Bergsteiger Lichtblicke (Vorschau)
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EDITORIAL<br />
Der neue<br />
Hauser<br />
ist da:<br />
über 40 Jahre<br />
Reiselust und Erfahrung<br />
Der Berg,<br />
das Risiko<br />
und der Tod<br />
als ein Teil<br />
Die Stunden an der Flanke des Manaslu waren<br />
selbst für die hartgesottenen Alpinisten um<br />
Benedikt Böhm verstörend. Zu sechst gruben<br />
sie Verschüttete aus, leisteten erste Hilfe,<br />
mussten auf 6400 Meter Höhe entscheiden,<br />
wie sie ihre Kräfte einteilten, wer Überlebenschancen hatte und wer bereits verloren<br />
war. Elf <strong>Bergsteiger</strong> starben damals am 23. September 2012 durch eine Lawine, die<br />
mitten in der Nacht das Hochlager 3 hinweggefegt hatte. Böhms Truppe hatte ihre<br />
Zelte ein Stück entfernt aufgeschlagen – aus der Erfahrung einer früheren Expedition,<br />
als sie den üblichen Lagerplatz als zu gefährlich einstufte. Hätte Böhm seine Expedition<br />
angesichts der Toten abbrechen müssen? Er tat es nicht. Sieben Tage später<br />
stellte er einen neuen Besteigungsrekord auf: 15 Stunden für die 3300 Höhenmeter<br />
vom Basislager bis auf den Gipfel (8163 m) und per Skiabfahrt wieder zurück.<br />
2014<br />
Benedikt Böhm und sein Freund Sebastian Haag haben nun beim IMS in Brixen über<br />
die Ethik ihres damaligen Entschlusses gesprochen. Zuvor zeigte ServusTV eine Dokumentation<br />
(ein Kamerateam war wegen des Rekordversuchs dabei), die diese Frage<br />
in den Mittelpunkt rückte. Die Argumente sind schlüssig: Sie hatten ihr Möglichstes<br />
getan, Menschenleben gerettet, sich um die Verletzten gekümmert. Das Risiko, bei<br />
einer Achttausender-Besteigung umzukommen, müsse jedem <strong>Bergsteiger</strong> bewusst<br />
sein: »Der Tod ist ein Teil des Ganzen«, sagen Böhm und Haag. Und haben Recht.<br />
Ein Wagnis im Zeichen der Wissenschaft ist 170 Jahre zuvor ein<br />
junger Geograf eingegangen, der den Dachstein erforschen wollte.<br />
Friedrich Simony wurde von einer Lawine mitgerissen, überlebte<br />
und ließ sich nicht davon abbringen, eine Nacht am Gipfel zu<br />
verbringen. Er wollte beweisen, dass dies ein Mensch aushalten<br />
kann. Lesen Sie ein Porträt anlässlich seines 200. Geburtstages<br />
(S. 78–83). Magdalena Neuner setzte zwar nie ihr Leben aufs Spiel,<br />
bewies aber Stehvermögen als erfolgreichste Biathletin der Sportgeschichte. Nun<br />
ist sie »Profi in Entspannung« (Interview S. 68–73) und kann die Berge erstmals ohne<br />
Leistungsdruck genießen. Selbiges wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser.<br />
In unserer Titelgeschichte (S. 20–29) finden Sie dafür einige lohnende Sonnenziele.<br />
Die Welt und sich<br />
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Michael Ruhland, Chefredakteur<br />
WandernTrekkingBergtourenweltweit<br />
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INHALT<br />
20<br />
Der Sonnenkompass<br />
Rofan, Lungau, Comer See, Provence:<br />
Wir weisen den Weg zu vier ausgewählten Bergzielen,<br />
an denen sich die Saison verlängern lässt.<br />
32<br />
Innere Einkehr<br />
Beim Pilgerwandern bekommen nicht<br />
nur die Beine, sondern vor allem der Kopf<br />
Auslauf. Das wirkt befreiend.<br />
TITELTHEMA<br />
20 Die 4 Herbst-Zeitlosen<br />
Sie macht sich im November rar wie nie: die<br />
Sonne. An unseren Sonnenspots lässt sich die<br />
Saison im milden Ambiente beschließen.<br />
AKTUELL<br />
12 Neues aus der Welt der Berge<br />
12 SÜDWANDSOLO Ueli Steck war an der<br />
Annapurna auf neuer Route erfolgreich.<br />
16 VERSIEGENDER STROM Die CIPRA warnt<br />
vor dem Ausbau der Wasserkraft.<br />
18 MEDIEN Aktuelle Bücher, Apps und<br />
Webseiten zum Thema Berg<br />
REPORTAGE<br />
32 Auf dem Weg zu sich selbst<br />
Nicht immer ist Wandern bloßer Freizeitspaß.<br />
Beim Pilgerwandern lernt man eine<br />
andere Art des »Umgangs« mit sich selbst.<br />
38 Artisten am Abgrund<br />
Slacklinen ist der größte Trend seit dem<br />
Kletterboom. Und für manche wichtiger als<br />
die Bühnen der Welt
44<br />
Skitour vom<br />
Schlauchboot<br />
Westgrönland: Alpine Annäherung<br />
an das Ende der Welt<br />
38<br />
Am laufenden<br />
Band<br />
Slacklinen boomt:<br />
Über die Kunst am Abgrund<br />
TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />
12 Top-Touren für das Saisonfinale<br />
Le Montet ....................................................................................... 55<br />
Via Sacra, 4. Etappe ............................................................. 55<br />
Plassen ................................................................................................ 55<br />
Gosauseen - Hallstatt ......................................................... 57<br />
Bayreuther Hütte ................................................................... 57<br />
57<br />
Streichkopf ....................................................................................<br />
Lachriegel ......................................................................................59<br />
Wiesberg und Wildbachhütte ................................59<br />
Monte Barro .................................................................................59<br />
Monte San Primo .....................................................................61<br />
