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gwf Wasser/Abwasser Energie aus Abwasser (Vorschau)

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<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong><br />

Oldenbourg Industrieverlag München<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

5/2011<br />

Jahrgang 152<br />

ISSN 0016-3651<br />

B 5399


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STANDPUNKT<br />

Fukushima und die Konsequenzen für die<br />

deutsche Siedlungswasserwirtschaft<br />

Spätestens seit dem Reaktorunglück in<br />

Japan ist jedem bewusst, wie abhängig<br />

wir von Strom als wichtiger <strong>Energie</strong>quelle<br />

für unser von Technik geprägtes Leben<br />

sind. Um die wesentlichen Schutzziele der<br />

Siedlungswasserwirtschaft ‒ Hygiene, Überflutungsschutz<br />

und guter Gewässerzustand ‒<br />

zu erreichen, wurden von den vorangegangenen<br />

Generationen erhebliche Investitionen in<br />

<strong>Abwasser</strong>kanäle und Kläranlagen getätigt. Mit<br />

den etwa 10000 Kläranlagen und mit 1,5 Mio.<br />

km privaten und öffentlichen Kanälen in<br />

Deutschland werden hohe Eliminationsraten<br />

für CSB, Stickstoff und Phosphor erreicht,<br />

damit liegt Deutschland in der Spitzengruppe<br />

im europäischen Vergleich. Diese Leistungen<br />

müssen jedoch auch mit ökonomischen Zielen<br />

verknüpft werden. Dabei muss im Auge<br />

behalten werden, dass für diesen hohen Standard<br />

entsprechende Aufwendungen auch im<br />

Betrieb erforderlich sind. Die <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />

und -behandlung zählt zu den größten<br />

kommunalen Stromverbrauchern. Aus Benchmarking<br />

Untersuchungen wissen wir, dass im<br />

bundesweiten Mittel circa 60 kwh/E mit<br />

Schwankung von 30 bis 110 kwh/E an spezifischer<br />

und thermischer <strong>Energie</strong> pro Jahr durch<br />

tatsächlich an die Kläranlagen angeschlossene<br />

Einwohner verbraucht wurden. Diese<br />

Schwankungen werden zum einen durch die<br />

jeweiligen Randbedingungen, Topographie<br />

und Länge des Kanalnetzes, sowie durch die<br />

Reinigungsanforderungen und die gewählte<br />

Technik beeinflusst. Gerade bei der Technik<br />

liegen m.E. noch große Potenziale, den erforderlichen<br />

<strong>Energie</strong>einsatz zu reduzieren.<br />

Sowohl in der Verfahrenskonzeption, das<br />

aerobe Belebungsverfahren benötigt den<br />

größten <strong>Energie</strong>einsatz für die Belüftung,<br />

wohingegen bei anaeroben Behandlungsstufen<br />

insbesondere in der Schlammbehandlung<br />

<strong>Energie</strong> zurück gewonnen werden kann, als<br />

auch in der Optimierung einzelner Technikkomponenten,<br />

wie Pumpen, Rührwerke,<br />

Kompressoren, können ohne Leistungseinbußen<br />

durch<strong>aus</strong> einige kwh eingespart werden.<br />

Beispiele hierzu finden Sie in dieser Ausgabe<br />

des <strong>gwf</strong>. Wo das Potenzial liegt, ist nur durch<br />

qualifizierte <strong>Energie</strong>analysen zu erfahren.<br />

Daher sind alle Anlagenbetreiber der Ver- und<br />

Entsorgungswirtschaft, auch als Vorbildfunktion<br />

für die Bürger, aufgefordert, Potenziale<br />

zum <strong>Energie</strong>einsparen zu ermitteln und<br />

die erforderlichen Maßnahmen umzusetzen.<br />

Somit kann die Siedlungswasserwirtschaft<br />

ihren Teil zur Reduzierung des <strong>Energie</strong>verbrauchs<br />

leisten, dies ist nicht nur ein Beitrag<br />

zur Einsparung von Kosten, sondern auch ein<br />

sehr wichtiger Beitrag zur Ressourcenschonung.<br />

Also machen Sie mit durch Analysen Ihrer<br />

Anlagentechnik, aber auch Ihres Einzugsgebietes<br />

zur Reduzierung des vermeidbaren<br />

Fremdwasseranteils. Die Bürgerinnen und<br />

Bürger sind heute aufmerksamer, interessierter<br />

und werden es uns danken.<br />

Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert<br />

Professor für Siedlungswasserwirtschaft<br />

und Abfalltechnik<br />

Universität der Bundeswehr München<br />

DWA Präsidiums Mitglied<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 425


INHALT<br />

Kosten K [€/a]<br />

derzeitiges<br />

Umlagemodell<br />

ΔK<br />

Verlauf der tatsächlichen variablen<br />

Kosten in €/m³<br />

fehlende Fixkostendeckung <strong>aus</strong> Δ Q beim<br />

bisherigen Umlagemodell<br />

ca. 24%<br />

Verlauf der Erlösfunktion beim<br />

derzeitigen Umlagemodell<br />

in €/m³<br />

tatsächliche<br />

Fixkosten<br />

ca. 76%<br />

ca. 30%<br />

Fixkostenanteil<br />

beim derzeitigen<br />

Umlagemodell<br />

Menge Q<br />

Die Struktur der <strong>Wasser</strong>tarife in Baden-Württemberg steht auf<br />

dem Prüfstand: Lässt sie sich an künftige Veränderungen etwa<br />

durch die demografische Entwicklung anpassen? Ab Seite 492<br />

ΔQ<br />

[ m³/a ]<br />

Die 44. Essener Tagung vom 23. bis 25. März 2011 stand<br />

unter dem Motto „Zukunftsfähige <strong>Wasser</strong>wirtschaft – kosteneffizient<br />

und energiebewusst“.<br />

Tagungsbericht ab Seite 522<br />

Fachberichte<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

492 F. Haakh<br />

Wie „gerecht“ ist die Struktur<br />

der <strong>Wasser</strong>tarife in Baden-<br />

Württemberg heute und im Lichte<br />

zukünftiger Entwicklungen?<br />

How „fair“ is the Structuring of Water-Prices in<br />

Baden-Württemberg Both Today and in Regard<br />

to Future Developments?<br />

Tagungsbericht<br />

522 K. Tondera und W. Everding<br />

Zukunftsfähige <strong>Wasser</strong>wirtschaft –<br />

kosteneffizient und energiebewusst<br />

Sustainable Water Management – Cost Efficient<br />

and Energy Conscious<br />

Interview<br />

430 e.qua – <strong>Energie</strong>geladenes Netzwerk feiert<br />

2. Geburtstag – <strong>gwf</strong> im Gespräch mit<br />

Geschäftsführer Andreas Koschorreck<br />

502 Ch. Treskatis<br />

Risikoanalyse im Brunnenmanagement<br />

Risk Assessment for Drinking Water Wells<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

510 K. Alt, I. Barnscheidt und H.-M. Koll<br />

Praktische Erfahrungen bei der<br />

Modernisierung von Pumpwerken<br />

und Rechenanlagen<br />

Practical Experiences with the Modernisation of<br />

Pumping Stations and Screening Facilities<br />

Fokus<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

434 Von einer vagen Idee zum marktreifen<br />

Produkt – Das Beispiel „Heatliner“<br />

436 Saubere <strong>Energie</strong> <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

440 In <strong>Abwasser</strong> steckt jede Menge <strong>Energie</strong><br />

443 PKS-THERMPIPE® – die intelligente<br />

Wärmerückgewinnung <strong>aus</strong> Kanalrohren<br />

446 Möglichkeiten der Wärmenutzung für den<br />

kommunalen Bereich – Projektbeispiele für<br />

kommunale Anwendungen<br />

450 CO 2 -neutrale <strong>Abwasser</strong>reinigung in der<br />

Lebensmittelindustrie schont Ressourcen<br />

Mai 2011<br />

426 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


INHALT<br />

Im Interview:<br />

Andreas<br />

Koschorreck,<br />

Geschäftsführer<br />

von e.qua, formuliert<br />

als Ziel<br />

des Netzwerks,<br />

das Thema <strong>Energie</strong>rückgewinnung<br />

überall in<br />

der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

publik zu<br />

machen.<br />

Ab Seite 430<br />

Im Fokus: Wo bei der <strong>Abwasser</strong>behandlung Potenziale zum <strong>Energie</strong>einsparen<br />

liegen und wie diese genutzt werden können, lesen Sie ab Seite 434<br />

453 Langjährige Betriebserfahrungen mit den<br />

Biothane-Verfahren in der Papierindustrie<br />

458 Schlammtrocknung mit GKD – Ausgeklügelte<br />

Prozessbandtechnologie steigert<br />

Effizienz<br />

460 Abwässer zu Nährstoffquellen – Technologische<br />

Verknüpfung von <strong>Abwasser</strong> und<br />

<strong>Energie</strong>holz soll Bioenergieregionen in<br />

China schaffen<br />

462 Düsseldorfer Studenten wohnen<br />

ökologisch vorbildlich<br />

463 Bioenergie <strong>aus</strong> Schlamm und Abfall<br />

464 Neuer Innovationsverbund – Kohle <strong>aus</strong><br />

der Biotonne<br />

464 Einfache Technik lässt die Kraft von Fließgewässern<br />

auch in kleineren Leistungsbereichen<br />

wirtschaftlich nutzen<br />

466 Wirtschaftliche Sauerstoff-Produktion<br />

mit 0,6 bar Höchstdruck<br />

Nachrichten<br />

Branche<br />

470 Neuberufung der Trinkwasserkommission<br />

beim Umweltbundesamt<br />

470 CCS bedeutet Risiko der Grundwasser-<br />

Versalzung<br />

471 Neues ZVEI-Berechnungstool für Lebenszykluskosten<br />

472 25 Jahre IWW Zentrum <strong>Wasser</strong> (1986–2011)<br />

474 BASF erwirbt Spezialisten für Ultrafiltrationstechnologie<br />

inge watertechnologies<br />

475 Badger Meter fördert Schulkooperation<br />

für zwei <strong>Wasser</strong>projekte<br />

476 Kohleskulptur begeistere Messebesucher<br />

auf der <strong>Wasser</strong> Berlin 2011<br />

477 „Grüne Geschäfte“ im Kleingarten:<br />

Neues <strong>Abwasser</strong>konzept entsteht<br />

478 Neue UBA-Broschüre „Rund um das<br />

Trinkwasser“<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 427


INHALT<br />

Mit einem innovativen Projekt an der Bauh<strong>aus</strong>-Universität in Weimar soll das<br />

Problem der <strong>Abwasser</strong>entsorgung in Kleingärten, die meist nicht ans öffentliche<br />

Kanalnetz angeschlossen sind, gelöst werden. Seite 477<br />

Baden-Württemberg Stiftung unterstützt zehn bedeutende<br />

Forschungsprojekte Ab Seite 482<br />

Veranstaltungen<br />

479 „<strong>Wasser</strong> 2011“ – Jahrestagung der <strong>Wasser</strong>chemischen<br />

Gesellschaft<br />

480 Methoden und Trends in der <strong>Wasser</strong>behandlung<br />

480 7. Frankfurter <strong>Abwasser</strong>symposium<br />

481 4. Europäische Rohrleitungstage in Kärnten,<br />

Österreich<br />

Forschung und Entwicklung<br />

482 Umwelttechnologieforschung:<br />

Baden-Württemberg Stiftung unterstützt<br />

zehn bedeutende Forschungsprojekte<br />

Leute<br />

484 Jochen Stemplewski und<br />

Raimund Echterhoff wiedergewählt<br />

485 Wolfram Such 75 Jahre<br />

Vereine, Verbände, Organisationen<br />

486 Inspektion und Wartung von <strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen<br />

– Nachfrage bei der<br />

Zertifizierung nach DVGW-Arbeitsblatt<br />

W 491 noch zögerlich<br />

Recht und Regelwerk<br />

488 DVGW-Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />

490 DVGW – Zurückgezogene Regelwerke<br />

490 Neue DWA-Merkblätter erschienen<br />

Praxis<br />

528 Modernisierung rumänischer <strong>Wasser</strong>werke<br />

– Grenzenlose Kommunikation sorgt für<br />

zuverlässige <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

531 Sicher vor der nächsten Jahrhundertflut –<br />

Hochwasserschutz der Kläranlage Straubing<br />

Produkte und Verfahren<br />

533 Neue PLASSON Steckfitting-Serie 19<br />

zur Verbindung von PE Rohren in der<br />

Trinkwasserversorgung<br />

534 Kompakte Kraftpakete mit Sicherheitsstandards:<br />

Frequenzumrichter von<br />

Mitsubishi Electric<br />

534 Transferbeschichtung von Kanal-<br />

Schlauchlinern<br />

535 REHAU baut die neue Generation von<br />

RAUTITAN weiter <strong>aus</strong><br />

536 Stellventil mit DN250 wiegt nur 50 kg:<br />

Gleitschiebervorteile potenzieren sich mit<br />

der Baugröße<br />

Mai 2011<br />

428 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


INHALT<br />

Die Ressource <strong>Wasser</strong>:<br />

Sicher und verfügbar?<br />

In vielen Teilen Rumäniens ist die <strong>Wasser</strong>infrastruktur veraltet, oftmals<br />

lässt die zuverlässige Belieferung mit sauberem Trinkwasser zu<br />

wünschen übrig. Ab Seite 528<br />

Information<br />

520, 521 Buchbesprechungen<br />

537 Impressum<br />

538 Termine<br />

Dieses Heft enthält folgende Beilage:<br />

– HST Systemtechnik GmbH, Meschede<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> im Juni 2011<br />

u.a. mit diesen Fachbeiträgen:<br />

Das Eingruppierungsrecht der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

P lädoyer für die Aufhebung des ATV-Arbeitsblattes<br />

A 128 und für eine verfahrensoffene Behandlung des<br />

Problems der Mischsystemüberläufe<br />

Probenahme- und Analyseverfahren zur kostengünstigen<br />

Überwachung von Arzneimittelwirkstoffen im <strong>Abwasser</strong> –<br />

Abschlussbericht zum vom BMWi geförderten Forschungsprojekt<br />

der GBA Gesellschaft für Bioanalytik Hamburg mbH<br />

Erscheinungstermin: 15.6.2011<br />

Anzeigenschluss: 25.5.2011<br />

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Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 429


INTERVIEW<br />

e.qua – <strong>Energie</strong>geladenes Netzwerk<br />

feiert 2. Geburtstag<br />

Als Impulsgeber für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft ist e.qua an den Start gegangen. Mittlerweile ist das Berliner Netzwerk<br />

für <strong>Energie</strong>rückgewinnung und Ressourcenmanagement <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> zwei Jahre am Markt. Erst<br />

zwei Jahre, ist man geneigt zu sagen, angesichts der vielen Aktivitäten, die seither vom Berliner Fachverbund<br />

<strong>aus</strong>gegangen sind. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> hat den e.qua-Geburtstag zum Anlass genommen, bei Geschäftsführer<br />

Andreas Koschorreck nach Erreichtem und Plänen zu fragen. Ein Rückblick und Ausblick von Diplom<br />

Journalist Günter Knackfuß.<br />

Andreas<br />

Koschorreck,<br />

Geschäftsführer<br />

e.qua.<br />

<strong>gwf</strong>: Herr Koschorreck, zwei Jahre<br />

Arbeit e.qua. Gleich vorweg: Ihr Fazit<br />

bis hierher?<br />

Koschorreck: In zwei Sätzen: Teilziele<br />

erreicht! Aber wir haben noch<br />

einen langen Weg vor uns! Es ist<br />

in den vergangenen zwei Jahren<br />

gelungen, ein Fach-Netzwerk zu<br />

konstituieren, dieses zunächst<br />

re gionale Konstrukt bundesweit<br />

<strong>aus</strong>zurichten und es in allen relevanten<br />

Bereichen der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

zu verankern. e.qua wird<br />

heute von wichtigen Betreibern<br />

und Industrieunternehmen unterstützt<br />

und kooperiert mit den etablierten<br />

Fachverbänden sowie vielen<br />

wichtigen, vor allem wissenschaftlichen<br />

Institutionen. Daneben arbeitet<br />

e.qua eng mit Bundes- und Landesministerien<br />

und dem Umweltbundesamt<br />

zusammen. Gleichzeitig<br />

haben wir unsere Eigenständigkeit<br />

bewahrt. Angesichts seines vergleichsweise<br />

kurzen Bestehens hat<br />

das Netzwerk bereits einen hohen<br />

Bekanntheitsgrad. Durch ein weites<br />

Niederlassungsnetz sind wir zudem<br />

deutlich näher an den Anwender<br />

gerückt und inzwischen schlag -<br />

fähiger in der Vor-Ort-Betreuung.<br />

Wir haben uns mit wichtigem Fachpersonal<br />

für die Projektbetreuung<br />

verstärkt und den Forschungsbereich<br />

von e.qua belebt. Diese Etappenerfolge<br />

haben uns den eigentlichen<br />

Netzwerkzielen näher ge -<br />

bracht.<br />

<strong>gwf</strong>: Die da wären?<br />

Koschorreck: Unser primäres Ziel ist<br />

es, das Thema <strong>Energie</strong>rückgewinnung<br />

in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft überall<br />

dort zu platzieren, wo entsprechende<br />

Potenziale vorhanden sind,<br />

und maßgeblich dazu beizutragen,<br />

dass diese Potenziale auch tatsächlich<br />

genutzt werden. Ich denke,<br />

Interessenten haben inzwischen<br />

verstanden: e.qua steht nicht im<br />

Wettbewerb zu den Fachverbänden.<br />

Wir wollen deren Arbeit sinnvoll<br />

ergänzen. Das Netzwerk hat<br />

keine Regelwerksaufgaben und,<br />

auch das hat sich mittlerweile herumgesprochen,<br />

steht nicht allein<br />

für das Thema <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung.<br />

Wir sehen unsere Aufgabe in<br />

Ergänzung zu den etablierten Instanzen<br />

in der Mobilisierung und<br />

dem Vorantreiben von Fragen der<br />

wasserwirtschaftlichen <strong>Energie</strong>effizienz<br />

und -rückgewinnung so -<br />

wie des Ressourcenmanagements.<br />

Hierzu gehören vielfältige Themen<br />

wie das <strong>Energie</strong>monitoring, <strong>Energie</strong>effizienzprogramme,<br />

<strong>Energie</strong>autarkie<br />

von Kläranlagen, Nutzung<br />

von Biomasse, der gesamte Bereich<br />

Klärschlamm, Stromgewinnung <strong>aus</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>, Ressourcenmanagement<br />

und Stoffstrommanagement für<br />

<strong>Abwasser</strong> und Regenwasser, gebäudebezogene<br />

Lösungen, also der<br />

H<strong>aus</strong>technikbereich, und vieles<br />

mehr. Diese Themen wollen wir mit<br />

Blick auf das technisch bereits Mögliche,<br />

aber auch perspektivisch<br />

angehen – und zwar gleichermaßen<br />

öffentlichkeitswirksam wie ganz<br />

konkret. Dazu werden wir weiterhin<br />

wirtschaftlich sinnvolle Projekte<br />

und Anlagen initiieren, im Rahmen<br />

von Veranstaltungen Wissenstransfer<br />

betreiben, durch Forschung und<br />

Entwicklung bestehende Verfahren<br />

optimieren und viele tolle Ideen <strong>aus</strong><br />

dem Mittelstand im Markt implementieren.<br />

Grundlage dessen bleibt<br />

die klassische Netzwerkarbeit: Wir<br />

verknüpfen Industrie, Wissenschaft,<br />

Politik und Anwender zum Wohle<br />

jedes Einzelnen und der gesamten<br />

Branche. Mit zunehmender<br />

Mai 2011<br />

430 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


INTERVIEW<br />

Be kanntheit merken wir auch verstärkt,<br />

wie hoch die Erwartungen<br />

von Partnern und Interessenten an<br />

das Verbundnetzwerk sind. Diesen<br />

wollen wir gerecht werden.<br />

<strong>gwf</strong>: Das heißt, nach Konstituierung<br />

und Etablierung von e.qua stecken Sie<br />

jetzt mitten in der Projektentwicklung?<br />

Koschorreck: Ja, genau. Die Aufbauarbeit<br />

in den vergangenen zwei<br />

Jahren macht sich jetzt bezahlt: Die<br />

Projektfrequenz in 2011 ist enorm.<br />

Aus Berlin allein war das gar nicht<br />

mehr zu bewältigen. Deshalb gibt<br />

es nun regionale Ansprechpartner<br />

von e.qua in Bremen, Hamburg,<br />

Dresden, Gelsenkirchen und Stuttgart,<br />

an welche die vielen Anfragen<br />

direkt gerichtet werden können.<br />

<strong>gwf</strong>: Wer sind die prototypischen Projektinteressenten?<br />

Koschorreck: Nun, so unterschiedlich<br />

die Projektformen, so verschieden<br />

die Interessenten. Da sind die<br />

Hersteller, die ein Produkt verbessern<br />

oder im Markt einführen wollen.<br />

Es gibt die Fachplaner und Ingenieure<br />

<strong>aus</strong> dem Bereich <strong>Wasser</strong>wirtschaft/Tiefbau<br />

oder HLK, die<br />

sich in den Themen der wasserwirtschaftlichen<br />

<strong>Energie</strong>rückgewinnung<br />

fit machen wollen, um ein neues<br />

Geschäftsfeld zu erschließen. Aber<br />

natürlich ist da auch die Vielzahl der<br />

klassischen Anfragen von kommunalen<br />

Interessenten oder produzierenden<br />

Industrieunternehmen,<br />

die ganz spezifisch die Projektchancen<br />

für <strong>Energie</strong>rückgewinnungsverfahren,<br />

z. B. der <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung,<br />

an ihrem Standort geprüft<br />

haben möchten.<br />

<strong>gwf</strong>: Ist das Thema <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

schon „überhypt“, wie es<br />

neudeutsch so schön heißt?<br />

Koschorreck: Ganz sicher ist das<br />

Thema deutlich bekannter als noch<br />

vor zwei Jahren – und das ist gut so.<br />

Allerdings sind dadurch allein noch<br />

keine Anlagen umgesetzt. Denn<br />

hinter einem solchen Projekt steht<br />

immer eine langwierige Entwicklungsarbeit.<br />

Wenn dann nicht in<br />

absehbarer Zeit jeweils Umsetzungserfolge<br />

vorzuweisen sind,<br />

werden die Leute über früh oder<br />

lang beim Thema <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

die Augen verdrehen.<br />

Dann besteht die Gefahr, dass das<br />

Interesse ebenso schnell verfliegt<br />

wie es in den letzten Jahren aufgekommen<br />

ist. Deshalb ist es wichtig,<br />

die zentralen Botschaften gezielt an<br />

die richtigen Adressaten zu bringen<br />

und bestehende Vorbehalte gegenüber<br />

der Technologie abzubauen.<br />

Dabei helfen wir gern. Wir reden<br />

jedoch auch, und wenn es sein muss<br />

gebetsmühlenartig, über die wirtschaftlichen<br />

Grenzen dieser Technologie,<br />

um bei potenziellen Anwendern<br />

keine falschen Erwartungen zu<br />

wecken. Es ist leider eine Tatsache,<br />

dass sich viele Projekte ohne öffentliche<br />

Förderung nicht rechnen.<br />

<strong>gwf</strong>: Warum sollte man ein solches<br />

Projekt dann überhaupt in Erwägung<br />

ziehen?<br />

Koschorreck: Für alle ist sicher<br />

unstrittig: Wir müssen weg von fossilen<br />

<strong>Energie</strong>trägern und perspektivisch<br />

von Atomstrom! Deshalb<br />

gehört es zu den erklärten Zielen<br />

der Politik, den Anteil regenerativer<br />

<strong>Energie</strong>n zu erhöhen. Dabei geht es<br />

schon längst nicht mehr nur um die<br />

etablierten Technologien wie Windund<br />

Solarkraft. Nach zwei Jahren<br />

Netzwerkarbeit, in denen wir uns<br />

natürlich nicht nur mit dem Thema<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmenutzung beschäftigt<br />

haben, bin ich davon überzeugt,<br />

dass das Verfahren seine Berechtigung<br />

und auch Zukunft hat. Die<br />

Technik wird weiter optimiert werden.<br />

Neue Verfahren werden hinzukommen.<br />

Gleichzeitig werden sich<br />

die Rahmenbedingungen verbessern<br />

und Hemmnisse für die Implementierung<br />

fallen. In der Zwischenzeit<br />

gilt es zu erarbeiten, wie groß<br />

das Potenzial tatsächlich ist. Daran<br />

arbeitet e.qua intensiv mit. Dies gilt<br />

für viele andere Themenfelder der<br />

wasserwirtschaftlichen <strong>Energie</strong>rückgewinnung<br />

gleichermaßen. Ich<br />

halte es für wichtig, dass Betreiber<br />

und andere potenzielle Anwender<br />

schon heute den Schritt in Richtung<br />

dieser Lösungen gehen, auch wenn<br />

die Wirtschaftlichkeitsgrenze ge -<br />

rade erst erreicht wird. Es geht<br />

darum, die Weichen für die Zukunft<br />

zu stellen.<br />

Für alle ist sicher unstrittig:<br />

Wir müssen weg von fossilen<br />

<strong>Energie</strong> trägern und perspektivisch<br />

von Atomstrom!<br />

<strong>gwf</strong>: Im <strong>Abwasser</strong>bereich hat e.qua<br />

ein sehr breites Angebot? <strong>Wasser</strong>wirtschaftliche<br />

<strong>Energie</strong>rückgewinnung<br />

und Ressourcenmanagement – geht<br />

es da nicht auch um Trinkwasser?!<br />

Koschorreck: Wir bekommen, das<br />

ist richtig, vermehrt Anfragen<br />

bezüglich <strong>Energie</strong>rückgewinnung<br />

und -optimierung im Bereich der<br />

Trinkwasserversorgung. Hier sind<br />

die Anforderungen jedoch noch ein<br />

ganzes Stück höher. Trinkwasser ist<br />

ein Lebensmittel. Da geht es um<br />

Versorgungssicherheit. Jeder Eingriff<br />

in Versorgungsanlagen muss<br />

wohl überlegt sein. In einer Arbeits-<br />

<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 431


INTERVIEW<br />

Das Netzwerk<br />

fällt immer<br />

wieder mit<br />

ungewöhnlichen<br />

Marketing-<br />

Aktionen auf.<br />

gruppe mit der Forschungsstelle<br />

des DVGW TUHH und renommierten<br />

<strong>Wasser</strong>versorgern prüfen wir<br />

derzeit intensiv, ob eine eigenständige<br />

Fachsäule <strong>Wasser</strong> Sinn macht.<br />

Kommen wir zu einem positiven<br />

Ergebnis, wird es diese und damit<br />

ein belastbares Angebot für Interessenten<br />

bis Ende des Jahres geben.<br />

<strong>gwf</strong>: Zu den Zielen von e.qua gehörten<br />

im letzten Jahr der Start einer<br />

eigenen Seminarreihe, dem e.qua<br />

College, und der Fachkongress en3.<br />

Vom College hört man bislang wenig,<br />

en3 hatte dagegen einen sehr erfolgreichen<br />

Auftakt in 2010. Entsprechend<br />

Das weit verzweigte Niederlassungsnetz von e.qua in<br />

Deutschland. Angesichts seines vergleichsweise<br />

kurzen Bestehens hat das Netzwerk bereits einen<br />

hohen Bekanntheitsgrad.<br />

hoch dürfte die Messlatte für dieses<br />

Jahr liegen. Werden Sie sich mit der<br />

Veranstaltung noch steigern können?<br />

Koschorreck: Unsere Ambitionen<br />

hinsichtlich der Seminarreihe haben<br />

wir im letzten Jahr deutlich heruntergeschraubt<br />

– auch mit Rücksicht<br />

auf den <strong>aus</strong>drücklich gemeinsamen<br />

Weg, den wir zusammen mit dem<br />

Fachverband DWA beschreiten wollen.<br />

e.qua hat zweifellos ein eigenständiges<br />

Profil. Und dieses werden<br />

wir auch weiter stärken. Im Ausbildungsbereich<br />

ist die DWA der starke<br />

und verlässliche Partner der Branche.<br />

Wir dagegen verstehen uns bei<br />

vielen wichtigen Themen als guter<br />

Impulsgeber. Mit der DWA sind wir<br />

uns einig darüber, das Beste von<br />

beiden Institutionen in Zukunft<br />

gemeinsam nutzen zu wollen. Zur<br />

en3: Ja, der Auftakt des Fachkongresses<br />

war ein durchschlagender<br />

Erfolg. Aber wir wären nicht e.qua,<br />

hätten wir unsere Ziele nicht so<br />

hoch gesteckt, dass nach oben noch<br />

Luft ist. Ich habe keine Zweifel, dass<br />

wir uns auch bei unserem Top-Event<br />

noch steigern können. Auch in diesem<br />

Jahr wird es viel Neues auf dem<br />

Kongress zu bestaunen geben.<br />

<strong>gwf</strong>: Was ist der besondere Anspruch<br />

der Veranstaltungsreihe en3 im<br />

Dschungel des fast schon unübersichtlichen<br />

Tagungsangebots?<br />

Koschorreck: Ich denke schon, und<br />

das sage ich nicht in meiner Funktion<br />

als Geschäftsführer des Schirmherrn<br />

der Veranstaltung, sondern<br />

als regelmäßiger und interessierter<br />

Besucher von Tagungen, dass en3<br />

anders ist und ein ganz spezielles<br />

Profil hat. Bei en3 geht es explizit<br />

um das synergetische Verhältnis<br />

von <strong>Wasser</strong>wirtschaft und <strong>Energie</strong>.<br />

Ausschließlich darum! Dieser Fokus<br />

zieht sich als roter Faden durch die<br />

unterschiedlichen Blickwinkel, die<br />

bei diesem Event vertreten sind:<br />

von der Politik über die Fachdisziplinen<br />

der <strong>Wasser</strong>wirtschaft und die<br />

Sichtweisen von Industrie und <strong>Energie</strong>wirtschaft<br />

bis hin zur globalen<br />

Perspektive, die im vergangenen<br />

Jahr so vortrefflich von Professor<br />

Radermacher aufgezeigt wurde.<br />

Das Ganze wollen wir hochwertig –<br />

das betrifft auch das Rahmenprogramm<br />

– aber dennoch zu an -<br />

gemessenen Kosten präsentieren.<br />

Fachlich streben wir nach Balance<br />

zwischen der notwendigen Tiefe,<br />

die nicht langweilig werden darf,<br />

und dem Blick fürs Ganze, der nicht<br />

oberflächlich werden darf. Unterm<br />

Strich geht es uns darum, den Besucher<br />

zu inspirieren: „Mach das auch!<br />

Folge den Beispielen!“. Wenn uns<br />

das bei nur zehn Prozent der Teilnehmer<br />

gelingt, hat sich die Veranstaltung<br />

mehr als gelohnt.<br />

<strong>gwf</strong>: Was erwarten Sie noch von diesem<br />

Jahr?<br />

Koschorreck: Wir selbst haben in<br />

diesem Jahr einige interessante<br />

Kampagnen für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

vorbereitet. Zudem stehen<br />

Fachveröffentlichungen und interessante<br />

Projekte in unserem Bereich<br />

Forschung und Entwicklung an.<br />

Ganz besonders freue ich mich aber,<br />

am Rande unseres Kongresses en3<br />

am 22. November ein echtes Branchenhighlight<br />

vorstellen zu dürfen.<br />

<strong>gwf</strong>: Sie machen uns neugierig.<br />

Worum geht es?<br />

Koschorreck: Das soll auch so sein.<br />

Lassen Sie sich überraschen! Wir<br />

denken, es wird die Branche ein<br />

Stück weit verändern. Ich muss Sie<br />

und Ihre Leser allerdings bitten die<br />

Spannung bis November zu bewahren.<br />

Besuchen Sie die en3. Glauben<br />

Sie mir, es lohnt sich!<br />

Mai 2011<br />

432 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Empfohlen vom<br />

Fachmagazin<br />

Einsatz von Pulveraktivkohle<br />

zur weitergehenden Reinigung<br />

von kommunalem <strong>Abwasser</strong><br />

Verfahrenstechnische, betriebliche und ökonomische<br />

Aspekte bei der Entfernung von Spurenstoffen<br />

Dieses Fachbuch zur <strong>Abwasser</strong>behandlung berichtet <strong>aus</strong>führlich über<br />

Untersuchungen, wie mit Pulveraktivkohle organische Restverschmutzung<br />

im Ablauf kommunaler Kläranlagen verringert werden kann.<br />

Verschiedene Verfahrensvarianten der Pulveraktivkohleanwendung werden<br />

bezüglich ihrer Reinigungsleistung sowie betriebsrelevanter und ökonomischer<br />

Aspekte verglichen und Dimensionierungskriterien für die technische Umsetzung<br />

erarbeitet. Ingenieure der Siedlungswasserwirtschaft und Studenten erfahren im<br />

Hinblick auf die technische Umsetzung, welche Ausgabegröße einer adsorptiven<br />

Reinigungsstufe zu wählen ist, um einen ökonomisch und ökologisch sinnvollen<br />

Beitrag zur Verringerung des Frachteintrags von Mikroschadstoffen in Gewässer<br />

zu leisten.<br />

S. Metzger<br />

1. Aufl age 2010, 208 Seiten, Hardcover<br />

Oldenbourg-Industrieverlag<br />

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von kommunalem <strong>Abwasser</strong><br />

1. Aufl age 2010 – ISBN: 978-3-8356-3231-8 für € 59,- (zzgl. Versand)<br />

Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird<br />

mit einer Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Telefax<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

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Kontonummer<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder<br />

durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die<br />

Datum, Unterschrift<br />

PAEPRA2010<br />

rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Von einer vagen Idee zum marktreifen Produkt<br />

Das Beispiel „Heatliner“<br />

Tim Brandenburger, Vorsitzender Geschäftsführer der Brandenburger Firmengruppe<br />

Heatliner.<br />

ärme <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong>? Ja, da<br />

„Wgibt es diese zwei Systeme.<br />

Haben wir bei uns geprüft. Passt<br />

nicht.“ So oder so ähnlich lautet oftmals<br />

die Antwort <strong>aus</strong> kommunalem<br />

Umfeld, angesprochen auf das Thema<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmenutzung. Sie macht<br />

deutlich, wie wenig noch immer<br />

bekannt ist, was sich in diesem Segment<br />

in den vergangenen Jahren<br />

getan hat.<br />

Neben dem Thermliner <strong>aus</strong> dem<br />

H<strong>aus</strong>e Uhrig und der jüngsten<br />

Generation externer Wärmet<strong>aus</strong>cher<br />

der Firma Huber gibt es<br />

allein am deutschen Markt mittlerweile<br />

bald ein Dutzend unterschiedlicher<br />

Systeme zur Wärmerückgewinnung<br />

<strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong>. Und die<br />

Entwicklung schreitet weiter mit<br />

hoher Ge schwindigkeit voran; ist der<br />

gesamte Bereich doch noch eher<br />

ein junges Thema.<br />

Die Entwicklung des so genannten<br />

Heatliners, eines einzigartigen<br />

Systems, das die Wärmerückgewinnung<br />

im Zusammenhang mit der<br />

Sanierung auch in Kanälen kleinerer<br />

Nennweiten ermöglicht, hatte schon<br />

früh begonnen. Bereits 2005 wurde<br />

in Konkurrenz zu den führenden<br />

Firmen in den Bereichen Rinnenwärmet<strong>aus</strong>cher<br />

und externe Wärmet<strong>aus</strong>cher<br />

das System zum Patent<br />

angemeldet. Gemeinsam mit einem<br />

starken Lizenznehmer, dem Pfälzer<br />

Unternehmen Brandenburger Liner<br />

GmbH & Co. KG, sollte der Heatliner<br />

auf den Markt gebracht werden.<br />

Nach zahlreichen Testläufen und<br />

Entwicklungen wurde der Heatliner<br />

erstmalig auf der IFAT 2008 einem<br />

größeren Publikum vorgestellt. Die<br />

deutlich positive Resonanz im<br />

Nachgang zur Erst<strong>aus</strong>stellung zerstreute<br />

die bis dahin bestehenden<br />

Zweifel an der Vermarktungsfähigkeit<br />

des Produktes, sodass die Entwicklungsaktivitäten<br />

im H<strong>aus</strong>e<br />

Brandenburger verstärkt wurden<br />

und dem Projekt eine höhere Priorität<br />

zukam.<br />

Nachdem sich das Produkt <strong>aus</strong><br />

dem Versuchsstadium hin zur Serienreife<br />

entwickelte, wurde mit dem<br />

Netzwerk für <strong>Energie</strong>rückgewinnung<br />

und Ressourcenmanagement<br />

e.qua <strong>aus</strong> Berlin sowie dessen Forschungspartnern<br />

im Jahr 2010<br />

unter Hochdruck ein Praxistest<br />

unter Realbedingungen beim<br />

Betreiber HAMBURG WASSER durchgeführt.<br />

Die <strong>aus</strong> diesem sowie <strong>aus</strong><br />

vorherigen Tests gewonnenen<br />

Erkenntnisse über das Produktpotenzial<br />

machten den Weg frei für<br />

eine offizielle Markteinführung auf<br />

der IFAT desselben Jahres. Nicht nur<br />

der Charme, Sanierung und Wärmerückgewinnung<br />

verbinden zu können,<br />

bescherte dem Heatliner große<br />

positive Resonanz. Auch die Tatsache,<br />

dass das Nischenprodukt<br />

erstmalig die Wärmerückgewinnung<br />

in kleineren Kanaldurchmessern<br />

erlaubte, sorgte für Furore.<br />

Den auf dem Praxistest beruhenden<br />

Berechnungen zufolge kann<br />

problemlos eine Wärmeleistung von<br />

durchschnittlich 8 KW erzielt werden.<br />

Selbst bei den ersten Tests wurden<br />

bereits 5 KW erreicht. Das entspricht<br />

einer Wärmeleistung von<br />

über 300 W/m², die bereits in kommunalem<br />

<strong>Abwasser</strong> erzielt wird. Bei<br />

wärmeren Industriegewässern steigern<br />

sich die Leistungen sogar noch.<br />

Mit der Umsetzung aller Optimierungsmöglichkeiten<br />

wird der Heatliner<br />

in der Praxis laut Brandenburger<br />

sogar mehr als 12 KW erreichen<br />

– bei 40 m Wärmet<strong>aus</strong>cherlänge ge -<br />

nug, um den Wärmebedarf eines<br />

150 m²-Einfamilienh<strong>aus</strong>es oder eines<br />

kleinen Bürogebäudes zu decken.<br />

Die praktisch beliebige Verlängerbarkeit<br />

des Systems eröffnet zusätzliche<br />

Möglichkeiten. Doch schon<br />

aufgrund seiner übrigen Vorteile<br />

war das Interesse am Heatliner auf<br />

der IFAT enorm. Und nach der IFAT?<br />

Die Vermarktung des Produkts<br />

ist gesichert. Aktuell wird der Heatliner<br />

weiter optimiert, um ihn für die<br />

Anforderungen der Serie zu rüsten.<br />

Erste Projekte sind angelaufen. Die<br />

Entwicklung ist viel versprechend.<br />

Tim Brandenburger, Vorsitzender<br />

Geschäftsführer der Brandenburger<br />

Firmengruppe, kommentiert zum<br />

Heatliner: „Die Vorteile sind unumstritten.<br />

Der Heatliner stellt eine völ-<br />

Mai 2011<br />

434 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

lig neue Technologie dar, die es uns<br />

ermöglicht, dort Wärme <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

zurückzugewinnen, wo es bisher<br />

<strong>aus</strong> diversen Gründen nicht möglich<br />

war. Außerdem bietet der Heatliner<br />

die Möglichkeit, kosteneffizient<br />

grüne <strong>Energie</strong> zu gewinnen. Durch<br />

die Sicherung der weltweiten<br />

Rechte am Grundlagenpatent des<br />

Heatliners sind wir nicht nur Technologieführer<br />

im Bereich der Wärmerückgewinnung<br />

mittels Schlauchliner-Verfahren,<br />

sondern auch der<br />

einzige legitimierte Anbieter eines<br />

derartigen Systems. Nach der langen<br />

Entwicklung des anspruchsvollen<br />

Produktes sind wir glücklich, nun<br />

von der Prototypenphase in die Serienreife<br />

überzu gehen. Wir freuen uns<br />

schon jetzt auf die Her<strong>aus</strong>forderungen,<br />

welche die Projekte mit dem<br />

Heatliner mit sich bringen.“<br />

Kontakt:<br />

Brandenburger Liner GmbH & Co. KG,<br />

Taubensuhlstraße 6,<br />

D-76829 Landau / Pfalz,<br />

Tel. (06341) 5104 -0,<br />

Fax (06341) 5104 -155,<br />

E-Mail: info@brandenburger.de,<br />

www.brandenburger.de<br />

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Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 435


FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Saubere <strong>Energie</strong> <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Nicht erst seit den aktuellen Ereignissen in Japan rücken alternative Möglichkeiten zur <strong>Energie</strong>gewinnung in<br />

den Fokus. Die politische Lage bei uns und die Diskussion über die knappen <strong>Energie</strong>ressourcen rückt auch den<br />

<strong>Abwasser</strong>kanal als <strong>Energie</strong>quelle noch einmal verstärkt ins Blickfeld der Betrachtung.<br />

Therm-Liner in Form C.<br />

Dies umso mehr, da Anlagen zur<br />

Rückgewinnung von <strong>Abwasser</strong>wärme<br />

in vielen Fällen wirtschaftlich<br />

sind – und das im Vergleich<br />

zu anderen alternativen <strong>Energie</strong>quellen<br />

wie etwa Solarenergie oder<br />

Windkraft ohne Subventionen oder<br />

öffent liche Förderungen. Grundbedingung<br />

ist, dass die technischen<br />

und lokalen Randbedingungen<br />

mit den Anforderungen der<br />

Wärmet<strong>aus</strong>cher technologie übereinstimmen.<br />

Hier sind in vielen<br />

Regionen noch Strategien zur systematisierten<br />

Erhebung und Erfassung<br />

der Potenziale notwendig, da<br />

eine Kernaufgabe darin besteht, die<br />

Punkte für die Wärmeentnahme im<br />

Kanal mit den mög lichen Abnahmeund<br />

Verwendungspotenzialen beispielsweise<br />

im Wohnungsbau in<br />

Überdeckung zu bringen. Dafür ist<br />

eine weitere Fokussierung des Themas,<br />

insbesondere auf allen Ebenen<br />

der Politik, notwendig. Im Unterschied<br />

zur Nutzung anderer alternativer<br />

<strong>Energie</strong>ressourcen kann die<br />

Nutzung von <strong>Energie</strong> <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

also bereits mit einer breiten politischen<br />

Unterstützung in Verbindung<br />

mit einer verbesserten Information<br />

der Akteure vorangetrieben werden.<br />

Damit nimmt <strong>Abwasser</strong> als<br />

Wärmequelle eine her<strong>aus</strong>ragende<br />

Rolle im Mix alternativer <strong>Energie</strong>n<br />

ein und zeigt sich als volkswirtschaftlich<br />

günstige Wärmequelle.<br />

Wärmerückgewinnung<br />

<strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

In Deutschland wurden seit Mitte<br />

des letzten Jahrzehnts einige Anlagen<br />

zur Wärmerückgewinnung <strong>aus</strong><br />

<strong>Abwasser</strong> aufgebaut. Die große<br />

Zahl an anstehenden Neuprojekten<br />

zeigt, dass die Potenziale nicht nur<br />

theoretisch vorhanden, sondern in<br />

den nächsten Monaten und Jahren<br />

auch praktisch erschließbar sind.<br />

Damit leistet <strong>Energie</strong> <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

künftig einen realen Anteil im Mix<br />

alternativer <strong>Energie</strong>n.<br />

Das Prinzip<br />

Der Grundgedanke aller Lösungen<br />

und Produkte ist identisch und einfach:<br />

dem erwärmten <strong>Abwasser</strong><br />

wird über Wärmet<strong>aus</strong>cher Wärmeenergie<br />

entzogen. Diese wird an<br />

anderer Stelle zur Beheizung von<br />

Gebäuden oder der Brauchwassererwärmung<br />

genutzt. Die <strong>Energie</strong><br />

wird durch eine Wärmepumpe auf<br />

ein geeignetes Temperaturniveau<br />

gebracht, welches sich im Niedertemperaturbereich<br />

bewegt. Die<br />

<strong>Abwasser</strong>temperatur im Kanal liegt<br />

auch in den Wintermonaten häufig<br />

bei 10 °C und mehr, was für den<br />

beabsichtigten Zweck völlig <strong>aus</strong>reicht.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> kann die Wärmepumpenanlage<br />

nicht nur als Heizung,<br />

sondern auch zur Kühlung<br />

von Gebäuden reversibel betrieben<br />

werden. In Anbetracht des steigenden<br />

Klimatisierungsbedarfs von Ge -<br />

bäuden stellt dieser Einsatz ein<br />

wichtiges Entwicklungsfeld dar, der<br />

sich zudem positiv auf die Wirtschaftlichkeit<br />

der Anlage <strong>aus</strong>wirkt.<br />

Einsatz und Praxis<br />

Die Auslegung der Anlagen erfolgt<br />

in Abhängigkeit des zu bedienenden<br />

<strong>Energie</strong>konzeptes monovalent,<br />

bivalent oder multivalent.<br />

Die Grundlast im unteren Temperaturbereich<br />

wird über <strong>Abwasser</strong>wärme<br />

mit einer Wärmepumpe<br />

gedeckt. Je nach Auslegung der<br />

Anlage bzw. erforderlicher Endtemperatur<br />

im Heizungssystem kann<br />

beispielsweise mit einem Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) ein höheres Temperaturniveau<br />

erreicht werden.<br />

Gleichzeitig liefert das BHKW Strom<br />

zur Versorgung der Wärmepumpe.<br />

Zusätzliche Brennwertkessel<br />

können an kälteren Tagen oder in<br />

anderen Situationen, in denen kurzfristig<br />

mehr Wärme benötigt wird,<br />

die Bedarfsspitzen abdecken. Sie<br />

benötigen künftig weniger Volllaststunden<br />

und sparen somit <strong>Energie</strong>.<br />

Die bisher für Heizzwecke benötigte<br />

Brennstoffmenge kann durch die<br />

Abwärmenutzung deutlich reduziert<br />

werden.<br />

Im urbanen Raum kann die<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmenutzung optimal in<br />

städtische <strong>Energie</strong>konzepte integriert<br />

werden. Die Wärme wird<br />

unmittelbar dort gewonnen, wo sie<br />

am dringendsten benötigt wird. Für<br />

Gebäude oder Betriebe mit hohem,<br />

konstantem <strong>Abwasser</strong>volumen stellt<br />

die Wärmerückgewinnung im h<strong>aus</strong>eigenen<br />

<strong>Abwasser</strong>kanal ein interessantes<br />

Konzept dar, wie sich in<br />

ersten Anwendungen in Industrieunternehmen<br />

zeigt. Eine weitere<br />

Möglichkeit der <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

bieten kommunale Kläranlagen<br />

mit ihren kontinuierlich<br />

Mai 2011<br />

436 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

großen <strong>Abwasser</strong>mengen. Die Wärmeabnahme<br />

erfolgt dann durch<br />

den Betreiber selbst, durch benachbarte<br />

Gebäude oder durch die<br />

Einbin dung in ein Nahwärmenetz.<br />

Einbau<br />

von Wärmet<strong>aus</strong>chern<br />

in<br />

Paris-Nanterre.<br />

Europa auf dem Vormarsch<br />

dank neuester Innovationen<br />

In Deutschland entwickeln und<br />

produzieren mehrere Firmen die<br />

benötigten Systeme. Ihr Know-how<br />

in diesem Bereich gehört in Europa<br />

zur Spitze. „Unsere Produkte und<br />

Dienstleistungen finden nicht<br />

zuletzt wegen der permanenten<br />

Weiterentwicklung eine breite<br />

Akzeptanz und sind deswegen auch<br />

international stark nachgefragt“, so<br />

Mark Biesalski, Vertriebsleiter der<br />

Uhrig Kanaltechnik GmbH, dem<br />

Marktführer für Kanalwärmet<strong>aus</strong>cher.<br />

Gerade die patentierten, erprobten<br />

und vielfach angewandten<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmet<strong>aus</strong>cher des Systems<br />

Therm-Liner <strong>aus</strong> dem H<strong>aus</strong>e<br />

Uhrig haben zu diesem Trend beigetragen.<br />

Der Mittelständler <strong>aus</strong><br />

dem baden-württembergischen<br />

Geisingen entwickelt seine Produkte<br />

konsequent durch langjährige<br />

Erfahrung weiter. So findet sich im<br />

Produktsortiment des Unternehmens<br />

der Therm-Liner in der Form<br />

A, welcher bei geringen <strong>Wasser</strong>mengen<br />

eine hohe Entzugsleistung<br />

an <strong>Energie</strong> <strong>aus</strong> dem Kanal bietet.<br />

Mit in den Wärmet<strong>aus</strong>cher integrierten<br />

Zuleitungen ist der Therm-Liner<br />

in der Form B besonders für größere<br />

<strong>Abwasser</strong>mengen <strong>aus</strong>gelegt.<br />

Mit dem Produkt „Form C“ der<br />

Therm-Liner-Familie hat das Unternehmen<br />

sein Lösungsportfolio auch<br />

für kleine Rohrdurchmesser abgerundet.<br />

Das System mit „Inlinerverrohrung“,<br />

also bereits vorinstallierter<br />

Anschlussleitungen im Kanal,<br />

kann bereits in Rohren ab einer<br />

Nennweite von DN 300 eingesetzt<br />

werden. Das System wird in den<br />

bestehenden Kanal einge zogen,<br />

kann gleichzeitig zur Sanierung von<br />

schadhaften Kanälen und der Wärmerückgewinnung<br />

sozusagen in<br />

einem Arbeitsgang genutzt werden<br />

oder kann für Neubauten auch<br />

anstelle klassischer Kanalrohre eingesetzt<br />

werden. Im letztgenannten<br />

Fall bietet der Therm-Liner „Form C“<br />

einen weiteren Vorteil: Er kombiniert<br />

seine Funktion als Kanalwärmet<strong>aus</strong>cher<br />

für die Nutzung der im<br />

<strong>Abwasser</strong> gebundenen Wärme mit<br />

der Nutzung von Wärme die im Erdreich<br />

gespeichert ist – ein doppelter<br />

Effekt der sich wiederum deutlich<br />

auf die Wirtschaftlichkeit des Systems<br />

<strong>aus</strong>wirkt.<br />

Der Ausbau Erneuerbarer <strong>Energie</strong>n<br />

ist ein Kernelement der energiepolitischen<br />

Strategie der Bundes<br />

regierung. So geht das Bundesministerium<br />

für Umwelt, Naturschutz<br />

und Reaktorsicherheit<br />

gemeinsam mit der Firma Uhrig in<br />

neue Einsatzgebiete für die Nutzung<br />

von <strong>Energie</strong> <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong>:<br />

Anstelle von wassergeführten Wärmet<strong>aus</strong>chern<br />

wurden für den Neubau<br />

des BMU in Berlin kältemittelgeführte<br />

Wärmet<strong>aus</strong>cher in die<br />

Kanalisation eingesetzt, welche<br />

Übergabeverluste und Betriebsaufwendungen<br />

senken bzw. vermeiden.<br />

In der Praxis können so<br />

Jahresarbeitszahlen von 6 und<br />

größer erreicht werden.<br />

Durch die Ausschaltung des Zwischenkreislaufes<br />

können größere<br />

Temperaturdifferenzen zum Ab wasser<br />

und eine Mehraufnahme von<br />

Wärmeenergie <strong>aus</strong> dem <strong>Abwasser</strong><br />

erreicht werden.<br />

Industrielle<br />

Abwärmenutzung<br />

Nach ersten Vorüberlegungen, wie<br />

weitere brachliegende <strong>Energie</strong>ressourcen<br />

erschlossen werden können,<br />

rückt der <strong>Abwasser</strong>kanal erneut<br />

in den Fokus. Durch den Einsatz<br />

modernster Systeme zur Kanalnetzbewirtschaftung<br />

soll überschüssige<br />

<strong>Energie</strong> <strong>aus</strong> gewerblichen Prozessen<br />

über Wärmet<strong>aus</strong>cher in das Kanalnetz<br />

eingeleitet, transportiert und<br />

stromabwärts wieder zum Heizen<br />

von Gebäuden entnommen werden.<br />

Diese Wärmepotenziale werden<br />

derzeit von den Unternehmen<br />

häufig in Kühlanlagen „vernichtet“,<br />

da sie für das Unternehmen keine<br />

verwertbaren Wärmepotenziale darstellen.<br />

Für die Bewirtschaftung von<br />

Immobilien hingegen stellen diese<br />

Potenziale oft eine durch<strong>aus</strong> nutzbare<br />

<strong>Energie</strong>quelle dar. Erste Hochrechnungen<br />

zeigen, dass mit diesem<br />

Konzept zwischen 20 und 25 % des<br />

Wärmebedarfs im Wohnungsbau<br />

gedeckt werden könnten. Dem Ab -<br />

wasserkanal könnte damit künftig in<br />

vielen Fällen eine neue Funktion als<br />

„Nahwärmenetz“ zukommen. Mit<br />

der bereits vorhandenen Infrastruktur<br />

Kanalnetz könnte die Wärme oft<br />

von der „Quelle Unternehmen“ zum<br />

„Abnehmer Gebäude“ transportiert<br />

werden.<br />

Hier laufen erste Projekte sowohl<br />

auf Bundesebene als auch auf euro-<br />

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Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 437


FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Der Systemhersteller<br />

Therm-Liner Form B.<br />

päischer Ebene. Industrie und<br />

Gewerbe profitieren mit der Einsparung<br />

von Investitionen sowie durch<br />

reduzierte Betriebskosten für Kühltechnik<br />

und Einleitungsgebühren.<br />

Ein weiterer Pluspunkt ist die<br />

Erschließung einer alternativen<br />

<strong>Energie</strong>quelle durch eine verbesserte<br />

Ausnutzung bestehender<br />

Potenziale für die Städte und den<br />

Gewerbe- und Wohnungsbau.<br />

Mit der Wiederverwertung bisher<br />

nicht genutzter Abwärme wird<br />

ein wesentlicher Schritt in Richtung<br />

der Erreichung des politischen Ziels,<br />

die CO 2 -Werte dauerhaft zu senken<br />

und von <strong>Energie</strong>importen unabhängiger<br />

zu werden, bewirkt.<br />

Die Firma UHRIG ist ein innovatives Spezialunternehmen im Bereich Kanaltechnik. Mit<br />

der Spezialisierung auf Kanalbau, Rohrtechnik und städtische Kanalnetzbewirt schaftung<br />

hält UHRIG zahlre iche Patente und nimmt unter anderen bei der wirtschaftlichen<br />

Nutzung von <strong>Energie</strong> <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong> und dem Bereich Kanalbau- und -sanierung eine<br />

international führende Position ein. Das Unternehmen zeichnet sich durch seine hohe<br />

Kompetenz im Kanal – in all seinen Facetten – <strong>aus</strong> und beschäftigt als inhabergeführtes<br />

Familienunternehmen in der zweiten Generation derzeit 120 Mitarbeiter; Ingenieure,<br />

Meister und Gesellen der verschiedenen Fachrichtungen und Gewerke, Angestellte in<br />

Vertrieb und Verwaltung. Als Ausbildungsbetrieb fördert UHRIG junge Arbeitnehmer in<br />

ihrer beruflichen Qualifikation. Zu den Geschäftspartnern gehören Kanalbauexperten<br />

<strong>aus</strong> ganz Deutschland und dem europäischen Ausland, zu den Auftraggebern Kommunen<br />

<strong>aus</strong> der gesamten Bundesrepublik und ihren Nachbarländern.<br />

Aktuelle Beispiele<br />

Die in der Vergangenheit realisierten<br />

Anlagen zeigen, dass <strong>Abwasser</strong>wärme<br />

durch unterschiedliche<br />

Systeme für die Versorgung von<br />

Wohngebäuden, Büro-, Betriebsgebäuden<br />

und öffentlichen Liegenschaften<br />

gut geeignet ist.<br />

„Mit unseren Produkten konnten<br />

in den letzten Monaten diverse<br />

Anlagen im In- und Ausland realisiert<br />

werden“, so Mark Biesalski von<br />

Uhrig. „Inzwischen versorgen wir<br />

diverse Objekte, die sowohl für die<br />

Entwicklung der jeweiligen Städte<br />

als auch <strong>aus</strong> immobilienwirtschaftlicher<br />

Sicht relevant sind. Mit der<br />

neuen Wohnanlage „Seelberg-Wohnen“<br />

in Stuttgart-Bad Cannstatt entsteht<br />

bis 2012 Wohnraum für mehrere<br />

hundert Menschen. In dem<br />

ehemaligen „Terrot-Areal“ der<br />

baden-württembergischen Landeshauptstadt<br />

wurde ein 72 Meter langer<br />

Wärmet<strong>aus</strong>cher der Firma<br />

Uhrig-Kanaltechnik GmbH in das<br />

neue innerstädtische Wohn quartier<br />

integriert. Aufgrund der großen<br />

<strong>Abwasser</strong>mengen von 500 L/s erforderte<br />

der Einbau ein besonders<br />

gutes Zusammenwirken des <strong>aus</strong>führenden<br />

Unternehmens mit dem<br />

zuständigen Kanalnetzbetreiber.<br />

Insgesamt dauerte der Einbau der<br />

jeweils ein Meter langen Edelstahlelemente<br />

neun Nächte. Bei der eingesetzten<br />

Systemvariante handelt<br />

es sich um Wärmet<strong>aus</strong>cher des Typs<br />

Therm-Liner „Form B“ mit integrierter<br />

Verrohrung. Diese haben den<br />

Vorteil, dass keine Entlüftung der<br />

Einzelelemente erforderlich ist; sie<br />

sind für begehbare Kanäle geeignet.<br />

Mit der Anlage sollen insgesamt<br />

42 Prozent <strong>Energie</strong> eingespart<br />

werden, die den CO 2 -Ausstoß folglich<br />

um 43 Prozent reduzieren. Die<br />

erste Heizperiode hat die <strong>aus</strong>gelegten<br />

Leistungsdaten bestätigt.<br />

In Wohngebieten ist es in der<br />

Regel sinnvoll, mehrere Gebäude an<br />

eine Wärmepumpen-Zentrale anzuschließen.<br />

Wird das Wohngebiet mit<br />

Erdgas versorgt, kann die Kombination<br />

Wärmepumpe plus erdgasbetriebenes<br />

Blockheizkraftwerk<br />

eine interessante Lösung darstellen.<br />

Für dieses <strong>Energie</strong>konzept hat sich<br />

auch die Stadt Kornwestheim entschieden.<br />

Die Erschließung „Neckartalblick“<br />

wird inzwischen durch die<br />

Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim<br />

mit einem solchen <strong>Energie</strong>konzept<br />

versorgt.<br />

In dem neuen Wohngebiet sind<br />

Anfang März 2011 bereits die ersten<br />

H<strong>aus</strong>besitzer eingezogen. Dort werden<br />

nun neben weiteren Gebäuden<br />

auch 54 Wohneinheiten durch eine<br />

zentrale <strong>Abwasser</strong>-Nutzungsanlage<br />

in Verbindung mit einem erdgasbetriebenen<br />

BHKW mit Wärme versorgt.<br />

Die Spitzenlasten werden bei<br />

ganz frostigen Temperaturen durch<br />

einen Gas-Spitzenbrennwertkessel<br />

versorgt. Gegenüber einer dezentralen<br />

Anlage kann somit der CO 2 -<br />

Ausstoß um 57 Prozent gesenkt<br />

werden. Ohne Netz- und H<strong>aus</strong>anschlüsse<br />

wurde in das neue Heizsystem<br />

eine Summe von 750 000 Euro<br />

investiert, für die eine Amortisation<br />

von ca. 10 Jahren errechnet wurde.<br />

Die Wärmeübertragungsfläche des<br />

Wärmet<strong>aus</strong>chers im Kanal wurde<br />

mit 47 Elementen <strong>aus</strong>gestattet. Die<br />

Vorteile des verwendeten modularen<br />

Systems liegen auf der Hand: Es<br />

ist jederzeit einsetz bar, erweiterbar,<br />

demontierbar und verblüfft durch<br />

die hohe Entzugsleistung.<br />

Mai 2011<br />

438 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

Auch im Ausland findet die Technologie<br />

<strong>aus</strong> Geisingen inzwischen<br />

breite Akzeptanz. Neben verschiedenen<br />

Projekten in Dänemark versorgen<br />

Therm-Liner-Anlagen inzwischen<br />

auch Verwaltungsgebäude,<br />

Schwimmbäder und Wohnanlagen<br />

in Frankreich, allen voran der<br />

Elysée-Palast in Paris. Den Sitz der<br />

Französischen Regierung versorgen<br />

künftig Plattenwärmet<strong>aus</strong>cher mit<br />

einer Fläche von 50 qm, einer Sonderform<br />

<strong>aus</strong> der Therm-Liner-Produktfamilie.<br />

Sie wurden seitlich in<br />

das Rechteckprofil eingebaut und<br />

entziehen dem <strong>Abwasser</strong> rund<br />

160 kW.<br />

Beim Projekt in Nanterre werden<br />

650 Appartements über einen<br />

Therm-Liner Form B mit 200 Modulen<br />

und einer Oberfläche von<br />

100 qm versorgt. Damit wird ein<br />

wesentlicher Anteil des Wärmebedarfs<br />

von 5000 MWh p. a. gedeckt,<br />

PR-Dienstleister<br />

Die KRE² GmbH ist als Dienstleister für Vertrieb und Marketing für<br />

Fachunternehmen vor allem im Bereich alternativer <strong>Energie</strong>n und<br />

<strong>Energie</strong>effizienz beratend tätig und übernimmt gleichzeitig auch<br />

operative Vertriebs-, Marketing- und PR-Aufgaben. Für die Uhrig<br />

Kanaltechnik GmbH erbringt KRE² Serviceleistungen im Bereich<br />

Public Relations.<br />

der zu 55 % <strong>aus</strong> alternativen <strong>Energie</strong>n<br />

abzudecken ist.<br />

Fazit<br />

Die inzwischen verfügbaren und in<br />

vielfältigen Kanalsituationen einsetzbaren<br />

Wärmet<strong>aus</strong>cher haben inzwischen<br />

die Phase von Pilot- und Versuchsprojekten<br />

hinter sich gelassen.<br />

Es muss nicht in die Natur eingegriffen<br />

werden, so wie dies zum Beispiel<br />

bei Wärmegewinnung durch Geothermie<br />

der Fall ist. Aufgrund der vielfach<br />

wirtschaftlichen Projekte bedarf<br />

die weitere Verbreitung der Technik<br />

vor allem des politischen Willens und<br />

der systematischen Ermittlung der<br />

versorgbaren Potenziale.<br />

Kontakt:<br />

KRE² GmbH,<br />

Katja Niederwieser,<br />

Hohnerareal Bau V,<br />

Hohnerstraße 4/1, D-78647 Trossingen,<br />

Tel. (07425) 940079-0, Fax (07425) 940079-9,<br />

E-Mail: info@kre2.de, www.kre2.de<br />

www.gelsenwasser.de<br />

Klar vorOrt<br />

Mit zeitgemäßen <strong>Energie</strong>konzepten<br />

für Kommunen<br />

Fair. Mittelständisch. Kommunal:<br />

Als erfahrener Dienstleister stellen wir<br />

Ihrer Kommune unser Know-how zur<br />

Verfügung und entwickeln nach Ihren<br />

Vorstellungen bedarfs- und umweltgerechte<br />

Konzepte. Mit aller <strong>Energie</strong> und<br />

partnerschaftlichem Engage ment.<br />

Wir freuen uns auf Ihre Anfrage –<br />

unter Telefon 0209 708-1935 oder<br />

loesung@gelsenwasser.de.<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 439


FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

In <strong>Abwasser</strong> steckt jede Menge <strong>Energie</strong><br />

Das kommunale und industrielle<br />

<strong>Abwasser</strong> ist, auch nach der<br />

Abkühlung im Kanalnetz, in der<br />

Regel signifikant wärmer als das<br />

umgebende Erdreich und Grundwasser.<br />

Wenn <strong>Abwasser</strong> in einer<br />

<strong>aus</strong>reichenden Menge zur Verfügung<br />

steht, kann, unter Einbeziehung<br />

eines geeigneten Wärmet<strong>aus</strong>chers,<br />

die in dem <strong>Abwasser</strong> steckende<br />

thermische <strong>Energie</strong> von<br />

einer Wärmepumpe ökologisch und<br />

ökonomisch genutzt werden. Es<br />

besteht zusätzlich die Möglichkeit,<br />

eine derartige Anlage auch zur Kälteerzeugung<br />

zu nutzen, damit kann<br />

nicht nur geheizt, sondern im Sommer<br />

auch gekühlt werden. Das<br />

<strong>Abwasser</strong> dient in diesem Fall nicht<br />

nur als Wärmequelle, sondern auch<br />

als Wärmesenke. Grundsätzlich<br />

kann die <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

zum Heizen von Gebäuden und zur<br />

Warmwasserbereitung eingesetzt<br />

werden. Dazu eignen sich insbesondere<br />

größere Gebäude oder ein<br />

Nahwärmeverbund, bestehend <strong>aus</strong><br />

mehreren Gebäuden. Ebenso können<br />

damit beispielsweise auch<br />

Schwimmbäder versorgt werden. Je<br />

tiefer das Temperaturniveau des<br />

Wärmebeziehers, desto effizienter<br />

arbeitet die Wärmepumpe und ist<br />

damit ein signifikanter Faktor in der<br />

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung im<br />

Vergleich zu fossilen Brennstoffen.<br />

Das Thema der <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

ist nicht unbekannt, bereits<br />

im Jahre 1982 wurde im „Salemer<br />

Pfleghof“, einer Sozialstätte mit<br />

kulturellen Ausstellungsräumen in<br />

Esslingen, eine <strong>Abwasser</strong>wärmenutzungsanlage<br />

gebaut. Ebenfalls<br />

wurde im Jahr 1983 in der damaligen<br />

DDR in Berlin Hohenschönh<strong>aus</strong>en<br />

eine Anlage zur <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

in Betrieb genommen.<br />

Deutschlandweit wird derzeit eine<br />

Vielzahl von <strong>Abwasser</strong>wärmenutzungsanlagen<br />

geplant und er -<br />

richtet oder befindet sich bereits im<br />

Betrieb. Steigende <strong>Energie</strong>preise<br />

und technologischer Fortschritt, ge -<br />

rade in den letzten Jahren, machen<br />

das Thema <strong>aus</strong> wirtschaftlicher<br />

Sicht äußerst interessant. Nicht<br />

weniger wichtig ist dabei der Beitrag<br />

zur Reduzierung des Treibh<strong>aus</strong>effektes.<br />

Der CO 2 -Ausstoß kann, im<br />

Vergleich durch den Einsatz von<br />

Wärmepumpen um bis zu 60 %<br />

reduziert werden, wenn eine konventionelle<br />

Ölheizung durch eine<br />

bivalente <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

mit Einsatz einer Wärmepumpe<br />

ersetzt wird.<br />

Täglich fließt <strong>Abwasser</strong> in großen<br />

Mengen ungenutzt in der Kanalisation<br />

in Richtung Kläranlage. 1 m³<br />

<strong>Abwasser</strong> besitzt ein theoretisches<br />

Wärmeenergiepotenzial von 4190 kJ,<br />

welches 1,16 kw/h entspricht, wenn<br />

man das <strong>Abwasser</strong> um 1 °C abkühlt.<br />

Um dem <strong>Abwasser</strong> diese <strong>Energie</strong> zu<br />

entziehen, wurden bisher Wärmet<strong>aus</strong>chersysteme<br />

im Kanal angeordnet,<br />

beispielsweise auf der<br />

Kanalsohle. Damit wird die Wärmeenergie<br />

beim Überströmen der Wärmet<strong>aus</strong>chfläche<br />

dem <strong>Abwasser</strong> entzogen<br />

und mittels Wärmepumpen<br />

nutzbar gemacht. Bereits bei 15 L/s<br />

eines mittleren Trockenwetterabflusses<br />

sowie einer Abkühlung des<br />

<strong>Abwasser</strong>s um 2 K kann eine Leistung<br />

von 120 kW bereitgestellt werden,<br />

welches die Wärmepumpe zu<br />

einer Heizleistung von etwa 150 kW<br />

nutzt. Dies entspricht ca. 4500 m²<br />

eines modern beheizten Gebäudes.<br />

Vorteilhaft ist es, Wohnkomplexe,<br />

Schulen, öffentliche Gebäude, Sportstätten<br />

o. ä. mit <strong>Abwasser</strong> wärmenutzung<br />

zu beheizen. Diese sollten<br />

möglichst nahe an einem Hauptsammler<br />

liegen. Steht dann noch eine<br />

Kanalsanierung und/oder ein Aust<strong>aus</strong>ch<br />

der Heizungsanlage an, sind<br />

optimale Bedingungen für eine wirtschaftliche<br />

Nutzung der <strong>Abwasser</strong>wärme<br />

gegeben. Als Standorte einer<br />

Anlage zur <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

stehen weiterhin der Kläranlagen<strong>aus</strong>lauf<br />

oder die Wärmerückgewinnung<br />

innerhalb des Gebäudes zur Verfügung.<br />

Somit besteht die grundsätzliche<br />

Möglichkeit, an drei verschiedenen<br />

Stand orten eine solche Anlage<br />

zu errichten.<br />

Bild 1. Verfahren HUBER ThermWin ® zur <strong>Abwasser</strong> wärme nutzung.<br />

Neuartiges Wärmet<strong>aus</strong>chersystem<br />

außerhalb der Kanalisation<br />

– HUBER ThermWin®<br />

Ein völlig neuartiger Weg im Bereich<br />

der <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung wird<br />

Mai 2011<br />

440 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

von der Fa. HUBER SE <strong>aus</strong> Berching<br />

mit dem HUBER ThermWin® Verfahren<br />

beschritten. In diesem Fall<br />

erfolgt die Wärmerückgewinnung<br />

<strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong> durch einen, außerhalb<br />

des Kanals angeordneten, Wärmet<strong>aus</strong>cher.<br />

Hierzu wird zunächst<br />

ein Teilstrom des <strong>Abwasser</strong>s <strong>aus</strong><br />

dem Kanal entnommen und auf<br />

den Wärmet<strong>aus</strong>cher geleitet. Nach<br />

Durchströmen des Wärmet<strong>aus</strong>chers<br />

wird das <strong>Abwasser</strong> wieder in den<br />

<strong>Abwasser</strong>kanal unterhalb der Entnahmestelle<br />

eingeleitet (Bild 1).<br />

Für ein langfristig optimales<br />

Betriebsverhalten sollte der entnommene<br />

<strong>Abwasser</strong>strom über<br />

eine Siebstufe geleitet werden, um<br />

den Wärmet<strong>aus</strong>cher dauerhaft zu<br />

schützen. Als Wärmet<strong>aus</strong>cher kann<br />

in diesem Fall der ebenfalls neu entwickelte<br />

Wärmet<strong>aus</strong>cher RoWin der<br />

Fa. HUBER SE eingesetzt werden,<br />

welcher insbesondere den Anforderungen<br />

des <strong>Abwasser</strong>s gerecht<br />

wird (Bild 2). Der Vorteil des Verfahrens<br />

und des HUBER <strong>Abwasser</strong>wärmet<strong>aus</strong>chers<br />

ist es, dass dieses optimal<br />

dimensioniert werden kann<br />

und das gesamte System dauerhaft<br />

in einem energetisch günstigen<br />

Bereich ar beitet. Dieser Wärmet<strong>aus</strong>cher<br />

wird oberirdisch aufgestellt<br />

und ist somit jederzeit zugänglich.<br />

Besonderheit dieses Systems ist,<br />

dass die Wärmet<strong>aus</strong>cherflächen<br />

automatisch gereinigt werden und<br />

jederzeit eine maximale Wärmet<strong>aus</strong>cherleistung<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Dies spiegelt sich insbesondere in<br />

der Auslegung des Gesamtsystems<br />

wider und er möglicht somit einen<br />

äußerst energetischen und effizienten<br />

Be trieb gegenüber Wärmet<strong>aus</strong>chersystemen,<br />

welche dem dauerhaften<br />

Einfluss eines Biofilms und<br />

den sich dar<strong>aus</strong> ergebenden Folgen<br />

unterliegen.<br />

Bild 2. HUBER <strong>Abwasser</strong> wärmet<strong>aus</strong>cher RoWin.<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

im niederbayerischen<br />

Straubing<br />

Am 17. Mai 2010 erfolgte im niederbayerischen<br />

Straubing durch den<br />

bayerischen Umwelt- und Gesundheitsminister<br />

Dr. Söder der Spatenstich<br />

für das bayernweit größte Projekt<br />

zur <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung,<br />

welches mit dem neuartigen Verfahren<br />

HUBER ThermWin® durchgeführt<br />

wird. Die Stadt Straubing hat<br />

sich dabei zum Ziel gesetzt, die CO 2 -<br />

Emissionen und den Verbrauch von<br />

Primärenergie unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten<br />

durch Nutzung<br />

eines wirtschaftlich und technisch<br />

<strong>aus</strong>gereiften Verfahrens so<br />

weit wie möglich zu reduzieren. Im<br />

Rahmen der energetischen Sanierung<br />

der Gebäude eines Wohnkomplexes<br />

der städtischen Wohnungsbaugesellschaft<br />

im Bereich der<br />

Sudetendeutschen Straße wurden<br />

neben der passiven Einsparung<br />

durch Dämmmaßnahmen auch die<br />

aktiven Einsparpotenziale im<br />

Bereich der Wärmeerzeugung optimal<br />

genutzt.<br />

Konzept der<br />

energetischen Planung<br />

Die Planung und Durchführung der<br />

Sanierungsmaßnahmen umfasste<br />

neben den Wärmedämmmaßnahmen<br />

eine Aufstockung der<br />

Wohnfläche um ca. 1000 m² auf<br />

insgesamt 7200 m². Nach Abschluss<br />

der kompletten Maßnahme stehen<br />

102 Wohneinheiten zur Verfügung,<br />

von denen 20 bereits wärmetechnisch<br />

saniert wurden, aber noch mit<br />

konventionellen Heizkörpern <strong>aus</strong>gestattet<br />

sind. Die Vorlauftemperatur<br />

liegt bei maximal 55 °C, während<br />

die übrigen 82 Wohneinheiten<br />

mit Fußbodenheizung <strong>aus</strong>gestattet<br />

sind und eine Vorlauftemperatur<br />

von 35 °C benötigen. Aus energetischer<br />

Sicht ist die Vorlauftemperatur<br />

von 55 °C als ungünstig zu<br />

bezeichnen, da die Wärmepumpe<br />

mehr elektrische <strong>Energie</strong> benötigt<br />

als im Vergleich zu einer Vorlauftemperatur<br />

von 35 °C. Dennoch<br />

erwies sich diese Variante im<br />

Gesamtkonzept wirtschaftlicher als<br />

ein Aust<strong>aus</strong>ch der Heizkörper in<br />

den betroffenen Wohneinheiten.<br />

Zusätzlich wird mit der <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

auch die Warmwasserbereitung<br />

übernommen. Hierzu<br />

wurde der vorhandene Gasbrennwertkessel<br />

in das Gesamtsystem<br />

integriert, welcher das Warmwasser<br />

auf ein Temperaturniveau von 65 °C<br />

anhebt.<br />

<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 441


FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Konzept der<br />

Wärmet<strong>aus</strong>chertechnik<br />

Das Konzept zur Nutzung der<br />

<strong>Abwasser</strong>wärme wurde vom Ingenieurbüro<br />

GFM Beratende Ingenieure<br />

GmbH <strong>aus</strong> München mit Hilfe<br />

des Verfahrens HUBER ThermWin®<br />

geplant und umgesetzt. In der Nähe<br />

der Wohngebäude verläuft ein<br />

Sammler zur zentralen Kläranlage,<br />

welcher im Nachtminimum mindestens<br />

ca. 120 L/s <strong>Abwasser</strong> ableitet.<br />

Im Bereich einer Verkehrsinsel,<br />

unter welcher der Sammler entlang<br />

fließt, wurde ein Entnahmeschacht<br />

angeordnet, in welchem eine Siebanlage<br />

integriert ist, um die oberirdisch<br />

aufgestellten Wärmet<strong>aus</strong>cher<br />

vor Grobstoffen zu schützen.<br />

Ein Teil des <strong>Abwasser</strong>s wird <strong>aus</strong> dem<br />

Kanal über eine Überlaufschwelle<br />

abgeleitet und mit zwei Pumpen<br />

über eine Strecke von ca. 100 m<br />

zum Technikgebäude gefördert. Im<br />

Technik gebäude sind neben den<br />

Wärme t<strong>aus</strong>chern auch die Wärmepumpen<br />

sowie die gesamte Steuerungs-<br />

und Regelungstechnik angeordnet.<br />

Anschließend fließt das<br />

abgekühlte <strong>Abwasser</strong> über einen<br />

nahe gelegenen <strong>Abwasser</strong>kanal<br />

wieder zurück in den Sammler.<br />

Erfolg des Gesamtkonzepts<br />

Das Konzept ermöglicht es, dass<br />

rund 75 % der erforderlichen Heizenergie<br />

<strong>aus</strong> dem <strong>Abwasser</strong> gewonnen<br />

wird. Die restlichen 25 % müssen<br />

in Form von Strom zum Betrieb<br />

der Wärmepumpen eingesetzt werden.<br />

Am Standort Straubing besteht<br />

der große Vorteil, dass der eingesetzte<br />

Strom zum Betrieb der Wärmepumpen<br />

regenerativ <strong>aus</strong> den<br />

BHKWs der Kläranlage gewonnen<br />

wird. Damit stellt sich die CO 2 -Bilanz<br />

des gesamten Konzeptes äußerst<br />

positiv dar. Somit können insgesamt<br />

ca. 80 % der CO 2 -Emissionen<br />

gegenüber einer konventionellen<br />

Gas-Brennwertanlage eingespart<br />

werden. Obwohl die Anlage deutlich<br />

höhere Investitionen erfordert<br />

als ein konventioneller Brennwertkessel,<br />

konnte im Rahmen der Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />

aufgezeigt<br />

werden, dass die Anlage unter<br />

Zugrundelegung der üblichen Gaspreissteigerungsraten<br />

deutlich wirtschaftlicher<br />

betrieben werden kann.<br />

Zusammenfassung und<br />

Aussichten<br />

Die Nutzung der <strong>Abwasser</strong>wärme<br />

stellt einen Mosaikstein im Gesamtbild<br />

zur Reduzierung der CO 2 -Emissionen<br />

und zum Klimaschutz dar.<br />

Realistisch betrachtet kann derzeit<br />

bis zu 5 % des Wärmeenergiebedarfs<br />

in Deutschland mit Ab -<br />

wasserwärme gedeckt werden.<br />

Gegenüber den konventionellen<br />

oder regenerativen Techniken zur<br />

Wärmeerzeugung ist die <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

oftmals wirtschaftlicher,<br />

da nur zu einem geringen<br />

Anteil die Brennstoffe, deren Preisentwicklung<br />

unvorhersehbar ist,<br />

eingesetzt werden. Die <strong>Abwasser</strong>wärme<br />

wird dort genutzt, wo sie<br />

anfällt und stärkt somit die regionale<br />

Wirtschaftskraft anstatt in<br />

fremde <strong>Energie</strong>märkte zu investieren.<br />

Eine Umsetzung derartiger<br />

Projekte sollte heutzutage unter<br />

den Gesichtspunkten einer deutlichen<br />

CO 2 -Reduzierung sowie der<br />

zur Verfügung stehenden <strong>Energie</strong>ressourcen<br />

erfolgen. Die Zeiten<br />

günstiger <strong>Energie</strong>n sind angesichts<br />

des Klimawandels, der Ressourcenverknappung,<br />

der Umweltgefahren<br />

bei Förderung und Transport von<br />

Primärenergieressourcen sowie der<br />

nicht beantworteten Frage hinsichtlich<br />

der Entsorgung im Bereich der<br />

Kernenergie ab heute vorbei und es<br />

müssen, insbesondere auch im Hinblick<br />

auf die nachfolgenden Generationen<br />

neue Wege gesucht und<br />

gefunden werden, um die vorhandenen,<br />

neuen <strong>Energie</strong>potenziale<br />

verfügbar zu machen. <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

ist ein Schritt von<br />

vielen in diese Richtung und muss<br />

deshalb genutzt werden.<br />

Kontakt:<br />

HUBER SE,<br />

Christian Gelh<strong>aus</strong>,<br />

Industriepark Erasbach A1,<br />

D-92334 Berching,<br />

Tel. (08462) 201-248,<br />

E-Mail: gec@huber.de<br />

Ihre Hotlines für <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Redaktion<br />

Mediaberatung<br />

Dipl.-Ing. Christine Ziegler, München<br />

Inge Matos-Feliz, München<br />

Telefon (089) 45051-318 Telefon (089) 45051-228<br />

Telefax (089) 45051-323 Telefax (089) 45051-207<br />

e-mail: ziegler@oiv.de<br />

e-mail: matos.feliz@oiv.de<br />

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Leserservice <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Brigitte Krawczyk, München<br />

Postfach 9161, 97091 Würzburg Telefon (089) 45051-226<br />

Telefon +49 (0) 931/4170-1615 Telefax (089) 45051-300<br />

Telefax +49 (0) 931/4170-492<br />

e-mail: krawczyk@oiv.de<br />

e-mail: leserservice@oldenbourg.de<br />

Wenn Sie spezielle Fragen haben, helfen wir Ihnen gerne.<br />

Mai 2011<br />

442 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

PKS-THERMPIPE® – die intelligente<br />

Wärmerück gewinnung <strong>aus</strong> Kanalrohren<br />

Dipl.-Ing. Jürgen Kern<br />

Einleitung<br />

Die Entwicklungen im Hochbau in<br />

den letzten 20 Jahren waren<br />

geprägt von Neu- und Weiterentwicklungen<br />

von B<strong>aus</strong>toffen und<br />

Verfahren, die u.a. die <strong>Energie</strong>einsparung<br />

einzelner Systemkomponenten<br />

wie auch der gesamten<br />

zu erstellenden Immobilie zum Ziel<br />

hatten. An dieser Stelle sei stellvertretend<br />

die Entwicklung der heute<br />

erhältlichen Dreifachverglasungen<br />

sowie Häuser nach dem Passivh<strong>aus</strong>standard<br />

angeführt. Dies führte<br />

letztendlich zu einer immer dichteren<br />

Gebäudehülle mit dem Ergebnis<br />

eines kontinuierlich zurückgehenden<br />

Wärmebedarfs und auch der<br />

bekannten Problematik der notwendigen<br />

Zwangsbelüftung solcher<br />

Immobilien.<br />

Im Gegensatz dazu sind einzelne<br />

Bereiche dieser <strong>Energie</strong>sparbemühungen<br />

komplett <strong>aus</strong>geblendet<br />

worden. Die Nutzung der <strong>Abwasser</strong>wärme,<br />

die durch den Einsatz<br />

moderner H<strong>aus</strong>haltstechnik (Spülund<br />

Waschmaschinen) und die vorhandenen<br />

Sanitäreinrichtungen<br />

(Toiletten, Bade- und Duschbereiche)<br />

nennenswerte Größenordnungen<br />

erreicht hat, zählt hierzu.<br />

Die Frank & Krah Wickelrohr<br />

GmbH (ein Unternehmen der Frank<br />

Gruppe mit Sitz in Wölfersheim) hat<br />

in Zusammenarbeit mit dem FITR<br />

(Forschungsinstitut für Tief- und<br />

Rohrleitungsbau gemeinnützige<br />

GmbH, Weimar) ein Rohrsystem zur<br />

Nutzung der Erd- und <strong>Abwasser</strong>wärme<br />

auf Basis des seit Mitte der<br />

90er Jahre etablierten PKS-Kanalrohrsystems<br />

entwickelt. Mit dem<br />

PKS®-THERMPIPE-System ist nun ein<br />

Rohrsystem erhältlich, das dem<br />

Betreiber des <strong>Abwasser</strong>netzes neben<br />

der sicheren <strong>Abwasser</strong>ableitung<br />

noch zusätzlich die Möglichkeit bietet,<br />

Wärmeenergie potenziellen<br />

Nutzern anbieten zu können. Da der<br />

Ertrag der <strong>Abwasser</strong>wärme von verschiedenen<br />

Faktoren (<strong>Abwasser</strong>anfall,<br />

<strong>Abwasser</strong>temperatur, Füllhöhe<br />

im Kanal usw.) abhängt, wird beim<br />

PKS®-THERMPIPE-Rohrsystem auch<br />

der umgebende Boden in der Rohrleitungszone<br />

für den Wärmeentzug<br />

verwendet.<br />

Grundlagen der Erdwärme<br />

Die Vorteile der Erdwärme sind die<br />

ständige Verfügbarkeit und deren<br />

Unerschöpflichkeit. Im Bereich der<br />

Oberfläche (Tiefe < 10 m) spielt<br />

neben der Strahlungswärme der<br />

Sonne (600 bis 1000 W/m²) auch der<br />

<strong>Energie</strong>eintrag durch Regen (ca.<br />

20 W/m²) eine nennenswerte Rolle.<br />

Die Wärme <strong>aus</strong> dem Erdinneren<br />

(0,05 bis 0,12 W/m²) hat demgegenüber<br />

nur ein relativ geringes Niveau<br />

(Bild 1).<br />

Unter Berücksichtigung der Verlegetiefe<br />

heutiger <strong>Abwasser</strong>systeme<br />

(i.d.R. bis < 10 m) kann der<br />

geothermische Wärmestrom <strong>aus</strong><br />

dem Erdinnern vernachlässigt werden.<br />

Die Wärmeenergie resultiert in<br />

der Hauptsache <strong>aus</strong> der solaren Einstrahlung<br />

bzw. dem Sickerwasser. In<br />

diesem Zusammenhang ist deshalb<br />

ggf. die Überbauung eines Kanals<br />

(bzw. der Rohrleitungszone (RLZ))<br />

zu berücksichtigen.<br />

Bild 2 zeigt schematisch die<br />

Temperaturentwicklung im Boden<br />

innerhalb eines Jahres in Abhängigkeit<br />

der Tiefe.<br />

Grundlagen der<br />

<strong>Abwasser</strong>wärme<br />

In der Schweiz werden Systeme, die<br />

<strong>Abwasser</strong>wärme nutzen, schon seit<br />

vielen Jahren erfolgreich angewendet,<br />

um die Abhängigkeit von fossilen<br />

<strong>Energie</strong>trägern (und damit endlichen<br />

Ressourcen) zu erreichen.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> reduziert der konsequente<br />

Einsatz regenerativer Quel-<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 443<br />

Bild 1.<br />

Wärmequellen.<br />

Quelle: Abgeleitet<br />

<strong>aus</strong> VDI 4640-1<br />

<br />

Bild 2. Bodentemperaturentwicklung über ein Jahr.


FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Bild 3. Typischer Verlauf der <strong>Abwasser</strong>temperatur<br />

über ein Jahr. Intelligentes Rohrsystem zur<br />

Nutzung der <strong>Abwasser</strong>- und Erdwärme.<br />

Das Rohrsystem „PKS-THERMPIPE ® “ nutzt die<br />

Vorteile der Erd wärmegewinnung, ergänzt sie um<br />

eine Leistungs erhöhung durch die Nutzung<br />

vorhandener <strong>Abwasser</strong>ströme und wurde für<br />

die Neuverlegung konzipiert.<br />

Bild 4. Kanalrohre PKS-THERMPIPE ® .<br />

Bild 5.<br />

Wärmemengenbilanz<br />

PKS-<br />

THERMPIPE ® .<br />

len die CO 2 -Emissionen und trägt<br />

damit zur Verlangsamung des Klimawandels<br />

bei. Die bis dato auf<br />

dem Markt angebotenen Systeme<br />

zielen hauptsächlich auf die Wärmegewinnung<br />

<strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong> ab und<br />

sind entsprechend abhängig von<br />

den Einleitungen sowie der sich<br />

einstellenden Füllhöhe im Kanal.<br />

Gehen Einleitungen aufgrund zu<br />

erwartender <strong>Wasser</strong>sparmaßnahmen<br />

in den nächsten Jahren weiter<br />

zurück, werden sich auch die Wärmeentzugsleistungen<br />

entsprechend<br />

entwickeln. Die Alternative, bei<br />

zurückgehendem Mengenangebot<br />

eine gesteigerte Temperaturabsenkung<br />

in Kauf zu nehmen, kann zu<br />

Problemen im Bereich der biologischen<br />

Prozessstufe (Nitrifikation<br />

und Denitrifikation) in den <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />

führen.<br />

Die Ermittlung der theoretischen<br />

Wärmemenge <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong> kann<br />

mit Hilfe der folgenden Gleichung<br />

durchgeführt werden:<br />

Q = cm · m · (ΔT)<br />

Q: Wärmemenge [kJ]<br />

cm: mittlere spezifische Wärmekapazität<br />

[kJ/kg · K]<br />

m: Masse (<strong>Abwasser</strong>menge)<br />

[kg]<br />

ΔT: Temperaturabsenkung [K]<br />

Die <strong>Abwasser</strong>temperaturen hängen<br />

sehr stark von den Einleitern<br />

und der zeitlichen Komponente ab.<br />

Auch die Frage, ob es sich um einen<br />

reinen Schmutzwasserkanal oder<br />

Mischwasserkanal handelt, muss im<br />

Rahmen der Wärmepotenzialabschätzung<br />

berücksichtigt werden.<br />

Das Wärmepotenzial eines reinen<br />

Regenwassersammlers ist zu -<br />

mindest in den Wintermonaten<br />

deutlich eingeschränkt.<br />

Die seit Jahren erfolgreich im<br />

Markt eingesetzten Profil-Kanalrohr-Systeme<br />

(PKS) der Frank GmbH<br />

zeichnen sich durch eine Reihe positiver<br />

Eigenschaften <strong>aus</strong>. Neben der<br />

dauerhaften Dichtigkeit und Wurzelfestigkeit<br />

durch eine geschweißte<br />

Heizwendelverbindung sind Inoder<br />

Exfiltration am Kanal kein<br />

Thema mehr. Die Weiterentwicklung<br />

dieses bewährten Rohrsystems<br />

führte zu dem Produkt „PKS-<br />

THERMPIPE®“ (Bild 4). Dieses kombiniert<br />

die Vorteile der sicheren<br />

<strong>Abwasser</strong>ableitung mit denen der<br />

Nutzung der <strong>Abwasser</strong>- und Erdwärme.<br />

Die früher <strong>aus</strong>schließlich zur<br />

Erhöhung der Ringsteifigkeit verwendeten,<br />

spiralförmig um das<br />

Kanalrohr gewundenen Stützrohre<br />

wurden modifiziert und werden mit<br />

einem Wärmeträgermedium (WTM)<br />

beschickt. Somit fungiert das Kanalrohr<br />

als Wärmet<strong>aus</strong>cher.<br />

In der Praxis werden mehrere<br />

PKS-THERMPIPE®-Rohre parallel mit<br />

dem WTM beschickt und so ein<br />

erhebliches Wärmepotenzial er -<br />

schlossen (Bild 5). Die Verteilung des<br />

WTM geschieht in Verteilerschächten<br />

(Bild 6 und 7). Hier findet auch<br />

der hydraulische Abgleich statt.<br />

Bei einem bivalenten Heizsystem<br />

wird die Grundlast zumeist über<br />

eine regenerative <strong>Energie</strong>quelle und<br />

die Spitzenlast mittels fossiler<br />

Bild 6.<br />

Groß-Verteilerschacht.<br />

Bild 7. Verteilerschacht Typ 1.<br />

Mai 2011<br />

444 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

Brennstoffe abgedeckt. Im vorliegenden<br />

Fall wird die Grundlast über<br />

die <strong>Abwasser</strong>-/Erdwärme abgedeckt<br />

und die Spitzenlast über konventionelle<br />

<strong>Energie</strong>n, wie z. B. Öl oder Gas,<br />

aufgefangen. Doch auch im Bereich<br />

der Grundlastabdeckung wird es<br />

immer wieder Phasen geben, in<br />

denen weniger <strong>Energie</strong> gebraucht<br />

wird und die Wärmepumpe ruht.<br />

Diese Phasen dienen zur thermischen<br />

Regeneration der Rohrleitungszone<br />

und werden durch den<br />

vorhandenen <strong>Abwasser</strong>anfall verkürzt.<br />

Somit lassen sich zwei<br />

Betriebszustände unterscheiden.<br />

Betriebszustand 1<br />

Im Betriebszustand 1 wird <strong>Energie</strong><br />

<strong>aus</strong> dem <strong>Abwasser</strong> der Rohrleitungszone<br />

entzogen (Bild 8) und<br />

über das verdampfende WTM aufgenommen.<br />

Die Temperatur im<br />

<strong>Abwasser</strong> und in der Rohrleitungszone<br />

sinkt. Über den zweiten Wärmet<strong>aus</strong>cher<br />

(den Verflüssiger) wird<br />

das dampfförmige WTM kondensiert<br />

und die Kondensationswärme<br />

an das Heizwasser des Heizkreises<br />

abgegeben. Hier steht die Wärme<br />

zur Beheizung z. B. eines Gebäudes<br />

zur Verfügung.<br />

Betriebszustand 2<br />

Es wird keine Wärme benötigt und<br />

die Wärmepumpe steht/entzieht<br />

keine <strong>Energie</strong>. In diesem Betriebszustand<br />

wird die Wärme des <strong>Abwasser</strong>stroms<br />

dazu verwendet, den<br />

Boden in der RLZ wieder thermisch<br />

„aufzuladen“ (Bild 9). Das erreichbare<br />

Temperaturniveau in der RLZ<br />

hängt von der Dauer der Aufladephase,<br />

der Verlegetiefe sowie physikalischen<br />

Eigenschaften wie Wärmeleitfähigkeit<br />

und Wärmekapazität<br />

der RLZ und des umgebenden<br />

Bodens ab. Bei erneutem Bedarf an<br />

Wärme steht eine thermisch regenerierte<br />

RLZ wieder zur Verfügung.<br />

Pilotprojekt<br />

Im Rahmen einer ersten Baumaßnahme<br />

wurde in Weimar ein Teilstück<br />

(36 m) eines bestehenden<br />

Betonkanals mit dem „PKS-<br />

THERMPIPE®“-Rohrsystem (DN 500)<br />

<strong>aus</strong>gerüstet. Die zu erwartende<br />

Wärmeleistung ist mit etwa 20 kW<br />

angegeben. Die Wärme wird zur<br />

Beheizung einer Sportanlage (Halle<br />

und Sanitäreinrichtungen) verwendet<br />

und die Gas-Heizungsanlage<br />

wird um die Wärmepumpentechnologie<br />

erweitert. Die Baumaß nahmen<br />

wurden im Februar 2011 abgeschlossen<br />

und die Inbetriebnahme<br />

der Wärmepumpenanlage geschah<br />

am 11.03.2011 (Bild 10 und 11).<br />

Im Laufe der ersten Wochen<br />

wurde die Anlage <strong>aus</strong>schließlich für<br />

die Bereitstellung der Warmwasserversorgung<br />

verwendet. Der ermittelte<br />

COP lag im Bereich von 2,7 bei<br />

einer Brauchwassertemperatur von<br />

65 °C. Seit kurzem wird sie ebenfalls<br />

für die Heizungsunterstützung eingesetzt.<br />

Die Anlage wird messtechnisch<br />

durch das FITR betreut und in<br />

den nächsten Monaten hinsichtlich<br />

des Betriebspunktes optimiert. Die<br />

Erwartungen an die Entzugsleistungen<br />

wurden um ca. 10 % übertroffen.<br />

Fazit<br />

PKS®-Wickelrohre werden schon seit<br />

vielen Jahren im Bereich der öffentlichen<br />

Kanalisation eingesetzt und<br />

haben ihre Zuverlässigkeit in Hunderten<br />

von Baumaßnahmen unter<br />

Beweis gestellt.<br />

Die Erweiterung des Einsatzbereiches<br />

solch etablierter Kanalrohre<br />

hinsichtlich der vorgestellten Wärmet<strong>aus</strong>cherfunktion<br />

ist ein wirtschaftlich<br />

und ökologisch sinnvoller<br />

Schritt im Rahmen einer zukunftsweisenden<br />

<strong>Energie</strong>politik.<br />

Autor:<br />

Dipl.-Ing. Jürgen Kern,<br />

Technischer Leiter,<br />

Frank & Krah Wickelrohr GmbH,<br />

Dieselstraße 11,<br />

D-61200 Wölfersheim,<br />

Tel. (06036) 98 98-510,<br />

Fax (06036) 98 98-579,<br />

E-Mail: j.kern@frank-krah.de,<br />

www.frank-krah.de<br />

Bild 8. Betriebszustand 1, Nutzung der<br />

<strong>Abwasser</strong>wärme mit Hilfe der Wärmepumpe.<br />

Bild 9. Betriebszustand 2, Nutzung der<br />

<strong>Abwasser</strong>wärme zur thermischen Regeneration<br />

der Rohrleitungszone.<br />

Bild 10. B<strong>aus</strong>telle Weimar.<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 445<br />

Bild 11.<br />

Verteilerschacht.


FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Wärme <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong>: Ein Markt in Bewegung<br />

Möglichkeiten der Wärmenutzung für den kommunalen Bereich<br />

Projektbeispiele für kommunale Anwendungen<br />

Wärmerecycling <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong>.<br />

Prozessschema der <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung mit BHKW-Unterstützung.<br />

Diese Schlagzeilen dominieren<br />

die aktuelle Diskussion, wenn<br />

es um das Thema „<strong>Energie</strong>“ geht:<br />

„mehr Klimaschutz – weniger CO 2 -<br />

Emission, Nutzung regenerativer<br />

und alternativer <strong>Energie</strong>quellen<br />

statt fossiler <strong>Energie</strong>träger, mehr<br />

Kostensicherheit und weg von den<br />

Launen des <strong>Energie</strong>marktes“.<br />

Bei dieser Diskussion rückt<br />

zunehmend eine <strong>Energie</strong>quelle in<br />

den Fokus, die jeder kennt und bisher<br />

trotzdem im wahrsten Sinne des<br />

Wortes eher ein Schattendasein im<br />

„Unterirdischen“ führt. Die Rede ist<br />

von der weitestgehend ungenutzten<br />

Wärme im <strong>Abwasser</strong>, das tagtäglich<br />

durch uns Menschen<br />

erwärmt und anschließend im<br />

Kanal weggespült wird. Zur Verdeutlichung<br />

dieses Potenzials dient<br />

folgendes Zahlenbeispiel: Durchschnittlich<br />

verbraucht jeder Einwohner<br />

in Deutschland täglich<br />

130 Liter <strong>Wasser</strong>. Dabei entsteht<br />

<strong>Abwasser</strong> mit einer Abflusstemperatur<br />

von bis zu 20 °C. Es fallen so<br />

täglich <strong>aus</strong> allen H<strong>aus</strong>halten einige<br />

Milliarden Liter <strong>Abwasser</strong> an, die<br />

selbst in kalten Wintermonaten mit<br />

mindestens 10 °C als <strong>Energie</strong>quelle<br />

zur Ver fügung stehen.<br />

Ein zweites Beispiel verdeutlicht<br />

das Potenzial: Der <strong>Energie</strong>verbrauch<br />

der Privath<strong>aus</strong>halte stellt ungefähr<br />

75 % des gesamten Wärmemarktes<br />

in Deutschland dar. Wird die Warmwasseraufbereitung<br />

noch dazu<br />

addiert, beträgt die Wärmeanwendung<br />

in den Privath<strong>aus</strong>halten etwa<br />

90 % des <strong>Energie</strong>verbrauchs.<br />

Das Potenzial ist also riesig, der<br />

Bedarf an Wärme ebenfalls. In<br />

Expertenkreisen wird das Thema<br />

intensiv diskutiert, aber bei den<br />

Betreibern von Kanalnetzen, Kläranlagen<br />

und anderen kommunalen<br />

Einrichtungen, wo große Mengen<br />

an <strong>Abwasser</strong> anfallen, ist das Thema<br />

noch nicht richtig angekommen.<br />

Das ist eine Erkenntnis von vielen<br />

weiteren Ergebnissen einer Um -<br />

frage zum Bekanntheitsgrad der<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmenutzung bei rund<br />

5000 deutschen Kommunen, die an<br />

der Fachhochschule Südwestfalen –<br />

Standort Meschede – in Kooperation<br />

mit HST Hydro-Systemtechnik im<br />

Frühjahr 2011 durchgeführt wurde.<br />

Zwei Drittel der Befragten geben<br />

an, von dem Thema Wärme <strong>aus</strong><br />

<strong>Abwasser</strong> immerhin schon einmal<br />

gehört zu haben. Genau so hoch ist<br />

aber auch der Anteil derer, die an -<br />

geben, dass sie den Einsatz der Wärmenutzung<br />

<strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong> nicht in<br />

Betracht ziehen. Warum das so ist,<br />

ist einfach zu beantworten und<br />

wurde durch die Befragung eindeutig<br />

belegt: Man weiß zu wenig über<br />

die Technologie, über die Einsatzmöglichkeiten<br />

und die Wirtschaftlichkeit.<br />

Ganz anders sieht es mit inzwischen<br />

„etablierten“ regenerativen<br />

<strong>Energie</strong>trägern <strong>aus</strong>: 100 % der<br />

Befragten haben Kenntnisse zur<br />

Solarenergie, 98 % haben sich<br />

bereits mit der Nutzung der Windkraft<br />

<strong>aus</strong>einandergesetzt, bzw. 97 %<br />

mit <strong>Energie</strong> <strong>aus</strong> Biogas. Immerhin<br />

88 % geben an, Kenntnisse über die<br />

Nutzung von Geothermie zu besitzen.<br />

Diese Erkenntnis <strong>aus</strong> der Befragung<br />

ist vor allem vor dem Hintergrund<br />

interessant, dass beide Verfahren<br />

– Geothermie und Wärme<br />

<strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong> – technologisch sehr<br />

ähnlich sind. Sie unterscheiden sich<br />

in zwei anderen Punkt aber wesentlich:<br />

die Wärme <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong> wurde<br />

von den Nutzern bereits einmal<br />

HST-Wärmet<strong>aus</strong>cher,<br />

Typ Pure flux F (vier Stück<br />

in Rackbauweise).<br />

Mai 2011<br />

446 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

bezahlt, und das <strong>Abwasser</strong> liegt<br />

sowieso in der Zuständigkeit der<br />

Kommunen. Hinzu kommt, dass die<br />

Temperatur des <strong>Abwasser</strong>s gegenüber<br />

der Geothermie im Jahresdurchschnitt<br />

höher und damit effizienter<br />

zu nutzen ist.<br />

Wenn es um die konkrete Nutzung<br />

in den befragten Kommunen<br />

geht, liegt die Sonne als <strong>Energie</strong>träger<br />

ebenfalls vorne: 67 % der Kommunen<br />

nutzen bereits die Sonne für<br />

die <strong>Energie</strong>gewinnung. Biogas ist<br />

bei 28 % der Kommunen als <strong>Energie</strong>träger<br />

im Einsatz. Alle anderen<br />

regenerativen <strong>Energie</strong>träger spielen<br />

in den Kommunen bei einer Einsatzquote<br />

von maximal 10 % nur eine<br />

untergeordnete Rolle.<br />

Diese Situation könnte sich<br />

bezogen auf die <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

bald ändern: Rund 70 %<br />

der Befragten, die sich bereits mit<br />

dem Thema Wärme <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

beschäftigt haben, sehen für diese<br />

Technologie in den nächsten<br />

10 Jahren einen wachsenden Markt.<br />

Gleichzeitig aber sagen mehr als<br />

50 % der Befragten, dass sie derzeit<br />

keine konkreten Projekte für die<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmenutzung planen.<br />

Als Fazit der Untersuchung<br />

ergibt sich einerseits, dass das große<br />

Potenzial der <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

in den Kommunen durch<strong>aus</strong><br />

gesehen wird, andererseits ist das<br />

Wissen um die Nutzung der Technologie<br />

und die Einsatzmöglichkeiten<br />

im kommunalen Bereich nur rudimentär<br />

vorhanden.<br />

Anhand konkreter Projekte werden<br />

in der folgenden Darstellung<br />

typische Beispiele für die Nutzung<br />

der Wärme <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong> vorgestellt.<br />

Die unterschiedlichen Anwendungen<br />

basieren auf Standardlösungen<br />

von Wärmet<strong>aus</strong>chersystemen,<br />

die das Unternehmen HST<br />

Hydro-Systemtechnik für den kommunalen<br />

Bereich entwickelt hat.<br />

Projektbeispiele für<br />

kommunale Anwendungen<br />

1. Hallen- und Freibad<br />

Ziel<br />

Senkung des <strong>Energie</strong>bedarfs von<br />

Hallen- und Freibädern sowie<br />

Minimierung des <strong>Energie</strong>einsatzes<br />

durch regenerative <strong>Energie</strong>quellen<br />

(Tabelle 1).<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen/<br />

Ausgangssituation<br />

Wärmeversorgung durch<br />

Erdgas-Heizkessel und veraltetes<br />

BHKW-Modul<br />

hoher Wärmebedarf im Sommer<br />

durch beheiztes Freibad, dieses<br />

dient optimal als Wärmesenke<br />

zur Wärmenutzung <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong>,<br />

da das <strong>Abwasser</strong> in diesen<br />

Jahreszeiten am wärmsten ist<br />

und somit die Effizienz maximiert<br />

werden kann<br />

Projektvorhaben/Randdaten<br />

Wärmerückgewinnung <strong>aus</strong> angrenzendem<br />

<strong>Abwasser</strong>kanal durch einen<br />

im Technikraum installierten Wärmet<strong>aus</strong>cher,<br />

der mittels Pumpe gespeist<br />

wird<br />

Dämmung der Außenfassaden<br />

redundanter Betrieb von<br />

Niedertemperatur- und Hochtemperatur-Schwimmwassererwärmung<br />

möglich<br />

Unterstützung durch BHKW-<br />

Modul zur Deckung des<br />

Strombezugs der Wärmepumpe<br />

und Versorgung der Hochtemperaturverbraucher<br />

mit Wärme<br />

500<br />

<strong>Abwasser</strong>menge[l/s]<br />

50<br />

Kennfeld für HST-Wärmet<strong>aus</strong>cher<br />

Kennfeld im optimalen Betriebsbereich, anwendungsspezifische Anpassung möglich<br />

Pure flux P<br />

Rohrlänge max. 6m<br />

Pure flux S<br />

Bereich für ein Rechen<br />

Pure flux F<br />

Rack mit 1-4 Modulen<br />

5<br />

5 50 Entzugsleistung[kW]<br />

500<br />

Kennfeld für HST-Wärmet<strong>aus</strong>cher<br />

im Betriebsoptimum.<br />

2. Kommunales Gebäude<br />

Ziel<br />

Erneuerung der <strong>Energie</strong>versorgung<br />

eines kommunalen Gebäudes, die zu<br />

100 % durch den Wärmebezug <strong>aus</strong><br />

<strong>Abwasser</strong> sichergestellt wird (Tab. 2)<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen/<br />

Ausgangssituation<br />

unterirdisches Belebungsbecken<br />

der Kläranlage befindet sich in<br />

unmittelbarer Nähe vom<br />

Gebäude<br />

Pure flux P2<br />

Bereich bis 20 Doppelrohre<br />

Temperaturverläufe der Wärmequellen und Lastgang:<br />

Hallen- und Freibad.<br />

<br />

Tabelle 1. Anwendungsbeispiel für Wärmet<strong>aus</strong>chertyp Pure flux P2 – Hallen- und Freibad.<br />

Heizleistung der<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmenutzungsanlage<br />

Entfernung<br />

zum<br />

<strong>Abwasser</strong><br />

Entfernung<br />

zum<br />

Verbraucher<br />

Auslegungsabwassermenge<br />

Abkühlung<br />

des<br />

<strong>Abwasser</strong>s<br />

Anteil der Wärmerückgewinnung<br />

am Gesamtbedarf<br />

Baugröße<br />

Wärmet<strong>aus</strong>cher<br />

110kW 15 Meter 10 Meter 60 l/s 0,44 K > 30 % DN200<br />

6 × 6 m<br />

Projektvolumen: ca. 450 000 € (inkl. BHKW-Neubau); Gesamtheizkosten: 4,65 Ct/kWh; Amortisationszeit: < 12 Jahre<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 447


FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Tabelle 2. Anwendungsbeispiel für Wärmet<strong>aus</strong>chertyp Pure flux P – Kommunales Gebäude (Kleinanlagen).<br />

Entfernung<br />

zum<br />

<strong>Abwasser</strong><br />

Entfernung<br />

zum<br />

Verbraucher<br />

Heizleistung der<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmenutzungsanlage<br />

Auslegungsabwassermenge<br />

Abkühlung<br />

des<br />

<strong>Abwasser</strong>s<br />

Anteil der Wärmerückgewinnung<br />

am Gesamtbedarf<br />

Baugröße<br />

22 kW 3 Meter 12 Meter 9 l/s 0,47 K > 80 % DN125<br />

6 m<br />

Projektvolumen: ca. 33 000 €; Heizkosten: 2,97 Ct/kWh; Amortisationszeit: < 13 Jahre<br />

Tabelle 3. Anwendungsbeispiel für Wärmet<strong>aus</strong>chertyp: Pure flux P – Pumpwerk (Kleinanlagen).<br />

Entfernung<br />

zum<br />

<strong>Abwasser</strong><br />

Entfernung<br />

zum<br />

Verbraucher<br />

Heizleistung der<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmenutzungsanlage<br />

Auslegungsabwassermenge<br />

Abkühlung<br />

des<br />

<strong>Abwasser</strong>s<br />

Anteil der Wärmerückgewinnung<br />

am Gesamtbedarf<br />

Baugröße<br />

13 kW 1 Meter 5 Meter 14 l/s 0,17 K > 80% DN 200<br />

2,7 m<br />

Projektvolumen: ca. 36 000 €; Heizkosten: 3,36 Ct/kWh; Amortisationszeit: < 11 Jahre<br />

Heizungsanlage wird vollständig<br />

auf Niedertemperatur<br />

umgestellt<br />

Bereitstellung von Heizungswärme<br />

und Brauchwasser<br />

Projektvorhaben/Randdaten<br />

Wärmet<strong>aus</strong>cher wird im<br />

Belebungsbecken installiert<br />

und mittels Pumpe gespeist<br />

Wärmepumpe wird als Ersatz<br />

zum bisherigen Heizkessel<br />

eingesetzt<br />

3. Pumpwerk<br />

Ziel<br />

Reduzierung des <strong>Energie</strong>bedarfs eines<br />

Pumpwerks mit Heizung und aktiver<br />

Klimatisierung (Tabelle 3)<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen/<br />

Ausgangssituation<br />

Bisher nur Frostschutz des<br />

Pumpenraumes durch Elektro-<br />

Lamellenheizkörper und<br />

Kühlung des Schaltraumes<br />

mit Außenluft<br />

Projektvorhaben/Randdaten<br />

Installation des Wärmet<strong>aus</strong>chers<br />

in der Steigleitung; zusätzliche<br />

Druckverluste werden so<br />

vermieden<br />

Zusatznutzen: Gleichzeitige<br />

Beheizung und Klimatisierung<br />

durch Einsatz einer reversiblen<br />

Wärmepumpe<br />

4. Betriebshof<br />

Ziel<br />

Reduzierung des <strong>Energie</strong>bedarfs eines<br />

Gebäudes für den Betriebshof durch<br />

Nutzung der Wärme von Prozesswasser<br />

und Abdeckung des Bedarfs<br />

zu 100 % <strong>aus</strong> erneuerbarer <strong>Energie</strong><br />

(Tabelle 4)<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen/<br />

Ausgangssituation<br />

Nutzung von permanent anfallendem<br />

warmen Prozesswasser<br />

<strong>aus</strong> einer <strong>Wasser</strong>haltung vor Einleitung<br />

in die Kanalisation<br />

Projektvorhaben/Randdaten<br />

abgepumptes Prozesswasser<br />

soll zusätzlich zur Wärmenutzung<br />

mittels Wärmepumpe verwendet<br />

werden<br />

Umbau der Heizungsanlage auf<br />

Niedertemperaturnutzung<br />

5. Versorgung über<br />

Nahwärmenetz<br />

Ziel<br />

Einsatz von <strong>Abwasser</strong> als erneuerbare<br />

<strong>Energie</strong>quelle in Orten mit Kur- und<br />

Wellnesseinrichtungen als zukunftsfähige<br />

<strong>Energie</strong>versorgung von di -<br />

versen Gebäuden mittels Nahwärmenetz<br />

und maximaler Wärmerückgewinnung<br />

<strong>aus</strong> dem vorhandenen<br />

<strong>Abwasser</strong> (Tabelle 5)<br />

Tabelle 4. Anwendungsbeispiel für Direktnutzung mittels integriertem Wärmet<strong>aus</strong>cher in der Wärmepumpe.<br />

Entfernung<br />

zum<br />

Prozesswasser<br />

Entfernung<br />

zum<br />

Verbraucher<br />

Heizleistung der<br />

Wärmenutzungsanlage<br />

Auslegungsprozesswassermenge<br />

Abkühlung<br />

des Prozesswassers<br />

Anteil der Wärmerückgewinnung<br />

am Gesamtbedarf<br />

155 kW 20 Meter 2 Meter 6 l/s 5 K > 80%<br />

Projektvolumen: ca. 70 000 €; Heizkosten: 3,25 Ct/kWh; CO 2 -Emission: 174 g/kWh Wärme;<br />

Amortisationszeit: < 10 Jahre<br />

Mai 2011<br />

448 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

Tabelle 5. Anwendungsbeispiel für Wärmet<strong>aus</strong>chertyp: Pure flux P2 – Gebäude und Nahwärmenetz.<br />

Entfernung<br />

zum<br />

<strong>Abwasser</strong><br />

Entfernung<br />

zum<br />

Verbraucher<br />

Heizleistung der<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmenutzungsanlage<br />

Auslegungsabwassermenge<br />

Abkühlung<br />

des<br />

<strong>Abwasser</strong>s<br />

Anteil der Wärmerückgewinnung<br />

am Gesamtbedarf<br />

430 kW 25 Meter 10–100 Meter 40 l/s 2 K > 13 %<br />

Projektvolumen: ca. 700 000 €; Heizkosten der <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung: 2,67 Ct/kWh;<br />

CO 2 -Emission: 96 g/kWhWärme; Amortisationszeit: < 9 Jahre<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen/<br />

Ausgangssituation<br />

größere Kanalsanierungsmaßnahmen<br />

sind geplant:<br />

Umsetzung der Maßnahme wird<br />

in dem Zuge kostengünstig<br />

ebenfalls realisiert<br />

Nahwärmenetz für diverse<br />

Gebäude, u. a. auch Schulen<br />

und ein Kindergarten durch<br />

Baumaßnahme ideal umsetzbar<br />

<strong>Abwasser</strong> <strong>aus</strong> Kur- und Wellnesseinrichtungen<br />

bietet selbst im<br />

Winter durchgängig hohe Ab -<br />

wassertemperaturen von bis zu<br />

20 °C; daher sehr hohe Effizienz<br />

der Wärmepumpe realisierbar<br />

Projektvorhaben/Randdaten<br />

100 % des <strong>Abwasser</strong>stroms<br />

dienen zur Wärmerückgewinnung<br />

Grundlastabdeckung der<br />

Gebäude<br />

gesamter Spitzenwärmebedarf<br />

beträgt ca. 2.500 kW<br />

speziell konzipiertes Entnahmebauwerk<br />

mit integriertem<br />

Wärmet<strong>aus</strong>cher ermöglicht<br />

die Integration der Anlagentechnik<br />

in die Umbaumaßnahme<br />

auf die <strong>Abwasser</strong>wärme-<br />

Nutzungsanlage abgestimmtes<br />

BHKW-Modul liefert den Strom<br />

für den Wärmepumpenbetrieb<br />

und Hochtemperaturverbraucher<br />

Kontakt:<br />

Christian Hellwig, B.Eng.-Maschinenbau,<br />

HST Hydro-Systemtechnik GmbH,<br />

<strong>Energie</strong>systeme / <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung,<br />

E-Mail: hellwig@systemtechnik.net,<br />

http://www.systemtechnik.net/produkte/<br />

hydrosysteme/waermet<strong>aus</strong>cher/<br />

How dead is dead II<br />

The ins and outs of bacterial dormancy<br />

16–17 June 2011<br />

Chair<br />

Prof. Dr. Friedrich Götz<br />

Dr. Ralph Bertram<br />

Venue<br />

Eberhard Karls Universität Tübingen<br />

Hörsaalzentrum Morgenstelle<br />

Hörsaal N3 und Foyer<br />

<br />

<br />

Main Topics<br />

<br />

<br />

Confirmed Speakers<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Information and Registration at www.hdid2011.de<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 449


FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

<strong>Energie</strong>gewinnung <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong> –<br />

CO 2 -neutrale <strong>Abwasser</strong>reinigung in der Lebensmittelindustrie<br />

schont Ressourcen<br />

Erfolgreiches Contracting zum Bau und Betrieb einer energieeffizienten<br />

<strong>Abwasser</strong>vorbehandlungsanlage<br />

Dipl.-Ing. (FH) Gerhard Simon, Dr.-Ing. Matthias Krüger, Dr.-Ing. Eckart Döpkens,<br />

Dr.-Ing. Martin Lebek, REMONDIS Aqua GmbH & Co. KG<br />

Bild 1.<br />

Beispiel Blockheizkraftwerk.<br />

Einleitung<br />

Eine steigende Zahl von Unternehmen<br />

der Lebensmittelindustrie<br />

setzt auf Contracting zur Umsetzung<br />

einer technisch und wirtschaftlich<br />

optimalen <strong>Abwasser</strong>behandlung.<br />

Jüngstes Beispiel ist<br />

die Valensina-Gruppe mit Hauptsitz<br />

in Mönchengladbach, Nordrhein-<br />

Wes tfalen. Das Unternehmen produziert<br />

und vertreibt ein breites<br />

Sortiment alkoholfreier Getränke,<br />

das alle Segmente dieses Marktes<br />

abdeckt, darunter die bekannten<br />

Premium-Fruchtsaftmarken „Valensina“<br />

und „Hitchcock“, die Kult-Kindergetränkemarke<br />

„Dreh + Trink“<br />

sowie die Marke „Donath“ <strong>aus</strong> der<br />

ältesten Saftkelterei Deutschland.<br />

Am Standort Mönchengladbach<br />

produziert die Valensina-Tochter FSP<br />

Frischsaft FRISCHE Produktions<br />

GmbH hochwertige kühlpflichtige<br />

Fruchtsäfte und Premium-Smoothies<br />

der Marke Valensina und ist in diesem<br />

Segment Marktführer. Aufgrund<br />

des stetigen Wachstums wurde mit<br />

der Steigerung der Produktions kapazität<br />

auch eine Neukonzeption der<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung erforderlich.<br />

Für Valensina war die Umsetzung<br />

des Projekts als Contracting-<br />

Modell die Lösung, um sowohl verfahrenstechnische<br />

und betriebliche<br />

Risiken auf den Contractor zu verlagern<br />

als auch langfristig planbare<br />

Kosten der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

sicherzustellen. Dabei wird eine<br />

umfassende Entlastung des Produktionsbetriebs<br />

von den Aufgaben der<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung erreicht und<br />

Kapazitäten zur Fokussierung auf<br />

das Kerngeschäft freigegeben. Die<br />

bedarfsweise Finanzierung der<br />

Investition durch den Contractor<br />

ermöglicht darüber hin<strong>aus</strong> eine<br />

Schonung der Kapitalressourcen,<br />

die dann für den Ausbau der Produktion<br />

zur Verfügung steht.<br />

<strong>Energie</strong>effiziente<br />

Verfahrenstechnik mit<br />

<strong>Energie</strong>rückgewinnung<br />

Die Gewinnung CO 2 -neutraler <strong>Energie</strong><br />

<strong>aus</strong> regenerativen Quellen ist<br />

allgegenwärtiger Gegenstand der<br />

Diskussion in Politik und Gesellschaft.<br />

Dabei weitgehend unbeachtet,<br />

aber im Leistungspotenzial<br />

häufig unterschätzt, sind die Möglichkeiten<br />

zur synergetischen Ab -<br />

wasserreinigung mit <strong>Energie</strong>gewinnung,<br />

gerade durch die anaerobe<br />

biologische Reinigung von organisch<br />

belasteten Abwässern, z. B.<br />

<strong>aus</strong> der Lebensmittelindustrie. Ob -<br />

wohl das Thema „<strong>Energie</strong> <strong>aus</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>“ gerade auch im Hinblick<br />

auf die möglichen Förderungen des<br />

Gesetzgebers für viele Industrieunternehmen<br />

längst keine Unbekannte<br />

mehr ist, werden die sich<br />

hierdurch ergebenden Potenziale<br />

aufgrund fehlenden Know-hows<br />

nur selten umfassend genutzt.<br />

Insbesondere die mit organischen,<br />

leicht abbaubaren Inhaltsstoffen<br />

hoch belasteten Abwässer, z. B.<br />

<strong>aus</strong> der Getränke- und Lebensmittelbranche,<br />

stellen hohe Ansprüche an<br />

die <strong>Abwasser</strong>reinigung, beinhalten<br />

aber auch die Chance einer energetischen<br />

Nutzung durch eine energieeffiziente<br />

anaerobe biologische<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung mit Biogasgewinnung.<br />

Damit einher geht ein<br />

nicht zu unterschätzendes Ertragspotenzial<br />

für das Unternehmen.<br />

Tatsächlich werden heute aber<br />

in vielen Unternehmen noch klassische<br />

biologische Belebungsverfahren<br />

zur Reinigung eingesetzt oder<br />

Abwässer ohne Vorbehandlung in<br />

aerobe kommunale Anlagen abgeleitet,<br />

die nicht nur die energetischen<br />

Potenziale ungenutzt lassen,<br />

sondern darüber hin<strong>aus</strong> auch<br />

noch die <strong>Energie</strong>bilanz durch einen<br />

Mai 2011<br />

450 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

erheblich größeren <strong>Energie</strong>bedarf<br />

belasten. Darüber hin<strong>aus</strong> entsteht<br />

bei der klassischen <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

eine deutlich größere<br />

Klärschlammmenge, deren Entsorgung<br />

entsprechende Betriebskosten<br />

bedeutet.<br />

Die oft im Bereich der Lebensmittelindustrie<br />

neben dem <strong>Abwasser</strong><br />

anfallenden organischen Reststoffe<br />

können darüber hin<strong>aus</strong> z. B.<br />

einem Vergärungsreaktor zugeführt<br />

werden, mit dem durch gemeinsame<br />

energetische Verwertung mit<br />

dem Biogas der anaeroben <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Synergien in der<br />

Gasverwertung bzw. -verstromung<br />

erreicht werden können und darüber<br />

hin<strong>aus</strong> das Unternehmen hinsichtlich<br />

Steuerung der Restmengen<br />

in diverse Entsorgungswege<br />

entlastet wird. Gerade vor dem Hintergrund<br />

der ständig neu diskutierten<br />

Verschärfungen, auch im Futtermittelbereich,<br />

stellt diese Variante<br />

eine Steigerung der Entsorgungssicherheit<br />

und damit ein zukunftsfähiges<br />

Entsorgungskonzept für die<br />

organischen Reststoffe dar.<br />

Ausgangssituation<br />

Zielsetzung bei der Entwicklung des<br />

Anlagenkonzepts zur <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

für Valensina war es neben der<br />

sicheren Einhaltung der Grenzwerte<br />

zur Indirekteinleitung auch bei<br />

schwankenden Zulaufkonzentrationen<br />

und <strong>Abwasser</strong>mengen eine<br />

hohe Prozessstabilität zu erreichen.<br />

Zudem standen die Wirtschaftlichkeit<br />

sowie eine nachhaltige und ressourcenschonende<br />

Lösung im Fokus.<br />

Wie weiter oben dargestellt wurde<br />

aufgrund der starken organischen<br />

Belastung des <strong>Abwasser</strong>s am Standort<br />

Mönchengladbach die anaerobe<br />

Behandlung des <strong>Abwasser</strong>s favorisiert.<br />

Vorteile des anaeroben Verfahrens<br />

gegenüber einer <strong>aus</strong>schließlich<br />

aeroben Behandlung ergeben sich<br />

nicht nur durch die geringere Bildung<br />

von Überschussschlamm, sondern<br />

auch durch die deutlich bessere <strong>Energie</strong>bilanz.<br />

Den <strong>aus</strong>schlaggebenden<br />

Einfluss hierauf haben das Fehlen von<br />

Belüftereinrichtungen sowie die<br />

Übersicht <strong>Energie</strong>bilanz<br />

CO 2<br />

-Äquivalent<br />

Einsparung 1000000<br />

1. Stromeinsparung<br />

kWh/a (el.) ggü.<br />

konventioneller<br />

1000 t/a<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Methanproduktion zur<br />

2. <strong>Energie</strong> Biogas<br />

Substitution von Erdgas<br />

in Dampferzeugung<br />

1000 t/a<br />

Produktion<br />

Summe 2000 t/a<br />

Bild 2. Übersicht zur <strong>Energie</strong>bilanz.<br />

Erzeugung von Biogas, welches zur<br />

Substitution von Erdgas eingesetzt<br />

oder mittels Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) verstromt werden kann<br />

(siehe Bild 1). Der erzeugte Strom<br />

wird in das Netz des lokalen Anbieters<br />

eingespeist und nach den Vergütungssätzen<br />

des „Erneuerbare-<strong>Energie</strong>n-Gesetz“<br />

(EEG) abgerechnet.<br />

Anlagenkonzept und<br />

<strong>Energie</strong>bilanz<br />

Für die Sicherstellung einer ressourcenschonenden<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

kommt zukünftig ein hochentwickeltes<br />

Verfahren der REMONDIS<br />

Aqua zur anaeroben <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

zum Einsatz: der<br />

RE 2 ENERGY®-Prozess gewährleistet<br />

eine hohe Reinigungseffizienz bei<br />

optimaler energetischer Verwertung<br />

der im <strong>Abwasser</strong> enthaltenen<br />

Inhaltsstoffe.<br />

Da in der Produktion für Sterilisationszwecke<br />

Dampf benötigt wird, ist<br />

entschieden worden das anfallende<br />

Biogas in den bereits vorhandenen<br />

Kesseln direkt zu nutzen. Hierfür wird<br />

einer der Kessel für eine zusätzliche<br />

Biogasfeuerung umgerüstet.<br />

Das im Reinigungsprozess<br />

gewonnene Biogas ist eine „erneuerbare<br />

<strong>Energie</strong>“ und substituiert in<br />

der Produktion eingesetztes Erdgas.<br />

Hierbei handelt es sich um eine<br />

ökologische und ökonomische<br />

„win-win-Situation“, da auf diese<br />

Weise der Ausstoß von CO 2 signifikant<br />

reduziert wird und zudem <strong>Energie</strong>kosten<br />

für Valensina gesenkt<br />

werden.<br />

Entspricht 100 000<br />

Fichten zur<br />

Bindung des CO 2<br />

Die CO 2 -Emissionen werden um<br />

ca. 1000 t pro Jahr reduziert. Zudem<br />

werden durch den eingesetzte<br />

RE 2 ENERGY®-Prozess indirekt ca.<br />

1 Mio. kWh/a elektrische <strong>Energie</strong> zur<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung in konventionellen<br />

Kläranlagen eingespart. Dieser<br />

Verbrauch würde nochmals einer<br />

Einsparung an CO 2 -Emissionen von<br />

ca. 1000 t/a entsprechen, so dass<br />

sich in Summe die Einsparungen auf<br />

ca. 2000 t/a belaufen. Für eine temporäre<br />

CO 2 -Fixierung müssten hierfür<br />

über 100 000 Fichten angepflanzt<br />

werden. Ein Übersicht der <strong>Energie</strong>bilanz<br />

ist in Bild 2 dargestellt.<br />

Umsetzung als Contracting –<br />

Partnerschaft zum<br />

beiderseitigen Nutzen<br />

Ein anlagenbauunabhängiger Contractor<br />

sieht die <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

– wie der Produktionsbetrieb<br />

selbst – <strong>aus</strong> der Sicht eines Betreibers,<br />

d. h. er ist im Gegensatz zu<br />

einem Anlagenbauer nicht daran<br />

interessiert, möglichst eine große<br />

neue Anlage zu verkaufen.<br />

Durch ein Contracting wird das<br />

auftraggebende Industrieunternehmen<br />

weitestgehend und unmittelbar<br />

von den Aufgaben der Planung<br />

und der Errichtung bzw. Modernisierung<br />

von erforderlicher Anlagentechnik<br />

entlastet.<br />

Der Contractor trägt sowohl bei<br />

der Konzeption und Bau<strong>aus</strong>führung<br />

als auch beim späteren Betrieb der<br />

Anlagen das verfahrenstechnische<br />

Risiko und gewährleistet zu Gunsten<br />

des Industriepartners klar definierte<br />

<strong>Energie</strong>produktion = 3,5-faches<br />

des <strong>Energie</strong>bedarfs zum Betrieb<br />

der <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 451


FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Bild 3. Beispiel <strong>Abwasser</strong>behandlung mit<br />

Biogas gewinnung bei WILD Valencia.<br />

Kosten, Qualitäten und Verfügbarkeiten<br />

über die Vertragslaufzeit, die<br />

zumeist 10–15 Jahre beträgt.<br />

Kauft der Kunde die Anlagentechnik<br />

beim Anlagenbauer und<br />

betreibt selbst, besteht eine<br />

Gewährleistung dagegen zeitlich<br />

nur sehr begrenzt. Im Schadensfall<br />

können sich somit nicht kalkulierbare<br />

Zusatzkosten ergeben.<br />

Die notwendige Bereitstellung<br />

von Investitionsmitteln ist in der<br />

Industrie häufig ein Hemmnis für die<br />

Umsetzung von Infrastrukturmaßnahmen,<br />

da die für die Produktion<br />

üblichen Pay-Back Anforderungen<br />

zumeist nicht erreicht werden können.<br />

Im Rahmen eines Contractings<br />

kann auch die Finanzierung der<br />

Anlage vom Contractor übernommen<br />

werden. Dies bedeutet eine Entlastung<br />

des Kunden von der Bereitstellung<br />

der sonst notwendigen<br />

Investitionsmittel und damit eine<br />

Schonung der Kapital ressourcen für<br />

Investitionen in die Produktion.<br />

Durch die Festpreise erhält der<br />

Kunde eine Versorgung zu klar planbaren<br />

Konditionen auf technisch<br />

hohem Niveau und erreicht somit<br />

eine umfassende Verlagerung des<br />

wirtschaftlichen und technischen<br />

Risikos auf den Contractor.<br />

Der Contractor kann seinerseits<br />

durch den Betrieb weiterer Anlagen<br />

im Bereich seiner Kernkompetenz<br />

Synergien seiner Organisationsstruktur<br />

nutzen, die dem Auftraggeber<br />

zum einen auf der Kostenseite<br />

zugute kommen und zum<br />

anderen den eigenen Betriebserfolg<br />

ermöglichen. Durch die Projektrealisierung<br />

im Rahmen eines Contracting-Projektes<br />

ist für das Industrieunternehmen<br />

auch sichergestellt,<br />

dass die erforderlichen Kompetenzen<br />

und Ressourcen durch den<br />

Dienstleistungspartner fortlaufend<br />

bereitgestellt werden.<br />

Wichtige Punkte bei der<br />

Auswahl eines Contractors<br />

Die Ausnutzung möglicher Innovationspotenziale<br />

ist für einen Contractor<br />

zwingend, um im Wettbewerb<br />

auch zum Eigenbetrieb<br />

bestehen zu können. Ein erfahrener<br />

Contractor erfasst gemeinsam mit<br />

dem Kunden die für die Auslegung<br />

der Anlage notwendigen Daten,<br />

erarbeitet dar<strong>aus</strong> ein fundiertes<br />

technisches Konzept und prüft im<br />

Sinne der wirtschaftlich und technisch<br />

besten Lösung auch moderne<br />

Technologien. Das Risiko der Verfahrens<strong>aus</strong>wahl<br />

sollte dabei aber<br />

immer der Contractor tragen.<br />

Die umfassenden Vorteile des<br />

Contractings sind nur mit einem<br />

kompetenten Contractor erreichbar.<br />

Die Vor<strong>aus</strong>setzungen, die ein<br />

entsprechender Partner erfüllen<br />

muss, sind in erster Linie:<br />

ein Kompetenznachweis durch<br />

<strong>aus</strong>sagekräftige Referenzen<br />

die Erstellung eines fundierten<br />

technischen Konzeptes<br />

die Definition sinnvoller<br />

Schnittstellen<br />

Finanzkraft und Know-how in<br />

der Strukturierung der<br />

Finanzierung und der vertraglichen<br />

Ausgestaltung des<br />

Contracting-Modells sowie<br />

die Bereitschaft zur Übernahme<br />

von Betriebsrisiken<br />

der Contractor sollte gemäß DIN<br />

ISO 9000 und 14000 für den<br />

Betrieb von <strong>Abwasser</strong>anlagen<br />

zertifiziert sein.<br />

Fazit<br />

Das Contractingmodell in diesem<br />

Bereich ist eine Chance für die Produktionsunternehmen,<br />

eine energieeffiziente<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

und nachhaltige Entsorgungssicherheit<br />

ohne verfahrenstechnisches<br />

Risiko und aufwändiges<br />

Anlagenhandling zu langfristig<br />

planbaren, optimalen Kosten zu<br />

sichern. Bei der Auswahl des Contractors<br />

ist auf dessen nachweisliche<br />

Kompetenz (Referenzen), seine<br />

Marktstärke und Finanzkraft zu achten,<br />

um die Erfüllung der langlaufenden<br />

Verträge zu gewährleisten.<br />

Der für Valensina umgesetzte<br />

RE 2 ENERGY®-Prozess liefert dauerhaft<br />

eine <strong>Energie</strong>menge die<br />

ca. 3,5-fach höher liegt, als für den<br />

Eigenbetrieb benötigt und sichert<br />

durch die Rückgewinnung von<br />

<strong>Energie</strong> <strong>aus</strong> dem <strong>Abwasser</strong> die<br />

Nachhaltigkeit der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

auf höchstem Niveau. Damit<br />

entspricht das Konzept voll den<br />

Anforderungen der Valensina-<br />

Gruppe an Qualität und Ressourceneffizienz<br />

in der Produktion.<br />

Das neuerliche Projekt <strong>aus</strong> dem<br />

Fruchtsaftbereich unterstreicht die<br />

Kompetenz und die umfangreichen<br />

Erfahrungen der REMONDIS Aqua in<br />

der Lebensmittelindustrie. So hat<br />

REMONDIS Aqua bereits 2006 mit<br />

dem Bau und Betrieb einer Anlage<br />

für die WILD-Gruppe, die in der<br />

Orangenregion Valencia Fruchtsäfte<br />

und Konzentrate herstellt, erfolgreich<br />

die <strong>Energie</strong>gewinnung im<br />

Rahmen der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

umgesetzt (Bild 3). Umfangreiche<br />

Erfahrungen mit der <strong>Energie</strong>rückgewinnung<br />

<strong>aus</strong> Abwässern der<br />

Lebensmittelindustrie bestehen<br />

auch z. B. durch die umgesetzten<br />

Projekte mit der Humana Gruppe<br />

(Milchindustrie) und Lorenz Snack-<br />

World (Kartoffelverarbeitung).<br />

Kontakt:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Gerhard Simon,<br />

REMONDIS Aqua GmbH & Co. KG,<br />

Brunnenstraße 138,<br />

D-44536 Lünen,<br />

Tel. (02306) 106-666,<br />

Fax (02306) 106 399-666,<br />

E-Mail: gerhard.simon@remondis.de<br />

Mai 2011<br />

452 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

Langjährige Betriebserfahrungen mit den Biothane-<br />

Verfahren in der Papierindustrie<br />

Christian Kiechle<br />

Bei der Papierproduktion werden große Mengen <strong>Wasser</strong> eingesetzt, die je nach Papiertyp und Herstellungsprozess<br />

zu sehr unterschiedlichen <strong>Abwasser</strong>mengen und -zusammensetzungen führen. Um Belastungen für<br />

die Umwelt zu reduzieren, werden <strong>Wasser</strong>kreisläufe geschlossen und das noch anfallende <strong>Abwasser</strong> wird<br />

meist in werkseigenen Kläranlagen gereinigt. Seit ca. 30 Jahren hat sich die anaerobe <strong>Abwasser</strong>reinigung als<br />

biologische Vorbehandlung in der Papierindustrie immer weiter verbreitet, da sie gegenüber einer rein aeroben<br />

Behandlung die deutlich wirtschaftlichere Lösung für organisch hoch belastetes <strong>Abwasser</strong> darstellt. Insbesondere<br />

wird die Anaerobtechnik heute auch erfolgreich für die Behandlung von Kreislauf wasser in geschlossenen<br />

<strong>Wasser</strong>kreisläufen eingesetzt. Die anaeroben Pellet schlamm systeme BIOTHANE ® UASB und BIOBED ® EGSB<br />

erreichen je nach Papier pro duktions prozess einen CSB-Abbau von 60 % bis 85 %. Das beim CSB-Abbau<br />

erzeugte Biogas kann in der Papierfabrik zur Gewinnung thermischer <strong>Energie</strong> oder in einem separaten BHKW<br />

zur kombinierten Erzeugung von elektrischer und thermischer <strong>Energie</strong> genutzt werden. Die in diesem Artikel<br />

beschriebenen Betriebserfahrungen mit den genannten Pelletschlammsystemen in Deutschland zeigen, wie<br />

diese Verfahren erfolgreich zum Schutz unserer natürlichen Ressourcen und zur Verringerung der CO 2 -Emissionen<br />

beitragen.<br />

Einleitung<br />

Insbesondere auf dem deutschen<br />

Markt nimmt die anaerobe Vorbehandlung<br />

von Abwässern <strong>aus</strong> der<br />

Papierindustrie eine her<strong>aus</strong>ragende<br />

Stellung ein. Von allen deutschen<br />

Referenzanlagen der betrachteten<br />

Pelletschlammsysteme befinden sich<br />

mehr als 40 % in Papierfabriken (siehe<br />

Bild 1). Die anaerobe Behandlung<br />

von Papierabwasser ist heute ein<br />

bewährtes Verfahren und beispielsweise<br />

in der Altpapier verarbeitenden<br />

Industrie Stand der Technik. Die entscheidenden<br />

Vorteile gegenüber<br />

aeroben Alternativen sind der niedrigere<br />

<strong>Energie</strong> verbrauch, die sehr<br />

kompakte Bauweise, der geringe<br />

Nährstoffbedarf, eine gute Schlammbeschaffenheit<br />

bei aerober Nachreinigung<br />

und die starke Reduzierung<br />

des Überschussschlammanfalls durch<br />

Umwandlung des CSB in energiereiches<br />

Biogas. Das erzeugte Biogas<br />

dient als erneuerbare <strong>Energie</strong>quelle,<br />

durch deren Nutzung fossile <strong>Energie</strong>träger<br />

ersetzt werden können. Im Folgenden<br />

werden Betriebserfahrungen<br />

von drei Papierfabriken geschildert,<br />

die erfolgreich das BIOTHANE® UASB<br />

oder das BIOBED® EGSB-Verfahren zur<br />

Vorbehandlung ihrer Abwässer einsetzen.<br />

Lebensmittel<br />

26%<br />

Brauereien<br />

9%<br />

Hefeproduktion<br />

7%<br />

Andere<br />

5%<br />

Ethanol<br />

5%<br />

Biologische Behandlung von<br />

<strong>Abwasser</strong> <strong>aus</strong> der Papierproduktion<br />

Je nach Papierart und -produktion<br />

sowie den eingesetzten Rohstoffen<br />

fallen bei der Papierherstellung verschiedene<br />

<strong>Abwasser</strong>ströme an, die<br />

sich auch in Bezug auf Menge und<br />

Chemie / Pharmazie<br />

5%<br />

Papierindustrie<br />

43%<br />

Verschmutzungsgrad sehr stark<br />

unterscheiden. In Tabelle 1 sind<br />

typische Daten für den Gesamtabwasserstrom<br />

zusammengefasst.<br />

Wie anhand der CSB-Werte ersichtlich,<br />

eignet sich für eine anaerobe<br />

Vorbehandlung vor allem <strong>Abwasser</strong><br />

<strong>aus</strong> Papierfabriken, die Altpapier als<br />

Tabelle 1. Produktionsspezifische Abwass ermengen und -zusammensetzung<br />

[Bischofsberger et al., 2005].<br />

Programm<br />

spez. <strong>Abwasser</strong>anfall<br />

m³/t<br />

CSB<br />

mg O 2 /L<br />

BSB 5<br />

mg O 2 /L<br />

Holzfreie Papiere 5– 70 50–1100 20– 550<br />

Hoch<strong>aus</strong>gemahlene<br />

30–200 20– 110 10– 40<br />

& Spezialpapiere<br />

Holzhaltige Papiere 5– 25 320–1300 125– 500<br />

Gestrichene Papiere 7– 30 360– 540 170– 260<br />

Papier <strong>aus</strong> Altpapier 0– 20 540–5500 250–3000<br />

Bild 1.<br />

Aufteilung<br />

Biothane<br />

UASB und<br />

BIOBED ®<br />

EGSB-Anlagen<br />

in Deutschland<br />

nach Marktsegmenten.<br />

<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 453


FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Bild 2. BIOBED® Reaktor.<br />

Tabelle 2. Betriebsdaten BIOTHANE® UASB Witzenh<strong>aus</strong>en.<br />

Jahr <strong>Abwasser</strong>anfall<br />

Papierfabrik<br />

CSB<br />

Zulauf UASB<br />

CSB<br />

Ablauf UASB<br />

Rohstoff einsetzen, da die Anaerobtechnik<br />

ab einem CSB > 1500 mg<br />

O 2 /L wirtschaftlich ist. Außerdem<br />

ist der CSB in Altpapierabwasser<br />

gut biologisch abbaubar, wie das<br />

BSB 5 /CSB Verhältnis > 0,5 zeigt.<br />

Ein geringerer spezifischer<br />

Ab wasseranfall bedeutet größere<br />

Belastungen des <strong>Abwasser</strong>s mit<br />

organischen und anorganischen<br />

Verunreinigungen. Durch immer<br />

weitere Einengung der <strong>Wasser</strong>kreisläufe<br />

und vermehrten Einsatz von<br />

Altpapier als Rohstoff hat sich in<br />

den vergangenen Jahren die<br />

Zusammensetzung der Papierabwässer<br />

verändert. In komplett<br />

geschlossenen Kreisläufen sind die<br />

Verunreinigungen auf einem akzeptablen<br />

Niveau zu halten. Für die<br />

Reduzierung der organischen Verschmutzung<br />

hat sich hierbei die<br />

Anaerobtechnik in Kombination mit<br />

aerober Nachbehandlung in vielen<br />

Fällen bewährt.<br />

Neben der Behandlung des<br />

gesamten <strong>Abwasser</strong>stroms wird das<br />

BIOBED®-Verfahren auch für die<br />

gezielte Behandlung von Teilströmen<br />

eingesetzt, wie beispielsweise<br />

für Kondensate <strong>aus</strong> der Eindampfung<br />

von Schwachlaugen [Bischofsberger<br />

et al., 2005]. Kondensate weisen<br />

eine sehr hohe Konzentration<br />

leicht abbaubarer organischer<br />

Inhaltsstoffe auf und eignen sich<br />

deshalb sehr gut für eine anaerobe<br />

Vorbehandlung.<br />

Ob ein <strong>Abwasser</strong>strom <strong>aus</strong> der<br />

Papierproduktion für eine anaerobe<br />

Vorbehandlung in Frage kommt,<br />

muss im Einzelfall geklärt werden.<br />

Bei der Entscheidung spielen neben<br />

der organischen Belastung und<br />

deren anaerober biologischer<br />

Abbaubarkeit auch andere Parameter<br />

eine Rolle, zum Beispiel der<br />

Einsatz diverser Hilfsstoffe in der<br />

Papierproduktion.<br />

Die folgenden Betriebserfahrungen<br />

zeigen, wie Pelletschlammsysteme<br />

erfolgreich für die <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

in der Papierindustrie<br />

betrieben werden.<br />

Gegenüberstellung von<br />

UASB- und EGSB-Verfahren<br />

Beide Verfahren wurden von der<br />

Firma Biothane in den Niederlanden<br />

entwickelt. Das Upflow Anaerobic<br />

Sludge Blanket (UASB)-Verfahren war<br />

das erste Pelletschlammsystem auf<br />

dem Markt und wurde in den 70er<br />

CSB-Elimination<br />

UASB<br />

CSB<br />

Ablauf Aerobie<br />

m³/h mg O 2 /L t O 2 /d mg O 2 /L % mg O 2 /L<br />

1999 170 4100 16,7 770 81,2 208<br />

Okt. 2010 130 7290 22,7 893 87,8 179<br />

Jahren erstmalig realisiert. Die Reaktoren<br />

werden meist als rechteckige<br />

Betonbecken mit einer maximalen<br />

Höhe von 8 m gebaut. Die Beschickung<br />

erfolgt mittels eines speziellen<br />

Einlaufverteilsystems. Der Zulauf<br />

wird gleichmäßig über die Reaktorgrundfläche<br />

in das Schlammbett<br />

eingeleitet und das <strong>Abwasser</strong> durchströmt<br />

den Reaktor von unten nach<br />

oben. In Höhe des <strong>Wasser</strong>spiegels<br />

werden Dreiphasenabscheider installiert,<br />

mit deren Hilfe Schlamm und<br />

Biogas vom <strong>Wasser</strong> abgetrennt werden.<br />

Es sind CSB-Raumbelastungen<br />

zwischen 8 und 12 kg CSB/(m³ · d)<br />

möglich. Eine Weiterentwicklung<br />

dieses Prozesses stellt das Extended<br />

Granular Sludge Bed (EGSB)-Verfahren<br />

dar, welches als BIOBED®-<br />

Verfahren bekannt ist. Im Gegensatz<br />

zu UASB werden BIOBED-Reaktoren<br />

als Rundbehälter mit einer Höhe bis<br />

zu 20 m <strong>aus</strong>geführt. Die weiterentwickelten<br />

Dreiphasenabscheider erlauben<br />

eine deutlich höhere Aufströmgeschwindig<br />

keit und CSB-Raumbelastung<br />

(15–25 kg CSB/(m³ · d)). Beide<br />

Systeme zeichnen sich dadurch <strong>aus</strong>,<br />

dass außer den Dreiphasenabscheidern<br />

und dem Einlaufverteilsystem<br />

keine weiteren Einbauten im Reaktor<br />

erforderlich sind (Bild 2).<br />

BIOTHANE ® UASB bei der<br />

SCA Packaging Containerboard<br />

Deutschland GmbH<br />

Die SCA Packaging Containerboard<br />

Deutschland GmbH produziert am<br />

Standort Witzenh<strong>aus</strong>en Wellenstoff<br />

und Testliner. Als Rohstoff wird zu<br />

100 % Altpapier eingesetzt. Der<br />

Standort Witzenh<strong>aus</strong>en gehört zu<br />

den Pionieren für den Einsatz des<br />

BIOTHANE® UASB in der deutschen<br />

Papierindustrie. Erste Planungen<br />

begannen Anfang der 90er Jahre<br />

und die Anlage ging 1995 in Betrieb.<br />

Die anaerobe Vorbehandlung<br />

besteht <strong>aus</strong> drei parallel betriebenen<br />

BIOTHANE® UASB-Reaktoren.<br />

Diesen folgt eine aerobe biologische<br />

Behandlung.<br />

Bei der Planung wurde bereits<br />

eine zukünftige Produktionssteigerung<br />

in der Papierfabrik berück-<br />

Mai 2011<br />

454 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

sichtigt. Die Anlage ist auf eine CSB-<br />

Fracht von 28,8 t O 2 /d und einen<br />

CSB-Abbau von 75 % <strong>aus</strong>gelegt.<br />

Tabelle 2 zeigt, wie sich die <strong>Abwasser</strong>parameter<br />

und die Leistung der<br />

Anlage über die Jahre entwickelt<br />

haben (Jahresmittelwerte). Die<br />

<strong>Abwasser</strong>menge ist seit Ende der<br />

90er Jahre um fast 25 % zurückgegangen.<br />

Zugleich stieg jedoch der<br />

CSB um ca. 75 % an, so dass heute<br />

nahezu die Auslegungsfracht<br />

behandelt wird. Die sehr gute<br />

Abbauleistung von fast 88 % in 2010<br />

zeigt, dass der Prozess die Zielparameter<br />

der Planung sehr sicher<br />

erreicht.<br />

Vor dem Hintergrund der aktuell<br />

hervorragenden Abbauleistung und<br />

der vor<strong>aus</strong>schauenden Berücksichtigung<br />

zukünftiger Produktionssteigerungen<br />

bei der Planung, sieht<br />

sich der Betreiber mit seiner <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage<br />

auch für die<br />

Zukunft sehr gut gerüstet.<br />

Wie bei vielen Papierfabriken,<br />

die Altpapier verarbeiten, stellt<br />

auch in Witzenh<strong>aus</strong>en Kalk im<br />

<strong>Abwasser</strong> eine besondere Her<strong>aus</strong>forderung<br />

dar. Der Kalkgehalt führt<br />

zu Ausfällungen in der anaeroben<br />

Stufe und die Schlammmenge in<br />

den UASB-Reaktoren nimmt zu. Im<br />

Betrieb hat es sich gezeigt, dass mit<br />

einer konstanten Schlammbetthöhe<br />

zwischen 2 und 2,5 Metern die<br />

Abbauleistung trotz eines Aschegehalts<br />

im Schlamm von 70 % bis<br />

80 % problemlos aufrecht gehalten<br />

werden kann. Die Schlammbelastung<br />

bezogen auf den organischen<br />

Anteil beträgt bei den angegebenen<br />

Werten im Mittel ca. 0,5 kg CSB/<br />

kg oTS und verdeutlicht eine gute<br />

Leistungsfähigkeit der Biomasse<br />

(Literaturwerte für UASB zwischen<br />

0,2 und 0,6 [Bischofsberger et al.,<br />

2005]). Zu einem Leistungsrückgang<br />

kommt es, wenn eine kritische<br />

Schlammbetthöhe überschritten<br />

wird. Es wird keine <strong>aus</strong>reichende<br />

Durchmischung des relativ schweren<br />

Schlammes mehr erreicht. Um<br />

die Schlammbetthöhe im optimalen<br />

Bereich zu halten, wird regelmäßig<br />

Schlamm abgezogen. In Witzenh<strong>aus</strong>en<br />

ist technisch ein quasi kontinuierlicher<br />

Überschuss schlammabzug<br />

möglich.<br />

Kalkablagerungen, die sich im<br />

Einlaufverteilsystem bilden können,<br />

werden durch regelmäßiges Spülen<br />

vermieden. Insgesamt führen das<br />

Spülen des Einlaufsystems und der<br />

regelmäßige Schlamm abzug dazu,<br />

dass die gesamte Anlage mit der<br />

sehr guten Abbauleistung störungsfrei<br />

läuft.<br />

BIOTHANE® UASB bei der<br />

Papierfabrik Trostberg<br />

Die Hamburger Rieger GmbH & Co.<br />

KG betreibt am Standort Trostberg<br />

eine Papierfabrik zur Produktion<br />

Tabelle 3. Betriebsdaten BIOTHANE® UASB Trostberg.<br />

Jahr <strong>Abwasser</strong>anfall<br />

Papierfabrik<br />

CSB<br />

Zulauf UASB<br />

CSB<br />

Ablauf UASB<br />

von Papier und Karton (weiße Testliner,<br />

Graukarton, Duplex- und Triplexkarton).<br />

Als Rohstoff wird Altpapier<br />

eingesetzt. Im Jahre 1998<br />

wurde auf der werkseigenen<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage eine<br />

anaerobe Vorbehandlung mit dem<br />

BIOTHANE® UASB-Verfahren in<br />

Betrieb genommen. Die Anlage<br />

besteht <strong>aus</strong> zwei parallel betriebenen<br />

UASB-Reaktoren (Bild 3).<br />

Die Betriebsdaten (Jahresmittelwerte)<br />

in Tabelle 3 zeigen, dass im<br />

Vergleich zu den ersten Betriebsjahren<br />

ein kontinuierlicher Anstieg<br />

des CSB erfolgte. Da die <strong>Abwasser</strong>menge<br />

ebenfalls zunahm, verarbeitet<br />

die Anlage heute ca. 35 % mehr<br />

CSB-Elimination<br />

UASB<br />

m³/d mg O 2 /L t O 2 /d mg O 2 /L %<br />

1998 2574 2292 5,91 527 77<br />

1999 2550 2263 5,78 475 79<br />

2008 2648 2982 7,90 716 76<br />

2009 2668 2948 7,85 825 72<br />

2010 2713 2954 7,99 798 73<br />

Bild 3. UASB<br />

Reaktoren bei<br />

der SCA<br />

Packaging<br />

Containerboard<br />

Deutschland<br />

GmbH in<br />

Witzenh<strong>aus</strong>en.<br />

<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 455


FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Bild 4. BIOBED ® Reaktor Schoellershammer.<br />

organische Fracht. Die Abbauleistung<br />

in dieser Anlage beträgt im<br />

Mittel mehr als die in der Auslegung<br />

vorgesehenen 75 %. Auch bei dieser<br />

Anlage wurde bei der Planung eine<br />

Frachtsteigerung berücksichtigt. Die<br />

Auslegung erfolgte auf eine CSB-<br />

Fracht von 9,25 t O 2 /d, die heute<br />

nahezu erreicht wird.<br />

Die prozentuale Abbauleistung<br />

ist im Vergleich zu der Anlage in<br />

Witzenh<strong>aus</strong>en geringer. Das ist auf<br />

das niedrigere CSB-Niveau im<br />

Rohabwasser zurückzuführen. Im<br />

Ablauf wird über die betrachteten<br />

fünf Jahre im Mittel ein CSB von<br />

668 mg O 2 /L erreicht und liegt<br />

damit unter den Ablaufwerten der<br />

Witzenh<strong>aus</strong>ener Reaktoren.<br />

Da kein behandeltes <strong>Wasser</strong> in<br />

den Prozess rückgeführt wird, weist<br />

Tabelle 4. Kennzahlen Abw asserreinigungsanlage<br />

Schoellershammer.<br />

<strong>Abwasser</strong>menge<br />

<strong>Abwasser</strong>menge<br />

CSB<br />

Zulauf<br />

m³/d m³/h t O 2 /d<br />

Bestehende Anlage 60 10<br />

Neue Anlage 120 14<br />

Gesamt Erweiterung 3000 180 24<br />

das <strong>Wasser</strong> keine hohen Kalziumkonzentrationen<br />

auf und Kalk<strong>aus</strong>fällungen<br />

treten nicht auf. Entsprechend<br />

ist auch die Zusammensetzung<br />

des Pelletschlamms durch<br />

einen geringen Aschegehalt zwischen<br />

15 % und 25 % gekennzeichnet.<br />

Dieser qualitativ hochwertige<br />

Pelletschlamm kann am Markt verkauft<br />

werden, sobald Überschussschlamm<br />

<strong>aus</strong> den Reaktoren abgezogen<br />

werden kann.<br />

Der Schlammspiegel in den<br />

Reaktoren schwankt abhängig vom<br />

Zuwachs und der Schlammentnahme.<br />

In letzter Zeit wird die<br />

Anlage mit einer Schlammbetthöhe<br />

von ca. 3 Metern betrieben.<br />

Insgesamt bezeichnet der Betreiber<br />

den Betrieb der Anlage als sehr<br />

betriebsfreundlich. Insbesondere<br />

lassen sich die Reaktoren nach produktionsbedingten<br />

Stillständen sehr<br />

gut wieder anfahren.<br />

Papierfabrik<br />

Schoellershammer<br />

Die Papierfabrik Schoellershammer<br />

in Düren ist ein mittelständisches<br />

Unternehmen, das unterschiedliche<br />

Papiersorten fertigt. Größtenteils<br />

werden Wellpapperohpapiere produziert,<br />

die <strong>aus</strong> Altpapier hergestellt<br />

werden. Schon Anfang der 90er<br />

Jahre wurde ein BIOTHANE® UASB-<br />

Reaktor als anaerobe Vorbehandlung<br />

in Betrieb genommen. In der<br />

werkseigenen Kläranlage, die auch<br />

eine aerobe Belebungsstufe beinhaltet,<br />

wird das <strong>Abwasser</strong> <strong>aus</strong> der<br />

Wellpappenrohpapierproduktion<br />

auf Indirekteinleiterqualität gereinigt<br />

und überwiegend zur kommunalen<br />

Kläranlage abgeleitet. Der<br />

verbleibende Teil des gereinigten<br />

<strong>Abwasser</strong>s wird als Kreislaufwasser<br />

in den Produktionsprozess der<br />

Papierfabrik zurückgeführt.<br />

Bis 2009 wurde nur ein Teilstrom<br />

des <strong>Abwasser</strong>s in der Anaerobstufe<br />

<strong>aus</strong> den 90er Jahren vorbehandelt.<br />

Um eine wirtschaftliche Produktionssteigerung<br />

am Standort zu realisieren<br />

und für eine weitere Reduzierung<br />

der Umwelt<strong>aus</strong>wirkungen<br />

durch die Papierproduktion wurde<br />

die Anaerobstufe 2009 erweitert<br />

(Kennzahlen zur Erweiterung siehe<br />

Tabelle 4). Die Erweiterung und der<br />

Betrieb der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

wurden an den privaten Betreiber<br />

OEWA vergeben, eine Tochtergesellschaft<br />

von Veolia <strong>Wasser</strong>.<br />

Die neue Anlage besteht <strong>aus</strong><br />

einem BIOBED® EGSB-Reaktor mit<br />

Konditionierung und einer aeroben<br />

Nachbehandlung mit Belebungsbecken<br />

und Nachklärung. Bild 4 zeigt<br />

den neuen BIOBED®-Reaktor mit<br />

Konditionierung. Die bestehende<br />

und die neue Anlage werden seit<br />

der Inbetriebnahme parallel betrieben.<br />

Dabei können das Zulaufvorlagebecken<br />

und die Vorversäuerung<br />

<strong>aus</strong> den 90er Jahren für die<br />

Gesamtanlage genutzt werden.<br />

Der Ausbau ermöglicht die<br />

Behandlung des gesamten <strong>Abwasser</strong>s.<br />

Kostenreduzierungen durch<br />

geringere <strong>Abwasser</strong>gebühren und<br />

höhere Erlöse <strong>aus</strong> der gesteigerten<br />

Biogasproduktion sind Ergebnisse,<br />

die mit der Erweiterung erreicht<br />

wurden. Bild 5 veranschaulicht, wie<br />

sich die CSB-Abbauleistung der<br />

Anlage nach der Erweiterung im<br />

September 2009 entwickelt hat. Die<br />

Altanlage hatte nicht die erforderliche<br />

Kapazität, um einen guten CSB-<br />

Abbau zu gewährleisten. Mit Inbetriebnahme<br />

des BIOBED® EGSB-<br />

Reaktors konnte die Fracht auf<br />

beide Anlagen aufgeteilt werden<br />

und ein anaerober CSB-Abbau<br />

von 80 % bis 85 % erzielt werden.<br />

Insgesamt wird mit der erweiterten<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage eine<br />

