Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
IN DIESER AUSGABE<br />
AUSGABE<br />
Stephan Heublein, Chefredakteur<br />
34<br />
Formel 1<br />
legenden: Vettel vs. Schumacher . . . . . . . . . . . . . 24<br />
adrian newey: Aussterbende Spezies . . . . . . . . 32<br />
Lasst die<br />
Rekorde purzeln<br />
Ein Rekord für die Ewigkeit, der Beste aller Zeiten - Floskeln, die<br />
uns in jedem Jahr begleiten und nicht mehr falsch liegen könnten.<br />
»Rekorde sind dazu da, um gebrochen zu werden«, sagt uns Martin<br />
Brundle mit überzeugter Stimme. » Auf die Frage nach dem besten<br />
Fahrer aller Zeiten gibt es keine Antwort - weil man die Epochen<br />
nicht vergleichen kann«, wehrt Vierfach-Champion Alain Prost<br />
gegenüber dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> ab. In diesem Jahr traten<br />
zwei junge Männer den endgültigen Beweis dafür an.<br />
Der Fall Vettel - Jüngster GP-Sieger, jüngster Champion und nun<br />
sogar jüngster Vierfach-Weltmeister - für Sebastian Vettel müssen<br />
die Rekordbücher erweitert werden. Neun Siege in Serie innerhalb<br />
einer Saison, so viel wie Alberto Ascari in zwei Saisons hintereinander.<br />
13 Siege in einer Saison - so viele wie Michael Schumacher<br />
2004. Gehört Vettel damit zum erlauchten Kreis der Formel-1-<br />
Legenden? Wir überprüfen, ob der Dominator der Gegenwart nun<br />
mit Alain Prost, Ayrton Senna, Juan Manuel Fangio und Michael<br />
Schumacher auf einer Stufe steht...<br />
Der Fall <strong>Marquez</strong> - Fast ein Spiegelbild von Vettel - nur noch<br />
besser! Bereits in seiner Rookie-Saison in der Königsklasse räumte<br />
der Spanier alles ab. Podium im ersten Rennen, Sieg im zweiten<br />
Rennen und jüngster Champion in der Geschichte der MotoGP:<br />
<strong>Marquez</strong> mutierte gleich bei seinem Debüt zur Killer-Ameise. Vettel<br />
und <strong>Marquez</strong> - zwei <strong>Rekordkiller</strong> wie sie im Buche stehen - aber<br />
keine Sorge, eines Tages werden auch ihre Rekorde purzeln.<br />
4 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
interview: Alain Prost . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
top-5: Vergessene Weltmeister . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
highlights 2013: Verrückte F1-Welt. . . . . . . . . . 42<br />
2013: Die Saison in Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
Exklusiv: Lewis Hamilton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />
Automobil<br />
interview: Timo Glock. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
dtm: Helden gesucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />
wrc: Zwischen Himmel und Erde. . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />
speed academy: Interview - Sven Müller . . . . . . 68<br />
ADAC <strong>Motorsport</strong>: ADAC GT Masters 2014. . 70<br />
Motorrad<br />
marc marquez: <strong>Rekordkiller</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />
ducati: Neuer Retter in der Not? . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
Exklusiv: Cal Crutchlow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />
highlights: Stürze, Rookies & Sensationen . . . . . 90<br />
fahrermarkt: Die MotoGP-Wechsel 2014 . . . . . 94<br />
top-5: Prognosen für 2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />
wünsche: Was sich MotoGP-Stars wünschen . . . 102<br />
exklusiv: Sandro Cortese. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104<br />
jack miller: Spaßvogel ohne Grenzen . . . . . . . 106<br />
wsbk: Superbike auf Sparflamme . . . . . . . . . . . . . . 108<br />
Service<br />
Boxenstopp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Kolumnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
ZIELGERADE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114<br />
Foto: adrivo/Sutton Titelfotos: adrivo/Sutton, milagro, mercedes-benz, red bull racing
Pro VS.<br />
Kevin Magnussen die richtige Wahl für McLaren?<br />
Kevin Magnussen<br />
erhält das Auto von<br />
Sergio Perez<br />
Fotos: adrivo/sutton, mclaren<br />
+++ PRO +++<br />
+++ CONTRA +++<br />
Auf den ersten Blick mag McLarens Entscheidung für Kevin Magnussen<br />
gewagt sein, allerdings hat sich die Wahl eines Newcomers schon<br />
einmal ausgezahlt. Für Teamchef Martin Whitmarsh steht fest, dass<br />
Kevin Magnussen vom Kaliber eines Lewis Hamilton ist. »Kevin ist ein<br />
außergewöhnlicher Fahrer. Solche Talente gibt es nur noch selten.«<br />
Und Whitmarsh muss es wissen, immerhin steckte McLaren in die<br />
Entwicklung des Dänen genauso viel Geld und Energie wie in die<br />
Karriere von Hamilton - mit Erfolg. Der Brite gewann bereits in seinem<br />
zweiten F1-Jahr den Titel. Zwar hatte Hamilton bei seinem McLaren-<br />
Einstieg bereits 6.000 Testkilometer auf dem Buckel, doch auch für<br />
Magnussen ist ein Formel-1-Bolide kein Neuland.<br />
Er absolvierte bereits zwei Young Driver Tests. Auf der Strecke in Abu<br />
Dhabi (2012) und Silverstone (2013) überzeugte der Youngster mit<br />
seinem Speed genauso wie im Simulator. Im letzteren konnte er es<br />
sogar mit den Bestzeiten von Sergio Pérez aufnehmen.<br />
Im Hinblick auf die zahlreichen Änderungen 2014 setzen die meisten<br />
Teams zwar auf erfahrene Piloten, doch mit Jenson Button hat McLaren<br />
einen Weltmeister in den eigenen Reihen, der weiß, wie man ein Auto<br />
weiterentwickelt. Von ihm kann Magnussen einiges lernen, um sich<br />
spätestens 2015, wenn Honda bei McLaren einsteigt, als kompletter<br />
Fahrer zu beweisen.<br />
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
Kevin Magnussen erhält das zweite McLaren-Cockpit. Kevin wer? Teamchef<br />
Martin Whitmarsh ist sich sicher: die Chance auf die Dienste des<br />
jungen Dänen durfte sich McLaren nicht entgehen lassen - ein neues<br />
Supertalent wartet auf große Taten. Was für ein Empfang! Und was für<br />
ein Druck...<br />
Noch vor dem ersten Meter als McLaren-Stammfahrer setzt Whitmarsh<br />
seinen Rookie öffentlich gehörig unter Druck - das kann sich im Piranha-<br />
Becken Formel 1 nach nur wenigen schwächeren Rennen zum Saisonbeginn<br />
schnell rächen.<br />
Ja, Magnussen ist nicht der erste Rookie oder noch unerfahrene Pilot<br />
im McLaren-Cockpit. Bei Supertalenten wie Lewis Hamilton und Kimi<br />
Räikkönen zahlte sich das Risiko aus, bei Heikki Kovalainen und Sergio<br />
Perez zuletzt allerdings nicht. Im vergangenen Jahr attestierte Whitmarsh<br />
auch Perez noch eine »unglaubliche Killer-Performance«, nur eine Saison<br />
später kam er nicht darum herum, den Mexikaner selbst zu killen.<br />
Magnussen erwartet ein doppelt schwieriger Einstieg: der Druck, in<br />
einem Topteam Punkte für die Konstrukteurs-WM einfahren zu müssen,<br />
gepaart mit einer komplett neuen Formel 1 mit vielen Fragezeichen über<br />
den neuen Motoren und Regeländerungen - noch dazu mit einem besonderen<br />
Augenmerk auf einer smarten Fahrweise im Umgang mit Reifen,<br />
ERS & Co. Alles andere als ein leichter Einstieg für einen 21-jährigen<br />
Jungspund.<br />
Text: Stephan Heublein<br />
6 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
FORMEL 1<br />
INSIDE<br />
Text: Manuel Sperl<br />
Herztransplantation:<br />
Die V8-Motoren<br />
werden durch Power<br />
Units ersetzt<br />
Ende einer Ära<br />
Acht Jahre lang beherrschte das typische Kreischen<br />
der V8-Motoren die Rennstrecken der F1-Welt. Zwischen<br />
2006 und 2013 schickten sieben Hersteller<br />
2,4-Liter-V8-Triebwerke ins Rennen. Ab Januar beginnt<br />
bei den Testfahrten ein neues Zeitalter - das der<br />
1,6-Liter-V6-Turbomotoren, neuerdings »Power Units«<br />
genannt. »Die Hingabe und Begeisterung der Mitarbeiter<br />
bedeutet, dass der Motor für sie nicht nur ein Objekt<br />
ist«, sagt Mercedes-AMG Motorenchef Andy Cowell.<br />
»Der V8 ist uns allen in gewisser Weise ans Herz<br />
gewachsen. Wir haben alle sehr hart daran gearbeitet<br />
und als der letzte V8 fertiggestellt war und alle Mitarbeiter<br />
sich zum Gruppenfoto einfanden, war dies ein<br />
sehr emotionaler und auch etwas trauriger Moment.«<br />
Neben dem V8 heißt es auch Abschied nehmen von<br />
Cosworth. Die ruhmreiche Motorenschmiede verlässt<br />
die Königsklasse und überlässt bis zur Honda-Rückkehr<br />
2015 Ferrari, Mercedes und Renault das Feld.<br />
Die Erfolge in der V8-Ära<br />
Renault dominiert die V8-Epoche zwischen<br />
2006 und 2013 deutlich - allerdings<br />
ist dies vor allem auf die Erfolgsserie von<br />
Red Bull in den vergangenen vier Jahren<br />
zurückzuführen. Mercedes sammelte<br />
seine Erfolge mit Brawn GP, McLaren und<br />
dem Werksteam. Cosworth trat ohne<br />
einen einzigen Sieg in der jüngsten Ära<br />
aus der Formel 1 ab.<br />
Motor Siege Poles WM-Titel<br />
Renault 60 66 10<br />
Red Bull machte<br />
Renault zu den<br />
Königen der V8-Ära<br />
Mercedes 46 48 3<br />
Ferrari 39 29 3<br />
BMW 1 1 -<br />
Honda 1 1 -<br />
Toyota - 1 -<br />
Cosworth - 1 -<br />
Fotos: adrivo/sutton, renault sport<br />
8 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Erster Sieger<br />
Am 12. März 2006 schrieb sich Fernando Alonso mit seinem<br />
Sieg beim Saisonauftakt in Bahrain als erster Sieger in die<br />
Geschichtsbücher der V8-Ära ein. Der erste siegreiche V8<br />
hörte also auf den klangvollen Namen: Renault RS26.<br />
100. V8-Rennen<br />
Beim Ungarn GP 2011 feierte der V8 ein rundes Jubiläum:<br />
das 100. Rennen gewann Jenson Button mit Mercedes-<br />
Power. Insgesamt dauerte die V8-Ära acht Jahre respektive<br />
147 Grands Prix an.<br />
So hart wird in Viry-Châtillon gearbeitet<br />
Das<br />
steckte im<br />
V8-Motor<br />
In der V8-Epoche verwendete Renault<br />
insgesamt über 7,6 Millionen<br />
Bauteile für seine Achtzylindermotoren.<br />
Ein einzelner Motor bestand<br />
aus mehr als 5.000 Einzelteilen. In<br />
den 1.271 gebauten V8-Aggregaten<br />
wurden in der Renault-Motorenfabrik<br />
in Viry-Châtillon unter anderem<br />
folgende Teile verbaut: 21.800 Kolben,<br />
43.200 Einlassventile, 45.900<br />
Auslassventile, 43.800 Pleuelschrauben,<br />
22.000 Zündkerzen und<br />
10.600 Ölfilter.<br />
Erster KERS-Sieg<br />
In der Saison 2009 kam KERS erstmals in der Formel 1 zum<br />
Einsatz. McLaren-Pilot Lewis Hamilton gelang beim 10. Saisonlauf<br />
in Ungarn mit dem Mercedes-Motor FW058-01 der<br />
historische erste KERS-Sieg der F1-Geschichte.<br />
Erster Dreifach-Sieg<br />
2009 gelang Jenson Button das Kunststück mit dem selben<br />
Mercedes-Motor FW049-01 die Grands Prix in Bahrain, Spanien<br />
und Monaco zu gewinnen. Die Laufleistung belief sich<br />
auf 2.016 km, der V8 führte bei 72% seiner Rennrunden.<br />
Der Renault V8 Motor in Zahlen<br />
750 PS leistete der Renault RS27-V8 in seiner letzten Ausbaustufe<br />
der Saison 2013 (bei normaler Lufttemperatur, Luftfeuchte und<br />
normalem Luftdruck).<br />
1.271 Exemplare des RS27-V8 wurden gebaut - 683 davon kamen<br />
auf der Rennstrecke zum Einsatz, 588 auf dem Motorenprüfstand.<br />
Mehr als 2 Millionen Kilometer legten die Renault V8-Motoren in<br />
dieser Ära zurück.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 9
Motorrad<br />
INSIDE<br />
Text: Markus Zörweg, Maria Pohlmann<br />
Rausschmiss statt Weihnachtsbonus<br />
Valentino Rossi setzte Jeremy Burgess nach 14 Jahren<br />
erfolgreicher Zusammenarbeit auf die Straße. »Ich<br />
wusste gleich, dass Valentino nicht mit mir über das<br />
Weihnachtsgeld sprechen würde, als er mich am Donnerstag<br />
in sein Motorhome bat«, sagte der Australier,<br />
der von der Entscheidung seines Schützlings extrem<br />
überraschend getroffen wurde. An einen WM-Titel<br />
glaubt Burgess nicht mehr. Anstatt also weiter »Regenbogen<br />
hinterherzujagen«, schaut er sich nun nach<br />
einem neuen Job um.<br />
Die männlichen<br />
Fans werden<br />
wohl vor allem<br />
de Puniets Frau<br />
und Grid Girl<br />
Lauren<br />
vermissen...<br />
Oben ohne<br />
Randy de Puniet verlässt die MotoGP - zumindest für<br />
2014. Seine Rückkehr mit Suzuki wird im<br />
Jahr darauf erwartet. Bis dahin<br />
muss allerdings jemand seinen<br />
Job als Hingucker für<br />
die weiblichen Fans<br />
übernehmen. Jorge<br />
Lorenzo begann sich<br />
an den letzten<br />
Rennwochenenden<br />
der Saison<br />
bereits als Modell<br />
zu empfehlen.<br />
Fotos: milagro<br />
10 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Crash-Bilanz 2013<br />
Häufigste Stürze:<br />
MotoGP<br />
Yonny Hernandez (20)<br />
<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> (15)<br />
Cal Crutchlow (14)<br />
MotoGP-Stars<br />
geben den<br />
Rhythmus vor<br />
Termas de Rio Hondo<br />
Am 27. April wird das dritte Rennen der<br />
Saison 2014 ausgetragen. Dazu kehrt die<br />
MotoGP nach Argentinien zurück.<br />
Während der 4,805 Kilometer lange Kurs<br />
in der Provinz Santiago del Estero beim<br />
Saisonfinale 2013 in Valencia öffentlich<br />
präsentiert und beworben wurde, durften<br />
wenige Piloten schon im Juli auf dem<br />
neuen Circuito Termas de Rio Hondo<br />
testen. Nebenbei legten Alvaro Bautista,<br />
Stefan Bradl und Cal Crutchlow auch<br />
schon in Sachen Musik vor.<br />
Moto2<br />
Rafid Topan Sucipto (26)<br />
Axel Pons (17)<br />
Mattia Pasini (16)<br />
Moto3<br />
Eric Granado (19)<br />
Toni Finsterbusch (18)<br />
Niccolo Antonelli (18)<br />
Wenigste Stürze:<br />
MotoGP<br />
Colin Edwards (3)<br />
Andrea Dovizioso (3)<br />
Jorge Lorenzo (3)<br />
Moto2<br />
Scott Redding (4)<br />
Tom Lüthi (4)<br />
Mika Kallio (4)<br />
Dominique Aegerter (4)<br />
Nico Terol (4)<br />
Moto3<br />
Philipp Öttl (1)<br />
Alex Rins (2)<br />
Jonas Folger (2)<br />
Auf der Erde<br />
angekommen:<br />
Felix Baumgartner<br />
Nur Fliegen ist schöner<br />
Felix Baumgartner beehrte das Team von LCR-Honda beim<br />
Saisonfinale in Valencia. Der Mann, der bereits mit Überschallgeschwindigkeit<br />
aus der Stratosphäre auf die Erde geflogen ist, zollte<br />
den MotoGP-Helden Respekt: »Ich bin beeindruckt davon, wie<br />
diese Kids fahren. Es ist unglaublich, zu sehen, wie sie die Strecke<br />
meistern. Ich bin von Spitzenathleten fasziniert, die dieses Niveau<br />
erreichen können und erfolgreich sind - auch von diesen Fahrern.«<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 11
EXKLUSIV: LEWIS HAMILTON<br />
Was er seinem früheren Ich sagen würde:<br />
„Deine Reifen sind vo l im Arsch!“<br />
SPRUNG INS UNGEWISSE<br />
Cal Crutchlow endlich im Werksteam:<br />
Wieso er das Risiko Ducati eingeht<br />
FORMEL 1 + MOTOGP + MOTORRAD + TOUREN- & SPORTWAGEN + RALLYE + MEHR NR.34<br />
MOTORSPORT-MAGAZIN LEGENDEN: VETTEL VS. SCHUMACHER + INTERVIEW: ALAIN PROST + EXKLUSIV: CAL CRUTCHLOW + MARC MARQUEZ: AUF DEM OLYMP NR. 34<br />
ENTSCHLÜSSELT:<br />
WIE VIEL<br />
SCHUMI<br />
STECKT IN<br />
VETTEL?<br />
ZUM VIERTEN<br />
REKORD-VETTEL:<br />
LEGENDEN<br />
ERZITTERN<br />
ONE-HIT-WONDER:<br />
DIE TOP 5 DER<br />
VERGESSENEN<br />
FORMEL 1<br />
CHAMPIONS<br />
MACHTWECHSEL:<br />
DUCATIS NEUER<br />
RETTER<br />
IN DER NOT<br />
MARC MARQUEZ<br />
REKORD<br />
KILLER<br />
WEGBEGLEITER BERICHTEN<br />
VOM EINZUG AUF DEM MOTOGP-OLYMP<br />
VERRÜCKTE<br />
F1-WELT<br />
Krisen, Affären &<br />
explodierende Reifen<br />
MSM34_001_Titel 03.indd 1 28.11.13 16:45<br />
Keine Ausgabe verpassen<br />
Das neue <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> war bei Ihrem Zeitschriftenhändler des<br />
Vertrauens schon ausverkauft? Wir haben das perfekte Geschenk für<br />
Sie selbst oder motorsportbegeisterte Freunde und Familienmitglieder:<br />
Ein Abo des <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>s - bequem per Post nach<br />
Hause, zum günstigen Vorzugspreis und früher als im Handel! Genau:<br />
Das sind gleich drei Dinge auf einmal... Gleich online bestellen unter:<br />
www.motorsport-magazin.com/magazin/<br />
Der <strong>Motorsport</strong>-magazin<br />
Weihnachtsbasar<br />
Live zum Deutschland GP<br />
Sebastian Vettel, Lewis Hamilton, Jenson Button, Fernando Alonso - auch 2014<br />
wird wieder ein Schaulaufen der Weltmeister am Hockenheimring Baden-Württemberg<br />
stattfinden. Erleben Sie die Formel 1-Stars live und aus nächster Nähe,<br />
wenn der Formel 1-Zirkus vom 18. bis 20. Juli 2014 (Änderungen vorbehalten)<br />
wieder nach Deutschland zurückkehrt und den Hockenheimring in eine gigantische<br />
Partymeile verwandelt, die Fans und Prominenz gleichermaßen anzieht.<br />
Wer die Faszination Formel 1 einmal live erlebt hat, den Sound der Motoren, den<br />
Jubel der Fans und die einzigartige Atmosphäre, der wird es nie wieder vergessen.<br />
Geben Sie Vollgas und buchen Sie Ihr Ticket noch bis zum 31.12.2013 zum<br />
absoluten Bestpreis - schon ab 99 EUR unter: www.hockenheimring.de<br />
2013<br />
Verbessertes<br />
Online-Erlebnis<br />
Holen Sie aus unserer Website noch mehr heraus mit dem<br />
exklusiven <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com Premium Club - dem<br />
perfekten Weihnachtsgeschenk. Als Premium Club Mitglied<br />
genießen Sie unsere Website komplett werbefrei und können<br />
unter anderem kostenlose Wallpaper aus hunderttausenden von<br />
Bildern aus 50 Jahren <strong>Motorsport</strong>geschichte herunterladen. So<br />
macht <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com noch mal so viel Spaß! Gleich<br />
ausprobieren: www.motorsport-magazin.com/goto/premium<br />
12 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Motorrad-Action mal drei<br />
Vollgas für den DVD-Player: gleich drei neue DVDs bieten beste Unterhaltung<br />
für Motorrad-Fans. Den Anfang macht eine Doppel-DVD mit den<br />
offiziellen MotoGP-, Moto2- und Moto3-Saisonrückblicken 2013. In über<br />
6,5 Stunden können MotoGP-Fans nun die spannende Saison, Rennen für<br />
Rennen nochmals erleben.<br />
Die beste Wahl<br />
für kraftvollen Sound<br />
Sie wollen den kraftvollen Sound der Motoren fast wie live<br />
an der Rennstrecke genießen? Dann ist das Consono 35 Mk3 von<br />
Teufel das Heimkino-Set Ihrer Wahl. Mit seiner enormen Leistungsfähigkeit<br />
erleben Sie Film, Musik und Rennsport neu. Das in dieser Klasse<br />
konkurrenzlose Set überzeugt mit starkem Design und unbeirrbarem Klang.<br />
Das Consono 35 Mk3 spielt mit jedem AV-Receiver problemlos zusammen.<br />
Einfach Satelliten und Subwoofer anschließen, fertig. Selbst aus günstigen<br />
Einsteiger-AV-Receivern holen die effizient arbeitenden Speaker mehr als<br />
genug Power heraus. Weitere Informationen unter: www.teufel.de<br />
Wer den Weg von <strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> an die Spitze der MotoGP noch einmal<br />
genießen möchte, erlebt seine Saison der Superlative im Dokumentarfilm<br />
»Der jüngste MotoGP-Weltmeister aller Zeiten«.<br />
DVD Nummer 3 beschäftigt sich mit dem Roadracing, dem wohl spektakulärsten<br />
und zugleich auch gefährlichsten Motorrad-Rennsport überhaupt:<br />
Bäume, eiserne Gartentore oder Betonmauern trachten den Piloten nach<br />
dem Leben. Der Dokumentarfilm »Saiger TT« begleitet Horst Saiger auf dem<br />
Weg zur Isle of Man Tourist Trophy.<br />
Weitere Informationen zu den DVDs unter www.radioviktoria.de<br />
Die besten Geheimtipps<br />
aus dem Internet!<br />
Tickets für die Liga der Supersportwagen<br />
Das ADAC GT Masters lässt nicht<br />
nur Männerherzen höher schlagen:<br />
In der »Liga der Supersportwagen«<br />
liefern mehr als 500 PS starke<br />
Sportwagen <strong>Motorsport</strong> in Bestform<br />
- Audi R8, BMW Z4, Corvette,<br />
Lamborghini Gallardo,<br />
Porsche 911 oder SLS AMG GT3<br />
sorgen für spannende Unterhaltung.<br />
Das ADAC GT Masters<br />
bietet den Zuschauern nicht nur<br />
spannende Rennen, sondern auch<br />
»<strong>Motorsport</strong> zum Anfassen«. Das<br />
fanfreundliche Fahrerlager erlaubt<br />
einen Blick hinter die Kulissen und<br />
lässt für Autogrammjäger keine<br />
Wünsche offen. In den familienfreundlichen<br />
Eintrittspreisen ist<br />
der Zugang zum Fahrerlager<br />
bereits enthalten. Ticket-Shop<br />
unter: www.adac.de/motorsport<br />
Unsere Webseite www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com gehört hoffentlich<br />
schon längst bei allen unseren Lesern zu den Favoriten. Die neue Ausgabe<br />
des führenden deutschen Internet-Guides »Das Web-Adressbuch<br />
für Deutschland« präsentiert zusätzlich die besten und wichtigsten<br />
Internet-Adressen auf einen Blick! Zu über tausend Themenbereichen<br />
werden jeweils die zwei bis zehn absoluten Top-Adressen übersichtlich<br />
vorgestellt. Darunter sind auch viele neue, eher unbekannte Surf-Tipps.<br />
Für nur 16,90 Euro ist es überall im Buch- und Zeitschriftenhandel erhältlich<br />
(ISBN 978-3-934517-43-1) oder steht für 14,99 Euro unter<br />
www.web-adressbuch.de/ebook als Download zur Verfügung.<br />
Top-<br />
Adressen,<br />
neue und<br />
unbekannte<br />
surftipps<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 13
Text: Christian Menath<br />
Gran Turismo 6<br />
Gesteigertes Fahrvergnügen<br />
Ready. Set. Go! Mit Gran Turismo 6 schickt das Entwicklerteam von<br />
Polyphony Digital zum insgesamt sechsten Mal Rennspiele-Fans mit<br />
den heiSSesten Sportwagen auf die Strecke.<br />
Vollgas mit dem neuen<br />
Gran Turismo 6 für PS3<br />
Der Mercedes-Benz AMG Vision<br />
GT wurde für GT6 designt<br />
Fotos: gran turismo 6<br />
P<br />
layStation 4 ist endlich erschienen: dennoch sind neue Titel nicht nur der<br />
neuen Konsolengeneration vorbehalten. PlayStation dreht den Spieß sogar<br />
um: die ersehnte Fortsetzung der Gran Turismo-Reihe gibt es exklusiv für<br />
PlayStation 3. Nachdem die Fangemeinde fünf Jahre auf GT5 warten musste, hat<br />
sich die Wartezeit auf den ersehnten Nachfolger fast halbiert. In nur drei Jahren ist<br />
es Entwickler Polyphony Digital gelungen, nicht nur ein Update des erfolgreichen<br />
Klassikers zu erschaffen, sondern zahlreiche innovative Ideen umzusetzen.<br />
Natürlich handelt es sich bei Gran Turismo 6 noch immer um ein Rennspiel, aber mit<br />
viel Liebe zum Detail ist es den Entwicklern noch besser gelungen, Features einzubauen,<br />
die es so zuvor noch nicht gegeben hat. Dazu gehört unter anderem die<br />
Funktion, eigene Strecken mit der GPS-Funktion eines mobilen Endgerätes aufzuzeichnen<br />
und später in das Spiel zu übertragen. Generell wurde die Konnektivität mit<br />
anderen Geräten wie Smartphones und Tablet PCs erhöht und damit Social Media<br />
besser in das Spiel integriert. Für Realismus-Freaks haben sich die Entwickler etwas<br />
Text: ganz Besonderes Christian einfallen Menath lassen: auf Grundlage der Längen- und Breitengrade<br />
werden reale Umgebungen simuliert, so kann man etwa die Nachthimmelkonstellation<br />
des 24-Stunden-Rennens von Le Mans 2013 bestaunen.<br />
Mit 1.200 Fahrzeugen gibt es die gewohnt breite Auswahl an fahrbaren Untersätzen<br />
- 200 davon sind erstmals in GT6 spielbar. Aber nicht nur die neuen Autos sorgen für<br />
gesteigertes Fahrvergnügen, vor allem die neuen Physikmodelle bringen das Fahrverhalten<br />
noch näher an die Realität heran. »The Real Driving Simulator«, so lautet<br />
der Untertitel von Gran Turismo 6. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, wurde<br />
eng mit Experten von Reifenhersteller Yokohama und Fahrwerksspezialisten von KW<br />
Automotive zusammengearbeitet. Die ersten Fahreindrücke rechtfertigen den Aufwand:<br />
im Vergleich zu GT5 ist beim Realismus ein großer Sprung gelungen. Ebenso schafften<br />
es die Entwickler, die Grafik noch einmal zu verbessern und die letzten Leistungsressourcen<br />
der PlayStation 3 zu mobilisieren.<br />
Mit GT6 führt Sony PlayStation die Gran Turismo-Reihe würdig fort. Im Vergleich zum<br />
Vorgänger besticht vor allem das verbesserte Physikmodell. Neue und innovative Features<br />
wie das Streckentracking dürften auch nicht ganz so simulationsbegeisterte Spieler<br />
überzeugen.<br />
Fakten zu Gran Turismo 6<br />
➲ Exklusiv für PlayStation 3<br />
➲ Reale Bedingungen durch innovative Umgebungs-/Umweltsimulation<br />
➲ 100 Strecken-Layouts<br />
➲ Über 1.200 traumhafte Fahrzeuge<br />
➲ Beinhaltet Fahrzeuge der FIA GT3 Klasse, Supersportwagen und Klassiker<br />
➲ Erweiterte Social- und Community-Funktionen<br />
➲ GPS-Logger: Strecke mit Handy oder Tablet tracken und ins Spiel übertragen<br />
➲ Verbesserter Streckeneditor<br />
➲ »Vision Gran Turismo« bietet exklusive Konzeptstudien<br />
➲ Online-Modus für bis zu 16 Spieler und klassischer Offlline-Splitscreenmodus<br />
14 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Forza <strong>Motorsport</strong> 5<br />
DER NEXT-Generation<br />
Rennsimulator<br />
Text: Christian Menath<br />
Anhänger der Forza-<strong>Motorsport</strong>-Reihe dürfen sich bei der neuesten<br />
Ausgabe erstmals über Formel-1-Boliden freuen. AuSSerdem hält die neue<br />
Xbox One jede Menge interessanter Features für Forza <strong>Motorsport</strong> 5 bereit.<br />
Gerade einmal zwei Jahre hat es gedauert,<br />
bis Turn 10 Studios das nächste Spiel der<br />
Forza-<strong>Motorsport</strong>-Reihe auf den Markt<br />
gebracht hat. Pünktlich zum Erscheinen der neuen<br />
Xbox One haben es die Entwickler geschafft, die<br />
fünfte Auflage des Exklusivtitels in die Regale zu<br />
bringen. Und dabei haben sie die Forza-Tradition ein<br />
wenig auf den Kopf gestellt: erstmals in der<br />
Geschichte der Reihe können Spieler auch in Monoposti<br />
klettern. Und für die Premiere hat sich Turn 10<br />
Studios gleich mehrere Highlights aufgehoben: so<br />
wartet nicht nur der aktuelle Lotus E21 von Fanliebling<br />
Kimi Räikkönen in der virtuellen Garage auf eine<br />
Ausfahrt, sondern stehen auch die legendären Formel-1-Boliden<br />
von Niki Lauda und James Hunt zur<br />
Auswahl.<br />
Neben der neuen Fahrzeugkategorie gibt es noch<br />
eine ganze Menge weiterer Neuigkeiten. So wurde<br />
unter anderem das Bonus-System überarbeitet. Forza<br />
Rewards bietet nun eine sechste Stufe. Für langjährige<br />
Anhänger der Spielereihe lohnt sich das besonders:<br />
mit Forza <strong>Motorsport</strong> 2 beginnend, können mit<br />
jeder Edition der Forza-Reihe Punkte für das Bonus-<br />
System gesammelt werden. Audi RS7, Ferrari F12<br />
Berlinetta oder McLaren P1 bilden dabei noch nicht<br />
einmal die Spitze der Boni.<br />
Nicht ganz neu - aber stark ausgebaut - ist der Forza-<br />
Vista-Mode. In diesem Modus können die Fahrzeuge<br />
nicht nur bewegt, sondern auch genauestens<br />
betrachtet werden. Der Spieler kann in der Ego-<br />
Perspektive jetzt in allen im Spiel zur Verfügung<br />
stehenden Autos Platz nehmen und sich den Innenraum<br />
bis hin zu einzelnen Nähten der Ledersitze<br />
ansehen. Zusätzlich kann er sich Informationen zum<br />
jeweiligen Boliden einholen. Die Zusammenarbeit mit<br />
Top Gear und Moderatorenlegende Jeremy Clarkson<br />
trägt hier enorm zur Atmosphäre bei.<br />
Völlig Neuartig ist die Impulse-Trigger-Funktion. Die<br />
Controller der neuen Xbox One können mehr als nur<br />
gewöhnlich vibrieren. Um die verschiedenen Fahrsituationen<br />
möglichst realistisch auf die Hände des<br />
Spielers zu übertragen, können verschiedene Vibrationsmotoren<br />
unabhängig voneinander angesteuert<br />
werden. Wenn die Reifen durchdrehen, weil der Spieler<br />
zu viel Gas gibt, vibriert beispielsweise nicht der<br />
komplette Controller, sondern nur der entsprechende<br />
Hebel. So kann auch Feedback bei Bremsmanövern<br />
über ein arbeitendes Antiblockiersystem oder über<br />
den Zustand der Reifen gegeben werden.<br />
Die Grafik wurde im Vergleich zum Vorgänger noch<br />
einmal deutlich verbessert, die neue Hardware der<br />
Xbox One mit acht Prozessorkernen und ebenso vielen<br />
Gigabyte Arbeitsspeicher wird bestens ausgenutzt.<br />
Die extrem detailgetreuen Nachbildungen der<br />
Fahrzeuge und die mit Laser neu vermessenen Strecken<br />
finden sich erstmals in der Geschichte der Reihe<br />
auf einer Blu-ray Disc wieder.<br />
Forza <strong>Motorsport</strong> 5 ist ein absolutes Must-have für<br />
alle Freunde der gediegenen Rennsimulation. Der<br />
Impulse Trigger überzeugt auf ganzer Linie und<br />
ermöglicht erstmals Feedback mit einem Controller,<br />
das es so - wenn überhaupt - bisher nur bei Lenkrädern<br />
gegeben hat. Das Zusammenspiel in punkto<br />
Grafik mit der Xbox One ist atemberaubend.<br />
16 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: microsoft<br />
Limited Edition<br />
Neben einer Steel-Case-Verpackung gibt es<br />
auch eine Limited Edition des Spiels. Darin<br />
enthalten sind einige Autos in besonderer<br />
Lackierung und eine VIP-Mitgliedschaft, die<br />
exklusiven Zugang zu fünf weiteren Fahrzeugen<br />
gewährt. Die auf 169.000 Exemplare limitierte<br />
Edition kostet 79,99 Euro.<br />
Fakten zur Xbox One<br />
Die neue Xbox One ist die perfekte Mischung<br />
aus Power und Performance. Dank der revolutionären<br />
Architektur und der Kombination aus<br />
CPU, GPU und ESRAM erhält der Spieler einen<br />
Supercomputer fürs Wohnzimmer. Doch pure<br />
Leistung ist nichts ohne Geschwindigkeit.<br />
Daher nutzt die Xbox One ihre Kapazität besonders<br />
effektiv und stellt alles in den Schatten,<br />
was der Spieler bisher gesehen hat.<br />
8 CPU-Kerne mit x86-Technologie<br />
8 GB RAM und 500 GB Festplatte<br />
Blu-ray-Laufwerk in HD-Qualität für Spiele<br />
und Filme<br />
Cloud-Anbindung<br />
Neues Kinect mit neuer aktiver IR-Kamera<br />
Xbox live mit 300.000 Servern und<br />
intelligenter Spielersuche<br />
Skype mit 1080p Kamera<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 17
Text: michael höller<br />
MotoGP 2013 -<br />
was bleibt?<br />
Verbände und Teams sollten ein paar Lehren aus der abgelaufenen Saison ziehen.<br />
Es ist vollbracht! Die MotoGP-Motorräder sind eingewintert, Fahrer und Teammitglieder<br />
in ihrem wohlverdienten Urlaub. 18 Rennen liegen hinter uns und<br />
mit <strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> gab es ein neues Gesicht als Weltmeister. Was bleibt<br />
retrospektiv betrachtet von der vergangenen MotoGP-Saison?<br />
Da wäre zunächst das Auftauchen eines neuen Sterns am Himmel. Der Jahresverlauf des<br />
<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> glich einer einzigen Rekordfahrt und der Rookie machte den etablierten<br />
Fahrern gehörig Feuer unterm Hintern. Vor allem sein Ehrgeiz und der unnachahmliche<br />
Fahrstil hinterließen ihre Furchen in dieser Saison. Nicht alle Fans heißen seine Aggressivität<br />
auf der Strecke gut - doch der Sport braucht solche Typen! So eckig und kantig sich<br />
<strong>Marquez</strong> auf der Strecke gibt, so sehr macht er im Paddock den Strahlemann. Binnen<br />
kurzer Zeit avancierte der 20-Jährige zu Everybody‘s Darling, der sogar nach Highspeed-<br />
Abflügen und mit verschwollenem Kinn noch ein Lächeln im Gesicht und einen Scherz auf<br />
den Lippen hat. Das Niveau ist durch <strong>Marquez</strong> deutlich gestiegen. So musste Jorge Lorenzo<br />
bis ans äußerste Limit gehen, um <strong>Marquez</strong> Paroli zu bieten und ein Altmeister wie Valentino<br />
Rossi konnte dem ganzen Treiben nur noch hilflos von hinten zusehen. Satellitenbikes und<br />
die Ducati-Fraktion fuhren ohnehin in ihrer eigenen Liga.<br />
Dieses Kräfteverhältnis zeigte auch deutlich, wie bitter nötig die MotoGP neue Hersteller hat.<br />
In Wahrheit gab es 2013 mit <strong>Marquez</strong>, Lorenzo und Pedrosa nur drei Sieganwärter auf zwei<br />
verschiedenen Marken. Hinter den Werks-Motorrädern von Honda und Yamaha klafft eine<br />
riesige Lücke. Ducati blieb erstmalig seit dem Einstieg ohne Podiumsplatz, war nicht einmal<br />
nahe an einem dran. Sollten die Italiener unter dem neuen Big Boss Gigi Dall‘Igna eine weitere<br />
Seuchensaison hinlegen, könnte es dem VW-Konzern keiner verdenken, wenn man in Bologna<br />
den Stecker zieht. Es gibt aber einen Hoffnungsschimmer am Horizont: Suzuki möchte 2015<br />
eine Rückkehr wagen, ein Jahr später will auch Aprilia eine Werksmannschaft stellen. Es ist<br />
zwar utopisch zu glauben, dass eventuell fünf Hersteller auf gleichem sportlichen Niveau<br />
agieren werden, doch Konkurrenz belebt das Geschäft. Immer.<br />
Vielleicht würde auch ein zweiter Reifenlieferant gut tun. Monopolist Bridgestone steht zwar<br />
bei weitem nicht so schlecht da wie F1-Pendant Pirelli, doch die Japaner haben ihre Hausaufgaben<br />
in dieser Saison nicht immer gemacht. Nach der Sturzorgie auf dem Sachsenring und<br />
dem Debakel von Phillip Island geriet Bridgestone gehörig unter Druck. Die Fahrer artikulierten<br />
öffentlich ihren Unmut, machten aber auch unmissverständlich klar, was sie von zukünftigen<br />
