Digitale Fotografie - Themen Fotografieren im Freien (Vorschau)
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<strong>Digitale</strong><br />
SLR<br />
FOTOGRAFIE IM FREIEN<br />
ALLES, WAS SIE BRAUCHEN, UM ATEMBERAUBENDE AUFNAHMEN MIT IHRER DIGITALKAMERA ZU MACHEN<br />
Nr. 8/2011<br />
INKLUSIVE<br />
LANDSCHAFTEN<br />
TIERWELT & NATUR<br />
NAHAUFNAHMEN<br />
ARCHITEKTUR<br />
UND VIEL MEHR!<br />
IM HEFT: VERBESSERN SIE IHRE FOTOGRAFIE-FÄHIGKEITEN MIT UNSEREM EXPERTENRAT!<br />
EINSTELLUNGEN<br />
ERKLÄRT<br />
BEHERRSCHEN SIE<br />
IHRE DIGITALKAMERA<br />
4 191705 609905 10008<br />
Deutschland:<br />
EUR 9,90<br />
Österreich:<br />
EUR 11,-<br />
Schweiz:<br />
CHF 19,-<br />
Pflanzenwelt <strong>im</strong> Garten<br />
und in der Natur<br />
Tiere und Insekten<br />
Atemberaubende<br />
Landschaften
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Wilkommen 3<br />
ROSS HODDINOTT<br />
IMPRESSUM<br />
REDAKTION<br />
Redakteurin: Daniel Lezano<br />
Textchef: Hagen Hellwig<br />
ART DIRECTOR<br />
Dean Mullock<br />
FINANZDIREKTOR<br />
Richard Layton<br />
Die in diesem Magazin artikulierten Meinungen, sind<br />
die Meinungen der jeweiligen Autoren und st<strong>im</strong>men<br />
nicht zwingend mit der Meinung<br />
des Herausgebers, der Redaktion oder den<br />
Vertreibern dieses Magazins überein.<br />
Willkommen...<br />
„Die Welt ist ein wunderschöner Ort und wenige wissen das mehr, als<br />
hingabevolle Outdoor-Fotografen. Die Erforschung der Vielfalt von Orten<br />
und Arten auf unserem Planeten, gehört sicherlich zu den beliebtesten<br />
Hobbys. Großbritannien ist, trotz seiner geringen Größe, mit attraktiven<br />
Fotogelegenheiten gesegnet, welche die meisten Fotografen ein Leben lang<br />
beschäftigen könnten. Dank atemberaubender Landschaften, einer fesselnden<br />
Tierwelt und wunderschönen Blumen, besteht kein Mangel an Motiven.<br />
Natürlich ist das nur ein Bruchteil der Wunder, die uns erwarten, wenn wir<br />
Glück genug haben, ins Ausland reisen zu können. Aber egal, wo Sie leben: Dieser essentielle<br />
Leitfaden für die <strong>Fotografie</strong> <strong>im</strong> <strong>Freien</strong> möchte passionierte Outdoor-Fotografen auf der Suche<br />
nach dem perfekten Bild mit Rat versorgen und inspirieren. Unser Expertenteam bietet<br />
detaillierten Rat in den drei Hauptbereichen: Tierwelt, Natur und Landschaften. Auch andere<br />
herausfordernde Bereiche der Outdoor-<strong>Fotografie</strong> inklusive Nachtaufnahmen und Architektur<br />
werden behandelt. Wir hoffen, dass Sie auf diesem Weg Ihre <strong>Fotografie</strong>-Fähigkeiten verbessern<br />
können und Ihre besten Aufnahmen <strong>im</strong> <strong>Freien</strong> erhalten. Alles Gute!“<br />
DANIEL LEZANO, REDAKTION<br />
Unsere Outdoor-<strong>Fotografie</strong>-Experten<br />
Unsere Experten schreiben regelmäßige Beiträge für „<strong>Digitale</strong> SLR-<strong>Fotografie</strong>“, das am schnellsten wachsende<br />
<strong>Fotografie</strong>-Magazin in Großbritannien. Wenn Sie auf der Suche nach Expertenrat und Inspiration sind, können<br />
Sie die neueste Ausgabe jeden Monat kaufen. Für weitere Informationen, besuchen Sie bitte:<br />
www.digitale-slr-fotografie.de<br />
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Dieses MAGBOOKwird unter der Lizenz und mit<br />
der Erlaubnis von © Dennis Publishing L<strong>im</strong>ited<br />
herausgegeben. Alle Rechte an Material, Titel und<br />
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Publishing L<strong>im</strong>ited und dürfen weder <strong>im</strong> Ganzen noch<br />
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Das Heft wurde mit großer Sorgfalt produziert. Der<br />
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LESERFRAGEN:<br />
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MARK BAUER<br />
Mark war vorher Lehrer und zählt<br />
jetzt zu den führenden<br />
Landschaftsfotografen in<br />
Großbritannien. Er ist ein Experte,<br />
wenn es um Küsten und Wald geht.<br />
www.markbauerphotography.com<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Ross ist ein prämierter Fotograf,<br />
der über jahrelange Erfahrung mit<br />
abwechslungsreichen Schönheit<br />
der britischen Landschaften und<br />
Tierwelt verfügt.<br />
www.rosshoddinott.co.uk<br />
HELEN DIXON<br />
Helen hat Ihre Arbeitsstelle<br />
aufgegeben, um professionelle<br />
Landschaftsfotografin zu werden.<br />
Sie zählt zu den besten Talenten in<br />
Großbritannien.<br />
www.helendixonphotography.co.uk<br />
LEE FROST<br />
Lee zählt zu den bekanntesten<br />
Fotografen in Großbritannien. Er<br />
hat 20 Bücher veröffentlicht und<br />
verkauft seine Bilder weltweit.<br />
www.leefrost.co.uk<br />
DRUCK UND BINDUNG:<br />
QuadWinkowski Sp. z o.o.<br />
ul. Okrzei 5, 64-920 Piła, Polen<br />
www.Quadwinkowski.pl<br />
Das Papier, auf dem<br />
dieses Magazin<br />
gedruckt ist, besteht aus<br />
umweltverträglichen Fasern.
INHALT<br />
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-Fotografi e<br />
6 Blendenprioritätsmodus<br />
Wir erklären, wie dieser Belichtungsmodus aus Ihnen<br />
einen besseren Outdoor-Fotografen macht.<br />
14 Natur: Tierwelt<br />
Machen Sie sich bereit, atemberaubende Bilder von<br />
Tieren zu schießen, von Insekten bis hin zu Säugetieren.<br />
Unser Ausrüstungsratgeber deckt alles ab, von Telezooms<br />
bis zu Nahaufnahme-Kits. Wir haben Experten für die<br />
Tiere, die Sie an allen möglichen Orten finden können,<br />
egal ob in der Stadt oder an der Küste. Zudem bieten wir<br />
ausführlichen Rat zur Tierwelt <strong>im</strong> Garten.<br />
38 EXPERTENANLEITUNG: SCHMETTERLINGE<br />
40 EXPERTENANLEITUNG: SPINNWEBEN<br />
47 Natur: Blumen<br />
Machen Sie sich auf den Weg in den Garten und die Natur<br />
und verwenden die hier erklärten Expertentechniken, um<br />
die Bilder mit Farbe und Mustern zu füllen.<br />
52 EXPERTENANLEITUNG: WASSERTROPFEN<br />
54 EXPERTENANLEITUNG: WUNDERVOLLES UNKRAUT!<br />
60 EXPERTENANLEITUNG: ÖFFENTLICHE GÄRTEN<br />
62 EXPERTENANLEITUNG: MAGISCHE PILZE<br />
65 Landschaften<br />
Lernen Sie die Prinzipien und <strong>Fotografie</strong>-Fähigkeiten, die<br />
Sie brauchen, um atemberaubende Aufnahmen <strong>im</strong> <strong>Freien</strong><br />
zu machen, auf die Sie stolz sein können. Wir decken alle<br />
wichtigen Erfolgselemente ab, inklusive Komposition,<br />
Beleuchtung und Perspektive.<br />
70 EXPERTENANLEITUNG: VORDERGRÜNDIGES<br />
INTERESSE<br />
88 EXPERTENANLEITUNG: FLUCHTPUNKT<br />
100 EXPERTENANLEITUNG: NATÜRLICHE WELLEN<br />
102 EXPERTENANLEITUNG: UNSCHÄRFE BEI<br />
BEWEGUNGEN<br />
104 EXPERTENANLEITUNG: GEZEITENTÜMPEL<br />
106 EXPERTENANLEITUNG: ABSTRAKTE REFLEKTIONEN<br />
108 Nachtaufnahmen<br />
Gehen Sie bei Dämmerung nach draußen und probieren<br />
Sie nachts eine Reihe an <strong>Fotografie</strong>-Techniken aus.<br />
120 EXPERTENANLEITUNG: STRASSEN<br />
122 EXPERTENANLEITUNG: MALEN MIT BLITZLICHT<br />
124 EXPERTENANLEITUNG: BELEUCHTETES BOOT<br />
126 Architektur<br />
Unterschätzen Sie nicht das fotografische Potential<br />
Ihrer He<strong>im</strong>atstadt. Städtische Hintergründe liefern<br />
ausgezeichnete Fotogelegenheiten!<br />
135 Filter<br />
Jeder erfolgreiche Outdoor-Fotograf weiß um die Vorteile<br />
von Filtern. Wir stellen die unterschiedlichen Filter vor,<br />
sowie die beliebtesten Marken und die beste Wahl be<strong>im</strong><br />
Kauf.<br />
149 Essentielle Ausstattung<br />
Wir tragen eine Auswahl der besten Ausrüstung für alle Arten<br />
der Outdoor-<strong>Fotografie</strong> zusammen<br />
150 OBJEKTIVE: VOM WEITWINKELOBJEKTIV BIS ZUM<br />
TELEZOOM<br />
152 ZUBEHÖR FÜR NAHAUFNAHMEN UND REFLEKTOREN<br />
154 TASCHEN UND RUCKSÄCKE<br />
156 DIE BESTEN OUTDOOR-STATIVE<br />
158 DIE ULTIMATIVEN STATIVE NACH GEWICHT UND GRÖSSE<br />
159 ALLGEMEINES FOTOZUBEHÖR<br />
160 KLEIDUNG FÜR DIE OUTDOOR-FOTOGRAFIE<br />
162 Perfekte Belichtung<br />
Schneiden Sie unsere Graukarte aus und verwenden sie zur<br />
ständigen perfekten Belichtung!
164<br />
SEITEN<br />
FACHKUNDIGE<br />
BERATUNG FÜR<br />
FOTOS IM FREIEN
6 Blendenprioritätsmodus Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Blendenpriorität:<br />
Der Modus Ihrer Wahl<br />
Was macht den Blendenprioritätsmodus<br />
wichtiger als die anderen Belichtungsmodi?<br />
Wann und warum sollten Sie ihn einsetzen? Sie<br />
erfahren es, wenn Sie weiterlesen.<br />
Die Blendenpriorität erhält ihren Namen, da Sie auswählen können,<br />
welche Blende (f/Zahl) Sie für ein Foto verwenden möchten, während die<br />
Kamera automatisch die Belichtungszeit einstellt, basierend auf dem<br />
Lichtniveau, um die korrekte Belichtung zu erhalten.<br />
Mit anderen Worten: Sie können die Auswahl der Blende priorisieren<br />
und die entsprechende Belichtungszeit wird entsprechend eingestellt.<br />
Der Blendenprioritätsmodus ist die richtige Wahl, wenn Sie ein Motiv<br />
oder eine Situation fotografieren, wo es auf die Kontrolle der Schärfentiefe<br />
ankommt( der Bereich, in dem ein Motiv scharf abgebildet wird).<br />
Die Landschaftsfotografie ist ein gutes Beispiel. Wenn Sie<br />
Landschaftsaufnahmen machen, sollten Sie darauf achten, dass Ihre<br />
Schärfentiefe groß genug ist, um die gesamte Szenerie <strong>im</strong> klaren Fokus<br />
aufzunehmen, vom direkten Vordergrund bis zur Unendlichkeit. Das<br />
bedeutet, dass Sie eine kleine Blende einstellen müssen wie z. B. f/11.<br />
Mit dem Blendenprioritätsmodus können Sie das einfach bewerkstelligen,<br />
da Sie aktiv die benötigte Blendenöffnung einstellen müssen. In der<br />
Tierwelt oder bei Portraits gilt oft das Gegenteil: Sie benötigen geringe<br />
Schärfentiefe, so dass Ihr Motiv <strong>im</strong> klaren Fokus aufgenommen wird, aber<br />
der Hintergrund verschw<strong>im</strong>mt. Das bedeutet, dass Sie eine<br />
Blendenöffnung von z. B. f/4 oder f/2.8 wählen sollten, was mit dem<br />
Blendenprioritätsmodus wieder einfach ist, da Sie anstelle der Kamera<br />
die Blendenöffnung selber wählen.<br />
Sie können die Blende in anderen Belichtungsmodi <strong>im</strong>mer noch<br />
kontrollieren, aber sie müssen dabei etwas anders vorgehen (und es<br />
dauert etwas länger). Im Verschlussprioritätsmodus (S oder Tv) zum<br />
Beispiel müssen Sie nur die Verschlusszeit ändern, bis die Kamera die<br />
gewünschte Blende einstellt. Im Programmmodus funktioniert es ähnlich,<br />
indem Sie die Programm-Shift-Funktion einstellen, um die<br />
Blendenöffnung und Verschlusszeit zu ändern, bis Sie die gewünschte<br />
Blende erhalten.<br />
Der Vorteil be<strong>im</strong> Blendenprioritätsmodus, <strong>im</strong> Vergleich zu diesen<br />
alternativen Modi, besteht darin, dass die Kamera die eingestellte<br />
Blendenöffnung nicht ändert, selbst wenn sich das Lichtniveau ändert.<br />
Stattdessen passt sich die Verschlusszeit automatisch an, um die<br />
Belichtung zu korrigieren. Im Verschlussprioritätsmodus wäre das nicht<br />
der Fall: Wenn sich die Lichtverhältnisse ändern, passt Ihre DSLR die<br />
Blende automatisch an, um die korrekte Belichtung beizubehalten und<br />
priorisiert dabei die Verschlusszeit, was Ihre Kontrolle über die<br />
Tiefenschärfe verringert.<br />
Ähnlich <strong>im</strong> Programmmodus, wo die Kamera die Kombination aus<br />
Blende und Verschlusszeit entsprechend der Lichtverhältnisse anpassen<br />
würde.<br />
Der Blendenprioritätsmodus eignet sich auch für den allgemeinen<br />
Betrieb, wenn Sie einfach nur herumspazieren und alles möglich<br />
fotografieren, egal ob es sich um Architektur, Details oder Abstraktes<br />
handelt. Die Erfordernisse für die Tiefenschärfe hängen von der Art des<br />
Fotos ab. In einem Moment benötigen Sie viel Tiefenschärfe, <strong>im</strong> nächsten<br />
so wenig wie möglich, aber das kann schnell über das Einstellrad der<br />
Kamera korrigiert werden. Der Sucher hält Sie über die exakte<br />
Blendenöffnung (und die entsprechende Verschlusszeit) auf dem<br />
Laufenden.<br />
f/4 f/22<br />
DA DIE AUSWIRKUNGEN DER BLENDENÖFFNUNG in Kombination mit der Tiefenschärfe auf das<br />
letztendliche Bild so groß sind, ist der Blendenprioritätsmodus der Lieblingsmodus vieler Fotografen.<br />
Diese zwei Bilder demonstrieren, wie unterschiedliche Blendenöffnungen sehr unterschiedliche<br />
Resultate liefern können.<br />
Einstellung des Blendenprioritätsmodus an Ihrer DSLR<br />
Die Auswahl des Blendenprioritätsmodus ist einfach. Sie müssen nur den Belichtungsregler (in<br />
manchen Fällen den Knopf für den Belichtungsmodus) drehen und A oder Av auswählen. Ihre DSLR<br />
befindet sich dann <strong>im</strong> Blendenprioritätsmodus und Sie müssen nur noch das Einstellrad drehen<br />
(entweder oben rechts an Ihrer Kamera oder am Handgriff), um die Blendenöffnung zu ändern.<br />
Wenn Sie leicht auf den Auslöser drücken, um das Belichtungssystem zu aktivieren, können Sie die<br />
von der Kamera ausgewählte Verschlusszeit <strong>im</strong> Auge behalten.<br />
Canon<br />
Nikon<br />
Sony<br />
Olympus Pentax Panasonic<br />
ROSS HODDINOTT<br />
So funktionieren<br />
die anderen<br />
Belichtungsmodi<br />
Im Blendenprioritätsmodus<br />
geben wir gewünschte<br />
Blendenöffnung vor und die<br />
Kamera stellt die<br />
entsprechende<br />
Verschlusszeit ein, um für<br />
die korrekte Belichtung zu<br />
sorgen. Hier ist eine kurze<br />
Übersicht über die<br />
Funktionsweise der anderen<br />
Modi.<br />
Full-Auto-Modus<br />
Die Kamera stellt die<br />
Verschlusszeit und die<br />
Blendenöffnung ein, um<br />
die korrekte Belichtung zu<br />
erlangen. Sie können diese<br />
Kombination nicht ändern,<br />
um eine best<strong>im</strong>mte<br />
Blendenöffnung oder<br />
Verschlusszeit zu erhalten.<br />
Programmmodus<br />
Funktioniert auf ähnliche<br />
Weise wie Full-Auto, aber<br />
Sie können üblicherweise<br />
die Blende/Verschlusszeit<br />
bei Bedarf ändern.<br />
Verschlusszeitprioritätsmodus<br />
Sie stellen die Verschlusszeit<br />
ein und Ihre DSLR setzt die<br />
geeignete Blendenöffnung.<br />
Wenn sich die<br />
Lichtverhältnisse ändern,<br />
wird die gleiche<br />
Verschlusszeit verwendet und<br />
die Blendenöffnung geändert.<br />
Manuelle Einstellung<br />
Sie stellen, unabhängig<br />
voneinander, manuell die<br />
Blendenöffnung und die<br />
Verschlusszeit ein, wobei<br />
sich keine der beiden ohne<br />
Ihr Zutun ändert, selbst<br />
wenn sich die<br />
Lichtverhältnisse ändern.<br />
Motivprogramme<br />
Diese Programmmodi<br />
wurden für best<strong>im</strong>mte<br />
Motive angepasst, wobei<br />
zahlreiche<br />
Kamerafunktionen wie AF,<br />
Blitz und<br />
Belichtungssystem,<br />
entsprechend eingestellt<br />
sind.
Einstellung der<br />
Blendenöffnung<br />
An den meisten Kameras können Sie die<br />
Blendenöffnung in halben Stufen einstellen.<br />
Überprüfen Sie das Funktionsmenü Ihrer<br />
Kamera. An vielen können Sie die Stufen um<br />
1/3 verändern.<br />
Bild: f/22<br />
Mit Hilfe des<br />
Blendenprioritätsmodus<br />
können Landschaftsfotografen<br />
kontrollieren, wie viel sich in<br />
einer Szene <strong>im</strong> klaren Fokus<br />
befindet.<br />
MARK BAUER
8 Blendenprioritätsmodus Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Blendenprioritätsmodus<br />
„Werkzeuge“<br />
Sobald Sie sich an den Blendenprioritätsmodus gewöhnt haben, werden<br />
Sie bemerken, dass Ihre Kamera einige Funktionen bietet, die Ihnen helfen<br />
können, die besten Ergebnisse mit diesem Modus zu erzielen.<br />
DER BLENDENPRIORITÄTSMODUS ist ein praktischer und vielfältiger Belichtungsmodus<br />
und muss mit Sorgfalt eingesetzt werden, zudem kann er nur innerhalb der Beschränkungen<br />
Ihrer Kamera operieren. Wenn Sie eine kleine Blendenöffnung wie z. B. f/16 oder f/22<br />
verwenden, um eine max<strong>im</strong>ale Tiefenschärfe zu erhalten, besteht die Gefahr, dass die von<br />
der Kamera eingestellte Verschlusszeit zu langsam sein wird, um ohne Verwackeln von<br />
Hand zu fotografieren. Was aber noch schl<strong>im</strong>mer ist, ist wenn Sie mit wenig Licht<br />
fotografieren, z.B. <strong>im</strong> Morgengrauen oder in der Abenddämmerung. Die hierbei benötigte<br />
Verschlusszeit kann außerhalb des automatisch angebotenen Bereichs der Kamera liegen,<br />
um die korrekte Belichtung bei einer kleinen Blendenöffnung beizubehalten. Das Bild<br />
könnte also unterbelichtet sein, wenn Sie dennoch fotografieren. Ähnlich ist es, wenn Sie<br />
mit einer großen Blendenöffnung wie z. B. f/2.8 oder f/4 in hellem Licht fotografieren. Es<br />
besteht die Gefahr, dass selbst die schnellste Verschlusszeit zu langsam ist, was zur<br />
Überbelichtung führt. Das Aufblinken der Verschlusszeit <strong>im</strong> Sucher oder auf dem<br />
LCD-Bildschirm alarmiert Sie normalerweise. Die Frage ist, was können Sie dagegen tun?<br />
Schalten Sie den Bulb-Modus ein<br />
Wenn Sie mit wenig Licht fotografieren und die<br />
benötigte Belichtungszeit sich außerhalb des<br />
Aktionsradius Ihrer Kamera befindet, können<br />
Sie stattdessen die ISO erhöhen, indem Sie<br />
den Bulb-Modus (B) wählen und per<br />
Fernauslöser den Verschluss manuell<br />
offenhalten (fortgeschrittene Fernauslöser<br />
verfügen über T<strong>im</strong>er). Auf diesem Weg können<br />
Sie die ursprüngliche Blendenöffnung<br />
beibehalten, die ISO für opt<strong>im</strong>ale Bildqualität<br />
niedrig halten und die korrekte Belichtung<br />
erzielen.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Verwenden Sie ein Stativ<br />
Wenn Sie regelmäßig mit kleinen Blendenöffnungen fotografieren, um die<br />
Tiefenschärfe zu max<strong>im</strong>ieren, ist es sinnvoll, Ihre Kamera auf einem Stativ<br />
zu montieren.<br />
Selbst wenn die Kamera eine Verschlusszeit einstellt, die langsamer als 1/30<br />
Sekunden ist, müssen Sie sich keine Sorgen um Ihre Bilder machen. Die<br />
Bildstabilisierung verschafft Ihnen etwas Spielraum und erlaubt Ihnen, die<br />
Kamera bei langsameren Verschlusszeiten in der Hand zu halten, aber das<br />
ist begrenzt! Ein stabiles Stativ ist daher essentiell, wenn ult<strong>im</strong>ative Qualität<br />
Ihr Ziel ist. Aus diesem Grund verwenden alle ernsthaften Outdoor-<br />
Fotografen meistens ein Stativ.<br />
Anpassung des ISO-Ratings<br />
Wenn Sie Ihre Kamera in der Hand halten müssen, können Sie durch die<br />
Erhöhung des ISO-Ratings schnell und einfach langsame Verschlusszeiten und<br />
Verwackeln verhindern.<br />
Wenn Sie zum Beispiel mit ISO 100 fotografieren, und die Kamera stellt dabei<br />
eine Verschlusszeit von 1/15 Sekunden ein (was zu langsam ist, wenn man die<br />
Kamera in der Hand hält), können Sie die ISO einfach auf 400 einstellen,<br />
wodurch die Verschlusszeit auf 1/60 Sekunden erhöht wird, was ausreichend<br />
ist. Wenn die Belichtungswarnung aufleuchtet, um Sie darauf hinzuweisen,<br />
dass die längste Belichtungszeit nicht langsam genug ist, können Sie die ISO<br />
erhöhen, um die Belichtung zu steigern. Das ist natürlich <strong>im</strong>mer ein<br />
Kompromiss, da die Bildqualität unter der erhöhten ISO leidet. Sie sollten die<br />
ISO <strong>im</strong>mer so niedrig wie möglich einstellen. Verwenden Sie lieber ein Stativ für<br />
Ihre DSLR, bevor Sie die ISO erhöhen, um eine schnellere Verschlusszeit zu<br />
erhalten. Denken Sie daran, die ISO wieder auf den niedrigeren Wert zu setzen,<br />
wenn Sie fertig sind!<br />
Überprüfung der Tiefenschärfe<br />
Sie können die Tiefenschärfe mit Hilfe des Blendenprioritätsmodus kontrollieren, aber<br />
wie können Sie feststellen, ob die gewählte Blendenöffnung, die erforderliche<br />
Tiefenschärfe erzeugt? Eine Lösung wäre es, die <strong>Vorschau</strong>funktion der Kamera zu<br />
verwenden. Diese aktivieren Sie, indem Sie einen Knopf drücken (der sich<br />
üblicherweise vorne an der Kamera befindet, entweder in der Nähe des<br />
Objektiventriegelungsknopfs oder neben dem Ein/Aus-Schalter am Auslöser). Dadurch<br />
blendet das Objektiv auf die von Ihnen eingestellte Blendenöffnung ab (f/Nummer). Das<br />
einzige Problem dabei ist, dass die Sucheranzeige dunkel wird, wenn die<br />
Blendenöffnung sich schließt. Verwenden Sie diese Funktion in Kombination mit<br />
LiveView und die Kamera passt die Bildschirmhelligkeit automatisch an. Besitzer von<br />
Canon Kameras können per LiveView ständig die Blendenöffnung und Tiefenschärfe<br />
überprüfen. Sollten Sie ein älteres Modell ohne LiveView oder <strong>Vorschau</strong>funktion haben,<br />
machen Sie ein Foto und vergrößern dann das Bild, um die Schärfe zu überprüfen.<br />
<strong>Vorschau</strong> der Tiefenschärfe in<br />
der Nähe des Objektivs …<br />
oder am Auslöser<br />
Raw-Dateien-<br />
Korrektur<br />
Wenn Ihre Kamera nicht die benötigte<br />
Verschlusszeit liefern kann, die von der<br />
Blendenöffnung benötigt wird, könnten Sie<br />
es mit Aufnahmen <strong>im</strong> Raw-Format<br />
probieren und in der Nachbearbeitung dann die Unter- oder Überbelichtung<br />
korrigieren. Raw-Dateien verfügen über mehr Bildinformationen als JPEGs<br />
und werden nicht in der Kamera verarbeitet. Daher kommen Sie leichter mit<br />
ein paar Belichtungsfehlern davon. Wenn das Bild aber zu stark unter- oder<br />
überbelichtet ist, kann das Foto nicht mehr gerettet werden. Aber ein<br />
Versuch lohnt sich, wenn alles andere versagt!
Verwenden Sie einen Graufilter<br />
Wenn die schnellste Verschlusszeit Ihrer Kamera nicht ausreicht,<br />
um die korrekte Belichtung mit einer weiten Blendenöffnung zu<br />
erzielen, besteht die Lösung in der Verwendung eines Graufilters<br />
(ND – Neutral Density Filter) auf Ihrem Objektiv. ND-Filter sind so<br />
gestaltet, dass Sie das ins Objektiv eintretende Licht ohne<br />
Farbänderungen reduzieren. Diese Filter werden mit verschiedenen<br />
Dichten angeboten, um Ihnen erhöhte Kontrolle zu geben. Ein 0,3<br />
ND-Filter reduziert das Licht um eine Stufe, ein 0,6 ND-Filter um<br />
zwei, 0,9 ND um drei und 1,2 ND um vier Stufen.<br />
Dies sind die beliebtesten Stärken, aber es sind auch spezielle Filter<br />
erhältlich, die bis zu 10 Stufen reichen. Wenn Sie einen Graufilter<br />
auf dem Objektiv anbringen, trifft weniger Licht auf dem Sensor auf<br />
und die Kamera wird gezwungen, eine langsamere Verschlusszeit<br />
zu verwenden. Diese Filter können auch <strong>im</strong> hellen Licht für<br />
verwischende Bewegungen eingesetzt werden .<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Belichtungsausgleich<br />
Wenn Ihre Einstellungen <strong>im</strong><br />
Blendenprioritätsmodus für Unter- oder<br />
Überbelichtung sorgen, können Sie mit Hilfe<br />
des Belichtungsausgleichs schnell die<br />
Verschlusszeit erhöhen oder verringern.
10 Blendenprioritätsmodus Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Blendenpriorität:<br />
Naturaufnahmen<br />
Ross Hoddinott erklärt, wie ihm dieser Modus hilft,<br />
großartige Naturaufnahmen zu machen.<br />
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der richtigen, schnellen und<br />
effizienten Auswahl der besten Belichtungseinstellungen. Wenn<br />
Sie z. B. flatterhafte Vögel oder Insekten fotografieren, können Sie<br />
nicht wertvolle Zeit mit dem Drücken von zu vielen Knöpfen<br />
verschwenden, da Ihr Motiv sich sonst bewegen oder wegfliegen<br />
könnte, bevor Sie Zeit haben, auf den Auslöser zu drücken. Daher<br />
ist es entscheidend, welchen Belichtungsmodus Sie wählen …<br />
Naturfotografie involviert oft Spezialoptik wie z. B. Tele- oder<br />
Makroobjektiv. Die Schärfentiefe ist bei so hoher Vergrößerung oft<br />
beschränkt. Dadurch wir die Wahl der richtigen Blendenöffnung<br />
bei Naturaufnahmen wichtiger als bei anderen Motiven. Wenn Sie<br />
einen vollautomatischen Modus verwenden, erlauben Sie Ihrer<br />
Kamera, die Schärfentiefe zu diktieren. Daher können die<br />
Resultate stark von dem abweichen, was Sie <strong>im</strong> Sinn hatten. Um<br />
Enttäuschungen vorzubeugen, verlassen Sie sich nicht auf einen<br />
Programmmodus, übernehmen Sie stattdessen die Kontrolle über<br />
Ihre Einstellungen. Blendenpriorität ist die beste Wahl in den<br />
meisten Situationen, egal ob Sie Anfänger oder professioneller<br />
Fotograf sind. Mit dieser Einstellung können Sie manuell die<br />
Blendenzahl einstellen. Wenn Sie z. B. eine hohe Tiefenschärfe<br />
brauchen, um die Schärfe zu max<strong>im</strong>ieren, was bei<br />
Nahaufnahmen von Blumen sehr hilfreich ist, stellen Sie eine<br />
Blendenzahl von f/16 oder f/22 ein. Wenn Sie hingegen wenig<br />
Tiefenschärfe benötigen, um ablenkende Vegetation <strong>im</strong><br />
Vorder- oder Hintergrund verschw<strong>im</strong>men zu lassen oder um die<br />
Aufmerksamkeit auf einen Fixpunkt zu lenken, wählen Sie eine<br />
größere Blendenzahl wie f/4 oder f/5.6. Die Blendenpriorität bietet<br />
Naturfotografen die benötigte Kontrolle selbst in Situationen, in<br />
denen schnelle Verschlusszeiten benötigt werden, um das<br />
Geschehen einzufangen. Wenn man z. B. einen Vogel <strong>im</strong> Flug<br />
fotografiert, ist der Blendenprioritätsmodus sehr hilfreich. Das<br />
liegt daran, dass Sie die schnellstmögliche Verschlusszeit<br />
erhalten, wenn Sie die weiteste Blendenöffnung einstellen.<br />
Ich bemerkte diesen<br />
1 winzigen Pilz, der auf<br />
einen Baumstamm<br />
wächst und dachte mir,<br />
dass dies ein nettes Motiv<br />
für eine Nahaufnahme<br />
ware. Mir gefiel das Moos,<br />
das in der Umgebung<br />
wächst, daher wählte ich<br />
einen Winkel, von dem<br />
aus ich es mit ins Bild<br />
bekomme. Ich machte die<br />
Aufnahme mit meiner<br />
DSLR auf einem Stativ<br />
und mit der Hilfe einer<br />
Klammer positionierte ich<br />
einen kleinen Reflektor in<br />
der Nähe, um die<br />
Pilzlamellen zu<br />
beleuchten.<br />
Ich wollte ein Foto schießen, auf dem sowohl Pilz als<br />
2 auch Moos scharf sind. Meine DSLR wählte mit der<br />
Einstellung Full-Auto die max<strong>im</strong>ale Blendenöffnung. Die<br />
resultierende Schärfentiefe war viel zu gering. Wenn das<br />
Moos <strong>im</strong> Fokus war, verschwamm der Pilz stark.<br />
Ich verwendete weiterhin den Full-Auto-Modus,<br />
3 aber stellte den Fokus so ein, dass der AF den<br />
Pilzkopf <strong>im</strong> Fokus hatte. Aber jetzt verschwamm das<br />
Moos völlig. Bei einer so weiten Blendenöffnung war<br />
nicht mal der Stamm des Pilzes scharf. Dies bewies,<br />
dass ich den Modus wechseln musste.<br />
Ich entschied mich für den Nahaufnahmemodus<br />
4 und fand heraus, dass die Kamera den<br />
gewünschten Effekt nur „schätzen“ konnte. Sie wählte<br />
eine kleine Blendenöffnung, um eine hohe Schärfentiefe<br />
zu erzielen. Während der Pilz und das Moos scharf sind,<br />
wird zu viel vom ablenkenden Hintergrund gezeigt.
Je größer, desto besser!<br />
Endgültige s Bild: f/11<br />
Zeit, die Tiefenschärfe zu kontrollieren:<br />
Ich wählte den Blendenprioritätsmodus und<br />
stellte einen Blendenzahl von f/11 ein, um<br />
den Pilz und das Moos scharf zu halten und<br />
den Hintergrund ausreichend verschwommen<br />
darzustellen. Ich überprüfte die Schärfentiefe<br />
mit Hilfe der <strong>Vorschau</strong>funktion und drückte<br />
den Auslöser. Dank des<br />
Blendenprioritätsmodus hatte ich genügend<br />
Kontrolle über das Bild, um das erhoffte<br />
Resultat zu erzielen.<br />
ALLE BILDER: ROSS HODDINOTT<br />
Eine generelle Regel in der Natur ist es, die<br />
weiteste Blendenöffnung zu wählen, bei der<br />
Ihr Motiv noch scharf ist. Wenn Sie eine<br />
kleinere Blendengröße wählen, kann die<br />
Verschlusszeit für das Verschw<strong>im</strong>men von<br />
sich bewegenden Motiven sorgen.
12 Blendenprioritätsmodus Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Blendenpriorität &<br />
Landschaften<br />
Der Landschaftsspezialist Lee Frost zeigt, warum<br />
der Blendenprioritätsmodus die praktischste<br />
Belichtungseinstellung für Landschaften ist.<br />
EINE DER GRUNDLAGEN erfolgreicher Landschaftsfotografie ist die<br />
Kontrolle und Einschätzung der richtigen Schärfentiefe, um sicherzustellen,<br />
dass das Bild durchweg scharf ist. Der Blendenprioritätsmodus hilft Ihnen<br />
nicht nur, indem er Sie zwingt, sich über die Blendenöffnung Gedanken zu<br />
machen, sondern auch indem er sicherstellt, dass die Blendenöffnung sich<br />
nicht mehr ändert, wenn sich die Lichtverhältnisse ändern oder Sie einen<br />
Filter aufs Objektiv setzen. Wenn die Belichtung angepasst werden muss,<br />
während Sie <strong>im</strong> Blendenprioritätsmodus fotografieren, bewerkstelligt die<br />
Kamera das, indem sie die Verschlusszeit ändert, so dass die Blendengröße<br />
konstant bleibt. Das ist überaus wichtig, da es bei der extensiven<br />
Schärfentiefe nicht nur auf die Blendenwahl ankommt, sondern auch auf die<br />
Brennweite. Eine sorgfältige Balance zwischen den beiden Werten ist<br />
erforderlich, um die bestmöglichen Resultate zu erzielen. Sie könnten jedes<br />
Foto mit f/22 aufnehmen und dabei das Objektiv auf unendlich einstellen<br />
und die meisten Weitwinkelaufnahmen wären <strong>im</strong>mer noch durchweg scharf.<br />
Leider funktioniert dieser einfache Ansatz nicht <strong>im</strong>mer, und Sie werden nicht<br />
die besten Resultate erhalten. Weitwinkel- und Zoomobjektive tendieren<br />
dazu, ihre schlechteste optische Leistung zu liefern, wenn eine min<strong>im</strong>ale<br />
Blendenöffnung eingestellt wird. Die beste Qualität wird mit f/11 erreicht,<br />
also sollten Sie idealerweise so nah wie möglich an f/11 fotografieren, um<br />
eine opt<strong>im</strong>ale optische Qualität zu erlangen, und zudem sollten Sie dabei das<br />
Objektiv auf eine Distanz einstellen, bei der die Schärfentiefe mit dieser<br />
Blendenöffnung max<strong>im</strong>iert wird. Meine Lieblingstechnik liegt <strong>im</strong> Bereich der<br />
sogenannten hyperfokalen Entfernung, bei der ein Punkt fixiert wird, der als<br />
hyperfokale Entfernung bekannt ist, wobei die Schärfentiefe für die<br />
verwendete Blendenöffnung max<strong>im</strong>iert wird. Früher verfügten die Objektive<br />
für die hyperfokale Entfernung über eine Skala am Tubus, was heute so gut<br />
wie gar nicht mehr angeboten wird. Es gibt eine Gleichung zur Berechnung<br />
der hyperfokalen Entfernung für jedes Objektiv und jede Blendenöffnung, mit<br />
deren Hilfe ich eine Tabelle für die hyperfokale Entfernung erstellt habe, die<br />
Sie kopieren und vor Ort verwenden können.<br />
Die Entfernung in Metern steht für die hyperfokalen Entfernungen für jede<br />
Brennweite und Blendenöffnung. Wenn Sie Ihr Objektiv auf diese Entfernung<br />
einstellen und die entsprechende Blendenöffnung einstellen, erstreckt sich<br />
die Tiefenschärfe von der Hälfte der hyperfokalen Entfernung bis zur<br />
Unendlichkeit. Wenn Sie also mit 24 Mill<strong>im</strong>etern und f/11 fotografieren,<br />
fokussieren Sie einen Punkt der 1,5 Meter entfernt ist und die Schärfentife<br />
wird sich dann ab 0,75 Mill<strong>im</strong>eter (die Hälfte der hyperfokalen Entfernung)<br />
bis undendlich ausdehnen. Das ist in den meisten Situationen mehr als<br />
genug Schärfentiefe.<br />
Blendenöffnungspriorität &<br />
Mehrfeldmessung (Multi-Zone-Metering)<br />
Bevor ich <strong>im</strong> Frühling 2008 endlich komplett ins digitale Zeitalter<br />
wechselte, verbrachte ich 20 Jahre mit Filmkameras, die über keine<br />
interne Messungsfunktion verfügten. Daher verwendete ich einen<br />
manuellen Handmesser, um die korrekte Belichtung zu ermitteln, die dann<br />
manuell an der Kamera eingestellt werden musste.<br />
Glücklicherweise gehören diese Tage längst der Vergangenheit an.<br />
Digitalkameras verfügen über ausgezeichnete integrierte Messungssysteme,<br />
die in der Lage sind, selbst in den herausforderndsten Situationen perfekt<br />
belichtete Bilder zu produzieren, und ich sehe keinen Sinn darin, mir das<br />
Leben schwerer zu machen, als es ohnehin schon ist.<br />
Heutzutage ist meine digitale SLR auf den Blendenprioritätsmodus und<br />
Mehrfeldmessung eingestellt, was ich generell auch so halte. In Verbindung<br />
mit dem Feedback der <strong>Vorschau</strong>funktion und dem Bildhistogramm, habe<br />
ich alles das ich für eine perfekte Belichtung in jeder Situation brauche.<br />
Das gleich gilt auch für Sie.<br />
f/2.8 f/4 f/8<br />
f/11 f/16 f/22<br />
Die hyperfokale Entfernung für Brennweiten von 16 bis 200 Mill<strong>im</strong>eter<br />
16 mm 20 mm 24 mm 28 mm 35 mm 50 mm 70 mm 100 mm 200 mm<br />
f/8 1,0 m 1,4 m 2,0 m 2,8 m 4,2 m 8,5 m 17 m 35 m 140 m<br />
f/11 0,75 m 1,0 m 1,5 m 2,0 m 3,0 m 6,3 m 12,3 m 25 m 100 m<br />
f/16 0,5 m 0,7 m 1,0 m 1,4 m 2,1 m 4,3 m 8,5 m 17,5 m 70 m<br />
f/22 0,35m 0,5 m 0,7m 1,0 m 1,5 m 3,1 m 6,2 m 12,5 m 50 m<br />
f/32 0,25 m 0,35 m 0,5 m 0,7 m 1,0 m 2,2 m 4,2 m 8,5 m 35 m
Verwenden Sie <strong>im</strong>mer ein Stativ<br />
Wenn Sie großartige Landschaftsaufnahmen<br />
unter guten Lichtbedingungen machen wollen,<br />
ohne dabei die Bildqualität zu beeinträchtigen,<br />
montieren Sie Ihre Kamera auf einem Stativ, so<br />
dass Sie sich keine Gedanken über langsame<br />
Verschlusszeiten machen müssen, die zu<br />
Kameravibrationen führen könnten.<br />
Endgültiges Bild: f/11<br />
Wenn Sie ein absoluter Anfänger<br />
sind, sollten Sie, wenn möglich, mit<br />
f/11 anfangen, um die Bildqualität zu<br />
opt<strong>im</strong>ieren und nur dann eine kleinere<br />
Blendenöffnung verwenden, wenn Sie<br />
mehr Tiefenschärfe brauchen. Ist das<br />
nicht einfach?
14 Natur: Tierwelt Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong>
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Natur: Tierwelt 15<br />
PAUL BUNYARD<br />
TIERWELT<br />
Die Mehrheit der Digitalkamerabesitzer wird sich an der Tierweltfotografie versuchen wollen, aber die<br />
scheinbar erforderliche Spezialausrüstung und entlegene Orte wirken auf viele abschreckend. Wir zeigen<br />
angehenden Naturfotografen, dass Sie nicht unbedingt auf Safari gehen müssen und lange, kostspielige<br />
Teleobjektive kaufen müssen, um großartige Bilder zu erhalten. Zudem liefern wir Expertenrat zur Tierwelt<br />
und bieten einfache Ideen und praktische Tipps, um Ihnen be<strong>im</strong> <strong>Fotografie</strong>ren von atemberaubenden<br />
Tierweltbildern zu helfen.<br />
EGAL WO SIE LEBEN, gibt es eine große und vielfältige<br />
Naturgeschichte. Egal ob Sie in der Stadt, auf dem Land oder an<br />
der Küste leben, Sie sind nie weit entfernt von natürlichen<br />
Motiven für Ihre Kamera. Bevor Sie mit dem <strong>Fotografie</strong>ren<br />
beginnen, müssen Sie Ihr Motiv finden. Um ein guter<br />
Naturfotograf zu sein, müssen Sie nicht nur Ihre Kamera<br />
beherrschen, sondern auch über entsprechendes Wissen<br />
verfügen. Ein Verständnis von der Nahrung, dem Verhalten, der<br />
natürlichen Umgebung und des Lebenszyklus Ihres Motivs, kann<br />
sehr hilfreich sein. Mit diesem Wissen können Sie wild lebende<br />
Tiere aufspüren, ohne Zeit zu verschwenden. Suchen Sie <strong>im</strong><br />
Internet nach geeigneten Orten in Ihrer Region. Sie werden<br />
sicherlich schon einige <strong>im</strong> Kopf haben, wie z. B. Parks, Heiden,<br />
Wälder oder ein örtlicher Stausee. Jeder Bezirk verfügt über<br />
versteckte Schätze, also verbringen Sie etwas Zeit <strong>im</strong> Internet,<br />
um Ihre Region zu untersuchen. Die <strong>Fotografie</strong> von wahrhaft wild<br />
lebenden Tieren ist herausfordernd. Sie sind von Natur aus<br />
scheu und man muss oft ein Teleobjektiv aus einem Versteck<br />
heraus verwenden. Sie müssen eventuell stundenlang Geduld<br />
haben, um eine Handvoll brauchbarer Bilder zu bekommen. Aus<br />
diesem Grund ist es besser, mit der <strong>Fotografie</strong> von Tieren <strong>im</strong><br />
Garten oder in Parkanlagen zu beginnen, da man sich an diese<br />
leichter „anpirschen“ kann. Denken Sie daran, <strong>im</strong>mer <strong>im</strong><br />
Rahmen Ihrer Ausrüstungsmöglichkeiten zu arbeiten und seien<br />
Sie bei der Wahl Ihrer Motive realistisch. Wenn Ihr längstes<br />
Objektiv 70 Mill<strong>im</strong>eter lang ist, ist es nicht sinnvoll, einen<br />
Bussard hoch oben in der Luft zu fotografieren. Halten Sie<br />
stattdessen nach Tieren Ausschau, die es Ihnen ermöglichen, in<br />
Reichweite zu kommen oder verwenden Sie einen<br />
Nahaufnahmefilter und fotografieren kleinere Motive, wie z. B.<br />
Amphibien. In der Tierwelt lässt sich praktisch jedes Objektiv<br />
verwenden. Lassen Sie sich also nicht abschrecken, wenn Sie<br />
Anfänger sind oder über ein begrenztes Budget verfügen.<br />
Weitwinkel- und Standardoptiken können zur <strong>Fotografie</strong> von<br />
Tieren in ihrer natürlichen Umgebung verwendet werden,<br />
während sich Telezooms ab 200 Mill<strong>im</strong>eter und aufwärts mehr<br />
zur Isolierung von Motiven eignen oder zur Aufnahme von<br />
bildfüllenden Portraits. Ein Makroobjektiv oder<br />
Nahaufnahmefilter eignet sich ausgezeichnet für<br />
Makroaufnahmen, während ein Telekonverter die Brennweite<br />
des Telezooms vergrößert. Besitzer von DSLRs mit<br />
APS-C-Sensor (die große Mehrheit von uns!), erhalten eine<br />
weitere Vergrößerung Ihres Objektivs, was bei entfernten Vögeln<br />
und Säugetieren hilfreich ist.<br />
Was die Kameraeinstellungen angeht, gibt es keine gehe<strong>im</strong>e<br />
Formel, die die besten Resultate liefert. Wie Sie Ihre Kamera<br />
einstellen, hängt von einigen Variablen ab inklusive Motiv,<br />
dessen Verhalten, vorhandenes Licht, welches Objektiv<br />
verwendet wird und die Art von Bild, das Sie fotografieren<br />
möchten. Es lohnt sich allerdings <strong>im</strong>mer, wenn möglich mit<br />
RAW + JPEG zu arbeiten. RAW-Dateien haben <strong>im</strong> Vergleich zu<br />
JPEGs einen größeren Belichtungsspielraum, und der<br />
Weißabgleich kann verändert werden. Wenn Sie also einen<br />
Belichtungsfehler machen, können Sie diesen am Computer<br />
korrigieren. Das ist sehr beruhigend zu wissen, wenn man<br />
Naturaufnahmen macht, da Sie hier selten die Zeit und den<br />
Luxus haben werden, Ihre Fotos zwischendurch per<br />
Wiedergabefunktion zu überprüfen oder sich die Histogramme<br />
anzuschauen. Wild lebende Tiere halten selten für lange Zeit<br />
still, daher ist es normalerweise am besten, die<br />
schnellstmögliche Verschlusszeit zu wählen. Hierfür müssen Sie<br />
eventuell eine schnelle ISO-Einstellung wählen. Das leicht<br />
zunehmende digitale Rauschen, welches hierdurch<br />
hervorgerufen wird, ist der Unschärfe des Motivs vorzuziehen.<br />
Sie werden häufig mit der max<strong>im</strong>alen Blendenöffnung<br />
fotografieren, wobei die Schärfentiefe klein ist. Dies eignet sich<br />
zwar für die Reduzierung von Ablenkungen <strong>im</strong> Hintergrund, aber<br />
es bedeutet auch, dass Ihre Scharfeinstellung genau sein muss,<br />
um Ihrem Motiv eine akzeptable Schärfe zu verleihen. Ein Sache<br />
sei zum Schluss noch gesagt: Tierfotografie kann frustrierend<br />
sein. Es ist eine herausfordernde Disziplin, die oft viel Geduld<br />
verlangt. Es wäre falsch, etwas anderes zu behaupten. Bereiten<br />
Sie sich darauf vor, dass Ihr Motiv davonfliegen oder wegrennen<br />
wird, kurz bevor Sie auf den Auslöser drücken. Aber wenn Sie<br />
durchhalten, werden Sie mit großartigen Bildern der Tierwelt<br />
belohnt.
16 Natur: Tierwelt Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Tierwelt: Rüsten Sie sich aus!<br />
Entgegen der weitläufigen Meinung, brauchen Sie nicht <strong>im</strong>mer kostspielige Teleobjektive, um<br />
das Reich der Tiere zu fotografieren. Objektive mit einer großen Blendenöffnung mögen zwar<br />
die Wahl von professionellen Fotografen sein, aber Anfänger und Personen mit einem kleinen<br />
Budget, können <strong>im</strong>mer noch ausgezeichnete Resultate mit einer Grundausstattung erzielen.<br />
Zubehör für die<br />
Tierfotografie<br />
Teleobjektive<br />
Wenn Sie bildfüllende Portraits von Säugetieren oder Vogeln<br />
fotografieren möchten, sind Teleobjektiv und Telezooms Pflicht.<br />
Wählen Sie eine Brennweite von 300 bis 400 Mill<strong>im</strong>etern, oder<br />
Sie müssen näher an Ihr Motiv rangehen, wodurch dieses<br />
aufgeschreckt werden kann. 55-200-Mill<strong>im</strong>eter-Telezooms sind<br />
üblich und eignen sich ideal, da Sie in Kombination mit einem<br />
APS-C-Sensor eine effektive Brennweite von 75 bis 300<br />
Mill<strong>im</strong>eter haben. Die meisten Hersteller bieten in ihrer<br />
Angebotspalette Optionen, die preisgünstig Qualität liefern.<br />
Üblicherweise ist die größte Blendenöffnung hier f/5.6. Das ist<br />
schnell genug für die meisten Fotosituationen, abgesehen von<br />
Verhältnissen mit wenig Licht. Allerdings werden Objektive mit<br />
eingebauter Bildstabilisierung <strong>im</strong>mer üblicher und günstiger und<br />
bieten die Möglichkeit, selbst mit wenig Licht, scharfe Bilder zu<br />
schießen. Ein weiterer Vorteil von Telezoomobjektiven ist, dass sie<br />
trotz des Zoombereichs überraschend leicht und kompakt sind,<br />
wodurch sie <strong>im</strong> Handbetrieb einfach zu handhaben sind.<br />
Telekonverter<br />
Telekonverter werden zwischen die<br />
Kamera und dem Objektiv<br />
platziert und vergrößern die<br />
Brennweite des Objektivs um<br />
die Stärke des Konverters,<br />
üblicherweise entweder 1,4-fach<br />
oder 2-fach. Ein 300-Mill<strong>im</strong>eter-<br />
Objektiv wird z. B. zum<br />
420-mm-Objektiv mit einem<br />
1,4-fach-Konverter oder zum<br />
600-mm-Objektiv mit einem 2-fach-Konverter. Sie beeinträchtigen<br />
nicht die Naheinstellgrenze des Objektivs und sind ein kompakter<br />
und günstiger Weg, um die Reichweite Ihres Objektivs zu erhöhen.<br />
Allerdings reduzieren Sie die Lichtmenge, die den Sensor erreicht, um<br />
ein (1,4-fach) oder zwei (2-fach) Blenden. Dadurch wird die<br />
Verschlusszeit erhöht, was problematisch werden kann, wenn Sie<br />
schnelle Bewegungen des Motivs einfangen wollen.<br />
Konverter können außerdem die Bildqualität verringern, was bei einer<br />
guten Markenqualität allerdings vernachlässigbar ist. Abschließend<br />
sei gesagt, dass manche Objektive nicht kompatibel mit<br />
Telekonvertern sind. Lesen Sie sich daher die Bedienungsanleitung<br />
vor Kauf oder Montage durch.<br />
Nahaufnahmen<br />
Um kleine Tiere wie Insekten,<br />
Amphibien und Reptilien zu<br />
fotografieren, benötigen Sie einen<br />
Aufsatz für Nahaufnahmen. Ein<br />
Makroobjektiv verfügt über einen<br />
Abbildungsmaßstab von 1:1<br />
(Lebensgröße) und ist anderen<br />
Aufsätzen wie den Nahaufnahmefiltern<br />
optisch überlegen. Wählen Sie eine<br />
Brennweite von etwa 100 Mill<strong>im</strong>etern,<br />
da Sie auf diesem Weg einen<br />
vernünftigen Abstand vom Motiv<br />
beibehalten können, während Sie Störungen<br />
min<strong>im</strong>ieren und das Bild füllen. Alternativ können<br />
Sie einen Zwischenring oder ein ganzes Set davon kaufen. Diese<br />
werden wie die Telekonverter zwischen Objektiv und Kamera<br />
platziert. Allerdings sind sie hohl und verfügen über keine optischen<br />
Komponenten. Sie vergrößern die Distanz zwischen Sensor und<br />
Objektiv, wodurch die Naheinstellgrenze herabgesetzt wird.<br />
Zwischenringe sind in unterschiedlichen Stärken erhältlich, und man<br />
verwendet sie am besten in Kombination mit einem Objektiv, das<br />
über eine kurze Brennweite verfügt.<br />
GUY EDWARDES ROSS HODDINOTT<br />
FOTOVERSTECK: Viele der besten<br />
Tierbilder sind das Ergebnis sorgfältiger<br />
Planung, Geduld und eines guten Verstecks.<br />
Wenn Sie für die <strong>Fotografie</strong> an einer<br />
Futterstelle ein Versteck benutzen, bleiben<br />
Ihr Aufenthaltsort und Ihre Bewegungen<br />
verborgen, wodurch Sie fotografieren<br />
können, ohne dabei zu stören. Am besten ist<br />
es, wenn man sich mit dem Verstecks über<br />
mehrere Tage anpirscht. Dadurch gewöhnen<br />
sich die Tiere langsam an das Fotoversteck.<br />
Kompakte, faltbare Fotoverstecke sind auf<br />
www.wildlifewatchingsupplies.co.uk oder<br />
www.stealth-gear.com erhältlich. Sie<br />
könnten auch probieren, selber eines zu<br />
basteln!<br />
KAMERASTÜTZEN: Es ist nicht<br />
<strong>im</strong>mer praktisch, eine Kamerastütze<br />
zu verwenden, aber wenn es die<br />
Situation erlaubt, sollte man dies<br />
<strong>im</strong>mer tun. Wenn Sie sich in einer<br />
statischen Position befinden, wie z.<br />
B. in einem Fotoversteck, sollten<br />
Sie ein Stativ mit Kugelkopf oder<br />
Schwenk-Neige-Kopf nutzen. Wenn<br />
Sie sich an die Tiere anpirschen, ist<br />
das Einbeinstativ die flexiblere Option,<br />
da es sich sofort aufstellen lässt und<br />
Ihnen ermöglicht die Kamera schnell<br />
zu manövrieren und die Komposition<br />
schnell anzupassen. Wenn Sie aus<br />
dem Auto oder aus einer geneigten<br />
Position heraus fotografieren,<br />
verwenden Sie einen „Beanbag“<br />
(Sitzsack).<br />
DIGITALER SPEICHER: Wenn Sie<br />
Naturaufnahmen machen, werden<br />
Sie dabei ein große Anzahl von Bildern<br />
schießen. Daher ist ein tragbare Festplatte<br />
oder ein anderes tragbares Speichermedium<br />
(PSD) sinnvoll. Die Hersteller Canon, Epson,<br />
Jobo und Vosonic bieten Geräte mit riesiger<br />
Kapazität und Anzeigebildschirmen an.
Vermeiden Sie Erschütterungen!<br />
Um Kameraverwackeln zu el<strong>im</strong>inieren, wenn Sie<br />
lange Teleobjektive verwenden, sollten Sie eine<br />
Verschlusszeit einstellen, die gleich der<br />
Brennweite oder größer ist.<br />
Zum Beispiel 1/400 Sekunden, wenn Sie ein<br />
400-mm-Objektiv verwenden.
18 Natur: Tierwelt Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Städtische Tierwelt<br />
Denken Sie nicht, dass es in der Stadt für Sie<br />
keine Tiere zum <strong>Fotografie</strong>ren gibt.<br />
EINE STÄDTISCHE UMGEBUNG ist der beste Ort, um der Natur<br />
nahezukommen, da sich die Tierwelt der Stadt, an das hektische Treiben des<br />
modernen Lebens gewöhnt hat und ständig in engem Kontakt mit Menschen<br />
steht. Allgemein gesagt bedeutet das, dass Sie mit Ihrer Digitalkamera,<br />
besseren Zugang zu städtischen Arten haben. Die Natur ist überaus<br />
anpassungsfähig und bevölkert Straßenränder, Eisenbahnschienen und<br />
verfallene Gebäude. Sie kommen vielleicht jeden Tag an einem Stück<br />
Brachland vorbei, ohne zu wissen, dass dieses sehr viel Natur behe<strong>im</strong>atet.<br />
Hasen gedeihen in dieser Umgebung und sind oft wesentlich zugänglicher, als<br />
ihre ländlichen Artgenossen. Abends und morgens ist die beste Zeit, um zu<br />
fotografieren. Zum einem sind Lichtqualität- und Temperatur zu dieser Zeit<br />
besser, aber Sie werden auch von weniger Passanten gestört. Das Äquivalent<br />
eines 400-Mill<strong>im</strong>eter-Objektivs sollte stark genug sein, um die Tiere<br />
ausreichend groß ins Bild zu bekommen. Tarnen Sie sich mit einem Netz. Dann<br />
legen Sie sich 20 Meter vor dem Kaninchenbau auf den Bauch und warten auf<br />
die Hasen. Ein 55-200-mm-Objektiv kann hilfreich sein, wenn Sie die Hasen<br />
in ihrer städtischen Umgebung zeigen möchten. Die Tierweltfotografie steckt<br />
voller Überraschungen und Sie können nie vorhersehen, was Sie zu sehen bekommen. Dort wo Hasen sind,<br />
sind auch Raubtiere. Seien Sie also nicht überrascht, wenn Sie die Gelegenheit erhalten, einen hungrigen<br />
Fuchs zu fotografieren. Wenn Sie keine Zeit oder Geduld haben, in der freien Natur auf Tiere zu warten,<br />
besuchen Sie stattdessen einen Park. Städtische Parks eigenen sich hervorragend zum Üben für Anfänger, da<br />
die Tiere hier halbwegs zahm sind.<br />
Graue Eichhörnchen sind fotogen und oft so an Menschen gewöhnt, dass sie aus der Hand fressen. Aber<br />
passen Sie auf, sie haben einen starken Biss. Locken Sie die Eichhörnchen mit Haselnüssen in Ihre Nähe und<br />
fotografieren Sie sie be<strong>im</strong> Essen. Wenn Sie Glück haben, knipsen Sie ein Foto, auf dem ein Eichhörnchen eine<br />
Nuss vergräbt oder davonträgt. Im Herbst sorgen gefallene Blätter für mehr Farbe und interessante Fotos.<br />
Wenn Sie ein oder zwei Meter an das Eichhörnchen herankommen, probieren Sie ein Weitwinkelobjektiv aus,<br />
um ein ungewöhnliches und sogar etwas verrücktes Foto zu erhalten. Blättern Sie um und sehen Sie, wie wir<br />
auf der Suche nach großartigen Eichhörnchen-Bildern abgeschnitten haben!<br />
Größere Parks behe<strong>im</strong>aten oft Rehe, üblicherweise Rot- oder Damwild. Im Herbst ist die Brunftzeit dieser<br />
Tiere. Diese Jahreszeit eignet sich hervorragend für Fotos, da Sie Hirsche be<strong>im</strong> Brüllen oder sogar be<strong>im</strong><br />
Kämpfen erleben können.<br />
Hirsche sind natürlich große Tiere, und Sie sollten <strong>im</strong>mer einen sicheren, respektvollen Abstand von den<br />
männlichen Tieren halten. In Parks wie Richmond kann man sich aber mit Sorgfalt anpirschen und<br />
fotografieren, sogar ohne Versteck. Ein Einbeinstativ liefert dabei unkomplizierte und schnelle Unterstützung.<br />
Blättern Sie auf Seite 22, um zu erfahren, wie es Helen Dixon eines Morgens be<strong>im</strong> Aufspüren von Rotwild <strong>im</strong><br />
Richmond Park in Surrey erging.<br />
Städtische Fotoideen:<br />
Vögel<br />
Stare, Tauben und Seemöwen gelten bei<br />
manchen Leuten als Plagegeister, aber<br />
Tierfotografen sollten sich diese Tiere nicht<br />
entgehen lassen. Wenn Sie wissen, wo eine<br />
Schar von Staren schläft, können Sie probieren<br />
diese bei der Ankunft am Schlafplatz zu<br />
fotografieren. Es ist ein fantastisches Spektakel,<br />
einer ganzen Schar be<strong>im</strong> Manövrieren in der<br />
Luft zuzuschauen. Die Schar kann ein<br />
wundervolles, wirbelndes Muster <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel<br />
bilden, aber Sie werden das lange Ende eines<br />
Telezoom-Objektivs brauchen, um das<br />
Geschehen bildfüllend zu fotografieren. Wählen<br />
Sie einen Abend, an dem etwas Farbe <strong>im</strong><br />
H<strong>im</strong>mel einen schönen Hintergrund liefert.<br />
Auch Tauben und Seemöwen können für<br />
amüsante Bilder sorgen, insbesondere wenn<br />
man Sie auf dem Kopf einer Statue oder einem<br />
Parkschild erwischt. In Städten können Sie<br />
diese Vögel oft dort finden, wo Menschen<br />
essen: Picknickplätze, Cafés, usw.. Oder<br />
probieren Sie eine andere Angehensweise und<br />
fotografieren eine Schar bei der<br />
Nahrungsaufnahme. Verwenden Sie hierbei<br />
eine langsame Verschlusszeit (ungefähr 1<br />
Sekund sollte ausreichen), um den Eindruck<br />
von Bewegung entstehen zu lassen. Ein kurzer<br />
Blitz kann auch für einen netten Effekt sorgen,<br />
Licht in den Augen erzeugen und die Schatten<br />
dämpfen.<br />
ALAN BASELEY<br />
OBEN: Füchse erfordern etwas mehr Anstrengung,<br />
um gute Bilder zu erhalten, es sei denn Sie haben<br />
das Glück, dass sie in Ihrem Garten leben, wo Sie<br />
sich oft unter dem Schuppen aufhalten! Juni bis<br />
Oktober kümmern sich Füchse um ihren<br />
Nachwuchs.<br />
Hotspots in städtischen Parks<br />
Hier sind fünf beliebte Parks zur <strong>Fotografie</strong><br />
in Großbritannien:<br />
1) RICHMOND PARK, LONDON<br />
Die größte offene Fläche in London mit über<br />
1.000 Hektar. Hier lebt eine Vielfalt an<br />
Tieren, inklusive 600 freilaufenden Rehen. Es<br />
wurden 1.000 verschiedene Käferarten und<br />
seltene Pilze <strong>im</strong> Park gefunden, halten Sie<br />
also Ihr Makroobjektiv bereit.<br />
2) HOGGANFIELD PARK, GLASGOW<br />
Der Park liegt ein paar Meilen nordöstlich von<br />
Glasgows Stadtzentrum. Die Hauptattraktion<br />
ist Hogganfield Loch, eine baumreiche Insel.<br />
Ein wichtiger Ort für wandernde und<br />
überwinternde Wasservögel, es wurden hier<br />
100 verschiedene Arten aufgezeichnet.<br />
3) BRADGATE, LEICESTER<br />
Vier Meilen nordwestlich von Leicester<br />
befindet sich Bradgate, der fotografisch<br />
attraktivste Park mit Rehen in<br />
Großbritannien. Der Lebensraum besteht<br />
hauptsächlich aus Graslandschaften,<br />
Farnkraut und verstreuten ausgewachsenen<br />
Bäumen. Rot- und Damwild können mit<br />
einem 300-400mm-Objektiv angegangen<br />
werden, am besten <strong>im</strong> Herbst.<br />
4) FORMBY, LIVERPOOL<br />
Zwar kein Park, dafür aber nur einige Meilen<br />
nördlich von Liverpool. Trotz der urbanen<br />
Umgebung, behe<strong>im</strong>atet der Wald eine<br />
Kolonie von Eichhörnchen. Formby ist <strong>im</strong><br />
Besitz von NT und es gibt eine<br />
Parkplatzgebühr. Das Blätterdach kann das<br />
natürliche Licht eindämmen, so dass ein Blitz<br />
erforderlich sein könnte.<br />
5) ST JAMES’S PARK, LONDON<br />
Direkt <strong>im</strong> Herzen von London. Der Park deckt<br />
nur 23 Hektar ab, aber behe<strong>im</strong>atet<br />
zahlreiche Tiere, die sehr zugänglich sind.<br />
Enten, Gänse, Bläßhühner und Teichhühner<br />
versammeln sich auf dem Teich, und graue<br />
Eichhörnchen können in Reichweite des<br />
70-300mm-Zooms gelockt werden.<br />
MICHAEL HUME
Verstecken Sie sich <strong>im</strong> Auto<br />
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Natur: Tierwelt 19<br />
Ihr Auto eignet sich perfekt als mobiles<br />
Versteck für heranwachsende Tierfotografen.<br />
Ihre Silhouette wird kaschiert, und Tiere in<br />
städtischen Gebieten sind daran gewöhnt,<br />
Autos zu sehen. Sie können bequem sitzen,<br />
während Sie warten.<br />
PAUL BUNYARD
20 Natur: Tierwelt Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Örtliche Parks: Eichhörnchen<br />
Wir machen uns mit einer Tüte Walnüsse auf den Weg<br />
in einen örtlichen Park, auf der Suche nach<br />
Eichhörnchen, die für unsere Nikon D200 mit<br />
18-200mm-Superzoom posieren.<br />
WENN SIE NICHT gerade das Geschick von Tarzan haben, ist es nie einfach,<br />
Eichhörnchen in den Bäumen zu fotografieren. Sie sind klein, von Ihnen entfernt und<br />
oft von Zweigen und Blättern verdeckt. Eine bessere Option ist es, die Tiere mit ein paar<br />
Walnüssen anzulocken. Nehmen Sie ein Picknicktuch mit und legen sich auf den<br />
Boden. Fokussieren Sie Ihr Objektiv bereits auf den Köder, den Sie einen halben Meter<br />
vor sich platziert haben und dann warten Sie geduldig.<br />
Stellen Sie Ihre Kamera <strong>im</strong> Blendenprioritätsmodus ein, so dass Sie sich auf das Bild<br />
konzentrieren können, und verwenden Sie eine weite Blendenöffnung, um den<br />
Hintergrund verschw<strong>im</strong>men zu lassen. Es sollte nicht lange dauern, bis eins der<br />
Eichhörnchen sich auf den Köder zubewegt. Sie werden feststellen, dass sie zuerst<br />
vorsichtig sind, aber sobald sie das Futter erreicht haben, sitzen sie glücklich still und<br />
fressen. Stellen Sie sicher, dass der Autofokus auf Einzelaufnahme gesetzt ist, AF<br />
(AF-S), und machen Sie eine Reihe Ganzkörperaufnahmen und Großaufnahmen vom<br />
Kopf, wobei Sie <strong>im</strong>mer das Auge als Fixpunkt verwenden. Die Flexibilität des<br />
18-200-mm-Superzooms, durch die Sie von Weitwinkel- problemlos zu<br />
Porträtaufnahmen wechseln können, erweist sich hier als unverzichtbar. Wenn Sie so<br />
nah dran sind, müssen Sie sehr still halten. Wenn Sie Ihre Kamera vom Porträtmodus<br />
in den Landschaftsmodus drehen, könnten Sie das Eichhörnchen verscheuchen, aber<br />
Zoomen sollte es nicht verschrecken. Wenn das Eichhörnchen mit dem Fressen fertig<br />
ist, bevor Sie fotografiert haben, werfen Sie eine weitere Walnuss vor das Objektiv, um<br />
es vor Ort zu halten. Es kann hilfreich sein, wenn Sie jemanden neben sich haben, der<br />
die Fütterung übern<strong>im</strong>mt. Sobald Sie eine gute Mischung von Porträtaufnahmen<br />
haben, können Sie etwas exper<strong>im</strong>entieren und probieren, den Charakter der Tiere<br />
einzufangen. Versuchen Sie, das Eichhörnchen dazu zu bewegen, auf einen Baum zu<br />
klettern und be<strong>im</strong> Spähen zu fotografieren. Locken Sie die Tiere an, indem Sie etwas<br />
Futter platzieren, knapp außerhalb des Sichtfelds der Kamera. Wählen Sie den Ort<br />
sorgfältig aus, da Sie hellere Lichtverhältnisse brauchen. Eichhörnchen sind schnell,<br />
verwenden Sie also eine Verschlusszeit von ca. 1/200 Sekunden und durchweg AF, um<br />
Ergebnisse ohne Unschärfe sicherzustellen. Blitzlicht kann die Tiere vertreiben, daher<br />
empfiehlt es sich, eine höhere ISO-Einstellung als ISO 400 zu verwenden. Sobald die<br />
Eichhörnchen sich etwas an Ihre Anwesenheit gewöhnt haben, probieren Sie etwas<br />
Blitzbelichtung, da sie eventuell nicht genug Vertrauen haben, um da zu bleiben.<br />
Checkliste für die Eichhörnchen-Jagd<br />
✔ Machen Sie Ihre Hausaufgaben: Gehen Sie an Orte,<br />
wo Sie Tiere von Hand füttern können. Wildlebende<br />
Eichhörnchen sind zu nervös, um nah<br />
heranzukommen.<br />
✔ Begeben Sie sich auf Augenhöhe der Tiere, um<br />
ansprechende Porträts zu erhalten.<br />
✔ Verwenden Sie ein ziemliche weite Blendenöffnung<br />
(z. B. f/5.6) und konzentrieren sich auf Fokus und<br />
Komposition.<br />
✔ Setzen Sie den Fokus <strong>im</strong>mer auf die Augen.<br />
✔ Verstecken Sie den „Köder“, um das Bild natürlicher<br />
erscheinen zu lassen.<br />
✔ Machen Sie langsame und weiche Bewegungen.<br />
✔ Passen Sie mit Blättern <strong>im</strong> Hintergrund auf, räumen<br />
Sie die Szene ggf. auf .<br />
✔ Verwenden Sie den richtigen Köder. Eichhörnchen<br />
mögen Walnüsse und vergraben Erdnüsse<br />
✔ Eichhörnchen haben enorme Angst vor Hunden und<br />
laufen auf und davon, wenn sich einer innerhalb von<br />
50 Metern aufhält<br />
✔ PASSEN SIE AUF! Eichhörnchen können beißen und<br />
haben sehr scharfe Zähne!