CSB-Reduktion um mehr als 95 %<br />

erreicht.<br />

Durch die Erweiterung mit dem<br />

modernen Hochleistungssystem<br />

BIOBED® ergab sich ein großes Optimierungspotenzial<br />

für den Betrieb<br />

der Anlage. Seit der Übernahme der<br />

Betriebsführung nutzt OEWA konsequent<br />

die systemeigenen Optimierungsmöglichkeiten,<br />

so konnte beispielsweise<br />

der spezifische Natronlaugeverbrauch<br />

pro Kubikmeter<br />

<strong>Abwasser</strong> für die Neutralisierung<br />

um ca. 40 % reduziert werden. Auch<br />

der Nährstoffverbrauch wird weiter<br />

Mai 2011<br />

456 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

[%]<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

UASB<br />

25<br />

BIOBED<br />

20<br />

Anaerob + Aerob<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

01.01.08 19.07.08 04.02.09 23.08.09 11.03.10 27.09.10<br />

optimiert. Eine gezielt gesteuerte<br />

Bewirtschaftung der Beckenvolumina<br />

von Zulaufvorlagebecken und<br />

Vorversäuerung sowie die Beschickung<br />

der zwei Behandlungslinien<br />

stellt die kostengünstige Behandlung<br />

des gesamten anfallenden<br />

<strong>Abwasser</strong>s sicher.<br />

Die Vorteile für die Papierfabrik<br />

durch die Erweiterung der <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage<br />

sind eine Halbierung<br />

der <strong>Abwasser</strong>gebühr, eine<br />

dreifach höhere Biogasproduktion,<br />

weniger aerober Überschussschlamm<br />

zur Entsorgung und eine<br />

Reduzierung des <strong>Wasser</strong>verbrauchs<br />

durch eine größere Rückführung<br />

von behandeltem <strong>Abwasser</strong> in den<br />

Papierprozess.<br />

Besonders zu erwähnen ist, dass<br />

die <strong>Abwasser</strong>behandlung durch die<br />

Integration des BIOBED®-Verfahrens<br />

klimaneutral erfolgt. Veolia hat für<br />

die Anlage eine Carbon Footprint<br />

Berechnung erstellt, in der sowohl<br />

der Bau der Anlage als auch 20 Jahre<br />

Betrieb berücksichtigt sind. Den<br />

emittierten 30 000 Tonnen Kohlendioxidequivalenten,<br />

die im Wesentlichen<br />

durch den Betrieb der Anlage<br />

verursacht werden (<strong>Energie</strong>, Chemikalien,<br />

etc.), stehen vermiedene<br />

Kohlendioxidemissionen von 31 000<br />

Tonnen gegenüber, die durch die<br />

energetische Nutzung des Biogases<br />

eingespart werden (Grundlage<br />

deutscher Strommix mit 0,44 kg<br />

CO 2 -Equivalent pro kWh).<br />

Anaerobe Hochleistungsverfahren<br />

mit Pelletschlamm haben sich<br />

seit vielen Jahren für die Behandlung<br />

industrieller Abwässer mit<br />

hoher organischer Belastung etabliert.<br />

Eine große Bedeutung haben<br />

sie insbesondere in der Papierindustrie<br />

erlangt. Die vorgestellten Beispiele<br />

zeigen, dass mit dieser Technologie<br />

ein wesentlicher Beitrag<br />

zum Schutz der Umwelt geleistet<br />

werden kann, indem organische<br />

Fracht effizient <strong>aus</strong> dem <strong>Abwasser</strong><br />

entfernt und in den regenerativen<br />

<strong>Energie</strong>träger Biogas umgewandelt<br />

wird.<br />

Autor<br />

Literatur<br />

Bischofsberger, W., Dichtl, N., Rosenwinkel,<br />

K.-H., Seyfried, C. F. und Böhnke, B.: Anaerobtechnik.<br />

2., vollständig überarbeitete<br />

Auflage. Springer-Verlag Berlin<br />

Heidelberg, 2005.<br />

Hamburg Rieger GmbH & CO. KG, Papierfabrik<br />

Trostberg (2010). Persönliche Mitteilungen<br />

von Herrn Eichhorn.<br />

OEWA <strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong> GmbH (2010).<br />

Persönliche Mitteilungen von Herrn<br />

Loose.<br />

Dipl.-Ing. Christian Kiechle<br />

Vertriebsingenieur |<br />

Aquantis GmbH, Ratingen |<br />

Veolia Water Solutions & Technologies |<br />

Lise-Meitner-Straße 4a, D-40878 Ratingen |<br />

Tel. (02102) 99754-62 |<br />

E-Mail: christian.kiechle@veoliawater.com, www.vws-aquantis.com<br />

Bild 5.<br />

CSB-Abbau<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage<br />

Papierfabrik<br />

Schoellershammer.<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 457


FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Schlammtrocknung mit GKD<br />

Ausgeklügelte Prozessbandtechnologie steigert Effizienz<br />

Innenansicht der Bandtrockneranlage mit Schlamm.<br />

© Andritz 3SYS AG<br />

Thermofixieren und Strecken der GKD-Bänder. © GKD<br />

Auf speziellen Hochleistungswebmaschinen entstehen<br />

bei GKD Transport- und Prozessbänder in hohen<br />

Webbreiten. © GKD<br />

Seit 2003 ist in der Schweiz die<br />

Verbringung von kommunalem<br />

Klärschlamm auf landwirtschaftlich<br />

genutzten Flächen verboten. Grund:<br />

Schadstoffe, die sich möglicherweise<br />

im Boden anreichern und auf<br />

die angebauten Pflanzen übertragen,<br />

sind zu einem unkalkulierten<br />

Risiko geworden. Auch im<br />

Rest Europas ist dieses Verbot auf<br />

dem Vormarsch.<br />

Die vermehrten Umweltschutzauflagen<br />

und das gestiegene<br />

Umweltbewusstsein der Öffentlichkeit<br />

fordern deshalb alternative Entsorgungsmöglichkeiten<br />

von kommunalem<br />

Klärschlamm. Besonders<br />

die thermische Verwertung, das<br />

heißt die Trocknung, Verbrennung<br />

oder Mitverbrennung von kommunalem<br />

Klärschlamm wird zunehmend<br />

als nachhaltige und damit<br />

attraktive Lösung anerkannt.<br />

Schlamm ist vor allem aufgrund seines<br />

Heizwertes attraktiv: Voll<br />

getrockneter Schlamm (90 % Trockenanteil)<br />

hat einen ähnlichen<br />

Heizwert wie Braunkohle (ca. 11 000<br />

KJ/kg) und eignet sich gut für die<br />

Verwendung als Sekundärbrennstoff<br />

in Kohlekraftwerken, Müllverbrennungsanlagen<br />

oder als Zusatzbrennstoff<br />

in Zement- oder Ziegelfabriken.<br />

Die Andritz 3SYS AG mit Hauptsitz<br />

in der Schweiz hat schon früh<br />

auf die wachsenden Ansprüche bei<br />

der Schlammverwertung reagiert<br />

und mit innovativen Technologien<br />

zur Schlammtrocknung Antwort auf<br />

die Anforderungen gegeben. Denn<br />

getrocknet und behandelt stellt<br />

Schlamm ein wertvolles Produkt<br />

dar, das sich leicht und gefahrlos<br />

handhaben und lagern lässt oder<br />

problemlos entsorgt und verwertet<br />

werden kann. Die Andritz 3SYS AG<br />

ist Marktführer auf den Gebieten<br />

der Schlammbehandlungs- und<br />

Trocknungsanlagen.<br />

Vom Abfall zum Wertstoff<br />

Um Schlamm zu einem solch wertvollen<br />

Produkt zu machen, muss er<br />

einer speziellen Behandlung unterzogen<br />

werden. Die Andritz 3SYS AG<br />

bietet dazu Technologien wie Trommel-<br />

und Wirbelschichttrockner<br />

sowie Bandtrocknungsanlagen zur<br />

Schlammtrocknung an.<br />

In der Bandtrocknungsanlage<br />

wird auf einem Prozessband der<br />

nasse Schlamm in einer Schicht von<br />

4–20 cm zunächst gleichmäßig verteilt.<br />

Das Band bewegt sich unter<br />

permanenter Heißluftzufuhr langsam<br />

vorwärts. Hierbei wird die<br />

Schlammschicht von 100–150 Grad<br />

heißer Trocknungsluft langsam aufgeheizt,<br />

so dass das darin befindliche<br />

<strong>Wasser</strong> verdampft und mit der<br />

abströmenden Luft <strong>aus</strong>getragen<br />

wird.<br />

GKD-Band als Herzstück<br />

Herzstück der Andritz-Bandtrocknungsanlagen<br />

sind Prozessbänder<br />

der GKD – Gebr. Kufferath AG in<br />

Düren. Die speziellen Anforderungen,<br />

die an das Gewebe einer<br />

Bandtrocknungsanlage gestellt<br />

werden, sahen Armin Vonplon und<br />

GKD-Gewebe <strong>aus</strong> PPS für hohe<br />

chemische oder thermische Belastungen.<br />

© GKD<br />

Mai 2011<br />

458 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

Michael Vonplon der Andritz AG in<br />

den GKD-Produkten optimal erfüllt.<br />

Das Bandgewebe muss Dauertemperaturen<br />

von 200 Grad Celsius<br />

ohne merkbaren Schrumpf standhalten<br />

und einen PH-Bereich von<br />

1 bis 14 abdecken. Von entscheidender<br />

Bedeutung ist auch die Festheit<br />

mit Abrasionsbeständigkeit, da<br />

der Schlamm scharfkantige Partikel<br />

enthalten kann. Nach erfolgreichen<br />

Tests bei Andritz fiel die Wahl<br />

schnell auf das für diese Anwendung<br />

speziell entwickelte GKD-<br />

Band PPS 5099.<br />

Das Band ist <strong>aus</strong> robusten Monofilen<br />

gewebt und im Thermofixierverfahren<br />

verfestigt. Es findet<br />

sowohl als Pressband als auch als<br />

Trocknerband Verwendung. Das<br />

robuste Kunststoffgewebe hat eine<br />

Dicke von 2,20 mm und ein Gewicht<br />

von 1200 g/m 2 . Die glatte Gewebeoberfläche,<br />

die Öffnung von 510 μm<br />

und der Luftdurchlass von 700 cfm<br />

gewährleisten einen optimalen<br />

Trocknungsprozess des Schlamms.<br />

Durch die stabile Gewebekonstruktion<br />

hält das Band selbst extrem<br />

hohen Flächenbelastungen stand.<br />

Die Köperbindung ermöglicht<br />

zudem eine sehr gute Produktauflage<br />

und gleichzeitig eine sehr gute<br />

Reinigung.<br />

Das Prozessband fungiert jedoch<br />

nicht nur als Transport-, sondern<br />

gleichzeitig auch als Filtermedium.<br />

Da die Bandtrocknungsanlagen der<br />

Andritz 3SYS AG im Unterdruck<br />

GKD – Gebr. Kufferath AG<br />

Mit zwei Unternehmenssparten – WORLD WIDE WEAVE für technische Gewebe und<br />

CAPITAL EQUIPMENT für Filter- und Anlagenbau – ist die inhabergeführte technische<br />

Weberei GKD – Gebr. Kufferath AG Weltmarktführer für gewebte Lösungen <strong>aus</strong> Metall<br />

und Kunststoff. Zur Unternehmenssparte WORLD WIDE WEAVE zählen die Geschäftsbereiche<br />

SOLID WEAVE für Sieb- und Filtermedien, WEAVE IN MOTION für Prozessbandtechnologie<br />

sowie CREATIVE WEAVE für Metallgewebe im Bereich Architektur<br />

und Design. Die Sparte CAPITAL EQUIPMENT setzt mit GKD-Delkor und GKD-CompactFiltration<br />

weltweit Standards in der Anlagentechnologie für definierte Teilmärkte<br />

der Fest-Flüssig-Trennung. Mit sechs Werken, dem Stammsitz in Deutschland, den übrigen<br />

in den USA, in England, Spanien, Südafrika und China sowie Niederlassungen in<br />

Dubai, Qatar und weltweiten Vertretungen ist GKD überall auf dem Globus marktnah<br />

vertreten.<br />

betrieben werden, kann der Staub,<br />

der durch die Trocknung von oben<br />

erzeugt wird, als gefilterte Abluft<br />

unter dem Band abgeführt werden.<br />

Der Geruch dieser Abluft ist wegen<br />

der geringen Trocknungstemperaturen<br />

ebenfalls besonders gering.<br />

Einstige Spezialanfertigung<br />

als Standard etabliert<br />

Kurt Widdau, Leiter des Geschäftsbereiches<br />

WEAVEinMotion der GKD<br />

– Gebr. Kufferath AG erklärt: „Das<br />

Band wurde speziell für die<br />

anspruchsvollen Anwendungen bei<br />

der Andritz 3SYS AG entwickelt. Aufgrund<br />

der stetig wachsenden Anforderungen<br />

im Bereich der Schlammtrocknung<br />

konnten wir jedoch diese<br />

einstige Spezialanfertigung mittlerweile<br />

als notwendigen Standard<br />

etablieren.“<br />

Schlammverwertung<br />

Durch den Einsatz des Klärschlamms<br />

als Alternativbrennstoff kann Primärenergie<br />

eingespart werden, was<br />

in der allgegenwärtigen Debatte<br />

um die Verringerung des CO 2 -Ausstoßes<br />

ein wichtiges Argument<br />

darstellt. Zudem hat Andritz 3SYS<br />

ein Verfahren entwickelt, in dem der<br />

getrocknete Schlamm wiederum als<br />

Brennstoff für die Erzeugung der im<br />

Trocknungsprozess notwendigen<br />

Wärme dient.<br />

Kontakt:<br />

GKD – Gebr. Kufferath AG,<br />

Metallweberstraße 46,<br />

D-52353 Düren,<br />

Tel. (02421) 803-0,<br />

Fax (02421) 803 -182,<br />

E-Mail: weaveinmotion@gkd.de,<br />

www.weaveinmotion.de<br />

Solare<br />

Klärschlammtrocknung<br />

mit dem WendeWolf ®<br />

Verdunstetes <strong>Wasser</strong> muss<br />

nicht entsorgt werden<br />

Reduzierung der<br />

Entsorgungskosten bis über<br />

70%<br />

Weltweit seit 15 Jahren<br />

erfolgreich im Einsatz<br />

Ritterweg 1, D-79400 Kandern<br />

Tel. +49 (0)7626 9154-0<br />

Fax +49 (0)7626 9154-30<br />

info@wendewolf.com<br />

www.wendewolf.com<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 459


FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Abwässer zu Nährstoffquellen<br />

Die technologische Verknüpfung von <strong>Abwasser</strong> und <strong>Energie</strong>holz soll<br />

Bioenergieregionen in China schaffen<br />

China sieht sich mit massiven <strong>Abwasser</strong>problemen konfrontiert. Gleichzeitig hat sich das Land zur Aufgabe<br />

gemacht, verstärkt in den Markt der Erneuerbaren <strong>Energie</strong>n zu investieren. Das ttz Bremerhaven entwickelt mit<br />

der Alensys AG und der Hydro-Air GmbH im Rahmen des Projektes BIOWARE ein System, das kommunale<br />

<strong>Abwasser</strong> mit Grundwasser mischt. Auf diese Weise wird eine innovative Bewässerungstechnik für <strong>Energie</strong>holzplantagen<br />

eingeführt.<br />

Die Entwicklung eines kostengünstigen,<br />

wassersparenden<br />

und nachhaltigen Bewässerungssystems<br />

für Pflanzenkläranlagen ist<br />

eines der Zielsetzungen des vom<br />

Bundeswirtschaftsministerium<br />

geförderten Projektes BIOWARE.<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlungssysteme sind<br />

gerade in ländlichen Gebieten<br />

Chinas unzureichend oder nicht<br />

existent. Eine durch biologisches<br />

<strong>Abwasser</strong>recycling erzeugte Nährstofflösung,<br />

bestehend <strong>aus</strong> Ab- und<br />

Grundwasser, soll hierfür eine<br />

Lösung schaffen und gleichzeitig<br />

die effiziente Bewässerung von<br />

<strong>Energie</strong>holzplantagen ermöglichen.<br />

Mit dem neuen Bewässerungsverfahren<br />

werden nicht nur <strong>Wasser</strong> und<br />

Geld gespart, sondern auch der Einsatz<br />

von konventionellen Düngemitteln<br />

durch das kontrollierte Aufbringen<br />

von Nährstoffen <strong>aus</strong> dem<br />

<strong>Abwasser</strong> verringert.<br />

Hiermit wird auch der Technologietransfer<br />

zwischen deutschen<br />

und chinesischen Unternehmen<br />

vertieft werden. Weitere Deutsch-<br />

Chinesische Kooperationsprojekte<br />

im Bereich der Erneuerbare <strong>Energie</strong>n<br />

könnten später folgen, bei-<br />

Kläranlage in Chengdu, <strong>aus</strong> der das <strong>Abwasser</strong> zur Düngung entnommen wird.<br />

Ackerland der lokalen Landwirte und potenzielle Testfläche zum<br />

Anbauen des Eukalyptus.<br />

spielsweise im Zusammenhang mit<br />

der Verarbeitung der <strong>Energie</strong>hölzer.<br />

Mit Hilfe des Bewässerungssystems<br />

soll die <strong>Wasser</strong>qualität kontrolliert<br />

und dessen Zufuhr reguliert<br />

werden. Dies geschieht online,<br />

sodass die Anlage ohne Zeitverzug<br />

ortsunabhängig via Internet gesteuert<br />

werden kann. Der von BIOWARE<br />

zur technischen Umsetzung entwickelte<br />

Prototyp besteht <strong>aus</strong> drei<br />

Modulen: einem Bewässerungs-,<br />

einem Kontroll- und einem Monitoring-Modul.<br />

Im Monitoring-Modul<br />

erfassen Sensoren Bodenparameter<br />

wie z. B. die Bodenfeuchte. Die Sensoren<br />

übertragen die ermittelten<br />

Werte an das Kontroll-Modul, das<br />

den Nährstoffbedarf der <strong>Energie</strong>plantage<br />

bestimmt und das exakte<br />

Mischverhältnis an das Bewässerungsmodul<br />

weitergibt. Im Bewässerungsmodul<br />

wird <strong>aus</strong> dem<br />

kommunalen <strong>Abwasser</strong> und dem<br />

Grundwasser eine Nährstofflösung<br />

hergestellt, die mit Hilfe von Tröpf-<br />

Mai 2011<br />

460 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

INFO<br />

Das ttz Bremerhaven ist ein Forschungsdienstleister und<br />

betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung.<br />

Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales<br />

Experten-Team in den Bereichen Lebensmittel, Umwelt und<br />

Gesundheit.<br />

chenbewässerung auf der <strong>Energie</strong>plantage<br />

verregnet wird. Vor<br />

allem in trockenen Gebieten<br />

führt diese Bewässerungstechnik<br />

zu höheren Biomasseerträgen.<br />

Gleichzeitig wird weniger<br />

Grundwasser verbraucht und es<br />

kommt zu erheblichen Kosteneinsparungen<br />

in der <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

in kleinen kommunalen<br />

Kläranlagen.<br />

Noch ist der chinesische Bioenergiemarkt<br />

für Strom-, Wärmeund<br />

Kraftstoffe unterentwickelt.<br />

Durch das neue Monitoring- und<br />

Kontroll-System leisten das ttz<br />

Bremerhaven und seine Partner<br />

einen wertvollen Beitrag zur Förderung<br />

regenerativer <strong>Energie</strong>n.<br />

Das Ziel Chinas, bis zum Jahr<br />

2020 mindestens 16 % der<br />

Gesamtkapazität an <strong>Energie</strong><br />

durch Erneuerbare <strong>Energie</strong>n zu<br />

gewinnen, soll durch BIOWARE<br />

unterstützt werden.<br />

Das vom Forschungsdienstleister<br />

ttz Bremerhaven koordinierte<br />

Projekt BIOWARE startete<br />

im Oktober 2009 mit einem<br />

Gesamtbudget von rund<br />

592 000 Euro. Im Frühjahr 2011<br />

soll der Prototyp des <strong>Abwasser</strong>recycling-Systems<br />

in Yangjiteng,<br />

einer Kleinstadt mit rund 20 000<br />

Einwohnern in der Nähe von<br />

Chengdu, installiert werden.<br />

Nach einer erfolgreichen Testphase<br />

kann das System durch<br />

die Vermarktung als Bioenergie-<br />

<strong>Abwasser</strong>-Gesamtkonzept in<br />

weiteren Gebieten in China etabliert<br />

werden und somit Bioenergieregionen<br />

(ähnlich wie<br />

die deutschen Bioenergieregionen<br />

unter www.bioenergieregionen.de)<br />

schaffen.<br />

Kontakt:<br />

Christian Colmer,<br />

Leiter Kommunikation und Medien,<br />

ttz Bremerhaven,<br />

Fischkai 1,<br />

D-27572 Bremerhaven,<br />

Tel. (0471) 48 32 -124,<br />

Fax (0471) 48 32 - 129,<br />

E-Mail: ccolmer@ttz-bremerhaven.de,<br />

www.ttz-bremerhaven.de<br />

Der <strong>Abwasser</strong>kanal<br />

als <strong>Energie</strong>quelle<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

mit HUBER ThermWin ®<br />

Die effiziente Rückgewinnung und Nutzung von<br />

<strong>Abwasser</strong>wärme stellt einen Beitrag zum aktiven<br />

Umweltschutz dar. HUBER ThermWin ® eröffnet<br />

Ihnen dieses Wärmepotential mit einem innovativen<br />

Verfahren unter wirtschaftlichen und ökologischen<br />

Gesichtspunkten.<br />

info@huber.de<br />

www.huber.de<br />

WASTE WATER Solutions<br />

Die BIOWARE-Module Bewässerung, Kontrolle und Monitoring in<br />

der Übersicht.<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 461


FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Düsseldorfer Studenten wohnen<br />

ökologisch vorbildlich<br />

Zisternenabdeckung.<br />

Versetzen der Zisternen.<br />

Studentenwohnheim Düsseldorf.<br />

Durch zunehmende Sensibilisierung<br />

der weltweiten <strong>Wasser</strong>knappheit<br />

und der Hervorhebung<br />

von <strong>Wasser</strong> als ein strategisches Gut<br />

der Zukunft, gibt es eine wachsende<br />

Nachfrage nach ökologisch und<br />

ökonomisch sinnvollen Systemen<br />

zur Reduzierung des <strong>Wasser</strong>verbrauches.<br />

Durch das Anbieten von<br />

technisch innovativen Systemen,<br />

bietet iWater komplette Lösungen<br />

Anlieferung des Speichers.<br />

zur Aufbereitung und Wiederverwertung<br />

von <strong>Wasser</strong> im häuslichen<br />

und im gewerblichen Bereich.<br />

Im Zuge der Sanierung und<br />

Modernisierung der Wohnanlage<br />

des Studentenwerkes in Düsseldorf<br />

wurde besonders darauf geachtet,<br />

dass ein verantwortungsvoller<br />

Umgang mit der Ressource <strong>Wasser</strong><br />

gewährleistet ist. Hier wurde die<br />

Firma iWater <strong>Wasser</strong>technik GmbH<br />

& Co. KG gemeinsam mit dem Bauherren<br />

gefordert.<br />

Durch den Einsatz einer hochmodernen<br />

Grauwasseranlage der<br />

Firma iWater <strong>Wasser</strong>technik GmbH<br />

& Co. KG <strong>aus</strong> Troisdorf ist es möglich<br />

täglich bis zu 14 000 Liter Grauwasser<br />

<strong>aus</strong> den Duschen und Handwaschbecken<br />

der Studentenzimmer,<br />

zu gebrauchsfertigem Betriebswasser<br />

aufzubereiten. Auf diesem<br />

Wege lassen sich in den 270 Wohneinheiten<br />

alternativ zum Trinkwasser<br />

die Toilettenspülungen mit aufbereitetem<br />

Grauwasser betreiben.<br />

Dadurch wird die Umwelt in besonderem<br />

Maße geschützt, da der Einsatz<br />

von kostbarem Trinkwasser<br />

nicht notwendig wird. Dieses Verfahren<br />

spart nicht nur <strong>Energie</strong> für<br />

die Trinkwasseraufbereitung und<br />

-verteilung, sondern es lassen sich<br />

so deutliche Kosteneinsparungen<br />

realisieren.<br />

Die Aufbereitung des Grauwassers<br />

erfolgt mit einer PowerClear<br />

MBR-Anlage <strong>aus</strong> dem H<strong>aus</strong>e iWater<br />

<strong>Wasser</strong>technik. Im gesamten Projekt<br />

waren die Ingenieure der Firma,<br />

von der ersten Idee über die Planung<br />

bis zur Inbetriebnahme, ständig<br />

in Kontakt mit den Bauherren<br />

und den anderen am Bau beteiligten<br />

Unternehmen.<br />

Das von den Duschen und Handwaschbecken<br />

abgeleitete Grauwasser<br />

wird in der ersten Zisterne<br />

gesammelt und biologisch aufbereitet.<br />

Im zweiten Schritt wird in der<br />

zweiten Zisterne, nach einer weiteren<br />

biologischen Aufbereitung das<br />

<strong>Wasser</strong> mit einer Microclear-Membranfiltration<br />

gereinigt und in den<br />

dritten Behälter zur Lagerung des<br />

Betriebswassers geleitet.<br />

Die frequenzgesteuerte Druckerhöhung,<br />

die Anlagensteuerung<br />

mit Vorlagebehälter, wurde in<br />

einem benachbarten Keller installiert.<br />

In diesen Vorlagebehälter<br />

erfolgt bei Bedarf auch die Trinkwassernachspeisung,<br />

hierdurch<br />

wird die Versorgung der angeschlossenen<br />

Toi letten jederzeit auch<br />

über die Trinkwassernachspeisung<br />

garantiert.<br />

Die iWater <strong>Wasser</strong>technik GmbH<br />

ist ein international aufstrebendes<br />

Unternehmen, das Lösungen für<br />

die dezentrale <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

entwickelt. Das Unternehmen ist<br />

Partner für den Fachhandel und das<br />

Fachhandwerk von der Planung bis<br />

zur Umsetzung.<br />

Kontakt:<br />

iWater <strong>Wasser</strong>technik GmbH & Co. KG,<br />

Josef-Kitz-Straße 18a, D-53840 Troisdorf,<br />

Tel. (02241) 25440 20,<br />

Fax (02241) 25440 25,<br />

E-Mail: info@iwater.de,<br />

www.iwater.de<br />

Mai 2011<br />

462 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Die seepex GmbH mit Hauptsitz<br />

in Bottrop entwickelt, produziert<br />

und vermarktet weltweit Exzenterschneckenpumpen,<br />

Maceratoren<br />

und Steuerungssysteme zur Förderung<br />

von niedrig- bis hin zu hochviskosen,<br />

nicht fließfähigen, aggressiven<br />

und abrasiven Medien für die<br />

unterschiedlichsten Indus trien.<br />

seepex Produkte werden auch in<br />

verschiedenen Prozessschritten<br />

innerhalb einer Biogasanlage eingesetzt.<br />

Sie fördern, mischen und zerkleinern<br />

Gülle und Kofermente. Das<br />

breite Werkstoffspektrum sowie<br />

die applikationsspezifischen Ausführungsvarianten<br />

bieten seepex<br />

die Möglichkeit, für jeden Einsatzfall<br />

schnell eine individuelle Komplettlösung<br />

zu erstellen.<br />

Der Kläranlage RWZI Apeldoorn,<br />

Niederlande, ist eine Biogasanlage<br />

angeschlossen. Neben Schlämmen<br />

<strong>aus</strong> der Kläranlage werden unter<br />

anderem Blut und Schlachtabfälle<br />

sowie verfallene Lebensmittel verarbeitet.<br />

Das Gesamtvolumen dieser<br />

Kofermente beträgt ca. 240 m³,<br />

das täglich von bis zu 8 LKW angeliefert<br />

wird. Die erzeugbare elektrische<br />

<strong>Energie</strong> beträgt bis zu 1400 kW<br />

pro Stunde.<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

Bioenergie <strong>aus</strong> Schlamm und Abfall<br />

In Zusammenarbeit mit dem<br />

Anlagenbauer HoSt BV <strong>aus</strong><br />

Enschede wurden fünf seepex Pumpen<br />

in der Anlage installiert. Diese<br />

fördern Schlämme, die auch Feststoffe<br />

wie Glassplitter oder kleine<br />

Plastikteile enthalten können, Blut<br />

und Gärsubstrat. Sie gewährleisten,<br />

dass die genannten Produkte innerhalb<br />

der wichtigsten Prozessschritte<br />

wie beispielsweise von der Klär- zur<br />

Biogasanlage, vom Wärmet<strong>aus</strong>cher<br />

zur Pasteurisierung und vom Fermenter<br />

zum Nachgärer zuverlässig<br />

„im Fluss“ bleiben.<br />

Erst kürzlich wurde die erste<br />

Pumpe mit der von seepex entwickelten<br />

„Smart Conveying Technology“<br />

(SCT) <strong>aus</strong>gestattet. Diese<br />

Technologie erhöht die Zuverlässigkeit<br />

und Wirtschaftlichkeit der<br />

Pumpe bei gleichzeitiger Reduzierung<br />

des Wartungsaufwandes auf<br />

ein Minimum.<br />

Kontakt:<br />

seepex GmbH,<br />

Postfach 10 15 64, D-46215 Bottrop,<br />

Tel. (02041) 996-0,<br />

Fax (02041) 996-400,<br />

E-Mail: info@seepex.com,<br />

www.seepex.com<br />

TORNADO ®<br />

Drehkolbenpumpen<br />

Servicefreundlichkeit<br />

Durch ihren modularen Gehäuseaufbau,<br />

die einzeln <strong>aus</strong>wechselbaren Gehäuseschalen<br />

und die mechanisch, chemisch<br />

beständigen Verschleißschutzplatten<br />

bietet die NETZSCH TORNADO ® Drehkolbenpumpe<br />

deutlich verlängerte<br />

Serviceintervalle. Im Falle einer Wartung<br />

sind nach dem Öffnen des Gehäusedeckels<br />

alle notwendigen Bereiche leicht<br />

zugänglich.<br />

Zwei von fünf seepex Pumpen der Baureihe BN in der Biogasanlage<br />

RWZI Apeldoorn.<br />

Team NETZSCH Drehkolbenpumpen<br />

Tel.: +49 8638 63-2400<br />

info.tornado@netzsch.com<br />

www.netzsch.com


FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Neuer Innovationsverbund – Kohle <strong>aus</strong> der Biotonne<br />

Klärschlamm mit Trockenrissen. © Hannes Grobe<br />

Auf der Hannover Messe hat die<br />

Niedersächsische Ministerin für<br />

Wissenschaft und Kultur, Prof. Dr.<br />

Johanna Wanka, den Bewilligungsbescheid<br />

für den neuen Innovationsverbund<br />

„Hydrothermale Karbonisierung“<br />

(HTC) an Prof. Dr.<br />

Joachim Peinke von der Universität<br />

Oldenburg übergeben. 2,3 Millionen<br />

Euro werden <strong>aus</strong> dem Europäischen<br />

Fonds für Regionale Entwicklung<br />

(EFRE) und <strong>aus</strong> Forschungsmitteln<br />

des Landes Niedersachsen für<br />

das Vorhaben bereitgestellt. Das<br />

Forscherteam untersucht Verfahren,<br />

die den in der Natur Millionen von<br />

Jahren dauernden Prozess der Kohleentstehung<br />

deutlich verkürzen<br />

könnten.<br />

„Neue technische Herstellungsverfahren<br />

könnten zu klimaneutraler<br />

Kohle führen. Daher müssen die<br />

Einsatzmöglichkeiten der Bio-Kohle<br />

auch im Interesse der Umwelt weiter<br />

erforscht werden. Der Innovationsverbund<br />

bietet dafür beste<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen“, betont die Ministerin<br />

bei ihrem Besuch der Hannover<br />

Messe.<br />

Unter der Leitung von Prof. Dr.<br />

Joachim Peinke, Institut für Physik in<br />

Oldenburg, forschen weitere fünf<br />

Institute der Universität Oldenburg,<br />

der Hochschule Osnabrück, der<br />

Technischen Universität Braunschweig,<br />

der Hochschule Hildesheim<br />

Holzminden Göttingen und<br />

der Ostfalia Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel<br />

an diesem<br />

zukunftsträchtigen Verfahren. Weitere<br />

Unterstützung erfährt das Vorhaben<br />

„HTC in Niedersachsen“<br />

durch zahlreiche Partner <strong>aus</strong> der<br />

Wirtschaft.<br />

Das Verfahren soll es ermöglichen,<br />

den Prozess der Kohleentstehung<br />

technisch nachzuahmen und<br />

zu verkürzen. Hierfür kommt praktisch<br />

jede Art von Biomasse als<br />

Ausgangsstoff in Frage: Abfälle <strong>aus</strong><br />

der Biotonne, Straßenlaub, Klärschlämme<br />

oder Gärreste <strong>aus</strong> Biogasanlagen.<br />

Die Industrie zeigt bereits großes<br />

Interesse an dem Verfahren, da beispielsweise<br />

klimaneutrale Kohle zur<br />

Metallherstellung bereitgestellt werden<br />

könnte. Bei der energetischen<br />

Verwendung von Biokohle wird nur<br />

die Menge an CO 2 frei gesetzt, die<br />

„kurz zuvor“ von den Pflanzen bei<br />

deren Wachstum <strong>aus</strong> der Atmosphäre<br />

entnommen wurde. Ein breites<br />

Spektrum wei terer Einsatzmöglichkeiten<br />

ist denkbar. Je nach<br />

Ausgangsmaterial kann Biokohle<br />

nanostrukturiert sein, wodurch sich<br />

beispielsweise Anwendungen als<br />

Aktivkohle oder als Elektrode für Batterien<br />

ergeben. Die Bindung von CO 2<br />

in kohlehaltigen Produkten trägt zur<br />

Verminderung der CO 2 -Belastung<br />

der Luft und damit zur Erreichung<br />

der Klimaziele bei.<br />

Die Vielseitigkeit des Verfahrens<br />

weckt viele Hoffnungen bei Forschern,<br />

in der Wirtschaft sowie bei<br />

Umweltschützern. Der Innovationsverbund<br />

soll für dieses noch junge<br />

Forschungsfeld eine Basis für Niedersachsen<br />

legen und eine zeitnahe<br />

wirtschaftliche Umsetzung ermöglichen.<br />

Hauptziel ist daher der Aufbau<br />

einer Pilotanlage in Wolfenbüttel.<br />

Damit sollen Anwendungsmöglichkeiten<br />

getestet werden. Forscher<br />

und Unternehmen werden hierfür<br />

in den nächsten dreieinhalb Jahren<br />

eng zusammenarbeiten.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.mwk.niedersachsen.de<br />

<strong>Wasser</strong> bringt <strong>Energie</strong><br />

Mit einer einfachen Technik lässt sich die Kraft von Fließgewässern auch in kleineren<br />

Leistungsbereichen wirtschaftlich nutzen<br />

<strong>Wasser</strong> ist nicht nur das wichtigste<br />

Lebensmittel. Überall,<br />

wo es fließt, kann es auch <strong>Energie</strong><br />

liefern. Allerdings ist der Einsatz herkömmlicher<br />

<strong>Wasser</strong>turbinen nur ab<br />

einer bestimmten Größenordnung<br />

wirtschaftlich. Eine Alternative für<br />

niedrigere Leistungen bieten rückwärtslaufende<br />

Standardpumpen,<br />

die wie eine Turbine arbeiten. Solche<br />

Aggregate sind effizient, robust<br />

und kostengünstiger als übliche<br />

Turbinen. Dadurch rechnet sich der<br />

Einsatz einer Pumpe als Turbine<br />

auch dort, wo sich nur vergleichsweise<br />

geringe Mengen an <strong>Energie</strong><br />

gewinnen lassen. Das gilt beispielsweise<br />

für Trinkwassernetze, Fernwasserleitungen<br />

und die Abläufe<br />

von Talsperren. „Bei Pumpen im Turbinenbetrieb<br />

wird die Durchflussrichtung<br />

des <strong>Wasser</strong>s umgekehrt“,<br />

erklärt KSB-Projektingenieur Thorsten<br />

Nilles das Prinzip. Experten des<br />

Mai 2011<br />

464 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

Pumpen- und Armaturenherstellers<br />

KSB nutzen eine Methode, bei der<br />

das Pumpenlaufrad über die Welle<br />

einen Generator antreibt. Der wandelt<br />

die <strong>Energie</strong> in elektrischen<br />

Strom um. Angesichts immer knapper<br />

werdender Ressourcen und der<br />

Suche nach sauberen <strong>Energie</strong>quellen<br />

sieht KSB ein wachsendes Einsatzgebiet<br />

für Pumpen als Turbinen.<br />

„Im <strong>Energie</strong>mix der Zukunft werden<br />

solche kleinen <strong>Wasser</strong>kraftanlagen<br />

einen wichtigen Beitrag leisten“,<br />

prophezeit Nilles. „Die Pumpe als<br />

Turbine liefert kostengünstig <strong>Energie</strong>“,<br />

so Nilles. Darüber hin<strong>aus</strong> spielt<br />

das Aggregat eine große Rolle bei<br />

der so genannten <strong>Energie</strong>rückgewinnung.<br />

So erfordert beispielsweise<br />

die Fernwasserversorgung<br />

viel <strong>Energie</strong>, um Höhenunterschiede<br />

zu überwinden. „Ein Teil<br />

dieser eingesetzten <strong>Energie</strong> lässt<br />

sich mit unserer Technik zurückgewinnen“,<br />

erklärt Nilles. Im <strong>Wasser</strong>werk<br />

Breech in der Nähe von Stuttgart<br />

bauen beispielsweise acht<br />

rückwärtsdurchströmte Pumpen<br />

nicht nur den <strong>Wasser</strong>druck ab, sondern<br />

dienen gleichzeitig als Turbinen<br />

zur <strong>Energie</strong>rückgewinnung. Die<br />

Ausbeute von 300 Kilowatt pro<br />

Stunde speist der Betreiber in das<br />

Stromnetz des ansässigen <strong>Energie</strong>versorgers<br />

ein. Aufgrund der geringen<br />

Investitions-, Wartungs- und<br />

Instandhaltungskosten eignen sich<br />

die rückwärtslaufenden Pumpen<br />

auch für den Einsatz in Entwicklungsländern,<br />

in denen finanzielle<br />

Mittel und Fachkräfte nur begrenzt<br />

verfügbar sind. Erste Projekte in<br />

Afrika laufen bereits. Weltweit steigt<br />

das Interesse von Stromerzeugern,<br />

Industrie und <strong>Wasser</strong>versorgern an<br />

der robusten Technik. „Seit 2007<br />

haben sich die Anfragen nach<br />

unseren Pumpen im Turbinebetrieb<br />

mehr als vervierfacht“, erläutert<br />

Nilles.<br />

Kontakt:<br />

KSB Aktiengesellschaft,<br />

Johann-Klein-Straße 9,<br />

D-67227 Fraunkenthal,<br />

E-Mail: info@jsb.com, ww.ksb.com<br />

KSB-Mitarbeiter mit einem Pumpe-als-Turbine-<br />

Modul auf dem Prüfstand. © KSB Aktiengesellschaft<br />

Wir sind dabei:<br />

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Tel. 0611/7908-0<br />

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FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Wirtschaftliche Sauerstoff-Produktion mit<br />

0,6 bar Höchstdruck<br />

Bakterien sind die unverzichtbaren „Arbeitstiere“ in einer mechanisch-biologisch arbeitenden Kläranlage.<br />

Und genau wie alle anderen Lebewesen benötigen sie Sauerstoff. Der befindet sich aber nicht in <strong>aus</strong>reichender<br />

Menge im zu klärenden <strong>Abwasser</strong>. Deshalb wird er – wie z. B. in der Kläranlage des Reinhalteverbandes<br />

Wolfgangsee-Ischl im österreichischen Kurort Bad Ischl – mit einem Druck von etwa 0,6 bar über ein Leitungssystem<br />

und Schlauchbelüfter in das zu reinigende <strong>Abwasser</strong> eingeblasen. Erzeugt wird dieser Sauerstoff seit<br />

der Inbetriebnahme der Kläranlage 1989 von vier Drehkolbengebläsen der Aerzener Maschinenfabrik. Zwei<br />

Aggregate der damaligen Erst<strong>aus</strong>stattung wurden in den Jahren 2007 und 2010 durch zwei über Frequenzumrichter<br />

drehzahlgeregelte Aggregate der neuen Baureihe Delta Hybrid ersetzt, einer weltweit einzigartigen<br />

Neuentwicklung. Sie vereinigt die Vorteile eines ölfrei verdichtenden Drehkolbengebläses mit den Vorteilen<br />

eines ölfrei verdichtenden Schraubenkompressors in einer einzigartigen Symbiose. Die Aggregate der neuen<br />

Baureihe Delta Hybrid können sowohl im Unterdruckbereich (bis –0,7 bar) als auch im Überdruckbereich (bis<br />

1,5 bar) eingesetzt werden (Volumenströme von 10 bis 70 m³/min = 600 bis 4200 m³/h).<br />

Luftbild der Kläranlage.<br />

Klärbecken.<br />

Sauerstoffeinleitung.<br />

Der Reinhalteverband Wolfgangsee-Ischl<br />

wurde 1976 im österreichischen<br />

Salzkammergut ge -<br />

gründet. Nach einem sorgfältig<br />

erarbeiteten Konzept werden die<br />

Abwässer der drei am Wolfgangsee<br />

gelegenen Gemeinden St. Gilgen,<br />

St. Wolfgang und Strobl und der<br />

Stadt Bad Ischl seit 1989 in der zentralen<br />

Verbandskläranlage unterhalb<br />

von Bad Ischl aufbereitet und<br />

anschließend in vorschriftsmäßig<br />

gereinigtem Zustand in die Traun<br />

eingeleitet. Die Kläranlage wurde<br />

unter Berücksichtigung der vielen<br />

Urlauber im Einzugsgebiet mit einer<br />

<strong>aus</strong>reichenden Reserve-Kapazität<br />

für 100 000 Einwohnergleichwerte<br />

und eine Schmutzwassermenge<br />

zwischen 270 und 960 L/sec gebaut.<br />

Durch ihre bereits in der Planungsphase<br />

reichlich dimensionierte Auslegung<br />

und eine <strong>aus</strong>geklügelte<br />

Steuerung der Belüftung erfüllt die<br />

Anlage noch heute die neuesten<br />

österreichischen Ablaufgrenzwerte<br />

bei extrem niedrigem <strong>Energie</strong>verbrauch.<br />

Die mechanisch-bio -<br />

lo gische Kläranlage arbeitet mit<br />

Phosphat<strong>aus</strong>fällung und Schlammfaulung<br />

in drei Stufen:<br />

In der 1. Stufe werden Grobstoffe<br />

<strong>aus</strong>gefiltert, Sande, Kies und<br />

Splitt abgefangen, alle Stoffe, die<br />

schwerer sind als <strong>Wasser</strong>, und<br />

alle sich an der Oberfläche<br />

ansammelnden Fette <strong>aus</strong> dem<br />

<strong>Abwasser</strong> entfernt.<br />

In der 2. Stufe, der biologischen<br />

Reinigung, übernehmen Milliarden<br />

von Bakterien und viele<br />

Kleinlebewesen die Reinigungsarbeit.<br />

Sie ernähren sich von den<br />

flüssigen Verunreinigungen, vermehren<br />

sich sehr schnell und<br />

bilden den sog. „Belebtschlamm“.<br />

Durch die Bakterien werden<br />

auch alle flüssigen, unsichtbaren<br />

Verunreinigungen in absetzbaren<br />

Schlamm umgewandelt bzw.<br />

„veratmet“. Das zu 95 bis 98 %<br />

gereinigte <strong>Abwasser</strong> kann<br />

an schließend in die Traun eingeleitet<br />

werden.<br />

In der 3. Stufe erfolgt die Ausfaulung<br />

der anfallenden Schlämme<br />

in Faultürmen mit Gasverwertung<br />

und die Entwässerung des<br />

Schlamms in einer Kammerfilterpresse.<br />

Die Bakterien in der zweiten Reinigungsstufe<br />

benötigen Sauerstoff,<br />

der in Form von komprimierter<br />

Umgebungsluft über Schlauchbelüfter<br />

in die 5 m tiefen Belebungsbecken<br />

eingeblasen wird. Dieser<br />

Luftsauerstoff wurde seit der Inbetriebnahme<br />

der Kläranlage Bad Ischl<br />

im Jahr 1989 zunächst mit vier öl -<br />

frei verdichtenden Drehkolbengebläsen<br />

der Aerzener Maschinenfabrik<br />

verdichtet: Zwei baugleiche<br />

Aggregate wurden von polumschaltbaren<br />

Elektromotoren mit<br />

Antriebsleis tungen von je 45 kW,<br />

Mai 2011<br />

466 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

zwei weitere Aggregate durch Gasmotoren<br />

angetrieben. Das für den<br />

Betrieb der Gasmotoren erforderliche<br />

Gas wird bei der Ausfaulung des<br />

Klärschlamms in den Faultürmen<br />

gewonnen. „Wir haben aber bald<br />

festgestellt, dass elektrisch angetriebene<br />

Gebläse einfacher zu handhaben<br />

sind als Gebläse mit Gasmotorantrieb,<br />

da diese nach Möglichkeit<br />

selten abgestellt werden<br />

sollten, was bei uns je nach Belastung<br />

der Kläranlage jedoch bis zu<br />

12 mal täglich notwendig sein kann.<br />

Deshalb liefen die Gasmotoren in<br />

Zeiten, wo keine Belüftung der<br />

Becken gewollt war, im Leerlauf<br />

durch. Als Alternative zu dieser<br />

Betriebsweise haben wir mit einem<br />

Gasmotor als Antriebsquelle auch<br />

Strom erzeugt und die Elektrogebläse<br />

dann elektrisch mit diesem<br />

Strom angetrieben. Dieser Umweg<br />

bedeutete aber wiederum größere<br />

Wirkungsgrad-Verluste und eine<br />

schlechtere Regelbarkeit als der<br />

direkte Weg mit Gasmotoren als<br />

Antriebsquelle der Gebläse. Dennoch<br />

konnten wir bis 2007 den<br />

<strong>Energie</strong>bedarf der Kläranlage zu<br />

80 % mit eigenem Klärgas ab -<br />

decken“, erklärt Betriebsleiter Keil.<br />

Zwei neue Drehkolbenverdichter<br />

der Baureihe<br />

Delta Hybrid<br />

Dieses Sauerstoff-Erzeugungskonzept<br />

mit vier Aerzener Gebläsen<br />

besteht im Prinzip noch heute. Allerdings<br />

wurden 2000, 2007 und 2010<br />

drei Aggregate der ersten Stunde<br />

durch neue Aerzener Maschinen<br />

ersetzt, wobei 2007 und 2010 Aggregate<br />

<strong>aus</strong> der neuen Baureihe Delta<br />

Hybrid mit Frequenz umrichter installiert<br />

wurden. Dazu Stefan Keil: „Als<br />

wir 2007 nach der Inbetriebnahme<br />

eines neuen Blockheizkraftwerks ein<br />

seit 1989 von einem Gasmotor<br />

angetriebenes Gebläse stillgesetzt<br />

hatten, haben wir auch über einen<br />

Turbo-Verdichter als Alternative<br />

nachgedacht. Wir haben dann aber<br />

ein bedarfsabhängig drehzahlgeregeltes<br />

Aggregat mit Elektromotor<br />

<strong>aus</strong> der neuen Baureihe Delta Hybrid<br />

der Aerzener Maschinenfabrik<br />

installiert. Sehr schnell haben wir die<br />

energetischen Vorteile dieser neuen<br />

Drehkolbenverdichter und vor allem<br />

den Komfort einer bedarfsgeregelten<br />

Ma schine kennen gelernt, bei<br />

dem sich der <strong>Energie</strong>bedarf immer<br />

nahezu parallel zur geförderten Sauerstoffmenge<br />

entwickelt. Den <strong>Energie</strong>verlust<br />

durch den Frequenzumrichter<br />

haben wir gerne in Kauf<br />

genommen, weil die energetischen<br />

Vorteile der neuen Baureihe Delta<br />

Hybrid bei weitem überwiegen.“<br />

Demgegenüber wurden die alten<br />

elektrisch angetriebenen Gebläse<br />

entweder mit fester Drehzahl im<br />

Aussetzbetrieb gefahren, was Nachteile<br />

bei der Regelbarkeit bedeutete.<br />

Oder es wurde mit den Gasmotoren<br />

belüftet, was wiederum unwirtschaftliche<br />

Leerlaufzeiten bedingte.<br />

2010 folgte das zweite drehzahlgeregelte<br />

Aggregat <strong>aus</strong> der Baureihe<br />

Delta Hybrid als Ersatz für eines der<br />

mehr als 20 Jahre alten, ebenfalls<br />

elektrisch angetriebenen Aggregate.<br />

Die Tabelle zeigt diese Entwicklung<br />

im Überblick.<br />

<br />

Delta-Hybrid-Anlage 1.<br />

Gasmotor-Gebläse.<br />

E-Motor-Gebläse und Delta-Hybrid-Anlage 2.<br />

Tabelle.<br />

Gebläse mit Elektro-Antrieb<br />

Gebläse 1, Typ GM 14.10: 1989 Inbetriebnahme<br />

2010 Ersetzt durch ein elektrisch angetriebenes, drehzahlgeregeltes Gebläse der neuen Baureihe „Delta Hybrid“<br />

Gebläse 2, GM 14.10: 1989 Inbetriebnahme<br />

2000 Ersetzt durch ein Nachfolgegebläse GM 60S<br />

Gebläse mit Antrieb durch Gasmotor<br />

Gebläse 3, GM 15.11: 1989 Inbetriebnahme, noch heute aktiv<br />

Gebläse 4, GM 15.11: 1989 Inbetriebnahme<br />

2007 Ersetzt durch ein elektrisch angetriebenes, drehzahlgeregeltes Gebläse der neuen Baureihe „Delta Hybrid“<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 467


FOKUS<br />

<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Delta Hybrid – eine weltweite Neuheit<br />

Mit der Delta Hybrid-Baureihe ist der Aerzener Maschinenfabrik eine weltweit einmalige<br />

Neukonzeption gelungen. Bisher ließen sich mit herkömmlichen Drehkolbengebläsen<br />

nur Drücke bis 1 bar erzielen. Darüber mussten Schraubenkompressoren eingesetzt<br />

werden, die einstufig aber für deutlich höhere Drücke von 2 bzw. 3,5 bar <strong>aus</strong>gelegt sind.<br />

Deshalb waren bisher Schraubenkompressoren für sehr niedrige Drücke bauartbedingt<br />

„viel zu schade“ und in der Investition auch zu teuer. Hier hat die Aerzener Maschinenfabrik<br />

erfolgreich den Hebel angesetzt. Das Unternehmen baut seit 1868 Drehkolbengebläse<br />

und seit 1943 Schraubenverdichter. Mit den neuen ölfrei verdichtenden Delta<br />

Hybrid-Aggregaten gelang eine ideale Symbiose beider Systeme. Sie vereinigt in idealer<br />

Weise die Vorteile von Gebläsen und von Schraubenverdichtern:<br />

bei niedrigen Drücken tendieren die Anlagen eher zu einem Gebläse,<br />

bei höheren Drücken ähneln sie eher einem Schraubenverdichter.<br />

Die neuen Delta Hybrid-Aggregate wurden für alle Einsatzfälle geschaffen, bei denen<br />

Luft und neutrale Gase im Druckbereich bis 1,5 bar gefördert werden müssen, wie z. B.<br />

in Kläranlagen, in der chemischen Industrie, der Kraftwerkstechnik oder zum Transport<br />

und zum Entladen staubförmiger Güter. Diese neue Drehkolbenverdichter-Baureihe<br />

wurde bereits seit drei Jahren in einem groß angelegten Feldversuch in verschiedensten<br />

Branchen bei Aerzener Kunden mit Neubedarf, unter anderem auch vom Reinhalteverband<br />

Wolfgangsee-Ischl, unter härtesten Praxisbedingungen erfolgreich getestet und zur<br />

Marktreife entwickelt. Alle Feldtest-Anlagen wurden über die Aerzener Fernüberwachung<br />

RAT detailliert und kontinuierlich überwacht. Die neuen Delta Hybrid-Aggregate<br />

stehen in folgenden Leistungsbereichen zur Verfügung:<br />

Volumenströme: 10 bis 70 m³/min (600 bis 4200 m³/h)<br />

Einsatzbereiche: für Luft- Über- und Unterdruck<br />

Druckbereich: 0 bis 1,5 bar<br />

Saugbereich: bis –0,7 bar<br />

Die neue Delta Hybrid-Baureihe ist absolut vergleichbar mit Turboverdichtern, bietet<br />

aber durch ihr maßgeschneidertes Konstruktionsprinzip gegenüber der Turbo-Technik<br />

die gravierenden Vorteile einer Drehkolbenmaschine:<br />

besonders günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis deutlich unter den Investitions-,<br />

<strong>Energie</strong>- und Wartungskosten für einen vergleichbaren Turbo- oder<br />

Schraubenkompressor;<br />

gegenüber einem Turboverdichter nur unwesentliche Leistungsschwankungen auch<br />

bei unterschiedlichen Eingangstemperaturen (Sommer-/Winterbetrieb) oder bei<br />

Druckschwankungen;<br />

signifikant verbesserte <strong>Energie</strong>-Effizienz durch <strong>Energie</strong>-Einsparungen bis zu 15 %<br />

gegenüber herkömmlichen Drehkolbenverdichtern;<br />

niedrige Wartungs- und Servicekosten;<br />

robuste Lagerkonstruktion (Lebensdauer 60 000 Bh auch bei maximaler Belastung);<br />

niedrige Druckluft-Austrittstemperaturen dank hervorragender thermischer<br />

H<strong>aus</strong>halte, kompakte Bauweise, Riemenantrieb, Riemenspannung durch<br />

Motorwippe, Side-by-Side-Aufstellung, Frontseitenbedienung, Ölkontrolle und<br />

Nachfüllen im Betrieb, niedriger Schallpegel, optionale Steuerung AS300 AERtronic,<br />

für Außenaufstellung geeignet;<br />

sehr hoher Regelbereich (25 – 100%), einfach zu bedienen und zu warten.<br />

Seit der Inbetriebnahme des ersten<br />

drehzahlgeregelten, ölfrei verdichtenden<br />

Delta Hybrid-Aggregates<br />

im Jahr 2007 liefert dieser Drehkolbenverdichter<br />

jetzt im Normalfall<br />

den gesamten Sauerstoff-Bedarf der<br />

Kläranlage. Das Aggregat arbeitet<br />

mit einem konstanten Höchstdruck<br />

von 0,6 bar (Spitzenleistung 84 m³/<br />

min). Die Drehzahlvorgabe erfolgt<br />

entweder durch den Sauerstoffoder<br />

durch den Ammonium-Gehalt<br />

der Belebungsbecken. Besonders<br />

stolz ist Betriebsleiter Keil auf die<br />

bereits vor über 20 Jahren eingeführte<br />

und seither immer wieder<br />

verfeinerte „oberösterreichische<br />

Belüftungssteuerung“: Das Gebläse<br />

wird zum ´Zeitpunkt Null´ gestartet<br />

und sehr schnell auf einen definierten<br />

Sauerstoffwert hochgefahren.<br />

Dieser Wert wird dann über einen<br />

errechneten Zeitraum konstant eingehalten.<br />

Danach wird die Sauerstoff-Produktion<br />

abgeschaltet, und<br />

über die Zeitspanne bis zum Absinken<br />

des Sauerstoff-Gehaltes auf<br />

„Null“ wird die nachfolgende P<strong>aus</strong>enzeit<br />

festgelegt. „Wir betreiben die<br />

Kläranlage intermittierend mit vorgeschalteter<br />

Denitrifikationsstufe<br />

(Denitrifikation: Abbau von Nitrat<br />

durch spezielle Mikroorganismen –<br />

sog. Denitrifikanten – zu molekularem<br />

Stickstoff). Die frequenzgeregelte<br />

Liefermenge des Aerzener<br />

Aggregates erlaubt uns eine optimale<br />

Konstanthaltung des idealen<br />

Sauerstoff-Gehaltes im Klärbecken“,<br />

erläutert Ing. Stefan Keil.<br />

Bedarfsabhängige<br />

Sauerstoff-Erzeugung<br />

Während des Normalbetriebs wird<br />

die Leistungsbandbreite des 2007<br />

installierten Drehkolbenverdichter<br />

von 50 bis 100 % <strong>aus</strong>genutzt (max.<br />

Regelbereich von 25 % – 100 % möglich).<br />

In diesem Leistungsbereich<br />

arbeiten die neuen Delta Hybrid-<br />

Aggregate im optimalen Wirkungsgradbereich.<br />

Für die Sauerstoff-Versorgung<br />

in Schwachlastzeiten war<br />

diese Maschine jedoch zu groß <strong>aus</strong>gelegt,<br />

bei niedrigen Drehzahlen<br />

sinkt jedoch dessen Wirkungsgrad.<br />

Diese Situation besserte sich erst<br />

Anfang 2010 nach dem Aust<strong>aus</strong>ch<br />

eines weiteren Aerzener Gebläses<br />

von 1989 gegen eine kleinere<br />

Baugröße <strong>aus</strong> der neuen Baureihe<br />

Delta Hybrid.<br />

Im Normalbetrieb liefert das be -<br />

reits 2007 installierte größere Ag -<br />

gregat den benötigten Sauerstoff<br />

(Liefermenge: 32 bis 84 m³/min).<br />

Mai 2011<br />

468 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Energie</strong> gewinnen <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

FOKUS<br />

In Schwachlastzeiten bei einer Leistungsanforderung<br />

unter 50 % wird das größere Aggregat automatisch stillgesetzt.<br />

Gleichzeitig wird das kleine Delta Hybrid-Aggregat<br />

aktiviert (Liefermenge: 8,7 bis 32 m³/min).<br />

Dazu Stefan Keil: „Mit dieser Tandem-Lösung erzeugen wir<br />

den benötigten Sauerstoff jetzt in jeder Bedarfssituation mit<br />

optimaler <strong>Energie</strong>-Ausnutzung, weil der <strong>Energie</strong>-Bedarf der<br />

drehzahlgeregelten Aggregate nahezu leistungsparallel verläuft.“<br />

Das dritte elektrisch angetriebene und das vierte durch<br />

Gasmotor angetriebene Aggregat werden jetzt nur noch als<br />

Reserveleistungen vorgehalten, damit die Kläranlage in Bad<br />

Ischl auch im Falle einer Störung der Hauptaggregate über<br />

eine <strong>aus</strong>reichende Sauerstoff-Versorgung verfügt.<br />

21 Jahre gute Erfahrungen<br />

„Als wir im Jahr 2000 nach einer Betriebszeit von 11 Jahren<br />

das erste elektrisch angetriebene Aerzener Drehkolbengebläse<br />

gegen ein neues Aggregat <strong>aus</strong>get<strong>aus</strong>cht haben, gab es<br />

für uns bei der Fabrikatswahl keine Alternative. Wir hatten seit<br />

der Inbetriebnahme der Kläranlage 1989 mit unseren vier<br />

Aerzener Drehkolbengebläsen sehr gute Erfahrungen<br />

gemacht. Wir haben es auch nicht bereut, dass wir nicht nur<br />

diesem Fabrikat sondern auch dem Drehkolben-Prinzip weiterhin<br />

treu geblieben und nicht zwischendurch zu Turbo-Verdichtern<br />

gewechselt sind. Inzwischen verfügen wir seit 2007<br />

über mehrjährige Erfahrungen mit Aggregaten <strong>aus</strong> der neuen<br />

Baureihe Delta Hybrid. Nach unseren Erkenntnissen sind diese<br />

über Frequenzumrichter leistungsgeregelten Aggregate für<br />

die Erzeugung von Sauerstoff in einer mechanisch-biologisch<br />

arbeitenden Kläranlage optimal geeignet. Die Aggregate<br />

arbeiten nicht nur sehr zuverlässig, sondern auch sehr wirtschaftlich,<br />

weil sie die investierte elektrische <strong>Energie</strong> optimal<br />

umsetzen. Beide bei uns eingesetzte Delta-Hybrid-Aggregate<br />

sind mit IE2- bzw. EFF1-Antriebsmotoren <strong>aus</strong>gestattet, die<br />

natürlich wesentlich effizienter als die bisher eingesetzten<br />

polumschaltbaren Motoren arbeiten. Der besonders sparsame<br />

Umgang mit elektrischer <strong>Energie</strong> ist für uns ein ganz<br />

besonders wich tiges Kriterium. Seit 1989 konnten wir die<br />

<strong>Energie</strong>kosten unserer Kläranlage kontinuierlich reduzieren.<br />

‚Unter dem Strich‘ sind wir seit der Inbetriebnahme eines<br />

moderneren Blockheizkraftwerkes inzwischen sogar Selbstversorger.<br />

Wir nutzen das in der Kläranlage gewonnene Faulgas<br />

zur Gewinnung elektrischer <strong>Energie</strong> und erzielten 2009<br />

bei einer <strong>Energie</strong>bilanz über ein Jahr einen Überschuss von<br />

2 %, in der ersten Hälfte des Jahres 2010 sogar von 5 %. Zu<br />

diesem positiven Ergebnis leisten die zwei Aerzener Aggregate<br />

<strong>aus</strong> der neuen Drehkolbenverdichter-Baureihe Delta<br />

Hybrid durch ihren besonders sparsamen Umgang mit elektrischer<br />

<strong>Energie</strong> einen ganz entscheidenden Beitrag“, betont<br />

Ing. Stefan Keil.<br />

Autor:<br />

Norbert Barlmeyer, E-Mail: norbertbarlmeyer@gmx.de,<br />

Wiesenbach 15, D-33611 Bielefeld,<br />

Tel. (0521) 875400, Fax (0521) 872069<br />

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NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

Neuberufung der Trinkwasserkommission beim<br />

Umweltbundesamt<br />

Das Bundesministerium für<br />

Gesundheit hat die Mitglieder<br />

der Trinkwasserkommission beim<br />

Umweltbundesamt neu berufen.<br />

Die Neuberufung der Trinkwasserkommission<br />

erfolgt auf der<br />

Grundlage des Infektionsschutzgesetzes,<br />

nach der das Bundesministerium<br />

für Gesundheit zusammen<br />

mit dem Bundesministerium<br />

für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

und den für Trinkwasser<br />

zuständigen obersten Landesbehörden<br />

die Mitglieder dieser<br />

Bild: © Roger McLassus<br />

Fachkommission benennt. Die Kommission<br />

entwickelt Konzeptionen<br />

zur Vorbeugung, Erkennung und<br />

Verhinderung der Weiterverbreitung<br />

von durch <strong>Wasser</strong> übertragbaren<br />

Krankheiten und unterstützt die<br />

Bundesregierung bei der Einschätzung<br />

und Bewertung trinkwasserrelevanter<br />

Fragestellungen.<br />

Der neuen Kommission gehören<br />

14 <strong>aus</strong>gewiesene Sachverständige<br />

an. Zum Vorsitzenden wurde Prof.<br />

Dr. Martin Exner vom Hygiene-Institut<br />

der Universität Bonn gewählt.<br />

Zusammensetzung der Kommission<br />

in der Berufungsperiode<br />

2011 bis 2014:<br />

Vorsitzender:<br />

Prof. Dr. Martin Exner, Hygiene-<br />

Institut der Universität Bonn<br />

Stellvertreter des Vorsitzenden:<br />

Dr. Wilfried Puchert, Landesamt für<br />

Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Schwerin<br />

Weitere Mitglieder:<br />

Dipl.-Chem. Lothar Bartzsch,<br />

Landesuntersuchungsanstalt für<br />

das Gesundheits- und Veterinärwesen<br />

Sachsen, Dresden<br />

Dr. Claudia Castell-Exner, Deutscher<br />

Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>fachs<br />

e. V., Bonn<br />

Michael Gaßner MPH, Bundesverband<br />

Hygieneinspektoren e. V.,<br />

Freiburg<br />

Prof. Dr. Christiane Höller, Bayerisches<br />

Landesamt für Gesundheit<br />

und Lebensmittelsicherheit,<br />

Oberschleißheim<br />

Dr.-Ing. Bernhard Hörsgen,<br />

Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen<br />

Dr. Dietmar Petersohn, Berliner<br />

<strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />

Dipl.-Chem. Uta Rädel, Landesamt<br />

für Verbraucherschutz Sachsen-<br />

Anhalt, Magdeburg<br />

Dr. Doris Reick, Regierungspräsidium<br />

Stuttgart – Landesgesundheitsamt<br />

Dipl.-Ing. Rainer Roggatz, WSW<br />

<strong>Energie</strong> & <strong>Wasser</strong> AG, Wuppertal<br />

Dr. Roland Suchenwirth, Niedersächsisches<br />

Landesgesundheitsamt,<br />

Hannover<br />

Kerstin Voigt, Amt für Gesundheit,<br />

Frankfurt am Main<br />

Prof. Dr. Michael Wilhelm, Institut<br />

für Hygiene-, Sozial- und Umweltmedizin<br />

der Ruhr-Universität<br />

Bochum<br />

Informationen zur Trinkwasserkommission:<br />

http://www.umweltbundesamt.de/wasser/<br />

themen/trinkwasser/<br />

trinkwasserkommission.htm<br />

CCS bedeutet Risiko der Grundwasser-Versalzung<br />

Vorrang für CO 2 -neutrale und erneuerbare <strong>Energie</strong>n statt Ansparen<br />

für mögliche Störfälle<br />

Bei der Bewertung zur Machbarkeit<br />

der CCS-Technologie hat für<br />

die Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe die<br />

sichere Versorgung der Bevölkerung<br />

mit bestem Trinkwasser<br />

oberste Priorität. Der im April 2011<br />

vorgelegte Entwurf der Bundesregierung<br />

zum CCS-Gesetz greife<br />

allein deshalb zu kurz, weil mit dem<br />

unterirdischen Verpressen von Kohlendioxid<br />

die Atmosphäre von<br />

Treibh<strong>aus</strong>gasen entlastet werden<br />

soll, aber dafür das Risiko der Versalzung<br />

von Grundwasser billigend<br />

in Kauf genommen werde. „Trinkwasser,<br />

das Lebensmittel Nummer<br />

eins, wird in Berlin <strong>aus</strong>schließlich<br />

<strong>aus</strong> Grundwasser gewonnen, dessen<br />

Qualität die Grundlage unseres<br />

Versorgungsauftrages ist“, betont<br />

Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender<br />

der Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe.<br />

Auch wenn der vom Bundeskabinett<br />

gebilligte Gesetzentwurf<br />

zur unterirdischen Speicherung von<br />

Kohlendioxid (CCS – Carbon Dioxid<br />

Capture and Storage) die Anlagen-<br />

Mai 2011<br />

470 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

betreiber mit finanziellen Rücklagen<br />

in die Pflicht nehmen sollte um<br />

auch nach der Erprobung in der<br />

Betriebsphase die CCS-Verpressung<br />

zu überwachen und Störungen zu<br />

beseitigen, sind die Auswirkungen<br />

allein auf die Beschaffenheit des<br />

Grundwassers nicht absehbar. „Wir<br />

sehen trotz gegenteiliger Beteuerungen<br />

<strong>aus</strong> Politik und Wirtschaft<br />

ein Risiko der Versalzung von<br />

Grundwasserleitern, <strong>aus</strong> denen wir<br />

unser Trinkwasser gewinnen“, so<br />

Jörg Simon.<br />

„Anstatt Nachsorgebeiträge für<br />

mögliche Störfällen anzusparen,<br />

sollte die <strong>Energie</strong>politik dafür sorgen,<br />

dass CO 2 -neutrale Verfahren<br />

und andere erneuerbare <strong>Energie</strong>n<br />

durch gezielte Investitionen in Forschung<br />

und Entwicklung zur Marktreife<br />

gebracht werden“, merkt<br />

Simon zur Gesetzesinitiative des<br />

Bundes an.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.bwb.de<br />

Neues ZVEI-Berechnungstool für<br />

Lebenszykluskosten<br />

Der ZVEI hat auf der Hannover Messe ein neues Software-Tool zur Berechnung der Lebenszykluskosten von<br />

Komponenten oder Anlagen vorgestellt. Mit dem von ZVEI und Deloitte entwickelten generischen Berechnungsmodell<br />

‚Lifecycle Cost Evaluation‘ (LCE) können Barwert und Annuität einer Investition errechnet werden.<br />

Damit kann auf einfache Weise nachgewiesen werden, wie sich der Einsatz von energieeffizienten Geräten und<br />

Lösungen betriebswirtschaftlich rechnet. Das Tool ist downloadbar unter www.zvei.org/Lebenszykluskosten.<br />

Das Konzept ist aufgrund seines<br />

generischen Aufb<strong>aus</strong> für unterschiedlichste<br />

Anwendungsfälle und<br />

Industrien geeignet. Potenzielle<br />

Anwendungsgebiete sind Abfüllanlagen,<br />

Brauereien, Müllverbrennungsanlagen,<br />

Kraftwerke, industrielle<br />

Produktionsanlagen, Gebäudetechnik<br />

und Beleuchtung.<br />

Vergabeordnung verlangt<br />

Lebenszykluskostenrechnung<br />

Vielfach zeigt sich, dass bei Investitionsentscheidungen<br />

die reine<br />

Betrachtung von Anschaffungskosten<br />

oder die Amortisationsrechnung<br />

zu kurzsichtig sind. Deshalb<br />

spricht unter anderem die öffentliche<br />

Vergabeverordnung davon,<br />

Lebenszykluskosten und <strong>Energie</strong>effizienz<br />

als Auswahlkriterium zu<br />

berücksichtigen. Aber in der Praxis<br />

findet dies mangels praktikabler<br />

Berechnungsmöglichkeiten oftmals<br />

nicht statt. Das neue Tool macht<br />

nun Investitionen unter Einbezug<br />

der <strong>Energie</strong>effizienz ökonomisch<br />

vergleichbar.<br />

So sind zum Beispiel in der verfahrenstechnischen<br />

Industrie neben der<br />

unmittelbaren Kalkulation einzelner<br />

Komponenten – wie drehzahlgeregelte<br />

Pumpen, energieeffizienter<br />

Motoren oder hochwertiger Messinstrumente<br />

zur Prozessoptimierung –<br />

die Auswirkungen auf eine ganze<br />

Anlage berechenbar. Dadurch wird<br />

die Bedeutung von Einzelinvestitionen<br />

im Gesamt zusammenhang transparent<br />

gemacht.<br />

Beispielrechnung für<br />

Investition in eine<br />

Kläranlage<br />

Das Berechnungsinstrument wurde<br />

auf der Hannover Messe anhand<br />

einer Investition an der Kläranlage<br />

Böblingen-Sindelfingen vorgestellt,<br />

bei der eine Umrüstung an den<br />

Pumpen erfolgte. Der einmaligen<br />

Investitionssumme von 25000 Euro<br />

steht über einen Lebenszeitraum<br />

von 24 Jahren eine <strong>Energie</strong>kosteneinsparung<br />

von 200 000 Euro ge -<br />

genüber.<br />

Nach ZVEI-Berechnungen können<br />

in Anlagen der deutschen<br />

Industrie und im kommunalen<br />

Bereich zehn bis 25 Prozent <strong>Energie</strong>einsparung<br />

allein durch anforderungsgerechte<br />

Automatisierungstechnologie<br />

erreicht werden. Somit<br />

könnten in Deutschland jährlich bis<br />

zu 88 Mrd. Kilowattstunden an <strong>Energie</strong>-Äquivalenten,<br />

entsprechend<br />

sieben Mrd. Euro <strong>Energie</strong>kosten,<br />

eingespart werden.<br />

Weitere Informationen:<br />

http://www.zvei.org<br />

Kläranlage<br />

Böblingen-<br />

Sindelfingen.<br />

© TUTTAHS &<br />

MEYER Ingenieurgesellschaft<br />

mbH<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 471


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

25 Jahre IWW Zentrum <strong>Wasser</strong> (1986–2011)<br />

Das IWW Zentrum <strong>Wasser</strong> feiert Geburtstag: Es gehört heute zu den führenden Instituten für <strong>Wasser</strong>forschung.<br />

Wissenschaftliche Arbeit, <strong>Wasser</strong>analytik und Beratungskompetenz sind deutschlandweit anerkannt.<br />

Die 1960er- und 70er-Jahre wa -<br />

ren eine Blütezeit der <strong>Wasser</strong>forschung<br />

in Deutschland. Die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

hatte damals zunehmend<br />

Probleme, <strong>aus</strong> Flüssen und<br />

Seen einwandfreies Trinkwasser zu<br />

gewinnen, und wurde bei der Suche<br />

nach Lösungen von schlagkräftigen<br />

Forschungsgruppen unterstützt. So<br />

lag es für die <strong>Wasser</strong>versorger an<br />

der Ruhr nahe, in Nordrhein-Westfalen<br />

ein Institut zu gründen, das sich<br />

speziell den Fragen des Gewässerschutzes,<br />

der <strong>Wasser</strong>aufbereitung,<br />

der Trinkwasserqualität und der<br />

-verteilung widmen sollte. <strong>Wasser</strong>probleme<br />

sind interdisziplinär – also<br />

sollte das neue Institut ingenieurwissenschaftliche,<br />

wasserchemische<br />

und biologische Kompetenzen<br />

bieten. Diese Initiative ging von führenden<br />

Mülheimer Persönlichkeiten,<br />

nämlich Heinrich Risse und<br />

Gerd Müller vom RWW <strong>aus</strong>. Insgesamt<br />

fünf Gründungsgesellschafter<br />

brachten im Frühjahr 1986 das Mülheimer<br />

Institut auf den Weg, von<br />

Geschäftsführung und die wissenschaftlichen Direktoren.<br />

Prof. Christoph Schüth, Prof. Torsten Schmidt, Dr. Wolf Merkel, Prof. Hans-Curt Flemming,<br />