Pneus erwarten. Jetzt ist Bridgestone am Zug, diese Wünsche auch umzusetzen. Die Reifen<br />
als künstliches Element zur Erhöhung der Spannung braucht in der MotoGP niemand - und<br />
Rennen mit verpflichtendem Boxenstopp samt Motorradwechsel schon gar keiner.<br />
Valencia markierte auch das Ende der unsäglichen Claiming Rule Teams. Jenes Lückenfüllers,<br />
mit dem FIM und Dorna das Starterfeld in einer annehmbaren Größe halten konnten. 2014<br />
kommt die Open-Kategorie mit Einheitselektronikpaket als Nachfolger. Im Gegensatz zur<br />
Totgeburt CRT, die stets nur Mittel zum Zweck war, könnte diese langfristig den Weg in eine<br />
kostengünstigere Zukunft des Motorradsports weisen. Nicht umsonst halten sich alle drei<br />
Hersteller die Open-Option über Kundenteams offen.<br />
Fotos: milagro<br />
18 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Denkwürdige<br />
Rennen<br />
Suzuka 2001: Rossi vs. Biaggi eskaliert<br />
Auftakt zur Saison 2001, Tatort Japan. Italienische Fans warteten seit den<br />
frühen Achtzigerjahren auf einen WM-Titel in der Königsklasse. In diesem Jahr<br />
hatte man mit Loris Capirossi, Max Biaggi und Valentino Rossi gleich drei<br />
brandheiße Anwärter, die es von Beginn an krachen ließen. Capirossi schnappte<br />
sich die Pole, sah seine beiden Landsleute ab der vierten Runde aber nur noch<br />
von hinten. Rossi und Biaggi lieferten sich indes ein hartes Duell um den<br />
dritten Rang. Auf der Start/Ziel-Geraden versuchte Rossi nach vier Runden<br />
ein Überholmanöver und wählte dabei die Außenbahn. Biaggi warf ihm die<br />
Tür zu, fuhr sogar den Ellbogen aus und drängte seinen Rivalen auf die Rasenfläche.<br />
Rossi konnte einen Sturz vermeiden, ließ sich nicht entmutigen und<br />
zog eine Runde später an seinem Landsmann vorbei. Als er sich vor Biaggi<br />
gesetzt hatte, hob er die linke Hand und zeigte ihm in vollem Renntempo den<br />
Stinkefinger. Rossi zog Biaggi auf und davon, überholte in derselben Runde<br />
noch Shinya Nakano und Garry McCoy und setzte sich an die Spitze. Auf seiner<br />
Honda ließ er sich den Sieg nicht mehr nehmen, während Biaggi bis zum Ende<br />
letztlich erfolgreich gegen Norick Abe um den dritten Platz kämpfte. »Ja ich<br />
habe ihm den Finger gezeigt! Als er mich gesehen hat, wollte er mich von der<br />
Strecke drängen. Das war sehr gefährlich«, rechtfertigte sich Rossi danach.<br />
Es sollte nicht die letzte Eskalation in einem Jahre andauernden Duell bleiben,<br />
das Rossi am Ende als mehrfacher Weltmeister verließ, während Biaggi ohne<br />
Titel in die Superbike-WM flüchtete.<br />
Renndaten:<br />
Text: Michael höller<br />
Datum: 8. April 2001<br />
Strecke:<br />
Suzuka<br />
Distanz:<br />
21 Runden = 123,039 Kilometer<br />
Starter: 24<br />
Wetter:<br />
Bewölkt<br />
Pole Position:<br />
Loris Capirossi (2:04.777 Minuten)<br />
Schnellste Rennrunde: Tohru Ukawa (2:06.805 Minuten)<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 19<br />
fotos: milagro
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
Enough is enough...<br />
Fünf Titel in Serie? Moment mal: genug ist genug! Warum die F1 keinen fünften Vettel-Titel braucht...<br />
Zu dominant! Zu langweilig! »So etwas sagen nur die, die keine Ahnung<br />
haben«, meint Niki Lauda und zieht im selben Atemzug den Hut vor<br />
Sebastian Vettel und Red Bull Racing, die in diesem Jahr erneut eine<br />
perfekte Leistung abgeliefert haben. Glück respektive das Pech der<br />
Anderen mögen Vettel bei dem einen oder anderen Erfolg in seiner<br />
Karriere geholfen haben, aber eine Rekordserie wie die seine in diesem<br />
Jahr beruht auf mehr als nur reinem Glück oder Pech. Mit sagenhaften<br />
155 Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Fernando Alonso beendete<br />
Vettel die zurückliegende Saison als jüngster Vierfach-Champion<br />
in der Formel 1-Geschichte - bereichert um einige neue Rekorde wie<br />
neun Siegen in Serie oder 13 Triumphen innerhalb einer Saison. Seine<br />
397 Zähler allein hätten locker zum Gewinn der Konstrukteurs-Wertung<br />
vor Mercedes ausgereicht. Vor dieser Leistung muss man den Hut<br />
ziehen!<br />
Keiner würde Vettel einen Vorwurf machen, wenn er die 108 Tage andauernde<br />
Rennpause nützen würde, um 108 Partys zu feiern, um 108 Mal<br />
auf seine Erfolge der vergangenen vier Jahre anzustoßen oder um 108<br />
Räusche auszuschlafen. Alle anderen Fahrer und Teams sollten die 108<br />
Tage zum Arbeiten nutzen oder - wer sich mehr davon verspricht - zum<br />
Beten, dass die Dominanz von Red Bull und Sebastian Vettel mit dem<br />
Saisonbeginn 2014 keine Fortsetzung findet. Michael Schumacher war<br />
32 Jahre alt, als er den vierten seiner insgesamt sieben Titel einfuhr - im<br />
Umkehrschluss würde das weitere sechs Jahre bedeuten, die so ablaufen<br />
wie die Saison 2013. Auch wenn meinem Landsmann Niki Lauda<br />
die Wörter ‚zu langweilig‘ und ‚zu dominant‘ missfallen, so ist meine<br />
Meinung: genug ist genug!<br />
Es geht hier keinesfalls um Missgunst oder Neid, wenn ich sage, dass<br />
die Formel 1 nicht noch einen Vettel-Titel braucht. Ich wünsche mir für<br />
die Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s einfach mehr - mehr Spannung, mehr<br />
Drama, eine Veränderung, die sich in einer Aufbruchsstimmung unter<br />
den in den letzten vier Jahren abgehängten Teams wiederspiegelt. Im<br />
Vorjahr wurde die Fahrer-Weltmeisterschaft wenigstens erst im letzten<br />
Rennen entschieden, dieses Jahr war es bereits in Indien der Fall. Selbst<br />
der 13-Sekunden lange Boxenstopp beim Saisonfinale in Brasilien ließ<br />
bei den Gegnern für keinen Moment die Illusion aufkommen, dass Vettel<br />
- auch bekannt als der Dominator mit dem haushoch überlegenen Auto<br />
- bezwingbar sein könnte.<br />
Kaum ein Spitzenteam gibt sich der Illusion hin, dass das neue Motoren-<br />
Reglement an der Stärke von Red Bull oder Sebastian Vettel etwas<br />
ändern wird. Doch für die Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s wären packende<br />
Überholmanöver, unvorhergesehene Rennszenen und ein stetiger<br />
Schlagabtausch in einem dichten Feld von brillanten Rennfahrern<br />
namens Vettel, Hamilton, Alonso und Räikkönen ein wünschenswerteres<br />
Szenario für 2014 als ein alleinherrschender, wenn auch genialer Sebastian<br />
Vettel. Auf geht‘s ihr Herausforderer, jetzt seid ihr dran.<br />
Fotos: adrivo/Sutton, red bull racing<br />
20 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Mark & Keith Sutton<br />
Life through a lens<br />
01<br />
Folge Mark Sutton bei<br />
twitter @suttonimages<br />
01: Goodbye Mark!<br />
Mark: Ein großartiges Foto von Mark Webber bei seinem<br />
letzten Rennen - es erinnerte mich sofort an seine Podestfeier<br />
nach seinem fünften Platz bei seinem Debütrennen<br />
mit Minardi 2002 in Melbourne. Damals feierte er auf dem<br />
Podium, obwohl er gar nicht unter die Top-3 gefahren war.<br />
Diese Erinnerungen wurden bei seinem Abschied noch<br />
einmal wach. Im Parc Fermé herrschte noch etwas Spannung<br />
zwischen Webber und Vettel - sie gaben sich keine<br />
große Umarmung, es war eher ein Klatschen auf den<br />
Rücken. Ich glaube aber, dass Mark den Moment auf dem<br />
Podium sehr genossen hat. Als wir ihn beim Check-in am<br />
Flughafen trafen, trug er bereits ein Porsche T-Shirt, er<br />
schien schnell mit der F1 abgeschlossen zu haben.<br />
02: Bernie und die Grid Girls<br />
Mark: Wenn Bernie in die Startaufstellung kommt, erwarten<br />
ihn üblicherweise einige Prominente, aber in Austin<br />
waren dort auch die Cheerleaders der Dallas Cowboys.<br />
Als er auf den Grid kam, begann Bernie mit ihnen zu<br />
quatschen - ein lustiger Moment. Es war schön zu sehen,<br />
dass er Spaß hatte und in guter Stimmung war.<br />
03: Was für eine Linse!<br />
Keith: Wir standen am Donnerstag im Fahrerlager und<br />
dann kam Damon daher, um mit uns zu reden. Am Ende<br />
wollte er das neue Nikon 200-400 F4 Objekt ausprobieren<br />
und damit herumspielen. Er ist ein Hobbyfotograf<br />
und ich zeigte ihm ein paar Dinge - ich habe sogar<br />
schon ein Buch zusammen mit ihm gemacht. Dann<br />
kam auch noch Martin Brundle, der etwas damit<br />
herumspielte. Es ist ein toller Zoom und es gefiel<br />
Damon sehr, wie man an seinem Gesichtsausdruck<br />
unschwer erkennen kann.<br />
02<br />
03<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 21
22 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Foto: red bull racing<br />
die bösen jungs<br />
der formel 1<br />
Anbetungswürdig: Zu<br />
Beginn der Beziehung<br />
gab sich »Hungry Heidi«<br />
noch ganz schön zickig,<br />
aber am Ende bekam sie<br />
gar nicht mehr genug<br />
von Sebs Siegen!<br />
Eiserne Disziplin, auf und neben der Rennstrecke - das<br />
wird von jedem jungen Fahrer verlangt, der den Sprung<br />
in die Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s schaffen und dann<br />
auch dort für eine Weile verbleiben möchte. Ohne diese<br />
Disziplin ist er schneller wieder weg, als die Reifen an<br />
seinem Auto gewechselt werden können – fragen Sie<br />
mal nach bei Scott Speed & Co. Und was machen die<br />
großen Vorbilder? Sie drehen fleißig Donuts, fahren<br />
ohne Helm und sind auch noch stolz darauf! Disziplinlosigkeit<br />
scheint mittlerweile zur Zieldurchfahrt zu<br />
gehören. Und was sagen wir dazu? Ganz klar: Zur Hölle<br />
mit der Disziplin! Das sind echte Charaktere. Endlich<br />
lebt die Formel 1 wieder... - Stephan Heublein<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 23
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Im Kreis<br />
der Legenden<br />
Text: Kerstin Hasenbichler, Stephan Heublein & Karin Sturm<br />
MICHAEL<br />
SCHUMACHER<br />
24 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Schumacher, Fangio, Prost - mit seinem vierten Titelgewinn stellt auch Sebastian<br />
Vettel Ansprüche, in den erlauchten Kreis der F1-Legenden aufgenommen zu werden.<br />
Sogar Rekorde für die Ewigkeit wackeln. Aufgepasst Schumi, jetzt kommt Vettel! Das<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> überprüft, wie viel Legende schon in Vettel steckt.<br />
Alain<br />
prost<br />
Ayrton<br />
Senna<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 25
Sebastian Vettel bleibt glatt die Luft<br />
weg. Er darf ein Formel-1-Auto<br />
testen, einen BMW Williams FW27.<br />
Mit großen Augen steht der 18-Jährige<br />
in Jerez de la Frontera vor dem weiß-blauen<br />
Boliden des Traditionsrennstalls. »Wie ein Kind<br />
vor dem Weihnachtsbaum«, denkt sich der<br />
damalige BMW-<strong>Motorsport</strong>direktor Dr. Mario<br />
Theissen. Sir Frank Williams beäugt den Sieger<br />
der Formel BMW noch mit einer gehörigen<br />
Portion Skepsis. »Er ist ja wohl noch ein bisschen<br />
schmächtig«, sagt die britische F1-Legende<br />
zweifelnd. Als Theissen später den ersten Eindruck<br />
des Teambosses an Vettel weitergibt, ist<br />
dieser leicht getroffen. Der Ehrgeiz lodert schon<br />
damals, im September 2005, im heutigen<br />
Serienweltmeister.<br />
»Ich dachte sofort: er könnte einmal einer werden«,<br />
erinnert sich Theissen. Schon in den<br />
Anfängen von Vettels Formelkarriere attestiert<br />
Theissen ihm nicht nur das notwendige fahrerische<br />
Talent, sondern auch die mentale Reife,<br />
um einmal ganz nach oben zu gelangen. »Er<br />
war für mich immer eine junge Parallele zu<br />
Michael Schumacher, der als Erster aufgezeigt<br />
hat, dass der Job eines Rennfahrers weit über<br />
das Fahren hinausgeht.« Michael Schumacher<br />
- die Vergleiche mit dem Rekordchampion<br />
begleiten Vettel bereits seit seiner Kindheit. Als<br />
er in seinem zweiten Jahr in der Formel BMW<br />
18 von 20 Rennen gewinnt, wird er erstmals<br />
deutschlandweit als »der nächste Schumi« angekündigt.<br />
Seitdem reißen die Vergleiche nicht<br />
mehr ab, genauso wenig wie Vettels Erfolge.<br />
Vier WM-Titel in vier Jahren, ein Rekord jagt<br />
Sebastian Vettel kann<br />
sich auf die<br />
Unterstützung seines<br />
Teams verlassen<br />
den nächsten: auf den ersten Blick scheint Sebastian<br />
Vettel wirklich eine jüngere Kopie des<br />
Rekordchampions zu sein, in der modernen<br />
Internetsprache quasi eine Art Schumacher<br />
2.0. »Das Endergebnis sieht<br />
natürlich ziemlich ähnlich<br />
aus«, gesteht Schumachers<br />
Ex-Teamkollege Martin<br />
Brundle dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.<br />
»Aber<br />
sie sind recht unterschiedliche<br />
Charaktere.«<br />
Vettel ist so<br />
gesehen also eher Vettel<br />
1.0 als Schumacher<br />
2.0. Einen Großteil<br />
dazu tragen die Veränderungen<br />
der vergangenen<br />
Jahre in der Königsklasse bei.<br />
»In der Ära Schumacher konnte<br />
man sich mit technischem und finanziellem<br />
Overkill Vorteile erarbeiten«, spielt<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>-Experte Christian Danner<br />
auf Exklusivverträge, maßgeschneiderte<br />
Reifen und schier unendliche Testfahrten an.<br />
In der Ära Vettel gibt es hingegen keinen Exklusivreifenpartner<br />
für ein Team mehr, der die<br />
Reifen passgenau auf den Fahrstil eines Piloten<br />
zuschneidet. »Stattdessen musst du dein Auto<br />
und deinen Fahrstil nach dem Reifen richten«,<br />
erklärt Danner. »Es gibt auch keine Testfahrten,<br />
sodass man nicht einfach Luca Badoer tausende<br />
Kilometer herumfahren lassen kann.« Dies war<br />
stets eine der Stärken von Schumacher und<br />
Ferrari, nicht umsonst trauert Ferrari-Präsident<br />
Luca di Montezemolo auch heute noch fast im<br />
Monatsrhythmus öffentlich dem vergangenen<br />
»Die Leute<br />
sagen, dass er einfach<br />
im besten Auto sitzt.<br />
Ich sage: Die besten Fahrer<br />
finden die besten Autos,<br />
das gehört zu ihren<br />
Fähigkeiten.«<br />
roten Testzeitalter nach. »Michael durfte damals<br />
testen, testen und noch mehr testen«, erinnert<br />
sich Johnny Herbert im Gespräch mit dem<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> und sieht darin auch<br />
eine der größten Schwierigkeiten<br />
bei Schumachers Mercedes-<br />
Comeback. »Nun ging es nur<br />
noch um Simulationen,<br />
die ihm wohl etwas<br />
fremd waren und ihm<br />
einfach keinen Spaß<br />
machten.« Anders bei<br />
Vettel: er setzt die<br />
S i mu l at i ons a r b e it<br />
direkt auf der Rennstrecke<br />
in Ergebnisse um, und<br />
zwar so gut, dass ihm nicht<br />
nur Begeisterung seitens der<br />
F1-Anhänger entgegenschlägt.<br />
Die Pfiffe bei den Siegerehrungen in<br />
Monza und Singapur haben selbst den vierfachen<br />
Weltmeister geschmerzt, der über solche<br />
Anfeindungen eigentlich locker hinwegsehen<br />
könnte. »Sie sollten lieber die 21 anderen Fahrer<br />
auspfeifen, die es nicht schaffen, so schnell zu<br />
sein«, kritisiert Alexander Wurz die Respektlosigkeit<br />
einiger Zuschauer. Trotz seiner vielen<br />
Erfolge fehlt Vettel in einigen Teilen der Öffentlichkeit<br />
und in manchen Medien die Anerkennung<br />
für seine Leistungen. Es heißt, er gewinne<br />
ohnehin nur, weil er im besten Auto sitzt. Eine<br />
Sichtweise, die sein Konkurrent Fernando<br />
Alonso in der Vergangenheit nur allzu gerne<br />
anschürte, wenn er meinte, dass sein eigentlicher<br />
Gegner Stardesigner Adrian Newey sei.<br />
»Manchmal ist es für Sebastian schwierig, die<br />
richtige Anerkennung zu erhalten«, bestätigt<br />
uns David Coulthard. »Die Leute sagen dann,<br />
dass er einfach im besten Auto sitzt. Ich sage:<br />
Die besten Fahrer finden die besten Autos, das<br />
gehört zu ihren Fähigkeiten.« Die besten Fahrer,<br />
die besten Designer und die besten Ingenieure,<br />
ja sogar die größten Sponsoren landen über<br />
kurz oder lang immer bei den besten Teams mit<br />
den besten Voraussetzungen und letztlich<br />
natürlich dem besten Auto - das ist das ungeschriebene<br />
Gesetz der Formel 1. »Außerdem<br />
denke ich nicht, dass Sebastians Autos so dominant<br />
waren wie etwa der ,88er McLaren, der ,92er<br />
Williams oder der ,04er Ferrari«, zieht Brundle<br />
einen Vergleich zu früheren Spitzenautos. Vettel<br />
fahre im Normalfall keine Sekunde Vorsprung<br />
pro Runde auf die Konkurrenz heraus und habe<br />
obendrein bei mindestens einem seiner vier<br />
Titelgewinne auch das Glück des Tüchtigen<br />
gehabt. »Das muss man sich jedoch erarbeiten«,<br />
sagt Brundle - und Vettel arbeitet viel, ist oft in<br />
der Fabrik vor Ort. Deshalb verdiene er seine<br />
Erfolge auch, betont Coulthard. Dass der Deutsche<br />
das eindeutig schnellste Auto fahre, ändere<br />
nichts an seinem Talent.<br />
→<br />
26 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Ob Tag oder Nacht:<br />
Vettel ließ der<br />
Konkurrenz keine<br />
Chance<br />
Michael Schumacher<br />
eroberte als erster<br />
Deutscher die<br />
Formel-1-Welt<br />
Schumacher und<br />
Vettel: Mehr<br />
Gemeinsamkeiten als<br />
nur viele Rekorde<br />
Vier WM-Titel in vier<br />
Jahren: Sebastian<br />
Vettel hat es in den<br />
F1-Olymp geschafft<br />
Vettel vs. Schumacher<br />
Gemeinsamkeit: Ehrgeiz & Perfektion<br />
»Ich habe ihm wiederholt gesagt, es ist wichtiger, dass wir so lange wie möglich<br />
fahren und nicht so schnell wie möglich«, erinnert sich Guillaume Rocquelin an<br />
den US GP zurück. Was machte Vettel? Er unterbot in der nächsten Runde seine<br />
vorherige Bestzeit. Die schnellste Rennrunde zu fahren, gibt dem Deutschen<br />
genauso einen Kick wie den Sieg zu holen. Den Ehrgeiz, den Willen sich zu verbessern<br />
und das Durchsetzungsvermögen gegenüber der Konkurrenz und dem<br />
Teamkollegen hat er mit seinem Kindheitsidol Schumacher gemein. »Schon als<br />
junger Kerl hat sich Sebastian systematisch und umfassend vorbereitet. Ich habe<br />
von ihm handgeschriebene Rennberichte gesehen, auf so eine Idee wäre kein<br />
anderer gekommen«, erzählt Dr. Mario Theissen. Sowohl Vettel als auch Schumacher<br />
streben in- und außerhalb des Autos nach Perfektion. »Beide wissen, wie<br />
man das Team motiviert und es mit Ergebnissen immer wieder davon überzeugt,<br />
dass man sie in die richtige Richtung zieht«, sagt Danner.<br />
Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />
Unterschied: Persönlichkeit<br />
Der Vettel-Finger regierte die vergangenen vier Jahre die Formel 1. Spontan<br />
zeigt er auch schon mal den Fotografen den »bösen Finger«, zumeist aus Spaß.<br />
Vettel ist für seine Späße und flapsigen Sprüche bekannt. So verpasst er schon<br />
mal Kimi Räikkönen auf dem Podest Hasenohren oder wählt Nico Rosberg zur<br />
»schönsten Frau« im Fahrerlager (2010). »Sebastian ist gegenüber den Medien<br />
offenherziger. Er macht sich auch über sich selbst lustig, in einer Weise wie es<br />
Michael nie gemacht hätte«, sagt Coulthard. In ihrer Persönlichkeit und ihren<br />
Auftritten gegenüber den Medien und der Öffentlichkeit pflegen Vettel und Schumacher<br />
unterschiedliche Stile. »Schumacher gab sich kryptisch, wenn es darum<br />
ging, Vorfälle wie in der Rascasse-Kurve zu erläutern. Er war nicht wirklich<br />
einsichtig, ob der Tatsache, dass er versucht hat, Villeneuve von der Strecke zu<br />
fahren«, erklärt Danner. »Vettel ist komplett anders, er versteckt sich nicht. Er<br />
gibt es zu, wenn er etwas gemacht hat, was nicht astrein war wie sein Überholmanöver<br />
in Malaysia.«<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 27
In diesem Punkt stimmt der ehemalige<br />
Formel-1-Pilot Emanuele<br />
Pirro Coulthard zu: »In<br />
meinen Augen wird Vettels<br />
Talent nicht genügend<br />
gewürdigt, weil er einen<br />
Red Bull fährt. Einige<br />
Leute schreiben die<br />
Leistung zu sehr dem<br />
Auto zu und beachten<br />
nicht die außergewöhnliche<br />
Performance,<br />
die Sebastian<br />
erbringt.« Über einen so<br />
langen Zeitraum hinweg<br />
solche Erfolge zu feiern, ist für<br />
Pirro nicht alltäglich. »Es ist sehr<br />
schwierig, solch einen außerordentlichen Lauf<br />
aufrechtzuerhalten«, betont er. »Es ist stets<br />
schwierig, Rennfahrer während ihrer Karriere<br />
zu beurteilen. Ich denke aber trotzdem, dass<br />
er besser ist, als die meisten Menschen denken.<br />
Er ist ein außergewöhnlicher Fahrer.« Aus diesem<br />
Grund glauben viele Experten und ehemalige<br />
Rennfahrer, dass Vettel erst von allen<br />
Instanzen zu den Größten seiner Zunft gezählt<br />
werden wird, wenn er auch mit einem anderen<br />
Team oder sogar in einem schlechteren Auto<br />
Erfolge vorzuweisen habe. Pirro findet diese<br />
Idee durchaus verlockend: »Ich würde ihn<br />
gerne in einem anderen Team sehen, damit er<br />
den Leuten beweisen kann, dass er ein ganz<br />
besonderer Fahrer ist«, sagt er im Gespräch<br />
mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. Brundle denkt<br />
hingegen nicht, dass Vettel unbedingt das<br />
Team wechseln muss, um einer der Größten<br />
zu werden. »Aber es würde seine Brillanz<br />
unterstreichen«, glaubt der Brite. »Andererseits<br />
gewann Senna alle seine Titel mit<br />
McLaren und an ihm zweifelt heute auch keiner.«<br />
Coulthard zieht deshalb einen Vergleich<br />
zum Fußball: der englische Nationalspieler<br />
Ryan Giggs hat seine gesamte Karriere bei<br />
Manchester United gespielt und wurde für<br />
seine Loyalität von allen respektiert. »Man<br />
kann die Leute nicht auf der einen Seite<br />
respektieren, weil sie loyal sind, und auf der<br />
anderen Seite sagen, dass sie das Team wechseln<br />
müssen«, so Coulthard. »David Beckham<br />
hätte wahrscheinlich mehr erreicht, wenn er<br />
nicht so häufig bei anderen Klubs angeheuert<br />
hätte, aber ihm ging es nicht nur um Fußball,<br />
sondern auch um den Star-Status. Ein Wechsel<br />
ist für mich also kein Argument, um wahre<br />
Größe zu beweisen.«<br />
Doch hat Vettel in seiner kurzen Zeit in der<br />
Königsklasse diese wahre Größe bereits<br />
gezeigt? Gehört er in seinem jungen Alter von<br />
gerade einmal 26 Jahren bereits zu den Legenden<br />
des Sports? Senna, Lauda, Stewart - alle<br />
haben weniger WM-Titel als Vettel gewonnen,<br />
28 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
»Für mich<br />
gibt es Superchampions,<br />
die nicht nur wegen<br />
ihrer Erfolge ganz oben<br />
stehen, sondern auch wegen<br />
ihres Charismas<br />
und ihrer Art.«<br />
zählen aber definitiv zu den größten<br />
Idolen, die jemals im Formel-1-<br />
Fahrerlager ihre Zelte aufgeschlagen<br />
haben. Sind sie<br />
nun weniger wert, weil<br />
Vettel und<br />
Schumacher sind<br />
auch gemeinsam<br />
erfolgreich<br />
Vettel vs. Schumacher<br />
Grauzone:<br />
Gerissenheit<br />
Eiskalt ging er an seinem Teamkollegen in Malaysia<br />
vorbei, obwohl die Order des Teams anders<br />
lautete, um danach zu verkünden, dass er jederzeit<br />
wieder so gehandelt hätte. Trotzdem findet<br />
Herbert nicht, dass Vettel in punkto Gerissenheit<br />
und Arglist Schumacher das Wasser reichen<br />
kann. »Ich glaube nicht, dass wir Sebastian<br />
jemals auf der Strecke parken sehen werden,<br />
wie es Michael in Monaco gemacht hat oder wie<br />
er in jemanden absichtlich reinfährt«, so Herbert.<br />
Für Coulthard versteht es Vettel eher, die Grauzone<br />
zwischen sportlichem und unsportlichem<br />
Verhalten auszuloten. »Michael wurde wegen<br />
eines Kontakts mit Villeneuve von der Weltmeisterschaft<br />
ausgeschlossen. In Monaco wurde er<br />
einmal wegen Blockierens ans Ende des Feldes<br />
versetzt. Es ist nicht meine eigene Meinung, dass<br />
er sportlich nicht immer fair war, sondern eine<br />
Entscheidung der Rennleitung«, betont der<br />
Schotte. Sollte sich Vettel in seiner weiteren Karriere<br />
treu bleiben, dann wäre er laut Coulthard<br />
ein wirklich großartiger Sportsmann.<br />
Vettel mehr gewonnen<br />
hat? Ganz sicher nicht.<br />
»Für mich gibt es<br />
Superchampions, die<br />
nicht nur wegen ihrer<br />
Erfolge ganz oben stehen,<br />
sondern auch<br />
wegen ihres Charismas<br />
und ihrer Art abseits des<br />
Cockpits«, sagt Pirro. Mit<br />
Blick auf Persönlichkeit, Charakter<br />
und Charisma ordnet er Vettel noch<br />
nicht auf dem gleichen Level wie Prost oder<br />
Senna ein. »Es wäre schön, ihn in einem Duell<br />
zu erleben. Das hat viele Fahrer in der Vergangenheit<br />
geschärft«, erinnert sich Pirro an<br />
legendäre Duelle wie Prost gegen Senna, Lauda<br />
gegen Hunt oder Schumacher gegen Hill und<br />
Villeneuve. Ayrton Senna wäre ohne seinen<br />
Gegenspieler Alain Prost nie zu einem solchen<br />
Legendenstatus gekommen. »Prost wäre ohne<br />
Senna nicht so gewesen wie er war und umgekehrt«,<br />
glaubt Pirro. »Sie hätten sicher mehr<br />
gewonnen, wenn der andere nicht da gewesen<br />
wäre, aber sie wären vielleicht nicht so sehr in<br />
die Herzen der Menschen gefahren.«<br />
Gleichzeitig fährt Vettel in einer anderen →<br />
Gemeinsamkeit:<br />
Racer<br />
Qualifying, Starts, Rennintelligenz - Vettel und<br />
Schumacher zeigen der Konkurrenz in allen<br />
Aspekten des Racings, wo der Hammer hängt.<br />
»Sebastian ist in den Jahren ein kompletter Fahrer<br />
geworden - das war bei Michael genauso. Das ist<br />
der Grund, warum sie beide so viele Rennen und<br />
Titel gewonnen haben«, meint Brundle. Für<br />
Coulthard sind beide Piloten »Sieger-Maschinen«,<br />
wobei Vettels Racer-Talent bei Herbert etwas<br />
höher im Kurs steht: »Sebastian hat einen etwas<br />
weicheren Fahrstil, Michael war am Lenkrad<br />
immer sehr aggressiv, besonders beim Einlenken<br />
in die Kurve.« Bei der Kontrolle des Gaspedals<br />
haben beide einen ähnlichen Stil. »Michael nutzte<br />
das Gaspedal, um die Luft zum Diffusor zu<br />
beschleunigen und bei Sebastian kann man hören,<br />
dass er das gleiche macht«, so Herbert. »Ein bisschen<br />
besser ist Sebastians Fähigkeit, sich anzupassen.<br />
In Michaels Ära ging es nur in eine Richtung,<br />
jetzt gibt es mehrere Richtungen, die Einfluss<br />
auf den Fahrstil nehmen. Sebastian scheint seinen<br />
Stil am besten anpassen zu können.«<br />
Fotos: red bull, adrivo/Sutton
Siegerfaust:<br />
Schumacher<br />
dominierte die F1<br />
wie jetzt Vettel<br />
Vettel ist in der<br />
Formel 1 nicht<br />
unumstritten<br />
Siegerfinger: Vettel<br />
entwickelte<br />
Schumachers<br />
Siegerfaust weiter<br />
Fahrt in den<br />
Sonnenuntergang:<br />
Wieder ein neuer<br />
Rekord im Gepäck<br />
Mit sieben WM-Titeln<br />
fuhr sich Michael<br />
Schumacher in die<br />
Herzen der Fans<br />
Vettel hat es<br />
immerhin schon auf<br />
vier Titel gebracht<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 29
Seltenes Bild:<br />
Vettel als Jäger<br />
Fotos: adrivo/Sutton, red bull, mercedes<br />
Ära als Stewart, Lauda oder Senna. Die Formel<br />
1 hat sich zu einem Multimillionen-Dollar-Business<br />
entwickelt. Die Atmosphäre im Fahrerlager,<br />
der Druck in den Medien, der Einfluss von Herstellern<br />
und Sponsoren, all das ist nicht mehr<br />
mit den Zeiten der großen Legenden der 70er,<br />
80er oder 90er Jahre zu vergleichen. Mario Theissen<br />
spürt sogar einen Unterschied zwischen<br />
der Anfangszeit von BMW Williams in der Saison<br />
2000 und heute. »Damals war es viel familiärer<br />
im Paddock«, erinnert er sich. »Man hat<br />
noch mit den Fahrern und Teams von nebenan<br />
gesprochen, heute spielt sich die Kommunikation<br />
nur noch intern ab.« In dieser harten<br />
Fahrerlager-Realität muss sich Vettel in manchen<br />
Situationen anders geben, als er es eigentlich<br />
möchte, um zu bestehen. »Man ist vielleicht ein<br />
ganz anderer Mensch, aber man kann es sich<br />
nicht leisten, das zu zeigen«, zeigt Pirro eine der<br />
Kehrseiten der modernen Formel-1-Welt auf.<br />
»In den Zeiten von Prost und Senna fing es an,<br />
sich zu verändern. Davor gaben sich die Menschen<br />
so, wie sie waren«, weiß Pirro. »Regazzoni,<br />
Lauda, Jones - jeder hatte seine Persönlichkeit<br />
und keiner versuchte, sie zu verstecken.« Heute<br />
stehen die Fahrer mehr im Rampenlicht. Wenn<br />
sie etwas falsch machen, wird es ihnen von den<br />
Teamaufpassern, Medien und Sponsoren nicht<br />
so leicht vergeben - Lewis Hamilton weiß davon<br />
das eine oder andere Liedchen zu singen. »Früher<br />
hatte jeder Fahrer einen eigenen Charakter,<br />
zum Beispiel von vielen Frauen umgeben zu<br />
sein«, vergleicht Pirro. »Heute bremst jeder sein<br />
Warum Vettel auch<br />
2014 Weltmeister<br />
wird...<br />
Warum Vettel auch 2014<br />
Weltmeister wird...<br />
■ weil Newey bei Regeländerungen immer<br />
Geniestreiche gelingen<br />
■ weil Red Bull das nötige Kleingeld hat<br />
■ weil Vettel seinen Fahrstil gut an neue<br />
Regeln anpassen kann<br />
■ weil Vettel die klare Nr. 1 im Team ist, die<br />
Konkurrenz sich Punkte wegnimmt<br />
■ weil Red Bull Ende 2013 noch einmal<br />
zulegte<br />
■ weil Vettel beweist, dass er auch in einem<br />
nicht überlegenen Auto gewinnen kann<br />
Warum Vettel 2014 nicht<br />
Weltmeister wird...<br />
■ weil sich das Kräfteverhältnis durch die<br />
neuen Regeln ändern kann<br />
■ weil die Formkurve von Mercedes ansteigt<br />
■ weil Ferrari sich mit Räikkönen,<br />
Allison & Co verstärkt hat<br />
■ weil Ferrari endlich den Windkanal in den<br />
Griff bekommt<br />
■ weil Newey seine rechte Hand Peter<br />
Prodromou an McLaren verliert<br />
■ weil es sonst langweilig werden würde...<br />
Temperament. Dass die Fahrer heute nicht mehr<br />
so sehr aus sich herausgehen, hat damit zu tun,<br />
dass sie sich selbst beschützen wollen.« In der<br />
guten alten Zeit stiegen die Piloten aus dem Auto<br />
aus und jagten sofort einer Reihe hübscher<br />
Damen mit kurzen Röcken hinterher, heute klettern<br />
sie aus dem Cockpit und loben erst einmal<br />
in korrekter Abfolge eine lange Reihe an Sponsoren,<br />
ohne deren Unterstützung dieser Erfolg<br />
niemals möglich gewesen wäre.<br />
T<br />
rotzdem ist Herbert überzeugt: »Wenn<br />
Sebastian morgen aufhören würde,<br />
wäre er einer der Größten in der<br />
Geschichte. Er hat in kurzer Zeit viel<br />
erreicht und könnte sogar der Allergrößte werden.«<br />
Der Tag von Vettels Rücktritt liegt jedoch<br />
noch in weiter Ferne. Theissen traut seinem ehemaligen<br />
Schützling - Gesundheit vorausgesetzt<br />
- noch zehn bis fünfzehn Jahre zu, in denen er den<br />
Ton angeben kann. »Sebastian kann alle Rekorde<br />
brechen«, glaubt Brundle. »Er ist jung genug, das<br />
Auto ist stark genug. Er hat den Schwung und<br />
geht in eine Phase, in der der Fahrer viel mitdenken<br />
muss. Das wird ihm liegen.« Brundle sieht es<br />
als höchstwahrscheinlich an, dass Vettel einige,<br />
wenn nicht sogar alle Rekorde von Michael Schumacher<br />
übertreffen wird - schließlich seien<br />
Rekorde da, um gebrochen zu werden. »Aber das<br />
ist nur eine Nebensache«, meint Theissen. »Sebastian<br />
hat jetzt schon mehr erreicht, als er sich als<br />
Kind zu träumen wagte. Alles was jetzt noch<br />
kommt, ist reine Zugabe.«<br />
30 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Michael Schumacher<br />
Erster GP: 22 Jahre, 234 Tage - insgesamt: 308<br />
Erste Pole: 25 Jahre, 121 Tage - insgesamt: 68<br />
Erster Sieg: 23 Jahre, 240 Tage - insgesamt: 91<br />
Erster Titel: 25 Jahre, 315 Tage - insgesamt: 7<br />
Vierter Titel: 32 Jahre, 228 Tage<br />
Alain Prost<br />
Erster GP: 24 Jahre, 323 Tage - insgesamt: 199<br />
Erste Pole: 26 Jahre, 158 Tage - insgesamt: 33<br />
Erster Sieg: 26 Jahre, 131 Tage - insgesamt: 51<br />
Erster Titel: 30 Jahre, 224 Tage - insgesamt: 4<br />
Vierter Titel: 38 Jahre, 181 Tage<br />
Juan Manuel Fangio<br />
Erster GP: 38 Jahre, 323 Tage - insgesamt: 51<br />
Erste Pole: 38 Jahre, 330 Tage - insgesamt: 29<br />
Erster Sieg: 38 Jahre, 331 Tage - insgesamt: 24<br />
Erster Titel: 39 Jahre, 126 Tage - insgesamt: 5<br />
Vierter Titel: 46 Jahre, 41 Tage<br />
Sebastian Vettel<br />
Erster GP: 19 Jahre, 350 Tage - insgesamt: 120<br />
Erste Pole: 21 Jahre, 72 Tage - insgesamt: 45<br />
Erster Sieg: 21 Jahre, 73 Tage - insgesamt: 39<br />
Erster Titel: 23 Jahre, 134 Tage - insgesamt: 4<br />
Vierter Titel: 26 Jahre, 116 Tage<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 31
32 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Aussterbende<br />
Spezies<br />
Adrian Newey, Rory Byrne, Ross Brawn: Formel-1-Legenden wie Sebastian Vettel und<br />
Michael Schumacher standen stets auf den Schultern von Riesen. Das <strong>Motorsport</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> ergründet, was das Aerodynamik-Genie Adrian Newey so besonders macht.<br />
Text: Stephan Heublein & Karin Sturm<br />