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Natur: Tierwelt 21<br />
Nehmen Sie sich einen<br />
Assistenten mit<br />
Sie können sich nicht nur den Spaß an der<br />
Erfahrung teilen, sondern Ihr „Assistent“<br />
kann Ihnen auch hilfreich zur Seite stehen,<br />
die Eichhörnchen anlocken und Ihre<br />
Ausrüstung <strong>im</strong> Auge behalten.<br />
Es ist überraschend, wie nah Sie an die<br />
Eichhörnchen herankommen können.<br />
Das Gehe<strong>im</strong>nis liegt darin, keine<br />
plötzlichen Bewegungen zu machen.<br />
Versuchen Sie die neugierige Natur der<br />
Eichhörnchen einzufangen, mit Hilfe<br />
von verschiedenen Posen und Orten.
22 Natur: Tierwelt<br />
Große Parks: Rehe<br />
Die Fotografin Helen Dixon präsentiert ihre Technik für die <strong>Fotografie</strong><br />
von Rehen <strong>im</strong> Richmond Park in London.<br />
IN GROSSBRITANNIEN können Sie generell das ganze Jahr über in den Reh-Parks fotografieren.<br />
Wenn Sie aber die jährliche Brunftzeit, die <strong>im</strong> Oktober ihren Höhepunkt findet, zum <strong>Fotografie</strong>ren<br />
wählen, erwischen Sie sicher ein paar Hirsche be<strong>im</strong> Kampf um eine Partnerin.<br />
Gehen Sie Rehe mit Vorsicht an. Auch wenn sie an menschliche Anwesenheit gewohnt sind, handelt<br />
es sich <strong>im</strong>mer noch um wilde und unberechenbare Tiere. Tragen Sie Kleidung, die wenig Geräusch<br />
macht und verwenden die Bäume und die Umgebung, um sich zu tarnen.<br />
Mit einem Telezoom-Objektiv haben Sie die Flexibilität, Nahaufnahmen zu knipsen oder heraus zu<br />
zoomen, um die Umgebung der Rehe zu fotografieren. Verwenden Sie den Blendenprioritätsmodus<br />
und die Mehrfeldmessung zur Belichtung. Eine Blendenöffnung zwischen f/5.6-9 sollte für<br />
Motivschärfe sorgen. Denken Sie daran, <strong>im</strong>mer auf die Augen zu fokussieren. Verwenden Sie<br />
außerdem ein drei- oder einbeiniges Stativ, mit dem Sie sich später schneller bewegen können. Ich<br />
glaube, dass die Morgendämmerung die beste Tageszeit ist, da das Licht hier wesentlich attraktiver<br />
ist. Messungen in der Morgendämmerung sind knifflig, insbesondere wenn Sie mit<br />
Hintergrundbeleuchtung und Silhouetten arbeiten. Es lohnt sich also, mit unterschiedlichen<br />
Belichtungen zu fotografieren und regelmäßig das Histogramm zu überprüfen. Wenn Sie nach einer<br />
kalten Nacht fotografieren, erhalten Sie dank des Frühnebels atmosphärische Bilder. Nebel kann<br />
aber auch für Belichtungsprobleme sorgen, daher sollten Sie als Regel um 1/3 bis 1 Stufen<br />
überbelichten. Denken Sie daran, die Verschlusszeit <strong>im</strong> Auge zu behalten, wenn Sie probieren,<br />
Bewegungen zu fotografieren. Wenn Sie bei Kameraerschütterungen kein Objektiv mit<br />
Bildstabilisierung haben, können Sie die ISO-Einstellung erhöhen. Gehen Sie aber nicht über ISO<br />
400, da Sie sonst das Bildrauschen verstärken.
Röhrender Erfolg<br />
Wenn Sie Schwierigkeiten haben, ein<br />
Motiv zu finden, lauschen Sie, ob Sie<br />
das Röhren eines Hirsches vernehmen<br />
können, mit dem er Partner anlockt.<br />
OBEN: „Ich hörte das<br />
Röhren dieses großen<br />
Hirsches und folgte<br />
dem Geräusch. Ich<br />
war direkt vor dem<br />
Hirsch, um die Details<br />
zu erhalten.“<br />
RECHTS: „Ich liebe<br />
es, wie das<br />
majestätische Geweih<br />
des Hirsches über den<br />
Farnen herausragt.“<br />
LINKS: „Diese<br />
Aufnahme entstand,<br />
als die Sonne hinter<br />
den Wolken<br />
verschwand, wodurch<br />
ein weicheres und<br />
ausgeglichenes Licht<br />
entstand.“<br />
BEIDE GANZ LINKS:<br />
„Ich habe vom<br />
hellsten Teil des<br />
Hintergrunds<br />
gemessen, wodurch<br />
das warme Glühen<br />
beibehalten wurde<br />
und die Rehe als<br />
Silhouetten abgebildet<br />
werden.“
24 Natur: Tierwelt Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Tierwelt <strong>im</strong><br />
Feuchtgebiet<br />
Der Ort, wo Land und Wasser aufeinandertreffen, ist ein<br />
Zufluchtsort für Tiere und ein Paradies für Fotografen.<br />
EGAL WO SIE LEBEN, Sie befinden sich nie weit entfernt von Feuchtgebieten, wie<br />
z. B. einem Dorfteich, Stausee, Fluss oder Kanal. Feuchtgebiete gehören zu den<br />
besten Lebensräumen für die lokale Tierwelt. Am Wasser finden Sie Watvögel und<br />
Wildgeflügel in allen Größen und Formen, und <strong>im</strong> Frühjahr und Herbst trifft man auch<br />
eine große Anzahl an Zugvögeln an. Wenn Sie Glück haben, sehen Sie Eisvögel,<br />
Wühlmäuse oder sogar Otter. Allerdings sind diese Tiere scheu und selten, und es<br />
empfiehlt sich, mit dem <strong>Fotografie</strong>ren von häufiger auftretenden Arten anzufangen,<br />
wie Reiher, Haubentaucher, Teichhühner, Schwäne, Enten und Gänsen. Viele<br />
Feuchtbiotope sind von der Öffentlichkeit gut besucht und bieten daher Verstecke, die<br />
zur <strong>Fotografie</strong> genutzt werden können. Auch wenn sich diese eignen, um in<br />
Reichweite zu kommen, befinden sie sich oft in einer höheren Lage. Wenn Sie von<br />
oben fotografieren, kann dies zu unnatürlich aussehenden Ergebnissen führen. Es ist<br />
wesentlich besser, auf Augenhöhe des Motivs zu fotografieren. Glücklicherweise sind<br />
die Vögel in gut besuchten Feuchtbiotopen an Menschen gewöhnt. Daher können Sie<br />
die Vögel vom Wasserrand aus, ohne Versteck fotografieren. Legen Sie sich auf den<br />
Bauch, wenn Ihnen die Vegetation nicht die Sicht dadurch versperrt, um die<br />
natürlichsten Ergebnisse zu erzielen. Wenn Sie flach auf dem Boden liegen,<br />
schränken Sie außerdem Ihre Bewegungen ein und somit auch das Kamerazittern.<br />
Verwenden Sie Ihre Ellbogen oder einen Sitzsack als Stütze, da dies hier viel<br />
praktischer ist, als ein Stativ zu verwenden. Das lange Ende eines<br />
70-300-Mill<strong>im</strong>eter-Objektivs auf einem APS-C-Sensor (1.5x) sollte ausreichen, um<br />
die sich auf dem Wasser auf- und abbewegenden Vögel zu fotografieren. Vögel halten<br />
selten still, weswegen sich eine relativ schnelle Verschlusszeit von 1/400 Sekunden<br />
oder schneller empfiehlt, wenn es die Lichtverhältnisse zulassen. Fokussieren Sie<br />
<strong>im</strong>mer die Augen des Motivs und verwenden eine Blendenöffnung von f/5.6, um für<br />
ausreichend Schärfentiefe und eine attraktive Unschärfe <strong>im</strong> Hintergrund zu sorgen.<br />
PAUL RICHARDS<br />
Fangen Sie eine Libelle<br />
ein<br />
Mitte Herbst werden die Tage kürzer und kälter,<br />
aber es lassen sich <strong>im</strong>mer noch einige<br />
Libellenarten in den Feuchtbiotopen<br />
beobachten. Sie gehören zu den beeindruckendsten und fotogensten<br />
Insekten und sind zudem relativ groß, wodurch sie leichter zu fotografieren<br />
sind. Libellen ruhen sich häufig auf der Vegetation am Rand des Wassers<br />
aus. Da es sich um territoriale Kreaturen handelt, kehren Sie für gewöhnlich<br />
auf den gleichen Sitzplatz zurück, wenn sie gestört wurden. Schauen Sie also<br />
vor dem <strong>Fotografie</strong>ren, wo sich die Libellen ausruhen. Dann halten Sie sich<br />
einfach bereit für die Landung und rücken dann vor. Nähern Sie sich mit<br />
langsamen, gemächlichen Bewegungen, und seien Sie vorsichtig, nicht das<br />
umliegende Gras zu zerstören. Ein Nahaufnahmefilter oder Zwischenring<br />
ermöglicht bildfüllende Aufnahmen. Ein geeignetes Makroobjektiv kann aber<br />
für eine größere Distanz sorgen und das Risiko reduzieren, dass Sie die<br />
Libelle verscheuchen. Eine mittlere Blendenöffnung von f/8 sollte für<br />
ausreichend Schärfentiefe sorgen, um das Insekt scharf erscheinen zu<br />
lassen, während der Hintergrund unscharf abgebildet wird.<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von Vögeln<br />
auf dem Wasser<br />
Fotos von Vögeln auf dem Wasser sind üblicherweise<br />
visuell ansprechender, insbesondere bei der Landung<br />
oder be<strong>im</strong> Abflug. Ein stiller Tag mit spiegelartigen<br />
Reflektionen eignet sich am besten, also schauen Sie<br />
sich vorher die Wettervorhersage an. Reflektionen<br />
sorgen nicht nur für interessantere Bilder, sondern an<br />
sonnigen Tagen auch für Farbe.<br />
Das Wasser wird die Farbe des H<strong>im</strong>mels und der<br />
umliegenden Vegetation annehmen, wodurch ein<br />
attraktiver Hintergrund für Ihr Motiv entsteht.<br />
Allerdings können helle Reflektionen die Messung<br />
Ihrer Kamera durcheinanderbringen. Stellen Sie Ihre<br />
Kamera daher <strong>im</strong> Spotmessungsmodus ein und<br />
messen am Gefieder des Vogels, das sorgt für genauere Resultate.<br />
An stillen, wolkenlosen Tagen kann das Licht einen etwas kühlen, bläulichen Ton<br />
annehmen, insbesondere in den Wintermonaten. Um die natürliche Wärme Ihrer<br />
Bilder wiederherzustellen, stellen Sie den Weißabgleich auf bewölkt ein, um einen<br />
Warm-Up-Filter zu s<strong>im</strong>ulieren.<br />
PAUL BUNYARD<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Probieren Sie sich parallel zum Motiv zu positionieren, so dass sich eine<br />
Seite auf Fokusebene befindet, insbesondere bei weiter Blendenöffnung.<br />
Um Ihre Bilder interessanter zu gestalten, können Sie probieren, das natürliche<br />
Verhalten der Tiere einzufangen: Vögel <strong>im</strong> Flug sehen <strong>im</strong>mer dramatisch aus.
Seien Sie vorbereitet<br />
Kleiden Sie sich entsprechend. Dunkle,<br />
dezente Farben eignen sich am besten.<br />
Wenn Sie sich knien oder auf den Bauch<br />
legen werden, um Bilder zu machen, bringen<br />
Sie eine wasserfeste Unterlage mit.<br />
Gummistiefel sind auch eine gute Idee.<br />
Verwenden Sie das<br />
Verhalten der Tiere zu<br />
Ihrem Vorteil. Eisvögel<br />
haben beispielsweise<br />
Lieblingsplätze, also<br />
folgen Sie ihnen dahin.<br />
PAUL BUNYARD
26 Natur: Tierwelt<br />
Tierwelt an der Küste<br />
Die Küste bietet nicht nur großartige Gelegenheiten für<br />
Landschaftsaufnahmen, sonder eignet sich auch zum<br />
<strong>Fotografie</strong>ren der Tierwelt.<br />
MAN ÜBERSIEHT LEICHT, dass die Küste ein sehr guter Ort zum <strong>Fotografie</strong>ren von<br />
Tieren ist, aber es herrscht dort best<strong>im</strong>mt keine Knappheit an natürlichen Motiven. In<br />
den Sommermonaten kann man dort sehr gut alle möglichen wirbellosen Tiere<br />
fotografieren. Raubvögel wie z. B. Wanderfalken und Turmfalken können regelmäßig<br />
am H<strong>im</strong>mel beobachtet werden, und die Sanddünen behe<strong>im</strong>aten eine Vielfalt an<br />
Pflanzen und Reptilien wie etwa Nattern. Allerdings findet man die größte Vielfalt am<br />
Ufer selbst. Die Küsten ziehen eine große Vielfalt an Tieren an. Heringe und<br />
Lachmöwen, Kormorane, Austernfischer, Steinwälzer und Robben sind an unseren<br />
Küsten üblich. Allerdings werden die Weichtiere, Krebstiere und Meeresalgen, die<br />
sich unterhalb der Wassergrenze an die Felsen klammern, häufig übersehen. Diese<br />
Motive bieten vielleicht weniger Anreiz als Säugetiere und Vögel, aber sie sind<br />
dennoch ein integraler Bestandteil unserer Naturgeschichte und rechtfertigen<br />
genaueres Hinsehen durch den Sucher unserer digitalen SLR. Muscheln, Seepocken<br />
und Napfschnecken können für atemberaubende und in der Nahaufnahme abstrakt<br />
aussehende Bilder sorgen, entweder alleine oder in der Gruppe. Die Belichtung ist<br />
hierbei wie <strong>im</strong>mer der Schlüssel zum Erfolg. Direktes Sonnenlicht kann sich als zu<br />
stark und kontrastreich erweisen und tiefe Schatten auf die umliegenden Objekte<br />
werfen. Helles, getrübtes Licht sorgt für vorteilhaftes Licht, das sich besser für diese<br />
Art von Motiv eignet. Alternativ können Sie die ablenkenden Schatten mit Hilfe eines<br />
Reflektors oder mit Aluminiumfolie, das um ein Stück starke Pappe gewickelt ist,<br />
reduzieren. Schalen und Meeresalgen sind sehr reflektiv, insbesondere <strong>im</strong> nassen<br />
Zustand. Um dieses Glänzen zu reduzieren und um deren echte Farbe und Details zu<br />
zeigen, verwenden Sie einen Polarisator auf Ihrem Nahaufnahmeaufsatz und drehen<br />
den montierten Filter, bis das Glänzen verschwindet. Ein Polarisationsfilter eignet sich<br />
auch hervorragend für die <strong>Fotografie</strong> von Gezeitentümpeln. Sie können auf diesem<br />
Weg sehen, was unten <strong>im</strong> Tümpel lebt, wie z. B. farbenfrohe Wachsrosen und<br />
Pferdeaktinien. Ohne Polarisator nehmen Sie nur die Reflektionen <strong>im</strong> Wasser auf.<br />
GUY EDWARDES<br />
Seemöwen sind am Meer eben so zu Hause, wie in der Stadt. Da es sich um große Vögel<br />
handelt, können Sie ohne starke Objektive, bildfüllende Fotos machen.<br />
Säugetiere an britischen und deutschen<br />
Küsten: Robben<br />
Robben gehören zu unseren fotogensten Säugetieren, und in Großbritannien und<br />
Deutschland gibt es große Kolonien von Seehunden und Kegelrobben. Die Seehunde<br />
sind die kleineren und häufig an der Ostküste von Norfolk bis Orkney und Shetland<br />
zu finden. An der Westküste gehören Farne Islands und West Pembrokeshire zu den<br />
besten Orten, um Kegelrobben zu beobachten. In Deutschland liegen sie auf den<br />
Sandbänken der friesischen Inseln und auf Helgoland in der Nordsee.<br />
Wie Sie sich vielleicht schon denken, ist es schwer, nah an diese Tiere ranzukommen.<br />
In manchen Fischerdörfern, wo sie gefüttert wurden, können sie aber sehr zutraulich<br />
sein. Auch auf der Helgoländer Düne kann man ihnen nahe kommen. Die Tiere<br />
tendieren dazu, sich <strong>im</strong> Wasser auf- und abzubewegen, was <strong>im</strong> Hafengebiet mit<br />
einem Telezoom-Objektiv fotografiert werden kann. Es ist schwerer die Tiere zu<br />
fotografieren, wenn sie aus dem Wasser an die Küste oder auf Felsen kommen. Sie<br />
finden oft Plätze, die nur schwer zu Fuß erreichbar sind. Sie könnten eine Bootstour<br />
machen, um näher an die Robben ranzukommen. Allerdings ist es nicht einfach,<br />
vom Boot aus zu fotografieren. Die Brutzeit der Kegelrobben dauert von Oktober bis<br />
Dezember. Dann halten sich z. B. am Strand von Donna Nook in East Lincolnshire<br />
hunderte von Kegelrobben auf. Man kann sich relativ leicht annähern. Der Strand<br />
steht der Öffentlichkeit am Wochenende und an Feiertagen offen und verfügt über<br />
einen Aufseher, der dafür sorgt, dass die neuen Mütter nicht gestört werden.
Beobachten Sie die Gezeiten<br />
GUY EDWARDES<br />
Die Flut kann schnell ansteigen. Schauen Sie<br />
sich die Gezeiten an (http://www.bsh.de/de/<br />
Meeresdaten/Vorhersagen/Gezeiten/index.jsp)<br />
und vertiefen Sie sich nicht zu sehr ins<br />
<strong>Fotografie</strong>ren, sonst kann es passieren, dass<br />
Sie stranden: Die Gezeiten können schnell und<br />
gefährlich sein.<br />
Verwendung eines<br />
Stativs<br />
Es ist nicht <strong>im</strong>mer einfach, ein Stativ zu<br />
verwenden, wenn man das Küstenleben<br />
fotografiert.<br />
Die felsige und rutschige Umgebung kann<br />
die Aufnahme zur Herausforderung machen.<br />
Ein vielseitiges Modell mit unabhängig<br />
voneinander bewegbaren Beinen ist ideal<br />
geeignet für unebenes Gelände, da die<br />
Stativbeine in fast jeder Position einrasten.<br />
Trotz der potentiellen Schwierigkeiten ist es<br />
dennoch ratsam, ein Stativ zu verwenden.<br />
Auch wenn Sie glauben, dass es sich bei<br />
statischen Motiven nicht lohnt, muss man<br />
erwähnen, dass ein Stativ bei der<br />
Feineinstellung der Komposition hilft. Indem<br />
man den Prozess verlangsamt, erhalten Sie<br />
mehr Zeit, um über Gesichtswinkel und<br />
kreative Möglichkeiten nachzudenken.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Schützen Sie Ihre<br />
Ausrüstung<br />
Sand und Gischt stellen eine potentielle Gefahr<br />
für Ihre wertvolle Kameraausrüstung dar, Sie<br />
sollten als Vorbereitungen treffen. Sand kann<br />
überall hinkommen. Nehmen Sie ein Leinentuch<br />
oder eine Plastikfolie mit, die Sie am Strand<br />
ausbreiten, um Ihre Kameratasche zu schützen,<br />
wenn Sie auf Ihre Ausrüstung zugreifen. Wenn es<br />
windig ist, decken Sie Ihre Ausrüstung ab, um sie<br />
vor Sand und Gischt zu schützen, entweder mit<br />
einem speziellen Gehäuse oder einer<br />
preisgünstigeren Plastiktüte, die Sie um den<br />
Objektivtubus kleben. Eine Gegenlichtblende<br />
schützt den vorderen Teil Ihres Objektivs, und es<br />
lohnt sich, auch einen UV-Filter aufzusetzen.<br />
Diese wurden zum absorbieren von UV-Strahlen<br />
gestaltet, sind aber oft ein kostengünstiger Weg ,<br />
um das vordere Objektiv zu schützen. Diese Filter<br />
sind wesentlich günstiger zu ersetzen, als ein<br />
kostspieliges Objektiv.
28 Natur: Tierwelt<br />
Tierwelt <strong>im</strong> Garten<br />
Sie müssen nicht in die Masai Mara oder an den Amazonas reisen, um<br />
atemberaubende Naturaufnahmen zu erhalten. Gehen Sie in Ihrem<br />
eigenen Garten auf Safari.<br />
Egal ob Ihr Garten groß, klein, städtisch oder ländlich ist: Er bietet eine Möglichkeit, um näher an die<br />
Natur zu kommen. Zusätzlich zu den ansässigen Tieren wie Gartenvögel, Igel, Frösche, Spinnen, Motten<br />
und Schnecken, bietet mancher Garten auch Schutz für andere tägliche Besucher wie Füchse oder sogar<br />
Rehe. Aber bevor Sie anfangen zu fotografieren, sollten Sie eine Liste der Tiere erstellen, die Sie regelmäßig<br />
<strong>im</strong> Garten sehen. Dann können Sie planen, wie Sie diese am besten fotografieren.<br />
Auch wenn die Tierwelt <strong>im</strong> Garten vielleicht nicht die glamouröseste ist, eignet sich der Garten sehr gut<br />
zur Verbesserung Ihrer Fähigkeiten. Nektarreiche Blumen und Pflanzen, wie Schmetterlingsstrauch und<br />
Sonnenblumen, eignen sich, um Hummeln und Schmetterlinge anzulocken. Solange der Herbst noch mild<br />
ist, bleiben Schmetterlinge wie Pfauenauge und Admiral bis spät <strong>im</strong> Oktober zu sehen. Allerdings sehen sie<br />
bis dahin ziemlich schäbig aus, da sie von Vögeln angegriffen wurden. <strong>Fotografie</strong>ren Sie nur die, die sich <strong>im</strong><br />
unberührten Zustand befinden, ansonsten ruiniert der schlechte Zustand das Foto. Die<br />
Mehrfeldmessungsfunktion Ihrer Kamera sollte mit der Belichtung keine Probleme haben, so dass Sie sich<br />
auf die Komposition konzentrieren können. In vielen Gärten befindet sich ein kleiner Teich zur Dekoration,<br />
der oft Frösche und Molche anlockt. Frösche sind besonders fotogen. Knien Sie sich am Rand des Teichs<br />
mit Ihrem Telezoom-Objektiv hin, bis ein Frosch zum Atmen den Kopf aus dem Wasser streckt.<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Sie wenn möglich mit 1/250 Sekunden oder schneller, um das Motiv und die<br />
Kamerabewegung einzufangen und verwenden Sie das Auge als Fokuspunkt. Mit etwas Sorgfalt können<br />
Sie Ihr Motiv an einen fotogeneren Ort bringen. Der Schlüssel besteht darin, auf Augenhöhe der Tiere zu<br />
gehen. Igel sind fotogen, aber da sie nachtaktiv sind, schwer zu fotografieren. Sie können Igel aber mit<br />
Nahrung wie z. B. einer Schüssel Hundefutter anlocken. Sobald Sie regelmäßig auftauchen, verwenden Sie<br />
ein 50-200-mm-Objektiv und automatisches Blitzlicht. Und denken Sie dabei daran, auf Augenhöhe zu<br />
gehen. Wenn Sie die Tiere mit geeigneter Nahrung ködern, kommen Sie sehr nah an die Natur ran. Sie<br />
können z. B. Futterspender für Vögel aufhängen. Platzieren Sie Ihre Futterstation nah genug an einem<br />
Fenster, so dass Sie gut versteckt <strong>im</strong> Inneren fotografieren können. Das lange Ende eines 50-200-mm-<br />
Objektivs sollte leistungsstark genug sein, um Stare und Finken bei der Fütterung zu fotografieren. Für<br />
kleinere Vögel, wie Blau- und Kohlmeisen, verwenden Sie einen 1,4 x-Telekonverter.<br />
FRAN FRENCH<br />
Hausaufgabe<br />
Ein Vorteil der Arbeit von zu Hause aus besteht<br />
darin, dass Sie die Bilder schnell auf Ihren<br />
Computer runterladen und dort betrachten<br />
können. Auf diesem Weg erkennen Sie<br />
technische Probleme und können ggf. neue<br />
Fotos machen.<br />
LINKS: Vielleicht haben Sie Glück und finden vor Einbruch<br />
der Dunkelheit einen Igel in Ihrem Garten. Legen Sie sich auf<br />
den Bauch und gehen nah ran. Ein 50-200-mm-Obektiv ist<br />
hierbei ideal.<br />
Schauen Sie genauer hin<br />
Warum fangen Sie nicht mit Käfern und<br />
Ungeziefer an? Nach einer taufrischen<br />
Nacht sind Spinnweben schwer und mit<br />
winzigen Wassertropfen übersät und<br />
verraten, wo sich die Spinnen aufhalten.<br />
Die Spinnweben sind schon alleine<br />
fotogen, aber bieten zusammen mit der<br />
Spinne ein noch besseres Motiv. Sie<br />
können ein Objektiv mit +3 oder +4<br />
Dioptrien, bis hin zum Standard-<br />
Zoomobjektiv (mit max<strong>im</strong>alen Zoom) verwenden oder zu<br />
einem Makroobjektiv greifen, um eine akzeptable<br />
Vergrößerung zu erhalten. Spinnen reagieren auf<br />
Vibrationen, also passen Sie auf, dass Sie nicht die<br />
Vegetation berühren, an der das Spinnennetz befestigt ist,<br />
wenn Sie ein Stativ aufstellen.<br />
Kein Filter<br />
+3 Dioptrien<br />
GLYNN MAY
Zeit für die Komposition<br />
Für viele Gärtner sind Schnecken nur<br />
Plagegeister, aber es sind auch<br />
hervorragende Motive, um Ihre<br />
Makrotechnik zu üben. Schnecken sind<br />
schließlich nicht für Ihre Geschwindigkeit<br />
bekannt! Exper<strong>im</strong>entieren Sie mit der<br />
Tiefenschärfe, indem Sie unterschiedliche<br />
Blendenstufen verwenden. Stellen Sie<br />
hierfür den Blendenprioritätsmodus ein<br />
und verwenden zunehmend kleiner<br />
werdende Blendenöffnungen mit jedem<br />
Bild. Zum Beispiel f/4, f/8, f/16 und so<br />
weiter. Sie können später die Ergebnisse<br />
untersuchen, die Schärfe prüfen und<br />
schauen, wie diese das Bild beeinträchtigt.<br />
Dieses Wissen können Sie dann für andere<br />
Motive verwenden.<br />
Frösche bleiben oft lange<br />
genug still sitzen, um<br />
großartige Fotos zu schießen.<br />
Mit min<strong>im</strong>alen Bewegungen<br />
kommen Sie sehr nah ran.<br />
ROSS HODDINOTT CLINT NEWSHAM
30 Natur: Tierwelt Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
<strong>Fotografie</strong> von Tieren in klarem Wasser<br />
Möchten Sie wilde Raubtiere und ihre scheuen Opfer, mit hellen Farben und fantastischen Formen<br />
fotografieren? Sie finden eine inspirierend große Vielfalt an Tieren in Ihrem Gartenteich.<br />
IN GARTENTEICHEN findet man eine ganze Reihe<br />
faszinierender Kreaturen, die oft einfach ignoriert<br />
werden, weil sie nicht so augenfällig sind.<br />
Wenn das Wasser durch Pflanzen mit ausreichend<br />
Sauerstoff versorgt wird und frei von<br />
Verschmutzungen ist, sind darin zu verschiedenen<br />
Jahreszeiten Frösche und Molche, Wasserläufer,<br />
Wasserskorpione sowie gefräßige Libellenlarven und<br />
Schw<strong>im</strong>mkäfer zu finden. Im Frühling und<br />
Frühsommer ist der Teich am Lebendigsten, aber<br />
manche der Teichbewohner trifft man das ganze Jahr<br />
über an. Daher erfüllen gerade auch in den Vorstädten<br />
v<br />
„Studio“ <strong>im</strong> <strong>Freien</strong><br />
Ein einfaches „Feld-Studio“ aus einem<br />
weißen Behälter verleiht Ihren Bildern<br />
einen High-End-Look wie <strong>im</strong> richtigen<br />
Studio. Für den Behälter brauchen Sie nur<br />
Platten aus Acryl, die Sie mit Superkleber<br />
verbinden. Acryl verfügt über höhere<br />
Reißfestigkeit als Glas, und es reicht 1,5<br />
Mill<strong>im</strong>eter dickes durchsichtiges Acryl, für<br />
die Vorderseite des Behälters. Verwenden<br />
Sie drei Mill<strong>im</strong>eter dicke weiße Platten für<br />
die Seiten, den Boden und die Partition.<br />
Das Motiv ist gegen den weißen<br />
Hintergrund nicht nur deutlich sichtbar,<br />
sondern durch Hintergrundbeleuchtung<br />
mit einem zweiten Blitzlicht kommen auch<br />
die lichtdurchlässigen Merkmale zum<br />
Vorschein, was dem Bild mehr Tiefe<br />
verleiht. Niall Benvie erklärt sein Studio <strong>im</strong><br />
<strong>Freien</strong>.<br />
Werkzeuge Außer dem Behälter sollten Sie<br />
zwei leere Margarinebecher als<br />
Haltebehälter und zwei Netze griffbereit<br />
haben. Sie brauchen außerdem Blitzlichter,<br />
ein Stativ, eine Plamp-Klammer und ein<br />
Telezoomobjektiv, das auf etwa 150<br />
Mill<strong>im</strong>eter eingestellt ist.<br />
Schritt 1 Stellen Sie den Behälter neben<br />
dem Teich auf und füllen ihn mit stillem<br />
Mineralwasser (nicht Leitungs- oder<br />
Teichwasser). Füllen Sie auch etwas<br />
Wasser in die Haltebehälter, damit Sie das<br />
Tier mindestens zwe<strong>im</strong>al abspülen können,<br />
bevor Sie es in den sauberen Behälter<br />
setzen. Verwenden Sie auch<br />
unterschiedliche Netze für den Transport.<br />
Schritt 2 Stellen Sie hinter dem Behälter<br />
ein Blitzlicht auf, so dass die gesamte<br />
hintere Wand beleuchtet wird. Ich habe es<br />
am Bein meines Benbo-Stativs mit Hilfe<br />
einer Plamp-Klammer befestigt. Das<br />
andere Blitzlicht sollte über und leicht vor<br />
dem Behälter positioniert werden. Machen<br />
Sie ein Test-Foto mit der niedrigsten<br />
ISO-Einstellung und kleiner<br />
Blendenöffnung (z. B. f/19 oder f/22),<br />
bevor Sie das Tier in den Behälter setzen.<br />
Schritt 3 Sie müssen die Leistung des<br />
hinteren Blitzlichts und/oder die<br />
Blendenöffnung der Kamera anpassen, bis<br />
der Hintergrund überbelichtet ist. Dann<br />
schalten Sie das vordere Blitzlicht ein und<br />
stellen es so ein, dass das Testmotiv gut<br />
belichtet ist. Das wird wahrscheinlich<br />
etwas weniger sein, als für die<br />
Hintergrundbeleuchtung erforderlich ist.<br />
Schritt 4 Erst jetzt sollten Sie das Testmotiv<br />
fangen und behutsam einführen. Halten<br />
Teiche eine wichtige ökologische Funktion als<br />
Zufluchtsort dieser Lebewesen.<br />
Selbst wenn Sie keinen Teich haben, treffen Sie in<br />
Ihrem Garten vielleicht dennoch Frösche und Kröten<br />
an. Beide Tierarten sind nur zum Laichen aufs Wasser<br />
angewiesen. Sehen Sie <strong>im</strong> feuchten Gras, unter<br />
Töpfen und Steinen nach. Wenn Sie fündig geworden<br />
sind, behandeln Sie die Tiere wie <strong>im</strong>mer mit<br />
größtmöglicher Vorsicht und setzen Sie den Lurch<br />
wieder auf den Boden, wenn er Angst bekommt. Die<br />
meisten Amphibien sind relativ unfotogen und bieten<br />
optisch nicht viel, wenn sie teilweise durch dichte<br />
Frische Bilder<br />
In einem Outdoor-Studio können Sie die<br />
Beleuchtung und Mittel kontrollieren und<br />
müssen sich nicht über überladene<br />
Hintergründe oder schmutziges Wasser<br />
sorgen machen. Sie werden vor Freude in<br />
die Luft springen, wenn Sie die Resultate<br />
sehen!<br />
1 2<br />
3<br />
Sie die Sitzungen bei 15 Minuten pro Tier<br />
und berühren Sie die Tiere nicht mit den<br />
Händen. Setzen Sie eine durchsichtige<br />
Acryl-Trennwand in den Behälter ein, um<br />
das Tier <strong>im</strong> vorderen Bereich zu halten. Ich<br />
habe Legoteile in den Behälter geklebt, um<br />
die Acryl-Teile an Ort und Stelle zu halten.<br />
Schritt 5 Jetzt können Sie fotografieren.<br />
Wenn Sie fertig sind, reinigen Sie die Netze<br />
<strong>im</strong> Teich, um Krankheiten vorzubeugen<br />
und gießen das Wasser entfernt vom Teich<br />
in die Erde.<br />
4 5<br />
Wasserpflanzen verdeckt sind. Der Trick besteht<br />
darin, sie einzeln zu fotografieren. Setzen Sie Ihr<br />
Modell hierfür vorsichtig auf den Rasen oder auf<br />
Blumen, und wählen Sie einen flachen Bildwinkel.<br />
Dadurch vergrößern Sie den Abstand zwischen dem<br />
Objekt und dem Hintergrund und sorgen dafür, dass<br />
es sich von der Umgebung abhebt.<br />
Ein Teleobjektiv mit 70-300 mm sollte einen<br />
ausreichenden Vergrößerungsfaktor bieten.<br />
Verwenden Sie eine stärkere Brennweite, um aus<br />
einer größeren Distanz zu fotografieren und das Tier<br />
nicht zu stören.<br />
NIALL BENVIE
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Natur: Tierwelt 31<br />
Bleiben Sie wachsam und<br />
trocken<br />
Verwenden Sie ein Teleobjektiv mit einer<br />
Brennweite von mindestens 100 Mill<strong>im</strong>etern,<br />
damit Sie bildfüllende Fotos erhalten, ohne<br />
dabei Ihre Ausrüstung nass zu machen.<br />
Probieren Sie, so nah wie möglich an Ihr Motiv<br />
heranzukommen, damit Sie aus der flachen<br />
Tiefenschärfe das meiste herausholen können.<br />
Geflügelte Besucher<br />
Ein Gartenteich behe<strong>im</strong>atet<br />
viele fotogene Kreaturen und ist<br />
ein beliebter Ort für fantastische<br />
Motive wie Libellen.<br />
BILD: ROSS HODDINOTT<br />
Fünf häufig vorkommende Wasserkreaturen zum <strong>Fotografie</strong>ren ...<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ROSS HODDINOTT<br />
ROSS HODDINOTT<br />
NIALL BENVIE<br />
ISTOCK PHOTO<br />
1) WASSERLÄUFER<br />
Wasserläufer treten in Teichen<br />
häufig auf. Sie „laufen“ über die<br />
Oberfläche des Wassers, wobei<br />
ihr Körper auf den Beinspitzen<br />
ruht. <strong>Fotografie</strong>ren Sie die<br />
Tiere von oben oder so parallel<br />
wie möglich. Verwenden Sie<br />
ein Makroobjektiv oder einen<br />
Nahaufnahmeaufsatz.<br />
2) FRÖSCHE & KRÖTEN<br />
Kröten sind mit ihren orangenen<br />
Augen sehr fotogen und können<br />
<strong>im</strong> Februar und März <strong>im</strong><br />
Teich gefunden werden. Auch<br />
Frösche können während dieser<br />
Zeit be<strong>im</strong> Laichen beobachtet<br />
werden. Aber auch ohne Teich<br />
könnten Sie einen Frosch in<br />
Ihrem Garten finden.<br />
3) LIBELLEN<br />
Libellen sind wunderschöne<br />
Insekten. Plattbauch-Libellen<br />
und Kaiserlibellen gehören<br />
zu den wahrscheinlichsten<br />
Gartenbesuchern. Aufgrund<br />
ihrer Größe, reicht das lange<br />
Ende eines Teleobjektivs oft<br />
aus, um bildfüllende Fotos zu<br />
erhalten.<br />
4) RUDERWANZEN<br />
Dieses Insekt schw<strong>im</strong>mt<br />
verkehrt herum, angetrieben<br />
durch die eigenen zwei Beine.<br />
Diese kleine Kreatur hat<br />
atemberaubende rote Augen und<br />
eignet sich somit perfekt zum<br />
fotografieren. Verwenden Sie das<br />
Feld-Studio (siehe links), um sie<br />
be<strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men unter Wasser<br />
fotografieren zu können.<br />
5) MOLCHE<br />
Mit ihren froschähnlichen<br />
Körpern und<br />
unverwechselbaren Schwänzen<br />
sind Molche sonderbare<br />
Motive, insbesondere da sie<br />
in unterschiedlichen Farben<br />
auftreten. Sie finden sie in<br />
Teichen üblicherweise zur<br />
Brutzeit <strong>im</strong> Juni und Juli.
32 Natur: Tierwelt Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Nahaufnahme: Es kreucht und fleucht …<br />
Hier zeigen wir Ihnen, wie Sie sich an Insekten heranpirschen, an anmutig-graziöse<br />
Schmetterlingen ebenso wie an weniger elegante doch ebenso fotogene Arten.<br />
Käfer und andere Krabbeltiere sind nicht besonders beliebt, oder? Obwohl sie so klein sind, haben viele Leute<br />
Angst vor ihnen. Doch wenn Sie sich diese Tiere einmal genauer ansehen, werden Sie feststellen, dass die<br />
meisten von ihnen farbenprächtig, komplex gestaltet und sehr fotogen sind. Nur wenige Insekten in unseren<br />
Breiten beißen oder stechen, die Angst ist also unbegründet. Anstatt das Weite zu suchen, sollten Fotografen<br />
ihre Phobien überwinden und lieber zur Kamera reifen …<br />
Best<strong>im</strong>mte Prinzipien und Techniken der Pflanzenfotografie können auch auf Insekten übertragen werden<br />
– die Bedeutung des Lichts beispielsweise. Doch die extreme Mobilität und das scheue Verhalten von Insekten<br />
stellen den Fotografen darüber hinaus vor weitere praktische und technische Probleme. Zunächst müssen Sie<br />
einen Lebensraum dieser Tiere ausfindig machen. Naturfotografen müssen oft ein wenig Recherche betreiben,<br />
bevor sie die ersten Bilder schießen können. Gehen Sie also in Ihre örtliche Bibliothek oder versuchen Sie es <strong>im</strong><br />
Internet.<br />
v1) Stehen Sie früh auf<br />
Wir wollen Ihnen nichts vormachen: Insekten zu<br />
fotografieren kann schwierig und frustrierend sein.<br />
Deswegen ist es nur logisch, sich die Aufgabe so weit irgend<br />
möglich zu erleichtern. Am lebhaftesten sind Insekten in der<br />
Wärme des späten Vormittags bis zum Spätnachmittag; das<br />
ist demnach eine Zeit, die Sie nach Möglichkeit vermeiden<br />
sollten. Die niedrigen Temperaturen des frühen Morgens<br />
und des späteren Abends, wenn die Körper noch kalt und<br />
die Tiere daher relativ inaktiv sind, eignen sich wesentlich<br />
besser zum <strong>Fotografie</strong>ren. Wenn Sie also auf Insektenfotos<br />
aus sind, sollten Sie entsprechend früh aus den Federn<br />
kommen.<br />
Im Hochsommer wird das auch schon mal morgens um<br />
halb fünf sein müssen, damit Sie bei Sonnenaufgang vor Ort<br />
sind. Nicht unbedingt jedermanns Sache, aber die<br />
Ergebnisse sind es wert. Suchen Sie sorgfältig die Vegetation<br />
nach schlafenden Schmetterlingen und Käfern ab. Sie<br />
brauchen ein scharfes Auge, aber mit ein wenig Erfahrung<br />
finden Sie schnell heraus, wo Sie suchen müssen. Doch<br />
passen Sie genau auf, wo Sie hintreten …<br />
Ein großer Vorteil be<strong>im</strong> <strong>Fotografie</strong>ren schlafender Insekten<br />
ist, dass die unmittelbare Umgebung für das Bild angepasst<br />
werden kann. Hinzu kommt: Nach klaren, tau-feuchten<br />
Nächten bilden sich winzige Wassertropfen auf den Flügeln<br />
und Körpern, was das Motiv noch interessanter macht.<br />
Ausrüstung für Krabbeltiere<br />
Für die Insektenfotografie brauchen Sie ein<br />
Makroobjektiv oder wenigstens geeignetes<br />
Zubehör für Ihr Normalobjektiv. Wenn es Ihr<br />
Budget hergibt, ist das Makroobjektiv erste<br />
Wahl, denn damit können Sie in einer für<br />
Fotoaufnahmen praktikablen Distanz arbeiten.<br />
Objektive mit einer Brennweite zwischen<br />
100 und 180 Mill<strong>im</strong>etern haben sich in der<br />
Insektenfotografie am besten bewährt. Als<br />
Einsteiger oder bei l<strong>im</strong>itiertem Budget können<br />
Sie auch mit Zwischenringen oder einem<br />
Nahfilter kombiniert mit dem Standardobjektiv<br />
zurecht kommen. Beide sind vergleichsweise<br />
preiswert, ermöglichen aber einen guten<br />
Einstieg in die Welt der Nahaufnahmen.<br />
Ein 70-300-mm-Zoomobjektiv eignet sich<br />
manchmal für größere Insekten wie Libellen.<br />
Falls das Insekt „schläft“, kann ein Reflektor<br />
dazu dienen, bessere Lichtverhältnisse zu<br />
schaffen, haben Sie also <strong>im</strong>mer einen dabei. Ein<br />
Dreibeinstativ hingegen ist oft unpraktisch. Ein<br />
Einbeinstativ kann sich jedoch als praktischer<br />
Kompromiss erweisen, aber wenn Sie keines<br />
haben, nehmen Sie das Dreibein, ohne die<br />
Beine auszuklappen und <strong>im</strong>provisieren damit.<br />
Enthusiasten wollen vielleicht in ein Ring- oder<br />
Doppelblitzgerät investieren. Diese erzeugen ein<br />
gleichmäßiges Kunstlicht für die Makrofotografie,<br />
wenn das natürliche Licht nicht ausreicht.<br />
2) v Eine wackelige Angelegenheit<br />
Verwacklungen treten dann auf, wenn die eingestellte Verschlusszeit nicht schnell genug ist,<br />
die eigenen, <strong>im</strong>mer vorhandenen, natürlichen Körperbewegungen auszugleichen, was zu<br />
einem verwischten, unbrauchbaren Foto führt. Die Eigenbewegung wird noch verstärkt durch<br />
eine lange Brennweite oder eine starke Vergrößerung, sodass das Verwackeln zum Problem für<br />
Insektenfotografen wird. Die Lösung? Ganz einfach: Benutzen Sie ein Stativ. Das ist natürlich<br />
nicht ganz einfach, wenn man scheue Tiere aufnehmen will. In vielen Situationen ist ein Stativ<br />
die Lösung des Problems, doch bei Insekten ist es oft unpraktisch. Ein Schmetterling wartet<br />
nicht, bis Sie Ihr Stativ mit montierter Kamera in Position gebracht haben. Insekten reagieren<br />
sehr empfindlich auf Bewegung und Vibrationen, und dann machen sie sich schnellstens<br />
davon. Nach meiner Erfahrung ist ein Stativ tatsächlich nur am frühen Morgen und am Abend<br />
sinnvoll, wenn die Schmetterlinge und Libellen noch schlafen oder auf den Einbruch der<br />
Dunkelheit warten. Zu anderen Zeiten müssen Sie aus der Hand fotografieren.<br />
Bei der Einschätzung, wie ruhig man eine Kamera halten kann, neigt man meist zu<br />
übertriebenem Opt<strong>im</strong>ismus. Eine gute Faustregel in der Makrofotografie ist es, eine<br />
Verschlusszeit zu wählen, die wenigstens den doppelten Wert der Brennweite des<br />
verwendeten Objektivs hat. Bei einem 90-mm-Makroobjektiv sollte es also mindestens eine<br />
1/180 Sekunde sein. Wenn Ihre Kamera mit einem Bildstabilisator ausgerüstet ist, benutzen<br />
Sie ihn. Damit bekommen Sie noch scharfe Bilder hin bei Verschlusszeiten, die bis zu zwei<br />
Schritte langsamer sein dürfen als ohne Stabilisator. Als Alternative bietet sich eine größere<br />
Blende an, um schnellere Verschlusszeiten benutzen zu können – was natürlich auf Kosten der<br />
Schärfentiefe geht – oder Sie erhöhen den ISO-Wert. Auch durch die Art und Weise, wie Sie<br />
Ihre Kamera halten, können Sie die Gefahr des Verwackelns reduzieren. Knien ist<br />
beispielsweise besser als Stehen. Drücken Sie Ihre Ellbogen fest an den Brustkorb, halten Sie<br />
die Kamera mit beiden Händen dicht vors Gesicht, und drücken Sie langsam auf den Auslöser.<br />
Ihr Motiv wird sich oft sehr nah am Boden befinden. Für natürlich wirkende Bilder legen Sie<br />
sich also flach auf den Bauch, um die Kamera auf dieselbe Höhe wie das Motiv zu bringen.<br />
Jetzt können Sie auch einen Bohnensack verwenden oder sich auf die Ellbogen stützen, um<br />
die Kamera ruhig zu halten. Die Position flach auf dem Boden reduziert die natürliche<br />
Körperbewegung sehr stark und damit auch das Risiko des Verwackelns.<br />
Bauch-Unterstützung<br />
Arm-Unterstützung
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Natur: Tierwelt 33<br />
Käfer vor dem Schlafengehen<br />
Falls Sie kein Frühaufsteher sind, wählen Sie für<br />
die Insektensuche die Zeit vor Sonnenuntergang,<br />
wenn sich die Tiere auf die Nacht vorbereiten.<br />
Das zu dieser Tageszeit flach einfallende, warme<br />
Licht eignet sich hervorragend für sehr schöne<br />
Aufnahmen besonders von Schmetterlingen.<br />
ALLE BILDER: ROSS HODDINOTT
34 Natur: Tierwelt Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Schalten Sie alle<br />
Kamerageräusche aus!<br />
Es hat sich bewährt, für Insektenschnappschüsse<br />
manuell scharf zu stellen, doch wenn Sie den<br />
Autofokus verwenden, sorgen Sie dafür, dass alle<br />
akustischen Indikatoren Ihrer Kamera<br />
ausgeschaltet sind, bevor Sie beginnen.<br />
3) Anschleichen<br />
Geeignete Lebensräume mit hohen<br />
Insektenpopulationen können Sie<br />
durch ein wenig Recherche <strong>im</strong><br />
Internet finden oder durch den<br />
Kontakt mit einer lokalen<br />
Naturschutzorganisation. Den<br />
Aufenthaltsort potenzieller Motive<br />
zu finden, ist der leichtere Teil der<br />
Übung. Nah genug heran zu<br />
kommen, um eine gute Aufnahmen<br />
zu machen, ist schon schwieriger.<br />
Käfer reagieren extrem empfindlich<br />
auf Bewegungen, weil sie<br />
permanent auf der Hut davor sein<br />
müssen, gefressen zu werden.<br />
Nähern Sie sich also nicht vorsichtig<br />
genug, ergreifen sie die Flucht. Sie<br />
müssen sich also äußerst vorsichtig<br />
anschleichen, um in<br />
Kamerareichweite zu gelangen.<br />
Haben Sie also ein passendes<br />
Exemplar gesichtet, heißt es, sehr<br />
behutsam vorzugehen. Beachten Sie die Position der Sonne, gehen Sie sehr<br />
langsam, vermeiden Sie plötzliche und ruckartige Bewegungen und – ganz<br />
wichtig – achten Sie auf Ihren Schattenwurf. Wenn Ihr Zielobjekt nah am Boden<br />
ist, sinken Sie auf die Knie und rutschen Sie weiter vorwärts. Das mag für den<br />
unwissenden Zuschauer ziemlich blöd aussehen, aber es ist nur ein kleiner<br />
Preis für ein großartiges Foto. Wenn Sie näher kommen, bringen Sie die Kamera<br />
langsam ans Auge, während Sie in „Schussposition“ gehen. Machen Sie jetzt<br />
schon die erste Aufnahme, dann haben Sie wenigstens eine <strong>im</strong> Kasten, und der<br />
Käfer kann sich an das Geräusch des Verschlusses gewöhnen. Gehen Sie nun<br />
langsam noch näher heran – vergessen Sie dabei das Scharfstellen nicht –<br />
machen Sie Ihre Bildkomposition und drücken Sie ab. Wenn sich das Tier<br />
bewegt, versuchen Sie, es <strong>im</strong> Sucher zu behalten. Einige Insekten, Libellen<br />
beispielsweise und manche Schmetterlinge, sind territorial und kommen nach<br />
einer Weile zurück, nachdem sie zunächst Reißaus genommen haben. Wenn<br />
Sie also in Position bleiben, bekommen Sie vielleicht eine zweite Chance.<br />
4) v Auf Augenhöhe …<br />
Bei der für die Insektenfotografie notwendigen starken Vergrößerung ist der<br />
Schärfentiefebereich extrem klein. Auch ist es oft nicht möglich, eine kleine<br />
Blende wie 16 oder 22 zu benutzen, weil sonst die Verschlusszeit zu lang<br />
werden würde. Außerdem käme der Hintergrund detailliert ins Bild und<br />
könnte vom eigentlichen Motiv ablenken. Doch selbst in Situationen, in denen<br />
Sie eine kleine Blende benutzen können, beträgt der Schärfentiefebereich nur<br />
wenige Mill<strong>im</strong>eter, was äußerste Präzision bei der Scharfeinstellung erfordert.<br />
Doch in der Regel wollen Sie das ganze Insekt scharf abbilden, vom Kopf bis<br />
zum Ende des Unterleibs. Also müssen Sie den Schärfentiefebereich für jede<br />
gegebene Kombination von Blende und Verschlusszeit opt<strong>im</strong>ieren, und das<br />
erreichen Sie nur, wenn Sie Ihre Kamera so positionieren, dass deren Sensor<br />
sich genau in Höhe des abzubildenden Motivs befindet. Ist das nicht der Fall,<br />
sind entweder Körper oder Flügel des Insekts unscharf.<br />
Ähnlichkeit<br />
Keine Ähnlichkeit
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Natur: Tierwelt 35<br />
v<br />
Ohne Blitz<br />
Bekannte Insekten<br />
Hier sind fünf der Insekten, die Sie in<br />
unseren Breiten sehr wahrscheinlich<br />
finden und fotografieren können:<br />
ALLE BILDER: ROSS HODDINOTT<br />
1) FRÜHE ADONISLIBELLE: Es gibt viele<br />
Arten Adonislibellen, die verbreitetste ist<br />
jedoch diese hier. Man trifft sie von Mai<br />
bis August an Teichen, Seen, Flüssen und<br />
Mooren.<br />
Mit Blitz<br />
2) GARTENKREUZSPINNE: Sie findet sich<br />
von Juli bis Herbstmitte in Gärten, Hecken<br />
und Waldgebieten. Ihre großen Netze<br />
bestehen aus Radial- und Spiralfäden.<br />
Mit Blitz und Diffusor<br />
3) GEFLECKTER SMARAGDFALTER:<br />
Einer der verbreitetsten Schmetterlinge.<br />
Er kann sehr leicht <strong>im</strong> Garten<br />
angesiedelt werden durch Anpflanzen<br />
von nektarreichen Blumen wie dem<br />
Schmetterlingsstrauch. Kommt<br />
überwiegend <strong>im</strong> Juli und August vor.<br />
5) Und es blitzt …<br />
Es kommt vor, dass die Lichtverhältnisse für ein Foto nicht ausreichen und Sie daher zusätzlich ein Blitzgerät<br />
einsetzen müssen. Standardblitzgeräte sind manchmal für Makromotive einsetzbar, doch wesentlich besser geeignet<br />
für diesen Zweck ist ein Ring- oder ein Doppelblitzgerät, denn die wurden speziell für Makrofotografie entwickelt. Ein<br />
Ringblitzgerät hat eine kreisförmige Lichtquelle, die um die Frontlinse des Objektivs herum angebracht ist, doch da<br />
das abzubildende Objekt gleichmäßig beleuchtet wird, wirkt das Licht mitunter „flach“ und matt. Ein<br />
Doppelblitzgerät ist flexibler und funktioniert ähnlich, doch es besteht aus zwei gleichen Blitzeinheiten, die<br />
unabhängig voneinander bewegt und montiert werden können und die unterschiedliche Lichtmengen ausstoßen<br />
können. Das eröffnet mehr kreative Möglichkeiten. Doch sie sind sehr teuer, und nur wirkliche Makro-Enthusiasten<br />
werden diesen zusätzlichen Aufwand treiben wollen.<br />
Für alle anderen besteht die realistischere Alternative ganz einfach in der Verwendung des in der Kamera<br />
eingebauten Blitzgeräts. Was diesen Geräten an Flexibilität fehlt, machen sie durch einfache Bedienung wett. Ihre<br />
Position ist fix, und sie können daher nicht entfernt von der Kamera benutzt werden, doch sie können bei Bedarf ganz<br />
einfach aufgeklappt werden. Das ist besonders hilfreich, wenn es schnell gehen muss – beispielsweise, wenn Sie bei<br />
der Insektenfotografie eine zusätzliche Lichtquelle brauchen. Kommen Sie nur nicht zu nah heran, sonst könnte der<br />
Lichtblitz über das Motiv hinweg leuchten. Erfahrungsgemäß bekommt man mit eingebautem Blitz die besten<br />
Ergebnisse, wenn das Abbildungsverhältnis unter 1:2 liegt (halbe reale Größe). Mit dem Blitz so nah am Objekt<br />
besteht auch die Gefahr, dass feine Details und die Farben „auswaschen“. Verwenden Sie deswegen einen Diffusor<br />
oder kleben Sie die Blitzeinheit mit mattem Klebeband ab.<br />
4) VIERFLECKFALTER: Hat<br />
charakteristische Flecken an der Spitze<br />
jedes Flügelpaares. Er fliegt von Mai bis<br />
August in der Nähe von Hecken und in<br />
Feuchtgebieten.<br />
5) ENGELSCHATTENFALTER: Einer der<br />
verbreitetsten Falter, fliegt von Mai bis<br />
Oktober. Erkennbar an dem ausgefransten<br />
Vorderflügelrand und der blassrosa<br />
dreieckigen Markierung.