Kl<strong>aus</strong>-Dieter Neumann, Prof. Rolf Gimbel, Prof. Andreas Hoffjan (von links nach rechts).<br />

Anfang an verbunden mit der<br />

damaligen Universität Duisburg.<br />

Diese Kombination als An-Institut<br />

der Hochschule sollte sich in der<br />

Zukunft als visionär und erfolgreich<br />

erweisen.<br />

Schon bald gewann das IWW an<br />

Ansehen durch die Fachkompetenz,<br />

mit der die wissenschaftlichen Leiter<br />

Horst Overath, RWW-<strong>Wasser</strong>chemiker,<br />

und Rolf Gimbel, Lehrstuhlinhaber<br />

für <strong>Wasser</strong>technik in Duisburg,<br />

ihre Forschungsaufträge, die<br />

<strong>Wasser</strong>analytik und Gutachten für<br />

ihre Beratungskunden bearbeiteten.<br />

Besonders hervorzuheben sind<br />

<strong>aus</strong> dieser Epoche die Projekte zur<br />

Filtration, Enthärtung und Membrantechnik,<br />

in denen IWW die Führungsrolle<br />

bei der Entwicklung<br />

neuer Aufbereitungsverfahren und<br />

deren Realisierung übernahm. Fast<br />

10 Jahre später gelang auch die<br />

Besetzung des Mikrobiologie-Lehrstuhls<br />

mit Hans-Curt Flemming als<br />

drittem wissenschaftlichen Leiter<br />

beim IWW.<br />

Eine grundsätzliche Umstrukturierung<br />

unter Leitung des Mülheimer<br />

agiplan-Vorstandes Helmut<br />

Schulte im Jahre 2002 brachte das<br />

Institut weiter voran: Zunächst Wolf<br />

Merkel und Kl<strong>aus</strong>-Dieter Neumann<br />

als Geschäftsführer, später Torsten<br />

Schmidt, neuer Lehrstuhlinhaber<br />

für instrumentelle Analytik der Universität<br />

Duisburg-Essen als wissenschaftlicher<br />

Direktor, kamen in die<br />

Institutsleitung. Neue Themenfelder<br />

wie Managementberatung und<br />

<strong>Wasser</strong>netze wurden entwickelt<br />

und im Laufe der Zeit zu eigenständigen<br />

Geschäftsbereichen <strong>aus</strong>gebaut.<br />

Gleichzeitig expandierte IWW<br />

an zwei weiteren Standorten mit<br />

dem IWW Nord in Diepholz (Niedersachsen)<br />

und dem IWW Rhein-Main<br />

in Biebesheim (Hessen).<br />

Inzwischen ist die enge Verbindung<br />

des IWW zu Hochschulen<br />

deutlich über die Universität Duisburg-Essen<br />

hin<strong>aus</strong> gewachsen.<br />

Über die Einbindung von Andreas<br />

Hoffjan, Lehrstuhlinhaber für Unternehmensrechnung<br />

und Controlling,<br />

als wissenschaftlichem Direktor in<br />

die IWW-Managementberatung ist<br />

die TU Dortmund hinzugekommen.<br />

Auch die TU Darmstadt ist inzwischen<br />

im IWW-Hochschulnetzwerk,<br />

mit Christoph Schüth als Inhaber<br />

des dortigen Lehrstuhls für Angewandte<br />

Geowissenschaften. Beim<br />

IWW ist er wissenschaftlicher Direktor<br />

für den Bereich „<strong>Wasser</strong>ressourcen-Management“<br />

und Nachfolger<br />

Mai 2011<br />

472 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche NACHRICHTEN<br />

<br />

von Rolf-Dieter Wilken (Universität Mainz). Das IWW<br />

Zentrum <strong>Wasser</strong> im Verbund mit den Hochschulen Duisburg-Essen,<br />

Dortmund und Darmstadt zählt heute zu<br />

den führenden deutschen <strong>Wasser</strong>forschungsinstituten.<br />

Diese <strong>aus</strong>gezeichnete Reputation des Instituts beruht<br />

auf der hohen wissenschaftlichen Kompetenz der<br />

Forscher innen und Forscher am IWW und an den kooperierenden<br />

Hochschulen.<br />

Das Konzept eines unternehmensübergreifenden<br />

Kompetenzzentrums für die <strong>Wasser</strong>versorgung überzeugt<br />

weiterhin: der ungebrochene Zuwachs im Gesellschafterkreis<br />

belegt dies eindrucksvoll. Im Jubiläumsjahr<br />

2011 haben sich mittlerweile 20 Unternehmen als<br />

Gesellschafter beim IWW beteiligt. Das <strong>Wasser</strong>-Kompetenzzentrum<br />

IWW hat derzeit einen Jahresumsatz von 7<br />

Millionen EUR. IWW beschäftigt mittlerweile mehr als<br />

100 hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

an seinen Standorten Mülheim an der Ruhr, Biebesheim<br />

am Rhein und Diepholz in drei Bundesländern.<br />

Auch im Jubiläumsjahr entwickelt sich IWW weiter –<br />

der wichtigste Wegweiser ist die Interna tionalisierung<br />

der Forschungslandschaft. IWW hat in den letzten Jahren<br />

stark in den Aufbau von Netzwerken investiert. Über<br />

die nationalen Verbindungen hin<strong>aus</strong> sucht IWW nach<br />

starken Partnern in Europa. IWW hat den europäischen<br />

Institutsverbund ARC Aqua Research Collaboration mit<br />

gegründet, <strong>aus</strong> der Überzeugung her<strong>aus</strong>, dass sich die<br />

kommenden Her<strong>aus</strong>forderungen der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

europa- oder gar weltweit stellen werden.<br />

Das IWW feiert im Mai 2011 seinen 25. Gründungstag.<br />

Das Jubiläum ist ein willkommener Anlass zum<br />

Feiern seiner erfolgreichen Entwicklung. Mit einer<br />

Festschrift zum Jubiläum möchte sich IWW bei allen<br />

Mitarbeitern, Wegbegleitern und Freunden bedanken.<br />

Deshalb stehen in der Festschrift die engagierten Fachleute<br />

von IWW und <strong>Wasser</strong>versorgung sowie erfolgreiche<br />

Projekte <strong>aus</strong> 25 Jahren im Mittelpunkt. Ein<br />

kostenfreies Exemplar der IWW-Festschrift kann<br />

angefordert werden.<br />

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Das führende<br />

Fachorgan für<br />

<strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong><br />

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und wirtschaftlichen Belange der <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung<br />

und <strong>Abwasser</strong> behandlung.<br />

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<strong>gwf</strong> Gas/Erdgas erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Str. 145, 81671 München, GF: Hans-Joachim Jauch<br />

Vorteilsanforderung per Fax: +49 (0)931 / 4170-492<br />

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Ja, senden Sie mir die nächsten beiden Ausgaben des Fachmagazins <strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong>/<br />

<strong>Abwasser</strong> gratis zu. Nur wenn ich überzeugt bin und nicht innerhalb von 14 Tagen<br />

nach Erhalt des zweiten Hefts schriftlich absage, bekomme ich <strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong>/<br />

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(Deutschland: € 15,- / Ausland: € 17,50) pro Halbjahr. Vorzugspreis für Schüler<br />

und Studenten (gegen Nachweis) € 82,50 zzgl. Versand pro Halbjahr.<br />

Kontakt:<br />

IWW Zentrum <strong>Wasser</strong>,<br />

Moritzstraße 26,<br />

D-45466 Mülheim an der Ruhr,<br />

Susanne Bonorden,<br />

E-Mail: s.bonorden@iww-online.de,<br />

Hanne Servatius,<br />

E-Mail: h.servatius@iww-online.de<br />

Firma/Institution<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

✘<br />

Datum, Unterschrift<br />

PAGWFW1210<br />

Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail)<br />

oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt<br />

die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>gwf</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg<br />

Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene<br />

Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom Oldenbourg Industrieverlag<br />

oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben<br />

werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

BASF erwirbt Spezialisten für Ultrafiltrationstechnologie<br />

inge watertechnologies<br />

BASF hat eine Einigung über den Erwerb der inge watertechnologies AG, und deren Geschäft mit Ultrafiltrationsmembranen<br />

erzielt. Ein ent sprechender Vertrag wurde mit der Investorengruppe der inge watertechnologies<br />

AG unterzeichnet.<br />

inge watertechnologies AG ist ein<br />

weltweit führender Anbieter von<br />

Lösungen im Bereich der Ultrafiltrationstechnologie,<br />

einer Methode<br />

zur Aufbereitung von Trinkwasser,<br />

Prozesswasser, <strong>Abwasser</strong> und Meerwasser<br />

mithilfe von speziellen<br />

Membranen. Das global aufgestellte<br />

Unternehmen hat seinen Sitz in<br />

Greifenberg in der Nähe von München<br />

und beschäftigt etwa 85 Mitarbeiter.<br />

Zum Produktportfolio<br />

gehören Hauptbestandteile von<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen, wie<br />

z. B. hocheffiziente Ultrafiltrationsmodule<br />

und wirtschaftliche Rack-<br />

Konstruktionen (Modulträger).<br />

„Dies ist ein wichtiger Schritt für<br />

BASF beim weiteren Ausbau unserer<br />

technologie- und innovationsgetriebenen<br />

Geschäftsfelder. Zu -<br />

inge’s Multibore ® Membran – eine wegweisende<br />

Innovation in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung.<br />

dem passt diese Akquisition zu<br />

unserer Ausrichtung, die globalen<br />

Her<strong>aus</strong>forderungen aktiv anzugehen.<br />

Mit diesem Schritt kann die<br />

BASF ihre Position im Bereich der<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung, einem attraktiven<br />

und schnell wachsenden Markt,<br />

weiter <strong>aus</strong>bauen. Zugleich können<br />

wir so einen wichtigen Beitrag zur<br />

Verbesserung der Lebensqualität<br />

weltweit leisten“, erklärte Dr. John<br />

Feldmann, Vorstandsmitglied der<br />

BASF und verantwortlich für das<br />

Segment Performance Products.<br />

Die Investorengruppe und BASF<br />

haben sich darauf geeinigt, keine<br />

Einzelheiten des Vertrags offen zu<br />

legen. Der Kauf unterliegt noch der<br />

Zustimmung der zuständigen Kartellbehörden.<br />

Mit dem Abschluss<br />

der Transaktion wird im Laufe des<br />

dritten Quartals 2011 gerechnet.<br />

„Dieser Einstieg in das Geschäft<br />

mit <strong>Wasser</strong>aufbereitungsmembranen<br />

bietet uns die Möglichkeit, einzigartige<br />

Lösungen zu entwickeln“,<br />

erläuterte Hans W. Reiners, Leiter<br />

des Bereichs Performance Chemicals.<br />

„Wir verbinden Membrantechnologie<br />

mit chemischem Knowhow,<br />

aufbauend auf der BASF-Erfahrung<br />

in der Polymerforschung und<br />

<strong>Wasser</strong>behandlung.“ Dr. Matthias<br />

Halusa, Leiter des globalen Water<br />

Solutions Geschäfts, fügte hinzu:<br />

„Damit sind wir in der her<strong>aus</strong>ragenden<br />

Lage, leistungsabhängige<br />

Pa ketlösungen anzubieten, die<br />

sowohl Chemikalien als auch Membrantechnologie<br />

umfassen. Dies<br />

stellt einen wichtigen Schritt bei der<br />

Umsetzung unserer Wachstumsstrategie<br />

für dieses Geschäft dar.“<br />

Die Ultrafiltrationsmembran-<br />

Technologie ist ein Niedrigdruck-<br />

Membranverfahren, mit dem <strong>Wasser</strong><br />

von Schwebstoffen und Mikroorganismen<br />

getrennt wird. Der<br />

zunehmende Bedarf an <strong>Wasser</strong>aufbereitung,<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

und <strong>Wasser</strong>wiederverwertung so -<br />

wie an Platz sparenden Technologien<br />

und besserer Trinkwasserqualität<br />

lässt die Nachfrage nach<br />

diesen Technologien ansteigen.<br />

Mit dem Erwerb des <strong>Wasser</strong>behandlungsgeschäfts<br />

als Teil der<br />

Akquisition von Ciba im Jahr 2009 ist<br />

BASF zum führenden Anbieter bei<br />

organischen Flockungsmitteln und<br />

Verdichtungsmitteln, den Schlüsseltechnologien<br />

in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung,<br />

geworden. Ziel ist, die in der<br />

BASF vorhandenen Produkte und<br />

Expertise im Bereich <strong>Wasser</strong>behandlung<br />

strategisch zu bündeln und<br />

eine starke Plattform zu schaffen.<br />

Diese soll es dem Geschäft ermöglichen,<br />

seine Marktposition weiter<br />

profitabel <strong>aus</strong>zubauen.<br />

„Wir bei inge watertechnologies<br />

freuen uns darüber, Teil von BASF<br />

zu werden, einem Weltkonzern mit<br />

Innovationskraft, einem weltweiten<br />

Kundenstamm und Finanzkraft. Das<br />

gibt uns die Möglichkeit, neue<br />

Innovationsfelder anzugehen und<br />

uns im Markt breiter aufzustellen“,<br />

sagte Bruno Steis, Vorstandsvorsitzender<br />

des Unternehmens. Und<br />

Dr. Peter Berg, Technologievor -<br />

stand und Unternehmensmitgründer,<br />

fügte hinzu: „Ich bin überzeugt<br />

davon, dass unser Unternehmen,<br />

unsere Mitarbeiter und insbesondere<br />

auch unsere Kunden von dieser<br />

idealen Partnerschaft nur profitieren<br />

können.“<br />

Weitere Informationen:<br />

www.inge.ag<br />

www.watersolutions.basf.com<br />

www.basf.com<br />

Mai 2011<br />

474 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

Badger Meter fördert Schulkooperation<br />

für zwei <strong>Wasser</strong>projekte<br />

Schülerprojekt mit internationaler Wirkung<br />

Weltweit sind rund 1,2 Milliarden<br />

Menschen von <strong>Wasser</strong>not<br />

betroffen. 19 von 100 Kindern<br />

haben keinen Zugang zu sauberem<br />

<strong>Wasser</strong>. Immer mehr Menschen auf<br />

diesem Planeten erleben die Folgen<br />

von <strong>Wasser</strong>knappheit, und um das<br />

lebenswichtige und knapper werdende<br />

Gut gezielter verteilen zu<br />

können, ist Technologie unerlässlich.<br />

Überzeugt, dass der Umgang<br />

mit <strong>Wasser</strong> mehr Sensibilität erfordert,<br />

hat Badger Meter Europa<br />

GmbH – führender Hersteller von<br />

Mess- und Regeltechnik – ein<br />

Kooperationsprojekt mit Schülern<br />

der Realschule Neuffen ins Leben<br />

gerufen: Ein Kunstwettbewerb der<br />

Schüler der fünften Klassen soll<br />

Bewusstsein für den Umgang mit<br />

der Ressource <strong>Wasser</strong> schaffen und<br />

beim Zugang zu sauberem <strong>Wasser</strong><br />

in Afrika helfen.<br />

Die Kinder sollen sich künstlerisch<br />

mit dem Thema <strong>Wasser</strong>knappheit<br />

<strong>aus</strong>einandersetzen. Die besten<br />

30 entstehenden Werke werden in<br />

einer Dauer<strong>aus</strong>stellung in den Ge -<br />

schäftsräumen von Badger Meter in<br />

Neuffen gezeigt. Die zehn besten<br />

Arbeiten wurden auf der internationalen<br />

Leitmesse <strong>Wasser</strong> Berlin in Mai<br />

2011 und werden auf der Konferenz<br />

Water Week in Singapur Anfang Juli<br />

2011 präsentiert. Die Arbeiten sollen<br />

indes nicht nur herumgezeigt, sondern<br />

auch verkauft und der Erlös<br />

zugunsten gleich zweier Projekte in<br />

Afrika eingesetzt werden: In Äthiopien<br />

und in Südost-Kenia sollen Vorhaben<br />

der <strong>Wasser</strong>Stiftung und der<br />

Welthungerhilfe unterstützt werden,<br />

die sich mit Brunnenbau und<br />

Bewässerung befassen.<br />

Modernes <strong>Wasser</strong>management<br />

erfordert präzise Kenntnisse über<br />

Verbrauch und Verteilung. Mit über<br />

105 Jahren Know-how und hochqualitativen<br />

Durchflussmessgeräten,<br />

welche über modernste Kommunikationsmöglichkeiten<br />

zur zentralen<br />

Datenverarbeitung verfügen,<br />

trägt Badger Meter Europa GmbH<br />

Geschäftsführer / VP – International Operations,<br />

Dr. Ing. Horst Gras, mit den Kindern der<br />

Realschule Neuffen.<br />

dazu bei, mit der Ressource <strong>Wasser</strong><br />

schonender umzugehen. Mit ihrem<br />

Firmenslogan „Wir messen die Ressourcen<br />

unserer Welt – Jeder Tropfen<br />

zählt“ und dem Projektslogan<br />

„Wir malen, um zu helfen“ engagiert<br />

sich der Hersteller mit seinem<br />

Namen für lebenswichtige Projekte.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.badgermeter.de<br />

Wir messen die Ressourcen unserer Welt.<br />

Jeder Tropfen zählt.<br />

Badger Meter Europa GmbH<br />

Nürtinger Str. 76 Tel. +49 (0) 7025 – 9208 – 0 E-mail: badger@badgermeter.de<br />

72639 Neuffen Fax +49 (0) 7025 – 9208 – 15 www.badgermeter.de<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 475


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

Kohleskulptur begeisterte Messebesucher<br />

„Internationales Fachpublikum, neue Kontakte und hohes Interesse an unserem Know-how sowie an unseren<br />

Produkten – vor allem am Filtermaterial EVERZIT ® N.“ Dieses Resümee zog Dipl.-Chem. Stephan Evers, Generalbevollmächtigter<br />

der Evers e. K. nach Abschluss der internationalen Fachmesse <strong>Wasser</strong> Berlin. Das mittelständische<br />

Unternehmen Evers <strong>aus</strong> Hopsten (Münsterland) beschäftigt sich seit 40 Jahren mit Trinkwassertechnologie.<br />

Kohleskulptur „Ruhrgold“.<br />

Zeche „Hugo“.<br />

Viel Beifall und beachtliches Interesse<br />

fand die Kohleskulptur<br />

„Ruhrgold“ der Künstlerin Christiane<br />

B. Bethke auf dem Evers-<br />

Messestand auf der <strong>Wasser</strong> Berlin.<br />

Die pechschwarze, zwei Meter hohe<br />

und 200 Kilo schwere, mit Luft<br />

gefüllte Nylonkugel war ein regelrechter<br />

Eyecatcher. Stephan Evers:<br />

„Wir unterstützten dieses Projekt<br />

mit 200 Kilo feinem, extra handgesiebtem<br />

Anthrazit <strong>aus</strong> der Zeche<br />

Ibbenbüren, den die Künstlerin mit<br />

Spezialkleber auf der Oberfläche<br />

aufbrachte“.<br />

40 Jahre Erfahrung in der Aufbereitung<br />

von Trinkwasser<br />

Gegründet wurde das Unternehmen<br />

1971 von Werner Evers. Der<br />

Ingenieur betrieb Forschung, um<br />

ein optimales Filtermaterial für die<br />

Aufbereitung von Trinkwasser zu<br />

finden. Er fand es in gleichmäßig<br />

hochveredelter Anthrazitkohle <strong>aus</strong><br />

der Zeche Ibbenbüren. 1978 erhielt<br />

sein Produkt EVERZIT®N die Zulassung<br />

und Freigabe durch das Bundesgesundheitsamt.<br />

Das Unternehmen<br />

exportiert weltweit und täglich<br />

werden über 22,3 Milliarden Liter<br />

Trinkwasser mit Filtermaterialien<br />

von Evers gefiltert. In weltweit über<br />

6000 Anlagen wird Filtermaterial<br />

des Typs EVERZIT®N eingesetzt.<br />

Auch die Söhne des Firmengründers<br />

spezialisierten sich auf <strong>Wasser</strong>technologie.<br />

Im Zuge der Unternehmensnachfolge<br />

leitet Dipl.-Chem.<br />

(Univ.) Stephan Evers seit sechs Jahren<br />

das operative Geschäft der Evers<br />

e. K. Dipl.-Ing. (TU) Thomas Evers<br />

machte sich vor zwölf Jahren mit<br />

der Evers Engineering selbständig.<br />

Er ist auch öffentlich bestellter Sachverständiger<br />

für <strong>Wasser</strong>aufbereitung.<br />

In seinem Planungsbüro für<br />

effiziente Filtration in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

(für Schwimmbäder,<br />

Industriewasser und Deponien)<br />

werden Fachgutachten erstellt und<br />

neue Anlagen geplant bzw. bestehende<br />

optimiert.<br />

Forschen für besseres<br />

<strong>Wasser</strong> – <strong>aus</strong> Tradition<br />

Evers e. K. beschäftigt 15 Mitarbeiter<br />

und ist seit 2004 nach DIN EN ISO<br />

9001 und DIN EN ISO 14001 zertifiziert.<br />

Auf dem indischen Markt ist<br />

das Unternehmen seit fünf Jahren<br />

vertreten. Neben dem europäischen<br />

Patent wurde dem Filtersystem<br />

Evers Easy Filtration® Ende 2010<br />

auch das indische Patent erteilt. Für<br />

den Einsatz in Not- und Katastrophengebieten<br />

sowie für den Privatgebrauch<br />

entwickelte Evers verschiedene<br />

Kleinfiltersysteme. Neuestes<br />

Produkt ist der professionelle<br />

Filter Evers everFilt®, entwickelt für<br />

Kleinpools in Garten und Freizeit.<br />

Das Filtersystem wird zwischen<br />

Becken<strong>aus</strong>lauf und Pumpenzulauf<br />

gesetzt und macht das <strong>Wasser</strong><br />

innerhalb von 24 Stunden wieder<br />

klar und sauber.<br />

Evers forscht <strong>aus</strong> Tradition. Stephan<br />

Evers: „Für den Umweltschutz<br />

in den Bereichen Biogasanlagen,<br />

Altlastensanierung und Gewässerökologie<br />

entwickelten wir unterschiedliche<br />

Filtermaterialien wie<br />

z. B. EVERZIT® DG sowie EVERZIT®<br />

Phat. Außerdem sind wir als Projektpartner<br />

an Nanoefficiency, einem<br />

Forschungsprojekt zur nanoinspirierten<br />

<strong>Wasser</strong>forschung des Fraunhofer-Institutes<br />

UMSICHT in Oberh<strong>aus</strong>en<br />

beteiligt. Unsere Aufgabe<br />

als Partner <strong>aus</strong> der Wirtschaft ist es,<br />

in dem bis 2012 geförderten Projekt,<br />

die Entwicklung zu begleiten<br />

und die Anwendung in der Praxis<br />

umzusetzen. Außerdem unterstützen<br />

wir die Fachhochschule Münster<br />

bei einem Forschungsprojekt<br />

zum Thema „Behandlung von Niederschlagswasser“.<br />

Kontakt:<br />

EVERS e. K.<br />

<strong>Wasser</strong>technik und<br />

Anthrazitveredelung,<br />

Rheiner Straße 14a,<br />

D-48496 Hopsten,<br />

Tel. (05458) 9307-0, Fax (05458) 9307-40,<br />

E-Mail: info@evers.de, www.evers.de<br />

Mai 2011<br />

476 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

„Grüne Geschäfte“ im Kleingarten:<br />

Neues <strong>Abwasser</strong>konzept entsteht<br />

Mehr Komfort, Hygiene und Umweltschutz bei Entsorgung von Fäkalien –<br />

DBU stiftet 53000 Euro<br />

Kleingärten sind in Deutschland<br />

sehr beliebt – in rund einer Million<br />

Gärten verbringen etwa fünf<br />

Millionen Menschen ihre Freizeit:<br />

Tradition seit über 145 Jahren, in<br />

denen technischer Komfort und<br />

Nutzeransprüche stetig gewachsen<br />

sind. Doch ein Sorgenkind bleibt oft<br />

die <strong>Abwasser</strong>entsorgung: „Kleingärten<br />

sind nicht an das öffentliche<br />

Kanalnetz angeschlossen. Für Ab -<br />

wässer und Fäkalien müssen dann<br />

andere Entsorgungswege gefunden<br />

werden“, erklärte Prof. Dr. Jörg Londong<br />

vom Lehrstuhl Siedlungswasserwirtschaft<br />

der Bauh<strong>aus</strong>-Universität<br />

Weimar. Gemeinsam mit dem<br />

Bildungs- und Demonstrationszentrum<br />

für dezentrale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

(BDZ) und dem Stadtverband<br />

der Kleingärtner (SLK),<br />

beide Leipzig, will die Uni neue<br />

Wege für den hygienischen und<br />

umweltverträglichen Umgang mit<br />

Fäkalien <strong>aus</strong> Kleingärten finden. Für<br />

das innovative Projekt hat jetzt die<br />

Deutsche Bundesstiftung Umwelt<br />

(DBU) rund 53000 Euro Fördermittel<br />

zugesagt.<br />

„Im Projekt soll das Kleingartenwesen<br />

aber auf keinen Fall ge -<br />

fährdet oder bevormundet werden“,<br />

betonte DBU-Generalsekretär<br />

Dr.-Ing. E.h. Fritz Brickwedde. Vielmehr<br />

handele es sich um ein dialogorientiertes<br />

Vorhaben, bei dem<br />

gemeinsam mit den Kleingärtnern<br />

nach machbaren Sanitärlösungen<br />

ge sucht werde. Zentrales Ziel sei es,<br />

Umweltentlastung und Nutzerbedürfnisse<br />

zum Vorteil aller zu verknüpfen,<br />

unterstrich Brickwedde.<br />

„Am Beispiel von Kleingartenkolonien<br />

in Leipzig werden wir sinnvolle<br />

und umsetzbare Veränderungen<br />

benennen, Hemmnisse diskutieren<br />

und Vorschläge für eine<br />

beispielhafte Umsetzung erarbeiten“,<br />

umriss Londong das Vorhaben.<br />

Zentrale Punkte seien dabei der Vergleich<br />

von Anschaffungs- und<br />

Betriebskosten, der Wartungsaufwand<br />

und Entsorgungskomfort<br />

sowie das Umweltentlastungspotenzial.<br />

Bundeseinheitliche Vorgaben,<br />

speziell für den Kleingartenbereich,<br />

gebe es bis heute nicht, erklärte der<br />

BDZ-Vorstandsvorsitzende Wolf-<br />

Michael Hirschfeld. Für die Fäkalienentsorgung<br />

seien derzeit zwar oft<br />

Chemie-, Trocken- oder Humustoiletten<br />

im Einsatz. Trotzdem stelle<br />

man auch immer wieder problematische<br />

Entsorgungen von Toiletteninhalten<br />

fest – zum Beispiel unsachgemäßes<br />

Kompostieren oder<br />

Rasensprengung mit <strong>Abwasser</strong>.<br />

Hygienische Anforderungen und<br />

die Nährstoffbilanzen des Bodens<br />

würden dabei missachtet. Ein<br />

besonderes Problem stellen auch<br />

viele Sammelgruben dar, so Hirschfeld.<br />

Bis zu 30 Prozent der eingebrachten<br />

Stoffe versickerten demnach<br />

im Erdreich, erreichten Grundwasser<br />

oder nahe Gewässer. Das sei<br />

eine beträchtliche Gefahr für den<br />

<strong>Wasser</strong>h<strong>aus</strong>halt ganzer Gebiete.<br />

„Doch trotz der problematischen<br />

Aspekte wollen wir niemanden<br />

maßregeln, sondern konkrete Hilfestellungen<br />

bieten“, betonte der<br />

BDZ-Experte.<br />

Auch Robby Müller, SLK-Vorsitzender,<br />

begrüßte das Projekt: „Das<br />

Image von Kleingärten zu verbessern,<br />

heißt auch, die Randbedingungen<br />

zu verbessern. Dazu ge -<br />

hören wesentlich die hygienische<br />

Situation, der Komfort von Sanitäranlagen<br />

und die Umweltentlastung.<br />

So können Kleingärten auch für jüngere<br />

Menschen wieder deutlich an<br />

Attraktivität gewinnen“, so Müller.<br />

Das Kleingarten-Projekt sei<br />

zwar auf den Leipziger Raum<br />

beschränkt, so Londong. Von den<br />

Projekter gebnissen sollen aber<br />

bundes weit Kleingartenkolonien<br />

profitieren können. Daher werde<br />

der Ab schlussbericht interessierten<br />

Vereinen und Personen kostenlos<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.dbu.de<br />

Kleingärten an<br />

der Wakenitz<br />

(Lübeck) © Myer<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 477


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

Alles klar zwischen Ozean und <strong>Wasser</strong>hahn<br />

Neue UBA-Broschüre „Rund um das Trinkwasser“<br />

In vielen Ländern gehört eine kostenlose Karaffe Leitungswasser auf dem Tisch zum guten Ton. Wer bei uns im<br />

Restaurant darum bittet, dem quittieren die Kellner dies oft mit einem Naserümpfen. Dabei ist das Leitungswasser<br />

in Deutschland im internationalen Vergleich Spitze: „Das deutsche Trinkwasser hat eine durchweg<br />

hohe Qualität. Es wird umfassend und regelmäßig kontrolliert, kostet wenig und ist vermutlich das einzige<br />

Lebensmittel, das man nicht mühsam nach H<strong>aus</strong>e tragen muss“, sagt Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes<br />

(UBA). Doch wo kommt das Trinkwasser her, wo geht es hin und warum ist bleifrei plötzlich<br />

super? Diese und viele weitere Fragen beantwortet jetzt umfassend die UBA-Broschüre „Rund um das Trinkwasser“<br />

des UBA.<br />

Fragen ob das Trinkwasser sicher<br />

ist, erreichen das UBA immer<br />

wieder. Der neue Ratgeber informiert<br />

daher <strong>aus</strong>führlich und offen<br />

über alles Wissenswerte rund um<br />

die gesundheitliche Bewertung von<br />

im Trinkwasser gelösten Stoffen wie<br />

Kalzium, Magnesium oder Nitrat. Er<br />

erklärt verständlich, wie es gelingt,<br />

Krankheitserreger <strong>aus</strong> dem Leitungswasser<br />

fernzuhalten.<br />

Der Ratgeber informiert auch<br />

über die technischen und logistischen<br />

Aspekte der Trinkwasser-Verteilung.<br />

Ein B<strong>aus</strong>tein, der über die<br />

Qualität entscheidet, sind beispielsweise<br />

die Verteilungsnetze: In gerader<br />

Linie messen sie in Deutschland<br />

über 500 000 Kilometer und könnten<br />

damit die Erde über 12 Mal<br />

umspannen. Der Her<strong>aus</strong>forderung,<br />

sie ständig dicht zu halten und vor<br />

Korrosion zu schützen, stellen sich<br />

die deutschen <strong>Wasser</strong>versorger<br />

auch im internationalen Vergleich<br />

mit großem Erfolg.<br />

Gen<strong>aus</strong>o wichtig wie ein intaktes<br />

Verteilernetz ist die richtige Abstimmung<br />

des Materials der Leitungen<br />

in H<strong>aus</strong> oder Wohnung auf die regionale<br />

<strong>Wasser</strong>qualität. So eignen sich<br />

blanke Kupferrohre beispielsweise<br />

nicht für alle Trinkwässer, hier ist<br />

Fachwissen gefragt. UBA-Präsident<br />

Flasbarth rät vor allem Heimwerkerinnen<br />

und Heimwerkern zur<br />

Umsicht: „Arbeiten an der Trinkwasser-Installation<br />

sollte man nur<br />

einem Fachbetrieb überlassen, der<br />

beim regionalen <strong>Wasser</strong>versorger<br />

gelistet ist. Nur dann ist auch sichergestellt,<br />

dass die richtigen Materialien<br />

verwendet werden und dass<br />

Krankheitserreger wie Legionellen<br />

in der Trinkwasser-Installation we -<br />

der im Warm- und noch im Kaltwassersystem<br />

eine Chance haben.“<br />

Und warum ist bleifrei jetzt<br />

super? Ab Dezember 2013 ist der<br />

neue Grenzwert für Blei im Trinkwasser<br />

von 0,010 Milligramm pro<br />

Liter einzuhalten und dies wird nur<br />

ohne Bleileitungen möglich sein.<br />

Diese gibt es aber ohnehin nur noch<br />

äußerst selten.<br />

Der Ratgeber des UBA „Rund um<br />

das Trinkwasser“ ist der erste einer<br />

Reihe von Broschüren, in denen das<br />

UBA die Öffentlichkeit in nächster<br />

Zeit <strong>aus</strong>führlich über das Trinkwasser<br />

in Deutschland informieren<br />

wird.<br />

Den neuen UBA-Ratgeber „Rund<br />

um das Trinkwasser“ gibt es kostenlos<br />

beim Umweltbundesamt, c/o<br />

GVP, Postfach 3303 61, D-53183<br />

Bonn, E-Mail: uba@broschuerenversand.de<br />

Online „Rund um das Trinkwasser“:<br />

http://www.umweltbundesamt.de/uba-infomedien/4083.html<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH<br />

Grasstraße 11 • 45356 Essen<br />

Telefon (02 01) 8 61 48-60<br />

Telefax (02 01) 8 61 48-48<br />

www.aquadosil.de<br />

Mai 2011<br />

478 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Veranstaltungen<br />

NACHRICHTEN<br />

Jahrestagung der <strong>Wasser</strong>chemischen Gesellschaft<br />

„<strong>Wasser</strong> 2011“ – Jahrestagung der <strong>Wasser</strong>chemischen Gesellschaft –<br />

30. Mai bis 1. Juni 2011, Norderney<br />

Ziel der Tagung<br />

Die Jahrestagung ist ein willkommener<br />

Anlass, sich mit „<strong>Wasser</strong>chemikern“<br />

<strong>aus</strong> den verschiedensten<br />

Richtungen zu einem Erfahrungs-<br />

und Gedanken<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch zu<br />

treffen. Die persönliche Begegnung<br />

und die Diskussion aktueller fachlicher<br />

Probleme stehen hierbei im<br />

Vordergrund.<br />

„Norderney – hier will ich<br />

sein“ ist das Motto der Insel<br />

Norderney ist eine der Ostfriesischen<br />

Inseln im Nordwesten<br />

Deutschlands, die dem Festland des<br />

Bundeslandes Niedersachsen zwischen<br />

der Ems- und Wesermündung<br />

in der Deutschen Bucht vorgelagert<br />

sind. Mit einer Fläche von 26,29<br />

Quadratkilometern ist Norderney<br />

nach Borkum die zweitgrößte Insel<br />

dieser Inselgruppe. Mehrere Bereiche<br />

in der Inselmitte sowie der<br />

gesamte östliche Teil Norderneys,<br />

insgesamt 85 Prozent der Inselfläche,<br />

gehören zum Nationalpark<br />

Niedersächsisches Wattenmeer.<br />

Der Nationalpark Niedersächsisches<br />

Wattenmeer besteht seit 1986. Seit<br />

Juni 2009 gehört der Nationalpark<br />

Niedersächsisches Wattenmeer<br />

zusammen mit dem Nationalpark<br />

Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer<br />

und dem niederländischen<br />

Wattenmeer zum UNESCO-Weltnaturerbe.<br />

Die Stadt Norderney ist eine Einheitsgemeinde<br />

und umfasst die<br />

gesamte Insel Norderney. Sie gehört<br />

nach der niedersächsischen Kreisreform<br />

von 1978 zum Landkreis<br />

Aurich und ist mit 5810 Einwohnern<br />

die der Bevölkerung nach größte<br />

Gemeinde der Ostfriesischen Inseln.<br />

Im Jahre 1948 wurde der Gemeinde<br />

das Stadtrecht verliehen.<br />

Der Programm<strong>aus</strong>schuss hat <strong>aus</strong><br />

vielen interessanten Einreichungen<br />

Vorträge und Poster <strong>aus</strong>gewählt,<br />

die die Grundlage zum Erfahrungs<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch<br />

und zur Diskussion bilden.<br />

Die Sonderblöcke am Dienstagnachmittag<br />

beinhalten „Chemie<br />

und Meer“ sowie zwei Vorträge <strong>aus</strong><br />

den Niederlanden.<br />

Preis der <strong>Wasser</strong>chemischen<br />

Gesellschaft geht an<br />

Dr. Michael Radke<br />

Der Bayreuther Hydrologe Dr.<br />

Michael Radke erhält den Preis der<br />

<strong>Wasser</strong>chemischen Gesellschaft. Er<br />

nimmt diese Auszeichnung bei der<br />

Jahrestagung der <strong>Wasser</strong>chemischen<br />

Gesellschaft in Empfang.<br />

Der Preis der <strong>Wasser</strong>chemischen<br />

Gesellschaft, unterstützt durch die<br />

Walter-Kölle-Stiftung, dient der Förderung<br />

des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses auf dem Gebiet der<br />

<strong>Wasser</strong>chemie. Im Rahmen der diesjährigen<br />

Tagung der Gesellschaft<br />

wird dieser Preis an Dr. Michael<br />

Radke für seine her<strong>aus</strong>ragenden<br />

wissenschaftlichen Leistungen und<br />

sein hohes Engagement als Leiter<br />

des Fach<strong>aus</strong>schusses „Hyporheische<br />

Zone“ der <strong>Wasser</strong>chemischen<br />

Gesellschaft überreicht.<br />

Dr. Radke war bis Ende März<br />

2011 wissenschaftlicher Assistent<br />

am Lehrstuhl für Hydrologie der<br />

Universität Bayreuth und nimmt ab<br />

Mai eine Tätigkeit an der Universität<br />

Stockholm auf. Die <strong>aus</strong>gezeichneten<br />

Forschungen betreffen vor<br />

allem die polaren organischen Spurenstoffe<br />

und ihr Verhalten in<br />

Gewässersystemen. Im Vordergrund<br />

steht dabei die enge Verzahnung<br />

wasserchemischer Fragestellungen,<br />

wie zum Beispiel die Konzentrationsdynamik<br />

von Spurenstoffen<br />

und die Quantifizierung individueller<br />

Abbauprozesse, mit hydraulischen<br />

Aspekten. In Verbindung mit<br />

Laboruntersuchungen zum Verhalten<br />

von Spurenstoffen ermöglicht<br />

dieser Forschungsansatz die quantitative<br />

und prozessorientierte Beurteilung<br />

von gewässerinternen<br />

Transformationsmechanismen un -<br />

ter realen Bedingungen. Ein Schwerpunkt<br />

der Forschungen von Dr.<br />

Radke war die Untersuchung der<br />

Rolle der hyporheischen Zone bei<br />

der Entfernung von Arzneimittelwirkstoffen<br />

<strong>aus</strong> Flüssen. Die Arbeiten<br />

in seiner Arbeitsgruppe verdeutlichen<br />

die Grenzen des gegenwärtigen<br />

quantitativen Verständnisses<br />

des Um weltverhaltens von Spurenstoffen<br />

in Fließgewässern und<br />

zeigen Wege auf, dieses mit Hilfe<br />

interdisziplinärer Ansätze zu vertiefen.<br />

Neben dem Thema „Chemie und<br />

Meer“ mit Beiträgen <strong>aus</strong> Deutschland<br />

und den Niederlanden haben<br />

die <strong>Wasser</strong>chemiker auf ihrer diesjährigen<br />

Tagung auch andere<br />

Gewässer und Sedimente, Trinkwasser<br />

und <strong>Abwasser</strong>, die <strong>Wasser</strong>aufbereitung,<br />

Analytik und Spurenstoffe<br />

im Blick. Die <strong>Wasser</strong>chemische<br />

Gesellschaft wurde vor 85 Jahren<br />

gegründet und ist somit eine der<br />

ältesten Fachgruppen in der Gesellschaft<br />

Deutscher Chemiker (GDCh).<br />

Lange Tradition hat in der <strong>Wasser</strong>chemischen<br />

Gesellschaft die Vergabe<br />

von Preisen für her<strong>aus</strong>ragende<br />

Forschungsarbeiten, die letztlich<br />

alle dem Gewässer-Trinkwasserschutz<br />

dienen.<br />

Kontakt:<br />

<strong>Wasser</strong>chemische Gesellschaft,<br />

Technische Universität Berlin,<br />

Sekr. KF 4,<br />

Straße des 17. Juni 135,<br />

D-10623 Berlin,<br />

Tel. (030) 310-17636,<br />

Fax (030) 310-17638,<br />

E-Mail: sekretariat@wasserchemischegesellschaft.de,<br />

www.wasserchemische-gesellschaft.de<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 479


NACHRICHTEN<br />

Veranstaltungen<br />

Methoden und Trends in der <strong>Wasser</strong>behandlung<br />

Fortbildungstag, 7. Juni 2011, DECHEMA-H<strong>aus</strong>, Frankfurt am Main<br />

Entwicklungen und innovative<br />

Lösungsansätze aufzeigt. Dabei<br />

stehen praxisnahe Fragestellungen<br />

im Mittelpunkt. In sieben Vorträgen<br />

mit anschließender Diskussion<br />

berichten renommierte Experten<br />

<strong>aus</strong> Industrie, Instituten und Hochschulen<br />

über neueste Erkenntnisse.<br />

Der Fortbildungstag bietet die Gelegenheit,<br />

sich über diese praxisnahen<br />

Themen in kompakter Form<br />

zu informieren.<br />

Der Fortbildungstag, der von der<br />

DECHEMA e.V. und der GfKORR e.V.<br />

veranstaltet wird, wendet sich an<br />

Hersteller und Anwender von <strong>Wasser</strong>behandlungssystemen,<br />

an <strong>Wasser</strong>versorger<br />

sowie an Behörden<br />

und Hochschulen.<br />

In der Diskussion um <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffe<br />

gewinnen pharmazeutische<br />

und industrielle Spurenstoffe<br />

sowie antibiotikaresistente<br />

Keime zunehmend an Bedeutung.<br />

Im Fortbildungstag wird diese Problematik<br />

dargestellt und aktuelle<br />

Kontakt:<br />

DECHEMA e.V.,<br />

Weiterbildung,<br />

Postfach 15 01 04,<br />

D-60061 Frankfurt am Main,<br />

Tel. (069) 7564-253/202,<br />

Fax (069) 7564-414,<br />

E-Mail: gruss@dechema.de;<br />

weber-heun@dechema.de,<br />

http://kwi.dechema.de/mtw.html<br />

7. Frankfurter <strong>Abwasser</strong>symposium<br />

Fällung und Flockung – Verfahrensoptimierung und Kostensenkung<br />

in der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

9. Juni 2011 in Frankfurt am Main, Saalbau Gallus<br />

Für viele anorganische und feinverteilte<br />

Stoffe stellen die Fällung<br />

und/oder Flockung dieser<br />

<strong>Abwasser</strong>bestandteile die einzigen<br />

ökologischen und ökonomischen<br />

Verfahrensschritte zu deren Entfernung<br />

dar. Für die Fällung und Flockung<br />

ergeben sich im Bereich der<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung im Wesentlichen<br />

zwei Einsatzbereiche:<br />

Entfernung des Phosphats<br />

mittels Fällung<br />

Eindickung/Entwässerung von<br />

Klärschlamm mittels Flockung<br />

Für beide Anwendungsfälle sind<br />

vielfältige Randbedingungen zu<br />

berücksichtigen, um zum einen<br />

die vollständige Wirkung der<br />

eingesetzten chemischen<br />

Hilfsstoffe im Vielstoffgemisch<br />

<strong>Abwasser</strong> zur Geltung zu<br />

bringen und zum anderen<br />

einen wirtschaftlichen Betrieb<br />

im Sinne der Umwelt und der<br />

Gebührenzahler zu gewährleisten.<br />

In dem 7. Frankfurter <strong>Abwasser</strong>symposium<br />

sollen diese Randbedingungen<br />

und die damit verbundenen<br />

Fragestellungen in Be -<br />

zug auf die Gewässer, die<br />

technischen Möglichkeiten der Verfahren,<br />

die günstigste Hilfsstoff<strong>aus</strong>wahl<br />

und die entsprechende<br />

Betriebsweise der Reinigungsanlage<br />

aufgezeigt und Lösungsansätze<br />

dargelegt werden.<br />

Als Referenten konnten wieder<br />

viele Fachkollegen <strong>aus</strong> der betrieblichen<br />

Praxis gewonnen werden, die<br />

anhand von Beispielen die zielführende<br />

Vorgehensweise in Zusammenhang<br />

mit der Fällung und<br />

Flockung von <strong>Abwasser</strong>inhaltsstoffen<br />

aufzeigen und die neuesten<br />

Trends im Bereich der Phosphatelimination<br />

den interessierten Teilnehmern<br />

näher bringen wollen.<br />

Bei der Fällung stehen u. a.<br />

Mischungsvorgänge in Belebungsbecken,<br />

die Forderung zur weitergehenden<br />

Phosphatreduktion auch<br />

Mai 2011<br />

480 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Veranstaltungen<br />

NACHRICHTEN<br />

bei kleineren Kläranlagen sowie die<br />

Auswirkungen der organischen<br />

Phosphatfracht auf die Ablaufwerte<br />

im Vordergrund.<br />

Des Weiteren werden bei dem<br />

Einsatz von Flockungshilfsmitteln<br />

deren Auswahl und optimale Aufbereitung<br />

dezidiert dargelegt und<br />

Anregungen für den betrieblichen<br />

Alltag zum minimierten Einsatz der<br />

zum Teil kostenintensiven Präparate<br />

gegeben.<br />

Die Praxisrelevanz steht wie<br />

immer beim Frankfurter <strong>Abwasser</strong>symposium<br />

im Vordergrund, so<br />

dass mit interessanten Diskussionen<br />

und einem regen Aust<strong>aus</strong>ch<br />

zwischen den Symposiumsteilnehmern<br />

gerechnet werden kann.<br />

Firmen, die Interesse haben sich<br />

als Aussteller zu präsentieren, erhalten<br />

nähere Informationen hierzu<br />

direkt beim Veranstalter. Die Tagung<br />

wird durch eine Fach<strong>aus</strong>stellung<br />

abgerundet. Interessierte Firmen<br />

werden gebeten mit der TAH Kontakt<br />

aufzunehmen.<br />

Kontakt:<br />

Technische Akademie Hannover e.V.,<br />

Dr.-Ing. Igor Borovsky,<br />

Wöhlerstraße 42,<br />

D-30163 Hannover,<br />

Tel. (0511) 39433-30,<br />

Fax (0511) 39433-40,<br />

www.ta-hannover.de<br />

www.wassertermine.de<br />

4. Europäische Rohrleitungstage im European<br />

Pipeline Center® (EPC)<br />

29. bis 30. Juni 2011, St. Veit an der Glan, Kärnten, Österreich<br />

Alle zwei Jahre präsentieren sich<br />

Hersteller und Dienstleister der<br />

Trink- und <strong>Abwasser</strong>branche Europas<br />

und zeigen die Ergebnisse ihrer<br />

Forschungs- und Zusammenarbeit<br />

in der Praxis.<br />

Namhafte europäische Vortragende<br />

<strong>aus</strong> Wissenschaft, Forschung<br />

und Wirtschaft informieren über<br />

aktuelle Technologien, Her<strong>aus</strong>forderungen<br />

und Lösungen in der Trinkwasserversorgung,<br />

im Hochwasserschutz<br />

und der <strong>Abwasser</strong>entsorgung.<br />

Schwerpunkte 2011 sind u. a.<br />

neue Technologien für die effektive<br />

Überwachung von Leitungssystemen<br />

sowie die Themen Versorgungs-<br />

und Qualitätssicherheit.<br />

Die angeschlossene Fach<strong>aus</strong>stellung<br />

wird begleitet von einem dichten<br />

Programm an Vorführungen, die<br />

den praktischen Einsatz der gezeigten<br />

Produkte und Services demonstrieren.<br />

Der Eintritt für Besucher ist<br />

auch 2011 wieder frei.<br />

Das von MTA Messtechnik ins<br />

Leben gerufene und organisierte<br />

European Pipeline Center®, ist ein in<br />

Europa einzigartiges Versuchs-,<br />

Forschungs- und Trainingszentrum<br />

für die Trinkwasserversorgung und<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgung. Mit seinen<br />

mehr als zwanzig Partnern versteht<br />

sich das EPC als Kompetenzzentrum<br />

für die <strong>Wasser</strong>versorgung und<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgung in Europa.<br />

Ziel des EPC ist es, die gemeinsame<br />

Forschung zwischen den Partnerfirmen<br />

sowie deren Produktentwicklung<br />

zu fördern und den<br />

anwendungsorientierten Wissens<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch<br />

zu intensivieren. Vor<br />

allem die Weiterbildung qualifizierten<br />

Personals, sowie Versuchs- und<br />

Forschungsprojekte stehen im Mittelpunkt<br />

der Aktivitäten.<br />

Praxisnahes Training ist im EPC<br />

garantiert. In der Versuchsanlage<br />

des EPC sind auf 2500 Laufmetern<br />

Rohre aller marktgängigen Material-<br />

und Durchmessertypen verlegt<br />

und alle denkbaren Schäden wie<br />

Undichtigkeiten, Verlegungen, Lecks<br />

oder Brüche verbaut.<br />

So können Störfälle realistisch<br />

simuliert und deren fachgerechte<br />

Behebung geschult werden. Die<br />

Erfahrungen aller beteiligten EPC-<br />

Partner kommen dabei zum Tragen.<br />

Fachleute geben im Rahmen des<br />

Schulungsangebotes Tipps und<br />

Tricks für den Umgang mit allen<br />

gängigen Problemstellungen oder<br />

entwerfen gemeinsam mit dem<br />

Kunden ein individuelles Trainingsprogramm.<br />

Kontakt:<br />

MTA Messtechnik GmbH,<br />

Mag. Sylvia Petschnig, Marketing,<br />

Handelsstraße 14-16,<br />

A-9300 St. Veit an der Glan,<br />

Tel. +43 4212 71491, Fax +43 4212 72298,<br />

E-Mail: s.petschnig@mta-messtechnik.at,<br />

www.mta-messtechnik.at<br />

Ausstellung 2009.<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 481


NACHRICHTEN<br />

Forschung und Entwicklung<br />

Umwelttechnologieforschung:<br />

Baden-Württemberg Stiftung unterstützt zehn<br />

bedeutende Forschungsprojekte<br />

Die Baden-Württemberg Stiftung unterstützt zahlreiche Forschungsprogramme mit dem Ziel, neue, innovative<br />

Methoden und Verfahren in Naturwissenschaft und Technik zu entwickeln. Nun hat sie <strong>aus</strong> insgesamt<br />

31 Anträgen zehn Projekte im Bereich Umwelttechnologieforschung <strong>aus</strong>gewählt, die mit rund 4 Mio. Euro<br />

finanziert werden. Alle Projekte leisten einen signifikanten Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz und<br />

kombinieren mindestens zwei Hoch- oder Spitzentechnologien.<br />

Die Baden-Württemberg Stiftung unterstützt zahlreiche<br />

Forschungsprogramme mit dem Ziel, neue,<br />

innovative Methoden und Verfahren in Naturwissenschaft<br />

und Technik zu entwickeln und bestehende<br />

zu optimieren.<br />

Von der Verbesserung der <strong>Energie</strong>-<br />

und Ressourceneffizienz<br />

chemischer Prozesse über das Recycling<br />

von industriell bedeutsamen<br />

Rohstoffen bis hin zu effizienteren<br />

Solarzellen: Die zehn Forschungsprojekte,<br />

die die Baden-Württemberg<br />

Stiftung in ihrem neuen Forschungsprogramm<br />

finanziert, weisen<br />

eine große thematische Breite<br />

<strong>aus</strong> und befassen sich mit verschiedenen<br />

Schwerpunkten innerhalb<br />

der Umwelttechnologieforschung.<br />

Bis zu vier Kooperationspartner <strong>aus</strong><br />

unterschiedlichsten Disziplinen ar -<br />

beiten in den <strong>aus</strong>gewählten Projekten<br />

über eine Projektlaufzeit von bis<br />

zu drei Jahren zusammen.<br />

Dr. Stefan Löbbecke vom Fraunhofer<br />

Institut für Chemische Technologie<br />

Pfinztal koordiniert das Projekt<br />

„Neue thermoelektrische Systeme<br />

für die energieeffiziente<br />

Auslegung und Kontrolle chemischer<br />

Prozesse“. Zusammen mit seinen<br />

Kollegen vom Fraunhofer Institut<br />

für Physikalische Messtechnik<br />

Freiburg und zwei Kooperationspartnern<br />

von der Universität Freiburg<br />

möchte er erforschen, wie die<br />

Wärme chemischer Prozesse für<br />

eine energieautarke Versorgung<br />

von Feldgeräten, wie z. B. Sensoren<br />

und Motoren, genutzt werden<br />

kann. Im Rahmen des Projekts werden<br />

neue Strategien zur energieeffizienten<br />

Auslegung und Kontrolle<br />

chemischer Prozesse betrachtet.<br />

Die Entwicklung und Nutzung von<br />

thermoelektrischen Wandlern, die<br />

die Prozesswärme und -abwärme<br />

zum energieautarken Betrieb von<br />

Prozesssensoren nutzen, steht<br />

dabei im Vordergrund. Derartige<br />

Prozesssensoren bieten in Form<br />

von Sensornetzwerken das Potenzial,<br />

die Informationsdichte signifikant<br />

zu erhöhen. Dadurch kann die<br />

<strong>Energie</strong>- und Ressourceneffizienz<br />

chemischer Prozesse verbessert<br />

werden.<br />

Auf Dauer ist absehbar, dass für<br />

einige industriell bedeutsame Rohstoffe<br />

die Ressourcen erschöpft sein<br />

werden, was ein Recycling von seltenen<br />

Stoffen zwingend notwendig<br />

macht. Dr. Paul Bellendorf vom<br />

Fraunhofer Institut für Silicatforschung<br />

Bronnbach realisiert mit der<br />

finanziellen Unterstützung der<br />

Baden-Württemberg Stiftung dazu<br />

gemeinsam mit zwei Kooperationspartnern<br />

von der Universität Stuttgart<br />

ein Projekt zur Her<strong>aus</strong>lösung<br />

von Phosphaten <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong>.<br />

Dazu sollen superparamagnetische<br />

Nanopartikel biomimetisch hergestellt<br />

werden, die ermöglichen sollen,<br />

Phosphate magnetisch <strong>aus</strong> dem<br />

<strong>Abwasser</strong> zurückzugewinnen. Wenn<br />

dies gelingt, sollen auch Anwendungsmöglichkeiten<br />

des Verfahrens<br />

auf andere Stoffe erforscht und<br />

Strategien entwickelt werden, wie<br />

das zurück gewonnene Phosphat<br />

wieder in die Wertschöpfungskette<br />

zurückgeführt werden kann.<br />

Mit einem Forschungsprojekt<br />

über hocheffiziente Solarzellenkontakte<br />

hat sich Dr. Daniel Biro vom<br />

Stiftungskurzprofil<br />

Die Baden-Württemberg Stiftung setzt sich für ein lebendiges und lebenswertes Baden-Württemberg ein.<br />

Sie ebnet den Weg für Spitzenforschung, vielfältige Bildungsmaßnahmen und den verantwortungsbewussten<br />

Umgang mit unseren Mitmenschen. Die Baden-Württemberg Stiftung ist eine der großen operativen<br />

Stiftungen in Deutschland. Sie ist die einzige, die <strong>aus</strong>schließlich und überparteilich in die Zukunft Baden-<br />

Württembergs investiert – und damit in die Zukunft seiner Bürgerinnen und Bürger.<br />

Mai 2011<br />

482 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Forschung und Entwicklung<br />

NACHRICHTEN<br />

Fraunhofer Institut für Solare <strong>Energie</strong>systeme<br />

in Kooperation mit Prof.<br />

Dr. Oliver Eibl vom Institut für Angewandte<br />

Physik der Universität Tübingen<br />

und Prof. Dr. Ute Kaiser von der<br />

Zentralen Einrichtung für Elektronenmikroskopie<br />

der Universität Ulm<br />

bei der Baden-Württemberg Stiftung<br />

beworben. Bei diesem Projekt<br />

wollen die Forscher verschiedene<br />

Technologieansätze weiterentwickeln<br />

und miteinander verknüpfen,<br />

um dadurch Verbesserungen an<br />

Metallkontakten für hocheffiziente<br />

Solarzellen zu erzielen. Als Ergebnis<br />

ihrer Prozess- und Technologieanalyse<br />

versprechen sich die Forscher<br />

eine Verbesserung der Solarzellen<br />

heutiger Bauart und deutliche<br />

Effizienzsteigerungen. Ein wichtiges<br />

Anliegen, dient doch die Photovoltaik<br />

schon heute als eine der wichtigsten<br />

Technologien im Bereich<br />

regenerativer <strong>Energie</strong>gewinnung.<br />

Neben den genannten Projekten<br />

unterstützt die Baden-Württemberg<br />

Stiftung sieben weitere zukunftsweisende<br />

Forschungsprojekte, die<br />

sich unter anderem mit mikrobiellen<br />

Brennstoffzellen für die regenerative<br />

Elektrizitätsgewinnung <strong>aus</strong><br />

kommunalem <strong>Abwasser</strong> oder mit<br />

der Abgasreinigung durch umweltfreundlich<br />

hergestellte Supermikrofasern<br />

befassen. Mit diesem Forschungsprogramm<br />

will die Baden-<br />

Württemberg Stiftung nicht nur die<br />

Umwelttechnologieforschung und<br />

den Technologiestandort im Land<br />

stärken, sondern auch ihr Engagement<br />

im Bereich Nachhaltigkeit<br />

weiter <strong>aus</strong>bauen.<br />

Kontakt:<br />

Baden-Württemberg Stiftung gGmbH,<br />

Im Kaisemer 1,<br />

D-70191 Stuttgart,<br />

Tel. (0711) 248 476-0,<br />

Fax (0711) 248 476-50,<br />

E-Mail: info@bwstiftung.de,<br />

www.bwstiftung.de<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 483


NACHRICHTEN<br />

Leute<br />

Jochen Stemplewski und Raimund Echterhoff<br />

wiedergewählt<br />

R. Echterhoff.<br />

Dr. Jochen Stemplewski ist als<br />

Vorstandsvorsitzender von Em -<br />

schergenossenschaft und Lippeverband<br />

wiedergewählt worden. Der<br />

Genossenschaftsrat der Emschergenossenschaft<br />

und der Verbandsrat<br />

des Lippeverbandes bestätigten ihn<br />

einstimmig für eine weitere Amtszeit.<br />

Außerdem wurde Personalvorstand<br />

Raimund Echterhoff von<br />

den beiden Gremien wiedergewählt.<br />

Für Dr. Jochen Stemplewski, der<br />

1992 an die Spitze von Emschergenossenschaft<br />

und Lippeverband<br />

gewählt worden war, ist es bereits<br />

die fünfte Amtszeit. Er hat die beiden<br />

traditionsreichen <strong>Wasser</strong>wirtschaftsverbände<br />

seit den 1990er<br />

Jahren auf einen neuen verbandspolitischen<br />

und wasserwirtschaftlichen<br />

Kurs geführt und zu einem<br />

modernen, kaufmännisch orientierten<br />

und hocheffizienten Dienstleister<br />

entwickelt.<br />

Einerseits ist man im Emscherh<strong>aus</strong><br />

heute viel „schlanker“ aufgestellt<br />

als vor 20 Jahren, andererseits<br />

ermöglichen neue Organisationsstrukturen<br />

moderne Management-<br />

Instrumente und eine wirksame<br />

Steuerung der Arbeitsprozesse.<br />

Als Chef der Emschergenossenschaft<br />

hat Dr. Stemplewski das<br />

Generationenprojekt des Emscher-<br />

Umb<strong>aus</strong> weit vorangebracht: Seit<br />

Anfang der 1990er Jahr wurden u. a.<br />

die komplette Kläranlagen-Kapazitäten<br />

für eine moderne <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

geschaffen, bisher über<br />

200 km geschlossene <strong>Abwasser</strong>kanäle<br />

gebaut und rund 70 km<br />

Gewässer renaturiert. Die Entstehung<br />

des Neuen Emschertals – mit<br />

diesem Begriff prägte Dr. Stemplewski<br />

ein bleibendes „Markenzeichen“<br />

für das Ziel des Umbau-Programms<br />

– soll Anfang des kommenden Jahrzehnts<br />

mit der Umgestaltung des<br />

Emscher-Hauptlaufes abgeschlossen<br />

werden.<br />

An der Lippe konnte unter ihm<br />

die Wende von einem stark belasteten<br />

Industriefluss zu einem Fluss<br />

mit hohem Wert für Ökologie und<br />

Freizeit geschafft werden. Durch<br />

Modernisierung und Ausbau der<br />

Kläranlagen ist die Lippe deutlich<br />

sauberer geworden, naturnahe Ge -<br />

wässerstrukturen sind Grundlage für<br />

eine wachsende Artenvielfalt. Mit<br />

großem persönlichem Einsatz hat<br />

der Vorstandsvorsitzende die Umsetzung<br />

des Sesekeprogramms im Kreis<br />

Unna erreicht, das als kleineres<br />

Gegenstück des Emscher-Umb<strong>aus</strong><br />

die offene <strong>Abwasser</strong>führung für ein<br />

ganzes Flussgebiet beseitigt.<br />

Als „Bürger des Ruhrgebiet“<br />

wurde Dr. Stemplewski im vergangenen<br />

Jahr für seine Verdienste<br />

geehrt.<br />

Raimund Echterhoff hatte als<br />

jüngstes Vorstandsmitglied von<br />

Emschergenossenschaft und Lippeverband<br />

Ende 2006 die Leitung des<br />

Personalbereichs übernommen und<br />

dort für „frischen Wind“ gesorgt.<br />

Unter seiner Verantwortung wurden<br />

zahlreiche Projekte geboren,<br />

die vor allem der Qualifizierung, der<br />

Gesundheit und der familiären Situation<br />

der rund 1500 Beschäftigten<br />

zugute kommen. Dafür wurden die<br />

beiden <strong>Wasser</strong>verbände mit dem<br />

Dr. J. Stemplewski.<br />

Gesundheitspreis 2009 der AOK<br />

Rheinland und dem Corporated<br />

health award 2011 des Bundesarbeitsministeriums<br />

<strong>aus</strong>gezeichnet.<br />

Qualifizierungs- und Fortbildungsprogramme<br />

für sämtliche<br />

Führungsebenen wie z. B. der<br />

„Emscher-Campus“ zielen nicht nur<br />

auf das Fachliche, sondern vor allem<br />

auf die soziale Kompetenz von Vorgesetzten<br />

als Grundlage von Führung<br />

und Zusammenarbeit.<br />

Mit einer weitgehenden Flexibilisierung<br />

der Arbeitszeit für große<br />

Teile der Belegschaft und einer<br />

Reform des Leistungsentgelts, die<br />

breite Akzeptanz gefunden hat,<br />

konnte der neue Personalvorstand<br />

kostenneutrale, doch für die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter gleichwohl<br />

motivierende Veränderungen<br />

umsetzen.<br />

Als Ausbildungsunternehmen,<br />

das mit rund 60 Azubis über den<br />

eigenen Bedarf hin<strong>aus</strong> <strong>aus</strong>bildet,<br />

genießen Emschergenossenschaft<br />

und Lippeverband seit langem<br />

einen guten Ruf. In den letzten Jahren<br />

wurde die Zusammenarbeit mit<br />

Schulen in der Region – u. a. in Essen,<br />

Bochum und Hamm – intensiviert.<br />

Mai 2011<br />

484 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Leute<br />

NACHRICHTEN<br />

Wolfram Such 75 Jahre<br />

Bauassessor Dipl.-Ing. Wolfram<br />

Such, langjähriger Geschäftsfüh<br />

rer des Wahnbachtalsperrenverbandes<br />

in Siegburg, feierte am<br />

19. April 2011 seinen 75. Geburtstag.<br />

Sein Weg führte ihn nach der<br />

Reifeprüfung an der Oberschule in<br />

Haldensleben/Sachsen-Anhalt zum<br />

Studium des Bauingenieurwesens<br />

an die Technische Hochschule in<br />

Dresden und nach kurzen Tätigkeiten<br />

als Geohydrologe in der<br />

Braunkohlenindustrie in Leipzig<br />

und bei der Bundesanstalt für <strong>Wasser</strong>bau<br />

in Hamburg zum damaligen<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaftsamt Bonn. Dort<br />

beschäftigte er sich mit Planungen<br />

für die Trinkwasserversorgung im<br />

Regierungsbezirk Köln, einer Aufgabe,<br />

die ihn sein ganzes Berufsleben<br />

nicht mehr loslassen sollte.<br />

Nach Ableistung des Vorbereitungsdienstes<br />

für den höheren bautechnischen<br />

Verwaltungsdienst in<br />

der <strong>Wasser</strong> wirtschaftsverwaltung<br />

Nordrhein-Westfalen mit dem so<br />

genannten Bauabschnitt beim<br />

Wahnbachtalsperren verband legte<br />

er im Februar 1965 die Große Staatsprüfung<br />

ab. Anschließend leitete er<br />

den Geschäftsbereich <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

beim <strong>Wasser</strong>wirtschaftsamt<br />

Bonn, bevor er am 1. April<br />

1966 zum stellvertretenden Ge -<br />

schäftsführer und Leiter der Planungs-,<br />

Bau- und Grunderwerbs -<br />

abteilung beim Wahnbachtal -<br />

sperrenverband bestellt wurde. In<br />

dieser Zeit bestimmten der Bau des<br />

Grundwasserwerkes Untere Sieg,<br />

der umfangreiche Aus bau des Rohrleitungsnetzes<br />

nach Bonn und in<br />

den westlichen Rhein-Sieg-Kreis,<br />

der Bau mehrerer großer Trinkwasserbehälter<br />

und Pumpwerke<br />

sowie der Phosphor-Eliminierungsanlage<br />

am Vorbecken der Wahnbachtalsperre<br />

einschließlich der<br />

Reststoffentsorgung sein berufliches<br />

Wirken.<br />

Nach seiner Wahl zum Geschäftsführer<br />

des Wahnbachtalsperrenverbandes<br />

im Jahr 1989 griff er die Planungen<br />

für ein weiteres Grundwasserwerk<br />

im Hennefer Siegbogen<br />

zur Sicherung der Trinkwasserversorgung<br />

durch den Wahnbachtalsperrenverband<br />

auf und schaffte dadurch<br />

die Vor<strong>aus</strong>setzungen, die Anlagen<br />

des Verbandes den Anforderungen<br />

an eine qualitativ hochwertige und<br />

nachhaltig angelegte Trinkwasserversorgung<br />

anzupassen. Aufgrund<br />

der damit vorhandenen größeren<br />

Aufbereitungskapazitäten konnte<br />

unter seiner Federführung die<br />

zusätzliche Trinkwasserversorgung<br />

von Teilen des Kreises Ahrweiler im<br />

Land Rheinland-Pfalz umgesetzt<br />

werden.<br />

Wolfram Such.<br />

Die Kooperation mit den Landwirten<br />

in den drei <strong>Wasser</strong>schutzgebieten<br />

des Verbandes und die<br />

von ihm mit Um sicht und Ausdauer<br />

betriebenen Verhandlungen zur<br />

Umsetzung von Schutz- und Vor -<br />

sorgemaßnahmen durch die Landwirtschaft<br />

führten auf lokaler und<br />

regionaler Ebene zu einer erfolgreichen<br />

Umsetzung der Vereinbarungen<br />

zwischen dem Land Nordrhein-<br />

Westfalen, der Landwirtschaft und<br />

der <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />

Die jahrzehntelangen Erfahrungen<br />

in der Trinkwasserversorgung<br />

und sein damit begründetes<br />

umfangreiches Fachwissen hat er<br />

als Verfasser zahlreicher Fachartikel,<br />

Mitautor des Taschenbuchs der<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft, als Prüfer beim<br />

Oberprüfungsamt für den höheren<br />

bautechnischen Verwaltungsdienst,<br />

als Dozent bei vielen Semina ren<br />

und Vortragsveranstaltungen sowie<br />

als Lehrbeauftragter für die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

an der Gesamthochschule<br />

Siegen an die Fachkollegen<br />

und den Nachwuchs weitergegeben.<br />

In den Gremien von DVGW, DWA<br />

und LAWA hat er über lange Jahre<br />

mitgearbeitet. Als Vorsitzender der<br />

Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren<br />

e. V., des Zusammenschlusses<br />

von Trinkwassertalsperren-Betreibern<br />

<strong>aus</strong> den alten<br />

und neuen Bundesländern sowie<br />

dem westlichen Europa, hat er<br />

intensiv die Integration der Verbände<br />

und Versorgungsunternehmen<br />

<strong>aus</strong> den neuen Bundesländern<br />

gefördert.<br />

Bei Einsätzen in Katastrophengebieten,<br />

unter anderem in Äthiopien,<br />

Somalia, West-Beirut und dem<br />

Sudan hat er im Rahmen seiner<br />

ehrenamtlichen Tätigkeit für die<br />

Bundesanstalt Technisches Hilfswerk<br />

umfangreiche Erfahrun gen<br />

auf diesem Gebiet gesammelt und<br />

weitergegeben.<br />

In den vergangenen Jahren hat<br />

er sich vor allem mit dem historischen<br />

<strong>Wasser</strong>bau als Vorsitzender<br />

und Mitbegründer der Deutschen<br />

<strong>Wasser</strong> historischen Gesellschaft e. V.<br />

beschäftigt und mit seinem Engagement<br />

vielen Fachkollegen die<br />

Welt des <strong>Wasser</strong>b<strong>aus</strong> und der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

in Altertum, Mittelalter<br />

und Neuzeit vermittelt.<br />

Wir gratulieren Wolfram Such<br />

herzlich zum 75. Geburtstag und<br />

wünschen für die Zukunft Gesundheit,<br />

Glück und Zufriedenheit.<br />

Norbert Eckschlag<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 485


NACHRICHTEN<br />

Vereine, Verbände und Organisationen<br />

Inspektion und Wartung von<br />

<strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen<br />

Nachfrage bei der Zertifizierung nach DVGW-Arbeitsblatt W 491 noch zögerlich<br />

Quelle: Sewerin<br />

Im Februar 2007 erschienen die<br />

DVGW-Regelwerke W 491-1 und<br />

W 491-2 unter dem Titel „Qualifikationskriterien<br />

für Unternehmen zur<br />

Inspektion und Wartung von <strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen“.<br />

Teil 1 definiert<br />

die Anforderungen an das<br />

Unternehmen und Teil 2 gibt den<br />

Schulungsplan der Fachkräfte für<br />

die <strong>Wasser</strong>rohrnetzinspektion vor.<br />

Bei der Erstellung beider Regeln<br />

waren sich die Gremien des DVGW<br />

einig, dass eine Verbesserung von<br />

Personalqualifikation und Arbeitsqualität<br />

im Bereich Instandhaltung<br />

der <strong>Wasser</strong>netze erzielt werden<br />

muss.<br />

Der DVGW hat in der jüngeren<br />

Vergangenheit mehrere Regelwerke<br />

zur Unternehmensqualifikation<br />

als Grundlage für eine Zertifizierung<br />

in Kraft gesetzt und die<br />

DVGW CERT GmbH mit den entsprechenden<br />

Zertifizierungsverfahren<br />

beauftragt. Nun hat sich<br />

gezeigt, dass allein das Angebot<br />

einer Zertifizierung nicht gleichzeitig<br />

eine Nachfrage erzeugt. Ganz im<br />

Gegenteil, die Marktdurchdringung<br />

ist ein langwieriger Prozess und<br />

nimmt mehrere Jahre in Anspruch.<br />

Entwickelt sich aber eine Zertifizierung<br />

innerhalb der ersten fünf Jahre<br />

nicht erfolgreich, so ist eine Marktakzeptanz<br />

kaum mehr zu erzielen.<br />

Der Zertifizierung nach DVGW-<br />

Arbeitsblatt W 491-1 droht damit<br />

ein Scheitern. Den Erfolg einer<br />

neuen Zertifizierung kann der Zertifizierungsanbieter<br />

jedoch allein<br />

nicht sicherstellen, er benötigt die<br />

Unterstützung der Branche. Die<br />

Nachfrage nach einer Zertifizierung<br />

beruht vor allem darauf, dass das<br />

Zertifikat zu einem entscheidenden<br />

Vergabekriterium wird.<br />

Alle qualitätsorientierten Fachunternehmen<br />

sollten eine Vorreiterrolle<br />

übernehmen und das Zertifikat<br />

erwerben. Je mehr Anbieter mit<br />

einem Zertifikat an den Markt<br />

gehen, umso größer werden der<br />

Bekanntheitsgrad und die Akzeptanz<br />

sein. Tatsächlich aber warten<br />

viele Unternehmen zunächst ab,<br />

ob die Zertifizierung nach DVGW-<br />

Arbeitsblatt W 491-1 Erfolg haben<br />

wird. Die DVGW-Zertifizierung ist<br />

anspruchsvoll und erzeugt Aufwand,<br />

dessen Investment sich langfristig<br />

rechnen muss. Das Zertifikat<br />

muss Marktvorteile gegenüber Mitbewerbern<br />

bieten, die diesen Qualitätsnachweis<br />

nicht vorweisen können.<br />

Den entscheidenden Einfluss<br />

auf den Erfolg einer Zertifizierung<br />

haben die Auftrag geber. Sie müssen<br />

die Anbieter dazu bewegen, sich zu<br />

qualifizieren. Die Auftragsvergabe<br />

sollte von der im DVGW-Arbeitsblatt<br />

W 491-1 abgebildeten Qualifikation<br />

des Unternehmens und seiner Mitarbeiter<br />

abhängig gemacht werden,<br />

die dann z. B. durch ein Zertifikat<br />

leicht belegt werden kann. Dabei<br />

stellt sich bei der Einführung einer<br />

Zertifizierung das Problem, dass<br />

zunächst zu wenig Bieter über das<br />

Zertifikat verfügen und somit das<br />

Ausschreibungskriterium faktisch<br />

nicht erfüllt werden kann. Diese<br />

Hürde kann nur überwunden werden,<br />

wenn quali fizierte Anbieter bei<br />

der Zertifizierung eine Vorreiterrolle<br />

spielen.<br />

Auftraggeber haben die Möglichkeit,<br />

anstelle des Zertifikats die<br />

Darlegung der Qualifikation durch<br />

gleichwertige Nachweise zu verlangen.<br />

Die Bestimmungen des Regelwerkes<br />

sind dennoch zu beachten.<br />

Somit ist der Bieter in der Pflicht,<br />

eine Dokumentation analog den<br />

Antragsunterlagen für die Zertifizierung<br />

zusammenzustellen. Der verantwortliche<br />

Fachmann ist namentlich<br />

zu benennen, seine Qualifikation<br />

bezüglich Ausbildung, Er -<br />

fahrung und Weiterbildung muss<br />

dem DVGW-Arbeitsblatt W 491-1<br />

entsprechen. Das Unternehmen<br />

hat einschlägige Referenzen vorzulegen,<br />

qualifiziertes Fachpersonal<br />

und geeignete Ausrüstung sind zu<br />

be legen. Darüber hin<strong>aus</strong> muss das<br />

Unternehmen ein zuverlässiges Ma -<br />

nagementsystem eingeführt haben.<br />

Dies erfordert eine umfangreiche<br />

Bietermappe, die ständig zu aktualisieren<br />

ist. Der Auftraggeber hat<br />

nicht nur das Recht, sondern auch<br />

die Pflicht, sich von der Fachkunde<br />

und Leistungsfähigkeit der Bieter zu<br />

überzeugen, und muss eine geeignete<br />

Prüfung durchführen. Es liegt<br />

auf der Hand, dass beide Parteien<br />

einen hohen Aufwand mit den Darlegungen<br />

und Prüfungen haben.<br />

Somit werden beide Seiten schnell<br />

zu der Erkenntnis kommen, dass die<br />

Zertifizierung anfänglich Ressourcen<br />

bindet und Kosten erzeugt,<br />

aber langfristig Entlastung schafft<br />

und wirtschaftlich die bessere Wahl<br />

darstellt.<br />

Die technischen Gremien des<br />

DVGW haben das Regelwerk<br />

W 491-1 beschlossen, da in den vor<strong>aus</strong>gegangenen<br />

Beratungen ein<br />

Bedarf für die Zertifizierung festgestellt<br />

wurde. Als Hauptargumente<br />

wurden die teilweise schlechte Qualität<br />

der Arbeiten und der Wunsch<br />

nach verlässlichen Auswahlkriterien<br />

für qualifizierte Fachfirmen ge -<br />

nannt. Die Betreiber von <strong>Wasser</strong>transport-<br />

und Verteilungsanlagen<br />

müssen auf ihre Dienstleister vertrauen<br />

können. Eine belastbare<br />

Zustandsbeurteilung der Netze liefert<br />

die Grundlage für das Instandhaltungskonzept.<br />

Eine zuverlässig<br />

durchgeführte Wartung erhöht<br />

deren Betriebssicherheit. Die Ausführungsqualität<br />

von Inspektion<br />

und Wartung steht in direktem<br />

Zusammenhang mit dem wirt-<br />

Mai 2011<br />

486 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Vereine, Verbände und Organisationen<br />

