26.02.2014 Aufrufe

Motorsport Magazin Marc Marquez - Rekordkiller (Vorschau)

Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!

Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.

IN DIESER AUSGABE<br />

AUSGABE<br />

Stephan Heublein, Chefredakteur<br />

34<br />

Formel 1<br />

legenden: Vettel vs. Schumacher . . . . . . . . . . . . . 24<br />

adrian newey: Aussterbende Spezies . . . . . . . . 32<br />

Lasst die<br />

Rekorde purzeln<br />

Ein Rekord für die Ewigkeit, der Beste aller Zeiten - Floskeln, die<br />

uns in jedem Jahr begleiten und nicht mehr falsch liegen könnten.<br />

»Rekorde sind dazu da, um gebrochen zu werden«, sagt uns Martin<br />

Brundle mit überzeugter Stimme. » Auf die Frage nach dem besten<br />

Fahrer aller Zeiten gibt es keine Antwort - weil man die Epochen<br />

nicht vergleichen kann«, wehrt Vierfach-Champion Alain Prost<br />

gegenüber dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> ab. In diesem Jahr traten<br />

zwei junge Männer den endgültigen Beweis dafür an.<br />

Der Fall Vettel - Jüngster GP-Sieger, jüngster Champion und nun<br />

sogar jüngster Vierfach-Weltmeister - für Sebastian Vettel müssen<br />

die Rekordbücher erweitert werden. Neun Siege in Serie innerhalb<br />

einer Saison, so viel wie Alberto Ascari in zwei Saisons hintereinander.<br />

13 Siege in einer Saison - so viele wie Michael Schumacher<br />

2004. Gehört Vettel damit zum erlauchten Kreis der Formel-1-<br />

Legenden? Wir überprüfen, ob der Dominator der Gegenwart nun<br />

mit Alain Prost, Ayrton Senna, Juan Manuel Fangio und Michael<br />

Schumacher auf einer Stufe steht...<br />

Der Fall <strong>Marquez</strong> - Fast ein Spiegelbild von Vettel - nur noch<br />

besser! Bereits in seiner Rookie-Saison in der Königsklasse räumte<br />

der Spanier alles ab. Podium im ersten Rennen, Sieg im zweiten<br />

Rennen und jüngster Champion in der Geschichte der MotoGP:<br />

<strong>Marquez</strong> mutierte gleich bei seinem Debüt zur Killer-Ameise. Vettel<br />

und <strong>Marquez</strong> - zwei <strong>Rekordkiller</strong> wie sie im Buche stehen - aber<br />

keine Sorge, eines Tages werden auch ihre Rekorde purzeln.<br />

4 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

interview: Alain Prost . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

top-5: Vergessene Weltmeister . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

highlights 2013: Verrückte F1-Welt. . . . . . . . . . 42<br />

2013: Die Saison in Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

Exklusiv: Lewis Hamilton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

Automobil<br />

interview: Timo Glock. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

dtm: Helden gesucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

wrc: Zwischen Himmel und Erde. . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

speed academy: Interview - Sven Müller . . . . . . 68<br />

ADAC <strong>Motorsport</strong>: ADAC GT Masters 2014. . 70<br />

Motorrad<br />

marc marquez: <strong>Rekordkiller</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

ducati: Neuer Retter in der Not? . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

Exklusiv: Cal Crutchlow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />

highlights: Stürze, Rookies & Sensationen . . . . . 90<br />

fahrermarkt: Die MotoGP-Wechsel 2014 . . . . . 94<br />

top-5: Prognosen für 2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />

wünsche: Was sich MotoGP-Stars wünschen . . . 102<br />

exklusiv: Sandro Cortese. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104<br />

jack miller: Spaßvogel ohne Grenzen . . . . . . . 106<br />

wsbk: Superbike auf Sparflamme . . . . . . . . . . . . . . 108<br />

Service<br />

Boxenstopp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

Kolumnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

ZIELGERADE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114<br />

Foto: adrivo/Sutton Titelfotos: adrivo/Sutton, milagro, mercedes-benz, red bull racing


Pro VS.<br />

Kevin Magnussen die richtige Wahl für McLaren?<br />

Kevin Magnussen<br />

erhält das Auto von<br />

Sergio Perez<br />

Fotos: adrivo/sutton, mclaren<br />

+++ PRO +++<br />

+++ CONTRA +++<br />

Auf den ersten Blick mag McLarens Entscheidung für Kevin Magnussen<br />

gewagt sein, allerdings hat sich die Wahl eines Newcomers schon<br />

einmal ausgezahlt. Für Teamchef Martin Whitmarsh steht fest, dass<br />

Kevin Magnussen vom Kaliber eines Lewis Hamilton ist. »Kevin ist ein<br />

außergewöhnlicher Fahrer. Solche Talente gibt es nur noch selten.«<br />

Und Whitmarsh muss es wissen, immerhin steckte McLaren in die<br />

Entwicklung des Dänen genauso viel Geld und Energie wie in die<br />

Karriere von Hamilton - mit Erfolg. Der Brite gewann bereits in seinem<br />

zweiten F1-Jahr den Titel. Zwar hatte Hamilton bei seinem McLaren-<br />

Einstieg bereits 6.000 Testkilometer auf dem Buckel, doch auch für<br />

Magnussen ist ein Formel-1-Bolide kein Neuland.<br />

Er absolvierte bereits zwei Young Driver Tests. Auf der Strecke in Abu<br />

Dhabi (2012) und Silverstone (2013) überzeugte der Youngster mit<br />

seinem Speed genauso wie im Simulator. Im letzteren konnte er es<br />

sogar mit den Bestzeiten von Sergio Pérez aufnehmen.<br />

Im Hinblick auf die zahlreichen Änderungen 2014 setzen die meisten<br />

Teams zwar auf erfahrene Piloten, doch mit Jenson Button hat McLaren<br />

einen Weltmeister in den eigenen Reihen, der weiß, wie man ein Auto<br />

weiterentwickelt. Von ihm kann Magnussen einiges lernen, um sich<br />

spätestens 2015, wenn Honda bei McLaren einsteigt, als kompletter<br />

Fahrer zu beweisen.<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Kevin Magnussen erhält das zweite McLaren-Cockpit. Kevin wer? Teamchef<br />

Martin Whitmarsh ist sich sicher: die Chance auf die Dienste des<br />

jungen Dänen durfte sich McLaren nicht entgehen lassen - ein neues<br />

Supertalent wartet auf große Taten. Was für ein Empfang! Und was für<br />

ein Druck...<br />

Noch vor dem ersten Meter als McLaren-Stammfahrer setzt Whitmarsh<br />

seinen Rookie öffentlich gehörig unter Druck - das kann sich im Piranha-<br />

Becken Formel 1 nach nur wenigen schwächeren Rennen zum Saisonbeginn<br />

schnell rächen.<br />

Ja, Magnussen ist nicht der erste Rookie oder noch unerfahrene Pilot<br />

im McLaren-Cockpit. Bei Supertalenten wie Lewis Hamilton und Kimi<br />

Räikkönen zahlte sich das Risiko aus, bei Heikki Kovalainen und Sergio<br />

Perez zuletzt allerdings nicht. Im vergangenen Jahr attestierte Whitmarsh<br />

auch Perez noch eine »unglaubliche Killer-Performance«, nur eine Saison<br />

später kam er nicht darum herum, den Mexikaner selbst zu killen.<br />

Magnussen erwartet ein doppelt schwieriger Einstieg: der Druck, in<br />

einem Topteam Punkte für die Konstrukteurs-WM einfahren zu müssen,<br />

gepaart mit einer komplett neuen Formel 1 mit vielen Fragezeichen über<br />

den neuen Motoren und Regeländerungen - noch dazu mit einem besonderen<br />

Augenmerk auf einer smarten Fahrweise im Umgang mit Reifen,<br />

ERS & Co. Alles andere als ein leichter Einstieg für einen 21-jährigen<br />

Jungspund.<br />

Text: Stephan Heublein<br />

6 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


FORMEL 1<br />

INSIDE<br />

Text: Manuel Sperl<br />

Herztransplantation:<br />

Die V8-Motoren<br />

werden durch Power<br />

Units ersetzt<br />

Ende einer Ära<br />

Acht Jahre lang beherrschte das typische Kreischen<br />

der V8-Motoren die Rennstrecken der F1-Welt. Zwischen<br />

2006 und 2013 schickten sieben Hersteller<br />

2,4-Liter-V8-Triebwerke ins Rennen. Ab Januar beginnt<br />

bei den Testfahrten ein neues Zeitalter - das der<br />

1,6-Liter-V6-Turbomotoren, neuerdings »Power Units«<br />

genannt. »Die Hingabe und Begeisterung der Mitarbeiter<br />

bedeutet, dass der Motor für sie nicht nur ein Objekt<br />

ist«, sagt Mercedes-AMG Motorenchef Andy Cowell.<br />

»Der V8 ist uns allen in gewisser Weise ans Herz<br />

gewachsen. Wir haben alle sehr hart daran gearbeitet<br />

und als der letzte V8 fertiggestellt war und alle Mitarbeiter<br />

sich zum Gruppenfoto einfanden, war dies ein<br />

sehr emotionaler und auch etwas trauriger Moment.«<br />

Neben dem V8 heißt es auch Abschied nehmen von<br />

Cosworth. Die ruhmreiche Motorenschmiede verlässt<br />

die Königsklasse und überlässt bis zur Honda-Rückkehr<br />

2015 Ferrari, Mercedes und Renault das Feld.<br />

Die Erfolge in der V8-Ära<br />

Renault dominiert die V8-Epoche zwischen<br />

2006 und 2013 deutlich - allerdings<br />

ist dies vor allem auf die Erfolgsserie von<br />

Red Bull in den vergangenen vier Jahren<br />

zurückzuführen. Mercedes sammelte<br />

seine Erfolge mit Brawn GP, McLaren und<br />

dem Werksteam. Cosworth trat ohne<br />

einen einzigen Sieg in der jüngsten Ära<br />

aus der Formel 1 ab.<br />

Motor Siege Poles WM-Titel<br />

Renault 60 66 10<br />

Red Bull machte<br />

Renault zu den<br />

Königen der V8-Ära<br />

Mercedes 46 48 3<br />

Ferrari 39 29 3<br />

BMW 1 1 -<br />

Honda 1 1 -<br />

Toyota - 1 -<br />

Cosworth - 1 -<br />

Fotos: adrivo/sutton, renault sport<br />

8 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Erster Sieger<br />

Am 12. März 2006 schrieb sich Fernando Alonso mit seinem<br />

Sieg beim Saisonauftakt in Bahrain als erster Sieger in die<br />

Geschichtsbücher der V8-Ära ein. Der erste siegreiche V8<br />

hörte also auf den klangvollen Namen: Renault RS26.<br />

100. V8-Rennen<br />

Beim Ungarn GP 2011 feierte der V8 ein rundes Jubiläum:<br />

das 100. Rennen gewann Jenson Button mit Mercedes-<br />

Power. Insgesamt dauerte die V8-Ära acht Jahre respektive<br />

147 Grands Prix an.<br />

So hart wird in Viry-Châtillon gearbeitet<br />

Das<br />

steckte im<br />

V8-Motor<br />

In der V8-Epoche verwendete Renault<br />

insgesamt über 7,6 Millionen<br />

Bauteile für seine Achtzylindermotoren.<br />

Ein einzelner Motor bestand<br />

aus mehr als 5.000 Einzelteilen. In<br />

den 1.271 gebauten V8-Aggregaten<br />

wurden in der Renault-Motorenfabrik<br />

in Viry-Châtillon unter anderem<br />

folgende Teile verbaut: 21.800 Kolben,<br />

43.200 Einlassventile, 45.900<br />

Auslassventile, 43.800 Pleuelschrauben,<br />

22.000 Zündkerzen und<br />

10.600 Ölfilter.<br />

Erster KERS-Sieg<br />

In der Saison 2009 kam KERS erstmals in der Formel 1 zum<br />

Einsatz. McLaren-Pilot Lewis Hamilton gelang beim 10. Saisonlauf<br />

in Ungarn mit dem Mercedes-Motor FW058-01 der<br />

historische erste KERS-Sieg der F1-Geschichte.<br />

Erster Dreifach-Sieg<br />

2009 gelang Jenson Button das Kunststück mit dem selben<br />

Mercedes-Motor FW049-01 die Grands Prix in Bahrain, Spanien<br />

und Monaco zu gewinnen. Die Laufleistung belief sich<br />

auf 2.016 km, der V8 führte bei 72% seiner Rennrunden.<br />

Der Renault V8 Motor in Zahlen<br />

750 PS leistete der Renault RS27-V8 in seiner letzten Ausbaustufe<br />

der Saison 2013 (bei normaler Lufttemperatur, Luftfeuchte und<br />

normalem Luftdruck).<br />

1.271 Exemplare des RS27-V8 wurden gebaut - 683 davon kamen<br />

auf der Rennstrecke zum Einsatz, 588 auf dem Motorenprüfstand.<br />

Mehr als 2 Millionen Kilometer legten die Renault V8-Motoren in<br />

dieser Ära zurück.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 9


Motorrad<br />

INSIDE<br />

Text: Markus Zörweg, Maria Pohlmann<br />

Rausschmiss statt Weihnachtsbonus<br />

Valentino Rossi setzte Jeremy Burgess nach 14 Jahren<br />

erfolgreicher Zusammenarbeit auf die Straße. »Ich<br />

wusste gleich, dass Valentino nicht mit mir über das<br />

Weihnachtsgeld sprechen würde, als er mich am Donnerstag<br />

in sein Motorhome bat«, sagte der Australier,<br />

der von der Entscheidung seines Schützlings extrem<br />

überraschend getroffen wurde. An einen WM-Titel<br />

glaubt Burgess nicht mehr. Anstatt also weiter »Regenbogen<br />

hinterherzujagen«, schaut er sich nun nach<br />

einem neuen Job um.<br />

Die männlichen<br />

Fans werden<br />

wohl vor allem<br />

de Puniets Frau<br />

und Grid Girl<br />

Lauren<br />

vermissen...<br />

Oben ohne<br />

Randy de Puniet verlässt die MotoGP - zumindest für<br />

2014. Seine Rückkehr mit Suzuki wird im<br />

Jahr darauf erwartet. Bis dahin<br />

muss allerdings jemand seinen<br />

Job als Hingucker für<br />

die weiblichen Fans<br />

übernehmen. Jorge<br />

Lorenzo begann sich<br />

an den letzten<br />

Rennwochenenden<br />

der Saison<br />

bereits als Modell<br />

zu empfehlen.<br />

Fotos: milagro<br />

10 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Crash-Bilanz 2013<br />

Häufigste Stürze:<br />

MotoGP<br />

Yonny Hernandez (20)<br />

<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> (15)<br />

Cal Crutchlow (14)<br />

MotoGP-Stars<br />

geben den<br />

Rhythmus vor<br />

Termas de Rio Hondo<br />

Am 27. April wird das dritte Rennen der<br />

Saison 2014 ausgetragen. Dazu kehrt die<br />

MotoGP nach Argentinien zurück.<br />

Während der 4,805 Kilometer lange Kurs<br />

in der Provinz Santiago del Estero beim<br />

Saisonfinale 2013 in Valencia öffentlich<br />

präsentiert und beworben wurde, durften<br />

wenige Piloten schon im Juli auf dem<br />

neuen Circuito Termas de Rio Hondo<br />

testen. Nebenbei legten Alvaro Bautista,<br />

Stefan Bradl und Cal Crutchlow auch<br />

schon in Sachen Musik vor.<br />

Moto2<br />

Rafid Topan Sucipto (26)<br />

Axel Pons (17)<br />

Mattia Pasini (16)<br />

Moto3<br />

Eric Granado (19)<br />

Toni Finsterbusch (18)<br />

Niccolo Antonelli (18)<br />

Wenigste Stürze:<br />

MotoGP<br />

Colin Edwards (3)<br />

Andrea Dovizioso (3)<br />

Jorge Lorenzo (3)<br />

Moto2<br />

Scott Redding (4)<br />

Tom Lüthi (4)<br />

Mika Kallio (4)<br />

Dominique Aegerter (4)<br />

Nico Terol (4)<br />

Moto3<br />

Philipp Öttl (1)<br />

Alex Rins (2)<br />

Jonas Folger (2)<br />

Auf der Erde<br />

angekommen:<br />

Felix Baumgartner<br />

Nur Fliegen ist schöner<br />

Felix Baumgartner beehrte das Team von LCR-Honda beim<br />

Saisonfinale in Valencia. Der Mann, der bereits mit Überschallgeschwindigkeit<br />

aus der Stratosphäre auf die Erde geflogen ist, zollte<br />

den MotoGP-Helden Respekt: »Ich bin beeindruckt davon, wie<br />

diese Kids fahren. Es ist unglaublich, zu sehen, wie sie die Strecke<br />

meistern. Ich bin von Spitzenathleten fasziniert, die dieses Niveau<br />

erreichen können und erfolgreich sind - auch von diesen Fahrern.«<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 11


EXKLUSIV: LEWIS HAMILTON<br />

Was er seinem früheren Ich sagen würde:<br />

„Deine Reifen sind vo l im Arsch!“<br />

SPRUNG INS UNGEWISSE<br />

Cal Crutchlow endlich im Werksteam:<br />

Wieso er das Risiko Ducati eingeht<br />

FORMEL 1 + MOTOGP + MOTORRAD + TOUREN- & SPORTWAGEN + RALLYE + MEHR NR.34<br />

MOTORSPORT-MAGAZIN LEGENDEN: VETTEL VS. SCHUMACHER + INTERVIEW: ALAIN PROST + EXKLUSIV: CAL CRUTCHLOW + MARC MARQUEZ: AUF DEM OLYMP NR. 34<br />

ENTSCHLÜSSELT:<br />

WIE VIEL<br />

SCHUMI<br />

STECKT IN<br />

VETTEL?<br />

ZUM VIERTEN<br />

REKORD-VETTEL:<br />

LEGENDEN<br />

ERZITTERN<br />

ONE-HIT-WONDER:<br />

DIE TOP 5 DER<br />

VERGESSENEN<br />

FORMEL 1<br />

CHAMPIONS<br />

MACHTWECHSEL:<br />

DUCATIS NEUER<br />

RETTER<br />

IN DER NOT<br />

MARC MARQUEZ<br />

REKORD<br />

KILLER<br />

WEGBEGLEITER BERICHTEN<br />

VOM EINZUG AUF DEM MOTOGP-OLYMP<br />

VERRÜCKTE<br />

F1-WELT<br />

Krisen, Affären &<br />

explodierende Reifen<br />

MSM34_001_Titel 03.indd 1 28.11.13 16:45<br />

Keine Ausgabe verpassen<br />

Das neue <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> war bei Ihrem Zeitschriftenhändler des<br />

Vertrauens schon ausverkauft? Wir haben das perfekte Geschenk für<br />

Sie selbst oder motorsportbegeisterte Freunde und Familienmitglieder:<br />

Ein Abo des <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>s - bequem per Post nach<br />

Hause, zum günstigen Vorzugspreis und früher als im Handel! Genau:<br />

Das sind gleich drei Dinge auf einmal... Gleich online bestellen unter:<br />

www.motorsport-magazin.com/magazin/<br />

Der <strong>Motorsport</strong>-magazin<br />

Weihnachtsbasar<br />

Live zum Deutschland GP<br />

Sebastian Vettel, Lewis Hamilton, Jenson Button, Fernando Alonso - auch 2014<br />

wird wieder ein Schaulaufen der Weltmeister am Hockenheimring Baden-Württemberg<br />

stattfinden. Erleben Sie die Formel 1-Stars live und aus nächster Nähe,<br />

wenn der Formel 1-Zirkus vom 18. bis 20. Juli 2014 (Änderungen vorbehalten)<br />

wieder nach Deutschland zurückkehrt und den Hockenheimring in eine gigantische<br />

Partymeile verwandelt, die Fans und Prominenz gleichermaßen anzieht.<br />

Wer die Faszination Formel 1 einmal live erlebt hat, den Sound der Motoren, den<br />

Jubel der Fans und die einzigartige Atmosphäre, der wird es nie wieder vergessen.<br />

Geben Sie Vollgas und buchen Sie Ihr Ticket noch bis zum 31.12.2013 zum<br />

absoluten Bestpreis - schon ab 99 EUR unter: www.hockenheimring.de<br />

2013<br />

Verbessertes<br />

Online-Erlebnis<br />

Holen Sie aus unserer Website noch mehr heraus mit dem<br />

exklusiven <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com Premium Club - dem<br />

perfekten Weihnachtsgeschenk. Als Premium Club Mitglied<br />

genießen Sie unsere Website komplett werbefrei und können<br />

unter anderem kostenlose Wallpaper aus hunderttausenden von<br />

Bildern aus 50 Jahren <strong>Motorsport</strong>geschichte herunterladen. So<br />

macht <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com noch mal so viel Spaß! Gleich<br />

ausprobieren: www.motorsport-magazin.com/goto/premium<br />

12 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Motorrad-Action mal drei<br />

Vollgas für den DVD-Player: gleich drei neue DVDs bieten beste Unterhaltung<br />

für Motorrad-Fans. Den Anfang macht eine Doppel-DVD mit den<br />

offiziellen MotoGP-, Moto2- und Moto3-Saisonrückblicken 2013. In über<br />

6,5 Stunden können MotoGP-Fans nun die spannende Saison, Rennen für<br />

Rennen nochmals erleben.<br />

Die beste Wahl<br />

für kraftvollen Sound<br />

Sie wollen den kraftvollen Sound der Motoren fast wie live<br />

an der Rennstrecke genießen? Dann ist das Consono 35 Mk3 von<br />

Teufel das Heimkino-Set Ihrer Wahl. Mit seiner enormen Leistungsfähigkeit<br />

erleben Sie Film, Musik und Rennsport neu. Das in dieser Klasse<br />

konkurrenzlose Set überzeugt mit starkem Design und unbeirrbarem Klang.<br />

Das Consono 35 Mk3 spielt mit jedem AV-Receiver problemlos zusammen.<br />

Einfach Satelliten und Subwoofer anschließen, fertig. Selbst aus günstigen<br />

Einsteiger-AV-Receivern holen die effizient arbeitenden Speaker mehr als<br />

genug Power heraus. Weitere Informationen unter: www.teufel.de<br />

Wer den Weg von <strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> an die Spitze der MotoGP noch einmal<br />

genießen möchte, erlebt seine Saison der Superlative im Dokumentarfilm<br />

»Der jüngste MotoGP-Weltmeister aller Zeiten«.<br />

DVD Nummer 3 beschäftigt sich mit dem Roadracing, dem wohl spektakulärsten<br />

und zugleich auch gefährlichsten Motorrad-Rennsport überhaupt:<br />

Bäume, eiserne Gartentore oder Betonmauern trachten den Piloten nach<br />

dem Leben. Der Dokumentarfilm »Saiger TT« begleitet Horst Saiger auf dem<br />

Weg zur Isle of Man Tourist Trophy.<br />

Weitere Informationen zu den DVDs unter www.radioviktoria.de<br />

Die besten Geheimtipps<br />

aus dem Internet!<br />

Tickets für die Liga der Supersportwagen<br />

Das ADAC GT Masters lässt nicht<br />

nur Männerherzen höher schlagen:<br />

In der »Liga der Supersportwagen«<br />

liefern mehr als 500 PS starke<br />

Sportwagen <strong>Motorsport</strong> in Bestform<br />

- Audi R8, BMW Z4, Corvette,<br />

Lamborghini Gallardo,<br />

Porsche 911 oder SLS AMG GT3<br />

sorgen für spannende Unterhaltung.<br />

Das ADAC GT Masters<br />

bietet den Zuschauern nicht nur<br />

spannende Rennen, sondern auch<br />

»<strong>Motorsport</strong> zum Anfassen«. Das<br />

fanfreundliche Fahrerlager erlaubt<br />

einen Blick hinter die Kulissen und<br />

lässt für Autogrammjäger keine<br />

Wünsche offen. In den familienfreundlichen<br />

Eintrittspreisen ist<br />

der Zugang zum Fahrerlager<br />

bereits enthalten. Ticket-Shop<br />

unter: www.adac.de/motorsport<br />

Unsere Webseite www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com gehört hoffentlich<br />

schon längst bei allen unseren Lesern zu den Favoriten. Die neue Ausgabe<br />

des führenden deutschen Internet-Guides »Das Web-Adressbuch<br />

für Deutschland« präsentiert zusätzlich die besten und wichtigsten<br />

Internet-Adressen auf einen Blick! Zu über tausend Themenbereichen<br />

werden jeweils die zwei bis zehn absoluten Top-Adressen übersichtlich<br />

vorgestellt. Darunter sind auch viele neue, eher unbekannte Surf-Tipps.<br />

Für nur 16,90 Euro ist es überall im Buch- und Zeitschriftenhandel erhältlich<br />

(ISBN 978-3-934517-43-1) oder steht für 14,99 Euro unter<br />

www.web-adressbuch.de/ebook als Download zur Verfügung.<br />

Top-<br />

Adressen,<br />

neue und<br />

unbekannte<br />

surftipps<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 13


Text: Christian Menath<br />

Gran Turismo 6<br />

Gesteigertes Fahrvergnügen<br />

Ready. Set. Go! Mit Gran Turismo 6 schickt das Entwicklerteam von<br />

Polyphony Digital zum insgesamt sechsten Mal Rennspiele-Fans mit<br />

den heiSSesten Sportwagen auf die Strecke.<br />

Vollgas mit dem neuen<br />

Gran Turismo 6 für PS3<br />

Der Mercedes-Benz AMG Vision<br />

GT wurde für GT6 designt<br />

Fotos: gran turismo 6<br />

P<br />

layStation 4 ist endlich erschienen: dennoch sind neue Titel nicht nur der<br />

neuen Konsolengeneration vorbehalten. PlayStation dreht den Spieß sogar<br />

um: die ersehnte Fortsetzung der Gran Turismo-Reihe gibt es exklusiv für<br />

PlayStation 3. Nachdem die Fangemeinde fünf Jahre auf GT5 warten musste, hat<br />

sich die Wartezeit auf den ersehnten Nachfolger fast halbiert. In nur drei Jahren ist<br />

es Entwickler Polyphony Digital gelungen, nicht nur ein Update des erfolgreichen<br />

Klassikers zu erschaffen, sondern zahlreiche innovative Ideen umzusetzen.<br />

Natürlich handelt es sich bei Gran Turismo 6 noch immer um ein Rennspiel, aber mit<br />

viel Liebe zum Detail ist es den Entwicklern noch besser gelungen, Features einzubauen,<br />

die es so zuvor noch nicht gegeben hat. Dazu gehört unter anderem die<br />

Funktion, eigene Strecken mit der GPS-Funktion eines mobilen Endgerätes aufzuzeichnen<br />

und später in das Spiel zu übertragen. Generell wurde die Konnektivität mit<br />

anderen Geräten wie Smartphones und Tablet PCs erhöht und damit Social Media<br />

besser in das Spiel integriert. Für Realismus-Freaks haben sich die Entwickler etwas<br />

Text: ganz Besonderes Christian einfallen Menath lassen: auf Grundlage der Längen- und Breitengrade<br />

werden reale Umgebungen simuliert, so kann man etwa die Nachthimmelkonstellation<br />

des 24-Stunden-Rennens von Le Mans 2013 bestaunen.<br />

Mit 1.200 Fahrzeugen gibt es die gewohnt breite Auswahl an fahrbaren Untersätzen<br />

- 200 davon sind erstmals in GT6 spielbar. Aber nicht nur die neuen Autos sorgen für<br />

gesteigertes Fahrvergnügen, vor allem die neuen Physikmodelle bringen das Fahrverhalten<br />

noch näher an die Realität heran. »The Real Driving Simulator«, so lautet<br />

der Untertitel von Gran Turismo 6. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, wurde<br />

eng mit Experten von Reifenhersteller Yokohama und Fahrwerksspezialisten von KW<br />

Automotive zusammengearbeitet. Die ersten Fahreindrücke rechtfertigen den Aufwand:<br />

im Vergleich zu GT5 ist beim Realismus ein großer Sprung gelungen. Ebenso schafften<br />

es die Entwickler, die Grafik noch einmal zu verbessern und die letzten Leistungsressourcen<br />

der PlayStation 3 zu mobilisieren.<br />

Mit GT6 führt Sony PlayStation die Gran Turismo-Reihe würdig fort. Im Vergleich zum<br />

Vorgänger besticht vor allem das verbesserte Physikmodell. Neue und innovative Features<br />

wie das Streckentracking dürften auch nicht ganz so simulationsbegeisterte Spieler<br />

überzeugen.<br />

Fakten zu Gran Turismo 6<br />

➲ Exklusiv für PlayStation 3<br />

➲ Reale Bedingungen durch innovative Umgebungs-/Umweltsimulation<br />

➲ 100 Strecken-Layouts<br />

➲ Über 1.200 traumhafte Fahrzeuge<br />

➲ Beinhaltet Fahrzeuge der FIA GT3 Klasse, Supersportwagen und Klassiker<br />

➲ Erweiterte Social- und Community-Funktionen<br />

➲ GPS-Logger: Strecke mit Handy oder Tablet tracken und ins Spiel übertragen<br />

➲ Verbesserter Streckeneditor<br />

➲ »Vision Gran Turismo« bietet exklusive Konzeptstudien<br />

➲ Online-Modus für bis zu 16 Spieler und klassischer Offlline-Splitscreenmodus<br />

14 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Forza <strong>Motorsport</strong> 5<br />

DER NEXT-Generation<br />

Rennsimulator<br />

Text: Christian Menath<br />

Anhänger der Forza-<strong>Motorsport</strong>-Reihe dürfen sich bei der neuesten<br />

Ausgabe erstmals über Formel-1-Boliden freuen. AuSSerdem hält die neue<br />

Xbox One jede Menge interessanter Features für Forza <strong>Motorsport</strong> 5 bereit.<br />

Gerade einmal zwei Jahre hat es gedauert,<br />

bis Turn 10 Studios das nächste Spiel der<br />

Forza-<strong>Motorsport</strong>-Reihe auf den Markt<br />

gebracht hat. Pünktlich zum Erscheinen der neuen<br />

Xbox One haben es die Entwickler geschafft, die<br />

fünfte Auflage des Exklusivtitels in die Regale zu<br />

bringen. Und dabei haben sie die Forza-Tradition ein<br />

wenig auf den Kopf gestellt: erstmals in der<br />

Geschichte der Reihe können Spieler auch in Monoposti<br />

klettern. Und für die Premiere hat sich Turn 10<br />

Studios gleich mehrere Highlights aufgehoben: so<br />

wartet nicht nur der aktuelle Lotus E21 von Fanliebling<br />

Kimi Räikkönen in der virtuellen Garage auf eine<br />

Ausfahrt, sondern stehen auch die legendären Formel-1-Boliden<br />

von Niki Lauda und James Hunt zur<br />

Auswahl.<br />

Neben der neuen Fahrzeugkategorie gibt es noch<br />

eine ganze Menge weiterer Neuigkeiten. So wurde<br />

unter anderem das Bonus-System überarbeitet. Forza<br />

Rewards bietet nun eine sechste Stufe. Für langjährige<br />

Anhänger der Spielereihe lohnt sich das besonders:<br />

mit Forza <strong>Motorsport</strong> 2 beginnend, können mit<br />

jeder Edition der Forza-Reihe Punkte für das Bonus-<br />

System gesammelt werden. Audi RS7, Ferrari F12<br />

Berlinetta oder McLaren P1 bilden dabei noch nicht<br />

einmal die Spitze der Boni.<br />

Nicht ganz neu - aber stark ausgebaut - ist der Forza-<br />

Vista-Mode. In diesem Modus können die Fahrzeuge<br />

nicht nur bewegt, sondern auch genauestens<br />

betrachtet werden. Der Spieler kann in der Ego-<br />

Perspektive jetzt in allen im Spiel zur Verfügung<br />

stehenden Autos Platz nehmen und sich den Innenraum<br />

bis hin zu einzelnen Nähten der Ledersitze<br />

ansehen. Zusätzlich kann er sich Informationen zum<br />

jeweiligen Boliden einholen. Die Zusammenarbeit mit<br />

Top Gear und Moderatorenlegende Jeremy Clarkson<br />

trägt hier enorm zur Atmosphäre bei.<br />

Völlig Neuartig ist die Impulse-Trigger-Funktion. Die<br />

Controller der neuen Xbox One können mehr als nur<br />

gewöhnlich vibrieren. Um die verschiedenen Fahrsituationen<br />

möglichst realistisch auf die Hände des<br />

Spielers zu übertragen, können verschiedene Vibrationsmotoren<br />

unabhängig voneinander angesteuert<br />

werden. Wenn die Reifen durchdrehen, weil der Spieler<br />

zu viel Gas gibt, vibriert beispielsweise nicht der<br />

komplette Controller, sondern nur der entsprechende<br />

Hebel. So kann auch Feedback bei Bremsmanövern<br />

über ein arbeitendes Antiblockiersystem oder über<br />

den Zustand der Reifen gegeben werden.<br />

Die Grafik wurde im Vergleich zum Vorgänger noch<br />

einmal deutlich verbessert, die neue Hardware der<br />

Xbox One mit acht Prozessorkernen und ebenso vielen<br />

Gigabyte Arbeitsspeicher wird bestens ausgenutzt.<br />

Die extrem detailgetreuen Nachbildungen der<br />

Fahrzeuge und die mit Laser neu vermessenen Strecken<br />

finden sich erstmals in der Geschichte der Reihe<br />

auf einer Blu-ray Disc wieder.<br />

Forza <strong>Motorsport</strong> 5 ist ein absolutes Must-have für<br />

alle Freunde der gediegenen Rennsimulation. Der<br />

Impulse Trigger überzeugt auf ganzer Linie und<br />

ermöglicht erstmals Feedback mit einem Controller,<br />

das es so - wenn überhaupt - bisher nur bei Lenkrädern<br />

gegeben hat. Das Zusammenspiel in punkto<br />

Grafik mit der Xbox One ist atemberaubend.<br />

16 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: microsoft<br />

Limited Edition<br />

Neben einer Steel-Case-Verpackung gibt es<br />

auch eine Limited Edition des Spiels. Darin<br />

enthalten sind einige Autos in besonderer<br />

Lackierung und eine VIP-Mitgliedschaft, die<br />

exklusiven Zugang zu fünf weiteren Fahrzeugen<br />

gewährt. Die auf 169.000 Exemplare limitierte<br />

Edition kostet 79,99 Euro.<br />

Fakten zur Xbox One<br />

Die neue Xbox One ist die perfekte Mischung<br />

aus Power und Performance. Dank der revolutionären<br />

Architektur und der Kombination aus<br />

CPU, GPU und ESRAM erhält der Spieler einen<br />

Supercomputer fürs Wohnzimmer. Doch pure<br />

Leistung ist nichts ohne Geschwindigkeit.<br />

Daher nutzt die Xbox One ihre Kapazität besonders<br />

effektiv und stellt alles in den Schatten,<br />

was der Spieler bisher gesehen hat.<br />

8 CPU-Kerne mit x86-Technologie<br />

8 GB RAM und 500 GB Festplatte<br />

Blu-ray-Laufwerk in HD-Qualität für Spiele<br />

und Filme<br />

Cloud-Anbindung<br />

Neues Kinect mit neuer aktiver IR-Kamera<br />

Xbox live mit 300.000 Servern und<br />

intelligenter Spielersuche<br />

Skype mit 1080p Kamera<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 17


Text: michael höller<br />

MotoGP 2013 -<br />

was bleibt?<br />

Verbände und Teams sollten ein paar Lehren aus der abgelaufenen Saison ziehen.<br />

Es ist vollbracht! Die MotoGP-Motorräder sind eingewintert, Fahrer und Teammitglieder<br />

in ihrem wohlverdienten Urlaub. 18 Rennen liegen hinter uns und<br />

mit <strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> gab es ein neues Gesicht als Weltmeister. Was bleibt<br />

retrospektiv betrachtet von der vergangenen MotoGP-Saison?<br />

Da wäre zunächst das Auftauchen eines neuen Sterns am Himmel. Der Jahresverlauf des<br />

<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> glich einer einzigen Rekordfahrt und der Rookie machte den etablierten<br />

Fahrern gehörig Feuer unterm Hintern. Vor allem sein Ehrgeiz und der unnachahmliche<br />

Fahrstil hinterließen ihre Furchen in dieser Saison. Nicht alle Fans heißen seine Aggressivität<br />

auf der Strecke gut - doch der Sport braucht solche Typen! So eckig und kantig sich<br />

<strong>Marquez</strong> auf der Strecke gibt, so sehr macht er im Paddock den Strahlemann. Binnen<br />

kurzer Zeit avancierte der 20-Jährige zu Everybody‘s Darling, der sogar nach Highspeed-<br />

Abflügen und mit verschwollenem Kinn noch ein Lächeln im Gesicht und einen Scherz auf<br />

den Lippen hat. Das Niveau ist durch <strong>Marquez</strong> deutlich gestiegen. So musste Jorge Lorenzo<br />

bis ans äußerste Limit gehen, um <strong>Marquez</strong> Paroli zu bieten und ein Altmeister wie Valentino<br />

Rossi konnte dem ganzen Treiben nur noch hilflos von hinten zusehen. Satellitenbikes und<br />

die Ducati-Fraktion fuhren ohnehin in ihrer eigenen Liga.<br />

Dieses Kräfteverhältnis zeigte auch deutlich, wie bitter nötig die MotoGP neue Hersteller hat.<br />

In Wahrheit gab es 2013 mit <strong>Marquez</strong>, Lorenzo und Pedrosa nur drei Sieganwärter auf zwei<br />

verschiedenen Marken. Hinter den Werks-Motorrädern von Honda und Yamaha klafft eine<br />

riesige Lücke. Ducati blieb erstmalig seit dem Einstieg ohne Podiumsplatz, war nicht einmal<br />

nahe an einem dran. Sollten die Italiener unter dem neuen Big Boss Gigi Dall‘Igna eine weitere<br />