Sein erster Job war eine Katastrophe. Renningenieur Adrian Newey und<br />
Rennfahrer Christian Danner harmonierten überhaupt nicht miteinander.<br />
»Ich war sein erster Fahrer und gleichzeitig auch der einzige, der ihn in<br />
seiner gesamten Karriere je gefeuert hat«, erinnert sich Danner schmunzelnd.<br />
»Es war hoffnungslos, er wusste nicht mal, wie er den Funk anstecken<br />
sollte.« Newey gibt heute selbst lachend zu, dass Danner mit seiner<br />
Entscheidung damals richtig lag. »Er war für einen jungen, unerfahrenen<br />
Piloten wie mich der falsche Ingenieur, denn ich<br />
hatte ja auch keine Ahnung.«<br />
Seitdem hat Newey erwartungsgemäß das eine<br />
oder andere dazu gelernt. »Die Zusammenarbeit<br />
war absolut super«, schwärmt Alex Wurz. »Man<br />
kann jederzeit zu Adrian hingehen, er hört dir<br />
immer zu - auch wenn du Blödsinn erzählst.«<br />
Newey stellt ganz spezifische Fragen, filtert die<br />
Informationen heraus, die für ihn hilfreich sind,<br />
und spielt so den Ball mit seinem Fahrer hin und<br />
her. »Es ist sehr cool, mit ihm zusammenzusitzen<br />
und zu philosophieren«, sagt Wurz. Manchmal<br />
erweckt es den Eindruck, dass Newey der<br />
geheime Boss bei Red Bull ist. »Aber das gehört<br />
nicht zu seinen Stärken«, betont Martin Brundle.<br />
»Er ist ein Künstler, kein Personalmanager.«<br />
Dafür hat er Teamchef Christian Horner. Dennoch<br />
bezeichnet Brundle Newey als die wichtigste<br />
Person bei Red Bull Racing, inklusive des vierfachen Champions<br />
Sebastian Vettel. »Die Partnerschaft zwischen ihnen ist perfekt, der eine<br />
hat den Speed und Arbeitswillen, der andere die Ideen«, erklärt Brundle.<br />
Newey ist sein eigener Boss, vertraut seinen Überzeugungen und versteht<br />
es brillant, was es braucht, um Rennen und Titel zu gewinnen. »Nicht<br />
jedes Team könnte das Beste aus Adrian herausholen«, meint Brundle.<br />
»Adrian könnte woanders brillante Ideen entwickeln, aber dort gäbe es<br />
nicht die nötigen Ressourcen, um die Updates zu produzieren, die er im<br />
Sinn hat.«<br />
An sich sind die Zeiten eines Alleinherrschers im Designbüro eines Formel-1-Teams<br />
längst vorbei. Auch Newey braucht ein kreatives Team um<br />
sich herum, das ihn unterstützt - das Teamwork entscheidet. Genau diese<br />
Voraussetzungen erfüllt Red Bull. »Deshalb erleben wir aktuell auch den<br />
besten Newey«, glaubt Johnny Herbert. Das bedeutet allerdings noch nicht,<br />
dass ein Newey-Auto automatisch den WM-Titel gewinnt. »Du musst<br />
das, was dir Adrian hinzaubert, auch verstehen«, verrät Danner. Wenn<br />
das Auto nicht das macht, was der Fahrer möchte, muss er seinen Fahrstil<br />
entsprechend ändern. Darin ist Sebastian Vettel ein Meister. »Adrian ist<br />
insofern außergewöhnlich, weil er nicht nur die Komplexität der Aerodynamik<br />
genial begriffen hat und kreativ umsetzen kann, sondern als Mann<br />
der alten Schule auch selbst Renningenieur war«, erklärt <strong>Motorsport</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong>-Experte Christian Danner. »Diese<br />
Kombination ist eine aussterbende Spezies.« Ein<br />
plastisches Beispiel hierfür liefert Herbert: »Als<br />
Sebastian letztes Jahr ein Loch im Seitenkasten<br />
hatte, hat sich Adrian das Auto selbst genau<br />
angeschaut und überlegt, wieso das Auto trotzdem<br />
noch so schnell war?«<br />
Eine von Neweys großen Stärken kommt beim<br />
Übergang von einem Reglement zum nächsten<br />
zum Tragen. Kein Designer reagierte in der Vergangenheit<br />
schneller auf neue Herausforderungen<br />
als er. Wurz nennt einen simplen Grund<br />
dafür: »In den letzten 20 Jahren ist er immer in<br />
einem Team gewesen, das auch die finanziellen<br />
Möglichkeiten hatte, weitere gute Leute zu<br />
beschäftigen, sodass er delegieren und abgeben<br />
Adrian Newey und sein dickes, rotes Buch konnte.« Aber das ist nur die halbe Wahrheit.<br />
der genialen Aerodynamik-Ideen<br />
Newey ist stets in Gedanken versunken, beschäftigt<br />
sich mit dem Hier und Jetzt, aber gleichzeitig auch mit der Zukunft.<br />
»Es geht nicht nur um sein Fachwissen, sondern um sein ständiges Grübeln<br />
über die Details«, so Wurz. »Das macht den Unterschied aus.« Aber selbst<br />
Newey hat schon mal einen Flop gebaut - allen voran den legendären<br />
Phantom-McLaren, der nie ein Rennen bestritten hat. »Damals wollte er<br />
zu viel«, erklärt Wurz, der das Auto als Testfahrer fuhr. »Es ist wie bei<br />
einem Rennfahrer, der glaubt, die Kurve voll fahren zu können - doch es<br />
geht einfach nicht.« Trotzdem sieht Wurz den MP4-18 nicht als gänzliches<br />
Desaster an. Im Gegenteil: »Das Auto war seiner Zeit weit voraus - bei den<br />
Materialien und der Produktionstechnologie.« Noch heute erkennt man<br />
an den siegreichen Newey-Boliden Merkmale, die erstmals am MP4-18<br />
zu sehen waren. In der Saison 2014 wird sich zeigen, ob Newey beim<br />
neuesten Reglementumbruch erneut das goldene Los zieht oder ob er über<br />
das Ziel hinausschießt. Nur eins dürfte wohl nicht passieren, dass ihn<br />
wieder ein deutscher Fahrer feuert...<br />
Fotos: red bull racing<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 33
Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />
Text: Karin Sturm<br />
Vier WM-Titel. Ein Platz unter den Legenden des<br />
Sports. Alain Prost ist schon lange dort, wo<br />
Sebastian Vettel gerade erst angekommen ist. Das<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> traf den Professor zur groSSen<br />
Abrechnung - über Reife, Neid und Wettkampf.<br />
MSM: Hat es Ihnen persönlich etwas bedeutet<br />
- oder vielleicht sogar etwas ausgemacht, dass<br />
Sebastian Vettel Ihre vier WM-Titel erreicht hat,<br />
und das im Alter von 26 Jahren?<br />
ALAIN PROST: Eigentlich nicht. Ich habe schon<br />
seit längerer Zeit erkannt, dass sich in der Formel<br />
1 ständig alles verändert. Es ist doch heute nichts<br />
mehr, wie es zu meiner aktiven Zeit war. Das<br />
heißt aber auch, dass man nichts mehr miteinander<br />
vergleichen kann. Ich hatte eine ganze<br />
Menge an Rekorden, dann kam Michael Schumacher<br />
und hat sie geschlagen - und jetzt kommt<br />
eben Vettel...<br />
Wo sind die größten Unterschiede?<br />
Man muss sich nur die heutige Zuverlässigkeit<br />
der Autos anschauen, die größere Anzahl der<br />
Rennen, das neue Punktesystem mit 25 Punkten<br />
pro Sieg - wir bekamen damals neun Punkte.<br />
Wie will man da irgendwelche Zahlen vergleichen?<br />
Das macht doch alles nicht viel Sinn. Da<br />
muss man das ganze wie ein neutraler Zuschauer<br />
betrachten und zu sich selbst sagen: Es ist doch<br />
gut, einen weiteren viermaligen Weltmeister →<br />
34 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 35
Sieh her, Alain:<br />
Ich habe jetzt auch<br />
vier WM-Titel<br />
zu haben, der so gut ist wie Sebastian. Und das<br />
alles mit 26 Jahren... Ich habe mit 25 in der Formel<br />
1 angefangen, mit 26 mein erstes Rennen<br />
gewonnen. Das sagt doch schon alles über die<br />
unterschiedlichen Verhältnisse.<br />
Diese Tendenz zu »immer jünger« sieht man in<br />
vielen Sportarten - sind heutige Kinder und<br />
Jugendliche einfach viel früher wesentlich weiter<br />
und reifer, ist heute ein 20-Jähriger schon<br />
wesentlich erwachsener als Sie damals mit 20<br />
und damit auch bereit für die Formel 1?<br />
Nein - grundsätzlich kann man das glaube ich<br />
nicht so sagen. Es ist vielleicht eine andere Form<br />
von Reife. Ich wusste mit 20 oder 23 auch schon,<br />
was ich auf der Rennstrecke machen musste, um<br />
Erfolg zu haben, erst im Kart, dann in den Nachwuchsformeln,<br />
aber auch, dass ich hart arbeiten<br />
musste, um zum Beispiel das nötige Geld bei den<br />
Sponsoren aufzutreiben. Das ist heute anders - es<br />
ist, wie gesagt, vielleicht eine andere Form von<br />
Reife. Als ich mit 25 in der Formel 1 anfing, hatte<br />
ich schon mein eigenes Go-Kart-Team, das ich<br />
gemanagt habe, ich hatte in der Formel Renault<br />
Europe ein Auto laufen, wo ich mich um das<br />
Budget gekümmert habe. Diese Form von Reife<br />
hatte ich, ein anderes Leben auch neben der<br />
Rennstrecke, Erfahrung im Geschäftsleben. Das<br />
kann man von den Jungs heute in der Formel 1<br />
nicht erwarten. Dafür kennen sie das professionelle<br />
System im Rennsport vom Kart bis in die<br />
Formel 1 in- und auswendig, wissen, wie das<br />
Marketing funktioniert, wie man mit Managern<br />
und Sponsoren arbeitet und umgeht. Das wusste<br />
ich, wussten wir damals alle nicht - wir hatten<br />
nur die Leidenschaft für den Rennsport an sich.<br />
Vettel wird oft vorgeworfen, dass er im besten<br />
Auto sitzt - aber ist das nicht bei den meisten<br />
Weltmeistern der Fall?<br />
Ab und zu kann man da sicher mal Ausnahmen<br />
finden. Als ich 1986 im McLaren Weltmeister<br />
wurde, hatte ich sicher nicht das beste Auto. Aber<br />
natürlich habe ich damals auch davon profitiert,<br />
dass sich meine Konkurrenten bei Williams,<br />
Nigel Mansell und Nelson Piquet, gegenseitig<br />
Punkte weggenommen haben. Einmal in seiner<br />
Karriere schafft man das vielleicht, wenn die<br />
Umstände entsprechend sind. Es gibt da in der<br />
Geschichte noch ein paar andere Beispiele, auch<br />
Kimi Räikkönen 2007 im Ferrari, der vom Streit<br />
zwischen Alonso und Hamilton bei McLaren<br />
profitiert hat. Aber vier Titel in Serie - das ist<br />
etwas anderes. So ein Erfolg ist immer das Ergebnis<br />
des Zusammenwirkens zwischen Fahrer und<br />
Team. Es ist nie nur der Fahrer oder nur das<br />
Team. Deshalb ist es auch nicht in Ordnung,<br />
Sebastians Leistung nicht entsprechend anzuerkennen,<br />
die Arbeit, die auch er leistet, um diesen<br />
Erfolg zu erreichen. Einerseits sind diese Diskussionen<br />
für die Formel 1 insgesamt ja gar nicht<br />
schlecht. Wenn die Leute darüber reden, wer<br />
denn nun wirklich der beste Fahrer ist, wer das<br />
beste Team, dann ist das ein Thema, das immer<br />
wieder gut ist für ein paar Schlagzeilen.<br />
Sie haben am Ende Ihrer Karriere gesagt, dass sie<br />
an einem gewissen Punkt die Motivation verloren<br />
hätten. Hat es Sebastian in dieser Beziehung leichter<br />
- weil er noch jünger ist?<br />
Das reine Alter ist da nicht so entscheidend, glaube<br />
ich, viel mehr die Zeit, die man in der Formel 1<br />
Vettel gibt nicht<br />
auf: Starrer<br />
Blick in<br />
Richtung Titel<br />
Nummer 5<br />
Viel Arbeit für<br />
die Ingenieure<br />
mit den neuen<br />
Power Units<br />
für 2014<br />
verbracht hat, mit all dem Druck. Allerdings kann<br />
das von Person zu Person sehr unterschiedlich sein.<br />
Wenn er ständig weiter kritisiert und nicht richtig<br />
anerkannt wird, dann ist das zusätzlicher Druck<br />
und könnte natürlich auch dazu beitragen, dass er<br />
sich irgendwann die Frage stellt, warum mache ich<br />
das alles eigentlich noch? Andererseits hat er ja<br />
anscheinend die volle Unterstützung seines Teams<br />
und seiner Sponsoren... Man muss mal abwarten,<br />
wie sich das in Zukunft entwickelt. Es ist noch zu<br />
früh, um darüber etwas zu sagen. Was in seiner<br />
Situation sehr positiv ist, sind die Regeländerungen,<br />
die im nächsten Jahr kommen. Das ist sehr gut für<br />
ihn und für das Team. Dadurch bekommt er automatisch<br />
eine neue Motivation, und eine neue Möglichkeit,<br />
den Leuten zu beweisen, dass er auch unter<br />
veränderten Umständen genauso gut sein kann,<br />
dass er mit der neuen Technologie zusammen mit<br />
seinem Team wieder das Beste erreichen kann.<br />
Sind die neuen Regeln auch grundsätzlich eine gute<br />
Sache für die Formel 1?<br />
Als ich mit 25 in der F1<br />
anfing, hatte ich schon<br />
mein eigenes Go-Kart-<br />
Team, ich hatte in der<br />
Formel Renault Europe<br />
ein Auto laufen, wo ich<br />
mich um das Budget<br />
gekümmert habe. Diese<br />
Form von Reife hatte ich.<br />
eben Erfahrung im Geschäftsleben.<br />
Acht WM-Titel auf<br />
einem Bild: Sebastian<br />
Vettel und Alain Prost<br />
36 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: adrivo/Sutton, red bull<br />
Sebastian Vettel<br />
dürfte die neue<br />
Formel 1 ab<br />
2014 liegen<br />
Ich verstehe, wenn es heißt, dass das Timing sicher<br />
schwierig ist für die Teams - aus wirtschaftlichen<br />
Gründen. Andererseits muss man aber sehen, dass<br />
einige Hersteller überlegt haben, in der Formel 1<br />
nicht weiter zu machen, wenn es nichts Neues auf<br />
dem Motorensektor gegeben hätte. Denn sie<br />
wollten einfach näher an dem sein, was auch in der<br />
Automobilindustrie gebraucht und entwickelt wird.<br />
Bei Renault stand so eine Entscheidung auch an -<br />
und bei uns war man sehr glücklich darüber. Und<br />
auch Honda ist nur wegen des neuen Reglements<br />
zurückgekommen. Man muss wohl akzeptieren,<br />
dass es für einige Leute am Anfang schwierig sein<br />
wird, aber grundsätzlich ist es sicher gut für die<br />
Formel 1.<br />
Und wie sollen die kleinen Teams die Finanzierung<br />
stemmen?<br />
Sicher ist die gesamtwirtschaftliche Situation<br />
schlecht. Aber sie ist für viele Teams ja auch heute<br />
schon schlecht. Das liegt nicht in erster Linie an<br />
den neuen Motoren. Sicher, das kann es für einige<br />
noch schlimmer machen. Aber grundsätzlich muss<br />
das Problem auf einer ganz anderen Ebene angegangen<br />
werden, die Ursachen liegen viel tiefer und<br />
viel weiter zurück.<br />
Wie groß wird die Herausforderung aus technischer<br />
Sicht für die Hersteller werden? Müssen<br />
wir am Anfang doch mit einigen Problemen rechnen<br />
- Motoren, die hochgehen, Autos, die ohne<br />
Sprit stehen bleiben?<br />
Das kann schon passieren, aber bestimmt nicht so<br />
extrem wie in früheren Zeiten. Denn heute haben<br />
wir doch ein wesentlich besseres Verständnis von<br />
vielen Dingen. Aber ein paar Zuverlässigkeitsprobleme<br />
kann man am Anfang schon erwarten. Denn<br />
es ist schon eine hoch komplexe Technologie, die<br />
Entwicklungszeit ist relativ kurz. Ich sehe bei Renault<br />
alle ein, zwei Wochen irgendwelche Fortschritte,<br />
es ist eine sehr schnelle Entwicklung - aber<br />
das beinhaltet halt auch das Risiko von<br />
Problemen.<br />
Es kann passieren, dass<br />
ein motorenHersteller<br />
am Anfang deutlich<br />
vorne liegt. Aber das ist<br />
doch auch die Essenz,<br />
der Kern der Formel 1:<br />
Wettbewerb - und der<br />
hersteller, der den<br />
besten Job erledigt, ist<br />
eben vorne.<br />
Sind Sie optimistisch, dass das Renault sein wird?<br />
Wenn man heute realistisch ist, dann ist man nicht<br />
mehr optimistisch. Denn es ist nun mal sehr<br />
schwierig...<br />
Wird sich der reine Rennsport auch verändern -<br />
immer mehr in Richtung Langstreckenrennen?<br />
Nein, überhaupt nicht. Ich weiß zwar, dass das eine<br />
Menge Leute behaupten, aber das wird nicht passieren.<br />
Man hat eine gewisse Menge Energie zur<br />
Verfügung, und die muss man sich einteilen. Das<br />
stimmt. Aber wenn ich mir heute Langstrecken-<br />
Rennen anschaue, dann sind sie doch schon fast<br />
Sprintrennen. Auch das Spritlimit sehe ich nicht<br />
als Problem. Man muss sich eben anpassen, an das,<br />
was man hat. Das werden einige Fahrer, die sich<br />
mit dem System detaillierter auseinandersetzen,<br />
vielleicht etwas schneller und besser drauf haben<br />
als andere. Cleverness und technisches Verständnis<br />
werden gefragt sein, sicher. Aber das war doch im<br />
Prinzip schon immer so, mal mehr, mal etwas<br />
weniger.<br />
Das wäre ein für Sie maßgeschneidertes Reglement<br />
gewesen, oder?<br />
Ja, bestimmt, das hätte perfekt zu meiner Herangehensweise,<br />
meiner Einstellung und meinem<br />
Fahrstil gepasst.<br />
Fotos: ferrari, adrivo/Sutton<br />
Einige Experten haben Angst, dass die Leistungsunterschiede<br />
zwischen den drei Herstellern zu<br />
Beginn sehr groß sein könnten. Teilen Sie diese<br />
Befürchtungen - oder wird sich schnell alles<br />
angleichen?<br />
Es wird sicher nicht komplett ausgeglichen sein,<br />
weder bei der Leistung noch bei der Zuverlässigkeit<br />
noch beim Gewicht oder der Integrierbarkeit ins<br />
Auto, und auch nicht bei den Fähigkeiten, die<br />
Energie-Speicherkapazitäten komplett auszunutzen.<br />
Es wird schon Unterschiede geben.<br />
Also auch große Zeitabstände am Anfang?<br />
Es kann passieren, dass ein Hersteller am Anfang<br />
deutlich vorne liegt. Aber das ist doch auch die<br />
Essenz, der Kern der Formel 1: Wettbewerb - und<br />
der, der den besten Job macht, ist eben vorne.<br />
Und wer wird jetzt davon profitieren - Vettel?<br />
Ja, bestimmt. Denn so wie er mit dem Team arbeitet,<br />
müsste ihm das auf jeden Fall entgegenkommen.<br />
Genau deshalb hat er auch sehr gute Chancen,<br />
nächstes Jahr wieder vorne zu sein.<br />
Daumen hoch:<br />
Vettel will Prost<br />
bei den<br />
WM-Titeln<br />
überflügeln<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 37
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Text: Kerstin Hasenbichler<br />
NUR EINMAL WELTMEISTER<br />
Vergessene Champions<br />
Die Namen Ayrton Senna, Michael Schumacher, Juan Manuel Fangio, Alain Prost oder Niki Lauda haben<br />
bis heute an Strahlkraft nichts verloren. So manch andere Weltmeister sind in den Formel-1-Geschichtsbüchern<br />
verloren gegangen. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> hat sie wieder hervorgeholt und<br />
stellt die Top-5 der vergessenen Champions vor.<br />
Mike Hawthorn<br />
gewann 1958 den<br />
WM-Titel<br />
Mike Hawthorn -<br />
Weltmeister 1958<br />
Wussten Sie, dass Mike Hawthorn mit bürgerlichen Namen John Michael hieß?<br />
Nein? Da sind sie nicht der Einzige. Kaum einer kannte den Engländer, der sich<br />
Zeit seiner Karriere hinter einer Mauer an Arroganz versteckte, wirklich. Das<br />
brachte ihm bei englischen Journalisten sogar den Titel ‚unbeliebtester Weltmeister‘<br />
in der F1-Geschichte ein. Dabei war Hawthorn der erste Engländer,<br />
der nach dem zweiten Weltkrieg einen regulären Grand-Prix-Sieg und einen<br />
Weltmeistertitel errang und damit eine lange Tradition englischer Dominanz im<br />
<strong>Motorsport</strong> begründete. Vergessen ist sein unglaubliches Windschattenduell<br />
mit Juan-Manuel Fangio während des Frankreich GP, das er am Ende gewann.<br />
In den Schlagzeilen kam Hawthorn nur vor, wenn die britischen Medien mal<br />
wieder eine Hetzkampagne starteten und ihn als Vaterlandsverräter anprangerten.<br />
Selbst das britische Unterhaus diskutierte über seine Entscheidung, zu<br />
Ferrari zu wechseln. Seine Landsmänner warfen ihm vor, dem Militärdienst<br />
entgehen zu wollen, dabei wollte Hawthorn nur für das beste Team der damaligen<br />
Zeit fahren.<br />
38 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Phil Hill -<br />
Weltmeister<br />
1961<br />
»Phil Hill setzte den Standard und bereitete<br />
den Weg für alle nachfolgenden<br />
US-amerikanischen Piloten wie Dan<br />
Gurney oder Mario Andretti«, schrieb die<br />
Times 2006. Hill war der erste US-<br />
Amerikaner, der die 24-Stunden von Le<br />
Mans siegreich beendete [1958, 1961<br />
und 1962] und eine Runde auf dem<br />
Nürburgring im Ferrari 156 unter neun<br />
Minuten fuhr. 1961 feierte er mit dem<br />
Gewinn der Formel-1-Weltmeisterschaft<br />
seinen größten Erfolg. Einen Triumph,<br />
den er damals nicht feiern durfte und<br />
der später durch seine Nachfolger in den<br />
Schatten gestellt wurde. Hill sicherte<br />
sich mit nur einem Punkt Vorsprung auf<br />
Teamkollege Wolfgang Graf Berghe von<br />
Trips den Titelgewinn. Beide lieferten<br />
sich einen spannenden Zweikampf bis<br />
zum vorletzten Rennen der Saison,<br />
indem von Trips tödlich verunglückte.<br />
Im gleichen Rennen wurden auch 14<br />
Zuschauer tödlich verletzt, woraufhin<br />
Ferrari entschied, das Saisonfinale in<br />
Watkins Glen - das Heimrennen von Phil<br />
Hill - nicht zu bestreiten und den Titelgewinn<br />
in diesem Jahr ‚unter den Tisch<br />
fallen zu lassen‘.<br />
Phil Hill holte<br />
seinen WM-Titel<br />
auf Ferrari<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 39
Denny Hulme ist<br />
der einzige<br />
F1-Champion aus<br />
Neuseeland<br />
Denis Hulme - Weltmeister 1967<br />
Denis Hulme, Spitzname Bär, konnte je nach Stimmungslage<br />
zum Grizzly oder Winnie Puuh werden wie ehemalige Teamkollegen<br />
zu berichten wussten. Nach seinem Triumph in der<br />
Formel 1 zeigte sich der Neuseeländer allerdings von seiner<br />
bescheidenen Seite, dabei krönte er sich bereits in seinem<br />
zweiten Jahr zum Weltmeister. »Dass ich den Titel in meinem<br />
zweiten Jahr geschafft habe, bedeutet nicht, dass ich der beste<br />
Fahrer auf der Welt bin. Es bedeutet lediglich, dass es mir<br />
gelungen ist, konstant gute Rennen zu fahren und einige davon<br />
zu gewinnen«, meinte Hulme. Zwischen 1965 und 1974 bestritt<br />
er für Braham sowie McLaren 112 Grands Prix, holte acht<br />
Siege, 33 Podestplätze und eine Pole Position. Bis heute ist<br />
Hulme der einzige F1-Weltmeister aus Neuseeland - ein Triumph,<br />
den selbst seine Landsleute vergessen haben. So sucht<br />
man in der neuseeländischen Hall of Fame vergebens nach<br />
einem Abbild von Denis Hulme. Würde er heute noch leben,<br />
würde er angesichts dieser Missachtung wohl wieder zum<br />
Grizzly werden.<br />
Jacques<br />
Villeneuve hatte in<br />
der F1 nur bei<br />
Williams Erfolg<br />
Jacques Villeneuve - Weltmeister 1997<br />
Wechselnde Haarfarben, ein zwei Nummern zu großer Rennoverall<br />
und ein loses Mundwerk - das ist Jacques Villeneuve.<br />
Bis heute ist der Querkopf, nicht zuletzt wegen seiner politisch<br />
meist unkorrekten Äußerungen, unvergessen. An seinen<br />
Titelgewinn 1997 erinnern sich die meisten Fans hingegen<br />
nur noch verschwommen. Dabei war sein Aufstieg mit Williams<br />
nahezu kometenhaft. Nach zwei Jahren Formel 1<br />
wurde er als bester Neueinsteiger aller Zeiten umschwärmt.<br />
Der Kanadier holte 11 Siege, 13 Poles und 9 schnellste Rennrunden<br />
und am Ende der Saison 1997 im legendären Showdown<br />
mit Michael Schumacher im spanischen Jerez den<br />
Weltmeistertitel - eine Bilanz, die zehn Jahre später selbst<br />
Super-Rookie Lewis Hamilton nicht knacken konnte. Villeneuves<br />
kometenhaftem Aufstieg folgte der tiefe Fall ins<br />
Mittelfeld. Nach Verträgen mit B.A.R und Renault wechselte<br />
der ‚Freigeist‘ 2005 zu Sauber und besiegelte damit sein<br />
F1-Aus. »Dort hieß es: sei still und fahr einfach. Das lag mir<br />
nicht - und dann wurde es kompliziert.«<br />
40 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Jenson Button<br />
- Weltmeister<br />
2009<br />
Fotos: adrivo/Sutton<br />
Als er die Ziellinie überquerte, konnte er<br />
nicht mehr an sich halten und schrie im<br />
Boxenfunk in die gesamte Formel-1-<br />
Welt hinaus: »We are the champions!«<br />
Zu Beginn seiner Karriere galt Jenson<br />
Button als schlampiges Genie, das sein<br />
großes Talent zugunsten eines Jetset-<br />
Lebens vergeudete. Neun Jahre lang<br />
fuhr er in der Königsklasse des <strong>Motorsport</strong>s<br />
erfolglos und größtenteils unbemerkt<br />
hinterher, um schließlich in seinem<br />
zehnten Jahr mit dem Titelgewinn<br />
seinen bis dato größten Triumph einzufahren.<br />
Doch die Erfolgsgeschichte des<br />
britischen Spätzünders ist eigentlich die<br />
Erfolgsgeschichte seines Teamchefs<br />
Ross Brawn und eines Geniestreichs<br />
namens Doppel-Diffusor. Eine riskant<br />
ausgelegte Variante des Reglements, die<br />
Buttons Boliden dank des besseren<br />
Abtriebs in der ersten Saisonhälfte<br />
unschlagbar machte. Der Brite gewann<br />
sechs der ersten sieben Saisonrennen<br />
und war trotz einer alles andere als<br />
weltmeisterlichen zweiten Saisonhälfte<br />
nicht mehr einzufangen. Irgendwie treffend<br />
beschrieb Button seinen Erfolg so:<br />
»Es ist irgendwie surreal.«<br />
Der Reifen-<br />
Flüsterer bei<br />
der Arbeit<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 41
Highlights<br />
2013<br />
Text: Stephan Heublein & Kerstin Hasenbichler<br />
Was für eine Saison: explodierende Reifen, rebellierende<br />
Fahrer und ein Skateboard fahrender Hund<br />
hielten die F1-Welt in Atem! Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
lässt die witzigsten, spektakulärsten<br />
und traurigsten Momente des Jahres<br />
Revue passieren.<br />
42 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: adrivo/suton, red bull racing<br />
Der RB9 kam nur<br />
schwer in Fahrt, war<br />
danach aber nicht<br />
mehr zu stoppen<br />
Der Red Bull RB9 gab sich bei seiner Präsentation fotoscheu, dabei stammt<br />
er aus gutem Hause. Die fünf Brüder der schnellen Familie hören auf die<br />
Namen RB5 bis RB9 und fuhren innerhalb von fünf Jahren neun Weltmeistertitel<br />
und einen Vizeweltmeistertitel ein. Dabei hätte der älteste Sprössling<br />
ebenfalls den Fahrertitel gewinnen können, wenn Ross Brawn nicht den<br />
Doppeldiffusor erfunden hätte. Gegen Saisonende 2009 war der RB5 dennoch<br />
das schnellste Auto im Feld - eine Eigenschaft, die alle folgenden Brüder<br />
erbten. Das Weltmeisterauto der Saison 2013 baut also auf einer erfolgreichen<br />
Basis auf, die von Jahr zu Jahr nur verfeinert werden musste. Die geringen<br />
Regeländerungen seit 2009 bedeuteten, dass die Autos nur im Detail verbessert<br />
wurden, um aus jedem Bereich das Maximum herauszuholen. »Wenn<br />
man einen RB5 neben einen RB9 stellen würde, könnte man klare Gemeinsamkeiten<br />
erkennen«, erklärt der Vater des Erfolges, Adrian Newey. Das<br />
Getriebe des RB9 wurde größtenteils von seinem Vorgänger übernommen,<br />
einige Teile reichen sogar bis zum RB7 zurück und werden auch vom Kunden<br />
Caterham genutzt. Der RB9 war in der zweiten Saisonhälfte ein nahezu<br />
perfektes Auto. Zu Saisonbeginn hatte Red Bull jedoch Probleme, die neuen<br />
Pirelli-Reifen zu verstehen. Erst mit den geänderten Reifen zur Saisonmitte<br />
wurde der RB9 zur alles dominierenden Siegmaschine, die ab Spa jedes<br />
Rennen gewann. Die größte Schwachstelle des Autos war wieder einmal<br />
KERS, das Red Bull seit dem Debütjahr der Technik 2009 nicht hundertprozentig<br />
in den Griff bekam. Vor allem Mark Webber hatte immer wieder<br />
KERS-Probleme zu beklagen.<br />
Technische Daten<br />
Gewicht:<br />
642 kg (inkl. Fahrer)<br />
Kraftübertragung: Sieben-Gang-Getriebe<br />
Felgen: vorne: 12,0x13, hinten: 13,7x13<br />
Motor: Renault RS27 - 2013<br />
Zylinder: 8<br />
Hubraum:<br />
2400ccm<br />
Max. Umdrehungen: 18.000<br />
Anzahl Ventile: 32<br />
Leistung:<br />
ca. 750 PS<br />
Erfolge<br />
WM-Titel: 2<br />
Siege: 13<br />
Poles: 11<br />
Schnellste Runden: 12<br />
Podiumsplätze: 24<br />
Führungskilometer: 4.001<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 43
Sieg geklaut:<br />
Sebastian Vettel<br />
machte in Malaysia<br />
keine Gefangenen<br />
Affäre des Jahres: Malaysia<br />
Fans pfiffen, Experten diskutierten. Christian Danner<br />
urteilte: »Da ist jetzt richtig Dampf im Kessel.« Die<br />
Saison 2013 hatte gleich beim zweiten Rennen in<br />
Malaysia ihren ersten handfesten Skandal. Obwohl<br />
Red Bull seine beiden Fahrer mittels Funkspruch<br />
anwies, die Positionen zu halten, hatte Sebastian<br />
Vettel keine Lust, den Sieg seinem Teamkollegen<br />
Mark Webber zu überlassen. Lieber griff er Webber<br />
an, überholte ihn und gewann das Rennen. Wer<br />
dachte, dass Vettel danach Ärger von Teamchef Christian<br />
Horner drohte, der irrte. Vettel entschuldigte sich<br />
zwar vor versammelter Mannschaft, betonte später<br />
aber, dass er wieder so handeln würde. Bei den Fans<br />
hatte sich der Deutsche damit viele Sympathien verspielt,<br />
zumal sein Landsmann Nico Rosberg im gleichen<br />
Rennen zeigte, wie man sich an Teamanweisungen<br />
hält. Er erhielt die Anweisung, Lewis Hamilton<br />
nicht zu überholen, obwohl er schneller unterwegs<br />
war. Rosberg hielt sich - trotz kurzer Wiederwehr via<br />
Funk - daran und sammelte so zwar weniger WM-<br />
Punkte, aber dafür Sympathiewerte beim Team..<br />
McLaren und Williams: Zwei<br />
Traditionsteams enttäuschten<br />
Enttäuschungen des Jahres: McLaren & Williams<br />
Schlimm, schlimmer, McLaren. Der britische Traditionsrennstall erlebte 2013 ein Seuchenjahr par excellence. Dass<br />
McLaren einen Fehlstart in die Saison hinlegt, ist in der Teamgeschichte nichts Neues. Doch anders als in den Jahren<br />
zuvor gelang es McLaren, trotz umfangreicher finanzieller und personeller Ressourcen, nicht, den Rückstand wett zu<br />
machen. Ein vierter Platz von Jenson Button beim Saisonfinale in Brasilien blieb das beste Saisonresultat - für ein<br />
Team wie McLaren alles andere als standesgemäß. Lediglich Williams durchschritt in dieser Saison ein noch tieferes<br />
Tal. Der Große Preis von Brasilien, bei dem nur ein Williams-Pilot auf Rang 16 die Zielflagge sah, spiegelte die erschreckend<br />
schwache Saison wieder. Wie schon im Katastrophenjahr 2011 fuhr Williams nur magere fünf WM-Punkte ein.<br />
Beide Rennställe hoffen, mit der Verpflichtung neuer Piloten sowie dem Wechsel des Motorenherstellers (bei McLaren<br />
erst 2015) den Anschluss wieder zu finden.<br />
44 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Abschied des Jahres:<br />
Mark Webber<br />
Misstrauen, Neid und Spekulationen waren seit jeher der<br />
Treibstoff in der Beziehung zwischen Sebastian Vettel und<br />
seinem Schattenmann Mark Webber. 2013 hatte der Australier<br />
endgültig die Nase voll und verkündete publikumswirksam<br />
via Twitter vor dem Heimrennen seines Teams<br />
in Silverstone seinen Rücktritt zum Saisonende - und kam<br />
damit der PR-Abteilung des Rennstalls zuvor. Mit Webbers<br />
Abschied findet eines der verbittertsten Teamduelle in der<br />
Formel-1-Geschichte ein Ende. Ein besonders dunkles<br />
Kapitel wurde 2010 in der Türkei geschrieben, als die beiden<br />
Red-Bull-Piloten bei einem Zweikampf miteinander<br />
kollidierten - die Hornochsen waren geboren. Kein Wunder,<br />
dass Webber seinen Sieg bei Vettels Heimrennen auf<br />
dem Nürburgring 2009 bis heute als einen seiner schönsten<br />
Formel-1-Momente bezeichnet. »Von der Pole Position<br />
aus wegzufahren und mit 30 Sekunden Vorsprung auf Seb<br />
in seinem Wohnzimmer zu gewinnen, ist eine nette<br />
Geschichte für meinen ersten Rennsieg«, erklärte Webber<br />
damals mit einem breiten Grinsen.<br />
Best of Mark Webber<br />
»Schon wieder der Verrückte aus Kurve eins« - Webbers<br />
Bezeichnung für Romain Grosjean, Japan 2012<br />
»Das denke ich nicht, denn Britney ist soeben in die Wand<br />
geknallt« - Webbers Funkspruch nach der Anordnung seines<br />
Williams-Teams Nico Rosberg vorbeizulassen, Brasilien 2006<br />
»Die Rennschuhe sind ziemlich empfindlich. Da müssen<br />
wir ein Kondom überstreifen!« - Webber erklärt seine<br />
schwarzen Gummistiefel<br />
»Wenn ich 40 bin, betrunken und fett auf dem Sofa sitze, wird er<br />
immer noch gut dabei sein.« - Mark Webber über Sebastian<br />
Vettel<br />
Teure Taxi-Fahrt:<br />
Strafversetzung<br />
inbegriffen<br />
Fotos: adrivo/suton, red bull racing<br />
Taxifahrt des Jahres: Webber in Singapur<br />
Auch wenn Mark Webber 2013 ohne Sieg blieb, so<br />
sorgte er in Singapur zumindest für die denkwürdigste<br />
Taxifahrt des Jahres.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 45
Spruch des Jahres<br />
Michael Schumacher raus, Lewis Hamilton rein. Norbert<br />
Haug raus, Toto Wolff und Niki Lauda rein. Im Kampf um<br />
eine Spitzenposition in der Formel 1 blieb bei Mercedes<br />
in der Winterpause kein Stein auf dem anderen - und<br />
tatsächlich gelang den runderneuerten Silberpfeilen die<br />
große Überraschung. Während der Rennstall in den ersten<br />
drei Jahren hauptsächlich mit seiner »äußerst armseligen<br />
Performance« (Zitat Derek Warwick) Schlagzeilen machte,<br />
behauptete sich der Rennstall im vierten Formel-1-Jahr<br />
gegen Ferrari, Lotus & Co. und sicherte sich die Vizeweltmeisterschaft<br />
hinter Red Bull. Die Höhepunkte: Nico<br />
Rosberg gewann den prestigeträchtigen Monaco GP<br />
sowie das Heimrennen seines Rennstalls in Silverstone;<br />
Lewis Hamilton stand in Ungarn auf dem Siegerpodest.<br />
»Wir konnten gigantische Erfolge feiern. Wir waren leider<br />
nicht immer konstant genug, was vor allem an den Reifen<br />
lag. Aber der Fortschritt war riesig«, betonte Rosberg.<br />
Böse Zungen behaupten, dass Mercedes für das Reifenproblem<br />
eine - nicht ganz skandalfreie - Lösung nach<br />