Rocher du Caire ........................................................................61<br />
Rocher de Chalançon .........................................................61<br />
92<br />
Der große<br />
Skitest<br />
Rechtzeitig zum<br />
Saisonauftakt:<br />
Ein Überblick<br />
über die<br />
neuesten<br />
Modelle<br />
78<br />
Friedrich Simony<br />
Zum 200. Geburtstag des<br />
»Dachsteinprofessors«<br />
Cover: Iris Kürschner, am Höhenweg zur Bocchetta di Prada, Grigna-Gruppe, Comer See; weitere Fotos: A. Strauß (2), B. Ritschel, F. Lenz, M. Birck, V. Wisthaler, K2<br />
84 Optimist auf Rädern<br />
Kein Ende am Horizont: Felix Brunner<br />
entkam dem Bergtod nur knapp.<br />
Vier Jahre später überquert er die<br />
Alpen im Handbike.<br />
AUF TOUR<br />
44 Lockruf der Stille<br />
In Westgrönland beginnen Skitouren auf<br />
Meereshöhe. Und führen in die ultimative<br />
Ruhezone<br />
64 Serie: GeoTop-Touren<br />
Auf den Spuren des Salzes: Im Schaubergwerk<br />
von Bouillet lässt sich Geologie<br />
mit allen Sinnen erleben.<br />
Familien-TIPP<br />
74 Serie: Die Paten IV<br />
Mit Hirn & Schmalz: Dülfer, Piaz, Prusik und<br />
Abalakov waren große <strong>Bergsteiger</strong>, deren<br />
Erfindungen das Klettern revolutionierten.<br />
78 Der Stein des Waisen<br />
Ein Mann, ein Berg: Vor 200 Jahren wurde<br />
der »Dachsteinprofessor« Friedrich Simony<br />
geboren. Über ein Multitalent, der die<br />
Wissenschaft bis heute prägt<br />
SERVICE<br />
50 Kristallwelten<br />
Bergfotograf und Extremkletterer Heinz<br />
Zak verät Tipps und Tricks für bessere<br />
Winterbilder. Inklusive Fotowettbewerb<br />
88 Serie: Stille Helfer<br />
In der Lawinenkunde gab es lange zwei<br />
Meinungen. Nun wurde das Beste<br />
aus beiden vereint - wir erklären die<br />
neuen Lehrinhalte.<br />
92 Kein Ski für alle Fälle<br />
Der große Tourenskitest 2013/14: Rechtzeitig<br />
zum Saisonstart sind die neuen<br />
Modelle unter die Rocker gegangen.<br />
100 Zackig in Schnee und Eis<br />
Es müssen nicht immer Steigeisen sein:<br />
Beim Winterwandern sind Grödel, Spikes<br />
und Co. praktische Begleiter. Wir haben<br />
verschiedene Modelle getestet.<br />
106 Serie: Hersteller im Profil<br />
150 Jahre Edelrid: Warum beim innovativen<br />
Allgäuer Seilhersteller das Firmenschicksal<br />
nicht allein am »seidenen Faden« hängt.<br />
68 Das große BERG-<br />
STEIGER-Interview<br />
Die erfolgreichste Biathletin<br />
aller Zeiten über<br />
Erfolgsdruck, Nationalhymnen<br />
und<br />
unbekannte<br />
Berge vor der<br />
Haustür: im<br />
Gespräch mit<br />
Magdalena<br />
Neuner.<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 3<br />
Bildstrecke 6<br />
TV-Programm 19<br />
Bergpredigt 52<br />
Härtetest 102<br />
Das perfekte 110<br />
Bergwochenende<br />
Briefe/Impressum 112<br />
<strong>Vorschau</strong> 114<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 5
BERGBILDER<br />
Gratlichter<br />
»Berge in Licht und Schatten« lautete heuer das<br />
Motto des Fotowettbewerbs beim International<br />
Mountain Summit (IMS). Eine Bildstrecke<br />
der besten Aufnahmen – wie dieses Siegerbild.<br />
Nordwestgrat Nevado Chopicalqui (6345 m), Peru
Foto: Alexandre Buisse<br />
12⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 7
Traumtänze<br />
»An einem eisig kalten Tag kamen Licht,<br />
Schneesturm und ich zusammen«, beschreibt<br />
Richard Salcher seinen Kunstschuss lapidar.<br />
Caillum Smith nennt seine Komposition aus Wolken,<br />
Nordlicht und Milchstraße »Open eyed dream«.<br />
Sellatürme, Südtirol (oben) und Skaftafell National Park, Island<br />
Foto: Richard Salcher<br />
Foto: Caillum Smith<br />
8 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄13
Lichtspiele<br />
Nur wenn die Sonne am tiefsten Punkt über<br />
dem Horizont steht, setzen ihre Strahlen die Nordwände<br />
der Drei Zinnen in Szene: die Enrosadira.<br />
Fotograf Dino Marsagno hat dieses abendliche<br />
Schauspiel mit der Kamera erwartet.<br />
Drei Zinnen, Dolomiten, Südtirol<br />
Foto: Dino Marsagno
Scherenschnitte<br />
Ein Herbsttag. Georg Kantioler aus Südtirol steigt<br />
auf die Kassianspitze in seiner Heimat, unten überzieht<br />
Hochnebel die Täler, gegenüber die Geislerspitzen.<br />
Dann drückt Kantioler auf den Auslöser.<br />
Geislerspitzen, Villnösstal, Südtirol<br />
Foto: Georg Kantioler<br />
10 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄13
Prämierte Lichtjäger<br />
Der mit insgesamt 6000 Euro Preisgeld<br />
dotierte IMS Photo Contest hat mittlerweile<br />
eine gewisse Reputation.<br />
Der BERGSTEIGER zeigt unter anderem<br />
die Bilder der drei Gewinner exklusiv.<br />
Im besten Fall können Fotos bewegen. Und<br />
zwar im Wortsinne. Das Siegerbild des Franzosen<br />
Alexandre Buisse beim diesjährigen<br />
Fotowettbewerb des International Mountain<br />
Summit bewegte nicht nur die Jury dazu, ihn<br />
mit dem ersten Platz auszuzeichnen. Französischen<br />
Kletterern war Buisses Bild vom<br />
Nevado Chopicalqui in der peruanischen<br />
Cordillera Blanca Anreiz genug, den Berg<br />
über den selten begangenen und im Foto<br />
sichtbaren Nordwestgrat zu besteigen. Und<br />
wen zieht es bei den Aufnahmen der Zweitund<br />
Drittplatzierten Richard Salcher (Südtirol)<br />
und Caillum Smith (Kanada) nicht auf<br />
eine Skitour vor die Sellatürme oder zu den<br />
Nordlichtern in Island? Jedenfalls bewegt<br />
