die Bioküche Kaffee - Geschichtenerzähler und Muntermacher (Vorschau)
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www.<strong>die</strong>-biokueche.de<br />
..<br />
17877<br />
<strong>die</strong><br />
4/5•2013<br />
KAFFEE<br />
<strong>Geschichtenerzähler</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Muntermacher</strong><br />
WILDKÜCHE<br />
Schluss mit den Gerüchten!<br />
INTERVIEW<br />
„Früher waren wir<br />
als Körnerküche bekannt“<br />
IM BLICK<br />
Karl Egger – der Öko-Unternehmer
Editorial<br />
Mut zur Vollbremsung<br />
Raten Sie mal! Was erwartet uns jetzt wieder? Richtig, Weihnachten <strong>und</strong> Silvester<br />
sind stetig wiederkehrende Konstanten im Jahresablauf, unumgänglich <strong>und</strong> unvermeidbar.<br />
Kurz nach der Sommerpause fängt das schon mit den ersten Lebkuchen<br />
an, gefolgt von einer Aufstockung des Angebots mit Marzipan-Kartoffeln,<br />
Schoko-Männern <strong>und</strong> -Frauen bis hin zu Fressmärkten, -festen <strong>und</strong> sonstigen Veranstaltungen.<br />
Essen <strong>und</strong> trinken bis der Magen streikt. Immer mehr Menschen sind<br />
dem vorweihnachtlichen Stress – <strong>und</strong> nicht nur dem – nicht mehr gewachsen.<br />
Ach so, ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass ja auch noch <strong>die</strong> Geschenke<br />
besorgt werden müssen, im Job türmt sich <strong>die</strong> Arbeit <strong>und</strong> <strong>die</strong> Verwandtschaft hat<br />
sich zu den Festtagen angesagt. Na, dann mal zackig, wenn alles pünktlich fertig<br />
werden soll.<br />
Jedes Jahr das gleiche Szenario, jedes Jahr wollen wir es besser machen. Es klappt<br />
aber nicht. Warum eigentlich nicht? Es ist doch so leicht: Sie müssen nur „Nein!“<br />
sagen können – zum Dessert im Restaurant, da Sie eigentlich schon satt sind, zu<br />
den vielen vorweihnachtlichen Veranstaltungen, auch wenn Sie Gefahr laufen,<br />
als Außenseiter dazustehen, zur Konsumschlacht, den süßen Leckerein <strong>und</strong>,<br />
<strong>und</strong>, <strong>und</strong> …<br />
Kurzum, schalten Sie einen Gang runter, schwimmen Sie gegen den<br />
Strom <strong>und</strong> riskieren Sie, dass Ihre Mitmenschen Sie als eigenartig<br />
abtun.<br />
Die muss verrückt sein, werden Sie jetzt glauben. Keineswegs, denn<br />
ich bin davon überzeugt, dass wir uns entschleunigen müssen, damit<br />
wir wieder <strong>die</strong> Genüsse, vor allem <strong>die</strong> geschmacklichen, emotionalen<br />
<strong>und</strong> visuellen wahrnehmen können. Genuss braucht Zeit.<br />
Wenn Sie noch genauso motiviert sind wie ich, sich zu entschleunigen,<br />
nehmen Sie sich ein Bespiel an Karl Egger, Gründer von<br />
La Selva, der aus Lust am guten Essen aus seinem Gemüsegarten<br />
in Italien ein nachhaltig, umweltschonend agierendes Unternehmen<br />
erschuf. Oder Johannes Gutmann, Gründer <strong>und</strong> Geschäftsführer<br />
von Sonnentor, als er als Arbeitsloser anfing, Kräuter<br />
zu verkaufen <strong>und</strong> nun sein Unternehmen nach dem Prinzip<br />
der Gemeinwohl-Ökonomie sozial-, umwelt- <strong>und</strong> mitarbeiterverträglich<br />
führt. Sie hatten den Mut, „Nein!“ zu<br />
sagen – zu ihrem bisherigen Leben <strong>und</strong> dem Mainstream<br />
<strong>und</strong> als Querdenker dazustehen.<br />
ƒ<br />
Ich wünsche Ihnen einen entspannten, spannenden Jahresausklang.<br />
Ihre Christiane Manow-Le Ruyet<br />
Chefredaktion<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 4/5•2013 3
[Das aktuelle Buch]<br />
Foto: photocase<br />
Verpflegungskonzepte entwickeln<br />
In immer mehr Einrichtungen sind neben Hauswirtschaftskonzepten auch Verpflegungskonzepte<br />
gefordert. Doch was müssen <strong>die</strong>se beinhalten? Das Buch bietet<br />
praxiserprobte Antworten zur Gemeinschaftsverpflegung <strong>und</strong> zum Qualitätsmanagement.<br />
Verpflegungskonzepte entwickeln<br />
Verlag Neuer Merkur<br />
ISBN 978-3-937346-63-2 • 19,90 Euro<br />
174 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2010<br />
Jetzt bestellen:<br />
Telefon (0 79 53) 7 18 90 08 • E-Mail buchbestellung@fachbuchdirekt.de<br />
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Inhalt<br />
3<br />
5<br />
8<br />
10<br />
12<br />
17<br />
18<br />
20<br />
24<br />
26<br />
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35<br />
36<br />
38<br />
40<br />
41<br />
Editorial<br />
Inhalt<br />
Notizen<br />
Querdenken – seit 25 Jahren<br />
Die Senfdame<br />
Im Blick<br />
Mediterrane Genüsse im Einklang mit der Natur<br />
Buchtipps<br />
Im Gespräch<br />
Rebional: „Früher waren wir<br />
als Körnerküche bekannt“<br />
Schwerpunkt<br />
<strong>Kaffee</strong> – Genuss <strong>und</strong> Lebensart<br />
Die Rückkehr des Filterkaffees<br />
Regionales<br />
Mehr Bio geht nicht<br />
Glückliche Hühner im mobilen Stall<br />
Esskultur<br />
Wildlust<br />
Wilde Zeiten<br />
Genusswelt<br />
Schokolade<br />
Tee<br />
Bio-Geflügel<br />
Impressum<br />
Hintergr<strong>und</strong>: Doris Oberfrank-List/fotolia.com<br />
42<br />
YOU<br />
TUBE<br />
Zum Nachdenken<br />
Alfons Schuhbeck präsentiert sein neues Buch<br />
www.facebook.com/<strong>die</strong>biokueche<br />
www.twitter.com/<strong>die</strong>biokueche<br />
www.youtube.com/user/<strong>die</strong>biokueche<br />
5
Notizen<br />
MioMatto<br />
– vegan in Berlin<br />
Fleischfrei <strong>und</strong> italienisch – geht das? Klar, Björn Moschinski<br />
zeigt in seinem neuen Restaurant MioMatto,<br />
wie. Dazu kreiert er eine kulinarische Welt <strong>und</strong> geht eigene<br />
Wege. Italienisch-vegan, Pizza <strong>und</strong> Pasta, gepaart mit internationalen<br />
Einflüssen wie Tapas <strong>und</strong> Kreationen der Straßenküche<br />
versprechen eine leichte, farbenfrohe Mischung. Wo?<br />
Mitten im Osten der Stadt, in der Warschauer Straße 33. ƒ<br />
: www.miomatto.de<br />
ManuTeeFaktur<br />
Tee vom Feinsten lautet das Credo von Manu Kumar. Dazu<br />
scheut der Perfektionist keinen Aufwand. Er stellt Tees nach<br />
Rezepten seiner indischen Vorfahren her – unter anderem<br />
handgeröstete, Raw gerocknete Mischungen wie<br />
„Indian Masala Chai“ oder Mate-Ananas“ oder<br />
er mahlt <strong>und</strong> röstet Gewürze wie Anis, Muskat,<br />
Zitronengras oder Himalaya-Salz, um sie in neuen<br />
Tee-Kreationen zu verarbeiten. Kumar liebt Gegensätze<br />
<strong>und</strong> bringt sie auch zusammen: Wenn er beispielsweise<br />
auf Parties oder in Szene-Bars seine<br />
Bio-Tees ganz unkonventionell auch mal mit Wodka<br />
oder Cointreau serviert.<br />
ƒ<br />
: www.manuteefaktur.com<br />
6<br />
Tipp<br />
Schlehenlikör<br />
selbst machen<br />
Zu finden unter dem Link:<br />
: tiny.cc/biokueche_schlehe<br />
oder via QR-Code<br />
Nachhaltig mitnehmen<br />
Take-Away-Geschäe kommen ohne Plastikgeschirr nicht aus –<br />
das könnte man meinen, wenn <strong>die</strong> Einwegteller im Müll landen<br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong> Abfallberge sichtbar werden. Es geht aber auch anders:<br />
Teller, Becher <strong>und</strong> sogar Menü-Boxen aus Zuckerrohr. Der Verpackungsspezialist<br />
Papstar verfolgt mit der Produktlinie „pure“ das Ziel, Ökologie<br />
<strong>und</strong> Ökonomie in Einklang zu bringen <strong>und</strong> verwendet für <strong>die</strong> Herstellung<br />
der Einmalartikel 100 Prozent nachwachsende Rohstoffe. ƒ<br />
: www.papstar.de<br />
Fotos: Andrzej Tokarski/Fotolia.com, Christian Jung/Fotolia.com, MioMatto, TeeFaktur, Papstar
Notizen<br />
105kg…<br />
Nur auf<br />
Platz 2<br />
{ }<br />
Obst hat jeder Bürger in Deutschland im<br />
…<br />
vergangenen Jahr verspeist, wie das Statistische<br />
B<strong>und</strong>esamt herausgef<strong>und</strong>en<br />
hat. Dabei ist der Apfel mit einem Verbrauch von<br />
25,9 kg absoluter Spitzenreiter, gefolgt von der Banane<br />
mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 10,5 kg.<br />
Aber nur knapp ein Fünel der 8.668.000 Tonnen<br />
Obst, <strong>die</strong> in Deutschland gegessen werden, stammt<br />
aus inländischer Erzeugung. Die heimische Obsternte<br />
von Äpfeln, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Mirabellen,<br />
Erdbeeren <strong>und</strong> Beerenobst belief sich auf<br />
1.255.815 Tonnen. ƒ<br />
Verlockende<br />
Süße<br />
Dass Marmelade alles andere als langweilig ist, beweisen<br />
<strong>die</strong> Kreationen der Marmeladenmanufaktur<br />
in Münster. „Blutorangengelee mit Wodka“ oder<br />
„Rote Zwiebel mit Whiskey“, vielleicht aber doch lieber<br />
„Pflaume-Zimt“ eignen sich auch prima als Weihnachtsgeschenk.<br />
Alle Marmeladen werden handgefertigt mit ausgesuchten<br />
Rohstoffen – zum Großteil aus der Region in<br />
Bio-Qualität. Logisch, dass Gründerin <strong>und</strong> Inhaberin Angela<br />
von Goltz den Slow Food e.V. unterstützt. ƒ<br />
: www.<strong>die</strong>-marmeladenmanufaktur.de
Notizen<br />
Die langjährige Zusammenarbeit mit den Landwirten<br />
verbindet – Johannes Gutmann kennt sie<br />
natürlich persönlich.<br />
Querdenken<br />
– seit 25 Jahren<br />
Johannes Gutmann, Gründer <strong>und</strong> Inhaber<br />
von Sonnentor, ist in der Bio-Branche<br />
ein alter Hase. Er kennt das Geschäft wie<br />
kein anderer. Seine Begeisterungsfähigkeit<br />
für Kräuter <strong>und</strong> Gewürze sowie für<br />
konsequent nachhaltiges, soziales Wirtschaften<br />
hat er im Laufe der Jahre nicht<br />
verloren – ganz im Gegenteil. Das Unternehmen<br />
Sonnentor, das dank des querdenkenden<br />
Chefs erfolgreich geworden<br />
ist, feiert nun seinen 25. Geburtstag.<br />
Angefangen hat alles, als Gutmann noch nicht sein Markenzeichen,<br />
<strong>die</strong> rote Brille, auf der Nase trug. Das war<br />
im Jahr 1988. Damals hatte er <strong>die</strong> Idee, Kräuter <strong>und</strong> Gewürze<br />
aus seiner Heimatregion, dem niederösterreichischen Waldviertel,<br />
zu verkaufen. Gutmann, gerade arbeitslos geworden,<br />
machte sich auf <strong>die</strong> Suche nach Bauern, <strong>die</strong> an sein Vorhaben<br />
glaubten <strong>und</strong> ihn mit Kräutern <strong>und</strong> Gewürzen aus biologischem<br />
Anbau belieferten. „Zu wissen, wo es herkommt, war mein Antrieb“,<br />
erklärt <strong>die</strong> umtriebige Frohnatur im Gespräch mit „<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>“.<br />
Seine Idee überzeugte. Drei Landwirte haben sich damals<br />
bereit erklärt, den jungen Mann mit den gewünschten Produkten<br />
zu beliefern. Gutmann leistete echte Aufbauarbeit <strong>und</strong> verkaufte<br />
<strong>die</strong> Kräutermischungen auf Wochen- <strong>und</strong> Bauernmärkten <strong>und</strong> war<br />
auch auf der ersten Biofach-Messe 1990 dabei. Schon damals<br />
war Gutmann wichtig, den Bauern vernünftige Preise zahlen zu<br />
können. Er suchte nach einer Möglichkeit, wie das Einkommen<br />
gesteigert werden konnte <strong>und</strong> musste nicht lange überlegen: Die<br />
Bauern verarbeiteten <strong>die</strong> Ernte auf dem Hof einfach gleich weiter.<br />
Seitdem werden auf den Höfen Kräuter <strong>und</strong> Gewürze gemischt<br />
<strong>und</strong> abgepackt. Die erste Verpackungsmaschine, um der steigenden<br />
Nachfrage gerecht zu werden, fand erst 1996 den Weg<br />
nach Sonnentor. Dadurch kann Gutmann auch Mitarbeiter beschäftigen,<br />
für <strong>die</strong> in einer leistungsorientierten Gesellschaft nur<br />
wenig Platz ist, wie Alte oder Menschen mit Behinderung. „Der<br />
Mensch ist uns wichtig“, erklärt Gutmann wie selbstverständlich,<br />
dafür nimmt er auch gerne in Kauf, mehr Mitarbeiter zu beschäftigen<br />
<strong>und</strong> auf Rendite zu verzichten.<br />
Was für den Sonnentor-Gründer nur logisch ist – nämlich nach<br />
den Prinzipien der Nachhaltigkeit <strong>und</strong> des Gemeinwohls zu agieren,<br />
für andere Fremdwörter sind. An erster Stelle steht bei Sonnentor<br />
deshalb <strong>die</strong> Verantwortung gegenüber Menschen, Natur,<br />
Umwelt <strong>und</strong> Gesellschaft. Ein Konzept, das der umtriebige Firmenchef<br />
bis heute konsequent verfolgt. So konsequent, dass er<br />
Fotos: Sonnentor<br />
8 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Notizen<br />
Shantis-<br />
Linsenplätzchen<br />
auf Rote-Rüben-<br />
Gemüse<br />
Wie geht es weiter?<br />
Das nächste große Projekt, das Gutmann mit Sonnentor realisieren will, ist<br />
<strong>die</strong> Eröffnung eines Bio-Gasthauses mit dem treffenden Namen „Leibspeis“.<br />
Klar, dass hier auf den Tisch kommt, was „r<strong>und</strong> ums Haus“ wächst, wie<br />
er sich ausdrückt. Gutmann will nicht nur zeigen wie vegetarische Küche funktioniert,<br />
sondern das Angebot auch mit Fleisch ergänzen – aus der Region versteht sich.<br />
Zudem schwebt ihm ein 50-km-Menü vor – mit Zutaten aus einem Umkreis von<br />
maximal 50 Kilometern.<br />
Daneben will Gutmann das Franchise-Laden-Konzept weiter ausbauen. Geschäe<br />
unter anderen in München, Wien, Krems, Wels, Linz <strong>und</strong> Salzburg gibt es bereits.<br />
„Auch Deutschland kann noch viele Sonnentor-Geschäe vertragen“, sagt Gutmann<br />
mit einem Augenzwinkern.<br />
Außerdem soll im kommenden Jahr der Seminar-Bereich „Tee-Zeit“ mit einem umfassenden<br />
Programm ausgebaut werden. Zudem wird <strong>die</strong> Kinderbetreuungseinrichtung<br />
„Sonnenscheinchen“ eröffnet, damit Mitarbeiter <strong>die</strong> Möglichkeit haben, wieder<br />
schnell in den Beruf zurückzukehren. Übrigens, Gutmann hat noch ein Markenzeichen:<br />
Die alte Lederhose seines Vaters trägt auch er weiter. „Sie leistet mir gute<br />
Dienste <strong>und</strong> hält mich warm“, erklärt er schmunzelnd. Schade, dass <strong>die</strong> Lederhose<br />
nicht reden kann, auch sie hätte bestimmt viele Geschichten zu erzählen. ƒ<br />
Nachfragen von Supermarkt-Ketten wie Rewe oder Plus, <strong>die</strong> Sonnentor-Produkte verkaufen<br />
wollen, beharrlich ablehnt. „Ich möchte mit meinen Produkten Geschichten erzählen,<br />
denn <strong>die</strong> K<strong>und</strong>en sehnen sich nach Transparenz“, erklärt Gutmann <strong>und</strong> blinzelt spitzbübisch<br />
hinter seiner roten Brille hervor. „Im Supermarkt geht das nicht.“ Inzwischen beschäftigt<br />
Gutmann fast 180 Mitarbeiter <strong>und</strong> vertreibt etwa 700 Produkte. Der Umsatz<br />
liegt bei zirka 25 Millionen Euro pro Jahr. Im Laufe der Jahre hat Gutmann vieles ausprobiert,<br />
von Kräuter- <strong>und</strong> Gewürzmischungen bis hin zu neuen Brillen. Nun hat er sein<br />
Markenzeichen gef<strong>und</strong>en: eine rote Brille. „Das passt zu mir, das passt zu Sonnentor“,<br />
wie er in seinem Buch „Auf der Sonnenseite“ schreibt. ƒ Christiane Manow-Le Ruyet<br />
Zutaten für 4 Personen:<br />
200 g Rote oder Gelbe Linsen<br />
1 Schalotte<br />
1 Knoblauchzehe<br />
2 TL Olivenöl<br />
4 Knollen Rote Rüben (600 g)<br />
1 Rote Zwiebel<br />
100 ml Gemüsebrühe<br />
¼ B<strong>und</strong> Blattpetersilie, gehackt<br />
1 Ei<br />
1-2 EL Semmelbrösel<br />
200 g Crème fraîche<br />
2 TL Shantis Tandoori Masala<br />
1 TL Limettensaft<br />
Salz, Pfeffer aus der Mühle<br />
¼ B<strong>und</strong> Koriander, gehackt<br />
Zubereitung:<br />
1. Linsen waschen <strong>und</strong> etwa 15 Minuten in<br />
Wasser garen. Schalotte <strong>und</strong> Knoblauch<br />
schälen <strong>und</strong> fein würfeln. 1 TL Öl in einer<br />
Pfanne erhitzen, darin <strong>die</strong> Schalotte <strong>und</strong><br />
Knoblauch anbraten.<br />
2. Die Roten Rüben schälen <strong>und</strong> in Stifte<br />
schneiden. Rote Zwiebel schälen <strong>und</strong> in Streifen<br />
schneiden. 1 TL Öl in einem Topf erhitzen,<br />
Zwiebeln darin andünsten. Rote Bete dazugeben<br />
<strong>und</strong> mit andünsten. Mit Brühe angießen<br />
<strong>und</strong> 15 Min. zugedeckt weich dünsten.<br />
3. Die Linsen in ein Sieb abgießen <strong>und</strong> abtropfen<br />
lassen. Mit Schalotten, Knoblauch,<br />
Petersilie, Ei <strong>und</strong> Semmelbröseln vermengen.<br />
Mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer würzen. Aus der Linsenmasse<br />
12 Plätzchen formen. Öl in einer Pfanne<br />
erhitzen. Die Linsenplätzchen etwa 5-7<br />
Minuten goldgelb braten <strong>und</strong> auf Küchenpapier<br />
abtropfen lassen.<br />
4. Rote Rüben mit Crème fraîche vermischen.<br />
Gemüse mit Shantis Tandoori Masala (Gewürzmischung<br />
von Sonnentor), Limettensaft<br />
<strong>und</strong> Salz abschmecken. Mit Koriander bestreuen<br />
<strong>und</strong> zu den Plätzchen servieren.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 4/5•2013 9
Notizen<br />
[1]<br />
Die Senfdame<br />
[2]<br />
[3]<br />
[4]<br />
10 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Notizen<br />
[5]<br />
[7]<br />
[8]<br />
[6]<br />
Fotos: Christiane Manow-Le Ruyet <strong>und</strong> Genusszentrale, Unclesam/Fotolia.com<br />
Eigentlich war es ein purer Zufall, dass<br />
Miriam Ascherl heute Chefin eines Senf-<br />
Unternehmens ist. Am Anfang stand <strong>die</strong><br />
Suche nach einem passenden K<strong>und</strong>engeschenk.<br />
Daraus geworden ist der rasante<br />
Aufstieg einer Jungunternehmerin.<br />
Es war 2008, als Hermann Ascherl, Geschäsführer einer IT-<br />
Firma in Puchheim bei München, gemeinsam mit seiner<br />
Tochter Miriam darüber sinnierte, wie ein geeignetes Geschenk<br />
für K<strong>und</strong>en aussehen könnte, ohne dass dabei der Verdacht<br />