dem Spanien GP gefunden habe...<br />
Sebastian Vettel ist<br />
immer für einen<br />
lustigen Spruch gut<br />
»Wenn die anderen nach<br />
Hause gehen und die Eier in<br />
den Pool hängen, dann sind<br />
wir noch da und tüfteln<br />
weiter am Auto.«<br />
Mit dieser Aussage sorgte Sebastian Vettel nicht nur für den Spruch des Jahres, sondern auch für so manche<br />
Zornesröte in den Gesichtern seiner Gegner. Rosberg & Co. rieten Vettel, sich weniger Gedanken um die Eier<br />
anderer zu machen...<br />
46 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Skandal des Jahres:<br />
Reifen<br />
Pirelli wird das Jahr 2013 sicher nicht so schnell vergessen. Fast im Wochenrhythmus<br />
bekamen die bedauernswerten Italiener eine Breitseite nach der anderen eingeschenkt.<br />
Wurde zunächst nur darüber diskutiert, ob die neuen Reifenmischungen zu schnell abbauten<br />
und sie die Rennen durch zu viele Boxenstopps unübersichtlich machten, rückten bald auch<br />
Sicherheitsaspekte in den Mittelpunkt der Diskussionen. Nachdem bereits in der ersten Saisonhälfte<br />
einige Probleme mit Delaminierung (Ablösung der Lauffläche) aufgetreten waren,<br />
explodierte in Silverstone ein Pirelli-Reifen nach dem anderen. Vor dem Nürburgring drohte die<br />
Fahrervereinigung sogar mit einem Boykott! Pirelli reagierte prompt, lieferte verbesserte Reifen<br />
für den Deutschland GP und legte in Ungarn noch einmal nach - die 2013er Mischungen<br />
wurden mit der 2012er Konstruktion verbunden. Zwischenzeitlich spielte der Reifenhersteller<br />
sogar mit dem Gedanken, die Formel 1 zu verlassen. Entsprechend entpuppte<br />
sich die Vertragsverlängerung für 2014 als äußerst schwierige und langwierige<br />
Geburt. Die Italiener zogen jedoch ihre Lehren aus dem Reifendilemma: nachdem<br />
sie bislang gebeten worden waren, schnell abbauende Reifen zu<br />
liefern, um so für spannendere Rennen zu sorgen, wollen sie 2014<br />
standfestere Reifen für maximal ein bis zwei Stopps anbieten<br />
- so lange die Teams nicht explizit etwas<br />
anderes verlangen.<br />
Fotos: adrivo/suton, mercedes<br />
Aua: in Silverstone<br />
platzte ein<br />
Pirelli-Reifen nach<br />
dem anderen<br />
Die Reifen waren<br />
stets im Mittelpunkt<br />
jeder Diskussion<br />
Reifentest-Gate<br />
Es war der Skandal des Jahres: Kurz vor dem Start des Monaco GP wurde<br />
bekannt, dass Mercedes in Zusammenarbeit mit Pirelli einen »geheimen«<br />
Reifentest mit den Stammfahrern in Barcelona durchgeführt hatte. Dabei<br />
sind Tests mit aktuellen Autos gemäß Reglement verboten! Wochen lang<br />
gab es im F1-Paddock kein anderes Thema mehr: Warum trugen die Fahrer<br />
schwarze Helme? Wieso wussten die anderen Teams nichts davon? Was<br />
ist das International Tribunal der FIA? Letzteres entschied in einer eintägigen<br />
Anhörung, dass alle Beteiligten in irgendeiner Art und Weise schuldig waren.<br />
Pirelli wurde gerügt, Mercedes vom Young Driver Test ausgeschlossen und<br />
die Sache abgehakt. Mal wieder viel Lärm um fast nichts.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 47
Felipe Massa<br />
tauscht Rot<br />
gegen Dunkelblau<br />
Revoluzzer des Jahres:<br />
Felipe Massa<br />
Der Funk knistert. Dann ertönt die glasklare Stimme von<br />
Rob Smedley: »Multi-Function Strategy A, now please.«<br />
Strategie A wie ‚Aus dem Weg, Alonso ist schneller als du‘.<br />
Doch anstatt wie früher seinen Teamkollegen brav vorbei<br />
zu winken, pfiff Massa in Japan auf die Teamorder, schaltete<br />
den Funk auf stumm und fuhr sein eigenes Rennen.<br />
Nach acht Jahren als brave Nummer 1B war Schluss mit<br />
Mr. Nice Guy. »Ab 2014 fahre ich nicht mehr für Ferrari«,<br />
teilte der 32-jährige Brasilianer im Sommer via Twitter<br />
mit und ließ damit höchstpersönlich die Bombe platzen.<br />
Eine erste kleine Palastrevolution, der weitere folgten. Egal<br />
ob Teamorder oder Reifenanweisungen - wenn nötig, bot<br />
Massa jedem im Team die Stirn. Auf der Strecke fuhr er<br />
wie entfesselt und ließ auf einer schnellen Runde sogar<br />
Alonso hinter sich. Erstmals muss sich Massa im teaminternen<br />
Qualifyingduell mit 8:11 gegenüber dem zweifachen<br />
Champion aus Asturien nicht mehr verstecken. Eine<br />
Tatsache, die Alonso lapidar kommentierte: »Wir sollten<br />
daraus keine große Sache machen.«<br />
Romain Grosjean:<br />
Vom Crash-Kid zum<br />
Spitzenfahrer<br />
Aufsteiger des Jahres:<br />
Romain Grosjean<br />
Die Karriere des Romain Grosjean schien eigentlich schon<br />
so gut wie beendet - zweimal. Rückblickend viel zu früh<br />
warf ihn Renault 2009 als Ersatz für den geschassten Nelsinho<br />
Piquet ins Haifischbecken Formel 1. Bereits nach<br />
sieben Rennen war seine F1-Laufbahn (vorerst) vorbei.<br />
Dann das Comeback mit Lotus, die vielen Kollisionen und<br />
die Sperre von Monza. »Grosjean hat wirklich schon<br />
einiges hinter sich, woran andere zerbrochen wären«,<br />
gesteht <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>-Experte Christian Danner.<br />
»Dass er das alles überwunden hat, daraus gelernt hat und<br />
jetzt immer stärker wird und sein Talent auch ausspielen<br />
kann, ist schon stark.« Tatsächlich wurde aus dem ‚Verrückten<br />
aus der ersten Runde‘, wie ihn Mark Webber 2012<br />
taufte, in der Saison 2013 ein zuverlässiger, konstanter und<br />
verdammt schneller Podiumsanwärter.<br />
48 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Die F1-Welt trauert<br />
um Maria de Villota<br />
Lotus ist das Sinnbild<br />
für die F1-Krise:<br />
Selbst ein Topteam<br />
hat kein Geld<br />
Fotos: adrivo/suton<br />
Krise des Jahres:<br />
Finanzkrise<br />
Der Kampf ums nackte Überleben tobt - es gibt kaum einen Formel-1-<br />
Rennstall, der nicht jeden Euro zweimal umdrehen muss, sollte er denn<br />
überhaupt noch im Besitz einiger unverplanter Münzen sein. Red Bull,<br />
Ferrari und Mercedes können noch immer aus den Vollen schöpfen, aber<br />
selbst ein Topteam wie McLaren musste 2013 genauer aufs Budget achten.<br />
Wie schlimm es um die Formel 1 tatsächlich bestellt ist, zeigt, dass mit<br />
Lotus ein GP-Sieger und der Vierte der Konstrukteurs-WM um die Existenz<br />
bangt. Mitarbeiter werden monatelang auf ihr Gehalt vertröstet, Kimi Räikkönen<br />
droht öffentlich mit einem Streik, die Verhandlungen mit mysteriösen<br />
neuen Teilhabern ziehen sich wie ein Kaugummi in die Länge - die Formel<br />
1 ist krank! Das Beispiel Lotus zeigte in dieser Saison auf, dass der Geldmangel<br />
nicht nur die »chronisch Kranken« wie Caterham und Marussia<br />
oder die »Kleineren« wie Williams und Sauber betrifft, sondern fast niemand<br />
davor sicher ist. Es läuft etwas gehörig falsch, wenn abgefahrene Bremsen<br />
Unfälle auslösen, nur weil kein Geld für neues Material vorhanden ist...<br />
Trauerfälle des Jahres<br />
»Liebe Freunde: Maria hat uns verlassen. Wie alle Engel musste sie<br />
in den Himmel.« Am 11. Oktober 2013 versetzte die Todesnachricht<br />
von Maria de Villota die <strong>Motorsport</strong>welt in einen Schockzustand. »Mit<br />
ihrem Mut war sie Inspiration für viele von uns«, kondolierte Mercedes<br />
mit Blick auf den Testunfall der Spanierin, der sie ihre Rennfahrerkarriere,<br />
nicht aber das Leben gekostet hat - zumindest nicht sofort.<br />
Die frühere Marussia-Testpilotin prallte 2012 mit ihrem Boliden bei<br />
einem Geradeaustest gegen die Laderampe eines LKW und erlitt<br />
schwere Kopfverletzungen, den Verlust ihres rechten Auges sowie<br />
ihres Geruchs- und Geschmackssinns. Ein Jahr später kehrte sie<br />
beim Spanien GP auf die F1-Bühne zurück, doch ihr Kampf blieb<br />
unbelohnt. Maria de Villota verstarb an Spätfolgen ihres Unfalls, sie<br />
wurde 33 Jahre alt. Wenige Monate zuvor wurde die Formel 1 von<br />
einem tragischen Unglück in Kanada erschüttert. Ein Streckenposten<br />
wurde beim Bergen von Esteban Gutierrez Boliden von einem Kranwagen<br />
überrollt und starb.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 49
Comeback des Jahres:<br />
Adrian Sutil<br />
In seinem Rückspiegel wurde der Red Bull größer und größer. Bereits elf Runden lang folgte<br />
ihm Sebastian Vettel wie ein Schatten, doch Adrian Sutil dachte nicht daran, seine Position<br />
kampflos aufzugeben, immerhin musste er 91 Rennen warten, bis er seinen ersten Grand<br />
Prix anführen durfte. In Runde 22 fand Vettel schließlich einen Weg vorbei, doch mit seinen<br />
Führungskilometern beim Saisonauftakt in Australien hatte Sutil sämtlichen Kritikern<br />
bewiesen, dass er das Fahren trotz einjähriger Zwangspause nicht verlernt hat. »Es war ein<br />
unglaubliches Gefühl, das Rennen anzuführen, immerhin hatte ich erst drei Wochen zuvor<br />
erfahren, dass ich wieder Formel 1 fahren darf«, verriet Sutil. Doch allzu schnell wurde er<br />
wieder auf den harten Boden der Realität geholt. In der zweiten Saisonhälfte brach die<br />
Formkurve von Force India mit den geänderten Reifen ein. »Das ist Formel-3-Niveau«,<br />
klagte Sutil gegenüber dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>, nachdem er mit altem Material seine<br />
Kreise ziehen musste. Nichtsdestotrotz ist sein Comeback in der Formel 1 geglückt.<br />
Husarenritt<br />
des Jahres:<br />
Nico Hülkenberg<br />
Germany, 12 points - Nico Hülkenberg<br />
zeigte in Korea eine der besten<br />
Verteidigungsschlachten der Formel-<br />
1-Geschichte. Mit seinem Husarenritt<br />
von Rang sieben auf Position vier<br />
stellte Hülkenberg selbst Sieger<br />
Sebastian Vettel in den Schatten.<br />
Nervenstark und mit beeindruckenden<br />
Defensivkünsten hielt der<br />
Sauber-Pilot fast das gesamte Rennen<br />
die Ex-Weltmeister Lewis Hamilton<br />
und Fernando Alonso hinter sich.<br />
»Nico fuhr ein super Rennen. Wie er<br />
diesem gewaltigen Druck standhielt,<br />
war fantastisch«, lobte Niki Lauda.<br />
Hund des Jahres: Roscoe<br />
Vorhang auf für Roscoe! Die Bulldogge ist dank eines eigenen Paddock-<br />
Passes der neue Star der Formel 1. Via Twitter wird die immer größer<br />
werdende Fangemeinde über dessen fabelhafte Welt auf dem Laufenden<br />
gehalten: Roscoe beim Checken der E-Mails, beim Musikhören, beim Schlafen,<br />
beim Skateboard fahren - alles wird mit Bildern von Herrchen Lewis<br />
Hamilton dokumentiert. Seit Oktober mischt Wau Wau Nummer 2, Coco, die<br />
Männerrunde auf. Damit bleibt die F1 wohl auch 2014 hundeverrückt...<br />
Bulldogge Roscoe<br />
passte auf<br />
Herrchens<br />
Silberpfeil auf<br />
Fotos: adrivo/suton, lotus<br />
50 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Der Iceman<br />
beherrschte in<br />
dieser Saison<br />
alle Schlagzeilen<br />
Mann des Jahres:<br />
Kimi Räikkönen<br />
»Let me quote - yes, yes, yes. I know what I‘m doing« - Selbst Vierfach-<br />
Champion Sebastian Vettel fand in diesem Jahr keinen Weg vorbei an<br />
Kimi Räikkönen - dem glasklaren Mann des Jahres 2013. Einfach alles<br />
drehte sich in dieser Saison um den Iceman bzw. STREIKkönen, wie ihn<br />
eine Boulevardzeitung taufte. Vorausgegangen war seinem neuen<br />
Spitznamen ein zorniges Wortgefecht zwischen ihm und Alan Permane<br />
während des Indien GP. »Kimi, get out of the fucking way!«- »Don‘t shout<br />
there fucker! I get out of the way when I have a chance, but not during a<br />
fast corner.« Mangelnder Respekt und fehlende Gehälter veranlassten<br />
Räikkönen dazu, beim darauffolgenden Rennen in Abu Dhabi mit einem<br />
Tag Verspätung anzureisen. »Damit kniff er Lopez in die Eier«, erklärte<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>-Experte Christian Danner. Glaubt man den<br />
Verschwörungstheoretikern, war der illegale Unterboden am E21 im<br />
Qualifying eine Retourkutsche des Teams für Räikkönens Schwänzen.<br />
Der Finne soll seinerseits absichtlich am Start in das Auto von Giedo van<br />
der Garde gefahren sein, um schnellstmöglich die Kurve kratzen zu<br />
können - was er auch tat, und zwar in Kimi-Manier. »Kimi fährt in<br />
Badelatschen weg - mehr Extraspektakel geht nicht«, scherzte Niki<br />
Lauda. Für Extraspektakel sorgte Räikkönen auch nach der Sommerpause,<br />
als er bekannt gab, 2014 an der Seite von Fernando Alonso für<br />
Ferrari zu fahren. Die explosivste Fahrerpaarung seit Ayrton Senna und<br />
Alain Prost wird dafür sorgen, dass Räikkönen auch 2014 nicht aus den<br />
Schlagzeilen verschwinden wird...<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 51
Fotos: lotus<br />
Die Zahlen der<br />
Text: Christian Menath & Mike Wiedel<br />
Saison 2013<br />
Rekorde, Rekorde, Rekorde - Sebastian Vettel brach sie (fast) alle. Das<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> blickte tief in die Statistikbücher und fand noch mehr<br />
Fakten, die die Saison 2013 besonders machen.<br />
99,9%<br />
Dauerbrenner: Jenson Button absolvierte 1.126 Rennrunden<br />
- von 1.131 möglichen. Das entspricht einer Quote von<br />
99,6 Prozent.<br />
19/19<br />
Rookie-Rekord: Max Chilton<br />
schaffte es als erster Rookie<br />
überhaupt, bei jedem Rennen die<br />
Zielflagge zu sehen. Wegen der<br />
einen oder anderen Überrundung<br />
reichte es aber nur zu 97,5<br />
Prozent der Maximaldistanz.<br />
203 Tage<br />
Unbesiegt: Wenn die<br />
Formel-1-Saison 2014 am<br />
16. März startet, ist Sebastian<br />
Vettel seit 203 Tagen<br />
44<br />
unbesiegt.<br />
940<br />
Boxenstopps: gab es in der gesamten Saison. Das sind 86 mehr als<br />
2012 - bei einem Rennen weniger. Die meisten Stopps - nämlich<br />
stattliche 77 - gab es in Spanien. In Austin wurden dagegen nur 23<br />
Mal die Reifen gewechselt.<br />
684<br />
Runden in Führung:<br />
Sebastian Vettel<br />
führte 2013 mehr Runden<br />
an, als alle anderen<br />
Piloten zusammen.<br />
Nico Rosberg landet in<br />
dieser Statistik mit 104<br />
Runden auf Platz zwei<br />
- 78 Runden in Monaco<br />
sei Dank.<br />
Mal suchte Max Chilton<br />
seine Boxen-Crew zum<br />
Reifenwechsel auf. Öfter<br />
als jeder andere Pilot.<br />
52 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
397Punkte holte Sebastian Vettel. Damit hätte er die<br />
Konstrukteurs-WM auch alleine gewonnen. Seinen eigenen Rekord<br />
aus der saison 2011 übertraf er um fünf Punkte<br />
28<br />
Positionen machten<br />
Pastor Maldonado und<br />
Esteban Gutierrez allein<br />
in der ersten Rennrunde<br />
aller Grands Prix gut.<br />
Als schlechtester Starter<br />
zeichnete sich Jean-<br />
Eric Vergne aus - er verlor<br />
28 Positionen.<br />
Punkterekord:<br />
Fernando Alonso<br />
brach den ewigen<br />
Punkterekord von<br />
Michael Schumacher.<br />
Der Spanier holte in<br />
seiner Karriere bislang<br />
1.606 Punkte, Schumacher<br />
1.566. Allerdings<br />
wurde 2010<br />
das Punktesystem<br />
revolutioniert.<br />
23 Strafen wurden während der 19 Rennen ausgesprochen.<br />
Wer viel fährt, darf auch oft bestraft werden: Max Chilton ist<br />
mir vier Strafen Spitzenreiter.<br />
988<br />
Die Anzahl der Überholmanöver<br />
ging 2013 zum<br />
zweiten Mal in Folge<br />
zurück. Es ist der niedrigste<br />
Wert, der seit Einführung<br />
von DRS<br />
erreicht wurde. Dennoch:<br />
Der Wert von 547<br />
aus der letzten Nicht-<br />
DRS-Saison wurde deutlich<br />
übertroffen.<br />
9<br />
27<br />
So viele Rennen hat<br />
Sebastian Vettel in<br />
Folge gewonnen. Das<br />
schaffte vor ihm nur<br />
Alberto Ascari - allerdings<br />
saisonübergreifend.<br />
Michael Schumacher<br />
gewann 2004<br />
sieben Rennen in<br />
Folge.<br />
Mal hintereinander fuhr Kimi Räikkönen in die Punkte. In<br />
Spa endete seine Serie wegen eines Bremsdefekts. Michael<br />
Schumacher hatte dieses Kunststück 24 Mal in Folge<br />
vollbracht.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 53
Fotos: mercedes-benz<br />
Deine<br />
Reifen<br />
waren<br />
im<br />
Arsch<br />
Text: Karin Sturm<br />
Lewis Hamilton hat es allen<br />
Kritikern gezeigt. Mal wieder.<br />
Viele sahen in seinem Wechsel<br />
von McLaren zu Mercedes einen<br />
Fehler. Irrtum! Er ist erfolgreich,<br />
fühlt sich wohl.<br />
Aber ein Schatten aus seiner<br />
Vergangenheit geistert noch<br />
immer durch seinen Hinterkopf.<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
lockte ihn heraus...
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 55
Hamilton hat mit seinem<br />
Wechsel zu Mercedes alles<br />
richtig gemacht<br />
MSM: Wenn du auf dein erstes Mercedes-Jahr<br />
zurückblickst, bist du glücklich?<br />
LEWIS HAMILTON: Ich bin sehr glücklich. Ich<br />
hätte niemals so ein starkes Jahr erwartet. Als ich<br />
zu Mercedes stieß, wusste ich um die Herausforderung.<br />
Ich war immer wieder in der Fabrik und<br />
habe meine Ideen eingebracht, um die Lücke so<br />
schnell wie möglich zu schließen. Ich denke, dass<br />
ich dem Team ein bisschen helfen konnte.<br />
Wann hast du realisiert, dass das Auto nicht<br />
schlecht ist und somit das Jahr vielleicht doch<br />
positiv verlaufen könnte?<br />
Das war als ich das erste Mal in Melbourne ins<br />
Auto gestiegen bin und einen Vergleich mit der<br />
Konkurrenz ziehen konnte.<br />
Viele haben deinen Wechsel zu Mercedes kritisch<br />
gesehen, aber rückblickend hast du alles richtig<br />
gemacht. Kannst du jetzt über deine Kritiker<br />
lachen?<br />
Ich bin nicht diese Art von Person. Ich höre nicht<br />
darauf, was die Leute sagen. Aber natürlich war<br />
es ein tolles Gefühl, zu merken, dass ich die<br />
richtige Entscheidung getroffen habe.<br />
Was war die größte Veränderung für dich, die<br />
der Wechsel von McLaren zu Mercedes mit sich<br />
brachte?<br />
Es gab da nicht eine bestimmte Sache. So vieles<br />
war für mich neu - die Fabrik, die Teammitglieder,<br />
das Management, das Auto und natürlich<br />
trug ich eine ganz andere Uniform. [lacht]<br />
Du warst 2007 Teamkollege von Fernando<br />
Alonso bei McLaren. Kannst du etwas über die<br />
Beziehung damals zu Alonso erzählen?<br />
Ich habe über ihn schon sooft gesprochen und<br />
umgekehrt. Es gibt da nichts Neues zu erzählen<br />
und wenn ich etwas sagen würde, dann würden<br />
die Medien wieder irgendeine Story daraus<br />
machen. Am Ende des Tages ist er ein Top-Fahrer<br />
in einem Top-Auto, der einen Top-Job macht.<br />
Es gibt Gerüchte, Alonso könnte zu McLaren<br />
zurückkehren. Was denkst du?<br />
Ehrlich gesagt, wäre ich überrascht, wenn er<br />
tatsächlich zu McLaren zurückkehren würde. Er<br />
fährt momentan bei Ferrari, einem der Top-<br />
Teams in der Formel 1, somit wäre ich sehr<br />
überrascht, wenn er Ferrari verlassen würde.<br />
Was soll ich sagen?<br />
»Shit happens.« Ich<br />
hätte nur 5. werden<br />
müssen, aber ich<br />
wollte unbedingt gewinnen.<br />
Wenn ich das<br />
Rennen noch einmal<br />
bestreiten könnte,<br />
würde ich den 5.<br />
Platz nehmen.<br />
Sebastian Vettel hat in dieser Saison zum vierten<br />
Mal in Folge den Titel gewonnen. Wäre dir das<br />
auch gelungen, wenn du die vergangenen vier<br />
Jahre in einem Red Bull gesessen hättest?<br />
Es ist schwer zu sagen, ob ich es geschafft hätte.<br />
Was ich sagen kann, ist, dass Sebastian ein Super<br />
Job macht. Er ist ein netter Mensch, fährt ein<br />
super Auto und hat ein Tolles Team um sich<br />
herum. Er hat sich seine Erfolge verdient.<br />
In deiner Debütsaison 2007 hast du die Formel 1<br />
ordentlich aufgemischt, ein Jahr später folgte<br />
dein erster WM-Titel und als sich das Blatt 2011<br />
wendete, musstest du sehr viel Kritik einstecken.<br />
Wie hast du dich seit 2007 verändert?<br />
Ich denke, jeder verändert sich im Verlauf der<br />
Jahre. Als ich in die F1 kam, wurden mir all diese<br />
Fragen gestellt und ich wusste nicht, was ich<br />
darauf antworten sollte. Ich musste unglaublich<br />
schnell erwachsen werden, dabei war ich 2007<br />
noch ein Junge. Ich war nicht wirklich in der<br />
Lage, mit all dem, der ganzen Verantwortung, die<br />
auf mir lastete, richtig umzugehen. Im Laufe der<br />
Jahre bin ich erwachsener geworden, auch durch<br />
die vielen Fehler, die ich gemacht habe. Ich kann<br />
jetzt mit meinem Job, meinen Fans und den<br />
Medien umgehen. Ich bin auch als Fahrer gereift,<br />
nur die Leidenschaft für den Rennsport ist die<br />
gleiche geblieben wie damals als Junge.<br />
Gibt es einen Rat, den der Lewis Hamilton von<br />
heute, dem Lewis Hamilton von damals geben<br />
würde?<br />
Deine Reifen in China sind im Arsch gewesen!<br />
Du spielst auf dein Ausscheiden beim China GP<br />
2007 an, als du mit völlig abgefahrenen Reifen<br />
in den Reifenstapel gerutscht bist. Der Ausfall<br />
sitzt scheinbar tief?<br />
Was soll ich sagen? »Shit happens.« Ich hätte nur<br />
Fünfter werden müssen, aber ich wollte das<br />
Rennen unbedingt gewinnen. Wenn ich das<br />
Rennen heute noch einmal bestreiten könnte,<br />
dann würde ich den fünften Platz anvisieren,<br />
anstatt noch das kleinste Tausendstel aus dem<br />
Auto herauszuquetschen, speziell im Nassen auf<br />
dem Weg in die Boxengasse.<br />
Denkst du, es hätte etwas geändert, wenn du<br />
2007 den Titel gewonnen hättest?<br />
Nein, ich hätte 2009 trotzdem ein schlechtes<br />
Auto gehabt. [lacht] Aber es wäre schon cool<br />
gewesen, dann hätte ich jetzt zwei WM-Titel. Als<br />
ich in die Formel 1 kam, war es das Größte für<br />
mich, irgendwann Weltmeister zu werden. Aber<br />
fotos: mercedes-benz<br />
56 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
nach den vergangenen fünf Jahren reicht es mir<br />
nicht mehr, nur einen Titel gewonnen zu haben.<br />
Fernando hat zwei Titel, Sebastian sogar vier - sie<br />
wird man aufgrund dessen in besserer Erinnerung<br />
behalten.<br />
Was bedeutet für dich ein Sieg?<br />
Viele Dinge kann man als Sieg beschreiben. Ein<br />
Sieg bedeutet für mich, wenn man sich über<br />
Hindernisse hinwegsetzt, wenn man ein<br />
schlechtes Wochenende hinter sich lässt und<br />
stärker zurückkommt, wenn man böse<br />
Geschichten, die über einen geschrieben werden,<br />
nicht an sich herankommen lässt. Ein Sieg kann<br />
so vieles sein, das habe ich in all den Jahren<br />
gelernt.<br />
Nico Rosberg und du kennt euch schon lange.<br />
Wie war eure Beziehung damals und wie ist sie<br />
heute?<br />
Damals waren wir noch Kinder. Wir sind<br />
miteinander herumgereist und haben zusammen<br />
Spaß gehabt. Jetzt sind wir beide erwachsene<br />
Männer, wir führen Beziehungen, wir verdienen<br />
viel Geld und haben unsere eigenen Häuser. Wir<br />
sind jetzt eben Erwachsene, die in einem<br />
ernsthaften Beruf arbeiten, und zwar für ein sehr<br />
seriöses Unternehmen wie Mercedes-Benz. Das<br />
Umfeld ist ein komplett anderes als damals. Es<br />
geht nicht mehr nur darum, zusammen Spaß zu<br />
haben, das ist jetzt unser Business.<br />
Als du in die F1 kamst, hat dich dein Vater<br />
gemanagt. Irgendwann seid ihr beide in<br />
beruflicher Hinsicht getrennte Wege gegangen,<br />
war das gut für eure Vater-Sohn-Beziehung?<br />
Mein Vater und ich waren immer sehr eng. Als<br />
ich Kartrennen gefahren bin, war er mein<br />
Mechaniker. Irgendwann wurde es professioneller<br />
und mein Vater musste zur Seite treten<br />
und einen anderen Mechaniker ranlassen. Das<br />
war zu der Zeit als ich nach Italien ging. Mein<br />
Vater reagierte damals unglaublich verständnisvoll.<br />
Irgendwann hat er dann die geschäftliche<br />
Seite übernommen, die Verhandlungen mit<br />
McLaren aufgenommen, was die Dynamik<br />
unserer Beziehung verändert hat. Daraufhin<br />
habe ich mir vor ein paar Jahren einen anderen<br />
Manager genommen. Ich gebe zu, dass die<br />
Beziehung zu meinem Vater nicht mehr so ist<br />
wie damals. Aber klar: als Kind macht man alles,<br />
was einem der Vater sagt, das ist heute nicht<br />
mehr der Fall. [lacht] Ich respektiere meinen<br />
Vater und bin für seine Ratschläge dankbar, aber<br />
die Entscheidungen treffe ich selbst.<br />
Du hast den Mercedes-Konzern angesprochen -<br />
ist die Verantwortung, die du verspürst, eine<br />
andere als bei McLaren?<br />
Schon. Als ich zu McLaren stieß, war McLaren<br />
für mich ein Team. Doch im Laufe der Zeit<br />
wurde mir klar, dass McLaren aus so vielen<br />
Partnern bestand und das trübte mein Bild<br />
etwas. Mercedes-Benz dagegen ist ein Unternehmen,<br />
das großartige Autos produziert. Als ich in<br />
Amerika gefahren bin, sah ich überall nur<br />
Mercedes, Mercedes, Mercedes. Überall war<br />
Mercedes und an diesem Punkt in meinem<br />
Leben habe ich die Verantwortung, die ich trage,<br />
verstanden. Ich repräsentiere diese Marke. Wenn<br />
ich jemanden engagieren würde, der mich<br />
repräsentieren müsste, dann würde ich von ihm<br />
100 Prozent erwarten und deshalb versuche ich<br />
auch 100 Prozent für Mercedes-Benz zu geben.<br />
Das heißt, wir werden dich nie in einem Ferrari<br />
sehen?<br />
Ich habe diese Frage schon mehrmals gehört. Als<br />
junger Pilot in der Formel 1 träumt jeder vom<br />
roten Boliden. Ich bin als Junge mit McLaren<br />
und Ferrari aufgewachsen und natürlich will<br />
man dann diese Autos fahren. Seit ich tatsächlich<br />
in der Formel 1 fahre, hatte ich nie den Wunsch,<br />
zu Ferrari zu wechseln. Zu Beginn meiner<br />
Karriere war McLaren das einzige Team, für das<br />
ich fahren wollte. Jetzt fahre ich seit einem Jahr,<br />
also erst einer kurzen Zeit, für Mercedes. Mein<br />
Herz und mein Verstand sind voll und ganz bei<br />
Mercedes, daher kommt es für mich gar nicht in<br />
Frage, aus dieser Verbindung auszusteigen und<br />
da oder dort hinzuwechseln.<br />
Mercedes ist ein deutscher Konzern. Was<br />
würdest du sagen, ist typisch Deutsch?<br />
Großartige Autos. Wobei ich zugeben muss, dass<br />
mich erst kürzlich jemand das gleiche gefragt hat<br />
und da habe ich spontan ‚schlechtes Wetter‘<br />
gesagt. Was ist typisch Deutsch? Mal überlegen...<br />
[nach einer Minute Bedenkzeit bricht es aus<br />
Hamilton heraus:] Stylish! Das gilt nicht nur in<br />
Sachen Fashion, sondern auch für die deutsche<br />
Architektur, die deutschen Städte. Deutsche sind<br />
sehr stylish in der Art und Weise wie sie Dinge<br />
designen.<br />
Dieses Jahr hast du mit Mercedes Rennen<br />
gewonnen. Womit wärst du nächstes Jahr<br />
zufrieden, mit dem Gewinn der<br />
Weltmeisterschaft?<br />
Das wäre ein unglaublicher Schritt, wenn man<br />
bedenkt, von wo wir gekommen sind. Im<br />
Vorjahr war Mercedes abgeschlagen, dieses<br />
Jahr kämpft Mercedes um Platz zwei in der<br />
Konstrukteurs-Wertung. Es wäre gigantisch,<br />
nächstes Jahr den Titel zu gewinnen. Ich bin<br />
überzeugt, dass das Team dazu in der Lage ist.<br />
Unsere Leute in der Fabrik leisten unglaubliche<br />
Arbeit und dann gibt es da noch Dr.<br />
Zetsche. Er bringt nicht nur das Geld, sondern<br />
ist unglaublich leidenschaftlich und motiviert<br />
uns alle, wenn er bei den Rennen vor Ort ist.<br />
Er sowie alle anderen Vorstandsmitglieder<br />
wollen unter allen Umständen gewinnen. Das<br />
ist cool.<br />
Hamilton könnten<br />
mit Mercedes in<br />
der neuen Saison<br />
große Zeiten<br />
bevorstehen<br />
Wie funktioniert<br />
dieses DRS gleich<br />
noch mal?<br />
Lewis Hamilton hat<br />
sich mit Mercedes<br />
den WM-Titel zum<br />
Ziel gesetzt<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 57
58 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Foto: citroen<br />
im tal<br />
der tränen<br />
Nach dem Höhenflug<br />
kam der tiefe Fall:<br />
Citroen ist auf dem<br />
Boden der Tatsachen<br />
angekommen und<br />
musste sich mit der<br />
Rolle des Verfolgers<br />
abfinden<br />
Neun Jahre in Folge herrschte bei Citroen ungebrochene<br />
Feierlaune - zumindest was den Fahrertitel<br />
anging. Doch in Jahr eins nach Sebastien Loeb die<br />
pure Ernüchterung: Fahrertitel weg, Herstellertitel<br />
weg, und nur ein kläglicher Sieg - plus die beiden von<br />
Sebastien Loeb - in 13 Rallyes. Mikko Hirvonen blieb<br />
als Leader des Weltmeisterteams weit unter den<br />
Erwartungen. Dani Sordo wurde während der Saison<br />
sogar zwischenzeitlich aussortiert. Citroen steckt tief<br />
in der Krise und der Rückweg auf die Erfolgsspur führt<br />
wohl nur über eine neue Fahrerpaarung. Ansonsten<br />
müssen die Franzosen wohl damit leben, zukünftig<br />
nicht mehr zu den Favoriten zu zählen. - Marion Rott<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 59
Glock<br />
Text: Robert Seiwert<br />
Timo Glock ist in der DTM angekommen - mit einer gewissen Anlaufzeit. Mit dem <strong>Motorsport</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> unterhält sich der BMW-Star über seinen steinigen Einstieg in die Welt der Tourenwagen<br />
und was in der Serie noch alles falsch läuft.<br />
60 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Timo Glock setzte seiner Debütsaison beim Finale in Hockenheim die Krone auf<br />
fotos: race-press, bmw<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 61
Timo Glock hatte in seiner Debütsaison noch einige Schwierigkeiten<br />
MSM: Timo, hattest du dir dein erstes Jahr in der<br />
DTM einfacher vorgestellt?<br />
TIMO GLOCK: Es war klar, dass die DTM kein<br />
einfaches Pflaster ist, aber durch die neuen Regeln<br />
und das verkürzte Wochenende ist es noch schwieriger<br />
geworden. Wenn es im Training ein Problem<br />
gibt, bekommt man das in eineinhalb Stunden nicht<br />
so einfach in den Griff. Ich hatte mir die DTM einfacher<br />
vorgestellt, vor allem von Strecke zu Strecke,<br />
du lernst ja normalerweise mit jedem Rennen dazu.<br />
Aber: Auf jedem Kurs musst du das Auto anders<br />
fahren. Du musst wissen, welchen Kerb du mitnehmen<br />
und wie aggressiv du fahren kannst, denn jede<br />
Strecke bietet ein anderes Griplevel - das sind alles<br />
Dinge, die ich aus der Formel 1 nicht kenne. Dort<br />
fährst du auf jeder Strecke quasi gleich. Sicher gibt<br />
es mal mehr, mal weniger Grip, aber du hast so viel<br />
Downforce zur Verfügung, dass das Griplevel nicht<br />
so eine entscheidende Rolle spielt, wie es bei einem<br />
DTM-Auto der Fall ist.<br />
Meinst du, dass die DTM mit dem Wegfall des<br />
Trainings am falschen Ende spart?<br />
Von meiner Seite gesehen? Na klar! Natürlich muss<br />
man die Hersteller verstehen, die Kosten sparen<br />
wollen. Meiner Meinung nach ist das aber nicht der<br />
richtige Weg. In meiner Position als Newcomer<br />
62 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
kritisiere ich es natürlich umso härter, weil ich so<br />
viel wie möglich im Auto sitzen will. Als Neueinsteiger<br />
ist es extrem hart, wobei ich finde, dass ich<br />
mich nicht schlecht angestellt habe. Es gab keine<br />
Strecke, wo ich eine Sekunde zurück lag - und mein<br />
erster DTM-Sieg beim Finale in Hockenheim war<br />
natürlich der Hammer. Ich denke, dass ein weiteres<br />
Training auch im Sinne der Fans wäre, immerhin<br />
reisen sie freitags an die Strecke, um Autos zu sehen.<br />
Natürlich schauen sich die Fans die Rahmenrenn-<br />
Serien an, aber die Hauptveranstaltung ist die DTM.<br />
Deswegen glaube ich, dass die Fans nicht so happy<br />
sind.<br />
Die Fans gingen dieses Jahr zeitweise hart mit<br />
der DTM ins Gericht. Das gekürzte Rennwochenende<br />
und teilweise schwer verständliche<br />
Rennen kamen nicht immer gut an. Wie hast<br />
du das mitbekommen?<br />
Natürlich hört man die kritischen Stimmen. Du<br />
kannst sie überall sehen, auf der eigenen Fan-Seite,<br />
auf Facebook und so weiter. Das Signal ist ziemlich<br />
eindeutig und ich denke, dass aus diesem Grund<br />
die Köpfe bei der ITR rauchen. Alle wollen die Show<br />
künftig verbessern, aber dazu ist es wichtig, auf die<br />
Fans zu hören. Sie müssen uns erzählen, was sie<br />
sehen wollen. Ich finde, dass sich die DTM mehr<br />
danach richten und davon lernen könnte.<br />
Die Strafen sorgten während der Saison für Verwirrung<br />
bei Fans und Fahrern. Glaubst du, dass<br />
sich der Strafenkatalog für 2014 ändern wird?<br />
Das ist die Entscheidung der Verantwortlichen. Wir<br />
sind hier zum Rennfahren, mein Job ist das Auto<br />
zu fahren und nicht darüber nachzudenken, wie<br />
wir das Reglement aufbauen müssen. Im Winter<br />
bleibt genügend Zeit, sich darüber Gedanken zu<br />
machen und dann werden wir sehen, was passiert.<br />
Aber eines ist klar: Das eine oder andere Rennen<br />
ist dieses Jahr nicht sehr glücklich verlaufen.<br />
Es wäre der falsche Weg, wenn<br />
ich mich hinstellen und sagen<br />
würde, dass ich nichts mehr<br />
lernen muss und was passiert<br />
ist, alles nur Pech oder die<br />
Schuld anderer war. Wer mich<br />
kennt, der weiSS, dass ich so<br />
etwas nie sagen würde.
