26.02.2014 Aufrufe

GoodTimes - Music from the 60s to the 80s Kinks (Vorschau)

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Rolling S<strong>to</strong>nes • Roger Daltrey • Kevin Coyne • Bos<strong>to</strong>n • Johnny Winter • Yes • Ray Dorset • Rush • Status Quo<br />

D: € 6,50 • Schweiz CHF 12,00 • A • L • NL • I • B: € 7,00 • Nr. 1/2014 • Februar/März • www.goodtimes-magazin.de<br />

EXTRA:<br />

<strong>Kinks</strong><br />

• Beatles<br />

BBC: Ein Profi packt aus<br />

• Achim Reichel<br />

Auf der Palme (und darunter)<br />

• Jimmy Page<br />

Das mysteriöse Folk-Juwel<br />

Paul Rodgers • Mike Bloomfield • Eloy • David Garrick • Mike & The Mechanics • Cliff Richard • Everly Bro<strong>the</strong>rs


INHALT<br />

Ausgabe 128 · Februar/März 2014<br />

10 <strong>Kinks</strong> – 50 Jahre<br />

Suche nach Identität – wie alles begann<br />

13 Mick Avory<br />

Still und ungeliebt<br />

14 Jimmy Page<br />

Folkjuwel mit John & Jim<br />

16 Beatles<br />

Ein BBC-Pro packt aus<br />

18 Yes<br />

Mozart, Bach, Beethoven, Yes<br />

19 Rush<br />

Kult aus Kanada<br />

20 R&B Musik-Revolte, 2. Akt<br />

UK 1964: Rhythmus trifft auf Blues<br />

22 Bos<strong>to</strong>n<br />

Tom Scholz, Optimist<br />

24 Achim Reichel (70)<br />

Mal auf der Palme, mal darunter<br />

26 Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

BEAT BEAT BEAT: Kult-Objekt<br />

28 Johnny Winter (70)<br />

Aufwärts mit Clap<strong>to</strong>n & Bonamassa<br />

29 Mike & The Mechanics<br />

CDs, ein Buch und ... Genesis?!<br />

66 <strong>GoodTimes</strong>-Tipp<br />

Gravelroad – Trampled Under Foot<br />

67 Eloy<br />

Livedokument & Oper in Arbeit<br />

68 Stilkunde (Folge 4)<br />

Neue Deutsche Welle<br />

72 Kevin Coyne<br />

Ein Großer lebt weiter<br />

73 Status Quo<br />

Niemand wird uns s<strong>to</strong>ppen!"<br />

"<br />

74 <strong>GoodTimes</strong>-Newcomer<br />

Doug Paisley – Thea Hjelmeland – Mojo Makers – Marshall X<br />

75 Paul Rodgers<br />

Memphis ... Stax ... Soul: Es hat sofort geklickt!"<br />

"<br />

78 Kolumne Christian Simon<br />

Ian Anderson: Perfektionist mit Heimweh<br />

79 Roger Daltrey (70)<br />

The Who & solo: weiter geht's!<br />

80 David Garrick<br />

Mr. Apfelbiene<br />

81 Everly Bro<strong>the</strong>rs / Billie Joe Armstrong & Norah Jones<br />

Aus alt mach neu<br />

82 Hits mit Hilfestellung<br />

Chart-Manipulation<br />

86 40 Jahre Rock-Lexikon"<br />

"<br />

Interview mit Siegfried Schmidt-Joos<br />

87 Pete Lincoln (Sweet)<br />

Mensch als Musikbox<br />

88 Es war einmal ...<br />

Ein Blick zurück auf Denkwürdiges<br />

93 Ray Dorset (Mungo Jerry)<br />

Kreuzverhör<br />

94 Mike Bloomfield<br />

Blues-Porträt No. 43<br />

95 Mick Ralphs<br />

Mott, Blues & Company<br />

96 Lee Hazlewood<br />

Vergessenes Label – neu entdeckt<br />

96 Cliff Richard<br />

LP Nr. 100: Rock'n'Roll-Verbeugung<br />

98 ... zuguterletzt<br />

Suzanne Vega – Flower Kings – Wet Wet Wet<br />

<strong>Kinks</strong>, S. 10<br />

Achim Reichel, S. 24<br />

RUBRIKEN<br />

4 Aktuell – Neues aus der Szene<br />

30 CD/Vinyl-Vorstellungen<br />

58 DVD/Blu-ray-Vorstellungen<br />

60 Buch-Vorstellungen<br />

62 <strong>GoodTimes</strong>-Shop<br />

64 Kleinanzeigen<br />

Edi<strong>to</strong>rial<br />

Jimmy Page, S. 14<br />

S. 68<br />

Beatles, S. 16<br />

Status Quo, S. 73<br />

66 Abo-Bestellschein<br />

73 Charts<br />

90 Konzertkalender<br />

97 Leserbriefe<br />

98 Impressum<br />

Fabian Leibfried<br />

-Herausgeber/Chefredakteur-<br />

Auch 2013 hieß es in der Adventszeit wieder, nicht nur über<br />

Weihnachtsgeschenke für die Liebsten zu sinnieren. Kopfzerbrechen<br />

war für die <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter angesagt: Es<br />

galt, das zu Ende gehende Jahr Revue passieren zu lassen.<br />

Für die Top-Five-Kolumne der vorliegenden ersten Ausgabe<br />

des neuen Jahres waren außergewöhnliche (Studio-)Alben zu<br />

benennen. Eine schwierige Aufgabe angesichts der Flut von<br />

Veröffentlichungen. Und es war – wie immer – eine höchst<br />

subjektive Entscheidung, denn: Nach welchen Kriterien ist<br />

Musik zu beurteilen, die doch in erster Linie Geschmacksache ist? Deshalb geht es auch<br />

nicht um die „besten" Platten, sondern um persönliche Favoriten.<br />

Auffällig am Ende des Jahres 2013: Die Erprobten, Erfahrenen können es einfach (nicht<br />

lassen)! Viele Altmeister haben sich einmal mehr zu Gehör gemeldet: Woods<strong>to</strong>ck-<br />

Teilnehmer Leslie West ebenso wie die Bad-Company-Heroen Paul Rodgers und Mick<br />

Ralphs, Mastermind Tom Scholz mit Bos<strong>to</strong>n, Sammy Hagar, Sweet-Sänger Pete Lincoln<br />

als Solist und mit seiner aktuellen Combo – um nur einige wenige zu nennen. Außerdem<br />

kündigten (inter)nationale Größen wie Achim Reichel und Robert Plant Neues<br />

an. Neues? Viele von ihnen polieren alte Songs auf. Oft auch, weil die Fans nur ihre<br />

Hits hören wollen und wenig Offenheit für aktuelle Ideen an den Tag legen, wie so<br />

mancher Künstler deutlich beklagt. Viele Fans registrieren allerdings auch gar nicht,<br />

dass „ihre" Stars Frisches zu bieten haben: die Macht der Gewohnheit – unter anderem,<br />

weil im Radio stets die Gassenhauer laufen. Diese Entwicklung stimmt mehr und mehr<br />

nachdenklich. Weitere 30 Jahre lang immer dieselbe Leier, keine Frischblutzufuhr? Das<br />

kann es eigentlich nicht sein. Mehr Offenheit täte gut – bei den Medien ebenso wie<br />

den Konsumenten. Denn zu entdecken gab es auch 2013 wieder vieles, 2014 dürfte<br />

das nicht anders sein. Und dabei wird Ihnen das <strong>GoodTimes</strong>-Team weiterhin helfen!<br />

MUSIK-STILE<br />

Auch als eMagazine<br />

erhältlich. Infos unter:<br />

www.goodtimes-magazin.de<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> Seite 3


News<br />

Aktuell News Aktuell<br />

Als Lieferant von TV- und Filmmusiken<br />

tritt Paul Vincent (Ex-Gitarrist von Lindenberg,<br />

Kriwanek, Mercury u.v.m.) inzwischen<br />

kürzer, was ihm Freiräume eröffnet,<br />

eigene Songideen zu realisieren. Und die<br />

präsentiert er demnächst auf FORTUNE<br />

CAKE mit gleich vier unterschiedlich angelegten/eingefärbten<br />

CDs. Auf einer widmet<br />

er sich dem (Blues-)Rock, auf einer zweiten<br />

dominieren eher Popmelodien, ehe es<br />

ruhiger und auch akustisch wird. Und als<br />

Sahnehäubchen widmet er sich „Old Fashioned<br />

Lovesongs" im Stile der 20er, 30er<br />

und 40er Jahre. Und wer Vincent während<br />

seiner bald 40-jährigen Karriere verfolgt<br />

hat, weiß, dass er all dies mit höchstem<br />

Qualitätsanspruch getan hat+++<br />

Am 7. Februar 1964 waren die Beatles<br />

am New Yorker Flughafen JFK gelandet<br />

und unternahmen ihre ersten Schritte<br />

auf amerikanischem Boden. Den 50. Jahrestag<br />

dieses schon damals von Horden<br />

kreischender Fans gefeierten Ereignisses<br />

würdigt Universal mit der 13-CD-Box THE<br />

U.S. ALBUMS. Enthalten sind alle US-Albumversionen<br />

von MEET THE BEATLES<br />

(1964) bis HEY JUDE (1970). So werden<br />

die teils doch markanten Unterschiede zu<br />

den englischen LP-Versionen (Albumtitel,<br />

Tracklists, Artwork) wieder in Erinnerung<br />

gerufen. Geliefert werden Mono- und<br />

Stereoversionen. Abgerundet wird das<br />

Paket mit einem 64-seitigen Booklet. Für<br />

einen begrenzten Zeitraum werden die<br />

Scheiben einzeln erhältlich sein (Ausnahme:<br />

das Audio Documentary Album THE<br />

BEATLES STORY)+++<br />

Wiederholt war an dieser Stelle über Bob<br />

Daisleys Au<strong>to</strong>biografie berichtet worden.<br />

Jetzt ist der Bassist von Ozzy Osbourne,<br />

Gary Moore, Uriah Heep, Mungo Jerry,<br />

Rainbow, Black Sabbath und Chicken Shack<br />

fertig – und „For Facts Sake" ist in engli-<br />

scher Fassung (via Internet) erhältlich. Erste<br />

Lese proben haben den Lesehunger geweckt<br />

– ebenso die Hoffnung, dass ein deutscher<br />

Verlag erkennt, wie viel interessante Fakten<br />

in dem Buch stecken+++<br />

Der „Blues Caravan" feiert Jubiläum:<br />

Zum zehnten Mal schicken Tom Ruf und<br />

sein Label Ruf Records drei ihrer Acts auf<br />

eine ausgedehnte Tour durch ganz Europa,<br />

um den Blues-Liebhabern vielversprechende<br />

eigene neue Künstler vorzustellen<br />

(und den Plattenverkauf auf diesem Wege<br />

gleich mit anzukurbeln). In diesem Jahr<br />

sind es Christina Skjolberg, Albert Castiglia<br />

und Laurence Jones, die am 23. Januar zu<br />

16 gemeinsamen Gigs in deutschen Landen<br />

aufbrechen, ehe es ins Ausland geht.<br />

„Christina strahlt tierischen Sex aus, wenn<br />

sie die Gitarre malträtiert", schwärmt der<br />

Labelboss von der Norwegerin. „Laurence<br />

Jones kommt aus England und erinnert<br />

an den jungen Oli Brown", beschreibt er<br />

den 21 Jahre alten zweiten Caravan-Teilnehmer.<br />

Albert Castiglia, ein 44-jähriger<br />

Gitarrist mit kubanischen und italienischen<br />

Wurzeln, spielte in den 90er Jahren in der<br />

Band von Junior Wells, ehe er 2002 mit<br />

BURN solo debütierte. Von allen drei Acts<br />

dürfte es rechtzeitig zum Tourstart wohl<br />

auch eigene neue Tonträger geben+++<br />

Am 18. Februar ist es soweit, dass man sich<br />

den ersten Durchgang der zur festen Institution<br />

gewordenen New-York-Gastspiele<br />

der Allman Bro<strong>the</strong>rs Band zu Gemüte<br />

führen kann. Als Doppel-CD ist dann<br />

PLAY ALL NIGHT: LIVE AT THE BEACON<br />

THEATER 1992 zum ersten Mal überhaupt<br />

erhältlich. Parallel erscheint dann auch die<br />

DVD LIVE GREAT WOODS, die 1991 in Massachusetts<br />

mitgeschnitten wurde und das<br />

Konzert erstmals in voller Länge in diesem<br />

Format präsentiert+++<br />

Als „Legacy Edition" veröffentlicht Sony<br />

<strong>Music</strong> das wegweisende Americana-Album<br />

NO DEPRESSION von Uncle Tupelo von<br />

1990. Sony <strong>Music</strong> verspricht 24 Bonus-<br />

Tracks, darunter das 1989er Demotape<br />

NOT FOREVER, JUST FOR NOW, dessen<br />

zehn Songs Gitarrist/Sänger Jay Farrar und<br />

Drummer Mike Heidorn (beide später Son<br />

Volt) sowie Jeff Tweedy (b, voc; Wilco) aufgenommen<br />

hatten, sowie diverse „No Depression<br />

Era Odds & Ends". Und für Hardcore-Fans<br />

fast noch interessanter: Es gibt dazu<br />

noch sieben Songs von 1987 und 1988 auf<br />

selbst veröffentlichten Cassetten+++<br />

Rock + Pop<br />

Memorabilia<br />

Wall Of Fame • P.O. Box 1950 • 48580 Gronau<br />

Tel.: 0171/7412584 • eMail: info@wall-of-fame.de<br />

Internet: www.wall-of-fame.de<br />

Goldene Schallplatten, Signaturen etc. von Abba<br />

bis Zappa. Das weltweit größte Angebot an Raritä ten<br />

aus dem Bereich Rock+Pop Memorabilia.<br />

Anfragen bitte telefonisch.<br />

Nach seinem Hörsturz musste der deutsche<br />

Bluesveteran Richard Bargel die Men In<br />

Blues, seine gemeinsame Band mit dem<br />

früheren Bap-Gitarristen Klaus „Major"<br />

Heuser, auflösen. Doch er tritt nicht kürzer,<br />

allenfalls etwas leiser, wie der vielseitige<br />

Künstler mit seinem neuen Album IT'S<br />

CRAP beweist (Besprechung in der nächsten<br />

Ausgabe)+++<br />

Eine Europa-Veröffentlichung ist noch<br />

nicht absehbar, doch eingefleischte<br />

Foghat- Anhänger können sich ja via Internet<br />

weiterhelfen: Die Boogie-Rockveteranen<br />

haben mit LIVE IN ST. PETE einen<br />

neuen DVD-Konzertmitschnitt am Start –<br />

unter den zehn Songs sind auch Bandklassiker<br />

wie "Road Fever", "Fool For The City",<br />

"Slow Ride" oder "I Just Want To Make<br />

Love To You" enthalten+++<br />

Die Hamburgerin Carolin Fortenbacher<br />

ist <strong>Music</strong>al-erfahren, hat als Schauspielerin<br />

(Theater/TV) gearbeitet, war mit Gregorian<br />

auf Tour – und sie singt vorzüglich,<br />

wie sie auf ihrem neuen Album KAMIONKA<br />

demonstriert. Unbeschwert stimmt sie folkloristischen<br />

Chanson-Folk-Pop an, macht<br />

sich gehaltvolle Gedanken über das Älterwerden,<br />

Familie und das Verhältnis zu ihrer<br />

Mutter+++<br />

„Wir kennen uns seit Jahren, kommen<br />

gegenseitig zu uns auf die Bühne, wenn<br />

wir uns über den Weg laufen", sagte UK-<br />

Blues-Rocker Aynsley Lister mit Blick auf<br />

seinen gemeinsamen Auftritt bei den „23.<br />

Ro<strong>the</strong>r Bluestagen" mit King King.<br />

Nicht auszuschließen, dass es am 4. April<br />

zu einer Jamsession kommt. Inzwischen<br />

wurden auch die Gastspiele von Popa<br />

Chubby, der Mick Ralphs Blues Band,<br />

der British Blues All Stars (mit Dave Kelly,<br />

Zoot Money, Gary Fletcher und Pick<br />

Wi<strong>the</strong>rs; Julian Dawson ist wegen anderweitiger<br />

Verpflichtungen verhindert)<br />

sowie Nick Woodland, Siggi Schwarz und<br />

des Lisa Doby Acoustic Trios bestätigt.<br />

Die Gastspiele von Duke Robillard, Uriah<br />

Heep, Ruthie Foster, Edo Zanki und Cassie<br />

Taylor hatte <strong>GoodTimes</strong> bereits zuvor<br />

vermeldet+++<br />

Auch mit 70 tritt Jack Bruce nicht kürzer.<br />

Der einstige Bassist/Sänger von Cream,<br />

der solistisch seit Jahrzehnten als Wanderer<br />

zwischen Rock und Jazz unterwegs ist,<br />

auch mit Robin Trower und BBM spielte,<br />

liegt in den letzten Zügen mit der Arbeit an<br />

Unsere Gewinner aus<br />

Heft 5/2013<br />

10x Rush-7-CD-Box<br />

– Ingo Eggert, Soders<strong>to</strong>rf<br />

– Rolf Limbeck, Ketsch<br />

– Dietmar Groeger, Bad Wünnenberg<br />

– Johanna Wagner, Teupitz<br />

– Michael Sandfort, Fulda<br />

– Guido Lentz, Bonn<br />

– Julian Thelonious Hermeyer,<br />

Weinsberg<br />

– Michael Kollmeyer, Hamburg<br />

– Thomas Beck, Klingenmünster<br />

– Helga Borrmann, Kempen<br />

einem neuen Album. Eine Veröffentlichung<br />

ist für März angepeilt. Als Gäste waren die<br />

Gitarristen Robin Trower, Uli Jon Roth und<br />

John Medeski mit Bruce in den Abbey Road<br />

Studios+++<br />

Johnny Winter veröffentlicht nicht nur<br />

ein neues Studiowerk (siehe S<strong>to</strong>ry im Heft),<br />

im Frühjahr soll auch das 4-CD-Boxset<br />

TRUE TO THE BLUES: THE JOHNNY WIN-<br />

TER STORY erscheinen und den Veteranen<br />

zu seinem 70. Geburtstag ehren. 56 Songs<br />

ab dem Jahr 1968 zeichnen seine Karriere<br />

nach. Unter den beigefügten Live-Aufnahmen<br />

werden auch zwei bislang unveröffentlichte<br />

Nummern sein+++<br />

THE CLASSICS hat US-Entertainer und<br />

Crooner Tony Bennett sein am 31.1.<br />

erscheinendes Album betitelt, auf der 20<br />

seiner Klassiker zu hören sind. Enthalten<br />

sind auch Duette<br />

mit Frank Sinatra, Ray<br />

Charles, Stevie Wonder,<br />

Barbra Streisand,<br />

Amy Winehouse, Diana<br />

Krall, kd lang, Christina<br />

Aguilera, Lady Gaga, John Mayer und Michael<br />

Bublé sowie Juanes+++<br />

Manchmal hat man ja doch einen Riecher<br />

– so im Falle Andreas Kümmert: In der<br />

Ausgabe 6/2012 hatte <strong>GoodTimes</strong> seine<br />

letzte CD THE MAD HATTER'S NEIGHBOUR<br />

besprochen und in 2/2013 den Künstler<br />

selbst in der Rubrik Newcomer vorgestellt.<br />

Jetzt hat der Sänger aus dem unterfränkischen<br />

Gemünden bei „Voice Of Germany"<br />

gewonnen und die Konkurrenz mit seiner<br />

Hammerstimme förmlich an die Wand gesungen+++<br />

Erinnert sich noch jemand an die hessischen<br />

Dialektrocker Rodgau Mono<strong>to</strong>nes, die<br />

Mitte der 80er Jahre sogar als Opener von<br />

Deep Purple bei deren Comeback-Open-<br />

Air-Auftritten einheizten? Ihr Songtitel<br />

"Erbarmen, die Hesse komme" wurde sogar<br />

zu einem geflügelten Wort. Bei Rockport<br />

erscheint demnächst die DVD BERGFEST –<br />

35 JAHRE LIVE+++<br />

Zwölf bislang unveröffentlichte Songs<br />

sind auf OUT AMONG THE STARS zu hören,<br />

einem „verlorengegangenen" Album<br />

von Johnny Cash. Der Country-Superstar<br />

hatte sie 1981 und 1984 in Nashville<br />

eingespielt, inklusive je eines Duetts<br />

mit Gattin June Carter Cash und seinem<br />

Rebellenfreund Waylon Jennings. Die in<br />

einem Archivtresor gelagerten Bänder gerieten<br />

in Vergessenheit – erst Cashs Sohn<br />

John Carter Cash entdeckte sie 2012, als<br />

er mit Experten des Labels Legacy das<br />

musikalische Archiv seiner Eltern katalogisierte.<br />

Näheres dazu in der nächsten<br />

Ausgabe. Laut seiner Plattenfirma liefert<br />

OUT AMONG THE STARS einen Brückenschlag<br />

vom frühen<br />

Rockabilly der Zeit<br />

bei Sun Records<br />

zu seinen späten<br />

„American Recordings"+++<br />

Seite 4 <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


News Aktuell News Aktuell<br />

Seine Serie der musikalischen Bearbeitung<br />

der vier Jahreszeiten setzt der in Essen lebende<br />

Gitarrist, Sänger und Songschmied<br />

Zlatko Manojlovic alias Zed Mitchell mit<br />

AUTUMN IN BERLIN fort. Wieder auf eigene<br />

Faust bringt er die blues-rockige Fortsetzung<br />

von SPRINGTIME IN PARIS (2008)<br />

und SUMMER IN L.A (2010) mit zwölf Eigenbauten<br />

heraus+++<br />

Zum fünften Mal ist die „Rock Meets<br />

Classic”-Tour durch Deutschland unterwegs<br />

und präsentiert bei dem ambitionierten<br />

Crossover-Projekt ein hochkarätiges,<br />

dreistündiges Liveprogramm: Die<br />

Headliner heißen 2014 Alice Cooper (begleitet<br />

von<br />

Gitarristin<br />

Orianthi,<br />

die schon<br />

für Michael<br />

Jackson<br />

spielte) und<br />

Mick Box/Bernie Shaw als Uriah-Heep-<br />

Vertreter. Die Rolle des Special Guest übernimmt<br />

Kim Wilde. Für die Abrundung des<br />

Programms sorgen Ultravox-Frontmann<br />

Midge Ure und Sänger Joe Lynn Turner<br />

(Rainbow, Deep Purple). Begleitet werden<br />

sie einmal mehr von der Mat Sinner Band<br />

und dem Bohemian Symphony Orchester<br />

Prag, die Evergreens wie "School's Out",<br />

"Lady In Black", "I Surrender", "Vienna"<br />

oder "Kids In America" um neue Facetten<br />

bereichern werden. Der Tourtross bricht<br />

nach den mehrtätigen Proben in der Bundeshauptstadt<br />

am 9.3. in Berlin (Tempodrom)<br />

auf und ist bis zum 5.4. (Dresden)<br />

unterwegs. „Ich wäre am liebsten auch<br />

wieder dabei", sagte übrigens Paul Rodgers,<br />

der 2013 für Highlights sorgte, im<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Interview+++<br />

Vier Jahre lang hatte der Keyboarder<br />

Hendrik Schaper mit Klaus Doldingers<br />

Band Passport gespielt, ehe er sich 1981<br />

entschloss, ein eigenes Album aufzunehmen.<br />

Mit einem Minimoog, einem Roland-<br />

Syn<strong>the</strong>sizer und einem ARP Quadra nahm<br />

er erste Instrumentalspuren auf, holte sich<br />

dann Schlagzeuger Bertram Engel von Udo<br />

Lindenbergs Panikorchester und den schottischen<br />

Sänger Eddie McGrogan dazu und<br />

stellte mit ihnen ein Album fertig, das dann<br />

allerdings nicht erschien, sondern in Vergessenheit<br />

geriet. Sireena-Mastermind Tom<br />

Redecker grub das Teil jetzt wieder aus und<br />

bringt es mit dem Titel ONE OR ZERO erstmals<br />

heraus+++<br />

In den Reviews ist das Album LIVE IM LOGO<br />

besprochen, jetzt steht ein neues Studiowerk<br />

der Hamburger Combo Bad News Reunion<br />

ins Haus: LOST AND FOUND ist das erste<br />

richtig neue Album der Band seit über 30<br />

Jahren! Daneben hat Sireena weitere Highlights<br />

in der Pipeline: Live-Alben der Keef<br />

Hartley Band sowie von Mombasa und Tribute.<br />

Außerdem sollen BOAT OF THOUGHTS<br />

von Oc<strong>to</strong>pus und NEW VIEWS von Tribute<br />

auf Vinyl erscheinen. Die Veröffentlichungstermine<br />

stehen aber noch nicht fest+++<br />

Reichlich interessante „Rockpalast"-<br />

Veröffentlichungen verspricht Reper<strong>to</strong>ire<br />

Records: Als nächste Mitschnitte stehen<br />

die Auftritte der Streetwalkers mit Roger<br />

Chapman (DVD & 2CD), Rockpile (endlich!,<br />

je eine CD und DVD) und Dr. Feelgood<br />

(DVD/CD) ins Haus. Dazu steht TAYLOR<br />

MADE des englischen Meistertgitarristen<br />

Terry Taylor (Tucky Buzzard, Bill Wyman's<br />

Rhythm Kings) auf dem Plan. Und im Laufe<br />

des Jahres sollen auch noch „Rockpalast"-<br />

Gastspiele von Robben Ford, The Fixx,<br />

Snowy White und Roger Chapman & The<br />

Shortlist folgen sowie ein Album des Colin<br />

Cooper Project mit FROM THE VAULT+++<br />

Was lange währt, wird endlich gut: Starfo<strong>to</strong>graf<br />

Bubi Heilemann hat nach zwei<br />

Jahren Konzeption und Produktion seine<br />

Multivisionsshow „Abba hautnah – Mein<br />

Leben mit Abba" auf den Weg gebracht<br />

und bietet damit eine Zeitreise mit Fo<strong>to</strong>s,<br />

TV-Ausschnitten und Musik. Die Vorpremiere<br />

in Delmenhorst lief schon mal sehr<br />

gut und stieß auf begeisterte Reaktionen<br />

und dürfte das Interesse an der Präsentation<br />

des Abba-Leibfo<strong>to</strong>grafen weiter<br />

steigern. Zumal sich 2014 der Sieg des<br />

schwedischen Quartetts beim Eurovision-<br />

Song Contest zum 40. Mal jährt und Heilemann<br />

in einige Aktivitäten der Gruppe<br />

aus diesem Anlass involviert ist+++<br />

Wilko Johnson, einst bandprägender<br />

Gitarrist bei Dr. Feelgood, arbeitet an seinem<br />

letzten Album. Hilfe leistet ihm dabei<br />

Who-Sänger Roger Daltrey. Der 66-jährige<br />

Johnson hatte im letzten Frühjahr seine<br />

Abschieds<strong>to</strong>urnee gespielt, nachdem er die<br />

Diagnose „unheilbarer Bauchspeicheldrüsenkrebs"<br />

erhalten hatte. „Ich habe sei<strong>the</strong>r<br />

einige neue Songs geschrieben und hoffe,<br />

dass mir genug Zeit bleibt, sie einzuspielen",<br />

sagte Johnson. „Es sind keine morbiden<br />

Stücke – ich wollte schon immer Songs<br />

spielen, die eher zum Lachen als zum Weinen<br />

reizen", versprach der Gitarrist+++<br />

Ein Konzeptalbum wollen U2 voraussichtlich<br />

als Nachfolger ihres 2009er Werkes<br />

NO LINE veröffentlichen. Es gehe um<br />

das Aufeinanderprallen „hart erarbeiteter<br />

Lebensweisheit und ungestümen jugendlichen<br />

Hungers" sagten Sänger Bono und<br />

Gitarrist The Edge der „Los Angeles Times".<br />

Ausdruck des Willens, diesmal musikalisch<br />

„ein bisschen zu experimentieren", sei die<br />

Verpflichtung von Danger Mouse als Produzent.<br />

Zugleich wollen sie auch stärker zu<br />

ihren eigenen Wurzeln zurückkehren, „als<br />

wir uns viel The Clash, Sex Pis<strong>to</strong>ls, Kraftwerk<br />

und alten R&B anhörten" meinten die<br />

beiden eher kryptisch+++<br />

Filmkameras sollen für eine DVD-Veröffentlichung<br />

mitlaufen, wenn Uriah Heep am 4.<br />

März eine UK-Einzelshow im Londoner Club<br />

Koko spielen. Die Band kündigte an, neben<br />

ihren Klassikern auch mehrere Songs des<br />

letzten Studio-Albums INTO THE WILD von<br />

2011 live anzustimmen. Dazu möglicherweise<br />

auch bereits neue Nummern, an denen die<br />

Truppe für das nächste Album arbeitet, das<br />

noch in diesem Jahr herauskommen soll+++<br />

Kiss-Frontmann Paul Stanley wird seine Au<strong>to</strong>biografie<br />

„Face The <strong>Music</strong>: A Life Exposed”<br />

ín den USA am 22. April, exakt zwei Wochen<br />

nach der Aufnahme seiner Band in die<br />

Rock'n'Roll Hall Of Fame, auf den Markt bringen<br />

– gut 41 Jahre nachdem er gemeinsam<br />

mit Gene Simmons Kiss gegründet hat+++<br />

Stichwort Rock'n'Roll Hall Of Fame: Die<br />

Neuzugänge des Jahres 2014 heißen – neben<br />

Kiss – Peter Gabriel, Cat Stevens, Linda<br />

Ronstadt, Nirvana und Hall & Oates. Die E<br />

Street Band wird bei der Aufnahmezeremonie<br />

am 10. April in New York mit dem „<strong>Music</strong>al<br />

Excellence"-Award ausgezeichnet, posthum<br />

gibt es für die einstigen Manager der<br />

Rolling S<strong>to</strong>nes und Beatles, Andrew Loog<br />

Oldham und Brian Epstein, den „Ahmet Ertegun<br />

Award" für Non-Performers+++<br />

Ein All-Star-Konzert zu Ehren des 1982 bei<br />

einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen<br />

Gitarristen Randy Rhoads ist für<br />

den 25. Januar im Observa<strong>to</strong>ry im kalifornischen<br />

Santa Ana angekündigt. Mitglieder<br />

von Guns N' Roses, Whitesnake, Extreme,<br />

Dio und weiterer Acts wollen an Rhoads<br />

erinnern, der seine Karriere bei Quiet Riot<br />

15.01. ÜBACH-<br />

PALENBERG<br />

22.01. TWIST<br />

23.01. KÖLN<br />

24.01. IDSTEIN<br />

25.01. KOBLENZ<br />

26.01. BOCHUM<br />

28.01. WIEN (A)<br />

startete und dann von Ozzy Osbourne verpflichtet<br />

wurde, als Co-Au<strong>to</strong>r und Gitarrist<br />

wesentlich zum Erfolg von dessen beiden<br />

ersten Solo-Alben BLIZZARD OF OZZ und<br />

DIARY OF A MADMAN beitrug. Alle Songs<br />

dieser beiden Scheiben sollen mit jeweils<br />

einem anderen Gitarristen bei der Show gespielt<br />

werden+++<br />

2012 war in der Offenbacher Stadthalle<br />

das vorerst letzte „beat beat beat"-Festival<br />

über die Bühne gegangen. Nach einem<br />

Jahr Pause geht es 2014 mit der auch als<br />

„<strong>GoodTimes</strong>-Festival" bekannten Veranstaltung<br />

weiter. Zwar stand das neue<br />

Mot<strong>to</strong> des musikalischen Festes noch<br />

nicht definitiv fest, dafür aber Datum<br />

und der erste „Teilnehmer": Am Samstag,<br />

18.10., wird Albert Hammond als<br />

Headliner in der Stadthalle Offenbach dabei<br />

sei. Verhandlungen mit weiteren Acts<br />

laufen. Genaueres über weitere Akteure<br />

in der nächsten Ausgabe, ebenso zu den<br />

Modalitäten des Ticketverkaufs+++<br />

Eigentlich wollte die US-Band Shinedown<br />

Anfang 2014 ein Album mit akustisch gespielten<br />

Cover-Versionen von Clash, Phil<br />

Collins, Bon Jovi und Metallica veröffentlichen.<br />

Per Internet-Votum sollten die Fans<br />

der 2001 in Jacksonville, Florida, gegründeten<br />

Gruppe bestimmen, welche Songs sich<br />

Shinedown dafür vornehmen. Nachdem aber<br />

WISHBONE ASH<br />

29.01. MÜNCHEN<br />

30.01. NÜRNBERG<br />

31.01. BARBY<br />

01.02. AFFALTER<br />

02.02. FULDA<br />

04.02. OSNABRÜCK<br />

05.02. HAMBURG<br />

06.02. BERLIN<br />

DR FEELGOOD<br />

02.02. BONN<br />

04.02. NÜRNBERG<br />

„TAKE IT BACK“ TOUR 2014<br />

07.02. HANNOVER<br />

08.02. WORPSWEDE<br />

09.02. OBERHAUSEN<br />

11.02. ASCHAFFENBURG<br />

12.02. KONSTANZ<br />

13.02. AUGSBURG<br />

14.02. FREUDENBURG<br />

15.02. REICHENBACH<br />

05.02. KARLSRUHE<br />

06.02. HANNOVER<br />

„80th ANNIVERSARY“ TOUR 2014<br />

JOHN MAYALL<br />

27.03. HAMBURG<br />

28.03. OLDENBURG<br />

29.03. WORPSWEDE<br />

30.03. MÜNSTER<br />

31.03. LEIPZIG<br />

01.04. BERLIN<br />

02.04. HANNOVER<br />

03.04. ERFURT<br />

04.04. DRESDEN<br />

05.04. AFFALTER<br />

06.04. BOCHUM<br />

08.04. KÖLN<br />

09.04. ASCHAFFENBURG<br />

10.04. KAISERSLAUTERN<br />

18.02. MANNHEIM<br />

19.02. LÖRRACH<br />

20.02. BURGDORF (CH)<br />

21.02. ZUG (CH)<br />

22.02. RUBIGEN (CH)<br />

07.02. BERLIN<br />

08.02. HAMBURG<br />

09.02. DORTMUND<br />

11.04. KARLSRUHE<br />

12.04. FREIBURG<br />

13.04. MÜNCHEN<br />

15.04. NÜRNBERG<br />

16.04. STUTTGART<br />

ROBERT CRAY<br />

27.05. HAMBURG 29.05. MÜNCHEN 30.05. KARLSRUHE<br />

TICKETS UNTER 0 18 06 - 570 060<br />

(0,20 €/Anruf, Mobilfunkpreise max. 0,60 €/Anruf) www.assconcerts.com<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> Seite 5


News<br />

Aktuell News Aktuell<br />

Bon Jovi bei "Wanted Dead Or Alive" sowie<br />

ein zweiter nicht namentlich bekannter Act<br />

bei „seinem" Song ein Ve<strong>to</strong> einlegten, ist das<br />

Vorhaben erst einmal auf Eis gelegt+++<br />

Um noch kurz bei Bon Jovi zu bleiben:<br />

Gründungsgitarrist Richie Sambora hat erklärt,<br />

es seien keine „bösen Dinge" oder<br />

Streitigkeiten gewesen, die ihn dazu bewogen,<br />

bei der 2013er Welt<strong>to</strong>ur der Band<br />

auszusteigen. Er habe nach 30 Jahren in<br />

der Rock-Tretmühle einfach Abstand gebraucht.<br />

Er erwäge, 2014 wieder zurückzukehren,<br />

„auch wenn es noch nicht absolut<br />

sicher ist", sagte er dem „Hollywood Reporter".<br />

Er habe die freie Zeit mit seiner Tochter<br />

und auch mit seiner Mutter verbracht. Er sei<br />

zu Lehrern in die Sprechstunde gegangen,<br />

habe den Müll rausgebracht und einfach<br />

mal ein normales Familienleben geführt+++<br />

Chi Coltrane hat mit der Vorproduktion<br />

eines neuen Studio-Albums begonnen,<br />

das 2014 erscheinen soll. Ihre bis zum Redaktionsschluss<br />

drei gebuchten Deutschland-Gastspiele<br />

im März in Nürnberg<br />

(20.), Gummersbach (21.) und Winterbach<br />

(22.) dürften für eine Präsentation allerdings<br />

zu früh kommen, aber möglicherweise<br />

unterzieht sie ja den einen oder<br />

anderen neuen Song einem Livetest+++<br />

Fo<strong>to</strong>: © Sony <strong>Music</strong><br />

Folk-Rocker Dave Mat<strong>the</strong>ws und Bob-Sohn<br />

Jakob Dylan (Wallflowers) haben gemeinsam<br />

die Band The Nauts gestartet. Die<br />

Formation fand bei gemeinsamen Jams<br />

mit Charlie Sex<strong>to</strong>n, dessen Bruder Will und<br />

Drummer Brady Blade in einem Studio in<br />

Shreveport, Louisiana, zusammen+++<br />

Ausschließlich über iTunes soll bald ein 59<br />

Songs umfassendes Album der Beatles<br />

erhältlich sein. THE BEATLES BOOTLEG<br />

RECORDINGS 1963 umfassen nach übereinstimmenden<br />

britischen Medienberichten<br />

15 Studio-Outtakes und 44 BBC-Livetracks,<br />

die nicht auf LIVE AT THE BBC (1994) oder<br />

dem jüngst erschienen ON AIR – LIVE AT<br />

THE BBC VOL. 2 enthalten waren+++<br />

Es habe sich angefühlt, als sei sie wieder<br />

auf ein Fahrrad gestiegen, von dem sie gestürzt<br />

war. So beschrieb Christine McVie<br />

kürzlich ihre Glücksgefühle, als sie im September<br />

bei ihrer früheren Band Fleetwood<br />

Mac live auf der Bühne mit einstieg, als die<br />

in London gastierte. Sie hätte Lust auf eine<br />

Reunion, wisse aber nicht, ob diese auch zu<br />

realisieren sei. „Als ich mich 1998 zurückzog,<br />

wollten sie mich überreden zu bleiben,<br />

doch ich hatte einfach die Nase voll vom<br />

Touren, wollte nicht länger aus dem Koffer<br />

leben", sagte sie dem „Guardian". Zudem<br />

habe sie inzwischen nach einer Therapie<br />

ihre Flugangst überwunden. Was sie aber<br />

am meisten reize, sei die Beobachtung, wie<br />

viele junge Fans die alten Alben liebten+++<br />

Seit 20 Jahren ist die Ulmer Band Die<br />

Happy aktiv, die allerdings zuletzt ein wenig<br />

kürzertrat. Grund war, dass Sängerin<br />

Marta Jandova, Tochter des tschechischen<br />

Rockstars Petr Janda, im vergangenen August<br />

Mutter geworden ist. Die Zeit hat die<br />

Band genutzt, um ihr mittlerweile achtes<br />

Studio-Album aufzunehmen, das Ende Februar<br />

erscheinen wird+++<br />

Seit Jahren ist der UK-Gitarrist Paul Rose<br />

Stammgast auf deutschen Bühnen. Ab 31.<br />

Januar ist er wieder für einige Gigs unterwegs,<br />

allerdings ohne die Musiker wie Terry<br />

Evans & Co., mit denen er sein letztes<br />

Studio-Album DOUBLE LIFE eingespielt<br />

hatte. Stattdessen spielt er einmal mehr mit<br />

seinen deutschen Begleitern Stefan „Kugie"<br />

Kugler (b) und Anselm Geyer (dr) zusammen.<br />

Einige Shows wird Rose auch solo mit<br />

seiner Akustikgitarre bestreiten (Vorgramm:<br />

Kugler & Waloschik). Bei der Tour dürfte er<br />

auch seinen jüngsten Tonträger ALL CLEAR<br />

dabei haben, der nur über seine Home page<br />

(www.paulrose.co.uk) erhältlich ist und<br />

zwölf Songs hörbar macht, die er in den<br />

letzten 14 Jahren an verschiedenen Orten<br />

mit unterschiedlichen Musikern aufgenommen<br />

hat+++<br />

SLIDE GUITAR SUMMIT hat der US-Gitarrist<br />

Arlen Roth sein neues Album wahrlich<br />

treffend betitelt, für das er die Größen<br />

dieser Spielart zu Duetten mit ihm zusammengetrommelt<br />

hat. Mit dabei sind Sonny<br />

Landreth, David Lindley, Johnny Winter,<br />

Rick Vi<strong>to</strong>, Lee Roy Parnell, Greg Martin,<br />

Jimmy Vivino, Cindy Cashdollar und Jack<br />

Pearson. Beigefügt ist ein Film, der nicht<br />

nur das „Making Of" dokumentiert, sondern<br />

auch die Geschichte der Slidegitarre<br />

dokumentiert+++<br />

Paul Rodgers und seine Frau Cynthia<br />

Kereluk haben die Schirmherrschaft für<br />

den Tier-Gnadenhof Willows Animal Sanctuary<br />

im schottischen Lambhill übernommen.<br />

Dort verbringen 90 Pferde, 60 Katzen<br />

und Hunde sowie zahlreiche andere Tiere<br />

ihren Lebensabend+++<br />

Peter Hammill (Van Der Graaf Genera<strong>to</strong>r)<br />

und Gary Lucas (Jeff Buckley, The<br />

Magic Band) haben sich zusammengetan<br />

und gemeinsam das Album OTHER<br />

WORLD einspielt, das Anfang Februar scheint. „Wir haben<br />

er-<br />

uns nicht vorher<br />

gegenseitig Tapes<br />

mit Songideen zugeschickt,<br />

sondern<br />

die ins Studio mitgebracht<br />

und dort<br />

frisch bearbeitet", erzählte Lucas über die<br />

Aufnahmen+++<br />

Martin Turner hat Berufung gegen das<br />

Urteil eines englischen Gerichts eingelegt,<br />

wonach er bei seinen Aktivitäten nicht<br />

mehr mit dem Namen Wishbone Ash<br />

arbeiten darf. Dieser Schritt hat aufschiebende<br />

Wirkung, dass vorerst weiterhin zwei<br />

Wishbone-Ash-Besetzungen unterwegs<br />

und aktiv sind: die von Turner und die von<br />

Andy Powell. Bandleader Turner (voc, b)<br />

verkündete kurz nach diesem Entschluss,<br />

dass er 2014 mit dem Originalgitarristen<br />

Ted Turner, Originaldrummer Steve Up<strong>to</strong>n<br />

und Laurie Wisefield, als Gitarrist prägendes<br />

Mitglied von 1974 bis 1985, zusammenarbeiten<br />

werde+++<br />

Country-Ikone Dolly Par<strong>to</strong>n kommt im<br />

Rahmen ihrer „Blue Smoke World Tour"<br />

nach fast 40 Jahren Deutschland-Abstinenz<br />

zu zwei Konzerten hierher: Am 5.7. gastiert<br />

sie in Köln, tags darauf in Berlin. Dabei wird<br />

sie neben ihren Klassikern auch ihr demnächst<br />

erscheinendes Album BLUE SMOKE<br />

live präsentieren+++<br />

Sieben Jahre lang haben sich Aerosmith<br />

nicht auf deutschen Bühnen sehen lassen –<br />

im Juni kommen sie mal wieder, nach Berlin<br />

(9.6.) und Dortmund (18.6.), um Songs<br />

ihres jüngsten, Ende 2012 veröffentlichten<br />

Studio-Albums MUSIC FROM ANOTHER<br />

DIMENSION vorzustellen+++<br />

Unter dem Mot<strong>to</strong> „The 27 Club – Legends<br />

Never Die" zollt ein Multimedia-<br />

Projekt Jimi Hendrix, Brian Jones, Janis<br />

Joplin, Jim Morrison, Kurt Cobain und<br />

Amy Winehouse Tribut. Also Musikern,<br />

deren rasantes Leben bereits mit 27 Jahren<br />

endete. Eine handverlesene, 13-köpfige<br />

britische Band spielt die Songs der<br />

Angehörigen des 27 Club, au<strong>the</strong>ntische<br />

Looks und ein stimmungsvolles Lichtkonzept<br />

der Light-Designer Roland Greil und<br />

Patrick Woodroffe (Rolling S<strong>to</strong>nes, El<strong>to</strong>n<br />

John) bieten auch etwas fürs Auge. Zu erleben<br />

ist das Ganze in Wien (25.2.–2.3.),<br />

Berlin (Admiralspalast, 18.–22.3.) und<br />

Hamburg (CCH, 28.3.–3.4.)+++<br />

Es ist nichts Neues, dass Rockstars mehr<br />

oder weniger Hochprozentiges unter ihrem<br />

Namen verkaufen (lassen), man denke nur<br />

an die Rolling S<strong>to</strong>nes (Rotwein), Motörhead<br />

(Rosé) oder AC/DC (Shiraz). Jetzt ist<br />

auch Metal-Queen Doro mit von der Partie<br />

und präsentiert den ersten „Rock'n'Roll<br />

Champagner". Die Trauben für den Cava,<br />

der unter dem Label „Hero" (nach einem<br />

Song von Doros letztem Album RAISE<br />

YOUR FIST) firmiert, stammen aus Spanien,<br />

ebenso die für den Rotwein, der nun nach<br />

ihrem Song "Herzblut" benannt wurde. Daneben<br />

feiert die stimmgewaltige Blondine<br />

natürlich weiter ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum:<br />

Am 2. und 3. Mai geht sie in ihrer<br />

Heimatstadt Düsseldorf zu speziellen „30th<br />

Anniversary Shows" auf die Bühne und<br />

wird dort gemeinsam mit Gästen wie Hansi<br />

Kürsch (Blind Guardian), Udo Dirkschneider<br />

(U.D.O., Accept) und Mille Petrozza (Krea<strong>to</strong>r)<br />

abrocken+++<br />

Der Mann hat Lob verdient, schließlich<br />

hält Gitze mit BESCHT OF SCHWA-<br />

BENROCK die Erinnerung an einen der<br />

wichtigsten deutschen Mundartrocker<br />

wach: „Das Beste von Wolle Kriwanek<br />

& Paul Vincent"<br />

heißt das Doppelalbum,<br />

auf dem das<br />

Memorial-Konzert<br />

zum zehnten Todestag<br />

von Kriwanek am<br />

20. April 2013 mit einem zwei CDs umfassenden<br />

Live-Mediabook (52-seitiges<br />

Booklet) dokumentiert ist. Als Gäste dabei<br />

waren Paul Vincent, Kriwaneks langjähriger<br />

musikalischer Partner, Thomas<br />

Roth (Geyers) und der Komiker Sebastian<br />

Scheuthle. Gitze & Band werden das<br />

Ganze nun auch live präsentieren+++<br />

Fo<strong>to</strong>: © Edgar Layher<br />

Ein Best-Of-Programm haben Foreigner<br />

nach der Genesung von Bandleader Mick<br />

Jones für ihre „Acoustique Tour 2014"<br />

angekündigt. Im Februar soll das passende<br />

Akustikalbum erscheinen, im November<br />

kommen Jones & Co. dann zu elf Shows<br />

über den großen Teich. Auch Querflöten,<br />

Perkussion, Piano und Saxofon sollen dabei<br />

zum Einsatz kommen+++<br />

Verlosung<br />

<strong>GoodTimes</strong> verlost unter allen Teilnehmern!<br />

Stichwort: Verlosung <strong>GoodTimes</strong> 1/2014<br />

Einsendeschluss ist der 14.03.2014!<br />

4x 4-CD-Box<br />

Michael Bloomfield<br />

Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

NikMa Verlag · Eberdinger Str. 37<br />

71665 Vaihingen/Enz · Fax: 0 70 42/37660-188<br />

email: goodtimes@nikma.de<br />

Seite 6 <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


News<br />

Aktuell<br />

News<br />

Aktuell<br />

Interessante Konzerte stehen anspruchsvollen<br />

deutschen (Blues-)Rockfans in<br />

den nächsten Monaten ins Haus: Die<br />

Tedeschi Trucks Band präsentiert<br />

im April ihr Album MADE UP MIND live<br />

in Köln (23.), München (25.) und Berlin<br />

(26.). Gut vier Wochen später begibt<br />

sich Altmeister und Gitarrenvirtuose Jeff<br />

Beck wieder mal nach Deutschland. Bei<br />

Redaktionsschluss waren Gigs in Köln<br />

(29.5.), Berlin (30.5.), Offenbach (1.6.)<br />

und München (2.6.) mit der Option auf<br />

weitere bestätigt. Ob es auch eine neue<br />

Scheibe von ihm geben wird, war da allerdings<br />

noch nicht bekannt+++<br />

Nach dem Abklingen seiner Erkrankung<br />

an Lymphknotenkrebs hat Gitarrist Vivian<br />

Campbell verkündet, an einer neuen<br />

Soloplatte zu arbeiten. Das Mitglied von<br />

Def Leppard, Ex-Sideman von Ronnie<br />

James Dio und früher bei Whitesnake, den<br />

Riverdogs und Shadow King aktiv, begab<br />

sich kurz vor Weihnachten mit Drummer<br />

Glen Sobel (Alice Cooper) und Bassist Lou<br />

Castro ins Studio, um an den ersten fünf<br />

Songs zu arbeiten. Die sollen die Basis für<br />

den Nachfolger seines Solodebüts TWO<br />

SIDES OF IF von 2005 bilden+++<br />

Carlos Santana hat seinen früheren<br />

Schlagzeuger Marcus Malone zu einer<br />

Rückkehr in die Band eingeladen, nachdem<br />

er erfahren hatte, dass der schon<br />

länger schwere Zeiten durchmacht. Ein<br />

Reporter des TV-Nachrichtensenders CNN<br />

hatte Malone obdachlos in den Straßen<br />

der kalifornischen Großstadt Oakland<br />

aufgestöbert. Logisch, dass das emotionale<br />

und tränenreiche Wiedersehen der<br />

beiden Musiker vor laufenden Kameras<br />

stattfand. Malone, 1967 als Perkussionist<br />

Gründungsmitglied der Santana Blues<br />

Band, war 1969 kurz vor dem Auftritt der<br />

Gruppe in Woods<strong>to</strong>ck wegen Totschlags<br />

zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden,<br />

die er im Gefängnis von San Quentin<br />

absaß. Beide Musiker hatten sich seitdem<br />

nicht mehr gesehen+++<br />

Das nennt man Pech, oder war's Unvermögen?<br />

Am 28. Dezember waren zwei<br />

Wochen vor dem ursprünglich angepeilten<br />

offiziellen Veröffentlichungstermin für<br />

kurze Zeit die Songs von Bruce Springsteens<br />

neuem Album HIGH HOPES im<br />

MP3-Format auf Amazon zugänglich –<br />

und wurden umgehend wieder gelöscht.<br />

Statements der Verantwortlichen und<br />

Betroffenen waren nicht erhältlich. HIGH<br />

HOPES ist das 18. Studio-Album des Boss'<br />

und besteht durchweg aus Cover-Songs,<br />

Outtakes früherer Sessions und Überarbeitungen<br />

von bekannten Live- und Studio-<br />

Songs+++<br />

Die 70er-Jahre-Glam-Rocker Slade haben<br />

in einem englischen Radiosender verraten,<br />

dass das Jahr 2014 möglicherweise<br />

ein neues Album bescheren wird. „Wir<br />

werden uns zusammensetzen, ein paar<br />

Songs machen – und mit einem neuen<br />

Studio-Album werden wir auch auf Tour<br />

gehen", sagte Schlagzeuger Don Powell.<br />

Allerdings goss er mehr als nur einen<br />

Tropfen Wasser in den Wein, als er ergänzte,<br />

dass Originalfrontmann Noddy<br />

Holder nicht mit von der Partie sein werde.<br />

„Ich will ehrlich sein: Noddy wird nie<br />

mehr singen. Er hat kurz überlegt mitzumachen,<br />

aber dann doch abgesagt."<br />

Er, Powell, würde es sich zwar wünschen,<br />

„aber ich glaube nicht daran – zumal er<br />

finanziell nicht darauf angewiesen ist."<br />

Schließlich spült allein das seit 1973 regelmäßig<br />

neu aufgelegte Weihnachtslied<br />

"Merry Xmas Everybody" laut Insiderschätzungen<br />

Jahr für Jahr etwa 800.000<br />

Pfund an Tantiemen auf Holders Kon<strong>to</strong>.<br />

Offen blieb auch, ob Bassist Jim Lea an<br />

dem Projekt beteiligt sein wird. Das letzte<br />

gemeinsame Studiowerk der Originalbesetzung<br />

mit Holder, Lea, Powell und<br />

Gitarrist Dave Hill war 1987 YOU BOYZ<br />

MAKE BIG NOIZE+++<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Bassist Geezer Butler hat dem englischen<br />