Seuchensaison hinlegen, könnte es dem VW-Konzern keiner verdenken, wenn man in Bologna<br />

den Stecker zieht. Es gibt aber einen Hoffnungsschimmer am Horizont: Suzuki möchte 2015<br />

eine Rückkehr wagen, ein Jahr später will auch Aprilia eine Werksmannschaft stellen. Es ist<br />

zwar utopisch zu glauben, dass eventuell fünf Hersteller auf gleichem sportlichen Niveau<br />

agieren werden, doch Konkurrenz belebt das Geschäft. Immer.<br />

Vielleicht würde auch ein zweiter Reifenlieferant gut tun. Monopolist Bridgestone steht zwar<br />

bei weitem nicht so schlecht da wie F1-Pendant Pirelli, doch die Japaner haben ihre Hausaufgaben<br />

in dieser Saison nicht immer gemacht. Nach der Sturzorgie auf dem Sachsenring und<br />

dem Debakel von Phillip Island geriet Bridgestone gehörig unter Druck. Die Fahrer artikulierten<br />

öffentlich ihren Unmut, machten aber auch unmissverständlich klar, was sie von zukünftigen<br />

Pneus erwarten. Jetzt ist Bridgestone am Zug, diese Wünsche auch umzusetzen. Die Reifen<br />

als künstliches Element zur Erhöhung der Spannung braucht in der MotoGP niemand - und<br />

Rennen mit verpflichtendem Boxenstopp samt Motorradwechsel schon gar keiner.<br />

Valencia markierte auch das Ende der unsäglichen Claiming Rule Teams. Jenes Lückenfüllers,<br />

mit dem FIM und Dorna das Starterfeld in einer annehmbaren Größe halten konnten. 2014<br />

kommt die Open-Kategorie mit Einheitselektronikpaket als Nachfolger. Im Gegensatz zur<br />

Totgeburt CRT, die stets nur Mittel zum Zweck war, könnte diese langfristig den Weg in eine<br />

kostengünstigere Zukunft des Motorradsports weisen. Nicht umsonst halten sich alle drei<br />

Hersteller die Open-Option über Kundenteams offen.<br />

Fotos: milagro<br />

18 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Denkwürdige<br />

Rennen<br />

Suzuka 2001: Rossi vs. Biaggi eskaliert<br />

Auftakt zur Saison 2001, Tatort Japan. Italienische Fans warteten seit den<br />

frühen Achtzigerjahren auf einen WM-Titel in der Königsklasse. In diesem Jahr<br />

hatte man mit Loris Capirossi, Max Biaggi und Valentino Rossi gleich drei<br />

brandheiße Anwärter, die es von Beginn an krachen ließen. Capirossi schnappte<br />

sich die Pole, sah seine beiden Landsleute ab der vierten Runde aber nur noch<br />

von hinten. Rossi und Biaggi lieferten sich indes ein hartes Duell um den<br />

dritten Rang. Auf der Start/Ziel-Geraden versuchte Rossi nach vier Runden<br />

ein Überholmanöver und wählte dabei die Außenbahn. Biaggi warf ihm die<br />

Tür zu, fuhr sogar den Ellbogen aus und drängte seinen Rivalen auf die Rasenfläche.<br />

Rossi konnte einen Sturz vermeiden, ließ sich nicht entmutigen und<br />

zog eine Runde später an seinem Landsmann vorbei. Als er sich vor Biaggi<br />

gesetzt hatte, hob er die linke Hand und zeigte ihm in vollem Renntempo den<br />

Stinkefinger. Rossi zog Biaggi auf und davon, überholte in derselben Runde<br />

noch Shinya Nakano und Garry McCoy und setzte sich an die Spitze. Auf seiner<br />

Honda ließ er sich den Sieg nicht mehr nehmen, während Biaggi bis zum Ende<br />

letztlich erfolgreich gegen Norick Abe um den dritten Platz kämpfte. »Ja ich<br />

habe ihm den Finger gezeigt! Als er mich gesehen hat, wollte er mich von der<br />

Strecke drängen. Das war sehr gefährlich«, rechtfertigte sich Rossi danach.<br />

Es sollte nicht die letzte Eskalation in einem Jahre andauernden Duell bleiben,<br />

das Rossi am Ende als mehrfacher Weltmeister verließ, während Biaggi ohne<br />

Titel in die Superbike-WM flüchtete.<br />

Renndaten:<br />

Text: Michael höller<br />

Datum: 8. April 2001<br />

Strecke:<br />

Suzuka<br />

Distanz:<br />

21 Runden = 123,039 Kilometer<br />

Starter: 24<br />

Wetter:<br />

Bewölkt<br />

Pole Position:<br />

Loris Capirossi (2:04.777 Minuten)<br />

Schnellste Rennrunde: Tohru Ukawa (2:06.805 Minuten)<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 19<br />

fotos: milagro


Text: Kerstin Hasenbichler<br />

Enough is enough...<br />

Fünf Titel in Serie? Moment mal: genug ist genug! Warum die F1 keinen fünften Vettel-Titel braucht...<br />

Zu dominant! Zu langweilig! »So etwas sagen nur die, die keine Ahnung<br />

haben«, meint Niki Lauda und zieht im selben Atemzug den Hut vor<br />

Sebastian Vettel und Red Bull Racing, die in diesem Jahr erneut eine<br />

perfekte Leistung abgeliefert haben. Glück respektive das Pech der<br />

Anderen mögen Vettel bei dem einen oder anderen Erfolg in seiner<br />

Karriere geholfen haben, aber eine Rekordserie wie die seine in diesem<br />

Jahr beruht auf mehr als nur reinem Glück oder Pech. Mit sagenhaften<br />

155 Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Fernando Alonso beendete<br />

Vettel die zurückliegende Saison als jüngster Vierfach-Champion<br />

in der Formel 1-Geschichte - bereichert um einige neue Rekorde wie<br />

neun Siegen in Serie oder 13 Triumphen innerhalb einer Saison. Seine<br />

397 Zähler allein hätten locker zum Gewinn der Konstrukteurs-Wertung<br />

vor Mercedes ausgereicht. Vor dieser Leistung muss man den Hut<br />

ziehen!<br />

Keiner würde Vettel einen Vorwurf machen, wenn er die 108 Tage andauernde<br />

Rennpause nützen würde, um 108 Partys zu feiern, um 108 Mal<br />

auf seine Erfolge der vergangenen vier Jahre anzustoßen oder um 108<br />

Räusche auszuschlafen. Alle anderen Fahrer und Teams sollten die 108<br />

Tage zum Arbeiten nutzen oder - wer sich mehr davon verspricht - zum<br />

Beten, dass die Dominanz von Red Bull und Sebastian Vettel mit dem<br />

Saisonbeginn 2014 keine Fortsetzung findet. Michael Schumacher war<br />

32 Jahre alt, als er den vierten seiner insgesamt sieben Titel einfuhr - im<br />

Umkehrschluss würde das weitere sechs Jahre bedeuten, die so ablaufen<br />

wie die Saison 2013. Auch wenn meinem Landsmann Niki Lauda<br />

die Wörter ‚zu langweilig‘ und ‚zu dominant‘ missfallen, so ist meine<br />

Meinung: genug ist genug!<br />

Es geht hier keinesfalls um Missgunst oder Neid, wenn ich sage, dass<br />

die Formel 1 nicht noch einen Vettel-Titel braucht. Ich wünsche mir für<br />

die Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s einfach mehr - mehr Spannung, mehr<br />

Drama, eine Veränderung, die sich in einer Aufbruchsstimmung unter<br />

den in den letzten vier Jahren abgehängten Teams wiederspiegelt. Im<br />

Vorjahr wurde die Fahrer-Weltmeisterschaft wenigstens erst im letzten<br />

Rennen entschieden, dieses Jahr war es bereits in Indien der Fall. Selbst<br />

der 13-Sekunden lange Boxenstopp beim Saisonfinale in Brasilien ließ<br />

bei den Gegnern für keinen Moment die Illusion aufkommen, dass Vettel<br />

- auch bekannt als der Dominator mit dem haushoch überlegenen Auto<br />

- bezwingbar sein könnte.<br />

Kaum ein Spitzenteam gibt sich der Illusion hin, dass das neue Motoren-<br />

Reglement an der Stärke von Red Bull oder Sebastian Vettel etwas<br />

ändern wird. Doch für die Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s wären packende<br />

Überholmanöver, unvorhergesehene Rennszenen und ein stetiger<br />

Schlagabtausch in einem dichten Feld von brillanten Rennfahrern<br />

namens Vettel, Hamilton, Alonso und Räikkönen ein wünschenswerteres<br />

Szenario für 2014 als ein alleinherrschender, wenn auch genialer Sebastian<br />

Vettel. Auf geht‘s ihr Herausforderer, jetzt seid ihr dran.<br />

Fotos: adrivo/Sutton, red bull racing<br />

20 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Mark & Keith Sutton<br />

Life through a lens<br />

01<br />

Folge Mark Sutton bei<br />

twitter @suttonimages<br />

01: Goodbye Mark!<br />

Mark: Ein großartiges Foto von Mark Webber bei seinem<br />

letzten Rennen - es erinnerte mich sofort an seine Podestfeier<br />

nach seinem fünften Platz bei seinem Debütrennen<br />

mit Minardi 2002 in Melbourne. Damals feierte er auf dem<br />

Podium, obwohl er gar nicht unter die Top-3 gefahren war.<br />

Diese Erinnerungen wurden bei seinem Abschied noch<br />

einmal wach. Im Parc Fermé herrschte noch etwas Spannung<br />

zwischen Webber und Vettel - sie gaben sich keine<br />

große Umarmung, es war eher ein Klatschen auf den<br />

Rücken. Ich glaube aber, dass Mark den Moment auf dem<br />

Podium sehr genossen hat. Als wir ihn beim Check-in am<br />

Flughafen trafen, trug er bereits ein Porsche T-Shirt, er<br />

schien schnell mit der F1 abgeschlossen zu haben.<br />

02: Bernie und die Grid Girls<br />

Mark: Wenn Bernie in die Startaufstellung kommt, erwarten<br />

ihn üblicherweise einige Prominente, aber in Austin<br />

waren dort auch die Cheerleaders der Dallas Cowboys.<br />

Als er auf den Grid kam, begann Bernie mit ihnen zu<br />

quatschen - ein lustiger Moment. Es war schön zu sehen,<br />

dass er Spaß hatte und in guter Stimmung war.<br />

03: Was für eine Linse!<br />

Keith: Wir standen am Donnerstag im Fahrerlager und<br />

dann kam Damon daher, um mit uns zu reden. Am Ende<br />

wollte er das neue Nikon 200-400 F4 Objekt ausprobieren<br />

und damit herumspielen. Er ist ein Hobbyfotograf<br />

und ich zeigte ihm ein paar Dinge - ich habe sogar<br />

schon ein Buch zusammen mit ihm gemacht. Dann<br />

kam auch noch Martin Brundle, der etwas damit<br />

herumspielte. Es ist ein toller Zoom und es gefiel<br />

Damon sehr, wie man an seinem Gesichtsausdruck<br />

unschwer erkennen kann.<br />

02<br />

03<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 21


22 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Foto: red bull racing<br />

die bösen jungs<br />

der formel 1<br />

Anbetungswürdig: Zu<br />

Beginn der Beziehung<br />

gab sich »Hungry Heidi«<br />

noch ganz schön zickig,<br />

aber am Ende bekam sie<br />

gar nicht mehr genug<br />

von Sebs Siegen!<br />

Eiserne Disziplin, auf und neben der Rennstrecke - das<br />

wird von jedem jungen Fahrer verlangt, der den Sprung<br />

in die Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s schaffen und dann<br />

auch dort für eine Weile verbleiben möchte. Ohne diese<br />

Disziplin ist er schneller wieder weg, als die Reifen an<br />

seinem Auto gewechselt werden können – fragen Sie<br />

mal nach bei Scott Speed & Co. Und was machen die<br />

großen Vorbilder? Sie drehen fleißig Donuts, fahren<br />

ohne Helm und sind auch noch stolz darauf! Disziplinlosigkeit<br />

scheint mittlerweile zur Zieldurchfahrt zu<br />

gehören. Und was sagen wir dazu? Ganz klar: Zur Hölle<br />

mit der Disziplin! Das sind echte Charaktere. Endlich<br />

lebt die Formel 1 wieder... - Stephan Heublein<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 23


Fotos: adrivo/Sutton<br />

Im Kreis<br />

der Legenden<br />

Text: Kerstin Hasenbichler, Stephan Heublein & Karin Sturm<br />

MICHAEL<br />

SCHUMACHER<br />

24 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Schumacher, Fangio, Prost - mit seinem vierten Titelgewinn stellt auch Sebastian<br />

Vettel Ansprüche, in den erlauchten Kreis der F1-Legenden aufgenommen zu werden.<br />

Sogar Rekorde für die Ewigkeit wackeln. Aufgepasst Schumi, jetzt kommt Vettel! Das<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> überprüft, wie viel Legende schon in Vettel steckt.<br />

Alain<br />

prost<br />

Ayrton<br />

Senna<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 25


Sebastian Vettel bleibt glatt die Luft<br />

weg. Er darf ein Formel-1-Auto<br />

testen, einen BMW Williams FW27.<br />

Mit großen Augen steht der 18-Jährige<br />

in Jerez de la Frontera vor dem weiß-blauen<br />

Boliden des Traditionsrennstalls. »Wie ein Kind<br />

vor dem Weihnachtsbaum«, denkt sich der<br />

damalige BMW-<strong>Motorsport</strong>direktor Dr. Mario<br />

Theissen. Sir Frank Williams beäugt den Sieger<br />

der Formel BMW noch mit einer gehörigen<br />

Portion Skepsis. »Er ist ja wohl noch ein bisschen<br />

schmächtig«, sagt die britische F1-Legende<br />

zweifelnd. Als Theissen später den ersten Eindruck<br />

des Teambosses an Vettel weitergibt, ist<br />

dieser leicht getroffen. Der Ehrgeiz lodert schon<br />

damals, im September 2005, im heutigen<br />

Serienweltmeister.<br />

»Ich dachte sofort: er könnte einmal einer werden«,<br />

erinnert sich Theissen. Schon in den<br />

Anfängen von Vettels Formelkarriere attestiert<br />

Theissen ihm nicht nur das notwendige fahrerische<br />

Talent, sondern auch die mentale Reife,<br />

um einmal ganz nach oben zu gelangen. »Er<br />

war für mich immer eine junge Parallele zu<br />

Michael Schumacher, der als Erster aufgezeigt<br />

hat, dass der Job eines Rennfahrers weit über<br />

das Fahren hinausgeht.« Michael Schumacher<br />

- die Vergleiche mit dem Rekordchampion<br />

begleiten Vettel bereits seit seiner Kindheit. Als<br />

er in seinem zweiten Jahr in der Formel BMW<br />

18 von 20 Rennen gewinnt, wird er erstmals<br />

deutschlandweit als »der nächste Schumi« angekündigt.<br />

Seitdem reißen die Vergleiche nicht<br />

mehr ab, genauso wenig wie Vettels Erfolge.<br />

Vier WM-Titel in vier Jahren, ein Rekord jagt<br />

Sebastian Vettel kann<br />

sich auf die<br />

Unterstützung seines<br />

Teams verlassen<br />

den nächsten: auf den ersten Blick scheint Sebastian<br />

Vettel wirklich eine jüngere Kopie des<br />

Rekordchampions zu sein, in der modernen<br />

Internetsprache quasi eine Art Schumacher<br />

2.0. »Das Endergebnis sieht<br />

natürlich ziemlich ähnlich<br />

aus«, gesteht Schumachers<br />

Ex-Teamkollege Martin<br />

Brundle dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.<br />

»Aber<br />

sie sind recht unterschiedliche<br />

Charaktere.«<br />

Vettel ist so<br />

gesehen also eher Vettel<br />

1.0 als Schumacher<br />

2.0. Einen Großteil<br />

dazu tragen die Veränderungen<br />

der vergangenen<br />

Jahre in der Königsklasse bei.<br />

»In der Ära Schumacher konnte<br />

man sich mit technischem und finanziellem<br />

Overkill Vorteile erarbeiten«, spielt<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>-Experte Christian Danner<br />

auf Exklusivverträge, maßgeschneiderte<br />

Reifen und schier unendliche Testfahrten an.<br />

In der Ära Vettel gibt es hingegen keinen Exklusivreifenpartner<br />

für ein Team mehr, der die<br />

Reifen passgenau auf den Fahrstil eines Piloten<br />

zuschneidet. »Stattdessen musst du dein Auto<br />

und deinen Fahrstil nach dem Reifen richten«,<br />

erklärt Danner. »Es gibt auch keine Testfahrten,<br />

sodass man nicht einfach Luca Badoer tausende<br />

Kilometer herumfahren lassen kann.« Dies war<br />

stets eine der Stärken von Schumacher und<br />

Ferrari, nicht umsonst trauert Ferrari-Präsident<br />

Luca di Montezemolo auch heute noch fast im<br />

Monatsrhythmus öffentlich dem vergangenen<br />

»Die Leute<br />

sagen, dass er einfach<br />

im besten Auto sitzt.<br />

Ich sage: Die besten Fahrer<br />

finden die besten Autos,<br />

das gehört zu ihren<br />

Fähigkeiten.«<br />

roten Testzeitalter nach. »Michael durfte damals<br />

testen, testen und noch mehr testen«, erinnert<br />

sich Johnny Herbert im Gespräch mit dem<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> und sieht darin auch<br />

eine der größten Schwierigkeiten<br />

bei Schumachers Mercedes-<br />

Comeback. »Nun ging es nur<br />

noch um Simulationen,<br />

die ihm wohl etwas<br />

fremd waren und ihm<br />

einfach keinen Spaß<br />

machten.« Anders bei<br />

Vettel: er setzt die<br />

S i mu l at i ons a r b e it<br />

direkt auf der Rennstrecke<br />

in Ergebnisse um, und<br />

zwar so gut, dass ihm nicht<br />

nur Begeisterung seitens der<br />

F1-Anhänger entgegenschlägt.<br />

Die Pfiffe bei den Siegerehrungen in<br />

Monza und Singapur haben selbst den vierfachen<br />

Weltmeister geschmerzt, der über solche<br />

Anfeindungen eigentlich locker hinwegsehen<br />

könnte. »Sie sollten lieber die 21 anderen Fahrer<br />

auspfeifen, die es nicht schaffen, so schnell zu<br />

sein«, kritisiert Alexander Wurz die Respektlosigkeit<br />

einiger Zuschauer. Trotz seiner vielen<br />

Erfolge fehlt Vettel in einigen Teilen der Öffentlichkeit<br />

und in manchen Medien die Anerkennung<br />

für seine Leistungen. Es heißt, er gewinne<br />

ohnehin nur, weil er im besten Auto sitzt. Eine<br />

Sichtweise, die sein Konkurrent Fernando<br />

Alonso in der Vergangenheit nur allzu gerne<br />

anschürte, wenn er meinte, dass sein eigentlicher<br />

Gegner Stardesigner Adrian Newey sei.<br />

»Manchmal ist es für Sebastian schwierig, die<br />

richtige Anerkennung zu erhalten«, bestätigt<br />

uns David Coulthard. »Die Leute sagen dann,<br />

dass er einfach im besten Auto sitzt. Ich sage:<br />

Die besten Fahrer finden die besten Autos, das<br />

gehört zu ihren Fähigkeiten.« Die besten Fahrer,<br />

die besten Designer und die besten Ingenieure,<br />

ja sogar die größten Sponsoren landen über<br />

kurz oder lang immer bei den besten Teams mit<br />

den besten Voraussetzungen und letztlich<br />

natürlich dem besten Auto - das ist das ungeschriebene<br />

Gesetz der Formel 1. »Außerdem<br />

denke ich nicht, dass Sebastians Autos so dominant<br />

waren wie etwa der ,88er McLaren, der ,92er<br />

Williams oder der ,04er Ferrari«, zieht Brundle<br />

einen Vergleich zu früheren Spitzenautos. Vettel<br />

fahre im Normalfall keine Sekunde Vorsprung<br />

pro Runde auf die Konkurrenz heraus und habe<br />

obendrein bei mindestens einem seiner vier<br />

Titelgewinne auch das Glück des Tüchtigen<br />

gehabt. »Das muss man sich jedoch erarbeiten«,<br />

sagt Brundle - und Vettel arbeitet viel, ist oft in<br />

der Fabrik vor Ort. Deshalb verdiene er seine<br />

Erfolge auch, betont Coulthard. Dass der Deutsche<br />

das eindeutig schnellste Auto fahre, ändere<br />

nichts an seinem Talent.<br />

→<br />

26 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Ob Tag oder Nacht:<br />

Vettel ließ der<br />

Konkurrenz keine<br />

Chance<br />

Michael Schumacher<br />

eroberte als erster<br />

Deutscher die<br />

Formel-1-Welt<br />

Schumacher und<br />

Vettel: Mehr<br />

Gemeinsamkeiten als<br />

nur viele Rekorde<br />

Vier WM-Titel in vier<br />

Jahren: Sebastian<br />

Vettel hat es in den<br />

F1-Olymp geschafft<br />

Vettel vs. Schumacher<br />

Gemeinsamkeit: Ehrgeiz & Perfektion<br />

»Ich habe ihm wiederholt gesagt, es ist wichtiger, dass wir so lange wie möglich<br />

fahren und nicht so schnell wie möglich«, erinnert sich Guillaume Rocquelin an<br />

den US GP zurück. Was machte Vettel? Er unterbot in der nächsten Runde seine<br />

vorherige Bestzeit. Die schnellste Rennrunde zu fahren, gibt dem Deutschen<br />

genauso einen Kick wie den Sieg zu holen. Den Ehrgeiz, den Willen sich zu verbessern<br />

und das Durchsetzungsvermögen gegenüber der Konkurrenz und dem<br />

Teamkollegen hat er mit seinem Kindheitsidol Schumacher gemein. »Schon als<br />

junger Kerl hat sich Sebastian systematisch und umfassend vorbereitet. Ich habe<br />

von ihm handgeschriebene Rennberichte gesehen, auf so eine Idee wäre kein<br />

anderer gekommen«, erzählt Dr. Mario Theissen. Sowohl Vettel als auch Schumacher<br />

streben in- und außerhalb des Autos nach Perfektion. »Beide wissen, wie<br />

man das Team motiviert und es mit Ergebnissen immer wieder davon überzeugt,<br />

dass man sie in die richtige Richtung zieht«, sagt Danner.<br />

Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />

Unterschied: Persönlichkeit<br />

Der Vettel-Finger regierte die vergangenen vier Jahre die Formel 1. Spontan<br />

zeigt er auch schon mal den Fotografen den »bösen Finger«, zumeist aus Spaß.<br />

Vettel ist für seine Späße und flapsigen Sprüche bekannt. So verpasst er schon<br />

mal Kimi Räikkönen auf dem Podest Hasenohren oder wählt Nico Rosberg zur<br />

»schönsten Frau« im Fahrerlager (2010). »Sebastian ist gegenüber den Medien<br />

offenherziger. Er macht sich auch über sich selbst lustig, in einer Weise wie es<br />

Michael nie gemacht hätte«, sagt Coulthard. In ihrer Persönlichkeit und ihren<br />

Auftritten gegenüber den Medien und der Öffentlichkeit pflegen Vettel und Schumacher<br />

unterschiedliche Stile. »Schumacher gab sich kryptisch, wenn es darum<br />

ging, Vorfälle wie in der Rascasse-Kurve zu erläutern. Er war nicht wirklich<br />

einsichtig, ob der Tatsache, dass er versucht hat, Villeneuve von der Strecke zu<br />

fahren«, erklärt Danner. »Vettel ist komplett anders, er versteckt sich nicht. Er<br />

gibt es zu, wenn er etwas gemacht hat, was nicht astrein war wie sein Überholmanöver<br />

in Malaysia.«<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 27


In diesem Punkt stimmt der ehemalige<br />

Formel-1-Pilot Emanuele<br />

Pirro Coulthard zu: »In<br />

meinen Augen wird Vettels<br />

Talent nicht genügend<br />

gewürdigt, weil er einen<br />

Red Bull fährt. Einige<br />

Leute schreiben die<br />

Leistung zu sehr dem<br />

Auto zu und beachten<br />

nicht die außergewöhnliche<br />

Performance,<br />

die Sebastian<br />

erbringt.« Über einen so<br />

langen Zeitraum hinweg<br />

solche Erfolge zu feiern, ist für<br />

Pirro nicht alltäglich. »Es ist sehr<br />

schwierig, solch einen außerordentlichen Lauf<br />

aufrechtzuerhalten«, betont er. »Es ist stets<br />

schwierig, Rennfahrer während ihrer Karriere<br />

zu beurteilen. Ich denke aber trotzdem, dass<br />

er besser ist, als die meisten Menschen denken.<br />

Er ist ein außergewöhnlicher Fahrer.« Aus diesem<br />

Grund glauben viele Experten und ehemalige<br />

Rennfahrer, dass Vettel erst von allen<br />

Instanzen zu den Größten seiner Zunft gezählt<br />

werden wird, wenn er auch mit einem anderen<br />

Team oder sogar in einem schlechteren Auto<br />

Erfolge vorzuweisen habe. Pirro findet diese<br />

Idee durchaus verlockend: »Ich würde ihn<br />

gerne in einem anderen Team sehen, damit er<br />

den Leuten beweisen kann, dass er ein ganz<br />

besonderer Fahrer ist«, sagt er im Gespräch<br />

mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. Brundle denkt<br />

hingegen nicht, dass Vettel unbedingt das<br />

Team wechseln muss, um einer der Größten<br />

zu werden. »Aber es würde seine Brillanz<br />

unterstreichen«, glaubt der Brite. »Andererseits<br />

gewann Senna alle seine Titel mit<br />

McLaren und an ihm zweifelt heute auch keiner.«<br />

Coulthard zieht deshalb einen Vergleich<br />

zum Fußball: der englische Nationalspieler<br />

Ryan Giggs hat seine gesamte Karriere bei<br />

Manchester United gespielt und wurde für<br />

seine Loyalität von allen respektiert. »Man<br />

kann die Leute nicht auf der einen Seite<br />

respektieren, weil sie loyal sind, und auf der<br />

anderen Seite sagen, dass sie das Team wechseln<br />

müssen«, so Coulthard. »David Beckham<br />

hätte wahrscheinlich mehr erreicht, wenn er<br />

nicht so häufig bei anderen Klubs angeheuert<br />

hätte, aber ihm ging es nicht nur um Fußball,<br />

sondern auch um den Star-Status. Ein Wechsel<br />

ist für mich also kein Argument, um wahre<br />

Größe zu beweisen.«<br />

Doch hat Vettel in seiner kurzen Zeit in der<br />

Königsklasse diese wahre Größe bereits<br />

gezeigt? Gehört er in seinem jungen Alter von<br />

gerade einmal 26 Jahren bereits zu den Legenden<br />

des Sports? Senna, Lauda, Stewart - alle<br />

haben weniger WM-Titel als Vettel gewonnen,<br />

28 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

»Für mich<br />

gibt es Superchampions,<br />

die nicht nur wegen<br />

ihrer Erfolge ganz oben<br />

stehen, sondern auch wegen<br />

ihres Charismas<br />

und ihrer Art.«<br />

zählen aber definitiv zu den größten<br />

Idolen, die jemals im Formel-1-<br />

Fahrerlager ihre Zelte aufgeschlagen<br />

haben. Sind sie<br />

nun weniger wert, weil<br />

Vettel und<br />

Schumacher sind<br />

auch gemeinsam<br />

erfolgreich<br />

Vettel vs. Schumacher<br />

Grauzone:<br />

Gerissenheit<br />

Eiskalt ging er an seinem Teamkollegen in Malaysia<br />

vorbei, obwohl die Order des Teams anders<br />

lautete, um danach zu verkünden, dass er jederzeit<br />

wieder so gehandelt hätte. Trotzdem findet<br />

Herbert nicht, dass Vettel in punkto Gerissenheit<br />

und Arglist Schumacher das Wasser reichen<br />

kann. »Ich glaube nicht, dass wir Sebastian<br />

jemals auf der Strecke parken sehen werden,<br />

wie es Michael in Monaco gemacht hat oder wie<br />

er in jemanden absichtlich reinfährt«, so Herbert.<br />

Für Coulthard versteht es Vettel eher, die Grauzone<br />

zwischen sportlichem und unsportlichem<br />

Verhalten auszuloten. »Michael wurde wegen<br />

eines Kontakts mit Villeneuve von der Weltmeisterschaft<br />

ausgeschlossen. In Monaco wurde er<br />

einmal wegen Blockierens ans Ende des Feldes<br />

versetzt. Es ist nicht meine eigene Meinung, dass<br />

er sportlich nicht immer fair war, sondern eine<br />

Entscheidung der Rennleitung«, betont der<br />

Schotte. Sollte sich Vettel in seiner weiteren Karriere<br />

treu bleiben, dann wäre er laut Coulthard<br />

ein wirklich großartiger Sportsmann.<br />

Vettel mehr gewonnen<br />

hat? Ganz sicher nicht.<br />

»Für mich gibt es<br />

Superchampions, die<br />

nicht nur wegen ihrer<br />

Erfolge ganz oben stehen,<br />

sondern auch<br />

wegen ihres Charismas<br />

und ihrer Art abseits des<br />

Cockpits«, sagt Pirro. Mit<br />

Blick auf Persönlichkeit, Charakter<br />

und Charisma ordnet er Vettel noch<br />

nicht auf dem gleichen Level wie Prost oder<br />

Senna ein. »Es wäre schön, ihn in einem Duell<br />

zu erleben. Das hat viele Fahrer in der Vergangenheit<br />

geschärft«, erinnert sich Pirro an<br />

legendäre Duelle wie Prost gegen Senna, Lauda<br />

gegen Hunt oder Schumacher gegen Hill und<br />

Villeneuve. Ayrton Senna wäre ohne seinen<br />

Gegenspieler Alain Prost nie zu einem solchen<br />

Legendenstatus gekommen. »Prost wäre ohne<br />

Senna nicht so gewesen wie er war und umgekehrt«,<br />

glaubt Pirro. »Sie hätten sicher mehr<br />

gewonnen, wenn der andere nicht da gewesen<br />

wäre, aber sie wären vielleicht nicht so sehr in<br />

die Herzen der Menschen gefahren.«<br />

Gleichzeitig fährt Vettel in einer anderen →<br />

Gemeinsamkeit:<br />

Racer<br />

Qualifying, Starts, Rennintelligenz - Vettel und<br />

Schumacher zeigen der Konkurrenz in allen<br />

Aspekten des Racings, wo der Hammer hängt.<br />

»Sebastian ist in den Jahren ein kompletter Fahrer<br />

geworden - das war bei Michael genauso. Das ist<br />

der Grund, warum sie beide so viele Rennen und<br />

Titel gewonnen haben«, meint Brundle. Für<br />

Coulthard sind beide Piloten »Sieger-Maschinen«,<br />

wobei Vettels Racer-Talent bei Herbert etwas<br />

höher im Kurs steht: »Sebastian hat einen etwas<br />

weicheren Fahrstil, Michael war am Lenkrad<br />

immer sehr aggressiv, besonders beim Einlenken<br />

in die Kurve.« Bei der Kontrolle des Gaspedals<br />

haben beide einen ähnlichen Stil. »Michael nutzte<br />

das Gaspedal, um die Luft zum Diffusor zu<br />

beschleunigen und bei Sebastian kann man hören,<br />

dass er das gleiche macht«, so Herbert. »Ein bisschen<br />

besser ist Sebastians Fähigkeit, sich anzupassen.<br />

In Michaels Ära ging es nur in eine Richtung,<br />

jetzt gibt es mehrere Richtungen, die Einfluss<br />

auf den Fahrstil nehmen. Sebastian scheint seinen<br />

Stil am besten anpassen zu können.«<br />

Fotos: red bull, adrivo/Sutton


Siegerfaust:<br />

Schumacher<br />

dominierte die F1<br />

wie jetzt Vettel<br />

Vettel ist in der<br />

Formel 1 nicht<br />

unumstritten<br />

Siegerfinger: Vettel<br />

entwickelte<br />

Schumachers<br />

Siegerfaust weiter<br />

Fahrt in den<br />

Sonnenuntergang:<br />

Wieder ein neuer<br />

Rekord im Gepäck<br />

Mit sieben WM-Titeln<br />

fuhr sich Michael<br />

Schumacher in die<br />

Herzen der Fans<br />

Vettel hat es<br />

immerhin schon auf<br />

vier Titel gebracht<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 29


Seltenes Bild:<br />

Vettel als Jäger<br />

Fotos: adrivo/Sutton, red bull, mercedes<br />

Ära als Stewart, Lauda oder Senna. Die Formel<br />

1 hat sich zu einem Multimillionen-Dollar-Business<br />

entwickelt. Die Atmosphäre im Fahrerlager,<br />

der Druck in den Medien, der Einfluss von Herstellern<br />

und Sponsoren, all das ist nicht mehr<br />

mit den Zeiten der großen Legenden der 70er,<br />

80er oder 90er Jahre zu vergleichen. Mario Theissen<br />

spürt sogar einen Unterschied zwischen<br />

der Anfangszeit von BMW Williams in der Saison<br />

2000 und heute. »Damals war es viel familiärer<br />

im Paddock«, erinnert er sich. »Man hat<br />

noch mit den Fahrern und Teams von nebenan<br />

gesprochen, heute spielt sich die Kommunikation<br />

nur noch intern ab.« In dieser harten<br />

Fahrerlager-Realität muss sich Vettel in manchen<br />

Situationen anders geben, als er es eigentlich<br />

möchte, um zu bestehen. »Man ist vielleicht ein<br />

ganz anderer Mensch, aber man kann es sich<br />

nicht leisten, das zu zeigen«, zeigt Pirro eine der<br />

Kehrseiten der modernen Formel-1-Welt auf.<br />

»In den Zeiten von Prost und Senna fing es an,<br />

sich zu verändern. Davor gaben sich die Menschen<br />

so, wie sie waren«, weiß Pirro. »Regazzoni,<br />

Lauda, Jones - jeder hatte seine Persönlichkeit<br />

und keiner versuchte, sie zu verstecken.« Heute<br />

stehen die Fahrer mehr im Rampenlicht. Wenn<br />

sie etwas falsch machen, wird es ihnen von den<br />

Teamaufpassern, Medien und Sponsoren nicht<br />

so leicht vergeben - Lewis Hamilton weiß davon<br />

das eine oder andere Liedchen zu singen. »Früher<br />

hatte jeder Fahrer einen eigenen Charakter,<br />

zum Beispiel von vielen Frauen umgeben zu<br />

sein«, vergleicht Pirro. »Heute bremst jeder sein<br />

Warum Vettel auch<br />

2014 Weltmeister<br />

wird...<br />

Warum Vettel auch 2014<br />

Weltmeister wird...<br />

■ weil Newey bei Regeländerungen immer<br />

Geniestreiche gelingen<br />

■ weil Red Bull das nötige Kleingeld hat<br />

■ weil Vettel seinen Fahrstil gut an neue<br />

Regeln anpassen kann<br />

■ weil Vettel die klare Nr. 1 im Team ist, die<br />

Konkurrenz sich Punkte wegnimmt<br />

■ weil Red Bull Ende 2013 noch einmal<br />

zulegte<br />

■ weil Vettel beweist, dass er auch in einem<br />

nicht überlegenen Auto gewinnen kann<br />

Warum Vettel 2014 nicht<br />

Weltmeister wird...<br />

■ weil sich das Kräfteverhältnis durch die<br />

neuen Regeln ändern kann<br />

■ weil die Formkurve von Mercedes ansteigt<br />

■ weil Ferrari sich mit Räikkönen,<br />

Allison & Co verstärkt hat<br />

■ weil Ferrari endlich den Windkanal in den<br />

Griff bekommt<br />

■ weil Newey seine rechte Hand Peter<br />

Prodromou an McLaren verliert<br />

■ weil es sonst langweilig werden würde...<br />

Temperament. Dass die Fahrer heute nicht mehr<br />

so sehr aus sich herausgehen, hat damit zu tun,<br />

dass sie sich selbst beschützen wollen.« In der<br />

guten alten Zeit stiegen die Piloten aus dem Auto<br />

aus und jagten sofort einer Reihe hübscher<br />

Damen mit kurzen Röcken hinterher, heute klettern<br />

sie aus dem Cockpit und loben erst einmal<br />

in korrekter Abfolge eine lange Reihe an Sponsoren,<br />

ohne deren Unterstützung dieser Erfolg<br />

niemals möglich gewesen wäre.<br />

T<br />

rotzdem ist Herbert überzeugt: »Wenn<br />

Sebastian morgen aufhören würde,<br />

wäre er einer der Größten in der<br />

Geschichte. Er hat in kurzer Zeit viel<br />

erreicht und könnte sogar der Allergrößte werden.«<br />

Der Tag von Vettels Rücktritt liegt jedoch<br />

noch in weiter Ferne. Theissen traut seinem ehemaligen<br />

Schützling - Gesundheit vorausgesetzt<br />

- noch zehn bis fünfzehn Jahre zu, in denen er den<br />

Ton angeben kann. »Sebastian kann alle Rekorde<br />

brechen«, glaubt Brundle. »Er ist jung genug, das<br />

Auto ist stark genug. Er hat den Schwung und<br />

geht in eine Phase, in der der Fahrer viel mitdenken<br />

muss. Das wird ihm liegen.« Brundle sieht es<br />

als höchstwahrscheinlich an, dass Vettel einige,<br />

wenn nicht sogar alle Rekorde von Michael Schumacher<br />

übertreffen wird - schließlich seien<br />

Rekorde da, um gebrochen zu werden. »Aber das<br />

ist nur eine Nebensache«, meint Theissen. »Sebastian<br />

hat jetzt schon mehr erreicht, als er sich als<br />

Kind zu träumen wagte. Alles was jetzt noch<br />

kommt, ist reine Zugabe.«<br />

30 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Michael Schumacher<br />

Erster GP: 22 Jahre, 234 Tage - insgesamt: 308<br />

Erste Pole: 25 Jahre, 121 Tage - insgesamt: 68<br />

Erster Sieg: 23 Jahre, 240 Tage - insgesamt: 91<br />

Erster Titel: 25 Jahre, 315 Tage - insgesamt: 7<br />

Vierter Titel: 32 Jahre, 228 Tage<br />

Alain Prost<br />

Erster GP: 24 Jahre, 323 Tage - insgesamt: 199<br />

Erste Pole: 26 Jahre, 158 Tage - insgesamt: 33<br />

Erster Sieg: 26 Jahre, 131 Tage - insgesamt: 51<br />

Erster Titel: 30 Jahre, 224 Tage - insgesamt: 4<br />

Vierter Titel: 38 Jahre, 181 Tage<br />

Juan Manuel Fangio<br />

Erster GP: 38 Jahre, 323 Tage - insgesamt: 51<br />

Erste Pole: 38 Jahre, 330 Tage - insgesamt: 29<br />

Erster Sieg: 38 Jahre, 331 Tage - insgesamt: 24<br />

Erster Titel: 39 Jahre, 126 Tage - insgesamt: 5<br />

Vierter Titel: 46 Jahre, 41 Tage<br />

Sebastian Vettel<br />

Erster GP: 19 Jahre, 350 Tage - insgesamt: 120<br />

Erste Pole: 21 Jahre, 72 Tage - insgesamt: 45<br />

Erster Sieg: 21 Jahre, 73 Tage - insgesamt: 39<br />

Erster Titel: 23 Jahre, 134 Tage - insgesamt: 4<br />

Vierter Titel: 26 Jahre, 116 Tage<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 31


