25 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise<br />
Nepal – Die Route<br />
<strong>der</strong> Sherpas<br />
Dauer: 50 Min.<br />
25.6. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Südtirol<br />
Dauer: 55 Min.<br />
26.6. | 14.30 | HR<br />
Naturerbe Afrika<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
27.6. | 10.25 | Arte<br />
Reise durch Amerika<br />
Peru – Die Menschen<br />
vom Altiplano<br />
Dauer: 30 Min.<br />
27.6. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Normandie<br />
Dauer: 55 Min.<br />
28.6. | 20.15 | Servus TV<br />
AH<br />
Bergwelten<br />
Peter Ressmann –<br />
eine Widmung<br />
Dauer: 60 Min.<br />
29.6. | 16.45 | alpha<br />
Fernweh<br />
Reisereportage: Tansania<br />
Dauer: 30 Min.<br />
29.6. | 21.00 | alpha<br />
Nanga Parbat<br />
Der tödliche Berg<br />
Dauer: 45 Min.<br />
1.7. | 14.45 | SWR<br />
Reiseziel Gran Canaria<br />
Dauer: 15 Min.<br />
1.7. | 15.30 | 3sat<br />
Mit dem Camper auf<br />
Entdeckungsreise<br />
Umbrien<br />
Dauer: 45 Min.<br />
1.7. | 18.25 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise<br />
In den Bergen Vietnams<br />
Dauer: 50 Min.<br />
1.7. | 22.00 | WDR<br />
Alpen abgezockt –<br />
Berge, Schnee und Billiglohn<br />
Reportagereihe<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J2.7. | 19.30 | Arte<br />
Wil<strong>der</strong> Rhein<br />
Dauer: 45 Min.<br />
3.7. | 15.05 | Servus TV<br />
Naturparadies<br />
Rift Valley –<br />
Paradies in Ostafrika<br />
Dauer: 60 Min.<br />
3.7. | 16.15 | DMAX<br />
Survival Man – Allein<br />
in <strong>der</strong> Wildnis<br />
In den Bergen Colorados<br />
Dauer: 60 Min.<br />
3.7. | 18.25 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise<br />
Bhutan: Tanz des Himmels<br />
Dauer: 50 Min.<br />
3.7. | 20.15 | Servus TV<br />
Terra Mater –<br />
Geheimnisse <strong>der</strong> Nacht<br />
In den Bergen Patagoniens<br />
Dauer: 60 Min.<br />
4.7. | 11.30 | N 3<br />
Kroatien – Naturparadies<br />
zwischen Donau und Adria<br />
Dauer: 45 Min.<br />
4.7. | 15.05 | Servus TV<br />
Naturparadies Madagaskar<br />
Insel <strong>der</strong> Vielfalt<br />
Dauer: 60 Min.<br />
5.7. | 12.55 | Arte<br />
360° – Geo Reportage AH<br />
Großglockner,<br />
König <strong>der</strong> Hochalpen<br />
Dauer: 55 Min.<br />
5.7. | 20.15 | alpha<br />
Wilde Pyrenäen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
7.7. | 17.50 | S: Disc. Channel<br />
Naturwun<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erde<br />
Die Geheimnisse<br />
des Yellowstone-Parks<br />
Dauer: 44 Min.<br />
J10.7. | 16.00 | Arte<br />
Die neuen Paradiese<br />
Australien<br />
Dauer: 45 Min.<br />
7.7. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
10.7. | 21.15 | MDR<br />
BIWAK – Berge. Menschen.<br />
Abenteuer<br />
Dauer: 30 Min.<br />
12.7. | 15.35 | Arte<br />
Reise durch Amerika<br />
Brasilien – Der Nationalpark<br />
Chapada Diamantina<br />
Dauer: 25 Min.<br />
Das tagesaktuelle<br />
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TITELTHEMA<br />
Die Seven Summits <strong>der</strong> Alpenstaaten<br />
Die glorreichen<br />
<strong>Bergsteiger</strong> sind Sammler. Sie sammeln Viertausen<strong>der</strong>,<br />
Achttausen<strong>der</strong> und acht Tausen<strong>der</strong>. Manche<br />
widmen sich auch tausende Male einem einzigen Berg.<br />
Ein beson<strong>der</strong>s vielseitiges Projekt sind die Seven<br />
Summits. Das gilt auch für die Alpen.<br />
22 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Sieben<br />
+<br />
Große<br />
BERGSTEIGER-Verlosung!<br />
Zu gewinnen: 2 x Zugspitze und 1 x<br />
Großglockner mit Bergschule Hauser.<br />
Preisfrage: Wieviele Höhenmeter sind<br />
bei den Seven Summits zu erklimmen?<br />
Zuschriften per Post an BERGSTEIGER,<br />
Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
o<strong>der</strong> per E-Mail an bergsteiger@<br />
bruckmann.de Einsendeschluss<br />
ist <strong>der</strong> 10. Juli 2013<br />
Einer schöner als<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e: die<br />
Montblanc-Gruppe;<br />
<strong>der</strong> Namensgeber<br />
auf <strong>der</strong> rechten Seite<br />
Man kann es sich natürlich einfach<br />
machen und behaupten,<br />
dass bei allen <strong>Gipfel</strong>sammlern<br />
mindestens eine<br />
Schraube nicht mehr ganz<br />
richtig sitzt. Das wäre allerdings in <strong>der</strong> Tat<br />
beängstigend, denn in den Bergen wird gesammelt,<br />
was das Zeug hält. Hobby-Alpinisten<br />
sammeln mit Unterstützung von Bergreiseveranstaltern<br />
die 4000er <strong>der</strong> Alpen,<br />
Steilwandfreunde <strong>der</strong>en Nordwände, und<br />
Wan<strong>der</strong>er acht Tausen<strong>der</strong> im Bayerischen<br />
Wald. In Schottland ist das Munro-Bagging,<br />
das Besteigen von Bergen mit mehr als<br />
3000 Fuß Höhe, ein Volkssport. Außerdem<br />
haben selbst die bekanntesten Alpinisten<br />
<strong>Gipfel</strong>trophäen gehortet wie an<strong>der</strong>e Menschen<br />
Briefmarken, Modelleisenbahnen<br />
o<strong>der</strong> Kuckucksuhren: Reinhold Messner<br />
und Gerlinde Kaltenbrunner sammelten<br />
beispielsweise die 14 Achttausen<strong>der</strong> – und<br />
machten nie einen Hehl daraus.<br />
Die wohl bekanntesten Sammelobjekte<br />
sind aber mit ziemlicher Sicherheit die Seven<br />
Summits, die jeweils höchsten Berge<br />
<strong>der</strong> sieben Kontinente. Vom Mount McKinley<br />
unweit des nördlichen Polarkreises über<br />
den äquatornahen Kilimandscharo bis zum<br />
Mount Vinson im antarktischen Eis ist alles<br />
dabei. Vielen sind die Seven Summits nicht<br />
mehr genug. Der Alpinist Hans Kammerlan<strong>der</strong><br />
hat sich die Seven Second Summits<br />
vorgeknöpft (siehe S. 119), Christian Stangl<br />
die Triple Seven Summits und Vulkanliebhaber<br />
die Volcanic Seven Summits.<br />
Wer nicht ganz so viel Zeit und Geld investieren<br />
möchte, dem bieten auch die sieben<br />
Alpenlän<strong>der</strong> mit ihren jeweils höchsten<br />
Punkten einige wun<strong>der</strong>bare Ziele: vom slowenischen<br />
Wahrzeichen Triglav<br />
über die kaum begangene<br />
Grauspitze in Liechtenstein bis<br />
zum höchsten Berg <strong>der</strong> Alpen,<br />
dem Mont Blanc. Wie bei Definitionen<br />
<strong>der</strong> Seven Summits<br />
– wann ist ein <strong>Gipfel</strong> ein Berg?<br />
Zu welchem Land gehört die<br />
Dufourspitze?– üblich, kann<br />
man sich auch bei den Seven<br />
Summits <strong>der</strong> Alpen über die<br />
exakte Grenzziehung streiten.<br />
Aber ehrlich gesagt: Uns als<br />
Sammlern ist das auf den folgenden<br />
Seiten ausnahmsweise<br />
so was von egal.<br />
Foto: Andreas Strauß<br />
EINE AKTION VON<br />
07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 23
2863 m<br />
Je<strong>der</strong> Slowene sollte<br />
einmal in seinem<br />
Leben auf dem Triglav<br />
gestanden sein.<br />
1<br />
Slowenien<br />
Triglav – Verewigt in <strong>der</strong> Nationalflagge<br />
▶ Der Weg auf den Triglav ist lang und hart.<br />
Zwischen den Tal-Ortschaften und dem<br />
dreigezackten Felsgipfel liegen mehrere<br />
Kilometer dichte Wäl<strong>der</strong>, karge Steinwüsten<br />
und rund 2000 Höhenmeter. We<strong>der</strong><br />
Gondeln noch Zahnradbahnen erleichtern<br />
den Aufstieg auf den höchsten <strong>Gipfel</strong> in<br />
Slowenien. Schließlich liegt er mitten im<br />
einzigen Nationalpark des Landes, übrigens<br />
einem <strong>der</strong> ältesten in Europa.<br />
Trotzdem drängen bei schönem Wetter<br />
Massen auf den <strong>Gipfel</strong> mit dem kuriosen<br />
Turm-Unterschlupf, dem Aljažev stolp.<br />
Menschen in Turnschuhen und mit um die<br />
Brust geknoteten Reepschnüren als notdürftiges<br />
Klettersteigset stehen Schlange<br />
am seilversicherten Ostgrat – die meisten<br />
sind zum ersten Mal im Gebirge. »Als Slowene<br />
musst du wenigstens einmal im Leben<br />
auf dem Triglav gestanden sein«, erklärt eine<br />
Dame in nagelneuer Bergausrüstung auf<br />
Englisch. Wie alle Slowenen unterzieht sie<br />
sich oben am Aljažev stolp einem seltsamen<br />
Ritual: Gegen den Turm gelehnt, erhalten<br />
die erfolgreichen <strong>Gipfel</strong>stürmer drei sanfte<br />
Peitschenhiebe vom Bergführer auf ihr Hinterteil.<br />
Eine Art Ritterschlag? »So ungefähr«,<br />
antwortet die Dame und lacht.<br />
Der Triglav ist das Wahrzeichen <strong>der</strong> Slowenen.<br />
Seine Erstbesteiger im Jahr 1778<br />
erhielten sogar ein Preisgeld. Als einziger<br />
Berg in ganz Europa hat <strong>der</strong> Triglav es bis<br />
aufs Wappen <strong>der</strong> Nationalflagge geschafft,<br />
wo seine weiße Silhouette vor dem blauen<br />
Sternenhimmel und über den Meereswellen<br />
prangt. 1934 schuf <strong>der</strong> slowenische Architekt<br />
Jože Plečnik die Vorlage für dieses<br />
Wappen, als er die Silhouette des Triglav in<br />
den Mantel <strong>der</strong> Muttergottes-Figur vor <strong>der</strong><br />
Pfarrkirche in Bled im Osten des berühmten<br />
Berges meißelte – als Zeichen für das Land<br />
Slowenien zwischen dem serbischen Kreuz<br />
und dem kroatischen Schachbrettmuster.<br />
Nur wenige Meter unter <strong>der</strong> höchstgelegenen<br />
Hütte, <strong>der</strong> meist überfüllten Triglavski<br />
dom auf 2515 Metern, verlieren sich die<br />
Massen. Die meisten nehmen den kürzesten<br />
Abstieg ins Vrata-Tal. Doch das wahre<br />
Bergerlebnis beginnt erst, wenn man ein<br />
paar Tage mehr Zeit mitbringt und den Nationalpark<br />
durchwan<strong>der</strong>t: Südlich des Triglav<br />
schmiegen sich einfache Alm-Siedlungen<br />
in die Senken zwischen Felsgipfeln und<br />
Wäl<strong>der</strong>n, durch die Karren aus Kalkgestein<br />
wuchert das Gras, und türkisfarbene Seen<br />
glitzern in <strong>der</strong> Sonne. Dafür lohnt sich <strong>der</strong><br />
lange Weg! – Dagmar Steigenberger –<br />
KOMPAKT<br />
Triglav (2863 m)<br />
Lage: Slowenien, Julische Alpen,<br />
Triglav-Gruppe<br />
Charakter <strong>der</strong> Tour: Lange, vor allem<br />
konditionell anstrengende Tour. Alle<br />
Aufstiegsvarianten führen über einen<br />
Klettersteig.<br />
Erstbesteigung: 26. August 1778<br />
Erstbesteiger: Lovrenc Willonitzer,<br />
Luka Koroschez,<br />
Stefan Rosizh, Matija Kos<br />
Tourenkarte 11<br />
Heftmitte<br />
Heute ist man am<br />
<strong>Gipfel</strong> des Triglav<br />
selten alleine.<br />
Die Erstbesteiger<br />
erhielten noch<br />
ein Preisgeld für<br />
ihre Leistung.<br />
24 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Großglockner – Eine Frage <strong>der</strong> Ehre<br />
3798 m<br />
Fotos: Alexan<strong>der</strong> Römer (3), Andreas Strauß<br />
▶ Es waren einmal zwei Dörfer, verborgen<br />
in den Tälern <strong>der</strong> Ostalpen gelegen, das eine<br />
in Kärnten, das an<strong>der</strong>e in Tirol. Voneinan<strong>der</strong><br />
getrennt durch hohe Berge, waren sie doch<br />
schicksalhaft miteinan<strong>der</strong> verbunden. Denn<br />
direkt zwischen ihnen steht <strong>der</strong> höchste Österreichs:<br />
<strong>der</strong> Großglockner (3798 m). Der<br />
markante <strong>Gipfel</strong>, <strong>der</strong> direkt auf den Landesgrenzen<br />
<strong>der</strong> beiden Bundeslän<strong>der</strong> liegt, regte<br />
nicht nur die Fantasien <strong>der</strong> Dorfbewohner<br />
an, er verleitete auch den Kärntner Fürstbischof<br />
Franz Xaver Graf von Salm-Reifferscheid<br />
(1749–1822) zu kühnen Plänen.<br />
Angefixt von <strong>der</strong> gelungenen Mont-Blanc-<br />
Besteigung 1786, wollte er auch einen <strong>Gipfel</strong><br />
erobern – und enterte zunächst einmal mit<br />
Männern, Pferden und Proviant das Bergdorf<br />
Heiligenblut, wo er »eine gotische Kirche,<br />
zwei gemauerte Häuser, acht bis zwölf hölzerne<br />
Hütten und 15 Kirschbäume« vorfand,<br />
wie ein Arzt notierte. Der erste Anlauf 1799<br />
scheiterte bei starkem Schneefall, <strong>der</strong> zweite<br />
im Jahr drauf reüssierte.<br />
Eine Schmach für die Kalser. Reisende,<br />
die den Talschlussort im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
besuchten, berichten von einem stolzen,<br />
»großen Schlag Menschen«, die »eine zarte<br />
Haut, wie Milch und Blut« kennzeichne.<br />
Die waren zwar <strong>der</strong> Meinung, dass »wo die<br />
Heiligenbluter hinauf steigen, auch die Kalser<br />
hinkommen«, wie sich in den Notizen<br />
eines Pfarrers nachlesen lässt. Gelungen ist<br />
es ihnen allerdings erst im Jahr 1855, als die<br />
Kalser Bergführer Georg Ranggetiner und<br />
Johann Huter den <strong>Gipfel</strong> erreichten.<br />
Da <strong>der</strong> Großglockner auch heute noch einer<br />
<strong>der</strong> populärsten <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Alpen ist, haben<br />
die einst rivalisierenden Dörfer längst ihren<br />
Frieden miteinan<strong>der</strong> gefunden. Denn beide<br />
profitieren von <strong>der</strong> Strahlkraft seiner weißen<br />
Pyramide, die sich touristisch in je<strong>der</strong><br />
Hinsicht vermarkten lässt. Nicht nur in <strong>der</strong><br />
vergleichsweise kleinen Gruppe <strong>der</strong> <strong>Gipfel</strong>-<br />
<strong>Bergsteiger</strong>. Was die Beliebtheit angeht,<br />
haben die Kalser mit <strong>der</strong> Normalroute ein<br />
wenig die Nase vorn. Sie ist die am meisten<br />
begangene. Die Heiligenbluter können dafür<br />
mit <strong>der</strong> Route <strong>der</strong> Erstbesteiger punkten<br />
und <strong>der</strong> technisch herausfor<strong>der</strong>nden Pallavicini-Rinne,<br />
die 600 Meter lang und bis zu<br />
52 Grad steil vom Gletscher <strong>der</strong> Pasterze aus<br />
zum <strong>Gipfel</strong> führt.<br />
Die Dörfer haben sich mittlerweile zu<br />
Hochburgen des Tourismus entwickelt,<br />
die heute noch mit den Charaktereigen-<br />
2Österreich<br />
schaften werben, die ihnen Johann Stüdl<br />
in <strong>der</strong> Zeitschrift des Deutschen Alpenvereins<br />
1870/71 zuschrieb. Er habe in Kals »ein<br />
bie<strong>der</strong>es, treuherziges Volk« vorgefunden,<br />
notierte das Gründungsmitglied des Deutschen<br />
Alpenvereins. »Offen, gerade«, sei es<br />
KOMPAKT<br />
Großglockner<br />
(3798 m)<br />
Tourenkarte 9<br />
Heftmitte<br />
Lage: Österreich, Norische<br />
Alpen, Glockner-Gruppe<br />
Charakter <strong>der</strong> Tour: Der Normalweg ist<br />
anspruchsvoll, technisch jedoch von erfahrenen<br />
Hochtourengehern gut zu bewältigen.<br />
Kondition, Trittsicherheit, Erfahrung im<br />
Gehen mit Steigeisen und im Umgang mit<br />
Seil und Sicherung sind erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Erstbesteigung: 27. August 1820<br />
Erstbesteiger: Sigismund Ernst Hohenwart<br />
und vier Führer<br />
Der Großglockner<br />
bietet vieles von<br />
dem, was das <strong>Bergsteiger</strong>herz<br />
begehrt.<br />
gewesen, »ohne jegliche Ankränkelung <strong>der</strong><br />
Raffiniertheit und des industriösen Ausbeuten<br />
des Fremden«. Am Großglockner lebt<br />
Stüdls Name übrigens weiter: Der nach ihm<br />
benannte Grat ist nach <strong>der</strong> Normalroute die<br />
am meisten begangene. –Sandra Zistl–<br />
Felsklettereien bis zum II. Grad erwarten<br />
<strong>Bergsteiger</strong> auf dem Normalweg.<br />
07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 25
2962 m<br />
INFO<br />
3<br />
Deutschlands höchster<br />
Punkt wirkt wie die<br />
Spitze eines steinernen Deutschland<br />
Riesenzugs.<br />
Zugspitze – Eisen, Kunst, Kommerz<br />
Historisch: <strong>Gipfel</strong>tour<br />
übers Reintal<br />
Es ist <strong>der</strong> Weg für Einsteiger in die »Seven<br />
Summits«: vom Garmischer Skistadion<br />
aus über die legendäre Reintalangerhütte<br />
weiter zur Knorrhütte und auf die Zugspitze.<br />
Die Route, die gute Kondition, aber keine<br />
technischen Raffi nessen erfor<strong>der</strong>t, nahmen<br />
auch die Erstbesteiger. Die komplette Tour<br />
fi nden Sie als Minibroschüre auf Seite 51<br />
zum Herausnehmen.<br />
KOMPAKT<br />
Zugspitze (2962 m)<br />
Lage: Deutschland, Bayerische Alpen,<br />
Wettersteingebirge<br />
Charakter <strong>der</strong> Tour: Der Weg durch den<br />
Stopselzieher ist wie alle Aufstiegsrouten<br />
lang und mühsam. Schwierigkeiten sind <strong>der</strong><br />
steile und am langen Klettersteig stellenweise<br />
ausgesetzte Anstieg.<br />
Erstbesteigung: 27. August 1820 im<br />
Rahmen eines Vermessungsauftrags<br />
Erstbesteiger: Vermessungsoffi zier<br />
Joseph Naus, Messgehilfe Maier<br />
und Führer Johann Georg<br />
Deuschl durch das Reintal<br />
Tourenkarte 10<br />
Heftmitte<br />
Einfach nur hässlich: das Betongebilde<br />
am <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Zugspitze<br />
▶ Dass eine Eisenbahnlinie auf die Zugspitze<br />
führt, verwun<strong>der</strong>t nicht weiter –<br />
bei dem Namen. Der weist allerdings auf<br />
»Züge« hin, die nur in eine Richtung unterwegs<br />
sind: Lawinenzüge. Doch wer sich<br />
dem Wettersteinmassiv von Norden nähert,<br />
kann mit etwas Fantasie im höchsten <strong>Gipfel</strong><br />
Deutschlands durchaus die Spitze eines<br />
steinernen Riesenzuges sehen.<br />
Eisen. Es spielt bei allen Wegen auf die Zugspitze<br />
eine wichtige Rolle. Nicht nur, dass<br />
zwei Seilbahnen auf den <strong>Gipfel</strong> führen,<br />
auch jene Wege, die bloß per pedes angegangen<br />
werden, sind mit Eisen bestückt:<br />
<strong>der</strong> Stopselzieher-Steig auf österreichischer<br />
Seite und <strong>der</strong> Höllentalanstieg mit dem legendären<br />
»Brett« in Bayern. Leichter, aber<br />
auch weiter ist <strong>der</strong> Aufstieg durch das Reintal,<br />
den Leutnant Joseph Naus vor bald zwei<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ten nahm, im Sommer 1820. Er<br />
galt als Erstbesteiger – bis 2006 eine Landkarte<br />
aus dem 18. Jahrhun<strong>der</strong>t im Archiv<br />
des DAV auftauchte, in <strong>der</strong> bereits ein <strong>Gipfel</strong>weg<br />
eingezeichnet war…<br />
Millionen haben seither die Zugspitze besucht,<br />
bis 1926 ausschließlich zu Fuß. Die<br />
Massen kamen aber erst nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg. So wuchs nach und nach eine<br />
kleine Stadt auf dem felsigen Grat, immer<br />
mehr Beton wurde in Form gegossen, die<br />
Luftseilbahn vom Eibsee herauf gebaut und<br />
die Tiroler Bahn von 1926 durch eine mo<strong>der</strong>ne<br />
Anlage ersetzt. Nicht nur <strong>der</strong> Kommerz,<br />
auch die Kunst kam ganz oben an;<br />
seit 1995 präsentieren Künstler ihre Werke<br />
auf Deutschlands höchstem Berg. Bereits<br />
im Sommer 1900 war die »Königlich Bayerische<br />
Meteorologische Hochstation« auf dem<br />
<strong>Gipfel</strong> eingeweiht worden.<br />
Die Zugspitze, ein Berg <strong>der</strong> <strong>Superlative</strong>. Das<br />
zieht nicht nur die Massen in ihren Bann,<br />
son<strong>der</strong>n auch allerlei Spinner und Rekordsüchtige.<br />
Noch bevor es hier eine Bergbahn<br />
gab, wurde die Zugspitze bereits aus <strong>der</strong><br />
Luft angesteuert. Die Landung im März<br />
1922 fiel allerdings eher unsanft aus; das<br />
ziemlich klapperige Fluggerät des Hauptmanns<br />
Franz Hailer musste erst einmal<br />
repariert werden, bevor er (nach einer Woche!)<br />
den Rückflug antreten konnte.<br />
Ob die Füße des arbeitslosen Kellners Fritz<br />
Siegel auch einer »Reparatur« bedurften,<br />
nachdem er im Sommer 1932 barfuß auf<br />
die Zugspitze gestiegen war, ist nicht überliefert.<br />
Garantiert ohne Bergschuhe war<br />
auch <strong>der</strong> Schweizer Freddy Nock unterwegs,<br />
als er 2009 (und 2011 ein zweites<br />
Mal) seine halsbrecherische »Wan<strong>der</strong>ung«<br />
auf dem 995 Meter langen Tragseil <strong>der</strong> <strong>Gipfel</strong>seilbahn<br />
unternahm.<br />
Sein Aufstieg war spektakulär, keine Frage,<br />
aber nicht <strong>der</strong> schönste Weg auf die Zugspitze.<br />
Der ist entschieden länger und auch<br />
mit etwas Eisen garniert: <strong>der</strong> hochalpine<br />
»Jubiläumsgrat« von <strong>der</strong> Alpspitze über die<br />
Höllentalspitzen.<br />
–Eugen Hüsler–<br />
26 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Fotos: Bernd Ritschel, Alexan<strong>der</strong> Römer (3)<br />
Vor<strong>der</strong>e Grauspitze – Berg ohne <strong>Bergsteiger</strong><br />
▶ Die Vor<strong>der</strong>e Grauspitze (auch: Vor<strong>der</strong>-<br />
Grauspitz) war und ist für mich <strong>der</strong> interessanteste<br />
<strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Seven Summits <strong>der</strong> Alpen.<br />
Keine Hinweisschil<strong>der</strong>, keine eingezeichnete<br />
Route in den Karten, keine Hinweise im Internet.<br />
Und auch die Hüttenwirtin <strong>der</strong> Pfälzer<br />
Hütte – Ausgangspunkt für die Besteigung<br />
<strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>en Grauspitze – lächelte auf<br />
die Frage nach dem Normalweg zum <strong>Gipfel</strong><br />
nur und meinte, »da führt kein Weg hinauf«.<br />
So haben sich die unbekannten Erstbesteiger<br />
vor vielen Jahren wohl auch gefühlt. Erst<br />
eine Gruppe Bergretter, die gerade auf dem<br />
einzig bekannten <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Gruppe – dem<br />
Naafkopf – ein neues <strong>Gipfel</strong>kreuz installierten,<br />
konnten vage die Richtung nennen.<br />
Die größte Herausfor<strong>der</strong>ung war dann letztendlich<br />
nicht die unbekannte Wegführung,<br />
die steilen Geröllpassagen o<strong>der</strong> die leichte<br />
Kletterei, son<strong>der</strong>n eine Gruppe Steinböcke.<br />
Auch nach gutem Zureden wollten die imposanten<br />
Bergbewohner mit ihren mächtigen<br />
Hörnern den Pfad auf dem ausgesetzten<br />
<strong>Gipfel</strong>grat nicht freigeben. Nach einem<br />
Blick nach links und rechts hinunter auf<br />
steil abfallende Wände, übten wir uns in<br />
Geduld, bis die Herde weiterzog. Am höchsten<br />
Punkt überwältigt das Bergpanorama<br />
meist unbekannter <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Schweiz,<br />
Österreichs und Liechtensteins. Ein <strong>Gipfel</strong>kreuz<br />
suchten wir vergeblich, lediglich ein<br />
großer Steinhaufen diente als Markierung.<br />
Dazwischen klemmte aber tatsächlich eine<br />
Blechdose mit dem <strong>Gipfel</strong>buch – mit<br />
sehr übersichtlichen Eintragungen: In den<br />
vergangenen drei Jahren waren lediglich<br />
drei Besteigungen verzeichnet. Deshalb<br />
trauten wir unseren Augen nicht, als wir<br />
weiter unten am Grat einen <strong>Bergsteiger</strong> auf<br />
Lichtenstein<br />
4<br />
Die Herausfor<strong>der</strong>ung?<br />
Steile<br />
Geröllfel<strong>der</strong> und<br />
sture Steinböcke<br />
2599 m<br />
uns zukommen sahen. Als <strong>der</strong> durchtrainierte<br />
Mittsechziger bei uns ankam, warf<br />
er die Arme in die Höhe und ließ einen<br />
Jubelschrei los. Auf die Frage, was er denn<br />
gerade an <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>en Grauspitze mache<br />
und worüber er sich so freue, erzählte er:<br />
»Ich hab im BERGSTEIGER den Artikel von<br />
Alexan<strong>der</strong> Römer über seinen Plan mit <strong>der</strong><br />
Besteigung <strong>der</strong> Seven Summits <strong>der</strong> Alpen<br />
gelesen und festgestellt, dass mir nur noch<br />
dieser <strong>Gipfel</strong> fehlt. Jetzt bin ich bestimmt einer<br />
<strong>der</strong> ersten, <strong>der</strong> alle höchsten <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong><br />
Alpen bestiegen hat!« Als er erfuhr, dass er<br />
gerade auf den Urheber <strong>der</strong> Seven Summits<br />
<strong>der</strong> Alpen getroffen war, konnte er es kaum<br />
fassen. Die Szene werde ich nie vergessen.<br />
–Alexan<strong>der</strong> Römer–<br />
(Alexan<strong>der</strong> Römer leitet die Hauser Bergschule<br />
und betreibt die Bergsportagentur<br />
»AlpinWerkstatt«, www.alpinwerkstatt.de;<br />
siehe auch Interview S. 31)<br />
KOMPAKT<br />
Vor<strong>der</strong>e Grauspitze<br />
(2599 m)<br />
Lage: Liechtenstein, Rätische Alpen,<br />
Rätikon<br />
Charakter <strong>der</strong> Tour: Was die Orientierung<br />
betrifft, mangels Wegweiser nicht<br />
ganz einfache Tour mit einigen ein fachen<br />
Kletterstellen und steilen Geröllpassagen.<br />
Erstbesteiung: unbekannt<br />
Erstbesteiger: unbekannt<br />
Tourenkarte 12<br />
Heftmitte<br />
»Trittsicherheit<br />
und Schwindfreiheit<br />
erfor<strong>der</strong>lich« mal<br />
an<strong>der</strong>s dargestellt<br />
07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 27
4634 m<br />
Nach dem Mont Blanc<br />
<strong>der</strong> zweithöchste<br />
Alpengipfel: die imposante<br />
Dufourspitze<br />
Fotos: Bernd Ritschel, Alexan<strong>der</strong> Römer (3)<br />
Dufourspitze – Streitpunkt für Schlaumeier<br />
▶ Der höchste Punkt <strong>der</strong> Schweiz im Monte-<br />
Rosa-Massiv ist gleichzeitig <strong>der</strong> zweithöchste<br />
<strong>der</strong> Alpen und stellt die anspruchsvollste<br />
Tour <strong>der</strong> Seven Summits <strong>der</strong> Alpen dar. Mit<br />
<strong>der</strong> Monte-Rosa-Hütte als Stützpunkt sind<br />
bis zum <strong>Gipfel</strong> noch fast 1800 Höhenmeter<br />
zu bewältigen – und die haben es in sich.<br />
Spaltenreiche Gletscherfel<strong>der</strong> und Felsgelände<br />
im II. Schwierigkeitsgrad am Westgrat<br />
müssen gemeistert werden. Nicht alle<br />
Aspiranten erreichen ihr Ziel, und meist<br />
trennt sich am »Silbersattel« auf 4359 Meter<br />
Höhe zwischen Dufourspitze und Nordend<br />
die Spreu vom Weizen.<br />
Notorische Schlaumeier merken oft an, dass<br />
<strong>der</strong> höchste <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Schweiz ganz auf eidgenössischem<br />
Boden <strong>der</strong> Dom (4545 m) sei,<br />
weil die Dufourspitze teilweise auf italienischem<br />
Gebiet liege. Ihr <strong>Gipfel</strong> befindet sich<br />
aber 180 Meter westlich <strong>der</strong> Grenzlinie, also<br />
ist die Höhendiskussion eindeutig geklärt.<br />
Benannt wurde <strong>der</strong> Berg am 28. Januar<br />
1863 nach dem bedeutenden Politiker, Ingenieur,<br />
Kartografen, General und Oberbefehlshaber<br />
<strong>der</strong> Schweizer Armee Guillaume<br />
Henri Dufour (1787–1875). Geehrt wurde<br />
dieser damit beson<strong>der</strong>s für seine Verdienste<br />
um die Erstellung <strong>der</strong> ersten topografischen<br />
Karten <strong>der</strong> Schweiz.<br />
Acht Jahre zuvor, im August 1855, hatten<br />
fünf Englän<strong>der</strong> – Charles Hudson, <strong>der</strong><br />
1865 bei <strong>der</strong> Matterhorn-Erstbesteigung<br />
5<br />
Schweiz<br />
ums Leben kam, John Birkbeck, Edward<br />
Stephenson und die Brü<strong>der</strong> Smyth – sowie<br />
drei Schweizer Führer – die Zermatter<br />
Matthäus und Johann Zumtaugwald und<br />
Ulrich Lauener aus Lauterbrunnen – den<br />
<strong>Gipfel</strong> erstmals bestiegen. Matthäus Zumtaugwald<br />
war bereits 1847 bis zum Silbersattel<br />
hinauf gelangt.<br />
Der gewaltige Monte-Rosa-Stock besteht<br />
– wenn man es ganz genau nimmt – aus<br />
zwölf <strong>Gipfel</strong>n, von denen die Dufourspitze<br />
wohl <strong>der</strong> attraktivste und beliebteste ist.<br />
Auf <strong>der</strong> Signalkuppe (Punta Gnifetti, 4556<br />
m) südlich <strong>der</strong> Dufourspitze befindet sich<br />
mit <strong>der</strong> Capanna Margherita die höchste<br />
Berghütte Europas. –Petra Gössl-Kubin–<br />
KOMPAKT<br />
Dufourspitze (4634 m)<br />
Lage: Schweiz, Penninische o<strong>der</strong> Walliser<br />
Alpen, Monte-Rosa-Massiv<br />
Charakter: Schwierige und lange Hochtour,<br />
im Firn bis 45°, im Fels stellenweise II<br />
Erstbesteigung: 1. August 1855<br />
Erstbesteiger: Charles Hudson, John<br />
Birkbeck, Edward Stephenson, die Brü<strong>der</strong><br />
Smyth sowie die drei Schweizer Führer<br />
Matthäus und Johann Zumtaugwald<br />
und Ulrich Lauener<br />
Tourenkarte 7<br />
Heftmitte<br />
Die Neue Monte-<br />
Rosa-Hütte wurde<br />
2009 in Zusammenarbeit<br />
mit <strong>der</strong><br />
ETH Zürich errichtet.<br />
28 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
6<br />
Italien<br />
Gran Paradiso – Einfacher Viertausen<strong>der</strong><br />
▶ Der höchste Berg Italiens, und dann auch<br />
noch bekannt als einer <strong>der</strong> einfacher zu<br />
besteigenden Viertausen<strong>der</strong>: Dass man am<br />
Gran Paradiso nur selten allein ist, verwun<strong>der</strong>t<br />
bei dieser Konstellation nicht. Auffal-<br />
Stützpunkt für Gran-Paradiso-Aspiranten:<br />
das Rifugio Vittorio Emanuele II<br />
lend ist vor allem, dass man beinahe jede<br />
Altersklasse am <strong>Gipfel</strong> antrifft.<br />
So gut erschlossen <strong>der</strong> Gran Paradiso heute<br />
auch sein mag, lange war er für die meisten<br />
nicht existent. Erst 1827 tauchte er zum<br />
ersten Mal in einer Landkarte auf. Zurückzuführen<br />
ist das wohl auf seine Lage abseits<br />
aller größeren Siedlungen und bedeutenden<br />
Passwege. Die Route <strong>der</strong> Erstbesteiger<br />
John Jeremy Cowel und William Dundas<br />
mit Michel-Clément Payot und Jean Tairraz<br />
über den spaltenarmen Ghiacciaio del Gran<br />
Paradiso im Jahr 1860 gilt heute als Normalweg.<br />
Allerdings haben es <strong>Bergsteiger</strong> heute<br />
weit besser: Auf halber Strecke, auf 2732<br />
Metern, können sie die Nacht im Rifugio<br />
Vittorio Emanuele II verbringen. Von dort<br />
sind es noch vier bis fünf Stunden bis zum<br />
<strong>Gipfel</strong>.<br />
Die wahre Wucht des Berges lässt sich nur<br />
von entfernteren <strong>Gipfel</strong>n richtig würdigen.<br />
4061 m<br />
KOMPAKT<br />
Gran Paradiso<br />
(4061 m)<br />
Dank seiner Lage<br />
ist <strong>der</strong> Gran Paradiso<br />
(re.) ein lohnen<strong>der</strong><br />
Aussichtsberg.<br />
Tourenkarte 8<br />
Heftmitte<br />
Lage: Italien, Grajische<br />
Alpen, Gran-Paradiso-Gruppe<br />
Charakter <strong>der</strong> Tour: Grundsätzlich eine<br />
vergleichweise einfache Gletschertour.<br />
Heute trifft man teils auf vereiste Flanken,<br />
dann ist Vorsicht geboten!<br />
Erstbesteigung: 4. September 1860<br />
Erstbesteiger: John Jeremy Cowel,<br />
William Dundas, Michel-Clément Payot und<br />
Jean Tairraz<br />
Ähnlich eindrucksvoll ist die Vielzahl an<br />
Steinböcken, den man im Nationalpark<br />
begegnet. Dabei stand es Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
denkbar schlecht um die Population<br />
– bis Vittorio Emanuelle II das Kerngebiet<br />
zum königlichen Jagdrevier erklären<br />
ließ und damit die Ausrottung verhin<strong>der</strong>te.<br />
Heute leben auf einer Fläche von 700 Quadratkilometern<br />
rund 5000 Steinböcke und<br />
7000 Gämsen.<br />
Bei aller Einfachheit, die <strong>der</strong> Besteigung des<br />
Gran Paradiso immer nachgesagt wird, muss<br />
man eines berücksichtigen: Wer hier hoch<br />
kommt, hat sämtliche Höhenmeter aus eigener<br />
Kraft bewältigt. –Bettina Willmes–
4807 m<br />
Am Mont Blanc zeigte<br />
sich früh, was den<br />
Alpinismus antrieb:<br />
Ruhm und Geld<br />
7<br />
Frankreich<br />
Mont Blanc – Die Prämie ruft!<br />
▶ Klar, für große Alpinisten mag <strong>der</strong> Mont<br />
Blanc über den als peu difficile – wenig<br />
schwierig – eingestuften Normalweg nur<br />
noch eine Randnotiz im <strong>Gipfel</strong>buch wert<br />
sein. Aber vielleicht muss man sich in das<br />
Jahr 1786 zurück versetzen, um etwas von<br />
<strong>der</strong> einstigen Ehrfurcht vor dem 4807 Meter<br />
hohen Koloss zurück zu gewinnen. An so etwas<br />
wie Demokratie war im Angesicht einer<br />
feudalabsolutistischen Ständegesellschaft<br />
ebenso wenig zu denken wie an Goretex,<br />
Steigeisen o<strong>der</strong> Hubschrauberrettung. Und<br />
was die Infrastruktur betrifft, so war dieser<br />
höchste Berg <strong>der</strong> Alpen erst recht nichts für<br />
wichtigtuerische Jungberater und Sonntagsalpinisten<br />
wie heute: keine Spur von Bahnen,<br />
Hütten o<strong>der</strong> Fixseilen. Nur Fels, Eis,<br />
Natur. Im besagten Jahr 1786 kamen also<br />
diese beiden verrückten Vögel daher, <strong>der</strong><br />
29-jährige Arzt Michel-Gabriel Paccard und<br />
sein Führer Jacques Balmat. Und sie stiegen,<br />
nein, kämpften sich trotz Gletscherspalten,<br />
Neuschnee und eisigen Minustemperaturen<br />
bis zum <strong>Gipfel</strong>, den sie am 8. August<br />
um 18.23 Uhr erreichten.<br />
Den Überlieferungen zufolge – keiner <strong>der</strong><br />
heutigen Verfasser alpinhistorischer Literatur<br />
war schließlich zugegen – sollen die<br />
beiden auf dem <strong>Gipfel</strong> eher halluziniert als<br />
einen Gedanken daran verschwendet haben,<br />
was in diese Besteigung alles hineininterpretiert<br />
werden wird: Geburtsstunde des<br />
Alpinismus! Auftakt zur Aufklärung! Sieg<br />
<strong>der</strong> Vernunft! Ob Letzteres tatsächlich zutrifft,<br />
darf bei heute bis zu 20 000 <strong>Gipfel</strong>rennern<br />
jährlich bezweifelt werden. Paccard<br />
und Balmat waren tatsächlich weniger von<br />
einem romantischen Ideal als <strong>der</strong> Aussicht<br />
auf schnöden Mammon angetrieben worden.<br />
Bereits 26 Jahre vor ihrem Coup hatte<br />
<strong>der</strong> Naturforscher und Alpenreisende Horace-Bénédict<br />
de Saussure eine Prämie auf die<br />
Erstbesteigung des Mont Blanc ausgesetzt.<br />
1787 schaffte er es schließlich selbst auf<br />
den <strong>Gipfel</strong> und sah das, was auch mehr als<br />
200 Jahre später all seine Nachfolger trotz<br />
Steigeisen, Demokratie und Hubschrauber<br />
erleben dürfen: »Ich glaubte zu träumen,<br />
als ich zu meinen Füßen diese majestätischen<br />
<strong>Gipfel</strong> und furchterregenden Felsnadeln<br />
sah.«<br />
–Dominik Prantl– ◀<br />
KOMPAKT<br />
Mont Blanc (4807 m)<br />
Lage: Frankreich, Grajische Alpen,<br />
Mont-Blanc-Gruppe<br />
Charakter <strong>der</strong> Tour: Vor allem<br />
wegen <strong>der</strong> Länge und Höhe anstrengende<br />
Gletschertour, die durch eine großartige<br />
Schnee- und Eislandschaft führt<br />
Erstbesteigung: 8. August 1786<br />
Erstbesteiger: Michel-Gabriel Paccard,<br />
Jacques Balmat<br />
Tourenkarte 11<br />
Heft 9/2012<br />
Auf eisige Verhältnisse<br />
muss sich<br />
je<strong>der</strong> Mont-Blanc-<br />
Aspirant einstellen.<br />
Fotos: Andreas Strauß, Alexan<strong>der</strong> Römer<br />
30 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Foto: Alexan<strong>der</strong> Römer<br />
Alexan<strong>der</strong> Römer, 43, ist staatlich<br />
geprüfter Berg- und Skiführer<br />
und leitet seit 2007 die Bergschule<br />
beim Reiseveranstalter Hauser<br />
Exkursionen. 2010 bestieg er die<br />
sieben höchsten Alpengipfel von<br />
Ost nach West in einem Stück und<br />
sicherte sich das Patent auf<br />
die »Seven Summits <strong>der</strong> Alpen«.<br />
<br />
»Man kommt in einen grandiosen Flow«<br />
Die Idee lag längst in <strong>der</strong> Luft: die höchsten <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> sieben<br />
Alpenstaaten. Dennoch waren Sie <strong>der</strong> Erste. Wie kamen Sie darauf?<br />
Ich war im Wallis unterwegs und kam ins Grübeln: Um die höchsten <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong><br />
sieben Kontinente zu machen, braucht man viel Geld und muss ein richtiger<br />
Alpinist sein. Ich dachte mir: Wir haben doch auch sieben Alpenlän<strong>der</strong>, wenn<br />
man Monaco mal ausnimmt, dessen höchster Berg Mont Agel nur 140 Meter<br />
misst. Übrigens ließ ich mir den Begriff »Seven Summits <strong>der</strong> Alpen« nur in<br />
Deutschland schützen. Das war billiger. Inzwischen gibt’s die Seven Summits<br />
in allen an<strong>der</strong>en Alpenlän<strong>der</strong>n. Aber Geld lässt sich damit eh nicht verdienen.<br />
Sieben <strong>Gipfel</strong> und 16 000 Höhenmeter in 26 Tagen: War das Rekord?<br />
Es geht sicherlich auch schneller, wenn man Wetterglück hat. Aber meines<br />
Erachtens hatte vor mir noch keiner die Seven Summits <strong>der</strong> Alpen gemacht.<br />
Zumindest ergaben das meine Recherchen. Inzwischen gibt’s alle möglichen<br />
Varianten – mit Handstand am <strong>Gipfel</strong>, rückwärts … Ein Österreicher ist die<br />
Distanzen zwischen den Bergen mit dem Fahrrad gefahren. Ich nahm damals<br />
Gäste mit, die, wie es früher üblich war, an den Bergführerplätzen warteten.<br />
Was muss man bergsteigerisch mitbringen?<br />
Man muss ein Allroun<strong>der</strong> sein. Und sportlich fi t. Man kann aber auch<br />
am Anfang stehen, sich mehrere Jahre Zeit lassen und zum Beispiel mit<br />
<strong>der</strong> Zugspitze einsteigen. Der schwierigste Berg ist die Dufourspitze.<br />
Ist das für einen Berufstätigen in einer Saison zu schaffen?<br />
Ja, wenn man seine Urlaubszeiten so einrichten kann. Man kann jeden<br />
<strong>Gipfel</strong> einzeln buchen o<strong>der</strong> die Seven Summits in 25 Tagen am Stück.<br />
Gibt es eine sinnvolle Reihenfolge?<br />
Die geht von Ost nach West, auch wegen <strong>der</strong> Akklimatisierung. Triglav,<br />
Großglockner, Zugspitze, Grauspitze, Gran Paradiso, Dufourspitze und zur<br />
Krönung am Ende den Mont Blanc.<br />
Wie bereitet man sich auf die Besteigung vor?<br />
Man braucht eine bombengute Grundkondition, damit es Spaß macht.<br />
Außerdem ist Voraussetzung, dass man mit Steigeisen und Pickel sicher<br />
umgehen kann. Wenn man die Seven Summits am Stück macht, ist man<br />
irgendwann in einem richtigen Flow drinnen, dann ist’s wirklich grandios.<br />
Was kostet <strong>der</strong> Spaß?<br />
Wer Bergführer braucht, muss mit 4000 bis 4500 Euro rechnen. Ohne kommt<br />
man mit <strong>der</strong> Hälfte hin – natürlich nicht, wenn man Wellnesshotels bucht.<br />
Gibt es Altersgrenzen?<br />
Nach oben hin nicht. Unser jüngster Gast war 14 Jahre alt, <strong>der</strong> machte<br />
die Grauspitze und den Großglockner völlig locker.<br />
Interview: Michael Ruhland
AUF TOUR<br />
Quinten am Walensee<br />
Paradies<br />
wi<strong>der</strong> Willen<br />
Das Dorf Quinten am Walensee direkt unter den Südwänden<br />
<strong>der</strong> Churfirsten ist nur per Schiff o<strong>der</strong> zu Fuß erreichbar.<br />
Für die Bewohner mühsam, für Wan<strong>der</strong>er hingegen ein Idyll.<br />
Von Dagmar Steigenberger<br />
Foto: Dagmar Steigenberger<br />
Das Paradies ist winzig. Auf einem<br />
Schuttkegel zwischen steilen<br />
Ufern gedeihen exotische Früchte<br />
wie Kiwis, Pfirsiche und Feigen<br />
zwischen den Weinreben. Auch<br />
ein paar urige Häuser und eine Kapelle haben<br />
noch Platz gefunden. Dahinter kommt<br />
schon die Grenze: eine mehr als tausend<br />
Meter hohe und etwa zehn Kilometer breite<br />
Felswand, <strong>der</strong>en ausgefranster Kamm an<br />
den Wolken kratzt. Links und rechts des<br />
Schuttkegels fallen die Hänge steil ins graublaue<br />
Wasser des Walensees ab. Erreichbar<br />
ist das Paradies nur per Schiff von Süden<br />
aus – o<strong>der</strong> über einen Pfad, <strong>der</strong> sich von<br />
Walenstadt am Ostufer des Sees über die<br />
Felsen emporschwingt, kurz vor Quinten<br />
wie<strong>der</strong> hinunterführt und dort in die senkrechten<br />
Uferfelsen gesprengt werden musste.<br />
Von <strong>der</strong> Westseite, von Weesen, gibt es<br />
einen ähnlichen Pfad, aber auch auf ihm<br />
braucht man gut drei Stunden nach Quinten,<br />
solides Schuhwerk vorausgesetzt. Mit<br />
dem Schiff dauert es eine Viertelstunde.<br />
Auf dem See verirrt<br />
Vor 92 Jahren, als Hildegard Janser in Quinten<br />
geboren wurde, gab es noch nicht mal<br />