allein der Wettbewerb des IMS schon viele<br />
Menschen. Dieses Jahr machten 2400 Hobby-<br />
und Profifotografen aus 100 Ländern mit.<br />
Dominik Prantl
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/13 AKTUELL<br />
Gut was los: 15 000<br />
Besucher kamen im<br />
Vorjahr nach München.<br />
Eintritt: kostenlos<br />
Am 17. 11. ab 10 Uhr in der BMW Welt.<br />
Kostenlose Tickets für die Vorträge im<br />
Tagungsraum 1 und 2 ab 9.30 Uhr im Foyer<br />
bzw. 2 Stunden vor Vortrags beginn.<br />
Veranstaltungsort: BMW Welt, Am Olym -<br />
pia park 1, 80809 München, Anfahrt am<br />
besten mit der U3, Station »Olympiazentrum«<br />
Infos und Programm:<br />
www.munich-mountains.de<br />
Am Tag davor fi ndet im Feierwerk (Hansastraße)<br />
von 8–13 Uhr der DAV-Alpinfl ohmarkt statt.<br />
Infos unter www.DAVplus.de/fl ohmarkt<br />
Alpintag 2013 in München<br />
DIE BERGE KOMMEN NACH MÜNCHEN<br />
Foto: DAV Sektion München & Oberland<br />
Große Zukunftsfragen<br />
beim Jubiläum<br />
SAC DISKUTIERT ZUM 150. GEBURTS-<br />
TAG DIE FOLGEN DES KLIMAWANDELS<br />
– DAV TRITT WIEDER DER UIAA BEI<br />
Es sind die großen Themen, denen sich<br />
der Schweizer Alpenclub stellt. Zu seinem<br />
150. Geburtstag hatte der SAC im Oktober<br />
nach Pontresina ins Engadin eingeladen<br />
und eine »Gipfelkonferenz« zur Zukunft des<br />
Bergsports anberaumt. Ein hochkarätig<br />
besetztes Podium debattierte die Folgen des<br />
Klimawandels und gab der tags darauf<br />
tagenden Generalversammlung der Union<br />
Internationale des Associations d’Alpinisme<br />
(UIAA) ein paar Handlungsempfehlungen<br />
mit auf den Weg. Der Präsident der Alpenschutzkommission<br />
CIPRA , Dominik Siegrist,<br />
wies darauf hin, dass die Gletscher der<br />
Alpen seit 1850 mehr als die Hälfte ihrer<br />
Fläche verloren haben. In der Folge würden<br />
nicht nur Aufstiegsrouten gefährlicher,<br />
es entstünden auch enorme Kosten beispielsweise<br />
zum Erhalt exponiert liegender<br />
Hütten. Das Podium war sich einig, dass sich<br />
jeder Bergsportler stärker seiner Verant wortung<br />
für den Klimaschutz bewusst werden<br />
müsse. Zudem sprachen sich die Teilnehmer<br />
für eine intensivere internationale Zusammenarbeit<br />
der Bergsportverbände aus. Ein<br />
Zeichen in diese Richtung setzte der DAV:<br />
Er trat nach Jahren der Abstinenz wieder der<br />
UIAA bei, die sich künftig stärker für Klimaschutzziele<br />
einsetzen will.<br />
–mr–<br />
Foto: Wolfgang Beyer / wikipedia.de<br />
Ob die selbsternannte »<strong>Bergsteiger</strong>stadt« München nun wirklich ein Teil<br />
der Alpen ist oder nicht – am 17. November ist sie auf jeden Fall das Zentrum der<br />
Bergwelt. Dann findet in der BMW Welt der vierte »Munich Mountains«-Alpintag<br />
statt, veranstaltet von den AV-Sektionen München und Oberland zusammen mit<br />
dem Bruckmann Verlag und dem DAV Summit Club. Das diesjährige Programm<br />
findet erneut die Balance zwischen Vorträgen, Workshops und Eventmesse.<br />
Ob mit dem Rad nach Macchu Picchu, mit Ski auf den Manaslu oder Klettern in<br />
Kalifornien – bei den stündlich wechselnden Vorträgen geht es rund um die<br />
Berge der Welt. Auch die Praxis kommt nicht zu kurz: Bernd Ritschel führt in die<br />
Bergfotografie ein, Karl Gabl erläutert das komplexe Feld von Bergwetter und<br />
Tourenplanung. Zu Höhenangst, Lawinenkunde und Risikomanagement sind<br />
ebenfalls Workshops geplant. Viele Hersteller präsentieren zudem ihre aktuellen<br />
Ausrüstungstrends vor Ort.<br />
Wer selber aktiv werden will, kann am betreuten Kletterturm erste Schritte in<br />
die Vertikale unternehmen oder das Slacklinen ausprobieren. Im nahen Olympia -<br />
park finden zudem MTB-Fahrtrainings statt. Am Stand des Bruckmann Verlags<br />
laden gemütliche Sessel zum Schmökern in den neuesten Bergbüchern, Bildbänden<br />
und Tourenführern ein. Das Beste am Alpintag: Die Wege zwischen den Veranstaltungsorten<br />
sind kurz, so dass nach jedem Event problemlos zum nächsten<br />
gewechselt werden kann.<br />
–te–<br />
Südwandsolo<br />
UELI STECK AN DER ANNAPURNA<br />
Es ist ein Meilenstein im Höhenbergsteigen:<br />
Nach zwei Anläufen hat Ueli<br />
Steck die Südwand der Annapurna allein<br />
und auf einer neuen Route durchstiegen.<br />
Am 10. Oktober um zwei Uhr nachts<br />
Stecks Route durch die 2500-Meter-Wand stand der Schweizer Ausnahmeathlet auf<br />
dem Hauptgipfel (8091 m). Vom Wandfuß<br />
und zurück benötigte er nur 28 Stunden. Im Proviant: 6 Powerbars und<br />
100 Gramm Käse. Steck vollendete die Franzosenroute von 1992, auf der Pierre<br />
Béghin bei 7100 Metern tödlich abgestürzt war. Nach Stecks Versuchen von<br />
2007 und 2008 sowie dem Drama im Frühjahr am Everest erscheint sein Erfolg<br />
umso größer: »Mehr kann ich als <strong>Bergsteiger</strong> gar nicht erreichen«, sagte Steck. –te–<br />
12 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 12/13 AKTUELL<br />
Berg-Splitter<br />
Foto: Frank Kretschmann<br />
Historische Wiederholung<br />
Eine Zweitbegehung nach 28 Jahren: Das<br />
gelang Josh Wharton und Jon Walsh in den<br />
Rocky Mountains. Mit 5000 Kalorien für vier<br />
Tage kletterten sie im September den berüchtig<br />
ten Nordpfeiler (5.11b/A1) am North<br />
Twin Peak (3731 m), den Barry Blanchard und<br />
David Cheesmond 1985 erstbegangen hatten.<br />