Magazin „Classic Rock" gesagt, er zweifle<br />

daran, dass Black Sabbath einen<br />

Nachfolger ihres 2013er Albums 13 aufnehmen<br />

werden. „Für mich war das eine<br />

gelungene Abrundung. Würden wir ein<br />

weiteres Album machen, hätte das nicht<br />

mehr dasselbe Vibe." Außerdem wäre der<br />

Erwartungsdruck zu groß: „Wenn es nicht<br />

überall Nummer 1 würde, wäre es für die<br />

Leute doch ein Flop", meinte Butler. Bei<br />

Sänger Ozzy Osbourne klang der gleiche<br />

Grundtenor durch: „Angesichts der langen<br />

Zeitspanne vor der Veröffentlichung<br />

von 13 glaube ich nicht, dass es in den<br />

nächsten 20 Jahren ein neues (Album) geben<br />

wird"+++<br />

Bei seinem alljährlichen „House Full<br />

Of Toys Christmas"-Benefizkonzert im<br />

Nokia Theater in Los Angeles hat Stevie<br />

Wonder am 21. Dezember seinen Albumklassiker<br />

SONGS IN THE KEY OF LIFE in<br />

voller Länge gespielt. Zeitweise standen<br />

dabei mehr als 20 Musiker auf der Bühne,<br />

darunter auch Keyboarder Greg Phillinganes,<br />

der schon 1976 bei den Aufnahmen<br />

mit von der Partie gewesen war. Zusätzlich<br />

stimmte Wonder mehrere Bonus-Nummern<br />

an, darunter ”Saturn”, "Ebony Eyes”, "All<br />

Day Sucker”, "Easy Goin' Evening” und<br />

das unveröffentlichte "Living For Your<br />

Love"+++<br />

Vor 35 Jahren stand die US-Combo Chic<br />

mit ihrem Disco-Ohrwurm "Le Freak" an<br />

der Spitze der US-Charts. Für 2014 strebe<br />

er an, dieses Kunststück mit einem neuen<br />

Album zu wiederholen, sagte Mastermind<br />

Nile Rodgers. „Das wäre der größte Tag<br />

in meinem Leben, und in dessen Verlauf<br />

habe ich schon viele großartige Tage erlebt",<br />

sagte Rodgers+++<br />

Rod Stewart kann es einfach nicht lassen:<br />

Wie schon oft deutete er kürzlich wieder<br />

einmal an, dass demnächst eine Reunion<br />

der Faces Wirklichkeit werden könnte.<br />

Gemeinsam mit Gitarrist/Bassist Ron Wood<br />

peile er dafür 2015 an. Bislang hatte der<br />

schottische Sänger mit der Reibeisenröhre<br />

immer einen Rückzieher gemacht, so dass<br />

seine früheren Mitstreiter Ian McLagan<br />

(keys) und Kenney Jones (dr) eher zurückhaltend<br />

reagierten. Stewart habe sie bislang<br />

nicht kontaktiert. Stattdessen konzentrierten<br />

sie sich auf eine Wiedervereinigung der<br />

Vorläuferband Small Faces. „Rod wird bis<br />

2016 warten müssen, denn 2015 ist das<br />

Jahr der Small Faces”, sagte McLagan. Die<br />

Faces hatten sich zuletzt 2010 reformiert<br />

und auch 2011 einige Shows gespielt. Gesungen<br />

hatte dabei Simply-Red-Frontmann<br />

Mick Hucknall+++<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> Seite 7


Vers<strong>to</strong>rben<br />

Günter Körber ist, wie erst im November<br />

bekannt wurde, bereits am 10. September<br />

im Alter von 67 Jahren vers<strong>to</strong>rben. Nach<br />

einem Herzleiden entschlief er sanft. Körber<br />

gründete 1975 Sky nach dem Abschied<br />

von Metronome, wo er für das legendäre<br />

Brain-Label gearbeitet hatte. Für Sky verpflichtete<br />

er Elektronic-Acts wie Cluster<br />

(& Eno), Conny Plank, Nik Tyndall, Harald<br />

Grosskopf, Dieter Moebius, Michael Ro<strong>the</strong>r<br />

und Hans-Joachim Roedelius sowie Ramses.<br />

Er war auch Entdecker und Produzent<br />

der Deutsch-Rocker Jane.<br />

Larry Verne (*8.2.1936 als Larry Erickson)<br />

arbeitete als Schauspieler in Hollywood,<br />

ehe er sich auch der Musik zuwandte und<br />

1960 mit "Mr. Custer” einen Nummer-<br />

1-Hit landete. Er veröffentlichte zehn<br />

Singles und ein Album, ehe er der Musik<br />

den Rücken kehrte und erfolgreich als Szenenbildner<br />

wirkte. Er litt an Alzheimer und<br />

verstarb am 8.10.<br />

Frank Wess (*4.1.1922) spielte Saxofon<br />

und Flöte in der Jaco Pas<strong>to</strong>rius Group,<br />

für Billie Holiday, Josephine Baker und<br />

Sarah Vaughan, für die Orchester von<br />

Count Basie und Dizzy Gillespie, betrieb<br />

eigene Combos, ist auf den Alben von<br />

Kollegen unterschiedlichster Genres zu<br />

hören, darunter Delaney Bramlett und<br />

Louie Bellson. Erlag am 30.10. einem<br />

Nierenversagen.<br />

Bobby Parker (*31.8.1937) war als<br />

Bluessänger und -Gitarrist mit und für<br />

Bo Diddley, Paul Williams, Sam Cooke,<br />

die Everly Bro<strong>the</strong>rs, Jackie Wilson, LaVern<br />

Baker und Clyde McPhatter aktiv. Veröffentlichte<br />

eigene Platten und beeinflusste<br />

britische Musiker wie Led Zeppelin und die<br />

Beatles, die "Watch Your Step" live coverten.<br />

Er ging nach einem Herzinfarkt am<br />

1.11. für immer.<br />

Betsy Smittle begleitete nach einem Engagement<br />

bei Ronnie Dunn ihren Halbbruder<br />

Garth Brooks als Bassistin und Chorsängerin,<br />

veröffentlichte selbst 1994 ein<br />

Country-Album und engagierte sich für die<br />

Rechte von Schwulen und Lesben. Sie erlag<br />

mit nur 60 Jahren am 2.11. in Oklahoma<br />

einem Krebsleiden.<br />

Jack Alexander (*1935) bildete mit Bruder<br />

Tom das schottische Folkduo The Alexander<br />

Bro<strong>the</strong>rs – dessen Single "Nobody's<br />

Child" verkaufte sich 1964 in seiner Heimat<br />

besser als alle Beatles-Veröffentlichungen<br />

des Jahres. Der singende Pianist starb am<br />

2.11.<br />

Anthony Delmonte Lyon (*30.6.1960)<br />

war ein holländischer Schlagzeuger, der<br />

The Mollesters, Herman Brood & His Wild<br />

Romance, De Raggende Manne und Personnel<br />

angehörte. Nach längerer Krankheit<br />

verstarb er am 4.11. in Hilversum.<br />

Lee Crystal trommelte bei Joan Jett &<br />

The Blackhearts (1981–1986), für The Boyfriends,<br />

Sylvain Sylvain, Crash Conference<br />

und Secret Chiefs. Erhielt 1993 die Diagnose<br />

Multiple Sklerose. Er wurde nur 57 Jahre<br />

alt und entschlief am 6.11. im Kreise seiner<br />

Familie.<br />

Clyde Stacy (*11.8.1936), singender<br />

Rockabilly-Gitarrist, verzeichnete 1957 mit<br />

The Nitecaps und "So Young” einen mittleren<br />

Hit, veröffentlichte auch solo. Kam am<br />

6.11. ums Leben, als er mit seinem Au<strong>to</strong> in<br />

einen Lkw raste.<br />

Bob Beckham (*8.7.1927) arbeitete als<br />

Schauspieler, Sänger (zwei Top-40-Hits<br />

Ende der 50er Jahre) und leitete zwischen<br />

1964 und 1990 in Nashville den Verlag<br />

Combine <strong>Music</strong> Publishing. Dabei förderte<br />

er die Karrieren von Kris Kris<strong>to</strong>fferson, Jerry<br />

Reed, Billy Swan, seiner Entdeckung Tony<br />

Joe White und Dolly Par<strong>to</strong>n. 2006 ging er<br />

in den Ruhestand, den er bis zum 11.11. genießen<br />

konnte.<br />

Billy Adamson trommelte bei Screaming<br />

Lord Sutch, Freddie Mack und den Searchers<br />

(1969–1998), nachdem er als Sessiondrummer<br />

bereits für Lulu, Emile Ford tätig gewesen<br />

war. Er starb am 11.11. in Frankreich.<br />

Ricky "<br />

Sugarfoot" Wellman (*11.4.1956)<br />

saß für Miles Davis, Carlos Santana und<br />

Chuck Brown & The Soul Searchers an den<br />

Drums. Starb am 23.11.<br />

Chico Hamil<strong>to</strong>n (*20.9.1921) war einer<br />

der einflussreichsten US-Jazzdrummer, der<br />

für Charles Mingus, Dexter Gordon, Lionel<br />

Hamp<strong>to</strong>n, aber auch Blueser wie T-Bone<br />

Walker spielte. 1955 veröffentlichte er das<br />

erste eigene Album, gründete 1987 Euphoria,<br />

schrieb Film- und TV-Musiken, versuchte<br />

sich auch an Soul. Er ging am 25.11.<br />

für immer.<br />

Joe Bihari (*20.5.1925) war zunächst in<br />

Memphis, dann Los Angeles ein einflussreicher<br />

Plattenfirmenbesitzer: Er betrieb die<br />

Label Modern Records, Meteor Records und<br />

RPM, auf denen B.B. King, Little Richard,<br />

John Lee Hooker, Elmore James und Etta<br />

James veröffentlichten. Er verstarb am<br />

28.11.<br />

Oliver Cheatham (*24.2.1948) stammte<br />

aus Detroit, zog nach England, wo er die<br />

R&B- und Funkszene aufmischte. Der Titelsong<br />

seines Album SATURDAY NIGHT war<br />

1983 ein Hit, mit Room 5 und "Make Luv"<br />

schaffte er es 2003 bis auf #1. Kooperierte<br />

auch mit Leo Sayer, ehe ihn am 29.11. ein<br />

Herzinfarkt dahinraffte.<br />

Lewis Collins<br />

(*26.5.1946) wurde in<br />

Deutschland als Bodie<br />

in der TV-Serie „The<br />

Professionals" bekannt;<br />

er spielte Bass und sang<br />

bei The Renegades, Stu<br />

James & The Mojos, The<br />

Eyes und The Georgians.<br />

Der aus Birkenhead/Merseyside stammende<br />

Engländer starb am 27.11. in Los<br />

Angeles.<br />

Dick Dodd (*27.10.1945) begann als Kinderschauspieler,<br />

war dann bei den Standells<br />

(dr, voc) aktiv – er sang auf deren einzigem<br />

US-Chart-Hit "Dirty Water" (1966 US#11),<br />

der zur Garagen-Rockhymne wurde. Weitere<br />

Karrierestationen: The Bel-Airs, Eddie & The<br />

Showmen. Eine Solokarriere scheiterte, so<br />

dass er sich mit Jobs in Restaurants, Limou-<br />

sinenservices und Baufirmen durchschlug.<br />

Am 29.11. verlor er den Kampf gegen den<br />

Krebs.<br />

Chris Howland (*30.7.1928) kam nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg<br />

als Soldat der britischen<br />

Armee nach Deutschland,<br />

wo er hängenblieb,<br />

früh als Radiomodera<strong>to</strong>r<br />

beim damaligen NWDR<br />

(„Rhythmus der Welt")<br />

arbeitete, als „Mr. Pumpernickel" zum Kult-<br />

DJ avancierte. Er sang, spielte in den Edgar-<br />

Wallace- und Karl-May-Filmen mit. Moderierte<br />

bis zu seinem Tod am 30.11. beim<br />

WDR „Spielereien mit Schallplatten".<br />

© goodtimes-pho<strong>to</strong>.de<br />

Richard Coughlan (*2.9.1947) betätigte<br />

sich während seiner langen Laufbahn kontinuierlich<br />

als Schlagzeuger bei den Prog-<br />

Rockern Caravan (ab 1968), nachdem er<br />

zuvor bei The Wilde Flowers gespielt hatte.<br />

Er hielt die Caravan-Kompositionen mit seinem<br />

zurückhaltend präzisen Spiel zusammen<br />

– bis zu seinem Tod am 1.12., nach<br />

langer rheumatischer Arthritis.<br />

Martin Sharp (*21.1.1942) machte sich in<br />

seiner australischen Heimat als Car<strong>to</strong>onist<br />

und Künstler einen Namen. Er gestaltete die<br />

Cover der Cream-Alben DISRAELI GEARS<br />

und WHEELS OF FIRE und war Co-Au<strong>to</strong>r<br />

von deren Song ”Tales Of Brave Ulysses";<br />

er entwarf Plakate für Bob Dylan, Donovan,<br />

Tiny Tim und Jimi Hendrix, starb am 1.12.<br />

an einem Emphysem.<br />

Junior Murvin (*1949) galt als einer der<br />

einflussreichsten Reggaemusiker Jamaikas,<br />

seine 1976er Version des von Lee Scratch<br />

Perry wie The Clash gecoverten "Police And<br />

Thieves” als wegweisende Aufnahme. Sein<br />

letztes Album SIGNS AND WONDERS erschien<br />

1989. Die Folgen seiner Diabeteserkrankung<br />

kosteten ihn am 2.12. das Leben.<br />

Werner Voss (*6.10.1941), im Hauptberuf<br />

Verwaltungsbeamter, moderierte ab dem<br />

28.5.1974 beim NDR fast 40 Jahre lang die<br />

Sendung „Rock'n'Roll Museum" und konnte<br />

dafür auf eine Sammlung von 50.000<br />

Musiktiteln zurückgreifen. Am 4.12. setzte<br />

Leberkrebs seinem Erdendasein ein Ende.<br />

John Wyker (*14.3.1945) bildete mit<br />

Court Pickett das Duo Sailcat (1972 US-<br />

#12-Hit mit "Mo<strong>to</strong>rcycle Mama”), arbeitete<br />

mit The Rubber Band, Eddie Hin<strong>to</strong>n, Dan<br />

Penn und Delaney Bramlett, betätigte sich<br />

auch als Songschmied und visueller Künstler<br />

– bis zum 8.12.<br />

Roger Tillison veröffentlichte selbst Platten,<br />

war in den 60er Jahren mit Terrye Tillison<br />

als Folkduo Gypsy Trips unterwegs, war<br />

Teil der Tulsa-Szene, arbeitete als Gitarrist<br />

und Sänger mit J.J. Cale, The Songdogs und<br />

Lea<strong>the</strong>rcoated Minds. Er starb am 9.12. im<br />

Alter von 72 Jahren.<br />

Jim Hall (*4.12.1930) zählte als Gitarrist<br />

Größen wie Bill Frisell und Pat Me<strong>the</strong>ny zu<br />

seinen „Jüngern". Er liebte den Jazz und<br />

veröffentlichte neben der Kooperation mit<br />

zahllosen Kollegen über 40 eigene Alben.<br />

Er plante für 2014 eine Tour durch Japan,<br />

doch der Tod machte ihm am 10.12. einen<br />

Strich durch die Rechnung.<br />

Tommy Ruger landete 1967 als Schlagzeuger<br />

mit den Nightcrawlers den Kulthit<br />

"Little Black Egg”, spielte mit den Rocksatirikern<br />

Root Boy Slim & The Sex Change<br />

Band. Diabetes und weitere gesundheitliche<br />

Probleme rafften ihn mit nur 67 Jahren<br />

am 11.12. dahin.<br />

Ray Price (*12.1.1926) hatte sich mit seinem<br />

samtenen Bari<strong>to</strong>n ab den frühen 50er<br />

Jahren einen legendären Ruf als Countrysänger<br />

erarbeitet – zunächst an der Seite<br />

von Willie Nelson und Johnny Paycheck<br />

bei den Cherokee Cowboys, dann solo. Er<br />

war 109 Mal in den Country-Charts vertreten,<br />

oft auch in den Pop-Hitparaden. Im<br />

November war bei ihm Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />

diagnostiziert worden, der ihn am<br />

16.12. das Leben kostete.<br />

Ronnie Biggs (*8.8.1929) wurde 1963<br />

als Posträuber und Ausbrecher berühmt.<br />

Während seiner langen Jahre auf der Flucht<br />

nahm er in Rio de Janeiro mit den Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />

"No One Is Innocent" auf, erhielt dafür aber<br />

keinen Pfennig. Als die Toten Hosen 1991<br />

anreisten, um mit ihm "Carnival In Rio (Punk<br />

Was)" einzuspielen, drückten sie ihm erst<br />

einmal ein Geldbündel in die Hand. Biggs<br />

starb am 18.12. nach jahrelanger Krankheit<br />

in einem Londoner Pflegeheim.<br />

David Richards (*1956) wirkte im Studio<br />

als Arrangeur, Toningenieur und Produzent<br />

im Hintergrund, trug so aber maßgeblich<br />

zu den Erfolgen von John Barry, Queen,<br />

David Bowie, Yes, Magnum, Chris Rea, Jimmy<br />

Nail, Iggy Pop und Duran Duran bei.<br />

Starb nach langer Krankheit am 20.12. in<br />

seiner Wahlheimat Schweiz.<br />

Dave Higgs (*21.3.1950) spielte als Gründungsmitglied<br />

Gitarre auf den ersten vier<br />

Alben von Eddie & The Hot Rods, nachdem<br />

er zuvor mit Lee Brilleaux (Dr. Feelgood)<br />

bei The Fix gewesen war. Verlor am 21.12.<br />

den Kampf gegen den Krebs.<br />

Thomas Kurzhals (*13.13.1953), bekannt<br />

geworden als Keyboarder der<br />

DDR-Rockband Stern Combo Meißen<br />

(1972–1984, 1986–2002, ab 2008) und<br />

zeitweiliges Mitglied von Karat (1984–<br />

1992) verstarb nur wenige Tage nach seinem<br />

60. Geburtstag am 2.1. nach kurzer,<br />

schwerer Krankheit.<br />

John "<br />

Jay" Traynor (*30.3.1943) sang<br />

bei The Mystics, ehe er Jay & The Americans<br />

("She Cried", 1962 US #5) startete.<br />

Stieg nach drei weiteren erfolglosen Singles<br />

aus, widmete sich seiner Solokarriere<br />

und <strong>to</strong>urte mit den Tokens. Starb am 2.1.<br />

an Leberkrebs.<br />

Phil Everly (*19.1.1939) bildete mit Bruder<br />

Don ab 1955 eines<br />

der erfolgreichsten Duos<br />

der Popgeschichte – bis<br />

1973. Sie taten sich 1983<br />

wieder zusammen (siehe<br />

S. 81). Kurz vor Druckbeginn<br />

kam die Meldung,<br />

dass er am 3.1. einer Lungenkrankheit erlag.<br />

Seite 8 <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Der Online-<br />

Service für<br />

<strong>GoodTimes</strong>-<br />

Leser<br />

900.000 Musik-CDs<br />

50.000 Vinylscheiben<br />

50.000 Film- und<br />

Musik-DVDs<br />

3,5 Millionen Bücher<br />

Mojo Makers<br />

Wait Till The Morning<br />

CD 244 61 99<br />

Mike & The<br />

Mechanics<br />

The Singles: 1986–2013<br />

(Deluxe Edition)<br />

2 CDs 309 47 11<br />

<strong>Kinks</strong><br />

The Ultimate Collection<br />

2 CDs 284 12 75<br />

Bos<strong>to</strong>n<br />

Life, Love & Hope<br />

CD 362 86 59<br />

Rush<br />

Clockwork Angels Tour<br />

2012<br />

3 CDs 354 05 69<br />

Der Online-Service zur<br />

neuen <strong>GoodTimes</strong>:<br />

<br />

<br />

Paul Rodgers<br />

The Royal Sessions<br />

CD + DVD 383 31 37<br />

Billie Joe + Norah<br />

Foreverly<br />

CD 374 70 18<br />

Eloy<br />

Reincarnation On Stage<br />

(Live)<br />

2 CDs 381 53 01<br />

<br />

<br />

www.jpc.de/goodtimes<br />

Musik Filme Bücher<br />

www.jpc.de<br />

jpc-schallplatten Versandhandelsgesellschaft mbH · Lübecker Straße 9 · 49124 Georgsmarienhütte · Geschäftsführer: Gerhard Ge<br />

Amtsgericht Osnabrück HRB 110327


TV-Debüt bei Ready, Steady, Go":<br />

Die <strong>Kinks</strong> spielen<br />

50 Jahre <strong>Kinks</strong><br />

"<br />

"Long Tall Sally"<br />

am 7. Februar 1964, v.l.: Pete Quaife,<br />

Dave Davies, Mick Avory, Ray Davies<br />

Suche nach Identität –<br />

wie alles begann<br />

Am 31. Dezember 1963 spielte die Londoner<br />

Rhythm & Blues-Band The Ravens bei einer<br />

privaten Neujahrsparty im Lotus House Restaurant<br />

in der Edgware Road. Anwesend war<br />

auch der einflussreiche Konzert-Promoter<br />

Arthur Howes, der für Cliff Richard und<br />

die Beatles arbeitete. Howes gefiel, was er<br />

hörte, und er nahm die junge Band ein paar<br />

Tage später unter Vertrag. Es war ein enormer<br />

Fortschritt für die noch minderjährigen<br />

Musiker. Die Zusammenarbeit mit dem<br />

Agenten bot ihnen eine gute Basis als Profimusiker:<br />

Package-Tourneen mit den Hollies<br />

und Dave Clark Five folgten. 1964 war dann<br />

das entscheidende Jahr für die Band, die<br />

sich kurz darauf in The <strong>Kinks</strong> umbenannte.<br />

D<br />

Die neue Bezeichnung war ein weiterer<br />

passte. Für die frühen<br />

Sechziger klang er<br />

auch recht provokant:<br />

Der Begriff „kinky"<br />

war in dieser Zeit ein<br />

Meilenstein für die jungen Musiker:<br />

ein kurzer und prägnanter Name, der<br />

in großen Lettern auf jedes Tourplakat<br />

beliebter englischer<br />

Ausdruck für „ungewöhnliche<br />

sexuelle<br />

Praktiken". Nicht<br />

ohne Grund zeigen<br />

frühe Promobilder<br />

Visitenkarten it t für die Ravens<br />

und Boll-Weevils<br />

die Band mit leicht<br />

debilen oder düsteren Gesichtausdrücken, peitschenschwingend<br />

mit Lederkappen und „Kinky Boots".<br />

Im Januar 1964 fanden Ray (*21. Juni<br />

1944 in London) und Dave Davies (*3.<br />

Februar 1947 in London) sowie Bassist<br />

Pete Quaife (*31. Dezember 1943 in Tavis<strong>to</strong>ck,<br />

ges<strong>to</strong>rben am 23. Juni 2010 in<br />

Herlev, Dänemark) mit Mick Avory (*25.<br />

Februar 1944 in East Molesey) auch endlich einen<br />

Drummer. Im Februar unterschrieben sie durch Ver-<br />

Seite 10 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


mittlung des Produzenten Shel Talmy beim PYE-Label<br />

ihren ersten Plattenvertrag über drei Singles.<br />

Noch hatte die Band ihren eigenen Sound nicht<br />

gefunden. Die ersten zwei Singles waren, nicht<br />

unberechtigt, Flops: "Long Tall Sally", auf Vorschlag<br />

von Arthur Howes eingespielt, war eine flaue Merseybeat-Version<br />

des Little-Richard-Klassikers. Obwohl<br />

aus der Feder von Ray Davies, be<strong>to</strong>nte die Folgesingle<br />

"You Still Want Me" noch stärker den Liverpool-<br />

Sound. Erst mit ihrer dritten Veröffentlichung, dem<br />

epochalen Hard-Rock-Pro<strong>to</strong>typen "You Really Got<br />

Me" fanden die <strong>Kinks</strong> zu Erfolg, Weltruhm und zu<br />

einem eigenständigen Sound: Noch 2011, in Julien<br />

Temples Ray-Davies-TV-Porträt „Imaginary Man",<br />

bestätigte der <strong>Kinks</strong>-Frontmann, dass der Song auch<br />

für seine Persönlichkeit und Identität ein Durchbruch<br />

war. Und auch Dave Davies empfand den Gitarrensound<br />

und das Solo, mit dem er den Song prägte, als<br />

sein erstes kreatives Statement.<br />

Danach hatten die <strong>Kinks</strong> als Band rund 30 Jahre<br />

lang Bestand und sorgten immer wieder<br />

für musikalische Überraschungen und erstaunliche<br />

Comebacks. Dabei ließen die unspektakulären Anfänge<br />

der Band eher darauf schließen, dass sie wie<br />

tausend andere, die sich während der Beatlemania<br />

und des R&B-Booms formiert hatten, zum Scheitern<br />

verurteilt war.<br />

Gitarrist bei der Dave Hunt Rhythm & Blues Band<br />

feat. Hamil<strong>to</strong>n King. Alexis Korner hatte ihm den<br />

Job vermittelt. Der Piccadilly Jazz Club in Soho und<br />

das Station Hotel in Richmond waren regelmäßige<br />

Spielstätten, in denen die Rollin’ S<strong>to</strong>nes (so waren<br />

sie damals angekündigt) oft als Vorgruppe antraten.<br />

Im harten Konkurrenzkampf mit den neuen, jungen<br />

R&B-Bands hielten sich die inzwischen altmodisch<br />

klingenden Trad-Jazzer des Posaunisten Dave Hunt<br />

nicht mehr lange. Nur unwesentlich länger blieb Ray<br />

Davies als Leadgitarrist bei den zeitgemäßeren Nachfolgern,<br />

Hamil<strong>to</strong>n King’s Blues Messengers, zu denen<br />

auch der spätere Camel-Leader Peter Bardens gehörte.<br />

Dave Davies und Pete Quaife traten inzwischen<br />

Ihren bis dahin engen Radius durchbrach die Band,<br />

als sie mit dem jungen Geschäftsmann Robert<br />

Wace aus der britischen Upper-Class fusionierte: Er<br />

besorgte ihnen lukrative Gigs auf Debütanten-Bällen<br />

und privaten Parties der gesellschaftlichen Oberschicht.<br />

Dafür durfte er mit den Boll-Weevils vier<br />

Songs singen. Als er bei einem Auftritt in einem Jugendclub<br />

der Arbeiterklasse mit Schmährufen überschüttet<br />

wurde, beendete Wace alle Gesangsambitionen.<br />

Mit seinem Partner Grenville Collins übernahm<br />

er das Management der Band.<br />

Die Entscheidung, Manager zu verpflichten, bedeutete<br />

im Ok<strong>to</strong>ber 1963 eine entscheidende<br />

Vor den <strong>Kinks</strong> – die Anfänge<br />

Der Nukleus der <strong>Kinks</strong>, Ray und Dave Davies, war<br />

bereits seit ca. 1960 im Pub um die Ecke, dem<br />

Clissold Arms (Fortis Green 105, East Finchley), als<br />

Gitarrenduo aufgetreten. Ihr erster Auftritt als Band<br />

mit den Schulkameraden Pete Quaife (damals noch<br />

an der Gitarre) und Drummer John Start fand beim<br />

„Autumn Dance" im Ok<strong>to</strong>ber 1961 in der Assembly<br />

Hall der William Grimshaw Secondary Modern School<br />

statt. Seitdem waren sie entweder als Ray Davies-,<br />

Dave Davies- oder Pete Quaife Quartet aktiv – je<br />

nachdem, welches Bandmitglied den Gig an Land gezogen<br />

hatte. Die Engagements beschränkten sich auf<br />

die lokale Ebene, auf Parties, Teenager-Tanzabende,<br />

auf Schulen und Jugendklubs im Norden Londons.<br />

Dave und Ray wechselten sich als Sänger populärer<br />

p<br />

Rock’n’Roll-Songs ab, bevorzugten<br />

aber die von E-Gitarren<br />

geprägten Instrumentalhits der<br />

Ventures, Shadows, von Duane<br />

Eddy und Chet Atkins. Überhaupt<br />

fühlten sich die Davies-<br />

Brüder als Sänger noch nicht<br />

wohl: 1962 suchten sie permanent<br />

nach geeigneten Vokalisten<br />

(darunter auch Schulfreund<br />

Rod Stewart), doch<br />

keiner kam über mehr als einen<br />

Auftritt hinaus. Zusätzlich traten<br />

sie als Trio mit Pete Quaife,<br />

der inzwischen Bass spielte, in<br />

Pubs und Kaffeehäusern mit<br />

einem Set aus Blues, Folk und<br />

Jazz auf.<br />

Nachdem sich Ray Davies<br />

im September 1962 als<br />

Kunststudent an der Hornsey School Of Art eingeschrieben<br />

hatte, fand er im Dezember einen Job als<br />

Werbung für die Debüt-Single:<br />

"Long Tall Sally"<br />

mit und ohne Ray in ihrem Heimatbezirk Muswell Hill<br />

als The Ramrods auf, benannt nach einem Song von<br />

Duane Eddy.<br />

Seit Juni 1963 fokussierte sich Ray wieder auf seine<br />

eigene Band, im Juli ging Drummer John Start.<br />

Eine Karriere als Musiker verfolgte er danach nicht<br />

mehr. Im Sommer 1963 spielte das Trio mit wechselnden<br />

Drummern als Backing-Band für „Mr Sou<strong>the</strong>rn<br />

England", Rick Wayne, einen schwarzen Bodybuilder<br />

und Sänger. Als Rick Wayne & The Muscle Men unterhielten<br />

sie die in England stationierten Soldaten der<br />

US-Air Force in deren Clubs. Nach dieser Tour machten<br />

sie mit dem neuen Drummer Mickey Willett als<br />

The Boll-Weevils (nach einem<br />

Song von Eddie Cochran) weiter.<br />

Der etwas ältere Willett war<br />

der erste professionelle Musiker,<br />

der bei der jungen Band einstieg.<br />

Mit Tommy Bruce & The<br />

Bruisers hatte er um 1960/61<br />

einige Singles für Columbia<br />

eingespielt, von denen "Ain’t<br />

Misbehavin’" sogar den dritten<br />

Platz der UK-Charts im Sommer<br />

1960 erreicht hatte. Die Boll-<br />

Weevils wandten sich nun dem<br />

zeitgemäßeren Rhythm & Blues<br />

zu und ließen die Instrumentals<br />

hinter sich: "Little Queenie",<br />

"Bo Diddley", "Route 66" und<br />

Slim Harpos "Got Love If You<br />

Want It" gehörten zum neuen<br />

Reper<strong>to</strong>ire. "Smokestack Lightning"<br />

und "Money (That’s What<br />

I Want)" endeten – der damaligen Mode folgend – in<br />

langen, frenetischen „Rave-ups".<br />

The High-Lites, circa 1961, Mick Avory an den Drums<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 11<br />

Wende für Ray Davies, der bis dahin unentschieden<br />

zwischen den Studiengängen Malerei, Filmemachen<br />

und Musik gependelt war. Jetzt begann er ernsthaft,<br />

Songs zu schreiben und (s)eine Zukunft in der Band<br />

zu sehen. Pete Quaife ließ seine Stelle als Grafiker bei<br />

der Zeitschrift „The Outfitter" sausen, während Dave,<br />

nach einer kurzen Beschäftigung in Selmer’s <strong>Music</strong><br />

Shop, schon längere Zeit ganz auf die Musik gesetzt<br />

hatte. Erste Demos, auch mit Eigenkompositionen<br />

wie "I Took My Baby Home" oder "I Believed You",<br />

wurden eingespielt und an Plattenfirmen geschickt.<br />

Noch deutete nichts auf die Riff-Rockexplosion hin,<br />

die im August 1964 die Charts erschüttern würde. Es<br />

kam zu einem vorletzten Namenswechsel in The Ravens,<br />

entliehen vom Horrorfilm „The Raven" (1963),<br />

mit Vincent Price und Peter Lorre. Drummer Mickey<br />

Willett wurde als zu alt und Image-mäßig für unpassend<br />

befunden. Außerdem gab es Streit ums Geld – er<br />

musste gehen.<br />

You Really Got Me<br />

Am 1. Februar 1964 feierten Ray (voc, g, harm) und<br />

Dave Davies (voc, g) und Pete Quaife (b, voc) mit<br />

Drummer Mick Avory ihre Livepremiere als The <strong>Kinks</strong><br />

in der Oxford Town Hall als Vorgruppe für die Downliners<br />

Sect. Am 7. Februar folgte das TV-Debüt in der<br />

Beat-Show „Ready Steady Go", in der die Band "Long<br />

Tall Sally" vorstellte. Doch nach diesen vielversprechenden<br />

Anfängen drohten die beiden Single-Flops<br />

alles zu zerstören. Auch hatten die unbekannten und<br />

noch unerfahrenen <strong>Kinks</strong> fast immer die undankbare<br />

und frustrierende Aufgabe, bei den Package-Touren<br />

als Opener aufzutreten. Doch eine Ray-Davies-Komposition<br />

kam bei den Teenies fabelhaft an: "You Really<br />

Got Me" löste enthusiastische Reaktionen aus.


Der<br />

US-Konzertfilm<br />

„Jazz On A Summer’s<br />

Day" vom Newport Jazz<br />

Festival 1958 hatte großen<br />

Einfluss auf die<br />

Davies-Brüder. Sie sahen<br />

musikalisch unterschiedliche<br />

Stars wie Louis Armstrong,<br />

Thelonius Monk,<br />

Mahalia Jackson, Dinah<br />

Washing<strong>to</strong>n, Anita O’Day,<br />

Big Maybelle, Gerry Mulligan<br />

und Chuck Berry.<br />

Mehr noch und viel entscheidender:<br />

Der Filmauftakt<br />

mit "The Train<br />

And The River" vom Free-<br />

Jazzsaxofonisten Jimmy<br />

Giuffre war mit seinen<br />

Kurzriffs für Ray Davies<br />

die Blaupause für "You<br />

Really Got Me". Gleichfalls<br />

übte der ebenfalls<br />

im Film zu sehende Gerry Eines der ersten Promofo<strong>to</strong>s der <strong>Kinks</strong><br />

Mulligan einen wichtigen im Uhrzeigersinn: Mick Avory, Ray Davies,<br />

Pete Quaife, Dave Davies<br />

Einfluss aus: „Von seinen<br />

Tenorsaxofon-Riffs waren wir beide völlig gefangengenommen",<br />

erinnerte sich Dave in seiner Au<strong>to</strong>biografie<br />

„Kink". Auf einem Tonband zeichneten sie<br />

erste nachgespielte Versuche von "The Train And<br />

The River" auf. Ray übte seitdem auch am Piano, er<br />

wollte in diesem Stil eine leichte Jazz-artige Melodie<br />

schreiben. In Julian Temples Film „Imaginary Man"<br />

führte er dieses Pianoriff noch einmal vor. Dave Davies<br />

sollte die eigentlich für Saxofon komponierte<br />

Begleitung mit seiner E-Gitarre unterlegen. Der jüngere<br />

Davies hatte schon längere Zeit mit seinen Verstärkern<br />

experimentiert, um seinen Gitarren schroffere<br />

und aggressivere Sounds zu entlocken. Als ihm<br />

das nicht gelingen wollte, schlitzte er frustriert mit<br />

einem Rasiermesser an seinem kleinen Elpico-Verstärker<br />

herum, steckte Nadeln rein und schloss ihn<br />

an seinen Vox AC30-Verstärker an. Die auf diese Art<br />

malträtierten Geräte gaben endlich den gequält-verzerrten<br />

Klang von sich, den er sich vorgestellt hatte.<br />

Dave setzte den neu gefundenen Gitarrensound für<br />

Rays „Jazz"-Komposition ein – und das Ergebnis<br />

haute beide förmlich um.<br />

Als dritte Single wurde "You Really Got Me" nur<br />

angedacht, weil Ray Davies vehement darauf be-<br />

stand. Doch mit der ers ten<br />

Einspielung war der Komponist<br />

unglücklich: Überproduziert<br />

kam sie ihm<br />

vor und mit Echos überladen.<br />

Produzent Shel Talmy<br />

stimmte Ray später insofern<br />

zu, dass die erste Version<br />

von "You Really Got<br />

Me" viel langsamer und<br />

bluesiger war, doch Rays<br />

Klage über einen „Phil-<br />

Spec<strong>to</strong>r-Sound" teilte er<br />

nicht.<br />

Ray Davies war so unzufrieden<br />

mit dieser<br />

Aufnahme, dass er seinen<br />

Musikverlag Kassner <strong>Music</strong><br />

überzeugte, den Song für<br />

eine Veröffentlichung nicht<br />

freizugeben. Er drohte mit<br />

Auflösung der Band und<br />

überredete seine Manager,<br />

eine Neu-Aufnahme in den<br />

IBC Studios in London am<br />

12. Juli 1964 selbst zu finanzieren. Später erzählten<br />

die Davies-Brüder übereinstimmend, dass der aggressive,<br />

live-artige Sound und Daves irres Gitarrensolo<br />

aus der begrenzten Studiozeit und dem Wissen ent-<br />

standen waren, dass dies wahrscheinlich ihre letzte<br />

Chance zum Erfolg war.<br />

Sturheit und Selbstbehauptungswille gaben Ray<br />

Davies Recht: Im August, zwei Monate nach der<br />

Aufnahme, hatten die <strong>Kinks</strong> mit ihrem eigenen Sound<br />

einen Nr.-1-Hit in Großbritannien und Platz 1 in<br />

den US-Charts erreicht. Mit "All Day And All Of The<br />

Night" (UK: #2, US: #7) gelang ihnen eine Folgesingle,<br />

die die Grandiosität und Energie von "You Really<br />

Got Me" noch übertraf. Diese beiden Songs sahen die<br />

<strong>Kinks</strong> als so entscheidend für ihre Karriere an, dass<br />

sie bis zur Auflösung der Band in den 90er Jahren<br />

auf jeder Tour gespielt wurden. <strong>Kinks</strong>-Produzent Shel<br />

Talmy meinte im Juni 2013 im „Guardian": „Das war<br />

1964: Es war das erste Mal, dass ein Song die Leute<br />

ins Mark traf. Ich hatte das große Glück, bei einigen<br />

klassischen Hits mitgearbeitet zu haben, und 'You<br />

Really Got Me' steht auf einer Stufe mit 'My Generation'.<br />

Ich werde es immer lieben.”<br />

Claudia Seeger-Wedeleit<br />

CD-Tipp:<br />

Various Artists. KINKS BEGINNINGS 1:<br />

RAMRODS, BOLL-WEEVILS & RAVENS<br />

Einen<br />

guten<br />

Einblick, welche<br />

Songs<br />

und<br />

Sounds<br />

die<br />

Davies-<br />

Brüder<br />

zwischen<br />

1956<br />

und 1963<br />

gehört,<br />

beeinflusst<br />

und<br />

selbst in ihren<br />

Bands gespie-<br />

lt haben, bietet t KINKS KS BEGINNINGS: NI Die sehr<br />

sorgfältig recherchierte Zusammenstellung<br />

basiert auf Äußerungen von Ray und Dave<br />

Davies über die Jahre in Interviews und in<br />

ihren Au<strong>to</strong>biografien – und auf Cover-Songs,<br />

die sie oft als Zugaben in ihren Konzerten als<br />

The <strong>Kinks</strong> spielten. Neben Fifties-Rock’n’Roll<br />

von Elvis Presley ("One Night"), Little Richard<br />

("Good Golly Miss Molly"), Eddie Cochran<br />

("Boll Weevil Song") und Chuck Berry ist auch<br />

der R&B mit Big Bill Broonzy, Muddy Waters,<br />

Howlin’ Wolf ("Smokestack Lightning") und<br />

Slim Harpo ("Got Love If You Want It") vertreten.<br />

Gitarrenbands wie die Ventures, aber<br />

auch Solisten wie Duane Eddy ("Ramrod"),<br />

Davey Graham ("Angi") und Chet Atkins ("Malaguena"),<br />

beeindruckten die Brüder ebenso<br />

wie das spontane Feeling, das Bill Doggetts<br />

"Honky Tonk" und Jimmy Guiffres "The Train<br />

And The River" verströmten. Ein Booklet mit<br />

einer Einführung von <strong>Kinks</strong>-Kenner Doug<br />

Hinman, Infos von Nick Duckett zu den einzelnen<br />

Songs sowie eine superbe Klangqualität<br />

runden diese erfreuliche Veröffentlichung ab.<br />

Volume 2 ist in Planung (His <strong>to</strong>ry Of R&B Records/Cargo,<br />

29/77:22).<br />

DVD-Tipp:<br />

Various Artists: Jazz On A Summer’s Day,<br />

85 Min.<br />

Seite 12 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Mick Avory (The <strong>Kinks</strong>)<br />

Von Uli Twelker<br />

Still und<br />

ungeliebt<br />

Avorys Mode-Timing –<br />

stets Zeit für<br />

Dedicated Fashion"<br />

"<br />

aus der Carnaby Street<br />

Jeder kennt die Geschichte von Ringo Starr: Ihm wurde ein Sessiondrummer<br />

bei den ersten Abbey-Road-Sessions der Beatles vorgezogen.<br />

Dem Original-<strong>Kinks</strong>-Drummer Mick Avory drohte ein noch deprimierenderes<br />

Schicksal, als deren Debüt-LP entstand.<br />

R<br />

&B konnte Avory zwar aus dem Effeff, aber die<br />

Verantwortlichen wollten anfangs Merseybeat<br />

von den <strong>Kinks</strong>, und Produzent Shel Talmy sah nur<br />

die Kosten, es musste zügig gehen. Er verpflichtete<br />

Bobby Graham, einen Sessionstar auch bei den<br />

Pretty Things, Partner/Mitspieler von Jimmy Page<br />

und endlos vielen anderen. Graham spielte auf "So<br />

Mystifying" so simpel, dass auch Avory das locker<br />

hingelegt hätte. Roadie Sam Curtis erinnert sich,<br />

dass „man Avory aufbauen ließ, um dann lachend<br />

doch einen Sessionmann zu präsentieren". Für einen<br />

jungen Drummer war es gefährlich, nicht als echter<br />

Profi zu gelten. Als was denn dann? Als Bühnenclown?<br />

Der „New <strong>Music</strong>al Express" lobte die <strong>Kinks</strong><br />

fies: „Das einzige, was für sie sprach war, dass der<br />

Drummer mit einer Hand Maraccas und mit der anderen<br />

Snare spielen kann!"<br />

Avory selbst zuckt die Achseln: „Ich war gerade<br />

erst eingestiegen, entwickelte<br />

meinen Stil mit den <strong>Kinks</strong>.<br />

Es passte nicht gleich, weil ich<br />

vom Traditional Jazz kam und<br />

Rock'n'Roll-Erfahrung brauchte.<br />

Erst mit der Zeit entstand eine<br />

Band." Dabei sollte der Jazzstil<br />

Avory noch gute Dienste leisten.<br />

Auf dem zweiten Album KINDA<br />

KINKS spielte er so präzise wie<br />

pfiffig: "Nothin' In This World Can<br />

S<strong>to</strong>p Me Worryin' Bout That Girl"<br />

kombiniert Besen und Back Beat,<br />

"Got My Feet On The Ground"<br />

swingt cool, "Look For Me Baby"<br />

lebt von Snare-Synkopen. Das war<br />

umso bewundernswerter, als Avory<br />

sich im Studio isoliert sah, räumlich<br />

und bei der Songentwicklung: „Oft<br />

trommelte ich zu Backings, deren<br />

Hauptmelodie ich als einziger nicht<br />

kannte." Außerdem warf man ihm<br />

schlechtes Timing vor.<br />

Achtung: Gleich fliegt<br />

eines der Becken in<br />

Richtung Dave Davies!<br />

Kein Wunder, dass Mick Avory Live-Auftritte vorzog,<br />

die nach den Erfolgen von "You Really Got<br />

Me" und "All Day And All Of The Night" nons<strong>to</strong>p<br />

liefen: Hier konnte er sein Image als „Basher with a<br />

brain" ausleben: „Zuschlagen mit Köpfchen"! Doch<br />

genau da wurde es böse: Dave Davies hasste den<br />

stillen Drummer, weil der nie seine Meinung sagte,<br />

beim Dauerstreit der Brüder nie Stellung bezog, er<br />

beleidigte ihn auf offener<br />

Bühne und trat gegen seine<br />

Trommeln. Bis Avory ihn in<br />

Cardiff mit einem scharfkantigen<br />

Becken erwischte:<br />

Blut floss! Mick flüchtete<br />

in seinem Jäger-Jackett vor<br />

der Polizei – aber die <strong>Kinks</strong><br />

hielten dennoch an ihm fest.<br />

Bei Albumsongs wie "Big<br />

Black Smoke" und "Holiday<br />

In Waikiki" zeigte Avory Power<br />

und Groove, und seine<br />

Snare-Arbeit auf "Little Miss<br />

Queen Of Darkness" ist pure<br />

Magie. Und wer seine Präzision<br />

auf dem hart-riffigen<br />

"Wicked Annabella" und der<br />

erotisch-tropischen "Monica"<br />

auf VILLAGE GREEN PRESERVATION SOCIETY hört,<br />

weiß: Auf seine Einfälle war Verlass – auch dann, als<br />

mehr und mehr New Orleans Jazz, Swing, Country<br />

und <strong>Music</strong>alelemente Eingang ins <strong>Kinks</strong>-Reper<strong>to</strong>ire<br />

fanden. Was die vielzitierten Timing-Probleme anging:<br />

In den alkoholisierten 1970er Jahren war gerade<br />

Avory der rhythmische Fels in der Brandung,<br />

wie Live-Aufnahmen beweisen. Dass man 1980 aus-<br />

gerechnet seinen Lapsus bei "You<br />

Really Got Me" auf das Live-Doppelalbum<br />

packte – blanker Hohn!<br />

Sollte der stille Kink je wieder<br />

einen Sessiondrummer erdulden<br />

müssen? 13 Jahre nach<br />

dem Debüt war es auf MISFITS<br />

soweit: Die Davies-Brüder experimentierten<br />

mit Nick Trevisick<br />

und Clem Cattini von den Tornados.<br />

Und das nicht etwa heimlich:<br />

Avory war nebenbei Verwalter der<br />

<strong>Kinks</strong>-Konk-Studios und musste<br />

alles mit ansehen! „Damals ging<br />

ein Riss durch die Band", kommentierte<br />

er später, „Dave und ich<br />

waren endgültig zerstritten, es war<br />

keine gute Zeit für Aufnahmen."<br />

Und 1984 nahm man Avory ganz<br />

raus. Der entscheidende Kommentar<br />

kam vom damaligen Bassisten<br />

Andy Pyle: „Am meisten Spaß<br />

machte es immer, die wunderbaren <strong>Kinks</strong>-Songs<br />

nachts in der Hotelbar zu spielen, wenn Ray und<br />

Dave im Bett waren." Mittlerweile spielt Avory mit<br />

den Kast Off (abgelegten) <strong>Kinks</strong>, dabei sind – neben<br />

Dave Clarke (g, voc) – die Ex-<strong>Kinks</strong> John Dal<strong>to</strong>n<br />

(b) und John Gosling (keys): drei Late-Sixties-<br />

Mitglieder – davon können viele andere noch aktive<br />

Musiker legenden nur träumen ...<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 13


Jimmy Page plus zwei<br />

Folk-Juwel<br />

mit John & Jim<br />

Auch wenn schon (fast) alle Schätze gehoben sind: Es lohnt<br />

weiter, nach extrem seltenen LP-Spezialitäten zu schnüffeln.<br />

Etwa nach dem MAUREENY WISHFULL ALBUM aus den Sixties<br />

– für das nicht mal ein konkreter Interpretenname existiert.<br />

Immerhin lässt einer der nur drei Drahtzieher aufhorchen:<br />

James Patrick Jimmy" Page ...<br />

" Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Licht in die ganze Geschichte kam aus dem Nebel. 1984 erschien die Yardbirds-7-LP-Box<br />

SHAPES OF THINGS – mit zwei starken Songs, mit denen<br />

aber selbst Bandfans kaum etwas anfangen konnten:<br />

"Climbing Through" und "Without You", zugerechnet<br />

den Au<strong>the</strong>ntics, feat. Jimmy Page. Inzwischen weiß man<br />

mehr: Ein Beschriftungsfehler hatte die Tracks fehlgeleitet,<br />

beide kamen 1964/65 über den Azetat-Status<br />

nie hinaus.<br />

Die Band wurde 1963 in Bedford gegründet. Allesmacher<br />

Giorgio Gomelsky hatte sie 1964 im Scene Club<br />

entdeckt, ins Vorprogramm der Yardbirds und dann ins<br />

Studio verfrachtet: John Williams (b, voc), Bruder Bernie<br />

(g), Mick O'Neill (org, p) und Stuart Collins (dr). Die Chose<br />

v.l.: Jimmy Page, John Williams, Big Jim Sullivan<br />

Azetat der<br />

Au<strong>the</strong>ntics-Single<br />

Williams hatte die Faxen dicke: Die Rede ist von nur 300 MAUREENY-LPs, die er –<br />

ohne konkrete Interpretenangabe – 1968 für das Privatlabel Moonshine <strong>Music</strong> (WO<br />

2388) pressen ließ und mühevoll in Umlauf brachte; Folk war zu jener Zeit eher<br />

eine Nebenstrecke. Originale der Platte zählen heute zu den obskursten UK-<strong>60s</strong>-<br />

Veröffentlichungen. Die Verlagsrechte der 14 John-Williams-Kompositionen liegen<br />

bei James Page <strong>Music</strong>, Moonshine und United Artists, eine Copyright-Gesellschaft<br />

und ein Produzent (vermutlich Page, eventuell mit Ex-Freundin Jackie deShannon)<br />

sind nirgends genannt. Das versponnene Frontcover<br />

hat Bernie Williams gezeichnet. Er besuchte nach<br />

dem Ende der Au<strong>the</strong>ntics wieder eine Kunstschule<br />

und wurde als Grafiker und gefragter Kinderbuchillustra<strong>to</strong>r<br />

tätig. Die Hüllen-Rückseite zieren lediglich<br />

die Songtitel und die Namen der drei Musiker. Dass<br />

ein weiterer Gitarrist, der mit Page verbundene Session-Star<br />

Vic Flick, beteiligt war, bleibt unbestätigt.<br />

MAUREENY ... ist ein Album, das Fans des frühen<br />

Donovan, aber auch denen<br />

von Pentangle oder der<br />

Incredible String Band<br />

gefallen dürfte. Drei Klasse-Gitarristen spielen – ohne<br />

s<strong>to</strong>ckte, die Brüder machten als Bro<strong>the</strong>rs William weiter. Single im Juni 1965:<br />

"Honey Love"/"Linda Lane Blues" (Parlophone). Wieder nichts. Auch Aktivitäten<br />

unter dem Namen Crow scheiterten. John Williams schwenkte ins Folkmetier um,<br />

komponierte sich wund. Doch auch die Solo-LP<br />

JOHN WILLIAMS sowie die Singles "She's That Kind<br />

Of Woman" und "Flowers In Your Hair" (alle EMI/<br />

Columbia, 1967) floppten.<br />

Über die Gomelsky-Schiene war Williams in Kontakt<br />

zu Jimmy Page gekommen; dessen Folknähe –<br />

Yardbirds ("Only The Black Rose", "White Summer"<br />

etc.), Led Zeppelin ("Battle Of Evermore", "Stairway<br />

To Heaven" u.v.a.), Jobs für Roy Harper, Philamore<br />

Lincoln usw. – war schon damals ausgeprägt. Page<br />

nutzte seine Drähte als Solist, Produzent und Musiker<br />

zu Immediate Records: Labelboss Andrew<br />

Oldham war nicht abgeneigt. Daraufhin interessierte<br />

Befummelungen, Techniktricks und Schnickschnack –<br />

puren mittsechziger Brit-Folk, der durch Pages Sitar-<br />

Parts psychedelisch angeweht ist. John Williams' zerbrechliche<br />

Stimme passt<br />

maßgeschneidert zu seinen<br />

unaufgeregt-filigranen ranen<br />

Kompositionen und luftigen Texten ("Early Bird Of<br />

Morning", "I Must Fly", "Ano<strong>the</strong>r Winter, Ano<strong>the</strong>r<br />

Spring", "Gypsy Girl & The Poor Boy"); beim "City<br />

Blues" und "Dream Cloudburst" packen Page, Sullivan<br />

und Williams auch schon mal eine Spur handfester<br />

zu. Musikalische Gründe, dieses in sich rundum<br />

stimmige Produkt abzulehnen, kann es kaum<br />

gegeben haben. Vielleicht lag es an Pages Yardbirds-<br />

Aktivitäten und Luftschiffer-Plänen, die ihm für Immediate<br />

die Zeit raubten.<br />

Page auch noch seinen langjährigen Session-<br />

John Williams, restlos bedient, hat sich Ende der<br />

Action: The Au<strong>the</strong>ntics aus Bedford<br />

partner Big Jim Sullivan für das LP-Projekt.<br />

Sixties still aus dem Musikgeschäft verabschiedet.<br />

Das Trio – drei Akustikgitarren plus Sitar und Gesang; ohne weitere Mitstreiter t –<br />

spielte Material für eine Doppel-LP ein. Arbeitstitel: THE MAUREENY WISHFULL<br />

ALBUM. Als es ans Eingemachte ging, sollen – so Bernie Williams – die Masterbänder<br />

beim Label „verschwunden" sein. Erst nach Gezerre erhielt Williams zumindest<br />

ein Tape zurück; zu einer Veröffentlichung ist es nie gekommen, Qualm<br />

in der Küche.<br />

Er arbeitete t anschließend als Bewährungshelfer.<br />

Originale von MAUREENY ... sind schon seit vielen Jahren kaum noch auffindbar,<br />

auch Vinylnachpressungen aus den 1990ern stehen nicht mehr an jeder Ecke<br />

rum, ebensowenig wie eine (teure) japanische CD-Ausgabe. Die Au<strong>the</strong>ntics-Titel<br />

wurden u.a. 2003 auf der Jimmy-Page-Doppel-CD THIS GUITAR KILLS (Sanctuary<br />

CMEDD 741) recycelt.<br />

Seite 14 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


PUTTING THE BEST<br />

ABOVE THE REST<br />

ALVIN LEE<br />

The Best Of Alvin Lee<br />

REP 5257<br />

BILL WYMAN’S<br />

RHYTHM KINGS<br />

Best Of Bill Wyman’s Rhythm Kings<br />

Vol.1<br />

REP 5148<br />

BILL WYMAN’S<br />

RHYTHM KINGS<br />

Best Of Bill Wyman’s Rhythm Kings<br />

Vol.2<br />

REP 5278<br />

STEAMHAMMER<br />

Riding On The L&N -<br />

The Anthology<br />

REP 5254<br />

THE BLUES BAND<br />

The Best Of The Blues Band<br />

REPUK 1150<br />

CURVED AIR<br />

Retrospective –<br />

Anthology 1970 – 2009<br />

REPUK 1086<br />

THE FABULOUS<br />

THUNDERBIRDS<br />

The Bad and Best Of The Fabulous<br />

Thunderbirds<br />

REPUK 1198<br />

MITCH RYDER<br />

The Anthology 1979-1994<br />

REP 5214<br />

UFO<br />

The Decca Years:<br />

The Best Of 1970 - 1973<br />

REP 5259<br />

SNOWY WHITE<br />

The Best Of<br />

Snowy White<br />

REPUK 1120<br />

STRETCH<br />

That’s The Way The Winds<br />

Blows -<br />

A Collection<br />

REP 5321<br />

ROBIN TROWER<br />

Compendium 1987-2013<br />

REP 5249<br />

THE GRAHAM<br />

BOND<br />

ORGANIZATION<br />

Wade In The Water -<br />

Classics, Origins &<br />

Oddities<br />

REP 5250<br />

COMING SOON<br />

EARLY 2014<br />

MICKEY JUPP<br />

Kiss Me Quick, Squeeze Me Slow –<br />

The Collection<br />

REPUK 1173<br />

www.reper<strong>to</strong>irerecords.com


BBC<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Apple Corps LTD<br />

Ein Profi packt aus<br />

Kevin Howlett hat sich im letzten Vierteljahrhundert den Ruf als einer der<br />

besten Beatles-Kenner erarbeitet. Und das nicht erst, seit der gerade mal<br />

56-jährige Engländer 1994 für die Veröffentlichung<br />

LIVE AT THE BBC verantwortlich<br />

zeichnete. Jetzt hat er das Nachfolgewerk ON<br />

AIR – LIVE AT THE BBC VOL. 2 folgen lassen<br />

und parallel dazu sein nächstes Buch „The<br />

Beatles: The BBC Archives 1962–1970“ veröffentlicht.<br />

Howlett ließ <strong>GoodTimes</strong> hinter<br />

die Kulissen blicken.<br />

Kevin, bitte ein paar Worte über deinen<br />

Background ...<br />

Den Beatles bin ich schon als Kind verfallen<br />

– ich war gerade mal fünf, als "Love Me<br />

Do" 1962 veröffentlicht wurde, was ich durch<br />

meinen 13 Jahre älteren Bruder mitbekam. Ich<br />

wurde schnell zum echten Beatles-Fanatiker, der<br />

alles von ihnen sammelte. Als ich 1981 erst als<br />

Sound ingenieur zur BBC stieß und dann auch<br />

schon bald Radio-One-Sendungen produzierte,<br />

hatte ich extremes Glück: Ich erhielt gleich den<br />

Auftrag zu erforschen, wie oft die Beatles in der<br />

BBC zu Gast gewesen waren, in welchen Sendungen ngen sie welche Songs gespielt<br />

hatten. Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass ich beinharter Beatles-Fan<br />

bin. 1982 produzierte ich das Special „The Beatles At The Beeb”, 1988 eine<br />

Serie mit dem Titel „The Beeb's Lost Beatles Tapes”.<br />

Kevin Howlett<br />

Wie sah diese Arbeit konkret aus?<br />

Die BBC hat ja keine der originalen Mastertapes der Aufnahmen der Beatles<br />

mehr. So musste ich Mitschnitte aus unterschiedlichsten Quellen zusammentragen<br />

– und die Musik musste gewissermaßen restauriert werden. Zuerst habe<br />

ich mich in den BBC-Schriftarchiven vergraben. Dort ist wirklich alles sehr detailliert<br />

auf Microfiche dokumentiert,<br />

z.B. wer wann im Radio und<br />

TV zu Gast war. Ich habe auch<br />

einen Abschluss in Geschichte,<br />

was mir dabei geholfen hat. Am<br />

8. März 1962 hatten die Beatles<br />

erstmals in der BBC gespielt, und<br />

zum 20-jährigen Jubiläum habe<br />

ich eine Sendung produziert. Platten wurden damals ja kaum aufgelegt. Es war<br />

vielmehr so, dass Künstler in den Sender kommen und live spielen mussten,<br />

wenn sie wollten, dass ihre Musik im Radio zu hören war. Die Beatles hatten das<br />

früh erkannt, sie machten alles, um sich in der Beeb präsentieren zu können. Sie<br />

kamen immer, wenn sie gerufen wurden. Sie fuhren Hunderte von Kilometern,<br />

wenn sie irgendwo unterwegs waren, spielten ihre Sessions und fuhren dann<br />

wieder endlos weit zu ihren Konzerten.<br />

Die BBC sorgte intensiv für die Popularität der Fab Four ...<br />

Viele Songs der neuen CD stammen aus der Serie „Pop Go The Beatles”, die<br />

1963 im Sommer 15 Wochen lang lief. Außerdem trugen die Auftritte im „Saturday<br />