diesen regelmäßigen Schiffsverkehr. Quinten<br />
war bis in die 1940er-Jahre nur über<br />
mehrstündige Fußmärsche o<strong>der</strong> mittels<br />
Privatboot zu erreichen. Weil Hildegard unbedingt<br />
die Sekundarschule in Unterterzen<br />
besuchen wollte, kaufte ihr <strong>der</strong> Vater ein<br />
Ru<strong>der</strong>boot, in dem das Mädchen gemeinsam<br />
mit einem Nachbarsbuben jeden Morgen<br />
über den See bis nach Unterterzen und
Dicht an dicht drängen<br />
sich die Häuser von<br />
Quinten am Nordufer<br />
des Walensees.<br />
abends wie<strong>der</strong> zurück fuhr. »Wenn <strong>der</strong> See<br />
still war, sind wir eine halbe Stunde geru<strong>der</strong>t.<br />
Und wenn es Wind gehabt hat, haben<br />
wir eben auch mal zwei Stunden gebraucht«,<br />
sagt Hildegard Janser. Einmal verirrten sie<br />
sich im Nebel auf dem Weg nach Hause.<br />
»Wir sind stundenlang im Kreis herumgeru<strong>der</strong>t.«<br />
Sieben Stunden später, als die Kirchturmglocke<br />
Mitternacht schlug, entdeckten<br />
sie endlich die Sturmlaterne, welche die<br />
Eltern in Quinten für sie entzündet hatten,<br />
und erreichten den rettenden Hafen.<br />
Hildegard Janser ist die älteste gebürtige<br />
Quintnerin, die nach wie vor in dem Ort<br />
lebt. 1944 kauften sie und ihr Mann das<br />
mindestens 300 Jahre alte Haus am Hafen,<br />
das mit seinem himmelblau gestrichenen<br />
Fachwerk-Gerüst das Ortsbild dominiert.<br />
Das Geld für die vierköpfige Familie kam<br />
aus <strong>der</strong> winzigen Landwirtschaft, aus dem<br />
Weinbau und aus <strong>der</strong> Arbeit als Briefträger,<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vater zusätzlich nachging.<br />
Von <strong>der</strong> Stube aus, <strong>der</strong>en Decke mit einer<br />
schweren Holztäfelung verziert ist,<br />
07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 33
Von Süden kommt man<br />
nur mit viel Muskelkraft<br />
auf den Hin<strong>der</strong>rugg.<br />
hat Hildegard Janser den See im Blick. Alte<br />
Fotos zieren die Wände; sie wurden aufgenommen<br />
in ganz Europa, unter an<strong>der</strong>em<br />
am Montmartre in Paris. »Nach Kanada wäre<br />
ich auch gern einmal gereist, aber das<br />
ging dann nicht, wegen einer Herzschwäche«,<br />
erzählt Janser. Selbst heute noch<br />
packt sie hin und wie<strong>der</strong> die Reiselust.<br />
Dann steigt sie aufs Schiff und von dort<br />
in den Postbus o<strong>der</strong> in die Bahn, fährt bis<br />
zum Julierpass o<strong>der</strong> nach St. Moritz und<br />
schließlich am selben Tag wie<strong>der</strong> retour.<br />
Von <strong>der</strong> Tatsache, dass we<strong>der</strong> eine Straße<br />
noch ein Zug nach Quinten führen, lässt<br />
sich Hildegard Janser nicht stören. Sie ist<br />
es nicht an<strong>der</strong>s gewohnt.<br />
Im Paradies will niemand mehr leben<br />
Jansers Kin<strong>der</strong> hingegen haben bald das Weite<br />
gesucht. Ihre Tochter Gabriela Lenherr hat<br />
<strong>der</strong> Heimat schon mit 15 Jahren den Rücken<br />
gekehrt und lebt nun in Basel. Erst seit dem<br />
Tod des Bru<strong>der</strong>s vor drei Jahren wohnt die<br />
pensionierte Lehrerin wie<strong>der</strong> für mehrere<br />
Wochen im Jahr in Quinten, um sich um die<br />
Weinberge <strong>der</strong> Familie zu kümmern, die zuvor<br />
<strong>der</strong> Bru<strong>der</strong> bewirtschaftet hatte.<br />
Normalerweise sorgen die Südwände <strong>der</strong><br />
Churfirsten für ein mediterranes Klima, in<br />
dem <strong>der</strong> Wein prächtig gedeiht. In diesem<br />
Sommer dominiert jedoch das schlechte<br />
Wetter. »Wir haben mit Mehltau und Hagelschäden<br />
zu kämpfen. Erst heute Morgen<br />
bin ich wie<strong>der</strong> durch die Reihen gegangen<br />
und habe alle Trauben rausgeschnitten, die<br />
vom Hagel beschädigt worden sind.« Maschinen<br />
helfen Gabriela Lenherr nicht bei<br />
<strong>der</strong> Weinernte. »Bei uns geht all’s zu Fuß<br />
und von Hand.«<br />
Das Leben in Quinten ist eben an<strong>der</strong>s als<br />
in an<strong>der</strong>en Regionen. Während mit <strong>der</strong><br />
fortschreitenden Industrialisierung in den<br />
Orten rund um Quinten die elektrischen<br />
Lampen zu leuchten begannen, Straßen gebaut<br />
und Schienen verlegt wurden, blieb in<br />
Quinten lange Zeit alles beim Alten. 1940 erhielt<br />
das Dorf endlich auch einen Anschluss<br />
ans Stromnetz. Um die Straßenanbindung<br />
allerdings kämpften die Quintener vergeblich.<br />
Immerhin wurden vor gut 60 Jahren<br />
Linienschiffe am Walensee eingeführt, die<br />
seither sommers wie winters mehrmals<br />
täglich zwischen Quinten und den übrigen<br />
Häfen am Walensee verkehren. Schließlich<br />
gehört Quinten in den Sommermonaten zu<br />
jenen Orten in <strong>der</strong> Schweiz, die – obwohl<br />
es neben dem Kublihaus kein Hotel gibt –<br />
scharenweise Touristen anziehen.<br />
INFO<br />
Woher Quinten<br />
seinen Namen hat<br />
Quinten wurde erstmals erwähnt als<br />
»Quintus locus« im Jahre 849. Sein Name<br />
stammt wie auch bei den Orten Quarten<br />
und Terzen aus dem Lateinischen, was<br />
jedoch nicht bedeutet, dass die Römer<br />
dabei eine Rolle spielten. Um 800 wollte<br />
Kaiser Otto I. von Sachsen die Wege zur<br />
Alpenüberquerung unter seine Herrschaft<br />
bringen. Deshalb beschenkte er verschiedene<br />
Bischöfe entlang dieser Route mit<br />
Län<strong>der</strong>eien. Die Region um den Walensee<br />
ging in den Besitz des Bischofs von Chur<br />
über. Der Kaiser bestimmte auch, dass das<br />
kaiserliche Schiff wie auch die Fischereirechte<br />
auf dem Walensee den Bischöfen<br />
zur Verfügung standen. Quinten wurde in<br />
<strong>der</strong> Folge als Hof Nr. V des Bischofs von<br />
Chur bezeichnet. Schon aus einer Urkunde<br />
aus dem 9. Jahrhun<strong>der</strong>t geht hervor, dass<br />
in Quinten Wein angebaut wurde. Die Bewohner<br />
von Quinten bezahlten dem Bischof<br />
den Zehnten ihrer Ernte in Wein aus.<br />
Wasser stürzt aus <strong>der</strong> Felswand<br />
Sie kommen, um die urige Atmosphäre<br />
im Dorf zu genießen, um selbstgemachte<br />
Marmelade und eingelegtes Gemüse zu<br />
kaufen, um fangfrische Fische und den<br />
Quintener Wein zu genießen. Manche mieten<br />
sich auch in den Häusern ein, welche<br />
die Bewohner – genervt vom umständlichen<br />
Leben in Quinten – verlassen haben.<br />
<strong>Bergsteiger</strong> erklimmen die sieben <strong>Gipfel</strong><br />
<strong>der</strong> Churfirsten, <strong>der</strong>en westlichster vom<br />
1700 Meter tiefer gelegenen Quinten aus<br />
34 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
KOMPAKT<br />
Unentbehrliches Verkehrsmittel: das Schiff<br />
Die Region um die Churfirsten<br />
Anreise: Von München<br />
kommend über die A96 zum<br />
Bodensee, weiter auf A14 bis<br />
zur Abfahrt Altach. Der Beschil<strong>der</strong>ung<br />
Richtung Chur/Sargans<br />
folgen und auf <strong>der</strong> A13<br />
weiter bis zum Autobahnkreuz<br />
Sarganserland. Dort auf die A3<br />
Richtung Zürich/Sargans/Mels<br />
wechseln und bei <strong>der</strong> Ausfahrt<br />
Flums nach Walenstadt bzw.<br />
Unterterzen o<strong>der</strong> Murg. Per<br />
Schiff weiter nach Quinten.<br />
Von Innsbruck aus über die<br />
Inntalautobahn bis nach Feldkirch,<br />
weiter in Richtung Vaduz<br />
und dort auf die A13. Weiter<br />
wie oben beschrieben. Mit<br />
dem Zug von München über<br />
St. Margarethen und Sargans<br />
nach Walenstadt, Unterterzen<br />
o<strong>der</strong> Murg; von Innsbruck über<br />
Feldkirch, Buchs und Sargans<br />
Hütten: Alp Schrina (1290<br />
m), Mai bis Oktober,<br />
Tel. 00 41/81/7 35 15 95,<br />
www.alp-schrina.ch; Alp<br />
Tschingla (1528 m), Mai bis<br />
Oktober, Tel. 00 41/79/4 40<br />
72 67, www.alp-tschingla.ch;<br />
Berggasthaus Lüsis (1205 m),<br />
Juni bis Ende Oktober,<br />
Tel. 00 41/81/7 35 11 72<br />
o<strong>der</strong> 00 41/79/6 82 04 02,<br />
www.luesis.ch; Berggasthaus<br />
Murgsee (1825 m), 10. Mai bis<br />
Ende Oktober, 60 Schlafplätze,<br />
SAT-Tel. 0 08 70/7 62/82 63<br />
52, www.murgsee.ch<br />
Karten: swisstopo 1:50 000,<br />
Blatt 237 T »Walenstadt«;<br />
swisstopo 1:25 000, Blatt<br />
1134 »Walensee«<br />
Wan<strong>der</strong>führer: Ulrich<br />
Tubbesing »Glarnerland.<br />
Walensee – Obertoggenburg<br />
– Flumser Berge«, Bergverlag<br />
Rother, 2013<br />
Tourismusbüros: Heidiland<br />
Tourismus, Infostelle Walensee-Unterterzen,<br />
Walenseestr.<br />
18, CH-8882 Unterterzen,<br />
Tel. 00 41/81/7 20 17 17,<br />
www.heidiland.ch<br />
Am Murgbachfall südlich des Walensees<br />
über einen anspruchsvollen, steilen und<br />
sehr ausgesetzten Pfad zu erreichen ist.<br />
Für Wan<strong>der</strong>er führt ein Weg hoch über<br />
dem schroffen Seeufer zur Rinquelle, eine<br />
<strong>der</strong> größten Karstquellen in Europa, wo in<br />
regnerischen Sommern Massen von Wasser<br />
aus einem Loch im Felsen zu Tal stürzen.<br />
Im Winter, wenn die Touristen fort sind,<br />
wird es still in Quinten. Um mehr als die<br />
Hälfte hat sich die Zahl <strong>der</strong> Einwohner in<br />
den vergangenen 50 Jahren reduziert. Jetzt<br />
leben gerade noch 35 Menschen das ganze<br />
Jahr über dort.<br />
Nicht nur bei Sonnenaufgang bunt: das Pflanzenparadies am Murgsee<br />
Fotos: Dagmar Steigenberger (li.), Heidiland Tourismus (3)<br />
Von <strong>der</strong> Lehrerin zur Bäuerin<br />
Eine jedoch ist gegen den Strom geschwommen<br />
und für den Rest ihres Lebens<br />
hierher gezogen: Margrit Bärlocher. Das<br />
Haus mit <strong>der</strong> verbrannten Holzschindel-<br />
Fassade und den geschnitzten Weinreben-<br />
Verzierungen an den Seiten, in dem sie<br />
und die sieben Geschwister früher ihre Ferien<br />
verbrachten, hat Bärlocher von ihrem<br />
Opa geerbt. »Die Landwirtschaft war immer<br />
mein Traumberuf, aber ich hab nicht<br />
dürfen«, erzählt sie. Die Eltern bestimmten,<br />
dass Margrit Lehrerin werden sollte,<br />
und sie gehorchte. »Dann kam die Zeit, wo<br />
es einmal zu viele Lehrer gab. Das habe ich<br />
genutzt und bin umgestiegen.« 1983 war<br />
das, als sie in das Haus des Großvaters zog.<br />
»Quinten war für mich die Möglichkeit, in<br />
<strong>der</strong> Natur etwas zu machen.«<br />
Jugendlich wirkt die Gestalt <strong>der</strong> 63-Jährigen<br />
– bis auf den grauen Zopf am Hinterkopf.<br />
In ärmellosem Hemd und Shorts<br />
schlen<strong>der</strong>t sie zur massiven Holzbank im<br />
Garten, wo ihr schwarzweißer Kater sich<br />
zum Nachmittagsschläfchen eingerollt<br />
hat. Ihre Arme sind so kräftig wie ihre<br />
Hände, an denen noch <strong>der</strong> dunkle Saft<br />
von den eben gepflückten Beeren klebt.<br />
Es ist Ende Juli, die ersten Früchte müssen<br />
geerntet werden. »Als nächstes kommen<br />
die Aprikosen, dann die Maulbeeren, und<br />
dann sollte ich unbedingt noch heuen. Immer<br />
das Dringendste zuerst«, sagt sie und<br />
lacht. Trotz ihrer vielen Arbeit wirkt Bärlocher<br />
nicht gestresst.<br />
Um halb sechs in <strong>der</strong> Früh beginnt sie ihren<br />
Tag mit dem Melken <strong>der</strong> Ziegen. Dann geht<br />
es hinaus auf die Fel<strong>der</strong>; um zu den Reben<br />
zu kommen, braucht Margrit Bärlocher<br />
zu Fuß 40 Minuten. Mit dem Boot geht es<br />
schneller. Abends steht sie in ihrer Kü-<br />
07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 35
Das Paxmal, Denkmal über<br />
Walenstadtberg<br />
TOUREN<br />
Die schönsten Touren bei Quinten<br />
Die Südwand <strong>der</strong> Churfirsten sorgt dafür, dass in Quinten Kiwis und Feigen wachsen und die Region den Spitznamen<br />
»Ostschweizer Riviera« bekam. Die hiesigen Wan<strong>der</strong>wege verlangen Kondition und Trittsicherheit.<br />
1Leistchamm (2101 m)<br />
▶ schwierig 9 Std.<br />
1800 Hm + 15 J.<br />
Charakter: Die Route auf den westlichsten<br />
<strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Churfi rsten führt<br />
durch extrem steiles, ausgesetztes<br />
Gelände – vor allem beim Aufstieg zum<br />
Sattel. Der Lohn: atemberaubende<br />
Tiefblicke vom <strong>Gipfel</strong> auf Quinten. Der<br />
Abstieg nach Arvenbüel ist ebenfalls<br />
steil, aber nicht mehr ganz so<br />
ausgesetzt.<br />
Ausgangspunkt: Quinten (434 m)<br />
Endpunkt: Arvenbüel (1273 m, von<br />
dort per Postbus nach Weesen und<br />
mit dem Schiff nach Quinten)<br />
Route: Quinten – Buechlet – Rüesteliwald<br />
– Laubegg (1373 m) – Stäfeli<br />
(1458 m) – Gäsi (1473 m) – Sattel<br />
(1952 m) – kurzer Abstieg auf etwa<br />
1830 m – Aufstieg zum <strong>Gipfel</strong> des<br />
Leistchamm – zurück über Firstwald<br />
– Looch – Egg –<br />
Arvenbüel<br />
2Rinquelle (499 m)<br />
Tourenkarte 2<br />
Heftmitte<br />
▶ leicht 2½ Std.<br />
320 Hm + 5 J.<br />
Charakter: Einfache Wan<strong>der</strong>ung auf<br />
gut ausgebauten Wegen zu einer<br />
<strong>der</strong> größten Karstquellen in Europa.<br />
50 Meter unter dem Seerenbachfall<br />
schießt das Wasser nach starken<br />
Regenfällen o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Schneeschmelze<br />
aus dem Felsen. Das Höhlensystem,<br />
aus dem <strong>der</strong> Wasserfall<br />
kommt, ist bis heute noch nicht ganz<br />
erforscht.<br />
Ausgangspunkt: Quinten (434 m)<br />
Endpunkt: Betlis (458 m, zurück mit<br />
dem Schiff)<br />
Route: Quinten – Laueli (469 m) –<br />
Fulenbach (ca. 700 m) – Seeren (ca.<br />
450 m) – Rinquelle – Betlis<br />
3Paxmal (1290 m)<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
930 Hm + 6 J.<br />
Charakter: Von 1924 bis 1949<br />
arbeitete <strong>der</strong> Schweizer Künstler Karl<br />
Bickel an seinem monumentalen<br />
Friedens-Denkmal, dem Paxmal. Von<br />
Quinten führt ein Wan<strong>der</strong>weg über<br />
Walenstadtberg zu dem schönen<br />
Aussichtsplatz unter den Wänden <strong>der</strong><br />
Churfi rsten. Zurück über Walenstadtberg<br />
gibt es Richtung Walenstadt<br />
zwei Varianten: entwe<strong>der</strong> teils an <strong>der</strong><br />
Fahrstraße entlang über den Cristatobel<br />
o<strong>der</strong> auf dem Forstweg durch<br />
den Un<strong>der</strong>wald.<br />
Ausgangspunkt: Quinten (434 m)<br />
Endpunkt: Walenstadt (425 m,<br />
zurück mit dem Schiff)<br />
Route: Quinten – Au – Josen –<br />
Garadur (829 m) – Engen (833<br />
m) – Walenstadtberg (790 m) – Alp<br />
Schrina und Paxmal – Walenstadtberg<br />
– entwe<strong>der</strong> über Cristatobel o<strong>der</strong><br />
Un<strong>der</strong>wald nach Walenstadt<br />
4 Alp Schrina Obersäss (1717 m)<br />
▶ mittel 7½ Std.<br />
1500 Hm + 12 J.<br />
Charakter: Lange Almwan<strong>der</strong>ung bis<br />
unter die <strong>Gipfel</strong>wände <strong>der</strong> Churfi rsten<br />
mit einer herrlichen Aussicht und<br />
Verkostung eigener Produkte wie<br />
Schriner Alpkäse, Butter, Joghurt und<br />
Würste. Varianten sind auch unterwegs<br />
noch möglich: Wem <strong>der</strong> Aufstieg<br />
von <strong>der</strong> Alp Schrina zur Obersäss<br />
zuviel wird, kann entwe<strong>der</strong> über einen<br />
schmalen Steig zur Alp Tschingla abkürzen<br />
o<strong>der</strong> direkt nach Walenstadtberg<br />
und Walenstadt absteigen.<br />
Ausgangspunkt: Quinten (434 m)<br />
Endpunkt: Walenstadt (425 m,<br />
zurück mit dem Schiff)<br />
Einkehr: Alp Schrina (1290 m),<br />
Mai bis Oktober, Übernachtungen<br />
möglich, Tel. 00 41/81/7 35 15 95,<br />
www.alp-schrina.ch; Alp Tschingla<br />
(1528 m), Mai bis Oktober, 40 Lager<br />
und 8 Betten, Tel. 00 41/79/4 40<br />
72 67, www.alp-tschingla.ch<br />
Route: Quinten – Buechlet – Rüesteliwald<br />
– Laubegg (1373 m) – Stäfeli<br />
(1458 m) – Gäsi (1473 m) – Säls<br />
(1413 m) – Schwaldis (1434 m) –<br />
Alp Schrina (1290 m) – Obersäss<br />
(1717 m) – Alp Tschingla (1528 m) –<br />
Untersäss – Cristatobel – Walenstadt<br />
5 Hin<strong>der</strong>rugg (2306 m)<br />
▶ mittel 7 Std.<br />
1200 Hm + 10 J.<br />
Charakter: Abwechslungsreiche<br />
Rundwan<strong>der</strong>ung mit einer herrlichen<br />
Aussicht über den Walensee<br />
und die Churfi rsten. Die Auf- und<br />
Abstiege sind teilweise sehr steil,<br />
doch die Wege sind gut bezeichnet.<br />
Der Abstieg zum Obersesshüttli führt<br />
durch eine geologisch interessante<br />
Karstlandschaft.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Lüsis (1205 m,<br />
erreichbar über eine zum Teil ungeteerte<br />
Straße von Walenstadt)<br />
Einkehr: Berggasthaus Lüsis (1205 m),<br />
Juni bis Ende Oktober, auch Übernachtung<br />
möglich, Tel. 00 41/81/7<br />
35 11 72 o<strong>der</strong> 00 41/79/6 82 04<br />
02, www.luesis.ch;<br />
<strong>Gipfel</strong>restaurant an <strong>der</strong> Bergstation<br />
<strong>der</strong> Seilbahn Iltios – Chäserrugg<br />
(2262 m), Tel. 00 41/71/9 98 68<br />
10, www.toggenburgbergbahnen.ch<br />
Route: Lüsis – Brunnen (1310<br />
m) – Vor<strong>der</strong>büls (1363 m) – Vals<br />
(1742 m) – Chäserrugg (2262 m) –<br />
Hin<strong>der</strong>rugg – Chäserrugg – Schlachtböden<br />
– Sattel (1948 m) – Obersesshüttli<br />
(1798 m) – Pizol<br />
(1729 m) – Ni<strong>der</strong>i<br />
(1839 m) – Lüsis<br />
6 Murgsee (1820 m)<br />
Tourenkarte 1<br />
Heftmitte<br />
▶ leicht 5 Std.<br />
900 Hm + 6 J.<br />
Charakter: Einfache Rundtour zu<br />
glitzernden Gebirgsseen und in<br />
ein Hochtal von herber Schönheit<br />
mit einer seltenen Flora. Der<br />
untere Murgsee wurde zum »Alpinen<br />
Pfl anzenschuztgebiet« erklärt; auch<br />
die prächtigen Arven rund um sein<br />
Ufer sind im Murgtaler Arvenreservat<br />
geschützt.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Merlen<br />
(1090 m) im Murgtal, von Murg auf<br />
Mautstraße zu erreichen<br />
Einkehr: Berggasthaus Murgsee<br />
(1825 m), geöffnet vom 10. Mai bis<br />
Ende Oktober, 60 Schlafplätze, SAT-<br />
Tel. 00 41/8 70/7 62/82 63 52,<br />
www.murgsee.ch<br />
Route: Merlen – Mornen (1335 m)<br />
– Unter Murgsee – Ober Murgsee –<br />
Murgseefurggel (1985 m) – Mürtschen<br />
– Gsponbachfall (1384 m)<br />
– Merlen<br />
36 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
www.skylotec.com<br />
Margrit Bärlocher verkauft in ihrem<br />
Hauskeller Selbstgemachtes aus<br />
dem Garten.<br />
Buddy<br />
PROTECTION FOR KIDS<br />
Fotos: Dagmar Steigenberger (3), Heidiland Tourismus<br />
che und kocht oft bis in die frühen<br />
Morgenstunden Marmelade und<br />
Chutneys, weckt Obst und Gemüse<br />
ein, braut Liköre und probiert<br />
neue Rezepte aus. »Ich bin nie fertig,<br />
gar, gar, gar nie«, sagt sie, »es<br />
wär’ ja auch schad, wenn was verdirbt.«<br />
Leben ohne Supermarkt<br />
Was die Einwohner von Quinten zum Leben<br />
brauchen, müssen sie im eigenen Garten ziehen<br />
o<strong>der</strong> umständlich per Schiff herbringen.<br />
Einen Supermarkt, <strong>der</strong> Dinge des täglichen<br />
Gebrauchs anbietet, gibt es in Quinten nicht.<br />
Dafür gibt es das Lädeli im Keller von Bärlochers<br />
Haus mit selbstgemachten Marmeladen,<br />
Chutneys, Likören und Hausarzneien<br />
wie Ringelblumensalbe und Johannisöl –<br />
eben mit allem, was in diesem mediterranen<br />
Klima im Überfluss wächst. Nicht alles, was<br />
dort steht, ist zu verkaufen. »Manche Leute<br />
verstehen nicht, dass sie sich eigentlich in<br />
meinem Keller befinden«, erklärt Bärlocher,<br />
»ich kann nicht meinen ganzen Vorrat verkaufen.<br />
Ich bin Selbstversorgerin.«<br />
Der Winter lässt <strong>der</strong> agilen Frau Zeit zum<br />
Ausruhen. Faulenzen mag sie aber auch<br />
dann nicht: Wenn es draußen schneit, dann<br />
töpfert und webt sie, schreibt Etiketten für<br />
die Einweckgläser und verkauft ihre Produkte<br />
auf dem Sarganser Weihnachtsmarkt.<br />
Manchmal geht sie für einen Tag Skifahren<br />
in Flums, das ein paar Kilometer östlich des<br />
Walensees liegt. O<strong>der</strong> sie beobachtet gemeinsam<br />
mit den Nachbarn die Lawinen, wie sie<br />
durch die steilen Rinnen <strong>der</strong> Churfirsten<br />
abwärts gischten. »Je<strong>der</strong> Lawinenstrich hat<br />
einen eigenen Namen. Aber in Quinten<br />
brauchen wir keine Angst vor ihnen zu haben,<br />
so weit kommen sie nicht«, versichert<br />
Bärlocher.<br />
Die Felsen <strong>der</strong> Churfirsten und das Wasser<br />
des Walensees empfinden die verbliebenen<br />
Quintner nicht als bedrohlich, im Gegenteil:<br />
Die natürlichen Hin<strong>der</strong>nisse haben ihr<br />
Paradies vor den negativen Auswirkungen<br />
<strong>der</strong> Zivilisation bewahrt. Mo<strong>der</strong>nisierungen<br />
schwappen nur in leisen, langsamen<br />
Wellen ans Ufer. Hin und wie<strong>der</strong> bringen<br />
sie tatsächlich ein wenig von <strong>der</strong> technisierten<br />
Welt mit, wie beispielsweise die<br />
Planungen zur größten Photovoltaikanlage<br />
in <strong>der</strong> Schweiz, die am 2012 stillgelegten<br />
Steinbruch östlich des Dorfes angebracht<br />
werden soll. Nein, stehen geblieben ist die<br />
Zeit in Quinten dann doch nicht. Sie vergeht<br />
hier nur langsamer, Zahn in Zahn mit<br />
dem Rhythmus <strong>der</strong> Natur.<br />
◀<br />
SKYLOTEC Kletterteam: Herbert Ranggetiner & Buddy<br />
Drüben am Südufer<br />
brausen die Autos,<br />
herüben wächst<br />
<strong>der</strong> Wein.<br />
Buddy Ferrata Set<br />
Buddy Hip
AUF TOUR<br />
Idyllisch:<br />
die Neustattalm<br />
mit Blick auf<br />
Mitterspitz, Torund<br />
Dachstein<br />
Ramsau am Dachstein<br />
Sakrisch heiliger<br />
Die Ramsauer hatten<br />
schon immer ihren<br />
eigenen Kopf. Davon<br />
zeugt nicht nur <strong>der</strong> Bibelsteig,<br />
auf dem einst<br />
protes tantische Schriften<br />
geschmuggelt wurden.<br />
Von Andrea Strauß<br />
Der erste Blick hinunter auf die<br />
saftig grünen Wiesen von Ramsau<br />
am Dachstein: Eingestreut<br />
zwischen Pferdekoppeln und<br />
Ahornzeilen stehen da auf einer<br />
Sonnenterrasse über dem Ennstal die Bauernhöfe.<br />
Welch erleichterndes Gefühl muss<br />
das damals gewesen sein, wenn man die<br />
karge Felslandschaft und das ewige Eis des<br />
Dachsteins hinter sich wusste – damals, als<br />
aus Sachsen und Thüringen wertvolle Bibeln<br />
übers Gebirge in die Ramsau geschmuggelt<br />
wurden. Allen Repressalien aus Wien zum<br />
Trotz hingen die Ramsauer nämlich mit Mut<br />
und Beharrlichkeit am mo<strong>der</strong>neren und toleranteren<br />
Protestantismus.<br />
Auf dem »Bibelsteig« können wir heute<br />
den Weg nachgehen, auf dem die heiligen<br />
Bücher einst in die Ramsau getragen wurden.<br />
Ein alpiner Weg, teils ausgesetzt und<br />
von landschaftlicher Großartigkeit. Vom<br />
INFO<br />
Der beste Weg<br />
in die Ramsau<br />
Anfahrt: Von <strong>der</strong> Tauernautobahn Ausfahrt<br />
Eben i. P. und über Filzmoos o<strong>der</strong> von<br />
Schladming direkt nach Ramsau<br />
Karte und Führer: AV-Karte 1:25 000,<br />
Nr. 14 »Dachstein«, 2005; Sepp Brandl<br />
»Dachstein – Tauern«, Rother, 2007<br />
Tipp: Besuch des Museums Zeitroas<br />
in Ramsau-Ort, www.zeitroas.at und Alpinmuseum<br />
Austriahütte des OeAV<br />
Unterkunft: Wan<strong>der</strong>er sind in den<br />
4-Sterne-Häusern <strong>der</strong> Familie Walcher gut<br />
aufgehoben: www.wan<strong>der</strong>n-in-ramsau.at<br />
Tel.: 00 43/36 87/8 15 55<br />
Informationen: Tourismusverband<br />
Ramsau, Tel. 00 43/36 87/8 18 33,<br />
www.ramsau.com, info@ramsau.com<br />
38 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
TOUREN<br />
Attraktion<br />
für Groß und<br />
Klein: Murmeltiere<br />
an<br />
<strong>der</strong> Bachlalm<br />
Wan<strong>der</strong>n, Klettern, Klettersteige:<br />
für jeden das Richtige<br />
Die Touren rund um die Ramsau sind nicht nur landschaftlich<br />
reizvoll. Einige von ihnen haben historische Wurzeln.<br />
1 Weg des Buches – Etappe<br />
Bibelsteig<br />
2 Hoher Dachstein (2995 m)<br />
über die Superferrata<br />
▶ schwierig 10 Std.<br />
▶ E 8 Std.<br />
1400 350 ––<br />
18401000 +14 J.<br />
Steig<br />
Fotos: Andreas Strauß<br />
Steigl pass geht es dabei über die Hochfläche<br />
Rin<strong>der</strong>feld und auf einem Höhenweg unter<br />
den Südwänden von Torstein, Mitterspitz<br />
und Dachstein hindurch – ein beson<strong>der</strong>es<br />
Erlebnis auf historischem Weg.<br />
Beim Schwelgen in den Landschaftseindrücken<br />
blickt man auch auf eine an<strong>der</strong>e Linie,<br />
die an die reiche Geschichte <strong>der</strong> Region<br />
erinnert. Mut und Beharrlichkeit braucht<br />
man für die Superferrata Anna- und<br />
Johann-Klettersteig durch die Dachstein-<br />
Südwand. Mit 1200 Höhenmetern einer<br />
<strong>der</strong> längsten Klettersteige im Alpenraum<br />
– ein vertikales Abenteuer! Großen Mut<br />
zeichnete die Namensgeber aus: Erzherzog<br />
Johann verzichtete auf Titel und Thron,<br />
um die Postmeisterstochter Anna Plochl zu<br />
heiraten. Dass man den Steig durch die berühmte<br />
Dachsteinwand nach ihm und seiner<br />
Frau benannt hat, hätte ihm in seiner<br />
Bergbegeisterung gewiss Freude bereitet. ◀<br />
Typisch<br />
Ramsau: Alte<br />
Bauernhäuser<br />
prägen das<br />
Ortsbild.<br />
Schöne Kulisse:<br />
Almwiese<br />
mit Blick auf<br />
die Bischofsmütze<br />
Nur für<br />
Kön ner:<br />
unterwegs<br />
im Johann-<br />
Klettersteig<br />
Charakter: Landschaftlich ausgesprochen<br />
reizvolle Durchquerung des<br />
Dachstein gebirges. Sie verläuft vom<br />
Vor<strong>der</strong>en Gosausee auf <strong>der</strong> Ostseite<br />
des Gosaukamms entlang bis unter<br />
die Südwände des Hohen Dachsteins.<br />
Der Weg ist teils versichert.<br />
Der komplette »Weg des Buches«<br />
beginnt als fünftägige Radtour in<br />
Passau, führt von dort zum Traunsee<br />
und geht als gut dreiwöchige Wan<strong>der</strong>ung<br />
über Bad Ischl, Hallstatt,<br />
Gosau und Ramsau am Dachstein<br />
nach Villach.<br />
Ausgangspunkt: Vor<strong>der</strong>er Gosausee<br />
(933 m)<br />
Hütten: Hofpürglhütte (1705 m),<br />
Tel. 00 43/64 53/83 04; Dachstein-<br />
Südwand-Hütte (1871 m),<br />
Tel. 00 43/36 87/8 15 09<br />
Route: Vor<strong>der</strong>er Gosausee – Scharwandalm<br />
– Steiglpass – Hofpürglhütte<br />
(wenn zweitägig mit Übernachtung<br />
auf dieser Hütte) – Rin<strong>der</strong>feld<br />
– Windlegerkar – Tor – Pernerweg –<br />
Dachstein-Südwandhütte – Talstation<br />
Dachstein-Gletscherbahn – Ramsau<br />
(von dort Busverbindung zurück zum<br />
Ausgangspunkt)<br />
Charakter: Drei Klettersteige, die<br />
zur Superferrata zusammengefügt<br />
werden: Anna, Johann und Dachstein-Schulteranstieg.<br />
Sehr schwierige<br />
und sehr lange Unternehmung in<br />
tollem Ambiente, bester Ausblick auf<br />
die Kletterrouten <strong>der</strong> Dachstein-<br />
Südwand. Bequemer Abstieg von <strong>der</strong><br />
Seethalerhütte über die Bergstation<br />
Dachstein-Gletscherbahn (Seilbahn)<br />
Ausgangspunkt: Talstation <strong>der</strong><br />
Dachstein-Gletscherbahn (1695 m)<br />
Hütten: Dachstein-Südwand-Hütte,<br />
(1871 m); Seethalerhütte (2740 m),<br />
Tel. 00 43/6 64/3 24 06 40<br />
Route: Talstation Dachstein-Gletscherbahn<br />
– Dachstein-Südwandhütte<br />
– Hochkar unter Dachstein-Südwand –<br />
Anna-Klettersteig – Johann-Klettersteig<br />
– Seethalerhütte – Schulteranstieg<br />
Dachstein – Hoher Dachstein – Hallstätter<br />
Gletscher – Bergstation<br />
Dachstein-Gletscherbahn<br />
– Talstation<br />
Tourenkarte 5<br />
Heftmitte<br />
3 Hoher Dachstein (2993 m)<br />
über den Steinerweg<br />
▶ IV 9 Std.<br />
550 350 ––<br />
Charakter: Klassische Kletterroute<br />
durch die berühmte Dachstein-Südwand!<br />
Alpine, sehr lange Kletterei in<br />
einer großen Wand mit interessanten<br />
Kletterstellen, vor allem aber einem<br />
beson<strong>der</strong>en landschaftlichen Reiz.<br />
Galt bis Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
als unüberwindbar. V- (1 Stelle),<br />
überwiegend IV+ und IV, für den<br />
Zustieg evtl. Steigeisen, Erstbegehung<br />
1909 durch Franz und Irg Steiner.<br />
Ausgangspunkt: Talstation <strong>der</strong><br />
Dachstein-Gletscherbahn (1695 m)<br />
Hütten: Dachstein-Südwand-Hütte<br />
(1871 m); Seethalerhütte (2740<br />
Route: Talstation Dachstein-Gletscherbahn<br />
– Dachstein-Südwandhütte<br />
– Hochkar unter Dachstein-Südwand<br />
– Steinerweg – Hoher Dachstein<br />
– Hallstätter Gletscher – Bergstation<br />
Dachstein-Gletscherbahn – Talstation<br />
07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 39
AUF TOUR<br />
Idyll am Kochelseee:<br />
Moorwiese mit Teufelsabbiss<br />
und wildem Lauch<br />
Kräuterwan<strong>der</strong>ungen in den Bayerischen Alpen<br />
Die Bergapotheke<br />
Die Aussicht auf die umliegenden Berge und Täler ist das eine. Es gibt bei einer<br />
Wan<strong>der</strong>ung aber noch weit mehr zu entdecken: die vielen Kräuter links und<br />
rechts des Weges. Einige lassen sich verwenden, um kleinere Leiden zu lin<strong>der</strong>n,<br />
an<strong>der</strong>e eignen sich hervor ragend zum Kochen. Von Bettina Willmes<br />
40 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Mag es gerne feucht: die Pestwurz<br />
TIPP<br />
Das Buch<br />
zum Thema:<br />
Elfie Courtenay »Kräuterwan<strong>der</strong>ungen«<br />
20 gemütliche Touren im oberbayerischen<br />
Voralpenland. Zu je<strong>der</strong> Tour wird eine<br />
beson<strong>der</strong>e Pfl anze in einem<br />
Porträt vorgestellt, samt<br />
Merkmalen und Tipps zu<br />
Verwendung<br />
und Wirkung.<br />
96 Seiten, Format<br />
16,5 x 23,5 cm,<br />
Broschur mit Fadenheftung,<br />
Bruckmann n<br />
Verlag, München<br />
2012, 14,95€<br />
Wer zu einer Bergtour aufbricht,<br />
hat normalerweise<br />
den <strong>Gipfel</strong> im Visier. Nicht<br />
so Elfie Courtenay. Für sie sind<br />
<strong>der</strong> <strong>Gipfel</strong> und die Zeit, die sie<br />
bis dorthin benötigt, zweitrangig. Das, was<br />
sie sucht, findet sie bereits auf dem Weg.<br />
Steuert sie den <strong>Gipfel</strong> gar nicht mehr an,<br />
heißt das, dass sie ganz beson<strong>der</strong>s erfolgreich<br />
war. Denn Elfie Courtenays Aufmerksamkeit<br />
bei Bergwan<strong>der</strong>ungen gehört dem,<br />
was neben dem Weg wächst: den Kräutern.<br />
»Es geht mir gar nicht darum, die Kräuter<br />
zu sammeln«, sagt die 65-Jährige. »Ich will<br />
einfach nur entdecken, was wo wächst und<br />
herausfinden, was unsere Vorfahren damit<br />
gemacht haben.« Um das zu tun, hat sie vor<br />
vielen Jahren einen Lehrgang als Kräuterpädagogin<br />
absolviert. Heute gibt sie ihr<br />
Wissen in Führungen an an<strong>der</strong>e weiter.<br />
Die Nachfrage nach Veranstaltungen dieser<br />
Art ist groß. Immer mehr Tourismusregionen<br />
bieten daher Kräuterwan<strong>der</strong>ungen an.<br />
»Ich habe das Gefühl, dass sich wie<strong>der</strong> mehr<br />
Menschen auf Natur und Natürlichkeit zurückbesinnen,<br />
und da passen diese Wan<strong>der</strong>ungen<br />
gut ins Konzept«, begründet Courtenay<br />
das Interesse. Viele Teilnehmer ihrer<br />
Kurse führen als Grund aber auch an, nicht<br />
so abhängig von <strong>der</strong> Pharmaindustrie sein<br />
zu wollen. Mit dem Kräuterwissen wollen<br />
sie sich eine kleine Hausapotheke erstellen<br />
– als ersten Schritt, um wie<strong>der</strong> zu einem<br />
ursprünglicheren Leben zurück zu finden.<br />
Indikator blaue Glockenblume<br />
»Allerdings«, beeilt sich Elfie Courtenay<br />
einzuschränken, »ist längst nicht alles<br />
gesund, was draußen wächst.« Einige<br />
Fotos: Elfi e Courtenay<br />
07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 41
Gülle, Insektizide,<br />
Autoabgase – all<br />
das ist am Berg<br />
Fehlanzeige. Daher<br />
sind Kräuter, die<br />
dort wachsen, auch<br />
gesün<strong>der</strong>.<br />
Abwechselnd Berge und Kräuter im Blick: im Weidmoos bei Ettal<br />
Foto: Elfie Courtenay<br />
TOUREN<br />
Auf Kräutersuche<br />
Wer mit offenen Augen in die Berge geht, wird fast überall<br />
fündig – nicht nur bei den hier vorgestellten Touren.<br />
1 Brünstelskopf (1814 m)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1000 Hm +10 J.<br />
Charakter: Abwechslungsreiche Wan<strong>der</strong>ung,<br />
die über ein längeres Stück direkt<br />
am Gießenbach entlang führt, den<br />
man auch einige Male überqueren muss.<br />
Daher sollte man die Tour nur dann<br />
gehen, wenn es die Tage zuvor nicht zu<br />
viel geregnet hat.<br />
Kräuter: Erster Abschnitt bis zum Bach<br />
u. a. Mädesüß, Baldrian, Orchideen,<br />
Beinwell; am Bach: Thymian, Wasserminze,<br />
Bergholun<strong>der</strong>; rund um die<br />
Rossalm: u. a. Silbermantel, Schafgarbe,<br />
Spitzwegerich<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz am Ettaler<br />
Sattel (897 m)<br />
Route: Ettaler Sattel – entlang des<br />
Gießenbachs – Rossalm – Hasenjöchl –<br />
Brünstelskopf – Brünstelskreuz –<br />
Gießenbach – Ettaler Sattel<br />
2 Breitenstein (1622 m)<br />
▶ leicht 4 Std.<br />
800 Hm +8 J.<br />
Charakter: Gemütliche Bergwan<strong>der</strong>ung<br />
ohne Schwierigkeiten, mit schönen<br />
Ausblicken auf den Wendelstein. Die<br />
wwwTour lässt sich bei Abstieg über die<br />
Bucheralm zu einer Rundtour erweitern.<br />
Kräuter: Wer oberhalb des Waldes,<br />
aber noch unterhalb <strong>der</strong> Kesselalm die<br />
eingetreteten Abkürzungen zwischen<br />
den Serpentinen läuft, fi ndet Minze, Dost<br />
und Thymian in Hülle und Fülle.<br />
Ausgangspunkt: Wan<strong>der</strong>parkplatz<br />
in Birkenstein (853 m), Gemeinde<br />
Fischbachau<br />
Route: Birkenstein – Kesselalm (1278 m)<br />
– Hubertushütte (1535 m) – Breitenstein<br />
– retour<br />
3 Über Weidmoos und Sonnenweg<br />
zum Schloss Lin<strong>der</strong>hof (949 m)<br />
▶ leicht 6 Std.<br />
80 Hm +8 J.<br />
Charakter: Abwechslungsreiche Tour<br />
durch ein Hochtal mit Wiesen und Wäl<strong>der</strong>n,<br />
durch Moorlandschaften und einen<br />
Schlosspark<br />
Kräuter: u. a. Schlehen, Schafgarbe,<br />
Wasserminze, Sauerklee, Giersch<br />
Ausgangspunkt: Kloster in Ettal (877 m)<br />
Route: Ettal – Ettaler Mühle – Rahm<br />
– rechterhand an Graswang vorbei –<br />
Schloss Lin<strong>der</strong>hof – Brücke über Lin<strong>der</strong><br />
– Mühlwang – Graswang – Dickelschwaig<br />
– Ettaler Mühle – Ettal<br />
Kräuter sind schlichtweg giftig, an<strong>der</strong>e<br />
lösen gelegentlich Unverträglichkeiten<br />
aus. Oft gibt es auch innerhalb <strong>der</strong> gleichen<br />
Familie Kräuter mit völlig unterschiedlichen<br />
Wirkungen. »Während <strong>der</strong> Giersch<br />
beispielsweise sehr bekömmlich ist, sind<br />
an<strong>der</strong>e Doldenblütler wie <strong>der</strong> Schierling<br />
o<strong>der</strong> die Hundspetersilie giftig.« Es ist also<br />
Vorsicht geboten. In Deutschland ist<br />
es ohnehin verboten, selbst angesetzte<br />
Mittelchen mit einem bestimmten Wirkversprechen<br />
zu verkaufen. In Österreich,<br />
wo Kräuterdörfer ähnlich beliebt sind wie<br />
hierzulande, sind die Regelungen weit weniger<br />
streng.<br />
Aufs Geratewohl losmarschieren und Kräuter<br />
bestimmen, ist also keine gute Idee.<br />
»Bei längeren Touren ist es ohnehin unsinnig,<br />
Kräuter zu sammeln«, sagt Courtenay.<br />
»Bis man wie<strong>der</strong> zu Hause ist, sind<br />
sie verblüht, damit ist keinem geholfen.«<br />
Wer wirklich sammeln möchte, dem empfiehlt<br />
die Kräuterpädagogin, mit einem<br />
Bestimmungsbuch loszuziehen und sich<br />
natürliche Böden wie etwa Viehweiden<br />
zu suchen. Diese sind frei von chemischer<br />
Düngung sowie von Insektiziden o<strong>der</strong> Pestiziden.<br />
Auch Wald- o<strong>der</strong> Feldrän<strong>der</strong>, Brachen<br />
und Ödland eignen sich gut. »Grundsätzlich<br />
gut beraten ist man dort, wo die<br />
blaue Glockenblume wächst, denn die mag<br />
ausschließlich unbehandelte Böden«, verrät<br />
Courtenay.<br />
Häufig wachsen auf Bergwiesen ähnliche<br />
Sachen wie im Tal. Was weiter oben wächst,<br />
ist aber um ein Vielfaches reicher an Mineralstoffen<br />
und Vitaminen. »Gülle, Insektizide,<br />
Autoabgase – all das ist dort oben Fehlanzeige.<br />
Da verwun<strong>der</strong>t es nicht, dass Tiere,<br />
die den Sommer auf einer Alm verbringen,<br />
viel weniger zu Krankheiten neigen und<br />
besser durch den Winter kommen.« ◀<br />
42 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Baldrian<br />
Thymian<br />
Mädesüß<br />
Wohlfühlhöhe 30 Mai<br />
Blütenzeit<br />
bis 2300 m<br />
30<br />
Mai<br />
Mai bis August<br />
Standort: An feuchten Gräbern und Ufern<br />
sowie auf Moorwiesen<br />
Merkmale: Hoher und aufrechter Wuchs<br />
(bis 1,5 m), die Blätter bestehen aus paarig<br />
angeordneten Einzelblättern und einem Endblatt.<br />
Die Blüten sind weiß bis rosa/violett.<br />
bis 2000 m<br />
30<br />
Mai<br />
Juni bis September<br />
Standort: Sonnige Böschungen und magere<br />
Weiden, Sand- und Lehmböden<br />
Merkmale: Viele kleine, purpurrosa Blüten,<br />
vierkantige, behaarte Stengel, eiförmige, bis zu<br />
2 cm lange Blätter. Blätter riechen aromatisch,<br />
wenn man sie zerreibt.<br />
bis 1400 m<br />
30<br />
Mai<br />
Juni bis August<br />
Standort: In nassen Gräben und Wiesen<br />
sowie an Ufern und Quellen auf nährstoffreichen<br />
Lehm- und Tonböden<br />
Merkmale: Hoher Wuchs (> 1 m). Die gefi e-<br />
<strong>der</strong>ten Blätter haben einen doppelten Rand.<br />
Der Blattstengel ist oft rötlich gefärbt.<br />
Schafgarbe<br />
Dost (wil<strong>der</strong> Majoran)<br />
Giersch<br />
bis 1900 m<br />
30<br />
Mai<br />
Mai bis Oktober<br />
bis 1800 m<br />
30<br />
Mai<br />
Juli bis Oktober<br />
bis 1300 m<br />
30<br />
Mai<br />
Mai bis September<br />
<br />
Standort: Auf nährstoffreichen Lehmböden auf<br />
Wiesen und Weiden, mag auch Halbtrockenrasen<br />
Merkmale: Weiße, manchmal auch rosafarbene<br />
Blüten, die einen doldenartigen Schirm<br />
bilden. Das Gesamtblatt setzt sich wie eine<br />
Fe<strong>der</strong> aus vielen Einzelblättchen zusammen.<br />
Standort: Sonnige Hecken sowie Weg- und<br />
Waldrän<strong>der</strong> auf Lehmböden<br />
Merkmale: Rosa bis purpurfarbene Blüten,<br />
die rispig-doldenartig angeordnet sind. Sie sind<br />
eiförmig und bis 4 cm lang.<br />
Standort: Bevorzugt feuchte und schattige<br />
Lagen, vor allem an Gehölzrän<strong>der</strong>n. Vermehrt<br />
sich über starke Wurzelausläufer<br />
Merkmale: Rötlich bis violette Stängelenden.<br />
Blätter sind leicht behaart und hellgrün. Vorsicht<br />
vor giftigen Verwandten mit ähnlichen Blüten!<br />
Breitwegerich<br />
Grüne Minze<br />
Beinwell<br />
bis 2400 m<br />
30<br />
Mai<br />
Juni bis Oktober<br />
bis 1500 m<br />
30<br />
Mai<br />
Juli bis September<br />
bis 1000 m<br />
30<br />
Mai<br />
Mai bis Juli<br />
Standort: Wächst am liebsten auf verdichteten<br />
Lehm- und Tonböden<br />
Merkmale: Breite Blätter, je nach Alter leicht<br />
gelblich und mit auffälligen länglichen Einkerbungen.<br />
Lange, in die Höhe ragende Blütenknospen<br />
mit rot-bräunlichen Samen<br />
Standort: Bevorzugt feuchte und nährstoffreiche<br />
Standorte an Ufern und Gräben<br />
Merkmale: Vierkantige, behaarte Stengel, die<br />
Blätter stehen paarig und haben keine o<strong>der</strong> nur<br />
sehr kurze Stiele. Die Blüten (rosa bis violett)<br />
erscheinen lediglich an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Zweige.<br />
Standort: Mag feuchte, nährstoffreiche Böden<br />
Merkmale: Doldenartiger Blütenstand, Blüten<br />
von weiß über rosa bis violett. Komplett<br />
behaart, die unteren Blätter sind lang gestielt.<br />
Aus <strong>der</strong> Blüte ragt ein Griffel heraus. Vorsicht,<br />
Blätter ähneln denen des giftigen Fingerhuts.