Fazit nach der Tour im kanadischen Bröselkalk:<br />
»Nicht zur Nachahmung empfohlen!« –te–<br />
Eiger-Trilogie vollendet<br />
Ein Stück Alpingeschichte schrieben Robert<br />
Jasper und Roger Schäli am 2. August diesen<br />
Jahres am Eiger: Nach der Japanerdirettissima<br />
(2009) und der Harlin-Direttissima (2010)<br />
konnte das Duo nun auch die Piola-Ghilini<br />
(5.10b/A3) frei klettern. Die für viele letzte<br />
große Linie der Alpen wurde 1983 von den<br />
Namensgebern in fünftägiger Arbeit durch den<br />
steilsten Teil der Wand gelegt.<br />
–te–<br />
Robert Jasper und Roger Schäli<br />
Neue Haken im Allgäu<br />
Am Oberjoch bei Bad Hindelang wird derzeit<br />
das Klettergebiet »Weihar« saniert. Zusammen<br />
mit den lokalen Erschließern tauscht die<br />
IG Klettern alte Haken und setzt moderne Um -<br />
len ker. Auch die Wege und Zustiege werden<br />
erneuert.<br />
–te–<br />
Zurück zu den Wurzeln<br />
Seit der beliebten Website »Alpine Auskunft«<br />
im Juli diesen Jahres ein neues Layout verpasst<br />
wurde, liefen die User in Scharen davon:<br />
70 % weniger Einträge und 100 % negative<br />
Rückmeldung – zu langsam, zu aufgeblasen war<br />
die Seite. »Dieser Schuss ging nach hinten los«,<br />
sagt Initiator Werner Flörl. Im Oktober wurde die<br />
Seite auf das alte Layout umgestellt. Mehr dazu<br />
im Webtipp auf Seite 18.<br />
–te–<br />
Foto: BGLT<br />
Foto: Alexander Römer<br />
Den Gefahren ausweichen<br />
3. SKITOURENFESTIVAL BERCHTESGADEN<br />
Skitourengehen boomt – auch und besonders auf der Piste. Zum 3. Berchtesgadener<br />
Skitourenfestival (21.–23. 02. 2014) haben die Veranstalter deshalb das<br />
Thema »Kollisionsprävention« ins Programm genommen: Wer hat Vorfahrt, wann<br />
dürfen Pistenbereiche begangen werden, wo sind sie tabu? Dazu werden zahlreiche<br />
Workshops zu Lawinenkunde und Fahrtechnik angeboten. Skitests und Tagesskitouren<br />
auf verschiedenen Leistungsniveaus runden das Festival ab. Außerdem<br />
findet ein nächtliches Charity-Skitouren-Rennen für den guten Zweck statt. –te–<br />
Proben für den<br />
Ernstfall<br />
LAWINENCAMP BAYERN<br />
Jeden Winter passieren weit<br />
über 100 Lawinenunglücke in<br />
den Alpen, viele davon mit tödlichem<br />
Ausgang für Freerider und<br />
Skitourengeher. »Erfahrungsmangel<br />
und fehlende Auseinandersetzung<br />
mit den subjektiven und objektiven<br />
Gefahren«, nennt Alexander Römer<br />
Das Charity-<br />
Rennen: Vollgas<br />
bei Flutlicht<br />
als Ursachen für diese vermeidbaren Unfälle. In Kooperation mit dem BERGSTEIGER<br />
bietet der Bergführer von Hauser Alpin Schulungen für Skitourengeher, Freerider<br />
und Schneeschuhwanderer an: Sein Konzept, das »Lawinencamp Bayern«, besteht<br />
aus fünf aufeinander aufbauenden Kursen in Theorie und Praxis. Camp 1 richtet sich<br />
an Einsteiger ins Thema; aber auch Fortgeschrittene können ihre Kenntnisse bei<br />
den praktischen Übungen mit LVS-Gerät, Sonde und Schaufel rund um das Taubensteinhaus<br />
im Spitzing-Skigebiet auffrischen. Wer tiefer in das Lawinen-Risiko-<br />
Management einsteigen möchte, kann zusätzlich die Fortgeschrittenen-Camps<br />
buchen. Bei Camp 2 geht es einen Abend lang um die perfekte Tourenvorbereitung:<br />
Gemeinsam wählt und arbeitet die Gruppe eine Tour entsprechend den aktuellen<br />
Verhältnissen aus. Camp 3 (für Skitourengeher und Freerider; Spitzinggebiet),<br />
4 (für Schneeschuhwanderer) oder 5 (für Skitourengeher und Freerider; Tuxer Alpen)<br />
schult vor allem die Führungsqualitäten. Die Teilnehmer lernen, die Verhältnisse<br />
vor Ort richtig zu beurteilen und eine optimale Aufstiegsspur anzulegen. Weitere<br />
Informationen unter www.lawinencamp-bayern.de<br />
–dst–<br />
Mitmachen<br />
und<br />
gewinnen!<br />
Zwei Tourengeher orten ein vergrabenes<br />
LVS-Gerät beim Lawinencamp am Spitzing.<br />
Fünf BERGSTEIGER-Leser dürfen kostenlos an Camp 2 (Theorie-Abend) teilnehmen.<br />
Senden Sie die richtige Antwort auf folgende Frage an redaktion@bergsteiger.de<br />
oder per Post an Redaktion <strong>Bergsteiger</strong>, Infanteriestraße 11a, 80797 München:<br />
Bei welcher Gefahrenstufe passieren die meisten Lawinenunfälle?<br />
14 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Foto: nock/ art, Johannes Puch<br />
Artig wandern<br />
DAS MEHRJÄHRIGE KUNSTPROJEKT NOCK/ ART<br />
STARTET IN DEN BERGEN UM BAD KLEINKIRCHHEIM<br />
Es waren einfache Regeln, die der Künstler Hamish Fulton den etwa<br />
200 Menschen auf ihren Weg mitgab: Bewegen in Zeitlupe, eine Stunde lang,<br />
schweigend, mit einer Armlänge Abstand zum Vordermann. Mit diesem<br />
»Public Art Walk« eröffnete der weltberühmte »Walking Artist« aus England<br />
am 21. September die Projektreihe nock/ art in Bad Kleinkirchheim.<br />
Elf namhafte, internationale Künstler – darunter Roman Signer, Gottfried<br />
Bechtold und Andy Goldsworthy – werden während der nächsten Jahre<br />
Skulpturen und temporäre<br />
Aktionen in den Nockbergen<br />
realisieren. Als nächste geht<br />
die Gruppe »AO&« an den<br />
Start: Ab Mitte Mai 2014 verwandeln<br />
die drei Künstler aus<br />
Vorarlberg ein Hotel vor Ort<br />
in das »Hotel Konkurrenz«.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.nockart.at –dst–<br />
Auftakt in Osttirol<br />
1. AUSTRIA-SKITOURENFESTIVAL IN LIENZ<br />
Eine Mischung aus Messe, Vorträgen und geführten Touren bestimmt<br />