Nach Mattias Ekströms Disqualifikation am<br />
Norisring sagtest du zu uns, die DTM müsse aufpassen,<br />
dass sie sich nicht lächerlich macht.<br />
Habe ich wirklich ‚lächerlich‘ gesagt?<br />
Ja, hast du. Nach der Watergate-Affäre, dem<br />
Putin-Flug in Moskau und dem spontanen DRS-<br />
Verbot in Zandvoort: Hat sich die DTM dieses Jahr<br />
deiner Ansicht nach lächerlich gemacht?<br />
Mit Sicherheit haben diese Geschichten der DTM<br />
nicht geholfen. Ich habe schon damals gesagt, dass<br />
man keine glückliche Entscheidung getroffen hat,<br />
als entschieden wurde, dass es keinen Sieger am<br />
Norisring gibt. Wenn ein Fahrer disqualifiziert wird,<br />
dann rückt normalerweise der Zweite auf. Es haben<br />
sich danach auch viele Beobachter zu dem Thema<br />
geäußert und das nicht allzu positiv. Ob sich die<br />
DTM damit lächerlich gemacht hat, muss man eher<br />
die Fans fragen.<br />
Der Rennkalender für die DTM-Saison 2014<br />
umfasst erneut zehn Rennen. Hättest du dir mehr<br />
gewünscht?<br />
BMW-<strong>Motorsport</strong>direktor Jens Marquardt kommt<br />
kurz zum Gespräch hinzu: Zehn Rennen sind top!<br />
Timo Glock: Für die Hersteller sind zehn Rennen<br />
vielleicht gut, aber ich als Fahrer hätte kein Problem<br />
damit 12, 13 oder 14 Rennen pro Jahr zu fahren. Ich<br />
denke, dass es der DTM gut tun würde, wenn sie alle<br />
zwei Wochen im Fernsehen zu sehen wäre. Automatisch<br />
würde mehr über die Serie berichtet, aber<br />
sicherlich muss man die Kosten im Auge behalten.<br />
Das ist auch so ein Thema: Nach dem Saisonfinale<br />
in Hockenheim herrscht quasi fünf Monate lang<br />
Funkstille. Das sollte nicht passieren.<br />
Im Gegensatz zur Formel 1 sind viele DTM-Testfahrten<br />
geheim. Wie siehst du das?<br />
Für mich gibt es keinen Grund, DTM-Tests geheim<br />
zu halten. Wir können dort sowieso nichts<br />
Magisches testen, da das Reglement größtenteils<br />
eingefroren ist. Bei der Formel 1 sind während<br />
Testfahrten 40 bis 50 Journalisten vor Ort, es wird<br />
von morgens bis abends berichtet.<br />
Wäre es besser gewesen von BMW <strong>Motorsport</strong>,<br />
dich bei einem erfahrenen Team unterzubringen<br />
statt bei MTEK - einer neuen Mannschaft und mit<br />
einem Rookie an deiner Seite?<br />
Darüber kann man diskutieren. Ich würde <strong>Marc</strong>o<br />
nicht als Rookie bezeichnen, er hat ein Jahr als Testfahrer<br />
hinter sich. Sicherlich haben wir uns in manchen<br />
Situationen schwer getan und nicht die Resultate<br />
eingefahren, die wir mit etwas mehr Erfahrung<br />
hätten erzielen können. Aber das war die Entscheidung<br />
von BMW und ich hatte damit kein Problem.<br />
Natürlich hätte ich in einem Meisterteam wie<br />
Schnitzer persönlich viel mehr lernen können, aber<br />
ich kann verstehen, dass BMW in solch einer<br />
Mannschaft zwei erfahrene Jungs haben wollte.<br />
Man ist ja davon ausgegangen, dass Bruno dieses<br />
Jahr wieder um die Meisterschaft mitfährt und in<br />
diesem Fall hätte ihn ein erfahrener Teamkollege<br />
mehr unterstützen können.<br />
Du bist der bekannteste Fahrer in der DTM.<br />
Braucht die Serie noch weitere Stars?<br />
Ich glaube, dass wir im Tourenwagensport große<br />
Stars haben. Die Frage ist, wie sich die DTM in den<br />
vergangenen Jahren nach außen hin verkauft hat.<br />
Mit nur zehn Rennen im Jahr und den Pausen<br />
dazwischen ist die DTM beim Fan nicht so präsent.<br />
Es wäre schön, wenn die ARD die Rennwochenenden<br />
mit mehr Geschichten drum herum aufbauen<br />
würde. Da hilft es nichts, wenn große<br />
Namen, wie ich oder in der Vergangenheit Ralf<br />
Schumacher oder David Coulthard, kommen.<br />
Natürlich muss auch die sportliche Seite stimmen,<br />
aber viele Leute vergessen, dass zum Beispiel Mike<br />
Rockenfeller fünf Jahre gebraucht hat, bis er den<br />
Titel geholt hat. Von uns früheren Formel-1-Piloten<br />
wird erwartet, dass wir in die Serie kommen, alles<br />
abräumen und den Jungs zeigen wie man Auto<br />
fährt. Das ist nicht der Fall.<br />
An einigen Rennwochenenden war zu beobachten,<br />
dass alle Autos eines Herstellers auf bestimmten<br />
Strecken Probleme hatten - bei BMW vor allem<br />
am Lausitzring. Nervt es dich als Fahrer, wenn du<br />
ins Rennen gehst und schon vorher weißt, dass das<br />
Auto nicht passt?<br />
Zum Rennwochenende in der Lausitz: Das wussten<br />
fotos: race-press, bmw<br />
Glock fuhr zwei Mal aufs Podium<br />
Bereit für die zweite DTM-Saison<br />
wir alle bei BMW und natürlich nervte das. Es ist<br />
schwierig, sich zu verbessern oder den großen<br />
Sprung zu schaffen, wenn man einmal ein Problem<br />
hat. Die Umbauarbeiten am Auto dauern sehr lange,<br />
währenddessen verändern sich die Streckenbedingungen<br />
wieder, dann kommen noch die Temperaturen<br />
hinzu.<br />
Wo hast du im sportlichen Bereich noch Luft nach<br />
oben?<br />
In jeder Hinsicht. Es wäre der falsche Weg, wenn<br />
ich mich hinstellen und sagen würde, dass ich nichts<br />
mehr lernen muss und was passiert ist, alles nur<br />
Pech oder die Schuld anderer war. Wer mich kennt,<br />
der weiß, dass ich so etwas nie sagen würde. Es geht<br />
darum, zu lernen, wie ich diese Autos fahren muss.<br />
Ich habe mit meinem MTEK-Teamkollegen <strong>Marc</strong>o<br />
Wittmann und anderen Fahrern eine gute Referenz<br />
- es aber im Auto umzusetzen, ist schwierig.<br />
Denkst du, dass du nächstes Jahr ein besseres Feeling<br />
hast?<br />
Auf jeden Fall. Wir fahren nächstes Jahr den M4.<br />
Am Auto wurden kleine Veränderungen vorgenommen,<br />
wobei ich schauen muss, welches Feedback<br />
ich vom Wagen bekomme und ob es zu mir<br />
passt. Das ist in der Formel 1 nicht anders. Wenn<br />
du ein neues Auto hast, musst du versuchen, es so<br />
schnell wie möglich zu verstehen. Ich hoffe, dass<br />
das Feedback vom Auto nächstes Jahr passt.<br />
Schwieriges Debüt in der DTM<br />
Glocks gelbe Postkutsche<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 63
Text: Robert Seiwert<br />
Helden<br />
GESUCHT<br />
Allgegenwärtige Kritik an<br />
der DTM: Der Serie fehlen<br />
Stars. Der Tenor: Wer kennt<br />
schon Mike Rockenfeller? Das<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> begibt<br />
sich auf Spurensuche.<br />
64 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: race-press, audi<br />
D<br />
as 60.000-Einwohner-Städtchen Neuwied<br />
in Rheinland-Pfalz. Hier ist Mike<br />
Rockenfeller bekannt wie ein bunter Hund, bei<br />
seinem Stammfriseur hängen Poster mit dem<br />
Konterfei des DTM-Champions 2013 an der<br />
Wand. Rockenfeller ist in Neuwied aufgewachsen,<br />
dort ist er der große Star, der Held der Heimat.<br />
Ortswechsel. Deutschland - überall anders.<br />
Wer ist dieser Rockenfeller? Mehr als 90 Prozent<br />
der Deutschen kennen laut einer Umfrage Sebastian<br />
Vettel. Und Mike Rockenfeller? Fragezeichen<br />
in den meisten Gesichtern. Liegt es am<br />
unscheinbaren Auftreten des Audi-Piloten?<br />
Keinesfalls. Rocky hat zwar keine Star-Allüren<br />
und geht lieber mit Freundin Susanne in seiner<br />
derzeitigen Heimat am Bodensee spazieren, statt<br />
das Rampenlicht zu suchen, doch in der Formel<br />
1 wäre er bei gleichem Erfolg ein berühmter<br />
Held. Rockenfeller ist charismatisch und sieht<br />
für die Werbeindustrie attraktiv genug aus - aber<br />
warum mit jemandem werben, den die breite<br />
Masse nicht kennt?<br />
Es ist das große Problem der DTM: Jeder kennt<br />
Audi, BMW und Mercedes, die Fahrer jedoch<br />
kaum. Nach Rockenfellers Titelgewinn keimte<br />
wieder einmal die große Star-Debatte auf:<br />
Braucht die - wie sie sich selbst gern nennt -<br />
populärste Tourenwagenserie der Welt mehr<br />
große Namen, um wirklich populär zu sein?<br />
Timo Glock ist der bekannteste Fahrer - wegen<br />
seiner F1-Vergangenheit. »Ich glaube, dass wir<br />
im Tourenwagensport große Stars haben«, sagt<br />
der BMW-Pilot dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. »Die<br />
Frage ist nur, wie sich die DTM in den vergangenen<br />
Jahren nach außen hin verkauft hat.«<br />
Genau hier krankt es in der früher so bekannten<br />
Rennserie. Sport braucht Helden. Bernd Schneider,<br />
Klaus Ludwig, Walter Röhrl, Strietzel Stuck<br />
& Co hießen die einstigen Stars und sie genießen<br />
auch heute noch einen höheren Bekanntheitsgrad<br />
als die aktuellen Piloten. »Man muss Fahrer<br />
wie Rockenfeller zu Stars aufbauen«, fordert<br />
Dreifachchampion Ludwig im Gespräch mit<br />
dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. »Man sollte diese<br />
Endlich Champion:<br />
Mike Rockenfeller<br />
im Audi<br />
Geschafft: Rocky<br />
machte den Sack<br />
vorzeitig zu<br />
Diskussion aber nicht an Rocky festmachen, er<br />
ist ein super Typ und ein toller Rennfahrer.«<br />
Doch inwiefern sind Helden überhaupt<br />
erwünscht in der DTM? Die drei Hersteller<br />
pumpen jährlich viele Millionen in die Serie mit<br />
einem obergeordneten Ziel: die Bekanntheit der<br />
Marke zu steigern und dadurch mehr Autos zu<br />
verkaufen. Das Auto soll der Star sein. Doch so<br />
funktioniert es heutzutage nicht mehr und das<br />
musste auch der TV-Partner ARD nach einiger<br />
Kritik und sinkender Quoten feststellen. »In der<br />
Vergangenheit waren Interviews während der<br />
TV-Übertragungen stark auf die Hersteller<br />
bezogen«, sagt ITR-Boss Hans Werner Aufrecht<br />
dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>. »Das haben wir<br />
angesprochen. Wir möchten, dass die Fahrer<br />
wieder mehr im Mittelpunkt stehen.«<br />
Beim Saisonfinale in Hockenheim strahlte der<br />
Sender erstmals einen 45-minütigen Vorlauf<br />
vor dem eigentlichen Rennen aus. Endlich Zeit<br />
genug, die Fahrer in den Fokus zu rücken -<br />
ähnlich der Formel 1, bei der vor jedem Rennen<br />
ein Feuerwerk an bunten Geschichten<br />
abgefackelt wird. »Wir haben ein Format, bei<br />
dem das Rennen im Vordergrund steht«, weiß<br />
BMW-<strong>Motorsport</strong>chef Jens Marquardt. »Es ist<br />
schwierig, den Protagonisten eine Plattform<br />
zu bieten, wenn es nur sieben Minuten Vorund<br />
Nachlauf gibt.« Als Sebastian Vettel 2012<br />
unmittelbar nach seinem Sieg und der damit<br />
verbundenen Titelverteidigung in Brasilien<br />
seinen Finger in den Himmel streckte, gab ihm<br />
Kumpel Michael Schumacher einen Rat, an der<br />
sich auch die DTM ein Beispiel nehmen kann:<br />
»Zieh gefälligst den Helm aus, die Leute wollen<br />
deine Emotionen sehen!«<br />
»Wir würden uns gern besser verkaufen und<br />
dafür auch zur Verfügung stehen«, fordert<br />
Bruno Spengler stellvertretend für seine Kollegen.<br />
Nun wäre es aber zu einfach, nur auf der<br />
ARD herumzuhacken, die Hersteller tragen<br />
genauso ihr Päckchen. Kritik wird überhaupt<br />
nicht gerne gesehen, schließlich soll das eigene<br />
Produkt im schönsten Glanz präsentiert werden.<br />
Haut ein Fahrer öffentlich auf den Tisch,<br />
gibt es intern eins auf den Deckel. »Wir haben<br />
schon richtige Typen in der DTM, aber der<br />
Hersteller-Gedanke steht oft im Vordergrund«,<br />
bringt es Timo Scheider, einer dieser ‚Typen‘,<br />
auf den Punkt. Der zweimalige Meister kann<br />
es sich leisten, den Mund aufzumachen. Vor<br />
allem für jüngere Kollegen gilt das nicht. Auf<br />
der Rennstrecke sind sie furchtlos, doch in<br />
Interviews oft verschüchtert vor Angst, etwas<br />
Falsches zu sagen und damit den Arbeitgeber<br />
in Verruf zu bringen. Allen Beteiligten der<br />
DTM wird langsam aber sicher bewusst:<br />
Umdenken ist angesagt, Fahrer dürfen nicht<br />
mehr nur die zweite Geige spielen. Dann hängen<br />
neben Vettel vielleicht auch Rockenfeller<br />
& Co als Poster im Kinderzimmer und nicht<br />
nur beim Friseur um die Ecke.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 65
D<br />
er Himmel über Frankreich ist ein einziges Fragezeichen. Wird<br />
es regnen, oder lässt sich vielleicht sogar über den Tag die Sonne<br />
nochmals blicken? Vor der Volkswagen-Kommandozentrale<br />
steht eine Frau auf der Veranda und blickt in die Ferne. Vor wenigen<br />
Minuten haben die drei Polo R WRCs den Servicepark verlassen. Für<br />
Silke Hansen bleibt eine bange Frage im undurchsichtigen Himmel hängen:<br />
Habe ich den Fahrern die richtige Wetterprognose auf den Weg<br />
gegeben?<br />
Die gebürtige Gießenerin hat einen besonderen Job: Sie ist die ‚Wetterfrau‘<br />
bei Volkswagen. Ihre Vorhersagen dienen den Piloten Sebastien Ogier,<br />
Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen sowie deren Ingenieuren zur<br />
Entscheidung, wie der Polo R WRC abgestimmt wird, aber noch viel<br />
mehr, welche Reifen auf die langen Etappen mitgenommen werden. »Oft<br />
stehe ich oben auf der Veranda und blicke ihnen hinterher und denke<br />
mir: Oh Mann, jetzt sind sie drei oder vier Stunden mit dieser Reifenwahl<br />
unterwegs«, verrät Hansen. »Wenn sie nach dieser Zeit wiederkommen<br />
und die Reifenwahl dank meiner Wetterprognose gestimmt hat, ist das<br />
ein toller Moment.«<br />
In ihrem normalen Leben, wie sie es selbst beschreibt, ist Silke Hansen<br />
Leiterin der ARD-Wetterredaktion. Ihren Zweitjob in der Rallye-Weltmeisterschaft<br />
bezeichnet die 45-Jährige als ihr Hobby. »Ich nehme mir<br />
für diese Arbeit Urlaub und freie Tage«, erklärt sie. Eine Doppelbelastung,<br />
die sich keineswegs nur auf die Wettkampftage beschränkt. Um immer<br />
- oder zumindest größtenteils - das richtige Wetter vorherzusagen, gilt<br />
es viel zu trainieren. Bereits einen Monat vor der Rallye beginnt Hansen<br />
mit ihren Hausaufgaben. Sie beobachtet die Topografie - eine Höhenwetterkarte,<br />
die die Luftdruckverhältnisse in höheren Luftschichten darstellt<br />
- und überprüft das Wetter der vergangenen Jahre am Austragungsort.<br />
Rund zwei bis drei Wochen vor dem Start der Rallye beginnt das richtige<br />
Training. »Ich besorge mir die Daten von Wetterstationen, die möglichst<br />
nah an den Wertungsprüfungen liegen. Dann mache ich Vorhersagen<br />
und überprüfe anhand der Daten, wie genau meine Prognosen waren«,<br />
schildert Hansen.<br />
Mit der reinen Wettervorhersage ist es aber nicht getan, denn Hansen<br />
muss deutlich tiefer in ihre Wetterkristallkugel blicken. »Sebastien Ogier<br />
hat mich einmal gebeten: ‚Erkläre mir bitte genau, wie es auf dieser Prüfung<br />
aussieht‘«, erinnert sich Hansen. Dabei ist nicht das Wetter allein<br />
interessant, sondern auch die Entwicklungen, die sich über den Tag noch<br />
ergeben werden. »Man muss nicht nur wissen, wann, wo und wie viel es<br />
regnet, sondern auch, was danach passiert«, so Hansen. Bevor der Fahrer<br />
in die Prüfung startet, hat er die Möglichkeit, nochmals die Reifen zu<br />
wechseln - falls er am Morgen die richtige Auswahl eingepackt hat.<br />
»Bereits zu diesem Zeitpunkt muss ich wissen, wie sich der Untergrund<br />
→<br />
66 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Zwischen<br />
Himmel<br />
undErde<br />
Nur mit einem starken Team im Hintergrund kann ein Fahrer im komplexen Rallye-Sport<br />
gewinnen. Einer dieser Bausteine ist Silke Hansen. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> traf die<br />
Wetterexpertin von Volkswagen, die mit ihren Prognosen über Sieg oder<br />
Niederlage mitentscheidet.<br />
Text: Marion Rott<br />
auf einer Prüfung entwickeln wird. Regen ist das eine, aber wird danach die<br />
Sonne herauskommen, die Temperaturen ansteigen oder der Wind wehen?<br />
All diese Dinge sind relevant, um einschätzen zu können, ob der Boden bis<br />
zum Eintreffen der Fahrzeuge bereits wieder trocken ist.«<br />
VW-Wetterfee<br />
Silke Hansen<br />
Volkswagen legte 2013<br />
ein Traum-Comeback<br />
in der WRC hin<br />
Klar ist für die Wetterfrau aber eines: Sie ist zuständig für Prognosen, eine<br />
Einmischung in taktische Entscheidungen gibt es nicht. »Die Fahrer würden<br />
mich niemals fragen, was sie tun sollen«, sagt Hansen. Dennoch hat sie sich<br />
ehrgeizige Ziele gesteckt. »Das Team hat natürlich eine gewisse Erwartungshaltung<br />
und der Fahrer wünscht sich möglichst genaue Prognosen. Aber<br />
ich möchte nicht, dass ein Pilot jemals zu mir kommt und sagt: Das war<br />
aber gar nichts. Daher mache ich mir selbst wohl den größten Druck«, lacht<br />
Hansen. Bisher hätte noch nie ein Fahrer Grund für einen derartigen<br />
Gesichtsausdruck gehabt - und das soll auch in Zukunft so bleiben.<br />
So knifflig Vorhersagen manchmal auch sein können, Hansen liebt ihren<br />
Job und ist dankbar für den einen oder anderen schwierigen Moment. »Ich<br />
möchte zeigen, dass ich richtige Prognosen erstellen kann. Bei Rallyes wie<br />
in Mexiko, wenn tagelang die Sonne scheint und Temperaturen um die 30<br />
Grad herrschen, ist das manchmal etwas langweilig«, gesteht Hansen. »Am<br />
Ende gewinnt das Team und man selbst war auch dabei. Aber es ist nicht<br />
wie in Frankreich, wenn ich hinterher denke: Juhu, ich habe meinen Teil<br />
zum Erfolg beigetragen.«<br />
Fotos: volkswagen motorsport<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 67
www.speed-academy.de<br />
5 Fragen an<br />
Sven Müller<br />
Sven Müller absolvierte seine<br />
zweite Saison in der FIA<br />
Formel 3 Europameisterschaft<br />
Text: Robert Seiwert<br />
Sven Müller fuhr 2013 seine zweite Saison in der Formel 3 EM und hatte sich einiges vorgenommen.<br />
Der Speed Academy-Junior spricht über die Zukunft und ein legendäres RennErlebnis.<br />
Sven, dein zweites Jahr in der Formel 3 EM hattest<br />
du dir wahrscheinlich anders vorgestellt, oder?<br />
Ja, ich hatte mir ein etwas besseres Resultat als<br />
Gesamtplatz neun in der Meisterschaft erhofft. Während<br />
der Saison wechselte ich von ma-con zu Van<br />
Amersfoort Racing und ab diesem Zeitpunkt ging es<br />
stetig bergauf. Die Zusammenarbeit mit meinem Renningenieur<br />
klappte sehr gut und ich habe definitiv<br />
einen Schritt nach vorne gemacht.<br />
Könntest du dir vorstellen, vom Formel- in den<br />
GT-Sport zu wechseln?<br />
Absolut. Dieses Jahr schaffte ich es bei einer Nachwuchssichtung<br />
von Porsche unter die besten Vier. Es<br />
war sehr cool, solch ein Auto zu fahren und hat mir<br />
großen Spaß gemacht. Ich kann mir gut vorstellen, auf<br />
Autos mit Dach umzusteigen. Hauptsache, sie sind<br />
schnell!<br />
Du bist seit zwei Jahren Mitglied der Deutsche<br />
Post Speed Academy. Was konntest du durch<br />
deine Teilnahme lernen?<br />
Wir werden in sehr vielen unterschiedlichen Bereichen<br />
geschult und dieses Background-Wissen ist sehr hilfreich,<br />
etwa bei der Zusammenarbeit mit den Ingenieuren.<br />
Als Rennfahrer reicht es heutzutage nicht mehr,<br />
einfach nur schnell zu sein. Der Erfolgsschlüssel liegt<br />
im Gesamtpaket. Dazu gehört auch ein sicherer<br />
Umgang mit den Medien und all dies wird uns in der<br />
Speed Academy beigebracht.<br />
Im Rahmen eines Workshops wart ihr auf der<br />
Nordschleife. Wie war das?<br />
Das war der Hammer! Ich war zum ersten Mal überhaupt<br />
auf der Nordschleife und mein Vater, früher<br />
selbst Rennfahrer, hatte mich schon gewarnt: »Junge,<br />
die Strecke hat es in sich.« Ich wollte ihm erst gar<br />
nicht glauben, aber er hat Recht - die Nordschleife ist<br />
mit ihrer Länge und all den Kurven einfach phänomenal.<br />
Das war einer der schönsten Tage meines Lebens,<br />
als ich selber im BMW M3 auf diesem legendären Kurs<br />
Gas geben durfte.<br />
War es für dich als Formelfahrer schwierig, sich<br />
an den M3 zu gewöhnen?<br />
Ich benötigte schon ein bisschen Anlaufzeit. Es gibt<br />
einen großen Unterschied zwischen diesen beiden<br />
Rennautos: Im Formelboliden lenkt man sehr hart ein,<br />
weil der Federweg so kurz ist. Beim M3 kam es darauf<br />
an, dass sich die Federn erst einmal setzen mussten,<br />
bevor man in die Kurven reinlenken konnte. Unser<br />
Fahr-Instruktor Christian Menzel saß in den ersten<br />
Runden auf der Rückbank und brüllte: »Jungs, macht<br />
langsam!« Das Nordschleifen-Erlebnis war wirklich<br />
einzigartig.<br />
Fotos: speed academy, adrivo/Sutton, fia formel 3 em, gp3 series<br />
68 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Marvin Kirchhöfer<br />
testete in Abu Dhabi<br />
ein GP3-Auto<br />
Mit Vollgas die Karriereleiter hoch<br />
Marvin Kirchhöfer gibt nach seinem Titelgewinn im<br />
ATS Formel 3 Cup weiter Vollgas. Der Speed Academy-Kandidat<br />
stieg in Abu Dhabi bei Testfahrten<br />
erstmals in einen GP3-Boliden. »Das ist wirklich ein<br />
richtiges Rennauto mit fast doppelt so viel Leistung<br />
im Vergleich zu meinem bisherigen Formel 3 und<br />
einem tollen Sound«, schwärmte Kirchhöfer. Nach<br />
überzeugenden Leistungen bei den Tests soll die<br />
Nachwuchsserie im Rahmen der Formel 1 der nächste<br />
Schritt auf seiner Karriereleiter werden.<br />
Bremsen unter der Lupe<br />
Extrem, spannend,<br />
gefährlich<br />
Wer falsch bremst, verliert. Bremsvorgänge zählen zu<br />
den wichtigsten Aspekten im <strong>Motorsport</strong> und was sich<br />
genau dahinter verbirgt, erlebten die Förderpiloten der<br />
Deutsche Post Speed Academy hautnah. Bei einem<br />
Besuch in den Hallen von TMD Friction, einem der weltweit<br />
größten Hersteller von Bremsbelägen, bekamen<br />
die Nachwuchstalente das geballte Bremsen-Know-how<br />
geboten. Theorie ist wichtig, aber noch lieber greifen<br />
die Youngsters selber ins Lenkrad. Deshalb wurde der<br />
Workshop durch eigene Bremskraftversuche in einem<br />
mit Messtechnik vollgestopften Testfahrzeug abgerundet.<br />
»Starke Sache, war echt spitze«, fand Marvin Dienst.<br />
»Wieder etwas gelernt, das mir auf der Rennstrecke<br />
sofort nützt.«<br />
Lucas Wolf beim Formel-3-<br />
Klassiker in Macau<br />
Die Speed-<br />
Academy<br />
Kandidaten<br />
erweiterten ihr<br />
Wissen in Sachen<br />
Bremsen<br />
Der Macau GP zählt zu den gefährlichsten Rennen der Welt, in den<br />
engen Straßen steigt jährlich das inoffizielle Weltfinale der Formel 3.<br />
Lucas Wolf nahm die Herausforderung in diesem Jahr zum zweiten<br />
Mal in Angriff. »Macau ist mit das extremste und gleichzeitig auch<br />
das schönste Rennen der Saison«, schwärmt Wolf. »Es ist das einzige<br />
Mal im Jahr, wo wir Formel-3-Fahrer richtig gefeiert werden. Fans<br />
kommen zu uns und fragen nach Autogrammen und Fotos.« Rennsportlegenden<br />
wie Ayrton Senna und Michael Schumacher zählen<br />
zu den früheren Siegern des Klassikers auf dem Guia Circuit.
