stereoplay Der Verstärker der Zukunft? (Vorschau)
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<strong>Der</strong> Urvater des „Electric Blues“: T-Bone Walker.<br />
BLUES/ROCK Diverse Electric Blues<br />
Musik:<br />
Musik:<br />
Musik:<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Klang:<br />
Klang:<br />
Klang:<br />
Noch elektrifizierter Blues o<strong>der</strong> schon Blues-Rock? Über diese Frage können<br />
sich Musikhistoriker streiten. Ungefähr an <strong>der</strong> – nicht ganz eindeutigen<br />
– Trennlinie scheidet sich auch die neue, aus vier einzelnen Boxsets zu<br />
je drei CDs bestehende Bear-Family-Serie „Electric Blues“: Die ersten beiden<br />
Teile („1939-1954“ und „1954-1967“) zeichnen fast lückenlos (von T-<br />
Bone-Walker über John Lee Hooker und Muddy Waters bis Chuck Berry)<br />
nach, wie <strong>der</strong> Blues in Amerika ab den 1940er-Jahren durch elektrisch verstärkte<br />
Instrumente gejagt und populär wurde. Die beiden weiteren Teile<br />
hingegen greifen in Sachen britischer Blues-Rock <strong>der</strong> 60er („1960-1969“)<br />
und jüngerer Weiter- und Wie<strong>der</strong>-Entwicklungen („1970-2005“) etwas kurz.<br />
Angesichts <strong>der</strong> ausführlichen, je fast 170 Seiten starken Booklets in CD-<br />
Größe (mit hervorragenden Liner Notes von Blues-Historiker Bill Dahl)<br />
und <strong>der</strong> groß angelegten, labelübergreifenden Auswahl von Songs lässt sich<br />
das aber durchaus verschmerzen.<br />
Bear Family preist die „Electric Blues“-Reihe als „das Standardwerk“ – eine<br />
Einschätzung, die auf die ersten beiden Teile auf jeden Fall zutrifft.<br />
Bear Family (217:19 / 220:33 / 220:05 / 262:45) www.bear-family.com<br />
RS<br />
AVANTGARDE/POP<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Van Dyke Parks<br />
Song Cycle u.a.<br />
Heute hätte Van Dyke Parks wohl wie<strong>der</strong><br />
genug Inspiration für ein neues Album.<br />
Schließlich faszinierte den inzwischen<br />
69-jährigen (Hollywood-)Komponisten,<br />
Schauspieler, Songschreiber und Produzenten<br />
schon immer das Scheitern, <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>gang,<br />
die Krisen seines „alten“ Amerikas.<br />
In den Jahren 1968 bis 1975 hielt Parks dieses<br />
Faible in seinen ersten drei Soloalben<br />
kontrastreich und subversiv fest.<br />
Doch kurz ein Sprung zurück ins Jahr 1965:<br />
Van Dyke Parks komponiert erfolgreich<br />
Filmmusik und wird von Brian Wilson engangiert,<br />
um mit ihm am Nachfolger zum<br />
großen Beach-Boys-Erfolg „Pet Sounds“ zu<br />
arbeiten. Zusammen scheitern sie grandios<br />
an „Smile“. Doch Parks‘ Name ist mittlerweile<br />
so groß, dass die Plattenfirma Warner<br />
ihn als Solokünstler verpflichtet. Es folgt<br />
1968 sein Debüt „Song Cycle“, das den Arbeitstitel<br />
„Looney Tunes“ trägt – frei nach<br />
den durchgedrehten Warner-Comics um<br />
Bugs Bunny. Genauso verrückt eklektisch<br />
sind dann auch die Songs: Er verpackt gesellschaftspolitische<br />
Themen in einen avantgardistischen<br />
Mix aus Folk, Country, Calypso,<br />
Vaudeville und Filmscores.<br />