das Programm des Austria Skitouren-Festivals in Lienz vom 12.–15. 12. 2013.<br />
In Zukunft soll das Skitourenfestival »die zentrale Auftaktveranstaltung für<br />
den Winter in Osttirol« werden, hofft Landesobmann Franz Theurl. Am Freitag<br />
und Sonntag steht jeweils eine Skisafari auf dem Programm. Zwei verschiedene<br />
Skitourenrennen gibt es am Samstag, dem 14. Dezember. Über 500 Höhenmeter<br />
geht es für die Hobbyrennläufer aufwärts, die Elite misst sich über<br />
2000 Höhenmeter. Zu den Highlights zählt außerdem der Filmvortrag »Skitour<br />
Extrem« von Gerlinde Kaltenbrunner. Mit Experten der Österreichischen<br />
Bergrettung lernen Besucher, wie man Schneeprofile richtig analysiert.<br />
Expertenwissen aus der Praxis wird außerdem in den Vorträgen von Thomas<br />
Gaisbichler, Rudi Mair und Patrick Nairz vermittelt. Das Festival soll laut<br />
OEAV-Präsident Andreas Ermacora »für Natur und Gefahren sensibilisieren«.<br />
Informationen und Anmeldung unter: www.dolomitensport.at –te–<br />
PROGRAMM<br />
Veranstaltungsort: Dolomitenhalle<br />
Lienz, Amlacherstraße 1, A-9900 Lienz<br />
Donnerstag, 12. 12.: Eröffnung, Expo und<br />
Welcome Party ab 16 Uhr<br />
Freitag, 13. 12.: Skisafari Osttirol (ab<br />
8.30 Uhr), Vortrag Mair/Nairz (18.30 Uhr),<br />
Vortrag Kaltenbrunner (20 Uhr)<br />
Samstag, 14. 12.: Skitourenrennen<br />
»H 2000«, ab 9 Uhr, Praxisworkshop<br />
Schneeprofi le 13 Uhr, 19.30 Uhr Vortrag<br />
Gaisbichler<br />
Sonntag: 15. 12.: Skisafari Osttirol<br />
Kosten: Je 25 Euro Startgebühr für die<br />
»H 2000«-Skitourenrennen<br />
Foto: Veranstalter<br />
Ambros Gasser führt<br />
die ASI im Sinne<br />
seines Vaters weiter.<br />
50 Jahre Alpinschule<br />
Innsbruck<br />
DER ANBIETER WELTWEITER<br />
WANDERREISEN FEIERT GEBURTSTAG<br />
Genau 50 Jahre ist es her, dass der Bergführer<br />
Hannes Gasser die Alpinschule Innsbruck (ASI)<br />
gegründet hat. Seine Idee, Reisen für Wanderer<br />
und <strong>Bergsteiger</strong> im Alpenraum anzubieten,<br />
funktioniert mittlerweile auch weltweit mit<br />
Reisen in mehr als 70 verschiedene Länder:<br />
Eine halbe Million Gäste haben die Angebote<br />
der ASI bisher genutzt. Als Gasser 1996 nach<br />
kurzer, schwerer Krankheit starb, übernahm<br />
seine Frau Elfi die Firma. Seit 2011 führt<br />
Sohn Ambros die Geschäfte gemeinsam mit<br />
Hannes Huber. Für das kommende Jahr hat<br />
ASI neben neuen Schwerpunktreisen, die<br />
auf Natur, Komfort, Gemütlichkeit und Flexibilität<br />
ausgerichtet sind, auch fünf weitere<br />
Destinationen ins Programm mit aufgenommen:<br />
Kirgistan, Indonesien, Georgien, das<br />
Baltikum, die Abruzzen und die spanische<br />
Sierra de Guadarrama.<br />
–dst–<br />
Berg-Fundstück<br />
GESCHMACK<br />
DER BERGE<br />
Die XL-Kaugummi-Dragées<br />
mit<br />
einer speziellen<br />
20-Kräuter-Mischung<br />
stecken im praktischen Zip-<br />
Beutel. Mit solch einer Offerte<br />
kann man sich am Berg bei den<br />
meisten beliebt machen …<br />
Alprausch, Schwiizer Chrüter Kaugummi,<br />
www.alprausch-sweets.ch, 1,49 €<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 15
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 12/13 AKTUELL<br />
Die CIPRA sieht<br />
alpine Gewässer wie<br />
die Isel in Gefahr.<br />
GASTBeitrag<br />
Foto: Dagmar Steigenberger<br />
Versiegender Strom<br />
CIPRA INTERNATIONAL TAGT ZUM THEMA WASSER IN DEN ALPEN<br />
Foto: privat<br />
Der Sportjournalist Tobias Laure<br />
ist Xxxxxxx bei Mountain ist stellvertretende Wilderness Geschäftsführerin<br />
Experte der für Internationalen das Thema Olympia. Alpenschutz-<br />
der<br />
konvention CIPRA<br />
»Nein zu Winterspielen«<br />
Es geht um die Berge beim Bürgerentscheid<br />
zur Münchner Olympia-Bewerbung – und um die<br />
Frage, was der Mensch in diesen alpinen und<br />
voralpinen Naturräumen opfern will für 17 Tage<br />
Sport und Spektakel. Die Olympische Idee<br />
ist eine schöne, die Magie des großen Festes<br />
verzaubert noch immer. Aber es gibt Entwicklungen,<br />
die nicht übersehen, verdrängt oder<br />
verleugnet werden dürfen – so wie in den<br />
Münchner Bewerbungsanläufen für 2018 und<br />
nun 2022. Der Klimawandel und der steigende<br />
Druck auf die Alpen machen Winterspiele zu<br />
einer heiklen Veranstaltung. Dazu fordert und<br />
fördert das Internationale Olympische Komitee<br />
(IOC) Gigantismus und Kommerzialisierung.<br />
Die Bewerber folgen dem nur allzu gerne.<br />
Wer kleinere Spiele anbieten, auf Kunstschnee<br />
verzichten oder die Knebelverträge des IOC<br />
ablehnen würde, hätte bei den »Herren der<br />
Ringe« keine Chance. Ein Umdenken des IOC ist<br />
nur mit geballtem Druck zu erreichen, wenn<br />
alle Bewerberstädte sich gemeinsam den naturschädlichen,<br />
umsatzorientierten IOC-Vorgaben<br />
verweigern würden.<br />
Stattdessen pressen sie in München und anders -<br />
wo Beruhigungspillen: Die Spiele seien gut für<br />
die Infrastruktur und grün wie nie zuvor, die Natur-<br />
Eingriffe minimal, die Kosten im Rahmen, der<br />
Image-Gewinn immens.<br />
»Dein Heimspiel«, steht auf den Plakaten der<br />
Olympia-Befürworter. Doch ein Spiel sind<br />
die Spiele längst nicht mehr, dafür steht zu viel<br />
auf dem selbigen. Die Alpen sind kein Spielplatz<br />
des IOC. Mountain Wilderness lehnt die<br />
Münchner Bewerbung daher klar ab.<br />