der Bestechung entstünde. Klein <strong>und</strong> fein sollte es sein – ein Dankeschön<br />
eben. Die Idee fiel auf Senf – aber nicht irgendwelchen,<br />
sondern es musste schon der eigene sein. Damit war der Gr<strong>und</strong>stein<br />
für <strong>die</strong> Mostarda GmbH gelegt, <strong>die</strong> seit 2010 unter dem Brand „Columella“<br />
<strong>die</strong> süßlichen oder pikanten Würzpasten vertreibt. Die<br />
Ascherls experimentierten lange, bis sie <strong>die</strong> passende Geschmacksrichtung<br />
herausgef<strong>und</strong>en haben – als Gr<strong>und</strong>lage nutzen sie ein Rezept<br />
von Jean Pfütz, Wissenschasjournalist, der Jahrzehnte lang<br />
<strong>die</strong> Fernsehsendung „Hobbythek“ moderiert hatte. Überzeugt von<br />
der gelungenen Kreation nahmen sie im Gründungsjahr von Mostarda<br />
an der Senf-Weltmeisterscha in den USA teil <strong>und</strong> erreichten<br />
prompt den dritten Platz. Damit war klar, dass Miriam Ascherl, <strong>die</strong><br />
gerade ihr Studium der Unternehmensführung in Österreich abgeschlossen<br />
hatte, sich als Geschäsführerin auf <strong>die</strong> Herstellung <strong>und</strong><br />
den Vertrieb der Senf-Produkte konzentrieren würde. Und das bedeutete<br />
erst einmal bei Bio-Läden Klinken putzen gehen. „Wir mussten<br />
<strong>die</strong> Einkäufer überzeugen“, erklärt Ascherl. Dazu hat <strong>die</strong> 28-jährige<br />
Jungunternehmerin eine Verkostung nach der anderen durchgeführt.<br />
„Senf muss man probieren“, erklärt sie. Inzwischen gibt es<br />
Columella nicht nur in den Bio-Läden in der Region Puchheim,<br />
sondern ist auch bei Großhändlern wie unter anderem Naturkost<br />
Nord, Epos oder World of Bio gelistet. Produziert wird bei der Senfmanufaktur<br />
Münchner Kindl in Fürstenfeldbruck – etwa 1.000 Gläser<br />
pro Monat. Bei der Wahl der Geschmacksrichtungen beweist<br />
Ascherl viel Fingerspitzengefühl: Ingwer-Zitrone, Estragon oder<br />
Wacholder-Meerrettich sind nur einige gelungene Kreationen in<br />
Bioland-Qualität.<br />
ƒ Christiane Manow-Le Ruyet<br />
S<br />
eit Kurzem ist Miriam Ascherl auch unter <strong>die</strong> Gastronomen<br />
gegangen. In der Genusszentrale in Puchheim<br />
vereint sie ein Tagescafé mit einem Feinkostladen,<br />
in dem Gäste nicht nur speisen, sondern auch ihre eigenen<br />
Pfefferkreationen zusammenstellen <strong>und</strong> <strong>Kaffee</strong> rösten<br />
lassen können. Demnächst will sie dort auch Köchen eine<br />
Plattform bieten zum Beispiel, um Kochkurse abzuhalten<br />
oder Abendveranstaltungen für Genießer anzubieten.<br />
Genusszentrale<br />
Mitterlängstraße 26<br />
82178 Puchheim<br />
: www.genusszentrale.de<br />
[1] Charmanter Retro-Style in der Genusszentrale. [2] Die Schiefertafeln <strong>die</strong>nen als Speisekarte. [3] Sinn<br />
für Details – hier entdeckt der Gast immer etwas Neues. [4] Die Senfdame Miriam Ascherl vor der Auslage.<br />
[5] Der helle Gastraum lädt zum Verweilen ein. [6] Hier kann man Pfeffer selbst mischen. [7] Columella –<br />
Chutney an Tiroler Schinken. [8] Genau hinschauen, wird belohnt.<br />
Genusszentrale<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 4/5•2013 11
Im Blick<br />
[1]<br />
Mediterrane Genüsse im<br />
Einklang mit der Umwelt<br />
Aromatische Tomatensaucen, würzige<br />
Pesti, fruchtige Aufstriche, delikate Gemüsecremes:<br />
<strong>die</strong> Sonne der südlichen<br />
Toskana, eingefangen im Glas – das<br />
sind <strong>die</strong> Produkte der italienischen Feinkostmarke<br />
LaSelva. Die Geschichte von<br />
LaSelva ist <strong>die</strong> Geschichte von Karl Egger,<br />
dem Gründer des Unternehmens, der<br />
bereits seit 33 Jahren Öko-Geschichte<br />
schreibt.<br />
Fragt man Karl Egger, den Gründer <strong>und</strong> Inhaber des erfolgreichen<br />
Naturlandbetriebes LaSelva, wie er ursprünglich<br />
zur Landwirtscha gekommen ist, antwortet er ganz unverblümt.<br />
„Weil ich selber so gerne esse.“ Der Öko-Unternehmer<br />
betrieb nämlich bis 1980 eine florierende Elektro-Firma in<br />
München. In den Urlaub fuhr er immer in sein Haus am Meer in<br />
der Maremma, dem südlichen Teil der Toskana. „Ich habe mich gelangweilt<br />
<strong>und</strong> einen Garten angelegt, weil hier ja alles so gut wächst“,<br />
erklärt Egger. Und schnell konnte er eine so große Ernte aus seinem<br />
Garten einfahren, dass er nicht mehr wusste, wohin mit dem Gemüse.<br />
„Die Tomaten habe ich dann eingemacht <strong>und</strong> es hat den Leuten hervorragend<br />
geschmeckt, so bin ich zur Landwirtscha gekommen.“<br />
Aus dem eigenen Garten ist heute das 445 Hektar große Landgut<br />
LaSelva geworden, auf dem unter anderem auf 35 Hektar Tomaten,<br />
auf 15 Hektar Gemüse <strong>und</strong> auf 100 Hektar Getreide angebaut werden.<br />
25 festangestellte <strong>und</strong> 45 saisonale Mitarbeiter verarbeiten das<br />
Hintergr<strong>und</strong>: Vitaly Krivosheev/Fotolia.com<br />
12 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Im Blick<br />
[2]<br />
[3] [4]<br />
[1] Weinlese in LaSelva – behutsam werden <strong>die</strong> Trauben geerntet. [2] Diese Tomaten haben viel Sonne<br />
Italiens abbekommen. [3] Auf dem Landgut LaSelva werden natürlich auch Kräuter angebaut. [4] LaSelva-<br />
Gründer Karl Egger muss nicht extra betonen, dass er ein Genießer ist, man sieht es ihm an.<br />
Erntegut zu über 150 verschiedenen Produkten, <strong>die</strong> in Naturkost<strong>und</strong><br />
Bioläden, Bio-Supermärkten, Reformhäusern sowie im Feinkosthandel<br />
erhältlich sind. R<strong>und</strong> 70 Prozent der Produktion gehen<br />
in den Export nach Deutschland, Österreich, Skandinavien,<br />
Frankreich, England <strong>und</strong> sogar Japan.<br />
Das Motto der LaSelva-Produkte lautet „Nichts weglassen<br />
<strong>und</strong> nichts hinzufügen“. Daher wird <strong>die</strong> Ernte<br />
auch in kürzester Zeit verarbeitet, handwerklich<br />
direkt in der Manufaktur auf dem Hofgut<br />
sowie in modernen Anlagen auf 8.000 m 2 im<br />
nahe gelegenen Ort Donoratico.<br />
In der Manufaktur werden auf halbautomatischen<br />
Anlagen etwa Gemüsecremes, getrocknete<br />
Tomaten, Antipasti aus gegrilltem Gemüse, Würzsaucen<br />
<strong>und</strong> Fruchtaufstriche hergestellt. Die bekannten<br />
Tomatensaucen von LaSelva werden auf der großen<br />
Anlage in Donoratico produziert. Hochbetrieb herrscht hier<br />
während des Erntebetriebs zwischen Juni <strong>und</strong> September. Während<br />
1500 Tonnen Tomaten heranwachsen, werden große Mengen an<br />
Rohstoffen <strong>und</strong> vorbereitete Halbfertigprodukte nach Donoratico<br />
transportiert. Dort werden daraus 250.000 Tomatensaucen <strong>und</strong><br />
60.000 Pesti täglich hergestellt.<br />
Nichts<br />
weglassen<br />
<strong>und</strong> nichts<br />
hinzufügen<br />
„<br />
“<br />
Alleskönner Tomate als Basis<br />
Ob Tomaten-Salsa pur oder mit Gemüse, passierte oder geschälte<br />
Tomaten, ungesüßte Kinder-Tomatensauce oder <strong>die</strong> verzehrfertigen<br />
Tomatensaucen-Varianten mit Oliven, Steinpilzen<br />
oder Artischocken: Der Alleskönner Tomate ist <strong>die</strong><br />
Basis für vielfältige Produkte. Ebenfalls beliebt sind<br />
<strong>die</strong> Bio-Pesti, <strong>die</strong> es in den Sorten Rosso, Basilikum,<br />
Rucola <strong>und</strong> Ricotta gibt. Im Sommer werden<br />
dazu zweimal wöchentlich frische Basilikum-<br />
<strong>und</strong> Rucola-Blätter von den Feldern handgeerntet<br />
<strong>und</strong> nach kurzer Trocknungszeit sofort<br />
weiterverarbeitet. Ergänzt wird das Feinkostsortiment<br />
durch Produkte, <strong>die</strong> von Kooperationspartnern<br />
hergestellt werden, wie beispielsweise Olivenöl,<br />
Balsamessig, <strong>Kaffee</strong> <strong>und</strong> Gebäck.<br />
Eine neue Kreation in <strong>die</strong>sem Jahr ist der Aceto di pomodoro:<br />
ein Essig aus dem Sa von frisch gepressten Tomaten. Ebenfalls neu<br />
ist ein Tomatensa aus 99 Prozent Tomate <strong>und</strong> Meersalz, der als vitaminreicher<br />
<strong>und</strong> kalorienreicher Begleiter bei Diäten verwendet<br />
werden kann. Zu den im letzten Jahr neu auf den Markt gekommenen<br />
halbgetrockneten Tomaten gesellen sich nun auch dunkle Oliven<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 4/5•2013 13
Im Blick<br />
[5]<br />
[5] Mühevolle Kleinarbeit, <strong>die</strong> ihren Preis hat. Dafür<br />
wird der Käufer der geschälten Pfirsiche mit einem<br />
unvergleichlichen Geschmack belohnt. [6] Aus dem<br />
ehemaligen Garten, in dem Karl Egger aus Langeweile<br />
Gemüse anpflanzte, ist inzwischen ein Landgut<br />
mit einer Größe von 445 Hektar geworden. [7]<br />
Für einen guten Tropfen hat Karl Egger (Mitte) immer<br />
Zeit.<br />
[6]<br />
<strong>und</strong> Paprika als Antipasti-Gemüse mit intensivem Geschmack. Bei<br />
<strong>die</strong>ser Verarbeitungsweise wird das Gemüse bei niedrigen<br />
Temperaturen von zirka 40<br />
Grad Celsius nur leicht getrocknet<br />
<strong>und</strong> dann in Olivenöl<br />
eingelegt.<br />
„Dieses Spitzenprodukt ist<br />
noch erklärungsbedürig, <strong>die</strong><br />
K<strong>und</strong>en sind an getrocknete<br />
Tomaten gewöhnt“, sagt Karl<br />
Egger. Da er um eine gewisse<br />
Trägheit, was neue Produkte<br />
angeht, bei den Einkäufern<br />
weiß, will er derzeit auch nicht<br />
allzu viel Neues auf den Markt<br />
[7]<br />
bringen.<br />
Der Firmenchef sieht auf jeden<br />
Fall einen Markt für handgemachte<br />
Manufakturprodukte.<br />
Dazu gehören zum Beispiel <strong>die</strong> handgeschälten Pfirsiche. LaSelva-<br />
Fans warten alljährlich auf <strong>die</strong>se sonnengereien Köstlichkeiten,<br />
<strong>die</strong> von den 1.000 Pfirsichbäumen<br />
geerntet werden <strong>und</strong> <strong>die</strong> es nur für<br />
kurze Zeit gibt. „Normalerweise<br />
werden Pfirsiche chemisch geschält,<br />
weil <strong>die</strong>s in Handarbeit so<br />
aufwändig ist. Daher sind unsere<br />
Pfirsiche auch hochpreisig, aber<br />
es gibt geschmacklich nichts Besseres“,<br />
erläutert Egger. Unglaublich<br />
gut schmeckt laut dem Firmenchef<br />
auch das Traubenkonzentrat, das aus<br />
100 Prozent Weintrauben ohne Zucker hergestellt wird. Als süße<br />
Zutat in herzhaen Gerichten wie Tomatensuppe, Wild-Gulasch<br />
oder Rotkohl entfaltet es ein ganz besonderes Aroma.<br />
14 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
BYODO GEMÜSEBRÜHEN.<br />
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Im Blick<br />
Der größte Teil der Tauben, <strong>die</strong><br />
auf den 25 Hektar großen Weinbergen<br />
wachsen, werden jedoch<br />
nicht für das Traubenkonzentrat,<br />
sondern für <strong>die</strong> zwölf Bio-Weine<br />
der cantina LaSelva gekeltert<br />
(siehe Info-Kasten rechts).<br />
„Wir wollen ehrliche<br />
Produkte machen“<br />
Angetreten ist Karl Egger, der<br />
übrigens auch einer der zehn<br />
Gründer des Öko-Anbauverbandes<br />
Naturland ist, mit der<br />
Devise, ehrliche Produkte machen<br />
zu wollen. Gelingt ihm das<br />
heute noch mit über 150 verschiedenen<br />
Produkten <strong>und</strong> einem<br />
Jahresumsatz von 20 Millionen<br />
Euro? „Mit ehrlich meinte<br />
ich, Produkte herzustellen mit<br />
möglichst wenig Zutaten <strong>und</strong> möglichst gering verarbeitet, <strong>und</strong> das<br />
gilt heute noch. Natürlich haben wir heute eine sehr moderne Tomatenverarbeitung,<br />
doch <strong>die</strong>se findet temperaturschonend <strong>und</strong><br />
ohne Chemieeinsatz statt.“<br />
Den Takt gibt beim Öko-Pionier <strong>die</strong> Natur vor. Seit Beginn arbeitet<br />
man in LaSelva nach dem Ökostandard von Naturland <strong>und</strong> erfüllt<br />
auch <strong>die</strong> EU-Verordnung zum Ökolandbau. Besonders am<br />
Herzen liegt Karl Egger <strong>die</strong> Bodenfruchtbarkeit. Hierbei<br />
geht es darum, auf Dauer gute Ernten zu sichern, ohne<br />
den Mutterboden auszulaugen. Dies wird erreicht<br />
durch eine gezielte Humuswirtscha in Verbindung<br />
mit einer angepassten Abfolge der Feldkulturen. Bestens<br />
bewährt hat sich eine sieben- bis achtjährige<br />
Fruchtfolge. Das heißt, dass Gemüse <strong>und</strong> Tomaten<br />
frühestens nach sieben Jahren wieder auf <strong>die</strong>selben<br />
Ackerflächen zurückkehren. In der Zwischenzeit verschwinden<br />
Krankheitserreger <strong>und</strong> mögliche Schädlinge.<br />
Eine perfekte Ernährung für alle Pflanzen ist laut Egger der Kompost,<br />
der je zu einem Drittel aus eigenem Stallmist, Holzschnitzeln (vom<br />
Obstbaumschnitt) sowie Erde hergestellt wird. Seit Jahren werden<br />
laut Karl Egger auf LaSelva keine Insektizide mehr ausgebracht, auch<br />
nicht <strong>die</strong>, <strong>die</strong> im ökologischen Landbau zugelassen sind. „Dies gelingt,<br />
wenn man das Gleichgewicht zwischen Nützlingen <strong>und</strong> Schädlingen<br />
wiederherstellt, in dem man zum Beispiel den Zuzug von<br />
Vögeln durch das Angebot von Bäumen, Wäldchen <strong>und</strong> Hecken<br />
fördert.“ Vor dem zweiten Weltkrieg habe es auch ein Gleichgewicht<br />
in der Natur gegeben, <strong>die</strong>s gelte es heute wieder zu erreichen.<br />
Neu aus der cantinaLaSelva:<br />
schwefelfreier Rotwein<br />
R<br />
<strong>und</strong> 200.000 Flaschen Wein werden jährlich von der cantinaLaSelva produziert. Die<br />
Trauben der zwölf von Naturland zertifizierten Weine wachsen auf einem Anbaugebiet<br />
mit einer Größe von 25 Hektar in der südlichen Toskana. Neben veganen Weinen<br />
ohne Eiweißklärung gibt es in <strong>die</strong>sem Jahr erstmals einen schwefelfreien Wein. Schwefeldioxid<br />
wird normalerweise dem Wein gasförmig oder in wässriger Lösung zugesetzt, um ihn länger<br />
lagern zu können. Sulfite verhindern, dass der Wein durch Oxidation umkippt oder unerwünschte<br />
Nachgärungen stattfinden. Sulfite zählen aber auch zu den Allergenen. Ab einem<br />
Wert von unter 10 mg/l darf sich ein Wein nach gesetzlichen Vorgaben „ohne Zugabe von<br />
Sulfiten“ bezeichnen. Diesen Wert hat der „Privo“ DOC Maremma Toscana unterschritten.<br />
„Schwefelfrei Weine zu produzieren, ist sehr schwierig, da man sehr sauber lesen muss, so<br />
dass kein einziges Träubchen dabei ist, das zu Essig werden kann“, erklärt Karl Egger.<br />
Ebenfalls neu in <strong>die</strong>sem Jahr ist der „Sangiovese Bianco“ IGT Bianco Toscano, ein Weißwein<br />
aus roten Sangiovese-Trauben. Das Verfahren, aus roten Trauben weißen Wein herzustellen,<br />
wird in Frankreich „blanc de noir“ genannt <strong>und</strong> ist für Italien eine Neuheit. In dem Wein soll<br />
sich <strong>die</strong> Kraft eines Rotweins <strong>und</strong> <strong>die</strong> Eleganz <strong>und</strong> Leichtigkeit eines Weißweines vereinen.<br />
ƒ<br />
den Sorten in den Weinbergen, damit <strong>die</strong> Bienen ihre Freude haben.“<br />
Das nächste Problem sind <strong>die</strong> Amphibien, ihnen fehlen Feuchtgebiete.<br />
Daher wurden vier Teiche angelegt als Lebensraum <strong>und</strong> als<br />
Tränke für Frösche, Schlangen, Schildkröten <strong>und</strong> Co. Immer wieder<br />
sterben Vogelarten aus, weil Nistplätze fehlen. Um <strong>die</strong><br />
heimische Vogelwelt zu fördern, wurde mit Vogelbeobachtern<br />
ein Vertrag geschlossen <strong>und</strong><br />
„<br />
Möglichst<br />
wenig<br />
Zutaten“<br />
130 Vogelhäuser auf dem 450 Hektar großen<br />
Land aufgehängt. Über <strong>die</strong> Jahre wurden<br />
außerdem r<strong>und</strong> 7000 Bäume gepflanzt,<br />
darunter viele Fruchtbäume <strong>und</strong><br />
Sträucher zur Ernährung der Vögel.<br />
Fazit: LaSelva-Erzeugnisse haben nicht nur<br />
den Anspruch, hochwertige Lebensmittel<br />
zu sein, sondern auch unter ethischen, nachhaltigen<br />
<strong>und</strong> ökologischen Bedingungen hergestellt<br />
worden zu sein. Das hat natürlich seinen Preis. Karl Egger ist mit<br />
LaSelva seit 33 Jahren deshalb erfolgreich, weil er neben dem Öko-<br />
Pionier auch Unternehmer ist. „Wenn man Bio-Produkte verkaufen<br />
will, muss beim K<strong>und</strong>en Bildung <strong>und</strong> Geld da sein“, stellt er klar.<br />
Heute reiche aber Bio o nicht mehr aus, vegan <strong>und</strong> glutenfrei seien<br />
große Trends – gerade bei jungen Frauen. „Das wächst uns derzeit<br />
zu, weil wir <strong>die</strong>sen Markt sehr gut be<strong>die</strong>nen können.“<br />
ƒ Alexandra Höß<br />
Weitere Infos <strong>und</strong> Online-Shop:<br />
: www.laselva-bio.eu<br />
Von Bienen, Amphibien <strong>und</strong> Vögeln<br />
Für <strong>die</strong>ses Gleichgewicht wird auf LaSelva eine Menge getan. Da<br />
sind zum einen <strong>die</strong> Bienen: „Im letzten Jahr hatten wir wegen der<br />
Trockenheit ein großes Bienensterben. Aufgr<strong>und</strong> der Monokulturen<br />
von Raps <strong>und</strong> Mais sind <strong>die</strong> Bienenvölker sowieso schon bedroht.<br />
Daher haben wir überall <strong>die</strong> herrlich blau blühende Bienenweide<br />
gesät, außerdem blühende Macchiapflanzen zwischen<br />
Alexandra Höß<br />
als Ökotrophologin versucht sie beim<br />
Thema Essen, den Spagat zwischen Ernährungswissenschaft<br />
<strong>und</strong> Genuss hinzubekommen.<br />
16 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Buchtipps<br />
FLEISCH BEWUSST GENIESSEN<br />