Dieser musikalischen Gegenkultur blieb Van<br />
Dyke Parks auch auf „Discover America“<br />
(1972) treu: Storys wie die des Waffennarrs<br />
und Pioniers „John James“ präsentierte er<br />
dabei in karibischen Sounds. Diese Tendenz<br />
verstärkte sich auf „Clang Of The Yankee<br />
Reaper“ (1975) noch: Vergessene Fremdkompositionen<br />
und amerikanische Klassiker<br />
(The Sandpebbles „Another Dream“)<br />
bekamen hier vom meisterhaften Arrangeur<br />
ein Calypso-Gewand verpasst.<br />
Van Dyke Parks zeigt mit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>veröffentlichung<br />
seiner Soloalben, dass er mindestens<br />
genauso wichtig ist wie die Beach Boys.<br />
TM<br />
Cooperative / Universal (33:14 / 38:07 / 30:12) www.bananastan.com<br />
COUNTRY/FUNK<br />
Was zur Hölle ist „Country Funk“? Mit dieser berechtigten<br />
Frage beginnt „Mojo“-Autorin Jennifer<br />
Hundley ihre Ausführungen zu diesem Sampler.<br />
Man kann ihre Liner Notes lesen – o<strong>der</strong> sich vom<br />
vielsagenden Opener „L.A. Memphis Tyler Texas“<br />
von Dale Hawkins auf eine Reise mitnehmen lassen:<br />
Denn nicht nur dort, auch in den 15 weiteren,<br />
vergessenen Perlen (von Bob Darin, Bobby Charles,<br />
Jim Ford) treffen Westcoast-Soul, Memphis-Blues<br />
Musik:<br />
und Südstaaten-Country aufeinan<strong>der</strong>.<br />
Klang:<br />
Eine spannende Zeitreise durch die Staaten.<br />
Light In The Attic / Cargo (58:49) www.lightintheattic.de<br />
RS<br />
FOLK<br />
PUNK-ROCK<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Millencolin<br />
Nicht nur das Cover-Artwork deutet darauf hin,<br />
dass sich die schwedischen Melodic-Punk-Rocker<br />
Millencolin bei <strong>der</strong> Raritäten-Sammlung „The<br />
Melancholy Connection“ auf ihr Erfolgs-Album<br />
„Pennybridge Pioneers“ (2000) berufen haben. 14<br />
Songs, die es nicht auf die nachfolgenden Platten<br />
schafften, wurden hier zusammengefasst. Als Bonus<br />
wurde noch eine DVD mit Live-Auftritten,<br />
Interviews und Musikvideos draufgepackt.<br />
Was bei Millencolin nur zweite Wahl ist, wäre bei<br />
an<strong>der</strong>en Bands ein vollwertiges Album.<br />
Epitaph Records / Indigo (49:19) www.millencolin.com<br />
Diverse Country Funk 1969-1975<br />
The Dubliners<br />
A Drop Of The Hard Stuff<br />
Wenn die Wurzeln stark sind, haut den Baum nichts<br />
um – und die Musik sowieso nicht. Siehe The Dubliners:<br />
Die irische Folk-Formation lebt weiter und<br />
weiter, auch wenn das Gründungs-Quartett das Zeitliche<br />
gesegnet hat. Die Mutter aller Folk-Bands von<br />
<strong>der</strong> Grünen Insel wird dieses Jahr 50. Ein Grund<br />
zum Anstoßen – und für eine Neu-Auflage des Klassikers<br />
„A Drop Of The Hard Stuff“ von 1967. 14<br />
Songs voller Energie, Eigenwilligkeit, jetzt digitalisiert,<br />
aber in ihrem nostalgischen Glanz bewahrt.<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Folk-Klassiker – zum Wie<strong>der</strong>- und Neuentdecken.<br />
Capitol / EMI (43:52) www.emimusic.de<br />
MB<br />
The Melancholy Connection<br />
BH<br />
9/12 <strong>stereoplay</strong>.de 111