NACHRICHTEN<br />

schaftlichen Betrieb der Anlagen.<br />

Zudem droht bei einer langen und<br />

möglicherweise vermeidbaren Un -<br />

terbrechung der Versorgung ein<br />

Imageschaden.<br />

Die Zertifizierung macht eine<br />

einfache und zuverlässige Bewertung<br />

der Anbieter möglich. Dieses<br />

Auswahlinstrument steht für Arbeiten<br />

im Bereich W 491-1 zur Verfügung,<br />

wird jedoch wenig genutzt.<br />

Dies verwundert umso mehr, da<br />

der größte Teil der Teilnehmer an<br />

den Fortbildungsveranstaltungen<br />

zum DVGW-Hinweis W 491-2 <strong>aus</strong><br />

Per sonal der <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

besteht. Das ist ein<br />

Indiz dafür, dass die Betreiber der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen großen<br />

Wert auf eine gute fachliche Qualifikation<br />

des Personals auch in<br />

diesem Teil bereich legen. Das<br />

Qualitäts bewusstsein ist bei den<br />

Auftraggebern somit nachweislich<br />

vorhanden. Dennoch wird die<br />

Zertifizierung als Zeugnis der<br />

Qua lifikation der Dienstleistungsunternehmen<br />

bisher nicht nachgefragt.<br />

Ist das Gefährdungspotenzial in<br />

der <strong>Wasser</strong>versorgung geringer als<br />

in der Gasversorgung? Diese Frage<br />

mag zunächst provokativ klingen,<br />

führt aber zu der Tatsache, dass die<br />

Aufträge zur Rohrnetzüberprüfung<br />

im Gasbereich fast <strong>aus</strong>schließlich an<br />

zertifizierte Firmen gehen. Dieses<br />

Ziel wäre für die Trinkwasserversorgung<br />

ebenso bedeutend, liegt aber<br />

noch in weiter Ferne. Technisch und<br />

kaufmännisch verantwortliche Entscheidungsträger<br />

bei den Betreibergesellschaften<br />

sollten den Verzicht<br />

auf das Zertifikat nochmals überdenken.<br />

Im Schadensfall ist eine<br />

qualifizierte Auswahl des Bieters<br />

möglicherweise rechtssicher nachzuweisen.<br />

Der Auftraggeber muss<br />

dazu ein geeignetes System unterhalten,<br />

andernfalls kann ein Organisationsverschulden<br />

entstehen, für<br />

das unter Umständen die Geschäftsführung<br />

oder die technische Führungskraft<br />

verantwortlich gemacht<br />

wird. Sie tragen eine hohe Verantwortung<br />

für den Betrieb der Netze<br />

und müssen ihren Aufgaben wie<br />

Auswahl, Anleitung und Überwachung<br />

nachkommen. Die technische<br />

Führungskraft sollte bei der<br />

Auswahl fachlich geeigneter Unternehmen<br />

daher unbedingt einbezogen<br />

werden und auf eine Durchsetzung<br />

der Anforderungen <strong>aus</strong> dem<br />

Regelwerk bestehen.<br />

Für Fragen zum Thema Zertifizierung<br />

von Fachunternehmen steht<br />

die DVGW CERT GmbH mit ihren<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

unter der Telefonnummer (0228)<br />

9188-847 oder E-Mail info@dvgwcert.com<br />

gerne zur Verfügung.<br />

<strong>gwf</strong><br />

<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong><br />

Oldenbourg Industrieverlag München<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

<br />

S1 / 2009<br />

Volume 150<br />

INTERNATIONAL<br />

ISSN 0016-3651<br />

B 5399<br />

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<br />

3/ 2010<br />

Jahrgang 151<br />

ISSN 0016-3651<br />

B 5399<br />

Established in 1858, »<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong>« is regarded<br />

as the leading publication for water and wastewater<br />

technology and science – including water production,<br />

water supply, pollution control, water purification and<br />

sewage engineering.<br />

It‘s more than just content: The journal is a publication<br />

of several federations and trade associations. It comprises<br />

scientific papers and contributions re viewed by experts, offers<br />

industrial news and reports, covers practical infor mation, and<br />

publishes subject laws and rules.<br />

In other words: »<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong>« opens a direct way to<br />

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Oldenbourg Industrieverlag GmbH<br />

Rosenheimer Straße 145<br />

D-81671 München<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

Media consultant:<br />

Inge Matos Feliz<br />

matos.feliz@oldenbourg.de<br />

Phone: +49 (0)89/45051-228<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> Fax: +49 487 (0)89/45051-207


RECHT UND REGELWERK<br />

Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />

W 307 Entwurf: Verfüllung des Ringraumes zwischen Mantel- und<br />

Produktrohren bei der Kreuzung von Bahnanlagen, Straßen und<br />

<strong>Wasser</strong>straßen, 03/2011<br />

W 307 liegt im Entwurf vom<br />

März 2011 vor und kann bis<br />

30. Juni 2011 kommentiert<br />

werden<br />

Kreuzungen von unterirdischen<br />

Druckrohrleitungen mit Verkehrswegen<br />

werden unterschiedlich hergestellt,<br />

mit und ohne Mantelrohr.<br />

Gründe hierfür sind u. a. unterschiedliche<br />

Werkstoffe und Verbindungstechniken<br />

der Produktrohre<br />

und dar<strong>aus</strong> resultierende statische,<br />

korrosionsschutztechnische und<br />

betriebstechnische Aspekte. Für<br />

den Fall der Ringraumverfüllung<br />

soll W 307 eine Grundlage zur Planung<br />

und Ausführung bieten, einschließlich<br />

der Wahl geeigneter<br />

Verfüllstoffe und deren Prüfung.<br />

Die Vorgängerfassung des Ar -<br />

beitsblatts von 1977 wurde 2005<br />

<strong>aus</strong> Gründen mangelnder Aktualität<br />

zurückgezogen. Eine Ablehnung<br />

oder auch nur Infragestellung der<br />

Ringraumverfüllung beim Einbau<br />

einer <strong>Wasser</strong>leitung in ein Mantelrohr<br />

unterhalb einer Bahnanlage<br />

war damit nie bezweckt. Zahlreiche<br />

Nachfragen haben allerdings den<br />

Bedarf an einem solchen Arbeitsblatt<br />

verdeutlicht.<br />

Gegenüber der Vorgängerfassung<br />

von 1977 erfolgten insbesondere<br />

folgende Änderungen:<br />

Wegfall von Ausführungen zu<br />

Aspekten, die über die<br />

Verfüllung hin<strong>aus</strong>gehen und in<br />

anderen technische Regeln<br />

hinreichend enthalten sind<br />

Wegfall der Einschränkung auf<br />

Bahngelände<br />

Wegfall der Einschränkung auf<br />

bestimmte Werkstoffe<br />

Verallgemeinerung von<br />

Anforderungen anhand<br />

funktionaler Leistungsmerkmale<br />

und Schutzziele<br />

Wesentliche Inhalte des Arbeitsblattes<br />

sind:<br />

Ziel der Ringraumverfüllung<br />

Rahmenbedingungen des<br />

Korrosionsschutzes bei<br />

metallischen Bauteilen<br />

Ausführung der Ringraumverfüllung<br />

Anforderungen zum Verfüllstoff<br />

von der Herstellung bis zur<br />

Verarbeitung (Ausgangsstoffe,<br />

Bindemittel, Zugabewasser,<br />

Zusatzstoffe/-mittel,<br />

Suspension/Mischung, <strong>Wasser</strong>/<br />

Bindemittel-Wert, Dichte,<br />

Fließverhalten, Sedimentation,<br />

Verarbeitungszeit/-temperatur,<br />

Hydratationswärme)<br />

Anforderungen zum erhärteten<br />

Verfüllstoff (Druckfestigkeit,<br />

pH-Wert, <strong>Wasser</strong>durchlässigkeit,<br />

spezifischer elektrischer<br />

Widerstand, Durchbruchspotential<br />

und Passivstromdichte)<br />

Nachweise vor und nach der<br />

Verfüllung (einschließlich<br />

Muster-B<strong>aus</strong>tellenprotokoll),<br />

technische Spezifikation des<br />

Verfüllstoffs, Verarbeitungshinweis,<br />

Dokumentation<br />

Preis:<br />

€ 20,59 für Mitglieder;<br />

€ 27,45 für Nichtmitglieder.<br />

W 650 Entwurf: Gestaltung von Gas<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chapparaten, 03/2011<br />

Neues DVGW-Arbeitsblatt<br />

W 650 im März 2011 als<br />

Entwurf veröffentlicht<br />

Das Arbeitsblatt gilt für Gas<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chapparate<br />

in der Trinkwasseraufbereitung<br />

sowie für dazugehörige<br />

Nebenaggregate.<br />

Bei der Aufbereitung von Rohwässern<br />

zu Trinkwasser kommt es<br />

häufig vor, dass Gase im <strong>Wasser</strong><br />

gelöst oder <strong>aus</strong> dem <strong>Wasser</strong> entfernt<br />

werden müssen, um das Aufbereitungsziel<br />

zu erreichen. Vielerlei<br />

Apparate und Nebenaggre gate<br />

werden verwendet, die konstruktiv<br />

sehr unterschiedlich gestaltet sein<br />

können, um diese Aufgaben zu<br />

erfüllen.<br />

Ziel des Arbeitsblattes ist es, <strong>Wasser</strong>werksbetreibern<br />

einen Überblick<br />

über die einsetzbaren Anlagen mit<br />

ihren Vor- und Nachteilen zu verschaffen<br />

und so Unterstützung bei<br />

der Verfahrens<strong>aus</strong>wahl bzw. bei der<br />

Gestaltung der Anlagen zu bieten.<br />

Dabei wird insbesondere auf Funktion,<br />

Konstruktion und Betrieb von<br />

Flachbelüftern, Kolonnen, Kaskaden,<br />

Strahlapparaten, Verdüsungsanlagen<br />

und Oxidatoren eingegangen.<br />

Neben den Apparaten, in denen<br />

der Gas<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch erfolgt, werden<br />

auch die Anforderungen an die<br />

notwendigen Nebeneinrichtungen<br />

beschrieben und Hinweise zu einer<br />

wirtschaftlichen Betriebsweise ge -<br />

geben.<br />

W 650 wurde vom Projektkreis<br />

„Maschinelle Einrichtungen in Aufbereitungsanlagen“<br />

im Technischen<br />

Komitee „Anlagentechnik“ erarbeitet.<br />

Etwaige Einsprüche per E-Mail bis<br />

zum 30. Juli 2011 an gies@dvgw.de<br />

Preis:<br />

€ 27,61 für Mitglieder;<br />

€ 36,82 für Nichtmitglieder.<br />

Mai 2011<br />

488 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


RECHT UND REGELWERK<br />

W 554: Geregelte Zirkulationsventile, 03/2011<br />

Das DVGW-Arbeitsblatt W 551<br />

beschreibt Anforderungen an<br />

das Temperaturniveau in Zirkulationssystemen.<br />

Zur Einhaltung des<br />

Temperaturnive<strong>aus</strong> können geregelte<br />

Zirkulationsventile eingesetzt<br />

werden. Anforderungen und Prüfungen<br />

für diese Produkte sind in<br />

dieser Prüfgrundlage beschrieben,<br />

die vom Projektkreis W-PK-3-5-1<br />

„Armaturen“ im Technischen Komitee<br />

W-TK-3-5 „Armaturen und Apparate“<br />

erarbeitet wurde.<br />

Diese Prüfgrundlage ersetzt die<br />

DVGW VP 554:2003-4. Gegenüber<br />

der DVGW VP 554 wurden die folgenden<br />

Änderungen festgelegt. In<br />

der neuen Prüfgrundlage werden<br />

nicht nur thermostatische Regulierventile<br />

beschrieben, sondern auch<br />

andere Regulierventile. Zum zweiten<br />

wurden die Anforderungen<br />

des DVGW-Arbeitsblattes W 570-1<br />

„Armaturen für die Trinkwasser-Installation<br />

– Teil 1: Anforderungen<br />

und Prüfungen für Gebäudearmaturen“<br />

integriert. Die Anforderungen<br />

an die Biegefestigkeit der<br />

Armaturen und deren Prüfung wurden<br />

fixiert.<br />

Die Prüfgrundlage gilt für geregelte<br />

Zirkulationsventile für den<br />

Einbau in Trinkwasser-Zirkulationsleitungen<br />

in den Nennweiten von<br />

DN 15 bis DN 32 und einem Nenndruck<br />

von PN 10.<br />

Preis:<br />

€ 15,97 für Mitglieder;<br />

€ 21,29 für Nichtmitglieder.<br />

W 392-2: Inspektion, Wartung und Betriebsüberwachung von<br />

<strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen – Teil 2: Fernwasserversorgungssysteme; Maßnahmen,<br />

Verfahren und Bewertungen, 03/2011<br />

Dieses Arbeitsblatt wurde von<br />

einem Projektkreis im Technischen<br />

Komitee „Anlagen- und<br />

Betriebsmanagement in der <strong>Wasser</strong>verteilung“<br />

erarbeitet. Es gilt<br />

für Inspektion, Wartung und<br />

Betriebsüberwachung von Fernwasserversorgungssystemen<br />

einschließlich<br />

der Armaturen in<br />

Behältern soweit diese zum<br />

Betrieb des Fernwasserversorgungssystems<br />

erforderlich sind. Es<br />

kann darüber hin<strong>aus</strong> auch für<br />

überörtliche Versorgungssysteme,<br />

einschließlich Zubringerleitungen,<br />

angewendet werden. Für Ortsnetze,<br />

<strong>Wasser</strong>speicher und Pumpwerke<br />

gelten DVGW W 392 (A),<br />

DVGW W 300 (A) und DVGW W 610<br />

(A) bzw. DVGW W 614 (M).<br />

Während bei Ortsnetzen Störungen<br />

der <strong>Wasser</strong>lieferung meist<br />

nur vergleichsweise wenige Kunden<br />

betreffen, sind bei Fernwasserversorgungssystemen<br />

im gleichen<br />

Falle häufig großräumige Gebiete<br />

ohne Trinkwasser. In diesen überörtlichen<br />

Systemen werden auch teilweise<br />

Bauteile eingesetzt, die in<br />

Ortsnetzen nicht erforderlich sind.<br />

Dies bedingt erhöhte Anforderungen<br />

an Betriebsüberwachung, Inspektion<br />

und Wartung. Beispielsweise<br />

wird durch eine Verkürzung<br />

der Inspektions- und Wartungsintervalle<br />

gegenüber DVGW W 392 (A)<br />

eine Verringerung des Ausfall- bzw.<br />

Schadenrisikos erreicht.<br />

Die <strong>aus</strong>reichende Inspektion<br />

und Wartung mindert das Risiko<br />

des Auftretens von Störfällen. Inspektion<br />

und Wartung bilden auch<br />

eine Grundlage für die fortzuschreibenden<br />

Bewertungen der Leitungssysteme<br />

und schaffen somit<br />

eine technische Vor<strong>aus</strong>setzung für<br />

eine wirtschaftliche Erneuerung<br />

des Anlagenbestandes.<br />

Inspektion und Wartung werden<br />

hier gemeinsam behandelt, da es in<br />

vielen Fällen schwierig ist, Abläufe,<br />

Tätigkeiten und Arbeiten eindeutig<br />

dem jeweiligen Begriff nach DIN<br />

31051 zuzuordnen.<br />

<br />

Behälter<br />

ÜS<br />

Fallleitung<br />

Hauptleitung<br />

Zubringerleitung<br />

<strong>Wasser</strong>werk<br />

Pumpenleitung<br />

Überwachungsstation<br />

(ÜS)<br />

ÜS<br />

Großabnehmer<br />

(Städtisches<br />

Ballungsgebiet)<br />

Zwischenbehälter<br />

ÜS<br />

Ausschnitt Bild 4<br />

Drucksteigerungsanlage<br />

ÜS<br />

Zwischen- oder<br />

Kleinabnehmer<br />

(z.B. ländliche<br />

Siedlungen)<br />

Zwischenbehälter<br />

Großabnehmer<br />

(z.B. Industriegebiet)<br />

Beispiel für<br />

den Aufbau<br />

eines Fernwasserversorgungssystems<br />

mit Überwachungsstationen<br />

(ÜS).<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 489


RECHT UND REGELWERK<br />

Im neuen Arbeitsblatt W 392-2<br />

werden u. a. drei Überwachungskonzepte<br />

aufgeführt:<br />

Einfaches<br />

Überwachungskonzept:<br />

Erhebung einzelner Messwerte, die<br />

auf Grenzwerte überwacht werden,<br />

z. B. Überschreitung von vorgegebenen<br />

Durchflussgrößen, um Rohrschäden<br />

zu erkennen (Grenzwertüberwachungsverfahren).<br />

Die Beurteilung<br />

und die Reaktion auf eine<br />

Grenzwertverletzung erfolgt durch<br />

das Betriebspersonal.<br />

Mittleres<br />

Überwachungskonzept:<br />

Zusätzlich zum einfachen Überwachungskonzept,<br />

Verkleinerung<br />

der Überwachungsabschnitte, Erhebung<br />

von Messwerten an einer<br />

Messstelle beim Durchflussänderungsverfahren<br />

oder an mindestens<br />

zwei Messstellen beim Durchflussdifferenzverfahren,<br />

die zeitlich zueinander<br />

in Beziehung gesetzt werden.<br />

Die Beurteilung und die<br />

Reaktion erfolgt durch das Betriebspersonal<br />

oder automatisiert.<br />

Komplexes<br />

Überwachungskonzept:<br />

Zusätzlich zum mittleren Überwachungskonzept<br />

Erhebung und<br />

Speicherung einer höheren Anzahl<br />

von Messwerten an unterschiedlichen<br />

Orten, die zeitlich und örtlich<br />

mit EDV-Verfahren <strong>aus</strong>gewertet<br />

werden. Neben den aktuellen Werten<br />

kann auch die zeitliche Änderung<br />

der Messwerte (Gradienten)<br />

<strong>aus</strong>gewertet werden (z. B. Druckabfall-<br />

und Druckdifferenzverfahren).<br />

Eine Pl<strong>aus</strong>ibilitätsprüfung erfolgt<br />

im laufenden Betrieb, z. B. durch<br />

Abgleich mit einer gleichzeitig<br />

stattfindenden Durchflussberechnung.<br />

Die Beurteilung des Strömungszustands<br />

und die Reaktion<br />

auf die Beurteilung erfolgt durch<br />

das Prozessleitsystem. Das Betriebspersonal<br />

kann eingreifen.<br />

Bild 1 zeigt ein Beispiel für den<br />

Aufbau eines Fernwasserversorgungssystems.<br />

Für die Überwachung<br />

werden lange Fernleitungen<br />

in einzelne Abschnitte unterteilt,<br />

die jeweils an den Abschnittsenden<br />

miteinander verknüpft sind (Knoten).<br />

Knoten werden z. B. an Einspeisestellen<br />

großer Behälter, Kupplungen<br />

oder Pumpwerke gelegt. Hier<br />

lassen sich die erforderlichen<br />

betrieblichen Überwachungseinrichtungen<br />

wie Durchflussmesser<br />

oder Druckaufnehmer in den vorhandenen<br />

Bauwerken installieren.<br />

Preis:<br />

€ 31,70 für Mitglieder;<br />

€ 42,27 für Nichtmitglieder.<br />

Bezugsquelle:<br />

Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />

Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />

Postfach 140151,<br />

D-53056 Bonn,<br />

Tel. (0228) 91 91 – 40,<br />

Fax (0228) 91 91 – 499,<br />

E-Mail: info@wvgw.de,<br />

www.wvgw.de<br />

Recht und Regelwerk<br />

Zurückgezogene Regelwerke<br />

Folgendes Regelwerk wurde zurückgezogen:<br />

VP 554<br />

Thermostatische Zirkulationsventile für den hydraulischen Abgleich in<br />

Warmwasser-Trinkwassersystemen<br />

08/1998 Wird ersetzt durch W 554<br />

Neue Merkblätter erschienen<br />

Entwurf Merkblatt DWA-M 162: Bäume, unterirdische Leitungen und Kanäle<br />

Bäume und unterirdische Verund<br />

Entsorgungsanlagen tragen<br />

auf unterschiedliche Weise<br />

maßgeblich zur Steigerung bzw.<br />

zum Erhalt der Lebensqualität bei.<br />

Die Ziele müssen jeweils im Einzelfall<br />

in Einklang gebracht werden.<br />

Praxiserfahrungen und aktuelle Forschungsergebnisse<br />

erforderten die<br />

Überarbeitung von zum Thema<br />

bereits existierenden textgleichen<br />

Veröffentlichungen (ATV-H 162/<br />

DVGW GW 125 (H) / FGSV Nr. 939).<br />

Die Normen DIN 1998 „Unterbringung<br />

von Leitungen und Anlagen<br />

in öffentlichen Flächen“ und<br />

DIN 18920 „Vegetationstechnik im<br />

Landschaftsbau – Schutz von Bäumen,<br />

Pflanzenbeständen und Vegetationsflächen<br />

bei Baumaßnahmen“<br />

stellen hohe Anforderungen an die<br />

Vereinbarkeit von Planung und<br />

Bau unterirdischer Leitungen und<br />

Kanäle sowie den Schutz von<br />

Bäumen. Gerade in den beengten<br />

Bereichen von Verkehrsflächen in<br />

Siedlungsgebieten lassen sich die<br />

Forderungen, z. B. nach Mindestabständen<br />

und gleichermaßen <strong>aus</strong>reichendem<br />

Raum für Bäume sowie<br />

Mai 2011<br />

490 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


RECHT UND REGELWERK<br />

unterirdische Leitungen und Ka -<br />

näle, häufig nicht vereinbaren.<br />

Um dennoch mögliche Wege zur<br />

gemeinsamen Nutzung des Raums<br />

durch Bäume sowie unterirdische<br />

Leitungen und Kanäle zu verdeutlichen,<br />

wurden im vorliegenden<br />

Merkblatt die Zusammenhänge<br />

zwischen Trassen und Wurzelwachstum<br />

kompakt dargestellt und Empfehlungen<br />

für Planung, Bau, Betrieb,<br />

Unterhalt (Instandhaltung) und<br />

Sanierung gegeben.<br />

Das Merkblatt richtet sind an<br />

Netzbetreiber, Grünflächen- und<br />

Forstverwaltungen, Straßenbaulastträger,<br />

Kommunalverwaltungen,<br />

Garten-/Landschaftsbaubetriebe<br />

und Tiefbauunternehmen sowie allgemein<br />

an Bauingenieure, Landschaftsarchitekten,<br />

Planer und<br />

Sachverständige. Es wurde von<br />

mehreren Verbänden verschiedener<br />

Fachrichtungen (DWA, DVGW, FGSV,<br />

FLL, GSTT, GALK, FNN) gemeinsam<br />

erarbeitet.<br />

Frist zur Stellungnahme<br />

Hinweise und Anregungen zu<br />

dieser Thematik nimmt die DWA-<br />

Bundesgeschäftsstelle gerne ent -<br />

gegen. Das Merkblatt DWA-M 162<br />

wird bis zum 31. Juli 2011 öffentlich<br />

zur Diskussion gestellt. Stellungnahmen<br />

richten Sie bitte schriftlich,<br />

nach Möglichkeit in digitaler Form<br />

(word-Vorlage unter www.dwa.de –<br />

Fachthemen – Entwässerungssysteme<br />

– Aus der Facharbeit) an die<br />

DWA-Bundesgeschäftsstelle:<br />

DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />

Dipl.-Ing. Christian Berger, Theodor-<br />

Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />

Tel. (02242) 872-126, Fax (02242)<br />

872-135, E-Mail: berger@dwa.de<br />

Information:<br />

Mai 2011, 24 Seiten,<br />

ISBN 978-3-941897-84-7,<br />

Ladenpreis 32,00 Euro,<br />

fördernde DWA-Mitglieder 25,60 Euro.<br />

Entwurf Merkblatt DWA-M 612-1:<br />

Gewässerrandstreifen und Entwicklungskorridore für Fließgewässer<br />

Teil 1: Grundlagen und Funktionen, Entwicklungsziele, Planung und Realisierung<br />

Fließgewässer mit ihren Auen<br />

sind Landschaftselemente, die<br />

aufgrund ihrer Bedeutung für<br />

Mensch und Natur eines besonderen<br />

Schutzes bedürfen. Aufgrund<br />

der vielfältigen Wechselbeziehungen<br />

zwischen Fluss und Aue werden<br />

sie in modernen Gewässerentwicklungskonzepten<br />

als Einheit<br />

gesehen. Die Planungen sind deshalb<br />

auf eine gemeinsame Entwicklung<br />

dieser Bereiche angelegt.<br />

Fließgewässer und Auen bilden<br />

einen zusammenhängenden Biotopkomplex,<br />

der vielfältige Funktionen<br />

erfüllt. Dazu gehören: Natürlicher<br />

Uferschutz, Vergrößerung des<br />

Rückhalteraumes bei Hochwasser,<br />

Schaffung von Lebensräumen für<br />

eine Vielzahl von Arten, Abstandshalter<br />

und Puffer gegen Stoffeinträge<br />

u. a. m. In der Vergangenheit<br />

sind die gewässernahen Flächen<br />

durch anthropogene Einflüsse ständig<br />

reduziert bzw. in ihren Funktionalitäten<br />

stark eingeschränkt worden<br />

(z. B. Ausweisung von Siedlungs-<br />

und Gewerbegebieten,<br />

Verkehrsflächen und landwirtschaftliche<br />

Nutzung).<br />

Die Ausweisung von Gewässerrandstreifen<br />

bzw. Entwicklungskorridoren<br />

ist vor Ort vielfach kurzfristiger<br />

realisierbar. Gewässerrandstreifen<br />

bewirken ein Abrücken der<br />

angrenzenden Nutzungen vom<br />

Fließgewässer und eröffnen Möglichkeiten<br />

für eigendynamische<br />

Gewässerentwicklungen.<br />

Das neue Merkblatt ersetzt das<br />

DVWK-Merkblatt 244 „Uferstreifen<br />

an Fließgewässern – Funktion,<br />

Gestaltung und Pflege“ <strong>aus</strong> dem<br />

Jahre 1997. Es beschreibt die Funktionen,<br />

Gestaltung, Entwicklung und<br />

Pflege von Gewässerrandstreifen.<br />

Zusätzlich werden verschiedene<br />

Elemente zur Planung und Realisierung<br />

aufgezeigt. Das aktualisierte<br />

Merkblatt ist inhaltlich auch eine<br />

Fortschreibung des Merkblattes<br />

DVWK-M 204 „Ökologische Aspekte<br />

bei Ausbau und Unterhaltung von<br />

Fließgewässern“ <strong>aus</strong> dem Jahr 1984<br />

und detailliert das Merkblatt<br />

DWA-M 610 „Neue Wege der Gewässerunterhaltung<br />

– Pflege und Entwicklung<br />

von Fließgewässern“ <strong>aus</strong><br />

dem Jahr 2010 in Bezug auf die<br />

Gestaltung der ufernahen Flächen<br />

(auch als Uferstreifen bzw. Uferrandstreifen<br />

bezeichnet). Darüber<br />

hin<strong>aus</strong> ergänzt es u. a. die Merkblätter<br />

DWA-M 607 „Altgewässer –<br />

Ökologie, Sanierung und Neuanlage“<br />

und DWA-M 609 „Entwicklung<br />

urbaner Fließgewässer“ und dient<br />

der weiteren Komplettierung der<br />

DWA-Veröffentlichungen zum Themenbereich<br />

„Ausbau- und Unterhaltung<br />

von Fließgewässern“.<br />

Frist zur Stellungnahme<br />

Hinweise und Anregungen zu dieser<br />

Thematik nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />

gerne entgegen.<br />

Das Merkblatt DWA-M 612-1 wird<br />

bis zum 15. August 2011 öffentlich<br />

zur Diskussion gestellt. Stellungnahmen<br />

richten Sie bitte schriftlich,<br />

nach Möglichkeit in digitaler Form<br />

an die DWA-Bundesgeschäftsstelle:<br />

DWA-Bundesgeschäftsstelle, Dipl.-<br />

Geogr. Georg Schrenk, Theodor-<br />

Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />

Tel. (02242) 872-210, Fax (02242)<br />

872-200, E-Mail: schrenk@dwa.de<br />

Information, Bezug:<br />

Mai 2011, 50 Seiten,<br />

ISBN 978-3-941897-82-3,<br />

Ladenpreis 55,00 Euro,<br />

fördernde DWA-Mitglieder 44,00 Euro,<br />

DWA-Shop: www.dwa.de/shop<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 491


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Wie „gerecht“ ist die Struktur der<br />

<strong>Wasser</strong>tarife in Baden-Württemberg<br />

heute und im Lichte zukünftiger<br />

Entwicklungen?<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung, <strong>Wasser</strong>preise, Tarifstruktur, Arbeitspreis, demografischer Wandel<br />

Frieder Haakh<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung ist primär eine Vorhalteleistung.<br />

Vor diesem Hintergrund werden die derzeitigen<br />

Umlagen der <strong>Wasser</strong>versorgungskosten hinterfragt<br />

und am Kriterium eines „gerechten“ <strong>Wasser</strong>preises<br />

im Hinblick auf die Auswirkungen auf die einzelnen<br />

H<strong>aus</strong>halte untersucht. Es wird dargelegt, wie robust<br />

verschiedene Umlagesysteme bzw. die Tarifstruktur<br />

auf den demografischen Wandel reagieren. Dabei<br />

werden, aufbauend auf den Daten des Statistischen<br />

Bundesamtes und des Statistischen Landesamtes die<br />

„Trendvarianten“ bis 2050 herangezogen. Anhand<br />

exemplarischer Auswertungen werden die Auswirkungen,<br />

aufgeschlüsselt nach H<strong>aus</strong>haltsgrößen her<strong>aus</strong>gearbeitet.<br />

Ein Fazit fasst die wesentlichen<br />

E rgebnisse und den Handlungsbedarf zusammen.<br />

How “fair” is the Structuring of Water-Prices in Baden-<br />

Württemberg Both Today and in Regard to Future<br />

Developments?<br />

The supply of water is primarily a reserve capacity.<br />

With this in mind, the current allocation of water<br />

supply costs is being called into question and shall be<br />

examined to see that it meets the criteria of a “justifiable”<br />

water price with regard to its effects on individual<br />

households. It will show how strongly various<br />

allocation systems react to demographic change. In<br />

doing so, the “trend variations” shall be based on the<br />

data to be recorded until 2050 by the German Federal<br />

Bureau of Statistics (Statistisches Bundesamt) and<br />

the State Bureau of Statistics (Statistisches Landesamt).<br />

Using random evaluations, the effects shall be<br />

apportioned according to household size. A conclusion<br />

shall summarise the most important results and<br />

any need for action.<br />

1. Einleitung<br />

Im Beitrag soll untersucht werden, wie das derzeitige<br />

Tarifsystem in der <strong>Wasser</strong>versorgung im Zusammenhang<br />

mit der Definition eines „gerechten“ <strong>Wasser</strong>preises<br />

zusammenpasst und welche Schlussfolgerungen dar<strong>aus</strong><br />

zu ziehen sind. Weiterhin wird dargelegt, wie sensibel<br />

verschiedene Umlagesysteme auf die demografisch<br />

bevorstehenden Veränderungen reagieren.<br />

Als gerechter Preis (lateinisch: iustum pretium) wird ein<br />

nach ethisch-normativen Kriterien ermittelter Wert beim<br />

Aust<strong>aus</strong>ch von Gütern bezeichnet. Die Frage der Preisgerechtigkeit<br />

ist Thema der Wirtschaftsethik und in ihrem<br />

Ursprung auf Aristoteles zurückzuführen. Zur Beurteilung,<br />

ob ein gerechter Preis vorliegt, muss geklärt werden,<br />

welcher Gerechtigkeitsmaßstab einem Urteil über den<br />

Preis zugrunde liegt, auf welche Weise der Preis ermittelt<br />

wurde und ob diese Preisermittlung dem gewählten<br />

Maßstab für die Gerechtigkeit entspricht [1].<br />

Soweit erhält der eilige Sucher eine Auskunft <strong>aus</strong><br />

Wikipedia zum Thema „gerechter Preis“.<br />

2. Kalkulationsvorgaben<br />

Zu den Kalkulationsvorgaben für öffentlich-rechtliche<br />

Versorger haben Kiesl und Schielen [2] die wesentlichen<br />

Kriterien wie folgt zusammengefasst: Die Kommunalabgabengesetze<br />

(KAG) der Länder enthalten konkrete<br />

Vorgaben zur Kalkulation von Gebühren und Beiträgen<br />

und geben damit die Rahmenbedingungen für die<br />

überwiegende Zahl der öffentlich-rechtlich organisierten<br />

<strong>Wasser</strong>versorger vor. Der Ermessungsspielraum<br />

bei der Gebührenkalkulation und damit das anzustrebende<br />

Verhältnis der Kosten zu den Erlösen werden<br />

zudem durch bundesrechtliche Prinzipien und Grundsätze<br />

weitgehend reglementiert. Im Einzelnen handelt<br />

es sich dabei um folgende Kriterien:<br />

Äquivalenzprinzip: Dies besagt, dass die erhobene<br />

Gebühr in einem angemessenen Verhältnis zur<br />

erbrachten Gegenleistung zu stehen hat.<br />

Gleichheits- oder Gleichbehandlungsgrundsatz (auch<br />

Grundsatz der Gebührengerechtigkeit): Nach diesem<br />

Grundsatz darf Gleiches nicht willkürlich ungleich<br />

Mai 2011<br />

492 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

und Ungleiches nicht willkürlich gleich behandelt<br />

werden. Das heißt, dass bei identischer Inanspruchnahme<br />

der kommunalen Einrichtungen durch den<br />

Bürger in etwa gleich hohe Gebühren entstehen<br />

müssen.<br />

Grundsatz der Erforderlichkeit: Danach sind Kommunen<br />

zu sparsamem und wirtschaftlichem Handeln<br />

verpflichtet.<br />

Grundsatz des Vertrauensschutzes: Die Gebührenpflichtigen<br />

müssen dem in der Satzung festgelegten<br />

Gebührensatz vertrauen können. So müssen die<br />

Gebührenpflichtigen innerhalb eines Kalkulationszeitraumes<br />

nicht mit Gebührenschwankungen rechnen,<br />

es sei denn es treten unvorhergesehene Kostensteigerungen<br />

auf.<br />

Grundsatz der Periodengerechtigkeit: Bei der Periodengerechtigkeit<br />

ist zwischen dem Kalkulationszeitraum<br />

und dem Veranlagungszeitraum zu unterscheiden.<br />

Der Veranlagungszeitraum ist in aller Regel<br />

das Kalenderjahr. Der Kalkulationszeitraum kann<br />

je nach Bundesland auf bis zu 5 Jahre festgelegt<br />

werden. Während dieser Zeit sollte ein einheitlicher<br />

Gebührensatz bestehen.<br />

Kostendeckungsprinzip: Dieses Prinzip verbietet eine<br />

Überdeckung der vor<strong>aus</strong>sichtlich anfallenden Kosten<br />

durch das kalkulierte Gebührenaufkommen (Kostenüberschreitungsverbot).<br />

Andererseits sollen die Kosten<br />

gedeckt werden, ohne einen Gewinn zu erzielen.<br />

Betriebswirtschaftliche Grundsätze: In die Gebührenkalkulation<br />

dürfen nur solche Kosten einfließen,<br />

die nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen und<br />

anerkannten betriebswirtschaftlichen Methoden<br />

ermittelt werden.<br />

Eine Übersicht über die Kalkulation von <strong>Wasser</strong>preisen<br />

findet sich beispielsweise in dem Papier „Eckpunkte einer<br />

<strong>Wasser</strong>entgeltkalkulation in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“ [3].<br />

Im Zusammenhang mit <strong>Wasser</strong>entgelten und -preisen<br />

sollte an die „Preisgerechtigkeit“ ein enger definierter<br />

Maßstab angelegt werden, der die Inanspruchnahme<br />

der Infrastrukturdienstleistung sachgerecht abbildet<br />

und bei dem insbesondere das Kostendeckungsprinzip<br />

berücksichtigt ist. Die These hierzu lautet:<br />

„Gerecht ist ein <strong>Wasser</strong>preis dann, wenn die Kosten verursachergerecht<br />

gedeckt sind und Verbrauchsänderungen<br />

auch einer größeren Gruppe keine Preisveränderungen bei<br />

den übrigen <strong>Wasser</strong>kunden nach sich ziehen!“<br />

Dem liegt der schlichte betriebswirtschaftliche<br />

Ansatz zugrunde, dass sich die Kosten eines Produktes<br />

<strong>aus</strong> Fixkosten und einem variablem Anteil zusammensetzen<br />

und eine Veränderung der Menge sich allein auf<br />

die variablen Kosten <strong>aus</strong>wirkt.<br />

Für die weiteren Analysen soll auf die Daten <strong>aus</strong><br />

Baden-Württemberg zurückgegriffen werden. Demnach<br />

beträgt die Jahresrechnung je Einwohner 158 € bei einem<br />

spezifischen Preis von (1,91 + 2,25) = 4,16 €/m³ für Trink-<br />

Kosten K [€/a]<br />

derzeitiges<br />

Umlagemodell<br />

ΔK<br />

Verlauf der tatsächlichen variablen<br />

Kosten in €/m³<br />

Verlauf der Erlösfunktion beim<br />

derzeitigen Umlagemodell<br />

in €/m³<br />

ca. 30%<br />

fehlende Fixkostendeckung <strong>aus</strong> Δ Q beim<br />

bisherigen Umlagemodell<br />

Fixkostenanteil<br />

beim derzeitigen<br />

Umlagemodell<br />

Menge Q<br />

ΔQ<br />

und <strong>Abwasser</strong>, und einer Jahresnutzungsmenge von<br />

38 m³ [4–11]. Für den spezifischen <strong>Wasser</strong> gebrauch je<br />

Person in Abhängigkeit von der H<strong>aus</strong>haltsgröße wurde<br />

empirisch eine Verteilung gewählt, die gewährleistet,<br />

dass der Mittelwert erreicht und die Mengendegression<br />

für Mehrpersonenh<strong>aus</strong>halte berücksichtigt ist.<br />

3. Entwicklung der Privath<strong>aus</strong>halte bis 2050<br />

Für die Kommunen und auch die privaten <strong>Wasser</strong> versorgungsunternehmen<br />

ist die Art der Umlage der <strong>Wasser</strong>kosten<br />

von elementarer Bedeutung, insbesondere<br />

im Hinblick auf die Veränderungen, die im Zuge des<br />

demografischen Wandels [12, 13] auf sie zukommen.<br />

Die Tabelle 1 gibt hierzu einen Überblick. Es ist festzustellen,<br />

dass bis zum Jahr 2050 zwei generelle Trends<br />

auftreten: Zum einen die Entwicklung hin zu kleineren<br />

H<strong>aus</strong>halten, zum anderen ein Bevölkerungsrückgang<br />

um etwa 10 %. Dar<strong>aus</strong> ergeben sich folgende Fragen:<br />

In welchem Umfang werden heute die fixen und<br />

variablen Kosten von den unterschiedlichen H<strong>aus</strong>halten<br />

getragen?<br />

Wie entwickeln sich die <strong>Wasser</strong>preise, wenn am<br />

bisherigen Umlagesystem festgehalten wird?<br />

Wie könnte ein anderes Umlagesystem <strong>aus</strong>sehen?<br />

Wie wirkt ein weiterer Rückgang des spezifischen<br />

<strong>Wasser</strong>bedarfs auf die <strong>Wasser</strong>preise bei verschiedenen<br />

Umlagesystemen?<br />

4. Kosten der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Die Leistungen der <strong>Wasser</strong>versorgung bestehen primär<br />

darin, Trinkwasser in guter Qualität, jederzeit und in <strong>aus</strong>reichender<br />

Menge und entsprechenden Druck bereitzustellen<br />

(vgl. DIN 2000 1 [14]). Allerdings ist festzustellen,<br />

ca. 24%<br />

tatsächliche<br />

Fixkosten<br />

ca. 76%<br />

[ m³/a ]<br />

Bild 1. Zusammenhang von rückläufiger Menge und Fixkostendeckung.<br />

1 DIN 2000 Leitsätze für Anforderungen an Trinkwasser, Planung, Bau Betrieb und Instandhaltung<br />

der Versorgungsanlagen; Technische Regel des DVGW, Norm<strong>aus</strong>schuss <strong>Wasser</strong>wesen<br />

(NAW) im DIN Deutsches Institut für Normung e.V., Oktober 2000; 6.1: „Die Sicherheit<br />

der Versorgung muss sowohl kurz- als auch langfristig in Bezug auf Qualität, Menge<br />

und Druck gegeben sein.“<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 493


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Tabelle 1. Vor<strong>aus</strong>berechnung H<strong>aus</strong>halte; Entwicklung der Privath<strong>aus</strong>halte bis 2050 (Trendvariante) in Baden-Württemberg [4].<br />

Mehrpersonenh<strong>aus</strong>halte mit … Personen<br />

2 3 4 5 und mehr<br />

Jahr Insgesamt Einpersonenh<strong>aus</strong>halte<br />

durchschnittliche<br />

H<strong>aus</strong>haltsgröße<br />

Anzahl in 1000<br />

X = gesperrt , weil Aussage nicht sinnvoll ist.<br />

2010 5008 1859 1664 641 603 242 2,16<br />

2015 5060 1902 1722 632 574 229 2,13<br />

2020 5091 1935 1775 616 547 218 2,10<br />

2025 5087 1951 1805 596 525 219 2,08<br />

2050 4804 1977 1694 509 445 179 2,00<br />

Angaben in Prozent<br />

2010 100 37,1 33,2 12,8 12,0 4,8 X<br />

2015 100 37,6 34,0 12,5 11,3 4,5 X<br />

2020 100 38,0 34,9 12,1 10,7 4,3 X<br />

2025 100 38,4 35,5 11,7 10,3 4,1 X<br />

2050 100 41,2 35,3 10,6 9,3 3,7 X<br />

Personen 2010 1 859 000 3 328 000 1 923 000 2 412 000 1 210 000 10 732 000<br />

Prozent Personen im H<strong>aus</strong>halt 17,3 % 31,0 % 17,9 % 22,5 % 11,3 % 100,0 %<br />

Personen 2015 1 902 000 3 444 000 1 896 000 2 296 000 1 145 000 10 683 000<br />

Prozent Personen im H<strong>aus</strong>halt 17,8 % 32,2 % 17,7 % 21,5 % 10,7 % 100,0 %<br />

Personen 2025 1 951 000 3 610 000 1 788 000 2 100 000 1 050 000 10 499 000<br />

Prozent Personen im H<strong>aus</strong>halt 18,6 % 34,4 % 17,0 % 20,0 % 10,0 % 100,0 %<br />

Personen 2050 1 977 000 3 388 000 1 527 000 1 780 000 895 000 9 567 000<br />

Prozent Personen im H<strong>aus</strong>halt 20,7 % 35,4 % 16,0 % 18,6 % 9,4 % 100,0 %<br />

dass die derzeitige Preis- bzw. Gebührengestaltung nicht<br />

der einer Vorhalteleistung entspricht, sondern oft vom<br />

variablen Anteil dominiert wird. In der kommunalpolitischen<br />

Diskussion wird dies meist mit dem diffusen, aber<br />

nicht haltbaren Argument des „<strong>Wasser</strong>sparens“ und hierfür<br />

notwendiger Anreize für einen hohen „Arbeitspreis“<br />

begründet. Sehr umfassend wird das Thema in [15, 16,<br />

22] behandelt. Nachfolgend soll darauf eingegangen<br />

werden, welche Auswirkungen durch Veränderungen am<br />

Mengengerüst, z. B. durch den demografischen Wandel,<br />

auf die Preise entstehen und welche oft nicht bewussten<br />

Umverteilungen (durch die Missachtung des Kostendeckungsprinzips)<br />

dar<strong>aus</strong> resultieren.<br />

Hierzu ist es zunächst notwendig, die Zusammensetzung<br />

der Kosten der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

nach Fixkosten und variablen Kosten zu analysieren. In<br />

dem vom VKU beauftragten Gutachten „Trinkwasserpreise<br />

in Deutschland“ [17] finden sich hierzu die<br />

wesentlichen Daten. Hinsichtlich des jeweiligen Anteils<br />

der variablen Kosten an den Kostenarten begründet<br />

sich der Verteilungsschlüssel (auch <strong>aus</strong> eigener Erfahrung)<br />

wie folgt:<br />

Personal: Hier sind etwa 10 % variabel, denn ein weitgehend<br />

automatisierter Betrieb erfordert keine<br />

höheren Personalaufwendungen bei Spitzenbedarf<br />

oder in Trockenjahren, ebenso führt eine rückläufige<br />

<strong>Wasser</strong>abgabe bei identischer Struktur in der Regel<br />

zu keiner geringeren Personal<strong>aus</strong>lastung. Lediglich<br />

mittelfristig werden sich Wartungsarbeiten und<br />

Instandsetzungen verändern.<br />

Sonstige betriebliche Kosten: Hier wird davon<br />

<strong>aus</strong>gegangen, dass diese zu 50 % von der<br />

Bereitstellungsmenge abhängen.<br />

Steuern und Abgaben: Hier wird von einem Anteil in<br />

Höhe der variablen Kosten <strong>aus</strong>gegangen, der sich<br />

iterativ zu 23,5 % bestimmt.<br />

<strong>Wasser</strong>entnahmeentgelt:<br />

Dies ist zu 100 % mengenabhängig.<br />

Stoffe zur <strong>Wasser</strong>aufbereitung:<br />

Diese sind zu 100 % mengenabhängig.<br />

<strong>Wasser</strong>bezug: Die Kosten sind zu 100 % mengenabhängig.<br />

<strong>Energie</strong>bezugskosten: Zu 80 % sind die <strong>Energie</strong>kosten<br />

mengenabhängig. Nicht mengenabhängig sind die<br />

Mai 2011<br />

494 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

Netznutzungsentgelte, wenn davon <strong>aus</strong>gegangen<br />

wird, dass diese vom Spitzentag im Jahr mit der<br />

höchsten Leistungsanforderung bestimmt werden.<br />

Sonstige Materialkosten: Hier wird geschätzt,<br />

dass diese zu 50 % mengenabhängig sind.<br />

Fremdleistungen: Auch hier wird von einem Anteil<br />

von 50 % an den variablen Kosten <strong>aus</strong>gegangen.<br />

Somit erhält man unter der Annahme der Anteile der<br />

Kostenarten an den variablen Kosten eine Fixkostenanteil<br />

von 76,6 % und einen Anteil der variablen Kosten<br />

von 23,4 %. Dies entspricht einem Verhältnis von etwa<br />

¾ : ¼.<br />

Die Daten <strong>aus</strong> den Tabellen 1 und 2 können nun mit<br />

den Daten zu den <strong>Wasser</strong>preisen in Baden-Württemberg<br />

[4, 18, 19, 20] verknüpft werden, um die Auswirkungen<br />

der bisherigen <strong>Wasser</strong>preise zu bewerten. Es<br />

soll von einer „Muster-Kleinstadt“ von 10 000 Einwohnern<br />

<strong>aus</strong>gegangen werden. Dabei spielt es für die<br />

Grund<strong>aus</strong>sage über die spezifischen oder relativen Zahlen<br />

keine Rolle, wie viele Einwohner die „Musterstadt“<br />

nun hat.<br />

Im Folgenden sollen einige Varianten betrachtet<br />

werden, um die Auswirkungen der Kostenkalkulation<br />

vor dem Hintergrund des demografischen Wandels<br />

beurteilen zu können. Der <strong>Wasser</strong>preis stellt sich für die<br />

Untersuchungen somit als eine Funktion folgender<br />

Variablen dar:<br />

W P = f (Fixkostenanteil, H<strong>aus</strong>haltsgröße,<br />

Veränderung der Einwohnerzahl,<br />

spezifischer <strong>Wasser</strong>bedarf)<br />

5. Variantenstudie<br />

Variante „NULL“: IST-Zustand: Ausgehend von den<br />

statistischen Daten [4] zum Grundpreis (30,96 €/a<br />

und Einwohner, je H<strong>aus</strong>halt bei 2,16 Einwohnern je<br />

H<strong>aus</strong>halt 67 €/a) und zum <strong>Wasser</strong>preis sowie der<br />

Gegenüberstellung mit den tatsächlichen Kostenanteilen<br />

<strong>aus</strong> der betriebswirtschaftlichen Analyse zu<br />

den fixen und variablen Kosten ergibt sich, dass<br />

gegenwärtig nur 30 % (statt 76 %) als Fixkosten erhoben<br />

werden und ein deutlich überproportionaler<br />

Anteil der fixen Kosten, über den „Arbeitspreis“<br />

(1,91 €/m³) gedeckt wird.<br />

Variante 1: Fixkostenanteil von 76 %: Bei dieser<br />

Variante wird der tatsächliche Fixkostenanteil zu<br />

Grunde gelegt. Der „Arbeitspreis beträgt dann für<br />

das Jahr 2010 0,64 €/m³, der Grundpreis knapp<br />

170 €/a je belieferten H<strong>aus</strong>halt.<br />

Variante 2: Fixkostenanteil proportional zur H<strong>aus</strong>haltsanzahl:<br />

Hier wird idealisierend davon <strong>aus</strong>gegangen,<br />

dass z. B. bei einer abnehmenden Einwohnerzahl<br />

und damit einer rückläufigen H<strong>aus</strong>haltsanzahl<br />

die Infrastruktur so rückgebaut werden kann, dass<br />

die spezifischen Kosten pro H<strong>aus</strong>halt konstant<br />

Tabelle 2. Kostenverteilung in der <strong>Wasser</strong>versorgung sowie Anteile an<br />

variablen Kosten und Fixkosten (verändert nach [17]).<br />

Kosten Prozent davon<br />

variabel<br />

bleiben und damit der Fixkostenanteil sinkt. Der<br />

Fixkostenanteil liegt wie bei Variante 1 bei 76 % für<br />

den Ausgangszustand 2010. Die Varianten 1 und 2<br />

sind somit für das Basisjahr 2010 definitionsgemäß<br />

identisch.<br />

Ausgehend von diesen Daten können nun für die<br />

Verteilung der Einwohner auf die jeweiligen H<strong>aus</strong>halte<br />

(Ein-, Zwei-, Dreipersonenh<strong>aus</strong>halte usw. nach [12, 13])<br />

die Verteilung der <strong>Wasser</strong>kosten auf die H<strong>aus</strong>halte und<br />

je Person berechnet werden. In einem weiteren Schritt<br />

sollen die Auswirkungen eines Bevölkerungsrückgangs<br />

auf 89,1 % vom Basisjahr 2010 bei ansonsten gleichen<br />

Kosten untersucht werden.<br />

Auffällig ist, dass mit dem derzeitigen Umlagesystem<br />

die Bewohner von Einpersonenh<strong>aus</strong>halten gegenüber<br />

H<strong>aus</strong>halten mit drei oder mehr Personen zwar pro<br />

Person höhere <strong>Wasser</strong>kosten zu bezahlen haben, aber<br />

nur unterdurchschnittlich zur Fixkostendeckung beitragen.<br />

So muss ein Single (oder auch die Rentnerin im<br />

Einfamilienh<strong>aus</strong>) zwar 152 € im Jahr fürs Trinkwasser<br />

aufwenden, der Bewohner eines 4-Personen-H<strong>aus</strong>halts<br />

80 €. Der Fixkostenbeitrag des Einpersonenh<strong>aus</strong>haltes<br />

beträgt aber nur 67 €/Jahr (statt 170 €). Dies entspricht<br />

nicht dem Kostendeckungsprinzip!<br />

Bei Anwendung des Kostendeckungsprinzips auf der<br />

Basis der tatsächlichen Anteile der fixen und variablen<br />

Kosten lägen die spezifischen <strong>Wasser</strong>bezugskosten pro<br />

Person bei knapp 200 € (Einpersonenh<strong>aus</strong>halt) bzw.<br />

64 € im 4-Personenh<strong>aus</strong>halt. Pointiert <strong>aus</strong>gedrückt: „Die<br />

Singles werden von den Familien mit zwei oder drei<br />

Kindern mit etwa 50 € im Jahr über den <strong>Wasser</strong>preis<br />

variable<br />

Kosten<br />

fixe<br />

Kosten<br />

Personal 20,00 10,00 2,00 18,00<br />

Abschreibungen 20,00 0,00 0,00 20,00<br />

Zinsen 18,00 0,00 0,00 18,00<br />

Konzessionsabgabe 10,00 0,00 0,00 10,00<br />

sonstige betriebliche Kosten 5,00 50,00 2,50 2,50<br />

sonstige Steuern und Abgaben 2,00 23,50 0,47 1,53<br />

<strong>Wasser</strong>entnahmeentgelt 3,00 100,00 2,00 0,00<br />

Material zur <strong>Wasser</strong>aufbereitung 2,00 100,00 2,00 0,00<br />

<strong>Wasser</strong>bezug 2,00 100,00 2,00 0,00<br />

<strong>Energie</strong>bezug 8,00 80,00 6,40 1,60<br />

sonstige Materialkosten 4,00 50,00 2,00 2,00<br />

Fremdleistungen 6,00 50,00 3,00 3,00<br />

Summe 100 23,37 76,63<br />

Quelle: Holländer et al. (2008); Kostenverteilung nach Reif;<br />

Anteile variable Kosten nach Haakh<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 495


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Tabelle 3. Basisdaten für die verschiedenen Varianten.<br />

Jahr 2010 [1] Variante NULL: IST-Zustand<br />

Q spez 1 Person 123,12 [L/(E · d)] Kubikmeterpreis 1,91 [€/m 3 ] 2)<br />

Δq spez /Person 10,60 [L/(E · d)] Grundpreis (bislang) 66,55 [€/a] 3)<br />

Faktor der Einwohnerzahl 1,000 [1] … damit variable Kosten 724 783 [€/a]<br />

Einwohnerzahl 10 000 [1] … und Fixkosten 310 621 [€/a]<br />

H<strong>aus</strong>halte Basisjahr 2010 4667 [1] Fixkostenanteil 30,0 [%]<br />

…damit H<strong>aus</strong>halte 4667 [1] Summe 1 035 404 [€/a]<br />

Tagesbedarf 104 [L/d] 1) Variante 1: Fixkostenanteil 76,6 [%]<br />

<strong>Wasser</strong>menge 380 000 [€/m 3 ] Kubikmeterpreis 0,64 [€/m 3 ]<br />

Fixkosten (bei 76/24) 793 116 [€/a] Grundpreis (neu) 169,93 [€/a]<br />

IST-var. Kosten (spez. bei 76/24) 0,64 [€/m 3 ] … damit variable Kosten 242 285 [€/a]<br />

damit variable Kosten 242 288 [€/a] … und Fixkosten 793 176 [€/a]<br />

Gesamtkosten 1 035 404 [€/a] Fixkostenanteil 76,6 [%]<br />

Summe 1 035 404 [€/a]<br />

1)<br />

http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/UmweltVerkehr/<br />

Indikatoren/WW-WV_trinkwasser. asp; 2010<br />

2)<br />

Daten: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 8/2009<br />

3)<br />

Daten: Statistisches Bundesamt Deutschland – <strong>Wasser</strong>wirtschaft;<br />

www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/<br />

Internet/DE/Content/Statistik<br />

Monatsheft Baden-Württemberg 8/2009<br />

Variante 2: Fixkosten proportional zur H<strong>aus</strong>haltsanzahl<br />

Kubikmeterpreis 0,64 [€/m 3 ]<br />

Grundpreis (neu) 169,94 [€/a]<br />

… damit variable Kosten 242 288 [€/a]<br />

… und Fixkosten 793 176 [€/a]<br />

Fixkostenanteil 76,6 [%]<br />

Summe 1 035 404 [€/a]<br />

subven tioniert.“ In der Musterstadt summiert sich der<br />

Betrag der Umverteilung auf etwa 100 000 € im Jahr. Die<br />

Varianten 1 und 2 liegen gleichauf. Dies ergibt sich, da<br />

jeweils die gleiche Anzahl H<strong>aus</strong>halte zu Grunde gelegt<br />

wurde.<br />

Beobachtet man die Veränderungen bei einer rückläufigen<br />

Einwohnerzahl (Tabelle 5), so ist folgendes<br />

festzustellen: Bei angenommenem gleichen <strong>Wasser</strong>gebrauch<br />

von 104 Liter pro Einwohner und Tag kann nur<br />

die Variante 2 Kostenstabilität garantieren, was allerdings<br />

vor<strong>aus</strong>setzt, dass mit der Abnahme der Zahl der<br />

H<strong>aus</strong>halte um 508 die Fixkosten um eben diesen Anteil<br />

reduziert werden können. Bleibt der Fixkostenblock auf<br />

dem Ausgangsniveau, so steigt bei einem weiter als<br />

konstant angenommenen Fixkostenblock der <strong>Wasser</strong>preis<br />

an, so dass das Kriterium eines „gerechten“ <strong>Wasser</strong>preises<br />

nicht erfüllt ist.<br />

In Tabelle 6 soll untersucht werden, wie sich ein<br />

gleichzeitiger Bevölkerungsrückgang von 10,9 % auf<br />

89,1 % vom Bezugsjahr 2010 und eine Verschiebung der<br />

H<strong>aus</strong>haltsgrößen auf die Verteilung im Jahr 2050 auf die<br />

Kostenverteilung bei den unterschiedlichen Varianten<br />

<strong>aus</strong>wirkt.<br />

Durch die in der Trendvariante errechnete (absolute)<br />

Zunahme der Einpersonenh<strong>aus</strong>halte bis 2050 (von 1732<br />

auf 1841) steigt auch deren Anteil an der Fixkostendeckung.<br />

Dies bewirkt, dass im Vergleich zur Variante<br />

„2010 mit 8 910 Einwohnern“ die h<strong>aus</strong>haltsspezifischen<br />

<strong>Wasser</strong>kosten sinken. Die Veränderungen vollziehen<br />

sich im Wesentlichen durch die Abnahme der Drei- und<br />

Mehrpersonenh<strong>aus</strong>halte und die Zunahme der Einpersonenh<strong>aus</strong>halte.<br />

Bemerkenswert ist der Anstieg des Kubikmeterpreises<br />

bei dem bisherigen Umlageschlüssel von 1,91 €/m³<br />

auf 2,09 €/m³ bei der in der Trendvariante vorhergesagten<br />

Einwohner- und H<strong>aus</strong>haltsgrößenentwicklung. Bei<br />

der direkten Vergleichsvariante 1 (d. h. ohne Reduktion<br />

der Fixkosten wie bei Variante 2) steigt der Kubikmeterpreis<br />

von 0,64 €/m³ auf 0,70 €/m³. Das bisherige Umlagensystem<br />

verschärft den Teufelskreis, wonach ein steigender<br />

Arbeitspreis die Einsparbemühungen weiter<br />

anspornt und somit der wirtschaftliche Druck auf das<br />

System, der bereits heute schon zu erheblichen technischen<br />

Problemen führt [23, 24], immer weiter beschleunigt<br />

wird. Dies führt in der Folge auch zu einer Fehlallokation<br />

von nicht erneuerbaren Ressourcen in Grauwasser-<br />

oder Regenwassernutzungsanlagen, bei denen die<br />

bei uns erneuerbare Ressource <strong>Wasser</strong> mit einem oft<br />

erheblichen Aufwand der nichterneuerbaren Ressourcen<br />

Material und <strong>Energie</strong> substituiert wird. Besonders<br />

Mai 2011<br />

496 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

Tabelle 4. Verteilung der „<strong>Wasser</strong>kosten“, aufgeschlüsselt nach fixen und variablen Kosten und nach H<strong>aus</strong>haltsgrößen<br />

für die untersuchten Varianten (Basisjahr 2010).<br />

H<strong>aus</strong>haltsart Einheit 1-Personen 2-Personen 3-Personen 4-Personen 5-Personen<br />

Personen im H<strong>aus</strong>halt [%] 17,3 31,0 17,9 22,5 11,3<br />

Personen im H<strong>aus</strong>halt [1] 1 2 3 4 5<br />

Personen [1] 1732 3101 1792 2247 1127<br />

spezifischer <strong>Wasser</strong>gebrauch [L/(E · d)] 123,1 112,5 101,9 91,3 80,7<br />

<strong>Wasser</strong>menge [m 3 /a] 77 845 127 361 66 660 74 915 33 220<br />

H<strong>aus</strong>halte [1] 1732 1551 597 562 225<br />

Variante IST-Zustand mit 31 % Fixkosten<br />

Kosten je m 3 [€/m 3 ] 1,91 1,91 1,91 1,91 1,91<br />

<strong>Wasser</strong>kosten je H<strong>aus</strong>halt [€/(a · HH)] 152 223 279 321 348<br />

… davon fixe Kosten [€/(HH · a)] 67 67 67 67 67<br />

Kosten je Person [€/(a · E)] 152 112 93 80 70<br />

ZIEL-Variante mit Fixkostenanteil von 76,6 %<br />

Kosten je m 3 [€/m 3 ] 0,64 0,64 0,64 0,64 0,64<br />

<strong>Wasser</strong>kosten je H<strong>aus</strong>halt [€/(a · HH)] 199 222 241 255 264<br />

… davon fixe Kosten [€/(HH · a)] 170 170 170 170 170<br />

Kosten je Person [€/(a · E)] 199 111 80 64 53<br />

Δ je H<strong>aus</strong>halt zum IST-Zustand [€/(a · HH)] –46 1 38 66 84<br />

Variante 2: Fixkosten proportional zur H<strong>aus</strong>halts-Anzahl<br />

Kosten je m 3 [€/m 3 ] 0,64 0,64 0,64 0,64 0,64<br />

<strong>Wasser</strong>kosten je H<strong>aus</strong>halt [€/a ] 199 222 241 255 264<br />

… davon fixe Kosten [€/(HH · a)] 170 170 170 170 170<br />

Kosten je Person [€/a] 199 111 80 64 53<br />

Δ je H<strong>aus</strong>halt zum IST-Zustand [€/(a · HH)] –46 1 38 66 84<br />

Tabelle 5. Verteilung der „<strong>Wasser</strong>kosten“, aufgeschlüsselt nach fixen und variablen Kosten und nach H<strong>aus</strong>haltsgrößen<br />

für die untersuchten Varianten (Basisjahr 2010; 89,1 % der Einwohner von 2010).<br />

H<strong>aus</strong>haltsart Einheit 1-Personen 2-Personen 3-Personen 4-Personen 5-Personen<br />

Personen im H<strong>aus</strong>halt [%] 17,3 31,0 17,9 22,5 11,3<br />

Personen im H<strong>aus</strong>halt [1] 1 2 3 4 5<br />

Personen [1] 1543 2763 1597 2003 1005<br />

spezifischer <strong>Wasser</strong>gebrauch [L/(E · d)] 123,1 112,5 101,9 91,3 80,7<br />

<strong>Wasser</strong>menge [m 3 /a] 69 360 113 478 59 394 66 749 29 599<br />

H<strong>aus</strong>halte [1] 1543 1381 532 501 201<br />

Variante IST-Zustand mit 31 % Fixkosten<br />

Kosten je m 3 [€/m 3 ] 2,09 2,09 2,09 2,09 2,09<br />

<strong>Wasser</strong>kosten je H<strong>aus</strong>halt [€/(a · HH)] 167 244 306 351 380<br />

… davon fixe Kosten [€/(HH · a)] 73 73 73 73 73<br />

Kosten je Person [€/(a · E)] 167 122 102 88 76<br />

ZIEL-Variante mit Fixkostenanteil von 76,6 %<br />

Kosten je m 3 [€/m 3 ] 0,70 0,70 0,70 0,70 0,70<br />

<strong>Wasser</strong>kosten je H<strong>aus</strong>halt [€/(a · HH)] 217 243 264 279 289<br />

… davon fixe Kosten [€/(HH · a)] 186 186 186 186 186<br />

Kosten je Person [€/(a · E)] 217 122 88 70 58<br />

Δ je H<strong>aus</strong>halt zum IST-Zustand [€/(a · HH)] –51 1 42 72 92<br />

Variante 2: Fixkosten proportional zur H<strong>aus</strong>halts-Anzahl<br />

Kosten je m 3 [€/m 3 ] 0,64 0,64 0,64 0,64 0,64<br />

<strong>Wasser</strong>kosten je H<strong>aus</strong>halt [€/a ] 199 222 241 255 264<br />

… davon fixe Kosten [€/(HH · a)] 170 170 170 170 170<br />

Kosten je Person [€/a] 199 111 80 64 53<br />

Δ je H<strong>aus</strong>halt zum IST-Zustand [€/(a · HH)] –32 22 65 96 116<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 497


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Tabelle 6. Verteilung der „<strong>Wasser</strong>kosten“, aufgeschlüsselt nach fixen und variablen Kosten und nach H<strong>aus</strong>haltsgrößen<br />

für die untersuchten Varianten (Basisjahr 2050; 89,1 % der Einwohner von 2010).<br />

H<strong>aus</strong>haltsart Einheit 1-Personen 2-Personen 3-Personen 4-Personen 5-Personen<br />

Personen im H<strong>aus</strong>halt [%] 20,7 35,4 16,0 18,6 9,4<br />

Personen im H<strong>aus</strong>halt [1] 1 2 3 4 5<br />

Personen [1] 1841 3155 1422 1658 834<br />

spezifischer <strong>Wasser</strong>gebrauch [L/(E · d)] 121,0 110,4 99,8 89,2 78,6<br />

<strong>Wasser</strong>menge [m 3 /a] 81 318 127 147 51 804 53 973 23 913<br />

H<strong>aus</strong>halte [1] 1841 1578 474 414 167<br />

Variante IST-Zustand mit 31 % Fixkosten<br />

Kosten je m 3 [€/m 3 ] 2,09 2,09 2,09 2,09 2,09<br />

<strong>Wasser</strong>kosten je H<strong>aus</strong>halt [€/(a · HH)] 160 236 296 340 367<br />

… davon fixe Kosten [€/(HH · a)] 68 68 68 68 68<br />

Kosten je Person [€/(a · E)] 160 118 99 85 73<br />

ZIEL-Variante mit Fixkostenanteil von 76,6 %<br />

Kosten je m 3 [€/m 3 ] 0,70 0,70 0,70 0,70 0,70<br />

<strong>Wasser</strong>kosten je H<strong>aus</strong>halt [€/(a · HH)] 204 229 249 264 273<br />

… davon fixe Kosten [€/(HH · a)] 173 173 173 173 173<br />

Kosten je Person [€/(a · E)] 204 114 83 66 55<br />

Δ je H<strong>aus</strong>halt zum IST-Zustand [€/(a · HH)] –44 7 47 76 94<br />

Variante 2: Fixkostenproportional zur H<strong>aus</strong>halts-Anzahl<br />

Kosten je m 3 [€/m 3 ] 0,64 0,64 0,64 0,64 0,64<br />

<strong>Wasser</strong>kosten je H<strong>aus</strong>halt [€/a ] 198 221 240 253 261<br />

… davon fixe Kosten [€/(HH · a)] 170 170 170 170 170<br />

Kosten je Person [€/a] 198 111 80 63 52<br />

Δ je H<strong>aus</strong>halt zum IST-Zustand [€/(a · HH)] –38 15 56 87 106<br />

Tabelle 7. Verteilung der „<strong>Wasser</strong>kosten“, aufgeschlüsselt nach fixen und variablen Kosten und nach H<strong>aus</strong>haltsgrößen<br />

für die untersuchten Varianten (Basisjahr 2050; 89,1% der Einwohner von 2010 bei einem spezifischen<br />

<strong>Wasser</strong>bedarf von 80 L/(E x d)).<br />

H<strong>aus</strong>haltsart Einheit 1-Personen 2-Personen 3-Personen 4-Personen 5-Personen<br />

Personen im H<strong>aus</strong>halt [%] 20,7 35,4 16,0 18,6 9,4<br />

Personen im H<strong>aus</strong>halt [1] 1 2 3 4 5<br />

Personen [1] 1841 3155 1422 1658 834<br />

spezifischer <strong>Wasser</strong>gebrauch [L/(E · d)] 97,0 86,4 75,8 65,2 54,6<br />

<strong>Wasser</strong>menge [m 3 /a] 65 189 99 507 39 346 39 451 16 612<br />

H<strong>aus</strong>halte [1] 1841 1578 474 414 167<br />

Variante IST-Zustand mit 31 % Fixkosten<br />

Kosten je m 3 [€/m 3 ] 2,58 2,58 2,58 2,58 2,58<br />

<strong>Wasser</strong>kosten je H<strong>aus</strong>halt [€/(a · HH)] 156 227 279 310 321<br />

… davon fixe Kosten [€/(HH · a)] 64 64 64 64 64<br />

Kosten je Person [€/(a · E)] 156 114 93 77 64<br />

ZIEL-Variante mit Fixkostenanteil von 76,6 %<br />

Kosten je m 3 [€/m 3 ] 0,86 0,86 0,86 0,86 0,86<br />

<strong>Wasser</strong>kosten je H<strong>aus</strong>halt [€/(a · HH)] 195 219 236 246 250<br />

… davon fixe Kosten [€/(HH · a)] 164 164 164 164 164<br />

Kosten je Person [€/(a · E)] 195 109 79 62 50<br />

Δ je H<strong>aus</strong>halt zum IST-Zustand [€/(a · HH)] –39 8 43 64 71<br />

Variante 2: Fixkostenproportional zur H<strong>aus</strong>halts-Anzahl<br />

Kosten je m 3 [€/m 3 ] 0,64 0,64 0,64 0,64 0,64<br />

<strong>Wasser</strong>kosten je H<strong>aus</strong>halt [€/a ] 193 210 223 231 233<br />

… davon fixe Kosten [€/(HH · a)] 170 170 170 170 170<br />

Kosten je Person [€/a] 193 105 74 58 47<br />

Δ je H<strong>aus</strong>halt zum IST-Zustand [€/(a · HH)] –37 17 56 79 88<br />

Mai 2011<br />

498 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

ungünstig bei der Verdrängung von Trinkwasser durch<br />

Grauwasser ist der vielfach höhere <strong>Energie</strong>aufwand für<br />

den Betrieb solcher Anlagen, was sich in einem spezifischen<br />

<strong>Energie</strong>bedarf von 2–4 kWh je Kubikmeter Grauwasser<br />

<strong>aus</strong>drückt [21, 22, 23].<br />

Sinkt hingegen der „Arbeitspreis“ der öffentlichen<br />

Trinkwasserversorgung auf den tatsächlichen Anteil der<br />

Gestehungskosten, d.h. auf eine Größenordnung von<br />

etwa 60–70 Cent/m³, so gelingt der Ausstieg <strong>aus</strong> dieser<br />

Spirale, welche die Kommunen und die privaten <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

in immer stärkerem Maße<br />

in Bedrängnis bringt und zukünftig noch weiter bringen<br />

wird [24].<br />

Tabelle 7 zeigt die Auswirkungen, wenn neben<br />

einem Rückgang der Einwohnerzahl bis 2050 und der<br />

Verschiebung zu mehr Einpersonenh<strong>aus</strong>halten der spezifische<br />

<strong>Wasser</strong>bedarf auf angenommene 80 L/(E · d)<br />

sinkt. In diesem Fall steigt der Arbeitspreis beim bisherigen<br />

Umlagemodell auf 2,58 €/m³, was die Motivation,<br />

alternative Ressourcen wie Regen- oder Grauwasser zu<br />

nutzen, nochmals steigern wird. Auch bei Variante 1<br />

steigt der Arbeitspreis ebenfalls um 35 % allerdings auf<br />

nur 0,86 €/m³. Lediglich Variante 2 zeigt (definitionsgemäß)<br />

Umlagekonstanz (vgl. Tabelle 4).<br />

Die Bilder 2 bis 5 zeigen die Auswirkungen der Varianten<br />

auf die unterschiedlichen H<strong>aus</strong>haltsgrößen im<br />

direkten Vergleich, das Bild 6 gibt noch die Entwicklung<br />

des spezifischen Kubikmeterpreises („Arbeitspreises“)<br />

für die drei Varianten bei den drei untersuchten Szenarien<br />

wieder.<br />

6. Fazit<br />

Die aufgezeigten Effekte sind unabhängig von der<br />

Unternehmensform und betreffen öffentlich-rechtliche<br />

Unternehmen, die Entgelte erheben ebenso wie privatwirtschaftliche,<br />

die mit <strong>Wasser</strong>preisen arbeiten. Die<br />

wesentlichen Punkte sind:<br />

Als gerecht kann ein <strong>Wasser</strong>preis angesehen werden,<br />

wenn die tatsächlichen Kosten nach ihrer Entstehung<br />

als fixe oder variable Kosten entsprechend<br />

ihrem Anteil an den Gesamtkosten umgelegt werden<br />

(Kostendeckungsprinzip!) und somit Veränderungen<br />

am Mengengerüst dieser Kosten zu keiner Veränderung<br />

der h<strong>aus</strong>haltspezifischen Kosten führen.<br />

Eine kostengerechte Umlage der <strong>Wasser</strong>versorgungskosten<br />

müsste berücksichtigen, dass etwa ¾<br />

der in der <strong>Wasser</strong>versorgung entstehenden Kosten<br />

Fixkosten sind. Dar<strong>aus</strong> errechnet sich ein Grundpreis<br />

in Höhe von 170 € je H<strong>aus</strong>halt. Hinzu kämen die tatsächlichen<br />

Gebrauchskosten von etwa 0,64 €/m³<br />

(Preisbasis 2009). Dies würde auch der Tatsache<br />

gerecht, dass <strong>Wasser</strong> versorgung im Wesentlichen<br />

eine Vorhalteleistung darstellt (vgl. DIN 2000 [14]).<br />

Die bisherige Umlage der <strong>Wasser</strong>versorgungskosten<br />

führt dazu, dass sich Einpersonenh<strong>aus</strong>halte im Vergleich<br />

zu 3-, 4- oder 5-Personenh<strong>aus</strong>halten nur<br />

[ €/a ]<br />

400,00<br />

350,00<br />

300,00<br />

250,00<br />

200,00<br />

150,00<br />

100,00<br />

50,00<br />

0,00<br />

[ €/a ]<br />

400,00<br />

350,00<br />

300,00<br />

250,00<br />

200,00<br />

150,00<br />

100,00<br />

50,00<br />

0,00<br />

[ €/a ]<br />

400,00<br />

350,00<br />

300,00<br />

250,00<br />

200,00<br />

150,00<br />

100,00<br />

50,00<br />

0,00<br />

<strong>Wasser</strong>kosten je H<strong>aus</strong>halt Basisjahr 2010; 10.000 E; 4.667 H<strong>aus</strong>halte; 104 L / (E x d)<br />

152<br />

<strong>Wasser</strong>kosten je H<strong>aus</strong>halt Basisjahr 2010; 8.910 E; 4.159 H<strong>aus</strong>halte; 104 L / (E x d)<br />

167<br />

160<br />

Variante 0:Ist-Zustand mit 31% Fixkosten<br />

Variante 1: 76,6 % Fixkosten<br />

Variante 2: Fixkosten nach Anzahl H<strong>aus</strong>halte<br />

199<br />

Variante 0:Ist-Zustand mit 31% Fixkosten<br />

Variante 1: 76,6 % Fixkosten<br />

Variante 2: Fixkosten nach Anzahl H<strong>aus</strong>halte<br />

217<br />

199<br />

244<br />

243<br />

222<br />

306<br />

264<br />

1 2 3 4 5<br />

Anzahl Personen je H<strong>aus</strong>halt [ 1 ]<br />

204<br />

199<br />

198<br />

223<br />

<strong>Wasser</strong>kosten je H<strong>aus</strong>halt Basisjahr 2050; 8.910 E; 4.474 H<strong>aus</strong>halte; 104 L/ (E x d)<br />

Variante 0:Ist-Zustand mit 31% Fixkosten<br />

Variante 1: 76,6 % Fixkosten<br />

Variante 2: Fixkosten nach Anzahl H<strong>aus</strong>halte<br />

236<br />

222<br />

Bild 3. Die Varianten für das Basisjahr 2010 bei 89,1 % Einwohner<br />

im Vergleich (H<strong>aus</strong>haltsgrößenverteilung wie 2010).<br />

229<br />

222<br />

221<br />

279<br />

296<br />

241<br />

1 2 3 4 5<br />

Anzahl Personen je H<strong>aus</strong>halt [ 1 ]<br />

Bild 2. Die Varianten für das Basisjahr 2010 im Vergleich.<br />

249<br />

1 2 3 4 5<br />

Anzahl Personen je H<strong>aus</strong>halt [ 1 ]<br />

Bild 4. Die Varianten für das Basisjahr 2050 bei 89,1 % Einwohner<br />

im Vergleich (mit H<strong>aus</strong>haltsgrößenverteilung für 2050 <strong>aus</strong><br />

Trendvariante).<br />

241<br />

241<br />

240<br />

321<br />

351<br />

340<br />

255<br />

279<br />

264<br />

255<br />

255<br />

253<br />

348<br />

380<br />

367<br />

264<br />

289<br />

273<br />

264<br />

264<br />

261<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 499


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

[ €/a ]<br />

400,00<br />

350,00<br />

300,00<br />

250,00<br />

200,00<br />

150,00<br />

100,00<br />

50,00<br />

0,00<br />

<strong>Wasser</strong>kosten je H<strong>aus</strong>halt Basisjahr 2050; 8.910 E; 4.474 Hauishalte; 80 L/ (E x d)<br />

156<br />

195<br />

193<br />

227<br />

219<br />

210<br />

279<br />

Bild 5. Die Varianten für das Basisjahr 2050 bei 89,1 % Einwohner<br />

im Vergleich (mit H<strong>aus</strong>haltsgrößenverteilung für 2050 <strong>aus</strong><br />

