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FLUGZEUG CLASSIC Hugo Broch: Zum Jägerass im zweiten Anlauf (Vorschau)

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Feb. 2014<br />

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Zeitzeugenbericht<br />

eines Fw-190-Piloten!<br />

& Voss BV 141 | Heinkel He 111 | Messerschmitt Bf 109<br />

2Blohm<br />

<strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong><br />

<strong>Zum</strong> <strong>Jägerass</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>zweiten</strong> <strong>Anlauf</strong><br />

Republic P-47<br />

Die »Thunderbolt« als Begleitjäger<br />

Der hoch -<br />

dekorierte<br />

<strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong><br />

■ Griechenland 1943<br />

Kampf um die Ägäis<br />

■ Fliegende Seeleute<br />

100 Jahre Marineflieger<br />

Hawker Sea Fury<br />

Zieldarsteller für die Bundeswehr<br />

■ F4U Corsair<br />

Jäger restauriert!


Mayday! Mayday!<br />

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Abstürze, Bruchlandungen, Sturzflüge<br />

– eine fesselnde Sammlung<br />

wahrer Geschichten aus dem<br />

Flugalltag. Akribisch recherchiert,<br />

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Als am 1. Juni 2009 ein voll besetzter Airbus auf dem Weg von Rio<br />

de Janeiro nach Paris in den Atlantik stürzte und 228 Menschen<br />

in den Tod riss, war die Welt schockiert. Seit über 100 Jahren verunglücken<br />

Flugzeuge, dennoch ist jeder Crash anders. Tragische<br />

Flugzeugunglücke, deren Ursachenforschung die Luftfahrt veränderte,<br />

darüber gibt das Buch »Black Box« Auskunft. Minutiös<br />

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Flugunfälle seit den<br />

Anfängen der Fliegerei. Abstürze,<br />

Sturzflüge, dramatische<br />

Bergungen und heikle Landungen,<br />

die überraschend wenig<br />

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Editorial<br />

Filme, die man sich schenken kann<br />

Wollen sie nicht? Oder können sie<br />

nicht? Vor Weihnachten stieß ich<br />

auf einen Trailer, die Ankündigung<br />

auf den Film »Wings of Honour – Luftschlacht<br />

über Deutschland«. So sieht grob gesagt<br />

die Handlung aus: Eine südafrikanische<br />

Bomberbesatzung muss über Deutschland abspringen<br />

und schlägt sich durch. So weit, so<br />

gut. Doch was sich die Macher hinsichtlich<br />

historischer Genauigkeit geleistet haben, kann<br />

Kenner wie uns nur den Kopf schütteln lassen.<br />

Offensichtlich hat sich niemand in der<br />

Filmcrew schlau gemacht, welche Flugzeuge<br />

(Typen, Ausstattung, Bemalung) für das Jahr<br />

der Handlung (1944) in Frage kommen. Warum<br />

nur? Es kann doch nicht so schwer sein,<br />

einen von den nun wirklich nicht spärlich gesäten<br />

Fachleuten zu fragen. Aber was rege ich<br />

mich auf. Stefan Bartmann, unser Mann für<br />

Fliegerfilme, hat mir die Antwort<br />

schon vor Jahren gegeben: »Fliegerfilme<br />

werden nicht für Flieger<br />

gemacht!« Basta. Wir werden Sie,<br />

liebe Leser, mit diesem Film verschonen.<br />

Würden Sie einen Ringer als<br />

Langstreckenläufer antreten lassen?<br />

Vermutlich nicht. Doch <strong>im</strong><br />

übertragenen Sinn haben die amerikanischen<br />

Luftstrategen genau<br />

dies über Europa getan: Schwerfällige,<br />

kurzatmige P-47-Jäger sollten<br />

US-Bomber auf ihrem Weg<br />

über das besetzte europäische<br />

Festland beschützen – eine Aufgabe,<br />

für welche die P-51 Mustang weitaus besser<br />

geeignet war. Wie die »Thunderbolt«<br />

schließlich doch noch in ihrer Rolle als »Raufbold«<br />

glänzte, erfahren Sie ab Seite 22 von<br />

Wolfgang Mühlbauer.<br />

Reine Geschmackssache ist das Aussehen<br />

der Corsair. Für die einen ist sie der aufregendste<br />

Warbird-Bolide der USA, für die anderen<br />

schlicht ein hässlicher Vogel. Worüber<br />

sich aber sicherlich nicht streiten lässt, ist die<br />

F4U des US-Amerikaners Doug Matthews.<br />

Was er aus dem Korea-Veteranen und ehemaligen<br />

Filmflugzeug der Fernsehserie »Pazifikgeschwader<br />

214« gemacht hat, verschlägt<br />

einem den Atem. Lassen Sie sich überraschen,<br />

ab Seite 50.<br />

Viel Lesevergnügen wünscht Ihnen<br />

Markus Wunderlich<br />

Markus Wunderlich,<br />

Chefredakteur<br />

Egal, ob Sie den Vogel<br />

schön oder hässlich<br />

finden: Diese Restaurierung<br />

müssen Sie<br />

sich ansehen!<br />

Foto F. B. Mormillo<br />

Wir stellen vor<br />

Peter Cronauer ist seit früher<br />

Jugend mit dem »Fliegervirus«<br />

infiziert. Er schreibt<br />

seit Jahren über Luftfahrt-,<br />

Technik- und jüngere Zeitgeschichte<br />

für Film- und<br />

Printmedien <strong>im</strong> In- und Ausland.<br />

Unter anderem war er von 2001 bis 2005<br />

Chefredakteur der Zeitschrift »JET & PROP«,<br />

bei der »Traditionsgemeinschaft JG 52« fungiert<br />

er als »2. Historiker«, <strong>im</strong> Jahr 2009 veröffentlichte<br />

er die Erinnerungen des Jagdund<br />

Kunstfliegers Walter Wolfrum unter dem<br />

Titel »Unbekannte Pflicht«.<br />

Wolfgang Mühlbauer ist seit<br />

Kindesbeinen von allem fasziniert,<br />

was starre Flügel hat.<br />

Die wuchtige Thunderbolt<br />

macht hier keine Ausnahme.<br />

Obwohl schwer und kurzatmig,<br />

gehört sie zu den erfolgreichsten<br />

Kampfflugzegen des Zweiten Weltkrieges<br />

– jedoch weniger als Jäger denn als<br />

Jagdbomber. Und hier stellt sich unter anderem<br />

die interessante Frage, wie es eigentlich zum<br />

entscheidenden Rollentausch kam. Wolfgang<br />

Mühlbauer ist <strong>im</strong> Kommunikationsbereich eines<br />

Luft- und Raumfahrtkonzerns tätig.<br />

Rolf Stünkel liebt bröckeligen<br />

Startbahn-Beton und<br />

verfallene Flugzeughallen,<br />

alte Technik und Luftfahrtgeschichte.<br />

Der Autor unserer<br />

»Background«-Beiträge<br />

ist Flugkapitän auf Langstrecke<br />

und begann seine fliegerische Laufbahn<br />

bei der Marine auf F-104 G und Tornado.<br />

Seine Flüge <strong>im</strong> Kalten Krieg, vor der<br />

Haustür des damaligen Ostblocks, inspirieren<br />

ihn heute zu Beiträgen aus der Welt der Marinefliegerei<br />

und allem, was sich um Schleudersitze<br />

und schnelle Jets dreht.<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

3


INHALT <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2-14<br />

14 verlustreichen<br />

Leben in Kälte und Schlamm: Für <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong> war das Leben<br />

als Jagdflieger an der Ostfront geprägt von Entbehrungen und<br />

Luftkämpfen<br />

ZEITGESCHICHTE<br />

Jagdflieger in der Focke-Wulf Fw 190<br />

Der Falle entkommen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Hoch hinaus wollte <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong> <strong>im</strong> Sinne des<br />

Wortes, und er sollte es in der Tat zu einem hochdekorierten<br />

Jagdflieger bringen. Der Weg dorthin<br />

führte ihn durch sämtliche Härten des Luftkrieges.<br />

TECHNIK<br />

In die falsche Rolle gezwängt<br />

TITELTHEMA<br />

TITELTHEMA<br />

Schwer, kurzatmig und unbeweglich . . . 22<br />

Als Begleitjäger machte die P-47 eine schlechte Figur,<br />

doch in anderen Rollen konnte sie glänzen.<br />

TITELTHEMA<br />

ZEITGESCHICHTE<br />

Als Mechaniker und Besatzungsmitglied in der Sea Fury<br />

Die fliegenden Zielscheiben . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

Sich in ein Flugzeug setzen mit der alleinigen Absicht,<br />

beschossen zu werden? Das gibt es tatsächlich<br />

und zwar bei den Zieldarstellern der Bundeswehr!<br />

TECHNIK – TYPENGESCHICHTE<br />

Blohm & Voss BV 141 – Teil 2<br />

Leistungsstark und sonderbar . . . . . . . . . . . . . 36<br />

Die BV 141 war ein ziemlich »schräger« Vogel,<br />

der aber Potenzial besaß. Gelang dem Konzept<br />

der Durchbruch?<br />

TECHNIK – COCKPIT<br />

Albatros C I<br />

Erfolgreicher Aufklärer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

Die Albatros war ein guter Aufklärer und bot dem<br />

Piloten obendrein ein komfortables Cockpit.<br />

SERIE<br />

Der Luftkrieg <strong>im</strong> östlichen Mittelmeer 1943<br />

Zwölf auf einen Streich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

Der Seitenwechsel Italiens 1943 riss zahlreiche<br />

Lücken in die deutsche Verteidigung, die insbesondere<br />

Luftwaffe und Marine um jeden Preis schließen<br />

mussten.<br />

Ihre Meinung zur Corsair. Mehr zur<br />

Chance Vought F4U ab Seite 50!<br />

Der Marinejäger Chance<br />

Vought F4U Corsair ist ...<br />

Die Umfrage auf www.flugzeug-classic.de – Sie haben abgest<strong>im</strong>mt:<br />

30,5 %<br />

... ein selten hässlicher Vogel!<br />

9,7 %<br />

... kein schlechter Entwurf, doch reicht er nicht an die F6F Hellcat heran.<br />

... ein konstruktiv sehr gelungenes Flugzeug.<br />

59,8 %<br />

Besuchen Sie unsere Website und machen Sie bei der aktuellen Umfrage mit!<br />

4


Der hoch -<br />

dekorierte<br />

<strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong><br />

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Zu bullig: Die P-47 war als Begleitjäger eine Fehlbesetzung, daher<br />

22 mussten die Verantwortlichen eine andere Aufgabe für sie suchen<br />

50<br />

Doug Matthews am Steuer seiner liebevoll restaurierten Corsair,<br />

mit der er diesem Typ ein Denkmal gesetzt hat<br />

OLDTIMER<br />

Die Corsair der Classic Fighters of America<br />

Ein Pfundskerl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

Ihr Äußeres ist sehr eigenwillig, doch bewährt hat<br />

sich die Corsair <strong>im</strong> Pazifikkrieg zweifellos. Ein Sammler<br />

ließ eine Maschine mustergültig restaurieren.<br />

OLDTIMER<br />

Die fliegenden Seefahrer<br />

Zwischen H<strong>im</strong>mel und Wellen . . . . . . . . . . . . 64<br />

Die deutschen Marineflieger feierten 2013 ihr 100-<br />

jähriges Bestehen. Rolf Stünkel zeigt, wie alles anfing,<br />

und präsentiert eindrucksvolle Bilder vom Jubiläum.<br />

OLDTIMER<br />

Replikat einer He 111 angefertigt<br />

Die Stalingrad-Heinkel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

Für ihren Stalingrad-Film ließen die Produzenten<br />

eine He 111 nachbauen, und das Ergebnis kann sich<br />

mehr als sehen lassen.<br />

LESERALBUM<br />

Nachlass eines Bildlehrers<br />

Bitte lächeln!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

Rudolf Kohler war Fotograf einer Bildstelle der<br />

Luftwaffe. Sein Nachlass bietet einen beeindruckenden<br />

Einblick in<br />

das Deutschland<br />

vor dem Krieg.<br />

Rudolf Kohler hielt als<br />

Mitarbeiter der Luftwaffen-Bildstelle<br />

auch<br />

Szenen wie diese fest:<br />

Wartung einer<br />

Junkers W 34 hi<br />

Flugzeuge in dieser Ausgabe<br />

Albatros C I....................... 42<br />

Blohm & Voss BV 141.........36<br />

Chance Vought F4U.............50<br />

de Havilland D.H.82............09<br />

Douglas A-20 .....................09<br />

Douglas C-47 .....................13<br />

Focke-Wulf Fw 190..............14<br />

General Dynamics F-16 .......09<br />

General Dynamics F-111C ...08<br />

General Motors TBM ...........13<br />

Hawker Sea Fury.................30<br />

Heinkel He 111..................19<br />

Iljuschin Il-2 .......................19<br />

Junkers Ju 87 ....................16<br />

Lawotschkin LaGG-3............19<br />

Messerschmitt Bf 109 ........08<br />

Messerschmitt Bf 110 ........20<br />

North American B-25...........11<br />

Republic P-47.....................22<br />

Stampe SV-4B....................10<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Bild des Monats. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Panorama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Modellbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

Termine/Museumstipp/Bücher . . . . . 62<br />

Leserbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

Background. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

& Voss BV 141 | Heinkel He 111 | Messerschmitt Bf 109<br />

2Blohm<br />

DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />

Zeitzeugenbericht<br />

eines Fw-190-Piloten!<br />

<strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong><br />

<strong>Zum</strong> <strong>Jägerass</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>zweiten</strong> <strong>Anlauf</strong><br />

Republic P-47<br />

Die »Thunderbolt« als Begleitjäger<br />

■ Griechenland 1943<br />

Kampf um die Ägäis<br />

■ Fliegende Seeleute<br />

100 Jahre Marineflieger<br />

Hawker Sea Fury<br />

Zieldarsteller für die Bundeswehr<br />

■ F4U Corsair<br />

Jäger restauriert!<br />

TITELBILD<br />

Fw 190 und Profil:<br />

H. Ringlstetter<br />

P-47: W. Mühlbauer<br />

Sea Fury: Slg. Viertbauer<br />

TITELSEITE: <strong>Broch</strong> war während des Krieges hauptsächlich an der<br />

Ostfront <strong>im</strong> Einsatz. Hier Fw 190 der 6./JG 54 in Idriza <strong>im</strong> Juli 1943<br />

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<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

5


BILD DES MONATS<br />

6


Blondine am Bug<br />

»Ready 4 Duty« (»Bereit zum Einsatz«) – nein,<br />

dieser Satz bezieht sich nicht auf die aufgemalte<br />

Dame am Bug, sondern ist der Eigenname des<br />

Flugzeugs. Dieses st<strong>im</strong>mungsvolle Bild der Douglas<br />

R4D Skytrain mit der Kennung N151ZE und der<br />

Bu.Nu. 50783 entstand während der CAF-Airsho<br />

2013 in Midland, Texas.<br />

1944 von Douglas produziert, teilte man die<br />

»Ready 4 Duty« <strong>im</strong> Oktober der US-Navy zu, um mit<br />

ihr die U-Boot-Bekämpfung zu erproben und<br />

Besatzungen entsprechend auszubilden. Anschließend<br />

nahm die Skytrain verschiedene Aufgaben<br />

wahr, bis man sie schließlich 1979 ausmusterte<br />

und an die Commemorative Air Force (CAF) abtrat.<br />

Dort gehört sie zum Dallas/Fort Worth-Flügel (DFW<br />

Wing) der Vereinigung. Heute stellt die »Ready 4<br />

Duty« eine Maschine der US-Navy aus der Zeit des<br />

Pazifikkrieges dar.<br />

Text und Foto Frank Mormillo<br />

Mehr zur Airsho 2013 in der nächsten Ausgabe von<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>, die ab dem 10. Februar am Kiosk liegt.<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

7


PANORAMA<br />

■ MESSERSCHMITT BF 109 G-6<br />

Neuzugang bei<br />

Hangar 10<br />

Vorsichtig wird die F-111 des PAM<br />

über die Rampe aus der C-17 herausgerollt<br />

Am 22. November vergangenen Jahres hat die<br />

Sammlung des Hangar 10 exklusiven Zuwachs erhalten:<br />

eine Bf 109 <strong>im</strong> sehr fortgeschrittenen Aufbaustadium.<br />

Der Wiederaufbau in der Version einer G-6<br />

wurde seit sechs Jahren durch Michael Rinner in Österreich<br />

betrieben. Die Warbird-Spezialisten von Meier<br />

Am 6. September 2013 ist die unter Australiern<br />

allgemein als »Pig« bekannte General<br />

Dynamics F-111C der australischen Luftwaffe<br />

(RAAF) an Bord eines C-17-Transportflugzeuges<br />

der RAAF auf der Hickam Air Force Base<br />

in Hawaii eingetroffen. Die F-111C, Seriennummer<br />

A8-130, ist ein Geschenk an das Pacific<br />

Aviation Museum (PAM) und nur eine von sieben<br />

ehemaligen australischen F-111, die zur<br />

Abgabe an zivile Einrichtungen freigegeben<br />

Motors in Bremgarten (wo die Bf 109 derzeit in der<br />

Werft steht), Michael Rinner und das Team vom Hangar<br />

10 wollen die G-6 <strong>im</strong> April 2014 zum Erstflug bringen.<br />

Danach soll die Maschine zum Hangar 10 auf der<br />

Ostseeinsel Usedom überführt werden.<br />

Markus Wunderlich ■<br />

■ GENERAL DYNAMICS F-111C<br />

Das fliegende »Schwein«<br />

wurden. Nachdem der Typ 2010 außer Dienst<br />

gestellt worden war, hat man fast die gesamte<br />

Flotte vernichtet, vermutlich auf Forderung der<br />

US-Behörden, da die Maschinen als Atomwaffenträger<br />

einsetzbar waren. Bevor man sie an<br />

das Museum ausgeliefert hatte, war der graue<br />

Anstrich durch das Tarnschema ersetzt worden,<br />

das die Maschine zu Beginn ihrer fliegerischen<br />

Karriere bei der RAAF aufwies.<br />

Roger Soupart ■<br />

Nach dem Zusammenbau steht die F-111 »Pig«<br />

in ihrer ganzen Schönheit <strong>im</strong> Freigelände des<br />

Pacific Aviation Museum in Pearl Harbor<br />

Fotos (2) via PAM Foto M. Dorst<br />

8


■ GENERAL DYNAMICS F-16<br />

F-16 ohne Pilot!<br />

Nein, dies ist keine Fotomontage, hier ist<br />

der Pilot überflüssig! Die QF-16A Zieldrohne<br />

mit der Seriennummer 83-110<br />

auf ihrem ersten unbemannten Flug<br />

Foto USAF<br />

Am 19. September 2013 absolvierte erstmalig<br />

eine QF-16A Zieldrohne einen unbemannten<br />

Flug. Durchgeführt wurde der Testflug von<br />

der 82nd Aerial Targets Squadron und der<br />

Firma Boeing auf der Tyndall Air Force Base<br />

(AFB) <strong>im</strong> Norden Floridas. Die in die Fußstapfen<br />

der QF-86, QF-100, QF-102, QF-106 und der<br />

QF-4 Phantom tretende F-16 wartet auf ihren<br />

Einsatz sowohl als nicht zerstörbare als auch<br />

zerstörbare Drohne.<br />

Im Depot der US-Luftstreitkräfte auf der Davis<br />

Monthan AFB in Arizona befinden sich viele<br />

überzählige General Dynamics F-16 Fighting Falcon,<br />

und die QF-16A, Seriennummer 83-110,<br />

stand rund 15 Jahre eingelagert in der Wüste,<br />

bevor man sie zur QF-16A umrüstete. Nach einer<br />

Testperiode soll die QF-16A in etwa zwei Jahren<br />

die letzten QF-4 ersetzen. Roger Soupart ■<br />

Foto via Dave McDonald<br />

■ DOUGLAS A-20<br />

A-20-Bergung verschoben<br />

Am 22. Oktober 2013 versuchte ein<br />

Team aus Archäologen und Tauchern<br />

eine sowjetische Douglas A-20 Havoc<br />

vor der Küste Danzigs aus einer Tiefe<br />

von 14 Metern zu bergen. Dem gingen<br />

zehntägige Vorbereitungsarbeiten voraus,<br />

die unter anderem das Freilegen<br />

aus dem Sand und das Anbringen von<br />

Hebegurten umfassten. Infolge schlechten<br />

Wetters musste der Einsatz jedoch<br />

abgebrochen werden, da die Gefahr einer<br />

Beschädigung des Wracks bestand. Bis<br />

auf die fehlende Bugspitze mit den vier<br />

nach vorn gerichteten Maschinengewehren<br />

und dem abgerissenen Leitwerk<br />

Im Zweiten Weltkrieg<br />

erhielt die<br />

Sowjetunion sehr<br />

viele A-20 Havoc.<br />

Die vor Danzig<br />

entdeckte ist eine<br />

der wenigen »Überlebenden«<br />

scheint die Maschine noch relativ gut<br />

erhalten zu sein. Ein neuer Bergungsversuch<br />

ist für das Frühjahr 2014 geplant.<br />

In der Zwischenzeit werden zugängliche<br />

und leicht auszubauende Teile<br />

aus dem Inneren des Wracks, wie dem<br />

Cockpit und dem hinteren Gefechtsstand,<br />

geborgen.<br />

In letzter Zeit wurden mehrere Flugzeugwracks<br />

in der Ostsee entdeckt, darunter<br />

sollen sich auch zwei Junkers Ju 88 befinden.<br />

In der kalten und weniger salzhaltigen<br />

Ostsee dürften noch Tausende<br />

gut erhaltene Wracks liegen, vorwiegend<br />

Schiffe.<br />

Dave McDonald ■<br />

■ DE HAVILLAND D.H.82 TIGER MOTH<br />

Niederländische<br />

»Motte«<br />

Das ehemalige Tiger-Moth-Schulflugzeug<br />

der RAF aus dem Jahr 1939 mit der Seriennummer<br />

N9508 und der Baunummer 82535<br />

wurde als Langzeitprojekt in flugtüchtigen Zustand<br />

restauriert und ist nun Teil der Royal<br />

Netherlands Historical Flight (RNHF) in Gilze<br />

Rijen. Insgesamt benutzte die Königlich Niederländische<br />

Luftwaffe (RNLAF) 56 frühere<br />

RAF-Tiger Moth für die fliegerische Grundausbildung,<br />

was erklärt, weshalb die N9508, die<br />

nie bei der RNLAF eingesetzt war, das Kennzeichen<br />

A-57 erhalten hat. Der Doppeldecker<br />

hat die authentischen Nachkriegs-Markierungen<br />

einer niederländischen »Tiger« erhalten.<br />

Roger Soupart ■<br />

Die in flugtüchtigen Zustand restaurierte Tiger<br />

Moth in Gilze Rijen<br />

Foto Roger Soupart<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

9


PANORAMA<br />

■ MESSERSCHMITT BF 109 E<br />

»Emil« unterm Hammer<br />

Foto via M. Sheppard<br />

In Kanada steht eine flugfähige Bf 109 E-1 zum<br />

Verkauf. Zurzeit gehört sie noch der Russell<br />

Aviation Group, die <strong>im</strong> Zuge der Selbstauflösung<br />

neben der »Emil« auch die Hawker Hurricane<br />

XII, MK912, C-FDNL, veräußern möchte.<br />

Bei der »109« handelt es sich um die Werknummer<br />

3579, die sogar einmal vom Fliegerass Hans-<br />

Joach<strong>im</strong> Marseille geflogen wurde. Sie trägt momentan<br />

die Kennung CF-EML und die Markierungen,<br />

die sie einst <strong>im</strong> August 1940 als »Weiße<br />

14« der 1.(Jagd)/LG 2 aufwies (s. <strong>FLUGZEUG</strong><br />

<strong>CLASSIC</strong> 03/2013, ab Seite 62). Weltweit gibt es<br />

neben der »3579« nur eine weitere flugfähige<br />

»Emil«. Der Wert der Maschine wird auf etwa<br />

3 750 000 US-Dollar geschätzt.<br />

Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong> Internet<br />

unter www.platinumfighters.com.<br />

Richard Chapman ■<br />

■ AUSTER AOP.9<br />

Wer bist du?<br />

Die Arbeiten an der Auster AOP.9 <strong>im</strong><br />

Display Hangar 1 des Newark Air Museum<br />

kommen gut voran. Die Korrosionsschäden<br />

an Motorverkleidung und Leitwerk<br />

wurden beseitigt und die Teile am<br />

Rumpf montiert; ebenso hat man die<br />

Cockpit-Verglasung erneuert. Im Inneren<br />

der Maschine wurden die Hauptinstrumentenbretter<br />

montiert sowie Instrumente<br />

und Geräte eingebaut. Die Arbeiten<br />

an dem Projekt sollen noch bis in die<br />

späten Herbst-/Wintermonate dauern.<br />

Unklar ist hingegen, welche Identität<br />

die AOP.9 bekommen soll. Vorschläge<br />

können unter enquire@newarkairmuseum.org<br />

eingereicht werden.<br />

Howard Heeley ■<br />

■ STAMPE SV-4B<br />

Torwächter restauriert<br />

In Belgien ist die Stampe SV-4B OO-SVG<br />

wieder in den Flugbetrieb zurückgekehrt,<br />

nachdem sie restauriert worden war. Der<br />

1951 gebaute, klassische Doppeldecker war<br />

viele Jahre lang als V-21 in der Flugzeugführerschule<br />

der belgischen Luftwaffe auf<br />

dem Fliegerhorst Goetsenhoven eingesetzt,<br />

bis er dort schließlich 1977 als Gate Guardian<br />

endete. Die für ein stoffbespanntes<br />

Flugzeug ungünstigen Witterungsbedingungen<br />

führten bald dazu, dass sich dessen<br />

Zustand rasch verschlechterte. Aus diesem<br />

Grund verkaufte man die Maschine 1987.<br />

Trotz mehrfachen Besitzerwechsels blieb<br />

die Stampe eingelagert, bis 2010 ihr derzeitiger<br />

Besitzer die Firma Raymond’s Aircraft<br />

Restoration beauftragte, sie in flugtüchtigen<br />

Zustand zu restaurieren. Die OO-SVG trägt<br />

nun wieder die Farben, die sie zu ihrer Zeit<br />

als V-21 aufwies. Roger Soupart ■<br />

Foto Howard Heeley<br />

Noch ohne Identität:<br />

die Auster AOP.9<br />

Die Stampe SV-4B, V-21, unter Freunden auf dem Flughafen Antwerpen Deurne. Der Pinguin<br />

ist das Emblem der Flugzeugführerschule für die Basisausbildung in der belgischen<br />

Luftwaffe<br />

Foto Roger Soupart<br />

10


■ NORTH AMERICAN B-25<br />

Bomber entsteht<br />

Die B-25 »Pat’s Victories« in ihrer<br />

neuen He<strong>im</strong>at Gembloux<br />

Die Restaurierung der in Belgien befindlichen<br />

B-25, 44-30925, »Pat’s Victories«,<br />

kommt zügig voran. Zuvor wurde die Maschine<br />

am 27. Mai 2013 von Gr<strong>im</strong>bergen nach<br />

Gembloux gebracht, wo eine größere Werkstatt<br />

zur Verfügung steht. Die vom Brussels Air Museum<br />

Fund gerettete B-25 war ursprünglich <strong>im</strong><br />

Juni 2005 nach Belgien gekommen und in<br />

Gr<strong>im</strong>bergen eingelagert worden, wo man den<br />

Farbanstrich abtrug und Korrosionsschutzmaßnahmen<br />

vornahm. 2011<br />

wurde in Gembloux eine<br />

geeignetere Werkstatt gefunden,<br />

die jedoch zuerst<br />

entsprechend hergerichtet<br />

werden musste. Hierfür<br />

hat man eine neue Organisation,<br />

die Belgian Aircraft<br />

Preservation Association<br />

(BAPA), gegründet, die bei<br />

der Mittelbeschaffung hilft<br />

und das Team unterstützt.<br />

Seit ihrem Umzug nach<br />

Gembloux schreiten die Arbeiten<br />

an der B-25 dank der<br />

verbesserten Arbeitsbedingungen<br />

schnell voran. Die BAPA<br />

sucht jedoch noch <strong>im</strong>mer nach Teilen<br />

und Werkzeugen. Ganz oben<br />

auf der Liste stehen dabei ein<br />

Kompressor und Metallbearbeitungswerkzeuge.<br />

Eric Janssonne ■<br />

Fotos (2) BAPA<br />

Luftpost nach Rio<br />

»Westfalen« mit 10 t-Wal vor Rio<br />

Foto Lufthansa<br />

Am 3. Februar 1934, vor 80 Jahren, eröffnet<br />

die Deutsche Lufthansa offiziell die planmäßige<br />

Luftpostroute von Berlin nach Rio de<br />

Janeiro. Landflugzeuge befördern die Sendungen<br />

zwischen der Reichshauptstadt und<br />

Bathurst beziehungsweise Rio und Natal,<br />

ehe sie von Dornier Wal Flugbooten jeweils<br />

über den südatlantischen Ozean gebracht<br />

wird. Die Beförderungsdauer für einen Brief<br />

über die 11369 Kilometer lange Strecke reduziert<br />

sich so auf fünf, später auf vier Tage.<br />

Jene sechs nur für diesen Postdienst entwickelten<br />

10-t-Wale sind zugleich Schlusspunkt<br />

der berühmten Flugbootreihe – mit erhöhter<br />

Flügelfläche, Spannweite und Treibstoffkapazität<br />

sowie geschlossenem Cockpit. Ehe<br />

die regelmäßige Verbindung aber steht, ist<br />

viel Vorbereitung nötig. Schon zwei Jahre zuvor<br />

hat die Lufthansa unter anderem zwei<br />

rein zur Postbeförderung konzipierte 8-t-<br />

Wale übernommen. Zwar können diese gut<br />

elf Stunden in der Luft bleiben, doch selbst<br />

bei max<strong>im</strong>aler Treibstoffzuladung nicht Nonstop<br />

den Südatlantik überqueren.<br />

Die Einrichtung eines schw<strong>im</strong>menden<br />

Stützpunktes ist darum<br />

unerlässlich, weshalb 1932 der<br />

Dampfer »Westfalen« mit modernen<br />

Funk-, Peil- und Navigationseinrichtungen<br />

sowie einem Flugzeugkatapult<br />

ausgerüstet wird.<br />

Die beiden 8-t-Wale lässt man parallel<br />

für Schleuderstarts zu Katapultwalen<br />

modifizieren und zieht<br />

sie dann zu Erkundungs- und Erprobungsflügen<br />

heran. Ab Sommer<br />

1934 kommt die »Schwabenland« als<br />

zweites, ab Sommer 1936 die »Ostmark« als<br />

drittes Flughilfsschiff hinzu. Die ganze Zeit<br />

über leisten insbesondere die 10-t-Wale verlässlich<br />

ihren Dienst, auch wenn <strong>im</strong> Februar<br />

1936 einer davon verunglückt. Zwei Jahre<br />

später müssen die verbliebenen Maschinen<br />

jedoch moderneren Flugzeugmustern weichen.<br />

Die Luftpostroute selbst wird bis unmittelbar<br />

vor Kriegsbeginn zuverlässig aufrechterhalten.<br />

Wolfgang Mühlbauer ■<br />

Katapultstart eines 10-t Wal Foto Lufthansa<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