36 Natur: Tierwelt Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Werden Sie der Herr der Schwingen …<br />
Bienen, Schmetterlinge, Libellen – Ihr Garten ist He<strong>im</strong>at für alle möglichen geflügelten Kreaturen. Hier zeigen wir<br />
Ihnen, wie Sie fantastische Bilder dieser fliegenden Insekten einfangen können …<br />
DIE FARBENPRÄCHTIGSTEN, attraktivsten Tiere die<br />
in unseren Gärten leben, sind fliegende Insekten:<br />
Bienen, Schmetterlinge, Wespen, Schwebfliegen und<br />
Motten. Schmetterlinge sind besonders fotogen. Sie<br />
können angelockt werden durch nektarreiche<br />
Pflanzen wie dem Schmetterlingsstrauch und der<br />
Ringelblume; und wenn Ihr Garten ohnehin voller<br />
Blumen steht, dann ist er wahrscheinlich auch<br />
He<strong>im</strong>at für eine Vielfalt anderer fotogener Insekten,<br />
die nur darauf warten, mit der Kamera eingefangen zu<br />
werden.<br />
Zu den verbreiteten Gartenschmetterlingen gehören<br />
der Admiral, der Distelfalter, der Schildpattfalter und<br />
das Pfauenauge, die <strong>im</strong> August am häufigsten<br />
anzutreffen sind. Wenn Sie unterschiedliche Arten in<br />
Ihrem Garten herumfliegen, Nektar saugen oder auf<br />
Mauern und Zäunen in der Sonne sitzen sehen wollen,<br />
ist der Hochsommer ganz einfach die beste<br />
Jahreszeit, mit der Digitalkamera in den Garten zu<br />
gehen.<br />
Fliegende Insekten zu fotografieren, kann frustrierend<br />
sein, denn Sie werden sich oft genau dann davon<br />
machen, während Sie versuchen, in Position zu<br />
kommen. Doch ein wenig Geduld und Beharrlichkeit<br />
werden <strong>im</strong>mer belohnt. Bevor Sie anfangen, Bilder zu<br />
machen, beobachten Sie das Verhalten der Insekten.<br />
Viele Schmetterlinge sind ortsgebunden, und Sie<br />
werden merken, dass sie regelmäßig an denselben<br />
Ruheplatz zurück kehren. Wenn Sie dieses Verhalten<br />
v<br />
1<br />
feststellen, warten Sie nahebei, sodass Sie sofort in<br />
Position gehen können, wenn sie das nächste Mal<br />
landen. Sie können natürlich auch versuchen, das<br />
Insekt zu verfolgen und zum Schuss zu kommen,<br />
wenn es woanders landet. Ganz wichtig dabei ist, Ihre<br />
Bewegungen auf ein Min<strong>im</strong>um zu reduzieren. Die<br />
meisten fliegenden Insekten sind leicht zu<br />
verscheuchen, sie flüchten sofort, wenn sie eine<br />
plötzliche Bewegung in ihrer Nähe wahrnehmen.<br />
Halten Sie die Kamera schon bei der Annäherung nah<br />
an Ihre Augen, damit Sie sie nicht mit einer abrupten<br />
Bewegung zum Auge führen müssen. Es hat sich<br />
außerdem bewährt, die Schärfe vorher einzustellen.<br />
Dazu müssen Sie die Kamera auf manuelle<br />
Scharfeinstellung schalten – und auch das Objektiv,<br />
wenn dort ein Hebel für automatische/manuelle<br />
Scharfeinstellung vorhanden ist. Stellen Sie nun die<br />
Schärfe auf ein Objekt ähnlicher Größe ein – eine<br />
Objektivkappe beispielsweise. Dadurch, dass Sie all<br />
das vorher erledigen, können Sie die Kamera nach<br />
erfolgreichem Anschleichen einfach auf das Objekt zu<br />
bewegen, bis dieses scharf <strong>im</strong> Sucher erscheint. Die<br />
Voreinstellung der Schärfe vermeidet die sonst<br />
notwendige Handbewegung am Scharfeinstellring<br />
und bei automatischer Scharfeinstellung das<br />
Geräusch und die Bewegung des Objektivs.<br />
Vermeiden Sie unter allen Umständen, dass Ihr<br />
Schatten auf das zu fotografierende Insekt fällt, denn<br />
das würde sofort den Fluchtreflex auslösen. Beachten<br />
2<br />
Sie daher genau, wo Ihr Schatten sich be<strong>im</strong><br />
Anschleichen befindet, und ändern Sie wenn<br />
notwendig die Richtung, aus der Sie sich annähern.<br />
Bei Insekten wie Schmetterlingen, Motten, Hummeln<br />
und Honigbienen müssen Sie so nah heran wie<br />
möglich. Ein Makroobjektiv <strong>im</strong> Bereich von 100<br />
Mill<strong>im</strong>etern ist eine gute Wahl, denn damit erreichen<br />
Sie eine praktikable Arbeitsentfernung, und Sie<br />
verscheuchen die kleine Kreatur nicht. Es gibt etliches<br />
gutes, preiswertes Zubehör für die Nahfotografie,<br />
beispielsweise Zwischenringe und Nahfilter. Die<br />
Schärfentiefe ist eingeschränkt bei starken<br />
Vergrößerungen, versuchen Sie deswegen, die<br />
Kamera parallel zum Objekt zu halten, um es bei jeder<br />
gegebenen Blende vollständig in den<br />
Schärfentiefebereich zu bekommen.<br />
In der Insektenfotografie ist ein Stativ normalerweise<br />
keine große Hilfe sondern eher hinderlich. Es schränkt<br />
Ihre Bewegungsfreiheit ein, und es wirkt bedrohlich<br />
auf die abzulichtenden Tiere. Mit der Kamera in der<br />
Hand können Sie schnell auf die Ortsveränderungen<br />
der Insekten reagieren, und das gibt Ihnen mehr<br />
kreative Freiheit. Versuchen Sie, eine Verschlusszeit<br />
kürzer als eine 1/500 Sekunde einzustellen, damit die<br />
Bewegungen des Insekts „einfrieren“ und auch die<br />
Eigenbewegung der Kamera el<strong>im</strong>iniert wird. Verfügt<br />
Ihre Kamera über eine Bildstabilisierung, schalten Sie<br />
sie ein. Und last but not least: Seien kreativ und<br />
variieren Ihre Schusswinkel so oft wie möglich.<br />
Bildkomposition und<br />
Insekten<br />
Schmetterlinge sind beliebte Motive, doch<br />
wenn Sie nicht fantasievoll agieren, riskieren<br />
Sie, dass Ihre Fotos sich alle sehr ähnlich sehen<br />
werden. Die meisten Fotografen fotografieren<br />
Schmetterlinge, deren Flügel geöffnet sind, von<br />
oben. Das kann gut funktionieren, doch wenn<br />
Sie mehr Originalität wollen, exper<strong>im</strong>entieren<br />
Sie mit Ihrem Ansatz und Ihrem Standpunkt,<br />
und das von unterschiedlichen Ebenen aus.<br />
Beispielsweise kann ein aus einem flachen<br />
Winkel aufgenommener Schmetterling, der<br />
gerade Nektar aus einer Blüte saugt, sehr<br />
dynamisch wirken, auch Exper<strong>im</strong>ente mit dem<br />
Schärfentiefebereich können große Wirkung<br />
haben. Eine große Blende von 2,8 oder 4<br />
erzeugt einen sehr flachen<br />
Schärfentiefebereich, und dies kann benutzt<br />
werden, um das Auge auf den beabsichtigten<br />
Fixpunkt zu lenken.<br />
3
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Natur: Tierwelt 37<br />
Geflügelte Wunder<br />
Folgen Sie unseren<br />
Ratschlägen, und Sie werden<br />
bald professionell aussehende<br />
Bilder vorweisen können.<br />
Fünf Insekten, an denen Sie sich versuchen sollten …<br />
ROSS HODDINOTT<br />
ROSS HODDINOTT<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ROSS HODDINOTT<br />
1) SCHWEBFLIEGEN<br />
Schwebfliegen sind sehr<br />
schön gefärbt. Sie landen<br />
oft auf Gartenblumen, was<br />
zu interessanten und hellen<br />
Kulissen führt. Benutzen Sie<br />
eine Blende kleiner als 8, damit<br />
Sie genügend Schärfentiefe<br />
haben.<br />
2) MOTTEN<br />
Motten sind nicht so<br />
farbenprächtig, aber<br />
doch attraktiv wie der<br />
Elefantenschwärmer<br />
beispielsweise. Suchen Sie<br />
in Hecken und Blattwerk,<br />
denn dort verstecken sie sich<br />
tagsüber und schlafen.<br />
3) SCHMETTERLINGE<br />
Sie gehören zu den<br />
beeindruckendsten<br />
Lebensformen in Ihrem Garten<br />
und sind wahrscheinlich auch<br />
die am meisten fotografierten.<br />
Es wird Ihnen schwer fallen,<br />
kein attraktives Exemplar zu<br />
finden, von dem Sie ein Bild<br />
schießen könnten.<br />
4) SCHNAKEN<br />
Übersehen Sie die Schnaken<br />
nicht, auch bekannt als<br />
Weberknechte. Ihre schlaksige<br />
Erscheinung lässt sich am besten<br />
aus großer Nähe und vor einem<br />
einheitlichen, aufgeräumten<br />
Hintergrund einfangen.<br />
5) BIENEN UND WESPEN<br />
Bienen und Wespen besuchen<br />
unsere Gärten regelmäßig.<br />
Sie werden von nektarreichen<br />
Pflanzen angezogen. Sie<br />
sind <strong>im</strong>mer in Bewegung,<br />
schalten Sie also auf manuelle<br />
Scharfeinstellung, wenn Ihr<br />
Autofokus sonst überfordert<br />
wird.
38 Natur: Tierwelt Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Schmetterlinge ganz nah<br />
ROSS HODDINOTT: Kein Sommer wäre komplett ohne<br />
den graziösen Flug und die brillanten Farben der<br />
Schmetterlinge. In dieser Jahreszeit findet man sie auf<br />
mit Blumen übersäten Lichtungen, an bewachsenen<br />
Küsten, auf Waldwiesen und nicht zuletzt in unseren Gärten.<br />
Naturfotografie kann trickreich und frustrierend sein, doch<br />
Schmetterlinge sind leicht zu finden und man kann ihnen recht<br />
nah kommen, besonders, wenn Sie gerade Nektar saugen.<br />
Größere Arten sind leichter zu fotografieren, weil Sie nicht so nah<br />
heran müssen, um die Tiere formatfüllend ins Bild zu bekommen. Am Schildpattfalter, dem Pfauenauge<br />
und dem Admiralfalter können Sie Ihre Fertigkeiten perfektionieren. Sie sind recht groß, weit verbreitet,<br />
und sie setzen sich oft auf Blumen oder nehmen mit geöffneten Flügeln ein Sonnenbad auf einer Mauer,<br />
Zeit genug für Sie, ein paar Fotos zu machen.<br />
Insekten regieren äußerst empfindlich auf Bewegung. Bewegen Sie sich also langsam, und machen Sie<br />
keine plötzlichen oder abrupten Bewegungen. Ich empfehle, die manuelle Scharfeinstellung zu benutzen,<br />
denn die ist leiser. Außerdem müssen Sie dann be<strong>im</strong> Anschleichen nicht warten, bis der Autofokus zu<br />
Ruhe gekommen ist, denn das verschwendet wertvolle Zeit. Makroobjektive sind am besten geeignet für<br />
diese Art <strong>Fotografie</strong>, sie liefern eine exzellente Bildqualität und eine gute Arbeitsdistanz. Es gibt jedoch<br />
billigere Alternativen wie Zwischenringe und Nahlinsen.<br />
Schmetterlinge werden meistens von oben fotografiert, wenn sie die Flügel weit geöffnet haben. Doch für<br />
nicht so konventionelle Bilder exper<strong>im</strong>entieren Sie auch einmal mit anderen Winkeln und Schärfentiefen.<br />
Versuchen Sie beispielsweise einen Schnappschuss auf Augenhöhe oder mit Hintergrundlicht, um die<br />
Transparenz und die Zeichnung ihrer Flügel ins Bild zu bekommen.<br />
Um Ihnen Anregungen für eigene Ideen zu geben, bin ich in einigen<br />
nahegelegenen Gärten gewesen, wo ich ein paar wandernde Distelfalter fand.<br />
Alles, was nun noch fehlte waren ein bisschen Geduld und Glück.<br />
Notwendige Ausrüstung<br />
MAKROOBJEKTIV: Vielleicht ist es übertrieben, Ihnen nahezulegen, ein<br />
Makroobjektiv sei unbedingt notwendig für die fotografische Schmetterlingsjagd.<br />
Preiswertere Alternativen wie Nahlinsen liefern auch gute Ergebnisse.<br />
Auch bieten viele moderne Zoom-Objektive eine Makroeinstellung, die sehr gute<br />
Abbildungsverhältnisse von bis zu 1:2 – also halbe Originalgröße – leisten<br />
können, was völlig ausreicht, den Sucher mit größeren Exemplaren auszufüllen.<br />
Doch ist nun mal ein spezielles Makroobjektiv die beste Wahl für Nahaufnahmen<br />
in der Natur. Ein 90- oder 100-mm-Telemakro ist eine gute Wahl. Es bietet nicht<br />
nur sehr hohe Qualität bis hin zu lebensgroßen Abbildungen (1:1), sondern bei<br />
dieser Brennweite können Sie auch eine praktikablere Arbeitsdistanz zu Ihrem<br />
Objekt einhalten, wodurch Sie das Risiko des Fluchtreflexes min<strong>im</strong>ieren und Ihre<br />
Erfolgschancen wesentlich erhöhen. Ein Makroobjektiv dieser Größe ist kompakt<br />
und leicht, und damit können Sie auch ohne Bildstabilisator aus der Hand noch<br />
scharfe Bilder machen.<br />
BENÖTIGTE ZEIT:<br />
60 MINUTEN<br />
BENÖTIGTE AUSRÜSTUNG:<br />
NIKON D300 UND 105-MM-<br />
MAKROOBJEKTIV<br />
VORBEREITUNGEN: Wenn Sie sich an<br />
1Schmetterlinge anschleichen, müssen Sie sich<br />
zwangsläufig auf das Nötigste beschränken. Ein<br />
Stativ ist unpraktisch, weil zu umständlich zu<br />
handhaben und zu zeitraubend, um es in Position<br />
zu bringen. Und es erhöht erheblich das Risiko,<br />
dass Sie Ihr Objekt verscheuchen. Doch an einem<br />
sonnigen Tag sollte genug Licht für eine<br />
Verschlusszeit von weniger als 1/200 Sekunde<br />
vorhanden sein – schnell genug, sowohl die<br />
Bewegungen des Tieres als auch die der Kamera<br />
einzufrieren. Wenn Sie aus der Hand schießen,<br />
drücken Sie die Ellbogen an den Körper, um die<br />
Kamerabewegung zu vermindern. Wenn Sie noch<br />
mehr Stabilität brauchen, sollten Sie ein<br />
Einbeinstativ in Betracht ziehen, das ist einfacher<br />
zu positionieren und drückt die umgebenden<br />
Pflanzen nicht nieder. Schmetterlinge bleiben ganz<br />
selten lange an einer Stelle. Sie müssen also mit<br />
der Bildkomposition und dem Scharfeinstellen<br />
schnell sein, aber das kommt nach einiger Übung<br />
von selbst.<br />
NICHT NAH GENUG Ich beobachtete die Schmetterlinge zunächst für einige<br />
2Minuten, sah ihr Verhalten und vor allem, welche Pflanzen sie gerade als<br />
Landeplätze bevorzugten. Eine best<strong>im</strong>mte Ringelblume erwies sich als Favoritin, ich<br />
ging also in deren Nähe und wartete, die Kamera fertig eingestellt. Als der<br />
Schmetterling kam, schlich ich mich langsam an und hob dabei die Kamera ebenso<br />
langsam ans Auge. Übrigens: Ältere Schmetterlinge können schmuddelig aussehen,<br />
denn die Farben sind verblasst; konzentrieren Sie sich also auf die leuchtenden<br />
Exemplare. Meine ersten Aufnahmen waren eine Enttäuschung, denn ich hatte<br />
offenbar zu weit weg gestanden, sodass der Schmetterling nicht groß genug <strong>im</strong> Bild<br />
war. Ich musste also näher ran.<br />
ACHTEN SIE AUF DEN HINTERGRUND Achten Sie auch darauf, was sich hinter<br />
3Ihrem Objekt abspielt, denn ein nervöser Hintergrund ruiniert Ihr Bild. Mit etwas<br />
Übung lassen Sie Ihr Auge <strong>im</strong> Bildausschnitt herum wandern, während Sie mit dem<br />
Scharfeinstellen und der Bildkomposition beschäftigt sind. Eine kleine Änderung Ihres<br />
Standorts kann störendes Blattwerk aus dem Sucherbild nehmen. Sie können auch<br />
eine größere Blende einstellen, um den Hintergrund unscharf werden zu lassen. Aber<br />
manchmal können Sie auch nichts anderes tun, als warten, bis sich Ihr Schmetterling<br />
selbst eine fotogenere Kulisse sucht.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Natur: Tierwelt 39<br />
Das fertige Bild<br />
Schmetterling fotografieren ist eine<br />
Herausforderung, denn oft genug fliegen<br />
sie gerade dann davon, wenn Sie für den<br />
perfekten Schuss auf den Auslöser drücken.<br />
Eine Stunde Schmetterlingsjagd und rund<br />
70 Fotos später hatte ich bloß eine Handvoll<br />
Aufnahmen, mit denen ich wirklich zufrieden<br />
war. Halten Sie durch, und Ihre Geduld wird<br />
belohnt werden.<br />
Kameramodus<br />
Die Zeitautomatik gibt Ihnen die Kontrolle<br />
über die Schärfentiefe, da die Kamera die zu<br />
der von Hand eingestellten Blende passende<br />
Verschlusszeit automatisch einstellt. Auf<br />
diese Weise können Sie schnell arbeiten und<br />
müssen nicht lange herum hantieren.<br />
SCHÄRFENTIEFE Sie ist entscheidend bei Nahaufnahmen – zu viel, und die<br />
4Details des Hintergrunds treten zu stark hervor, zu wenig, und Ihr Motiv ist nicht<br />
komplett scharf abgebildet. Eine gute Faustregel ist, die Blende so weit aufzumachen,<br />
dass Ihr Motiv noch annehmbar scharf ist. Das sorgt auch dafür, dass die<br />
Verschlusszeit schnell genug ist, die Bewegungen des Objekts und der Kamera<br />
einzufrieren. In diesem Beispiel fand ich nach einer Reihe von Testaufnahmen, dass<br />
eine Blende von 7,1 einen genügenden Schärfentiefebereich erzeugte und die<br />
Vegetation hinter dem Motiv angenehm verschw<strong>im</strong>men ließ.<br />
SCHUSSWINKEL Wenn ein Schmetterling mit weit geöffneten Flügeln irgendwo<br />
5sitzt oder Nektar saugt, fotografieren Sie von oben. Sind die Flügel geschlossen,<br />
fotografieren Sie von der Seite. In beiden Situationen versuchen Sie unbedingt, die<br />
Kamera parallel zu halten – wenn nicht, geraten die Flügel leicht aus dem<br />
Schärfentiefebereich. Doch Sie müssen nicht aus solch konventionellen Winkeln<br />
fotografieren. Versuchen Sie einmal ein Bild beispielsweise direkt auf Augenhöhe von<br />
einem niedrigen Kamerastandpunkt aus. Bei diesem Bild habe ich beides kombiniert,<br />
um ein originelleres Ergebnis zu bekommen.
40 Natur: Tielwelt Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Netze der Natur<br />
ROSS HODDINOTT: Anstatt <strong>im</strong> Netz nach Ideen zu suchen, gehen Sie<br />
doch mal nach mit Ihrer DSLR nach draußen und suchen nach<br />
einem richtigen Netz!<br />
Spinnen weben wunderschöne Netze aus klebriger Seide. Es sind<br />
komplizierte, oftmals symmetrische Konstruktionen, die aus der Nähe<br />
betrachtet fantastisch aussehen. Wenn Sie also ein Nahbereich-Zoomobjektiv<br />
haben, einen Nahfilter, einen Zwischenring oder – besser noch – ein spezielles<br />
Makroobjektiv, dann können Sie umwerfende, formatfüllende Aufnahmen<br />
machen.<br />
Spinnen leben überall, es sollte also nicht allzu schwer fallen, ein passendes<br />
Spinnengewebe zum <strong>Fotografie</strong>ren zu finden. Sie sind am einfachsten<br />
aufzuspüren – und am fotogensten –, wenn sie mit winzigen Wassertropfen<br />
benetzt sind. Die beste Zeit dafür ist frühmorgens nach einer klaren Nacht,<br />
wenn viel Morgentau vorhanden ist.<br />
Alternativ können Sie mit Hilfe einer Sprühflasche, wie sie von Gärtnern<br />
verwendet wird, ein Netz mit Wasser besprühen, was einen ähnlichen Effekt<br />
erzeugt, ohne das Netz zu beschädigen. Im Winter finden Sie vielleicht sogar ein<br />
gefrorenes Netz, das besonders fotogen ist. Davon können Sie mit Hilfe geringer<br />
Schärfentiefe und präziser Schärfeeinstellung sehr künstlerische, abstrakt<br />
aussehende Aufnahmen machen.<br />
BENÖTIGTE ZEIT:<br />
30 MINUTEN<br />
QBENÖTIGTE AUSRÜSTUNG:<br />
NIKON D300, SIGMA 150 MM,<br />
STATIV UND FERNAUSLÖSER<br />
BENÖTIGTE<br />
AUSRÜSTUNG:<br />
REFLEKTOR<br />
Wesentliche<br />
Ausrüstung<br />
REFLEKTOR<br />
Ein kompakter, faltbarer<br />
Reflektor ist ein wesentliches<br />
Zubehör für die Nahfotografie.<br />
Er dient dazu, natürliches Licht<br />
auf kleine Objekte zu lenken,<br />
um hässliche Schatten zu<br />
vermeiden. Ein Reflektor erzeugt<br />
normalerweise eine natürlicher<br />
wirkende Beleuchtung als ein<br />
Blitzgerät. Ich habe Reflektoren<br />
aber auch schon oft als<br />
<strong>im</strong>provisierten Hintergrund für<br />
kleine Objekte benutzt. Seine<br />
schwarze Abdeckung kann hinter<br />
das Objekt platziert werden, um<br />
einen einfachen, homogenen<br />
Hintergrund zu erhalten.<br />
Lange brauchte ich nicht zu suchen nach einem von Tau bedeckten Spinnennetz.<br />
1 Ich entschied mich für eine Bildkomposition, die das gesamte Netz zeigen würde.<br />
Ich dachte, Blende 8 ergäbe einen genügenden Schärfentiefebereich, um zwar das<br />
Netz scharf abzubilden, aber dabei den Hintergrund nicht zu detailliert aufzunehmen.<br />
Das gelang mir jedoch nicht mit dieser Einstellung, und das Netz hebt sich nicht sehr<br />
gut gegen den hellen Hintergrund ab.<br />
Es liegt oft ganz wesentlich am Hintergrund, ob eine Aufnahme gelingt oder nicht.<br />
2 Durch Ändern des Kamerastandpunkts, des Blickwinkels, der Brennweite oder<br />
der Blende können Sie sowohl die Farbe als auch die Erscheinung des Hintergrunds<br />
anpassen. Um den weißen H<strong>im</strong>mel aus dem Bild zu bekommen, stellte ich einen<br />
steileren Blickwinkel ein, indem ich die Beine des Stativs ganz auszog. Ein<br />
grasbedecktes Ufer gab nun einen viel attraktiveren Hintergrund ab.<br />
Ich wollte ein eher künstlerisch aussehendes Ergebnis, daher wählte ich eine größere<br />
3 Blende von 4 und ich brachte die Kamera so in Stellung, dass das Objektiv nicht<br />
frontal, sondern in einem Winkel zum Spinnennetz stand. So würde ich ausschließlich<br />
einen best<strong>im</strong>mten Teil des Netzes in den Schärfebereich bekommen. Man muss sehr<br />
genau scharf stellen, wenn man mit einem so kleinen Schärfentiefebereich arbeitet. Mit<br />
dem Zoom holte ich das Netz heran und überprüfte das Bild auf dem LCD-Monitor, aber<br />
die Schärfe st<strong>im</strong>mte nicht und das Bild war zu weich.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Natur: Tielwelt 41<br />
4<br />
Neuer Versuch. Ein so kleiner Schärfentiefebereich bei dieser Vergrößerungsstufe<br />
erlaubt es, das Auge des Betrachters genau auf einen best<strong>im</strong>mten Punkt zu<br />
lenken. Falls Ihre Kamera eine <strong>Vorschau</strong>funktion hat, benutzen Sie sie, um die<br />
Verteilung des Schärfebereichs zu überprüfen. Diesmal achtete ich genau auf die<br />
Scharfeinstellung, und ich benutzte einen Fernauslöser, um ein Verwackeln des Bildes<br />
zu verhindern.<br />
Obwohl die Aufnahme gelungen war, dachte ich, ein schwarzer Hintergrund<br />
5 würde besser zu dem Motiv passen, da es der Kontrast zu den glitzernden<br />
Wassertropfen besser zur Geltung brächte. Ich hielt also die Abdeckung meines<br />
faltbaren Reflektors etwa 40 Zent<strong>im</strong>eter hinter das Spinnennetz und verwendete den<br />
Selbstauslöser für die Aufnahme. Jetzt hatte ich das gewünschte Ergebnis. Wenn Sie<br />
ein farbenfroheres Aussehen wollen, können Sie ein Stück farbigen Karton als<br />
Hintergrund verwenden.
42 Natur: Tierwelt Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Wie Sie Aufnahmen von<br />
Gartenvögeln machen<br />
Ross Hoddinott verrät, wie Sie Ihren Garten gestalten können. Auf diese Weise<br />
möchte er Ihnen dabei behilflich sein, wunderschöne Bilder von den kleinen Vögeln<br />
einzufangen, die das ganze Jahr über zu Besuch kommen.<br />
Unabhängig davon, wo Sie leben – ob auf dem Land oder in der Stadt – die gemeinen und weitverbreiteten Singvögel<br />
sind selten auf großer Distanz. Wegen ihrer Zutraulichkeit ist es leicht, die Schönheit unserer beliebten Gartenbewohner<br />
zu erkennen. Blaumeisen, Kohlmeisen und Grünfinken sind beispielsweise allesamt ungeheuer fotogen. Sie tendieren<br />
auch dazu, ziemlich tolerant gegenüber menschlichen Aktivitäten zu sein und können in die Nähe einer Kamera gelockt<br />
werden, indem man geeignetes Futter verwendet. Nah genug an Vögel heran zu kommen, um Bilder zu machen, ist<br />
jedoch erst der Anfang. Ein gutes Foto ist das Ergebnis einer Kombination aus Hintergrund, Umgebung, Licht und<br />
Belichtung. All diese Dinge können vom Fotografen gesteuert und beeinflusst werden; sie sollten nicht dem Zufall<br />
überlassen werden. Sobald Sie sich vollständig organisiert haben, müssen Sie warten. Die Natur ist unvorhersehbar,<br />
daher ist Geduld erforderlich. Jedoch kann auch das <strong>Fotografie</strong>ren von Vögeln süchtig machen. Sie wissen niemals, was<br />
als nächstes passiert… Dieser eine „Schnappschuss Ihres Lebes“ könnte Ihnen unmittelbar bevorstehen.<br />
1) vTarnung<br />
Gartenvögel mit Nüssen und Samen in Ihre Nähe zu<br />
locken, wird nur von Erfolg gekrönt sein, wenn Ihre<br />
Ausrüstung sorgfältig verdeckt ist. Andernfalls wird jede<br />
Ihrer Bewegungen sie aufschrecken lassen. In diesem Fall<br />
hänge ich einfach ein Netz aus Baumwollstoffen über mein<br />
Studiofenster. Dies erlaubt es mir, Speicherkarten zu<br />
wechseln und Kameraeinstellungen zu ändern, ohne das<br />
Risiko, die Nahrungsaufnahme der Vögel <strong>im</strong> Abstand von<br />
nur wenigen Metern zu stören.<br />
Falls Sie kein geeignetes Fenster oder einen Schuppen<br />
haben, die Sie auf diese Weise nutzen können, sollten Sie<br />
es in Erwägung ziehen, sich einen Hochsitz zuzulegen. Der<br />
ausklappbare „Dome“-Hochsitz, der bei Wildlife Watching<br />
Supplies (WWS) käuflich zu erwerben ist, ist schnell<br />
aufzurichten, indem Sie flexible Aluminiumstangen<br />
verwenden. Der Hochstand ist freistehend, bei starkem<br />
Wind können jedoch die mitgelieferten Abspannseile und<br />
Pflöcke verwendet werden. Um Ihren Aufenthaltsort<br />
weiterhin zu verschleiern, sollten Sie sich einen Tarnschutz<br />
für Ihre Sonnenschutzblende kaufen. Das Netz aus<br />
Baumwollstoffen von WWS ist ein weiches, geräuscharmes<br />
und leichtgewichtiges Material, auf ideale Weise geeignet<br />
für das <strong>Fotografie</strong>ren von Tieren in der freien Natur.<br />
Für weitere Optionen besuchen Sie bitte<br />
www.wildlifewatchingsupplies.co.uk und<br />
www.stealth-gear.com. Hochsitze aus Holz sind erhältlich<br />
bei www.hochsitz24.de.<br />
Bereiten Sie sich auf die<br />
Vögel vor!<br />
Um Vögel dieser Größe zu fotografieren, werden<br />
Sie eine min<strong>im</strong>ale Brennweite von 300 Mill<strong>im</strong>etern<br />
benötigen, da diese andernfalls als zu klein <strong>im</strong><br />
Bildfeld erscheinen. Ein Zoom von 70 bis 300<br />
Mill<strong>im</strong>eter ist geeignet, stattdessen können Sie<br />
sogar eine kürzere Brennweite, z.B . 55 bis 200<br />
Mill<strong>im</strong>eter, mit einem 1,4x- oder 2x-Tele-Konverter<br />
kombinieren. Ein stabiles Stativ ist als Hilfestellung<br />
für Ihre Vorbereitungen unerlässlich. Wählen<br />
Sie den Serienbild-Modus an Ihrer digitalen<br />
Spiegelreflexkamera, so dass Sie schnell eine Vielzahl<br />
von Bildern einfangen können, wenn Ihr Motiv in<br />
Position ist. Da Sie eine Vielzahl von Aufnahmen<br />
machen werden, sollten Sie Ersatz-Speicherkarten<br />
griffbereit halten, um volle auszutauschen zu können.<br />
Ob Sie vorzugsweise die automatische oder die<br />
manuelle Ausrichtung verwenden, richtet sich nach<br />
Ihren persönlichen Vorlieben. Machen Sie sich<br />
letzten Endes nichts daraus, wenn Ihre Erfolgsrate<br />
zunächst gering ausfällt. Digital kostet es nichts und<br />
es ist wirklich egal, wie viele Bilder Sie machen, um<br />
ein gutes zu erhalten.<br />
2) v Anlocken des Motivs<br />
Das Anlocken von Vögeln innerhalb Ihres Kamerabereiches<br />
ist nur möglich, wenn Sie Lockmittel verwenden. Sie<br />
werden rasch lernen, eine Futterstation aufzusuchen, um<br />
ihre natürliche Nahrung zu ergänzen. Es ist wichtig,<br />
geeignetes Futter zur Verfügung zu stellen; es sollte für<br />
wildlebende Arten wohlbekömmlich sein. Gemeine<br />
Gartenvögel wie Meisen und Finken lieben wilde<br />
Vogelsamen und Erdnüsse – käuflich zu erwerben in Ihrem<br />
Gartencenter vor Ort. Sorgen Sie dafür, dass das Futter<br />
regelmäßig aufgefüllt wird – während sich dies als ziemlich<br />
kostspielig erweisen kann, ist es zugleich gut angelegtes<br />
Geld. Sobald die Vögel regelmäßig unsere Futterstation<br />
aufsuchen, können Sie einen Hochstand einsetzen oder die<br />
Futterquelle in einen Fensterbereich verlagern. Ich habe all<br />
die Bilder für diesen Dokumentarbericht von meinem<br />
Studio in Cornwall aus aufgenommen.<br />
Für meine einfache Ausrüstung habe ich zwei<br />
Futterstangen verwendet, die ich in 2 Meter Entfernung zu<br />
meinem Fenster platziert habe. An der einen habe ich einen<br />
Futterspender mit Samen befestigt und an der anderen<br />
einen Futterspender mit Nüssen. Mit diesem Versuch wollte<br />
ich ein größeres Spektrum an Arten anlocken. Ich habe die<br />
Stangen parallel zueinander mit einem 5 Meter breiten,<br />
freien Zwischenraum platziert, wo ich eine Vogelstange<br />
angebracht habe, welche die Vögel außerhalb der<br />
Futterzeiten nutzen können.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Natur: Tierwelt 43<br />
ALLE BILDER: ROSS HODDINOTT
44 Natur: Tierwelt Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
3) v Gestalten Sie Ihren eigenen<br />
Hintergrund<br />
Viele Bilder von Tieren in der freien Natur scheitern infolge<br />
unzureichender Aufmerksamkeit, die dem Hintergrund des Motivs<br />
gewidmet wird. Eine matt wirkende oder verschmutzte Kulisse ruiniert<br />
ein andernfalls technisch einwandfreies Bild, daher ist dies der<br />
Schwerpunkt. Wenn Sie kleine Gartenvögel fotografieren, verwenden<br />
Sie normalerweise eine Brennweite von 300 Mill<strong>im</strong>etern aufwärts.<br />
Eine nützliche Besonderheit von Teleobjektiven ist, dass sie die<br />
Perspektive kompr<strong>im</strong>ieren, wodurch Sie bei großen Blendenöffnungen<br />
einen attraktiven, ausgedehnten Hintergrund erzeugen. Um jedoch<br />
sicherzustellen, dass Sie eine saubere, einfache Kulisse erzeugen,<br />
sollte sich mindestens 2 Meter<br />
freie Fläche hinter Ihrem Hochsitz<br />
befinden. Jegliche Zweige oder<br />
Hintergrundelemente in kürzerer<br />
Entfernung, werden definiert bleiben<br />
und das Auge vom Motiv weglenken.<br />
Die Hintergrundfarbe ist ebenso von<br />
Bedeutung. Eine lebhafte Kulisse wird<br />
Ihrem Bild zusätzliche Schlagkraft<br />
verleihen. Versuchen Sie daher bitte,<br />
Ihre Ausrüstung so auszurichten,<br />
dass ein farbkräftiger Strauch oder<br />
ein gestrichener Gartenzaun Ihren<br />
Hintergrund bildet. Falls dies nicht<br />
möglich erscheint – oder Sie die<br />
Bilder <strong>im</strong> Winter machen, wenn die<br />
Farben gedämpfter wirken – bringen<br />
Sie eine künstliche Kulisse zum<br />
Einsatz. In diesem Fall habe ich einen<br />
einfachen, hölzernen Rahmen (von<br />
1m quadratischer Fläche) konstruiert,<br />
den ich rund 2 Meter hinter der<br />
Futterstation aufgestellt habe.<br />
Anschließend habe ich farbige Kleidung am Rahmen befestigt, wobei<br />
ich Reißzwecken verwendet und sorgfältig darauf geachtet habe, dass<br />
das Material gespannt ist, um zu verhindern, dass durch Verformungen<br />
störende Falten entstehen. Alternativ könnten Sie Pappe verwenden,<br />
jedoch ist es wahrscheinlicher, dass diese bei Wind und Regen reißt.<br />
In dieser Distanz hinter dem Motiv positioniert, erzeugt das Material<br />
einen sanften Fokus und gleichzeitig eine saubere, schmeichelnde<br />
Kulisse. Jede Farbe würde passen, daher sollten Sie exper<strong>im</strong>entieren.<br />
Jedoch werden Grün-, Blau- und Brauntöne die am natürlichsten<br />
aussehenden Resultate erzielen<br />
4) v Wählen der Belichtungszeit<br />
Kleine Gartenvögel können extreme launisch und aktiv sein. Selten<br />
verweilen sie lange Zeit still in einer Position, die es Ihnen erlauben<br />
würde, sich komfortabel zu positionieren und sie zu fokussieren.<br />
Sogar wenn sie sich ausruhen, schauen sie kontinuierlich umher<br />
und ändern ihre Position. Daher müssen Sie eine relative schnelle<br />
Belichtungszeit priorisieren, um trotz ihrer schnellen Bewegungen<br />
Standbilder erzeugen zu können. Idealerweise wird eine<br />
Geschwindigkeit von 1/400 Sekunde oder schneller empfohlen.<br />
Andernfalls machen Sie einen prozentual hohen Anteil an Bildern,<br />
die unter der Unschärfe Ihres Motivs leiden. Falls notwendig, wählen<br />
Sie eine höhere ISO-Filmempfindlichkeit, um eine Belichtungszeit<br />
zu erzeugen, die schnell genug ist. Sogar bei ISO 800 bleibt<br />
das Geräuschniveau akzeptabel. Um jedoch die Bildqualität zu<br />
max<strong>im</strong>ieren, empfehle ich Ihnen, eine Empfindlichkeit von ISO 400<br />
nicht zu überschreiten. Auf Knopfdruck in der Lage zu sein, die<br />
ISO-Leistung zu erhöhen, ist äußerst vorteilhaft für Fotografen, die<br />
Fotos von Tieren in der freien Natur machen und eine schnellere<br />
Belichtungszeit einstellen müssen. Auf diese Weise können sie<br />
Standbilder von einer Bewegung oder von einem Flug machen.<br />
Dies kann den Unterschied zwischen einem verschwommenen und<br />
einem gestochen scharfen Bild ausmachen.<br />
ISO 100<br />
ISO 200<br />
ISO 400
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Natur: Tierwelt 45<br />
v<br />
Weitverbreitete<br />
Gartenvögel<br />
Hier sind fünf der wahrscheinlichsten Besucher<br />
Ihres Gartens<br />
ALL IMAGES: ROSS HODDINOTT<br />
1)BLAUMEISE: Whld Wohl der in Europa populärste<br />
und am weitesten verbreitete Gartenbewohner.<br />
Ihr Gefieder besteht aus blauen, grünen und<br />
gelben Elementen mit auffallend dunklen<br />
Markierungen auf ihrem Kopf.<br />
2)<br />
ROTKEHLCHEN: Einer unserer liebsten<br />
Singvögel. Sie sind äußerst ortsgebunden<br />
klammern sich jedoch nicht an Futterspender.<br />
Stattdessen sammeln sie Samen, die zwischen<br />
die Spender gefallen sind.<br />
3)KOH<br />
KOHLMEISE: Wi Weit verbreitet reitet und ndi<br />
in nE Europa<br />
häufig vorkommend ist die Kohlmeise, einer<br />
unserer kleinsten Vögel. Hat schwarze und<br />
weiße Markierungen am Kopf mit auffallend<br />
weißem Muster <strong>im</strong> Genick. Die Unterseite ist<br />
bleich, blassrosa bis gelbbraun.<br />
5) Ziehen Sie die Verwendung von Stützen in Erwägung<br />
Die Verwendung von Stützen eignet sich perfekt dazu, Vögel in die Reichweite Ihrer längsten Objektive zu bringen. Bilder von<br />
Vögeln, die sich an eine Stütze klammern, wirken jedoch nicht sehr natürlich, und Sie werden rasch die Lust an Aufnahmen<br />
dieser Art verlieren. Damit Ihre Bilder freier und natürlicher aussehen, sollten Sie eine Stütze in der Nähe Ihrer Futterstation<br />
aufstellen, welche die Vögel als Stange verwenden können. Dabei können Sie alles als Stütze verwenden, solange es fotogen<br />
und in Einklang mit den Vogelarten zu bringen ist. Ein gut aussehender, farbenkräftiger Zweig leistet gute Dienste. Sie können<br />
Ihren Bildern ebenso ein jahreszeitlich bedingtes Aussehen verleihen, indem Sie einen kleinen Zweig mit Frühjahrsblüten oder<br />
mit Herbstbeeren verwenden. Falls Sie abenteuerlustiger wirken möchten, versuchen Sie, ein rostiges Stück Stacheldraht,<br />
eine Wäscheleine oder vielleicht eine Milchflasche zu verwenden. Lassen Sie einfach Ihrer Phantasie freien Lauf. Der<br />
Nachteil bei der Verwendung einer Stütze ist, dass sich Vögel üblicherweise nur sehr kurz auf der Stange ausruhen, bevor<br />
sie zum Futterspender hüpfen. Daher werden Sie schnell reagieren und geduldig bleiben müssen. Das Exper<strong>im</strong>entieren steht<br />
<strong>im</strong> Mittelpunkt. Sie werden feststellen, dass einige Stützen besser aussehen und funktionieren als andere. Falls Sie einen<br />
künstlichen Hintergrund verwenden, könnte es auch sein, dass sie dessen Farbe verändern möchten, als Gegenstück zur Art<br />
der Stange, die Sie verwenden. Der Einsatz einer Stütze erlaubt Ihnen mehr Kontrolle und Kreativität bzgl. des Aussehens und<br />
der Atmosphäre des endgültigen Bildes. Sie werden auch in der Lage sein, ein interessanteres Gesamtresultat zu erzielen. Ein<br />
weiterer Vorteil, ein attraktives Objekt als Stange zu verwenden, liegt darin, dass es Ihnen ermöglicht, eine geringere Betonung<br />
auf den Vogel zu legen und folglich eine kürzere Brennweite zu nutzen. Aufnahmen mit einer niedrigeren Vergrößerung zu<br />
machen, ist technisch von Vorteil, da die Schärfentiefe erweitert wird.<br />
4) BUCHFINK: Be<strong>im</strong> Männchen sind die<br />
Vorder- und die Unterseite rötlich bis rosarot,<br />
mit bläulichem Scheitel und kastanienbrauner<br />
Rückseite, das Weibchen ist einheitlich gelblichbraun<br />
bis braun. Beide haben einen weißen<br />
Schulterfleck und einen weißen Flügelstreifen.<br />
5) GRÜNFINK: Weitverbreitet in Europa. Das<br />
Männchen ist hell-gelb bis grün, das Weibchen<br />
ist weniger farbenkräftig. Beide haben gelbe<br />
Flecken auf den Flügeln, ein gelbes Hinterteil<br />
sowie gelbe Seiten bis hin zum Schwanz.<br />
Der Schnabel ist rosa und kegelförmig für die<br />
Fütterung mit Samen.
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Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Natur: Blumen 47<br />
FAUNA & FLORA<br />
HELEN DIXON<br />
Die Natur gehört zu den populärsten Objekten der <strong>Fotografie</strong>, aber auch zu denen, die die größte technische Herausforderung<br />
darstellen. Doch der Lohn für die Mühen sind umwerfend schöne Bilder von Fauna und Flora, die die Faszination der Natur<br />
einfangen. Und oft brauchen wir gar nicht lange zu suchen. Reisen mit dem Auto, der Bahn und dem Flugzeug sind heute<br />
so selbstverständlich geworden, dass wir fotogene Motive zu Hause in unserer unmittelbaren Umgebung übersehen. Unser<br />
eigener Garten ist voll von Motiven. Im Sommer ist ein Garten voll mit interessanten Pflanzen und farbenfrohen Blumen, nicht<br />
zu vergessen die Baumblüte. Ganz gleich ob Ihr Garten klein oder groß ist, ob er in der Stadt oder auf dem Land liegt, die Motive<br />
werden Ihnen niemals ausgehen. Nahaufnahmen von Blumen sind <strong>im</strong>mer willkommen, aber es gibt noch viele andere, nicht<br />
so offensichtliche Motive, beispielsweise von hinten beleuchtetes Blattwerk. Und auch wenn Sie selbst keinen Garten haben,<br />
sind da noch die öffentlichen Gärten und Parks, in denen Sie sich als Naturfotograf versuchen können. Oder Sie fahren hinaus in<br />
ländlichere Gegenden und benutzen die hier beschriebenen Techniken und Ratschläge, um großartige Bilder von Wildblumen<br />
und Pflanzen zu machen, die Sie überall an Hecken und in Wiesen und Gehölzen finden werden.
48 Natur: Blumen Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Stellen Sie Ihre Ausrüstung für den<br />
Garten zusammen<br />
Wenn Sie unseren Rat zu Arbeitstechniken und Ausrüstung gelesen haben,<br />
sind Sie bestens gerüstet für tolle Gartenbilder<br />
WAS DIE GARTENFOTOGRAFIE SO ATTRAKTIV<br />
macht, ist die Tatsache, dass Sie großartige Bilder in<br />
Ihrem Hinterhof einfangen können, ohne dass Sie dazu<br />
besondere, teure Ausrüstung brauchen. Ihre Kamera<br />
mit dem Standard-Zoomobjektiv reicht für den Anfang<br />
völlig aus.<br />
Bei vielen Gartenfotos werden Sie sehr nah an das<br />
Objekt wollen, damit Sie es von der Umgebung isolieren<br />
können und um alles Störende des Hintergrunds wie<br />
Gartenhütten, Gewächshäuser oder Gartenzäune<br />
auszublenden. Die meisten Standard-Zooms sind für<br />
eine recht kurze Mindestentfernung ausgelegt. Die<br />
Makroeinstellung dieser Objektive reichen zwar nicht an<br />
die Vergrößerungsfähigkeit heran, die ein spezielles<br />
Makroobjektiv bietet, aber Sie werden trotzdem nah<br />
genug heran kommen, um größere Pflanzen wie<br />
Dahlien, Lilien, Narzissen und Schwertlilien<br />
formatfüllend ins Bild zu bekommen.<br />
Ein spezielles Makroobjektiv erlaubt allerdings<br />
Vergrößerungen bis zum Verhältnis 1:1, der<br />
Originalgröße also. Damit sind auch Detailaufnahmen<br />
von Blütenblättern, Dornen und kleinen Wassertropfen,<br />
die von einem Zweig herabhängen, möglich. Nicht jeder<br />
wird Geld für ein Makroobjektiv ausgeben wollen, aber<br />
es gibt preiswerte Alternativen: Nahlinsen und<br />
Zwischenringe. Nahlinsen gibt es in mehreren<br />
Durchmessern und werden einfach auf das Objektiv<br />
geschraubt. Sie wirken wie ein Vergrößerungsglas,<br />
wodurch Sie näher an das Objekt heran können, als es<br />
Benutzen Sie den Pol-Filter<br />
Besser bekannt für ihre Fähigkeit, tiefblauen H<strong>im</strong>mel<br />
in Landschaftsaufnahmen zu erzeugen, eignen<br />
sich Pol-Filter auch sehr gut in der Gartenfotografie.<br />
Ein Pol-Filter entfernt die Reflexionen von Blättern<br />
und Blüten und gibt den Objekten ihre natürliche<br />
Erscheinung zurück, wodurch Ihre Fotos farbenfroher<br />
werden und sich von anderen abheben. Diese<br />
Filter reduzieren allerdings den Lichteinfall, und die<br />
Verschlusszeiten werden länger. Mit einem Stativ und<br />
bei ruhigem Wetter ist das kein Problem, doch an<br />
windigen Tagen oder bei Aufnahmen aus der Hand ist<br />
eine höhere Verschlusszeit erforderlich, um das Risiko<br />
des Verwackelns zu reduzieren.<br />
die Mindestentfernung des Objektivs normalerweise<br />
erlauben würde. Ein Set mit drei Dioptrien und<br />
verschiedenen Stärken gibt es schon für 10 Euro – ein<br />
hervorragendes Preis- Leistungsverhältnis.<br />
Teleobjektive können auch sehr nützlich sein in der<br />
Gartenfotografie. Längere Brennweiten, wie ein voll<br />
ausgefahrenes 70-300-mm-Zoom, scheinen jedoch<br />
die Perspektive „zusammenzudrücken“. Sie zeigen nur<br />
einen schmalen Schärfentiefebereich, wodurch Details<br />
des Hintergrunds schnell unscharf werden. Das ist<br />
sogar erwünscht, wenn Sie eine einzelne Blume<br />
gegenüber einer attraktiven Mischung von Farben<br />
hervorheben wollen, beispielsweise eine einzige Tulpe<br />
aus Dutzenden von Anderen.<br />
Vergessen Sie auch nicht die kreativen Möglichkeiten<br />
des Weitwinkels. Eine kurze Brennweite ist gut für<br />
Pflanzenfotos <strong>im</strong> Zusammenhang mit ihrer Umgebung.<br />
Man neigt dazu, Objekte <strong>im</strong> Garten aus großer Nähe<br />
fotografieren zu wollen, doch auch größere<br />
Entfernungen haben ihren Reiz.<br />
Verwenden Sie beispielsweise ein Objektiv <strong>im</strong> Bereich<br />
17 bis 35 Mill<strong>im</strong>eter, und Sie werden aufgrund der<br />
verzerrten Perspektive dynamisch wirkende Bilder<br />
einfangen. Kurz gesagt, großartige Gartenfotos sind<br />
zum Greifen nah, ganz gleich was für eine Ausrüstung<br />
Sie haben. Viel wichtiger als jede Ausrüstung ist ein<br />
gutes, kreatives Auge. Folgen Sie unserem Rat, und Sie<br />
werden sich schnell neue Fertigkeiten aneignen und<br />
brillante Fotos machen.<br />
Ohne Pol-Filter<br />
Mit Pol-Filter<br />
LEE FROST<br />
Notwendige Ausrüstung für den Garten<br />
Objektiv: Für den<br />
Anfang reicht ein Standard<br />
18-55-mm-Objektiv,<br />
aber ein Makroobjektiv für<br />
Nahaufnahmen und ein<br />
Teleobjektiv für weiter entfernte<br />
Objekte machen Sie vielseitiger.<br />
Weitwinkel können Ihren<br />
Bildern eine eigenartige aber attraktive Verzerrung geben.<br />
Stativ: Ein Stativ ist<br />
ein perfekter Begleiter <strong>im</strong><br />
Garten. Es liefert nicht nur die<br />
Stabilität für verwacklungsfreie<br />
Bilder, es führt auch<br />
automatisch zu einer<br />
Verlangsamung des gesamten<br />
Aufnahmeprozesses, so dass<br />
Sie mehr Zeit für das „Feintuning“ Ihrer Bildkomposition<br />
haben. Ein ordentliches Stativ gibt es schon für 100<br />
Euro.<br />
Plamp: Der W<strong>im</strong>berley<br />
Plamp mit seinen Klammern<br />
an beiden Enden dient als<br />
Extra-Arm. Sie können ein<br />
Ende an einem Stativbein<br />
befestigen, das andere kann<br />
eine Blume halten. Dank des<br />
Kugelgelenks in der Mitte kann<br />
der Plamp schnell positioniert werden. Er kostet unter<br />
30 Euro und lohnt sich allemal.<br />
Reflektor: Perfekter<br />
Windschutz und<br />
Beleuchtungshilfsmittel<br />
zugleich, ist ein Reflektor ideal<br />
zur Lenkung natürlichen Lichts<br />
oder des Blitzlichts auf Ihre<br />
Pflanzen und zur Verhinderung<br />
von Bewegungen <strong>im</strong> Wind.<br />
Sprühflasche:<br />
Wassertropfen fügen<br />
Nahaufnahmen von Pflanzen<br />
einen besonderen Reiz hinzu.<br />
Sie erzeugen ein Funkeln, das<br />
die Fotos interessanter macht.<br />
Eine Sprühflasche findet sich<br />
in jedem Haushalt, und durch<br />
ein paar Wassertropfen wird aus einem<br />
„normalen“ Objekt ein besonderes.<br />
Diese Standpunkte sollten Sie ausprobieren in Ihrem Garten ...<br />
ALLE BILDER: ROSS HODDINOTT<br />
1) DIREKT VON OBEN: Manche Objekte eignen<br />
sich sehr gut für Aufnahmen direkt von oben. Sie fangen<br />
die Symmetrie von Pflanzen wie Rosen, Gerbera oder<br />
Dahlien ein, indem Sie sie in die Mitte des Suchers<br />
bringen.<br />
2) PARALLEL: Ein paralleler Standpunkt ist am<br />
besten für natürlich aussehende Pflanzenbilder. Es ist<br />
außerdem eine gute Methode, Distanz zwischen dem<br />
Objekt und seinem Hintergrund zu schaffen, um eine<br />
einheitlich diffuse Kulisse zu schaffen.<br />
3) VON UNTEN: Eine Position unterhalb des Motivs<br />
ist ein guter Ansatz für ungewöhnliche, dynamisch<br />
wirkende Bildkompositionen, insbesondere in<br />
Verbindung mit einem Weitwinkelobjektiv. Benutzen Sie<br />
Benutzen Sie einen rechtwinkligen Aufstecksucher oder<br />
den LiveView Ihrer DSLR für die Bildkomposition.
ROSS HODDINOTT<br />
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n.
50 Natur: Blumen Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Es werde Licht …<br />
Lernen Sie, das Tageslicht zu manipulieren, und verwandeln Sie Ihre<br />
alltäglichen Pflanzenfotos aus dem Garten in wundervolle Stillleben.<br />
WIE BEI JEDEM anderen Motiv auch ist die richtige<br />
Beleuchtung entscheidend be<strong>im</strong> <strong>Fotografie</strong>ren der<br />
blühenden Pflanzen in Ihrem Garten. Gutes Licht sorgt<br />
dafür, dass sich Ihre Fotos abheben von anderen,<br />
schlechtes Licht macht Ihre Bemühungen zunichte. Das<br />
frühe Morgen- und das späte Abendlicht best<strong>im</strong>men<br />
traditionell die besten Zeiten zum <strong>Fotografie</strong>ren, wenn<br />
die niedrig stehende Sonne das Licht warm und weich<br />
macht. Leider liegen viele Gärten dann <strong>im</strong> Schatten<br />
durch benachbarte Gebäude, Hecken und Zäune. Man<br />
ist also gegebenenfalls gezwungen, <strong>im</strong> grellen Tageslicht<br />
zu fotografieren, das recht harsch und kontrastbetonend<br />
sein kann. Bei Nahaufnahmen können Sie das Licht<br />
jedoch wesentlich besser steuern. Es kann manipuliert<br />
werden mit bewusst erzeugtem Schatten, dem Wechsel<br />
der Schussposition, mit Reflektoren und nicht zuletzt<br />
mit einem Blitzgerät.<br />
Das Licht eines hellen, wenn auch vollständig bedeckten<br />
H<strong>im</strong>mels ist eine oft unterschätzte Form der<br />
Beleuchtung, für die Naturfotografie aber sehr gut<br />
geeignet. Das gleichmäßige Licht des bedeckten<br />
H<strong>im</strong>mels reduziert die durch Pflanzenbewuchs<br />
erzeugten Reflexionen und sorgt so für eine natürliche<br />
Farbsättigung. Es reduziert außerdem den Kontrast, so<br />
kommen auch feine Details aufs Foto, die in direktem<br />
Licht untergehen würden. Wenn das Licht also<br />
besonders harsch ist, sorgen Sie für Schatten – Ihr<br />
eigener Körperschatten oder ein Regenschirm reichen<br />
völlig aus, den Kontrast abzuschwächen und zu einem<br />
besseren Resultat zu kommen. Das Licht des bedeckten<br />
H<strong>im</strong>mels hat allerdings auch Nachteile: Die<br />
Verschlusszeiten werden länger, und wenn es windig ist,<br />
kann es zu Bewegungsunschärfen der zu<br />
fotografierenden Objekte kommen. Auch die<br />
Scharfeinstellung und die Bildkomposition sind etwas<br />
schwieriger bei Wind. Meistens finden Sie <strong>im</strong> Garten<br />
aber eine windgeschützte Ecke, sodass Sie trotz solchen<br />
Wetters fotografieren können.<br />
In die Kamera eingebaute Blitzgeräte und frontale<br />
Beleuchtung können ein sehr unwirkliches, flaches und<br />
schattenloses Licht erzeugen, das in den meisten Fällen<br />
vermieden werden sollte. Das Licht der Mittagssonne<br />
kann dunkle, hässliche Schatten unter das Motiv<br />
werfen, was be<strong>im</strong> <strong>Fotografie</strong>ren aus einem flachen<br />
Winkel oder von einem parallelen Standpunkt zum<br />
Problem werden kann. Bei solchem Licht ist ein kleiner,<br />
in der Hand zu haltender weißer oder silberner Reflektor<br />
eine unverzichtbare Hilfe. Wenn er in einem solchen<br />
Winkel gehalten wird, dass das Licht auf das Motiv<br />
gelenkt wird, können dunkle Schatten aufgehellt und<br />
eine ausbalancierte Beleuchtung erreicht werden, was<br />
eine Nahaufnahme viel attraktiver macht. Sie können<br />
die Intensität des Lichts verändern, indem Sie den<br />
Reflektor mehr oder weniger nah am Objekt benutzen.<br />
Licht von der Seite eignet sich gut für Motive <strong>im</strong> Garten,<br />
es lässt die Oberflächen deutlicher werden und erzeugt<br />
mehr Tiefe in einem Foto. Wenn Sie es dramatischer<br />
mögen, greifen Sie zu Hintergrundbeleuchtung.<br />
Dadurch werden feine Details wie haarige Blätter,<br />
Stängel und Verästelungen besser sichtbar.<br />
Hintergrundlicht wirkt auch sehr gut bei transparenten<br />
Blättern.<br />
Pflanzen mit<br />
Hintergrundbeleuchtung<br />
Hintergrundbeleuchtung ist eine sehr kreative Form der<br />
Beleuchtung für Pflanzenfotos. Es hebt Gestalt, Form<br />
und winzige Details hervor, die sonst übersehen würden.<br />
Besonders eignet es sich für transparente Objekte. Die<br />
sich durch ein Blatt ziehenden Adern beispielsweise<br />
werden besonders betont. Leider ist diese Form der<br />
Beleuchtung technisch ziemlich anspruchsvoll. Wenn<br />
man in Richtung der Lichtquelle fotografiert, erhöht sich<br />
das Risiko von Blendungen. Verwenden Sie also eine<br />
Gegenlichtblende oder schirmen das Objektiv mit der<br />
Hand oder einem Stück Karton ab. Auch die<br />
Mehrfeldbelichtungsmessung einer Digitalkamera<br />
kommt nicht gut bei Hintergrundbeleuchtung von<br />
Motiven. Es können falsche Werte angezeigt werden,<br />
deswegen sollte die Belichtung regelmäßig überprüft<br />
werden, wenn man gegen das Licht fotografiert.<br />
Benutzen Sie die Histogramm-Anzeige, und<br />
gegebenenfalls müssen Sie die Belichtungseinstellung<br />
anpassen.<br />
v<br />
Anleitung zur<br />
Gartenbeleuchtung<br />
Naturfotograf Ross Hoddinott erklärt die<br />
Grundlagen der Beleuchtung zum <strong>Fotografie</strong>ren <strong>im</strong><br />
Garten. Die Aufgabe besteht darin, eine Blume zu<br />
fotografieren, bei grellem Sonnenschein und mit<br />
Hilfe eines Stativs und eines Reflektors. Einen<br />
faltbaren, silbernen/weißen Reflektor gibt es schon<br />
für 15 bis 20 Euro und ein ordentliches Stativ für 80<br />
bis 100 Euro.<br />
Aufstellung<br />
Ich wollte eine Reihe von Nahaufnahmen,<br />
1 entschied mich für einen parallelen Blickwinkel<br />
und wählte eine Blende von 2,8, um einen möglichst<br />
flachen Schärfentiefebereich zu erzielen. Doch die<br />
grelle, hochstehende Sonne warf dunkle, hässliche<br />
Schatten unter der Blume und entlang des Stängels.<br />
Wenn man sehr nah am Motiv arbeitet, sorgt der<br />
2 Blitz des in der Kamera eingebauten Blitzgeräts für<br />
eine eher unwirkliche, schlaglichtartige Ausleuchtung, es<br />
sei denn, man n<strong>im</strong>mt einen Reflektor zu Hilfe. Ich habe<br />
den Reflektor einfach nah an die Blume gehalten und so<br />
angewinkelt, dass das reflektierte Licht zusätzlich auf die<br />
Blume fiel, um die Schattenbereiche aufzuhellen.<br />
Sie können den Kontrast reduzieren, indem Sie<br />
3 <strong>im</strong> Schatten fotografieren. Wenn keine<br />
passenden Wolken vorbeiziehen, lassen Sie einfach<br />
Ihren eigenen Schatten auf das Motiv fallen,<br />
vorausgesetzt, dieses ist nicht zu groß dafür. Die<br />
Belichtungszeit kann sich dadurch verlängern,<br />
passen Sie also auf, dass nichts verwackelt.<br />
Ich habe den ISO Wert von 100 auf 200 erhöht,<br />
4 um eine schnellere Verschlusszeit zu bekommen.<br />
Dann habe ich auf ein Nachlassen der Brise gewartet,<br />
bevor ich auf den Auslöser gedrückt habe. Dieses Mal<br />
hat es geklappt, und die Aufnahme ist schön scharf.<br />
Durch die Manipulation des Lichts sieht diese<br />
Aufnahme viel besser aus, als das Original.
ALLE BILDER: ROSS HODDINOTT<br />
Hintergrundbeleuchtete<br />
Objekte<br />
Durch Hinzufügen von Hintergrundlicht<br />
können bei Objekten wie Blättern Details<br />
hervorgehoben werden, die andernfalls gar<br />
nicht sichtbar gewesen wären.
52 Natur: Blumen Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Wassertropfen<br />
Daniel Lezano erklärt, wie man Aufnahmen<br />
von Pflanzen durch Hinzufügen von<br />
Wassertropfen attraktiver macht.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
BEI ALL DEM REGEN IN UNSEREN Breiten<br />
scheint die Idee, künstliche „Regentropfen“ für<br />
unsere Gartenfotos zu produzieren, ein wenig<br />
merkwürdig zu sein. Doch der meiste Regen fällt in<br />
den kälteren Monaten, wenn keine Blumen in den<br />
Gärten wachsen. Will man also Aufnahmen von<br />
regenbenetzten Blumen, denen die Wassertropfen<br />
ein besonderes Flair hinzufügen, so muss man die<br />
Regentropfen selbst produzieren.<br />
Das geht recht einfach mit einer Sprühflasche,<br />
einer Gießkanne oder einem Wasserschlauch. Bei<br />
Kanne oder Schlauch müssen Sie darauf achten,<br />
dass diese mit einer Düse versehen sind, die einen<br />
feinen Sprühnebel erzeugt. Ein starker<br />
Wasserstrahl ist ungeeignet, denn er könnte die<br />
empfindliche Pflanze beschädigen.<br />
Es gibt mehrere Arten der Tropfenbildung an<br />
Gartenblumen, die ganz unterschiedliche<br />
Eindrücke hervorrufen. Sehr effektvoll sind zwei<br />
oder drei Tropfen an Blumenstängeln, die dem<br />
Motiv eine zusätzliche D<strong>im</strong>ension geben, wenn<br />
sich – wie <strong>im</strong> Bild oben – in der Nähe befindliche<br />
Blumen darin spiegeln. Wenn Sie diese Technik<br />
versuchen wollen, achten Sie auf einen<br />
Blickwinkel, der den Hintergrund berücksichtigt.<br />
Ein weiteres bekanntes Motiv ist wesentlich<br />
einfacher umzusetzen: Besprühen Sie einige<br />
Blumenblätter, bis sich dutzende kleiner Tropfen<br />
auf ihnen gebildet haben.<br />
Ich wollte einmal eine neue Technik ausprobieren,<br />
und die bestand darin, einen einzigen<br />
Wassertropfen zu erzeugen, der auf der Pflanze<br />
ruhen sollte, anstatt von ihr herab zu hängen. Dazu<br />
wählte ich eine violette Lilie – wegen der Zahl und<br />
Vielfalt ihrer Blüten meine Favoritin unter den<br />
Blumen. Ich versuche also unterschiedliche<br />
Blickwinkel der Kamera, wobei ich ein<br />
100-mm-Makroobjektiv benutze, um möglichst<br />
nah heran zu kommen. Wegen des hellen<br />
Sonnenlichts besteht keine Gefahr des<br />
Verwackelns, aber aufgrund des leichten Windes<br />
muss ich die Verschlusszeiten trotzdem relativ kurz<br />
halten, weil die Pflanze sich <strong>im</strong> Wind bewegt und<br />
es dadurch zu Unschärfen kommen könnte. Weil<br />
ich den Schärfentiefenbereich genau best<strong>im</strong>men<br />
können will, verwende ich die Blendenautomatik.<br />
Eines noch zum Schluss: Wassertropfen bilden<br />
sich leichter und sind stabiler an feuchten Tagen,<br />
wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist. Wenn sich also<br />
ein Sommersturm zusammenbraut, machen Sie<br />
sich auf in den Garten, und Sie werden feststellen,<br />
dass diese Technik einfacher umzusetzen ist, als an<br />
heißen, trockenen Tagen.<br />
Set-up<br />
Ich besprühe die Lilie, um einen Wasserfilm auf<br />
1 die Pflanze aufzubringen, aber leider sind die sich<br />
bildenden Tropfen zu klein, sie würden <strong>im</strong> Bild nicht<br />
groß genug erscheinen. Also muss ich eine Alternative<br />
finden!<br />
Ich versuche es mit dem Schlauch, aber das<br />
2 Ergebnis ist dasselbe. Ich muss den Vorgang<br />
offenbar besser steuern können und versuche es daher<br />
mit einem in ein Glas Wasser getauchten Strohhalm.<br />
Mit dem Finger am oberen Ende des Halmes kann ich<br />
die Abgabe des Wassers auf die Lilie besser<br />
kontrollieren.<br />
Ich brauche einige Versuche, aber schließlich<br />
3 gelingt es mir, einen großen Tropfen auf die Blume<br />
zu bringen. Mit ein wenig Glück und Geduld<br />
funktioniert die Strohhalmmethode also. Nur ist mein<br />
Tropfen diesmal aber viel zu groß geraten, ich<br />
schüttele ihn daher wieder von der Blume ab und<br />
versuche es aufs Neue.<br />
Nach ein paar weiteren Versuchen habe ich einen<br />
4 Tropfen der richtigen Größe hinbekommen. Nun<br />
muss ich einen passenden Blickwinkel und die beste<br />
Blendeneinstellung finden. Ich beginne mit<br />
Aufnahmen von oben, aber die wirken zu<br />
zweid<strong>im</strong>ensional, also verändere ich meine Position<br />
und suche nach Alternativen.<br />
Ein niedriger gelegener Kamerastandpunkt gibt<br />
5 dem Bild einen dreid<strong>im</strong>ensionaleren Effekt, und<br />
die Blume mit dem Tropfen ist aufgrund der durch die<br />
weit offene Blende von 5,6 erzeugten geringen<br />
Schärfentiefe klar und deutlich abgebildet. Leider stört<br />
der unscharfe Vordergrund, und auch der dunkle<br />
Hintergrund ist unattraktiv.
Das endgültige Bild<br />
Eine nur wenig höhere Kameraposition bringt<br />
mir eine dramatische Verbesserung der<br />
gesamten Bildkomposition. Das zu<br />
fotografierende Objekt dominiert nun den<br />
Bildausschnitt, der Vordergrund irritiert den<br />
Betrachter nicht mehr, die grüne Vegetation<br />
<strong>im</strong> Hintergrund ist viel ansprechender<br />
geworden, und Blende 8 erzeugt die perfekte<br />
Schärfentiefe für diese Aufnahme.