Club" wesentlich zur Popularisierung der Beatles bei. Die Beatlemania<br />

erreichte ihren Höhepunkt im Dezember 1963, als sie an einem Samstagabend<br />

in gleich zwei Fernsehprogrammen der BBC zu sehen waren – in „Juke Box<br />

Seite 16 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Jury", und außerdem lief ein Konzert unter dem Mot<strong>to</strong> „It's The Beatles”. Danach<br />

waren sie im UK ganz oben, so dass ihnen im Grunde nichts anderes<br />

übrigblieb, als ihr Glück auch international zu suchen.<br />

Alle Mastertapes sind zerstört – woher stammen dann die Aufnahmen?<br />

Die Beatles hatten in 53 Sendungen 88 verschiedene Songs gespielt. Der BBC<br />

Transcription Service versorgte ausländische Sender und Auslandsniederlassungen<br />

mit einem Programm mit dem Titel „Top Of The Pops”, das aber nichts<br />

mit der gleichnamigen TV-Sendung zu tun hatte; es enthielt vielmehr Auszüge<br />

aus Originalsendungen. Dieses Programm wurde auf LPs verschickt, und so sind<br />

Sendungen mit den Beatles von 1964 und 1965 erhalten geblieben. Außerdem<br />

hatten manche der Produzenten der Sendungen für sich privat Kopien gefertigt,<br />

die sie mir zur<br />

Verfügung<br />

stellten<br />

–<br />

beispielsweise Bernie<br />

Andrews, der den<br />

„Saturday Club" und<br />

danach „Top Gear"<br />

produzierte. Und<br />

ein Mitarbeiter der<br />

Nachtschicht hatte<br />

ferner ein Band mit<br />

unterschiedlichen<br />

Künstlern aus Sendungsmitschnitten<br />

zusammengestellt,<br />

um seine Kollegen in<br />

der Nacht zu unterhalten.<br />

Noch immer<br />

melden sich Leute bei mir, die über Mitschnitte itt verfügen. So hoffe ich, dass<br />

wir irgendwann das Gesamtprogramm der Beatles bei der BBC präsentieren<br />

können. 81 der 88 Songs sind inzwischen erhältlich, bei den fehlenden sieben<br />

ist die Tonqualität der zur Verfügung stehenden Dokus einfach zu schlecht. Wir<br />

haben auch das Album von 1994 nochmals gemastert und bei manchen Songs<br />

den Sound deutlich verbessern können.<br />

Nach der<br />

<br />

<br />

6 Mal im Jahr. Im Handel, im Abo und als Download!<br />

Du hast die Sprechstellen zwischen den Songs erhalten ...<br />

Weil sie das Ganze lebendiger machen! Mike Heatley von der EMI, mit dem<br />

ich das Projekt betreut habe, wollte eigentlich weniger davon – aber ich kann<br />

heute noch über die Witze und das Geplänkel zwischen der Gruppe und den<br />

Ansagern lachen. Außerdem haben sie inzwischen ja auch his<strong>to</strong>rische Bedeutung<br />

und lockerten die Atmosphäre im Studio auf. Die Beatles spielten alles<br />

live, manchmal 18 Songs in sieben Stunden! Übrigens gibt es am Ende der<br />

zweiten CD ein Studio-Outtake von "I Feel Fine”. Das ist eine absolute Rarität,<br />

die ich 1988 entdeckt hatte, als ich die Serie „The Beep's Lost Beatles Tapes”<br />

produzierte. Da hört man, wie sie im Studio mit viel Gelächter versuchten, das<br />

Feedback richtig hinzukriegen und das Riff in die Gänge zu bekommen. Und<br />

diese Version dokumentiert den Song, bevor John Lennon seine Leadvocals<br />

„doppelte". Ein paar Overdubs konnten sie ja damals schon machen, und John<br />

sang gern nachträglich eine zweite Gesangsspur dazu. Auf dem ersten Album ist<br />

die gedoppelte Version zu hören und jetzt die ohne zweite Stimme.<br />

Philipp Roser<br />

facebook.com/FIDELITY.Magazin


Mozart,<br />

Bach,<br />

Beethoven, Yes<br />

Fo<strong>to</strong>: © Rob Shanahan<br />

Sie waren Durchgangsstation für verschiedenste und stets talentierte<br />

Musiker. Eine Konstante jedoch gibt es: Yes-Bassist und<br />

-Dauermitglied Chris Squire. Im entspannten <strong>GoodTimes</strong>-Gespräch<br />

sinnierte der 65-jährige Londoner, der seit Jahren in Phoenix,<br />

Arizona, residiert, gleich zu Beginn: "<br />

Yes sind seit über 45 Jahren<br />

Bestandteil meines Lebens, das ist eine Menge Zeit. Momentan überlegen<br />

wir einmal mehr, wie es mit der Band weitergehen soll, damit<br />

wir weiterhin als kreativ angesehen werden. Doch wir haben schon<br />

so oft darüber nachgedacht. Ich bin aber ein leidenschaftlicher<br />

Verfechter des Prinzips Hoffnung. Yes ist ein Perpetuum Mobile." Um<br />

die Band auf Kurs zu halten, hatten Squire, Steve Howe (g), Geoff<br />

Downes (keys), Alan White (dr) und Jon Davison (voc) die Idee, ab<br />

kommendem Frühling eine "<br />

Triple Header 2014 European Tour" zu<br />

organisieren. Dabei werden jeden Abend in voller Länge drei wegweisende<br />

Yes-Alben präsentiert: THE YES ALBUM, CLOSE TO THE EDGE<br />

und GOING FOR THE ONE. Als Einstieg in den komplexen Yes-Kosmos<br />

kam außerdem kürzlich eine Box mit den zwölf Studioplatten der<br />

Jahre 1969 bis 1987 auf den Markt.<br />

Von Michael Fuchs-Gamböck<br />

Welche Idee steckt hinter der "<br />

Triple Header Tour"?<br />

Einige aus der Band tragen diese Idee seit zehn Jahren oder noch länger<br />

in den Köpfen mit sich herum. Jetzt<br />

war der richtige Zeitpunkt für die Umsetzung,<br />

denn wir hatten riesige Lust,<br />

auf Tour zu gehen, aber erstmals kein<br />

neues Album dafür. Darum der „Triple<br />

Header”.<br />

Warum gerade diese drei Alben?<br />

Weil sie musikalisch sehr unterschiedlich sind<br />

und auch absolut zeitlos. Ich freue mich sehr<br />

auf die Konzerte. Es ist so, als würde man jeden<br />

Abend nach langer Zeit gute alte Bekannte zum<br />

angeregten Austausch treffen.<br />

Ist Jon Davison der richtige Mann für so ein Eintauchen in die<br />

Vergangenheit?<br />

Er liebt es, diese Lieder zu singen! Immerhin klingt der Sound seiner Band<br />

Glass Hammer ähnlich anachronistisch wie die frühen Yes. So gesehen ist er<br />

absolut der richtige Mann.<br />

Auch für ein neues Studio-Album?<br />

Es ist ein offenes Geheimnis: Wir sind schon mittendrin, jetzt im Januar<br />

geht es mit den Aufnahmen weiter. Jon hat schon einige Melodien und vor<br />

allem jede Menge Texte beigesteuert. Ich will nicht zu viel verraten, aber:<br />

Wir werden mit dem nächsten Album stark an die Yes-Ära der frühen 1970er<br />

erinnern.<br />

Was veranlasste euch zur Veröffentlichung der Albumbox?<br />

Davon erfuhr ich tatsächlich nur ganz nebenbei. Aber ich habe keinerlei Problem<br />

damit, denn in Zeiten des illegalen Downloads kann man als Rock-<br />

Immer kräftig am Ball –<br />

pardon, Bass: Chris Squire<br />

Dinosaurier doch froh sein, wenn altes<br />

Zeug überhaupt noch in neuem Gewand<br />

erscheint. Wer weiß, vielleicht<br />

kann man bei dem günstigen Preis<br />

sogar noch ein paar neue, junge Fans<br />

ködern. Das würde mich sehr freuen.<br />

Das ist der einzige Grund?<br />

Natürlich nicht! Für mich sind die drei<br />

Alben, die wir Abend für Abend spielen<br />

werden, absolute Klassiker im Yes-<br />

Reper<strong>to</strong>ire, echte Monoli<strong>the</strong>n. Manch<br />

einer wird diese Scheiben anachronistisch<br />

nennen, doch sei’s drum: Das ist<br />

für diesen Sound kein Schimpfwort!<br />

Jedenfalls bedarf es höchster Konzentration,<br />

die Dinge live am Stück zu<br />

spielen.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jerry and Lois Pho<strong>to</strong>graphy<br />

Ist Yes mittlerweile eine Band, die<br />

in ihrem eigenen Kosmos schwebt?<br />

Diese Formation hat über 45 Jahre auf<br />

dem Buckel – und wir spielten stets<br />

auf höchstem Niveau. Ich bin so arrogant,<br />

das zu behaupten. Dieser Umstand<br />

macht einen zum „modernen<br />

Klassiker”. Womöglich bekommen wir<br />

in absehbarer Zeit einen ähnlichen<br />

Stellenwert wie Mozart, Bach oder<br />

Beet hoven. Wir hätten es verdient.<br />

Seite 18<br />

■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

RUSH<br />

Kult aus<br />

Kanada<br />

Ein 3-CD-Set, eine Doppel-DVD, eine Bluray:<br />

Jawoll, Rush klotzen wie gewohnt! Und<br />

CLOCKWORK ANGELS sorgt für Staunen n "<br />

satt". Das Livematerial wurde im November 2012 in<br />

der American Airlines Arena von Dallas aufgezeichnet,<br />

die Tonträger enthalten das komplette dreistündige<br />

Konzert des kanadischen Power-Prog-Rocktrios.<br />

Hier ist genügend Platz für Material aus dem aktuellen<br />

CLOCKWORK ANGELS-Album und<br />

für Klassiker speziell aus den 1970ern<br />

und 1980ern. Außerdem ist bei zehn der<br />

27 Stücke ein Streicherensemble dabei<br />

– eine Premiere für Rush. Der CLOCK-<br />

WORK ANGELS-Mitschnitt präsentiert<br />

die Band in voller Bandbreite. Wer einen<br />

entsprechend großen Bildschirm besitzt,<br />

fühlt sich – der Technik sei Dank – mitten<br />

ins Livegeschehen versetzt. Findet auch<br />

Rush-Gitarrist Alex Lifeson (60).<br />

Warum habt ihr gerade das Konzert<br />

in Dallas für die Fans verewigt?<br />

Die Stimmung war noch angeheizter<br />

als sonst bei unseren Gigs auf der elfmonatigen<br />

Tournee. Irgendwie lag eine<br />

magische Stimmung über diesem Abend. Wir haben<br />

dann ziemlich schnell entschieden, dass wir dieses<br />

Konzert zum Kauf<br />

anbieten wollen.<br />

Haben gut lachen:<br />

Geddy Lee, Neil Peart & Alex Lifeson (v.l.)<br />

Wie kam es zur Verwendung des Streicherensembles?<br />

Das setzen wir vorrangig bei den Songs des aktuellen<br />

CLOCKWORK ANGELS-Albums ein. Denen<br />

kann man etwas Monumentales nicht absprechen.<br />

Und damit dies noch stärker<br />

be<strong>to</strong>nt wird, haben wir die<br />

Streicher engagiert.<br />

Die Tour war fast ausverkauft.<br />

Obwohl eure Musik<br />

kaum im Radio läuft, ist<br />

die Resonanz riesig ...<br />

Vermutlich liegt es genau<br />

daran! Wir sprechen zwar<br />

weltweit Hunderttausende,<br />

wenn nicht Millionen Leute<br />

an. Aber offenbar reden sich die meisten davon<br />

immer noch ein, dass wir lediglich eine musikalische<br />

Nische vertreten. Irgendwie sind wir das musikalisch<br />

sogar. Aber unsere Verkaufszahlen sprechen natürlich<br />

eine andere Sprache.<br />

Ihr spielt live fast<br />

immer komplett<br />

neues Material ...<br />

Das ist in der Tat<br />

ein riesiges Privileg!<br />

Natürlich sind<br />

während eines<br />

dreistündigen Konzerts<br />

auch alte und<br />

ganz alte Sachen<br />

dabei. Aber uns<br />

wäre stinklangweilig,<br />

wenn wir<br />

drei Stunden als<br />

Jukebox agieren<br />

müssten. Jeder<br />

Künstler will doch<br />

sein neues Material vorstellen, oder? Wir genießen<br />

das jedenfalls – und werden dafür auch nicht ausgebuht.<br />

Wir haben eine sehr starke Verbindung zu<br />

unseren Anhängern. Das Schöne dabei ist, dass<br />

uns niemand in unseren Kreativprozess reinredet.<br />

Im Gegenteil, die Fans lassen sich gern überraschen.<br />

Sie sind vielleicht nicht von allem, das<br />

wir ihnen vorsetzen, gleichbleibend angetan.<br />

Doch sie gewähren uns dennoch künstlerische<br />

Freiheit, vertrauen auf unser Urteil.<br />

Seid ihr inzwischen zu Rockikonen<br />

avanciert?<br />

Schwer zu sagen. Seit coole Typen<br />

wie Dave Grohl sich vor<br />

einigen Jahren als Rush-Fans<br />

geoutet haben, genießen wir<br />

auch bei jüngeren Leuten Kultstatus.<br />

Wer sich mit unserer<br />

Arbeit beschäftigt, weiß: Wir<br />

sind seit unserer Gründung<br />

vor 45 Jahren einer bestimmten<br />

musikalischen Linie treugeblieben.<br />

Wir waren all die<br />

Jahrzehnte mal mehr, mal weniger<br />

angesagt. Aber wir blieben<br />

immer wir selbst.<br />

Rush, die netten Jungs von<br />

nebenan?<br />

Na klar, ich bin stets für ein Gespräch<br />

mit Fans in der Kneipe nebenan<br />

zu haben. Hauptsache, das Bier ist<br />

gut!<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

Alex Lifeson voll im Einsatz.<br />

Klaus Bönisch für KBK GmbH präsentiert:<br />

FOUR TOPS<br />

EINZIGES DEUTSCHLAND-KONZERT<br />

17.03. Frankfurt Gibson<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

18.03. Berlin // 19.03. Oberhausen // 21.03. Stuttgart<br />

09.05. Frankfurt // 10.05. Hamburg // 12.05. Bremen // 19.05. Köln<br />

20.05. München // 22.05. Stuttgart // 23.05. Mannheim<br />

24.05. Baltic Soul Weekender // 26.05. Berlin<br />

CHRIS de BURGH<br />

& BAND<br />

LIVE 2014<br />

17.07. Emmendingen // 19.07. Nordkirchen (Picknick Concert)<br />

20.07. Beverungen // 22.07. Schwäbisch Gmünd // 23.07. München<br />

25.07. Günzburg // 26.07. Goarshausen/Loreley (Picknick Concert)<br />

Infos & Tickets unter: www.ticketmaster.de / www.kb-k.com


Ya<br />

rdbi<br />

rd<br />

s<br />

Roll<br />

llin<br />

g S<strong>to</strong>n<br />

es<br />

An<br />

imal<br />

als<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

R&BMusik-Revolte, 2. Akt<br />

UK 1964: Rhythmus trifft auf Blues<br />

Es hatte sich in Windeseile alles verändert im sonst so traditionsbewussten<br />

Königreich. Von Glasgow über Belfast bis London – bevorzugt<br />

in den Metropolen – regierten neue Künstler, Klänge und Klamotten: Der<br />

Beat war ab 1963 wie ein reinigendes Sturmtief über die konservative<br />

Insel gefegt – Jazzer und Skiffler wurden an den Rand gedrängt, Schluchzer,<br />

Folkies und Instro-Bands im Schlepp. Und während die Revoluzzer<br />

aus Liverpool & Co. sich noch weiter aus<strong>to</strong>bten, stand bereits die nächste<br />

"<br />

Abteilung Attacke" mit Werkzeug bei Fuß: "<br />

weißer R&B", schon seit<br />

1962 am noch vorsichtigen Köcheln, war der Folgetrend – mit Bands,<br />

Musikern und Alben, die zum Teil bis heute unvergessen sind.<br />

Die Beatles standen bereits voll im (LP-)Saft, die Searchers lieferten,<br />

die Swinging Blue Jeans, Gerry & The Pacemakers; von den Merseybeats<br />

kam ein UK-Debüt, von den Rockin' Berries, Dave Clark Five<br />

und Freddie & The Dreamers: mit „Beat" gestempelt und als beliebt befunden.<br />

Und auch wenn sie, oftmals mangels Eigenkompositionen, zwangsläufig<br />

auf Material alter Meister zugriffen – der aufmarschierenden neueren Fraktion<br />

war der (individuell angereicherte) Mix aus Rock'n'Roll, Skiffle und Trad-Tönen<br />

nicht schroff genug. Die Nachrücker intensivierten das rhythmische Element<br />

und füllten „ihn" hinzu, den Blues. Sie lebten ihre gewählte Ausrichtung bevorzugt<br />

auf der Bühne, mussten hier keinerlei Beschränkungen akzeptieren –<br />

seitens der Plattenfirmen, bei denen noch immer Verantwortliche das Sagen<br />

hatten, die sich noch vor kurzer Zeit wohlig im Gemächlichen eingerichtet hatten<br />

(„Nicht so laut!"). Und auch betagtere Toningenieure konnten häufig mit<br />

dem „aggressiven Radau" nicht viel anfangen. Unvergessen ist ein Produzentenwechsel<br />

beim Fontana-Label: Dessen A&R-Chef Jack Bavers<strong>to</strong>ck brach erste<br />

Studio-Aufnahmen mit Phil May, Dick Taylor & Co. ab; er übergab, a) sich<br />

selbst und b) an Bobby Graham mit den Worten: „Mit solchen Tieren arbeite<br />

ich nicht, dieser Dreck ist unerträglich."<br />

LIVE -STARTS<br />

Zwei Bands, die schon bald zu den nachhaltigsten nicht nur in Großbritannien<br />

avancierten, hatten es da besser – ihre Labels, clever, gestatteten Livedebüts. Sie<br />

brachten die Vinylnovizen so an den Start, wie ihre Fans sie kannten und liebten.<br />

RHYTHM AND BLUES AT THE FLAMINGO, aufgenommen schon am 25.9.1963,<br />

präsentierte Georgie Fame And The Blue Flames in ihrem „Haus-Club". Das<br />

Gemisch aus Jazzigem, Blues sowie Blue-Beat-Spuren wurde exzellent umgesetzt,<br />

u.a. von Fame (voc, org), Big Jim Sullivan (g), Boots Slade (b), Red Reece<br />

(dr) und den Bläsern Mick Eve und Johnny Marshall. Produzent Ian Samwell<br />

und Tonmann Glyn Johns sorgten für brillant<br />

transportierte Live-Atmosphäre mit Tracks wie<br />

"Parchman Farm", "Baby, Please Don't Go",<br />

"Night Train", aber auch "Humpty Dumpty"<br />

und "Eso Beso". Noch etwas schroffer geriet<br />

FIVE LIVE YARDBIRDS. Die Arbeit der Yardbirds<br />

um Eric Clap<strong>to</strong>n (g) und Sänger Keith<br />

Relf wurde zum Klassiker. Giorgio Gomelsky<br />

sorgte<br />

für<br />

den<br />

Mitschnitt<br />

am<br />

13.3.1964 im Londoner Marquee Club, die<br />

Band feuerte aus allen Instrumenten: Bluesklassiker<br />

von Eddie Boyd, John Lee Hooker,<br />

Slim Harpo und Howlin' Wolf, gemischt mit<br />

Rockern von<br />

Bo<br />

Diddley<br />

und<br />

Chuck<br />

Berry.<br />

Am<br />

selben Ort hatten Alexis Korner's Blues Incorporated<br />

schon 1962 für ein Frühwerk<br />

gesorgt, 1964 legte der Meister mit AT THE<br />

CAVERN (Aufnahme: 23.2., VÖ im Ok<strong>to</strong>ber)<br />

nach: weniger spektakulär besetzt – jetzt u.a.<br />

mit Herbie Goins (voc), Vernon Brown (b),<br />

Mike Scott (dr) –, gelang dennoch ein ausgezeichnetes<br />

Live-Album mit Songs von Willie Dixon, Memphis Slim, Big Joe<br />

Turner und Leiber/S<strong>to</strong>llers "Kansas City". Chartnotierungen für den lebhaften<br />

Dreier: leider keine.<br />

ASSE IM ANMARSCH<br />

Live erprobt und aufgewärmt: ein Sixpack, das sich in drei Fällen gleich mit<br />

den LP-Studio-Erstlingen in höchsten Chartregionen etablierte. Rolling S<strong>to</strong>nes:<br />

Im April begann mit THE ROLLING STONES eine Weltkarriere. Die feste Besetzung<br />

war gefunden, Reper<strong>to</strong>ire-Kenntnisse und ein sehr gutes Gespür für packendes,<br />

kreativ zu bearbeitendes US-Material sorgten für den Rest. Das Debüt<br />

setzte sich zwölf Wochen lang auf Platz 1 der UK-Hitlisten fest – Songs von<br />

Bo Diddley, Chuck Berry und Slim Harpo (wie die Yardbirds) trafen auf solche<br />

von Jimmy Reed und Willie Dixon; Namen wie Rufus Thomas, Bobby Troup und<br />

Seite 20 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Ted Jarrett waren für viele Briten-Fans eher noch Neuland. Mit "Tell Me", dem<br />

unterschätzten "Little By Little" und "Now I've<br />

Got A Witness" wurden – wegweisend – auch<br />

drei Eigenbauten integriert. Viele unterschiedliche<br />

Gesichter (und exzellente Solistenparts<br />

für Harp, Sax und Orgel) bot auch THE FIVE<br />

FACES OF MANFRED MANN im September.<br />

Bezeichnend für die generelle Qualität des<br />

Quintetts:<br />

Schon hier<br />

stammten<br />

sechs der 14<br />

Titel aus eigenen Federn der Bandmitglieder,<br />

darunter das großartige "What You Gonna<br />

Do" von Manfred Mann und Top-Sänger Paul<br />

Jones. Jazziger Höhepunkt: "Sack O'Woe"<br />

des Saxofonisten<br />

Julian<br />

„Cannonball"<br />

Adderley. Rang 3 in den britischen Hitlisten<br />

war eine angemessene Belohnung [Die<br />

komplett veränderte US-Ausgabe der LP kam<br />

poppiger, leichtgewichtiger rüber]. Nur unwesentlich<br />

dahinter rangierte die UK-LP-Premiere<br />

der Animals, u.a. mit Eric Burdon (voc) und<br />

Tastenmann Alan Price. THE ANIMALS (Ok<strong>to</strong>ber;<br />

UK #6) blieb ohne Eigenkompositionen,<br />

setzte tt ganz auf fGlih Geliehenes u.a. von Fats Domino, Larry Williams, Al Kooper<br />

und üblichen Verdächtigen wie John Lee Hooker, Bo Diddley, Chuck Berry und<br />

Bobby Troup.<br />

Andere Chartträume platzten, etwa die der<br />

Downliners Sect. Ihr Debüt THE SECT wirkte<br />

kaum anders angelegt als das der S<strong>to</strong>nes:<br />

Songs von Chuck & Bo, von Jimmy Reed,<br />

Selbstgemachtes; was Don Craine (voc), Keith<br />

Grant (g) & Co. fehlte, waren der Punch und<br />

ein paar kreative Schlenker – allzu solide und<br />

reibungsschwach brachten sie ihr Verständnis<br />

von R&B<br />

aufs Band.<br />

Auch der Schotte Alex Harvey ki kriegte den<br />

Funken offenbar nicht zum Hörer. Womöglich<br />

lag's daran, dass ALEX HARVEY AND HIS<br />

SOUL BAND als (angeblich) „Recorded live in<br />

<strong>the</strong> Top Ten Club Hamburg" verkauft wurde,<br />

was damals vielleicht niemand merkte. Zu<br />

sauber, zu „weich", stellenweise leicht zahnlos<br />

kamen die Tracks schon 1964 aus den Boxen<br />

und gaben die wahre Live-Atmosphäre bei<br />

Harvey-Gigs auch nicht annähernd wieder – dennoch mit Tracks wie "I Just<br />

Want To Make Love To You", "Let The Good Times Roll", "I've Got My Mojo<br />

Working", "Bo Diddley Is A Gun Slinger" ein ordentliches Studio-Album.<br />

VERMISCHTES<br />

Auch populäre UK-Bands, die sich schon<br />

bald etwas anders entwickelten, traten 1964<br />

mit ersten gelungenen LPs auf den Plan. Die<br />

<strong>Kinks</strong><br />

waren<br />

zwar als<br />

R&B-Combo<br />

gestartet,<br />

KINKS<br />

(UK<br />

#3) belegte<br />

dies<br />

am Beispiel<br />

von Songs von Chuck Berry, Bo Diddley, Don<br />

Covay und anderen auch deutlich. Ebenso<br />

prägnant geriet aber bereits hier, in welche<br />

Richtung(en) Bandboss Ray Davies mit seinen sechs Eigenkompositionen iti gehen<br />

wollte. Vergleichbares – was gern mal vergessen wird – gilt auch für die Hollies.<br />

Sie lieferten schon im Januar STAY WITH THE<br />

HOLLIES (UK #2) ab; ein Album, das u.a. mit<br />

"Talking 'Bout You", "You Better Move On",<br />

"Memphis", "Lucille" und "What You Gonna<br />

Do About It" noch um Lichtjahre von "Carrie<br />

Anne", "Dear Eloise" & Co. entfernt war.<br />

Völlig untergegangen – dafür heute ein teures<br />

Original – ist im Ok<strong>to</strong>ber 1964 die erste und<br />

einzige LP des Bläsers Mike Cot<strong>to</strong>n. Seine reine<br />

(Trad-)Jazz-Vorgeschichte seit den Fünfzigern<br />

konnte er auf THE MIKE COTTON SOUND mit<br />

Nummern wie "Watermelon Man" (Herbie Hancock), "Chinese Checkers" (Booker<br />

T.), "Night Train" (Oscar Washing<strong>to</strong>n) und "Pretty Thing" (Willie Dixon)<br />

nie ganz verleugnen – was nichts an der Qualität und gemäßigterem R&B-<br />

Einschlag änderte.<br />

DIE WEITEREN AUSSICHTEN<br />

Die 1964 auf den Markt geworfenen LP-Debüts mit R&B und Verwandtem waren<br />

nur der<br />

Aufgalopp.<br />

Bereits<br />

im<br />

Lauf desselben<br />

Jahres<br />

standen<br />

diverse<br />

weitere<br />

Bands<br />

im<br />

Studio<br />

und<br />

werkelten<br />

an<br />

eigenen<br />

Erstlingen,<br />

die dann im<br />

Folgejahr erschienen<br />

–<br />

Höhepunkte<br />

ohne<br />

Ende<br />

gehörten<br />

1965 dazu<br />

und<br />

etablierten<br />

Formationen,<br />

deren<br />

erste e<br />

Gehversuche<br />

e<br />

auch<br />

nach<br />

fast 50 Jahren<br />

unverändert<br />

zu musikalischen<br />

Meilensteinen<br />

zählen.<br />

Sie<br />

waren<br />

fast<br />

immer<br />

das Signal für<br />

Großtaten,<br />

die folgten:<br />

Pret ty Things,<br />

Them, Spencer<br />

Davis<br />

Group, Graham<br />

Bond<br />

Organization,<br />

Zoot<br />

Money's Big<br />

Roll<br />

Band,<br />

John Mayall, Cliff Bennett, Moody Blues (siehe<br />

Cover). Weitere Kollegen folgten erst 1966/67<br />

(z.B. die Artwoods, Small Faces, Chris Farlowe &<br />

The Thunderbirds, Alan Price, Remo Four); anderen<br />

R&B-Top-Könnern – wie den Paramounts,<br />

V.I.P.'s, Gary Farr & The T-Bones – war es leider<br />

nicht vergönnt, überhaupt jemals ein Originalalbum<br />

einspielen zu dürfen.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 21


Tom Scholz, Optimist<br />

Von Michael Fuchs-Gamböck<br />

Tom Scholz<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Bos<strong>to</strong>n-Mastermind Tom Scholz bleibt seiner Tradition<br />

treu: Er lässt sich Zeit. Zwischen dem aktuellen<br />

Album LIFE, LOVE & HOPE – mit gewohnt melodischem<br />

Hard Rock – und dessen Vorgänger CORPORATE AME-<br />

RICA liegen elf Jahre. Bos<strong>to</strong>n<br />

können sich materiell solche<br />

Endlos-Pausen erlauben: Das<br />

Debüt von 1976 verkaufte<br />

über 17 Millionen Exemplare,<br />

es gehört zu den erfolgreichsten<br />

Erstlingsscheiben<br />

aller Zeiten. Der 66-jährige<br />

Scholz ist berühmt-berüchtigt<br />

als Perfektionist. Die lange Pause hat aber einen<br />

weiteren Grund: Bos<strong>to</strong>n-Sänger Brad Delp nahm sich<br />

2007 das Leben, darüber ist Scholz bis heute nicht<br />

hinweggekommen. Die Folge: Beim Interview sind keine<br />

Fragen zu dem Vers<strong>to</strong>rbenen erlaubt, obwohl Delp<br />

auf einigen Tracks des Albums noch zu hören ist.<br />

Was hat es mit dem optimistischen Albumtitel auf sich?<br />

Diese drei Fak<strong>to</strong>ren „Leben”, „Liebe” und „Hoffnung” sind tatsächlich die Säulen,<br />

die mein Dasein bestimmen. Die<br />

wirklich existenziellen Dinge gehen<br />

häufig verloren in den Niederungen<br />

des Alltags. Jetzt hoffe ich,<br />

dass meine Platte eine Art Erinnerung<br />

daran ist, was wirklich zählt<br />

beim Menschen. Ich würde mich<br />

freuen, wenn sie den Hörer mit<br />

einer optimistischen Stimmung in<br />

die Welt entlässt.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Elf Jahre Albumpause sind eine<br />

Menge. Was war los?<br />

Normalerweise wuseln in einem<br />

Studio eine Menge Leute rum – Produzenten, Toningenieure, Techniker, Arrangeure<br />

und so weiter –, damit ein Album zügig vom Tisch kommt. Ich bin<br />

das alles selbst in Personalunion, arbeite in meinem eigenen Reich. Also habe<br />

ich alle Zeit der Welt – und die nutze ich. Was der Hörer am Ende serviert bekommt,<br />

ist nur ein Bruchteil der Ideen, die ich verfolgt habe. Denn es dauert<br />

bei mir quälend lange, ehe ich das Material zusammen habe, das es in meinen<br />

Ohren wert ist, auf eine Bos<strong>to</strong>n-Scheibe zu kommen.<br />

Auf der Homepage ist furs Album die Rede von „ ”<br />

typisch Bos<strong>to</strong>n” - was ist<br />

gemeint?<br />

Das ist sehr schwer zu beschreiben! Ich hoffe immer nur, dass ein Hörer, wenn er<br />

sich etwa in einer Bar oder in einem Club befindet und den Anfang eines meiner<br />

Songs hört, sofort feststellt: „Yeah, das ist ein Bos<strong>to</strong>n-Stück!” Dann habe ich meinen<br />

Job gut erledigt.<br />

bin ich tief im Inneren ein hoffnungsloser Optimist. Mag sein, dass einige Melancholie<br />

in meinen Liedern steckt. Aber ich entlasse den Hörer bei keinem Stück in<br />

Hoffnungslosigkeit.<br />

Auf dem Album gibt es funf verschiedene Sänger - warum?<br />

All die Jahrzehnte habe ich unterschiedlichste Stimmen für Bos<strong>to</strong>n-Songs<br />

ausprobiert. Das war immer ein langer Prozess, denn mir fällt es schwer, einen<br />

Sänger zu finden, der so in<strong>to</strong>niert, dass es wie die Idee in meinem Kopf<br />

klingt. Es passt nicht jeder Gesang zu jedem meiner Songs. Und schließlich<br />

wollte ich zum ersten Mal ein Lied selbst interpretieren, das sehr persönliche<br />

"Love Got Away”. Ich hoffe, ich vergraule niemanden damit ...<br />

Der Einzige ohne Bart:<br />

Tom Scholz Mitte der 1970er mit seinen<br />

Mannen in den Bos<strong>to</strong>n-Anfangstagen.<br />

Sie denken sehr politisch und<br />

handeln karitativ - warum ist<br />

Ihnen das wichtig?<br />

Ich hatte die meiste Zeit<br />

sehr viel Glück, unbeschadet<br />

aus diesem Musikbusiness-<br />

Haifischbecken zu kommen.<br />

Aber gerade zu Beginn meiner<br />

Karriere hatte ich mit<br />

Erschrecken festgestellt,<br />

welch grässliche Dinge<br />

manche Menschen mit meiner<br />

Musik anstellen, wenn<br />

nur genügend Geld im Spiel<br />

ist. Als mir das nach dem zweiten Album bewusst geworden war, beschloss ich,<br />

mich nur noch mit Leuten zu umgeben, die anständige Ziele mit meiner Arbeit<br />

verfolgen. So naiv das klingen mag: Ich möchte tatsächlich aus der Welt einen<br />

besseren Ort machen.<br />

Fast alle Bos<strong>to</strong>n-Stucke haben einen melancholischen Kern. Woran liegt's?<br />

Obwohl ich unter sehr vielen Dingen leide, die auf diesem Planeten falsch laufen<br />

– mangelnder Tierschutz, mangelndes Umweltbewusstsein, permanente Kriege –,<br />

Gibt es Pläne fur Live-Auftritte in Deutschland - erstmals nach uber 30 Jahren ...?<br />

Ja, die gibt's tatsächlich für 2014. Aber ich verspreche nichts! Denn das Leben geht<br />

meist unergründlichere Wege, als wir wahrhaben wollen. Und das ist gut so.<br />

Seite 22 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014<br />

■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Discographie<br />

Singles:<br />

Von Frank Küster<br />

1976 More Than A Feeling / Smokin' Epic EPC S 4658<br />

1976 Long Time / Let Me Take You Home Tonight Epic EPC S 5043<br />

1977 Peace Of Mind / Foreplay Epic EPC S 5288<br />

1978 Don't Look Back / The Journey Epic EPC S 6653<br />

1978 A Man I'll Never Be / Don't Be Afraid Epic EPC S 6837<br />

1978 Feelin' Satisfied / Used To Bad News Epic EPC S 7295<br />

1981 More Than A Feeling / Don't Look Back Epic EPC A 1416<br />

1986 Amanda / My Destination MCA 258 555-7<br />

1986 We're Ready / MCA 258 462-7<br />

The Launch: a) Countdown b) Ignition c) Third Stage Separation<br />

1987 Can'tcha Say MCA 258 416-7<br />

(You Believe In Me) / Still In Love (Edit Version) / Cool The Engines<br />

1987 Hollyann / To Be A Man US: MCA MCA-53114<br />

1994 I Need Your Love / We Can Make It US: MCA MCAS7 54803<br />

1994 I Need Your Love / We Can Make It / MCA MCD 31549<br />

The Launch: a) Countdown b) Ignition c) Third Stage Separation<br />

1994 Livin' For You (Shortened Intro) / MCA MCD 32217<br />

Livin' For You (Edit) / Livin' For You (Album Version)<br />

1994 What's Your Name / Walk On (Short Walk) US: MCA MCAS7 54917<br />

1997 Higher Power Epic EPC 663412 2<br />

(Kalodner Edit) / Higher Power (Edit) /<br />

Higher Power (Full Length Version)<br />

Alben:<br />

1976 Bos<strong>to</strong>n Epic EPC 81611<br />

1978 Don't Look Back Epic EPC 86057<br />

1986 Third Stage MCA 254 331-1<br />

1994 Walk On MCA MCD 10973 / MCA 11099<br />

1997 Greatest Hits Epic EPC 484333 2<br />

2002 Corporate America Artemis ATM 509880 2<br />

2013 Life, Love & Hope Frontiers FR CD 630<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 23


ACHIM<br />

REICHEL<br />

Mit den Erlebnissen und Erfahrungen einer 50-jährigen Karriere lässt sich<br />

ein ganzes Buch füllen. Und genau das hat Achim Reichel, für den der<br />

eigentlich verpönte Begriff "<br />

Urgestein (der deutschen Rockszene)" mal<br />

wirklich passt, für 2014 vor. Zu seinem 70. Geburtstag am 28. Januar hat<br />

er das Projekt zwar nicht geschafft, aber im Lauf des Jahres will er das<br />

Vorhaben realisieren. Ebenso den Plan, nach vielen Jahren wieder mal ein<br />

Album mit neuen, eigenen Liedern herauszubringen. Zur Würdigung des<br />

einst blonden, inzwischen in Ehren ergrauten Musikers und Rattles-Frontmanns<br />

zeichnet Philipp Roser die wichtigsten Stationen und Einsichten<br />

in Schlaglichtern nach – mit eigenen Worten des Hamburgers aus Good-<br />

Times-Interviews während der letzten 20 Jahre.<br />

Rock'n'Roll-Aufbruch<br />

Für uns war die einzige Möglichkeit, Rock'n'Roll zu hören, nachts auf Radio Luxemburg.<br />

Während meiner „Solo mit Euch"-Tour hat mir ein Fan einen alten Filmschnipsel<br />

geschickt. Den habe ich dann während der Show gezeigt, wie ich 1961 oder noch<br />

früher im Kaiserkeller oder in der Großen Freiheit Rock'n'Roll tanzte – das war, bevor<br />

wir angefangen haben, selbst Musik zu machen.<br />

Wonderland<br />

Wonderland waren kein so großer Bruch – aus meiner heutigen<br />

Sicht war das mehr eine Popband.<br />

Ahorn-Label<br />

Am Ende kamen viele Dinge zusammen: Ich betrieb die<br />

Sache mit einem Partner (Frank Dostal), und wir haben<br />

uns irgendwann nicht mehr verstanden, wollten zu unterschiedliche<br />

Dinge auf diesem Label machen. Andererseits<br />

hatte es sich für mich auch zu sehr dahin entwickelt, dass<br />

ich irgendwann dachte: Bist du Funktionär, ein Businessman<br />

geworden und weniger ein Künstler? Wenn man die<br />

Möglichkeit hat, nur Künstler zu sein, dann sollte man das<br />

auch tun, sonst verzettelt man sich, und es leidet die eigene<br />

Kreativität.<br />

A.R. & Machines<br />

Natürlich habe ich meine Fans damit konfrontiert und auch in Kauf genommen,<br />

dass ein Teil wegbleibt. Aber ich finde, das Risiko muss man einfach eingehen. Ich<br />

will meine Arbeit ja auch gern tun, ich möchte die Stücke, die ich mache, selbst auch<br />

mögen. Aber Veränderungen, auch musikalische Veränderungen, müssen einfach<br />

sein. Nach den Rattles und Wonderland war ich an einem Punkt angelangt, da<br />

fand ich dieses Englisch-Gesinge und dieses Tralala-Zeugs ein bisschen zu lapidar.<br />

Ich steckte in einer kleinen Krise, hatte keinen Spaß mehr und empfand es auch als<br />

einen kleinen Betrug am Konsumenten, halbherzige Dinge abzuliefern. So kam eine<br />

etwas extreme Phase, die mit der LP DIE GRÜNE REISE anfing. Da habe ich dann<br />

Mal auf der Palme,<br />

mal darunter<br />

das erste Mal gemerkt, was es bedeutet, wenn man für die Medien und auch beim<br />

Publikum in einer Schublade steckt und dann plötzlich was ganz anderes macht –<br />

das sorgt für Irritationen.<br />

Seemannslieder<br />

Die Shanties haben sich aus der Volksmusik oder Country<br />

und dem Blues oder den Work Songs der Schwarzen<br />

entwickelt, denn die haben die Schiffe schließlich meist<br />

beladen. Der Rock'n'Roll wiederum ist ja aus dem Blues<br />

und aus der Country-<strong>Music</strong> entstanden. Das empfand ich<br />

als witzige Parallele und machte mal ein Shanty wie ein<br />

Rockstück. Obwohl ich aus einer Familie stamme, in der<br />

Großvater und Vater zur See gefahren sind und ich am Hafen<br />

in Hamburg aufgewachsen bin, wollte ich ein bisschen<br />

mehr wissen als nur die Dinge, die ich sowieso im Kopf<br />

hatte. Also habe ich recherchiert und eine Menge Lieder in<br />

uralten Büchern ausgegraben.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jim Rakete<br />

Ver<strong>to</strong>nung deutscher<br />

Dichter<br />

Irgendwann habe ich festgestellt: Komisch, im englischsprachigen<br />

Raum gibt es klassische alte Balladen, im<br />

deutschsprachigen Raum eigentlich so gut wie gar nichts,<br />

bestenfalls Kunstlieder, aber nicht im folkloristischen Sek<strong>to</strong>r.<br />

Dann habe ich angefangen, Liliencron, Fontane und Goe<strong>the</strong> zu ver<strong>to</strong>nen, von<br />

„Herr von Ribbeck" bis zum „Zauberlehrling". Es gab viele Leute, die sagten: „Was<br />

soll das denn? Damit hat man uns früher in der Schule gequält – das will doch keiner<br />

hören!" Dann hat sich herausgestellt, dass es doch jemand hören wollte – und<br />

ich kriege Briefe von Schülern und auch von deren Lehrern, die das im Deutschunterricht<br />

einsetzen.<br />

Kommerz<br />

Wenn ich eine Platte mache, habe ich durchaus im Hinterkopf, dass zwei, drei ein-<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Seite 24 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


gängige Nummern drauf sein sollten. Die kommerziellen Zwänge bestehen in erster<br />

Linie in der Radio-Spielbarkeit – wobei ich da auch versuche, irgendwie zwischen<br />

den Stühlen zu landen: dass man in der allgemeinen Musikfarbe, die ein Sender hat,<br />

nicht untergeht, dass ein Stück aber doch eine Andersartigkeit an sich hat, damit<br />

es die Leute aufhorchen lässt. Das geht nicht immer auf, ist aber ein spannendes<br />

Spielchen.<br />

Politik und Texte<br />

Natürlich fließt bei mir ein Thema wie Umwelt mit ein, aber ich halte nichts von<br />

Betroffenheit, Trauer, Angst. Ich habe eine Tochter, die mit 15 angefangen hat, über<br />

solche Sachen nachzudenken. Und dann sieht man im Gesicht eines Kindes eine<br />

Regung, die einen tief im Herzen<br />

trifft, wo einem klar wird:<br />

verdammt nochmal, dieses<br />

Unheil ist von Menschen verursacht!<br />

Dieselben Menschen<br />

setzen Kinder in die Welt, und<br />

die können sich nicht mehr<br />

wie wir den ganzen Tag in<br />

der prallen Sonne tummeln,<br />

sondern man liest die Dinge,<br />

die wir alle wissen. Also das<br />

Ding mit dem immer größer<br />

werdenden Ozonloch, die immer<br />

häufigeren Allergien – da<br />

verspürt man dann Wut, aber<br />

auch zugleich Aussichtslosigkeit.<br />

Manchmal denke ich mir,<br />

Fo<strong>to</strong>: © Hinrich Franck<br />

es könnte doch einen gewissen<br />

Wert haben, das mal in einem<br />

Lied zu <strong>the</strong>matisieren, obwohl ich eigentlich nichts davon halte, Dinge einfach nur<br />

so zu schildern, von denen jeder weiß: Können wir sowieso nicht ändern. Das, was<br />

wir ändern können, ist sicherlich zu wenig. In den 60er Jahren hatte man ja noch<br />

irgendwie gemeint, man könne die Welt verändern.<br />

BeFindlichkeit I Drogen<br />

Die Mehrheit der Menschheit ist nicht in der Lage, die Dinge, die sie bedrücken, immer<br />

nur zu verdrängen. Irgendwann geht das nicht mehr. Da wird man grüblerisch,<br />

nachdenklich, kriegt Aggressionen, und dann geht es los mit Sachen wie „noch ne<br />

Flasche Wein, noch ein Bier", der Drogenkram oder auch der ganze Sektenzulauf.<br />

Je mehr außen kaputtgeht, des<strong>to</strong> mehr gehen die Leute nach innen. Und zwar auf<br />

vielen verschiedenen Wegen – auf gesunden und ungesunden Wegen. Ein gesunder<br />

Weg wäre für mich der, die Augen nicht zu verschließen vor dem, was uns umgibt<br />

– und dabei trotzdem dazu eine Einstellung zu finden, die mich nicht zu einem<br />

zynischen, depressiven Nörgler, zu einem verbitterten Kotzbrocken werden lässt.<br />

Musikstile<br />

Als Ami oder Engländer kann man sich im reichhaltigen Fundus der eigenen Populärkultur<br />

aussuchen, in welchem Stil man sich mitteilen möchte. In Deutschland gibt<br />

es praktisch keine solchen Strömungen. Okay, es existiert inzwischen deutschsprachiger<br />

HipHop neben der Schlager-Tradition. Zum Schlager fühle ich mich nicht so<br />

sehr hingezogen, denn die lassen mir manchmal einfach zu sehr fünfe gerade sein,<br />

das ist mir zu oberflächlich und zu flüchtig. Darum befinde ich mich mit meiner<br />

Musik in einer ständigen Selbstfindungsrolle, mich zu definieren und die Grenzen<br />

abzustecken. Für mich ist es auch nicht angesagt zu behaupten, „ich mache echten<br />

Rockabilly, echten Blues oder Rhythm & Blues". Das hat mich alles beeinflusst,<br />

dadurch setze ich eine ganz persönliche Mischung an. Der Stil bin ich selbst. Mittlerweile<br />

hat man selbst viel zu viel aufgesogen in sich, was man auf persönliche<br />

Art und Weise loswerden will, und das ist mir wichtiger, als irgendeinem Stil zu<br />

entsprechen.<br />

70. Geburtstag<br />

Seit über 20 Jahren halte ich es in meinem Notizblock fest, wenn mir hier mal eine<br />

Zeile einfällt, da mal ein origineller Gedanke kommt. Das wandert zu Hause in eine<br />

große Sammlung. Die habe ich mir vorgenommen und dabei festgestellt: Okay,<br />

die Themen, die du vor 20 Jahren notiert hast, sind heute nicht unbedingt mehr<br />

kleidsam für einen 70-jährigen Kerl! Ich fand es auch ganz interessant festzustellen,<br />

den jugendlichen Lover nicht mehr raushängen lassen zu können. Vor meinem Geburtstag<br />

werde ich mich wohl unter eine Palme auf irgendeiner Insel verdrücken. Ich<br />

hoffe, man wird mir das nachsehen.


Rolling S<strong>to</strong>nes auf 25 cm<br />

BEAT BEAT BEAT: Kult-Objekt<br />

Der reduzierte er<br />

Durchmesser er – zwischen Single und<br />

herkömmlicher<br />

LP – stammt mt aus<br />

der<br />

klassischen Schellack-<br />

lack<br />

ck-<br />

His<strong>to</strong>rie. ie. Auf Vinyl waren bis Anfang ng der<br />

Sechziger er<br />

eher<br />

Orchester und Jazzer, Schlagerstars ars und Rock'n'Roller 'Rol<br />

olle<br />

ler im gewohnten 25-cm-Format auf den<br />

Markt geworfen worden.<br />

Da kam<br />

die<br />

Veröffentlichung fent<br />

einer Rolling-S<strong>to</strong>nes-Scheibe ones<br />

-Sch<br />

ei<br />

in<br />

Deutschland einer kleinen Sensation gleich – falls ls dies da-<br />

mals<br />

überhaupt jemand registriert rier<br />

t hatte ....<br />

un-<br />

Viele 25-cm-Ausgaben (10 Inch/10") standen vor rund 50 Jahren stilistisch<br />

querbeet im Sortiment so genannter Schallplattenclubs. Diese „Mittelteller"<br />

erfreuten sich großer Belieb<strong>the</strong>it. Der Grund: günstige Verkaufspreise,<br />

in deren Genuss Fans per Mitgliedschaft kommen konnten. Diese Clubs waren<br />

meist als schnellwachsende Anhängsel von Buchgemeinschaften entstanden, versorgten<br />

auf diese Weise Millionen Menschen auch mit günstigem Ohrenfutter.<br />

Bereits am 1.6.1950 hatte der Bertelsmann-Verlag mit Sitz im westfälischen<br />

Gütersloh seinen „Lesering" ins Leben gerufen; exakt sechs Jahre später<br />

folgte der hauseigene „Schallplattenring" (SR), in dessen Reper<strong>to</strong>ire Singles,<br />

EPs, LPs und 25-cm-Vinylplatten standen. Sie konnten gezielt geordert werden<br />

oder wurden – hatte das Mitglied mal nichts bestellt – nach Auswahl durch<br />

den Verlag als „Vorschlag" zugeschickt. Hauptkonkurrent des SR war der Deutsche<br />

Schallplattenclub DSC in Stuttgart, er wiederum gehörte zum Deutschen<br />

Bücherbund (zuvor in der Holtzbrinck-Gruppe). Die Clubs erwarben in Lizenz<br />

Rechte an Musik prominenter Labels/Künstler und die Genehmigung für „Sonderausgaben"<br />

in einem begrenzten Veröffentlichungszeitraum. Die Folge: Es<br />

entstanden preiswerte Editionen mit exklusiven Songzusammenstellungen und<br />

besonderen Covern; kein Zufall, sondern – wie bei Club-Büchern – Pflicht: Wer<br />

günstiger anbot und damit unter der Preisbindung lag, musste mit der Veröffentlichung<br />

etwas warten und neugeschaffene Hüllenmotive verwenden; bei<br />

entsprechender Popularität der Interpreten ergaben sich so zwangsläufig wahre<br />

Leckerbissen für Sammler.<br />

Bertelsmann expandierte schnell und schlau. Wurden die Schallplatten anfangs<br />

noch als „Lohnpressungen" von externen Herstellern gefertigt, übernahm<br />

der Konzern dies bald in Eigenregie: 1957 erfolgte die Gründung des<br />

Sonopress-Werks in Gütersloh, das am 22.4.1958 die Arbeit aufnahm und rund<br />

220.000 Platten pro Monat auswarf; zeitgleich: Startschuss für das hauseigene<br />

Ariola-Label.<br />

Vorreiter/Nachfolger<br />

Jazz, Rock, Schlager: 25-cm-Platten<br />

von den 50ern bis in die 80er Jahre<br />

Um das Image „Bertelsmann = Biedermann" (Fan-Jargon) zumindest punktuell<br />

zu entkräften, flossen dann und wann Platten ins Programm, die sich<br />

an eine jüngere Hörerschaft richteten. Als 1964/65 der weltweite Siegeszug<br />

der Rolling S<strong>to</strong>nes Konturen annahm, erwarb der Schallplattenring Lizenzen<br />

Seite 26 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


für ausgesuchte Songs der Band; die Veröffentlichung der lange Zeit weltweit<br />

einzigen offiziellen 25-cm-Platte der Londoner, BEAT BEAT BEAT, erfolgte im<br />

Juli 1965. Preis: 11,25 D-Mark für Bertelsmänner.<br />

Sieben der zehn Monotracks<br />

stammten von der Compilation AROUND<br />

AND AROUND, immerhin fünf waren zuvor<br />

in den UK- und/oder US-Charts notiert.<br />

machte sich über eine Neuauflage Gedanken. Sammler mussten erhebliche dreistellige<br />

D-Mark-Beträge für gut erhaltene, rare Originale löhnen. Dann entdeckten<br />

Counterfeit-Hersteller den Winzling<br />

für ihre illegalen Zwecke: 1996/97<br />

schwappten erste, nicht authorisierte<br />

1:1-Raubkopien aus Japan und Europa<br />

nach Deutschland und wurden teuer verkauft.<br />

Weitere Reissues folgten im neuen<br />

Jahrtausend: Sie sind, obwohl bemüht<br />

Die Labels entsprachen den bis dahin<br />

detailliert nachempfunden, gut zu identifizieren:<br />

Die Matrizennummer im Spie-<br />

auf deutscher Decca verwendeten<br />

S<strong>to</strong>nes-Etiketten mit weinroter Grundfarbe<br />

und aufgesprühtem Gold (Schrift,<br />

Zeichen, Linien). Hinzu kam der Pflichtverweis<br />

auf eine „Sonderauflage". Für<br />

Bewegungsfanatiker wurden obendrein<br />

Noch heute eine gelungene Kopplung: BEAT BEAT BEAT<br />

gel (= Auslauffläche) des Vinyls ist a) frei<br />

erfunden und b) per Hand gekratzt statt<br />

maschinell gestanzt; das Gold der Labels<br />

wirkt schmuddelig-trübe; außerdem machen<br />

feine, e, übers<br />

die passenden Tänze zu den Songs genannt: Shake, Twist, Limbo, Slow-Rock.<br />

Katalognummer: 60368 (AD 5525-L), Matrizennummern: LPD-19990/19991-X,<br />

die aufgedruckten Laufzeiten der Seiten betrugen schmale 12:50 bzw. 12:40<br />

Minuten. Noch heute erklärt das aktive englische Presswerk United Record<br />

Pressing (URP), dass die beste Klangqualität für eine 25-cm-Platte (Abspielgeschwindigkeit<br />

33 1/3) bei einer Länge von ca. 12–13 Minuten pro Seite liegt<br />

gesamte Etikett verteilte (Dreh-)Ringe die Fälschungen<br />

kenntlich. Ein plumper Fehler unterlief den<br />

Abkassierern bereits 1997: Statt – wie beim Original<br />

– "Time Is On My Side" mit dem Orgelintro<br />

kam die Version mit der Gitarreneröffnung aus<br />

den Boxen.<br />

(RPM 45: 9 Minuten; RPM 78: bis 4,5 Minuten).<br />

Nach BEAT BEAT BEAT standen noch 18 wei-<br />

Das BBB-Frontcover-Motiv stammt vom selben Fo<strong>to</strong>shooting, aus dem auch tere Rolling-S<strong>to</strong>nes-Alben (alle 30cm) in den<br />

die Hüllen von AROUND AND AROUND (11/1964) und THE BEST<br />

Angebotskatalogen der Hauptkonkurrenten nten<br />

OF THE ROLLING STONES (Deutscher Schallplattenclub, 1/1966)<br />

sowie Freihoff-Postkarten (aus Essen) bedient wurden. Dass auf<br />

dem Backcover in der Musikerliste ein „Jan" Stewart tauchte, war nicht ungewöhnlich – Fehler kamen auch auf<br />

anderen Taschen bzw. Labels vor (z.B. „Mike" Jagger auf<br />

auf-<br />

Bertelsmann (12) und Deutscher Schallplat-<br />

tenclub<br />

(6) – bis auf DIRTY WORK<br />

und<br />

den Schlusspunkt STEEL<br />

WHEELS 1990 (beide nur<br />

bestickert und mit CBS/<br />

BETWEEN THE BUTTONS).<br />

Sony-Material) sämtlich<br />

mit Musik aus den so<br />

Bis heute gilt die Gesamtstückzahl von BEAT BEAT<br />

genannten Decca Years<br />

BEAT als nicht eindeutig. 2000 Exemplare, wie nach-<br />

und eingetütet in exkluzulesen,<br />

ist korrekt – für die Startauflage. Unterm Strich<br />

jedoch dürfte der Auss<strong>to</strong>ß etwas höher liegen. Sehr schnell<br />

gab es auf der Coverrückseite eine Veränderung: In Form<br />

sive Cover. Sechs davon<br />

gingen an den Club Ex-Libris<br />

als<br />

Exporte in die Schweiz (die<br />

einer minimalen Erweiterung der Katalognummer von Decca<br />

letzten des Sixpacks, SATANIC ...<br />

60368 auf 60368 P10, d.h. die Platte kostete den Abonnenten nenten<br />

und BEGGARS BANQUET) enthielten<br />

oben: DECCA oval",<br />

unten: "<br />

DECCA boxed"<br />

"<br />

„10 Mitglieds-Punkte". Für kurze Zeit gab es außerdem eine<br />

regulär UK-Vinyl und nur noch einen<br />

Hüllensticker).<br />

kam nicht mehr ellipsenförmig („Linse"), sondern in einem<br />

"<br />

Vinyl-Zweitauflage. Einziger Unterschied: Das Decca-Emblem<br />

Ausgabe mit Stapelrand"<br />

K<br />

Rechteck („boxed") auf die Etiketten. Ende 1967 war die Lizenzzeit beendet, die eine dieser LPs mit Songs aus der Decca-Phase der Band wurde in den deutschen<br />

Charts notiert; die Auflagen (und folglich die Verkäufe) reichten dafür<br />

Scheibe verschwand aus dem Verlagsprogramm.<br />

quantitativ nicht aus. Doch selbst ein Top-Umsatzrenner wäre gescheitert: Für<br />

Sondereditionen von Schallplattenclubs blieben die Hitlisten wegen des geringeren<br />

Verkaufspreises der Tonträger rechtlich gesperrt.<br />

Eine weitere Besonderheit ist zu be(ob)achten: Nicht alle BBB-Platten liefen<br />