11


NEWS PANORAMA<br />

SIKORSKY H-34<br />

Robuster Alleskönner<br />

Foto Roger Soupart<br />

Foto Mike Biddulph<br />

Vergangenen August erhielt das Pacific<br />

Aviation Museum in Pearl Harbor, Hawaii,<br />

die Sikorsky H-34 Choctaw, Seriennummer<br />

148963, aus der Warner Robins Air Force<br />

Base in Georgia. Der Hubschrauber ist eine<br />

Dauerleihgabe und erhöht die Sammlung<br />

auf insgesamt 44 Luftfahrzeuge. Der von<br />

einem Wright-R-1820-84D-Sternmotor angetriebene<br />

H-34 Choctaw war in Vietnam,<br />

be<strong>im</strong> französischen Heer <strong>im</strong> Algerienkrieg<br />

und bei den israelischen Streitkräften <strong>im</strong><br />

Sechstagekrieg 1967 eingesetzt. Die Sikorsky<br />

erwies sich in zahlreichen Rollen, von<br />

der U-Boot-Bekämpfung bis hin zum Einsatz<br />

als Transporter, als außerordentlich robust<br />

und zuverlässig. Die H-34 der Bundeswehr<br />

rückten hingegen während der<br />

Hamburger Sturmflut 1962 in den Fokus<br />

der Öffentlichkeit. Roger Soupart<br />

Der H-34 kurz nach seinem Eintreffen<br />

<strong>im</strong> Pacific Aviation Museum<br />

PERCIVAL PROCTOR MK. III<br />

Seltenes Schulflugzeug<br />

Die Percival Proctor Mk. III, G-AKEX, ist eines<br />

der noch wenigen verbliebenen Exemplare<br />

eines fast vergessenen Schul- und Verbindungsflugzeuges<br />

aus der Zeit des Zweiten<br />

Weltkriegs. Das Flugzeug wird derzeit bei<br />

John Tregilgas in Great Oakley nahe Colchester,<br />

England, restauriert. Die meisten Holzarbeiten<br />

sind beendet und inzwischen hat die<br />

Montage begonnen. Motor und Propeller werden<br />

an anderer Stelle restauriert.<br />

Die Proctor lief 1943 als LZ791 vom Band<br />

und flog be<strong>im</strong> Air Transport Auxiliary; andere<br />

Proctor-Versionen dienten dazu, Funker für<br />

das Bomber Command zu schulen. Der Eigentümer<br />

Mike Biddulph hofft, dass die Maschine<br />

2014 oder Anfang 2015 wieder flugtüchtig<br />

sein wird. Eric Janssonne<br />

Mike Biddulphs seltene Proctor Mk.<br />

III während der Montagearbeiten<br />

Gigantisch: die <strong>im</strong> Garagendach<br />

eingebauten Flügelteile<br />

Im Bau befindlicher Flügel der Handley Page<br />

0/400 während des Ersten Weltkriegs<br />

■ HANDLEY PAGE O/400<br />

Kolossaler Garagenfund<br />

Einem Team des Michael Beetham Conservation<br />

Centre des RAF Museums Cosford ist es<br />

gelungen, Teile eines 95 Jahre alten Handley-<br />

Page-O/400-Bombers aus dem Ersten Weltkrieg<br />

zu retten. Der Fund besteht aus mehreren Holmabschnitten,<br />

die zum Abstützen eines Garagendachs<br />

in Connah’s Quay, Wales, gedient hatten.<br />

Die 7,6 Meter langen Teile aus Holz stammen<br />

vom rechten und linken unteren Flügel.<br />

Das Museum erhielt <strong>im</strong> April 2013 erstmals<br />

Kenntnis von den Tragflächen und die Information,<br />

dass das Dach des zum Abbruch vorgesehenen<br />

Gebäudes mit Flügelteilen eines Wellington-Bombers<br />

gebaut worden war. Es stellte sich<br />

jedoch heraus, dass die Flügelabschnitte aus der<br />

Spätphase des Ersten Weltkriegs stammen, und<br />

■ SUPERMARINE SPITFIRE<br />

Ein loses Mundwerk<br />

Die bekannte Spitfire LF IXc mit der Seriennummer<br />

MK732 und der Kennung PH-OUQ der<br />

Royal Netherlands Historical Flight trägt jetzt den<br />

Namen »Polly Grey« auf der linken Motorverkleidung.<br />

Der Papagei mit rotem Schwanz,<br />

»Polly Grey«, war das ungezogene Maskottchen<br />

der 322 Squadron der RNLAF. Die ursprüngliche<br />

»Polly Grey« wurde von der Staffel<br />

in der Zeit, in der sie 1943 von England aus<br />

operierte, »adoptiert«, und alle späteren Papageien<br />

erhielten ebenfalls den Namen »Polly<br />

Grey«. Das Einzige, was die erste und die letzte<br />

»Polly« gemeinsam hatten, waren ihre ordinären<br />

Ausdrücke.<br />

Roger Soupart ■<br />

Ein Handley-Page-O/400-Bomber der<br />

No. 207 Squadron<br />

angesichts der Größe kamen nur wenige Flugzeuge<br />

infrage. Das Team fand schließlich heraus,<br />

dass es sich um eine Handley Page O/400 handeln<br />

musste. Das Museum unterrichtete daraufhin<br />

den Eigentümer Alan Sullivan über die Identität<br />

und die Seltenheit der Flügel, und er erlaubte<br />

dem Museum, sie abzubauen.<br />

Die Handley Page O/400 wurde in den letzten<br />

Monaten des Ersten Weltkriegs zum schweren<br />

Standard-Bomber der Royal Air Force und konnte<br />

Ziele bis zu einer Entfernung von 560 Kilometern<br />

mit einer Nutzlast von sechzehn 50-kg-Bomben<br />

oder einer 750-kg-Bombe angreifen. Von Oktober<br />

1918 an flogen O/400 als Teile der unabhängigen<br />

Bomberverbände der RAF Nachtangriffe auf Ziele<br />

in Deutschland.<br />

François Prins ■<br />

Jetzt stolz auf der Motorverkleidung<br />

der niederländischen<br />

Spitfire LF IXc: der<br />

Name des Maskottchens der<br />

322 Squadron, »Polly Grey«<br />

Im Zentrum des Staffelwappens der 322 Squadron<br />

der Papagei »Polly Grey«. Passend dazu das<br />

Staffelmotto: »Taten statt Worte!«<br />

Fotos (3) RAFM Cosford<br />

Fotos (2) Roger Soupart<br />

12


■ DOUGLAS C-47<br />

Bühnenauftritt einer Dakota<br />

Die zwischen den Aufführungen des Musicals restaurierte<br />

Dakota G-AMCA mit ihrem neuen RAF-Tarnanstrich<br />

Fotos (2) Roger Soupart<br />

Königin Wilhelmina und die<br />

königliche Familie kehren<br />

1945 aus dem Exil zurück<br />

Auf dem früheren Marinefliegerstützpunkt<br />

Valkenburg in den Niederlanden tritt eine<br />

Dakota aus dem Zweiten Weltkrieg in dem niederländischen<br />

Musical »Soldier of Orange« live<br />

auf der Bühne auf. In einer der Szenen – die<br />

Rückkehr der niederländischen Königsfamilie<br />

aus dem Kriegsexil in Großbritannien – wird die<br />

Dakota auf die Bühne gerollt, während ihre<br />

leichten Propeller von Elektromotoren angetrieben<br />

werden.<br />

In den vergangenen Monaten hat ein engagiertes<br />

Team damit begonnen, die Dakota zu restaurieren,<br />

die als C-47, 44-76634, ihre Karriere bei<br />

der USAAF begann und danach als KN487 bei<br />

der RAF war, bevor sie zur G-AMCA wurde. Die<br />

Arbeiten, die zwischen den täglichen Aufführungen<br />

des Musicals durchgeführt werden mussten,<br />

umfassten das Neubespannen der Steuerflächen<br />

sowie die Beseitigung der durch die aggressive<br />

Meeresluft verursachten Korrosionsschäden.<br />

Schließlich strich man die dem Aviodrome gehörende<br />

Dakota in den RAF-Farben, die die Dakota<br />

der 24 Squadron aufwies, in der die königliche<br />

Familie 1945 zurückkehrte. Roger Soupart ■<br />

Foto Roger Soupart<br />

■ FOKKER F27-500<br />

Eine ewige »Freundschaft«<br />

Die F27 mit voller Beleuchtung knapp über der Wasseroberfläche<br />

Ein Turboprop-Verkehrsflugzeug vom Typ Fokker F27-500<br />

Friendship wird seit Kurzem über der Wasseroberfläche eines<br />

Teichs in der Nähe des KLM-Logistikzentrums in Schiphol Ost<br />

ausgestellt. Die Maschine befindet sich <strong>im</strong> Besitz der Coöpertieve<br />

Verenging Anthony Fokker Logistics UA. Die Friendship wurde<br />

1971 gebaut und führte in ihrer 40-jährigen fliegerischen Karriere<br />

die Zulassungen F-BSUO, PH-JLN, D-AAF und HA-FAD. 2011<br />

überführte man sie nach Amsterdam, wo man alle brauchbaren<br />

Teile ausbaute, bevor sie die Farben des Prototyps der F27 PH-<br />

NIV erhielt. Ausgestellt auf dem Teich wirkt die Fokker, als ob<br />

sie gerade auf dem Wasser aufsetzen würde. Roger Soupart ■<br />

■ GENERAL MOTORS TBM<br />

Das »Dickerchen« <strong>im</strong> Wald<br />

In einem kanadischen Wald nahe des Norse Lake, Ontario, liegt noch<br />

<strong>im</strong>mer ein Avenger-Löschflugzeug an der Stelle, wo es 1971 abgestürzt<br />

ist. Bei der Maschine handelt es sich um die ehemalige TBM-3,<br />

BUA 533256, der US Navy, die nach ihrer Außerdienststellung zum<br />

Löschflugzeug umgerüstet wurde. Sie flog von 1963 bis 1970 als<br />

N9592C bei Aerial Applicators in Salt Lake City, Utah, mit dem Rufzeichen<br />

»Tanker D19«.<br />

1971 wurde die Maschine mit dem Kennzeichen CF-ZYB ins kanadische<br />

Zulassungsregister eingetragen; Halter war die Firma Hicks &<br />

Lawrence Ltd. Während eines Einsatzes bei einem Waldbrand stürzte<br />

die Maschine am 1. Juni 1971 ab, wobei der Pilot aufgrund der robusten<br />

Konstruktion des Flugzeuges überlebte. Damals waren TBM billig und<br />

zahlreich, sodass kein Versuch unternommen wurde, das Flugzeug zu<br />

bergen. Inzwischen haben Souvenirjäger einige Teile der Avenger abmontiert,<br />

doch ist sie noch <strong>im</strong>mer als TBM zu erkennen; auch ihr H&L-<br />

Logo ist unter dem Cockpit zu sehen.<br />

Roger Soupart ■<br />

Das Avenger-Löschflugzeug in<br />

der Nähe des Norse Lake, wo<br />

es vor 42 Jahren abstürzte<br />

Foto Hans Willem van Overbeek Collection<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

13


ZEITGESCHICHTE<br />

<strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong><br />

JAGDFLIEGER IN DER FOCKE-WULF FW 190<br />

Der Falle ent<br />

Vom Angehörigen einer Luftwaffen-Baukompanie zum hochdekorierten Jagdflieger<br />

und Leutnant: Die Laufbahn von <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong> zeugt vom absoluten Drang, Flieger<br />

zu werden. Doch nicht nur sein Talent begleitete ihn sicher durch alle Unbill des<br />

Jägerdaseins …<br />

Von Peter Cronauer<br />

14


Als Jagdflieger an der Ostfront:<br />

<strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong> flog bei der 6./JG 54.<br />

Hier sind Fw 190 der 6. Staffel in Idritsa,<br />

Russland, <strong>im</strong> Juli 1943 zu sehen<br />

kommen<br />

Leutnant <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong> mit<br />

Ritterkreuz am 12. März 1945<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

15


ZEITGESCHICHTE<br />

<strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong><br />

Das rund hundert Kilometer westlich von<br />

Velikiye Luki gelegene Idritsa war einer<br />

von vielen Plätzen der 6./JG 54, bei der<br />

<strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong> eingesetzt war. Die Aufnahme<br />

stammt vom Sommer 1943<br />

Zu <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong>s Aufgaben als Jagdflieger gehörte<br />

auch der Begleitschutz:<br />

Die spezifische Angriffsweise der langsamen Ju 87<br />

erforderte eine spezielle Begleitschutztaktik der<br />

Jäger, da die Stuka während des Angriffs mitunter in<br />

entgegengesetzter Richtung voneinander wegflogen<br />

16


Am 8. Mai 1945 herrscht auf dem Flugplatz<br />

Cirava seit den frühen Morgenstunden<br />

emsige Betriebsamkeit. Auch<br />

die zwölf Focke-Wulf Fw 190 der 8. Staffel des<br />

Jagdgeschwaders 54 werden startklar gemacht.<br />

Das Bevorstehende wird alles andere<br />

als ein Routineflug, die Mechaniker haben<br />

alle Hände voll zu tun. Sie bauen die Funkanlagen<br />

und jeweils eine Panzerplatte der<br />

Maschinen aus, legen speziell angefertigte,<br />

u-förmige Rundprofile als Schutz über die<br />

Steuerseile <strong>im</strong> Inneren der Rümpfe und stellen<br />

die Höhenflossen um zusätzliche fünf bis<br />

sieben Grad an. Dadurch soll die Hecklastigkeit<br />

der Maschinen ausgeglichen werden, die<br />

dadurch entstehen wird, dass sich die Warte<br />

am Ende selber in die Rümpfe zwängen. Die<br />

Kleinsten möglichst weit nach hinten, zwei<br />

größere davor. Die Feintr<strong>im</strong>mung der<br />

schwanzlastigen Jäger wird dann den Flugzeugführern<br />

obliegen. Diese beobachten argwöhnisch<br />

sowjetische Flieger, die <strong>im</strong>mer wieder<br />

über dem Platz zu sehen sind.<br />

Drei Tage zuvor hatte Generaladmiral<br />

Hans-Georg von Friedeburg <strong>im</strong> Namen der<br />

deutschen Streitkräfte in Holland, Norwegen,<br />

Dänemark und Nordwestdeutschland <strong>im</strong><br />

Hauptquartier des britischen Field Marshal<br />

Bernard Montgomery in Lüneburg kapituliert.<br />

Zwei Tage später unterzeichnete Generaloberst<br />

Alfred Jodl <strong>im</strong> Hauptquartier des<br />

Oberbefehlshabers der alliierten Streitkräfte<br />

in Europa, General Dwight D. Eisenhower,<br />

die »bedingungslose Kapitulation« der Wehrmacht.<br />

Doch hier in Lettland, an der Ostfront,<br />

war der Krieg noch nicht zu Ende. Entsprechend<br />

angespannt war die Atmosphäre. Gegen<br />

halb zehn Uhr vormittags hebt das Dutzend<br />

Focke-Wulf ab und n<strong>im</strong>mt Kurs nach<br />

Westen, hinaus auf die Ostsee. Eine der Maschinen<br />

wird vom damals dreiundzwanzig<br />

Jahre alten Leutnant <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong> gesteuert,<br />

erst wenige Wochen zuvor hatte er das Ritterkreuz<br />

erhalten; auch er ist verantwortlich<br />

für drei Männer hinter ihm <strong>im</strong> Rumpf.<br />

Fliegerische Zucht und Ordnung<br />

Niemand fragt in dieser Lage nach dem Paragraphen<br />

92 des Militär-Strafgesetzbuches,<br />

der umgangssprachlich »fliegerische Unzucht«<br />

betraf und der noch vor Kurzem große<br />

Bedeutung gehabt hatte. <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong><br />

selbst hatte sich in dieser Hinsicht stets zurückgehalten,<br />

war aber Augenzeuge, als einen<br />

Flugschulkameraden diesbezüglich der<br />

Hafer stach. Jener hatte ein Mädchen vom Arbeitsdienst<br />

kennengelernt, wollte ihr <strong>im</strong>ponieren<br />

und ließ darüber jegliche Vorsicht außer<br />

Acht: »Wir übten gerade Rottenfliegen, da<br />

kam er auf die Idee, seiner Angebeteten einen<br />

fliegerischen Besuch abzustatten. Ich machte<br />

nicht mit, hielt mich etwa fünf Kilometer abseits,<br />

während er das Arbeitsdienstlager flächenwackelnd<br />

<strong>im</strong> Tiefflug anstach. Anschließend<br />

kam er vors Kriegsgericht. Dort legte<br />

man zur Beweisführung einen Brief seiner<br />

Freundin vor, der abgefangen worden war<br />

und der an seiner Schuld keinen Zweifel ließ.<br />

Sinngemäß hieß es darin: ›Mein lieber Kleiner,<br />

Du flogst heute wieder wunderbar tief! Hast<br />

Du uns mit den Bettlaken winken sehen? Ich<br />

bin stolz auf Dich!‹ Der derart Gelobte wurde<br />

degradiert und eingesperrt, <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong> verlor<br />

ihn aus den Augen … so wie viele andere<br />

in den zurückliegenden Jahren.<br />

Anfang 1943 wurde er als Jagdflieger erstmals<br />

an die Front versetzt, dabei hätte alles<br />

auch ganz anders kommen können: Auf den<br />

Schulabschluss folgte eine Ausbildung zum<br />

Mechaniker, dabei erlernte <strong>Broch</strong> ein breites<br />

Spektrum handwerklicher Fähigkeiten, arbeitete<br />

anschließend auch vorübergehend als<br />

Dreher, bevor er sich Ende 1939 freiwillig zur<br />

Luftwaffe meldete. Er wollte Jagdflieger werden.<br />

Aus seiner Sicht erfüllte er auch sämtliche<br />

Voraussetzungen: Er hatte technisches<br />

Verständnis, und bei der Flieger-HJ erste Erfahrungen<br />

gesammelt. »In einem leerstehenden<br />

Raum, den uns die Kirche in meiner He<strong>im</strong>atstadt<br />

Leichlingen zur Verfügung stellte,<br />

bauten wir unseren eigenen Gleiter, einen<br />

SG 38, brachten ihn zu einem etwa 30 Meter<br />

hohen Berg bei Ohligs und absolvierten dort<br />

unsere ersten ›Rutscher‹. Es waren keine großen<br />

Luftsprünge, mehr als 80 Meter waren da<br />

nicht drin, aber es war <strong>im</strong>merhin ein Anfang.«<br />

Die Meldestelle der Luftwaffe beeindruckte<br />

das nicht. Vielmehr wollte man ihn noch<br />

vor der fliegerischen Eignungsprüfung für<br />

technische Aufgaben gewinnen. Aufgrund<br />

seiner Ausbildung sah man in ihm einen<br />

Fw 190 A-5 der 6. Staffel des JG 54.<br />

Die »Gelbe 2« wurde von Heinrich »Bazi«<br />

Sterr geflogen, mit dem <strong>Broch</strong> oftmals<br />

als Kaczmarek unterwegs war<br />

Zeichnung Herbert Ringlstetter/Aviaticus<br />

künftigen Mechaniker. »Doch dann wurde ich<br />

noch nicht einmal das. Die Zeit verging, und<br />

als der Westfeldzug begann, und die Geschwader<br />

auch vom Flughafen Rhein-Main<br />

aus gegen Frankreich flogen, saß ich nicht in<br />

einem Flugzeug, sondern zerschnitt mit dem<br />

Schneidbrenner große Träger in meterlange<br />

Stücke, zerwühlte mit Presslufthammer und<br />

Stopfen in den Ohren ein erst vor wenigen<br />

Jahren gegossenes Betonfundament und war<br />

bodenlos enttäuscht. Anstatt an eine Fliegerschule<br />

hatte mich meine freiwillige Meldung<br />

in eine Luftwaffen-Baukompanie geführt, die<br />

nun die Reste der gesprengten Zeppelinhalle<br />

– Überreste der zu Ende gegangenen Luftschiffära<br />

– demontierte. Ich schrieb Briefe, erneuerte<br />

meine Meldung als Freiwilliger, bat<br />

um meine Versetzung zur Fliegerei. – Erst <strong>im</strong><br />

dritten <strong>Anlauf</strong> wurde ich endlich erhört.«<br />

Anschließend ging alles einen damals<br />

üblichen Gang: Auf die militärische Grundausbildung<br />

folgten die A/B-Schule in Marienbad-<br />

Anfang 1943 wurde er als Jagdflieger<br />

erstmals an die Front versetzt.<br />

Karlsbad und Vilseck, die Jagdfliegervorschule<br />

in Kamenz, die Jagdfliegerschule in Zerbst und<br />

schließlich die Ergänzungsjagdgruppe Ost <strong>im</strong><br />

Französischen Bussac. Anfang Januar 1943<br />

wurde <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong> als Gefreiter an die Ostfront<br />

versetzt, zur 6. Staffel des Jagdgeschwaders 54.<br />

»Wir lagen <strong>im</strong> Nordabschnitt, bei Orten<br />

wie Siwerskaja oder Krasnogwardeisk. Ich<br />

geriet mitten hinein in die sogenannte 2. Lagodaschlacht,<br />

bei der es der Roten Armee <strong>im</strong><br />

neuerlichen Versuch letztendlich gelang, südlich<br />

des Lagodasees einen schmalen Korridor<br />

nach Leningrad zu erzwingen. Wir flogen<br />

Schiffsgeleit, Begleitschutz für Bomber und<br />

Aufklärer und lieferten uns harte Luftkämpfe<br />

mit sowjetischen Fliegern. Unsere Einsätze<br />

führten uns kreuz und quer durch das gesamte<br />

Kampfgebiet, vom Ilmensee bis zum<br />

Wolchow. Dort gab es beispielsweise ein spezielles<br />

Ziel, eine unter Wasser gebaute Brücke,<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

17


ZEITGESCHICHTE<br />

<strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong><br />

Von den »Grünherzjägern« wurden mindestens<br />

9400 gegnerische Flugzeuge abgeschossen<br />

oder am Boden zerstört. Im Gegenzug beklagte<br />

das JG 54 etwa 1000 Vermisste oder Gefallene,<br />

darunter rund 600 Flugzeugführer. Rein rechnerisch<br />

verlor das Jagdgeschwader somit fünf mal<br />

sein gesamtes fliegerisches Personal<br />

die von oben kaum auszumachen war, weil<br />

ihre Fahrbahn unter der Wasseroberfläche lag.<br />

Panzer, sonstige Fahrzeuge und Infanteristen<br />

der Roten Armee überquerten sie mühelos,<br />

doch unsere Kampfflieger mühten sich vergebens.<br />

Regelmäßig nahmen Stuka, He 111<br />

und Ju 88 die Brücke ins Visier und genauso<br />

regelmäßig verfehlten sie das Ziel.«<br />

Zwischen den Zeilen<br />

»Zur selben Zeit befand sich mein Bruder als<br />

Panzergrenadier in Stalingrad. Was<br />

dort vor sich ging, erfuhr ich nur aus<br />

den offiziellen Nachrichten und aus<br />

seinen Briefen. Darin konnten wir die<br />

Dinge nicht be<strong>im</strong> Namen nennen, unsere<br />

Post wurde geöffnet und mitgelesen,<br />

doch zwischen den Zeilen teilte<br />

er uns mit, dass es dort zu Ende gehe.<br />

Später erhielten unsere Eltern Besuch<br />

von einem seiner Kameraden. Der berichtete,<br />

dass er verwundet war und<br />

wie mein Bruder ihn noch mühsam zum<br />

Flugplatz nach Pitomnik geschleppt<br />

hatte. Der Gerettete wurde auch tatsächlich<br />

noch ausgeflogen, mein Bruder<br />

aber blieb in Stalingrad zurück.<br />

Anfangs flog ich bei der 6. Staffel<br />

als Kaczmarek von erfahrenen Jagdfliegern<br />

wie Horst Ademeit, dem unverwüstlichen<br />

Heinrich ›Bazi‹ Sterr oder auch Albin<br />

Wolf. Alle drei erhielten später das Ritterkreuz,<br />

zwei davon sogar das Eichenlaub, und<br />

doch fielen alle drei <strong>im</strong> weiteren Kriegsverlauf.<br />

Die Luft war äußerst bleihaltig, die Russen<br />

waren ständig in der Überzahl und mir<br />

blieben viele Abende in traurigerer Erinnerung,<br />

wenn wir am Ende des Tages wieder<br />

einmal feststellten, dass einer oder mehrere<br />

von uns fehlten.«<br />

<strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong>s erster Staffelkapitän<br />

Hans Beißwenger<br />

Horst Ademeit war zeitweise<br />

<strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong>s Rottenführer<br />

Der Eichenlaubträger Hans Beißwenger<br />

war <strong>Broch</strong>s erster Staffelkapitän. Am 6. März<br />

1943 kehrte Beißwenger vom Feindflug nicht<br />

zurück, und als der Wehrmachtsbericht <strong>im</strong><br />

Radio zu hören war und sich alle um das Gerät<br />

versammelten, funkte ein russischer Störsender<br />

dazwischen: »Und wo bleibt Beißwenger?«<br />

Die Gegenseite wusste bereits<br />

Bescheid. Am Tag danach erzielte <strong>Broch</strong> seinen<br />

ersten eigenen Abschuss: »Ich flog rechts<br />

von meinem Rottenführer Albin Wolf, da kam<br />

mir <strong>im</strong> Luftkampf unvermittelt eine<br />

Maschine mit Sowjetstern in die Quere.<br />

Eine LaGG-3 flog mir von links<br />

kommend direkt vor die Nase. Ich<br />

stürzte mich augenblicklich auf sie<br />

und ihr hinterher und anschließend<br />

beglückwünschten mich meine Kameraden<br />

auch zu meinem ersten<br />

Luftsieg. Doch Albin Wolf, mein Rottenführer,<br />

tobte. Er war alles andere<br />

als begeistert, denn ich hatte den Kardinalfehler<br />

des Kaczmareks begangen<br />

und war von meinem Rottenführer<br />

abgeplatzt. Mein erster Abschuss<br />

wurde mir nicht anerkannt, sondern<br />

der gesamten Staffel zugeschrieben,<br />

und für den Wiederholungsfall drohte<br />

man mir mit ernsten Konsequen-<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Peter Cronauer<br />

18


zen. Dergleichen kam bei mir jedoch nie mehr<br />

vor.« Ein weiterer Luftsieg, sechs Tage später,<br />

wurde dann zu seinem offiziellen ersten;<br />

bis zum Ende des Krieges sollten noch 80 weitere<br />

folgen.<br />

Im Sommer 1943 fanden die schweren Gefechte<br />

zwischen Ilmen- und Lagodasee, Leningrad<br />

und Wolchow <strong>im</strong> Mittelabschnitt nahtlos<br />

ihre Fortsetzung. In der Doppelschlacht<br />

von Kursk und Orel, der massivsten Panzerschlacht<br />

der bisherigen Kriegsgeschichte,<br />

schlug das deutsche Unternehmen »Zitadelle«<br />

fehl. »Als wir dort eintrafen, tobte bereits seit<br />

Tagen eine gewaltige Schlacht; die Rote Armee<br />

hatte eine riesige Streitmacht aufgefahren, um<br />

den Kessel einzuschnüren. Mehrere Geschwader<br />

lagen ringförmig um Orel herum, wir hetzten<br />

wie die Feuerwehr von einem Brennpunkt<br />

zum anderen und hatten überall härteste Luftkämpfe<br />

zu bestehen: bei Karatschew, bei Kamenka,<br />

<strong>im</strong> Osten des Kessels, aber auch <strong>im</strong> Süden<br />

in Richtung Kursk. Ich wurde zum<br />

Augenzeugen zahlloser Abschüsse auf beiden<br />

Seiten; wer hier mit heiler Haut davonkam, benötigte<br />

neben Können auch eine Riesenportion<br />

Glück. Die Maschinen unseres Gegenübers<br />

konnten sich durchaus sehen lassen, es waren<br />

ernst zu nehmende Gegner, man durfte sie niemals<br />

unterschätzen.«<br />

Ein ausgezeichneter Schütze<br />

Am 28. August 1943 erzielte <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong> hier<br />

seinen 20. Luftsieg, bis Anfang November<br />

folgten noch 24 weitere. Dabei kam ihm eine<br />

Fähigkeit zugute, die zahlreichen Jagdfliegern<br />

anfangs große Schwierigkeiten bereitete, die<br />

jedoch <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong> einerseits »<strong>im</strong> Blut« lag,<br />

die er andererseits aber auch von klein auf<br />

trainiert hatte: »Schon als Knabe war ich ein<br />

guter Schütze, lange vor meiner militärischen<br />

Ausbildung. Ein benachbarter Jäger lehrte<br />

mich das Spatzen-Schießen mit der Flinte, insbesondere<br />

dann, wenn die Vögel aufflogen,<br />

und so beherrschte ich bereits als Zehn-, Elf-,<br />

Zwölfjähriger das Schießen mit Vorhalt. Das<br />

kam mir dann als Jagdflieger zugute, weil mir<br />

das technische Vorstellungsvermögen davon,<br />

Wir hatten überall härteste Luftkämpfe<br />

zu bestehen.<br />

Zu den Aufgaben des JG 54 gehörte<br />

auch der Begleitschutz. Hier eine Heinkel<br />

He 111 H-11 der III./KG 53, die 1943 <strong>im</strong><br />

Raum Leningrad eingesetzt war<br />

Zeichnung Herbert Ringlstetter/Aviaticus<br />

wie die Flugbahn zweier Körper beschaffen<br />

sein musste, damit sie sich in der Luft treffen,<br />

bereits in jungen Jahren in Fleisch und Blut<br />

übergegangen war.«<br />

18 der insgesamt 81 Luftsiege <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong>s<br />

betrafen das schwer gepanzerte Schlachtflugzeug<br />

Il-2: »So wie viele andere zielte anfangs<br />

auch ich bevorzugt von unten auf die Ölkühler.<br />

Später flogen die Iljuschin jedoch so tief,<br />

dass ein Angriff von unten kaum noch möglich<br />

war, ohne eine Baum- oder Bodenberührung<br />

zu riskieren. Also kam ich von oben, hielt<br />

etwa 1000 Meter vor und nutzte die Feuerkraft<br />

der Focke-Wulf. Die Geschosse trafen dann<br />

die Kabine, die Flächen, das Leitwerk, rissen<br />

Höhen-, Seiten-, oder Querruder ab.«<br />

Auch <strong>im</strong> sehr engen Kurvenkampf Jäger<br />

gegen Jäger wurde das schwierige Vorhalten<br />

gebraucht: »Wenn ich den anderen nicht<br />

mehr sehen konnte, wenn er unter meinem<br />

Motorblock verschwand, dann war der<br />

Zeitpunkt zum Schießen gekommen. Mit<br />

Iljuschin Il-2 »Schturmowik«. Das<br />

zweisitzige Schlachtflugzeug war<br />

stark gepanzert und keine leichte<br />

Beute für die deutschen Jagdflieger<br />

<strong>Broch</strong>s erster Abschuss war<br />

ein Jäger des Typs Lawotschkin-<br />

Gorbunow-Gudkow LaGG-3<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

19


ZEITGESCHICHTE<br />

<strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong><br />

Messerschmitt Bf 110, Heinkel He 111<br />

und Junkers Ju 52 auf einem Platz in<br />

Russland 1943<br />

hoher Wahrscheinlichkeit trudelte dann der<br />

Gegner ab oder brannte; das alles ging rasend<br />

schnell.«<br />

Begegnung ohne Folgen<br />

Der zwischenzeitlich zum Unteroffizier beförderte<br />

<strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong> hatte aber auch harmlosere<br />

Begegnungen: »Eines Abends gab es<br />

nochmals einen Einsatz gegen eine einzelne<br />

hochfliegende Maschine. Ich meldete mich<br />

und traf auf eine La 5. In großer Höhe begannen<br />

wir mit unserer Kurbelei und es zeigte<br />

sich, dass wir auf gleicher Augenhöhe flogen.<br />

Ich bekam ihn nicht zu fassen, nicht in den<br />

Kurven, und wenn ich hochzog oder runterging,<br />

tat er es mir gleich. Umgekehrt gelang<br />

es aber auch ihm nicht, mich zu übertölpeln.<br />

Unser Aufeinandertreffen begann bei tief stehender<br />

Sonne, zwischenzeitlich verschwand<br />

sie unter dem Horizont, und das schwächer<br />

werdende Zwielicht beendete schließlich unser<br />

fliegerisches Patt. Ich musste eine Entscheidung<br />

treffen, brach den Kampf ab und<br />

tauchte nach unten Richtung Westen ab. Unseren<br />

Platz erreichte ich gerade noch mit dem<br />

letzten Büchsenlicht.«<br />

Im Dezember 1943 versetzte man Unteroffizier<br />

<strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong> als Jagdlehrer zur Ergänzungsjagdgruppe<br />

Ost nach Biarritz. »Zu dem<br />

Zeitpunkt war ich seit fast einem Jahr an der<br />

Front und wollte dort gar nicht weg. Ich wollte<br />

weiter fliegen und abschießen und empfand<br />

es als mein persönliches Pech, dass ich<br />

als Jagdlehrer eingesetzt werden sollte. Doch<br />

ich hatte mich in mein Schicksal zu fügen. Als<br />

Jagdlehrer in Frankreich widerfuhr mir dann,<br />

was mir an der Front, wo man eigentlich stets<br />

damit zu rechnen hatte, niemals widerfuhr:<br />

Die Maschine <strong>im</strong> Vordergrund wurde von <strong>Broch</strong>s Fliegerkamerad<br />

Emil Lang geflogen. Auch der einstige Verkehrsflieger und<br />

spätere Eichenlaubträger fiel <strong>im</strong> weiteren Verlauf des Krieges<br />

Ich verlor einen Piloten. Bei einem Tiefflug<br />

über dem Meer berührte seine Luftschraube<br />

das raue Wasser der Biskaya, das ihn rasend<br />

schnell verschlang.<br />

Wir wohnten dort in einem Schloss am See,<br />

das gut betuchte Leute für uns räumen mussten.<br />

Jedes Z<strong>im</strong>mer war anders eingerichtet, jeder<br />

Fluglehrer hatte sein eigenes und früher<br />

oder später auch seine eigene Freundin. Wir<br />

hatten viele Freiheiten, verbrachten unsere<br />

Freizeit am ›Lido‹, der zwar nicht offiziell so<br />

hieß, den wir aber so nannten.<br />

Wie in einer anderen Welt<br />

Der Aufenthalt in Biarritz war das völlige Kontrastprogramm<br />

zur Front. Dort hatten wir in<br />

Zelten gehaust, dort hatte unser Alltagsleben<br />

<strong>im</strong> Freien stattgefunden. Wir kochten, duschten<br />

und wuschen uns unter freiem H<strong>im</strong>mel,<br />

während hin und wieder tieffliegende russische<br />

Maschinen über unseren Köpfen erschienen<br />

und offenbar fotografierten, ohne uns<br />

anzugreifen. Verglichen damit war die Unterbringung<br />

an der Biskaya unbegreiflich schön.<br />

Es war wie ein Eintauchen in eine andere Welt.<br />

Hier gab es auch ein Leben abseits des Flugplatzes,<br />

alles Annehmlichkeiten, die man erst<br />

dann zu schätzen weiß, wenn man sie nicht<br />

mehr hat. Wir konnten Bars besuchen, kamen<br />

mit anderen Leuten in Kontakt, und auch in<br />

fliegerischer Hinsicht konnten wir uns einiges<br />

erlauben. Kunstflug war meine große Passion,<br />

und ich erinnere mich noch heute ganz<br />

genau an mein Prüfungsprogramm: Aufschwung,<br />

Abschwung, Doppellooping, Rolle<br />

links, Rolle rechts, Turn links, Turn rechts mit<br />

anschließender Landung. Nach erfolgter Einweisung<br />

hatte ich das »vom Blatt« zu fliegen.<br />

Und für den Kunstflug nutzte ich jetzt über der<br />

Biskaya jede sich bietende Gelegenheit, <strong>im</strong><br />

wahrsten Sinne des Wortes fernab vom Schuss.<br />

20


12. März 1945: Der frischgebackene Ritterkreuzträger Leutnant <strong>Hugo</strong><br />

<strong>Broch</strong> schreitet mit Generaloberst Kurt »Papa« Pflugbeil die Staffel ab<br />