Keine Frage, <strong>die</strong>ses Kochbuch ist nur etwas für Fleischfre<strong>und</strong>e, aber eine Hommage an<br />
nachhaltige Tierhaltung, Koch- <strong>und</strong> Erzeugerkultur. Wen w<strong>und</strong>ert es da, dass auch Rudolf<br />
Bühler, Gründer <strong>und</strong> Vorsitzender der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall<br />
e.V. als Co-Autor auftritt. War er es doch, der das Schwäbisch-Hällische Landschwein vor<br />
dem Aussterben rettete. Das Buch „Von Landschweinen, Weiderindern, Biogockeln <strong>und</strong><br />
regionaler Kochkultur“ ist nicht nur schön bebildert <strong>und</strong> macht Lust, <strong>die</strong> Rezepte nachzukochen,<br />
sondern stellt auch <strong>die</strong> Landwirte vor, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Tiere halten. Daneben gibt es jede<br />
Menge Tipps <strong>und</strong> Informationen über <strong>die</strong> Rassen <strong>und</strong> natürlich das Fleisch.<br />
Von Landschweinen, Weiderindern, Biogockeln <strong>und</strong> regionaler Kochkultur,<br />
192 Seiten, ISBN: 978-3-86362-017-2, 24,95 Euro (D)<br />
AUF NACH BRASILIEN<br />
Wenn sich ein Küchenchef, in <strong>die</strong>sem Fall ist es der französische Drei-Sterne-Koch Alain Ducasse,<br />
aufmacht, um Kochkunst in anderen Ländern zu entdecken, kann darüber nur ein Buch herauskommen,<br />
das alle Sinne anspricht. Ducasse traf in São Paul den Koch Alex Atala, der das Restaurant<br />
D.O.M. führt. Was dann folgte, war eine Entdeckungstour regionaler Spezialitäten Brasiliens, <strong>die</strong><br />
Atala nach den Regeln der hohen Kochkunst gekonnt in dem Buch „Die neue brasilianische Küche“<br />
inszeniert. Es fasziniert nicht nur durch <strong>die</strong> fast puristisch anmutenden Gerichte, sondern gibt auch<br />
einen tiefen Einblick in das brasilianische Leben. Ein Augenschmaus für Profis <strong>und</strong> Genießer mit<br />
hervorragenden Fotos.<br />
D.O.M. Die neue brasilianische Küche, 292 Seiten, ISBN: 978-3-944297-07-1,<br />
49,95 Euro (D)<br />
DA KINI MIT DA SONNABRUIN<br />
Weiß-blau ist bei einem Kochbuch über bayerische Küche ein Muss, das auch bei <strong>die</strong>sem natürlich<br />
erfüllt wird. Dafür kommt König Ludwig auf dem Titelbild trendy gestylt mit Sonnenbrille<br />
<strong>und</strong> Brezl-Armklappen daher. Ein Zeichen dafür, dass der Autor Florian Lechner eine gehörige<br />
Portion Humor mitbringt. Das darf er als gebürtiger Münchner <strong>und</strong> Gastronom natürlich auch<br />
– er ist Chef des Café Nymphenburg Sekt am Viktualienmarkt in München <strong>und</strong> des Moarwirt<br />
im Oberbayerischen Hechenberg. Lechner, immer auf der Suche nach guten, „alten“ Zutaten<br />
zeigt, dass bayerische Küche alles andere als derb <strong>und</strong> deftig sein muss <strong>und</strong> sogar auch vegetarisch<br />
funktioniert. Überraschende Rezepte, <strong>die</strong> mit einer angenehmen Leichtigkeit beeindrucken.<br />
Die neue Bayerische Küche, 240 Seiten, ISBN: 978-3-83-54-1151-7, 29,99 Euro (D)<br />
Fotos: BLV, Edel Books, Dort-Hagenhausen-Verlag<br />
SO CUTE!<br />
Um solch ein Buch herauszubringen, bedarf es mehr als nur Lust am Backen. Mit viel Liebe zum<br />
Detail hat Autorin Andrea Stolzenberger „Backen mit LOVE“ geschrieben <strong>und</strong> gestaltet. Ja, Sie<br />
lesen richtig – sie hat jede Seite in Handarbeit selbst gestaltet. Aus Stolzenberger, <strong>die</strong> eigentlich<br />
Modedesignerin ist, sprudeln <strong>die</strong> Ideen geradezu nur so heraus, trotzdem wirkt das Layout nicht<br />
überladen. Der Leser kann sich an den Seiten gar nicht genug satt sehen, gibt es doch immer<br />
wieder Neues zu entdecken. Sei es ein interessantes Kuchenrezept, ein Tipp für eine Tisch-Dekoration<br />
oder ein Hinweis der Autorin zu den Rezepten. Dieses Buch ist Ideen-, Dekorations- <strong>und</strong><br />
Kochbuch in einem <strong>und</strong> vor allem „so cute“.<br />
Backen mit LOVE, 192 Seiten, ISBN 978-3-8419-0255-9, 14,95 Euro (D)<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 4/5•2013 17
Interview<br />
„Früher waren wir als<br />
Körnerküche bekannt“<br />
[1]<br />
Jung, dynamisch <strong>und</strong> innovativ – so ließe<br />
sich Caterer Rebional beschreiben, der<br />
erst seit 2010 auf dem Markt ist <strong>und</strong><br />
schon beachtliche Erfolge in preissensiblen<br />
Bereichen wie Schul- <strong>und</strong> Seniorensowie<br />
Betriebs- <strong>und</strong> Krankenhausverpflegung<br />
vorweisen kann. Nun hat das<br />
in Herdecke ansässige Unternehmen<br />
nach einjähriger Bauzeit<br />
eine Großküche eröffnet. Chefredakteurin<br />
Christiane Manow-<br />
Le Ruyet hat darüber mit Rebional-Geschäftsführer<br />
Klaus<br />
Richter gesprochen.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>: Im Oktober <strong>die</strong>ses Jahres haben Sie <strong>die</strong> neue Großküche<br />
in Herdecke eingeweiht mit einer Kapazität von bis zu 5.000<br />
Essen pro Tag <strong>und</strong> das schon knapp vier Jahre nach der Gründung.<br />
Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?<br />
Klaus Richter: Ganz einfach, wir sind ehrlich. Wir haben unseren<br />
K<strong>und</strong>en ganz klar <strong>und</strong> deutlich gesagt, was wir bieten <strong>und</strong> zu welchen<br />
Bedingungen. Wenn der K<strong>und</strong>e will, kalkulieren wir auch mit ihm<br />
zusammen, damit er sieht, wie sich <strong>die</strong> Preise zusammensetzen.<br />
Bisher mussten wir auch nicht argumentieren, dass qualitativ hochwertiges<br />
Essen seinen Preis hat <strong>und</strong> auch keine Akquise-Kampagnen<br />
starten. Wir werden über M<strong>und</strong>-zu-M<strong>und</strong>-Propaganda empfohlen.<br />
Wir<br />
sind<br />
ehrlich<br />
„<br />
“<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>: Als Gemeinschas-Verpfleger, der Gerichte in<br />
zertifizierter Bio-Qualität bietet, müssen sie mit höheren Einkaufspreisen<br />
kalkulieren als konventionelle Anbieter. Wie schaffen<br />
Sie es trotzdem in Bereichen wie Schul-, Betriebs- oder Seniorenverpflegung,<br />
Gewinne zu machen, obwohl dort am meisten gespart<br />
wird?<br />
Klaus Richter: Wir setzen viel auf vegetarische Gerichte, denn Bio-<br />
Fleisch ist <strong>die</strong> teuerste Komponente. Früher waren<br />
wir deswegen auch als Körnerküche bekannt.<br />
Wenn wir 30 Prozent Bio anbieten, erhöhen<br />
sich <strong>die</strong> Preise durchschnittlich um 10 Prozent<br />
im Vergleich zu konventionellen Gerichten.<br />
Bei einem Anteil von 70 Prozent<br />
Bio kostet ein Gericht etwa 30 Prozent<br />
mehr als ein konventionelles.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>: Das rechnet sich?<br />
Klaus Richter: Das tut es, denn wir bieten<br />
eine hohe Qualität, <strong>und</strong> das wissen <strong>die</strong> K<strong>und</strong>en<br />
zu schätzen. Wir verzichten fast ausschließlich auf<br />
teure Convenience-Produkte <strong>und</strong> setzen zum Beispiel auch unsere<br />
Soßen selber an. Wir stellen unsere Desserts selbst her <strong>und</strong> verwenden<br />
kein Tütenpulver. Zudem arbeiten wir ohne Rückvergütung <strong>und</strong><br />
Zentraleinkauf, jeder Betrieb ist selbst verantwortlich, wird aber natürlich<br />
von uns unterstützt.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>: Demnach arbeiten bei Ihnen Mitarbeiter, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se<br />
hohe Qualität der Speisen auch garantieren beziehungsweise herstellen<br />
können?<br />
Klaus Richter: Wir haben tolle Mitarbeiter, denn wir gehen auch<br />
anders mit ihnen um. So gibt es beispielsweise auf der Ebene unter<br />
18 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Interview<br />
[4]<br />
[3]<br />
[2]<br />
[1] <strong>Bioküche</strong> in Herdecke <strong>und</strong> Geschäftsführer<br />
Klaus Richter. [2] Bei der Eröffnung<br />
der neuen Großküche. [3] Die neue<br />
<strong>Bioküche</strong> hat eine Kapazität von bis zu<br />
5.000 Speisen pro Tag. [4] Hier ist alles<br />
Handarbeit – auch <strong>die</strong> Desserts.<br />
den Betriebsleitern eine Art Mitarbeiternetzwerk. Hieraus sind verschiedene<br />
Gruppen entstanden, <strong>die</strong> Ideen austauschen. Momentan<br />
kümmern sie sich um <strong>die</strong> Speiseplanung <strong>und</strong> das Qualitätsmanagement.<br />
In einem neuen Betrieb in Hessen hat nun ein ehemaliger Sternekoch<br />
angefangen. Das zeigt, dass wir auch <strong>die</strong>sen Qualitätsansprüchen<br />
gerecht werden können.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>: Was versprechen Sie sich von Ihrer neuen Großküche<br />
in Herdecke?<br />
Klaus Richter: Mit der Inbetriebnahme der <strong>Bioküche</strong> in Herdecke<br />
stärken wir <strong>die</strong> Region, indem wir nicht nur neue Arbeitsplätze schaffen,<br />
sondern <strong>die</strong> Zutaten für <strong>die</strong> Gerichte von regionalen Anbietern<br />
beziehen. Natürlich haben wir mit der neuen Küche auch mehr Produktionskapazitäten<br />
als bisher.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>: Wie viele Gerichte produzieren Sie momentan<br />
pro Tag?<br />
Klaus Richter: Etwa 2.500 Essen im Cook-and-Chill-Verfahren. Das<br />
heißt, <strong>die</strong> Speisen werden fast fertig gegart <strong>und</strong> dann innerhalb von<br />
maximal 90 Minuten auf zwei Grad runtergekühlt. Dadurch bleiben<br />
Vitamine <strong>und</strong> Nährstoffe erhalten. Produzieren können wir aber<br />
doppelt so viele.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>: Wie haben Sie <strong>die</strong> neue Küche finanziert? Gab es<br />
Fördermittel von Nordrhein-Westfalen?<br />
Klaus Richter: Fördermittel haben wir nur für <strong>die</strong> Kühlanlage bekommen,<br />
sonst nichts. Wir sind aus allen Fördertöpfen herausgefallen,<br />
da wir mit dem Gemeinschaskrankenhaus in Herdecke<br />
eine gemeinnützige Muttergesellscha haben. Die Bausumme von<br />
6,8 Millionen Euro haben wir mit Eigen- <strong>und</strong> Fremdkapital finanziert.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>: Sie haben <strong>die</strong> neue Großküche nach modernsten,<br />
nachhaltigen Standards gebaut. Was bedeutet das genau?<br />
Klaus Richter: Die Kühlanlage wird mit Ammoniak gekühlt, ein natürliches<br />
Kältemittel, das nicht klimaschädigend wirkt. Pro Jahr können<br />
wir dadurch etwa 70.000 kWh an elektrischer Energie einsparen<br />
im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen. Zudem haben wir eine<br />
Wärmerückgewinnungsanlage für Brauchwasser einbauen lassen.<br />
Daneben gibt es Zeit- <strong>und</strong> Sensorsteuerungen, <strong>die</strong> unter anderem<br />
<strong>die</strong> Lüung nach dem Betrieb der Kochleistung steuern. Eine Solaranlage<br />
gibt es allerdings nicht auf dem Dach. Da wir momentan stark<br />
wachsen, könnten wir stattdessen das Dach um eine Etage aufstocken,<br />
wenn das nötig wäre.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>: Wie sieht <strong>die</strong> Zukun von Rebional aus?<br />
Klaus Richter: Unser Ziel ist es, der Bio-Anbieter zu werden. Wir<br />
sehen da noch viel Potenzial, vor allem auch im Schulverpflegungsbereich.<br />
ƒ<br />
Der Bio-Caterer aus Herdecke wurde Ende 2010 gegründet<br />
<strong>und</strong> entstand aus dem Verpflegungsbereich<br />
des Gemeinschafskrankenhauses Herdecke. Deshalb<br />
kann das Unternehmen auf 40 Jahre Erfahrung in der Gemeinschaftsverpflegung<br />
zurückblicken. Der Caterer verpflegt<br />
b<strong>und</strong>esweit Schulen, Seniorenheime, Kindergärten sowie<br />
Betriebsrestaurants mit Gerichten in zertifizierter Bio-Qualität.<br />
Momentan beschäftigt das Unternehmen etwa 50 Mitarbeiter<br />
vom Vollzeit-Angestellten bis zur Aushilfe auf St<strong>und</strong>enbasis.<br />
: www.rebional.de<br />
Über Rebional<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 4/5•2013 19
Schwerpunkt<br />
[2]<br />
[1]<br />
<strong>Kaffee</strong> – Genuss <strong>und</strong> Lebensart<br />
Ohne das aromatische Heißgetränk kommt kein Restaurant mehr aus. <strong>Kaffee</strong> gehört<br />
zum täglichen Leben, als <strong>Muntermacher</strong> oder zur Entspannung. Aber nicht nur das,<br />
<strong>Kaffee</strong> ist auch ein guter <strong>Geschichtenerzähler</strong> – von der Ernte, der Röstung, dem<br />
Verkauf <strong>und</strong> schließlich der Zubereitung. Da lohnt es sich, genau zuzuhören.<br />
Eine Schulung zum Barista ist nicht gleich nötig, um guten<br />
<strong>Kaffee</strong> zu genießen. Ein bisschen Sorgfalt beim Einkauf <strong>und</strong><br />
gezielte Fragen im Restaurant helfen jedoch, sich vor geschmacklichen<br />
Enttäuschungen zu schützen. <strong>Kaffee</strong> ist eben nicht<br />
gleich <strong>Kaffee</strong>. „<strong>Kaffee</strong> ist wie Wein ein Naturprodukt <strong>und</strong> wie<br />
beim Wein hängt der Geschmack einer Provenienz unter anderem<br />
[3]<br />
stark vom Anbaugebiet, der Pflege, der Höhe des Anbaugebiets,<br />
dem Klima in der Gegend, dem Mikroklima <strong>und</strong> der Bodenqualität<br />
ab“, sagt Holger Preibisch, Geschäftsführer des Deutschen <strong>Kaffee</strong>verbandes<br />
in Hamburg. Übrigens, „Provenienzen“ nennen Fachleute<br />
<strong>die</strong> <strong>Kaffee</strong>sorten aus den verschiedenen Anbaugebieten, <strong>die</strong><br />
geschmacklich sehr unterschiedlich sein können.<br />
Fotos: Feichtinger (Bild 1), Deutscher <strong>Kaffee</strong>verband (Bild 2-5), Tigeroner/istockphoto, RoyStudio/fotolia.com<br />
20 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Schwerpunkt<br />
[Buchtipp]<br />
[4]<br />
[5]<br />
Erfolgreiches<br />
Verpflegungsmanagement<br />
Die Herausforderungen in einem modernen Verpflegungsbetrieb<br />
auf innovative <strong>und</strong> effiziente Weise meistern: Dieses<br />
Buch zeigt <strong>die</strong> entsprechenden Methoden.<br />
[6]<br />
[1] <strong>Kaffee</strong>bauer im Anbaugebiet Quiché, das höchst gelegene<br />
Departement Guatemalas. [2] <strong>Kaffee</strong>kirschen werden gesiebt,<br />
um sie von losem Schmutz zu befreien. [3] Die Aufbereitung der<br />
<strong>Kaffee</strong>kirschen muss bald nach der Ernte beginnen. Die Früchte<br />
sind nicht lange haltbar. [4] <strong>Kaffee</strong>plantage [5] Von der <strong>Kaffee</strong>kirsche<br />
zur gerösteten Bohne. [6] <strong>Kaffee</strong>kirschen am Strauch.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 4/5•2013 21<br />
Margot Steinel (Hrsg.)<br />
Erfolgreiches Verpflegungsmanagement<br />
Praxisorientierte Methoden<br />
für Einsteiger <strong>und</strong> Profis<br />
Verlag Neuer Merkur<br />
ISBN 978-3-937346-45-8<br />
322 Seiten, kartoniert<br />
1. Auflage 2008<br />
24,90 Euro<br />
Jetzt bestellen:<br />
Telefon (0 (079 53) 718 90 08<br />
E-Mail<br />
buchbestellung@fachbuchdirekt.de
Schwerpunkt<br />
Zwei Pflanzen <strong>und</strong> viele Hybride<br />
Die wichtigsten <strong>Kaffee</strong>-Anbauländer liegen r<strong>und</strong> um den Äquator.<br />
Hier wachsen <strong>die</strong> <strong>Kaffee</strong>pflanzen „Coffea Arabica“ <strong>und</strong> „Coffea<br />
Robusta“ auf Plantagen, <strong>die</strong> überwiegend in Familienhand sind<br />
oder in Kooperativen bewirtschaftet werden. Entdeckt in Äthiopien,<br />
wird <strong>Kaffee</strong> heute in r<strong>und</strong> 70 Ländern der Welt angebaut. Die<br />
<strong>Kaffee</strong>vielfalt ergibt sich aus den zahlreichen Hybriden (Ableger)<br />
der „Arabica“-Pflanze. Ihre Bohnen schätzen <strong>Kaffee</strong>liebhaber sehr,<br />
wie etwa „Maragogype“ aus Mexiko oder auch „Jamaica Blue<br />
Mountain“. Diese hochwertigen Bohnen werden in Jamaika auf<br />
einem Anbaugebiet von gerade mal 6.000 Hektar angebaut <strong>und</strong><br />
sind deshalb nur begrenzt verfügbar. Hier wird schon deutlich,<br />
dass <strong>Kaffee</strong> eine echte Wissenschaft ist.<br />
Global Player am <strong>Kaffee</strong>markt<br />
Für <strong>die</strong> deutsche <strong>Kaffee</strong>industrie spielen nur fünf Länder als Lieferanten<br />
eine Rolle. Über 50 Prozent des Rohkaffees werden aus<br />
Brasilien (Arabica) <strong>und</strong> Vietnam (Robusta) bezogen. Diese Länder<br />
gelten als Spitzenreiter in puncto Menge, aber nicht gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
auch in der Qualität. Weitere Lieferländer sind Honduras, Peru<br />
<strong>und</strong> Äthiopien.<br />
Mehr als 1,1 Millionen Tonnen Rohkaffee wurden 2012 importiert<br />
<strong>und</strong> vor allem von den beiden großen <strong>Kaffee</strong>röstern Tchibo <strong>und</strong><br />
Jacobs (Marken: HAG <strong>und</strong> Onko) verarbeitet. Zusammen liegt ihr<br />
Marktanteil in Deutschland bei über 40 Prozent. Nochmals 40<br />
Prozent teilen sich Dallmayr, Darboven (Idee, Mövenpick, Eilles,<br />
Café Intenchion <strong>und</strong> Alberto), Melitta <strong>und</strong> Aldi (Markus Gold, Amaroy).<br />
Marken, <strong>die</strong> mit Fertigblends seit Jahrzehnten den b<strong>und</strong>esdeutschen<br />
<strong>Kaffee</strong>geschmack prägen <strong>und</strong> in jedem Supermarkt zu haben sind.<br />
Spezialitäten für <strong>die</strong> Nische<br />
Für <strong>die</strong> r<strong>und</strong> 350 kleineren Spezialitätenröstereien, wie etwa <strong>die</strong><br />
exklusive Bremer Rösterei Lloyd Caffee, <strong>die</strong> größte Privatrösterei<br />
Hunzelmann in Stuttgart, Rehorik in Regensburg oder <strong>die</strong> engagierte<br />
Gourmet-Rösterei elbgold in Hamburg, gibt es da noch weitaus<br />