– wie sonst bei deutschen Decca/Teldec-Produktionen üblich – im Presswerk<br />

Nor<strong>to</strong>rf (Schleswig-Holstein) aus den Maschinen. Es gibt wenige Exemplare<br />

mit einem ins Label eingearbeiteten<br />

„Stapelrand" (auch: Stapelring): Dieses<br />

verstärkte Profil diente der Statik-Optimierung<br />

der Platte; außerdem<br />

sollte verhindert werden, dass<br />

Scheiben durch zu dichtes Aufeinanderschichten<br />

nach dem Pressvorgang<br />

auf der Stapelsäule komplett<br />

miteinander verklebten. Laut Uwe<br />

Tessnow (Line Records, damals bei<br />

Teldec) war dieses Verfahren in Nor<strong>to</strong>rf<br />

technisch noch ebenso wenig<br />

gebräuchlich wie in anderen Werken<br />

– mit einer Ausnahme: Bertelsmanns<br />

Sehr rare Fabrikhülle mit Notizen.<br />

Sonopress in Gütersloh. Es existiert<br />

ein Prüfmuster – in spezieller Vorabtasche<br />

(„Eigentum der TELDEC '<br />

Telefunken-Decca' Schallplatten GmbH, Fabrik<br />

Nor<strong>to</strong>rf") – mit „IV-65" datiert, handschriftlich als „Muster Stapelrand" und mit<br />

„Re<strong>to</strong>ur"-Vermerk für „Sonopress Gütersloh" ausgewiesen.<br />

Rund 30 Jahre blieb es danach völlig still um das Kult-Teil BEAT BEAT BEAT;<br />

Vinyl war im aktuellen Geschäft lange kaum noch ein Thema, niemand<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 27<br />

Erst 2012 gab es wieder offizielle 25-cm-Vinylscheiben der Rolling S<strong>to</strong>nes: als<br />

Bestandteil der „Limited Super Deluxe Edition" von CHARLIE IS MY DAR-<br />

LING sowie die<br />

Zwei-Song-Ausgabe<br />

"Doom And<br />

Gloom"/"One<br />

Last Shot" –<br />

beides internationale<br />

Veröffentlichungen.<br />

Dass<br />

damals<br />

bald auch<br />

Cover-Missbrauch für Bootleg-CDs<br />

LPs anderer<br />

Bands den Allerweltstitel BEAT BEAT BEAT trugen (Pralins, Spots, Jay Five;<br />

Sampler auf Elite Special, Primaphon, Gong), hat dem Kultteil nie geschadet.<br />

Die legale Originalversion wird für alle Zeit ein gesuchtes und im Preis kontinuierlich<br />

steigendes Sechsfach-Unikum bleiben: Clubausgabe, 25-cm-Format,<br />

vergleichsweise geringe Auflage, weltweites Exklusiv-Cover und -Tracklisting<br />

sowie nur in Deutschland gefertigt. Für <strong>to</strong>p-erhaltene Exemplare wurden zuletzt<br />

schon deutlich über 300 Euro aufgerufen. Und gezahlt.<br />

Bernd Ma<strong>the</strong>ja


Johnny Winter (70)<br />

Aufwärts mit<br />

Clap<strong>to</strong>n &<br />

Bonamassa<br />

Fo<strong>to</strong>: © Roland Fengler<br />

In der Gitarrenkunst des<br />

Johnny Winter sehen<br />

viele seiner Anhänger die extrovertierte<br />

Verbindung aus der gefühlvollen Spielweise<br />

eines B.B. King und der intensiven, elek-<br />

trischen Technik des Jimii Hendrix." Heißt es<br />

einleitend im Artikel über den texanischen<br />

Musiker im Rockmusik Lexikon Übersee".<br />

"<br />

Von Philipp Roser<br />

Der Albino, älterer Bruder des Keyboarders, Saxofonisten<br />

und Sängers Edgar Winter, kann am<br />

23. Februar auf überaus bewegte 70 Lebensjahre<br />

zurückblicken. Geboren in Leland, Mississippi, zog<br />

er schon früh mit seiner Familie nach Texas, wo er<br />

zunächst als Fünfjähriger die Klarinette erlernte,<br />

ehe er zur Ukulele und mit elf Jahren an die Gitarre<br />

wechselte. Früh wurde er als Wunderkind gefeiert,<br />

nachdem er bereits mit 15 Jahren sein Albumdebüt<br />

SCHOOLDAY BLUES eingespielt und mit Johnny<br />

& The Jammers seine erste Band formiert hatte<br />

(mit Edgar, 12, als Keyboarder). Natürlich zog<br />

es den jungen Bluesfan nach Chicago, ins Mekka<br />

des Genres. „Noch bevor ich alt genug war,<br />

um mich in den Clubs einzuschleichen, hatte ich<br />

Bluesplatten gehört, und die kamen ja fast alle<br />

aus Chicago. Dort sah man kaum Weiße, da die<br />

mit dieser Musik Anfang der 60er Jahre noch<br />

nichts anfangen konnten. Darum streute ich<br />

auf meinen frühen Scheiben auch nur vereinzelt<br />

Bluesnummern ein – als die Beatles angesagt waren,<br />

machte man englisch klingende Alben, auch<br />

ich. Dazu auch ein paar, die eher nach Bob Dylan<br />

klangen", blickte Winter 1991 im Gespräch mit<br />

dem Au<strong>to</strong>r auf die Anfänge seiner Karriere zurück.<br />

„Zwischen 15 und 25 habe ich einfach viel experimentiert."<br />

Der Ausflug nach Chicago brachte nicht den<br />

erhofften Durchbruch, Winter kehrte nach Texas<br />

zurück, spielte sich den Hintern ab, konzentrierte<br />

sich dann doch zunehmend auf den Blues(-Rock).<br />

1969 erhielt er von Columbia den damals bestdotierten<br />

Plattenvertrag überhaupt – 300.000 Dollar<br />

Vorschuss hatte bis dahin niemand bekommen.<br />

Winter stand in Woods<strong>to</strong>ck auf der Bühne und in<br />

den Jahren danach auf der Erfolgsleiter ganz oben.<br />

Dann setzte eine beachtliche Berg- und Talfahrt ein.<br />

Der fast blinde Musiker schluckte, was er am Wegesrand<br />

fand, fiel inkompetenten Managern in die<br />

Hände (der zu Woods<strong>to</strong>ck-Zeiten hatte verhindert,<br />

dass Winter im Festivalfilm zu sehen war). Der Gitarrist<br />

nahm unverdrossen weiterhin Alben auf, auf<br />

denen er viele Songs coverte, „die ich in meiner Jugend<br />

im Radio und auf Platten gehört hatte", und<br />

vereinzelt Eigennummern einstreute. Er <strong>to</strong>urte fast<br />

nons<strong>to</strong>p – und das Bild, das er auf der Bühne abgab,<br />

Johnny Winter<br />

1973<br />

wurde immer jämmerlicher. Ohnehin sehr schmächtig,<br />

glich er in den 90er Jahren fast einem wandelnden<br />

Leichnam, von musikalischer Leichenfledderei<br />

schrieben Kritiker. Winter saß auf der Bühne<br />

auf einem Stuhl, nicht mehr imstande, eine Show im<br />

wörtlichen Sinne durchzustehen. Zu der Zeit hielten<br />

ihn allenfalls Erinnerungen an vergangene Karriere-<br />

Highlights am Leben. Solche wie 1977, als er sein<br />

Idol Muddy Waters produziert hatte: „Das war eine<br />

der großartigsten Erfahrungen in meinem Leben,<br />

musikalisch wie menschlich."<br />

Vor allem seine Heroinabhängigkeit machte<br />

Winter zunehmend zu schaffen, dazu ein Manager,<br />

der ihn mit gefährlichen Medikamenten ruhigzustellen<br />

versuchte, was sich kontraproduktiv auf Winters<br />

Bühnenpräsenz auswirkte. Auch die dubiose Absage<br />

mehrerer Konzerte in Deutschland kratzte an der<br />

Reputation des Blues-Rockveteranen. „Ich habe den<br />

Typ dann gefeuert und Paul Nelson gebeten, den<br />

Job zu übernehmen. Er hatte schon lange für mich<br />

gearbeitet, spielt in meiner Band die zweite Gitarre.<br />

Er half mir dabei, den guten Namen Johnny Winter<br />

wieder aufzubauen, vor allem in Deutschland<br />

nach dem Ärger vor einigen Jahren", erklärte der<br />

Gebeutelte 2011 im <strong>GoodTimes</strong>-Interview. Also in<br />

einer Phase, als es sichtbar aufwärtsging.<br />

Aktuell empfindet sich Winter wieder „hervorragend"<br />

in Form, er muss nicht mehr gestützt<br />

werden. „Ich fühle mich großartig, gesundheitlich<br />

hat sich alles verbessert, ich bin richtig glücklich!"<br />

Wozu Nelson nicht unwesentlich beitrug: „Paul<br />

hat ab 2008 meine Methadon-Dosis allmählich<br />

gesenkt, ohne mir davon zu erzählen. Er hat mich<br />

dann zu Weihnachten 2010 mit der Nachricht<br />

überrascht, dass er das Methadon ganz abgesetzt<br />

hatte – ich war regelrecht schockiert, doch dann<br />

gab es kein Zurück mehr, nachdem ich gut 30<br />

Jahre lang auf Methadon gewesen war."<br />

Inzwischen ist Winter wieder regelmäßiger Gast<br />

auf deutschen Bühnen, spielt auch mehrere Songs im<br />

Stehen. „Die ersten Shows in Europa für 2014 sind<br />

gebucht, für Deutschland verhandeln wir gerade",<br />

berichtete Nelson kurz vor Weihnachten. „Und bis<br />

April wird auch Johnnys neues Album STEP BACK in<br />

den Läden stehen, auf dem Gäste wie Eric Clap<strong>to</strong>n,<br />

Billy Gibbons, Joe Walsh, Joe Bonamassa und Joe<br />

Perry mitspielen." Der eine oder andere dürfte wohl<br />

auch dabei sein, wenn Johnny Winter an seinem 70.<br />

Geburtstag eine große musikalische Party in New<br />

York im B.B. King's Club schmeißen wird.<br />

Seite 28 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Mike & The Mechanics<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

CDs, ein Buch und ... Genesis?!<br />

Mike Ru<strong>the</strong>rford (63, Genesis-Bassist) gründete 1984 Mike & The Mechanics. Das<br />

Projekt ist während seiner 30-jährigen Existenz bereits mehrfach <strong>to</strong>t gesagt worden:<br />

Im Jahr 2000, nachdem Paul Young, einer der beiden Sänger, mit nur 53 Jahren<br />

einem Herzinfarkt erlegen war. Ein weiteres Mal 2006, nachdem Ru<strong>the</strong>rford<br />

sich mit dem zweiten Frontmann Paul Carrack überworfen hatte (und mit dem er<br />

sich nach eigener Aussage inzwischen wieder leidlich versteht). Nie wieder wollte<br />

Ru<strong>the</strong>rford die Gruppe reanimieren – Frust pur! 2011 kam alles anders, Mike hatte<br />

zwei neue Mechaniker verpflichtet: Andrew Roachford, einen der erfolgreichsten<br />

britischen R&B-Sänger der 1990er, und den in England lebenden Kanadier<br />

Tim Howar, Ex-Frontmann der Vantramps. Seitdem läuft diese Formation – für<br />

alle Beteiligten eher eine anregende Nebensache – herrlich rund. Melodie & Melancholie"<br />

erklärte Ru<strong>the</strong>rford einst zu Triebfedern des " Projekts. Dass Mike & The Mechanics diesem Anspruch<br />

gerecht werden, ist eindrucksvoll nachzuhören auf der<br />

Doppel-CD THE SINGLES 1985–2014. Außerdem frisch<br />

im Handel: eine Deluxe-Edition (Doppel-CD) von LIVING<br />

YEARS, das vor 25 Jahren erschienen war. Außerdem<br />

hat Ru<strong>the</strong>rford sein erstes Buch veröffentlicht. Jede<br />

Menge Gründe für ein Interview.<br />

Bist du s<strong>to</strong>lz auf alles, was bei Mike & The Mechanics<br />

in 30 Jahren passiert ist?<br />

Es hat richtig viel Spaß gemacht, die Retrospektive und die LIVING YEARS-Edition<br />

Editi<br />

zusammenzustellen. All diese im Lauf der Zeit gemeinsam erarbeiteten Harmonien,<br />

das ist schon <strong>to</strong>ll. Natürlich gab es auch Rückschläge wie Paul Youngs tragischen<br />

Tod oder mein Zerwürfnis mit Paul Carrack. Aber musikalisch bin ich sehr zufrieden<br />

mit der Ausbeute.<br />

Sind die Mechanics dein Projekt, oder haben sie eher Bandcharakter?<br />

Ich liebe es, mit unterschiedlichsten Talenten zu kooperieren! Die dürfen und sollen<br />

alle gern ihre Ideen einbringen. Aber das letzte Wort habe ich.<br />

Warum kam es überhaupt zur Gründung? Damals waren Genesis doch ein<br />

Vollzeitjob ...<br />

Das Erfolgsgeheimnis, warum Genesis so lange zusammenblieben und warum alle<br />

Beteiligten immer noch Freunde sind, ist: Jeder hatte die Möglichkeit, parallel auch<br />

eigene Projekte zu betreiben. Alle haben was unternommen, und teilweise klang<br />

das deutlich anders als der Sound unseres Mutterschiffs. Und all diese Erfahrungen<br />

kamen dann zur Hauptband zurück, ein <strong>to</strong>ller kreativer Prozess!<br />

Worin liegt der Hauptunterschied zwischen Genesis und Mike & The Mechanics?<br />

Den sehe ich vor allem live: Ein Mechanics-Konzert ist ein lässiger Spaziergang,<br />

Genesis-Auftritte sind dagegen ein gewaltiger Marsch.<br />

Auf CD 2 der LIVING YEARS-Edition gibt es zehn unveröffentlichte Livestücke.<br />

Woher kommen die?<br />

Ich habe ein gewaltiges Archiv, bei dem ich selbst noch nicht so recht durchblicke.<br />

Darin finden sich die unglaublichsten Dinge! Man muss sich nur zum Suchen über-<br />

winden ...<br />

Wie geht es weiter mit den Mechanics?<br />

Ganz sicher bin ich noch nicht, aber ab März werden wir auf eine längere<br />

UK-Tournee gehen. Und wenn alles klappt, spielen wir im Sommer in Europa<br />

einige Open Airs. Eine neue Platte ist bislang nicht geplant. Aber wie ich uns<br />

kenne, passiert da schon noch was. Letztlich bin ich gerade ziemlich erschöpft,<br />

denn ich habe mein erstes Buch zum Verlag gebracht.<br />

Worum geht es darin?<br />

Es heißt „The Living Years" und handelt von meiner sehr speziellen und sehr<br />

engen Beziehung zu meinem Vater. Er war ein Marineoffizier der alten Schule.<br />

Mehr oder weniger aus seiner Sicht lasse ich meine Kindheit und spätere Karriere<br />

Revue passieren. Er konnte mit meiner Musik, fürchte ich, nicht allzu viel<br />

anfangen. Aber er war mein treuester Fan.<br />

Kommt es doch noch mal zu einer Genesis-<br />

Reunion?<br />

Phil Collins hat erklärt, dass er zurück ins Rampenlicht<br />

und die Musik in sein Leben zurückholen<br />

möchte. Ich denke, er wird zunächst mit<br />

Solo-Aktivitäten starten. Doch es ist wahr, dass<br />

wir schon lockere Gespräche geführt haben. Alles<br />

ist offen. Was mich am meisten verwundert und<br />

gefreut hat: Bislang gibt es noch keine Absage<br />

von Peter Gabriel!<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 29


! REVIEWS<br />

HIGHLIGHTS<br />

CD<br />

Zu Deutschland hatte der britische Sänger,<br />

Songschreiber und Keyboarder Paul Millns<br />

schon immer eine ganz besondere Beziehung.<br />

Mitte der 70er Jahre kam er erstmals<br />

in der Band von Alexis Korner in die BRD.<br />

Er <strong>to</strong>urte als Pianist von Eric Burdon durch<br />

die Lande, schrieb 1980 den Soundtrack für<br />

den deutschen Spielfilm „Gibby Westgermany”,<br />

in dem Burdon einen Kurzauftritt<br />

als Hotelpage hatte. Im selben Jahr trat er<br />

in der TV-Sendung „Rockpalast” auf, und<br />

1984 spielte er<br />

dann in Stuttgart<br />

zusammen mit dem<br />

Udo-Lindenberg-<br />

Saxofonisten Olaf<br />

Kübler seine bis<br />

heute erfolgreichste<br />

LP FINALLY<br />

FALLS THE RAIN<br />

ein. Bis heute<br />

nimmt er seine Alben<br />

ganz gerne in<br />

Deutschland auf. Sein neuestes, sein 15.<br />

Studio-Album GONE AGAIN entstand<br />

wie schon der Vorgänger CALLING AN-<br />

GELS (2010) in Freiburg, im Studio seines<br />

Bassisten und Co-Produzenten Ingo Rau.<br />

Die zwölf Songs darauf zeigen einen Paul<br />

Millns in Bestform. Sie sind große britische<br />

Singer/Songwriter-Kunst. Das Eröffnungsstück,<br />

das Blues-getränkte “A Little Painkilling”,<br />

gibt die nachdenkliche, melancholische<br />

Grundstimmung des gesamten<br />

Albums vor. Über einen pluckernden Bass,<br />

einer coolen Pianofigur und umschmeichelt<br />

von den filigranen, an Mark Knopfler geschulten<br />

Gitarren-Fill-ins von Niels Kaiser<br />

singt Millns einen Text von entwaffnender<br />

Offenherzigkeit: „I know it’s hard now,<br />

<strong>the</strong>re’s no denying /<br />

But <strong>the</strong>re’s a sweet<br />

feeling that needs<br />

distilling / Must<br />

be time, time, time<br />

for a little painkilling.”<br />

Mit “Love<br />

Don’t Have To Be<br />

Like This” folgt<br />

ein Moll-getönter,<br />

kammermusikalischer<br />

Song, der<br />

mit seiner komposi<strong>to</strong>rischen Qualität ebenso<br />

gut auf dem grandiosen Comebackalbum<br />

LIFE IS PEOPLE seines Songwriter-Kollegen<br />

Bill Fay (siehe <strong>GoodTimes</strong>-Highlight<br />

5/2012) hätte Platz finden können. Nur<br />

begleitet von Klavier, Klarinette, Akkor-<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

PAUL MILLNS<br />

GONE AGAIN<br />

deon und Akustikgitarre haucht Millns<br />

eine zarte, zerbrechliche Liebeskummer-<br />

Ballade. Etwas beschwingter geht es im Titelstück<br />

zu, in dessen eingängigen Refrain<br />

die beiden Sänger Heinz Rudolf Kunze und<br />

Tobias Künzel (Die Prinzen) einsteigen.<br />

Anfang 2013 war Millns<br />

als Pianist von KuK, dem Projekt<br />

von Kunze und Künzel, auf Tour.<br />

Millns’ Sohn Andreas lockert<br />

den Song mit wohlgesetzten<br />

Hammondorgel-Tönen auf. Während<br />

“Distillery Street” als oldfashioned<br />

Cabaret-Bluessong geschmeidig<br />

wie eine Straßenkatze<br />

um die Ecke schleicht, beweist<br />

das beeindruckende, fast nur von impressionistischen<br />

Pianotupfern getragene “The<br />

Beauty Of The High Wire Dancer” Mut zur<br />

Reduktion. In “Close Companion Of The<br />

Blues”, bei dem Butch Coulter (vormals bei<br />

Long John Baldry) eine groovy Harmonika<br />

bläst, kommt wie schon im Opener Millns’<br />

rauer, an Ray Charles orientierter Gesang<br />

bestens zur Geltung. Das (Irish-)folkige<br />

“City Boy” hebt erneut wieder die Drehzahl,<br />

während das wunderschöne, fragile<br />

“Love In The Times Of Hardship” wieder<br />

ins Kammermusikalisch-Getragene zurück-<br />

fällt, einzig von Raus zarten Basstupfern<br />

und den sehnsuchtsvollen Klarinetten- und<br />

Saxofonmelodien von Nick Pentelow (Gary<br />

Moore, Roger Chapman) begleitet. Das<br />

sehr britisch-antiquierte Dancehall-Stück<br />

“Odd Job John” ist<br />

die einzige komische<br />

Nummer auf dem Album.<br />

“Tangled Up In<br />

Stars” ist zeitlos schöner<br />

Songwriter-Pop,<br />

den El<strong>to</strong>n John kaum<br />

besser hinbekommen<br />

hätte, während “Capsized”<br />

wie ein leitmotivischer<br />

Nachhall von<br />

“Distillery Street” daherkommt. Schließlich<br />

setzt Millns mit der Gesang/Klavier-<br />

Only-Nummer “Crazy With Love” einen<br />

bewegenden Schlusspunkt: Das komposi<strong>to</strong>risch<br />

ausgefeilte Stück hat beste Chancen,<br />

in das „Great British & American Songbook”<br />

aufgenommen zu werden und sich<br />

mitten zwischen die großen Klassiker von<br />

Lennon/McCartney und Burt Bacharach zu<br />

platzieren. Ein grandioser Song folgt auf<br />

den anderen – ein zauberhaftes Album!<br />

(Rakete/Rough Trade, 2013,<br />

12/47:42) frs<br />

i “Di till St t” d<br />

DVD<br />

ERIC CLAPTON<br />

CROSSROADS GUITAR<br />

FESTIVAL 2013<br />

BOX<br />

MICHAEL BLOOMFIELD<br />

FROM HIS HEAD TO HIS HEART<br />

TO HIS HANDS<br />

Zum vierten Mal rief Eric Clap<strong>to</strong>n, und<br />

seine Kollegen strömten in Massen, um<br />

beim vierten „Crossroads Guitar Festival”<br />

dabei zu sein. Es war wahrhaft ein<br />

Gitarristengipfel, der am 12. und 13. April<br />

im New Yorker Madison Square Garden<br />

über die Bühne ging. Getragen und melancholisch<br />

startete der Meister selbst mit<br />

“Tears In Heaven”, ehe sein<br />

langjähriger Sideman Andy<br />

Fairwea<strong>the</strong>r Low (ebenfalls<br />

mit Akustikgitarre)<br />

für “Spider Jiving” zu ihm<br />

stieß, danach noch Vince<br />

Gill, um “Lay Down Sally”<br />

beschwingt zum Bes ten zu<br />

geben. Anschließend dominierten<br />

R&B und Blues –<br />

und mit Booker T. sorgte ein<br />

instrumental „Artfremder”<br />

im Zusammenspiel mit Steve Cropper,<br />

Keb’ Mo’, Matt „Guitar” Murphy und<br />

Albert Lee mit dem groovenden “Time Is<br />

Tight” und “Born Under A Bad Sign” für<br />

Stimmung.<br />

Insgesamt 45 Songs mit mindestens ebenso<br />

vielen Gästen sind auf der nun erhältlichen<br />

Doppel-DVD zu erleben, und es wird nicht<br />

langweilig. Gibt es doch enorme stilistische<br />

Vielfalt und sonst selten bis nie zu gemeinsam<br />

musizierende Gespanne zu bewundern:<br />

Robert Cray mit B.B. King und Jimmie<br />

Vaughan; Doyle Bramhall II mit Shooting<br />

Star Gary Clark Jr. oder John Mayer; Mayer<br />

plus Keith Urban; Sonny Landreth & De-<br />

rek Trucks; Gill plus Urban plus Albert Lee;<br />

Taj Mahal & Keb’ Mo’; Jeff Beck mit Beth<br />

Hart; Blake Mills & Trucks, Los Lobos gemeinsam<br />

mit Cray – und häufig der Gastgeber<br />

mittendrin. Der lieferte weitere Sahnehäubchen<br />

durch Duette mit Keith Richards<br />

und Robbie Robertson. Aber auch bislang<br />

Unbekannten bot „Slowhand” eine Gelegenheit,<br />

sich einem großen<br />

Publikum vorzustellen: Von<br />

Quinn Sullivan, Kurt Rosenwinkel,<br />

Blake Mills und<br />

Alice Smith wird man noch<br />

hören. Doch damit nicht genug:<br />

Man täte den Allman<br />

Bro<strong>the</strong>rs, Robert Randolph<br />

oder Earl Klugh Unrecht,<br />

würde man ihre Gastspiele<br />

unterschlagen.<br />

Es wäre jammerschade,<br />

sollten sich die Gerüchte bewahrheiten, die<br />

am Rande der Veranstaltung waberten, dass<br />

es das letzte Festival dieser Art gewesen<br />

sein soll. Denn so viel Saitenvirtuosität und<br />

gitarristische Feuerwerke ohne jeglichen<br />

Anflug von Egotrips erlebt man nur selten<br />

in derart geballter und vor allem inspirierter<br />

Form. Die gegenseitige Wertschätzung, vor<br />

allem die Verehrung des Musikers und<br />

Menschen Eric Clap<strong>to</strong>n durch seine Kollegen,<br />

wird durch die eingestreuten Interviews<br />

spürbar. Und auch vor der Glotze hat<br />

man das Gefühl, mittendrin zu sitzen.<br />

(Warner, 2013, 2 DVDs<br />

137 + 152 Min.) pro<br />

Mit seiner Telecaster-Gitarre schrieb Michael<br />

„Mike” Bloomfield Musikgeschichte,<br />

als er sein Instrument nutzte, um Bob<br />

Dylan bei den Aufnahmen für HIGHWAY<br />

61 REVISITED und vor allem bei dessen<br />

legendärem ersten „elektrischen Auftritt”<br />

beim Newport Folk Festival 1965 begleitete.<br />

Die Zusammenarbeit mit<br />

Dylan liefert auch eines der<br />

Highlights der drei CDs und<br />

eine DVD umfassenden Box,<br />

die angemessen an den 1981<br />

viel zu früh mit nur 37 Jahren<br />

vers<strong>to</strong>rbenen Musiker erinnert:<br />

Drei rare gemeinsame Tracks<br />

der beiden Ausnahmekünstler<br />

sind hier zu hören. „Roots”,<br />

„Jams” und „Last Licks” sind<br />

die drei CDs jeweils betitelt<br />

und zeichnen die Entwicklung<br />

Bloomfields eindrucksvoll<br />

nach. Seine Anfänge im Blues<br />

und frühe Demos und Auditions für den legendären<br />

Talentscout John Hammond sind<br />

dokumentiert, desgleichen seine Arbeit mit<br />

der Paul Butterfield Blues Band, Kooperationen<br />

mit Muddy Waters, Janis Joplin,<br />

Al Kooper und Nick Gravenites, Fred Tackett<br />

(Little Feat) oder seiner Band Electric<br />

Flag. Die meisten Aufnahmen wurden von<br />

diversen Alben der Beteiligten zusammengetragen,<br />

aber es gibt auch einiges an unveröffentlichten<br />

Aufnahmen wie die zwölf<br />

Demos, Live-Aufnahmen oder Dokumentationen<br />

von aufschlussreichen Ansagen<br />

bei Konzerten. Hörbar wird jedenfalls,<br />

welch begnadeter Gitarrist Bloomfield war<br />

– und nachvollziehbar, wie er durch Heroin<br />

und andere Substanzen letztlich sein Talent<br />

verschleuderte. Sehr informativ ist – neben<br />

dem Essay von Michael Simmons im fetten<br />

Booklet – zudem die knapp einstündige<br />

Dokumentation „Sweet Blues<br />

– A Film About Mike Bloomfield”<br />

von Bob Scarles. Da ist<br />

der Performer Mike Bloomfield<br />

beispielsweise beim<br />

Monterey Pop Festival 1967<br />

zu erleben.<br />

Das Boxset trägt einen passenden<br />

Titel: Bloomfields Musik<br />

entstand im Kopf, wurde<br />

auf dem Weg über das Herz<br />

emotional angereichert und<br />

von den Händen meisterhaft<br />

umgesetzt. Und es wird deutlich,<br />

was Eric Clap<strong>to</strong>n meinte,<br />

als er sagte: „Mike Bloomfield ist Musik<br />

auf zwei Beinen!” Musik, die aus einer<br />

ganz eigenen Mixtur aus Blues, Rock und<br />

Folk bestand, die so wohl nur in den turbulenten<br />

60er Jahren entstehen, ins nächste<br />

Jahrzehnt weitergetragen werden konnte<br />

und bis heute nachwirkt. Highlights gibt es<br />

en masse: vom bislang unveröffentlichten<br />

Akustikgitarren-Alleingang “Hammond’s<br />

Rag” über Electric Flags “Killing Floor”<br />

bis zu den Dylan-Nummern.<br />

(Legacy/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 16/62:20,<br />

14/61:35, 17/63:18, DVD: 58 Min.) pro<br />

Seite 30 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


TOP 5 – Neuerscheinungen 2013<br />

1. Roger Taylor – Fun On Earth<br />

2. Black Sabbath – 13<br />

3. Deep Purple – Now What?!<br />

4. Manic Street Preachers – Rewind The Film<br />

5. Arcade Fire – Refl ek<strong>to</strong>r<br />

Fabian Leibfried<br />

1. Amon Amarth – Deceiver Of The Gods<br />

2. Sodom – Epi<strong>to</strong>me Of Torture<br />

3. Heino – Mit freundlichen Grüßen<br />

4. Adam Ant – Adam Ant Is <strong>the</strong> Blueblack Hussar in Marrying ...<br />

5. Emmylou Harris & Rodney Crowell – Old Yellow Moon<br />

Jens-Uwe Berndt<br />

1. Eric Clap<strong>to</strong>n – Old Sock<br />

2. John Fogerty – Wrote A Song For Everyone<br />

3. Emmylou Harris & Rodney Crowell – Old Yellow Moon<br />

4. Willie Nelson – Let’s Face The <strong>Music</strong> And Dance<br />

5. Tony Joe White – Hoodoo<br />

Rüdiger Bloemeke<br />

1. Nick Cave & The Bad Seeds – Push The Sky Away<br />

2. Steven Wilson – The Raven That Refused To Sing<br />

3. Steve Hackett – Genesis Revisited II<br />

4. Wolfgang Niedecken – Zosamme alt<br />

5. Dream Theater – Dream Theater<br />

Lothar Brandt<br />

1. Midlake – Antiphon<br />

2. Alex Hepburn – Toge<strong>the</strong>r Alone<br />

3. Amplifi er – Echo Street<br />

4. Steven Wilson – The Raven That Refused To Sing<br />

5. Allen S<strong>to</strong>ne – Allen S<strong>to</strong>ne<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

1. Arbouretum – Coming Out Of The Fog<br />

2. The Electric Stars – Sonic Candy Soul<br />

3. Terry Allen – Bot<strong>to</strong>m Of The World<br />

4. Willis Earl Beal – Nobody Knows<br />

5. Leyla McCalla – Vari-Colored Songs<br />

Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />

1. Steven Wilson – The Raven That Refused To Sing<br />

2. Haken – The Mountain<br />

3. Leslie West – Climbing<br />

4. Black Sabbath – 13<br />

5. Aynsley Lister – Home<br />

Ralf Gün<strong>the</strong>r<br />

1. Milky Chance – Sadnecessary<br />

2. Silly – Kopf an Kopf<br />

3. Bosse – Kraniche<br />

4. Gregory Porter – Liquid Spirit<br />

5. Adel Tawil – Lieder<br />

Christian Hentschel<br />

1. Travis – Where You Stand<br />

2. Adam Green & Bikini Shapiro – Adam Green & Bikini Shapiro<br />

3. Manic Street Preachers – Rewind The Film<br />

4. Prefab Sprout – Crimson/Red<br />

5. Rogue Wave – Nightingale Floors<br />

1. Bos<strong>to</strong>n – Life, Love & Hope<br />

2. Homeless Hill – Invincible<br />

3. Blackmore’s Night – Dancer And The Moon<br />

4. Blutengel – Monument<br />

5. Agnetha Fältskog – A<br />

Frank Küster<br />

1. Paul McCartney – New<br />

2. Billi Joe & Norah – Foreverly<br />

3. Curtis Stigers – Let’s Go Out Tonight<br />

4. Martin Barre – Away With Words<br />

5. Bob James & David Sanborn – Quartette Humaine<br />

Helmut Ölschlegel<br />

1. The Rides – Can’t Get Enough<br />

2. Black Star Riders – All Hell Breaks Loose<br />

3. Leslie West – Still Climbing<br />

4. Paul Rose – Double Life<br />

5. Chris Kramer – Unterwegs zur Sonne<br />

Philipp Roser<br />

Mitarbeiter<br />

1. Arcade Fire – Refl ek<strong>to</strong>r<br />

2. Pat Me<strong>the</strong>ny / TAP – John Zorn’s Book Of Angels Vol. 20<br />

3. Milky Chance – Sadnecessary<br />

4. Bastille – Bad Blood<br />

5. Imagine Dragons – Night Visions<br />

Oliver Schuh<br />

1. Elvis Costello & The Roots – Wise Up Ghost<br />

2. Grant Hart – The Argument<br />

3. Slut – Alienation<br />

4. Garland Jeffreys – Truth Serum<br />

5. The Black Angels – Indigo Meadow<br />

Frank Schuster<br />

1. Steven Wilson – The Raven That Refused To Sing<br />

2. Prinz Pi – Kompass ohne Norden<br />

3. Dawn McCarthy & Bonnie Prince Billy – What The Bro<strong>the</strong>rs Sang<br />

4. Wolfgang Niedecken – Zosamme alt<br />

5. Declan O’Rourke – Mag Pai Zai<br />

Ulrich Schwartz<br />

1. Chris Grant – It’s Not About War<br />

2. Tedeschi Trucks Band – Made Up Mind<br />

3. John Lennon McCullagh – North South Divide<br />

4. Ana Popovic – Can You Stand The Heat<br />

5. Clem Clempson – In The Public Interest<br />

Alan Tepper<br />

1. Andy Fairwea<strong>the</strong>r Low & The Low Riders – Zone-O-Tone<br />

2. Caro Emerald – The Shocking Miss Emerald<br />

3. Ben Sidran – Don’t Cry For No Hipster<br />

4. Clem Clempson – In The Public Interest<br />

5. Eric Clap<strong>to</strong>n – Old Sock<br />

Uli Twelker<br />

1. Pearl Jam – Lightning Bolt<br />

2. Motörhead – Aftershock<br />

3. Deep Purple – Now What?!<br />

4. Aynsley Lister – Home<br />

5. Andrew S<strong>to</strong>ckdale – Keep Moving<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Tino Krauter<br />

Andy Scott (Sweet)<br />

1. John Mayer – Paradise Valley<br />

2. Paul McCartney – New<br />

3. Joe Satriani – Uns<strong>to</strong>ppable Momentum<br />

4. Deep Purple – Now What?!<br />

5. Black Sabbath – 13<br />

)<br />

Thomas Wachter<br />

Mick Box (Uriah Heep)<br />

(Uriah Heep)<br />

1. Winery Dogs – Elevate<br />

2. Deep Purple – Now What?!<br />

3. Blackmore’s Night – Dancer And The Moon<br />

4. Black Sabbath – 13<br />

5. Steven Wilson – The Raven That Refused To Sing<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 31<br />

©P<br />

Pr essefo<strong>to</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

CLIFF RICHARD<br />

THE FABULOUS ROCK’N’ROLL<br />

SONGBOOK<br />

Eine geradezu bösartige Verleumdung ist<br />

die These eines UK-Kritikerkollegen, die<br />

neue CD von Sir Cliff Richard sei „Musik<br />

fürs Pflegeheim”. Natürlich sind seine<br />

Neuinterpretationen von 14 Rock’n’Roll-<br />

Klassikern nicht so rau wie einst bei<br />

Chuck Berry oder Little Richard, aber sie<br />

haben Schmackes. Immerhin ist der UK-<br />

Altmeister schon 73, und dafür hat er noch<br />

beachtlich Schwung. Er und seine Begleiter<br />

in Nashville haben die Klassiker bis<br />

auf “Johnny B. Goode” nicht sklavisch<br />

nachgespielt, sondern auch mal kleine Eigentupfer<br />

platziert (wovon man sich bei<br />

“Wake Up Little Susie” mehr gewünscht<br />

hätte). Richard kann immer noch kuschelig<br />

schmeicheln, aber Rockabilly (samt<br />

Country-Flair) kriegt er ebenfalls gut hin.<br />

Ordentlich. Und der balladesk-poppige<br />

Kontrapunkt am Ende mit dem neuen “One<br />

More Sunny Day” ist vertretbar.<br />

(Rhino/Warner, 2013, 15/44:10) pro<br />

LEE HAZLEWOOD /<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

LEE HAZLEWOOD INDUSTRIES<br />

– THERE’S A DREAM I’VE BEEN<br />

SAVING 1966–1971<br />

Das von Mitte der 60er bis Anfang der 70er<br />

Jahre von Lee Hazlewood geleitete Plattenlabel<br />

LHI Records ist heute wohl nur noch absoluten<br />

Sixties-Nerds bekannt. Erlangte doch<br />

kaum einer der dort unter Vertrag genommenen<br />

Künstler größere Bekann<strong>the</strong>it. Abgesehen<br />

vielleicht von der International Submarine<br />

Band, der ersten Combo von Gram<br />

Parsons, des späteren Mitglieds der Byrds und<br />

Flying Burri<strong>to</strong> Bro<strong>the</strong>rs. Doch was bedeutet<br />

schon Ruhm, wenn es dem geschmackssicheren<br />

Hazlewood gelungen war, so viele<br />

auch noch heute entdeckenswerte Küntler<br />

an Land zu ziehen! Dank der 4-CD/1-DVD-<br />

Box LEE HAZLEWOOD INDUSTRIES –<br />

THERE’S A DREAM I’VE BEEN SAVING<br />

1966–1971 ist es nun möglich, an einen Teil<br />

der heute meist vergriffenen Aufnahmen heranzukommen.<br />

In Hazlewoods Rennstall (siehe<br />

S<strong>to</strong>ry in dieser Ausgabe) tummelten sich so<br />

außergewöhnlich gute Künstler wie die Garage-,<br />

Beat-, und Psych-Bands The Kitchen<br />

Cinq, Hamil<strong>to</strong>n Streetcar, Last Friday’s Fire<br />

und The Aggregation, die Girl-Group Honey<br />

Ltd. sowie Country-Crooner wie Lynn Castle,<br />

Sanford Clark und Ann-Margret. Diese und<br />

viele weitere LHI-Musiker werden auf zwei<br />

der CDs vorgestellt, auf den anderen beiden<br />

befinden sich die vier eigenen Alben Hazlewoods,<br />

die er auf seinem Label veröffentlichte<br />

und die zu den besten in seinem Gesamtwerk<br />

zählen: THE COWBOY AND THE LADY<br />

(1969), FORTY (1969), COWBOY IN<br />

SWEDEN (1970) und REQUIEM FOR AN<br />

ALMOST LADY (1971). Bei Letzterem verzichtete<br />

er fast vollständig auf die opulenten<br />

Arrangements, für die er bekannt wurde. In<br />

seiner Reduzier<strong>the</strong>it erinnert das Album fast<br />

an die späten „American Recordings” von<br />

Johnny Cash. Auf der beiliegenden DVD<br />

befindet sich mit dem 1970 in Schweden<br />

gedrehten Film „Cowboy In Sweden” eine<br />

wahre Preziose. Das wunderschön gestaltete,<br />

klanglich hervorragende CD-Boxset kommt<br />

mit einem reich bebilderten, 172-seitigen<br />

Hardcover-Buch, in dem man in lesenswerten<br />

S<strong>to</strong>rys und Interviews viel über das kurzlebige<br />

Label erfährt.<br />

(Light In The Attic/Cargo, 2013,<br />

27/76:55, 25/76:07, 28/77:22, 27/77:00,<br />

DVD 60 Min.)<br />

frs<br />

SIMPLY RED<br />

SONG BOOK<br />

Als Mick Hucknall<br />

2010 Simply Red<br />

auflöste, konnte er<br />

zusammen mit seinen<br />

Bandkollegen<br />

auf eine imposante<br />

Erfolgsgeschichte<br />

zurückblicken. ükbli k Rund d50<br />

Millionen verkaufte<br />

Tonträger, einen Grammy, zwei Brit-Awards;<br />

alle zehn Studio-Alben, die sie zwischen<br />

1985 und 2007 veröffentlichten, kletterten<br />

bis in die Top 10, neun davon sogar in die<br />

Top 5. Erstmals gibt es mit SONG BOOK<br />

nun einen ausführlichen Blick zurück auf die<br />

25-jährige Karriere der Band aus Manchester.<br />

Pro Dekade zusammengefasst auf einer<br />

CD (“Eighties”, “Nineties”, “Noughties”),<br />

gibt es ausgewählte Albumtracks zu hören,<br />

darunter natürlich alle Hits wie “Money Too<br />

Tight (To Mention)”, “If You Don’t Know<br />

Me By Now”, “Something Get Me Started”<br />

und “Fairground”, auf einer vierten CD sind<br />

bisher unveröffentlichte Neuaufnahmen<br />

(“Re-Recorded At Home 2005”) von zwölf<br />

Simply-Red-Songs enthalten. Dazu ein<br />

schönes, voluminöses Booklet mit der ausführlichen<br />

Bands<strong>to</strong>ry, Fo<strong>to</strong>s und Coverabbildungen<br />

sowie allen Produktionsinfos.<br />

(Rhino/Warner, 2013, 4 CDs) tk<br />

SUZANNE VEGA<br />

TALES FROM THE REALM OF<br />

THE QUEEN OF PENTACLES<br />

Die vergangenen Jahre brachte Suzanne Vega<br />

damit zu, einen Großteil ihrer alten Songs für<br />

die vierteilige CD-Serie CLOSE UP noch<br />

einmal neu und abgeändert einzuspielen. Nun<br />

veröffentlicht die US-amerikanische Sängerin/Songschreiberin<br />

mit TALES FROM THE<br />

REALM OF THE QUEEN OF PENTACLES<br />

ihr erstes Album mit vollständig neuem Material<br />

seit sieben Jahren. Mit den „Geschichten<br />

aus dem Reich der Königin der Pentagramme”<br />

knüpft die 54-Jährige spielend leicht an ihre<br />

großen Alben wie SOLITUDE STANDING<br />

(1987) an. Der folkige Ton der frühen Jahre<br />

ist weitgehend verschwunden, dafür rockt<br />

sie auf dem Neuling teilweise schon beinahe<br />

Rolling-S<strong>to</strong>nes-artig los. Höhepunkte sind<br />

das kräftig-kernige “I Never Wear White”,<br />

das bluesig-rumpelnde “Song Of The S<strong>to</strong>ic”<br />

sowie das zart-versponnene “Portrait Of The<br />

Knight Of Wands”, das noch am ehesten auf<br />

ihr 1985er Debütalbum gepasst hätte. Ein beeindruckendes<br />

Comeback.<br />

(Cooking Vinyl/Indigo, 2014, 10/36:46) frs<br />

THOMAS RODENBACH<br />

STARS<br />

Nach den Sternen greift der in München<br />

lebende Singer/Songwriter Thomas Rodenbach<br />

mit seinem Album STARS. Erreichen<br />

wird er sie zwar nicht, aber er schwimmt in<br />

der breiten Masse im Grenzgebiet zwischen<br />

Pop und Rock sehr gut mit, kann mit seinen<br />

melodieschwangeren Songs und einer<br />

angenehmen Stimme überzeugen. Die einzige<br />

Cover-Version “Sunglasses At Night”<br />

(Corey Hart) gewinnt durch die kurzen,<br />

schnittigen Gitarrenpassagen als Kontrast<br />

zu Rodenbachs Piano. Das Stück steht auch<br />

exemplarisch für den gut gemeisterten Spagat<br />

zwischen nachdenklichen Stimmungen<br />

und kraftvollem Loslegen. Mit STARS<br />

braucht sich Rodenbach auch im internationalen<br />

Vergleich nicht zu verstecken – und<br />

“Sorry” wie das sehr reduzierte “In O<strong>the</strong>r<br />

Words” würden auch gut in El<strong>to</strong>n Johns Reper<strong>to</strong>ire<br />

passen. Ein Lob verdienen auch die<br />

Arrangements!<br />

(7us/New <strong>Music</strong> Distribution, 2013,<br />

8/31:46) pro<br />

DARYL HALL / JOHN OATES<br />

VOICES<br />

Daryl Hall und John<br />

Oates waren schon<br />

mehr als eine Dekade<br />

aktiv, bis der ganz<br />

große<br />

Durchbruch<br />

kam – und zwar mit<br />

VOICES. Das Album<br />

enthielt mit “You Make My Dreams”,<br />

dem kommerziellen “Kiss On My List”,<br />

“Everytime You Go Away” und einer sehr<br />

„soft-rockigen” Neuinterpretation des von<br />

den Righteous Bro<strong>the</strong>rs popularisierten<br />

“You’ve Lost That Lovin’ Feelin’” gleich<br />

vier Hits! Klar, die Musik ist sehr in ihrer<br />

Zeit verhaftet, was den Disco-Nostalgiker<br />

nicht daran hindern wird, sich das Album<br />

erneut zuzulegen, da die remasterte Fassung<br />

wesentlich ausgewogener klingt und<br />

nicht mehr so unangenehm basslastig. Na<br />

ja, und Hall & Oates hatten im Vergleich<br />

mit zeitgenössischen Popacts doch noch<br />

mehr Substanz. Die MFSL-Edition enthält<br />

ein hübsch gestaltetes, 16-seitiges Booklet<br />

mit fast allen Texten.<br />

(MFSL/Sieveking Sound, 1980,<br />

11/44:07) at<br />

CALEXICO<br />

SPIRITOSO<br />

Rockband plus Orchester – das gab es zwar<br />

schon häufiger. Doch bei Calexico weckt<br />

das ganz besondere Erwartungen, denn der<br />

Sound der Combo war ohnehin schon immer<br />

sehr soundtrackartig, klangsugges tiv<br />

und kammermusikalisch und wurde bereits<br />

häufiger mit den Filmscores von Ennio<br />

Morricone verglichen. Und tatsächlich geht<br />

das Zusammentreffen der Americana-Band<br />

aus Tucson, Arizona, mit dem Deutschen<br />

Filmorchester Babelsberg und dem ORF-<br />

Radio-Symphonieorchester voll und ganz<br />

auf. Auf dem an zwei Abenden in Berlin<br />

und Wien aufgezeichneten Live-Album<br />

SPIRITOSO erstrahlen die Songs von<br />

Joey Burns und John Convertino in voller<br />

Schönheit, erklingen in Cinemascopehafter<br />

Breite und stecken doch voller kleiner<br />

Klangfarbtupfer. Vor dem inneren Auge<br />

läuft dazu quasi ein ganz eigener (Italo-)<br />

Western ab. “Crystal Frontier” könnte die<br />

Abspannmusik sein, zu der der Held einsam<br />

und gebrochen in den Sonnenuntergang<br />

reitet.<br />

(City Slang/Universal, 2013, 12/55:55) frs<br />

Pop<br />

THE NUTOPIANS<br />

LENNON RE-IMAGINED<br />

Nach ihrem erfolgreichen ersten Abstecher<br />

in die Songwelt John Lennons (IMA-<br />

GINED – THE JOHN LENNON SONG<br />

PROJECT, 2010) haben sich die beiden<br />

amerikanischen Singer/Songwriter Tom<br />

Dean und Rex Fowler mit ihrer Tourband<br />

– den Nu<strong>to</strong>pians – auch für LENNON RE-<br />

IMAGINED wieder zahlreiche Beatles/<br />

Lennon-Klassiker zur Neuinterpretation<br />

ausgesucht. Dabei wurden sie vor allem<br />

vom Zuspruch des Publikums überrascht,<br />

2010 waren gerade mal zehn Auftritte geplant,<br />

um das Album zu promoten – aktuell<br />

<strong>to</strong>uren sie immer noch mit diesem Programm<br />

quer durch die USA, jetzt ergänzt<br />

um die Stücke ihres neuen Albums. Dabei<br />

wechseln Stile, Stimmungen und Arrangements,<br />

stehen eindringliche Versionen<br />

von Songs wie “Dear Prudence” und “No<br />

Reply” Schulter an Schulter mit schwungvollen<br />

Folksongs wie “And Your Bird Can<br />

Sing”, zeigen sie, wie man Klassiker wie<br />

“Instant Karma”, “Bungalow Bill” oder<br />

“All You Need Is Love” hochklassig in<br />

akus tische Gewänder kleiden kann, ohne<br />

dass sie ihre Faszination verlieren.<br />

(Red Engine Records/Import, 2013,<br />

13/44:41) us<br />

JAKE BUGG<br />

SHANGRI LA<br />

Jake Bugg war einer<br />

der Newcomer-Sensationen<br />

des Jahres<br />

2012. Mit gerade einmal<br />

18 Jahren legte<br />

der Engländer mit<br />

der Pilzkopffrisur ein<br />

reifes Debütalbum (#1 UK) vor, das ihm<br />

aufgrund seiner Sixties-Orientierung Vergleiche<br />

mit Bob Dylan und der Beatszene<br />

sowie Brit-Pop à la Oasis einbrachte. Auch<br />

der Nachfolger SHANGRI LA, aufgenommen<br />

von der Produzentenlegende Rick<br />

Rubin in dessen gleichnamigem Studio im<br />

kalifornischen Malibu, ist ein beeindruckendes<br />

Werk. Raue, explosive Songs wie<br />

“Slumville Sunrise” und “What Doesn’t<br />

Kill You” stehen neben zarten Balladen<br />

wie “A Song About Love” und “All Your<br />

Reasons”. Das Songwriting ist sicher, die<br />

Band perfekt eingespielt. Was will man<br />

noch mehr?<br />

(Virgin/EMI, 2013, 12/39:57) frs<br />

DUSTY SPRINGFIELD<br />

DUSTY IN MEMPHIS<br />

Die britische Sängerin Dusty Springfield<br />

schaffte es mit steter Regelmäßigkeit, Konkurrentinnen<br />

wie Lulu oder Sandie Shaw<br />

auf die hinteren Chartpositionen zu verweisen.<br />

Als der progressive Rock die Musikszene<br />

dominierte, entschied sie sich zu<br />

einem cleveren Schachzug, engagierte die<br />

Produzenten Tom Dowd und Jerry Wexler<br />

und nahm in den USA eins ihrer besten Alben<br />

auf. DUSTY IN MEMPHIS erschien<br />

auf Atlantic und enthält mit “Son Of A<br />

Preacher Man” einen der größten Hits der<br />

Dame. Intensiver Pop mit geschmackvollen<br />

Bläsern (“Don’t Forget About Me”), Light<br />

Jazz (“In The Land Of Make Believe”),<br />

Gospel-angehauchter Pop (“No Easy Way<br />

Down”) und zwei hervorragende Bonus-<br />

Tracks (“That Old Sweet Roll”, “What Do<br />

Seite 32 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

You Do When Love Dies”) bringen ihre<br />

Stimme ausgezeichnet zur Geltung. Ein<br />

Evergreen im glasklaren Remastering!<br />

(Analogue Productions/Sieveking Sound,<br />

1969, 14/42:06) at<br />

JON ANDERSON<br />

CHANGE WE MUST<br />

Inspiriert durch das<br />

gleichnamige<br />

Buch<br />

der<br />

hawaiianischen<br />

spirituellen<br />

Lehrerin<br />

Nana Veary<br />

nahm Jon Anderson<br />

1994 CHANGE WE<br />

MUST auf, interpretierte ti in orchestrierten<br />

Versionen Songs aus seiner Vergangenheit<br />

neu: “Hurry Home” und “Under The Sung”<br />

hatte er zuvor solo veröffentlicht, “Hearts”<br />

mit Yes, während “State Of Independence”,<br />

“Change We Must” und “Candle Songs”<br />

aus dem gemeinsam Schaffen mit Vangelis<br />

stammten. Im Orchesterkontext kam/<br />

kommt Andersons Stimme perfekt zur Geltung,<br />

vor allem bei den Balladen, zumal<br />

er nie in den Kitsch abrutschte. Er malte<br />

gefangennehmende Klanglandschaften,<br />

entfaltete geschickt dramaturgische Spannungsbögen.<br />

Denen kann man in entsprechender<br />

Stimmung immer noch verfallen.<br />

Die remasterte Neufassung ist mit einem<br />

Interview zur Entstehung sowie der Singleversion<br />

des Titelstücks angereichert.<br />

(Esoteric/Rough Trade, 1994,<br />

14/63:55) pro<br />

THE PALEY BROTHERS<br />

THE COMPLETE<br />

RECORDINGS<br />

Wie man es schafft, trotz massenkompatibler<br />

Musik und großen individuellen Könnens<br />

halbwegs erfolglos zwischen allen Stühlen<br />

zu landen, führten der singende Multi-<br />

Instrumentalist Andy Paley aus Bos<strong>to</strong>n und<br />

sein Bruder Jonathan in der zweiten Hälfte<br />

der Siebziger eindrucksvoll tragisch vor.<br />

The Paley Bro<strong>the</strong>rs brachten es nur auf ein<br />

Album (1978) und ein paar Singles/EPs, alle<br />

gefüllt mit hyper-ohrwürmigem Power-Pop<br />

und Artverwandtem, fast alles aus eigener<br />

Feder. Songs wie “You’re The Best”, “Tell<br />

Me Tonight”, “Lovin’ Eyes Don’t Lie” oder<br />

“Magic Power” hätten den Pop-Himmel stürmen<br />

müssen, aber ... den einen waren The<br />

Paley Bro<strong>the</strong>rs nicht genügend punkig, den<br />

anderen nicht Cheap-Trick-ähnlich genug,<br />

und die Dritten fühlten sich zu sehr an die<br />

Bay City Rollers erinnert. Die endlich vorliegende<br />

Werkschau bündelt THE COMPLETE<br />

RECORDINGS, darunter elf unveröffentlichte<br />

Tracks. Höhepunkte sind neben den<br />

genannten Songs “Come On Let’s Go” (eine<br />

Zusammenarbeit mit den Ramones), die <strong>to</strong>lle<br />

Cover-Version von “Stick With Me Baby”<br />

(Mel Tillis) und die Phil-Spec<strong>to</strong>r-Nummer<br />

“Baby Let’s Stick Toge<strong>the</strong>r”.<br />

(Real Gone <strong>Music</strong>/Import,<br />

2013, 26/76:26) hjg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

BOWLER HAT & LEATHER<br />

BOOTS<br />

Sammler aufgepasst! Der Großteil der auf<br />

diesem Sampler versammelten Songs aus<br />

den 50er und 60er Jahren erlebt auf BOW-<br />

LER HAT & LEATHER BOOTS seine<br />

CD-Premiere, viele Titel wurden in dieser<br />

Form sogar noch nie veröffentlicht. Die<br />

<strong>the</strong>matische Klammer liest man im Untertitel:<br />

„Personalities Go Pop Art” bedeutet<br />

nicht mehr und nicht weniger, als dass<br />

man hier große Bühnen- und Filmpersönlichkeiten<br />

als (Pop-)Sänger erleben kann.<br />

Wenn also Künstler wie Oliver Reed,<br />

Dirk Bogarde und Kenneth Williams in<br />

britischen Serien wie „The Avengers”<br />

(„Mit Schirm, Charme und Melone”)<br />

oder „The Saint” („Simon Templar”) ein<br />

Liedchen anstimmten, wenn Schauspieler<br />

wie David Niven, Elke Sommer, Robert<br />

Mitchum, Pete Sellers, Sophia Loren,<br />

Anthony Perkins, Ian Carmichael oder<br />

Orson Welles ihr musikalisches Talent in<br />

die Waagschale werfen durften, hier gibt<br />

es diese Versuche zu hören ...<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />

34/78:27) us<br />

DAVID CROSBY<br />

CROZ<br />

Das letzte Studiosolo-Album<br />

David<br />

Crosbys,<br />

THOUSAND<br />

ROADS (1993),<br />

liegt schon 21 Jahre<br />

zurück. Nun kehrt<br />

das frühere Byrds- und weiterhin Crosby,<br />

Stills & Nash-Mitglied mit dem umso furioseren<br />

CROZ zurück – zum allerbesten<br />

Zeitpunkt, berufen sich doch derzeit sehr<br />

viele junge Americana-Bands auf den<br />

großen Singer/Songwriter. Auf CROZ<br />

stellt Crosby einmal mehr unter Beweis,<br />

wer in der CSN-Troika stets für die besten<br />

ruhigen, nachdenklichen Songs zuständig<br />

war. Schon der Opener “What’s Broken”,<br />

von Mark Knopflers wunderschönen<br />

Gitarren-Fill-ins ausgeschmückt, gibt die<br />

introvertierte, melancholische Grundstimmung<br />

des Albums vor, das in Jackson<br />

Brownes Studio im kalifornischen Santa<br />

Monica entstand. Weitere Höhepunkte der<br />

filigranen, bei jedem Hören weitere kleine<br />

Details offenbarenden Produktion sind<br />

“Holding On To Nothing”, dessen schwebende<br />

Akkorde an den CSN&Y-Klassiker<br />

“Triad” erinnern und über die Jazztrompeter<br />

Wyn<strong>to</strong>n Marsalis ein großartiges<br />

Solo bläst, sowie das wuchtige “Set That<br />

Baggage Down” und das folkig-perlende,<br />

lediglich von zwei Gitarren begleitete “If<br />

She Called”.<br />

(Blue Castle/Warner, 2014,<br />

11/46:59) frs<br />

AL DI MEOLA<br />

ALL YOUR LIFE<br />

So lobt man sich Cover-Versionen: Die<br />

Originale sind (über mehr oder weniger<br />

weite Strecken) immer noch erkennbar,<br />

und doch hat der Neuinterpret eigene Inspiration<br />

einfließen lassen und reichert somit<br />

die Originale an. Genau das ist Meistergitarrist<br />

Al Di Meola zu attestieren,<br />

der sich 14 Beatles-Klassiker vor- und in<br />

den Abbey Road Studios aufgenommen<br />

hat. Er greift auf seinen Erfahrungsschatz<br />

aus dem Jazz zurück, ebenso auf südamerikanische<br />

Musik und Flamenco. Mal<br />

rhythmisch vertrackt, dann wieder leichtfüßig<br />

über die Saiten tänzelnd, zwischendurch<br />

mit Streichern – so zaubert er ein<br />

kleines Meisterwerk hin, bei dem sich die<br />

Highlights jagen und das seinen Ansprüchen<br />

wie auch den Beatles gerecht wird.<br />

Selbst wenn Fab-Four-Fans möglicherweise<br />

mit dieser freizügigen Bearbeitung<br />

Probleme haben. Chapeau!<br />

(inakustik, 2013, 14/54:42)<br />

pro<br />

HOLGER BIEGE<br />

DIE ORIGINAL-ALBEN<br />

Der charismatische<br />

Künstler<br />

Holger<br />

Biege feierte 2012<br />

seinen 60. Geburtstag,<br />

zu dem diverse<br />

Jubiläumsaktivitäten<br />

geplant waren,<br />

doch ein Schlaganfall Shl durchkreuzte die<br />

Vorhaben. Inzwischen ist er – laut seiner<br />

Website – auf dem Wege der Besserung<br />

und hofft auf seine Rückkehr auf die Konzertbühnen.<br />

Eine neue fünfteilige, mit 80<br />

Tracks ausgestattete CD-Box lässt den<br />

Hörer noch einmal am bisherigen Schaffen<br />

des Musikers teilhaben. Angefangen<br />

bei seinen legendären Amiga-Alben von<br />

1978/79 bis hin zu Eigenproduktionen<br />

aus den Neunzigern. Highlights der Box<br />

sind etliche Bonus-Tracks wie Liveversionen,<br />

ein Duett mit Veronika Fischer und<br />

Songs, die es nur auf Singles gab, sowie<br />

das gesuchte 1984er Album DAS EIGE-<br />

NE GESICHT, das Biege nach seinem<br />

Weggang aus der DDR bei Polydor veröffentlichte.<br />

Dieser Release blieb allerdings<br />

ohne nennenswerte Erfolge. Zuvor war er<br />

im Osten Deutschlands der ungewöhnlichste<br />

und erfolgreichste Pop/Rocksänger.<br />

Unbewusst nahm er vieles vorweg,<br />

was heute den Erfolg von Sängern wie<br />

Xavier Naidoo ausmacht.<br />

(Sechzehnzehn/Buschfunk, 2014, 19/52:33<br />

+ 16/56:37 + 16/53:27 + 15/50:00 +<br />

14/48:17) che<br />

BLUE ZOO<br />

2 BY 2<br />

Um neun Bonus-Tracks erweitertes erstes<br />

Album einer Gruppe, der 1983 ein ziemlicher<br />

Paukenschlag gelang. Andy Overall<br />

(voc), Tim Parry (g), Mike Ansell (b), David<br />

Woolfson (keys) und Mickey Sparrow<br />

(dr) machten noch nicht alles richtig, aber<br />

es gelang ihnen dennoch ein Popdebüt,<br />

wie es sich nur alle Jubeljahre ereignet.<br />

Blue Zoo waren Traditionalisten beim<br />

Songaufbau und Modernisten bei der Instrumentierung<br />

und den Arrangements.<br />

Sie pendelten zwischen Bowie, U2 und<br />

Depeche Mode oder Kajagoogoo, mixten<br />

scheinbar Unvereinbares, ohne schon den<br />

Mut zu radikalen Innovationen aufzubringen.<br />

Das führte zu unbeabsichtigten<br />

Achterbahnfahrten: Neben Hämmern wie<br />

“Cry Boy Cry”, “Love Moves In Strange<br />

Ways” (mit mächtig wühlendem “Walk-<br />

On The Wild Side”-Bass) und “Something<br />

Familiar” standen auch Hitparaden-<br />

Schieler wie “John’s Lost” und “Can’t<br />

Hold My Down”. Aber selbst die waren<br />

bloß Ausrutscher und längst keine Gruselereignisse!<br />

Ohne Füller schienen Blue<br />

Zoo vor einer glänzenden Zukunft zu<br />

stehen. Daraus wurde bekanntlich nichts,<br />

aber seit 2010 ist die 1985 aufgelöste<br />

Gruppe wieder aktiv.<br />

(Cherry Red/Rough Trade,<br />

2013, 19/72:10) hjg<br />

Pop<br />

WET WET WET<br />

STEP BY STEP –<br />

THE GREATEST HITS<br />

Vor allem in ihrer britischen Heimat räumten<br />

die Schotten Wet Wet Wet in den 80er<br />

Jahren ab, hier zu Lande landeten sie mit<br />

“Love Is All Around” einen Hit, konnten mit<br />

ihrem Pomp-Pop aber nicht ganz an die UK-<br />

Erfolge anschließen. In den letzten Jahren<br />

kam die Band nach fünfjähriger Inaktivität<br />

ab 2005 immer wieder zusammen, veröffentlichte<br />

sei<strong>the</strong>r nur ein neues Studio-Album.<br />

Dafür gab es mehrere „Best Of”-Scheiben,<br />

mit denen sich STEP BY STEP natürlich<br />

überschneidet. Den Kaufreiz erhöhen jetzt<br />

drei neue Songs mit dem bandtypischen<br />

Strickmuster: Die Titelnummer, “Sad Kinda<br />

Love” und “Playin’ Like A Kid” fügen sich<br />

nahtlos ein, weisen die typische WWW-Balladengüte<br />

und unterschwellige Soulaffinität<br />

auf, Marti Pellow hat immer noch Charisma<br />

in der Stimme, doch die Nummern sind etwas<br />

steril produziert.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2013, 20/79:09) pro<br />

JOHN’S CHILDREN<br />

A STRANGE AFFAIR –<br />

THE SIXTIES RECORDINGS<br />

Ob John’s Children<br />

nun mit ihrer Psych-<br />

Popmusik mehr den<br />

70er-Glam-Rock<br />

oder später den Punk<br />

einläuteten,<br />

diese<br />

Frage kann auch A<br />

STRANGE AFFAIR – THE SIXTIES RE-<br />

CORDINGS nicht beantworten, aber mit<br />

den kompletten Aufnahmen der Band zwischen<br />

1966 und 1970 liefert diese Doppel-<br />

CD zumindest alles, was man von ihnen<br />

braucht. Besonders interessant für Marc-<br />

Bolan-Fans dürften die Aufnahmen sein,<br />

bei denen der spätere T. Rex-Frontmann (in<br />

seiner nur wenige Monate währenden Mitgliedschaft<br />

bei John’s Children) seine selbst<br />

verfassten Songs zum Besten gibt, legendär<br />

vor allem das aufgrund seines Textes von<br />

der BBC auf den Index gesetzte “Desdemona”.<br />

Klasse auch das sehr informative<br />

Booklet (inklusive Song-by-Song-Notes),<br />

in dem man u.a. das weiße, „unschuldige”<br />

Bühnenoutfit sieht, das in krassem Gegensatz<br />

zu ihren wilden Shows mit inszenierten<br />

Schlägereien, Kunstblut und einem Ketten<br />

schwingendem Marc Bolan stand.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />

26/68:20, 26/74:54) us<br />

NICK DRAKE<br />

TUCK BOX<br />

Für gerade mal rund 25 Euro umfasst die<br />

in limitierter Auflage erschienene TUCK<br />

BOX nahezu das gesamte Werk des 1974<br />

schon mit 26 Jahren freiwillig aus dem<br />

Leben geschiedenen Folkmusikers. In der<br />

keineswegs billig aufbereiteten Box finden<br />

sich die drei zu Lebzeiten erschienenen Alben<br />

FIVE LEAVES LEFT (1970), BRUY-<br />

TER LAYTER (1970) und PINK MOON<br />

(1972), die auf einer Stufe mit Klassikern<br />

ähnlich grenzüberschreitender Musiker wie<br />

Van Morrison, Tim Buckley und Leonard<br />

Cohen stehen. Dazu gibt’s die Outtake-<br />

Compilation MADE TO LOVE MAGIC<br />

(2004) und das Demo-Album FAMILY<br />

TREE (2007). Die einzelnen CDs wurden<br />

gegenüber den regulär im Handel erhält-<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 33


kult!<br />

Ausgabe Nr. 9<br />

Alle Hefte zu bestellen<br />

im Shop Seite 63<br />

oder unter:<br />

www.goodtimes-magazin.de<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

lichen Einzel-CDs glücklicherweise nicht<br />

beschnitten, so dass der Hörer über separate<br />

Booklets mit Songtexten und weiteren<br />

Informationen versorgt wird. Dazu gibt es<br />

fünf Reproduktionen der originalen Promoposter.<br />

Die Box selbst ist anscheinend ein<br />

Nachbau des Kästchens, das Drake nutzte,<br />

um die Kuchensendungen seiner Mutter<br />

aufzubewahren. Eine wirklich willkommene<br />

und dazu noch günstige Werkschau!<br />

(Island/Universal, 2013,<br />

10/41:47, 10/39:28, 11/28:32, 13/41:54,<br />

27/64:36) an<br />

KARAT & PHILHARMONI-<br />

SCHES ORCHESTER KIEL<br />

SYMPHONY – LIVE<br />

Karat haben als ehemalige<br />

DDR-Band<br />

gesamtdeutsche<br />

Musikgeschichte<br />

geschrieben.<br />

Peter<br />

Maffays größter Hit<br />

“Über sieben Brücken”<br />

ist ein Karat-Cover, mit Songs wie<br />

“Der blaue Planet” und “Albatros” feierte<br />

das Ost-Berliner Quintett auch im Westteil<br />

des Landes Erfolge. 2004 verstarb<br />

der langjährige Sänger Herbert Dreilich,<br />

sein Sohn Claudius, der ihm stimmlich<br />

und auch optisch ähnelt, übernahm das<br />

Erbe. Im Laufe des mittlerweile 39-jährigen<br />

Bestehens der Band gab es neben<br />

den regulären Alben immer wieder Hitkopplungen,<br />

so dass man aktuell wieder<br />

an Ausverkauf denkt, wenn man auf das<br />

Tracklisting mit den üblichen Hits der<br />

neuen Live-CD schaut, zumal Karat wiederholt<br />

mit Orchester gearbeitet hatten.<br />

Doch der Orchestersound ist hier nicht<br />

nettes Beiwerk, sondern wesentlicher Bestandteil.<br />

Dem Produzenten André Kuntze<br />

ist es gelungen, die besondere Symbiose<br />

transparent zu machen. Ein Live-Album<br />

mit vielen Überraschungen und einigen<br />

magischen Momenten.<br />

(A&F <strong>Music</strong>/edel, 2013, 14/71:22) che<br />

VANGELIS<br />

HEAVEN AND HELL + ALBEDO<br />

0.39 + SPIRAL + BEAUBOURG<br />

+ PAGE OF LIFE + DIRECT<br />

Vom Meister höchstselbst remastert und<br />

im Artwork aufeinander abgestimmt, so<br />

wurden Ende letzten Jahres sechs Alben<br />

aus der langen Karriere des griechischen<br />

Keyboarders Vangelis wiederveröffentlicht.<br />

HEAVEN AND HELL aus dem Jahr<br />

1975 macht den Anfang, bietet mit seinem<br />

Mix aus Klassik, sanftem Prog-Rock<br />

und hymnischen Popmelodien schon die<br />

Blaupause für seine späteren Erfolge.<br />

Am bekanntesten aus dieser LP dürfte<br />

“Movement Three” sein, das als Titelmelodie<br />

für die britische Dokumentarserie<br />

„Cosmos” berühmt wurde. Für das ein<br />

Jahr später veröffentlichte Raumfahrt-<br />

Konzeptalbum ALBEDO 0.39 integrierte<br />

Vangelis zusätzlich Elemente aus Blues<br />

und Jazz, beim 1977er SPIRAL dagegen<br />

konzentrierte er sich wieder verstärkt<br />

auf Keyboard-, Sequenzer- und Syn<strong>the</strong>sizerklänge.<br />

Hier taucht auch ein Bonus-<br />

Track auf, “To The Unknown Man (Part<br />

Two)”, eine Non-Album-Single-B-Seite.<br />

Höchst experimentell dann das künstlerische<br />

Konzept des 1978 veröffentlich-<br />

ten BEAUBOURG, auf je einem Track<br />

pro LP-Seite improvisierte Vangelis auf<br />

einem oder mehreren analogen Syn<strong>the</strong>sizern,<br />

die er über ein Ringmodul zusammenfügte<br />

– was unter dem Strich für ein<br />

nur schwer verdauliches Werk sorgte, und<br />

das Anhören auch heute noch, selbst mit<br />

gebührendem zeitlichen Abstand, zu einer<br />

anstrengenden Geschichte macht. Wesentlich<br />

genießbarer, ja fast schon freundlich<br />

poppig klingt dagegen DIRECT aus<br />

dem Jahr 1988. Hier zeigte Vangelis wieder<br />

alte Stärken als Komponist epischer<br />

Melodien, eine Fähigkeit, die sich schon<br />

lange zuvor auch bis in Prog-Rockkreise<br />

herumgesprochen hatte, so dass sich mit<br />

dem Yes-Sänger Jon Anderson endlich<br />

auch eine menschliche Stimme für das<br />

Ver<strong>to</strong>nen seiner Kompositionen fand. Mit<br />

PAGE OF LIFE wird eines der besten<br />

Werke ihrer insgesamt fünf Alben umfassenden<br />

Zusammenarbeit wiederveröffentlicht,<br />

als Bonus gibt es das rare “Sign<br />

With Your Eyes” dazu, das es bisher nur<br />

auf einer 1991er Promosingle gab.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2013, 6 CDs) tk<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

FORMEL EINS: <strong>80s</strong> PARTY HITS<br />

+ BALLADEN + 60 NR.1 HITS +<br />

SO80S<br />

Mit zehn Spezialausgaben (und mit Peter<br />

Illmann als Modera<strong>to</strong>r) wird bereits seit<br />

Ok<strong>to</strong>ber 2013 beim Fernsehsender RTL<br />

Nitro das 30-jährige Jubiläum der TV-<br />

Sendung „Formel Eins” gefeiert, parallel<br />

dazu wurden Ende letzten Jahres zahlreiche<br />

Themen-Sampler aus dieser Reihe<br />

veröffentlicht. Klasse hier natürlich<br />

die Ausgrabungen von Blank & Jones,<br />

deren Dreierbox SO80S je eine CD mit<br />

neu abgemischten Eighties-Hits, eine mit<br />

Soundtrack- und TV-Themen sowie eine<br />

mit den damaligen Originaltiteln enthält.<br />

Auch 60 NR.1 HITS bietet mit drei CDs<br />

massenhaft 80er-Jahre-Klassiker, von<br />

Kajagoogoo (“Too Shy”) über Rick Astley<br />

(“Never Gonna Give You Up”) bis<br />

zu John Farnham (“You’re The Voice”).<br />

Noch spezieller dann die Songauswahl<br />

der beiden Doppel-CDs BALLADEN und<br />

<strong>80s</strong> PARTY HITS, hier tummeln sich alte<br />

Bekannte wie Depeche Mode (“Never Let<br />

Me Down Again”), Talk Talk (“Such A<br />

Shame”), Terence Trent D’Arby (“Sign<br />

Your Name”), New Order (“Blue Monday<br />

88”), Chris<strong>to</strong>pher Cross (“Ride Like<br />

The Wind”) und Kenny Loggins (“Footloose”).<br />

Allesamt herrliche Zeitreisen zurück<br />

in eine Welt, als (Pop- und Rock-)<br />

Musik noch einen festen Platz im wöchentlichen<br />

TV-Programm hatte ...<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2013, 10 CDs) us<br />

Seite 34 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

REINHARD MEY<br />

JAHRESZEITEN<br />

Pop<br />

Mit JAHRESZEITEN ist ein paar Tage vor<br />

dem letzten Weihnachtsfest noch ein (auf<br />

4000 Stück limitiertes) Boxset erschienen,<br />

mit dem man wohl jedem Fan deutschsprachiger<br />

Musik die Bescherung retten konnte.<br />

Nur selten können solche opulenten<br />

Karriere rückblicke ja das Gleichgewicht<br />

zwischen Verpackung und Inhalt halten, bei<br />

der Reinhard-Mey-Retrospektive ist es ohne<br />

Frage gelungen. Unterteilt in vier Dekadenboxen<br />

gibt es alle 26 Studio-Alben des Berliner<br />

Liedermachers in Mini-Vinyl-Optik, vier<br />

gebundene Bücher liefern sämtliche dazu gehörenden<br />

Liedtexte. Auf einer zusätzlichen,<br />

exklusiven CD (LIEDER VON FREUN-<br />

DEN ) sind zum Teil bisher unveröffentlichte<br />

Cover-Versionen zu hören, eine DVD zeigt<br />

Fernsehauftritte und TV-Portraits von 1971<br />

bis 2006. Meys Karriere zum Nachlesen<br />

und Anschauen, dafür ist dann das 100-seitige<br />

Hardcoverbuch (Vorwort von Hannes<br />

Wader, Chronik von Antje Vollmer) zuständig,<br />

ein LP-großer Kunstdruck nach einem<br />

Fo<strong>to</strong>motiv von Jim Rakete vervollständigt<br />

das Set. Geballt vor einem stehend, wird<br />

mit JAHRESZEITEN wieder einmal klar,<br />

welch enormen Beitrag Reinhard Mey zur<br />

Entwicklung einer eigenständigen deutschen<br />

Musik geleistet hat und immer noch leistet:<br />

Von ICH WOLLTE WIE ORPHEUS SIN-<br />

GEN (1967) über WIE VOR JAHR UND<br />

TAG (1974) und ALLEINGANG (1986) bis<br />

zu neueren Werken wie RÜM HART (2002)<br />

und MAIREGEN (2010). Konsequent<br />

auch Meys Einsatz für Menschen, denen es<br />

nicht so gut geht, er spendet seinen Anteil<br />

am Verkauf dieses Boxsets den von Bodelschwinghschen<br />

Stiftungen Be<strong>the</strong>l.<br />

(Odeon/Universal, 2013, 27 CDs<br />

& DVD)<br />

us<br />

ANDREAS DORAU<br />

AUS DER BIBLIOTHÈQUE<br />

Andreas Dorau klingt 2014 einerseits –<br />

dank der teilweisen syn<strong>the</strong>tischen Klangerzeugungsmittel<br />

– herrlich altmodisch;<br />

andererseits kommt er doch auch sehr<br />

organisch und zeitlos daher, da er erstmals<br />

seit 1987 wieder mit Band, nicht im<br />

Alleingang aufgenommen hat. Beatlesinspirierter<br />

Sunshine-Pop, Soft Rock,<br />

Electronica, NDW-Reminiszenzen, sogar<br />

vorsichtige Krautrock-Referenzen, all das<br />

hat Dorau interessant zusammengebraut.<br />

Auch den Texten sollte man durchaus<br />

Aufmerksamkeit widmen, nicht nur, wenn<br />

er sich in “Tannenduft” nachdenklichgesellschaftskritisch<br />

gibt oder in anderen<br />

Liedern kleine menschliche Schwächen<br />

besingt. Ein überzeugendes Album, mit<br />

dem Dorau sich zum 50. Geburtstag selbst<br />

beschenkt. Parallel erscheint übrigens mit<br />

HAUPTSACHE ICH eine Werkschau, die<br />

von 1984 bis 2014 reicht.<br />

(Bureau B/Indigo, 2014/13/45:59) pro


CD<br />

REVIEWS<br />

BILLY JOEL<br />

SONGS IN THE ATTIC<br />

Der<br />

klassisch<br />

ausgebildete<br />

Pianist<br />

und<br />

Sänger<br />

Billy<br />

Joel zeichnete<br />

sich nicht nur<br />

als ausgezeichneter<br />

Songwriter aus, sondern auch<br />

als Chronist seiner Heimat, wie der<br />

rockige Einstieg “Miami 2017 (Seen<br />

The Light Go Out On Broadway)” belegt.<br />

Das Live-Album, aufgenommen<br />

im Juni und Juli 1980, zählt zu seinen<br />

schönsten Platten, denn neben niveauvollen<br />

Texten stehen sensible, aber<br />

dennoch leidenschaftliche Interpretationen<br />

des Reper<strong>to</strong>ires im Vordergrund.<br />

Die bedächtige, aber dennoch<br />

bombastische “Streetlife Serenade”,<br />

ein sanftes “She’s Got A Way”,<br />

schneller US-Rock (“Everybody<br />

Loves You”) und “Say Goodbye To<br />

Hollywood”, einer seiner Evergreens,<br />

stehen für einen charismatischen<br />

Musiker, der in der Moderne nicht<br />

mehr zu finden ist. Das Remastering<br />

von Mobile Fidelity klingt insgesamt<br />

runder und wärmer als vorhergehende<br />

Ausgaben. Ein 20-seitiges Booklet<br />

bietet neben Liner-Notes und einigen<br />

Fo<strong>to</strong>s alle Texte.<br />

(MFSL/Sieveking Sound, 1981,<br />

11/48:22) at<br />

VIRUS<br />

REVELATION<br />

Im Raum Bielefeld erinnert man sich<br />

gerne an sie: Virus waren dort Anfang<br />

der 70er Jahre die bekannteste Progressive-Rockband.<br />

1970 gewannen<br />

sie – noch unter dem Namen Man’s<br />

World und vor Sweet Smoke (JUST<br />

A POKE) – den renommierten Beat-<br />

Wettbewerb in Recklinghausen. Erster<br />

Preis: die Aufnahme einer eigenen LP<br />

mit Produzentenlegende Conny Plank.<br />

Diese erschien 1971 mit dem Titel<br />

REVELATION beim damals neugegründeten<br />

BASF-Label. Die Musik<br />

darauf, vor allem das Orgelspiel, ist<br />

stark von Deep Purple und Pink Floyd<br />

inspiriert. Die erste, rein instrumentale<br />

Seite ist psychedelisch, im Eröffnungsund<br />

Titelstück gibt es zu Beginn eine<br />

Hommage an Isaac Albeniz’ Klassiker<br />

“Asturias” und am Ende an “Paint It<br />

Black” von den S<strong>to</strong>nes. Seite zwei<br />

weist stärker Richtung Hard Rock;<br />

Sänger Bernd Hohmann orientiert sich<br />

an Ian Gillan. Wenn auch kein eigenständiger<br />

Stil auszumachen ist, das<br />

Quintett beherrscht sehr gekonnt die<br />

Instrumente und die Jonglage mit unterschiedlichen<br />

Einflüssen. Fans von<br />

frühem Progressive Rock werden überrascht<br />

sein, auf welch hohem Niveau<br />

damals nicht nur in London, sondern<br />

auch in Ostwestfalen musiziert wurde.<br />

Garden Of Delights veröffentlicht das<br />

Album neu auf CD und Vinyl, die CD-<br />

Ausgabe enthält als Bonus die beiden<br />

Songs der ersten Virus-Single “Confusion/Facts<br />

Of Death”.<br />

(Garden Of Delights, 1971,<br />

7/55:20) frs<br />

BOSTON<br />

LIFE, LOVE & HOPE<br />

Eine echte Band waren Bos<strong>to</strong>n nur auf<br />

den ersten zwei Alben BOSTON (1976)<br />

und DON’T LOOK BACK (1978). Danach<br />

war’s Tom Scholz, auch wenn für<br />

THIRD STAGE (1986) nochmal die<br />

Stammtruppe zusammenkam. Ohne<br />

die fehlt Multi-Ins trumentalist, Songwriter,<br />

Produzent Scholz das Korrektiv.<br />

Nicht, dass ihm sei<strong>the</strong>r keine guten<br />

Songs gelungen wären – die haben auch<br />

WALK ON (1994) und CORPORATE<br />

AMERICA (2002) zu bieten. Doch der<br />

unsägliche Drumcomputer, den man in<br />

den 90er Jahren als Missgriff entschuldigen<br />

konnte, macht heute den bombastischen<br />

Sound Bos<strong>to</strong>ns kaputt. Erst<br />

recht, da Scholz mit straighten Rhythmen<br />

auf Kriegsfuß zu stehen scheint.<br />

Bei ihm wird gebreakt und gehoppelt,<br />

dass es nur so eine Pracht ist. Dabei sind<br />

auf LIFE ... die Songs nicht übel (inklusive<br />

zweier WALK ON-Nummern):<br />

Gitarrenwände, hymnische Melodien,<br />

viel Dynamik. Nur – das syn<strong>the</strong>tische<br />

Gepatsche nervt.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2013,<br />

12/43:00) jub<br />

THE JIMI HENDRIX<br />

EXPERIENCE<br />

MIAMI POP FESTIVAL<br />

Schier<br />

unerschöpflich<br />

scheint<br />

der<br />

Fundus<br />

zu<br />

sein, aus dem<br />

immer<br />

wieder<br />

„neue”<br />

Aufnahmen von Jimi i Hendrix auftauchen.<br />

Über Sinn und Unsinn solcher<br />

Funde soll an anderer Stelle diskutiert<br />

werden, hier geht es um die Musik,<br />

die er zusammen mit Noel Redding<br />

und Mitch Mitchell am 18. Mai 1968<br />

in Florida beim Miami Pop Festival<br />

dem Publikum präsentierte. Und in<br />

dieser Hinsicht liefert MIAMI POP<br />

FESTIVAL genügend Gründe, sich<br />

dieses Album zuzulegen. Ungewohnt<br />

heavy der Beginn des Konzertes,<br />

mit “Hey Joe” und “Foxey Lady”<br />

legten sie damals los, druckvoll und<br />

roh zeigen diese beiden bekannten<br />

Stücke, dass das Trio in allerbester<br />

Spiellaune war. Weiteres Indiz dafür<br />

die zahlreichen Jamsession-Ausflüge,<br />

die sie – angeführt von Hendrix’ Gitarre<br />

– ausgiebig unternahmen, so<br />

dass selbst oft gehörte Titel wie “Red<br />

House”, “Hear My Train A Comin’”<br />

oder “Fire” hier neue, lohnenswerte<br />

Facetten zeigen.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2013,<br />

11/60:59) us<br />

CHUCK BERRY<br />

GREATEST HITS<br />

Diese Doppel-CD dokumentiert 40<br />

Tracks, die Chuck Berry zwischen<br />

1955 und 1961 für Chess Records einspielte<br />

und die ihn zum Idol einer neuen<br />

Generation von Musikern werden<br />

ließen, wie entsprechende Äußerungen<br />

von John Lennon und Keith Richards<br />

in den Liner-Notes exemplarisch<br />

Rock<br />

unterstreichen. Berrys Rock’n’Roll-<br />

Klassiker (von der 1955er Hitsingle<br />

”Maybellene” bis zu dem von den<br />

S<strong>to</strong>nes für ihr Singledebüt gecoverten<br />

”Come On” von 1961) machen dabei<br />

rund die Hälfte des digital remasterten<br />

Songmaterials aus, ergänzt um weniger<br />

bekannte Nummern wie etwa den<br />

Slow-Blues ”How You’ve Changed”<br />

oder das mit mexikanischem Einschlag<br />

daherkommende ”La Juanda”. Im<br />

Gegensatz zu manch anderen Compilations<br />

dieser Art werden im Booklet,<br />

soweit bekannt, die Aufnahmedaten<br />

der einzelnen Songs und die beteiligten<br />

Musiker akribisch aufgelistet, darunter<br />

neben Berrys langjährigem Pianisten<br />

Johnnie Johnson vor allem Chess-Fak<strong>to</strong>tum<br />

Willie Dixon am Bass sowie bei<br />

drei Titeln „Blues Bro<strong>the</strong>r” Matt „Guitar”<br />

Murphy.<br />

(Greatest Hits/inakustik, 2013,<br />

20/53:25, 20/48:06) ms<br />

IRON HORSES<br />

BLACK LEATHER<br />

Schon das Intro<br />

des<br />

Auftaktsongs<br />

“Dressed<br />

To Kill” liefert<br />

einige<br />

(Gitarrensolo-)<br />

Klischees, und<br />

davon kann sich die Band aus Mecklenburg-Vorpommern<br />

die ganze CD<br />

hindurch nicht ganz freimachen. Old-<br />

School-Metal der brachialen Machart<br />

mit Doublebassdrum schallt aus den<br />

Boxen, hörbar beeinflusst von Accept,<br />

Motörhead, Judas Priest, Gamma<br />

Ray (Speedklampfe), und gelegentlich<br />

klingen auch mal ZZ Top durch.<br />

Gnadenlos donnern Riffgewitter hernieder,<br />

zwischendurch gibt es auch<br />

mal melodische Augenblicke zum<br />

Luftholen. Virtuosität ist hier wirklich<br />

nicht gefragt, wäre beim Proll’n’Roll<br />

des seit elf Jahren aktiven Quartetts<br />

auch fehl am Platze. Und der ruppige<br />

Gröhlgesang ist reine Geschmacksache.<br />

Liebhabern dieser Spielart mit<br />

Lust auf Headbangen ist allerdings<br />

ein Reinhören zu empfehlen.<br />

(T-Rave, 2013, 12/45:38) pro<br />

MIRACULOUS MULE<br />

DEEP FRIED<br />

Das englisch-irische Trio Miraculous<br />

Mule aus London, bestehend aus Patrick<br />

McCarthy, Ian Burns und Michael<br />

J. Sheehy, hat es faustdick hinter den<br />

Ohren. Den Rock infizieren sie mit<br />

vergiftetem Blues, verfremdeten Spiritualseinflüssen<br />

und Bruchstücken<br />

traditionellen Folks, so dass dabei eine<br />

regelrecht „gefährliche”, völlig gegen<br />

den Strich gebürstete, grell scheppernde,<br />

aber zugleich auch melancholisch<br />

grundierte Musik her auskommt.<br />

Durchdachter Krach mit Parallelen zu<br />

Jon Spencer’s Blues Explosion und<br />

den Oblivians, der auf wundersame<br />

Weise einen ganz eigenen Reiz entwickelt.<br />

Zu hören sind düstere Songs,<br />

die im Gehirn Bilder von Predigern mit<br />

wüstem Doppelleben, in bedrohliche<br />

Tunnel rasenden Zügen, verlassenen<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 35


CD<br />

REVIEWS<br />

Landschaften oder vergessenen Gefängnissen<br />

entstehen lassen. Der morbiden Fantasie<br />

werden wirklich kaum Grenzen gesetzt. Ein<br />

sehr spezielles Album für Fans des nicht Alltäglichen!<br />

(Bronze Rat/Soulfood, 2013,<br />

10/41:45) hjg<br />

ACE FREHLEY<br />

SECOND SIGHTING +<br />

TROUBLE WALKIN’<br />

Kiss sind cool. Aber auch hdie vier in den<br />

Siebzigern erschienen Solo-Alben haben<br />

ihre positiven Seiten. Interessanterweise<br />

verkaufte sich die Platte von Ace Frehley<br />

am besten, was besonders bei Gene<br />

Simmons und Paul Stanley zu Irritationen<br />

führte. 1988 kam das zweite Werk<br />

SECOND SIGHTING seiner Band Ace<br />

Frehley’s Comet auf den Markt, bei dem<br />

der langjährige Clap<strong>to</strong>n-Drummer Jamie<br />

Oldaker für den druckvollen Rhythmus<br />

sorgte. Tracks wie “Insane”, “Loser In A<br />

Fight” oder “New Kind Of Lover” klingen<br />

noch in den Siebzigern verwurzelt,<br />

haben aber einen deutlichen AOR-Appeal.<br />

TROUBLE WALKIN’ kam ein Jahr später<br />

auf den Markt und klingt wie das Kiss-Album,<br />

das die alte Gruppe seit Jahren nicht<br />

mehr produzierte. Wem Frehley’s Comet zu<br />

glatt erschienen, der wird hier seine helle<br />

Freude haben, denn der harte Riffrock mit<br />

einprägsamen Melodien begeistert von der<br />

ersten bis zur letzten Sekunde.<br />

(Rock Candy/Soulfood, 1988, 10/42:43,<br />

1989, 10/44:47) fl<br />

YES<br />

THE STUDIO ALBUMS<br />

1969–1987<br />

An der britischen Formation Yes haben sich<br />

seit Gründung der Band 1968 permanent<br />

die Geister geschieden: Gegner warfen<br />

der Formation musikalischen Größenwahn<br />

und das penetrante Kastratenorgan von<br />

Frontmann Jon Anderson vor. Anhänger<br />

der Gruppe erkannten hingegen stets die<br />

fein ziselierten, von moderner Klassik inspirierten<br />

Klang-Kalaidoskope, dazu Andersons<br />

nicht von dieser Welt stammende<br />

Ausnahmestimme. Yes, ein schwieriger<br />

Fall. Aber wer in einen komplett eigenen<br />

Soundkosmos voller Epik und Wucht eintauchen<br />

möchte, der sollte sich die 13 CD<br />

starke Box THE STUDIO ALBUMS 1969<br />

–1987 nicht entgehen lassen, befinden sich<br />

darin doch die zwölf (TALES FROM TO-<br />

POGRAPHIC OCEANS ist ein Doppelalbum)<br />

wegweisenden Werke der Gruppe,<br />

mit eher Folkorientierten Klängen zu Beginn,<br />

späteren Pompeskapaden, bis zum<br />

Pop von “Owner Of A Lonely Heart” oder<br />

“Rhythm Of Heart”. Das alles zu einem<br />

mehr als erschwinglichen Preis! Allerdings<br />

ist es wohl auch dieser günstige Preis, der<br />

aus dieser Box eine recht billig wirkende<br />

Angelegenheit werden lässt. Rein optisch<br />

macht die kleine Kiste etwas her, was vor<br />

allem am Cover des legendären Fantasy-<br />

Malers Roger Dean liegt. Sobald man das<br />

Ding in die Hand nimmt, sieht die Sache<br />

anders aus: schwer zu öffnen, die Fingernägel<br />

sollten kurz geschnitten sein. Und hat<br />

man die Box endlich auseinander, purzeln<br />

einem auf der Stelle das Roger-Dean-Mini-<br />

Artwork sowie sämtliche freischwebenden<br />

CDs entgegen. Denen fehlen die Innencover,<br />

dadurch lesbare Texte, gleichfalls<br />

die Booklets. Bonus wiederum: Jedes Werk<br />

enthält bislang unveröffentlichte Bonus-<br />

Tracks mal besserer, mal schlechterer<br />

Qualität, aus der Zeit des Entstehens des jeweiligen<br />

Albums. Problem wiederum: Die<br />

Namen dieser Stücke sind ausschließlich<br />

auf den Silberlingen verewigt. Fazit: Für<br />

Einsteiger in den betörenden Yes-Planeten<br />

(sofern man diesen überhaupt betreten will<br />

...) ist diese Box eine kostengünstige Eintrittskarte.<br />

Für Yes-Kenner ist sie lediglich<br />

bedingt zu empfehlen.<br />

(Rhino/Warner, 2013, 13 CD’s) mfg<br />

BEACHWOOD SPARKS<br />

DESERT SKIES<br />

Sie lernten einst bei<br />

den<br />

Indie-Rockern<br />

Fur<strong>the</strong>r, dass Gitarren<br />

nicht nur jangeln,<br />

sondern auch<br />

garagig<br />

scheppern<br />

dürfen. Als Brent<br />

Rd Rademaker und Chris Gunst dann die<br />

Beachwood Sparks gründeten und sich<br />

auf Psychedelic Country verlegten, sollte<br />

auch hier nicht alles eaglesk glattgebügelt<br />

sein. Westcoast mit Biss. Wie diese<br />

Los Angelinos hier bereits vor 15 Jahren<br />

ihre Vokalharmonien ausbreiteten und<br />

Gitarrentöne stehen lassen, als hätte Neil<br />

Young mal einen versöhnlichen Tag, hat<br />

DESERT SKIES einen zeitlosen Glanz,<br />

aber nur so eben: Hier wird nichts poliert,<br />

alles hat die Sandschicht der Palm Desert.<br />

Der Titelsong ist mal auf gemäßigte Crazy<br />

Horse getrimmt, als Bonus-Track subtil in<br />

Richtung der Byrds verändert. Der Turtlesmeets-Buffalo-Springfield-Shuffle<br />

“Make<br />

It Toge<strong>the</strong>r” mit herrlicher Farfisa-Orgel<br />

erscheint ebenfalls zweimal, auch als<br />

„Summer Vibe Version”. “Time” ist Gene<br />

Clark pur, unglaublich, dass die Platte nun<br />

erstmals erscheint, mit vier Bonus-Tracks.<br />

(Alive/Natural Sound, 1997/2013,<br />

12/57:21) utw<br />

LYNYRD SKYNYRD<br />

SECOND HELPING + NUTHIN’<br />

FANCY<br />

Das von Al Kooper produzierte zweite<br />

Album der Sou<strong>the</strong>rn Rocker musste sich<br />

keinesfalls vor dem Debüt verstecken. Mit<br />

“Sweet Home Alabama” gab es die Hymne<br />

schlechthin, die J.J.Cale-Cover-Version<br />

von “Call Me The Breeze” shuffelt immer<br />

noch locker-lässig, “Working For MCA”<br />

steht für die klassische Gitarrenbreitseite<br />

der Gruppe, und das groovige “Swamp<br />

<strong>Music</strong>” beweist, dass die Musiker auch in<br />

Sachen Boogie einen heißen Beat haben.<br />

Wie auch bei dem Nachfolger NUTHIN’<br />

FANCY wirkt sich der direkte und erdige<br />

Klang der hybriden SACD äußerst positiv<br />

auf die Musik aus. Ein hartes “Saturday<br />

Night Special”, der angedeutete Boogie des<br />

“Railroad Song”, ein akustischer und melodischer<br />

Country-Rocker (“Am I Losin’”)<br />

und Blues-Rock mit “Whiskey Rock-A-<br />

Roller” bestimmen ein Album, das im Kontext<br />

der Veröffentlichungen immer noch<br />

stiefmütterlich behandelt wird.<br />

(Analogue Productions/Sieveking Sound,<br />

1974, 8/37:34 + 1975, 8/37:29) at<br />

RICHARD BARONE<br />

COOL BLUE HALO (25TH ANNI-<br />

VERSARY SPECIAL EDITION)<br />

Mit den Bongos<br />

machte<br />

Hoboken-<br />

Rocker<br />

Richard<br />

Barone Musik, die<br />

R.E.M. den Weg<br />

wies. Als Solist<br />

kreierte er schon<br />

1987 mit COOL BLUE HALO die<br />

„Unplugged’’-Schiene, als andere das noch<br />

ausschließlich für einen elektrohandwerklichen<br />

Fachausdruck hielten. Aber auch ein<br />

ewiger Avantgardist will irgendwann mal<br />

ernten, was Barone am 31. Mai 87 im New<br />

Yorler Club Bot<strong>to</strong>m Line zumindest künstlerisch<br />

auch glänzend glückte. Bei diesen<br />

Live-Aufnahmen sind nur seine ausdruckssichere<br />

Stimme und seine akustische Gitarre<br />

plus Cello ( Jane Scarpan<strong>to</strong>ni, eine „gute<br />

Fee” des Indie-Rocks), Nick Celeste als<br />

Saitenklang-Ergänzer sowie etwas Piano<br />

& Perkussion (Valerie Naranjo) zu hören.<br />

Noch viel reduzierter, aber auch konzentrierter<br />

kann man kaum arbeiten. Und es tut<br />

den Songs, einer erlesenen Mischung aus<br />

Barone-Eigenwerken und Kompositionen<br />

von Lennon/McCartney, Marc Bolan und<br />

David Bowie, hörbar gut, im Kammermusik-Dress<br />

die Meisterprüfung abzulegen.<br />

Die Jubiläumsedition enthält zusätzlich<br />

neun sehr hörenswerte Demos und Live-<br />

Aufnahmen.<br />

(RBM/Import, 2013, 20/73:01) hjg<br />

CENTRAL PARK<br />

CONNECT IT! LIVE ‘85<br />

Ein lange verschollener, bei einem Umzug<br />

eher zufällig wiederentdeckter Konzertmitschnitt<br />

von 1985 (München, Mollhalle)<br />

dokumentiert endlich das Schaffen der<br />

Münchner Band Central Park, die damals<br />

kein Studiowerk schuf – das folgte erst<br />

nach der Reunion 2006. Zwischen Progund<br />

Melodic Rock und teilweise Pop-angehauchten<br />

Melodien pendelte die Truppe um<br />

Sänger Heiko Möckel und Drummer Artur<br />

Silber, knackige Hard-Rockriffs (Hans<br />

Ochs), melodische Keyboard- und Hammondbögen<br />

(Jochen Scheffter) waren ebenso<br />

zu hören wie häufige Wechsel zwischen<br />

komplexen und eher simpel gestrickten Instrumentalpassagen.<br />

Die Aufnahmen klingen<br />

nach fast 30 Jahren erstaunlich frisch,<br />

zumal bei der Nachbearbeitung im Studio<br />

die Au<strong>the</strong>ntizität bewahrt wurde. Eine <strong>to</strong>lle<br />

Wiederentdeckung, der man heute noch<br />

gerne lauscht.<br />

(Transformer/Cargo, 2013, 12/64:07) pro<br />

DAN STUART<br />

ARIZONA: 1993–95<br />

Doppeldecker mit zwei gehaltvollen Alben<br />

des famosen Masterminds von Green On<br />

Red. Exzessive persönliche Erfahrungen<br />

sind noch immer eine der wichtigsten Quellen<br />

für ganz außergewöhnlichen Rock. Bei<br />

Dan Stuart waren es für das Album CAN<br />

O’ WORMS seine fünf heftigen Jahre in<br />

Spanien, eine Zeit der Dämonen, Drogen<br />

Rock<br />

und Selbstzerstörung, die aufgearbeitet<br />

werden mussten. Ein hörbar gereifter Stuart<br />

meldete sich mit dunklerer Stimme aus<br />

paranoiden Situationen, verstörenden Zwischenwelten,<br />

aber auch rührend schlichten<br />

Träumen. Passende musikalische Form für<br />

diesen Philosophen-Rock konnte nur die<br />

Tiefgang-Ballade sein, und Stuart kostete<br />

sie nicht nur mustergültig aus, sondern<br />

tilgte auch jeden Anflug von Nörgelei in<br />

seinem Gesang. Die Neuauflage kommt<br />

mit drei bislang unveröffentlichten Bonus-<br />

Tracks. Für RETRONUEVO tat sich Stuart<br />

mit Al Perry, dem Chef einer Kneipenband<br />

aus Tucson, zusammen und leckte sich erneut<br />

die Wunden. Songtitel wie “Sick And<br />

Tired”, “Eyes Of A Fool” oder “Empty<br />

Chair” sind durchaus ernst zu nehmen.<br />

(Cadiz/Soulfood, 2013,<br />

14/60:16, 10/40:29) hjg<br />

BOZ SCAGGS<br />

BOZ SCAGGS<br />

Das Debütalbum<br />

des<br />

ehemaligen<br />

Steve-Miller-<br />

Band-Gitarristen<br />

Boz Scaggs ist<br />

zweifellos<br />

einer<br />

der<br />

Kandidaten<br />

für die Rubrik „Verschollene Edelsteine<br />

der Musikgeschichte der USA”. Es wurde<br />

in den legendären Muscle Shoals Studios<br />

aufgenommen, und zwar mit unter anderem<br />

Roger Hawkins und Duane Allman, womit<br />

die grundsätzliche musikalische Richtung<br />

schon feststeht – Americana in allen Facetten.<br />

Grooviger Soul-Rock (“I’m Easy”),<br />

Midtempo-Rock mit einer dominierenden<br />

Hammond (“I’ll Be Long Gone”) und ein<br />

intensiver, langsamer Blues mit Soul-Tüpfelchen<br />

(“Loan Me A Dime”) belegen die<br />

Leidenschaft, mit der Boz Scaggs hinter<br />

seiner Musik steht. Die aktuelle Edition<br />

erscheint in einer limitierten, nummerierten<br />

Edition als 24-KT-Gold-Disc (Hybrid<br />

SACD), wurde von Kevin Gray remastert<br />

und klingt gegenüber der normalen CD<br />

wärmer und erdiger.<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />

1969, 9/44:13) at<br />

JOHN LEE’S BARCLAY<br />

JAMES HARVEST<br />

NORTH<br />

Natürlich ist die Musik von John Lees’<br />

Barclay James Harvest ohne die vers<strong>to</strong>rbenen<br />

Wolly Wolstenholme und Mel Pritchard<br />

sowie dem auf eigenen BJH-Pfaden<br />

wandelnden Les Holroyd nicht mehr mit<br />

der vergleichbar, die die britische Band<br />

bis Ende der 70er Jahre zu (vor allem in<br />

Deutschland) enormer Popularität führte.<br />

Dennoch erinnert das (seit 1999) erste<br />

Album von John Lees Weiterführung der<br />

Band stark an ihre Mitt-80er-Zeit. Wem<br />

Alben wie RING OF CHANGES oder<br />

VICTIMS OF CIRCUMSTANCES zusagen,<br />

der wird sich bei NORTH schnell<br />

heimisch fühlen: melodische Rocksongs<br />

wie der Opener “If You Were Here Now”,<br />

Keyboard-lastige Schleicher wie “The<br />

Real Deal”, an 10cc erinnernde jazzige<br />

Bläserpassagen, am Ende geht es mit<br />

“The End Of The Day” gar in Richtung<br />

Prog. Als Bonus gibt es dazu noch eine<br />

zweite, 2011 live mitgeschnittene CD,<br />

Seite 36 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

bei der John Lees’ BJH mit Songs<br />

wie “Galadriel” und “Mockingbird”<br />

auch weit zurück in die Vergangenheit<br />

reisen.<br />

(Esoteric/Rough Trade, 2013,<br />

9/55:24, 8/55:48) us<br />

ANDY FAIRWEATHER<br />

LOW & THE LOW<br />

RIDERS<br />

ZONE-O-TONE<br />

Die mittlerweile<br />

auch<br />

wieder<br />

mit<br />

Eric<br />

Clap<strong>to</strong>n<br />

<strong>to</strong>urende<br />

Gitarrenlegende<br />

und<br />

Amen-Corner-„Oberstimme”<br />

hat<br />

seine ganze Kraft – und die Kompositionen<br />

der letzten sechs Jahre – in<br />

diese Produktion seines Herzens gelegt,<br />

„sowie sämtliche Fragmente,<br />

die noch rumlagen”. Herauskam eine<br />

R&B/Gospel/Surf/Jazz/Folk-Tourde-Force,<br />

wie sie bestechender nicht<br />

sein könnte, mit Dave Bronze (Clap<strong>to</strong>n,<br />

Procol Harum, Dr. Feelgood,<br />

Tom Jones) am Bass, Chappo-Saxer<br />

Nick Pentelow und Drummer Paul<br />

Beavis (Waterboys, Thea Gilmore).<br />

Der Titel des harten Krachers “(Too<br />

Much) La-La <strong>Music</strong>” ist Programm:<br />

Dudeln und Nudeln kommt bei<br />

dem eklektischen Waliser nicht vor.<br />

Stattdessen rockt er bei “Dance On”<br />

oder “Roll Ya Activa<strong>to</strong>r” gnadenlos<br />

drauflos, erinnert an Freund Dave<br />

Edmunds, liefert aber mit der Ukulele-Ode<br />

“Deep River Blues”, dem<br />

Swing “Let Me Be Your Angel” oder<br />

der Rumba “Hard Way To Go” auch<br />

die Ohrwürmer des Jahres, mit einem<br />

Hookline-Händchen, das ihn ganz<br />

oben im Macca-Finn-Ray-Davies-<br />

Mekka mitspielen lässt.<br />

(Proper/Rough Trade, 2013,<br />

13/ 47:24) utw<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

PUNK 45 – KILL THE<br />

HIPPIES! KILL YOURSELF!<br />

UNDERGROUND PUNK IN<br />

THE USA 1973–1980<br />

Noch immer ist es ein weitverbreiteter<br />

Mythos, dass Punk in England explodierte.<br />

Sex Pis<strong>to</strong>ls, The Clash – schön<br />

und gut. Doch die USA waren einfach<br />

früher dran. Dort formierten sich aus<br />

der reichen Garage-Rockszene bereits<br />

Anfang der 70er Jahre Combos wie die<br />

Electric Eels oder Flamin’ Groovies.<br />

Die hervorragende Anthologie PUNK<br />

45 – KILL THE HIPPIES! KILL<br />

YOURSELF! UNDERGROUND<br />

PUNK IN THE USA 1973–1980<br />

präsentiert neben diesen nun eine<br />

Fülle von US-Pro<strong>to</strong>-Punkbands. Bekanntere<br />

Vertreter wie die S<strong>to</strong>oges,<br />

New York Dolls oder Ramones haben<br />

die Herausgeber bewusst zuguns ten<br />

entdeckenswerter weggelassen. Der<br />

Sampler ist Auftakt einer das Buch<br />

„Punk 45” (siehe Good Times 6/2013)<br />

begleitenden Serie und kommt samt<br />

informativem Booklet. Er versammelt<br />

Bands wie The Urinals, The Normals,<br />

The Deadbeats, The Skunks, Pere<br />

Ubu, Tuxedomoon und Johnny Thunders<br />

& The Heartbreakers. One, two,<br />

three, four, let’s go ...<br />

(SoulJazz/Indigo, 2013, 21/55:44) frs<br />

THE YANKEE DOLLAR<br />

THE YANKEE DOLLAR<br />

Einziges<br />

Album<br />

(1968) der<br />

kurzlebigen<br />

Band The Yankee<br />

Dollar aus<br />

San Luis Obispo,<br />

Kalifornien.<br />

Die klar überdurchschnittliche<br />

Sängerin Liza Gonzales und ihre guten<br />

männlichen Helfer mit Gitarrist<br />

Greg Likins an der Spitze spielten,<br />

zeitgeistig geprägt, einen ordentlichen<br />

Folk-Rock mit Psychedelic-<br />

Einflüssen, der sich im Spannungsdreieck<br />

von Jefferson Airplane,<br />

Buffalo Springfield und den Byrds<br />

bewegte. Gute eigene Songs wie<br />

“Sanctuary”, “Good Old Friends”<br />

und “Winter Day” standen gleichberechtigt<br />

neben einer ausgeklinkten<br />

Version von Donovans “Catch The<br />

Wind” und eigenwilligen Fassungen<br />

der Klassiker “Let’s Get Toge<strong>the</strong>r”<br />

und “The Times They Are A-Changin’”.<br />

Die Gruppe verzeichnete für<br />

ihr Debütalbum angeblich nur eine<br />

einzige (!) Rezension (immerhin in<br />

“Billboard”) und scheiterte prompt<br />

an zu schlappen Verkäufen. Liza<br />

Gonzales machte sich später als<br />

Backgroundsängerin bei Linda Ronstadt<br />

und Stevie Nicks nützlich. Von<br />

den Aufnahmen für ein geplantes<br />

zweites Album wurden der CD zwei<br />

Stücke als Bonus beigefügt.<br />

(Kismet/Soulfood, 2013,<br />

13/41:30) hjg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

LOVE, POETRY &<br />

REVOLUTION<br />

„A Journey Through The British<br />

Psychedelic And Underground<br />

Scenes 1966 –1972” liefert dieser<br />

Dreierpack, höchst profund begleitet<br />

von einem 36-seitigen Booklet, das<br />

mit Coverabbildungen, herrlichen<br />

Bildern und ausführlichen Infos zu<br />

jedem Song und jeder Band daherkommt.<br />

Inhaltlich wechseln sich bekannte<br />

Acts aus dieser Zeit wie die<br />

Spencer Davis Group, Hawkwind,<br />

Kevin Coyne oder The Crazy World<br />

Of Arthur Brown mit Außenseitern<br />

wie Crocheted Doughnut Ring,<br />

Jade Hexagram, Forever Amber<br />

oder Neon Pearl ab. Auch stilistisch<br />

werden weite Kreise gezogen, rockige<br />

Underground-Klänge, psychedelische<br />

Pop-Perlen, progressiver<br />

Jazz-Rock, undefinierbarer<br />

Eigenbrötler-Folk – ebenso bunt,<br />

wie die britische Musikszene in jenen<br />

Jahren war, klingt LOVE, POE-<br />

TRY & REVOLUTION, und ebenso<br />

kurzweilig, wie es damals zuging,<br />

ist heute der Genuss dieser drei CDs.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />

3 CDs) us<br />

Rock<br />

NEAL FORD &<br />

THE FANATICS<br />

GOOD MEN<br />

Als sich die Popmusik der frühen<br />

Sechziger eher experimentellen<br />

Klängen öffnete, schossen die Bands<br />

sprichwörtlich wie Pilze aus dem<br />

Boden. Neal Ford und seine Fanatics<br />

hielten das Zepter in Hous<strong>to</strong>n,<br />

Texas, in der Hand. Auf der lange<br />

überfälligen Compilation, die die<br />

Jahre 1965–1968 abdeckt, lässt sich<br />

die Entwicklung der Truppe bestens<br />

verfolgen. Beat mit einer herrlichen<br />

Farfisa-Orgel (“I Will Not Be Lonely”),<br />

melodischer Sunshine-Pop<br />

(“Gonna Be My Girl”), eine Nummer<br />

mit leicht psychedelischen Anklängen<br />

(“Save Your Affection”), bluesiger<br />

Beat (“Pain”) und pure Psychedelia<br />

(“Night Time”) sind Leckerbissen<br />

für jeden Fan abwechslungsreicher<br />

Beatmusik. Empfehlung! Die Ausgabe<br />

von Big Beat erscheint mit einem<br />

24-seitigen Booklet voller Fo<strong>to</strong>s und<br />

informativer Liner-Notes.<br />

(Big Beat/Soulfood, 2013,<br />

26/67:08) at<br />

LORD SUTCH AND<br />

HEAVY FRIENDS<br />

LORD SUTCH AND<br />

HEAVY FRIENDS<br />

Das<br />

„Screaming”<br />

hatte<br />

Exzentriker<br />

„Lord”<br />

David<br />

Edward<br />

Sutch<br />

(1940-1999)<br />

weggelassen,<br />

als er mit namhaften Kollegen wie<br />

Jimmy Page (g), John Bonham (dr),<br />

Jeff Beck (g), Noel Redding (b), Carlo<br />

Little (dr) und Nicky Hopkins (keys)<br />

ins Studio ging und LORD SUTCH<br />

AND HEAVY FRIENDS einspielte,<br />

das es in den USA immerhin auf<br />

Chartrang 84 schaffte. Lange vergriffen,<br />

ist das einst vom US-„Rolling<br />

S<strong>to</strong>ne” doch deutlich übertrieben als<br />

„schlechtestes je gemachtes Album”<br />

abgekanzelte Album jetzt klanglich<br />

aufgepeppt, aber ohne Bonus-Tracks<br />

wieder erhältlich. Die Songs haben<br />

eher rudimentären Heavy-Charakter,<br />

die Instrumentalleistungen allerdings<br />

sind vom Feinsten (Soli!) – das Ganze<br />

erinnert an nicht ganz nüchterne Jamsessions.<br />

Die Scheibe hat – abgesehen<br />

vom his<strong>to</strong>rischen Wert – aber durchaus<br />

ihren Reiz, nimmt andeutungsweise<br />

den rohen Punk vorweg und hat<br />

Unterhaltungswert.<br />

(Esoteric/Rough Trade, 1970,<br />

12/35:34) pro<br />

ANDREA SCHROEDER<br />

WHERE THE WILD OCEANS<br />

END<br />

Düster, unnahbar und mystisch, das<br />

waren die drei am häufigsten genannten<br />

Attribute, mit denen Andrea Schroeders<br />

Debüt BLACKBIRD im Herbst 2012<br />

beschrieben wurde. Für ihr Ende Januar<br />

erscheinendes neues Werk könnten<br />

noch unversöhnlich und entfesselt<br />

hinzukommen, denn WHERE THE<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 37