Am 12. März 1945 von links nach rechts: Der Staffelkapitän der 8./JG 54,<br />

Leutnant Schleinhege, Leutnant <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong>, Generaloberst Kurt Pflugbeil<br />

Ab März setzte sich mein Jagdlehrerdasein<br />

<strong>im</strong> schlesischen Lignitz fort, und auch hier<br />

bildeten wir den fliegerischen Nachwuchs<br />

gründlich für den Luftkrieg an der Ostfront<br />

aus. Gleichzeitig mussten wir aber auch der<br />

Luftkriegsführung <strong>im</strong> Westen Rechnung tragen,<br />

und bei der ›Reichsverteidigung‹ war<br />

das Verbandsfliegen ein gänzlich anderes.<br />

Hier musste dicht aufgeschlossen werden,<br />

Fläche an Fläche in starrer Formation, während<br />

wir in Russland in gelockerten Verbänden<br />

flogen, uns gegenseitig beobachten,<br />

Hinweise geben und Anordnungen treffen<br />

konnten.«<br />

Technisches Versagen<br />

Im August 1944 flog der mittlerweile zum<br />

Oberfähnrich beförderte <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong> mit einer<br />

nagelneuen Maschine wieder an die<br />

Front. »Man wusste nie, was einen bei einer<br />

neuen Maschine erwartete, das Thema Sabotage<br />

flog stets mit. Einige Abstürze, Bauchund<br />

Notlandungen waren darauf zurückzuführen,<br />

dass jemand be<strong>im</strong> Zusammenbau<br />

Putzwolle in die Leitungen gestopft hatte,<br />

was dann <strong>im</strong> Flug zu plötzlichen Motorproblemen<br />

bis hin zum ›Fresser‹ führen konnte.«<br />

An der Front blieb <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong> von derartigen<br />

Erfahrungen verschont, aber es gab<br />

auch noch andere Ursachen für technisches<br />

Versagen: »In Kurland wurden unsere Maschinen<br />

nicht so gewartet, wie es eigentlich<br />

vonnöten war. Die Maschinen standen auch<br />

<strong>im</strong> Winter unter freiem H<strong>im</strong>mel, Feuchtigkeit<br />

kroch bis in die letzten Ritzen und vermutlich<br />

verschaffte mir das ein fliegerisches Erlebnis<br />

der besonders unangenehmen Art. Im Flug<br />

wollte ich die Tr<strong>im</strong>mung ein wenig nach vorne<br />

korrigieren, doch der Stellmotor drehte bis<br />

zum Anschlag durch und ließ sich nicht mehr<br />

kontrollieren. Aus 5000 Meter Höhe ging meine<br />

Maschine zunächst in einen steilen Sturzflug<br />

über, nach einem halben Außenlooping<br />

fand ich mich in etwa 1500 Metern in Rückenlage<br />

wieder, und weil ich die Maschine<br />

nicht mehr in den Griff bekam, stieg ich<br />

schließlich mit dem Fallschirm aus.«<br />

Mitte August 1944 traf <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong> wieder<br />

bei seiner alten Einheit ein. »Wir lagen jetzt in<br />

Weil ich die Maschine nicht mehr in den Griff<br />

bekam, stieg ich mit dem Fallschirm aus.<br />

Geglückter Neubeginn<br />

Nach dem Krieg fand <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong><br />

eine Anstellung als Technischer<br />

Angestellter bei Agfa. Bis zu seiner<br />

Pensionierung blieb er dem<br />

Unternehmen treu. 1955, als die<br />

Bundesrepublik Deutschland ihre<br />

Lufthoheit zurückerhielt und das<br />

Motorflugverbot für Deutsche<br />

aufgehoben wurde, erwarb er auf<br />

eigene Kosten die Privatpiloten -<br />

lizenz … »an Flugschulen in Düsseldorf<br />

und Bonn-Hangelar, je<br />

nachdem, an welchem Platz gerade<br />

günstige Wetterbedingungen<br />

herrschten«. Anschließend folgte<br />

<strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong> Ende Juli<br />

2013 Foto Peter Cronauer<br />

Kurland <strong>im</strong> Baltikum, einem eigenen Kriegsschauplatz<br />

mit eigenen Gesetzen. Albin Wolf<br />

war zwischenzeitlich gefallen, mein alter Staffelkapitän<br />

Sterr war mittlerweile zur Reichsverteidigung<br />

versetzt, wo er ebenfalls fiel …<br />

In Kurland gehörte ich der 8. Staffel an, die<br />

aber <strong>im</strong>mer noch zur II. Gruppe gehörte, da<br />

die Gruppen des JG 54 zwischenzeitlich auf<br />

vier Staffeln erweitert worden waren.« Am<br />

1. Januar 1945 wurde <strong>Broch</strong> zum Leutnant befördert,<br />

am 12. März erhielt er nach 79 erzielten<br />

Luftsiegen von General Kurt »Papa«<br />

Pflugbeil persönlich das Ritterkreuz zum Eisernen<br />

Kreuz überreicht. Letzterer erteilte<br />

schließlich am 8. Mai auch die Genehmigung<br />

zum Ausfliegen …<br />

Zurück zum 8. Mai 1945: Gegen Mittag landen<br />

elf Maschinen der 8./JG 54 bei Flensburg.<br />

Der Pilot der zwölften, ein Oberfähnrich aus<br />

Detmold, hatte sich vertan. Er landete versehentlich<br />

auf einem falschen Flugplatz und geriet<br />

samt den <strong>im</strong> Rumpf verborgenen Mechanikern<br />

in sowjetische Kriegsgefangenschaft.<br />

Erst 1947 kehrte er nach Hause zurück. Auch<br />

aus <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong>s Maschine schälten sich die<br />

drei zusätzlichen Passagiere heraus. Was in ihnen<br />

vorging, kann vermutlich nur verstehen,<br />

der zumindest annähernd Ähnliches am eigenen<br />

Leib erlebt hat: Die quälend langsam vergehenden<br />

Minuten in der dunklen Enge, dem<br />

Flugzeugführer während der rund 800 Flugkilometer<br />

völlig ausgeliefert, stets einem möglichen<br />

Angriff ausgesetzt. Doch sie hatten Glück<br />

gehabt: Die über dem Platz von Cirava kreisenden<br />

sowjetischen Jäger ließen sie unbehelligt<br />

ziehen und später kamen ihnen auch keine<br />

anderen in die Quere. Bei Flensburg ergaben<br />

sie sich nun den Engländern. Für <strong>Hugo</strong> <strong>Broch</strong><br />

war dies der vorerst letzte Flug – erst zehn Jahre<br />

später saß er wieder in einem Flugzeug. ■<br />

ein fünfjähriges neues Fliegerleben<br />

als Privatpilot. »Das Mieten<br />

einer Piper kostete 80 DM pro<br />

Stunde. Rechnet man noch Anund<br />

Abfahrtskosten dazu, ergab<br />

das eine ordentliche Summe.<br />

Aber es war unbeschreiblich<br />

schön!« 1960 verlängerte er<br />

seinen Schein nicht mehr. Die Familie<br />

war ihm wichtiger. Doch das<br />

Fliegen und vor allem die Kriegserlebnisse<br />

gehen ihm noch heute<br />

nach: »Ein Krieg ist nie zu würdigen,<br />

er bleibt ein ewiges Verdammnis.«<br />

■<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

21


TECHNIK<br />

Republic P-47 Thunderbolt<br />

IN DIE FALSCHE ROLLE GEZWÄNGT<br />

Schwer, kurzatmig<br />

Nein, so richtig aufgehoben ist die Thunderbolt in der Rolle des Begleitjägers nicht.<br />

Daran ändern auch neu eingeführte Abwurftanks nichts. Ihre wahre Best<strong>im</strong>mung liegt<br />

in einer anderen Einsatzrolle – auf die man eher zufällig stößt … Von Wolfgang Mühlbauer<br />

22


und unbeweglich<br />

Die ersten Erfahrungen, die das Fighter<br />

Command der achten US Luftflotte<br />

Force (8th AF) über Europa mit der<br />

Thunderbolt <strong>im</strong> Frühjahr 1943 sammeln<br />

muss, sind keineswegs berauschend (siehe<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 01/2013). Insbesondere<br />

gegen die Focke-Wulf Fw 190 hat der<br />

wuchtige Jäger <strong>im</strong> Kurvenkampf das Nachsehen.<br />

Ganz davon abgesehen, dass ihm vorerst<br />

die nötige Flugdauer fehlt, um als Begleitschutz<br />

ernsthaft von Nutzen zu sein.<br />

Wie gesagt: Die P-47 ist kein klassischer<br />

Dogfighter. Erst recht nicht in mittleren und<br />

niedrigen Höhen, wo es ihr gravierend an<br />

Wendigkeit und Steigleistung mangelt. Außerdem<br />

ist das Zielen mit Vorhalt teilweise<br />

kaum möglich, die bullige Schnauze schränkt<br />

die Sicht massiv ein. »Hit-and-run«, also von<br />

oben zuschlagen und dann sofort nach unten<br />

oder in der dem Feind entgegengesetzten<br />

Flugrichtung abhauen, gilt vorerst als vernünftigste<br />

Taktik.<br />

Insbesondere dann, wenn die Thunderbolt<br />

als Begleitschutz fungieren muss. Kompromisslos<br />

ausgelegt für opt<strong>im</strong>ale Leistung<br />

<strong>im</strong> Bereich zwischen 6100 und 9200 Meter<br />

Flughöhe, setzt man sie folglich am effizientesten<br />

als Höhendeckung ein. Hier kann<br />

sie jeden ihrer taktischen Vorteile, wie etwa<br />

die phänomenale Beschleunigung <strong>im</strong> Bahnneigungsflug,<br />

voll ausspielen. Gute Chancen<br />

also, jeden Angreifer in Schach beziehungsweise<br />

ihren viermotorigen Schützlingen vom<br />

Leib zu halten.<br />

Während die P-47C bei der 8th AF <strong>im</strong><br />

Frühjahr 1943 die ersten Einsätze absolviert,<br />

verlässt in den USA bereits seit einigen Monaten<br />

der Nachfolger P-47D die Werkshallen.<br />

Um die Produktionsraten der Thunderbolt<br />

deutlich zu steigern, ist zwischenzeitlich ein<br />

zweites Werk in Evansville, Indiana, eingerichtet<br />

worden.<br />

Dort hat man <strong>im</strong> September 1942 die ersten<br />

vier P-47D fertiggestellt. Eigentlich handelt<br />

es sich um C-5-Maschinen, deren Rümpfe<br />

noch aus dem Stammwerk Farmingdale<br />

kommen. 110 weitere Flugzeuge, nun<br />

vollständig in Evansville produziert und<br />

P-47D(RE) genannt, schließen sich an.<br />

Ursprünglich hat die Benennung P-47D<br />

also nur den Zweck, die Jäger firmenintern<br />

Bei der 8th AF bleibt der Thunderbolt trotz Reichweitentanks<br />

der große Durchbruch in der Rolle als Begleitjäger<br />

versagt. Ein typisches Beispiel für diese Einsatzperiode<br />

stellt diese P-47D-6-RE der 83rd FS., 78th FG<br />

mit 108-Gal-Abwurftank (rund 409 Liter) dar, geflogen<br />

von Lt. Aldwin M. Juche<strong>im</strong><br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

23


TECHNIK<br />

Republic P-47 Thunderbolt<br />

Sommer 1943: P-47C- und frühe D-Maschinen der<br />

62nd Fighter Squadron <strong>im</strong> Verbandsflug über England<br />

Überführung in Etappen: eine P-47D-5-RE mit Unterflügeltanks<br />

kurz nach der Landung in Meeks Field auf Island<br />

24


P-47D-1, 42-7924, der 334th FS, stationiert<br />

in England <strong>im</strong> Juli 1943. Die Maschine<br />

mit der Aufschrift »Mike III« wurde<br />

von Major Winslow M. Sobanski, genannt<br />

»Mike«, geflogen Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />

gemäß ihrem jeweiligen Herstellerwerk zu unterscheiden.<br />

Die Militärbürokratie verlangt jedoch<br />

stattdessen bald eine Umstellung auf die<br />

Kürzel RE für Farmingdale beziehungsweise<br />

RA für Evansville hinter der Typbezeichnung.<br />

Grundausführung »Razorback«<br />

Als erste »echte« Ausführung der Baureihe<br />

D gilt darum die P-47D-1-RE. Die Fertigung<br />

von insgesamt 105 Stück beginnt offenbar <strong>im</strong><br />

Spätherbst 1942 auf Long Island. Neben zahlreichen<br />

Detailänderungen sind vier zusätzliche<br />

Kühlerklappen sowie verstärkter Schutz<br />

für den Piloten die wesentlichen Unterschiede<br />

zum Vorläufer.<br />

Die P-47D-Reihe wird zur meistgebauten<br />

Ausführung der Thunderbolt werden. Ihre<br />

breite Entwicklungsspanne, die sie während<br />

der Gesamtherstellung durchläuft, sorgt<br />

mehrfach für verbesserte Leistungsfähigkeit.<br />

Allerdings auch für steigende Leermasse, sodass<br />

unter anderem bald eine stärker belastbare<br />

Bereifung nötig wird, um den sich häufenden<br />

Reifenplatzern Herr zu werden.<br />

Generell lässt sich die Produktion in<br />

zwei Hauptblöcke unterteilen: D-1 bis D-23<br />

mit Schiebehaube auf dem ursprünglichen<br />

Rumpfrücken sowie D-25 bis D-40 mit Vollsichtkanzel.<br />

Im allgemeinen Sprachgebrauch<br />

unterscheidet man beide Grundausführungen<br />

als »Razorback« und »Bubbletop«. Letztere<br />

tauchen ab Mai 1944 an der Front auf und<br />

werden zu einem späteren Zeitpunkt eingehender<br />

behandelt.<br />

Von der P-47D »Razorback« existieren insgesamt<br />

17 Unter- oder Lizenzausführungen<br />

(siehe Tabelle rechts), die sich manchmal<br />

kaum vom direkten Vorläufer unterscheiden.<br />

Einige Versionen werden parallel in beiden<br />

Republic-Werken produziert, während andere<br />

nur in Farmingdale oder Evansville beziehungsweise<br />

bei Curtiss entstehen.<br />

Die erste einschneidende Kampfwertsteigerung<br />

findet sich bei der D-5-RE. Hier kann<br />

Die P-47D-1-RE gilt als erste echte Serienversion der »Razorback«. Die ersten treffen <strong>im</strong> Juni 1943<br />

in England ein<br />

Baureihenübersicht Republic P-47D »Razorback«<br />

Baureihe Anmerkungen Stückzahl 1<br />

P-47D<br />

Identisch mit P-47C-2; Rumpf aus Farmingdale, fertiggestellt<br />

in Evansville 4<br />

P-47D(RE)* Identisch mit P-47C-2 110<br />

P-47D-1-RE R-2800-21-Motor wie Vorgänger, zusätzliche Kühlerklappen,<br />

verbesserter Passivschutz 105<br />

P-47G-5-CU Weitgehend identisch mit D-1-RE 60<br />

P-47D-2-RE/RA Weitgehend identisch mit D-1-RE 645<br />

P-47D-3-RA Weitgehend identisch mit D-1-RE 100<br />

P-47D-4-RA GE-C-21-Turbolader 200<br />

P-47D-5-RE GE-C-21-Turbolader, optionaler Tank für Wassereinspritzung**,<br />

Unterrumpfaufhängung für Abwurftank** 299<br />

P-47G-10-RU Weitgehend identisch mit D-5-RE 80<br />

P-47D-6-RE Geändertes Bordnetz (zum Teil verstärkte Flächen)*** 350<br />

P-47D-10-RE/RA R-2800-63-Motor mit Wassereinspritzung, GE-C-23-Turbolader 500<br />

P-47G-15-CU Weitgehend identisch mit D-10-RE 154 (inkl.<br />

TP-47G-15-CU)<br />

P-47D-11-RE Weitgehend identisch mit D-10-RE/RA 400<br />

P-47D-15-RE/RA Verstärkte Flächen, serienmäßig Aufhängungen f. Unterflügeltanks 653<br />

P-47D-16-RE/RA Weitgehend identisch mit D-15-RE/RA 283<br />

P-47D-20-RE/RA R-2800-59-Motor mit GE-Zündanlage 485<br />

P-47D-21-RE/RA Weitgehend identisch mit D-20-RA/RE 440<br />

P-47D-22-RE Hamilton-Standard-Hydromatic-24E50-22-Luftschraube;<br />

abwerfbare Kanzelhaube 850<br />

P-47D-23-RA Curtiss-Electric-C542S-Luftschraube; abwerfbare Kanzelhaube 889<br />

RE = Farmingdale; RA = Evansville; CU = Lizenz Curtiss<br />

*Hergestellt in Evansville **Bei Vorgängermustern zum Teil nachgerüstet<br />

***Offiziell nicht bestätigt, aber wahrscheinlich<br />

1<br />

nach Bodie, S. 377f<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

25


TECHNIK<br />

Republic P-47 Thunderbolt<br />

Umbauten für Test- oder Trainingszwecke<br />

Ansätze, die »Razorback« durch radikale Neugestaltung zu verbessern, sind die XP-47H mit flüssigkeitsgekühltem,<br />

2300 PS starkem Chrysler-IV-2220-11-Reihenmotor sowie die XP-47J mit<br />

dem Triebwerk P&W R-2800-57, das 2800 PS Notleistung hat. Beide Konzepte werden jedoch<br />

nicht weiterverfolgt, ebenso wie der zweisitzige Trainer TP-47G-16-CU, von dem zwei Stück als<br />

Umbauten entstehen.<br />

Erreicht max<strong>im</strong>al 811 km/h <strong>im</strong><br />

August 1944: XP-47J Foto Republic<br />

Ist <strong>im</strong> November 1944 startklar: Trainer<br />

TP-47G-16-CU Foto Sammlung W. Mühlbauer<br />

Fliegt erst <strong>im</strong> Juli 1945 und enttäuscht:<br />

XP-47H Foto Republic<br />

der Pilot erstmals die Motorleistung kurzzeitig<br />

durch Wassereinspritzung steigern – in erster<br />

Linie in Höhen zwischen 4000 und 4500 Metern,<br />

wo sich zahlreiche Luftkämpfe abspielen,<br />

der Turbolader aber noch nicht greift. Weiterhin<br />

erhalten die Maschinen zum ersten Mal serienmäßig<br />

den etwas bauchigeren Unterrumpf<br />

mit Aufhängung für einen Abwurftank.<br />

Endlich Abwurftanks<br />

Ab der D-10-RE kommt der Motor Pratt &<br />

Whitney R-2800-63 zum Einbau, der von vorneherein<br />

über Wassereinspritzung verfügt.<br />

Von der D-15-RE/RA an gehören Aufhängungen<br />

für Abwurftanks unter den Tragflächen<br />

zum Standard. Die letzten beiden Ausführungen<br />

D-22-RE und D-23-RA erhalten ein<br />

abwerfbares Kanzeldach sowie effizientere<br />

Luftschrauben.<br />

Bei den Jagdgruppen der 8th AF taucht die<br />

P-47D ab Juni 1943 auf und löst dort ihre älteren<br />

Schwestern schrittweise ab. Neu aufgestellte<br />

Verbände bekommen von vorneherein<br />

die D-Version zugeteilt. Lediglich die 4th FG<br />

bleibt eine Ausnahme und verwendet parallel<br />

C- wie D-Flugzeuge bis zur Umrüstung<br />

auf die P-51 Mustang <strong>im</strong> Februar 1944.<br />

Wie sehr der militärische Wert der Thunderbolt<br />

unter ihrer bescheidenen Flugdauer<br />

leidet, ist schon öfter erwähnt worden. Ohne<br />

gefechtstaugliche Abwurftanks kann sie den<br />

US-Bombern die deutsche Jagdwaffe nur in<br />

einem eng begrenzten Gürtel über Belgien,<br />

Holland und Nordwestfrankreich vom Hals<br />

halten. Ein unhaltbarer Zustand, der das<br />

Oberkommando der 8th AF gewaltig nervt.<br />

Komplex sind die Zusammenhänge, die<br />

einer zeitigeren Verwendung von Reichweitentanks<br />

bis dahin <strong>im</strong> Weg gestanden haben.<br />

Es reicht aus zu wissen, dass bis Mitte Juli<br />

1943 zumindest alles dafür getan ist, um den<br />

Einsatzstaffeln in England erstmals genug<br />

abwerfbare Belly-Tanks (Unterrumpftanks)<br />

zur Verfügung zu stellen. Davon abgesehen<br />

laufen Entwicklung, Produktion und Anpassung<br />

unterschiedlicher Behälter – auch britischer<br />

– auf Hochtouren. Deren Fassungsvermögen<br />

bewegt sich je nach Art und Ausführung<br />

zwischen 75 und 150 US-Gallonen<br />

(284 bis 568 Liter).<br />

Zu durstig<br />

Am 28. Juli fliegt die Thunderbolt ihren ersten<br />

regulären Kampfeinsatz mit Abwurftank, der<br />

ihren Gefechtsradius auf 275 Meilen (442 Kilometer)<br />

ausdehnt. Nun wird schließlich auch<br />

die etappenweise Überführung fabrikneuer<br />

Maschinen von Nordamerika nach England<br />

ab Mitte August dank Unterflügeltanks möglich.<br />

Am 27. September 1943 gelingt es be<strong>im</strong><br />

Angriff auf den Hafen von Emden erstmals,<br />

Bomberformationen durchgehend bis zum<br />

Ziel zu schützen.<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, USAF<br />

26


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TECHNIK<br />

Republic P-47 Thunderbolt<br />

P-47D der 12th AF <strong>im</strong> März 1944 auf<br />

dem durch starke Regenfälle überfluteten<br />

Flugfeld Cercola in der Provinz Neapel<br />

Anfang Februar 1944 erreicht die Anzahl<br />

der eingesetzten Thunderbolt bei der 8th AF<br />

mit 550 Stück ihren Höchststand. Als erfolgreichster<br />

Verband gilt die 56th FG, bekannt als<br />

»Zemkes Wolfpack«. Doch trotz aller Maßnahmen,<br />

die den Kampfradius der »Razorback«<br />

bis Frühjahr 1944 auf bis zu 475 Meilen<br />

(764 Kilometer) anwachsen lassen, kommt<br />

sie mit ihrem durstigen Triebwerk nicht annähernd<br />

an die Reichweite der mittlerweile<br />

technisch ebenso verbesserten P-51 heran.<br />

Doppelrolle<br />

Von England aus bleiben Einflüge in den Süden<br />

oder Osten des deutschen Kerngebietes<br />

für die Thunderbolt unmöglich. Ab April<br />

1944 trennt sich die 8th AF darum weitgehend<br />

von der P-47 als Begleitjäger und überlässt<br />

diese Aufgabe vorwiegend der Mustang.<br />

Die frei gewordenen Maschinen übern<strong>im</strong>mt<br />

die taktisch ausgerichtete 9th AF, deren Thunderbolt-Verbände<br />

bis dahin ebenfalls meist<br />

Geleitschutz fliegen müssen.<br />

Mittlerweile hat sich längst eindrucksvoll<br />

gezeigt, welch hervorragenden Jagdbomber<br />

der schwere Brummer dank seiner Robustheit,<br />

der Beschleunigung <strong>im</strong> Stechflug und<br />

der starken Bewaffnung abzugeben vermag.<br />

Schon seit Spätherbst 1943 greifen die Flugzeuge<br />

beispielsweise dann, wenn ihren<br />

Schützlingen auf dem He<strong>im</strong>flug keine Gefahr<br />

mehr droht, mit wachsendem Erfolg Gelegenheitsziele<br />

am Boden an.<br />

Im Mittelmeerraum und in Italien gestaltet<br />

sich der Einsatz der Thunderbolt nicht unähnlich.<br />

Die taktische 12th AF erhält ihre ersten<br />

»Razorback« – allesamt D-6 oder D-10 aus<br />

Farmingdale – <strong>im</strong> September 1943 in Tunesien.<br />

Dem heißen Kl<strong>im</strong>a passt man sie kurzerhand<br />

dadurch an, dass man von den unteren<br />

Kühlerklappen ein paar Zoll abschneidet.<br />

So operieren sie bald nahezu ausschließlich in<br />

der Jagdbomberrolle, die »Kollegen« bei der<br />

strategischen 15th AF übernehmen dagegen<br />

zumeist Begleitschutz.<br />

Am anderen Ende der Welt, <strong>im</strong> Südwestpazifik,<br />

scheint die schwere Einmotorige dagegen<br />

eher fehl am Platz: zu schwer, zu träge,<br />

zu wenig Reichweite. Dass sie <strong>im</strong> Frühjahr<br />

Von oben zuschlagen und sofort abhauen gilt<br />

vorerst als vernünftigste Taktik.<br />

1943 überhaupt dorthin gelangt, liegt an dem<br />

energischen Befehlshaber der 5th AF, General<br />

Kenney. Um die Kampfkraft seiner Luftflotte,<br />

die nicht unbedingt Priorität genießt, zu<br />

erhalten, reißt er sich jedes Flugzeug unter<br />

den Nagel, das ihm annähernd brauchbar<br />

vorkommt.<br />

Im Juni 1943 trifft die 348th FG als erster<br />

P-47 Verband mit ihren D-2-Maschinen in<br />

Port Moresby auf Neuguinea ein. Ihr Kommandeur,<br />

Lt. Col Neel Kearby, weiß natürlich,<br />

dass der Jäger zum Kampf auf dem südwestpazifischen<br />

Kriegsschauplatz nur bedingt geeignet<br />

scheint. Hier spielt sich der Luftkrieg<br />

bis dato generell unter 20 000 Fuß (zirka 6100<br />

Meter) gegen oft äußerst wendige Gegner ab.<br />

Doch Kearby kennt die taktischen Vorzüge<br />

seiner »Razorback« genau. »Hit-and-run«<br />

ist auch hier der Schlüssel zum Erfolg. Nach<br />

dem Start heißt es darum, so schnell wie möglich<br />

auf 25 000 Fuß (7620 Meter) zu steigen.<br />

Dort wartet praktisch nie ein Widersacher;<br />

Technische Daten – P-47D-23-RA<br />

Länge<br />

11,02 m<br />

Höhe<br />

4,47 m<br />

Spannweite<br />

12,42 m<br />

Tragflügelfläche 27,87 m²<br />

Triebwerk<br />

Ein luftgekühlter Pratt & Whittney<br />

R-2800-59 Double Wasp 18-Zylinder-<br />

Doppelsternmotor mit 2000 PS Startbeziehungsweise<br />

2300 PS Notleistung<br />

Max. Startmasse<br />

7711 kg<br />

Höchstgeschwindigkeit 685 km/h in 9144 m<br />

Gefechtsreichweite<br />

Bis zu 764 km (mit Unterflügeltanks)*<br />

Dienstgipfelhöhe<br />

12 192 m<br />

Bewaffnung (Jäger)<br />

Acht 12,7-mm-Browning-MG<br />

Besatzung<br />

Ein Mann<br />

*Je nach Quelle stark unterschiedliche Angaben<br />

Bereit zum Prüfflug rollt eine<br />

P-47D-11-RE zum Start<br />

Foto Republic<br />

28


Republic P-47D-5 der 48th FG in<br />

New Guinea 1943/44. Geflogen wurde<br />

die Thunderbolt von Major Gerald R.<br />

Johnson, dem Commanding Officer (CO)<br />

der 9th FS Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />

man kann in aller Ruhe warten, um <strong>im</strong> richtigen<br />

Augeblick <strong>im</strong> wahrsten Wortsinn auf<br />

den Feind zu stürzen.<br />

Durchbeißen über Neuguinea<br />

Feldmäßig angepasste Zusatztanks sorgen für<br />

ausreichende Flugdauer, um ab August vor allem<br />

die japanischen Stützpunkte um Wewak<br />

<strong>im</strong> Norden Neuguineas kontinuierlich he<strong>im</strong>zusuchen.<br />

Obwohl die 348th FG hier eindrucksvolle<br />

Erfolge erzielt, genießt die P-47<br />

bei jedem anderen Jagdverband der USAAF<br />

<strong>im</strong> südwestpazifischen Kampfraum nur widerwillig<br />

Sympathie. Die zwe<strong>im</strong>otorige P-38<br />

bleibt uneingeschränkter Favorit, hat jedoch<br />

absoluten Vorrang für Europa. Hohe Verluste<br />

während der Angriffe auf Rabaul zwingen<br />

Kenney deshalb ab Spätherbst 1943 dazu, einige<br />

seiner Lightning-Verbände teilweise oder<br />

vollständig auf die Thunderbolt umzurüsten.<br />

Ähnlich wie bei der 8th AF hält sich die Erfolgsbilanz<br />

jener Einheiten oft in überschaubaren<br />

Grenzen; die Mehrzahl der Piloten<br />

lehnt das einmotorige Schwergewicht ab. Mit<br />

dem Tode von Neel Kearby, der nach 22 Luftsiegen<br />

am 6. März 1944 <strong>im</strong> Tiefflug einer Nakaj<strong>im</strong>a<br />

Ki-43 zum Opfer fällt, verliert die<br />

Thunderbolt ihren wichtigsten Fürsprecher<br />

bei der 5th AF. Da sich zudem die Nachschublage<br />

allmählich entspannt, werden bis<br />

Jahresmitte mehrere Staffeln auf die P-38 beziehungsweise<br />

P-51 rück- oder umgerüstet.<br />

Wie sich die Thunderbolt weiterhin über<br />

Europa, Asien und dem Pazifik behauptet<br />

und wie ihre technische Entwicklung fortschreitet,<br />

erfahren Sie in einer kommenden<br />

Ausgabe von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>. ■<br />

Am 30. Juli 1943 startet die P-47D von England aus zu<br />

ihrem ersten regulären Kampfeinsatz mit abwerfbarem<br />

Zusatztank<br />

Fliegen bis Mai 1944 Begleitschutz für die Bomber<br />

der 8th AF: P-47D-22-RE der 376th FS<br />

Quellen (Auswahl):<br />

Bodie, W.: »Republic’s P-47 Thunderbolt.«<br />

Widewing Publications 1994<br />

Stanaway, J.: »Mustang and Thunderbolt<br />

Aces of the Pacific and CBI.« Osprey<br />

Publishing Ltd. 1999<br />

Eine P-47D-25-RE auf Bellows Field, Neuguinea. Sie trägt Rauchbomben<br />

zur S<strong>im</strong>ulation eines Gasangriffs unter den Flächen<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