Verwendung: Die Blüten eignen sich gut für<br />
Blütenlimonade, -sirup, Desserts o<strong>der</strong> Tee.<br />
Junge Blättchen verleihen Bittermandel-Note.<br />
Ganz junge weiche Blätter kann man im<br />
April Gemüsegerichten wie Spinat beigeben.<br />
Heilwirkung: Wirkt fi ebersenkend, schmerzlin<strong>der</strong>nd,<br />
entzündungshemmend und entgiftend;<br />
zur Anregung <strong>der</strong> Harnfunktion bei Nierenproblemen,<br />
Ödemen und Stoffwechselstörungen<br />
eingesetzt. Hinweis: Enthält Acetylsalicylsäure,<br />
den Wirkstoff von Aspirin<br />
Verwendung: Blätter vielseitig verwendbar,<br />
etwa für Aufl äufe, Eintöpfe, Soßen, Bratkartoffeln<br />
o<strong>der</strong> auf dem Brot. Die Blüten können<br />
von Juni bis August als essbare Dekoration<br />
o<strong>der</strong> als Aroma für Speiseöl verwendet werden.<br />
Heilwirkung: Wirkt verdauungsför<strong>der</strong>nd,<br />
krampfl ösend und antiseptisch und war daher<br />
auch in <strong>der</strong> traditionellen Volskmedizin ein<br />
wichtiges Mittel, etwa als Hustentee sowie zum<br />
Gurgeln bei Halsentzündung und Zahnfl eischbluten.<br />
Verwendung: Von April bis Mai eignen sich die<br />
jungen Blätter als Gewürz für Salatsaucen o<strong>der</strong><br />
Kräutermischungen (vor <strong>der</strong> Blüte!). Die ersten<br />
Blütenknospen im Mai lassen sich für Kräuterlimonaden,<br />
Tee und Obstgerichte verwenden.<br />
Die Wurzel ist erst ab September verwendbar.<br />
Heilwirkung: Die Wurzel hilft gegen Unruhe<br />
und Einschlafstörungen, Bluthochdruck und<br />
Herzbeschwerden. Bei Muskelschmerzen können<br />
Umschläge, die mit einem starken Wurzelteeauszug<br />
getränkt sind, Lin<strong>der</strong>ung bringen.<br />
Verwendung: Die Blätter kann man in den<br />
Salat o<strong>der</strong> Gemüsegerichten beigeben. Von<br />
Mai bis August gilt gleiches für die Blatt stiele.<br />
Die Blüten sind von Juni bis August als essbare<br />
Dekoration o<strong>der</strong> für Suppen und Ein töpfe<br />
verwendbar. Zarter, karottenartiger Geschmack<br />
Heilwirkung: Bei Rheuma- und Gichterkrankungen<br />
wegen seiner mild harntreibenden,<br />
krampfl ösenden, entzündungshemmenden und<br />
entsäuernden Wirkung. Äußerlich für Umschläge<br />
bei Verbrennungen und Insektenstichen<br />
Verwendung: Blätter sowie blühende Triebspitzen<br />
frisch o<strong>der</strong> getrocknet in Salatsaucen,<br />
Pizza- und Gemüsegewürz. Früher wurde Bier<br />
mit Dost gebraut. Sind die Stengel verholzt<br />
(Juli bis Oktober) kann man diese als aromaspendende<br />
Spieße in Rouladen verwenden.<br />
Heilwirkung: Bei Verdauungsstörungen und<br />
Blähungen. Wirkt zudem krampfl ösend und<br />
wird bei Husten und Unterleibsbeschwerden<br />
eingesetzt.<br />
Verwendung: Als Tee o<strong>der</strong> alkoholische Tinktur.<br />
Junge Blätter (von März bis April) schmecken<br />
im Salat, in <strong>der</strong> Kräuterbutter o<strong>der</strong> im Nudelteig.<br />
Heilwirkung: Entzündungshemmend bei<br />
Magen- und Darmproblemen, beruhigend, blutreinigend<br />
und allgemein kräftigend. Auch bei<br />
Kopf- und Zahnschmerzen. Äußerlich wirkt die<br />
Schafgarbe bei Gelenkentzündungen und unreiner<br />
Haut. Bei empfi ndlichen Menschen kann<br />
die Pfl anze in Verbindung mit Sonnenstrahlung<br />
eine Kontaktallergie auslösen.<br />
Verwendung: Blüten und -knospen von Mai<br />
bis Juli roh essbar, z. B. im Salat. Gegart eignen<br />
sich die Knospen auch als Gemüse. Gleiches<br />
gilt für junge, noch elastische Stengel. Die<br />
Blätter lassen sich bis Juli gehackt Kräutermischungen<br />
untermischen.<br />
Heilwirkung: Als Wickel o<strong>der</strong> Salbe bei Gelenkbeschwerden,<br />
Sehnenscheidenentzündungen,<br />
Gicht, Prellungen, Blutergüssen und Venenentzündungen;<br />
innerlich als Teeaufguss bei<br />
Rheuma, Bronchitis und Bauchfellentzündung<br />
Verwendung: Die Blätter eignen sich für Tee,<br />
als Würze für Süßspeisen, in Salaten und<br />
Gemüsegerichten (verwendbar von April bis<br />
August). Von August bis September lassen sich<br />
die Blüten als aromatische Dekoration nutzen.<br />
Heilwirkung: Pfl anze wirkt beruhigend auf<br />
Magen, Darm und Psyche. Regt Gallensaftproduktion<br />
an. Öl wirkt antibakteriell und wird<br />
äußerlich in Salben bei Rheuma angewendet.<br />
Verwendung: Junge Blätter (April bis Mai) als<br />
Salat- und Gemüsegrundlage o<strong>der</strong> für Kräuteraufstriche.<br />
Für Tee ganzjährig verwendbar.<br />
Die Blüten isst man in Salaten (Mai bis Juni),<br />
dünstet sie o<strong>der</strong> legt sie ein. Die Samen lassen<br />
sich wie Grünkern etwa für Aufl äufe nutzen.<br />
Heilwirkung: Antibakteriell und reinigend.<br />
Bei Verbrennungen, Schwellungen und Insektenstichen<br />
äußerlich verwendbar. Innerlich angewendet<br />
lin<strong>der</strong>t er Beschwerden <strong>der</strong> Atemwege<br />
sowie Entzündungen in Mund und Rachen.<br />
Fotos: Elfi e Courtenay, Bettina Willmes
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INTERVIEW
Das große<br />
-Interview<br />
Simone Moro und Denis Urubko<br />
»Wir sind jetzt<br />
Brü<strong>der</strong>«<br />
Die Suche nach dem Traumpartner treibt viele um. In <strong>der</strong> <strong>Bergsteiger</strong>szene sind es<br />
meistens Paare auf Zeit. Die Seilschaft Simone Moro und Denis Urubko scheint eine<br />
Ausnahme zu sein. Der Italiener hat den Kasachen gefunden – o<strong>der</strong> umgekehrt.<br />
Dem Duo gelang 2011 mit dem Gasherbrum II die erste Winterbesteigung eines Achttausen<strong>der</strong>s<br />
im Karakorum. Ein Gespräch über extreme Kälte und echte Freundschaft.<br />
Von Dominik Prantl und Michael Ruhland<br />
Foto: Meike Birck<br />
BERGSTEIGER: Was bedeutet Freundschaft<br />
für Sie?<br />
Simone Moro: Wir verstehen Alpinismus an<strong>der</strong>s<br />
als an<strong>der</strong>e. Nicht, weil wir besser o<strong>der</strong><br />
schlechter wären. O<strong>der</strong> stärker o<strong>der</strong> schneller.<br />
Wir reden von »unserem Bergsteigen«,<br />
nicht von »meinem«. In <strong>der</strong> Klettergeschichte<br />
kommt es sehr selten vor, dass zwei Kletterer<br />
gemeinsam genannt werden. Man spricht<br />
von Hermann Buhl, Reinhold Messner, Jerzy<br />
Kukuczka – selten aber von zweien während<br />
<strong>der</strong> ganzen Karriere. Freundschaft ist<br />
für mich, für uns, zu allererst die Art und<br />
Weise, wie wir einen Berg besteigen wollen.<br />
Und zwar wie?<br />
Moro: Wir teilen den Traum, den ganzen<br />
Aufwand und den Ertrag.<br />
Urubko: Wir teilen und verbinden uns damit.<br />
Moro: Keiner schiebt o<strong>der</strong> zieht den an<strong>der</strong>en.<br />
Je<strong>der</strong> ist exakt 50 Prozent. Klar, wir sind verschieden.<br />
Es ist wie bei Ihrem Auto. Was ist<br />
wichtiger: Vor<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Hinterrad?<br />
Denis, ist Simone Ihr bester Freund?<br />
Urubko: (überlegt kurz, Simone lacht) Ja.<br />
Nicht nur am Berg, auch so?<br />
Urubko: Ja. Es gibt aber nicht nur den einen<br />
»besten Freund« im Leben. Es sind vielleicht<br />
zwei o<strong>der</strong> drei. Wenn Sie Kin<strong>der</strong> haben,<br />
würden Sie sich wahrscheinlich auch<br />
schwer tun zu sagen, das eine ist mir lieber<br />
als das an<strong>der</strong>e.<br />
Moro: Beim Höhenbergsteigen verliert man<br />
viel schneller einen Freund, als dass man<br />
ihn gewinnt.<br />
Was bedeutet Freundschaft, wenn man<br />
in einem winzigen Zelt auf 7000 Metern<br />
bei minus 48 Grad Nächte verbringt?<br />
Moro: Ich gebe Ihnen ein Beispiel, das mir<br />
mit Anatoli Bukrejew und mit Denis wi<strong>der</strong>fuhr,<br />
also mit meinen besten Freunden. Ich<br />
stimme dir zu, Denis: Es ist schwierig zu sagen,<br />
welcher <strong>der</strong> beste ist. In großer Höhe<br />
in einem engen Zelt ist es ziemlich nervig,<br />
Schnee zu schmelzen und etwas zum Essen<br />
zuzubereiten. Du brauchst Energie und großen<br />
Willen dazu. Anatoli nahm die Prozedur<br />
auf sich und als er fertig war, gab er mir<br />
den Topf und sagte: »Fang du an!« Das ist die<br />
beste Visitenkarte für Freundschaft.<br />
Urubko: Was auch sehr wichtig ist: Ich weiß<br />
zu jedem Moment in dieser extremen Situation,<br />
was Simone denkt, was er macht und<br />
was ich ihn fragen kann. Und genauso kann<br />
er einschätzen, was ich tue, was ich denke,<br />
was ich träume. Ohne miteinan<strong>der</strong> zu reden,<br />
verstehen wir uns perfekt.<br />
Moro: Es ist aber niemals so, dass ich denke,<br />
ich habe meinen zwanzigsten Schritt getan,<br />
und jetzt bist du an <strong>der</strong> Reihe, den Weg zu<br />
bereiten. Manche <strong>Bergsteiger</strong> kommen im<br />
Basislager an und kontrollieren genau, wessen<br />
Rucksack wie viel wiegt. Das ist zwar<br />
korrekt und gerecht, aber Freundschaft ist<br />
nicht so aufrechenbar.<br />
Urubko: Im Jahr 2010 war ich völlig fertig<br />
beim Aufstieg zum Basislager des Everest,<br />
ich konnte nicht mehr, war krank. Wie<br />
durch ein Wun<strong>der</strong> traf ich Simone im letzten<br />
Dorf, er nahm meinen schweren Rucksack,<br />
ohne ein Wort darüber zu verlieren,<br />
und trug ihn das letzte Stück.<br />
Moro: Man kann es so sagen: Wir sind<br />
glücklich miteinan<strong>der</strong>, weil wir uns beide<br />
geöffnet haben und das Innenleben des an<strong>der</strong>en<br />
mitbekommen.<br />
07 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 47
er war nicht in <strong>der</strong> Lage, sich noch zu bewegen,<br />
er war halb begraben. Ich musste<br />
schmunzeln, und dann lachten wir beide.<br />
Moro: Cory Richards war eher schockiert.<br />
Und wir hatten Spaß. So was ist sicher selten.<br />
Extrem-Tour:<br />
Simone Moro bei <strong>der</strong><br />
Winterbesteigung<br />
des Gasherbrum II<br />
Ohne zusätzlichen<br />
Sauerstoff: Denis<br />
Urubko (re.) mit<br />
einer kasachischen<br />
Expedition 2002<br />
am Kangchenzönga<br />
(8586 m)<br />
Urubko: Und doch sind wir völlig verschieden,<br />
verfolgen unsere persönlichen Ziele,<br />
Träume. Wir klettern beide auch mit an<strong>der</strong>en<br />
Partnern. Ich weiß aber zu je<strong>der</strong> Zeit:<br />
Simone ist da irgendwo in <strong>der</strong> Welt – und<br />
darüber freue ich mich.<br />
Wie wichtig ist es, in dieser großen Höhe<br />
Spaß zu haben?<br />
Moro: Das ist wahnsinnig wichtig, eigentlich<br />
die Grundlage für alles. Auch bei Expeditionen,<br />
die nicht erfolgreich waren. Wenn wir<br />
das Beson<strong>der</strong>e unserer Freundschaft beschreiben<br />
sollen: Wir sind immer gut drauf.<br />
Selbst bei den krassesten Abenteuern lachen<br />
wir viel. Haben Sie »Cold« gesehen? (18-minütiger<br />
Dokumentarfilm des US-Alpinisten Cory<br />
Richards, <strong>der</strong> Moro und Urubko bei <strong>der</strong> Gasherbrum-II-Winterbesteigung<br />
begleitete; Anm. d. Red.)<br />
Ja.<br />
Moro: Dann wissen Sie: Wir machen unsere<br />
Späße, selbst wenn’s ungemütlich ist.<br />
Urubko: Es war ja eine Winterbesteigung,<br />
und ich erinnere mich, dass Simone mit<br />
einer Wechte ein paar Meter abbrach und<br />
sich daran festhielt wie… (Denis springt auf<br />
und umarmt einen Stoffsessel im Zimmer), und<br />
Wer macht mehr Späße von euch beiden?<br />
Urubko: (deutet auf Simone) Er.<br />
Moro: Wahrscheinlich stimmt das.<br />
Dann haben Sie, Denis, den ernsteren Part?<br />
Urubko: Simone hat eine unglaublich positive<br />
Energie. Mich ziehen Situationen manchmal<br />
runter, aber ich lerne viel von ihm.<br />
Wie begann Ihre Freundschaft? War das<br />
gleich Liebe auf den ersten Blick?<br />
Moro: Nein. Wir beobachteten uns schon<br />
eine ganze Weile. Wir trafen uns zum ersten<br />
Mal 1999 in Kasachstan – nach <strong>der</strong> Annapurna-Tragödie<br />
(Anatoli Bukrejew kam im<br />
Dezember 1997 bei einem Winterversuch an <strong>der</strong><br />
Annapurna-Südwand durch eine Lawine ums Leben;<br />
Anm. d. Red.). Ich wollte eine Expedition<br />
verwirklichen, die ich mit Anatoli geplant<br />
hatte, und zwar mit einem <strong>Bergsteiger</strong> aus<br />
dem gleichen Land. Unsere Freundschaft<br />
begann nicht sofort. Etwa in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong><br />
15-tägigen Expedition merkten wir, dass<br />
wir ein gutes Paar sein könnten. Von diesem<br />
Jahr an begann unsere Freundschaft.<br />
2000/2001 wurden wir Brü<strong>der</strong>.<br />
Urubko: Das ist ein gutes Bild. Er ist wie<br />
mein älterer Bru<strong>der</strong>. Und auch wenn es<br />
für Außenstehende schwer zu glauben<br />
ist: Jedes Mal, wenn mein Leben an einem<br />
Scheidepunkt stand, wenn es nicht mehr<br />
weiter ging, erschien Simone auf wun<strong>der</strong>same<br />
Weise. Er öffnete die Tür für mich, ich<br />
konnte den nächsten Schritt tun.<br />
Moro: Ich erinnere mich an das Jahr 2009,<br />
Denis war in Kasachstan, ihm ging es nicht<br />
gut. Als ich anrief – wir hatten Monate<br />
lang nichts voneinan<strong>der</strong> gehört–, antwortete<br />
mir zunächst eine ärgerliche Stimme.<br />
Als er merkte, dass ich es war, besserte sich<br />
seine Stimmung. Und ich fragte ihn, ob er<br />
mit mir eine Winterbesteigung machen<br />
wollte. Er sagte sofort ja. Ich hatte, ohne es<br />
zu wissen, genau den richtigen Zeitpunkt<br />
erwischt. Inzwischen sind wir sehr eng befreundet.<br />
Ich versuche gerade, Denis und<br />
seine Frau Olga davon zu überzeugen, dass<br />
sie nach Italien ziehen. Wegen <strong>der</strong> ökono-<br />
Fotos: Cory Richards/The North Face (2), Denis Urubko, Meike Birck (3)<br />
48 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13
mischen Krise macht Italien lei<strong>der</strong> Schwierigkeiten.<br />
Aber ich hoffe, wir kriegen das<br />
bald hin.<br />
Was ist die Rolle des jüngeren Bru<strong>der</strong>s?<br />
Urubko: Zu lernen. (lacht)<br />
»Wir sind immer gut drauf«: Denis Urubko (blaues Shirt) und Simone Moro im Interview<br />
Wirklich?<br />
Urubko: Ja, ehrlich.<br />
Moro: Als ich Denis kennenlernte, war das<br />
für mich <strong>der</strong> zweitwichtigste Moment in<br />
meinem Leben. Zuvor gab es Anatoli Bukrejew,<br />
er war mein älterer Bru<strong>der</strong>, nun war ich<br />
es für Denis. Ich musste nun sehr schnell lernen,<br />
<strong>der</strong> ältere Bru<strong>der</strong> zu sein. Das war nicht<br />
einfach, weil <strong>der</strong> ältere Bru<strong>der</strong>…<br />
Urubko: …Geduld haben muss…<br />
Moro: …und die richtigen Antworten. Es<br />
geht auch gar nicht darum, was besser o<strong>der</strong><br />
schlechter ist, es ist einfach an<strong>der</strong>s. Wenn<br />
man das Hinterrad nach vorne tauscht,<br />
dann läuft’s die ersten Kilometer nicht beson<strong>der</strong>s<br />
gut, verstehen Sie?<br />
Gibt es ein Geheimnis Ihres Teamgeists?<br />
Moro: Dass wir Spaß haben und glücklich<br />
sind. Egal, ob wir mitten durch den Sturm<br />
laufen, kaum eine Handbreit weit sehen…<br />
Urubko: …und du schreist »Denis, was zum<br />
Teufel machen wir hier!« (schreit und lacht)<br />
Moro: Fragen Sie Gerlinde Kaltenbrunner<br />
o<strong>der</strong> irgendwelche an<strong>der</strong>en <strong>Bergsteiger</strong>, die<br />
im Basislager zu uns ins Zelt kommen. Sie<br />
besuchen uns, nicht nur, um einen Kaffee<br />
zu trinken, son<strong>der</strong>n weil sie was zum Lachen<br />
haben wollen. Wir sind immer positiv, auch<br />
wenn wir ohne einen <strong>Gipfel</strong> zurückkehren.<br />
Stimmt es, dass Sie, Denis, Gerlinde den<br />
Spitz namen »Cin<strong>der</strong>ella Caterpillar« gaben?<br />
Moro: Ja. 2003 war das.<br />
Urubko: Weil du dich mit ihrem Namen<br />
schwer tatst. Cin<strong>der</strong>ella Caterpillar, das<br />
kann man sich merken. Sie ist eine sehr beson<strong>der</strong>e,<br />
nette Person. Und hat Bärenkräfte.<br />
Als sie ein Klappmesser öffnen wollte, hat<br />
sie einfach den Verschluss zerbrochen.<br />
Wer von Ihnen beiden dreht eher um,<br />
wenn die Verhältnisse schlecht werden?<br />
Moro: Normalerweise treffen wir eine Entscheidung<br />
zu zweit.<br />
Urubko: Es ist nicht so, dass einer sagt, ich<br />
kann nicht mehr, lass uns umdrehen.<br />
»Wer den Everest<br />
heute so besteigen will<br />
wie Mallory, dann<br />
geht das nur im Winter.<br />
Es ist ein Zurück zum<br />
Abenteuer. «<br />
Es ist nicht möglich, dass einer zum<br />
<strong>Gipfel</strong> weitergeht und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e zurück?<br />
Moro: Nein.<br />
Urubko: Einmal an <strong>der</strong> Annapurna, war es so.<br />
Moro: Aber es war eine gemeinsame Entscheidung.<br />
Urubko: Du sagtest, Denis sprinte du auf<br />
den <strong>Gipfel</strong>. Es ist nicht weit zum Camp<br />
für mich, mach dir keine Sorgen. Als ich<br />
zurückkam, war es stockdunkel, ich war<br />
Fußpflege bei minus 46 Grad: Simone Moro<br />
bei <strong>der</strong> Winterexpedition zum Gasherbrum II<br />
ziemlich kaputt und fand das Camp nicht.<br />
Also schrie ich, und wie durch ein Wun<strong>der</strong><br />
hörte mich Simone. Er stellte seine Lampe<br />
vors Zelt, das waren nur 200 Meter.<br />
Eigentlich würde man einen Italiener<br />
nicht per se für einen <strong>der</strong> besten Höhenbergsteiger<br />
im Winter halten.<br />
Moro: Mir hat die aktuell beste polnische<br />
<strong>Bergsteiger</strong>in, Kinga Baranowska, gesagt,<br />
ich habe polnisches Blut in mir… Ich bin<br />
aus Bergamo, die Alpen sind da eher niedrig.<br />
Aber wir sind bekannt dafür, ziemlich zäh<br />
und harte Arbeiter zu sein. Walter Bonatti<br />
stammte auch aus Bergamo. Und wir zahlen<br />
Steuern, die die an<strong>der</strong>en ausgeben… (lacht)<br />
Wir sind also mehr deutsch. Ehrlich, das ist<br />
auch <strong>der</strong> Grund dafür, dass ich eine Südtirolerin<br />
geheiratet habe. Ich bin wahrscheinlich<br />
nicht <strong>der</strong> beste Prototyp eines Italieners.<br />
Denis, haben Sie auch polnisches Blut<br />
in den A<strong>der</strong>n? O<strong>der</strong> sind die Kasachen<br />
noch härter?<br />
Urubko: In meinen A<strong>der</strong>n fließt russisches<br />
Blut.<br />
Moro: Das ist die beste Antwort. (lacht)<br />
Was ist das Aufregende an einer Winterbesteigung?<br />
Moro: Im Winter im Himalaya bergsteigen<br />
heißt, die seltene Gelegenheit ergreifen, die<br />
Berge exakt so zu sehen, wie sie vor 50 o<strong>der</strong><br />
100 o<strong>der</strong> 1000 Jahren waren. Ohne menschliche<br />
Spuren, selbst Fixseile und Müll sind<br />
vom Schnee bedeckt. Wenn Sie den Everest<br />
heute wie Mallory besteigen wollen, dann<br />
geht das eigentlich nur im Winter.<br />
Urubko: Es ist ein Zurück zum Abenteuer<br />
<strong>der</strong> frühen Alpinisten. Zum Entdeckergeist.<br />
Moro: Als wir am Nanga Parbat waren und<br />
den Diamir-Gletscher querten, wussten wir<br />
zum Beispiel, dass die komplette Querung<br />
des Gletschers von Albert Mummery 1895<br />
gemacht worden war. Danach kam nur<br />
07 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 49
Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
Karakorum: Simone<br />
Moro an einem<br />
Steilstück des<br />
Gasherbrum II<br />
Fotos: Cory Richards/The North Face, Privatarchiv Denis Urubko (2)<br />
Bergsteigen<br />
im Dienst<br />
<strong>der</strong> Armee:<br />
Denis Urubko<br />
als Mitglied<br />
des »Central<br />
Sport Club<br />
of Kazakstan<br />
Army«<br />
noch Messner, <strong>der</strong> einen Teil des Gletschers<br />
durchstieg. Das Gefühl, auf einer Route unterwegs<br />
zu sein, die vor mehr als hun<strong>der</strong>t<br />
Jahren begangen wurde, und das in <strong>der</strong> wildesten<br />
Saison – das macht den Reiz aus.<br />
Und deshalb sind wir total glücklich mit<br />
dieser Expedition, obwohl wir scheiterten.<br />
Ich habe gelernt: Erfolgreiche Expeditionen<br />
müssen nicht mit dem <strong>Gipfel</strong>erfolg enden.<br />
Gerade am Nanga Parbat gab es so viele interessante<br />
Aspekte, die mir neue Energie gaben.<br />
Wie trainieren Sie für Winterbesteigungen?<br />
Moro: Ich versuche, dass <strong>der</strong> Körper sich an<br />
Kälte gewöhnt, indem ich nicht zu viel anziehe.<br />
Wenn Sie jetzt denken, dass ich extra<br />
kalt dusche, täuschen Sie sich aber.<br />
Was waren entscheidende Momente?<br />
Urubko: Okay, ein Beispiel von dir, Simone,<br />
eins von mir.<br />
Moro: Ich erinnere mich an eine Situation,<br />
als wir eine Besteigung abbrechen mussten<br />
und Denis enttäuscht war. Wir waren<br />
ganz nah am <strong>Gipfel</strong>, aber einem in unserer<br />
Seilschaft ging es nicht gut. Ich sagte: Wir<br />
müssen umdrehen. Denis wollte das erst<br />
nicht einsehen. Er war ärgerlich. Es war ein<br />
Moment, an dem ich seine Freundschaft testete.<br />
Er hätte auch sagen können: Geht ihr<br />
zurück, ich mach’s alleine.<br />
ZU DEN PERSONEN<br />
Und für Sie, Denis: Gab es einen Punkt, an<br />
dem Sie dachten: Hmm, wird schwierig?<br />
Urubko: Nur ganz am Anfang, 1999. Wir<br />
hatten einfach unterschiedliche Mentalitäten.<br />
Wir kämpften manchmal wie zwei neugierige<br />
Hunde (beide fangen zu knurren an). Ich<br />
brauchte ein wenig, um zu kapieren, wie<br />
wichtig er für mich ist. Als älterer Bru<strong>der</strong>,<br />
als Freund. Manchmal, wenn ich Simone<br />
nicht verstehe, versuche ich, erst einmal<br />
mich selbst zu verstehen. Zu verstehen, was<br />
in <strong>der</strong> Kommunikation falsch gelaufen sein<br />
könnte und wie ich das verbessern kann. ◀<br />
Sie schlagen auch kein Loch in zugefrorene<br />
Seen, um darin zu baden?<br />
Moro: Nein, davon wird man doch nur<br />
krank. Meine Mutter sagt, dass ich immer<br />
nur im T-Shirt rumgelaufen bin.<br />
Und Sie Denis?<br />
Urubko: Auch nichts wirklich Beson<strong>der</strong>es,<br />
also keine Diät o<strong>der</strong> so. Wir beide versuchen<br />
nur, Zucker zu meiden, aber auch<br />
nicht extrem.<br />
Was müsste passieren, dass Ihre Freundschaft<br />
zerbricht?<br />
Moro: Das ist eine gute Frage, wir haben<br />
noch nie darüber gesprochen.<br />
Urubko: Simone, dann rede nicht darüber!<br />
Moro: Gott sei dank stehen wir nicht auf die<br />
gleichen Frauen!<br />
Moro: Wir haben schon einiges gemeinsam<br />
durchgemacht in den letzten 15 Jahren, und<br />
unsere Freundschaft ist daran gewachsen.<br />
Trainer, Soldat, Winterbesteiger<br />
Simone Moro, geboren am 27. Oktober 1967<br />
in Bergamo, Italien, wurde schon von seinem<br />
Vater fürs Klettern begeistert. Von 1985 bis<br />
1992 war er Teil <strong>der</strong> Sportkletter-Nationalmannschaft<br />
FASI und kletterte in den damals<br />
höchsten Schwierigkeitsgraden (8a und 8b+).<br />
Nach seiner aktiven Karriere trainierte er die<br />
FASI. 2003 schloss er sein Sportstudium mit<br />
Bravur ab, seine Abschlussarbeit deutete schon<br />
auf seine Leidenschaft hin: »Alpinismus in<br />
extremen Höhen«. Moro machte vor allem durch<br />
seine Winterbesteigungen auf sich aufmerksam,<br />
im Jahr 2008 zum ersten Mal zusammen mit<br />
Denis Urubko am Makalu (8485 m).<br />
Denis Urubko, geboren am 29. Juli 1973 in<br />
Newinnomyssk im Kaukasus (Russland), wollte<br />
eigentlich Kameramann und Journalist werden.<br />
Er entschied sich aber für den harten, alpinistischen<br />
Weg und schloss sich dem kasachischen<br />
Militär-Sport-Korps an. Inzwischen gehört er<br />
zu <strong>der</strong> kleinen Riege <strong>der</strong> Alpinisten, die alle 14<br />
Achtausen<strong>der</strong> bestiegen haben. Er ist erst <strong>der</strong><br />
Achte, dem dies ohne zusätzlichen Sauerstoff<br />
gelang. Für seine herausragenden Leistungen<br />
wurde er unter an<strong>der</strong>en mit dem Schneeleopard-<br />
Orden, dem Eiger Award und dem Piolet d’Or<br />
ausgezeichnet.<br />
Innige Spaßvögel: unschwer zu erkennen,<br />
wer gerne mehr Faxen macht …<br />
50 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13
ISBN 978-3-7654-5913-9<br />
ISBN 978-3-7654-5910-8<br />
ISBN 978-3-7654-4910-9<br />
ISBN 978-3-7654-6084-5<br />
ISBN 978-3-7654-5911-5<br />
ISBN 978-3-7654-5900-9<br />
ISBN 978-3-7654-4917-8<br />
ISBN 978-3-7654-6117-0<br />
ISBN 978-3-7654-5175-1<br />
ISBN 978-3-7654-5676-3<br />
ISBN 978-3-7654-5894-1<br />
ISBN 978-3-7654-5678-7<br />
ISBN 978-3-7654-5679-4<br />
ISBN 978-3-7654-6251-1<br />
ISBN 978-3-7654-5917-7<br />
ISBN 978-3-7654-5904-7<br />
ISBN 978-3-7654-5914-6<br />
ISBN 978-3-7654-4904-8<br />
ISBN 978-3-7654-6081-4<br />
ISBN 978-3-7654-4897-3<br />
ISBN 978-3-7654-4581-1<br />
ISBN 978-3-7654-6085-2<br />
ISBN 978-3-7654-5896-5<br />
ISBN 978-3-7654-5234-5<br />
ISBN 978-3-7654-4915-4<br />
ISBN 978-3-7654-5916-0<br />
ISBN 978-3-7654-4903-1<br />
ISBN 978-3-7654-4909-3<br />
ISBN 978-3-7654-6086-9<br />
ISBN 978-3-7654-5793-7<br />
ISBN 978-3-7654-5897-2<br />
ISBN 978-3-7654-4902-4<br />
ISBN 978-3-7654-5235-2<br />
ISBN 978-3-7654-5906-1<br />
ISBN 978-3-7654-5898-9<br />
ISBN 978-3-7654-5792-0<br />
ISBN 978-3-7654-5903-0<br />
ISBN 78-3-7654-5905-4<br />
ISBN 978-3-7654-5912-2<br />
ISBN 978-3-7654-5783-8<br />
ISBN 978-3-7654-5891-0<br />
ISBN 978-3-7654-5899-6<br />
ISBN 978-3-7654-5684-8<br />
ISBN 978-3-7654-5941-2<br />
ISBN 978-3-7654-5892-7<br />
ISBN 978-3-7654-5893-4<br />
ISBN 978-3-7654-5902-3<br />
ISBN 978-3-7654-5935-1<br />
ISBN 978-3-7654-5173-7<br />
ISBN 978-3-7654-5169-0<br />
ISBN 978-3-7654-5907-8<br />
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ISBN 978-3-7654-5908-5<br />
ISBN 978-3-7654-5895-8<br />
ISBN 978-3-7654-5909-2<br />
ISBN 978-3-7654-5674-9<br />
ISBN 978-3-7654-5901-6<br />
ISBN 978-3-7654-5675-6<br />
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AUF TOUR<br />
SERIE: Hüttenzauber<br />
TEIL 8: Langkofelhütte<br />
Familienbande<br />
Luis Trenker war noch als Hochbetagter hier<br />
oben, auch Reinhold Messner beehrte die Hütte<br />
unter dem Langkofel. Walter Piazza bewirtet<br />
berühmte Gäste mit <strong>der</strong> gleichen knorrigen<br />
Herzlichkeit wie die zahllosen Alpinisten, die<br />
sich an den Wänden versuchen. Die Tourenbücher<br />
sind voller Abenteuer und Anekdoten.<br />
Von Christina Warta (Text und Bil<strong>der</strong>)<br />
Wenn draußen die untergehende<br />
Sonne ihre Strahlen<br />
durch die Fenster in den<br />
niedrigen Gastraum schickt,<br />
dann zieht es die <strong>Bergsteiger</strong><br />
aus <strong>der</strong> bullernden Kaminwärme noch<br />
einmal nach draußen auf den Balkon. Vorne<br />
stürzt das Kar steil in die Tiefe, darüber<br />
spannt sich ein dramatischer Himmel, <strong>der</strong><br />
aussieht wie von Caspar David Friedrich gemalt.<br />
Es ist ein magischer Moment, <strong>der</strong> auch<br />
jene noch einmal mobilisiert, die eigentlich<br />
nur noch die Füße hochlegen wollten. Die<br />
Langkofelhütte klebt auf 2256 Metern Höhe<br />
direkt unter <strong>der</strong> Langkofelkarspitze. Doch<br />
sie ist nicht nur eine Aussichtskanzel par<br />
excellence, son<strong>der</strong>n auch ein perfekter Aus-<br />
52 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13
Viele Wege führen<br />
auf den Lang- und<br />
Plattkofel – so breit<br />
wie dieser Pfad sind<br />
die wenigsten.<br />
HÜTTENZAUBER<br />
Wenn eine Schlechtwetterfront<br />
naht, ziehen Wolkenfetzen<br />
auch um die Langkofelhütte,<br />
die auf 2256 Metern<br />
nahe <strong>der</strong> Felswand klebt.<br />
gangspunkt für Wan<strong>der</strong>- und Klettertouren.<br />
Der Langkofel ist das Wahrzeichen von St.<br />
Cristina im Grödner Tal. Der 3181 Meter<br />
hohe Berg, den die Einheimischen auf ladinisch<br />
»Saslonch« nennen, überragt den Ort<br />
mit seiner charakteristischen Form. Wie monumentale<br />
Finger schieben sich die Felsen<br />
in die Höhe. Die anspruchsvollen Wege des<br />
Langkofels sind den Alpinisten vorbehalten,<br />
während das charakteristische <strong>Gipfel</strong>plateau<br />
des 2956 Meter hohen Plattkofels auch von<br />
Wan<strong>der</strong>ern erklommen werden kann. Die<br />
Langkofelhütte liegt im Herzen des Massivs.<br />
Wer über den Rundweg kommt, kann sie<br />
von weiter Ferne erkennen, wenn er denn<br />
weiß, wo genau die Hütte liegt: Direkt über<br />
dem Geröllfeld drückt sich das massiv gemauerte<br />
Haus mit den grünweißen Fensterläden<br />
an die Felsen.<br />
Salame di Cioccolata und Zirbenschnaps<br />
Schon vor 1900 wurde eine erste, kleine<br />
Hütte am Langkofel gebaut, doch sie sollte<br />
nicht lange stehen: Eine Lawine riss auf<br />
dem Weg ins Tal alles mit, was im Weg<br />
stand – auch die erste Langkofelhütte. Die<br />
Wiener Sektion des Alpenvereins errichtete<br />
deshalb 1903 eine zweite Hütte, die nicht<br />
nur etwas größer war, son<strong>der</strong>n vor allem<br />
eine geschütztere Lage hatte. Dass <strong>der</strong> Bauplatz<br />
diesmal mit Bedacht gewählt wurde,<br />
zahlte sich aus: Seit über hun<strong>der</strong>t Jahren<br />
haben <strong>der</strong> Langkofelhütte we<strong>der</strong> Lawinen<br />
noch an<strong>der</strong>e Unbilden <strong>der</strong> Natur etwas anhaben<br />
können. 1927 wurde das Gebäude<br />
noch einmal erweitert und 1991 wurde zudem<br />
eine Küche angebaut.<br />
Von Mai bis September ist Walter Piazza<br />
<strong>der</strong> Chef im Rifugio Vicenza – und das seit<br />
mehr als 30 Jahren. Er herrscht über die Bar<br />
gleich beim Eingang, natürlich über die<br />
Küche und über ein beeindruckendes Bettenlager<br />
unter dem Dach. In 69 Stockbetten<br />
können sich die <strong>Bergsteiger</strong> von ihren Touren<br />
erholen – vorausgesetzt, <strong>der</strong> Schläfer<br />
nebenan verhält sich einigermaßen ruhig.<br />
Seit den 1980er-Jahren bewirtschaftet Piazza<br />
im Sommer die Langkofelhütte, kredenzt<br />
Carne salada und Gulasch, serviert<br />
Salame di Cioccolata und Zirbenschnaps<br />
und schneidet später am Abend ein Stückchen<br />
Speck für all jene auf, die immer noch<br />
munter in <strong>der</strong> Stube sitzen und noch mal<br />
Appetit bekommen haben. Vor Piazza war<br />
sein Vater <strong>der</strong> Hüttenwirt hier oben, und<br />
davor sein Großvater. »Wenn ich das einmal<br />
nicht mehr machen kann, werden es meine<br />
Söhne übernehmen«, erzählt er.<br />
Alpinistischer Schatz<br />
Hüttenwirt zu sein auf gut 2000 Metern ist<br />
kein einfaches Geschäft: »Es ist kein Stress«,<br />
sagt Walter Piazza, <strong>der</strong> seine Arbeit hier<br />
oben liebt, »aber es ist eine Riesenarbeit«.<br />
In <strong>der</strong> Hochsaison arbeiten zehn Personen<br />
auf <strong>der</strong> Hütte. 150 Kilo Lebensmittel müssen<br />
jeden Tag hinaufgeschafft, <strong>der</strong> Müll wie-<br />
KOMPAKT<br />
Alle Fotos: Bernd Ritschel<br />
Langkofelhütte – Hütteneinmaleins<br />
Lage: Unterhalb <strong>der</strong> Langkofelkarspitze<br />
(2821 m) vereinen sich Lang- und Plattkofelkar<br />
auf dem Weg ins Tal. Genau darüber thront die<br />
Langkofelhütte, die auch den Namen »Rifugio<br />
Vicenza al Sassolungo« trägt.<br />
Kapazität: 69 Betten im Bettenlager, Dreiund<br />
Vierbett-Zimmer<br />
Zugänge: Von Monte Pana mit Unterstützung<br />
des Sessellifts vom Mont de Sëura in zwei Stunden,<br />
vom Sellajoch in rund zweieinhalb Stunden,<br />
von <strong>der</strong> Plattkofelhütte in zwei Stunden o<strong>der</strong> im<br />
Abstieg von <strong>der</strong> Toni-Demetz-Hütte (Auffahrt mit<br />
Sessellift) in etwa einer Stunde.<br />
Öffnungszeiten: Ende Mai o<strong>der</strong> Anfang Juni<br />
bis Ende September, genaue Öffnungszeiten<br />
sind von <strong>der</strong> Witterung abhängig.<br />
Adresse: Via Pana 73, 39047 S. Cristina (BZ)<br />
E-Mail: info@rifugiovicenza.com o<strong>der</strong><br />
info@langkofelhuette.com<br />
Internet: www.rifugiovicenza.com<br />
Telefon: 00 39/04 71/79 23 23<br />
Stromversorgung: aus Dieselaggregaten.<br />
Solarzellen bekämen<br />
wegen <strong>der</strong> steilen Felsen<br />
zu wenig direkte Sonneneinstrahlung.<br />
Wasserversorgung:<br />
aus dem Gletscher – mit<br />
nur drei Grad Celsius<br />
Wirt Walter Piazza an<br />
<strong>der</strong> Hüttenbar<br />
07 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 53
TOUREN<br />
Tourentipps rund um Langkofel und Plattkofel<br />
Dolomiten von ihrer schönsten Seite: Wir haben sechs Bergtouren<br />
für Sie ausgesucht, die Sie nicht vergessen werden.<br />
Vom Balkon <strong>der</strong> Langkofelhütte<br />
schweift <strong>der</strong> Blick weit ins Tal.<br />
1 Um die Langkofelgruppe<br />
(3181 m)<br />
▶ mittel 7 Std.<br />
550 Hm + 12 J.<br />
Charakter: Leichte, aber ziemlich<br />
lange Wan<strong>der</strong>ung (17 Kilometer), für<br />
die aufgrund <strong>der</strong> Länge eine ordentliche<br />
Kondition vonnöten ist. Bei Regen<br />
können einige Abschnitte glitschig<br />
werden. Wun<strong>der</strong>volle Ausblicke auf<br />
Sellamassiv, Schlern und Seiseralm.<br />
Turbulent: die Einkehr in die beliebte<br />
Emilio-Comici-Hütte<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz<br />
Sellajochhaus (2180 m) o<strong>der</strong><br />
Bergstation (2280 m) <strong>der</strong> Ciampinoi-<br />
Seilbahn<br />
Anfahrt: Von St. Ulrich, dem größten<br />
Ort im Grödner Tal, bis Wolkenstein, von<br />
dort mit <strong>der</strong> Seilbahn auf den Ciampinoi<br />
o<strong>der</strong> mit dem Auto zum Sellajoch<br />
Route: Ciampinoi, Sellajochhaus,<br />
Friedrich-August-Hütte, Plattkofelhütte,<br />
Comicihütte, Ciampinoi o<strong>der</strong><br />
Sellajochhaus<br />
2 Zur Toni-Demetz-Hütte<br />
(2681 m)<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
570 Hm + 10 J.<br />
Charakter: Nach einem gemächlichen<br />
Beginn unterhalb steiler Felswände<br />
geht es durch das Langkofelkar<br />
steil bergan. Wegen möglicher<br />
rutschiger Wege und Geröllfel<strong>der</strong><br />
schadet Trittsicherheit nicht. Müde<br />
Wan<strong>der</strong>er können die Wan<strong>der</strong>ung<br />
unterwegs abkürzen o<strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />
Toni-Demetz-Hütte mit <strong>der</strong> Gondelbahn<br />
abfahren.<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz<br />
am Sellajoch (2180 m)<br />
Route: Sellajoch, Felsenlabyrinth<br />
»Steinerne Stadt«, Comici-Hütte,<br />
Ciaulonch-Sattel, Langkofelhütte,<br />
Toni-Demetz-Hütte, Sellajoch<br />
Einkehr: Comici-, Langkofel-, Toni-<br />
Demetz-Hütte<br />
3 Besteigung des Plattkofels<br />
(2964 m)<br />
▶ mittel-schw. 7 Std.<br />
780 Hm + 14 J.<br />
Charakter: Einer <strong>der</strong> Klassiker des<br />
Tals. Die Wan<strong>der</strong>ung führt über eine<br />
Geröllfl anke und denselben Weg<br />
zurück. Trittsicherheit erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Einer <strong>der</strong> schönsten Ausblicke über<br />
das Tal<br />
Ausgangs- und Endpunkt:<br />
Parkplatz am Sellajochhaus (2180 m)<br />
Route: Entlang des Friedrich-August-<br />
Wegs zur Plattkofelhütte, von dort in<br />
rund 2 Stunden zum <strong>Gipfel</strong>. Gleicher<br />
Weg zurück o<strong>der</strong> über die Zallinger-<br />
Hütte direkt absteigen nach St.<br />
Cristina. Variante: Aufstieg über den<br />
Oscar-Schuster-Klettersteig. Schwierige,<br />
alpine, sparsam gesicherte Tour,<br />
nur für Klettersteig-Erfahrene<br />
Einkehr: Friedrich-August-Hütte,<br />
Pertini-Hütte, Plattkofelhütte,<br />
Zallinger<br />
4 Über den Oscar-Schuster-<br />
Steig auf den Plattkofel<br />
Klettersteig<br />
▶ schwierig 4 Std.<br />
700 Hm + 14 J.<br />
Charakter: Alpine <strong>Gipfel</strong>überschreitung,<br />
Aufstieg entlang eines sparsam<br />
gesicherten Klettersteigs mit Aussicht<br />
an <strong>der</strong> Innenseite des Plattkofels,<br />
Trittsicherheit, Schwindelfreiheit nötig<br />
Ausgangspunkt: Langkofelhütte<br />
Endpunkt: Plattkofelhütte<br />
Route: Langkofelhütte, Plattkofelkar,<br />
Plattkofelgipfel, Abstieg zur Plattkofelhütte<br />
Einkehr: Langkofelhütte, Plattkofelhütte<br />
5 Vom Ciampinoi zur<br />
Langkofelhütte<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
250 850 + 10 J.<br />
Charakter: Kurze, gemütliche<br />
Abwärts-Wan<strong>der</strong>ung, einige Stellen<br />
etwas ausgesetzt<br />
Ausgangspunkt: Ciampinoi, Bergstation<br />
(Talstation: Wolkenstein)<br />
Endpunkt: Monte Pana, Bergstation<br />
Route: Von <strong>der</strong> Bergstation über den<br />
Ciampinoi, auf dem jedes Jahr ein<br />
Ski-Weltcup stattfi ndet, dann hinauf<br />
zur Langkofelhütte, hinab über die<br />
Confi nböden und auf einer Forststraße<br />
nach Monte Pana, hier führt ein<br />
Sessellift nach St. Cristina<br />
Einkehr: Langkofelhütte<br />
6 Von St. Ulrich über die<br />
Confinböden hinauf zur<br />
Langkofelhütte<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1020 Hm ab 12 J.<br />
Charakter: Auf dem Weg von St. Ulrich<br />
wan<strong>der</strong>n ambitionierte Alpinisten<br />
schon seit <strong>der</strong> Zeit vor dem Ersten<br />
Weltkrieg. Ihr Ziel schon damals: die<br />
Langkofelhütte. Auch heute braucht<br />
man nicht nur Kondition, son<strong>der</strong>n<br />
auch Einsatzfreude und Abenteuerlust,<br />
um den hin und wie<strong>der</strong> steilen<br />
und eingewachsenen Weg zu fi nden<br />
und zu meistern.<br />
Ausgangspunkt: St. Ulrich<br />
(1236 m)<br />
Endpunkt: Monte Pana (1637 m)<br />
Route: Von St. Ulrich zunächst<br />
Richtung St. Cristina, dann den Steig<br />
Richtung Confi nböden (»Plans de<br />
Cunfi n«) nehmen, über die Klamm<br />
und zwei Forststraßen, dann über die<br />
Qual <strong>der</strong> Wahl: Touren gibt es am<br />
Langkofelmassiv zuhauf.<br />
Confi nböden zur Langkofelhütte. Von<br />
dort Abstieg Richtung Monte Pana<br />
Einkehr: Langkofelhütte<br />
54 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13
INFO<br />
Historisches <strong>Gipfel</strong>buch von 1940<br />
Blitz und Donner an <strong>der</strong> »Salami«<br />
Ein schmaler Pfad führt<br />
hinauf zu den Schneefel<strong>der</strong>n<br />
im Kar und auf den<br />
Oscar-Schuster-Steig.<br />
<strong>der</strong> hinuntergebracht werden. Bis 1979 übernahmen<br />
diese Arbeit Pferdewagen, soweit<br />
sie denn den Berg hinaufkamen. Seither<br />
gibt es eine Materialbahn. An schönen Wochenenden<br />
ist jedes Bett in <strong>der</strong> Hütte besetzt,<br />
doch nach einem Wettersturz sind manchmal<br />
auch nur ein paar Matratzen belegt. Die<br />
Langkofelhütte ist eine klassische Berghütte:<br />
Vier Toiletten, zwei Waschbecken – mehr<br />
Komfort gibt es nicht für die Übernachtungsgäste.<br />
Doch wer hat schließlich schon Lust<br />
zu duschen, wenn das Wasser, das von den<br />
Gletschern aufgefangen wird, nur drei Grad<br />
Celsius hat?<br />
Piazza ist ein knorriger, aber herzlicher Typ:<br />
In all den Jahren hat er hier oben Scharen<br />
von <strong>Bergsteiger</strong>n beherbergt und verköstigt.<br />
Auch Luis Trenker, <strong>der</strong> aus St. Ulrich im<br />
Grödner Tal stammt, war darunter, ebenso<br />
wie Reinhold Messner. Aber auch viele weniger<br />
bekannte, ambitionierte Alpinisten sind<br />
von hier aufgebrochen, um neue Routen an<br />
den Steilwänden oberhalb <strong>der</strong> Hütte zu eröffnen.<br />
Wer einen Erfolg feiern konnte o<strong>der</strong><br />
ein beson<strong>der</strong>es Erlebnis hatte, trug die Tour<br />
Sie nennen die Wand »die<br />
Salami«: Im Langkofelmassiv<br />
ragt westlich eine Felsnadel<br />
auf, rund 350 Meter hoch,<br />
kaum zerklüftet, die aussieht<br />
wie ein überdimensionaler<br />
Hinkelstein. Immer wie<strong>der</strong><br />
hatten sich Seilschaften an<br />
dem Felsenturm versucht,<br />
und auch in den historischen<br />
Tourenbüchern <strong>der</strong> Langkofelhütte<br />