REVI<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

Rock<br />

WILD OCEANS END bietet neben den vielen<br />

ruhigen und innigen Momenten auch eine<br />

ganze Menge an wild überbordender Energie.<br />

Meistens macht sich diese in explodierenden<br />

Gitarrensounds Luft, eine Komponente, die<br />

ihren ursprünglichen Sound aus Düster-Folk<br />

und Desert-Rock kongenial ergänzt, so dass<br />

die Vergleiche mit Nick Cave und Velvet<br />

Underground immer passender erscheinen.<br />

Grandios auch die einzige Cover-Version des<br />

Albums, mit “Helden” zeigt sie die abgründige<br />

Seite von David Bowies “Heroes”.<br />

(Glitterhouse/Indigo, 2014, 10/40:27) us<br />

LAKE<br />

LAKE / II / PARADISE ISLAND<br />

In der Kriegersprache<br />

würde man sagen,<br />

dass Lake den<br />

Gegner mit seinen<br />

eigenen Waffen schlugen.<br />

Nun gibt es im<br />

(Mainstream-)Rock<br />

ki keine Feinde, Fid nur Konkurrenten um potenzielle<br />

Plattenkäufer. Die suchte die deutsche<br />

Band um Sänger James Hopkins-Harrison,<br />

Gitarrist Alex Conti und Keyboarder Geoff<br />

Peacey mit melodiösen Songs auch in den<br />

USA. Und fand sie mit beeindruckenden<br />

Instrumentalleistungen, herausragenden<br />

Sangeskünsten (solo und Refrainchöre) sowie<br />

eingängigen Stücken. Beim 1976er Debüt<br />

mit “On The Run”, “Time Bomb” oder<br />

“Chasing Colours”. Zwei Jahre später bei<br />

LAKE II kombinierten sie erneut Popmelodien<br />

mit rockigem Druck, waren auf El<strong>to</strong>n<br />

Johns Balladenspuren (“Love’s The Jailer”),<br />

streuten Prog-Andeutungen ein. Gleiches gilt<br />

für PARADISE ISLAND (1979), das jedoch<br />

den hohen Vorgängerstandard nicht ganz<br />

halten konnte. Schön, dass BGO Lake und<br />

deren Songs der Anfangsjahre, die Einflüsse<br />

von Supertramp, 10cc, Charlie oder City Boy<br />

vermengten, dem Vergessen entrissen hat und<br />

im Booklet die Bands<strong>to</strong>ry nochmals erzählt.<br />

(BGO/H’Art, 1976, 1978, 1979,<br />

8/37:01, 17/8:43) pro<br />

MIKE & THE MECHANICS<br />

THE SINGLES 1986–2013 +<br />

THE LIVING YEARS (25TH AN-<br />

NIVERSARY EDITION)<br />

Die Jubiläumsaktivitäten beim Nebenprojekt<br />

von Genesis-Bassist und -Gitarrist Mike Ru<strong>the</strong>rford<br />

– Mike & The Mechanics – laufen<br />

mit dem Start des neuen Jahres auf Hoch<strong>to</strong>uren<br />

an. Am selben Tag Mitte Januar sind<br />

gleich zwei Doppel-CD-Koppelungen anlässlich<br />

des 30-jährigen Bestehens der Gruppe<br />

erschienen, die eindrucksvoll unter Beweis<br />

stellen, warum die Mechaniker unter der<br />

Ägide des Genesis-Gründungsmitglieds zu<br />

den Formationen gehören, die schnörkelloses<br />

Pop/Rock-Handwerk mit unverkennbaren<br />

Harmonien und dem einen oder anderen<br />

Prog- wie Soul element zusammenbringen.<br />

Radio-Kompatibilität also, ohne dass die<br />

Lieder berechenbar oder banal klingen würden.<br />

Das ist am eindrucksvollsten nachzuhören<br />

auf dem Sampler THE SINGLES<br />

1986–2013, bei dem erstmalig sämtliche<br />

Evergreens Label-übergreifend vereint sind.<br />

Neben einem brandneuen Song, den Ru<strong>the</strong>rford<br />

zusammen mit einem der beiden aktuellen<br />

Sänger – Andrew Roachford – komponiert<br />

hat, gibt es auch ein nie veröffentlichtes<br />

Stück mit Gesang vom Ex-Vokalisten Paul<br />

Carrack und dem viel zu früh vers<strong>to</strong>rbenen<br />

anderen Frontmann Paul Young. Und sonst?<br />

Enthält die Kompilation neben diesen beiden<br />

Liedern sowie sämtlichen Hits der bis da<strong>to</strong><br />

sieben Studio-Alben zusätzlich eine Auswahl<br />

an B-Seiten und Raritäten. Weiteres Mechaniker-Schmankerl<br />

ist eine Anniversary-<br />

DeLuxe-Edition des zweiten – und sowohl<br />

kommerziell erfolgreichsten als auch von<br />

Fans wie Kritikern am meisten geschätzten<br />

– Werks THE LIVING YEARS. Diese Scheibe<br />

verkörpert am überzeugendsten die von<br />

Ru<strong>the</strong>rford geschätzte Melange aus Melodie<br />

und Melancholie. Auf der Sonderausgabe<br />

befindet sich nicht nur das komplette Album<br />

von 1988, sondern auf einem zweiten Silberling<br />

Live-Aufnahmen von der Tour 1989<br />

sowie das Remake “The Living Years 2014”,<br />

das mit dem südafrikanischen Isango Choir<br />

sowie Andrew Roachford am Mikrofon neu<br />

eingespielt wurde. Zugegeben, M&M-Sound<br />

wirkt nicht selten reichlich glattgebügelt.<br />

Und trotzdem ist es Mainstream, den man<br />

immer wieder gerne hört.<br />

(Virgin/Universal, 2014, 2x2 CDs) mfg<br />

CAROLE KING<br />

TAPESTRY<br />

Eine WG in den<br />

Siebzigern und Achtzigern<br />

ohne dieses<br />

Album – undenkbar!<br />

Die Pianistin und<br />

Sängerin Carole King<br />

gehörte zur Szene um<br />

James Taylor und dJoni Mitchell, hatte aber<br />

schon in den Sechzigern einige Hits komponiert,<br />

wie z.B. “Locomotion” (Little Eva)<br />

und “Will You Love Me Tomorrow” (The<br />

Shirelles). Auf dieser Platte präsentiert sie<br />

die ganze Bandbreite ihres Könnens. Neben<br />

dem Evergreen “I Feel The Earth Move” und<br />

den eher offensiven Songs wie “Smackwater<br />

Jack” verzaubern die bedächtigen und ruhigen<br />

Kompositionen, bei denen Kings zurückhaltende,<br />

aber trotzdem kräftige Stimme<br />

voll zur Geltung kommt. Durch das aktuelle<br />

Remastering wird die Wärme des Albums<br />

be<strong>to</strong>nt, das man gerne zu einem guten Glas<br />

Rotwein genießt.<br />

(MFSL/Sieveking Sound, 1971,<br />

12/44:50) at<br />

STEPHEN MALKMUS &<br />

THE JICKS<br />

WIG OUT AT JAGBAGS<br />

Stephen Malkmus ist durch die Alternative-<br />

Rockband Pavement bekannt geworden,<br />

die in den 90ern erfolgreich in die Phalanx<br />

anderer Indie-Größen wie Sonic Youth, The<br />

Fall oder Pixies stieß. Nach deren Auflösung<br />

machte Malkmus mit der Begleitband The<br />

Jicks weiter. Während sich die ersten vier<br />

Alben STEPHEN MALKMUS (2001), PIG<br />

LIB (2003), FACE THE TRUTH (2005) und<br />

REAL EMOTIONAL TRASH (2008) durch<br />

komplexe Stücke mit psychedelischen Solos<br />

im Stile von Neil Young & Crazy Horse von<br />

seiner früheren Band unterschieden, sind<br />

Malkmus und Konsorten mittlerweile wieder<br />

nah am alten Pavement-Sound, so auch beim<br />

jüngsten Werk WIG OUT AT JAGBAGS.<br />

Malkmus sagt selbst über dieses, es sei auch<br />

von Köln und der Krautrock-Legende Can<br />

inspiriert, deren LP EGE BAMYASI er Ende<br />

2012 in der Domstadt mit der Band Von Spar<br />

aufgeführt hatte. Mehr klingen dann aber<br />

doch seine alte Band oder die Kollegen von<br />

Weezer durch. Doch mittlerweile ist Malkmus<br />

ein gereifter Indie-Rocker, der all seine<br />

Erfahrung in abwechslungsreiche Kompositionen<br />

zu stecken weiß, so dass auf WIG<br />

OUT AT JAGBAGS federleichter Indie-Pop<br />

auf hohen Niveau entstanden ist.<br />

(Domino/Good<strong>to</strong>go, 2014, 11/39:03) an<br />

DEEP PURPLE<br />

LIVE IN STUTTGART 1993 +<br />

LIVE IN BIRMINGHAM 1993<br />

2006 gab es diese beiden bid Konzertmitschnitte<br />

als gemeinsamen Viererpack,<br />

ein Jahr später erschienen sie dann als<br />

separate Doppel-CDs. Neu bei den remasterten<br />

Wiederveröffentlichungen Ende<br />

letzten Jahres sind nur die Booklets, musikalisch<br />

wurde weder etwas weggelassen<br />

noch hinzugefügt. Warum man die beiden<br />

Konzertmitschnitte aus dem Herbst 1993<br />

nicht wieder als Viererbox veröffentlicht<br />

ist, schade, denn eigentlich braucht man<br />

beide. Denn obwohl nur drei Wochen<br />

zwischen diesen beiden Auftritten liegen,<br />

muss sich in dieser kurzen Zeit einiges in<br />

der Band verändert haben. Gilt der Auftritt<br />

in der Stuttgarter Schleyerhalle trotz<br />

schwelender Animositäten zwischen Ritchie<br />

Blackmore und dem Rest der Mark-<br />

II-Besetzung immer noch als Livehighlight<br />

aus dieser Zeit, so eskalierten die<br />

Streitigkeiten in Birmingham. Obwohl<br />

die Band mit “Highway Star” schon den<br />

ers ten Song spielte, weigerte sich Blackmore<br />

hartnäckig, die Garderobe zu verlassen,<br />

bis die Bühne frei von Kameraleuten<br />

wäre. Als ihm dies zugesichert wurde und<br />

er trotzdem einen Kameramann auf der<br />

Bühne entdeckte, versuchte er, diesen mit<br />

Wasser zu vertreiben – traf dabei aber Jon<br />

Lord und Ian Gillan! Dass dieses Konzert<br />

somit als Tiefpunkt der (kurz darauf von<br />

Blackmore als beendet erklärten) Tour<br />

war und für die schon fest vereinbarten<br />

Japan-Termine Joe Satriani einspringen<br />

musste, ist eine ganz andere Geschichte.<br />

Auf alle Fälle lohnt der Vergleich zwischen<br />

den Konzerten, denn wenngleich der<br />

Birmingham-Gig mit katas trophalen Begleiterscheinungen<br />

klarkommen musste,<br />

Jon Lord, Ian Paice, Roger Glover und Ian<br />

Gillan gaben definitiv ihr Bestes, um auch<br />

mit einem alles andere als motivierten Gitarristen<br />

eine klasse Show abzuliefern.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2006,<br />

11/77:28, 9/51:08 + 9/51:00, 9/56:33) us<br />

HENRIK FREISCHLADER<br />

NIGHT TRAIN TO BUDAPEST<br />

Nachdem Henrik Freischlader sein 2012er<br />

Studio-Album HOUSE IN THE WOODS<br />

mit seiner aktuellen Tourband aufgenommen<br />

hatte, besann er sich für diese Produktion<br />

wieder auf das Konzept, sämtliche<br />

Instrumente mit Ausnahme der von Moritz<br />

Fuhrhop beigesteuerten Keyboardparts<br />

selbst einzuspielen. Entstanden ist so ein<br />

Album, mit dem der Wuppertaler unterstreicht,<br />

dass er sieben Jahre nach seinem<br />

CD-Debüt THE BLUES seinen ganz eigenen<br />

Stil gefunden hat, für den der Titel<br />

jenes Erstlings jedoch nur mehr bedingt<br />

zur Genreklassifizierung taugt. Unter den<br />

elf Eigenkompositionen finden sich erwartungsgemäß<br />

gitarrenbe<strong>to</strong>nte (Blues-)Rocknummern<br />

der kreativeren Art, dazu gibt es<br />

Balladen wie das Singer/Songwriter-affine<br />

”Caroline”, kurzum, facettenreiche bluesbasierte<br />

Rockmusik dürfte es wohl am<br />

ehesten treffen.<br />

(Cable Car Records/Alive, 2013,<br />

11/63:04) ms<br />

SCORPIONS<br />

MTV UNPLUGGED IN ATHENS<br />

Mediterranen<br />

Flair<br />

verbreiteten die<br />

Scorpions<br />

passend<br />

zum Veranstaltungsort,<br />

dem A<strong>the</strong>ner<br />

Lycabettus-Theater,<br />

zwischendurch öfter<br />

mal (“Born To Touch Your Feelings”, “Can’t<br />

Live Without You”), als sie ihr zweites Akustikalbum<br />

einspielten, diesmal auf Einladung<br />

der Kultsendung „MTV Unplugged”. Die<br />

Überschneidungen mit ACOUSTICA von<br />

2001 sind nahezu vernachlässigenswert, die<br />

Ergänzung durch Streicher und zahlreiche<br />

Gastinstrumentalisten tut den Songs ebenso<br />

gut, wie die Variationen der unvermeidlichen<br />

Gassenhauer mit Zusatzvokalisten (a-has<br />

Morten Harket bei “Wind Of Change”, Cä<strong>the</strong><br />

bei “In Trance”, Johannes Strate bei<br />

“Rock You Like A Hurricane”) neue Facetten<br />

bieten. Die Spielfreude, eine schlüssige<br />

Songmischung sowie die Umsetzung mit<br />

viel Liebe zum Detail rechtfertigen die Veröffentlichung<br />

allemal. Insgesamt gelungen.<br />

(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 12/54:15,<br />

12/55:09) pro<br />

KLAUS SCHULZE & LISA<br />

GERRARD<br />

BIG IN EUROPE – VOL.1<br />

WARSAW<br />

Über Krautrock- und Elektronikbands wie<br />

Psy Free, Tangerine Dream und Ash Ra Temple<br />

ist Klaus Schulze mittlerweile bei einem<br />

Solowerk von gigantischen Ausmaßen angekommen.<br />

Neben den sukzessiven Veröffentlichungen<br />

aus seinen Archiven erfreut er seine<br />

Fans aber auch immer wieder mit neuem<br />

Material. Seit einigen Jahren arbeitet er mit<br />

Lisa Gerrard – Sängerin der australischen<br />

Wold-<strong>Music</strong>band Dead Can Dance – zusammen,<br />

erlaubt somit einer menschlichen Stimme<br />

Zugang zu seinen Werken. Tatsächlich<br />

fügt die Sängerin mit ihrem elfenhaften Gesang<br />

den auf- und abschwellenden Sequenzerklängen,<br />

den wechselnden Rhythmen,<br />

den sphärischen Klangflächen Schulzes eine<br />

neue, sich wunderschön einfügende Klangfarbe<br />

hinzu, und obwohl die beiden – eigenen<br />

Aussagen nach – nie miteinander proben,<br />

klingt das Ergebnis alles andere als improvisiert.<br />

BIG IN EUROPE – VOL.1 bietet<br />

auf zwei DVDs und einer CD nicht nur den<br />

Auftritt des scheinbar so ungleichen Paares<br />

bei der Warschauer Gedenkfeier 2009 zum<br />

70. Jahrestag des Beginns des 2. Weltkriegs,<br />

sondern mit einer „Behind The Stage”-Doku<br />

auch einen höchst inter essanten Einblick in<br />

die Arbeitswelt von Klaus Schulze.<br />

(MiG/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 5/58:39,<br />

2 DVDs 65/54 Min) us<br />

Seite 38 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


WS<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

THE DIRTY LOOKS<br />

COOL FROM THE WIRE<br />

Das bärenstarke Album einer Band<br />

aus San Francisco, die nach Pennsylvania<br />

„auswanderte”, einige Indie-<br />

Alben veröffentlichte und schließlich<br />

dem britischen Produzenten Max<br />

Norman in die Hände fiel, der schon<br />

mit Acts wie Ozzy Osbourne und<br />

Y&T gearbeitet hatte. Er verpasste<br />

den Dirty Looks 1988 einen vollfetten<br />

Hard- & Heavy-Sound mit Parallelen<br />

zu den frühen AC/DC und Rose<br />

Tat<strong>to</strong>o, gefüllt mit schroffen Ecken<br />

und Kanten, Killerriffs, felsenfesten<br />

Rhythmen und dem frenetischen,<br />

allerdings auch etwas gewöhnungsbedürftigen<br />

Gesang des auch Gitarre<br />

spielenden Komponisten Henrik<br />

Ostergaard, eines gebürtigen Dänen.<br />

COOL FROM THE WIRE wartet mit<br />

Top-Tracks wie “Can’t Take My Eyes<br />

Off Of You”, “Put A Spell On You”,<br />

“It’s A Bitch” und “No Brains Child”<br />

auf und klingt 25 Jahre später immer<br />

noch rundum frisch.<br />

(Rock Candy/Soulfood, 1988,<br />

11/41:00) hjg<br />

LEVIN MINNEMANN<br />

RUDESS<br />

L M R<br />

Nein, der in<br />

letzter<br />

Zeit<br />

inflationär<br />

verwendete<br />

Begriff „Supergroup”<br />

soll hier<br />

nicht<br />

verwendet<br />

dtwerden, doch wenn sich Musiker<br />

wie Tony Levin (King Crimson, Peter<br />

Gabriel), Marco Minnemann (Steven<br />

Wilson, The Aris<strong>to</strong>crats) und Jordan<br />

Rudess (Dream Theater, Dixie Dregs)<br />

zusammenfinden, kommt man fast<br />

nicht daran vorbei. Doch Achtung, wer<br />

nun bei L M R die Schnittmenge der<br />

oben genannten Bands erwartet, sollte<br />

bedenken, warum (Prog-)Musiker<br />

denn überhaupt solche Nebenprojekte<br />

starten. Diese drei zumindest nutzen<br />

die sich so eröffnende Spielwiese mit<br />

hemmungsloser Kreativität, über eine<br />

Stunde lang instrumentaler Jazz-Prog-<br />

Rock ohne jegliche Rücksicht auf<br />

kommerzielle Interessen, von Radiotauglichem<br />

Material gar nicht zu sprechen.<br />

Musikalische Referenzen? Am<br />

ehesten noch Marco Minnemanns<br />

Aris<strong>to</strong>crats abzüglich Gitarre, oder (zumindest<br />

teilweise) die letzten Werke<br />

von Van Der Graaf Genera<strong>to</strong>r, frühe<br />

Soft Machine – also genau das Richtige<br />

für alle, die sich mit 08/15-Musik nicht<br />

zufrieden geben!<br />

(Lazy Bones Recordings/Just For<br />

Kicks, 2013, 14/64:49)<br />

us<br />

ZOFF<br />

SCHWER ABGERÄUMT!<br />

LIEDER AUS’M PANZER-<br />

SCHRANK<br />

Die verbale Hinführung zu den bislang<br />

unveröffentlichten Raritäten der Sauerlandcombo<br />

Zoff ist gelungen. Bei dem,<br />

was folgt, schwankt die Qualität allerdings<br />

gelegentlich. Gezwungenes nach<br />

dem Mot<strong>to</strong> „Reim dich, oder ich beiß<br />

dich” wechselt mit witzigen Songs, teils<br />

auch in NDW-Machart. Die Beschreibung<br />

von Lebenswirklichkeit, Hymnen<br />

an die eigene Heimat, eher ausgefallene<br />

Themen wie die originelle Hommage<br />

an einen Grillteller (“Ein Chef wird<br />

kommen” in Anlehnung an Lale Andersens<br />

Schlager von 1960), gepaart mit<br />

unwiderstehlichen Grooves (inklusive<br />

Reggaerhythmik), knackigen Gitarrenriffs,<br />

bieten eine breite Lauschpalette.<br />

Live-Aufnahmen, die seit der Reunion<br />

2003 entstanden, wechseln mit neuen<br />

Studiokreationen und Akustikversionen.<br />

Gut geeignet zur Auflockerung<br />

düsterer Winterabende.<br />

(Sireena/Broken Silence, 2013,<br />

22/76:10) pro<br />

WARREN ZEVON<br />

EXCITABLE BOY<br />

Warren Zevon<br />

verstarb<br />

2003 viel<br />

zu früh im<br />

Alter<br />

von<br />

56 Jahren.<br />

Nach ersten<br />

Ef Erfolgen als Songschmied für die<br />

Turtles begann seine Solokarriere in<br />

den Siebzigern, in denen er besonders<br />

für seine cleveren Texte und<br />

die musikalische Bandbreite gelobt<br />

wurde, die er trotz einer gewissen<br />

Massenkompatibilität wahrte. EXCI-<br />

TABLE BOY zählt zu seinen beliebtesten<br />

Alben, nicht zuletzt, weil er<br />

seinen Konkurrenten Randy Newman<br />

zumindest zeitweise übertrumpfte.<br />

Bissige politische Kommentare im<br />

Singer/Songwriter-Gewand (“Roland<br />

The Headless Thompson Gunner”),<br />

ein Track mit einer leichten Prise<br />

Funk (“Night Time In The Switching<br />

Yard”) und natürlich das peppige<br />

“Werewolves Of London” ergänzen<br />

sich zu einem hochinteressanten Gesamteindruck.<br />

Die Ausgabe erscheint<br />

als 24 KT-Gold-CD (Hybrid SACD,<br />

limitiert und nummeriert) und wurde<br />

meisterhaft remastert, denn die dynamische<br />

Bandbreite blieb vollkommen<br />

erhalten. Lediglich die Höhen sind<br />

sanft abgemildert worden.<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />

1978, 9/31:50) at<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

SIXTIES JAPANESE<br />

GARAGE-PSYCH SAMPLER<br />

Dies ist ein höchst gelungener Samp ler<br />

für Garagen-Rockfans, die schon immer<br />

der Meinung waren, dass verwegener<br />

Rock eine international verständliche<br />

Sprache war (und ist). In der Tat: Als in<br />

den Sixties ruppiger US-Garagen-Rock<br />

auch nach Japan schwappte, fanden<br />

sich Enthusiasten, die in den Sprachen<br />

Englisch, Pidgin-Englisch und Japanisch<br />

intensiv sangen, dazu wildeste<br />

Gitarren-Tsunamis vom Stapel ließen<br />

und das Schlagzeug zum Holzhackklotz<br />

umfunktionierten. Selbstverständlich<br />

verließ man sich auch nicht nur auf bekannte<br />

Vorlagen – die hier zu hörenden<br />

großartigen Versionen von “Gloria” und<br />

Rock<br />

“Everythings Alright” sind eher Ausnahmen<br />

–, sondern komponierte tapfer<br />

Eigenes. Stücke wie “Tunnel To Heaven”,<br />

“I’m Just A Mops” oder “Hey!<br />

Chance” mögen ja noch so schräg<br />

klingen – Spaß machen sie auf jeden<br />

Fall. Zu hören sind hier die ersten Heldentaten<br />

von Musikern, die später mit<br />

bekannteren Gruppen wie der Flower<br />

Travellin’ Band, Speed, Glue & Shinki<br />

und Foodbrain ihre Karriere fortsetzten,<br />

aber auch vergessene Eintagsfliegen<br />

und Musikanten, die lieber als Schauspieler<br />

Erfolg suchten. Das 16-seitige<br />

Booklet informiert gründlich.<br />

(Bamboo/Soulfood, 2013,<br />

14/37:47) hjg<br />

NATIONALGALERIE<br />

ALLES<br />

Mit “Evelin”<br />

landete die Hamburger<br />

Gruppe<br />

Nationalgalerie<br />

vor 20 Jahren<br />

einen kleinen<br />

Hit, ihr ambitioniertes<br />

Album MESKALIN (1995)<br />

erntete gute Kritiken. Als es unter<br />

Indie-Bands angesagt war, englisch zu<br />

singen und sich am UK zu orientieren,<br />

sang sie deutsch und spielte – lange<br />

vor der heutigen Americana-Welle –<br />

US-geprägten Roots-Rock. Sie spielte<br />

auf großen Festivals und im Vorprogramm<br />

der Spin Doc<strong>to</strong>rs, blieb aber<br />

im Schatten von Deutsch-Rockern<br />

wie Selig. Trotz mittlerer Erfolge und<br />

großem Talent: Nach nur vier Alben<br />

war 1995 plötzlich Schluss. Sänger<br />

und Gitarrist Nils Frevert begann<br />

eine bis heute anhaltende erfolgreiche<br />

Solokarriere. Für viele Fans bleibt<br />

die Erinnerung an eine der besten<br />

deutschsprachigen Bands der frühen<br />

und mittleren 90er Jahre. Nun hat<br />

die Münsteraner Plattenfirma Rakete<br />

Medien die vier Alben HEIMATLOS<br />

(1991), KEIN WUNDER (1992),<br />

INDIANA (1993) und MESKALIN<br />

(1995) samt einer Fülle von Bonus-<br />

Titeln und dem bislang unveröffentlichten<br />

Konzertmitschnitt LIVE IN<br />

BLOOMINGTON (1994) zum schön<br />

gestalteten Boxset mit dem Titel AL-<br />

LES gebündelt. Die Werkschau enthält<br />

zusätzlich eine DVD mit den Videoclips<br />

sowie der neu produzierten,<br />

sehr gut gemachten Doku „Von einem<br />

der Momente”. In dieser erzählen<br />

Mitglieder und Weggefährten in Interviews<br />

eine Bandgeschichte voller<br />

Höhen und Tiefen.<br />

(Rakete/Rough Trade, 2013,<br />

11/42:34, 17/64:01, 14/58:39,<br />

17/64:36, 9/33:22,<br />

DVD 140 Min.)<br />

frs<br />

MARK LANEGAN<br />

HAS GOD SEEN MY<br />

SHADOW? AN ANTHOLOGY<br />

1989–2011<br />

Grunge mit den Screaming Trees und<br />

Kurt Cobain, S<strong>to</strong>ner-Rock mit den<br />

Queens Of The S<strong>to</strong>ne Age, zusammen<br />

mit Isobell Campbell auf den Spuren<br />

von Nancy Sinatra & Lee Hazlewood,<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 39<br />

Die Rückkehr der legendären<br />

Rockband aus den 70ern<br />

Alex Conti · Ian Cussick<br />

Mickie Stickdorn · Jens Skwirblies · Holger Trull<br />

Wings of Freedom<br />

Tour 2014<br />

07.02. Offenbach, KjK Sandgasse<br />

08.02. Koblenz, Café Hahn<br />

20.02. Bonn, Harmonie<br />

21.02. Bensheim, Rex<br />

22.02. Torgau, Kulturbastion<br />

06.03. Bremen, Meisenfrei<br />

07.03. Lübeck, Sounds<br />

08.03. Aukrug, Tivoli<br />

28.03. Dortmund, Piano<br />

29.03. Idstein, Scheuer<br />

30.03. Idar-Oberstein, VfL<br />

31.05. Berlin, Trabrennbahn<br />

06.09. Perleberg, Perleberg-Festival<br />

12.09. Seidenroth, Eulenspiegel<br />

New CD:<br />

Wings of<br />

Freedom<br />

Mad As Hell<br />

Productions<br />

MAH 006<br />

Booking:<br />

HANDMADE Concerts<br />

Hagener Allee 21<br />

D-22926 Ahrensburg<br />

Telefon 04102 44045<br />

Telefax 04102 41767<br />

handmadeconcerts@web.de<br />

handmadeconcerts.de<br />

www.lake-music.de<br />

KBN Veranstaltungsagentur<br />

Langenfelder Damm 91<br />

D-22525 Hamburg<br />

Telefon 040 547 65294<br />

Telefax 040 525 90399<br />

info@k-b-n.de<br />

k-b-n.de


CD<br />

REVIEWS<br />

zuletzt gar Crooner-Versionen aus dem<br />

Great American Songbook: Unstetigkeit ist<br />

das einzig Beständige an Mark Lanegans<br />

Werdegang. Dementsprechend ebenso abwechslungsreich<br />

wie hochklassig fällt die<br />

Rückschau auf seine Zeit von 1989 bis 2011<br />

aus, HAS GOD SEEN MY SHADOW?<br />

kann natürlich keinen allumfassenden<br />

Rückblick liefern, beschränkt sich mit einer<br />

(von Lanegan selbst getroffenen) Auswahl<br />

von 20 Songs auf seiner Soloplatten. Darüber<br />

hinaus bietet eine zweite CD zwölf<br />

bisher unveröffentlichte Tracks, Live-Aufnahmen,<br />

Outtakes, demohafte Songskizzen,<br />

aber auch wunderschöne Americana-<br />

Schleicher, wie das 2002 im texanischen<br />

Hous<strong>to</strong>n in Bandstärke aufgenommene<br />

“Halcyon Daze”. Längst überfällig!<br />

(Light In The Attic/Cargo, 2014,<br />

20/70:02, 12/35:13) us<br />

MICKEY JUPP<br />

LONG DISTANCE ROMANCER +<br />

OXFORD<br />

Nach dem Ende seiner Band Legend suchte<br />

Mickey Jupp Ende der 70er Jahre seine eigene<br />

Nische, abgesetzt vom Punk, eher dem<br />

damals aufblühenden Pub-Rock und Dave<br />

Edmunds, Nick Lowe oder Steve Gibbons<br />

zugeneigt, seinen Brüdern im Geiste. Mit<br />

dem britischen (durchaus nachdenklichen)<br />

Schalk im Nacken <strong>to</strong>bte er sich aus, kreierte<br />

eingängige Songs. Allerdings erlag er<br />

bei den Aufnahmen für LONG DISTANCE<br />

ROMANCER 1979 ein wenig zu sehr dem<br />

Synthie-polierten Zeitgeist, auch wenn<br />

Songs wie “Switchboard Susan”, “Politics”<br />

oder “You Made A Fool Out Of Me” immer<br />

noch ins Ohr gehen. Die Neuauflage bietet<br />

die Monosingle “Rooms In Your Roof” als<br />

Bonus, während OXFORD ohne Ergänzung<br />

daherkommt. Darauf kehrte Jupp wieder<br />

zum einfacher gestrickten Rock’n’Roll zurück,<br />

mengte wohldosiert Boogie, British<br />

R&B, Blues und Pop bei – erdig, allerdings<br />

waren die Songs nicht so stark wie beim<br />

Vorgänger. Dennoch bieten beide Scheiben<br />

ein willkommenes Wiederhören.<br />

(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 1979+1980,<br />

11/41:41+11/35:58) pro<br />

RAW ACOUSTIC<br />

SILENCE IS KING<br />

Mit SILENCE IS KING erhält RETRO-<br />

FASTFORWARD, das 2010er Album des<br />

Dresdner Duos Raw Acoustic, einen mehr als<br />

gleichwertigen Nachfolger. Konsequent ziehen<br />

Alexander Müller und Gregor Arndt ihr<br />

Konzept, „nur” mit zwei Stimmen und zwei<br />

akustischen Gitarren „Akustik-Rock mit Eiern”<br />

anzubieten, durch. Natürlich braucht ein<br />

solches Konzept die richtigen Songs, und da<br />

sind ihnen genug gute Melodien eingefallen,<br />

um auch über Albumlänge zu überzeugen.<br />

Referenzpunkte gibt es da einige, wem das<br />

britische Akustikduo Ezio gefällt, wer die<br />

Unplugged-Platte von MSG mag, wer bei<br />

Rockmusik (weitestgehend) auf E-Gitarre,<br />

Bass und Schlagzeug verzichten kann, der ist<br />

bei SILENCE IS KING von Raw Acoustic<br />

bestens bedient. Anspieltipp: Track Nr. 4, das<br />

sofort ins Ohr gehende “Myself & I”.<br />

(recordJet, 2013, 10/42:26)<br />

us<br />

ERIC CLAPTON<br />

GIVE ME STRENGTH –<br />

THE ‘74/’75 RECORDINGS<br />

Erfolgreicher kann eine Wiedergeburt kaum<br />

sein, nach Drogen-bedingtem Absturz und<br />

überstandener Depression spielte Eric Clap<strong>to</strong>n<br />

1974 mit 461 OCEAN BOULEVARD<br />

ein Album ein, das sowohl bei Musikkritikern<br />

als auch beim Publikum hervorragend ankam.<br />

Mit Reggae (“I Shot The Sheriff”, “Get Ready”),<br />

klassischem Blues (“I Can’t Hold”, “Let<br />

It Grow”), Funk (“Steady Rollin’ Man”) und<br />

Blues-Rock (“Mo<strong>the</strong>rless Children”, “Give<br />

Me Strenght”) präsentierte sich der Gitarrist so<br />

vielseitig wie selten zuvor, verzichtete auf lockere<br />

Art und Weise auf allzu deutliches Vorzeigen<br />

seiner Virtuosität, hatte sich dazu noch<br />

mit Kollegen wie George Terry, Carl Radle,<br />

Jamie Oldaker und Sängerin Yvonne Elliman<br />

ein starkes Team ins Studio geholt. Beflügelt<br />

von diesem Erfolg setzte er dieses Konzept auf<br />

THERE’S ONE IN EVERY CROWD noch<br />

konsequenter um, nahm sich als Solist fast<br />

vollständig zurück, präsentierte sich dafür als<br />

starker Songwriter und gefühlvoller Interpret.<br />

Weit mehr in den Mittelpunkt rückte Clap<strong>to</strong>n<br />

dann naturgemäß beim im Juli 1974 in kalifornischen<br />

Long Beach aufgenommenen (und<br />

1975 veröffentlichten) Live-Album E.C. WAS<br />

HERE. Wie bei den oben erwähnten Studiowerken<br />

wurden auch hier zahlreiche, bisher<br />

unveröffentlichte Tracks hinzugefügt, vortrefflich<br />

hier vor allem die fast neunminütige<br />

Version von “Little Wing”, dazukommen noch<br />

Stücke, die 1974 und 1975 bei verschiedenen<br />

Konzerten in London, New York und Rhode<br />

Island mitgeschnitten wurden. Das 60-seitige<br />

Hardcoverbuch ist wunderschön gestaltet,<br />

vermittelt mit zahlreichen Bildern die Stimmung<br />

der damaligen Ses sions, eine Blu-ray<br />

liefert dazu noch alle drei Alben in alternativen<br />

Abmischungen. Kein Zweifel, GIVE<br />

ME STRENGTH liefert mit den drei Clap<strong>to</strong>n-<br />

Alben aus den Jahren ‘74 und ‘75 die musikalische<br />

Geburt jenes Musikers, wie er heute<br />

noch höchst erfolgreich (Blues-)Rock zelebriert,<br />

und das dazu noch in Inhalt und Aufmachung,<br />

wie sie schöner kaum sein können ...<br />

(Polydor/Universal, 2013, 5 CDs,<br />

1 Blu-ray) us<br />

DIE TOTEN HOSEN<br />

LIVE: DER KRACH DER<br />

REPUBLIK<br />

Die inzwischen fünfte Live-CD der Toten Hosen<br />

dokumentiert die bislang größte Tour der<br />

Düsseldorfer in ihrer langen Bandgeschichte<br />

mit knapp einer Million Besucher, die nicht<br />

nur “Tage wie diese” feierten. Partystimmung<br />

mit nachdenklichen, emotionalen Zwischendurch-Momenten<br />

sind darauf festgehalten.<br />

Ebenso, dass Campino nicht nur bei den<br />

zahlreichen vertretenen Klassikern/Gassenhauern<br />

oft gar nicht mehr singen muss, weil<br />

das stimmgewaltige Publikum die Texte allesamt<br />

auswendig weiß. Die Cover-Versionen<br />

haben’s in sich (Hannes Waders “Heute hier,<br />

morgen dort”, “Schrei nach Liebe” der Ärzte,<br />

Slades “Far Far Away); unvermeidliche Überschneidungen<br />

mit früheren Konzertdokus halten<br />

sich in Grenzen. Rundum gelungene Vollbedienung<br />

in typischer Hosen-Manier, bei der<br />

das Livefeeling bestens eingefangen ist!<br />

(JKP/Warner, 2013, 19/60:18,<br />

15/51:23) pro<br />

NICK CAVE & THE BAD<br />

SEEDS<br />

LIVE FROM KCRW<br />

Vier Songs des auch<br />

hier zu Lande erfolgreichen<br />

letzten<br />

Nick-Cave-Albums<br />

PUSH THE SKY<br />

AWAY (Nr. 2 der<br />

Albumcharts) bilden<br />

das Gerüst eines für den kalifornischen<br />

Radiosender KCRW aufgenommenen Konzerts,<br />

das nun als drittes Live-Album der Bad<br />

Seeds erschienen ist. Die zehn Songs wurden<br />

in kleiner Besetzung mit Warren Ellis, Martyn<br />

Casey, Jim Slavunos und Barry Adamson (!)<br />

eingespielt und sind ähnlich altersweise und<br />

reduziert interpretiert wie das ganze letzte<br />

Album. Das gilt auch für Cave-Klassiker wie<br />

“The Mercy Seat”, “And No More Shall We<br />

Part” und “Jack The Ripper”, die im neuen<br />

Soundgewand wahrlich aufblühen. LIVE<br />

FROM KCRW ist ein Hörerlebnis, bei dem<br />

man im April 2013 nur allzu gerne dabei gewesen<br />

wäre. Die Doppel-Vinylausgabe umfasst<br />

zudem mit “In<strong>to</strong> My Arms” und “God<br />

Is In The House” zwei zusätzliche Songs. Des<br />

Weiteren erhält man das Live-Album in einer<br />

Deluxe-Ausgabe zusammen mit PUSH THE<br />

SKY AWAY.<br />

(Bad Seed Ltd/Rough Trade,<br />

2013, 10/52:19) an<br />

MIDLAKE<br />

ANTIPHON<br />

Mit Antiphon wird ein Call-And-Response-<br />

Gesangsstil bezeichnet, der in gregorianischen<br />

Weisen und Seemannsliedern oft<br />

Verwendung findet. Hier läutet er eine neue<br />

Phase im Schaffen der texanischen Indie-<br />

Rockgruppe Mid lake ein, die ihre souverän<br />

und hochintelligent aufgebauten, vielseitig<br />

instrumentierten und fantasievoll arrangierten<br />

Songs mehr denn je in Richtung eines<br />

dynamisch-symphonischen, frei fließenden<br />

Psychedelic-Rock verschiebt, bei dem es auf<br />

Nuancen und Details von Details ankommt.<br />

So entsteht eine kaleidos kopartige Musik,<br />

die – zumindest teilweise – in den Seventies<br />

verwurzelt ist, aber keinen Zweifel an ihrer<br />

aktuellen Relevanz aufkommen lässt. Dies ist<br />

(ge-)wichtige Musik dieses Jahrzehnts! Die<br />

von vielen Fans geschätzten Folkeinflüsse<br />

kommen bei ANTIPHON nicht mehr so richtig<br />

zum Zuge, aber von dunkelbunten Klangformen<br />

bestimmte Kompositionen wie “It’s<br />

Going Down”, “Aurora Gone” oder “Corruption”<br />

gehören zum Interessantesten, was 2013<br />

zu bieten hatte. Doch auch eine etwas leichtere,<br />

famos swingende Übung wie “The Old<br />

And The Young” kann rundum überzeugen.<br />

(Bella Union/Rough Trade 2013,<br />

10/43:42) hjg<br />

Rock<br />

OLIVER WAKEMAN WITH<br />

STEVE HOWE<br />

THE 3 AGES OF MAGICK<br />

Überzeugende, über den Prog-Rock hinausreichende<br />

Kooperationen hat Oliver Wakemann<br />

bereits mit Clive Nolan und Gordon<br />

Giltrap abgeliefert. Mit dem Gitarristen<br />

Steve Howe, Yes-Kollege seines Vaters<br />

Rick, spielte er schon 2001 das Konzeptalbum<br />

THE 3 AGES OF MAGICK ein, auf<br />

dem das Duo My<strong>the</strong>n und Legenden seiner<br />

britischen Heimat gelungen ver<strong>to</strong>nte. Hier<br />

und da klingen verhaltene iro-keltische<br />

Einflüsse durch, es gibt syn<strong>the</strong>tisierte Stimmen,<br />

Prog-Ausflüge, auch kraftvollere<br />

Passagen, ganz spezielle Klangtupfer<br />

durch Howes elektrisches und akustisches<br />

Spiel. Die beiden Masterminds entfalten<br />

geschickt Dramaturgie zwischen romantischen<br />

und druckvollen Momenten, stets<br />

atmosphärisch mit New-Age-Anflügen. Alles<br />

von zeitloser Güte, wie die Neuauflage<br />

mit drei Bonus-Tracks und informativem<br />

Booklet unterstreicht.<br />

(Esoteric/Rough Trade, 2001,<br />

16/74:03) pro<br />

FINAL STAP<br />

NOCH MORE OF ALL TIME<br />

SUPER HOT GLAM-ROCK<br />

PARTY FAVOURITES<br />

Wer diese Band einmal<br />

live erlebt hat,<br />

der wird sie nie mehr<br />

vergessen!<br />

Dass<br />

Schlagzeuger<br />

Tobias<br />

Künzel (Prinzen)<br />

und Gitarrist Mike<br />

Kilian (Rockhaus) hervorragende Sänger<br />

sind, dürfte bekannt sein, Bassist Dirk<br />

Posner, einst Mitglied des Leipziger Thomanerchores,<br />

steht den Beiden in dieser<br />

Hinsicht in nichts nach, und wenn Gitarrist<br />

Christian Sorge zu einem seiner gefürchteten<br />

Solos ansetzt, kommen selbst<br />

gestandene Rock’n’Roll-Freaks aus dem<br />

Staunen nicht mehr heraus. Auch bei der<br />

Wahl ihrer Cover-Versionen zeigt die (nach<br />

eigenen Angaben) lauteste Partyband der<br />

Welt Geschmack, 4 x Beatles (“A Hard<br />

Day’s Night”, “Lucy In The Sky With Diamonds”,<br />

“Michelle”, “Do You Want To<br />

Know A Secret”), AC/DC (“Highway To<br />

Hell”), Abba (“SOS”) und Sweet (“Fuchs<br />

geh voran/Fox On The Run”), dazu mit<br />

“Thorsten” den kultigen Weihnachtssong<br />

der 2010er <strong>GoodTimes</strong>-Weihnachts-CD<br />

– NOCH MORE OF ALL TIME SUPER<br />

HOT GLAM-ROCK PARTY FAVOU-<br />

RITES macht seinem Namen alle Ehre!<br />

(www.finalstap.de, 2013, 8/25:06) us<br />

TRANSATLANTIC<br />

KALEIDOSCOPE<br />

Der zeitgemäße Prog-Rock erlebt derzeit<br />

eine Renaissance. Denn nach LE SACRE<br />

DU TRAVAIL von The Tangent und DE-<br />

SOLATION ROSE von The Flower Kings<br />

erscheint mit KALEIDOSCOPE die dritte<br />

Prog-Rockschöpfung innerhalb eines halben<br />

Jahres, die es mit den Meisterwerken<br />

der frühen 70er Jahre aufnehmen kann. Auf<br />

dem vierten Transatlantic-Album wirken<br />

wieder Neal Morse (Spock’s Beard), Mike<br />

Portnoy (Dream Theater), Roine S<strong>to</strong>lt<br />

(The Flower Kings, The Tangent) und Pete<br />

Trewavas (Marillion) mit. Die deswegen<br />

Seite 40 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

schon bei ihrer Gründung als Supergruppe<br />

geadelte Formation steht auch<br />

auf KALEIDOSCOPE ganz in der<br />

Tradition der frühen Genesis-Alben,<br />

ab und an klingen noch Yes durch.<br />

Da dürfen natürlich sich vielfach unterteilende<br />

Epen von 25 (“In<strong>to</strong> The<br />

Blue”) beziehungsweise über 30 Minuten<br />

Länge (“Kaleidoscope”) ganz<br />

in der Tradition der Vorbilder nicht<br />

fehlen. Diese bieten alles, was der<br />

Prog-Rockfan verlangt: melodische<br />

Gitarren- und elegische Keyboardsolos<br />

sowie häufige Rhythmuswechsel.<br />

Die drei kürzeren Stücke sind konventionellem<br />

Songwriting verhaftet.<br />

In ihnen tritt Morses Stimme in den<br />

Vordergrund, die manchmal allzu<br />

sehr nach Mainstream-Hard-Rocksängern<br />

der 80er-Jahre klingt, was<br />

jedoch den durchweg positiven Eindruck<br />

des Albums nicht schmälert.<br />

(InsideOut/Unsiversal, 2014,<br />

5/75:50) an<br />

BOB DYLAN<br />

DESIRE<br />

Nach<br />

einigen<br />

Irrungen<br />

und<br />

Wirrungen<br />

veröffentlichte<br />

Bob Dylan<br />

1976 sein<br />

„Comeback”-<br />

Album, mit dem er sich wieder auf<br />

sein essenzielles Können konzentrierte<br />

– ausgefeiltes Songwriting.<br />

Schon mit “Hurricane”, einem harten<br />

Akustik-Rocker, erinnert er an alte<br />

Zeiten, und das von einer Violine bestimmte<br />

“Mozambique” lässt sich als<br />

klassischer Country-Rock mit Ethno-<br />

Einflüssen beschreiben. Das langsame<br />

“Joey” verzaubert und lässt viel<br />

Raum zum Träumen, was auch für<br />

“Sara” gilt, einen seiner schönsten<br />

und harmonischsten Songs. Durch<br />

das Remastering der hybriden SACD<br />

wird speziell der Klang der akustischen<br />

Instrumente hervorgehoben,<br />

wodurch sich ein sehr intimer Sound<br />

ergibt.<br />

(Analogue Productions/Sieveking<br />

Sound, 1976, 9/56:04)<br />

at<br />

MIKE PINDER<br />

THE PROMISE / AMONG<br />

THE STARS<br />

Mit seinem Mellotron sorgte Keyboarder<br />

Mike Pinder für den unverkennbaren<br />

Sound der Moody Blues,<br />

weniger bekannt dürfte sein, dass<br />

er 1976, als seine Band gerade eine<br />

Pause einlegte, mit THE PROMISE<br />

ein Solo-Album vorlegte. Zwar nahm<br />

er danach noch teil an den Aufnahmen<br />

für die nächste Moody-Blues-LP<br />

(OCTAVE), verließ die Band dann<br />

aber 1978, noch vor der nächsten<br />

Tour. Dennoch dauerte es bis 1994,<br />

bis er mit AMONG THE STARS<br />

sein zweites Solowerk veröffentlichte.<br />

Auch musikalisch ist den beiden<br />

Alben dieser große zeitliche Abstand<br />

anzuhören: Steht THE PROMISE<br />

noch ganz in der Tradition von gelassenem<br />

70er-Jahre-Westcoast, kann<br />

AMONG THE STARS über weite<br />

Strecken dieses Niveau nicht erreichen.<br />

Erfreuliche Lichtblicke bieten<br />

hier aber die neu hinzugekommenen<br />

(und bisher unveröffentlichten) Bonus-Tracks<br />

der Pinder Bro<strong>the</strong>rs (mit<br />

Flötist Ray Thomas), betreut vom<br />

langjährigen Moody-Blues-Produzenten<br />

Tony Clarke. Weiterhin liefert<br />

die Box noch eine DVD mit einer<br />

Serie von Interviews mit Mike Pinder<br />

sowie einem exklusivem Solosong.<br />

(Cherry Red/Rough Trade,<br />

1976/1994, 9/31:39, 13/52:38) us<br />

TODD RUNDGREN<br />

TODD RUNDGREN’S<br />

JOHNSON LIVE<br />

Mit<br />

kleiner<br />

Band im Rücken<br />

<strong>to</strong>urte<br />

der Gitarrist<br />

und<br />

Sänger<br />

Todd Rundgren<br />

2010<br />

quer durch seine amerikanische Heimat,<br />

stellte dem Publikum zusammen<br />

mit Jesse Gress (g), Kasim Sul<strong>to</strong>n (b)<br />

und Prairie Prince (dr) sein kurz zuvor<br />

veröffentlichtes Tribute-Album<br />

für Robert Johnson vor. Doch natürlich<br />

hatte Rundgren bei diesen Auftritten<br />

nicht nur die Songs des Blues-<br />

Altmeis ters im Gepäck, im Laufe<br />

des Konzertes streute er auch einige<br />

Songs aus seinem eigenem Backkatalog<br />

mit ein, zeigte dabei, wie gut<br />

sich Stücke wie “Black Maria”, “Soul<br />

Bro<strong>the</strong>r”, “I Went To The Mirror”<br />

oder “Boogies (Hamburger Hell)”<br />

im Blues-Rockgewand anhören. Im<br />

aufklappbaren Digipak versteckt sich<br />

noch eine DVD, auf der es sogar noch<br />

vier weitere Tracks dieser Tour zu sehen<br />

und zu hören gibt.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />

16/61:57) tk<br />

THE STAINED GLASS<br />

A SCENE IN-BETWEEN<br />

1965–1967<br />

Allgemein am Beat und den sich aus<br />

ihm entwickelnden Stilformen interessierte<br />

Sammler kennen die Frisco-<br />

Band The Stained Glass und ihre feinen<br />

Alben CRAZY HORSE ROADS<br />

und AURORA aus den späten Sixties.<br />

Die Gruppe um den Komponisten<br />

und Multi-Instrumentalisten Jim Mc-<br />

Pherson und Gitarrist Bob Rominger<br />

hatte jedoch noch ein Vorleben, das<br />

– im 28-seitigen Booklet üppig erläutert<br />

– überaus hörens- und kennenlernenswert<br />

ist. Kompiliert werden<br />

sechs Tracks der Vorläufergruppe The<br />

Trolls und 18 Stained-Glass-Tracks,<br />

ihre Singles für RCA, Demos und<br />

Live- Aufnahmen, vieles davon unveröffentlicht.<br />

Beide Gruppen orientierten<br />

sich mit Songs wie “Walkin’<br />

Shoes”, “No Rhyme Or Reason”,<br />

“Broken Man”, “We Got A Long Way<br />

To You” und “Revenge Is Sweet” sowie<br />

einer Cover-Version von “If I Needed<br />

Someone” ziemlich strikt an den<br />

Beat les. Aber man lugte mit “You Keep<br />

Me Hangin’ On” (Supremes) und einer<br />

Rock<br />

gewittrigen Fassung des S<strong>to</strong>nes-Instrumentals<br />

“2120 S. Michigan Avenue”<br />

auch gern mal über den Tellerrand.<br />

Ganz famose Sammler-CD!<br />

(Big Beat/Soulfood 2013,<br />

24/64:46) hjg<br />

STEPPENWOLF<br />

STEPPENWOLF<br />

Schon mit ihrem<br />

Debüt<br />

erreichten<br />

Steppenwolf,<br />

die sich nach<br />

einem<br />

Roman<br />

von<br />

Hermann<br />

Hesse benannten, den zweiten Platz<br />

der US-Charts, was sicherlich der<br />

kultigen Hymne “Born To Be Wild”<br />

zu verdanken war. Allerdings war<br />

ein Großteil des restlichen Materials<br />

ebenbürtig, wie zum Beispiel “Sookie<br />

Sookie” oder “The Pusher”, einer der<br />

ersten Anti-Drogen-Songs der Sixties.<br />

Klar, ein Bar-Rocker wie “Berry Rides<br />

Again” klingt in der Retrospektive ein<br />

wenig gewöhnlich, doch “Hootchie<br />

Kootchie Man” im Steppenwolf-Sound<br />

oder das atmosphärische und melancholische<br />

“Desperation” machen diesen<br />

kleinen Ausrutscher schnell wett.<br />

Im Gegensatz zu älteren Editionen<br />

sind die einzelnen Instrumente bei der<br />

Analogue-Productions-Ausgabe deutlicher<br />

wahrnehmbar, ohne dass sie separiert<br />

klingen (Hybrid-SACD). Sehr<br />

ehrliches Remastering.<br />

(Analogue Productions/Sieveking<br />

Sound, 1968, 11/47:17)<br />

at<br />

PAUL GUZZONE<br />

CHASING THE MOON<br />

Gegen alle Branchenregeln bzw.<br />

Wünsche von Plattenfirmen in punk<strong>to</strong><br />

Stromlinienförmig- und Einheitlichkeit<br />

von Platten verstößt Paul Guzzone<br />

mit seinem breitgefächerten Solodebüt.<br />

Der Bassist der Bacon Bro<strong>the</strong>rs<br />

und vielgefragte Studiomusiker bietet<br />

auf CHASING THE MOON große<br />

Stilvielfalt. Es beginnt entspannt karibisch<br />

auf Reggae-Basis, ehe Multi-<br />

Instrumentalist Guzzone scratcht und<br />

Richtung HipHop schielt. Es gibt<br />

Synthie-lastige Nummern, AOR,<br />

Rock’n’Rolliges. Manches klingt vertraut,<br />

wurde von Guzzone aber neu und<br />

eigen aufbereitet. Die von Guzzone<br />

weitestgehend im Alleingang eingespielten<br />

Songs sind eingängig, aber<br />

nicht oberflächlich, sondern nuancenreich;<br />

sie variieren zwischen Rock/<br />

AOR und Pop und bieten anspruchsvolle<br />

Songschreib- und Sangeskunst,<br />

die auf Unterhaltung, weniger auf intellektuelle<br />

Höhenflüge aus ist.<br />

(Triple Z/www.paulguzzone.com,<br />

2013, 8/32:54) pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

ROCKIN’ LEGENDS PAY<br />

TRIBUTE TO JACK WHITE<br />

Wenn Jack White Songs von<br />

Rock’n’Roll-Legenden wie Wanda<br />

Jackson, Chris Spedding oder Bobby<br />

Vee aufnehmen würde, dann wäre<br />

das eine naheliegende Geschichte.<br />

Reincarnation<br />

ON STAGE<br />

THE<br />

ULTIMATE LIVE<br />

EXPERIENCE<br />

AB 17.1.2014<br />

IM HANDEL<br />

2-CD-SET<br />

140 MINUTEN<br />

21 SONGS<br />

WWW.ELOY-LEGACY.COM<br />

WWW.ARTISTSTATION.DE<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 41<br />