mehr Anbaugebiete mit herausragenden Provenienzen. Sie teilen<br />
sich den restlichen Markt <strong>und</strong> punkten mit individueller, sortenreiner<br />
<strong>Kaffee</strong>vielfalt, hoher Beratungskompetenz <strong>und</strong> exklusiven Geschmackserlebnissen.<br />
Die ständig wachsende Fangemeinde der<br />
ausgewählten <strong>und</strong> mit viel Sorgfalt hergestellten, überwiegend sortenreinen<br />
<strong>Kaffee</strong>s werden über einen eigenen Shop (Laden oder<br />
online) oder den Facheinzelhandel (Bio-Laden) sowohl an Endk<strong>und</strong>en<br />
als auch an <strong>die</strong> Gastronomie abgegeben.<br />
Und es werden immer wieder neue Regionen<br />
entdeckt, wie <strong>die</strong> Quiché-Region in<br />
Guatemalas Hochland auf einer Höhe von<br />
1.300 Metern, deren <strong>Kaffee</strong> Christof Feichtinger<br />
im vergangenen Jahr aufgespürt hat.<br />
Ein echter Geheimtipp! Den neuen Feichtinger<br />
„Quiché“ gibt es ab sofort unter www.<br />
feichtinger-kaffee.de zum Preis von 13,90<br />
Euro für 500 Gramm zu kaufen.<br />
Röstung gibt Kick<br />
Neben der hohen Qualität der Provenienzen r<strong>und</strong>et das gekonnte<br />
Rösten der rohen Bohne den Geschmack ab. Schon <strong>die</strong> Röstmaschine<br />
nimmt Einfluss auf das Aroma. Bei Tchibo zum Beispiel wird<br />
auf großen Röstanlagen r<strong>und</strong> um <strong>die</strong> Uhr <strong>und</strong> voll-automatisch geröstet.<br />
Zwei Tonnen <strong>Kaffee</strong> schafft hier eine Maschine in der St<strong>und</strong>e.<br />
Die großlöchrigen Trommeln geben einer Bohnenmischung bei<br />
600 °C in drei Minuten das gewünschte Röstaroma; in immer<br />
gleichbleibender Qualität. Zeit ist Geld <strong>und</strong> es gilt, das optimale<br />
Zusammenspiel der Rohware unterschiedlicher Provenienzen mit<br />
Temperatur <strong>und</strong> Röstgeschwindigkeit in aromatischen Einklang zu<br />
bringen.<br />
NEWS-Ticker<br />
<strong>Kaffee</strong>-Kapseln<br />
Die neuaufgestellte Minges <strong>Kaffee</strong>rösterei mischt mit beim<br />
Geschäft mit Nespresso-tauglichen Kapseln. Das Angebot<br />
umfasst u. a. Schümli, Gusto Roma, French Roast sowie zwei<br />
Sorten unter der Marke „Fritz Minges".<br />
Neu von Lebensbaum<br />
Im <strong>Kaffee</strong>bereich gibt es zwei Neuheiten: Espresso<br />
minero als praktische <strong>Kaffee</strong>pads (126 g, 18<br />
Pads) <strong>und</strong> den Espresso emozioni entkoffeiniert,<br />
ganze Bohne <strong>und</strong> gemahlen (je 250 g).<br />
<strong>Kaffee</strong>-Geschäft wie früher<br />
In Köln bringt sich <strong>die</strong> GLISS Caffee Gruppe in<br />
Position. Im gleichnamigen Caffee Contor finden K<strong>und</strong>en neben<br />
fair gehandeltem geröstetem <strong>Kaffee</strong> aus biologischem<br />
Anbau auch feine Schokoladen, Gebäck, Konfitüren <strong>und</strong><br />
schöne Präsente. Ein schönes Fachhandelssortiment, wie man<br />
es von früher kennt.<br />
Bauck Hof<br />
Früher war er der „Arme-Leute-<strong>Kaffee</strong>“, heute ist Malzkaffee<br />
eine bewusste Alternative <strong>und</strong> besonders bei<br />
Kindern beliebt, denn er ist koffeinfrei. Der Bio-Malzkaffee<br />
von Bauckhof wird aus Gerste hergestellt, <strong>die</strong><br />
nach Demeter-Richtlinien angebaut wird. Im Geschmack<br />
ist das lösliche Heißgetränks mild, malzig<br />
<strong>und</strong> im Genuss absolut magenfre<strong>und</strong>lich. Verpackt im<br />
Glas, ergeben 100 Gramm <strong>Kaffee</strong>pulver etwa 56<br />
Tassen <strong>Kaffee</strong>.<br />
Privatrösterei mit Fussball-Faible<br />
Die Rösterei Hochland <strong>Kaffee</strong> Hunzelmann aus Stuttgart steht<br />
wie der 12. Mann hinter dem VfB. Dafür wurde sogar eine<br />
eigene <strong>Kaffee</strong>marke kreiert. Der VfB Stuttgart <strong>Kaffee</strong> (Filterkaffee<br />
aus der Arabica-Bohne) <strong>und</strong> Crema, eine samtig-elegante<br />
Arabica-Mischung aus Zentral- <strong>und</strong> Südamerikanischen<br />
Provenienzen für Vollautomaten.<br />
22 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Schwerpunkt<br />
Fairer Handel?<br />
Das FairTrade-Siegel zielt hauptsächlich auf <strong>die</strong> <strong>Kaffee</strong>industrie.<br />
Die kleinen Privatröstereien setzen fast ausschließlich<br />
auf <strong>die</strong> Direktvermarktung <strong>und</strong> zahlen für ihre Rohwaren<br />
oft einen höheren Preis als es FairTrade vorschreibt.<br />
Dafür fließt das Geld direkt an <strong>die</strong> Kooperativen <strong>und</strong> kann vor<br />
Ort investiert werden. Christian Ritschel von der Lloyd Coffee<br />
GmbH geht FairTrade aber nicht weit genug, er spricht sich<br />
dagegen aus. Warum?<br />
„Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen fehlt bei FairTrade<br />
<strong>die</strong> Transparenz über <strong>die</strong> Gelder. FairTrade zahlt derzeit<br />
einen vertraglich festgelegten Zuschlag von nur<br />
10 US-Cents pro englischem Pf<strong>und</strong>/lbs (= 0,4536<br />
kg) Rohkaffee über dem Weltmarktpreis für <strong>Kaffee</strong>.<br />
Der „fair“ gehandelte <strong>Kaffee</strong> kostet aber hier im Laden<br />
1 oder 2 Euro mehr! Wo bleibt <strong>die</strong> Differenz? Man<br />
muss davon ausgehen, dass <strong>die</strong> Organisationen <strong>und</strong><br />
Einzel- bzw. Zwischenhändler <strong>die</strong>se abschöpfen, denn<br />
im Ursprungsland kommt <strong>die</strong>ses Geld nicht an. Produkte<br />
wie <strong>Kaffee</strong>, Kakao <strong>und</strong> Zucker dürfen laut den<br />
FLO (Fair Label Organisation)-Standards nur dann zertifiziert<br />
werden, wenn sie von Kleinbauerngenossenschaften<br />
kommen. <strong>Kaffee</strong> von den kleinsten <strong>und</strong> somit<br />
ärmsten Familienplantagen sind also derzeit nicht zertifizierbar.<br />
Des Weiteren nutzt FairTrade den ärmsten<br />
Ländern nicht. Zertifizierte Produzenten befinden sich<br />
meist in den Schwellenländern mit „mittlerem Einkommen”<br />
wie z.B. Südafrika, Mexiko <strong>und</strong> Kolumbien. Außerdem<br />
werden <strong>die</strong> ärmsten Produzenten – <strong>und</strong> auf <strong>die</strong>ser Seite der<br />
Welt <strong>die</strong> kleinsten <strong>Kaffee</strong>röster – wegen der hohen Zertifizierungs-<br />
<strong>und</strong> Verwaltungskosten praktisch automatisch vom sogenannten<br />
„fairen Handel“ ausgeschlossen. Wir vertreiben<br />
deshalb lieber hochwertigen Rohkaffee von kleinen Familienplantagen,<br />
denen wir deutlich mehr zahlen als Trans Fair-Organisationen<br />
– einen echt fairen Preis also“, erklärt Ritschel.<br />
ƒ<br />
Christian Ritschel, Röstmeister von Lloyd in Bremen, legt Wert auf<br />
sortenreine Röstung. Denn nur so erreicht der <strong>Kaffee</strong>experte das<br />
plantagentypische Aroma in garantierter Qualität. Bei r<strong>und</strong> 200<br />
Grad wird immer nur ein Sack mit 60 oder 70 Kilogramm grüner<br />
<strong>Kaffee</strong>bohnen für etwa 20 Minuten in einem kleinen Trommelröster<br />
geröstet. Durch das langsame, schonende Rösten geben <strong>die</strong> Bohnen<br />
mit der Feuchtigkeit fast alle Reizstoffe <strong>und</strong> nicht gewünschten<br />
Säuren ab. Und am Ende bleiben von einem Kilo Rohkaffee nur<br />
800 Gramm übrig.<br />
„Zur Blütezeit Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts gab es allein in Deutschland<br />
bis zu 6000 <strong>Kaffee</strong>röstereien“, erklärt Veit Löper, einer von<br />
sieben Gründungsmitgliedern eines Vereins für <strong>Kaffee</strong>tradition, der<br />
im Januar 2007 in Halle an der Saale aus der Taufe gehoben<br />
wurde. Hier wollen sich <strong>die</strong> <strong>Kaffee</strong>liebhaber auf <strong>die</strong> Spurensuche<br />
der duftenden Bohne machen <strong>und</strong> wer etwas dazu beitragen kann,<br />
ist auf der Website www.kaffeetraditionsverein.de herzlich willkommen.<br />
Der Wert des <strong>Kaffee</strong>s<br />
Der Preis für einen Sack Rohkaffee ist je nach Sorte <strong>und</strong> vorhandener<br />
Erntemenge unterschiedlich hoch. Robusta wird in der Regel<br />
zu einem erheblich niedrigeren Preis gehandelt als <strong>die</strong> Arabica-<br />
Bohnen. Besonders große Abnahmemengen reduzieren den Preis.<br />
Dies führt dazu, dass gängige <strong>Kaffee</strong>marken nicht nur unter geschmacklichen,<br />
sondern auch unter ökonomischen Aspekten produziert<br />
werden. Die Spezialitäten-<strong>Kaffee</strong>s gibt es meist nur in kleineren<br />
Mengen <strong>und</strong> zu einem Preis, der sich beim Mainstream der<br />
Verbraucher nicht durchsetzen lässt.<br />
Damit <strong>die</strong> Menschen in den Kooperativen einen ehrlichen Lohn für<br />
<strong>die</strong> Arbeit mit dem Rohkaffee erhalten <strong>und</strong> im Sinne der Umwelt<br />
nachhaltig wirtschaften können, haben sich Organisationen wie<br />
FairTrade, BIO, UTZ Certified oder Rainforest Alliance gebildet,<br />
<strong>die</strong> den Handel <strong>und</strong> Anbau kontrollieren <strong>und</strong> dafür sorgen, dass<br />
den Erzeugern ein festgelegter Mindestpreis für ihre Ware gezahlt<br />
wird. Damit sie leben können <strong>und</strong> nicht aus Geldmangel Raubbau<br />
mit der Umwelt treiben. Unternehmen wie GEPA oder Lebensbaum<br />
setzen ebenfalls auf nachhaltige Produktion <strong>und</strong> fairen Handel.<br />
ƒ Michela Dulz<br />
Michela Dulz<br />
ist Diplom-Ökotrophologin <strong>und</strong> schreibt<br />
als freie Journalistin für verschiedene<br />
Zeitschriften über aktuelle Food-Themen.<br />
Seit 1996 arbeitet sie außerdem als<br />
selbständige PR-Beraterin für nationale<br />
<strong>und</strong> internationale Unternehmen der Lebensmittelbranche.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 4/5•2013 23
Schwerpunkt<br />
Die Rückkehr des Filterkaffees<br />
Die gestiegene Nachfrage nach <strong>Kaffee</strong><br />
in ganzen Bohnen geht einher mit der<br />
Renaissance des Filterkaffees. Was seit<br />
dem Einzug des Italientrends <strong>und</strong> später<br />
der amerikanischen Coffee-Shops in der<br />
Szene als hoffnungslos spießig galt, ist<br />
gerade wieder angesagt. Die Wiederentdeckung<br />
von handgebrühten <strong>Kaffee</strong>s<br />
kündigte sich zuerst in New York an.<br />
Dann in Berliner Szene-Bars. Nun wird sowohl<br />
in deutschen Haushalten als auch<br />
in der Gastronomie wieder überwiegend<br />
klassisch gefiltert.<br />
Die Vorteile sind schmeckbar: Bei Handfilterung lösen sich<br />
weniger Bitterstoffe als bei anderen Zubereitungsarten. Die<br />
<strong>Kaffee</strong>-Aromen entfalten sich optimal. Unterschiedliche Geschmacksnoten<br />
lassen sich besser herausschmecken. Damit der<br />
<strong>Kaffee</strong> optimal gelingt, hier ein paar Tipps:<br />
■ Pro <strong>Kaffee</strong>tasse werden 125 ml heißes Wasser <strong>und</strong> 7-8<br />
Gramm <strong>Kaffee</strong>mehl (ungefähr 1 gehäufter Esslöffel) gerechnet.<br />
Der Mahlgrad des <strong>Kaffee</strong>s sollte „mittel“ sein. Gutes <strong>Kaffee</strong>wasser<br />
ist mineralreich <strong>und</strong> sauerstoffhaltig.<br />
■ Die Filtertüte in den Filteraufsatz geben <strong>und</strong> mit warmem Wasser<br />
durchfeuchten, so öffnen sich <strong>die</strong> Poren der Filtertüte, was<br />
beim Aufguss <strong>die</strong> Aromen durchlässt.<br />
■ Überschüssiges Wasser danach unbedingt ausgießen<br />
■ Das <strong>Kaffee</strong>mehl in den Filter geben. Es sollte eine möglichst<br />
gleichmäßige Fläche bilden, damit der <strong>Kaffee</strong> beim Aufguss<br />
gleichmäßig extrahiert wird.<br />
■ Einen Teil des Wassers aufgießen (bis ca. 1 cm über dem<br />
<strong>Kaffee</strong>mehl).<br />
■ Die optimale Wassertemperatur liegt bei 94 Grad. Den <strong>Kaffee</strong><br />
kurz aufquellen lassen. Und dann das restliche Wasser in<br />
kreisenden Bewegungen nachgießen.<br />
Den <strong>Kaffee</strong> durchlaufen lassen <strong>und</strong> in das gewünschte Gefäß<br />
füllen.<br />
Geht’s auch anders?<br />
Espresso mit dem Espressokocher hergestellt, dokumentiert italienischen<br />
Stil <strong>und</strong> braucht fein gemahlenen <strong>Kaffee</strong>.<br />
Für <strong>die</strong> Siebträgermaschine muss es <strong>die</strong> feinste Einstellung sein.<br />
Denn es gilt: je kürzer <strong>die</strong> Kontaktzeit mit dem Wasser, desto<br />
feiner der Mahlgrad. Sieben Gramm Espressokaffeemehl pro<br />
Siebträger ergeben eine leckere Tasse Espresso. Und nicht vergessen:<br />
Tasse vorwärmen.<br />
Ein <strong>Kaffee</strong>vollautomat bedeutet <strong>Kaffee</strong>genuss per Knopfdruck. Moderne<br />
Geräte sind wahre Alleskönner <strong>und</strong> dadurch eine echte Alternative<br />
zur konventionellen Filterkaffeemaschine. Neben normalem<br />
<strong>Kaffee</strong> können verschiedene Spezialitäten wie Latte Macchiato<br />
oder Espresso in weniger als einer Minute zubereitet werden.<br />
Ganz wichtig: <strong>Kaffee</strong> immer frisch aufbrühen <strong>und</strong> keinesfalls auf<br />
eine Warmhalteplatte stellen, da er sonst schon nach kurzer Zeit<br />
bitter schmeckt.<br />
Dieser Tipp entfällt bei der Verwendung einer Kapsel- oder Pad-<br />
Maschine. Denn hier wird mit Einzelportionen gearbeitet, <strong>die</strong> im<br />
Handumdrehen genussbereit sind. Ihr Einsatzbereich beschränkt<br />
sich aber auf den privaten Haushalt. Keine Methode für <strong>Kaffee</strong>-<br />
Junkies. Unter Kosten- <strong>und</strong> Umweltaspekten sollten <strong>die</strong>se Geräte<br />
den Genießern vorbehalten sein. ƒ Michela Dulz<br />
Urgestein der<br />
Branche – Melitta<br />
Seit mehr als 100 Jahren steht der Brand Melitta für <strong>Kaffee</strong>genuss<br />
für Endverbraucher <strong>und</strong> Gastronomie. Aber<br />
nicht nur der steht im Vordergr<strong>und</strong>, sondern auch das<br />
Zusammenspiel mit Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Nachhaltigkeit. Melitta<br />
hat deshalb mit „La Tazza Verde“ einen <strong>Kaffee</strong> in Bio- <strong>und</strong><br />
Fairtrade-Qualität auf den Markt gebracht. Die Bohnen stammen<br />
aus den Hochlandregionen Süd- <strong>und</strong> Mittelarmerikas.<br />
La Tazza Verde gibt es als ganze Bohne in den Sorten Espresso<br />
<strong>und</strong> Café Crème sowie als gemahlenen Röstkaffee.<br />
Foto: shapecharge/iStockphoto<br />
Viele Profis schwören auch auf den Einsatz der Pressstempelkanne/French<br />
Press, z.B. von Bodum. Hierfür wird ein grob gemahlener<br />
<strong>Kaffee</strong> eingesetzt, der nach dem Aufguss 3 Minuten ziehen<br />
sollte, bevor er umgerührt wird, damit sich das <strong>Kaffee</strong>mehl am<br />
Boden absetzen <strong>und</strong> der Stempel herunter gedrückt werden kann.<br />
Fertig.<br />
Neuer ist <strong>die</strong> Variante AeroPress, <strong>die</strong> mit Filterpapier funktioniert,<br />
durch das der <strong>Kaffee</strong> gepresst wird.<br />
24 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Schwerpunkt<br />
INTERGASTRA 2014:<br />
Alle Marktführer <strong>und</strong> innovative Player der europäischen <strong>Kaffee</strong>-Szene<br />
treffen sich auf dem 2. Stuttgart Coffee Summit<br />
2014 im Rahmen der Fachmesse Intergastra vom 1. bis<br />
5. Februar. Hier wird zum zweiten Mal <strong>die</strong> gesamte Wertschöpfungskette<br />
des <strong>Kaffee</strong>s – von der Plantage <strong>und</strong> der Veredelung<br />
der Bohnen über Rösten <strong>und</strong> Sensorik bis zur Zubereitung <strong>und</strong><br />
dem Verkauf – abgebildet. Ein Muss für alle Gastronomen, <strong>die</strong><br />
Wert auf ein gutes <strong>Kaffee</strong>-Angebot legen.<br />
Daten & Fakten<br />
■ Über den Tag verteilt trinken <strong>die</strong> Deutschen heute mit 149<br />
Litern pro Kopf <strong>und</strong> Jahr zwar weniger <strong>Kaffee</strong> als noch vor<br />
zehn Jahren (158 Liter), dennoch ist für 84 Prozent der Bevölkerung<br />
ab 14 Jahre der <strong>Kaffee</strong> mindestens mehrmals in der<br />
Woche das Getränk der Wahl. 25 Prozent des <strong>Kaffee</strong>s werden<br />
heute außer Haus getrunken. Im Jahr 2000 waren es nur<br />
5 Prozent.<br />
■ Der Genuss von <strong>Kaffee</strong>, dessen Bohnen vor der Zubereitung<br />
frisch gemahlen wurden, liegt im Trend: Das Segment legte<br />
im Jahr 2012 zwölf Prozent zu. Der Verbrauch von <strong>Kaffee</strong>pads<br />
<strong>und</strong> -kapseln ist im vergangenen Jahr um 16 Prozent gestiegen.<br />
Löslicher <strong>Kaffee</strong> erfreut sich seit Jahren wachsender Beliebtheit<br />
<strong>und</strong> konnte im vergangenen Jahr erneut ein leichtes Plus von<br />
1,2 Prozent verzeichnen.<br />
■ Röstkaffee für zu Hause wird zu 45 Prozent in Discountmärkten<br />
gekauft, nur zu 3,1 Prozent in speziellen <strong>Kaffee</strong>geschäften.<br />
■ Im Außer-Haus-Bereich wird der traditionelle Filterkaffee mit<br />
Abstand am häufigsten getrunken (55,9 Prozent). Es folgen<br />
Latte Macciato mit 16,9 <strong>und</strong> Cappuccino mit 15,9 Prozent.<br />
■<br />
■<br />
Mit 2,6 Tassen <strong>Kaffee</strong> pro Person <strong>und</strong> Tag liegt Deutschland<br />
nur auf Platz 7 der Weltrangliste. Interessanterweise liegt der<br />
Konsum im Norden Europas besonders hoch: Finnland bringt<br />
es auf 4 Tassen pro Tag <strong>und</strong> Nase, gefolgt von Norwegen<br />
(3,3) <strong>und</strong> Dänemark (3). Im Süden wird dagegen viel weniger<br />