wird von Erlebnissen in<br />
<strong>der</strong> »Salami« berichtet.<br />
Am 29. August 1940 war dem<br />
italienischen Kletterer Emilio<br />
Comici die Erstbegehung des<br />
2844 Meter hohen Monoliths<br />
gelungen. Zwei Tage war Comici<br />
mit seinem Seilpartner Severino<br />
Casara in <strong>der</strong> Nordwand<br />
gewesen. Am Nachmittag des<br />
ersten Tages hatte Comici die<br />
Schlüsselstelle, einen ausladenden<br />
Überhang, überwunden.<br />
In einer kleinen Nische<br />
hatten die beiden die Nacht<br />
verbracht. Gleich am Morgen<br />
des zweiten Tags hatte sich<br />
Comici mit einem Hammer an<br />
<strong>der</strong> Hand verletzt. Doch in dem<br />
schwierigen Gelände konnte<br />
sein Partner nicht vorsteigen,<br />
Emilio Comici führte die Seilschaft<br />
trotz seiner Verletzung<br />
erfolgreich weiter zum <strong>Gipfel</strong>.<br />
Der Salamiturm sollte Comicis<br />
letzte Erstbegehung sein: Nur<br />
sieben Wochen später verunglückte<br />
<strong>der</strong> Ausnahmekletterer<br />
tödlich – in einem Klettergarten<br />
in Wolkenstein.<br />
»Der Salamiturm ist sehr beliebt«,<br />
sagt Langkofelhüttenwirt<br />
Walter Piazza, »auch wenn viele<br />
Kletterer heute nur noch einen<br />
Tag unterwegs sein wollen«. Die<br />
schattige Tour (VI+) sollte aber<br />
nur bei absolut gewitterfreiem<br />
Wetter angegangen werden,<br />
denn <strong>der</strong> Salamiturm gilt als<br />
einer <strong>der</strong> Blitzableiter des<br />
Langkofels. Auch die erste<br />
Wie<strong>der</strong>holung am 23. September<br />
1945 endete mit einem<br />
Drama: Alle drei Kletterer<br />
kamen ums Leben.<br />
abends in das Tourenbuch ein. Die historischen<br />
Bücher sind voller Abenteuer und Anekdoten.<br />
Walter Piazza hütet sie wie einen<br />
Schatz – und das sind sie ja auch.<br />
Am Morgen ist <strong>der</strong> Himmel wie<strong>der</strong> klar und<br />
blau. Walter Piazza steht gut gelaunt hinter<br />
<strong>der</strong> Bar und brüht noch ein paar Espressi für<br />
die Wan<strong>der</strong>er, bevor sie auf brechen. Dann<br />
hebt er den Arm und winkt.<br />
◀<br />
Kaufbeurer Hütte mit Blick auf den Hochvogel<br />
Meine Lieblingshütte:<br />
Kaufbeurer Haus, Allgäuer Alpen<br />
Von BERGSTEIGER-Leser Michael Nitsche aus Bad<br />
Wörishofen/Mindelheim<br />
Foto: privat<br />
Eine meiner absoluten Lieblingshütten<br />
ist das Kauf beurer Haus in den Allgäuer<br />
Alpen. Es ist eine ganz kleine, urige<br />
<strong>Bergsteiger</strong>hütte mit beson<strong>der</strong>em Flair. Angenehm<br />
ist vor allem, dass sie so gut wie<br />
nie überlaufen ist. Vor dem Haus gibt es<br />
einen Brunnen mit hervorragen<strong>der</strong> Trinkwasserqualität<br />
(wird jedes Jahr überprüft).<br />
Beson<strong>der</strong>s attraktiv ist die Hütte auch durch<br />
den unverbauten Blick auf den imposanten<br />
Hochvogel.<br />
Zu den <strong>Gipfel</strong>n, die man vom Kauf beurer<br />
Haus aus erreichen kann, zählen die Gliegerkarspitze<br />
(2577 m), die Bretterspitze<br />
(2608 m) und die Urbeleskarspitze (2636 m).<br />
Man kann auch eine Gratüberschreitung<br />
von <strong>der</strong> Gliegerkarspitze auf die Bretterspitze<br />
(o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s herum) machen (bis<br />
Schwierigkeitsgrad II). Der Fels ist überall<br />
sehr griffig und kompakt.<br />
Steckbrief:<br />
Kaufbeurer Haus,<br />
Allgäuer Alpen<br />
Lage: 2007 m hoch über<br />
dem Hornbachtal<br />
Schlafplätze: 50 Lager<br />
(wenn unbewirtschaftet: 14)<br />
Kontakt:<br />
Tel. 0 83 21/2 67 76<br />
info@dav-allgaeuimmenstadt.de<br />
Öffnungszeiten: Pfi ngsten<br />
bis Anfang Oktober<br />
Schicken Sie uns Ihre Lieblingshütte<br />
per Post o<strong>der</strong> an<br />
bergsteiger@bruckmann.de!<br />
Es gibt Preise…<br />
!<br />
07 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 55
KOLUMNE<br />
Bücherberge<br />
Berge vermehren sich nicht, Bücher schon. O<strong>der</strong><br />
war es umgekehrt? Auf alle Fälle haben die Leidenschaften<br />
für beide mehr gemeinsam als man denken<br />
möchte. Und vereinen sich von Zeit zu Zeit.<br />
Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />
Eugen E. Hüsler<br />
ist seit 50 Jahren in den Alpen<br />
unterwegs und hat mehr als<br />
hun<strong>der</strong>t Bücher und Führer<br />
verfasst. Der 68-Jährige<br />
schreibt im Wechsel mit<br />
Sandra Zistl, Axel Klemmer und<br />
Caroline Fink über das aktuelle<br />
Geschehen in den Bergen.<br />
Kürzlich wollte ich mal wie<strong>der</strong> in jenes<br />
große Sporthaus Münchens, das<br />
mit dem Indoor-Klettersteig. Ganz in<br />
<strong>der</strong> Nähe, am Marienplatz, befindet<br />
sich auch eine große, nein: die größte Buchhandlung<br />
<strong>der</strong> Stadt: H. Da gehe ich nicht so<br />
gerne hin, weil mich die schiere Masse an<br />
Gedrucktem jedes Mal ziemlich verstört zurücklässt:<br />
Wer soll das alles lesen? Jedes Jahr,<br />
erfahre ich anlässlich <strong>der</strong> großen (<strong>der</strong> weltgrößten!)<br />
Frankfurter Bücherschau, werden<br />
in Deutschland mehr als 50 000 neue Bücher<br />
gedruckt: Kochbücher, Strickanleitungen,<br />
Wie-schmücke-ich-mein-Heim-Bücher,<br />
Prachtbände, Sportlerbiografien, Krimis,<br />
Historienschinken, Trost-, Erklär- und Verstörliteratur<br />
und natürlich: Bergbücher,<br />
ganze Berge davon. Jedes Jahr.<br />
Ein Akt <strong>der</strong> Selbstzerstörung<br />
Dabei habe ich gehört, dass Berge sich nicht<br />
vermehren können. Vermutlich deshalb,<br />
weil sie so unbeweglich sind, nicht zueinan<strong>der</strong><br />
finden, einfach dastehen, für ewig.<br />
Wissenschaftler erklären uns zwar, dass das<br />
so nicht stimmt, dass auch in <strong>der</strong> Erdkruste<br />
alles in Bewegung ist, dass in einigen Jahrmillionen<br />
unsere Alpen ganz an<strong>der</strong>s aussehen<br />
werden; <strong>der</strong> Inn münde dann ins Mittelmeer,<br />
und München könnte auf dem Grund<br />
eines künftigen Meeres liegen. Die Großbuchhandlung<br />
natürlich auch, mit all dem<br />
Gedruckten, das mich so hibbelig macht.<br />
Dabei bin ich selbst auf dem besten Weg,<br />
ein Mini-H. zu werden. Ich kaufe nämlich<br />
gerne Bücher, lese die meisten und kann sie<br />
einfach nicht wegwerfen. Mit Landkarten<br />
verhält es sich ähnlich. Dabei bin ich gar<br />
kein echter Sammler. Es ist einfach so, dass<br />
mir Bücher leicht ans Herz wachsen. Während<br />
des Lesens – so stelle ich mir das vor<br />
– nisten sie sich in meinem Innersten ein<br />
und werden zu einem Teil meines Ichs. Sie<br />
wegzuwerfen, wäre dann ein Akt <strong>der</strong> Selbstzerstörung.<br />
Und so bleiben sie im Regal und<br />
in meinem Kopf. Natürlich geht manches<br />
verloren, das Gedächtnis leckt, doch vieles<br />
bleibt haften, für immer. Aber warum gerade<br />
die Höhenzahl des Hasenöhrls (3256 m),<br />
dessen <strong>Gipfel</strong> ich mal bestiegen habe, vor<br />
Jahren? O<strong>der</strong> jener herrlich-skurrile Ausdruck<br />
von <strong>der</strong> »fußläufigen Erholung«?<br />
Wer steuert wen?<br />
Bücher. Sie sind ein Teil meines Lebens.<br />
Auf Papier gedruckte Bücher, meine ich. Ja,<br />
ich mag sie anfassen, das virtuelle Pendant,<br />
ein E-Book, genügt nicht. Vielleicht macht<br />
es mir auch ein wenig Angst, dass die mo<strong>der</strong>ne<br />
Technik alles besser, noch perfekter<br />
kann, nichts vergisst, und immer weiter in<br />
unser Leben eindringt. Wer steuert da wen?<br />
Ich bin ins Sporthaus gegangen, ein bisschen<br />
herumspaziert, verwun<strong>der</strong>t darüber,<br />
was ein sportlicher Mensch mit Freizeitanspruch<br />
heutzutage so alles braucht. Ein<br />
paar Euro habe ich dagelassen, natürlich<br />
in <strong>der</strong> Buchabteilung – ich konnte einfach<br />
nicht wi<strong>der</strong>stehen. Der Titel des schmalen<br />
Bändchens war auch zu verführerisch:<br />
»Bergbücher und Bücherberge – eine Anleitung<br />
zum <strong>Gipfel</strong>glück«.<br />
◀<br />
56 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
gegen<br />
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Name<br />
Vorname<br />
Straße<br />
PLZ<br />
Ort<br />
Datum Unterschrift<br />
Hausnummer<br />
Berg713
TIPP<br />
12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />
Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/13<br />
Schweiz, Österreich, Italien, Deutschland,<br />
Slowenien, Liechtenstein<br />
Abtrennen<br />
Falten<br />
Einstecken<br />
1 Hin<strong>der</strong>rugg, abwechslungsreiche<br />
2 Leistchamm,<br />
10 Zugspitze, leichter,<br />
6 Mittenwal<strong>der</strong><br />
4 Gosaukamm-Umrundung,<br />
5 Hoher Dachstein,<br />
Rund-<br />
wan<strong>der</strong>ung, z. T. steil<br />
Aufstieg extrem steil<br />
und ausgesetzt<br />
stellenweise aus-<br />
gesetzter Klettersteig<br />
Höhenweg, unschwieriger<br />
Klettersteig<br />
gute Wege,<br />
z. T. versichert<br />
drei schwierige Klettersteige<br />
am Stück<br />
3 Lohner-Umrundung,<br />
8 Gran Paradiso,<br />
7 Dufourspitze,<br />
12 Vor<strong>der</strong> Grauspitz, 9 Großglockner,<br />
lange, anspruchs-<br />
volle Wan<strong>der</strong>runde<br />
einfache, kurze Hochtour<br />
für Einsteiger<br />
lange, äußerst schwierige<br />
Hochtour<br />
anspruchsvolle Wan<strong>der</strong>ung<br />
über viel Geröll<br />
großartige Hochtour,<br />
lei<strong>der</strong> oft überlaufen<br />
11 Triglav, langer<br />
anspruchsvoller<br />
Klettersteig<br />
GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />
Tourenart<br />
Schwierigkeit<br />
Wan<strong>der</strong>n Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />
Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig
TIPP<br />
Appenzeller Alpen Hin<strong>der</strong>rugg (2306 m)<br />
1<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013– Seite 32<br />
TIPP<br />
Der Höchste <strong>der</strong> sieben Churfisten<br />
Von <strong>der</strong> Nordseite, vom Toggenburger Tal aus, kommt man ohne Mühe mit <strong>der</strong> Seilbahn bis zum<br />
Chäserrugg, dem 50 Meter nie<strong>der</strong>eren Nachbargipfel des Hin<strong>der</strong>rugg. Doch <strong>der</strong> Aufstieg von <strong>der</strong><br />
Südseite – mit Abstieg über das Obersesshüttli – ist freilich viel spannen<strong>der</strong>.<br />
1200 Hm | 7 Std.<br />
normale Bergwan<strong>der</strong>ausrüstung<br />
Talort: Walenstadt (426 m)<br />
Ausgangspunkt: Berggasthaus Lüsis (1205 m, erreichbar<br />
über Forststraße von Walenstadt)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Per Zug bis Walenstadt;<br />
bei Übernachtung im Berggasthaus Lüsis kann man sich<br />
vom Wirt mit dem Kleinbus am Bahnhof abholen lassen.<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std., Abstieg 3½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober, falls schneefrei<br />
Karte: swisstopo 1:50 000, Blatt 237 T »Walenstadt«;<br />
Appenzeller Alpen Leistchamm (2101 m)<br />
Im Westen <strong>der</strong> Churfirsten<br />
Auch wenn <strong>der</strong> Leistchamm streng genommen nicht mehr zu den<br />
sieben Churfisten zählt, ist er doch <strong>der</strong> markante Endpunkt dieser<br />
Bergkette. Beinahe senkrecht blickt man vom <strong>Gipfel</strong> auf das mehr<br />
als 1600 Meter tiefer gelegene Quinten und den Walensee.<br />
1800 Hm | 8½ Std.<br />
normale Bergwan<strong>der</strong>ausrüstung<br />
swisstopo 1:25 000, Blatt 1134 »Walensee«<br />
Fremdenverkehrsamt: Heidiland Tourismus, Infostelle Walensee-Unterterzen,<br />
Walenseestr. 18, CH-8882 Unterterzen,<br />
Tel. 00 41/81/7 20 17 17, www.heidiland.ch<br />
Einkehr/Übernachtung: Berggasthaus Lüsis (1205 m), Juni<br />
bis Ende Oktober, Tel. 00 41/81/7 35 11 72 o<strong>der</strong> 0041/79/<br />
6 82 04 02, www.luesis.ch; Alp Tschingla (1528 m), Mai bis<br />
Oktober, Tel. 00 41/79/4 40 72 67, www.alp-tschingla.ch<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Steiler Aufstieg von Vor<strong>der</strong>büls<br />
auf den Chäserrugg, aber ohne ausgesetzte Stellen. Vom Chäserrugg<br />
führt ein langgezogener Rücken sanft ansteigend bis zum<br />
höchsten <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Churfi rsten. Der erste Teil des Abstiegs über<br />
die Schlachtböden führt durch geologisch interessantes Gelände<br />
mit Karrenformationen. Die Tour endet mit einem sehr steilen<br />
Abstieg auf schmalen Serpentinen vom Ni<strong>der</strong>i bis Lüsis.<br />
2<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 32<br />
Talort: Quinten (434 m)<br />
Ausgangspunkt: Wan<strong>der</strong>weg in den Weinbergen<br />
Endpunkt: Arvenbüel (1273 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Postbus von Arvenbüel bis<br />
Bahnhof Ziegelbrücke (letzter Bus 18:21 Uhr, Stand Nov.<br />
12); Zug zwischen Ziegelbrücke und Walenstadt mit Halt u.<br />
a. in Murg und Unterterzen; Schiffsverkehr zwischen Murg<br />
und Quinten täglich ein- bis zweimal stündlich bis 19:50 Uhr,<br />
nach Anmeldung auch 20:45 bzw. 21:40 Uhr (Fahrplan März<br />
bis Oktober 2013, Infos unter www.walenseeschiff.ch).<br />
Gehzeiten: Aufstieg 6 Std., Abstieg 2½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober, falls schneefrei<br />
Karte: swisstopo 1:50 000, Blatt 237 T »Walenstadt»;<br />
swisstopo 1:25 000, Blatt 1134 »Walensee»<br />
Fremdenverkehrsamt: Heidiland Tourismus, Infostelle<br />
Walensee-Unterterzen, Walenseestr. 18, 8882 Unterterzen,<br />
Tel. 00 41/81/7 20 17 17, www.heidiland.ch<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Zum Sattel extrem steiles,<br />
ausgesetztes Gelände, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit<br />
unbedingte Voraussetzungen. Der Abstieg nach Arvenbüel ist<br />
teilweise ebenfalls steil, aber nicht mehr ganz so ausgesetzt.<br />
TIPP<br />
Berner Alpen Rund um den Lohner<br />
3<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 78<br />
Panoramawege <strong>der</strong> Extraklasse<br />
Zwischen Kan<strong>der</strong>steg und Adelboden erhebt sich das mehrgipflige Lohner-Massiv. Eine Rundtour<br />
über Üschene- und Engstligengrat, später quer durch den grimmigen Westabbruch und schließlich<br />
über die Bun<strong>der</strong>chrinde vermittelt ein Füllhorn von Eindrücken und Emotionen.<br />
2400 Hm | 2 Tage<br />
normale Bergausrüstung (inklusive<br />
Übernachtung)<br />
Talort: Kan<strong>der</strong>steg (1176 m) im Berner Oberland<br />
Ausgangspunkt: Im Üschenetal, bei P. 1621 hinter<br />
Usser Üschene; Zufahrt von Kan<strong>der</strong>steg via Eggeschwand<br />
und eine taxpfl ichtige Alpstraße (10 SFr)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Kan<strong>der</strong>steg mit Bahnanschluss,<br />
Postautoverkehr bis nach Eggeschwand; keine<br />
Möglichkeit ins Üschenetal, aber Seilbahn nach Sunnbüel<br />
Gehzeiten: 1. Tag bis Engstligenalp 6 Std.; 2. Tag 6½ Std.<br />
Höhenunterschied: 1. Tag 1200 Hm Aufstieg, 870 Hm<br />
Abstieg; 2. Tag 1200 Hm Aufstieg, 1530 Hm Abstieg<br />
Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Oktober, falls schneefrei<br />
Karten/Literatur: Swisstopo, 1:50 000, Blatt 263 T »Wildstrubel«;<br />
1:25 000, Blätter 1247 »Adelboden« und 1267 »Gemmi«;<br />
Zahel »Panoramawege Schweiz«, Bruckmann Verlag, 2012<br />
Fremdenverkehrsamt: CH-3718 Kan<strong>der</strong>steg,<br />
Tel. 00 41/33/6 75 80 80<br />
Hütten: Berghaus Bärtschi (1937 m), Tel. 00 41/33/6 73 13<br />
73; Berghotel Engstligenalp (1965 m), Tel. 00 41/33/6 73 22<br />
91; Lohnerhütte (2171 m), Tel. 00 41/33/6 73 04 87 o<strong>der</strong><br />
Tel. 00 41/79/4 31 54 25<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Großzügige Wan<strong>der</strong>runde, meist<br />
auf mittelschweren Wegen; im Abschnitt durch die Lohner-Westfl<br />
anke deutlich anspruchsvollere Route, die absolute Trittsicherheit<br />
und Schwindelfreiheit verlangt, nicht bei Nässe o<strong>der</strong> Schnee (ab<br />
und zu gesichert, jedoch längst nicht an allen heiklen Stellen).<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen
TIPP<br />
Appenzeller Alpen Hin<strong>der</strong>rugg (2306 m)<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Über die Almwiesen bei Lüsis führt <strong>der</strong> markierte<br />
Wan<strong>der</strong>weg auf einer Höhe bis Vor<strong>der</strong>büls. Auf einem in<br />
Serpentinen gewundenen Pfad geht es durch steile Almwiesen<br />
aufwärts bis zur Almhütte im Vals (1742 m). Dieser<br />
Rastpunkt bietet eine letzte Verschnaufpause im Schatten,<br />
bevor <strong>der</strong> Weg nun immer steiler durch die Rinne aufwärts<br />
führt. Während eines kurzen Stückes kommen hin und wie<strong>der</strong><br />
die Hände zum Einsatz. In den Verschnaufpausen kann man<br />
mit ein bisschen Glück eine Steinbockherde rechts oberhalb<br />
<strong>der</strong> Rinne beobachten. Wenn <strong>der</strong> Weg nach links auf einen<br />
Wiesen-Absatz führt, ist das steilste Stück geschafft und<br />
das <strong>Gipfel</strong>restaurant des Chäserrugg nur noch 20 Minuten<br />
entfernt. Wer den Trubel an <strong>der</strong> Bergstation <strong>der</strong> Seilbahn<br />
scheut, marschiert auf dem Rücken linkerhand noch ein paar<br />
Minuten weiter und erreicht schließlich den <strong>Gipfel</strong> des Hin<strong>der</strong>rugg<br />
mit fantastischer Sicht über den gezackten Kamm<br />
<strong>der</strong> Churfi sten und den Walensee 1900 Meter tiefer.<br />
Abstieg: Zurück geht es über das <strong>Gipfel</strong>restaurant am<br />
Chäserrugg. Wer möchte, kann noch einen kleinen Abstecher<br />
auf den langen Wiesenrücken <strong>der</strong> Rosenböden machen.<br />
Appenzeller Alpen Leistchamm (2101 m)<br />
Allerdings muss man für den weiteren Abstieg auch von dort<br />
wie<strong>der</strong> retour zum Chäserrugg, da das Gelände hinter dem<br />
Tristencholben steil abfällt und es keinen direkten Verbindungsweg<br />
zum Ni<strong>der</strong>i, dem Sattel Richtung Lüsis gibt. Bei<br />
den Schlachtböden beginnt die Karstlandschaft mit Tümpeln<br />
und zerklüftetem Gestein, in dessen Ritzen Blumen wuchern.<br />
Die Querung vom Obersesshüttli (1798 m) über den Pizol<br />
(1715 m) zum Ni<strong>der</strong>i (1839 m) birgt einiges an Auf und Ab.<br />
Am Ni<strong>der</strong>i stößt man auf die Überreste eines längst verlassenen<br />
Stützpunktes des Schweizer Militärs: eine Seilbahn<br />
führte einst von Lüsis auf den Sattel, <strong>der</strong> das obere Toggenburg<br />
und die Grabser Voralp mit dem Seeztal verbindet und<br />
damit strategisch bedeutsam war. Vom Ni<strong>der</strong>i führt <strong>der</strong> Weg<br />
in sehr steilen Serpentinen über Wiesen- und Waldhänge<br />
abwärts bis Lüsis.<br />
Dagmar Steigenberger<br />
Der Talort Quinten unter den Churfirsten<br />
Aufstieg: In den Weinbergen oberhalb von Quinten führt ein<br />
gut markierter Weg im Schatten <strong>der</strong> Bäume Richtung Stäfeli<br />
und Säls. Bei Laubegg verlassen wir den schützenden Wald,<br />
passieren auf dem Wan<strong>der</strong>weg die Alpe Stäfeli und queren<br />
weiter bis kurz vor die Alpe Säls. Ein blau-weiß markierter<br />
Steig zweigt dort vom Alm-Wan<strong>der</strong>weg nach links Richtung<br />
Kamm ab und zieht in engen Kehren steil hinauf zum Gocht<br />
(1952 m), dem Sattel zwischen Glattchamm und Nägeliberg.<br />
Dieses 500 Höhenmeter lange Teilstück ist die Schlüsselstelle<br />
<strong>der</strong> Tour, die absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit<br />
verlangt. Loses Geröll erhöht die Steinschlaggefahr in<br />
diesem Bereich, außerdem brennt die Sonne schon früh am<br />
Tag auf die unbewachsenen Südhänge, an denen es keinerlei<br />
Wasserquellen gibt. Der Pfad führt nun abwärts auf die Nordseite<br />
bis zu P. 1830. Dort trifft man auf den gut ausgebauten<br />
Wan<strong>der</strong>weg, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Breitenalp über dem Toggenburger<br />
Tal heraufführt. Ihm folgt man etwa eine halbe Stunde<br />
Richtung Westen in leichtem Auf und Ab bis zum steilen <strong>Gipfel</strong>anstieg.<br />
Der Weg zieht schließlich auf den Nordgrat und auf<br />
selbigem dem <strong>Gipfel</strong>kreuz des Leistchamms entgegen.<br />
Abstieg: Zurück geht es auf dem selben Weg über den<br />
Nordgrat und steil abwärts bis zum Haupt-Wan<strong>der</strong>weg. An<br />
P. 1663 folgen wir <strong>der</strong> Abzweigung nach links durch den Firstwald<br />
nach Looch (1535 m). Kurz hinter Looch wählen wir die<br />
rechte Alternative Richtung Arvenbüel. Der Weg führt durch<br />
Wald und Wiese hinunter zum Beerenbach, nach dessen<br />
Querung es nur noch wenige Minuten bis in die Ortsmitte von<br />
Arvenbüel sind. Mit dem Postbus geht es über Amden nach<br />
Weesen und zum Bahnhof Ziegelbrücke, wo die Züge nach<br />
Murg und Walenstadt abfahren. Dagmar Steigenberger<br />
Panorama: www.peakfin<strong>der</strong>.org Foto: Dagmar Steigenberger<br />
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TIPP<br />
Berner Alpen Rund um den Lohner<br />
Route: Aus dem Üschene-Talgrund zu einer Alp am linksseitigen<br />
Hang (P. 1730) und auf einem teils lehmigen Steig über<br />
die Schafweiden von Gällenen zum Gratsattel P. 2165, wo <strong>der</strong><br />
Zugang von Sunnbüel mündet. Ein paar Schritte weiter ist ein<br />
Abstecher auf das Gällihorn (2284 m) möglich. Der Höhenweg<br />
bleibt im Wesentlichen auf <strong>der</strong> Westseite des Üschenegrats,<br />
tangiert zwischendurch aber auch die Krete und steigt<br />
schließlich deutlicher zur Wyssi Flue (2472 m) an. Über <strong>der</strong>en<br />
Plateau zum Schwarzgrätli (2383 m) und einem massigbrüchigen<br />
Felsaufbau nordseitig ausweichen. Es folgen die<br />
Passage quer durchs vor<strong>der</strong>e Tälli mit seinen Grasböden und<br />
<strong>der</strong> Gegenanstieg auf die Höhe des Engstligengrats. Man<br />
überschreitet die Kuppe P. 2659 und geht unmittelbar am<br />
Tschingellochtighorn südlich vorbei auf den zur Engstligenalp<br />
abstreichenden Ärtelengrat. Im Alpdorf befi nden sich zwei<br />
Unterkünfte. Am zweiten Tag zunächst vorn um den Ärtelengrat<br />
herum in den Kessel <strong>der</strong> Hin<strong>der</strong> Engstligenalp, wo eine<br />
»blau-weiße« Route aufgenommen wird. Am grasigen Südhang<br />
des Lusers kräftig empor, dann durch ein Gatter in die<br />
äußerst abschüssige, schuttreiche Lohner-Flanke hinein.<br />
Nachdem die erste Traverse noch einem passablen Pfad<br />
folgt, wird die Trittspur später sehr dürftig. Man bewegt sich<br />
mitunter entlang brüchiger Felsschichten und kreuzt wie<strong>der</strong>holt<br />
Rüfen und Rinnen. Durch diverse Hangbuchten steigt die<br />
Route bis P. 2367 (Rastbank) an und schwenkt dort in den<br />
wilden Nordhang ein. Im weiteren Verlauf nicht mehr wie ehemals<br />
im großen Bogen auf etwa gleicher Höhe (vermurt),<br />
son<strong>der</strong>n günstiger weiter vorn und tiefer durch die Witi<br />
Chume queren. Die Markierung ist eindeutig. Mittels Gegenanstieg<br />
gelangt man zur Gelän<strong>der</strong>ippe mit <strong>der</strong> Lohnerhütte<br />
(2171 m). Dahinter wird die Tierchumi ausgegangen, ehe ein<br />
kettengesicherter Felsriegel im Bergab bewältigt wird<br />
(schwierigste Passage). Bei <strong>der</strong> Gabelung rechts und um die<br />
Kante zu nochmaligen Ketten, die gegen die Bun<strong>der</strong>alp hinableiten.<br />
Man wendet sich jedoch wie<strong>der</strong> aufwärts und absolviert<br />
auf einem ordentlichen Bergweg 500 Höhenmeter<br />
bis zur Bun<strong>der</strong>chrinde (2385 m), dem fi nalen Übergang ins<br />
Üschenetal. Auf <strong>der</strong> Ostseite anfangs links haltend, dann<br />
rechts Richtung Alpschele (2089 m) und kehrenreich zurück<br />
zum Ausgangspunkt im Hochtal.<br />
Mark Zahel<br />
Der Weg führt am bizarren Tschingellochtighorn<br />
vorbei.<br />
Foto: Mark Zahel
TIPP<br />
Dachsteingruppe Gosaukamm-Umrundung<br />
4<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 38<br />
TIPP<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013– Seite 38<br />
Wan<strong>der</strong>klassiker in zwei Tagen<br />
Der Gosaukamm im Westen des Hohen Dachsteins ist ein reines Felsgebirge. Auf meist einfachen<br />
Wan<strong>der</strong>wegen und im Passbereich auf kurzen versicherten Steigen kann man ihn in zwei Tagen umrunden.<br />
Beide Gehrichtungen sind üblich, hier wird die Tour gegen den Uhrzeigersinn beschrieben.<br />
1700 Hm | 2 Tage<br />
normale<br />
Wan<strong>der</strong>ausrüstung<br />
Talort: Ramsau am Dachstein (1136 m)<br />
Ausgangspunkt: Hofalmen, P bei <strong>der</strong> Unterhofalm<br />
(1303 m), erreichbar von Filzmoos auf einer Mautstraße<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung nach Filzmoos,<br />
ab hier aber keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr<br />
Gehzeit: 9–10 Std. insgesamt; 1½–2 Std. von <strong>der</strong> Hofalm<br />
zum Steiglpass, 2–3 Std. zur Gablonzer Hütte, 3–4 Std. zur<br />
Hofpürglhütte, 1 Std. zur Hofalm, auf 2 Tage aufteilbar<br />
Dachsteingruppe Hoher Dachstein (2995 m) über die »Superferrata«<br />
Auf Anna-, Johann- und Randkluft-Klettersteig auf den <strong>Gipfel</strong><br />
Die »Superferrata« kombiniert drei bestehende Klettersteige: im <strong>Gipfel</strong>bereich den Schulteranstieg,<br />
im rechten Teil <strong>der</strong> Dachstein-Südwand den schweren Johann-Klettersteig und unten den Anna-Klettersteig;<br />
ergibt rund 1200 Höhenmeter Steig mit Schwierigkeiten bis E – eine Tour <strong>der</strong> Superklasse!<br />
1400 Hm | 8 Std.<br />
Klettersteigausrüstung,<br />
u. U. Steigeisen und Pickel<br />
Talort: Ramsau am Dachstein (1136 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Dachstein-Gletscherbahn<br />
auf den Hunerkogel (1695 m) am oberen Ende <strong>der</strong><br />
Dachstein-Südwandstraße (Maut). Für den Rückweg:<br />
Hunerkogelbahn, Tel. 00 43/36 87/8 12 41<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Von Ramsau öffentlicher<br />
Bus auf <strong>der</strong> Mautstraße bis zur Talstation<br />
Gehzeit: 1 Std. Zustieg, 1 Std. Anna-Klettersteig,<br />
2½–4 Std. Johann-Klettersteig, 1 Std. Schulteranstieg,<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, Nr. 14 »Dachstein«<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Ramsau am Dachstein,<br />
Tel. 00 43/36 87/8 18 33, www.ramsau.com<br />
Hütten: Gablonzer Hütte (1522 m), Tel. 00 43/61 36/84 65;<br />
Stuhlalm (1462 m), Tel. 00 43/64 63/84 16; Theodor-Körner-<br />
Hütte (1458 m), Tel. 00 43/6 64/9 16 63 03;<br />
Hofpürglhütte (1705 m), Tel. 00 43/64 53/83 04<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Eine lange Wan<strong>der</strong>ung auf guten<br />
Wan<strong>der</strong>wegen, lediglich beim Aufstieg zum Steiglpass und am<br />
»Durchgang« nach dem Stuhlloch Versicherungen. Trittsicherheit<br />
nötig. Die Ostseite hoch über den Gosauseen ist ruhig und wild,<br />
<strong>der</strong> Weg auf <strong>der</strong> Westseite geht durch Almgelände. Bei Nässe sind<br />
die Wege leicht rutschig, am schönsten ist <strong>der</strong> Weg daher bei trockenen<br />
Verhältnissen im Frühsommer o<strong>der</strong> im Herbst.<br />
1 Std. Abstieg zum Hunerkogel<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, Nr. 14 »Dachstein«<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Ramsau am Dachstein,<br />
Tel. 00 43/36 87/8 18 33, www.ramsau.com<br />
Hütten: Südwandhütte (1871 m), Tel. 00 43/36 87/8 15 09;<br />
Südwandwarte/Seethalerhütte (2740 m), sehr klein, für Übernachtung<br />
unbedingt anmelden, Tel. 00 43/6 64/3 2406 40<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Aneinan<strong>der</strong>reihung von drei<br />
teils sehr schwierigen Klettersteigen. Anna-Klettersteig: eine<br />
Stelle D, sonst meist C, 300 Hm; Johann-Klettersteig: eine Stelle<br />
E, meist C und D, gut 500 Hm; Schulteranstieg: Stellen B, 250<br />
Hm. Auch darf man die Länge <strong>der</strong> Tour nicht unterschätzen und<br />
die Tatsache, dass sowohl im Zustieg zum Johann-Klettersteig wie<br />
im Abstieg harte Altschneefel<strong>der</strong> bzw. Gletscher begangen werden<br />
müssen (evtl. Steigeisen und/o<strong>der</strong> Pickel nötig). Die Landschaftseindrücke<br />
auf dieser Tour jedoch sind wun<strong>der</strong>bar.<br />
5<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
TIPP<br />
Karwendelgebirge Mittenwal<strong>der</strong> Höhenweg<br />
6<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 68<br />
Ein Klassiker mit Bahnanschluss<br />
Die Erbauer haben ihre Gratroute ursprünglich als Höhenweg deklariert, denn <strong>der</strong> »Mittenwal<strong>der</strong>«<br />
ist vor allem ein Panoramapfad. Und eine Idealroute für Klettersteig-Neulinge, da <strong>der</strong> Weg bis zum<br />
Brunnsteinanger mit vielen leichten gesicherten Passagen aufwartet.<br />
500 Hm | 6 Std.<br />
Wan<strong>der</strong>ausrüstung; für weniger<br />
Geübte Klettersteigset<br />
Talort: Mittenwald (912 m)<br />
Ausgangspunkt: Bergstation <strong>der</strong> Karwendel-Seilbahn<br />
(2244 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: DB-Regio München –<br />
Mittenwald. Karwendel-Seilbahn, erste Fahrt um 8.30 Uhr<br />
Gehzeiten: gesamt 6 Std.; »Mittenwal<strong>der</strong> Höhenweg«<br />
3 Std., Abstieg/Rückweg 3 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee<br />
im Herbst<br />
Karte/Führer: AV-Karte 1:25 000, Blatt BY 10 »Karwendelgebirge<br />
Nordwest«; Eugen E. Hüsler »Leichte Klettersteige in den<br />
Alpen«, Bruckmann Verlag, München<br />
Fremdenverkehrsamt: Alpenwelt Karwendel, Dammkarstraße<br />
3, 82481 Mittenwald; Tel. 0 18 05/12 71 00,<br />
www.alpenwelt-karwendel.de<br />
Hütte: Brunnsteinhütte (1523 m), bew. Anfang Mai bis Mitte<br />
Oktober; Tel. 01 72/8 90 96 13, www.brunnsteinhuette.de<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Recht lange Kammüberschreitung<br />
mit einigem Auf und Ab, bestens gesichert (Drahtseile,<br />
mehrere Leitern), wenig ausgesetzt. Große Aussicht am Grat, dann<br />
langer Abstieg (Stöcke). An <strong>der</strong> Mündung <strong>der</strong> Sulzleklamm neue<br />
Hängebrücke. K 1–2<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen
TIPP<br />
Dachsteingruppe Gosaukamm-Umrundung<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz bei <strong>der</strong> Unterhofalm geht man auf<br />
dem Hüttenweg Nr. 612 in einer guten Stunde zur Hofpürglhütte.<br />
Hier zweigt man nach rechts ab und geht zunächst rein<br />
nördlich auf einem höhengleichen Weg Richtung Steiglpass<br />
und an <strong>der</strong> beschil<strong>der</strong>ten Verzweigung im »Kessel« links den<br />
steilen Hang hinauf und zuletzt über versichertes Schrofengelände<br />
zum Pass.<br />
Umrundung: Jenseits steigt man ohne beson<strong>der</strong>e<br />
Schwierigkeiten den wilden Felskessel hinab in die Eisgrube<br />
zwischen Großwand und Kopfwand. Die Weiterführung des<br />
Steiglwegs folgt einer Rampe hoch über den Gosauseen<br />
durch Schuttfel<strong>der</strong> und später durch lichten Wald zu einer<br />
kleinen Kapelle und weiter meist leicht fallend zur Scharwandhütte<br />
(1348 m). Nun geht es etwas steiler durch Wald<br />
hinab und an einer unscheinbaren Verzweigung auf sehr<br />
schmalem Steig links ab, um höhengleich das Kar <strong>der</strong><br />
Steinreise zu queren. (Alternativ auf gutem Weg absteigen zur<br />
Seeklausalm und auf dem Hüttenweg zur Gablonzer Hütte,<br />
eine gute Stunde Umweg.) Kurz vor <strong>der</strong> Krautalm kommt<br />
man auf den breiten Hüttenweg vom Vor<strong>der</strong>en Gosausee zur<br />
Gablonzer Hütte, diese bietet sich bei <strong>der</strong> Zweitagetour als<br />
Dachsteingruppe Hoher Dachstein (2995 m) über die »Superferrata«<br />
Aufstieg: Von <strong>der</strong> Talstation <strong>der</strong> Dachstein-Gletscherbahn<br />
hält man sich auf dem breiten Hüttenweg zur Dachstein-<br />
Südwandhütte (30 Minuten). Von <strong>der</strong> Hütte geht es jenseits<br />
kurz bergab, bis man nach ca. 10 Minuten bei einer Tafel<br />
auf deutlichen Steigspuren vom Wan<strong>der</strong>weg nach rechts<br />
abzweigt Richtung Südwand und Anna-Klettersteig. Der<br />
roten Punktmarkierung folgend in ein Kar und zum Einstieg<br />
des Anna-Klettersteigs. Dieser führt auf den Mitterstein.<br />
Anfangs geht es den großen Pfeiler hinauf (teils C/D), dann<br />
über etwas einfachere Platten und Schrofen, zum Schluss<br />
nochmals über eine steile, plattige Stelle D bis man nach<br />
Nordosten ins Kar aussteigt. Hier hält man sich auf einem<br />
Steig nach links zum Einstieg des Johann-Klettersteigs.<br />
Vorsicht: teils harte Schneefel<strong>der</strong> zu Beginn <strong>der</strong> Saison im<br />
Zustieg. Über einen kleinen, bereits versicherten Vorbau<br />
geht es einen Felssporn hinauf zur eigentlichen Wand mit<br />
dem Einstiegsüberhang. Dazu zuletzt links hinüber. Die<br />
schwierigste und kraftraubendste Stelle ist sogleich <strong>der</strong><br />
Einstiegsüberhang (E). Nun geht es über eine große Rampe<br />
(überwiegend B/C) zu einem Rastplatz. Weiter durch eine<br />
Rinne und über Felsplatten zum Wandbuch (vor allem<br />
Übernachtungsmöglichkeit an.<br />
Von <strong>der</strong> Gablonzer Hütte steigt man über einen Wiesenhang<br />
zum Törleck-Sattel und jenseits über Wiesen und später<br />
durch Wald unter dem Donnerkogel hindurch. (Knapp unter<br />
dem Sattel Abzweigung zum Donnerkogel, ausgesetzter Steig,<br />
1–1½ Std. Aufstieg, mögliche <strong>Gipfel</strong>option).<br />
Auf dem Austriaweg geht es in leichtem Auf und Ab bis zu den<br />
Almwiesen <strong>der</strong> Stuhlalm bzw. zur etwas unterhalb gelegenen<br />
Theodor-Körner-Hütte. Nach einem kurzen fl achen Wiesenhang<br />
steigt <strong>der</strong> Weg ab ins Stuhlloch unter <strong>der</strong> Bischofsmütze<br />
und geht dieses Kar aus, bis man jenseits zum Durchgang<br />
gelangt (eine kurze versicherte Stelle). Unter <strong>der</strong> Westseite<br />
<strong>der</strong> Bischofsmütze quert man hindurch und auf den Loßeckrücken<br />
hinüber. Nun kommt man durch das Gamskar auf<br />
die Südseite und schließt die Runde zur schon sichtbaren<br />
Hofpürglhütte.<br />
Abstieg: Auf dem Hüttenweg geht es hinab ins Tal.<br />
Andrea Strauß<br />
Die Bischofsmütze, <strong>der</strong> höchste <strong>Gipfel</strong> im<br />
Gosaukamm, beim Aufstieg zum Steiglpass<br />
C/D). Gestuft, aber immer wie<strong>der</strong> mit Stellen C/D und D<br />
die restlichen 200 Höhenmeter auf die Seethalerhütte.<br />
Über den Hallstätter Gletscher (Vorsicht auf Spalten) hält<br />
man sich zur Schulter, die von Osten auf den <strong>Gipfel</strong> führt.<br />
Hier beginnt <strong>der</strong> Schulteranstieg. Anfangs über Eisenstifte,<br />
dann mit Drahtseil über die Schulter hinauf, bis <strong>der</strong> Steig in<br />
den Randkluftsteig einmündet (A und B), gemeinsam zum<br />
höchsten Punkt.<br />
Abstieg: Entwe<strong>der</strong> über den Schulteranstieg o<strong>der</strong> den<br />
Randkluftanstieg (vorher über den Zustand <strong>der</strong> Randkluft<br />
erkundigen, da evtl. <strong>der</strong> Schulteranstieg bei schlechten<br />
Verhältnissen einfacher zu begehen ist) zurück auf den<br />
Hallstätter Gletscher und zur Pistenraupenspur, die vom<br />
Hunerkogel zur Seethalerhütte geht. Auf dieser zum Hunerkogel<br />
und mit <strong>der</strong> Bahn hinab zur Talstation. Letzte Bahn<br />
nicht verpassen: 17.10 Uhr!<br />
Andrea Strauß<br />
Der Johann-Klettersteig in den Platten<br />
kurz vor <strong>der</strong> Seethalerhütte<br />
Foto: Andreas Strauß Foto: Andreas Strauß<br />
TIPP<br />
Karwendelgebirge Mittenwal<strong>der</strong> Höhenweg<br />
Zustieg: Von <strong>der</strong> Seilbahnstation in einem Rechtsbogen<br />
am oberen Rand <strong>der</strong> Karwendelgrube hinüber zur Nördlichen<br />
Lin<strong>der</strong>spitze (2374 m), wo <strong>der</strong> Klettersteig startet.<br />
Mittenwal<strong>der</strong> Höhenweg: Vom <strong>Gipfel</strong> etwas ausgesetzt,<br />
aber gut gesichert an dem felsigen Grat entlang und über<br />
Schrofen abwärts zum Gatterl, wo man den »Heinrich-Noë-<br />
Weg« kreuzt (Abstiegsmöglichkeit zur Brunnsteinhütte, gesichert).<br />
Aus <strong>der</strong> Senke über schräge Leitern auf die Mittlere<br />
Lin<strong>der</strong>spitze und weiter am Grat bzw. rechts davon zur Südlichen<br />
Lin<strong>der</strong>spitze (2306 m), dann hinunter ins Gamsangerl<br />
(2188 m), wo rechts eine spitzwinklig abgehende Spur zum<br />
»Noë-Weg« führt. Schwierigste Passage ist eine etwas abdrängende,<br />
luftige Querung hinter <strong>der</strong> Südlichen Lin<strong>der</strong>spitze.<br />
Die Fortsetzung des »Mittenwal<strong>der</strong>s« führt aus <strong>der</strong> Wiesensenke<br />
– vorbei an einem offenen Unterstand – in die<br />
Ostfl anke <strong>der</strong> Sulzleklammspitze (2323 m). Über gestufte<br />
Felsen und durch eine enge Rinne (Stufen, Drahtseil) gelangt<br />
man auf das weiträumige <strong>Gipfel</strong>dach. Weiter mit Zwischenabstieg<br />
hinüber zur Kirchlspitze (2303 m), wo die Sicherungen<br />
enden. Nun gemütlich über einen Grashang hinab in den<br />
Brunnsteinanger (2080 m).<br />
Abstieg: Aus <strong>der</strong> Senke führt <strong>der</strong> Weg in vielen Serpentinen<br />
neben dem Geröllstrom <strong>der</strong> Roßlähne bergab in die Latschen<br />
und zuletzt fl ach hinüber zur Brunnsteinhütte (1523 m), wo<br />
auch <strong>der</strong> »Noë-Weg« mündet. Weiter im Wald abwärts bis zur<br />
Abzweigung des »Leitersteigs«. Er quert den wilden Graben<br />
<strong>der</strong> unteren Sulzleklamm luftig auf <strong>der</strong> neuen Hängebrücke,<br />
nicht mehr über lange Leitern. Anschließend angenehm<br />
schattig ohne nennenswerte Höhenunterschiede an <strong>der</strong> steilen<br />
Berglehne nordwärts zum Mittenwal<strong>der</strong> Hüttenzustieg. Auf<br />
ihm in Kehren hinunter zur Talstation <strong>der</strong> Karwendelbahn<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Blick von <strong>der</strong> Südlichen zur<br />
Nördlichen Lin<strong>der</strong>spitze<br />
Foto: Siegfried Garnweidner
TIPP<br />
Walliser Alpen Dufourspitze (4634 m), Normalweg über den Westgrat<br />
7<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 22<br />
TIPP<br />
Höchster <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />
Der Normalanstieg über die neue Monte-Rosa-Hütte ist eine <strong>der</strong> ganz<br />
großen klassischen Hochtouren. Auch von <strong>der</strong> Hütte aus bleibt für den<br />
<strong>Gipfel</strong>tag noch ein gewaltiger Höhenunterschied zu bewältigen! Doch<br />
wer es geschafft hat, wird den Blick auf die Walliser <strong>Gipfel</strong>riesen nie<br />
wie<strong>der</strong> vergessen.<br />
ca. 2130 Hm |<br />
Grajische Alpen Gran Paradiso (4061 m), über das Rif. Vittorio Emanuele II<br />
Auf Italiens höchsten <strong>Gipfel</strong><br />
Die Besteigung des Gran Paradiso ist eine einfache Hochtour: Die Hütte<br />
ist auf gutem Weg erreichbar und hat genau die richtige Höhe, um<br />
den langen Weg in zwei vernünftige Etappen zu teilen; <strong>der</strong> Gletscher<br />
ist relativ zahm, <strong>der</strong> Blockgrat zum <strong>Gipfel</strong> kurz und unschwierig (I).<br />
2100 Hm | 2 Tage<br />
2–3 Tage<br />
kompl. Hochtourenausrüstung<br />
für Gletscher, ggf. Sicherungsmaterial<br />
für den <strong>Gipfel</strong>grat<br />
Talort: Zermatt (1616 m)<br />
Ausgangspunkt: Station Rotenboden <strong>der</strong> Gornergratbahn<br />
(2815 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug über Visp (umsteigen<br />
in die MGB) nach Zermatt<br />