32 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Aussterbende<br />

Spezies<br />

Adrian Newey, Rory Byrne, Ross Brawn: Formel-1-Legenden wie Sebastian Vettel und<br />

Michael Schumacher standen stets auf den Schultern von Riesen. Das <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> ergründet, was das Aerodynamik-Genie Adrian Newey so besonders macht.<br />

Text: Stephan Heublein & Karin Sturm<br />

Sein erster Job war eine Katastrophe. Renningenieur Adrian Newey und<br />

Rennfahrer Christian Danner harmonierten überhaupt nicht miteinander.<br />

»Ich war sein erster Fahrer und gleichzeitig auch der einzige, der ihn in<br />

seiner gesamten Karriere je gefeuert hat«, erinnert sich Danner schmunzelnd.<br />

»Es war hoffnungslos, er wusste nicht mal, wie er den Funk anstecken<br />

sollte.« Newey gibt heute selbst lachend zu, dass Danner mit seiner<br />

Entscheidung damals richtig lag. »Er war für einen jungen, unerfahrenen<br />

Piloten wie mich der falsche Ingenieur, denn ich<br />

hatte ja auch keine Ahnung.«<br />

Seitdem hat Newey erwartungsgemäß das eine<br />

oder andere dazu gelernt. »Die Zusammenarbeit<br />

war absolut super«, schwärmt Alex Wurz. »Man<br />

kann jederzeit zu Adrian hingehen, er hört dir<br />

immer zu - auch wenn du Blödsinn erzählst.«<br />

Newey stellt ganz spezifische Fragen, filtert die<br />

Informationen heraus, die für ihn hilfreich sind,<br />

und spielt so den Ball mit seinem Fahrer hin und<br />

her. »Es ist sehr cool, mit ihm zusammenzusitzen<br />

und zu philosophieren«, sagt Wurz. Manchmal<br />

erweckt es den Eindruck, dass Newey der<br />

geheime Boss bei Red Bull ist. »Aber das gehört<br />

nicht zu seinen Stärken«, betont Martin Brundle.<br />

»Er ist ein Künstler, kein Personalmanager.«<br />

Dafür hat er Teamchef Christian Horner. Dennoch<br />

bezeichnet Brundle Newey als die wichtigste<br />

Person bei Red Bull Racing, inklusive des vierfachen Champions<br />

Sebastian Vettel. »Die Partnerschaft zwischen ihnen ist perfekt, der eine<br />

hat den Speed und Arbeitswillen, der andere die Ideen«, erklärt Brundle.<br />

Newey ist sein eigener Boss, vertraut seinen Überzeugungen und versteht<br />

es brillant, was es braucht, um Rennen und Titel zu gewinnen. »Nicht<br />

jedes Team könnte das Beste aus Adrian herausholen«, meint Brundle.<br />

»Adrian könnte woanders brillante Ideen entwickeln, aber dort gäbe es<br />

nicht die nötigen Ressourcen, um die Updates zu produzieren, die er im<br />

Sinn hat.«<br />

An sich sind die Zeiten eines Alleinherrschers im Designbüro eines Formel-1-Teams<br />

längst vorbei. Auch Newey braucht ein kreatives Team um<br />

sich herum, das ihn unterstützt - das Teamwork entscheidet. Genau diese<br />

Voraussetzungen erfüllt Red Bull. »Deshalb erleben wir aktuell auch den<br />

besten Newey«, glaubt Johnny Herbert. Das bedeutet allerdings noch nicht,<br />

dass ein Newey-Auto automatisch den WM-Titel gewinnt. »Du musst<br />

das, was dir Adrian hinzaubert, auch verstehen«, verrät Danner. Wenn<br />

das Auto nicht das macht, was der Fahrer möchte, muss er seinen Fahrstil<br />

entsprechend ändern. Darin ist Sebastian Vettel ein Meister. »Adrian ist<br />

insofern außergewöhnlich, weil er nicht nur die Komplexität der Aerodynamik<br />

genial begriffen hat und kreativ umsetzen kann, sondern als Mann<br />

der alten Schule auch selbst Renningenieur war«, erklärt <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong>-Experte Christian Danner. »Diese<br />

Kombination ist eine aussterbende Spezies.« Ein<br />

plastisches Beispiel hierfür liefert Herbert: »Als<br />

Sebastian letztes Jahr ein Loch im Seitenkasten<br />

hatte, hat sich Adrian das Auto selbst genau<br />

angeschaut und überlegt, wieso das Auto trotzdem<br />

noch so schnell war?«<br />

Eine von Neweys großen Stärken kommt beim<br />

Übergang von einem Reglement zum nächsten<br />

zum Tragen. Kein Designer reagierte in der Vergangenheit<br />

schneller auf neue Herausforderungen<br />

als er. Wurz nennt einen simplen Grund<br />

dafür: »In den letzten 20 Jahren ist er immer in<br />

einem Team gewesen, das auch die finanziellen<br />

Möglichkeiten hatte, weitere gute Leute zu<br />

beschäftigen, sodass er delegieren und abgeben<br />

Adrian Newey und sein dickes, rotes Buch konnte.« Aber das ist nur die halbe Wahrheit.<br />

der genialen Aerodynamik-Ideen<br />

Newey ist stets in Gedanken versunken, beschäftigt<br />

sich mit dem Hier und Jetzt, aber gleichzeitig auch mit der Zukunft.<br />

»Es geht nicht nur um sein Fachwissen, sondern um sein ständiges Grübeln<br />

über die Details«, so Wurz. »Das macht den Unterschied aus.« Aber selbst<br />

Newey hat schon mal einen Flop gebaut - allen voran den legendären<br />

Phantom-McLaren, der nie ein Rennen bestritten hat. »Damals wollte er<br />

zu viel«, erklärt Wurz, der das Auto als Testfahrer fuhr. »Es ist wie bei<br />

einem Rennfahrer, der glaubt, die Kurve voll fahren zu können - doch es<br />

geht einfach nicht.« Trotzdem sieht Wurz den MP4-18 nicht als gänzliches<br />

Desaster an. Im Gegenteil: »Das Auto war seiner Zeit weit voraus - bei den<br />

Materialien und der Produktionstechnologie.« Noch heute erkennt man<br />

an den siegreichen Newey-Boliden Merkmale, die erstmals am MP4-18<br />

zu sehen waren. In der Saison 2014 wird sich zeigen, ob Newey beim<br />

neuesten Reglementumbruch erneut das goldene Los zieht oder ob er über<br />

das Ziel hinausschießt. Nur eins dürfte wohl nicht passieren, dass ihn<br />

wieder ein deutscher Fahrer feuert...<br />

Fotos: red bull racing<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 33


Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />

Text: Karin Sturm<br />

Vier WM-Titel. Ein Platz unter den Legenden des<br />

Sports. Alain Prost ist schon lange dort, wo<br />

Sebastian Vettel gerade erst angekommen ist. Das<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> traf den Professor zur groSSen<br />

Abrechnung - über Reife, Neid und Wettkampf.<br />

MSM: Hat es Ihnen persönlich etwas bedeutet<br />

- oder vielleicht sogar etwas ausgemacht, dass<br />

Sebastian Vettel Ihre vier WM-Titel erreicht hat,<br />

und das im Alter von 26 Jahren?<br />

ALAIN PROST: Eigentlich nicht. Ich habe schon<br />

seit längerer Zeit erkannt, dass sich in der Formel<br />

1 ständig alles verändert. Es ist doch heute nichts<br />

mehr, wie es zu meiner aktiven Zeit war. Das<br />

heißt aber auch, dass man nichts mehr miteinander<br />

vergleichen kann. Ich hatte eine ganze<br />

Menge an Rekorden, dann kam Michael Schumacher<br />

und hat sie geschlagen - und jetzt kommt<br />

eben Vettel...<br />

Wo sind die größten Unterschiede?<br />

Man muss sich nur die heutige Zuverlässigkeit<br />

der Autos anschauen, die größere Anzahl der<br />

Rennen, das neue Punktesystem mit 25 Punkten<br />

pro Sieg - wir bekamen damals neun Punkte.<br />

Wie will man da irgendwelche Zahlen vergleichen?<br />

Das macht doch alles nicht viel Sinn. Da<br />

muss man das ganze wie ein neutraler Zuschauer<br />

betrachten und zu sich selbst sagen: Es ist doch<br />

gut, einen weiteren viermaligen Weltmeister →<br />

34 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 35


Sieh her, Alain:<br />

Ich habe jetzt auch<br />

vier WM-Titel<br />

zu haben, der so gut ist wie Sebastian. Und das<br />

alles mit 26 Jahren... Ich habe mit 25 in der Formel<br />

1 angefangen, mit 26 mein erstes Rennen<br />

gewonnen. Das sagt doch schon alles über die<br />

unterschiedlichen Verhältnisse.<br />

Diese Tendenz zu »immer jünger« sieht man in<br />

vielen Sportarten - sind heutige Kinder und<br />

Jugendliche einfach viel früher wesentlich weiter<br />

und reifer, ist heute ein 20-Jähriger schon<br />

wesentlich erwachsener als Sie damals mit 20<br />

und damit auch bereit für die Formel 1?<br />

Nein - grundsätzlich kann man das glaube ich<br />

nicht so sagen. Es ist vielleicht eine andere Form<br />

von Reife. Ich wusste mit 20 oder 23 auch schon,<br />

was ich auf der Rennstrecke machen musste, um<br />

Erfolg zu haben, erst im Kart, dann in den Nachwuchsformeln,<br />

aber auch, dass ich hart arbeiten<br />

musste, um zum Beispiel das nötige Geld bei den<br />

Sponsoren aufzutreiben. Das ist heute anders - es<br />

ist, wie gesagt, vielleicht eine andere Form von<br />

Reife. Als ich mit 25 in der Formel 1 anfing, hatte<br />

ich schon mein eigenes Go-Kart-Team, das ich<br />

gemanagt habe, ich hatte in der Formel Renault<br />

Europe ein Auto laufen, wo ich mich um das<br />

Budget gekümmert habe. Diese Form von Reife<br />

hatte ich, ein anderes Leben auch neben der<br />

Rennstrecke, Erfahrung im Geschäftsleben. Das<br />

kann man von den Jungs heute in der Formel 1<br />

nicht erwarten. Dafür kennen sie das professionelle<br />

System im Rennsport vom Kart bis in die<br />

Formel 1 in- und auswendig, wissen, wie das<br />

Marketing funktioniert, wie man mit Managern<br />

und Sponsoren arbeitet und umgeht. Das wusste<br />

ich, wussten wir damals alle nicht - wir hatten<br />

nur die Leidenschaft für den Rennsport an sich.<br />

Vettel wird oft vorgeworfen, dass er im besten<br />

Auto sitzt - aber ist das nicht bei den meisten<br />

Weltmeistern der Fall?<br />

Ab und zu kann man da sicher mal Ausnahmen<br />

finden. Als ich 1986 im McLaren Weltmeister<br />

wurde, hatte ich sicher nicht das beste Auto. Aber<br />

natürlich habe ich damals auch davon profitiert,<br />

dass sich meine Konkurrenten bei Williams,<br />

Nigel Mansell und Nelson Piquet, gegenseitig<br />

Punkte weggenommen haben. Einmal in seiner<br />

Karriere schafft man das vielleicht, wenn die<br />

Umstände entsprechend sind. Es gibt da in der<br />

Geschichte noch ein paar andere Beispiele, auch<br />

Kimi Räikkönen 2007 im Ferrari, der vom Streit<br />

zwischen Alonso und Hamilton bei McLaren<br />

profitiert hat. Aber vier Titel in Serie - das ist<br />

etwas anderes. So ein Erfolg ist immer das Ergebnis<br />

des Zusammenwirkens zwischen Fahrer und<br />

Team. Es ist nie nur der Fahrer oder nur das<br />

Team. Deshalb ist es auch nicht in Ordnung,<br />

Sebastians Leistung nicht entsprechend anzuerkennen,<br />

die Arbeit, die auch er leistet, um diesen<br />

Erfolg zu erreichen. Einerseits sind diese Diskussionen<br />

für die Formel 1 insgesamt ja gar nicht<br />

schlecht. Wenn die Leute darüber reden, wer<br />

denn nun wirklich der beste Fahrer ist, wer das<br />

beste Team, dann ist das ein Thema, das immer<br />

wieder gut ist für ein paar Schlagzeilen.<br />

Sie haben am Ende Ihrer Karriere gesagt, dass sie<br />

an einem gewissen Punkt die Motivation verloren<br />

hätten. Hat es Sebastian in dieser Beziehung leichter<br />

- weil er noch jünger ist?<br />

Das reine Alter ist da nicht so entscheidend, glaube<br />

ich, viel mehr die Zeit, die man in der Formel 1<br />

Vettel gibt nicht<br />

auf: Starrer<br />

Blick in<br />

Richtung Titel<br />

Nummer 5<br />

Viel Arbeit für<br />

die Ingenieure<br />

mit den neuen<br />

Power Units<br />

für 2014<br />

verbracht hat, mit all dem Druck. Allerdings kann<br />

das von Person zu Person sehr unterschiedlich sein.<br />

Wenn er ständig weiter kritisiert und nicht richtig<br />

anerkannt wird, dann ist das zusätzlicher Druck<br />

und könnte natürlich auch dazu beitragen, dass er<br />

sich irgendwann die Frage stellt, warum mache ich<br />

das alles eigentlich noch? Andererseits hat er ja<br />

anscheinend die volle Unterstützung seines Teams<br />

und seiner Sponsoren... Man muss mal abwarten,<br />

wie sich das in Zukunft entwickelt. Es ist noch zu<br />

früh, um darüber etwas zu sagen. Was in seiner<br />

Situation sehr positiv ist, sind die Regeländerungen,<br />

die im nächsten Jahr kommen. Das ist sehr gut für<br />

ihn und für das Team. Dadurch bekommt er automatisch<br />

eine neue Motivation, und eine neue Möglichkeit,<br />

den Leuten zu beweisen, dass er auch unter<br />

veränderten Umständen genauso gut sein kann,<br />

dass er mit der neuen Technologie zusammen mit<br />

seinem Team wieder das Beste erreichen kann.<br />

Sind die neuen Regeln auch grundsätzlich eine gute<br />

Sache für die Formel 1?<br />

Als ich mit 25 in der F1<br />

anfing, hatte ich schon<br />

mein eigenes Go-Kart-<br />

Team, ich hatte in der<br />

Formel Renault Europe<br />

ein Auto laufen, wo ich<br />

mich um das Budget<br />

gekümmert habe. Diese<br />

Form von Reife hatte ich.<br />

eben Erfahrung im Geschäftsleben.<br />

Acht WM-Titel auf<br />

einem Bild: Sebastian<br />

Vettel und Alain Prost<br />

36 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />

Sebastian Vettel<br />

dürfte die neue<br />

Formel 1 ab<br />

2014 liegen<br />

Ich verstehe, wenn es heißt, dass das Timing sicher<br />

schwierig ist für die Teams - aus wirtschaftlichen<br />

Gründen. Andererseits muss man aber sehen, dass<br />

einige Hersteller überlegt haben, in der Formel 1<br />

nicht weiter zu machen, wenn es nichts Neues auf<br />

dem Motorensektor gegeben hätte. Denn sie<br />

wollten einfach näher an dem sein, was auch in der<br />

Automobilindustrie gebraucht und entwickelt wird.<br />

Bei Renault stand so eine Entscheidung auch an -<br />

und bei uns war man sehr glücklich darüber. Und<br />

auch Honda ist nur wegen des neuen Reglements<br />

zurückgekommen. Man muss wohl akzeptieren,<br />

dass es für einige Leute am Anfang schwierig sein<br />

wird, aber grundsätzlich ist es sicher gut für die<br />

Formel 1.<br />

Und wie sollen die kleinen Teams die Finanzierung<br />

stemmen?<br />

Sicher ist die gesamtwirtschaftliche Situation<br />

schlecht. Aber sie ist für viele Teams ja auch heute<br />

schon schlecht. Das liegt nicht in erster Linie an<br />

den neuen Motoren. Sicher, das kann es für einige<br />

noch schlimmer machen. Aber grundsätzlich muss<br />

das Problem auf einer ganz anderen Ebene angegangen<br />

werden, die Ursachen liegen viel tiefer und<br />

viel weiter zurück.<br />

Wie groß wird die Herausforderung aus technischer<br />

Sicht für die Hersteller werden? Müssen<br />

wir am Anfang doch mit einigen Problemen rechnen<br />

- Motoren, die hochgehen, Autos, die ohne<br />

Sprit stehen bleiben?<br />

Das kann schon passieren, aber bestimmt nicht so<br />

extrem wie in früheren Zeiten. Denn heute haben<br />

wir doch ein wesentlich besseres Verständnis von<br />

vielen Dingen. Aber ein paar Zuverlässigkeitsprobleme<br />

kann man am Anfang schon erwarten. Denn<br />

es ist schon eine hoch komplexe Technologie, die<br />

Entwicklungszeit ist relativ kurz. Ich sehe bei Renault<br />

alle ein, zwei Wochen irgendwelche Fortschritte,<br />

es ist eine sehr schnelle Entwicklung - aber<br />

das beinhaltet halt auch das Risiko von<br />

Problemen.<br />

Es kann passieren, dass<br />

ein motorenHersteller<br />

am Anfang deutlich<br />

vorne liegt. Aber das ist<br />

doch auch die Essenz,<br />

der Kern der Formel 1:<br />

Wettbewerb - und der<br />

hersteller, der den<br />

besten Job erledigt, ist<br />

eben vorne.<br />

Sind Sie optimistisch, dass das Renault sein wird?<br />

Wenn man heute realistisch ist, dann ist man nicht<br />

mehr optimistisch. Denn es ist nun mal sehr<br />

schwierig...<br />

Wird sich der reine Rennsport auch verändern -<br />

immer mehr in Richtung Langstreckenrennen?<br />

Nein, überhaupt nicht. Ich weiß zwar, dass das eine<br />

Menge Leute behaupten, aber das wird nicht passieren.<br />

Man hat eine gewisse Menge Energie zur<br />

Verfügung, und die muss man sich einteilen. Das<br />

stimmt. Aber wenn ich mir heute Langstrecken-<br />

Rennen anschaue, dann sind sie doch schon fast<br />

Sprintrennen. Auch das Spritlimit sehe ich nicht<br />

als Problem. Man muss sich eben anpassen, an das,<br />

was man hat. Das werden einige Fahrer, die sich<br />

mit dem System detaillierter auseinandersetzen,<br />

vielleicht etwas schneller und besser drauf haben<br />

als andere. Cleverness und technisches Verständnis<br />

werden gefragt sein, sicher. Aber das war doch im<br />

Prinzip schon immer so, mal mehr, mal etwas<br />

weniger.<br />

Das wäre ein für Sie maßgeschneidertes Reglement<br />

gewesen, oder?<br />

Ja, bestimmt, das hätte perfekt zu meiner Herangehensweise,<br />

meiner Einstellung und meinem<br />

Fahrstil gepasst.<br />

Fotos: ferrari, adrivo/Sutton<br />

Einige Experten haben Angst, dass die Leistungsunterschiede<br />

zwischen den drei Herstellern zu<br />

Beginn sehr groß sein könnten. Teilen Sie diese<br />

Befürchtungen - oder wird sich schnell alles<br />

angleichen?<br />

Es wird sicher nicht komplett ausgeglichen sein,<br />

weder bei der Leistung noch bei der Zuverlässigkeit<br />

noch beim Gewicht oder der Integrierbarkeit ins<br />

Auto, und auch nicht bei den Fähigkeiten, die<br />

Energie-Speicherkapazitäten komplett auszunutzen.<br />

Es wird schon Unterschiede geben.<br />

Also auch große Zeitabstände am Anfang?<br />

Es kann passieren, dass ein Hersteller am Anfang<br />

deutlich vorne liegt. Aber das ist doch auch die<br />

Essenz, der Kern der Formel 1: Wettbewerb - und<br />

der, der den besten Job macht, ist eben vorne.<br />

Und wer wird jetzt davon profitieren - Vettel?<br />

Ja, bestimmt. Denn so wie er mit dem Team arbeitet,<br />

müsste ihm das auf jeden Fall entgegenkommen.<br />

Genau deshalb hat er auch sehr gute Chancen,<br />

nächstes Jahr wieder vorne zu sein.<br />

Daumen hoch:<br />

Vettel will Prost<br />

bei den<br />

WM-Titeln<br />

überflügeln<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 37


Fotos: adrivo/Sutton<br />

Text: Kerstin Hasenbichler<br />

NUR EINMAL WELTMEISTER<br />

Vergessene Champions<br />

Die Namen Ayrton Senna, Michael Schumacher, Juan Manuel Fangio, Alain Prost oder Niki Lauda haben<br />

bis heute an Strahlkraft nichts verloren. So manch andere Weltmeister sind in den Formel-1-Geschichtsbüchern<br />

verloren gegangen. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> hat sie wieder hervorgeholt und<br />

stellt die Top-5 der vergessenen Champions vor.<br />

Mike Hawthorn<br />

gewann 1958 den<br />

WM-Titel<br />

Mike Hawthorn -<br />

Weltmeister 1958<br />

Wussten Sie, dass Mike Hawthorn mit bürgerlichen Namen John Michael hieß?<br />

Nein? Da sind sie nicht der Einzige. Kaum einer kannte den Engländer, der sich<br />

Zeit seiner Karriere hinter einer Mauer an Arroganz versteckte, wirklich. Das<br />

brachte ihm bei englischen Journalisten sogar den Titel ‚unbeliebtester Weltmeister‘<br />

in der F1-Geschichte ein. Dabei war Hawthorn der erste Engländer,<br />

der nach dem zweiten Weltkrieg einen regulären Grand-Prix-Sieg und einen<br />

Weltmeistertitel errang und damit eine lange Tradition englischer Dominanz im<br />

<strong>Motorsport</strong> begründete. Vergessen ist sein unglaubliches Windschattenduell<br />

mit Juan-Manuel Fangio während des Frankreich GP, das er am Ende gewann.<br />

In den Schlagzeilen kam Hawthorn nur vor, wenn die britischen Medien mal<br />

wieder eine Hetzkampagne starteten und ihn als Vaterlandsverräter anprangerten.<br />

Selbst das britische Unterhaus diskutierte über seine Entscheidung, zu<br />

Ferrari zu wechseln. Seine Landsmänner warfen ihm vor, dem Militärdienst<br />

entgehen zu wollen, dabei wollte Hawthorn nur für das beste Team der damaligen<br />

Zeit fahren.<br />

38 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Phil Hill -<br />

Weltmeister<br />

1961<br />

»Phil Hill setzte den Standard und bereitete<br />

den Weg für alle nachfolgenden<br />

US-amerikanischen Piloten wie Dan<br />

Gurney oder Mario Andretti«, schrieb die<br />

Times 2006. Hill war der erste US-<br />

Amerikaner, der die 24-Stunden von Le<br />

Mans siegreich beendete [1958, 1961<br />

und 1962] und eine Runde auf dem<br />

Nürburgring im Ferrari 156 unter neun<br />

Minuten fuhr. 1961 feierte er mit dem<br />

Gewinn der Formel-1-Weltmeisterschaft<br />

seinen größten Erfolg. Einen Triumph,<br />

den er damals nicht feiern durfte und<br />

der später durch seine Nachfolger in den<br />

Schatten gestellt wurde. Hill sicherte<br />

sich mit nur einem Punkt Vorsprung auf<br />

Teamkollege Wolfgang Graf Berghe von<br />

Trips den Titelgewinn. Beide lieferten<br />

sich einen spannenden Zweikampf bis<br />

zum vorletzten Rennen der Saison,<br />

indem von Trips tödlich verunglückte.<br />

Im gleichen Rennen wurden auch 14<br />

Zuschauer tödlich verletzt, woraufhin<br />

Ferrari entschied, das Saisonfinale in<br />

Watkins Glen - das Heimrennen von Phil<br />

Hill - nicht zu bestreiten und den Titelgewinn<br />

in diesem Jahr ‚unter den Tisch<br />

fallen zu lassen‘.<br />

Phil Hill holte<br />

seinen WM-Titel<br />

auf Ferrari<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 39


Denny Hulme ist<br />

der einzige<br />

F1-Champion aus<br />

Neuseeland<br />

Denis Hulme - Weltmeister 1967<br />

Denis Hulme, Spitzname Bär, konnte je nach Stimmungslage<br />

zum Grizzly oder Winnie Puuh werden wie ehemalige Teamkollegen<br />

zu berichten wussten. Nach seinem Triumph in der<br />

Formel 1 zeigte sich der Neuseeländer allerdings von seiner<br />

bescheidenen Seite, dabei krönte er sich bereits in seinem<br />

zweiten Jahr zum Weltmeister. »Dass ich den Titel in meinem<br />

zweiten Jahr geschafft habe, bedeutet nicht, dass ich der beste<br />

Fahrer auf der Welt bin. Es bedeutet lediglich, dass es mir<br />

gelungen ist, konstant gute Rennen zu fahren und einige davon<br />

zu gewinnen«, meinte Hulme. Zwischen 1965 und 1974 bestritt<br />

er für Braham sowie McLaren 112 Grands Prix, holte acht<br />

Siege, 33 Podestplätze und eine Pole Position. Bis heute ist<br />

Hulme der einzige F1-Weltmeister aus Neuseeland - ein Triumph,<br />

den selbst seine Landsleute vergessen haben. So sucht<br />

man in der neuseeländischen Hall of Fame vergebens nach<br />

einem Abbild von Denis Hulme. Würde er heute noch leben,<br />

würde er angesichts dieser Missachtung wohl wieder zum<br />

Grizzly werden.<br />

Jacques<br />

Villeneuve hatte in<br />

der F1 nur bei<br />

Williams Erfolg<br />

Jacques Villeneuve - Weltmeister 1997<br />

Wechselnde Haarfarben, ein zwei Nummern zu großer Rennoverall<br />

und ein loses Mundwerk - das ist Jacques Villeneuve.<br />

Bis heute ist der Querkopf, nicht zuletzt wegen seiner politisch<br />

meist unkorrekten Äußerungen, unvergessen. An seinen<br />

Titelgewinn 1997 erinnern sich die meisten Fans hingegen<br />

nur noch verschwommen. Dabei war sein Aufstieg mit Williams<br />

nahezu kometenhaft. Nach zwei Jahren Formel 1<br />

wurde er als bester Neueinsteiger aller Zeiten umschwärmt.<br />

Der Kanadier holte 11 Siege, 13 Poles und 9 schnellste Rennrunden<br />

und am Ende der Saison 1997 im legendären Showdown<br />

mit Michael Schumacher im spanischen Jerez den<br />

Weltmeistertitel - eine Bilanz, die zehn Jahre später selbst<br />

Super-Rookie Lewis Hamilton nicht knacken konnte. Villeneuves<br />

kometenhaftem Aufstieg folgte der tiefe Fall ins<br />

Mittelfeld. Nach Verträgen mit B.A.R und Renault wechselte<br />

der ‚Freigeist‘ 2005 zu Sauber und besiegelte damit sein<br />

F1-Aus. »Dort hieß es: sei still und fahr einfach. Das lag mir<br />

nicht - und dann wurde es kompliziert.«<br />

40 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Jenson Button<br />

- Weltmeister<br />

2009<br />

Fotos: adrivo/Sutton<br />

Als er die Ziellinie überquerte, konnte er<br />

nicht mehr an sich halten und schrie im<br />

Boxenfunk in die gesamte Formel-1-<br />

Welt hinaus: »We are the champions!«<br />

Zu Beginn seiner Karriere galt Jenson<br />

Button als schlampiges Genie, das sein<br />

großes Talent zugunsten eines Jetset-<br />

Lebens vergeudete. Neun Jahre lang<br />

fuhr er in der Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s<br />

erfolglos und größtenteils unbemerkt<br />

hinterher, um schließlich in seinem<br />

zehnten Jahr mit dem Titelgewinn<br />

seinen bis dato größten Triumph einzufahren.<br />

Doch die Erfolgsgeschichte des<br />

britischen Spätzünders ist eigentlich die<br />

Erfolgsgeschichte seines Teamchefs<br />

Ross Brawn und eines Geniestreichs<br />

namens Doppel-Diffusor. Eine riskant<br />

ausgelegte Variante des Reglements, die<br />

Buttons Boliden dank des besseren<br />

Abtriebs in der ersten Saisonhälfte<br />

unschlagbar machte. Der Brite gewann<br />

sechs der ersten sieben Saisonrennen<br />

und war trotz einer alles andere als<br />

weltmeisterlichen zweiten Saisonhälfte<br />

nicht mehr einzufangen. Irgendwie treffend<br />

beschrieb Button seinen Erfolg so:<br />

»Es ist irgendwie surreal.«<br />

Der Reifen-<br />

Flüsterer bei<br />

der Arbeit<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 41


Highlights<br />

2013<br />

Text: Stephan Heublein & Kerstin Hasenbichler<br />

Was für eine Saison: explodierende Reifen, rebellierende<br />

Fahrer und ein Skateboard fahrender Hund<br />

hielten die F1-Welt in Atem! Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

lässt die witzigsten, spektakulärsten<br />

und traurigsten Momente des Jahres<br />

Revue passieren.<br />

42 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: adrivo/suton, red bull racing<br />

Der RB9 kam nur<br />

schwer in Fahrt, war<br />

danach aber nicht<br />

mehr zu stoppen<br />

Der Red Bull RB9 gab sich bei seiner Präsentation fotoscheu, dabei stammt<br />

er aus gutem Hause. Die fünf Brüder der schnellen Familie hören auf die<br />

Namen RB5 bis RB9 und fuhren innerhalb von fünf Jahren neun Weltmeistertitel<br />

und einen Vizeweltmeistertitel ein. Dabei hätte der älteste Sprössling<br />

ebenfalls den Fahrertitel gewinnen können, wenn Ross Brawn nicht den<br />

Doppeldiffusor erfunden hätte. Gegen Saisonende 2009 war der RB5 dennoch<br />

das schnellste Auto im Feld - eine Eigenschaft, die alle folgenden Brüder<br />

erbten. Das Weltmeisterauto der Saison 2013 baut also auf einer erfolgreichen<br />

Basis auf, die von Jahr zu Jahr nur verfeinert werden musste. Die geringen<br />

Regeländerungen seit 2009 bedeuteten, dass die Autos nur im Detail verbessert<br />

wurden, um aus jedem Bereich das Maximum herauszuholen. »Wenn<br />

man einen RB5 neben einen RB9 stellen würde, könnte man klare Gemeinsamkeiten<br />

erkennen«, erklärt der Vater des Erfolges, Adrian Newey. Das<br />

Getriebe des RB9 wurde größtenteils von seinem Vorgänger übernommen,<br />

einige Teile reichen sogar bis zum RB7 zurück und werden auch vom Kunden<br />

Caterham genutzt. Der RB9 war in der zweiten Saisonhälfte ein nahezu<br />

perfektes Auto. Zu Saisonbeginn hatte Red Bull jedoch Probleme, die neuen<br />

Pirelli-Reifen zu verstehen. Erst mit den geänderten Reifen zur Saisonmitte<br />

wurde der RB9 zur alles dominierenden Siegmaschine, die ab Spa jedes<br />

Rennen gewann. Die größte Schwachstelle des Autos war wieder einmal<br />

KERS, das Red Bull seit dem Debütjahr der Technik 2009 nicht hundertprozentig<br />

in den Griff bekam. Vor allem Mark Webber hatte immer wieder<br />

KERS-Probleme zu beklagen.<br />

Technische Daten<br />

Gewicht:<br />

642 kg (inkl. Fahrer)<br />

Kraftübertragung: Sieben-Gang-Getriebe<br />

Felgen: vorne: 12,0x13, hinten: 13,7x13<br />

Motor: Renault RS27 - 2013<br />

Zylinder: 8<br />

Hubraum:<br />

2400ccm<br />

Max. Umdrehungen: 18.000<br />

Anzahl Ventile: 32<br />

Leistung:<br />

ca. 750 PS<br />

Erfolge<br />

WM-Titel: 2<br />

Siege: 13<br />

Poles: 11<br />

Schnellste Runden: 12<br />

Podiumsplätze: 24<br />

Führungskilometer: 4.001<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 43


Sieg geklaut:<br />

Sebastian Vettel<br />

machte in Malaysia<br />

keine Gefangenen<br />

Affäre des Jahres: Malaysia<br />

Fans pfiffen, Experten diskutierten. Christian Danner<br />

urteilte: »Da ist jetzt richtig Dampf im Kessel.« Die<br />

Saison 2013 hatte gleich beim zweiten Rennen in<br />

Malaysia ihren ersten handfesten Skandal. Obwohl<br />

Red Bull seine beiden Fahrer mittels Funkspruch<br />

anwies, die Positionen zu halten, hatte Sebastian<br />

Vettel keine Lust, den Sieg seinem Teamkollegen<br />

Mark Webber zu überlassen. Lieber griff er Webber<br />

an, überholte ihn und gewann das Rennen. Wer<br />

dachte, dass Vettel danach Ärger von Teamchef Christian<br />

Horner drohte, der irrte. Vettel entschuldigte sich<br />

zwar vor versammelter Mannschaft, betonte später<br />

aber, dass er wieder so handeln würde. Bei den Fans<br />

hatte sich der Deutsche damit viele Sympathien verspielt,<br />

zumal sein Landsmann Nico Rosberg im gleichen<br />

Rennen zeigte, wie man sich an Teamanweisungen<br />

hält. Er erhielt die Anweisung, Lewis Hamilton<br />

nicht zu überholen, obwohl er schneller unterwegs<br />

war. Rosberg hielt sich - trotz kurzer Wiederwehr via<br />

Funk - daran und sammelte so zwar weniger WM-<br />

Punkte, aber dafür Sympathiewerte beim Team..<br />

McLaren und Williams: Zwei<br />

Traditionsteams enttäuschten<br />

Enttäuschungen des Jahres: McLaren & Williams<br />

Schlimm, schlimmer, McLaren. Der britische Traditionsrennstall erlebte 2013 ein Seuchenjahr par excellence. Dass<br />

McLaren einen Fehlstart in die Saison hinlegt, ist in der Teamgeschichte nichts Neues. Doch anders als in den Jahren<br />

zuvor gelang es McLaren, trotz umfangreicher finanzieller und personeller Ressourcen, nicht, den Rückstand wett zu<br />

machen. Ein vierter Platz von Jenson Button beim Saisonfinale in Brasilien blieb das beste Saisonresultat - für ein<br />

Team wie McLaren alles andere als standesgemäß. Lediglich Williams durchschritt in dieser Saison ein noch tieferes<br />

Tal. Der Große Preis von Brasilien, bei dem nur ein Williams-Pilot auf Rang 16 die Zielflagge sah, spiegelte die erschreckend<br />

schwache Saison wieder. Wie schon im Katastrophenjahr 2011 fuhr Williams nur magere fünf WM-Punkte ein.<br />

Beide Rennställe hoffen, mit der Verpflichtung neuer Piloten sowie dem Wechsel des Motorenherstellers (bei McLaren<br />

erst 2015) den Anschluss wieder zu finden.<br />

44 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Abschied des Jahres:<br />