<strong>Kaffee</strong> getrunken: Spanien 1,5, Portugal 1,7 <strong>und</strong> in Italien<br />
1,9 Tassen pro Person <strong>und</strong> Tag. Am wenigsten <strong>Kaffee</strong> trinken<br />
<strong>die</strong> Amerikaner mit nur 1,3 Tassen pro Kopf <strong>und</strong> Tag.<br />
Coffee Shops werden überbewertet. Der Trend geht wieder<br />
zum klassischen Café, sagen 21,8 Prozent der Verbraucher.<br />
ƒ<br />
(Quellen: Deutscher <strong>Kaffee</strong> Verband + <strong>Kaffee</strong>report 2013)<br />
Drei Fragen …<br />
… zu Bio-<strong>Kaffee</strong> beantworten Dörthe Stukenborg, Gastro<strong>und</strong><br />
GV-Beraterin <strong>und</strong> Pia Niehoff, Produktmanagerin <strong>Kaffee</strong><br />
von Lebensbaum, im Web unter<br />
: tiny.cc/biokueche_3fragen<br />
<br />
Naturland e.V. – als gemeinnützig<br />
anerkannt – VR 10697<br />
Ökologisch. Sozial. Fair.<br />
– aus einer Hand.<br />
Naturland Fair Produkte tragen ihren Teil dazu bei, unsere Lebensgr<strong>und</strong>lage<br />
zu sichern <strong>und</strong> <strong>die</strong> Existenz von Bäuerinnen, Bauern <strong>und</strong><br />
deren Familien weltweit zu verbessern.<br />
www.naturland.de<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 4/5•2013 25
Regionales<br />
Mehr Bio<br />
geht nicht<br />
[1]<br />
Fotos: Fa. Wackelpeter<br />
Das Catering-Unternehmen Wackelpeter<br />
gehört zu den Bio-Pionieren – seit 20 Jahren<br />
bietet es ökologische Mittagsverpflegung<br />
für Kindertagesstätten in Hamburg<br />
„Wir kicken in Sachen Bio in der B<strong>und</strong>esliga“,<br />
sagt Firmenchef Jens Witt. Mit „ein<br />
bißchen Bio“ wollte er sich nie zufriedengeben,<br />
100 Prozent müssen es schon sein.<br />
Bulgur-Gemüsepfanne mit Knobi-Joghurt, Kartoffel-Linsen-<br />
Topf mit Räuchertofu, Basmati-Reistaler mit Ratatouille: Der<br />
Wackelpeter-Speiseplan ist ambitioniert. Die Lieblingsgerichte<br />
der Kinder sind aber auch hier eher traditionell: Hackklößchen, panierter<br />
Fisch, Pizza <strong>und</strong> Pfannkuchen. „Natürlich gibt es wie überall<br />
<strong>die</strong> typischen Highlights bei den Kindern, aber wir versuchen es öer<br />
auch mal mit neuen Angeboten“, berichtet Witt, der seine berufliche<br />
Karriere mit einer Ausbildung zum Koch im Hotel Intercontinental<br />
in Hamburg startete <strong>und</strong> dann Ökotrophologie stu<strong>die</strong>rte. Während<br />
seiner Ausbildung hat er immer wieder im Restaurant eines Fre<strong>und</strong>es<br />
auf der Schwäbischen Alb mitgeholfen, der gerade auf Bio umstellte.<br />
„Das war <strong>die</strong> Keimzelle der Bio-Bewegung dort <strong>und</strong> ich habe <strong>die</strong><br />
Anfänge mitbekommen“, erzählt Witt.<br />
Als er dann 1993 seinen Catering-Betrieb gründete, war von Anfang<br />
an sein Anspruch, möglichst ausschließlich mit biologischen Lebensmitteln<br />
zu arbeiten. „Ich bin mit wenig Kapital gestartet, habe<br />
mein Motorrad verkau <strong>und</strong> mir etwas Geld geliehen, das war es.“<br />
[1] Jens Witt, Gründer<br />
des Catering-Unternehmens<br />
Wackelpeter,<br />
überzeugt sich<br />
selbst über <strong>die</strong> tierhalterischen<br />
Bedingungen<br />
bei seinen Lieferanten.<br />
[2] Bio-Convenience-<br />
Produkte werden bei<br />
Wackelpeter nicht eingesetzt,<br />
<strong>die</strong> Vollwertkost<br />
kommt ohne Zusatz-,<br />
Konservierungsoder<br />
Farbstoffe aus.<br />
Zunächst wurde in den Räumen [2]<br />
einer Altenheim-Küche zentral<br />
produziert <strong>und</strong> das Essen dann<br />
„ready to serve“ an Kitas ausgeliefert.<br />
Schon zwei Jahre später konnte der Firmen-Chef vermelden,<br />
dass sein Catering-Betrieb zu 100 Prozent Bio-Waren einsetzt. Es<br />
gab zu der Zeit noch keine Bio-Verordnung, <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> zertifizierenden<br />
Unternehmen waren auf Caterer nicht eingestellt.<br />
2006 wurde <strong>die</strong> Altenheim-Küche zu klein <strong>und</strong> Wackelpeter zog um<br />
in <strong>die</strong> heutige Produktionsstätte auf dem Gelände des Hamburger<br />
Fleischgroßmarkts. Auf 380 qm werden hier in den ehemaligen Räumen<br />
eines Döner-Betriebes durchschnittlich 2.700 Portionen täglich<br />
produziert. Der Umsatz betrug r<strong>und</strong> 1,9 Millionen Euro im vergangenen<br />
Jahr. Jens Witt beschäigt 40 Mitarbeiter in Vollzeit, Teilzeit<br />
oder als Aushilfen.<br />
26 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Regionales<br />
Jeden Tag produziert das Küchenteam durchschnittlich 2.700 Essen für Kindertagesstätten in Hamburg.<br />
Witt beschäftigt insgesamt 40 Mitarbeiter.<br />
Bio ist eine Säule von vielen<br />
Von Anfang an war Witt ein persönliches Verhältnis zu seinen Lieferanten<br />
wichtig. Mit zwei bäuerlichen Betrieben aus den Anfangstagen,<br />
dem Bioland-Hof Gut Wulksfelde <strong>und</strong> dem Demeter-Hof Gut<br />
Wulfsdorf, arbeitet er noch heute zusammen. „Es ging immer darum,<br />
sich aufeinander zuzubewegen, miteinander ins Gespräch zu kommen<br />
<strong>und</strong> Vertrauen aufzubauen“, sagt der Firmenchef. Generell müssen<br />
bei Witt alle Lieferanten in seine Vorstellungswelt passen <strong>und</strong> sollten<br />
sich besonders engagieren <strong>und</strong> nicht nur auf schnelle Umsätze im<br />
Bio-Bereich spekulieren.<br />
Bio ist bei Jens Witt dann auch nur eine Säule von vielen, es geht ihm<br />
ebenso um ein regionales Engagement, um Authentizität <strong>und</strong> Nachhaltigkeit.<br />
So stammen 70 Prozent der bei Wackelpeter eingesetzten<br />
Produkte aus der Region <strong>und</strong> 30 Prozent kommen direkt vom Bio-<br />
Bauern. Ein Beispiel dazu: Wackelpeter bezieht jede Woche vier Laib<br />
Käse von dem Demeter-Betrieb Domäne Fredeburg. Hier hat sich<br />
der Firmenchef vorher vor Ort überzeugt, dass es sich um ein handwerklich<br />
hergestelltes Produkt handelt <strong>und</strong> auch überprü, ob es<br />
den Milchkühen auf der Weide gut geht. „Durch den persönlichen<br />
Kontakt mit den Lieferanten sind schon ganz w<strong>und</strong>erbare Beziehungen<br />
entstanden“, sagt der Inhaber. Und er ist überzeugt: Lebensmittel<br />
einfach nur gegen <strong>die</strong> Bio-Variante auszutauschen, das geht nicht,<br />
man muss sich schon richtig mit dem ema beschäigen.<br />
Essen ist Vertrauenssache<br />
Wie das aussehen kann, zeigt das Beispiel Geflügel. Laut Witt ist <strong>die</strong><br />
Geflügel-Produktion weltweit am weitesten industriell durchgestylt<br />
<strong>und</strong> Bio-Betriebe gehen hier leider zu wenig eigene, bessere Wege.<br />
„Ich habe im Handel niemanden gef<strong>und</strong>en, der etwas verändern<br />
wollte an den Produktionsmethoden.“ Im Gespräch mit dem Direktlieferanten<br />
Kröter Hof im Wendland entstand dann <strong>die</strong> Idee,<br />
auf <strong>die</strong>sem Demeter-Hof mit einer ökologischen Geflügelaufzucht<br />
zu starten. Der komplette Zuchtprozess findet nun auf <strong>die</strong>sem bäuerlichen<br />
Familienbetrieb mit ausschließlich hofeigenem Futter statt<br />
<strong>und</strong> Wackelpeter kau viermal im Jahr <strong>die</strong> gesamte Hähnchen-Aufzucht.<br />
„Jens Witt ist wirklich ein ganz toller Partner <strong>und</strong> Koch, der<br />
uns <strong>die</strong> ganzen Tiere abnimmt <strong>und</strong> auch weiß, etwas damit anzufangen“,<br />
lobt Britta Flegel, <strong>die</strong> Chefin vom Kröter Hof (siehe auch<br />
Seite 28).<br />
Bio-Convenience-Produkte werden bei Wackelpeter übrigens nicht<br />
eingesetzt, ebenso braucht <strong>die</strong> Vollwertkost keine Zusatz-, Konservierungs-<br />
oder Farbstoffe. „Essen ist schließlich Vertrauenssache“,<br />
ist der Catering-Chef überzeugt.<br />
Die Warmverpflegung wird in ermoports in festen Liefertouren<br />
mit eigenen Fahrzeugen ausgeliefert. Wenn in den Einrichtungen<br />
etappenweise <strong>und</strong> zeitlich versetzt gegessen wird, stellt Wackelpeter<br />
dort zur Warmhaltung Bain Maries (= beheizbare Wasserbecken)<br />
zur Verfügung. Und wie bewertet Witt das Problem von Vitaminverlusten<br />
bei langen Warmhaltezeiten? „Warmverpflegung ist systembedingt<br />
nicht der „Weisheit letzter Schluss.“ Optimal wäre <strong>die</strong><br />
Zubereitung vor Ort mit gutem Personal <strong>und</strong> Ausstattung. Dafür<br />
müsste <strong>die</strong> Bereitscha bestehen, entsprechend mehr in <strong>die</strong> Verpflegung<br />
zu investieren, wie das zum Beispiel beim Schüleressen in Japan<br />
der Fall ist“, erklärt Jens Witt.<br />
Apropos Schulverpflegung: Nachdem der Hamburger Senat für <strong>die</strong><br />
Schulverpflegung ein neues Konzept eingeführt hat, hat sich Witt –<br />
bis auf einige Privatschulen – mittlerweile aus <strong>die</strong>sem Bereich komplett<br />
zurückgezogen. „Bei dem neuen Konzept lief es darauf hinaus,<br />
dass sich der Caterer um alles kümmert, von der Bereitstellung von<br />
Personal in den Schulen bis zur Einzelabrechnung mit den Eltern,<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 4/5•2013 27
Regionales<br />
<strong>und</strong> das bei einem Höchstpreis von 3,50 Euro pro Essen. Da bleibt<br />
nichts mehr beim Caterer hängen, weniger als eine schwarze Null<br />
geht eben nicht“, erklärt Witt. Und auch <strong>die</strong> Qualitätsfrage wurde<br />
ihm bei dem neuen Konzept zu wenig gestellt, Bio sei beispielsweise<br />
gar kein ema gewesen.<br />
Glückliche Hühner<br />
Die Welt ein wenig angenehmer machen<br />
Was kostet das Bio-Essen?<br />
<br />
Wackelpeter beweist auf jeden Fall seit 20 Jahren, dass man mit einem<br />
ökologischen Konzept auf dem hart umkämpen Catering-Markt<br />
erfolgreich sein kann. Worin liegt das Geheimnis <strong>die</strong>ses Erfolges?<br />
„Wir bieten Bio-Essen zu einem fairen Preis an <strong>und</strong> ich hoffe natürlich<br />
auch, dass es schmeckt. Außerdem bieten wir gute handwerkliche<br />
Arbeit, produzieren hygienisch einwandfrei <strong>und</strong> strahlen Authentizität<br />
aus“, so <strong>die</strong> Erklärung von Jens Witt.<br />
In Sachen Bio präsentiert sich Wackelpeter als kompetenter Ansprechpartner.<br />
Neben der intensiven Kommunikation mit den K<strong>und</strong>en<br />
trägt auch <strong>die</strong> Veröffentlichung der vollständigen Zutatenlisten<br />
im Internet sowie das Recht der K<strong>und</strong>en, Einblick in <strong>die</strong> Lieferscheine<br />
der Bio-Erzeuger zu nehmen, zur Transparenz bei. Immer häufiger<br />
kommen Entscheidungsträger gerade von kleineren, privaten Einrichtungen<br />
persönlich vorbei <strong>und</strong> schauen sich <strong>die</strong> Produktion vor<br />
Ort an <strong>und</strong> fragen gezielt nach, woher <strong>die</strong> Lebensmittel kommen,<br />
bevor sie sich für den Caterer entscheiden.<br />
„Auch nach vielen Jahren Engagement im Bio-Bereich hat man immer<br />
noch das Gefühl, das Richtige zu tun <strong>und</strong> damit <strong>die</strong> Welt vielleicht<br />
ein kleines bisschen angenehmer zu machen“, so das Fazit des<br />
überzeugten Slow-Food-Anhängers Jens Witt.<br />
ƒ<br />
Alexandra Höß<br />
Bei Wackelpeter können Kitas täglich zwischen drei verschiedenen<br />
Hauptgerichten auswählen. Ein Hauptgericht<br />
mit Fleisch oder Fisch inklusive Dessert kostet 3,30 Euro pro<br />
Portion, das günstigste Hauptgericht kostet 2,45 Euro. Zusätzlich<br />
bestellt werden kann eine Gemüsekiste für 18 Euro<br />
oder eine Obstkiste für 32 Euro.<br />
Mehr Infos: : www.wackelpeter-service.com<br />
Rezept im Web<br />
Unter dem Link : tiny.cc/biokueche_rezept zeigen<br />
wir Ihnen das Wackelpeter-Rezept Bulgur-Gemüsepfanne<br />
mit Knobijogurt<br />
im mobilen Stall<br />
In der Hamburger Bio-Szene sind sie bereits<br />
ein Begriff: <strong>die</strong> Eier vom Kröter Biohof,<br />
einem Familienbetrieb im kleinen<br />
Dorf Kröte im Wendland. Der Hof, der<br />
nach strengen Demeter-Vorgaben bewirtschaftet<br />
wird, liefert Eier an inhabergeführte<br />
Bio-Läden <strong>und</strong> Catering-Betriebe.<br />
Doch <strong>die</strong> Fans der Kröter Eier müssen<br />
derzeit darben, denn <strong>die</strong> Hühnerhaltung<br />
in Kröte wird gerade auf Mobilställe umgestellt.<br />
Erst im Juni kommenden Jahres<br />
gibt es wieder Eier-Nachschub.<br />
„<br />
Aus tierhalterischen Gründen konnte ich nicht mehr hinter<br />
der bisherigen Haltung mit festen Ställen stehen, daher<br />
werden wir komplett umstellen auf Mobilställe“, erklärt Britta<br />
Flegel, <strong>die</strong> zusammen mit ihrem Mann den Demeter-Hof leitet.<br />
Warum das, fragt man sich, hatten <strong>die</strong> Kröter Bio-Hennen doch<br />
große Auslaufflächen mit Gras <strong>und</strong> Kräutern, Bäumen <strong>und</strong> Sträuchern.<br />
„Ein fester Stall mit Auslauf, auf den <strong>die</strong> Hühner auch jeden Tag<br />
rausgelassen werden, sieht nach einiger Zeit aus wie eine Mondlandschaft,<br />
<strong>die</strong> Fläche ist komplett kahl <strong>und</strong> sobald wieder etwas<br />
anfängt zu wachsen, kratzen <strong>die</strong> Hühner es sofort raus. Der Boden<br />
ist irgendwann verkeimt <strong>und</strong> voll mit Würmern“, erklärt Britta Flegel.<br />
Eigentlich stehe ja in den Bio-Richtlinien, dass man den Tieren<br />
Grünflächen anbieten soll, doch das sei bei einem festen Stall mit<br />
Auslauf eben nicht möglich.<br />
Die Lösung für <strong>die</strong>ses Problem sind laut der Bio-Bäuerin mobile<br />
Ställe. Diese sehen ähnlich aus wie ein Gewächshaus mit r<strong>und</strong>em<br />
Dach <strong>und</strong> geraden Wänden. Das Baumaterial wirkt isolierend<br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong> Ställe stehen auf Kufen wie ein Schlitten, so<br />
dass man sie problemlos an einen Traktor hängen <strong>und</strong> weiterziehen<br />
kann, wenn <strong>die</strong> Auslauffläche kahl gefressen ist.<br />
Für ein solches Haltungsmodell braucht man natürlich Platz.<br />
Deshalb hat sich Familie Flegel für ihr Projekt mit Fried Graf<br />
von Bernstorff aus Gartow, einem Großgr<strong>und</strong>besitzer, zusammengetan,<br />
dem unter anderem der größte Privatwald Nord-<br />
Fotos: Kröter Hof, Wackelpeter<br />
28 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Regionales<br />
Ratgeber bei<br />
BC Publications<br />
deutschlands gehört. Zusammen gründeten<br />
sie einen Demeter-Betrieb namens<br />
Waldgarten GmbH, mit dem Ziel, Legehennen<br />
in mobilen Ställen zu halten. „Die Fläche<br />
dafür muss vorbereitet werden, es wird<br />
eine Wiese angelegt, Bäume <strong>und</strong> Sträucher<br />
gepflanzt, damit eine Struktur da ist“, so Britta<br />
Flegel.<br />
Es dauert ein Jahr, bevor eine Fläche umgestellt<br />
ist <strong>und</strong> <strong>die</strong> Bio-Hühner sie nutzen können.<br />
Dies muss auch vom Veterinäramt genehmigt<br />
werden. Die Bio-Bäuerin rechnet damit, im<br />
Juni kommenden Jahres wieder Legehennen<br />
in den Mobilställen zu haben – <strong>und</strong> dann können<br />
sich <strong>die</strong> Hamburger Fans auf Waldgarten-Eier<br />
freuen. ƒ Alexandra Höß<br />
Bruderhahn-Initiative:<br />
Vier Cent für ein längeres Leben<br />
Die bisherige Praxis der Eierproduktion<br />
beinhaltet ein großes ethisches<br />
Problem: Jedes Jahr werden über 36<br />
Millionen männliche Küken in der Legehennenzüchtung<br />
direkt nach dem Schlüpfen aussortiert<br />
<strong>und</strong> getötet. Für sie gibt es keine Verwendung,<br />
denn als Masttiere sind Bruderhähne<br />
nicht zu gebrauchen. Die moderne Züchtung<br />
teilt <strong>die</strong> Hühnergesellscha in Legehennen <strong>und</strong><br />
Masttiere auf. Und <strong>die</strong> Bruderhähne setzen einfach<br />
zu langsam Fleisch an, um wirtschalich<br />
aufgezogen werden zu können.<br />
„Rette meinen Bruder – Schluss mit dem nutzlosen<br />
Töten“ ist das Motto der Bruderhahn-<br />
Initiative, zu der sich einige Geflügelhalter 2012<br />
zusammengetan haben. Sie lassen <strong>die</strong> männlichen<br />
Nachkommen der Legehennen am Leben<br />
<strong>und</strong> machen aus ihnen Masthähnchen.<br />
Deren Fleisch wird auf dem Markt angeboten,<br />
auch wenn <strong>die</strong>s ökonomisch nicht sinnvoll ist.<br />
Der wirtschaliche Nachteil, der dadurch entsteht,<br />
wird folgendermaßen behoben: Die Höfe<br />
nehmen einen Aufschlag von vier Cent pro Ei<br />
ihrer Legehennen <strong>und</strong> finanzieren damit <strong>die</strong><br />
Aufzucht der Hähnchen.<br />
Auch Britta Fegel vom Kröter Hof wollte ein<br />
Zeichen setzen <strong>und</strong> hat Bruderhähne aufgezogen,<br />
<strong>die</strong> über ihre Legehennen-Schwestern subventioniert<br />
werden. Und sie hat einen Abnehmer<br />
für <strong>die</strong> Hähne gef<strong>und</strong>en: der Hamburger<br />
Bio-Caterer Wackelpeter (siehe auch das Porträt<br />
auf Seite 26) hat Puten aus seinem Programm<br />
genommen <strong>und</strong> bietet seither Bruderhähne<br />
an.<br />
Weitere Infos zur Bruderhahn-Initiative:<br />
: www.bruderhahn.de<br />
Alexandra Höß<br />
als Ökotrophologin<br />
versucht sie beim<br />
Thema Essen, den<br />
Spagat zwischen<br />
Ernährungswissenschaft<br />
<strong>und</strong> Genuss<br />
hinzubekommen.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 4/5•2013 29<br />
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Esskultur//Wild<br />
Ökologisch, fettarm <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>: Gourmet- <strong>und</strong> Hobbyköche haben Wildfleisch<br />