29


ZEITGESCHICHTE<br />

Hawker Sea Fury<br />

ALS MECHANIKER IN DER SEA FURY<br />

Die fliegenden<br />

Zielscheiben<br />

Jeder Mitarbeiter war stolz, auf<br />

der Sea Fury verantwortungsvolle<br />

Arbeit leisten zu dürfen. Hier steht<br />

Udo Stamer vor einer der »Furien«<br />

30


Dieser Beruf erfordert<br />

Nerven aus Stahl: Die Piloten<br />

der Hawker Sea Fury<br />

zogen an einem langen<br />

Kabel Luftsäcke hinter sich<br />

her, die die Flugabwehr für<br />

Schießübungen nutzte. Udo<br />

Stamer saß als zweiter<br />

Mann jahrelang <strong>im</strong> Cockpit.<br />

Was er erlebte, verdient<br />

die Bezeichnung »filmreif«<br />

Von Udo Stamer<br />

Auf den jährlich stattfindenden Flugtagen waren<br />

die roten Hawker der Publikumsmagnet<br />

Ende der 1950er-Jahre erwarb die Bundeswehr<br />

17 doppelsitzige Hawker Sea<br />

Fury Mk.20 sowie später noch eine einsitzige<br />

Mk.11 und gliederte sie dem zivilen<br />

Unternehmen DLB (Deutscher Luftfahrtberatungsdienst)<br />

ein. Die Maschinen wurden von<br />

privaten Piloten geflogen und für Schießübungen<br />

der Flugabwehr eingesetzt. Stammsitz<br />

war Lübeck-Blankensee, ein Flugplatz<br />

dicht an der damaligen innerdeutschen Grenze;<br />

es wurden aber auch Zieldarsteller in Köln<br />

und München stationiert. Diese Ära dauerte<br />

bis 1976; ab 1972 kamen bereits die ersten<br />

Nachfolger-Muster vom Typ North American<br />

OV 10 Bronco zur Truppe.<br />

Als modellbaubegeisterter Junge, der unweit<br />

vom Lübecker Flugplatz aufwuchs,<br />

schaute ich seinerzeit so oft wie möglich fasziniert<br />

dem Treiben auf dem Vorfeld zu … ganz<br />

gleich, ob die auffällig in Rot lackierten Sea<br />

Fury mit hochgeklappten Flächen auf ihren<br />

nächsten Einsatz warteten oder mit der unbändigen<br />

Kraft ihres 2500 PS starken Bristol-<br />

Centaurus-Sternmotors über die Startbahn<br />

jagten. Nach vierjähriger Dienstzeit bei der<br />

Luftwaffe ging mein Traum, an diesem Geschoss<br />

zu arbeiten, endlich in Erfüllung. In meinen<br />

ersten Wochen besonders beeindruckend:<br />

Einige unserer Motoren mussten noch mit einer<br />

altertümlichen Gaskartusche angelassen<br />

beziehungsweise »angeschossen« werden,<br />

dem sogenannten Coffman-Starter (schön zu<br />

sehen <strong>im</strong> berühmten Film-Klassiker »Der Flug<br />

des Phoenix«). Dies verlangte vom Piloten viel<br />

Gefühl für Pr<strong>im</strong>er und Gashebel. Ein Hauch zu<br />

viel oder zu wenig – und es gab nur noch einen<br />

weiteren Versuch. Schlug auch der fehl, musste<br />

erst einmal geschraubt werden. Wir hatten<br />

einen Piloten, der <strong>im</strong>mer ziemlich schnell nervös<br />

wurde. Bei dem stieg erst ein Mechaniker<br />

ins Cockpit und versuchte, den Motor zu starten.<br />

Wenn das Aggregat dann lief, wurden die<br />

Plätze getauscht. Andere Fury waren zwar mit<br />

einem Elektrostarter ausgerüstet, der aber so<br />

viel Energie benötigte, dass <strong>im</strong>mer ein externer<br />

Stromspender unter der Tragfläche angeschlossen<br />

werden musste. Außen am Rumpf<br />

<strong>im</strong> Bereich des hinteren Cockpits saß die Winde<br />

für das 2000 Meter lange Schleppseil, an<br />

dem der zu beschießende Luftsack hing. Die<br />

Winde – mit bordunabhängiger Stromversorgung<br />

über einen eigenen propellergetriebenen<br />

Generator – wurde von einem <strong>zweiten</strong> Mann,<br />

dem sogenannten Beobachter, bedient. Die Einsitzer-Sea-Fury-Mk.11<br />

stammte aus holländischem<br />

Lizenzbau (Fokker) und man setzte sie<br />

nur für spezielle Zielerfassungsübungen ohne<br />

aktiven Beschuss ein.<br />

Es war <strong>im</strong>mer ein atemberaubendes Bild,<br />

wenn die Sea Fury mit enormem Tempo (wir<br />

sprechen hier von rund 700 km/h!) ihren Operationsgebieten<br />

Richtung Putlos oder Todendorf<br />

entgegenflog. Faszinierend und furchteinflößend<br />

zugleich. Gefürchtet in erster Linie<br />

von Kapitänen auf der Ostsee, die den »roten<br />

Bombern« so manche Strafanzeige zu verdanken<br />

hatten. So kam es nämlich nicht nur einmal<br />

vor, dass es die Piloten meldeten, wenn<br />

Schiffe auf der Ostsee unzulässigerweise Öl ins<br />

Meer ließen. Und damit hatten auch sie einen<br />

gewichtigen Teil zum Umweltschutz beigetragen.<br />

Die rote Lady war aber auch auf andere<br />

Art gefürchtet. Nach Einsatzende wurde gern<br />

Es war <strong>im</strong>mer ein atemberaubendes Bild, wenn<br />

die Sea Fury mit enormem Tempo flog.<br />

einmal ein Segelboot oder eine Motoryacht<br />

»ins Visier« genommen. Das Objekt von hinten<br />

an- und überflogen, ergab gewisse Schockeffekte<br />

bei der Bootsbesatzung. Einen besonderen<br />

Reiz strahlte die Fehmarn-Brücke aus.<br />

Die Spitfire war der Vorgänger der Sea Fury.<br />

Sie hatte keine Seilwinde und nahm das<br />

Schleppseil direkt von der Startbahn auf<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

31


ZEITGESCHICHTE<br />

Bereit zum Einsatz steht<br />

die Maschine platzsparend<br />

mit angeklappten Trag -<br />

flächen vor dem Hangar<br />

Pilot Wolfgang Rieckermann<br />

gehörte zu den Fliegern, die<br />

wussten, wie man mit der<br />

»Furie« umgeht<br />

Restaurierung einer Hawker Sea Fury<br />

Die MeierMotors GmbH in<br />

Eschbach restauriert zurzeit die<br />

Hawker Sea Fury D-CACE. Die<br />

Arbeiten kommen gut voran. So<br />

ist die aufwendige Instandsetzung<br />

der Tragfläche nahezu vollendet<br />

und bald kann das große<br />

Bauteil in der typischen roten<br />

DLB-Farbe lackiert werden. Die<br />

Werft und der Eigentümer haben<br />

es sich zur Aufgabe gemacht,<br />

die D-CACE wiederauferstehen<br />

zu lassen und da ist<br />

eine zeitgenössische Lackierung<br />

Pflicht. Ebenfalls bereit für<br />

die Lackierhalle ist die Leitwerkssektion.<br />

Auch das Fahrwerk,<br />

die Landeklappen und<br />

Das Meier-<br />

Motors-Team<br />

geht davon aus,<br />

dass die Hawker<br />

noch 2014<br />

zum Erstflug<br />

abheben wird<br />

Foto via M. Dorst<br />

die Tanks wurden vollständig<br />

überholt. Die Restauratoren haben<br />

das Fahrwerk zudem von<br />

Trommelbremsen auf Scheibenbremsen<br />

umgerüstet, was für<br />

MeierMotors typisch ist. Diese<br />

Opt<strong>im</strong>ierung bringt ein wesentlich<br />

verbessertes Handling und<br />

sorgt für mehr Sicherheit <strong>im</strong><br />

Betrieb des schweren Flugzeuges.<br />

Das Triebwerk, ein Bristol<br />

Centaurus, befindet sich noch<br />

bei Vintage V-12, wo man es<br />

zurzeit restauriert. Das Projekt<br />

befindet sich auf der Zielgeraden,<br />

sodass der Erstflug nicht<br />

mehr lange auf sich warten lassen<br />

dürfte. Matthias Dorst<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Viertbauer<br />

32


Wenn die Sicht nicht mehr so gut war und der<br />

Einsatz deswegen abgebrochen wurde, konnten<br />

wir oft noch einen kleinen Umweg fliegen.<br />

Ein Abstecher zur Insel Fehmarn war sehr beliebt.<br />

Zwei besonders wagemutige Piloten ließen<br />

es sich dabei nicht nehmen, bei ruhiger<br />

Luft in gestrecktem, tiefem Anflug unter der<br />

Fehmarn-Brücke hindurchzujagen. Der Abstand<br />

von der Wasseroberfläche zur Brückenunterseite<br />

beträgt gerade mal 25 Meter! Fußgänger<br />

waren selten auf der Brücke und<br />

Autofahrer hatten keine Möglichkeit, bei dem<br />

Tempo das Kennzeichen der Fury zu entziffern.<br />

Nach diesem gekonnten Manöver zog<br />

der Pilot die Maschine <strong>im</strong> 45-Grad-Steigflug<br />

durch die ein und andere Rolle – Leistung war<br />

dafür ja reichlich vorhanden. Manchmal verirrten<br />

sich Piloten aufgrund von Navigationsfehlern<br />

auf die östliche Seite, was aber nie zu<br />

größeren Problemen führte, da man dank der<br />

hohen Geschwindigkeiten schnell wieder<br />

westdeutsches Gebiet erreichte.<br />

Die rote Baroness<br />

Unter der illustren Männerriege befand sich<br />

sogar eine Frau, eine echte Gräfin aus adeligem<br />

Hause. Als Rothaarige in einem roten Flugzeug<br />

hatte sie schnell den Spitznamen »rote<br />

Baronin« weg. Sie war seinerzeit in Fliegerkreisen<br />

und auch in der Bevölkerung sehr bekannt.<br />

Flugzeugführer Paul R. hatte seinen<br />

Posten <strong>im</strong> Jahr 1957 an die Gräfin übergeben<br />

und sie flog fortan Zieldarstellungseinsätze ohne<br />

Schleppsack von Köln und Wiesbaden aus.<br />

Zeitweise überführte sie auch Maschinen nach<br />

Lübeck und nahm eine andere wieder mit<br />

nach Köln oder Wiesbaden in die Werft. Es war<br />

<strong>im</strong>mer etwas Besonderes für uns Männer,<br />

wenn diese attraktive Dame mit ihrem Kopftuch<br />

nach der Landung der Maschine entstieg<br />

(zu der Zeit flog man noch ohne Helm). Damals<br />

wie heute gilt: Nicht jeder Pilot eignet sich<br />

für einen so anspruchsvollen Warbird, dafür<br />

braucht’s schon ein gewisses Händchen – und<br />

sie hatte es. Einige ihrer großmäuligen männlichen<br />

Kollegen, welche sich auf die Fury einweisen<br />

lassen wollten, haben nach ein oder<br />

zwei Flügen frustriert das Handtuch geworfen.<br />

Ein anderes Ereignis ist mir auch noch gut<br />

in Erinnerung. Während eines Einsatzes in Todendorf<br />

kam es zwischen einem Piloten und<br />

seinem Beobachter zu einem Streitgespräch<br />

und die St<strong>im</strong>mung <strong>im</strong> Cockpit war dadurch<br />

… sagen wir mal etwas getrübt. Als nach<br />

Übungsende der Luftsack am Schießplatz gekappt<br />

war, stieg der Pilot auf Höhe und flog<br />

auf dem etwa fünfzehnminütigen He<strong>im</strong>flug<br />

eine Rolle nach der anderen – ohne Unterbrechung!<br />

Dazu muss man wissen, dass der Beobachter<br />

wegen der Windenbedienung quer<br />

zur Flugrichtung auf einem einfachen, schmalen<br />

Brett saß und nur notdürftig angeschnallt<br />

war. Als die Crew der Maschine entstieg,<br />

Pleiten, Pech und Pannen<br />

Auch den Profis aus Lübeck unterliefen mit ihren rasanten Maschinen hin und wieder Missge -<br />

schicke oder sie hatten schlichtweg Pech. In der Regel gingen die Unfälle gl<strong>im</strong>pflich aus, doch es<br />

gab auch tödliche Unfälle.<br />

Diesem Piloten war auf dem Rollweg<br />

ein Möbellastwagen in die<br />

Quere gekommen. Die Sicht aus<br />

dem Cockpit nach vorn war sehr<br />

eingeschränkt<br />

Ein nicht verriegeltes Spornrad und<br />

andere Bedienungsfehler brachten<br />

diese Sea Fury …<br />

… von der Bahn ab. Es kam niemand zu Schaden<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

33


ZEITGESCHICHTE<br />

Die D-CACE <strong>im</strong> Winterbetrieb. Nach den<br />

Wartungsstunden folgte der Testlauf<br />

durch einen Mechaniker<br />

spürte der Pilot unvermittelt einen heftigen<br />

Schlag ins Gesicht. Aber typisch in dieser eingeschworenen<br />

Haudegen-Truppe: Der Vorfall<br />

war damit erledigt!<br />

Im Laufe der Zeit kam es leider auch zu einigen<br />

Unfällen, insgesamt fünf Maschinen<br />

gingen als Totalschaden verloren. Über die<br />

Ursachen gibt es geteilte Ansichten. Denkbar,<br />

dass durch Risse in den Auspuffkrümmern<br />

Abgase ins Cockpit gelangten und bei der Besatzung<br />

Vergiftungserscheinungen auslösten.<br />

Wegen der überwiegend niedrigen Einsatzhöhen<br />

hatte man an den Zieldarstellern die<br />

Sauerstoffanlage zwecks Gewichtsersparnis<br />

ausgebaut. Bei zwei Crashs spielte schlechte<br />

Sicht eine Hauptrolle, die jeweiligen Piloten<br />

waren daher sehr tief geflogen. In einem Fall<br />

berichteten Augenzeugen zusätzlich auch<br />

von akrobatischen Einlagen (Rolle und so<br />

weiter). Da der künstliche Horizont <strong>im</strong> Cockpit<br />

damals zirka 30 Sekunden zum Wiederaufrichten<br />

brauchte, hat der Pilot während eines<br />

aufkommenden Schneeschauers wohl<br />

völlig die Orientierung verloren und bohrte<br />

die Maschine in spitzem Winkel in den gefrorenen<br />

Boden. Ein tragisches Unglück und ein<br />

schreckliches Bild – den Einschlagkrater in<br />

der Nähe von Ahrensburg bei Hamburg<br />

konnte ich selbst in Augenschein nehmen. Der<br />

(allein fliegende) Pilot überlebte es nicht.<br />

Der Pilot bohrte die Maschine in spitzem<br />

Winkel in den gefrorenen Boden.<br />

Be<strong>im</strong> damals fast jährlich stattfindenden<br />

Flugtag in Lübeck-Blankensee waren unsere<br />

Sea Fury die absoluten Superstars. Meist standen<br />

etwa zehn Maschinen aufgereiht auf dem<br />

Vorfeld. Wenn der Centaurus zum Leben er-<br />

Udo Stamer in der<br />

einsitzigen D-CACY<br />

Eine Airshow mit 2500 PS! Im Hintergrund<br />

die viermotorige DC-6B von Elbeflug<br />

Die Instrumentierung entsprach dem Standard<br />

der 1950er-Jahre<br />

34


Flugfertig,<br />

abheben!<br />

Zurück vom Einsatz: Nach der Landung müssen zirka 1500 Liter Benzin<br />

und neun Liter Motoröl nachgefüllt werden<br />

weckt wurde, hielten sich die Kinder die Ohren zu und die Erwachsenen<br />

meinten, <strong>im</strong> Vergleich zu diesem Sound wäre die Rockband<br />

AC/DC ein Kinderchor. Nach dem Start verschwand die Fury vor übergehend<br />

aus dem Blickfeld der Zuschauer und ging auf Höhe. Wenn<br />

sie dann mit hohem Tempo <strong>im</strong> Tiefflug über die Runway jagte, erschraken<br />

die meisten, weil sie das rote Monster vorher nicht bemerkt<br />

hatten. Bei diesen Geschwindigkeiten kam es, nachdem die Fury schon<br />

zwei Sekunden vorbei war, durch die Wirbelschleppen zu peitschenknallartigen<br />

Geräuschen. Loopings mit einem Durchmesser von bis<br />

zu 1500 Metern und unterschiedlich gesteuerte Rollen entlockten dem<br />

Publikum großes Staunen.<br />

Ich erinnere mich wehmütig an den Abschied von der Hawker Sea<br />

Fury. Zu diesem wunderbaren Flugzeug hatten alle Beteiligten eine<br />

respektvolle Beziehung, wir haben »Sie« zu ihr gesagt. So manche<br />

Anekdote kann man sich in der heutigen Zeit nicht mehr vorstellen –<br />

die Lizenz des Flugzeugführers würde umgehend ihren Aufbewahrungsort<br />

wechseln … Nachdem man sie ausgemustert hatte, verkaufte<br />

man die übrigen Flugzeuge an private Interessenten oder Museen<br />

auf der ganzen Welt, einige davon wurden später zum<br />

Reno-Racer umgebaut. Jetzt besinnt man sich mehr und mehr des historischen<br />

Werts und zum Teil werden sie wieder in ihren originalen<br />

Zustand versetzt. Unsere ehemalige D-CACE befindet sich derzeit bei<br />

den renommierten Spezialisten von MeierMotors in Bremgarten. Als<br />

Bruch in den USA erworben, wird sie wieder originalgetreu mit einem<br />

Centaurus-Triebwerk restauriert und könnte, wenn alles planmäßig<br />

verläuft, 2014 abheben. Zurzeit arbeiten Thomas Viertbauer<br />

von der Flugsicherheit Lübeck und ich an einem geschichtlichen Internetauftritt<br />

über die damalige Zeit (www.luebecker-luftfahrt.de),<br />

der bald online sein wird.<br />

■<br />

JEDEN<br />

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Zwe<strong>im</strong>otorige Nachfolgerin: Die Bronco<br />

trat in die Fußstapfen der Sea Fury<br />

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TECHNIK<br />

Typengeschichte<br />

BLOHM & VOSS BV 141 – TEIL 2<br />

Leistungsst<br />

und sonder<br />

Mit dem <strong>zweiten</strong> V-Muster der BV 141 ebnete Chefkonstrukteur Richard Vogt den Weg<br />

zum praktischen Einsatzflugzeug. Der extravagante, asymmetrische Naherkunder sollte<br />

künftig an der Front mit außergewöhnlichen Leistungen glänzen Von Herbert Ringlstetter<br />

Seit Februar 1938 befand sich das erste<br />

V-Muster der BV-141-Reihe, die Ha<br />

141-0 (V1), in der Flugerprobung. Die<br />

extravagant anmutende Maschine war jedoch<br />

vorrangig als Erprobungsträger gedacht.<br />

Den Weg zum effektiv einsetzbaren<br />

Nahaufklärer schlug Chefkonstrukteur Richard<br />

Vogt erst mit dem <strong>zweiten</strong> Versuchsflugzeug<br />

ein.<br />

Die vormals verwendete Bezeichnung<br />

»Hamburger Flugzeugbau« mit dem Kürzel<br />

Ha wurde be<strong>im</strong> <strong>zweiten</strong> V-Muster nicht mehr<br />

verwendet. Typen der luftfahrttechnischen<br />

Zweigstelle von Blohm & Voss führte man<br />

künftig als Blohm & Voss samt dem Kürzel<br />

BV. Die aus Abrechnungsgründen (siehe<br />

Teil 1) offiziell als BV 141 V1 gelistete zweite<br />

Versuchsmaschine wies etwas mehr Spann-<br />

weite auf und hatte einen komplett neuen<br />

Kanzelaufbau. Zudem war der Leitwerks -<br />

träger um rund einen Meter länger als be<strong>im</strong><br />

ersten V-Flugzeug. Die als BV 141 V1 (ehemalige<br />

V2) geführte D-OTTO mit der Werksnummer<br />

141-00-0171 startete am 11. Oktober<br />

1938 zum Erstflug.<br />

Weiterhin war der Naherkunder für drei<br />

Besatzungsmitglieder ausgelegt. Allerdings<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Ringlstetter<br />

36


Mit der vergrößerten und stärkeren<br />

BV 141 B sollte die Leistungsüberlegenheit<br />

gegenüber der Fw 189<br />

noch klarer herausgestellt werden<br />

Die V3 gibt den Blick frei auf ihren<br />

865 PS starken 9-Zylinder-Sternmotor<br />

BMW 132 N<br />

Richard Vogt – Konstrukteur unkonventioneller Ideen<br />

ark<br />

bar<br />

fanden diese nun wesentlich mehr Platz vor,<br />

da die Kabine erheblich breiter ausfiel. Dank<br />

rundum verglastem Bug und Heck bot die<br />

neue Kanzel ausgezeichnete Sichtverhältnisse.<br />

Der Navigator und Beobachter saß rechts<br />

neben dem Piloten auf einem Dreh- und Rollsitz.<br />

Zu seinen Aufgaben zählte die Bedienung<br />

der Kameras, des Funkgerätes und<br />

Bombenvisiers. Außerdem bediente er das<br />

obere Maschinengewehr, ein MG 15, Kaliber<br />

7,92 Mill<strong>im</strong>eter. Montiert war die Waffe auf<br />

dem Kanzeldach, dem B-Stand, in einer<br />

schwenkbaren Linsenlafette. Ein zweites<br />

MG 15 befand sich <strong>im</strong> rückwärtigen C-Stand<br />

in einer Hecklafette HL 15/1 A. Der von<br />

Die BV 141 V4, D-OLLE (später GL+AH),<br />

war das erste A-0-Vorserienflugzeug<br />

Geboren wurde Richard Vogt 1894 in<br />

Schwäbisch-Gmünd. Das erste seiner vielen<br />

Patente meldete Vogt bereits <strong>im</strong> Alter von<br />

13 Jahren an. Erste fliegerische Erfahrungen<br />

sammelte er mit einem zum Motorflugzeug<br />

umgebauten Gleiter. Der Erstflug 1912 endete<br />

jedoch mit einer Bruchlandung. Tatsächlich<br />

zum Fliegen kam Vogt während des Ersten<br />

Weltkrieges, als man ihn in Halberstadt<br />

zum Piloten ausbildete.<br />

Bei den Zeppelin-Werken in Friedrichshafen<br />

lernte der technikbegeisterte Vogt Claude<br />

Dornier kennen, der sein Potenzial erkannte<br />

und ihn förderte. Bis 1922 studierte<br />

er an der Technischen Hochschule Stuttgart.<br />

Anschließend war er am Institut für Luft- und<br />

Kraftfahrwesen, wo er als Assistent von Professor<br />

Baumann fungierte, bei dem er auch<br />

promovierte.<br />

Dornier schickte den jungen Vogt 1923<br />

nach Japan zu Kawasaki, die Dornier-Flugzeuge<br />

in Lizenz herstellten. Dort brachte es<br />

Richard Vogt bis zum Chefkonstrukteur. Mit<br />

einem Drittel der Geschäftsanteile in der Tasche<br />

fing Vogt 1933 bei Blohm & Voss an.<br />

Die Schiffsbaufirma hatte mit dem Hamburger<br />

Flugzeugbau eine neue Richtung eingeschlagen<br />

und Vogt als Chefkonstrukteur gewinnen<br />

können. Eine der typischen Vogt-Konstruktionen<br />

war der durchlaufende Rohrholm<br />

mit integriertem Kraftstofftank, der bereits<br />

bei seinem <strong>zweiten</strong> Entwurf für B&V, der<br />

Ha 137, Verwendung fand. Herausragende<br />

Entwürfe, darunter die großen Flugboote<br />

BV 222 und 238, folgten. Bei Kriegsende fanden<br />

sich zahlreiche Ideen Vogts <strong>im</strong> Entwurfsstadium,<br />

darunter auch Strahlflugzeuge.<br />

Im Rahmen der Operation Paperclip kam<br />

Richard Vogt in die USA, wo er 1947 bis<br />

1954 für das Forschungslabor der US Air<br />

Force in Dayton/Ohio arbeitete. Anschließend<br />

fungierte er als Chefkonstrukteur der<br />

Aerophysics Development Corporation. Von<br />

1960 an war Richard Vogt in der Forschungsund<br />

Versuchsabteilung von Boeing tätig.<br />

1966 ging Vogt in den Ruhestand. Sein<br />

Erfindergeist kam jedoch nicht zur Ruhe. So<br />

arbeitete er unter anderem an einem kentersicheren<br />

Segelboot. Im Rahmen seiner Ingenieurstätigkeit<br />

hatte Vogt zahlreiche Patentanmeldungen<br />

eingereicht, darunter etliche,<br />

die asymmetrische Flugzeugentwürfe zum<br />

Inhalt hatten. Im Januar 1979 erlag Richard<br />

Vogt einem Herzinfarkt.<br />

■<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

37


TECHNIK<br />

Typengeschichte<br />

BV 141 A – die asymmetrische Auslegung mit einer Art<br />

Glashaus als Kabine schuf einzigartige Sichtverhältnisse<br />

Focke-Wulf entwickelte und auch in der<br />

Fw 189 verbaute Abwehrstand war zu einem<br />

Drittel aufschieb- und um 180 Grad drehbar.<br />

Bei Bedarf wurde es vom Bordwart, der ebenfalls<br />

in der Lage war, die Kameras zu bedienen,<br />

in Schuss position gebracht.<br />

Technische Daten – Blohm & Voss BV 141<br />

Zudem waren zwei nach vorne feuernde<br />

MG 17 in der Kanzel geplant. Man baute die<br />

Waffen erstmals in der V3 ein, die gegenüber<br />

den ersten beiden V-Flugzeugen zahlreiche<br />

Detailverbesserungen aufwies. Durch Bombenschlösser<br />

ETC 50 konnten bis zu vier<br />

BV 141 A-04 (V7) B-02 (V10)<br />

Einsatzzweck Nahaufklärer Nahaufklärer<br />

Antrieb BMW 132 N BMW 801 A-0<br />

luftgekühlter 9-Zylinder- luftgekühlter 14-Zylinder-<br />

Sternmotor<br />

Doppelsternmotor<br />

Startleistung 865 PS 1560 PS<br />

Dauerleistung 665 PS in 4500 m 1340 PS in 4500 m<br />

Besatzung 3 3<br />

Spannweite 15,46 m 17,46 m<br />

Länge 12,15 m 13,95 m<br />

Höhe – 3,60 m<br />

Flügelfläche 42,85 m 2 53,14 m 2<br />

Leergewicht 3162 kg 4695 kg<br />

Startgewicht normal 3895 kg 5700 kg<br />

Startgewicht max<strong>im</strong>al – 6100 kg<br />

Flächenbelastung 91 kg/m 2 107 kg/m 2<br />

Höchstgeschwindigkeit 338 km/h in Meereshöhe 368 km/h in Meereshöhe<br />

400 km/h in 3800 m 438 km/h in 5000 m<br />

Marschgeschwindigkeit 310 km/h in Meereshöhe –<br />

365 km/h in 4500 m 340 km/h in 3000 m<br />

Anfangssteigleistung – 560 m/min<br />

Steigleistung – 1,9 min auf 1000 m<br />

– 6,5 min auf 3000 m<br />

Reichweite normal – 1200 km<br />

Reichweite max<strong>im</strong>al 1140 km 1900 km<br />

Flugdauer max. – 6 h<br />

Dienstgipfelhöhe 9000 m 10 000 m<br />

Starrbewaffnung 2 x MG 17 – 7,92 mm 2 x MG 17 – 7,92 mm<br />

Abwehrbewaffnung 2 x MG 15 – 7,92 mm 2 x MG 15 – 7,92 mm<br />

Lichtbildausrüstung<br />

Wie in Fw 189, wahlweise: Rb 20/30, 50/30, 21/18 oder<br />

50/18 – zusätzlich Hk 12,5 oder Hk 19<br />

Abwurflast<br />

4 x 50-kg-Bombe an ETC 50 unter Flächen<br />

50-kg-Bomben untergehängt werden – die<br />

BV 141 konnte so auch zur Erdkampfunterstützung<br />

herangezogen werden.<br />

A-0-Vorserie<br />

Die BV 141 V3 wurde zum Musterflugzeug<br />

für die folgende A-0-Vorserie. Die Konstruktion<br />

der BV 141 an sich war in konventioneller<br />

Leichtmetallbauweise ausgeführt. Der<br />

Rumpf des Tiefdeckers konnte aufgrund der<br />

ausgelagerten Kabine sehr leicht gehalten<br />

werden. Er diente überwiegend als Motorund<br />

Heckleitwerksträger. Das sehr breit stehende<br />

Hauptfahrwerk ließ sich nach außen in<br />

die Flügel einziehen, das Spornrad verschwand<br />

nur halb <strong>im</strong> Rumpf und funktionierte<br />

dann als Notsporn. Als Antrieb diente<br />

ein luftgekühlter Sternmotor BMW 132 N mit<br />

einer Startleistung von 865 PS.<br />

Herzstück der Flächen war ein für Vogt<br />

typischer durchlaufender Stahlholm mit<br />

rundem Querschnitt. Neben üblichen, in den<br />

leicht abgewinkelten Außenflügeln wirkenden<br />

Querrudern verfügte die BV 141 über hydraulisch<br />

betätigte Spreizklappen als Landehilfe.<br />

Seiten- und Höhenleitwerk kamen ohne<br />

Verstrebung aus, sämtliche Ruder waren aerodynamisch<br />

ausgeglichen.<br />

Die BV 141 V4, D-OLLE, wurde zum ersten<br />

Flugzeug der kleinen A-0-Serie, die bis<br />

zur V8 reichte. Ab der V5, BL+AB, wandte<br />

man neu eingeführte Stammkennzeichen an.<br />

Die früheren Maschinen erhielten ebenfalls<br />

neue Kennungen (siehe Tabelle).<br />

Größer und stärker: BV 141 B<br />

Ab Januar 1939 beschäftigte sich Richard<br />

Vogt mit einer neuen, leistungsstärkeren Variante<br />

der »141«. Heraus kam die stark über-<br />

38


Blohm & Voss BV 141<br />

Blohm & Voss BV 141 B-010/V18<br />

W.Nr. 0210010<br />

NC+RI<br />

Lackierung: RLM 70/71/65<br />

© Herbert Ringlstetter – Aviaticus.com<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

39


TECHNIK<br />

Typengeschichte<br />

Eine BV 141 B-0 mit geöffneten Einstiegsluken. Der<br />

Heckstand mit Drehlafette stammte von Focke-Wulf<br />

und wurde auch in der Fw 189 verwendet<br />

arbeitete BV 141 B. Sie erhielt einen auf 13,95<br />

Meter verlängerten und verstärkten Rumpf<br />

sowie eine vergrößerte Kabine. Die Spannweite<br />

wuchs auf 17,46 Meter an. Das Höhenleitwerk<br />

war nun asymmetrisch gestaltet<br />

und zum Rumpf hin abgestrebt. Erprobt<br />

wurde es bereits <strong>im</strong> Vorfeld an der V2 (ex<br />

V1). Neben einer verbesserten Flugstabilität<br />

brachte es ein erweitertes Schussfeld für die<br />

Bordschützen mit sich. Die Bewaffnung der<br />

A-Serie wurde beibehalten. Den verstell -<br />

baren VDM-Dreiblattpropeller mit einem<br />

Durchmesser von 3,20 Metern drehte ein<br />

BV 141 kamen nur vereinzelt bei Frontverbänden<br />

zum Einsatz.<br />

1560 PS leistender BMW 801 A-0. Das erste<br />

Versuchsflugzeug der vergrößerten B-Serie,<br />

die Bv 141 V9 (B-0), startete am 9. Januar<br />

1941 zum Jungfernflug. Die erstark te »141«<br />

sollte dem Konkurrenzmuster Fw 189 leistungsmäßig<br />

noch klarer überlegen sein. Und<br />

das war sie auch. Die Fw 189 befand sich inzwischen<br />

jedoch in der Serienfertigung. Und<br />

ihr größter Vorteil gegenüber der schnelleren<br />

BV 141 war ihre Zwe<strong>im</strong>otorigkeit. Außerdem<br />

bewährte sich die Doppelrumpf-Konstruktion<br />

hervorragend an der Front. Die<br />

Verfügbarkeit des BMW 801 stellte ein weiteres<br />

Manko der »141« dar, weil der in Massen<br />

zu produzierende Jäger Fw 190 ebenfalls<br />

diesen Antrieb nutzte.<br />

Außergewöhnlich und kräftig wirkende Erscheinung:<br />

BV 141 B. Unter den Flächen sind neben den Fahrwerksbeinen<br />

die Bombenschlösser zu sehen Foto Lufthansa<br />

40


Gefertigte BV (Ha) 141<br />

Muster<br />

Werknummer Kennung<br />

BV 141 V1 (ex V2) 141-00-0171 D-OTTO (GL+AG)<br />

BV 141 V2 (ex V1) 141-00-0172 D-ORJE (PC+BA)<br />

BV 141 V3 141-00-0359 D-OLGA (BL+AA)<br />

BV 141 V4 – A-01 01010360 D-OLLE (GL+AH)<br />

BV 141 V5 – A-02 01010361 BL+AB<br />

BV 141 V6 – A-03 01010362 BL+AC<br />

BV 141 V7 – A-04 01010363 BL+AD<br />

BV 141 V8 – A-05 01010364 BL+AE<br />

BV 141 V9 – B-01 0210001 NC+QZ<br />

BV 141 V10 – B-02 0210002 NC+RA<br />

BV 141 V11 – B-03 0210003 NC+RB<br />

BV 141 V12 – B-04 0210004 NC+RC<br />

BV 141 V13 – B-05 0210005 NC+RD<br />

BV 141 V14 – B-06 0210006 NC+RE<br />

BV 141 V15 – B-07 0210007 NC+RF<br />

BV 141 V16 – B-08 0210008 NC+RG<br />

BV 141 V17 – B-09 0210009 NC+RH<br />

BV 141 V18 – B-010 0210010 NC+RI<br />

BV 141 B-1 0210011 GK+GA<br />

BV 141 B-1 0210012 GK+GB<br />

BV 141 B-1 0210013 GK+GC<br />

BV 141 B-1 0210014 GK+GD<br />

BV 141 B-1 0210015 GK+GE<br />

BV 141 B-1 0210016 GK+GF<br />

BV 141 B-1 0210017 GK+GG<br />

BV 141 B-1 0210018 GK+GH<br />

Umgeben von Plexiglas<br />

Die dreiköpfige Besatzung war in einer Art Glashaus untergebracht und genoss ausgezeichnete<br />

Sichtverhältnisse. Der Flugzeugführer saß links, etwas versetzt neben ihm auf einem kleinen Sitz<br />

der Beobachter und Funker. Dahinter saß der Bordwart und Heckschütze.<br />

Die BV 141 V6/A-03. Waffen waren noch keine<br />

montiert. Das Stammkennzeichen BL+AC war<br />

auch auf der Flächenunterseite aufgemalt<br />

Die Flugleistungen der BV 141 hatten zwar<br />

zugenommen, doch war auch das Gewicht<br />

erheblich gestiegen. In der Folge zeigten<br />

sich Festigkeitsprobleme bei der Zelle. Außerdem<br />

machte die fortwährend undichte<br />

Hydraulik des Typs den Verantwortlichen<br />

zu schaffen.<br />

Letztes V-Muster und Flugzeug der B-0-<br />

Vorserie war die V18. Beginnend mit Werknummer<br />

0210011, GK+GA, folgten noch<br />

acht BV 141 B-1, ehe es schließlich zum endgültigen<br />

Aus für die asymmetrische Maschine<br />

kam. Im Gegensatz zu den Propaganda-Behauptungen<br />

des NS-Reg<strong>im</strong>es kamen<br />

BV 141 nur vereinzelt bei diversen Frontverbänden<br />

zum Einsatz. Ganze 26 Exemplare<br />

sind von diesem Vogel entstanden, einem<br />

der außergewöhnlichsten Flugzeuge nicht<br />

nur seiner Zeit.<br />

■<br />

Typisch für Kons -<br />

truktionen von<br />

Richard Vogt: der<br />

den Motorträger<br />

und die Kabinengondel<br />

durchlaufende<br />

Rohrholm<br />

aus Stahl mit rundem<br />

Querschnitt.<br />

Der Durchmesser<br />

des neun Meter<br />

langen Mittelteils<br />

betrug 440 Mill<strong>im</strong>eter,<br />

die Wandstärke<br />

des mäch -<br />

tigen Rohrholms<br />

variierte zwischen<br />

7 (oben) und 5,5<br />

Mill<strong>im</strong>etern (unten)<br />

Die Ins -<br />

trumente<br />

wurden so<br />

montiert,<br />

dass sie<br />

die Sicht<br />

möglichst<br />

wenig beeinträchtigen<br />

Der Heckschütze<br />

bediente<br />

ein MG 15, Kaliber<br />

7,92 mm, montiert<br />

in einer Hecklafette<br />

HL 15/1 A<br />

Fotos (2) Sammlung Cohausz<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

41


TECHNIK<br />

Cockpit<br />

ALBATROS C I<br />

Erfolgreicher<br />

Aufklärer<br />

Flügellahm war dieser starke Vogel gewiss nicht: Die Albatros C I erwies sich rasch als<br />

tüchtiges Aufklärungsflugzeug, das obendrein durch einen guten Arbeitsplatz für den<br />