Mark Webber<br />

Misstrauen, Neid und Spekulationen waren seit jeher der<br />

Treibstoff in der Beziehung zwischen Sebastian Vettel und<br />

seinem Schattenmann Mark Webber. 2013 hatte der Australier<br />

endgültig die Nase voll und verkündete publikumswirksam<br />

via Twitter vor dem Heimrennen seines Teams<br />

in Silverstone seinen Rücktritt zum Saisonende - und kam<br />

damit der PR-Abteilung des Rennstalls zuvor. Mit Webbers<br />

Abschied findet eines der verbittertsten Teamduelle in der<br />

Formel-1-Geschichte ein Ende. Ein besonders dunkles<br />

Kapitel wurde 2010 in der Türkei geschrieben, als die beiden<br />

Red-Bull-Piloten bei einem Zweikampf miteinander<br />

kollidierten - die Hornochsen waren geboren. Kein Wunder,<br />

dass Webber seinen Sieg bei Vettels Heimrennen auf<br />

dem Nürburgring 2009 bis heute als einen seiner schönsten<br />

Formel-1-Momente bezeichnet. »Von der Pole Position<br />

aus wegzufahren und mit 30 Sekunden Vorsprung auf Seb<br />

in seinem Wohnzimmer zu gewinnen, ist eine nette<br />

Geschichte für meinen ersten Rennsieg«, erklärte Webber<br />

damals mit einem breiten Grinsen.<br />

Best of Mark Webber<br />

»Schon wieder der Verrückte aus Kurve eins« - Webbers<br />

Bezeichnung für Romain Grosjean, Japan 2012<br />

»Das denke ich nicht, denn Britney ist soeben in die Wand<br />

geknallt« - Webbers Funkspruch nach der Anordnung seines<br />

Williams-Teams Nico Rosberg vorbeizulassen, Brasilien 2006<br />

»Die Rennschuhe sind ziemlich empfindlich. Da müssen<br />

wir ein Kondom überstreifen!« - Webber erklärt seine<br />

schwarzen Gummistiefel<br />

»Wenn ich 40 bin, betrunken und fett auf dem Sofa sitze, wird er<br />

immer noch gut dabei sein.« - Mark Webber über Sebastian<br />

Vettel<br />

Teure Taxi-Fahrt:<br />

Strafversetzung<br />

inbegriffen<br />

Fotos: adrivo/suton, red bull racing<br />

Taxifahrt des Jahres: Webber in Singapur<br />

Auch wenn Mark Webber 2013 ohne Sieg blieb, so<br />

sorgte er in Singapur zumindest für die denkwürdigste<br />

Taxifahrt des Jahres.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 45


Spruch des Jahres<br />

Michael Schumacher raus, Lewis Hamilton rein. Norbert<br />

Haug raus, Toto Wolff und Niki Lauda rein. Im Kampf um<br />

eine Spitzenposition in der Formel 1 blieb bei Mercedes<br />

in der Winterpause kein Stein auf dem anderen - und<br />

tatsächlich gelang den runderneuerten Silberpfeilen die<br />

große Überraschung. Während der Rennstall in den ersten<br />

drei Jahren hauptsächlich mit seiner »äußerst armseligen<br />

Performance« (Zitat Derek Warwick) Schlagzeilen machte,<br />

behauptete sich der Rennstall im vierten Formel-1-Jahr<br />

gegen Ferrari, Lotus & Co. und sicherte sich die Vizeweltmeisterschaft<br />

hinter Red Bull. Die Höhepunkte: Nico<br />

Rosberg gewann den prestigeträchtigen Monaco GP<br />

sowie das Heimrennen seines Rennstalls in Silverstone;<br />

Lewis Hamilton stand in Ungarn auf dem Siegerpodest.<br />

»Wir konnten gigantische Erfolge feiern. Wir waren leider<br />

nicht immer konstant genug, was vor allem an den Reifen<br />

lag. Aber der Fortschritt war riesig«, betonte Rosberg.<br />

Böse Zungen behaupten, dass Mercedes für das Reifenproblem<br />

eine - nicht ganz skandalfreie - Lösung nach<br />

dem Spanien GP gefunden habe...<br />

Sebastian Vettel ist<br />

immer für einen<br />

lustigen Spruch gut<br />

»Wenn die anderen nach<br />

Hause gehen und die Eier in<br />

den Pool hängen, dann sind<br />

wir noch da und tüfteln<br />

weiter am Auto.«<br />

Mit dieser Aussage sorgte Sebastian Vettel nicht nur für den Spruch des Jahres, sondern auch für so manche<br />

Zornesröte in den Gesichtern seiner Gegner. Rosberg & Co. rieten Vettel, sich weniger Gedanken um die Eier<br />

anderer zu machen...<br />

46 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Skandal des Jahres:<br />

Reifen<br />

Pirelli wird das Jahr 2013 sicher nicht so schnell vergessen. Fast im Wochenrhythmus<br />

bekamen die bedauernswerten Italiener eine Breitseite nach der anderen eingeschenkt.<br />

Wurde zunächst nur darüber diskutiert, ob die neuen Reifenmischungen zu schnell abbauten<br />

und sie die Rennen durch zu viele Boxenstopps unübersichtlich machten, rückten bald auch<br />

Sicherheitsaspekte in den Mittelpunkt der Diskussionen. Nachdem bereits in der ersten Saisonhälfte<br />

einige Probleme mit Delaminierung (Ablösung der Lauffläche) aufgetreten waren,<br />

explodierte in Silverstone ein Pirelli-Reifen nach dem anderen. Vor dem Nürburgring drohte die<br />

Fahrervereinigung sogar mit einem Boykott! Pirelli reagierte prompt, lieferte verbesserte Reifen<br />

für den Deutschland GP und legte in Ungarn noch einmal nach - die 2013er Mischungen<br />

wurden mit der 2012er Konstruktion verbunden. Zwischenzeitlich spielte der Reifenhersteller<br />

sogar mit dem Gedanken, die Formel 1 zu verlassen. Entsprechend entpuppte<br />

sich die Vertragsverlängerung für 2014 als äußerst schwierige und langwierige<br />

Geburt. Die Italiener zogen jedoch ihre Lehren aus dem Reifendilemma: nachdem<br />

sie bislang gebeten worden waren, schnell abbauende Reifen zu<br />

liefern, um so für spannendere Rennen zu sorgen, wollen sie 2014<br />

standfestere Reifen für maximal ein bis zwei Stopps anbieten<br />

- so lange die Teams nicht explizit etwas<br />

anderes verlangen.<br />

Fotos: adrivo/suton, mercedes<br />

Aua: in Silverstone<br />

platzte ein<br />

Pirelli-Reifen nach<br />

dem anderen<br />

Die Reifen waren<br />

stets im Mittelpunkt<br />

jeder Diskussion<br />

Reifentest-Gate<br />

Es war der Skandal des Jahres: Kurz vor dem Start des Monaco GP wurde<br />

bekannt, dass Mercedes in Zusammenarbeit mit Pirelli einen »geheimen«<br />

Reifentest mit den Stammfahrern in Barcelona durchgeführt hatte. Dabei<br />

sind Tests mit aktuellen Autos gemäß Reglement verboten! Wochen lang<br />

gab es im F1-Paddock kein anderes Thema mehr: Warum trugen die Fahrer<br />

schwarze Helme? Wieso wussten die anderen Teams nichts davon? Was<br />

ist das International Tribunal der FIA? Letzteres entschied in einer eintägigen<br />

Anhörung, dass alle Beteiligten in irgendeiner Art und Weise schuldig waren.<br />

Pirelli wurde gerügt, Mercedes vom Young Driver Test ausgeschlossen und<br />

die Sache abgehakt. Mal wieder viel Lärm um fast nichts.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 47


Felipe Massa<br />

tauscht Rot<br />

gegen Dunkelblau<br />

Revoluzzer des Jahres:<br />

Felipe Massa<br />

Der Funk knistert. Dann ertönt die glasklare Stimme von<br />

Rob Smedley: »Multi-Function Strategy A, now please.«<br />

Strategie A wie ‚Aus dem Weg, Alonso ist schneller als du‘.<br />

Doch anstatt wie früher seinen Teamkollegen brav vorbei<br />

zu winken, pfiff Massa in Japan auf die Teamorder, schaltete<br />

den Funk auf stumm und fuhr sein eigenes Rennen.<br />

Nach acht Jahren als brave Nummer 1B war Schluss mit<br />

Mr. Nice Guy. »Ab 2014 fahre ich nicht mehr für Ferrari«,<br />

teilte der 32-jährige Brasilianer im Sommer via Twitter<br />

mit und ließ damit höchstpersönlich die Bombe platzen.<br />

Eine erste kleine Palastrevolution, der weitere folgten. Egal<br />

ob Teamorder oder Reifenanweisungen - wenn nötig, bot<br />

Massa jedem im Team die Stirn. Auf der Strecke fuhr er<br />

wie entfesselt und ließ auf einer schnellen Runde sogar<br />

Alonso hinter sich. Erstmals muss sich Massa im teaminternen<br />

Qualifyingduell mit 8:11 gegenüber dem zweifachen<br />

Champion aus Asturien nicht mehr verstecken. Eine<br />

Tatsache, die Alonso lapidar kommentierte: »Wir sollten<br />

daraus keine große Sache machen.«<br />

Romain Grosjean:<br />

Vom Crash-Kid zum<br />

Spitzenfahrer<br />

Aufsteiger des Jahres:<br />

Romain Grosjean<br />

Die Karriere des Romain Grosjean schien eigentlich schon<br />

so gut wie beendet - zweimal. Rückblickend viel zu früh<br />

warf ihn Renault 2009 als Ersatz für den geschassten Nelsinho<br />

Piquet ins Haifischbecken Formel 1. Bereits nach<br />

sieben Rennen war seine F1-Laufbahn (vorerst) vorbei.<br />

Dann das Comeback mit Lotus, die vielen Kollisionen und<br />

die Sperre von Monza. »Grosjean hat wirklich schon<br />

einiges hinter sich, woran andere zerbrochen wären«,<br />

gesteht <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>-Experte Christian Danner.<br />

»Dass er das alles überwunden hat, daraus gelernt hat und<br />

jetzt immer stärker wird und sein Talent auch ausspielen<br />

kann, ist schon stark.« Tatsächlich wurde aus dem ‚Verrückten<br />

aus der ersten Runde‘, wie ihn Mark Webber 2012<br />

taufte, in der Saison 2013 ein zuverlässiger, konstanter und<br />

verdammt schneller Podiumsanwärter.<br />

48 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Die F1-Welt trauert<br />

um Maria de Villota<br />

Lotus ist das Sinnbild<br />

für die F1-Krise:<br />

Selbst ein Topteam<br />

hat kein Geld<br />

Fotos: adrivo/suton<br />

Krise des Jahres:<br />

Finanzkrise<br />

Der Kampf ums nackte Überleben tobt - es gibt kaum einen Formel-1-<br />

Rennstall, der nicht jeden Euro zweimal umdrehen muss, sollte er denn<br />

überhaupt noch im Besitz einiger unverplanter Münzen sein. Red Bull,<br />

Ferrari und Mercedes können noch immer aus den Vollen schöpfen, aber<br />

selbst ein Topteam wie McLaren musste 2013 genauer aufs Budget achten.<br />

Wie schlimm es um die Formel 1 tatsächlich bestellt ist, zeigt, dass mit<br />

Lotus ein GP-Sieger und der Vierte der Konstrukteurs-WM um die Existenz<br />

bangt. Mitarbeiter werden monatelang auf ihr Gehalt vertröstet, Kimi Räikkönen<br />

droht öffentlich mit einem Streik, die Verhandlungen mit mysteriösen<br />

neuen Teilhabern ziehen sich wie ein Kaugummi in die Länge - die Formel<br />

1 ist krank! Das Beispiel Lotus zeigte in dieser Saison auf, dass der Geldmangel<br />

nicht nur die »chronisch Kranken« wie Caterham und Marussia<br />

oder die »Kleineren« wie Williams und Sauber betrifft, sondern fast niemand<br />

davor sicher ist. Es läuft etwas gehörig falsch, wenn abgefahrene Bremsen<br />

Unfälle auslösen, nur weil kein Geld für neues Material vorhanden ist...<br />

Trauerfälle des Jahres<br />

»Liebe Freunde: Maria hat uns verlassen. Wie alle Engel musste sie<br />

in den Himmel.« Am 11. Oktober 2013 versetzte die Todesnachricht<br />

von Maria de Villota die <strong>Motorsport</strong>welt in einen Schockzustand. »Mit<br />

ihrem Mut war sie Inspiration für viele von uns«, kondolierte Mercedes<br />

mit Blick auf den Testunfall der Spanierin, der sie ihre Rennfahrerkarriere,<br />

nicht aber das Leben gekostet hat - zumindest nicht sofort.<br />

Die frühere Marussia-Testpilotin prallte 2012 mit ihrem Boliden bei<br />

einem Geradeaustest gegen die Laderampe eines LKW und erlitt<br />

schwere Kopfverletzungen, den Verlust ihres rechten Auges sowie<br />

ihres Geruchs- und Geschmackssinns. Ein Jahr später kehrte sie<br />

beim Spanien GP auf die F1-Bühne zurück, doch ihr Kampf blieb<br />

unbelohnt. Maria de Villota verstarb an Spätfolgen ihres Unfalls, sie<br />

wurde 33 Jahre alt. Wenige Monate zuvor wurde die Formel 1 von<br />

einem tragischen Unglück in Kanada erschüttert. Ein Streckenposten<br />

wurde beim Bergen von Esteban Gutierrez Boliden von einem Kranwagen<br />

überrollt und starb.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 49


Comeback des Jahres:<br />

Adrian Sutil<br />

In seinem Rückspiegel wurde der Red Bull größer und größer. Bereits elf Runden lang folgte<br />

ihm Sebastian Vettel wie ein Schatten, doch Adrian Sutil dachte nicht daran, seine Position<br />

kampflos aufzugeben, immerhin musste er 91 Rennen warten, bis er seinen ersten Grand<br />

Prix anführen durfte. In Runde 22 fand Vettel schließlich einen Weg vorbei, doch mit seinen<br />

Führungskilometern beim Saisonauftakt in Australien hatte Sutil sämtlichen Kritikern<br />

bewiesen, dass er das Fahren trotz einjähriger Zwangspause nicht verlernt hat. »Es war ein<br />

unglaubliches Gefühl, das Rennen anzuführen, immerhin hatte ich erst drei Wochen zuvor<br />

erfahren, dass ich wieder Formel 1 fahren darf«, verriet Sutil. Doch allzu schnell wurde er<br />

wieder auf den harten Boden der Realität geholt. In der zweiten Saisonhälfte brach die<br />

Formkurve von Force India mit den geänderten Reifen ein. »Das ist Formel-3-Niveau«,<br />

klagte Sutil gegenüber dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>, nachdem er mit altem Material seine<br />

Kreise ziehen musste. Nichtsdestotrotz ist sein Comeback in der Formel 1 geglückt.<br />

Husarenritt<br />

des Jahres:<br />

Nico Hülkenberg<br />

Germany, 12 points - Nico Hülkenberg<br />

zeigte in Korea eine der besten<br />

Verteidigungsschlachten der Formel-<br />

1-Geschichte. Mit seinem Husarenritt<br />

von Rang sieben auf Position vier<br />

stellte Hülkenberg selbst Sieger<br />

Sebastian Vettel in den Schatten.<br />

Nervenstark und mit beeindruckenden<br />

Defensivkünsten hielt der<br />

Sauber-Pilot fast das gesamte Rennen<br />

die Ex-Weltmeister Lewis Hamilton<br />

und Fernando Alonso hinter sich.<br />

»Nico fuhr ein super Rennen. Wie er<br />

diesem gewaltigen Druck standhielt,<br />

war fantastisch«, lobte Niki Lauda.<br />

Hund des Jahres: Roscoe<br />

Vorhang auf für Roscoe! Die Bulldogge ist dank eines eigenen Paddock-<br />

Passes der neue Star der Formel 1. Via Twitter wird die immer größer<br />

werdende Fangemeinde über dessen fabelhafte Welt auf dem Laufenden<br />

gehalten: Roscoe beim Checken der E-Mails, beim Musikhören, beim Schlafen,<br />

beim Skateboard fahren - alles wird mit Bildern von Herrchen Lewis<br />

Hamilton dokumentiert. Seit Oktober mischt Wau Wau Nummer 2, Coco, die<br />

Männerrunde auf. Damit bleibt die F1 wohl auch 2014 hundeverrückt...<br />

Bulldogge Roscoe<br />

passte auf<br />

Herrchens<br />

Silberpfeil auf<br />

Fotos: adrivo/suton, lotus<br />

50 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Der Iceman<br />

beherrschte in<br />

dieser Saison<br />

alle Schlagzeilen<br />

Mann des Jahres:<br />

Kimi Räikkönen<br />

»Let me quote - yes, yes, yes. I know what I‘m doing« - Selbst Vierfach-<br />

Champion Sebastian Vettel fand in diesem Jahr keinen Weg vorbei an<br />

Kimi Räikkönen - dem glasklaren Mann des Jahres 2013. Einfach alles<br />

drehte sich in dieser Saison um den Iceman bzw. STREIKkönen, wie ihn<br />

eine Boulevardzeitung taufte. Vorausgegangen war seinem neuen<br />

Spitznamen ein zorniges Wortgefecht zwischen ihm und Alan Permane<br />

während des Indien GP. »Kimi, get out of the fucking way!«- »Don‘t shout<br />

there fucker! I get out of the way when I have a chance, but not during a<br />

fast corner.« Mangelnder Respekt und fehlende Gehälter veranlassten<br />

Räikkönen dazu, beim darauffolgenden Rennen in Abu Dhabi mit einem<br />

Tag Verspätung anzureisen. »Damit kniff er Lopez in die Eier«, erklärte<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>-Experte Christian Danner. Glaubt man den<br />

Verschwörungstheoretikern, war der illegale Unterboden am E21 im<br />

Qualifying eine Retourkutsche des Teams für Räikkönens Schwänzen.<br />

Der Finne soll seinerseits absichtlich am Start in das Auto von Giedo van<br />

der Garde gefahren sein, um schnellstmöglich die Kurve kratzen zu<br />

können - was er auch tat, und zwar in Kimi-Manier. »Kimi fährt in<br />

Badelatschen weg - mehr Extraspektakel geht nicht«, scherzte Niki<br />

Lauda. Für Extraspektakel sorgte Räikkönen auch nach der Sommerpause,<br />

als er bekannt gab, 2014 an der Seite von Fernando Alonso für<br />

Ferrari zu fahren. Die explosivste Fahrerpaarung seit Ayrton Senna und<br />

Alain Prost wird dafür sorgen, dass Räikkönen auch 2014 nicht aus den<br />

Schlagzeilen verschwinden wird...<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 51


Fotos: lotus<br />

Die Zahlen der<br />

Text: Christian Menath & Mike Wiedel<br />

Saison 2013<br />

Rekorde, Rekorde, Rekorde - Sebastian Vettel brach sie (fast) alle. Das<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> blickte tief in die Statistikbücher und fand noch mehr<br />

Fakten, die die Saison 2013 besonders machen.<br />

99,9%<br />

Dauerbrenner: Jenson Button absolvierte 1.126 Rennrunden<br />

- von 1.131 möglichen. Das entspricht einer Quote von<br />

99,6 Prozent.<br />

19/19<br />

Rookie-Rekord: Max Chilton<br />

schaffte es als erster Rookie<br />

überhaupt, bei jedem Rennen die<br />

Zielflagge zu sehen. Wegen der<br />

einen oder anderen Überrundung<br />

reichte es aber nur zu 97,5<br />

Prozent der Maximaldistanz.<br />

203 Tage<br />

Unbesiegt: Wenn die<br />

Formel-1-Saison 2014 am<br />

16. März startet, ist Sebastian<br />

Vettel seit 203 Tagen<br />

44<br />

unbesiegt.<br />

940<br />

Boxenstopps: gab es in der gesamten Saison. Das sind 86 mehr als<br />

2012 - bei einem Rennen weniger. Die meisten Stopps - nämlich<br />

stattliche 77 - gab es in Spanien. In Austin wurden dagegen nur 23<br />

Mal die Reifen gewechselt.<br />

684<br />

Runden in Führung:<br />

Sebastian Vettel<br />

führte 2013 mehr Runden<br />

an, als alle anderen<br />

Piloten zusammen.<br />

Nico Rosberg landet in<br />

dieser Statistik mit 104<br />

Runden auf Platz zwei<br />

- 78 Runden in Monaco<br />

sei Dank.<br />

Mal suchte Max Chilton<br />

seine Boxen-Crew zum<br />

Reifenwechsel auf. Öfter<br />

als jeder andere Pilot.<br />

52 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


397Punkte holte Sebastian Vettel. Damit hätte er die<br />

Konstrukteurs-WM auch alleine gewonnen. Seinen eigenen Rekord<br />

aus der saison 2011 übertraf er um fünf Punkte<br />

28<br />

Positionen machten<br />

Pastor Maldonado und<br />

Esteban Gutierrez allein<br />

in der ersten Rennrunde<br />

aller Grands Prix gut.<br />

Als schlechtester Starter<br />

zeichnete sich Jean-<br />

Eric Vergne aus - er verlor<br />

28 Positionen.<br />

Punkterekord:<br />

Fernando Alonso<br />

brach den ewigen<br />

Punkterekord von<br />

Michael Schumacher.<br />

Der Spanier holte in<br />

seiner Karriere bislang<br />

1.606 Punkte, Schumacher<br />

1.566. Allerdings<br />

wurde 2010<br />

das Punktesystem<br />

revolutioniert.<br />

23 Strafen wurden während der 19 Rennen ausgesprochen.<br />

Wer viel fährt, darf auch oft bestraft werden: Max Chilton ist<br />

mir vier Strafen Spitzenreiter.<br />

988<br />

Die Anzahl der Überholmanöver<br />

ging 2013 zum<br />

zweiten Mal in Folge<br />

zurück. Es ist der niedrigste<br />

Wert, der seit Einführung<br />

von DRS<br />

erreicht wurde. Dennoch:<br />

Der Wert von 547<br />

aus der letzten Nicht-<br />

DRS-Saison wurde deutlich<br />

übertroffen.<br />

9<br />

27<br />

So viele Rennen hat<br />

Sebastian Vettel in<br />

Folge gewonnen. Das<br />

schaffte vor ihm nur<br />

Alberto Ascari - allerdings<br />

saisonübergreifend.<br />

Michael Schumacher<br />

gewann 2004<br />

sieben Rennen in<br />

Folge.<br />

Mal hintereinander fuhr Kimi Räikkönen in die Punkte. In<br />

Spa endete seine Serie wegen eines Bremsdefekts. Michael<br />

Schumacher hatte dieses Kunststück 24 Mal in Folge<br />

vollbracht.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 53


Fotos: mercedes-benz<br />

Deine<br />

Reifen<br />

waren<br />

im<br />

Arsch<br />

Text: Karin Sturm<br />

Lewis Hamilton hat es allen<br />

Kritikern gezeigt. Mal wieder.<br />

Viele sahen in seinem Wechsel<br />

von McLaren zu Mercedes einen<br />

Fehler. Irrtum! Er ist erfolgreich,<br />

fühlt sich wohl.<br />

Aber ein Schatten aus seiner<br />

Vergangenheit geistert noch<br />

immer durch seinen Hinterkopf.<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

lockte ihn heraus...


www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 55


Hamilton hat mit seinem<br />

Wechsel zu Mercedes alles<br />

richtig gemacht<br />

MSM: Wenn du auf dein erstes Mercedes-Jahr<br />

zurückblickst, bist du glücklich?<br />

LEWIS HAMILTON: Ich bin sehr glücklich. Ich<br />

hätte niemals so ein starkes Jahr erwartet. Als ich<br />

zu Mercedes stieß, wusste ich um die Herausforderung.<br />

Ich war immer wieder in der Fabrik und<br />

habe meine Ideen eingebracht, um die Lücke so<br />

schnell wie möglich zu schließen. Ich denke, dass<br />

ich dem Team ein bisschen helfen konnte.<br />

Wann hast du realisiert, dass das Auto nicht<br />

schlecht ist und somit das Jahr vielleicht doch<br />

positiv verlaufen könnte?<br />

Das war als ich das erste Mal in Melbourne ins<br />

Auto gestiegen bin und einen Vergleich mit der<br />

Konkurrenz ziehen konnte.<br />

Viele haben deinen Wechsel zu Mercedes kritisch<br />

gesehen, aber rückblickend hast du alles richtig<br />

gemacht. Kannst du jetzt über deine Kritiker<br />

lachen?<br />

Ich bin nicht diese Art von Person. Ich höre nicht<br />

darauf, was die Leute sagen. Aber natürlich war<br />

es ein tolles Gefühl, zu merken, dass ich die<br />

richtige Entscheidung getroffen habe.<br />

Was war die größte Veränderung für dich, die<br />

der Wechsel von McLaren zu Mercedes mit sich<br />

brachte?<br />

Es gab da nicht eine bestimmte Sache. So vieles<br />

war für mich neu - die Fabrik, die Teammitglieder,<br />

das Management, das Auto und natürlich<br />

trug ich eine ganz andere Uniform. [lacht]<br />

Du warst 2007 Teamkollege von Fernando<br />

Alonso bei McLaren. Kannst du etwas über die<br />

Beziehung damals zu Alonso erzählen?<br />

Ich habe über ihn schon sooft gesprochen und<br />

umgekehrt. Es gibt da nichts Neues zu erzählen<br />

und wenn ich etwas sagen würde, dann würden<br />

die Medien wieder irgendeine Story daraus<br />

machen. Am Ende des Tages ist er ein Top-Fahrer<br />

in einem Top-Auto, der einen Top-Job macht.<br />

Es gibt Gerüchte, Alonso könnte zu McLaren<br />

zurückkehren. Was denkst du?<br />

Ehrlich gesagt, wäre ich überrascht, wenn er<br />

tatsächlich zu McLaren zurückkehren würde. Er<br />

fährt momentan bei Ferrari, einem der Top-<br />

Teams in der Formel 1, somit wäre ich sehr<br />

überrascht, wenn er Ferrari verlassen würde.<br />

Was soll ich sagen?<br />

»Shit happens.« Ich<br />

hätte nur 5. werden<br />

müssen, aber ich<br />

wollte unbedingt gewinnen.<br />

Wenn ich das<br />

Rennen noch einmal<br />

bestreiten könnte,<br />

würde ich den 5.<br />

Platz nehmen.<br />

Sebastian Vettel hat in dieser Saison zum vierten<br />

Mal in Folge den Titel gewonnen. Wäre dir das<br />

auch gelungen, wenn du die vergangenen vier<br />

Jahre in einem Red Bull gesessen hättest?<br />

Es ist schwer zu sagen, ob ich es geschafft hätte.<br />

Was ich sagen kann, ist, dass Sebastian ein Super<br />

Job macht. Er ist ein netter Mensch, fährt ein<br />

super Auto und hat ein Tolles Team um sich<br />

herum. Er hat sich seine Erfolge verdient.<br />

In deiner Debütsaison 2007 hast du die Formel 1<br />

ordentlich aufgemischt, ein Jahr später folgte<br />

dein erster WM-Titel und als sich das Blatt 2011<br />

wendete, musstest du sehr viel Kritik einstecken.<br />

Wie hast du dich seit 2007 verändert?<br />

Ich denke, jeder verändert sich im Verlauf der<br />

Jahre. Als ich in die F1 kam, wurden mir all diese<br />

Fragen gestellt und ich wusste nicht, was ich<br />

darauf antworten sollte. Ich musste unglaublich<br />

schnell erwachsen werden, dabei war ich 2007<br />

noch ein Junge. Ich war nicht wirklich in der<br />

Lage, mit all dem, der ganzen Verantwortung, die<br />

auf mir lastete, richtig umzugehen. Im Laufe der<br />

Jahre bin ich erwachsener geworden, auch durch<br />

die vielen Fehler, die ich gemacht habe. Ich kann<br />

jetzt mit meinem Job, meinen Fans und den<br />

Medien umgehen. Ich bin auch als Fahrer gereift,<br />

nur die Leidenschaft für den Rennsport ist die<br />

gleiche geblieben wie damals als Junge.<br />

Gibt es einen Rat, den der Lewis Hamilton von<br />

heute, dem Lewis Hamilton von damals geben<br />

würde?<br />

Deine Reifen in China sind im Arsch gewesen!<br />

Du spielst auf dein Ausscheiden beim China GP<br />

2007 an, als du mit völlig abgefahrenen Reifen<br />

in den Reifenstapel gerutscht bist. Der Ausfall<br />

sitzt scheinbar tief?<br />

Was soll ich sagen? »Shit happens.« Ich hätte nur<br />

Fünfter werden müssen, aber ich wollte das<br />

Rennen unbedingt gewinnen. Wenn ich das<br />

Rennen heute noch einmal bestreiten könnte,<br />

dann würde ich den fünften Platz anvisieren,<br />

anstatt noch das kleinste Tausendstel aus dem<br />

Auto herauszuquetschen, speziell im Nassen auf<br />

dem Weg in die Boxengasse.<br />

Denkst du, es hätte etwas geändert, wenn du<br />

2007 den Titel gewonnen hättest?<br />

Nein, ich hätte 2009 trotzdem ein schlechtes<br />

Auto gehabt. [lacht] Aber es wäre schon cool<br />

gewesen, dann hätte ich jetzt zwei WM-Titel. Als<br />

ich in die Formel 1 kam, war es das Größte für<br />

mich, irgendwann Weltmeister zu werden. Aber<br />

fotos: mercedes-benz<br />

56 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


nach den vergangenen fünf Jahren reicht es mir<br />

nicht mehr, nur einen Titel gewonnen zu haben.<br />

Fernando hat zwei Titel, Sebastian sogar vier - sie<br />

wird man aufgrund dessen in besserer Erinnerung<br />

behalten.<br />

Was bedeutet für dich ein Sieg?<br />

Viele Dinge kann man als Sieg beschreiben. Ein<br />

Sieg bedeutet für mich, wenn man sich über<br />

Hindernisse hinwegsetzt, wenn man ein<br />

schlechtes Wochenende hinter sich lässt und<br />

stärker zurückkommt, wenn man böse<br />

Geschichten, die über einen geschrieben werden,<br />

nicht an sich herankommen lässt. Ein Sieg kann<br />

so vieles sein, das habe ich in all den Jahren<br />

gelernt.<br />

Nico Rosberg und du kennt euch schon lange.<br />

Wie war eure Beziehung damals und wie ist sie<br />

heute?<br />

Damals waren wir noch Kinder. Wir sind<br />

miteinander herumgereist und haben zusammen<br />

Spaß gehabt. Jetzt sind wir beide erwachsene<br />

Männer, wir führen Beziehungen, wir verdienen<br />

viel Geld und haben unsere eigenen Häuser. Wir<br />

sind jetzt eben Erwachsene, die in einem<br />

ernsthaften Beruf arbeiten, und zwar für ein sehr<br />

seriöses Unternehmen wie Mercedes-Benz. Das<br />

Umfeld ist ein komplett anderes als damals. Es<br />

geht nicht mehr nur darum, zusammen Spaß zu<br />

haben, das ist jetzt unser Business.<br />

Als du in die F1 kamst, hat dich dein Vater<br />

gemanagt. Irgendwann seid ihr beide in<br />

beruflicher Hinsicht getrennte Wege gegangen,<br />

war das gut für eure Vater-Sohn-Beziehung?<br />

Mein Vater und ich waren immer sehr eng. Als<br />

ich Kartrennen gefahren bin, war er mein<br />

Mechaniker. Irgendwann wurde es professioneller<br />

und mein Vater musste zur Seite treten<br />

und einen anderen Mechaniker ranlassen. Das<br />

war zu der Zeit als ich nach Italien ging. Mein<br />

Vater reagierte damals unglaublich verständnisvoll.<br />

Irgendwann hat er dann die geschäftliche<br />

Seite übernommen, die Verhandlungen mit<br />

McLaren aufgenommen, was die Dynamik<br />

unserer Beziehung verändert hat. Daraufhin<br />

habe ich mir vor ein paar Jahren einen anderen<br />

Manager genommen. Ich gebe zu, dass die<br />

Beziehung zu meinem Vater nicht mehr so ist<br />

wie damals. Aber klar: als Kind macht man alles,<br />

was einem der Vater sagt, das ist heute nicht<br />

mehr der Fall. [lacht] Ich respektiere meinen<br />

Vater und bin für seine Ratschläge dankbar, aber<br />

die Entscheidungen treffe ich selbst.<br />

Du hast den Mercedes-Konzern angesprochen -<br />

ist die Verantwortung, die du verspürst, eine<br />

andere als bei McLaren?<br />

Schon. Als ich zu McLaren stieß, war McLaren<br />

für mich ein Team. Doch im Laufe der Zeit<br />

wurde mir klar, dass McLaren aus so vielen<br />

Partnern bestand und das trübte mein Bild<br />

etwas. Mercedes-Benz dagegen ist ein Unternehmen,<br />

das großartige Autos produziert. Als ich in<br />

Amerika gefahren bin, sah ich überall nur<br />

Mercedes, Mercedes, Mercedes. Überall war<br />

Mercedes und an diesem Punkt in meinem<br />

Leben habe ich die Verantwortung, die ich trage,<br />

verstanden. Ich repräsentiere diese Marke. Wenn<br />

ich jemanden engagieren würde, der mich<br />

repräsentieren müsste, dann würde ich von ihm<br />

100 Prozent erwarten und deshalb versuche ich<br />

auch 100 Prozent für Mercedes-Benz zu geben.<br />

Das heißt, wir werden dich nie in einem Ferrari<br />

sehen?<br />

Ich habe diese Frage schon mehrmals gehört. Als<br />

junger Pilot in der Formel 1 träumt jeder vom<br />

roten Boliden. Ich bin als Junge mit McLaren<br />

und Ferrari aufgewachsen und natürlich will<br />

man dann diese Autos fahren. Seit ich tatsächlich<br />

in der Formel 1 fahre, hatte ich nie den Wunsch,<br />

zu Ferrari zu wechseln. Zu Beginn meiner<br />

Karriere war McLaren das einzige Team, für das<br />

ich fahren wollte. Jetzt fahre ich seit einem Jahr,<br />

also erst einer kurzen Zeit, für Mercedes. Mein<br />

Herz und mein Verstand sind voll und ganz bei<br />

Mercedes, daher kommt es für mich gar nicht in<br />

Frage, aus dieser Verbindung auszusteigen und<br />

da oder dort hinzuwechseln.<br />

Mercedes ist ein deutscher Konzern. Was<br />

würdest du sagen, ist typisch Deutsch?<br />

Großartige Autos. Wobei ich zugeben muss, dass<br />

mich erst kürzlich jemand das gleiche gefragt hat<br />

und da habe ich spontan ‚schlechtes Wetter‘<br />

gesagt. Was ist typisch Deutsch? Mal überlegen...<br />

[nach einer Minute Bedenkzeit bricht es aus<br />

Hamilton heraus:] Stylish! Das gilt nicht nur in<br />

Sachen Fashion, sondern auch für die deutsche<br />

Architektur, die deutschen Städte. Deutsche sind<br />

sehr stylish in der Art und Weise wie sie Dinge<br />

designen.<br />

Dieses Jahr hast du mit Mercedes Rennen<br />

gewonnen. Womit wärst du nächstes Jahr<br />

zufrieden, mit dem Gewinn der<br />

Weltmeisterschaft?<br />

Das wäre ein unglaublicher Schritt, wenn man<br />

bedenkt, von wo wir gekommen sind. Im<br />

Vorjahr war Mercedes abgeschlagen, dieses<br />

Jahr kämpft Mercedes um Platz zwei in der<br />

Konstrukteurs-Wertung. Es wäre gigantisch,<br />

nächstes Jahr den Titel zu gewinnen. Ich bin<br />

überzeugt, dass das Team dazu in der Lage ist.<br />

Unsere Leute in der Fabrik leisten unglaubliche<br />

Arbeit und dann gibt es da noch Dr.<br />

Zetsche. Er bringt nicht nur das Geld, sondern<br />

ist unglaublich leidenschaftlich und motiviert<br />

uns alle, wenn er bei den Rennen vor Ort ist.<br />

Er sowie alle anderen Vorstandsmitglieder<br />

wollen unter allen Umständen gewinnen. Das<br />

ist cool.<br />

Hamilton könnten<br />

mit Mercedes in<br />

der neuen Saison<br />

große Zeiten<br />

bevorstehen<br />

Wie funktioniert<br />

dieses DRS gleich<br />

noch mal?<br />

Lewis Hamilton hat<br />

sich mit Mercedes<br />

den WM-Titel zum<br />

Ziel gesetzt<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 57


58 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Foto: citroen<br />

im tal<br />

der tränen<br />

Nach dem Höhenflug<br />

kam der tiefe Fall:<br />

Citroen ist auf dem<br />

Boden der Tatsachen<br />

angekommen und<br />

musste sich mit der<br />

Rolle des Verfolgers<br />

abfinden<br />

Neun Jahre in Folge herrschte bei Citroen ungebrochene<br />

Feierlaune - zumindest was den Fahrertitel<br />

anging. Doch in Jahr eins nach Sebastien Loeb die<br />

pure Ernüchterung: Fahrertitel weg, Herstellertitel<br />

weg, und nur ein kläglicher Sieg - plus die beiden von<br />

Sebastien Loeb - in 13 Rallyes. Mikko Hirvonen blieb<br />

als Leader des Weltmeisterteams weit unter den<br />

Erwartungen. Dani Sordo wurde während der Saison<br />

sogar zwischenzeitlich aussortiert. Citroen steckt tief<br />

in der Krise und der Rückweg auf die Erfolgsspur führt<br />

wohl nur über eine neue Fahrerpaarung. Ansonsten<br />

müssen die Franzosen wohl damit leben, zukünftig<br />

nicht mehr zu den Favoriten zu zählen. - Marion Rott<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 59


Glock<br />

Text: Robert Seiwert<br />

Timo Glock ist in der DTM angekommen - mit einer gewissen Anlaufzeit. Mit dem <strong>Motorsport</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> unterhält sich der BMW-Star über seinen steinigen Einstieg in die Welt der Tourenwagen<br />

und was in der Serie noch alles falsch läuft.<br />

60 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Timo Glock setzte seiner Debütsaison beim Finale in Hockenheim die Krone auf<br />

fotos: race-press, bmw<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 61


Timo Glock hatte in seiner Debütsaison noch einige Schwierigkeiten<br />

MSM: Timo, hattest du dir dein erstes Jahr in der<br />

DTM einfacher vorgestellt?<br />

TIMO GLOCK: Es war klar, dass die DTM kein<br />

einfaches Pflaster ist, aber durch die neuen Regeln<br />

und das verkürzte Wochenende ist es noch schwieriger<br />

geworden. Wenn es im Training ein Problem<br />

gibt, bekommt man das in eineinhalb Stunden nicht<br />

so einfach in den Griff. Ich hatte mir die DTM einfacher<br />

vorgestellt, vor allem von Strecke zu Strecke,<br />

du lernst ja normalerweise mit jedem Rennen dazu.<br />

Aber: Auf jedem Kurs musst du das Auto anders<br />

fahren. Du musst wissen, welchen Kerb du mitnehmen<br />

und wie aggressiv du fahren kannst, denn jede<br />

Strecke bietet ein anderes Griplevel - das sind alles<br />

Dinge, die ich aus der Formel 1 nicht kenne. Dort<br />

fährst du auf jeder Strecke quasi gleich. Sicher gibt<br />

es mal mehr, mal weniger Grip, aber du hast so viel<br />

Downforce zur Verfügung, dass das Griplevel nicht<br />

so eine entscheidende Rolle spielt, wie es bei einem<br />

DTM-Auto der Fall ist.<br />

Meinst du, dass die DTM mit dem Wegfall des<br />

Trainings am falschen Ende spart?<br />

Von meiner Seite gesehen? Na klar! Natürlich muss<br />

man die Hersteller verstehen, die Kosten sparen<br />

wollen. Meiner Meinung nach ist das aber nicht der<br />

richtige Weg. In meiner Position als Newcomer<br />

62 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

kritisiere ich es natürlich umso härter, weil ich so<br />

viel wie möglich im Auto sitzen will. Als Neueinsteiger<br />

ist es extrem hart, wobei ich finde, dass ich<br />

mich nicht schlecht angestellt habe. Es gab keine<br />

Strecke, wo ich eine Sekunde zurück lag - und mein<br />

erster DTM-Sieg beim Finale in Hockenheim war<br />

natürlich der Hammer. Ich denke, dass ein weiteres<br />

Training auch im Sinne der Fans wäre, immerhin<br />

reisen sie freitags an die Strecke, um Autos zu sehen.<br />

Natürlich schauen sich die Fans die Rahmenrenn-<br />

Serien an, aber die Hauptveranstaltung ist die DTM.<br />

Deswegen glaube ich, dass die Fans nicht so happy<br />

sind.<br />

Die Fans gingen dieses Jahr zeitweise hart mit<br />

der DTM ins Gericht. Das gekürzte Rennwochenende<br />

und teilweise schwer verständliche<br />

Rennen kamen nicht immer gut an. Wie hast<br />

du das mitbekommen?<br />

Natürlich hört man die kritischen Stimmen. Du<br />

kannst sie überall sehen, auf der eigenen Fan-Seite,<br />

auf Facebook und so weiter. Das Signal ist ziemlich<br />

eindeutig und ich denke, dass aus diesem Grund<br />

die Köpfe bei der ITR rauchen. Alle wollen die Show<br />

künftig verbessern, aber dazu ist es wichtig, auf die<br />

Fans zu hören. Sie müssen uns erzählen, was sie<br />

sehen wollen. Ich finde, dass sich die DTM mehr<br />

danach richten und davon lernen könnte.<br />

Die Strafen sorgten während der Saison für Verwirrung<br />

bei Fans und Fahrern. Glaubst du, dass<br />

sich der Strafenkatalog für 2014 ändern wird?<br />

Das ist die Entscheidung der Verantwortlichen. Wir<br />

sind hier zum Rennfahren, mein Job ist das Auto<br />

zu fahren und nicht darüber nachzudenken, wie<br />

wir das Reglement aufbauen müssen. Im Winter<br />

bleibt genügend Zeit, sich darüber Gedanken zu<br />

machen und dann werden wir sehen, was passiert.<br />

Aber eines ist klar: Das eine oder andere Rennen<br />

ist dieses Jahr nicht sehr glücklich verlaufen.<br />

Es wäre der falsche Weg, wenn<br />

ich mich hinstellen und sagen<br />

würde, dass ich nichts mehr<br />

lernen muss und was passiert<br />

ist, alles nur Pech oder die<br />

Schuld anderer war. Wer mich<br />

kennt, der weiSS, dass ich so<br />

etwas nie sagen würde.