schon längst als besonderes kulinarisches Erlebnis entdeckt. Trotzdem halten sich<br />
viele Gerüchte um das Fleisch aus der freien Wildbahn. <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> hat nachgeforscht<br />
<strong>und</strong> beantwortet <strong>die</strong> wichtigsten Fragen.<br />
Ohne Zweifel, Wildfleisch ist ein hochwertiges Lebensmittel.<br />
Mit maximal fünf Prozent Fett bei Hirsch <strong>und</strong> Hase, ein<br />
bis sechs Prozent beim Reh gilt das Fleisch als fettarm <strong>und</strong><br />
reich an Mineralstoffen wie Kalium, Kupfer, Phosphor, Eisen <strong>und</strong><br />
Zink. Außerdem besticht Wildbret durch einen sehr hohen Anteil<br />
an Omega-3-Fettsäuren. Ob Reh, Hirsch, Fasan oder Hase, <strong>die</strong> Tiere<br />
wachsen frei in der Natur auf ohne künstliches Futter – mehr bio<br />
ist fast nicht möglich. Frischer als vom Jäger geschossen kann Fleisch<br />
kaum auf den Teller kommen. Und <strong>die</strong>ser schießt in der Regel nur<br />
soviel, wie es Bestand <strong>und</strong> Pflege des Reviers bedürfen.<br />
Das Fleisch von Rot-, Schwarz- <strong>und</strong> Rehwild sowie Feldhasen, Gams,<br />
Fasan, Wildente <strong>und</strong> -taube, also von Tieren, <strong>die</strong> dem deutschen<br />
Jagdrecht unterliegen, wird Wildbret genannt. Pro Jahr werden laut<br />
der Broschüre „Wissenswertes zur Jagd in Deutschland“ des Deutschen<br />
Jagdschutzverbands etwa 25.000 Tonnen verarbeitet, davon<br />
gut 11.000 Tonnen Rehwild, fast 10.000 Tonnen Schwarzwild, etwa<br />
4.300 Tonnen Rot- <strong>und</strong> Damwild <strong>und</strong> fast 490.000 Stockenten. Eine<br />
beachtliche Menge. Doch <strong>die</strong> Nachfrage nach Wildfleisch in<br />
Deutschland ist bei weitem größer, als dass sie komplett aus heimischen<br />
Wäldern gedeckt werden könnte. Deshalb werden mehr als<br />
40 Prozent aus dem Ausland importiert. Allein aus Neuseeland kommen<br />
jedes Jahr zwischen 6.000 <strong>und</strong> 7.000 Tonnen Hirschfleisch.<br />
Das macht Deutschland zum größten Markt für Farmwild aus Neuseeland<br />
weltweit.<br />
Heimisches Wild oder Neuseeland-Wild?<br />
Ortansässige Jäger sehen den Zukauf von Neuseeland-Wild jedoch<br />
kritisch. Ihrer Meinung nach ist das Farmwild von der Insel mit<br />
dem einheimischen Wildbret nicht vergleichbar. „Bei dem Damwild<br />
aus Neuseeland handelt es sich nicht um freilebendes Wild. Die Gatter<br />
sind zwar sehr weitläufig, es bleiben jedoch Gatter. Außerdem<br />
Fotos: Andy Rhodes/fotolia.com, natureimmortal/Fotolia.com, regine<strong>die</strong>pold/Fotolia.com, PhotographyByMK/Fotolia.com, unpict/Fotolia.com<br />
30 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Esskultur//Wild<br />
werden <strong>die</strong> Tiere zugefüttert“, begründet Klaus Gummersbach, Jäger<br />
<strong>und</strong> Pressesprecher der Beutehaus GmbH, einer Internet-Plattform,<br />
über <strong>die</strong> Endverbraucher <strong>und</strong> Gastronomen nach Jägern aus der<br />
Region <strong>und</strong> ihrem Angebot suchen können.<br />
Oliver Knöcklein, seit über 20 Jahren Jäger <strong>und</strong> einer der drei Besitzer<br />
der Metzgerei Wildhaus Franken, hält den Import aus Neuseeland<br />
ebenfalls für bedenklich: „Gattertiere müssen entwurmt <strong>und</strong> geimp<br />
werden, was wir bei freilebendem Wild nicht machen. Außerdem<br />
kann der weite Transport keinesfalls als ökologisch angesehen werden.“<br />
Patricia Wenk, Pressesprecherin von Gourmet Connection GmbH<br />
<strong>und</strong> Betreiberin der Internet-Seite Neuseelandhirsch.de, hält dagegen:<br />
„In Neuseeland wachsen <strong>die</strong> Tiere ohne Stress in natürlicher<br />
Umgebung auf, stehen aber unter ständiger Kontrolle <strong>und</strong> werden<br />
im Alter zwischen 12 <strong>und</strong> 18 Monaten streng nach EU-Norm verarbeitet.<br />
Ihr Fleisch zeichnet sich deshalb durch gleichbleibende<br />
Qualität aus, <strong>die</strong> von Großabnehmern <strong>und</strong> Gastronomen ebenso<br />
geschätzt wird wie von anspruchsvollen Gourmetköchen.“<br />
Einig sind sich Befürworter <strong>und</strong> Gegner von Neuseeland-Wild <strong>und</strong><br />
Gatterhaltung jedoch in einem Punkt: Die Haltung von Farmwild<br />
in Gattern ist bei weitem tierfre<strong>und</strong>licher als <strong>die</strong> Intensivtierhaltung<br />
beispielsweise von Rindern, Kälbern oder Schweinen. Außerdem<br />
gibt es Gastronomen <strong>und</strong> Köchen Planungssicherheit, da das Wildfleisch<br />
ganzjährig verfügbar ist <strong>und</strong> Zuschnitte, Größe <strong>und</strong> Gewicht<br />
konstant sind. Deshalb greifen viele von ihnen gerne auf Wildtiere<br />
aus Gatterhaltung zurück, <strong>die</strong> es natürlich auch in Deutschland gibt.<br />
Ist Wild automatisch bio?<br />
Tiere, <strong>die</strong> in freier Wildbahn leben, können nicht zertifiziert werden,<br />
da sie fressen, was sie finden. Deshalb müssen Wild-Fisch <strong>und</strong> -<br />
Fleisch auf Bio-Speisekarten gesondert gekennzeichnet werden, beispielsweise<br />
als „Hirschrücken als Erzeugnis der Jagd“, erklärt Tamara<br />
Heidenreich von der staatlich zugelassenen Kontrollstelle ABCERT<br />
AG in Esslingen. Handelt es sich aber um Wild, das wie Dam- <strong>und</strong><br />
Rotwild auch in Deutschland in Gattern <strong>und</strong> biolandwirtschalichen<br />
Betrieben gehalten wird, ist es nach EG-Öko-Verordnung zertifizierbar.<br />
Die Zertifizierung erfolgt jedoch nach privatrechtlichen<br />
Standards, also nach Bioland- <strong>und</strong> Naturland-Richtlinien. Durch<br />
Die großen Wilden<br />
Rotwild<br />
Gourmets schätzen vor allem das braunrote, feinfaserige<br />
Fleisch junger Tiere, das sich bestens zum Grillen <strong>und</strong> Braten<br />
eignet. Das Fleisch der älteren Tiere gibt einen vorzüglichen<br />
Schmorbraten.<br />
Schwarzwild<br />
Das bevorzugte Wildbret liefern <strong>die</strong> ein- bis zweijährigen<br />
Jungtiere. Da Wildschweine Allesfresser sind, wird ihr Fleisch<br />
besonders streng auf Trichinen untersucht.<br />
Rehwild<br />
Wildbret vom Reh ist sehr aromatisch <strong>und</strong> beliebt. Keulen<br />
<strong>und</strong> Rücken sind <strong>die</strong> wertvollsten Teilstücke.<br />
Feldhasen<br />
Mit über 100 verschiedenen Kräutern ist <strong>die</strong> Ernährung der<br />
Feldhasen sehr anspruchsvoll. Das Fleisch junger Tiere ist<br />
sehr mild im Geschmack, das von älteren recht würzig.<br />
Fasan<br />
Das Fleisch von jungen Tieren ist zart <strong>und</strong> wohlschmeckend.<br />
Besonders Fasanenbrust eignet sich hervorragend zum Braten.<br />
Gams<br />
Das Fleisch der Gams ist äußerst wohlschmeckend <strong>und</strong> findet<br />
in der Küche für <strong>die</strong> verschiedensten Gerichte Verwendung.<br />
<strong>die</strong> strengen Auflagen bei beiden Verbänden<br />
wird <strong>die</strong> Bioqualität sichergestellt. So<br />
muss beispielsweise laut Bioland das Gehege mindestens<br />
drei Hektar groß sein <strong>und</strong> das Futter überwiegend aus dem<br />
eigenen Betrieb stammen. Es darf nur Bio-Futter verwendet werden<br />
Quelle: Landesjagdverband Bayern, Bayerischer Jagdverband e.V.<br />
Wild-Fleisch von beispielsweise<br />
Wildschwein <strong>und</strong> Fasan ist fettarm<br />
<strong>und</strong> reich an Mineralstoffen<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 4/5•2013 31
Esskultur//Wild<br />
Wild-Fleisch muss auf Bio-Speisekarten<br />
speziell gekennzeichnet werden, etwa als<br />
„Hirschrücken als Erzeugnis der Jagd“.<br />
sowie bis zu zehn Prozent Eicheln <strong>und</strong> Kastanien. Durch Freilandhaltung<br />
<strong>und</strong> Fütterung behält auch Fleisch von Gehegewild den typischen<br />
Wildgeschmack. Aber nicht nur Fütterung <strong>und</strong> Haltung<br />
der Tiere sind festgelegt, sondern es wird auch auf <strong>die</strong> stressfreie<br />
Tötung in der gewohnten Umgebung geachtet. Restaurants, <strong>die</strong> zertifiziertes<br />
Wildfleisch beziehen, dürfen auch mit dem Bio-Siegel auf<br />
der Speisekarte werben, vorausgesetzt, der Betrieb verfügt über eine<br />
Bio-Zertifizierung.<br />
Wild nur im Herbst?<br />
Leider hält sich – trotz Lieferung aus Übersee <strong>und</strong> ganzjähriger Gatterhaltung<br />
– noch immer das Gerücht, Wildgerichte gäbe es nur<br />
zur Herbstzeit. Dabei haben Gourmetköche Reh- <strong>und</strong> Hirschfleisch<br />
sowie Wildbret vom Wildschwein auch für den Sommergrill entdeckt.<br />
Zwar gibt es für Jäger in Deutschland in jedem B<strong>und</strong>esland<br />
sehr streng festgelegte Abschusszeiten, doch ist beispielsweise<br />
Hier ein kleiner Auszug, wo Wildfleisch zu erhalten ist:<br />
www.bjv-service.de informiert, wo es frisches <strong>und</strong> heimisches Wildbret aus Bayern gibt, Stichwort Wildbret.<br />
www.beutehaus.de bietet Jägern <strong>und</strong> Endverbrauchern in Deutschland ein neues Konzept an: Jäger können auf <strong>die</strong>ser<br />
Plattform Wildbret anbieten, Endverbraucher <strong>und</strong> Gastronomen können es dort kaufen. Einfach Postleitzahl oder<br />
gewünschtes Fleisch eingeben <strong>und</strong> es zeigt sich, wo welcher Jäger was anbietet.<br />
www.wildtaxi.de, www.wildhaus-franken.de, www.gourmet-wildfleisch.de, www.wildboerse.de<br />
<strong>und</strong> www.wildfleisch-online-bestellen.de sind nur einige der Anbieter, über <strong>die</strong> Wildprodukte<br />
aus der Region vertrieben werden.<br />
www.wild-fleisch.de bietet Gastronomen <strong>und</strong> Endverbrauchern ein Sortiment aus Wildfleisch,<br />
Wild-Schinken, Salami <strong>und</strong> Pasteten an. Das Fleisch stammt von freilebendem<br />
Wild <strong>und</strong> kann ganzjährig bezogen werden.<br />
www.neuseelandhirsch.de bietet in der Rubrik „Bezugsquellen“ alle Infos<br />
über Einzel- <strong>und</strong> Großhändler, <strong>die</strong> Neuseelandhirsch verkaufen.<br />
www.wildrechner.de errechnet <strong>die</strong> aktuellen Preise zu den verschiedenen Wildtypen.<br />
www.gut-hirschaue.de bietet für Endverbraucher Bioland-Wildfleisch an. Bezugsquellen<br />
für Fleisch vom Bioland-Dam- oder Rotwild können für Händler <strong>und</strong> Gastronomen<br />
per Mail über info@bioland.de erfragt werden.<br />
: Wild einkaufen?<br />
32 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Esskultur//Wild<br />
Wilde Zubereitungs-Tipps<br />
Für Brühe <strong>und</strong> Soße<br />
Lassen Sie sich beim Einkauf <strong>die</strong> Wild-Knochen oder Geflügel-Karkassen<br />
mitgeben, aus denen Sie köstliche Brühen <strong>und</strong><br />
Soßen zubereiten können.<br />
Rosa oder durch?<br />
Damit Wild frei von eventuellen Krankheitskeimen auf den<br />
Teller kommt, gart man es durch. Ausnahme: Fleisch sehr<br />
junger Tiere. Das darf rosa, aber nicht blutig sein.<br />
Marinieren statt Beizen<br />
Die Frische des heutigen Wildbrets macht das früher übliche<br />
Beizen mit Essigsud überflüssig. Wenn aber ein Weinaroma<br />
oder eine leicht säuerliche Geschmacksnote gewünscht werden,<br />
legt man das frische Fleisch für einige St<strong>und</strong>en in eine<br />
Rotwein- oder Buttermilch-Marinade.<br />
Umwickeln statt spicken<br />
Das früher übliche Spicken eines Rehrückens oder einer Hasenkeule<br />
ist heute nicht mehr zeitgemäß. Denn beim Schneiden<br />
der Spicklöcher wird das Fleisch verletzt, beim Garen tritt<br />
Fleischsaft aus, das Fleisch wird trocken. Besser ist es, das<br />
Fleisch mit dünnen Scheiben fetten Specks zu schützen, der<br />
aber nicht mitgegessen wird. Ebenso schützt man mageres<br />
Wildgeflügel wie Fasan oder Rebhuhn vor dem Austrocknen,<br />
indem man es mit fettem Speck umhüllt <strong>und</strong> <strong>die</strong>sen mit Küchengarn<br />
festbindet. Der Speck sollte, damit <strong>die</strong> Oberfläche<br />
noch schön braun werden kann, einige Zeit vor Ende der<br />
Garzeit entfernt werden.<br />
Ruhen lassen<br />
Braten oder Steaks vor dem Anschneiden fünf bis zehn Minuten<br />
in Alufolie gewickelt ruhen lassen.<br />
Mit der Brust nach unten<br />
Ganzes Wildgeflügel mit der Brust nach unten braten. Und<br />
am Ende der Garzeit noch einige Minuten ruhen lassen, damit<br />
sich der Fleischsaft gleichmäßig verteilt.<br />
Tiefgekühlte Qualität<br />
Beim Kauf von tiefgekühltem Wildfleisch verspricht das Verpackungssiegel<br />
„Qualitätsgemeinschaft Wild“ dem K<strong>und</strong>en,<br />
dass es sich hierbei um kontrollierte Produkte handelt, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
gestellten Anforderungen erfüllen. Im Kühlschrank langsam<br />
<strong>und</strong> damit schonend auftauen.<br />
Quelle: Das Wild-, Wald- <strong>und</strong> Wiesenkochbuch, Dort-Hagenhausen-Verlag<br />
Schwarzwild das ganze Jahr über frisch aus der Region zu erhalten,<br />
Reh- <strong>und</strong> Rotwild wird nur in der Zeit von Februar bis Mai bzw.<br />
Juni nicht geschossen. Bei Stockenten, Feldhasen, Fasan <strong>und</strong> Gamswild<br />
treffen in der Tat <strong>die</strong> Herbst- bzw. Wintermonate zu. Hartnäckig<br />
hält sich auch das Gerücht, Hirschbraten traditionell einzubeizen.<br />
„Das Einbeizen war früher Tradition, ist aber heute längst passé seit<br />
es Kühlschränke gibt“, erklärt Barbara Ettl, Pressesprecherin vom<br />
Bayerischen Jagdverband e.V.<br />
Ist Wild verstrahlt?<br />
Auch 20 Jahre nach der Freisetzung einer atomaren Wolke aus dem<br />
Kernkrawerk in Tschernobyl ist <strong>die</strong> Strahlenbelastung von Wild<br />
immer wieder ein ema. „Meiner Meinung nach wird <strong>die</strong> Strahlenbelastung<br />
leider völlig überzogen dargestellt“, sagt Klaus Gummersbach<br />
vom Beutehaus. Die Belastung betri ausschließlich<br />
Schwarzwild, bestätigt auch der Landesjagdverband Baden-Württemberg<br />
e.V.: „Sie tritt nicht flächendeckend, sondern nur regional<br />
<strong>und</strong> saisonal begrenzt auf. Jäger <strong>und</strong> Lebensmittelbehörden sorgen<br />
dafür, dass Fleisch, das den zulässigen Grenzwert von 600 bq/kg<br />
überschreitet, nicht an Verbraucher weitergegeben wird.“<br />
Doch warum ist gerade Schwarzwild regional belastet? „Das liegt<br />
daran, dass sich Wildschweine nicht von Feldfrüchten wie Mais<br />
oder von Baummast wie Eicheln <strong>und</strong> Bucheckern ernähren können,<br />
sondern gezielt nach bestimmten Bodenpilzen, <strong>die</strong> radioaktive Stoffe<br />
geradezu anreichern, suchen. Kurz nach Aufnahme der Pilze im<br />
Herbst steigt <strong>die</strong> radioaktive Belastung des Wildschweinfleischs an,<br />
bis zum Frühjahr sinkt sie wieder ab“, heißt es auf der Internet-Seite<br />
des Landesjagdverbandes<br />
Baden-Württemberg.<br />
Oliver <strong>und</strong> Rudolf Knöcklein, beide Jäger <strong>und</strong> Besitzer des Wildhauses<br />
Franken, sehen für den Endverbraucher keinerlei Gefahr:<br />
„Zugelassene EU-Betriebe wie wir unterliegen einer strengen Kontrolle<br />
der Amtstierärzte <strong>und</strong> somit werden alle Tiere, bei denen der<br />
Wert über 600 Becquerel pro Kilogramm Fleisch liegt, umgehend<br />
entsorgt.“<br />
Andere Länder sind mit der Strahlenmenge im Wild toleranter als<br />
Deutschland. In Schweden darf Fleisch mit bis zu 1500 Becquerel<br />
pro Kilo in den Handel kommen. Die pragmatische Begründung:<br />
Wild isst man ja nicht jeden Tag. Die Strahlenbelastung durch eine<br />
ordentliche Portion Wildschweinbraten mit <strong>die</strong>sem Becquerel-Wert<br />
ist in jedem Fall geringer als auf einem Flug von Frankfurt auf <strong>die</strong><br />
Kanarischen Inseln. Das hat das B<strong>und</strong>esamt für Strahlenschutz errechnet.<br />
Oliver Knöcklein vom Wildhaus Franken <strong>und</strong> auch der<br />
Landesjagdverband Baden-Württemberg können <strong>die</strong>s nur bestätigen.<br />
ƒ Silvia von Fersen<br />
Silvia von Fersen<br />
ist dem Verlag Neuer Merkur seit vielen<br />
Jahren treu: Als Mutter von zwei Kindern<br />
auf ges<strong>und</strong>e Ernährung bedacht, taucht<br />
sie jetzt mit großer Begeisterung in <strong>die</strong><br />
Tiefen der Biolebensmittel ein – <strong>und</strong> das<br />
mit Leib <strong>und</strong> Seele.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 4/5•2013 33
Esskultur//Wild<br />
Fasanenbrust auf Vanille-Wirsing<br />
Zubereitung:<br />
Für das Gemüse vom Wirsing <strong>die</strong> äußeren Blätter entfernen. Kohl vierteln,<br />
waschen <strong>und</strong> den Strunk entfernen. Die Viertel quer in Streifen schneiden.<br />
Portionsweise in kochendem Salzwasser 3 Minuten blanchieren. Mit einer<br />
Schaumkelle herausheben, in kaltem Wasser abschrecken <strong>und</strong> gut abtropfen<br />
lassen. Ingwer schälen <strong>und</strong> fein reiben. Vanilleschote längs halbieren <strong>und</strong><br />
das Mark herauskratzen.<br />
80 g Butter mit Vanillemark, Ingwer <strong>und</strong> je 1⁄3 Teelöffel Salz, Pfeffer <strong>und</strong><br />
Muskat würzen. Gewürzbutter kalt stellen. Fasanenbrüste kurz kalt waschen<br />
<strong>und</strong> trocken tupfen. Beidseitig mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer würzen. In einer beschichteten<br />
Pfanne das Öl <strong>und</strong> <strong>die</strong> übrige Butter erhitzen, Fasanenbrüste<br />
darin bei mittlerer Hitze in 5 bis 6 Minuten von beiden Seiten goldbraun<br />
braten, dabei immer wieder mit dem Bratfett beschöpfen.<br />
Gleichzeitig in einem breiten Topf <strong>die</strong> Gewürzbutter zerlassen. Wirsing zugeben<br />