The Art in Rock


CD<br />

REVIEWS<br />

Ganz anders sieht es aber aus, wenn diese<br />

Rocklegenden den Spieß umdrehen und<br />

sich je einen Song von Jack White zum<br />

Covern aussuchen. Und genau das ist bei<br />

ROCKIN’ LEGENDS PAY TRIBUTE<br />

TO JACK WHITE passiert. Wanda Jackson<br />

(unterstützt von Shooter Jennings) hat<br />

sich “Cold Cold Night” vorgenommen,<br />

Bobby Vee “We’re Going To Be Friends”,<br />

Gary U.S. Bonds rockt sich durch “Salute<br />

Your Solution”, Chris Spedding zusammen<br />

mit Robert Gordon durch “Ano<strong>the</strong>r<br />

Way To Die”; “Steady As She Goes” wird<br />

von Sonny Burgess und Joe Clay gerockt,<br />

Knox, Walter Lure & W.S. “Fluke” Holland<br />

legen bei der Stadionhymne “Seven<br />

Nation Army” noch eine Schippe Heavy-<br />

Metal-Härte drauf, Big Jay McNeely und<br />

Nik Turner lassen ihre Saxofone bei “I’m<br />

Shakin’” heulen. Tolle Idee, klasse umgesetzt,<br />

dazu noch liebevoll verpackt und<br />

mit einem feinen Booklet im Vintage-Stil<br />

ausgestattet.<br />

(Cleopatra Records/H’Art, 2013,<br />

14/49:06) us<br />

FANTASYY FACTORYY<br />

TALES TO TELL + DREAMS<br />

NEVER SLEEP!<br />

Alan Tepper konnte sich bei biseinen beseelten,<br />

einfallsreichen Reisen in anspruchsvolle,<br />

Blues-getränkte Psychedelia<br />

noch immer auf seine so beherzte<br />

wie sensible, souveräne Gitarrenarbeit<br />

verlassen. Hypnose ist sofort bei “Eerie<br />

Woman” von TALES TO TELL angesagt:<br />

Wie Tepper durch verschiedene Klangfarben<br />

reitet, ohne sich zu wiederholen<br />

oder hektisch zu werden, ist schon souverän.<br />

Was folgt, ist variationsreich, auch<br />

unplugged, mit sehr viel dynamischerem<br />

Bass remastert und durch drei starke<br />

Tracks vom Vinyl-only-Album THIS IS<br />

THE FUTURE OF TOMORROW ergänzt<br />

worden. Es spricht für Teppers Prinzip bester<br />

Unterhaltung, dass er sich auf seinen<br />

Alben von 1997 und 2000, jetzt als attraktive<br />

Re-Issues mit Bonus-Material zu haben,<br />

nicht nur auf seine Gitarren und seine<br />

Stimme beschränkt. Neben den soliden<br />

Maschinisten C. S<strong>to</strong>ne am S<strong>to</strong>ner-Bass<br />

und Dr. Cosmos an sphärischen Drums<br />

holte er sich auf beiden Platten den mittlerweile<br />

vers<strong>to</strong>rbenen Rainer Opiela an<br />

die Querflöte – besonders eindrucksvoll<br />

auf “Secret Garden” von TALES – und<br />

„The Incredible Markus Dassmann” für<br />

Hammond-Hotspots, nirgendwo besser als<br />

auf “Nova”, dem Opener von DREAMS<br />

NEVER SLEEP! Auch DREAMS klingt<br />

nun sehr viel räumlicher und dabei „in<br />

your face”, was die dynamische Steigerung<br />

eines Anspieltipps wie “Any Way”<br />

mit seinem attraktiven Riff und heißen<br />

Rhythmuswechseln nur unterstreicht.<br />

“My Fair Lady” aus den damaligen Sessions<br />

gibt es als Zugabe: auch dieser harmonische<br />

Traum schläft nicht!<br />

(Ohrwaschl Records, 1997 + 2000,<br />

10/61:41, 14/78:14) utw<br />

WOLF MAAHN<br />

ZAUBERSTRASSEN REVISITED<br />

2004 ging Wolf Maahns abwechslungsreicher<br />

Songzyklus ZAUBERSTRAS-<br />

SEN ein wenig unter. Möglicherweise<br />

überforderte – neben den Personalwechseln<br />

bei seiner damaligen Plattenfirma<br />

– die stilistische Bandbreite, da der<br />

Kölner seinen geschickt modernisierten<br />

Deutsch-Rock doch mit Dance-Loops und<br />

Elektronikanleihen anreicherte, Poppiges<br />

einstreute. Vielleicht waren seine Texte<br />

stellenweise zu poetisch oder zu intellektuell.<br />

Maahn sicherte sich nun die Rechte<br />

an dem vergriffenen Album, remasterte<br />

es gekonnt – und bestückte es vor allem<br />

mit einer Bonus-CD mit 16 bislang meist<br />

nicht erhältlichen Songs: Livemitschnitte,<br />

ungenutzte Aufnahmen der damaligen<br />

Sessions sowie weitere Raritäten. Eine<br />

liebevoll gestaltete Wiederveröffentlichung,<br />

die die (Wieder-)Entdeckung eines<br />

facettenreichen Opus’ eines anspruchsvollen<br />

Musikers ermöglicht.<br />

(Libero/Rough Trade, 2004,<br />

11/60:47, 16/68:34) pro<br />

KOSSOFF, KIRKE, TETSU,<br />

RABBIT<br />

KOSSOFF KIRKE TETSU<br />

RABBIT<br />

Paul Rodgers und<br />

Andy Fraser hatten<br />

Free 1971 verlassen.<br />

Gitarrist Paul Kossoff<br />

und Drummer<br />

Simon Kirke holten<br />

sich John „Rabbit”<br />

Bundrick (keys) und Tetsu Yamauchi (b)<br />

als Verstärkung und nahmen ein einziges,<br />

selbst betiteltes Album auf, das 1972 erschien.<br />

Die vier teilten sich den Gesang,<br />

wobei der spätere Who-Sideman Rabbit<br />

am häufigsten zu Zuge kam – und sie<br />

klangen wie „Free für Arme” (Rodgers<br />

prägnante Stimme fehlte einfach), waren<br />

aber insgesamt stilistisch vielseitiger. Es<br />

schlich sich ein Hauch Jazz- und sogar<br />

Country-Inspiration in die akzeptabel gestalteten<br />

Songs ein, die offenbar in Jamstimmung<br />

entstanden. Kossoff zauberte<br />

ein paar großartige Gitarrenmomente hin,<br />

steckte aber meist tief im Drogensumpf.<br />

Bei der Cherry-Red-Neuauflage handelt<br />

es sich um eine unveränderte Übernahme<br />

der Ausgabe von 2007.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1972,<br />

10/43:55) pro<br />

ELMER GANTRY’S VELVET<br />

OPERA<br />

ELMER GANTRY‘S VELVET<br />

OPERA<br />

Als R&B-Band hatten Sänger Elmer Gantry<br />

und seine Band begonnen, schwenkten<br />

nach einem Auftritt als Opener für Pink<br />

Floyd 1967 allerdings radikal um. Unterschwelliges<br />

Bluesfeeling (deutlich bei<br />

dem auch leicht jazzigen “I Was Cool”<br />

aus der Feder von Oscar Brown) ist zwar<br />

auf der ersten und einzigen LP der Velvet<br />

Opera nicht zu überhören, doch dominant<br />

ist die Psychedelia-Ausrichtung.<br />

Die Truppe hatte starke Songs zu bieten<br />

(nicht nur die beiden Singles “Flames”<br />

und “Mary Jane”). Dazu kommen Mod-<br />

Ausflüge und weitere eklektische Pop-<br />

Stilbeimengungen. Doch aus dem vielversprechenden<br />

Debüt konnte die Band<br />

nichts machen, da sie sich wenig später<br />

auflöste. Schade, da hätte noch einiges<br />

kommen können. Als Bonus gibt es elf<br />

Songs, darunter Single-B-Seiten, Demos<br />

und Eric Wolffsons früherer Horror-Movie-Soundtrack<br />

“Talk Of The Devil”.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1968,<br />

24/66:05) pro<br />

BAD NEWS REUNION<br />

LIVE IM LOGO<br />

Auf<br />

Ausgrabungen<br />

vor allem von unveröffentlichten<br />

Archivschätzen,<br />

aber auch Wiederveröffentlichungen<br />

vor allem deutscher<br />

Rock-Acts kAt hat htsich ihdas norddeutsche Label<br />

Sireena spezialisiert, und das schon so<br />

lange, dass es jetzt eigene Scheiben neu<br />

auflegen kann. Beispielsweise den erstaunlich<br />

frisch und gut klingenden Konzertmitschnitt<br />

der Hamburger Combo Bad News<br />

Reunion vom 25.5.1978 beim Heimspiel<br />

im Logo. Die Truppe um Michael Schlüter,<br />

Abi Wallenstein und Peter Urban (ja,<br />

der NDR/ESC-Kult-Radiomodera<strong>to</strong>r<br />

spielte Keyboards) spielte eine ganz eigene,<br />

erdige Version von Westcoast-Rock,<br />

vermengte Eigenbauten mit gelungenen<br />

Cover-Versionen (Bob Dylan, Neil Young,<br />

Arlo Guthrie, Moon Martin). Das hört man<br />

heute noch gern, weil die Herren überzeugende<br />

Gesangsharmonien drauf hatten,<br />

wie sie auch handwerklich kaum Wünsche<br />

offen ließen.<br />

(Sireena/Broken Silence, 2002,<br />

9/39:41) pro<br />

THE BYRDS<br />

STRAIGHT FOR THE SUN<br />

In der an personellen Tumulten nicht eben<br />

armen Karriere der Byrds nimmt die Inkarnation<br />

mit Roger McGuinn, Clarence<br />

White, Skip Battin und Gene Parsons<br />

in zweierlei Beziehung eine besondere<br />

Stellung ein. Erstens war sie – nach dem<br />

Gründungsquintett – die zweitpotenteste<br />

aller Besetzungen und zweitens die mit der<br />

längsten Lebensdauer. Immerhin war man<br />

vom Herbst 1969 bis Juli 1972 zusammen,<br />

schuf die drei Alben UNTITLED, BYRD-<br />

MANIAX und FARTHER ALONG und<br />

erspielte sich live einen untadeligen Ruf.<br />

Dieser ist auch die Basis für die vorliegende<br />

CD mit dem Untertitel „1971 Collage<br />

Radio Broadcast”. Zu hören sind damals<br />

aktuelle Titel wie “Chestnut Mare”,<br />

“I Wanna Grow Up To Be A Politician”,<br />

“Lover Of The Bayou” und “Tiffany<br />

Queen”. Ergänzt werden sie durch Klassiker<br />

wie “Mr. Spaceman”, “So You Want To<br />

Be A Rock’n’Roll Star” und eine 9:38-minütige<br />

Fassung von “Eight Miles High”,<br />

dem wohl besten aller Byrds-Songs. Diese<br />

CD ist somit unterm Strich weit mehr<br />

als ein gelungener Konzertschnappschuss;<br />

vielmehr zeigt sie eine gigantische Band<br />

auf einem unzweifelhaften Höhepunkt<br />

ihres Schaffens. Alte Fans und neue Hörer,<br />

die das verspätet werden wollen, greifen<br />

hier gern zu!<br />

(AllAccess-Pid Records/Bertus Import<br />

2013, 14/52:32) hjg<br />

Rock<br />

THE VELVET UNDER-<br />

GROUND<br />

WHITE LIGHT / WHITE HEAT<br />

(45TH ANNIVERSARY EDITION)<br />

Die runderneuerte Ausgabe des ursprünglich<br />

1968 veröffentlichten zweiten Albums von<br />

Velvet Underground kommt natürlich auch<br />

irgendwie wegen Lou Reeds Tod im Ok<strong>to</strong>ber<br />

2013 zur rechten Zeit. Der Kopf der zu ihrer<br />

Zeit zumeist verkannten Band war an der Aufbereitung<br />

der Jubiläumsausgabe von WHITE<br />

LIGHT/WHITE HEAT offenbar noch selbst<br />

beteiligt gewesen. Das 3-CD-Set besteht aus<br />

30 Songs, darunter die Originalaufnahmen<br />

im Stereo- und Monomix. Zusätzlich gibt es<br />

diverse Outtakes, die bereits andernorts zu<br />

finden sind, aber auch bislang Unveröffentlichtes,<br />

wobei bis da<strong>to</strong> unbekannte VU-Songs<br />

nicht dabei sind. Die dritte CD umfasst einen<br />

über knapp 60 Minuten gehenden New Yorker<br />

Live-Auftritt vom 30. April 1967. Das Paket<br />

wird durch ein 56-seitiges, reich bebildertes<br />

und informatives Buch abgerundet. Nach<br />

dem intensiven Studium der bekannten und<br />

neuen Aufnahmen wird offenbar, wie sehr<br />

Brian Eno mit seinem Bonmot Recht gehabt<br />

hat, nach dem die wenigen, die zur damaligen<br />

Zeit das Album gekauft hätten, sogleich eine<br />

eigene Band gegründet haben. Songs wie das<br />

Titelstück, das vom Free Jazz inspirierte “I<br />

Heard You Call My Name” und das 17-Minuten-Geschrammel<br />

“Sister Ray” dürfen ohne<br />

Weiteres als Blaupause für Punk, New Wave<br />

und später auch Grunge herhalten, was sich<br />

eindrucksvoll an Cover-Versionen von David<br />

Bowie (“White Light/White Heat”) über Joy<br />

Division (“Sister Ray”) bis hin zu Nirvana<br />

(“Here She Comes Now”) beweisen lässt.<br />

Dass die New Yorker Avantgarde-Rocker mit<br />

dem Album an die eigenen Grenzen stießen,<br />

wird auch daran deutlich, dass John Cale<br />

noch im Veröffentlichungsjahr die Band verließ<br />

und die Velvets danach konventionellere<br />

Töne anklingen ließen. Mehr Experiment war<br />

zu der Zeit nur schwer vorstellbar.<br />

(Polydor/Universal, 1968, 13/67:40,<br />

10/61:31, 7/59:07) an<br />

SWEET SLAG<br />

TRACKING WTH CLOSE-UPS<br />

The Sweet Slag gehören zum Besten, was der<br />

britische Progressive-Hard-Rock zu Beginn<br />

der Seventies zuwege gebracht hat. Mick Kerensky<br />

(Leadgitarre und Gesang), Paul Jolly<br />

(Sopran- und Altsaxofon, Klarinette, Flöte<br />

und Oboe), Jack „Moth” O’Neill (Bass, Posaune)<br />

und Al Chambers (Schlagzeug und<br />

Perkussion) schufen 1971 mit TRACKING<br />

WITH CLOSE UPS ein Meisterwerk. Sechs<br />

kraftvoll kantige Songs wie “Milk Train”,<br />

“Rain Again” und “World Of Ice” mit Gefahren<br />

signalisierenden, dunklen Melodiefindungen.<br />

Absolut exzellent ist Kerenskys<br />

Gitarrenspiel, und Bläser Jolly steht ihm nicht<br />

nach. Und ganz an den Rand des Prog-Rock<br />

geht der das Album beendende siebte Titel<br />

Seite 42 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

“Babyi Ar”. Hier de<strong>to</strong>niert die Band geradezu.<br />

Sweet Slag hatten mindestens genauso<br />

viel Potenz wie King Crimson oder Van der<br />

Graaf Genera<strong>to</strong>r. Tragisch, dass ihr erstes Album<br />

alleinblieb. Lag es vielleicht doch daran,<br />

dass die Gruppe selbst für die Ohren geübter<br />

Prog-Rockhörer etwas zu anstrengend klang?<br />

(Aurora/Soulfood, 1971,<br />

7/46:14) hjg<br />

LOU REED, JOHN CALE &<br />

NICO<br />

LE BATACLAN PARIS 1972<br />

Als Lou Reed, John<br />

Cale und Nico am<br />

29. Januar 1972<br />

im Pariser Club Le<br />

Bataclan<br />

auftraten,<br />

weckte dies unter<br />

Fans<br />

Hoffnungen<br />

auf eine Velvet-Underground-Reunion. Vl tU Es<br />

blieb zwar bei diesem einen gemeinsamen<br />

Gig, doch zum Glück lief ein Band mit und<br />

hielt das Zusammentreffen für die Nachwelt<br />

fest, Auszüge davon wurden auch im französischen<br />

TV ausgestrahlt. Erst 2004 erschien<br />

eine CD-Ausgabe. Nachdem diese vergriffen<br />

war, gibt es nun beim Label Keyhole eine<br />

Neuauflage. Der Sound bleibt zwar weiterhin<br />

nur mäßig (das Ausgangsmaterial war<br />

einfach zu schlecht aufgenommen), doch<br />

musikalisch ist LE BATACLAN PARIS<br />

1972 superb! Das Trio präsentiert sich in<br />

einem kammermusikalischen Unplugged-<br />

Sound; Reed spielt Akustikgitarre, Nico Harmonium<br />

und Cale Piano und Viola. Selbst<br />

Pro<strong>to</strong>-Punk-Nummern wie “I’m Waiting<br />

For The Man” werden entschleunigt. Neben<br />

weiteren VU-Songs wie “Heroin”, “Femme<br />

Fatale” und “All Tomorrow’s Parties” spielen<br />

die Drei auch Songs aus ihrem jeweiligen<br />

Soloreper<strong>to</strong>ire. Reed führt u.a. das gerade<br />

frisch geschriebene “Berlin” auf, Cale singt<br />

zur Westernklampfe “Emp ty Bottles”, das<br />

er für Jennifer Warnes schrieb, und Nico interpretiert<br />

ä<strong>the</strong>rische Stücke wie “No One Is<br />

There”.<br />

(Keyhole/Soulfood, 2004, 16/71:23) frs<br />

ROBIN TROWER<br />

COMPENDIUM 1987–2013 +<br />

LIVING OUT OF TIME<br />

Mann, oh Mann, mit zunehmendem Alter<br />

wird man vergesslich. Da helfen Compilations<br />

wie COMPENDIUM, Erinnerungslücken<br />

zu schließen. Im Falle des Rezensenten<br />

heißt das, dass er schlicht vergessen (vielleicht<br />

verdrängt) hatte, wie viel Blues (-Rock)<br />

in den Adern von Robin Trower pulsiert.<br />

Aber auch Powertrio-Rock ist reichlich vertreten<br />

– und bei den remas terten Aufnahmen,<br />

die Label übergreifend den Zeitraum nach<br />

seinem Abschied von Chrysalis abdecken,<br />

wird hörbar, dass es sich beim einstigen<br />

Procol-Harum-Gitarristen verhält wie mit<br />

Wein: je älter, des<strong>to</strong> besser. Dazu hört man<br />

Jack Bruce und Davey Pattison singen. Fehlt<br />

eigentlich nur die eine oder andere unveröffentlichte<br />

Ergänzung. Was auch für LIVING<br />

OUT OF TIME gilt, das Trower 2003 mit<br />

Pattison aufnahm. Entspannter Blues-Rock<br />

mit Huldigungen an Jimi Hendrix war damals<br />

angesagt, inklusiver einiger aufs Radio<br />

schielender Nummern. Solides Mittelmaß im<br />

Trower-Kanon.<br />

(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 2013 + 2003,<br />

17/76:46, 18/78:55 + 11/51:13) pro<br />

TOMMY KEENE<br />

EXCITEMENT AT YOUR FEET<br />

Obgleich Tommy Keene ein überdurchschnittlich<br />

begabter Liedermacher ist, der<br />

seit 1983 einen kleinen Stapel zumeist<br />

richtig gelungener Alben, bestückt mit<br />

überwiegend eigenen Werken, vorgelegt<br />

hat, ist auch eine Platte mit Cover-Versionen<br />

sehr willkommen. EXCITEMENT<br />

AT YOUR FEET enthält Songs der Sixties-Heroen<br />

und British-Invasion-Teilnehmer<br />

The Who (“Much Too Much”),<br />

Rolling S<strong>to</strong>nes (“Ride On Baby”), und<br />

Donovan (“Catch The Wind”), ergänzt<br />

um Roxy <strong>Music</strong> (“Out Of The Blue”) und<br />

amerikanische Acts der Seventies, die im<br />

Zuge von Punk & New Wave qualitativ<br />

durchstarten konnten (Television, Mink<br />

DeVille, Guided By Voices). Kurios: Keiner<br />

der elf Songs konnte im Original die<br />

US-Charts ernsthaft bereichern. Macht<br />

aber nichts, gute Vorlagen werden in den<br />

sensiblen Händen eines Allround-Könners<br />

wie Keene nicht schlechter, zumal er<br />

keine schrulligen Neudeutungen anbietet,<br />

sondern auf seine Möglichkeiten zugeschnittene<br />

Versionen zwischen kräftigem<br />

Rock, pulsierendem Power-Pop und akustischer<br />

Balladenkunst.<br />

(Second Motion/Cargo, 2013,<br />

11/37:30) hjg<br />

DAVE EDMUNDS<br />

… AGAIN<br />

Was wirklich neu ist<br />

an Dave Edmunds’<br />

erstem Studiowerk<br />

seit zwei Dekaden?<br />

Das<br />

beschwingte<br />

und zugleich leicht<br />

melancholische<br />

“People Wanna Get High” der Beach<br />

Boys; El<strong>to</strong>n Johns “Your Song” instrumental;<br />

eine nicht übermäßig inspirierte<br />

Fassung von Ray Charles’ “Georgia On<br />

My Mind”; “Baby Face” als Verbeugung<br />

vor Little Richard und das selbst verfasste<br />

Titelstück. Darum herum hat der Altmeister<br />

acht Songs gruppiert, die man von<br />

PLUGGED IN (1994) kennt, dazu zwei<br />

von HANDPICKED MUSICAL FAN-<br />

TASIES (1999). Was letztlich zwiespältige<br />

Gefühle weckt, wird die CD doch<br />

als „neu” angepriesen. Dabei handelt es<br />

sich letztlich um eine gut hörbare, aufgemotzte,<br />

durchaus gediegene Neufassung<br />

von PLUGGED IN. Im Booklet hat der<br />

Waliser Song für Song persönlich kommentiert.<br />

Solide, aber nicht überfliegermäßig.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2013,<br />

15/50:13) pro<br />

LITA FORD<br />

LITA / DANGEROUS CURVES<br />

LITA bescherte der einstigen Runaways-<br />

Gitarristin Lita Ford 1988 ihren Durchbruch<br />

als Solokünstlerin. Der oft allzu hart<br />

als Hairspray-Metal abgetane melodische<br />

Hard Rock stand da in voller Blüte, und<br />

Ford traf den Nerv der Zeit. Die Singles<br />

“Kiss Me Deadly” und “Close My Eyes<br />

For ever” (das grandiose Duett mit Ozzy<br />

„Madman” Osbourne) schafften es in die<br />

US-Top 20. Produzent Mike Chapman<br />

hatte die passenden Songs diverser Au<strong>to</strong>ren<br />

ausgesucht, und Ford überzeugte vor<br />

Rock<br />

allem auch als Gitarristin, ohne gesanglich<br />

abzufallen. Nach dem Platin-veredelten<br />

Debüt hatte es DANGEROUS CURVES<br />

drei Jahre später schwer: Der Grunge war<br />

am Erblühen, die diesmal von Tom Werman<br />

produzierten Songs waren okay, aber<br />

einen Tick zu glatt ausgefallen. Dennoch:<br />

löbliche Wiederveröffentlichung, bei der<br />

die Klangverbessertung vor allem LITA<br />

gutgetan hat.<br />

(BGO/H’Art, 1988/1991,<br />

9/40:44, 11/43:48) pro<br />

BIRTH CONTROL<br />

JUNGLE LIFE / GETTING THERE<br />

Dass diese beiden<br />

90er-Jahre-Alben<br />

von Birth Control<br />

richtig gute Rockmusik<br />

abliefern,<br />

das ist zum Zeitpunkt<br />

ihrer Erstveröffentlichung<br />

den meisten Musikfans<br />

leider verborgen geblieben – ein weiterer<br />

Beweis dafür, wie wichtig eine vernünftige<br />

Promotion für den Erfolg ist. Dieser Fehler<br />

wird jetzt behoben, mit einem schön aufgemachten,<br />

doppelt aufklappbaren Digipak<br />

werden JUNGLE LIFE und GETTING<br />

THERE hochwertig wiederveröffentlicht.<br />

Geradlinigen Rock gibt es auf beiden CDs<br />

zu hören, dominiert von Xaver Fischers<br />

Keyboards und Peter Engelhardts Gitarre,<br />

dazu natürlich Sänger und Schlagzeuger<br />

Bernd Noske sowie der 1999 viel zu früh<br />

vers<strong>to</strong>rbene Bassist Horst Stachelhaus. Erweitert<br />

wurden die beiden Originalalben<br />

um jeweils fünf Bonus-Tracks, alle 1996<br />

bzw. 1999 bei Birth-Control-Auftritten live<br />

mitgeschnitten. Dicke Empfehlung!<br />

(MiG/Sony <strong>Music</strong>, 1996/1998,<br />

14/72:31, 15/80:21) us<br />

GIÖBA<br />

INTRODUCING NIGHT SOUND<br />

Deutlich hörbar sind die Wurzeln dieser<br />

Band aus dem italienischen Mailand, die<br />

in den späten 60er Jahren liegen. Neben<br />

den klassischen Rockinstrumenten verwenden<br />

Giöba auf INTRODUCING NIGHT<br />

SOUND auch alte Orgeln und Syn<strong>the</strong>sizer,<br />

eine Sitar sowie eine ganze Palette an elektronischen<br />

Effekten. Dennoch stahlt ihre<br />

Musik eine warm psychedelische Stimmung<br />

aus, die alles andere als abgehoben oder spacig<br />

ist, tief geerdet wird hier gerockt! Neben<br />

ihren eigenen (richtig guten!) Songs präsentieren<br />

sie mit “Are You Loving Me More<br />

(But Enjoying It Less)” und “No One To<br />

Depend On” auch zwei klasse Cover-Stücke<br />

von den Electric Prunes und Santana. Neben<br />

der superb klingenden CD (Mastering: Eroc)<br />

erscheint das Album in der Erstauflage auch<br />

noch als 180g schweres, orangerotes Vinyl,<br />

limitiert auf 500 Stück.<br />

(Sulatron Records/Cargo, 2013,<br />

9/42:35) us<br />

THE LONE CROWS<br />

THE LONE CROWS<br />

Als Speed-Metalband hatten The Lone<br />

Crwos begonnen. Inzwischen hat die Band<br />

aus Minneapolis dazu gelernt und sich neu<br />

orientiert – und pflegt Retro-Rock feinster<br />

Machart. Als psychedelischen Blues-Rock<br />

bezeichnen ihn die einen, als Mischung aus<br />

Led Zeppelin und Black Sabbath die ande-<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 43


* Fordern Sie noch heute Ihr kostenloses<br />

Original-Probeexemplar an unter:<br />

Oldie-Markt · Gellertstraße 5 · D-90409 Nürnberg<br />

oder per eMail unter: info@plattensammeln.de<br />

Gratis<br />

Probeheft*<br />

anfordern!<br />

In jedem Heft über 5.000 Platten<br />

Größter Auktionsteil weltweit<br />

S<strong>to</strong>ries mit den ausführlichsten<br />

Diskografien weltweit<br />

Jedes Heft mit 60 Plattenkritiken<br />

Die Termine der monatlichen<br />

Schallplattenbörsen<br />

His<strong>to</strong>rischer Teil in der Heftmitte<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

ren; und wieder andere ziehen Vergleiche<br />

zum S<strong>to</strong>ner-Rock. An allem ist ein wenig<br />

dran. Schwerblütig, wuchtig, kraftvoll,<br />

jam-freudig agiert das Quartett mit zwei<br />

Gitarren. Zwischendurch macht sich bei<br />

Tim Barbeau (g, voc), Julian Manzara (g),<br />

Joe Goff (dr) und Andy Battcher (b) sogar<br />

Free- und (bluesiges) Santana-Feeling breit.<br />

Ein beachtliches, weil stimmungsvolles Debütalbum,<br />

das voller Herzblut steckt und<br />

nicht nur imitiert/nachahmt, sondern bereits<br />

erste eigene Duftmarken andeutet. Weiter<br />

so, meine Herren!<br />

(World In Sound/Rough Trade,<br />

2013, 9/48:42) pro<br />

ROGER TAYLOR<br />

FUN ON EARTH<br />

Jetzt ist auch Lebemann<br />

Roger<br />

Taylor<br />

altersmilde<br />

geworden: Der<br />

Queen-Schlagzeuger<br />

balladiert sich durch<br />

sein neues Album<br />

FUN ON EARTH mit einer Vehemenz, dass<br />

man sich manchmal beim Weghören erwischt.<br />

Die wenigen Sternstunden sind das<br />

Glam-rockende “I Am The Drummer” und<br />

das etwas schrullige “One Night Stand”.<br />

Der Swing “I Don’t Care” hätte dazugehören<br />

können, wird aber unverständlicherweise<br />

nicht von der Leine gelassen. Jeff Becks<br />

gestreicheltes Solo beim Queen-Song “Say<br />

It’s Not True” ist nett, fällt in dem Sack<br />

voll getragener Weisen aber kaum noch<br />

auf. Und Taylor war bekanntlich nie der<br />

Balladen-Schreiber. Bei Queen sorgte er<br />

meist für Eruptionen: “I’m In Love With<br />

My Car”, “Sheer Heart Attack”, “Radio Ga<br />

Ga”. FUN ON EARTH? Der Spaß hält sich<br />

in<br />

Grenzen. Da war FUN IN SPACE (1981)<br />

weitaus lustiger.<br />

(Virgin/Universal, 2013, 13/47:27) jub<br />

RAY MAJORS<br />

THE 7% SOLUTION<br />

Ray Majors stand stets in der zweiten Reihe.<br />

Bei Mott hatten bereits Mick Ralphs und<br />

Ariel Bender (Lu<strong>the</strong>r Grosvenor) gedient,<br />

beim Yardbirds-Ableger Box Of Frogs stand<br />

neben Star-Gästen John Fiddler im Vordergrund.<br />

Weiteres Handicap: Platten, die in<br />

einer Zeit von Krankheit und Rekonvaleszenz<br />

entstanden, machen skeptisch. Was<br />

Majors hier mit seiner Frau, der Sängerin<br />

und Keyboarderin Sandy Dillon, zeigt, ist<br />

aller Ehren wert, aber auch harte Kost: “I’m<br />

Alive” heißt es trotzig: Majors beweist, dass<br />

er keinen nennenswerten Kehlkopf mehr<br />

hat – gegen ihn ist Tom Waits ein Operettensänger.<br />

Über weite Strecken kann man<br />

sich an bester Slide-Arbeit freuen: “Fire<br />

On The Mountain” ist nicht der Alabama-<br />

Hit, sondern reflektiert die Schrecken von<br />

Hurrikan Katrina eindrucksvoll. Wenn Frau<br />

Dillon (die sich auch Drums mit Majors<br />

teilt) selber singt, ist dies auch Faithfull-esk<br />

morbide, aber auch eine Erholung.<br />

(Angel Air/Fenn, 2013, 15/70:11) utw<br />

JOHN BATDORF &<br />

JAMES LEE STANLEY<br />

ALL WOOD AND STONES II<br />

Im Jahr 2005 legte das Duo John Batdorf<br />

(einst Partner von Mark Rodney)<br />

und James Lee Stanley (Songau<strong>to</strong>r, u.a.<br />

Bonnie Raitt) das bemerkenswerte Cover-Versionenalbum<br />

ALL WOOD AND<br />

STONES vor und versprach „11 classic<br />

Jagger & Richards songs like you have<br />

never heard <strong>the</strong>m before”. In der Tat:<br />

technisch bestens und be<strong>to</strong>nt unaggressiv<br />

gezupfte akustische Versionen, prima<br />

Kost für späte Stunden nach langen Arbeitstagen.<br />

Nun folgt Folge 2 mit zehn<br />

weiteren Highlights. Dass das Konzept<br />

bei ruhigeren Vorlagen wie “Play With<br />

Fire”, “Wild Horses” oder “Time Is On<br />

My Side” wie von selbst funktioniert,<br />

ist keine wirkliche Ueberraschung. Aber<br />

Batdorf & Stanley nehmen sich auch Kracher<br />

wie “Honky Tonk Women”, “Get Off<br />

My Cloud”, “Sympathy For The Devil”<br />

und “Jumping Jack Flash” erfolgreich<br />

zur Brust und machen völlig frisch tönende<br />

Kabinettstückchen daraus. So ist<br />

das eben, wenn komposi<strong>to</strong>risch gehaltvolle<br />

Songs mit flexiblen Strukturen den<br />

Umformungswillen der richtigen Leute<br />

anstacheln ...<br />

(Beachwood/Import, 2013,<br />

10/39:03) hjg<br />

BAREFOOT JERRY<br />

KEYS TO THE COUNTRY /<br />

BAREFOOTIN‘<br />

Von 1971 bis 1977<br />

waren die in Nashville<br />

beheimateten<br />

Barefoot Jerry aktiv<br />

und zelebrierten<br />

ihre ganz eigene,<br />

sich selbst nicht allzu<br />

ernstnehmende Mischung aus Countryund<br />

Sou<strong>the</strong>rn Rock – vorangetrieben von<br />

den beiden Leadgitarristen Mac Gayden<br />

und Wayne Moss, der auch für Dylan arbeitete.<br />

Es ist nicht zu überhören, dass da<br />

eine Gruppe exzellenter Studio-Asse aufspielte,<br />

die hörbar Spaß am gemeinsamen<br />

Musizieren hatten und mit offenen Ohren<br />

agierten: Sie würzten mit dezenten Prisen<br />

R&B, Gospel, Bluegrass. Die Texte waren<br />

für die Countryszene stellenweise überraschend<br />

politisch (“Hiroshima Hole” auf<br />

ihrem sechsten und letzten Studiowerk<br />

BAREFOOTIN’). Für die (von den originalen<br />

Mastertapes) remasterte und überzeugend<br />

tönende Doppel-CD-Neuauflage<br />

verfasste Malcolm Dome die Liner-Notes<br />

– Reinhören lohnt sich.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1976,<br />

1977, 10/34:29, 10/33:59) pro<br />

MATTHEW SWEET AND<br />

SUSANNA HOFFS<br />

UNDER THE COVERS VOL. 3<br />

Sweet & Hoffs präsentieren sich zum dritten<br />

Mal als derzeit weltbestes „Gemischtes Doppel”.<br />

Die Voraussetzungen sind allerdings<br />

auch ideal: Beide können verdammt gut<br />

singen und harmonieren stimmlich auch ausgezeichnet.<br />

Das Songmaterial ist sorgfältig<br />

ausgesucht worden – (Semi-)Klassiker von<br />

u.a. R.E.M., Dave Edmunds, The dB’s, The<br />

Pretenders, Tom Petty, The Go-Go’s, The<br />

Smiths und Echo & The Bunnymen. Hinzu<br />

kommen einige nicht ganz so weltbekannte<br />

Songs. Die gitarrenbe<strong>to</strong>nte instrumentale<br />

Seite liegt in den bewährten Händen der<br />

Saitenfüchse Mat<strong>the</strong>w Sweet und Dennis<br />

Taylor, der auch Bass spielt, sowie des stets<br />

zuverlässigen Drummers Ric Menck. Diese<br />

Seite 44 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Rock<br />

Kollektion hochkarätiger Seventies- und<br />

Eighties-Songs macht ganz einfach Spaß und<br />

lässt sich gewiss ohne Qualitätseinbrüche<br />

noch endlos fortsetzen. Was allerdings nicht<br />

bedeutet, dass alle Tracks gleichgut gelungen<br />

sind. Absoluten Höhepunkten wie “Girls<br />

Talk”, “Free Fallin’”, “Kid” und “Towers Of<br />

London” stehen wenige minder inspirierte<br />

Songs wie “How Soon Is Now” und “More<br />

Than This” gegenüber.<br />

(Freeworld/H’Art, 2013, 14/51:07) hjg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

THE SPIRIT OF SIREENA VOL. 8<br />

Alle Jahre wieder<br />

gibt’s zum Jahreswechsel<br />

den kultigen<br />

Labelsampler<br />

von<br />

Sireena, inzwischen<br />

zum achten Mal.<br />

Kaum eine Compilation<br />

wartet t mit einem derart kunterbunten<br />

Stil-Potpourri auf. Das (Deutsch-)<br />

Rockbanner halten Franz K., Bullfrog und<br />

Krokus hoch, in die Pop-Rockecke entführen<br />

Zoff, schräger wird’s beim 1. Futurologischen<br />

Congress, während die Pee<br />

Wee Bluesgang das im Gruppennamen<br />

erwähnte Genre bevorzugt. Für die Prog-<br />

Komponente sorgen Tribute und Cinema,<br />

während der Däne Nattefrost nach eigenen<br />

Worten „zeitgenössische elektronische<br />

Musik mit Vintage-Elementen” anstimmt.<br />

Dazu Electronica von den früheren Krautrockern<br />

Mythos, Neo-Psychedelisches der<br />

Yellow Sunshine Explosion, wilder Free<br />

Jazz vom Manfred Schoof Quintet und als<br />

Highlights gleich zwei Songs des superben<br />

UK-Singer/Songwriters Paul Roland – da<br />

findet sich für jeden etwas!<br />

(Sireena/Broken Silence, 2013,<br />

15/68:42) pro<br />

ELOY<br />

REINCARNATION ON STAGE<br />

Auf der Eloy-Homepage schwärmt Mastermind<br />

Frank Bornemann davon, dass<br />

mehrere Experten gelobt hätten, einige der<br />

Live-Aufnahmen der Tourdokumentation<br />

REINCARNATION ON STAGE klängen<br />

besser als die Studio-Originale. Und die<br />

Herrschaften haben Recht. Der erste Konzertmitschnitt<br />

seit 1978 begeistert nicht nur<br />

Fans der Deutsch-Rocklegende. Was die<br />

Besetzung mit zwei Gitarren, zwei Keyboards,<br />

Bass, Schlagzeug und drei Chorsängerinnen<br />

2012/2013 auf deutschen Bühnen<br />

hinzauberte, hat unwiderstehlichen Charme.<br />

Die Keyboards (Hannes Folberth, Michael<br />

Gerlach) kreierten sphärisch schwebende<br />

Klangteppiche (und Stimmungen), für die<br />

Klaus-Peter Matziol (b) und Bodo Schopf<br />

(dr) das solide wie groovende Fundament<br />

lieferten. Und darüber <strong>to</strong>bten sich Bornemann<br />

(voc, g) und Neuzugang Steve Mann<br />

(g) kreativ und abwechslungsreich aus, ergänzten<br />

sich nicht nur beim Solieren nahezu<br />

perfekt. Einen Streifzug durch die lange<br />

Bandgeschichte (mit Unterbrechung) lieferte<br />

die Gruppe, wobei ein Highlight das<br />

nächste jagte, so dass es nahezu unmöglich<br />

ist, einzelne Stücke hervorzuheben. Und<br />

Eloy bescherten nicht nur Schwelgen in<br />

Nostalgie, sondern klangen zugleich frisch,<br />

modern – einfach zeitlos gut.<br />

(Artist Station/Soulfood, 2014,<br />

12/76:45, 9/60:42) pro


16 von pro noch offen<br />

us 2?<br />

LP<br />

REVIEWS<br />

MOLLY HATCHET<br />

NO GUTS … NO GLORY<br />

Mit NO GUTS...<br />

NO GLORY wird<br />

bei SPV die Aufarbeitung<br />

des Molly-<br />

Hatchet-Katalogs in<br />

blauem Vinyl fortgesetzt.<br />

Originalsänger<br />

Danny Joe Brown war 1983 zu seiner<br />

Gang zurückgekehrt, konnte die langsam<br />

abnehmenden Verkaufszahlen aber nicht<br />

aufhalten. Obwohl bei NO GUTS ... auf<br />

vergleichsweise hohem Niveau gejammert<br />

wurde: Immerhin gab’s noch einen Platz 59<br />

in den US-Album-Charts. Musikalisch ist<br />

die Scheibe brillant und steht keiner ihrer<br />

Vorgängerinnen nach. Mit der Ballade “Fall<br />

Of The Peacemaker” beinhaltet sie sogar<br />

einen Hatchet-Klassiker. Und “Under The<br />

Gun” gehört zu den härtesten Stücken, die<br />

Molly Hatchet bis da<strong>to</strong> abgeliefert hatten.<br />

Mit dem Coverfo<strong>to</strong> gab es hingegen einen<br />

eklatanten Bruch zu den bisherigen martialischen<br />

Fantasy-Motiven – und es sollte<br />

auf den Studio-Alben bis heute auch die<br />

einzige Ausnahme bleiben.<br />

(Steamhammer/SPV, 1983, 13 Tracks) jub<br />

RAGING SLAB<br />

RAGING SLAB<br />

1989 erschien das<br />

erfolgreichste Album<br />

der Sou<strong>the</strong>rn Heavy<br />

Rocker Raging Slab.<br />

Die Nummer “Bent<br />

For Silver” lief damals<br />

bei MTV in<br />

Sendungen, die den härteren S<strong>to</strong>ff bedienten,<br />

hoch und runter. Aber abgesehen von<br />

dem als Hommage an die Russ-Meyer-<br />

Filme angelegten Videoclip ist die LP vollges<strong>to</strong>pft<br />

mit kleinen Geniestreichen. Besser<br />

als zum Beispiel in “Geronimo” konnte<br />

Sou<strong>the</strong>rn Rock damals nicht tönen. Damit<br />

waren Raging Slab selbst an den Genre-<br />

Größen vorbeigezogen. Darüber hinaus<br />

strotzt das Album vor Spielfreude und dreckigen<br />

Riffs. Led-Zeppelin-Bezüge geben<br />

dem Sound der New Yorker ebenso markante<br />

Noten, wie die besoffene Slidegitarre.<br />

Bei Raging Slab sind die Hüte speckig, die<br />

Stiefel staubig und die Unterhosen ungewaschen.<br />

Das übrigens bereits zweite Raging-<br />

Slab-Album kommt bei SPV in farbigem<br />

180-Gramm-Vinyl.<br />

(Steamhammer/SPV, 1989, 11 Tracks) jub<br />

JEFFERSON AIRPLANE<br />

THIRTY SECONDS OVER<br />

WINTERLAND<br />

Auch wenn es 1973<br />

das vorerst letzte reguläre<br />

Airplane-Album<br />

wurde – ein Abschied<br />

war es nicht. Vielmehr<br />

schwangen da schon<br />

Jefferson<br />

Starship<br />

mit, als die einstigen Psychedeliker auf ihrem<br />

Livedokument THIRTY SECONDS OVER<br />

WINTERLAND mit “Twilight Double Dealer”<br />

ein knackiges Hard-Rockbrett sägten. Auf<br />

der damals zu bewerbenden LP LONG JOHN<br />

SILVER klang das Stück noch entrückter. Mit<br />

“Milk Train” und “Trial By Fire” gab es gleich<br />

noch zwei weitere Songs aus LONG ... Bezeichnend:<br />

Jefferson Airplane stellten die B-<br />

Seite ihrer 70er “Mexico”-Single, das Byrdsinfizierte<br />

“Have You Seen The Saucers”, an<br />

den Anfang – ganz klar eines ihrer wundervollsten<br />

Lieder. Eine Bereicherung: Papa John<br />

Creach an der Violine. Seine Präsenz wird vor<br />

allem im Elfminüter “Feel So Good” deutlich.<br />

SPV hat die 180-Gramm-Wiederveröffentlichung<br />

in blaue Farbe getaucht.<br />

(Yellow/SPV, 1973, 7 Tracks) jub<br />

SURVIVOR<br />

VITAL SIGNS<br />

Blitzstart für Jimi Jamison<br />

bei Survivor.<br />

Der damals 33-Jährige<br />

war längst kein<br />

unbeschriebenes Blatt<br />

mehr – mit Target und<br />

Cobra hatte er ein<br />

paar zupackende Hard-Rockwerke eingespielt.<br />

Zu Survivor stieß er, als die US-Band<br />

über den Wolken schwebte. Und auch VI-<br />

TAL SIGNS, das fünfte Album, war wieder<br />

voll radiotauglicher Ohrwürmer mit Abo für<br />

die Billboard-Charts: “I Can’t Hold Back”<br />

(#13), “High On You” (#8), “The Search Is<br />

Over” (#4). Und wie so oft waren die reinen<br />

Albumnummern “Broken Promises”<br />

und “Everlasting” noch besser und sogar für<br />

Melodic-Metal-Fans interessant. Ein echter<br />

AOR-Meilenstein, der in der Neuauflage als<br />

grüne 180-Gramm-Version erscheint.<br />

(Steamhammer/SPV, 1984, 9 Tracks) jub<br />

THE BAND<br />

THE BAND<br />

Was will man noch<br />

über das zweite<br />

Studio werk von The<br />

Band sagen? „Fantastische<br />

Musik” resümierte<br />

Alan Tepper in<br />

seiner Besprechung<br />

(<strong>GoodTimes</strong> 6/2013) zum CD-Reissue der<br />

Mobile Fidelity Sound Labs. Die amerikanischen<br />

Wiederveröffentlichungs- und<br />

Wohlklangspezialisten haben jetzt die Original-Masterbänder<br />

auch auf LP umgeschnitten.<br />

Und in die schwarze Rille gehört der erdige,<br />

bodenständige Country-Rock auch hin.<br />

Noch runder als die CD, weniger gepresst<br />

als die entsprechenden Remaster im Boxset<br />

ACROSS THE GREAT DIVIDE (1995)<br />

klingt die superb gefertigte Scheibe. Ob<br />

zeitloser Hit (“Up On Cripple Creek”, “Rag<br />

Mama Rag”) oder der grandiose Schlusstrack<br />

“King Harvest” – jeder Song ein Treffer.<br />

Unter all den Super-Egos der Superstars<br />

Ende der 60er wirkten die Jungs schon damals<br />

irgendwie erwachsener. Keiner war<br />

ein überragender Virtuose auf seinen Instrumenten,<br />

aber im Kollektiv funktionierte der<br />

Fünfer einfach perfekt – eben als The Band.<br />

(MFSL/Sieveking Sound, 1969,<br />

12 Tracks) lbr<br />

BLO<br />

CHAPTER ONE<br />

Was für ein geiler<br />

Groove! BLO wie<br />

Berkeley (auch Berkely),<br />

Laolu, Odumosu<br />

gelten als erstes afrikanisches<br />

Rocktrio.<br />

Doch die Jungs aus<br />

Nigeriawärennichtsie<br />

nicht selbst, wenn da nicht<br />

ein gewaltiger schwarzer Funk einsprühen<br />

Vinyl<br />

würde. Die Firma Mr. Bongo hat sich trotz<br />

des bescheuerten Namens höchst verdient<br />

gemacht um Reissues von „Classic African<br />

Recordings” in Kooperation mit den originalen<br />

Labels. Und dieses ursprünglich von<br />

EMI in überschaubarer Stückzahl nach Europa<br />

geschipperte BLO-Debüt zählt zu den<br />

absoluten Glücksfällen. Berkely Ike Jones<br />

(so wollte er sich gedruckt sehen) spielt eine<br />

coole Gitarre, Laolu „Akins” Akin<strong>to</strong>bi gerbt<br />

seine Drumfelle groovy ohne jede Frickelei,<br />

Mike „Gbenga” Odumosu spielt einen grummelnd-tighten<br />

Bass. Große Klasse – und ein<br />

bisschen psychedelisch durfte es dann gegen<br />

Ende auch werden. Schließlich lebte man in<br />

Lagos 1973 nicht hinterm Mond – es gab<br />

nicht nur Afrobeat-King Fela Kuti. Und<br />

manche Übersteuerung gehörte einfach zum<br />

Gesamtsound. Schön, dass man darauf heute<br />

wieder die Nadel legen kann. Und dann<br />

heißt’s „blo your mind”.<br />

(Mr. Bongo/Naxos, 1973, 8 Tracks) lbr<br />

DIRE STRAITS<br />

THE STUDIO ALBUMS<br />

1978–1991<br />

Noch immer teilen sich die Dire-Straits-Fans<br />

in zwei Lager: Da gibt es die, für die 1985 mit<br />

BROTHERS IN ARMS der Stern dieser Band<br />

erst zu glänzen begann, aber auch die anderen,<br />

für die dieses Album immer noch ein enttäuschender,<br />

künstlerischer Tiefpunkt an kommerzieller<br />

Zuwendung ist. Sei es, wie es will,<br />

höchst willkommen für beide Lager dürfte nun<br />

die LP-Box THE STUDIO ALBUMS 1978–<br />

1991 sein, in der sich alle sechs Studioscheiben<br />

der britischen Band finden. Dabei wurden<br />

die vier Einfach- und zwei Doppel-LPs extra<br />

für diese Veröffentlichung von Tonmeister<br />

Bob Ludwig sorgfältig von den Originalbändern<br />

remastert, was vor allem den ersten vier<br />

Alben, die seinerzeit recht lieblos auf CD<br />

überspielt wurden, eine hörbare Klangverbesserung<br />

bringt: klare Höhen, saubere Bässe<br />

und mehr Dynamik, was vor allem Knopflers<br />

Gitarrenspiel zugute kommt. Was einem beim<br />

Genuss dieser LPs auch wieder (schmerzlich)<br />

bewusst wird, ist die Tatsache, welch epochale<br />

Band die Dire Straits einst waren, herausragende<br />

Songs wie “Down To The Waterline”<br />

und “Sultans Of Swing” (vom Debüt DIRE<br />

STRAITS), “Lady Writer” und “Por<strong>to</strong>bello<br />

Belle” (vom Zweitwerk COMMUNIQUÉ),<br />

“Tunnel Of Love” und “Romeo And Juliet”<br />

(MAKING MOVIES), “Telegraph Road”<br />

und “Private Investigations” (LOVE OVER<br />

GOLD), mit “Bro<strong>the</strong>rs In Arms” von der<br />

gleichnamigen LP wohl einer der schönsten<br />

Songs aller Zeiten, selbst das allgemein nicht<br />

so stark eingestufte letzte Dire-Straits-Album<br />

ON EVERY STREET bietet mit dem Titelsong<br />

sowie mit “Calling Elvis” noch den einen<br />

oder anderen starken Einzeltitel. Schöner<br />

Service für den mp3-Player: Zusätzlich bietet<br />

die Box noch einen Downloadcode für die remasterten<br />

Alben im digitalen Format.<br />

(Mercury/Universal, 2013, 8 LPs) us<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 45


LP<br />

REVIEWS<br />

BREAD<br />

BABY I’M – A WANT YOU<br />

Nach dem überragenden<br />

Debüt<br />

(<strong>GoodTimes</strong> 6/2013)<br />

schiebt <strong>Music</strong> On<br />

Vinyl<br />

jetzt Album<br />

Nummer 4 der Westküsten-Soft-Rocker<br />

nach – im Einfachcover mit Textbeiblatt.<br />

Erstmals war Keyboarder Larry Knechtel<br />

mit an Bord, doch das Sagen hatten wie<br />

gewohnt zwei andere. Mal etwas härter rockend,<br />

mal wohlig balladesk wechseln sich<br />

die Protagonisten David Gates und James<br />

Griffin beim hochklassigen Songwriting<br />

und Leadgesang ab, Griffin macht mal<br />

kurz den Louis Armstrong in “I Don’t Love<br />

You”. Der vielgecoverte Titelsong und die<br />

Edelschnulze “Everything I Own” sind hier<br />

endlich mal im Original von den Komponisten<br />

zu hören. Gates fungierte auch als<br />

Produzent mit „Associate” Griffin – und<br />

bekam einen schönen, runden, harmonischen<br />

Sound hin. Dessen Dynamik – es<br />

gibt eine weite Spanne zwischen leisesten<br />

und lautesten Stellen – blieb gut erhalten.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1972,<br />

12 Tracks) lbr<br />

RORY GALLAGHER<br />

STAGE STRUCK + DEFENDER +<br />

FRESH EVIDENCE<br />

Es ist vollbracht:<br />

Neben der digitalen<br />

Auswertung<br />

aller<br />

möglichen<br />

Aufnahmen<br />

(siehe <strong>GoodTimes</strong><br />

6/2013) durch<br />

andere Firmen hat<br />

<strong>Music</strong> On Vinyl den gesamten offiziellen<br />

Katalog des 1995 vers<strong>to</strong>rbenen Gitarrenhelden<br />

wieder auf Vinyl zugänglich gemacht<br />

(Besprechung vorletzte Tranche in <strong>GoodTimes</strong><br />

1/2013, Seite 45). Digital remastert,<br />

mit bedruckten Innenhüllen und sauber auf<br />

180 Gramm gepresst, kommen jetzt das Live-Album<br />

STAGE STRUCK von 1980, das<br />

1987er Studiowerk DEFENDER und das<br />

1990er Schlusswort FRESH EVIDENCE.<br />

Der irische Blues-Rocker hielt seine Stra<strong>to</strong>caster<br />

jeder Modernisierung seines Sounds<br />

entgegen. Syn<strong>the</strong>sizer? Drumcomputer?<br />

Nein, danke! Unzeitgemäßer konnte man in<br />

den 80ern gar nicht klingen – und das war<br />

gut so. Gallaghers Rock war immer erdig,<br />

kernig, energetisch, am liebsten ohne viel<br />

Gedöns in klassischer Dreierbesetzung auf<br />

die Bänder gehämmert. Und so blieb es bis<br />

zum Schluss. Fast. Im Gegensatz zu dem<br />

knackigen Songbündel auf DEFENDER<br />

klang auf dem trotz mancher schnelleren<br />

Nummer gar nicht mehr so frischen FRESH<br />

EVIDENCE auch Resignation durch. Der<br />

Held war müde, schwer alkoholkrank und<br />

desillusioniert vom Musikgeschäft. Die<br />

Stimme hatte an Kraft verloren – und dennoch<br />

gelang ihm mit Hilfe von etlichen<br />

Gastmusikern nochmals eine manierliche<br />

Referenz an den guten alten Blues. Doch<br />

wer Gallagher aus seinen guten alten Zeiten<br />

kennt, weiß, dass er live den Hammer immer<br />

am höchsten hing. Und so ist STAGE<br />

STRUCK der Hit des Dreiers, nicht nur<br />

wegen des gegenüber der Originalausgabe<br />

zugegebenen “Bad Penny”. Eine Uptempo-<br />

Nummer jagt die nächste, das Triumvirat<br />

Gallagher Ted McKenna (dr) und Gerry<br />

McAvoy (b) gibt alles. Gegen die Spätpunker<br />

und neugewellten Fönfrisurträger dieser<br />

Zeit haben sie nicht schön und filigran gespielt,<br />

sondern überragend gekämpft. Und<br />

klar gewonnen.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1980, 9 Tracks /<br />

1987, 10 Tracks / 1990, 10 Tracks) lbr<br />

ELVIS COSTELLO AND THE<br />

ATTRACTIONS<br />

PUNCH THE CLOCK<br />

Im Gegensatz wohl<br />

zu den meisten Costello-Fans<br />

zählt der<br />

Rezensent PUNCH<br />

THE CLOCK zu<br />

seinen Top-Werken.<br />

Costello<br />

verstärkte<br />

sich mit einigen i stimmgewaltigen Background-Miezen<br />

und seine Attractions mit<br />

den TKO Horns. Und diese Bläsersektion<br />

agiert teilweise so grandios, dass man sie<br />

den Soul-orientierten, bei weitem nicht<br />

mehr so rotzigen Sound auch gerne dominieren<br />

lässt. Natürlich ist bei EC immer<br />

ein Schuss Rock’n’Roll drin, und sein Gespür<br />

für genialen Pop lässt ihn auch nicht<br />

im Stich. Die Ballade “Shipbuilding” mit<br />

einem wundervollen Trompetensolo von<br />

Jazzlegende Chet Baker gelingt ihm herzzerreißend<br />

schön. Eine Meisterleis tung lieferte<br />

auch Masterer Krieg Wunderlich von<br />

MFSL beim LP-Schnitt ab. Die Dynamik<br />

und die Stimmpräsenz schlagen alte CD-<br />

Versionen, aber auch die F.Beat-Pressung<br />

um Längen.<br />

(MFSL/Sieveking Sound, 1983,<br />

13 Tracks) lbr<br />

ROGER McGUINN<br />

ROGER McGUINN<br />

Wäre da nicht das<br />

Personal – diese<br />

Scheibe liefe wirklich<br />

unter ferner. Aber es<br />

ist das selbst produzierte<br />

Solodebüt<br />

des<br />

Byrds-Kopfes.<br />

Und der konnte seine Flügelmänner David<br />

Crosby, Chris Hillman oder Michael Clarke<br />

sogar teilweise mit an Bord ziehen, Jazzlegende<br />

Charles Lloyd steuerte Saxofonklänge<br />

bei und kein Geringerer als Bob Dylan<br />

spielte beim eröffnenden “I’m So Restless”,<br />

der schon sehr nach ihm klingt, die Harmonika.<br />

Die überwiegend von McGuinn<br />

geschriebene Songkollektion im üblichen<br />

Spannungsfeld zwischen Folk, Country und<br />

Pop ist ein wenig durchwachsen, zwischen<br />

superb und so lala – bei Erscheinen reichte<br />

es nicht einmal für die Top 100 in den USA.<br />

Doch beim Wiederhören des 180-Gramm-<br />

Vinyl Reissue (mit Textblatt) überwiegt der<br />

von McGuinns manchmal weinerlicher, hoher<br />

Stimme und Songs wie “The Water Is<br />

Wide” geprägte gute Eindruck. Und Byrds-<br />

Fans müssen sowieso zugreifen.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1973,<br />