Gehzeiten: Aufstieg zur Monte-Rosa-Hütte 2½ Std., <strong>Gipfel</strong>aufstieg<br />
6–7 Std., Abstieg 4–5 Std. zur Hütte und<br />
Hochtourenausrüstung<br />
2 Std. bis Station Rotenboden<br />
Höhenunterschied: 380 Hm zur Hütte, 1750 Hm zum <strong>Gipfel</strong><br />
Beste Jahreszeit: Mitte Juli bis Mitte September<br />
Karten/Führer: LKS 1:25 000, Blatt 1348 »Zermatt«; Bauer<br />
/Waeber »Gebietsführer Walliser Alpen«, Bergverlag Rother<br />
Fremdenverkehrsamt: Zermatt Tourismus, Bahnhofplatz 5,<br />
CH-3920 Zermatt, Tel. 00 41/27/9 66 81 00; www.zermatt.ch<br />
Hütte: Monte-Rosa-Hütte (2883 m), SAC-Sektion Monte<br />
Rosa, 120 Plätze, Anfang Juli bis Ende September,<br />
Tel. 00 41/27/9 67 21 15.<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Sehr lange und anstrengende<br />
Hochtour über spaltenreiche Gletscherfel<strong>der</strong>; am Grat<br />
neben verfi rnten Stellen Kletterei mit kurzen Stellen II–III. Die<br />
Tour ist oft stark den Höhenstürmen ausgesetzt.<br />
8<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 22<br />
Talort: Pont im Valsavarenche (1960 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz in Pont am Ende <strong>der</strong> Straße<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit <strong>der</strong> Bahn nach Verona<br />
und weiter nach Ivrea und bis nach Aosta, ab dort Busverbindung<br />
ins Valsavarenche und bis in den Talschluss nach Pont<br />
Gehzeiten: 2½ Std. Hüttenaufstieg, 4 Std. zum <strong>Gipfel</strong>,<br />
5 Std. Abstieg ins Tal<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />
Karte: Kompass 1:50 000, Nr. 86 »Gran Paradiso, Valle<br />
d’Aosta«<br />
Fremdenverkehrsamt: AIAT Aosta, I-11100 Aosta,<br />
Tel. 00 39/ 01 65/3 33 52, www.lovevda.it<br />
Hütte: Rifugio Vittorio Emanuele II (2735 m), CAI Turin,<br />
geöffnet im Sommer Anfang Juni bis Mitte September, Tel. 00<br />
39/01 65/ 9 59 20, www.rifugiovittorioemmanuele.com<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Gilt als eine <strong>der</strong> einfachsten<br />
Hochtouren auf einen Viertausen<strong>der</strong>. Gletscherausrüstung<br />
ist nötig und man sollte sicher auf Steigeisen stehen.<br />
Die Passage im Fels ist kurz, verlangt aber Trittsicherheit und<br />
leichte Blockgrat-Kletterei (I). Aufgrund <strong>der</strong> Höhe ist es sinnvoll,<br />
ein paar Tage zur Akklimatisierung einzurechnen.<br />
TIPP<br />
Glocknergruppe Großglockner (3798 m)<br />
9<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 22<br />
Über die Adlersruhe auf Österreichs höchsten <strong>Gipfel</strong><br />
Auf dem Normalweg überquert man das Ködnitzkees, steigt zur Adlersruhe auf und gelangt über das<br />
berühmte Leitl auf den Kleinglockner. Staugefährdet ist dann vor allem <strong>der</strong> Übergang zwischen Kleinglockner<br />
und Großglockner – hier heißt es, früh aufstehen o<strong>der</strong> viel Geduld mitbringen.<br />
1880 Hm | 2 Tage<br />
Hochtourenausrüstung<br />
Talort: Kals am Großglockner (1325 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz am Lucknerhaus (1948 m),<br />
von Kals aus auf steiler Stichstraße erreichbar<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit <strong>der</strong> Bahn bis Lienz,<br />
dann Bus über Huben nach Kals<br />
Gehzeiten: 3½ Std. Hüttenaufstieg, 2½ Std. zur<br />
Adlersruhe, 2 Std. zum <strong>Gipfel</strong>, 5 Std. Abstieg bis zum<br />
Lucknerhaus<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, Nr. 40 »Großglocknergruppe« ,<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Kals, Tel. 00 43/<br />
48 76/88 00, www.kals.at<br />
Hütten: Stüdlhütte in <strong>der</strong> Fanatscharte (2802 m), Ende Juni –<br />
Anf. Oktober, 104 Betten/Lager, Tel. 00 43/48 76/82 09 und<br />
Erzherzog-Johann-Hütte auf <strong>der</strong> Adlersruhe im Abstieg, Ende Juni<br />
– Ende September, 120 Betten/Lager, Tel. 00 43/48 76/85 00<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Großartige Hochtour in respektabler<br />
Höhe. Zur Stüdlhütte ohne Schwierigkeiten, <strong>der</strong> Übergang<br />
vom Ködnitzkees zur Adlersruhe verlangt Gletschererfahrung und<br />
entsprechende Ausrüstung (über versicherte Schrofenwand).<br />
Der <strong>Gipfel</strong>anstieg über das Leitl ist ein bis maximal 40° steiler<br />
Gletscheraufschwung. Nach einer Felspassage am Kleinglockner<br />
in Firn/Eis über die sehr kurze, wenn auch ausgesetzte Glocknerscharte<br />
(Drahtseil). Weiter über einen kurzen Blockgrat zum<br />
<strong>Gipfel</strong>. Im Fels bis II. Einige Eisenstangen zum Sichern<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen
TIPP<br />
Walliser Alpen Dufourspitze (4634 m), Normalweg über den Westgrat<br />
TIPP<br />
Zustieg: Von <strong>der</strong> Station Rotenboden kurz nach Süden und<br />
den ganzen Hang unter dem Gornergrat leicht abwärts, dann<br />
über den Moränenhang steil zum Gletscher queren. Nun den<br />
Markierungen folgend den meist aperen Gletscher nach Südosten<br />
queren und in Kehren den Hang am Standort <strong>der</strong> alten<br />
Hütte vorbei zur neuen Hütte aufsteigen.<br />
Aufstieg: Von <strong>der</strong> Hütte steigt man über den Rücken des<br />
Unteren Plattje aufwärts, auf ca. 3000 m mehr nach rechts<br />
auf den Moränenkamm zu haltend, um schließlich nach links<br />
schräg über einen Geröll- und Schneehang mit einigen Felsen<br />
das Obere Plattje zu erreichen. Hier betritt man den Monte-<br />
Rosa-Gletscher auf einer Firnzunge (ca. 3240 m). In Ostsüdost-Richtung<br />
wird diese zu einer größeren Spaltenzone erstiegen,<br />
über die man in eine Mulde westlich <strong>der</strong> kleinen Felsinsel<br />
unter P. 3827 m gelangt (gelegentlich mühsam, Vorsicht vor<br />
Kreuzspalten). Man ersteigt diese Mulde nach Südosten und<br />
sucht sich im oberen Teil den günstigsten Weg zwischen den<br />
Spalten in <strong>der</strong> Verlängerung <strong>der</strong> Felsen und einer Séraczone zur<br />
Rechten (»Scholle«). Auf etwa 4000 m Höhe wendet man sich<br />
dann mehr nach Süden und ersteigt den Firnhang »Satteltole«<br />
zum »Sattel« (4359 m, 5 Std.).<br />
Grajische Alpen Gran Paradiso (4061 m)<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz in Pont steigt man auf dem Hüttenweg<br />
sogleich auf die Ostseite des Seiva-Flusses und<br />
wan<strong>der</strong>t mäßig steigend an ihm taleinwärts. Der Hüttenweg<br />
biegt nach gut einem Kilometer aus dem Haupttal in<br />
die linke Flanke ab und führt in etlichen Serpentinen anfangs<br />
durch Wald, bald über freies Gelände hinauf zum<br />
Rifugio Vittorio Emmanuele II.<br />
Von <strong>der</strong> Hütte steigt man anfangs ohne großen Höhengewinn<br />
auf einem Steig nach Nordosten auf und geht um den<br />
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Man folgt nun dem Grat, <strong>der</strong> anfangs verfi rnt ist und erst in <strong>der</strong><br />
Nähe des Gratpunktes 4499 m aus Fels besteht. Nach einem<br />
kleinen Schneesattel verschmälert sich <strong>der</strong> Grat und wird am<br />
<strong>Gipfel</strong> wie<strong>der</strong> felsig. Ein kurzes nordseitiges Couloir leitet auf<br />
einen Aufschwung; nach einer kleinen Scharte führt ein Kamin<br />
zum <strong>Gipfel</strong> (1–2 Std.).<br />
Abstieg: am Aufstiegsweg<br />
Michael Waeber<br />
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Dufourspitze (links) und Nordend<br />
vom Breithorn aus gesehen<br />
Rücken, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Becca di Montcorve herabzieht, herum<br />
in das Gletscherbecken des Gran-Paradiso-Gletschers.<br />
Dieser vermittelt den weiteren Anstieg bis kurz vor den <strong>Gipfel</strong>.<br />
Zu Beginn geht es über Endmoränengelände etwas<br />
mühsam in östlicher Richtung hinauf; schließlich betritt<br />
man den Gletscher (bis zum Gletscherbeginn markiert und<br />
Steinmänner). Über einige Stufen und Verfl achungen steigt<br />
man den durchaus spaltigen Gletscher auf in das Becken,<br />
das von <strong>der</strong> Becca di Montcorve zur Rechten und dem<br />
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Gran Paradiso zur Linken gebildet wird. Hier wendet man<br />
sich nach Nordosten und steuert auf den felsigen <strong>Gipfel</strong>aufbau<br />
des Gran Paradiso zu. Eine kurze Kletterei über<br />
Blöcke (I, ein paar wenige Bohrhaken an einer Querung)<br />
führt hinauf zur Madonna am <strong>Gipfel</strong>.<br />
Abstieg: Der Abstieg erfolgt auf dem Aufstiegsweg.<br />
Andrea Strauß<br />
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Panorama: www.peakfin<strong>der</strong>.org Foto: Michael Waeber<br />
TIPP<br />
Glocknergruppe Großglockner (3798 m)<br />
Aufstieg: Vom Lucknerhaus steigt man auf dem markierten<br />
Weg über die Lucknerhütte zur Stüdlhütte auf. Für den Weiterweg<br />
zur Erzherzog-Johann-Hütte auf <strong>der</strong> Adlersruhe geht man<br />
auf einem Steig nach Osten, um den Felsen des Salzkopfs<br />
herum und über Moränengelände auf das Ködnitzkees. Dieses<br />
steigt man anfangs in nördlicher Richtung auf, dann wendet<br />
man sich nach Nordosten auf einen Felssporn zu, <strong>der</strong><br />
vom Blaukopfgrat herabzieht. Ein teils versicherter Steig führt<br />
hier über das »Kampl« hinauf zur Adlersruhe.<br />
Von <strong>der</strong> Adlersruhe hält man sich auf dem Gletscher zunächst<br />
nach Norden, dann allmählich steiler über das sogenannte<br />
Glocknerleitl (bis 40° Eis, je nach Verhältnissen) nach Nordwesten.<br />
So gelangt man auf die Schulter, die vom Kleinglockner<br />
herabkommt. Hier geht es ins Felsgelände.<br />
Entlang von Sicherungsstangen steigt man über den schmalen<br />
<strong>Gipfel</strong>grat auf den Kleinglockner (häufi g vereist und überwechtet)<br />
und hinab in die Glocknerscharte. Diese ist je nach<br />
Verhältnissen ein schmaler Schneegrat o<strong>der</strong> auch eine ausgesetzte<br />
Blankeispassage (Sicherungsseil). Hier befi ndet<br />
sich die klassische »Staustelle«.<br />
Der weitere Aufstieg zum Großglockner geht über den gestuften<br />
Blockgrat, einige Stangen können zur Sicherung verwendet<br />
werden. Die Schwierigkeiten im Fels liegen hier bei II.<br />
Abstieg: Der Abstieg erfolgt auf dem Aufstiegsweg.<br />
Andrea Strauß<br />
Der Großglockner aus dem Tal von Kals<br />
Foto: Andreas Strauß
TIPP<br />
Wettersteingebirge Zugspitze (2962 m)<br />
10<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 22<br />
TIPP<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 22<br />
Durch den Stopselzieher auf Deutschlands Höchsten<br />
Neben zwei Seilbahnen und einer Zahnradbahn führen etliche Anstiegsrouten<br />
auf den <strong>Gipfel</strong>. Alle sind lang und mühsam, aber landschaftlich<br />
großartig. Die hier vorgestellte Route, die bis kurz unter dem <strong>Gipfel</strong> auf<br />
Tiroler Boden verläuft, liegt fast bis Mittag im Schatten (Sommerhitze!).<br />
1739 Hm | ↑ 4½ Std.<br />
Steinschlaghelm;<br />
evtl. Klettersteigset<br />
Talort: Ehrwald (1000 m)<br />
Ausgangspunkt: Talstation <strong>der</strong> Tiroler (Ehrwal<strong>der</strong>) Zugspitzbahn<br />
(1228 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N 47.426092°<br />
Länge E 010.943439°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Zug ab Garmisch-Partenkirchen<br />
bis Ehrwald, von dort Bus zum Ausgangspunkt<br />
Julische Alpen Triglav (2864 m)<br />
Beste Jahreszeit: Sommer und zeitiger Herbst<br />
Karten: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 8 »Wettersteingebirge,<br />
Zugspitze«; Topografi sche Karte des Bayer.<br />
Landesamtes für Vermessung und Geoinformation 1:50 000,<br />
Blatt UK50-50 »Werdenfelser Land – Ammergebirge – Forggensee<br />
– Murnau – Reutte – Ehrwald«<br />
Informationen: Tourismusbüro Ehrwald, Kirchplatz 1,<br />
Das Wahrzeichen Sloweniens<br />
Als Slowene steigt man nicht auf den Triglav, son<strong>der</strong>n man pilgert. Der höchste Berg in Slowenien<br />
ist mit seinem dreigezackten <strong>Gipfel</strong> das Wahrzeichen des Landes, seit es 1991 die Unabhängigkeit<br />
erreichte.<br />
1850 Hm | 10½ Std.<br />
Wan<strong>der</strong>- und Klettersteigausrüstung,<br />
vor allem Helm!<br />
Talort: Mojstrana (641 m)<br />
Ausgangspunkt: Aljažev dom (1015 m) im Vrata-Tal,<br />
erreichbar über 11 km Schotterpiste; P kostenpfl ichtig<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Direkte Schnellzugverbindungen<br />
nach Ljubljana. Von Ljubljana mit dem Zug nach<br />
Jesenice und weiter per Bus nach Mojstrana<br />
Gehzeiten: Aufstieg über Bamberg-Weg 6½ Std., Abstieg<br />
über Triglavski dom und Tominšek-Steig 4 Std.<br />
Karte: freytag&berndt 1:50 000, WK 141 »Julische Alpen«<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourist-Info Center Kranjska Gora,<br />
Ticarjeva 2, SI-4280 Kranjska Gora, Tel. 00 386/45 80/94 40, turisticno.drustvo.kg@siol.net;<br />
Nationalpark Triglav, Ljubljanska cesta<br />
27, 4260 Bled, Tel. 00 386/4/5 78 02 00, www.tnp.si; Homepage<br />
<strong>der</strong> Slowenischen Tourismuszentrale mit detaillierten Infos zu den<br />
Hütten auf deutsch unter www.slovenja.info/de<br />
Hütten: Aljažev dom (1015 m), Tel. 00 386/4/5 89 10 30; Dom<br />
Valentina Stanica (2332 m), Tel. 00 386/50/61 47 72; Triglavski<br />
dom (2515 m), Tel. 00 386/4/5 31 28 64; Dom Planika (2401<br />
m), Tel. 00 386/50/61 47 73; Vodnikov dom (1817 m), Tel. 00<br />
386/51/60 72 11<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Der anspruchsvollste Aufstieg<br />
führt über die Luknja-Scharte (1758 m), wo mit dem Bamberg-Weg<br />
<strong>der</strong> schwierigste Klettersteig (K4) auf den Triglav beginnt. Er verlangt<br />
nicht nur gute Kondition, son<strong>der</strong>n auch Schwindelfreiheit und Trittsicherheit,<br />
da er nur an heiklen Stellen seilversichert ist.<br />
A-6632 Ehrwald, Tel. 00 43/56 73/20 00 02 08,<br />
ehrwald@zugspitzarena.com, www.zugspitzarena.com<br />
Hütten: Wiener Neustädter Hütte (2209 m), Münchner<br />
Haus (2959 m) auf dem Westgipfel<br />
Schwierigkeiten: Steiler und am langen Klettersteig stellenweise<br />
auch ausgesetzter Anstieg; Trittsicherheit, Schwindelfreiheit<br />
und beste Kondition sind erfor<strong>der</strong>lich.<br />
11<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
TIPP<br />
w<br />
Rätikon Vor<strong>der</strong>-Grauspitz (auch: Vor<strong>der</strong>e Grauspitze, 2599 m)<br />
12<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 7/2013 – Seite 22<br />
Der höchste Punkt Liechtensteins<br />
In <strong>der</strong> Falkniskette ist <strong>der</strong> Falknis klar <strong>der</strong> bekannteste und auch markanteste <strong>Gipfel</strong>, <strong>der</strong> Naafkopf ebenfalls<br />
ein beliebtes Tourenziel. Daneben fristen die Grauspitzen ein Mauerblümchendasein. Den Höchsten<br />
Liechtensteins kann man allerdings nur von <strong>der</strong> Schweiz aus besteigen.<br />
1400 Hm | 7 Std.<br />
normale Bergwan<strong>der</strong>ausrüstung,<br />
Teleskopstöcke<br />
Talort: Malans (568 m)<br />
Ausgangspunkt: Bergstation <strong>der</strong> Älplibahn (1801 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Landquart ist Station an<br />
den SBB-Linien von Zürich/St. Gallen nach Chur. Busverbindung<br />
mit Malans. Für die Älplibahn ist rechtzeitige Voranmeldung<br />
unerlässlich (Tel. 00 41/81/3 22 47 64. Erste Fahrt<br />
am Morgen um 8 Uhr, am Wochenende um 7 Uhr<br />
Gehzeiten: gesamt 7 Std.; Aufstieg 4¼ Std., Abstieg 2¾ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee im Herbst<br />
Karte: Swisstopo 1:50 000, Blatt 238 T »Montafon«<br />
Fremdenverkehrsamt: Heidiland Tourismus, Valenserstraße 6,<br />
CH-7310 Bad Ragaz, Tel. 00 41/81/7 20 08 20,<br />
www.heidiland.com<br />
Hütte: Einkehrmöglichkeit an <strong>der</strong> Bergstation <strong>der</strong> Seilbahn<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Bis zur Alp Ijes Fahrweg mit zwei<br />
Tunnels (Lampe ratsam), dann Wegspuren, viel Geröll und kurze<br />
leichte Kletterstellen (I) am Grat. Am Zugang Zwischenabstieg von<br />
gut 200 Metern, die am Rückweg nochmals als Gegensteigung<br />
anfallen.<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen
TIPP<br />
Wettersteingebirge Zugspitze (2963 m)<br />
Aufstieg: Vom Seilbahnparkplatz nach Südosten zur Skipiste<br />
und auf dem Bin<strong>der</strong>weg hinauf. Der breite Pistenhang<br />
schwingt sich steil auf, dreht links ab und verengt sich im<br />
Wald. Vor den Ehrwal<strong>der</strong> Köpfen schwenkt die Piste rechts ab,<br />
und gleich darauf zweigt nach links ein Steig ins Latschenbuschwerk<br />
ab, quert noch einmal die Skiabfahrt, steigt im<br />
Krummholz weiter an und stößt auf den von Ehrwald heraufkommenden<br />
Georg-Jäger-Steig. Dann leitet er in die Geröllfel<strong>der</strong><br />
des Gamskars. Nach ein paar Latschenfel<strong>der</strong>n und<br />
Wiesenhängen geht es in zahlreichen Kehren zur Gratkante<br />
hinauf, die bei <strong>der</strong> Seilbahnstütze erreicht wird. Dort wendet<br />
man sich nach rechts und steigt (gelegentlich am Drahtseil)<br />
nach Osten zur Wiener Neustädter Hütte auf.<br />
Beim Unterkunftshaus dreht die Aufstiegsroute links ab,<br />
quert Schnee- bzw. Geröllfel<strong>der</strong> und führt an steil aufragende<br />
Felsen heran. Auf <strong>der</strong> Höhe von rund 2300 m Höhe beginnt<br />
die Steiganlage. Zunächst ist sie relativ einfach zu bewältigen.<br />
Sie führt durch einen eindrucksvollen Felsentunnel, den<br />
Stopselzieher, und auf dem Stopselsteig eine steile Felsenwand<br />
hinauf. Darüber folgt ein längeres Routenstück ohne<br />
Drahtseilgelän<strong>der</strong>, ehe man sich wie<strong>der</strong> am Kabel festhalten<br />
kann, bis schließlich <strong>der</strong> Wettersteingrat erreicht wird. Auf<br />
ihm links abdrehen und über den Grat an Antennenanlagen<br />
vorbei zum Münchner Haus hinauf. Von dort durch das<br />
Gewusel zum <strong>Gipfel</strong>steig hinüber, eine kurze Leiter hinauf,<br />
rechts ab und die letzten Meter zum Kreuz auf Deutschlands<br />
höchstem Punkt.<br />
Abstieg: Entwe<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> gleichen Route o<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Tiroler<br />
Zugspitzbahn zum Ausgangspunkt zurück.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Übergang von <strong>der</strong> Seilbahnstation zum <strong>Gipfel</strong><br />
Foto: Siegfried Garnweidner<br />
TIPP<br />
Julische Alpen Triglav (2864 m)<br />
Aufstieg: Immer mit Blick auf die wuchtige Nordwand des<br />
Triglav geht es von <strong>der</strong> Hütte Aljazev dom mit großem Parkplatz<br />
<strong>der</strong> Luknja-Scharte entgegen. Nach wenigen Minuten<br />
passiert man das Denkmal für die Partisanenkämpfer im<br />
Ersten Weltkrieg in Form eines riesigen Karabiners, bevor sich<br />
<strong>der</strong> Weg am Talschluss gabelt und es auf beiden Varianten<br />
schweißtreibend durch Geröll und Schutt aufwärts Richtung<br />
Luknjo-Bivak geht. An <strong>der</strong> Scharte beginnt <strong>der</strong> Bamberg-Weg:<br />
ein Klettersteig aus dem Jahr 1913. Drahtseilversicherte<br />
Stellen wechseln sich mit leichter Kletterei und ungesicherten<br />
Passagen über Schrofen und Felsbän<strong>der</strong> ab. Am<br />
Gratrücken <strong>der</strong> Plemenice wird das Gelände entlang des<br />
Nordwestgrates schwieriger. An einigen Stellen muss man bizarren<br />
Felsentürmen am Grat südseitig ausweichen, bis man<br />
das Hochkar des Triglavski podi mit Altschneefel<strong>der</strong>n und<br />
Militärruinen aus <strong>der</strong> Zeit vor dem Ersten Weltkrieg erreicht.<br />
Nach Querung dieser Steinwüste geht es dann noch einmal<br />
steil durch die Felsen hinauf, bis man den <strong>Gipfel</strong> mit seinem<br />
kuriosen Türmchen, dem Aljažev stolp, erreicht hat. Hier trifft<br />
man – zumindest bei schönem Wetter – auf Massen von<br />
<strong>Gipfel</strong>stürmern, die den Triglav über den üppig gesicherten<br />
Ostgrat besteigen.<br />
Abstieg: An warmen Sommertagen gerät man am Triglav-<br />
Ostgrat, dem leichtesten Anstieg, schnell mal in den Stau.<br />
Unzählige Wan<strong>der</strong>er mühen sich den gut versicherten Steig<br />
hinauf und hinunter – als Slowene muss man wenigstens<br />
einmal auf dem <strong>Gipfel</strong> des Triglav gestanden sein. Doch nach<br />
<strong>der</strong> Triglavski dom, <strong>der</strong> höchsten und meist überfüllten Hütte<br />
am Triglav, wird es wie<strong>der</strong> ruhiger, während <strong>der</strong> Weg durch das<br />
raue, steinige Hochkar nach Norden führt. Links <strong>der</strong> Hütte<br />
Dom Valentina Stani a trifft man auf die Weggabelung von<br />
Prag-Weg und Tominšek-Steig. Nun muss man sich entscheiden:<br />
entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong> sehr steile, schwierigere Tominšek-Steig<br />
(K2), <strong>der</strong> aber landschaftlich schöner ist und mit einer herrlichen<br />
Aussicht auf die gut 1500 Meter hohe Triglav-Nordwand<br />
aufwartet. O<strong>der</strong> man wählt die einfachere, aber unspektakulärere<br />
Variante über den Prag-Weg (K1). Kurz vor dem Ziel bei<br />
<strong>der</strong> Hütte Aljažev dom treffen beide wie<strong>der</strong> aufeinan<strong>der</strong>.<br />
Dagmar Steigenberger<br />
Der <strong>Gipfel</strong>aufbau des Triglav von Südwesten<br />
Foto: Dagmar Steigenberger<br />
TIPP<br />
Rätikon Vor<strong>der</strong>-Grauspitz (2599 m)<br />
Aufstieg: Von <strong>der</strong> Bergstation <strong>der</strong> Älplibahn (1801 m) folgt<br />
man dem breiten Güterweg, <strong>der</strong> zunächst mit viel Aussicht zur<br />
Vor<strong>der</strong>alp quert, dann gegen den Kamm (2123 m) ansteigt.<br />
Dahinter geht’s in Schleifen hinunter zur Fläscher Alp (1809<br />
m). Wenig weiter beginnt die Steigung zur Alp Ijes (1934 m).<br />
Das Sträßchen läuft auf die Krüzplatten zu, verschwindet<br />
zweimal im Berg (Tunnels) und endet dann auf <strong>der</strong> von einem<br />
Halbrund felsiger Grate umrahmten Alm. Ein wahrhaft weltabgeschiedener<br />
Flecken! Der nächste Wegpunkt ist auf <strong>der</strong><br />
25 000er-Karte mit 2148 Meter kotiert: gut eine halbe Stunde<br />
von <strong>der</strong> Alphütte westwärts über einen Wiesenhang (Spuren)<br />
auf den Gelän<strong>der</strong>ücken. Weiter, in etwa die Richtung beibehaltend,<br />
auf den Südostgrat des Hinter-Grauspitz (ca. 2574 m).<br />
Dahinter quert man mit etwas Höhenverlust zum Schafälpli,<br />
über dem sich das <strong>Gipfel</strong>ziel aufbaut. Der Anstieg verläuft über<br />
die südseitige Geröllfl anke. Sie erweist sich als vergleichsweise<br />
stabil und nicht so steil, wie es zunächst den Anschein hat. Aus<br />
<strong>der</strong> Senke zwischen Vor<strong>der</strong>- und Hinter-Grauspitz (2502 m)<br />
geht’s dann links am Grat entlang (einige leichte Kletterstellen,<br />
I) zum höchsten Punkt des Fürstentums. Wer hier ein großes<br />
Kreuz samt Liechtensteiner Wappen erwartet, liegt falsch. Bloß<br />
ein bescheidener Steinhaufen krönt den Vor<strong>der</strong> Grauspitz;<br />
dafür verdient die Aussicht bei schönem Wetter durchaus das<br />
Prädikat fürstlich – wie es sich halt gehört.<br />
Abstieg: Auf dem Anstiegsweg, evtl. mit dem kleinen Umweg<br />
zum Unterst See (1888 m) an <strong>der</strong> Mündung des Fläscher Tals<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Panorama: www.peakfin<strong>der</strong>.org
Alles, was das<br />
Leben schön macht.<br />
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AUF TOUR<br />
Per Bahn zum Mittenwal<strong>der</strong> Höhenweg<br />
Mit Zug am Seil<br />
Entspannt ankommen und stressfrei wie<strong>der</strong><br />
heimfahren: Mit <strong>der</strong> DB Regio lassen sich<br />
Touren am Westrand des Karwendels prima<br />
planen. Es gibt die Bahnhöfe Klais, Mittenwald<br />
und Scharnitz. Von Eugen E. Hüsler<br />
Arthur ist ein wenig erkältet und<br />
Christian zwickt’s im linken<br />
Knie. Nicht unbedingt ideale<br />
Voraussetzungen für eine recht lange Tour.<br />
Doch die ist schon seit Wochen geplant, und<br />
selbst <strong>der</strong> Wettergott muss es erfahren haben,<br />
denn am spätsommerlichen Himmel<br />
zeigt sich keine Wolke. Einziger Kompromiss<br />
ans eigene Befinden: Für den Aufstieg<br />
in die Karwendelgrube nutzen sie, kraft- und<br />
68 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13
vergangene Zeiten bietet: das eigenwillige<br />
Karwendelmuseum. Christian hat einen<br />
Prospekt dabei, in dem <strong>der</strong> museale Erkenntnisgewinn<br />
in schönsten Werbeslogans beschworen<br />
wird. Arthur überfliegt den Fol<strong>der</strong>,<br />
während <strong>der</strong> Regio-Zug Richtung Berg unterwegs<br />
ist, mit flotten 80 Stundenkilometern.<br />
Ein ganz schönes Tempo, findet Christian<br />
und lächelt hinüber zu den PS-Boliden, die<br />
sich am Autobahnende (und darüber hinaus)<br />
aneinan<strong>der</strong>reihen, immer mal wie<strong>der</strong><br />
ein paar Meter vorrückend: stop and go.<br />
Am Mittenwal<strong>der</strong><br />
Höhenweg: Blick auf<br />
die Bergstation <strong>der</strong><br />
Karwendelbahn<br />
Originell o<strong>der</strong> fehl am Platz?<br />
Die Architektur des Gebäudes, liest Arthur<br />
in dem Faltpapier, ist so atemberaubend wie<br />
simpel. Ein 34 Meter langes und über acht<br />
Meter breites elliptisches »Fernrohr«, das sieben<br />
Meter über den Abgrund hinausragt. Es<br />
ruht alleine auf einem zylindrischen Sockel,<br />
<strong>der</strong> als Treppenturm den Ausstellungsraum<br />
mit dem Medienraum verbindet. Dadurch<br />
scheint die mit Lärchenholz beplankte Röhre<br />
in <strong>der</strong> Talmulde zwischen dem Fels und<br />
dem Karwendelhaus zu schweben. Und weiter,<br />
jetzt schon ganz abgehoben: Das Symbol<br />
»Fernrohr« materialisiere nicht nur die Konzeption<br />
<strong>der</strong> Ausstellung, es finde sich darüber<br />
hinaus auch als statisches System zweier<br />
ineinan<strong>der</strong> geschobener Betonröhren wie<strong>der</strong>,<br />
die sich gegenseitig ausbalancieren.<br />
Eine gute Stunde später stehen Arthur und<br />
sein Freund vor dem »materialisierten Konzept«,<br />
staunen über seine Dimensionen und<br />
genießen den Blick rundum, in die Ferne<br />
und hinauf zu den Kalkzacken, die über<br />
<strong>der</strong> Karwendelgrube aufragen. Interessant<br />
mag er schon sein, <strong>der</strong> multimediale Blick<br />
ins Gebirge und zurück auf Zeiten, als drunten<br />
in Mittenwald das Eis noch tausend Meter<br />
dick lag und in zeitlosem Tempo, vom<br />
Alpenhauptkamm kommend, vorbei und<br />
hinaus floss ins Vorland des Gebirges, Milliarden<br />
Tonnen Gestein transportierend.<br />
Fotos: Karwendelbahn/Hornsteiner<br />
zeitsparend, das vorhandene Transportmittel,<br />
also die Karwendelbahn. Die schafft in<br />
ein paar Minuten, wofür gut trainierte Berggänger<br />
mindestens zwei, die beiden Freunde<br />
garantiert gut drei Stunden benötigt hätten:<br />
1300 Höhenmeter. Schwupps steht man<br />
oben, fast schon auf <strong>Gipfel</strong>höhe, wo die Luft<br />
dünner und spürbar kühler ist. Die meisten<br />
verdrücken sich gleich ins »Fernrohr«,<br />
das Fernsicht, vor allem aber einen Blick in<br />
Mit <strong>der</strong> DB Regio<br />
fängt die Erholung<br />
schon vor dem Ankommen<br />
im Gebirge an.
Aus dem Höhenweg wurde ein Klettersteig<br />
Tempi passati. Das Eis ist längst verschwunden,<br />
und bald werden rund um Mittenwald<br />
die Mandelbäume blühen. Ob’s dem<br />
Edelweiß dann irgendwann zu warm wird<br />
in den Karwendelkaren? Arthur schultert<br />
seinen Rucksack, ein gelbes Schild gibt die<br />
Richtung vor: »Mittenwal<strong>der</strong> Klettersteig«.<br />
Ursprünglich ein Höhenweg gleichen Namens,<br />
erhielt er später seine werbewirksamere<br />
Bezeichnung. Erbaut wurde die<br />
Anlage in den 1970er-Jahren durch die Karwendelbahn,<br />
eine Investition, die sich mittlerweile<br />
zigfach ausbezahlt haben dürfte.<br />
Im Sommer ist <strong>der</strong> Andrang beträchtlich,<br />
viele Grüppchen und Einzelgänger sind bei<br />
schönem Wetter unterwegs an dem rund<br />
fünf Kilometer langen Kamm, <strong>der</strong> überall<br />
deutsch-gründlich gesichert ist: ein echter<br />
Höhenrausch, Aussicht schier grenzenlos.<br />
Arthur kennt den Weg, vor zehn Jahren<br />
war er schon einmal hier, ist damals zu Fuß<br />
durch das Dammkar aufgestiegen.<br />
Die beiden steigen an <strong>der</strong> Nördlichen Lin<strong>der</strong>spitze<br />
(2374 m) ein ins eiserne Vergnügen,<br />
das sie über insgesamt fünf <strong>Gipfel</strong>(chen)<br />
führen wird: einiges an Auf und Ab, mehrere<br />
Leitern, Drahtseile und ein paar Holzstege.<br />
<strong>Gipfel</strong> Nummer fünf, <strong>der</strong> Kirchlspitz,<br />
wird zum Brotzeitberg erklärt. Die <strong>Gipfel</strong>wiese<br />
bietet uneingeschränkte Aussicht<br />
bis zum Alpenhauptkamm. Näher sind die<br />
Karwendelkämme und -täler, ein Blickfang<br />
die gewaltige Pleisenreise. Arthur sucht mit<br />
dem Fernglas am Ansatzpunkt des Vor<strong>der</strong>en<br />
Pleisengrats die gleichnamige Hütte. Der<br />
Berg war das Revier des Pleisentoni, <strong>der</strong> hier<br />
fast mit jedem Stein per Du war.<br />
Drunten im Talboden <strong>der</strong> Isar, die mitten im<br />
Karwendel entspringt, pfeift <strong>der</strong> Regio-Zug,<br />
Die Gleirschklamm<br />
wird auf mehreren<br />
Brücken überquert.<br />
Die Runde um den<br />
Barmsee bietet<br />
außer Prachtblicken<br />
auf Karwendel und<br />
Wetterstein auch<br />
schöne Badeplätze.<br />
70 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13
Das 34 Meter lange<br />
»Fernrohr«, gehört zu<br />
den Ausstellungsräumen<br />
des Naturerlebniszentrums.<br />
REBEL LITE GTX<br />
Rebel Lite GTX ist die ultimative Einheit von<br />
Funktionalität, Flexibilität und Komfort<br />
Fotos: Eugen E. Hüsler (2), Michael Pröttel<br />
unterwegs zur Landeshauptstadt München.<br />
Christian klappt sein Schweizer Offiziersmesser<br />
zusammen, die Wurstdose kommt<br />
zurück in den Rucksack, die übrig gebliebene<br />
Semmel ebenfalls. Arthur hat bloß einen<br />
Riegel verdrückt, er verräumt seine Haxen<br />
lieber unter einem Holztisch, <strong>der</strong> vor einer<br />
schmucken, bewirtschafteten Hütte steht.<br />
Und so eine wartet auf die beiden <strong>Bergsteiger</strong>,<br />
eine Stunde etwa im Abwärtsgang.<br />
Eigentlich wollten die Freunde ja über die<br />
Rotwandlspitze nach Scharnitz absteigen,<br />
also die ganze Kette bis zum Tiroler Grenzort<br />
überschreiten.<br />
Einkehr mit Aussicht<br />
Da aber <strong>der</strong> Abstieg und Ausflug in die Tiroler<br />
Nachbarschaft sausteil und steinig sein<br />
soll, plädiert Christian – seinem Knie zuliebe<br />
– für die weniger strapaziöse Variante,<br />
was Arthur nur recht ist. Auf <strong>der</strong> Brunnsteinhütte<br />
gibt’s dann die wohlverdiente Weiße,<br />
für Arthur ein Stück Kuchen dazu. Und ganz<br />
umsonst einen Prachtblick auf das markante<br />
Profil <strong>der</strong> Großen Ahrnspitze, die, fast 2200<br />
Meter hoch, gleich gegenüber in den Himmel<br />
ragt. Ihre Ostflanke ist von <strong>der</strong> Erosionskraft<br />
des Wassers fast blank geputzt: grauer,<br />
extrem steiler Fels. Da, meint man, kann sich<br />
nichts festhalten, das Leben schon gar nicht.<br />
Drunten, am Fuß des Riedberges (so heißt<br />
dieser Abhang), liegt das Naturschutzgebiet<br />
Riedboden, an die Isar grenzend, <strong>der</strong><br />
hier ein Stück Freilauf geboten wird.<br />
KOMPAKT<br />
Mit <strong>der</strong> Bahn<br />
nach Mittenwald<br />
Tourenkarte 6<br />
Heftmitte<br />
Anreise: Mit <strong>der</strong> DB Regio ab München,<br />
Fahrzeit knapp 2 Std., die Züge verkehren im<br />
Stundentakt.<br />
Infos: Tourist-Information, Dammkarstraße<br />
3, 82481 Mittenwald; Tel. 0 88 23/3 39 81,<br />
www.alpenwelt-karwendel.de<br />
Tourismusverband, Innsbrucker Straße 282,<br />
A-6108 Scharnitz; Tel. 00 43/5 08 80 40,<br />
www.seefeld.com<br />
Karwendelbahn: Sie fährt im Sommer<br />
von 8.30 – 17 Uhr alle 30 Min.<br />
Kranzberglift: Sommerbetrieb<br />
9 – 16.30 Uhr<br />
Museum: Geigenbaumuseum in Mittenwald,<br />
Ballenhausgasse 3; geöffnet Mitte Mai<br />
bis Mitte Oktober täglich außer montags<br />
10 – 17 Uhr; bedeutende Instrumentensammlung,<br />
dazu viel Wissenswertes über<br />
Geschichte des Mittenwal<strong>der</strong> Geigenbaus<br />
und das Handwerk<br />
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Die Sock Fit Technologie umschliesst ihren Fuss wie eine<br />
Socke und verleiht dem Rebel Lite GTX eine Passform<br />
wie eine zweite Haut. Für trockene Füße sorgt die Gore<br />
Tex Membran, eine Vibram Sohle für guten Grip und für<br />
den überragenden Gehkomfort Scarpa’s unvergleichliche<br />
“Re-Active”-Sohlenkonstruktion mit drei unterschiedlich<br />
harten Dämpfungskomponenten.<br />
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TOUREN<br />
Grenzenlos: fünf Touren-Tipps<br />
rund um Mittenwald und Scharnitz<br />
1 Rund um den Barmsee (885 m)<br />
4 Pleisenhütte (1757 m)<br />
▶ leicht 2 Std.<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
800 Hm +10 J.<br />
100 Hm +6 J.<br />
Charakter: Ausgedehnter Spaziergang.<br />
Beson<strong>der</strong>es Merkmal: die<br />
weitgehend unverbauten Ufer, dazu<br />
die Prachtblicke aufs Gebirgspanorama.<br />
Schöne Badeplätze<br />
Ausgangspunkt: Bahnstation Klais<br />
(933 m) an <strong>der</strong> Strecke Garmisch –<br />
Mittenwald<br />
Einkehr: Gasthof Barmsee (892 m)<br />
Route: Klais – Grubsee (901 m) –<br />
Barmsee – Hinterm See – Bannwald<br />
– Gh. Barmsee – Grubsee – Klais<br />
2 Leutaschklamm –<br />
E<strong>der</strong>kanzel (1184 m)<br />
▶ mittel 2¾ Std.<br />
270 Hm +10 J.<br />
Charakter: Rund an<strong>der</strong>thalb Kilometer<br />
lang ist die Klamm an <strong>der</strong> Mündung<br />
<strong>der</strong> Leutasch. Seit 2006 kann<br />
sie gefahrlos besucht werden, auf<br />
einem aufwendig konstruierten Steig.<br />
Lei<strong>der</strong> wurde die Schlucht dadurch<br />
geradezu »degradiert« zur harmlosen<br />
Sehenswürdigkeit. Trotzdem lohnend<br />
(beson<strong>der</strong>s für Familien)<br />
Ausgangspunkt: Bahnhof Mittenwald<br />
(911 m)<br />
Einkehr: Gasthaus E<strong>der</strong>kanzel (1184 m)<br />
Route: Bahnhof Mittenwald – Klammeingang<br />
– Klammsteig – Parkplatz<br />
Klammbrücke – Gh. E<strong>der</strong>kanzel –<br />
Naturlehrpfad – Bahnhof Mittenwald<br />
3 Gleirschklamm (1250 m)<br />
▶ mittel 3½ Std.<br />
300 Hm +10 J.<br />
Charakter: Interessante Schluchtwan<strong>der</strong>ung.<br />
Mehrere Brücken, einige Stellen<br />
mit Drahtseilsicherung. Lässt sich leicht<br />
um die Schleife über die Oberbrunnalm<br />
(1523 m; Einkehr) erweitern.<br />
Ausgangspunkt: Bahnhof Scharnitz<br />
(964 m); das Bayernticket ist nur bis<br />
Mittenwald gültig<br />
Einkehr: Nur in Scharnitz<br />
Route: Scharnitz – Mündung<br />
Gleirschbach (ca. 1010 m) –<br />
Gleirschklamm – Ausstieg (1098 m)<br />
– Isertalhütte (1215 m) – Hochwald<br />
(1250 m) – Scharnitz<br />
Charakter: Mäßig anstrengende Hüttenwan<strong>der</strong>ung<br />
auf bequemen Wegen.<br />
Von <strong>der</strong> Pleisenhütte prächtige Aussicht<br />
auf die westlichen Karwendelketten<br />
und die Hohe Munde. Lohnendes<br />
<strong>Gipfel</strong>ziel: Pleisenspitze (2569 m), gut<br />
2 Std. von <strong>der</strong> Hütte<br />
Ausgangspunkt: Bahnhof Scharnitz<br />
(964 m); das Bayernticket ist nur bis<br />
Mittenwald gültig<br />
Einkehr: Pleisenhütte<br />
Route: Bahnhof Scharnitz – Wiesenhof<br />
(1036 m) – Lablehner – Pleisenhütte<br />
5 Zäunlkopf (1746 m)<br />
▶ mittel 4¼ Std.<br />
750 Hm +12 J.<br />
Charakter: Abwechslungsreiche<br />
Runde mit Einkehrmöglichkeit und<br />
packenden Blicken ins Westkarwendel.<br />
Lässt sich mit Ausgangspunkt<br />
Scharnitz auch gut mit einem Besuch<br />
<strong>der</strong> Gleirschklamm verbinden (Gehzeit<br />
dann etwa 6 Std.).<br />
Ausgangspunkt: Haltestelle Gießenbach<br />
(1012 m), alternativ Bahnhof<br />
Scharnitz (964 m); das Bayernticket<br />
ist nur bis Mittenwald gültig<br />
Hütten: Oberbrunnalm (1523 m)<br />
Route: Gießenbach – Gießenbachtal<br />
– Karltal – Oberbrunnalm – Zäunlkopf<br />
(»Schöne Aussicht«, ca. 1730 m) –<br />
Mittagkopf (1636 m) – Gießenbach<br />
Die Oberbrunnalm<br />
bietet gemütliche<br />
Einkehr<br />
bei <strong>der</strong> Tour auf<br />
den Zäunlkopf.<br />
Foto: Eugen E. Hüsler<br />
An seinem südlichen Rand, dem Riedbodeneck,<br />
wurde früher nach Blei geschürft.<br />
Erhalten blieben von <strong>der</strong> Franz-Adolf-Zeche<br />
bloß ein paar Stollenlöcher; im Bereich <strong>der</strong><br />
Abraumhalde versuchen ab und zu Mineraliensammler<br />
ihr Glück. Arthur hat sein Kuchenstück<br />
verputzt; eigentlich bräuchte er<br />
jetzt nur noch eine Zeitung, und sein Glück<br />
wäre vollkommen. Am Nebentisch ertönt<br />
die Internationale: Handy-Alarm. Christian<br />
schaut auf seine Uhr, rechnet kurz und<br />
lehnt sich dann entspannt zurück. Seine<br />
Zeitplanung stimmt – alles im grünen Bereich.<br />
Noch ein Gag<br />
Der weitere Abstieg geht eher gemütlich<br />
vonstatten, Christian mit, Arthur ohne Teleskopstöcke.<br />
Der Talboden kommt allmählich<br />
näher, dann folgt das letzte »Highlight« <strong>der</strong><br />
Tour: die 51 Meter lange, 2010 eingeweihte<br />
Hängebrücke am Leitersteig. Den Weg müsste<br />
man eigentlich umtaufen, ersetzt die aufwendige<br />
Konstruktion doch jene langen Leitern,<br />
die früher eine Querung <strong>der</strong> Sulzleklamm<br />
erst möglich machten. Bis ein Unwetter dann<br />
die schon ziemlich ramponierten Eisenleitern<br />
wegriss. Den Neubau sponserte die Versicherungskammer<br />
Bayern als DAV-Partner.<br />
Ob das teure Stück auch versichert ist?<br />
Der Zug fährt pünktlich los in Mittenwald.<br />
Am <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Westlichen Karwendelspitze<br />
lecken die letzten Sonnenstrahlen, das Geigenbauerdorf<br />
liegt schon länger im Schatten.<br />
Arthur hat sich noch ein Eis genehmigt – gut<br />
für den Hals, meint er, aber das ist eine Ausrede.<br />
Christian hinkt ein klein wenig. Beide<br />
fühlen sich gut; ein bisschen müde sind sie,<br />
verständlich. Doch lieber sieben Stunden unterwegs<br />
inmitten eines faszinierenden Panoramas<br />
als acht Stunden vor dem PC hocken.<br />
Die digitale (Schein-)Welt, für einmal war sie<br />
ausgesperrt. Und wie viel mehr gibt’s draußen<br />
in <strong>der</strong> Natur zu sehen, wenn man mit<br />
offenen Augen unterwegs ist. Jetzt darf man<br />
sie allerdings schließen, wenigstens für eine<br />
Weile. Tut das gut, echt.<br />
◀<br />
72 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13
Ein Tag, <strong>der</strong> bleibt.<br />
Mit dem Bayern-Ticket zu den<br />
schönsten Wan<strong>der</strong>zielen Bayerns.<br />
Ticket gilt auch in:<br />
Wan<strong>der</strong>-Tipps, DAV-Hüttensuche, Kauf und<br />
weitere Infos unter bahn.de/wan<strong>der</strong>n<br />
Die Bahn macht mobil.<br />
Jetzt Fan werden!<br />
fb.com/bayernticket
AUF TOUR<br />
Familien-TIPP<br />
Ein 55 Meter langes Abenteuer:<br />
die Hängebrücke über den Ködnitzbach<br />
Eine runde<br />
Sache<br />
Kals am Fuß des<br />
Großglockners<br />
Das Osttiroler Dorf Kals am Großglockner ist vor allem<br />
als Ausgangspunkt für dessen Besteigungen bekannt.<br />
Der aussichtsreiche Talrundweg ist zwar nichts für<br />
<strong>Gipfel</strong>stürmer, dafür aber für Familien und Genusswan<strong>der</strong>er<br />