Piloten bestach<br />

Von Peter W. Cohausz<br />

Das fliegende Auge:<br />

eine fabrikneue Albatros C I<br />

42


Die Albatros C I war die erste einer ganzen<br />

Serie zweisitziger Mehrzweck-<br />

Doppeldecker. Wie viele vergleichbare<br />

damalige Aufklärertypen hatte sie ihre<br />

Wurzeln in einem erfolgreichen Schulflugzeug<br />

aus Friedenszeiten.<br />

Die Albatros C I ähnelte in vielen Details<br />

dem 1913 von Ernst Heinkel entworfenen<br />

Schuldoppeldecker, der später als B I und B II<br />

in großen Stückzahlen bei den Fliegerschulen<br />

der deutschen Fliegertruppen <strong>im</strong> Einsatz war.<br />

Bis 1918 sind bei mehreren Herstellern über<br />

3000 Stück gebaut worden!<br />

Die von Robert Thelen 1915 entworfene<br />

C I stellt eine Variante der B II dar und unterscheidet<br />

sich von dieser hauptsächlich durch<br />

einen MG-Stand für den hinten sitzenden Beobachter.<br />

Zudem baute man nicht selten Luftbildkameras<br />

und Funkanlagen in die C I ein.<br />

Der Rumpf bestand aus Holz und die ebenfalls<br />

hölzernen Tragflächen hatten eine Stoffbespannung.<br />

Hergestellt wurden bis 1916 bei mehreren<br />

Unternehmen insgesamt 744 Albatros C I. Zu<br />

ihrer Zeit hatte die gut zu fliegende Maschine,<br />

die zunächst mit einem 150 PS Benz Bz III und<br />

später mit einem 180 PS Argus As III ausgerüstet<br />

war, gegenüber den meisten damaligen<br />

alliierten Flugzeugen durchaus eine gewisse<br />

Überlegenheit hinsichtlich der Flugleistungen.<br />

Hinweis am<br />

Instrumentenbrett<br />

Neben dem Einsatz als Aufklärungs- und<br />

Beobachtungsflugzeug gab es sogar einzelne<br />

Anfangserfolge als Jagdflugzeug, denn Oswald<br />

Boelke erzielte seinen ersten Luftsieg<br />

auf einer Albatros C I und Manfred von Richt-<br />

Ein Höhenschreiber<br />

von<br />

Scholz<br />

Cockpit der Albatros C I<br />

in Krakau. Auch wenn<br />

die Instrumentierung<br />

fehlt, sind viele Details<br />

zu sehen Foto Mikael Olrog<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

43


TECHNIK<br />

Cockpit einer<br />

Albatros C I<br />

hofen begann seine Fliegerkarriere als Beobachter<br />

ebenfalls auf einer C I.<br />

Das bekannteste Nachfolgemuster war die<br />

Albatros C III, die bis 1917 ebenfalls in großen<br />

Stückzahlen die Werkhallen verließ und als<br />

der erfolgreichste Zweisitzer aus dem Hause<br />

Albatros galt.<br />

Erläuterung der<br />

Instrumentierung<br />

Bequeme Sitzgelegenheit<br />

Erhalten geblieben ist von den vielen C-Typen<br />

nur der Rumpf einer C I <strong>im</strong> Luftfahrtmuseum<br />

in Krakau. Er ist ein Relikt aus der berühmten<br />

Deutschen Luftfahrtsammlung. Auch<br />

wenn die Ausrüstung nicht mehr komplett ist,<br />

bietet er doch einen guten Einblick auf die Arbeitsplätze<br />

von Pilot und Beobachter.<br />

Wie bei den Flugzeugen der C-Kategorie<br />

üblich, saß bei der C I vorne der Flugzeugführer<br />

und hinten der Beobachter. Der Pilotensitz<br />

macht einen relativ großzügigen und<br />

<strong>im</strong> Vergleich zu anderen damaligen C-Typen<br />

eher aufgeräumten Eindruck.<br />

An der linken Rumpfwand befand sich eine<br />

große Konsole mit dem Zündschalter und dem<br />

Gashebel. Auf dem großen Instrumentenbrett<br />

waren die meisten Geräte und Bedienhebel angeordnet.<br />

Gesteuert wurde wie bei vielen Aufklärern,<br />

die eine lange Flugzeit aufwiesen, mittels<br />

eines großen Steuerrads. Die Steuerseile<br />

verliefen überwiegend offen über den Rumpfboden<br />

und an den Seitenwänden.<br />

Unter dem Sitz befand sich der Rumpftank,<br />

von dem aus das Benzin<br />

während des Fluges in<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Peter W. Cohausz<br />

Ein Benzindruckmesser<br />

für den Benz-Motor<br />

Foto Philippe Couderchon<br />

Ausrüstung einer Albatros C I<br />

Nr. Gerät Anzeigebereich Hersteller<br />

1 Höhenmesser 0–5000 m Bohne<br />

2 Drehzahlmesser 300–1600 U/min Morell<br />

3 Anlassmagnet Bosch<br />

4 Hebel für die Bremse (?)<br />

5 Hebel für die Zündzeitpunktverstellung<br />

6 Steuerrad<br />

7 Seitensteuerhebel<br />

8 Zweiter Höhenmesser<br />

9 Höhenschreiber 0–8000 m Scholz u. a.<br />

10 Benzindruckmesser 0–0,5 kg/cm² IC Eckardt<br />

11 Hebel für den Benzindruckmesser<br />

12 Hebel für die Luftpumpe<br />

13 Hebel für den Fallbehälter<br />

14 Luftpumpe für die Benzinanlage Atmos<br />

15 Benzinuhr 0–? Liter Max<strong>im</strong>all<br />

16 Tasche für Erste Hilfe<br />

17 Benzinpumpe für den Falltank (?)<br />

18 Zugangsklappe für Gerätebrettrückseite<br />

44


den <strong>im</strong> Oberflügel sitzenden Fallbehälter gepumpt<br />

werden musste. Die zugehörige Benzinuhr<br />

war an der rechten Rumpfwand angebracht.<br />

Im Vergleich zum Piloten hatte es der Beobachter<br />

in seinem MG-Drehring wesentlich<br />

enger. Hinzu kamen meist noch Funkanlage<br />

und Kamera.<br />

Zündschloss und Gashebel waren an der<br />

linken Rumpfseite angebracht.<br />

Die Ausrüstung wurde nach historischen<br />

Fotos zusammengestellt. Nicht alle Details<br />

waren eindeutig erkennbar.<br />

Flexible Instrumentierung<br />

Als Fahrtmesser nutzte man – soweit vorhanden<br />

– üblicherweise ein Anemometer, welches<br />

an den Tragflächenstreben angebracht<br />

war. Der Kompass saß meist <strong>im</strong> Unterflügel,<br />

sofern man ihn nicht am Rumpfboden rechts<br />

vom Piloten platziert hatte.<br />

Höhenmesser und Höhenschreiber konnten,<br />

je nach Vorliebe des Piloten, auch an den<br />

Streben oder Spanndrähten über dem Pilotensitz<br />

angebracht sein.<br />

■<br />

Quellen:<br />

Lange, Bruno: »Das Buch der deutschen<br />

Luftfahrttechnik«. Mainz 1970<br />

Steinle, Holger/Hundertmark, Michael:<br />

»Phoenix aus der Asche – Die Deutsche<br />

Luftfahrtsammlung Berlin«. Berlin 1985<br />

Höhenmesser von Otto<br />

Bohne bis 5000 Meter<br />

Foto Oliver Jordan<br />

Albatros C-Typ<br />

Beobachterplatz der Albatros<br />

C I in Krakau. An dem hellgrünen<br />

Rahmen hing früher<br />

das Funkgerät Foto Mikael Olrog<br />

Albatros C I und LVG C II<br />

<strong>im</strong> März 1916 in Döberitz<br />

Foto Sammlung Hirte<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

45


SERIE<br />

Der<br />

Luftkrieg<br />

von 1939–1945<br />

Arado Ar 196 A der 2./Seeaufklärungsgruppe 125.<br />

Die 2. Staffel war 1943 in der Souda-Bucht auf Kreta<br />

stationiert<br />

DER LUFTKRIEG IM ÖSTLICHEN MITTELMEER 1943<br />

Zwölf auf einen Streich<br />

Nach dem Seitenwechsel Italiens verschoben sich die Kräfteverhältnisse auch <strong>im</strong> östlichen<br />

Mittelmeerraum, sodass nun die Inseln der südlichen Ägäis ebenfalls zum Kriegsgebiet<br />

wurden<br />

Von Peter Cronauer<br />

Verglichen mit den Ereignissen an der<br />

Ostfront, auf dem Balkan, der alliierten<br />

Invasion in Süditalien, dem U-Boot-<br />

Krieg <strong>im</strong> Atlantik oder dem ständig härter<br />

werdenden Luftkrieg über Mitteleuropa,<br />

wirkt der östliche Mittelmeerraum <strong>im</strong> Herbst<br />

1943 eher wie ein Nebenkriegsschauplatz.<br />

Das war er aber nicht.<br />

Nach der Niederlage der Achsenmächte in<br />

Nordafrika standen deutsche Truppen auf<br />

dem Balkan, dem griechischen Festland und<br />

auf weiten Teilen Kretas. Die bis an die neutrale<br />

Türkei heranreichenden südlichen Inseln<br />

der Ägäis waren italienisches Hoheitsgebiet<br />

(siehe Kasten Seite 48). Nach der Bekanntga-<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Ringlstetter<br />

1.9.1939 Polenfeldzug<br />

Beginn des Zweiten Weltkriegs<br />

10.5.1940 Westfeldzug<br />

9.4.1940 »Unternehmen<br />

Weserübung«<br />

10.7. bis 31.10.1940<br />

Luftschlacht um England<br />

22.6.1941 Deutscher<br />

Angriff auf die UdSSR<br />

7.12.1941 Japanischer<br />

Überfall auf Pearl Harbor<br />

1939 1940 1941 1942<br />

46


Junkers Ju 52/3m der II./TG 4,<br />

die 1943 während der Kämpfe um<br />

die griechischen Inseln eingesetzt war<br />

Zeichnung Herbert Ringlstetter/Aviaticus<br />

be der Kapitulation Italiens durch General Eisenhower<br />

am 8. September 1943 änderte sich<br />

die Lage. Bereits Ende Juli hatte die deutsche<br />

Führung Maßnahmen für den Fall eines italienischen<br />

Ausscheidens aus dem Krieg erteilt.<br />

Der Fall »Alarich« – später »Achse« genannt<br />

Die militärische Lage in der südlichen<br />

Ägäis hatte sich schlagartig geändert.<br />

– sah vor, Italien zu besetzen und seine Streitkräfte<br />

zu entwaffnen. In der Folge hatte die<br />

Wehrmacht nicht nur Hunderttausende wei -<br />

tere Kriegsgefangene zu versorgen, sondern<br />

musste auch noch deren Wegfall ausgleichen.<br />

Allerdings war die Lage nach der Kapitulation<br />

keineswegs klar und eindeutig. Italien<br />

war eine politisch zutiefst gespaltene Nation,<br />

was sich auch in seiner Armee widerspiegelte.<br />

Beispielsweise landeten rund 300 Besatzungen<br />

der »Regia Aeronautica« auf Flugplätzen der<br />

Alliierten und kämpften fortan als »Co-Belligerent<br />

Italian Forces« gegen die einstigen Verbündeten.<br />

Später wurden sie der alliierten<br />

»North West African Air Force« unterstellt,<br />

nachdem die Regierung Badoglio am 13. Oktober<br />

1943 dem Deutschen Reich den Krieg erklärte.<br />

Andere hingegen entschieden sich für<br />

den Verbleib an der Seite der deutschen Luftwaffe.<br />

Sie formierten später die »Aviazone della<br />

Republica Sociale Italiana«, nachdem Mussolini<br />

am 23. Oktober 1943 in Norditalien eine<br />

Gegenregierung gebildet hatte.<br />

Und die Lage blieb unübersichtlich. Widersprüchliche<br />

Anweisungen, nicht zu allen<br />

durchdringende Befehle und insbesondere<br />

die jeweilige Loyalität von Mannschaften und<br />

Offizieren zur einen oder anderen Seite machte<br />

die Lage oftmals schwer berechenbar. Das<br />

spiegelt sich auch <strong>im</strong> Kriegstagebuch des<br />

Oberkommandos der Wehrmacht wider, das<br />

den Fortschritt des Falls »Achse« dokumentiert.<br />

So ist <strong>im</strong> Eintrag mit Datum vom 9. September<br />

1943 zu lesen: »Auf Kreta sind die ital.<br />

Truppen widerstandslos entwaffnet worden,<br />

auf Rhodos muss die Entwaffnung mit Gewalt<br />

durchgeführt werden. Die ital. 11. Armee<br />

gibt seit 8:00 Uhr die Waffen ab, die ital. H.Gr.<br />

Ost hat die Waffenabgabe bisher abgelehnt.«<br />

Im Rahmen dieser Ereignisse ging das »Massaker<br />

von Kephalonia«, bei dem mehr als<br />

5000 italienische Soldaten getötet wurden, als<br />

trauriger Höhepunkt in die Annalen ein. Die<br />

publizistische und juristische Aufarbeitung<br />

des damaligen Geschehens ist noch längst<br />

nicht abgeschlossen.<br />

Darüber hinaus sorgten die verbliebenen<br />

Kriegsparteien für zusätzliche Verunsicherung.<br />

Beispielsweise meldete Radio Kairo am 8. September<br />

1943, dass die auf dem Balkan stehenden<br />

italienischen Truppen entgegen dem<br />

deutschen »Achse«-Befehl ihre Waffen nicht<br />

niederlegen sollten, dass sie nun dem britischen<br />

General Wilson unterstellt seien und<br />

dass sie fortan gemeinsam mit den Balkanvölkern<br />

gegen Deutschland kämpfen sollen, gut<br />

einen Monat vor dem offiziellen Kriegseintritt<br />

Italiens an der Seite der Alliierten.<br />

Darüber hatte sich die militärische Lage<br />

in der südlichen Ägäis schlagartig geändert<br />

und britische Militärs erkannten darin eine<br />

Sturzkampfbomber Junkers Ju 87 D der 6. Staffel<br />

des StG 3, das massiv in die Kämpfe eingriff<br />

2.2.1943 Untergang der<br />

6. Armee in Stalingrad 5.7.1943 »Unternehmen<br />

Zitadelle«<br />

1943 1944 1945<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

47


SERIE<br />

Der<br />

Luftkrieg<br />

von 1939–1945<br />

Britische Mehrzweckwaffe: Bristols Beaufighter<br />

zeichnete sich als leistungsstarker Langstrecken-<br />

und Nachtjäger sowie Jagd- und Torpedobomber<br />

aus<br />

Foto RAF<br />

Chance: Wenn es jetzt gelänge, den Deutschen<br />

zuvorzukommen und die wichtigsten der bislang<br />

von italienischen Truppen gehaltenen Inseln<br />

der Dodekanes zu besetzen, brächte dies<br />

erhebliche strategische Vorteile: Man könnte<br />

sie als vorgeschobene Flugbasen für Luftangriffe<br />

nutzen, auch gegen die Ölfelder von<br />

Ploesti. Auch könnte man eine neue, durch die<br />

Inseln gut geschützte Versorgungsroute in die<br />

Sowjetunion etablieren: vom Suezkanal über<br />

das östliche Mittelmeer entlang der Süd- und<br />

Italien und die Dodekanes<br />

Die Dodekanes, auch als »Südliche Sporaden«<br />

bezeichnet, bildeten in ihrer langen<br />

Geschichte nie ein eigenes Staatssystem.<br />

Vielmehr waren die südwestlich der heutigen<br />

Türkei gelegenen Inseln seit Menschengedenken<br />

ein Spielball der großen Mittelmeer-Anrainerstaaten.<br />

Minoer, Römer,<br />

Hellenen, Phönizier hinterließen hier ebenso<br />

Spuren wie Byzantiner, Sarazenen, Kreuzritter,<br />

die Stadtstaaten Venedig und Genua<br />

oder auch der Johanniter-Orden. Ab 1523<br />

eroberten osmanische Truppen die Inseln,<br />

bis 1912 gehörten sie zum Osmanischen<br />

Westküste der Türkei durch die Dardanellen<br />

bis ins Schwarze Meer. Und nicht zuletzt böten<br />

die Inseln ausgezeichnete Operationsbasen<br />

für die umfangreiche Agententätigkeit auf<br />

dem Balkan und zur Unterstützung der dortigen<br />

Partisanen. Bereits am 8. September ergab<br />

sich die italienische Garnison auf der weit <strong>im</strong><br />

Osten gelegenen Insel Kastelorizo britischen<br />

Truppen, <strong>im</strong> weiteren Verlauf besetzten diese<br />

auch die Inseln Kos, Kalymnos, Samos, Leros,<br />

Symi und Astypalea … Allerdings blieben sie<br />

Junkers Ju 52/3m (W) des Transportgeschwaders 4<br />

(vormals Lufttransportstaffel (See) 1) während des<br />

Einsatzes auf Leros <strong>im</strong> Herbst 1943<br />

Reich. In jener Zeit entstand der Name Dodekanes<br />

als administrativer Begriff. Er ist<br />

aus der griechischen Bezeichnung für »Zwölf<br />

Inseln« abgeleitet, tatsächlich sind es jedoch<br />

rund 170 – zählt man alle unbewohnten<br />

Eilande sowie kleine, aus dem Wasser<br />

herausragende Felshaufen hinzu. Im italienisch-türkischen<br />

Krieg (1911 bis 1912) besetzten<br />

italienische Truppen die Dodekanes,<br />

auf die auch Griechenland Anspruch erhob.<br />

Der Status blieb lange Zeit umstritten, <strong>im</strong><br />

Frieden von Lausanne (1923) wurden die<br />

Inseln Italien zugeschrieben.<br />

■<br />

<strong>im</strong> Wesentlichen auf sich selbst gestellt, da der<br />

Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in<br />

Süditalien, General Eisenhower, die Entsendung<br />

zusätzlicher Kräfte ablehnte.<br />

Die deutsche Seite wiederum erkannte die<br />

drohende Gefahr. Zudem zog man hier eine<br />

mögliche Invasion des griechischen Festlandes<br />

in Betracht oder zumindest einen Ablenkungsangriff,<br />

was die ohnehin schon<br />

schwierige Lage auf dem Balkan zusätzlich<br />

verschärft hätte. Mehrere Möglichkeiten wurden<br />

erwogen und wieder verworfen, unter<br />

anderem die weitgehende Räumung des griechischen<br />

Festlandes und die Errichtung einer<br />

neuen Verteidigungslinie in der Höhe von Saloniki.<br />

Da dies aber weit mehr Kräfte erfordert<br />

hätte als die Verteidigung der Küsten,<br />

entschied man sich für Letzteres.<br />

Deutschland wird offensiv<br />

Am 6. Oktober 1943 notierte das Kriegstagebuch<br />

des Oberkommandos der Wehrmacht:<br />

»Die wichtigsten Inseln der südlichen Sporaden<br />

(Dodekanes) müssen als Rückendeckung<br />

des Sperrriegels Kreta–Rhodos besetzt bleiben<br />

oder wieder besetzt werden.« Hierfür müssen<br />

Bodentruppen und marit<strong>im</strong>e Kräfte abgestellt<br />

werden, und auch die Luftwaffe ist gefordert:<br />

»Dem Luftwaffenkommando Südost sind<br />

durch den Oberbefehlshaber der Luftwaffe<br />

schon zugeführt: zwei Kampf-, eine Jagdgruppe<br />

sowie je eine Fern-, Nah- und Seeaufklärerstaffel.<br />

Weitere Zuführungen sind beabsichtigt.<br />

Der Schwerpunkt des Luftwaffeneinsatzes<br />

muss vorerst in der Ägäis liegen. Besonders<br />

wichtig ist das rechtzeitige Erkennen feindlicher<br />

Maßnahmen.« Zu diesem Zeitpunkt waren<br />

die Inseln und das Seegebiet der Ägäis<br />

schon längst zum Kampfgebiet geworden.<br />

Deutsche Truppen besetzten oder eroberten<br />

eine Insel nach der anderen, wobei es sowohl<br />

Deutsche als auch Briten mal mit Badogliotreuen,<br />

mal mit »faschistischen« italienischen<br />

Soldaten zu tun bekamen oder mit einer eben-<br />

48


falls bewaffneten, mal der einen oder anderen<br />

Seite zugetanen Zivilbevölkerung. Am 4. Oktober<br />

meldete das »Deutsche Nachrichtenbureau«:<br />

»Die nordwestlich von Rhodos gelegene<br />

und zum Dodekanes gehörende Insel Kos wurde<br />

vor einiger Zeit von britischen Truppen besetzt,<br />

wobei ihnen Badoglio-Truppen offenbar<br />

Vorschub geleistet haben. Die Insel war seither<br />

vor allem Stützpunkt für britische Luftstreitkräfte,<br />

die von dort aus ihre Angriffsflüge gegen<br />

Rhodos durchführten. In den gestrigen<br />

Vormittagsstunden wurden durch entschlossenes<br />

Zugreifen mehrerer deutscher Landungsgruppen,<br />

die sich mit Sturm- und Landungsbooten<br />

unbemerkt der Küste hatten nähern<br />

können, alle wichtigen militä -rischen Anlagen<br />

der Insel Kos in deutsche Hand gebracht.« Bei<br />

diesem »Eisbär« genannten Unternehmen wurden<br />

1388 Engländer, einschließlich eines<br />

Oberstleutnants, und 3145 Italiener gefangen<br />

genommen, 40 Geschütze und 22 teilweise zerstörte<br />

Flugzeuge erbeutet, darunter auch vier<br />

schwere britische Bomber.<br />

Sämtliche Operationen in der Region gingen<br />

mit heftig geführten und für beide Seiten<br />

verlustreichen Schlachten zur See, an Land<br />

und in der Luft einher. Schließlich gipfelten<br />

die Kämpfe <strong>im</strong> Gefecht um Leros. Italien hatte<br />

diese kaum mehr als 54 Quadratkilometer<br />

große Insel zu einem waffenstarrenden Marinestützpunkt<br />

ausgebaut, dem das Eiland auch<br />

den Beinamen »Malta der Ägäis« verdankte.<br />

Aus deutscher Sicht war hier mit dem stärksten<br />

Widerstand zu rechnen. Wie schon bei vorherigen<br />

Landungsunternehmen, sollte die<br />

Luftwaffe die geplante Eroberung von Leros<br />

durch »systematische Bombardierung vorbereiten,<br />

dann durch rollenden Einsatz unterstützen«.<br />

So stürzten sich unter anderem<br />

Stuka der I. und II. Gruppe des Stukageschwader<br />

3 zwe<strong>im</strong>al täglich von Rhodos oder<br />

Athen aus anfliegend auf Befestigungsanlagen,<br />

Batterien und Kriegsschiffe.<br />

Die deutsche Seite hatte mehrere Dutzend<br />

Truppentransporter verloren.<br />

Dennoch verzögerte sich das »Unternehmen<br />

Leopard«, das deutsche Landungsunternehmen<br />

auf Leros, um mehr als einen Monat.<br />

Mal war das Wetter ungeeignet, mal fehlte ausreichender<br />

Schiffsraum oder er wurde von britischen<br />

Streitkräften versenkt … Zwei Versuche<br />

wurden zurückgeschlagen, erst am 13. November<br />

gelang in aller Frühe eine erste Anlandung.<br />

Es folgten tagelange schwere Kämpfe,<br />

die Luftwaffe griff mit hundert und mehr<br />

Flugzeugen gegnerische Stellungen an, nachts<br />

von Junkers Ju 52 der I. und II./TG 4 abgesetzte<br />

abgesetzte Fallschirmjäger lieferten sich<br />

Messerschmitt Bf 109 G-6 der III./<br />

JG 27, Griechenland 1943/44. Seitlich<br />

am Rumpf ist das Emblem der 7. Staffel<br />

und auf der Motorhaube das der III. Gruppe<br />

aufgemalt Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />

heftige Gefechte mit Spezialeinheiten der<br />

»Long Range Desert Group« – bis hin zum<br />

Nahkampf –, am 16. nahm das III./1. Regt.<br />

»Brandenburg« die Stadt Leros ein … Am<br />

17. November meldet das Kriegstagebuch des<br />

Oberkommandos der Wehrmacht: »Auf Leros<br />

hat die feindliche Besatzung kapituliert. 200 Offiziere<br />

und 3000 Mann der britischen und 350<br />

Offiziere und 5000 Mann der italienischen Badoglio-Truppen<br />

wurden gefangen genommen,<br />

16 schwere Flak, 120 Geschütze bis 15 Zent<strong>im</strong>eter<br />

Kaliber, 20 2-cm-Flak und 80 Fla-MG<br />

wurden erbeutet.« Die deutsche Seite hatte<br />

mehrere Dutzend Truppentransporter und<br />

Landungsboote verloren, die britischen Verluste<br />

waren deutlich höher, unter anderem wurden<br />

vier Kreuzer beschädigt, zwei U-Boote sowie<br />

sechs Zerstörer versenkt und vier weitere<br />

beschädigt. Während der Luftkämpfe büßte die<br />

RAF mehr als einhundert Maschinen ein, bei<br />

den Kämpfen in der Ägäis besaßen sie nicht die<br />

absolute Lufthoheit.<br />

In der Folge zogen sich die Briten aus dem<br />

Kampfgebiet zurück. Die Deutschen hingegen<br />

besetzten weitere Inseln, <strong>im</strong> Sommer 1944<br />

auch Kastelnorizo, und sie blieben bis zum<br />

Ende des Krieges. Der wurde allerdings anderswo<br />

entschieden.<br />

■<br />

Kriegsende: Der Kommandant der Ostägäis, Generalmajor Wagner,<br />

per Schiff auf dem Weg zu Kapitulationsgesprächen Foto RAF<br />

November 1943 in Kalamaki bei Athen: Oberfeldwebel Heinrich Bartels (rechts)<br />

und ein weiterer Pilot der IV./JG 27 an Bartels »Rote 13«, einer Bf 109 G-6<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014 49


OLDTIMER<br />

Chance Vought F4U<br />

DIE CORSAIR DER <strong>CLASSIC</strong> FIGHTERS OF AMERICA<br />

Ein Pfundskerl<br />

Fliegende »Schönheit«: Doug Matthews<br />

am Steuer seiner Corsair in der Nähe<br />

seines He<strong>im</strong>atplatzes Ramona in Kalifornien<br />

50


Ihr Äußeres entzweit die Geschmäcker,<br />

auch bringt sie etwas viel Gewicht auf<br />

die Waage. Dennoch lernte man sie<br />

schnell zu schätzen und zu respektieren:<br />

die F4U Corsair. Ein Sammler aus Kalifornien<br />

hat dieser Maschine ein Denkmal<br />

gesetzt<br />

Von Frank Mormillo<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

51


OLDTIMER<br />

Chance Vought F4U<br />

Doug Matthews präsentiert hier die Seite<br />

seiner vor Glanz strahlenden Maschine<br />

Man nannte sie »Schwein«, »Schlauchnase«<br />

oder, besonders plastisch, »Vogel<br />

mit gebogenen Flügeln«. Diese<br />

wenig schmeichelhaften Kosenamen verdankte<br />

die Corsair ihren auffälligen Kons -<br />

truktionsmerkmalen und Landeeigenschaften.<br />

Doch wie so oft sollte man sich auch in<br />

ihrem Falle vom Äußeren nicht täuschen lassen.<br />

Denn schon bald lernten insbesondere<br />

die US-Marines die Corsair zu schätzen, die<br />

<strong>im</strong> Zweiten Weltkrieg wertvolle Erdkampfeinsätze<br />

flog und damit die »Ledernacken«<br />

entlastete. Dies bekamen vor allem die Japaner<br />

zu spüren, die die F4U respektvoll »Flüsternder<br />

Tod« nannten.<br />

In der Tat war die Corsair eine der besten<br />

Propeller-Jagdmaschinen aller Zeiten. Der<br />

Prototyp hob am 29. Mai 1940 zum Erstflug<br />

ab und die Serienflugzeuge nahmen schließlich<br />

<strong>im</strong> Sommer 1942 ihren Dienst auf. Der<br />

»Flüsternde Tod« war <strong>im</strong> Übrigen das erste<br />

US-Jagdflugzeug, welches <strong>im</strong> Horizontalflug<br />

die Grenze von 400 mph (644 km/h) überschritt.<br />

Die Produktion lief bis 1953 – ein Rekord<br />

für kolbenmotorgetriebene US-Kampfflugzeuge.<br />

Insgesamt verließen 12 579 Corsair<br />

die Werkhallen, zuletzt die F4U-7 für die französische<br />

Marine.<br />

Obwohl die Corsair für den Trägerbetrieb<br />

entwickelt worden war, hatte die US Navy<br />

Probleme, den Jäger hierfür zu qualifizieren.<br />

Daher fand der erste Einsatz bei US Navy und<br />

Marine Corps 1943 als landgestützter Jäger<br />

Captain Thomas J. Hudner, Ret., <strong>im</strong><br />

Cockpit der Classic Fighters Corsair <strong>im</strong><br />

September 2011. Er flog <strong>im</strong> Koreakrieg die<br />

Vorbildmaschine<br />

Foto Doug Matthew<br />

Doug Matthews<br />

neben seiner<br />

F4U-4 Corsair<br />

Ensign Jesse L. Brown während des Korea-<br />

Krieges. Hudner (linkes Bild) versuchte ihm<br />

das Leben zu retten<br />

Foto US Navy<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Frank Mormillo<br />

52


Ein waffenstarrender Vogel<br />

Doug Matthew legte bei der Restaurierung seiner Corsair größten Wert auf Authentizität. Für einen Warbird bedeutet dies freilich auch, dass die<br />

Waffen nicht fehlen dürfen. Selbstverständlich handelt es sich hierbei lediglich um funktionsunfähige Nachbildungen.<br />