Das Potenzial der Wasserkraft in den Alpen ist ausgeschöpft. So lautet<br />
das Fazit der Jahresfachtagung zum Thema »Wassertrog Alpen«, zu der die Alpenschutzkommission<br />
CIPRA Anfang Oktober nach Bozen eingeladen hatte. Mario<br />
Broggi, der ehemalige Präsident von CIPRA International, sagte in seinem Eröffnungsvortrag:<br />
»Gewisse Wasserkraftanlagen hätten nie gebaut werden dürfen.«<br />
Erst jetzt erkenne man die massiven ökologischen Auswirkungen, die zu einem<br />
»leisen Verschwinden der Vielfalt« führten. Broggi, der Anfang der 1990er-Jahre<br />
am Schweizer Bundesgesetz über den Schutz der Gewässer mitgearbeitet hat,<br />
fordert eine Güterabwägung zwischen dem Nutzwert und dem Wert der alpinen<br />
Landschaft an sich.<br />
Georg Kaser vom Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Innsbruck<br />
wies in seinem Vortrag darauf hin, dass der Wasserabfluss aus Gletschern<br />
voraussichtlich spätestens nach 2050 abnimmt. Die Alpen verlören damit ihre<br />
Funktion als Trinkwasserspeicher – und die Kraftwerke ihre Rentabilität.<br />
Dass die Energiepolitik alleine das Problem nicht lösen könne, darüber war man<br />
sich in Bozen einig. Nur wenn weniger Energie verbraucht werde, könne die<br />
Energiewende nachhaltig gestaltet werden.<br />
–dst–<br />
Herausgeputzt<br />
ABFALLSAMMELN AM MER<br />
DE GLACE UND JUWELENFUND<br />
AM BOSSONS-GLETSCHER<br />
Metallkabel, Dosen, Plastikverpackungen<br />
und Glasflaschen:<br />
Zweieinhalb Tonnen Müll haben<br />
die etwa 100 Freiwilligen bei der<br />
Putzaktion am 20. September am 2,5 Tonnen Müll: Putzaktion am Mer de Glace<br />
Mer de Glace gesammelt. 2008 hatte<br />
die Lafuma-Gruppe, ein Zusammenschluss aus renommierten Bergsportfirmen,<br />
die Aktion am Mont Blanc gemeinsam mit dem französischen Alpenverein (CAF)<br />
und einigen Umweltorganisationen ins Leben gerufen. Seither wird jeden Herbst<br />
gesammelt; mehr als 13 Tonnen Abfall sind dabei schon ins Tal getragen worden.<br />
Aber nicht alle Spuren, die Menschen auf Gletschern hinterlassen, sind Müll.<br />
Ein 20-jähriger Franzose stieß Anfang September am Bossons-Gletscher auf eine<br />
Kiste mit Edelsteinen. Schätzungen zufolge sind die Juwelen 130000 bis 246000<br />
Euro wert. Sie gehörten vermutlich zur Fracht eines der beiden indischen Flugzeuge,<br />
die 1950 und 1966 am Mont Blanc zerschellt sind. Sollte sich kein Besitzer<br />
ermitteln lassen, darf der junge Finder den Schatz selbst behalten.<br />
–dst–<br />
Foto: Lafuma Group<br />
16 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Foto: Dagmar Steigenberger<br />
Die höchste<br />
Windkraftanlage<br />
Europas am<br />
Nufenenpass<br />
Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
Alpen unter Druck<br />
PODIUMSDISKUSSION ZUR ENERGIEWENDE<br />
Wie wird die Energiewende die Alpen verändern?<br />
Dieser Frage stellen sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion,<br />
die der Deutsche Alpenverein (DAV) am<br />
Mittwochabend, 13. November, im Haus des Alpinismus<br />
auf der Münchner Praterinsel veranstaltet.<br />
Rudi Erlacher, Vorsitzender des Vereins zum Schutz<br />
der Bergwelt und Mitglied im DAV-Bundesausschuss<br />
Natur- und Umweltschutz, wird den Abend um<br />
19.30 Uhr mit einem Impulsvortrag eröffnen. An der<br />
Diskussion nehmen neben Erlacher auch der DAV-<br />
Vizepräsident Ludwig Wucherpfennig, Erwin Rothgang<br />
(Präsident CIPRA Deutschland) und Robert Götz (Leiter der Energieagentur im<br />
Bayerischen Wirtschaftsministerium) sowie weitere Vertreter der Energiepolitik und<br />
-wirtschaft aus Deutschland und Österreich teil. Die Veranstaltung bildet den Auftakt<br />
zu einer Reihe von Podiumsdiskussionen und führt hin zum Thema der Ausstellung<br />
»Alpen unter Druck«, die im März 2014 im Haus des Alpinismus eröffnet wird. –dst–<br />
Zitat des Monats<br />
»Die Berge sind ein universelles Natur- und<br />
Kulturerbe der ganzen Menschheit. Dies bedeutet,<br />
dass wir für die Berge der Welt gemeinsam Sorge<br />
tragen müssen. Für deren Schutz, aber auch für<br />
deren nachhaltige Nutzung. Als Bewohner und<br />
Bewirtschafter ebenso wie als Besucher und Gäste.«<br />
Dominik Siegrist, Präsident der Inter nationalen Alpenschutzkommission CIPRA,<br />
anlässlich der Feierlichkeiten zu »150 Jahre Schweizer Alpenclub«<br />
Umwelt-Ticker<br />
+++ Die Planungen für das Pumpspeicherkraftwerk<br />
am Jochberg liegen momentan auf Eis. Die<br />
Energieallianz Bayern, der vorgesehene Betreiber<br />
des Kraftwerks, will sich nicht gegen »unüberwindbare<br />
lokale Hindernisse« durchsetzen. +++<br />
Gut 25 Jahre lang wurde der Schneeferner an der<br />
Zugspitze im Sommer mit Planen abgedeckt,<br />
nun ist Schluss. Die Bayerische Zugspitzbahn hat<br />
den Kampf gegen das Schmelzen des Gletschers<br />
aufgegeben. +++ Die Falkenhütte soll zum<br />
Denkmal werden: Eine erste Ortsbegehung mit<br />
Vertretern des Amts für Denkmalschutz fand<br />
bereits statt. Das Haus unter der Laliderer-Nordwand<br />
wurde 1923 erbaut und ist im Besitz<br />
der DAV-Sektion Oberland. Bis zur Entscheidung<br />
werden allerdings noch einige Monate vergehen.<br />
+++ Der Gipfel der Demelspitze am Brauneck<br />
steht zwar noch, ist aber mittlerweile so porös,<br />
dass nicht einmal mehr das Kreuz geborgen wer -<br />
den kann. +++ Die Petition »Pro Hütten und<br />