Trendvariante bei einem spezifischen <strong>Wasser</strong>bedarf von 80 L/(E · d).<br />

Arbeitspreis [ €/m³ ]<br />

3,00<br />

2,50<br />

2,00<br />

1,50<br />

1,00<br />

0,50<br />

0,00<br />

1,91<br />

Variante 0:Ist-Zustand mit 31% Fixkosten<br />

Variante 1: 76,6 % Fixkosten<br />

Variante 2: Fixkosten nach Anzahl H<strong>aus</strong>halte<br />

Bild 6. Der spezifische <strong>Wasser</strong>preis („Arbeitspreis“) ohne Grundpreis<br />

für die verschiedenen Varianten und Szenarien.<br />

236<br />

1 2 3 4 5<br />

Anzahl Personen je H<strong>aus</strong>halt [ 1 ]<br />

Variante NULL<br />

Variante 1<br />

Variante 2<br />

223<br />

2,08 2,09<br />

0,86<br />

0,64 0,64 0,70 0,64 0,70 0,64 0,64<br />

Basisjahr 2010; 10.000 E;<br />

4.667 HH;104 L / (E x d)<br />

Jahr 2010; 8.910 E; 4.667<br />

HH; 104 L / (E x d)<br />

310<br />

246<br />

Jahr 2050; 8.910 E; 4.474<br />

HH; 104 L / (E x d)<br />

231<br />

2,58<br />

321<br />

250<br />

233<br />

Jahr 2050; 8.910 E; 4.667<br />

HH; 80 L / (E x d)<br />

unterproportional an den Fixkosten beteiligen und<br />

jährlich mit circa 46 Euro entlastet werden. Dies<br />

unterläuft das Kostendeckungsprinzip. („Man zahlt<br />

während des Urlaubs auch nicht weniger Miete für<br />

die Mietwohnung.“) Die Familien mit Kindern unterstützen<br />

somit die Singles.<br />

Für die Fixkosten ist daher eine vollständige Umlage<br />

auf die angeschlossenen H<strong>aus</strong>halte sinnvoll (Grundpreis<br />

= Fixkosten/Anzahl H<strong>aus</strong>halte).<br />

Schrumpft die Bevölkerung (wie zu erwarten) bis<br />

2050 um circa 10,9 % bei gleicher Belegung der<br />

H<strong>aus</strong>halte wie bislang (d.h. ebenfalls ein Rückgang<br />

der H<strong>aus</strong>halte um 10,9 %), so müssten etwa 8,6 % der<br />

<strong>Wasser</strong>kosten (an den Fixkosten) eingespart werden,<br />

um bei kostengerechter Umlage (76 % Fixkosten) die<br />

Kosten je H<strong>aus</strong>halt zu halten.<br />

Schrumpft die Bevölkerung um 10,9 % und verschiebt<br />

sich gleichzeitig wie vor<strong>aus</strong>berechnet die<br />

H<strong>aus</strong>haltsbelegung hin zu kleineren H<strong>aus</strong>haltsgrößen<br />

(d. h. eine Abnahme der H<strong>aus</strong>halte um nur<br />

4,13 %), so sind nur 2,6 % der <strong>Wasser</strong>kosten im WVU<br />

einzusparen, um die spezifischen Kosten je H<strong>aus</strong>halt<br />

konstant zu halten. Können die <strong>Wasser</strong>kosten im<br />

WVU nicht gesenkt werden, so steigen die spezifischen<br />

Kosten dennoch geringer als im vorherigen<br />

Szenario (Bevölkerungsrückgang mit proportionalem<br />

H<strong>aus</strong>haltsrückgang), da es vergleichsweise mehr<br />

H<strong>aus</strong>halte bleiben (nur Minus 4,13 statt minus 10,9)<br />

und damit eine höhere Fixkostendeckung einhergeht.<br />

Wird für das Szenario 2050 (–10,9 % Einwohner,<br />

–4,13 % H<strong>aus</strong>halte) das bisherige Umlagesystem beibehalten,<br />

so ist festzustellen, dass<br />

– sich die spezifische „Bevorzugung“ der Einpersonenh<strong>aus</strong>halte<br />

hinsichtlich der Fixkostendeckung<br />

vermindert (weil es 2050 vor<strong>aus</strong>sichtlich mehr<br />

Einpersonenh<strong>aus</strong>halte gibt).<br />

– die „Ungerechtigkeit“ der <strong>Wasser</strong>kosten bei größeren<br />

H<strong>aus</strong>halten dennoch weiter zunimmt.<br />

– die h<strong>aus</strong>haltsspezifischen Kosten zunehmen<br />

(zwischen 5,2 und 5,7 %).<br />

Wird auf das Umlagesystem 76/24 % umgestellt, so<br />

fallen die Kostensteigerungen trotz abnehmender<br />

Einwohner- und Bevölkerungszahl geringer <strong>aus</strong>, weil<br />

die Absolutbeträge der „Subventionierung“ der Einpersonenh<strong>aus</strong>halte<br />

geringer <strong>aus</strong>fallen.<br />

Gelingt es dem <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen,<br />

die Fixkosten entsprechend der Anzahl der H<strong>aus</strong>halte<br />

zu senken, so können die h<strong>aus</strong>haltsspezifischen<br />

Kosten gehalten werden.<br />

Wird darüber hin<strong>aus</strong> ein rückläufiger spezifischer<br />

Bedarf (80 L/(E · d) berücksichtigt, so liegen die <strong>Wasser</strong>kosten<br />

je H<strong>aus</strong>halt unter dem des Modells „2050,<br />

8910 E, 4474 H<strong>aus</strong>halte, 104 L/(E · d)“, aber der<br />

Arbeitspreis stiege beim bisherigen Modell auf<br />

2,58 €/m³.<br />

Ein weiter rückläufiger <strong>Wasser</strong>gebrauch erhöht beim<br />

bisherigen Umlagesystem den Druck auf den<br />

Arbeitspreis.<br />

Dar<strong>aus</strong> ergeben sich folgende Handlungsempfehlungen:<br />

Die <strong>Wasser</strong>versorgungsinfrastruktur ist auf eine<br />

schrumpfende Einwohner- und H<strong>aus</strong>haltszahl <strong>aus</strong>zulegen.<br />

Die Umlage der <strong>Wasser</strong>bereitstellungskosten ist an<br />

die tatsächliche Verteilung von fixen und variablen<br />

Kosten schrittweise anzupassen.<br />

Die Kommunen und die <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

müssen das Thema bereits heute offensiv<br />

angehen, um einem weiteren, mittlerweile technisch<br />

und hygienisch in ihren Auswirkungen bedenklichen<br />

Ausweichverhalten, z. B. auf Grau- oder Regenwasser,<br />

ökonomisch sinnvoll zu begegnen.<br />

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die derzeitigen<br />

<strong>Wasser</strong>preise in Baden-Württemberg unter dem<br />

Gesichtspunkt der Kostendeckung gerechter gestaltet<br />

werden können und sollten. Damit wird gleichzeitig das<br />

Kalkulationsmodell im Hinblick auf die zukünftigen Entwicklungen<br />

<strong>aus</strong> dem demografischen Wandel robuster.<br />

Mai 2011<br />

500 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

Literatur<br />

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Gerechter_Preis<br />

[2] Kiesl, H. und Schielein, J.: <strong>Wasser</strong>preise und kein Ende – aber<br />

wesentliche Aspekte fehlen in der Diskussion! Versorgungswirtschaft<br />

(2009) Nr. 6, S. 129–134.<br />

[3] BDEW: Eckpunkte einer <strong>Wasser</strong>entgeltkalkulation in der<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft. Bundesverband der <strong>Energie</strong>- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

e.V., Reinhardtstraße 32, 10117 Berlin.<br />

http://bdew.de/bdew.nsf/id/DE_Eckpunktepapier_einer_<br />

<strong>Wasser</strong>entgeltkalkulation/$file/100617_Eckpunktepapier_<br />

Praxisbeispiel_HP.pdf<br />

[4] EUWID: Baden-Württemberg: Trink- und <strong>Abwasser</strong> drei €<br />

teurer als im Vorjahr. Nr. 38 vom 21.09.2010, S. 12.<br />

[5] http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/Umwelt-<br />

Verkehr/Landesdaten/LRt0817.asp<br />

[6] Statistisches Bundesamt Deutschland: <strong>Wasser</strong>wirtschaft –<br />

Durchschnittliches Entgelt für Trinkwasserversorgung privater<br />

H<strong>aus</strong>halte 2005 bis 2007, 2010. www.destatis.de<br />

[7] Statistisches Bundesamt Deutschland: <strong>Wasser</strong>wirtschaft –<br />

Durchschnittliches Entgelt für die Entsorgung von <strong>Abwasser</strong><br />

<strong>aus</strong> privaten H<strong>aus</strong>halten 2005 bis 2007, 2010. www.destatis.<br />

de<br />

[8] Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2007: Zwei-Personen-<br />

H<strong>aus</strong>halt zahlt 190 € für Trinkwasser. Pressemitteilung<br />

Nr. 494 vom 18.12.2008.<br />

[9] Statistisches Bundesamt Deutschland: <strong>Wasser</strong>wirtschaft –<br />

Durchschnittliche Kosten für die Trinkwasserversorgung<br />

privater H<strong>aus</strong>halte 2005–2007, 2010. www.destatis.de<br />

[10] Statistisches Bundesamt Deutschland: <strong>Wasser</strong>wirtschaft –<br />

Durchschnittliche Kosten für die Entsorgung von <strong>Abwasser</strong><br />

<strong>aus</strong> privaten H<strong>aus</strong>halten 2005–2007, 2010. www.destatis.de<br />

[11] Heitzmann, D. und Schmauz, S.: Trinkwasser- und <strong>Abwasser</strong>preise<br />

in Baden-Württemberg 2008. Statistisches Monatsheft<br />

Baden-Württemberg (2008) Nr. 8, S. 5–10.<br />

[12] Brachat-Schwarz, W.: Struktur und Entwicklung der Privath<strong>aus</strong>halte<br />

– Eine Modellrechnung für Baden-Württemberg<br />

bis zum Jahr 2050. Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg<br />

(2010) Nr. 8, S. 13–16.<br />

[13] Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2007: Entwicklung der<br />

Privath<strong>aus</strong>halte bis 2025 – Ergebnisse der H<strong>aus</strong>haltsvor<strong>aus</strong>berechnung<br />

2007.<br />

[14] DIN Deutsches Institut für Normung e.V.: Normen<strong>aus</strong>schuß<br />

<strong>Wasser</strong>wesen (NAW) im DIN; DIN 2000 Zentrale Trinkwasserversorgung<br />

– Leitsätze für Anforderungen an Trinkwasser,<br />

Planung, Bau, Betrieb und Instandhaltung der Versorgungsanlagen;<br />

Technischer Regel des DVGW; Beuth Verlag GmbH,<br />

10772 Berlin.<br />

[15] Leist, H.-J.: Anforderungen an eine nachhaltige Trinkwasserversorgung.<br />

Teil II: Nebenwirkungen von <strong>Wasser</strong>sparmaßnahmen.<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 143 (2002) Nr. 1, S. 44–53.<br />

[16] Leist, H.-J.: Anforderungen an eine nachhaltige Trinkwasserversorgung.<br />

Teil III: <strong>Energie</strong>bilanz der Trink- und Flaschen-<br />

wasserversorgung sowie allgemeine Handlungsempfehlungen.<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 143 (2002) Nr. 3, S. 184–196.<br />

[17] Abel, Th.: Kern<strong>aus</strong>sagen VKU-Gutachten „Holländer II“, Verband<br />

kommunaler Unternehmen Berlin: Gutachten Trinkwasserpreise<br />

in Deutschland – Wie lassen sich verschiedene<br />

Rahmenbedingungen für die <strong>Wasser</strong>versorgung anhand<br />

von Indikatoren abbilden? Kern<strong>aus</strong>sagen, Oktober 2009.<br />

[18] EUWID: Trinkwasserpreise im Jahr 2007: Zwei-Personen-<br />

H<strong>aus</strong>halt zahlt 190 €. Nr. 5 vom 27.01.2009.<br />

[19] Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Indikatoren<br />

zum Thema „Umwelt, Verkehr, <strong>Energie</strong>“, Trinkwasserverbrauch<br />

der H<strong>aus</strong>halte und Kleinverbraucher, Aussage und<br />

Ergebnisse, Stuttgart 2010.<br />

[20] EUWID: Großteil der Kommunen erhebt bei Trinkwasser<br />

Mengen- und Grundgebühr. Nr. 44 vom 27.10.2009, S. 8.<br />

[21] Haakh, F. und Wendel, M.: Regenwasser- oder Grauwassernutzung<br />

im privaten H<strong>aus</strong>halt – sinnvoll oder teures Hobby?<br />

LW-Schriftenreihe Heft 24 (2005), S. 58 ff, Zweckverband<br />

Landeswasserversorgung, 2005, Eigenverlag.<br />

[22] Leist, H.-J.: Anforderungen an eine nachhaltige Trinkwasserversorgung.<br />

Teil I: Materielle Grundlagen und Wahrnehmungskultur.<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 142 (2001) Nr. 10,<br />

S. 712–719.<br />

[23] Leist, H.-J.: <strong>Wasser</strong>versorgung in Deutschland – Kritik und<br />

Lösungsansätze. Hochschulschriften zur Nachhaltigkeit,<br />

Bd. 35 (2007 XV). Ökom-Verlag, ISBN 978-3-86581-078-6.<br />

[24] EUWID: <strong>Wasser</strong>sparen stößt an technische Grenzen. Nr. 39<br />

vom 28.09.2010, S. 2.<br />

[25] BGH zu <strong>Wasser</strong>entgelten – Öffentliche Abgaben unter der<br />

Kartellkontrolle? Interview mit Prof. Dr. Michael Reinhardt<br />

LL.M. (Cantab.). Institut für Deutsches und Europäisches<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaftsrecht an der Universität Trier, in: BWGZ,<br />

Heft 19 (2010), S. 790–792.<br />

Eingereicht: 22.12.2010<br />

Korrektur: 14.04.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Autor<br />

Prof. Dr.-Ing. Frieder Haakh<br />

Technischer Geschäftsführer |<br />

E-Mail: haakh.f@lw-online.de |<br />

Zweckverband Landeswasserversorgung |<br />

Schützenstraße 4 |<br />

D-70182 Stuttgart<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 501


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Risikoanalyse im Brunnenmanagement<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung, Brunnenmanagement, Risikobewertung, Standsicherheit,<br />

Nutzungszeitraum von Brunnen<br />

Christoph Treskatis<br />

Risikobasiertes und prozessorientiertes Denken ist in<br />

der Trinkwasserversorgung Grundlage für ein Qualitätsmanagementsystem.<br />

Dieses Management verfolgt<br />

unter Heranziehung der Gedanken des Water Safety<br />

Plans der WHO eine laufende Bewertung von Wahrscheinlichkeiten<br />

und Konsequenzen der Abläufe in<br />

der Trinkwasserproduktion als kontinuierlicher Prozess<br />

des Risikomanagements im Sinne des DVGW-<br />

Hinweises W 1001. Brunnenanlagen sind in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

ein wesentliches Element, um die Versorgungssicherheit<br />

zu garantieren. Der Zeitraum der<br />

Nutzung von Trinkwasserbrunnen hängt aber von<br />

vielen Faktoren, wie Förderrate, <strong>Wasser</strong>beschaffenheit,<br />

Betriebsweise, Bauart und Bemessung ab. Eine<br />

explizite Nutzungsdauer ist nur schwer vorhersagbar.<br />

Die Funktions- und Standsicherheit von Brunnen<br />

werden durch die Leistungsfähigkeit und die Rohwasserbeschaffenheit<br />

beschrieben. Prognosen für die<br />

Wirkung von Risiken und den Betrieb gefährdenden<br />

Einflussfaktoren können oft nicht mit exakten Kennzahlen<br />

belegt werden. Die im Brunnenbetrieb wirkenden<br />

Einflussfaktoren können aber hinsichtlich<br />

Eintritts wahrscheinlichkeit, Reihenfolge und Ausmaß<br />

mit Hilfe einer prozessorientierten Risiko an alyse qualitativ<br />

beschrieben und in ihrer Wirkung abgeschätzt<br />

werden, um Präventionsmaßnahmen rechtzeitig einzuleiten.<br />

Unter Anwendung des DVGW-Arbeitsblattes<br />

W 125 wurde für Brunnenanlagen ein systematisches<br />

Verfahren mit den Stufen Gefährdungsidenti fizierung,<br />

Gefährdungsanalyse und Ursachenanalyse konzipiert,<br />

das die komplexen Zusammenhänge und Risiken für<br />

das Bauwerk „Brunnen“ bewertet.<br />

Risk Assessment for Drinking Water Wells<br />

The method of risk assessment has been established<br />

in water supply recently. The DVGW paper W 1001<br />

describes the steps and the ongoing of process based<br />

evaluations of drinking water supply systems. Water<br />

wells play an important role for safety and certainty<br />

of drinking water supply. The yield of water wells is<br />

affected by a wide range of influences such as pumping<br />

rate, water quality, operation times, construction<br />

and well dimensioning. In consequence the useful<br />

life of water well is difficult to predict. The nominal<br />

conditions of water wells can be described by measuring<br />

the development of specific yield and the water<br />

quality in the pumped water. The forecast of an<br />

explicit disruption or total failure of operation c<strong>aus</strong>ed<br />

by collapse or construction damages is not possible.<br />

Thus a method to predict the c<strong>aus</strong>es and consequences<br />

of disruptions and failures in well operation<br />

is a topic of some debate. The method of risk assessment<br />

is suggested to be applied in well management<br />

according to DVGW rule W 125. This method comprises<br />

the definition of possible damages and operation<br />

failures and their probability and sequence in<br />

relation to well operations. Methods to prevent<br />

failures and damages can be applied according to the<br />

probability of the events affecting save operations.<br />

1. Einleitung und Begriffe<br />

Die Lieferung einwandfreien Trinkwassers an die<br />

Bevölkerung ist der Grundgedanke des Water Safety<br />

Plans <strong>aus</strong> dem Jahr 2004 [1]. Für die Trinkwasserversorgung<br />

in Deutschland ist dieser gesundheitsorientierte<br />

Ansatz der WHO als Grundlage für ein<br />

Qualitätsmanagementsystem in den DVGW-Hinweis<br />

W 1001 [2] eingeflossen. Darauf bauen die Methoden<br />

des risikobasierten und prozessorientierten Managements<br />

auf. Ziel ist eine Bewertung von Wahrscheinlichkeiten<br />

und Konsequenzen von Risiken bei allen<br />

Prozessen von der <strong>Wasser</strong>gewinnung bis zur <strong>Wasser</strong>abgabe<br />

an den Kunden.<br />

Trinkwasserbrunnen sind ein wesentliches Element<br />

der Versorgungskette und müssen für das Verständnis<br />

einer <strong>Wasser</strong>versorgungsstruktur in ihrer Funktion und<br />

in ihren Risiken für die nachfolgenden Systeme transparent<br />

dargestellt werden. Ein Brunnenmanagement im<br />

Sinne des DVGW-Arbeitsblattes W 125 [3] ist dabei die<br />

Grundlage der prozessorientierten Betrachtung der<br />

Risiken für den Betrieb und die Unterhaltung der<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnungsanlagen.<br />

Mai 2011<br />

502 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

Unter dem Risiko versteht man die Wahrscheinlichkeit<br />

bzw. relative Häufigkeit des Eintritts eines Schadensereignisses<br />

multipliziert mit der Höhe des potenziellen<br />

Schadens, der durch ein Ereignis hervorgerufen<br />

werden kann [4]. Der Risikobegriff ist bei Brunnen mit<br />

Schadensereignissen und Fehlfunktionen am Bauwerk<br />

und in der nachfolgenden Versorgungskette verbunden.<br />

Die Funktionssicherheit und Standsicherheit einer<br />

Brunnenanlage werden in der <strong>Wasser</strong>versorgungswirtschaft<br />

durch Kennzahlen zur Leistungsfähigkeit und<br />

Rohwasserbeschaffenheit beschrieben. Im Betrieb<br />

gehören dazu einerseits die Sicherheit der technischen<br />

Struktur und Betriebsorganisation sowie der genutzten<br />

Ressource [5]. Als „Sicherheitsniveau“ wird die Versorgungssicherheit<br />

mit einem vom Betreiber individuell<br />

„bestimmtem Maß an Sicherheit“ definiert. Das fassungsspezifische<br />

Sicherheitsniveau legt fest, bis zu welcher<br />

Kombination von Eintrittswahrscheinlichkeit und<br />

Schadenshöhe technische Risiken und Anlagen<strong>aus</strong>fälle<br />

tolerierbar sind. Die Festlegung eines bestimmten<br />

Sicherheitsnive<strong>aus</strong> kann anlagenspezifisch abstrakt als<br />

Wert auf einer Skala von eins bis 100 festgelegt und<br />

indiziert werden. Beispiele zeigen Bild 1 und 2.<br />

Die Risikoanalyse ist ein systematisches Verfahren,<br />

um ein Risiko hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit des<br />

Eintretens eines betriebs- und kostenrelevanten Schadensereignisses<br />

(Gefahrenanalyse), der Präsenzwahrscheinlichkeit<br />

(Expositionsanalyse) und des Schadens<strong>aus</strong>maßes<br />

(Konsequenzanalyse) zu charakterisieren und<br />

zu quantifizieren [4, 6]. Für <strong>Wasser</strong>gewinnungsanlagen<br />

kommt nur eine Konsequenzanalyse in Betracht, da der<br />

explizite operative Ausfall einer solchen Anlage nicht<br />

vorhersagbar ist. Die Risikoanalyse beantwortet in der<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung somit zunächst die Frage: „Was kann<br />

die Lebensdauer der Brunnenanlage reduzieren?“<br />

Mit der Risikoanalyse erfolgt die Bewertung der<br />

Bedrohungen der Anlagensicherheit durch Feststellen<br />

der Schadenshöhe und der Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

des möglichen Schadens. Sie macht komplexe Zusammenhänge<br />

transparent und zeigt Wissenslücken in<br />

Bezug auf die Anlagensicherheit auf [6, 7]. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass ein spontaner Ausfall eines oder<br />

mehrerer Brunnen die Gesamtanlage in ihrer Anlagensicherheit<br />

beeinträchtigt, lässt sich dabei nur schwer<br />

abschätzen. Es empfiehlt sich daher, Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

und Schadenshöhe nicht in Zahlen <strong>aus</strong>zudrücken,<br />

sondern in Klassen oder Kategorien einzuteilen<br />

[4].<br />

Gründe dafür sind unter anderem, dass die Folgen<br />

der denkbaren Einflussfaktoren auf den Lebenszyklus<br />

eines Brunnens nicht unbedingt in ihrer Reihenfolge, in<br />

ihrem Ausmaß und bezogen auf einen definierten Zeitpunkt<br />

vor<strong>aus</strong>gesagt werden können [8, 9]. Auch die<br />

Schadenshöhe ist schwer in absolute Zahlen zu fassen.<br />

Zwar kann der materielle Schaden z.B. einer Brunnenhavarie,<br />

für den Einzelfall beziffert werden, dennoch<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Sicherheitsniveau<br />

10 20 30 40<br />

Jahre<br />

gibt es aufgrund der komplexen Wechselbeziehungen<br />

zwischen den Einflussfaktoren schwierig abzuschätzende<br />

Größen, wie der entstehende immaterielle<br />

Schaden (Versorgungssicherheit, Redundanz etc.) oder<br />

die Kosten zur Schadensbehebung und Kosten, die<br />

durch den Ausfall des gesamten Fassungssystems bei<br />

einem Versagen großer Teile der Brunnen oder durch<br />

einen Rohrbruch in der Sammelleitung in den nachgeschalteten<br />

Systemen entstehen.<br />

Es ist also sinnvoll, die Risiken für Brunnen qualitativ,<br />

nicht quantitativ zu bewerten. Dabei wird oft eine<br />

Aufteilung der Risikofaktoren in drei (z. B. hoch, mittel,<br />

niedrig) oder fünf (z. B. sehr hoch, hoch, mittel, niedrig,<br />

unwahrscheinlich) Kategorien oder Klassen vorgenom-<br />

Ergiebigkeit [%]<br />

mechan. Zustand [Index]<br />

Anlagensicherheit [Index]<br />

Bild 1. Generelle zeitliche Entwicklung der Brunnenleistung, des<br />

mechanischen Zustands und der Anlagensicherheit eines Beispielbrunnens<br />

mit Indexbildung und brunnenspezifischer Festlegung<br />

eines Sicherheitsnive<strong>aus</strong> als Ausdruck eines Interventionswertes für<br />

Sanierungsmaßnahmen.<br />

Ergiebigkeitsverlauf ohne Regenerierung [%]<br />

Ergiebigkeitsverlauf mit Regenerierung [%]<br />

0<br />

5 10 15 20 25 30 35<br />

Jahre<br />

Bild 2. Generelle Ergiebigkeitsentwicklung eines Beispielbrunnens<br />

mit und ohne Regenerierung. Festlegung des Sicherheitsnive<strong>aus</strong> als<br />

Ausdruck der betrieblich tolerierbaren Restbrunnenleistung.<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 503


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

men. Bei dieser Bewertung muss natürlich je nach<br />

Kontext beschrieben werden, was die einzelnen Kategorien<br />

bedeuten [4]. Die Risikobewertung ermittelt auf<br />

der Basis der festgelegten Sicherheitsziele und der<br />

berechneten individuellen und kollektiven Risiken die<br />

vorhandenen Schutzdefizite [4]. Sie beantwortet somit<br />

die Frage: „Was darf im Betrieb der Brunnenanlage<br />

passieren ohne die Anlagen- und Versorgungssicherheit<br />

zu bedrohen?“. Die Risikoreduktion ist als Konsequenz<br />

und in der Umsetzung der Erkenntnisse <strong>aus</strong> der Risikoanalyse<br />

die Differenz von Ausgangsrisiko minus des<br />

verbleibenden Restrisikos nach <strong>aus</strong>geführten Präventionsmaßnahmen.<br />

2. Durchführung der Risikoanalyse<br />

2.1 Fragestellungen einer Risikoanalyse<br />

Risikoanalysen können in der <strong>Wasser</strong>versorgungswirtschaft<br />

vor allem zur Bewertung der Lebensdauer und<br />

des Anlagenzustandes vor dem Hintergrund der Frage<br />

„Regenerierung oder Sanierung und Neubau“ durchgeführt<br />

werden [8, 10, 11, 12]. Zur Beurteilung der (Rest-)<br />

Lebensdauer einer Brunnenanlage werden zunächst die<br />

betrieblichen und anlagenspezifischen Risiken mittels<br />

Gefährdungsidentifizierung, Gefährdungsana lysen und<br />

Ursachenanalysen beschrieben. Mit einer Bewertungsmatrix<br />

wird das Ausfallrisiko der Bestandsanlage unter<br />

dem Einfluss verschiedener Szenarien und zur Bewertung<br />

der technischen Varianten zur Instandhaltung<br />

oder zur Sanierung der Anlagen als Präven tionsmaßnahmen<br />

aufgezeigt. In der Gefährdungs analyse<br />

werden vom Betreiber folgende Fragen beantwortet<br />

oder Randbedingungen festgestellt:<br />

Wie entsteht ein Ausfallereignis?<br />

Welche Teile des Gesamtfassungssystems sind<br />

besonders betroffen?<br />

Welche Ereignisse für einen Ausfall der Brunnen<br />

sind denkbar?<br />

Welche Ursachen haben die Ausfallereignisse?<br />

Einschätzung der Risiken<br />

Definition des Schadens<strong>aus</strong>maßes<br />

Definition der Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

Erstellen einer Risikomatrix<br />

Ableitung der Lebensdauer für die Altanlagen<br />

Bewe rtungsmatrix für technische Instandhaltungsund<br />

Sanierungsvarianten<br />

2.2 Wie entsteht ein Ausfallereignis?<br />

Vor<strong>aus</strong>setzung für den Ausfall eines Brunnens ist eine<br />

schädigende Wirkung durch interne oder externe<br />

mechanische [13] und chemisch-mikrobiologische Faktoren<br />

auf das Bauwerk, das Grundwasser und auf die<br />

Wirkschnittstellen des Bauwerks zum genutzten Grundwasserleiter.<br />

Diese Schäden können durch förderinduzierte,<br />

geogene oder instandhaltungsbedingte<br />

Faktoren <strong>aus</strong>gelöst werden. In der Tabelle 1 sind mögliche<br />

Einflussfaktoren und K<strong>aus</strong>alitäten für Brunnen<strong>aus</strong>fälle<br />

zusammengestellt worden, die im Rahmen<br />

einer Gefährdungsidentifizierung brunnenspezifisch<br />

festgestellt werden müssen.<br />

Der Ausfall eines oder mehrerer Brunnen entsteht in<br />

dem Fall, bei dem ein mechanisches, schädigendes<br />

Ereignis, wie z. B. die Korrosion [14, 15], spontan oder<br />

schleichend die Standsicherheit des Bauwerkes oder die<br />

Nutzung des anströmenden Grundwassers an einem<br />

Brunnenstandort, z. B. durch Überschwemmung oder<br />

Schadstoffeinbrüche, beeinträchtigt. In vielen älteren<br />

<strong>Wasser</strong>fassungen sind die Brunnen strukturell als vorgeschädigt<br />

einzustufen, so dass bereits geringe mechanische<br />

Belastungen zu einem Ausfall einzelner oder<br />

mehrerer Brunnen führen können.<br />

Dabei kommt es im erstgenannten Fall zum Kollaps<br />

und zum irreversiblen Bauwerksversagen; im zweitgenannten<br />

Fall zu einer zumindest zeitweisen Auflassung<br />

der Brunnennutzung bis zum Abklingen des quali-<br />

Tabelle 1. Ursachen für betriebliche Ausfälle von Brunnen.<br />

Förderinduzierte Ausfälle Geogen induzierte Ausfälle Instandhaltungsbedingte Ausfälle<br />

Irreversible mechanische Kolmation<br />

des Ringraums und der Bohrlochwand<br />

Inkrustierungen im Filter und in<br />

den Ringraumschüttungen durch<br />

Mischwasserprozesse<br />

Ablagerungen, Lochfraß/Korrosion<br />

in den Anschlussrohrleitungen<br />

Setzungen durch Auswaschung<br />

des Stützkorns <strong>aus</strong> dem Untergrund<br />

(in Folge einer Fehlbemessung des<br />

Filterkieses [10])<br />

Einschleppen von Bodenpartikeln in<br />

den Filterkies (Partikelkolmation) [13]<br />

Setzungen im Ringraum durch<br />

Erdbeben [12]<br />

Bodensetzungen durch Erdbeben [11]<br />

Eindringen von Oberflächenwasser<br />

in den Brunnen oder Suffosion<br />

von Bodenteilchen durch<br />

Überschwemmungen<br />

Mechanische Defekte an den Brunnenrohren<br />

(z.B. beim Ein- oder Ausbau der<br />

Pumpen, der Regeneriergeräte etc.)<br />

Setzungen im Kiesraum durch<br />

Impulswirkungen (z. B. bei der<br />

Brunnenregenerierung) [11]<br />

<strong>Wasser</strong>verluste über Defektstellen<br />

an den Anschlussleitungen, z. B. durch<br />

Bodensetzungen; Auslösen von<br />

Trübungseinbrüchen<br />

Undichtigkeiten an den Brunnenköpfen<br />

und Vorschächten mit Schaffung<br />

von präferenziellen Fließwegen<br />

und Undichtigkeiten bei Erdarbeiten<br />

Mai 2011<br />

504 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

tätsbeeinträchtigenden Ereignisses. In diesem Fall ist<br />

der Ausfall reversibel. Der Brunnen steht in beiden<br />

Fällen nicht mehr zur Versorgung und Bedarfsdeckung<br />

zur Verfügung.<br />

Alle Ausfallereignisse sind zeitlich nur schwer vorhersagbar<br />

und können durch unterschiedliche Gefährdungsintensitäten<br />

und Summenwirkungen den Schaden<br />

und die damit verbundenen Kosten erhöhen<br />

2.3. Welche Teile des Brunnens sind besonders<br />

betroffen?<br />

Die Funktion eines Brunnens wird erst durch das Zusammenwirken<br />

der hydrogeologischen Standorteigenschaften<br />

und der Bauwerksteile sowie deren Schnittstellen<br />

untereinander bedingt [16]. Der Ausfall einer<br />

dieser Komponenten oder ein Versagen der Schnittstellen<br />

zwischen zwei oder mehreren Komponenten hat<br />

oft nur die Beeinträchtigung der Brunnenleistung, also<br />

des hydraulischen Parts der Brunnenfunktion, und erst<br />

in einem weiter vorangeschrittenem Stadium der Brunnenalterung,<br />

den Ausfall der mechanischen Teile des<br />

Brunnens zur Folge. Spontane Ausfälle von Brunnen<br />

sind in der Praxis eher selten anzutreffen und häufig<br />

durch Fehlbedienungen und Unachtsamkeit bei den<br />

Regenerier- oder Instandhaltungsarbeiten bedingt.<br />

Besonders betroffen von einem Funktions<strong>aus</strong>fall<br />

sind folgende Bauteile und Schnittstellen, die in der<br />

Gefährdungsanalyse betrachtet werden müssen:<br />

Filterrohre und deren Schlitze<br />

Ringraumschüttungen (Filterkies, Abdichtungen)<br />

Vollwandrohre<br />

Widerstandsmessstelle im Filterkies<br />

Steigleitung und Pumpe<br />

Anschlussrohrleitung zur Sammelleitung<br />

Armaturen<br />

Abschlussbauwerk<br />

2.4 Welche Szenarien sind für einen Ausfall der<br />

Brunnen denkbar?<br />

Aufgrund der konstruktiv vielfältigen Gestaltung von<br />

Brunnen sind folgende Szenarien für einen spontanen<br />

Brunnen<strong>aus</strong>fall generell denkbar:<br />

1. Kieseinbruch in den Brunnenrohrstrang<br />

2. Setzungen im Brunnenumfeld durch das<br />

Massendefizit im Untergrund<br />

3. Einbruch oder Kollaps der Brunnenrohre<br />

4. Verstopfung/Kolmation des nutzbaren Porenraums<br />

im Filterkies und der Filterschlitze<br />

5. Mechanische Defekte an den Anschlussleitungen<br />

und Brunnenköpfen (Abreißen der Pumpe mit<br />

Steigleitung)<br />

Die meisten Ausfallereignisse betreffen den Einzelbrunnen<br />

(Szenario 1 bis 3). Die Ausfallszenarien 4 und 5<br />

sind bei einer gewissen Kumulation und Gleichzeitigkeit<br />

der Schäden und bei Verzögerungen oder Unterlassung<br />

von Schutzmaßnahmen summarisch in einer Brunnenreihe<br />

wirksam.<br />

2.5 Welche Ursachen haben die Ausfallereignisse?<br />

Die Ursachenanalyse für Ausfälle in Brunnenanlagen<br />

wird mit der Frage durchgeführt, was geschehen muss,<br />

um bei einem oder mehreren Brunnen einen Total<strong>aus</strong>fall<br />

zu erzeugen. Dabei sind die Vor<strong>aus</strong>setzungen zu<br />

benennen, die erfüllt sein müssen, um ein Schadensereignis,<br />

wie den spontanen Kollaps des Brunnens,<br />

eintreten zu lassen. Anhand der möglichen Ursachen<br />

lässt sich dann das Schadens<strong>aus</strong>maß für den Weiterbetrieb<br />

der Brunnenanlagen im aktuellen oder angepassten<br />

Umfang beschreiben.<br />

In der Tabelle 1 wurden im Rahmen der Gefährdungsidentifizierung<br />

die möglichen Ursachen für<br />

schädigende Ereignisse auf die Lebensdauer von Brunnen<br />

zusammengefasst. Exogen Einflüsse, wie Erdbeben<br />

oder Überschwemmung, sind ebenfalls als schädigen de,<br />

nicht beanspruchungsinduzierte Ursachen bekannt,<br />

welche die Lebensdauer von Brunnen beeinträchtigen.<br />

Ursachen können aber auch unvollständige oder nicht<br />

an das Bauwerk angepasste Instandhaltungsarbeiten,<br />

zu lange hin<strong>aus</strong> gezögerte Regenerierungen oder mangelhafte<br />

Materialanpassungen an das Bauwerk und den<br />

Untergrund im Zuge von Teilsanierungen (z. B. Undichtigkeiten<br />

durch Einschübe) oder Regenerierungen sein<br />

[11, 12].<br />

Ein schädigendes Ereignis mit Wirkung auf die<br />

Lebensdauer ist bei Brunnen immer mit dem Verlust der<br />

Standsicherheit verbunden. Die Standsicherheit von<br />

Brunnen ist abhängig vom Fortschritt der Ursachenwirkung,<br />

wie z. B. eines Korrosionsangriffs bzw. einer<br />

mechanischen Zerstörung der spröden, nicht-metallischen<br />

Werkstoffe, wie z. B. von Steinzeug- oder PVC-<br />

Brunnenrohren und die dadurch entstehende Möglichkeit<br />

eines Kieseinbruchs in den Brunneninnenraum. Die<br />

Beständigkeit und die Standfestigkeit der Brunnenrohre<br />

sind abhängig von der heute noch vorhandenen Tragfähigkeit<br />

und den darauf wirkenden internen und externen<br />

Faktoren. Die Ursache dieses Ausfallereignisses ist<br />

die Alterung des Brunnen<strong>aus</strong>b<strong>aus</strong> [11].<br />

Letztlich sind alle Schadensursachen, die zum Ausfall<br />

einer Brunnenanlage führen können, auf Einflüsse einer<br />

überalterten B<strong>aus</strong>ubstanz, gepaart mit einem meist<br />

bauartbedingten, geringen wirtschaftlichen und technischen<br />

Effizienzgrad von Brunnenregeneriermaßnahmen,<br />

zurückzuführen [17].<br />

2.6 Einschätzung der Risiken<br />

Jedes spezifische Schadensbild an Brunnen kann mit<br />

einer bestimmten Wahrscheinlichkeit zu einem Total<strong>aus</strong>fall<br />

der Brunnenanlage oder von Einzelbrunnen<br />

führen. Das Schadensbild ist in vielen Brunnen durch<br />

die im Brunnenservice angewendeten Regenerierungsmethoden<br />

nicht behebbar, so dass in einzelnen Fas-<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 505


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

sungsbauwerken generell mit einer schleichenden,<br />

alters- und materialabhängigen Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

eines Total<strong>aus</strong>falls einzelner oder mehrere Brunnen<br />

gerechnet werden muss.<br />

Das Schadens<strong>aus</strong>maß mit Einfluss auf die Anlagensicherheit<br />

und die Bedarfsdeckung hängt für den Betreiber<br />

von Anzahl und Kumulation (Gleichzeitigkeit) der<br />

schadensbedingt nicht mehr einsatzfähigen Brunnen<br />

ab. Eine Sanierung von kleineren Schäden und eine<br />

vor<strong>aus</strong>schauende Schaffung von neuen Redundanzen<br />

durch Brunnenneubauten können das Schadens<strong>aus</strong>maß<br />

erheblich begrenzen und die Risiken für Total<strong>aus</strong>fälle<br />

mindern.<br />

Dar<strong>aus</strong> kann geschlussfolgert werden, dass die<br />

B<strong>aus</strong>ubstanz von älteren Brunnen und die damit verbundene<br />

reduzierte Standsicherheit die Anlagensicherheit<br />

insgesamt gefährden können und vor allem von<br />

externen Faktoren unmittelbar beeinflusst werden, die<br />

vom Betreiber nur gering oder gar nicht beeinflusst<br />

werden können.<br />

Hierzu gehören:<br />

Erschütterungen der Rohre, z. B. durch Erdbeben,<br />

Verkehr oder Baumaßnahmen mit dynamischen<br />

Impulswirkungen<br />

Verlust der inneren Reibung der Kiesschüttung<br />

durch Setzungen und Grundbruch<br />

(z. B. bei strömungsbedingtem Ausbruch einer<br />

bislang stabilen Kiesbrücke im Bereich einer<br />

Lochkorrosionsstelle)<br />

Mechanische Belastungen der metallischen<br />

und nicht-metallischen Ausbauten bei Regenerier -,<br />

Reinigungs- oder Montagearbeiten<br />

Allmähliche zeitliche Veränderungen der Korrosionsrate<br />

bei den metallischen Ausbauten in Folge<br />

einer Veränderung des <strong>Wasser</strong>chemismus (z. B. im<br />

Chloridgehalt, pH-Wert, Mikroorganismen,<br />

Redoxpotenzial)<br />

Einflussreichster Faktor für die Standsicherheit und<br />

Restlebensdauer von gealterten Brunnen ist meist<br />

eine impulsartige mechanische Einwirkung auf die<br />

geschwächten Brunnen<strong>aus</strong>bauten bei Regenerier- und<br />

Montagearbeiten. Diese Arbeiten werden oft im Brunnenservice<br />

angewendet, um den weiteren Abfall der<br />

Tabelle 2. Unterteilung und Wichtungsfaktoren des Schadens<strong>aus</strong>maßes.<br />

Schadensstufe Wichtung Beschreibung<br />

1 2 sehr kleiner Schaden<br />

(unbeutender Defekt für die Anlagensicherheit)<br />

2 4 kleiner Schaden<br />

(geringer Defekt für die Anlagensicherheit)<br />

3 6 mittlerer Schaden (schwerwiegender Defekt<br />

für die Anlagensicherheit)<br />

4 8 Totalschaden (Komplettversagen der Anlage)<br />

Restleistungsfähigkeit der Brunnen zu mindern. Sie wirken<br />

bei vorangeschrittener mechanischer Zerstörung<br />

weiter destabilisierend auf die geschwächten Ausbauten.<br />

Das kumulative, gleichzeitige Zusammentreffen<br />

von Brunnendefekten in mehreren Brunnen und Fassungsteilen<br />

erhöht grundsätzlich das Risiko eines Total<strong>aus</strong>falls<br />

der Gesamtanlage.<br />

2.7 Definition des Schadens<strong>aus</strong>maßes<br />

Schadens<strong>aus</strong>maß und Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

bedingen das Risiko eines Brunnen<strong>aus</strong>falls, wobei es<br />

sich um ein zeitlich begrenztes oder fortdauerndes<br />

Risiko handeln kann, summiert über die verschiedenen<br />

Gefährdungen.<br />

Mit Hilfe der in Tabelle 2 genannten Unterteilung<br />

können die Schadensbilder an Brunnen in vier Stufen<br />

eingeteilt und gewichtet werden. Die Unterteilung in<br />

4 Stufen vermeidet die Tendenz, alles möglichst in die<br />

Mitte der Klassenanzahl einzuordnen. Eine spontane<br />

mechanische Belastung der geschädigten Ausbauten<br />

ist der wesentliche Faktor der Standsicherheit der Brunnenkonstruktion<br />

und kann zu einem plötzlichen Einbruch<br />

des Filters und zum Kollaps des gegenüber dem<br />

anstehenden Grundwasserleiter locker gelagerten Filterkieses<br />

und somit zu einem Sofort<strong>aus</strong>fall des Brunnens<br />

führen. Sollte sich der Brunneninnenraum mit Filterkies<br />

auffüllen, wird es bei eigenbewirtschafteten<br />

Brunnen über kurz oder lang zu einem Pumpendefekt<br />

kommen. Solange die Permeabilität des eingedrungenen<br />

(Filter-)Kieses erhalten bleibt, ist eine <strong>Wasser</strong>förderung<br />

mittels Pumpe immer noch denkbar. Das Schadens<strong>aus</strong>maß<br />

ist bei einem gleichzeitigen Eintritt des Ereignisses<br />

in einem oder wenigen Einzelbrunnen trotz des<br />

kapitalen Schadens bei <strong>aus</strong>reichender Brunnenanzahl<br />

für die Gesamtanlage zunächst gering und ohne<br />

Betriebs unterbrechung beherrschbar. Vor<strong>aus</strong>setzung<br />

sind jedoch ein rasches Erkennen und eine Sanierung<br />

des Schadens sowie eine <strong>aus</strong>reichende Redundanz zur<br />

Überbrückung der Ausfälle.<br />

Jedoch ist ein Weiterbetrieb einer zusammengebrochenen<br />

Brunnenkonstruktion nicht zu empfehlen, da es<br />

in Folge des Kollapses zu einer Sedimentaktivierung <strong>aus</strong><br />

dem angrenzenden Grundwasserleiter und zu einem<br />

erheblichen Trübungseinbruch in das Leitungssystem<br />

kommen wird. Der Schaden im Brunnen kann somit bei<br />

Fehleinschätzung des Schadens<strong>aus</strong>maßes an einem<br />

oder mehreren Brunnen zu einem signifikanten Störfall<br />

und Betriebsunterbrechungen in den nachgeschalteten<br />

Systemen, wie z. B. in den Aufbereitungsanlagen, führen.<br />

Das Schadens<strong>aus</strong>maß wäre in diesem Fall sehr hoch<br />

und kann zum Totalschaden führen.<br />

2.8 Definition der Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

Die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Total<strong>aus</strong>falls eines<br />

oder mehrerer Fassungsbrunnen oder gar einer gesamten<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnungsanlage hängt von der spezi-<br />

Mai 2011<br />

506 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

fischen Gefährdungssituation und vom Gleichzeitigkeitsfaktor<br />

ab. Die Unterteilungen und Wichtungen<br />

nach Tabelle 3 werden für die Abschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

von potenziellen Schäden an<br />

Brunnen vorgeschlagen.<br />

Die Bestimmung der Eintrittswahrscheinlichkeit ist<br />

immer auf das konkrete Schadensbild und dessen<br />

Ursache anzuwenden. In dieser Phase der Risikoanalyse<br />

sind weder Regelwerksvorgaben noch bekannte Lö -<br />

sungen in die Analyse einzubeziehen, da sich ansonsten<br />

ein verfälschtes Bild vom realen Gefährdungspotenzial<br />

ergibt.<br />

Aus dem jeweiligen mechanischen Zustand der zu<br />

betrachtenden Brunnen können folgende Ereignisse<br />

den Stufen der Eintrittswahrscheinlichkeiten nach<br />

Tabelle 3 zugeordnet werden:<br />

ein Kollaps von Einzelbrunnen mit ungeschützten<br />

und korrodierten Stahl<strong>aus</strong>bauten ist mit einer „häufigen“<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit anzunehmen (die<br />

statische Tragfähigkeit der metallischen Brunnenrohre<br />

ist durch Lochfraß erheblich eingeschränkt;<br />

„Reserven“ für eine dynamische Belastung im Sinne<br />

des DVGW-Arbeitsblattes W 118 sind nicht vorhanden);<br />

analoge Einschätzung ist für Brunnen mit Steinzeugfiltern<br />

oder Kunststoff<strong>aus</strong>bau (Einschübe) zu treffen<br />

(der mechanische Zustand der nicht-metallischen<br />

Brunnenrohre ist aufgrund der spröden Materia l-<br />

eigenschaften vor allem bei der Regenerierung<br />

gefährdet);<br />

ein impulsgesteuerter Kollaps der Brunnenrohre<br />

gepaart mit einer Sedimentverfrachtung und erheblichen<br />

Trübungs- und Partikeleinbrüchen in die<br />

Anschlussrohrleitung und in die Aufbereitungsanlage<br />

ist mit einer „seltenen“ Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

anzunehmen;<br />

ein dauerhafter Leistungsabfall in der gesamten<br />

Fassungsanlage nach einem Störfall in einem einzelnen<br />

Brunnen ist mit einer „unwahrscheinlichen“<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit anzunehmen;<br />

ein stetiger Leistungsabfall trotz Regenerierung ist<br />

in Einzelbrunnen mit einer „häufigen“ Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

anzunehmen;<br />

eine aufwändige Schadensbeseitigung nach einem<br />

oder mehrerer Brunnen<strong>aus</strong>fälle ist mit einer „häufigen“<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit anzunehmen.<br />

2.9 Erstellen einer Risikomatrix<br />

Für die Bewertung eines Risikos können verschiedene<br />

Beurteilungsmethoden angewendet werden. Jeder<br />

Schaden an einem Brunnen wird mit seiner Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

und dem erwarteten Schadens<strong>aus</strong>maß<br />

in eine Bewertungsmatrix eingetragen. Dazu wird<br />

die Eintrittswahrscheinlichkeit gewichtet, mit dem ge -<br />

wichteten Schadens<strong>aus</strong>maß multipliziert und somit individuell<br />

für jede Fassungsanlage quantifizierbar. Für eine<br />

Bild 3 stellt eine Quantifizierung für denkbare<br />

Risiken bezüglich der Standsicherheit und der (Rest-)<br />

Lebensdauer von Einzelbrunnen oder bei Ausfall einer<br />

begrenzten Anzahl von Einzelbrunnen beispielhaft dar.<br />

Auf der Ordinate werden die Stufen der Eintrittswahrscheinlichkeit,<br />

auf der Abszisse die Stufen des Schadens<strong>aus</strong>maßes<br />

angegeben. Die Klammerwerte sind die<br />

Wichtungsfaktoren.<br />

In Bild 4 ist diese Risikomatrix mit den gleichen Wichtungsfaktoren<br />

für den potenziellen Teil- oder Gesamt<strong>aus</strong>fall<br />

von mehreren Brunnen eines <strong>Wasser</strong>werks ange-<br />

Tabelle 3. Unterteilung und Wichtungsfaktoren der Eintrittswahrscheinlichkeit.<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

Wichtung Beschreibung<br />

A 9 Unwahrscheinlich<br />

(1 Ereignis in der gesamten Lebensdauer)<br />

B 13 selten<br />

(1 Ereignis pro 1/10 der Lebensdauer)<br />

C 11 gelegentlich<br />

(1 Ereignis pro 1/50 der Lebensdauer)<br />

D 15 häufig<br />

(1 Ereignis pro 1/250 der Lebensdauer)<br />

Risikoanalyse ist die Betrachtung von Fällen und Varianten<br />

erforderlich, da sowohl die Eintritts wahrscheinlichkeit<br />

als auch das Schadens<strong>aus</strong>maß je nach Anlagengröße<br />

unterschiedlich bewertet werden müssen:<br />

Ausfall eines oder mehrerer Einzelbrunnen<br />

(Szenario 1 bis 3 nach Abschnitt 2.4)<br />

Ausfall der Gesamtfassungsanlage<br />

(Szenario 4 und 5 nach Abschnitt 2.4)<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

D (15) Längerfristige<br />

mikrobiologische<br />

Einflüsse<br />

nach einer<br />

Brunnenregenerierung<br />

(30)<br />

Längerfristige<br />

Baumaßnahmen<br />

zur<br />

Schadensbehebung<br />

(60)<br />

Totaler oder<br />

gravierender<br />

Leistungsverlust<br />

(90)<br />

Kollaps des<br />

Brunnen<strong>aus</strong>b<strong>aus</strong><br />

(120)<br />

C (13) – – – –<br />

B (11) – Spontaner<br />

– –<br />

Sedimenteinbruch<br />

in<br />

die Rohwasserleitung<br />

(44)<br />

A (9)<br />

1 (2) 2 (4) 3 (6) 4 (8)<br />

Schadens<strong>aus</strong>maß<br />

Bild 3. Beispiel einer Bewertungsmatrix für den Ausfall<br />

von Einzelbrunnen.<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 507


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

D (15) Totaler<br />

Leistungs verlust<br />

an einem<br />

leistungsstarken<br />

Brunnen<br />

(30)<br />

Kollaps des<br />

Brunnen<strong>aus</strong>b<strong>aus</strong><br />

(60)<br />

Totaler oder<br />

gravierender<br />

Leistungsverlust<br />

in mehr als 50 %<br />

der Brunnens<br />

(90)<br />

Totaler oder<br />

gravierender<br />

Leistungsverlust<br />

in mehr als 80 %<br />

der Brunnen<br />

(120)<br />

C (13) – – Lang -<br />

–<br />

andauernde<br />

mikrobiologische<br />

Einflüsse nach<br />

der Brunnenregenerierung<br />

(78)<br />

B (11) – – – Spontaner<br />

Sedimenteinbruch<br />

in die Rohwasserleitung<br />

(88)<br />

A (9) – – Längerfristige<br />

–<br />

Baumaßnahmen<br />

zur Schadensbehebung<br />

an<br />

mehreren<br />

Brunnens<br />

(60)<br />

1 (2) 2 (4) 3 (6) 4 (8)<br />

Schadens<strong>aus</strong>maß<br />

Bild 4. Beispiel einer Bewertungsmatrix für den Ausfall von Teilen oder<br />

mehrere Brunnen eines <strong>Wasser</strong>werkes.<br />

wendet worden. Die Risikomatrix für beide Fallbeispiele<br />

zeigt, dass die Ursachen bzw. Auslöser von Schäden an<br />

Brunnen je nach Betrachtungsmaßstab unterschiedlich<br />

bewertet und gewichtet werden können.<br />

Das größte Risiko für die Total<strong>aus</strong>fälle eines oder<br />

mehrere Brunnen innerhalb eines begrenzten Zeitraums<br />

besteht im Beispielfall in einem spontanen Kollaps<br />

der Brunnen<strong>aus</strong>bauten (120 Punkte). Der totale<br />

Leistungsverlust ist mit einem hohen Risiko behaftet (90<br />

Punkte).<br />

3. Risikobewertung und Ableitung<br />

der Lebensdauer<br />

Die Lebensdauer eines Brunnens und einer <strong>Wasser</strong>fassungsanlage<br />

wird beeinflusst von:<br />

dem Alterungsgrad und Restleistungszustand<br />

dem mechanischen Zustand der Ausbauten<br />

der kumulativen Wirkung von Schäden in<br />

Einzelbrunnen<br />

dem Gleichzeitigkeitsgrad bei spontanen, kapitalen<br />

Schäden<br />

und dem Zeitraum zwischen Auftreten und Beseitigung<br />

bzw. Ersatz des geschädigten Fassungsteils<br />

In der Literatur sind aktuell keine quantifizierungsfähigen<br />

Methoden zur Bestimmung der Restlaufzeit von<br />

Brunnenanlagen bekannt. In der Praxis geht man jedoch<br />

davon <strong>aus</strong>, dass das Risiko eines Total<strong>aus</strong>falls eines oder<br />

mehrerer Brunnen meist im Rahmen von Arbeiten an<br />

Brunnen, somit spontan und unvorhersagbar erfolgt.<br />

Setzt man einen alterungsbedingten, nicht mehr<br />

regenerierfähigen Leistungsabfall pro Regenerierzyklus<br />

und nur eine ungenügende Redundanz durch Ersatzbrunnen<br />

oder Leistungsreserven in anderen, vorhandenen<br />

Brunnen an, dann ergibt sich die anlagenspe zifische<br />

Restlebensdauer alleine durch den verbleibenden<br />

Leistungs- und Materialstatus der Brunnen.<br />

Verlässliche Aussagen zu einer zeitlichen Begrenzung<br />

der Tragfähigkeit der Materialien oder Quantifizierung<br />

der Standzeit sind aufgrund fehlender Erfahrungswerte<br />

nicht möglich. In der Fachliteratur finden sich zwar<br />

allgemein gültige Aussagen zum Korrosionsverhalten<br />

von ungeschützten metallischen Werkstoffen [14, 15],<br />

eine Zeitschiene, z. B. in Funktion von Werkstoff und<br />

Wanddicke ist aufgrund der oben genannten vielfältigen<br />

Einflussfaktoren nicht ableitbar.<br />

Erfahrungen zeigen, dass ungeschützte Stahlrohre in<br />

der Regel bei Wässern mit überschüssiger freier Kohlensäure<br />

und Gesamtlösungsinhalten bis 800 μS/cm nach<br />

30 bis 40 Jahren so starke Lochkorrosion aufwiesen,<br />

dass eine Brunnensanierung vorbeugend durchgeführt<br />

werden musste. Dieses Sanierungserfordernis ergibt<br />

sich bei materialgeschwächten Brunnen z. B. <strong>aus</strong> dem<br />

erforderlichen Pumpenein- und -<strong>aus</strong>bau, der oft mit<br />

einer impulsartigen Belastung der Brunnenrohre<br />

(Anschlagen, Anliegen des Pumpenkörpers etc.) verbunden<br />

ist. Für nicht-metallische Werkstoffe liegen <strong>aus</strong><br />

anderen Anwendungsbereichen belastbare Zahlen für<br />

die Lebensdauer vor. Für Steinzeug wird von der Industrie<br />

im <strong>Abwasser</strong>bereich heute eine Lebensdauer von<br />

bis zu 150 Jahren angegeben, sofern mechanische<br />

Schäden <strong>aus</strong>geschlossen werden können [14]. Dies ist in<br />

Brunnen mit Steinzeug<strong>aus</strong>bau oft nicht gegeben, da<br />

durch Wurzeleinwuchs oder Versatz an den Muffen<br />

Schäden und Standsicherheitsbeeinträchtigungen auftreten<br />

können. Die Lebenserwartung von Kunststoffrohren<br />

wird von der Industrie heute bei mindestens<br />

80 Jahren angesiedelt. Im Brunnenbau sind Kunststoffrohre<br />

seit den späten 1960er Jahren als Ausbauten oder<br />

später auch als Einschübe in defekte metallische Rohre<br />

im Einsatz.<br />

Die Konsequenzen eines Kollapses der Ausbauten<br />

des Bohrloches sind jedoch unabhängig vom Material<br />

eindeutig definierbar und nicht nur von der Resttragfähigkeit<br />

des Materials abhängig. Der Zeitpunkt des<br />

Eintreffens ist dagegen nicht vorhersagbar, da er in der<br />

Praxis meist durch Fremdarbeiten im Brunnen <strong>aus</strong>gelöst<br />

wird. Bei Normalbetrieb ohne Arbeiten an den Brunnen<br />

sind kollaps<strong>aus</strong>lösende, mechanische Einwirkungen auf<br />

die Standsicherheit nur über geogene Faktoren, wie<br />

Erdbeben und verkehrs- oder bauinduzierte Erschütterungen<br />

denkbar. Veränderungen in der <strong>Wasser</strong>beschaf-<br />

Mai 2011<br />

508 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

fenheit sind zumindest längerfristig an einer weiteren<br />

Minderung der nicht quantifizierbaren (Rest-)Standsicherheit<br />

bei metallischen Werkstoffen beteiligt. Diese<br />

Entwicklung ist aber aufgrund der extrem langsam<br />

ablaufenden Prozesse im Grundwasser zeitlich nicht<br />

konkret vorhersagbar.<br />

4. Ausblick<br />

Eine prozessorientierte und vor<strong>aus</strong>schauende Risikoanalyse<br />

im Rahmen des Brunnenmanagements ermöglicht<br />

eine vor<strong>aus</strong>schauende Analyse und Bewertung der<br />

Risiken für den Betrieb, die Leistungsfähigkeit und die<br />

Qualität der Grundwasserfördereinrichtungen. Im Sinne<br />

eines optimierten Brunnenbetriebs nach DVGW W 125<br />

sollte eine fassungsspezifische Sanierung der technisch<br />

schadhaften Bauwerke möglichst rasch bewertet und<br />

<strong>aus</strong>geführt werden, um dem durch<strong>aus</strong> bei älteren<br />

Anlagen denkbaren „worse-case-Szenario“ eines<br />

Spontankollaps korrodierter oder mechanisch beschädigter<br />

Brunnen wirkungsvoll zu begegnen.<br />

Ein solcher Spontankollaps ist zumindest mit einem<br />

Total<strong>aus</strong>fall der betroffenen Fassungsteile verbunden<br />

und kann bei einer erhöhten Anzahl von Ausfällen im<br />

gleichen Zeitraum zu Engpässen bei der <strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

führen, da eine sofortige Substitution des Bauwerks<br />

ohne längere Brunnenbaumaßnahmen oft nicht<br />

möglich ist.<br />

Nur bei einer <strong>aus</strong>reichenden Leistungsredundanz in<br />

den Fassungen lassen sich das Schadens<strong>aus</strong>maß an<br />

Einzelbrunnen und Brunnengruppen und somit das<br />

Total<strong>aus</strong>fallrisiko erheblich reduzieren.<br />

Literatur<br />

[1] WHO: Guidelines for drinking water quality. Vol. 1: Recommendations:<br />

3 rd Ed, Genf, 2004.<br />

[2] DVGW-Hinweis W 1001: Sicherheit in der Trinkwasserversorgung<br />

– Risikomanagement im Normalfall (Stand August<br />

2008).<br />

[3] DVGW-Arbeitsblatt W 125: Brunnenbewirtschaftung –<br />

Betriebsführung von <strong>Wasser</strong>fassungen (Stand April 2004).<br />

[4] Meyer, F.: Problemfelder der Risikoanalyse. ISR Internationale<br />

Seilbahnrundschau 5 (2007), S. 19–21.<br />

[5] Haug, M.: Her<strong>aus</strong>forderungen und Zukunft der Trinkwasserversorgung<br />

in Bayern. In: Günthert, F.W. et al.: Seminar<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung. Mitteilungen der Universität der Bundeswehr<br />

München, Heft 110 (2010), S. A-1 bis A-6.<br />

[6] Huch, B., Behme, W. und Ohlendorf, T.: Rechnungswesenorientiertes<br />

Controlling. 4. Auflage, 510 S., Heidelberg, 2004.<br />

[7] Wikipedia: Risikoanalyse, 2011. www.wikipedia.de<br />

[8] Tholen, M.: Restlaufzeiten, Restwertgutachten. In: Figawa/<br />

DVGW Informationsveranstaltung: Zustandsermittlung,<br />

Wartung und Regenerierung von Brunnen, 28.10.1020,<br />

Stuttgart.<br />

[9] Prien, K.-J. und Brodersen, S.: Lebenskostenzyklenbetrachtung<br />

für Förderanlagen in der Trinkwasserversorgung. bbr<br />

(2008) Nr. 5, S. 54–60.<br />

[10] Treskatis, C.: Entscheidungskriterien für Sanierungs- und<br />

Rückbau maßnahmen an Brunnenbauwerken. In: DVGW-<br />

Schriftenreihe <strong>Wasser</strong> 93, 1999, S. 259–298.<br />

[11] Houben, G. und Treskatis, C.: Regenerierung und Sanierung<br />

von Brunnen. Oldenbourg Industrieverlag, 280 S., München,<br />

2003.<br />

[12] Houben, G. und Treskatis, C.: Water Well Rehabilitation and<br />

Reconstruction. McGraw Hill, 391 S., New York, 2007.<br />

[13] DeZwart, B.-R.: Investigation of clogging processes in unconsolidated<br />

aquifers near water supply wells. Dissertation<br />

TU Delft, 200 S., Delft, 2007.<br />

[14] Bieske sen., E.: Bohrbrunnen. 5. Auflage, 359 S., 254 Abb.;<br />

Oldenbourg Verlag, München, 1953.<br />

[15] DIN EN ISO 8044: Korrosion von Metallen und Legierungen.<br />

Grundbegriffe und Definitionen, November 1999.<br />

[16] Treskatis, C.: Bewirtschaftung von Grundwasserressourcen –<br />

Planung, Bau und Betrieb von Grundwasserfassungen.<br />

Schriftenreihe WAR TU Darmstadt, Heft 180, 297 S., 2006.<br />

[17] Urban, W., Treskatis, C., Benz, P. und Rubbert T.: Brunnenregenerierungen<br />

– methodische Ansatz zur ökonomischen<br />

Bewertung und Entscheidung. bbr 58 (2007) Nr. 11,<br />

S. 34– 41.<br />

Autor<br />

Eingereicht: 23.01.2011<br />

Korrektur: 12.04.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis<br />

E-Mail: c.treskatis@bup-gup.de |<br />

Bieske und Partner GmbH |<br />

Im Pesch 79 |<br />

D-53797 Lohmar<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 509


FACHBERICHTE <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Praktische Erfahrungen bei<br />

der Modernisierung von Pumpwerken<br />

und Rechenanlagen<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung, Pumpwerke, Rechengebäude, Kläranlagen,<br />

ganzheitliche Planung, Geruchs- und Lärmemission<br />

Kl<strong>aus</strong> Alt, Inge Barnscheidt und Hans-Markus Koll<br />

Viele Pumpwerke und Rechenanlagen sind aufgrund<br />

des fortgeschrittenen Alters, insbesondere der<br />

Maschinen- und EMSR-technischen Ausrüstung,<br />

mittlerweile modernisierungsbedürftig. Für viele<br />

Betreiber von Kanalnetzen und Kläranlagen ist ein<br />

erheblicher Investitionsbedarf vorhanden und es<br />

stellt sich die Frage, wie eine ganzheitliche Betrachtung<br />

der Planungsaufgabe und <strong>aus</strong>zusehen hat.<br />

Neben der energetischen Optimierung der Frage der<br />

Wirtschaftlichkeit sind heutzutage eine Vielzahl weiterer<br />

Aspekte, die Zugänglichkeit für das Betriebspersonal<br />

und eine weitergehende Betrachtung des<br />

Umweltschutzes hinsichtlich von Geruchs- und<br />

Lärmemis sionen zu berücksichtigen. Eine nachhaltige<br />

Planung und nicht nur die Bewertung von Einzelmaßnahmen<br />

ist Vor<strong>aus</strong>setzung für eine langfristige<br />

Investitionsentscheidung. Um heutige Anforderungen<br />

an zukunftsfähige Gesamtlösungen zu erreichen,<br />

ist eine hohe Qualität von der Grundlagenermittlung<br />

bzw. Bestandsaufnahme über die verschiedenen Planungsstufen<br />

der Konzepterstellung bis zur Abwicklung<br />

und Inbetriebnahme Grundvor<strong>aus</strong>setzung. Mit<br />

vor liegendem Beitrag wird anhand von aktuellen<br />

Praxisbeispielen des Kasseler Entwässerungsbetriebes<br />

und der LINEG, Kamp-Lintfort, aufgezeigt, welche<br />

posi tiven Erfahrungen bei der Modernisierung von<br />

Pumpwerken und Rechenanlagen gesammelt wurden.<br />

Practical Experiences with the Modernisation of<br />

Pumping Stations and Screening Facilities<br />

Many pumping stations and screening facilities are<br />

in need of modernisation due to advanced age, especially<br />

of the mechanical, electrical and controlling<br />

equipment. There are considerable investment needs<br />

for operators of sewerage systems and wastewater<br />

treatment plants, and the question arises, how to<br />

address complex design projects with a holistic<br />

approach. Apart from energy optimisation and the<br />

question of cost efficiency, there are a multitude of<br />

other aspects to be considered nowadays, such as the<br />

accessibility for operational staff and a more extensive<br />

consideration of environmental protection with<br />

regard to odour and noise emissions. Sustainable<br />

design, not just the appraisal of individual measures,<br />

is a prerequisite for a long-term investment decision.<br />

In order to comply with today’s requirements for<br />

sustainable comprehensive solutions, high quality is<br />

required, from the evaluation of the design basis or<br />

the inventory, throughout the different design stages<br />

from the elaboration of a concept to implementation<br />

and commissioning. The article on hand shows by<br />

means of current practical examples of the Kasseler<br />

Entwässerungsbetrieb (sewerage system operator of<br />

the town of Kassel) and the LINEG (sewerage system<br />

operator of the left bank of the Lower Rhine area),<br />

Kamp-Lintfort, which positive experiences have been<br />

gained with the modernisation of pumping stations<br />

and screening facilities.<br />

1. Einleitung<br />

Viele Pumpwerks- und auch Rechenanlagen sind aufgrund<br />

ihres fortge schrittenen Alters modernisierungsbedürftig,<br />

obwohl gerade die Wirtschaftlichkeit und<br />

auch die Betriebssicherheit nachfolgender Verfahrensstufen<br />

maßgeblich von der einwandfreien Funktionsfähigkeit<br />

dieser Anlagenteile abhängen. Verzopfungen<br />

z. B. an Rührwerken in Belebungsanlagen sowie wei teren<br />

Pumpwerksaggregaten im Bereich der Schlammbehandlung<br />

sind jedem Betrieb bekannt und aufgrund seines<br />

hohen Instandhaltungsaufwandes ein Dorn im Auge.<br />

Des Weiteren wird im Handbuch „<strong>Energie</strong> auf Kläranlagen“<br />

[1] deutlich, dass die Pumpwerke sowie die zu -<br />

gehörigen Rechenanlagen in der Regel etwa 10 bis 20 %<br />

des gesamten Bedarfes an elektrischer <strong>Energie</strong> auf Kläranlagen<br />

<strong>aus</strong>machen. In den letzten Jahren wurde am<br />

Mai 2011<br />

510 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

FACHBERICHTE<br />

Beispiel vieler <strong>Energie</strong>analysen aufgezeigt, welches<br />

Poten zial die Ver fahrensgruppe „Pumpwerke und Re -<br />

chenanlagen“ zur <strong>Energie</strong>optimierung bietet, um Modernisierungsmaßnahmen<br />

durchzuführen. Darüber hin<strong>aus</strong><br />

spielen u. a. folgende Aspekte eine besondere Rolle:<br />

Verschleiß und hohe Instandhaltungskosten der<br />

Bau-, Maschinen- und EMSR-Technik<br />

Unwirtschaftliche und in großen Teilen veraltete<br />

Verfahrenstechnik<br />

Ganzheitliche Betrachtung anstatt punktuelle<br />

Einzelmaßnahmen<br />

Langfristige Wirtschaftlichkeit unter Beachtung<br />

der gegebenen Randbedingungen<br />

Bei Bedarf Minimierung der Lärm- und Geruchsemissionen,<br />

Umweltschutz<br />

Beachtung der Kriterien Arbeitssicherheit und<br />

Flexibilität im Betrieb<br />

Die Betreiber weisen heutzutage zu Recht darauf<br />

hin, dass neben den ökono mischen Vorteilen eine Vielzahl<br />

weiterer Aspekte sowie monetär nur schwer fassbare<br />

Kriterien in einer ganzheitlichen Planung zu<br />

berücksichtigen sind. Fragen der Zugänglichkeit für das<br />

Betriebspersonal sowie eine weitergehende Betrachtung<br />

des Umweltschutzes hinsichtlich Geruchs- und<br />

Lärmemissionen sind ebenfalls zu berücksichtigen.<br />

Eine nachhaltige Planung, verbunden mit einer<br />

hohen Qualität von der Grundlagen ermittlung bzw.<br />

Bestandsaufnahme über die verschiedenen Planungsstufen<br />

der Kon zepterstellung bis zur Abwicklung und<br />

der Inbetriebnahme, sind Grundvor<strong>aus</strong>setzung für den<br />

Erfolg. Mit vorliegendem Beitrag wird anhand von<br />

aktuellen Praxisbei spielen aufgezeigt, welche Erfahrungen<br />

mit einer ganzheitlichen Planung anhand verschiedener<br />

Projektbeispiele ge sammelt wurden.<br />

2. Grundsätzliches zu Pumpwerken und<br />

Rechenanlagen<br />

2.1 Pumpwerke<br />

In der Regel werden zur Beschickung von Kläranlagen<br />

nass oder trocken aufgestellte Kreiselpumpen oder<br />

Schneckenpumpen eingesetzt. Im ATV-DVWK-Arbeitsblatt<br />

134 „Planung und Bau von <strong>Abwasser</strong>pumpanlagen“<br />

[2] wird zu Beginn klargestellt, dass Pumpanlagen so<br />

bemessen werden müssen, dass bei Berücksichtigung<br />

<strong>aus</strong>reichender Reserven die gleiche Entsorgungssicherheit<br />

wie bei Ableitung in freiem Gefälle erreicht wird.<br />

Dieser Sachverhalt gilt analog für Regenwasser-, Vorflutund<br />

auch für Hochwasserpumpwerke. Die Pumpwerksarten<br />

sowie auch ihre Funktion sind über die Jahrzehnte<br />

weitgehend gleich geblieben, wobei heutzutage verschiedenste<br />

Einzelaspekte Grundlage jeder Planung sein<br />

sollten:<br />

Grundanforderungen eines automatischen<br />

störungsarmen Betriebes, Minimum an<br />

Wartungsarbeiten<br />

Beachtung der schwankenden Zuflussmengen<br />

bei der Pumpenstaffelung bzw. Festlegung von<br />

Redundanzen<br />

abhängig vom Fördermedium ist einer<br />

Verstopfungs- und Verzopfungsfreiheit und speziell<br />

dem Mindestkugeldurchgang besondere<br />

Aufmerk samkeit zu widmen<br />

generelle Erweiterungsmöglichkeiten bei<br />

veränderter Ab wassermenge<br />

Festlegung bzw. Optimierung der<br />

Druckrohrleitungsnennweiten<br />

Gestaltung des Pumpensumpfes bzw.<br />

Berücksichtigung der Strömungsverhält nisse im<br />

Zulauf der Pumpen (z.B. mit CFD-Simulation)<br />

energetische Optimierung im Gesamtkonzept<br />

Gesamtkonzept mit Nebenanlagen, wie Kranbahn,<br />

Heizung und Lüftungsanlagen, Netzersatzanlage,<br />

Niederspannungsräume etc.<br />

Diese Aufzählung stellt nur einen Teil der wesentlichen<br />

Einflussfaktoren dar, die bei der Planung von<br />

Pumpwerksanlagen zu berücksichtigen sind. Neben<br />

den bekannten Grundsätzen sind neue Aspekte, wie<br />

die Gestaltung des Pumpensumpfes mittels CFD-<br />

Simulation und die damit einhergehende energetische<br />

Optimierung des Gesamtkonzepts besonders hervorzuheben.<br />

2.2 Rechenanlagen<br />

Rechenanlagen gehören auf Kläranlagen und mittlerweile<br />

auch in Regenwasserbe handlungsanlagen zu<br />

einem der wesentlichen Verfahrensschritte, deren Aufgabe<br />

primär <strong>aus</strong> der Entnahme von groben Schmutzstoffen<br />

besteht. Der Platzbedarf von Rechenanlagen<br />

wird maßgeblich von der Anordnung der maschinenund<br />

EMSR-technischen Einrichtungen geprägt, da je<br />

nach bestehender Bau<strong>aus</strong>führung sowie z. B. der Anzahl<br />

der Zulaufgerinne das Raumkonzept fest gelegt ist. In<br />

den überwiegenden Fällen besteht die Aufgabe <strong>aus</strong> der<br />

Modernisierung eines bestehenden Rechengebäudes,<br />

wobei nachfolgend auf unterschiedliche Planungsaspekte<br />

eingegangen wird:<br />

Auswahl der Grob- und/oder Feinrechen<br />

Festlegung des Rechentyps bzw. der Anzahl der<br />

Rechen<br />

Prüfung der erforderlichen Spaltweite des Rechens<br />

unter Beachtung der Aufgaben und der<br />

hydraulischen Randbedingungen<br />

Beachtung der Aufbauhöhe unter Berücksichtigung<br />

der Mon tage/Demontage/Kranbahn etc.<br />

Rechengutförderung (Schnecken-, Spiralförderer,<br />

Band)<br />

Festlegung der Größe und Anzahl der<br />

Rechengutcontainer<br />

Beachtung von Ausfallstrategien bzw.<br />

Notabwurfkonzept, Redundanzen<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 511


FACHBERICHTE <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Analoge Anforderungen sind grundsätzlich zu<br />

beachten, wenn die Aufgabe der Sandgutentnahme<br />

sowie die Aufstellung der Sandgutcontainer ebenfalls<br />

im Rechengebäude untergebracht werden soll. Abhängig<br />

von der Kläran lagengröße und den maßgebenden<br />

Dimensionierungsparametern, wie z. B. des minimalen<br />

bzw. maximalen <strong>Abwasser</strong>zuflusses, sind o. g. Planungsaspekte<br />

einzeln zu betrachten. Heutzutage sind auch<br />

hohe Anforderungen im betrieblichen Arbeitsschutz<br />

sowie an Geruchs- und Lärmemissionen zu stellen und<br />

frühzeitig in die Gesamtplanung zu integrieren.<br />

3. Grundlagenermittlung<br />

und Bestandsanalyse<br />

Vor<strong>aus</strong>setzung einer nachhaltigen Planung ist eine<br />

detaillierte Er fassung des Bestandes bzw. des Ist-<br />

Zustandes der zu betrachtenden Anlagenteile. Obwohl<br />

die Wichtigkeit dieses Planungsschrittes und die<br />

mög lichen gravierenden Aus wirkungen auf die<br />

Gesamt konzeption und die Wirtschaftlichkeit des<br />

Vorhabens allen Beteiligten klar sein sollte, wird immer<br />

wieder festgestellt, dass den ersten Planungs schritten<br />

der Leistungsphasen 1 und 2 der Objektplanung<br />

gemäß HOAI nicht die er forderliche Aufmerksamkeit<br />

gewidmet wird.<br />

Kurzfristige Investitionen sowie auch nur die punktuelle<br />

Betrachtung von einzelnen Anlagenteilen, die nur<br />

auf die Behebung des jeweiligen Mangels abzielen,<br />

führen im ungünstigen Fall über Jahre hinweg zu einer<br />

Dauerb<strong>aus</strong>telle mit hohem Instandhal tungsaufwand,<br />

ohne dass heutige Anforderungen an zukunftsfähige<br />

Gesamtlösungen erreicht werden.<br />

Für eine solche zukunftsfähige Gesamtplanung sind<br />

die hydraulischen und verfahrens technischen Ziele in<br />

die Gesamtanlage unter Einbeziehung aller Einflüsse<br />

auf andere Verfahrensstufen erforderlich. Eine ganzheitliche<br />

Betrachtung ist hier nicht nur auf die maschinenund<br />

EMSR-technischen Einrichtungen zu beziehen. Man<br />

verlangt berechtigterweise unter anderem auch eine<br />

Einbeziehung des Kanalsystems in die Planung. Hydraulische<br />

Auswirkungen bzw. ein Rückstauverhalten bis hin<br />

zu einer möglichen inte grierten Kanalnetzbewirtschaftung<br />

sind heutzutage bei der Planung bzw. Modernisierung<br />

von Pumpwerken selbstverständlich. Hierzu<br />

gehören hydrodynamische Kanalnetzsimulationen<br />

gen<strong>aus</strong>o, wie z.B. eine dreidimensionale Simulation der<br />

Zu laufsituation und der Pumpensumpfgestaltung zur<br />

Optimierung der Anströmung der gewählten Pumpen<br />

(Minimierung der <strong>Energie</strong>kosten).<br />

In der Grundlagenermittlung bzw. Bestandsanalyse<br />

sind folgende Aspekte von Wichtigkeit:<br />

Auswertung der Zulaufwassermengen und der<br />

maßgebenden Ganglinien<br />

Ermittlung von Lastfall-Szenarien zur optimalen<br />

Auslegung der Pumpwerks aggregate sowie der<br />

Rechenanlagen<br />

Betriebserfahrungen des Betreibers bzw.<br />

Dokumentation der über viele Jahre hinweg<br />

gewonnenen Erkennt nisse<br />

Detaillierte Aufnahme des baulichen Zustandes der<br />

Anlage sowie der bestehenden Maschinen- und<br />

EMSR-technischen Einrichtungen (Foto- und<br />

Zustandsdokumentation, Anlagenkenndaten)<br />

Prüfung von vorhandenen Bestandsplänen auf<br />

Aktualität und in den meisten Fällen erforderliche<br />

Aktualisierung der Planunterlagen anhand einer<br />

Vermessung, bis hin zur Er stellung von neuen<br />

Bestandsplänen<br />

Erfassung der bestehenden Leistungsdaten bzw.<br />

<strong>Energie</strong>kosten im Ist-Zustand<br />

Diskussion der Betreibererfahrungen bzw.<br />

Philo sophie, z. B. im Hinblick der Pump werkstypen<br />

bzw. Rechentypen und der Rechengutförderung,<br />

etc.<br />

Besichtigung anderer Anlagen bzw.<br />

Erfahrungs<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch der Betreiber mit<br />