Nach Mattias Ekströms Disqualifikation am<br />

Norisring sagtest du zu uns, die DTM müsse aufpassen,<br />

dass sie sich nicht lächerlich macht.<br />

Habe ich wirklich ‚lächerlich‘ gesagt?<br />

Ja, hast du. Nach der Watergate-Affäre, dem<br />

Putin-Flug in Moskau und dem spontanen DRS-<br />

Verbot in Zandvoort: Hat sich die DTM dieses Jahr<br />

deiner Ansicht nach lächerlich gemacht?<br />

Mit Sicherheit haben diese Geschichten der DTM<br />

nicht geholfen. Ich habe schon damals gesagt, dass<br />

man keine glückliche Entscheidung getroffen hat,<br />

als entschieden wurde, dass es keinen Sieger am<br />

Norisring gibt. Wenn ein Fahrer disqualifiziert wird,<br />

dann rückt normalerweise der Zweite auf. Es haben<br />

sich danach auch viele Beobachter zu dem Thema<br />

geäußert und das nicht allzu positiv. Ob sich die<br />

DTM damit lächerlich gemacht hat, muss man eher<br />

die Fans fragen.<br />

Der Rennkalender für die DTM-Saison 2014<br />

umfasst erneut zehn Rennen. Hättest du dir mehr<br />

gewünscht?<br />

BMW-<strong>Motorsport</strong>direktor Jens Marquardt kommt<br />

kurz zum Gespräch hinzu: Zehn Rennen sind top!<br />

Timo Glock: Für die Hersteller sind zehn Rennen<br />

vielleicht gut, aber ich als Fahrer hätte kein Problem<br />

damit 12, 13 oder 14 Rennen pro Jahr zu fahren. Ich<br />

denke, dass es der DTM gut tun würde, wenn sie alle<br />

zwei Wochen im Fernsehen zu sehen wäre. Automatisch<br />

würde mehr über die Serie berichtet, aber<br />

sicherlich muss man die Kosten im Auge behalten.<br />

Das ist auch so ein Thema: Nach dem Saisonfinale<br />

in Hockenheim herrscht quasi fünf Monate lang<br />

Funkstille. Das sollte nicht passieren.<br />

Im Gegensatz zur Formel 1 sind viele DTM-Testfahrten<br />

geheim. Wie siehst du das?<br />

Für mich gibt es keinen Grund, DTM-Tests geheim<br />

zu halten. Wir können dort sowieso nichts<br />

Magisches testen, da das Reglement größtenteils<br />

eingefroren ist. Bei der Formel 1 sind während<br />

Testfahrten 40 bis 50 Journalisten vor Ort, es wird<br />

von morgens bis abends berichtet.<br />

Wäre es besser gewesen von BMW <strong>Motorsport</strong>,<br />

dich bei einem erfahrenen Team unterzubringen<br />

statt bei MTEK - einer neuen Mannschaft und mit<br />

einem Rookie an deiner Seite?<br />

Darüber kann man diskutieren. Ich würde <strong>Marc</strong>o<br />

nicht als Rookie bezeichnen, er hat ein Jahr als Testfahrer<br />

hinter sich. Sicherlich haben wir uns in manchen<br />

Situationen schwer getan und nicht die Resultate<br />

eingefahren, die wir mit etwas mehr Erfahrung<br />

hätten erzielen können. Aber das war die Entscheidung<br />

von BMW und ich hatte damit kein Problem.<br />

Natürlich hätte ich in einem Meisterteam wie<br />

Schnitzer persönlich viel mehr lernen können, aber<br />

ich kann verstehen, dass BMW in solch einer<br />

Mannschaft zwei erfahrene Jungs haben wollte.<br />

Man ist ja davon ausgegangen, dass Bruno dieses<br />

Jahr wieder um die Meisterschaft mitfährt und in<br />

diesem Fall hätte ihn ein erfahrener Teamkollege<br />

mehr unterstützen können.<br />

Du bist der bekannteste Fahrer in der DTM.<br />

Braucht die Serie noch weitere Stars?<br />

Ich glaube, dass wir im Tourenwagensport große<br />

Stars haben. Die Frage ist, wie sich die DTM in den<br />

vergangenen Jahren nach außen hin verkauft hat.<br />

Mit nur zehn Rennen im Jahr und den Pausen<br />

dazwischen ist die DTM beim Fan nicht so präsent.<br />

Es wäre schön, wenn die ARD die Rennwochenenden<br />

mit mehr Geschichten drum herum aufbauen<br />

würde. Da hilft es nichts, wenn große<br />

Namen, wie ich oder in der Vergangenheit Ralf<br />

Schumacher oder David Coulthard, kommen.<br />

Natürlich muss auch die sportliche Seite stimmen,<br />

aber viele Leute vergessen, dass zum Beispiel Mike<br />

Rockenfeller fünf Jahre gebraucht hat, bis er den<br />

Titel geholt hat. Von uns früheren Formel-1-Piloten<br />

wird erwartet, dass wir in die Serie kommen, alles<br />

abräumen und den Jungs zeigen wie man Auto<br />

fährt. Das ist nicht der Fall.<br />

An einigen Rennwochenenden war zu beobachten,<br />

dass alle Autos eines Herstellers auf bestimmten<br />

Strecken Probleme hatten - bei BMW vor allem<br />

am Lausitzring. Nervt es dich als Fahrer, wenn du<br />

ins Rennen gehst und schon vorher weißt, dass das<br />

Auto nicht passt?<br />

Zum Rennwochenende in der Lausitz: Das wussten<br />

fotos: race-press, bmw<br />

Glock fuhr zwei Mal aufs Podium<br />

Bereit für die zweite DTM-Saison<br />

wir alle bei BMW und natürlich nervte das. Es ist<br />

schwierig, sich zu verbessern oder den großen<br />

Sprung zu schaffen, wenn man einmal ein Problem<br />

hat. Die Umbauarbeiten am Auto dauern sehr lange,<br />

währenddessen verändern sich die Streckenbedingungen<br />

wieder, dann kommen noch die Temperaturen<br />

hinzu.<br />

Wo hast du im sportlichen Bereich noch Luft nach<br />

oben?<br />

In jeder Hinsicht. Es wäre der falsche Weg, wenn<br />

ich mich hinstellen und sagen würde, dass ich nichts<br />

mehr lernen muss und was passiert ist, alles nur<br />

Pech oder die Schuld anderer war. Wer mich kennt,<br />

der weiß, dass ich so etwas nie sagen würde. Es geht<br />

darum, zu lernen, wie ich diese Autos fahren muss.<br />

Ich habe mit meinem MTEK-Teamkollegen <strong>Marc</strong>o<br />

Wittmann und anderen Fahrern eine gute Referenz<br />

- es aber im Auto umzusetzen, ist schwierig.<br />

Denkst du, dass du nächstes Jahr ein besseres Feeling<br />

hast?<br />

Auf jeden Fall. Wir fahren nächstes Jahr den M4.<br />

Am Auto wurden kleine Veränderungen vorgenommen,<br />

wobei ich schauen muss, welches Feedback<br />

ich vom Wagen bekomme und ob es zu mir<br />

passt. Das ist in der Formel 1 nicht anders. Wenn<br />

du ein neues Auto hast, musst du versuchen, es so<br />

schnell wie möglich zu verstehen. Ich hoffe, dass<br />

das Feedback vom Auto nächstes Jahr passt.<br />

Schwieriges Debüt in der DTM<br />

Glocks gelbe Postkutsche<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 63


Text: Robert Seiwert<br />

Helden<br />

GESUCHT<br />

Allgegenwärtige Kritik an<br />

der DTM: Der Serie fehlen<br />

Stars. Der Tenor: Wer kennt<br />

schon Mike Rockenfeller? Das<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> begibt<br />

sich auf Spurensuche.<br />

64 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: race-press, audi<br />

D<br />

as 60.000-Einwohner-Städtchen Neuwied<br />

in Rheinland-Pfalz. Hier ist Mike<br />

Rockenfeller bekannt wie ein bunter Hund, bei<br />

seinem Stammfriseur hängen Poster mit dem<br />

Konterfei des DTM-Champions 2013 an der<br />

Wand. Rockenfeller ist in Neuwied aufgewachsen,<br />

dort ist er der große Star, der Held der Heimat.<br />

Ortswechsel. Deutschland - überall anders.<br />

Wer ist dieser Rockenfeller? Mehr als 90 Prozent<br />

der Deutschen kennen laut einer Umfrage Sebastian<br />

Vettel. Und Mike Rockenfeller? Fragezeichen<br />

in den meisten Gesichtern. Liegt es am<br />

unscheinbaren Auftreten des Audi-Piloten?<br />

Keinesfalls. Rocky hat zwar keine Star-Allüren<br />

und geht lieber mit Freundin Susanne in seiner<br />

derzeitigen Heimat am Bodensee spazieren, statt<br />

das Rampenlicht zu suchen, doch in der Formel<br />

1 wäre er bei gleichem Erfolg ein berühmter<br />

Held. Rockenfeller ist charismatisch und sieht<br />

für die Werbeindustrie attraktiv genug aus - aber<br />

warum mit jemandem werben, den die breite<br />

Masse nicht kennt?<br />

Es ist das große Problem der DTM: Jeder kennt<br />

Audi, BMW und Mercedes, die Fahrer jedoch<br />

kaum. Nach Rockenfellers Titelgewinn keimte<br />

wieder einmal die große Star-Debatte auf:<br />

Braucht die - wie sie sich selbst gern nennt -<br />

populärste Tourenwagenserie der Welt mehr<br />

große Namen, um wirklich populär zu sein?<br />

Timo Glock ist der bekannteste Fahrer - wegen<br />

seiner F1-Vergangenheit. »Ich glaube, dass wir<br />

im Tourenwagensport große Stars haben«, sagt<br />

der BMW-Pilot dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. »Die<br />

Frage ist nur, wie sich die DTM in den vergangenen<br />

Jahren nach außen hin verkauft hat.«<br />

Genau hier krankt es in der früher so bekannten<br />

Rennserie. Sport braucht Helden. Bernd Schneider,<br />

Klaus Ludwig, Walter Röhrl, Strietzel Stuck<br />

& Co hießen die einstigen Stars und sie genießen<br />

auch heute noch einen höheren Bekanntheitsgrad<br />

als die aktuellen Piloten. »Man muss Fahrer<br />

wie Rockenfeller zu Stars aufbauen«, fordert<br />

Dreifachchampion Ludwig im Gespräch mit<br />

dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. »Man sollte diese<br />

Endlich Champion:<br />

Mike Rockenfeller<br />

im Audi<br />

Geschafft: Rocky<br />

machte den Sack<br />

vorzeitig zu<br />

Diskussion aber nicht an Rocky festmachen, er<br />

ist ein super Typ und ein toller Rennfahrer.«<br />

Doch inwiefern sind Helden überhaupt<br />

erwünscht in der DTM? Die drei Hersteller<br />

pumpen jährlich viele Millionen in die Serie mit<br />

einem obergeordneten Ziel: die Bekanntheit der<br />

Marke zu steigern und dadurch mehr Autos zu<br />

verkaufen. Das Auto soll der Star sein. Doch so<br />

funktioniert es heutzutage nicht mehr und das<br />

musste auch der TV-Partner ARD nach einiger<br />

Kritik und sinkender Quoten feststellen. »In der<br />

Vergangenheit waren Interviews während der<br />

TV-Übertragungen stark auf die Hersteller<br />

bezogen«, sagt ITR-Boss Hans Werner Aufrecht<br />

dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. »Das haben wir<br />

angesprochen. Wir möchten, dass die Fahrer<br />

wieder mehr im Mittelpunkt stehen.«<br />

Beim Saisonfinale in Hockenheim strahlte der<br />

Sender erstmals einen 45-minütigen Vorlauf<br />

vor dem eigentlichen Rennen aus. Endlich Zeit<br />

genug, die Fahrer in den Fokus zu rücken -<br />

ähnlich der Formel 1, bei der vor jedem Rennen<br />

ein Feuerwerk an bunten Geschichten<br />

abgefackelt wird. »Wir haben ein Format, bei<br />

dem das Rennen im Vordergrund steht«, weiß<br />

BMW-<strong>Motorsport</strong>chef Jens Marquardt. »Es ist<br />

schwierig, den Protagonisten eine Plattform<br />

zu bieten, wenn es nur sieben Minuten Vorund<br />

Nachlauf gibt.« Als Sebastian Vettel 2012<br />

unmittelbar nach seinem Sieg und der damit<br />

verbundenen Titelverteidigung in Brasilien<br />

seinen Finger in den Himmel streckte, gab ihm<br />

Kumpel Michael Schumacher einen Rat, an der<br />

sich auch die DTM ein Beispiel nehmen kann:<br />

»Zieh gefälligst den Helm aus, die Leute wollen<br />

deine Emotionen sehen!«<br />

»Wir würden uns gern besser verkaufen und<br />

dafür auch zur Verfügung stehen«, fordert<br />

Bruno Spengler stellvertretend für seine Kollegen.<br />

Nun wäre es aber zu einfach, nur auf der<br />

ARD herumzuhacken, die Hersteller tragen<br />

genauso ihr Päckchen. Kritik wird überhaupt<br />

nicht gerne gesehen, schließlich soll das eigene<br />

Produkt im schönsten Glanz präsentiert werden.<br />

Haut ein Fahrer öffentlich auf den Tisch,<br />

gibt es intern eins auf den Deckel. »Wir haben<br />

schon richtige Typen in der DTM, aber der<br />

Hersteller-Gedanke steht oft im Vordergrund«,<br />

bringt es Timo Scheider, einer dieser ‚Typen‘,<br />

auf den Punkt. Der zweimalige Meister kann<br />

es sich leisten, den Mund aufzumachen. Vor<br />

allem für jüngere Kollegen gilt das nicht. Auf<br />

der Rennstrecke sind sie furchtlos, doch in<br />

Interviews oft verschüchtert vor Angst, etwas<br />

Falsches zu sagen und damit den Arbeitgeber<br />

in Verruf zu bringen. Allen Beteiligten der<br />

DTM wird langsam aber sicher bewusst:<br />

Umdenken ist angesagt, Fahrer dürfen nicht<br />

mehr nur die zweite Geige spielen. Dann hängen<br />

neben Vettel vielleicht auch Rockenfeller<br />

& Co als Poster im Kinderzimmer und nicht<br />

nur beim Friseur um die Ecke.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 65


D<br />

er Himmel über Frankreich ist ein einziges Fragezeichen. Wird<br />

es regnen, oder lässt sich vielleicht sogar über den Tag die Sonne<br />

nochmals blicken? Vor der Volkswagen-Kommandozentrale<br />

steht eine Frau auf der Veranda und blickt in die Ferne. Vor wenigen<br />

Minuten haben die drei Polo R WRCs den Servicepark verlassen. Für<br />

Silke Hansen bleibt eine bange Frage im undurchsichtigen Himmel hängen:<br />

Habe ich den Fahrern die richtige Wetterprognose auf den Weg<br />

gegeben?<br />

Die gebürtige Gießenerin hat einen besonderen Job: Sie ist die ‚Wetterfrau‘<br />

bei Volkswagen. Ihre Vorhersagen dienen den Piloten Sebastien Ogier,<br />

Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen sowie deren Ingenieuren zur<br />

Entscheidung, wie der Polo R WRC abgestimmt wird, aber noch viel<br />

mehr, welche Reifen auf die langen Etappen mitgenommen werden. »Oft<br />

stehe ich oben auf der Veranda und blicke ihnen hinterher und denke<br />

mir: Oh Mann, jetzt sind sie drei oder vier Stunden mit dieser Reifenwahl<br />

unterwegs«, verrät Hansen. »Wenn sie nach dieser Zeit wiederkommen<br />

und die Reifenwahl dank meiner Wetterprognose gestimmt hat, ist das<br />

ein toller Moment.«<br />

In ihrem normalen Leben, wie sie es selbst beschreibt, ist Silke Hansen<br />

Leiterin der ARD-Wetterredaktion. Ihren Zweitjob in der Rallye-Weltmeisterschaft<br />

bezeichnet die 45-Jährige als ihr Hobby. »Ich nehme mir<br />

für diese Arbeit Urlaub und freie Tage«, erklärt sie. Eine Doppelbelastung,<br />

die sich keineswegs nur auf die Wettkampftage beschränkt. Um immer<br />

- oder zumindest größtenteils - das richtige Wetter vorherzusagen, gilt<br />

es viel zu trainieren. Bereits einen Monat vor der Rallye beginnt Hansen<br />

mit ihren Hausaufgaben. Sie beobachtet die Topografie - eine Höhenwetterkarte,<br />

die die Luftdruckverhältnisse in höheren Luftschichten darstellt<br />

- und überprüft das Wetter der vergangenen Jahre am Austragungsort.<br />

Rund zwei bis drei Wochen vor dem Start der Rallye beginnt das richtige<br />

Training. »Ich besorge mir die Daten von Wetterstationen, die möglichst<br />

nah an den Wertungsprüfungen liegen. Dann mache ich Vorhersagen<br />

und überprüfe anhand der Daten, wie genau meine Prognosen waren«,<br />

schildert Hansen.<br />

Mit der reinen Wettervorhersage ist es aber nicht getan, denn Hansen<br />

muss deutlich tiefer in ihre Wetterkristallkugel blicken. »Sebastien Ogier<br />

hat mich einmal gebeten: ‚Erkläre mir bitte genau, wie es auf dieser Prüfung<br />

aussieht‘«, erinnert sich Hansen. Dabei ist nicht das Wetter allein<br />

interessant, sondern auch die Entwicklungen, die sich über den Tag noch<br />

ergeben werden. »Man muss nicht nur wissen, wann, wo und wie viel es<br />

regnet, sondern auch, was danach passiert«, so Hansen. Bevor der Fahrer<br />

in die Prüfung startet, hat er die Möglichkeit, nochmals die Reifen zu<br />

wechseln - falls er am Morgen die richtige Auswahl eingepackt hat.<br />

»Bereits zu diesem Zeitpunkt muss ich wissen, wie sich der Untergrund<br />

→<br />

66 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Zwischen<br />

Himmel<br />

undErde<br />

Nur mit einem starken Team im Hintergrund kann ein Fahrer im komplexen Rallye-Sport<br />

gewinnen. Einer dieser Bausteine ist Silke Hansen. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> traf die<br />

Wetterexpertin von Volkswagen, die mit ihren Prognosen über Sieg oder<br />

Niederlage mitentscheidet.<br />

Text: Marion Rott<br />

auf einer Prüfung entwickeln wird. Regen ist das eine, aber wird danach die<br />

Sonne herauskommen, die Temperaturen ansteigen oder der Wind wehen?<br />

All diese Dinge sind relevant, um einschätzen zu können, ob der Boden bis<br />

zum Eintreffen der Fahrzeuge bereits wieder trocken ist.«<br />

VW-Wetterfee<br />

Silke Hansen<br />

Volkswagen legte 2013<br />

ein Traum-Comeback<br />

in der WRC hin<br />

Klar ist für die Wetterfrau aber eines: Sie ist zuständig für Prognosen, eine<br />

Einmischung in taktische Entscheidungen gibt es nicht. »Die Fahrer würden<br />

mich niemals fragen, was sie tun sollen«, sagt Hansen. Dennoch hat sie sich<br />

ehrgeizige Ziele gesteckt. »Das Team hat natürlich eine gewisse Erwartungshaltung<br />

und der Fahrer wünscht sich möglichst genaue Prognosen. Aber<br />

ich möchte nicht, dass ein Pilot jemals zu mir kommt und sagt: Das war<br />

aber gar nichts. Daher mache ich mir selbst wohl den größten Druck«, lacht<br />

Hansen. Bisher hätte noch nie ein Fahrer Grund für einen derartigen<br />

Gesichtsausdruck gehabt - und das soll auch in Zukunft so bleiben.<br />

So knifflig Vorhersagen manchmal auch sein können, Hansen liebt ihren<br />

Job und ist dankbar für den einen oder anderen schwierigen Moment. »Ich<br />

möchte zeigen, dass ich richtige Prognosen erstellen kann. Bei Rallyes wie<br />

in Mexiko, wenn tagelang die Sonne scheint und Temperaturen um die 30<br />

Grad herrschen, ist das manchmal etwas langweilig«, gesteht Hansen. »Am<br />

Ende gewinnt das Team und man selbst war auch dabei. Aber es ist nicht<br />

wie in Frankreich, wenn ich hinterher denke: Juhu, ich habe meinen Teil<br />

zum Erfolg beigetragen.«<br />

Fotos: volkswagen motorsport<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 67


www.speed-academy.de<br />

5 Fragen an<br />

Sven Müller<br />

Sven Müller absolvierte seine<br />

zweite Saison in der FIA<br />

Formel 3 Europameisterschaft<br />

Text: Robert Seiwert<br />

Sven Müller fuhr 2013 seine zweite Saison in der Formel 3 EM und hatte sich einiges vorgenommen.<br />

Der Speed Academy-Junior spricht über die Zukunft und ein legendäres RennErlebnis.<br />

Sven, dein zweites Jahr in der Formel 3 EM hattest<br />

du dir wahrscheinlich anders vorgestellt, oder?<br />

Ja, ich hatte mir ein etwas besseres Resultat als<br />

Gesamtplatz neun in der Meisterschaft erhofft. Während<br />

der Saison wechselte ich von ma-con zu Van<br />

Amersfoort Racing und ab diesem Zeitpunkt ging es<br />

stetig bergauf. Die Zusammenarbeit mit meinem Renningenieur<br />

klappte sehr gut und ich habe definitiv<br />

einen Schritt nach vorne gemacht.<br />

Könntest du dir vorstellen, vom Formel- in den<br />

GT-Sport zu wechseln?<br />

Absolut. Dieses Jahr schaffte ich es bei einer Nachwuchssichtung<br />

von Porsche unter die besten Vier. Es<br />

war sehr cool, solch ein Auto zu fahren und hat mir<br />

großen Spaß gemacht. Ich kann mir gut vorstellen, auf<br />

Autos mit Dach umzusteigen. Hauptsache, sie sind<br />

schnell!<br />

Du bist seit zwei Jahren Mitglied der Deutsche<br />

Post Speed Academy. Was konntest du durch<br />

deine Teilnahme lernen?<br />

Wir werden in sehr vielen unterschiedlichen Bereichen<br />

geschult und dieses Background-Wissen ist sehr hilfreich,<br />

etwa bei der Zusammenarbeit mit den Ingenieuren.<br />

Als Rennfahrer reicht es heutzutage nicht mehr,<br />

einfach nur schnell zu sein. Der Erfolgsschlüssel liegt<br />

im Gesamtpaket. Dazu gehört auch ein sicherer<br />

Umgang mit den Medien und all dies wird uns in der<br />

Speed Academy beigebracht.<br />

Im Rahmen eines Workshops wart ihr auf der<br />

Nordschleife. Wie war das?<br />

Das war der Hammer! Ich war zum ersten Mal überhaupt<br />

auf der Nordschleife und mein Vater, früher<br />

selbst Rennfahrer, hatte mich schon gewarnt: »Junge,<br />

die Strecke hat es in sich.« Ich wollte ihm erst gar<br />

nicht glauben, aber er hat Recht - die Nordschleife ist<br />

mit ihrer Länge und all den Kurven einfach phänomenal.<br />

Das war einer der schönsten Tage meines Lebens,<br />

als ich selber im BMW M3 auf diesem legendären Kurs<br />

Gas geben durfte.<br />

War es für dich als Formelfahrer schwierig, sich<br />

an den M3 zu gewöhnen?<br />

Ich benötigte schon ein bisschen Anlaufzeit. Es gibt<br />

einen großen Unterschied zwischen diesen beiden<br />

Rennautos: Im Formelboliden lenkt man sehr hart ein,<br />

weil der Federweg so kurz ist. Beim M3 kam es darauf<br />

an, dass sich die Federn erst einmal setzen mussten,<br />

bevor man in die Kurven reinlenken konnte. Unser<br />

Fahr-Instruktor Christian Menzel saß in den ersten<br />

Runden auf der Rückbank und brüllte: »Jungs, macht<br />

langsam!« Das Nordschleifen-Erlebnis war wirklich<br />

einzigartig.<br />

Fotos: speed academy, adrivo/Sutton, fia formel 3 em, gp3 series<br />

68 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Marvin Kirchhöfer<br />

testete in Abu Dhabi<br />

ein GP3-Auto<br />

Mit Vollgas die Karriereleiter hoch<br />

Marvin Kirchhöfer gibt nach seinem Titelgewinn im<br />

ATS Formel 3 Cup weiter Vollgas. Der Speed Academy-Kandidat<br />

stieg in Abu Dhabi bei Testfahrten<br />

erstmals in einen GP3-Boliden. »Das ist wirklich ein<br />

richtiges Rennauto mit fast doppelt so viel Leistung<br />

im Vergleich zu meinem bisherigen Formel 3 und<br />

einem tollen Sound«, schwärmte Kirchhöfer. Nach<br />

überzeugenden Leistungen bei den Tests soll die<br />

Nachwuchsserie im Rahmen der Formel 1 der nächste<br />

Schritt auf seiner Karriereleiter werden.<br />

Bremsen unter der Lupe<br />

Extrem, spannend,<br />

gefährlich<br />

Wer falsch bremst, verliert. Bremsvorgänge zählen zu<br />

den wichtigsten Aspekten im <strong>Motorsport</strong> und was sich<br />

genau dahinter verbirgt, erlebten die Förderpiloten der<br />

Deutsche Post Speed Academy hautnah. Bei einem<br />

Besuch in den Hallen von TMD Friction, einem der weltweit<br />

größten Hersteller von Bremsbelägen, bekamen<br />

die Nachwuchstalente das geballte Bremsen-Know-how<br />

geboten. Theorie ist wichtig, aber noch lieber greifen<br />

die Youngsters selber ins Lenkrad. Deshalb wurde der<br />

Workshop durch eigene Bremskraftversuche in einem<br />

mit Messtechnik vollgestopften Testfahrzeug abgerundet.<br />

»Starke Sache, war echt spitze«, fand Marvin Dienst.<br />

»Wieder etwas gelernt, das mir auf der Rennstrecke<br />

sofort nützt.«<br />

Lucas Wolf beim Formel-3-<br />

Klassiker in Macau<br />

Die Speed-<br />

Academy<br />

Kandidaten<br />

erweiterten ihr<br />

Wissen in Sachen<br />

Bremsen<br />

Der Macau GP zählt zu den gefährlichsten Rennen der Welt, in den<br />

engen Straßen steigt jährlich das inoffizielle Weltfinale der Formel 3.<br />

Lucas Wolf nahm die Herausforderung in diesem Jahr zum zweiten<br />

Mal in Angriff. »Macau ist mit das extremste und gleichzeitig auch<br />

das schönste Rennen der Saison«, schwärmt Wolf. »Es ist das einzige<br />

Mal im Jahr, wo wir Formel-3-Fahrer richtig gefeiert werden. Fans<br />

kommen zu uns und fragen nach Autogrammen und Fotos.« Rennsportlegenden<br />

wie Ayrton Senna und Michael Schumacher zählen<br />

zu den früheren Siegern des Klassikers auf dem Guia Circuit.


ADAC GT Masters 2014<br />

Noch mehr Spannung in der »Liga der Supersportwagen«<br />

Text: Samy Abdel Aal<br />

Die Spannung im ADAC GT Masters in der Saison 2013 erreichte zum Saisonfinale in Hockenheim nie<br />

dagewesene Höhen. Gezielte Regeländerungen für das kommende Jahr könnten das ausgeglichene<br />

Feld noch weiter zusammenschieben.<br />

Spannung bis zur letzten Sekunde und zahlreiche<br />

Rekorde - so lässt sich die vergangene Saison im<br />

ADAC GT Masters treffend zusammenfassen. Im<br />

mitreißendsten Finale in der Geschichte der<br />

Rennserie kämpften auf dem Hockenheimring<br />

nicht weniger als elf Fahrer und fünf Hersteller<br />

um den Titel. Letztlich ging die begehrteste Trophäe<br />

an das Duo Diego Alessi und Daniel Keilwitz<br />

in einer Corvette; Audi siegte mit Prosperia C. Abt<br />

Racing in der Teamwertung. Auch in der Gentleman-Wertung<br />

fiel die Entscheidung erst beim<br />

Finale in Hockenheim. Christina Nielsen zeigte<br />

hier eindrucksvoll, dass <strong>Motorsport</strong> keine reine<br />

Männerdomäne ist.<br />

Auf dem Weg zum Fahrer-Titel setzten Alessi/<br />

Keilwitz bemerkenswerte Highlights. Fünf Saisonsiege<br />

bedeuten die Einstellung der Bestmarke,<br />

zudem errangen sie am Red Bull Ring im Kampf<br />

mit den Titelrivalen Maximilian Bukh und Maximilian<br />

Götz den knappsten Sieg in der Historie<br />

der Liga der Supersportwagen, als sie mit lediglich<br />

0,2 Sekunden Vorsprung die Zielflagge sahen.<br />

Weitere nennenswerte Rekorde der abgelaufenen<br />

Saison umfassen den höchsten jemals gemessenen<br />

Topspeed von 271 km/h durch Lennart Marioneck<br />

in Spa, das schnellste Rennen sowie die schnellste<br />

Qualifying-Runde.<br />

Um das herausragende Spannungsniveau in der<br />

»Liga der Supersportwagen« im kommenden Jahr<br />

mindestens beizubehalten, werden beginnend mit<br />

dem Saisonauftakt in Oschersleben Ende April<br />

einige moderate Reglementänderungen eingeführt.<br />

Beispielsweise wird es im Bereich der Handicap-Gewichte<br />

eine Reduktion der Zusatzlast<br />

erfolgreicher und bevorteilter Fahrer geben. Treten<br />

zwei »Gold-Piloten« der<br />

höchsten Fahrerkategorie<br />

gemeinsam an, müssen<br />

diese fortan nur noch<br />

30 statt bisher 40 zusätzliche<br />

Kilogramm mitführen.<br />

Entsprechende<br />

Anpassungen finden sich<br />

auch bei anderen Fahrer-<br />

Kombinationen.<br />

Die größten Änderungen<br />

greifen jedoch in der Gentleman-Klasse,<br />

in der sich die sogenannten<br />

Bronze-Fahrer messen. So dürfen sich Piloten<br />

dieser Kategorie in einem zusätzlichen 30-minütigen<br />

Freien Training direkt im Anschluss an das<br />

erste Freie Training eines Rennwochenendes<br />

gesondert auf den Lauf vorbereiten. Auch wird<br />

das Punkte-System für die Gentleman-Fahrer<br />

angeglichen. So erhalten beispielsweise zwei<br />

Bronze-Piloten doppelte Punkte, ein Bronze- und<br />

ein Silber-Pilot eineinhalbfache Zähler und ein<br />

Bronze-Gold-Duo reguläre Punkte.<br />

Rennkalender 2014<br />

25.04. - 27.04.2014 etropolis <strong>Motorsport</strong> Arena Oschersleben<br />

09.05. - 11.05.2014 Circuit Zandvoort (NED)<br />

23.05. - 25.05.2014 Lausitzring*<br />

06.06. - 08.06.2014 Red Bull Ring (AUT)<br />

08.08. - 10.08.2014 Slovakia Ring (SVK)<br />

29.08. - 31.08.2014 Nürburgring<br />

19.09. - 21.09.2014 Sachsenring<br />

03.10. - 05.10.2014 Hockenheimring Baden-Württemberg<br />

* vorbehaltlich Streckenabnahme durch FIA/DMSB<br />

70 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Rallye-Talente<br />

am Start<br />

ADAC Opel Rallye Cup Vizemeister Marijan Griebel<br />

(24) und der drittplatzierte Fabian Kreim (21) werden<br />

2014 für das ADAC Opel Rallye Junior Team an<br />

den Start gehen. Beide setzten sich in einem Sichtungsprogramm<br />

aus vier Modulen im Rahmen der<br />

ADAC 3-Städte-Rallye gegen drei talentierte Mitstreiter<br />

durch. 2014 starten sie im ADAC Opel Rallye<br />

Cup, bei dessen Premiere Markus Fahrner den Titel<br />

gewann, sowie bei Events auf Europa- und<br />

Weltmeisterschaftsebene.<br />

Nachwuchshoffnungen im<br />

ADAC Opel Rallye Cup<br />

Präsentation im Rahmen der MotoGP am Sachsenring<br />

Viele Neuerungen im<br />

ADAC Junior Cup 2014<br />

Ab dem nächsten Jahr gibt es eine große Neuerung im<br />

ADAC Junior Cup: Die jungen Talente starten nämlich nicht<br />

mehr auf 125ccm Aprilias, sondern auf nigelnagelneuen<br />

KTM RC 390 Cup Maschinen. Die begehrten Viertakter<br />

wurden im November auf der italienischen Motorradmesse<br />

EICMA zum ersten Mal vorgestellt. Mit dem ehemaligen<br />

Motocross-Fahrer Bernd Eckenbach steht ab<br />

2014 zudem ein neuer Betreuer an ihrer Seite. Der<br />

Ansturm auf die 40 Startplätze ist groß. Im April rollen<br />

die neuen Piloten im italienischen Magione zum ersten<br />

Mal auf die Strecke.<br />

ADAC MX Academy 2014<br />

Die ADAC MX Academy<br />

legte 2013 einen<br />

fulminanten Start hin<br />

Schon im Debüt-Jahr der ADAC MX Academy powered by KTM zeigte sich eine riesige<br />

Nachfrage und auch die Teilnehmer für 2014 stehen schon Schlange. Um möglichst<br />

vielen Interessierten die Möglichkeit zu geben, einmal in den Motocross-Sport hinein<br />

zu schnuppern, hat der ADAC das Programm nun ausgebaut. Zusätzlich zu den bisherigen<br />

fünf Academy-Standorten in Frankenthal, Reutlingen, Spremberg, Teutschenthal<br />

und Wilnsdorf können Nachwuchs-Talente ab 2014 auch in Waldkappel-Breitau aufs<br />