54 Natur: Blumen Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Gutes altes Unkraut!<br />
Daniel Lezano zeigt uns, wie die Unkräuter in Ihrem<br />
Garten hervorragende Stillleben abgeben können.<br />
WENN ES NIEMANDEN in Ihrem Haushalt gibt, der der Gartenarbeit sehr viel Zeit<br />
widmet, haben Sie sehr wahrscheinlich Bereiche in Ihrem Garten, in denen sich<br />
unwillkommene Unkräuter breit machen. Eigentlich sind dann Unkraut jäten oder eine<br />
Dosis Unkrautvertilgungsmittel angesagt. Der Löwenzahn jedoch ist ein „Unkraut“, das<br />
Fotografen willkommen heißen sollten, denn er gibt sehr fotogene Motive ab. Es ist aber<br />
nicht so sehr die gelbe Blüte, sondern der sich später daraus entwickelnde „Fallschirm“<br />
– die „Pusteblume“ – die Ihre Aufmerksamkeit verdient. Dieser grazile Kopf der Blume<br />
besteht aus kleinen, ultraleichten, einzelnen Samen, die sehr leicht vom Blütenstempel<br />
weg brechen und vom Wind davongetragen werden. Das macht es schwierig, eine<br />
Pusteblume zu pflücken, ohne dass dabei all ihre Samen wegfliegen; daher ist es am<br />
besten, Sie fotografieren sie dort, wo sie gewachsen ist.<br />
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Pusteblume zu fotografieren, und es lohnt sich,<br />
so viele wie möglich auszuprobieren, bevor ihre Samen auf die Reise gehen. Die populärste<br />
ist wohl, aus einem flachen Winkel gegen einen dunklen Hintergrund oder einen blauen<br />
H<strong>im</strong>mel zu fotografieren, wobei das polarisierte Licht den Kontrast verstärkt. Oder Sie<br />
schießen eine Bildserie genau in dem Moment, wenn einige der Samen sich lösen und vom<br />
Wind weg geblasen werden, so dass Sie sie <strong>im</strong> Flug einfangen. Anschließend machen Sie<br />
noch eine Aufnahme des Blütenstempels mit den verbliebenen Samen.<br />
All diese Ideen sind es wert, ausprobiert zu werden, doch für diese Schritt-für-Schritt-<br />
Anleitung habe ich mich zu etwas entschlossen, das sich ein wenig von den anderen<br />
Bildern dieses Heftes unterscheidet. Anstatt ein möglichst farbiges Bild einzufangen,<br />
versuche ich ein detaillierteres, monotones und abstraktes Ergebnis zu bekommen. Dazu<br />
habe ich meine Kamera mit einem 100-mm-Makro-Objektiv ausgestattet und auf ein<br />
Manfrotto 190XPROB-Stativ montiert, bei dem man die Mittelsäule gegenüber der<br />
normalen Position auch so montieren kann, dass sie nach unten statt nach oben ragt,<br />
sodass die Kamera sich nur wenige Zent<strong>im</strong>eter über dem Boden befindet. Es ist ein heller<br />
Tag, und so benutze ich ISO 100. Ich wähle die Blendenautomatik und schieße das Motiv<br />
nacheinander mit Blende 5,6, 8 und 11, um den Bereich der Schärfentiefe zu variieren. So<br />
kann ich mir später die Aufnahe aussuchen, die mir am besten gefällt. Da es sehr auf die<br />
Schärfe ankommt, verwende ich den Autofokus mit mittenbetonter Spotmessung.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Vor Ort<br />
Reflektorabdeckung<br />
Diffusor<br />
Aufstellung 1<br />
Aufstellung 2<br />
Aufstellung 3<br />
Der Löwenzahn gehört zum meist verbreiteten<br />
1 „Unkraut“ <strong>im</strong> Garten, es sollte also nicht schwer<br />
sein, eine für unseren Zweck geeignete Pflanze zu<br />
finden. Ich habe ein durch den Kies wachsendes<br />
Exemplar neben meiner Gartenlaube gefunden, wo es<br />
vor Wind geschützt war. Hier ist ein Bild dieses<br />
Löwenzahns in seiner natürlichen Umgebung. Der<br />
grüne und braune Hintergrund ist nicht besonders<br />
passend, es musste also etwas nachgeholfen werden,<br />
um das Ergebnis zu verbessern.<br />
Ich bringe die schwarze Abdeckung meines<br />
2 Reflektors hinter dem Blütenstempel an, und nun<br />
hebt sich der weiße Samenschirm schön vom Hintergrund<br />
ab. Trotzdem stelle ich noch einen Belichtungsausgleich<br />
von -1EV ein, damit keine Details verloren gehen –<br />
überprüfen Sie die Belichtung auf dem LCD-Monitor.<br />
Schon besser, aber <strong>im</strong>mer noch zu langweilig. Damit die<br />
Feinheiten des Stempels mit den Samen weiter hervor<br />
treten, muss ich mir etwas einfallen lassen, wie ich eine<br />
Hintergrundbeleuchtung des Motivs erzeugen kann.<br />
Die Lösung ist einfach: Ich bringe den Diffusor<br />
3 meines 5-in-1-Reflektors hinter dem<br />
Blütenstempel an (ein Stück weißes Papier oder<br />
Gardinentüll tut es auch). Wegen des flachen Winkels<br />
schieße ich aus der Hand, wobei das Stativ den<br />
Diffusor in Position hält. Die Aufnahme wird sofort<br />
wesentlich besser als voherige Versuche. Das helle<br />
Sonnenlicht erzeugt einen fast weißen Hintergrund,<br />
und der Löwenzahn wirkt nahezu wie eine Silhouette.
56 Natur: Blumen Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Das Wunder der Wildblumen<br />
Ross Hoddinott zeigt, dass Waldgebiete, Wälder und ländliche Gegenden sich nicht nur<br />
hervorragend für Landschaftsaufnahmen eignen, sondern auch zum <strong>Fotografie</strong>ren der<br />
wunderschönen Flora.<br />
Im Frühling und <strong>im</strong> frühen Sommer findet man Hecken und Wälder, voll mit prächtigen Farben. Wildblumen sind<br />
gerade dabei, ihren jährlichen Höhepunkt zu erreichen und stellen die Outdoor-Fotografen vor zahlreiche<br />
Möglichkeiten, um atemberaubende Blumenbilder zu fotografieren. Sie können sprichwörtlich überall auftauchen<br />
und wachsen entlang von Straßenrändern und selbst in Rissen auf dem Gehweg. Egal, wo Sie also leben, Sie<br />
sollten es nicht weit haben, um geeignete Pflanzen zum <strong>Fotografie</strong>ren zu finden. Wildblumen können quasi mit<br />
jeder Brennweite fotografiert werden: Ein Weitwinkelobjektiv kann verwendet werden, um sie zusammen mit der<br />
Umgebung zu knipsen, ein Telezoom oder Teleobjektiv eignet sich zum <strong>Fotografie</strong>ren von kleineren Gruppen, und<br />
ein Makroobjektiv oder ein Nahaufnahmeaufsatz isoliert einzelne Blumen. Das Ergebnis sind großartige Bilder<br />
direkt in Ihrer Nähe, unabhängig von Ihrem Budget und Ihrer Ausrüstung.<br />
Die Größe, Form und Fabe unserer wildwachsenden Pflanzen variiert enorm, wodurch es kompliziert wird,<br />
spezifischen Rat be<strong>im</strong> <strong>Fotografie</strong>ren zu geben. Das Motiv, seine best<strong>im</strong>mte Umgebung und die Lichtverhältnisse<br />
des Tages, werden Ihre Angehensweise best<strong>im</strong>men. Allerding kann ich Ihnen garantieren, dass Ihre Blumenbilder<br />
von diesen erprobten Tipps und Richtlinien profitieren werden.<br />
v<br />
Ohne Reflektor<br />
Mit Reflektor<br />
Rüsten Sie sich für<br />
Wildblumen aus!<br />
Für das <strong>Fotografie</strong>ren von Wildblumen haben<br />
Sie idealerweise ein Makroobjektiv oder einen<br />
Nahaufnahmeaufsatz. Wenn Sie die Kosten eines<br />
Makroobjektivs nicht rechtfertigen können, ziehen<br />
Sie Zwischenringe oder einen Nahaufnahmefilter<br />
mit standardmäßiger Brennweite in Betracht. Ein<br />
Teleobjektiv (200 bis 300 mm) eignet sich für größere<br />
Blumen, wie Orchideen. Ein Weitwinkelobjektiv erweist<br />
sich als nützlich, wenn Sie Blumengruppen oder Bilder<br />
mit der Umgebung des Motivs fotografieren wollen. Sie<br />
sollten <strong>im</strong>mer ein stabiles Stativ bei sich haben, um<br />
Kamerazittern zu vermeiden und der Komposition zu<br />
helfen. Wenn Sie allerding vom Boden aus fotografieren,<br />
erweist sich ein Sitzsack in Verbindung mit einer Decke<br />
zum Drauflegen als praktischer. Auch ein Reflektor<br />
ist ein Muss. Ein Zerstäuber (Wassersprühflasche)<br />
kann verwendet werden, um feine Wassertropfen<br />
hinzuzufügen. Ein Polarisationsfilter ist hilfreich,<br />
um Blendungen der Blätter zu reduzieren und ein<br />
Weichzeichnerfilter funktioniert gut, in Kombination mit<br />
hintergrundbeleuchteten Motiven. Ein Winkelsucher<br />
eignet sich ideal, um Wildblumen auf Bodenhöhe<br />
zu fotografieren. Setzen Sie aus Gründen der<br />
Präzession den Fokus <strong>im</strong>mer manuell, es sei denn,<br />
Ihre Sehkraft ermöglicht dies nicht. Sollte Ihre Kamera<br />
über einen <strong>Vorschau</strong>knopf für die Tiefenschärfe<br />
verfügen, überprüfen Sie hiermit, ob die eingestellte<br />
Blendenöffnung für ausreichend Tiefenschärfe gesorgt<br />
hat. Verwenden Sie den Selbstauslöser, um das Risiko<br />
der Kamerabewegung zu min<strong>im</strong>ieren.<br />
1) Verwendung eines<br />
Reflektors<br />
Be<strong>im</strong> <strong>Fotografie</strong>ren von Wildblumen, verwende ich den<br />
Blitz nur, wenn die schnellstmögliche Verschlusszeit zu<br />
langsam ist, um die Bewegung einzufangen. Persönlich<br />
bin ich der Meinung, dass Blitzlicht das natürliche Gefühl<br />
eines Bildes ruiniert und die subtilen Farben und feinen<br />
Details vernichtet. Stattdessen manipuliere ich lieber die<br />
natürliche Beleuchtung, wenn zu wenig Licht da ist. Dies<br />
ist mit Hilfe eines Reflektors möglich wie z. B. eines der<br />
zusammenklappbaren und leichtgewichtigen Reflektoren<br />
von Lastolite. Alternativ kann man selber einen basteln, indem man Alufolie über ein Stück Pappe spannt. Ein Reflektor<br />
könnte in der Anwendung nicht einfacher sein. Positionieren Sie ihn einfach in der Nähe Ihres Motivs und lenken das<br />
natürliche Licht in den benötigten Bereich. Die Intensität des „reflektierten“ Licht kann durch Bewegen vom oder zum<br />
Motiv erhöht oder verringert werden. Der Reflektor ist ein essentielles Hilfsmittel, wenn es bewölkt ist oder wenn man <strong>im</strong><br />
Wald unter einem dichten Blätterdach fotografiert, aber er kann auch unter hellen, sonnigen Bedingungen hilfreich sein.<br />
Sonnenlich von oben kann hässliche Schatten werfen. Das lässt sich verhindern, indem man das Licht in die<br />
Schattenbereiche reflektiert. Es kann sich als sehr umständlich erweisen, wenn man probiert, den Reflektor genau<br />
einzustellen, während man fotografiert. Ich verwende persönlich eine W<strong>im</strong>berly Plamp, um meinen Reflektor<br />
aufzustellen. Hierbei handelt es sich um einen segmentierten Kugelgelenkarm mit einer Klammer auf beiden Seiten. Ein<br />
Ende kann am Stativbein befestigt werden, während das andere Ende den Reflektor hält.<br />
2) v Gartenarbeit<br />
Gartenarbeit ist ein essentieller Teil der Wildblumenfotografie. Aber machen Sie sich keine<br />
Sorgen, Sie brauchen kein gärtnerisches Geschick. Unter Gartenarbeit versteht man in der<br />
<strong>Fotografie</strong> das Entfernen von Gräsern und anderen ablenkenden Elementen <strong>im</strong> Vorder- und<br />
Hintergrund des Bildes. Sie werden selten eine Pflanze in der freien Natur fotografieren können,<br />
ohne vorher etwas „aufzuräumen“, es sei denn das Motiv füllt den Sucher aus. Wie viel sie<br />
aufräumen müssen, hängt von der Umgebung und den verwendeten Blendenstufen ab. Bei<br />
größeren Blendenöffnungen ist die Schärfentiefe flach und man muss weniger aufräumen, da<br />
der Hintergrund schnell verschw<strong>im</strong>mt. Wenn Sie <strong>im</strong> Vergleich kleinere Blendenöffnungen<br />
verwenden, sorgt die erweiterte Schärfentiefe für mehr Details und Definition in der Umgebung<br />
des Motivs, wodurch die Gartenarbeit ein sehr zeitaufwendiger Prozess wird. Während sich<br />
kleinere Ablenkungen <strong>im</strong> Hintergrund später per Photoshop entfernen lassen, ist das bei<br />
anderen nicht möglich, ohne dass es <strong>im</strong> endgültigen Bild offensichtlich ist. Es ist wesentlich<br />
besser, das Bild gleich korrekt zu fotografieren. Meine Herangehensweise ist es, zuerst das Bild<br />
zusammenzustellen und dann die Belichtung einzustellen. Dann betrachte ich die <strong>Vorschau</strong> der<br />
Schärfentiefe, wobei ich das Bild sorgfältig studiere, um alle eventuellen Ablenkungen ausfindig<br />
zu machen. Wenn Ihre Kamera keine <strong>Vorschau</strong>funktion bietet, machen Sie ein Foto und prüfen<br />
es am LCD-Bildschirm. Dann glätte ich sie sorgfältig mit meiner Hand oder verwende Scheren,<br />
um sie zu entfernen. Das sollte sehr behutsam und mit Vorsicht gemacht werden. Entfernen Sie<br />
nur Gräser und lose Blätter, aber zerstören oder schneiden Sie niemals Wildblumen.<br />
Letztendlich geht es nur um einen ablenkungsfreien Hintergrund.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Natur: Blumen 57<br />
Ursprüngliche Szene<br />
Die Vorteile von Gartenarbeit<br />
Der Unterschied zwischen einem<br />
aufgeräumten und unaufgeräumten Bild kann<br />
frappierend sein. Auch wenn das selektive<br />
Aufräumen den <strong>Fotografie</strong>-Prozess<br />
verlangsamt, gibt es keinen Grund zur Hast,<br />
die Wildblumen laufen Ihnen nicht weg.<br />
Denken Sie daran, die Dinge, die Sie aus dem<br />
Bild entfernen, sind oft genauso wichtig, wie<br />
die Dinge die Sie erfassen.
58 Natur: Blumen Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
3) v Beleuchtung<br />
Wie bei jedem Motiv, ist die Beleuchtung der Schlüssel, und<br />
die Art und Weise, in der Sie das Licht der Umgebung<br />
verwenden, gibt das Aussehen des endgültigen Bildes vor.<br />
Ich bevorzuge es oft, an hellen aber bewölkten Tagen zu<br />
arbeiten. Die Blendungen vom Blätterwerk sind weniger,<br />
die Farben erscheinen satter und der niedrigere Kontrast<br />
ermöglicht mir das <strong>Fotografie</strong>ren von Details, die sonst<br />
ausgewaschen wären. Allerdings sind die Verschlusszeiten<br />
an bewölkten Tagen länger, daher sollte der Tag still sein<br />
und eine Kamerastütze verwendet werden. Licht von vorne<br />
oder von der Seite ist o.k., aber vermeiden Sie es, mittags zu<br />
fotografieren, wenn die Sonne stark von oben scheint.<br />
Wenn es sich nicht vermeiden lässt, werfen Sie Ihren<br />
Schatten über das Motiv, um den Kontrast zu verringern<br />
und verwenden den Selbstauslöser. Um Wildblumen mit<br />
mehr Wirkung und Drama zu fotografieren, verwenden Sie<br />
eine Hintergrundbeleuchtung. Das Licht am Morgen oder<br />
Abend ist am besten dafür geeignet, wenn die Sonne niedrig<br />
am H<strong>im</strong>mel steht und dient der Betonung von Gestalt und<br />
Form. Es kann wundervolle Ergebnisse schaffen: Die<br />
Beleuchtung der winzigen Härchen am Stiel und das<br />
lichtdurchlässige Aussehen der Blütenblätter. Um<br />
Hintergrundbeleuchtung für ein Motiv zu bekommen,<br />
müssen Sie in Richtung des Lichts fotografieren, wodurch<br />
das Risiko eines Linseneffekts besteht.<br />
Um diese Problem zu vermeiden, können Sie eine<br />
Gegenlichtblende verwenden oder das Objektiv mit Hand<br />
oder einem Stück Pappe abschirmen. Die tückischen<br />
Beleuchtungsbedingungen können Messgeräte leicht<br />
durcheinanderbringen. Prüfen Sie die Bilder also am LCD<br />
und in den Voreinstellungen.<br />
4) v Schärfentiefe<br />
Die Blendenöffnung, die Sie wählen und die daraus<br />
resultierende Schärfentiefe werden zum großen Teil das<br />
Aussehen des endgültigen Bildes best<strong>im</strong>men. Es gibt keine<br />
festgelegte Regel, die vorgibt, wie viel oder wie wenig<br />
Schärfentiefe benötigt wird: Das ist eine Entscheidung, die<br />
Sie zum Zeitpunkt des <strong>Fotografie</strong>rens treffen müssen, je<br />
nachdem welchen Effekt Sie erzielen möchten. Wenn Sie<br />
das Auge des Betrachters zu einem best<strong>im</strong>mten Punkt<br />
lenken möchten, verwenden Sie eine große<br />
Blendenöffnung, wie z. B. f/2.8 oder f/4. Wenn Sie die<br />
Schärfe von vorne nach hinten max<strong>im</strong>ieren möchten,<br />
wählen Sie eine kleinere Blendenöffnung, wie z. B. f/16<br />
oder f/22. Ihre Kamera kann den gewünschten Effekt nicht<br />
vorhersehen. Es ist daher wichtig, die Blendenöffnungen<br />
manuell einzustellen, anstatt sich auf die automatisierten<br />
Belichtungsmodi der Kamera zu verlassen. Wenn Sie sich<br />
nicht sicher sind, welche Blendenöffnung den besten<br />
Effekt haben wird, können Sie einfach eine Reihe von<br />
Bildern mit unterschiedlichen Stufen schießen und später<br />
entscheiden, was Sie bevorzugen. Ich habe diese<br />
Vorgehensweise für die Nahaufnahme dieser<br />
Schöllkrautblume verwendet. In diesem Fall bevorzuge ich<br />
die flache Schärfentiefe deutlich mehr.<br />
f/22 f/5,6 f/2,8
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Natur: Blumen 59<br />
v<br />
Verbreitete Wildblumen<br />
Hier sind fünf der beliebtesten Wildblumen<br />
zum <strong>Fotografie</strong>ren.<br />
ALLE BILDER: ROSS HODDINOTT<br />
1) LILA ORCHIDEE: Eine der<br />
verbreitetesten Orchideen, die <strong>im</strong> Wald,<br />
Gestrüpp und Grasland vorkommt. Die<br />
glänzenden, dunkelgrünen Blätter sind<br />
getupft und der Blütenstil ist blassrosa-lila.<br />
2) SCHLÜSSELBLUME: Ganzjährig <strong>im</strong><br />
Wald, Hecken und auf schattigen Wiesen<br />
zu finden. Auch <strong>im</strong> Garten ein Favorit. Die<br />
Blumen messen 20 bis 30 Mill<strong>im</strong>eter und<br />
haben lange, haarige Stile.<br />
3) HASENGLÖCKCHEN: Während sie<br />
Großbritannien sehr üblich sind, kommen<br />
sie anderswo selten vor. Hasenglöckchen<br />
präsentieren sich als beeindruckende,<br />
dichte und fotogene Felder.<br />
5) Originalität<br />
Das originelle <strong>Fotografie</strong>ren von gewöhnlicher, häufig fotografierter Flora ist bei<br />
weitem nicht einfach, und es kommt zu oft vor, dass wir ein Motiv einfach aus<br />
Gewohnheit auf eine best<strong>im</strong>mte Art und Weise fotografieren. In anderen<br />
Worten: Vorgefertigte Vorstellungen hemmen Ihre Kreativität. Dank der<br />
Digitalfotografie ist es jetzt einfacher als je zuvor, zu exper<strong>im</strong>entieren. Also seien<br />
Sie kreativ! Jede Spezies kann potentiell auf unzählige Arten und Weisen<br />
fotografiert werden. Sie erhalten eine Reihe von unterschiedlichen Bildern des<br />
gleichen Motivs, wenn Sie den Standpunkt, die Brennweite, Beleuchtung,<br />
Belichtung, den Hintergrund oder die Distanz zur Kamera ändern. Jeder<br />
Parameter kann einen dramatischen Effekt auf das Aussehen des endgültigen<br />
Bildes haben. Meiner Erfahrung nach ist es am besten, mit dem<br />
offensichtlichsten Bild zu beginnen und sich dann um das Motiv<br />
herumzubewegen, um andere Ansätze zu finden. Probieren Sie von hohen und<br />
niedrigen Standpunkten zu fotografieren, dann variieren Sie die Brennweite<br />
und Schärfentiefe. Füllen Sie das Bild mit der Blume aus, aber machen Sie<br />
auch ein Foto, das die Blume in seiner Umgebung zeigt. Wenn es windig ist,<br />
verwenden Sie eine längere Verschlusszeit, um die Blume verschw<strong>im</strong>men zu<br />
lassen. Die Möglichkeiten sind nur durch Ihre Vorstellungskraft beschränkt.<br />
Um diesen Punkt zu verdeutlichen, besuchte ich einen örtlichen Wald, in dem<br />
Buschwindröschen in großer Anzahl vorkommen, und nahm innerhalb von<br />
wenigen Minuten diese sehr unterschiedlichen Resultate auf.<br />
Ursprüngliche Szene<br />
4) BUSCHWINDRÖSCHEN: Weit verbreitet<br />
und ganzjährig <strong>im</strong> Waldgebiet zu finden. Die<br />
langen Stiele sind in drei Lappen eingeteilt.<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Sie sie einzeln oder als großes<br />
Blumenfeld.<br />
5) FINGERHUT: Große, leicht erkennbare<br />
Blume: Kommt häufig entlang<br />
Küstenpfaden, an Waldlichtungen<br />
und <strong>im</strong> Gestrüpp vor. Der Stachel trägt<br />
schlauchförmige rosa-lila Blumen, die giftig<br />
sind.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Natur: Blumen 61<br />
v Öffentliche<br />
Gärten Schritt für<br />
Schritt<br />
Öffentliche Gärten sind<br />
hervorragend geeignet, um sie mit<br />
der Kameraausrüstung zu<br />
besuchen, weil es hier so viel mehr<br />
Vielfalt und Raum gibt als in einem<br />
durchschnittlichen privaten Garten.<br />
Man kann leicht einen ganzen Tag<br />
damit zubringen, herumzulaufen<br />
und Bilder zu machen. Botanische<br />
Gärten besucht man am besten <strong>im</strong><br />
Sommer, wenn die Blumen in voller<br />
Blüte stehen und das Laub frisch<br />
und kräftig ist. Der Eintrittspreis für<br />
diese Anlage in Cornwall war unter<br />
10 Euro – ziemlich kostengünstig,<br />
wenn man in Betracht zieht, wie<br />
viele verschiedenen Pflanzen man<br />
dort fotografieren kann.<br />
1<br />
3<br />
2<br />
4<br />
ALL IMAGES: ROSS HODDINOTT<br />
Die bontanischen Gärten in dieser<br />
1 Anlage bei mir in der Nähe waren voll<br />
von Fotomotiven, als ich kürzlich vorbei<br />
kam. Ein Blumenbeet, das voll von<br />
bunten Tulpen strotzte, fiel mir ins Auge<br />
und mir fiel mal wieder auf, wie viele<br />
verschiedenen Arten es gibt,<br />
Gartenmotive zu fotografieren. Indem ich<br />
einfach die Brennweite, Tiefenschärfe<br />
oder den Blickwinkel änderte, konnte ich<br />
das Aussehen des Bildes radikal<br />
verändern.<br />
Um möglichst flexibel zu sein, habe<br />
2 ich ein 18-270-mm-Superzoom-<br />
Objektiv aufgesteckt und habe mit dem<br />
breiten Ende und einem hohen<br />
Blickwinkel über Kopf angefangen. Für<br />
die max<strong>im</strong>ale Wirkung habe ich den<br />
Rahmen mit Tulpen gefüllt. Die durch<br />
den Weitwinkeleffekt gedehnte<br />
Perspektive macht das Bild noch<br />
interessanter. Das Ergebnis sieht abstrakt<br />
aus, aber ich hatte das Gefühl, dass ich<br />
noch ein bisschen kreativer sein konnte.<br />
Die langen Schatten der Tulpen auf<br />
3 der Erde haben mich angezogen. Ich<br />
habe mich entschieden, sie in die<br />
Bildgestaltung mit einzubeziehen.<br />
Wieder habe ich einen hohen Blickwinkel<br />
gewählt, aber dieses Mal mit einer<br />
längeren Brennweite und von weiter<br />
entfernt. Eine hochformatige<br />
Komposition funktionierte am besten, da<br />
so der Eindruck von Höhe am besten<br />
vermittelt werden kann.<br />
Ich habe den Blickwinkel verändert<br />
4 und mich nun auf den Boden<br />
gesetzt, um aus einem parallelen Winkel<br />
zu fotografieren. Ich habe den<br />
max<strong>im</strong>alem Zoom und die dazu<br />
passende größte Blende eingesetzt. In<br />
Kombination mit der langen Brennweite<br />
wurde so eine flache Tiefenschärfe<br />
erzeugt und eine nett verkürzte<br />
Perspektive. Die Ausleuchtung <strong>im</strong><br />
Vordergrund sieht jedoch ein bisschen<br />
flach aus.<br />
Ich bin auf die andere Seite des<br />
5 Beets gewechselt und die Aufnahme<br />
nun in Richtung des Lichts gemacht. Im<br />
Gegenlicht sehen die Stängel der Tulpen<br />
fast durchsichtig aus und sie bekommen<br />
einen attraktiven Glanz. Ich habe mit<br />
flacher Tiefenschärfe weiter fotografiert,<br />
um so den Blick des Betrachters auf den<br />
von mir gewünschten Fokuspunkt zu<br />
lenken.<br />
5
62 Natur: Blumen Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Magische Pilze!<br />
ROSS HODDINOTT:<br />
Der Herbst ist eine wunderbare<br />
Jahreszeit, um draußen zu<br />
fotografieren. Fotogener Nebel hängt<br />
über Tälern und Bäumen, und<br />
Wälder verwandeln sich in ein goldenes Braun. Es<br />
ist auch die Zeit, um Pilze zu fotografieren. Man<br />
stellt sie sich vielleicht nicht als die aufregendsten<br />
und glamourösesten Motive vor, aber Giftpilze und<br />
andere Pilze sind total fotogen. Es gibt Tausende<br />
von Arten, mit einer großen Bandbreite an Farbe,<br />
Größe, Form und Design. Pilze wachsen praktisch<br />
überall, von Parks bis Gartenwiesen. Viele Arten<br />
lieben jedoch den feuchten, reifen Waldboden, wo<br />
BENÖTIGTE ZEIT:<br />
45 MINUTEN<br />
BENÖTIGTE<br />
AUSRÜSTUNG:<br />
NIKON D300, SIGMA<br />
150-MM-OBJEKTIV<br />
STATIV, FERNAUSLÖSER<br />
AUSSERDEM BENÖTIGT:<br />
SCHERE UND<br />
REFLEKTOR<br />
es heruntergefallene Stämme, vermooste Baumstümpfe und tiefe Laubhaufen gibt. Im<br />
Oktober und November ist die beste Zeit, um in einen Wald in Ihrer Nähe zu gehen, um<br />
nach Pilzen zu suchen. Dies ist ein Motiv für Fotografen jeden Levels, Sie brauchen dafür<br />
nur eine einfache Grundausrüstung.<br />
Natürlich brauchen Sie eine Digitalkamera – am besten mit einem <strong>Vorschau</strong>fenster<br />
(LiveView) – und auch ein Makroobjektiv oder ein anderes Zusatzgerät für Nahaufnahmen,<br />
wie zum Beispiel ein Verlängerungsrohr oder einen Nahfilter. Pilze wachsen oft in dunkler<br />
Umgebung, daher ist die Stabilität eines Stativs notwendig und außerdem ein Reflektor<br />
oder Blitzgerät, um das Motiv richtig auszuleuchten. Egal ob Sie einen einzelnen Pilz oder<br />
Schwamm oder eine ganze Gruppe von Pilzen fotografieren möchten: Nehmen Sie sich die<br />
Zeit, um den besten Blickwinkel zu finden und das richtige Objektiv auszusuchen und zu<br />
entscheiden, ob ein Reflektor nötig ist oder nicht. Ihr Motiv läuft Ihnen nicht weg, also<br />
lassen Sie sich Zeit und haben Spaß dabei, tolle Fotos zu machen!<br />
Bei Nahaufnahmen müssen Sie auf die Umgebung Ihres<br />
1Motivs besonders acht geben. Ich habe in meinem<br />
Rucksack <strong>im</strong>mer eine Schere dabei, um den Rahmen etwas<br />
aufzuräumen – die Technik nennt man auch „gärtnern“. Ich<br />
habe etwas Efeu von dem Baumstumpf entfernt, auf dem die<br />
Pilze wuchsen, aber vorsichtig darauf geachtet, nicht die Pilze<br />
selbst zu beschädigen.<br />
Stativ und Fernauslöser<br />
Wenn man Pilze <strong>im</strong> dunklen Wald fotografiert,<br />
sind die Lichtverhältnisse oft sehr begrenzt. Da Sie<br />
außerdem eine kleine Blende <strong>im</strong> Bereich von f/16<br />
oder f/22 auswählen müssen (um eine<br />
ausreichende Tiefenschärfe zu erzielen), bedeutet<br />
dies, dass die Belichtungszeit typischerweise<br />
recht lange dauert. Um messerscharfe Bilder zu<br />
erzeugen, sind ein Stativ und ein Fernauslöser<br />
unbedingt notwendig. Ein Stativ gibt Ihnen<br />
die Stabilität, die Sie brauchen. Wenn der<br />
Waldboden feucht und weich ist, drücken<br />
Sie die Füße des Stativs in den Boden,<br />
um eine zusätzliche Sicherheit zu<br />
erzielen. Selbst wenn Sie ein Stativ<br />
benutzen kann das Drücken des<br />
Auslöseknopfs an der Kamera eine<br />
kleine Vibration erzeugen, bei der die<br />
Bilder verwackeln, daher sollten Sie einen<br />
Fernauslöser verwenden, entweder mit einer<br />
Kabelverbindung oder drahtlos. Wenn Sie keinen Fernauslöser<br />
besitzen, nutzen Sie stattdessen die Selbstauslöse-Funktion Ihrer<br />
Kamera. Wenn Ihre Kamera eine „Mirror Lock“-Funktion hat, nutzen<br />
Sie diese ebenfalls. Diese blockiert den Reflexspiegel bevor Sie<br />
auslösen, und el<strong>im</strong>iniert somit interne Vibrationen.<br />
Um das Problem mit dem<br />
2störenden Hintergrund aus<br />
der Welt zu schaffen, habe ich<br />
mein Stativ etwas näher<br />
heranbewegt und einen<br />
kompr<strong>im</strong>ierten Bildausschnitt<br />
gewählt. Das Ergebnis ist schon<br />
besser, aber der parallele<br />
Blickwinkel ist ziemlich<br />
langweilig und dem Bild fehlt es<br />
insgesamt an Wirkung. Der<br />
parallele Blickwinkel mag bei<br />
einigen Motiven funktionieren,<br />
aber dies ist hier definitiv nicht<br />
der Fall.<br />
Die Komplexität und das<br />
3 Muster der Lamellen ist<br />
normalerweise der fotogenste<br />
und interessanteste Teil der Pilze.<br />
Daher funktionieren niedrige,<br />
nach oben gerichtete Blickwinkel<br />
oft sehr gut und produzieren die<br />
besten Bilder. Als nächstes habe<br />
ich mein Stativ neu ausgerichtet,<br />
aber wegen des niedrigen,<br />
unbeholfenen Winkels hatte ich<br />
Schwierigkeiten, das Bild akkurat<br />
und bequem durch den Sucher<br />
der DSLR zu gestalten.<br />
Wenn man aus niedrigen, unbeholfenen Blickwinkeln fotografiert, ist LiveView<br />
4wirklich eine hilfreiche Funktion. Ich habe LiveView eingeschaltet und mit Hilfe<br />
des Bildschirms konnte ich die Aufnahme gestalten ohne meinen Körper zu verdrehen.<br />
Der niedrige Winkel hat die Lamellen des Pilzes deutlich betont, und die Aufnahme so<br />
wesentlich interessanter gemacht. Kameras mit einem variabel drehbaren<br />
LCD-Monitor sind für diese Art von <strong>Fotografie</strong> sogar noch besser geeignet.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Natur: Blumen 63<br />
Seien Sie vorbereitet<br />
Damit Ihre Kleidung nicht feucht<br />
und schmutzig wird, tragen Sie eine<br />
wasserdichte Hose, oder nehmen<br />
Sie eine Decke oder einen Müllsack<br />
mit, um sich darauf zu knien.<br />
Das endgültige Bild<br />
Ein wirklich magisches Bild eines<br />
Pilzes. Warum gehen Sie jetzt nicht<br />
gleich in den Wald und probieren<br />
diese Technik selbst einmal aus?<br />
Der Nachteil, wenn man einen niedrigen Blickwinkel wählt, ist, dass der<br />
5Hintergrund des Pilzes in dunklem Schatten liegt, Details verdeckt sind<br />
beziehungsweise ziemlich hässlich aussehen – insbesondere da die Lichtverhältnisse<br />
in einem dichten Wald relativ dunkel sind. Eine Ausleuchtung mit Blitz kann hier<br />
abhelfen, aber in einer solchen Nähe zu dem Motiv kann das Licht des Blitzes zu grell<br />
und unnatürlich werden.<br />
Ich benutze lieber einen Reflektor. Man sieht sofort den Effekt auf dem Motiv und<br />
6kann die Lichtintensität verändern, in dem man den Reflektor näher oder weiter<br />
weg bewegt. Ich glaube, dies ist die am natürlichsten aussehende Art,<br />
Miniatur-Motive auszuleuchten, und es ist außerdem die einfachste Art. Ich habe den<br />
Reflektor relativ nah am Motiv positioniert und das Licht so auf den Pilz geworfen und<br />
den Auslöser so lange gedrückt, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Landschaften 65<br />
LEE FROST<br />
LANDSCHAFTEN<br />
Wunderschöne Landschaften zu fotografieren ist das erklärte Ziel von Millionen von Fotografen auf der ganzen Welt. Ob Sie<br />
nun in Großbritannien oder in anderen Ländern fotografieren, die Vielfältigkeit der Landschaft und wie sie zu unterschiedlichen<br />
Tages- und Nachtzeiten aussieht, in jeder der vier Jahreszeiten und bei unterschiedlichen Wetterverhältnissen, bedeutet, dass<br />
das <strong>Fotografie</strong>ren draußen uns <strong>im</strong>mer wieder veränderte Landschaftsbilder bietet. Wir behandeln alle wichtigen Prinzipien und<br />
Techniken, die Ihnen dabei helfen, die besten Landschaftsaufnahmen zu kreieren, die Sie jemals gemacht haben. Außerdem<br />
zeigen wir Ihnen eine große Auswahl von atemberaubenden Bildern, die Sie inspirieren können.
66 Landschaften<br />
Balance erzeugen:<br />
Die „Drittelregel“<br />
Bevor Sie überhaupt anfangen, ein einziges Bild zu<br />
fotografieren, sollten Sie diese einfache<br />
Kompositionstechnik üben.<br />
Das Wort Balance bedeutet Gleichgewicht. Bei einem Bild bedeutet dies<br />
Symmetrie, aber visuelle Balance – oder besser gesagt Harmonie – wird auf<br />
diese Art normalerweise nicht erzeugt. Ein Motiv zentral in einem Bild zu<br />
positionieren, führt meist eher zu einer statischen statt einer dynamischen<br />
Komposition. Wenn man das Motiv aber stattdessen etwas abseits der Mitte<br />
platziert, wird das Auge dazu ermuntert, sich innerhalb des Rahmens mehr<br />
zu bewegen, und dies führt zu einem dynamischeren Bild.<br />
Eine Art, den Rahmen so aufzuteilen, dass Harmonie erzeugt wird, nennt<br />
sich die „Drittelregel“. Dies ist eine vereinfachte Version des „Goldenen<br />
Schnitts“, einer Proportion, die in Kunst und Architektur schon seit<br />
Jahrhunderten verwendet wird. Diese Proportion findet man auch sehr häufig<br />
in der Natur, und es gibt Forschungsergebnisse, die belegen, dass unser<br />
Gehirn darauf trainiert ist, auf Bilder und Objekte positiv zu reagieren, die<br />
dieser Proportion folgen. Zum Beispiel werden Menschen, deren Gesichter<br />
proportional zum Goldenen Schnitt sind, als attraktiver angesehen.<br />
Die praktische Anwendung in der Landschaftsfotografie bedeutet, dass<br />
man den Rahmen jeweils horizontal und vertikal in Drittel aufteilt,<br />
und die Elemente der Landschaft so organisiert, dass sie in diesen Rahmen<br />
passen, z. B. indem der Horizont entlang einer der Trennlinien verläuft. Die<br />
Punkte, an denen sich die horizontalen und vertikalen Linien treffen, können<br />
besonders wirkungsvolle Punkte sein, um entscheidende Elemente in der<br />
Landschaft zu platzieren.<br />
Drittelregel<br />
RECHTS: Dieses Bild wendet die Drittelregel sehr genau an. Es gibt ungefähr zwei<br />
Drittel Land und ein Drittel H<strong>im</strong>mel, der Hauptteil des Heuhaufens ist <strong>im</strong> linken Drittel<br />
des Rahmens zu finden und die Sonne ist an einem Schnittpunkt der Linien platziert.<br />
Regel v brechen: Horizonte<br />
Wie alle Regeln sollte die Drittelregel <strong>im</strong>mer mit viel<br />
Überlegung und nicht als Selbstverständlichkeit angewandt<br />
werden, und es wird <strong>im</strong>mer Situationen geben, bei denen<br />
sie ignoriert werden sollte. Wenn Sie zum Beispiel eine<br />
Landschaft fotografieren bei der sich der H<strong>im</strong>mel <strong>im</strong><br />
Wasser spiegelt, macht es Sinn den Horizont in der Mitte<br />
des Rahmens zu platzieren, um den beiden Elementen der<br />
Aufnahme – H<strong>im</strong>mel und Reflektion – Gleichgewicht zu<br />
verleihen. Wenn der H<strong>im</strong>mel nicht interessant genug ist,<br />
kann er auch nur ganz oben <strong>im</strong> Rahmen platziert werden<br />
oder sogar ganz abgeschnitten werden. Um ein Gefühl von<br />
Leere und Isolation zu vermitteln, kann der Horizont sehr<br />
niedrig <strong>im</strong> Rahmen positioniert werden. Das Schöne am<br />
digitalen <strong>Fotografie</strong>ren ist, dass man die Ergebnisse sofort<br />
sieht und neu gestalten kann, um die perfekte Komposition<br />
zu kreieren.<br />
Zentrierter Horizont<br />
Niedriger Horizont
ALLE BILDER: MARK BAUER<br />
Ordnung & Balance<br />
Bei einer gute Landschaftskomposition sollte<br />
man auf Ordnung, Balance und Symmetrie<br />
achten. Suchen Sie ein einzelnes, dominantes<br />
Element, das in dem Rahmen mit Hilfe der<br />
Drittelregel positioniert werden kann.<br />
vMit Standpunkten<br />
exper<strong>im</strong>entieren<br />
Den richtigen Ausgangspunkt zu finden, ist der Schlüssel zu<br />
einer erfolgreichen Landschaftskomposition. Anstatt <strong>im</strong>mer<br />
nur aus Kopfhöhe zu fotografieren, exper<strong>im</strong>entieren Sie mit<br />
hohen und niedrigen Blickwinkeln. Höhere Blickwinkel haben<br />
den Effekt, dass sich die Ebenen des Bildes öffnen. Hierbei ist<br />
es nützlich, Standard- oder Teleobjektive zu benutzen. Be<strong>im</strong><br />
<strong>Fotografie</strong>ren von bekannten Sehenswürdigkeiten verfällt man<br />
oft darauf, auf die etablierten Standpunkte zurückzugreifen, aber<br />
nehmen Sie sich die Zeit mal etwas anderes zu probieren, denn<br />
es ist viel befriedigender, eine einzigartige Aufnahme zu machen.<br />
Be<strong>im</strong> ersten Bild ist zwar nichts falsch, aber es der „Standardblick“<br />
auf die Old Harry Rocks in Dorset, wie sie unzählige Fotografen<br />
zuvor ebenfalls abgelichtet haben. Ohne mich jedoch wesentlich<br />
weit weg zu bewegen, habe ich einen Blickwinkel gefunden, der<br />
viel seltener abgelichtet wurde, aber viel dramatischer aussieht.
68 Landschaften Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Tiefenillusion erzeugen:<br />
Vordergründiges Interesse<br />
Dieses einfache Gestaltungswerkzeug funktioniert, indem man ein starkes visuelles Element<br />
in den unteren Teil des Rahmens positioniert, um das Bild interessanter zu machen.<br />
EINS DER GRÖSSTEN PROBLEME, die<br />
Naturrahmen<br />
Landschaftsfotografen <strong>im</strong>mer wieder haben, kann wie folgt<br />
zusammengefasst werden: Die Welt ist dreid<strong>im</strong>ensional und<br />
ein Foto ist zweid<strong>im</strong>ensional. Einer der Hauptgründe, warum<br />
Landschaftsfotografien nicht gelingen, ist, dass sie für unser<br />
Auge kein Gefühl von Tiefe vermitteln, wenn wir die Szene<br />
betrachten. Zum Glück gibt es ein paar gestalterische Tricks,<br />
mit denen wir um dieses Problem herumkommen.<br />
Eine sehr effektive Art, Tiefe in einem Bild zu erzeugen, ist<br />
es, einen starken Vordergrund einzubeziehen, oft in<br />
Kombination mit einem Weitwinkelobjektiv. Den<br />
Vordergrund auf diese Art zu betonen, gibt dem Bild Tiefe, in<br />
dem es für das Auge einen „Eingangspunkt“ erzeugt, den<br />
Betrachter förmlich in das Bild hineinzieht und dem Bild ein<br />
Gefühl von Distanz und Maßstab gibt. Weitwinkelobjektive<br />
funktionieren mit dieser Technik besonders gut, da sie die<br />
Perspektive verzerren, die Elemente nah am Objektiv<br />
übertrieben groß darstellen und den Blick für das, was hinter<br />
dem Vordergrund kommt, öffnen. Es kann aber auch zu<br />
Problemen führen, weil die mittlere Distanz leer und damit<br />
uninteressant aussehen kann. Der Trick ist es, von einem<br />
niedrigen Blickpunkt aus zu fotografieren, wodurch die mittlere Distanz kompr<strong>im</strong>iert wird, und nicht zuviel leerer<br />
Raum in der Komposition entsteht. Sie können das Problem auch reduzieren, indem Sie keine Ultra-<br />
Weitwinkelobjektive benutzen. <strong>Fotografie</strong>ren Sie mit einer kleinen Blende und achten Sie auf einen exakten Fokus,<br />
um die Tiefenschärfe zu max<strong>im</strong>ieren.<br />
Es gibt noch einige andere Dinge, die Sie ebenfalls beachten sollten. Leute, die sich zum ersten Mal mit dieser<br />
Technik beschäftigen, tendieren oft dazu, alles und jedes <strong>im</strong> Vordergrund zu positionieren – egal, ob es überhaupt<br />
zu der Aufnahme passt oder nicht. Nehmen Sie sich die Zeit, in der Gegend herumzuschauen und<br />
Vordergrundelemente zu finden, die den Hintergrund ergänzen. Versuchen Sie außerdem, nicht die mittlere Distanz<br />
zu ignorieren. Nachdem der Betrachter durch das Vordergrundelement in das Bild hineingezogen wurde, muss das<br />
Auge über die mittlere Distanz in den Hintergrund gelenkt werden.<br />
Der „große“ Vordergrund ist eine Technik, die bei Landschaftsfotografen in den letzten Jahren oft ausgeschöpft<br />
wurde. Sie läuft Gefahr, ein bisschen zum Klischee zu werden. Denken Sie daran, dass der Vordergrund nicht „groß“<br />
sein muss, um effektiv zu sein. Subtilere Elemente funktionieren oft genauso gut – zum Beispiel Reflektionen in<br />
nassem Sand, das Muster von Wellen, die sich an der Küste brechen, oder die Schatten, die Bäume werfen.<br />
Grundausrüstung<br />
Um das Vordergrundinteresse am besten auszunutzen,<br />
brauchen Sie ein Weitwinkelobjektiv. Ein Standard-<br />
Weitwinkelzoom funktioniert oft besser als ein<br />
Ultraweitwinkelobjektiv. Ich empfehle eher einen<br />
17-40-mm- statt ein 10-22-mm Zoom, weil Sie damit<br />
eine Wirkung erzielen können, ohne die Landschaft <strong>im</strong><br />
Hintergrund zu leer aussehen zu lassen.<br />
Ein robustes Stativ ist ein Muss. Be<strong>im</strong> Ablichten<br />
von vordergründigen Elementen in einer Landschaft<br />
arbeiten wir meist mit einer kleinen Blende, um die<br />
Tiefenschärfe zu max<strong>im</strong>ieren. Belichtungszeiten<br />
sind daher recht lang, und eine Handführung der<br />
Kamera wird somit unmöglich. Ein Stativ, bei dem<br />
Sie die Kamera niedrig am Boden positionieren<br />
können, ist auch sehr nützlich, da niedrige Blickwinkel<br />
dazu benutzt werden können, leere Räume in der<br />
Mitteldistanz be<strong>im</strong> Gebrauch von Weitwinkelobjektiven<br />
zu min<strong>im</strong>ieren.<br />
Einen Satz von Neutraldichteverlauffiltern<br />
sollten Sie <strong>im</strong>mer dabei haben, wenn Sie<br />
Landschaften fotografieren, da sie dabei helfen, den<br />
Kontrastunterschied zwischen Land und H<strong>im</strong>mel zu<br />
kontrollieren.<br />
Schließlich sind zwei weitere, kleine<br />
Ausrüstungsgegenstände nützlich: ein Fernauslöser,<br />
um ein Verwackeln der Kamera zu vermeiden, und eine<br />
Wasserwaage, die am Blitzschuh montiert ist, um den<br />
Horizont gerade zu halten. Man kann einen schiefen<br />
Horizont zwar auch in der Bildbearbeitung korrigieren,<br />
aber es ist viel besser, ihn direkt in der Kamera richtig<br />
hinzubekommen.<br />
IN DER MITTE: MITTLERE<br />
DISTANZ<br />
Der Wiesenkerbel bildet einen<br />
attraktiven Vordergrund, um das<br />
Auge in die Szene hineinzuziehen<br />
und bietet außerdem einen<br />
geeigneten Rahmen für den Blick<br />
dahinter. Ein Weitwinkelobjektiv<br />
und eine kleine Blende von f/22<br />
erzeugen jede Menge<br />
Tiefenschärfe.<br />
LINKS: CORFE CASTLE<br />
Es ist wichtig, dass der Vordergrund<br />
zum Motiv passt. Im ersten Bild<br />
ergänzen die Disteln die Burg, die<br />
aus dem Nebel herausragen. Der<br />
gelbe Ginster <strong>im</strong> zweiten Bild ist zu<br />
leuchtend, um den Blick richtig<br />
einzurahmen.<br />
RECHTS: KLEINE DETAILS<br />
Man muss nicht <strong>im</strong>mer einen<br />
„großen“ Vordergrund haben; ein<br />
kleines Objekt wie diese Muschel<br />
kann in einer min<strong>im</strong>alistischen<br />
Komposition sehr effektiv sein.<br />
Halten Sie es einfach<br />
Bei der Komposition geht es ausschließlich darum,<br />
die richtigen Elemente für das Bild auszuwählen<br />
– und auch auszuwählen, was besser nicht ins Bild<br />
passt. Weniger ist oft mehr und Kompositionen,<br />
die aufgeräumter sind, sind oft erfolgreicher.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Landschaften 69<br />
ALL IMAGES: MARK BAUER<br />
Einsame Muschel<br />
Sie brauchen keine Felsbrocken, um ein<br />
starkes Vordergrundinteresse zu<br />
erzeugen. Ein Weitwinkelobjektiv und ein<br />
niedriger Blickwinkel betonen diese<br />
einzelne Muschel, die zu einem<br />
natürlichen Ausgangspunkt für das Auge<br />
wird, welches dann den Sandspuren<br />
entlang in den Hintergrund<br />
hineinwandert.
70 Landschaften Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Schrittweise Anleitung: Finden eines geeigneten Vordergrunds<br />
Wir haben Ihnen gezeigt, wie man Dinge <strong>im</strong> Vordergrund platziert, um Tiefe zu erzeugen und wie man eine kleine<br />
Blendenöffnung verwendet, um Schärfe von vorne nach hinten zu erzeugen. Jetzt müssen wir Ihnen noch zeigen, wie<br />
man das Auge ins Bild lenkt.<br />
Der Strand in Osmington Mills ist voll mit großen,<br />
1runden Felsen, die eine ideale Wahl für den<br />
Vordergrund sind. In der ersten Aufnahme ist aber nicht<br />
viel auf mittlere Distanz zu sehen, auch wenn das Auge<br />
durch die Felslinie ins Bild geführt wird.<br />
Wenn wir die Felsen am Wasserrand verwenden,<br />
2um das Interesse ins Bild zu lenken und dann zur<br />
Landzunge <strong>im</strong> Hintergrund, funktioniert es wesentlich<br />
besser. Allerdings ist diese Felsenformation etwas<br />
langweilig und das Bild braucht eine st<strong>im</strong>mungsvollere<br />
Belichtung.<br />
Da mir die Sonne entgegenkam und hinter den<br />
3Wolken auftauchte, probierte ich einen anderen<br />
Vordergrund aus. Der H<strong>im</strong>mel und das Licht wirken<br />
dramatisch, aber der Vordergrund ist etwas<br />
durcheinander und sollte etwas ordentlicher wirken.<br />
Die drei Felsen <strong>im</strong> Vordergrund dieser Komposition<br />
4heben sich von den anderen ab und führen das<br />
Auge erfolgreich entlang der Küstenlinie zur Landzunge.<br />
Das Licht und der H<strong>im</strong>mel sind <strong>im</strong>mer noch gut und die<br />
Aufnahme wirkt insgesamt wesentlich besser, als die<br />
vorherigen drei Fotos.<br />
Wahl des Formats<br />
Es gibt keine direkte Antwort auf die Frage,<br />
ob das Hoch- oder Querformat besser ist.<br />
Das Hochformat betont oft die Motive <strong>im</strong><br />
Vordergrund mehr, als das Querformat.<br />
Durch einen kleinen Positionswechsel und den<br />
5Wechsel zum Querformat, erhält man eine viel<br />
erfolgreichere und ausgeglichene Komposition. Ihr Auge<br />
wird zuerst zu den einsamen Felsen hingezogen (unten<br />
rechts) und folgt dann der Küstenlinie zur Landzunge. Sehr<br />
schön!
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Landschaften 71<br />
Endgütiges Bild<br />
Der H<strong>im</strong>mel hinter mir wurde sehr dramatisch, dank<br />
der Sonne, die durch die stürmischen Wolken strahlt.<br />
Also entschied ich mich, eine Komposition zu finden,<br />
die etwas aus diesem Blick macht. Nachdem ich etwas<br />
gesucht habe, fand ich diesen großen, herzförmigen<br />
Felsen, von dem ich dachte, dass er hervorragend<br />
in den Vordergrund passen würde. Ich st<strong>im</strong>mte den<br />
Zeitpunkt der Aufnahme so ab, dass der Felsen von<br />
einer Welle umspült wird, wodurch er sich mehr von<br />
seiner Umgebung abhebt.<br />
ALL IMAGES: MARK BAUER
72 Landschaften Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Richtung des Lichteinfalls<br />
Die Stellung der Sonne spielt bei der Auswahl des Motivs<br />
eine Hauptrolle, was die St<strong>im</strong>mung des Bildes betrifft<br />
DIE RICHTUNG DES LICHTEINFALLS hat entscheidenden Einfluss darauf, welchen<br />
Eindruck die Landschaft hinter dem Objektiv macht. Frontales Licht, also Schatten, die<br />
hinter das Motiv weit weg von der Kamera fallen, kann dazu führen, dass eine<br />
Komposition platt und langweilig aussieht; es sei denn, die Sonne befindet sich nur<br />
knapp über dem Horizont, was dann zu einer gute Farbsättigung führt. Bei niedrigem<br />
frontalem Licht und Weitwinkelobjektiven kommt das Problem hinzu, dass man sich<br />
vorsehen muss, nicht etwa seinen eigenen Schatten aufs Bild zu bekommen.<br />
Seitenlicht haben viele Landschaftsfotografen am liebsten, da dadurch die Struktur offen<br />
gelegt wird, und Schatten auf dem Bild liegen, die Gestalt und Form betonen, wodurch<br />
ein Motiv mehr Tiefe erhält.<br />
Gegenlicht kann sehr dramatisch wirken, da dann Schatten auf die Kamera zujagen, und<br />
die Betonung sehr stark auf Gestalt und Form liegt, wenn Gegenstände als Silhouetten<br />
aufgenommen werden. Je nach örtlichen Gegebenheiten können diese Gegenstände vor<br />
einem sehr schrill farbigen Hintergrund platziert werden. Bäume, die von hinten durch<br />
die auf- oder untergehende Sonne angestrahlt werden, können sehr facettenreich<br />
aussehen, wenn ihre Schatten sich vor ihnen ausbreiten und die Sonnenstrahlen durch<br />
die Äste brechen. Sehen Sie sich jedoch vor, nicht direkt in die Sonne zu blicken,<br />
besonders, wenn Sie das Motiv durch ein Teleobjektiv betrachten, da Ihre Augen dadurch<br />
dauerhaften Schaden nehmen können – das ist es nicht wert, selbst, wenn die Aufnahme<br />
den Pulitzerpreis gewinnen sollte. Von der technischen Seite besteht hier die Gefahr, dass<br />
Ihre Kamera vermutlich zu Unterbelichtung von Gegenlichtaufnahmen neigt, und daher<br />
müssen Sie wahrscheinlich etwas länger belichten, als es Ihnen der Belichtungsmesser<br />
Ihrer Kamera vorschlägt. Denken Sie daran, das Histogramm zu Rate zu ziehen, und<br />
seien Sie bereit, notfalls eine weitere Aufnahme zu machen.<br />
Ausrüstung, die Sie unbedingt brauchen,<br />
um das Licht in den Griff zu bekommen<br />
ROBUSTES STATIV: Ohne ein solches kommen Sie nicht aus – besonders,<br />
wenn Sie in der Morgen- oder Abenddämmerung bei schwachem Licht<br />
fotografieren.<br />
NEUTRALDICHTEVERLAUFFILTER: Die Anschaffung lohnt sich<br />
durchaus. Sie sind besonders in der Morgen- und Abenddämmerung<br />
nützlich, wenn der H<strong>im</strong>mel <strong>im</strong> Vergleich zum Boden sehr hell sein kann.<br />
Die Filter helfen dabei, den Kontrast zwischen beiden auszugleichen.<br />
POLARISATIONSFILTER: Er dient dazu, Farben kräftiger erscheinen zu<br />
lassen und das grelle Licht von Wasseroberflächen zu entfernen.<br />
Niedrige vordere Beleuchtung<br />
Seiten-Beleuchtung<br />
Fangen Sie die richtige St<strong>im</strong>mung für Ihr<br />
Motiv ein<br />
Es ist vielleicht am wichtigsten daran zu denken, dass Sie Ihre Aufnahmen bei<br />
solchen Lichtverhältnissen machen sollten, die die natürliche St<strong>im</strong>mung Ihres Motivs<br />
verstärken. Manche Motive sind beispielsweise von Ihrer Art her ruhiger und sehen<br />
<strong>im</strong> entsprechenden weichen Licht der Morgendämmerung und in Pastellfarben<br />
am besten aus. Andere Motive haben etwas von einer düsteren Atmosphäre und<br />
brauchen aufregenderes, theatralisches und zielgerichtetes Licht.<br />
Verbessern Sie trübes Licht durch<br />
Spiegelungen<br />
Die Zeit vor der Morgendämmerung, und die Dämmerung bei Zwielicht sind<br />
sehr st<strong>im</strong>mungsvolle Zeiten, um Landschaftsaufnahmen zu machen, aber das<br />
Land selbst kann fast komplett <strong>im</strong> Schatten liegen, und kaum ein Detail ist dabei<br />
zu erkennen. Wenn Sie in der Nähe von Wasser fotografieren, können Sie <strong>im</strong><br />
Vordergrund Spiegelungen mit aufnehmen, was Ihnen hilft, das Bild auszugleichen<br />
und Ihrer Aufnahme mehr Aufregung und Ausdruck verschafft. Je ruhiger die<br />
Umgebung ist, desto besser passt eine spiegelartige Fläche.<br />
NORMAN CHAPEL, ST ALDHELM’S HEAD: Denken Sie <strong>im</strong>mer daran, bei solchen<br />
Umgebungsbedingungen zu fotografieren, die zu Ihrem Motiv passen. Die<br />
Normannische Kapelle in St. Aldhelm’s Head in Dorset, England hat eine düstere<br />
Ausstrahlung, v die, wie man auf diesen Bildern erkennen kann, am besten zu trübem<br />
Licht und dunklem H<strong>im</strong>mel passt.<br />
MUDEFORD: Bevor die Sonne über dem Horizont aufgeht, können die wunderschönen<br />
Farben am H<strong>im</strong>mel dazu dienen, dem Vordergrund mehr Farbe und Ausdruck zu verleihen.<br />
Bei dieser Aufnahme gab es eine leichte Brise über der Wasseroberfläche, daher musste ich<br />
warten, bis diese nachließ, damit die Spiegelung klarer wurde.<br />
v
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Landschaften 73<br />
ALLE BILDER: MARK BAUER<br />
Gegenlicht<br />
BOLDERWOOD, NEW FOREST<br />
Bäume <strong>im</strong> Gegenlicht können für dynamische<br />
Bilder sorgen, besonders dann, wenn die<br />
Sonnenstrahlen durch die Äste brechen.