Sechs Replikate<br />

des Browning MG<br />

Kaliber .50 (drei<br />

auf jeder Seite) einschließlich<br />

Munition<br />

Foto Julie S<strong>im</strong>s<br />

Replikat eines 150-Gallonen-Abwurftanks unter dem Knickflügel<br />

Nachbildung einer 500-Pfund-Bombe<br />

statt. Schließlich änderte man Kabinendach<br />

und Sitzhöhe des Piloten sowie die Höhe des<br />

Spornrads, das Fahrwerk und den Fanghaken;<br />

außerdem erhielt die rechte Flügelvorderkante<br />

einen kleinen keilförmigen Spoiler, was die<br />

Trägerlandeeigenschaften des Jägers auf ein<br />

annehmbares Maß verbesserte.<br />

Es war jedoch die Royal Navy, die damit<br />

begann, Corsair auf Flugzeugträgern einzusetzen.<br />

Großbritannien erhielt die Maschinen<br />

<strong>im</strong> Rahmen des Leih- und Pachtvertrags. Die<br />

neuseeländische Luftwaffe (RNZAF) wiederum<br />

ließ die Corsair <strong>im</strong> Zweiten Weltkrieg von<br />

Landflugplätzen aus starten, genau wie einige<br />

andere Länder noch lange nach dem Krieg<br />

bis 1977! Während des Korea-Kriegs (1950 bis<br />

1953) diente die Corsair als Jagdbomber und<br />

Nachtjäger in vorderster Front bei US Navy<br />

und Marine Corps.<br />

Während der Serienfertigung verbaute<br />

man in der Corsair unterschiedliche Versionen<br />

des Pratt & Whitney R-2800 mit Leistungen<br />

von 2000 bis 2350 PS. Die nur in geringer<br />

Zahl produzierten F2-G Super Corsair erhielten<br />

als Antrieb den 28-Zylinder Pratt &<br />

Whitney R-4360 Wasp Major mit einer Leistung<br />

von mehr als 3000 PS. Die Höchstgeschwindigkeit<br />

des »Flüsternden Todes« reichte<br />

von 419 mph (674 km/h) bei der F4U-1 bis<br />

464 mph (747 km/h) bei der F4U-5. Die Standard-Bewaffnung<br />

bestand aus sechs MG Kaliber<br />

.50 oder vier 20-mm-Kanonen in den<br />

Flügeln. Zudem konnte die Corsair bis zu<br />

1814 Kilogramm Bomben und Raketen unter<br />

Rumpf und Flügeln mit sich führen.<br />

Im Zweiten Weltkrieg erreichte die F4U eine<br />

bestätigte Abschussquote von 11:1, das<br />

heißt, 2140 abgeschossenen Feindflugzeugen<br />

standen 189 eigene Verluste gegenüber. Weitere<br />

Luftsiege erzielte die Corsair <strong>im</strong> Korea-<br />

Krieg, worunter auch der Abschuss eines MiG-<br />

15-Düsenjägers fiel. Das einzige Fliegerass der<br />

US Navy <strong>im</strong> Korea-Krieg und das einzige Fliegerass<br />

in einem kolbenmotorgetriebenen Jagdflugzeug<br />

dieses Krieges, Lt. Guy P. Bordelon,<br />

Im Zweiten Weltkrieg erreichte die F4U eine<br />

bestätigte Abschussquote von 11:1.<br />

erzielte während der letzten Wochen des Konflikts<br />

fünf Abschüsse in einem F4U-5N-Nachtjäger.<br />

Die letzten bekannten Luftsiege erzielte<br />

1969 Major Fernando Soto Henriquez in einer<br />

honduranischen F4U-5 während des sogenannten<br />

»Fußballkrieges« gegen El Salvador.<br />

Gegenwärtig sollen sich noch insgesamt<br />

45 Corsair in den Vereinigten Staaten in<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

53


OLDTIMER<br />

Chance Vought F4U<br />

Die Corsair mit hochgeklappten<br />

Flügeln auf dem Vorfeld<br />

des Classic Fighters Hangars<br />

auf dem Flughafen Ramona<br />

Privatbesitz befinden. Zu den am besten restaurierten<br />

Exemplaren gehört sicherlich<br />

Doug Matthews’ F4U-4, die derzeit in Ramona,<br />

Kalifornien, behe<strong>im</strong>atet ist. Sie wurde<br />

<strong>im</strong> März 1946 mit der Bu-No. 97359 an die<br />

US Navy ausgeliefert und während des Korea-Kriegs<br />

von der VF-44 eingesetzt. Später<br />

ging der Jäger nach Mittelamerika, wo er<br />

1959 von Robert Bean erworben wurde und<br />

15 Jahre lang eingelagert war, bevor man ihn<br />

an Tom Friedkin verkaufte. Friedkin betrieb<br />

sie in seinem Cinema Air Jet Center in Carlsbad,<br />

Kalifornien, und flog sie von 1976 bis<br />

1978 in der Fernsehserie »Pazifikgeschwader<br />

214«. 1988 wurde die Corsair an Ray Hannas<br />

Old Flying Machine Company in Duxford,<br />

England, veräußert, ehe sie über mehrere<br />

Zwischeneigentümer 2007 in den Besitz von<br />

Doug Matthews gelangte, der das Flugzeug<br />

seiner Sammlung »Classic Fighters of America«<br />

hinzufügte.<br />

Matthews nahm mit seiner Corsair an den<br />

Reno National Championship Air Races teil<br />

und beschloss 2011, den Jäger zu Ehren von<br />

Lieutenant Junior Grade Thomas J. Hudner,<br />

Jr. zu restaurieren. Während eines Einsatzes<br />

zur Zeit des Korea-Krieges musste Hudners<br />

Rottenflieger, Ensign Jesse L. Brown, der<br />

erste farbige Pilot der US Navy, am 4. Dezember<br />

1950 in felsigem, schneebedecktem<br />

Gelände hinter den feindlichen Linien bruchlanden.<br />

Als Hudner bemerkte, dass Brown<br />

noch am Leben, aber <strong>im</strong> Cockpit seiner qualmenden<br />

Corsair eingeschlossen war, setzte er<br />

seine Maschine in unmittelbarer Nähe davon<br />

auf und versuchte, Brown aus dem Cockpit<br />

zu befreien. Als Browns F4U zu brennen<br />

begann, versuchte Hudner abwechselnd,<br />

Browns eingeklemmtes Bein freizubekommen<br />

und die Motorverkleidung mit Schnee<br />

zu bedecken, um den schwelenden Brand unter<br />

Kontrolle zu halten. Obwohl schließlich<br />

ein Hubschrauber am Unfallort auftauchte,<br />

gelang es Hudner und dem Hubschrauberpiloten<br />

nicht, Brown freizubekommen, der<br />

schließlich ohnmächtig wurde. Als die Dunkelheit<br />

hereinbrach, waren Hudner und der<br />

Hubschrauberpilot gezwungen, Brown zurückzulassen,<br />

da unklar war, ob sich Feindkräfte<br />

in der Nähe befanden. Brown erlag<br />

schließlich seinen Verletzungen. Hudner erhielt<br />

für den Versuch, seinen Staffelkameraden<br />

zu retten, am 13. April 1951 von Präsident<br />

Harry S. Truman die Medal of Honor.<br />

Im September 2011 traf Matthews Hudner<br />

auf einer Tailhook Convention in Reno, Nevada,<br />

und zeigte dem heldenhaften Navy-Piloten<br />

die Corsair, die dessen Jäger aus dem<br />

Korea-Krieg darstellt.<br />

Matthews bestätigt, dass sich die Corsair <strong>im</strong><br />

Flug ausgezeichnet handhaben lässt.<br />

Die bis ins Detail perfekt restaurierte F4U-4<br />

Corsair fliegt derzeit mit Hudners Namenszug<br />

auf der rechten und Browns auf der linken<br />

Rumpfseite. Oft ist der Jäger mit voller<br />

Bewaffnung (Replikate) zu sehen: sechs MG<br />

Kaliber .50 mit Munition in den Flügeln, acht<br />

5-Zoll-Raketen unter den Außenflügeln und<br />

500-Pfund-Bomben oder zwei Abwurftanks<br />

unter dem Rumpf.<br />

Matthews bestätigt, dass sich die Corsair<br />

<strong>im</strong> Flug ausgezeichnet handhaben lässt und<br />

dass sie leicht auf die Steuerung reagiert und<br />

54


Auch das<br />

Cockpit<br />

ist liebevoll<br />

restauriert<br />

Bei abgebauten Zugangsdeckeln sind Einzelheiten des Pratt & Whitney-<br />

Sternmotors zu erkennen<br />

Für das Fotoshooting in der Nähe von Ramona wurde ein echtes Reflektor-Zielgerät<br />

ins Cockpit eingebaut<br />

Doug Matthews rollt am Flughafen Ramona an den Start<br />

um sämtliche Achsen in allen Geschwindigkeitsbereichen<br />

sehr stabil fliegt. Das Cockpit<br />

ist geräumig und bequem; Instrumente<br />

und Bedienelemente sind gut platziert. Allerdings<br />

beeinträchtigt die lange »Schlauchnase«<br />

die Sicht be<strong>im</strong> Rollen und bei der Landung,<br />

und das Schießen stellt eine etwas<br />

größere Herausforderung dar, da die lange<br />

Nase die Sicht auf den Justierpunkt der Kanonen<br />

behindert.<br />

Zu Matthews Warbird-Sammlung gehört<br />

auch eine P-51D Mustang, mit der er ebenfalls<br />

Rennen in Reno bestreitet. Im Vergleich zu<br />

dieser ist die Corsair weitaus komplexer und<br />

bringt auch deutlich mehr Pfunde auf die<br />

Waage. Während die P-51 nur zwei Hydraulik-Untersysteme<br />

besitzt, hat die Corsair deren<br />

acht! Sie ist in der Bewaffnung überlegen<br />

und verfügt über einen großen Einsatzradius.<br />

»Entsprechend den Forderungen der US<br />

Navy hat die Corsair eine robuste Konstruktion«,<br />

weiß Doug.<br />

Bei Kriegsende wurden alle US-Verträge<br />

für den Bau von Jagdflugzeugen storniert,<br />

bis auf einen – den für die Corsair, was dazu<br />

führte, dass man sie, wie oben erwähnt,<br />

bis 1953 produzierte. Abschließend erklärte<br />

Doug: »Wenn ich <strong>im</strong> Pazifik in den Krieg<br />

müsste, würde aufgrund ihrer Reichweite, Bewaffnung,<br />

ihres Komforts und ihrer Stra -<br />

pazierfähigkeit meine Wahl auf die F4U-4 fallen.<br />

Fände der Krieg in Europa statt, würde<br />

ich die P-51 zwar für Begleitschutzaufgaben<br />

vorziehen, aber die Corsair für jegliche Art<br />

von Bodeneinsatz verwenden. Ich habe beide<br />

rund 500 Stunden geflogen und ich fühle<br />

mich geehrt.«<br />

■<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

55


MODELLBAU<br />

MESSERSCHMITT BF 109 G-6 LATE & EARLY VERSION IN 1:32 VON REVELL<br />

Erschwinglicher Topjäger<br />

Die Bf 109 G-6 in der frühen Version, wie sie <strong>im</strong><br />

Februar 1944 auf dem Flugfeld von Ludwigslust<br />

<strong>im</strong> Norden Deutschlands zu sehen war<br />

Im Juli vergangenen Jahres brachte Revell<br />

ihre lang angekündigte Bf 109 G-6 late &<br />

early <strong>im</strong> Großmaßstab in die Läden. Der Kit<br />

besteht aus 182 recht sauber gefertigten Bauteilen,<br />

die sehr fein gravierte Oberflächendetails<br />

besitzen. Mit der umfangreichen Cockpiteinrichtung<br />

kann der Arbeitsplatz des<br />

Piloten sehr gut nachgebaut werden. Aufgrund<br />

der separaten Ruderflächen ist es dem<br />

Modellbauer überlassen, diese in verschiedenen<br />

Stellungen anzubringen. Andreas Höhne<br />

nahm sich des finalen Testshots an, der noch<br />

keine Abziehbilder hatte. Aber dies war für<br />

Höhne kein Problem, da er aus der Ersatzteilkiste<br />

sich »seine« Maschine zusammensuchte.<br />

Der Cockpitbereich konnte recht problemlos<br />

bemalt und zusammengebaut<br />

werden. Das einzige Manko ist das<br />

Instrumentenbrett, das leider keine<br />

erhabenen Uhrenkonturen bei den<br />

einzelnen Instrumenten aufweist.<br />

Diese sind für die 14 einzeln ausgeschnittenen<br />

Instrumentendecals vorgesehen.<br />

Leider sind die Gurte am<br />

Sitz mit angegossen und so griff er<br />

auf entsprechende Decals zurück.<br />

Nachdem die recht gut wiedergegebenen<br />

Fahrwerksschächte in die Tragflä-<br />

Modellbausatz: Messerschmitt Bf 109 G-6<br />

late & early version<br />

Kit-Nr.: 04665<br />

Maßstab: 1:32<br />

Hersteller: Revell<br />

Preis: 24,99 €<br />

Kommentar: Neuer Spritzgussbausatz,<br />

182 Bauteile<br />

Plus: Gratfreie Bauteile, sehr gutes Cockpit<br />

und Fahrwerk, separate Ruderflächen,<br />

glasklare Kanzelteile<br />

Minus: Keine Pilotenfigur enthalten<br />

Die neuen Abgasstutzen von Quickboost, fertig<br />

bemalt zum Einbau<br />

Foto Andreas Höhne<br />

Die Einstiegsseite der »109« mit abgesenkten<br />

Klappen und das Wappen vom JG 54, 9. Staffel<br />

Die gesamte Cockpiteinrichtung ist nach der<br />

Bemalung für den Einbau bereit Foto Andreas Höhne<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Othmar Hellinger; Modell Andreas Höhne<br />

56


Aus der Vogelperspektive<br />

sieht man gut<br />

die Tarnung auf<br />

den Tragflächen<br />

in RLM 74 und<br />

RLM 75<br />

Aus Liebe<br />

zum Detail<br />

Auf der in<br />

RLM 76 Lichtblau<br />

gehaltenen<br />

Unterseite der<br />

Bf 109 G-6 sind<br />

die Blechstöße<br />

dezent gealtert<br />

dargestellt<br />

che eingebaut<br />

waren, konnten diese zusammengeklebt<br />

und mit den diversen<br />

Kühlern versehen werden. Die Klappen<br />

und Ruder sind zum großen Teil beweglich<br />

darzustellen, was aber nicht viel Sinn<br />

hat, da die Gelenke viel zu filigran sind.<br />

Für die Bemalung kamen die Farbtöne<br />

RLM 74, 75 und 02 für die Oberseiten und<br />

Die Bf 109 G-6 ist noch kein Jahr auf<br />

dem Markt und schon schiebt Revell<br />

<strong>im</strong> Januar 2014 die Bf 109 G-10 Erla<br />

nach. Der Kit hat ebenfalls sehr fein<br />

gravierte Oberflächen, separate Ruderflächen<br />

und ein toll eingerichtetes Cockpit.<br />

Dazu kommen noch sehr gut gedruckte<br />

Decals für zwei Ausführungen.<br />

RLM 76 für die Unterseite zum Einsatz.<br />

Fazit: Ein toller Kit zum erschwinglichen<br />

Preis, der nach mehr verlangt!<br />

Othmar Hellinger/Andreas Höhne<br />

Jeden Monat<br />

neu am Kiosk!<br />

Die Maschine ist von Oberleutnant Wilhelm<br />

Schling als Staffelkapitän be<strong>im</strong> »Grünherzgeschwader«<br />

geflogen worden<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014


MODELLBAU<br />

Das Modell hat eine Vampire<br />

der 16 Squadron zum Vorbild,<br />

wie sie auf dem sommer -<br />

lichen Vorfeld des Militärflugplatzes<br />

Celle in Norddeutschland<br />

zu sehen war<br />

D.H. VAMPIRE FB.5 IN 1:72 VON CYBER-HOBBY<br />

Edler »Vampir«<br />

Der asiatische Hersteller cyber-hobby hat derlich zu spachteln. Harald Ziewe konnte<br />

wieder einen großartigen Bausatz auf sich mit feinem Nachschleifen begnügen. Das<br />

den Markt gebracht, dessen Spritzlinge jeden Cockpit ist etwas schlicht geraten und kann<br />

Modellbauer begeistern. Alle Teile sind sauber<br />

geformt, hervorragend und fein graviert. gewertet werden. Den Schleudersitz muss<br />

von jedem Modellbauer ohne Probleme auf-<br />

Zudem kommt der Kit ohne Gussgrat aus man mindestens einen Mill<strong>im</strong>eter nach oben<br />

und alles ist sehr detailliert und komplex gestaltet.<br />

Die beiden großen Rumpfteile sind Schritt befolgt, kann sich darauf verlassen,<br />

versetzen. Wer die Bauanleitung Schritt für<br />

mit angegossenen Tragflächen waagerecht dass alles klappt. Die Cockpithaube ist zweiteilig<br />

und passt <strong>im</strong> geschlossenen Zustand<br />

getrennt und ermöglichen eine problemlose<br />

Montage. Die Bauelemente sollten allerdings mit der Frontscheibe nicht exakt zusammen.<br />

mit einer kleinen Säge abgetrennt werden, da So empfiehlt es sich, die Haube offen darzustellen.<br />

Nachdem das Flugzeug grundiert<br />

der Kunststoff hart und spröde ist. Be<strong>im</strong> Zusammenkleben<br />

empfiehlt es sich, die Teile worden war, trug Ziewe eine silberne Farbschicht<br />

über das komplette Modell auf. Da-<br />

zuerst zusammenzufügen und dann flüssigen<br />

Kleber in die Klebenaht – am besten innen<br />

– hineinfließen zu lassen. Dadurch wer-<br />

Bausatz stellt eine Maschine der 16 Squadron<br />

nach brachte er die dünnen Decals an. Der<br />

den Klebewülste und Nacharbeit vermieden. der Royal Air Force dar, die <strong>im</strong> Jahre 1954 in<br />

Auch war es bei diesem Modell nicht erfor-<br />

Celle stationiert war.<br />

Othmar Hellinger/Harald Ziewe<br />

Oben: cyber-hobby hat gute Arbeit geleistet mit<br />

der Vampire, die sehr gut auf die Maßstabszeichnungen<br />

passt. Unten: Klare Doppelrumpfausführung<br />

der ersten Jetflugzeuge von de Havilland<br />

in Metall- bzw. Holzbauweise<br />

Die Vampire FB.5 mit großen Zusatztanks.<br />

Hier dargestellt vor dem Hangar auf dem<br />

Flugplatz Celle, wo sie 1954 stationiert war<br />

Modellbausatz: D.H. Vampire FB.5<br />

Kit-Nr.: 5085<br />

Maßstab: 1:72<br />

Hersteller: cyber-hobby<br />

Preis: 29,99 €<br />

Kommentar: Neuer Spritzgussbausatz,<br />

Decals für neun RAF-Maschinen<br />

Plus: Toll gravierte Oberflächen und -strukturen,<br />

sehr gute Abziehbilder<br />

Minus: Einfaches Cockpit<br />

Modell und Fotos Harald Ziewe<br />

58


Revell 04383 Blohm &<br />

Voss Bv222 in 1:72<br />

AUSBLICK AUF DAS MODELLJAHR 2014<br />

Frohe Verkündung!<br />

Alle Jahre wieder: Was für das Kind das<br />

Weihnachtsfest, ist für den Modellbauer<br />

die große Jahrespressekonferenz von Revell.<br />

Denn dieser Tag ist <strong>im</strong>mer auch der Startschuss<br />

für die Neuheiten, die die Szene <strong>im</strong><br />

nächsten Jahr erwarten kann. So wird 2014 erneut<br />

mit einer Reihe toller Modelle beginnen,<br />

wozu zu Jahresbeginn die Bf 109 G-10 Erla<br />

in 1:32 gehört. Dem folgen bis April <strong>im</strong> gleichen<br />

Maßstab Spitfire Mk.II, Hawker Hunter<br />

FGA.9/Mk.58, Mosquito Mk.IV und Vought<br />

F4U-1D. Die letzten drei Kits kommen aus den<br />

bekannten Formen von Revell. Für die Liebhaber<br />

der Doppeldecker legt der Hersteller die<br />

Sopwith Camel und die Spad XIII in 1:28 auf.<br />

Revell 04888 Messerschmit Bf 109 G-10 Erla<br />

in 1:32<br />

Foto Revell<br />

Fotos (2) Revell<br />

Revell 05794 Gif Set Flying<br />

Legends 8th USAAF in 1:72<br />

In 1:48 kommen noch die altbekannte PBY-5A<br />

Catalina aus Monogram-Formen und ein nagelneuer<br />

Tornado IDS.<br />

Mit einem Paukenschlag wartete Airfix in<br />

Telford auf: Sie bringen 2014 eine Hawker Ty -<br />

phoon <strong>im</strong> Maßstab 1:24 in die Läden. Was aus<br />

Fernost zu erwarten ist, kann man nur vermuten,<br />

und wir hoffen, auf der Spielwarenmesse<br />

in Nürnberg mehr zu erfahren. Von Italeri<br />

kam noch vor Weihnachten die Nachricht,<br />

dass endlich die F-104G in 1:32 ausgeliefert<br />

wird. Zoukei-Mura brachte vor Weihnachten<br />

die J2M3 Raiden und die Shinden in 1:48. Warten<br />

wir gespannt, was das neue Jahr für Überraschungen<br />

bereithält! Othmar Hellinger<br />

Airfix Hawker Typhoon Mk.I in 1:24 wird ein<br />

Hammermodell werden<br />

Foto Airfix<br />

Die Deutschen Luftstreitkräfte zeigten sich <strong>im</strong> Ersten Weltkrieg be<strong>im</strong> Tarnen ihrer Flugzeuge<br />

ausgesprochen kreativ. Am Modell der Halberstadt CI.IV zeigt ModellFan, wie<br />

man die Lozenge-Tarnung geschickt am Bausatz<br />

umsetzt. Die aktuelle Ausgabe von<br />

ModellFan<br />

(1/2014) ist<br />

am Kiosk erhältlich!<br />

Modellbau-News<br />

REVELL<br />

Bristol F.2B Fighter in 1:48<br />

(Kit: 04873). Der Hersteller<br />

aus Bünde erfreut uns Mo -<br />

dellbauer mit dem bekannten<br />

Kampfflugzeug aus dem<br />

Ersten Weltkrieg <strong>im</strong> Quaterscale. Der Kit besitzt<br />

ansprechende Oberflächendetails und ein gut<br />

ausgestattetes Cockpit mit Flugzeugführerstand und<br />

Bombenschützen/Beobachterstand dahinter. Mit<br />

den Decals lassen sich zwei Maschinen der engli -<br />

schen Luftstreitkräfte darstellen. Preis: 19,99 €<br />

SPECIAL HOBBY/MPM<br />

Fiat G50-II Freccia (Finish AF)<br />

und Fiat G.50bis Regia Aero -<br />

nautica in 1:32 (Kit: SH32044<br />

bzw. SH32056). Die Tschechen<br />

haben das berühmte Jagdflugzeug<br />

in gleich zwei Aufmachungen<br />

herausgebracht. Die Bauelemente sind mit feinen<br />

Gravuren versehen, Sternmotor aus Resin-Teilen<br />

und ein gut eingerichtetes Cockpit vervollständigen<br />

den Kit. Mit den tollen Decals lassen sich jeweils<br />

vier Maschinen darstellen. Preis: je 54,99 €<br />

AZUR/MPM<br />

Morane-Saulnier MS-406C.1<br />

»Czechoslovak & Polish Pi -<br />

lots« in 1:72 (Kit: A111). Der<br />

tschechische Hersteller bringt<br />

das französische Jagdflugzeug mit Markierungen<br />

von tschechoslowakischen und polnischen Piloten<br />

auf den Markt. Die Teile weisen recht ansprechende<br />

Oberflächengravuren auf, das Cockpit ist gut einge -<br />

richtet. Mit den hervorragenden Decals lassen sich<br />

vier Maschinen bauen. Preis: 21,99 €<br />

AIRFIX/GLOW2B<br />

Gloster Javelin FAW.9/9R<br />

in 1:48 (Kit: A12007). Die<br />

Engländer kommen mit ei -<br />

nem wahren Spitzenmodell<br />

heraus. Das ungewöhnliche<br />

Kampfflugzeug wurde schon sehr lange erwartet.<br />

Die Bauteile verfügen über sehr gute Oberflächengravuren<br />

und -details, ein gut gestaltetes Cockpit<br />

und separate Ruder. Zudem begeistern heraus -<br />

ragende Fahrwerksdetails und -schächte den Mo -<br />

dell bauer. Eine farbige Bemalungsanleitung berei -<br />

chert den Kit zusätzlich. Die gelungenen Decals<br />

lassen den Bau von drei britischen Flugzeugen zu.<br />

Preis: 69,99 €<br />

EDUARD<br />

I-16 Type 18 »Rata« und F6F-<br />

5 Hellcat Weekend Edition in<br />

1:48 (Kit: 8465 bzw. 8434).<br />

Die Firma aus Tschechien ist<br />

mit zwei Weekend-Kits in die<br />

Regale gekommen. Die Bauteile<br />

sind gratfrei gefertigt und weisen<br />

feine Oberflächengravuren auf. Die Inneneinrichtung<br />

und das Fahrwerk sind sehr gut wiedergegeben, bei<br />

der Hellcat ist zudem der Motor gelungen. Mit den<br />

tollen Decals kann je eine Maschine gebaut werden.<br />

Preis: je 13,99 €<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

59


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TERMINE / MUSEUMSTIPP<br />

TERMINE 2014<br />

FÜR DEUTSCHLAND,<br />

ÖSTERREICH UND SCHWEIZ<br />

APRIL<br />

10.–13. April<br />

AERO – Messe für allgemeine Luftfahrt,<br />

Messe & Flughafen Friedrichshafen,<br />

www.messe-friedrichshafen.de<br />

MAI<br />

3./4. Mai<br />

Flugtage, Verkehrslandeplatz Chemnitz-<br />

Jahnsdorf, www.grossflugtage.de<br />

20.–25. Mai<br />

ILA Berlin Air Show, Messe für Luft &<br />

Raumfahrt, Flughafen Berlin Schönefeld,<br />

www.ila-berlin.de<br />

23.–25. Mai<br />

Klassikwelt am Bodensee, Messe Friedrichshafen,<br />

www.klassikwelt-bodensee.de<br />

30. Mai/1. Juni<br />

Militärhistorisches Treffen/Flugtag,<br />

Verkehrslandeplatz Grossenhain,<br />

www.grossflugtage.de<br />

JUNI<br />

16.–27. Juni<br />

NATO Tiger Meet, Taktisches Luftwaffengeschwader<br />

51, Fliegerhorst Schleswig/Jagel,<br />

www.natotigers.org<br />

27.–29. Juni<br />

31. Pipertreffen PA-18/J3, Verkehrslandeplatz<br />

Rendsburg-Schachtholm,<br />

www.Pipertreffen2014.de<br />

28./29. Juni<br />

Fly-In, Ambri, Schweiz, www.p3aviation.ch<br />

JULI<br />

4./5. Juli<br />

Flugtage, Verkehrslandeplatz Altenburg-<br />

Nobitz, www.grossflugtage.de<br />

5. Juli<br />

Int. DC-3 Fly-In, Flughafen Salzburg,<br />

Österreich, www.dc-3flyin.com/wp<br />

AUGUST<br />

8.–10. August<br />

Flugtage, Verkehrslandeplatz Bautzen,<br />

www.flugtage-bautzen.de<br />

23. August<br />

Hunterfest, St. Stephan, Schweiz,<br />

www.hunterverein.ch<br />

23. August<br />

Tag der offenen Tür mit Flugvorführungen –<br />

Jagdgeschwader 73, Fliegerhorst Laage,<br />

www.airshow-laage.de<br />

30./31. August<br />

AIR 14 Teil I – 100 Jahre Schweizer<br />

Luftwaffe, Fliegerhorst Payerne, Schweiz,<br />

www.lw.admin.ch/internet/luftwaffe/de/<br />

home/themen/100jahre.html<br />

SEPTEMBER<br />

6./7. September<br />

Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Wers -<br />

hofen/Eifel, www.flugtag-wershofen.de<br />

6./7. September<br />

Flugtag, Verkehrslandeplatz Pirmasens,<br />

www.flugtag-pirmasens.de<br />

6./7. September<br />

AIR 14 Teil II – 100 Jahre Schweizer<br />

Luftwaffe, Fliegerhorst Payerne, Schweiz,<br />

www.lw.admin.ch/internet/luftwaffe/de/<br />

home/themen/100jahre.html<br />

EUROPA<br />

MAI<br />

24./25. Mai<br />

D-Day Airshow, Duxford, Großbritannien,<br />

www.iwm.org.uk<br />

25. Mai<br />

Airshow, Volkel, Niederlande,<br />

www.volkelindewolken.nl/vliegshow<br />

JUNI<br />

7./8. Juni<br />

Oldt<strong>im</strong>er Airshow, La Ferte Alais/Cerny,<br />

Frankreich, www.ajbs.fr<br />

8. Juni<br />

Airshow, RAF Cosford, Großbritannien,<br />

www.cosfordairshow.co.uk<br />

20./21. Juni<br />

Airshow, Gilze Rijen Airbase, Niederlande,<br />

www.defensie.nl/luchtmachtdagen<br />

21./22. Juni<br />

Airshow, Flughafen Vaernes-Trondhe<strong>im</strong>,<br />

Norwegen, www.varnesairshow.no<br />

22. Juni<br />

Airshow – 100 Jahre Militärluftfahrt, Karup<br />

Air Base, Dänemark, www.danishairshow.dk<br />

27.–29. Juni<br />

Internationale Airshow, Rom, Italien,<br />

www.romaairshow.net<br />

JULI<br />

12./13. Juli<br />

Flying Legends Airshow, Duxford,<br />

Großbritannien, www.iwm.org.uk<br />

12./13. Juli<br />

Royal International Air Tattoo (RIAT), RAF<br />

Fairford, Großbritannien, www.airtattoo.com<br />

14.–20. Juli<br />

Farnborough International Airshow,<br />

Farnborough, Großbritannien,<br />

www.farnborough.com<br />

26./27. Juli<br />

Red Bull Air Race, Gdynia, Polen,<br />

www.redbullairrace.com<br />

AUGUST<br />

9./10. August<br />

Internationale Airshow, Oulu, Finnland,<br />

www.tourdesky.fi<br />

SEPTEMBER<br />

6./7. September<br />

The Duxford Airshow, Duxford, Großbritannien,<br />

www.iwm.org.uk<br />

6./7. September<br />

CIAF Airshow, Hradec Kralove, Tschechien,<br />

www.airshow.cz<br />

12. & 14. September<br />

International Sanicole Airshow,<br />

Leopoldsburg/Hechtel, Belgien,<br />

www.airshow.sanicole.com<br />

13./14. September<br />

Airshow, Kleine Brogel Airbase, Belgien<br />

OKTOBER<br />

11. Oktober<br />

Herbst Airshow, Duxford, Großbritannien,<br />

www.iwm.org.uk<br />

WELTWEIT<br />

FEBRUAR<br />

11.–16. Februar<br />

Singapur Airshow, Changi Exhibition Centre,<br />

Singapur, www.singaporeairshow.co<br />

MÄRZ<br />

25.–30. März<br />

Internationale Messe für Luft- und Raumfahrt<br />

FIDAE, Santiago, Chile, www.fidae.cl<br />

APRIL<br />

1.–6. April<br />

Sun ’n’ Fun Fly-In, Lakeland, Florida, USA,<br />

www.sun-n-fun.org<br />

18.–20. April<br />

Warbirds Airshow, Wanaka, Neuseeland,<br />

www.warbirdsoverwanaka.com<br />

23.–26. April<br />

Airshow, Marrakech, Marokko,<br />

www.marrakechairshow.com<br />

MAI<br />

31. Mai/1. Juni<br />

Airshow, La Crosse, Wisconsin, USA,<br />

www.airfest.com<br />

JUNI<br />

28./29. Juni<br />

Airshow, Dayton, Ohio, USA,<br />

www.daytonairshow.com<br />

JULI<br />

28. Juli–3. August<br />

EAA AirVenture Oshkosh, Wittman Regional<br />

Airport, Wisconsin, USA, www.airventure.org<br />

Alle Angaben sind ohne Gewähr.<br />

Kurzfristige Änderungen treten häufig ein,<br />

eventuell be<strong>im</strong> Veranstalter nachfragen!<br />

Sie planen eine Veranstaltung? Teilen Sie<br />

uns diese bitte möglichst frühzeitig mit:<br />

Fax: 09 51/428 23, E-Mail: janluftfahrt@aol.com,<br />

Alexander Nüßlein, J.A.N. Luftfahrtdokumentation<br />

BÜCHER<br />

ERIK MOMBEECK<br />

Luftwaffe Gallery 4<br />

ROMAIN HUGAULT U. A.<br />

Über den Wolken<br />

Luftwaffe Gallery 4<br />

Photos & Profiles<br />

Zweisprachig englisch/polnisch<br />

56 Seiten, 86 s/w- und sieben<br />

Farbfotos, 28 Farbprofile. Eigenverlag.<br />

ISBN 978-2-930546-12-4.<br />

Preis: 18,00 €.<br />

Bezugsquelle: Sound Tonträger/<br />

Bücher, Tel. 0177/288 29 68,<br />

www.sound-bm.com<br />

Band 4 der Serie aus Belgien beinhaltet<br />

erneut eine faszinierende Vielfalt aus oft<br />

unveröffentlichtem Bildmaterial und zugehörigen<br />

erstklassigen Farbprofilen. Der<br />

Themenmix aus Text und Bild hat folgende<br />

Schlaglichter zu bieten: Der Adler<br />

als persönliches Wappen an deutschen<br />

Kampfflugzeugen; die Tarnschemen der<br />

Bf 109 F-4 der III./JG 3 <strong>im</strong> Frühjahr 1942;<br />

die Farbgebung der Rumpfbänder der<br />

III./JG 6 1944/45 sowie einige Farbfotos<br />

der Ju 87. In der »Equipment Gallery«<br />

geht es diesmal um W<strong>im</strong>pel und Wappen<br />

aus Metall sowie um Abschussstöcke. Fazit:<br />

wie <strong>im</strong>mer sehr empfehlenswert für<br />

Historiker und Modellbauer. WM<br />

Die beiden Comic-Bände »Duelle« und<br />

»Kämpfe« sind nicht nur ein Leckerbissen<br />

für die Liebhaber spannender historischer<br />

Comics. Die brillanten und detailreichen<br />

Zeichnungen machen die Alben zugleich<br />

zur Fundgrube für alle Freunde der historischen<br />

Luftfahrt. Hugault und Hautière<br />

erzählen die packende Geschichte der<br />

Freundschaft zweier Rennpiloten aus<br />

Amerika und Frankreich, die wegen einer<br />

schönen Frau zu Feinden werden, schließlich<br />

aber doch als Fliegerkameraden in<br />

der Luftschlacht um England gemeinsam<br />

gegen die deutsche Luftwaffe kämpfen.<br />

Ein unbedingt sehens- und lesenswertes<br />

Comic-Erlebnis!<br />

SK<br />

Über den Wolken<br />

Band 1: Duelle, Band 2: Kämpfe<br />

Je 50 Seiten, farbige Abbildungen.<br />

Zeichnungen und Kolorierung:<br />

Romain Hugault, Text:<br />

Regis Hautière.<br />

Salleck Publications.<br />

ISBN 978-3-89908-288-3.<br />

Preis: Je Band 12,90 €.<br />

Bezugsquelle: Eckart Schott<br />

Verlag, Tel. 06356/910 62,<br />

www.salleck-publications.de<br />

62


Ein Blick in die historische<br />

Halle mit Bf 109,<br />

MiG-15 und SG 38<br />

Zahlreiche<br />

Modelle<br />

wie diese<br />

Fw 190 A-8<br />

bereichern<br />

das Museum<br />

Neben der<br />

MiG-21 ist<br />

eine passende<br />

Pilotenkombination<br />

ausgestellt<br />

Fotos Bernd Kienle<br />

Fliegermuseum Bad Wörishofen<br />

Stilecht in einer historischen Segelfliegerhalle<br />

hat der 2004 gegründete Förderverein ein<br />

kleines Museum eingerichtet mit dem Ziel, die<br />

Fliegerstadt Bad Wörishofen vorzustellen.<br />

Zahlreiche Exponate wie Modelle, Flugzeugteile,<br />

Instrumente, Ausrüstung, Dokumente,<br />

Fotos und ein sehenswertes Flugplatzdiorama<br />

laden zum Verweilen ein. Die größten Exponate<br />

sind eine MiG-21MF der ehemaligen DDR-<br />

Luftstreitkräfte, eine Messerschmitt Bf 109 G-10<br />

<strong>im</strong> Aufbau und ein Schulgleiter SG 38.<br />

Die Bf 109 G-10 stellt die Werknummer<br />

151492, »Gelbe 7« der III./JG 3 »Udet« dar<br />

und ist ein originalgetreuer Neubau aus der<br />

Werkstatt von Werner Kölzsch.<br />

Bad Wörishofens Fluggeschichte begann<br />

1934, als der Segelflugverein gegründet wurde.<br />

Aus dieser Zeit stammt auch die Halle des<br />

Museums. Ab 1938/39 nutzte man den Flugplatz<br />

überwiegend militärisch. Zeitweise<br />

waren hier Heinkel He 111 stationiert, aber<br />

später hauptsächlich das JG 3 in der Reichsverteidigung.<br />

Zuletzt flogen auch Me 262 von<br />

hier aus Einsätze.<br />

1950 wurde der Segelfliegerverein neu gegründet<br />

und ab 1961 gab es auch wieder Motorflieger<br />

am Platz. 1965 tauchten die ersten<br />

Modellflieger auf und seit dem Jahr 1977 nutzen<br />

auch Fallschirmspringer Wörishofen für<br />

ihr Hobby.<br />

Peter W. Cohausz ■<br />

Das beeindruckende Flugplatzdiorama<br />

Checkliste<br />

Fliegermuseum Bad Wörishofen<br />

Kontakt:<br />

Förderverein Fliegermuseum Bad Wörishofen e.V.<br />

Eichwaldstraße 25<br />

86825 Bad Wörishofen<br />

Tel.: 0171/300 20 18<br />

Fax: 08247/33 48 70<br />

E-Mail: Fritz.Giritsch@t-online.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Jeden ersten Samstag <strong>im</strong> Monat 14:00–18:00 Uhr,<br />