Motorrad steigen.<br />

ADAC MX Masters -<br />

Rennkalender 2014<br />

26. / 27. April Fürstlich Drehna (M/Y/J)<br />

07. / 08. Juni Ried / A (M/Y/J)<br />

28. / 29. Juni Aichwald (M/Y/J)<br />

19. / 20. Juli Tensfeld (M/Y)<br />

09. / 10. August Jauer (M/Y)<br />

23. / 24. August Gaildorf (M/Y/J)<br />

06. / 07. September Holzgerlingen (M/Y/J)<br />

20. / 21. September Teutschenthal (M/Y/J)<br />

Fotos: ADAC motorsport<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 71


72 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Foto: milagro<br />

mister<br />

incredible<br />

Rookie Michael Laverty<br />

konnte sich nicht<br />

immer auf seinem<br />

Motorrad halten<br />

<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> leistete 2013 Unglaubliches. Sicherlich<br />

ist der Rookie bereits in aller Munde und was bleibt<br />

auch noch zu sagen? Selbst uns blieb beim Zusammentragen<br />

all seiner Rekorde in dieser Saison<br />

schlichtweg die Spucke weg. Obwohl der neue Repsol-Honda-Pilot<br />

schon vor einem Jahr beim ersten<br />

Test in Valencia extrem schnell war, winkten viele ab.<br />

‚Der wird Fehler machen, stürzen, sich sogar verletzen‘<br />

- hieß es überall. Bis auf Mugello leistete sich<br />

<strong>Marquez</strong> allerdings keinen einzigen Fehler in den<br />

Rennen und das ist das eigentliche Geheimnis seines<br />

überragenden Erfolges im ersten Jahr in der Königsklasse.<br />

Hart erkämpft und wohlverdient. Chapeau! -<br />

Maria Pohlmann<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 73


Rookie,<br />

Rekordbrecher<br />

und<br />

Weltmeister<br />

<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> fuhr in seinem ersten Jahr zum Titel in der MotoGP.<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach mit den Menschen, die den 20-Jährigen<br />

dorthin brachten, wo er jetzt ist: auf den Olymp des Motorradsports.<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

74 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 75<br />

Fotos: repsol


Emilio Alzamora<br />

(l.) mit Schützling<br />

<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong><br />

<strong>Marquez</strong> genießt bei<br />

Honda perfekte<br />

Unterstützung<br />

Fotos: milagro, honda<br />

Emilio Alzamora<br />

Der 125ccm-Weltmeister aus dem Jahre 1999<br />

kümmert sich seit dem Ende seiner aktiven<br />

Karriere mit seiner Schule ‚Monlau Comeptition‘<br />

um talentierte Nachwuchspiloten. Vor<br />

acht Jahren kreuzte sein Weg den von <strong>Marc</strong><br />

<strong>Marquez</strong>. Vierzehn Jahre nach seinem eigenen<br />

Triumph feierte er nun als Manager und<br />

rechte Hand des 20-Jährigen den Titel in der<br />

Königsklasse mit ihm.<br />

MSM: Bist du stolz?<br />

EMILIO ALZAMORA: Ja, ich bin sehr, sehr<br />

glücklich über diesen Titel, den <strong>Marc</strong> in<br />

Valencia gewonnen hat. Ich denke, es ist mehr<br />

als nur ein Weltmeistertitel, denn er ging<br />

damit auch in die Geschichtsbücher der<br />

Königsklasse ein. Ich freue mich für ihn, seine<br />

Familie und alle Leute, die ihm dabei geholfen<br />

haben, sein Potential in der MotoGP zu zeigen.<br />

Natürlich hatten wir nicht erwartet,<br />

gleich im ersten Jahr das zu schaffen, was<br />

<strong>Marc</strong> 2013 gelungen ist.<br />

Was macht <strong>Marc</strong> so besonders?<br />

Er ist besonders, weil er viele Dinge in sich<br />

vereint, die ein Fahrer nicht nur dazu braucht,<br />

um den Titel zu gewinnen, sondern auch eine<br />

Zukunft in diesem Sport zu haben. Er hat ein<br />

riesiges Talent, er ist intelligent und er hat ein<br />

so gutes Gefühl auf dem Bike, dass er den<br />

Mechanikern mit Leichtigkeit erklären kann,<br />

was am Setup verändert werden muss, was er<br />

jeden Tag braucht. Er hat in diesem Jahr sehr<br />

viel gelernt und besonders in der MotoGP<br />

kann man sich immer verbessern. Dazu<br />

bedarf es aber an Erfahrung und die sammelte<br />

er in dieser Saison. Er ist sehr umgänglich,<br />

sehr sympathisch und für einen Fahrer ist es<br />

sehr wichtig, sensibel mit seinen Leuten<br />

umzugehen. In einem Team braucht man<br />

einen Führer und der Fahrer ist in diesem<br />

Projekt natürlich enorm wichtig. Wenn man<br />

viele Sponsoren, Ingenieure und das Werk<br />

hinter sich hat und der Pilot das ganze Projekt<br />

nicht anführen kann, dann wird es schwer.<br />

<strong>Marc</strong> hat diese Gabe.<br />

Wie konnte er sich so schnell an das große<br />

Bike gewöhnen?<br />

<strong>Marc</strong> weiß besser als ich, dass die ersten sechs<br />

Rennen sehr, sehr hart waren. Er fand zwar<br />

das Limit, hatte das Bike aber nicht immer<br />

unter Kontrolle und um Fahrer von einem<br />

Kaliber wie Lorenzo und Pedrosa zu schlagen,<br />

muss man das haben. Es war schon sehr<br />

schwer für ihn, das zu lernen.<br />

Hat er dich überrascht?<br />

Ja! Unser Ziel zu Beginn der Saison war es, fünf<br />

bis sechs Mal aufs Podest zu kommen und<br />

wenn möglich, ein paar Rennen zu gewinnen.<br />

<strong>Marquez</strong>‘ Fahrstil<br />

ist einzigartig<br />

76 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Insgesamt bin ich sehr überrascht, dass er nur<br />

den einen Fehler in Mugello gemacht hat. Seine<br />

Erfahrung aus der Moto2 konnte er in die<br />

MotoGP mitnehmen.<br />

→<br />

Das war das Programm, aber nicht schon beim<br />

ersten Rennen auf dem Treppchen zu stehen,<br />

in Texas schon zu gewinnen und allgemein so<br />

viele Rennen hintereinander zu entscheiden.<br />

Insgesamt bin ich sehr überrascht, dass er nur<br />

den einen Fehler in Mugello gemacht hat.<br />

Seine Erfahrung aus der Moto2 konnte er in<br />

die MotoGP mitnehmen.<br />

Was genau machst du für ihn?<br />

Ich bin sein Manager, aber natürlich arbeite<br />

ich schon lange mit ihm zusammen. Als ich<br />

meine Karriere 2003 beendete, startete ich die<br />

Monlau Competition, die Schule, in der junge<br />

Fahrer gefördert und ausgebildet werden.<br />

Unsere Wege kreuzten sich und ich begann<br />

mit ihm zu arbeiten. Ich hatte Vertrauen in<br />

seinen Vater und in ihn und entschied zusammen<br />

mit ihnen, was das Beste für ihn und seine<br />

Karriere ist. Natürlich habe ich nicht alles perfekt<br />

gemacht, denn in der Saison bei KTM<br />

hatten wir nicht die Performance, die wir<br />

erwartet hatten, Aprilia war damals besser. In<br />

der Moto2 haben wir aber Fortschritte gemacht<br />

und ein Team für ihn gebildet, was meiner<br />

Meinung nach in dieser Kategorie enorm<br />

wichtig für ihn war. Mit seinem Potential<br />

bewies er, wozu er in der Lage ist und schaffte<br />

den Sprung in die MotoGP.<br />

Was hat sich seit der Anfangszeit verändert?<br />

Er hat sich verändert. Er war damals noch →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 77


Dem Jubel in Valencia...<br />

...folgte die Feier in der Heimatstadt.<br />

ein kleines Kind! [lacht] Heute hat er sich in<br />

allen Aspekten verändert: Persönlichkeit,<br />

Fahrstil, sein Körper. Er ist gewachsen. Es gibt<br />

viele Dinge, aber am Ende ist es der gleiche<br />

<strong>Marc</strong>, den ich schon von Anfang an kenne.<br />

Als ich ihn kennenlernte, war er bereits sehr<br />

intelligent und clever. Als ich zum ersten Mal<br />

mit ihm redete, dachte ich, dass ich mit einem<br />

25-Jährigen und nicht mit einem zwölfjährigen<br />

Jungen rede. Das hat mich echt<br />

fasziniert.<br />

Hast du sein Potential von Anfang an<br />

gesehen?<br />

Mehr als Potential. Ich habe bemerkt, dass er<br />

sehr viele Dinge hat, die extrem wichtig für<br />

seine Karriere sind. Er zeigte Potential auf der<br />

Strecke, er war sehr schnell. Aber auch in der<br />

Box hat er sehr gut zugehört und war sehr<br />

aufmerksam, wenn ihm jemand etwas erklärt<br />

hat. Manchmal erklärt man diesen Jungs, sie<br />

müssen sich in gewissen Kurven so und so<br />

verbessern und das müssen sie dann aber<br />

auch noch umsetzen. Er hat es sofort gemacht.<br />

Aber natürlich ist auch seine Familie sehr<br />

wichtig, denn wenn man mit 12, 13 oder 14<br />

Jahren etwas für die Zukunft aufbauen will<br />

und Entscheidungen treffen muss, dann muss<br />

man auch mit seiner Familie reden. Sie hatten<br />

sehr viel Vertrauen in mich und folgten<br />

meinem Rat. Manchmal war es mit seinem<br />

Vater fast zu leicht. [lacht]<br />

Es gibt viel Kritik. Denkst du, dass er ab und<br />

an zu aggressiv fährt?<br />

Nein, ich denke, am Ende der Saison haben<br />

die Leute das verstanden. Es ist wichtig, dass<br />

die Emotionen beim Motorradrennen nicht<br />

verloren gehen. Meiner Meinung nach hat<br />

<strong>Marc</strong> in diesem Jahr nichts gemacht, wofür<br />

er eine Strafe verdient gehabt hätte. Aber das<br />

ist eben nur meine Meinung. Wenn man<br />

sieht, wie Lorenzo in den letzten Saisonrennen<br />

gefahren ist: in Malaysia hat er <strong>Marc</strong><br />

berührt, auf Phillip Island kollidierten sie, als<br />

<strong>Marc</strong> aus der Box fuhr und dann geriet er in<br />

Valencia mit Pedrosa aneinander und drängte<br />

ihn sogar von der Strecke ab. In jedem Fall<br />

gehört das einfach zum Rennsport. Natürlich<br />

ist die Sicherheit der Fahrer enorm wichtig,<br />

aber wir müssen auch bedenken, dass dieser<br />

Sport manchmal eben gefährlich ist. Wenn<br />

etwas Größeres passiert, müssen sie die Fahrer<br />

natürlich bestrafen. Wir dürfen aber nicht<br />

die Art und Weise dieses Sports verlieren.<br />

Wenn jemand hier fährt, dann geht er nun<br />

mal ein gewisses Risiko ein.<br />

Wer ist deiner Meinung nach der beste Fahrer<br />

der Geschichte?<br />

78 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Der beste Fahrer war für mich immer Valentino<br />

[Rossi] und ich glaube, er ist es auch heute noch.<br />

Konzentriert, aber<br />

gelassen: <strong>Marquez</strong><br />

vor dem Start<br />

Denkst du, dass <strong>Marc</strong> eines Tages einen ähnlichen<br />

Status wie Rossi erreichen könnte?<br />

Das weiß ich nicht. Es ist schwierig, neun<br />

Titel zu holen. Natürlich wird <strong>Marc</strong> seinen<br />

Weg gehen. Valentino ist aber Valentino und<br />

<strong>Marc</strong> ist <strong>Marc</strong>. Beide sind starke Fahrer und<br />

haben schon etwas gemeinsam. Sie sind sehr<br />

enthusiastisch, sie genießen das Motorradfahren,<br />

sie freuen sich über und mit ihren<br />

Fans. Sie sind schon ähnlich. Für <strong>Marc</strong> wird<br />

es aber schwer, genauso viele Titel zu gewinnen,<br />

aber selbstverständlich wird er es probieren.<br />

Es ist nicht leicht, genauso viele Fans<br />

zu haben wie Valentino. Dazu muss man viele<br />

Titel nacheinander gewinnen. <strong>Marc</strong> muss<br />

seinen eigenen Weg finden.<br />

Wie soll deine Zukunft und die von <strong>Marc</strong><br />

aussehen?<br />

Ich hoffe, dass er viele Jahre in der MotoGP<br />

bleibt und sich vor allem auf dem Bike wohlfühlt.<br />

Das ist der Schlüssel. Um Spaß am<br />

Fahren zu haben, braucht man Leute, die eine<br />

ähnliche Mentalität haben wie <strong>Marc</strong>: Sie müssen<br />

sehr professionell sein und dieses Leben<br />

aber gleichzeitig auch genießen. Ich würde<br />

<strong>Marc</strong> auch gerne noch lange bei Honda sehen,<br />

denn sie sind sehr professionell, sie haben ein<br />

wirklich gutes Verhältnis und ich danke hiermit<br />

Shuhei Nakamoto, dass er <strong>Marc</strong> diese<br />

Möglichkeit gegeben hat.<br />

→<br />

Es ist wichtig, dass die Emotionen beim Motorradrennen<br />

nicht verloren gehen. Meiner Meinung nach hat <strong>Marc</strong> in<br />

diesem Jahr nichts gemacht, wofür er eine Strafe verdient<br />

gehabt hätte.<br />

<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong>:<br />

Die Rekorde 2013<br />

7. April: Jüngster Fahrer auf dem Podest der<br />

Königsklasse. Mit 20 Jahren und 49 Tagen landet<br />

<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> auf Platz drei beim Grand Prix von<br />

Katar. Gleichzeitig ist er der jüngste Fahrer, der die<br />

schnellste Runde in einem Rennen der Königsklasse<br />

zurücklegt.<br />

20. April: Mit 20 Jahren und 62 Tagen ist <strong>Marquez</strong><br />

in Texas der jüngste Fahrer auf der Pole Position<br />

in der MotoGP.<br />

21. April: GP-Sieg beim GP of the Americas mit<br />

20 Jahren und 63 Tagen. Damit krönt sich <strong>Marquez</strong><br />

zum jüngsten Fahrer der Geschichte, der ein Rennen<br />

in der Königsklasse für sich entscheiden kann und<br />

gleichzeitig auch zum jüngsten Rennsieger aller<br />

drei Kategorien. Dazu ist er der jüngste Pilot, der<br />

zwei Mal hintereinander in der MotoGP aufs Podest<br />

fährt und die Pole, die schnellste Rennrunde und<br />

den Sieg gleichzeitig holt.<br />

5. Mai: Mit dem zweiten Platz hinter Dani<br />

Pedrosa in Jerez wird <strong>Marquez</strong> mit 20 Jahren und<br />

77 Tagen der jüngste Fahrer, der drei Mal in Folge<br />

auf dem Podest der Königsklasse steht.<br />

22. Juli: <strong>Marquez</strong> wird der erste Rookie, der in<br />

Laguna Seca siegt und der erste Rookie, der in<br />

dieser Kategorie zwei aufeinanderfolgende Rennsiege<br />

holen kann - mit 20 Jahren und 154 Tagen.<br />

18. August: Im Alter von 20 Jahren und 182<br />

Tagen siegt <strong>Marquez</strong> in Indianapolis und wird<br />

jüngster Fahrer der MotoGP-Geschichte, der drei<br />

Rennen hintereinander gewinnen kann. Dazu wird<br />

er der erste Pilot, der drei Rennen in den USA<br />

gewinnt.<br />

25. August: Mit seinem Sieg in Brünn wird<br />

<strong>Marquez</strong> jüngster Fahrer, der vier Rennen in der<br />

Königsklasse in Folge gewinnen kann und gleichzeitig<br />

der Rookie mit den meisten Siegen auf dem<br />

Konto.<br />

31. August: Eine fünfte Pole sorgt für eine<br />

Rekordanzahl an besten Startplätzen eines<br />

Rookies.<br />

1. September: Mit dem zweiten Platz in<br />

Silverstone sammelt <strong>Marquez</strong> die meisten Podestplätze,<br />

die jemals von einem Rookie erreicht wurden<br />

und schlägt Valentino Rossis Rekord aus dem Jahr<br />

2000. Mit 233 Punkten bricht er ebenso die höchste<br />

Rookie-Punktzahl, die Dani Pedrosa bis dato mit<br />

215 Zählern hielt.<br />

10. November: Mit 20 Jahren und 266 Tagen<br />

wird <strong>Marquez</strong> jüngster Weltmeister der MotoGP-<br />

Geschichte. Gleichzeitig schreibt sich der Spanier<br />

als jüngster Champion aller drei Kategorien und als<br />

jüngster Rookie-Weltmeister in die Statistik-Bücher<br />

ein.<br />

Fotos: milagro, honda<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 79


Alberto Puig ist<br />

immer an<br />

<strong>Marquez</strong>‘ Seite<br />

Der Junge will seine Grenzen herausfinden<br />

und das macht man normalerweise, indem man<br />

sie überschreitet. Wenn man immer nur dahinter<br />

bleibt, kann man das wahre Limit nie wirklich<br />

herausfinden.<br />

Fotos: milagro, honda<br />

Alberto Puig<br />

Zehn Jahre auf höchstem Niveau, ein Sieg<br />

in Jerez - Alberto Puig kämpfte gegen Größen<br />

wie Mick Doohan und Alex Crivillé, bis<br />

er seine Karriere nach einem schweren Sturz<br />

beenden musste. Dem Motorradsport blieb<br />

der Spanier als Team- und Fahrermanager<br />

erhalten. Im 125ccm Repsol Team unterstützte<br />

er <strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> bei seinen ersten<br />

Schritten in der WM.<br />

MSM: <strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> ist einer, der seit 2013<br />

viel Action ins Geschehen bringt...<br />

ALBERTO PUIG: Ja, ich denke, er ist auf der<br />

Maschine ein Tier. Er ist super talentiert und<br />

dieser Junge hat nicht einmal Angst vor der<br />

Angst selbst. Er fürchtet sich nicht davor,<br />

Angst zu haben und das ist ziemlich beeindruckend.<br />

Er ist sehr mutig, hat großes<br />

Talent, großes Potential und ist dazu auch<br />

ein harter Arbeiter. Diese Kombination<br />

führte zum Titel.<br />

Du hast ihn in die WM gebracht?<br />

Ich habe ihn nicht entdeckt, das war Alzamora.<br />

Aber zu dieser Zeit habe ich das Repsol<br />

Team in der 125er als Teammanager<br />

betreut, also ja: wir haben ihn in die Weltmeisterschaft<br />

gebracht. Alzamora hat sich<br />

aber um ihn gekümmert. Ich habe mich um<br />

das Team gekümmert, aber natürlich waren<br />

wir super glücklich, ihn in unserer Crew zu<br />

haben und halfen ihm in seinem ersten Jahr.<br />

Er war schon damals sehr gut.<br />

Denkst du, dass <strong>Marc</strong> seine Grenzen manchmal<br />

überschritten hat?<br />

Der Junge will seine Grenzen herausfinden<br />

und das macht man normalerweise, indem<br />

man sie überschreitet. Wenn man immer<br />

nur dahinter bleibt, kann man das wahre<br />

Limit nie wirklich herausfinden. Dieser<br />

Junge war genau in diesem Bereich, weil er<br />

hart gepusht hat. Jeder hat seinen eigenen<br />

Stil. Er hatte Glück, dass er sich nicht verletzt<br />

hat. Man kann die Fahrer aber nicht beeinflussen,<br />

in dem, was sie tun. Dazu kann ich<br />

nichts sagen.<br />

Wohin soll das alles mit <strong>Marc</strong> führen?<br />

Ich denke, das nächste Jahr wird für ihn entscheidend.<br />

Wenn er einen weiteren Schritt<br />

macht, wird es für die anderen extrem schwierig,<br />

ihn zu schlagen. Manchmal ist es aber nicht<br />

so leicht, mit diesen Bikes in dieser Klasse,<br />

noch weitere Schritte nach vorne zu machen.<br />

Manchmal kommt ein Fahrer in die MotoGP,<br />

lernt in der ersten Jahreshälfte und ist dann<br />

am Maximum. Wenn <strong>Marc</strong> sein Niveau noch<br />

nach oben schrauben kann, werden alle anderen<br />

es schwer haben. Sollte er das aber nicht<br />

schaffen, wird es einen harten Wettkampf<br />

geben. Lorenzo und Pedrosa sind schließlich<br />

ebenso starke Fahrer.<br />

Was machst du heute für Dani Pedrosa?<br />

Ich war jahrelang sein Manager. Ich habe ihn<br />

von Anfang an begleitet. Heute ist meine<br />

Rolle aber etwas anders. Ich bin bei den Rennen<br />

nicht immer an seiner Seite, schließlich<br />

weiß er genau, was zu tun ist. Ich helfe eher<br />

seinem Team. Als er begann, habe ich ständig<br />

nach ihm geschaut, denn damals war er<br />

Auf dem Boden<br />

»Am Ende bin ich der gleiche Junge wie vor vielen<br />

Jahren. Ich habe vielleicht mehr Erfahrung, bin aber<br />

der gleiche <strong>Marc</strong>. Meine Familie und mein Team<br />

haben mich so stark unterstützt und das ist enorm<br />

wichtig, um mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben.<br />

Zu Hause muss ich mein Zimmer noch immer<br />

selbst sauber machen. Ich mache mein Bett, das<br />

ist alles normal. Aber nur mein Zimmer! [lacht] Den<br />

Rest der Hausarbeit teilen wir auf: Ich decke den<br />

Tisch und mein Bruder räumt ab. Das ist nur fair.«<br />

noch jung und wusste nicht genau, wo es<br />

langgeht. Heute ist es leichter.<br />

Nebenbei kümmerst du dich noch um den neu<br />

geschaffenen Asia Talent Cup. Was hat es<br />

damit auf sich?<br />

Sie haben mich gebeten, das in die Hand zu<br />

nehmen. Die Dorna und Honda haben<br />

großes Interesse an diesem Cup, denn der<br />

asiatische Markt ist momentan sehr begehrt.<br />

Wir werden also versuchen, diese Leute zu<br />

unterrichten, eine Meisterschaft aufbauen<br />

und sehen, wohin wir mit ihnen gehen können.<br />

Wenn man sich die Geschichte von<br />

Asien ansieht, findet man schnell heraus,<br />

dass es dort nie eine Rennsport-Kultur gab.<br />

In Europa, Amerika und Australien gibt es<br />

eine Rennsport-Kultur, in Asien gibt es<br />

nichts. Ich denke, das liegt an ihrer eigenen<br />

Kultur. Die Asiaten sind sehr schüchtern, sie<br />

sind nicht so aggressiv wie wir Europäer. Sie<br />

behalten alles für sich. Wir werden sehen,<br />

ob es uns gelingt, ihnen beizubringen, diesen<br />

Sport besser zu verstehen.<br />

Was wünschst du dir für deine Zukunft, die<br />

von Dani und die der MotoGP?<br />

Ich habe viele Wünsche! Ich hoffe, gesund<br />

zu sein. Dani verdient diesen WM-Titel und<br />

ich hoffe sehr, dass er ihn eines Tages<br />

bekommt. Ich denke, dass die Tendenz der<br />

Meisterschaft gut ist. Ich hoffe, dass die Strecken<br />

immer sicherer werden, dass wir einen<br />

guten Wettkampf haben und dass Fahrer aus<br />

aller Welt kommen, um hier zu fahren -<br />

nicht nur Spanier, es ist schließlich eine<br />

Weltmeisterschaft. Es sollte internationaler<br />

sein. Am Wichtigsten ist aber, dass die<br />

Sicherheit noch weiter verbessert wird und<br />

das erreichen wir auf den Rennstrecken. Ich<br />

hoffe, dass viele Hersteller in die WM kommen,<br />

schließlich ist es die Spitze der Meisterschaften<br />

und ich erwarte, dass wir gute<br />

Fahrer haben. Das ist alles, was wir<br />

brauchen.<br />

80 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


<strong>Marquez</strong> auf der Auslaufrunde in Valencia<br />

<strong>Marquez</strong> liebt seine Honda RC213V<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 81


Ab 2014 übernimmt Gigi Dall‘Igna den Posten von Bernhard<br />

Gobmeier als Generaldirektor bei Ducati Corse. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

sprach mit beiden über gescheiterte Pläne<br />

und neue Anfänge.<br />

82 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Text: Maria Pohlmann<br />

Fotos: milagro<br />

Bei Ducati wartet viel Arbeit auf Gigi Dall‘Igna<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 83


Dall‘Igna und<br />

Crutchlow (r.) sollen<br />

neuen Schwung nach<br />

Bologna bringen<br />

natürlich etwas Exotisches, wobei<br />

es wie in den meisten Fällen so<br />

war, dass man sich zum Workaholic<br />

entwickelt. Man sieht also<br />

gar nicht mehr die ganzen schönen<br />

Seiten einer Stadt wie Bologna,<br />

sondern arbeitet in erster<br />

Linie. Es ist aber auch schön, viele<br />

neue Freunde dazuzugewinnen.<br />

Die Leute bei Ducati sind fast<br />

ausnahmslos sehr tolle Menschen.<br />

Ich habe dort von der zwischenmenschlichen<br />

Seite her<br />

sehr viel Gutes erfahren«, sagt er.<br />

Machtwechsel bei Ducati: Gigi [Luigi]<br />

Dall‘Igna kommt, Bernhard Gobmeier<br />

geht. Dass es bei Ducati seit<br />

einigen Jahren Probleme gibt, ist<br />

nicht zu übersehen. Dass Gobmeier deshalb nach<br />

nur zehn Monaten abtreten muss, kam eher unerwartet.<br />

»Ich würde sagen, langfristig ist etwas anderes<br />

als zehn Monate. Einerseits haben sich innerhalb der<br />

Umstrukturierungen im VW-Konzern für mich<br />

Möglichkeiten ergeben, andererseits sprachen wir<br />

schon lange mit Gigi Dall‘Igna. Er hat kurzfristig<br />

zugesagt. Letztendlich hat Audi entschieden, diesen<br />

Schritt zu gehen«, erklärt Gobmeier. Auf die Frage,<br />

ob er lieber zu VW wechseln wollte, lacht der 54-Jährige:<br />

»So würde ich das nicht direkt sagen.«<br />

Die Ergebnisse im Ducati Team sprachen 2013 zwar<br />

nicht unbedingt für sich, dennoch erlebte Gobmeier<br />

während seiner kurzen Amtszeit diverse Höhepunkte.<br />

»Es gab aus technischer Sicht Highlights,<br />

denn viele Dinge, die wir angestoßen haben, trugen<br />

Früchte - zum Beispiel eine neue Elektronik und<br />

eine neue Motor-Ausbaustufe. Cal [Crutchlow] hat<br />

bereits gesagt, dass das Motorrad bei Weitem nicht<br />

so schlecht ist, wie es von der Presse immer gemacht<br />

wird. Es hängt viel davon ab, ob der Charakter des<br />

Fahrers zum Charakter des Motorrads passt.«<br />

Außerdem gelang es ihm, ein großes Problem zu<br />

eliminieren: »Alle Fahrer haben sich bis letztes Jahr<br />

regelmäßig darüber beschwert, dass sie kein Gefühl<br />

fürs Vorderrad haben. Heute haben wir ein Gefühl<br />

fürs Vorderrad. Es gibt noch weitere Probleme, aber<br />

keiner kann mehr behaupten, kein Gefühl fürs Vorderrad<br />

zu haben.«<br />

Ein starkes Gefühl gab es neben der technischen<br />

Seite für Gobmeier auch auf anderer Ebene. »Auf<br />

der Teamseite habe ich gemerkt, wie manche Leute<br />

sich in ihrer Art und Weise gewandelt haben, wie<br />

sie Aufgaben angehen und Dinge erledigen. Die<br />

Leute sind viel selbstständiger geworden. Auf einer<br />

ganz anderen Seite war das Leben in Italien für mich<br />

In zehn Monaten bei Ducati vermeldete<br />

Gobmeier nur einen<br />

Negativpunkt: »Wir haben<br />

unsere sportlichen Ziele nicht<br />

erreicht.« Das lag an verschiedenen<br />

Faktoren. »Das massive<br />

Untersteuern liegt scheinbar in<br />

den Genen des Bikes und ich konnte es wie meine<br />

Vorgänger in sieben oder zehn Jahren auch in zehn<br />

Monaten nicht eliminieren. Das war eine Enttäuschung.<br />

Ich habe jetzt zumindest aber noch Wege<br />

aufgezeigt, die in den nächsten Wochen noch ausprobiert<br />

werden. Hoffentlich ist es das.«<br />

Obwohl sich Gobmeier nun auf seine neue Aufgabe<br />

freut und froh ist, eine derartige Möglichkeit<br />

zu erhalten, trauert er dem Ducati Team ein<br />

wenig nach. »Ich bin schon ein bisschen traurig,<br />

weil ich hier bei Ducati wirklich sehr gute und<br />

sympathische Menschen kennengelernt habe.<br />

Wenn man in einem Rennteam ist, schweißt das<br />

natürlich viel mehr zusammen als irgendein ‚normaler‘<br />

Job, da man nicht nur unter der Woche<br />

zusammen ist, sondern eben auch am Wochenende.<br />

An der Rennstrecke erlebt man viele Höhen<br />

und Tiefen gemeinsam, man ist nie weit weg.<br />

Man sieht das Ergebnis unmittelbar, sieht die<br />

Freude über ein gutes Resultat - ein Podium zum<br />

Beispiel, was ich ja noch aus anderen Tagen<br />

kenne - und man fühlt umgekehrt aber auch die<br />

Enttäuschung. Das schweißt emotional sehr stark<br />

zusammen.«<br />

Schon im Frühjahr war der Bayer selbst an den<br />

Gesprächen mit Dall‘Igna beteiligt. Ducati wartete<br />

lange auf den Wechsel des Italieners von<br />

Aprilia. Schließlich ließ sich Dall‘Igna überzeugen<br />

und erklärte den Grund so: »Ich habe in der<br />

Vergangenheit viel gewonnen, aber nicht in der<br />

MotoGP. Das ist die einzige Klasse, in der ich<br />

noch kein starkes Ergebnis erreicht habe. Es ist<br />

also mein letztes Ziel, etwas in der MotoGP zu<br />

gewinnen und die einzige Möglichkeit, die ich<br />

dazu habe, ist, in ein Team zu kommen, das gutes<br />

Wissen hat und wie ich etwas gewinnen will. Ich<br />

denke, Ducati ist der einzige europäische Hersteller,<br />

der diesen Wunsch ebenso hegt.«<br />

84 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Fotos: milagro, ducati<br />

Den Wunsch, an die Spitze zurückzukehren hegte<br />

auch Gobmeier. Er kennt seinen Nachfolger bereits<br />

seit mehreren Jahren. »Wir kennen uns aus der<br />

Superbike-WM. Wir hatten immer ein gutes Verhältnis.<br />

Ich habe ihm viele Tipps in verschiedene<br />

Richtungen mitgegeben, dabei auch diverse Themen<br />

angesprochen, die ich angestoßen habe und<br />

die er nun zu Ende führen soll. Er muss ja wissen,<br />

was dahinter steckt.« In der Woche vor dem Valencia<br />

Grand Prix saßen beide oft zusammen, um die<br />

Job-Übergabe so reibungslos wie möglich zu gestalten.<br />

»Die Zeit ist immer zu kurz, aber auf der anderen<br />

Seite muss er auch seinen eigenen Weg finden«,<br />

ist sich Gobmeier sicher.<br />

Dall‘Igna hat bereits einen Plan. »Das ist eine große<br />

Herausforderung für mich. Ich starte mit Ducati<br />

neu durch und es wird nicht leicht, denn sie hatten<br />

drei Jahre lang viele Probleme. Wir wollen einiges<br />

ändern und beginnen mit einer Umstrukturierung.<br />

Ich habe realisiert, dass es zwei komplett verschiedene<br />

Einheiten bei Ducati Corse gibt: Die eine ist<br />

die auf der Rennstrecke, die andere im Werk in<br />

Bologna. Die erste Aufgabe wird es sein, diese beiden<br />

Bereiche zu vereinen, denn die Informationen<br />

müssen fließend sein, damit das Motorrad so<br />

Andrea Dovizioso<br />

blieb auf Ducati<br />

ohne Podiumsplatz<br />

schnell wie möglich verbessert werden kann. Die<br />

einzige mögliche Lösung ist es, den Leuten, die an<br />

der Strecke arbeiten auch einen Job im Werk zu<br />

geben, um beide Teile noch besser zu vereinen.«<br />

Dall‘Igna hat<br />

bereits einen<br />

Plan. »Das ist eine<br />

groSSe Herausforderung<br />

für<br />

mich. Ich starte<br />

mit Ducati neu<br />

durch und es<br />

wird nicht leicht,<br />

denn sie hatten<br />

drei Jahre lang<br />

viele Probleme.<br />

Vom Ansatz seines Nachfolgers zeigt sich Gobmeier<br />

zunächst begeistert: »Das ist sicherlich der<br />

richtige Weg. Das habe ich bereits versucht, zu<br />

verbessern, es wurde auch schon besser, ist aber<br />

noch immer verbesserungswürdig.« Dall‘Igna ist<br />

überzeugt, dass die Probleme am Motorrad nur<br />

lösbar sind, wenn eine anständige Organisation<br />

herrscht. »Ich möchte also zunächst die Organisation<br />

verbessern und mich danach mit den technischen<br />

Problemen des Motorrads beschäftigen.«<br />

Der neu erwählte Generaldirektor interessiert sich<br />

wenig für Ducatis Vergangenheit, sondern will<br />

einfach das beseitigen, was ihm aktuell im Weg<br />

steht.<br />

»Ich bin ein Techniker. Ich muss mir die Probleme<br />

von Ducati erst einmal genau ansehen. Es ist sehr<br />

schwer, sich von außen ein Bild zu machen. Ich<br />

gehe normalerweise ins Detail, bevor ich eine<br />

genaue Antwort geben kann«, hieß es. Mit Ducatis<br />

Grundwissen und der nötigen Erfahrung vertraut<br />

Dall‘Igna darauf, schon bald eine Lösung zu finden.<br />

»Ich denke, dass Ducati viel Wissen über den<br />

Rennsport im Allgemeinen hat. Das bedeutet nicht<br />

nur Motor und Elektronik, sondern auch das<br />

Blick ins<br />

Ungewisse: Wo<br />

geht die Reise hin?<br />

Chassis ist auf hohem Niveau. Ich habe andere<br />

Erfahrungen und werde sie Ducati natürlich zur<br />

Verfügung stellen. Ich hoffe, dass wir auch den<br />

Bereich des Chassis‘ verbessern können und so<br />

einen Weg finden, um Ducati nach vorne zu<br />

bringen.«<br />

Bei den Testfahrten nach dem Valencia GP hatte<br />

Dall‘Igna noch nicht allzu viel verändert. Seine<br />

Fahrer zeigten sich bereits von seinen wenigen,<br />

aber wichtigen Worten beeindruckt. Beim nächsten<br />

Test soll alles anders werden. »Das Motorrad<br />

für Sepang wird komplett anders sein, als das beim<br />

Test in Valencia. Wenn wir in Zukunft etwas ganz<br />

anderes produzieren müssen, dann werden wir<br />

das natürlich tun. Momentan kann ich das aber<br />

noch nicht beurteilen. Die Leute bei Ducati entwickeln<br />

etwas Neues für Sepang. In der Zwischenzeit<br />

werde ich meine Ideen zu dem Bike abgeben,<br />

das Dovizioso und Hayden 2013 fuhren.«<br />

Nicht nur in der MotoGP hat Ducati Probleme,<br />

auch die Panigale in der World Superbike sorgte<br />

2013 für Schwierigkeiten. Das Hauptaugenmerk<br />

des neuen Chefs bei Ducati Corse ist klar: »Die<br />

MotoGP ist die wichtigste Klasse des Rennsports.<br />

Die Ergebnisse in der MotoGP wollen wir so<br />

schnell wie möglich verbessern. Die Superbike<br />

war für die Geschichte von Ducati aber genauso<br />

wichtig, also werden wir dort ebenso arbeiten.<br />

Priorität hat aber die MotoGP.« Gobmeier gibt<br />

nun einer ganz anderen Sache den Vorzug: »Ich<br />

hatte in meinem Leben schon sehr viele unterschiedliche<br />

Jobs und innerhalb einer großen Firma<br />

hat man eben mehr Möglichkeiten. Ich soll eine<br />

strategische, planerische Rolle im VW-Konzern<br />

ausfüllen - übergeordnet über allen <strong>Motorsport</strong>aktivitäten<br />

der acht Marken.« Dennoch wird er die<br />

Entwicklungen in Bologna garantiert genauestens<br />

im Auge behalten.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 85


Keine<br />

Zauberei<br />

bei Ducati<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

Nach drei Jahren bei Tech 3 wechselt Cal Crutchlow endlich in<br />

ein Werksteam. Dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> verriet er, was er bei<br />

Ducati erwartet und welche Höhen und Tiefen er 2013 erlebte.<br />

86 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Man in Black:<br />

Crutchlow muss<br />

noch Tarnlook<br />

tragen<br />

Fotos: milagro<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 87


MSM: Wie lief deine Saison?<br />

CAL CRUTCHLOW: Ich bin ziemlich glücklich.<br />

Es war nicht perfekt, aber auch nicht zu langsam.<br />

Wir waren schnell genug, aber nicht immer schnell.<br />

Deine Ergebnisse in der ersten Saisonhälfte waren<br />

besser als die Resultate am Saisonende. Lag das<br />

nur am Bike?<br />

Ja, Yamaha hat sich verbessert, Honda hat sich verbessert<br />

und wir blieben auf dem gleichen Bike sitzen.<br />

Als ich etwas Neues bekam und es nicht<br />

mochte, ließen sie mich nicht zurückwechseln. So<br />

sieht die Politik in der MotoGP aus. Mit meiner<br />

Verletzung hatte das nichts zu tun. In Silverstone<br />

tat der Arm ein bisschen weh, aber danach war es<br />

kein Problem mehr. In Silverstone wollte ich nur<br />

das Rennen beenden. Der Rest der Saison war okay.<br />

In Misano musste ich wieder Vertrauen gewinnen<br />

und das ist mir gelungen. Wir hatten danach ein<br />

paar gute Rennen, einen guten Kampf in Aragon,<br />

in Australien, die Pace ist nicht so schlecht.<br />

Warst du sauer, dass du das stufenlose Getriebe<br />

von Yamaha nicht bekommen hast?<br />

Nein, denn am Ende bin ich eh gegangen. Am Montagmorgen<br />

nach dem letzten Rennwochenende in<br />

Valencia hätte ich es bekommen, aber das spielt ja<br />

nun keine Rolle mehr.<br />

Du wusstest von Anfang an, dass du nur gewinnen<br />

kannst, wenn irgendetwas Unerwartetes passiert.<br />

Wie konntest du dich das ganze Jahr über trotzdem<br />

motivieren?<br />

Ich habe kein Problem mit meiner Motivation,<br />

denn die ist immer da.<br />

Wie würdest du die Satelliten-Yamaha mit dem<br />

Ableger von Honda vergleichen? Gibt es überhaupt<br />

noch eine Satelliten-Honda?<br />

Die Satelliten-Honda ist keine Kunden-Honda, sie<br />

ist schlichtweg das Werksbike. Das Motorrad, auf<br />

dem Stefan Bradl sitzt, ist exakt das gleiche wie das<br />

von <strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong>. Alvaro Bautista hat zwar andere<br />