74 Landschaften Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Jahreszeitliches Licht<br />
Wie eine Landschaft in Licht getaucht wird,<br />
ändert sich <strong>im</strong> Verlauf eines Jahres. Denken<br />
Sie daher daran, Ihre Lieblingsorte öfter mal<br />
aufzusuchen.<br />
OBWOHL ES IM TAGESGESCHÄFT nicht sofort auffällt, haben<br />
die verschiedenen Jahreszeiten einen Einfluss darauf, wie das<br />
Licht auf die Landschaft fällt. Im Winter, wenn die Bäume ihre<br />
Blätter abgeworfen haben, liegt die Landschaft ungeschützter<br />
da, und die tief stehende Sonne sorgt den ganzen Tag über für<br />
modellierende Schatten. Die Luft ist feuchter und enthält<br />
weniger Staub als zu anderen Zeiten <strong>im</strong> Jahr, was dem Licht<br />
eine Klarheit verleiht, die man in den anderen Jahreszeiten<br />
selten antrifft. Klare, kalte Nächte führen oft zu Frost am<br />
Morgen, ergänzt durch Pastellfarben am H<strong>im</strong>mel.<br />
Das Licht ist <strong>im</strong> Sommer oft nicht so gut für<br />
Landschaftsaufnahmen geeignet, da die hoch stehende Sonne<br />
den größten Teil des Tages für ein grelles Licht sorgt, und mehr<br />
Staub und durch die Hitze entstehender Dunst bedeuten, dass<br />
das Licht in der Regel nicht so klar ist.<br />
Zu Anfang des Frühlings und am Ende des Herbstes sind Licht<br />
und Klarheit besser als <strong>im</strong> Sommer, und man kann fast den<br />
ganzen Tag über Aufnahmen machen. Das Wetter ist zu diesen<br />
Jahreszeiten auch wechselhafter, was die Gelegenheit zu<br />
st<strong>im</strong>mungsvollen und aufregenden Aufnahmen bieten kann. Im<br />
späten Frühjahr und Anfang des Herbstes bildet sich nach einer<br />
kühlen Nacht in der Morgendämmerung oft Nebel, wenn der<br />
Boden sich langsam erwärmt. In dieser Zeit macht man sich<br />
auf den Weg zu Flüssen, Seen oder Hügeln mit Ihren<br />
zugehörigen Tälern. Best<strong>im</strong>mte Orte sind zu verschiedenen<br />
Tages- und Jahreszeiten fotogener als andere. Es ist keine<br />
Zeitverschwendung, über Orte Erkundungen einzuholen und zu<br />
entscheiden, welche Tages- oder Jahreszeit am besten zu ihnen<br />
passt.<br />
Sommerlicht<br />
Herbstlicht<br />
Winterlicht<br />
DAVID ENTRICAN<br />
MARK BAUER<br />
Der Einfluss des Wetters auf das Licht<br />
Theoretisch gibt es bei Landschaftsaufnahmen kein gutes oder schlechtes Wetter – bei jedem Wetter können<br />
gute Aufnahmen gemacht werden. In der Praxis ist es jedoch so, dass bei gewissen Bedingungen einfach<br />
aufregendere Fotos entstehen. Die Kunst besteht darin, diese zu erkennen und vorherzusehen. Wenn Sie<br />
beispielsweise vorhaben, bei Sonnenunter- oder -aufgang zu fotografieren, sollten Sie das nicht abblasen, wenn<br />
der H<strong>im</strong>mel bedeckt ist. Wenn am Horizont eine Lücke entsteht, ist es gut möglich, dass die Wolken von unten<br />
angestrahlt werden, wenn sich die Sonne am oder gerade noch unter dem Horizont befindet, was zu einem sehr<br />
aufregenden H<strong>im</strong>mel führt.<br />
Eine meiner Lieblingsbedingungen sind Sonnenlicht und Regengüsse – das Licht kann genau dann, wenn der<br />
Regen aufhört und die Sonne durchbricht, überwältigend wirken, wenn die Motive <strong>im</strong> Vordergrund vor einem<br />
dunklen, düsteren Hintergrund angestrahlt werden. Diese Momente sind jedoch nur etwas für den Augenblick<br />
und halten nicht lange an, daher müssen Sie Ihre Kamera darauf vorbereitet haben.<br />
Wenn das Wetter schlecht ist – grau, bewölkt und regnerisch – kann man <strong>im</strong>mer noch Aufnahmen machen. Bei<br />
diesem Wetter begeben Sie sich in den Wald: Das diffuse, kontrastärmere Licht passt zu diesem Ort, und<br />
erstaunlicherweise kann die Verwendung eines Polarisationsfilters ein Bild eindeutig verbessern, indem die vom<br />
nassen Laub verursachten Spiegelungen und das grelle Licht verschwinden und die Farben gesättigt werden.<br />
So paradox es sich auch anhört, aber das wahrscheinlich am wenigsten für Landschaftsaufnahmen geeignete<br />
Wetter herrscht dann vor, wenn die meisten Menschen einen Tag „perfekt“ nennen würden – strahlender<br />
Sonnenschein und ein klarer, blauer H<strong>im</strong>mel.<br />
Mit Polarisationsfilter<br />
OBEN: Diese beiden Bilder fangen den Moment ein, in dem ein<br />
Gewitter durch einen kurzen Durchbruch von wunderschönem<br />
Sonnenlicht, das durch eine Wolkenlücke scheint, unterbrochen<br />
wird. Rechts: Der bedeckte H<strong>im</strong>mel hat eine Streuwirkung auf<br />
das Licht. Ein Polarisationsfilter hat den Glanz vom Laub entfernt<br />
und die Sättigung verbessert.<br />
ROSS HODDINOTT
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Landschaften 75<br />
MARK BAUER<br />
Beachten Sie das Wetter<br />
Die Wettervorhersage gibt Anlass zu vielen<br />
Witzen, aber ich habe einige Webseiten<br />
gefunden, die vergleichsweise zuverlässig<br />
sind. Meine beiden Lieblingsseiten sind<br />
www.metoffice.gov.uk/weather/uk<br />
und www.wetteronline.de.<br />
Licht „an der Grenze“<br />
Bei der Landschaftsfotografie passiert viel „an der Grenze“<br />
– be<strong>im</strong> Übergang von einem Zustand zu einem anderen.<br />
Wenn man an Licht denkt, bedeutet das den Übergang vom<br />
Tag zur Nacht oder andersherum, den Wechsel von einer<br />
Jahreszeit zur nächsten, den Übergang von ruhigem zu<br />
stürmischem Wetter usw. Wenn man diese Momente<br />
einfängt, erhält man meist kräftige Bilder, besonders, wenn<br />
das mit anderen Grenzthemen wie der Grenze zwischen<br />
Land und Wasser, Wildnis und Zivilisation etc. kombiniert<br />
wird.<br />
OBEN: Sehr viele „Grenz“-<strong>Themen</strong> sind in dieser Aufnahme<br />
zusammengefasst – sie wurde zwischen dem Ende eines Gewitters<br />
und dem Anfang des nächsten gemacht, an der Grenze zwischen<br />
Land und Wasser und be<strong>im</strong> Übergang zwischen Nacht und Tag.<br />
RECHTS: Die Aufnahmen vor und nach dem Gewitter zeigen, wie<br />
schnell sich das Licht ändert. Im ersten Bild verzieht sich der<br />
Sturm <strong>im</strong>mer noch bei Sonnenuntergang, und <strong>im</strong> zweiten Bild gab<br />
es ein faszinierendes Nachglühen, bevor das nächste Gewitter<br />
heranrollte.<br />
vorher<br />
nachher
76 Landschaften Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Tageszeit<br />
Im Verlauf des Tages, zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, sorgt der sich<br />
andauernd verändernde Weg der Sonne für neue Lichtverhältnisse Ihrer Motive.<br />
DAS LICHT, das sich zu unterschiedlichen Tageszeiten ändert, trägt unglaublich viel zur St<strong>im</strong>mung einer<br />
Aufnahme bei. Das Licht der Morgendämmerung ist kühl und blau, wenn sich die Sonne allerdings dem Horizont<br />
nähert, werden rosa Farbtöne am H<strong>im</strong>mel sichtbar. Gibt es Wolken, werden diese von unten beleuchtet. Aber<br />
wenn der H<strong>im</strong>mel klar ist, kann es ein „Alpenglühen“ geben, bei dem sich der blaue Schatten der Erde am<br />
Horizont und rosa Farbtöne sich darüber befinden. Dieses Licht vermittelt eine ruhige, unbewegte und friedliche<br />
St<strong>im</strong>mung. Wenn die Sonne über den Horizont tritt, ist das Licht warm, und die niedrig stehende Sonne betont<br />
die Struktur und die Formen, was eine wärmere St<strong>im</strong>mung erzeugt (jedoch <strong>im</strong>mer noch mit kühlen Schatten)<br />
oder, je nachdem, was am H<strong>im</strong>mel und <strong>im</strong> Zusammenspiel passiert, zusätzliche Spannung. Bei diesem Licht<br />
kann man die großen Perspektivenbilder aufnehmen.<br />
Wenn die Sonne hoch am H<strong>im</strong>mel steht, ist es eine größere Herausforderung, ein st<strong>im</strong>mungsvolles Bild zu<br />
entwerfen. Der große Kontrast und die scharf gezogenen Schatten bewirken für die meiste Zeit des Tages kaum<br />
ein Relief oder eine Modellierung der Motive. Dieses Licht besitzt kaum Wärme, und die Motive können „flach“<br />
aussehen. Es ist jedoch trotzdem möglich, zu dieser Tageszeit gute Aufnahmen zu machen. Starke Farben<br />
können betont werden, besonders durch die Verwendung eines Polarisationsfilters, und mit strukturierten<br />
Motiven kann man ebenfalls gute Ergebnisse erzielen, besonders bei Schwarzweiß-Bildern.<br />
Das Licht gegen Ende des Tages, und bei und nach dem Sonnenuntergang, ähnelt dem Licht am Tagesanfang,<br />
aber es ist eher wärmer - mehr orange / gelb. Das kommt daher, dass die Luft trockener ist, und mehr mit Staub<br />
und anderen Teilchen gefüllt, wie etwa Verschmutzung, die durch die Aktivitäten des Tages aufgewirbelt wurden.<br />
Das warme Licht der Sonne wird daher mehr verbreitet. Ich habe auch gelesen, dass diese Teilchen bis zu einem<br />
gewissen Grad blaues Licht blockieren, was den Sonnenuntergang röter erscheinen lässt. Die St<strong>im</strong>mung ist dann<br />
oft sehr spannungsgeladen, anstelle der zurückhaltenderen, friedlicheren St<strong>im</strong>mung zum Tagesanbruch.<br />
Sonnenaufgang<br />
Alpenglühen<br />
1<br />
2<br />
Übergangslicht<br />
Städtische Gebiete wirken vorteilhafter, wenn sie wenig beleuchtet<br />
sind. Bei Nachtaufnahmen in der Stadt besteht die Kunst darin,<br />
nicht zu warten, bis es völlig dunkel geworden ist, sondern die<br />
Aufnahmen zu machen, wenn der H<strong>im</strong>mel noch etwas Farbe hat<br />
und die Straßenbeleuchtung bereits angeschaltet wurde. Dieser<br />
Zeitraum, in dem sich das natürliche und das künstliche Licht die<br />
Balance halten, wird manchmal als Übergangslicht bezeichnet.<br />
3<br />
4<br />
DAS SICH IM LAUFE DES TAGES VERÄNDERNDE LICHT: 1) Das Licht vor Sonnenaufgang ist kühl, mit<br />
rosa Farbtönen am H<strong>im</strong>mel. Wie viel Farbe vorhanden ist, hängt davon ab, wie dicht die Wolkendecke ist,<br />
die sie aufnehmen kann. 2) Wenn die Sonne über den Horizont steigt, ist das Licht <strong>im</strong> Allgemeinen wärmer,<br />
aber die Schatten wirken <strong>im</strong>mer noch etwas kühl. 3) Wenn die Sonne fast direkt über einem steht, gibt es<br />
wenig Schatten, der dem Motiv Tiefe oder Struktur verleihen könnte, und die Farbtemperatur ist ziemlich<br />
neutral. Obwohl der H<strong>im</strong>mel etwas interessant aussieht, ist das Ergebnis überhaupt nicht st<strong>im</strong>mungsvoll.<br />
4) Bei Sonnenuntergang wirkt der H<strong>im</strong>mel aufregender und erhält mehr gelbe und orangene Farbtöne.<br />
Nachtaufnahmen städtischer Gebiete sehen am besten aus,<br />
wenn man klare, nicht verschmutzte Luft hat und die<br />
natürlichen und künstlichen Lichtstufen in einer<br />
ausgewogenen Beziehung stehen. Der Unterschied <strong>im</strong><br />
Kontrast ist geringer und das Licht kann sehr viel zur<br />
Atmosphäre v beisteuern.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Landschaften 77<br />
Sonnenuntergang und Sonnenaufgang<br />
Eine nützliche Webseite, auf der man überprüfen kann,<br />
wann die Sonne an einem best<strong>im</strong>mten Ort auf- und<br />
untergeht, ist http://www.originallight.com/sunrise_sunset_<br />
calculator<br />
Oder kaufen Sie sich einen Sonnenaufgangskompass für<br />
weniger als 6 Euro (gehen Sie zu<br />
www.bluepond<strong>im</strong>ages.com)<br />
KIRCHE IN KNOWLTON, DORSET,<br />
ENGLAND<br />
Wenn das Motiv st<strong>im</strong>mt, kann man zu<br />
jeder Tageszeit akzeptable Bilder<br />
machen. Diese Aufnahme wurde an<br />
einem frühen Nachmittag <strong>im</strong><br />
Hochsommer gemacht.
78 Landschaften Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Schärfe<br />
Bei der Landschaftsfotografie ist es wichtig, darauf hinzuarbeiten, dass man möglichst viele Details in der Szene einfängt. Dies erreicht<br />
man zum einen durch Benutzung der angemessenen Ausrüstung und zum anderen durch Anwendung der richtigen Technik.<br />
Die Grundausrüstung<br />
STATIV: Benutzen Sie <strong>im</strong>mer ein Stativ zusammen mit einem<br />
Fernauslöser. Nehmen Sie das stabilste Stativ, das Sie noch bequem<br />
tragen können, und vergessen Sie nicht, einen Stativkopf von guter<br />
Qualität zu verwenden. Benutzen Sie die Spiegelvorauslösung, wenn<br />
Ihre Kamera über diese Funktion verfügt, und warten Sie einige<br />
Sekunden, bevor Sie den Auslöser betätigen. So vermeiden Sie<br />
Verwacklungsunschärfe durch die Schwingung des Spiegels.<br />
OBJEKTIVE: Objektive von guter Qualität sind ein absolutes<br />
Muss; kaufen Sie also die besten, die Sie sich leisten können. Im<br />
Allgemeinen sind Objektive mit fester Brennweite schärfer als<br />
Zoomobjektive, obwohl die modernen Zoomobjektive schon wirklich<br />
sehr gut sind und der leichte Qualitätsverlust durch ihre Vielseitigkeit<br />
mehr als ausgeglichen wird.<br />
Schärfentiefe<br />
Gewöhnlich – wenn auch nicht <strong>im</strong>mer – ist es das Ziel der<br />
Landschaftsfotografen, vom Vordergrund bis zum Hintergrund alles<br />
scharf abzubilden. Hier spielen verschieden Faktoren eine Rolle:<br />
Weitwinkelobjektive verfügen grundsätzlich über mehr Schärfentiefe<br />
als längere Objektive, kleinere Blenden verleihen mehr Schärfentiefe<br />
als große Blenden und korrektes Fokussieren ist natürlich auch<br />
wichtig. Die Schärfentiefe eines Bildes ist hinter dem Fokuspunkt<br />
<strong>im</strong>mer größer als davor. Folglich kann man die Schärfentiefe grob<br />
max<strong>im</strong>ieren, indem man auf einen Punkt zu ungefähr einem Drittel<br />
der Strecke in den Bildausschnitt hinein fokussiert. Die akkuratere<br />
Methode ist jedoch die Benutzung der hyperfokalen Distanz. Wenn<br />
Sie die hyperfokale Distanz am Objektiv einstellen, erstreckt sich die<br />
Schärfentiefe von der Hälfte dieser Distanz bis unendlich. Wenn ich<br />
also an meiner Canon EOS 5D (Vollformatsensor) mit einem<br />
25-mm-Objektiv eine Blende von f/16 eingestellt habe, beträgt die<br />
hyperfokale Entfernung ungefähr 1,70 Meter. Wenn ich am Objektiv<br />
1,70 Meter einstelle, ergibt dies eine Schärfentiefe von ungefähr 85<br />
Zent<strong>im</strong>etern bis unendlich. Die hyperfokale Entfernung an einem<br />
Objektiv mit fester Brennweite einzustellen, ist verhältnismäßig<br />
einfach. Benutzen Sie einfach die Schärfentiefeskala des Objektivs<br />
und bringen Sie das Unendlichkeitssymbol in eine Linie mit der<br />
korrekten Blendeneinstellung auf dem Objektiv. Bei Zoomobjektiven<br />
ist das schon etwas komplizierter, weil Sie nicht auf die Hilfe von<br />
Schärfentiefemarkierungen zurückgreifen können. Sie benötigen also<br />
eine Tabelle, um die Entfernung genau einschätzen zu können.<br />
Denken Sie auch daran, dass die Schärfentiefeskalen für Vollformatund<br />
APS-C-Sensoren unterschiedlich sind, so dass auch die<br />
hyperfokalen Entfernungen unterschiedlich sind. In den Tabellen<br />
unten finden Sie einige Entfernungen bei durchschnittlicher<br />
Brennweite für beide Typen.<br />
Rechts: Die hyperfokale Entfernung einzustellen, ist bei längeren<br />
Objektiven sowie bei Weitwinkelobjektiven eine nützliche Technik. Für<br />
dieses Beispiel wurde ein 100-mm-Objektiv benutzt. Wie Sie sehen, ist<br />
das Laub <strong>im</strong> Vordergrund <strong>im</strong> Fokus. Ein 0,6-ND-Verlaufsfilter half dabei,<br />
den H<strong>im</strong>mel abzutönen. Rechts eingefügt: Bei Objektiven mit fester<br />
Brennweite werden eine Entfernungs- und eine Schärfentiefeskala<br />
angezeigt, mit deren Hilfe man die hyperfokale Entfernung abschätzen<br />
kann.<br />
HYPERFOKALE ENTFERNUNG APS-C-SENSOREN<br />
Brennweite 12 mm 15 mm 17 mm 20 mm 24 mm 28 mm 35 mm 50 mm 70 mm 100 mm 135 mm<br />
Blende f/8 98 cm 152 cm 195 cm 271 cm 384 cm 518 cm 823 cm 17 m 32 m 66 m 120 m<br />
f/11 70 cm 107 cm 137 cm 189 cm 274 cm 366 cm 579 cm 12 m 23 m 47 m 85 m<br />
f/16 52 cm 76 cm 101 cm 134 cm 195 cm 262 cm 442 cm 823 cm 16 m 34 m 60 m<br />
f/22 37 cm 27 cm 70 cm 98 cm 137 cm 183 cm 290 cm 585 cm 12 m 23 m 43 m<br />
HYPERFOKALE ENTFERNUNG VOLLFORMATSENSOREN<br />
Brennweite 16 mm 20 mm 24 mm 28 mm 35 mm 50 mm 70 mm 100 mm 135 mm<br />
Blende f/8 116 cm 171 cm 244 cm 335 cm 518 cm 10,66 m 20,72 m 42 m 76 m<br />
f/11 79 cm 119 cm 177 cm 238 cm 366 cm 762 cm 14,63 m 30 m 54 m<br />
f/16 58 cm 88 cm 122 cm 168 cm 259 cm 533 cm 10,36 m 21 m 38 m<br />
f/22 12 cm 61 cm 88 cm 119 cm 183 cm 381 cm 732 cm 15 m 27 m
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Landschaften 79<br />
Der Effekt der Diffraktion<br />
Je mehr sie eine Blende schließen, umso größer ist die Schärfentiefe. Folglich wird allgemein zur Verwendung sehr<br />
kleiner Blenden wie f/16 und f/22 geraten. Eine zu kleine Blende kann sich jedoch auch nachteilig auswirken. Dies<br />
liegt an einem optischen Effekt, der Diffraktion genannt wird: Wenn Licht durch die Blende eines Objektivs fällt,<br />
zerstreuen die Ränder des Lochs die Lichtwellen. Wenn die Blende <strong>im</strong>mer kleiner wird, wird die Menge des auf<br />
diese Weise gebeugten Lichts ein <strong>im</strong>mer größerer Prozentsatz des gesamten erfassten Lichts, und das Bild wird<br />
merklich unschärfer. Das bedeutet: Weniger Details werden aufgelöst. APS-C und Vollformatsensoren sind davon<br />
auf leicht unterschiedliche Weise betroffen, und manche Objektive sind anfälliger für Diffraktion als andere. Im<br />
Allgemeinen werden Sie jedoch bei einem APS-C-Sensor den Effekt der Diffraktion ab einer Blende jenseits von f/11<br />
und bei einer Vollformatkamera jenseits von f/16 bemerken.<br />
Das bedeutet natürlich nicht, dass Sie niemals Blenden benutzen sollten, die kleiner sind als diese Werte. Sie<br />
werden sich entscheiden müssen, welchen Kompromiss zwischen genereller Schärfe und Tiefenschärfe Sie<br />
eingehen wollen – ganz abhängig davon, wie viele feine Details Sie auf Ihrem Foto erkennen können möchten.<br />
Denken Sie dabei aber auch daran, dass ein 17-mm-Objektiv auf einem APS-C Sensor Ihnen eine Tiefenschärfe<br />
von ca. 70 Zent<strong>im</strong>eter bis unendlich liefert, wenn Sie bei Blende f/11 die hyperfokale Entfernung einstellen – das ist<br />
sicherlich für die meisten Situationen ausreichend.<br />
Um den Effekt der Diffraktion bei unterschiedlichen Blendenöffnungen zu zeigen, habe ich eine Serie von Bildern<br />
bei f/8, f/11, f/16 und f/22 aufgenommen. Die Fokussierung und die allgemeine Belichtung blieben dabei<br />
unverändert. Die Blendenöffnung war das einzige, was verändert wurde. Die Bilder wurden alle mit derselben<br />
Software und denselben Einstellungen nachbearbeitet. Ich habe mehr Schärfung als gewöhnlich benutzt, um den<br />
Unterschied zu verdeutlichen.<br />
f/8<br />
f/11<br />
Nachbearbeitung<br />
Alle digitalen Bilder profitieren von einer<br />
Schärfung. Dabei hat man die meiste Kontrolle,<br />
wenn man die Schärfung bei der Nachbearbeitung<br />
vorn<strong>im</strong>mt. Wenn Sie den USM-Filter in Photoshop<br />
verwenden, liefert Ihnen ein kleinerer Radius wie<br />
0,6 die besten Ergebnisse.<br />
f/16<br />
f/22<br />
Dieses Bild zeigt das<br />
Vollformat. Der Kasten zeigt<br />
den freigestellten Bereich,<br />
der den Effekt der Diffraktion<br />
verdeutlicht. Das Bild wurde<br />
mit einer Canon EOS 20D<br />
und einem 17-40-mm-<br />
Objektiv aufgenommen.<br />
Das Ergebnis mag in der Zeitschriftenwiedergabe nicht<br />
ganz so offensichtlich werden, aber in der Vergrößerung<br />
sieht man es sehr deutlich. Bei Blende f/8 sieht alles sehr<br />
scharf aus und auch das Laub <strong>im</strong> Hintergrund ist detailliert<br />
zu erkennen. Auch bei Blende f/11 ist noch alles klar und<br />
deutlich, aber sobald die Blende kleiner wird, wird das Bild<br />
deutlich unschärfer und undetaillierter, anstatt durch die<br />
größere Schärfentiefe deutlicher zu werden. Das ist ein<br />
ausschlaggebender Punkt bei der Landschaftsfotografie,<br />
besonders bei starker Vergrößerung. Es war dieses<br />
„schwammig“ aussehende Laub, das mich lange Zeit davon<br />
abgehalten hat, mit der digitalen Spiegelreflexkamera<br />
Landschaftsaufnahmen zu machen – bis ich begriffen habe,<br />
was da los war.
80 Landschaften Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Belichtung<br />
<strong>Digitale</strong> SLRs haben äußerst akkurate Multizonenmesssysteme mit Histogramm-Funktion, mit deren Hilfe wir die korrekte<br />
Belichtung einstellen können. Belichtung ist also noch nie so einfach gewesen. Um jedoch auf kreative Weise die Kontrolle zu<br />
übernehmen, sollten Sie die Sache selbst in die Hand nehmen. Hier sind einige Techniken für die perfekte Belichtung.<br />
So belichten Sie richtig<br />
Ich wollte einmal eine „andere“ Ansicht von Corfe Castle<br />
in Dorset fotografieren, also ging ich zum Friedhof <strong>im</strong> Dorf.<br />
Nachdem ich einen Bildaufbau mit einem der Kreuze<br />
gefunden hatte, war das nächste Problem die richtige<br />
Belichtung.<br />
1) Dies ist das Ergebnis des kameraeigenen Messsystems,<br />
ohne Zuhilfenahme eines Filters. Die Szene ist sehr<br />
kontrastreich und die Kamera hatte Mühe, alle Tonwerte<br />
einzufangen.<br />
2) Eine Punktmessung von dem unteren Ende des Kreuzes<br />
und eine von dem H<strong>im</strong>mel zeigten eine Helligkeitsdifferenz<br />
von ungefähr 4½ Stufen. Nachdem ich eine Belichtungszeit<br />
für die Landschaft eingestellt hatte, steckte ich ein<br />
0,9-ND-Verlaufsfilter auf (drei Stufen) und richtete die<br />
Kamera auf den dunkelsten Schatten unterhalb des<br />
Horizonts am unteren Rand des Bildausschnitts. Ich<br />
benutzte einen weichen Verlaufsfilter, damit er nicht in das<br />
Kreuz „einschnitt“. Aber in dem helleren Bereichen des<br />
H<strong>im</strong>mels gingen einige Details verloren. Möglicherweise<br />
hätte man diese mit dem RAW-Converter wiederherstellen<br />
können, aber ich reduzierte die Belichtung um zwei Drittel<br />
einer Stufe und machte einen weiteren Versuch.<br />
3) Das Ergebnis ist so belichtet, dass das Histogramm<br />
rechtslastig wird – soweit dies möglich ist, ohne den hellsten<br />
Punkt überzubelichten. Das Histogramm zeigt <strong>im</strong>mer noch<br />
jede Menge dunkler Farbtöne, aber auch viele Informationen<br />
<strong>im</strong> oberen Bereich und – was das Wichtigste ist – keine<br />
unterbelichteten Stellen.<br />
4) Eine unmittelbare Konvertierung der RAW-Datei wirkt ein<br />
wenig langweilig, da es dem Bild an Kontrast fehlt. Für die<br />
endgültige Version habe ich die Belichtung ein wenig<br />
herabgesetzt und – insbesondere in den Schattenbereichen<br />
– ein wenig mehr Kontrast hinzugefügt, um die Dramatik der<br />
originalen Szene nachzustellen. Außerdem habe ich noch<br />
den Weißabgleich verändert, um dem Bild mehr Wärme zu<br />
verleihen, und die Farbsättigung heraufgesetzt.<br />
5) Zum Vergleich habe ich eine weitere Aufnahme gemacht,<br />
die ich um eine Stufe unterbelichtet habe. Hier sehen die<br />
Schatten schlammig aus und lassen Details vermissen. Das<br />
wird besonders <strong>im</strong> Bildausschnitt sichtbar.<br />
Mitteltonmessung<br />
DSLR-Messgeräte sind auf einen 18 Prozent grauen<br />
Mittelton kalibriert. Wenn Sie die Belichtungsmessung auf<br />
einen Mittelton wie zum Beispiel Gras gründen, ist das eine<br />
gute Ausgangsbasis für eine korrekte Belichtung.<br />
1 2<br />
3 4<br />
Schatten<br />
5<br />
Die beiden Beispiele auf der<br />
rechten Seite zeigen, warum es<br />
keine gute Idee ist, ein Bild<br />
unterzubelichten und erst in der<br />
Nachbearbeitung zu versuchen,<br />
die Schatten aufzuhellen. Das<br />
linke Foto ist um etwa eine Stufe<br />
unterbelichtet (um die Details der<br />
hellsten Bereiche zu erhalten),<br />
und die Schattenkurve wurde<br />
nachträglich hochgezogen, um es<br />
dem korrekt belichteten Bild ganz<br />
rechts anzugleichen. Wie Sie<br />
sehen können, entstanden<br />
dadurch nicht nur – statt glatter<br />
Übergängen zwischen den<br />
Tonwerten – eine Tonwerttrennung<br />
in den Schattenbereichen und jede<br />
Menge Bildrauschen,. Der Sensor<br />
hat außerdem deutlich weniger<br />
Details aufgenommen.<br />
✘ Unterbelichtung<br />
✔ Korrekte Belichtung
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Landschaften 81<br />
Farbhistogramme<br />
Einige DSLRs bieten die Option, einzelne<br />
Histogramme für die roten, grünen und<br />
blauen Kanäle anzuschauen. Sie sollten<br />
diese Option lieber ignorieren und das<br />
standardmäßige graue Histogramm<br />
benutzen.<br />
Belichten Sie so, dass das Histogramm<br />
rechtslastig wird<br />
„Rechtslastige Belichtung“ ist inzwischen zu einem anerkannten Mittel<br />
zur Verbesserung der Bildqualität geworden – obwohl sie nur anwendbar<br />
ist, wenn Sie <strong>im</strong> RAW-Format fotografieren. Bei dieser Technik werden die<br />
Belichtungseinstellungen so vorgenommen, dass die hellsten Bereiche gerade noch<br />
nicht überbelichtet sind. Das Resultat ist ein Histogramm, bei dem die Mehrheit<br />
der Pixel sich auf der rechten Seite gruppiert – daher der Name „rechtslastige<br />
Belichtung“. Wenn Sie also sicher sind, dass Sie das Prinzip der Belichtung<br />
begriffen haben, sollten Sie diese Technik einmal ausprobieren und versuchen, die<br />
Belichtung so weit wie möglich auf die rechte Seite des Histogramms zu schieben,<br />
ohne dabei die hellsten Stellen überzubelichten. Das Bild wird vermutlich ein<br />
wenig hell aussehen, wenn es erst in der RAW-Konvertierung ist, aber das können<br />
Sie mithilfe der Helligkeits- und Kontrasteinstellungen ganz leicht korrigieren. Das<br />
Ergebnis wird deutlich besser sein, als wenn Sie versuchen, ein unterbelichtetes<br />
Bild aufzuhellen.<br />
CCD- und CMOS-Sensoren erfassen das Licht linear. Die meisten digitalen SLRs<br />
nehmen ein 12-Bit-Bild auf, das in der Lage ist, über sechs Stufen 4096 Tonwerte<br />
aufzunehmen. Die Tonwerte sind jedoch nicht gleichmäßig über diese sechs<br />
Stufen verteilt. Jede Stufe n<strong>im</strong>mt die Hälfte des Lichts auf, das die vorhergehende<br />
aufn<strong>im</strong>mt. Demzufolge sind die Hälfte der Tonwerte (2048) der hellsten Stufe<br />
zugeordnet, die Hälfte der verbleibenden Tonwerte der zweithellsten Stufe und<br />
so weiter. Folglich kann die dunkelste der sechs Stufen nur noch 64 Tonwerte<br />
aufnehmen. Dies erscheint zunächst einmal verwirrend. S<strong>im</strong>pel ausgedrückt<br />
bedeutet es: Wenn Sie die rechte Seite des Histogramms, die die Mehrheit der<br />
Tonwerte repräsentiert, nicht gründlich nutzen, verschwenden Sie bis zu 50 Prozent<br />
der verfügbaren Kodierungsebenen. Wenn Sie also absichtlich unterbelichten, um<br />
sicherzustellen, dass auch in den hellsten Bereichen die Details erhalten bleiben –<br />
eine gängige Praxis unter Digitalfotografen – laufen Sie Gefahr, einen großen Teil der<br />
Daten zu verlieren, die Sie eigentlich hätten einfangen können.<br />
GROSSES & EINGEFÜGTES BILD: Wenn Sie so belichten, dass das<br />
Histogramm rechtslastig wird, fangen Sie die max<strong>im</strong>ale Menge an Details<br />
und die min<strong>im</strong>ale Menge an Bildrauschen ein. Im RAW-Konverter wird<br />
das Bild zu hell und verwaschen erscheinen. Mithilfe der Helligkeits- und<br />
Kontrasteinstellungen können Sie das Erscheinungsbild Ihres Fotos<br />
anpassen.<br />
MARK BAUER
82 Landschaften Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Belichtungsfilter<br />
Es gibt einige Filter, die dem Landschaftsfotografen helfen können, mehr<br />
Kontrolle über das Licht zu erlangen, das in die Kamera einfällt, und die<br />
diese Belichtungseffekte verbessern und so schönere Ergebnisse liefern.<br />
Neutraldichteverlauffilter (ND)<br />
Diese Filter sind ein wichtiger Bestandteil der Ausrüstung<br />
eines jeden Landschaftsfotografen. Je nach den<br />
Lichtbedingungen kann ein großer Helligkeitsunterschied<br />
zwischen H<strong>im</strong>mel und Landschaft bestehen – oftmals<br />
eine größere Spanne, als vom Sensor einer Kamera<br />
eingefangen werden kann. Neutraldichteverlauffilter<br />
ermöglichen es einem Fotografen, diesen Kontrast zu<br />
kontrollieren. Grundsätzlich ist die obere Hälfte eines<br />
ND-Filters dunkel und die untere Hälfte ist klar. Der<br />
dunkle Teil wird über einen hellen H<strong>im</strong>mel platziert, um<br />
diesen abzudunkeln und den Kontrast somit in die Spanne des Sensors zu bringen.<br />
ND-Filter sind in verschiedenen Stufen erhältlich – eine Stufe (0,3), zwei Stufen<br />
(0,6) und drei Stufen (0,9) sind dabei die gebräuchlichsten. Bei Bedarf können Sie<br />
zwei oder mehr miteinander kombinieren. Um zu entscheiden, welche Stärke Sie benutzen wollen, messen<br />
Sie <strong>im</strong> Vordergrund und am H<strong>im</strong>mel. Wenn Sie einen Punktmesser haben, benutzen Sie diesen und messen<br />
jeweils mehrfach. Rechnen Sie aus, um wie viele Rasten heller der H<strong>im</strong>mel ist und wählen das<br />
entsprechende Filter. Achten Sie aber darauf, dass Sie es nicht übertreiben. Natürlich erwarten wir<br />
durchaus, dass der H<strong>im</strong>mel heller ist, als die Landschaft. Und wenn Sie ein zu starkes Filter benutzen, kann<br />
der Effekt unnatürlich wirken. Denken Sie daran: Sie müssen einfach nur den Kontrast auf eine Spanne<br />
bringen, die der Sensor erfassen kann. Wenn Sie also vier Stufen Unterschied zwischen der Landschaft und<br />
dem H<strong>im</strong>mel gemessen haben, heißt das nicht, dass Sie auch ein Filter mit vier Stufen benötigen – zwei<br />
oder drei sind völlig ausreichend.<br />
ND-Filter mit hartem oder<br />
weichem Verlauf?<br />
ND-Verlauffilter sind in zwei Versionen erhältlich – mit<br />
hartem oder mit weichem Verlauf. Der Name ist dabei<br />
Programm. Filter mit hartem Verlauf haben einen<br />
„härteren“, abrupten Übergang von der dunklen zur<br />
hellen Fläche. Die Landschaftsfotografen streiten sich,<br />
welche Version nun die „beste“ ist und – um ehrlich zu<br />
sein – darauf gibt es keine definitive Antwort. Jede hat<br />
ihre eigenen Vorzüge und Nachteile. Filter mit hartem<br />
Verlauf sind <strong>im</strong> Sucher leichter auszurichten und sehr<br />
nützlich, wenn sich eine sehr helle Fläche nahe am<br />
Horizont befindet (z. B. bei Sonnenuntergang), können<br />
aber natürlich auch in Objekte wie Bäume, Hügel oder<br />
Gebäude, die sich am Horizont befinden,<br />
„einschneiden“. Wegen Ihres weichen Übergangs von<br />
hell zu dunkel wirken Filter mit weichem Verlauf viel<br />
natürlicher, wenn sich Objekte am Horizont befinden<br />
(was ja meistens der Fall ist). Aber man kann sie nicht<br />
so leicht <strong>im</strong> Sucher ausrichten, und sie sind bei einem<br />
sehr hellen Horizont nicht so effektiv. Ich persönlich<br />
bevorzuge für gewöhnlich Filter mit weichem Verlauf<br />
und habe mit der Zeit gelernt, sie auszurichten. Dabei<br />
bietet mir die Schärfentiefe-<strong>Vorschau</strong> eine kleine Hilfe.<br />
Wenn der Horizont sehr hell ist, richte ich die Kamera<br />
so aus, dass der dunkle Bereich ein klein wenig<br />
darunter liegt.<br />
harter Verlauf<br />
Polarisationsfilter<br />
Ein weiteres nützliches Filter für die digitale Landschaftsfotografie ist der<br />
Polarisationsfilter, der Reflexblendungen min<strong>im</strong>iert und die<br />
Farbsättigung erhöht, insbesondere die eines blauen H<strong>im</strong>mels. Der<br />
Effekt ist am stärksten, wenn die Kamera in einem 90-Grad-<br />
Winkel zur Sonne gehalten wird. Um einen Polarisationsfilter<br />
zu verwenden, stecken Sie ihn einfach auf das Objektiv,<br />
schauen Sie durch den Sucher und drehen Sie den Filter so<br />
lange, bis Sie den Effekt sehen, den Sie erzielen wollen. Das<br />
Einzige, was Sie dabei beachten müssen, ist, dass der Filter<br />
ungefähr zwei Rasten der Belichtung schluckt.<br />
Ohne Polarisationsfilter<br />
Mit Polarisationsfilter<br />
weicher Verlauf<br />
MIT UND OHNE POLARISATIONSFILTER: Ein Polarisationsfilter ist nicht nur nützlich, um die<br />
Farbsättigung eines blauen H<strong>im</strong>mels zu erhöhen. Er dunkelt auch Blendlicht ab und kann eingesetzt<br />
werden, um Lichtreflexe auf dem Wasser intensiver und satter darzustellen.
Richten Sie es aus!<br />
Verlaufsfilter korrekt auszurichten ist nicht<br />
<strong>im</strong>mer leicht. Wenn Sie das Objektiv abblenden<br />
und die Schärfentiefe-<strong>Vorschau</strong> benutzen, kann<br />
das helfen, die Übergangslinie ein wenig<br />
deutlicher sichtbar zu machen.<br />
Filter mit hartem Verlauf<br />
Bei geradem Horizont und strahlendem<br />
H<strong>im</strong>mel oberhalb des Horizonts liefern<br />
Filter mit hartem Verlauf gewöhnlich<br />
bessere Resultate und helfen Ihnen,<br />
mehr Details festzuhalten.
84 Landschaften Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Die Grundsätze der Perspektive<br />
Wenn Sie versuchen, sich vorzustellen, wie Sie die dreid<strong>im</strong>ensionale Szene vor Ihnen erfolgreich<br />
in ein zweid<strong>im</strong>ensionales Bild übertragen können, ist das nur eine Frage der Perspektive.<br />
Tiefe in einem Bild wird durch einander überlappende<br />
Ebenen oder Objekte hervorgerufen – wenn ein Objekt zum<br />
Teil von einem anderem überdeckt wird wie zum Beispiel<br />
ein kleiner Hügel vor einem großen Hügel oder ein Baum vor<br />
einem Haus, dann muss ganz offensichtlich eine best<strong>im</strong>mte<br />
Entfernung zwischen den beiden Objekten liegen. Unser<br />
Gehirn sagt uns, dass wir etwas Dreid<strong>im</strong>ensionales vor uns<br />
haben.<br />
Eine weitere gängige Methode, um Tiefe oder Perspektive<br />
in einem Bild darzustellen, ist die Größenerkennung. Wenn<br />
wir geboren werden, haben wir nur eine sehr naive<br />
Vorstellung davon, wie die Welt um uns herum funktioniert<br />
– wir wissen nicht, was die Dinge sind oder wie sie aussehen<br />
sollten, weil wir sie noch nie zuvor gesehen haben. Wenn<br />
wir also als Baby ein Foto von einem Elefanten in einer<br />
Wüste gesehen hätten, hätten wir keine Vorstellung davon<br />
gehabt, ob er groß oder klein gewesen wäre – wir hätten<br />
noch nicht einmal gewusst, dass das Bild einen Elefanten<br />
zeigt! Mit zunehmendem Alter speichert unser Gehirn<br />
Erfahrungen ab, und wir bauen eine Datenbank voller<br />
Informationen auf, die <strong>im</strong>mer wieder auf den neuesten<br />
Stand gebracht wird, und auf die wir unbewusst in jeder<br />
Sekunde des Tages zugreifen. Deswegen wissen wir, wo wir<br />
wohnen und wie wir unsere Schnürsenkel zubinden<br />
müssen, wie wir Messer und Gabel benutzen und wie man<br />
spricht. Größenerkennung funktioniert auf genau dieselbe<br />
Weise. Wenn wir etwas einmal gesehen haben, erinnern wir<br />
uns nicht nur daran, was es ist und wie es aussieht, sondern<br />
kennen auch seine ungefähre Größe.<br />
Ein Werkzeug, das Sie erkennen und einsetzen können<br />
sollten, ist die „verkleinernde Perspektive“. Diese Art von<br />
Perspektive beruht auf der Tatsache, dass ein Objekt umso<br />
kleiner auf einem Foto erscheint, je weiter es von der<br />
Kamera entfernt ist. Wenn Sie zum Beispiel neben einem<br />
Gebäude stehen, lässt es Sie wie einen Zwerg aussehen.<br />
Gehen Sie aber 100 Meter die Straße hinunter, wird es viel<br />
kleiner wirken – winziger als das Auto neben Ihnen aussieht,<br />
obwohl Sie genau wissen, dass das Gebäude tatsächlich viel<br />
größer ist.<br />
Deshalb verleiht ein interessantes Objekt <strong>im</strong> Vordergrund<br />
einer Landschaftsaufnahme eine starke Andeutung von<br />
Distanz und Tiefe – ein altes hölzernes Gatter, mit dem Sie<br />
den Vordergrund ausfüllen, erscheint viel größer als die<br />
Scheune dahinter. Aber da Sie wissen, dass die Scheune<br />
größer ist, zieht Ihr Gehirn die Schlussfolgerung, dass die<br />
Scheune weit entfernt sein muss, und sofort wird Tiefe<br />
<strong>im</strong>pliziert.<br />
Verkleinernde Perspektive kann auch angewendet<br />
werden, wenn man eine Reihe von ähnlich großen Objekten<br />
fotografiert, wie zum Beispiel eine Allee. Der Baum, der<br />
Ihnen am nächsten ist, wird am größten aussehen und der<br />
am weitesten entfernte am kleinsten. Jeder Baum wird<br />
kleiner wirken, als der, der vor ihm steht. Diese<br />
verkleinernde Skala verleiht einem Bild ebenfalls ein starkes<br />
Gefühl der Tiefe, denn wir wissen ja, dass die Bäume<br />
ungefähr gleich groß sind, also bedeutet die Tatsache, dass<br />
sie kleiner erscheinen, dass sie in Wahrheit <strong>im</strong>mer weiter<br />
entfernt sind.<br />
Weitwinkelobjektive sind ideal, um die verkleinernde<br />
Perspektive übertrieben darzustellen, weil sie die Entfernung<br />
zwischen den einzelnen Objekten einer Szene noch<br />
strecken. Je größer das Objektiv ist, das sie dazu benutzen<br />
(je kürzer die Brennweite) umso besser. Wenn Sie mit einem<br />
15-mm-Objektiv ganz nah an eine Schnecke in Ihrem<br />
Garten herangehen, wird sie auf dem Foto größer wirken, als<br />
Ihr Haus!<br />
Im Gegensatz dazu kompr<strong>im</strong>ieren Teleobjektive die<br />
Perspektive, so dass Objekte in einer Szene sich näher<br />
aneinander zu befinden scheinen, als sie es tatsächlich tun;<br />
und je länger die Brennweite Ihres Objektivs, umso<br />
deutlicher macht sich diese „Verkürzung“ bemerkbar.<br />
Teleobjektive ermöglichen uns auch eine Betonung der<br />
Vogelperspektive, die darauf basiert, dass Farbe und Ton mit<br />
zunehmender Entfernung durch atmosphärischen Dunst,<br />
So nutzen Sie Größenverhältnisse<br />
Ebenso wie die Perspektive ist auch das Größenverhältnis ein kraftvolles Werkzeug für den Bildaufbau. Wenn Sie etwas<br />
von erkennbarer Größe in Ihr Foto einbauen, kann der Betrachter es mit allen anderen Elementen vergleichen und<br />
daraus Rückschlüsse darauf ziehen, wie groß oder klein diese Elemente sind. So haben zum Beispiel „durchschnittliche“<br />
Erwachsene ungefähr die gleiche Größe. Wenn Sie also eine Person fotografieren, die vor einer Statue steht und dabei<br />
wie ein Zwerg wirkt, kann der Betrachter aus seinem Wissen, wie groß eine Person ungefähr ist, schließen, dass die<br />
Statue riesig sein muss. Wenn Sie aber keine Person in den Bildaufbau einbezogen hätten, hätte der Betrachter keine<br />
Ahnung, wie groß die Statue ist, da er sie nicht kennt und nichts hat, womit er sie vergleichen könnte. Das bedeutet aber<br />
nicht, dass Sie <strong>im</strong>mer ein Größenvergleichsobjekt in ihren Bildaufbau aufnehmen müssen. Wenn Sie dies absichtlich<br />
vermeiden, können faszinierende Bilder entstehen, bei denen der Betrachter nicht sicher ist, was sie darstellen und<br />
die den Blick des Betrachters fesseln, weil er seine Neugier befriedigen möchte. Details in der Landschaft sind ideal<br />
für diese Art von Fotos, denn Sie werden eine Menge von Objekten kleiner Größe finden, die ebenso gut sehr groß sein<br />
könnten. Riffel, die Wellen auf einem Sandstrand hinterlassen haben, sehen in der Nahaufnahme hohen Dünen in der<br />
Wüste erstaunlich ähnlich und Risse und Spalten in einem Felsen können wie der Grand Canyon aussehen, wenn die<br />
Bildkomposition nichts enthält, woran man ihre Größe messen kann.<br />
Nebel und Grauschleier abgeschwächt werden. Wenn Sie<br />
zum Beispiel bei Sonnenaufgang eine Gebirgslandschaft<br />
betrachten, wird der Berg, der sich der Kamera am nächsten<br />
befindet, dunkler erscheinen, als die weiter entfernten. Das<br />
Gleiche gilt für Bäume <strong>im</strong> Nebel, oder die Wellenform einer<br />
Hügellandschaft. Wie Mark Bauer weiter unten in diesem<br />
Abschnitt erläutern wird, benutzen Sie ein Zoomobjektiv<br />
und richten es auf die weiter entfernten Teile der Landschaft<br />
aus, dorthin, wo Dunst oder Nebel stärker sind. Alternativ<br />
fotografieren Sie gegen die Sonne (nicht in die Sonne!), so<br />
dass die weiter entfernten Landschaftsabschnitte viel heller<br />
sind als die, die der Kamera am nächsten sind.<br />
Die Vogelperspektive kann auch durch Farbe <strong>im</strong>pliziert<br />
werden. Kühle Farben wie blau und grün scheinen sich<br />
zurückzuziehen. Sie bieten also einen idealen Hintergrund<br />
für Objekte mit wärmeren Farbtönen wie rot, orange oder<br />
gelb, von denen man sagt, dass sie nach vorne dringen. Sie<br />
können dies nutzen, indem Sie Fotos mit wärmeren Farben<br />
<strong>im</strong> Vordergrund aufbauen, wie zum Beispiel ein Beet voller<br />
Frühlingsblumen vor weiter entferntem grünem Laub und<br />
blauem H<strong>im</strong>mel.<br />
Bedenken Sie stets, dass Objektive nicht die Perspektive<br />
wechseln, auch wenn es so aussehen mag. Das wird am<br />
deutlichsten, wenn Sie eine Szene zwe<strong>im</strong>al aus dem exakt<br />
gleichen Kamerawinkel aufnehmen – einmal mit einem<br />
Weitwinkelobjektiv und einmal mit einem Teleobjektiv.<br />
Natürlich werden beide Bilder unterschiedlich aussehen,<br />
Benutzen Sie<br />
unterschiedliche Objektive<br />
Um etwas über Perspektive zu lernen, fotografieren<br />
Sie die gleiche Szene mit unterschiedlichen<br />
Brennweiten. So erkennen Sie, wie die<br />
Brennweiten die Beziehung zwischen Vordergrund<br />
und Hintergrund beeinflussen.<br />
aber wenn Sie den Bildausschnitt aus dem Foto mit dem<br />
Weitwinkelobjektiv freistellen, der den gleichen Bereich<br />
abdeckt wie das Foto mit dem Teleobjektiv, werden Sie<br />
feststellen, dass die Perspektive bei beiden gleich ist. Wenn<br />
Sie die Perspektive verändern möchten, reicht es nicht aus,<br />
einfach nur das Objektiv zu wechseln. Sie müssen auch die<br />
Kameraposition verändern, so dass ein Hauptobjekt auf<br />
beiden Fotos die gleiche Größe aufweist.<br />
Nehmen wir einmal an, Sie fotografieren eine Person, die<br />
vor einem Gebäude steht. Nehmen Sie zuerst ein Bild mit<br />
einem Weitwinkelobjektiv auf, auf dem die Person die Höhe<br />
des Bildausschnitts komplett ausfüllt. Sie werden<br />
feststellen, dass die Perspektive gestreckt erscheint und das<br />
Gebäude viel weiter entfernt wirkt, als es tatsächlich ist. Als<br />
nächstes verwenden Sie ein Teleobjektiv und gehen so weit<br />
nach hinten, bis die Person die gleiche Größe <strong>im</strong><br />
Bildausschnitt einn<strong>im</strong>mt, wie <strong>im</strong> vorangegangenen Foto.<br />
Nun werden Sie feststellen, dass die Perspektive<br />
kompr<strong>im</strong>iert wird und das Gebäude viel näher an der Person<br />
erscheint, als es tatsächlich ist. Wenn Sie solche<br />
Vergleichsbilder machen, wird Ihnen das helfen, ein tieferes<br />
Verständnis dafür zu entwickeln, wie Perspektive<br />
funktioniert, und wie Sie sie in Ihrer <strong>Fotografie</strong> effektiv<br />
einsetzen können. Einem Fotografen stehen <strong>im</strong>mer nur zwei<br />
D<strong>im</strong>ensionen zur Verfügung, aber wenn Sie sich die<br />
Perspektive zunutze machen, können Sie zumindest den<br />
Eindruck einer dritten erwecken.<br />
LEE FROST
Perspektive für Tiefe<br />
Weitwinkelobjektive können dazu<br />
benutzt werden, die Perspektive zu<br />
verändern, so dass sich der<br />
Vordergrundbereich tiefer in den<br />
Bildausschnitt hinein zu erstrecken<br />
scheint, als er das in Wirklichkeit tut.<br />
Das ist eine tolle Technik, wenn Sie ein<br />
starkes Motiv <strong>im</strong> Vordergrund haben.<br />
LEE FROST
86 Landschaften<br />
Die Perspektive raffen<br />
Fotografen verwenden oft ein Teleobjektiv, um die<br />
Perspektive zu raffen. Doch was heißt das?<br />
AUS TECHNISCHER SICHT WIRD DURCH TELEOBJEKTIVE KEIN „Raffen der<br />
Perspektive” erreicht. Aber auf dem Foto erhält man durch eine Aufnahme mit<br />
Teleobjektiv ein anderes Gespür für Perspektive als bei einem Motiv, das mit einem<br />
Weitwinkelobjektiv aufgenommen wurde.<br />
Weitwinkelobjektive scheinen die Perspektive zu weiten und schaffen ein Gefühl für Tiefe,<br />
denn nahe gelegene Objekte erscheinen groß und entfernte Objekte sehr klein. Man erhält<br />
den Eindruck großer Entfernungen. Außerdem werden durch Weitwinkelobjektive klare<br />
Bilddiagonalen geschaffen, welche, sofern sie sorgfältig <strong>im</strong> Bild positioniert sind, den<br />
Eindruck der Tiefe verstärken. Teleobjektive hingegen lassen entfernter liegende Motive<br />
größer erscheinen, indem sie die verschiedenen Ebenen <strong>im</strong> Bild raffen und somit den<br />
Eindruck von Tiefe schwächen. Die Bildlinien weiten sich nicht zu Diagonalen und<br />
parallele Linien bleiben auch <strong>im</strong> Bild parallel. Das alles verstärkt den zweid<strong>im</strong>ensionalen<br />
Charakter des Bildes. Im Vergleich zu einer Aufnahme mit Weitwinkelobjektiv entsteht<br />
hier ein Bild, dass keine Bewegung vermittelt. Und natürlich, je länger das Objektiv, desto<br />
weniger Bewegung. Für welche Motive ist nun der Effekt des Raffens durch lange<br />
Objektive vorteilhaft? Die Statik, die durch Teleobjektive entsteht, macht sich gut in<br />
ruhigen Motiven. Ideal sind Landschaften, besonders solche mit verschiedenen Ebenen<br />
bzw. „Schichten“, die nun optisch zusammengezogen werden. Es entsteht fast der<br />
Eindruck, als wären sie übereinander gestapelt. Der Eindruck der Ruhe kann noch durch<br />
morgendliche Nebelschwaden verstärkt werden, wenn sich die Hügelkuppen über dem<br />
Nebelmeer erheben. Mit richtigen Lichtbedingungen lassen sich auch Bilder mit mehr<br />
Dramatik schaffen: Suchen Sie nach Szenen, in denen sich helle und dunkle Streifen<br />
abwechseln, wodurch eine „Schichtung des Lichts“ erreicht wird.<br />
Auch Stadtlandschaften eignen sich gut, denn durch das Raffen lassen sich einzelne<br />
Elemente kontrastieren oder aber der Eindruck eines belebten Umfeldes erzeugen.<br />
Mark Bauer fotografiert Corfe Castle<br />
Mit einem Teleobjektiv erreicht man grundsätzlich eine geringere Schärfentiefe als<br />
mit einem Weitwinkelobjektiv, aber meist ist der Standpunkt be<strong>im</strong> <strong>Fotografie</strong>ren in<br />
einiger Entfernung zum Motiv, und in der Regel befindet sich nichts weiter davor.<br />
Dennoch bietet sich eine kleine Blendenöffnung an, um sicherzugehen, dass alles<br />
<strong>im</strong> Bild scharf abgebildet wird. Da die geeigneten Belichtungszeiten nun allerdings<br />
zu lang sind, um die Kamera in der Hand zu halten, ist ein Stativ unverzichtbar.<br />
Nutzen Sie <strong>im</strong> Idealfall auch einen Fernauslöser und eine Spiegelvorauslösung.<br />
50 mm 75 mm
Einfach nur Illusion!<br />
Es scheint, dass Teleobjektive die Perspektive<br />
raffen, aber in Wirklichkeit ist das nicht so.<br />
Sobald Sie von einer Aufnahme mit<br />
Weitwinkelobjektiv einen Ausschnitt vergößern,<br />
stellen Sie fest, dass die Wirkung eigentlich<br />
dieselbe ist.<br />
28 bis 35<br />
Mill<strong>im</strong>eter<br />
Der scheinbare Abstand<br />
zwischen Vordergrund und<br />
Burg schafft ein Gefühl von<br />
Tiefe, während die Hügel<br />
und das Dorf hinter der<br />
Burg sich in die Weite<br />
erstrecken.<br />
60 bis 85<br />
Mill<strong>im</strong>eter<br />
Auch eine moderate<br />
Einstellung auf dem<br />
Teleobjektiv lässt die<br />
Perspektive flacher<br />
erscheinen, und die Burg<br />
scheint über den Hügeln<br />
und dem entfernten Dorf<br />
aufzuragen.<br />
105 bis 200<br />
Mill<strong>im</strong>eter<br />
Mit zunehmender<br />
Brennweite verflacht die<br />
Perspektive, und fast meint<br />
man, die Burg und die<br />
hinter ihr liegenden Hügel<br />
lägen in einer Ebene.<br />
120mm<br />
200mm
88 Landschaften<br />
Fluchtpunkte verstärken die Wirkung<br />
Noch eindrucksvoller kann man Perspektive mit konvergierenden Linien gestalten und<br />
somit eine Illusion von Weite und Raum erzeugen. Wie das geht, zeigt uns Lee Frost.<br />
FÜHRUNGSLINIEN IN ALL IHREN VERSCHIEDENEN FORMEN<br />
helfen entscheidend be<strong>im</strong> Kompositionsaufbau. Horizontale Linien<br />
<strong>im</strong>itieren den Horizont, und man kann sie gut für ausgewogene,<br />
ruhige Kompositionen einsetzen. Vertikale Linien hingegen haben<br />
einen dynamischeren Charakter und bringen Spannung ins Bild.<br />
Weite und Tiefe wird aber bei beiden nicht erzeugt. Dafür braucht<br />
man Linien, welche das Auge des Betrachters scheinbar durch das<br />
Bild führen. Das funktioniert gut mit Diagonalen, besonders wenn sie<br />
vom unteren linken Bildrand bis zum oberen rechten Bildrand<br />
verlaufen – unsere natürliche Blickrichtung be<strong>im</strong> Betrachten eines<br />
Fotos. Die Wirkung ist allerdings am stärksten, wenn eine Reihe<br />
diagonaler Linien aus verschiedenen Ecken der Komposition bis zur<br />
Bildmitte verlaufen und dort zusammentreffen.<br />
Die Bildfläche wirkt dann wie ein geöffnetes Fenster, welches die<br />
dahinter liegende Szene einrahmt. Die konvergierenden Linien sind<br />
wie sichtbare Strahlen, die den Blick zu einem Punkt in der Ferne<br />
Benutzen Sie Ihren LCD nicht nur, um die Belichtung<br />
zu überprüfen, sondern auch dafür, um den Horizont<br />
gerade abzubilden.<br />
führen. Das Foto kommt einem nicht mehr wie eine Fläche vor, sondern lädt den Betrachter ein hineinzulaufen. Um eine<br />
solche Wirkung von Perspektive mit Linien zu erreichen, brauchen Sie ein Motiv, in dem sich Parallelen finden lassen. Ideal<br />
sind Straßen, Eisenbahnschienen, Wege, Zäune, Flüsse und Bäche, Stege und Brückenpfeiler. Für die Aufnahme stellen<br />
Sie sich am besten zwischen die parallelen Linien mit Blickrichtung entlang der Linien. Sie werden feststellen, dass die<br />
Linien mit größerem Abstand von der Kamera zusammenrücken – oder zusammenlaufen – und sich schließlich in der<br />
Ferne an einem so genannten „Fluchtpunkt“ zu treffen.<br />
Zur Verstärkung dieser Wirkung nutzen Sie am besten ein Weitwinkelobjektiv, um die Perspektive zu dehnen. Damit<br />
erreichen Sie, dass die Linien <strong>im</strong> unmittelbaren Vordergrund zunächst weit voneinander entfernt sind, während sie dann<br />
auf dramatische Weise zusammenlaufen. Diese Wirkung erreicht man bereits bei Brennweiten von 28 Mill<strong>im</strong>etern, bei 20<br />
Mill<strong>im</strong>etern und mehr wird sie extrem groß. Beziehen Sie auch den Fluchtpunkt in Ihre Komposition ein, denn so erhalten<br />
alle Linien einen Abschluss, und der Eindruck der Tiefe wird noch verstärkt. Ist der Fluchtpunkt nicht mit <strong>im</strong> Bild, wirkt das<br />
recht seltsam, denn der Betrachter schaut automatisch über das Bild hinaus, um zu sehen, wo sich die Linien treffen. Um<br />
zu zeigen, wie lineare Perspektive funktioniert, habe ich ganz verschiedene Aufnahmen einer Seebrücke gemacht.<br />
Die Schärfentiefe max<strong>im</strong>ieren<br />
Damit die gesamte Szene scharf aufgenommen wird, wählen Sie am besten eine<br />
kleine Blendenöffnung wie f/16 und fokussieren auf hyperfokale Entfernung. Die<br />
Aufstellung unten zeigt die jeweilige hyperfokale Entfernung für beliebte<br />
Brennweiten be<strong>im</strong> Weitwinkelobjektiv und Blendenöffnungen zwischen f/11 und<br />
f/22. Fokussieren Sie auf die hyperfokale Entfernung, und vom halben Abstand<br />
dieser Entfernung bis zur Unendlichkeit wird alles scharf erscheinen.<br />
Blende<br />
Brennweite des Objektivs (mm)<br />
16 mm 20 mm 24 mm 28 mm 35 mm<br />
f/11 0,75 m 1,0 m 1,5 m 2,0 m 3,0 m<br />
f/16 0,5 m 0,7 m 1,0 m 1,4 m 2,1 m<br />
f/22 0,35 m 0,5 m 0,7 m 1,0 m 1,5 m<br />
Das war mein erster Blick auf die Seebrücke. Sie erkennen, dass der Blick von der<br />
1 Seite und aus der Entfernung sie flach erscheinen lässt, da die Linien der<br />
Brückenstruktur horizontal über das Bild verlaufen. Es entsteht überhaupt kein Gefühl<br />
von Tiefe und der Gesamteindruck ist zweid<strong>im</strong>ensional und langweilig.<br />
Ein geringerer Aufnahmeabstand zur Brücke ist wirkungsvoller und erzeugt mehr<br />
2 Tiefe. Jetzt kann man erkennen, dass die durch den Fußweg, die Bodenplatten<br />
und das Geländer erzeugten Linien von unten links nach oben rechts<br />
zusammenlaufen und den Blick auf den Leuchtturm lenken, dem wichtigsten Motiv in<br />
der Komposition.
Die Horizontebene bewahren<br />
Damit der Horizont nicht schräg abgebildet wird,<br />
empfiehlt sich die Verwendung einer<br />
Wasserwaage oder des in der Kamera<br />
eingebauten elektronischen Messgerätes. Auch<br />
die Rahmenmarkierungen <strong>im</strong> Sucher der<br />
Kamera helfen, eine ausgewogene,<br />
symmetrische Komposition zu erreichen.<br />
Letztes Foto<br />
Schließlich entschied ich, dass die<br />
wirkungsvollste Komposition erreicht wird,<br />
wenn die Kamera etwas tiefer als in Schritt 3<br />
positioniert wird und somit das obere Geländer<br />
noch über dem Horizont liegt. Zur Betonung<br />
dieser Linien habe ich außerdem eine etwas<br />
kleinere Brennweite verwendet.<br />
Schaut man nun direkt die Brücke hinunter, laufen die durch Fußweg und<br />
3 Geländer parallel gebildeten Linien von beiden Seiten zu einem zentralen<br />
Fluchtpunkt zusammen. Die lineare Perspektive wird dadurch viel wirkungsvoller<br />
gezeigt, und obwohl das Bild bereits viel dreid<strong>im</strong>ensionaler ist als zuvor, kann es<br />
<strong>im</strong>mer noch verbessert werden.<br />
Um die Wirkung nun zu verstärken, stellte ich auf meinem Zoomobjektiv eine<br />
4 Brennweite von 16 Mill<strong>im</strong>etern ein und positionierte die Kamera fast auf<br />
Bodenebene. Die Linien verlaufen nun aus allen vier Ecken des Bildes und der<br />
Fluchtpunkt wird nochmals verstärkt. Ein wirkungsvolles Foto, doch die große<br />
Betonmasse wirkt abstoßend.
90 Landschaften<br />
Wie man Perspektive<br />
noch erreicht<br />
Sie haben noch <strong>im</strong>mer nicht genug Ideen, wie Sie Perspektive<br />
nutzen können. Dann probieren sie doch mal diese drei einfachen,<br />
aber sehr wirkungsvollen Techniken aus.<br />
1) Den Eindruck räumlicher Tiefe verstärken<br />
Auch wenn Bilder nur zweid<strong>im</strong>ensional sind, nutzt unser Gehirn be<strong>im</strong> Betrachten einzelne<br />
Bildelemente, um Maßstab, Entfernung und Tiefe zu best<strong>im</strong>men. Deshalb können<br />
Fotografen abhängig vom gewähltem Standpunkt und der Brennweite des Objektives die<br />
Perspektive „dehnen“ oder „stauchen“. Längere Brennweiten stauchen die Perspektive und<br />
erzeugen ziemlich flach aussehende Fotos, während kurze Brennweiten die Perspektive zu<br />
weiten scheinen. Motive in der Nähe erscheinen größer und dominanter, während<br />
entferntere Objekte kleiner, weiter entfernt und unbedeutender aussehen. Mit anderen<br />
Worten: Kürzere Brennweiten helfen Ihnen dabei, ein Gefühl von Tiefe zu erzeugen.<br />
Wenn man den Aufnahmen ein Gefühl von Tiefe gibt, hat man ein für jedes Motiv passendes<br />
Gestaltungselement in der Hand. Dennoch wird es wohl am meisten von<br />
Landschaftsfotografen genutzt, die oft ein nahe gelegenes Motiv wie einen Stein, Blumen<br />
oder einen Weg in den Vordergrund des Bildes positionieren, um so einen Kontrast zum<br />
Blick in die Ferne zu schaffen. Dadurch wird unsere Wahrnehmung für Tiefe erhöht. Es<br />
funktioniert besonders gut in Kombination mit einem Brennweitenbereich zwischen 10 bis<br />
28 Mill<strong>im</strong>etern. Aufgrund der äußerst großen Schärfentiefe, die mit diesen Objektiven<br />
erreicht werden kann, kann man sehr nah an das Motiv <strong>im</strong> Vordergrund herantreten und<br />
seine Größe übertreiben, so dass es <strong>im</strong> Vergleich zum Hintergrund größer erscheint. Je<br />
näher das Vordergrundmotiv der Kamera ist, desto größer ist die Wahrnehmung der Tiefe.<br />
Auch wenn Sie die Perspektive sicher gern durch die Übertreibung des Vordergrundmotivs<br />
manipulieren, sollten Sie dieses Mittel vorsichtig einsetzen, denn zu oft wird ein markantes<br />
Motiv <strong>im</strong> Vordergrund zu Lasten der mittleren Entfernung und des Bildhintergrundes<br />
ausgewählt. Auch wenn Weitwinkelobjektive aufgrund ihrer Bauart große Schärfentiefe<br />
erzeugen können, sollten Sie sich für eine kleine Blendenöffnung wie f/16 oder f/22<br />
entscheiden, um auch wirklich ausreichend Schärfe zwischen Vorder- und Hintergrund zu<br />
erreichen. Nutzen die die <strong>Vorschau</strong> für die Schärfentiefe oder LiveView, wenn Ihre Kamera<br />
diese Funktionen hat. Auch Ihr Aufnahmestandpunkt kann dazu beitragen, ein Raumgefühl<br />
zu erzeugen, sowohl hochgelegene als auch tiefer gelegene Aufnahmepositionen können<br />
wirkungsvoll sein, abhängig vom Motiv und der Situation. Beachten Sie auch, in welchem<br />
Format Sie Ihre Fotos aufnehmen. Nehmen Sie <strong>im</strong> Hochformat auf, erzeugen Sie einen<br />
Eindruck von Höhe. Zusammen mit einer guten Positionierung des Vordergrundmotivs kann<br />
dies den dreid<strong>im</strong>ensionalen Eindruck ihrer Fotos verstärken.<br />
LEE FROST<br />
2) Bildformat<br />
Das Bildformat, das sie zum <strong>Fotografie</strong>ren einer Szene nutzen,<br />
kann die Wahrnehmung der Perspektive entscheidend<br />
beeinflussen. Probieren Sie es aus und nehmen Sie dasselbe<br />
Motiv sowohl <strong>im</strong> Hochformat, als auch <strong>im</strong> Querformat auf.<br />
Laden Sie die Fotos dann herunter und schneiden sie dann in<br />
verschiedenen Formaten zu. Das Landschaftsformat ist ein<br />
solides, verlässliches Format, das ein Motiv auf einfache Weise<br />
einfängt und Bilder produziert, die angenehm zu betrachten<br />
sind. Sobald Sie die Kamera jedoch senkrecht halten, verändert<br />
sich alles. Die Bildkomposition wird viel aktiver und<br />
dynamischer, da die vertikalen Linien betont werden. Auch die<br />
Wirkung von Nähe und Entfernung wird verstärkt, denn man<br />
kann mehr <strong>im</strong> Vordergrund unterbringen. Schneiden Sie nun<br />
ein Motiv in ein quadratisches Format, und schon wirkt die<br />
Komposition viel ruhiger. Sie ist viel gelassener und<br />
ausgeglichener. Was für die einen langweilig ist, ist für andere<br />
wunderschön. Daher lohnt es sich, damit zu exper<strong>im</strong>entieren<br />
z. B. bei symmetrischen Motiven wie einer Landschaft, die sich<br />
in einem See spiegelt. Nehmen Sie schließlich eine Aufnahme<br />
<strong>im</strong> Hochformat und schneiden sie in ein senkrechtes<br />
Panoramaformat. Dadurch erhalten Sie ein wirklich lautes,<br />
unübersehbares Motiv – eine plakative, selbstbewusste, freche<br />
Komposition, die auf jeden Fall ins Auge fällt. Probieren Sie es<br />
aus, und Sie werden feststellen, wie sehr sich Ihre<br />
Wahrnehmung allein aufgrund des Bildformats verändert.