ähn licher Aufgabenstellung<br />

Die Planungsaufgabe wird nur dann erfolgreich sein<br />

können, wenn bereits zu Beginn alle Projektbeteiligten<br />

unter Einbeziehung des Betriebspersonals am Tisch sitzen<br />

und gemeinsam die Anforderungen bzw. den Zielkatalog<br />

definieren. Häufig wird nur in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Betriebspersonal vor Ort erkannt,<br />

welche Betriebserfahrungen der letzten Jahre tatsächlich<br />

gegeben oder welche be sonders kritischen<br />

Betriebspunkte überhaupt vorhanden sind. Dass der<br />

Bauherr ge n<strong>aus</strong>o wie der Planer gefragt ist, die erforderlichen<br />

Grundlagendaten zusammen zu stellen und<br />

intensiv an den ersten Planungsphasen mitzuwirken,<br />

sollte heute ebenfalls selbstverständlich sein.<br />

In diesem Zusammenhang ist auch darauf hinzuweisen,<br />

dass für eine fundierte Be standsaufnahme häufig<br />

die Außerbetriebnahme von Anlagenteilen erforderlich<br />

ist, um den tatsächlichen Sanierungsbedarf überhaupt<br />

zu erkennen und um zu einem späteren Zeitpunkt keine<br />

Überraschungen zu erleben. Diese vor<strong>aus</strong>schauenden<br />

Arbeitsschritte enthalten einen erheb lichen Aufwand<br />

für die Projektbeteiligten und sind darüber hin<strong>aus</strong> über<br />

eine <strong>aus</strong>kömmliche Honorierung der anfallenden<br />

Ingeni eurleistungen sicherzustellen. Die Grundlagenermittlung<br />

gemäß der Leistungsphase 1 der Objektplanung<br />

deckt den hier beschriebenen Arbeitsaufwand<br />

heutzutage nicht mehr ab. Hierfür sind geeignete und<br />

faire Abrechnungsgrundlagen anhand von Aufwandskalkulationen<br />

zu führen, so dass alle Projektbeteiligte<br />

die Vorgehensweise der zugehörigen Arbeitsschritte<br />

kennen und eine höchstmögliche Transparenz gegeben<br />

ist.<br />

Mai 2011<br />

512 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

FACHBERICHTE<br />

4. Praktische Beispiele<br />

4.1 Ertüchtigung Pumpwerk und Rechengebäude<br />

des Zentralklärwerkes Kassel<br />

4.1.1 Randbedingungen<br />

Die mechanische Reinigungsstufe auf dem Zentralklärwerk<br />

Kassel besteht <strong>aus</strong> zwei Schneckenpumpwerken,<br />

einem Rechengebäude und einem belüfteten<br />

Sandfang. Das gesamte <strong>Abwasser</strong> <strong>aus</strong> dem Stadtgebiet<br />

Kassel mit einer Regenwassermenge von 12 m 3 /s =<br />

10 Q TW wird über ein zweistufiges Schneckenpumpwerk<br />

gehoben, um die mechanische Reinigungsstufe im<br />

Freispiegelabfluss zu durchfließen. Beide Pumpwerke<br />

(1. Stufe mit zwei Schneckenpumpen, 2. Stufe mit sechs<br />

Schneckenpumpen) besaßen vor der Ertüchtigung<br />

keine Reserveaggregate. Nach der Hebung durchfloss<br />

das <strong>Abwasser</strong> drei Kletterrechen mit einer Spaltweite<br />

von 25 mm bzw. 8 mm. Das Rechengut wurde über<br />

Förderbänder einer Walzenpresse zugeführt und<br />

anschließend in 5-m 3 -Container verladen. Hinter dem<br />

belüfteten Sandfang wurde durch einen Regelschieber<br />

die Beschickungsmenge der Vorklärung sowie der<br />

anschließenden Belebungsstufe auf eine maximale<br />

Mischwassermenge von 2,4 m 3 /s = 2 Q TW begrenzt. Das<br />

überschüssige Regenwasser von 12 m 3 /s – 2,4 m 3 /s =<br />

9,6 m 3 /s wird über ein Regenüberfallbauwerk abschlagen<br />

und zwei runden Regenklärbecken zugeführt<br />

(Bild 1).<br />

4.1.2 Sanierungsziele<br />

Die vor der Ertüchtigung bestehenden Betriebsprobleme<br />

lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

Aufgrund hydraulischer Engpässe können derzeit<br />

statt der erforderlichen 9,6 m 3 /s maximal 6 m 3 /s<br />

ohne Rückstau über die Regenklärbecken abgeführt<br />

werden (Hochwasserstand Fulda).<br />

Die bestehenden Schneckenpumpen sind soweit<br />

verschlissen, dass eine Generalsanierung im Werk<br />

erforderlich ist. Die <strong>aus</strong>gewaschenen Tröge sind<br />

sanierungsbedürftig.<br />

Zwei der drei bestehenden Rechen haben<br />

eine Spaltweite von 25 mm, wodurch es zu<br />

Verstopfungen in Pumpen und Aufschwemmen<br />

von Grobstoffen in der Nachklärung kommt.<br />

Hohe hydraulische Belastung der bestehenden<br />

Rechen bzw. des Sandfanges und hier<strong>aus</strong><br />

resultierende Betriebsprobleme.<br />

Im Bereich der Rechenanlage fehlen Hebezeuge,<br />

die das betriebliche Handling deutlich verbessern<br />

würden.<br />

Aufbauend auf zuvor beschriebene betriebliche<br />

Probleme der mechanischen Reinigungsstufe des Zentralklärwerkes<br />

ist ein Vorschlag für eine wirtschaftliche<br />

und betriebssichere Lösung unter Berücksichtigung<br />

der gegebenen hydraulischen Randbedingungen zu<br />

erarbeiten.<br />

Bild 1. Blick auf das bestehende Pumpwerk-/Rechengebäude,<br />

Zentralklärwerk Kassel, im Vordergrund neues Schneckenpumpwerk.<br />

Die Sanierungsziele lassen sich wie folgt umschreiben:<br />

Durch eine Verlegung des Regenwasserabschlages<br />

vor die Rechenanlage ist eine hydraulische Entlastung<br />

des Gesamtsystems der mechanischen<br />

Reinigungsstufe anzustreben. Dies gilt für den vorgeschalteten<br />

Rechenbereich sowie den überlasteten<br />

Sandfang.<br />

Neben der notwendigen Sanierung der Schneckenpumpen<br />

ist eine neue Konzeption des Zulaufpumpwerkes<br />

sinnvoll, um die hydraulischen <strong>Abwasser</strong>ströme<br />

<strong>aus</strong> dem Stadtgebiet Kassel konstruktiv und<br />

hydraulisch optimal realisieren zu können.<br />

Zur Vermeidung von Verzopfungen und weiteren<br />

betrieblichen Problemen in nachgeschalteten<br />

Anlagenteilen ist eine Sieblochdurchmesser der<br />

Rechen von durchgängig 8 mm angedacht. Neue<br />

Förderbänder und eine Rechengutwaschung sind<br />

ebenfalls zu berücksichtigen.<br />

4.1.3 Lösungskonzepte<br />

Vor dem Hintergrund der engen Platzverhältnisse auf<br />

dem Zentralklärwerk in Kassel wurden im Rahmen eines<br />

Ingenieurwettbewerbs und der Vorplanung eine Vielzahl<br />

unterschiedlichster Konzepte diskutiert, miteinander<br />

verglichen und bewertet. Beispielhaft sind folgende<br />

Lösungsvorschläge aufgeführt:<br />

Variante A: Sanierung aller 8 Schneckenpumpen und<br />

Einbau von 2 Tauchmotorpumpen im Schneckensumpf<br />

für den Reservefall bei Ausfall einer Trockenwetterschneckenpumpe.<br />

Variante B: Sanierung der Schnecken wie Variante A,<br />

Anbau eines Reservepumpwerkes bestückt mit<br />

Tauchmotorpumpen für den Trockenwetter- und<br />

Regenwetterfall.<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 513


FACHBERICHTE <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Tabelle 1. Wirtschaftlichkeitsvergleich Varianten A bis D.<br />

Investkosten Variante A Variante B Variante C Variante D<br />

Sanierung aller<br />

Schnecken inkl.<br />

Reserve Q TW<br />

Sanierung aller<br />

Schnecken und<br />

Neubau 2Q TW<br />

Teil-Sanierung<br />

und Neubau Q RW<br />

mit Tauchpumpen<br />

Teil-Sanierung<br />

und Neubau Q RW mit<br />

Schneckenpumpen<br />

Bautechnik 0,728 Mio. € 0,820 Mio. € 1,034 Mio. € 1,114 Mio. €<br />

E-, MSR-Technik und Maschinentechnik 1,374 Mio. € 1,570 Mio. € 1,570 Mio. € 1,399 Mio. €<br />

Summe (brutto) 2,101 Mio. € 2,390 Mio. € 2,604 Mio. € 2,513 Mio. €<br />

Beitriebskosten<br />

Summe (brutto) 248 T€/a 253 T€/a 253 T€/a 245 T€/a<br />

Prozent 101,2 % 103,3 % 103,3 % 100 %<br />

Variante C: Sanierung der 2 Schneckenpumpen im<br />

Pumpwerk der 1. Stufe sowie von 2+1 Trockenwetterschnecken<br />

inkl. einem Reserveaggregat im<br />

Pumpwerk der 2. Stufe für 2,4 m 3 /s und Neubau<br />

eines Regenwasserpumpwerkes für 9,6 m 3 /s mit<br />

Tauchmotorpumpen.<br />

Variante D: Erneuerung der 5 Schneckenpumpen in<br />

beiden Pumpwerken wie Variante C und Neubau<br />

eines Regenwasserpumpwerkes für 9,6 m 3 /s mit<br />

Schneckenpumpen.<br />

Nach intensiver Diskussion und eingehenden Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen<br />

[3] wurde der Variante D<br />

– „neues Schneckenpumpwerk für den Regenwasserfall“<br />

sowie neue Schneckenpumpen in beiden bestehenden<br />

Pumpwerken (1. + 2. Stufe) der Vorzug gegeben<br />

(Bild 2, Tabelle 1).<br />

Diese Lösung lässt sich nur bauabschnittsweise<br />

durchführen, um einen Betrieb der bestehenden<br />

Anlagenteile aufrechterhalten zu können. Der Umbau<br />

findet in mehreren Bauabschnitten statt:<br />

Bild 2. Einbau der neuen Schneckenpumpen.<br />

1. Bauabschnitt: Bau eines Schneckenpumpwerks<br />

für Regenwasser einschl. Abschlagsbauwerk mit<br />

Verbindungs kanal DN 2200 und neuer MS- und<br />

NS-Ver sorgung.<br />

2. Bauabschnitt: Rückbau und Sanierung der alten<br />

Schneckenpumpwerke und Er neuerung der fünf<br />

verbleibenden Schneckentrogpumpen sowie der<br />

Lüftungs- und Heizungstechnik.<br />

3. Bauabschnitt: Abbruch der Rechen- und Sandfanghalle,<br />

Neubau einer Rechenhalle und Er neuerung<br />

der maschinentechnischen Einrichtungen.<br />

Beim Bauen im Bestand sind immer wieder Risiken<br />

vorhanden, die sich kostenmäßig <strong>aus</strong>wirken können.<br />

Vor der eigentlichen Entscheidung des Abrisses von<br />

bestehenden Hallengebäuden, wie z.B. im Bereich des<br />

Schneckenpumpwerkes und des Rechengebäudes,<br />

wurde zur Bewertung des Bestandes ein Beton- bzw.<br />

Stahlgutachten von der Gesamthochschule Kassel<br />

durchgeführt, um neben dem Rohbau auch bestehende<br />

Stahlkonstruktionen sowie die Dachaufbauten bewerten<br />

und als Grundlage in eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

einfließen lassen zu können. Des Weiteren<br />

wurden bei der Entscheidung, ob neue Schneckenpumpen<br />

in das bestehende Pumpwerk eingesetzt werden<br />

können, ein detaillierter Wirtschaftlichkeitsvergleich der<br />

verschiedenen Lösungskonzepte vorangestellt. In diesem<br />

Fall haben sich die Investitionskosten der Lösungskonzepte<br />

Sanierung oder neue Schneckenpumpen nur<br />

unwesentlich unterschieden, weswegen der Neubaulösung<br />

der Vorzug gegeben wurde.<br />

Beim Vergleich der verschiedenen Lösungen mit<br />

Tauchmotorpumpen in Nassaufstellung gemäß den<br />

Variante A bis C mit der Variante D <strong>aus</strong>schließlich mit<br />

Schneckenpumpen wurden auch verschiedenste Erfahrungen<br />

von Anlagenbetreibern in den Diskussionsprozess<br />

mit einbezogen. Trotz teilweise deut licher wirtschaftlicher<br />

Vorteile bei den Investitions kosten wurden<br />

demzufolge den seit über 25 Jahren bewährten und<br />

robusten Schneckentrogpumpen insgesamt der Vorzug<br />

gegeben.<br />

Mai 2011<br />

514 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

FACHBERICHTE<br />

Nach den jahrelangen positiven Erfahrungen mit<br />

den robusten Kletterrechen wurde im Rahmen der Planung<br />

der Einsatz eines neuen Lochsiebbandrechens<br />

mit einem Lochdurchmesser von 8 mm gewählt, der<br />

sich derzeit auf vielen Kläranlagen bereits bewährt hat.<br />

Für die Rechengutförderung wurden Schwemmrinnen<br />

und Rechengutwaschpressen sowie reversible Muldenförderbänder<br />

berücksichtigt. Der Hauptvorteil der<br />

Schwemmrinnen, die mit Betriebswasser oder zugepumptem<br />

<strong>Abwasser</strong> betrieben werden, liegt darin, dass<br />

das Rechengut ohne mechanische Hilfsmittel (Förderschnecken)<br />

mit <strong>Wasser</strong> transportiert wird und damit<br />

Betriebsprobleme minimiert werden. Die Rechengutwaschpressen<br />

sind auf das zusätzliche Schwemmrinnenwasser<br />

abzustimmen. Die anschließenden reversiblen<br />

Muldenförderbänder ermöglichen eine punktgenaue<br />

Beschickung der Rechengutcontainer und<br />

damit eine optimale Ausnutzung des Vorhaltevolumens.<br />

Innerhalb des Rechengebäudes wird ebenfalls die<br />

Sandgutförderung- und -behandlung untergebracht.<br />

Dabei wurde das bewährte System der Sandheber und<br />

Sandklassierer lediglich erneuert und die Beschickung<br />

der Sandcontainer mit reversiblen Muldenförderbändern<br />

optimiert.<br />

Im Rahmen der Sanierungsarbeiten wurden zudem<br />

die Hallenaufbauten der Rechen- und Sandfanghalle<br />

zurückgebaut, wobei lediglich die Rechenhalle einen<br />

neuen Stahlhallenaufbau erhält und der Sandfang zukünftig<br />

mit einer Aluminiumabdeckung abgeschottet wird.<br />

Im Hinblick auf die Anforderungen der Abluftemissionen<br />

ist darauf hinzuweisen, dass zur Minimierung der<br />

Luftvolumenströme und der hiermit einhergehenden<br />

relativ hohen Investitions- bzw. Betriebskosten ein<br />

Raumkonzept mit einer weitergehenden Kapselung der<br />

Geruchsquellen entwickelt wurde. Neben einer Ab -<br />

deckung der Zulaufgerinne sowie Kapselung der Feinrechen<br />

werden die Rechengutcontainer direkt ab -<br />

gesaugt.<br />

4.2 Ertüchtigung Hochwasserpumpanlage<br />

PAH Diergardt-Mevissen<br />

4.2.1 Randbedingungen<br />

Die durch die Linksniederrheinische Entwässerungsgenossenschaft<br />

(LINEG) betriebene Hochwasserpumpanlage<br />

PAH Diergardt-Mevissen liegt in Duisburg-Rheinh<strong>aus</strong>en<br />

in Nähe der Kläranlage Rheinh<strong>aus</strong>en. Der Pumpanlage<br />

fließen Vorflut-, Grund- und Regenwasser über<br />

zwei Hauptsammler zu. Das Hochwasserpumpwerk<br />

wurde in den 30er Jahren errichtet, da aufgrund eingetretener<br />

Bergsenkungen, verursacht durch den Steinkohlebergbau,<br />

eine Ableitung im Freigefälle in den<br />

Rhein bei Hochwasser nicht mehr sichergestellt werden<br />

konnte (Bild 3).<br />

Bei Normalwasserständen im Rhein fließt das Vorflut-<br />

und Regenwasser in freiem Gefälle über mehrere<br />

Hochwassersicherungsschächte in den Rhein ab. Während<br />

dieser Zeit wird die Pumpanlage nicht beaufschlagt.<br />

Bei Rheinhochwasser ab einem Pegelstand von<br />

H > 4,8 m Pegel Ruhrort werden gemäß Betriebsanweisung<br />

die Hochwassersicherungsschieber durch<br />

Betriebspersonal geschlossen und die Hochwasserpump<br />

anlage geht in Betrieb (Bild 4).<br />

Insgesamt fördern vier Kreiselpumpen mit einer<br />

Gesamtförderleistung von derzeit 1184 l/s das <strong>Wasser</strong><br />

über zwei Druckrohrleitungen zum Hochwassersicherungsschacht<br />

und stellen somit die Vorflut bei Rheinhochwasser<br />

sicher.<br />

zum Rhein<br />

Pumpanlage<br />

LD DN 600 St<br />

zum Rhein<br />

bzw.<br />

Schacht 1<br />

P 1<br />

Rechenschacht<br />

LG DN 1200<br />

"Mevissenkanal"<br />

Rechenrost<br />

demontiert<br />

LG DN 1200<br />

Tauchwand<br />

LD DN 800/900<br />

P 2 P 3 P 4<br />

LG DN 700<br />

Verteilerschacht<br />

LD DN 350<br />

(außer Betrieb)<br />

(außer Betrieb)<br />

(außer Betrieb)<br />

Schieberschacht<br />

LG DN 1200<br />

LD DN 1200 St<br />

HW -<br />

Sicherungschacht,<br />

Schacht 3<br />

LD DN 600<br />

LD DN 700<br />

LD DN 650<br />

LG/LD DN 1200 St<br />

von KA Rheinh<strong>aus</strong>en<br />

von PAH Rheinh<strong>aus</strong>en<br />

LG DN 1000<br />

LG/LD DN 1300<br />

von KA Rheinh<strong>aus</strong>en<br />

LG/LD DN<br />

2000 St<br />

HW -<br />

Sicherungschacht,<br />

Schacht 2<br />

Legende:<br />

LD<br />

LG<br />

= Vorflut<br />

= Regenwasser<br />

= Vorflut/Regenwasser<br />

= außer Betrieb<br />

= Absperrarmatur<br />

= Pumpe<br />

= Rückflußverhinderer/Rückschlagklappe<br />

= Durchflussmessung<br />

= Druckleitung<br />

= Gefälleleitung<br />

Bild 3.<br />

Fließschema<br />

PAH Diergardt-<br />

Mevissen<br />

(Bestand).<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 515


FACHBERICHTE <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Einbinden der Pumpanlage in das Notstromkonzept<br />

der Kläranlage<br />

P3<br />

Bild 4. Pumpwerks bestand mit Umbaumaßnahmen (Planung).<br />

4.2.2 Modernisierungsziele<br />

Aufgrund des fortgeschrittenen Alters gab es erste<br />

Ausfälle einzelner Pumpenaggregate und es zeichnete<br />

sich ab, dass die Betriebssicherheit in absehbarer Zeit<br />

nicht mehr im erforderlichen Maß gegeben sein würde.<br />

Aufgrund der hohen wasserwirtschaft lichen Bedeutung<br />

war eine komplette Ertüchtigung der maschinentechnischen<br />

und elektrotechnischen Aus rüstung auf den<br />

Stand der Technik geboten.<br />

Der Planung [4] vorangestellt wurde eine Überprüfung<br />

der hydraulischen Leistungsfähigkeit des Kanalnetzes,<br />

verbunden mit einer Überprüfung der derzeitigen<br />

Förderleistung und einer Optimierung der Pumpenschaltpunkte.<br />

Folgende Modernisierungsziele waren umzusetzen:<br />

Komplette Erneuerung der Pumpenaggregate und<br />

der Rohrleitungen und Armaturen innerhalb des<br />

Pumpwerkes<br />

Bereinigung von ungünstigen Rohrleitungsführungen,<br />

die <strong>aus</strong> früheren Umbaumaßnahmen<br />

resultierten<br />

Optimierung der Zulaufsituation zum<br />

Pumpensumpf<br />

Verbesserung der Arbeitssicherheit und der<br />

Zugänglichkeit für das Betriebspersonal bei<br />

Montage- und Instandsetzungsarbeiten<br />

Komplette Erneuerung der EMSR-Technik<br />

4.2.3 Bestandsaufnahme und Planungsgrundlagen<br />

Der eigentlichen Sanierungsplanung wurde eine vermessungstechnische<br />

Bestandsaufnahme des Bauwerksbestandes<br />

vorweggestellt. Die hierbei gemachten<br />

Erfahrungen zeigten schnell die Wichtigkeit eines detaillierten<br />

Aufmaßes und guter Bestandspläne, insbesondere<br />

für die spätere Ausführungsplanung und Bau<strong>aus</strong>führung.<br />

Bei einer Folgemaßnahme wurde daher<br />

entschieden, die komplette Pumpanlage mit dem Laser-<br />

Scan-Verfahren dreidimensional aufzumessen und hier<strong>aus</strong><br />

sehr genaue Bestandspläne zu erarbeiten.<br />

Im Zuge der Grundlagenermittlung wurden Anlagenkenndaten<br />

und Betriebsaufzeichnungen gesichtet<br />

und <strong>aus</strong>gewertet. Betriebserfahrungen der vergangenen<br />

Jahre wurden beim Pumpwerksbetrieb erfragt<br />

und bei der Modernisierungsplanung berücksichtigt.<br />

4.2.4 Lösungskonzepte<br />

4.2.4.1 Hydraulische Leistungsfähigkeit Kanalnetz,<br />

Förderleistung und Pumpenschaltpunkte<br />

Um eine wirtschaftliche Pumpen<strong>aus</strong>legung zu erreichen,<br />

wurde über eine hydraulische Berechnung der<br />

Zulaufkanäle die derzeitige Bemessungsförderleistung<br />

des Pumpwerks überprüft, um bei Bedarf diese nach<br />

oben oder unten anzupassen.<br />

Bei der Auslegung von Hochwasserpumpwerken ist<br />

die Frage nach der Wahrscheinlichkeit des gleich zeitigen<br />

Auftretens von Maximalabflüssen in der Kanalisation<br />

und Hochwasser im Vorfluter (Rhein) entscheidend,<br />

da diese naturgemäß zu unterschiedlichen Jahreszeiten<br />

auftreten. Maßgebende Abflussereignisse im<br />

Kanalnetz sind infolge sommerlicher Starkregen mit<br />

geringer Vorwarnzeit festzustellen, wenn die Rhein-<br />

<strong>Wasser</strong>stände meist relativ niedrig und konstant sind.<br />

Hoch intensive Niederschläge führen oft schon nach 10<br />

bis 15 Minuten zu Abflussspitzen, die maximale Ereignisdauer<br />

liegt im Stunden-Bereich. Die Hochwässer des<br />

Rheins ereignen sich dagegen oft im Winterhalbjahr bei<br />

länger anhaltenden Niederschlagsperioden oder während<br />

der Schneeschmelze. Die Ereignisdauer liegt dann<br />

im Bereich von Tagen bis Wochen. Hier bieten im Vorfeld<br />

durchgeführte statistische Untersuchungen Optimierungspotenziale<br />

bei der Festlegung der Fördermenge<br />

bei Hochwasserpumpanlagen.<br />

Im vorliegenden Fall der Hochwasserpumpanlage<br />

PAH Diergardt-Mevissen ist jedoch zu beachten, dass<br />

neben den Zuflüssen <strong>aus</strong> der Kanalisation die Zuflüsse<br />

<strong>aus</strong> den Vorflutpumpanlagen und Grundwasserpumpanlagen<br />

die Förderleistung maßgeblich beeinflussen.<br />

Diese machen je nach Lastfall durch<strong>aus</strong> die Hälfte bis zu<br />

2/3 des Zuflusses zur Hochwasserpumpanlage <strong>aus</strong>. Bei<br />

länger anhaltenden Hochwässern im Rhein und hohen<br />

Grundwasserspiegeln ist der gleichzeitige Betrieb der<br />

Mai 2011<br />

516 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

FACHBERICHTE<br />

Grundwasserpumpanlagen und der Hochwasserpumpanlage<br />

wahrscheinlich. Eine zeitliche Überlagerung der<br />

Abflussereignisse ist also im vorliegenden Fall wahrscheinlicher<br />

als in Einzugsgebieten, die primär durch<br />

Kanalisationszuflüsse geprägt sind. Diese Tatsache<br />

wurde bei der Wahl der maßgeblichen Ereigniskombinationen<br />

für die Pumpen<strong>aus</strong>legung auf der sicheren<br />

Seite liegend berücksichtigt. Eine Optimierung der<br />

Förderleistung konnte daher nur im begrenzten Maß<br />

erreicht werden.<br />

Aus den Kanalbestandsdaten, den Sonderbauwerken,<br />

den Kenndaten der Vorflut- und Grundwasserpumpanlagen<br />

sowie der vorhandenen bzw.<br />

geplanten Pumpenstaffelung wurde ein Rechennetz<br />

aufgebaut, auf dessen Basis für insgesamt 16 Lastfälle<br />

hydrodyna mische Kanalnetzberechnungen durchgeführt<br />

wurden. Hier<strong>aus</strong> wurden erstmalig Überflutungswahrscheinlichkeiten<br />

im Kanalnetz unter Einbeziehung<br />

der Hochwasserpumpanlage <strong>aus</strong>gewiesen<br />

und es konnten Aussagen zur erforderlichen Förderleistung<br />

und den optimierten Pumpenschaltpunkten<br />

getroffen werden.<br />

Das Fazit der Modellrechnungen für den Ist- und den<br />

Planungszustand lässt sich wie folgt zusammenfassen:<br />

Durch eine Optimierung der Pumpenstaffelung und<br />

der Pumpenschaltpunkte konnte die installierte Förderleistung<br />

geringfügig auf 1110 l/s reduziert werden.<br />

Die Pumpenschaltpunkte wurden gegenüber den<br />

bisherigen Schaltpunkten leicht abgesenkt, um den<br />

Einstau im Kanalnetz möglichst gering zu halten und<br />

Rückhaltevolumen für größere Niederschlagsereignisse<br />

zu aktivieren.<br />

Die erforderlichen Überstaunachweise im vorgeschalteten<br />

Kanalnetz wurden erstmalig im Zusammenspiel<br />

mit der Hochwasserpumpanlage erbracht.<br />

Die derzeit installierte Pumpe P4 geht nur in absoluten<br />

Zuflussspitzen für kurze Zeit in Betrieb; anhand<br />

dieser Information konnte eine neue Pumpenstaffelung<br />

mit drei baugleichen Pumpen gewählt werden;<br />

die vierte Pumpe konnte als Reservepumpe deklariert<br />

werden.<br />

Die zwingende Erfordernis einer Reservepumpe<br />

wurde durch einen Lastfall „Pumpen<strong>aus</strong>fall“ nachgewiesen.<br />

Der Schließzeitpunkt des Hochwasserschiebers<br />

wurde überprüft und dahingehend optimiert, dass<br />

das Hochwasserpumpwerk möglichst spät, aber<br />

ohne negative Auswirkungen auf das Kanalnetz, in<br />

Betrieb gehen kann; der Personaleinsatz zum Schließen<br />

der Hochwasserschieber konnte damit auf das<br />

notwendige Maß reduziert werden.<br />

Ohne eine im Vorfeld durchgeführte Kanalnetzberechnung<br />

hätte eine Optimierung in den o. g.<br />

Punkten nicht erreicht werden können, es wurde<br />

jedoch auch klar, dass das bisherige Betriebskonzept<br />

Bild 5. Anlagenkennlinien der Pumpen P1 bis P3 für<br />

minimale bis maximale Förderhöhen.<br />

und die Pumpwerks<strong>aus</strong>legung durch<strong>aus</strong> sinnvoll<br />

gewählt war.<br />

4.2.4.2 Staffelung der Pumpen<br />

Anhand der Ergebnisse der Kanalnetzberechnung<br />

konnte eine vereinfachte Pumpenstaffelung gewählt<br />

werden:<br />

Pumpe P1: 100–370 l/s drehzahlgeregelt<br />

Pumpe P2: 100–370 l/s drehzahlgeregelt<br />

Pumpe P3: 370 l/s<br />

Pumpe P4: 370 l/s Reservepumpe<br />

Die Grundlastpumpe P1 für den schwankenden Trockenwetterzufluss<br />

wurde ebenso wie die Pumpe P2<br />

drehzahlgeregelt <strong>aus</strong>geführt, um eine kontinuierliche<br />

Förderung bei kleinen und mittleren Regenereignissen<br />

zu ermöglichen und um P1 und P2 wechselseitig im<br />

Trockenwetterbetrieb drehzahlgeregelt betreiben zu<br />

können. Mit zwei drehzahlgeregelten Pumpen ist es<br />

möglich, das breite Kennlinienspektrum (aufgrund 6 m<br />

schwankendem Rheinwasserstand) mit der jeweils energieoptimalen<br />

Drehzahl abzudecken, anstatt auf ein<br />

Androsseln der Schieber auf der Druckseite zurückgreifen<br />

zu müssen, um ein Her<strong>aus</strong>fahren der Pumpen<br />

<strong>aus</strong> der Kennlinie zu verhindern (Bild 5).<br />

4.2.4.3 Pumpentechnik<br />

Die Installation neuer Pumpenaggregate bietet die<br />

Möglichkeit einer verfahrenstechnischen Optimierung<br />

in folgenden Punkten:<br />

Installation von vier baugleichen Pumpen zur<br />

Vereinfachung der Lager- und Ersatzteilvorhaltung.<br />

Minimierung des Wirkungsgradabfalls durch Einsatz<br />

einer Hydraulik mit nachstellbarer Schleißwand.<br />

Hohe Verfügbarkeit durch trockenlaufsichere und<br />

wartungsfreie hydrodynamische Wellenabdichtungen;<br />

gute Entlüftung der Saugleitungen.<br />

Schnelle Demontage und Montage der<br />

Läufereinheit bei vertikaler Aufstellung.<br />

Kein Ausrichten des Motors erforderlich durch<br />

Zentrierflansch.<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 517


FACHBERICHTE <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Einsatz von Pumpen mit gutem NPSH-Verhalten.<br />

Aktivierung von Kanalnetzvolumen als zusätzliches<br />

Pumpensumpfvolumen durch Veränderung der<br />

Pumpenschaltpunkte.<br />

Bild 6. Optimierung der Anströmverhältnisse im Pumpensumpf mittels<br />

CFD-Simulation mit Darstellung der Strömungsbahnen. Quelle: hydrograv<br />

Überflutbare Motoren ersetzen hochwasserfrei<br />

aufgestellte Motoren mit langer Antriebswelle.<br />

Hohe Verfügbarkeit durch Vert<strong>aus</strong>cherschaltung<br />

bei der Pumpenansteuerung und einer Vergleichmäßigung<br />

der Pumpenlaufzeiten.<br />

4.2.4.4 Fließgeschwindigkeiten in den Saugund<br />

Druckrohrleitungen<br />

Fließgeschwindigkeiten in den Saug- und Druckleitungen<br />

wirken sich direkt auf die hydraulischen Verluste<br />

und die Leistungsaufnahme der Pumpen <strong>aus</strong> und<br />

wurden deshalb im Zuge der Sanierungsplanung speziell<br />

betrachtet und optimal abgestuft.<br />

Die saugseitigen Fließgeschwindigkeiten bewegen<br />

sich zwischen 0,7 und 1,0 m/s bei minimalem Zufluss<br />

und 2,4 bis 4,0 m/s bei maximalem Zufluss. Die druckseitigen<br />

Fließgeschwindigkeiten liegen 1,0 und 4,4 m/s<br />

bei maximalem Zufluss. In der Sammeldruckrohrleitung<br />

DN 600 bis DN 800 innerhalb des Pumpwerkes werden<br />

2,7 m/s bei maximalem Zufluss zugrunde gelegt. In der<br />

anschließenden Ablaufleitung zum Rhein mit einer<br />

Nennweite DN 2.000 und DN 1.500 wurden keine baulichen<br />

Veränderungen vorgenommen, hier werden<br />

Fließgeschwindigkeiten von 1,4 bis 2,4 m/s erreicht.<br />

4.2.4.5 Anströmverhältnisse im Pumpensumpf<br />

Die Verhältnisse im Pumpensumpf sind durch sehr<br />

beengte Platzverhältnisse, eine ungünstige Geometrie<br />

und Anströmung und ein beschränktes Pumpensumpfvolumen<br />

geprägt. Zur Optimierung der Gesamtsituation<br />

wurden folgende Maßnahmen umgesetzt:<br />

Installation einer Leitwand, um das Ansaugen<br />

von Luft und die Gefahr von Fehlströmungen im<br />

Pumpensumpf zu minimieren.<br />

Durchführung einer strömungstechnischen<br />

Simulation (CFD-Simulation) zur Optimierung der<br />

geometrischen Abmessungen der Leitwand (Bild 6).<br />

Verlängerung der Saugrohre nach unten und Installation<br />

von Leitkreuzen zur Minimierung von radialen<br />

Drallströmungen in den Saugrohren; Ausführung<br />

der Saugleitung als „Beschleunigungskrümmer“.<br />

Die Ergebnisse der CFD-Simulation wurden primär<br />

zur Optimierung der Pumpenanströmung genutzt<br />

(Reduzierung von Lufteintrag und Vermeidung von<br />

radialen Drallströmungen im Ansaugstutzen). Eine<br />

Reduzierung der <strong>Energie</strong>kosten durch verminderte<br />

saugseitige Verluste konnte aufgrund der vorgegebenen<br />

Pumpensumpfgeometrie nur untergeordnet (< 5 %<br />

<strong>Energie</strong>einsparung) erreicht werden.<br />

4.2.4.6 Arbeitssicherheit bei Montage- und<br />

Instandsetzungsarbeiten<br />

Die Arbeitsbedingungen für das Betriebspersonal bei<br />

Montage- und Instandsetzungsarbeiten entsprachen<br />

nicht mehr den aktuellen Anforderungen des Arbeitsschutzes.<br />

Zur Verbesserung der Gesamtsituation tragen<br />

u. a. folgende Maßnahmen bei:<br />

Schaffung von neuen Arbeits- und Bedienebenen<br />

an Pumpen und Armaturen (Gitterrostebenen,<br />

Überstiege etc.)<br />

Sichere Zugangsmöglichkeit über eine neue<br />

Treppenanlage, bisher war der Pumpenkeller nur<br />

über einen Steigbaum erreichbar<br />

Montage von Sicherheitssteigleitern zur Begehung<br />

des Pumpensumpfes<br />

Schaffung von rutschsicheren Oberflächen auf allen<br />

Laufwegen<br />

Beleuchtung des Maschinenraumes nach<br />

dem Stand der Technik<br />

Trennung der Ex-Zone Pumpensumpf vom<br />

Maschinenraum<br />

Installation eines neuen Deckenkranes für<br />

Montagearbeiten<br />

4.2.4.7 Bauumsetzung, Umbauphasen und<br />

provisorische Zwischenzustände<br />

Obwohl die Umsetzung der Sanierungsplanung in der<br />

hochwasserfreien Zeit vorgesehen ist, ist der Betrieb<br />

des Pumpwerkes während der Umbauzeit jederzeit<br />

sicherzustellen. Als fester Bestandteil der Entwurfsplanung<br />

wurden daher bereits zu einem frühen Zeitpunkt<br />

Umbauphasen und provisorische Betriebszustände<br />

<strong>aus</strong>gearbeitet (Bild 7).<br />

Die Umbauphasen und die sich hier<strong>aus</strong> ergebenden<br />

Maßnahmen und Zwänge sind dadurch frühzeitig<br />

bekannt und fließen rechtzeitig in die Kostenberechnung<br />

und die Bauablaufplanung ein.<br />

Vorhandene redundante Druckrohrleitungen, die für<br />

den Endzustand nicht zwingend erforderlich waren,<br />

wurden in das Konzept als Umbauprovisorien eingebunden<br />

und ermöglichen Teilaußerbetriebnahmen im<br />

späteren Betrieb.<br />

Mai 2011<br />

518 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

FACHBERICHTE<br />

BESTAND<br />

Pumpanlage<br />

LD DN 600 St<br />

UMBAUPHASE 1<br />

Pumpanlage<br />

LD DN 600 St<br />

UMBAUPHASE 2<br />

Pumpanlage<br />

LD DN 600 St<br />

Bild 7.<br />

Umbauphasen.<br />

LD DN 800/900<br />

LD DN 800/900<br />

LD DN 800/900<br />

LD DN 900<br />

P 1<br />

LD DN 350<br />

(außer Betrieb)<br />

P 1<br />

LD DN 350<br />

(außer Betrieb)<br />

P 1<br />

LD DN 350<br />

(außer Betrieb)<br />

P 2 P 3 P 4<br />

P 2 P 3 P 4<br />

P 2 P 3 P 4<br />

LD DN 1200 St<br />

LD DN 1200 St<br />

LD DN 1200 St<br />

1.182 l/s<br />

1.182 l/s<br />

655 l/s<br />

(außer Betrieb)<br />

Rechenrost ist<br />

demontiert<br />

(außer Betrieb)<br />

Schieberschacht<br />

Zulauf<br />

erneuern<br />

(außer Betrieb)<br />

Schieberschacht<br />

ehem. Rechenschacht ehem. Rechenschacht ehem. Rechenschacht<br />

(außer Betrieb)<br />

Schieberschacht<br />

Provisorische<br />

Pumpenanlage<br />

ca. 460 l/s<br />

UMBAUPHASE 3 UMBAUPHASE 4 UMBAUPHASE 5<br />

Pumpanlage<br />

LD DN 600 St<br />

Pumpanlage<br />

LD DN 600 St<br />

Pumpanlage<br />

LD DN 600 St<br />

LD DN 600 St<br />

LD DN 600 St<br />

LD DN 600 St<br />

LD DN 800 St<br />

LD DN 900<br />

LD DN 600 St<br />

LD DN 800 St<br />

LD DN 900<br />

LD DN 400 St<br />

LD DN 800 St<br />

LD DN 900<br />

P 1<br />

LD DN 350 St<br />

P 3<br />

(P 4)<br />

LD DN 350<br />

(außer Betrieb)<br />

P 1<br />

LD DN 350 St<br />

P 3<br />

(P 4)<br />

LD DN 350<br />

(außer Betrieb)<br />

LD DN 350 St<br />

P 1<br />

P 2 P 3<br />

LD DN 350 St<br />

(P 4)<br />

LD DN 350<br />

(außer Betrieb)<br />

LD DN 1200 St<br />

LD DN 1200 St<br />

LD DN 1200 St<br />

655 l/s<br />

740 l/s<br />

740 l/s<br />

ehem. Rechenschacht<br />

(außer Betrieb)<br />

Schieberschacht<br />

Provisorische<br />

Pumpenanlage<br />

ca. 460 l/s<br />

ehem. Rechenschacht<br />

(außer Betrieb)<br />

Schieberschacht<br />

Provisorische<br />

Pumpenanlage<br />

ca. 370 l/s<br />

ehem. Rechenschacht<br />

(außer Betrieb)<br />

Schieberschacht<br />

Provisorische<br />

Pumpenanlage<br />

ca. 370 l/s<br />

INBETRIEBNAHME<br />

Pumpanlage<br />

LD DN 600 St<br />

Legende:<br />

P 1<br />

LD DN 600 St<br />

LD DN 400 St<br />

LD DN 350 St<br />

ehem. Rechenschacht<br />

P 2 P 3<br />

LD DN 350 St<br />

1.110 l/s<br />

LD DN 600 St<br />

(P 4)<br />

LD DN 800 St<br />

LD DN 900<br />

LD DN 350<br />

(außer Betrieb)<br />

(außer Betrieb)<br />

Schieberschacht<br />

LD DN 1200 St<br />

Bestand:<br />

LD<br />

= Bestand<br />

= außer Betrieb<br />

= Absperrarmatur<br />

= Pumpe<br />

= Rückflußverhinderer/Rückschlagklappe<br />

= Durchflussmessung<br />

= Druckleitung<br />

Planung:<br />

LD<br />

= Planung<br />

= Planung in Betrieb<br />

= Bauzeitliches Provisorium<br />

= Abbruch / Rückbau<br />

= Absperrarmatur<br />

= Pumpe<br />

= Rückflußverhinderer/Rückschlagklappe<br />

= Durchflussmessung<br />

= Druckleitung<br />

Die Pumpentechnik wird abschnittsweise umgebaut,<br />

so dass vorhandene Pumpenkapazitäten für die<br />

bauzeitliche <strong>Wasser</strong>haltung genutzt werden können;<br />

neu installierte Pumpengruppen werden frühzeitig,<br />

noch während des Umb<strong>aus</strong>, in Betrieb genommen, um<br />

die zu installierende bauzeitliche <strong>Wasser</strong>haltung klein<br />

zu halten.<br />

5. Zusammenfassung<br />

Aufgrund des fortgeschrittenen Alters insbesondere der<br />

Maschinen- und EMSR-technischen Ausrüstung sind<br />

mittlerweile viele Pumpwerks- und auch Rechenanlagen<br />

modernisierungsbedürftig. Eine nachhaltige Planung<br />

beginnt mit einer detaillierten Bestandsaufnahme<br />

und sorgfältigen Grundlagenermittlung. Heutzutage<br />

sollte es selbstverständlich sein, dass in den Leistungsphasen<br />

1 und 2 der Objektplanung gemäß HOAI die<br />

entscheidenden Grundlagen für eine betriebssichere<br />

und wirtschaftliche Lösung gelegt werden.<br />

Eine ganzheitliche Betrachtung und nicht nur die<br />

Bewertung von Einzelmaßnahmen ist Vor<strong>aus</strong>setzung für<br />

eine langfristige Investitionsentscheidung. Nicht nur<br />

eine energietechnische Optimierung und ein Beitrag<br />

zum Klimaschutz ist grundsätzlich zu beachten, sondern<br />

insbesondere die Betriebserfahrungen des Betreibers<br />

über viele Jahre und ein intensiver Dialog der nicht<br />

monetären Aspekte zwischen den Projektbeteiligten<br />

sind am Anfang der Planungsphase von besonderer<br />

Bedeutung.<br />

Fragen des Zugangs für das Betriebspersonal sowie<br />

eine weitergehende Betrachtung des Umweltschutzes<br />

im Hinblick auf eine Minimierung von Geruchs- und<br />

Lärmemissionen ist in vielen Fällen ein wesent liches<br />

Projektziel. Abhängig von den gegebenen Randbedingungen<br />

der Aufgabenstellung ist eine individuelle<br />

Gesamtplanung mit einer hohen Qualität bis zur<br />

Abwicklung und der Inbetriebnahme erforderlich.<br />

Mit vorliegendem Beitrag wird anhand von aktuellen<br />

Praxisbeispielen aufgezeigt, welche Arbeitsschritte in<br />

einer konzeptionellen Herangehensweise notwendig<br />

sind und welche positiven Erfahrungen hierbei gesammelt<br />

wurden.<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 519


FACHBERICHTE <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Literatur<br />

[1] Müller, E. A., Kobel, B., Künti, T., Pinnekamp, J., Seibert-Erling, G.,<br />

Schaab, R. und Böcker, K.: Handbuch <strong>Energie</strong> in Kläranlagen.<br />

Erstellt im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Raumordnung<br />

und Landwirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.<br />

[2] ATV-DVWK-Fach<strong>aus</strong>schuss ES-3 „<strong>Abwasser</strong>pumpanlagen“:<br />

ATV-DVWK-A 134 „Planung und Bau von <strong>Abwasser</strong>pumpanlagen“,<br />

Juni 2000.<br />

[3] Kasseler Entwässerungsbetrieb – Entwurfs- und Ausführungsplanung<br />

der Erweiterung der mechanischen Reinigungsstufe<br />

der Hydro-Ingenieure GmbH, Juni 2009.<br />

[4] LINEG, Kamp-Lintfort – Entwurfsplanung zur Hochwasserpumpanlage<br />

PAH Diergardt-Mevissen der Hydro-Ingenieure<br />

GmbH, Juli 2010.<br />

Autoren<br />

Dipl.-Ing. Kl<strong>aus</strong> Alt<br />

E-Mail: ka@hydro-ingenieure.de<br />

Dipl.-Ing. Inge Barnscheidt<br />

E-Mail: ba@hydro-ingenieure.de<br />

Dipl.-Ing. Hans-Markus Koll<br />

E-Mail: km@hydro-ingenieure.de<br />

Hydro-Ingenieure Planungsgesellschaft für<br />

Siedlungswasserwirtschaft mbH |<br />

Stockkampstraße 10 |<br />

D-40477 Düsseldorf<br />

Eingereicht: 05.10.2010<br />

Korrektur: 18.04.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Buchbesprechung<br />

Schutzbauwerke gegen Wildbachgefahren<br />

Grundlagen, Entwurf und Bemessung, Beispiele<br />

Von Konrad Bergmeister, Jürgen Suda, Johannes<br />

Hübl und Florian Rudolf-Miklau. Berlin: Wilhelm<br />

Ernst & Sohn 2009. 200 S., ca. 190 Abb., ca. 50 Tab.,<br />

Hardcover, Preis: 49,90 € zzgl. Versandkosten, ISBN:<br />

978-3-433-02945-9.<br />

Maßnahmen der Wildbachverbauung sind komplex<br />

und dienen dem Schutz von Menschenleben<br />

und Sachgütern. Das Buch vermittelt <strong>aus</strong>führlich<br />

Grundlagen, konstruktive Lösungen und zeigt Planungsbeispiele<br />

von Schutzbauwerken der Wildbachverbauung.<br />

Die Naturgefahren im Alpenraum im Zusammenhang<br />

mit Klimawandel nehmen zu. Somit wird der<br />

Schutz von Siedlungsraum und Infrastruktur zu<br />

einer bedeutenden Aufgabe. Hervorzuheben sind<br />

Wildbachverbauungen, welche die Gesamtheit aller<br />

Maßnahmen umfassen, die in oder an einem Wildbach<br />

oder in seinem Einzugsgebiet <strong>aus</strong>geführt<br />

werden.<br />

Wesentliche Aufgaben dabei sind, dass Bachbett<br />

und die angrenzenden Hänge zu sichern, Hochwasser<br />

und Feststoffe schadlos abzuführen und die<br />

Wirkung von Hochwasserereignissen auf ein zumutbares<br />

Ausmaß zu senken. Schutzbauwerke in Wildbacheinzugsgebieten<br />

sind extremen Einwirkungen<br />

und Umweltbedingungen <strong>aus</strong>gesetzt. Deshalb stellen<br />

Konzeption, Bemessung, Ausführung und Überwachung<br />

von Schutzbauwerken besondere Anforderungen<br />

an den Planer.<br />

In diesem Buch werden erstmalig die wichtigsten<br />

Grundlagen und Regeln für die Planung, Konstruktion,<br />

Bemessung und Errichtung von Schutzbauwerken<br />

der Wildbachverbauung zusammengefasst.<br />

Es gibt einen Überblick über die<br />

grundlegenden Wildbachprozesse und die davon<br />

<strong>aus</strong>gehenden Einwirkungen.<br />

In den Kapiteln werden die funktionale und konstruktive<br />

Systematik der Schutzbauwerke sowie<br />

die hydrologischen, hydraulischen und statischen<br />

Grundlagen des Entwurfs und der Bemessung dargestellt.<br />

Des Weiteren werden die wichtigsten Bautypen<br />

mit ihren Bauteilen und Funktionsorganen<br />

zusammengefasst und anhand <strong>aus</strong>geführter Beispiele<br />

praxisnah verdeutlicht.<br />

Bestell-Hotline<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />

München<br />

Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />

Fax +49 (0) 201/82002-34<br />

E-Mail: S.Spies@vulkan-verlag.de<br />

www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Mai 2011<br />

520 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


BUCHBESPRECHUNGEN<br />

Buchbesprechungen<br />

<strong>Wasser</strong>-Information Nr. 77<br />

Handbuch <strong>Energie</strong>effizienz/ <strong>Energie</strong>einsparung<br />

in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Her<strong>aus</strong>geber: DVGW, 07/2010. 1. Auflage 2010.<br />

154 S., s/w, incl. CD-ROM, Preis: 105,91 €; DVGW-<br />

Mitgliederpreis 79,44 €.<br />

Das Handbuch verfolgt das Ziel, kleinen und mittelgroßen<br />

deutschen <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

Handlungsempfehlungen zur <strong>Energie</strong>einsparung<br />

und Effizienzsteigerung zu geben. Zu Beginn wird<br />

empfohlen, eine <strong>Energie</strong>bilanz für das WVU zu<br />

erstellen. Sie dient dazu, die <strong>Energie</strong>flüsse im WVU<br />

aufzuzeigen und anhand einfacher Kriterien eine<br />

erste energetische Einschätzung zu geben. Die beigefügte<br />

CD-ROM enthält Excel-Tabellen zum Erstellen<br />

einer solchen <strong>Energie</strong>bilanz. Im Handbuch werden<br />

<strong>Energie</strong>einsparpotenziale dargestellt und entsprechende<br />

Maßnahmen beschrieben. Die beigefügte<br />

CD-ROM enthält unter anderem Checklisten für<br />

Vor-Ort-Begehungen und Excel-Tabellen zur Be -<br />

rechnung der Stromproduktion.<br />

Zyklus<br />

(jährliches Aufstellen der <strong>Energie</strong>bilanz)<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Datenerhebung<br />

Erstellung der <strong>Energie</strong>bilanz<br />

(01. <strong>Energie</strong>bilanz.xls)<br />

Energetische Bewertung<br />

(03. Auswertung.xls)<br />

Festlegung der Bereiche mit<br />

Untersuchungsbedarf<br />

Untersuchung auf<br />

<strong>Energie</strong>einsparpotenziale<br />

Umsetzung von Maßnahmen<br />

<strong>Energie</strong>bilanz<br />

CD-ROM Handbuch<br />

<strong>Energie</strong>einsparpotenziale<br />

Kapitel 3 Handbuch<br />

Dieser Zyklus muss durchlaufen werden, um eine<br />

nachvollziehbare und belegbare Einsparung von<br />

<strong>Energie</strong> zu erreichen.<br />

Quelle: Dipl.-Ing. Michael Plath, DVGW-Forschungsstelle TUHH<br />

Das Handbuch ist das Ergebnis des an der DVGW-<br />

Forschungsstelle TUHH durchgeführten Projektes<br />

„<strong>Energie</strong>effizienz/<strong>Energie</strong>einsparung in der <strong>Wasser</strong>versorgung“,<br />

das durch die Deutsche Bundesstiftung<br />

Umwelt (DBU) und durch den DVGW gefördert<br />

wurde.<br />

Bestell-Hotline<br />

Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />

mbH, Bonn<br />

Tel. (0228)9191-40,<br />

Fax (0228) 9191-499,<br />

E-Mail: info@wvgw.de,<br />

www.wvgw.de<br />

<strong>Wasser</strong>verbandsgesetz: WVG<br />

Kommentar<br />

Her<strong>aus</strong>gegeben von Prof. Dr. Michael Reinhardt,<br />

L.L. (Cantab.) und Dr. Dr. Frank Hasche, Rechtsanwalt.<br />

Bearbeitet von den Her<strong>aus</strong>gebern Prof. Dr.<br />

Christoph Brüning, Prof. Dr. Tilmann Cosack, Dr.<br />

Ludger Giesberts, L.L.M., Rechtsanwalt, Dr. Jochen<br />

Hentschel, Rechtsanwalt, Mark Klein, Dr. Jens<br />

Martin König, Dr. Marcel Séché, Rechtsanwalt, Per<br />

Seeliger und Dr. Sabine Wabnitz, Richterin. Das<br />

Werk ist Teil der Reihe: Gelbe Erläuterungsbücher.<br />

München: Verlag C.H. Beck 2011. XX, 431. S., Leinen,<br />

Preis: 68,00 €, ISBN 978-3-406-61573-3.<br />

Der neue Handkommentar bietet erstmalig eine wissenschaftlich<br />

fundierte und dabei zugleich anwenderorientierte<br />

Erläuterung des <strong>Wasser</strong>verbandsgesetzes,<br />

das im Februar 2011 zwanzig Jahre alt<br />

wurde. Neben der <strong>aus</strong>führlichen Berücksichtigung<br />

der Rechtsprechung wird auch das Zusammenwirken<br />

mit anderen umweltrechtlichen Normen, beispielsweise<br />

den landesrechtlichen Regelungen zu<br />

<strong>Wasser</strong>verbänden und dem neuen <strong>Wasser</strong>h<strong>aus</strong>haltsgesetz<br />

2010, dargestellt. Die Einführung des Kommentars<br />

gibt einen systematischen Überblick zum<br />

Recht der <strong>Wasser</strong>verbände.<br />

Bestell-Hotline<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />

München<br />

Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />

Fax +49 (0) 201/82002-34<br />

E-Mail: S.Spies@vulkan-verlag.de<br />

www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 521


FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />

Zukunftsfähige <strong>Wasser</strong>wirtschaft –<br />

kosteneffizient und energiebewusst<br />

Katharina Tondera und Wibke Everding<br />

„Das Geld ist knapp geworden“ – aktueller hätte diese<br />

Feststellung zur Situation der Siedlungswasserwirtschaft<br />

in der Begrüßung von Prof. Johannes Pinnekamp<br />

auf der 44. ESSENER TAGUNG in Aachen nicht sein<br />

können. Dabei zitierte Gastgeber Pinnekamp, Leiter des<br />

Instituts für Siedlungswasserwirtschaft der RWTH<br />

Aachen (ISA), die Eröffnungsrede von Prof. Botho Böhnke<br />

zur 1. ESSENER TAGUNG <strong>aus</strong> dem Jahr 1967. Das Geld für<br />

den Umweltschutz sei immer knapp, lautete die Schlussfolgerung<br />

von Pinnekamp. Dabei sicherten heute etwa<br />

60 Cent pro Einwohner und Tag für eine geregelte<br />

Trinkwasserver- und <strong>Abwasser</strong>entsorgung unseren<br />

Wohlstand und Fortschritt.<br />

Dennoch werden diese Errungenschaften in vielen<br />

Bereichen aufs Spiel gesetzt: „Es wird nicht zuviel,<br />

sondern zuwenig Geld für die Siedlungswasserwirtschaft<br />

<strong>aus</strong>gegeben“, meinte Pinnekamp, so dass zum<br />

Beispiel die Infrastruktur zunehmend marode werde.<br />

Wie die <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>branche auf solche<br />

Entwicklungen reagieren kann, zeigte das Thema der<br />

Tagung „Zukunftsfähige <strong>Wasser</strong>wirtschaft – kosteneffizient<br />

und energiebewusst“ bereits an. Die <strong>aus</strong>richtenden<br />

Institutionen (siehe Infoblock 1) stießen damit in<br />

der Branche auf breite Resonanz, wie Anmeldezahlen<br />

von mehr als 900 Besuchern deutlich machten. Auch die<br />

begleitende Fach<strong>aus</strong>stellung war <strong>aus</strong>gebucht. 69 Vorträge<br />

in 18 Themenblöcken zeigten politische Entwicklungen,<br />

theoretische Betrachtungen und praktische<br />

Beispiele <strong>aus</strong> Forschung, Verwaltung, Politik, Industrie<br />

und Wirtschaft. Die Rednerinnen und Redner <strong>aus</strong> diesen<br />

Infoblock 1<br />

Die 44. ESSENER TAGUNG vom 23. bis 25. März<br />

2011 stand unter dem Motto „Zukunftsfähige <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

– kosteneffizient und energiebewusst“.Veranstalter<br />

sind das Institut für Siedlungswasserwirtschaft<br />

der RWTH Aachen (ISA), das Institut<br />

zur Förderung der <strong>Wasser</strong>güte- und<br />

<strong>Wasser</strong>mengenwirtschaft e.V. (IFWW), das Landesamt<br />

für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz<br />

NRW (LANUV) und das Forschungsinstitut für<br />

<strong>Wasser</strong>- und Abfallwirtschaft (FIW) in Abstimmung<br />

mit dem Ministerium für Klima, Umwelt, Landwirtschaft,<br />

Natur- und Verbraucherschutz NRW und<br />

dem Bundesministerium für Umwelt und Reaktorsicherheit.<br />

Die Konferenz findet im jährlichen<br />

Wechsel im Eurogress Aachen und in der Messe<br />

Essen statt. Zusätzlich zu den über 70 Wortbeiträgen<br />

in parallelen Sitzungen gibt es eine Ausstellung<br />

von Industrie, Verbänden und Forschung sowie ein<br />

Technologieforum, in dem die Industrie eine Plattform<br />

findet, ihre Produkt- und Verfahrensneuerungen<br />

vorzustellen. Die Tagung schließt mit zwei<br />

Exkursionen, die in diesem Jahr unter dem Thema<br />

„Erhöhung der <strong>Energie</strong>effizienz der Kläranlagen<br />

Aachen-Soers und Düren“ sowie „Fischauf- und<br />

-abstiegsanlage an der Stauanlage Obermaubach mit<br />

Besichtigung der in den Staudamm integrierten<br />

<strong>Wasser</strong>kraftanlage“ stattfanden.<br />

Im kommenden Jahr sind alle Interessierten vom 14.<br />

bis 16. März turnusgemäß nach Essen eingeladen.<br />

Anmeldungen zur 45. ESSENER TAGUNG sind ab<br />

etwa November 2011 unter www.essenertagung.de<br />

möglich.<br />

Mai 2011<br />

522 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht<br />

FACHBERICHTE<br />

Bereichen gaben einen Einblick, wie bestehende Probleme<br />

in der <strong>Wasser</strong>ver- und <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

gelöst und zukünftige Anforderungen bewältigt werden<br />

können. Zudem wurden Änderungen im Abfallrecht<br />

und Entwicklungen in der Abfallwirtschaft behandelt.<br />

Einige der präsentierten Beiträge werden in diesem<br />

Artikel kurz behandelt, was allerdings nur einen kurzen<br />

Einblick in die inhaltliche Vielfalt der Vorträge bieten<br />

kann. Anhand der Fülle der Themen ist es leider nicht<br />

möglich, auf alle Beiträge einzugehen. Für einen<br />

um fassenden Überblick sei daher auf den Tagungsband<br />

verwiesen (siehe Infoblock 2).<br />

Die Zukunft der <strong>Wasser</strong>wirtschaft liegt als Teil der<br />

Daseinsvorsorge in öffentlicher Hand – hier waren sich<br />

zur Eröffnung der Präsident der Deutschen Vereinigung<br />

für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, Abfall und <strong>Abwasser</strong> (DWA), Otto<br />

Schaaf, und der Gastredner vom Umweltministerium in<br />

NRW, Hans-Josef Düwel, einig. Beide Referenten waren<br />

kurzfristig für NRW-Umweltminister Johannes Remmel<br />

und Prof. Kl<strong>aus</strong> Töpfer eingesprungen, die aufgrund der<br />

aktuellen Ereignisse in Japan verhindert waren. Einige<br />

Redner zeigten ihre Anteilnahme für das japanische<br />

Volk. Andere wiesen darauf hin, welches Privileg es ist,<br />

neue Anforderungen wie die vierte Reinigungsstufe<br />

diskutieren zu können, während in anderen Regionen<br />

der Welt grundlegende Probleme der <strong>Wasser</strong>ve rsorgung<br />

nicht gelöst sind.<br />

Für die Situation hierzulande konstatierte DWA-Präsident<br />

Schaaf: „Der Zustand der Gewässer hierzulande<br />

konnte deutlich verbessert werden“, ergänzte aber: „Im<br />

Status quo sollte man nicht verharren“. Mit Blick auf die<br />

Naturkatastrophe in Japan und die darauf folgenden<br />

Reaktorunglücke wies er darauf hin, dass sich im Zuge<br />

des Klimawandels die Niederschlagsverteilung und<br />

damit die Kühlwasserverfügbarkeit für Kraftwerke veränderten.<br />

Des Weiteren ging er auf die zunehmende<br />

Hochwassergefahr ein und mahnte an, Bebauungen in<br />

Überschwemmungsgebieten zu verhindern. Hinsichtlich<br />

Kosteneffizienz und <strong>Energie</strong>bewusstsein forderte<br />

er: „Die Potenziale der <strong>Wasser</strong>wirtschaft sollten konsequent<br />

genutzt werden“.<br />

Diese Potenziale liegen unter anderem darin, die<br />

Prozesse auf Kläranlagen energieeffizienter zu gestalten<br />

und die Anlagen energieautark zu betreiben. Dr. Karl<br />

Svardal von der TU Wien wies in seinem Vortrag jedoch<br />

darauf hin, dass ein energieautarker Betrieb nur bei<br />

Kläranlagen möglich sei, die mehr als 20 000 Einwohnerwerte<br />

aufweisen. „Bei kleinen Anlagen ist es nicht wirtschaftlich,<br />

den Bedarf an externer <strong>Energie</strong>zufuhr zu<br />

minimieren, weil die Einsparung an <strong>Energie</strong> zumindest<br />

derzeit nicht die erhöhten Investitionskosten für eine<br />

Schlammfaulung mit Verstromung des Faulgases wettmachen<br />

können“, so Svardal. Prof. Markus Schröder von<br />

der Tuttahs & Meyer Ingenieurgesellschaft <strong>aus</strong> Aachen<br />

meinte, dass es auch für Kläranlagen mit Anschlussgrößen<br />

ab 10 000 Einwohnerwerten Potenziale zur<br />

Infoblock 2<br />

Die inhaltlichen Schwerpunkte auf der 44. ESSENER TAGUNG<br />

wurden in zwei parallelen Sitzungssälen behandelt. Die dazu eingereichten<br />

schriftlichen Beiträge können im umfassenden Tagungsband<br />

nachgelesen werden. Die Sitzungen behandelten folgende<br />

Themen, die sich im Buch wiederfinden:<br />

Zukunft der <strong>Wasser</strong>- und Abfallwirtschaft<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung – <strong>Energie</strong><br />

Trinkwasser – Kosten und Effizienz/Qualität und Aufbereitung<br />

Mikroverunreinigung in Gewässern und Abwässern<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung/Technologie<br />

Niederschlagswasserbehandlung<br />

Nanotechnologie in der <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik<br />

Abfall – Recht/Ressourcenschonung/Urban Mining/Bioabfall<br />

Klimawandel<br />

Klimawandel und Niederschlagswasser<br />

Gewässergütewirtschaft<br />

Neobiota und Gewässer<br />

Der Tagungsband mit insgesamt 66 Vorträgen kann für<br />

41 Euro erworben werden. Bestellungen sind möglich bei:<br />

Gesellschaft zur Förderung der Siedlungswasserwirtschaft<br />

an der RWTH Aachen e.V.,<br />

D-52056 Aachen, Fax (0241) 80-222 85,<br />

E-Mail: schriftenreihe@isa.rwth-aachen.de, ISBN 978-3-938996-29-4.<br />

Nutzung von Strom und Wärme <strong>aus</strong> Faulgas gäbe, die<br />

wirtschaftlich sein könnten. Ob sich die Umrüstung von<br />

simultaner aerober Technik auf getrennte anaerobe<br />

Schlammstabilisierung lohnt, kann nicht standardisiert<br />

bestimmt werden: „Die Entscheidungsgrundlage muss<br />

immer eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für den<br />

Einzelfall sein“, so Schröder.<br />

Einen anderen Ansatz erläuterte Prof. Harald Horn<br />

von der TU München. Er stellte das Forschungsvorhaben<br />

„Kläranlage der Zukunft“ vor, das sich mit der <strong>Energie</strong>-<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 523


FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />

Auf der 44. ESSENER TAGUNG im Eurogress Aachen zeichnete<br />

Professor Johannes Pinnekamp (rechts im Bild), Vorsitzender der<br />

Oswald-Schulze- Stiftung, die Preisträger des diesjährigen Oswald-<br />

Schulze-Preises <strong>aus</strong> (v.r.n.l.): Dipl.-Ing. Conrad Marx, TU Dresden<br />

(„Die Adaption von nitrifizierenden Mikroorganismen an Nitrifikationshemmstoffe<br />

unter variierenden Temperaturbedingungen“), Dipl.-<br />

Ing. Jasmin Hernando Barrera, Leibnitz Universität Hannover<br />

(„Simulative Untersuchungen zur Übertragbarkeit eines vorkonfektionierten<br />

Steuerungskonzeptes zur Abflusssteuerung von Kanalnetzen“)<br />

und Dipl.-Ing. Stephan Schrotter, TU Graz („Ermittlung des<br />

wirtschaftlich optimalen Leckortungs turnusses von <strong>Wasser</strong>leitungen“).<br />

Ganz links im Bild ist der Geschäftsführer der Stiftung,<br />

Dr. Michael Krumm zu sehen. Die Preise waren mit insgesamt<br />

6000 Euro dotiert.<br />

Die diesjährigen Förderpreise des Instituts zur Förderung der<br />

<strong>Wasser</strong>güte- und <strong>Wasser</strong>mengenwirtschaft e.V. (IFWW) verlieh<br />

Dr. Wulf Lindner (rechts im Bild), Vorstandsvorsitzender des IFWW,<br />

für die beste Promotionsarbeit mit dem Titel „Elimination von<br />

Arzneimitteln <strong>aus</strong> Krankenh<strong>aus</strong>abwasser“ an Dr.-Ing. Silvio Beier<br />

(2.v.r.) und für die beste Diplomarbeit an Nina Vomberg (2.v.l)<br />

(„Kombinierte Nutzung innerstädtischer Plätze und Flächen zum<br />

<strong>Wasser</strong>rückhalt nach sommerlichen Konvektionsniederschlägen zur<br />

Entlastung von Kanalisationssystemen“). Beide Arbeiten wurden am<br />

ISA der RWTH Aachen angefertigt, insgesamt wurde ein Preisgeld in<br />

Höhe von 3000 Euro vergeben. Links im Bild ist Dr. Harald Irmer,<br />

der Vorsitzender des Preisgerichtes.<br />

optimierung verschiedener Prozesse auf Kläranlagen<br />

beschäftigte. Horn stellte das Verfahren der Deammonifikation<br />

als <strong>Energie</strong> sparende Variante der Stickstoffelimination<br />

bei einer hohen Reinigungsleistung vor und<br />

skizzierte, wie einzelne Verfahrensschritte <strong>aus</strong>get<strong>aus</strong>cht<br />

werden können, um den gesamten <strong>Energie</strong>verbrauch<br />

der Kläranlage zu verringern.<br />

Bei aller Warnung vor zu hohem Ressourcenverbrauch<br />

in der Umwelttechnik müssen die eigentlichen<br />

Ziele stets im Vordergrund bleiben. Svardal<br />

warnte daher: „Eine Verringerung der Reinigungsziele<br />

zur Einsparung von <strong>Energie</strong> ist nicht zu rechtfertigen!“<br />

Diese Aussage gilt umso mehr für die Trinkwassergewinnung.<br />

So war ein Themenblock ebenfalls den Kosten<br />

und der <strong>Energie</strong>effizienz bei der Trinkwassergewinnung<br />

gewidmet und eine weitere der Qualität und Aufbereitung.<br />

Dr. Michael Plath stellte das „Handbuch <strong>Energie</strong>effizienz/<strong>Energie</strong>einsparung<br />

in der <strong>Wasser</strong>versorgung“<br />

vor, das im Zuge eines Forschungsvorhabens an der<br />

Technischen Universität Hamburg-Harburg erstellt und<br />

als DVGW-Information „<strong>Wasser</strong> Nr. 77“ erschienen ist.<br />

Mithilfe der Arbeitsmaterialien können <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

ihre Prozesse kontinuierlich auf<br />

<strong>Energie</strong>einsparungsmöglichkeiten evaluieren. In einer<br />

Erhebung bei 14 Unternehmen konnten bereits einige<br />

Bereiche identifiziert werden, in denen Einsparungen<br />

gemacht werden können, auch wenn diese nicht identisch<br />

sind für alle Anlagen. Beispiele sind z. B. eine Verbesserung<br />

des Wirkungsgrades der <strong>Wasser</strong>förderung,<br />

eine <strong>Energie</strong>-Rückgewinnung bei der Einspeisung <strong>aus</strong><br />

Transportleitungen in Behälter oder die Nutzung (geo-)<br />

thermaler <strong>Energie</strong> von Brunnenwässern. Das Handbuch<br />

stellt einen Überprüfungszyklus zur Verfügung, mit dessen<br />

Hilfe jährlich überprüft werden kann, wo weitere<br />

Einsparpotenziale bestehen oder aufgrund veränderter<br />

Reinigungsanforderungen neu entstanden sind. Diese<br />

Veränderungen können zum Beispiel durch den Eintrag<br />

von Schadstoffen hervorgerufen werden, wie im Fall der<br />

perfluorierten Tenside in Ruhr und Möhne. Guido Lens<br />

stellte vor, wie die Rheinisch-Westfälische <strong>Wasser</strong>werksgesellschaft<br />

in Mülheim an der Ruhr in Reaktion auf die<br />

PFT-Einträge ihre Aktivkohlefiltration überprüfte. Im<br />

Zuge dieser Untersuchungen wurde eine neue Strategie<br />

entwickelt, in welchem Verhältnis zukünftig reaktivierte<br />

und neue Aktivkohle eingesetzt werden müssen. Außerdem<br />

erarbeitete der <strong>Wasser</strong>versorger einen Anforderungskatalog<br />

für neue und reaktivierte Aktivkohle, der<br />

künftig den Ausschreibungen beigelegt wird.<br />

Neben perfluorierten Tensiden wurden weitere Spurenstoffe<br />

behandelt, die als Mikroverunreinigungen in<br />

Abwässern und Oberflächengewässern auftreten. Hier<br />

ergänzten die Veranstalter die Vorträge <strong>aus</strong> Deutschland<br />

um welche von Referenten <strong>aus</strong> der Schweiz und<br />

den Niederlanden, die einen Einblick geben konnten,<br />

wie unsere europäischen Nachbarn die Problematik<br />

bearbeiten. Arie van der Vlies vom <strong>Wasser</strong>verband Hol-<br />

Mai 2011<br />

524 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht<br />

FACHBERICHTE<br />

landse Delta stellte das Netzwerk „Monitoring Neue<br />

Stoffe“ in den Niederlanden vor. Die 25 niederländischen<br />

<strong>Wasser</strong>verbände haben mit der STOWA, der<br />

Stiftung Anwendungsforschung <strong>Wasser</strong>verwaltung,<br />

eine Forschungseinrichtung gegründet. „STOWA entwickelt,<br />

sammelt und verbreitet Wissen, welches für eine<br />

adäquate <strong>Wasser</strong>verwaltung benötigt wird“, so van der<br />

Vlies. Von STOWA kam auch die Initiative zur Gründung<br />

des Netzwerks „Monitoring Neue Stoffe“, das für einen<br />

größeren Einfluss der <strong>Wasser</strong>behörden auf die politischen<br />

Entwicklungen und den zukünftigen Umgang mit<br />

Stoffen wie Medikamenten, hormonell wirksamen Substanzen<br />

und Flammschutzmitteln sorgen soll.<br />

In der Schweiz ist man schon einen Schritt weiter.<br />

Aus verschiedenen Forschungsvorhaben der vergangenen<br />

Jahre konnte die Belastung der Oberflächengewässer<br />

durch organische Spurenstoffe <strong>aus</strong> kommunalem<br />

<strong>Abwasser</strong> ermittelt werden, wie Dr. Michael<br />

Schärer vom Bundesamt für Umwelt der Schweiz berichtete.<br />

Als Ergebnis dieser Untersuchungen wurden Maßnahmen<br />

für ein Siebtel der mehr als 700 <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen<br />

vorgeschlagen, insbesondere an den<br />

Anlagen, bei denen es zum Schutz der Ökosysteme und<br />

der Trinkwassergewinnung von besonderer Bedeutung<br />

ist. Laut Schärer sollen Anlagen mit mehr als 100 000<br />

Einwohnerwerten erweitert werden. Dazu sind noch<br />

weitere politische Abstimmungen, insbesondere über<br />

die Finanzierung dieser Maßnahmen, erforderlich. Die<br />

Investitionskosten sind mit 1,2 Milliarden Schweizer<br />

Franken abgeschätzt, wobei Schärer als Motivation für<br />

diese Maßnahmen die Oberliegerverantwortung der<br />

Schweiz nannte: „Wir sind nicht stolz darauf, wenn wir<br />

Schadstoffe exportieren“.<br />

In Deutschland wurden zunächst 18 „neue Stoffe“ in<br />

die neue Oberflächengewässerverordnung (OgewV)<br />

aufgenommen, die kurz vor der Tagung verabschiedet<br />

wurde. Prof. Ulrich Irmer vom Umweltbundesamt berichtete<br />

zum einen darüber, wie diese Verordnung zustande<br />

gekommen ist, zum anderen ging er auf ihre wesentlichen<br />

Inhalte ein. Zwei der neu aufgenommenen Stoffe<br />

werden auch in dem Verbundvorhaben „Spurenstoffe<br />

NRW“ behandelt, über das Dr. David Montag vom ISA<br />

der RWTH Aachen referierte. Seit Mitte des vergangenen<br />

Jahres wird in zehn Projekten zum Thema „Elimination<br />

von Arzneimitteln und organischen Spurenstoffen“<br />

geforscht. Insgesamt arbeiten 30 Partner <strong>aus</strong> Forschung<br />

und Industrie zusammen im Auftrag des Ministeriums<br />

für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und<br />

Verbraucherschutz NRW. Die Projekte befassen sich<br />

unter anderem mit der Analyse von Eintragspotenzialen<br />

in die aquatische Umwelt und von Eliminationsmöglichkeiten<br />

sowie der Umsetzung von Prozessoptimierungen<br />

und dem dar<strong>aus</strong> entstehenden Ressourcenverbrauch.<br />

Erste Ergebnisse werden im Spätsommer 2011 erwartet.<br />

Dr. Günther Tovar vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen-<br />

und Bioverfahrenstechnik in Stuttgart berichtete<br />

von einer weiteren Herangehensweise an die Elimination<br />

von Spurenstoffen. Durch den Einsatz von Nanopartikeln<br />

ist es in einem vom baden-württembergischen<br />

Umweltministerium unterstützen Forschungsprojekt<br />

gelungen, Arzneimittel zu adsorbieren. Diese Methode<br />

wurde zudem bereits in einem Stuttgarter Krankenh<strong>aus</strong><br />

erprobt.<br />

Auf der 44. ESSENER TAGUNG wurde allerdings deutlich,<br />

wie viel Diskussionsbedarf es noch bei dem Einsatz<br />

von Nanopartikeln gibt. Zu den Vorträgen <strong>aus</strong> diesem<br />

Bereich kamen viele kritische Rückfragen <strong>aus</strong> dem Publikum,<br />

insbesondere zur Sicherheit der eingesetzten<br />

Materialien. Ein Zuhörer wollte wissen, ob Nanopartikel<br />

durch Zellmembranen diffundieren können und ob ihr<br />

Einsatz verantwortbar sei. Die Meinung des Podiums<br />

ging dahin, dass die Nanopartikel-Forschung in<br />

Deutschland vor<strong>aus</strong>schauend agiere und viel Geld in<br />

Sicherheitsfragen investiere, aber noch keine abschließende<br />

Beurteilung zu einer Gefährdung möglich sei.<br />

In den Vorträgen zur Siedlungsentwässerung und<br />

Niederschlagswasserbehandlung ging es um Verschmutzungen,<br />

die häufig gar nicht erst behandelt<br />

werden. „Über Trennsysteme und Regenwasserentlastungen<br />

<strong>aus</strong> Mischsystemen gibt es inzwischen mehr<br />

Stoffeinträge in Gewässer als über Kläranlagen“, so<br />

Dr. Kathrin Ganter von der TU Berlin. Im Zuge der<br />

EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie müssen in den kommenden<br />