ideal. Von Sandra Zistl<br />
74 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13
Die imposante Pyramide des<br />
Großglockner (3798 m) fasziniert<br />
nicht nur <strong>Gipfel</strong>stürmer.<br />
Sie bietet auch Talwan<strong>der</strong>ern<br />
eine atemberaubende Kulisse.<br />
Ein bisschen<br />
kitschig ist die<br />
Szenerie schon<br />
– aber sie ist echt.<br />
Vom Rastplatz in<br />
Arnig aus hat <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>er freien<br />
Blick über den Talkessel, in dem die<br />
Ortschaft Kals liegt. Dahinter bauen sich<br />
die Berge auf, gekrönt vom höchsten, dem<br />
Großglockner (3798 m). Während die Wan<strong>der</strong>er<br />
die Aussicht genießen, rauscht hinter<br />
ihrem Rücken klares Gebirgswasser durch<br />
die Rä<strong>der</strong> und Rinnen <strong>der</strong> Jagglermühle und<br />
liefert die perfekte Untermalung. Der idyllische<br />
Rastplatz ist nur einer von vielen auf<br />
dem 19,5 Kilometer langen Rundweg, <strong>der</strong><br />
vom Ortsteil Taurer im Norden des Talkessels<br />
einmal rundherum führt. »Mit unserem<br />
Talrundweg möchten wir Familien und älteren<br />
Menschen imposante Naturerlebnisse<br />
bieten«, beschreibt Eva Oberhauser vom<br />
Tourismusverband Osttirol die Zielgruppe.<br />
»Der Weg ist aber auch eine lohnende Alternative<br />
für ambitionierte Wan<strong>der</strong>er, die<br />
gemütliche Wan<strong>der</strong>tage und <strong>Gipfel</strong>touren<br />
abwechseln wollen.«<br />
Mit Blick auf die Großen<br />
Tatsächlich wird Kals jedem Wan<strong>der</strong>ertypus<br />
gerecht. Das Osttiroler Dorf liegt auf<br />
<strong>der</strong> Alpensüdseite mitten im Nationalpark<br />
Hohe Tauern. Eingerahmt von einem Bogen<br />
aus drei markanten Gebirgsgruppen – <strong>der</strong><br />
Schober-, Glockner- und Granatspitzgruppe<br />
– bieten sich Tagestouren, etwa auf Schönleiten-<br />
(2810 m) o<strong>der</strong> Blauspitze (2575 m)<br />
sowie mehrtägige Hüttentrekkings an. Der<br />
»Mit unserem<br />
Talrundweg möchten<br />
wir Familien imposante<br />
Naturerlebnisse<br />
bieten«<br />
Talweg kreuzt immer<br />
wie<strong>der</strong> die Wege, die zu<br />
den <strong>Gipfel</strong>n führen. Und<br />
natürlich lockt von Kals aus<br />
<strong>der</strong> höchste Berg Österreichs.<br />
Das Dorf, in dem Ende des 19.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts die erste Bergführervereinigung<br />
<strong>der</strong> Ostalpen gegründet wurde, ist<br />
<strong>Bergsteiger</strong>n als Ausgangspunkt für die beliebteste<br />
Aufstiegsroute auf den Großglockner<br />
bekannt. Fast jede Familie hier hat einen<br />
Bergführer in ihren Reihen vorzuweisen. Mit<br />
dem Rundweg setzt <strong>der</strong> Tourismusverband<br />
dagegen auf sanftes Wan<strong>der</strong>n und, wie es<br />
Eva Oberhauser ausdrückt, auf »entschleunigte<br />
Menschen, die das Panorama genießen<br />
wollen«. Schließlich sehen die alpinen <strong>Gipfel</strong><br />
auch vom gemütlichen, in großen Teilen<br />
fast ebenen Talweg aus imposant aus. Einer<br />
<strong>der</strong> wenigen Anstieg führt von Lesach (1319<br />
m) über einen Waldsteig in Kehren bergauf<br />
und gibt den Blick auf den Glödis (3206 m)<br />
frei, <strong>der</strong> wegen seiner perfekten Form auch<br />
als »Osttiroler Matterhorn« bezeichnet wird.<br />
Kleines Abenteuer<br />
Einen Rundweg anzulegen, <strong>der</strong> sich im Bereich<br />
zwischen 1300 und 1500 Metern dahinzieht,<br />
war ein langjähirger Wunsch des<br />
örtlichen Tourismusverbands. Die Runde<br />
verbindet die verschiedenen Ortsteile. Sie<br />
führt immer etwas oberhalb <strong>der</strong> Häuser<br />
durch Fel<strong>der</strong>, Wiesen und am Waldrand<br />
entlang. Der Abschnitt auf <strong>der</strong> Westseite<br />
existierte bereits, an den Osthängen wurden<br />
neue Wege gebaut. Dazu zählt auch eine<br />
Hängebrücke aus Metall. »Kin<strong>der</strong> lieben<br />
KOMPAKT<br />
Wan<strong>der</strong>genuss im Tal<br />
Anreise: Von Norden kommend<br />
über die A8 Richtung Salzburg,<br />
dann über die Inntalautobahn.<br />
Südlich von Kufstein Abzweig<br />
Richtung Kitzbühl und Felbertauern.<br />
Von dort nach Süden Richtung<br />
Lienz und südlich von Matrei.<br />
Nach <strong>der</strong> Ortschaft Huben ins<br />
Kalser Tal<br />
Informationen: Tourismusinformation<br />
Kals, Ködnitz 7, 9981<br />
Kals am Großglockner,<br />
Tel. 00 43/5 02 12/540, E-Mail:<br />
kals@osttirol.com, www.osttirol.<br />
com bzw. www.kals.at. Informationen<br />
und Bergführer-Buchung:<br />
www.bergfuehrer-kals.at,<br />
Tel. 00 43/6 64/4 16 12 89<br />
Talrundweg: Der Talrundweg<br />
Kals führt auf 19,5 Kilometern<br />
und Höhen zwischen 1300 und<br />
1500 Metern einmal rund um<br />
den Kalser Talkessel. Die Tagestour<br />
lässt sich in Etappen unterteilen.<br />
Sieben Übernachtungen mit<br />
Frühstück werden ab 199,- €<br />
pro Person im Doppelzimmer<br />
angeboten. Inklusive sind neben<br />
<strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>karte zum Talrundweg<br />
Kals auch eine Wildtierbeobachtung<br />
mit dem Nationalpark-Ranger<br />
sowie eine freie Fahrt über die<br />
mautpfl ichtige Glocknerstraße.<br />
Karte: Kompass 1:50 000,<br />
Nr. 39 »Glocknergruppe – Nationalpark<br />
Hohe Tauern«<br />
Fotos: picture alliance/Arco Images GmbH, Martin Lugger<br />
07 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 75
INFO<br />
Schnuppertour<br />
ins ewige Eis<br />
Die zweitägige Tour startet mit dem Taxi-<br />
Transfer von Kals zum Lucknerhaus (1948 m). In<br />
Begleitung eines Nationalpark-Rangers wan<strong>der</strong>n<br />
die Teilnehmer hinauf zur Stüdlhütte (2802 m).<br />
Der Weg durch mehrere Vegetations- und Klimazonen<br />
ist vergleichbar mit einer komprimierten<br />
Reise in die Arktis. Am zweiten Tag führt ein Kalser<br />
Bergführer die Wan<strong>der</strong>er über das Teischnitzkees<br />
(3000 m), zeigt die Gehtechnik mit Steigeisen<br />
und seilt auf Wunsch Teilnehmer in eine Spalte<br />
ab. Zurück geht es durch das Teischnitztal bis zum<br />
»Maurigen Trog« (2100 m) und von dort mit dem<br />
Taxi zum Glocknerhaus.<br />
Information und Anmeldung: Tourismusinformation<br />
Kals (Kontakt siehe Kasten S. 75)<br />
TOUREN<br />
Foto: Peter Tembler, Martin Lugger<br />
diese Passage«, erzählt Christian Riepler. 55<br />
Meter lang ist die schwankende Querung<br />
über den Ködnitzbach, <strong>der</strong> 28 Meter weiter<br />
unten dahinrauscht. Für den 28-jährigen<br />
Bergführer, <strong>der</strong> im Sommer fast täglich mit<br />
Gästen auf dem <strong>Gipfel</strong> des Großglockner<br />
steht, ist <strong>der</strong> Talrundweg keine aufregende<br />
Sache. Aber Riepler weiß, dass er für zukünftige<br />
<strong>Bergsteiger</strong> durchaus zum Abenteuer<br />
werden kann. Für Familien mit kleinen<br />
Kin<strong>der</strong>n eignet er sich perfekt. In den<br />
Ortsteilen Lesach, Großdorf und Ködnitz<br />
wurden sogar Buggy-taugliche Abschnitte<br />
eingerichtet. Während sportliche Läufer bei<br />
19,5 Kilometern und gut 200 Höhenmetern<br />
an die perfekte Trainingsstrecke für einen<br />
Halbmarathon denken, hat <strong>der</strong> Tourismusverband<br />
diese noch einmal unterteilt in<br />
mehrere Etappen.<br />
Entspannen im Glocknersessel<br />
Das zweite Highlight findet sich auf dem Abschnitt<br />
zwischen Lana und Lesach. Im Weiler<br />
Arnig wurde die Jagglermühle restauriert.<br />
Während die Kids dort mit Begeisterung das<br />
Wasser über Rinnen umleiten können, haben<br />
Erwachsene die Möglichkeit, sich auf einem<br />
<strong>der</strong> »Glocknersessel« auszuruhen und<br />
das Panorama zu genießen. Wer Glück hat,<br />
sieht Wan<strong>der</strong>falke, Steinadler o<strong>der</strong> Bartgeier<br />
vorbeiziehen. Und wer sich gut informiert<br />
hat, trägt in seinem Rucksack nicht nur normale<br />
Brotzeit, son<strong>der</strong>n auch Fleisch, Fisch<br />
o<strong>der</strong> Gemüse mit. Denn bei Lesach haben<br />
die Wegebauer etwas eingerichtet, wovon<br />
manch <strong>Bergsteiger</strong> auf den letzten Metern<br />
zum <strong>Gipfel</strong> träumt: einen Aussichtsturm<br />
mit Grillplatz. Vorausgesetzt man hat nicht<br />
schon bei einer <strong>der</strong> zahlreichen Einkehrmöglichkeiten<br />
unterwegs zugeschlagen. ◀<br />
Viele <strong>Bergsteiger</strong>,<br />
die den<br />
höchsten Berg<br />
Österreichs erklimmen<br />
wollen,<br />
übernachten auf<br />
<strong>der</strong> Erzherzog-<br />
Johann-Hütte<br />
(3454 m), um am<br />
frühen Morgen<br />
den Glocknergipfel<br />
zu erreichen.<br />
Großglockner & Co.: fünf Touren-<br />
Tipps rund um Kals<br />
1 Großglockner (3798 m)<br />
▶ schwer 2 Tage<br />
1880 Hm –<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Lucknerhaus<br />
(1948 m)<br />
Tour: Am ersten Tag Aufstieg vom<br />
Parkplatz beim Lucknerhaus über<br />
die Lucknerhütte (2241 m) zur<br />
Stüdlhütte (2802 m, 2 Std.). Weiter<br />
über das Ködnitzkees und im letzten<br />
Teil über Felsschrofen zur Erzherzog-<br />
Johann-Hütte (3454 m, 2½ Std.);<br />
dort Übernachtung. Zweiter Tag:<br />
<strong>Gipfel</strong>besteigung am frühen Morgen<br />
(1½ Std.), zunächst über Schnee und<br />
Gletscher zum sogenannten Bahnhof<br />
(3560 m). Von dort weiter über<br />
Fels (II–III). Zwischen Klein- und Großglockner<br />
bildet die Glocknerscharte<br />
einen schmalen Übergang zum <strong>Gipfel</strong>.<br />
Abstieg entlang <strong>der</strong> Aufstiegsroute.<br />
Information: Bergführer empfohlen,<br />
Buchung unter www.bergfuehrerkals.at,<br />
Tel. 00 43/6 64/4 16 12<br />
89; Öffnungszeiten Stüdlhütte und<br />
Erzherzog-Johann-Hütte:<br />
Mitte Juni bis Ende<br />
Sept./Anfang Okt.<br />
2 Blauspitz (2575 m)<br />
Tourenkarte 9<br />
Heftmitte<br />
▶ mittel 2¾ Std.<br />
1210 Hm +14 J.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Kals-Großdorf<br />
(1365 m)<br />
Tour: Talaufstieg über die Wan<strong>der</strong>wege<br />
Nr. 516 und Nr. 25 zum Einstieg.<br />
Über den Westgrat führt ein mittelschwerer<br />
Klettersteig zum <strong>Gipfel</strong>.<br />
(Klettersteigsets können im Sportgeschäft<br />
in Kals ausgeliehen werden).<br />
Alternativ in leichter Kletterei über<br />
den Ostgrat (II+/III, gut abgesichert<br />
mit Theniushaken): Zum Einstieg in<br />
circa 40 Minuten von <strong>der</strong> Bergstation<br />
über Wan<strong>der</strong>weg Nr. 25a in Richtung<br />
Aussig-Teplitzer-Weg (AV-Weg Nr.<br />
516), Kletterzeit ca. 2 Std.<br />
Information: Betriebszeiten <strong>der</strong> Bergbahn<br />
unter www.bergbahnen-kals.at,<br />
0043/48 76/82 33<br />
3 Schönleitenspitze (2810 m)<br />
▶ schwierig 8 Std.<br />
1389 Hm +14 J.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Kals/Oberlesach<br />
(1420 m)<br />
Tour: Über Forstweg Nr. 60, 61a und<br />
61 zum Lesach-Riegel (2134 m,<br />
2 Std.) und weiter über Weg Nr. 65<br />
zum <strong>Gipfel</strong> <strong>der</strong> Schönleitenspitze<br />
(2810 m, 2 Std.). Abstieg über Weg<br />
Nr. 65 in Richtung Lesachtal (1828<br />
m) über Hochalmwiesen und später<br />
durch Bergwald (2½ Std.). Von <strong>der</strong><br />
Lesachalm (nicht bewirtschaftet)<br />
über AV-Weg Nr. 912 und weiter ab<br />
<strong>der</strong> Sagbrücke über Wan<strong>der</strong>weg Nr.<br />
60b zurück nach Kals/Oberlesach<br />
(1½ Std.)<br />
Information: Tourismusinformation<br />
Kals, Tel. 00 43/5 02 12/540,<br />
www.osttirol.com bzw. www.kals.at<br />
76 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13
4 Dreitägige Hüttentour rund<br />
um Kals<br />
(mit <strong>Gipfel</strong> Böses Weibl, 3121 m)<br />
▶ mittel-schw.<br />
3 Tage<br />
3190 Hm +12 J.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Lucknerhaus<br />
(1948 m)<br />
Tour: Am ersten Tag vom Lucknerhaus<br />
zur Stüdlhütte (2802 m) über<br />
AV-Weg Nr. 702 B (2½ Std., 880<br />
Hm), Übernachtung auf <strong>der</strong> Stüdlhütte.<br />
Zweiter Tag (310 Hm): Von <strong>der</strong><br />
Stüdlhütte über Johann-Stüdlweg<br />
(AV 713) Aufstieg zur Pfortscharte<br />
und Salmhütte (2638 m, 3 Std., nur<br />
für Geübte) und weiter zur Glorerhütte<br />
(2651 m, 1½ Std.) über das<br />
Leitertal (AV-Weg Nr. 702B und 714)<br />
o<strong>der</strong> über das Hintere Leitertal und<br />
den Steilhang (schwierigere Stelle<br />
mit Fixseil). Übernachtung auf <strong>der</strong><br />
Glorerhütte. Dritter Tag (2000 Hm,<br />
davon 1200 Hm im Abstieg): Von <strong>der</strong><br />
Glorerhütte über den Eselsteig zum<br />
Peischlachtörl (2484 m,1,5 Std.),<br />
weiter über AV-Weg Nr. 911 auf das<br />
Böse Weibl (3121 m, 2 Std.). Abstieg<br />
zum Lucknerhaus<br />
Information: siehe Tour 3<br />
5 Sechstägige Hüttentour<br />
rund um Kals<br />
▶ mittel-schw.<br />
6 Tage<br />
7780 Hm +16 J.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Kals-Großdorf<br />
(1365 m)<br />
Tour: Am ersten Tag über den AV-Weg<br />
Nr. 502B zum Kals-Matreier-Törl<br />
(2207 m, 2½ Std.) und über die<br />
Auf dem Talrundweg oberhalb von Kals/Großdorf<br />
Kalser Höhe zum Hochtor (2477 m,<br />
1,5 Std.) und zur Sudetendeutschen<br />
Hütte (2656 m, insgesamt 1670<br />
Hm). Zweiter Tag (1245 Hm): Von dort<br />
auf AV-Weg Nr. 514 (nur für Geübte)<br />
zum Kalser Tauernhaus (1754 m, 4<br />
Std.). Dritter Tag (1390 Hm): Vom<br />
Kalser Tauernhaus auf Weg Nr. 711<br />
und 40 durchs Seebachtal zur Moaalm<br />
(1778 m, 2 Std.) und über das<br />
Teischnitztal auf AV-Weg Nr. 712 zur<br />
Stüdlhütte (2802 m, 4 Std.). Vierter<br />
Tag (310 Hm): Von <strong>der</strong> Stüdlhütte<br />
über den Johann-Stüdl-Weg (AV 713)<br />
zur Pfortscharte (2828 m) und weiter<br />
zur Salmhütte (2638 m, ca. 3 Std.,<br />
Übernachtungsmöglichkeit). Weiter<br />
zur Glorerhütte (2651 m) über das<br />
Leitertal (AV-Weg Nr. 702B und 714)<br />
o<strong>der</strong> über das hintere Leitertal und<br />
den anspruchsvollen Steilhang (s.<br />
Tour 4). Fünfter Tag (1180 Hm, nur<br />
für Geübte): Von <strong>der</strong> Glorerhütte über<br />
den Eselsteig auf AV-Weg Nr. 918<br />
zum Peischlachtörl (2484 m, 1½<br />
Std.) und über den Wiener Höhenweg<br />
zur Eberfel<strong>der</strong> Hütte (2348 m, 4<br />
Std.). Sechster Tag (1980 Hm): Von<br />
<strong>der</strong> Eberfel<strong>der</strong> Hütte auf das Böse<br />
Weibl (3121 m, 4 Std.), weiter zum<br />
Peischlachtörl (2484 m, 2 Std.)<br />
und in weiteren zwei Stunden zum<br />
Lucknerhaus (1948 m)<br />
Information: siehe Tour 3
AUF TOUR<br />
Einmal rund um den Gross Lohner<br />
Der Lohn von<br />
13 Stunden<br />
Das wuchtige, aus metamorphen Kalkdecken aufgebaute<br />
Lohner-Massiv steht an <strong>der</strong> Schwelle von den Vor- zu den Hochalpen<br />
im Berner Oberland. Man kann es auf abwechslungsreichen,<br />
teils verwegenen Steigen vollständig umrunden und lernt<br />
dabei weit mehr als nur den Lohner selbst von allen Seiten<br />
kennen. Tagebuch eines langen Marsches. Von Mark Zahel
6:20 h<br />
Es dämmert allmählich, als ich<br />
im hinteren Kan<strong>der</strong>tal eintreffe.<br />
Warten auf die Seilbahn<br />
nach Sunnbüel o<strong>der</strong> gleich auf<br />
dem Alpsträßchen ins Üschenetal?<br />
Letzteres erscheint mir unter taktischen<br />
Gesichtspunkten vorteilhafter.<br />
Kurzer Schreck, als <strong>der</strong> Automat die Bewilligung<br />
für die eingeworfenen zehn Fränkli<br />
nicht ausspucken will. Ich drohe mit Gewalt,<br />
dresche einmal mit dem Handballen<br />
auf ihn ein, da kommt das Billett…<br />
Wan<strong>der</strong>er beim<br />
Abstieg vom Luser<br />
zur Engstligenalp<br />
– sie haben die<br />
Lohner-Traverse in<br />
umgekehrter Richtung<br />
absolviert.<br />
6:59 h<br />
Hinter <strong>der</strong> Alp Usser Üschene bleibt das<br />
Fahrzeug zurück. Ohne Umschweife wird<br />
<strong>der</strong> Rucksack geschultert, denn <strong>der</strong> heutige<br />
Marsch wird lang werden, so viel steht fest.<br />
Ich muss allerdings gestehen, was man in<br />
einem verantwortungsvollen Bergmagazin<br />
eigentlich gar nicht sagen darf: Wirklich<br />
vorbereitet habe ich mich auf diese Tour<br />
nicht, nur einmal kurz mit dem Finger<br />
über die Landkarte. Die Idee kam vielmehr<br />
spontan, als mir während einer Schweizreise<br />
bewusst wurde, wie sehr mich die<br />
Gegend um Kan<strong>der</strong>steg schon bei meinem<br />
ersten Besuch vor 15 Jahren fasziniert hatte.<br />
Ausschlaggebend dafür ist eine Topografie,<br />
die man im besten Sinn als charisma-<br />
Foto: Mark Zahel<br />
07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 79
Unterwegs am Ärtelengrat, darüber das Tschingellochtighorn und die Lohner-Südflanke<br />
tisch bezeichnen kann. Da ist zum Beispiel<br />
die Perle des Oeschinensees unterhalb <strong>der</strong><br />
wilden Fluh von Dolden- und Fründenhorn,<br />
welche ihrerseits zum Eisschloss <strong>der</strong><br />
Blüemlisalp aufschließen; da ist das imposante<br />
Gasteretal mit <strong>der</strong> Passverbindung<br />
über den Lötschberg ins Wallis; da ist die<br />
verträumte, einst von Bergstürzen heimgesuchte<br />
Spittelmatte an <strong>der</strong> ebenfalls ins<br />
Wallis führenden Gemmiroute; und da sind<br />
die <strong>Gipfel</strong> und Grate im Übergangsbereich<br />
nach Adelboden, unter denen <strong>der</strong> Lohner<br />
zweifellos die stärkste Wirkung entfaltet.<br />
Das Objekt des Interesses!<br />
Die westliche Traverse des Lohners ist eine<br />
»alpine Route«, also blau-weiß markiert.<br />
KOMPAKT<br />
Rund um den Lohner<br />
Charakter: Bergwege und blauweiß-markierte<br />
Alpinrouten unterschiedlicher<br />
Beschaffenheit (teils<br />
Matten, teils schuttreich). Meist<br />
keine beson<strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />
in <strong>der</strong> Lohner-Westfl anke jedoch<br />
sehr ausgesetzte Abschnitte in unsolidem<br />
Gelände, vereinzelt Sicherungen<br />
(diesen Teil nur bei guten<br />
Bedingungen gehen, keinesfalls<br />
bei Schneelage!). Ausgeprägte<br />
Trittsicherheit und Schwindelfreiheit<br />
unbedingt erfor<strong>der</strong>lich<br />
Schwierigkeit: T4 auf <strong>der</strong><br />
Westtraverse, sonst T3 nach <strong>der</strong><br />
SAC-Skala<br />
Ausgangspunkt: Usser<br />
Üschene (P. 1621); Zufahrt<br />
auf einer gebührenpfl ichtigen<br />
Alpstraße von Kan<strong>der</strong>steg<br />
Gehzeit: insgesamt 12½ Std.,<br />
mit Übernachtung auf <strong>der</strong> Engstligenalp<br />
idealerweise gleichmäßig<br />
auf zwei Tage verteilt<br />
Höhenmeter: etwa 2400 Hm<br />
Hütten: Berghaus Bärtschi<br />
(1937 m), Tel. 00 41/33/6 73<br />
13 73; Berghotel Engstligenalp<br />
(1965 m), Tel. 00 41/33/6<br />
73 22 91, beide ganzjährig<br />
bewirtschaftet; Lohnerhütte<br />
(2171 m), Tel. 00 41/33/6 73<br />
Tourenkarte 3<br />
Heftmitte<br />
04 87, an Sommerwochenenden<br />
bewirtschaftet, stets offen<br />
Route: Usser Üschene – Üschenegrat<br />
– Wyssi Flue – Schwarzgrätli<br />
– Tälli – Engstligengrat<br />
– Ärtelengrat – Engstligenalp<br />
(Übernachtung) – Luser –<br />
Lohner-Westtraverse – Lohnerhütte<br />
– Bun<strong>der</strong>alp – Bun<strong>der</strong>chrinde<br />
– Alpschele – Usser Üschene<br />
Karten: Swisstopo 1:50 000,<br />
Blatt 263 T »Wildstrubel«; o<strong>der</strong><br />
1:25 000, Blätter 1247 »Adelboden«<br />
und 1267 »Gemmi«<br />
Literatur: Zahel »Panoramawege<br />
Schweiz«, Bruckmann Verlag<br />
8:26 h<br />
Beim Aufstieg Richtung Üschenegrat ist die<br />
sonnendurchflutete Lohner-Ostseite immer<br />
prächtiger herausgewachsen. Wuchtig und<br />
abweisend kommt dieses Massiv daher, Assoziationen<br />
mit einer alternden Festung<br />
auslösend. Schon aus einiger Entfernung<br />
sieht man ihm das mürbe Gestein an. Ich<br />
hätte natürlich auch den leichteren und<br />
direkten Weg durchs Hochtal wählen können,<br />
doch erschien mir die Panoramastrecke<br />
längs des Üschenegrates weitaus sehenswerter.<br />
Dieser hohe Laufsteg zwischen<br />
zwei Alpgründen ist einfach traumhaft!<br />
Die Fotopausen bieten auch Gelegenheit<br />
zum persönlichen Innehalten, und wenn<br />
es manchmal nur wenige Minuten sind,<br />
während man sich in ein einzelnes Bild vertieft.<br />
Beim Lohner neigt man wohl dazu,<br />
den Berg eher schaurig-schön zu finden als<br />
wirklich ästhetisch. O<strong>der</strong> liegt das einfach<br />
an einer eingefahrenen humanistischen<br />
Definition von Ästhetik? Wie auch immer,<br />
ich bin jedenfalls beeindruckt.<br />
11:51 h<br />
Nach <strong>der</strong> abwechslungsreichen Strecke via<br />
Schwarzgrätli und Tälli bildet <strong>der</strong> Engstligengrat<br />
den nächsten Höhepunkt, nicht<br />
nur in metrischer Hinsicht. Jetzt kommt das<br />
Wildstrubel-Massiv ins Blickfeld. Und das<br />
bizarre Tschingellochtighorn gibt eine Nahkulisse<br />
wie aus einem alten John-Ford-Film<br />
ab. In <strong>der</strong> Tat »großes Kino«! Der Gegenanstieg<br />
zum Engstligengrat fiel bei zunehmend<br />
höherem Sonnenstand schweißtreibend<br />
aus, nicht mehr ganz so leichtfüßig<br />
wie am Morgen. Auch eine Gruppe von vier<br />
jungen Trekking-Freunden bekommt das zu<br />
spüren. Sie unternehmen eine mehrtägige<br />
Tour durchs Berner Oberland und schleppen<br />
dafür die ganze Biwakausrüstung mit.<br />
13:13 h<br />
Zwischendurch habe ich es etwas lockerer<br />
angehen lassen. Der Pfad unmittelbar am<br />
Tschingellochtighorn vorbei sowie über den<br />
Ärtelengrat hinab ist einfach zu schön, um<br />
durchzurennen. Während rechts die graue<br />
Lohner-Südflanke prangt, breitet sich linker<br />
Hand die grüne Engstligenalp aus – eine <strong>der</strong><br />
Alle Fotos: Mark Zahel<br />
80 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Blick von <strong>der</strong> Wyssi Flue ins Gemmigebiet, das schon zum Wallis gehört<br />
Das bizarre Tschingellochtighorn<br />
größten Hochweiden <strong>der</strong> Schweiz, die mit<br />
zwei Gasthäusern auch ideale Möglichkeiten<br />
zur Zwischennächtigung bietet. Die Blicke<br />
sind quasi hin- und hergerissen und schweifen<br />
natürlich vor allem auch weit über das<br />
Tal von Adelboden. Nun aber drehe ich von<br />
<strong>der</strong> Engstligenalp ab, nach wie vor in ambitionierter<br />
Hoffnung, meine Lohner-Runde als<br />
Tagestour zu absolvieren.<br />
14:21 h<br />
Einstieg in die abschüssige Westflanke des<br />
Gross Lohner. Inzwischen befinde ich mich<br />
auf einer »blau-weißen« Alpinroute, die<br />
mit gewöhnlichem Wan<strong>der</strong>n nicht adäquat<br />
umschrieben wäre und in <strong>der</strong> Schweiz konsequenterweise<br />
als eigene Wegekategorie<br />
geführt wird. Warum, wird sich jetzt offenbaren:<br />
Die erste Bän<strong>der</strong>passage beginnt noch<br />
überraschend komfortabel, obschon die dräuenden,<br />
nicht gerade vertrauenerweckend<br />
soliden Felswände gehörigen Respekt einflößen.<br />
Irgendwie sieht alles aus wie auf einer<br />
Baustelle <strong>der</strong> Erdgeschichte – was ja in gewisser<br />
Weise auch zutrifft. Der Pfad selbst findet<br />
eine fantastische Linie durch die in mehrere<br />
Buchten geglie<strong>der</strong>ten Abhänge, kann dem<br />
Unbedarften aber schon mal das Herz in die<br />
Hose rutschen lassen. Mitunter leitet die Trasse<br />
gerade noch fußbreit entlang ausgewitterter<br />
Schichtbän<strong>der</strong>; nebenan brechen steile,<br />
haltlose Schuttböschungen ins Bodenlose<br />
ab. Ich persönlich mag diesen wohldosierten<br />
Nervenkitzel gepaart mit Urtümlichkeit, aber<br />
ein Fehltritt ist natürlich verboten.<br />
15:48 h<br />
Im nördlichen Teil dieses wilden Abenteuerpfades<br />
– an<strong>der</strong>s kann ich ihn nicht nennen<br />
– ist die kleine Lohnerhütte postiert.<br />
Die kleine Lohnerhütte ist nur am Wochenende<br />
bewirtet.<br />
Was für eine Lage! Eine halbstündige Rast<br />
lasse ich mir hier nicht nehmen, auch wenn<br />
ich langsam kapiere, dass diese Tour ein veritables<br />
Mammutprogramm für einen Tag<br />
bedeutet und das Ende ja noch längst nicht<br />
in Sicht ist. Der Hüttenwart hat gerade noch<br />
einige Ausbesserungsarbeiten ausgeführt,<br />
nicht am Gebäude, son<strong>der</strong>n am Weg, <strong>der</strong><br />
in diesem Bereich immer wie<strong>der</strong> von den<br />
Naturgewalten behelligt wird. Ohne ein<br />
Mindestmaß an wäre wohl bald nicht mehr<br />
viel davon übrig. Warum die Lohner-Westtraverse<br />
mitunter auch als »Kletterweg« bezeichnet<br />
wird, erschließt sich indes etwas<br />
später, wenn es an Ketten über eine Steilstufe<br />
abwärts geht – technisch zweifellos die<br />
Schlüsselstelle <strong>der</strong> ganzen Tour.<br />
18:03 h<br />
500 Höhenmeter Gegensteigung nach<br />
mehr als zehn Stunden ist schon ein echter<br />
Härtetest. In dem westseitigen Kar hinauf<br />
zur Bun<strong>der</strong>chrinde meint es zudem auch<br />
die Sonne sehr gut, sodass man sich nach<br />
jedem schwachen Windhauch o<strong>der</strong> einem<br />
Quellwölkchen als Schattenspen<strong>der</strong> sehnt.<br />
Klar, die physische Komponente ist nicht<br />
wegzudiskutieren, aber darüber hinaus<br />
gibt es auch eine psychologische: Und so<br />
quäle ich mich nicht mit Gedanken, wie gemein<br />
das hier ist und wie doof meine Idee,<br />
solch einen Gewaltmarsch aufs Geratewohl<br />
anzupacken. Nein, ich freue mich einfach<br />
weiterhin an den herrlichen Landschaftsbil<strong>der</strong>n<br />
und setze geduldig Schritt um<br />
Schritt, bis ich irgendwann oben in <strong>der</strong> Bun<strong>der</strong>chrinde<br />
stehe. Es ging letztlich viel besser<br />
als gedacht! Die <strong>Gipfel</strong> des zentralen<br />
Berner Oberlandes belohnen mich mit<br />
abendlich illuminierten Silhouetten.<br />
19:19 h<br />
Ein netter Plausch mit den Älplern auf Alpschele<br />
gehört zu den Begebenheiten auf dem<br />
finalen Abstieg zurück ins Üschenetal, das<br />
längst im Schatten liegt. Exakt 12 Stunden<br />
und 20 Minuten nach Auf bruch schließt<br />
sich dort <strong>der</strong> Kreis mit einem unbeschreiblichen<br />
Gefühlsmix aus Erschöpfung und<br />
Glückseligkeit. Das GPS-Gerät hat in dieser<br />
Zeitspanne rund 2400 Aufstiegsmeter registriert.<br />
Mit einem genaueren Blick auf die<br />
Karte hätte ich das vorher wissen können. Zu<br />
bereuen ist freilich rein gar nichts. ◀<br />
07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 81
ALPINISMUS<br />
Jubiläum einer Route<br />
Respekt!<br />
Auch 75 Jahre nach <strong>der</strong> Erstbegehung ist<br />
die Heckmair-Route in <strong>der</strong> Eiger-Nordwand<br />
eine Art Reifezeugnis für Alpinisten. Trotz aller<br />
Rekordjagden ist eines noch immer wichtig:<br />
Demut statt demütigen. Von Uli Auffermann<br />
Vorsichtig setzt er die Frontalzacken<br />
des Steigeisens auf das<br />
schmale, abschüssige Leistchen,<br />
auf dem hauchdünn das<br />
Wasser gefroren ist. Die Unterarme<br />
schmerzen, denn die Griffe sind klein,<br />
und <strong>der</strong> Fels hängt leicht über. Kurz kratzt<br />
das an<strong>der</strong>e Steigeisen am Fels, bevor auch<br />
dessen vor<strong>der</strong>e Zacken Halt auf einer kleinen<br />
Gesteinsausbuchtung finden. Mo<strong>der</strong>nes<br />
Mixedklettern mit Dry-Tooling-Passagen<br />
in einer knackigen Einseillängentour<br />
im letzten Winter? Weit gefehlt. Es ist das<br />
Jahr 1938, hoch oben in <strong>der</strong> Eiger-Nordwand,<br />
zwischen Rampe und Spinne. An<strong>der</strong>l<br />
82 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13
»Ihren Reiz wird die<br />
›Heckmair‹ nie verlieren.<br />
In ihrer Ästhetik, Linienführung<br />
und auch in<br />
ihrer Erstbegehungsgeschichte<br />
gibt es<br />
nichts Vergleichbares.«<br />
Hansjörg Auer<br />
Fotos: Jungfraubahnen, Lukas Bin<strong>der</strong><br />
Galt lange Zeit als eines »<strong>der</strong><br />
letzten Probleme <strong>der</strong> Alpen«:<br />
die Eiger-Nordwand mit dem<br />
Hinterstoißer-Quergang (re.),<br />
eine <strong>der</strong> Schlüsselstellen.<br />
Heckmair eröffnet in bis dahin noch nie betretenem<br />
Gelände für seine Seilgefährten<br />
den Weg hinaus aus <strong>der</strong> Wand. Ein Gang<br />
an <strong>der</strong> Sturzgrenze, damals Klettern in einer<br />
neuen Dimension. Heckmair hatte für<br />
sich und seinen Freund Wiggerl Vörg die<br />
gerade erst aufgekommenen Zwölfzacker-<br />
Steigeisen besorgt. Spätestens jetzt, dort<br />
oben, wird klar, dass dies <strong>der</strong> Schlüssel zur<br />
Erstbegehung ist.<br />
An<strong>der</strong>l Heckmair hat es gewusst, hat es ausgesprochen.<br />
Auch wenn Heinrich Harrer<br />
strikt <strong>der</strong> Meinung blieb, dass er und Fritz<br />
Kasparek mit ihrer mangelhaften Eisausrüstung<br />
schließlich auch die Eiger-Nordwand<br />
gemacht haben, konnte An<strong>der</strong>l Heckmair<br />
deutlich werden: »Ja, aber nur, weil ich<br />
vorausgestiegen bin!« Dabei wollte er das<br />
Können <strong>der</strong> beiden in keiner Weise in Frage<br />
stellen, betonte auch immer ihre Wichtigkeit<br />
für den Erfolg <strong>der</strong> Viererseilschaft.<br />
Kasparek und Harrer hatten vor <strong>der</strong> Durchsteigung<br />
ebenso erkannt, dass Schnelligkeit<br />
Trumpf sein würde, um dem Steinschlag zu<br />
entgehen. Sie täuschten sich<br />
nur in <strong>der</strong> Ausrüstung, sahen<br />
nicht in Gänze, dass sie es mit<br />
gewaltigen Eisfel<strong>der</strong>n und<br />
vereisten Felszonen zu tun<br />
bekommen würden.<br />
Brillante Eistechnik, die Fähigkeit,<br />
mit Steigeisen die<br />
heiklen, mit Schnee o<strong>der</strong><br />
dünner Eisglasur überzogenen<br />
Felsabschnitte souverän<br />
zu überklettern und vor allem<br />
Schnelligkeit sind die<br />
Kernkompetenzen für Nordwandaspiranten.<br />
Damals<br />
wie heute. Immer häufiger<br />
stellen Spitzenathleten Fabelzeiten<br />
auf, hochtrainiert und<br />
mit optimierter Ausrüstung.<br />
Vor allem aber sind sie klug<br />
genug, die Durchsteigungen<br />
meist in die kalte Jahreszeit<br />
zu legen, bei stabilen Wetterverhältnissen<br />
und geringerer<br />
Steinschlaggefahr. Etwas, was<br />
frühere Seilschaften noch<br />
nicht so in den Fokus rückten<br />
und meist nur begrenzte<br />
Zeitfenster neben dem Job<br />
im Sommer hatten. Sie trieb<br />
es oftmals bei ungünstigen<br />
Bedingungen in die Wand,<br />
erlebten Steinschlagsalven, Lawinen und<br />
Wetterstürze. Schlimmstenfalls dann völlige<br />
Entkräftung, Unterkühlung, Verletzungen<br />
mit verheerenden Auswirkungen.<br />
Kaum eine an<strong>der</strong>e Wand war Schauplatz<br />
<strong>der</strong>artig erschüttern<strong>der</strong> Dramen. Oft mit<br />
Todesfolge, manchmal mit Rettung in letzter<br />
Sekunde. Immer aber aufschreckend,<br />
erschütternd. Vielfach verfilmt und<br />
07 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 83
dokumentiert. Als ewige Konstante <strong>der</strong><br />
Gefahren, die in dem riesigen Konkav des<br />
Eigers lauern. Ein Nimbus, ein Stempel, den<br />
die Eigerwand nicht mehr loswird. Und <strong>der</strong><br />
alles an<strong>der</strong>e als Genuss und <strong>Bergsteiger</strong>romantik<br />
verspricht. Dennoch ist sie begehrt,<br />
von ganz beson<strong>der</strong>er Verheißung.<br />
Auf die Spitze getrieben<br />
Was ist es, was diese Wand so anziehend<br />
macht? Warum ist eine Durchsteigung für<br />
viele das <strong>Bergsteiger</strong>ziel schlechthin? Warum<br />
ist sie für viele, die sich <strong>Gipfel</strong>stürmer<br />
nennen, eine unerfüllbare Sehnsucht, für<br />
manche <strong>der</strong> Höhepunkt eines erfüllten<br />
Alpinistenlebens? Die Motivationslage des<br />
Einzelnen bleibt Spekulation. Aber es gibt<br />
einen roten Faden, <strong>der</strong> deutlich wird: Diese<br />
Wand spiegelt in ihrem Anfor<strong>der</strong>ungsprofil<br />
und in ihrer Historie eine Art Elitezeugnis<br />
im Portfolio eines Alpinisten. Wer sie<br />
durchsteigt, darf sich kompletter <strong>Bergsteiger</strong><br />
nennen. Er hat sozusagen alle Voraussetzungen<br />
im Höchstmaß entwickelt: Leidenschaft,<br />
Mut, Wille, aber auch Instinkt<br />
und Intuition für das, was geht und das,<br />
was zu gefährlich ist, hat Selbstvertrauen,<br />
ist sicher und stabil auch unter <strong>der</strong> Last des<br />
gewaltigen Kolosses aus Fels und Eis, <strong>der</strong> sich<br />
über ihm auftürmt.<br />
Verständlich, dass sich in <strong>der</strong> 75-jährigen<br />
Geschichte seit <strong>der</strong> Erstbegehung das internationale<br />
Who is Who <strong>der</strong> Alpinisten in<br />
<strong>der</strong> Eiger-Nordwand verewigt hat. Männer,<br />
Die Erstbegeher auf dem Eigergletscher (v. l.):<br />
Harrer, Kasparek, Heckmair, Vörg<br />
Logenplatz am Teleskop von Hotelier Franz von Almen (rechts) auf <strong>der</strong> Kleinen Scheidegg<br />
Frauen, in Seilschaft, allein. Berühmte Rückzüge<br />
wie <strong>der</strong> von Hias Rebitsch und Wiggerl<br />
Vörg 1937, Versuche und Verzicht, wie <strong>der</strong><br />
des Ausnahmealpinisten Walter Bonatti, <strong>der</strong><br />
seinen Alleinbegehungsversuch abbrach,<br />
um im Steinschlag nicht unterzugehen.<br />
Michel Darbellay, <strong>der</strong> die Wand als Erster<br />
im Alleingang durchstieg, Christophe Profit<br />
und Catherine Destivelle, die es ihm im<br />
Winter gleichtaten, o<strong>der</strong> Reinhold Messner<br />
und Peter Habeler, die durch ihre Durchsteigung<br />
dem Alpinismus zur Zäsur verhalfen,<br />
als sie nämlich 1974 in nur zehn Stunden die<br />
Wand durcheilten und die beiden wichtigsten<br />
Komponenten für sicheres Bergsteigen<br />
dokumentierten, einerlei ob für die Eigerwand<br />
o<strong>der</strong> den Himalaya: Schnelligkeit und<br />
Souveränität, Herr <strong>der</strong> Lage bleiben, am Berg<br />
nicht zu sehr auf die technischen Hilfsmittel<br />
vertrauen, son<strong>der</strong>n auf die eigenen Fähigkeiten<br />
und Kräfte. Wie einst auch schon<br />
An<strong>der</strong>l Heckmair, als er intuitiv entschied,<br />
sich durchzusetzen gegen bis dahin althergebrachte<br />
Regeln. Er wollte nicht schon<br />
nachmittags ins Biwak, son<strong>der</strong>n klettern, so<br />
schnell und hoch wie möglich, um den Lawi-<br />
Fotos: Archiv Heckmair-Auffermann (3)<br />
Vom ersten Versuch<br />
bis zum letzten Rekord<br />
Juli 1934<br />
Sächsische Pioniere<br />
Erste ernsthafte Durchsteigungsversuche<br />
durch<br />
Willy Beck sowie Kurt und<br />
Georg Löwinger aus Sachsen.<br />
Abbruch auf 2900 Metern.<br />
Rettung durch die Station<br />
Eigerwand <strong>der</strong> Jungfraubahn<br />
Juli 1936<br />
Das Drama um Toni Kurz<br />
Der Berchtesgadener Toni Kurz<br />
stirbt nur wenige Meter oberhalb<br />
von seinen Rettern entfernt im Seil<br />
hängend. Seine Begleiter Andreas<br />
Hinterstoißer und die beiden zuvor<br />
getrennt aufgestiegenen Willy<br />
Angerer und Edi Rainer waren zuvor<br />
in einer Lawine verunglückt.<br />
Foto: Archiv Heckmair-Auffermann<br />
Juli 1938 Erstbegehung<br />
Vom 21. bzw. 22. bis 24.<br />
Juli 1938 gelingt An<strong>der</strong>l<br />
Heckmair, Wiggerl Vörg,<br />
Fritz Kasparek und Heinrich<br />
Harrer die Erstbegehung<br />
<strong>der</strong> Eiger-Nordwand. Der<br />
Erfolg wird u. a. möglich,<br />
da sich Heckmair und<br />
Vörg die neuen Zwölf-Zacker-Steigeisen besorgt<br />
hatten. Kasparek und Harrer wären mit nur einem<br />
Zehn-Zacker-Steigeisen-Paar und einem Eispickel<br />
ausgerüstet wohl nicht zum <strong>Gipfel</strong> gekommen.<br />
Juli 1950<br />
Schnelle Seilschaft<br />
Leo Forstenlechner<br />
und Erich Waschak aus<br />
Österreich kommen als<br />
Erste in weniger als einem<br />
Tag durch die Wand. Vom<br />
Wandfuß zum <strong>Gipfel</strong> benötigen<br />
sie 18 Stunden.<br />
Juli 1947<br />
Der zweite Streich<br />
Erste Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> Heckmair-<br />
Route durch die beiden Franzosen<br />
Lionel Terray und Louis Lachenal<br />
1940 1950
<strong>Gipfel</strong> 3970m<br />
Mittellegigrat<br />
<strong>Gipfel</strong>eisfeld<br />
Gegen Kälte und Steinschlag trug<br />
Heckmair nur eine Strickmütze.<br />
»Ich bin nie ein<br />
Hasardeur gewesen.<br />
Bevor ich eine<br />
schwierige Wand<br />
angegangen bin,<br />
habe ich trainiert,<br />
nicht um sportlich<br />
fit zu sein, son<strong>der</strong>n<br />
um meine für diese<br />
Tour speziellen Fähigkeiten<br />
zu testen.«<br />
An<strong>der</strong>l Heckmair<br />
Grafi k: Archiv Heckmair-Auffermann<br />
Corti-Biwak<br />
Brüchiges Band<br />
Rampeneisfeld<br />
Wasserfallkamin<br />
Rampe<br />
Drittes Eisfeld<br />
Eisschlauch<br />
Erstes Eisfeld<br />
Schwalbennest<br />
Hinterstoißer-Quergang<br />
Zerschrundener Pfeiler<br />
Erster Pfeiler<br />
nen zu entgehen. Diese Souveränität, diese<br />
Selbstsicherheit brachte den Erfolg.<br />
Daran hat sich bis heute nichts geän<strong>der</strong>t.<br />
Wie schnell und wie überlegen sind die<br />
heutigen Akteure! Die Rekordzeiten für<br />
Solisten und Seilschaften überschlagen<br />
sich, sind kaum noch fassbar. Aber sie demütigen<br />
die Eigerwand nicht. Mit bestem<br />
Material und optimale Verhältnisse nutzend,<br />
laufen sie förmlich die Wand hoch,<br />
stoppen die Zeit, spüren ihre exorbitante<br />
Leistungsfähigkeit und wissen doch,<br />
INFO<br />
Ausstiegsrisse<br />
Spinne<br />
Götterquergang<br />
Todesbiwak<br />
Bügeleisen<br />
Zweites Eisfeld<br />
Rote Fluh<br />
Schwieriger Riss<br />
Stollenloch<br />
Die Heckmair-Route<br />
Die klassische Führe durch die 1600 Meter<br />
hohe Eiger-Nordwand (3970 m) mit den<br />
Schlüsselpassagen »Schwieriger Riss«,<br />
»Hinterstoißer-Quergang«, »Rampe«, »Götterquergang«,<br />
»Spinne« und »Ausstiegsrisse«.<br />
Schwierigkeit und Gefährlichkeit sind sehr<br />
stark von den Verhältnissen abhängig. Im Fels<br />
bis V+, in den Eisfel<strong>der</strong>n bis 55 Grad. Länge,<br />
Steilheit und dauerhaft hohe Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
in kombiniertem Gelände machen die Route<br />
noch immer zu einer <strong>der</strong> anspruchsvollsten<br />
alpinen Klettereien <strong>der</strong> Alpen.<br />
Foto: Archiv Weixler<br />
August 1957 Das Corti-Drama<br />
Nach neun<br />
Tagen in <strong>der</strong><br />
Wand wird Claudio<br />
Corti dank<br />
eines internationalen<br />
Rettungstrupps<br />
per Stahlseil aus den Ausstiegsrissen<br />
geholt. Sein Seilpartner Stefano Longhi stirbt.<br />
Corti wird anschließend verdächtigt, eine<br />
Teilschuld am Tod <strong>der</strong> beiden Deutschen<br />
Günter Nothdurft und Franz Mayer zu haben.<br />
Erst Jahre später wird er rehabilitiert.<br />
März 1961<br />
Umstrittene Premiere<br />
Die erste Winterbegehung<br />
durch Walter Almberger,<br />
Toni Kinshofer, An<strong>der</strong>l<br />
Mannhardt und Toni Hiebeler<br />
führt im Nachhinein zu<br />
Diskussionen, als bekannt<br />
wird, dass die vier <strong>Bergsteiger</strong><br />
den Aufstieg auf zwei<br />
Etappen verteilt hatten.<br />
August 1963<br />
Einsamer Erster<br />
Nach drei Toten in den Jahren 1961/1962 und<br />
weiteren vergeblichen Versuchen – u. a. von Walter<br />
Bonatti – gelingt die erste Solodurchsteigung<br />
durch den Schweizer Bergführer Michel Darbellay.<br />
Aus Sicherheitsgründen biwakiert er auf Höhe des<br />
Corti-Biwaks und erreicht am nächsten Morgen<br />
gegen 8 Uhr problemlos den <strong>Gipfel</strong>.<br />
September 1964 Tabubruch<br />
Als erste Frau steigt die Münchnerin<br />
Daisy Voog mit ihrem Begleiter Werner<br />
Bittner durch die Wand.<br />