Die Aufmerksamkeit in den<br />
Vordergrund lenken<br />
Nutzen Sie Ihr Weitwinkelobjektiv für einen<br />
geringen Abstand zum gewählten Vordergrund.<br />
Um die Perspektive wirklich zu verstärken,<br />
versuchen Sie es mal mit einem Motiv, das mehr<br />
als einmal <strong>im</strong> Bild erscheint, wie z. B. in diesem<br />
Bild die Heuballen.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
3) Die Qualität des Lichts<br />
Auch wenn Sie es zunächst nicht glauben, aber<br />
Licht und Perspektive gehören zusammen.<br />
Zunächst wird durch die Stärke und Intensität des<br />
Lichts die Tiefenwirkung einer Aufnahme betont.<br />
An einem langweiligen und grauen Tag ist das<br />
Licht weich und die Motive wirken flach, denn die<br />
geringe Kontrastwirkung lässt keine Schatten<br />
entstehen, um die Motive klar abzuzeichnen. Ganz<br />
anders, wenn die Sonne herauskommt: Es gibt<br />
intensive Schatten und sie lassen die Motive<br />
dreid<strong>im</strong>ensional erscheinen, während die Effekte<br />
aus der Luftperspektive wegen des höheren<br />
atmosphärischen Dunstes klarer sind. Auch die<br />
Richtung des Lichteinfalls spielt eine Rolle.<br />
Motiven mit direktem Licht von vorn mangelt es an<br />
Tiefe, denn die Schatten sind nicht mehr sichtbar.<br />
Das Gleiche passiert, wenn die Sonne bei klarem<br />
Wetter <strong>im</strong> Zenit steht. Wird die gleiche Szene<br />
jedoch von der Seite beleuchtet, entsteht eine sehr<br />
wirkungsvolle Schattenwirkung, die<br />
Beschaffenheit und Form ans Licht bringt sowie<br />
Tiefe betont. <strong>Fotografie</strong>ren sie zur Abwechslung<br />
auch mal direkt ins Licht, sodass die Schatten in<br />
die Kamera zu stürzen scheinen. Dadurch werden<br />
klare Linien geschaffen, die den Blick in die Szene<br />
hineinführen.<br />
LEE FROST
92 Landschaften Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Grundlagen für Wasseraufnahmen<br />
in Landschaftsbildern<br />
Sie wollen in der freien Natur umwerfende Landschaftsaufnahmen machen?<br />
Hier erhalten Sie Tipps für die besten Techniken und die richtige Ausrüstung.<br />
IST IHNEN SCHON AUFGEFALLEN, dass auf den<br />
meisten atemberaubenden Landschaftsbildern in der<br />
Regel in irgendeiner Form Wasser zu sehen ist? Ob so<br />
unauffällig wie ein kleiner Fluss, oder ganz<br />
augenscheinlich wie das Meer in einer Küstenlandschaft,<br />
Wasser ist in vielen Landschaftsfotos ein<br />
Schlüsselelement.<br />
Das liegt vor allem daran, dass Wasser aus fotografischer<br />
Sicht sehr anpassungsfähig ist. Der Einsatz von Filtern, die<br />
Veränderung der Verschlusszeiten oder beides in<br />
Kombination macht es möglich, Wasser in ganz<br />
verschiedenen Formen aufzunehmen. So kann die<br />
Bewegung von Wassertropfen eingefroren werden, sodass<br />
sie auf einmal in der Luft schweben, oder lange<br />
Belichtungszeiten verwandeln es in ätherischen Nebel.<br />
Obwohl Wasser bei der Belichtung Probleme hervorrufen<br />
Die Wahl der Verschlusszeiten<br />
Die Verschlusszeit, die Sie bei Wasseraufnahmen wählen,<br />
hängt von vielen Faktoren ab: ob es sich bewegt, wie schnell<br />
es sich bewegt, wie viel Wasser sich bewegt und ob sie<br />
es plötzlich in der Bewegung erstarren lassen wollen oder<br />
es verschw<strong>im</strong>men soll. Bei großen Wasserfällen oder sich<br />
brechenden Wellen werden Sie mit einer Verschlusszeit von<br />
1/1000 bis 1/2000 Sek. garantiert jeden Tropfen einfrieren.<br />
Für schnell fließende Flüsse und kleine Wasserfälle wie<br />
diesem hier empfiehlt sich eine Verschlusszeit von 1/200<br />
bis 1/500 Sek., während für langsame Flüsse und Bäche<br />
1/125 bis 1/250 Sek. ausreichen sollten. Wenn das<br />
Wasser verschw<strong>im</strong>men soll, dann erreicht man bei großen<br />
Wasserfällen ein gutes Ergebnis mit einer Sekunde, bei<br />
kleineren Wasserfällen versuchen Sie es am besten mit zwei<br />
Sekunden. Für Flüsse und Ströme braucht man eine längere<br />
Verschlusszeit von zwei bis vier Sekunden, und wenn Sie<br />
wollen, können Sie auch 10 bis 20 Sekunden wählen.<br />
Allerdings kann Überbelichtung zum Problem werden, wenn<br />
sich in einem Bereich große Wassermengen sammeln.<br />
Verfolgen Sie daher das Histogramm und wählen eine<br />
längere Verschlusszeit, wenn bei sehr hellen Bildbereichen<br />
keine Zeichnung mehr vorhanden ist. Bei Aufnahmen<br />
an der Küste erreicht man mit ein bis zwei Sekunden ein<br />
Verschw<strong>im</strong>men der Wellen, während 20 bis 30 Sekunden<br />
einen „milchigen“ Effekt haben.<br />
kann, trägt es aufgrund seiner Eigenschaft zu spiegeln<br />
dazu bei, Bilder zu verbessern. Begibt man sich an einem<br />
Tag mit wenig oder gar keinem Wind an einen See,<br />
Stausee oder ein anderes großes Gewässer, kann man<br />
tolle Aufnahmen machen, wenn man die makellose<br />
Spiegelung eines Motivs auf der Wasseroberfläche<br />
einfängt. Doch es gibt noch viel mehr Möglichkeiten:<br />
Flüsse können eindrucksvoll in und durch eine Landschaft<br />
führen oder stellen zusammen mit abgeschlossenen<br />
Tümpeln oder mäandernden, von Steinen übersäten<br />
Flüssen äußerst wirksame Vordergrundmotive dar.<br />
Diese Liste ließe sich noch fortsetzen, doch in diesem<br />
Kapitel vermitteln wir Ihnen zunächst Grundlagen, wie<br />
Sie Wasser in Landschaften aufnehmen und garantiert<br />
fantastische Fotos erhalten können. Worauf also warten<br />
Sie noch? Probieren sie es aus!<br />
1/60 Sek.<br />
1/20 Sek. 0,4 Sek.<br />
Die notwendige Ausrüstung<br />
Weitwinkelobjektiv mit<br />
Zoom: Ein Super-Weitwinkel-<br />
Zoomobjektiv mit z. B. 12 bis 24<br />
Mill<strong>im</strong>eter oder ähnlicher Größe<br />
ist ideal, denn damit können Sie<br />
<strong>im</strong> Vordergrund Wasser abbilden<br />
und ihr Motiv hat trotzdem große<br />
Schärfentiefe und ist überall<br />
scharf. Äußerst beliebt ist das Sigma 10-20-mm-Objektiv<br />
wegen seiner hervorragenden Leistung und dem guten<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />
Wasserwaage: Wenn<br />
zur Ausstattung Ihres Stativs<br />
eine Wasserwaage gehört,<br />
dann nutzen Sie diese, um<br />
zu gewährleisten, dass die<br />
Horizontlinien gerade sind.<br />
Denn bei der Bildbearbeitung<br />
in Photoshop wollen Sie sicher<br />
keine Ewigkeit damit verbringen, Ihre Bilder waagerecht<br />
zu bekommen. Kaufen Sie sich sonst eine einfache<br />
Wasserwaage für 10 Euro, die Sie in den Blitzschuh Ihrer<br />
Kamera stecken können oder gönnen sich eine praktische<br />
digitale Wasserwaage für etwas über 30 Euro<br />
(www.enjoyyourcamera.com).<br />
Filter: Wenn Sie richtig in die<br />
Landschaftsfotografie einsteigen<br />
wollen, dann investieren Sie in<br />
ein Filtersystem zum Einstecken.<br />
Cokin’s P-system (www.<br />
wexcameras.de) bietet ein tolles<br />
Preis-Leistungsverhältnis. Wenn<br />
allerdings Qualität vorrangig ist,<br />
dann schauen Sie sich das erstklassige 100-mm-System<br />
von Lee Filters an – ein Standard für Profis (www.leefilters.<br />
com). Mithilfe eines Polarisationsfilters wird die Wirkung eines<br />
blauen H<strong>im</strong>mels verstärkt und störende Reflexionen auf der<br />
Wasseroberfläche herausgefiltert. Ein A 0,6- oder 0,9 ND-<br />
Filter (kein ND-Verlaufsfilter!) lohnt sich ebenso, denn damit<br />
können Sie bei Tageslicht lange Verschlusszeiten nutzen und<br />
Wasser verschw<strong>im</strong>men lassen, wenn es sich bewegt.<br />
Stativ: Wenn Sie Wasser<br />
fotografieren, werden Sie zur<br />
Max<strong>im</strong>ierung der Schärfentiefe<br />
kleine Blendenöffnungen<br />
wählen. Wegen der kurzen<br />
Verschlusszeiten müssen Sie<br />
die Kamera ruhig halten, um<br />
Verwackler zu vermeiden.<br />
Weiter hinten <strong>im</strong> Heft finden Sie <strong>im</strong> Kapitel über Ausrüstung<br />
hilfreiche Tipps, welche Stative sich am besten für das<br />
<strong>Fotografie</strong>ren <strong>im</strong> <strong>Freien</strong> eignen.<br />
Fotorucksack: Wenn<br />
Sie lange Strecken zu Fuß<br />
zurücklegen, dann eignet sich<br />
ein Fotorucksack viel besser als<br />
Schutz für Ihre Ausrüstung als<br />
eine Fototasche. Rucksäcke<br />
mit einer Regenhülle bieten<br />
opt<strong>im</strong>alen Wetterschutz. Auf<br />
unserer Website können Sie Testberichte der besten Modelle<br />
lesen: www.digitalslrphoto.com<br />
Kleidung: Nichts ist<br />
schl<strong>im</strong>mer, als plötzlich in<br />
einen Fluss zu rutschen und<br />
den ganzen Tag in nassen<br />
Sachen zu verbringen. Tragen<br />
Sie angemessenes Schuhwerk,<br />
und investieren Sie vielleicht<br />
sogar in wasserfeste Hosen oder<br />
Gamaschen, denn dann können Sie auch mal in einem Fluss<br />
stehen und bleiben trocken.
HELEN DIXON<br />
Beachten Sie die Regeln für<br />
Wasseraufnahmen!<br />
Für Motive mit Wasser sind aufregende<br />
Küstenlinien der richtige Ort, um Theorie in die<br />
Praxis umzusetzen. Wenn Sie unsere Tipps zu<br />
Ausrüstung, Techniken und Einstellungen<br />
anwenden, dann sind Sie in Sachen<br />
Landschaftsfotografie schon bald ein Profi.
94 Landschaften Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Wasser bei der Bildgestaltung<br />
einsetzen<br />
Wasser bringt nicht nur einen Blickfang oder eine best<strong>im</strong>mte St<strong>im</strong>mung in Ihre<br />
Landschaftsfotos, sondern man kann es auch sehr gut bei der Bildgestaltung<br />
einsetzen.<br />
AN RUHIGEN, windstillen Tagen bietet ein großes<br />
Gewässer wie ein See oder Teich Reflexionen wie bei<br />
einem Spiegel und ermöglicht dem Fotografen, mit einer<br />
Weitwinkelperspektive sowohl die Landschaft, als auch ihr<br />
umgekehrtes Spiegelbild festzuhalten. Diese Art<br />
Symmetrie ist eine wirkungsvolle Kompositionshilfe und<br />
gehört zu den wenigen Fällen, in denen eine zentrale<br />
Position des Horizonts – <strong>im</strong> Gegensatz zur Ausrichtung<br />
nach der „Drittelregel“ – der Komposition tatsächlich<br />
dienlich ist.<br />
Ob in Ihrer Landschaftsaufnahme nun ein See, ein Teich,<br />
ein Fluss, ein Bach, ein Kanal oder eine Pfütze zu sehen<br />
ist: Die althergebrachten Regeln der Bildkomposition<br />
bleiben die gleichen. Versuchen Sie, damit Ihre<br />
Komposition auch wirklich interessant und fesselnd ist,<br />
Hauptmotive wie einen stufenförmigen Wasserfall,<br />
brechende Wellen oder auf Felsen schlagendes Wasser an<br />
den Schnittpunkten der Bilddrittelung zu positionieren.<br />
Landschaftsfotografen nutzen Wasser jedoch <strong>im</strong><br />
Allgemeinen als eine Art „Führungslinie“, die den Blick des<br />
Betrachters in das Bild und durch die Landschaft führen<br />
soll. Besonders gut eignen sich Flüsse, Bäche und Kanäle.<br />
Dabei spielt es keine Rolle, ob das Gewässer so gerade wie<br />
eine Linie ist, oder sich durch die Landschaft windet, denn<br />
die Wirkung ist dieselbe. Der Fotograf bringt daher Wasser<br />
so auf das Bild, dass es vom unteren Bildrand in das Bild<br />
hinein verläuft und damit einen natürlichen<br />
„Eintrittspunkt“ darstellt. Das Wasser trägt so zu einer sehr<br />
wirkungsvollen Bildkomposition bei, und das Auge des<br />
Betrachters wird dann dem Weg des Wassers durch die<br />
Landschaft folgen.<br />
v<br />
Mark Bauer nutzt einen Fluss, um ins<br />
Bild hinein zu führen.<br />
Eines morgens begab ich mich von Rhinefield aus<br />
in den New Forest Nationalpark und versuchte,<br />
das morgendliche Licht einzufangen, das sich auf<br />
einem mäanderndem Bach spiegelte. Schon als<br />
ich ankam, erkannte ich, dass der sich in sanften<br />
Kurven die Felder durchziehende Bach<br />
wunderbare Möglichkeiten bot, ihn als<br />
Mittelpunkt für die Bildkomposition zu nutzen. Da<br />
die Landschaft wenig Erhebungen aufwies,<br />
fotografierte ich von einer Brücke, damit von der<br />
erhöhten Position die einzelnen Ebenen besser<br />
herausgearbeitet werden.<br />
Ich wähle für die Aufnahme zunächst das<br />
1 Querformat, weil dadurch die Form des Flusses<br />
gut zur Geltung kommt. Ich muss mich jedoch<br />
entscheiden, ob ich eine große Fläche des<br />
langweiligen H<strong>im</strong>mels mit auf das Bild nehme,<br />
oder die Baumkronen abschneide. Ich bin mit<br />
beidem nicht wirklich zufrieden und denke<br />
nochmal nach.<br />
Sobald die Sonne höher steigt, erscheinen<br />
2 einzelne Farbnuancen am H<strong>im</strong>mel, und in den<br />
Wolken kann man Schichtungen und Struktur<br />
erkennen. Ich stelle eine Brennweite von etwa 45<br />
Mill<strong>im</strong>etern ein, um den H<strong>im</strong>mel mit einzubeziehen<br />
und gleichzeitig genug von den interessanten<br />
Windungen des Baches einzufangen.<br />
Als noch mehr Farben am H<strong>im</strong>mel zu sehen<br />
3 sind, schwenke ich die Kamera senkrecht, um<br />
<strong>im</strong> Hochformat aufzunehmen. So kann ich den<br />
H<strong>im</strong>mel besser abbilden und <strong>im</strong> Vordergrund mehr<br />
Wasser einbeziehen. Durch diese Veränderungen<br />
wirkt der Bach als Führungslinie ins Bild am<br />
besten.<br />
Auch kann ein Fluss oder Bach räumliche Tiefe erzeugen,<br />
Leben in die Aufnahme bringen und den Eindruck von<br />
Bewegung hervorrufen. Dafür ist oft ein erhöhter<br />
Aufnahmestandpunkt angebracht, denn wenn man zu tief<br />
und zu dicht am Wasser steht, hat man kein Gefühl mehr<br />
für die Form des Wassers und seine Wirkung. Steht man<br />
auf einer Brücke über dem Wasser, dann kann man ganz<br />
direkt den Verlauf des Wassers aufnehmen. Es kann sehr<br />
beeindruckend aussehen, wenn das Wasser in der Ferne<br />
verschwindet und einen „Fluchtpunkt“ schafft.<br />
Ebenso können Diagonalen wirkungsvolle<br />
Gestaltungsmittel sein. Positionieren Sie daher einen Bach<br />
oder Kanal so, dass er das Bild von einer zur anderen Ecke<br />
schneidet. Und auch die Brennweite des Objektives<br />
best<strong>im</strong>mt in weitem Maße, wie das Wasser in Ihrer<br />
Landschaft auf das Bild gebracht wird.<br />
Weitwinkelobjektive mit 14 bis 24 Mill<strong>im</strong>etern Brennweite<br />
dehnen die Perspektive, wodurch Motive <strong>im</strong> Vordergrund<br />
größer und markanter erscheinen und entferntere Motive<br />
noch größere Distanz vermuten lassen. Das macht sich vor<br />
allem gut, wenn Sie ein best<strong>im</strong>mtes Motiv besonders<br />
hervorheben wollen, z. B. wenn Wasser <strong>im</strong> unmittelbaren<br />
Vordergrund des Bildes auf einen glatt gewaschenen<br />
Felsstein herabstürzt. Verwenden Sie alternativ Objektive<br />
mit Brennweiten von mindestens 55 Mill<strong>im</strong>etern, um die<br />
Perspektive zu stauchen. Denn wenn Sie z. B. zeigen<br />
wollen, wie sich ein Fluss von den höher gelegenen Hügeln<br />
durch ein Tal schlängelt, ist das ein nützliches Hilfsmittel.<br />
Wasser verleiht Ihren Landschaftsbildern in jedem Fall<br />
mehr räumliche Tiefe und Spannung und kann die<br />
Bildkomposition entscheidend verbessern.<br />
Aufstellung<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Landschaftsportraits<br />
Drehen sie die Kamera senkrecht und nehmen Sie <strong>im</strong><br />
Hochformat auf.<br />
Ein senkrechtes Format betont Höhe und Länge und<br />
eignet sich besonders gut für Aufnahmen, die einen<br />
langen Fluss oder Kanal in Ihrer Ausdehnung zeigen,<br />
denn es verstärkt den Eindruck von Entfernung.<br />
Die besten Tipps für<br />
Wasseraufnahmen<br />
1) VERWENDEN SIE VERSCHIEDENE BRENNWEITEN<br />
Es ist verblüffend, wie Sie allein durch Verändern der<br />
Brennweite ein gewundenes Flussbett in Szene setzen<br />
können, ohne ein einziges Mal den Standort zu wechseln.<br />
2) ACHTEN SIE AUF SPITZLICHT Helles Spitzlicht auf dem<br />
Wasser kann zu Unterbelichtung führen, da die Umgebung<br />
als zu hell gemessen wird. Prüfen sie die Helligkeitsverteilung<br />
mithilfe des Histogramms und schalten gegebenenfalls<br />
den Belichtungsausgleich ein. Da helle, sich spiegelnde<br />
Spitzlichter verschwinden, solange Sie nicht zu stark<br />
unterbelichten, sollten Sie diese ignorieren und die Belichtung<br />
auf andere Bereiche des Motivs ausrichten.<br />
3) VERWENDEN SIE FILTER Die Verwendung der<br />
richtigen Filter kann Flussaufnahmen wirklich verbessern.<br />
Polarisationsfilter helfen, das auf der Wasseroberfläche<br />
entstehende Blendlicht zu reduzieren und solide ND-Filter<br />
(Neutraldichte- oder Graufilter) ermöglichen längere<br />
Verschlusszeiten, um den Eindruck von Bewegung<br />
wiederzugeben. Diesen Effekt können sie sich bei der<br />
Bildkomposition zunutze machen und das Auge des<br />
Betrachters z. B. mithilfe von Wasserstreifen ins Bild führen.<br />
4) ERKENNEN SIE GUTE AUFNAHMEBEDINGUNGEN<br />
Ist der H<strong>im</strong>mel etwas bewölkt, dann sind am Morgen<br />
oder Abend oft auch einige Farben erkennbar. Durch ihre<br />
Spiegelung <strong>im</strong> Wasser verleihen sie der Landschaft einen<br />
besonderen Reiz.
ISTOCK PHOTO<br />
Ein Fluss bringt Leben ins Bild.<br />
Die über das Wasser verteilten Steine und die vielen<br />
kleinen Wasserfälle bilden den Blickfang <strong>im</strong><br />
Vordergrund. Mit wasserfester Kleidung und einem<br />
stabilen Stativ können Sie sich inmitten eines flachen<br />
Flusses positionieren und die Spannung <strong>im</strong> Bild<br />
steigern.
96 Landschaften Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Bildgestaltung an der Küste<br />
Die bekannten Gestaltungsregeln kommen auch an der Küste zur Anwendung: Die Driitelregel und der Goldene Schnitt sind<br />
ebenso wie die Positionierung der Hauptmotive und Führungslinien nach wie vor von Bedeutung. Ein Bild lässt sich schon<br />
mit einfachen Mitteln aufbauen: Teilen Sie den Rahmen so in Drittel, dass ein markantes Motiv <strong>im</strong> Vordergrund in das<br />
dahinter liegende Meer hineinführt und der H<strong>im</strong>mel das obere Bilddrittel einn<strong>im</strong>mt. Befolgt man diese Formel jedoch zu<br />
streng, dann sieht alles ein bisschen nach Schema F aus. Um wirklich außergewöhnliche Bilder zu erhalten, sollte man<br />
schon etwas länger über den Bildaufbau nachdenken.<br />
Beachten Sie bei Aufnahmen an der Küste, besonders wenn zum großen Teil Meer zu sehen ist, dass der H<strong>im</strong>mel eine<br />
wichtige Rolle spielt. Oft sieht man seine Reflexion ganz oder teilweise <strong>im</strong> Wasser und das Wasser best<strong>im</strong>mt ja gerade die<br />
St<strong>im</strong>mung <strong>im</strong> Bild. Manchmal ist sie ruhig und friedlich, zuweilen dramatisch und theatralisch. Wenn der H<strong>im</strong>mel jedoch<br />
langweilig erscheint und keinerlei Spannung vermittelt, dann wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch das gesamte Bild<br />
gewöhnlich aussehen.<br />
Ein wirkungsvoller<br />
Mittelgrund<br />
Auch den Mittelgrund sollte man nicht vergessen.<br />
N<strong>im</strong>mt man mit Weitwinkel auf und positioniert<br />
ein eindrucksvolles Vordergrundmotiv vor einem<br />
riesigen, nichtssagenden Raum, dann wirkt der<br />
Bildaufbau irgendwie wackelig, und das Auge wird<br />
weder durch das Bild geführt, noch kann es außer<br />
<strong>im</strong> Vordergrund auf anderen Motiven ruhen. Wenn<br />
Sie be<strong>im</strong> Bildaufbau kein Motiv für den Mittelgrund<br />
finden, dann nehmen Sie doch einfach einen<br />
tieferen Blickpunkt ein, denn das verringert<br />
wirkungsvoll den Anteil des leeren Raumes.<br />
Führungslinien<br />
ausnutzen<br />
Auch mit Führungslinien kann man den Blick<br />
des Betrachters wunderbar in das Bild<br />
hineinführen, und an der Küste gibt es dafür<br />
unzählige Möglichkeiten: Die Küstenlinie,<br />
Felskanten- und Spitzen, Wellen,<br />
nebeneinander stehende Felsen und Reihen<br />
von künstlichen Objekten wie Strandhütten,<br />
Brückenpfeiler, Gleitbahnen usw. Diagonalen<br />
und zusammenlaufende Linien wirken<br />
dynamisch und schaffen ein Gefühl für<br />
Perspektive, während durch Kurven, besonders<br />
in S-Form, der Blick eher langsam durch das<br />
Bild geführt wird und der Betrachter geneigt ist<br />
innezuhalten und Einzelheiten wahrzunehmen.<br />
Ein markanter Punkt <strong>im</strong> Vordergrund<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Wahl des Vordergrundes. In einer guten Komposition sollte der<br />
Vordergrund das Auge des Betrachters ins Bild führen, jedoch nicht von anderen Motiven <strong>im</strong> Bild<br />
ablenken. Wirkt der Vordergrund unruhig oder überladen, dann wird der Betrachter viel zu lange all die<br />
Einzelheiten untersuchen, und er dient ihm nicht als „Eingangspunkt“ in das Bild als Ganzes. Sind <strong>im</strong><br />
Vordergrund also zu viele Details angehäuft, dann wird auch die gesamte Bildgestaltung unübersichtlich<br />
und chaotisch wirken.<br />
Bei der Gestaltung des Vordergrundes und eigentlich auch bei der Bildgestaltung insgesamt liegt der<br />
Schlüssel zum Erfolg meist in der Einfachheit. Ein einzelnes, markantes Motiv, sorgfältig <strong>im</strong> Bild<br />
postionioniert wirkt <strong>im</strong> Allgemeinen am besten. Die Vordergrundmotive sollten natürlich auch zum<br />
Hintergrund passen. Küstenlandschaften sind sehr dankbare Motive, eben weil sich oft eine breite Palette<br />
an passenden Vordergrundmotiven finden lässt. Am ehesten bieten sich natürlich Felsen an, insbesondere<br />
wenn <strong>im</strong> Hintergrund Klippen oder felsige Landzungen zu sehen sind. Es lohnt sich aber auch, all die<br />
anderen Möglichkeiten in Betracht zu ziehen: kleine Wellen oder Muster <strong>im</strong> Sand, Seetang,<br />
Gezeitentümpel, Spiegelungen oder das Muster sich am Strand brechender Wellen, um nur einige zu<br />
nennen. Egal, wo Sie aufnehmen: Ziehen Sie <strong>im</strong>mer verschiedene Wahlmöglichkeiten in Betracht!
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Landschaften 97<br />
Die Aufstellung des Stativs<br />
Wenn sie Wellen mit langen Belichtungszeiten<br />
aufnehmen wollen, und Ihre Kamera nah an der<br />
Wasserkante stehen soll, dann verankern Sie Ihr<br />
Stativ unbedingt fest <strong>im</strong> Sand oder Kies, damit es<br />
nicht so leicht vom Wasser verschoben werden<br />
kann.<br />
Techniken kombinieren<br />
Kombinieren Sie diese einfachen<br />
Regeln der Bildgestaltung, um das<br />
Motiv noch besser zur Geltung zu<br />
bringen. Überladen Sie auf keinen<br />
Fall den Bildvordergrund: Ein<br />
einziges, markantes Motiv <strong>im</strong><br />
Vordergrund wirkt am besten, und<br />
ein weiterer Bildschwerpunkt <strong>im</strong><br />
Mittelgrund trägt ebenfalls zu einer<br />
stringenten Bildkomposition bei.
98 Landschaften Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Belichtung und Licht<br />
Die richtige Belichtung erreicht man bei Küstenaufnahmen oft schwerer als bei anderen Landschaftsfotos, denn<br />
eine ganze Reihe von Faktoren führt zu falschen Belichtungsmessungen: Helle Spitzlicher auf dem Wasser oder<br />
glänzend weiße, schäumende Wellen können Unterbelichtung hervorrufen. Wenn aber <strong>im</strong> Vordergrund ein riesiger,<br />
dunkler Felsen zusehen ist, dann könnte die Kamera überbelichten. Behalten Sie daher größere Flächen mit besonders<br />
hellen oder dunklen Farbtönen <strong>im</strong> Auge und wenden Sie entsprechend Belichtungskorrekturen an. Es hat sich<br />
bewährt, nach jeder aufnahme das Histogramm zu prüfen und das Motiv zur Not noch einmal aufzunehmen.<br />
Auch kann es in jedem Motiv eine riesige Bandbreite von Kontrasten geben, wie z.B. ein strahlender H<strong>im</strong>mel,<br />
dunkle Felsen und helle Spitzlichter auf dem Wasser. Für solche Situationen ist ein ND-VerlaufsFilter unverzichtbar. je<br />
nach Umfeld und Helligkeit von H<strong>im</strong>mel und Meer <strong>im</strong> Verhältnis zum Vordergrund müssen sie den Filter weit nach<br />
unten ziehen <strong>im</strong> Bild, unterhalb der Horizontlinie bis zur oberen Kante des Vordergrundes. Wenn Sie das nicht tun,<br />
dann erhalten Sie vielleicht einen korrekt belichteten H<strong>im</strong>mel und Vordergrund, in der Mitte des Bildes jedoch einen<br />
Streifen mit zu hellem Wasser. Wenn sie also Ihre Messungen durchführen, um Die Stärke und Position des Filters für<br />
das Motiv best<strong>im</strong>men zu wollen, dann müssen Sie Werte vom Vordergrund, vom H<strong>im</strong>mel und vom Meer ermitteln.<br />
Das <strong>Fotografie</strong>ren von Felsen<br />
Ein Fels oder mehrere Felsen sehen <strong>im</strong><br />
Vordergrund am besten aus, wenn sie nass<br />
sind. Für den Fall, dass die Flut schon<br />
zurückgeht, sollten Sie auf jeden Fall eine<br />
Gießkanne dabei haben!<br />
Das beste Licht finden<br />
Die beste Tageszeit für Aufnahmen an der Küste ist<br />
morgens oder abends, wenn die tief stehende<br />
Sonne <strong>im</strong> Sand Sowie auf den Felsen und Klippen<br />
einige Strukturen erkennen lässt. Auch die Zeit vor<br />
dem Sonnenaufgang und nach dem<br />
Sonnenuntergang sind günstig, besonders wenn<br />
am H<strong>im</strong>mel einige Wolken zu sehen sind und das<br />
Licht der gerade auf- oder untergehenden Sonne<br />
sie mit spektakulären Effekten beleuchtet. Auch<br />
kann ein leichter Dunst auf dem Meer zu dieser<br />
Tageszeit sehr wirkungsvoll sein, da das diffuse<br />
Licht durch die Streuung eine ruhige und friedliche<br />
Atmosphäre erzeugt.<br />
An der Küste empfiehlt es sich nicht, Aufnahmen<br />
während der Mittagszeit zu machen, wenn die<br />
Sonne hoch am H<strong>im</strong>mel steht und intensiv strahlt.<br />
Die üblichen Probleme mit Kontrastarmen Licht<br />
werden durch das auf der Meeresoberfläche<br />
entstehende Blendlicht sogar noch vergrößert. Ihre<br />
Fotos sehen nicht nur kontrastarm und leblos aus,<br />
sondern auch das Reflexlicht könnte Probleme<br />
hervorrufen.<br />
Richtig belichten um Bewegung abzubilden<br />
Das <strong>Fotografie</strong>ren am Meer ist unter anderem deshalb so wunderbar, weil man die Bewegung der Wellen<br />
einfangen und St<strong>im</strong>mungen Kreieren kann. Bei geringem Licht sind lange Belichtungszeiten (zwischen<br />
einigen Sekunden bis hin zu Minuten) bei gleichzeitig kleiner Blende zur Erhöhung der Schärfentiefe<br />
unabdingbar. Und während die Blende geöffnet ist, werden die Bewegung der Wellen be<strong>im</strong> Umspülen Der<br />
Felsen oder Ihre Auf-und-Ab-bewegung am Strand wie Nebel abgebildet und verleihen dem Motiv eine<br />
romantische und gehe<strong>im</strong>nisvolle Atmosphäre. Um die dramatische Brechung der Wellen am Strand<br />
einzufangen, benötigen Sie jedoch eine kürzere Belichtungszeit. Versuchen Sie, das Aufschlagen der<br />
Wellen nicht gänzlich einzufrieren, denn das würde den Eindruck der Bewegung schmälern. eine<br />
Verschlusszeit von ¼ S ist aus meiner Sicht genau richtig, um die Bewegung der Welle einzufangen und<br />
gleichzeitig Ihre ‘Form’ authentisch wiederzugeben. Da Dies natürlich keine feststehende Regel ist und von<br />
Größe und Tempo der Wellen abhängt, Nutzen Sie zur Beurteilung Ihrer Bilder am besten den LCD-<br />
Monitor der Kamera um zu sehen, ob die Belichtungszeit verändert und das Bild neu aufgenommen<br />
werden muss.<br />
Aufnahmen bei<br />
wechselndem Licht<br />
Das Wetteramt hatte eine starke Wolkendecke vorausgesagt,<br />
und da daraus in der Dämmerung interessante St<strong>im</strong>mungen<br />
am H<strong>im</strong>mel entstehen können, stand ich früh auf um Bei<br />
Sonnenaufgang am Meer zu sein. Diese Serie wurde<br />
innerhalb weniger Minuten aufgenommen, in den denen sich<br />
das Licht äußerst schnell veränderte.<br />
5.36 Uhr Als die Sonne noch nicht am Horizont zu sehen<br />
war, wurden die Wolken schon in kräftige Farben getaucht.<br />
oft machen sich bei Strandszenen min<strong>im</strong>alistische<br />
Aufnahmen gut, was aber diesmal wegen der aufsteigenden<br />
Flut nicht funktionierte. Wäre die Flut gerade<br />
zurückgegangen und der Sand <strong>im</strong> Vordergrund dadurch noch<br />
nass gewesen, hätte ich vielleicht Spiegelungen oder kleine<br />
Wellen fotografieren können.<br />
5.38 Uhr Ich gehe dieses Mal also etwas anders vor. Ich<br />
nehme die Rettungsstation mit auf das Bild, um die riesige<br />
Sandfläche interessanter zu gestalten.<br />
5.42 Uhr Die Wirkung der Rettungsstation ist als<br />
Bildschwerpunkt wenig überzeugend für mich und daher<br />
nehme ich nun den Küstenschutz ins Visier und nutze die<br />
Wellenbrecher, um Symmetrie ins Bild zu bringen.<br />
5.45 Uhr Ich fotografiere in die andere Richtung und<br />
entdecke die Boje als interessantes Vordergrundmotiv. Auch<br />
nahm ich einen großen Teil des H<strong>im</strong>mels mit auf das Bild, da<br />
die Wolken ein interessantes Muster bildeten.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Landschaften 99<br />
5.36 Uhr<br />
5.38 Uhr<br />
ALLE BILDER: MARK BAUER<br />
5.42 Uhr<br />
5.45 Uhr
100 Landschaften Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Wellenbewegung naturgetreu abbilden<br />
ProÞ-Fotograf Mark Bauer erlŠutert die besten Techniken, um die Bewegung<br />
sich brechender Wellen am Strand festzuhalten.<br />
Die richtige Verschlusszeit<br />
Wie man Wellenbewegungen am besten fotograÞert, wird<br />
oft und viel diskutiert. Lange Belichtungszeiten fŸhren zu<br />
einem ãnebelhaftenÒ Aussehen, das zwar bei vielen<br />
Fotografen sehr beliebt ist (wie Sie auf der nŠchsten Seite<br />
sehen kšnnen), aber sicher nicht jedem gefŠllt, denn es ist<br />
nicht authentisch. Wenn wir beobachten, wie Wellen ans<br />
Meeresufer rollen, dann sehen wir die gesamte<br />
Bewegung. Wir sehen nicht nur einen erstarrten<br />
Augenblick oder Nebelschwaden, die Ÿber die Felsen<br />
treiben. Um die Bewegung der Wellen wirklich so<br />
abzubilden, wie unser Auge es sieht, sollte man statt einer<br />
Fotokamera eher eine Videokamera verwenden. Doch mit<br />
der Wahl der richtigen Verschlusszeiten kšnnen Sie auch<br />
mit Ihrer DSLR Wellen so abbilden, wie sie in der Natur zu<br />
sehen sind.<br />
Ich gestalte das Bild so, dass die Wellen auf den Felsen<br />
1 <strong>im</strong> Vordergrund aufschlagen. Dann prüfe ich mithilfe des<br />
Belichtungsmessers meiner DSLR jeweils getrennt die<br />
Belichtung für den H<strong>im</strong>mel und den Grund.<br />
Der Trick besteht nun darin, die genau richtige Dosis an<br />
Bewegung aufzunehmen: Ist die Blende zu lange offen,<br />
dann entsteht zu viel BewegungsunschŠrfe, und ist sie<br />
nicht lange genug offen, dann wirkt die Welle zu statisch.<br />
Sie mŸssen nun einen Mittelweg Þnden, so dass zwar<br />
nebelhafte UnschŠrfen zu sehen sind, die Wellen jedoch<br />
ihre Form behalten.<br />
Ein einfaches Rezept gibt es dafŸr nicht. Die ideale<br />
Verschlusszeit hŠngt von der Grš§e und Geschwindigkeit<br />
der Wellen ab, von der Art und Weise, wie sie am Ufer<br />
aufschlagen, und von persšnlichen Vorlieben. Ihre<br />
Exper<strong>im</strong>entierfreude fŸhrt zum Erfolg: Stellen Sie sich<br />
darauf ein, unzŠhlige Bilder aufzunehmen, unhe<strong>im</strong>lich viel<br />
Zeit zur Kontrolle der Bilder auf dem Kamerabildschirm zu<br />
zu verwenden und diese Ergebnisse zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />
Da der H<strong>im</strong>mel viel heller ist als der bodennahe Bereich<br />
2 verwende ich zum Kontrastausgleich ein<br />
ND-3-Soft-Verlaufsfilter. „Soft“ bedeutet hier, dass der<br />
Übergang zwischen dem Klarglas und dem verdichteten<br />
Grauanteil des Filters weich verläuft.<br />
Obwohl es keine ãidealeÒ Verschlusszeit gibt, um die<br />
Brechung einer Welle festzuhalten (denn alles hŠngt von<br />
den Bedingungen des Aufnahmezeitpunktes ab,) erreichen<br />
Sie mit einer Belichtungszeit von ¼ Sekunde bis zu 2<br />
Sekunden in der Regel die gewŸnschten Ergebnisse.<br />
Dennoch reicht es nicht aus, bei der Kamera lediglich<br />
den Modus Verschlussvorwahl einzustellen und die<br />
Verschlusszeit festzulegen. Um die richtige SchŠrfentiefe<br />
und eine geeignete Belichtung zu erhalten, mŸssen<br />
Sie die richtige Blende verwenden. Diese liegt bei<br />
Landschaftsfotos in der Regel zwischen f /8 und f /22 fŸr<br />
ein Max<strong>im</strong>um an SchŠrfentiefe.<br />
Sie kšnnen die Verschlusszeit aber auch auf<br />
andere Weise beeinßussen. Nicht nur verŠnderte<br />
LichtverhŠltnisse machen kŸrzere Verschlusszeiten<br />
mšglich, sondern auch die Erhšhung des ISO-Wertes in<br />
Ihren Kameraeinstellungen. Da dies in der Regel auch das<br />
Bildrauschen verstŠrkt, sollten die ISO-Zahlen nicht viel<br />
hšher als 800 liegen, wobei ProÞ-DSLRs auch <strong>im</strong> hohen<br />
ISO-Bereich sehr gut sind.<br />
FŸr Verschlusszeiten Ÿber 30 Sekunden mŸssen Sie<br />
auf Ihrer Kamera den B-Modus (B fŸr Bulb) einstellen<br />
und kšnnen nun manuell die Belichtungszeit best<strong>im</strong>men.<br />
Da dies oft zu Ÿberbelichteten Bildern fŸhrt, empÞehlt<br />
sich die Verwendung eines ãsolidenÒ NeutraldichteÞlters<br />
(ND-Filter), das die auf den Sensor fallende Lichtmenge<br />
reduziert. ND-Filter gibt es in verschiedenen StŠrken, zu<br />
den gŠngigsten zŠhlen die Blendenstufen 1,2 und 3. Bei<br />
extrem langen Belichtungszeiten kšnnen Sie mehrere ND-<br />
Filter verwenden, auch in Kombination mit einem PolÞlter.<br />
Im Modus Verschlussvorwahl versuche ich es mit<br />
31/100 Sekunde, doch dadurch wird die Bewegung<br />
eingefroren. Bei großen Wellen könnte dadurch ein Eindruck<br />
von Dramatik entstehen, aber bei kleinen Wellen wir hier<br />
bringt es gar nichts.<br />
Ich will eine längere Belichtungszeit verwenden<br />
4 und warte auf einen Rückgang der<br />
Lichtintensität. Dann tausche ich den ND 3-Filter<br />
gegen einen ND 4-Filter und belichte mit 10<br />
Sekunden bei Blende 22.<br />
Die Belichtungszeit ist <strong>im</strong>mer noch nicht lang<br />
5 genug, um dem Wasser ein ätherisch nebelhaftes<br />
Aussehen zu verleihen, aber das Wasser wird auch<br />
nicht eingefroren und verleiht dem Motiv auch keine<br />
Dramatik.<br />
Ich wähle eine größere Blendenöffnung von f/11 und tausche den ND 4-Filter gegen<br />
6 einen ND 2-Filter, was mir eine Verkürzung der Belichtungszeit auf 0,3 Sekunden<br />
erlaubt. Jetzt bin ich fast zufrieden, aber diesmal ist die Welle etwas zu sehr eingefroren.<br />
Die Lichtintensität ist nun noch ein wenig zurückgegangen und ich versuche es<br />
7 ein weiteres Mal. Mit einer Belichtungszeit von etwa 0,6 Sekunden erhalte ich<br />
die Aufnahme, die mir wirklich gefällt. Es gibt noch <strong>im</strong>mer genug Bewegung um die<br />
Dramatik darzustellen, doch ich habe die Wellen in ihrer natürlichen Form<br />
abgebildet.
Letztes Bild<br />
Eine Blendenöffnung von f/11 ermöglicht<br />
eine Verschlusszeit von einer halben<br />
Sekunde und gleichzeitig genug<br />
Schärfentiefe. Daraus entsteht Dramatik<br />
mittels Bewegung, ohne dass die Wellen<br />
wie Nebel aussehen. Besonders gefällt<br />
mir, wie sich das Spritzwasser <strong>im</strong><br />
mittleren Teil des Bildes bis über die<br />
Felsen hinaus bewegt.
102 Landschaften Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Verschw<strong>im</strong>mende Bewegungen<br />
<strong>im</strong> Wasser<br />
Ross Hoddinott demonstriert, wie man sich bewegendes Wasser für einen<br />
st<strong>im</strong>mungsvollen Schleier verwenden kann, um einen kreativen Effekt zu erhalten.<br />
Verschwommenes Wasser: Aufstellung<br />
Entweder man liebt es oder<br />
man hasst es. Ich liebe es.<br />
Um sich bewegendes Wasser<br />
milchig darzustellen, ist die<br />
korrekte Belichtungszeit von<br />
äußerster Wichtigkeit: Zu<br />
schnell und das Wasser kann<br />
schmutzig aussehen. Die<br />
Faustregel ist, eine<br />
Verschlusszeit von einer<br />
Sekund oder länger zu<br />
wählen. Dadurch sollte ein<br />
attraktiver Grad an Unschärfe entstehen. Längere<br />
Belichtungszeiten sorgen für noch st<strong>im</strong>mungsvollere und<br />
surreale Resultate. Um die längste Belichtungszeit für das<br />
verfügbare Licht zu erhalten, wählen Sie den niedrigsten<br />
ISO-Wert Ihrer DSLR und die kleinste Blendenöffnung des<br />
Objektivs (z. B. f/22 oder f/32). Es ist relativ einfach, mit<br />
wenig Licht eine lange Belichtung zu erhalten, da die<br />
Belichtungszeiten hier naturgemäß länger sind. Wenn das<br />
Licht aber gut ist, ist es oft nicht möglich ausreichend<br />
langsame Verschlusszeiten zu erzielen, ohne<br />
Überbelichtung. Die Lösung liegt in der Verwendung eines<br />
Graufilters (ND-Filter). Je höher die Dichte des Graufilters<br />
ist, desto mehr Licht wird absorbiert, desto länger dauert<br />
die Belichtung und man erhält einen höheren<br />
Unschärfegrad. Wenn man auf der Suche nach extremen<br />
Effekten ist, kann man Lee Filters „ Big Stopper” (zehn<br />
Stufen) verwenden, der Belichtungszeiten von mehreren<br />
Minuten bewirkt und die Bulb-Einstellung Ihrer Kamera,<br />
so wie einen Fernauslöser benötigt. Wenn man die<br />
Bewegungen des Wassers fotografiert, ist jedes Bild<br />
unterschiedlich. Manchmal ist der Unterschied sehr groß,<br />
ein anderes Mal sehr subtil. Machen Sie eine Reihe von<br />
Aufnahmen und entscheiden später, welches Bild das<br />
Beste ist.<br />
Es war Abend und es herrschte Flut. Um das Wasser<br />
1 verschw<strong>im</strong>men zu lassen, das über die Natursteinfelsen<br />
und den kiesigen Strand spülte, arrangierte ich meine<br />
Komposition sehr sorgfältig und verwendete dabei ein Stativ,<br />
um Verwackeln zu vermeiden. Nachdem ich den<br />
Programmmodus meiner Kamera aktivierte, stellte sie<br />
automatisch eine Verschlusszeit von 1/80 Sekunden bei f/8<br />
ein, basierend auf dem vorhandenen Licht: Nicht langsam<br />
genug, um das Wasser verschw<strong>im</strong>men zu lassen.<br />
Notwendiges Stativ<br />
Die Verwendung von hohen Belichtungszeiten,<br />
um Unschärfe in den Wasserbewegungen zu<br />
erhalten, ist eine Technik, die ein Stativ<br />
erfordert, ansonsten werden die Ergebnisse<br />
durch Kamerazittern ruiniert. Einfach gesagt:<br />
Ein Stativ ist unerlässlich, nicht optional.<br />
Um das Wasser verschw<strong>im</strong>men zu lassen, müssen sie<br />
2 die Kontrolle übernehmen und entweder den<br />
Verschlussprioritätsmodus und die langsamste<br />
Verschlusszeit wählen oder den Blendenprioritätsmodus<br />
und dann die kleinste Blendenöffnung. Beide Methoden<br />
bieten die längst mögliche Belichtungszeit unter den<br />
gegebenen Lichtverhältnissen. Verwenden Sie zudem die<br />
langsamste ISO-Einstellung, üblicherweise ISO 100 bei der<br />
Mehrheit der DSLRs.<br />
Nachdem ich eine niedrige ISO-Einstellung (ISO 100)<br />
3 und den Blendenprioritätsmodus eingestellt hatte,<br />
stellte ich die min<strong>im</strong>ale Blendenöffnung von f/22 ein und<br />
wartete darauf, dass eine große Welle die Felsen <strong>im</strong><br />
Vordergrund umspült. Die Belichtung von 1/8 Sekunden bei<br />
f/22 war länger, aber ließ das Wasser <strong>im</strong>mer noch nicht<br />
milchig erscheinen, daher verwendete ich einen Polfilter<br />
(Polarisationsfilter), um die Belichtungszeit zu verlängern.<br />
Ein Polfilter verfügt über einen Filterfaktor von zwei<br />
4 Stufen und kann daher als behelfsmäßiger Graufilter<br />
verwendet werden: Ideal wenn Sie keinen Graufilter<br />
besitzen. Er reduziert zudem Blendungen, die in diesem<br />
Beispiel von den Felsen kommen. Das Ergebnis ist besser,<br />
aber die Belichtungszeit von ½ Sekunde bei f/22 reicht<br />
<strong>im</strong>mer noch nicht aus, um die ästhetischen Ergebnisse zu<br />
liefern, die ich möchte.<br />
Um die gewünschte Unschärfe zu erhalten, musste ich<br />
5 einen Graufilter verwenden. Ich ließ den Polfilter, wo er<br />
war, und setzte einen Graufilter mit 3 Stufen auf. Die<br />
TTL-Messung der Kamera passt sich automatisch an den<br />
Filter an, verdunkelt aber auch den Sucher. Sie müssen das<br />
Bild also zusammensetzen und den Fokus feststellen, bevor<br />
Sie den Filter an Ihrer DSLR anbringen.
En<br />
dgül<br />
ülti<br />
gesBi<br />
ld<br />
Dank kd<br />
des<br />
solide<br />
den nGra<br />
rau<br />
filter<br />
ters su<br />
und<br />
des<br />
abnehm<br />
enden<br />
Lichts<br />
hts, betr<br />
ug<br />
die<br />
Bel<br />
ichtun<br />
ungsz<br />
eit jetzt<br />
6 Sek<br />
und<br />
en bei f/22.<br />
Ich<br />
warte<br />
rtete<br />
wieder<br />
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f eine<br />
geeignete<br />
Welle le und<br />
betät<br />
tätigt<br />
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Auslöser,<br />
al<br />
sd<br />
das<br />
Wasser<br />
ser<br />
um die Felsen<br />
en <strong>im</strong> Vorder<br />
dergru<br />
grund<br />
strömte.<br />
Ich<br />
verwe<br />
rwende<br />
ndete<br />
ein<br />
en<br />
Fer<br />
nauslöser, um die<br />
Sch<br />
ärf<br />
ein meinem<br />
em<br />
Bild zu m<br />
ax<strong>im</strong>ieren.
104 Landschaften Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Reflexionen in Rockpools<br />
Profi-Fotograf Mark Bauer paddelte für uns inmitten von Rockpools und zeigt,<br />
wie man Wasserspiegelungen meistert.<br />
Die Aufnahme gestalten<br />
Reflexionen eignen sich großartig für Landschaftsaufnahmen.<br />
Die Symmetrie einer perfekten Reflexion in<br />
einem ruhigen See hat etwas Einzigartiges. Doch<br />
Reflexionen wirken auch in kleinerem Umfang toll wie in<br />
Weihern, Pfützen oder sogenannten Rockpools. Letztere sind<br />
Gezeitentümpel, die auf künstlichem oder natürlichem Wege<br />
entstanden sind und bei Ebbe mit Seewasser gefüllt bleiben.<br />
Rockpools eignen sich vielleicht nicht <strong>im</strong>mer als<br />
Hauptgegenstand in einer Küstenaufnahme, doch sie tun es<br />
hervorragend als Vordergrund in Landschaftsaufnahmen,<br />
aufgenommen mit einem Weitwinkelobjektiv. Die<br />
Reflexionen verleihen der Aufnahme zusätzlich Tiefe und<br />
fügen Helligkeit und Farbe hinzu, was dunkle Vordergründe<br />
auflockern kann.<br />
Rockpools sind bei Ebbe eigentlich an jeder Felsküste zu<br />
finden – der Trick dabei ist aber, einen Rockpool zu finden,<br />
der gut für Aufnahmen geeignet ist. Sind sie zu klein, fehlt<br />
ihnen die Wirkung, und wenn sie nicht tief genug sind oder<br />
einen sandigen und hellen Grund haben, sind die<br />
Reflexionen nicht stark genug. Idealerweise sollte man bei<br />
Ebbe dort ankommen. Während sich die Rockpools langsam<br />
offenlegen, können Sie die Vorbereitungen treffen und<br />
Aufnahmen von den noch nassen und glänzenden Felsen<br />
machen. Das ist einfacher, als sich bei eintreffender Flut mit<br />
den Aufnahmen beeilen zu müssen, damit die Felsen nicht<br />
vom Wasser bedeckt werden.<br />
Auch Wetterbedingungen spielen eine wichtige Rolle. Es<br />
muss windstill genug sein, damit sich keine Wellen auf der<br />
Wasseroberfläche abzeichnen und die Reflexionen auflösen.<br />
Außerdem muss der H<strong>im</strong>mel interessante Muster aufweisen<br />
– dramatische Wolkenformationen oder spektakuläre Farben<br />
sind ideal. Liegt Ihr Rockpool nicht in der Nähe eines<br />
interessanten Details wie beispielsweise einem Leuchtturm,<br />
ist es allein der H<strong>im</strong>mel, der die Reflexion erzeugt. Was die<br />
Technik angeht, so ist eine präzise Fokussierung und<br />
Schärfentiefe wichtig, da diese Art von Bild am besten<br />
aussieht, wenn sowohl der direkte Vordergrund als auch die<br />
Reflexion scharf ist. Das gelingt nicht so einfach wie es<br />
zunächst scheint, da die Brennebene der Reflexion viel<br />
weiter weg ist als die des reflektierenden Mediums.<br />
Eine letzte wichtige Sache ist die korrekte Filtration, die<br />
sowohl zum Lichtausgleich in der gesamten Szene als auch<br />
zur Verstärkung der Reflexion selbst genutzt werden kann.<br />
Ausstattung<br />
EIN ULTRA-WEITWINKELOBJEKTIV hilft Ihnen, nahe<br />
heran zu gehen und den Vordergrund mit dem Rockpool<br />
Ihrer Wahl zu füllen.<br />
EIN STATIV, das Aufnahmen aus niedrigeren Höhen<br />
ermöglicht. Eine niedrigere Aufnahmehöhe zeigt<br />
mehr H<strong>im</strong>mel in den Reflexionen und sorgt für eine<br />
ausgeglichene Aufnahme.<br />
EIN POLARISATIONSFILTER zur Verstärkung der<br />
Reflexion. Entgegen der landläufigen Meinung<br />
unterdrücken Polarisationsfilter nicht nur einfach<br />
Reflexionen, sondern verringern auch grelles Licht, was<br />
die Reflexionen wiederum verstärken kann. Achten Sie<br />
jedoch be<strong>im</strong> Einstellen auf die richtige Polarisation, da<br />
die Reflexionen sonst zerstört werden könnten. Schauen<br />
Sie durch den Bildsucher und drehen langsam am<br />
Polarisationsfilter bis Sie den gewünschten Effekt erzielt<br />
haben.<br />
ND-VERLAUFSFILTER helfen be<strong>im</strong> Kontrastausgleich.<br />
Achten Sie be<strong>im</strong> Einsatz eines Verlaufsfilters jedoch<br />
auf die richtige Einstellung, denn in der Realität sind<br />
Reflexionen normalerweise dunkler als der H<strong>im</strong>mel.<br />
Wäre es andersherum, würde Ihr Bild nicht natürlich<br />
aussehen.<br />
ZUVERLÄSSIGE ND-FILTER Wenn es nicht windstill ist<br />
und sich Wellen auf der Wasseroberfläche abzeichnen,<br />
können Sie einen Graufilter verwenden, um die<br />
Belichtung zu verlängern und das Wasser zu ‚glätten‘.<br />
Belichtung und Fokussierung<br />
Reflektierende<br />
Oberflächen sind<br />
von Natur aus hell<br />
und können zu<br />
Unterbelichtung<br />
führen. Gleichen Sie<br />
die Belichtung um<br />
+0,5 bis +1 Stufen<br />
an und überprüfen<br />
nach der Aufnahme<br />
das Histogramm. Beachten Sie bei der Fokussierung,<br />
dass die Brennweiten der Wasseroberfläche und<br />
der Reflexion nicht dieselben sind. Wenn Sie Ihre<br />
Kamera auf Autofokus gestellt haben, könnte sie die<br />
Wasseroberfläche fokussieren, was bedeutet, dass die<br />
entferntere Reflexion aus dem Fokus fällt. Um sicher<br />
zu gehen, dass das gesamte Bild scharf ist, stellen Sie<br />
Ihre Kamera auf manuellen Fokus und fokussieren <strong>im</strong><br />
unteren Drittel des Bildes. Verwenden Sie außerdem<br />
eine kleine Blende wie z. B. f/16.<br />
Als ich bei Tagesanbruch ankam, suchte ich nach einem<br />
1 geeigneten Vordergrund. Der Vordergrund in dieser<br />
Aufnahme ist zwar nicht schlecht, jedoch ist der Rockpool<br />
ungeeignet – er ist zu klein und seicht, um den H<strong>im</strong>mel<br />
angemessen zu reflektieren.<br />
Dieser Vordergrund eignet sich ein wenig besser. Doch<br />
2 ohne Filtration verschwinden die Highlights <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel,<br />
und die Schatten <strong>im</strong> Vordergrund sind zu massiv.<br />
Mit Hilfe eines ND-Verlaufsfilters kann ich die Details<br />
3 des reflektierten H<strong>im</strong>mels bewahren. Außerdem<br />
kommen <strong>im</strong> Hintergrund Lichtstrahlen zum Vorschein,<br />
wodurch das Motiv dramatisiert wird. Dennoch bin ich der<br />
Meinung, dass die Reflexionen besser sein könnten.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Landschaften 105<br />
Tipps zur Komposition<br />
Durch eine niedrigere Aufnahmehöhe können<br />
Sie das Bild mit dem Rockpool ausfüllen und<br />
gleichzeitig den auf der Wasseroberfläche<br />
reflektierten H<strong>im</strong>mel einfangen. Bilder <strong>im</strong><br />
Querformat eignen sich für solche Situationen<br />
grundsätzlich besser als <strong>im</strong> Hochformat.<br />
Endergebnis<br />
Alle Komponenten zusammen<br />
ergeben das perfekte Bild. Wie<br />
man sehen kann, ist <strong>im</strong>mer ein<br />
wenig Zeit zum Reflektieren.<br />
Als nächstes nehme ich einen Polarisationsfilter hinzu.<br />
4 Wie man hier jedoch sehen kann, können die<br />
Reflexionen bei inkorrekter Verwendung zerstört anstatt<br />
verstärkt werden. Es ist an der Zeit, den Polarisationseffekt<br />
zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />
Nur eine halbe Drehung des Polarisationsfilters reicht<br />
5 aus, um die Reflexionen hervorstechen zu lassen.<br />
Jedoch kann die Aufnahme meiner Meinung nach noch<br />
verbessert werden, indem das Wasser in mittlerer<br />
Entfernung ‚geglättet‘ wird.<br />
Mit einem zuverlässigen ND-Filter kann die<br />
6 Verschlusszeit auf zehn Sekunden erhöht werden. So<br />
kann die Wasseroberfläche in mittlerer Entfernung<br />
‚geglättet‘ und der Anblick des Wassers <strong>im</strong> Rockpool<br />
verbessert werden.
106 Landschaften Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Aufnahmen abstrakter Wasserspiegelungen<br />
ROSS HODDINOTT: Reflexionen<br />
Aufstellung<br />
können eine unwiderstehliche<br />
Wirkung auf Fotografen haben. Eine<br />
ruhige Wasseroberfläche kann als<br />
Spiegel fungieren, ihre Umgebung<br />
perfekt reflektierend. Landschaftsfotografen<br />
nutzen Reflexionen häufig dazu, Symmetrien zu<br />
erzeugen. Doch Wasser muss nicht ruhig sein,<br />
um für Aufnahmen interessant zu sein. Ein<br />
leichter Wind kann sanfte Wellen erzeugen, die<br />
Farbe und Erscheinung eines sich spiegelnden<br />
Gegenstandes verzerren. Alltagsgegenstände<br />
können bis zur Abstraktion verzerrt werden, wie<br />
beispielsweise ein Wohnblock, ein Bootsmast<br />
oder eine hell leuchtende Boje. Wenn man den<br />
Gegenstand außen vorlässt und sich auf die<br />
Reflexionen konzentriert, ist es einfach, einige<br />
ungewöhnliche, künstlerische Bilder zu<br />
schießen. Be<strong>im</strong> <strong>Fotografie</strong>ren von Wasser und<br />
Bewegung ist jede Aufnahme einzigartig, die<br />
Form der Wellen ändert sich ständig. Um sich auf die Reflexionen zu konzentrieren, eignet sich<br />
ein Telezoom-Objektiv. Ein 70-300 mm-Objektiv ist ideal, da seine Brennweite eine Reihe<br />
verschiedener Aufnahmen erlaubt. Die Verschlusszeit spielt eine elementare Rolle – eine zu<br />
langsame Verschlusszeit lässt das Wasser verschwommen wirken. Um klare Reflexionen zu<br />
erzielen, ist eine Verschlusszeit von mindestens 1/250 Sekunden notwendig. So können Sie<br />
normalerweise von Hand arbeiten, ohne verwackelte Aufnahmen befürchten zu müssen.<br />
Ich empfehle Ihnen die Verwendung eines Polarisierungsfilters. Das mag vielleicht<br />
überraschend für Sie sein, da der Polarisationsfilter häufig dazu benutzt wird, Reflexionen zu<br />
reduzieren. Doch man kann damit auch die Farbe und Intensität der Reflexionen verstärken.<br />
Sie benötigen also lediglich eine Wasseroberfläche und einen windigen Tag – jedoch nicht zu<br />
windig, da sonst das Wasser zu unruhig ist.<br />
Wichtiges Zubehör<br />
POLARISATIONSFILTER: Ein Polarisationsfilter dient dazu, Licht zu blockieren, das in<br />
einer Ebene polarisiert wird. Reflexionen können so unterdrückt oder reduziert sowie<br />
der Kontrast verbessert werden. Polarisationsfilter bestehen aus einer dünnen Folie<br />
polarisierenden Materials, die zwischen zwei zirkularen Glasplatten befestigt ist. Durch<br />
Drehen des Filters in seiner Halterung kann der Polarisationswinkel des Filters sowie<br />
der Grad des polarisierten Lichts, das den Bildsensor erreichen kann, geändert werden.<br />
Die Verwendung eines Polarisationsfilters funktioniert intuitiv – schauen Sie einfach<br />
durch den Bildsucher und drehen Sie den Filter bis Sie den gewünschten Effekt erzielen.<br />
Polarisationsfilter gehören zu den nützlichsten Filtertypen, und ihr Effekt kann später<br />
am Computer repliziert werden. Obwohl er eigentlich entwickelt wurde, um Reflexionen<br />
zu reduzieren, kann man diese – bei richtiger Verwendung – auch verstärken. Indem<br />
die Reflexionen auf der Wasseroberfläche unterdrück werden, werden die Farben der<br />
Reflexionen intensiver dargestellt. Seien Sie jedoch vorsichtig <strong>im</strong> Umgang mit dem Filter –<br />
er wird die Reflexionen abschwächen, wenn Sie nicht Acht geben!<br />
BENÖTIGTE ZEIT:<br />
30 MINUTEN<br />
BENÖTIGTE<br />
AUSRÜSTUNG:<br />
NIKON D300 UND<br />
80-400-MM-TELEZOOM MIT<br />
POLARISATIONSFILTER<br />
ohne Polarisationsfilter mitPolarisationsfilter 1/30 Sek.<br />
1/250 Sek.<br />
POLARISATION: Um den Effekt eines Polarisationsfilters schätzen zu können, muss<br />
1man ihn einmal gesehen haben. Mit dem Filter kann die Wirkung eines Bildes<br />
komplett verändert werden: Einerseits können Reflexionen unterdrückt und reduziert,<br />
andererseits aber auch verstärkt werden, indem der reflektierende Glanz von der<br />
Wasseroberfläche genommen wird. Um den richtigen Effekt zu erzielen, drehen Sie den<br />
Filter langsam, während Sie durch den Bildsucher schauen. Sie werden sehen, dass sich<br />
die Reflexionen sowohl verringern als auch verstärken. Hören Sie an dem Punkt auf, den<br />
Filter zu drehen, an dem die Reflexionen am stärksten sind. Diese beiden Bilder zeigen die<br />
gegensätzlichen Effekte des Polarisationsfilters.<br />
VERSCHLUSSGESCHWINDIGKEIT: Der Verschlussgeschwindigkeit kommt besondere<br />
2Bedeutung zu, wenn es um die Aufnahme abstrakter Reflexionen geht. Ist sie zu langsam,<br />
erscheinen die Wellen verschwommen, was normalerweise nicht wünschenswert ist, da die<br />
Reflexionen – und das wunderschöne, wirbelnde Muster, das sie erzeugen – nicht so gut<br />
definiert sein wird. Eine allgemeine Regel besagt, dass sich eine Verschlussgeschwindigkeit von<br />
mindestens 1/250 Sekunden gut eignet. Keine Sorge, wenn Sie eine weite Blende dazu<br />
benötigen sollten –häufig trägt die dadurch erzeugte geringe Schärfentiefe zum ‚künstlerischen‘<br />
Effekt bei. Das ist jedoch Geschmackssache. Exper<strong>im</strong>entieren Sie so lange mit der<br />
Verschlusszeit, bis Sie den gewünschten Effekt erzielt haben.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Landschaften 107<br />
Probleme des Polarisationsfilters!<br />
Ein Polarisationsfilter absorbiert eine<br />
Lichtmenge von etwa zwei Blendenstufen. Ihre<br />
DSLR-Kamera wird sich dementsprechend<br />
anpassen, aber bedenken Sie, dass sich die<br />
Belichtungszeit dadurch verlängert. Wird diese<br />
zu lang, erhöhen Sie den ISO-Wert.<br />
80 mm<br />
3 KOMPOSITION:<br />
Vergessen Sie nicht,<br />
sowohl Quer- als auch<br />
Hochformate zu testen.<br />
Indem Sie die Kamera drehen,<br />
können Sie sehr<br />
unterschiedliche Ergebnisse<br />
erzielen. Wenn Sie einen<br />
Polarisationsfilter angebracht<br />
haben, bedenken Sie, dass ein<br />
Formatwechsel auch den<br />
Polarisationsgrad ändern<br />
wird. Sie müssen also<br />
dementsprechend auch den<br />
Filter anpassen.<br />
400 mm<br />
BRENNWEITE: Einer der<br />
4zahlreichen Vorteile eines<br />
Telezooms bei Aufnahmen von<br />
künstlerischen Reflexionen ist<br />
die damit verbundene<br />
Vielseitigkeit. Sie können<br />
schnell hin- und zurückzoomen<br />
und so die Komposition ändern,<br />
ohne dafür das Objektiv<br />
wechseln zu müssen. Das lange<br />
Ende des Zooms erlaubt es<br />
Ihnen, spezielle Details, Farben<br />
oder Muster hervorzuheben.<br />
Diese Aufnahmen zeigen die<br />
Bandbreite eines 40 bis<br />
80-Mill<strong>im</strong>eter-Objektivs.