Jahren zahlreiche Gewässer in Deutschland in einen<br />

besseren Zustand gebracht werden. Ganter berichtete<br />

daher über Techniken, die einen weitgehenden Rück-<br />

Der Präsident<br />

der Deutschen<br />

Vereinigung<br />

für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> und<br />

Abfall (DWA),<br />

Otto Schaaf.<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 525


FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />

Gastgeber Professor Johannes Pinnekamp vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft<br />

(ISA) der RWTH Aachen bei der Begrüßungsrede zur<br />

44. ESSENER TAGUNG im März in Aachen.<br />

halt von Schwebstoffen, CSB und Phosphor <strong>aus</strong> dem<br />

Mischwasser ermöglichen. Die getesteten Verfahren<br />

sind auf dem Markt verfügbar und auch für den Einsatz<br />

in dicht bebauten Gebieten geeignet, wobei auch hier<br />

noch Forschungsbedarf besteht.<br />

Wie der ökologische Zustand im Gewässer überhaupt<br />

getestet werden kann, stellte Prof. Norbert Jardin<br />

vom Ruhrverband vor. Mithilfe gewässerökologischer<br />

Untersuchungen, zum Beispiel anhand von Makrozoobenthos,<br />

können die Einflüsse von Niederschlagswassereinleitungen<br />

auf einzelne Gewässer überprüft<br />

und ihr Zustand beurteilt werden.<br />

Die wirbellosen tierischen Organismen der Makrozoobenthos<br />

sind sehr kleine Indikatoren der Gewässergüte.<br />

Horst Schwemmer vom Bund Naturschutz in<br />

Bayern e. V. stellte mit dem Biber einen Vertreter einer<br />

viel größeren Spezies vor, der zwar kein klassischer<br />

Indikator ist, aber doch empfindlich auf die Umweltbedingungen<br />

reagiert. Dieser Vortrag ermöglichte den<br />

<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>experten, über ihren alltäglichen<br />

Erfahrungshorizont hin<strong>aus</strong> die Auswirkungen der<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft auf die Umwelt zu reflektieren.<br />

Die Siedlungsentwässerung steht in den kommenden<br />

Jahren nicht nur vor den Her<strong>aus</strong>forderungen der<br />

gesetzlichen Regelwerke, sondern durch die klimatischen<br />

und demografischen Veränderungen vor neuen<br />

Randbedingungen. „Wir werden immer weniger und wir<br />

werden immer älter“, so Dr. Heinrich Bottermann vom<br />

Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz<br />

(LANUV) NRW. Ein sinkender Trinkwasser verbrauch in<br />

einigen Regionen führt dazu, dass das Leitungsnetz<br />

überdimensioniert ist. Aber auch die Reinigungsanforderungen<br />

änderten sich dadurch, dass eine alternde<br />

Gesellschaft einen größeren Medikamentenkonsum mit<br />

sich bringe. Die Folgen von demo grafischem Wandel<br />

und Klimawandel erforderten ein intelligentes Regenwasser-Managementkonzept,<br />

zum Beispiel durch die<br />

Abkopplung von Einzugsgebieten und dem Einsatz<br />

einer Kanalsteuerung. Sein Kollege Dr. Wolfgang Leuchs<br />

berichtete über neue Anforde rungen an den Hochwasserschutz,<br />

die <strong>Abwasser</strong>- und Niederschlagsbeseitigung,<br />

die Trinkwasserversorgung und die Gewässer- und Talsperrenbewirtschaftung<br />

in NRW. In einigen Bereichen<br />

liegen schon konkrete Ergebnisse vor, andere müssen<br />

noch weitergehend erforscht werden. Für die Folgen<br />

von häufigeren Starkniederschlägen, die mit längeren<br />

Trockenzeiten einhergehen, konnte Prof. Peter Krebs von<br />

der TU Dresden Lösungs ansätze skizzieren. Er berichtete<br />

von dem Forschungsprojekt REGKLAM, das vom BMBF<br />

gefördert ein Klimaanpassungsprogramm für die Region<br />

Dresden ent wickelt. Krebs stellte mit den absehbaren<br />

Auswirkungen auf die Siedlungsentwässerung Aspekte<br />

dar, die über die Region Dresden hin<strong>aus</strong> ganz Deutschland<br />

treffen könnten.<br />

Die ESSENER TAGUNG richtet sich neben der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

auch an die Abfallwirtschaft, so dass ein<br />

weiterer thematischer Schwerpunkt den festen Abfällen<br />

gewidmet war. Prof. Martin Faulstich, Vorsitzender<br />

des Sachverständigenrats für Umweltfragen, ging in<br />

seinem Vortrag unter anderem auf die Kreislaufwirtschaft<br />

ein. Er stellte den Umweltradar 2012 vor, der<br />

vom Sachverständigenrat für Umweltfragen entwickelt<br />

wird. Der Sachverständigenrat berät die Bundesregierung<br />

seit 1971 und erstellt Gutachten zu umweltpolitischen<br />

Fragen. Mit dem Umweltradar, der für das kommende<br />

Jahr erstmalig erscheint, soll auf künftige Entwicklungen<br />

eingegangen werden, für die der Rat<br />

Konfliktpotenzial sieht oder politische Fehlentscheidungen<br />

befürchtet. In vier übergeordneten Kategorien<br />

werden Bereiche bearbeitet, in denen Fehlentwicklungen<br />

beobachtet oder befürchtet werden. Für die Rohstoff-<br />

und Kreislaufwirtschaft in Deutschland bemängelte<br />

Faulstich zum Beispiel, dass zahlreiche Metalle<br />

zwar nur noch mit einer geringen Reichweite zur Verfügung<br />

stünden, aber dennoch nur wenige Stoffe mit<br />

großen Masseanteilen recycelt würden. „Die Kreislaufwirtschaft<br />

muss weg von den Blockbustern hin zu<br />

Gewürzmitteln“, umschrieb Faulstich seine Vision für<br />

die Kreislaufwirtschaft.<br />

Die Kreislaufwirtschaft wird sich vermutlich Anfang<br />

nächsten Jahres mit dem neuen Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />

konfrontiert sehen: Dr. Helge Wendenburg vom Bundesumweltministerium<br />

berichtete über den Stand des<br />

gesetzgeberischen Verfahrens und von Neuerungen,<br />

die durch die Novelle eintreten könnten. Er unterstrich<br />

allerdings auch, dass das Gesetz Elemente <strong>aus</strong> bereits<br />

bestehenden Gesetzeswerken, wie der Abfallrahmenrichtlinie,<br />

integriert. So sollen bereits heute 50 Prozent<br />

der Wertstoffe <strong>aus</strong> privaten H<strong>aus</strong>halten (Kunststoffe,<br />

Papier, Metalle und Glas) recycelt werden. Durch die<br />

Novelle soll diese Quote bis 2020 auf 65 Prozent steigen.<br />

Mai 2011<br />

526 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht<br />

FACHBERICHTE<br />

Neben den Rohstoffen, die im heutigen Wirtschaftskreislauf<br />

zurück gewonnen werden können, sind auch<br />

die prinzipiell verfügbar, die in den vergangenen Jahrzehnten<br />

auf Deponien entsorgt worden sind. Prof. Kl<strong>aus</strong><br />

Fricke, TU Braunschweig, referierte über das Wertstoffpotenzial,<br />

das in deutschen Deponien schlummern<br />

könnte. Zudem stellte er Techniken vor, mit denen ein<br />

Rückbau betrieben werden kann und schätzte ökologische<br />

und finanzielle Folgen ab. Prof. Thomas Pretz von<br />

der RWTH Aachen machte in seinem Vortrag „Die<br />

Grenzen der Kunststoffverwertung“ deutlich, dass das<br />

Recycling von Wertstoffen nicht verlustfrei ist. „Nur<br />

20 Prozent der Kunststoffe <strong>aus</strong> dem Siedlungsabfall<br />

können in werkstofflich verwertbarer Qualität abgeschöpft<br />

werden“, sagte Pretz. Der Rest müsse energetisch<br />

verwertet werden.<br />

Weiterhin stehen auch die Betreiber von energetischer<br />

Abfallverwertung vor dem Problem, dass ein<br />

Rest verbleibt, der entsorgt werden muss. Dr. Michael<br />

Kern von der Witzenh<strong>aus</strong>en-Institut für Abfall, Umwelt<br />

und <strong>Energie</strong> GmbH wies darauf hin, dass die Verwertung<br />

der Gärreste in Biogasabfällen von ökonomisch<br />

und ökologisch gleicher Bedeutung sei wie die des<br />

Biogases. Es stehen mit der Pasteurisierung, der Kompostierung,<br />

der mechanischen Separation, der Trocknung<br />

und dem Membranverfahren verschiedene Aufbereitungsverfahren<br />

für den Gärrest zur Verfügung,<br />

deren Endprodukte unterschiedliche Trockensubstanzgehalte<br />

aufweisen.<br />

Prof. Hans-Günter Ramke von der Hochschule<br />

Ostwestfalen-Lippe ging ebenfalls auf ein energetisches<br />

Verfahren zur Bioabfallverwertung ein, das er allerdings<br />

in Konkurrenz zur Vergärung stellte. „Bei der Hydrothermalen<br />

Carbonisierung wird Biomasse bei Temperaturen<br />

von 180 bis 220 °C innerhalb weniger Stunden unter<br />

Druck in braunkohleartiges Material umgewandelt“,<br />

beschrieb Ramke das Verfahren. Die elementaren<br />

Prozesse der hydrothermalen Carbonisierung (HTC)<br />

wurden seinen Aussagen nach bereits im Jahr 1913<br />

beschrieben, mit der praktischen Umsetzung befasst<br />

sich derzeit ein BMBF-Projekt an der Hochschule<br />

Ostwestfalen-Lippe im Anschluss an eine Machbarkeitsstudie,<br />

die die Deutsche Bundesstiftung Umwelt<br />

unterstützt hatte.<br />

Mit welchem Ergebnis dieses und viele andere<br />

Projekte, die auf der diesjährigen ESSENER TAGUNG<br />

vorgestellt wurde, enden werden, könnte auf einer der<br />

nächsten Tagungen vorgestellt werden. Viele Besucher<br />

verfolgen seit Jahren die Entwicklungen der <strong>Wasser</strong>und<br />

Abfallwirtschaft über diese Tagung, aber ein Gast<br />

war besonders häufig vertreten: Prof. Kl<strong>aus</strong> Imhoff wurde<br />

in der Begrüßungsrede von Prof. Pinnekamp persönlich<br />

angesprochen, da er bereits auf der 1. ESSENER TAGUNG<br />

vorgetragen hatte und in den mehr als vier Jahrzehnten<br />

fast immer dabei gewesen ist. Es bleibt, auf ein Wiedersehen<br />

im Jahr 2012 vom 14. bis 16. März in Essen zu<br />

warten.<br />

Autoren<br />

Eingereicht: 18.04.2011<br />

Dipl.-Ing. Katharina Tondera<br />

E-Mail: Tondera@isa.rwth-aachen.de |<br />

Dipl.-Ing. Wibke Everding<br />

Institut für Siedlungswasserwirtschaft der RWTH Aachen |<br />

Mies-van-der-Rohe-Straße 1 |<br />

D-52074 Aachen<br />

Zeitschrift KA – <strong>Abwasser</strong> · Abfall<br />

In der Ausgabe 5/2011 lesen Sie u. a. fol gende Bei träge:<br />

Arbeitsbericht der Erkenntnisse und Erfahrungen bei der Anwendung des Arbeitsblatts DWA-A 138 –<br />

DWA-Arbeitsgruppe ES-3.1<br />

Arbeitsbericht der<br />

DWA-Arbeitsgruppe KA-1.8<br />

Arbeitsbericht der<br />

DWA-Arbeitsgruppe<br />

Arbeitsbericht der<br />

DWA-Arbeitsgruppe WI-3.2<br />

Teil 2: Quantitative Hinweise<br />

Vocks/Goerschel Neuartige <strong>Abwasser</strong>systeme für iranische New Towns<br />

Bedarf für Forschung und Entwicklung im Bereich neuartiger Sanitärsysteme (NASS)<br />

Ermittlung und Bewertung der biologischen und chemischen Phosphor-Elimination<br />

KA-8.2 bei der Simultanfällung<br />

Grundgebühren bei der <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />

Simmendinger Die Vergütung der Verfahrens- und Prozesstechnik in der HOAI 2009<br />

Knitschky/ Meier<br />

Fachkooperation DED-DWA: Analyse der fünfjährigen Erfahrung<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 527


PRAXIS<br />

Modernisierung rumänischer <strong>Wasser</strong>werke<br />

Grenzenlose Kommunikation sorgt für zuverlässige <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Frank Horstmann B.Sc., Mitarbeiter im Global Industry Management <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong>,<br />

Phoenix Contact Electronics GmbH, Bad Pyrmont<br />

Der zuverlässigen Versorgung<br />

der Verbraucher mit sauberem<br />

<strong>Wasser</strong> kommt in Rumänien eine<br />

steigende Bedeutung zu. Deshalb<br />

hat die Aqua Engineering den deutschen<br />

Anlagenbauer GESA Elektrotechnik<br />

GmbH mit der Modernisierung<br />

der örtlichen <strong>Wasser</strong>werke,<br />

Pumpstationen und Reservoire<br />

beauftragt. Anfallende Daten werden<br />

durchgängig per GPRS/EDGE-<br />

Verbindung übertragen. Das spart<br />

nicht nur die Kosten für das Verlegen<br />

von Kabeln ein, sondern ist<br />

auch zukunftssicher im Hinblick auf<br />

die Skalier- und Erweiterbarkeit der<br />

Anlage.<br />

In vielen Teilen Rumäniens ist die<br />

<strong>Wasser</strong>infrastruktur veraltet, was für<br />

die angeschlossenen H<strong>aus</strong>halte und<br />

Industrieunternehmen ein Problem<br />

darstellt (Bild 1 und Bild 2). Denn<br />

oftmals lässt die zuverlässige Belieferung<br />

mit sauberem Trinkwasser zu<br />

wünschen übrig. Dies resultiert zum<br />

einen <strong>aus</strong> dem <strong>Wasser</strong>verlust während<br />

des Transports, der vielerorts<br />

über 50 Prozent liegt. Zudem<br />

Bild 1. Zustand der Schaltschränke in den<br />

<strong>Wasser</strong> reservoirs vor der Modernisierungsphase.<br />

erweist sich die Qualität des <strong>Wasser</strong>s,<br />

das nur sporadisch zur Verfügung<br />

steht, zum Teil als mangelhaft.<br />

Während in den Städten rund 75 bis<br />

80 Prozent der H<strong>aus</strong>halte an das<br />

Versorgungsnetz angebunden sind,<br />

beträgt die Quote in ländlichen<br />

Regionen weniger als 35 Prozent.<br />

Innovatives<br />

Kommunikationskonzept<br />

erforderlich<br />

Deva, die Hauptstadt des Kreises<br />

Hunedoara, und die gleichnamige<br />

Stadt Hunedoara befinden sich in<br />

der historischen Region Siebenbürgen,<br />

auch Transsilvanien genannt,<br />

in der Mitte Rumäniens. Die in Hilter<br />

am Teutoburger Wald ansässige<br />

GESA Elektrotechnik GmbH wurde<br />

2009 mit der Erweiterung und<br />

Erneuerung der beiden regionalen<br />

<strong>Wasser</strong>werke betraut. Das niedersächsische<br />

Unternehmen <strong>aus</strong> dem<br />

Landkreis Osnabrück beschäftigt 68<br />

Mitarbeiter, die komplexe Systeme<br />

für die <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft,<br />

Straßentunnel, <strong>Energie</strong>versorgungsnetze<br />

sowie Tank- und<br />

Pipeline-Systeme entwickeln. Für<br />

das Projekt in Hunedoara lieferte<br />

GESA die komplette elektrotechnische<br />

Ausrüstung inklusive der<br />

Automatisierungstechnik.<br />

Zur Modernisierung des gesamten<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungssystems wird<br />

ein innovatives Kommunikationskonzept<br />

auf Basis eines effizienten<br />

Protokolls benötigt, um die einzelnen<br />

Stationen an das Leitsystem<br />

anzukoppeln. Eine weitere wichtige<br />

Anforderung ist die Visualisierung<br />

der Prozessabläufe in Kombination<br />

mit einer <strong>aus</strong>sagekräftigen Systemdiagnose,<br />

die sowohl im Leitsystem<br />

als auch in den Außenstationen<br />

angezeigt werden kann. Aufgrund<br />

der Nutzung von „speichernden Protokollen“<br />

spielt die Dimensionierung<br />

der Steuerungen in Bezug auf ihre<br />

Leistungsfähigkeit und Speichergröße<br />

ebenfalls eine große Rolle.<br />

Zugriffssicherer<br />

Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch über das<br />

Mobilfunknetz<br />

Im Kreis Hunedoara sorgen drei<br />

Pumpstationen sowie elf <strong>Wasser</strong>-<br />

Mai 2011<br />

528 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRAXIS<br />

Bild 2. Alte Stromverteilung in einer Pumpstation.<br />

Bild 3. Übersichtsbild über das<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungssystem von Deva.<br />

reservoire für die zuverlässige Belieferung<br />

der Bevölkerung mit Trinkwasser.<br />

Wegen des schwer zugänglichen<br />

Geländes und der fehlenden<br />

Kommunikations-Infrastruktur werden<br />

die anfallenden Daten durchgängig<br />

per GPRS/EDGE über das<br />

Mobilfunknetz übertragen. Die<br />

Außenstationen stehen kontinuierlich<br />

mit dem Leitsystem in Verbindung,<br />

können aber auch untereinander<br />

Daten <strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chen. Auf diese<br />

Weise ist selbst ohne Leitsystem ein<br />

autarker Betrieb möglich.<br />

In punkto Kommunikation setzt<br />

der Betreiber auf die Fernwirklösung<br />

Resy+ von Phoenix Contact<br />

(Bild 3), die über das ODP-Protokoll<br />

(Open Data Port) an das Leitsystem<br />

angebunden wird. Dazu stellt der<br />

AX ODP Server dem Leitsystem die<br />

Daten als OPC-Variablen zur Verfügung<br />

(Bild 4). Historische Informationen<br />

liegen im CSV-Format (Character<br />

Separated Value) vor und<br />

werden direkt in das Archivierungs-,<br />

Auswertungs- und Analysesystem<br />

Acron importiert. Das IEC-Protokoll<br />

60870-5-104 erlaubt die Querkommunikation<br />

der einzelnen Außenstationen,<br />

wobei die Pumpstationen<br />

als Master und die Reservoire<br />

als Slaves agieren.<br />

Bei der Auswahl der Hardware-<br />

Komponenten hat sich der Betreiber<br />

ebenfalls für Komponenten und<br />

Systeme von Phoenix Contact entschieden.<br />

So bauen zwölf Modems<br />

vom Typ PSI-Modem-GSM/ETH per<br />

CDA-Server die Netzwerk-Verbindungen<br />

auf. Die hoch performanten<br />

Geräte unterstützen industrielle<br />

Ethernet-Netzwerke, über die sich<br />

sensible Daten sicher via GSM-Netz<br />

weiterleiten lassen. Eine in die<br />

Modems eingebaute Firewall<br />

schützt die Applikation vor unberechtigten<br />

Zugriffen. Die maximale<br />

Übertragungsrate von 200 kBit/s im<br />

EDGE-Betrieb stellt dabei hohe<br />

Anforderungen sowohl an die effiziente<br />

Programmierung der Applikation<br />

als auch an das Zeit-Management<br />

zur Übertragung der erfassten<br />

Daten. Das zeitlich versetzte Senden<br />

der historischen Werte reserviert<br />

hier eine Mindestbandbreite für die<br />

Kommunikation wichtiger Alarme<br />

und Online-Werte.<br />

Optimal aufeinander abgestimmte<br />

Automatisierungslösung<br />

Als Steuerungstechnik kommen<br />

Inline Controller vom Typ ILC 150<br />

ETH und ILC 170 ETH zum Einsatz<br />

(Bild 5). Die SPSen können je nach<br />

Bedarf flexibel um digitale und analoge<br />

Ein- und Ausgänge erweitert<br />

werden, die ebenso Bestandteil<br />

des Installationssystems Inline in<br />

Schutzart IP20 sind (Bild 6). Das<br />

ermöglicht eine optimale I/O-Kon -<br />

figuration jeder einzelnen Pump-<br />

Bild 4. Neue AX-ODP-Server-Lösung mit Hardware-<br />

Dongle: Die Anbindung entfernter Gewerke per<br />

Standleitung, Funkverbindung oder Mobilfunk an<br />

die Leitzentrale erfolgt in wenigen Schritten.<br />

Bild 5. Neue Schaltschrankanlage in den<br />

Pump stationen nach der Modernisierungsphase.<br />

<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 529


PRAXIS<br />

Fernwirklösung Resy+ – vielfältige Kommunikationsmöglichkeiten<br />

Die Software-Lösung Resy+ von Phoenix Contact ermöglicht ein<br />

durchgängiges Fernwirken, wobei sich die Daten sowohl über<br />

Ethernet als auch via Standleitung, Wählverbindung, SMS, GSM,<br />

GPRS oder Funk übertragen lassen. Basis der Fernwirk-Lösung sind<br />

hochmodulare Inline-Steuerungen in verschiedenen Leistungsklassen,<br />

die flexibel um die jeweils benötigten Standard- und Funktionsklemmen<br />

erweitert werden können. Anschließbar sind maximal<br />

8192 lokale I/O-Punkte.<br />

Wie alle Steuerungen von Phoenix Contact werden die Inline Controller<br />

mit der Software PC Worx gemäß IEC 61131-3 programmiert.<br />

Wichtiger Bestandteil des Tools ist eine Funktionsb<strong>aus</strong>tein-Bibliothek<br />

für die Konfiguration der Fernwirk-Verbindung. Zur Parametrierung<br />

der Fernwirktechnik und Programmierung der Steuerungs-<br />

Funktion wird somit nur eine Software benötigt. Diese unterstützt<br />

eine Vielzahl von Protokollen wie die Fernwirk-Standards IEC 60870-<br />

5-101 und 60870-5-104, Modbus TCP/RTU und ODP (Open Data Protocol),<br />

sodass die Steuerung mit fast allen modernen Leitsystemen<br />

kommunizieren kann.<br />

Bild 6. Neue dezentrale I/O-Komponenten<br />

in den Reservoirs.<br />

station sowie der <strong>Wasser</strong>reservoire.<br />

Im Vergleich zum ILC 150 ETH hat<br />

der ILC 170 ETH einen größeren<br />

Datenspeicher, einen zweiten Ethernet<br />

Port und ist zusätzlich mit einer<br />

SD-Karte <strong>aus</strong>gestattet, die über ein<br />

Speichervolumen von 256 MB verfügt.<br />

Zur Visualisierung der Prozessabläufe<br />

verwenden die beiden<br />

<strong>Wasser</strong>werke des Kreises Hunedoara<br />

Bedienen-und-Beobachten-Ge -<br />

räte vom Typ TP 07T und TP 15T von<br />

Phoenix Contact. Die drei Pumpstationen<br />

und die direkt an das Leitsystem<br />

angekoppelten Reservoire werden<br />

komfortabel mit den Touch<br />

Panels konfiguriert, die außerdem<br />

umfangreiche Möglichkeiten zur<br />

Steuerung und Diagnose der<br />

Anlage bieten. So lassen sich Trend-<br />

Darstellungen und das gesamte<br />

Alarm-Management in den Unterstationen<br />

mit der leistungsfähigen<br />

Visualisierungs-Software Visu+ von<br />

Phoenix Contact umsetzen.<br />

Switches <strong>aus</strong> der Produktlinie<br />

Factoryline von Phoenix Contact<br />

wie der FL Switch SFN 5TX erlauben<br />

eine kostengünstige Erweiterung<br />

des Ethernet-Netzwerks, damit<br />

Steuerung, Panel, dezentrale I/O-<br />

Komponenten und Modem optimal<br />

zusammenarbeiten können. Als<br />

Schutz gegen eine unautorisierte<br />

Nutzung kann der Anwender unbelegte<br />

Switch-Ports einfach mechanisch<br />

verriegeln. In den Außenstationen<br />

werden ferner Stromversorgungen<br />

vom Typ Quint Power<br />

24VDC/5A/3AC eingesetzt, die für<br />

eine hohe Anlagenverfügbarkeit<br />

sorgen. Die dreiphasigen Netzteile<br />

zeichnen sich unter anderem durch<br />

eine hohe Überspannungsfestigkeit<br />

bis 6 kV <strong>aus</strong>. Auch bei Ausfall einer<br />

Phase stellen die Geräte dauerhaft<br />

die volle Ausgangsleistung zur Verfügung.<br />

Autor<br />

Frank Horstmann B.Sc.,<br />

Phoenix Contact Electronics GmbH,<br />

Dringenauer Straße 30,<br />

D-31812 Bad Pyrmont,<br />

Tel. (05281) 946-0, Fax (05281) 946-2299,<br />

E-Mail: fhorstmann@phoenixcontact.com<br />

Fazit<br />

Nachdem die beiden <strong>Wasser</strong>werke<br />

auf Basis einer industriegerechten<br />

Steuerungs- und Fernwirktechnik<br />

modernisiert worden sind, können<br />

die Mitarbeiter auf sämtliche Pumpstationen<br />

und <strong>Wasser</strong>reservoire<br />

zugreifen. Dies war in der Vergangenheit<br />

mangels Infrastruktur nicht<br />

möglich. Alle sensiblen Daten werden<br />

in der zentralen Leitwarte visualisiert<br />

und protokolliert. Hier zeigt<br />

sich, dass das GPRS/EDGE-Netz<br />

durch<strong>aus</strong> eine Alternative zum Festnetz<br />

darstellt. Sollte die Verbindung<br />

abbrechen, wird ein potenzieller<br />

Datenverlust durch Verwendung<br />

„speichernder Protokolle“ verhindert.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> erlaubt die<br />

Mobilfunk basierte Datenübertragung<br />

eine sichere und grenzenlose<br />

Kommunikation zwischen allen<br />

Komponenten und Stationen.<br />

Mai 2011<br />

530 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRAXIS<br />

Sicher vor der nächsten Jahrhundertflut<br />

MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA baut Hochwasserschutz der Kläranlage Straubing<br />

„Land unter“ hieß es Anfang des Jahres in Straubing. Donau und Allachbach traten über die Ufer. Einsatzkräfte<br />

sperrten überschwemmte Straßen, und Anwohner räumten ihre Keller leer. Auch die Kläranlage Straubing<br />

am rechten Donauufer im Öblinger Bruch befindet sich auf hochwassergefährdetem Gelände. Immer<br />

wieder steigen dort, zwischen dem Stadtteil Unteröbling und der Donau, die Pegel auf gefährliche Höhe an.<br />

Seit Ende vergangenen Jahres ist die MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA in Arbeitsgemeinschaft mit der<br />

WADLE Bauunternehmung GmbH in der Kläranlage im Einsatz, um den Hochwasserschutz zu verbessern.<br />

Hochwasserschutz in<br />

Zukunft immer wichtiger<br />

Der bisherige Deich hält nur einem<br />

so genannten 30-jährlichen Hochwasserereignis<br />

stand. Das entspricht<br />

einem Pegelstand von rund<br />

7,50 m über dem Nullpegel, der statistisch<br />

gesehen alle 30 Jahre<br />

erreicht wird. Der verbesserte<br />

Hochwasserschutz soll die Kläranlage<br />

Straubing und das angrenzende<br />

Gebiet gegen 100-jährliche<br />

Fluten absichern. „Wenn die Baumaßnahmen<br />

im Herbst 2012 abgeschlossen<br />

sind, ist die Kläranlage<br />

auch vor Pegelständen von bis zu<br />

8,40 m sicher.“ sagt Helmut Plenk,<br />

Leiter des Hochwasserschutzprojektes<br />

von STREICHER. „Im Bereich<br />

der Kläranlage führt die Donau fast<br />

jedes Jahr Hochwasser“, so Plenk.<br />

„Ein solider Hochwasserschutz wird<br />

daher immer wichtiger.“<br />

„Eine Überflutung des<br />

Klärwerks hätte schlimme<br />

Folgen“<br />

Cristina Pop, Leiterin des Tiefbauamtes<br />

der Stadt Straubing weiß, wie<br />

wichtig der Hochwasserschutz ist.<br />

Eine Überflutung der Kläranlage<br />

hätte schlimme Folgen sowohl für<br />

die technischen Einrichtungen der<br />

Kläranlage als auch für die Umwelt.<br />

„Wenn die Klärbecken überflutet<br />

werden, würde das ungeklärte<br />

<strong>Abwasser</strong> die Donau verschmutzen<br />

mit unabsehbaren Auswirkungen<br />

auf die Natur.“ Außerdem würden<br />

die Klärbecken und die Verbrennungsanlage<br />

beschädigt. „Allein der<br />

materielle Schaden würde in die<br />

Millionen gehen“, so Cristina Pop.<br />

Luftbildaufnahme Hochwasser.<br />

Schutz von allen Seiten<br />

Herzstück des Hochwasserschutzprojektes<br />

ist der etwa einen Kilometer<br />

lange Ringdeich, den die Abteilung<br />

Straßen- und Tiefbau von<br />

STREICHER in ARGE auf der donauabgewandten<br />

Seite der Kläranlage<br />

errichtet. Er wird mit dem bestehenden<br />

Deich am Donauufer verbunden.<br />

Der dabei entstehende Ringdeich<br />

umschließt das Klärwerk auf<br />

einer Gesamtlänge von rund 2,4 km<br />

wie ein Schutzwall. Der Deich wird<br />

<strong>aus</strong> Kies aufgeschüttet und im Inneren<br />

mit einer Dichtung versehen.<br />

„Dabei wird mit einem Spezialgerät<br />

eine Zementsuspension in den Kies<br />

eingemischt, die im Inneren des<br />

Deiches <strong>aus</strong>härtet“, erklärt Plenk.<br />

Die dar<strong>aus</strong> entstehende circa<br />

40 Zentimeter dicke Dichtungswand<br />

erstreckt sich bis zu 15 m tief<br />

in die von Natur <strong>aus</strong> wasserdichten<br />

Bodenschichten wie beispielsweise<br />

Tonsediment. Die Hochwasserbarriere<br />

schützt das Klärwerk damit nicht<br />

nur vor Überflutung von oben, sondern<br />

auch vor steigendem Grundwasser<br />

von unten.<br />

Lückenlos und wasserdicht<br />

Durchbrochen wird der rund 5 m<br />

hohe Ringdeich lediglich durch eine<br />

Zufahrtsstraße. Um die Öffnung bei<br />

steigenden <strong>Wasser</strong>ständen schnell<br />

verschließen zu können, baut die<br />

ARGE einen so genannten Deichbalkenverschluss.<br />

Die Betonvorrichtung<br />

ermöglicht es im Hochwasserfall, die<br />

Durchfahrt innerhalb kurzer Zeit mit<br />

<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 531


PRAXIS<br />

Kläranlage Straubing.<br />

mobilen Aluminiumelementen wasserdicht<br />

abzuschotten. Im letzten<br />

Bauabschnitt erhöht die ARGE den<br />

bestehenden Donaudamm mit einer<br />

700 m langen Betonmauer auf den<br />

neuen Schutzstandard.<br />

Auftraggeber des etwa neun<br />

Millionen Euro teuren, knapp zweijährigen<br />

Projekts ist das <strong>Wasser</strong>wirtschaftsamt<br />

Deggendorf im Auftrag<br />

des Bundes und des Freistaats Bayern.<br />

Die Stadt Straubing beauftragte<br />

die notwendige Umverlegung des<br />

Hauptzulaufkanals der Kläranlage<br />

und trägt rund ein Drittel der Baukosten<br />

der Hochwasserschutzanlage.<br />

Die Rhein-Main-Donau <strong>Wasser</strong>straßen<br />

GmbH (RMD) verantwortet<br />

Planung und Abwicklung des<br />

Projekts.<br />

Im Auftrag der RMD setzte STREI-<br />

CHER bereits einige Hochwasserschutzprojekte<br />

um, beispielsweise<br />

die Deichanlage in Öbling/Ittling<br />

und in Bogen-Pfelling. „Durch den<br />

Klimawandel gibt es zunehmend<br />

extreme Wetterverhältnisse und<br />

dadurch häufiger Hochwasser. Der<br />

Hochwasserschutz ist aufgrund der<br />

Klimaveränderung ein wichtiges<br />

Thema und wird STREICHER in<br />

Zukunft noch häufig beschäftigen“,<br />

sagt Plenk.<br />

Mit ihrer über 100-jährigen<br />

Geschichte vereint die STREICHER<br />

Gruppe Qualität und Fachkenntnis<br />

mit langjähriger Erfahrung in den<br />

Kompetenzfeldern Rohrleitungsund<br />

Anlagenbau, Maschinenbau,<br />

Tief- und Ingenieurbau und Rohund<br />

B<strong>aus</strong>toffe. Unter dem Dach der<br />

Muttergesellschaft MAX STREICHER<br />

GmbH & Co. KG aA mit Hauptsitz in<br />

Deggendorf beschäftigt das Unternehmen<br />

im In- und Ausland über<br />

3000 Mitarbeiter.<br />

Kontakt:<br />

MAX STREICHER GmbH & Co.<br />

Kommanditgesellschaft auf Aktien,<br />

Schwaigerbreite 17,<br />

D-94469 Deggendorf,<br />

Tel. (0991) 330-0, Fax (0991) 330-180,<br />

E-Mail: info@streicher.de,<br />

www.streicher.de<br />

smart meter<br />

smart grid<br />

smart energy 2.0<br />

Intelligente Wege der<br />

effizienten <strong>Energie</strong>verteilung<br />

<br />

<br />

Veranstalter<br />

Programm-Höhepunkte:<br />

Rahmenbedingungen für Smart Meter +<br />

Smart Grid in Deutschland<br />

Alexander Kleemann (Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie)<br />

Neue Konzepte dezentral vernetzter <strong>Energie</strong>systeme<br />

– Bestandsaufnahme und Ausblick<br />

Prof. Michael Laskowski (RWE Metering GmbH)<br />

DVGW Innovationsoffensive – Anforderungen an das<br />

Netzmanagement bei Konvergenz von Gas und Strom<br />

Dr.-Ing. Hartmut Kr<strong>aus</strong>e (DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH)<br />

Termin: Mittwoch, 18.05.2011<br />

9:00 – 17:30 Uhr<br />

Ort: Atlantic Congress Hotel Essen<br />

Zielgruppe: Mitarbeiter von Stadtwerken, <strong>Energie</strong>versorgungsunternehmen,<br />

Dienstleistern und der Geräteindustrie<br />

Mehr Information und Online-Anmeldung unter<br />

www.<strong>gwf</strong>-smart-metering.de


PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

Neue PLASSON Steckfitting-Serie 19 zur Verbindung<br />

von PE Rohren in der Trinkwasserversorgung<br />

Die kompakte Bauform ist charakteristisch<br />

für die Serie 19. Das<br />

neue und innovative Konzept<br />

ermöglicht den Rohranschluss ohne<br />

weitere Maßnahmen am Fitting. Bei<br />

diesem Fitting müssen vor der Montage<br />

keine Überwurfmuttern gelöst<br />

werden und es ist auch kein spezielles<br />

Werkzeug notwendig.<br />

PLASSON greift bei den neuen<br />

Steckfittings der Serie 19 auf<br />

über 40 Jahre Erfahrung mit mechanischen<br />

Verbindungselementen<br />

zurück. Ständige innovative Entwicklungsarbeit<br />

gepaart mit höchsten<br />

Ansprüchen an die Produktqualität<br />

haben PLASSON zum Marktführer<br />

in diesem Segment gemacht.<br />

Die Steckfittings der neuen<br />

Serie 19 wurden speziell für den<br />

Einsatz in der Trinkwasserversorgung<br />

konzipiert. Basierend auf den<br />

Erfahrungen der PLASSON Serie 18<br />

Klemmfittings wurde in enger<br />

Zusammenarbeit mit den Anwendern<br />

ein praxisorientiertes Anwendungsprofil<br />

erstellt und umgesetzt.<br />

Zusammen mit den Klemmfittings<br />

der Serie 18 bietet PLASSON nun<br />

ein weiteres umfangreiches Bauteilprogramm<br />

für vielfältige<br />

Anwendungen in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

an.<br />

Als technische Eigenschaften<br />

weist der Steckfitting der Serie 19<br />

folgende Merkmale auf:<br />

Zum Verbinden von PE 80, PE<br />

100, PE 100rc und PE-Xa Rohren<br />

Fitting <strong>aus</strong> PP, daher Erhalt des<br />

Vollkunststoffsystems<br />

Durchmesser-Bereich von<br />

25 mm bis 63 mm<br />

Druck von PFA = 16 bar (nach<br />

DIN 8076)<br />

Umfangreiches Bauteilprogramm<br />

Das Rohrende braucht lediglich in<br />

den Fitting eingeschoben zu werden.<br />

Die vorgesehene Einstecktiefe<br />

ist auf den Fittings der Serie 19<br />

gekennzeichnet und muss auf das<br />

Rohrende übertragen werden. Bei<br />

der Montage kann so die richtige<br />

Positionierung einfach kontrolliert<br />

werden.<br />

Die Dichtigkeit wird durch ein<br />

Dichtelement <strong>aus</strong> NBR gewährleistet.<br />

Die Dichtelemente sind definiert<br />

gekammert, so dass sie nicht<br />

unkontrolliert beansprucht werden<br />

können.<br />

Durch zwei aufeinander abgestimmte<br />

Klemmringelemente wird<br />

die Längskraftschlüssigkeit erreicht.<br />

Diese innovative Anordnung nutzt<br />

die Rohrbewegung nach Druckbeaufschlagung<br />

als selbstsicherndes<br />

System <strong>aus</strong>.<br />

Die Einschraubmuttern der<br />

PLASSON Steckfittings Serie 19 sind<br />

durch eine Rastermechanik gegen<br />

unbeabsichtigtes Öffnen gesichert.<br />

Mit einem Spezialschlüssel ist es<br />

jedoch möglich die Verbindung zu<br />

lösen, die mehrfach wieder verwendet<br />

werden kann. Dies ist insbesondere<br />

bei der Verwendung in Notversorgungssystemen<br />

eine wichtige<br />

Eigenschaft. Anschlussverschraubungen<br />

stehen in zwei Ausführungen<br />

zur Verfügung. Dabei kann der<br />

Anwender zwischen Kunststoffund<br />

Messinggewinden wählen.<br />

Als "Verbindungsspezialist" für<br />

PE-Rohre bietet PLASSON mit dem<br />

Fusamatic-Elektroschweißsystem<br />

<strong>aus</strong> PE 100 für den Einsatz in Gas-,<br />

<strong>Wasser</strong>- und Industrierohrleitungsbau<br />

eine weitere innovative Produktlinie<br />

an. Die Schweißtechnik,<br />

speziell auf die Bedürfnisse der<br />

drucklosen <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

abgestimmt, findet sich im PLAS-<br />

SON LightFit Produktprogramm<br />

wieder.<br />

Kontakt:<br />

PLASSON GmbH,<br />

Postfach 10 11 24,<br />

D-46467 Wesel,<br />

Tel. (0281) 95272-0,<br />

Fax (0281) 9527227,<br />

E-Mail: info@plasson.de,<br />

www.plasson.de<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 533


PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

Kompakte Kraftpakete mit Sicherheitsstandards:<br />

Frequenzumrichter von Mitsubishi Electric<br />

Mit einer neuen Generation von kompakten Frequenzumrichtern setzt Mitsubishi Electric Maßstäbe im Bereich<br />

der integrierten Sicherheit. Der FR-E700SC-EC ist ebenso flexibel einsetzbar wie sein Vorgänger FR-E700.<br />

Zusätzlich ist er mit der Sicherheitsfunktion „Safe Torque Off“ (STO) und einer neuen Sicherheitsklemmleiste<br />

<strong>aus</strong>gestattet.<br />

Kompakte Kraftpakete mit Sicherheitsstandards, der<br />

FR-E700SC-EC mit „Safe Torque Off“ (STO) und<br />

neuer Sicherheitsklemmleiste.<br />

STO verhindert unplanmäßige<br />

Motorneustarts gemäß ISO<br />

13849-1 Kategorie 3/PLd und EN<br />

62061/ IEC 61508 SIL 2 und schützt<br />

so Anwender und Maschinen gleichermaßen.<br />

Die Funktion deaktiviert<br />

das Ausgangssignal zum Motor,<br />

ohne dabei dem Umrichter die <strong>Energie</strong><br />

zu entziehen. Dadurch kann die<br />

Produktion nach einer P<strong>aus</strong>e ohne<br />

Verzögerung wieder aufgenommen<br />

werden. Aufwendige Schützverschaltungen<br />

sind nicht mehr notwendig,<br />

dadurch reduzieren sich<br />

Installationskosten und Platzbedarf.<br />

Die Klemmen mit Schraubkontakten<br />

in der abnehmbaren Klemmleiste<br />

wurden durch Federzugklemmen<br />

ersetzt. Dies erhöht den Anwenderschutz<br />

und beschleunigt zudem die<br />

Verdrahtung.<br />

Der FR-E700SC kann im Vektorsteuerungsmodus,<br />

in der sensorlosen<br />

Strom-Vektorregelung, im<br />

V/f-Modus oder im optimalen Erregungssteuerungsmodus<br />

betrieben<br />

werden. Der Umrichter ist bei einer<br />

Vielzahl von Applikationen flexibel<br />

einsetzbar. Erhältlich in zwei Motorenleistungen<br />

von 0,1 bis 2,2 Kilowatt<br />

(1~230 Volt) und 0,4 bis 15<br />

Kilowatt (3~400 Volt). Mit dem<br />

erweiterten Vektorsteuerungsalgorithmus<br />

von Mitsubishi Electric<br />

erreicht der FR-E700SC schon bei<br />

niedrigsten Frequenzen von lediglich<br />

1 Hertz 150 Prozent Drehmoment.<br />

Dieser Modus wird durch eine<br />

neuartige Funktion zur automatischen<br />

Anpassung selbst bei stark<br />

schwankender Motorleistung er -<br />

möglicht. Das nötige Drehmoment<br />

ist also auch bei niedrigen Ge -<br />

schwindigkeiten gesichert.<br />

Der kompakte Antrieb ist einer<br />

der kleinsten seiner Klasse und<br />

erfüllt in punkto Leistung, Genauigkeit<br />

und Einsatzflexibilität höchste<br />

Maschinenanforderungen. Ein integrierter<br />

USB-Anschluss und ein eingebautes<br />

Bediendisplay mit „Digital<br />

Dial“ erleichtern die Anwendung.<br />

Zudem wurde die <strong>Energie</strong>nutzung<br />

bei niedrigen Geschwindigkeiten<br />

verbessert. Die USB-Schnittstelle<br />

ermöglicht die direkte PC-Anbindung<br />

zur einfachen Parameterkonfiguration,<br />

Überwachung und<br />

Instandhaltung. Per „Digital Dial“ hat<br />

der Anwender schnellen Zugang zu<br />

allen wichtigen Parametern. Das<br />

integrierte LED-Display dient der<br />

Systemüberwachung und Prüfung<br />

von Betriebswerten und Alarmcodes.<br />

Zur leichteren Installation ist<br />

der FR-E700SC zusammen mit der<br />

FR-Konfigurationssoftware erhältlich.<br />

Zusätzlich beugt das geführte<br />

Herunterfahren nach einem Netz<strong>aus</strong>fall<br />

eventuellen Maschinenschäden<br />

vor. Für diesen Vorgang greift<br />

der Umrichter auf regenerative<br />

<strong>Energie</strong> des Motors zurück.<br />

Eine Auswahl von Plug-in-Karten<br />

sorgt für eine problemlose Integration<br />

in vernetzte Produktionsumgebungen<br />

und die Anbindung an<br />

CC-Link, Ethernet, Profibus, Device-<br />

Net und LonWorks.<br />

Kontakt:<br />

Mitsubishi Electric EUROPE B.V.,<br />

Gothaer Straße 8, D-40880 Ratingen,<br />

Tel. (02102) 486-0, Fax (02102) 486-1120,<br />

E-Mail: info@mitsubishi-automation.de,<br />

www.mitsubishi-automation.de,<br />

http://global.mitsubishielectric.com<br />

Transferbeschichtung von Kanal-Schlauchlinern<br />

Die grabenlose Kanalsanierung<br />

ist ein modernes Sanierungskonzept<br />

von meist erdverlegten,<br />

drucklosen Entwässerungsnetzen<br />

(z.B. Kanalisation). Dabei wird ein<br />

kunstharzgetränkter, wasserdicht<br />

beschichteter Textilschlauch im<br />

Inversionsverfahren in den undichten<br />

Kanal eingezogen, um dort<br />

unter definierten Bedingungen <strong>aus</strong>zuhärten.<br />

Es entsteht ein Rohr im<br />

Rohr. Die Schlauchliner erhalten<br />

durch spezielle Beschichtungs-<br />

Applikationen von Ploucquet erst<br />

ihren eigentlichen Gebrauchsnutzen<br />

und somit ihre spezifische Einsatzmöglichkeit.<br />

Vorteile der Technologie<br />

Im Gegensatz zum kompletten Aust<strong>aus</strong>ch<br />

von Leitungen sind bei der<br />

Mai 2011<br />

534 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

grabenlosen Sanierung keine bzw.<br />

nur sehr geringe Erdbewegungen<br />

notwendig, was mit reduzierten<br />

Instandsetzungszeiten, Kosten und<br />

Umweltbelastungen einhergeht.<br />

Nach Aushärtung des beschichteten<br />

Schlauchliners übernimmt das<br />

neu entstandene dichte Rohr vollständig<br />

die Aufgaben des defekten<br />

Rohrs und damit die Ableitung des<br />

<strong>Abwasser</strong>s. Die Kanal-Sanierung<br />

von Autobahnen, Flughafen-Startbahnen<br />

oder Hafenbecken profitieren<br />

fast alternativlos von dieser<br />

innovativen Technologie.<br />

Prozesse<br />

Eine dreischichtige Transferbeschichtung<br />

auf einer PU-Basis<br />

wird auf einen Träger aufkaschiert.<br />

Die geschnittene Ablieferungsbreite<br />

beträgt maximal 185 cm. Der<br />

Maschinenpark des Unternehmens<br />

ermöglicht die Beschichtung von<br />

Komplettstücklängen von bis zu<br />

220 Metern bei einer Trägerdicke<br />

von bis zu 8 mm und einer vorliegenden<br />

Kaschiereinlaufbreite von<br />

maximal 195 cm. Hinsichtlich <strong>Wasser</strong>dichtigkeit,<br />

Harzbeständigkeit,<br />

Dehnungsverhalten und me -<br />

chanischer Beständigkeit sind die<br />

Spezialbeschichtungen grundsätzlich<br />

auf die Einbauanforderungen<br />

der Kunden abgestimmt.<br />

Eigenentwicklung<br />

Für den Bereich der privaten H<strong>aus</strong>sanierung<br />

hat Ploucquet das<br />

Beschichtungs-Produkt „ROSA-S“<br />

entwickelt. Dehnverhalten und<br />

Harzaufnahme des Schlauchliners<br />

sind den spezifischen Anforderungen<br />

dieses Bereiches genau angepasst.<br />

Gesetzliche Bestimmungen<br />

hinsichtlich der Qualität der <strong>Abwasser</strong>rohre<br />

machen den Einsatz des<br />

beschichteten Inliners zunehmend<br />

interessant für private H<strong>aus</strong>halte.<br />

Beschichtung/Laminierung<br />

in Lohn<br />

Aufgrund des umfangreichen und<br />

spezialisierten Know-hows gehört<br />

Ploucquet mittlerweile zu den Top-<br />

Lieferanten für Kunden <strong>aus</strong> dem<br />

Bereich der industriellen und privaten<br />

Kanalsanierung. Flies- und Filzträger<br />

verschiedenster Gewichtsklassen<br />

und Dicken können für Spezialanwendungen<br />

individuell verarbeitet<br />

werden. Im Bereich<br />

Laminierung werden Trägermaterialien<br />

mit den entsprechenden<br />

Folien bis zu einer Endbreite von<br />

über 200 cm verarbeitet.<br />

Kontakt:<br />

Ploucquet GmbH,<br />

Ostritzer Allee 8,<br />

D-02763 Zittau,<br />

Tel. (03583) 87-189,<br />

E-Mail: service@ploucquet-zittau.com,<br />

www.ploucquet.com<br />

Schlauchliner.<br />

REHAU baut die neue Generation<br />

von RAUTITAN weiter <strong>aus</strong><br />

Sichere und hygienische<br />

Verbindung: Neuer Fitting<br />

RAUTITAN SX <strong>aus</strong> Edelstahl<br />

zusammen mit der polymeren<br />

Schiebehülse RAUTITAN PX.<br />

Um für jegliche Anforderungen<br />

bestens gerüstet zu sein, erweitert<br />

der Systemanbieter REHAU<br />

auch 2011 sein universelles Installationssystem<br />

RAUTITAN für die Trinkwasser-,<br />

Heizungs-, Gas- und Sprinklerinstallation<br />

um zusätzliche<br />

Lösungen. Im Mittelpunkt stehen<br />

diesmal die neuen Fittings RAUTI-<br />

TAN SX <strong>aus</strong> hochwertigem Edelstahl.<br />

Trinkwasser ist eines der wertvollsten<br />

Güter. Die Ansprüche an ein<br />

Installationssystem sind deshalb<br />

besonders hoch, denn das <strong>Wasser</strong><br />

soll sauber, frisch und hygienisch<br />

einwandfrei sein. Aufgrund des steigenden<br />

Gesundheitsbewusstseins<br />

werden sich die Hygieneanforderungen<br />

an Trinkwassersysteme in<br />

naher Zukunft noch weiter verschärfen.<br />

Lokale <strong>Wasser</strong>qualitäten<br />

unterliegen zudem oft starken Veränderungen,<br />

weshalb eine hohe<br />

Korrosionsbeständigkeit der Rohrleitungssysteme<br />

gegeben sein<br />

muss.<br />

Das universelle Installationssystem RAUTITAN für<br />

die Anwendungen Trinkwasser-, Heizungs- Gas- und<br />

Sprinklerinstallation.<br />

Mit RAUTITAN SX bietet REHAU<br />

nun insgesamt 54 Fittings in den<br />

Abmessungen 16 bis 40 Millimeter<br />

<strong>aus</strong> hochwertigem Edelstahl an. Das<br />

neue Fitting-Programm nutzt dabei<br />

gezielt die vorteilhaften Eigenschaften<br />

von Edelstahl für die Reinhaltung<br />

des Trinkwassers. Durch die strömungsoptimierte<br />

Fittinggeometrie<br />

weist das System nur niedrige Druck-<br />

<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 535


PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

Mit RAUTITAN SX bietet REHAU insgesamt<br />

54 Fittings in den Abmessungen 16 bis 40 Millimeter<br />

<strong>aus</strong> hochwertigem Edelstahl an.<br />

verluste auf und kann mit den Montagewerkzeugen<br />

RAUTOOL sicher<br />

und einfach installiert werden.<br />

In Verbindung mit den bewährten<br />

RAUTITAN Rohren und den<br />

polymeren Schiebehülsen und Fittings<br />

RAUTITAN PX bietet REHAU<br />

damit ein zukunftsweisendes Installationssystem.<br />

Kontakt:<br />

REHAU AG + Co,<br />

Communication Bau,<br />

Ytterbium 4,<br />

D-91058 Erlangen,<br />

Tel. (09131) 92-50,<br />

Fax (09131) 771430,<br />

E-Mail: erlangen@rehau.com,<br />

www.rehau.com<br />

Stellventil mit DN250 wiegt nur 50 kg:<br />

Gleit schiebervorteile potenzieren sich mit der Baugröße<br />

Gleitschieberventile<br />

sind<br />

systembedingt<br />

wesentlich<br />

kompakter als<br />

Sitz-Ventile.<br />

Dar<strong>aus</strong> ergeben<br />

sich vielfältige<br />

Vorteile, die<br />

sich in deutlich<br />

verringerten<br />

Kosten<br />

für Einkauf,<br />

Montage,<br />

Betrieb und<br />

Wartung<br />

spiegeln. Diese<br />

Vorteile lassen<br />

sich jetzt auch<br />

in der<br />

Baugröße<br />

DN250 nutzen.<br />

Gleitschieber-Stellventile<br />

sind<br />

handlich, kompakt, leicht und<br />

hochgenau. Sie regeln flüssige,<br />

dampf- und gasförmige Medien<br />

präzise, schnell und wirtschaftlich.<br />

Das Herz aller Gleitschieberventile<br />

sind zwei aufeinander gleitende<br />

und gegeneinander dichtende<br />

Schlitzscheiben. Die eine, senkrecht<br />

zur Strömungsrichtung im Gehäuse<br />

fixierte Dichtplatte, besitzt eine<br />

bestimmte Anzahl von Querschlitzen.<br />

Die zweite, drehfest <strong>aus</strong>gerichtete<br />

Scheibe mit der gleichen<br />

Schlitzanordnung, wird senkrecht<br />

dazu verschoben und verändert so<br />

den Durchflussquerschnitt. Die<br />

anliegende Druckdifferenz drückt<br />

die bewegliche Scheibe auf die feststehende<br />

Scheibe. Das Gleitschieberventil<br />

dichtet also ohne jeglichen<br />

metallischen Sitz.<br />

Dieses Konstruktionsprinzip bildet<br />

die Vor<strong>aus</strong>setzung für eine extrem<br />

kurze und kompakte Bauweise<br />

mit systembedingt sehr niedrigem<br />

Gewicht. So wiegt das neu entwickelte<br />

Gleitschieberventil mit der<br />

Nennweite DN250 gerade mal 50 kg<br />

inklusive Stellantrieb, ein Sitz-Kegel-<br />

Ventil gleicher Nennweite bringt es<br />

in der Regel auf 500 kg. Dieser<br />

Gewichtsvorteil verringert nicht nur<br />

den benötigten Bauraum (siehe<br />

Bild), sondern er minimiert auch<br />

den Montageaufwand. Wegen des<br />

Gewichtsvorteils ist bei Gleitschieberventilen<br />

meist keine zusätzliche<br />

Abstützung der Rohrleitung nötig.<br />

Der Personaleinsatz bei Montage<br />

und Instandhaltung beschränkt sich<br />

in der Regel auf eine Person – ohne<br />

jedweden Einsatz von Hebezeug.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> zeichnet sich das<br />

Gleitschieberventil durch weitere<br />

wesentliche konstruktionsbedingte<br />

Vorteile <strong>aus</strong>, die mit zunehmender<br />

Baugröße eine immer bedeutendere<br />

Rolle spielen. Wegen des senkrecht<br />

zur Strömung geführten Drosselorgans<br />

bedarf es nur sehr geringer<br />

Antriebskräfte zu dessen Betätigung,<br />

verglichen mit einem<br />

klassischen Sitz-Kegel-Ventil gerade<br />

mal ein Zehntel der Kraft zum Positionieren<br />

und Schließen. Für das<br />

Gleitschieberventil der Nennweite<br />

250 reicht zum Beispiel ein Membran-Ventilantrieb<br />

mit nur 500 cm²<br />

Membranfläche um 10 bar Differenzdruck<br />

zu beherrschen. Der vergleichsweise<br />

geringe Kraftbedarf<br />

macht sich nicht nur in einem deutlich<br />

geringeren <strong>Energie</strong>bedarf und<br />

damit spürbar niedrigeren Betriebskosten,<br />

sondern vor allem in kleineren<br />

und damit wesentlich wirtschaftlicheren<br />

Ventilantrieben op -<br />

tisch, auf der Waage und im Budget<br />

bemerkbar.<br />

Zusätzlich begünstigt durch den<br />

kurzen Hub von nur 8,5 mm liegen<br />

die Schaltzeiten für einen kompletten<br />

Auf-Zu-Vorgang mit weniger als<br />

einer Sekunde auf Weltrekordniveau,<br />

und im Regelbetrieb<br />

erreichbare Stellzeiten von 2–3 Se -<br />

kunden dynamisieren den Regelkreis.<br />

Außerdem bietet das Gleitschieberventil<br />

günstige strömungstechnische<br />

Kenndaten, variable Kvs-<br />

Werte und ein <strong>aus</strong>gezeichnetes<br />

Stellverhältnis. Dazu kommen extrem<br />

geringe Leckraten sowohl hinsichtlich<br />

innerer wie auch äußerer<br />

Leckage, minimaler Verschleiß,<br />

Unempfindlichkeit bei Kavitation<br />

und eine reduzierte Schallemission.<br />

Die Schubert & Salzer Control Systems<br />

Gleitschieberventile in DN250<br />

werden in der Ausführung PN16<br />

und ANSI150 angeboten.<br />

Kontakt:<br />

Schubert & Salzer Control Systems GmbH,<br />

Postfach 10 09 07,<br />

D-85009 Ingolstadt,<br />

Tel. (0841) 96 54-0, Fax (0841) 96 54-590,<br />

E-Mail: Info.cs@schubert-salzer.com,<br />

www.schubert-salzer.com<br />

Mai 2011<br />

536 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Impressum<br />

INFORMATION<br />

Das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />

Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />

<strong>Wasser</strong>reinigung und <strong>Abwasser</strong>technik.<br />

Organschaften:<br />

Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />

Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />

des Bundesverbandes der <strong>Energie</strong>- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />

der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />

(figawa),<br />

der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />

Abfall e. V.<br />

der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />

(ÖVGW),<br />

des Fachverbandes der Gas- und Wärme versorgungsunternehmen,<br />

Österreich,<br />

der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />

der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />

Her<strong>aus</strong>geber:<br />

Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institiut e.V., Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />

Dr.-Ing. Jörg Burkhardt, Gasversorgung Süddeutschland GmbH,<br />

Stuttgart<br />

Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />

Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />

Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />

Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />

Prof. Dr. Winfried Hoch, EnBW Regional AG, Stuttgart<br />

Prof. Dr. Dipl.-Ing. Kl<strong>aus</strong> Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />

Thyssengas GmbH, Dortmund<br />

Dipl.-Ing. Jost Körte, RMG Messtechnik GmbH, Butzbach<br />

Prof. Dr. Matthias Kr<strong>aus</strong>e, Stadtwerke Halle, Halle<br />

Dipl.-Ing. Kl<strong>aus</strong> Küsel, Heinrich Scheven Anlagen- und Leitungsbau<br />

GmbH, Erkrath<br />

Prof. Dr.-Ing. Hans Mehlhorn, Zweckverband Bodensee-<strong>Wasser</strong>versorgung,<br />

Stuttgart<br />

Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />

Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Hans Sailer, Wiener <strong>Wasser</strong>werke, Wien<br />

Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />

BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />

Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />

Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />

Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />

Redaktion:<br />

Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />

Dipl.-Ing. Christine Ziegler, Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />

Rosenheimer Straße 145, D-81671 München,<br />

Tel. (0 89) 4 50 51-3 18, Fax (0 89) 4 50 51-3 23,<br />

e-mail: ziegler@oiv.de<br />

Redaktionsbüro im Verlag:<br />

Sieglinde Balzereit, Tel. (0 89) 4 50 51-2 22,<br />

Fax (0 89) 4 50 51-3 23, e-mail: balzereit@oiv.de<br />

Redaktionsbeirat:<br />

Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan-Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />

beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />

Prof Dr. med. Konrad Botzenhart, Hygiene Institut der Uni Tübingen,<br />

Tübingen<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der Bundeswehr<br />

München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft und<br />

Abfalltechnik, Neubiberg<br />

Dr. rer. nat. Kl<strong>aus</strong> Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />

Prof. Dr.-Ing. Werner Hegemann, Andechs<br />

Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />

Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />

Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />

Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />

Dipl.-Ing. Rudolf Meyer, Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen<br />

Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, FIGAWA, Köln<br />

Dipl.-Ing. Wilhelm Rubbert, Bieske und Partner GmbH, Lohmar<br />

Dr. Matthias Schmitt, Rhein<strong>Energie</strong> AG, Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Friedhelm Sieker, Institut für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

Universität Hannover<br />

RA Jörg Schwede, Kanzlei Doering, Hannover<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />

Prof. Dr.-Ing. Knut Wichmann, DVGW-Forschungsstelle TUHH,<br />

Hamburg<br />

Verlag:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />

D-81671 München, Tel. (089) 450 51-0, Fax (089) 450 51-207,<br />

Internet: http://www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke, Hans-Joachim Jauch<br />

Anzeigenabteilung:<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Helga Pelzer, Vulkan-Verlag GmbH, Essen,<br />

Tel. (0201) 82002-35 e-mail: h.pelzer@vulkan-verlag.de<br />

Mediaberatung:<br />

Inge Matos Feliz, im Verlag,<br />

Tel. (089) 45051-228, Fax (089) 45051-207,<br />

e-mail: matos.feliz@oiv.de<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Brigitte Krawzcyk, im Verlag,<br />

Tel. (089) 450 51-226, Fax (089) 450 51-300,<br />

e-mail: krawczyk@oiv.de<br />

Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 61.<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />

(Doppel<strong>aus</strong>gabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />

„R+S – Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />

Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />

Jahresabonnementpreis:<br />

Inland: € 360,– (€ 330,– + € 30,– Versandspesen)<br />

Ausland: € 365,– (€ 330,– + € 35,– Versandspesen)<br />

Einzelheft: € 37,– + Versandspesen<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />

für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Postfach 91 61<br />

D-97091 Würzburg<br />

Tel. +49 (0) 931 / 4170-1615, Fax +49 (0) 931 / 4170-492<br />

e-mail: leserservice@oldenbourg.de<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />

Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />

strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />

der Meinung der Redaktion.<br />

Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />

Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

© 1858 Oldenbourg Industrieverlag GmbH, München<br />

Printed in Germany<br />

Mai 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 537


INFORMATION Termine<br />

Kanalisationsforum – Grabenlose Kanalsanierungen – Eine Alternative zum Neubau?<br />

19.-20.5.2011, CH-8050 Zürich<br />

Verband Schweizer <strong>Abwasser</strong>- und Gewässerschutzfachleute VSA, Europastrasse 3, CH-8152 Glattbrugg,<br />

Tel. +41(0)433437070, Fax +41(0)433437071, E-Mail: sekretariat@vsa.ch, www.vsa.ch<br />

fbr-Fachtagung „<strong>Wasser</strong>autarkes Grundstück“<br />

24.5.2011, Leipzig<br />

Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V., Havelstraße 7A, 64295 Darmstadt, Tel. (06151) 339257,<br />

Fax (06151) 339258, E-Mail: info@fbr.de, www.fbr.de<br />

Prozesswasseraufbereitung in der Metall- und Automotive-Industrie – Trends und Chancen<br />

24.5.2011, Witten<br />

Institut für Umwelttechnik und Management an der Universität Witten/Herdecke gGmbH (IEEM),<br />

Alfred-Herrh<strong>aus</strong>en-Straße 44, 58455 Witten, Tel. (02302) 91401-0, Fax (02302) 91401-11,<br />

E-Mail: mail@uni-wh-utm.de, www.uni-wh-utm.de<br />

Zukunftsfragen Wissensmanagement in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

25.5.2011, Köln<br />

Forschungsinstitut für <strong>Wasser</strong>- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen (FiW) e.V., Julia Hornscheidt,<br />

Tel. (0241) 80 2 6820, E-Mail: hornscheidt@fiw.rwth-aachen.de<br />

3. Deutscher Tag der Grundstücksentwässerung<br />

25.-26.5.2011, Dortmund<br />

Technische Akademie Hannover e.V., Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover,<br />

Tel. (0511) 39433-30, Fax (0511) 39433-40, E-Mail: info@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />

Technik der Trinkwasserversorgung für Kaufleute<br />

25.-26.5.2011, Hildesheim<br />

EW Medien und Kongresse GmbH, Josef-Wirmer-Straße 1, 53123 Bonn,<br />

Tel. (0228) 2598-100, Fax (0228) 2598-120, E-Mail: info@ew-online.de, www.ew-online.de<br />

Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung 2011 – Verfahren und VOB/A 2009: Vergabe<br />

26.5.2011, Nürnberg<br />

Verbund Ingenieur Qualifizierung gGmbH, Dürrenhofstraße 4, 90402 Nürnberg, Angela Schmidt,<br />

Tel. (0911) 424599-0, Fax (0911) 424599-50, E-Mail: angela.schmidt@verbund-iq.de, www.verbund-iq.de<br />

Neues Vergaberecht für Versorgungsunternehmen<br />

7.6.2011, Mannheim<br />

EW Medien und Kongresse GmbH, Josef-Wirmer-Straße 1, 53123 Bonn,<br />

Tel. (0228) 2598-100, Fax (0228) 2598-120, E-Mail: info@ew-online.de, www.ew-online.de<br />

<strong>Wasser</strong> und Recht 2011<br />

8.6.2011, Mannheim<br />

EW Medien und Kongresse GmbH, Josef-Wirmer-Straße 1, 53123 Bonn,<br />

Tel. (0228) 2598-100, Fax (0228) 2598-120, E-Mail: info@ew-online.de, www.ew-online.de<br />

Auf den Punkt gebracht – Kanalsanierung, Grundstücksentwässerung, Personal, Finanzen, Klimawandel<br />

21.6.2011, Dresden<br />

Technische Akademie Hannover e.V., Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, www.ta-hannover.de<br />

Instrumente für eine zukunftsfähige <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

22.6.2011, Kassel<br />

EW Medien und Kongresse GmbH, Josef-Wirmer-Straße 1, 53123 Bonn,<br />

Tel. (0228) 2598-100, Fax (0228) 2598-120, E-Mail: info@ew-online.de, www.ew-online.de<br />

AWBR-Mitgliederversammlung<br />

1.7.2011, Karlsruhe<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein AWBR, Karola Hofstetter, Tullastraße 61, 79108 Freiburg,<br />

Tel. (0761) 279-27 04, Fax (0761) 279-27 31, E-Mail: awbr@badenova.de, www.awbr.org<br />

Mai 2011<br />

538 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Einkaufsberater<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser.de/einkaufsberater<br />

Ansprechpartnerin für den<br />

Eintrag Ihres Unternehmens<br />

Inge Matos Feliz<br />

Telefon: 0 89/4 50 51-228<br />

Telefax: 0 89/4 50 51-207<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de<br />

Oldenbourg Industrieverlag München<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

Die technisch-wissenschaftliche<br />

Fachzeitschrift für <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

und <strong>Abwasser</strong>behandlung


Armaturen<br />

Brunnenservice<br />

Absperrarmaturen<br />

Automatisierung<br />

Prozessleitsysteme<br />

Armaturen<br />

Informations- und<br />

Kommunikationstechnik<br />

Fernwirktechnik<br />

Be- und Entlüftungsrohre


Korrosionsschutz<br />

Leckortung<br />

Rohrleitungen<br />

Aktiver Korrosionsschutz<br />

Kunststoffrohrsysteme<br />

Regenwasser-Behandlung,<br />

-Versickerung, -Rückhaltung<br />

Kunststoffschweißtechnik<br />

Passiver Korrosionsschutz<br />

Rohrhalterungen und<br />

Stützen<br />

Rohrhalterungen


Schachtabdeckungen<br />

Filtermaterialien<br />

von Anthrazit bis Zeolith<br />

Rohrleitungs- und Kanalbau<br />

Smart Metering<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

Sonderbauwerke<br />

Umform- und<br />

Befestigungstechnik<br />

<strong>Wasser</strong>verteilung und<br />

<strong>Abwasser</strong>ableitung<br />

Rohrdurchführungen<br />

Übersetzungen<br />

<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />

Chemische <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

Öffentliche Ausschreibungen


Beratende Ingenieure (für das <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>fach)<br />

Ing. Büro CJD Ihr Partner für <strong>Wasser</strong>wirtschaft und<br />

Denecken Heide 9 Prozesstechnik<br />

30900 Wedemark Beratung / Planung / Bauüberwachung /<br />

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<strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

Grundwasserbehandlung<br />

Kanalsanierung<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Schmutz-/Regenwasserableitung<br />

<strong>Wasser</strong>gefährdende Stoffe<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />

Regenerative <strong>Energie</strong>n<br />

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Tel.: +49 (0)6361 919-0<br />

Fax: +49 (0)6361 919-100<br />

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Lichtenstein<br />

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Internet: www.igr.de<br />

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Niederstetten<br />

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Telefon 0511/284690<br />

Telefax 0511/813786<br />

30159 Hannover<br />

Kurt-Schumacher-Str. 32<br />

• Beratung<br />

• Gutachten<br />

• Planung<br />

• Bauleitung<br />

info@scheffel-planung.de<br />

www.scheffel-planung.de<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> Abfall Infrastruktur<br />

UNGER ingenieure • Julius-Reiber-Str. 19 • 64293 Darmstadt<br />

www.unger-ingenieure.de<br />

DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />

Die STREICHER Gruppe steht für Innovation und Qualität. Mit knapp 3.000 Mitarbeitern werden<br />

anspruchsvolle Projekte auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene durchgeführt.<br />

Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />

DIN EN ISO 9001 GW 11 G 468-1 WHG § 19 I<br />

DIN EN ISO 14001 GW 301: G1: st, ge, pe G 493-1 AD 2000 HPO<br />

SCC** W1: st, ge, gfk, pe, az, ku G 493-2 DIN EN ISO 3834-2<br />

OHSAS 18001 GN2: B W 120 DIN 18800-7 Klasse E<br />

FW 601: FW 1: st, ku<br />

MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA, Rohrleitungs- und Anlagenbau<br />

Schwaigerbreite 17 Tel.: +49(0)991 330-231 rlb@streicher.de<br />

94469 Deggendorf Fax: +49(0)991 330-266 www.streicher.de<br />

Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />

mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />

www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />

heruntergeladen werden.


5. Praxistag<br />

Die ersten<br />

5 Anmelder erhalten<br />

kostenlos<br />

ein Taschenbuch<br />

für den kathodischen<br />

Korrosionsschutz<br />

Korrosionsschutz<br />

am 15. Juni 2011 in Gelsenkirchen<br />

Programm<br />

Moderation:<br />

U. Bette, Technische Akademie Wuppertal<br />

Wann und Wo?<br />

Einfluss von zeitlich variierendem kathodischem<br />

Korrosionsschutz auf die Wechselstromkorrosion<br />

Dr. M. Büchler, SGK Schweizerische Gesellschaft für Korrosionsschutz,<br />

Zürich<br />

Entwicklung eines Modells zur Beschreibung der Wechselspannungsbeeinflussung<br />

von Leitungen im Einflussbereich<br />

von Hochspannungsdrehstromsystemen<br />

M. Riesenweber, Mauermann GmbH, Sprockhövel<br />

Berührungsschutz vs. KKS-Nachweis - Anschluss von<br />

Erdern an hochspannungsbeeinflusste Rohrleitungen<br />

R. Watermann, Open Grid Europe GmbH, Essen<br />

Nicht-metallische Reparatursysteme für Pipelines mit<br />

einem zusätzlichen Korrosionsschutz durch ein nachträglich<br />

appliziertes Bandsystem<br />

M. Schad, Denso GmbH, Leverkusen<br />

Korrosionsschutz von A bis Z<br />

A. Drees, Kettler GmbH & Co. KG, Herten-Westerholt<br />

Messwertbasierte Zustandsbewertung von<br />

Gasverteilungsnetzen<br />

H. Gaugler, SWM, München<br />

Veranstalter:<br />

Veranstalter<br />

3R international, fkks<br />

Termin: Mittwoch, 15.06.2011,<br />

9:00 Uhr – 17:15 Uhr<br />

Ort:<br />

Zielgruppe:<br />

Veltinsarena, Gelsenkirchen,<br />

www.veltins-arena.de<br />

Mitarbeiter von Stadtwerken,<br />

<strong>Energie</strong>versorgungs- und<br />

Korrosionsschutzfachunternehmen<br />

Teilnahmegebühr:<br />

3R-Abonnenten<br />

und fkks-Mitglieder: 335,- €<br />

Nichtabonnenten: 370,- €<br />

Bei weiteren Anmeldungen <strong>aus</strong> einem Unternehmen wird<br />

ein Rabatt von 10 % auf den jeweiligen Preis gewährt.<br />

Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen sowie<br />

das Catering (2 x Kaffee, 1 x Mittagessen).<br />

Smart KKS - Chancen und Wirtschaftlichkeit<br />

St. Naleppa, RBS wave GmbH; R. Deiss, EnBW Regional AG, Stuttgart<br />

Entwicklung und Einführung eines Dokumentationsund<br />

Managementsystems für den KKS<br />

M. Lemkemeyer, RWE – Westfalen-Weser-Ems –<br />

Netzservice GmbH, Dortmund<br />

Korrosion durch sulfatreduzierende Bakterien an Fernleitungen<br />

unter abgelöster Schweißnahtnachumhüllung<br />

U. Bette, Technische Akademie Wuppertal, Wuppertal<br />

Mehr Information und Online-Anmeldung unter<br />

www.praxistag-korrosionsschutz.de<br />

Fax-Anmeldung: 0201-82002-55 oder Online-Anmeldung: www.praxistag-korrosionsschutz.de<br />

Ich bin 3R-Abonnent<br />

Ich bin fkks-Mitglied<br />

Ich bin Nichtabonnent/kein fkks-Mitglied<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

Firma/Institution<br />

E-Mail<br />

Straße/Postfach<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Nummer<br />

✘<br />

Ort, Datum, Unterschrift


INSERENTENVERZEICHNIS<br />

Firma<br />

Seite<br />

3S Consult GmbH, Garbsen 457<br />

Aerzener Maschinenfabrik GmbH, Aerzen 435<br />

Aquadosil <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, Essen 478<br />

Badger Meter Europa GmbH, Neuffen 475<br />

Dehn + Söhne GmbH + Co. KG, Neumarkt 429<br />

Wilhelm Ewe GmbH & Co. KG, Braunschweig 465<br />

Ing. Büro Fischer-Uhrig, Berlin 459<br />

Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen 439<br />

How dead is dead II, Mikrobiologische Tagung, Uni Tübingen 449<br />

HST Systemtechnik GmbH, Meschede<br />

Beilage<br />

Hans Huber AG Maschinen- und Anlagenbau, Berching 461<br />

IST Anlagenbau GmbH, Kandern 459<br />

KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, Kaarst 481<br />

Netzsch Mohnopumpen GmbH, Waldkraiburg 463<br />

Plasson GmbH, Wesel a. Rhein<br />

Einhefter<br />

UHRIG Kanaltechnik GmbH, Geisingen<br />

Titelseite<br />

Fritz Wiedemann & Sohn GmbH, Wiesbaden 465<br />

Einkaufsberater / Fachmarkt 539–543<br />

<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong><br />

3-Monats-<strong>Vorschau</strong> 2011<br />

Ausgabe Juni 2011 Juli/August 2011 September 2011<br />

Erscheinungstermin:<br />

Anzeigenschluss:<br />

15.06.2011<br />

25.05.2011<br />

16.08.2011<br />

26.07.2011<br />

15.09.2011<br />

22.08.2011<br />

Themenschwerpunkt<br />

Trinkwasserbehälter<br />

Bau und Sanierung, Beschichtung<br />

und Reinigung<br />

• Planung und Bau<strong>aus</strong>führung<br />

• Materialien für Trinkwasserbehälter<br />

• Technische Ausrüstung<br />

• Beschichtungssysteme<br />

• Instandhaltungs- und Sanierungsverfahren<br />

Brunnenbau – Tiefbau – Kanalbau<br />

Fördern • Verteilen • Ableiten<br />

• Brunnen: Regenerierung und Sanierung<br />

• Kanalbautechnik<br />

• Instandhaltung und Monitoring<br />

• Schacht- und Rohrmaterialien<br />

• Korrosionsschutz<br />

• Bohrtechnik<br />

• Geothermie<br />

• Maschinen, Geräte, Fahrzeuge<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Produkte und Verfahren<br />

• Regenwassernutzung<br />

• Entwässerungssysteme<br />

• Misch- und Trennkanalisation<br />

• Dezentrale Regenwasserbehandlung<br />

• Regenwasserspeicherung und<br />

-versickerung<br />

• Reinigungssysteme für Straßenabläufe,<br />

Metalldachfilter, Filtersysteme<br />

Fachmessen/<br />

Fachtagungen/<br />

Veranstaltung<br />

(mit erhöhter Auflage<br />

und zusätzlicher<br />

Verbreitung)<br />

Intern. NODIG 2011 – Conference &<br />

Exhibition, Berlin – 21.06.–24.06.2011<br />

3. Intern. DWA-Symposium zur <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

– 21.06.–24.06.2011<br />

4. Europäische Rohrleitunstage,<br />

St. Veit/Glan (Österreich) –<br />

29.06.–30.06.2011<br />

DWA-Landesverbandstagung<br />

Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland,<br />

Koblenz – 25.08.–26.08.2011<br />

DWA-Landesverbandstagung Nord,<br />

Bremen – 06.09.2011<br />

DWA-Bundestagung, Berlin –<br />

26.09.–27.09.2011<br />

6th IWA Specialised Membrane Technology<br />

conference for Water and Wastewater<br />

Treatment, Aachen – 03.10.–07.10.2011<br />

SHKG, Leipzig – 12.10.–14.10.2011<br />

Änderungen vorbehalten


WISSEN<br />

für die<br />

ZUKUNFT<br />

OLDENBOURG INDUSTRIEVERLAG GMBH<br />

VULKAN-VERLAG GMBH

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