ADAC GT Masters 2014<br />
Noch mehr Spannung in der »Liga der Supersportwagen«<br />
Text: Samy Abdel Aal<br />
Die Spannung im ADAC GT Masters in der Saison 2013 erreichte zum Saisonfinale in Hockenheim nie<br />
dagewesene Höhen. Gezielte Regeländerungen für das kommende Jahr könnten das ausgeglichene<br />
Feld noch weiter zusammenschieben.<br />
Spannung bis zur letzten Sekunde und zahlreiche<br />
Rekorde - so lässt sich die vergangene Saison im<br />
ADAC GT Masters treffend zusammenfassen. Im<br />
mitreißendsten Finale in der Geschichte der<br />
Rennserie kämpften auf dem Hockenheimring<br />
nicht weniger als elf Fahrer und fünf Hersteller<br />
um den Titel. Letztlich ging die begehrteste Trophäe<br />
an das Duo Diego Alessi und Daniel Keilwitz<br />
in einer Corvette; Audi siegte mit Prosperia C. Abt<br />
Racing in der Teamwertung. Auch in der Gentleman-Wertung<br />
fiel die Entscheidung erst beim<br />
Finale in Hockenheim. Christina Nielsen zeigte<br />
hier eindrucksvoll, dass <strong>Motorsport</strong> keine reine<br />
Männerdomäne ist.<br />
Auf dem Weg zum Fahrer-Titel setzten Alessi/<br />
Keilwitz bemerkenswerte Highlights. Fünf Saisonsiege<br />
bedeuten die Einstellung der Bestmarke,<br />
zudem errangen sie am Red Bull Ring im Kampf<br />
mit den Titelrivalen Maximilian Bukh und Maximilian<br />
Götz den knappsten Sieg in der Historie<br />
der Liga der Supersportwagen, als sie mit lediglich<br />
0,2 Sekunden Vorsprung die Zielflagge sahen.<br />
Weitere nennenswerte Rekorde der abgelaufenen<br />
Saison umfassen den höchsten jemals gemessenen<br />
Topspeed von 271 km/h durch Lennart Marioneck<br />
in Spa, das schnellste Rennen sowie die schnellste<br />
Qualifying-Runde.<br />
Um das herausragende Spannungsniveau in der<br />
»Liga der Supersportwagen« im kommenden Jahr<br />
mindestens beizubehalten, werden beginnend mit<br />
dem Saisonauftakt in Oschersleben Ende April<br />
einige moderate Reglementänderungen eingeführt.<br />
Beispielsweise wird es im Bereich der Handicap-Gewichte<br />
eine Reduktion der Zusatzlast<br />
erfolgreicher und bevorteilter Fahrer geben. Treten<br />
zwei »Gold-Piloten« der<br />
höchsten Fahrerkategorie<br />
gemeinsam an, müssen<br />
diese fortan nur noch<br />
30 statt bisher 40 zusätzliche<br />
Kilogramm mitführen.<br />
Entsprechende<br />
Anpassungen finden sich<br />
auch bei anderen Fahrer-<br />
Kombinationen.<br />
Die größten Änderungen<br />
greifen jedoch in der Gentleman-Klasse,<br />
in der sich die sogenannten<br />
Bronze-Fahrer messen. So dürfen sich Piloten<br />
dieser Kategorie in einem zusätzlichen 30-minütigen<br />
Freien Training direkt im Anschluss an das<br />
erste Freie Training eines Rennwochenendes<br />
gesondert auf den Lauf vorbereiten. Auch wird<br />
das Punkte-System für die Gentleman-Fahrer<br />
angeglichen. So erhalten beispielsweise zwei<br />
Bronze-Piloten doppelte Punkte, ein Bronze- und<br />
ein Silber-Pilot eineinhalbfache Zähler und ein<br />
Bronze-Gold-Duo reguläre Punkte.<br />
Rennkalender 2014<br />
25.04. - 27.04.2014 etropolis <strong>Motorsport</strong> Arena Oschersleben<br />
09.05. - 11.05.2014 Circuit Zandvoort (NED)<br />
23.05. - 25.05.2014 Lausitzring*<br />
06.06. - 08.06.2014 Red Bull Ring (AUT)<br />
08.08. - 10.08.2014 Slovakia Ring (SVK)<br />
29.08. - 31.08.2014 Nürburgring<br />
19.09. - 21.09.2014 Sachsenring<br />
03.10. - 05.10.2014 Hockenheimring Baden-Württemberg<br />
* vorbehaltlich Streckenabnahme durch FIA/DMSB<br />
70 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Rallye-Talente<br />
am Start<br />
ADAC Opel Rallye Cup Vizemeister Marijan Griebel<br />
(24) und der drittplatzierte Fabian Kreim (21) werden<br />
2014 für das ADAC Opel Rallye Junior Team an<br />
den Start gehen. Beide setzten sich in einem Sichtungsprogramm<br />
aus vier Modulen im Rahmen der<br />
ADAC 3-Städte-Rallye gegen drei talentierte Mitstreiter<br />
durch. 2014 starten sie im ADAC Opel Rallye<br />
Cup, bei dessen Premiere Markus Fahrner den Titel<br />
gewann, sowie bei Events auf Europa- und<br />
Weltmeisterschaftsebene.<br />
Nachwuchshoffnungen im<br />
ADAC Opel Rallye Cup<br />
Präsentation im Rahmen der MotoGP am Sachsenring<br />
Viele Neuerungen im<br />
ADAC Junior Cup 2014<br />
Ab dem nächsten Jahr gibt es eine große Neuerung im<br />
ADAC Junior Cup: Die jungen Talente starten nämlich nicht<br />
mehr auf 125ccm Aprilias, sondern auf nigelnagelneuen<br />
KTM RC 390 Cup Maschinen. Die begehrten Viertakter<br />
wurden im November auf der italienischen Motorradmesse<br />
EICMA zum ersten Mal vorgestellt. Mit dem ehemaligen<br />
Motocross-Fahrer Bernd Eckenbach steht ab<br />
2014 zudem ein neuer Betreuer an ihrer Seite. Der<br />
Ansturm auf die 40 Startplätze ist groß. Im April rollen<br />
die neuen Piloten im italienischen Magione zum ersten<br />
Mal auf die Strecke.<br />
ADAC MX Academy 2014<br />
Die ADAC MX Academy<br />
legte 2013 einen<br />
fulminanten Start hin<br />
Schon im Debüt-Jahr der ADAC MX Academy powered by KTM zeigte sich eine riesige<br />
Nachfrage und auch die Teilnehmer für 2014 stehen schon Schlange. Um möglichst<br />
vielen Interessierten die Möglichkeit zu geben, einmal in den Motocross-Sport hinein<br />
zu schnuppern, hat der ADAC das Programm nun ausgebaut. Zusätzlich zu den bisherigen<br />
fünf Academy-Standorten in Frankenthal, Reutlingen, Spremberg, Teutschenthal<br />
und Wilnsdorf können Nachwuchs-Talente ab 2014 auch in Waldkappel-Breitau aufs<br />
Motorrad steigen.<br />
ADAC MX Masters -<br />
Rennkalender 2014<br />
26. / 27. April Fürstlich Drehna (M/Y/J)<br />
07. / 08. Juni Ried / A (M/Y/J)<br />
28. / 29. Juni Aichwald (M/Y/J)<br />
19. / 20. Juli Tensfeld (M/Y)<br />
09. / 10. August Jauer (M/Y)<br />
23. / 24. August Gaildorf (M/Y/J)<br />
06. / 07. September Holzgerlingen (M/Y/J)<br />
20. / 21. September Teutschenthal (M/Y/J)<br />
Fotos: ADAC motorsport<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 71
72 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Foto: milagro<br />
mister<br />
incredible<br />
Rookie Michael Laverty<br />
konnte sich nicht<br />
immer auf seinem<br />
Motorrad halten<br />
<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> leistete 2013 Unglaubliches. Sicherlich<br />
ist der Rookie bereits in aller Munde und was bleibt<br />
auch noch zu sagen? Selbst uns blieb beim Zusammentragen<br />
all seiner Rekorde in dieser Saison<br />
schlichtweg die Spucke weg. Obwohl der neue Repsol-Honda-Pilot<br />
schon vor einem Jahr beim ersten<br />
Test in Valencia extrem schnell war, winkten viele ab.<br />
‚Der wird Fehler machen, stürzen, sich sogar verletzen‘<br />
- hieß es überall. Bis auf Mugello leistete sich<br />
<strong>Marquez</strong> allerdings keinen einzigen Fehler in den<br />
Rennen und das ist das eigentliche Geheimnis seines<br />
überragenden Erfolges im ersten Jahr in der Königsklasse.<br />
Hart erkämpft und wohlverdient. Chapeau! -<br />
Maria Pohlmann<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 73
Rookie,<br />
Rekordbrecher<br />
und<br />
Weltmeister<br />
<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> fuhr in seinem ersten Jahr zum Titel in der MotoGP.<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach mit den Menschen, die den 20-Jährigen<br />
dorthin brachten, wo er jetzt ist: auf den Olymp des Motorradsports.<br />
Text: Maria Pohlmann<br />
74 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 75<br />
Fotos: repsol
Emilio Alzamora<br />
(l.) mit Schützling<br />
<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong><br />
<strong>Marquez</strong> genießt bei<br />
Honda perfekte<br />
Unterstützung<br />
Fotos: milagro, honda<br />
Emilio Alzamora<br />
Der 125ccm-Weltmeister aus dem Jahre 1999<br />
kümmert sich seit dem Ende seiner aktiven<br />
Karriere mit seiner Schule ‚Monlau Comeptition‘<br />
um talentierte Nachwuchspiloten. Vor<br />
acht Jahren kreuzte sein Weg den von <strong>Marc</strong><br />
<strong>Marquez</strong>. Vierzehn Jahre nach seinem eigenen<br />
Triumph feierte er nun als Manager und<br />
rechte Hand des 20-Jährigen den Titel in der<br />
Königsklasse mit ihm.<br />
MSM: Bist du stolz?<br />
EMILIO ALZAMORA: Ja, ich bin sehr, sehr<br />
glücklich über diesen Titel, den <strong>Marc</strong> in<br />
Valencia gewonnen hat. Ich denke, es ist mehr<br />
als nur ein Weltmeistertitel, denn er ging<br />
damit auch in die Geschichtsbücher der<br />
Königsklasse ein. Ich freue mich für ihn, seine<br />
Familie und alle Leute, die ihm dabei geholfen<br />
haben, sein Potential in der MotoGP zu zeigen.<br />
Natürlich hatten wir nicht erwartet,<br />
gleich im ersten Jahr das zu schaffen, was<br />
<strong>Marc</strong> 2013 gelungen ist.<br />
Was macht <strong>Marc</strong> so besonders?<br />
Er ist besonders, weil er viele Dinge in sich<br />
vereint, die ein Fahrer nicht nur dazu braucht,<br />
um den Titel zu gewinnen, sondern auch eine<br />
Zukunft in diesem Sport zu haben. Er hat ein<br />
riesiges Talent, er ist intelligent und er hat ein<br />
so gutes Gefühl auf dem Bike, dass er den<br />
Mechanikern mit Leichtigkeit erklären kann,<br />
was am Setup verändert werden muss, was er<br />
jeden Tag braucht. Er hat in diesem Jahr sehr<br />
viel gelernt und besonders in der MotoGP<br />
kann man sich immer verbessern. Dazu<br />
bedarf es aber an Erfahrung und die sammelte<br />
er in dieser Saison. Er ist sehr umgänglich,<br />
sehr sympathisch und für einen Fahrer ist es<br />
sehr wichtig, sensibel mit seinen Leuten<br />
umzugehen. In einem Team braucht man<br />
einen Führer und der Fahrer ist in diesem<br />
Projekt natürlich enorm wichtig. Wenn man<br />
viele Sponsoren, Ingenieure und das Werk<br />
hinter sich hat und der Pilot das ganze Projekt<br />
nicht anführen kann, dann wird es schwer.<br />
<strong>Marc</strong> hat diese Gabe.<br />
Wie konnte er sich so schnell an das große<br />
Bike gewöhnen?<br />
<strong>Marc</strong> weiß besser als ich, dass die ersten sechs<br />
Rennen sehr, sehr hart waren. Er fand zwar<br />
das Limit, hatte das Bike aber nicht immer<br />
unter Kontrolle und um Fahrer von einem<br />
Kaliber wie Lorenzo und Pedrosa zu schlagen,<br />
muss man das haben. Es war schon sehr<br />
schwer für ihn, das zu lernen.<br />
Hat er dich überrascht?<br />
Ja! Unser Ziel zu Beginn der Saison war es, fünf<br />
bis sechs Mal aufs Podest zu kommen und<br />
wenn möglich, ein paar Rennen zu gewinnen.<br />
<strong>Marquez</strong>‘ Fahrstil<br />
ist einzigartig<br />
76 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Insgesamt bin ich sehr überrascht, dass er nur<br />
den einen Fehler in Mugello gemacht hat. Seine<br />
Erfahrung aus der Moto2 konnte er in die<br />
MotoGP mitnehmen.<br />
→<br />
Das war das Programm, aber nicht schon beim<br />
ersten Rennen auf dem Treppchen zu stehen,<br />
in Texas schon zu gewinnen und allgemein so<br />
viele Rennen hintereinander zu entscheiden.<br />
Insgesamt bin ich sehr überrascht, dass er nur<br />
den einen Fehler in Mugello gemacht hat.<br />
Seine Erfahrung aus der Moto2 konnte er in<br />
die MotoGP mitnehmen.<br />
Was genau machst du für ihn?<br />
Ich bin sein Manager, aber natürlich arbeite<br />
ich schon lange mit ihm zusammen. Als ich<br />
meine Karriere 2003 beendete, startete ich die<br />
Monlau Competition, die Schule, in der junge<br />
Fahrer gefördert und ausgebildet werden.<br />
Unsere Wege kreuzten sich und ich begann<br />
mit ihm zu arbeiten. Ich hatte Vertrauen in<br />
seinen Vater und in ihn und entschied zusammen<br />
mit ihnen, was das Beste für ihn und seine<br />
Karriere ist. Natürlich habe ich nicht alles perfekt<br />
gemacht, denn in der Saison bei KTM<br />
hatten wir nicht die Performance, die wir<br />
erwartet hatten, Aprilia war damals besser. In<br />
der Moto2 haben wir aber Fortschritte gemacht<br />
und ein Team für ihn gebildet, was meiner<br />
Meinung nach in dieser Kategorie enorm<br />
wichtig für ihn war. Mit seinem Potential<br />
bewies er, wozu er in der Lage ist und schaffte<br />
den Sprung in die MotoGP.<br />
Was hat sich seit der Anfangszeit verändert?<br />
Er hat sich verändert. Er war damals noch →<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 77
Dem Jubel in Valencia...<br />
...folgte die Feier in der Heimatstadt.<br />
ein kleines Kind! [lacht] Heute hat er sich in<br />
allen Aspekten verändert: Persönlichkeit,<br />
Fahrstil, sein Körper. Er ist gewachsen. Es gibt<br />
viele Dinge, aber am Ende ist es der gleiche<br />
<strong>Marc</strong>, den ich schon von Anfang an kenne.<br />
Als ich ihn kennenlernte, war er bereits sehr<br />
intelligent und clever. Als ich zum ersten Mal<br />
mit ihm redete, dachte ich, dass ich mit einem<br />
25-Jährigen und nicht mit einem zwölfjährigen<br />
Jungen rede. Das hat mich echt<br />
fasziniert.<br />
Hast du sein Potential von Anfang an<br />
gesehen?<br />
Mehr als Potential. Ich habe bemerkt, dass er<br />
sehr viele Dinge hat, die extrem wichtig für<br />
seine Karriere sind. Er zeigte Potential auf der<br />
Strecke, er war sehr schnell. Aber auch in der<br />
Box hat er sehr gut zugehört und war sehr<br />
aufmerksam, wenn ihm jemand etwas erklärt<br />
hat. Manchmal erklärt man diesen Jungs, sie<br />
müssen sich in gewissen Kurven so und so<br />
verbessern und das müssen sie dann aber<br />
auch noch umsetzen. Er hat es sofort gemacht.<br />
Aber natürlich ist auch seine Familie sehr<br />
wichtig, denn wenn man mit 12, 13 oder 14<br />
Jahren etwas für die Zukunft aufbauen will<br />
und Entscheidungen treffen muss, dann muss<br />
man auch mit seiner Familie reden. Sie hatten<br />
sehr viel Vertrauen in mich und folgten<br />
meinem Rat. Manchmal war es mit seinem<br />
Vater fast zu leicht. [lacht]<br />
Es gibt viel Kritik. Denkst du, dass er ab und<br />
an zu aggressiv fährt?<br />
Nein, ich denke, am Ende der Saison haben<br />
die Leute das verstanden. Es ist wichtig, dass<br />
die Emotionen beim Motorradrennen nicht<br />
verloren gehen. Meiner Meinung nach hat<br />
<strong>Marc</strong> in diesem Jahr nichts gemacht, wofür<br />
er eine Strafe verdient gehabt hätte. Aber das<br />
ist eben nur meine Meinung. Wenn man<br />
sieht, wie Lorenzo in den letzten Saisonrennen<br />
gefahren ist: in Malaysia hat er <strong>Marc</strong><br />
berührt, auf Phillip Island kollidierten sie, als<br />
<strong>Marc</strong> aus der Box fuhr und dann geriet er in<br />
Valencia mit Pedrosa aneinander und drängte<br />
ihn sogar von der Strecke ab. In jedem Fall<br />
gehört das einfach zum Rennsport. Natürlich<br />
ist die Sicherheit der Fahrer enorm wichtig,<br />
aber wir müssen auch bedenken, dass dieser<br />
Sport manchmal eben gefährlich ist. Wenn<br />
etwas Größeres passiert, müssen sie die Fahrer<br />
natürlich bestrafen. Wir dürfen aber nicht<br />
die Art und Weise dieses Sports verlieren.<br />
Wenn jemand hier fährt, dann geht er nun<br />
mal ein gewisses Risiko ein.<br />
Wer ist deiner Meinung nach der beste Fahrer<br />
der Geschichte?<br />
78 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Der beste Fahrer war für mich immer Valentino<br />
[Rossi] und ich glaube, er ist es auch heute noch.<br />
Konzentriert, aber<br />
gelassen: <strong>Marquez</strong><br />
vor dem Start<br />
Denkst du, dass <strong>Marc</strong> eines Tages einen ähnlichen<br />
Status wie Rossi erreichen könnte?<br />
Das weiß ich nicht. Es ist schwierig, neun<br />
Titel zu holen. Natürlich wird <strong>Marc</strong> seinen<br />
Weg gehen. Valentino ist aber Valentino und<br />
<strong>Marc</strong> ist <strong>Marc</strong>. Beide sind starke Fahrer und<br />
haben schon etwas gemeinsam. Sie sind sehr<br />
enthusiastisch, sie genießen das Motorradfahren,<br />
sie freuen sich über und mit ihren<br />
Fans. Sie sind schon ähnlich. Für <strong>Marc</strong> wird<br />
es aber schwer, genauso viele Titel zu gewinnen,<br />
aber selbstverständlich wird er es probieren.<br />
Es ist nicht leicht, genauso viele Fans<br />
zu haben wie Valentino. Dazu muss man viele<br />
Titel nacheinander gewinnen. <strong>Marc</strong> muss<br />
seinen eigenen Weg finden.<br />
Wie soll deine Zukunft und die von <strong>Marc</strong><br />
aussehen?<br />
Ich hoffe, dass er viele Jahre in der MotoGP<br />
bleibt und sich vor allem auf dem Bike wohlfühlt.<br />
Das ist der Schlüssel. Um Spaß am<br />
Fahren zu haben, braucht man Leute, die eine<br />
ähnliche Mentalität haben wie <strong>Marc</strong>: Sie müssen<br />
sehr professionell sein und dieses Leben<br />
aber gleichzeitig auch genießen. Ich würde<br />
<strong>Marc</strong> auch gerne noch lange bei Honda sehen,<br />
denn sie sind sehr professionell, sie haben ein<br />
wirklich gutes Verhältnis und ich danke hiermit<br />
Shuhei Nakamoto, dass er <strong>Marc</strong> diese<br />
Möglichkeit gegeben hat.<br />
→<br />
Es ist wichtig, dass die Emotionen beim Motorradrennen<br />
nicht verloren gehen. Meiner Meinung nach hat <strong>Marc</strong> in<br />
diesem Jahr nichts gemacht, wofür er eine Strafe verdient<br />
gehabt hätte.<br />
<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong>:<br />
Die Rekorde 2013<br />
7. April: Jüngster Fahrer auf dem Podest der<br />
Königsklasse. Mit 20 Jahren und 49 Tagen landet<br />
<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> auf Platz drei beim Grand Prix von<br />
Katar. Gleichzeitig ist er der jüngste Fahrer, der die<br />
schnellste Runde in einem Rennen der Königsklasse<br />
zurücklegt.<br />
20. April: Mit 20 Jahren und 62 Tagen ist <strong>Marquez</strong><br />
in Texas der jüngste Fahrer auf der Pole Position<br />
in der MotoGP.<br />
21. April: GP-Sieg beim GP of the Americas mit<br />
20 Jahren und 63 Tagen. Damit krönt sich <strong>Marquez</strong><br />
zum jüngsten Fahrer der Geschichte, der ein Rennen<br />
in der Königsklasse für sich entscheiden kann und<br />
gleichzeitig auch zum jüngsten Rennsieger aller<br />
drei Kategorien. Dazu ist er der jüngste Pilot, der<br />
zwei Mal hintereinander in der MotoGP aufs Podest<br />
fährt und die Pole, die schnellste Rennrunde und<br />
den Sieg gleichzeitig holt.<br />
5. Mai: Mit dem zweiten Platz hinter Dani<br />
Pedrosa in Jerez wird <strong>Marquez</strong> mit 20 Jahren und<br />
77 Tagen der jüngste Fahrer, der drei Mal in Folge<br />
auf dem Podest der Königsklasse steht.<br />
22. Juli: <strong>Marquez</strong> wird der erste Rookie, der in<br />
Laguna Seca siegt und der erste Rookie, der in<br />
dieser Kategorie zwei aufeinanderfolgende Rennsiege<br />
holen kann - mit 20 Jahren und 154 Tagen.<br />
18. August: Im Alter von 20 Jahren und 182<br />
Tagen siegt <strong>Marquez</strong> in Indianapolis und wird<br />
jüngster Fahrer der MotoGP-Geschichte, der drei<br />
Rennen hintereinander gewinnen kann. Dazu wird<br />
er der erste Pilot, der drei Rennen in den USA<br />
gewinnt.<br />
25. August: Mit seinem Sieg in Brünn wird<br />
<strong>Marquez</strong> jüngster Fahrer, der vier Rennen in der<br />
Königsklasse in Folge gewinnen kann und gleichzeitig<br />
der Rookie mit den meisten Siegen auf dem<br />
Konto.<br />
31. August: Eine fünfte Pole sorgt für eine<br />
Rekordanzahl an besten Startplätzen eines<br />
Rookies.<br />
1. September: Mit dem zweiten Platz in<br />
Silverstone sammelt <strong>Marquez</strong> die meisten Podestplätze,<br />
die jemals von einem Rookie erreicht wurden<br />
und schlägt Valentino Rossis Rekord aus dem Jahr<br />
2000. Mit 233 Punkten bricht er ebenso die höchste<br />
Rookie-Punktzahl, die Dani Pedrosa bis dato mit<br />
215 Zählern hielt.<br />
10. November: Mit 20 Jahren und 266 Tagen<br />
wird <strong>Marquez</strong> jüngster Weltmeister der MotoGP-<br />
Geschichte. Gleichzeitig schreibt sich der Spanier<br />
als jüngster Champion aller drei Kategorien und als<br />
jüngster Rookie-Weltmeister in die Statistik-Bücher<br />
ein.<br />
Fotos: milagro, honda<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 79
Alberto Puig ist<br />
immer an<br />
<strong>Marquez</strong>‘ Seite<br />
Der Junge will seine Grenzen herausfinden<br />
und das macht man normalerweise, indem man<br />
sie überschreitet. Wenn man immer nur dahinter<br />
bleibt, kann man das wahre Limit nie wirklich<br />
herausfinden.<br />
Fotos: milagro, honda<br />
Alberto Puig<br />
Zehn Jahre auf höchstem Niveau, ein Sieg<br />
in Jerez - Alberto Puig kämpfte gegen Größen<br />
wie Mick Doohan und Alex Crivillé, bis<br />
er seine Karriere nach einem schweren Sturz<br />
beenden musste. Dem Motorradsport blieb<br />
der Spanier als Team- und Fahrermanager<br />
erhalten. Im 125ccm Repsol Team unterstützte<br />
er <strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> bei seinen ersten<br />
Schritten in der WM.<br />
MSM: <strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> ist einer, der seit 2013<br />
viel Action ins Geschehen bringt...<br />
ALBERTO PUIG: Ja, ich denke, er ist auf der<br />
Maschine ein Tier. Er ist super talentiert und<br />
dieser Junge hat nicht einmal Angst vor der<br />
Angst selbst. Er fürchtet sich nicht davor,<br />
Angst zu haben und das ist ziemlich beeindruckend.<br />
Er ist sehr mutig, hat großes<br />
Talent, großes Potential und ist dazu auch<br />
ein harter Arbeiter. Diese Kombination<br />
führte zum Titel.<br />
Du hast ihn in die WM gebracht?<br />
Ich habe ihn nicht entdeckt, das war Alzamora.<br />
Aber zu dieser Zeit habe ich das Repsol<br />
Team in der 125er als Teammanager<br />
betreut, also ja: wir haben ihn in die Weltmeisterschaft<br />
gebracht. Alzamora hat sich<br />
aber um ihn gekümmert. Ich habe mich um<br />
das Team gekümmert, aber natürlich waren<br />
wir super glücklich, ihn in unserer Crew zu<br />
haben und halfen ihm in seinem ersten Jahr.<br />
Er war schon damals sehr gut.<br />
Denkst du, dass <strong>Marc</strong> seine Grenzen manchmal<br />
überschritten hat?<br />
Der Junge will seine Grenzen herausfinden<br />
und das macht man normalerweise, indem<br />
man sie überschreitet. Wenn man immer<br />
nur dahinter bleibt, kann man das wahre<br />
Limit nie wirklich herausfinden. Dieser<br />
Junge war genau in diesem Bereich, weil er<br />
hart gepusht hat. Jeder hat seinen eigenen<br />
Stil. Er hatte Glück, dass er sich nicht verletzt<br />
hat. Man kann die Fahrer aber nicht beeinflussen,<br />
in dem, was sie tun. Dazu kann ich<br />
nichts sagen.<br />
Wohin soll das alles mit <strong>Marc</strong> führen?<br />
Ich denke, das nächste Jahr wird für ihn entscheidend.<br />
Wenn er einen weiteren Schritt<br />
macht, wird es für die anderen extrem schwierig,<br />
ihn zu schlagen. Manchmal ist es aber nicht<br />
so leicht, mit diesen Bikes in dieser Klasse,<br />
noch weitere Schritte nach vorne zu machen.<br />
Manchmal kommt ein Fahrer in die MotoGP,<br />
lernt in der ersten Jahreshälfte und ist dann<br />
am Maximum. Wenn <strong>Marc</strong> sein Niveau noch<br />
nach oben schrauben kann, werden alle anderen<br />
es schwer haben. Sollte er das aber nicht<br />
schaffen, wird es einen harten Wettkampf<br />
geben. Lorenzo und Pedrosa sind schließlich<br />
ebenso starke Fahrer.<br />
Was machst du heute für Dani Pedrosa?<br />
Ich war jahrelang sein Manager. Ich habe ihn<br />
von Anfang an begleitet. Heute ist meine<br />
Rolle aber etwas anders. Ich bin bei den Rennen<br />
nicht immer an seiner Seite, schließlich<br />
weiß er genau, was zu tun ist. Ich helfe eher<br />
seinem Team. Als er begann, habe ich ständig<br />
nach ihm geschaut, denn damals war er<br />
Auf dem Boden<br />
»Am Ende bin ich der gleiche Junge wie vor vielen<br />
Jahren. Ich habe vielleicht mehr Erfahrung, bin aber<br />
der gleiche <strong>Marc</strong>. Meine Familie und mein Team<br />
haben mich so stark unterstützt und das ist enorm<br />
wichtig, um mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben.<br />
Zu Hause muss ich mein Zimmer noch immer<br />
selbst sauber machen. Ich mache mein Bett, das<br />
ist alles normal. Aber nur mein Zimmer! [lacht] Den<br />
Rest der Hausarbeit teilen wir auf: Ich decke den<br />
Tisch und mein Bruder räumt ab. Das ist nur fair.«<br />
noch jung und wusste nicht genau, wo es<br />
langgeht. Heute ist es leichter.<br />
Nebenbei kümmerst du dich noch um den neu<br />
geschaffenen Asia Talent Cup. Was hat es<br />
damit auf sich?<br />
Sie haben mich gebeten, das in die Hand zu<br />
nehmen. Die Dorna und Honda haben<br />
großes Interesse an diesem Cup, denn der<br />
asiatische Markt ist momentan sehr begehrt.<br />
Wir werden also versuchen, diese Leute zu<br />
unterrichten, eine Meisterschaft aufbauen<br />
und sehen, wohin wir mit ihnen gehen können.<br />
Wenn man sich die Geschichte von<br />
Asien ansieht, findet man schnell heraus,<br />
dass es dort nie eine Rennsport-Kultur gab.<br />
In Europa, Amerika und Australien gibt es<br />
eine Rennsport-Kultur, in Asien gibt es<br />
nichts. Ich denke, das liegt an ihrer eigenen<br />
Kultur. Die Asiaten sind sehr schüchtern, sie<br />
sind nicht so aggressiv wie wir Europäer. Sie<br />
behalten alles für sich. Wir werden sehen,<br />
ob es uns gelingt, ihnen beizubringen, diesen<br />
Sport besser zu verstehen.<br />
Was wünschst du dir für deine Zukunft, die<br />
von Dani und die der MotoGP?<br />
Ich habe viele Wünsche! Ich hoffe, gesund<br />
zu sein. Dani verdient diesen WM-Titel und<br />
ich hoffe sehr, dass er ihn eines Tages<br />
bekommt. Ich denke, dass die Tendenz der<br />
Meisterschaft gut ist. Ich hoffe, dass die Strecken<br />
immer sicherer werden, dass wir einen<br />
guten Wettkampf haben und dass Fahrer aus<br />
aller Welt kommen, um hier zu fahren -<br />
nicht nur Spanier, es ist schließlich eine<br />
Weltmeisterschaft. Es sollte internationaler<br />
sein. Am Wichtigsten ist aber, dass die<br />
Sicherheit noch weiter verbessert wird und<br />
das erreichen wir auf den Rennstrecken. Ich<br />
hoffe, dass viele Hersteller in die WM kommen,<br />
schließlich ist es die Spitze der Meisterschaften<br />
und ich erwarte, dass wir gute<br />
Fahrer haben. Das ist alles, was wir<br />
brauchen.<br />
80 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
<strong>Marquez</strong> auf der Auslaufrunde in Valencia<br />
<strong>Marquez</strong> liebt seine Honda RC213V<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 81
Ab 2014 übernimmt Gigi Dall‘Igna den Posten von Bernhard<br />
Gobmeier als Generaldirektor bei Ducati Corse. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
sprach mit beiden über gescheiterte Pläne<br />
und neue Anfänge.<br />
82 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Text: Maria Pohlmann<br />
Fotos: milagro<br />
Bei Ducati wartet viel Arbeit auf Gigi Dall‘Igna<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 83
Dall‘Igna und<br />
Crutchlow (r.) sollen<br />
neuen Schwung nach<br />
Bologna bringen<br />
natürlich etwas Exotisches, wobei<br />
es wie in den meisten Fällen so<br />
war, dass man sich zum Workaholic<br />
entwickelt. Man sieht also<br />
gar nicht mehr die ganzen schönen<br />
Seiten einer Stadt wie Bologna,<br />
sondern arbeitet in erster<br />
Linie. Es ist aber auch schön, viele<br />
neue Freunde dazuzugewinnen.<br />
Die Leute bei Ducati sind fast<br />
ausnahmslos sehr tolle Menschen.<br />
Ich habe dort von der zwischenmenschlichen<br />
Seite her<br />
sehr viel Gutes erfahren«, sagt er.<br />
Machtwechsel bei Ducati: Gigi [Luigi]<br />
Dall‘Igna kommt, Bernhard Gobmeier<br />
geht. Dass es bei Ducati seit<br />
einigen Jahren Probleme gibt, ist<br />
nicht zu übersehen. Dass Gobmeier deshalb nach<br />
nur zehn Monaten abtreten muss, kam eher unerwartet.<br />
»Ich würde sagen, langfristig ist etwas anderes<br />
als zehn Monate. Einerseits haben sich innerhalb der<br />
Umstrukturierungen im VW-Konzern für mich<br />
Möglichkeiten ergeben, andererseits sprachen wir<br />
schon lange mit Gigi Dall‘Igna. Er hat kurzfristig<br />
zugesagt. Letztendlich hat Audi entschieden, diesen<br />
Schritt zu gehen«, erklärt Gobmeier. Auf die Frage,<br />
ob er lieber zu VW wechseln wollte, lacht der 54-Jährige:<br />
»So würde ich das nicht direkt sagen.«<br />
Die Ergebnisse im Ducati Team sprachen 2013 zwar<br />
nicht unbedingt für sich, dennoch erlebte Gobmeier<br />
während seiner kurzen Amtszeit diverse Höhepunkte.<br />
»Es gab aus technischer Sicht Highlights,<br />
denn viele Dinge, die wir angestoßen haben, trugen<br />
Früchte - zum Beispiel eine neue Elektronik und<br />
eine neue Motor-Ausbaustufe. Cal [Crutchlow] hat<br />
bereits gesagt, dass das Motorrad bei Weitem nicht<br />
so schlecht ist, wie es von der Presse immer gemacht<br />
wird. Es hängt viel davon ab, ob der Charakter des<br />
Fahrers zum Charakter des Motorrads passt.«<br />
Außerdem gelang es ihm, ein großes Problem zu<br />
eliminieren: »Alle Fahrer haben sich bis letztes Jahr<br />
regelmäßig darüber beschwert, dass sie kein Gefühl<br />
fürs Vorderrad haben. Heute haben wir ein Gefühl<br />
fürs Vorderrad. Es gibt noch weitere Probleme, aber<br />
keiner kann mehr behaupten, kein Gefühl fürs Vorderrad<br />
zu haben.«<br />
Ein starkes Gefühl gab es neben der technischen<br />
Seite für Gobmeier auch auf anderer Ebene. »Auf<br />
der Teamseite habe ich gemerkt, wie manche Leute<br />
sich in ihrer Art und Weise gewandelt haben, wie<br />
sie Aufgaben angehen und Dinge erledigen. Die<br />
Leute sind viel selbstständiger geworden. Auf einer<br />
ganz anderen Seite war das Leben in Italien für mich<br />
In zehn Monaten bei Ducati vermeldete<br />
Gobmeier nur einen<br />
Negativpunkt: »Wir haben<br />
unsere sportlichen Ziele nicht<br />
erreicht.« Das lag an verschiedenen<br />
Faktoren. »Das massive<br />
Untersteuern liegt scheinbar in<br />
den Genen des Bikes und ich konnte es wie meine<br />
Vorgänger in sieben oder zehn Jahren auch in zehn<br />
Monaten nicht eliminieren. Das war eine Enttäuschung.<br />
Ich habe jetzt zumindest aber noch Wege<br />
aufgezeigt, die in den nächsten Wochen noch ausprobiert<br />
werden. Hoffentlich ist es das.«<br />
Obwohl sich Gobmeier nun auf seine neue Aufgabe<br />
freut und froh ist, eine derartige Möglichkeit<br />
zu erhalten, trauert er dem Ducati Team ein<br />
wenig nach. »Ich bin schon ein bisschen traurig,<br />
weil ich hier bei Ducati wirklich sehr gute und<br />
sympathische Menschen kennengelernt habe.<br />
Wenn man in einem Rennteam ist, schweißt das<br />
natürlich viel mehr zusammen als irgendein ‚normaler‘<br />
Job, da man nicht nur unter der Woche<br />
zusammen ist, sondern eben auch am Wochenende.<br />
An der Rennstrecke erlebt man viele Höhen<br />
und Tiefen gemeinsam, man ist nie weit weg.<br />
Man sieht das Ergebnis unmittelbar, sieht die<br />
Freude über ein gutes Resultat - ein Podium zum<br />
Beispiel, was ich ja noch aus anderen Tagen<br />
kenne - und man fühlt umgekehrt aber auch die<br />
Enttäuschung. Das schweißt emotional sehr stark<br />
zusammen.«<br />
Schon im Frühjahr war der Bayer selbst an den<br />
Gesprächen mit Dall‘Igna beteiligt. Ducati wartete<br />
lange auf den Wechsel des Italieners von<br />
Aprilia. Schließlich ließ sich Dall‘Igna überzeugen<br />
und erklärte den Grund so: »Ich habe in der<br />
Vergangenheit viel gewonnen, aber nicht in der<br />
MotoGP. Das ist die einzige Klasse, in der ich<br />
noch kein starkes Ergebnis erreicht habe. Es ist<br />
also mein letztes Ziel, etwas in der MotoGP zu<br />
gewinnen und die einzige Möglichkeit, die ich<br />
dazu habe, ist, in ein Team zu kommen, das gutes<br />
Wissen hat und wie ich etwas gewinnen will. Ich<br />
denke, Ducati ist der einzige europäische Hersteller,<br />
der diesen Wunsch ebenso hegt.«<br />
84 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Fotos: milagro, ducati<br />
Den Wunsch, an die Spitze zurückzukehren hegte<br />
auch Gobmeier. Er kennt seinen Nachfolger bereits<br />
seit mehreren Jahren. »Wir kennen uns aus der<br />
Superbike-WM. Wir hatten immer ein gutes Verhältnis.<br />
Ich habe ihm viele Tipps in verschiedene<br />
Richtungen mitgegeben, dabei auch diverse Themen<br />
angesprochen, die ich angestoßen habe und<br />
die er nun zu Ende führen soll. Er muss ja wissen,<br />
was dahinter steckt.« In der Woche vor dem Valencia<br />
Grand Prix saßen beide oft zusammen, um die<br />
Job-Übergabe so reibungslos wie möglich zu gestalten.<br />
»Die Zeit ist immer zu kurz, aber auf der anderen<br />
Seite muss er auch seinen eigenen Weg finden«,<br />
ist sich Gobmeier sicher.<br />
Dall‘Igna hat bereits einen Plan. »Das ist eine große<br />
Herausforderung für mich. Ich starte mit Ducati<br />
neu durch und es wird nicht leicht, denn sie hatten<br />
drei Jahre lang viele Probleme. Wir wollen einiges<br />
ändern und beginnen mit einer Umstrukturierung.<br />
Ich habe realisiert, dass es zwei komplett verschiedene<br />
Einheiten bei Ducati Corse gibt: Die eine ist<br />
die auf der Rennstrecke, die andere im Werk in<br />
Bologna. Die erste Aufgabe wird es sein, diese beiden<br />
Bereiche zu vereinen, denn die Informationen<br />
müssen fließend sein, damit das Motorrad so<br />
Andrea Dovizioso<br />
blieb auf Ducati<br />
ohne Podiumsplatz<br />
schnell wie möglich verbessert werden kann. Die<br />
einzige mögliche Lösung ist es, den Leuten, die an<br />
der Strecke arbeiten auch einen Job im Werk zu<br />
geben, um beide Teile noch besser zu vereinen.«<br />
Dall‘Igna hat<br />
bereits einen<br />
Plan. »Das ist eine<br />
groSSe Herausforderung<br />
für<br />
mich. Ich starte<br />
mit Ducati neu<br />
durch und es<br />
wird nicht leicht,<br />
denn sie hatten<br />
drei Jahre lang<br />