Vorderradgabeln und andere Bremsen, soweit ich<br />

weiß, ist aber auch seine Maschine ebenso gut. Ich<br />

habe gehört, dass sie sogar darüber nachdenken,<br />

komplett zu wechseln, denn es ist billiger und<br />

genauso gut. Sie sitzen auf Werksbikes, haben ein<br />

stufenloses Getriebe, enorme Power und so ist das<br />

nun einmal.<br />

Was war dein bester Moment in dieser Saison?<br />

Das Podium beim französischen Grand Prix im<br />

Regen. Ich stand zum ersten Mal in diesem Jahr auf<br />

dem Podest und es war wirklich gut.<br />

aber manchmal hat man gute Rennen und ein<br />

anderes Mal eben schlechte.<br />

Wie sehr hast du die Kämpfe gegen Valentino<br />

Rossi, Alvaro Bautista und Stefan Bradl zuletzt<br />

genossen?<br />

Ich habe die Kämpfe genossen, aber ich wünschte<br />

mir, an der Spitze mit den anderen zu kämpfen und<br />

nicht in der zweiten Gruppe.<br />

Bradley Smith hat sich in seinem ersten Jahr gut<br />

gesteigert. Hattest du ihn ein wenig im Auge?<br />

Bradley hatte zu Saisonende ein sehr gutes Paket.<br />

Er hat sich auch gut entwickelt, aber das, was er jetzt<br />

hatte, war das, was ich zu Saisonbeginn noch fuhr<br />

und womit ich aufs Podest fahren konnte. Ich habe<br />

mir so gewünscht, wieder darauf zurück zu wechseln,<br />

aber sie haben es nicht zugelassen. Wir haben<br />

einen Tank und eine Sitzeinheit, die nicht zum<br />

Chassis passen. Ich hätte nie gewusst, ob es schlechter<br />

oder besser ist, also bereue ich nicht, dass ich es<br />

probiert habe. In einigen Bereichen ist es sogar<br />

besser, aber so wie ich gerne fahre, passt es einfach<br />

nicht. Ich meine, Yamaha war nett, dass sie mir das<br />

überhaupt ermöglicht haben, obwohl ich damals<br />

schon bei Ducati unterschrieben hatte.<br />

Nervt dich <strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> schon?<br />

Nein, denn er hat großartige Arbeit geleistet. Ich<br />

freue mich für ihn. Er ist extrem stark und er hat<br />

Das Lachen<br />

verging Crutchlow<br />

beim Test ein<br />

wenig<br />

den Titel mehr als verdient.<br />

Bist du ein bisschen traurig, die Tech-3-Familie zu<br />

verlassen?<br />

Ja, ich bin nicht glücklich, wegzugehen. Es ist nicht<br />

leicht, wenn man weiß, dass sie einen anderen Fahrer<br />

haben werden und ich woanders sein werde.<br />

Herve [Poncharal] ist ein Freund und ein Teamchef<br />

zugleich. Er ist hart zu mir, das sollte niemand falsch<br />

verstehen, aber eben dann, wenn es auch sein muss.<br />

Es ist schwer, sich von den ganzen Leuten zu verabschieden.<br />

Es ist nicht leicht. Ich denke, sie wollten<br />

nicht, dass ich gehe. Aber was soll ich tun? Ich bin<br />

trotzdem gespannt, etwas anderes zu machen.<br />

Obwohl das Team großartig ist und wir mit den<br />

Werksfahrern kämpfen konnten und schneller als<br />

die Ducati waren, will ich nicht meine ganze Karriere<br />

lang in einem Satellitenteam verbringen. Ich<br />

wünsche mir, dass es anders wäre. Gleichzeitig bin<br />

ich aber auch sehr gespannt auf Ducati.<br />

Du hast zuletzt nicht wirklich glücklich<br />

ausgesehen...<br />

Wir konnten keine wirklichen Verbesserungen<br />

vornehmen. Ich hätte es mir so gewünscht. Wie<br />

schon erwähnt, war das Bike zu Saisonbeginn<br />

extrem gut, dann aber nicht mehr und das lag nur<br />

daran, dass wir die Sitzposition und den Tank verändert<br />

hatten und eben nicht wieder zurück durften.<br />

Natürlich war ich nicht so glücklich. Wir müs-<br />

Was war das enttäuschendste Rennen?<br />

Einige Rennen, in denen wir das ganze Wochenende<br />

stark waren, aber im Rennen nicht das erhoffte<br />

Ergebnis holen konnten. Katar vielleicht - dort hatte<br />

ich das Gefühl, als könnte ich mit Lorenzo mitgehen<br />

und dann hätte ich ein besseres Rennen gehabt,<br />

Ich freue mich darauf, die Ducati hoffentlich<br />

zurück an die Spitze zu bringen. Das ist mein<br />

Ziel und meine Absicht.<br />

88 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Nach drei Jahren<br />

auf Yamaha reitet<br />

Crutchlow eine<br />

Ducati<br />

Fotos: milagro<br />

sen aber auch beachten, dass weder Bautista, noch<br />

Bradl oder Bradley schneller geworden sind. Im<br />

Gegenteil: Wir wurden einfach nur langsamer. Da<br />

müssen wir ehrlich sein und uns die Gründe dafür<br />

ansehen. Man kann nicht nur das Bike vorschieben,<br />

ich war auch schuld. Das lag aber wiederum daran,<br />

dass ich mit dem Bike nicht zufrieden war, es war<br />

also eine Kombination. Aber niemand ist schneller<br />

geworden! Bautista ist am Ende genauso viele<br />

Sekunden hinter dem Sieger im Ziel angekommen<br />

wie im ersten Rennen des Jahres.<br />

Denkst du, dass du in der nächsten Saison bei<br />

Ducati glücklich wirst?<br />

Ja, ich glaube, dass es am Ende gut wird. Es gibt<br />

keinen Grund, warum wir am Ende des nächsten<br />

Jahres keine gute Basis und kein gutes Gefühl finden<br />

sollten.<br />

Valentino Rossi, Andrea Dovizioso, alle schienen<br />

guter Dinge zu sein, als sie zu Ducati kamen...<br />

Dovi war nie optimistisch! Er ist dahin gegangen,<br />

weil sie ihm ein richtig gutes Angebot unterbreitet<br />

haben. Er hat die Situation aber nie optimistisch<br />

betrachtet. Ich bin optimistisch. Wir sind komplett<br />

unterschiedliche Fahrer.<br />

Was wirst du bei Ducati ändern?<br />

Es ist nicht meine Aufgabe, etwas an Ducati zu<br />

ändern. Es ist zunächst einmal die Aufgabe von<br />

Ducati, das Bike zu verändern. Ich denke aber, dass<br />

wir mit meiner Motivation gemeinsam gute Arbeit<br />

leisten können.<br />

Alle setzen große Hoffnungen in Gigi Dall‘Igna.<br />

Was erwartest du von ihm?<br />

Ich erwarte nicht, dass er das Motorrad von heute<br />

auf morgen komplett verändert. Ich erwarte, dass<br />

er gut arbeiten wird und dann etwas ändert, wenn<br />

er es kann. Der Winter wird lang und er muss es<br />

im Winter schaffen. Ich bin gespannt. Es wird etwas<br />

ganz Neues. Sie und ich erwarten aber keine Wunder.<br />

Ich freue mich, dass Gigi kommt und bin<br />

gespannt, was er sagt und in wieweit sich das Bike<br />

für den Sepang-Test im nächsten Jahr verbessert.<br />

Ich glaube nicht, dass wir die Maschine im ersten<br />

Rennen zu einem siegfähigen Motorrad machen<br />

können. Das ist aber das ganze Projekt. Es wird<br />

lange dauern und sich auch noch während der<br />

ersten Saison hinziehen.<br />

Ist es für dich gut, Andrea Dovizioso wieder als<br />

Teamkollegen zu haben?<br />

Wir arbeiten gut zusammen, sind aber zwei komplett<br />

verschiedene Fahrer. Seine Daten oder irgendetwas<br />

bringen mir gar nichts.<br />

Was ändert sich im nächsten Jahr abgesehen von<br />

Team und Bike für dich?<br />

Es ist immer leichter, ein Werksfahrer zu sein. Es<br />

wird viel, viel einfacher. Ich habe schon oft gesagt,<br />

dass der Vorteil eines Werksfahrers nicht nur das<br />

Equipment ist, sondern noch viel mehr. Sie haben<br />

ein viel leichteres Leben als die Satellitenfahrer.<br />

Worauf freust du dich am meisten?<br />

Ich freue mich darauf, die Ducati hoffentlich zurück<br />

an die Spitze zu bringen. Das ist mein Ziel und<br />

meine Absicht.<br />

Die Banane ist jetzt dein Markenzeichen. Wie kam<br />

es dazu?<br />

Ich habe keine Ahnung, wie das passieren konnte.<br />

Ich esse gerne Bananen und die Japaner fanden das<br />

Crutchlow ist<br />

bekannt für seine<br />

knackigen<br />

Aussagen<br />

total klasse. Sie haben mich einmal mit einer<br />

Banane gesehen und dachten, ich bin der<br />

Bananen-Mann.<br />

Du wechselst deinen Wohnort hin und wieder. Wo<br />

lebt es sich am besten?<br />

Ich lebe im Winter einen Monat lang in Kalifornien,<br />

ansonsten auf der Isle of Man oder wo auch immer<br />

die Rennstrecken so sind. Am besten ist es auf der<br />

Isle of Man, das ist klar. Ich liebe diesen Ort, er ist<br />

mein Zuhause. Die Leute sind großartig, freundlich<br />

und heißen dich willkommen. Es kommen auch<br />

lauter Deutsche dahin! Besonders bei der TT, das<br />

ist der Wahnsinn.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 89


Der Aufstieg des <strong>Marc</strong><br />

<strong>Marquez</strong> überstrahlte die<br />

ganze Saison<br />

Text: Michael Höller<br />

Stürze, Super-Rookies &<br />

Sensationen<br />

Die MotoGP-Saison 2013 hatte alles zu bieten, was das Herz der Zweirad-Fans<br />

höher schlagen lässt. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> blickt auf die Highlights<br />

und die Aufreger des Jahres zurück.<br />

Der Super-Rookie<br />

Foto: milagro<br />

Er kam, sah und siegte... und am Ende wurde er Weltmeister.<br />

Die Schlagzeilen in dieser Saison gehörten eindeutig<br />

<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong>. Nach seinem Titelgewinn, als<br />

jüngster Fahrer aller Zeiten, listete Repsol Honda nicht<br />

weniger als 23 Rekorde auf, die der 20-Jährige in dieser<br />

Saison gebrochen hatte. Seinen Eintrag in die<br />

Geschichtsbücher sicherte sich <strong>Marquez</strong> mit seiner<br />

unfassbaren Debütsaison, doch auch fahrerisch hob der<br />

Spanier das Niveau in ungeahnte Sphären. Seine Kurvenwinkel,<br />

die abgescheuerten Ellbogenschoner und<br />

der unbändige Wille, von der ersten Session eines Rennwochenendes<br />

an alles zu geben, gab es in dieser Form<br />

noch nicht. »Ich musste so gut Motorrad fahren wie nie<br />

zuvor«, gestand der letztlich unterlegene WM-Rivale<br />

Jorge Lorenzo nach dem verlorenen Titel-Duell. Seine<br />

Manöver gegen Lorenzo in Jerez oder Rossi in Laguna<br />

Seca haben schon jetzt Kultstatus. 2013 könnte den<br />

Aufbruch in eine neue Ära dargestellt haben - die Ära<br />

des kleinen Mannes mit der Nummer 93 auf dem Motorrad<br />

und der Ameise auf dem Helm.<br />

90 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Pedrosa, <strong>Marquez</strong>,<br />

Lorenzo - oft auf<br />

Augenhöhe<br />

Der Titelkampf<br />

So spannend wie in dieser Saison<br />

war die MotoGP schon lange nicht<br />

mehr. Zum erst zweiten Mal in den<br />

letzten 20 Jahren wurde die Krone<br />

der Königsklasse erst nach dem finalen<br />

Lauf vergeben. Mit Jorge<br />

Lorenzo, Dani Pedrosa und <strong>Marc</strong><br />

<strong>Marquez</strong> führten in dieser Saison<br />

gleich drei verschiedene Fahrer die<br />

WM-Wertung an. Ihre tollen Duelle<br />

prägten die Saison und begeisterten<br />

Fans und Journalisten gleichermaßen.<br />

<strong>Marquez</strong>‘ Check gegen Lorenzo<br />

oder der unglückliche Zwischenfall<br />

mit Pedrosa in Aragon, der zum<br />

Sturz des kleinen Katalanen führte,<br />

haben das Zeug, echte Klassiker zu<br />

werden. An Dramatik war der Titelkampf<br />

kaum zu überbieten und<br />

sowohl Pedrosa als auch Lorenzo<br />

können sich keinesfalls vorwerfen,<br />

nicht alles in ihrer Macht stehende<br />

getan zu haben, um <strong>Marquez</strong> den<br />

Titel streitig zu machen. 2014 wird<br />

das nur schwer zu toppen sein. Der<br />

Rest des Feldes hatte allerdings<br />

nicht viel zu lachen: nur drei weitere<br />

Fahrer holten gemeinsam elf Podiumsplätze<br />

- Valentino Rossi, Cal<br />

Crutchlow und Stefan Bradl.<br />

Verletzungspech<br />

Ben Spies musste<br />

seine Karriere<br />

beenden<br />

Stürze und deren teils schwerwiegenden Folgen<br />

spielten in dieser Saison eine zentrale Rolle. Jorge<br />

Lorenzos Titelambitionen bekamen durch Highsider<br />

in Assen (samt Schlüsselbeinbruch) und am Sachsenring<br />

Rückschläge. Dani Pedrosa erwischte es<br />

ebenfalls vor dem Deutschland Grand Prix, als er<br />

nach einem Trainingscrash rund eine halbe Stunde<br />

unter Schock stand und beim Fitnesscheck am Renntag<br />

beinahe das Bewusstsein verlor. Die beiden<br />

spanischen Titelkandidaten waren bei weitem nicht<br />

die Einzigen, die wegen Verletzungen ein Rennen<br />

verpassten. Stefan Bradl setzte ein unglücklicher<br />

Knöchelbruch in Sepang für zwei Rennen außer<br />

Gefecht, Hiroshi Aoyama, Andrea Iannone und Karel<br />

Abraham mussten ebenfalls Verletzungspausen einlegen.<br />

Am schlimmsten erwischte es aber Ben Spies,<br />

der wegen seiner Schulter- und Rückenverletzungen<br />

nur zwei Rennen bestreiten konnte, zwei Comebackversuche<br />

abblasen musste und letztlich seinen<br />

Rücktritt erklärte. Insgesamt verpasste fast ein Drittel<br />

aller Stammfahrer in dieser Saison zumindest<br />

einen Grand Prix verletzungsbedingt.<br />

→<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 91


Foto: milagro<br />

Das Chaos von Phillip Island<br />

Für ein Wochenende tat es die MotoGP der Formel<br />

1 gleich und machte die Reifen zum alles bestimmenden<br />

Thema. Auf Phillip Island hatten die Veranstalter<br />

ein komplett neues Asphaltband aufgezogen,<br />

weshalb die Fahrer sich über traumhaften<br />

Grip freuten und die Rundenrekorde nur so purzelten.<br />

Die Sache hatte aber einen Haken: für die<br />

Reifen von Bridgestone bzw. Dunlop (in der Moto2)<br />

war der neue Untergrund pures Gift. Schnell wurde<br />

klar, dass die Pneus in den beiden großen Klassen<br />

keinesfalls die geplanten GP-Distanzen auch nur<br />

annähernd durchhalten würden. Das Rennen der<br />

Moto2 wurde halbiert, jenes der MotoGP verkürzt<br />

und erstmalig in der Geschichte ein Boxenstopp<br />

samt Motorradtausch vorgeschrieben. Bridgestone<br />

konnte die Haltbarkeit der Reifen nur für<br />

mickrige zehn Runden garantieren. Dass diese<br />

Regelung Chaos bedeuten würde, war im Vorhinein<br />

klar. Tatsächlich erwischte es ausgerechnet<br />

WM-Leader <strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong>, dessen Crew ihm an<br />

der Boxenmauer zu spät den Pflichtstopp anzeigte<br />

und er dafür eine Schwarze Flagge kassierte.<br />

Phillip Island war<br />

ein ungewöhnliches<br />

Rennen<br />

92 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Schwarz-Rot-Gold auf dem Podium<br />

14. Mai 1989, Misano: Michael Rudroff freut sich über Rang drei im 500cc-<br />

Rennen. Es sollte für 24 Jahre zum letzten Mal sein, dass die deutsche Flagge<br />

in einem GP der Königsklasse über dem Treppchen wehte. Stefan Bradl konnte<br />

diese Durststrecke im Sommer endlich beenden. Schon auf dem Sachsenring<br />

leistete er Führungsrunden, eine Woche später in Laguna Seca klappte es<br />

dann auch mit dem Podium. Nach der Eroberung der Pole Position zeigte Bradl<br />

am Sonntag ein fehlerfreies Rennen und musste sich nur Überflieger <strong>Marc</strong><br />

<strong>Marquez</strong> geschlagen geben. »Es war sehr emotional, diesen besonderen<br />

Moment meiner Karriere gemeinsam mit meinem Vater, dem ich die Leidenschaft<br />

für diesen aufregenden Sport verdanke, zu feiern«, dankte Bradl seinem<br />

Papa nach dem bislang größten Erfolg seiner Karriere. Wenige Wochen später<br />

wurde sein Vertrag bei LCR Honda für 2014 verlängert. Damit dürfen seine<br />

Fans in der nächsten Saison auf weitere Podiumsplätze und vielleicht auch<br />

irgendwann einen Sieg hoffen.<br />

Rossi: Oft<br />

chancenlos, aber<br />

in Assen eiskalt<br />

Rossis Yamaha-Comeback<br />

Seine Fans träumten vor der Saison nach zwei harten<br />

Jahren bei Ducati von einem Comeback im großen<br />

Stil. In Yamaha-Blau hatte Rossi zuvor immerhin 46<br />

GP-Siege und vier WM-Titel eingefahren. Das erste<br />

Rennen verlief vielversprechend und der Dottore<br />

musste sich in Katar nur Weltmeister Jorge Lorenzo<br />

geschlagen geben. Was die Fans zu diesem Zeitpunkt<br />

noch nicht wussten: es sollte Rossis zweitbestes<br />

Ergebnis der gesamten Saison bleiben. Rasch<br />

musste sich der Altmeister eingestehen, dass er<br />

gegen das spanische Trio an der Spitze im Regelfall<br />

keine Chance hat. »Das ist wie bei den Autos: wenn<br />

da ein neues Modell auf den Markt kommt, ist es<br />

auch besser als das alte«, meinte er in Mugello. Der<br />

Euphorie seiner Anhänger tat dieser Umstand aber<br />

keinen Abbruch. Der Doktor ist und bleibt der<br />

beliebteste Fahrer, was etwa »Vale, Vale«-Sprechchöre<br />

in Misano oder die noch immer riesengroße<br />

Menschentraube hinter seiner Box untermauerten.<br />

Und in Assen, als das Top-Trio nicht fit war bzw.<br />

schwächelte, schlug Rossi eiskalt zu und holte seinen<br />

107. Sieg in der Motorrad-WM.<br />

Foto: milagro<br />

Stefan Bradl<br />

ließ deutsche<br />

Fans jubeln<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 93


Fotos: milagro<br />

Text: Markus Zörweg<br />

Nur Veränderu<br />

Nichts währt für die Ewigkeit, schon gar nicht in der<br />

schnelllebigen Welt der MotoGP. Diese Erfahrung<br />

müssen, oder dürfen, aktuell zahlreiche Piloten in<br />

der Königsklasse machen. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

verschafft Ihnen einen Überblick.<br />

94 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


ng hat Bestand<br />

Der große Transferknaller der MotoGP-<br />

Saison ist Cal Crutchlow. Nach drei Saisonen<br />

beim Tech3-Yamaha-Team hatte<br />

der Brite genug davon, als Fahrer in einem Kundenteam<br />

nie das beste Material zu erhalten und<br />

unterzeichnete einen Vertrag als Werkspilot bei<br />

Ducati. Ein Wechsel, der für eine Menge Aufsehen<br />

und beinahe ebenso viel Unverständnis<br />

sorgte. Kein Wunder, hat doch die Desmosedici<br />

schon vor Crutchlow zahlreiche talentierte<br />

Piloten an den Rand der Verzweiflung getrieben,<br />

unter ihnen ehemalige Grand-Prix-Sieger und<br />

Weltmeister. Da wären Valentino Rossi, Nicky<br />

Crutchlows 35 prangt<br />

künftig von einer Ducati<br />

Hayden, Sete Gibernau, <strong>Marc</strong>o Melandri und<br />

aktuell auch Andrea Dovizioso. Crutchlow ist<br />

dennoch optimistisch, dass er mit britischer<br />

Coolness die störrische Italienerin bändigen<br />

kann und Ducati wieder zu den Erfolgen der Ära<br />

Casey Stoner zurückführen kann. Schützenhilfe<br />

erhält der 28-Jährige dabei vom neuen Ducati-<br />

Boss Gigi Dall‘Igna, der helfen soll, die Maschine<br />

nicht nur schnell, sondern auch fahrbar zu<br />

machen. Und tatsächlich, Crutchlows Resümee<br />

nach den ersten drei Testtagen in Valencia fiel<br />

durchaus positiv aus: »Die Situation ist natürlich<br />

komplett anders als das, was ich zuvor →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 95


Randy de Puniet legt 2014<br />

eine Rennpause ein<br />

Fotos: milagro<br />

Das ist ein völlig<br />

neues Projekt und<br />

vor uns liegt ein<br />

weiter Weg, aber<br />

gerade das macht<br />

es so interessant.<br />

Es gibt noch viel zu<br />

lernen.<br />

Der Brite Scott Redding<br />

steigt aus der Moto2 auf<br />

gewohnt war, aber dennoch bin ich sehr glücklich,<br />

hierherzukommen und jetzt mit dem<br />

Ducati-Werksteam zu arbeiten. Ich habe alles<br />

kennengelernt - das Bike, die Elektronik, das<br />

Team - und sie haben meinem Feedback<br />

gelauscht, während ich ihre Ratschläge und<br />

Erfahrung nutzen konnte. Ich freue mich über<br />

unsere Arbeitsweise. Wir haben einen ersten<br />

positiven Schritt gemacht.«<br />

Um Crutchlow nach Bologna zu lotsen,<br />

musste man bei Ducati zuallererst einen<br />

Platz frei machen - dabei traf es Nicky<br />

Hayden. Der US-Amerikaner, der nach fünf Jahren<br />

bei den Italienern den Hut nehmen musste,<br />

ist gescheitert. Drei Podiumsplatzierungen, keine<br />

Pole Position und kein Sieg in 86 Rennen können<br />

nicht der Anspruch eines ehemaligen Weltmeisters<br />

sein. So beschloss Hayden nach seinem<br />

Rauswurf bei Ducati dorthin zurückzukehren,<br />

wo er 2006 mit dem Titelgewinn in der MotoGP<br />

den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert hatte.<br />

Er wird 2014 wieder eine Honda pilotieren, wenn<br />

auch dieses Mal nicht für das Werksteam, sondern<br />

im Rennstall von Jorge Martinez, der sich<br />

für die kommende Saison zwei der neu entwickelten<br />

Production-Racer sicherte. Aufgrund der<br />

Tatsache, dass dieses Motorrad erst seit kurzer<br />

Zeit in Arbeit ist, gibt es auch noch eine Menge<br />

zu tun. »Das ist ein völlig neues Projekt und vor<br />

uns liegt ein weiter Weg, aber gerade das macht<br />

es so interessant. Es gibt noch viel zu lernen und<br />

ich muss erst eine richtige Beziehung zu den<br />

Mechanikern aufbauen, aber ich bin schon sehr<br />

glücklich mit den bisherigen Tests. Wir wissen<br />

alle, wie viel Arbeit noch zu erledigen ist, aber<br />

wir haben ein solides Fundament«, erklärte<br />

Hayden am Ende der Valencia-Tests. Haydens<br />

Teamkollege im Aspar-Team ist ebenfalls ein<br />

Neuzugang. Hiroshi Aoyama, 250ccm-Weltmeister<br />

von 2009, bildet gemeinsam mit Hayden die<br />

Fahrerpaarung der spanischen Mannschaft.<br />

Aspar den Rücken gekehrt hat hingegen Aleix<br />

Espargaro. Trotz zweier CRT-Titel in den letzten<br />

beiden Jahren wechselte er zu Forward Racing,<br />

das die Saison 2014 mit einer FTR-Yamaha<br />

bestreiten wird. Was den Rahmen angeht hat sich<br />

also im Team von Giovanni Cuzari nichts verändert,<br />

doch kommt der gesamte Antriebsstrang<br />

in Zukunft von Yamaha, wodurch man sich einen<br />

beachtlichen Leistungsanstieg im Vergleich zu<br />

den bisher verwendeten Kawasaki-Motoren<br />

erhofft. Auch wenn dieses Projekt durchaus funktionieren<br />

kann, wäre es für Espargaro möglicherweise<br />

die bessere Variante gewesen, bei Aspar zu<br />

bleiben. Dort wusste man aber lange Zeit nicht,<br />

mit welchem Bike man 2014 unterwegs sein<br />

würde, weshalb sich der ältere der Espargaros zu<br />

einem Abgang gezwungen sah, kurz bevor Jorge<br />

Martinez den Deal mit Honda vermelden konnte.<br />

Ein absolut konkurrenzfähiges Paket hat auf<br />

jeden Fall Aleixs Bruder Pol zur Verfügung. Er<br />

tritt die Nachfolge von Cal Crutchlow bei Tech3<br />

an und wird das kommende Jahr auf der Kunden-<br />

M1 bestreiten. Nach seiner furiosen Aufholjagd<br />

in der zweiten Hälfte der Moto2-Saison, die er<br />

schließlich mit dem Titelgewinn in der mittleren<br />

Klasse krönte, sind die Erwartungen an den erst<br />

22-Jährigen hoch. Der Katalane ließ sich davon<br />

aber nicht unter Druck setzen und bestritt seine<br />

ersten Arbeitstage als MotoGP-Pilot mit einem<br />

Dauergrinsen im Gesicht - selten war einem<br />

Piloten der Spaß an der Arbeit dermaßen gut<br />

anzusehen. »Ich bin mehr als glücklich«, war<br />

deshalb auch das Erste, was Espargaro nach seinem<br />

Debüt auf der Yamaha M1 einfiel. Er räumte<br />

96 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Pol Espargaro kommt mit den<br />

Moto2-Titel im Gepäck zu Tech 3<br />

Ich bin mit meinen<br />

Knien zu arg auf<br />

dem Asphalt in der<br />

Schräglage, und<br />

wenn ich das ein<br />

ganzes Rennen lang<br />

machen würde, wären<br />

mein Knie und<br />

der Rennanzug auf<br />

jeden Fall kaputt.<br />

Aleix Espargaro fährt<br />

künftig für Forward<br />

Die ersten<br />

Schritte in<br />

der MotoGP<br />

sind hart<br />

Nicky Hayden fährt wieder<br />

auf einer Honda<br />

aber auch ein, dass noch eine gewisse Umstellung<br />

nötig sei, um in der MotoGP schritthalten zu<br />

können: »Ich bin mit meinen Knien zu arg auf<br />

dem Asphalt in der Schräglage, und wenn ich das<br />

ein ganzes Rennen lang machen würde, wären<br />

mein Knie und der Rennanzug auf jeden Fall<br />

kaputt. Da muss ich meinen Fahrstil auf jeden<br />

Fall noch ändern, aber ich lerne mit jeder Runde<br />

dazu, vor allem auch, den Motor zu verstehen<br />

und auch das Motorrad ohne Kraft, sondern aus<br />

dem Schwung heraus umzulegen.«<br />

Im Kampf um den Moto2-Weltmeistertitel<br />

hatte lange Zeit Scott Redding die Nase vorne.<br />

Nach einem Sturz auf Phillip Island inklusive<br />

Bruch des Handgelenks musste er sich allerdings<br />

Pol Espargaro geschlagen geben. Dennoch<br />

schaffte auch er als Vizeweltmeister den<br />

Sprung in die Königsklasse, wo er kommende<br />

Saison bei Gresini einen Honda-Production-<br />

Racer pilotieren wird.<br />

Sobald es Neuzugänge im Feld gibt, müssen<br />

auch immer bekannte Gesichter ihren Platz<br />

räumen. In der kommenden Saison betrifft<br />

das zwei Fahrer, die seit Jahren fix zum Inventar<br />

des MotoGP-Paddocks gehörten. Randy de Puniet,<br />

der seit 2006 in der MotoGP vertreten war, konzentriert<br />

sich auf die Testarbeit mit Suzuki, könnte<br />

mit diesem Projekt aber den einen oder anderen<br />

Wildcard-Einsatz bestreiten. Ben Spies hingegen<br />

musste nach seiner unfassbaren Verletzungsserie<br />

eingestehen, dass es für ihn das Beste sein wird,<br />

erst einmal eine Pause einzulegen. Wie lange diese<br />

dauern wird, oder ob »Elbowz« gar nie mehr in die<br />

Motorrad-Weltmeisterschaft zurückkehren wird,<br />

steht noch in den Sternen.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 97


Ist Crutchlow der<br />

große Heilsbringer<br />

bei Ducati?<br />

Fotos: milagro<br />

5<br />

Ducati räumt alles ab<br />

Honda und Yamaha können sich warm anziehen! War die Weltmeisterschaft in den vergangenen<br />

Jahren stets ein Zweikampf zwischen den großen japanischen Herstellern, in dem<br />

Ducati bestenfalls eine Statistenrolle einnahm, wird 2014 alles anders. Das einstige zickige<br />

Biest wird zur roten Göttin – selbst Rossi und Hayden wünschen sich die Desmosedici zurück!<br />

Mit dem abgeworbenen Cal Crutchlow als neuer Nummer 1 und dem neuen Messias Gigi<br />

Dall‘Igna überholen die Italiener die Konkurrenz aus Fernost quasi aus dem Stand. In gut vier<br />

Monaten schafft es die Crew aus Bologna, die störrische Desmosedici zum Liebling der<br />

Piloten zu machen. Bereits beim ersten Saisonlauf in Katar stellt Crutchlow sein Bike in<br />

überlegener Manier auf die erste Startposition und fährt im Rennen einen ungefährdeten<br />

Start-Ziel-Sieg ein. Er gewinnt 15 der 19 Saisonrennen, sein Teamkollege Andrea Dovizioso<br />

sichert sich die restlichen vier Grand Prix. So krönt sich der Brite bereits nach 14 Rennen<br />

zum ersten Ducati-Weltmeister seit Casey Stoner 2007 und zum ersten Champion von der<br />

Insel seit Barry Sheene 1977.<br />

Text: Markus Zörweg & Stephan Heublein<br />

Prognosen für die<br />

MotoGP 2014<br />

Ein Rookie wird Weltmeister! Wer hätte<br />

das vor Saisonbeginn 2013 gedacht? Die<br />

nächste Saison wird jedoch noch verrückter:<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> blickt<br />

in seine prall gefüllte Kristallkugel und<br />

prognostiziert schon jetzt die gröSSten<br />

Sensationen der neuen Saison 2014.<br />

Rossi: Wie lange hat<br />

er noch Lust auf die<br />

MotoGP?<br />

Lukas Peseks<br />

Beliebtheit könnte<br />

ansteigen<br />

Ersatz für den Doktor<br />

4<br />

98 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Alle lieben Rossi! Der Italiener ist, unabhängig von seinem sportlichen<br />

Erfolg, der König der MotoGP. Das ist eine unüberwindbare Tatsache,<br />

eine Naturkonstante, etwas, das man nicht erklären kann. In der<br />

kommenden Saison muss man das auch nicht mehr. Für Rossi wird<br />

das Jahr 2014 zum ultimativen Debakel, zum sportlichen und popularitätsmäßigen<br />

Niedergang. Rossi und sein neuer Crewchief Silvano<br />

Galbusera entfachen einen Rosenkrieg, der die Yamaha-Box im<br />

wahrsten Sinne des Wortes teilt: statt einer Trennwand zum Teamkollegen<br />

wird jedoch eine Wand rund um Rossis M1 hochgezogen<br />

– damit der fiese Crewchief ja nichts am Setup verändern kann! Der<br />

Scherzkeks Rossi ist Geschichte, aus Angst vor Galbusera traut er<br />

sich teils gar nicht mehr aus seinem Motorhome. Die Scharen an<br />

Rossi-Jüngern, die ihn früher beinahe gottgleich verehrten, kehren<br />

ihm den Rücken und suchen nach einem neuen Helden: Lukas Pesek.<br />

Der Tscheche nennt sich von nun an in Anlehnung an Rossis Spitznamen<br />

»Der Doktor« nur noch »Der Krankenpfleger« und greift so<br />

die Ex-Rossi-Fans auf einen Schlag ab. So wird der Mann, der 2013<br />

ohne Punkt geblieben ist, zum neuen Liebling der Massen.