108 Nacht Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
NACHT<br />
Nach Einbruch der Dunkelheit, sieht die Welt ganz anders aus. Auch<br />
wenn es völlig normal ist, sich am Abend nach einem harten Arbeitstag<br />
zu entspannen, verpassen Sie aber die Gelegenheit, fantastische<br />
Nachtaufnahmen zu machen, wie dieser Abschnitt des Leitfadens enthüllt.<br />
ES IST EINE TATSACHE, DASS DIE MEISTEN FOTOGRAFEN keine ernsthaften Anstrengungen<br />
unternommen haben, um großartige Nachtaufnahmen zu machen. Diejenigen, die es<br />
ausprobieren, geben oft schnell auf, da sie Schwierigkeiten mit den einzigartigen<br />
Herausforderungen und Problemen der <strong>Fotografie</strong> <strong>im</strong> Restlicht haben. Es kann sich aber sehr<br />
lohnen, am Ende des Tages nach draußen zu gehen und an diesen Problemen zu arbeiten. Sie<br />
erhalten in der Nacht wirklich die Gelegenheit, Fotos zu machen, die Sie tagsüber nicht knipsen<br />
könnten. Auf den folgenden Seiten, behandeln wir die vielen Probleme, denen Sie bei<br />
Nachtaufnahmen gegenüberstehen werden und zeigen Ihnen zahlreiche Techniken, die Sie mit<br />
Ihrer Kameraausrüstung probieren können.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Nacht 109<br />
JON HICKS
110 Nacht<br />
Außenaufnahmen bei wenig Licht<br />
Die langen Nächte bieten eine großartige Möglichkeit, die Kunst der <strong>Fotografie</strong> bei<br />
schwachem Licht zu üben. Unsere Anleitung enthält professionelle Ratschläge zu den<br />
wichtigsten Techniken und der richtigen Ausstattung, um tolle Aufnahmen zu machen.<br />
DAS SPRICHWORT „WENIGER IST MEHR“ kann in vielen Bereichen der <strong>Fotografie</strong> angewendet werden. Zum einen <strong>im</strong><br />
Bereich der Ausstattung – man braucht nicht viel, um tolle Aufnahmen zu erzielen. Zum anderen was die Komposition<br />
betrifft – je mehr Sie in ein Bild hineinpressen, desto weniger ansprechend kann es sein. Und das trifft auch auf das Licht<br />
zu. Sie denken vielleicht, dass viel Licht für gute Aufnahmen notwendig ist, doch in Wirklichkeit ist auch hier weniger<br />
mehr.<br />
Sonnenauf- und -untergang werden <strong>im</strong> Allgemeinen als die für Aufnahmen geeignetsten Tageszeiten gehalten, doch zu<br />
diesen Tageszeiten gibt es weniger Licht als am Mittag. Auch die Stadtlandschaft sieht am Abend viel reizvoller aus,<br />
wenn die Sonne untergeht und sie die Farbenpracht der künstlichen Beleuchtung ann<strong>im</strong>mt. Und wenn Sie an einem<br />
sternenreichen Abend zum H<strong>im</strong>mel sehen, können Sie nicht unbeeindruckt bleiben von den Abermillionen von winzigen<br />
Punkten am H<strong>im</strong>mel. Doch schwaches Licht muss sich nicht nur auf den Außenbereich beziehen, die gleichen Regeln<br />
gelten auch für Innen. Denken Sie einmal nach. Sieht Ihr hellbeleuchteter Eingangsbereich oder das gemütlich<br />
anmutende Licht des offenen Kamins einladender aus? Ein halbes Dutzend Hallogenspots hilft Ihnen vielleicht dabei,<br />
nicht über Gegenstände zu stolpern, doch für romantische Porträtaufnahmen ist leicht ged<strong>im</strong>mtes Licht wesentlich<br />
wirkungsvoller. Um Ihnen zu zeigen, wie toll schwaches Licht sein kann, haben wir ihm ein eigenes Kapitel gewidmet.<br />
Hier zeigen einige unserer regelmäßigen Mitarbeiter, wie Sie schwaches Licht für sich nutzen und damit umgehen.<br />
Schauen wir einmal, wie wenig Licht man braucht ...<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Wenn es um Licht geht, gilt Qualität vor Quantität. Eine<br />
kleinere Menge spezielles Licht ist besser als viel<br />
mittelmäßiges Licht – ob nun tagsüber oder abends.<br />
Deswegen ist schwaches Licht so dankbar – denn egal um<br />
welchen Gegenstand oder welche Situation es sich<br />
handelt, das Licht ist <strong>im</strong>mer gut. Und gutes Licht ist<br />
bereits die halbe Miete.<br />
Außenaufnahmen bei schwachem Licht beginnen,<br />
wenn der Tag endet und enden, sobald der nächste Tag<br />
beginnt – also in dem Zeitraum von Abenddämmerung bis<br />
Morgengrauen. In der Abenddämmerung geht es los.<br />
Sobald die Sonne langsam hinter dem Horizont<br />
verschwindet, wird es langsam Nacht. Direktes Licht in<br />
der Landschaft verschwindet und der H<strong>im</strong>mel wird zu<br />
einer rießigen Softbox, die die Erde in diffuses Licht taucht,<br />
während der H<strong>im</strong>mel am westlichen Horizont in Flammen<br />
aufzugehen scheint (mit ein wenig Glück zumindest).<br />
Stecken Sie einen ND-Verlaufsfilter in Ihren Filterhalter,<br />
und Sie können alles in einer einzigen Aufnahme<br />
festhalten: einen Vordergrund voller Details und einen<br />
H<strong>im</strong>mel voller Farben.<br />
Die Dämmerung lässt das Warme <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel<br />
verschwinden und nahtlos übergehen in dunklere Lilaund<br />
Blautöne, während sich der H<strong>im</strong>mel sichtbar<br />
verdunkelt. Dies ist der ideale Zeitpunkt, um Aufnahmen<br />
von moderner Architektur zu machen, da sich die Farben<br />
des H<strong>im</strong>mels in den Glas- und Stahloberflächen der<br />
Gebäude wiederspiegeln. Wenn Sie Aufnahmen in der<br />
Natur bevorzugen, suchen Sie sich einen Platz am Wasser.<br />
Eine ruhige Wasseroberfläche kann das gleiche bewirken.<br />
Die Dämmerung an einem Seeufer oder am Meer ist nur<br />
schwer zu übertreffen. Zugleich führt schwaches Licht zu<br />
langen Belichtungszeiten, was das Wasser<br />
verschwommen wirken lässt.<br />
Die Stadtlandschaft wird in der Dämmerung lebendig,<br />
das Tageslicht verschwindet langsam und macht Platz für<br />
den sich ausbreitenden Zauber des vom Menschen<br />
geschaffenen bunten Lichtermeers. Doch es gibt noch<br />
genug natürliches Licht, so dass schattige Bereiche nicht<br />
schwarz aussehen. Der H<strong>im</strong>mel, der sich nun in einem<br />
dunklen Blau zeigt, agiert auch als Reflektor und gibt das<br />
wenige Licht an die Stellen zurück, die nicht durch<br />
Straßenlampen oder Flutlichter, Lichtreklame und<br />
Ladenschilder erleuchtet sind. Diese Übergangszeit ist die<br />
beste Zeit, um Aufnahmen von angestrahlten Gebäuden,<br />
Straßenbildern und Autospuren zu machen – also von<br />
jedem Motiv und jedem Gegenstand in der städtischen<br />
Umgebung, bei dem der H<strong>im</strong>mel <strong>im</strong> Bild zu sehen ist.<br />
Sobald der H<strong>im</strong>mel schwarz wird, wird es langsam Zeit<br />
ans Aufhören zu denken. Allerdings haben Bildsensoren<br />
die erstaunliche Fähigkeit, sich weiter Farbe aus dem<br />
H<strong>im</strong>mel zu ziehen, obwohl wir längst keine mehr sehen.<br />
Also bleiben Sie ruhig noch ein wenig länger.<br />
Im Grunde genommen müssen Sie gar keinen<br />
Gedanken ans He<strong>im</strong>gehen verschwenden, denn ist es erst<br />
einmal dunkel, können Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den<br />
H<strong>im</strong>mel richten. Wie wären Landschaftsaufnahmen bei<br />
Mondschein? Auch hier eignet sich Wasser <strong>im</strong><br />
Vordergrund sehr gut, da sich der Mond auf der<br />
tiefschwarzen Wasseroberfläche silberfarben spiegelt.<br />
Allein dieser Kontrast kann zu tollen Aufnahmen führen.<br />
Indem Sie den Kameraverschluss für mindestens zehn<br />
Minuten offen lassen, machen Sie die Nacht zum Tag. Sie<br />
erzeugen so surreale Effekte, dass die Aufnahmen<br />
aussehen, als ob sie bei Tageslicht aufgenommen wurden,<br />
obwohl sie in Wirklichkeit vom Mond und nicht der Sonne<br />
beleuchtet wurden. Was <strong>im</strong>mer Sie bevorzugen –<br />
schwaches Licht bietet Ihnen zahlreiche Möglichkeiten.<br />
Wichtiges Zubehör<br />
STATIV Die einfachste Möglichkeit,<br />
um Kameraverwacklungen bei<br />
schwachem Licht zu vermeiden,<br />
ist die Befestigung der Kamera auf<br />
einem stabilen Stativ. Wenn Sie keines<br />
besitzen, sollten Sie sich eines kaufen.<br />
Der Preis für ein stabiles Modell liegt in<br />
etwa bei gut 100 Euro.<br />
FERNAUSLÖSER Ein<br />
sehr nützliches Hilfsmittel, um<br />
Kameraverwacklungen zu vermeiden.<br />
Neben dem Fernauslöser Ihres<br />
Kameraherstellers, finden Sie auch<br />
kompatible Fernauslöser, wie zum<br />
Beispiel von Seculine, Hahnel<br />
und Hama. Fragen Sie in einem<br />
Fotofachgeschäft nach geeigneten<br />
Fernauslösern für Ihre Kamera.<br />
TASCHENLAMPE Halten Sie bei<br />
Aufnahmen mit schwachem Licht<br />
<strong>im</strong>mer eine kleine Taschenlampe<br />
griffbereit. Prinzipiell ist jede<br />
Taschenlampe geeignet. Sie können<br />
aber auch einmal die Gorillatorch<br />
von den Herstellern des Gorillapods<br />
ausprobieren. Diese Taschenlampe<br />
kann um Objekte herum gewickelt<br />
werden, sodass beide Hände frei<br />
bleiben.
Meeresaufnahmen bei<br />
schwachem Licht<br />
Während die meisten Menschen an<br />
einem heißen Sommertag an den<br />
Strand gehen, bevorzugen<br />
ambitionierte Fotografen einen Besuch<br />
bei Dämmerung, um großartige<br />
Meeresaufnahmen zu machen.<br />
LEE FROST<br />
Fünf Techniken, die sich lohnen, <strong>im</strong> <strong>Freien</strong> ausprobiert zu werden...<br />
ISTOCK PHOTO<br />
LEE FROST<br />
ISTOCK PHOTO<br />
DANIEL LEZANO<br />
LEE FROST<br />
1) AUTOSPUREN<br />
Suchen Sie nach einem höher<br />
gelegenen Aussichtspunkt an<br />
einer stark befahrenen Straße<br />
oder einem stark frequentierten<br />
Kreisverkehr. Befestigen Sie Ihre<br />
Kamera auf einem Stativ und stellen<br />
eine Belichtungszeit von 30 bis<br />
60 Sekunden ein, um den sich<br />
bewegenden Verkehr als farbenfrohe<br />
Lichtspuren einzufangen. Nehmen<br />
Sie angestrahlte Gebäude oder die<br />
Abenddämmerung mit ins Bild, um<br />
Ihre Aufnahme interessanter wirken<br />
zu lassen. Ideal ist die Zeit des<br />
Jahres, in der die Abenddämmerung<br />
mit der Rushhour zusammenfällt.<br />
Doch achten Sie auf den Verkehr!<br />
2) ANGESTRAHLTE<br />
GEBÄUDE<br />
Ein weiteres ideales Objekt für<br />
Aufnahmen bei schwachem<br />
Licht. Kirchen, Schlösser,<br />
Kathedralen, Denkmäler; jede<br />
kleinere und größere Stadt hat<br />
derartige Gebäude. Für die<br />
besten Ergebnisse sollten Sie<br />
die Aufnahmen bei Dämmerung<br />
machen, während noch Farben<br />
am H<strong>im</strong>mel zu erkennen sind<br />
und genügend Tageslicht<br />
vorhanden ist, um die Schatten<br />
nicht zu massiv wirken zu<br />
lassen – das angestrahlte Objekt<br />
sticht dennoch hervor.<br />
3) STERNSPUREN<br />
Entfernen Sie sich in einer<br />
sternenklaren Nacht so weit<br />
wie möglich von der Zivilisation.<br />
Verwenden Sie eine lange<br />
Belichtungszeit, um die Sterne<br />
am H<strong>im</strong>mel als Sternspuren<br />
einzufangen. Nehmen Sie Ihr<br />
Weitwinkelobjektiv und richten<br />
Sie es nach Norden aus, um den<br />
Polarstern (Polaris)einzufangen.<br />
Halten Sie den Kameraverschluss<br />
für zwei Stunden bei f/4 und<br />
einem ISO-Wert von 200 offen<br />
und warten, was passiert. Sie<br />
werden von den Ergebnissen<br />
beeindruckt sein.<br />
4) LICHTMALEREI<br />
Suchen Sie ein altes,<br />
unbeleuchtetes Gebäude.<br />
Wenn es langsam dunkel<br />
wird, blitzen Sie das Gebäude<br />
mit dem Blitzgerät in Ihrer<br />
Hand wiederholt an, während<br />
die Verschlusszeit auf Bulb<br />
eingestellt ist. Sie können Filter<br />
verwenden, um das Licht zu<br />
färben. Anstatt eines Blitzgeräts<br />
können Sie auch eine<br />
leistungsstarke Taschenlampe<br />
verwenden.<br />
5) KÜSTENLANDSCHAFTEN<br />
Gehen Sie entweder kurz<br />
vor Sonnenaufgang oder<br />
Sonnenuntergang an den<br />
Strand und machen Sie<br />
großartige Küstenaufnahmen.<br />
Da schwache Lichtverhältnisse<br />
herrschen, sollten Sie lange<br />
Belichtungszeiten wählen, um die<br />
Bewegungen <strong>im</strong> Meer einfangen<br />
zu können, während der nasse<br />
Sand und die Felsen die satten<br />
Farben am H<strong>im</strong>mel reflektieren.<br />
Achten Sie dabei stets auf die<br />
Gezeiten und tragen für Notfälle<br />
am besten ein Handy bei sich.
112 Nacht Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Bereiten Sie sich auf die<br />
bevorstehende Nacht vor<br />
Nachtaufnahmen stellen Sie vor zahlreiche Herausforderungen. Aber Ihre DSLR ist so<br />
ausgestattet, dass sie alle Herausforderungen bewältigen kann. Wir liefern Ihnen die<br />
besten Einstellungen und Techniken, damit Sie den Herausforderungen gewachsen sind<br />
Rüsten Sie sich für<br />
die Nacht aus!<br />
Es ist wesentlich, dass Sie eine Stütze<br />
für Ihre Kamera verwenden und ein<br />
anständiges Stativ, sollte ganz oben<br />
auf Ihrer Liste stehen. Modelle wie<br />
das Slik Pro 400DX oder<br />
Manfrottos 190X Pro B sind eine<br />
Überlegung wert. Schauen Sie sich den<br />
Abschnitt zur Ausrüstung an, um weitere<br />
Optionen zu erhalten. Sollten Sie aus<br />
irgendwelchen Gründen kein Stativ<br />
verwenden können, gibt es noch andere<br />
Stützen, wie z. B. „Beanpods“,<br />
Mini-Stative und Saugnapfe.<br />
Ein weiteres Zubehör, das wir<br />
empfehlen, ist ein Fernauslöser,<br />
um zu fotografieren, ohne dabei<br />
die Kamera berühren zu müssen.<br />
Abhängig davon, was Sie fotografieren,<br />
könnte sich auch ein Blitzlicht oder eine<br />
Taschenlampe empfehlen. Zum Schluss<br />
sollten Sie noch sicherstellen, dass Sie<br />
schön warm angezogen sind.<br />
Kamerazittern<br />
So verringert man das Risiko von Kamerazittern, ohne Stativ<br />
1) ERHÖHEN SIE DIE ISO-EINSTELLUNG Indem Sie eine schnellere ISO-Einstellung verwenden, können Sie die<br />
verfügbare Spitzen-Verschlusszeit erhöhen. Der größte Nachteil bei dieser Methode besteht darin, dass eine erhöhte<br />
ISO-Einstellung auch zur allmählichen Verringerung der Bildqualität führt und für mehr Rauschen und unrealistischere<br />
Farben sorgt. Aber die aktuelle Generation der DSLRs produziert ausgezeichnete Bilder bis zu ISO 400 und in manchen<br />
Fällen ISO 800. Erst bei höheren Werten werden Sie einen groben Abfall in der Bildqualität feststellen.<br />
Wir empfehlen die Erhöhung der ISO-Einstellung nur, wenn Sie von Hand fotografieren oder wenn sich die Kamera auf<br />
einem instabilen Untergrund befindet. Wenn Sie die Kamera auf einem stabilen Untergrund wie z. B. einem Stativ<br />
haben, verwenden Sie einen niedrigen ISO-Wert (100-200), um die bestmögliche Qualität zu gewährleisten.<br />
Die folgende Reihe von<br />
Bilder zeigt, wie das<br />
Rauschen mit erhöhter<br />
ISO-Einstellung zun<strong>im</strong>mt.<br />
Das Ausmaß des<br />
Rauschens unterscheidet<br />
sich von Kamera zu<br />
Kamera. Probieren<br />
Sie die gleiche Szene<br />
mit unterschiedlichen<br />
ISO-Einstellungen zu<br />
fotografieren, um das<br />
Rauschen Ihrer Kamera zu<br />
überprüfen.<br />
2) BILDSTABILISIERUNG Abhängig davon, welche Kamera Sie verwenden,<br />
werden Sie feststellen, dass entweder Ihre Kamera oder best<strong>im</strong>mte Objektive eine<br />
Bildstabilisierung anbieten (auch Bildfeldstabilisierung oder ähnlich bezeichnet).<br />
Wenn sich Ihre Kamera nicht auf einem Stativ befindet, lohnt es sich, diese Funktion<br />
zu aktivieren, da Sie Ihnen ermöglicht, eine Verschlusszeit zu verwenden, die drei bis<br />
vier Stufen über dem liegt, was Sie ohne Stabilisierung verwenden können.<br />
3) SETZEN SIE IHRE KAMERA AUF Sie werden<br />
feststellen, dass Sie eine höhere Stabilität erhalten,<br />
wenn Sie sich gegen einen Baum lehnen, oder wenn Sie<br />
Ihre Kamera auf eine Mauer setzen, als wenn Sie sie in<br />
der Hand halten. Schauen Sie also nach Objekten, auf<br />
die Sie Ihre DSLR setzen können.<br />
Gesetz des Kehrwerts<br />
Sie sind sich nicht sicher, welche Verschlusszeit für<br />
den Handbetrieb geeignet ist? Der einfachste Weg,<br />
um sich das zu merken, besteht darin, dass Sie<br />
sicherstellen, dass die verwendete Verschlusszeit der<br />
Kehrwert der verwendeten Brennweite ist.<br />
Wenn Sie mit 100 Mill<strong>im</strong>etern fotografieren, stellen<br />
Sie also sicher, dass die Verschlusszeit mindestens<br />
1/100 Sekunden beträgt.<br />
ISO 100 ISO 800 ISO 3200<br />
Das offensichtlichste Problem das Sie nachts und<br />
<strong>im</strong> Restlicht haben werden, sind die langen<br />
Belichtungszeiten, die für Kamerazittern sorgen<br />
können, was Ihre Bilder ruiniert. Sie werden<br />
höchstwahrscheinlich mit langen Verschlusszeiten<br />
zu tun haben. Die Herausforderung besteht als<br />
darin, die Aufnahmen ohne Kamerazittern zu<br />
machen. Idealerweise können Sie Ihre Kamera auf<br />
einem stabilen Untergrund absetzen wie z. B.<br />
einem Stativ, da dies Ihre Kamera ruhig halten wird<br />
und Ihnen bei den Belichtungszeiten völlige Freiheit<br />
verleiht. Es ist entscheidend, dass Ihre Kamera<br />
während der Belichtung völlig still ist. Stellen Sie<br />
Ihr Stativ also so stabil auf, wie möglich.<br />
VERMEIDEN SIE KAMERAZITTERN AM<br />
ANFANG!<br />
Vielen DSLR-Neueinsteigern ist nicht bewusst, dass<br />
das Kamerazittern oft durch zwei Aktionen am<br />
Anfang der Belichtung verursacht wird: zum einem<br />
durch das Drücken des Auslösers und zum anderen<br />
durch das Hochspringen des Spiegels in der Kamera<br />
zu Beginn der Belichtung. Mit den folgenden<br />
Methoden können Sie diese Probleme einfach<br />
beheben.<br />
✔ VERWENDEN SIE EINEN<br />
FERNAUSLÖSER Fast jede DSLR lässt<br />
sich über den einen oder anderen<br />
Fernauslöser betätigen. Dank dieses<br />
hilfreichen Zubehörs, können Sie fotografieren, ohne<br />
auf den Auslöser drücken zu müssen. Manche<br />
Fernauslöser arbeiten per Infrarot, während andere<br />
an der Kamera angeschlossen werden.<br />
✔ SELBSTAUSLÖSER Eine Alternative zum<br />
Fernauslöser ist der Selbstauslöser. Das<br />
Intervall zwischen dem Drücken des<br />
Auslösers und dem tatsächlichen Auslösen<br />
(zwei bis zehn Sekunden, abhängig von der<br />
Einstellung) lässt die Vibrationen verschwinden.<br />
✔ SPIEGELVORAUSLÖSUNG Über diese Fuktion<br />
wird nicht oft gesprochen, aber wenn Ihre Kamera<br />
darüber verfügt, lohnt sich der Einsatz. Die Funktion<br />
hebt den Spiegel vor der Belichtung an, um das<br />
Verwackeln, das sonst durch diese Aktion entsteht,<br />
zu verhindern.
Verkehrs-Streifen<br />
Sie können ein Stück schwarze Pappe vor die<br />
Linse halten, jedes Mal wenn längere Pausen<br />
<strong>im</strong> Verkehr sind, so dass die Belichtung nicht<br />
durch die Hintergrundbeleuchtung verbrannt<br />
wird, wenn niedrige Belichtung herrscht.<br />
Es ist relativ einfach Straßenszenen<br />
wie diese zu fotografieren, wenn Sie<br />
wissen, wie es geht. Alles, was Sie<br />
brauchen, ist eine DSLR auf dem<br />
Stativ und eine lange Belichtungszeit<br />
von mehreren Sekunden.<br />
JON HICKS
114 Nacht Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Welchen Modus sollten Sie verwenden?<br />
Das hängt davon ab, was Sie fotografieren möchten und welche Technik Sie dabei<br />
verwenden. Für Aufnahmen <strong>im</strong> <strong>Freien</strong>, Autostraßen oder das Malen mit Lichttechniken<br />
fangen die meisten Leute mit dem Blenden- oder Verschlussprioritätsmodus an und stellen<br />
eine Blendenöffnung von f/8 und eine Verschlusszeit zwischen einer und acht Sekunden<br />
ein. Aber keiner der beiden Modi eignet sich ideal. Sie sind wesentlich besser dran, wenn<br />
Sie Ihre Kamera in den manuellen Betrieb umschalten (M), eine mittlere Blendenöffnung<br />
für opt<strong>im</strong>ale Qualität wählen wie z. B. f/8, dann mit den Verschlusszeiten exper<strong>im</strong>entieren<br />
und dabei die Resultate am LCD-Bildschirm überprüfen. Sie werden eine bessere<br />
Vorstellung davon erhalten, wenn Sie unseren Leitfaden befolgen und die Techniken selber<br />
ausprobieren.<br />
BULB-MODUS: Hinter der<br />
langsamsten Verschlusseinstellung<br />
(für gewöhnlich 30 Sekunden)<br />
finden Sie den Bulb-Modus. Mit<br />
diesem Modus können Sie Fotos<br />
aufnehmen, bei denen Sie die<br />
Belichtungsdauer selbst festlegen.<br />
Sie können also z. B. mit 23<br />
Sekunden, drei Minuten oder einem<br />
beliebigen anderen Wert fotografieren. Bei manchen DSLRs müssen Sie einmal auf den<br />
Auslöser drücken, um den Bulb-Modus zu aktivieren und ein weiteres Mal, um ihn zu<br />
beenden. Bei anderen Kameras müssen Sie den Auslöser während der Belichtung gedrückt<br />
halten, weswegen sich hier ein Fernauslöser empfiehlt, da sonst Kamerazittern droht.<br />
Bereiten Sie Ihre DSLR für Nachtaufnahmen vor<br />
Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie Sie Ihre Kamera einstellen sollten, um opt<strong>im</strong>ale<br />
Nachtaufnahmen zu erzielen, folgen Sie unserem kurzen Hilfsleitfaden zum Betrieb.<br />
CANON EOS SERIES<br />
(1) Drehen Sie den Regler auf M<br />
2<br />
(manueller Modus). Um eine<br />
Verschlusszeit zu setzen, drehen<br />
Sie den Regler hinter dem<br />
3<br />
4<br />
Auslöser (2). Um eine<br />
Blendenöffnung einzustellen,<br />
halten Sie den +/– -Knopf<br />
gedrückt, dann drehen Sie den<br />
Wahlregler. (3) Um den<br />
Selbstauslöser oder den<br />
Fernauslöser zu verwenden, drücken Sie die Drive-Taste und wählen das<br />
entsprechende Icon. (4) Um bei entsprechenden Kameras den Spiegelvorauslöser<br />
zu verwenden, drücken Sie MENÜ, wählen Custom-Functions und setzten die<br />
geeignete Zahl. Drücken Sie „Set“ und wählen „1: Enable“. Wenn Sie ein Bild<br />
aufnehmen wollen, drücken Sie den Auslöser einmal, um den Spiegel zu heben und<br />
nochmal, um das Bild zu knipsen.<br />
NIKON DSLRS<br />
(1) Drehen Sie den Regler auf M<br />
(manueller Modus). Um eine<br />
Verschlusszeit einzustellen,<br />
drehen Sie den hinteren Regler.<br />
3<br />
Um eine Blendenöffnung<br />
einzustellen, drehen Sie den<br />
Regler oben am Handgriff. (2)<br />
Um den Selbstauslöser oder den<br />
Fernauslöser zu verwenden,<br />
drücken Sie die Drive-Taste und<br />
wählen das entsprechende Icon.<br />
(3) Um bei entsprechenden Kameras den Spiegelvorauslöser zu verwenden,<br />
drücken Sie MENÜ, wählen Custom-Functions und setzen den geeigneten Wert.<br />
1<br />
1<br />
2<br />
WEISSABLGEICH: Wenn Sie nachts fotografieren,<br />
müssen Sie dank der künstlichen Beleuchtung auf sehr<br />
ungewöhnliche Farben gefasst sein. Sie werden<br />
feststellen, dass die meisten Straßenlampen einen<br />
orangefarbenen Stich erzeugen, während Flutlichter an<br />
Kathedralen und Kirchen oft einen bläulich-weißen<br />
Farbstich haben. Wir empfehlen Ihnen, <strong>im</strong> RAW-Format<br />
zu fotografieren und unterschiedliche<br />
Weißabgleich-Einstellungen am Computer auszuprobieren, um zu sehen, was am besten<br />
funktioniert. Wenn Sie <strong>im</strong> JPEG-Format fotografieren, machen Sie eine Reihe von Bildern<br />
mit unterschiedlichen Weißabgleich-Voreinstellungen und vergleichen Sie die Ergebnisse.<br />
Nachtfotografie: Ideale Einstellungen<br />
Wenn Sie Ihre Kamera, so wie unten gezeigt, einrichten<br />
können, sind Sie bestens vorbereitet, um<br />
ausgezeichnete Nachtaufnahmen zu machen.<br />
✔ Digitalkamera auf stabilem Stativ<br />
✔ Verwenden Sie das RAW-Format (+ JPEG<br />
wenn verfügbar), so dass Farbstiche einfach<br />
korrigiert werden können<br />
✔ ISO-Einstellung auf 100 oder 200 für<br />
opt<strong>im</strong>al Qualität<br />
✔ Einstellung auf Manuell, mittlere<br />
Blendenöffnung (f/8 oder f/11) und Bulb<br />
✔ Spiegelvorauslösung ist aktiviert und der<br />
Auslöser wird per Selbst- oder Fernauslöser<br />
betätigt<br />
OLYMPUS E-SERIES<br />
(1) Drehen Sie den Regler auf<br />
M (manueller Modus). Um<br />
eine Verschlusszeit<br />
einzustellen, drehen Sie den<br />
Regler auf der oberen Scheibe.<br />
(2) Um eine Blendenöffnung<br />
einzustellen, halten Sie den<br />
+/–-Knopf auf der oberen<br />
Scheibe gedrückt und drehen<br />
dann den Regler. (3) Um den<br />
Selbstauslöser oder den<br />
Fernauslöser zu verwenden, drücken Sie OK, wählen das Drive-Icon am<br />
Bildschirm aus, drücken die OK-Taste und wählen das entsprechende Icon.<br />
PENTAX K-SERIES<br />
1<br />
2<br />
(1) Drehen Sie den Regler auf<br />
M (manueller Modus). Um<br />
eine Verschlusszeit<br />
einzustellen, drehen Sie den<br />
hinteren Regler. (2) Um eine<br />
Blendenöffnung einzustellen,<br />
halten Sie den +/– -Knopf<br />
gedrückt und drehen dann den<br />
Regler. (3) Um den<br />
3<br />
Selbstauslöser oder den<br />
Fernauslöser zu verwenden,<br />
drücken Sie die Fn-Taste, drücken die Hoch-Taste und wählen das<br />
entsprechende Icon, dann drücken Sie OK. Wenn Sie den 2-Sekunden-<br />
Selbstauslöser wählen, wird auch der Spiegelvorauslöser aktiviert.<br />
SONY ALPHA SERIES<br />
(1) Drehen Sie den Regler auf<br />
M (manueller Modus). Um<br />
eine Verschlusszeit<br />
einzustellen, drehen Sie Regler<br />
vor dem Auslöser. (2) Um eine<br />
Blendenöffnung einzustellen,<br />
halten Sie den +/– -Knopf<br />
gedrückt und drehen dann den<br />
Regler. (3) Um den<br />
Selbstauslöser zu verwenden,<br />
drücken Sie die Drive-Taste<br />
und wählen das entsprechende<br />
Icon. Wenn Sie den<br />
2-Sekunden-Selbstauslöser<br />
wählen, wird auch der Spiegelvorauslöser aktiviert.<br />
2<br />
1<br />
1<br />
3<br />
3<br />
2
Küstenlandschaften eignen sich<br />
hervorragend, um sich an<br />
Nachtaufnahmen zu üben.<br />
Machen Sie eine Reihe von Bildern<br />
mit unterschiedlichen<br />
Verschlusszeiten und vergleichen<br />
die Resultate, wenn Sie wieder zu<br />
Hause sind.<br />
GUY EDWARDES<br />
Stromausfall!<br />
Hier ist ein weiterer Verwendungszweck<br />
für ein schwarzes Stück Pappe: Halten Sie<br />
es zu Beginn der Belichtung für ein paar<br />
Sekunden vors Objektiv, so dass die<br />
Kamera evtuelles Zittern nicht<br />
aufzeichnet.
116 Nacht Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Urbane Nachtaufnahmen<br />
Von der nächsten Straßenecke bis hin zu den Skylines moderner Städte – wir<br />
zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Städteaufnahmen <strong>im</strong> Dunkeln leuchten lassen.<br />
VIELE STÄDTE SEHEN BEI TAG eher langweilig und uninteressant aus, doch kaum bricht<br />
die Nacht herein, ist das genaue Gegenteil der Fall. Sobald das Licht langsam verschwindet,<br />
entsteht eine wunderschöne Mischung aus Tageslicht und funkelndem künstlichem Licht.<br />
Bei Sonnenuntergang, wenn Tageslicht und künstliches Licht sich ausgleichen, werden Sie<br />
mit einigen tollen Aufnahmemöglichkeiten belohnt. Diese ‚Übergangszeit‘ setzt etwa 20<br />
Minuten nach Sonnenuntergang ein. Die Farbe des H<strong>im</strong>mels ist ein wunderschönes dunkles<br />
Blau, welches das warme Licht der Straßenbeleuchtung ideal ergänzt. Es ist dieser Kontrast<br />
aus warmen und kühlen Farben, der die Nachtfotografie so spannend macht.<br />
Mit einiger Übung werden Ihre Nachtaufnahmen <strong>im</strong>mer besser. Zunächst müssen Sie früh<br />
genug an der gewünschten Location ankommen. Wenn Sie sich dort nicht auskennen,<br />
erkunden Sie sie eine gute Stunde vor Sonnenuntergang, so dass Sie einige gute<br />
Aussichtspunkte auswählen können. Und dabei kommen Sie noch in den Genuss eines<br />
schönen Sonnenuntergangs! Vermeiden Sie es, erst in letzter Minute aufzutauchen und zu<br />
hoffen, dass schon alles gut werden wird – Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg.<br />
Stellen Sie be<strong>im</strong> Einsetzen des Sonnenuntergangs Ihr Stativ auf. Sie können zwar auch<br />
umherlaufen und verschiedene Winkel testen, für den Anfang sollten Sie sich aber besser<br />
darauf konzentrieren, ein sehr gutes Bild zu schießen und so mehr und mehr Selbstvertrauen<br />
erlangen. Erstellen Sie nun einige Belichtungsreihen, während sich das Licht ändert.<br />
Es gibt viele verschiedene helle Lichtquellen, die zu Unterbelichtung führen können. Achten<br />
Sie also auf Stellen, von denen aus präzise gemessen werden kann. Sie können<br />
beispielsweise auch die Belichtung eines Gehsteiges ablesen, da das Grau eines Gehsteigs<br />
einem mittleren Grau sehr nahe kommt und somit einen guten Ausgangspunkt für Ihre<br />
Messungen darstellt. Für Distanzaufnahmen eignet sich eine Spotmessung mit einem<br />
Teleobjektiv am besten. Auf dem LCD-Bildschirm können Sie überprüfen, wie genau Ihre<br />
Messungen sind.<br />
Die Erstellung von Belichtungsreihen (d.h. eine Reihe von Aufnahmen zu machen, die +<br />
und – der angezeigten Belichtung sind) ist höchst empfehlenswert, da Nachtaufnahmen<br />
wirklich schwer zu machen sind. Der Kontrast zwischen hellen und dunklen Bereichen<br />
gehört in der <strong>Fotografie</strong> zu den schwierigsten Bereichen. Um also alle Grundlagen<br />
abzudecken, müssen Sie zusätzliche Aufnahmen unter- und oberhalb der gemessenen<br />
Belichtung machen.<br />
Die Belichtungsmessung Ihrer Kamera ist häufig ein guter Ausgangspunkt für die erste<br />
Aufnahme. Machen Sie <strong>im</strong> Anschluss überbelichtete Aufnahmen, um Schattendetails<br />
einzufangen, und unterbelichtete Aufnahmen, um die hellsten Bildteile festzuhalten. Für die<br />
meisten Situationen eignet sich eine dreistufige Belichtungsreihe. Hierfür schießen Sie<br />
zuerst ein Einzelbild. Setzen Sie nun die Belichtungskorrektur auf +1, um eine<br />
überbelichtete Aufnahme zu erzielen, und anschließend ein Einzelbild bei -1, um eine<br />
unterbelichtete Aufnahme zu erhalten. Viele Kameras verfügen über Auto-Bracketing-<br />
Funktionen, mit denen Belichtungsreihen mit drei unterschiedlichen Belichtungen<br />
NEHMEN SIE<br />
VERSCHIEDENE<br />
STANDORTE EIN:<br />
Durch verschiedene<br />
Aufnahme-Standorte können<br />
sehr unterschiedliche<br />
Resultate erzielt werden.<br />
Aufnahmen aus niedrigerer<br />
Höhe und nahe an Gebäuden<br />
stellen stürzende Linien<br />
überspitzt dar, während<br />
Aufnahmen aus der Höhe<br />
beeindruckende<br />
Nachtlandschaften<br />
erzeugen.<br />
automatisch erstellt werden.<br />
Probieren Sie auch verschiedene Zeitwerte aus: Machen Sie eine Reihe von Aufnahmen<br />
etwa alle zehn Minuten und wenn Sie so weit zufrieden sind alle fünf Minuten. Dadurch<br />
bekommen Sie sicher die ideale Aufnahme, wenn die verschiedenen Lichtverhältnisse<br />
opt<strong>im</strong>al ausgeglichen sind, normalerweise etwa in der Hälfte des Shoots. Schließlich sollten<br />
Sie verschiedene Standpunkte und Objektive ausprobieren.<br />
Weitwinkelobjektive sind die beste Wahl für Aufnahmen in der Stadt, da sie Ihnen<br />
ermöglichen größere Bereiche abzubilden. Neben Aufnahmen in Bodenhöhe, sollten Sie<br />
auch versuchen, die Genehmigung für Aufnahmen auf Gebäuden zu bekommen –<br />
mehrstöckige Parkhäuser eignen sich hierfür besonders gut. Telezoom-Objektive sind<br />
nützlich, um Details zu erfassen und entfernte Gebäude heran zu zoomen.<br />
Nachtlicht<br />
In dieser Reihe zeigen wir, wie<br />
T<strong>im</strong> Garside das sich<br />
wechselnde Licht einfing, als<br />
sich der Sonnenuntergang<br />
langsam zur Dämmerung und<br />
schließlich zur Nacht<br />
entwickelte.<br />
„Ich kam rechtzeitig an, um<br />
einen schönen Sonnenuntergang<br />
zu erleben, und schoss <strong>im</strong>mer<br />
wieder Bilder, während sich das<br />
Licht stetig änderte. Um etwa<br />
19:45 Uhr denkt man, der Tag<br />
ist bald vorbei, da das Licht fad<br />
und langweilig wirkt. Doch nach<br />
nur weiteren 15 Minuten sah<br />
man bereits die ersten<br />
Auswirkungen der<br />
Großstadtlichter auf die<br />
Aufnahmen. Um 20:00 Uhr war<br />
das Licht völlig ausgeglichen<br />
und um 20:15 Uhr hatte ich das<br />
Bild in der Tasche. Sie können<br />
natürlich länger bleiben und<br />
warten bis der H<strong>im</strong>mel schwarz<br />
ist. Diese Aufnahmen eignen<br />
sich häufig gut für die<br />
Umwandlung in<br />
Schwarzweißbilder“.<br />
19:45<br />
20:15<br />
20:00<br />
21:00
RAW-Format<br />
Schießen Sie lieber in RAW anstatt in JPEG,<br />
oder Sie werden später die Konsequenzen zu<br />
spüren bekommen. Das RAW-Format erlaubt<br />
Ihnen die Veränderung vieler Kameraeinstellungen<br />
<strong>im</strong> Nachhinein, wie Änderungen<br />
des Weißabgleichs, der Bildschärfe, des<br />
Kontrasts, der Belichtung und der Farben.<br />
Stadtaufnahmen<br />
Stadtlandschaften eignen sich hervorragend für Aufnahmen: Sie<br />
sind voller beeindruckender großer Gebäude und vieler heller Lichter<br />
und gehören deshalb zu den fotogensten Motiven. Es kann von<br />
Vorteil sein, wenn zwischen Ihrer Kamera und dem abzulichtendem<br />
Objekt ein gewisser Abstand besteht, da so etwaige stürzende Linien<br />
vermieden werden könne. Über einen Fluss oder See hinweg zu<br />
fotografieren kann Stadtaufnahmen <strong>im</strong> panoramaartigen<br />
Postkarten-Stil erzeugen. Die farbenfrohen Gebäude werden <strong>im</strong><br />
Wasser reflektiert, was dem Bild an Ausdruck verleiht. Ebenso<br />
eignen sich Brücken mitunter als großartige Aussichtspunkte. Häufig<br />
verläuft unter ihnen ein Fluss oder eine stark befahrene Straße, die<br />
Sie mit in Ihre Aufnahme einbinden können.<br />
ALL IMAGES: TIM GARTSIDE
118 Nacht Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Ein Straßenbild aufnehmen<br />
Straßenbilder und kleine Gruppen von Gebäuden aufzunehmen<br />
ist eine viel persönlichere Sache als Städteaufnahmen von der<br />
anderen Seite eines Flusses zu machen. Nicht <strong>im</strong>mer hat man<br />
die Möglichkeit, eine Stadt aus der Entfernung einzufangen und<br />
kann sich gleichzeitig sicher sein, einen guten Aussichtspunkt<br />
zu haben. Folglich bleibt nur die Möglichkeit, näher heran zu<br />
gehen. Obwohl statische Motive toll sind, versuchen Sie doch<br />
einmal etwas Bewegung in Ihre Aufnahme zu bekommen.<br />
Versuchen Sie Aufnahmen mit Personen zu machen – die<br />
Rushhour ist hierfür eine besonders gute Zeit. Alternativ eignen<br />
sich auch Autos, Busse und Züge, um mehr Wirkung zu<br />
erzielen. Probieren Sie Aufnahmen von einer Brücke aus auf<br />
eine stark befahrene Straße und wählen eine lange<br />
Verschlusszeit von mehreren Sekunden, um die Autospuren<br />
verschwommen darzustellen.<br />
Darüber hinaus ist es möglich mit verschiedenen Brennweiten<br />
zu exper<strong>im</strong>entieren und so unterschiedliche Resultate zu<br />
erzielen. Durch den Einsatz von Weitwinkelobjektiven können<br />
Sie viel vom Vordergrund einbeziehen und für eine Aufnahme<br />
näher an ein Gebäude herangehen. Stürzende Linien können ein<br />
Problem darstellen, doch anstatt sie zu korrigieren, nutzen Sie<br />
sie, um dynamische Winkel zu erzeugen. Telezoom-Objektive<br />
sind ebenso geeignet, um sich bei ausreichend Platz zu<br />
entfernen und gleichzeitig stürzende Linien zu vermeiden.<br />
TIM GARTSIDE
Bildrauschen reduzieren<br />
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Nacht 119<br />
Bei einer Verschlusszeit von mindestens 30<br />
Sekunden beginnen Bildsensoren damit, erhöhtes<br />
Bildrauschen zu generieren. Mit der<br />
Rauschunterdrückungsfunktion kann dieser<br />
Effekt reduziert werden. Doch achten Sie darauf,<br />
dass Ihr Ergebnis nicht zu weich ist.<br />
Probleme der Nachtfotografie<br />
✘ STREULICHT: Streulicht ist ein großes Problem. Überprüfen Sie deshalb regelmäßig Ihre<br />
Aufnahmen auf Ihrem LCD-Bildschirm. Zoomen Sie am besten das Bild heran und überprüfen<br />
Sie es auf Streulicht, da es zu einem Kontrastverlust führen kann, der auf den ersten Blick nur<br />
schwer erkennbar ist. Streulicht wird während der Belichtung durch Lichtstreuung innerhalb<br />
des Objektivs hervorgerufen. Das Problem resultiert normalerweise aus einer starken<br />
Lichtquelle außerhalb des Bildes. Halten Sie also nach Laternenpfählen und Lichtreklamen<br />
Ausschau. Um das Problem zu beseitigen, werden Sie häufig Ihre Aufnahme neu<br />
zusammensetzen müssen. Bei stärkerem Streulicht sollten Sie eine schwarze Karte oder Ihre<br />
Hand zwischen das Objektiv und die Lichtquelle halten. So lässt sich das Problem beheben.<br />
Diese Technik kann allerdings auch schwer zu bewerkstelligen sein, da die schwarze Karte<br />
während der langen Belichtungszeit relativ ruhig gehalten werden muss.<br />
TIM GARTSIDE<br />
✘ HELLE FLECKEN (SOG. HOTSPOTS): Das Sonnenlicht reflektierende Fenster und andere<br />
grelle Lichter, wie Laternenpfähle, können sich als problematisch erweisen, besonders wenn sie<br />
sich <strong>im</strong> Vordergrund befinden. Wenn Sie helle Lichter in Ihre Aufnahme mit einbeziehen<br />
möchten, versuchen Sie sie zu Beginn der oben erwähnten Übergangszeit abzulichten. So wird<br />
ihr Einfluss deutlich reduziert, da Ihre Belichtungszeiten wesentlich kürzer sein werden. Je<br />
länger die Belichtungszeit dauert, desto mehr werden hell erleuchtete Flächen in angrenzende<br />
Flächen überstrahlen. Irgendwann werden Ihre Belichtungszeiten so lang sein, dass die<br />
unkontrollierte Überstrahlung solcher hellen Flächen Ihre Aufnahme ruiniert. Die einzige<br />
Möglichkeit dies zu unterbinden, sind Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungszeiten zu<br />
machen, die Sie später mischen. Sie können die Lichter auch kleiner machen oder sie ganz aus<br />
der Komposition nehmen.<br />
STREULICHT & HOTSPOTS Hier kann es zu Problemen kommen. Vergewissern Sie<br />
sich, dass Ihr Objektiv frei von Flecken ist, so dass Streulicht nicht Ihre Aufnahmen<br />
ruiniert.
120 Nacht The Essential Guide to Outdoor Photography<br />
Werden Sie kreativ:<br />
Straßenverkehr<br />
Sind Sie neu bei der Nachtfotografie und wollen Ihre Techniken üben? Dann begeben<br />
Sie sich zur nächstgelegenen Hauptstraße und platzieren Ihre Kamera auf einem Stativ .<br />
FÜR JEDEN DER SEINE Fertigkeiten bei der Nachtfotografie verbessern möchte, gibt es kaum ein<br />
Motiv, das so zugänglich und einfach zu fotografieren ist, wie die Straßen. Die Technik dabei ist<br />
einfach: Sie stellen Ihre Kamera so auf, dass Sie zur Straße zeigt und verwenden eine lange<br />
Belichtungszeit, während der Verkehr vorbeirauscht. Das Ziel dabei ist es, die Lichter des<br />
vorbeifahrenden Verkehrs als weiße (Scheinwerfer) und rote (Heckleuchten) Streifen einzufangen. Es<br />
handelt sich um eine der einfachsten Nachttechniken, die Sie in jedem Fall ausprobieren sollten.<br />
Setzen Sie Ihre Kamera auf ein Stativ und richten die Szene so ein, dass die Straße <strong>im</strong> Bild hervortritt.<br />
Dann haben Sie die Wahl des Belichtungsmodus. Wir empfehlen den manuellen Modus (M), eine<br />
ISO-Einstellung von 100 bis 200 und eine mittlere Blendenöffnung wie z. B. f/8 oder f/11 für opt<strong>im</strong>ale<br />
Qualität. Dann müssen Sie nur noch entscheiden, wie lang die Belichtung dauern soll. Sie können<br />
best<strong>im</strong>mte Verschlusszeiten einstellen oder den Bulb-Modus aktivieren und eine beliebige<br />
Belichtungszeit verwenden. Wir empfehlen es in einer Abfolge zu fotografieren, die <strong>im</strong><br />
Ein-Stop-Intervall zun<strong>im</strong>mt/abn<strong>im</strong>mt: Zum Beispiel 2 Sekunden, 4 Sekunden, 8 Sekunden, 15<br />
Sekunden, usw. Auf diese Weise können Sie die Ergebnisse am Bildschirm vergleichen und<br />
best<strong>im</strong>men, was am besten funktioniert. Bedenken Sie dabei, dass die Geschwindigkeit des Verkehrs<br />
dabei eine große Rolle spielt: Langsame Fahrzeuge produzieren kürzere Streifenals schneller Verkehr.<br />
Sie sollten sich zudem unterschiedliche Blickwinkel für die Fotos aussuchen. Die normale Arbeitshöhe<br />
der Kamera ist ein geeigneter Start, aber Sie sollten auch probieren, von einem höheren<br />
Aussichtspunkt aus zu fotografieren (z. B. dem obersten Stock eines Gebäudes, oder eine<br />
Fußgängerbrücke), so wie von unten, um es aussehen zu lassen, als ob die Streifen sich durch die Luft<br />
bewegen. Unsere schrittweise Anleitung unten, bietet einen einfachen Ansatz für Anfänger.<br />
Aufbau<br />
Weißabgleich<br />
Wenn Sie nachts fotografieren, erhalten Sie<br />
starke Farbstiche. Unser Tipp ist es, die DSLR<br />
auf AWB einzustellen und <strong>im</strong> RAW-Format zu<br />
fotografieren und dann die Farben am<br />
Computer zu Hause zu bearbeiten.<br />
Testaufnahme<br />
4 Sek.<br />
SITZSACK-TEST Diese Testaufnahme wurde mit einer Kamera gemacht, die<br />
1 auf einem Beanbag am Zaun befestigt war. Wie Sie sehen können, wanderten<br />
die Vibrationen des Verkehrs durch den Zaun und den Sitzsack und sorgten für<br />
starkes Kamerazittern. Es besteht kein Zweifel, dass das zuverlässige Stativ<br />
unschlagbar ist.<br />
VIER SEKUNDEN BELICHTUNGSZEIT Zuerst verwendeten wir in unserer<br />
2 Verschlusszeitabfolge eine Belichtung von vier Sekunden. Ein kurzer Blick auf den<br />
LCD-Monitor zeigt, dass wir eine wesentlich längere Belichtungszeit brauchen, wenn<br />
wir Verkehr mit rund 60 km/h fotografieren möchten, um den Verkehr <strong>im</strong> gesamten<br />
Bild einzufangen.
Endgültiges Bild<br />
Wenn Sie etwas Erfahrung mit dem<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von Straßenverkehr<br />
gesammelt haben, halten Sie nach<br />
ungewöhnlichen Aussichtspunkten<br />
Ausschau, von denen Sie<br />
überwältigende Fotos mit<br />
zusätzlichen D<strong>im</strong>ensionen schießen<br />
können.<br />
PAUL WARD<br />
15 Sek. 30 Sek.<br />
15 SEKUNDEN BELICHTUNGSZEIT Eine wesentlich längere Belichtungszeit<br />
3 sorgt dafür, dass die Streifen durch das gesamte Bild gehen, und die Farben<br />
sind dabei ausdrucksstark. Die Lichtverhältnisse der Umgebung sind dabei gut<br />
kontrolliert, und es gibt keine ausgebrannten Bereiche <strong>im</strong> Bild.<br />
30 SEKUNDEN BELICHTUNGSZEIT Während die extra Zeit mehr helle Streifen<br />
4 ins Bild bringt, gibt es einen Punkt, ab dem die Streifen ausbrennen. Wenn das<br />
auftritt, sollten Sie entweder eine kleinere Blendenöffnung wählen, die Belichtungszeit<br />
verkürzen oder die ISO-Einstellung reduzieren (oder beide und mehr Methoden<br />
kombinieren).
122 Nacht<br />
Lichtmalerei: Blitzlicht<br />
Ross Hoddinott zeigt Ihnen, wie Sie mit jedem beliebigen<br />
externen Blitzgerät Motive mit Lichtblitzen malen können.<br />
DAS WORT FOTOGRAFIE bedeutet<br />
wortwörtlich übersetzt „mit Licht malen“<br />
und ist somit ein geeigneter Titel für diese<br />
ungewöhnliche Technik. Das Zeichnen<br />
mit Licht ist eine Methode, die mit einer<br />
langen Belichtungszeit einhergeht,<br />
welche bis zu einer Minute oder darüber<br />
hinaus betragen kann, und (beinahe)<br />
gänzliche Dunkelheit erfordert. Während<br />
der Blendenverschluss offen ist, wird der<br />
Gegenstand manuell vom Fotograf mit<br />
einer künstlichen Lichtquelle –<br />
beispielsweise einem Blitzgerät oder<br />
einer Taschenlampe – beleuchtet. Die daraus resultierenden Aufnahmen haben eine<br />
surreale, st<strong>im</strong>mungsvolle Wirkung, die durch die ungleichmäßige Beleuchtung mit der<br />
künstlichen Lichtquelle und dem Umgebungslicht erzeugt wird. Zu Beginn mag die<br />
Lichtmalerei vielleicht bizarr erscheinen, doch es macht großen Spaß und die Resultate<br />
können verblüffend sein. Außerdem ist diese Technik, obwohl man viel ausprobieren muss,<br />
nicht schwer umzusetzen. Zuerst suchen Sie sich ein geeignetes Objekt. Im Grunde spielt es<br />
keine Rolle, welchen Gegenstand Sie wählen, egal ob groß oder klein. Jedoch erzeugen Sie<br />
mit größeren Gegenständen, wie Bäumen oder Gebäuden, oftmals die eindrucksvollsten<br />
Resultate. Alte Ruinen, heruntergekommene Gebäude und – wenn Sie nicht allzu<br />
schreckhaft sind – Grabsteine eignen sich besonders gut.<br />
Die Technik basiert auf Dunkelheit. Kommen Sie jedoch noch bei Tageslicht an Ihrer Location<br />
an, um Ihre Aufnahmen vorbereiten zu können. So können Sie sich außerdem mit Ihrer<br />
Umgebung vertraut machen – schließlich werden Sie <strong>im</strong> Dunkeln umherwandern und<br />
möchten sicher vermeiden zu stolpern und hinzufallen. Obwohl es verlockend sein kann,<br />
direkt nach Einbruch der Dunkelheit mit den Aufnahmen zu beginnen, tun Sie es nicht – zu<br />
viel Umgebungslicht schmälert die Wirkung Ihrer Taschenlampe oder Ihres Blitzgeräts oder<br />
macht sie ganz zunichte. Warten Sie stattdessen, bis es ausreichend dunkel ist, ziehen Sie<br />
sich warm an und halten aus Sicherheitsgründen stets eine Taschenlampe bereit.<br />
Im Allgemeinen ist eine Stunde nach Sonnenuntergang der beste Zeitpunkt, um mit den<br />
Aufnahmen zu beginnen, da dann noch etwas Farbe am H<strong>im</strong>mel zu erkennen ist. Es gibt<br />
keine feste Regel was die Länge der Belichtung angeht – das ist Glückssache. Fangen Sie mit<br />
einer Belichtungszeit von 30 Sekunden an und verwenden eine kleine Blendeeinstellung von<br />
f/16 oder f/22. Möglicherweise erscheint Ihnen eine Belichtungszeit von einer Minute oder<br />
länger am geeignetsten, um beste Ergebnisse zu erzielen. Bei so langen Belichtungszeiten ist<br />
es notwendig, auf die Bulb-Einstellung Ihrer Kamera zurückzugreifen. Machen Sie sich<br />
darauf gefasst zu exper<strong>im</strong>entieren und Ihre Bilder nach jeder Aufnahme zu überdenken und<br />
wählen Ihre Einstellungen entsprechend. Ist Ihre Kamera auf einem stabilen Stativ befestigt<br />
und die Belichtung eingestellt, lösen Sie die Kamera aus, indem Sie entweder den Fern- oder<br />
Selbstauslöser verwenden. So können Sie zum richtigen Zeitpunkt mit dem Zeichnen<br />
beginnen. Ein Blitzgerät eignet sich hervorragend, um größere Gegenstände <strong>im</strong> <strong>Freien</strong> zu<br />
beleuchten. Lösen Sie den Blitz mehrere Male bei voller Leistung aus, um eine geeignete<br />
Aufnahme zu erzeugen. Gehen Sie um den Gegenstand herum und richten den Blitz auf die<br />
Stellen, die Sie beleuchten möchten. Durch wiederholtes Blitzen können Sie best<strong>im</strong>mte<br />
Stellen hervorheben. Um die Gefahr zu min<strong>im</strong>ieren, in der Aufnahme sichtbar zu sein, tragen<br />
Sie dunkle Kleidung und bleiben Sie in Bewegung, während Sie zeichnen.<br />
Bulb-Einstellung<br />
Die meisten Digitalkameras haben<br />
eine max<strong>im</strong>ale automatische<br />
Belichtungszeit von 30 Sekunden.<br />
Für längere Belichtungszeiten<br />
muss die Kamera auf Bulb oder ‚B‘<br />
eingestellt sein. Bei dieser<br />
Einstellung bleibt der Verschluss so<br />
lange geöffnet, wie der Auslöser<br />
gedrückt wird – entweder manuell<br />
oder per Fernauslöser. Der<br />
englische Begriff „Bulb“<br />
(Blasebalg/-Ball) geht auf einen<br />
pneumatisch betätigten Verschluss<br />
bei älteren Kameras zurück –<br />
durch das Gedrückt halten eines<br />
solchen Blasebalgs wurde der<br />
Verschluss geöffnet, be<strong>im</strong><br />
Loslassen wieder geschlossen. Bei<br />
der Bulb-Einstellung muss die<br />
Belichtung manuell eingestellt<br />
werden, hier müssen Sie<br />
verschiedene Einstellungen<br />
ausprobieren.<br />
Testaufnahme<br />
15 Sek.<br />
Der Sonnenuntergang hat zwar eingesetzt, aber es herrscht <strong>im</strong>mer noch zu<br />
1 viel Umgebungslicht, um mit dem „Malen“ beginnen zu können. Mir bleibt<br />
jedoch so noch genug Zeit, meine Kamera auf einem stabilen Stativ zu<br />
platzieren, die Komposition zu arrangieren und Probeaufnahmen zu machen,<br />
während es noch hell ist.<br />
Bei dem ersten Versuch lag die Belichtungszeit bei 15 Sekunden. Dadurch<br />
2 hatte ich nicht genug Zeit, um eine geeignete Beleuchtung für die Ruine zu<br />
finden. Außerdem ist die Wirkung des Blitzes nicht deutlich genug.
Blitzen Sie!<br />
Halten Sie die Prüftaste Ihres Blitzgeräts gedrückt,<br />
um es manuell auszulösen. Um erfolgreiche<br />
Resultate zu erzielen, sollten Sie den Blitz wiederholt<br />
auslösen, während Sie ihn auf den Gegenstand<br />
richten. Folglich sollten Sie zuvor neue Batterien<br />
einlegen, um eine kurze Wiederherstellungszeit zu<br />
gewährleisten.<br />
Endergebnis<br />
Mit der Bulb-Einstellung erhöhte ich die<br />
Belichtungszeit auf eine Minute. Durch<br />
ständiges Bewegen konnte ich<br />
vermeiden, dass ich auf dem Bild<br />
erkennbar bin. In diesem Zeitraum<br />
konnte ich den Blitz elf Mal auslösen,<br />
um diese Aufnahme zu machen. Das<br />
Ergebnis ist ein gespenstisches,<br />
eindrucksvolles Bild, dessen Aufnahme<br />
spaßig und unkompliziert war.<br />
30 Sek. unterbelichtet<br />
Bei einer Belichtungszeit von 30 Sekunden konnte ich <strong>im</strong> Vergleich zum<br />
3 vorherigen Bild doppelt so häufig blitzen. Die Ruine ist nun sehr viel besser<br />
beleuchtet. Da ich jedoch in einer Position verharrte, ist meine Silhouette<br />
erkennbar.<br />
Die richtige Belichtungszeit zu finden ist Glückssache. Da der<br />
4 Sonnenuntergang schon vor einer Stunde eingesetzt hat, wird es <strong>im</strong>mer<br />
dunkler, was Auswirkungen auf die Belichtungszeit hat. Passen Sie deshalb die<br />
Belichtungszeit regelmäßig an, da Ihre Aufnahmen sonst unterbelichtet sein<br />
können.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Nacht 125<br />
Das fertige Bild<br />
Das Boot hat einen warmen Glanz, der es<br />
aus der kälteren Umgebung hervorhebt.<br />
Der Effekt wird dadurch unterstrichen, dass<br />
das Boot <strong>im</strong> Bildausschnitt relativ klein ist.<br />
Die Bewegung der Wolken aufgrund der<br />
langen Belichtungszeit macht das Motiv<br />
noch ein wenig attraktiver, andernfalls wäre<br />
der H<strong>im</strong>mel eher langweilig gewesen.<br />
Nun begann ich, das Boot mit der Lampe zu bestreichen. Wie lange das<br />
4 notwendig ist, hängt von mehreren Faktoren ab: der Lichtstärke Ihrer<br />
Taschenlampe, wie nah Sie am Objekt sind und wie stark das Objekt reflektiert. Ich<br />
hielt den Lichtstrahl der Lampe <strong>im</strong>mer in Bewegung und achtete darauf, das Boot<br />
gleichmäßig zu beleuchten, stand dabei aber selbst außerhalb des Sucherbildes.<br />
Die richtige Lichtmenge müssen Sie ausprobieren. Wie auf der Abbildung des<br />
5 Fotos auf dem LCD-Monitor zu sehen, habe ich es be<strong>im</strong> ersten Mal übertrieben –<br />
ich hatte das Boot etwa zwei Minuten innerhalb einer Belichtungszeit von drei Minuten<br />
beleuchtet. Ich versuchte es erneut, diesmal mit 90 Sekunden Bootsbeleuchtung. Das<br />
ist wahrscheinlich eine ganz gute Faustregel bei dieser Art Fotos.