viele Probleme.<br />
Vom Ansatz seines Nachfolgers zeigt sich Gobmeier<br />
zunächst begeistert: »Das ist sicherlich der<br />
richtige Weg. Das habe ich bereits versucht, zu<br />
verbessern, es wurde auch schon besser, ist aber<br />
noch immer verbesserungswürdig.« Dall‘Igna ist<br />
überzeugt, dass die Probleme am Motorrad nur<br />
lösbar sind, wenn eine anständige Organisation<br />
herrscht. »Ich möchte also zunächst die Organisation<br />
verbessern und mich danach mit den technischen<br />
Problemen des Motorrads beschäftigen.«<br />
Der neu erwählte Generaldirektor interessiert sich<br />
wenig für Ducatis Vergangenheit, sondern will<br />
einfach das beseitigen, was ihm aktuell im Weg<br />
steht.<br />
»Ich bin ein Techniker. Ich muss mir die Probleme<br />
von Ducati erst einmal genau ansehen. Es ist sehr<br />
schwer, sich von außen ein Bild zu machen. Ich<br />
gehe normalerweise ins Detail, bevor ich eine<br />
genaue Antwort geben kann«, hieß es. Mit Ducatis<br />
Grundwissen und der nötigen Erfahrung vertraut<br />
Dall‘Igna darauf, schon bald eine Lösung zu finden.<br />
»Ich denke, dass Ducati viel Wissen über den<br />
Rennsport im Allgemeinen hat. Das bedeutet nicht<br />
nur Motor und Elektronik, sondern auch das<br />
Blick ins<br />
Ungewisse: Wo<br />
geht die Reise hin?<br />
Chassis ist auf hohem Niveau. Ich habe andere<br />
Erfahrungen und werde sie Ducati natürlich zur<br />
Verfügung stellen. Ich hoffe, dass wir auch den<br />
Bereich des Chassis‘ verbessern können und so<br />
einen Weg finden, um Ducati nach vorne zu<br />
bringen.«<br />
Bei den Testfahrten nach dem Valencia GP hatte<br />
Dall‘Igna noch nicht allzu viel verändert. Seine<br />
Fahrer zeigten sich bereits von seinen wenigen,<br />
aber wichtigen Worten beeindruckt. Beim nächsten<br />
Test soll alles anders werden. »Das Motorrad<br />
für Sepang wird komplett anders sein, als das beim<br />
Test in Valencia. Wenn wir in Zukunft etwas ganz<br />
anderes produzieren müssen, dann werden wir<br />
das natürlich tun. Momentan kann ich das aber<br />
noch nicht beurteilen. Die Leute bei Ducati entwickeln<br />
etwas Neues für Sepang. In der Zwischenzeit<br />
werde ich meine Ideen zu dem Bike abgeben,<br />
das Dovizioso und Hayden 2013 fuhren.«<br />
Nicht nur in der MotoGP hat Ducati Probleme,<br />
auch die Panigale in der World Superbike sorgte<br />
2013 für Schwierigkeiten. Das Hauptaugenmerk<br />
des neuen Chefs bei Ducati Corse ist klar: »Die<br />
MotoGP ist die wichtigste Klasse des Rennsports.<br />
Die Ergebnisse in der MotoGP wollen wir so<br />
schnell wie möglich verbessern. Die Superbike<br />
war für die Geschichte von Ducati aber genauso<br />
wichtig, also werden wir dort ebenso arbeiten.<br />
Priorität hat aber die MotoGP.« Gobmeier gibt<br />
nun einer ganz anderen Sache den Vorzug: »Ich<br />
hatte in meinem Leben schon sehr viele unterschiedliche<br />
Jobs und innerhalb einer großen Firma<br />
hat man eben mehr Möglichkeiten. Ich soll eine<br />
strategische, planerische Rolle im VW-Konzern<br />
ausfüllen - übergeordnet über allen <strong>Motorsport</strong>aktivitäten<br />
der acht Marken.« Dennoch wird er die<br />
Entwicklungen in Bologna garantiert genauestens<br />
im Auge behalten.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 85
Keine<br />
Zauberei<br />
bei Ducati<br />
Text: Maria Pohlmann<br />
Nach drei Jahren bei Tech 3 wechselt Cal Crutchlow endlich in<br />
ein Werksteam. Dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> verriet er, was er bei<br />
Ducati erwartet und welche Höhen und Tiefen er 2013 erlebte.<br />
86 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Man in Black:<br />
Crutchlow muss<br />
noch Tarnlook<br />
tragen<br />
Fotos: milagro<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 87
MSM: Wie lief deine Saison?<br />
CAL CRUTCHLOW: Ich bin ziemlich glücklich.<br />
Es war nicht perfekt, aber auch nicht zu langsam.<br />
Wir waren schnell genug, aber nicht immer schnell.<br />
Deine Ergebnisse in der ersten Saisonhälfte waren<br />
besser als die Resultate am Saisonende. Lag das<br />
nur am Bike?<br />
Ja, Yamaha hat sich verbessert, Honda hat sich verbessert<br />
und wir blieben auf dem gleichen Bike sitzen.<br />
Als ich etwas Neues bekam und es nicht<br />
mochte, ließen sie mich nicht zurückwechseln. So<br />
sieht die Politik in der MotoGP aus. Mit meiner<br />
Verletzung hatte das nichts zu tun. In Silverstone<br />
tat der Arm ein bisschen weh, aber danach war es<br />
kein Problem mehr. In Silverstone wollte ich nur<br />
das Rennen beenden. Der Rest der Saison war okay.<br />
In Misano musste ich wieder Vertrauen gewinnen<br />
und das ist mir gelungen. Wir hatten danach ein<br />
paar gute Rennen, einen guten Kampf in Aragon,<br />
in Australien, die Pace ist nicht so schlecht.<br />
Warst du sauer, dass du das stufenlose Getriebe<br />
von Yamaha nicht bekommen hast?<br />
Nein, denn am Ende bin ich eh gegangen. Am Montagmorgen<br />
nach dem letzten Rennwochenende in<br />
Valencia hätte ich es bekommen, aber das spielt ja<br />
nun keine Rolle mehr.<br />
Du wusstest von Anfang an, dass du nur gewinnen<br />
kannst, wenn irgendetwas Unerwartetes passiert.<br />
Wie konntest du dich das ganze Jahr über trotzdem<br />
motivieren?<br />
Ich habe kein Problem mit meiner Motivation,<br />
denn die ist immer da.<br />
Wie würdest du die Satelliten-Yamaha mit dem<br />
Ableger von Honda vergleichen? Gibt es überhaupt<br />
noch eine Satelliten-Honda?<br />
Die Satelliten-Honda ist keine Kunden-Honda, sie<br />
ist schlichtweg das Werksbike. Das Motorrad, auf<br />
dem Stefan Bradl sitzt, ist exakt das gleiche wie das<br />
von <strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong>. Alvaro Bautista hat zwar andere<br />
Vorderradgabeln und andere Bremsen, soweit ich<br />
weiß, ist aber auch seine Maschine ebenso gut. Ich<br />
habe gehört, dass sie sogar darüber nachdenken,<br />
komplett zu wechseln, denn es ist billiger und<br />
genauso gut. Sie sitzen auf Werksbikes, haben ein<br />
stufenloses Getriebe, enorme Power und so ist das<br />
nun einmal.<br />
Was war dein bester Moment in dieser Saison?<br />
Das Podium beim französischen Grand Prix im<br />
Regen. Ich stand zum ersten Mal in diesem Jahr auf<br />
dem Podest und es war wirklich gut.<br />
aber manchmal hat man gute Rennen und ein<br />
anderes Mal eben schlechte.<br />
Wie sehr hast du die Kämpfe gegen Valentino<br />
Rossi, Alvaro Bautista und Stefan Bradl zuletzt<br />
genossen?<br />
Ich habe die Kämpfe genossen, aber ich wünschte<br />
mir, an der Spitze mit den anderen zu kämpfen und<br />
nicht in der zweiten Gruppe.<br />
Bradley Smith hat sich in seinem ersten Jahr gut<br />
gesteigert. Hattest du ihn ein wenig im Auge?<br />
Bradley hatte zu Saisonende ein sehr gutes Paket.<br />
Er hat sich auch gut entwickelt, aber das, was er jetzt<br />
hatte, war das, was ich zu Saisonbeginn noch fuhr<br />
und womit ich aufs Podest fahren konnte. Ich habe<br />
mir so gewünscht, wieder darauf zurück zu wechseln,<br />
aber sie haben es nicht zugelassen. Wir haben<br />
einen Tank und eine Sitzeinheit, die nicht zum<br />
Chassis passen. Ich hätte nie gewusst, ob es schlechter<br />
oder besser ist, also bereue ich nicht, dass ich es<br />
probiert habe. In einigen Bereichen ist es sogar<br />
besser, aber so wie ich gerne fahre, passt es einfach<br />
nicht. Ich meine, Yamaha war nett, dass sie mir das<br />
überhaupt ermöglicht haben, obwohl ich damals<br />
schon bei Ducati unterschrieben hatte.<br />
Nervt dich <strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> schon?<br />
Nein, denn er hat großartige Arbeit geleistet. Ich<br />
freue mich für ihn. Er ist extrem stark und er hat<br />
Das Lachen<br />
verging Crutchlow<br />
beim Test ein<br />
wenig<br />
den Titel mehr als verdient.<br />
Bist du ein bisschen traurig, die Tech-3-Familie zu<br />
verlassen?<br />
Ja, ich bin nicht glücklich, wegzugehen. Es ist nicht<br />
leicht, wenn man weiß, dass sie einen anderen Fahrer<br />
haben werden und ich woanders sein werde.<br />
Herve [Poncharal] ist ein Freund und ein Teamchef<br />
zugleich. Er ist hart zu mir, das sollte niemand falsch<br />
verstehen, aber eben dann, wenn es auch sein muss.<br />
Es ist schwer, sich von den ganzen Leuten zu verabschieden.<br />
Es ist nicht leicht. Ich denke, sie wollten<br />
nicht, dass ich gehe. Aber was soll ich tun? Ich bin<br />
trotzdem gespannt, etwas anderes zu machen.<br />
Obwohl das Team großartig ist und wir mit den<br />
Werksfahrern kämpfen konnten und schneller als<br />
die Ducati waren, will ich nicht meine ganze Karriere<br />
lang in einem Satellitenteam verbringen. Ich<br />
wünsche mir, dass es anders wäre. Gleichzeitig bin<br />
ich aber auch sehr gespannt auf Ducati.<br />
Du hast zuletzt nicht wirklich glücklich<br />
ausgesehen...<br />
Wir konnten keine wirklichen Verbesserungen<br />
vornehmen. Ich hätte es mir so gewünscht. Wie<br />
schon erwähnt, war das Bike zu Saisonbeginn<br />
extrem gut, dann aber nicht mehr und das lag nur<br />
daran, dass wir die Sitzposition und den Tank verändert<br />
hatten und eben nicht wieder zurück durften.<br />
Natürlich war ich nicht so glücklich. Wir müs-<br />
Was war das enttäuschendste Rennen?<br />
Einige Rennen, in denen wir das ganze Wochenende<br />
stark waren, aber im Rennen nicht das erhoffte<br />
Ergebnis holen konnten. Katar vielleicht - dort hatte<br />
ich das Gefühl, als könnte ich mit Lorenzo mitgehen<br />
und dann hätte ich ein besseres Rennen gehabt,<br />
Ich freue mich darauf, die Ducati hoffentlich<br />
zurück an die Spitze zu bringen. Das ist mein<br />
Ziel und meine Absicht.<br />
88 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Nach drei Jahren<br />
auf Yamaha reitet<br />
Crutchlow eine<br />
Ducati<br />
Fotos: milagro<br />
sen aber auch beachten, dass weder Bautista, noch<br />
Bradl oder Bradley schneller geworden sind. Im<br />
Gegenteil: Wir wurden einfach nur langsamer. Da<br />
müssen wir ehrlich sein und uns die Gründe dafür<br />
ansehen. Man kann nicht nur das Bike vorschieben,<br />
ich war auch schuld. Das lag aber wiederum daran,<br />
dass ich mit dem Bike nicht zufrieden war, es war<br />
also eine Kombination. Aber niemand ist schneller<br />
geworden! Bautista ist am Ende genauso viele<br />
Sekunden hinter dem Sieger im Ziel angekommen<br />
wie im ersten Rennen des Jahres.<br />
Denkst du, dass du in der nächsten Saison bei<br />
Ducati glücklich wirst?<br />
Ja, ich glaube, dass es am Ende gut wird. Es gibt<br />
keinen Grund, warum wir am Ende des nächsten<br />
Jahres keine gute Basis und kein gutes Gefühl finden<br />
sollten.<br />
Valentino Rossi, Andrea Dovizioso, alle schienen<br />
guter Dinge zu sein, als sie zu Ducati kamen...<br />
Dovi war nie optimistisch! Er ist dahin gegangen,<br />
weil sie ihm ein richtig gutes Angebot unterbreitet<br />
haben. Er hat die Situation aber nie optimistisch<br />
betrachtet. Ich bin optimistisch. Wir sind komplett<br />
unterschiedliche Fahrer.<br />
Was wirst du bei Ducati ändern?<br />
Es ist nicht meine Aufgabe, etwas an Ducati zu<br />
ändern. Es ist zunächst einmal die Aufgabe von<br />
Ducati, das Bike zu verändern. Ich denke aber, dass<br />
wir mit meiner Motivation gemeinsam gute Arbeit<br />
leisten können.<br />
Alle setzen große Hoffnungen in Gigi Dall‘Igna.<br />
Was erwartest du von ihm?<br />
Ich erwarte nicht, dass er das Motorrad von heute<br />
auf morgen komplett verändert. Ich erwarte, dass<br />
er gut arbeiten wird und dann etwas ändert, wenn<br />
er es kann. Der Winter wird lang und er muss es<br />
im Winter schaffen. Ich bin gespannt. Es wird etwas<br />
ganz Neues. Sie und ich erwarten aber keine Wunder.<br />
Ich freue mich, dass Gigi kommt und bin<br />
gespannt, was er sagt und in wieweit sich das Bike<br />
für den Sepang-Test im nächsten Jahr verbessert.<br />
Ich glaube nicht, dass wir die Maschine im ersten<br />
Rennen zu einem siegfähigen Motorrad machen<br />
können. Das ist aber das ganze Projekt. Es wird<br />
lange dauern und sich auch noch während der<br />
ersten Saison hinziehen.<br />
Ist es für dich gut, Andrea Dovizioso wieder als<br />
Teamkollegen zu haben?<br />
Wir arbeiten gut zusammen, sind aber zwei komplett<br />
verschiedene Fahrer. Seine Daten oder irgendetwas<br />
bringen mir gar nichts.<br />
Was ändert sich im nächsten Jahr abgesehen von<br />
Team und Bike für dich?<br />
Es ist immer leichter, ein Werksfahrer zu sein. Es<br />
wird viel, viel einfacher. Ich habe schon oft gesagt,<br />
dass der Vorteil eines Werksfahrers nicht nur das<br />
Equipment ist, sondern noch viel mehr. Sie haben<br />
ein viel leichteres Leben als die Satellitenfahrer.<br />
Worauf freust du dich am meisten?<br />
Ich freue mich darauf, die Ducati hoffentlich zurück<br />
an die Spitze zu bringen. Das ist mein Ziel und<br />
meine Absicht.<br />
Die Banane ist jetzt dein Markenzeichen. Wie kam<br />
es dazu?<br />
Ich habe keine Ahnung, wie das passieren konnte.<br />
Ich esse gerne Bananen und die Japaner fanden das<br />
Crutchlow ist<br />
bekannt für seine<br />
knackigen<br />
Aussagen<br />
total klasse. Sie haben mich einmal mit einer<br />
Banane gesehen und dachten, ich bin der<br />
Bananen-Mann.<br />
Du wechselst deinen Wohnort hin und wieder. Wo<br />
lebt es sich am besten?<br />
Ich lebe im Winter einen Monat lang in Kalifornien,<br />
ansonsten auf der Isle of Man oder wo auch immer<br />
die Rennstrecken so sind. Am besten ist es auf der<br />
Isle of Man, das ist klar. Ich liebe diesen Ort, er ist<br />
mein Zuhause. Die Leute sind großartig, freundlich<br />
und heißen dich willkommen. Es kommen auch<br />
lauter Deutsche dahin! Besonders bei der TT, das<br />
ist der Wahnsinn.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 89
Der Aufstieg des <strong>Marc</strong><br />
<strong>Marquez</strong> überstrahlte die<br />
ganze Saison<br />
Text: Michael Höller<br />
Stürze, Super-Rookies &<br />
Sensationen<br />
Die MotoGP-Saison 2013 hatte alles zu bieten, was das Herz der Zweirad-Fans<br />
höher schlagen lässt. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> blickt auf die Highlights<br />
und die Aufreger des Jahres zurück.<br />
Der Super-Rookie<br />
Foto: milagro<br />
Er kam, sah und siegte... und am Ende wurde er Weltmeister.<br />
Die Schlagzeilen in dieser Saison gehörten eindeutig<br />
<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong>. Nach seinem Titelgewinn, als<br />
jüngster Fahrer aller Zeiten, listete Repsol Honda nicht<br />
weniger als 23 Rekorde auf, die der 20-Jährige in dieser<br />
Saison gebrochen hatte. Seinen Eintrag in die<br />
Geschichtsbücher sicherte sich <strong>Marquez</strong> mit seiner<br />
unfassbaren Debütsaison, doch auch fahrerisch hob der<br />
Spanier das Niveau in ungeahnte Sphären. Seine Kurvenwinkel,<br />
die abgescheuerten Ellbogenschoner und<br />
der unbändige Wille, von der ersten Session eines Rennwochenendes<br />
an alles zu geben, gab es in dieser Form<br />
noch nicht. »Ich musste so gut Motorrad fahren wie nie<br />
zuvor«, gestand der letztlich unterlegene WM-Rivale<br />
Jorge Lorenzo nach dem verlorenen Titel-Duell. Seine<br />
Manöver gegen Lorenzo in Jerez oder Rossi in Laguna<br />
Seca haben schon jetzt Kultstatus. 2013 könnte den<br />
Aufbruch in eine neue Ära dargestellt haben - die Ära<br />
des kleinen Mannes mit der Nummer 93 auf dem Motorrad<br />
und der Ameise auf dem Helm.<br />
90 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Pedrosa, <strong>Marquez</strong>,<br />
Lorenzo - oft auf<br />
Augenhöhe<br />
Der Titelkampf<br />
So spannend wie in dieser Saison<br />
war die MotoGP schon lange nicht<br />
mehr. Zum erst zweiten Mal in den<br />
letzten 20 Jahren wurde die Krone<br />
der Königsklasse erst nach dem finalen<br />
Lauf vergeben. Mit Jorge<br />
Lorenzo, Dani Pedrosa und <strong>Marc</strong><br />
<strong>Marquez</strong> führten in dieser Saison<br />
gleich drei verschiedene Fahrer die<br />
WM-Wertung an. Ihre tollen Duelle<br />
prägten die Saison und begeisterten<br />
Fans und Journalisten gleichermaßen.<br />
<strong>Marquez</strong>‘ Check gegen Lorenzo<br />
oder der unglückliche Zwischenfall<br />
mit Pedrosa in Aragon, der zum<br />
Sturz des kleinen Katalanen führte,<br />
haben das Zeug, echte Klassiker zu<br />
werden. An Dramatik war der Titelkampf<br />
kaum zu überbieten und<br />
sowohl Pedrosa als auch Lorenzo<br />
können sich keinesfalls vorwerfen,<br />
nicht alles in ihrer Macht stehende<br />
getan zu haben, um <strong>Marquez</strong> den<br />
Titel streitig zu machen. 2014 wird<br />
das nur schwer zu toppen sein. Der<br />
Rest des Feldes hatte allerdings<br />
nicht viel zu lachen: nur drei weitere<br />
Fahrer holten gemeinsam elf Podiumsplätze<br />
- Valentino Rossi, Cal<br />
Crutchlow und Stefan Bradl.<br />
Verletzungspech<br />
Ben Spies musste<br />
seine Karriere<br />
beenden<br />
Stürze und deren teils schwerwiegenden Folgen<br />
spielten in dieser Saison eine zentrale Rolle. Jorge<br />
Lorenzos Titelambitionen bekamen durch Highsider<br />
in Assen (samt Schlüsselbeinbruch) und am Sachsenring<br />
Rückschläge. Dani Pedrosa erwischte es<br />
ebenfalls vor dem Deutschland Grand Prix, als er<br />
nach einem Trainingscrash rund eine halbe Stunde<br />
unter Schock stand und beim Fitnesscheck am Renntag<br />
beinahe das Bewusstsein verlor. Die beiden<br />
spanischen Titelkandidaten waren bei weitem nicht<br />
die Einzigen, die wegen Verletzungen ein Rennen<br />
verpassten. Stefan Bradl setzte ein unglücklicher<br />
Knöchelbruch in Sepang für zwei Rennen außer<br />
Gefecht, Hiroshi Aoyama, Andrea Iannone und Karel<br />
Abraham mussten ebenfalls Verletzungspausen einlegen.<br />
Am schlimmsten erwischte es aber Ben Spies,<br />
der wegen seiner Schulter- und Rückenverletzungen<br />
nur zwei Rennen bestreiten konnte, zwei Comebackversuche<br />
abblasen musste und letztlich seinen<br />
Rücktritt erklärte. Insgesamt verpasste fast ein Drittel<br />
aller Stammfahrer in dieser Saison zumindest<br />
einen Grand Prix verletzungsbedingt.<br />
→<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 91
Foto: milagro<br />
Das Chaos von Phillip Island<br />
Für ein Wochenende tat es die MotoGP der Formel<br />
1 gleich und machte die Reifen zum alles bestimmenden<br />
Thema. Auf Phillip Island hatten die Veranstalter<br />
ein komplett neues Asphaltband aufgezogen,<br />
weshalb die Fahrer sich über traumhaften<br />
Grip freuten und die Rundenrekorde nur so purzelten.<br />
Die Sache hatte aber einen Haken: für die<br />
Reifen von Bridgestone bzw. Dunlop (in der Moto2)<br />
war der neue Untergrund pures Gift. Schnell wurde<br />
klar, dass die Pneus in den beiden großen Klassen<br />
keinesfalls die geplanten GP-Distanzen auch nur<br />
annähernd durchhalten würden. Das Rennen der<br />
Moto2 wurde halbiert, jenes der MotoGP verkürzt<br />
und erstmalig in der Geschichte ein Boxenstopp<br />
samt Motorradtausch vorgeschrieben. Bridgestone<br />
konnte die Haltbarkeit der Reifen nur für<br />
mickrige zehn Runden garantieren. Dass diese<br />
Regelung Chaos bedeuten würde, war im Vorhinein<br />
klar. Tatsächlich erwischte es ausgerechnet<br />
WM-Leader <strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong>, dessen Crew ihm an<br />
der Boxenmauer zu spät den Pflichtstopp anzeigte<br />
und er dafür eine Schwarze Flagge kassierte.<br />
Phillip Island war<br />
ein ungewöhnliches<br />
Rennen<br />
92 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Schwarz-Rot-Gold auf dem Podium<br />
14. Mai 1989, Misano: Michael Rudroff freut sich über Rang drei im 500cc-<br />
Rennen. Es sollte für 24 Jahre zum letzten Mal sein, dass die deutsche Flagge<br />
in einem GP der Königsklasse über dem Treppchen wehte. Stefan Bradl konnte<br />
diese Durststrecke im Sommer endlich beenden. Schon auf dem Sachsenring<br />
leistete er Führungsrunden, eine Woche später in Laguna Seca klappte es<br />
dann auch mit dem Podium. Nach der Eroberung der Pole Position zeigte Bradl<br />
am Sonntag ein fehlerfreies Rennen und musste sich nur Überflieger <strong>Marc</strong><br />
<strong>Marquez</strong> geschlagen geben. »Es war sehr emotional, diesen besonderen<br />
Moment meiner Karriere gemeinsam mit meinem Vater, dem ich die Leidenschaft<br />
für diesen aufregenden Sport verdanke, zu feiern«, dankte Bradl seinem<br />
Papa nach dem bislang größten Erfolg seiner Karriere. Wenige Wochen später<br />
wurde sein Vertrag bei LCR Honda für 2014 verlängert. Damit dürfen seine<br />
Fans in der nächsten Saison auf weitere Podiumsplätze und vielleicht auch<br />
irgendwann einen Sieg hoffen.<br />
Rossi: Oft<br />
chancenlos, aber<br />
in Assen eiskalt<br />
Rossis Yamaha-Comeback<br />
Seine Fans träumten vor der Saison nach zwei harten<br />
Jahren bei Ducati von einem Comeback im großen<br />
Stil. In Yamaha-Blau hatte Rossi zuvor immerhin 46<br />
GP-Siege und vier WM-Titel eingefahren. Das erste<br />
Rennen verlief vielversprechend und der Dottore<br />
musste sich in Katar nur Weltmeister Jorge Lorenzo<br />
geschlagen geben. Was die Fans zu diesem Zeitpunkt<br />
noch nicht wussten: es sollte Rossis zweitbestes<br />
Ergebnis der gesamten Saison bleiben. Rasch<br />
musste sich der Altmeister eingestehen, dass er<br />
gegen das spanische Trio an der Spitze im Regelfall<br />
keine Chance hat. »Das ist wie bei den Autos: wenn<br />
da ein neues Modell auf den Markt kommt, ist es<br />
auch besser als das alte«, meinte er in Mugello. Der<br />
Euphorie seiner Anhänger tat dieser Umstand aber<br />
keinen Abbruch. Der Doktor ist und bleibt der<br />
beliebteste Fahrer, was etwa »Vale, Vale«-Sprechchöre<br />
in Misano oder die noch immer riesengroße<br />
Menschentraube hinter seiner Box untermauerten.<br />
Und in Assen, als das Top-Trio nicht fit war bzw.<br />
schwächelte, schlug Rossi eiskalt zu und holte seinen<br />
107. Sieg in der Motorrad-WM.<br />
Foto: milagro<br />
Stefan Bradl<br />
ließ deutsche<br />
Fans jubeln<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 93
Fotos: milagro<br />
Text: Markus Zörweg<br />
Nur Veränderu<br />
Nichts währt für die Ewigkeit, schon gar nicht in der<br />
schnelllebigen Welt der MotoGP. Diese Erfahrung<br />
müssen, oder dürfen, aktuell zahlreiche Piloten in<br />
der Königsklasse machen. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
verschafft Ihnen einen Überblick.<br />
94 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
ng hat Bestand<br />
Der große Transferknaller der MotoGP-<br />
Saison ist Cal Crutchlow. Nach drei Saisonen<br />
beim Tech3-Yamaha-Team hatte<br />
der Brite genug davon, als Fahrer in einem Kundenteam<br />
nie das beste Material zu erhalten und<br />
unterzeichnete einen Vertrag als Werkspilot bei<br />
Ducati. Ein Wechsel, der für eine Menge Aufsehen<br />
und beinahe ebenso viel Unverständnis<br />
sorgte. Kein Wunder, hat doch die Desmosedici<br />
schon vor Crutchlow zahlreiche talentierte<br />
Piloten an den Rand der Verzweiflung getrieben,<br />
unter ihnen ehemalige Grand-Prix-Sieger und<br />
Weltmeister. Da wären Valentino Rossi, Nicky<br />
Crutchlows 35 prangt<br />
künftig von einer Ducati<br />
Hayden, Sete Gibernau, <strong>Marc</strong>o Melandri und<br />
aktuell auch Andrea Dovizioso. Crutchlow ist<br />
dennoch optimistisch, dass er mit britischer<br />
Coolness die störrische Italienerin bändigen<br />
kann und Ducati wieder zu den Erfolgen der Ära<br />
Casey Stoner zurückführen kann. Schützenhilfe<br />
erhält der 28-Jährige dabei vom neuen Ducati-<br />
Boss Gigi Dall‘Igna, der helfen soll, die Maschine<br />
nicht nur schnell, sondern auch fahrbar zu<br />
machen. Und tatsächlich, Crutchlows Resümee<br />
nach den ersten drei Testtagen in Valencia fiel<br />
durchaus positiv aus: »Die Situation ist natürlich<br />
komplett anders als das, was ich zuvor →<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 95
Randy de Puniet legt 2014<br />
eine Rennpause ein<br />
Fotos: milagro<br />
Das ist ein völlig<br />
neues Projekt und<br />
vor uns liegt ein<br />
weiter Weg, aber<br />
gerade das macht<br />
es so interessant.<br />
Es gibt noch viel zu<br />
lernen.<br />
Der Brite Scott Redding<br />
steigt aus der Moto2 auf<br />
gewohnt war, aber dennoch bin ich sehr glücklich,<br />
hierherzukommen und jetzt mit dem<br />
Ducati-Werksteam zu arbeiten. Ich habe alles<br />
kennengelernt - das Bike, die Elektronik, das<br />
Team - und sie haben meinem Feedback<br />
gelauscht, während ich ihre Ratschläge und<br />
Erfahrung nutzen konnte. Ich freue mich über<br />
unsere Arbeitsweise. Wir haben einen ersten<br />
positiven Schritt gemacht.«<br />
Um Crutchlow nach Bologna zu lotsen,<br />
musste man bei Ducati zuallererst einen<br />
Platz frei machen - dabei traf es Nicky<br />
Hayden. Der US-Amerikaner, der nach fünf Jahren<br />
bei den Italienern den Hut nehmen musste,<br />
ist gescheitert. Drei Podiumsplatzierungen, keine<br />
Pole Position und kein Sieg in 86 Rennen können<br />
nicht der Anspruch eines ehemaligen Weltmeisters<br />
sein. So beschloss Hayden nach seinem<br />
Rauswurf bei Ducati dorthin zurückzukehren,<br />
wo er 2006 mit dem Titelgewinn in der MotoGP<br />
den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert hatte.<br />
Er wird 2014 wieder eine Honda pilotieren, wenn<br />
auch dieses Mal nicht für das Werksteam, sondern<br />
im Rennstall von Jorge Martinez, der sich<br />
für die kommende Saison zwei der neu entwickelten<br />
Production-Racer sicherte. Aufgrund der<br />
Tatsache, dass dieses Motorrad erst seit kurzer<br />
Zeit in Arbeit ist, gibt es auch noch eine Menge<br />
zu tun. »Das ist ein völlig neues Projekt und vor<br />
uns liegt ein weiter Weg, aber gerade das macht<br />
es so interessant. Es gibt noch viel zu lernen und<br />
ich muss erst eine richtige Beziehung zu den<br />
Mechanikern aufbauen, aber ich bin schon sehr<br />
glücklich mit den bisherigen Tests. Wir wissen<br />
alle, wie viel Arbeit noch zu erledigen ist, aber<br />
wir haben ein solides Fundament«, erklärte<br />
Hayden am Ende der Valencia-Tests. Haydens<br />
Teamkollege im Aspar-Team ist ebenfalls ein<br />
Neuzugang. Hiroshi Aoyama, 250ccm-Weltmeister<br />
von 2009, bildet gemeinsam mit Hayden die<br />
Fahrerpaarung der spanischen Mannschaft.<br />
Aspar den Rücken gekehrt hat hingegen Aleix<br />
Espargaro. Trotz zweier CRT-Titel in den letzten<br />
beiden Jahren wechselte er zu Forward Racing,<br />
das die Saison 2014 mit einer FTR-Yamaha<br />
bestreiten wird. Was den Rahmen angeht hat sich<br />
also im Team von Giovanni Cuzari nichts verändert,<br />
doch kommt der gesamte Antriebsstrang<br />
in Zukunft von Yamaha, wodurch man sich einen<br />
beachtlichen Leistungsanstieg im Vergleich zu<br />
den bisher verwendeten Kawasaki-Motoren<br />
erhofft. Auch wenn dieses Projekt durchaus funktionieren<br />
kann, wäre es für Espargaro möglicherweise<br />
die bessere Variante gewesen, bei Aspar zu<br />
bleiben. Dort wusste man aber lange Zeit nicht,<br />
mit welchem Bike man 2014 unterwegs sein<br />
würde, weshalb sich der ältere der Espargaros zu<br />
einem Abgang gezwungen sah, kurz bevor Jorge<br />
Martinez den Deal mit Honda vermelden konnte.<br />
Ein absolut konkurrenzfähiges Paket hat auf<br />
jeden Fall Aleixs Bruder Pol zur Verfügung. Er<br />
tritt die Nachfolge von Cal Crutchlow bei Tech3<br />
an und wird das kommende Jahr auf der Kunden-<br />
M1 bestreiten. Nach seiner furiosen Aufholjagd<br />
in der zweiten Hälfte der Moto2-Saison, die er<br />
schließlich mit dem Titelgewinn in der mittleren<br />
Klasse krönte, sind die Erwartungen an den erst<br />
22-Jährigen hoch. Der Katalane ließ sich davon<br />
aber nicht unter Druck setzen und bestritt seine<br />
ersten Arbeitstage als MotoGP-Pilot mit einem<br />
Dauergrinsen im Gesicht - selten war einem<br />
Piloten der Spaß an der Arbeit dermaßen gut<br />
anzusehen. »Ich bin mehr als glücklich«, war<br />
deshalb auch das Erste, was Espargaro nach seinem<br />
Debüt auf der Yamaha M1 einfiel. Er räumte<br />
96 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Pol Espargaro kommt mit den<br />
Moto2-Titel im Gepäck zu Tech 3<br />
Ich bin mit meinen<br />
Knien zu arg auf<br />
dem Asphalt in der<br />
Schräglage, und<br />
wenn ich das ein<br />
ganzes Rennen lang<br />
machen würde, wären<br />
mein Knie und<br />
der Rennanzug auf<br />
jeden Fall kaputt.<br />
Aleix Espargaro fährt<br />
künftig für Forward<br />
Die ersten<br />
Schritte in<br />
der MotoGP<br />
sind hart<br />
Nicky Hayden fährt wieder<br />
auf einer Honda<br />
aber auch ein, dass noch eine gewisse Umstellung<br />
nötig sei, um in der MotoGP schritthalten zu<br />
können: »Ich bin mit meinen Knien zu arg auf<br />
dem Asphalt in der Schräglage, und wenn ich das<br />
ein ganzes Rennen lang machen würde, wären<br />
mein Knie und der Rennanzug auf jeden Fall<br />
kaputt. Da muss ich meinen Fahrstil auf jeden<br />
Fall noch ändern, aber ich lerne mit jeder Runde<br />
dazu, vor allem auch, den Motor zu verstehen<br />
und auch das Motorrad ohne Kraft, sondern aus<br />
dem Schwung heraus umzulegen.«<br />
Im Kampf um den Moto2-Weltmeistertitel<br />
hatte lange Zeit Scott Redding die Nase vorne.<br />
Nach einem Sturz auf Phillip Island inklusive<br />
Bruch des Handgelenks musste er sich allerdings<br />
Pol Espargaro geschlagen geben. Dennoch<br />
schaffte auch er als Vizeweltmeister den<br />
Sprung in die Königsklasse, wo er kommende<br />
Saison bei Gresini einen Honda-Production-<br />
Racer pilotieren wird.<br />
Sobald es Neuzugänge im Feld gibt, müssen<br />
auch immer bekannte Gesichter ihren Platz<br />
räumen. In der kommenden Saison betrifft<br />
das zwei Fahrer, die seit Jahren fix zum Inventar<br />
des MotoGP-Paddocks gehörten. Randy de Puniet,<br />
der seit 2006 in der MotoGP vertreten war, konzentriert<br />
sich auf die Testarbeit mit Suzuki, könnte<br />
mit diesem Projekt aber den einen oder anderen<br />
Wildcard-Einsatz bestreiten. Ben Spies hingegen<br />
musste nach seiner unfassbaren Verletzungsserie<br />
eingestehen, dass es für ihn das Beste sein wird,<br />
erst einmal eine Pause einzulegen. Wie lange diese<br />
dauern wird, oder ob »Elbowz« gar nie mehr in die<br />
Motorrad-Weltmeisterschaft zurückkehren wird,<br />
steht noch in den Sternen.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 97
Ist Crutchlow der<br />
große Heilsbringer<br />
bei Ducati?<br />
Fotos: milagro<br />
5<br />
Ducati räumt alles ab<br />
Honda und Yamaha können sich warm anziehen! War die Weltmeisterschaft in den vergangenen<br />
Jahren stets ein Zweikampf zwischen den großen japanischen Herstellern, in dem<br />
Ducati bestenfalls eine Statistenrolle einnahm, wird 2014 alles anders. Das einstige zickige<br />
Biest wird zur roten Göttin – selbst Rossi und Hayden wünschen sich die Desmosedici zurück!<br />
Mit dem abgeworbenen Cal Crutchlow als neuer Nummer 1 und dem neuen Messias Gigi<br />
Dall‘Igna überholen die Italiener die Konkurrenz aus Fernost quasi aus dem Stand. In gut vier<br />
Monaten schafft es die Crew aus Bologna, die störrische Desmosedici zum Liebling der<br />
Piloten zu machen. Bereits beim ersten Saisonlauf in Katar stellt Crutchlow sein Bike in<br />
überlegener Manier auf die erste Startposition und fährt im Rennen einen ungefährdeten<br />
Start-Ziel-Sieg ein. Er gewinnt 15 der 19 Saisonrennen, sein Teamkollege Andrea Dovizioso<br />
sichert sich die restlichen vier Grand Prix. So krönt sich der Brite bereits nach 14 Rennen<br />
zum ersten Ducati-Weltmeister seit Casey Stoner 2007 und zum ersten Champion von der<br />
Insel seit Barry Sheene 1977.<br />
Text: Markus Zörweg & Stephan Heublein<br />
Prognosen für die<br />
MotoGP 2014<br />
Ein Rookie wird Weltmeister! Wer hätte<br />
das vor Saisonbeginn 2013 gedacht? Die<br />
nächste Saison wird jedoch noch verrückter:<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> blickt<br />
in seine prall gefüllte Kristallkugel und<br />
prognostiziert schon jetzt die gröSSten<br />
Sensationen der neuen Saison 2014.<br />
Rossi: Wie lange hat<br />
er noch Lust auf die<br />
MotoGP?<br />
Lukas Peseks<br />
Beliebtheit könnte<br />
ansteigen<br />
Ersatz für den Doktor<br />
4<br />
98 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
Alle lieben Rossi! Der Italiener ist, unabhängig von seinem sportlichen<br />
Erfolg, der König der MotoGP. Das ist eine unüberwindbare Tatsache,<br />
eine Naturkonstante, etwas, das man nicht erklären kann. In der<br />
kommenden Saison muss man das auch nicht mehr. Für Rossi wird<br />
das Jahr 2014 zum ultimativen Debakel, zum sportlichen und popularitätsmäßigen<br />
Niedergang. Rossi und sein neuer Crewchief Silvano<br />
Galbusera entfachen einen Rosenkrieg, der die Yamaha-Box im<br />
wahrsten Sinne des Wortes teilt: statt einer Trennwand zum Teamkollegen<br />
wird jedoch eine Wand rund um Rossis M1 hochgezogen<br />
– damit der fiese Crewchief ja nichts am Setup verändern kann! Der<br />
Scherzkeks Rossi ist Geschichte, aus Angst vor Galbusera traut er<br />
sich teils gar nicht mehr aus seinem Motorhome. Die Scharen an<br />
Rossi-Jüngern, die ihn früher beinahe gottgleich verehrten, kehren<br />
ihm den Rücken und suchen nach einem neuen Helden: Lukas Pesek.<br />
Der Tscheche nennt sich von nun an in Anlehnung an Rossis Spitznamen<br />
»Der Doktor« nur noch »Der Krankenpfleger« und greift so<br />
die Ex-Rossi-Fans auf einen Schlag ab. So wird der Mann, der 2013<br />
ohne Punkt geblieben ist, zum neuen Liebling der Massen.