März 1966<br />
Neue Route<br />
Fast 28 Jahre nach <strong>der</strong> ersten<br />
Führe wird erstmals eine<br />
neue Route in <strong>der</strong> Wand<br />
eröffnet. Eine internationale<br />
Mannschaft richtet im Expeditionsstil<br />
die John-Harlin-<br />
Direttissima ein.<br />
1960 1970
Robert Jasper<br />
2009 bei <strong>der</strong><br />
ersten freien<br />
Begehung <strong>der</strong><br />
Japaner-Direttissima<br />
(8a)<br />
dass sie sich dem Limit annähern, sehen<br />
eine Verantwortung: »Klar«, sagt Dani Arnold,<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitige Rekordhalter, »wir haben<br />
das Ganze auf die Spitze getrieben! Das<br />
schnelle Bergsteigen hat es jedoch schon<br />
immer gegeben. Der größte Nachteil dieser<br />
schnellen Begehungen ist, dass viele Leute<br />
diese Wand jetzt unterschätzen.« Und das<br />
wäre fatal, meint auch Peter Geyer, Leiter<br />
<strong>der</strong> Bergführerausbildung und Kenner <strong>der</strong><br />
Nordwand: »Immer muss man kontrollieren:<br />
Bin ich noch im Plan. Auch <strong>der</strong> Beste<br />
muss mit Zwischenfällen rechnen. Das Beurteilen<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Situation muss man<br />
absolut im Griff haben, dann ist man auch<br />
für die unvorhergesehenen Dinge gewappnet<br />
und hat Reserven.«<br />
»Zum Glück ist die Zahl <strong>der</strong> Rettungseinsät-<br />
Foto: Frank Kretschmann, Archiv Hainz, Archiv Heckmair-Auffermann<br />
INFO<br />
Wussten Sie schon…<br />
• dass es 1936 ein offi zielles Verbot für<br />
Begehungsversuche gab?<br />
• dass eine vorgetäuschte Begehung vor<br />
Gericht landete?<br />
• dass <strong>Bergsteiger</strong> statt Biwakausrüstung<br />
schwere Wintermäntel gegen die<br />
nächtliche Kälte mitführten und trotzdem<br />
durchkamen?<br />
• dass 1961 <strong>der</strong> Bergmann Walter Almberger<br />
aus Geldmangel mit seinem Grubenhelm<br />
durch die Wand kletterte?<br />
• dass oberhalb <strong>der</strong> Spinne Alpinisten einigen<br />
an<strong>der</strong>en, ebenfalls in einen Verhauer<br />
geratenen <strong>Bergsteiger</strong>n erst das Abseilen<br />
beibringen mussten, damit sich diese aus<br />
<strong>der</strong> misslichen Lage befreien konnten?<br />
• dass Schweizer Kletterer im Rahmen einer<br />
Totenbergung die Wand von oben nach<br />
unten durchquerten?<br />
• dass Heidi Brühl, Clint Eastwood und<br />
an<strong>der</strong>e Filmstars 1974 zu Dreharbeiten<br />
für einen Agentenfi lm am Eiger weilten?<br />
1971 bis 1988<br />
Neue Mittel, neue Wege<br />
Brauchte es 28 Jahre, ehe<br />
nach <strong>der</strong> Heckmair-Route<br />
ein neuer Weg durch die<br />
Wand gefunden wurde,<br />
so kommen alleine in den<br />
Siebziger und Achtziger<br />
Jahren 16 neue Routen<br />
hinzu, darunter extrem<br />
schwierige Sportkletterrouten.<br />
Foto: Archiv Habeler<br />
1974 Noch schneller<br />
Peter Habeler<br />
und Reinhold<br />
Messner stellen in<br />
10 Stunden eine<br />
neue Rekordzeit für<br />
Seilschaften auf.<br />
Dabei leisten sie<br />
sich sogar einen<br />
Verhauer.<br />
Juli 1983<br />
Solorenner<br />
Der Österreicher Thomas Bubendorfer<br />
benötigt für die Heckmair-Route nicht<br />
einmal fünf Stunden. Da Alleingeher keine<br />
Zeit für die Partnersicherung aufwenden,<br />
stellen sie ab den 1980ern im Vergleich<br />
zu früher regelrechte Fabelzeiten auf.<br />
Foto: Archiv Profi t<br />
Juli 1985 Eiger unter Dreien<br />
Der Franzose<br />
Christophe<br />
Profi t klettert die<br />
Nordwände von<br />
Eiger, Matterhorn<br />
und Grand<br />
Jorasses – einst als die »letzten Probleme<br />
<strong>der</strong> Alpen« bezeichnet – in insgesamt nur<br />
22½ Stunden. Die Einstiege erreicht er<br />
per Helikopter.<br />
86 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13<br />
1980 1990
»Nach dem ›Rampeneisfeld‹<br />
und dem ›Brüchigen<br />
Riss‹ den ›Götterquergang‹<br />
zu finden,<br />
um damit wie<strong>der</strong> in den<br />
oberen zentralen<br />
Wandteil <strong>der</strong> ›Spinne‹<br />
zu gelangen, grenzt ans<br />
Geniale und konnte nur<br />
einem Ausnahme-<strong>Bergsteiger</strong><br />
wie An<strong>der</strong>l<br />
Heckmair einfallen. «<br />
Ralf Dujmovits<br />
Beschlagene Sohlen statt Gore-Tex:<br />
Ausrüstung aus Zeiten <strong>der</strong> Erstbesteiger<br />
ze in <strong>der</strong> Eigerwand seit 2004 relativ unverän<strong>der</strong>t«,<br />
weiß Marc Ziegler, Chef <strong>der</strong> Alpinen<br />
Rettung Grindelwald. »Insgesamt gab<br />
es seitdem 37 Einsätze.« Wobei die Häufigkeit<br />
<strong>der</strong> Einsätze pro Jahr schwanke: »Von<br />
ein-, zweimal bis zu zwölfmal pro Jahr, je<br />
nach Verhältnissen.«<br />
Der Eiger live im Fernsehen<br />
Es gibt also einiges zu tun für die Bergretter,<br />
und es ist traurig um jeden Verunfallten.<br />
Dennoch wird an <strong>der</strong> etwa gleichbleibenden<br />
Zahl deutlich, dass die Eiger-Nordwand<br />
nicht dem Ausverkauf preisgegeben ist, sie<br />
keine Entwicklung genommen hat, wie<br />
es die gegenwärtige Situation am Mount<br />
Everest zeigt, wo unerfahrene <strong>Bergsteiger</strong><br />
in Massen enthemmt, entäußert und entledigt<br />
jedwe<strong>der</strong> Eigenverantwortung das Naturmonument<br />
nutzen wie die Achterbahn<br />
auf <strong>der</strong> Kirmes. Das gibt es am Eiger nicht<br />
und wird es nicht geben. Stattdessen gibt es<br />
neue Routen, o<strong>der</strong> alte Direktlinien werden<br />
frei geklettert. Robert Jasper, Roger Schaeli,<br />
Christoph Hainz, Ueli Steck, Simon Gietl,<br />
Dani Arnold, Stephan Siegrist – Namen,<br />
die heute für die Eigerwand stehen. Stephan<br />
Siegrist hat sie schon 29-mal gemacht,<br />
einmal sogar zusammen mit Michal Pitelka<br />
in <strong>der</strong> Ausrüstung <strong>der</strong> Erstbegeher. Tief<br />
verbeugt er sich heute vor <strong>der</strong> Leistung <strong>der</strong><br />
Pioniere: »Dieses Erlebnis <strong>der</strong> Retro-Tour<br />
hat mich tief beeindruckt.«<br />
Und klar doch, bisweilen wird die Nordwand<br />
zum großen Schauplatz. Da gibt es<br />
Dramatisches, Kurioses, Spektakuläres<br />
und Spitzensportliches. Zuschauer konnten<br />
vom gemütlichen Sessel mit offenem<br />
Mund eine Durchsteigung im Fernsehen<br />
beobachten – in Echtzeit: Eiger-Live. Aber<br />
seriös, nicht reißerisch, son<strong>der</strong>n erstklassig<br />
dokumentiert. Basejumper stürzen sich<br />
mit dem Fallschirm in die Tiefe, während<br />
gleichzeitig höhenängstliche Touristen gut<br />
abgesichert aus dem Stollenloch heraus<br />
Christoph Hainz<br />
klettert »Magic<br />
Mushroom« (7c).<br />
direkt hinein in die Wand geführt werden.<br />
Nordwandluft schnuppern, Tief blick aushalten,<br />
alpine Historie fühlen, den Blick<br />
dorthin richten, wo einst Toni Kurz seinen<br />
Todeskampf am Seil hängend verloren hat<br />
– etwas, was viele aus dem Kino kennen.<br />
Wenn aber <strong>der</strong> große Vorhang aufgeht an<br />
<strong>der</strong> riesigen Freilichtbühne, dann kommen<br />
die Protagonisten, steigen ein, mit Steigeisen<br />
bewehrt, mit Seilen und Eisgeräten ausgerüstet,<br />
in die gewaltige Urnatur des Berges.<br />
Einerlei nun, ob sie Rekorde brechen<br />
o<strong>der</strong> sich gediegen und gewissenhaft ihren<br />
Lebenstraum erfüllen wollen, sie alle geben<br />
ihr Bestes in dem Paradestück <strong>der</strong> <strong>Bergsteiger</strong>ei.<br />
Unverfälschter, ehrlicher Alpinismus<br />
in <strong>der</strong> Wand <strong>der</strong> Wände.<br />
◀<br />
Der Autor verwaltet das Archiv von An<strong>der</strong>l<br />
Heckmair, mit dem er bis zu dessen Tod 2005<br />
eng befreundet war.<br />
März 1992<br />
Das starke Geschlecht<br />
Catherine Destivelle<br />
schafft als erste Frau eine<br />
Alleinbegehung, noch<br />
dazu im Winter. Die erste<br />
Winteralleinbegehung <strong>der</strong><br />
Heckmair-Route überhaupt<br />
war dem Japaner Tsuneo<br />
Hasegawa bereits im März<br />
1978 geglückt.<br />
Foto: Südwestrundfunk<br />
September 1999 Eiger Live<br />
Die Sendung<br />
»Eiger-Nordwand<br />
Live« des<br />
Schweizer Fernsehens<br />
und des<br />
deutschen Südwestrundfunks<br />
SWR wird zum Quotenhit.<br />
Die <strong>Bergsteiger</strong> Evelyne Binsack, Stephan<br />
Siegrist, Hansruedi Gertsch und Ralf Dujmovits<br />
tragen während <strong>der</strong> 30-stündigen<br />
Übertragung spezielle Helmkameras.<br />
Juni 2000<br />
Absprung<br />
Der Schweizer Ueli Gegenschatz und<br />
<strong>der</strong> Österreicher Hannes Arch wagen<br />
als erste Basejumper den Absprung<br />
mit Fallschirm vom sogenannten<br />
Pilz, einem markanten Felsturm über<br />
<strong>der</strong> Nordwand. Der freie Fall dauerte<br />
13 Sekunden. Februar 2011<br />
Die Schnellsten<br />
April 2011<br />
Der Schnellste<br />
Daniel Arnold verbessert den Rekord<br />
des bisher schnellsten Solorenners<br />
Ueli Steck um sagenhafte 20 Minuten<br />
auf 2 Std. 28 Min.<br />
Roger Schäli und Simon Gietl<br />
schaffen in 4 Std. 25 Min. die bislang<br />
schnellste Teamspeedbegehung.<br />
2000 2010
SERVICE<br />
Die Produktion von Textilien<br />
hinterlässt nicht selten verschmutzte<br />
Gewässer, wie hier<br />
in Zhejiang, China.<br />
Alles im<br />
Hersteller im Öko-Sozialtest<br />
grünen Bereich?<br />
88 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Viele lassen im Billiglohnland Bangladesch<br />
produzieren. Bei einem Fabrikeinsturz<br />
starben jüngst Hun<strong>der</strong>te Näherinnen.<br />
Die Welt ein bisschen besser machen.<br />
Wer möchte das nicht?<br />
Öko, bio, fair: Was früher nur<br />
Randgruppen interessiert hat,<br />
gilt heute als chic, auch unter<br />
Outdoor-Menschen. Wir kaufen Bio-Gemüse<br />
– wenn es nicht zu teuer ist. Im Ausrüstungsladen<br />
lehnen wir die Plastiktüte ab –<br />
wenn das Daypack nicht zu voll ist. Und wir<br />
entscheiden uns für den Wan<strong>der</strong> anorak ohne<br />
fluorhaltige Membran – wenn die Jacke<br />
trotzdem wasserdicht ist. Gut fürs Karma<br />
soll das sein, sagt mancher. An<strong>der</strong>e tun es<br />
<strong>der</strong> eigenen Psycho-Hygiene wegen.<br />
Das Kletter-T-Shirt ist<br />
aus Öko-Baumwolle, die High-<br />
Tech-Membran-Regenhose<br />
garantiert fair zusammengenäht.<br />
Auch <strong>Bergsteiger</strong> hoffen,<br />
durch bewussten Konsum<br />
die Welt zu verbessern. Doch<br />
bringt <strong>der</strong> ethisch korrekte<br />
Alpin-Einkauf wirklich etwas?<br />
Von Folkert Lenz<br />
Häufig »ethisch korrekt« hergestellte Produkte<br />
einzukaufen, das behaupteten 41<br />
Prozent <strong>der</strong> Befragten in <strong>der</strong> jüngsten<br />
Trendstudie <strong>der</strong> Otto Group – zwei Drittel<br />
mehr als noch zwei Jahre zuvor. Aber 61<br />
Prozent fühlen sich zugleich überfor<strong>der</strong>t<br />
beim Versuch, ethisch zu konsumieren. Die<br />
Welt ist offenbar komplexer als gedacht.<br />
Waren zur Mitte des vergangenen Jahrzehnts<br />
nach den »Ökos« <strong>der</strong> 1990er noch<br />
die LOHAS in aller Munde – Menschen,<br />
die ihren Lebensstil an nachhaltigen Prinzipien<br />
orientieren (»Lifestyle of Health and<br />
Sustainability«) – so kommt jetzt ein neuer<br />
Die Käufer <strong>der</strong> Outdoor-Ware wissen<br />
oft nicht, unter welchen Bedingungen ihre<br />
Funktionskleidung hergestellt wurde.<br />
Trend zum Zug. So jedenfalls formulierte<br />
es <strong>der</strong> Hamburger Zukunftsforscher Peter<br />
Wippermann jüngst in Innsbruck beim<br />
»The Alps«-Symposium zu nachhaltigem<br />
Berg-Tourismus: eine Abkehr von <strong>der</strong> Spaß-<br />
Gesellschaft. Hin zu einem Leben, wo Erfolg<br />
nicht mehr über Geld definiert ist, son<strong>der</strong>n<br />
über Glück. »Verbünde Dich mit denen,<br />
die Deine Ideale teilen«, sei nun das Motto,<br />
meint Wippermann. Und Verbündete können<br />
eben auch Firmen sein, die suggerieren,<br />
den gleichen Weg zu gehen wie man<br />
selbst (siehe Interview S. 91).<br />
Mo<strong>der</strong>ner Ablasshandel<br />
In <strong>der</strong> Outdoor-Industrie hat man das längst<br />
erkannt. Neben dem Glücksversprechen<br />
durch das »Draußen-Leben«, selbstverständlich<br />
in einer möglichst intakten Natur, bieten<br />
viele Ausrüster für den Freiluft-Dschungel<br />
mittlerweile auch so etwas wie einen<br />
mo<strong>der</strong>nen Ablasshandel. Der Kauf von<br />
Regenjacke, Wan<strong>der</strong>stiefel o<strong>der</strong> Rucksack<br />
wird zum politischen Akt. Der Anorakhersteller<br />
spendet ein Prozent seines Umsatzes<br />
»for the planet«. Der Seilfabrikant lässt für<br />
jeden verkauften Strick einen Baum im<br />
madagassischen Regenwald pflanzen. Eine<br />
dritte Firma rettet mit ihren Einnahmen die<br />
letzten Wölfe in den Karpaten. Der Bergreiseveranstalter<br />
bietet die Teilnahme an »Atmosfair«,<br />
um den Fernflug nach Nepal<br />
Fotos: picture alliance/dpa, picture alliance/CHINAFOTOPRESS/MAXPPP, Bernd Ritschel<br />
07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 89
Laut Greenpeace<br />
sind mehr als 70<br />
Prozent von Chinas<br />
Flüssen, Seen<br />
und Stauseen verschmutzt.<br />
Es gibt auch Kritiker,<br />
die bezweifeln, dass<br />
sich durch bewusstes<br />
Einkaufen etwas verän<strong>der</strong>n<br />
lässt. Statt sich<br />
ein gutes Gewissen zu<br />
erkaufen, solle man sich<br />
lieber politisch für eine<br />
bessere Welt einsetzen.<br />
irgendwie klimaneutral zu machen. Alles<br />
Augenwischerei? Jedenfalls ist es schwer,<br />
im Labyrinth von Bio-Marken und Öko-Labels<br />
den richtigen Pfad zu finden.<br />
Fakt ist, dass viele Unternehmen <strong>der</strong> Outdoor-Branche<br />
versuchen, die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
anzugehen. So baumeln vor allem<br />
an Berg-Bekleidung immer mehr <strong>der</strong><br />
kleinen Schildchen, die die ökologische<br />
Unbedenklichkeit von Unterhemd, Fleece<br />
o<strong>der</strong> Überhose bescheinigen sollen. Der<br />
»Öko-Tex Standard 100« zertifiziert, dass<br />
wenigstens das Endprodukt nahezu frei<br />
von Schadstoffen ist. Mit dem »bluesign«-<br />
Signet dürfen sich Kleidungsstücke, aber<br />
auch Schlafsack, Zelt und Rucksack nur<br />
dann schmücken, wenn schon bei <strong>der</strong><br />
Produktion keine giftige o<strong>der</strong> ungesunde<br />
Chemie eingesetzt wurde. Nach <strong>der</strong> »ISO<br />
14001«-Norm unterwerfen sich ganze Firmen<br />
einem Öko-Check und verbessern ihr<br />
Umweltmanagement. Ist das Berg-T-Shirt<br />
zu 90 Prozent aus Naturfaser und aus Bio-<br />
China hat zwar Konkurrenz bekommen,<br />
ist aber noch immer Hauptstandort <strong>der</strong><br />
Textilindustrie.<br />
Anbau, dann kann es das »Global Textile<br />
Organic Standard«-Siegel erhalten.<br />
Ohne Hungerlöhne und Kin<strong>der</strong>arbeit<br />
Selbst Kunden, die sich nicht nur um die<br />
Umwelt sorgen, son<strong>der</strong>n auch um die arbeitenden<br />
Menschen, werden bedient. Von<br />
<strong>der</strong> unabhängigen »Fair Wear Foundation«<br />
lassen mehrere Outdoor-Branchenriesen<br />
90 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Labels (unten)<br />
helfen dem Verbraucher,<br />
richtig<br />
einzuschätzen,<br />
unter welchen<br />
Bedingungen hergestellt<br />
wurde.<br />
Foto: seeyou | c. steps - Fotolia.com<br />
An<strong>der</strong>s als in<br />
Asien gelten in<br />
den Alpen strenge<br />
Auflagen zum<br />
Schutz <strong>der</strong> Natur.<br />
Foto: Folkert Lenz<br />
»Ethischer Konsum<br />
ist im Discounter<br />
angekommen«<br />
Interview mit Zukunftsforscher<br />
Prof. Peter Wippermann, dem<br />
Grün<strong>der</strong> des Trendbüros Hamburg<br />
▶ Immer mehr Menschen interessieren sich<br />
angeblich dafür, wie Produkte hergestellt<br />
werden. Sind sie auch bereit, mehr Geld aus -<br />
zugeben, wenn Waren ökologisch o<strong>der</strong> fair<br />
produziert wurden?<br />
Ja, das sind sie. Das zeigen alle Untersuchungen.<br />
Das Spannende ist, dass zum Beispiel ein<br />
Label wie »Fairtrade« über die Jahre populärer<br />
geworden ist. Man kann ganz klar sagen,<br />
dass eine neue Dimension von Qualität den<br />
Massenmarkt erreicht hat.<br />
Fotos: picture alliance/dpa (2), Wolfgang Ehn<br />
… betrachtet die<br />
gesamte Lieferkette<br />
… kennzeichnet<br />
Schadstofffreies<br />
überprüfen, ob ihre Produkte zu gerechten<br />
sozialen Bedingungen hergestellt werden.<br />
So sollen unter an<strong>der</strong>em Hungerlöhne und<br />
Kin<strong>der</strong>arbeit ausgeschlossen werden. Und<br />
an<strong>der</strong>e Ausrüstungsfabrikanten setzen auf<br />
eigene Labels wie »Eco Circle« o<strong>der</strong> »Green<br />
Shape«, um wahlweise auf umweltfreundliche<br />
Produktion, Recycling-Bemühungen<br />
o<strong>der</strong> Fluor-Freiheit hinzuweisen.<br />
Trotzdem gibt es auch Kritiker, die bezweifeln,<br />
dass man durch bewussten Einkauf<br />
etwas verän<strong>der</strong>n kann. Von Selbstbetrug<br />
etwa spricht Kathrin Hartmann in ihrem<br />
Buch »Ende <strong>der</strong> Märchenstunde« (siehe Kasten<br />
S. 93). Statt sich ein gutes Gewissen zu<br />
erkaufen, sollten die Menschen sich lieber<br />
politisch für eine bessere Welt einsetzen.<br />
»Firmen sind keine Menschen, denen man<br />
ins Gewissen reden kann«, schreibt Hartmann.<br />
Und nennt in ihrem Buch neben<br />
zahllosen Beispielen für »Greenwashing«<br />
<strong>der</strong> Unternehmen auch das Exempel eines<br />
…beleuchtet die<br />
Arbeitsbedingungen<br />
… nimmt die Fasern<br />
unter die Lupe<br />
japanischen Autoherstellers. Der hat lange<br />
die »Plant for the Planet«-Initiative unterstützt<br />
und für den CO 2<br />
-Ausstoß seiner Vehikel<br />
Bäume in Deutschland pflanzen lassen.<br />
Selbst wenn dieser Autobauer heute für seine<br />
Hybrid-Fahrzeuge bekannt sei, solle man<br />
darüber nicht vergessen, dass er »Spritfresser<br />
und materialintensive Geländewagen«<br />
herstellt, mahnt Hartmann. Das Unternehmen<br />
ist übrigens »Mobilitätspartner« des<br />
Deutschen Alpenvereins. Eine umstrittene<br />
Entscheidung <strong>der</strong> Vereinsführung, die viele<br />
Naturschützer im DAV kritisieren.<br />
Was also tun? Mit einem korrekt gefüllten<br />
Einkaufswagen allein kann man die Welt<br />
gewiss nicht retten. An<strong>der</strong>erseits setzt <strong>der</strong><br />
Verbraucher durch seine bewusste Kaufentscheidung<br />
für ökologische Produkte und<br />
Marken, die sich zu ihrer sozialen Verantwortung<br />
für die Arbeitnehmer bekennen,<br />
ein Zeichen. Vielleicht wird die Welt so zumindest<br />
ein bisschen besser.<br />
◀<br />
▶ Machen sich nur Bessersituierte Gedanken<br />
über die Nachhaltigkeit von Konsumprodukten<br />
o<strong>der</strong> tut das auch »Otto Normalverbraucher«?<br />
Früher war das Ganze eine politische<br />
Angelegenheit. Wenn wir uns aber die letzten<br />
sechs Jahre anschauen, dann kann man<br />
beobachten, dass das mittlerweile zum Lifestyle<br />
geworden ist. Dass sich die Jugend für einige<br />
Jahre abgekehrt hatte von dem Thema und<br />
jetzt aber massiv zurückgekehrt ist. Und so ist<br />
das zur Grundvoraussetzung von Business<br />
geworden. Man will einfach mit Leuten zu tun<br />
haben, von denen man annimmt, dass sie<br />
mindestens so anständig sind wie man selbst.<br />
Und ethischer Konsum ist mittlerweile auch im<br />
Discounter angekommen.<br />
▶ Können Verbraucher mit ihrer Marktmacht<br />
Firmen wirklich zu ethisch korrekterem<br />
Handeln zwingen?<br />
Ja, sie können es mittlerweile im globalen<br />
Maßstab. Aber sie können es auch im regionalen<br />
Maßstab. Die Idee, dass Unternehmen immer<br />
transparenter werden, setzt voraus, dass man<br />
mit ihnen redet. Und die Firmen merken es<br />
auch selbst: Wer mit ihnen einen Dialog anfängt<br />
und keine Antworten erhält, <strong>der</strong> ist aus dem<br />
Geschäftsfeld raus.<br />
07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 91
Der -Öko- und Sozial-<br />
Check <strong>der</strong> Outdoor-Industrie<br />
Fair produziert? Einige Hersteller<br />
setzen auf Transparenz,<br />
an<strong>der</strong>e tun sich noch schwer.<br />
Ist das Thema »Nachhaltigkeit« bei den Herstellern von<br />
Outdoor-Ausrüstung wirklich angekommen? Und was tun die<br />
Firmen jenseits wohlfeiler Werbebotschaften tatsächlich, um<br />
das »Draußen-Sein« wenigstens ein bisschen grüner, ökologischer<br />
zu machen? Das wollte <strong>der</strong> BERGSTEIGER von 14 namhaften Ausrüstern<br />
wissen, die sich auf dem europäischen Markt tummeln. Elf<br />
von ihnen gaben Auskunft. Allerdings fi el <strong>der</strong> Informationsgehalt<br />
<strong>der</strong> Antworten sehr unterschiedlich aus. Wohl ein Indiz dafür, dass<br />
manche sich schon auf den Pfad <strong>der</strong> Nachhaltigkeit gemacht<br />
haben, an<strong>der</strong>e dagegen noch den Kompass suchen.<br />
Auf Fachtreffen <strong>der</strong> Branche wie »Outdoor« o<strong>der</strong> »ispo« fi ndet zur<br />
Nachhaltigkeit <strong>der</strong> Outdoor-Industrie seit Jahren ein lebhafter<br />
Meinungsaustausch statt. Viele größere Firmen mit mehr Geld<br />
im Rücken haben inzwischen spezielle Abteilungen für Corporate<br />
Social Responsibility (CSR/Unternehmerische Sozialverantwortung)<br />
gegründet. Kleinere Unternehmen haben den Vorteil, die<br />
ganze Belegschaft davon überzeugen zu können, verantwortlicher<br />
zu handeln. Nachhaltigkeits- o<strong>der</strong> Umweltberichte geben eher die<br />
Branchenriesen heraus. Kein Wun<strong>der</strong>: Will eine Firma standardmäßig<br />
Rechenschaft über ihre Öko- und Sozialaktivitäten ablegen,<br />
so muss sie dafür einiges an Geld in die Hand nehmen.<br />
CSR-Abteilung<br />
vorhanden<br />
Nachhaltigkeits-/<br />
Umwelt-Bericht<br />
bluesign<br />
Öko-Tex Standard<br />
100<br />
hauseigenes<br />
Öko-Label<br />
Verwendung von<br />
Recycling-Stoffen<br />
Fjällräven<br />
nur für Schweden<br />
und Finnland<br />
z. T. für Rucksäcke<br />
und Jacken<br />
Haglöfs z. T. z. T. »Haglöfs recycled« z. B. bei Softshell-Jacken<br />
Houdini in Planung z. T.<br />
71 % <strong>der</strong> Kollektion<br />
aus Recycling-Fasern<br />
Jack Wolfskin z. T.<br />
Mammut z. T.<br />
Mountain<br />
Equipment<br />
Odlo<br />
z. T. z. T.<br />
Logo für Recycling-<br />
Ruck- u. -Schlafsäcke<br />
»Down Codex« für<br />
Daunenprodukte<br />
einige Rucksäcke und<br />
Schlafsäcke<br />
z. T. für Fleece, Shirts,<br />
Schlafsäcke<br />
Polyester-Abfälle für<br />
Seamless-Wäsche<br />
Salewa z. T.<br />
Schöffel<br />
Tatonka<br />
Vaude z. T.<br />
»Green Shape« für<br />
die Öko-Kollektion<br />
Rucksackschnallen aus<br />
Recycling-Granulat<br />
z. T. für Kleidung,<br />
Taschen, Rucksäcke<br />
■ = vorhanden / ja<br />
■ = indifferent<br />
■ = nicht vorhanden / nein<br />
■ = nicht bekannt / keine Auskunft<br />
92 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
TIPP<br />
FRIEDRICHSHAFEN<br />
Das Buch zum Thema:<br />
Auf 384 Seiten geht die Autorin <strong>der</strong> Frage<br />
nach, ob die Welt durch gewissenhaften<br />
Konsum besser werden kann.<br />
Kathrin Hartmann »Ende <strong>der</strong> Märchenstunde«,<br />
Karl Blessing Verlag, 16,95 €<br />
2013<br />
11. – 14.<br />
JULI<br />
20 th<br />
SUMMIT<br />
Immerhin: Die meisten Outdoor-Fabrikanten achten mittlerweile<br />
darauf, dass Funktionsbekleidung, Rucksäcke o<strong>der</strong> Zelte umweltschonen<strong>der</strong><br />
als früher hergestellt werden. Viele führen Öko-<br />
Label wie »bluesign« o<strong>der</strong> zumindest den »Öko-Tex Standard 100«<br />
für Teile ihrer Produktion ein. Acht bekannte Hersteller sind<br />
Mitglied <strong>der</strong> »Fairwear Foundation«, die dafür sorgen will, dass<br />
Zwangsarbeit, Gewerkschaftsverbote und Niedrigstlöhne bald<br />
auch in Billiglohnlän<strong>der</strong>n passé sind.<br />
Mehrere Firmen zahlen für Teilbereiche ihrer Produkte o<strong>der</strong> für<br />
ihre Fabriken eine Klima-Abgabe, die CO 2<br />
-Kompensation. An<strong>der</strong>e<br />
haben sich bewusst dagegen entschieden und achten lieber darauf,<br />
Klimagas von vornherein zu vermeiden durch Energiesparen,<br />
kürzere Lieferwege o<strong>der</strong> den Verzicht auf Luftfracht.<br />
Faire Produktion<br />
CO 2<br />
-Kompensation<br />
seit 2013 Zusammenarbeit<br />
mit Fair Labor Association<br />
z. T. für Rucksäcke, Daypacks,<br />
Jacken, Strom<br />
FWF-Mitglied<br />
Produktion nur in Europa<br />
FWF-Mitglied<br />
FWF-Mitglied<br />
z. T., außerdem Energiesparen<br />
und Öko-Strom<br />
CO 2<br />
-Ausgleich für<br />
Seilproduktion<br />
FWF-Mitglied<br />
FWF-Mitglied<br />
Verhandlungen<br />
mit FWF laufen<br />
FWF-Mitglied<br />
Sozialstandard <strong>der</strong> Fabrik<br />
in Vietnam: SA8000/SAI<br />
FWF-Mitglied<br />
für Firmenzentrale<br />
NUR FÜR FACHBESUCHER<br />
THE SUMMIT<br />
OF OUTDOOR<br />
BUSINESS<br />
WWW.OUTDOOR-SHOW.DE
KAUFBERATUNG: Abzipphosen<br />
Kurz o<strong>der</strong> lang? Wer eine<br />
Abzipphose trägt, kann<br />
das spontan von <strong>der</strong> Temperatur<br />
abhängig machen.<br />
Zeigt her<br />
eure Beine!<br />
94 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Sommerhosen mit per Reißverschluss<br />
(RV) über o<strong>der</strong> unterm<br />
Knie abtrennbaren Hosenbeinen<br />
wurden bisher eher im Freizeito<strong>der</strong><br />
Trekkingbereich verwendet,<br />
also beim Reisen o<strong>der</strong> Weitwan<strong>der</strong>n. Inzwischen<br />
gibt es von diesem verkürzbaren Hosentyp<br />
auch viele Wan<strong>der</strong>- und Berghosen.<br />
Alle mit »M«, »M’s«, »Men« o. ä. bezeichneten<br />
und die meisten übrigen Abzipphosen<br />
gibt es auch mit Damenschnitt, viele auch<br />
in Kurz- und Langgrößen (z. B. Haglöfs und<br />
Schöffel).<br />
Wer kennt das nicht: Morgens ist es noch<br />
kühl, mittags aber schon richtig warm.<br />
Dann ist es praktisch, schnell die Hosenbeine<br />
abnehmen zu können. Wir verraten<br />
Ihnen, worauf es bei Abzipphosen ankommt.<br />
Von Christian Schneeweiß<br />
Foto: Bernd Ritschel<br />
Light o<strong>der</strong> Stretch: Material<br />
Abzipphosen aus immer dünnerem Nylongewebe<br />
sind trotz ihres leichten Gewichts<br />
und <strong>der</strong> Dampfdurchlässigkeit so zäh,<br />
dass nur beson<strong>der</strong>s robuste Modelle noch<br />
Ripstop-Schutz besitzen (v. a. Schöffel). Sommerliche<br />
Abzipphosen sollten ohne Gürtel<br />
nicht mehr als 450 Gramm wiegen (Größe<br />
52/50 L/35’’) – es sei denn bei Einsatz auf<br />
strapazieren<strong>der</strong>en Alpintouren o<strong>der</strong> Trekkings<br />
(The North Face knapp 500 g). Leichthosen<br />
sollten beim Tragen kaum spürbar sein<br />
(Mammut 350 g, Outdoor Research ca. 280 g<br />
und Mini-Packmaß!). Hosen mit Baumwollanteil<br />
sollen beson<strong>der</strong>s robust sein und<br />
länger nachkühlen, sind aber tendenziell<br />
schwerer: The North Face ist eine reine<br />
Sommer-Trekkinghose ohne Bergtauglichkeit,<br />
während <strong>der</strong> Allroun<strong>der</strong> Berghaus<br />
mit dampfableitendem und kuscheligem<br />
Polyester-Baumwollgemisch ein optimal<br />
austariertes »Binnenklima« bietet.<br />
Der Stoff dehnbarer Hosen ist zusätzlich<br />
durch Gummifasern (normalerweise sieben<br />
Prozent Elastan) verstärkt. Nur<br />
07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 95
Das kleine<br />
Hosen-Einmaleins<br />
Reißverschluss über o<strong>der</strong> unterm Knie? Mit T-Zipp<br />
o<strong>der</strong> ohne? Auf diese Punkte sollten Sie achten.<br />
HOSENBUND<br />
Der Hosenbund sollte teilelastisch sein.<br />
Falls ein unelastischer zu weit ist, hilft<br />
nur ein zusätzlicher Gürtel.<br />
TIPP<br />
So passt<br />
rundum alles<br />
■ Beim Kauf von Abzipphosen empfi ehlt es<br />
sich, die Hose mit etwas Wasser zu bespritzen,<br />
um zu sehen, ob sie wasserresistent<br />
o<strong>der</strong> -saugend ist.<br />
■ Auch wenn es schon zu Beginn <strong>der</strong> Tour<br />
warm ist, lohnt es sich, abgezippte Hosenbeine<br />
mitzunehmen – evtl. braucht man sie<br />
als Schutz vor Wind o<strong>der</strong> Verletzungen.<br />
■ Imprägnierte Hosen nach dem Waschen<br />
bei handwarmer Temperatur im Trockner<br />
o<strong>der</strong> mit Bügeleisen trocknen. Ansonsten<br />
nachimprägnieren<br />
REISSVERSCHLUSS (RV)<br />
HOSENTYP<br />
Bei Berg-Abzipphosen sollte man auf<br />
sehr gute Beweglichkeit achten, bei unelastischen<br />
Wan<strong>der</strong>hosen auf Luftigkeit,<br />
bei Trekkinghosen auf Robustheit.<br />
Beim Wie<strong>der</strong>anzippen <strong>der</strong> Hosenbeine<br />
darauf achten, ob sie zum linken o<strong>der</strong><br />
rechten Bein gehören und wo genau <strong>der</strong><br />
RV ansetzt (immer außen). Ideal sind<br />
markierte Zipper.<br />
AUSSENABDECKUNG<br />
ABZIPP-RV<br />
Für optimale Kühlwirkung sollte sich <strong>der</strong><br />
Abzipp-RV über dem Knie befi nden.<br />
Die Außenabdeckung des Abzipp-RVs<br />
kann man hochklappen – so lässt sich<br />
<strong>der</strong> RV leichter öffnen und reibt weniger<br />
am Oberschenkel.<br />
T-ZIPP<br />
VERSTELLSYSTEM<br />
Bergtaugliche Abzipphosen sollten am<br />
Saum <strong>der</strong> Hosenbeine ein Verstellsystem<br />
(Zug o<strong>der</strong> Klett) besitzen.<br />
Mit einem zusätzlichen senkrechten<br />
Reißverschluss lässt sich das Hosenbein<br />
beson<strong>der</strong>s einfach abnehmen. Bei<br />
Halbschuhen reicht es meist, diesen nur<br />
ein Stück weit zu öffnen.<br />
96 <strong>Bergsteiger</strong> ei<br />
ger<br />
07⁄13
In <strong>der</strong> Sonne ist es schön warm,<br />
doch <strong>der</strong> Abstieg wird schon im<br />
Schatten verlaufen.<br />
Fotos: Bernd Ritschel (1), Andreas Strauß<br />
Salewa hat stärkeren (und elastischeren)<br />
Stoff am Gesäß und im Schuhbereich, also<br />
da, wo man ihn für Trekking braucht und<br />
fürs Bergsteigen gerne hätte. Bei Norröna<br />
ist die Innenseite <strong>der</strong> Hose aufgeraut, wodurch<br />
diese die Haut trockener hält und<br />
wie die meisten an<strong>der</strong>en Stretchhosen etwas<br />
wärmt. Im Gegensatz zu den meisten<br />
unelastischen Abzipphosen fürs (Berg-)<br />
Wan<strong>der</strong>n (v. a. Outdoor Research und Schöffel),<br />
sind Stretchhosen optimal für Bergtouren<br />
mit steilen Wegen o<strong>der</strong> alpinem Gelände<br />
geeignet, denn selbst wenn man die Beine<br />
stark anwinkelt, verrutschen sie nicht und<br />
bleiben kaum spürbar (top Vaude). Im abgezippten<br />
Zustand sind natürlich alle vorgestellten<br />
Hosen voll beweglich.<br />
Bundanpassung o<strong>der</strong> Gürtel: Hüftabschluss<br />
Im Idealfall ist <strong>der</strong> Bund von Abzipphosen<br />
elastifiziert – in <strong>der</strong> Regel nur an den Seiten<br />
(z. B. Berghaus), da das Gummi zu verstärkter<br />
Schweißbildung führt. Dadurch<br />
lässt sich auch ohne Gürtel auf Tour gehen.<br />
Deutlich variabler (Hüftumfang schlank<br />
bis weiter) sind die raffinierten elastischen<br />
Bünde mit Klettverstellung (Norröna und<br />
Vaude). Alle nicht am Bund elastifizierten<br />
Hosen sollten, sofern sie nicht perfekt sitzen,<br />
zur Anpassung einen Nylon-Gürtel besitzen<br />
– zumal <strong>der</strong> nur 30 bis 45 Gramm<br />
wiegt (alle Hosen besitzen Gürtelschlaufen).<br />
Der Schweiß wird nur bei wenigen Bünden<br />
absorbiert (hier Norröna).<br />
Um den Abschluss des Reißverschluss (RV)-<br />
Fronteingriffs zu fixieren besitzt <strong>der</strong> Bund<br />
normalerweise einen Druckknopf, für den es<br />
einen Ersatz geben sollte (Salewa; Tatonka robuster<br />
Durchdruckknopf). Zuverlässiger sind<br />
zwei Druckknöpfe (Norröna, Adidas; Berghaus<br />
2 Knöpfe), wobei <strong>der</strong> eine als Reserve dienen<br />
kann, wenn <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e kaputt geht.<br />
Ideal für heiße Tage: Diese dünne, luftige<br />
Hose für Wan<strong>der</strong>ungen und Bergtouren bei<br />
wärmeren Temperaturen ist im Lendenbereich<br />
zusätzlich großflächig durch drei<br />
Taschen belüftet (Haglöfs).<br />
Taillenfixierung: Der geniale Hüft-Klett<br />
mit elastischem Rückenteil ermöglicht ohne<br />
Gürtel eine exakte und selbstanpassende<br />
Bundweitenverstellung von weit bis schlank<br />
(Norröna).<br />
Farbenspiel: Um zu wissen, welches abgenommene<br />
Hosenbein wo wie<strong>der</strong> anzuzippen<br />
ist, sollte <strong>der</strong> RV o<strong>der</strong> – besser – nur dessen<br />
Zipper und Ansatz farblich markiert sein<br />
(The North Face).<br />
07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 97
EXPERTEN-TIPP<br />
Norbert Sandner ist Verkaufsmanager<br />
bei Patagonia<br />
»Hosen mit Gummibän<strong>der</strong>n<br />
sind unter<br />
dem Hüftgurt meist<br />
angenehmer zu<br />
tragen als Gürtel.«<br />
Tipp 1 Imprägnierte Abzipphosen sind<br />
wasser- und schmutzabweisend und damit<br />
auch länger haltbar als unimprägnierte Modelle.<br />
Die Nachfrage nach Abzipphosen konzentriert<br />
sich hauptsächlich auf den europäischen Markt<br />
und kommt von Wan<strong>der</strong>ern und Reisenden.<br />
Kletterer tragen diese Hosen in <strong>der</strong> Regel nicht<br />
so gerne. Am besten verwendet man für diese<br />
Kategorie <strong>der</strong> Hosen imprägnierte Stoffe, die<br />
darüber hinaus beson<strong>der</strong>s leicht, atmungsaktiv<br />
und klein komprimierbar sind. Generell ist zu<br />
sagen: Je enger das Material gewebt ist, umso<br />
höher ist <strong>der</strong> Lichtschutzfaktor (Ultraviolet<br />
Protection Faktor). Eine spezielle UPF-Beschichtung<br />
ist hauptsächlich bei offen- und<br />
luftiggewebten Stoffen sinnvoll.<br />
Wird <strong>der</strong> Weg uneben, sollte man die Beine wie<strong>der</strong> anzippen.<br />
Weit o<strong>der</strong> variabel: Beinabschlüsse<br />
Der typische Bein-Abschluss einer Abzipphose<br />
ist ein einfacher Saum an <strong>der</strong> unten<br />
häufig weiteren Hose. Für Bergtouren empfiehlt<br />
sich daher ein Saum, <strong>der</strong> sich enger<br />
stellen lässt, da man sonst leicht in felsigem<br />
o<strong>der</strong> struppigem Gelände hängen bleibt und<br />
keinen Schutz gegen Wind o<strong>der</strong> Schnee hat.<br />
Der Saum lässt sich durch einen innen angebrachten<br />
Gummizug mit Tankaverschluss<br />
o<strong>der</strong> durch einen äußeren Verstellklett einstellen.<br />
Letzterer ist einfacher zu bedienen,<br />
dafür aber anfälliger. Verschlussklette o<strong>der</strong><br />
-druckknöpfe dienen als Schutz und Fixierung<br />
von T-Reißverschlüssen an ausgeklügelteren<br />
Abzipp-Hosenbeinen.<br />
Teils o<strong>der</strong> ganz: Abzipp-<br />
Reißverschlüsse<br />
Abzipphosen sind auf<br />
sommerlichen Bergtouren<br />
ideal: Die langen Hosenbeine<br />
schützen das Bein<br />
gegen Kühle am Morgen,<br />
Verletzungen o<strong>der</strong> <strong>Gipfel</strong>wind.<br />
Wird es wärmer,<br />
lässt sich die Hose in eine<br />
oberschenkelkurze Variante<br />
verwandeln. Der Nachteil<br />
ist, dass <strong>der</strong> Abzipp-RV<br />
gerade bei weniger weiten<br />
o<strong>der</strong> sehr leichten Hosen am<br />
Oberschenkel stören kann<br />
(z. B. Salewa bzw. Outdoor<br />
Research). Hosen mit Abzipper<br />
unterm statt überm Knie<br />
legen deutlich weniger Bein<br />
frei, aber man spürt den RV<br />
nicht und das Knie bleibt<br />
immer geschützt (in dieser<br />
Übersicht nur Tatonka und Norröna fast<br />
knielang).<br />
Etwas problematisch ist es, Hosenbeine mit<br />
Standard-Horizontal-RV abzunehmen, da<br />
diese nicht über die Schuhe passen. Durchdachte<br />
Varianten besitzen daher meist einen<br />
aufwändigen T-Zip mit zusätzlichem<br />
Vertikal-RV vom Oberschenkel bis zum<br />
Saum des Hosenbeins. Somit lässt es sich<br />
über jeden Schuh abnehmen. Eher selten<br />
besitzen die Hosen eine Links/Rechts-Kennzeichnung<br />
am RV (The North Face, Mammut,<br />
Patagonia; auch Vaude), damit man beim<br />
Wie<strong>der</strong>anzippen weiß, wo welches Hosenbein<br />
hingehört. Ein vertikaler RV lässt sich<br />
auch als Lüftung einsetzen.<br />
Tipp 2 Meiner Meinung nach sollte <strong>der</strong><br />
Zipper etwas unterhalb des Knies liegen. Nach<br />
Abzippen <strong>der</strong> Beine entsteht so eine Art<br />
»Surfshort«, die bis knapp über das Knie geht.<br />
Zwei Reißverschlüsse an einem Bein (oberhalb<br />
und unterhalb des Knies) sind hingegen wenig<br />
sinnvoll. Praktisch ist auch eine unterschiedliche,<br />
farbige Markierung des Reißverschlusses<br />
am linken und rechten Bein. Außerdem ist es<br />
wichtig, dass die Abzipp-Reißverschlüsse<br />
abgedeckt, also nicht sichtbar sind. Zudem<br />
müssen sie jede Bewegung mitmachen.<br />
Tipp 3 Ob Hosen mit Gürtel o<strong>der</strong> (seitlichen)<br />
Gummibän<strong>der</strong>n anzupassen sind, ist<br />
nicht nur eine Frage <strong>der</strong> Passform und<br />
Designphilosophie. Hosen mit Gummibän<strong>der</strong>n<br />
sind unter dem Hüftgurt des Rucksacks meist<br />
angenehmer zu tragen als solche mit Gürtel.<br />
Bergtaugliche Abzipphosen sollten einen<br />
verstellbaren Saum besitzen – hier mit<br />
nach Öffnung des vertikalen RVs leicht zu<br />
bedienendem Innenzug (geht auch einhändig;<br />
Adidas).<br />
Eingriff-Öffnung: Offen, groß und tief lautet<br />
die Erfolgsformel <strong>der</strong> Komforttaschen von<br />
Abzipphosen. Wichtig ist, dass <strong>der</strong> Inhalt<br />
kaum herausfallen kann und die Tasche nicht<br />
zu tief angesetzt ist (Patagonia).<br />
98 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Fotos: Bernd Ritschel (2), Andreas Strauß, privat<br />
Taschen und Lüftungen: Zusatz-Komfort<br />
Abzipphosen besitzen bis zu sechs statt<br />
<strong>der</strong> üblichen drei bis vier Taschen. Bei nur<br />
wenigen Modellen sind alle mit RV verschließbar<br />
(Salewa, Tatonka und Vaude). Die<br />
Einschubtaschen (und teils Gesäßtaschen)<br />
<strong>der</strong> meisten Hosen sind offen, so dass man<br />
bequem die Hand hineinlegen kann. Ihre<br />
Tiefe reduziert normalerweise die Gefahr<br />
des Herausfallens von Gegenständen erheblich<br />
(außer Mammut und Adidas). Die Taschen<br />
von Vaude und teils Patagonia sind zu<br />
klein. Nur die Hälfte <strong>der</strong> Hosen besitzt richtige<br />
Kartentaschen. Dafür gibt es kleine RV-<br />
Werttaschen und eine Geheimtasche (Haglöfs).<br />
Erstaunlich wenige Taschen dienen<br />
auch <strong>der</strong> Lüftung, d. h. Wärmeableitung<br />
zwischen Bund und Hosenbeinen (effektiv<br />
nur Haglöfs und Vaude) – während Schöffel<br />
Oberschenkellüftungen besitzt, die auch als<br />
Taschen dienen können.<br />
◀<br />
Trotz aller Leichtigkeit muss ein Schuh Halt auf<br />
unwegsamem Gelände geben.<br />
Für den anstrengenden <strong>Gipfel</strong>endspurt ist Beinfreiheit beson<strong>der</strong>s angenehm.<br />
So bewertet <strong>der</strong> BERGSTEIGER<br />
EINSATZBEREICHE<br />
Wan<strong>der</strong>n: Das Material ist eher<br />
dünn und dampfdurchlässig o<strong>der</strong><br />
sogar zur Kühlung feuchtesaugend,<br />
die Passform eher luftig. Stretch<br />
ist nicht nötig, da die Hosenbeine<br />
selten stark angewinkelt werden.<br />
Bergsteigen: Das Material ist<br />
dehnbar, d. h. bei Anwinkeln am<br />
Knie kaum spürbar. Die Hose besitzt<br />
eine relativ gute Wasser- und<br />
sehr gute Windabweisung sowie<br />
evtl. Lüftung, Saumeinstellung o<strong>der</strong><br />
Verstärkung.<br />