<strong>und</strong> bei mittlerer Hitze unter gelegentlichem Rühren heiß werden lassen. Zum Servieren<br />
<strong>die</strong> Fasanenbrust schräg in dicke Scheiben schneiden <strong>und</strong> auf dem Vanille-Wirsing<br />
anrichten. Fleisch mit dem Bratfond beträufeln.<br />
Tipp: Der Wirsing <strong>und</strong> <strong>die</strong> Gewürzbutter können gut am Vortag vorbereitet werden.<br />
Über Nacht zugedeckt in den Kühlschrank stellen.<br />
Zutaten (für vier Personen):<br />
1 Kopf Wirsing (750 g)<br />
1 Stück Ingwer (2 cm)<br />
½ Vanilleschote<br />
100 g weiche Butter<br />
Salz, Pfeffer aus der Mühle<br />
frisch geriebene Muskatnuss<br />
4 küchenfertige Fasanenbrüste<br />
(à 120–140 g)<br />
2 EL Olivenöl<br />
Zutaten (für vier Personen):<br />
4 küchenfertige Wildkaninchenkeulen<br />
Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle<br />
500 g reife Fleischtomaten<br />
2 Knoblauchzehen<br />
je 1 Zweig Rosmarin, Thymian <strong>und</strong> Salbei<br />
2 EL Olivenöl, 2 EL Butter<br />
1 TL Fenchelsamen<br />
1 Lorbeerblatt<br />
300 ml trockener Weißwein<br />
Kräuter-Kaninchen<br />
Zubereitung:<br />
Kaninchenkeulen waschen, trocken tupfen,<br />
salzen <strong>und</strong> pfeffern.<br />
Tomaten kurz in kochendes Wasser legen,<br />
kalt abschrecken, häuten <strong>und</strong> grob würfeln.<br />
Knoblauch schälen <strong>und</strong> in Scheiben schneiden.<br />
Die Kräuterzweige waschen <strong>und</strong> trocken schütteln.<br />
Öl <strong>und</strong> Butter in einem Schmortopf erhitzen,<br />
<strong>die</strong> Keulen darin portionsweise bei mittlerer<br />
Hitze r<strong>und</strong>um anbraten.<br />
Knoblauch, Kräuter, Fenchelsamen <strong>und</strong> Lorbeer<br />
hinzufügen, kurz mitbraten.<br />
Den Wein <strong>und</strong> <strong>die</strong> Tomaten dazugeben. Mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer würzen.<br />
Das Fleisch zugedeckt bei kleiner Hitze<br />
in etwa 1 St<strong>und</strong>e weich schmoren. Falls<br />
nötig, noch etwas Wein oder Wasser<br />
nachgießen. Zum Servieren <strong>die</strong> Kräuterzweige<br />
entfernen.<br />
Quelle: Das Wild-, Wald- <strong>und</strong> Wiesenkochbuch, Dort-Hagenhausen-Verlag, shaiith/Fotolia.com<br />
Die Rezepte können Sie nachlesen: Das Wild-, Wald- <strong>und</strong> Wiesenkochbuch<br />
von Marlisa Szwillus, erschienen bei Dort-Hagenhausen-Verlag, ISBN 978-3-86362-001-1.<br />
34 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Esskultur//Wild<br />
Wilde Zeiten<br />
Kaum ein natürliches Nahrungsmittel<br />
ist nachweislich so hochwertig wie<br />
Wildbret. Das Wild-Image hat sich<br />
gewandelt: Galt es früher als Inbegriff<br />
mächtiger Mahlzeiten, wird es heute als<br />
Wellness-Food gehandelt. Viele Gastronomen<br />
machen sich das zunutze. Wildfleisch<br />
ist kalorienarm <strong>und</strong> ges<strong>und</strong> – geschmacklich<br />
entzückte das Fleisch vom<br />
Wildschwein, Reh <strong>und</strong> anderen Waldbewohnern<br />
schon immer. Die Menschen<br />
aßen bereits Wild, bevor sie das Feuermachen<br />
kapiert haben.<br />
Der Jäger der Steinzeit nutzte fast alle Teile<br />
des Wildes. Neben Nahrung <strong>und</strong> Kleidung<br />
lieferte ihm das Wild Ausgangsmaterial,<br />
um Werkzeuge, Waffen <strong>und</strong><br />
Schmuck zu fertigen. Heute nutzen wir<br />
das Fleisch als meist vorportionierte Teile<br />
wie Rücken, Filet oder Keule. So pur, wie es unsere Urahnen vertilgten,<br />
genießen wir es nur noch als Carpaccio vom gebeizten<br />
Hirschkalb. Wir braten, grillen oder schieben Wild in den Ofen.<br />
Moderne Köche halten <strong>die</strong>s jedoch für altmodisch <strong>und</strong> garen in<br />
schonenden Verfahren wie der Niedergarmethode oder Sous-<br />
Vide, Vakuumgaren. Dadurch wird das Schnittbild des Garfleisches<br />
gleichmäßig gefärbt <strong>und</strong> das Fleisch bleibt saftig <strong>und</strong> zart.<br />
Mittlerweile verzehrt jeder Deutsche im Durchschnitt etwa 400 g<br />
Wild – das entspricht r<strong>und</strong> einem Prozent des gesamten Fleischkonsums.<br />
Die Renner sind vor allem Rotwild, Reh- <strong>und</strong> Hirschfleisch<br />
sowie Wildschwein. Hase <strong>und</strong> Wildkaninchen, Fasan <strong>und</strong> Wildente<br />
werden hin <strong>und</strong> wieder, je nach Region, auf der Speisekarte<br />
erwähnt.<br />
Doch kann der Gast erkennen, woher der Gastronom das Wild<br />
bezogen hat? Nur das Siegel „Wild aus der Region“ garantiert<br />
ein hohes Maß an Sicherheit, dass das Wild aus benachbarten<br />
Wäldern stammt <strong>und</strong> beim Transport keine lange Odyssee auf<br />
Straßen hinter sich bringen musste. Auch <strong>die</strong> Ökobilanz, <strong>die</strong> für<br />
viele Menschen immer wichtiger wird, ist bei<br />
Wildbret aus der Region spitze.<br />
Und wo ist der Haken? Das Risiko einer munitionsbedingten<br />
Bleibelastung besteht nur,<br />
wenn Wild jede Woche verzehrt wird, insbesondere<br />
in „Jägerhaushalten“ (Quelle: Prof.<br />
Dr.Dr. Andreas Hensel, Präsident des B<strong>und</strong>esinstitutes<br />
für Risikobewertung). Allerdings<br />
sollten Schwangere <strong>und</strong> Kinder vorsichtig mit<br />
Wildfleisch sein, da Blei ihr Nervensystem<br />
schädigen kann. Ebenfalls gefährlich: Wenn<br />
<strong>die</strong> Kugel im Magen des Tieres landet, können<br />
Bakterien das Fleisch verseuchen.<br />
Weil Wild zu den fettärmsten Fleischsorten<br />
überhaupt gehört, feinfasrig <strong>und</strong> gut durchblutet<br />
ist, muss der menschliche Magen-Motor<br />
richtig Gas geben. Wein ist der ideale Begleiter<br />
zu Wildbret <strong>und</strong> erleichtert <strong>die</strong> Verdauung,<br />
da Alkohol <strong>die</strong> Proteine <strong>und</strong> Omega-3-Fettsäuren<br />
zersetzt.<br />
Aber, dass nur Rotwein dazu passt, gilt in der modernen Wildküche<br />
mittlerweile als überholt. Entscheidend ist, dass der Wein kräftig<br />
schmeckt, dem Geschmack des Fleisches <strong>die</strong> Stirn bietet. Deshalb<br />
bleibt Rotwein meistens doch <strong>die</strong> erste Wahl. ƒ<br />
Anja Lindner<br />
Anja Lindner<br />
berät <strong>die</strong> Gastronomie <strong>und</strong> Veranstaltungsbranche,<br />
wie ganzheitliche Nachhaltigkeit<br />
umgesetzt werden kann. Dabei<br />
geht es nicht nur um bio, regional,<br />
saisonal, klimafre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> gute Lebensmittel,<br />
sondern um <strong>die</strong> Wertschätzung<br />
gegenüber Pflanzen, Tieren <strong>und</strong><br />
Menschen.<br />
weitere Rezepte im Web<br />
Weitere Wildrezepte finden sie unter:<br />
: tiny.cc/biokueche_wildrezept<br />
So auch das links abgebildete Tataki vom<br />
Neuseelandhirsch von Sebastian Roisch<br />
aus dem Restaurant Zenzakan.<br />
<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 4/5•2013 35
Genusswelt<br />
MANCHE MÖGEN`S<br />
SCHARF<br />
Das Neueste aus dem Hause „Lovechock“ kann sich wahrlich schmecken lassen. Eine feine Mischung aus Kirsche <strong>und</strong> Chilli schickt<br />
sich an, den Gaumen zu verwöhnen. Diese nicht ganz alltägliche Mischung besteht aus süßen Kirschen, Kakaobohnen, Zimt <strong>und</strong><br />
einer Brise Cayennepfeffer. Im Zusammenspiel mit der dunklen Schokolade ergibt sich eine Geschmackskomposition, <strong>die</strong> man sich auf<br />
der Zunge zergehen lassen sollte.<br />
Zweifellos: Diese Schokolade macht glücklich, aus mehreren Gründen. Der rohe Bio-Kakao wird nicht geröstet, sondern kalt gemahlen.<br />
Deshalb bleiben <strong>die</strong> „Glücksmacher“ wie Tryptophan <strong>und</strong> Anandamid in <strong>die</strong>ser Schokolade <strong>und</strong> schicken sich an, <strong>die</strong> kürzer werdenden<br />
Tage im Herbst <strong>und</strong> im Winter mit Glücksgefühlen zu fluten. Die kalten <strong>und</strong> kurzen Tage sind jedenfalls schon mal gerettet <strong>und</strong> <strong>die</strong> Winterdepression<br />
hat nicht den Hauch einer Chance.<br />
Doch nicht nur auf geschmacklicher <strong>und</strong> seelischen Ebene weiß <strong>die</strong>se Sorte zu überzeugen. Alle Zutaten sind zu 100 % Bio <strong>und</strong> selbst <strong>die</strong><br />
Verpackung wird nachhaltig produziert <strong>und</strong> ist zu 100 % recyclefähig. Für 2,99 Euro kann man sich <strong>die</strong>ses scharfe Vergnügen gönnen <strong>und</strong><br />
auf der Zunge zergehen lassen. Erhältlich im Bio-Fachhandel <strong>und</strong> auch online.<br />
: www.lovechock.com/de/<br />
MEHR ALS NUR SCHOKOLADE<br />
Wer glaubt, er habe schon alles gekostet, alles gesehen <strong>und</strong> alles geschmeckt,<br />
der hat <strong>die</strong> Rechnung ohne <strong>die</strong> erste vegane Bio-Konditorei gemacht. Mitten<br />
in München sollte man <strong>die</strong>ser Konditorei demnächst einen Besuch abstatten <strong>und</strong><br />
sowohl <strong>die</strong> köstlichen veganen Törtchen als auch <strong>die</strong> Pralinen verkosten. Außergewöhnliche<br />
Geschmackserlebnisse sind garantiert <strong>und</strong> auch das Umfeld stimmt<br />
absolut <strong>und</strong> lädt zum Genießen <strong>und</strong> zum Länger-bleiben ein.<br />
Eine besondere Empfehlung ist dabei <strong>die</strong> Pralinenbox, <strong>die</strong> <strong>die</strong> kalten Tage gewiss<br />
versüßt. Wer nicht gerne in den sauren Apfel eines verregneten Tages beißen will,<br />
der kann der Herbstmelancholie mit <strong>die</strong>sen einzigartigen, geschmacklich hervorragenden<br />
Pralinen ein Schnippchen schlagen. Erhältlich sind <strong>die</strong>se Köstlichkeiten<br />
direkt vor Ort bei der Konditorei oder auch via Internet. Seit 2009 werden hier jedenfalls<br />
vegane Pralinen <strong>und</strong> Schokoladen erzeugt, dazu wird u.a. Reismilchkuvertüre<br />
verwendet. Bis hin zur Verpackung in Asiaboxen stimmt hier alles.<br />
Eine 100-Gramm-Box kostet 8,50 Euro, eine Box wie hier auf dem Bild mit 200 g<br />
daher genau das doppelte. Erhältlich ist <strong>die</strong>se Pralinenbox <strong>und</strong> noch viel mehr im<br />
Laden selbst (Princess Schokobar in München) oder online.<br />
: www.princess-chocolate.com<br />
Fotos: Lovechock, Princess-Chocola, Zotter, Vivani, Naturata<br />
36 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
„UPCYCLING“ ALS INNOVATION<br />
Genusswelt<br />
Was es nicht alles gibt. Haben Sie schon einmal von Schwarzbrotschnaps gehört?<br />
Und noch dazu, dass <strong>die</strong>ser von Josef Farthofer aus altem Bio-Schwarzbrot gebrannte<br />
Schnaps zusammen mit Milchschoko-Ganache eine wirkliche Geschmackssensation ist?<br />
Was man sich beim Lesen kaum vorstellen kann, ist im Gaumen plötzlich mehr als nur<br />
sinnvoll. Dem alten Schwarzbrot, das ansonsten vielleicht weggeworfen würde, wird neues<br />
„Leben“ eingehaucht. In einer Gesamtkomposition mit Himbeerschoko, <strong>Kaffee</strong>-Kardamom,<br />
Mandelnougat <strong>und</strong> Kürbisnougat, das in kleine Würfel geschnitten wird, ergibt sich eine<br />
Aromabombe, <strong>die</strong> man nicht alltäglich in <strong>die</strong>ser Form <strong>und</strong> in <strong>die</strong>ser Qualität vorgesetzt bekommt. Diese dunkle Milchschokolade<br />
mit 60 % Kakao hat es wahrlich in sich. Für 3,35 Euro kann man <strong>die</strong>se ganz besondere Kostbarkeit erstehen – ob im Fachhandel oder im<br />
Bio-Fachgeschä ist einem dabei selbst überlassen.<br />
: www.zotter.at<br />
GEGEN SCHLECHTE LAUNE<br />
Hinter dem außergewöhnlichen Namen „Rapunzel“ verbirgt sich feinste Schokolade. Die Zutaten sind dabei fair gehandelt<br />
aus den eigenen „Hand-in-Hand“ Projekten. Besonders viel Wert wird dabei auf den langen Conchier-<br />
Prozess gelegt, der den vollen Reichtum der kakaoeigenen Aromen zum Vorschein bringt <strong>und</strong> dann letztlich zu <strong>die</strong>sem<br />
ganz besonderen, zarten Schmelz führt, den man nicht bei jeder Schokolade bekommt.<br />
Die feine Mischung von Honig, Mandel <strong>und</strong> Krokant kann sich wahrlich schmecken lassen. Diese Schokolade ist wirklich<br />
DIE Geheimwaffe, wenn es darum gut, schlechte Laune zu vertreiben. Wer sie schmeckt, der findet auch wieder mehr<br />
Geschmack am Leben <strong>und</strong> vergisst etwaige trübe Gedanken. Diese Schokolade macht glücklich <strong>und</strong> schmeckt auch noch<br />
herausragend gut. Die Kombination ein absoluter Glücksfall.<br />
Für 1,99 Euro kann man sich <strong>die</strong>ses Stück vom Glück gönnen. Im Bio-Fachhandel oder in Reformhäusern wird man fündig.<br />
: www.rapunzel.de<br />
DER „WOW-EFFEKT“<br />
Vivani setzt nicht unmittelbar auf den Wow-Effekt, sondern ebenso<br />
wichtig ist hier, dass Produktionsbedingungen <strong>und</strong> Zutaten unstrittig<br />
sind. Und dennoch kommt man nicht darum umhin, zu staunen, wie liebevoll<br />
<strong>die</strong> Verpackung <strong>die</strong>ser Schokoladen gestaltet ist. Die Künstlerin<br />
Annette Wessel ist dafür verantwortlich. Doch nicht nur <strong>die</strong> äußeren, sondern<br />
auch <strong>die</strong> inneren Werte überzeugen hier.<br />
Die 100 % biologischen Zutaten, der hohe Kakaogehalt, <strong>die</strong> Abwesenheit<br />
von Soja-Lezithin, <strong>die</strong> langen Conchierzeiten sind überzeugende Argumente,<br />
welche <strong>die</strong> Schokoladen von Vivani zum Gesamterlebnis machen.<br />
Passend zur Tatsache, dass wir in den nächsten<br />
Monaten damit leben müssen, weniger Sonne<br />
<strong>und</strong> dafür mehr Dunkelheit zu haben, wird<br />
auch <strong>die</strong> Schokolade dunkler. Die Schokolade<br />
„dunkle Nougat“ wird als „irre cremig <strong>und</strong> vegan“<br />
beschrieben. Vegan ist dabei ein Faktum,<br />
<strong>die</strong> Zuschreibung irre cremig eine, <strong>die</strong> man<br />
nur teilen kann, nachdem man <strong>die</strong>se Schokolade<br />
ihrer schönen Verpackung entledigt hat<br />
<strong>und</strong> sie vernascht hat.<br />
Erstehen kann man <strong>die</strong>se in jedem Bio-<br />
Markt, im Reformwarenhandel oder auf der<br />
Homepage.<br />
1,79 Euro muss man für <strong>die</strong>sen Wow-Effekt<br />
in Bio-Fachgeschäen, Reformhäusern oder<br />
in diversen Online-Shops bezahlen.<br />
: www.vivani-schokolade.de<br />
DARF`S EIN BISSCHEN<br />
KARIBIK SEIN?<br />
E<br />
in Hauch von Karibik zu Zeiten, an denen es immer<br />
kälter <strong>und</strong> <strong>die</strong> Tage immer kürzer werden, hat noch<br />
niemandem geschadet. Besonders, wenn es sich um solche<br />
exklusive <strong>und</strong> hervorragend schmeckende Schokolade wie<br />
in <strong>die</strong>sem Fall handelt.<br />
Die Zutaten sind nur vom Feinsten <strong>und</strong> selbstverständlich<br />
aus fairem Bio-Anbau. Unter den erlesenen Zutaten befindet<br />
sich hochwertiger Kakao, aromatische Bourbon-Vanille<br />
<strong>und</strong> Roh-Rohrzucker. Es werden<br />
ausschließlich Bohnen der Sorte Trinitario,<br />
Criollo <strong>und</strong> Forastero aus der Dominikanischen<br />
Republik verwendet.<br />
Das erklärt, wie geschmacklich gesehen<br />
so viel Karibik in einer Tafel Schokolade<br />
möglich ist. Der hohe Kakaoanteil<br />
<strong>und</strong> ein bis zu 70-stündiges conchieren<br />
sind außerdem Qualitätsmerkmale<br />
<strong>die</strong>ser Schokolade, <strong>die</strong> man Biss für<br />
Biss schmeckt. Für 3,29 Euro kann<br />
man sich <strong>die</strong> Karibik ins Haus holen.<br />
Die Sehnsucht nach der Karibik kann<br />
man bei einem Kauf <strong>die</strong>ser Schokolade<br />
im Naturkosthandel stillen.<br />
: www.naturata.de<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 4/5•2013 37
Genusswelt<br />
AUF DER SONNENSEITE DES LEBENS<br />
Die Geschichte des Sonnentor-Gründers Johannes Gutmann ist eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte (siehe dazu Seite 8).<br />
Ebenso außergewöhnlich sind aber <strong>die</strong> Produkte selbst. Die Tees von Sonnentor sind weit mehr als nur Tees, mit ihnen sind<br />
vielmehr eine Lebenseinstellung, eine Haltung zur Welt <strong>und</strong> zum eigenen In-der-Welt-Sein verb<strong>und</strong>en.<br />
Die aktuellen Teeneuheiten haben, ausgleichend zum nahenden Weihnachtsstress, <strong>die</strong> innere Kra <strong>und</strong> <strong>die</strong> Ausgeglichenheit im Sinne.<br />
Hier geht man aufs Ganze <strong>und</strong> nimmt <strong>die</strong> vier Elemente ins Visier:<br />
Feuer, Wasser, Lu <strong>und</strong> Erde. Das Wissen von Hildegard von Bingen<br />
mit innovativer Rezeptur. Feuer steht dabei für<br />
starken Willen, Lu für einen freien Geist, Wasser<br />
für eine ruhige Seele <strong>und</strong> Erde für sicheren Halt.<br />
Die Rezeptur hat es jeweils in sich <strong>und</strong> wagt das<br />
Außergewöhnliche. Wer nach dem Genuss <strong>die</strong>ser<br />
Tees immer noch nicht mit sich <strong>und</strong> der Welt in<br />
Einklang in <strong>die</strong> Weihnachtszeit starten kann, dem<br />
ist wohl nicht mehr zu helfen.<br />
Erhätlich sind <strong>die</strong>se Tees <strong>und</strong> noch viele mehr im<br />
Bio-Fachhandel, in den Sonnentor-Geschäen <strong>und</strong><br />
auf der Homepage. Für 3,29 Euro sind sowohl starker<br />
Wille, freier Geist, eine ruhige Seele <strong>und</strong> sicherer<br />
Halt zu bekommen.<br />
: www.sonnentor.com<br />
ERFRISCHEND SCHARF<br />
Schärfe kann erfrischend sein. Im Fall des Ingwer-Lemongras-Tees handelt es sich um eine Geschmackskomposition,<br />