11 Tracks) lbr<br />

MOTT THE HOOPLE<br />

ALL THE YOUNG DUDES<br />

Die Rolle David Bowies<br />

als Geburtshelfer<br />

lässt sich kaum<br />

überschätzen.<br />

Ohne<br />

ihn, seinen Titelsong,<br />

seine Produktion, seine<br />

Imagekorrektur,<br />

seine It Intervention ti bei CBS Records wären<br />

Mott The Hoople eine Fußnote in der britischen<br />

Rockgeschichte gewesen. So aber<br />

wurde die kurz vor der Auflösung stehende<br />

Truppe um Ian Hunter und Mick Ralphs<br />

1972 mit ihrem fünften Album zu Superstars<br />

des Glam-Rock. Es fällt schwer, diese<br />

Scheibe ohne das Wissen um ihre bahnbrechende<br />

Rolle neu zu hören, jetzt, wo MOV<br />

eine exzellent gefertigte Neuauflage bringt.<br />

Das hochgepushte Gebräu aus Bowie,<br />

S<strong>to</strong>nes, Velvet Underground, Faces, Free,<br />

Slade und Uriah Heep mit einem, sagen<br />

wir, eigenwilligen, Gesang von Tonpresser<br />

Hunter reißt auf LP-Länge nicht unbedingt<br />

vom Hocker. Dass Ralphs sein “Ready For<br />

Love” hier selber singt, zieht den starken<br />

Song im Vergleich zur späteren Version bei<br />

Bad Company mit dem unvergleichlichen<br />

Paul Rodgers schlicht runter. Und doch, die<br />

DUDES haben was. Lassen wir es also dabei:<br />

unverzichtbar, his<strong>to</strong>risch wertvoll. Aber<br />

bitte nicht: genial. Ach so: Saxofon spielte<br />

Bowie auch noch.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1972,<br />

9 Tracks) lbr<br />

FRANK SINATRA<br />

DUETS – TWENTIETH ANNI-<br />

VERSARY DELUXE EDITION<br />

Für seine beiden DUETS-Alben lud sich<br />

Frank Sinatra Anfang der 90er Jahre zahlreiche<br />

Künstler aus Pop, Rock, Jazz, Blues,<br />

Soul und Klassik ins Studio ein. Zusammen<br />

mit Kollegen wie Lu<strong>the</strong>r Vandross,<br />

Aretha Franklin, Julio Iglesias, Carly Simon,<br />

Tony Bennett, Stevie Wonder, Linda<br />

Ronstadt, Neil Diamond, Barbra Streisand,<br />

Liza Minelli und Charles Aznavour wurden<br />

neue Versionen bekannter (Jazz-)Standards<br />

aufgenommen, von “The Lady Is A<br />

Tramp” über “A Foggy Day” und “Mack<br />

The Knife” bis zu “New York, New York”.<br />

Zur Feier des 20. Jahrestages von DUETS<br />

I & II gibt es nun eine hochwertig gestaltete<br />

Box im LP-Format mit diesen beiden<br />

Originalalben als audiophile 180g-Vinyl-<br />

LPs; den ebenfalls enthaltenen CDs wurden<br />

zwei bzw. drei Bonus-Tracks verpasst<br />

(u.a. “My Way” einmal mit Luciano Pavarotti<br />

und einmal mit Willie Nelson sowie<br />

“Fly Me To The Moon” mit George Strait),<br />

auf der DVD gibt es Interviews, das Video<br />

von “I’ve Got You Under My Skin” mit<br />

U2-Frontmann Bono sowie Promomaterial<br />

aus dem Jahr 1993. Neu hinzukommt<br />

eine dritte CD, auf der „klassische” Duette<br />

Sinatras versammelt sind, Kollaborationen<br />

mit Louis Armstrong, Elvis Presley, Bing<br />

Crosby, Dean Martin oder Sammy Davis<br />

Vinyl<br />

Jr., die er im Laufe seiner langen Karriere<br />

aufgenommen hat.<br />

(Capi<strong>to</strong>l/Universal, 2013, 2 LPs,<br />

3 CDs, 1 DVD) tk<br />

ROY ORBISON<br />

CRYING<br />

Als Vinylfan kann<br />

man ein wenig durcheinanderkommen<br />

mit<br />

den Reissues dieses<br />

grandiosen dritten Albums<br />

von The Big O.<br />

Für Highender markiert<br />

die ultrateure, t kaum noch neu erhältliche<br />

Pressung auf 200 Gramm schwerem,<br />

extrem laufruhigem Vinyl (Quiex SV-P) von<br />

2003 das Maß aller Dinge. Doch diese ebenfalls<br />

stereofone, preiswertere Fassung von<br />

WaxTime ist, im DMM-Verfahren geschnitten,<br />

klanglich immer noch sehr gut, bietet<br />

vier Bonus-Tracks und neben den Original-<br />

Liner-Notes von Boudleaux Bryant (Au<strong>to</strong>r<br />

des hier enthaltenen „Love Hurts”) noch<br />

aktuelle Erläuterungen. Musikalisch ist das<br />

sowieso gehobenes Kulturgut. Man muss die<br />

streicherverzuckerten Schnulzen nicht mögen.<br />

Dass hier aber der begabteste Tenor des<br />

Rock’n’Roll, ein fantastischer Songschreiber<br />

und ein grandioser Performer verewigt ist,<br />

lässt sich einfach nicht leugnen. Wer also<br />

den am Nikolaustag 1988 vers<strong>to</strong>rbenen Roy<br />

Orbison nur als “Pretty Woman”-Anbaggerer<br />

oder Mitglied der Traveling Wilburys kennt<br />

und schätzt, sollte hier unbedingt reinhören.<br />

(WaxTime/inakustik; 1962, 16 Tracks) lbr<br />

CHOCOLATE WATCH BAND<br />

THE INNER MYSTIQUE<br />

Mystisch ist an diesem<br />

Album so einiges.<br />

Etwa welche<br />

Musiker da eigentlich<br />

spielen, und wie sie<br />

aussehen. Auf der<br />

Rückseite der zweiten<br />

Langrille der kalifornischen Rätselband<br />

steht zwar eine unfassbar lange Widmungsliste,<br />

aber wer zum Beispiel die schönen<br />

Flöten- und Saxofonklänge zum deutlich<br />

domestizierten Garagensound beiträgt, steht<br />

nirgends. Produzent Ed Cobb ließ von Sänger<br />

Dave Aquilar und seinen Mannen außer<br />

einem Dylan-Cover (“It’s All Over Now”)<br />

auch etwas härteren S<strong>to</strong>ff wie “I’m Not Like<br />

Everybody Else” im strammen Links-Rechts-<br />

Stereosound einspielen. Erfolg war den Jungs<br />

nicht beschieden – und so dürften Originale<br />

in dem superben Zustand des Sundazed-Reissue<br />

wohl nicht mehr zu bekommen sein. Definitive<br />

Empfehlung für Perlenfischer abseits<br />

des Sixties-Mainstream.<br />

(Sundazed/Universal, 1968,<br />

8 Tracks) lbr<br />

BOB DYLAN<br />

BLONDE ON BLONDE<br />

Wohl keinem Good-<br />

Times-Leser<br />

muss<br />

man etwas erzählen<br />

über die Musik auf<br />

diesem Jahrhundertalbum.<br />

Bob Dylans<br />

doppelter Streich von<br />

1966 kommt bei jeder einigermaßen tauglichen<br />

Präsentation der „besten Alben aller<br />

Zeiten” mindestens in die Top Ten. Nach<br />

Seite 46 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


LP<br />

REVIEWS<br />

Vinyl<br />

ulkigem Einstieg mit “Rainy Day Woman”<br />

– was haben wir immer mitgebrüllt<br />

“Everybody Must Get S<strong>to</strong>ned” –<br />

und einem von mehreren musikalisch<br />

eher durchschnittlichen Bluesnummern<br />

kommt ein Bündel von Klasse-<br />

Songs. Und mit “Just Like A Woman”<br />

und “Sad Eyed Lady Of The Lowlands”<br />

hat er dem anderen Geschlecht<br />

mit die schönsten Denkmäler des Pop<br />

gedichtet. Unterstützt von Teilen von<br />

The Band (damals noch The Hawks)<br />

und anderen Top-Musikern nölte, näselte,<br />

quengelte und quetschte sich<br />

Dylan durch rätselhafte (was bedeutet<br />

eigentlich der Albumtitel?) und<br />

anspielungsreiche, durch aggressive<br />

oder schlicht lyrische Texte – wunderbar.<br />

MFSL hat diesen Meilenstein<br />

mit schönem Fo<strong>to</strong>booklet in eine<br />

feste Schatulle gepackt und neu aufgeteilt:<br />

Auf nicht weniger als sechs,<br />

mit 45 Umdrehungen rotierenden LP-<br />

Seiten, vorbildlich sauber gepresst.<br />

Eine HiFi-Testplatte war dieser Roh-<br />

Diamant nie, doch der Sound ist jetzt<br />

vergleichsweise überragend. Ob nun<br />

wirklich das originale analoge Master<br />

oder die Sony-Hochbit-Digital-Remaster<br />

das Ausgangsmaterial stellten,<br />

mögen Sounddetektive dechiffrieren;<br />

alte europäische CBS-Pressungen<br />

klingen deutlich dumpfer und mulmiger.<br />

Die ultimative LP-Ausgabe<br />

eines Klassikers.<br />

(3 LPs 45 rpm, MFSL/Sieveking<br />

Sound, 1966, 14 Tracks) lbr<br />

STEVIE WONDER<br />

FULFILLINGNESS’ FIRST<br />

FINALE<br />

In der Rückschau<br />

scheint<br />

Stevie Wonders<br />

soundsovieltes<br />

„klassisches”<br />

Album<br />

der<br />

70er immer ein<br />

wenig im Schatten Shtt des Vorgängers<br />

INNERVISIONS und erst recht des<br />

Nachfolgers SONGS IN THE KEY<br />

OF LIFE zu stehen. Doch als FUL-<br />

FILLINGNESS ... 1974 erschien,<br />

stürmte es die Spitze der US-Charts.<br />

Zu Recht, das Genie konnte damals<br />

einfach nicht fehlgehen. Wonder<br />

schüttelte Top-Songs nur so aus<br />

dem Ärmel, setzte modernste Instrumente,<br />

Produktionsmethoden und<br />

natürlich seine Stimme perfekt ein,<br />

um mal wieder einen Soul-Funk-<br />

Meilenstein zu setzen. Ganz groß<br />

die Attacke auf Präsident Nixon und<br />

Co. mit “You Haven’t Done Nothin”,<br />

zu dem mal eben die Jackson 5 den<br />

Backgroundchor schmetterten. Für<br />

seine „Silver Series” presst MFSL<br />

zwar „nur” auf 140 Gramm Vinyl<br />

und konnte wohl eher auf ein digitales<br />

(Re-)Master als auf das originale<br />

Mutterband zurückgreifen –<br />

doch Sound und Pressqualität sind<br />

auch hier <strong>to</strong>p. Schön im originalen<br />

Klappcover wiederaufgelegt inklusive<br />

des Schreibfehlers „Boogie On<br />

Raggae Woman” beim Tracklisting<br />

auf dessen Innenseiten – schon da-<br />

mals stand „Reggae” auf Rückseite<br />

und in den Lyrics. Höchste Empfehlungsstufe.<br />

(MFSL/Sieveking Sound, 1974,<br />

10 Tracks) lbr<br />

SANTANA<br />

AMIGOS<br />

Nach<br />

einigen<br />

stilistischen<br />

Experimenten<br />

kehrten Santana<br />

mit dem in<br />

San Francisco<br />

aufgenommenen<br />

Album wieder zum Latin in<br />

allen Spielarten zurück. Klar, der<br />

Zeitgeist machte sich auch hier bemerkbar,<br />

besonders beim funkigen,<br />

Disco-angehauchten “Let Me”, aber<br />

mit dem lässigen “Dance Sister<br />

Dance (Baila Mi Hermana)” und<br />

dem afro-kubanischen “Gitano” gab<br />

es eindeutig Futter für die Fans, die<br />

die kurz davor erschienenen Alben<br />

eher argwöhnisch aufnahmen. Und<br />

Carlos Santanas Gitarrenspiel? Bei<br />

“Europa (Earth’s Cry Heaven’s<br />

Smile)” lässt er wieder seine Töne<br />

genüsslich schwingen und liefert ein<br />

mehr als beeindruckendes Solo. Die<br />

Platte erscheint als audiophil hochwertig<br />

gemasterte 180g-Pressung<br />

– natürlich im sehr schönen Klappcover.<br />

(Speakers Corner Records, 1976,<br />

7 Tracks) at<br />

RANDY NEWMAN<br />

RANDY NEWMAN’S FAUST<br />

<strong>Music</strong> On Vinyl<br />

schreitet<br />

munter<br />

voran<br />

bei der Re-<br />

Analogisierung<br />

des amerikanischen<br />

Piano-Songwriters it mit der typischen<br />

Nöhlstimme. Auf seinem Debüt<br />

versprach er (oder die Plattenfirma)<br />

1968 vollmundig „Randy Newman<br />

creates something new under<br />

<strong>the</strong> sun”. In der Tat hatte sich der<br />

Neffe von gleich drei Filmkomponisten<br />

in geschickter Streicher- oder<br />

Vaudeville-Camouflage textlich in<br />

alle Nesseln gesetzt. Mit ätzendem<br />

Spott, Zynismus oder hemmungslose<br />

Pathos schmähte er quäkend<br />

den amerikanischen Mittelstand.<br />

Herb, aber genial. Und damals fast<br />

unverkäuflich. Ein Vierteljahrhundert<br />

später war Newman längst etabliert<br />

und konnte es sich leisten, die<br />

alte Geschichte vom Dok<strong>to</strong>r Faust<br />

als <strong>Music</strong>al zu komponieren. Mit<br />

Eagle Don Henley als Faust, James<br />

Taylor als Gott, mit El<strong>to</strong>n John,<br />

Bonnie Raitt, Linda Ronstadt und<br />

natürlich ihm selbst als Mephis<strong>to</strong>.<br />

Schade, dass MOV dieses mit Beatles,<br />

Led Zep- oder Dylan-Zitaten<br />

prall gefüllte Meisterwerk auf Doppel-LP<br />

in Einfachhülle, ohne jede<br />

Textinformation und sogar ohne<br />

Besetzungsliste veröffentlicht. Die<br />

Reissue-Spezialisten haben sich<br />

schon mit wesentlich besseren Ausstattungen<br />

profiliert – dieser abgründige<br />

„Faust” hätte sie verdient.<br />

(Reprise/<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo,<br />

1968, 11 Tracks, 1995,<br />

17 Tracks) lbr<br />

JEFFERSON AIRPLANE<br />

AFTER BATHING AT<br />

BAXTER’S<br />

Nach<br />

Granden<br />

wie Jimi<br />

Hendrix<br />

oder<br />

Miles<br />

Davis<br />

spült die Mono-<br />

Welle<br />

immer<br />

weitere Schätze<br />

der 60er Jahre ans Licht. So auch das<br />

dritte Album der Westcoast-Psychedelic-Heroen<br />

Jefferson Airplane. Schließlich<br />

wurde dieser weniger kommerzielle<br />

Nachfolger des Smash-Albums<br />

SURREALISTIC PILLOW wie die<br />

meisten zeitgenössischen Langrillen<br />

für etwa 90 Prozent der Pop-Hörer<br />

mono abgemischt – Stereo war damals<br />

noch Oberschichtensound. Sundazed<br />

hat mit der Wiederveröffentlichung im<br />

Klappcover mit bedruckter Innenhülle<br />

auch sonst alles richtig gemacht. Die<br />

Super-Sirene Grace Slick (welch eine<br />

Sängerin ging da an Drogen und Alk<br />

verloren!), die herben Psych-Rocker,<br />

die mittelalterlichen Sprengsel, die<br />

experimentellen Ausflüge in fünf „Suiten”<br />

– das kommt so schön druckvoll<br />

und spannungsreich rüber, dass man<br />

die Links-Rechts-Ordnung wirklich<br />

nicht vermisst.<br />

(Mono-Edition Sundazed/Universal,<br />

1968, 11 Tracks) lbr<br />

RELATIVELY CLEAN<br />

RIVERS<br />

RELATIVELY CLEAN RIVERS<br />

Nun auch<br />

(wieder) als<br />

LP erhältlich:<br />

RELATIVELY<br />

CLEAN RI-<br />

VERS von der<br />

gleichnamigen<br />

Band aus Kalifornien. Die vom Multi-Instrumentalisten<br />

und Sänger Phil<br />

Pearlman dominierte Gruppe spielte<br />

einen überaus fesselnden westküstlichen<br />

Hippie-Underground-Psychedelic-Folk-Rock,<br />

der in seinen harmloseren<br />

Momenten wie eine Mischung<br />

aus weiterentwickelten CSN&Y und<br />

Grateful Dead klang und in seinen<br />

strengeren Sequenzen ziemlich einzigartig.<br />

Wenn sich zu den normalen Rockinstrumenten<br />

eine kühne Flöte und<br />

ein konsequent schrille neue Wege suchender<br />

Syn<strong>the</strong>sizer gesellten, entstanden<br />

teilweise weltmusikalisch gefärbte<br />

verstörende Klanggemälde, die an wildeste<br />

1968er „Anything Goes”-Zeiten<br />

erinnern, obwohl das Album erst 1975<br />

eingespielt wurde. Tracks wie “Easy<br />

Ride”, “Journey Through The Valley<br />

Of O”, “Last Flight To Eden” und<br />

“The Persian Caravan” haben bis heute<br />

nichts von ihrer Magie verloren.<br />

John O’Hara,<br />

keyboards & accordion<br />

(Phoenix-Red River Exports/<br />

David Goodier,<br />

bass<br />

Soulfood, 1975, 8 Tracks) hjg<br />

Florian Opahle,<br />

guitar<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 47Scott Hammond,<br />

TOUR 2014<br />

25.04.14 N - OSLO Rockefeller<br />

13.05.14 Berlin Huxleys *<br />

27.04.14 DK - KOPENHAGEN AMAGER BIO<br />

15.05.14 Saarbrücken Garage *<br />

28.04.14 DK - AALBORG Skraaen<br />

16.05.14 Filderstadt Filharmonie *<br />

30.04.14 D - Worpswede <strong>Music</strong>hall<br />

17.05.14 Offenbach Capi<strong>to</strong>l *<br />

01.05.14 D - Osnabrück Rosenhof<br />

19.05.14 Regensburg Airport *<br />

02.05.14 NL - Bergen op Zoom Gebouw T<br />

20.05.14 Nürnberg Rockfabrik *<br />

03.05.14 NL - Leewarden Poppodium Romein<br />

22.05.14 München Circus Krone *<br />

05.05.14 B - VERVIERS Spirit of 66<br />

23.05.14 CH - Pratteln Z7 *<br />

08.05.14 Dortmund FZW *<br />

24.05.14 Ravensburg Oberschwabenhalle *<br />

09.05.14 Köln E WERK *<br />

25.05.14 Augsburg Spectrum Club<br />

10.05.14 Emden Nordseehalle *<br />

07.06.14 Sweden Rock Festival<br />

12.05.14 Hamburg Docks *<br />

* DOUBLE HEADLINE TOUR 2014 MIT MAGNUM<br />

14.10.14 Bonn, Beethovenhalle<br />

16.10.14 Stuttgart, Liederhalle Beethovensaal<br />

17.10.14 München, Circus Krone<br />

18.10.14 Halle, Georg-Friedrich-Händel-Halle<br />

21.10.14 Nürnberg, Meistersingerhalle<br />

22.10.14 Baden Baden, Festspielhaus<br />

24.10.14 Mannheim, Rosengarten<br />

25.10.14 Tuttlingen, Stadthalle<br />

26.10.14 Freiburg, Konzerthaus<br />

28.10.14 Frankfurt, Alte Oper<br />

29.10.14 Osnabrück, Osnabrückhalle<br />

30.10.14 Bremen, Die Glocke<br />

02.11.14 Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

03.11.14 Hamburg, CCH 2<br />

04.11.14 Berlin, Admiralspalast<br />

11.04.14 Köln, Kantine GmbH<br />

12.04.14 Karlsruhe, Festhalle Durlach<br />

13.04.14 Aschaffenburg, Colos-Saal<br />

25.04.14 Coesfeld, Stadthalle<br />

26.04.14 Aurich, Stadthalle<br />

27.04.14 Memmingen, Stadthalle<br />

01.05.14 A-Hohenems, Tennis.event.center Kick KG<br />

02.05.14 Simbach, Lokschuppen<br />

03.05.14 Winterbach, Salierhalle<br />

04.05.14 CH-Pratteln, Z7<br />

09.05.14 A-Wien, Gasometer<br />

14.06.14 Rehau, Jahnstadion<br />

drums & percussion<br />

22.04.14 RADOLFSZELL Milchwerk<br />

23.04.14 FREIBURG Konzerthaus<br />

28.04.14 HAMBURG Fabrik<br />

29.04.14 BERLIN Tempodrom<br />

02.05.14 DRESDEN Schlachthof<br />

06.05.14 STUTTGART LKA<br />

07.05.14 AUGSBURG Kongresshalle<br />

ZUSATZ-<br />

TERMINE<br />

HOMO ERRATICUS – TOUR 2014<br />

JETHRO TULL’s<br />

IAN ANDERSON<br />

permforms <strong>the</strong> new Album HOMO ERRATICUS<br />

And <strong>the</strong> BEST OF JETHRO TULL<br />

19.11.2014 STUTTGART Hegelsaal<br />

20.11.2014 AACHEN Eurokongress<br />

22.11.2014 KOBLENZ Rhein Mosel Halle<br />

24.11.2014 BONN Beethovenhalle<br />

25.11.2014 MAGDEBURG Stadthalle<br />

26.11.2014 ROSTOCK Stadthalle<br />

27.11.2014 HAMBURG CCH 2<br />

29.11.2014 HALLE Georg-Friedrich-Händel-Halle<br />

30.11.2014 WETZLAR Rittal Arena<br />

Weitere Termine und Künstler auf www.dmc-music.de


LP<br />

REVIEWS<br />

BUDDY MILLER<br />

YOUR LOVE AND OTHER LIES<br />

+ CRUEL MOON<br />

Mit einer ganz eigenen Americana-Note<br />

Nt<br />

versah Buddy Miller seine ersten Alben, die<br />

er Mitte/Ende der 90er Jahre auf High Tone<br />

veröffentlichte. Einerseits gab es bei seinen<br />

starken Songs zwischen Country, Blues und<br />

Rock keinen Ton zu viel zu hören, andererseits<br />

konnte er neben seiner Ehefrau Julie<br />

so namhafte Kollegen wie Jim Lauderdale,<br />

Steve Earle, Lucinda Williams oder Emmylou<br />

Harris vor das Mikrofon locken, weitere<br />

Studiogäste waren Al Perkins (Lapsteel),<br />

Don Heffing<strong>to</strong>n (dr) und Gurf Morlix (b).<br />

Für die Bear-Family-Wiederveröffentlichungen<br />

wurden die Originalbänder bei<br />

Pauler Acoustics in Nor<strong>the</strong>im sorgfältigst<br />

remastert, was in Verbindung mit dem dicken<br />

180g-Vinyl für einen herrlich warmen,<br />

fein abgestuften Klang sorgt. Klasse auch<br />

die Verpackung, sowohl YOUR LOVE<br />

AND OTHER LIES als auch CRUEL<br />

MOON kommen als aufklappbare Cover<br />

mit lesbaren (!) Produktionsinfos.<br />

(Bear Family, 1995, 13 Tracks,<br />

1999, 11 Tracks) us<br />

WISHBONE ASH<br />

ARGUS<br />

Zwischen all den<br />

angesagten musikalischen<br />

Stühlen Artund<br />

Hard Rock,<br />

Folk- und Blues-<br />

Rock, hatten Wishbone<br />

Ash zu Beginn<br />

der 70er Jahre Jh schon bald Platz genommen.<br />

Spätestens mit diesem, ihrem dritten<br />

Album, war man weltweit ein Begriff.<br />

Den vor allem in langsamen Passagen<br />

suboptimalen Gesang machte das englische<br />

Quartett locker wett mit dem mitreißenden<br />

Twin-Gitarrenspiel. Ted Turner<br />

und Andy Powell gaben sich mit starken,<br />

melodiösen Kompositionen die Töne in<br />

die Finger. Das klingt noch heute bärenstark,<br />

vor allem, wenn’s zünftig rockt wie<br />

in “Warrior”. Mit “The King Will Come”<br />

steht zudem ein Songklassiker zu Buche,<br />

dessen Riff jeder Rockfan kennen müsste.<br />

Das Reissue (Einfach-Cover, kein Beiblatt,<br />

mit Decca-Rainbow-Label) ist definitiv<br />

okay, auch wenn die 180-Gramm-<br />

Pressung einige Schlieren zeigt.<br />

(MCA/Universal, 1972, 7 Tracks) lbr<br />

BUTTERCUP SOCIETY<br />

HIGH TEC SURPRISE<br />

So was wie der<br />

Laurel Canyon oder<br />

Abbey Road muss<br />

auch in Freiburg herum<br />

zu finden sein –<br />

wie käme sonst eine<br />

derart<br />

stimmige<br />

Sammlung von Songs zustande, wie sie<br />

Jens Kreuzer von The Pleasure mit seiner<br />

jüngeren Band gelingt? Mit dem Saarländer<br />

Carsten Willié fand er einen starken<br />

Leadsänger, der Kreuzers vor Hooks und<br />

Melodiereichtum strotzenden zehn Eigengewächse<br />

zwischen Jackson Browne,<br />

CSN, Lennon, Harrison und den Finn-Brüdern<br />

stark umsetzt. Ob dreistimmige West-<br />

Coast-Balladen wie “Gertrude” oder zupackende<br />

Rocker wie “In Stereo” oder “Love<br />

Face”, alle Refrains und viele Textzeilen<br />

– nicht nur „I wonder if we’ll have sex<br />

<strong>to</strong>night” auf “Kiss Me Or I Have To Go”<br />

– bleiben sofort im Kopf, was beim neuen<br />

McCartney-Album schwerer fällt. Kreuzer<br />

setzt seine Tasten ganz sparsam ein – bis<br />

auf das melancholische Finale “Not Even<br />

Strong” regieren die perfekt vernetzten E-<br />

Gitarren der Gäste Ralf Paske und Niels<br />

Kaiser. Hit: “Ru Tu Tu Tu” mit Daniel<br />

Gonzalka (b) an den Co-Leadvocals. Eine<br />

CD ist der Vinylplatte beigelegt.<br />

(Jazzhaus/inakustik, 10 Tracks) utw<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

GERMAN MEASLES VOLUME 1<br />

+ VOLUME 2<br />

Zwei klasse klingende LPs, mit denen Bear<br />

Family den Weg aufzeigt, den der deutsche<br />

Pop Anfang der 60er beschritt. Über die<br />

ersten britischen Importe, die über das Einfalls<strong>to</strong>r<br />

Reeperbahn aufs Festland strömten,<br />

bis zu ihren zahlreichen Nachahmern aus<br />

Darmstadt (The Pralins), Troisdorf (The<br />

Subjectts) oder Rastatt (The Rocking Stars)<br />

liefert VOLUME 1 „Flames Of Love: ‘<strong>60s</strong><br />

Beat, Garage & R&B From Germany”. Einen<br />

Schritt weiter dann schon VOLUME 2,<br />

auf der es „Sun Came Out At Seven: ‘<strong>60s</strong><br />

Mod, Pop And Freakbeat From Germany”<br />

zu hören gibt; also Cindy & Bert (“Der<br />

Hund von Baskerville”), die Petards (“Sun<br />

Came Out At Seven”), die Blizzards (“Hab<br />

keine Lust heut aufzustehn”) oder The Improved<br />

Sound Limited (“It Is You”). Herrlich<br />

auch die Innenseiten der Klappcover,<br />

hier sind alle beteiligten Bands (inkl. Kurzvorstellungen)<br />

abgebildet. Großartig!<br />

(Bear Family, 2013, je 16 Tracks) us<br />

HOLGER CZUKAY<br />

ON THE WAY TO THE PEAK OF<br />

NORMAL + LES VAMPYRETTES<br />

Herbert tGö Grönemeyers Grönland-Label dLb lht hat<br />

sich entschlossen, den Backkatalog von<br />

Can-Bassist Holger Czukay nach und nach<br />

zu veröffentlichen. Den Auftakt machen ON<br />

THE WAY TO THE PEAK OF NORMAL<br />

von 1981 und die Kooperation mit Produzentenlegende<br />

Conny Plank, LES VAMPY-<br />

RETTES, die 1980 in sehr geringer Auflage<br />

als EP erschienen war. Auf Czukays drittem<br />

Album agierten Musiker von S.Y.P.H., Jah<br />

Wobble, Can-Schlagzeuger Jaki Liebezeit<br />

und eben auch Plank mit. Vom Stil her sind<br />

die Songs beider Werke eine humorvoll gehaltene<br />

Mischung aus Ambient, Dub und<br />

Can der späten 70er Jahre, alles ziemlich<br />

experimentell, aber durchaus hörbar und<br />

irgendwie auch noch heute zeitgemäß.<br />

VAMPYRETTES gibt es in verschiedenen<br />

Ausführungen, wobei das handnummerierte<br />

Deluxe-Boxset aus drei einseitig bespielten<br />

10”-Scheiben und einem ausschneidbaren<br />

Mobile mit zwei Fledermäusen Sammlern<br />

und Vinylfreunden am meisten gefallen<br />

wird. Die regulären Ausgaben punkten<br />

immerhin mit weißem und blauem Vinyl.<br />

Hingewiesen werden muss aber darauf,<br />

dass die früher erschienene CD zu ON THE<br />

WAY TO THE PEAK OF NORMAL nicht<br />

identisch mit dem Material der neuen Vinylausgabe<br />

ist.<br />

(Grönland/Rough Trade,<br />

2013, 3/24:03, 3/12:22) an<br />

THE DUKES OF HAMBURG<br />

BEAT BEAT BEAT VOL. 2<br />

„The Beat Goes On”,<br />

das gilt nicht nur für<br />

Nostalgie-Nischen.<br />

The Dukes Of Hamburg<br />

sind in Wirklichkeit<br />

aus Bielefeld,<br />

und was sie<br />

auf fihrer zweiten Fl Folge von BEAT BEAT<br />

BEAT heraushauen, ist wieder taufrisch<br />

und knackig, auch wenn das Reper<strong>to</strong>ire voll<br />

gecovert ist. Gleich fünfmal Pretty Things<br />

etwa: “Rosalyn”, “Big City”, “Buzz The<br />

Jerk”, “Midnight To 6” und “Raining In<br />

My Heart”, aber derart klar und entschlackt<br />

gezockt, dass man sie nur als „definitiv”<br />

abnicken kann, dank perfekt arrangierten<br />

g-b-dr-Formats und George Perls unaffektierten,<br />

dosiert aufgerauten Vokaleinsatzes.<br />

Zwei Kracher aus der R&B-Hoch-Zeit der<br />

<strong>Kinks</strong> passsen gut: “I Gotta Move” und “I<br />

Need You Chicago” liefert den Bezug zu<br />

Bielefeld: Achim Reichel schrieb es einst<br />

für die Phan<strong>to</strong>m Bro<strong>the</strong>rs, die („wegen ‘ner<br />

Alten”) dort hängenblieben. Erneut live<br />

ohne hörbares Publikum im Kaskade Beat-<br />

Club in Köln aufgenommen.<br />

(Moonshake, 25 cm-10”-LP, 2013,<br />

12 Tracks) utw<br />

FRANK ZAPPA & MOTHERS<br />

OF INVENTION<br />

UNCLE MEAT + ROXY & ELSE-<br />

WHERE<br />

Das Doppelalbum lb UNCLE MEAT, das<br />

fünfte der Mo<strong>the</strong>rs Of Invention, war einerseits<br />

als Soundtrack für einen nicht zustandegekommenen<br />

Science-Fiction-Film,<br />

anderseits ist es auch Hinwendung zum<br />

ebenfalls 1969 erschienenen Klassiker<br />

HOT RATS zu sehen. Denn die Musik auf<br />

UNCLE MEAT ist deutlich experimenteller<br />

gehalten als die bisherigen Mo<strong>the</strong>rs-<br />

Alben. Die Verballhornung populärer<br />

Musikstile wie Doo-Woop war mehr zugunsten<br />

von Progressive- und Jazz-Rock<br />

gewichen. Trotzdem reichte es für Platz 43<br />

der US-Charts. Beim 1974 erschienenen<br />

zwölften Album der Mo<strong>the</strong>rs, ROXY &<br />

Vinyl<br />

ELSEWHERE, handelt es sich um Livemitschnitte,<br />

die größtenteils einem Auftritt<br />

im Roxy Theatre in Los Angeles entnommen<br />

wurden. Wie für Zappa-Mitschnitte<br />

nicht unüblich, sind fast alle Stücke auf<br />

dem Doppelalbum erstmals zu hören. Einzig<br />

“More Trouble Every Day” stammt<br />

von FREAK OUT!. Musikalisch ist ROXY<br />

& ELSEWHERE Zappas Progressive- und<br />

Jazz-Rock der frühen 70er Jahre verhaftet.<br />

Sehr amüsant sind die Ansprachen an das<br />

Publikum, die verdeutlichen, welch großer<br />

Entertainer Zappa gewesen ist. Beide Neuauflagen<br />

wurden klangtechnisch auf Basis<br />

der Master-Aufnahmen überarbeitet. Bei<br />

UNCLE MEAT stechen noch aufwendiges<br />

Klappcover und Booklet hervor.<br />

(Zappa Records/Universal, 1969,<br />

30/75:57, 1974, 10/67:59) an<br />

CHARLIE MINGUS<br />

TIJUANA MOODS<br />

Mit einer Verzögerung<br />

von fünf Jahren<br />

erschien 1962 eine<br />

für die Zeit außergewöhnliche<br />

Platte.<br />

Charlie Mingus hatte<br />

das traditionelle,<br />

mexikanisch-spanische i i h Liedgut als Basis<br />

genommen und die Stilmerkmale mit<br />

modernem Jazz verknüpft. Ihm zur Seite<br />

standen der versierte Trompeter Clarence<br />

Shaw, der auf der Scheibe eine Meisterleistung<br />

abliefert, und unter anderem Jimmy<br />

Knepper, Danny Richmond und Lonnie<br />

Elder. Ein feuriges “Dizzy Mood”, das<br />

über zehnminütige, rhythmisch vertrackte<br />

“Ysabel’s Table Dance” und ein eher bedächtiges<br />

“Los Mariachis (The Streets <strong>Music</strong>ians)”<br />

stehen für ein auf der ganzen Linie<br />

gelungenes Experiment. Dieses Album<br />

gehört in jede gutsortierte Jazzsammlung.<br />

Die Ausgabe erscheint als audiophil hochwertig<br />

gemasterte 180g-Pressung.<br />

(Speakers Corner Records, 1962,<br />

5 Tracks) at<br />

KRAUTZONE<br />

KOSMISCHE RITUALE<br />

Nomen est omen,<br />

und so verwundert es<br />

kaum, dass die 2011<br />

gegründete<br />

Band<br />

Krautzone guten alten<br />

Kraut rock im Programm<br />

hat. Und auch<br />

der LP-Titel KOSMISCHE RITUALE wurde<br />

mit Bedacht gewählt, hört man doch auch<br />

eine gehörige Portion Space-Rock, wenn<br />

sich der Tonarm auf das wunderschöne,<br />

marmorierte Vinyl legt. Sphärische Syn<strong>the</strong>sizersounds,<br />

Tribal-Schlagzeug und mono<strong>to</strong>ner<br />

Bass, verzerrte Gitarren, elektronische<br />

Improvisationen: Musik mit Sogwirkung.<br />

Natürlich entsteht so etwas nicht aus dem<br />

Nichts heraus, mit Dave Schmidt (aka Sula<br />

Bassana) und Gitarrist Rainer Neef gehören<br />

zwei in der Szene bestens bekannte Musiker<br />

zur sechsköpfigen Besetzung von Krautzone.<br />

Auch klanglich ist die auf 1000 Stück<br />

limitierte LP ein richtiger Leckerbissen, gemastert<br />

von Soundmeister Eroc dröhnen die<br />

krautigen Klänge unglaublich plastisch und<br />

dynamisch aus den Boxen.<br />

(Sulatron Records/Cargo, 2013,<br />

3 Tracks) us<br />

Seite 48 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


LP<br />

REVIEWS<br />

ZZ TOP<br />

TRES HOMBRES<br />

Was haben die Amis<br />

in den 70er und<br />

80er Jahren nur für<br />

Drecks-Master über<br />

den Teich geschickt?<br />

Oder wie mies haben<br />

die Europäer solche<br />

Knaller wie die 1973er Großtat der „Lil’ Ol’<br />

Band From Texas” gepresst? Dieses Reissue<br />

„cut <strong>from</strong> <strong>the</strong> original analog mastertapes”<br />

jedenfalls klingt unfassbar druckvoller<br />

und knackiger, offener und bissiger<br />

als alte deutsche Pressungen. So muss der<br />

schnörkellose, knallharte Boogie-Blues-<br />

Rock aus der Nadel kommen. Bis auf das<br />

lahme “Hot, Blue And Righteous” drückten<br />

Billy Gibbons, Dusty Hill und Frank Beard<br />

lauter Hochprozenter raus. “La Grange”<br />

reißt noch immer vom Hocker, “Jesus Just<br />

Left Chicago” ist schlicht ein Klassiker und<br />

“Beer Drinkers And Hell Raisers” ein Muss<br />

für jedes Biker-Treffen. Diese Edelausgabe<br />

im Klappcover mit Beilegeblatt ist nicht<br />

billig, aber jeden Cent wert. Cheers.<br />

(Warner, 1973, 10 Tracks)<br />

lbr<br />

LE MUR<br />

SILENTIA NOVA<br />

Henning<br />

Wenske<br />

kreierte das Fantasy-<br />

Coverbild,<br />

Janine<br />

Ficklscherer<br />

(b),<br />

Matthias Gräf (voc,<br />

g, org, sax, Soundeffekte)<br />

und Georgios<br />

Dosis (dr) alias Le Mur sorgen für eindringlich-intensive<br />

Klanggemälde irgendwo<br />

zwischen Space-, Prog-, Psychedelicund<br />

Krautrock und Fusion-, Folk-, Jazz-,<br />

Elektronik- und S<strong>to</strong>nereinstreuungen. Eigenwillig,<br />

eigenständig, durchaus sperrig,<br />

zeitweise schräg tönt das seit 2006<br />

bestehende Trio aus Bochum auf seinem<br />

zweiten Album, das es vorerst nur auf Vinyl<br />

gibt (die Erstauflage von 500 Exemplaren<br />

erscheint farbig). Der Erstling, der<br />

bei einem UK-Label erscheinen sollte,<br />

ist übrigens noch nicht erhältlich. Musik<br />

ohne Rücksicht auf Verluste, sprich den<br />

Mainstream, die sich nicht anbiedert.<br />

Ärgerlich: Auf der Coverrückseite fehlt<br />

beim Tracklis ting der dritte Song, “Ghost<br />

Track”.<br />

(Sireena/Broken Silence, 2013,<br />

7 Tracks) pro<br />

GOMORRHA<br />

TRAUMA + I TURNED TO SEE<br />

WHOSE VOICE IT WAS<br />

Erhebliches Ehbli h Durchhaltepotenzial t l zeigte<br />

diese Kölner Band, bei der bereits 1969<br />

der später bei der Boogie Woogie Company<br />

bekannte Gitarrist Ali Claudi spielte:<br />

Neben dem Klampfkollegen Ad Ochel<br />

sowie Helmut Pohl (dr) und Eberhard<br />

Krietsch (b, org) war das Album TRAU-<br />

MA bereits einmal mit deutschen Texten<br />

aufgenommen worden. Immer interes-<br />

sant, aber flach produziert, noch unter<br />

starkem Einfluss der Beatles & Co. Dazukam:<br />

Man ahnte kaum, wohin es gesanglich<br />

mit der Hauptmelodie ging. Diese<br />

Schwächen glich das mit englischen<br />

Texten generalüberholte Material auf der<br />

BASF-LP gleichen Titels 1971 aus: Im<br />

Vergleich dynamischer und räumlicher<br />

von Conny Plank aufgenommen, diesmal<br />

mit progressiverer, gewagterer Spielweise.<br />

Dies wurde bei I TURNED TO<br />

SEE in Hamburg rhythmisch weiterentwickelt<br />

– gleich “Dance On A Volcano”<br />

klingt, als jamme Gentle Giant mit Paul<br />

Kossoff; Mike Eulner addiert einen 1-A-<br />

Bass! Dominiert wird oft durch Krietschs<br />

Hammond, viel dramatischer und Apokalypse-drohender<br />

als bei den Mitbewerbern<br />

Frumpy. Inzwischen war man beim<br />

kultigen Brain-Label, aber den Profistatus<br />

konnten die Bandmitglieder nicht halten.<br />

Split. Schade. Auch als CDs erhältlich.<br />

(Long Hair <strong>Music</strong>, 1969–1970, 1972,<br />

9+9 Tracks, 6 Tracks) utw<br />

MILLER ANDERSON<br />

BLUESHEART<br />

Strikt limitiert auf<br />

weltweit 750 Exemplare<br />

ist das blaue<br />

Vinyl, auf dem<br />

Miller<br />

Anderson<br />

Ende letzten Jahres<br />

sein 2003er Album<br />

BLUESHEART<br />

wiederveröffentlicht hat.<br />

Zusammen mit John Price (b), Norman<br />

Beaker (g), Paul Burgess (dr) und Dave<br />

Baldwin (keys) – einmal auch mit Jon<br />

Lords Hammondorgel im Rücken – präsentiert<br />

der schottische Gitarrist und Sänger<br />

auf diesem Album klassische Blues-<br />

Rockkost. Vor allen fällt auf, wie viel Zeit<br />

er seinen Songs zur Entwicklung gibt,<br />

fünf Minuten “House Of The Rising Sun”,<br />

sieben Minuten “High Tide And High<br />

Water”, acht Minuten “Runnin’ Blues”,<br />

mit “Smokestack Lightnin’/Wang Dang<br />

Doodle” eine zehnminütige Hommage an<br />

Howlin’ Wolf: So erhält die Musik den<br />

Raum, den sie benötigt. Auch klanglich<br />

kommt diese Analogausgabe <strong>to</strong>p daher,<br />

was vor allem Andersons groovenden Gitarrenklängen<br />

zugute kommt.<br />

(MiG/Cargo, 2003, 8 Tracks) us<br />

MICHAEL SCHENKER’S<br />

TEMPLE OF ROCK<br />

BRIDGE THE GAP<br />

Parallel zur CD<br />

bringt inakustik<br />

Michael Schenkers<br />

neuestes Opus auch<br />

in Schwarz, dem<br />

aktuellen Trend<br />

dankenswerterweise<br />

folgend. Mit der ehemaligen Scorpions<br />

Rhythm-Section Herman Rarebell<br />

(Drums) und Francis Buchholz (Bass) hat<br />

der deutsche Top-Gitarrero seinen Temple<br />

Of Rock gebaut, dem Shouter Doogie<br />

White das vokale Fundament verleiht<br />

und Keyboarder/Gitarrist Wayne Findlay<br />

den Farbanstrich. Heraus aus dem Tempel<br />

kommt eine richtig gute Hard-Rockscheibe,<br />

der Schenker mit seinem intelligenten,<br />

melodischen Spiel die Lichter<br />

aufsetzt. Der Au<strong>to</strong>r hat zwar seine Zwei-<br />

Vinyl<br />

fel, ob der gute alte Herman The German<br />

alle Double-Bass-Sechzehntel in den<br />

Uptempo-Nummern in die Fußmaschinen<br />

getreten hat, und auch der Sound kommt<br />

zeittypisch doch herb komprimiert, aber<br />

die Kritik verstummt angesichts solch bärenstarker<br />

Songs wie “Rock’n’Roll Symphony”.<br />

Schenker ist und bleibt, wenn<br />

psychisch und physisch stabil, eine Ausnahmeerscheinung.<br />

(inakustik, 2013, 12 Tracks)<br />

lbr<br />

ROBERT GORDON<br />

ROBERT GORDON WITH LINK<br />

WRAY + FRESH FISH SPECIAL<br />

Mit diesen beiden End-70er-LPs d70 hat htsich<br />

ih<br />

Bear Family zwei legendäre Rockabilly-<br />

Scheiben zur Wiederveröffentlichung<br />

ausgesucht – und dabei diese Aufgabe<br />

mit Bravour gelöst. Mit Remaster-Unterstützung<br />

von Pauler Acoustics wurden die<br />

180g-Vinylscheiben bei Pallas in Diepholz<br />

gepresst, beeindrucken durch ungemein<br />

druckvollen und erdigen Klang. Ideal dazu<br />

passend natürlich die Songauswahl des<br />

1977er Debüts ROBERT GORDON WITH<br />

LINK WRAY, bei dem sich Sänger Gordon<br />

und Gitarrist Wray mit Songs wie “Red<br />

Hot”, “Summertime Blues” oder “Boppin’<br />

The Blues” bei glorreicher (Rockabilly-)<br />

Vergangenheit bedienten. Auch auf dem<br />

ein Jahr später veröffentlichten FRESH<br />

FISH SPECIAL klappt dieser Mix aus Alt<br />

und Neu hervorragend, besonders da die<br />

beiden Protagonisten mit ihrer Begleitband,<br />

den Wildcats, mit den Jordanaires<br />

sowie mit Bruce Springsteen (der extra<br />

für dieses Album den Song “Fire” komponierte)<br />

noch hochkarätige Mitstreiter<br />

gefunden hatten. Zwei Bonus-Tracks: die<br />

Singleversion von “Fire” sowie das von<br />

Huey Smith geschriebene “Sea Cruise”.<br />

(Bear Family, 2013, 1977, 12 Tracks,<br />

1978, 11 Tracks) tk<br />

ELVIS PRESLEY<br />

HIS HAND IN MINE<br />

Als Jerry Lee Lewis<br />

in den Siebzigern<br />

den Gospel für sich<br />

entdeckte,<br />

stand<br />

Elivs’ musikalisches<br />

Bekenntnis zu dem<br />

religiös-spirituellen<br />

Stil schon seit über einer Dekade in den<br />

Regalen der Plattenläden. HIS HAND IN<br />

MINE zeichnet ein intimes Porträt des<br />

King, fernab von Rock’n’Roll-Ausbrüchen<br />

und Macho-Allüren. Unterstützt von<br />

einem Chor singt Presley – den der Gospel<br />

schließlich zu seiner eigenen Musik brachte<br />

– mit einem so tiefgreifenden Gefühl,<br />

dass sich sogar Kritiker der Jetztzeit davon<br />

beeindrucken lassen. Tracks wie “His<br />

Hand In Mine”, “In My Fa<strong>the</strong>r’s House”<br />

oder “Working On The Building” wirken<br />

so au<strong>the</strong>ntisch, dass schnell die Frage aufkommt,<br />

ob der Rock’n’Roll beim King<br />

eher an zweiter Stelle kam. Empfehlung!<br />

(Speakers Corner, 1961, 12 Tracks) at<br />

Visit <strong>the</strong> official band website:<br />

www.barclayjamesharvest.com<br />

N O R T H<br />

NEW STUDIO ALBUM<br />

AVAILABLE IN THREE FORMATS<br />

Single Disc Edition<br />

Deluxe 2CD Digi-Pack<br />

Bonus CD featuring highlights of <strong>the</strong>ir concert<br />

at Bux<strong>to</strong>n Opera House - February 2011<br />

Limited Edition Vinyl LP<br />

Gatefold sleeve 180g Vinyl<br />

“North is an album that respects<br />

all <strong>the</strong> melodic traditions of BJH.<br />

With this album <strong>the</strong> time-honoured<br />

BJH sound finds a new voice<br />

and momentum”<br />

PROG MAGAZINE<br />

November 2013<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 49<br />

For information on all Esoteric Antenna releases<br />

please visit: www.esotericrecordings.com


CD<br />

REVIEWS<br />

BRYAN LEE<br />

PLAY ONE FOR ME<br />

Auf seinem Labeldebüt für Severn Records<br />

präsentiert Bryan Lee in einem hälftigen<br />

Mix aus Eigenkompositionen und Covers<br />

zehn Songs, die sich vornehmlich im Spannungsfeld<br />

von klassischem Soul und der<br />

eleganten Variante des urbanen Blues à la<br />

B.B. King bewegen. Dabei lässt seine Performance<br />

zugleich immer wieder Anklänge<br />

an den Gitarren- wie Gesangsstil eben jenes<br />

„King Of The Blues” erkennen, doch<br />

auch das rauere Idiom des Chicago-Blues<br />

ist Lee keineswegs fremd, wie etwa seine<br />

Interpretation der einst von Howlin’ Wolf<br />

eingespielten Willie-Dixon-Komposition<br />

”Evil” mit Gastauftritt von T-Birds-Harper<br />

Kim Wilson unterstreicht. Insgesamt ein<br />

überzeugendes Alterswerk des auf Grund<br />

seiner Erblindung auch als „Braille Blues<br />

Daddy” firmierenden 70-Jährigen aus dem<br />

musikalischen Schmelztiegel New Orleans.<br />

(Severn/inakustik, 2013, 10/43:43) ms<br />

PAUL CARRACK<br />

RAIN OR SHINE<br />

Egal, ob Mike &<br />

The<br />

Mechanics,<br />

Eric Clap<strong>to</strong>n, Ace<br />

oder Squeeze, letztendlich<br />

profitierten<br />

alle Acts, denen<br />

Paul Carrack seine<br />

Soul-weiche Stimme lieh, von deren unglaublicher<br />

Qualität. Seit längerer Zeit ist<br />

er auch unter eigenem Namen unterwegs,<br />

veröffentlicht auch immer wieder als Solokünstler.<br />

RAIN OR SHINE heißt das<br />

neueste Werk in dieser Reihe, und schon<br />

jetzt darf man es als eines seiner cleversten<br />

bezeichnen. Clever daher, weil es ihm darauf<br />

gelingt, selbst verfasste Songs und<br />

Interpretationen altbekannter Klassiker so<br />

miteinander zu verweben, dass unter dem<br />

Strich ein schlüssiges – und vor allem<br />

klasse klingendes – Album herauskommt.<br />

“Hard Times (No One Knows Better Than<br />

I)” hat er sich von Ray Charles ausgeborgt,<br />

“(If Loving You Is Wrong) I Don’t To Be<br />

Right” von Lu<strong>the</strong>r Ingram, für den Titelsong<br />

“Come Rain Or Come Shine” wandelt<br />

er auf den Spuren von Ella Fitzgerald,<br />

Frank Sinatra und Billie Holiday. Und<br />

dass seine eigenen Songs gegenüber diesen<br />

Vorlagen nicht abfallen, zeigt einmal<br />

mehr, welch Klasse Paul Carrack auch als<br />

Songwriter auszeichnet.<br />

(Carrack UK/H’Art, 2013, 10/35:30) tk<br />

MATT SCHOFIELD<br />

FAR AS I CAN SEE<br />

Matt Schofield gehört zu den zahlreichen<br />

Gitarristen und Songschmieden der britischen<br />

Blues-Rockszene, die sich in den<br />

letzten Jahren mit reichlich Alben und<br />

Tourneen auch hier zu Lande profiliert<br />

haben. Drei British Blues Awards als bester<br />

Gitarrist hintereinander (2010–2012)<br />

haben sein Schaffen gewürdigt. Von den<br />

meisten Kollegen unterscheidet er sich<br />

vor allem dadurch, dass er reichlich Jazz<br />

und gelegentlich R&B in seine Songs einfließen<br />

ließ und lässt. So auch auf seinem<br />

neuem Werk FAR AS I CAN SEE, seinem<br />

fünften Studio-Album, das streckenweise<br />

auch auf überraschend traditionellen<br />

Blues-Pfaden wandelt. Bestechend – neben<br />

dem Zusammenspiel mit der Orgel –<br />

ist einmal mehr sein melodisch-flüssiges<br />

wie gefühlvolles und ausdrucksstarkes<br />

Saitenspiel über den groovy Rhythmen seiner<br />

Begleitband. Der Mann hat die Lektion<br />

gelernt, dass weniger oft mehr ist. Wenn<br />

man Vergleiche anstellen will, dann am<br />

ehesten den mit Snowy White, der ähnlich<br />

eigenständig und facettenreich agiert.<br />

(Mascot/Rough Trade, 2014,<br />

11/61:26) pro<br />

THE FOUR TOPS<br />

INDESTRUCTIBLE – EXPANDED<br />

EDITION<br />

Mit ihrem Mix aus<br />

Doo-Wop,<br />

Soul,<br />

R&B und Disco waren<br />

die Four Tops<br />

von Mitte der 60er<br />

bis Anfang der 80er<br />

verlässliche<br />

Hitgaranten<br />

für Mo<strong>to</strong>wn und ABC, 1988<br />

nahmen sie mit INDESTRUCTIBLE ihr<br />

einziges Album für Arista auf. Mit unterschiedlichen<br />

Produzenten versuchte die<br />

Originalbesetzung – Duke Fakir, Lawrence<br />

Pay<strong>to</strong>n, Levi Stubbs und Obie Benson –<br />

des legendären Quartetts, noch einmal voll<br />

durchzustarten, von Aretha Franklin und<br />

Kenny G (“If Ever A Love There Was”)<br />

sowie Clarence Clemons (“The Sun Ain’t<br />

Gonna Shine”) wurden sie dabei prominent<br />

unterstützt, als größter Erfolg des Albums<br />

stellte sich im Nachhinein das von<br />

Phil Collins mitverfasste “Loco In Acapulco”<br />

(UK#7) heraus. Dementsprechend gibt<br />

es diesen Song auf der remasterten Expanded<br />

Edition auch neben dem Original noch<br />

in vier weiteren Versionen zu hören, dazu<br />

noch die Maxi-Singles von “The Four Of<br />

Us” und “Indestructible”.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1988,<br />

15/77:12) us<br />

DR. WU’ & FRIENDS<br />

HANGIN’ WITH DR. WU’ –<br />

TEXAS BLUES PROJECT VOL. 4<br />

Gitarrist Buddy Whitting<strong>to</strong>n (John<br />

Mayall’s Bluesbreakers), Keyboarder<br />

Red Young (Eric Burdon) sowie die fünf<br />

Backgroundstimmen von The Walker Effect,<br />

das sind die „Friends”, die sich Jim<br />

Ashworth und Bryan Freeze (aka Dr. Wu’)<br />

für die vierte Auflage ihres Texas Blues<br />

Projects ins Studio eingeladen haben. Und<br />

auch wenn die beiden auf dem Cover mit<br />

dem Strick schon am Galgen befestigt<br />

sind, ist der CD-Titel HANGIN’ WITH<br />

DR. WU’ doch wohl eher im übertragenen<br />

Sinne zu verstehen, wird damit die lockere<br />

Atmosphäre beschrieben, mit der man im<br />

Aufnahmestudio abhing ... und so ganz nebenbei<br />

lässige Texas-Bluessongs entstehen<br />

ließ. Stark auch, dass sie dabei gänzlich<br />

auf (naheliegendes) Fremdmaterial von<br />

Landsleuten wie Stevie Ray Vaughan oder<br />

Johnny Winter verzichteten und alle Songs<br />

selbst schrieben.<br />

(www.TexasBlues.org/Import, 2013,<br />

12/55:49) tk<br />

Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

NEW ORLEANS FUNK 3<br />

New Orleans war für die Entwicklung<br />

des Funk so wichtig wie kaum eine andere<br />

Stadt. Hier im kulturellen Schmelztiegel<br />

am Delta trafen Jazz, Blues, Mambo<br />

und Mardi Gras zusammen; hier wurde<br />

der synkopierte perkussive Second-Line-<br />

Beat perfektioniert, der den Funk erst so<br />

unwiderstehlich macht. Das Londoner<br />

SoulJazz-Label dokumentiert nun in der<br />

mittlerweile dritten Folge seiner hervorragenden<br />

Serie NEW ORLEANS FUNK<br />

die Einzigartigkeit der groovigen Musik<br />

aus der Mississippi-Metropole. Versammelt<br />

sind Interpreten wie u.a. Lee Dorsey<br />

& The Meters (“What You Want”), Allen<br />

Toussaint (“We The People”), The Dixie<br />

Cups (“Two-Way-Pocky-Way”), The Dirty<br />

Dozen Brass Band (“Do It Fluid”) sowie<br />

Professor Longhair (“Go To The Mardi<br />