In Katar gibt es<br />
mehr Kamele als<br />
MotoGP-Zuschauer<br />
Volksfeststimmung in Katar 3<br />
Katar entwickelt sich zum neuen Mekka des Sports: Jerez, Mugello und das Home<br />
of British Motor Racing in allen Ehren, aber die Zukunft gehört dem Großen Preis<br />
von Katar. Nirgends ist die Dichte an zahlungskräftigen Scheichs und fachkundigen<br />
Kamelen mit riesiger Leidenschaft für den <strong>Motorsport</strong> so hoch wie im Wüstenstaat.<br />
Die Stimmung sorgt für Gänsehaut bei den Piloten, die Besucherzahlen liegen weit<br />
jenseits der 200.000er-Marke. FIM und Dorna zeigen sich begeistert und planen,<br />
in Zukunft acht Grands Prix pro Saison im Emirat zu bestreiten. In Anlehnung an<br />
die äußerst erfolgreichen und bei Fans weltweit beliebten Pläne einer Winter-Fußball-<br />
WM soll auch der MotoGP Wüsten-Achter an acht aufeinanderfolgenden Wochenenden<br />
im Dezember stattfinden, quasi back-to-back-to-back-to-back-to-back-toback-to-back-to-back.<br />
Der Dezember hat keine acht Wochen? Egal, mit Geld kann<br />
man schließlich alles kaufen. Oder nicht? Die Verantwortlichen von Honda, Yamaha<br />
und Ducati jubilieren, sie sehen unter den 1,7 Millionen Einwohnern (zuzüglich der<br />
Kamele) ein Potenzial von rund 50 Millionen zu verkaufenden Motorrädern.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 99
Spanien gerät ins Hintertreffen 2<br />
In der abgelaufenen Saison erklang nach 48 der 52<br />
Läufe in den drei Klassen der Motorrad-Weltmeisterschaft<br />
die <strong>Marc</strong>ha Real, die spanische Nationalhymne.<br />
Eine derartige Dominanz gab es in der<br />
Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft noch nie,<br />
doch 2014 wird auch damit Schluss sein. Doch nicht<br />
nur in der MotoGP fliegt Crutchlow dem spanischen<br />
Trio <strong>Marquez</strong>, Lorenzo und Pedrosa um die Ohren,<br />
auch in der Moto2 und Moto3 ist Schluss mit der<br />
spanischen Herrlichkeit. Zugegeben, Alex Rins (Spanier<br />
1) und Alex <strong>Marquez</strong> (Spanier 2) gewannen 2013<br />
alle Moto3-Rennen, in denen nicht Maverick Vinales<br />
(Spanier 3) und Luis Salom (Spanier 4) siegten, aber<br />
dennoch ist die Nachwuchskrise im spanischen<br />
Motorradsport nicht von der Hand zu weisen. Die<br />
Regierung findet aber rasch eine Lösung, mit der sie<br />
sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Sämtliche<br />
Spanier unter 18 Jahren werden von nun an zu<br />
Motorradpiloten ausgebildet, die höchste Jugendarbeitslosigkeit<br />
Europas und das Nachwuchsproblem<br />
im Rennsport sind gelöst.<br />
Wem wird die<br />
CRT-Klasse<br />
abgehen?<br />
101 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
1<br />
Fans fordern die<br />
CRT-Klasse zurück<br />
Oftmals wurde sie kritisiert, doch insgeheim war sie das Herz der<br />
MotoGP - die CRT-Klasse. Auf so viele unterschiedliche Arten bot<br />
die Serie in der Serie Spannung. War es nun der stets spannende<br />
Titelkampf, den Aleix Espargaro in den zwei Jahren, die als CRT-<br />
Ära in die Motorrad-Geschichte eingehen werden, stets klar für<br />
sich entschied oder das nervenzerfetzende Warten auf den nächsten<br />
Claim, der nie kommen sollte. Es war das Salz in der Suppe<br />
und genau nachdem sehnen sich die Fans in der durch die Crutchlowsche<br />
Dominanz an Spannung armen Saison 2014. Bereits<br />
zur Saisonhalbzeit sehen sich Dorna und FIM mit Pro-CRT-Petitionen<br />
und Fanprotesten zur Neuauflage der »Klasse des kleinen<br />
Mannes« konfrontiert.<br />
Fotos: milagro
Danilo Petrucci:<br />
Ein starkes Bike im nächsten<br />
Jahr und zehn Kilo weniger auf<br />
den Rippen. [lacht]<br />
Philipp Öttl: Ich wünsche mir,<br />
dass alles so bleibt wie es ist, dass<br />
alle gesund bleiben und dass wir<br />
nächstes Jahr eine gute Saison<br />
haben.<br />
Nicky Hayden: [lacht] Ich habe darüber bisher nicht<br />
wirklich nachgedacht. Ich glaube, ich habe am Montag<br />
beim Test in Valencia schon ein ziemlich großes Geschenk<br />
bekommen. Ich bin sehr glücklich über das, was ich<br />
bekommen habe. Dazu wäre es natürlich noch schön, wenn<br />
ich eine gute Handgelenksoperation hätte.<br />
Lukas Pesek: Ich möchte<br />
einfach nach Hause kommen<br />
und etwas Ruhe haben,<br />
darauf freue ich mich.<br />
Damian Cudlin: Offensichtlich müsste ich wohl sagen, dass<br />
ich nächstes Jahr in der MotoGP sein will. Mein größter Wunsch<br />
ist es aber, einfach einen Platz zu finden, gute Leute um mich zu<br />
haben, erfolgreich zu sein und glücklich mit dem zu sein, was<br />
ich tue - egal ob es in der MotoGP, in der Endurance, der IDM<br />
oder BSB ist. Ich denke, es ist das Wichtigste, eine gute Struktur<br />
zu haben und darin glücklich zu sein.<br />
<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong>: Das ist<br />
schwer zu sagen. Da ich<br />
jetzt Weltmeister bin,<br />
kann ich mir kaum noch<br />
etwas wünschen.<br />
Text: Maria Pohlmann<br />
Wünsch dir was<br />
Dani Pedrosa: Hm... Das kann ich dir<br />
nicht sagen [lacht] Ich hoffe, einen guten<br />
Winter zu haben, dass meine Familie und ich<br />
gesund bleiben. Ich möchte glücklich sein<br />
und das ist das Wichtigste, an allem anderen<br />
kann man arbeiten.<br />
Andrea Dovizioso: Da denke ich nur<br />
an meine Familie. Ich möchte einen schönen<br />
Tag mit meiner Tochter verbringen, das ist<br />
etwas sehr Besonderes und ist für mich im<br />
Moment und in Zukunft das Wichtigste.<br />
Jorge Lorenzo:<br />
Glücklich sein, das<br />
ist wichtiger als die<br />
Weltmeisterschaft.<br />
102 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Stefan Bradl: Darüber habe ich mir noch<br />
nicht viele Gedanken gemacht. Ich wünsche<br />
mir eine erfolgreiche Saison 2014,<br />
dass ich verletzungsfrei bleibe und<br />
es mir vielleicht etwas leichter fällt.<br />
Ansonsten bin ich glücklich.<br />
Cal Crutchlow: Ich wünsche<br />
mir, im nächsten Jahr konkurrenzfähig<br />
zu sein. Das ist<br />
schon alles.<br />
Scott Redding: Ich wünsche mir, dass<br />
mein Handgelenk wieder heilt und ich<br />
damit für die kommende Saison fit bin.<br />
Das ist für mich wirklich das Wichtigste<br />
und es würde mir mehr bedeuten, als<br />
jedes andere Weihnachtsgeschenk.<br />
Alvaro Bautista: Einfach nur<br />
Gesundheit - für mich, für meine Familie,<br />
für meine Freunde. Ich denke, das ist das<br />
Wichtigste: gesund und glücklich zu sein.<br />
Sandro Cortese:<br />
Ich bin wunschlos<br />
glücklich.<br />
Schnee, Kerzen, Familie - und viele, viele Geschenke. Doch was liegt bei den MotoGP-<br />
Stars unter dem Weihnachtsbaum? Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> fragte bei Valentino Rossi,<br />
<strong>Marc</strong> <strong>Marquez</strong> & Co nach: Was ist dein gröSSter Weihnachtswunsch?<br />
Jonas Folger: Ein bestimmtes Geschenk wünsche ich<br />
mir nicht. Ich möchte Weihnachten einfach gerne mit meiner<br />
Valentino Rossi: Ich weiß es nicht.<br />
Ich würde gerne auf dem Podium<br />
stehen und einen schönen Urlaub im<br />
Winter verbringen.<br />
Familie genießen und speziell mit meiner kleinen Tochter,<br />
die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Ich wünsche<br />
mir also nur, ein paar schöne Tage mit der Kleinen und dem<br />
Rest der Familie zu verbringen.<br />
Karel Abraham: Das ist schwer zu sagen. Wenn<br />
es um den Rennsport geht, wäre ein Weihnachtsgeschenk<br />
definitiv eine gute Saison im nächsten<br />
Jahr. Wir hatten eine so schlechte Saison 2013, das<br />
wäre also mein größter Wunsch, was den Rennsport<br />
angeht. Die andere Seite ist ein Geheimnis.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 103
Text: Maria Pohlmann<br />
Fehler, Operationen, ein Frühstart und Defekte -<br />
das erste Moto2-Jahr von Sandro Cortese hatte es<br />
in sich. Im Interview mit dem <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
analysiert er Höhen und Tiefen.<br />
MSM: Wie würdest du deine erste Moto2-Saison<br />
zusammenfassen?<br />
SANDRO CORTESE: Ich hatte eine sehr, sehr harte<br />
Saison, in der ich extrem viele Erfahrungen gesammelt<br />
habe. Ich bin als Weltmeister aufgestiegen,<br />
wodurch die Erwartungen selbst bei einem Neuling<br />
in dieser Klasse natürlich noch höher sind. Ich denke,<br />
ich habe mich dieses Jahr sehr gut entwickelt. Alles<br />
war aber auch mit etwas Pech verbunden. Bis Brünn<br />
lief es genau so, wie wir es geplant hatten, dann habe<br />
ich mir den Arm gebrochen und das hat den Plan<br />
umgeworfen. Die letzten Rennen waren gut, Philip<br />
Island mit dem siebten Startplatz, das Wochenende<br />
in Motegi an sich war gut, aber wir hatten zwei Mal<br />
einen technischen Defekt. Einmal ist der Schaltautomat<br />
kaputt gegangen, auf Philip Island der Kabelbaum.<br />
Ich glaube, wir hätten dort richtig gute Rennen<br />
fahren können, weil ich mich wohlgefühlt habe.<br />
Generell bin ich schon zufrieden. Ich habe in dieser<br />
Saison viel mitgenommen. Die Endresultate an einigen<br />
Wochenenden zeigen nicht wirklich, wie das<br />
eigentliche Rennwochenende war. Wir wissen jetzt,<br />
was wir im Winter machen müssen und was wir<br />
anpacken müssen, um nächstes Jahr besser zu werden.<br />
Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.<br />
Sandro Cortese hat<br />
seine Rookie-Saison in<br />
der Moto2 überstanden<br />
Fotos: milagro<br />
Wo genau müsst ihr anpacken?<br />
Ich habe nicht gewusst, was mich erwartet. Ich hatte<br />
keine Ahnung, wie sich zum Beispiel der Reifen nach<br />
einigen Runden verhält und jetzt weiß ich genau,<br />
was ich üben muss, um in den ersten Runden schneller<br />
zu sein und auch auf abbauendem Reifen noch<br />
mithalten zu können. Das sind Dinge, die man beim<br />
Test gut simulieren kann. Ich denke, daran werden<br />
wir arbeiten. Dann nehme ich das mit in den Winter<br />
und ich glaube, da macht man automatisch noch<br />
einen Schritt. Es ist immer gut, wenn man weiß,<br />
104 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
welche Fehler man im letzten Jahr gemacht hat, man<br />
lernt einfach daraus. Mir ist klar, dass die zweite Saison<br />
nicht einfacher wird, aber ich denke, dass es mir<br />
die gesammelte Erfahrung leichter macht.<br />
Was hattest du vor der Saison erwartet und haben<br />
sich diese Erwartungen erfüllt?<br />
Die Erwartungen waren genau so, wie es eingetroffen<br />
ist. Ich wusste, dass es sehr hart werden würde, habe<br />
aber nie eine Prognose gemacht und wusste nicht,<br />
wie hart es wird. Jeder hat das gesehen. Ich habe mir<br />
zufällig vor Valencia noch einmal die erste Saison<br />
von Nico Terol angesehen und bis zum Finale waren<br />
wir punktgleich im ersten Jahr. Seine Saison war wie<br />
meine, voller Höhen und Tiefen. Er hat sich am<br />
Anfang extrem schwer getan, genauso wie ich. Über<br />
den Winter hat er einen großen Schritt gemacht und<br />
das sieht man nicht nur bei ihm, sondern zum Beispiel<br />
auch bei Johann Zarco. Sie haben beide Siege<br />
eingefahren. Ich will damit nicht sagen, dass ich<br />
sofort gewinne, aber ich denke, wenn wir weiter hart<br />
arbeiten und ruhig bleiben, dann können wir wieder<br />
ganz vorne dabei sein.<br />
Was hat dich in der mittleren Kategorie am meisten<br />
überrascht?<br />
Die Härte und die Dichte. Es ist so extrem eng, dass<br />
man sechs Positionen nach vorne rutscht, wenn man<br />
nur eine Zehntelsekunde schneller fährt, das ist<br />
schon krass.<br />
Wie hart ist die Klasse?<br />
Ich glaube, die Moto2 ist die härteste von allen drei<br />
Kategorien.<br />
Du bist eng mit Stefan Bradl befreundet. Gibt er dir<br />
Tipps für die Moto2?<br />
Wir reden so gut wie nie übers Motorradfahren.<br />
[lacht]<br />
Welches war 2013 dein bestes Rennen?<br />
Aragon! Da war ich das ganze Wochenende über<br />
sehr gut, habe auch meine beste Platzierung eingefahren.<br />
Philip Island war auch top - wenn nicht<br />
genauso gut. Der technische Defekt hat dort aber<br />
sehr viel kaputt gemacht.<br />
Welches war das schlechteste Rennen?<br />
Austin... Mir ist noch nie im Leben ein so großer<br />
Fehler passiert wie dort mit dem extrem zeitigen<br />
Frühstart, aber es ist besser, dass es jetzt als später<br />
passiert ist. Ich habe in dieser Saison alles mitgemacht.<br />
Es gab in diesem Jahr für alles das erste Mal:<br />
Frühstart, OP, Fehler, unglückliche Sachen wie<br />
Defekte. Wir haben in der Rookie-Saison alles mitgenommen<br />
und hoffen jetzt, dass es nicht wieder<br />
passiert.<br />
Was nimmst du dir für dein zweites Moto2-Jahr<br />
vor?<br />
Das möchte ich so noch nicht sagen. Ich möchte im<br />
Winter erst einmal sehr hart arbeiten und gute Tests<br />
fahren. Man sagt immer, dass man sich in dieser Zeit<br />
die Saison aufbaut und das ist auch so. Wenn wir also<br />
gut und verletzungsfrei aus dem Winter kommen,<br />
kann die Saison gut werden.<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 105
SpaSSvogel<br />
ohne Grenzen<br />
Der beste Honda-Pilot der Moto3 fuhr 2013 in einem<br />
deutschen Team. Jack Miller war das MaSS aller<br />
Dinge - hinter KTM. Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> wertete<br />
mit ihm die Saison und einige SpäSSe aus.<br />
Text: Maria Pohlmann<br />
Er zählt zu den beliebtesten Leuten im<br />
Fahrerlager, hat immer eine lustige<br />
Idee auf Lager und ist dazu noch verdammt<br />
schnell - Jack Miller galt 2013 als Aushängeschild<br />
der deutschen Truppe um Dirk Heidolf<br />
und beendete das Jahr als Gesamtsiebter. »Für<br />
mich war die Saison eine sehr große Verbesserung<br />
im Vergleich zur letzten, was vorrangig aber an<br />
den Leuten liegt, die ich um mich habe«, lobt er<br />
seine Truppe. »Wir haben das Beste getan, was in<br />
diesem Jahr möglich war. Wir sind beste Honda<br />
hinter den KTMs, das ist gut. Gleichzeitig konnten<br />
wir einige Male nicht punkten, als wir Punkte<br />
hätten holen sollen. Das war ein bisschen scheiße,<br />
aber was kann man schon machen?«<br />
Bis aufs Treppchen hat es der schnelle Australier<br />
aus verschiedenen Gründen nicht geschafft.<br />
»Ein paar Mal waren wir fast da - 0.6 Sekunden<br />
auf Phillip Island und 0.9 in Malaysia. Wir<br />
waren nah dran«, hält er fest. Ausgebremst<br />
wurde Miller hauptsächlich durch den Top-<br />
Speed seiner FTR-Honda. »In den meisten Rennen,<br />
in denen wir dicht dran waren, lief der<br />
Kampf bis zur Zielgeraden. Wir hatten besonders<br />
am Kurvenausgang Probleme mit der Spitzengeschwindigkeit.«<br />
Dennoch arbeitete seine<br />
Crew rund um die Uhr, um die etwas unterlegene<br />
Maschine so gut wie möglich<br />
vorzubereiten.<br />
»Die Zusammenarbeit mit den Deutschen ist<br />
gut«, sagt Miller lachend, der fast während seiner<br />
ganzen Karriere mit Deutschen zu tun hatte.<br />
»Für mich war das wie nach Hause zu kommen.<br />
Ich arbeite gerne mit ihnen, sie sind lustig. Es<br />
gibt einige ruhige Leute und einige laute, es ist<br />
ein wirklich guter Mix. Wir kommen super<br />
zurecht.« Um ebendieses gute Verhältnis<br />
noch zu intensivieren, verbrachte er fast<br />
jeden Tag zwischen den europäischen<br />
Rennen in der Nähe des Sachsenrings.<br />
»Ich habe fast das ganze Jahr lang in<br />
Deutschland, also in Hohenstein<br />
zusammen mit Dirk gelebt. Das<br />
Wetter könnte ab und an etwas<br />
besser sein, aber sonst ist es<br />
gut«, scherzt er.<br />
Während Miller im Vorjahr<br />
noch auf Position<br />
23 landete, konnte er<br />
sich 2013 enorm steigern.<br />
»Das lag am<br />
Bike«, begründet er.<br />
»Ich bin mehr oder<br />
weniger auf dem gleichen<br />
Niveau wie im letzten Jahr.<br />
Ich habe dazugelernt, aber ich<br />
denke, wenn ich dieses Bike im<br />
letzten Jahr schon gehabt hätte, dann wäre ich<br />
jetzt in der gleichen Position - wenn nicht sogar<br />
besser.« Nichtsdestotrotz ließ sich der Pilot des<br />
Caretta Technology - RTG nicht aufhalten.<br />
Sogar nach einem Schlüsselbeinbruch und darauffolgender<br />
OP saß er nach nur vier Tagen in<br />
Brünn wieder auf seiner Maschine. »Ich wurde<br />
sogar Sechster, das Rennen war gut, wir haben<br />
gekämpft, aber die Reifen bauten ab.«<br />
Was die eigentliche Verletzung angeht, ergänzte<br />
106 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Jack Miller zählt zu den Top-Favoriten der Moto3 2014<br />
Miller: »Wir<br />
hatten viel<br />
Glück, da ich<br />
mich gleich<br />
operieren lassen<br />
konnte. Sie<br />
setzten eine<br />
große Metallplatte<br />
ein. Mittlerweile<br />
musste<br />
ich die schon wieder<br />
rausnehmen und<br />
ersetzen lassen. Das<br />
ist ziemlich schlecht,<br />
aber bisher ist es noch<br />
nicht wieder gebrochen,<br />
also sollte es passen.« Dazu<br />
beeindruckte er seine Fans<br />
beim tschechischen Grand Prix<br />
sogar mit Wheelie-Einlagen -<br />
schneller machte das seine FTR-<br />
Honda jedoch nicht. Alle sechs Fahrer<br />
im WM-Klassement vor ihm fahren eine<br />
KTM oder zumindest eine Spezifikation der<br />
Österreicher. »Sie haben die besseren Motoren.<br />
Unser Chassis ist besser als ihres, aber wir hatten<br />
dieses Jahr mit dem Motor Probleme. Wir<br />
haben uns Schritt für Schritt verbessert, am<br />
Ende konnte man aber sehen, dass es nicht<br />
schnell genug war«, so Miller, der in der kommenden<br />
Saison zu Red Bull KTM wechselt.<br />
Doch auch Honda wechselt - und zwar die Strategie.<br />
Der Plan sieht vor, 2014 bessere Moto3-<br />
Bikes zu bauen. Seine Entscheidung für den<br />
Wechsel bereut der neue KTM-Werksfahrer<br />
nicht. »KTM hat den Titel in den letzten beiden<br />
Jahren gewonnen. Ich denke, sie wollen auch so<br />
weitermachen. Honda wird pushen, aber KTM<br />
genauso. Bei Aki Ajo im Werks-KTM-Team<br />
unterzukommen, ist das Beste, was einem passieren<br />
kann. Sicherlich denkt ein kleiner Teil<br />
von mir insgeheim ‚Oh, Honda bringt nächstes<br />
Jahr ein besseres Bike‘, ein anderer Teil meint<br />
aber ‚Hey, wer hat in den letzten beiden Jahren<br />
die WM gewonnen‘ - ich bin also zufrieden mit<br />
meiner Wahl.«<br />
Sogar einen Vorvertrag für 2015 für einen Platz<br />
im Moto2-Team von <strong>Marc</strong> VDS hat Miller<br />
bereits unterschrieben. »Der finale Vertrag zieht<br />
sich aber noch hin. Wir warten darauf, aber<br />
grundsätzlich ist 2015 und 2016 unter Dach und<br />
Fach«, erklärt der Australier, der nicht nur als<br />
bunter, sondern auch als Spaßvogel im Fahrerlager<br />
immer zahlreiche Menschen um sich<br />
schart. »Alleine in diesem Jahr haben wir so<br />
viele verrückte Sachen gemacht. Ich habe einige<br />
Schrauben in meinem Knöchel, nachdem ich<br />
hin und wieder mit dem Scooter im Fahrerlager<br />
gestürzt bin. Als wir in Japan nicht fahren konnten,<br />
sind wir stattdessen alle Gokart gefahren.<br />
Uns fallen immer lustige Sachen ein.« Lustige<br />
Sachen werden Miller unter Garantie auch 2014<br />
für Aki Ajo einfallen - vielleicht ist auf KTM<br />
sogar der Titel drin.<br />
Fotos: milagro<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 107
Die Starterfelder der WSBK sollen durch<br />
die EVO-Bikes groß bleiben<br />
Fotos: wsbk<br />
Fotos: idm<br />
Tom Sykes ließ es mit Kawasaki<br />
gewaltig rauchen<br />
Wo führt der Weg der<br />
Superbike-WM hin?<br />
108 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Superbike auf<br />
Sparflamme<br />
Text: Maria Pohlmann<br />
EVO-Bikes, abgezählte Motoren und spezielle Getriebekonfigurationen:<br />
Die Dorna ändert die World Superbike.<br />
Was halten die Fahrer davon? Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
hörte sich um.<br />
Jahr für Jahr ändert sich das Reglement<br />
in der World Superbike. Mit Übernahme<br />
der Dorna sollen ab 2014 tiefgreifende<br />
Änderungen in Kraft treten. Der spanische<br />
Vermarkter zeichnete bereits in dieser<br />
Saison für die WSBK verantwortlich und geht im<br />
kommenden Jahr einen großen Schritt weiter, um<br />
die Kosten - speziell für private Teams - enorm zu<br />
senken und damit weitere Fahrer und Hersteller<br />
anzulocken. In einigen Rennen herrschten durch<br />
Verletzungen und technische Ausfälle schon 2013<br />
schwierige Verhältnisse, in denen selbst der letzte<br />
Fahrer, der zwei Runden hinter der Spitze zurücklag,<br />
noch punkten konnte. Das soll sich ändern.<br />
In der Superbike-WM bricht eine neue Ära an.<br />
Schon im Sommer stand fest, dass es eine drastische<br />
Änderung geben wird und nachdem sich<br />
die Claiming Rule in der MotoGP bewährt hat,<br />
schmiedete Carmelo Ezpeleta ähnliche Pläne<br />
für die Superbike-WM. »Die Werke sollten weiter<br />
experimentieren können, aber mit welchem<br />
Geld? Wir sind der Meinung, dass sich die<br />
Superbike den Serienmotorrädern annähern<br />
sollte, deshalb haben wir entschieden, ab 2014<br />
2014 stehen weniger Motoren<br />
zur Verfügung<br />
eine neue Kategorie einzuführen, die sich EVO<br />
nennt und näher an die Serienmaschinen angelehnt<br />
ist, aber viele Details (Fahrwerk, Bremsen,<br />
Reifen) bleiben wie bei den aktuellen Superbikes.<br />
Auch die Leistung wird sehr ähnlich sein.<br />
Die Privatteams können für wenig Geld antreten<br />
und mit den aktuellen großen Teams mithalten«,<br />
so der Dorna-Boss.<br />
Die EVO-Bikes sollen sich demnach dem<br />
WSBK-Reglement unterordnen, haben aber<br />
einen gewaltigen Unterschied: Motor und Elektronik<br />
entsprechen den Superstock-Maschinen.<br />
Auch für die Werksfahrer gibt es neue Vorschriften.<br />
Denn ihre Motorenanzahl wird ab der<br />
kommenden Saison auf acht beschränkt sein<br />
und auch für die Getriebeübersetzungen erhalten<br />
sie Einschränkungen. »Für uns ändert sich<br />
nichts, lediglich die Anzahl der Motoren, die<br />
wir verwenden dürfen. Ich habe mir noch keine<br />
wirkliche Meinung darüber gebildet«, grübelte<br />
Sylvain Guintoli.<br />
Der WM-Dritte ist überzeugt, dass er sich um<br />
derartige Dinge zunächst nicht Sorgen →<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 109
müsse. Sein Vertrag bei Aprilia für die kommende<br />
Saison ist unter Dach und Fach. Ȇber<br />
die Regeln sollten sich eher die Hersteller Gedanken<br />
machen.« Auch Leon Haslam hält sich raus,<br />
solange er nicht direkt betroffen ist: »Die EVO-<br />
Klasse wird eine separate Klasse und geht uns in<br />
dem Sinne nächstes Jahr nichts an.« Die neue<br />
Motorenregelung geht den Honda-Piloten hingegen<br />
schon etwas an. »Ich denke, dass die acht<br />
Motoren der Honda entgegenkommen werden,<br />
denn sie ist ziemlich verlässlich, aber eben nicht<br />
die schnellste Maschine. Ich glaube, die anderen<br />
müssen sich verlangsamen, damit sie mit den<br />
acht Motoren auskommen. Die neuen Regeln<br />
können der Honda mit der begrenzten Anzahl<br />
an Motoren entgegenkommen.«<br />
Tom Sykes ist grundsätzlich kein Fan von neuen<br />
Regeln. »Ich will die ganze EVO-Bike Sache<br />
nicht unbedingt kommentieren. Das ist eine<br />
komplett andere Philosophie. Ich bin ein Rennfahrer,<br />
ich bin immer komplett gegen Regeländerungen«,<br />
gibt der Weltmeister zu, der sich<br />
sogar seine Zweitmaschine zurückwünscht.<br />
»Für mich sind die World Superbike und die<br />
MotoGP die Speerspitzen des Rennsports. Die<br />
eine Serie ist seriennah und die andere eine<br />
reine Prototypen-Serie. In beiden Kategorien<br />
gibt es sehr, sehr gute Fahrer, aber ich genieße<br />
es einfach, zu versuchen, Rekorde zu brechen.<br />
Deshalb habe ich die Superbike-Klasse gewählt,<br />
denn hier kann man aus Fahrwerk, Chassis,<br />
Motor, Bremsen, Elektronik, einfach allem das<br />
Beste aussuchen.« Genau das sei laut Sykes für<br />
viele Fahrer der Grund, WSBK zu fahren. »Wir<br />
haben aber auch eine sehr gute Superstock-Serie<br />
und eine gute Supersport, wenn man es genießt,<br />
weiter nach vorne zu kommen.«<br />
auf der ständigen Suche nach Perfektion<br />
wehrt sich der Kawasaki-<br />
Werksfahrer entschieden: »Ich bin<br />
gegen die Idee. Wir befinden uns im Jahr 2013,<br />
es ist nicht 1995. Man muss einfach auf eine<br />
brandneue ZX-10R im Ausstellungsraum steigen<br />
und man hat schon alle verschiedenen Traktions-,<br />
Mapping und Anti-Wheelie-Settings.<br />
Diese Informationen sind für die Sicherheit auf<br />
der Straße bestimmt und sie kommen alle von<br />
dem, was wir hier auf der Rennstrecke tun. Meiner<br />
Meinung nach ist es nichts Gutes, einen<br />
Schritt zurückzugehen.« Zudem sei die Begrenzung<br />
der Motorenanzahl die falsche Herangehensweise.<br />
»Das ist falsche Ökonomie und wird<br />
viel mehr Kosten verursachen, als sie sparen<br />
soll.«<br />
Sykes ist fest überzeugt, dass weniger Motoren<br />
zu vermehrten Problemen führen werden. »Es<br />
wird vermehrt zu Rennabbrüchen kommen. Das<br />
haben wir dieses Jahr schon in der Supersport-<br />
WM gesehen. In der Türkei haben sie das ganze<br />
Training ewig lange gestoppt, weil Motoren<br />
kaputt gingen, die einfach ihre Grenzen erreicht<br />
hatten. Als Ergebnis davon stürzten eine Menge<br />
Fahrer und brachen sich die Knochen«, erklärt<br />
er. Der 28-Jährige weiß aber ebenso, dass sein<br />
Standpunkt die Dorna nicht davon abhalten<br />
kann, die Regeländerungen in die Tat umzusetzen.<br />
»Ich bin komplett dagegen, aber das ist nur<br />
meine Meinung und es scheint, als wäre meine<br />
Meinung nichts wert.«<br />
Michele Pirro startete zwar nur in Magny-Cours<br />
als Ersatzmann für Carlos Checa in der Superbike,<br />
hat aber viel Erfahrung aus der MotoGP.<br />
»Ich weiß nicht genau, wie verschieden die<br />
EVO-Bikes sein werden. Es ist schon eine gute<br />
Idee, ein Stock-Bike mit Slick herzunehmen,<br />
um die Kosten zu senken. Vielleicht kommen<br />
dadurch viele neue Teams in die Superbike, weil<br />
der Einstieg für sie günstiger wird«, überlegt er.<br />
2012 trat der Italiener auf einer Gresini-FTR in<br />
der MotoGP an, belegte mit 43 Punkten den 15.<br />
Gesamtrang und wurde damit Dritter der<br />
Claiming-Rule-Kategorie.<br />
Pirro hielt fest: »Insgesamt bin ich kein Fan der<br />
CRT-, beziehungsweise EVO-Klasse. Letztes<br />
Jahr bin ich selbst CRT gefahren und für einen<br />
Fahrer ist das sehr hart. Natürlich füllt es das<br />
Starterfeld auf, aber die Action wird damit nicht<br />
verbessert, denn da dreht es sich weiter nur um<br />
die ersten drei Fahrer. Wenn man Zwölfter wird,<br />
gewinnt man die CRT-Klasse, aber das ist<br />
nichts. Ich habe letztes Jahr in Valencia den<br />
fünften Platz auf einer CRT-Maschine geholt<br />
und das war wohl das beste Ergebnis, das es in<br />
der CRT jemals gab, aber das war nur ein Rennen<br />
und es hat niemanden interessiert.«<br />
Einer, der sich speziell nach seinem Rücktritt für<br />
das ganze Spektakel interessiert, ist Max Biaggi.<br />
»Momentan weiß niemand wirklich, wie viel<br />
Potential die EVO-Bikes haben werden. Ich denke<br />
aber schon, dass die aktuellen Bikes etwas schneller<br />
sind«, vermutet er. Ab 2015 sollen in der Superbike-WM<br />
nur noch EVO-Bikes am Start stehen.<br />
»Das ist der Weg, den das Reglement einschlägt.<br />
Nächstes Jahr wird also ein Übergangsjahr, in dem<br />
wir zwei Rennen in einem sehen werden. Danach<br />
haben alle die gleichen Voraussetzungen. Das ist<br />
gut.« Der entthronte Weltmeister glaubt an die<br />
Idee der Dorna. »Es wird das Gesicht der Superbike<br />
definitiv verändern. Wir gehen dann noch<br />
mehr in die Production-Richtung und haben<br />
Motoräder, die den Serienmaschinen noch ähnlicher<br />
sind. Aktuell sind die Bikes zwar auch nah<br />
an der Serie, die Teams und Werke haben aber<br />
mehr Freiheiten, Dinge zu ändern und Modifikationen<br />
vorzunehmen. Das soll im nächsten Jahr<br />
verringert und in zwei Jahren ganz gestoppt<br />
werden.«<br />
Haslam hingegen glaubt noch nicht, dass sich<br />
der Plan durchsetzt. »Bisher haben sie noch<br />
nichts Genaues gesagt. Es scheint schon so, als<br />
würde dieser Weg eingeschlagen werden, aber<br />
ob die Bikes komplett Standard sind oder nicht,<br />
wird noch entschieden.« Der Honda-Pilot will<br />
sich noch nicht verrückt machen. »Ich blicke<br />
nur auf das nächste Jahr und da wird es fast so<br />
wie in dieser Saison, nur mit mehr Grundeinstellungen<br />
und begrenzter Motorenanzahl, die<br />
uns sogar noch entgegenkommen könnte.«<br />
Auch Guintoli zerbricht sich noch nicht den<br />
Kopf über 2015 und will sich lieber auf die<br />
Gegenwart konzentrieren: »Jetzt haben wir erst<br />
einmal die aktuelle Saison abgeschlossen, dann<br />
fahren wir im nächsten Jahr wie gewohnt weiter,<br />
denn für die Werksteams ändert sich nichts<br />
großartig. Bis 2015 kann noch viel passieren,<br />
wir werden sehen.«<br />
Momentan weiSS<br />
niemand wirklich,<br />
wie viel Potential<br />
die EVO-Bikes<br />
haben werden. Ich<br />
denke aber schon,<br />
dass die aktuellen<br />
Bikes etwas<br />
schneller sind.<br />
110 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
WSBK - Alternative oder<br />
Konkurrenz zur MotoGP?<br />
BMW (Mitte: <strong>Marc</strong>o Melandri)<br />
zog den Stecker<br />
Grid Girls sind auch in der<br />
WSBK einen Blick wert<br />
Die WM 2013 war spannend bis<br />
zum Finale in Jerez<br />
Fotos: wsbk<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 111
Begeisterte Menge: So feiert<br />
ein Champion unter dem<br />
Nachthimmel von Abu Dhabi<br />
Legale Donuts: David Coulthard heizt bei einer<br />
Demofahrt Koppenhagen ein<br />
Red Bull und die Donuts...<br />
So feiert man WM-Titel:<br />
Ein schwindelfreier Schotte<br />
auf dem Hochhaus in Dubai<br />
112 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
Unermüdlicher Schotte: David Coulthard hat<br />
Sebastian Vettel schon viel voraus - zumindest mit<br />
Blick auf die Anzahl der gedrehten Donuts<br />
Deutscher Superstar:<br />
Sebastian Vettel machte das<br />
Brandenburger Tor unsicher<br />
Stierkampf im wahrsten Sinne<br />
des Wortes: Coulthard bei den<br />
X-Fighters in Rom<br />
Fotos: adrivo/Sutton, red bull racing<br />
www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com 113
Auf in die<br />
neue saison:<br />
motorsport-magazin<br />
ausgabe 35 erscheint<br />
am 20.02.2014<br />
foto: milagro<br />
Verlag<br />
Objektleitung<br />
Mike Wiedel<br />
Telefon: +49 (0) 89 18 96 592 63<br />
adrivo Sportpresse GmbH<br />
Landsberger Strasse 394<br />
D-81241München<br />
Handelsregisternr.: HRB180601<br />
uid: DE 815 069 751<br />
Tel: +49 (0) 89 18 96 592 60<br />
Fax: +49 (0) 89 18 96 592 61<br />
email: info@motorsport-magazin.com<br />
www.adrivo-media.com<br />
Anzeigenleitung<br />
Druck<br />
Vertrieb<br />
MANUEL SPERL (Verantwortlich für anzeigenteil)<br />
Katrin Dökel-Mayrhofer<br />
Telefon: +49 (0) 89 18 96 592 71<br />
Dierichs Druck + Media GmbH & Co KG, Kassel<br />
asv vertriebs GmbH<br />
Süderstr. 77<br />
20097 Hamburg<br />
Redaktion<br />
Chefredakteure (V.i.S.d.P.)<br />
adrivo Sportpresse GmbH<br />
Liebenauer HauptstraSSe 34<br />
A-8041 Graz<br />
Firmenbuchnr.: 257237 s<br />
uid: ATU 61 32 18 12<br />
Tel: +43 (0) 316 915 252<br />
Fax: +43 (0) 316 915 253<br />
Stephan Heublein (verantwortlich für redaktionellen Inhalt)<br />
Kerstin Hasenbichler<br />
Abo-Service<br />
Online-Abo<br />
Leserbriefe<br />
Abo-Service <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
Süderstr. 77<br />
20097 Hamburg<br />
Telefon: +49 (0) 40 468 605 142<br />
Telefax: +49 (0) 40 347 295 17<br />
Mail: abo@asv.de<br />
www.motorsport-magazin.com/magazin/<br />
leserbriefe@motorsport-magazin.com<br />
Art Director<br />
Leitender Redakteur<br />
Redaktion<br />
Bildagenturen<br />
Klaus Seele<br />
robert seiwert<br />
Samy Abdel Aal, Yannick Bitzer, Sönke Brederlow,<br />
Eduard Einberger, <strong>Marc</strong>o hillitzer, ANNIKA KLÄSENER,<br />
Christian Menath, michelle noah, MARIA POHLMANN,<br />
marion rott, Philipp Schajer, Fabian Schneider,<br />
Manuel Sperl, fabian stein, inga stracke, HEIKO STRITZKE,<br />
Karin Sturm, keith sutton, mark sutton, kerstin painsi,<br />
Stephan Vornbäumen, Mike Wiedel, markus zörweg<br />
adrivo Sportresse gmbh,<br />
Sutton Images, milagro, racepress<br />
Fortsetzung des<br />
Impressums unter<br />
www.motorsport-magazin.com/<br />
impressum.html<br />
Die adrivo Sportpresse GmbH ist nicht verantwortlich für die inhaltliche Richtigkeit der<br />
Anzeigen und übernimmt keinerlei Verantwortung für in Anzeigen dargestellte Produkte<br />
und Dienstleistungen. Die Veröffentlichung von Anzeigen setzt nicht die Billigung der angebotenen<br />
Produkte und Serviceleistungen durch die adrivo Sportpresse GmbH voraus.<br />
Nachdruck, Übersetzung und Auszüge nur mit Genehmigung unter ausführlicher<br />
Quellenangabe gestattet. Copyright für Inhalt und Gestaltung – falls nicht ausdrücklich<br />
anders vermerkt – by adrivo Sportpresse GmbH. Gezeichnete Artikel decken sich<br />
nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion. Für unverlangt eingesandte<br />
Manus kripte, Fotos, Dias, Bücher sowie Satz- und Druckfehler wird nicht gehaftet.<br />
Im Falle höherer Gewalt oder bei Störung des Arbeitsfriedens besteht kein Anspruch<br />
auf Lieferung oder Entschädigung. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter<br />
Form zu veröffentlichen.<br />
rund um die uhr informiert!<br />
Das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> im Internet:<br />
www.motorsport-magazin.com<br />
auch für unterwegs!<br />
die <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> app<br />
für iPad und iPhone<br />
114 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com
motorsport Für<br />
ZUHAUSE<br />
MIT DEM Easy<br />
POLE-POSITION-ABO<br />
SChnELLER LESEN<br />
0,50 Euro Ersparnis pro Heft* • Kein Abo-Zwang! • Nach Erhalt der 3. Ausgabe<br />
jederzeit kündbar • Versand bequem nach Hause • noch vor dem Erstverkaufstag*<br />
online bestellen unter www.motorsport-magazin.com/magazin/<br />
+ + + ausfüllen + + + ausschneiden + + + abschicken + + + per post + + + per fax + + + per E-mail + + + anrufen + + +<br />
Formular ausfüllen und absenden an: adrivo Sportpresse GmbH, <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com, Landsberger Straße 394,<br />
D 81241 München Fax: +49 (0)40 / 347 295 17, E-mail: abo@asv.de. Oder rufen Sie uns direkt an: +49 (0)40 / 468 605 142<br />
Firma<br />
Name<br />
Vorname<br />
Straße, Hausnummer<br />
PLZ<br />
ort<br />
Land<br />
Telefon<br />
Fax<br />
E-Mail<br />
Ja, ich möchte alle Vorteile nutzen und bestelle hiermit drei Ausgaben des <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>s<br />
inkl. Versand für EUR 12,00 in Deutschland (Österreich EUR 15,00,<br />
Schweiz SFR 29,70, sonstiges Ausland EUR 16,50 / Luftpost EUR 21,00).<br />
Wenn ich das <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> nicht weiter lesen möchte, teile ich Ihnen dies nach Erhalt der<br />
dritten Ausgabe mit. Andernfalls erhalte ich sechs weitere Ausgaben des <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>s zum<br />
Preis von EUR 24,00 in Deutschland (Österreich EUR 30,00, Schweiz SFR 59,40 sonstiges Ausland<br />
EUR 33,00). Das Abonnement ist nach Erhalt der dritten Ausgabe jederzeit kündbar. Bei Kündigung<br />
erhalte ich bereits bezahlte Beträge zurück.<br />
Die Zahlung erfolgt per Rechnung.<br />
Beginn Zustellung: mit aktueller Ausgabe mit der nächsten erscheinenden Ausgabe<br />
Die Zahlung erfolgt per Lastschrift von folgendem Konto:<br />
Kontoinhaber: *<br />
Kontonummer: *<br />
Bankleitzahl: *<br />
Name der Bank: *<br />
* Gilt nur für Deutschland. Preise und Zustellung im Ausland können abweichen.