Vereinbarung anderer Termine telefonisch möglich.<br />

Das Museum befindet sich an der Kemptener<br />

Straße 1 <strong>im</strong> Stadtteil Gartenstadt.<br />

MUSEUMSTIPP<br />

J. PASIECZNY U. A.<br />

Strahljäger der Luftwaffe<br />

ROB MULDER, GÜNTHER OTT<br />

Condor in Dänemark<br />

Last Hope of the Luftwaffe –<br />

Me 163, He 162, Me 262<br />

Mini Topcolors 37<br />

Zweisprachig englisch/polnisch<br />

18 S., zehn farbige Mehrseitenansichten<br />

sowie Decals. OW Kagero. ISBN<br />

978-83-62878-71-0. Preis: 18,50 €.<br />

Bezugsquelle: Sound Tonträger/<br />

Bücher, Tel. 0177/288 29 68,<br />

www.sound-bm.com<br />

Alle drei in der letzten Kriegsphase noch<br />

eingesetzten deutschen Strahljägermuster<br />

werden hier anhand farbiger Mehrseitenansichten<br />

mit kompakter Erläuterung<br />

vorgestellt. Zugehörige Fotos gibt<br />

es nicht. Neben drei Me 163 B, darunter<br />

die V53 »Weiße 9« von Unteroffizier<br />

Schiebler, 1./JG 400, sind eine He 162<br />

A-1 sowie drei A-2 zu bewundern. Den<br />

Abschluss bilden drei Me 262, darunter<br />

eine A-2a der 2./KG 51 mit dem Kennzeichen<br />

9K+DK, geflogen von Oberfeldwebel<br />

Wieczorek. Alle Jäger haben ausgesucht<br />

individuelle Markierungen, die<br />

in den Maßstäben 1:72, 1:48 und 1:32 als<br />

hochwertige Decals beiliegen. WM<br />

Erstmals wird hier detailliert die Geschichte<br />

der Fw 200 bei Danish Air Lines<br />

zwischen 1938 und 1946 beschrieben. Dabei<br />

kommt kaum Bekanntes zutage –<br />

etwa, dass die Royal Air Force nach<br />

Kriegsende zwei zusätzliche Flugzeuge<br />

bereitgestellt hat, um den Linienbetrieb<br />

aufrechtzuerhalten. Zudem wird auf die<br />

Entstehungsgeschichte der Condor ebenso<br />

eingegangen wie auf ihre Laufbahn bei<br />

anderen Airlines. Akribisch recherchiert<br />

und unter anderem mit den Lebensläufen<br />

aller zivil genutzten Fw 200 versehen,<br />

schließt das Buch eine große Lücke in der<br />

Geschichtsschreibung europäischer Zivilluftfahrt.<br />

Absolut empfehlenswert! WM<br />

Focke-Wulf Fw 200 with Danish<br />

Air Lines in War and Peace<br />

1938–1946<br />

In englischer Sprache<br />

160 S., 222 s/w- und Farbfotos<br />

sowie zehn Farbprofile. European<br />

Airlines. www.europeanairlines.no<br />

ISBN 978-82-997371-7-3.<br />

Preis: 34,95 €.<br />

Bezugsquelle: Fachbuchhandlung<br />

Schmidt, Tel. 089/70 32 27,<br />

www.christian-schmidt.com<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

63


OLDTIMER<br />

100 Jahre Marineflieger<br />

DIE FLIEGENDEN SEEFAHRER<br />

Zwischen H<strong>im</strong>mel<br />

Stets standen sie etwas <strong>im</strong> Schatten der Luftwaffe, doch waren sie<br />

in der deutschen Militärgeschichte ein unverzichtbares Element: die<br />

Marineflieger. 2013 feierten sie ihren 100. Geburtstag! Von Rolf Stünkel<br />

Petrus bot einen typisch norddeutschen<br />

Mix aus Regen und Sonne, als der Fliegerhorst<br />

Nordholz bei Cuxhaven seinen<br />

großen Auftritt hatte: Vom 16. bis 18. August<br />

wurde hier der 100. Geburtstag der Marineflieger<br />

gefeiert. Aktive und Ehemalige, Angehörige,<br />

Fans und Spotter waren gekommen,<br />

um ihre Verbundenheit mit der kleinen<br />

marit<strong>im</strong>en Streitmacht zu demonstrieren – zu<br />

einem Zeitpunkt, da diese sich auf einen einzigen<br />

von ehemals vier fliegenden Standorten<br />

konzentriert hatte. Auf dem traditionsreichen<br />

Fliegerhorst Nordholz, einem Gelände mit<br />

großer Luftschiff-Vergangenheit, befinden<br />

sich seit Oktober 2012 Hubschrauber und Flä-<br />

chenflugzeuge der Marine und damit alles,<br />

was für die Flotte fliegt.<br />

Die Tornado-Jets, bis zur Wende einmal<br />

Hauptelement der Seekriegsführung aus der<br />

Luft, sind schon seit 2005 nicht mehr für die<br />

Marine <strong>im</strong> Einsatz. So passte es gut, dass ein<br />

Jagdbomber mit der Seitennummer 45+30 –<br />

sonst auf dem benachbarten Museumsgelände<br />

»Aeronauticum« direkt am Fliegerhorst<br />

abgestellt – extra für dieses Jubiläum gesäubert<br />

und auf Hochglanz gebracht wurde. Das<br />

Waffensystem Tornado wurde 1982 als Nachfolger<br />

des legendären »Starfighter« – auch er<br />

steht selbstverständlich <strong>im</strong> »Aeronauticum« –<br />

bei der Bundeswehr eingeführt. Der mit viel<br />

Vorschusslorbeeren bedachte Fly-by-Wire-Jet<br />

mit den Schwenkflügeln, von Insidern auch<br />

liebevoll »Klappdrachen« genannt, kam zuerst<br />

bei der kleinsten Teilstreitkraft Marine<br />

und erst danach bei der Luftwaffe zum Einsatz;<br />

das erfüllt noch heute altgediente Marineflieger<br />

mit Stolz.<br />

Die 45+30 ist nicht irgendein Flugzeug; sie<br />

hat eine Sonderlackierung und wurde auf<br />

dem damaligen Marinefliegerhorst Tarp/Eggebek<br />

bis zu dessen Außerdienststellung <strong>im</strong><br />

Jahre 2005 für Flugvorführungen genutzt. Seither<br />

ziert der <strong>im</strong>posante Flieger das Gelände<br />

des Marinefliegermuseums in Nordholz. Das<br />

Flugzeug war über die Jahre ein wenig unan-<br />

64


und Wellen<br />

sehnlich geworden und sollte nun für das<br />

große Jubiläum herausgeputzt werden. Ehemalige<br />

Piloten, Waffensystemoffiziere und<br />

Techniker der Traditionsgemeinschaft »Bruiser-<br />

Away e.V.« in Nordholz machten kräftig<br />

»Reinschiff« und brachten den Jet mit Pinsel<br />

und Farbe, Reinigungsmitteln und Werkzeug<br />

wieder »auf Vordermann«. Nach einem zünftigen<br />

Einlaufbier am Freitag wurde die Einsatzbesprechung<br />

für die Renovierung abgehalten.<br />

»Es ist schon ein komisches Gefühl«,<br />

erklärt Kapitän zur See Hans-Jörg Detlefsen,<br />

»wenn man erwachsene Männer erlebt, die ihr<br />

altes Fluggerät beinahe liebevoll mit den Worten<br />

begrüßen: ›Auf der 45+30 habe ich meinen<br />

letzten Flug gemacht.‹« Detlefsen, stellvertretender<br />

Kommandeur und Chef des Stabes <strong>im</strong><br />

Marinefliegerkommando in Nordholz, kennt<br />

die Tornados noch aus seiner Zeit <strong>im</strong> Marinefliegergeschwader<br />

2 in Tarp/Eggebek und<br />

kann die Faszination sehr gut verstehen.<br />

Drei Wochenenden lang sausten Farbrollen<br />

und Putzlappen über die 45+30 hinweg, bis<br />

sie wieder in Topform war. Nebenbei<br />

schwelgten die ehemaligen Tornado-Männer<br />

in Erinnerungen: In Nordholz hatten die aktiven<br />

Flieger jedes Jahr das obligatorische Sea<br />

Survival besucht, den dreitägigen Lehrgang<br />

»Überleben See« be<strong>im</strong> Marinefliegergeschwader<br />

3. Der Kurs, bestehend aus Trockentraining,<br />

Übungen <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>mbad und auf<br />

See, gipfelte seinerzeit mit der »Verklappung«<br />

der Soldaten von einem Marineschlepper ins<br />

kalte Nordseewasser, wo sie in Ein-Mann-<br />

Schlauchbooten nicht selten über eine Stunde<br />

bibbernd auf den Rettungshubschrauber<br />

warteten.<br />

Die Tornado-Renovierungsmannschaft<br />

nutzte die Gelegenheit, das »Aeronauticum«<br />

mit seinen Exponaten zu besuchen. Dessen<br />

Förderverein spendierte die eine oder andere<br />

Kiste Bier, ortsansässige Marineflieger<br />

rich teten zünftige Grillabende aus. Die<br />

45+30 wurde pünktlich fertig und nahm<br />

zum Jubiläum am Tag der offenen Tür am<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

65


OLDTIMER<br />

100 Jahre Marineflieger<br />

Jahrzehntelang »Arbeitspferd« der<br />

Marineflieger: die Bréguet Atlantic<br />

18. August zwischen den fast 60 anderen<br />

Flugzeugen aus dem In- und Ausland ihren<br />

Ehrenplatz ein.<br />

Fliegen über See<br />

Viele Nationen betreiben heute Seefliegerei<br />

durch ihre Luftwaffen. »Richtige« Marineflieger<br />

gibt es auch, sie haben eine lange Tradition.<br />

Die Marine Österreich-Ungarns errichtete<br />

anno 1911 eine Seeflugstation auf der Insel<br />

St. Catarina in Pola (heute Pula/Kroatien). In<br />

Deutschland befahl Kaiser Wilhelm II. am<br />

3. Mai 1913 mit »Allerhöchster Kabinettsorder<br />

(AKO)« die Aufstellung der ersten Marinefliegerkräfte.<br />

Bald starteten Luftschiffe in Berlin-<br />

Johannisthal und Wasserflugzeuge <strong>im</strong> westpreußischen<br />

Putzig; bei Kriegsausbruch befand<br />

sich die Hauptseeflugstation in Kiel-Holtenau.<br />

Der verlorene Erste Weltkrieg brachte eine<br />

Zäsur für das deutsche Flugwesen. Die meisten<br />

Militärflugzeuge mussten gemäß Versailler<br />

Vertrag (1919) zerstört werden, nur wenige<br />

überlebten als Postmaschinen. Zu Zeiten<br />

der We<strong>im</strong>arer Republik waren wegen der<br />

Beschränkungen militärische Flugzeugentwicklungen<br />

nur verdeckt möglich; Hitlers<br />

»Machtergreifung« 1933 beendete diese<br />

Zwangspause. In den späten 1930er-Jahren<br />

verfügte auch die Marine wieder über etwa<br />

190 Flugzeuge. Hermann Göring, Oberbefehlshaber<br />

der 1935 neu aufgestellten Luftwaffe,<br />

verleibte die Seeflieger mit Wirkung<br />

vom 27. Januar 1939 der Luftwaffe ein – gegen<br />

den Widerstand des Oberbefehlshabers<br />

der Marine, Erich Raeder.<br />

Gut zehn Jahre nach dem Zusammenbruch<br />

des »Dritten Reiches« begann die Wiederbewaffnung<br />

Deutschlands. Von Anfang an<br />

waren Seeluftstreitkräfte unter dem Kommando<br />

der Flotte eingeplant. Was Göring der<br />

Kriegsmarine eingebrockt hatte, sollte sich in<br />

der Bundesmarine nicht wiederholen.<br />

Am 19. Mai 1958 wurde <strong>im</strong> schottischen<br />

Lossiemouth die 1. Mehrzweckstaffel mit acht<br />

Jagdbombern des Typs »Sea Hawk« in Dienst<br />

gestellt. In den Aufbaujahren mussten die Flieger<br />

erst einmal zeigen, dass es sie gab. Sie waren<br />

stolz auf ihren Waffenzweig, ganz besonders<br />

auf die Jets, deren rasanter Waffeneinsatz<br />

eine neue D<strong>im</strong>ension der Kriegsführung darstellte.<br />

Die kleine einsitzige Sea Hawk mit<br />

sieben Tonnen Startmasse kam von der Royal<br />

Navy, wo sie als Trägerflugzeug diente. Ihre<br />

kurze Zeit bei der Bundesmarine wurde von<br />

einigen spektakulären »Happenings« begleitet,<br />

darunter ein Totalverlust am Boden nach<br />

Hakenfang-Bremsversuch und der folgenreiche<br />

Irrweg eines Flugzeuges über der DDR.<br />

Trotz mancher Fehlschläge und Abstürze,<br />

bei denen Marinepiloten ums Leben kamen,<br />

wurde die Seefliegerei offiziell nie infrage<br />

gestellt. Der damalige Inspekteur der<br />

Marine, Vizeadmiral Hans-Joach<strong>im</strong> Mann, bemerkte<br />

dazu 1988: »Im Rahmen der Ausgewogenheit<br />

der Flotte sind die Marineflieger<br />

mit ihrer besonderen Fähigkeit zu schnellster<br />

Reaktion und Schwerpunktbildung für<br />

den Befehlshaber ein unersetzlicher Bestandteil<br />

seiner Einsatzmittel, ohne den er seinen<br />

Auftrag nicht erfüllen könnte. Nur eine mit<br />

modernen See- und Seeluftstreitkräften ausgestattete<br />

Marine vermag heute mit vertretbarem<br />

personellen und materiellen Aufwand<br />

den Frieden erhalten und unsere Freiheit sichern<br />

zu helfen.«<br />

Bei der Bundesmarine sollten eigenständige<br />

Seeluftstreitkräfte in der Lage sein, Seekrieg<br />

in allen drei D<strong>im</strong>ensionen zu führen.<br />

Für das überschaubare Einsatzgebiet der<br />

deutschen »Küstenstreitmacht« (Einsätze <strong>im</strong><br />

heutigen Umfang wären damals politisch undenkbar<br />

gewesen) kamen nach mehreren<br />

Übergangslösungen letztlich vier Marinefliegergeschwader<br />

für die Flotte zum Einsatz:<br />

das MFG 1 in Schleswig-Jagel, das MFG 2 in<br />

Tarp/Eggebek bei Flensburg, das MFG 3 in<br />

Nordholz bei Cuxhaven und das MFG 5 in<br />

Eigenständige Marineflieger galten sehr<br />

lange als unverzichtbar.<br />

Kiel-Holtenau. MFG 1 und 2 waren Jet-Geschwader<br />

mit Sea Hawk, später »Starfighter«<br />

und »Tornado«; das MFG 3 betrieb den Seefernaufklärer<br />

»Bréguet Atlantic« und den<br />

Hubschrauber »Sea Lynx«; das MFG 5 verfügte<br />

über Seenotrettungs-Luftfahrzeuge, <strong>im</strong><br />

Wesentlichen »Sea King«-Hubschrauber, sowie<br />

eine Staffel mit leichten Dornier-Do-28-<br />

Verbindungsflugzeugen.<br />

Mit der Wende änderte sich die Lage für die<br />

Marineflieger grundlegend. Das Bedrohungsszenario<br />

in der Ostsee und den angrenzenden<br />

Gewässern war weggefallen, dafür hatte sich<br />

der Einsatzradius stark erweitert. Waren die<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Rolf Stünkel<br />

66


Besatzungen bisher jährlich »nur« zum Waffeneinsatz-Training<br />

und für Luftkampfübungen<br />

nach Dec<strong>im</strong>omannu, Sardinien, geflogen,<br />

wurde nun auch der extreme Tiefflug in Kanada<br />

geübt. Dazu verlegten Marine-Jets nach<br />

Goose Bay, Neufundland, wo NATO-Flieger<br />

schon viele Jahre über menschenleeren Gebieten<br />

ihre Fähigkeiten trainierten. Noch exotischer<br />

erschien deutschen Fliegern anfangs die<br />

Verlegung zum Marinefliegerhorst Roosevelt<br />

Roads auf Puerto Rico, wo mit Deutschen Zerstörern<br />

und Fregatten der scharfe Waffeneinsatz<br />

mit den Flugkörpern Kormoran und<br />

Harm erprobt werden konnte.<br />

Sparmaßnahmen<br />

Das Einsatzgebiet der deutschen Marineflieger<br />

entsprach nun dem gesamten NATO-Bereich.<br />

Im Jahr 2000 verlegte das MFG 2 zur taktischen<br />

NATO-Überprüfung (TACEVAL) mit 750 Soldaten<br />

und zwölf Tornados auf den Flugplatz<br />

Ovar in Portugal. Die Einsatzbedingungen waren<br />

schwierig, denn die portugiesische Basis<br />

verfügte nur über eine Startbahn und einfache<br />

Infrastruktur. Kurzerhand wurde für den Zeitraum<br />

der Überprüfung eine deutsche Zeltstadt<br />

mit kompletter Tornado-Technik und Computernetzwerk<br />

errichtet. Das MFG 2 meisterte das<br />

TACEVAL als erster Verband der NATO mit<br />

dem Prädikat »Fully mission capable«.<br />

Wenige Jahre später brachte eine neue Bundeswehrplanung<br />

harte Sparmaßnahmen für<br />

die Marine. Bald standen die Jets zur Disposition,<br />

deren Jobs die Luftwaffe übernehmen<br />

sollte. Als Bundesverteidigungsminister Peter<br />

Struck am 26. November 2002 bei einem Besuch<br />

<strong>im</strong> MFG 2 die Frage stellte, wie lange die<br />

Luftwaffe benötigen würde, um die Seefliegerei<br />

zu erlernen, antwortete ein hochrangiger<br />

Offizier: »Etwa drei bis vier Jahre.« Dem damaligen<br />

Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant<br />

Back, wurde das Zitat nachgesagt:<br />

»Seekriegsführung aus der Luft machen meine<br />

Männer auf dem He<strong>im</strong>weg vom Einsatz«. Die<br />

Ansichten über die künftige Rolle der Seefliegerei<br />

gingen in Luftwaffe und Marine weit<br />

auseinander; mancher fühlte sich an die Zeiten<br />

erinnert, als Hermann Göring die Marineflieger<br />

»schluckte«. Auch wenn es nicht so weit<br />

kam, war doch das Ende der Marine-Jets besiegelt.<br />

1993 wurde das MFG 1 aufgelöst, 2005<br />

auch das MFG 2. Der Fliegerhorst des MFG 1<br />

in Schleswig-Jagel ging an das AG51 der Luftwaffe,<br />

der Standort des MFG 2 wurde aufgegeben.<br />

Mit dem Wegfall der Jet-Komponente<br />

war die schlagkräftigste Waffe in der Hand des<br />

Befehlshabers, der »Hammer der Flotte«, Geschichte<br />

geworden.<br />

Marinefliegerhorst Nordholz<br />

Nordholz kann sich zu Recht »He<strong>im</strong>at der<br />

Marineflieger« nennen. Die Geschichte des<br />

Flugplatzes beginnt am 17. Dezember 1912.<br />

Herausgeputzt:<br />

Die 45+30 wird<br />

für das Jubiläum<br />

hergerichtet<br />

Auch das Bergen von Personen auf<br />

offener See gehörte zu den Aufgaben<br />

der Marineflieger, wie es hier<br />

die Besatzung eines Sikorski S-61<br />

demonstriert<br />

Gewaltig:<br />

Die Lockheed PC-3 »Orion«<br />

ist die Nachfolgerin der<br />

Bréguet Atlantic<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

67


OLDTIMER<br />

100 Jahre Marineflieger<br />

Lockheed PC-3 »Orion«, der<br />

Seefernaufklärer der Marine<br />

Damals beauftragte der Staatssekretär des<br />

Reichsmarineamtes, Großadmiral Alfred von<br />

Tirpitz, die Kaiserliche Werft in Wilhelmshaven,<br />

hier einen 800 Hektar großen Marinestützpunkt<br />

anzulegen. Bald entstanden die<br />

weltweit einzige Doppeldrehhalle für Luftschiffe<br />

»Nobel«, die sich innerhalb einer Stunde<br />

um 360 Grad drehen ließ, und drei weitere<br />

riesige, feststehende Hallen für insgesamt<br />

zehn Luftschiffe. Sie alle mussten gemäß Versailler<br />

Vertrag von 1919 abgerissen werden.<br />

Im Zweiten Weltkrieg nutzte die Reichsluftwaffe<br />

Nordholz als Fliegerhorst. Hier lagen<br />

Jäger wie Messerschmitt Bf 109 und Focke-Wulf<br />

Fw 190, später auch Nachtjäger vom<br />

Typ Junkers Ju 88. Weithin unbekannt ist die<br />

Existenz der Trägergruppe 186, deren Messerschmitt<br />

Bf 109 E zwischen November 1939<br />

und März 1940 in Nordholz stationiert war.<br />

Sie sollte für den Flugzeugträger GRAF ZEP-<br />

PELIN fliegen, der nie fertiggestellt wurde<br />

und heute vor Danzig »auf Tiefe« liegt.<br />

Die Bundesmarine übernahm den Fliegerhorst<br />

von den alliierten Streitkräften. Am<br />

1. Juni 1964 entstand per Aufstellungsbefehl<br />

das Marinefliegergeschwader 3; seine ersten<br />

Flugzeuge vom Typ »Fairey Gannet« kamen<br />

von einer Marine-U-Jagdstaffel des MFG 2<br />

aus Westerland/Sylt. Ein gutes Jahr später<br />

landete der erste Prototyp des Seefernaufklärers<br />

Bréguet BR.1150 Atlantic in Nordholz.<br />

Die »Atlantic« blieb über 40 Jahre lang ein<br />

wichtiges Seekriegsmittel der Flotte.<br />

Marineflieger organisieren sich neu<br />

Von 2006 bis 2007 ersetzte das Marinefliegergeschwader<br />

3 die betagte Bréguet Atlantic<br />

durch den Seefernaufklärer Lockheed<br />

Martin P-3C »ORION«, ein von den Niederländern<br />

übernommenes Waffensystem. In<br />

den Jahren davor war bereits der Bordhubschrauber<br />

MK88 SEA LYNX vollständig runderneuert<br />

worden. Er dient bis heute auf den<br />

Marinefregatten.<br />

Im November 2012 verlegten alle »Sea<br />

King«-Hubschrauber des MFG 5 von Kiel zu<br />

ihrem neuen Einsatzflughafen Nordholz; der<br />

Standort Kiel-Holtenau wurde aufgegeben.<br />

Damit verblieb Nordholz als einziger Fliegerhorst<br />

der Marine und wurde He<strong>im</strong>atbasis<br />

der beiden letzten Geschwader MFG 3 und<br />

MFG 5. Ihre Aufgaben sind neu verteilt:<br />

Das MFG 3 »Graf Zeppelin« gab seine<br />

Bordhubschrauber an das MFG 5 ab, ist weiterhin<br />

für den Marinefliegerstützpunkt Nordholz<br />

zuständig und beschränkt sich künftig<br />

auf den Betrieb der Flächenflugzeuge P-3C<br />

ORION und Dornier 228 LM. Letztere ist seit<br />

Jahren als Ölüberwachungsflugzeug über<br />

Nord- und Ostsee <strong>im</strong> Einsatz.<br />

Mit dem Zulauf der Bordhubschrauber<br />

verfügt das MFG 5 nun über »Sea King«- und<br />

»Sea Lynx«-Helikopter und sorgt für die Ausund<br />

Weiterbildung auf allen fliegenden Waffensystemen<br />

der Marine.<br />

Seine heutige starke Rolle verdankt der Marinestandort<br />

Nordholz der neuen Struktur der<br />

Marine. Mit Auflösung des letzten Jagdbombergeschwaders<br />

»Mit freundlichen Grüßen 2«<br />

<strong>im</strong> Jahr 2005 war auch die bisherige Steuerungsebene,<br />

die Flottille der Marineflieger in<br />

Kiel-Holtenau (vormals Marinefliegerdivision),<br />

abgeschafft worden. Die verbliebenen Geschwader<br />

MFG 3 »Graf Zeppelin« in Nordholz<br />

und MFG 5 in Kiel-Holtenau wurden<br />

Geballte Heli-Power: Hubschrauber<br />

auf dem Nordholzer Vorfeld<br />

Exotisch: Wildcat-Hubschrauber<br />

der Royal Navy<br />

68


Bis in die 1970er-Jahre treu <strong>im</strong> Einsatz:<br />

Flugboot Grumman »Albatros« des<br />

Marinefliegergeschwaders 5 in Kiel<br />

dem Befehlshaber der Flotte in Glücksburg direkt<br />

unterstellt. »Damit fehlte den Fliegern <strong>im</strong><br />

Gegensatz zu den übrigen Boots- und Schiffsgeschwadern<br />

eine Kommandoebene zwischen<br />

den Geschwadern und dem verantwortlichen<br />

Flottenchef«, erklärt Kapitän zur See Detlefsen.<br />

»Das hat die Marinefliegergeschwader <strong>im</strong>mer<br />

stark gefordert, denn ihre besonderen Fähigkeiten<br />

wurden zusätzlich zu den alltäglichen<br />

Einsatz- und Ausbildungsverpflichtungen regelmäßig<br />

durch das Flottenkommando und<br />

andere Dienststellen in Anspruch genommen.«<br />

Inzwischen wurde die »wegrationalisierte«<br />

Kommandoebene neu geschaffen. Oberhalb<br />

der beiden Geschwader, die in Militärterminologie<br />

die Reg<strong>im</strong>entsebene abbilden, arbeitet<br />

das am 8. Oktober 2012 aufgestellte Marinefliegerkommando.<br />

»Es fungiert auf der<br />

Bri gadeebene als Steuerungs- und Fachkompetenzzentrum<br />

aller Marineflieger, wie die<br />

Einsatzflottillen der Marine.« Das neue Kommando<br />

unter Führung eines Kapitäns zur See<br />

umfasst etwa 70 Soldaten und zivile Mitarbeiter.<br />

Am Standort Nordholz sind derzeit gut<br />

2000 Soldaten und Zivilisten eingesetzt.<br />

An den Jubiläumstagen erwartete die Besucher<br />

ein vollgepacktes Programm. Nach Ankunft<br />

der Gastflugzeuge am Freitag war am<br />

Samstag »Spotters Day«; registrierte Fans bekamen<br />

Gelegenheit, die abgestellten Flugzeuge<br />

aus unmittelbarer Nähe zu fotografieren.<br />

Am Nachmittag kamen ehemalige Crews<br />

aller Marinefliegergeschwader auf Einladung<br />

des Marinefliegerkommandos zu ihren Treffen<br />

zusammen, um über Vergangenheit und<br />

Der Abend stand dann <strong>im</strong> Zeichen des<br />

›großen Zapfenstreichs‹.<br />

Eine Formation F-104 G »Starfighter« über See<br />

Zukunft der »Branche« zu diskutieren und<br />

ausgiebig in Erinnerungen zu schwelgen. Der<br />

Abend stand dann <strong>im</strong> Zeichen des »Großen<br />

Zapfenstreichs«, des höchsten militärischen<br />

Zeremoniells der Bundeswehr.<br />

Am Sonntag fand der eigentliche Flugtag<br />

statt, offiziell »TdoT« genannt (Tag der offenen<br />

Tür mit Flugbetrieb). Unter den in der Luft vorgeführten<br />

Flugzeugen und Hubschraubern befanden<br />

sich neben den zurzeit aktiven Marine-<br />

Mustern P-3C Orion, Dornier Do 228, MK41<br />

Sea King und MK88A Sea Lynx auch zahlreiche<br />

Gastmaschinen, darunter Saab 105 OE des<br />

Österreichischen Bundesheeres und Bo105 der<br />

Heeresfliegerwaffenschule in Bückeburg. Nostalgische<br />

Gefühle rief auch der »Bauernadler«<br />

Dornier Do 28 der Reservistenkameradschaft<br />

Flugdienst aus Uetersen hervor, dessen Lärm<br />

vielen Anwesenden noch aus seiner aktiven<br />

Zeit be<strong>im</strong> Marinefliegergeschwader 5 in Kiel<br />

und vielen anderen Bundeswehr-Geschwadern<br />

bestens vertraut war.<br />

Auf Flugtagen zählen stets die »Static Displays«.<br />

Da waren die frisch renovierte 43+30<br />

und ein noch aktiver »Tornado« mit Marine-<br />

Hintergrund, der weiterhin an seinem alten<br />

Standort für das Aufklärungsgeschwader<br />

AG51 in Schleswig-Jagel fliegt. Auch ein Seefernaufklärer<br />

Bréguet Atlantic 2 der französischen<br />

Marine war eingeflogen, eine Weiterentwicklung<br />

des in Nordholz stationierten Typs.<br />

Zahlreiche Hingucker, von der historischen<br />

DO-24 bis zum riesigen »AWACS«, bildeten einen<br />

beeindruckenden Flugzeugpark.<br />

Über 30 000 Gäste genossen den Anblick<br />

der Flugzeuge, führten Fachgespräche oder<br />

trafen ehemalige Fliegerkameraden. Nordholz,<br />

die »neue alte« He<strong>im</strong>at der Marineflieger,<br />

hatte sich sehr erfolgreich präsentiert. ■<br />

100 Jahre Marineflieger<br />

Mehr zum Thema Marineflieger bietet<br />

das Buch von Ulf Kaack. Das reich be -<br />

bilderte Werk stellt die Fahrzeuge der<br />

Marineflieger von den Anfängen bis zur<br />

Gegenwart dar, wobei jede Maschine<br />

mit Bild und Text eingehend erklärt wird.<br />

Ulf Kaack: »Die Flugzeuge und Hubschrauber<br />

der Marine«<br />

144 S., 350<br />

s/w- und Farbfotos.<br />

GeraMond<br />

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ISBN 978-3-<br />

86245-739-7.<br />

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<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

69


FILM<br />

»Stalingrad«<br />

Das Filmreplikat der He 111. Der beeindruckende Hintergrund<br />

wurde speziell für den Film in der Nähe von St. Petersburg<br />

aufgebaut<br />

Foto »Stalingrad«, Oleg Olegovich via Ketty Nielsen<br />

REPLIKAT EINER HE 111 ANGEFERTIGT<br />

Die Stalingrad-<br />

Heinkel<br />

Gute Filme verlangen aufwendige Requisiten – dies dachten sich wohl auch die Macher<br />

des neuesten Stalingrad-Streifens und entwarfen ein höchst authentisches Replikat<br />

eines Heinkel-Bombers<br />

Von Roger Soupart<br />

Die dramatische Szene aus dem neuen russischen<br />

Film »Stalingrad«, welche die He 111 Sekunden vor<br />

ihrer Bruchlandung in der Mitte der Stadt zeigt<br />

Foto »Stalingrad«, Oleg Olegovich via Ketty Nielsen<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Roger Soupart und Hans Willem van Overbeek<br />