<strong>die</strong> es in sich hat <strong>und</strong> <strong>die</strong> äußerst gut harmoniert. Die Schärfe von Ingwer<br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong> Frische von Lemongras sind wie füreinander bestimmt. Wen <strong>die</strong> Herbsttage eher deprimieren,<br />
der bringt mit <strong>die</strong>sem Tee wieder frischen Wind <strong>und</strong> Energie in seinen Alltag.<br />
Dass mit GEPA ein überaus engagiertes Unternehmen hinter <strong>die</strong>sem Produkt steht, das sich faire Preise,<br />
langfristige Partnerschaen <strong>und</strong> den Respekt von Mensch <strong>und</strong> Natur an <strong>die</strong> Fahne geheet hat, lässt<br />
den geschmacklichen Genuss in einen Dialog mit dem Wissen treten, dass man hier fair <strong>und</strong> nachhaltig<br />
genießt.<br />
Eines ist jedenfalls klar: Mit der Geschmacksrichtung Ingwer-Lemongras wird man im Herbst <strong>und</strong> im<br />
Winter wenig falsch machen können. Nebenwirkungen wie Wohlbefinden sind dabei Teil des Gesamtpakets.<br />
Erhältlich ist <strong>die</strong>ses Produkt in Bio- <strong>und</strong> Naturkostläden, aber auch im Einzelhandel <strong>und</strong> Onlineshops.<br />
Für 2,99 Euro kann man sich auf scharfe Weise erfrischen.<br />
: www.gepa.de<br />
ZEIT ZUM WÄRMEN<br />
Es gibt ja bekanntlich für alles <strong>die</strong> richtige Zeit. Es gibt eine Zeit zum Arbeiten, eine Zeit zum<br />
Entspannen – <strong>die</strong> Kunst ist eben, <strong>die</strong> richtige Tätigkeit zum entsprechenden Zeitpunkt auszuüben.<br />
Wichtig ist aber zweifellos, sich Zeit zu nehmen. Mit den aromatischen Kräutern, den feinen Früchten<br />
<strong>und</strong> den exotischen Gewürzen, wie bei den Tees von Lebensbaum.<br />
Der Tee mit dem klingenden Namen „Zeit zum Wärmen“ hält das, was er verspricht. Zichorie, Sternanis<br />
<strong>und</strong> Ingwer sind Garanten, dass <strong>die</strong>ser Tee zu einem würzigen <strong>und</strong> aromatischen „Durchwärmer“<br />
wird.<br />
Erhältlich ist <strong>die</strong>ser wärmende, Kra gebende Tee im Bio-Fachhandel. Die Teezeit zum Wärmen für<br />
sich kann man für 3,29 Euro käuflich erwerben.<br />
: www.lebensbaum.de<br />
Fotos: Sonnentor, Lebensbaum, Herbaria<br />
38 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Genusswelt<br />
Woher kommt eigentlich Tee?<br />
Fotos: Sandra Cunningham/Fotolia.com, Sam D'Cruz/Fotolia.com<br />
DER BEWÄHRTE<br />
KLASSIKER<br />
Herbaria versteht Bio als ein<br />
fest definiertes <strong>und</strong> umfassendes<br />
Qualitätsversprechen. Der<br />
Spezialist für ökologisch erzeugte<br />
Tees, Kräuter, Gewürze <strong>und</strong> Bio-<br />
Feinkost setzt bei seinen Tees<br />
auch auf Klassiker, <strong>die</strong> sich lange<br />
bewährt haben <strong>und</strong> hier einwandfreie<br />
<strong>und</strong> köstliche Bio-<br />
Qualität vorliegt. Der Kamillentee<br />
wirkt <strong>und</strong> entfaltet seine volle<br />
Wirkung auch in der kalten Jahreszeit.<br />
Für 2,25 Euro bekommt<br />
man <strong>die</strong>sen Klassiker im gut sortieren<br />
Bio-Fachhandel, im Versandhandel<br />
oder auch im hauseigenen Onlineshop.<br />
: www.herbaria.com<br />
Tee stammt aus dem Süden der chinesischen Provinz<br />
Yunnan <strong>und</strong> wurde während der Han-Dynastie (206<br />
vor bis 24 nach Christus) zunächst als therapeutisches<br />
Getränk verwendet. Erst einige h<strong>und</strong>ert Jahre später, in der<br />
Tang-Dynastie (618 – 907) verbreitete sich Tee auch unter<br />
der Bevölkerung. Nach Europa kam Tee Anfang des 17.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts, als 1610 <strong>die</strong> Niederländische Ostin<strong>die</strong>n-Kompanie<br />
per Schiff eine Ladung grünen Tee in <strong>die</strong> Niederlande<br />
brachte.<br />
1644 lieferten <strong>die</strong> Holländer <strong>die</strong> ersten h<strong>und</strong>ert Pf<strong>und</strong> nach<br />
England. Wenig später erreichte Tee auch Deutschland,<br />
zunächst Ostfriesland. Dort entwickelte sich dann <strong>die</strong> ostfriesische<br />
Teekultur.<br />
ƒ<br />
Markus Stegmayr<br />
ist promovierter Literaturwissenschaftler,<br />
Jazzhörer, Kulturjournalist, Werbetexter,<br />
Konzertveranstalter, Bio-Liebhaber <strong>und</strong><br />
noch vieles mehr. Er ist verheiratet <strong>und</strong><br />
hat zwei Töchter, mit denen er im idyllischen<br />
Innsbruck lebt.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 4/5•2013 39
Genusswelt<br />
MIT LIEBE ZU<br />
HAHN UND<br />
HENNE<br />
Das Herrmannsdorfer Landhuhn ist ohne<br />
Zweifel etwas ganz Besonderes. Es ist<br />
nämlich ein Zweinutzungshuhn. Außerdem<br />
werden <strong>die</strong> männlichen Geschwister der Legehennen<br />
nicht als Eintagesküken getötet, da sie<br />
sich auch hervorragend zur Mast eignen.<br />
Doch als ob es mit <strong>die</strong>ser Besonderheit noch<br />
nicht genug wäre, lebt hier das Landhuhn in<br />
mobilen Ställen, in denen maximal 300 Tiere<br />
gehalten werden. Das hat den entscheidenden<br />
Vorteil, dass es während der Vegetationszeit immer<br />
Zugang zu frischem Gras gibt.<br />
Dieses ambitionierte Projekt, das man auch finanziell<br />
unterstützen kann, etwa indem man<br />
Teil der „Landhuhn-Community“ wird, stellt<br />
nicht nur <strong>die</strong> richtigen kritischen Fragen <strong>und</strong><br />
bietet überzeugende Lösungen an, sondern produziert zu guter Letzt ein überaus schmackhaes Huhn, dass sowohl als Brathendl als auch<br />
als Suppenhuhn erhältlich ist. Aufgr<strong>und</strong> des Konzeptes sind <strong>die</strong>se aber nur sporadisch <strong>und</strong> in kleinen Stückzahlen zu haben <strong>und</strong> werden<br />
ausschließlich in den Herrmannsdorfer Filialen in München vertrieben. Für 17,50 Euro per kg kann man <strong>die</strong>ses besondere Huhn käuflich<br />
erwerben.<br />
: www.herrmannsdorfer.de/<strong>die</strong>-landwerkstaetten<br />
DAS BESONDERE<br />
QUALITÄTSGEFLÜGEL<br />
Begonnen hat alles damit, dass aus verschiedenen kleinbäuerlichen Bio-<br />
Betrieben eine weitreichende, umfassende <strong>und</strong> dauerhae Partnerscha<br />
entstanden ist, <strong>die</strong> auch dazu geführt hat, dass biologische Fleischwaren<br />
vom Feinsten geliefert <strong>und</strong> verarbeitet werden können. Alle Partner sind<br />
dabei EU-Bio- <strong>und</strong> zusätzlich noch Naturland- oder Bioland- zertifiziert.<br />
Auch beim Platz <strong>und</strong> bei den Futtermitteln werden hier keine Kompromisse<br />
gemacht: Die Tiere leben in kleinen Herden <strong>und</strong> <strong>die</strong> Futtermittel, <strong>die</strong> den<br />
artgerecht gehaltenen Tieren vorgesetzt werden,<br />
stammen primär aus Getreide <strong>und</strong> Eiweißpflanzen.<br />
Nach genmanipuliertem<br />
Futtermittel wird man hier definitiv vergeblich<br />
suchen.<br />
Das leistungsfähige Netzwerk, das<br />
man sich hier ausgebaut hat, hält<br />
dabei jedem Anspruch stand:<br />
vom „normalen“ Endverbraucher<br />
bis zum Großverbraucher. Und<br />
auch auf dem Oktoberfest hat<br />
man das g´schmackige Hähnchen<br />
schon gesichtet…<br />
Für 6,90 pro kg bekommt man das<br />
Qualitätsgeflügel im Naturkostfachhandel<br />
oder in den Filialen von Pichler<br />
Biofleisch.<br />
: www.biometzgerei-pichler.de<br />
GEHT`S DEN<br />
HÜHNERN GUT…<br />
Bei dem Erzeuger „Die Biohennen“<br />
geht es den<br />
Hühnern wahrlich gut.<br />
Man könnte <strong>die</strong> Zustände<br />
fast schon als<br />
para<strong>die</strong>sisch bezeichnen,<br />
zumindest<br />
aber als mehr<br />
als nur artgerecht.<br />
Ihr Futter wird<br />
nach Bio-Standards<br />
ausgewählt, sie bekommen<br />
vom ersten Tag an zu<br />
100 Prozent Biofutter. Auch<br />
vom Platz geht es hier luxuriös zu, denn <strong>die</strong> Hennen haben<br />
ein Drittel mehr Platz als von der EU-Bio-Verordnung vorgeschrieben.<br />
Hier werden also <strong>die</strong> ohnehin schon hohen<br />
Standards in Sachen Bio sogar noch freiwillig überboten,<br />
was man dem Endprodukt dann aber auch „anschmeckt“.<br />
Das schmackhae Huhn aus biologischen Verhältnissen,<br />
das Geschmack mit der Erwartungshaltung der Konsumenten<br />
nach regionalen Strukturen <strong>und</strong> bäuerlicher Erzeugung<br />
zusammenbringt, bekommt man im Bio-Fachhandel<br />
für 6 bis 8 Euro pro kg.<br />
: www.<strong>die</strong>biohennen.de<br />
40 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Bezugsquellen<br />
Bio-Süßwaren<br />
Großhandel<br />
AUSGEFALLEN<br />
UND DOCH<br />
BODENSTÄNDIG<br />
Der Hersteller „Chiemgauer Naturfleisch“<br />
steht ganz im Dienste der ökologischen<br />
Landwirtscha. Neben den Schwerpunkten, <strong>die</strong><br />
auf Salami <strong>und</strong> Knacker liegen, findet man auch<br />
geschmackliche Besonderheiten wie <strong>die</strong> Geflügelleberwurst<br />
mit Cranberry. Der Geschmack<br />
<strong>die</strong>ser großfruchtigen Moosbeere harmoniert<br />
auf bemerkenswerte <strong>und</strong> ungeahnte Weise mit<br />
dem Geschmack der Geflügelleberwurst. Auch<br />
zu Weihnachten sorgt ihr Geschmack bei Gästen<br />
für angenehme Überraschungen. Im Naturkost-<br />
Fachladen wird man <strong>die</strong>ses außergewöhnliche<br />
Produkt finden. Preislich bewegt man sich pro<br />
Stück bei 3,49 Euro.<br />
: www.chiemgauer-naturfleisch.de<br />
Herausgeber: Burkhard P. Bierschenck<br />
Redaktionsdirektorin: Dr. Angelika Schaller<br />
Chefredaktion: Christiane Manow-Le Ruyet (V. i. S. d. P.)<br />
Redaktion: Lena-Maria Frank (online), Christiane Manow-Le Ruyet,<br />
E-Mail: bio.redaktion@vnmonline.de<br />
Autoren: Michela Dulz, Alexandra Höß, Markus Stegmayr,<br />
Silvia von Fersen<br />
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Verlags-, Anzeigen- <strong>und</strong> Vertriebsleitung:<br />
Elke Zimmermann, E-Mail: elke.zimmermann@vnmonline.de,<br />
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Mediaberatung: Sigrun Kühnel,<br />
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Zur Zeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 8 vom 1. Oktober 2013<br />
Marketingleitung: Burkhard P. Bierschenck<br />
Grafik & Layout: Joachim Ullmer<br />
Abonnenten- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enservice:<br />
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einer entsprechenden Bescheinigung 22,00 Euro/44,00 SFr.<br />
Einzelheft 9,50 Euro/20,00 SFr.<br />
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sein neues Buch<br />
W<br />
enn ein Starkoch wie<br />
Schuhbeck ein neues<br />
Kochbuch geschrieben<br />
hat <strong>und</strong> zur Buchpräsentation<br />
lädt, ist das vorwiegend weibliche<br />
Publikum illuster. Von Prada- über Gucci- bis hin zu Versace-<br />
Taschen ist da so ziemlich alles an namhaften Kleidermarken vertreten.<br />
Natürlich stecken da Menschen drin, aber <strong>die</strong> gehen angesichts<br />
der Markenlabels fast unter. Aber Alfons fühlt sich in <strong>die</strong>sem<br />
Kreis offensichtlich zu Hause. Bussi hier, Bussi da, Handschlag<br />
<strong>und</strong> Schultertätscheln bilden den Auftakt zur Vorstellung seines neuesten<br />
Druckerzeugnisses mit dem Titel „Meine Gewürzküche aus<br />
In<strong>die</strong>n, Thailand, Vietnam <strong>und</strong> China“. Ein waschechter Promi,<br />
der Regisseur Joseph Vilsmaier, darf natürlich auch nicht fehlen.<br />
Und wie das nun mal so ist bei Buchpräsentationen wird erst einmal<br />
denjenigen gedankt, ohne <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses w<strong>und</strong>erbare Buch ja<br />
gar nicht zustande gekommen wäre, <strong>die</strong> Reise nicht möglich gewesen<br />
wäre <strong>und</strong> <strong>die</strong> Entwicklung der neuen Rezepte schon gleich<br />
gar nicht <strong>und</strong> so weiter. An <strong>die</strong>ser Stelle sei angemerkt, dass <strong>die</strong><br />
Bemühungen der Einzelnen für <strong>die</strong> Produktion natürlich zu lobend<br />
sind, aber wenn mit den Namen, trotz der Anwesenheit der Genannten,<br />
keine Gesichter verb<strong>und</strong>en sind, dann bleiben es einfach<br />
nur langweilige Worthülsen.<br />
Schließlich ergreift FAZ-Redakteur Jakob Strobel y Serra das Wort.<br />
Er hat <strong>die</strong> Texte für das Buch formuliert. Ohne Dank, dass er an<br />
der Reise auf der Gewürzstraße teilnehmen durfte, geht es aber<br />
dann doch nicht. Schuhbeck <strong>und</strong> sein Tross haben in 25 Tagen<br />
<strong>die</strong> vier Länder In<strong>die</strong>n, Thailand, Vietnam <strong>und</strong> China bereist, um<br />
dort <strong>die</strong> Geheimnisse der Würze ans Tageslicht zu bringen. Meinen<br />
mathematischen Kenntnissen zu folge macht das mit An- <strong>und</strong><br />
Abreise gerade knapp fünf Tage pro Land. Und in <strong>die</strong>ser kurzen<br />
Zeit kann Schuhbeck in <strong>die</strong> Welt der Gewürze eintauchen, einheimischen<br />
Küchenchefs über <strong>die</strong> Schulter schauen <strong>und</strong> auch mit<br />
ihnen kochen?<br />
Kann er offensichtlich, denn das Buch ist das dritte Schuhbeck-<br />
Buch, das sich mit Gewürzen befasst. Natürlich auch, weil <strong>die</strong><br />
Reisen bis ins kleinste Detail akribisch genau von den Mitarbeitern<br />
geplant wurden, denen anfangs ausführlich gedankt wurde.<br />
„Alfons hat sich auf den Weg gemacht, wo der Pfeffer wächst“,<br />
heißt es von Strobel y Serra weiter. Brav lacht das Publikum auf<br />
<strong>und</strong> nun ist Schuhbeck dran:<br />
Eigentlich ist er ja Starkoch, darauf deutet seine hübsch weiße<br />
Kochjacke hin, <strong>die</strong> am Ärmel <strong>die</strong> Initialen AS zieren. Doch im<br />
Gr<strong>und</strong>e genommen ist er ein PR- <strong>und</strong> Marketing-Profi. Gekonnt<br />
erzählt er Anekdötchen seiner Reise, dass er in In<strong>die</strong>n den besten<br />
Tandoori-Koch kennengelernt hat, dass er in Vietnam eine Straße<br />
überqueren wollte, an deren Ampel gefühlt mindestens 500 Motorroller-Fahrer<br />
standen <strong>und</strong> dass er schon morgens zum Frühstück<br />
eine warme Gemüsesuppe verspeist hat. Er erzählt auch, wie er<br />
in <strong>die</strong> Küchen geschaut <strong>und</strong> mitgekocht hat.<br />
Das klingt eigentlich menschlich, umso mehr erstaunt es, dass er<br />
<strong>die</strong> Namen der Köche, mit denen er so „sensationell“ gekocht<br />
hat, nicht erwähnt. Hat er <strong>die</strong> vergessen? Schuhbeck hat auf <strong>die</strong>ser<br />
Reise nichts dem Zufall überlassen, Zeit, um <strong>die</strong> Essgepflogenheiten<br />
kennenzulernen, blieb da kaum. Er erzählt von scharfen<br />
Gewürzen <strong>und</strong> wie er sie für den europäischen Gaumen angepasst<br />
hat. Dafür hat er nämlich – wen w<strong>und</strong>ert’s – eine neue Gewürzpastenreihe<br />
auf den Markt gebracht. „Eben nicht scharf“,<br />
wie er sagt.<br />
Beim Blick ins Buch fällt auf, dass Schuhbeck sich bemüht, dem<br />
geneigten Leser mit Zubereitungstipps, den Einstieg in <strong>die</strong> asiatische<br />
Küche leicht zu machen. Im ersten Teil wird ausführlich erklärt,<br />
wie was zubereitet werden muss, bevor es dann mit dem<br />
Rezeptteil weitergeht. Die Fotos illustrieren <strong>die</strong> Gerichte <strong>und</strong> sehen<br />
appetitanregend aus. Doch <strong>die</strong> Zutatenliste der meisten Rezepte<br />
zeigt, hier ist erst einmal ein Großeinkauf im Asia-Markt angesagt,<br />
wenn <strong>die</strong> Gerichte nachgekocht werden wollen. Schuhbeck erklärt<br />
hingegen: „Das ist alles leicht nachzukochen.“ Es lässt mich<br />
zweifeln.<br />
Und nicht nur mich, auch Vilsmaier, der sich für <strong>die</strong> Kostproben,<br />
<strong>die</strong> dann folgen, neben mich gesetzt hat, zweifelt: „Die sind bestimmt<br />
nicht leicht zu kochen.“<br />
Zum Schluss gab’s Fingerfood: Schwarzwurzelsuppe – einfach<br />
zu trinken aus dem Glas – <strong>und</strong> Spargelsuppe (im Winter, auch<br />
wenn’s Thaispargel war, wenig nachhaltig) aus dem Fingertässchen.<br />
Dumm aber, dass sich der feingeschnittene Spargel so hartnäckig<br />
an der Tassenwand festkrallte. Dies hat auch <strong>die</strong> Gucci<strong>und</strong><br />
Prada-Damen vor Herausforderungen gestellt. Die eine fischte<br />
mit dem Finger nach dem Spargel, <strong>die</strong> andere schleckte <strong>die</strong> Tassenwand<br />
ab <strong>und</strong> <strong>die</strong> nächste neigte den Kopf weit nach hinten,<br />
um den Spargel zum Rutsch in den Gaumen zu bewegen.<br />
Ach ja, <strong>und</strong> das Buch. Es ist hübsch gemacht, ganz im Schuhbeck’schen<br />
PR-Marketing-Stil. Deswegen heißt es auch „Meine<br />
Gewürzküche aus In<strong>die</strong>n, Thailand, Vietnam <strong>und</strong> China“. Trotz<br />
der aufwändigen Fotographien will der Funke aber nicht so recht<br />
überspringen. Vielleicht liegt es an der zu durchgeplanten Professionalität,<br />
<strong>die</strong> den Menschen Schuhbeck völlig überschattet.<br />
Wer sich von asiatischer Küche à la Schuhbeck inspirieren lassen<br />
will, sollte das Buch durchblättern – Anregungen <strong>und</strong> viele Tipps<br />
findet er genügend, ebenso auch interessante Rezepte, auch<br />
wenn das Titelbild des Buches wenig einladend ist … ƒ<br />
Christiane Manow-Le Ruyet<br />
42 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
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