Trekking: Das Material ist robuster<br />
o<strong>der</strong> die Hose stellenweise<br />
verstärkt und somit schwerer, die<br />
Windabweisung gut. Je nach Einsatz<br />
gibt es dampfdurchlässigere,<br />
kühlen<strong>der</strong>e o<strong>der</strong> wasserresistentere<br />
Hosen.<br />
KONSTRUKTION<br />
Die Passform wurde wie üblich<br />
nicht bewertet, son<strong>der</strong>n nur beschrieben,<br />
da je<strong>der</strong> Mensch an<strong>der</strong>s<br />
gebaut ist. Weite Hosenbeine sind<br />
zwar luftiger, aber zu oft ist auch<br />
<strong>der</strong> Bund weit (The North Face<br />
auch mit Gürtel nur für Beleibte).<br />
Die Hüftanpassungen waren<br />
entwe<strong>der</strong> nicht vorhanden (nur<br />
mit Gürtel) o<strong>der</strong> sehr gut (Vaude,<br />
Norröna) o<strong>der</strong> kombinierten gute<br />
Anpassungen (außer Schöffel)<br />
mit semifi xem Gürtel (Adidas und<br />
Salewa).<br />
Die Beweglichkeit wurde ausschließlich<br />
durch Anwinkeln des<br />
Knies ermittelt, wobei zu beachten<br />
ist, dass die Mehrzahl <strong>der</strong> Hosen<br />
nicht dehnbar war. Die Hosen mit<br />
Elastananteil waren erwartungsgemäß<br />
am dehnbarsten (Vaude,<br />
Adidas und Patagonia).<br />
Bei <strong>der</strong> Handhabung des Abzipp-<br />
Reißverschlusses gab es kaum wesentliche<br />
Probleme wie Einklemmen<br />
o<strong>der</strong> fi eseliges Einzippen (Tatonka).<br />
Aber es ging auch besser, und zwar<br />
mit größeren Zippern (Schöffel),<br />
kleinerer Außenabdeckung<br />
(Norröna) o<strong>der</strong> beim Anzippen (The<br />
North Face, Mammut und Berghaus<br />
unterschiedliche Zipper-Farben).<br />
Vier Modelle hatten über jeden<br />
Schuh abzippbare T-Zips.<br />
Es geht besser: Normalerweise<br />
müssen die Schuhe zum Abnehmen<br />
<strong>der</strong> abgezippten Hosenbeine<br />
ausgezogen werden. Mit T-Zip-RV<br />
geht das Abzippen anstandslos –<br />
außer evtl. beim Wie<strong>der</strong>anzippen<br />
(Vaude mit Markierung).<br />
Die Wasserresistenz wurde mittels<br />
Brause ermittelt. Die krassen<br />
Unterschiede zwischen wasserresistenten<br />
und unimprägnierten Hosen<br />
bedeuten, dass die einen Modelle<br />
auch für unsicheres Wetter (v. a.<br />
Berghaus und Adidas), die an<strong>der</strong>en<br />
für kühlende Schweißverteilung und<br />
schnelle Trocknung (nur Tatonka<br />
und Mammut; teils Haglöfs) o<strong>der</strong><br />
Erst das Besprühen mit Wasser<br />
bringt es an den Tag: wasserresistente<br />
Hose mit starker, abperlen<strong>der</strong><br />
Tropfenbildung (Berghaus)<br />
und feuchtesaugendes Modell<br />
zur Kühlung für Wan<strong>der</strong>ungen an<br />
warmen Tagen (Mammut)<br />
für lange Kühlung (The North Face<br />
mit Baumwolle) konstruiert sind.<br />
Die für den Bergeinsatz wichtigere<br />
Windresistenz wurde durch Föhnen<br />
und Durchatmen ermittelt. Haglöfs<br />
und Mammut erwiesen sich als<br />
die luftigsten Modelle, während<br />
Berghaus und Vaude am meisten<br />
Wind abwiesen.<br />
07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 99
KAUFBERATUNG: Abzipphosen<br />
TIPP<br />
Preis/Leistg.<br />
TIPP<br />
Luftig<br />
Adidas<br />
HT Flex ZO Pants<br />
Berghaus Mens<br />
Navigator Zip Off<br />
Haglöfs Lite Trek<br />
Split Pant M<br />
Mammut Tempest<br />
Zip Off Pant M<br />
Norröna Bitihorn<br />
Flex 1 Zip Off Pants<br />
The North Face<br />
M Duma Convertible<br />
Vertrieb, Info 0 91 32/ 8 40,<br />
www.adidas.com/outdoor<br />
08 00/1 00 87 65,<br />
www.berghaus.com<br />
08 31/51 28 00,<br />
www.haglofs.se<br />
Tel. 0 83 34/3 62 00,<br />
www.mammut.ch<br />
0 89/34 69 66,<br />
www.norrona.no<br />
0 08 00/32 45 57 11,<br />
www.thenorthface.eu<br />
Preis in Euro 89,95 74,95 120,- 120,- 179,- 120,-<br />
Gewicht<br />
in Größe<br />
485 g in 50 long 410 g in 32/34’’ 415 g in L reg 350 g in 52 440 g in L 535 g in US 36’’<br />
Material 91% Nylon, 9% Elastan 65% Polyester, 35%<br />
Baumwolle<br />
93% Nylon, 7% Elastan 100% Nylon Softshell (Nylon + Elastan) 75% Baumwolle,<br />
25% Nylon<br />
Passform Mittel, unten weiter Schlank bis mittel Insgesamt weit Insgesamt weiter Weit; Bund anpassbar Komplett weit<br />
Hüftabschluss<br />
Breiter Bund und fi xer<br />
Gürtel mit Clip-Schnalle<br />
+ doppelter Druckknopf-<br />
Verschluss<br />
Seitlich elastifi zierter<br />
Bund, Gürtelschlaufen<br />
+ doppelter Knopfverschluss<br />
Bund und semifi xer Gürtel<br />
mit Haken + Druckknopf-<br />
Verschluss<br />
Bund und Gürtel mit<br />
Haken + Druckknopf-<br />
Verschluss<br />
Bund mit seitlichen<br />
Verstellkletten, hinten<br />
elastisch + Doppeldruckknopf-Verschluss<br />
Einfacher Bund mit Gürtelschlaufen<br />
+ Druckknopf-<br />
Verschluss<br />
Beinabschlüsse<br />
Saumbündchen mit<br />
Innenzug<br />
Saumbündchen<br />
Saumbündchen mit<br />
Innenzug + RV<br />
Saumbündchen<br />
Saumbund mit<br />
Verstellklett<br />
Saumbündchen mit RV<br />
Abzipper<br />
Horizontal + vertikal,<br />
RV voll abgedeckt bzw.<br />
außen/resistent<br />
Horizontal, RV außen<br />
und innen abgedeckt<br />
Horizontal, RV voll<br />
abgedeckt<br />
Horizontal, RV außen und<br />
innen abgedeckt<br />
Horizontal, RV außen<br />
abgedeckt<br />
Horizontal, RV außen und<br />
innen abgedeckt<br />
Taschen<br />
2 ungesicherte Einschübe;<br />
Wert, Gesäß, Karten,<br />
RV<br />
2 tiefe Einschübe offen;<br />
Gesäß, Volumen-Wert,<br />
klein + RV<br />
2 Einschübe, Gesäß, RV<br />
resistent<br />
2 Einschübe, Gesäß,<br />
RV resistent<br />
2 weite Einschübe;<br />
Gesäß, Karten (+ Wert),<br />
groß + RV<br />
2 tiefe Einschübe offen; 2<br />
Gesäß, 2 Karten/Volumen,<br />
Druckknopf<br />
Extras<br />
Regulär- und Langgrößen,<br />
etwas Taschenlüftung,<br />
UPF 50+<br />
Regulär- und Langgrößen,<br />
Bund hinten<br />
absorbierendes Trikot<br />
Zip-Off-Zipper rot bzw.<br />
schwarz markiert, Ersatzdruckknopf,<br />
UPF 50+<br />
Zip-Off-Zipper rot bzw.<br />
schwarz markiert, Ersatzdruckknopf,<br />
UPF 50+<br />
Mikrofl eece-Bund, Innenhose<br />
aufgeraut, Einschublüftungen,<br />
Abzipp-RV fast<br />
in Kniehöhe<br />
Zip-Off-Zipper rot bzw. lila<br />
markiert, robust<br />
BEWERTUNGEN<br />
Beweglichkeit ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Hüft-Anpassg. Gürtel ■■■■■ Gürtel Gürtel ■■■■■ – (Gürtel nötig)<br />
Handhabg. RV ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Windresistenz ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Wasserresist. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ saugend ■■■■■ ■■■■■<br />
Unser<br />
Eindruck<br />
Funktionelle Berghose;<br />
top anpassen<strong>der</strong>, breiter<br />
Gürtel, Verschluss redundant,<br />
optimal geformte<br />
Hosenbeine, über jeden<br />
Schuh abzippbar, Zipper<br />
leichtgängig, variabler<br />
Saum, auch für kühlere<br />
Temperaturen, Taschen<br />
etwas klein<br />
EINSATZBEREICHE<br />
Rundum gelungene<br />
Komforthose; super Hosenklima<br />
(Atmung und<br />
Kühlung gut), weichster<br />
Griff, Zipper sehr<br />
leichtgängig, vielseitige<br />
Größen, Verschluss redundant,<br />
Knöpfe anfangs<br />
mühsam, RV-Taschen zu<br />
klein, RV spürbar<br />
Sehr luftige Wan<strong>der</strong>hose;<br />
Abzippen ohne Wan<strong>der</strong>schuhe<br />
ausziehen zu<br />
müssen, im Taschen- und<br />
Unterschenkel-Bereich<br />
äußerst luftig, kaum<br />
spürbar, Saumzüge<br />
sehr variabel, nur eine<br />
gesicherte Tasche (+<br />
Geheimfach)<br />
Schlichte Leichtwan<strong>der</strong>hose<br />
mit markierten<br />
Abzippern; Hose +<br />
Abzipp-RV kaum spürbar,<br />
Zipper äußerst leichtgängig,<br />
Hose kühlend,<br />
lüftend und schnell<br />
trocknend, weicher Griff,<br />
Einschübe geöffnet nicht<br />
rausfallsicher<br />
Funktioneller Allroun<strong>der</strong>;<br />
luftig, atmend, top<br />
Bund-Anpassung, auch<br />
kühlere Temperaturen,<br />
RV sehr leichtgängig,<br />
da Abdeckung kaum<br />
behin<strong>der</strong>t, Beinsäume<br />
eng einstellbar, nicht<br />
kuschelig, Taschen nicht<br />
rausfallsicher<br />
Robuste Cargo-Trekkinghose<br />
mit markierten Abzippern;<br />
nur für Beleibte, über<br />
Wan<strong>der</strong>schuhe abzippbar,<br />
Hose sehr luftig und bei<br />
Schwitzen kühlend, aber<br />
wenig dampfdurchlässig,<br />
etwas starr und schwer<br />
Wan<strong>der</strong>n ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Bergtour ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ –<br />
Trekking ■■■■■ ■■■■■ – – ■■■■■ ■■■■■<br />
100 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
TIPP<br />
Allround<br />
Outdoor Research<br />
Treadway Convertible<br />
Patagonia Men’s Noma<strong>der</strong><br />
Zip Off Pants<br />
Salewa Sensor DST<br />
M 2in1 Pant<br />
Schöffel<br />
Cross Pants<br />
Tatonka<br />
Emden M’s Zip Off<br />
Vaude Me Farley<br />
Stretch T-Zip Pants II<br />
00 41/52/2 08 10 70,<br />
www.outdoorresearch.com<br />
08 00/0 00 11 56,<br />
www.patagonia.com<br />
0 89/90 99 30,<br />
www.salewa.com<br />
0 82 32/5 00 60,<br />
www.schoeffel.de<br />
0 82 05/9 60 20,<br />
www.tatonka.com<br />
0 75 42/5 30 60,<br />
www.vaude.com<br />
60,- 90,- 139,95 99,95 85,- 100,-<br />
250 g in US 34’’ 405 g in US 35’’ 425 g in 52 480 g in 102/52 L 375 g in 52 440 g in 50 long<br />
100% Nylon 95% Ripstop-Nylon,<br />
5% Elastan<br />
94% Nylon, 6% Elastan 100% Ripstop-Nylon 93% Nylon, 7% Elastan 93% Nylon, 7% Elastan<br />
Unten weit, Bund etwas weiter Mittel bis weiter anpassend Mittel anpassend Mittel bis weiter Mittel bis weiter anpassend Schlank bis weiter anpassbar<br />
Einfacher Bund mit Gürtelschlaufen<br />
+ Druckknopf-<br />
Verschluss<br />
Breiterer, seitlich elastifi zierter<br />
Bund, Gürtelschlaufen +<br />
Druckknopf-Verschluss<br />
Breiter, seitlich stark<br />
elastifi zierter Bund und<br />
semifi xer Gürtel mit Haken +<br />
Druckknopf-Verschluss<br />
Breiter, seitlich schwach<br />
elastifi zierter Bund mit Gürtel<br />
+ Metallknopf-Verschluss<br />
Breiter, seitlich elastifi zierter<br />
Bund, Gürtelschlaufen +<br />
Durchdruckknopf-Verschluss<br />
Hinten elastifi zierter, seitlich<br />
verstellbarer Bund, Gürtelschlaufen<br />
+ Druckknopf-<br />
Verschluss<br />
Saumbündchen Breiter Saum Saumbündchen Saumbündchen mit<br />
Fixierungsklett<br />
Saumbündchen<br />
Saumbündchen mit<br />
Klettverstellung<br />
Horizontal, RV außen und<br />
innen abgedeckt<br />
Horizontal, RV außen und<br />
innen abgedeckt<br />
Horizontal + vertikal, RV voll<br />
abgedeckt bzw. fein/resistent<br />
Horizontal + vertikal, RV voll<br />
abgedeckt bzw. fein/resistent<br />
Horizontal, RV außen und<br />
innen abgedeckt<br />
Horizontal + vertikal, RV<br />
voll abgedeckt bzw. innen/<br />
resistent<br />
2 tiefe Einschübe, Gesäß,<br />
alle offen; Wert RV<br />
2 Einschübe tief, Gesäß<br />
groß, offen; 2 Schenkel,<br />
Wert, RV<br />
2 Einschübe, Gesäß/Karten<br />
+ Wert, alle RV, Schenkel<br />
klein<br />
2 Einschübe groß, 2 Gesäß<br />
RV, 2 Schenkel RV<br />
2 Einschübe, große Gesäß +<br />
Karten, alle RV<br />
2 Einschübe klein, Wert,<br />
Gesäß groß, alle RV<br />
Unendliche Garantie, UPF 50 Linker RV markiert, UPF 40,<br />
Nylon teils recycelt bzw. recycelbar,<br />
Taschenlüftungen<br />
Gesäß robuster + dehnbarer,<br />
Ersatzknopf, Schuhbereich-<br />
Verstärkung<br />
Regulär-, Lang- und Kurzgrößen,<br />
große Abzipper,<br />
Lüftungen, Bund weiches<br />
Nylon, UPF 50<br />
UPF 30+, Abzipp-RV fast in<br />
Kniehöhe<br />
Regulär- u. Langgrößen,<br />
rechter Abzipper markiert,<br />
Taschenlüftung, Bluesign<br />
zertifi ziert<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ – (Gürtel nötig) ■■■■■ + Gürtel ■■■■■ + Gürtel ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ saugend ■■■■■<br />
Schlichte Ultraleichtwan<strong>der</strong>hose;<br />
leicht und luftig, kaum<br />
spürbar, sehr bequeme<br />
Taschen, aber hinten rausfallgefährdet,<br />
Zipper leichtgängig,<br />
Abzipp-RV kaum spürbar,<br />
kleinst verpackbar<br />
(13x12x7 cm)<br />
Sehr luftige Komforthose;<br />
sehr gute Gürtelaufhängung,<br />
auch beim Anwinkeln kaum<br />
spürbar, Abzipp RV äußerst<br />
leichtgängig, voluminöse,<br />
gut lüftende Taschen, aber<br />
gesicherte Taschen klein,<br />
Abzipper spürbar<br />
robustere Berg- und Trekkinghose;<br />
an den richtigen<br />
Stellen verstärkt, über jeden<br />
Schuh abzippbar, relativ<br />
leicht, auch für kühlere Temperaturen,<br />
Abzipper spürbar,<br />
spannt etwas bei Anwinkeln,<br />
Einschübe zu weit unten<br />
Wan<strong>der</strong>hose mit weitem Temperaturbereich;<br />
sehr luftig,<br />
effektive Lüftung, Abzipper<br />
super zu handhaben, über<br />
jeden Schuh abzippbar,<br />
super Einschübe, aber<br />
RV-Taschen nur hinten,<br />
Hosenbeine rutschen hoch,<br />
Abzipper spürbar, spannt bei<br />
Anwinkeln<br />
Kühlende Leichthose;<br />
sehr schnell trocknend,<br />
gute Kühlung, Druckknopf<br />
stabil, Bund sehr angenehm,<br />
Taschen RV-gesichert, große<br />
Kartentasche, Abzipp-RV am<br />
Knie spürbar, Zipper fi eselig<br />
wie<strong>der</strong> einzuführen, Gürtel<br />
rutscht hinten<br />
Sehr variabler Berg-Allroun<strong>der</strong>;<br />
top beweglich, inkl. RV<br />
kaum spürbar, Anpassungen<br />
an Bund + Saum, Zipper<br />
sehr leichtgängig, über jeden<br />
Schuh abzippbar, auch für<br />
kühlere Temperaturen, zu<br />
kleine Taschen<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
– – ■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■<br />
07⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 101
SERVICE<br />
Trinkblasen<br />
Immer<br />
flüssig<br />
Es ist einfach enorm praktisch:<br />
Trinken ohne anhalten und<br />
den Rucksack abnehmen<br />
zu müssen. Doch bei <strong>der</strong> Pflege<br />
gibt es einiges zu beachten.<br />
Von Christian Schneeweiß<br />
TIPP<br />
Der Durst ist groß, aber <strong>der</strong> Griff zur<br />
Flasche ist weit. Stehenbleiben wäre<br />
<strong>der</strong> erste Schritt. Dann: Rucksack<br />
runterholen, Flasche rausnehmen,<br />
öffnen, trinken. Umständlich – vor allem,<br />
wenn man in Gesellschaft unterwegs ist und<br />
niemanden aufhalten möchte. Doch wer aktiv<br />
ist, muss viel trinken. Vor allem, wenn es<br />
heiß ist. Ganz ohne Zeitverlust funktioniert<br />
das mit Schlauch und Trinkbeutel.<br />
Die typischen Trinksysteme bestehen aus einem<br />
Kunststoffbeutel (Blase), <strong>der</strong> im Trinkbeutelfach<br />
am Rücken des Packsacks verstaut<br />
und per Clips o<strong>der</strong> Klett befestigt wird.<br />
Der Trinkschlauch wird durch eine Öffnung<br />
über einen <strong>der</strong> Schulterträger geführt und<br />
fixiert. Die Trinkblase verteilt das Gewicht<br />
des Wassers optimal am Rücken. Der einzige<br />
Nachteil: Wenn man am <strong>Gipfel</strong> den Rucksack<br />
abnimmt, ist das Mundstück weniger<br />
leicht erreichbar als eine Trinkflasche.<br />
Ideal für Mehrtagetouren ist eine Adapter-<br />
Verbindung zwischen Blase und Trink-<br />
Source WXP<br />
Gewicht: 165 g (2 l),<br />
Volumen: 2 o<strong>der</strong> 3 l,<br />
Verschluss: Schraub<br />
und Slide; Blase<br />
und Schlauch innen<br />
glasartig beschichtet;<br />
lösba rer<br />
Schlauch adapter,<br />
UVP: 28,95 €,<br />
www.sourceoutdoor.com<br />
schlauch (Source und Platypus): Der Beutel<br />
kann je<strong>der</strong>zeit abgetrennt und neu befüllt<br />
werden. Bei traditionellen Modellen muss<br />
man dafür Beutel samt Schlauch aus dem<br />
Rucksack holen.<br />
Das typische Mundstückventil lässt viel<br />
Flüssigkeit durch und ist zur besseren Bedienung<br />
um 90 Grad abgewinkelt (v. a. Source<br />
Frische im Beutel<br />
• Den Trinkbeutel nicht heiß befüllen und<br />
keine kohlensäurehaltigen Getränke o<strong>der</strong><br />
Milch einfüllen<br />
• Nach Gebrauch System durchspülen,<br />
Schlauch komplett entleeren und Beutel<br />
offen lagern<br />
• Die Beutel von Deuter und Source nur<br />
mit heißem Wasser (bis 60 Grad Celsius)<br />
reinigen, kein Spülmittel dazugeben!<br />
• Bei allen übrigen Trinksystemen empfi ehlt<br />
sich die Reinigung mit Kukident.<br />
• Damit die Beutelwände beim Trocknen<br />
nicht aufeinan<strong>der</strong> kleben, Schlauch in<br />
den Beutel stecken (Source und Derivate<br />
mit Abstandshalter).<br />
• Die Trinkbeutelfächer <strong>der</strong> meisten Rucksäcke<br />
haben auch an<strong>der</strong>weitig nutzbare<br />
DIN A4-Breite, während schmalere Fächer<br />
den Beutel besser halten.<br />
• Eine extra Rückenöffnung ermöglicht<br />
eine unkomplizierte Handhabung des<br />
Trinksystems und verhin<strong>der</strong>t, dass<br />
Restfeuchtigkeit in den Packsack dringt.<br />
Fotos: Source, Hersteller<br />
102 <strong>Bergsteiger</strong> 07 ⁄13
1<br />
1 Der Slideverschluss erleichtert das<br />
Einfüllen von Getränken.<br />
2 Der Beutel sollte rund 2 l Flüssigkeit<br />
fassen und antibakteriell beschichtet sein.<br />
2<br />
3 Der Schlauch sollte durch Kupplung/<br />
Schraubverschluss vom Beutel trennbar sein.<br />
4 Das Beißventil sollte dicht und leichtgängig<br />
sein und einen hohen Durchfl uss haben.<br />
3<br />
4<br />
Platypus Big Zip SL Reservoir<br />
Gewicht: 157 g (2 l), Volumen; 1,8, 2<br />
o<strong>der</strong> 3 l, Verschluss: Slide; antimikrobiell<br />
be handelt; lösbarer Schlauchadapter,<br />
UVP: 32,95 €, www.cascadedesigns.com<br />
und Derivate wie Deuter mit Schutzkappe;<br />
Vaude 45 Grad), ist aber etwas defektanfällig<br />
(Platypus robuster), weshalb einige Ventile<br />
sich absperren lassen, um nicht zu tropfen<br />
(Vaude, Source/Deuter). Trinksysteme wiegen<br />
nur 150 bis 170 Gramm (bei 2 l Volumen)<br />
und sind unbefüllt platzsparend verstaubar.<br />
Slide- statt Schraubverschluss<br />
Der traditionelle Schraubverschluss, <strong>der</strong><br />
konstruiert wurde, um den Beutel unterm<br />
Wasserhahn zu befüllen, ist relativ unpraktisch<br />
(bei Source zusätzlich mit Wasserfilter-<br />
Option). Durchgesetzt hat sich daher <strong>der</strong><br />
von Source eingeführte Slide-Verschluss, bei<br />
dem sich das obere Ende des Beutels wie eine<br />
Tüte öffnen und per Klemmschieber wasserdicht<br />
verschließen lässt. Diese weite Öffnung<br />
lässt sich nicht nur einfach befüllen;<br />
dank ihr lässt sich <strong>der</strong> Beutel auch einfacher<br />
reinigen und vollständig trocknen.<br />
Saft sollte man nur dann in den Beutel füllen,<br />
wenn die Innenwände antibakteriell<br />
beschichtet sind (Platypus, Vaude; wäscht mit<br />
<strong>der</strong> Zeit aus). Bei Source und Deuter verhin<strong>der</strong>t<br />
eine glasartige Beschichtung, dass sich<br />
Mikroben ansetzen können. Alle Blasen sind<br />
geschmacksneutral. Hygienische Schwachpunkte<br />
<strong>der</strong> Trinkbeutel sind das mit Mühe<br />
(außer bei Vaude) abnehmbare Mundstück,<br />
das sich am besten mit Zahnreiniger (z. B.<br />
Kukident) säubern lässt, sowie <strong>der</strong> Schlauch,<br />
für den es spezielle Bürsten als Extra gibt.<br />
Vaude liefert diese gleich mit.<br />
◀<br />
Deuter Streamer<br />
Gewicht: 175 g (2 l),<br />
Volumen: 2 o<strong>der</strong> 3 l,<br />
Verschluss: Slide;<br />
Blase und Schlauch<br />
innen glasartig beschichtet;<br />
lösbarer Schlauchadapter,<br />
UVP: 27,95 €, www.deuter.com<br />
Vaude Aquarius,<br />
Gewicht: 144 g (2 l),<br />
Volumen: 2 o<strong>der</strong> 3 l,<br />
Verschluss:<br />
Slide; schadstoff -<br />
freie TPU-Blase<br />
mit le benslanger<br />
Ga rantie, UVP: 28 €,<br />
www.vaude.com<br />
07 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 103
SERVICE<br />
SERIE: Stille Helfer<br />
Stille<br />
Helfer<br />
+<br />
Teil 4: Halt finden in Schnee und Eis<br />
EINE INITIATIVE VON<br />
Die drei<br />
Eisheiligen<br />
Steigeisen, Pickel und Eisschrauben geben Halt im vereisten<br />
Gelände und sind die Insignien <strong>der</strong> Hochtourengeher.<br />
Bis sie zum Einsatz kamen, brauchte es jedoch einen<br />
Kulturkampf zwischen Österreichern und Briten sowie<br />
eine durchzechte Nacht. Von Moritz Baumstieger<br />
Natürlich ist Ausrüstung im Eis<br />
nicht alles. Aber dass sie entscheidend<br />
sein kann, zeigte sich<br />
damals, am 22. Juli 1938, im<br />
Wettbewerb um die Lösung des<br />
letzten großen Problems <strong>der</strong> Alpen.<br />
Heinrich Harrer und Fritz Kasparek befinden<br />
sich schon einen Tag in <strong>der</strong> Eiger-Nordwand;<br />
obwohl sie fit und technisch versiert<br />
sind, geht es langsam voran. Am Vormittag<br />
schlagen sie immer noch mühsam Stufen<br />
ins zweite Eisfeld. Um Gewicht zu sparen,<br />
haben sie zusammen nur ein Paar Steigeisen<br />
dabei, das Standard-Modell mit zehn Zacken.<br />
An<strong>der</strong>l Heckmair und Wiggerl Vörg,<br />
die beiden Konkurrenten um die Erstdurchsteigung,<br />
nähern sich immer schneller. Die<br />
Deutschen sind erst um drei Uhr gestartet,<br />
trotzdem holen sie Harrer<br />
und Kasparek um 11:30<br />
Uhr ein. Der Grund: Heckmair<br />
hatte Steigeisen mit<br />
zusätzlichen Frontzacken<br />
besorgt. Eine Marktneuheit,<br />
die im Steileis ein<br />
ungeahntes Tempo ermöglichte.<br />
Obwohl sich am Ende<br />
auch Harrer und Kasparek feiern lassen<br />
konnten, dürfte die Anschaffung <strong>der</strong> neuen<br />
Wun<strong>der</strong>eisen im Anschluss ganz oben auf<br />
<strong>der</strong> Einkaufsliste vieler <strong>Bergsteiger</strong> gestanden<br />
haben (vgl. S. 82 bis 87).<br />
Seit dem Rennen um die Eiger-Nordwand<br />
hat sich viel getan: Steigeisen sind leichter<br />
geworden, einfacher zu handhaben, aggressiver<br />
– genau wie sich ihr Cousin aus <strong>der</strong><br />
Eiger-Erstbegehung 1938:<br />
Die 12-Zacker-Steigeisen<br />
waren <strong>der</strong> Vorteil.<br />
Familie <strong>der</strong> Hochtourenausrüstung,<br />
<strong>der</strong> Eispickel,<br />
von <strong>der</strong> Alpenstange hin<br />
zum Eisgerät weiterentwickelt<br />
hat. Mitte <strong>der</strong> 1960er-Jahre kam noch<br />
ein Familienmitglied dazu: Die Eisschraube,<br />
die das Setzen von echten Sicherungspunkten<br />
ermöglichte und so die Eishaken<br />
ablöste, denen man ein großes Stück Vertrauen<br />
entgegen bringen musste. Ausrüstung<br />
ist nicht alles. Wer aber die richtige<br />
hat und sie einzusetzen weiß, ist klar im<br />
Vorteil.<br />
Fotos: Bernd Ritschel, Archiv Heckmair-Auffermann<br />
104 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Voll ausgestattet für problemloses Steigen<br />
Schon mal eine Spaltenbergung per Mannschaftszug ohne Steigeisen versucht?<br />
Aufwärts mit Steigeisen<br />
Von Zacken, Bindungen und Cowboys<br />
Die Orthodoxie mag verwun<strong>der</strong>n, doch<br />
die Pioniere des Bergsports führten eine<br />
Art frühe by-fair-means-Diskussion<br />
über die Frage, welche Mittel beim Bergsteigen<br />
vertretbar sind. Die sehr aktive Fraktion<br />
<strong>der</strong> Englän<strong>der</strong> lehnte Steigeisen ab. Edward<br />
Whymper, Erstbesteiger des Matterhorns im<br />
Jahre 1865, meinte gar, man dürfe sich auf<br />
solche künstlichen Hilfsmittel in gefährlichen<br />
Hängen keinesfalls verlassen. Die Tiroler<br />
sahen das weniger kritisch, vielleicht,<br />
weil eiserne Grödeln unter den Jägern und<br />
Mineraliensammlern des Alpenraums schon<br />
im Mittelalter verbreitet waren.<br />
Heute stellt sich nicht mehr die Frage, ob<br />
man auf Gletschern und vereisten Graten<br />
Steigeisen verwenden soll, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />
welche. Entscheidend ist dabei in erster Linie<br />
die Abstimmung zwischen Bindung und<br />
dem eigenen Bergschuh: Je nachdem, wie die<br />
Sohlenrän<strong>der</strong> ausgeprägt sind, werden die<br />
Steigeisen mit einem Kipphebel o<strong>der</strong> mit Riemen<br />
am Schuh befestigt (siehe Abbildung).<br />
Antistollplatten am Steigeisen verhin<strong>der</strong>n in<br />
jedem Fall lästige Stollenbildung.<br />
Gewichtsfetischisten schwören auf Leichtsteigeisen<br />
aus Aluminium. Für Firnfel<strong>der</strong><br />
und leichte Gletschertouren sind sie die beste<br />
Wahl. Dass die Zacken aus dem leichteren,<br />
aber eben auch weicheren Material im gemischten<br />
Gelände schneller stumpf werden,<br />
liegt jedoch auf <strong>der</strong> Hand.<br />
Für Eiskletterer gibt es spezielle Hightech-Modelle,<br />
die meisten Hochtourengeher dürften<br />
aber mit Allroundsteigeisen aus Stahl richtig<br />
liegen. Fast alle Modelle haben zehn vertikale<br />
Zacken unter <strong>der</strong> Fußsohle und<br />
vorne zwei horizontale. Modelle,<br />
die aus einer Platte für den Vor<strong>der</strong>fuß<br />
gefertigt sind, die über ein Gelenk mit einer<br />
Fersenplatte verbunden ist, ermöglichen bequemeres<br />
Gehen. Wer sich häufig im Steileis<br />
bewegt, wählt besser ein starres<br />
Modell, weil sich so die Frontzacken<br />
besser belasten lassen.<br />
Diese Gehweise sollte man beim<br />
Steigen aber so spät wie möglich<br />
einsetzen – das Körpergewicht<br />
nur auf den Zehen zu halten, ist für Fußund<br />
Wadenmuskulatur extrem ermüdend.<br />
Auch wenn er ein wenig seltsam aussieht,<br />
ist <strong>der</strong> breitbeinige Cowboy-Gang<br />
die bessere Option. Beim Queren<br />
von Hängen o<strong>der</strong> Serpentinen-<br />
Gehen sollte man die Steigeisen<br />
aber keinesfalls einkanten<br />
wie einen Ski, son<strong>der</strong>n das<br />
Sprunggelenk durchbiegen (siehe<br />
Grafik). Dann finden alle Zacken<br />
Halt im Eis – und Whympers Befürchtungen<br />
sind hinfällig.<br />
Gehen mit Steigeisen in<br />
<strong>der</strong> Vertikalzackentechnik.<br />
Der Pickel ist dabei immer<br />
bergseitig zu tragen.<br />
Riemenbindung<br />
Passt auf jeden Schuh,<br />
auch wenn dieser keine<br />
steife Sohle und ausgeprägte<br />
Sohlenrän<strong>der</strong> besitzt. Die<br />
Eisen sind daher meist für<br />
einfachere Gletschertouren<br />
konzipiert (Abb. Grivel G1 mit<br />
New-Classic-Bindung).<br />
Kipphebelbindung<br />
Nur für absolut steigeisenfeste<br />
Schuhe mit Stegen an<br />
den vor<strong>der</strong>en und hinteren<br />
Sohlenrän<strong>der</strong>n geeignet.<br />
Schnelles An- und Ausziehen<br />
ähnlich einer Skibindung. Guter<br />
Sitz (Abb. Grivel G14 mit<br />
Cramp-O-Matic-Bindung).<br />
Der Mischling<br />
Mischform mit Körbchenbindung<br />
vorne und<br />
Hebelbindung am hinteren<br />
Sohlenbereich. Geeignet<br />
für bedingt steigeisenfeste<br />
Schuhe mit »Felsklettersohle«<br />
vorne (Abb. Grivel G12 mit<br />
New-Matic-Bindung).<br />
Fotos: Andreas Strauß (2), Grivel (3); Grafi ken: Georg Sojer<br />
07 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 105
Taglingers Tipp:<br />
Schlaufen und<br />
Schleifen<br />
Fixpunkte mit Eisschrauben<br />
Von Sanduhren und Korkenziehern<br />
Es gibt Geschichten, die<br />
sind so schön, dass man sie<br />
nicht hinterfragen sollte. Die<br />
Legende, die sich um die Erfindung<br />
<strong>der</strong> Eisschraube rankt, ist so eine:<br />
Hermann Buhl, Erstbesteiger<br />
des Nanga Parbat, saß in den<br />
fünfziger Jahren mit Freunden<br />
auf dem Taschachhaus im Pitztal<br />
zusammen. Viel Alkohol führte im<br />
Gehirn eines <strong>der</strong> Beteiligten zu einer<br />
Verknüpfung zwischen den Erzählungen<br />
des Extrembergsteigers und dem vor<br />
ihm liegenden Korkenzieher. Die Runde<br />
verließ die Stube, bohrte das Gerät in den<br />
Gletscher – die Eisschraube war geboren.<br />
Heute gibt es Schrauben, mit denen man<br />
an je<strong>der</strong> Weinflasche scheitern würde, die<br />
sich aber ins Eis fräsen, als wäre es Butter.<br />
Meist sind sie aus Stahl, teurere Modelle<br />
aus Titan, noch teurere Versionen sind mit<br />
einer Kurbel ausgestattet, die sogar einhändiges<br />
Eindrehen ermöglicht. Egal, welches<br />
Modell man sich zu leisten bereit ist: Wenn<br />
Eisschrauben dürfen bei keiner Gletschertour fehlen.<br />
Gut gesetzte Eisschraube (links)<br />
und Abalakow-Eissanduhr (rechts)<br />
eine Schraube richtig gesetzt ist, kann sie<br />
das Gewicht eines VW Golf halten. Hierbei<br />
entscheidet <strong>der</strong> richtige Winkel: Auch wenn<br />
es auf den ersten Blick unlogisch erscheint,<br />
sollte eine Schraube nicht leicht nach oben<br />
geneigt eingredreht werden, so wie man etwa<br />
einen Nagel in die Wand schlägen würde.<br />
Die ideale Haltekraft hat sie vielmehr,<br />
wenn sie waagrecht o<strong>der</strong> im Idealfall sogar<br />
Das Gewinde macht’s<br />
Eisschrauben gibt es in verschiedenen Größen, mit<br />
und ohne integrierter Kurbel. Weil sie im besten<br />
Falle nicht nur hohl sind, son<strong>der</strong>n auch scharfkantige<br />
Zähne besitzen, schützen gelbe Käppchen o<strong>der</strong><br />
auch Hülsen wie <strong>der</strong> Icefl ute-Eisschraubenhalter<br />
von Petzl (re.). Laut einer Untersuchung des DAV-<br />
Sicherheitskreises ist für die Festigkeit weniger<br />
die Schraubenlänge als die Anzahl <strong>der</strong> Gewinde<br />
ausschlaggebend.<br />
Bei je<strong>der</strong> Kehre aus <strong>der</strong> Handschlaufe des<br />
Eispickels zu schlupfen und das Band über<br />
den an<strong>der</strong>en Handschuh zu fummeln, ist<br />
lästig. Und nicht ganz ungefährlich: Meiner<br />
Beobachtung nach gleitet vielen genau dabei<br />
<strong>der</strong> Pickel aus <strong>der</strong> Hand. Handschlaufen richten<br />
also manchmal mehr Schaden an, als sie<br />
verhin<strong>der</strong>n. Deshalb habe ich sie bei meinen<br />
Pickeln entfernt.<br />
Außerdem empfehle ich, im Zweifelsfall lieber<br />
ein paar Gramm mehr zu tragen. Leichtpickel<br />
sind sicherlich das Richtige für Skihochtouren.<br />
Ihnen fehlt für das harte Eis jedoch eine<br />
gute Haue und eine vernünftige Gewichtsverteilung,<br />
für einen Aufstieg mit <strong>der</strong> Schaftzugtechnik<br />
sind sie oft ungeeignet.<br />
Auch wenn Schrauben lei<strong>der</strong> richtig teuer<br />
sind: Wer Hochtouren gehen will, sollte<br />
investieren. Gerade <strong>Bergsteiger</strong>, die nicht<br />
regelmäßig mit Eisschrauben arbeiten, tun<br />
sich mit neuen und guten Produkten deutlich<br />
leichter. Schrauben mit Kurbeln sind natürlich<br />
komfortabler, aber eigentlich nur im Steilgelände<br />
notwendig, wenn es wichtig ist, die<br />
Sicherung mit einer Hand zu setzen. Wun<strong>der</strong><br />
kann es übrigens wirken, die Schraube nachzuschleifen<br />
– eine einfach Maßnahme, die<br />
ganz kostenlos ist.<br />
Reiner Taglinger, Jahrgang 69, ist Leiter <strong>der</strong><br />
Mammut Alpine School, Vorstand Ausbildung<br />
des deutschen Bergführerverbandes und<br />
Profi bergführer seit mehr als 20 Jahren.<br />
fünf bis zehn Grad nach unten gekippt gesetzt<br />
wird (siehe Grafik links).<br />
Eis beginnt jedoch zu schmelzen, wenn<br />
Druck auf ihm lastet, was bei den nur von<br />
ihren Gewinden gehaltenen Schrauben auf<br />
Dauer gefährlich werden kann. Deshalb<br />
empfiehlt sich etwa für Top-Rope-Umlenkungen<br />
beim Eisklettern die nach ihrem<br />
russischen Erfin<strong>der</strong> benannte Abalakow-<br />
Sanduhr (siehe Grafik 2). Wie beim Felsklettern<br />
wird hier eine Reepschnur o<strong>der</strong> ein<br />
Band durch einen kleinen Tunnel gefädelt,<br />
doch es ist nicht die Erosion, die die Sanduhr<br />
entstehen lässt, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Bergsteiger</strong><br />
selbst. Zwei Eisschrauben werden so ins Eis<br />
gedreht, dass sich ihre Spitzen mindestens<br />
15 Zentimeter unterhalb <strong>der</strong> Oberfläche<br />
treffen – in <strong>der</strong> Regel entspricht das einem<br />
Winkel von 60 Grad, die Kanäle und die Eisoberfläche<br />
ergeben ein gleichschenkliges<br />
Dreieck. Dass die Erfindung des Vitali Abalakow<br />
jedoch irgendwas mit dem Kühlen<br />
von Wodka zu tun hatte, gehört ganz sicher<br />
ins Reich <strong>der</strong> Legenden.<br />
Fotos: Thomas Senf/Mammut, Petzl (4), Grivel (2), Ritschel, privat; Grafi ken: Georg Sojer<br />
106 <strong>Bergsteiger</strong> 07⁄13
Eispickel sind vielseitig<br />
einsetzbar.<br />
Mit dem T-Anker<br />
(auch Toter Mann)<br />
lässt sich auch ein<br />
Fixpunkt für die<br />
Spaltenbergung<br />
herstellen.<br />
Ideale Tour zu Beginn <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>saison<br />
Die Tour ist Teil des Tiroler Adlerweges<br />
Rückfahrt mit gratis Wan<strong>der</strong>bus „KaiserJet“<br />
Nur eine Stunde von München entfernt<br />
Der Eispickel<br />
Von Spazierstöcken<br />
und Toten Männern<br />
Der sicherste Weg, ängstlichen Neueinsteigern<br />
das Hochtourengehen<br />
zu ver<strong>der</strong>ben, ist ihnen vom »Toten<br />
Mann« zu erzählen, wie <strong>der</strong> T-Anker auch<br />
genannt wird: Ein Schaft aus Alu, eingegraben<br />
im Firn und umwickelt mit einer Bandschlinge.<br />
Dass man daran guten Gewissens<br />
ein Körpergewicht und damit ein Menschenleben<br />
hängen kann, scheint unglaublich.<br />
Die meisten <strong>Bergsteiger</strong> dürften ihren<br />
Eispickel aber höchstens beim Übungswochenende<br />
für die Spaltenbergung einsetzen<br />
– seine Funktion als Haltgeber, als Spazierstock<br />
für hochalpines Gelände quasi,<br />
steht im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Das war schon immer so: Die Altvor<strong>der</strong>en<br />
zogen mit Alpenstangen ins Hochgebirge,<br />
meist Stecken aus Eschenholz, weil das so<br />
schön gerade wuchs, am unteren<br />
Ende mit einem Eisendorn<br />
verstärkt. Später kam oben die Klinge dazu.<br />
Einerseits kann man sie ins Eis rammen,<br />
um beim Aufstieg Halt zu finden, an<strong>der</strong>erseits<br />
lässt sich mit ihr ein Sturz bremsen.<br />
Inzwischen sind die Schäfte deutlich kürzer<br />
und aus Aluminium, die Klingen haben<br />
Zacken und – vor allem fürs Eisklettern<br />
– schärfere Neigungswinkel bekommen.<br />
Auch wenn das Wechseln <strong>der</strong> Handschlaufe<br />
lästig ist, wird <strong>der</strong> Pickel beim Gehen im Eis<br />
immer auf <strong>der</strong> Bergseite getragen (siehe Kasten<br />
»Taglingers Tipp«), die Klinge zeigt dabei<br />
nach hinten. Spezielle Eisgeräte sind für das<br />
Eisklettern geschaffen; sie greifen mit ihrer<br />
Spezialklinge zwar besser, sind für längere<br />
Gletschertouren aber eindeutig zu kurz. ◀<br />
Je steiler desto sportlicher<br />
Die Krümmung des Schafts sagt beim Eispickel eigentlich<br />
alles über das Einsatzgebiet aus. Das schnurgerade<br />
Spazierstock-Modell links wurde bezeichnen<strong>der</strong>weise<br />
Snow Walker getauft und für einfache Firn- und Gletschertouren<br />
konzipiert. Stark gekrümmte Eisgeräte (re.) eignen<br />
sich für anspruchsvolle Eisklettereien und Drytooling.<br />
Wie so oft in <strong>der</strong> Sportartikelindustrie gibt es auch hier<br />
einen Mischling: Der abgeknickte Eispickel in <strong>der</strong> Mitte ist<br />
das Gerät für alle jene, die sich nicht so recht zwischen<br />
Eisklettern und Hochtouren entscheiden können.<br />
Die dreitägige Wan<strong>der</strong>ung<br />
von Hütte zu Hütte führt<br />
vom Goinger Badesee über<br />
die Gruttenhütte und die<br />
Walleralm bis zum kristall<br />
klaren Hintersteiner See in<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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Genaue Tourenbeschreibung und<br />
gratis Wan<strong>der</strong>karte „Wil<strong>der</strong> Kaiser“<br />
mit Code Be07St13 auf<br />
wan<strong>der</strong>n.wil<strong>der</strong>kaiser.info<br />
Hintersteinersee<br />
<br />
<br />
<br />
gratis<br />
<br />
Tourismusverband<br />
Wil<strong>der</strong> Kaiser<br />
Ellmau, Österreich<br />
T: +43 (0) 50509
Glaubt man den Herstellern,<br />
ist so gut wie jedes Produkt<br />
grandios. Doch stimmt das<br />
wirklich? Die Redaktion<br />
schil<strong>der</strong>t ihre Eindrücke.<br />
Smartwool Merinosocke<br />
PhD Outdoor Light Crew<br />
▶ Das sagt <strong>der</strong> Hersteller:<br />
Funktionssocke aus 70 Prozent Merino-<br />
Wolle, 28 Prozent Nylon und 2<br />
Prozent Elastan. An Ferse,<br />
Ballen und Zehen<br />
gepolstert. Elastischer<br />
und luftig geplüschter<br />
Mittelfuß sowie Elastikband oberhalb <strong>der</strong> Ferse.<br />
An Oberfuß und Schaft dünn und elastisch.<br />
Größen: S–XL Farbe: fünf Farbvarianten<br />
Preis: 18,99 € Info: www.smartwool.com<br />
▶ Das sagen wir: Ob warm o<strong>der</strong> kalt, mit diesen<br />
Socken ist man gerade in <strong>der</strong> Zwischensaison gut<br />
beraten. Wegen <strong>der</strong> guten Polsterung auch für<br />
blasenanfällige Füße geeignet. Dank <strong>der</strong> Merinowolle<br />
kann man die Socken ruhig mehrmals<br />
tragen, ohne Gerüche fürchten zu müssen.<br />
Polsterung ■■■■■<br />
Geruchshemmer ■■■■■<br />
Preis/Leistung ■■■■■■<br />
Fotos: Hersteller, Andreas Strauß<br />
La Sportiva Trailrunningschuh<br />
Ultra Raptor<br />
▶ Das sagt <strong>der</strong> Hersteller: Der Schuh eignet sich<br />
speziell für Off-Road, Trails, Ultra-Marathons und<br />
Langdistanzen. Die Frixion XF Sohle verfügt über<br />
sehr hohe Reibungseigenschaften. Das Impact<br />
Brake System an <strong>der</strong> Sohle erhöht im steilen<br />
Gelände Bremseffekt und Antrieb. Die Zwischensohle<br />
aus EVA Memlex bietet gute Stoßdämpfung.<br />
Gewicht: 700 g (Gr. 42) Größen: 36–47,5<br />
(Männer), 36–43 (Frauen) Preis: 129 €<br />
Info: www.lasportiva.com<br />
▶ Das sagen wir: Wenn man beim Berglauf schon<br />
nach kurzer Zeit vergessen hat, dass man einen<br />
neuen Schuh trägt, sagt das eigentlich alles: Er ist<br />
bequem, leicht, hält am Fels wie im matschigen<br />
Gelände gut und bietet auch im Geröll Schutz.<br />
Passform/Sitz<br />
Dämpfung<br />
Preis/Leistung<br />
■■■■■<br />
■■■■■<br />
■■■■■<br />
Edelrid Helm<br />
Shield light<br />
▶ Das sagt <strong>der</strong> Hersteller:<br />
Ultraleichter Softshellhelm mit Verschlusssystem<br />
aus robustem Gurtband. Dank seines geringen<br />
Gewichts und <strong>der</strong> exzellenten Belüftung ist er<br />
sowohl zum Sportklettern als auch zum<br />
Bergsteigen geeignet.<br />
Farbe: weiß-grün Preis: 85 €<br />
Größen: 1 (48–56 cm), 2 (52–62 cm)<br />
Gewicht: 220 g (Gr. 1), 245 g (Gr. 2)<br />
Info: www.edelrid.de<br />
▶ Das sagen wir: Flexibel einstellbarer Helm, <strong>der</strong> auf<br />
so gut wie jedem Kopf gut sitzt. Auch die Position<br />
des Größenrasters im hinteren Bereich ist<br />
verschiebbar, was vor allem für Pferdeschwanzträger<br />
ausgesprochen angenehm ist.<br />
Sitz/Verstellbarkeit<br />
Tragekomfort<br />
Preis/Leistung<br />
■■■■■<br />
■■■■<br />
■■■■<br />
Singing Rock<br />
Klettersteigset<br />
Tofana Lock<br />
▶ Das sagt <strong>der</strong> Hersteller:<br />
Klettersteigset für Klettersteige, Seilgärten und<br />
Abenteuerparks. Die elastischen Sicherungsarme<br />
lassen sich von 50 auf bis zu 90 cm dehnen.<br />
Zentralschlaufe am Dämpfer mit 900 kg Belastbarkeit<br />
zum Pausieren o<strong>der</strong> Sichern. Der Bandfalldämpfer<br />
ist gegen Abrieb geschützt und einfach<br />
zu überprüfen.<br />
Gewicht: ca. 515 g Fangstoß: max. 4,85 kN<br />
Preis: 95 € Info: www.singingrock.de<br />
▶ Das sagen wir: Set mit gutem Handling durch<br />
farblich unterschiedliche Arme. So lässt sich<br />
nerviges Verdrillen einfach verhin<strong>der</strong>n. Angenehm<br />
ist die hohe Reichweite <strong>der</strong> Arme, die sich bis auf<br />
90 cm dehnen lassen. Positiv fällt zudem <strong>der</strong><br />
niedrige Fangstoß auf, den <strong>der</strong> Hersteller angibt<br />
(die Norm sieht einen Fangstoß < 6 kN vor).<br />
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