126 Architektur Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
ARCHITEKTUR<br />
Schauen Sie einmal aus dem nächsten Fenster. Was sehen Sie? Höchstwahrscheinlich etwas aus Beton oder Ziegel und Mörtel –<br />
ein Gebäude also. Je nachdem, wo Sie wohnen, handelt es sich dabei um ein Terrassenhaus, ein Reihenhaus, ein<br />
Appartement-Hochhaus oder vielleicht sogar um die Turmspitzen einer h<strong>im</strong>melstürmenden Kathedrale. Nicht, dass es wirklich<br />
darauf ankäme, welche Art Architektur Sie gewohnt sind. Denn Gebäude aller Formen, Größen und Baustile sind aufregende,<br />
herausfordernde Motive, die sowohl Einsteigern als auch erfahrenen Fotografen Freude bereiten können. Von verfallenen<br />
Schlössern und wundervollen Kathedralen bis zu den modernsten Wolkenkratzern – passende Objekte finden Sie buchstäblich<br />
überall; und Sie brauchen nicht die Kommunikationsfähigkeiten des Portraitfotografen, das Expertenwissen des Naturfotografen<br />
oder die blitzschnellen Reflexe des Sportfotografen, um das Beste daraus zu machen. Was Sie brauchen, ist ein wenig Gefühl<br />
für Licht und Komposition, ein bisschen Geduld und jede Menge Fantasie.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Architektur 127<br />
ISTOCK PHOTO
128 Architektur Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Bausteine des Erfolgs<br />
Gebäude gibt es in zahllosen Formen und Gestaltungen, und es sind sehr interessante<br />
Motive. Unsere Ratschläge werden Ihnen zu den besten Aufnahmen verhelfen.<br />
ARCHITEKTUR IST EINE KUNSTFORM, und wirklich<br />
kreative Architekten sind Künstler, die Gebäude entwerfen,<br />
die die Jahrhunderte überdauern und die Menschen vor<br />
Ehrfurcht und Begeisterung tief durchatmen lassen. Wir<br />
nehmen Kathedralen und alte Schlösser als<br />
selbstverständlich hin, weil sie „<strong>im</strong>mer schon“ da waren.<br />
Doch zu der Zeit, als sie gebaut wurden, stellten sie die<br />
neusten architektonischen Innovationen dar, genau wie<br />
heute etwa die „Essiggurke“ in der Londoner City. Stellen<br />
Sie sich einmal vor, wie die Menschen dieses Gebäude in<br />
200 Jahren wahrnehmen werden – vorausgesetzt es steht<br />
noch – und wie die Architektur sich in den nächsten 200<br />
Jahren verändern wird, angesichts der Fortschritte, die sie<br />
in den vergangenen 200 Jahren gemacht hat. Wenn Sie<br />
also Gebäude fotografieren, denken Sie an die Menschen,<br />
die sie entworfen haben. Schießen Sie nicht einfach<br />
drauflos, sondern überlegen Sie, wie Sie den Charakter<br />
des Bauwerks einfangen können.<br />
Ihre Aufnahme steht und fällt mit dem richtigen<br />
Standpunkt, wenden Sie also einige Zeit auf, das Gebäude<br />
aus unterschiedlichen Positionen und Winkeln zu<br />
betrachten, bis Sie die besten herausgefunden haben.<br />
Achten Sie dabei besonders auf Flüsse oder Teiche, die Sie<br />
in den Vordergrund einbeziehen können, wenn sie eine<br />
interessante Reflexion des Bauwerks erzeugen.<br />
Bäume können Ihr Motiv einrahmen, unerwünschte<br />
Bereiche des H<strong>im</strong>mels ausfüllen oder ganz einfach<br />
hässliche Details wie parkende Fahrzeuge und<br />
Laternenpfähle verdecken. Blumenbeete, Wege, Hecken<br />
und Gärten eignen sich dagegen gut, um den Vordergrund<br />
interessanter zu machen.<br />
Professionelle Architekturfotografen machen sich viel<br />
Mühe mit der Planung und Vorbereitung, damit sie die<br />
bestmöglichen Ergebnisse erzielen können. Tun Sie das<br />
auch, indem Sie herumfragen, wo es interessante<br />
Standpunkte geben könnte.<br />
Ganz gleich von wo aus Sie Ihre Aufnahme machen,<br />
suchen Sie nach anderen Winkeln, besonders dann, wenn<br />
es sich um ein populäres Bauwerk handelt und viele<br />
andere Fotografen in der Nähe sind. Löcher in Mauern,<br />
Lücken zwischen anderen, nahegelegenen Gebäuden –<br />
solche Dinge können Ihrem Foto den ungewöhnlichen<br />
Dreh, das gewisse Etwas geben. Auch andere<br />
Standpunkte sind gut – versuchen Sie möglichst hoch<br />
über den Boden zu kommen, beispielsweise auf das obere<br />
Parkdeck eines Parkhauses, oder gehen Sie mit einem<br />
Weitwinkelobjektiv ganz nah an den Boden, um die<br />
stürzenden Linien zu betonen und mutige,<br />
FANGEN SIE DIE UMGEBUNG EIN: Eine Aufnahme mit<br />
weiterem Blickwinkel stellt das Gebäude in einen<br />
Zusammenhang. Das funktioniert oft sehr gut bei<br />
einzeln stehenden Gebäuden wie diesem Leuchtturm.<br />
BERÜCKSICHTIGEN SIE DEN STANDPUNKT: Behalten<br />
Sie den Boden <strong>im</strong> Auge, wenn Sie durch die Stadt<br />
gehen, manchmal liegt eine Inspiration buchstäblich zu<br />
Ihren Füßen …<br />
beeindruckende Kompositionen heraus zu arbeiten.<br />
Denken Sie daran, dass Innenstädte an den Wochenenden<br />
wesentlich ruhiger sind, weil Kaufhäuser und Büros<br />
geschlossen sind. Das erleichtert das <strong>Fotografie</strong>ren<br />
erheblich, weil Ihnen keine Menschenmassen und nur<br />
wenig Straßenverkehr <strong>im</strong> Weg sind. Andererseits können<br />
Sie dann kaum ein Gebäude betreten, um einen besseren<br />
Blick zu bekommen, denn die meisten werden<br />
geschlossen sein. Doch ein weiterer Grund für Aufnahmen<br />
am Wochenende ist der, dass Ihnen dann weniger<br />
Sicherheitspersonal auf die Nerven geht. Wegen des<br />
internationalen Terrorismus kann es verboten sein, die<br />
Standorte und Gebäude von Behörden zu fotografieren.<br />
ISTOCK PHOTO ISTOCK PHOTO<br />
Die ideale Ausrüstung<br />
für Architekturfotografie<br />
Zwar gibt es speziell für die Architekturfotografie<br />
entwickelte Objektive, doch Sie können auch mit<br />
bescheidener Ausrüstung hervorragende<br />
Ergebnisse erzielen. Bei dichter Bebauung ist die<br />
Wahl Ihres Standpunktes eingeschränkt durch die<br />
Nähe anderer Gebäude, Straßenverkehr etc. In<br />
einem solchen Fall müssen Sie das Beste daraus<br />
machen, und es muss ein Weitwinkelobjektiv her,<br />
weil Sie aus geringer Entfernung fotografieren. Die<br />
Weitwinkeleinstellung Ihres Standard 18-55-mm-<br />
Objektivs mag ausreichen, doch ein<br />
Ultraweitwinkel mit 11 bis188 Mill<strong>im</strong>etern<br />
Brennweite wäre wesentlich besser. Das ist<br />
genauso perfekt für Innenaufnahmen, bei denen<br />
Sie auch nicht viel Platz haben. Ein Telezoom-<br />
Objektiv mit etwa 55 bis 200 Mill<strong>im</strong>etern ist gut<br />
für Detailaufnahmen oder wenn Sie<br />
mehr Abstand brauchen, um die<br />
Perspektive zu kompr<strong>im</strong>ieren. Ein<br />
unverzichtbares Zubehör ist ein<br />
Stativ, das Ihnen sowohl raffinierte<br />
Bildkompositionen, als auch<br />
Aufnahmen bei schlechten<br />
Lichtverhältnissen erlaubt.<br />
Gebäude müssen nicht Ihr Hauptthema sein – Sie können<br />
sie auch lediglich einen kleinen Teil des Bildes einnehmen<br />
lassen und sie eher als optischen Fixpunkt verwenden. Die<br />
Abbildung eines Gebäudes als Teil eines umfassenderen<br />
Überblicks kann sehr interessant sein, wenn die<br />
Umgebung für die Geschichte des Bauwerks bedeutsam<br />
ist. Wenn beispielsweise ein Leuchtturm an einer felsigen<br />
Küstenlinie steht, so wird er viel eindrucksvoller wirken,<br />
wenn die Umgebung – komplett mit den über die Felsen<br />
spülenden Wellen – zu sehen ist, als wenn Sie nah heran<br />
gehen und die Details der Umgebung ausschließen. Die<br />
passende Umgebung gibt dem Bild einen<br />
Zusammenhang.<br />
Korrigieren Sie stürzende Linien<br />
Wenn Sie ein Gebäude aus geringer Entfernung mit einem Weitwinkel<br />
fotografieren, gibt es „stürzende Linien“ (Vertikal parallel verlaufende<br />
Strecken scheinen sich einander zuzuneigen). Um das zu vermeiden,<br />
halten Sie die Kamera genau parallel zum Gebäude. Doch nun werden<br />
Sie feststellen, dass der obere Teil des Gebäudes abgeschnitten, und jede<br />
Menge unerwünschter Vordergrund vorhanden ist.<br />
Perspektivkontroll- oder Tilt-und-Shift-Objektive lösen dieses Problem,<br />
denn sie haben eine mechanisch justierbare Optik – Sie machen Ihre<br />
Bildkomposition, halten die Kamera gerade und parallel und justieren das<br />
Objektiv so weit nach oben, bis das gesamte Gebäude <strong>im</strong> Bild ist. Tiltund-Shift-Objektive<br />
sind sehr teuer, doch die in die Kamera eingebaute<br />
Technik und Photoshop sind preiswerte Alternativen. Hier ist eine kurze<br />
Anleitung, wie Sie stürzende Linien mit Photoshop korrigieren:<br />
Schritt 1. Öffnen Sie das Bild in Photoshop und wählen alles aus, um eine gestrichelte Linie um das Bild zu ziehen<br />
Schritt 2. Gehen Sie auf Ansicht>Zeigen>Raster, um ein Raster über das Bild zu legen, das Ihnen be<strong>im</strong><br />
Korrekturprozess helfen wird. Schritt 3. Gehen Sie auf Bearbeiten>Transformieren>Verzerrung. Ziehen Sie die linke<br />
obere Ecke des Bildes nach links außen, bis die linke Seite des Bildes ausgerichtet ist, dann wiederholen Sie die Prozedur<br />
für die rechte Seite. Schritt 4. Drücken Sie die Enter-Taste, um die Transformation durchzuführen und schalten dann mit<br />
Ansicht>Zeigen>Raster das Raster wieder aus Schritt 5. Wenn das Bild nun „zusammengedrückt“ aussieht, gehen Sie<br />
auf Bild>Bildgröße, entfernen Sie das Häkchen in dem Kästchen „Proportionen erhalten“ und vergrößern die Bildhöhe<br />
um 5 bis 10 Prozent.
Verwenden Sie die<br />
Blendenautomatik<br />
Mit der Blendenautomatik haben Sie die<br />
volle Kontrolle über die Blendeneinstellung,<br />
wodurch Sie den Schärfentiefebereich des<br />
Fotos festlegen.<br />
Rahmen Sie´s ein!<br />
Machen Sie Ihre<br />
Bildkompositionen<br />
interessanter, indem Sie das<br />
ausgewählte Gebäude mit<br />
irgendetwas einrahmen, sei es<br />
ein gebrochenes Fenster, eine<br />
offene Tür, ein Torbogen oder<br />
ein Tunnel. Wenn Sie sich<br />
umschauen, werden Sie<br />
best<strong>im</strong>mt etwas finden.
130 Architektur Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Aus dem Licht das<br />
Beste machen<br />
Die Planung Ihrer Aufnahmen ist ganz<br />
wesentlich, denn Tageszeit und<br />
Sonnenstand spielen eine zentrale Rolle.<br />
DIE QUALITÄT DES LICHTS ist äußerst wichtig, denn<br />
das Licht arbeitet nicht nur die physische Form eines<br />
Gebäudes heraus, sondern auch seinen Charakter. Die<br />
beste Tageszeit, um ein best<strong>im</strong>mtes Gebäude zu<br />
fotografieren, hängt ab von der Richtung, in die die<br />
Hauptfassade weist, denn danach best<strong>im</strong>mt sich, ob es<br />
<strong>im</strong> Schatten liegt, oder nicht. Gebäude, die nach Osten<br />
zeigen, werden des Morgens beleuchtet, nach Westen<br />
blickende Fassaden kommen am besten nachmittags<br />
zur Geltung und eine in südlicher Richtung hat fast den<br />
ganzen Tag über Licht. Wenn Sie Glück haben, ist das<br />
Licht genau richtig, wenn Sie eintreffen, aber oft<br />
müssen Sie warten oder am nächsten Tag wieder<br />
kommen, um die beste Beleuchtung abzupassen.<br />
Das warme Licht der tief stehenden Sonne hebt das<br />
Ziegelmauerwerk alter Gebäude hervor, während<br />
seitlich einfallendes Licht die Struktur der rauen<br />
Oberfläche der Ziegel betont. Wenn Kirchen, alte<br />
Dorfhäuser oder andere alte Gebäude auf Ihrem<br />
Programm stehen, sind der frühe Morgen oder der<br />
späte Nachmittag die besten Tageszeiten. Moderne<br />
Architektur sieht dynamischer aus, wenn sie sich in<br />
hellem Sonnenlicht gebadet von einem klaren, blauen<br />
H<strong>im</strong>mel abhebt, denn das lässt die markanten Linien<br />
der Gebäude noch plastischer hervortreten. Für beste<br />
Ergebnisse verwenden Sie einen Polarisationsfilter, um<br />
den H<strong>im</strong>mel tiefer erscheinen zu lassen und um die<br />
Reflexionen nichtmetallischer Oberflächen zu<br />
reduzieren und das Gebäude noch besser aus der<br />
Umgebung heraustreten zu lassen. Dasselbe gilt für<br />
weiß getünchte Gebäude, die man in<br />
Mittelmeerländern wie Spanien und Griechenland<br />
antrifft – das schlichte Weiß tritt gegen den blauen<br />
H<strong>im</strong>mel noch stärker hervor.<br />
Auch die Dämmerung ist eine gute Zeit für Fotos<br />
moderner Architektur und großer Stadtpanoramen.<br />
Nach Sonnenuntergang verwandelt sich der H<strong>im</strong>mel in<br />
eine riesige Softbox und produziert ein weiches Licht<br />
voller Pastellfarben, die von mit Glasfronten<br />
ausgestatteten Gebäuden effektvoll reflektiert werden.<br />
Mittags ist <strong>im</strong> Allgemeinen keine gute Zeit zum<br />
<strong>Fotografie</strong>ren, es sei denn, sie möchten gerne einen<br />
abstrakten Effekt erzielen – das Licht ist zu<br />
kontrastreich, und ihm fehlt Charakter. In dicht<br />
bebauten Gebieten jedoch können Sie nicht anders –<br />
Sie müssen in der Mitte des Tages fotografieren,<br />
andernfalls fallen Schatten der umliegenden Gebäude<br />
auf jenes, das Sie fotografieren wollen.<br />
In Straßenszenen können Schatten selbst morgens oder<br />
am Nachmittag zum Problem werden, wenn die Sonne<br />
seitlich zur Kamera steht. Es ist nicht ungewöhnlich,<br />
dass eine Straßenseite <strong>im</strong> gleißenden Sonnenlicht liegt<br />
und die Andere <strong>im</strong> Halbschatten. Sie könnten nun<br />
warten, bis die gesamte Szenerie <strong>im</strong> Schatten liegt,<br />
ISTOCK PHOTO
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Architektur 131<br />
LEE FROST<br />
Umgang mit harschem Licht<br />
Wenn Sie bei grellem, harschem Licht arbeiten,<br />
benutzen Sie die Spotmessung oder die partielle<br />
Messung Ihrer Kamera, und verwenden Sie ein<br />
Objekt mittlerer Farbtönung als Farbreferenz,<br />
beispielsweise graues Pflaster oder eine braune<br />
Ziegelwand.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
SILHOUETTEN SCHIESSEN: Gebäude, markante<br />
Punkte in der Landschaft und Denkmäler sehen sehr<br />
gut aus, wenn sie als Schattenriss aufgenommen<br />
werden, denn das unterstreicht ihre Silhouette.<br />
Seien Sie bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang vor<br />
Ort, denn dann bildet der H<strong>im</strong>mel einen dramatischen<br />
Hintergrund.<br />
aber praktischer ist es, wenn Sie einen ND-Filter<br />
verwenden, der den sonnenbestrahlten Teil der Straße<br />
abdunkelt, so dass Sie den <strong>im</strong> Schatten liegenden Teil<br />
korrekt belichten können. Auf diese Weise erhalten Sie<br />
eine gleichmäßige Belichtung der gesamten Szene.<br />
Eine andere Alternative besteht darin, zwei Aufnahmen<br />
zu machen: Eine von der Schattenseite, die andere von<br />
der Sonnenseite. Später können Sie beide Aufnahmen<br />
per HDR Software – beispielsweise Photomatix Pro<br />
oder Photoshop – zusammenfügen.<br />
Gebäude bei Nacht<br />
Viele Gebäude sind nachts in Flutlicht getaucht,<br />
was Ihnen die Gelegenheit zu völlig andersartigen<br />
Aufnahmen gibt, die gleichwohl voller lebendiger<br />
Farben sind, die durch das sich vermischende<br />
Kunstlicht entstehen. Die beste Zeit dafür ist die<br />
Übergangsperiode zwischen Sonnenuntergang und<br />
Dunkelheit, wenn <strong>im</strong>mer noch Farben am H<strong>im</strong>mel<br />
zu sehen sind, das Umgebungslicht aber schon so<br />
schwach geworden ist, dass die künstliche Beleuchtung<br />
bereits klar erkennbar ist. Die Belichtungszeiten<br />
können mehrere Sekunden betragen, Sie brauchen<br />
also ein standfestes Stativ und einen Fern- oder<br />
den Zeitauslöser für den Schuss. Beginnen Sie mit<br />
automatischem Weißabgleich, aber exper<strong>im</strong>entieren<br />
Sie ruhig mit anderen Einstellungen, die zu recht<br />
ungewöhnlichen Ergebnissen führen können. Zur<br />
Belichtung verwenden Sie die Blendenautomatik und<br />
Multizonenmessung. Für opt<strong>im</strong>ale Bildqualität halten<br />
Sie den ISO-Wert klein – da die Kamera ohnehin auf<br />
dem Stativ montiert ist, brauchen Sie keine höhere<br />
Empfindlichkeit als ISO 100 oder 200. Versuchen<br />
Sie, außer die von Flutlicht beleuchteten Bauwerke<br />
auch einmal die Neonreklamen, wie man sie außen<br />
an Bars, Restaurants und Touristenattraktionen findet<br />
als Motiv, und beziehen Sie bei Aufnahmen von<br />
belebten Straßen auch einmal den Vordergrund ein<br />
oder die Leuchtspuren des fließenden Verkehrs in der<br />
Dämmerung.<br />
16:00<br />
17:30
132 Architektur<br />
Brücken und andere Bauten<br />
Beschränken Sie sich nicht auf große Architektur – auch<br />
andere Konstruktionen sind es wert, abgelichtet zu werden.<br />
ARCHITEKTURFOTOGRAFIE UMFASST nicht nur Häuser – dazu gehören auch<br />
alle Bauten von Brücken und Hafenpromenaden, von Statuen und Denkmälern<br />
bis hin zu Springbrunnen – erweitern Sie also Ihren kreativen Einzugsbereich um<br />
das ein wenig Unübliche, und Sie werden überrascht sein von den Bildern, die<br />
dabei herauskommen.<br />
Straßen- und Eisenbahnbrücken ergeben fantastische Motive, ganz einfach weil<br />
sie so groß und plakativ sind. Alte Brücken wie die berühmte Brücke über die<br />
Tyne in Newcastle oder die Forth Rail-Brücke in Edinburgh sind aufgrund ihrer<br />
Eleganz unbeschreiblich fotogen, während moderne Brücken wie die<br />
Millennium Bridge über die Themse in London oder die Hängebrücke bei Salford<br />
Quays in Manchester ein fantastisches Science Fiction-Feeling ausstrahlen. Es<br />
gibt keine starren Regeln be<strong>im</strong> <strong>Fotografie</strong>ren von Bücken, dazu sind sie viel zu<br />
individuell. Bei manchen wird ein Telezoom-Objektiv aus großer Distanz die<br />
beste Wahl sein, bei anderen ein Weitwinkel auf kurze Entfernung. In vielen<br />
Fällen lohnt es sich, beide Extreme zu versuchen und auch alles, was<br />
dazwischen liegt!<br />
Machen Sie Ihre Aufnahmen <strong>im</strong> Morgengrauen oder in der Abenddämmerung,<br />
oder warten Sie, bis die Sonne verschwunden ist und die vom Menschen<br />
gemachte künstliche Beleuchtung eingesetzt hat. Auch die Mitte des Tages<br />
brauchen Sie hier nicht zu vermeiden – wenn die Sonne hoch steht und grelles<br />
Licht wirft, können Sie zu sehr ausdrucksstarken Bildern kommen, nicht nur<br />
vom gesamten Bauwerk, sondern auch von Detailkonstruktionen; und wenn es<br />
sich um eine Flussbrücke handelt, geben die Reflexionen <strong>im</strong> Wasser Ihren<br />
Bildern den letzten Schliff.<br />
Hafenpromenaden sind ebenso attraktiv. Sie können Sie seitlich vom Ufer aus<br />
fotografieren oder von einem Ende aus, was die durch die konvergierenden<br />
Linien von Relings und Planken erzeugte Verstärkung der Perspektive zur<br />
Geltung bringt. Warum krabbeln Sie nicht auch einmal unter den Pier und<br />
versuchen ein paar Aufnahmen von den sich kreuzenden Pfosten und<br />
Querträgern, die das ganze Bauwerk stützen?<br />
Schauen Sie auch einmal nach interessanten Mustern und Details. Am Ende<br />
mancher Hafenpromenaden finden sich ganze Vergnügungsparks.<br />
Wiederholung ist ein gemeinsames Merkmal aller Promenaden – die<br />
Unterstände, die Reihen verschnörkelter Lampen, die <strong>im</strong> Wind flatternden<br />
Liegestühle. Morgen- und Abenddämmerung sind hier die besten Zeiten für den<br />
Fotografen, wobei die Morgendämmerung vorzuziehen ist, denn dann werden<br />
keine Menschenmassen die Szenerie bevölkern, während am Abend das<br />
Kunstlicht der Szene Farbe hinzufügt und sie interessanter macht.<br />
Eine Aufnahmetechnik, die Sie ausprobieren sollten, besteht darin, eine<br />
Langzeitaufnahmen von 30 Sekunden oder mehr zu machen, was die<br />
Bewegungen des Meeres verwischt, und so ragt die Mole sehr dreid<strong>im</strong>ensional<br />
heraus. Hierfür eignen sich Morgen- und Abenddämmerung wieder am besten,<br />
wenn die Helligkeit nur gering ist.<br />
Spiegelbilder<br />
LEE FROST<br />
OBEN: Kreieren Sie<br />
stelzenähnliche Beine, indem<br />
Sie mit einem<br />
Ultra-Wide-Zoom niedrig und<br />
nah an das Objekt heran<br />
gehen. Ein heller, sonniger Tag<br />
hilft, den Kontrast zu erhöhen.<br />
Normalerweise sind Brücken und Hafenmolen symmetrisch. Wenn Sie das<br />
richtig ausnutzen, können Sie sehr plakative, spiegelbildliche Fotos<br />
erzeugen. So geht´s: Stehen Sie genau gegenüber dem Mittelpunkt des<br />
Bauwerks und machen Sie ein Foto. Nachdem Sie das Bild auf den<br />
Computer geladen haben, schneiden Sie es genau in der Mitte ab, sodass<br />
nur die Hälfte (die gut beleuchtete Hälfte) übrig bleibt. Anschließend<br />
speichern Sie es unter anderem Namen ab, laden es erneut und spiegeln es.<br />
Anschließend fügen Sie beide Bilder zu einem zusammen, und Sie haben<br />
ein perfektes, spiegelbildliches Foto!<br />
VON RECHTS NACH LINKS:<br />
Statuen können<br />
beeindruckend wirken, wenn<br />
sie von unten gegen einen<br />
interessanten H<strong>im</strong>mel<br />
fotografiert werden.<br />
Unter einen Pier zu klettern<br />
kann interessante Muster und<br />
Formen enthüllen, entweder<br />
durch die Pfosten oder in den<br />
Details.<br />
Lichten Sie best<strong>im</strong>mte<br />
Bauwerke als Silhouetten ab,<br />
und versuchen Sie, Menschen<br />
ins Bild zu bekommen, um die<br />
Größenverhältnisse zu<br />
illustrieren.<br />
ISTOCK PHOTO
Erfolgreich mit LiveView<br />
Benutzen Sie den eingebauten LiveView-Monitor<br />
Ihrer Kamera anstatt des Suchers. So können Sie<br />
<strong>im</strong> Vorhinein die Auswirkungen von Änderungen an<br />
Schärfe und Blende überprüfen, und Sie<br />
bekommen eine bessere Kontrolle über die<br />
Schärfentiefe (scharf abgebildeter Bereich).<br />
ISTOCK PHOTO ISTOCK PHOTO<br />
LEE FROST
JETZT IM HANDEL<br />
Bei allen guten Zeitschriftenhändlern
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Filter 135<br />
FILTER<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Kein anderes Zubehör gibt Ihnen mehr kreative Möglichkeiten, das Beste aus<br />
Ihrer Kamera heraus zu holen, als ein s<strong>im</strong>pler Filter.<br />
Wir alle wissen, dass man mit Digitalkameras hervorragende Bilder machen kann. Aber vielen von uns ist nicht<br />
bewusst, dass der Einsatz von Filtern erhebliche Qualitätsverbesserungen ermöglicht. Schauen Sie sich die Arbeiten<br />
etablierter Fotografen an, und Sie werden sehen, dass die meisten von ihnen Polarisationsfilter oder ND-Filter bei<br />
ihren Aufnahmen benutzen. In diesem Abschnitt besprechen wir die am häufigsten verwendeten Filterformate,<br />
welche Filter für Sie am nützlichsten sind, und wie Sie sie einsetzen sollten.
136 Filter Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Filtersysteme<br />
Filter sind bis heute die einfachsten und billigsten Mittel, Fotos schon bei der Aufnahme zu verbessern und zu<br />
verändern. Selbst <strong>im</strong> Digitalzeitalter haben sie ihren Platz in jeder Fototasche. Wir erklären hier die gebräuchlichsten<br />
Filtersysteme, geben Empfehlungen und nennen die Hersteller, die man berücksichtigen sollte.<br />
JETZT, DA WIR PHOTOSHOP HABEN, ist<br />
der Gebrauchswert von Filtern ein Thema,<br />
das Amateurfotografen in zwei Lager<br />
spaltet. Doch für die, die auf „direkt in die<br />
Kamera“ schwören, sind Filter noch <strong>im</strong>mer<br />
unverzichtbare Hilfsmittel, besonders für<br />
Outdoor-Fotografen.<br />
Manche Filter geben einem Bild einen<br />
Farbstich, andere sind farbneutral und<br />
dienen dazu, helle und dunkle Bereiche<br />
eines Motivs auszubalancieren oder den<br />
Auswahlbereich von Blendenstufen oder<br />
Verschlusszeiten zu erweitern. In der<br />
<strong>Fotografie</strong> gibt es sehr viele<br />
Einsatzmöglichkeiten für Filter. In diesem<br />
Abschnitt werden wir Ihnen bei der<br />
Entscheidung helfen, welche Filter und<br />
welches Filtersystem für Ihre fotografischen<br />
Anforderungen die richtigen sind.<br />
Es gibt zwei mechanisch unterschiedliche<br />
Arten von Filtern: Solche zum Schrauben,<br />
die direkt in das Filtergewinde des<br />
Objektivs geschraubt werden, und<br />
Einsteckfilter, die in eine Halterung vor<br />
dem Objektiv gesteckt werden, wobei dann<br />
die Halterung auf das Filtergewinde<br />
geschraubt ist. Beide Arten haben ihre<br />
Vor- und Nachteile, die Sie berücksichtigen<br />
sollten, bevor Sie sich für die eine oder<br />
andere entscheiden. Oft ist eine<br />
Kombination aus beiden die beste Lösung.<br />
Schraubfilter<br />
Sie sind schnell und einfach anzubringen<br />
und zu entfernen. Da sie aus Glas sind,<br />
sind sie von hoher optischer Qualität und<br />
verkratzen nicht so leicht. Es gibt sie in<br />
unterschiedlichen Größen, am häufigsten<br />
sind Größen zwischen 52 und 77<br />
Mill<strong>im</strong>etern. Wenn Sie mehrere Objektive<br />
haben, jedes mit anderem Filtergewinde,<br />
brauchen Sie entweder einen Filter in jeder<br />
Größe, oder Sie entscheiden sich für die<br />
preiswertere Lösung und verwenden einen<br />
Filteradapter (siehe Tipp unten). Ein weiterer negativer Aspekt ist, dass<br />
Verlaufsfilter sich nicht gut als Schraubfilter eignen, was sie besonders für<br />
Landschaftsfotografen untauglich macht. Weiterhin müssen Sie<br />
beachten, dass sich bei gleichzeitiger Verwendung von mehr als einem<br />
Schraubfilter die Gefahr der Vignettierung (dunkle Bereiche in den<br />
Bildecken) erhöht, ganz besonders bei Weitwinkelobjektiven. Ein anderer<br />
Nachteil ist, dass Schraubfilter manchmal so fest sitzen, dass Sie eine<br />
Filterklammer brauchen, um sie zu lösen.<br />
TOP-TIPP: FILTERADAPTER<br />
Eine billigere Variante, als den gleichen Filter in<br />
verschiedenen Größen zu kaufen, ist, den größten<br />
benötigten Filter und einen Adapterring zu kaufen, mit<br />
dem Sie den großen Filter an einem kleineren Gewinde<br />
anbringen können. Wenn Sie beispielsweise einen<br />
72-mm-Filter haben und einen 72-67-mm-Ring<br />
kaufen, können Sie den Filter in den Ring schrauben<br />
und diesen aufs Objektiv. Machen Sie es nicht<br />
umgekehrt, indem Sie zu kleine Filter an einem<br />
Objektiv anbringen, denn das kann zu Vignettierungen<br />
führen.<br />
Einsteckfilter<br />
Bei diesen Systemen brauchen Sie nur<br />
einen Filter, selbst für Objektive<br />
unterschiedlicher Größe. Das funktioniert<br />
deswegen, weil der Filter in eine Halterung<br />
gesteckt wird, die mittels eines Adapters<br />
an das Objektiv geschraubt wird. Anstelle<br />
kostspieliger Schraubfilter verschiedener<br />
Größe können Sie preiswerte Adapterringe<br />
in den benötigten Größen kaufen und den<br />
Halter einfach austauschen. Da ist die<br />
Anfangsinvestition zwar höher, doch auf<br />
Dauer wesentlich ökonomischer, besonders, wenn Sie mehrere<br />
Objektive haben. Es gibt eine große Auswahl an Filtern, besonders bei<br />
Verlaufsfiltern, doch wenn Sie Makro-Enthusiast sind, müssen Sie bei<br />
Nahfiltern auf die Schraubversion zurück greifen. Im Gegensatz zu<br />
Schraubfiltern sind Einsteckfilter nämlich aus optischem Harz<br />
hergestellt, das extrem hart und leichter als Glas ist, aber anfälliger für<br />
Kratzer. Die optische Qualität ist ebenfalls sehr gut, der Unterschied zu<br />
Schraubfiltern ist kaum wahrnehmbar. Die beste Qualität finden Sie bei<br />
den professionellen Marken wie Lee Filters, bei denen nur die allerbesten<br />
Materialien verwendet werden.<br />
TOP-TIPP: KOMPATIBILITÄT<br />
Die meisten Hersteller liefern<br />
Einsteckfiltersysteme in mehr als einer Größe,<br />
damit sie zu unterschiedlichen DSLR-Typen<br />
passen. Die Standardgröße ist 67 Mill<strong>im</strong>eter,<br />
doch wenn Sie Weitwinkelobjektive haben,<br />
empfehlen wir das 85- oder 100-mm-Format.<br />
Das sind Standardgrößen, daher passen auch<br />
Filter anderer Marken.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Filter 137<br />
Benutzung von Einsteckfiltern<br />
1) Schrauben Sie den passenden Adapterring auf. 2) Bringen Sie den Filterhalter am Adapterring an. 3) Schieben Sie den Filter hinein – und Sie können loslegen!<br />
Sie wollen kein Geld für einen Systemhalter ausgeben? Kein Problem. Hier sind zwei<br />
Alternativen.<br />
1) VERWENDEN SIE BLU-TACK: Ein Trick der Profis, schnell und effizient, wenn Sie<br />
nicht mit dem Halter herumfummeln wollen. Man sollte allerdings Glasreiniger und ein<br />
Tuch dabei haben, um den Filter nach Gebrauch zu säubern, doch Blu-Tack hinterlässt nur<br />
wenig Rückstände.<br />
2) HALTEN SIE DEN FILTER SELBST: Einfaches Halten des Filters vor das Objektiv<br />
funktioniert meistens, doch bei Verlaufsfiltern wird es schon schwierig, und bei langen<br />
Belichtungen besteht die Gefahr des Verwackelns. Funktioniert am Besten, wenn Ihre<br />
Kamera auf dem Stativ montiert ist.<br />
1 2<br />
Filterfaktoren<br />
Die Lichtmenge, die ein Filter absorbiert,<br />
variiert und wird durch den Filterfaktor<br />
angegeben. Das Messsystem Ihrer Kamera<br />
kompensiert die Absorption automatisch, doch<br />
man sollte den Filterfaktor <strong>im</strong> Kopf behalten,<br />
denn er beeinflusst die zur Verfügung<br />
stehenden Blenden und Verschlusszeiten.<br />
Unsere Tabelle gibt Ihnen Anhaltspunkte dazu.<br />
Filter Filter- Anzahl<br />
Faktor der Stufen<br />
UV 1 0<br />
82C 1,5 2/3<br />
1B Sky 1 0<br />
ND 0,3 2 1<br />
ND 0,6 4 2<br />
ND 0,9 8 3<br />
Polarisation 4 2<br />
Schutz vor Beschädigung<br />
Es ist ratsam, einen UV- oder Skylightfilter<br />
aufgeschraubt zu lassen, um die Frontlinse des<br />
Objektivs vor Beschädigung zu schützen. Skylight- und<br />
UV-Filter reduzieren den Effekt der UV Strahlung, wobei<br />
die leichte Einfärbung des Skylightfilters an sonnigen<br />
Tagen auch das blaue Licht reduziert. Ansonsten<br />
verwenden Sie einfach einen klaren Schutzfilter.<br />
Probleme mit Vignettierungen<br />
Vignettierungen sind dunkle Schatten in den Ecken des<br />
Bildausschnitts. Sie treten eher bei Weitwinkelobjektiven<br />
auf. Der Effekt entsteht, wenn das Gesichtsfeld des<br />
Objektivs in den Ecken des Bildausschnitts nicht genug<br />
Licht erhält, beispielsweise wegen gleichzeitiger Benutzung<br />
mehrerer Schraubfilter. Wenn Sie einen Weitwinkel oder<br />
den weitesten Winkel eines Zoom-Objektivs verwenden,<br />
kontrollieren sie den Sucher oder den LCD-Monitor auf<br />
Vignettierungen. Bei großen Blenden sind sie womöglich<br />
nicht zu erkennen. Stellen Sie also die Blende ein, mit der<br />
Sie auch fotografieren wollen, und benutzen Sie dann die<br />
Schärfentiefe-<strong>Vorschau</strong>funktion.<br />
Am einfachsten vermeiden Sie Vignettierungen, wenn Sie:<br />
✔ nicht mehr als einen Schraubfilter gleichzeitig verwenden,<br />
✔ keinen Tubus mit angeschraubten Filtern verwenden,<br />
✔ ein passendes Square-Filtersystem verwenden,<br />
✔ einen Filteradapter kaufen.<br />
Schraubfilter<br />
Richtpreise bekannter Marken<br />
UV Polarisation ND<br />
B+W<br />
52 mm 32 € 68 € 22 €<br />
55 mm 32 € 77 € 25 €<br />
58 mm 35 € 79 € 25 €<br />
62 mm 38 € 83 € 28 €<br />
67 mm 45 € 99 € 35 €<br />
72 mm 53 € 114 € 40 €<br />
77 mm 70 € 129 € 55 €<br />
Hoya<br />
52 mm 16 € 35 € 26 €<br />
55 mm 18 € 40 € 30 €<br />
58 mm 20 € 45 € 35 €<br />
62 mm 27 € 50 € 35 €<br />
67 mm 34 € 55 € 40 €<br />
72 mm 40 € 60 € 55 €<br />
77 mm 45 € 65 € 65 €<br />
Jessops<br />
52 mm 15 € 32 € -<br />
55 mm 16 € 34 € -<br />
58 mm 20 € 38 € -<br />
62 mm 20 € 44 € -<br />
67 mm 26 € 52 € -<br />
72 mm 32 € 54 € -<br />
77 mm 36 € 62 € -<br />
Kood<br />
52 mm 8 € 18 € 12 €<br />
55 mm 8 € 21 € 13 €<br />
58 mm 8 € 22 € 15 €<br />
62 mm 9 € 30 € 15 €<br />
67 mm 9 € 30 € 19 €<br />
72 mm 10 € 36 € 28 €<br />
77 mm 12 € 38 € 29 €<br />
Tiffen<br />
52 mm 12 € 30 € 23 €<br />
55 mm 12 € 30 € 25 €<br />
58 mm 15 € 35 € 30 €<br />
62 mm 15 € 40 € 30 €<br />
67 mm 18 € 45 € 35 €<br />
72 mm 25 € 55 € 50 €<br />
77 mm 25 € 60 € 50 €
138 Filter Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Filterhersteller<br />
Es gibt nicht sehr viele Filterhersteller, aber die gebotene Auswahl kann trotzdem<br />
verwirrend sein. Hier haben wir einige Hersteller aufgeführt, die sowohl einen<br />
guten Gegenwert fürs Geld als auch qualitativ hochwertige Produkte bieten.<br />
B+W<br />
www.schneiderkreuznach.com<br />
Dieser renommierte Hersteller aus<br />
Deutschland ist bekannt für hochwertige<br />
Schraubfilter opt<strong>im</strong>aler Qualität, sowohl<br />
was den Filterring, als auch was den<br />
Produktionsprozess der optischen Gläser<br />
angeht. Die Filter sind sehr gefragt, kosten<br />
aber etwa doppelt so viel wie die anderer<br />
Marken. Wenn Sie die allerbeste Qualität<br />
eines Schraubfilters benötigen, dann<br />
kommen Sie an B+W nicht vorbei.<br />
Ansonsten ist auch Hoya eine gute Wahl.<br />
Ein Highlight ist der 10-stufige ND-Filter,<br />
der sich für Langzeitbelichtungen bei<br />
Tageslicht vor allen anderen durchgesetzt<br />
hat.<br />
Hoya<br />
www.hoyafilter.com<br />
Hoya produziert ca. 60 Prozent des<br />
weltweit hergestellten optischen Glases,<br />
und Sie können sicher sein, dass es sich<br />
um exzellente Qualität und Wertigkeit<br />
handelt. Hoya bietet die breiteste<br />
Produktpalette aller Schraubfiltersysteme<br />
mit praktisch jeder Art Filter, die Sie sich<br />
vorstellen können. Für verbreitete Filter<br />
wie Polarisationsfilter oder UV-Filter gibt es<br />
eine Reihe von Optionen, die vom<br />
Einsteiger bis zum Profifotografen jeden<br />
zufrieden stellt. Die Filter repräsentieren<br />
die Spitzentechnologien in diesem<br />
Bereich, beispielsweise die HD-Serie mit<br />
gehärtetem Glas und<br />
Mehrfachbeschichtung, um den Kontrast<br />
zu verbessern und Streulicht zu<br />
vermindern, oder die speziell für<br />
Digitalkameras hergestellte Pro 1<br />
Digital-Serie. Die umfangreiche Super<br />
HMC-Serie deckt fast alle Filtertypen ab<br />
und bietet fantastische Qualität zu fairem<br />
Preis. Es lohnt sich, die Hoya-<br />
Filterbroschüre herunterzuladen, um eine<br />
Übersicht über das Gesamtangebot zu<br />
bekommen.<br />
Cokin<br />
www.fotokoch.de<br />
Seit Jahrzehnten beginnt und endet die<br />
Suche nach leistungsstarken, preiswerten<br />
Einsteckfiltern bei Cokin. Das ist nicht<br />
weiter überraschend, denn dieser Hersteller<br />
war der Innovator von Kreativfiltern für<br />
Amateurfotografen und ist seither<br />
wegweisend. Cokin bietet die folgenden vier<br />
Filtergrößen: 67 mm (A-Serie); 84 mm<br />
(P-Serie); 100 mm (Z-Pro) und 130 mm<br />
(X-Pro). Die A-Serie ist gedacht für<br />
Kompaktkameras und Camcorder. Die<br />
P-Serie die beste Option für Einsteiger.<br />
Wenn Sie Weitwinkel mit kleinerer<br />
Brennweite als 28 mm benutzen, sollten<br />
Sie die Z-Pro Reihe in Betracht ziehen, und<br />
die X-Pro Serie ist eher fürs Mittelformat<br />
gedacht. Alle vier Serien bieten zahlreiche<br />
Optionen, wobei die P-Serie alles hat, was<br />
der DSLR-Fotograf je brauchen wird: Eine<br />
Auswahl von mehr als 140 Filtern<br />
einschließlich Polarisationsfiltern und<br />
etlichen ND-Verlaufsfiltern. Es gibt<br />
Filterringe bis 82 mm Durchmesser, und<br />
der P-Halter n<strong>im</strong>mt bis zu drei Filter<br />
gleichzeitig auf. Die Z-Pro Serie eignet sich<br />
besser für die Landschaftsfotografie,<br />
insbesondere in Verbindung mit<br />
Ultraweitwinkelzoom-Objektiven. Die<br />
Adapterringe reichen von 49 bis 96 mm<br />
und die Filter haben das Format 100 x 100<br />
mm mit Ausnahme der Verlaufsfilter, die<br />
100 x 150 mm messen.<br />
Alle Filter sind aus optischem Harz<br />
hergestellt und bieten sehr gute Qualität,<br />
und weil sie so verbreitet sind, gibt es sie zu<br />
attraktiven Preisen. Das ND-Kit für die<br />
P-Serie kann man sich für 50 Euro leisten.<br />
Es besteht aus einem Cokin P-Filterhalter,<br />
einem P121L ND2 Light-Verlaufsfilter,<br />
einem P121M ND4-Verlaufsfilter und<br />
einem P121S ND8 Soft-Verlaufsfilter. Der<br />
runde Cokin P164 Polarisationsfilter kostet<br />
80 Euro, und für die Z-Pro Serie gibt es den<br />
Z164 für schlappe 275 Euro!<br />
Die Adapterringe kosten für die A-Serie 8<br />
Euro, für die P-Serie 11 Euro, für die X-Pro<br />
Serie 52 Euround für die Z-Pro Serie 22<br />
Euro.<br />
Jessops<br />
www.jessops.com<br />
Die Auswahl an Schraubfiltern ist auf 21<br />
Schutz- und Polarisationsfilter beschränkt,<br />
doch mit Preisen ab 15 Euro für einen 52<br />
mm-Skylight oder UV-Filter bietet sich<br />
dieser Hersteller für Einsteiger an. Die<br />
Filter sind gut verarbeitet,<br />
Qualitätsprobleme gibt es keine. Die<br />
meisten Filter sind auf Lager und werden<br />
auch per Versand geliefert.<br />
Lee Filter<br />
www.leefilters.com<br />
Lee Filter sind die ult<strong>im</strong>ative Wahl für<br />
den anspruchsvollen Fotografen. Von<br />
Profis und Enthusiasten gleichermaßen<br />
anerkannt, gehören Lee Filter zum Besten,<br />
was man an optischer Qualität kaufen<br />
kann, doch das hat seinen Preis. Das<br />
hervorragende 100-mm-System ist der<br />
Grundstein des Erfolgs der Lee Filter mit<br />
einem hochwertigen, vielseitigen Halter,<br />
der Ihren Anforderungen angepasst<br />
werden kann und mehrere Filter<br />
aufn<strong>im</strong>mt. Die Filter selbst sind von<br />
exzellenter Qualität und es kommen<br />
verschiedene Materialien zum Einsatz,<br />
einschließlich Glas, Harz und Polyester. Es<br />
sind mehrere Kits verfügbar. Wir<br />
empfehlen das Digital Starter-Kit für 187<br />
Euro, bestehend aus einem<br />
zusammengebauten Halter, einem 0,6<br />
NDProGlass Hard-Verlaufsfilter, einem 0,6<br />
ND-Verlaufsfilter und einem<br />
Reinigungstuch, alles in einem Beutel<br />
verpackt. Weiter gibt es ein Starter-Kit für<br />
132 Euro, das aus einem<br />
zusammengebauten Halter, einem 0,6<br />
ND-Verlaufsfilter, einem Reinigungstuch,<br />
einem Coral 3-Verlaufsfilter und dem<br />
Beutel besteht. Der 10-stufige „Big<br />
Stopper“ ND-Verlaufsfilter (etwa 100 €)<br />
ist der Beste auf dem Markt. Der<br />
49-77-mm-Adapterring kostet 17 Euro,<br />
die 82- und 86-Ringe gibt es für 36 Euro<br />
und die 93-, 95- und 105-mm-Ringe für<br />
52 Euro. Der Filterhalter kostet 50 Euro.<br />
Wenn Sie vom <strong>Fotografie</strong>ren leben<br />
wollen und in teure Objektive investieren,<br />
dann sind das die Filter, die dazu gehören.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Filter 139<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Filter helfen<br />
Unterschätzen Sie nicht die<br />
Wirkung von Filtern zur<br />
Verbesserung Ihrer<br />
Aufnahmen, insbesondere<br />
dann, wenn Sie<br />
Landschaften fotografieren.<br />
Formatt (Hitech)<br />
www.formatt.co.uk<br />
Formatt produziert eine Reihe von Filtern<br />
für Videokameras und Fotokameras.<br />
Letztere sind speziell für DSLR-Fotografen<br />
gedacht. Sie werden in Großbritannien<br />
nach extrem hohen Qualitätsstandards aus<br />
optischem Harz hergestellt. Die 67-,<br />
85- und 100-mm-Filtersysteme sind mit<br />
denen anderer Marken kompatibel und<br />
umfassen eine breite Palette<br />
unterschiedlicher Verlaufsfilter. Neben den<br />
ND-Verlaufsfiltern mit hartem und<br />
weichem Übergang (von 0,3-1,2), gibt es<br />
eine große Auswahl an Farbverlaufsfiltern<br />
einschließlich ganzflächig beschichteter<br />
Filter, die den Verlaufseffekt über die<br />
gesamte Filterlänge verteilen. Hitech ist<br />
nicht so bekannt und verbreitet wie Cokin,<br />
ist aber eine gute Alternative. Ein<br />
85-mm-ND-Verlaufsfilter-Kit mit Filtern<br />
der Stärken 0,3, 0,6 und 0,9 kostet 30<br />
Euro, das 100-mm Kit liegt bei 65 Euro<br />
und für das Kit in den Maßen 100 x 150<br />
mm sind 85 Euro fällig. Die runden<br />
Polarisationsfilter kosten 106 (85 mm)<br />
bzw. 110 Euro (100 mm). Einen<br />
Kunststoffhalter gibt es für weniger als 10<br />
Euro und Kunststoffadapterringe von 49<br />
bis 77 Mill<strong>im</strong>etern liegen bei rund 5 Euro.<br />
Kood<br />
www.kood-international.com<br />
Die Filterreihe von Kood besteht aus aus<br />
Japan <strong>im</strong>portierten Schraubfiltern und aus<br />
in Großbritannien hergestellten<br />
Einsteckfiltern. Die Produktpalette ist nicht<br />
sehr groß, umfasst aber Polarisations-,<br />
Schutz- und Nahfilter sowie Starburst-<br />
Filter und Farbkorrekturfilter für<br />
Spezialeffekte. Es gibt vier<br />
Einsteckfiltergrößen: 67, 84, 100 und<br />
130 Mill<strong>im</strong>eter, daher sind die Filter mit<br />
allen bekannten Marken kompatibel.<br />
Hergestellt aus dem optischen Harz CR39<br />
bieten sie anständige Qualität, ohne den<br />
Geldbeutel zu überfordern. Kood ist nicht<br />
überall erhältlich, entnehmen Sie die<br />
Adresse des nächsten Händlers daher der<br />
Kood-Website. Die runden<br />
Polarisationsfilter und die ND-Verlaufsfilter<br />
in Größen von 84 bis 130 Mill<strong>im</strong>eter<br />
kosten zwischen 20 und 30 Euro und sind<br />
auch per Versand direkt von Kood<br />
erhältlich. Kood bietet außerdem eine gute<br />
Auswahl an Zwischenringen.<br />
Unbekannte Marken<br />
Eine Suche <strong>im</strong> Internet fördert wenig bekannte Marken<br />
wie Helios zutage. Die meisten No-Names stammen aus<br />
China, und da es keine offiziellen Importeure gibt, ist es<br />
schwer festzustellen, wie gut die Optik solcher Hersteller<br />
ist.<br />
Tiffen<br />
www.tiffen.com<br />
Tiffen ist ein U.S.-amerikanischer<br />
Hersteller, seit Jahrzehnten auf dem Markt<br />
und besonders in der Filmindustrie<br />
verbreitet ist. Die Produktpalette ist nicht<br />
so umfassend wie die von Hoya, deckt<br />
aber alle wichtigen Filtertypen ab:<br />
Schutzfilter, Polarisationsfilter und<br />
ND-Verlaufsfilter. Es gibt auch eine Reihe<br />
von Filtern für Spezialeffekte wie<br />
Diffusionsfilter, die Weichzeichnung sowie<br />
Dunst- und Nebeleffekte erzeugen, doch<br />
solche Spezialfilter sind nichts für den<br />
alltäglichen Gebrauch. Die Produkte von<br />
Tiffen sind von hoher Qualität und der<br />
Hersteller gibt 10 Jahre Garantie. Auch die<br />
Preise sind moderat; all das macht Tiffen<br />
zu einer guten Alternative zu Marken wie<br />
Hoya, allerdings wird Letztere eher be<strong>im</strong><br />
Händler um die Ecke zu finden sein.
140 Filter<br />
Polarisationsfilter<br />
Es gibt nur einen einzigen Filter, dessen Effekt nicht<br />
digital nachgebildet werden kann, und das ist der<br />
Polarisationsfilter, auch Pol-Filter genannt.<br />
Wenn Sie unter allen verfügbaren Filtern nur einen einzigen auswählen dürften, dann<br />
sollte es der Polarisationsfilter sein, denn der ist so einzigartig, dass eine einfache<br />
Drehung des Filters in seiner Fassung Ihre Bilder zum Leben erwecken kann. Der<br />
Polarisationsfilter el<strong>im</strong>iniert grelles Licht und damit verbundene Blendungen, und er<br />
min<strong>im</strong>iert Reflexionen und verbessert die Farbsättigung.<br />
Zum Verständnis der Funktion dieses Filters müssen wir ein wenig technisch werden:<br />
Das Licht breitet sich in Wellen aus, und zwar geradlinig in alle Richtungen. Trifft es auf<br />
eine Oberfläche, so wird ein Teil der Wellen reflektiert und ein Teil wird absorbiert. Es ist<br />
dieser reflektierte Teil des Lichts, der für unser Auge die Farbe der Oberfläche definiert,<br />
auf die er auftrifft. Ein Objekt beispielsweise, das uns rot erscheint, reflektiert die roten<br />
Wellenlängen des Lichts, während die anderen absorbiert werden, und grüne Pflanzen<br />
beispielsweise absorbieren alles Licht außer dessen Grünanteil etc. Doch polarisiertes<br />
Licht ist anders. Es entsteht durch Reflexionen und Streuungen, und es breitet sich nur<br />
in eine einzige Richtung aus. Genau diese Reflexionen und Streuungen sind es, die die<br />
Farbintensität reduzieren. Ein Polarisationsfilter blockiert dieses polarisierte Licht und<br />
stellt dadurch Kontrast und Farbsättigung wieder her.<br />
Pol-Filter bestehen aus einer dünnen Schicht polarisierenden Materials, das<br />
zwischen zwei runde Glasscheiben gepresst und mit einem Leichtmetallring als<br />
Halterung versehen ist. Der vordere Teil der Halterung kann gedreht werden, wodurch<br />
der Polarisationswinkel beeinflusst wird. Die Menge polarisierten Lichts, die das<br />
Objektiv passiert, kann auf diese Weise reguliert werden. Wenn Sie durch den Sucher<br />
schauen und dabei den Filter drehen, tauchen Reflexionen auf und verschwinden<br />
wieder, und die Farben werden wechselweise intensiver und blasser. Hören Sie einfach<br />
auf zu drehen, wenn der für das Motiv gewünschte Effekt erreicht ist. Pol-Filter sind am<br />
bekanntesten für ihre Fähigkeit, blauen H<strong>im</strong>mel abzudunkeln. Sie sind aber genauso<br />
gut, um Reflexionen von nicht metallischen Oberflächen und die Spiegelungen nasser<br />
und trockener Pflanzenblätter zu reduzieren.<br />
Ein intensiv blauer H<strong>im</strong>mel sieht nicht nur in einem Landschaftsfoto sehr gut aus, ein<br />
polarisierter H<strong>im</strong>mel kann auch eine attraktive Kulisse abgeben. Versuchen Sie einmal<br />
Gebäude, Menschen, Bäume und Blumen gegen einen polarisierten H<strong>im</strong>mel zu<br />
fotografieren – die Ergebnisse werden beeindruckend sein. Das ist nur ein Grund,<br />
warum der Pol-Filter ein Muss ist – ganz unabhängig von den Motiven, die Sie<br />
bevorzugen.<br />
Der Polfilter hat eine Absorptionsrate von zwei Blenden- bzw. Verschlussschritten,<br />
doch das automatische Meßsystem Ihrer Kamera gleicht dies aus. Denken Sie aber<br />
daran, dass die verfügbaren Verschlusszeiten und Blenden beeinflusst werden.<br />
Gleichwohl werden Sie den Pol-Filter nicht mehr missen wollen, wenn Sie sich an seine<br />
Vorteile gewöhnt haben.<br />
Wahl des<br />
Polarisationsfilters<br />
LINEAR ODER ZIRKULAR?<br />
Es gibt zwei Arten Pol-Filter auf dem Markt –<br />
linear und zirkular – was manchmal für<br />
Verwirrung sorgt. Doch für Sie ist die Antwort<br />
einfach: Nur der zirkulare Filter funktioniert<br />
korrekt mit einer DSLR-Kamera. Natürlich sind<br />
beide Filter rund, und sie sehen ähnlich aus,<br />
doch der physikalische Aufbau des linearen<br />
Filters stört die Genauigkeit des Meßsystems<br />
Ihrer Kamera. Das liegt daran, dass das<br />
einfallende Licht durch die DSLR-Kamera selbst<br />
geringfügig polarisiert wird. Wenn das Licht nun<br />
schon durch einen linearen Pol-Filter polarisiert<br />
ist, kommt es zu falschen Messergebnissen.<br />
Zirkulare Pol-Filter haben eine<br />
Wellen-Retardationsschicht, wodurch die<br />
passierenden Lichtwellen gedreht werden und<br />
dem Meßsystem der Kamera unpolarisiert<br />
erscheinen. Kaufen Sie also einen zirkularen<br />
Pol-Filter und Sie brauchen sich keine Gedanken<br />
zu machen.<br />
Ungleiche Polarisation<br />
Die natürliche Polarisation des Lichts ist<br />
uneinheitlich am H<strong>im</strong>mel verteilt. Sie ist am<br />
stärksten in einem Winkel von 90 Grad zur<br />
Sonne und am schwächsten bei 180 Grad.<br />
Unter best<strong>im</strong>mten Winkeln kann es daher<br />
passieren, dass die Farbe des H<strong>im</strong>mels<br />
uneinheitlich ist. Beispielsweise kann die<br />
Farbe in Ihrem Foto in einem einzigen Bereich<br />
merklich dunkler sein, da die aufgenommene<br />
H<strong>im</strong>melsregion mehr polarisierte<br />
Wellenlängen enthielt. Das sieht recht<br />
eigenartig aus und sollte vermieden werden.<br />
Ultraweitwinkelbrennweiten (10-14 mm)<br />
sind am anfälligsten dafür. Um das Problem<br />
zu umgehen, verwenden Sie ein Objektiv mit<br />
längerer Brennweite, oder korrigieren Sie den<br />
Aufnahmewinkel. Falls das nicht möglich ist,<br />
können Sie es mit einem ND-Verlaufsfilter<br />
versuchen, den Sie so einstellen, dass die<br />
hellere H<strong>im</strong>melsregion gefiltert wird. Das<br />
ist zwar keine 100-prozentige Lösung, aber<br />
der ND-Filter wird den Effekt ungleicher<br />
Polarisation erheblich reduzieren.<br />
ungleiche Polarisation<br />
mit Polarisation
Achten Sie auf den Winkel!<br />
Der Polarisationseffekt ist am größten bei einem<br />
Winkel von 90 Grad zur Sonne. Diesen Winkel<br />
können Sie einfach herausfinden, indem Sie mit<br />
Daumen und Zeigefinger eine Pistole <strong>im</strong>itieren.<br />
Zielen Sie auf die Sonne und drehen Sie Ihren<br />
Daumen dann um 90 Grad nach rechts oder<br />
links.<br />
Polarisationsergebnisse<br />
Die durch den Polfilter erreichte bessere<br />
Farbsaturierung und der verstärkte Kontrast<br />
sind deutlich sichtbar. Das ist einer der<br />
Gründe, warum Pol-Filter für<br />
Landschaftsfotografen unverzichtbar sind.<br />
ALLE BILDER: ROSS HODDINOTT<br />
Reflexionen<br />
Reflexionen können gut oder schlecht sein. Sanfte<br />
Hügel beispielsweise oder schneebedeckte Berggipfel<br />
gewinnen an Eindruck, wenn sie von einer ruhigen<br />
Wasseroberfläche reflektiert werden. Doch die<br />
Reflexionen und Blendungen von Glas und anderen<br />
glänzenden, nicht-metallischen Oberflächen eines<br />
Wolkenkratzers können störend sein. Der Pol-Filter<br />
kann entweder benutzt werden, Reflexionen zu<br />
betonen – indem der Oberflächenglanz reduziert wird<br />
– oder zu el<strong>im</strong>inieren. Die Stärke des Effekts hängt<br />
aber vom Winkel der Kamera zur reflektierenden<br />
Oberfläche ab. Der stärkste Effekt wird bei 30 bis 45<br />
Grad erreicht.<br />
Überpolarisierung<br />
DAVOR SOLLTEN SIE SICH HÜTEN! Das<br />
Aussehen eines tief blauen, polarisierten<br />
H<strong>im</strong>mels mag attraktiv sein, aber man kann<br />
den Effekt auch übertreiben. In manchen<br />
Situationen braucht man überhaupt keinen<br />
Pol-Filter oder nur eine teilweise Polarisation,<br />
um den am besten aussehenden Effekt zu<br />
bekommen. Ist der Effekt jedoch zu stark,<br />
kann der H<strong>im</strong>mel fast schwarz erscheinen,<br />
und das sieht unnatürlich aus und verdirbt<br />
die Ästhetik des Motivs. Benutzen Sie also<br />
die Playback-Funktion Ihrer Kamera, um<br />
dies zu überprüfen und die Drehung des<br />
Filters entsprechend anzupassen.<br />
ohne Polarisation
142 Filter Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Verlaufsfilter<br />
Wenn Sie es ernst meinen mit der Landschaftsfotografie, dann sollte nach dem<br />
Polarisationsfilter der Verlaufsfilter ganz oben auf Ihrer Einkaufsliste stehen.<br />
Verlaufsfilter gehören zu den wichtigsten und meist verbreiteten Filtertypen. Sie sind halb beschichtet<br />
und halb klar, mit einer Übergangszone, in der beide Hälften ineinander fließen. Prinzipiell gibt es zwei<br />
Arten: Neutraldichte-Verlaufsfilter (ND) und Farbverlaufsfilter. ND-Verlaufsfilter sollen den sehr hellen<br />
H<strong>im</strong>mel etwas abdunkeln und so die Kontrastunterschiede verringern, während Farbverlaufsfilter ein<br />
wenig Farbe in den ansonsten trüben, ausdruckslosen H<strong>im</strong>mel bringen sollten.<br />
ND-Filter absorbieren alle Farben des sichtbaren Spektrums gleichermaßen, erzeugen also keinerlei<br />
Farbstich. Das ist notwendig, denn der Kontrast zwischen H<strong>im</strong>mel und Landschaft ist oftmals größer<br />
als der Dynamikbereich des Kamerasensors – was es unmöglich macht, ein korrekt belichtetes Foto zu<br />
bekommen. ND-Filter gibt es einzeln oder <strong>im</strong> Set in verschiedenen Stärken für unterschiedliche<br />
Aufnahmebedingungen. Ihre Stärke oder Dichte ist auf dem Filterring angegeben: 0,3 bedeutet die<br />
Reduzierung der Belichtung um eine Stufe, 0,6 um zwei Stufen und 0,9 um drei. Außerdem gibt es<br />
ND-Filter aller Stärken sowohl mit hartem als auch mit weichem Übergang (Verlauf). Weiche ND-Filter<br />
haben eine breitere Verlaufszone zwischen dem eingefärbten und dem klaren Bereich; bei harten<br />
ND-Filtern ist diese Verlaufszone sehr schmal. Beide sind nützlich. Weiche ND-Filter eignen sich<br />
besser für Landschaften mit gebrochenem Horizont, weil sie Objekte, die den Horizont durchbrechen<br />
wie Bäume oder Gebäude, nicht merklich abdunkeln. Harte ND-Filter sind so ausgelegt, dass die volle<br />
Stärke ihres Absorptionsgrades sich auf eine größere Zone des Graubereichs erstreckt. Dadurch<br />
können Sie die Helligkeit des H<strong>im</strong>mels akkurater reduzieren.<br />
Farbverlaufsfilter sind nicht so alltagstauglich, sollten aber nicht ganz übersehen werden. Sie<br />
senken den Kontrast ebenfalls zu einem gewissen Grad, doch sie sollen darüber hinaus einen kreativen<br />
Effekt erzielen. Es gibt sie in vielen Farben von leichtem Blau, Beige und Orange bis zum künstlichen<br />
Rot, Pink und Braun. Manche von ihnen, wie der weiter unten beschriebene Sonnenuntergang-Filter,<br />
haben überhaupt keinen klaren Bereich. Der Filter verläuft dann von sehr starker zu schwacher<br />
Einfärbung.<br />
Farbverlaufsfilter mögen nichts für Puristen sein, aber bei einer passenden Szene können Sie ins<br />
Auge springende Effekte erzielen. Doch sie sollten sehr behutsam eingesetzt werden. Benutzen Sie nur<br />
dann einen Farbverlaufsfilter, wenn er das Bild tatsächlich verbessert – wenn Sie auch nur den<br />
geringsten Zweifel haben, machen Sie auch eine ungefilterte Aufnahme zum Vergleich. Außerdem<br />
muss der Filter genau platziert werden. Sitzt er zu weit unten in der Halterung, legt sich ein Teil des<br />
beschichteten Bereichs über den Vordergrund des Motivs und ruiniert die Aufnahme.<br />
Verlaufsfilter-Tricks<br />
WINKELN SIE DEN FILTER AN: Für Verlaufsfilter ist eine<br />
Einsteckhalterung – wie be<strong>im</strong> Cokin P-System – ein Muss.<br />
Zwar gibt es runde, schraubbare Verlaufsfilter, doch deren<br />
Alltagstauglichkeit ist gering, denn <strong>im</strong> Gegensatz zum<br />
Einsteckfilter kann die Position der Verlaufszone nicht<br />
entsprechend der Bildkomposition nach oben oder unten<br />
justiert werden. Ein weiterer Vorteil der Halterung ist, dass<br />
mit ihr die Übergangszone des Filters einem nach rechts<br />
oder links geneigten Horizont angepasst werden kann. So<br />
vermeidet man, dass die Verlaufszone des Filters den<br />
Vordergrund überlappt, was zu einem unerwünscht dunklen<br />
oder eingefärbten Bereich des Motivs führen würde.<br />
Außerdem können Sie einen Verlaufsfilter mit Halterung in<br />
einem solchen Winkel einstellen, dass unregelmäßige<br />
Polarisationen verringert werden, obwohl dadurch das<br />
Risiko von Vignettierung bei Weitwinkeln steigt. Überprüfen<br />
Sie das mit dem LCD-Monitor Ihrer Kamera.<br />
Sonnenuntergang-Filter<br />
Haben Sie schon einmal mit der Kamera in der<br />
Hand auf einen spektakulären Sonnenuntergang<br />
gewartet, nur um dann ziemlich enttäuscht zu<br />
werden? Vermeiden Sie so etwas in Zukunft<br />
ganz einfach, indem Sie einen<br />
Sonnenuntergang-Filter verwenden, der den<br />
Effekt <strong>im</strong>itiert. Sonnenuntergang-Filter<br />
s<strong>im</strong>ulieren die Farben der untergehenden Sonne. Am besten<br />
werden Sie abends benutzt, funktionieren aber morgens und<br />
sogar tagsüber ebenso. Der gesamte Filter ist eingefärbt, doch die<br />
Farbdichte verläuft, um den Eindruck eines wirklichen<br />
Sonnenuntergangs hervorzurufen. Dieser Filter eignet sich<br />
perfekt, um Ihren Fotos Wärme und Atmosphäre hinzuzufügen.<br />
mit Sonnenuntergang<br />
ohne Sonnenuntergang<br />
Belichtungsmessung für Verlaufsfilter<br />
Um den Effekt des Verlaufsfilters voll<br />
auszunutzen, empfehlen wir Ihnen, die Belichtung<br />
schon zu messen, bevor Sie den Filter aufsetzen<br />
und auch mit dieser Einstellung zu fotografieren.
Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Filter 143<br />
kein Filter<br />
0,3 ND<br />
0,6 ND<br />
Ergebnissemit ND-Filtern<br />
Diese vier Bilder illustrieren die Effekte der<br />
meist verbreiteten ND-Filter <strong>im</strong> Vergleich<br />
mit demselben Motiv, das ohne Filter<br />
aufgenommen wurde. Wie deutlich zu<br />
erkennen ist, beeinflussen die Filter<br />
ausschließlich die Erscheinung des<br />
H<strong>im</strong>mels.<br />
0,9 ND
144 Filter Der essentielle Leitfaden für Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
Diffusoren und Neutraldichtefilter<br />
Warum Sie diese beiden wichtigsten Filter benutzen sollten.<br />
Blättern Sie einmal durch die Prospekte der führenden Hersteller, und Sie finden hunderte von Filtern <strong>im</strong> Angebot.<br />
Sie alle finden ihre Anwender, doch wir beschränken unsere Auswahl hier auf solche, die wir für besonders<br />
empfehlenswert halten, gleichgültig, wie gut Ihre Fähigkeiten in Photoshop auch sein mögen. Wir befassen uns<br />
mit Verlaufs- und Polarisationsfiltern, und wir legen Ihnen einen Diffusor und den Neutraldichte(ND)-Filter ans&