In Katar gibt es<br />

mehr Kamele als<br />

MotoGP-Zuschauer<br />

Volksfeststimmung in Katar 3<br />

Katar entwickelt sich zum neuen Mekka des Sports: Jerez, Mugello und das Home<br />

of British Motor Racing in allen Ehren, aber die Zukunft gehört dem Großen Preis<br />

von Katar. Nirgends ist die Dichte an zahlungskräftigen Scheichs und fachkundigen<br />

Kamelen mit riesiger Leidenschaft für den <strong>Motorsport</strong> so hoch wie im Wüstenstaat.<br />

Die Stimmung sorgt für Gänsehaut bei den Piloten, die Besucherzahlen liegen weit<br />

jenseits der 200.000er-Marke. FIM und Dorna zeigen sich begeistert und planen,<br />

in Zukunft acht Grands Prix pro Saison im Emirat zu bestreiten. In Anlehnung an<br />

die äußerst erfolgreichen und bei Fans weltweit beliebten Pläne einer Winter-Fußball-<br />

WM soll auch der MotoGP Wüsten-Achter an acht aufeinanderfolgenden Wochenenden<br />

im Dezember stattfinden, quasi back-to-back-to-back-to-back-to-back-toback-to-back-to-back.<br />

Der Dezember hat keine acht Wochen? Egal, mit Geld kann<br />

man schließlich alles kaufen. Oder nicht? Die Verantwortlichen von Honda, Yamaha<br />

und Ducati jubilieren, sie sehen unter den 1,7 Millionen Einwohnern (zuzüglich der<br />

Kamele) ein Potenzial von rund 50 Millionen zu verkaufenden Motorrädern.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 99


Spanien gerät ins Hintertreffen 2<br />

In der abgelaufenen Saison erklang nach 48 der 52<br />

Läufe in den drei Klassen der Motorrad-Weltmeisterschaft<br />

die <strong>Marc</strong>ha Real, die spanische Nationalhymne.<br />

Eine derartige Dominanz gab es in der<br />

Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft noch nie,<br />

doch 2014 wird auch damit Schluss sein. Doch nicht<br />

nur in der MotoGP fliegt Crutchlow dem spanischen<br />

Trio <strong>Marquez</strong>, Lorenzo und Pedrosa um die Ohren,<br />

auch in der Moto2 und Moto3 ist Schluss mit der<br />

spanischen Herrlichkeit. Zugegeben, Alex Rins (Spanier<br />

1) und Alex <strong>Marquez</strong> (Spanier 2) gewannen 2013<br />

alle Moto3-Rennen, in denen nicht Maverick Vinales<br />

(Spanier 3) und Luis Salom (Spanier 4) siegten, aber<br />

dennoch ist die Nachwuchskrise im spanischen<br />

Motorradsport nicht von der Hand zu weisen. Die<br />

Regierung findet aber rasch eine Lösung, mit der sie<br />

sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Sämtliche<br />

Spanier unter 18 Jahren werden von nun an zu<br />

Motorradpiloten ausgebildet, die höchste Jugendarbeitslosigkeit<br />

Europas und das Nachwuchsproblem<br />

im Rennsport sind gelöst.<br />

Wem wird die<br />

CRT-Klasse<br />

abgehen?<br />

101 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

1<br />

Fans fordern die<br />

CRT-Klasse zurück<br />

Oftmals wurde sie kritisiert, doch insgeheim war sie das Herz der<br />

MotoGP - die CRT-Klasse. Auf so viele unterschiedliche Arten bot<br />

die Serie in der Serie Spannung. War es nun der stets spannende<br />

Titelkampf, den Aleix Espargaro in den zwei Jahren, die als CRT-<br />

Ära in die Motorrad-Geschichte eingehen werden, stets klar für<br />

sich entschied oder das nervenzerfetzende Warten auf den nächsten<br />

Claim, der nie kommen sollte. Es war das Salz in der Suppe<br />

und genau nachdem sehnen sich die Fans in der durch die Crutchlowsche<br />

Dominanz an Spannung armen Saison 2014. Bereits<br />

zur Saisonhalbzeit sehen sich Dorna und FIM mit Pro-CRT-Petitionen<br />

und Fanprotesten zur Neuauflage der »Klasse des kleinen<br />

Mannes« konfrontiert.<br />

Fotos: milagro


Danilo Petrucci:<br />

Ein starkes Bike im nächsten<br />

Jahr und zehn Kilo weniger auf<br />

den Rippen. [lacht]<br />

Philipp Öttl: Ich wünsche mir,<br />

dass alles so bleibt wie es ist, dass<br />

alle gesund bleiben und dass wir<br />

nächstes Jahr eine gute Saison<br />

haben.<br />

Nicky Hayden: [lacht] Ich habe darüber bisher nicht<br />

wirklich nachgedacht. Ich glaube, ich habe am Montag<br />

beim Test in Valencia schon ein ziemlich großes Geschenk<br />

bekommen. Ich bin sehr glücklich über das, was ich<br />

bekommen habe. Dazu wäre es natürlich noch schön, wenn<br />

ich eine gute Handgelenksoperation hätte.<br />

Lukas Pesek: Ich möchte<br />

einfach nach Hause kommen<br />

und etwas Ruhe haben,<br />

darauf freue ich mich.<br />

Damian Cudlin: Offensichtlich müsste ich wohl sagen, dass<br />

ich nächstes Jahr in der MotoGP sein will. Mein größter Wunsch<br />

ist es aber, einfach einen Platz zu finden, gute Leute um mich zu<br />

haben, erfolgreich zu sein und glücklich mit dem zu sein, was<br />

ich tue - egal ob es in der MotoGP, in der Endurance, der IDM<br />

oder BSB ist. Ich denke, es ist das Wichtigste, eine gute Struktur<br />

zu haben und darin glücklich zu sein.<br />

<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong>: Das ist<br />

schwer zu sagen. Da ich<br />

jetzt Weltmeister bin,<br />

kann ich mir kaum noch<br />

etwas wünschen.<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

Wünsch dir was<br />

Dani Pedrosa: Hm... Das kann ich dir<br />

nicht sagen [lacht] Ich hoffe, einen guten<br />

Winter zu haben, dass meine Familie und ich<br />

gesund bleiben. Ich möchte glücklich sein<br />

und das ist das Wichtigste, an allem anderen<br />

kann man arbeiten.<br />

Andrea Dovizioso: Da denke ich nur<br />

an meine Familie. Ich möchte einen schönen<br />

Tag mit meiner Tochter verbringen, das ist<br />

etwas sehr Besonderes und ist für mich im<br />

Moment und in Zukunft das Wichtigste.<br />

Jorge Lorenzo:<br />

Glücklich sein, das<br />

ist wichtiger als die<br />

Weltmeisterschaft.<br />

102 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Stefan Bradl: Darüber habe ich mir noch<br />

nicht viele Gedanken gemacht. Ich wünsche<br />

mir eine erfolgreiche Saison 2014,<br />

dass ich verletzungsfrei bleibe und<br />

es mir vielleicht etwas leichter fällt.<br />

Ansonsten bin ich glücklich.<br />

Cal Crutchlow: Ich wünsche<br />

mir, im nächsten Jahr konkurrenzfähig<br />

zu sein. Das ist<br />

schon alles.<br />

Scott Redding: Ich wünsche mir, dass<br />

mein Handgelenk wieder heilt und ich<br />

damit für die kommende Saison fit bin.<br />

Das ist für mich wirklich das Wichtigste<br />

und es würde mir mehr bedeuten, als<br />

jedes andere Weihnachtsgeschenk.<br />

Alvaro Bautista: Einfach nur<br />

Gesundheit - für mich, für meine Familie,<br />

für meine Freunde. Ich denke, das ist das<br />

Wichtigste: gesund und glücklich zu sein.<br />

Sandro Cortese:<br />

Ich bin wunschlos<br />

glücklich.<br />

Schnee, Kerzen, Familie - und viele, viele Geschenke. Doch was liegt bei den MotoGP-<br />

Stars unter dem Weihnachtsbaum? Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> fragte bei Valentino Rossi,<br />

<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> & Co nach: Was ist dein gröSSter Weihnachtswunsch?<br />

Jonas Folger: Ein bestimmtes Geschenk wünsche ich<br />

mir nicht. Ich möchte Weihnachten einfach gerne mit meiner<br />

Valentino Rossi: Ich weiß es nicht.<br />

Ich würde gerne auf dem Podium<br />

stehen und einen schönen Urlaub im<br />

Winter verbringen.<br />

Familie genießen und speziell mit meiner kleinen Tochter,<br />

die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Ich wünsche<br />

mir also nur, ein paar schöne Tage mit der Kleinen und dem<br />

Rest der Familie zu verbringen.<br />

Karel Abraham: Das ist schwer zu sagen. Wenn<br />

es um den Rennsport geht, wäre ein Weihnachtsgeschenk<br />

definitiv eine gute Saison im nächsten<br />

Jahr. Wir hatten eine so schlechte Saison 2013, das<br />

wäre also mein größter Wunsch, was den Rennsport<br />

angeht. Die andere Seite ist ein Geheimnis.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 103


Text: Maria Pohlmann<br />

Fehler, Operationen, ein Frühstart und Defekte -<br />

das erste Moto2-Jahr von Sandro Cortese hatte es<br />

in sich. Im Interview mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

analysiert er Höhen und Tiefen.<br />

MSM: Wie würdest du deine erste Moto2-Saison<br />

zusammenfassen?<br />

SANDRO CORTESE: Ich hatte eine sehr, sehr harte<br />

Saison, in der ich extrem viele Erfahrungen gesammelt<br />

habe. Ich bin als Weltmeister aufgestiegen,<br />

wodurch die Erwartungen selbst bei einem Neuling<br />

in dieser Klasse natürlich noch höher sind. Ich denke,<br />

ich habe mich dieses Jahr sehr gut entwickelt. Alles<br />

war aber auch mit etwas Pech verbunden. Bis Brünn<br />

lief es genau so, wie wir es geplant hatten, dann habe<br />

ich mir den Arm gebrochen und das hat den Plan<br />

umgeworfen. Die letzten Rennen waren gut, Philip<br />

Island mit dem siebten Startplatz, das Wochenende<br />

in Motegi an sich war gut, aber wir hatten zwei Mal<br />

einen technischen Defekt. Einmal ist der Schaltautomat<br />

kaputt gegangen, auf Philip Island der Kabelbaum.<br />

Ich glaube, wir hätten dort richtig gute Rennen<br />

fahren können, weil ich mich wohlgefühlt habe.<br />

Generell bin ich schon zufrieden. Ich habe in dieser<br />

Saison viel mitgenommen. Die Endresultate an einigen<br />

Wochenenden zeigen nicht wirklich, wie das<br />

eigentliche Rennwochenende war. Wir wissen jetzt,<br />

was wir im Winter machen müssen und was wir<br />

anpacken müssen, um nächstes Jahr besser zu werden.<br />

Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.<br />

Sandro Cortese hat<br />

seine Rookie-Saison in<br />

der Moto2 überstanden<br />

Fotos: milagro<br />

Wo genau müsst ihr anpacken?<br />

Ich habe nicht gewusst, was mich erwartet. Ich hatte<br />

keine Ahnung, wie sich zum Beispiel der Reifen nach<br />

einigen Runden verhält und jetzt weiß ich genau,<br />

was ich üben muss, um in den ersten Runden schneller<br />

zu sein und auch auf abbauendem Reifen noch<br />

mithalten zu können. Das sind Dinge, die man beim<br />

Test gut simulieren kann. Ich denke, daran werden<br />

wir arbeiten. Dann nehme ich das mit in den Winter<br />

und ich glaube, da macht man automatisch noch<br />

einen Schritt. Es ist immer gut, wenn man weiß,<br />

104 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


welche Fehler man im letzten Jahr gemacht hat, man<br />

lernt einfach daraus. Mir ist klar, dass die zweite Saison<br />

nicht einfacher wird, aber ich denke, dass es mir<br />

die gesammelte Erfahrung leichter macht.<br />

Was hattest du vor der Saison erwartet und haben<br />

sich diese Erwartungen erfüllt?<br />

Die Erwartungen waren genau so, wie es eingetroffen<br />

ist. Ich wusste, dass es sehr hart werden würde, habe<br />

aber nie eine Prognose gemacht und wusste nicht,<br />

wie hart es wird. Jeder hat das gesehen. Ich habe mir<br />

zufällig vor Valencia noch einmal die erste Saison<br />

von Nico Terol angesehen und bis zum Finale waren<br />

wir punktgleich im ersten Jahr. Seine Saison war wie<br />

meine, voller Höhen und Tiefen. Er hat sich am<br />

Anfang extrem schwer getan, genauso wie ich. Über<br />

den Winter hat er einen großen Schritt gemacht und<br />

das sieht man nicht nur bei ihm, sondern zum Beispiel<br />

auch bei Johann Zarco. Sie haben beide Siege<br />

eingefahren. Ich will damit nicht sagen, dass ich<br />

sofort gewinne, aber ich denke, wenn wir weiter hart<br />

arbeiten und ruhig bleiben, dann können wir wieder<br />

ganz vorne dabei sein.<br />

Was hat dich in der mittleren Kategorie am meisten<br />

überrascht?<br />

Die Härte und die Dichte. Es ist so extrem eng, dass<br />

man sechs Positionen nach vorne rutscht, wenn man<br />

nur eine Zehntelsekunde schneller fährt, das ist<br />

schon krass.<br />

Wie hart ist die Klasse?<br />

Ich glaube, die Moto2 ist die härteste von allen drei<br />

Kategorien.<br />

Du bist eng mit Stefan Bradl befreundet. Gibt er dir<br />

Tipps für die Moto2?<br />

Wir reden so gut wie nie übers Motorradfahren.<br />

[lacht]<br />

Welches war 2013 dein bestes Rennen?<br />

Aragon! Da war ich das ganze Wochenende über<br />

sehr gut, habe auch meine beste Platzierung eingefahren.<br />

Philip Island war auch top - wenn nicht<br />

genauso gut. Der technische Defekt hat dort aber<br />

sehr viel kaputt gemacht.<br />

Welches war das schlechteste Rennen?<br />

Austin... Mir ist noch nie im Leben ein so großer<br />

Fehler passiert wie dort mit dem extrem zeitigen<br />

Frühstart, aber es ist besser, dass es jetzt als später<br />

passiert ist. Ich habe in dieser Saison alles mitgemacht.<br />

Es gab in diesem Jahr für alles das erste Mal:<br />

Frühstart, OP, Fehler, unglückliche Sachen wie<br />

Defekte. Wir haben in der Rookie-Saison alles mitgenommen<br />

und hoffen jetzt, dass es nicht wieder<br />

passiert.<br />

Was nimmst du dir für dein zweites Moto2-Jahr<br />

vor?<br />

Das möchte ich so noch nicht sagen. Ich möchte im<br />

Winter erst einmal sehr hart arbeiten und gute Tests<br />

fahren. Man sagt immer, dass man sich in dieser Zeit<br />

die Saison aufbaut und das ist auch so. Wenn wir also<br />

gut und verletzungsfrei aus dem Winter kommen,<br />

kann die Saison gut werden.<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 105


SpaSSvogel<br />

ohne Grenzen<br />

Der beste Honda-Pilot der Moto3 fuhr 2013 in einem<br />

deutschen Team. Jack Miller war das MaSS aller<br />

Dinge - hinter KTM. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> wertete<br />

mit ihm die Saison und einige SpäSSe aus.<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

Er zählt zu den beliebtesten Leuten im<br />

Fahrerlager, hat immer eine lustige<br />

Idee auf Lager und ist dazu noch verdammt<br />

schnell - Jack Miller galt 2013 als Aushängeschild<br />

der deutschen Truppe um Dirk Heidolf<br />

und beendete das Jahr als Gesamtsiebter. »Für<br />

mich war die Saison eine sehr große Verbesserung<br />

im Vergleich zur letzten, was vorrangig aber an<br />

den Leuten liegt, die ich um mich habe«, lobt er<br />

seine Truppe. »Wir haben das Beste getan, was in<br />

diesem Jahr möglich war. Wir sind beste Honda<br />

hinter den KTMs, das ist gut. Gleichzeitig konnten<br />

wir einige Male nicht punkten, als wir Punkte<br />

hätten holen sollen. Das war ein bisschen scheiße,<br />

aber was kann man schon machen?«<br />

Bis aufs Treppchen hat es der schnelle Australier<br />

aus verschiedenen Gründen nicht geschafft.<br />

»Ein paar Mal waren wir fast da - 0.6 Sekunden<br />

auf Phillip Island und 0.9 in Malaysia. Wir<br />

waren nah dran«, hält er fest. Ausgebremst<br />

wurde Miller hauptsächlich durch den Top-<br />

Speed seiner FTR-Honda. »In den meisten Rennen,<br />

in denen wir dicht dran waren, lief der<br />

Kampf bis zur Zielgeraden. Wir hatten besonders<br />

am Kurvenausgang Probleme mit der Spitzengeschwindigkeit.«<br />

Dennoch arbeitete seine<br />

Crew rund um die Uhr, um die etwas unterlegene<br />

Maschine so gut wie möglich<br />

vorzubereiten.<br />

»Die Zusammenarbeit mit den Deutschen ist<br />

gut«, sagt Miller lachend, der fast während seiner<br />

ganzen Karriere mit Deutschen zu tun hatte.<br />

»Für mich war das wie nach Hause zu kommen.<br />

Ich arbeite gerne mit ihnen, sie sind lustig. Es<br />

gibt einige ruhige Leute und einige laute, es ist<br />

ein wirklich guter Mix. Wir kommen super<br />

zurecht.« Um ebendieses gute Verhältnis<br />

noch zu intensivieren, verbrachte er fast<br />

jeden Tag zwischen den europäischen<br />

Rennen in der Nähe des Sachsenrings.<br />

»Ich habe fast das ganze Jahr lang in<br />

Deutschland, also in Hohenstein<br />

zusammen mit Dirk gelebt. Das<br />

Wetter könnte ab und an etwas<br />

besser sein, aber sonst ist es<br />

gut«, scherzt er.<br />

Während Miller im Vorjahr<br />

noch auf Position<br />

23 landete, konnte er<br />

sich 2013 enorm steigern.<br />

»Das lag am<br />

Bike«, begründet er.<br />

»Ich bin mehr oder<br />

weniger auf dem gleichen<br />

Niveau wie im letzten Jahr.<br />

Ich habe dazugelernt, aber ich<br />

denke, wenn ich dieses Bike im<br />

letzten Jahr schon gehabt hätte, dann wäre ich<br />

jetzt in der gleichen Position - wenn nicht sogar<br />

besser.« Nichtsdestotrotz ließ sich der Pilot des<br />

Caretta Technology - RTG nicht aufhalten.<br />

Sogar nach einem Schlüsselbeinbruch und darauffolgender<br />

OP saß er nach nur vier Tagen in<br />

Brünn wieder auf seiner Maschine. »Ich wurde<br />

sogar Sechster, das Rennen war gut, wir haben<br />

gekämpft, aber die Reifen bauten ab.«<br />

Was die eigentliche Verletzung angeht, ergänzte<br />

106 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Jack Miller zählt zu den Top-Favoriten der Moto3 2014<br />

Miller: »Wir<br />

hatten viel<br />

Glück, da ich<br />

mich gleich<br />

operieren lassen<br />

konnte. Sie<br />

setzten eine<br />

große Metallplatte<br />

ein. Mittlerweile<br />

musste<br />

ich die schon wieder<br />

rausnehmen und<br />

ersetzen lassen. Das<br />

ist ziemlich schlecht,<br />

aber bisher ist es noch<br />

nicht wieder gebrochen,<br />

also sollte es passen.« Dazu<br />

beeindruckte er seine Fans<br />

beim tschechischen Grand Prix<br />

sogar mit Wheelie-Einlagen -<br />

schneller machte das seine FTR-<br />

Honda jedoch nicht. Alle sechs Fahrer<br />

im WM-Klassement vor ihm fahren eine<br />

KTM oder zumindest eine Spezifikation der<br />

Österreicher. »Sie haben die besseren Motoren.<br />

Unser Chassis ist besser als ihres, aber wir hatten<br />

dieses Jahr mit dem Motor Probleme. Wir<br />

haben uns Schritt für Schritt verbessert, am<br />

Ende konnte man aber sehen, dass es nicht<br />

schnell genug war«, so Miller, der in der kommenden<br />

Saison zu Red Bull KTM wechselt.<br />

Doch auch Honda wechselt - und zwar die Strategie.<br />

Der Plan sieht vor, 2014 bessere Moto3-<br />

Bikes zu bauen. Seine Entscheidung für den<br />

Wechsel bereut der neue KTM-Werksfahrer<br />

nicht. »KTM hat den Titel in den letzten beiden<br />

Jahren gewonnen. Ich denke, sie wollen auch so<br />

weitermachen. Honda wird pushen, aber KTM<br />

genauso. Bei Aki Ajo im Werks-KTM-Team<br />

unterzukommen, ist das Beste, was einem passieren<br />

kann. Sicherlich denkt ein kleiner Teil<br />

von mir insgeheim ‚Oh, Honda bringt nächstes<br />

Jahr ein besseres Bike‘, ein anderer Teil meint<br />

aber ‚Hey, wer hat in den letzten beiden Jahren<br />

die WM gewonnen‘ - ich bin also zufrieden mit<br />

meiner Wahl.«<br />

Sogar einen Vorvertrag für 2015 für einen Platz<br />

im Moto2-Team von <strong>Marc</strong> VDS hat Miller<br />

bereits unterschrieben. »Der finale Vertrag zieht<br />

sich aber noch hin. Wir warten darauf, aber<br />

grundsätzlich ist 2015 und 2016 unter Dach und<br />

Fach«, erklärt der Australier, der nicht nur als<br />

bunter, sondern auch als Spaßvogel im Fahrerlager<br />

immer zahlreiche Menschen um sich<br />

schart. »Alleine in diesem Jahr haben wir so<br />

viele verrückte Sachen gemacht. Ich habe einige<br />

Schrauben in meinem Knöchel, nachdem ich<br />

hin und wieder mit dem Scooter im Fahrerlager<br />

gestürzt bin. Als wir in Japan nicht fahren konnten,<br />

sind wir stattdessen alle Gokart gefahren.<br />

Uns fallen immer lustige Sachen ein.« Lustige<br />

Sachen werden Miller unter Garantie auch 2014<br />

für Aki Ajo einfallen - vielleicht ist auf KTM<br />

sogar der Titel drin.<br />

Fotos: milagro<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 107


Die Starterfelder der WSBK sollen durch<br />

die EVO-Bikes groß bleiben<br />

Fotos: wsbk<br />

Fotos: idm<br />

Tom Sykes ließ es mit Kawasaki<br />

gewaltig rauchen<br />

Wo führt der Weg der<br />

Superbike-WM hin?<br />

108 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Superbike auf<br />

Sparflamme<br />

Text: Maria Pohlmann<br />

EVO-Bikes, abgezählte Motoren und spezielle Getriebekonfigurationen:<br />

Die Dorna ändert die World Superbike.<br />

Was halten die Fahrer davon? Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

hörte sich um.<br />

Jahr für Jahr ändert sich das Reglement<br />

in der World Superbike. Mit Übernahme<br />

der Dorna sollen ab 2014 tiefgreifende<br />

Änderungen in Kraft treten. Der spanische<br />

Vermarkter zeichnete bereits in dieser<br />

Saison für die WSBK verantwortlich und geht im<br />

kommenden Jahr einen großen Schritt weiter, um<br />

die Kosten - speziell für private Teams - enorm zu<br />

senken und damit weitere Fahrer und Hersteller<br />

anzulocken. In einigen Rennen herrschten durch<br />

Verletzungen und technische Ausfälle schon 2013<br />

schwierige Verhältnisse, in denen selbst der letzte<br />

Fahrer, der zwei Runden hinter der Spitze zurücklag,<br />

noch punkten konnte. Das soll sich ändern.<br />

In der Superbike-WM bricht eine neue Ära an.<br />

Schon im Sommer stand fest, dass es eine drastische<br />

Änderung geben wird und nachdem sich<br />

die Claiming Rule in der MotoGP bewährt hat,<br />

schmiedete Carmelo Ezpeleta ähnliche Pläne<br />

für die Superbike-WM. »Die Werke sollten weiter<br />

experimentieren können, aber mit welchem<br />

Geld? Wir sind der Meinung, dass sich die<br />

Superbike den Serienmotorrädern annähern<br />

sollte, deshalb haben wir entschieden, ab 2014<br />

2014 stehen weniger Motoren<br />

zur Verfügung<br />

eine neue Kategorie einzuführen, die sich EVO<br />

nennt und näher an die Serienmaschinen angelehnt<br />

ist, aber viele Details (Fahrwerk, Bremsen,<br />

Reifen) bleiben wie bei den aktuellen Superbikes.<br />

Auch die Leistung wird sehr ähnlich sein.<br />

Die Privatteams können für wenig Geld antreten<br />

und mit den aktuellen großen Teams mithalten«,<br />

so der Dorna-Boss.<br />

Die EVO-Bikes sollen sich demnach dem<br />

WSBK-Reglement unterordnen, haben aber<br />

einen gewaltigen Unterschied: Motor und Elektronik<br />

entsprechen den Superstock-Maschinen.<br />

Auch für die Werksfahrer gibt es neue Vorschriften.<br />

Denn ihre Motorenanzahl wird ab der<br />

kommenden Saison auf acht beschränkt sein<br />

und auch für die Getriebeübersetzungen erhalten<br />

sie Einschränkungen. »Für uns ändert sich<br />

nichts, lediglich die Anzahl der Motoren, die<br />

wir verwenden dürfen. Ich habe mir noch keine<br />

wirkliche Meinung darüber gebildet«, grübelte<br />

Sylvain Guintoli.<br />

Der WM-Dritte ist überzeugt, dass er sich um<br />

derartige Dinge zunächst nicht Sorgen →<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 109


müsse. Sein Vertrag bei Aprilia für die kommende<br />

Saison ist unter Dach und Fach. Ȇber<br />

die Regeln sollten sich eher die Hersteller Gedanken<br />

machen.« Auch Leon Haslam hält sich raus,<br />

solange er nicht direkt betroffen ist: »Die EVO-<br />

Klasse wird eine separate Klasse und geht uns in<br />

dem Sinne nächstes Jahr nichts an.« Die neue<br />

Motorenregelung geht den Honda-Piloten hingegen<br />

schon etwas an. »Ich denke, dass die acht<br />

Motoren der Honda entgegenkommen werden,<br />

denn sie ist ziemlich verlässlich, aber eben nicht<br />

die schnellste Maschine. Ich glaube, die anderen<br />

müssen sich verlangsamen, damit sie mit den<br />

acht Motoren auskommen. Die neuen Regeln<br />

können der Honda mit der begrenzten Anzahl<br />

an Motoren entgegenkommen.«<br />

Tom Sykes ist grundsätzlich kein Fan von neuen<br />

Regeln. »Ich will die ganze EVO-Bike Sache<br />

nicht unbedingt kommentieren. Das ist eine<br />

komplett andere Philosophie. Ich bin ein Rennfahrer,<br />

ich bin immer komplett gegen Regeländerungen«,<br />

gibt der Weltmeister zu, der sich<br />

sogar seine Zweitmaschine zurückwünscht.<br />

»Für mich sind die World Superbike und die<br />

MotoGP die Speerspitzen des Rennsports. Die<br />

eine Serie ist seriennah und die andere eine<br />

reine Prototypen-Serie. In beiden Kategorien<br />

gibt es sehr, sehr gute Fahrer, aber ich genieße<br />

es einfach, zu versuchen, Rekorde zu brechen.<br />

Deshalb habe ich die Superbike-Klasse gewählt,<br />

denn hier kann man aus Fahrwerk, Chassis,<br />

Motor, Bremsen, Elektronik, einfach allem das<br />

Beste aussuchen.« Genau das sei laut Sykes für<br />

viele Fahrer der Grund, WSBK zu fahren. »Wir<br />

haben aber auch eine sehr gute Superstock-Serie<br />

und eine gute Supersport, wenn man es genießt,<br />

weiter nach vorne zu kommen.«<br />

auf der ständigen Suche nach Perfektion<br />

wehrt sich der Kawasaki-<br />

Werksfahrer entschieden: »Ich bin<br />

gegen die Idee. Wir befinden uns im Jahr 2013,<br />

es ist nicht 1995. Man muss einfach auf eine<br />

brandneue ZX-10R im Ausstellungsraum steigen<br />

und man hat schon alle verschiedenen Traktions-,<br />

Mapping und Anti-Wheelie-Settings.<br />

Diese Informationen sind für die Sicherheit auf<br />

der Straße bestimmt und sie kommen alle von<br />

dem, was wir hier auf der Rennstrecke tun. Meiner<br />

Meinung nach ist es nichts Gutes, einen<br />

Schritt zurückzugehen.« Zudem sei die Begrenzung<br />

der Motorenanzahl die falsche Herangehensweise.<br />

»Das ist falsche Ökonomie und wird<br />

viel mehr Kosten verursachen, als sie sparen<br />

soll.«<br />

Sykes ist fest überzeugt, dass weniger Motoren<br />

zu vermehrten Problemen führen werden. »Es<br />

wird vermehrt zu Rennabbrüchen kommen. Das<br />

haben wir dieses Jahr schon in der Supersport-<br />

WM gesehen. In der Türkei haben sie das ganze<br />

Training ewig lange gestoppt, weil Motoren<br />

kaputt gingen, die einfach ihre Grenzen erreicht<br />

hatten. Als Ergebnis davon stürzten eine Menge<br />

Fahrer und brachen sich die Knochen«, erklärt<br />

er. Der 28-Jährige weiß aber ebenso, dass sein<br />

Standpunkt die Dorna nicht davon abhalten<br />

kann, die Regeländerungen in die Tat umzusetzen.<br />

»Ich bin komplett dagegen, aber das ist nur<br />

meine Meinung und es scheint, als wäre meine<br />

Meinung nichts wert.«<br />

Michele Pirro startete zwar nur in Magny-Cours<br />

als Ersatzmann für Carlos Checa in der Superbike,<br />

hat aber viel Erfahrung aus der MotoGP.<br />

»Ich weiß nicht genau, wie verschieden die<br />

EVO-Bikes sein werden. Es ist schon eine gute<br />

Idee, ein Stock-Bike mit Slick herzunehmen,<br />

um die Kosten zu senken. Vielleicht kommen<br />

dadurch viele neue Teams in die Superbike, weil<br />

der Einstieg für sie günstiger wird«, überlegt er.<br />

2012 trat der Italiener auf einer Gresini-FTR in<br />

der MotoGP an, belegte mit 43 Punkten den 15.<br />

Gesamtrang und wurde damit Dritter der<br />

Claiming-Rule-Kategorie.<br />

Pirro hielt fest: »Insgesamt bin ich kein Fan der<br />

CRT-, beziehungsweise EVO-Klasse. Letztes<br />

Jahr bin ich selbst CRT gefahren und für einen<br />

Fahrer ist das sehr hart. Natürlich füllt es das<br />

Starterfeld auf, aber die Action wird damit nicht<br />

verbessert, denn da dreht es sich weiter nur um<br />

die ersten drei Fahrer. Wenn man Zwölfter wird,<br />

gewinnt man die CRT-Klasse, aber das ist<br />

nichts. Ich habe letztes Jahr in Valencia den<br />

fünften Platz auf einer CRT-Maschine geholt<br />

und das war wohl das beste Ergebnis, das es in<br />

der CRT jemals gab, aber das war nur ein Rennen<br />

und es hat niemanden interessiert.«<br />

Einer, der sich speziell nach seinem Rücktritt für<br />

das ganze Spektakel interessiert, ist Max Biaggi.<br />

»Momentan weiß niemand wirklich, wie viel<br />

Potential die EVO-Bikes haben werden. Ich denke<br />

aber schon, dass die aktuellen Bikes etwas schneller<br />

sind«, vermutet er. Ab 2015 sollen in der Superbike-WM<br />

nur noch EVO-Bikes am Start stehen.<br />

»Das ist der Weg, den das Reglement einschlägt.<br />

Nächstes Jahr wird also ein Übergangsjahr, in dem<br />

wir zwei Rennen in einem sehen werden. Danach<br />

haben alle die gleichen Voraussetzungen. Das ist<br />

gut.« Der entthronte Weltmeister glaubt an die<br />

Idee der Dorna. »Es wird das Gesicht der Superbike<br />

definitiv verändern. Wir gehen dann noch<br />

mehr in die Production-Richtung und haben<br />

Motoräder, die den Serienmaschinen noch ähnlicher<br />

sind. Aktuell sind die Bikes zwar auch nah<br />

an der Serie, die Teams und Werke haben aber<br />

mehr Freiheiten, Dinge zu ändern und Modifikationen<br />

vorzunehmen. Das soll im nächsten Jahr<br />

verringert und in zwei Jahren ganz gestoppt<br />

werden.«<br />

Haslam hingegen glaubt noch nicht, dass sich<br />

der Plan durchsetzt. »Bisher haben sie noch<br />

nichts Genaues gesagt. Es scheint schon so, als<br />

würde dieser Weg eingeschlagen werden, aber<br />

ob die Bikes komplett Standard sind oder nicht,<br />

wird noch entschieden.« Der Honda-Pilot will<br />

sich noch nicht verrückt machen. »Ich blicke<br />

nur auf das nächste Jahr und da wird es fast so<br />

wie in dieser Saison, nur mit mehr Grundeinstellungen<br />

und begrenzter Motorenanzahl, die<br />

uns sogar noch entgegenkommen könnte.«<br />

Auch Guintoli zerbricht sich noch nicht den<br />

Kopf über 2015 und will sich lieber auf die<br />

Gegenwart konzentrieren: »Jetzt haben wir erst<br />

einmal die aktuelle Saison abgeschlossen, dann<br />

fahren wir im nächsten Jahr wie gewohnt weiter,<br />

denn für die Werksteams ändert sich nichts<br />

großartig. Bis 2015 kann noch viel passieren,<br />

wir werden sehen.«<br />

Momentan weiSS<br />

niemand wirklich,<br />

wie viel Potential<br />

die EVO-Bikes<br />

haben werden. Ich<br />

denke aber schon,<br />

dass die aktuellen<br />

Bikes etwas<br />

schneller sind.<br />

110 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


WSBK - Alternative oder<br />

Konkurrenz zur MotoGP?<br />

BMW (Mitte: <strong>Marc</strong>o Melandri)<br />

zog den Stecker<br />

Grid Girls sind auch in der<br />

WSBK einen Blick wert<br />

Die WM 2013 war spannend bis<br />

zum Finale in Jerez<br />

Fotos: wsbk<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 111


Begeisterte Menge: So feiert<br />

ein Champion unter dem<br />

Nachthimmel von Abu Dhabi<br />

Legale Donuts: David Coulthard heizt bei einer<br />

Demofahrt Koppenhagen ein<br />

Red Bull und die Donuts...<br />

So feiert man WM-Titel:<br />

Ein schwindelfreier Schotte<br />

auf dem Hochhaus in Dubai<br />

112 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


Unermüdlicher Schotte: David Coulthard hat<br />

Sebastian Vettel schon viel voraus - zumindest mit<br />

Blick auf die Anzahl der gedrehten Donuts<br />

Deutscher Superstar:<br />

Sebastian Vettel machte das<br />

Brandenburger Tor unsicher<br />

Stierkampf im wahrsten Sinne<br />

des Wortes: Coulthard bei den<br />

X-Fighters in Rom<br />

Fotos: adrivo/Sutton, red bull racing<br />

www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 113


Auf in die<br />

neue saison:<br />

motorsport-magazin<br />

ausgabe 35 erscheint<br />

am 20.02.2014<br />

foto: milagro<br />

Verlag<br />

Objektleitung<br />

Mike Wiedel<br />

Telefon: +49 (0) 89 18 96 592 63<br />

adrivo Sportpresse GmbH<br />

Landsberger Strasse 394<br />

D-81241München<br />

Handelsregisternr.: HRB180601<br />

uid: DE 815 069 751<br />

Tel: +49 (0) 89 18 96 592 60<br />

Fax: +49 (0) 89 18 96 592 61<br />

email: info@motorsport-magazin.com<br />

www.adrivo-media.com<br />

Anzeigenleitung<br />

Druck<br />

Vertrieb<br />

MANUEL SPERL (Verantwortlich für anzeigenteil)<br />

Katrin Dökel-Mayrhofer<br />

Telefon: +49 (0) 89 18 96 592 71<br />

Dierichs Druck + Media GmbH & Co KG, Kassel<br />

asv vertriebs GmbH<br />

Süderstr. 77<br />

20097 Hamburg<br />

Redaktion<br />

Chefredakteure (V.i.S.d.P.)<br />

adrivo Sportpresse GmbH<br />

Liebenauer HauptstraSSe 34<br />

A-8041 Graz<br />

Firmenbuchnr.: 257237 s<br />

uid: ATU 61 32 18 12<br />

Tel: +43 (0) 316 915 252<br />

Fax: +43 (0) 316 915 253<br />

Stephan Heublein (verantwortlich für redaktionellen Inhalt)<br />

Kerstin Hasenbichler<br />

Abo-Service<br />

Online-Abo<br />

Leserbriefe<br />

Abo-Service <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />

Süderstr. 77<br />

20097 Hamburg<br />

Telefon: +49 (0) 40 468 605 142<br />

Telefax: +49 (0) 40 347 295 17<br />

Mail: abo@asv.de<br />

www.motorsport-magazin.com/magazin/<br />

leserbriefe@motorsport-magazin.com<br />

Art Director<br />

Leitender Redakteur<br />

Redaktion<br />

Bildagenturen<br />

Klaus Seele<br />

robert seiwert<br />

Samy Abdel Aal, Yannick Bitzer, Sönke Brederlow,<br />

Eduard Einberger, <strong>Marc</strong>o hillitzer, ANNIKA KLÄSENER,<br />

Christian Menath, michelle noah, MARIA POHLMANN,<br />

marion rott, Philipp Schajer, Fabian Schneider,<br />

Manuel Sperl, fabian stein, inga stracke, HEIKO STRITZKE,<br />

Karin Sturm, keith sutton, mark sutton, kerstin painsi,<br />

Stephan Vornbäumen, Mike Wiedel, markus zörweg<br />

adrivo Sportresse gmbh,<br />

Sutton Images, milagro, racepress<br />

Fortsetzung des<br />

Impressums unter<br />

www.motorsport-magazin.com/<br />

impressum.html<br />

Die adrivo Sportpresse GmbH ist nicht verantwortlich für die inhaltliche Richtigkeit der<br />

Anzeigen und übernimmt keinerlei Verantwortung für in Anzeigen dargestellte Produkte<br />

und Dienstleistungen. Die Veröffentlichung von Anzeigen setzt nicht die Billigung der angebotenen<br />

Produkte und Serviceleistungen durch die adrivo Sportpresse GmbH voraus.<br />

Nachdruck, Übersetzung und Auszüge nur mit Genehmigung unter ausführlicher<br />

Quellenangabe gestattet. Copyright für Inhalt und Gestaltung – falls nicht ausdrücklich<br />

anders vermerkt – by adrivo Sportpresse GmbH. Gezeichnete Artikel decken sich<br />

nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion. Für unverlangt eingesandte<br />

Manus kripte, Fotos, Dias, Bücher sowie Satz- und Druckfehler wird nicht gehaftet.<br />

Im Falle höherer Gewalt oder bei Störung des Arbeitsfriedens besteht kein Anspruch<br />

auf Lieferung oder Entschädigung. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter<br />

Form zu veröffentlichen.<br />

rund um die uhr informiert!<br />

Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> im Internet:<br />

www.motorsport-magazin.com<br />

auch für unterwegs!<br />

die <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> app<br />

für iPad und iPhone<br />

114 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com


motorsport Für<br />

ZUHAUSE<br />

MIT DEM Easy<br />

POLE-POSITION-ABO<br />

SChnELLER LESEN<br />

0,50 Euro Ersparnis pro Heft* • Kein Abo-Zwang! • Nach Erhalt der 3. Ausgabe<br />

jederzeit kündbar • Versand bequem nach Hause • noch vor dem Erstverkaufstag*<br />

online bestellen unter www.motorsport-magazin.com/magazin/<br />

+ + + ausfüllen + + + ausschneiden + + + abschicken + + + per post + + + per fax + + + per E-mail + + + anrufen + + +<br />

Formular ausfüllen und absenden an: adrivo Sportpresse GmbH, <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com, Landsberger Straße 394,<br />

D 81241 München Fax: +49 (0)40 / 347 295 17, E-mail: abo@asv.de. Oder rufen Sie uns direkt an: +49 (0)40 / 468 605 142<br />

Firma<br />

Name<br />

Vorname<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ<br />

ort<br />

Land<br />

Telefon<br />

Fax<br />

E-Mail<br />

Ja, ich möchte alle Vorteile nutzen und bestelle hiermit drei Ausgaben des <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>s<br />

inkl. Versand für EUR 12,00 in Deutschland (Österreich EUR 15,00,<br />

Schweiz SFR 29,70, sonstiges Ausland EUR 16,50 / Luftpost EUR 21,00).<br />

Wenn ich das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> nicht weiter lesen möchte, teile ich Ihnen dies nach Erhalt der<br />

dritten Ausgabe mit. Andernfalls erhalte ich sechs weitere Ausgaben des <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>s zum<br />

Preis von EUR 24,00 in Deutschland (Österreich EUR 30,00, Schweiz SFR 59,40 sonstiges Ausland<br />

EUR 33,00). Das Abonnement ist nach Erhalt der dritten Ausgabe jederzeit kündbar. Bei Kündigung<br />

erhalte ich bereits bezahlte Beträge zurück.<br />

Die Zahlung erfolgt per Rechnung.<br />

Beginn Zustellung: mit aktueller Ausgabe mit der nächsten erscheinenden Ausgabe<br />

Die Zahlung erfolgt per Lastschrift von folgendem Konto:<br />

Kontoinhaber: *<br />

Kontonummer: *<br />

Bankleitzahl: *<br />

Name der Bank: *<br />

* Gilt nur für Deutschland. Preise und Zustellung im Ausland können abweichen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!