Wege« des Österreichischen Alpenvereins (OeAV)<br />
hatte Erfolg: Ende September wurden 125 000<br />
Unterschriften an Bundespräsident Heinz Fischer<br />
übergeben. Dieser sicherte daraufhin eine Anhe<br />
bung der Fördermittel zu. +++ AlpNet hat Ende<br />
September mehr als 300 Spitzenvertreter des<br />
Alpentourismus zum Netzwerktreffen nach<br />
Chamonix geladen. theALPS fand bereits zum<br />
vierten Mal statt und hat das Ziel, nachhaltigen<br />
und sensiblen Alpentourismus zu fördern. +++
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 AKTUELL<br />
12/13 AKTUELL<br />
Medien<br />
BergBücher …<br />
Alexander Huber<br />
»DIE ANGST – DEIN BESTER FREUND«<br />
184 Seiten, Format 15 x 21,5 cm,<br />
gebunden mit Schutzumschlag,<br />
Ecowin Verlag, Salzburg 2013, Preis 19,95 €<br />
Alpinisten reden gerne über<br />
Gipfelerfolge, ab und an auch über<br />
das Scheitern. Dass Angst thematisiert wird, ist eher selten der<br />
Fall – will es doch gar nicht zum Heldenhaften passen, der Aura,<br />
die sich <strong>Bergsteiger</strong> gerne verpassen. Allein schon deshalb ist<br />
es Alexander Huber hoch anzurechnen, dass er über seine Angst<br />
vor großen Projekten offen spricht. Ja sogar zugibt, dass er in<br />
einen Strudel der Angst geriet, die ihn lähmte, so dass er zeitweise<br />
Angst vor der Angst hatte und psychologische Hilfe brauchte.<br />
Alexander Huber macht aber auch klar, wie wichtig die Angst für<br />
ihn als Kletter-Profi ist. Sie ist gewissermaßen seine Lebensversicherung.<br />
»Die Angst hilft mir, meine gefährlichen Aktionen zu<br />
überleben«, schreibt er. Letztlich macht das Buch Mut, Ängste<br />
zu akzeptieren, sie genau wahrzunehmen und dadurch die eigenen<br />
Grenzen zu verschieben. In Richtung Erfolg.<br />
–mr–<br />
Pierre Chavot<br />
»MYSTISCHE BERGE«<br />
224 Seiten, 24 x 31 cm, Hardcover,<br />
Frederking & Thaler Verlag,<br />
München 2013, 39,99 €<br />
Seit jeher verortet die<br />
Menschheit ihren Glauben<br />
in der Natur. Und wo wäre<br />
man dem Himmel näher, als<br />
auf den Bergen? Chavots Bildband<br />
präsentiert detailliert<br />
und bildgewaltig 34 verehrte<br />
Gipfel aus aller Welt. Darunter<br />
finden sich Altbekannte<br />
wie Olymp, Ayers Rock und<br />
Mount Everest, aber auch<br />
der Adam’s Peak auf Sri Lanka,<br />
auf den Adam nach seiner<br />
Vertreibung aus dem Paradies<br />
gefallen sein soll. –te–<br />
Vertical Life Team<br />
»SPORTCLIMBING IN THE<br />
DOLOMITES«<br />
432 Seiten, Format 15 x 21 cm,<br />
Vertical Life, Brixen 2013, 31,90 €<br />
Eigentlich fährt man zum<br />
Alpinklettern in die Dolomiten!<br />
Dass es in den »bleichen Bergen«<br />
aber auch für Sportkletterer<br />
exzellente Ziele gibt, die<br />
eine Reise wert sind, beweist<br />
dieser opulente Führer. Mehr<br />
als 50 Klettergebiete zwischen<br />
Fassatal und Hochpustertal,<br />
zwischen Gröden und Cortina<br />
werden anhand detaillierter<br />
Phototopos und genauen<br />
Infos präsentiert – ein »Lust-<br />
Macher« auf einen Dolomiten-<br />
Aufenthalt. (dt./ital./eng.) –ak–<br />
BergApp … BergFilm … BergWeb …<br />
Foto: Vidicom<br />
PEAKHUNTER<br />
Wofür? Virtuelles Gipfelbuch mit GPS-Beweis für<br />
pfl ichtbewusste Sammler.<br />
Wie? Funktioniert ohne Netz. Der Eintrag ist erst<br />
möglich, wenn das GPS des Smartphones mit den<br />
Gipfelkoordinaten übereinstimmt.<br />
Wieviel? Kostenlos für iOS und Android (ab 2.3)<br />
Warum? Schon mancher Solobergsteiger kam<br />
ohne GPS-Beweis in arge Erklärungsnöte... –te–<br />
»DIE ALPEN«<br />
Serpentinen werden zu abstrakten<br />
Gemälden, Bilder von Felsformationen<br />
erinnern an Mondlandschaften und<br />
Bergdörfer sehen aus, als würden sie aus<br />
Puppenhäusern bestehen. Der Film<br />
»Die Alpen – Unsere Berge von oben«<br />
zeigt die schönsten Gipfel, Täler und<br />
Landschaften in gestochen scharfen Aufnahmen.<br />
Die luftige Expedition führt<br />
u. a. über die Dolomiten, den Mont Blanc,<br />
das Allgäu und den Aletschgletscher. –sz–<br />
Von: Peter Bardehle, Sebastian Lindemann<br />
Mit: Udo Wachtveitl als Sprecher<br />
Aus: Deutschland<br />
www.alpine-auskunft.de<br />
Einst die Referenz für aktuelle Tourenbedingungen<br />
in den Ostalpen. Ein Relaunch<br />
mit Kartenfunktionen und neuem Layout<br />
sollte noch mehr <strong>Bergsteiger</strong> anziehen,<br />
bremste die Seite aber aus. Nach heftigster<br />
Nutzerkritik haben die Betreiber von<br />
der AV-Sektion Innsbruck die Seite wieder<br />
umgestellt, denn: »Die Sicherheit steht<br />
im Vordergrund«. Und die steigt, je mehr<br />
Nutzer berichten. Mit dem gewohnten<br />
System ist die neue, alte Seite wieder<br />
un eingeschränkt empfehlenswert (und<br />
smartphone-tauglich), Einträge sind ohne<br />
Registrierung möglich.<br />
–te–<br />
18 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
TV-Programm November / Dezember 2013<br />
11.11. | 12.55 | Arte<br />
360° – Geo Reportage<br />
Der weiße Berg von Feuerland<br />
Dauer: 52 Min.<br />
17.11. | 23.15 | Servus TV<br />
AH<br />
K2 – Schicksalsberg<br />
im Himalaya<br />
Dauer: 75 Min.<br />
22.11. | 20.15 | Servus TV<br />
AH<br />
Bergwelten<br />
Peter Aufschnaiter<br />
Dauer: 62 Min.<br />
26.11. | 21.00 | ZDF Kultur<br />
Die European Outdoor<br />
Film Tour<br />
Dauer: 60 Min.<br />
11.11. | 22.15 | N24<br />