70


Stalingrad – der schaurige Mythos rund<br />

um die Metropole an der Wolga lebt<br />

und die lange Reihe der Bücher und Filme<br />

wird nun durch eine weitere Produktion<br />

ergänzt, die <strong>im</strong> Winter in die deutschen Kinos<br />

kommt. Der unter dem schlichten Titel »Stalingrad«<br />

in 3D und auf IMAX gedrehte Film,<br />

der zudem mit den neuesten CGI-Effekten<br />

arbeitet, erinnert nicht zuletzt dank dieser<br />

technischen Möglichkeiten jedoch auf eine<br />

noch nie zuvor gezeigte Weise an das dramatische<br />

Ringen um die Stadt.<br />

Um größtmögliche Detailtreue zu erzielen,<br />

rekonstruierte man einen Teil Stalingrads<br />

in der Nähe von St. Petersburg. Ebenso<br />

wurden mehrere Objekte, die mit der<br />

Schlacht um das heutige Wolgograd in Verbindung<br />

gebracht werden, nachgebaut. Dazu<br />

gehörten der berühmte Barmaley-Brunnen<br />

mit sechs um ein Krokodil tanzenden<br />

Kindern und eine Heinkel He 111, die zwischen<br />

den Linien abstürzte und von Soldaten<br />

beider Seiten als Deckung benutzt wurde.<br />

Als die Schlacht um Stalingrad endete,<br />

lag die Stadt in Schutt und Asche, doch die<br />

Heinkel hatte »überlebt«. Sie war praktisch<br />

zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden<br />

und wurde 2001 in dem Film »Duell – Enemy<br />

at the Gates« durch eine entsprechend<br />

bemalte Siebel Si 204 dargestellt.<br />

In dem neuen Film ist zu sehen, wie die<br />

Heinkel zwischen den Fronten in der Mitte<br />

der Stadt abstürzt. Auch wenn die dramatische<br />

Absturzszene mittels CGI-Technik »gefilmt«<br />

wurde, fertigte man für alle Szenen<br />

am Boden ein authentisches Replikat <strong>im</strong><br />

Maßstab 1:1 an.<br />

Doch unabhängig davon, wie spektakulär<br />

die Bruchlandung inmitten der Kämpfe<br />

auch wirken mag, die Geschichte ist und<br />

bleibt eine Legende. Denn die Heinkel wurde<br />

bereits vor der Schlacht aus propagandistischen<br />

Gründen nach Stalingrad gebracht.<br />

Die Rote Armee zersägte den Bomber hierfür<br />

zuvor in handhabbare Teile, ehe man ihn<br />

in einer Ecke des Platzes der »Gefallenen<br />

Krieger« ausstellte.<br />

Bei einem 2001 gedrehten Film über Stalingrad<br />

diente eine Siebel Si 204 zur Darstellung<br />

der Stalingrad-Heinkel Foto Duell – Enemy at the Gates<br />

»Stalingrad« läuft seit Oktober in russischen<br />

Kinos. Es ist zurzeit noch unklar,<br />

ob und wann der Film auch in Deutschland<br />

zu sehen sein wird<br />

Moskaus Junkers Ju 88<br />

Eine abgestürzte He 111 für Propagandazwecke<br />

zu verwenden, war nicht der erste<br />

Fall dieser Art in der Sowjetunion. Bei einer<br />

früher erbeuteten Maschine handelte es<br />

sich um die Junkers Ju 88, Werknummer<br />

0285, F6+AK, von der 2.(F)/122. Die Ju 88<br />

startete am 25. Juli 1941 zu einem Aufklärungseinsatz<br />

über dem Bezirk Kaluga nahe<br />

Moskaus. Sie wurde von Jägern des 3. Jagdfliegerreg<strong>im</strong>ents<br />

über Istrien abgefangen<br />

oder anderen Berichten zufolge durch Flak<br />

beschädigt. Von der aus Leutnant Wilhelm<br />

Stuckmann (Pilot), Oberfeldwebel Wilfred<br />

Anders (Beobachter), Unteroffizier Bruno<br />

Sievert (Funker) und Unteroffizier Werner<br />

Ludwig (Bordschütze) bestehenden Besatzung<br />

wird angenommen, dass sie in Gefangenschaft<br />

geriet.<br />

Die Maschine war so schwer beschädigt,<br />

dass sich Leutnant Stuckmann gezwungen<br />

sah, in einer Waldlichtung notzulanden. Trotz<br />

ihrer Schäden war die Ju 88 noch <strong>im</strong> Wesentlichen<br />

intakt und wurde nach Moskau<br />

transportiert, wo man sie auf dem Swerdlow-Platz<br />

(heute Theaterplatz) ausstellte.<br />

Nach einiger Zeit präsentierte man die<br />

Ju 88 auf dem Zentralen Max<strong>im</strong>-Gorki-Park<br />

für Kultur und Erholung, besser bekannt als<br />

Gorki Park, zusammen mit weiteren erbeuteten<br />

deutschen Flugzeugen und anderem militärischen<br />

Gerät. Später hat man sie verschrottet.<br />

Roger Soupart<br />

Die Ju 88 F6+AK auf dem<br />

Moskauer Swerdlow-Platz<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

71


FILM<br />

»Stalingrad«<br />

Die Stalingrad-Heinkel auf dem Platz der »Gefallenen Krieger«, nachdem die Stadt befreit worden<br />

war. Auf dem Bild ist das Emblem des KG 55 »Greif« unmittelbar hinter dem Cockpit zu erkennen<br />

Hinter dem Cockpit ist zwar das Emblem<br />

des KG 55 »Greif« zu erkennen, die genaue<br />

Identität der Maschine konnte bis jetzt allerdings<br />

noch nicht bestätigt werden. Wahrscheinlich<br />

führte sie das Verbandskennzeichen<br />

G1+A?, wobei die Werknummer unbekannt<br />

ist. Weshalb das Replikat das fiktive<br />

Kennzeichen 1F+?? erhalten hat, bleibt<br />

rätselhaft.<br />

Als der Krieg Stalingrad erreichte, wurde<br />

das Wrack erst bei einigen befohlenen Demonstrationen<br />

benutzt, verblieb jedoch in<br />

der Ecke des Parks. Später gab die Armee<br />

den Bomber auf, da man die Wachsoldaten<br />

in dieser Phase der Schlacht anderweitig<br />

dringender benötigte. Und hier beginnt<br />

auch die Legende. Bereits als Wahrzeichen<br />

bekannt, verbreitete sich rasch das Gerücht,<br />

die Heinkel sei hier während der Kämpfe<br />

abgestürzt.<br />

Wie alles um sie herum war auch die<br />

Heinkel total zerschossen und mittlerweile<br />

kaum mehr als eine leere Hülle, als die sowjetischen<br />

Truppen später den Park zurückeroberten.<br />

Kurze Zeit danach war die Maschine<br />

verschwunden – wahrscheinlich war<br />

sie verschrottet worden.<br />

Wie alles um sie herum war auch die Heinkel<br />

total zerschossen.<br />

Ein recht ähnliches Schicksal ereilte nun<br />

auch das Film-Replikat. Nachdem man es<br />

zuvor rekonstruiert und originalgetreu platziert<br />

hatte, wurde das gute Stück <strong>im</strong> Film<br />

gesprengt.<br />

■<br />

Ein weiteres »Wahrzeichen« in Stalingrad war diese Bf 109. Die Stützstreben<br />

unter dem Höhenleitwerk legen nahe, dass es sich um eine E-Version handelt.<br />

Das ausgefahrene Fahrwerk deutet darauf hin, dass sie ebenso wie<br />

die Heinkel auf der Ladefläche eines Lkw nach Stalingrad gekommen ist<br />

Kurz nach dem Eintreffen der auf dem Landweg transportierten Heinkel<br />

in Stalingrad: Bevor die Belagerung der Stadt begann, konnte das Flugzeug<br />

bei zahlreichen Aufmärschen, speziell für sowjetische Propagandafilme,<br />

betrachtet werden<br />

72


Die deutsche Luftwaffe.<br />

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Die Nachtjäger und Bomber der<br />

deutschen Luftwaffe: Ein faszinierender<br />

und profunder Überblick<br />

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kennt viele ehemalige Jagdflieger persönlich. In diesem Band<br />

lässt er sechs von ihnen zu Wort kommen, vom Ritterkreuzträger<br />

bis zum Nachwuchspiloten <strong>im</strong> letzten Aufgebot. Sie berichten<br />

von ihren Erlebnissen und Einsätzen, vom Eismeer bis Nordafrika,<br />

von der Ostfront bis in die Normandie, am Tag und in<br />

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der zivilen und militärischen<br />

Luftfahrt 1933 – 1945 kompetent<br />

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LESERALBUM<br />

NACHLASS EINES BILDLEHRERS<br />

Bitte lächeln!<br />

Diese Luftwaffen-Karriere war ungewöhnlich, denn »bewaffnet« war Rudolf Kohler den<br />

gesamten Krieg über nur mit einer Kamera. Als Mitarbeiter bei einer Bildstelle hatte er<br />

Gelegenheit, höchst seltene Aufnahmen zu machen<br />

Von Peter W. Cohausz<br />

Heinkel He 45, D-IGON. Sie trägt die <strong>im</strong> März 1934 eingeführte Buchstabenkennung.<br />

Da die He 45 rechts auf dem Seitenruder noch die schwarz-weiß-rote Flagge trägt,<br />

muss das Bild vor dem 15. September 1934 aufgenommen worden sein, denn ab<br />

da musste auf beiden Seiten des Leitwerks das Hakenkreuz getragen werden<br />

Wenn ein guter Fotograf zur Luftwaffe<br />

kam, dann konnte er als Beobachter,<br />

aber auch als Ausbilder,<br />

Lehrer oder Archivleiter eingesetzt werden.<br />

Rudolf Kohler aus Nürnberg hatte das Glück,<br />

<strong>im</strong> Krieg überwiegend als Technischer Ins -<br />

pektor der Luftwaffe auf einer Bildstelle und<br />

in einer »Führungsgruppe Bild« eingesetzt zu<br />

werden. Aus dieser Zeit hat er einige hochinteressante<br />

Fotos aufgehoben.<br />

Mit der Fotografie verdiente die Familie ihre<br />

Brötchen, denn in seinem Lebenslauf schrieb<br />

Rudolf Kohler: »Ich wurde am 27. November<br />

1912 als Sohn der Fotografeneheleute Albert<br />

und Lisette Kohler in Nürnberg geboren.«<br />

Nach Volksschule und Realschule machte<br />

er ab 1926 eine dreijährige Lehre als Foto-<br />

graf, die er 1932 mit der Gesellenprüfung abschloss.<br />

In Abendkursen lernte er zusätzlich<br />

Kurzschrift, Zeichnen und auch Englisch.<br />

Seinen Wehrdienst trat Rudolf Kohler bei<br />

der Luftwaffe an, die er offensichtlich mit<br />

seinen fotografischen Kenntnissen beeindruckt<br />

hatte, denn man schickte ihn von<br />

1935 bis 1937 auf einen »Bildgehilfenkurs«<br />

nach Lechfeld sowie auf einen Bildwartlehrgang<br />

und einen Beobachterlehrgang<br />

nach Herzogenaurach.<br />

In den Jahren 1938 und 1939 nahm er an<br />

zwei »Kampfbeobachterlehrgänge« teil, die<br />

ebenfalls in Lechfeld stattfanden. Die Einführung<br />

in die Praxis war dann ein Beobachterlehrgang<br />

bei der Aufklärungsgruppe 13 in<br />

Göppingen. <strong>Zum</strong> Abschluss folgte noch eine<br />

Ausbildung zum Flugzeugführer in Landsberg<br />

am Lech.<br />

Bereits 1936 hatte Rudolf Kohler seine Anstellung<br />

als Bildlehrer bei der Fliegerübungsstelle<br />

Herzogenaurach erhalten, wo er Flugzeugbildpersonal<br />

und Beobachter ausbildete.<br />

1938 wechselte er an die Fliegerwaffenschule<br />

Neuburg/Donau.<br />

Ab August 1939 ging Kohler dann in die<br />

Verwaltung als Technischer Inspektor (Bi), bei<br />

der Luftgaubildstelle Nürnberg diente er als<br />

Archivgruppenleiter. 1942 kam ein Wechsel<br />

zur Luftgaubildstelle Krakau und danach bis<br />

Kriegsende zur »Führungsgruppe I Bild«<br />

be<strong>im</strong> Luftgaukommando VIII in Krakau.<br />

Da Rudolf Kohler <strong>im</strong> Technischen Dienst<br />

blieb, waren auch seine Beförderungen ent-<br />

Alle Fotos Harald und Gabriele Kohler<br />

74


Rudolf Kohler als<br />

Technischer Inspektor<br />

<strong>im</strong> gehobenen Bildtechnischen<br />

Dienst<br />

Ein seltenes Bilddokument: Für die »Nationalsozialistischen Kampfspiele« sollte in Nürnberg das<br />

größte Stadion der Welt entstehen – für 405 000 Zuschauer! Um die Sichtverhältnisse und Neigungswinkel<br />

der Zuschauerränge zu testen, errichtete man bei Hirschbach-Oberklausen drei Tribünen<br />

in Holzbauweise in 1:1 mit 42 000 Sitzplätzen. Die heute noch vorhandenen Fundamente stehen<br />

unter Denkmalschutz. Ansonsten ist vom geplanten Stadion in Nürnberg nur die mit Wasser<br />

gefüllte Baugrube erhalten.<br />

Nahaufklärer Heinkel<br />

He 46. Ursprünglich als<br />

Doppeldecker entwickelt,<br />

wurde daraus ein<br />

Hochdecker, um die<br />

Sicht nach unten zu<br />

verbessern. Bis 1940<br />

flogen die mit einem<br />

690-PS-SAM-322-B-<br />

Sternmotor ausgerüsteten<br />

Maschinen noch<br />

Einsätze, bevor sie<br />

von moderneren Typen<br />

wie der Hs 126 ab gelöst<br />

wurden.<br />

sprechend: 1936 Gefreiter der Reserve, 1938<br />

Unteroffizier der Reserve und dann Reserveoffiziersanwärter,<br />

1939 Feldwebel der Reserve<br />

und schließlich Technischer Inspektor (Bi).<br />

Auch eine Auszeichnung der Regierung<br />

von Mittelfranken für eine Rettungstat unter<br />

eigener Lebensgefahr hat es für Rudolf Kohler<br />

gegeben.<br />

1945 war die Kriegsgefangenschaft zum<br />

Glück nur kurz, sodass er bald zu seinen Eltern<br />

nach Nürnberg zurückkehren konnte<br />

und zusammen mit ihnen und seinem Bruder<br />

Offensichtlich hat er die Luftwaffe mit seinen<br />

fotografischen Kenntnissen beeindruckt.<br />

das 1943 bei einem Bombenangriff völlig zerstörte<br />

Fotogeschäft wieder aufbaute.<br />

Ab 1950 kümmerte sich Rudolf Kohler nebenberuflich<br />

als Fachlehrer um die Ausbildung<br />

der Fotografenlehrlinge und mit der<br />

Ablegung seiner Meisterprüfung ein Jahr später<br />

wurde dies seine Hauptbeschäftigung. Ab<br />

1953 bis zur Rente war er dann auf der Berufsschule<br />

als Fachlehrer für Fotografen und<br />

Fotolaboranten tätig.<br />

Dabei hat ihn bis zu seinem Tod <strong>im</strong> Jahr<br />

1988 die Fliegerei nicht losgelassen, denn seinem<br />

Sohn Harald hat er einmal von einem <strong>im</strong>mer<br />

wiederkehrenden, schönen Traum erzählt:<br />

»Ich stehe wie ein Adler an einem Abgrund,<br />

ich breite meine Arme aus und fliege frei und<br />

schwerelos wie ein Vogel über das Land.«<br />

Hinterlassen hat er eine interessante<br />

Sammlung von Fotos, insbesondere von Luftaufnahmen<br />

von Nürnberg und dem Reichsparteitagsgelände<br />

sowie schöne Flugaufnahmen<br />

von frühen Nahaufklärern.<br />

■<br />

Quellen:<br />

Schneider, Dr. Heinz-Dieter: Informationen<br />

zur Bf 108<br />

Koos, Dr. Volker: »Ernst Heinkel Flugzeugwerke<br />

1933–1945«. Königswinter 2003<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

75


LESERALBUM<br />

Die Heinkel He 45 E, D-IBOK. Der Beobachter hinten<br />

hatte mehr Platz als der Pilot. Den brauchte er<br />

allerdings auch, denn er musste das Funkgerät<br />

und zur Navigation manchmal auch den Fernkompass<br />

bedienen, mit der Handkamera Luftaufnahmen<br />

machen und in den bewaffneten Versionen<br />

auch noch das MG 15 bedienen<br />

Motorwartung an einer Junkers<br />

W 34 hi mit 660 PS BMW 132<br />

Zwei Gotha<br />

Go 145 A<br />

Schulmaschinen,<br />

die ab<br />

1934 in großer<br />

Stückzahl<br />

gebaut wurden.<br />

Hier haben<br />

sie noch<br />

zivile Kennzeichen<br />

76


Ein Foto aus dem Ersten Weltkrieg zeigt den »Großbomber« Friedrichshafen G IIIa mit zwei 260 PS Da<strong>im</strong>ler D IVa und Kastenleitwerk.<br />

Dieser Typ hatte ursprünglich ein einfaches Seitenleitwerk (G III). Die Einsatzerfahrungen zeigten jedoch, dass<br />

bei Flakbeschuss <strong>im</strong>mer wieder einer der Motoren ausfiel. Nach Abwurf der Bomben war die Maschine mit einem Motor<br />

zwar noch flugfähig, aber kaum noch steuerbar. Die Flieger verlangten daraufhin den Einbau eines Kastenleitwerks, damit<br />

zumindest ein Seitenruder weiterhin <strong>im</strong> Propellerstrahl liegt. Die Konstruktion bewährte sich<br />

Zwei Staffeln Heinkel He 51, links von der 1. Staffel einer I. Gruppe und rechts, erkennbar an den Rumpfbändern, von der<br />

2. Staffel. Vorne am Rumpf sind jeweils die weißen individuellen Nummern zu erkennen, die später hinter das Cockpit wanderten.<br />

Ganz rechts ist mit der zivilen Kennung D-IVPY noch eine Arado Ar 66 abgestellt<br />

Auch das Fotogeschäft der Familie Kohler wurde 1943<br />

zerstört. Hier ist die ausgebrannte Ruine zu sehen. Der<br />

Bau war gleichzeitig als Atelier mit großen Fenstern ausgelegt<br />

Eine Werksaufnahme einer selten fotografierten Maschine: die italienische<br />

Dornier Do X-3, I-ABBN »R.I. Alessandro Guidoni«. Für die italienische Luftwaffe<br />

führte sie Versuchs-, Schul- und Transportflüge durch. Doch bereits<br />

1935 wurde sie außer Dienst gestellt und danach vermutlich verschrottet<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

77


LESERALBUM<br />

Zwei Heinkel He 45 <strong>im</strong> Verbandsflug<br />

über einer unbekannten<br />

Stadt mit einer Flussbiegung<br />

1945 war Nürnberg wie viele<br />

andere deutsche Städte auch<br />

ein Trümmerfeld<br />

Heinkel He 45 E, Werknummer 641, D-IBOK. Der Aufklärer und<br />

leichte Bomber entstand bereits 1930/31 als HD 45. Noch <strong>im</strong> Januar<br />

1944 waren rund 100 Stück auf den Fliegerschulen <strong>im</strong> Einsatz<br />

Hier ist gerade eine ganz besondere<br />

Rarität auf einem<br />

deutschen Flugplatz gelandet:<br />

Kein Wunder, dass sich zahlreiche<br />

Zuschauer um die Maschine<br />

versammelt haben. Diese<br />

Messerschmitt Bf 108 B-1 mit<br />

der Serial-Number 0724 der<br />

US-Navy war das Reiseflugzeug<br />

des Marineattaches. Sie ist<br />

1936 mit der Werknummer<br />

836 in Augsburg gebaut und<br />

<strong>im</strong> Juli 1937 in Rangsdorf an<br />

die Amerikaner übergeben worden.<br />

1939 kauften die Amerikaner<br />

auch noch eine zweite<br />

Bf 108 B-1 (WNr. 2004) für ihre<br />

Botschaft in Berlin<br />

SIE haben seltene Bilder oder sind auf bisher unveröffentlichte Fotoalben gestoßen? Dann schicken Sie uns<br />

die Aufnahmen zur Veröffentlichung an: <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

78


Luftschiff »Graf Zeppelin«<br />

LESERALBUM<br />

WELTREISE IN DEN ZWANZIGERJAHREN<br />

Mit dem Luftschiff<br />

um die Welt<br />

Das Luftschiff »Graf Zeppelin« umrundete 1929<br />

via Tokio, Los Angeles und New Jersey den Erdball.<br />

Hier ist es nach seiner Ankunft in Los Angeles<br />

zu sehen. Bei den beiden Personen vorne<br />

handelt es sich um Hans von Schiller<br />

(links) und Arnulf Franz, dessen Neffe<br />

Wolfgang Franz der Redaktion das<br />

Bild zur Verfügung gestellt hat.<br />

Die »Graf Zeppelin« war 236 Meter<br />

lang und konnte 195 Millionen<br />

Liter Gas fassen. An Bord<br />

dienten etwa 50 Besatzungsmitglieder,<br />

während die Zahl der<br />

Passagiere 20 betrug<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

79


LESERBRIEFE<br />

Leserbriefe<br />

Sie wollen uns schreiben?<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

GeraMond Verlag GmbH<br />

Infanteriestraße 11a<br />

80797 München<br />

Museumstipp<br />

»Ein Denkmal für die Ju 52«:<br />

Die Fakten und Zahlen zur Ju<br />

52-Halle in Heft 12/2013 sind<br />

nicht mehr aktuell.<br />

nen Bezug zur Standortgeschichte<br />

oder zum Lufttransport haben<br />

oder hatten. Unser »Highlight«,<br />

die Ju 52, macht nur noch zirka ein<br />

Viertel der gesamten Ausstellung<br />

aus. Die Ausstellung wurde zum<br />

Beispiel um eine Transall C-160 erweitert.<br />

Neue Themengebiete wie<br />

etwa die Entwicklung des Airbus<br />

A400M sind bereits in der Halle<br />

zu sehen. Die von ihnen veröffentlichten<br />

Eintrittspreise st<strong>im</strong>men<br />

leider so nicht mehr. Eintritt: Erwachsene<br />

zahlen vier Euro, Kinder<br />

(sechs bis 14 Jahre) einen Euro,<br />

Jugendliche bis 18 Jahre zwei Euro<br />

und Gruppen ab zehn Personen<br />

3,50 Euro. Manfred Pickel,<br />

2. Vorsitzender TGLW e.V.<br />

Hans-Ekkehard Bob<br />

Nachruf auf den bekannten<br />

Piloten in Heft 1/2014<br />

Als ich das Januar-Heft in den<br />

Händen hielt und die Seite 13 aufschlug,<br />

musste ich die traurige<br />

Nachricht über den Tod von Hans-<br />

Ekkehard Bob lesen. Sie hat mich<br />

sehr betrübt. Ein knappes Jahr zu-<br />

Die in Ihrem Artikel erwähnten<br />

Fakten und Zahlen zur Ju 52-Halle<br />

sind leider nicht (mehr) ganz<br />

aktuell. Die »Interessengemeinschaft<br />

Ju 52 e.V.« hat sich aufgelöst<br />

und existiert nicht mehr. Die Trägerschaft<br />

des Museums hat die<br />

»Traditionsgemeinschaft Lufttransport<br />

Wunstorf e.V.« übernommen.<br />

Der Name der Halle<br />

lautet heute: »Ju 52-Halle – Lufttransportmuseum«.<br />

Mit diesem<br />

neuen Namen wird dem Ausstellungsinhalt<br />

der Halle Rechnung<br />

getragen. Die heutige Ausstellung<br />

ruht auf vier Säulen: 1. Die Standortgeschichte<br />

des Fliegerhorstes<br />

Wunstorf. 2. Die Geschichte der<br />

Royal Air Force am Standort<br />

Wunstorf. 3. Die Berliner Luftbrücke.<br />

4. Die Entwicklung des militärischen<br />

Lufttransports von den<br />

Anfängen bis heute. Es werden<br />

nur Exponate ausgestellt, die eivor<br />

habe ich noch mit ihm telefoniert<br />

und mich mit ihm gut unterhalten.<br />

Ich hatte das große Glück,<br />

ihn auf der Hahnweide Air Show<br />

2009 zu treffen und mit ihm dort<br />

etwas zu plaudern. Bei dieser Gelegenheit<br />

ist das Bild entstanden.<br />

Links ist Thomas Jülch,Pilot der<br />

I-16 Rata, dann meine Wenigkeit,<br />

Walter Schuck und Hans-Ekkehard<br />

Bob. Neben Bob war mit<br />

Schuck auch ein anderer bekannter<br />

Weltkriegspilot auf der Hahnweide<br />

2009, von dem ich gleich<br />

nach diesem Bild eine frisch signierte<br />

Autogrammkarte bekommen<br />

habe. Für mich war es ein<br />

tolles Erlebnis, zwei solche Persönlichkeiten<br />

zu treffen, von denen<br />

leider einer nun nicht mehr<br />

unter uns ist. Aber 68 Jahre nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg ist klar,<br />

dass langsam alle aus der damaliger<br />

Zeit von uns gehen.<br />

Ich möchte mich für das sehr gut<br />

gemachte Heft bedanken, das ich<br />

von Anfang an <strong>im</strong> Abo beziehe.<br />

Damian Güttner, per E-Mail<br />

Erinnerung an die Hahnweide 2009: Thomas Jülch, Leser Damian Güttner,<br />

Walter Schuck sowie Hans-Ekkehard Bob (✝)<br />

Foto via Güttner<br />

80


Zieldarsteller<br />

BACKGROUND<br />

EIN SPANNENDER JOB AUF DEM »PRÄSENTIERTELLER«<br />

Die rasende Zielscheibe<br />

Flak, Raketenabwehr und Nachwuchspiloten<br />

müssen üben, um Luftziele zu treffen. Meist<br />

zieht ein Flugzeug ein Zielobjekt (zum Beispiel<br />

eine riesige Stoffmanschette) an einem Tausende Meter<br />

langen Kabel hinter sich her und die anderen ballern<br />

drauf.<br />

BIS ZUM ENDE DES ZWEITEN WELTKRIEGS saßen<br />

Militärpiloten in den Schleppmaschinen; danach wurden<br />

alte Jagdflugzeuge umgerüstet und zivil geflogen.<br />

Schon ab Mitte der 1950er-Jahre waren in Deutschland<br />

belgische Spitfire Mk. IX und Hawker Sea Fury FB20<br />

des Deutschen Luftfahrt-Beratungsdienstes <strong>im</strong> Einsatz,<br />

später nagelneue OV-10 »Broncos«, IAI »Westwind II«<br />

und Pilatus PC-9 – alle Letztgenannten in Lübeck und<br />

damit so dicht an der DDR-Grenze, dass bei Landanflügen<br />

aus Richtung Osten sehr kurze Platzrunden notwendig<br />

waren.<br />

DER SCHLEPPZIRKUS LIEF SOGAR AUF SYLT,<br />

wo um 1970 altertümliche Canadair Sabre Mk. 6 Zie-<br />

le aus Pappe, Textil oder Kunststoff durch die Lüfte<br />

zerrten. Im ostfriesischen Wittmund donnerten bis<br />

weit in die 1980er-Jahre museale F-100 in Zivil mit<br />

Schleppsack herum; zur selben Zeit dröhnten »demilitarisierte«<br />

Fiat G-91-Jagdbomber aus Hohn bei<br />

Rendsburg los. Sie gehörten der Ferienfluggesellschaft<br />

»Condor« und trugen das bekannte Firmenlogo<br />

in einem Zielkreis.<br />

WEGEN DER BESSEREN ERSATZTEILLAGE, aus<br />

Zulassungs- und Trainingsgründen verwenden heutige<br />

Zieldarsteller gern Zivilflugzeuge wie den Lear 35.<br />

Abgesehen von althergebrachten Schleppsäcken und<br />

festen Schleppkörpern werden sie auch zur elektronischen<br />

Kampfführung und zur Ausbildung von Fliegerleitoffizieren<br />

eingesetzt. Schießbetrieb in der Luft<br />

verlangt Cockpit-Sitzfleisch und Nerven. »Der Job ist<br />

gar nicht so schlecht«, findet der ehemalige Marineflieger<br />

und Learjet-Pilot Jo Rammer, »wenn man sich<br />

erst einmal daran gewöhnt hat, dass man permanent<br />

beschossen wird.«<br />

Rolf Stünkel<br />

»Schießbetrieb<br />

in der<br />

Luft verlangt<br />

Nerven.«<br />

Sie hatten wahrlich einen undankbaren Job:<br />

Sea Fury hatten die Aufgabe, <strong>im</strong> Flug »Zielscheiben«<br />

für die Flugabwehr hinter sich her -<br />

zuziehen<br />

Foto Udo Stamer<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />

81


VORSCHAU<br />

Nr. 152 I 2/14 I Februar I 15. Jahrgang<br />

Foto via N. Parker<br />

Abgeschossen – und dann?<br />

Von Beginn des Krieges an untersuchte der britische Air Intelligence eingehend jedes auf englischem<br />

Boden abgestürzte, abgeschossene oder notgelandete deutsche Flugzeug und befragte<br />

die Überlebenden. Für die deutsche Seite waren diese Flieger »vom Feindflug nicht zurückgekehrt«,<br />

doch wie ging ihre Geschichte jenseits des Kanals weiter?<br />

Internet: www.flugzeugclassic.de<br />

vereinigt mit<br />

Redaktionsanschrift<br />

Flugzeug Classic<br />

Infanteriestr. 11a, 80797 München<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.720<br />

Fax +49 (0) 89.13 06 99.700<br />

redaktion@geramond.de<br />

Redaktion Markus Wunderlich (Chefredakteur)<br />

Richard Chapman (Koordination), Stefan Krüger (Volontär)<br />

Ständige Mitarbeiter<br />

Stefan Bartmann, Peter W. Co hausz, Dietmar Hermann,<br />

Othmar Hellinger, Lino von Gartzen, Wolfgang Mühlbauer,<br />

Alexander Nüßlein, Herbert Ringlstetter, Rolf Stünkel<br />

Layout Ralph Hellberg, Rico Kummerlöwe<br />

Leserservice, Kundenservice<br />

GeraMond-Programm<br />

Tel. 0180 – 532 16 17 (14 Cent/Min.)<br />

Fax 0180 – 532 16 20 (14 Cent/Min.)<br />

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Gesamtanzeigenleitung<br />

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Anzeigendisposition <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

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Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 21 gültig ab 1.1.2014<br />

Litho ludwigmedia, Zell am See, Österreich<br />

Druck Stürtz, Würzburg<br />

Verlag<br />

Foto NASA<br />

Foto Sammlung Mühlbauer<br />

Hawker Typhoon<br />

Überstürzt in den Kampf gegen die übermächtig erscheinende Fw 190 geschickt, wird die Hawker<br />

Typhoon zunächst von zahlreichen technischen Schwierigkeiten geplagt. Als sie nach langer Überarbeitung<br />

endlich frontreif wird, ist sie für den Jagdeinsatz nicht mehr gefragt. Stattdessen kämpft<br />

sie bald mit großem Erfolg als Jagdbomber.<br />

Scott<br />

Carpenter<br />

Er stand als Ersatz für<br />

den ersten Amerikaner<br />

<strong>im</strong> All bereit, bis er am<br />

24. Mai 1962 als zweiter<br />

Astronaut ins All<br />

startete. Vergangenes<br />

Jahr ist die Raumfahrt-<br />

Legende gestorben.<br />

Ein Rückblick.<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 3/2014 erscheint am 10. Februar 2014<br />

… oder schon 2 Tage früher <strong>im</strong> Abonnement mit bis zu<br />

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<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

Isolierbecher<br />

Lieber Leser,<br />

Sie haben Freunde,<br />

die sich ebenso für<br />

Oldt<strong>im</strong>er der Lüfte<br />

begeistern wie Sie?<br />

Dann empfehlen Sie<br />

uns doch weiter! Ich<br />

freue mich über jeden<br />

neuen Leser.<br />

Ihr Chefredakteur<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

Markus Wunderlich<br />

GeraMond Verlag GmbH<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

www.geramond.de<br />

Geschäftsführung Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />

Herstellungsleitung Sandra Kho<br />

Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung<br />

Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriften handel:<br />

MZV, Unterschleißhe<strong>im</strong><br />

Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />

AUTO <strong>CLASSIC</strong><br />

TRAKTOR <strong>CLASSIC</strong><br />

FLUGMODELL<br />

ELEKTROMODELL<br />

SCHIFFSMODELL<br />

BAHN EXTRA<br />

LOK MAGAZIN<br />

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Preise Einzelheft € 5,90 (D), € 6,50 (A), sFr. 11,50 (CH)<br />

(bei Einzelversand zzgl. Versandk.); Jahresabonnement<br />

(12 Hefte) € 63,72 incl. MwSt., <strong>im</strong> Ausland zzgl. Versandk.<br />

Für Mitglieder der »Freunde der Lufthansa JU 52 e.V.« gilt ein<br />

Verbandspreis von € 54,12 pro Jahr (12 Ausgaben).<br />

ISSN 1617-0725 • 52469<br />

Erscheinen und Bezug<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> erscheint monatlich. Sie erhalten <strong>FLUGZEUG</strong><br />

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© 2014 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge undAbbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Durch Annahme<br />

eines Manu skripts erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />

zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte Fotos und Manuskripte<br />

wird keine Haftung übernommen. Ge richts stand ist München.<br />

Verantwortlich für den redak tio nel len Inhalt: Markus Wunderlich; verantwortlich<br />

für die Anzeigen: Helmut Kramer, beide: Infanterie straße<br />

11a, 80797 München.<br />

Dieses Heft enthält historische Abbildungen aus der Zeit der nationalsozialistischen<br />

Diktatur, sie können Hakenkreuze oder andere<br />

verfassungsfeindliche Symbole beinhalten. Soweit solche Fotos in diesem<br />

Heft veröffentlicht werden, dienen sie zur Berichterstattung über<br />

Vorgänge des Zeitgeschehens und dokumentieren die militärhistorische<br />

und wissenschaftliche Forschung. Diese Publikation befindet sich<br />

damit <strong>im</strong> Einklang mit der Rechtslage in der Bundesrepublik Deutschland,<br />

insbesondere § 86 (3) StGB. Wer solche Abbildungen aus diesem<br />

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sich ausdrücklich von jeglicher nationalsozialistischer Gesinnung.


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