Amerika – Wildes Land<br />
Berge<br />
Dauer: 39 Min.<br />
12.11. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa Südtirol<br />
Dauer: 57 Min.<br />
13.11. | 7.45 | Arte<br />
Auf Expeditionsreise durch<br />
Tansania Die Klimawelt<br />
des Kilimandscharo<br />
Dauer: 43 Min.<br />
13.11. | 21.15 | MDR<br />
Biwak<br />
Berge, Menschen, Abenteuer<br />
Dauer: 30 Min.<br />
J14.11. | 8.00 | ZDF Info<br />
Das andere Ende der Welt<br />
Winterreise durch Neuseeland<br />
Dauer: 45 Min.<br />
14.11. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa Zypern<br />
Dauer: 57 Min.<br />
14.11. | 20.15 | N 3<br />
Länder – Menschen –<br />
Abenteuer<br />
Zwischen Alpen und Triest<br />
Dauer: 45 Min.<br />
14.11. | 21.00 | N 3<br />
Länder – Menschen –<br />
Abenteuer<br />
Die Alpen von oben<br />
Dauer: 45 Min.<br />
15.11. | 12.50 | Arte<br />
360° – Geo Reportage<br />
Spitzbergen – eisige Insel<br />
Dauer: 52 Min.<br />
16.11. | 19.00 | BR<br />
natur exclusiv<br />
Expedition Neuguinea<br />
Dauer: 45 Min.<br />
18.11. | 14.15 | N 3<br />
Bilderbuch<br />
Fichtelberg – Rund um<br />
Sachsens höchsten Gipfel<br />
Dauer: 45 Min.<br />
18.11. | 15.15 | N 3<br />
Auf dem Ob durch die Taiga<br />
Eine Sommerreise<br />
durch Sibirien<br />
Dauer: 45 Min.<br />
18.11. | 15.25 | Arte<br />
Die neuen Paradiese<br />
Costa Rica – Natur pur<br />
Dauer: 26 Min.<br />
J20.11. | 13.25 | 3sat AH<br />
Abenteuer im Himalaya<br />
Dauer: 30 Min.<br />
20.11. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Alpi Apuane<br />
Dauer: 61 Min.<br />
21.11. | 17.00 | 3sat<br />
Wunderland: Der Hohgant<br />
Eine Reise durch die Schweiz<br />
Dauer: 45 Min.<br />
21.11. | 17.45 | 3sat<br />
Wunderland:<br />
Das Val de Travers<br />
Dauer: 45 Min.<br />
21.11. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Der wilde Tara Canyon<br />
Dauer: 59 Min.<br />
22.11. | 11.30 | N 3<br />
In den Bergen des Himalaya<br />
Yak!<br />
Dauer: 45 Min.<br />
22.11. | 19.15 | Servus TV<br />
Aus dem Leben Mit dem<br />
Ballon über die Alpen<br />
Dauer: 30 Min.<br />
23.11. | 7.30 | ZDF Neo<br />
Bergretter im Himalaya<br />
Einsatz am Everest<br />
Dauer: 45 Min.<br />
23.11. | 8.15 | ZDF Neo<br />
Bergretter im Himalaya<br />
Rettung am Manaslu<br />
Dauer: 45 Min.<br />
23.11. | 16.45 | alpha<br />
Fernweh<br />
Patagonien<br />
Dauer: 25 Min.<br />
24.11. | 10.15 | MDR<br />
Wilde Pyrenäen<br />
Berge des Lichts<br />
Dauer: 43 Min.<br />
24.11. | 14.25 | Servus TV<br />
Naturparadies<br />
Island – Land der Wunder<br />
Dauer: 57 Min.<br />
J24.11. | 19.25 | S: Disc. Channel<br />
Naturwunder der Erde<br />
Alaska<br />
Dauer: 45 Min.<br />
24.11. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Magazin<br />
Dauer: 30 Min.<br />
26.11. | 7.10 | ZDF Neo<br />
Unterwegs zum Nordkap –<br />
Winterreise durch<br />
Skandinavien<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.11. | 14.45 | SWR<br />
Bilderbuch<br />
Neuschwanstein und die<br />
Bergwelt des Märchenkönigs<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.11. | 15.15 | N 3<br />
Winterreise durch Lappland<br />
Leben jenseits<br />
des Polarkreises<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.11. | 22.00 | SWR<br />
Fahr mal hin<br />
Im farbenfrohen<br />
Schwarzwald – auf Rädern<br />
durch den Naturpark<br />
Dauer: 30 Min.<br />
27.11. | 11.30 | HR<br />
service: reisen<br />
Erzgebirge<br />
Dauer: 25 Min.<br />
28.11. | 14.30 | HR<br />
Costa Rica – Naturparadies<br />
im Schatten der Vulkane<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
29.11. | 6.30 | Phoenix<br />
Winterreise<br />
Von Usedom ins Gletschereis<br />
Dauer: 45 Min.<br />
29.11. | 15.15 | RBB Berlin<br />
mareTV<br />
Traumreise ins ewige Eis<br />
Dauer: 45 Min.<br />
1.12. | 18.45 | S: Disc. Channel<br />
Naturwunder der Erde<br />
Hawaii<br />
Dauer: 48 Min.<br />
J4.12. | 17.00 | 3sat<br />
Indiens wilde Schönheit<br />
Der Himalaya<br />
Dauer: 45 Min.<br />
6.12. | 23.55 | S: Disc. Channel<br />
Everest: Spiel mit dem Tod<br />
Der Wächter des Bergs<br />
Dauer: 45 Min.<br />
8.12. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Magazin<br />
Dauer: 30 Min.<br />
Das tagesaktuelle<br />
TV-Programm finden Sie<br />
auf bergsteiger.de<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 19
TITELTHEMA<br />
Die<br />
Herbst-Zeitlosen<br />
Sonnenspots zum Verlängern der Bergsaison<br />
Es ist ein ehernes Gesetz in den Alpen: Wenn der November beginnt,<br />
lässt der Nebel nicht lange auf sich warten und die Sucherei nach<br />
geeigneten Zielen geht los. Dabei muss die Jagd nach der letzten<br />
Sonne der Bergsaison nicht zwingend im Süden enden.<br />
Der Zahn der Zeit nagt am<br />
Dolomitgestein der Grignetta<br />
über dem Comer See.<br />
Foto: Andreas Strauß<br />
20 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Angenommen, jeder Abschnitt einer<br />
Bergsaison hat sein eigenes<br />
Geräusch, an dem man ihn unter<br />
allen anderen sofort wiedererkennt.<br />
Das Klackern von<br />
Tourenbindungen im Winter. Das Knirschen<br />
auf Altschneefeldern im Frühling.<br />
Das Klimpern der Kletterausrüstung im<br />
Sommer, das Rascheln beim Laubschlurfen<br />
im Herbst. Was aber steht für diese undefinierbare<br />
Zeit zwischen Herbst und Winter,<br />
wenn Hoch-, Früh- und Bodennebel nicht<br />
nur alles Licht, sondern auch jedes Geräusch<br />
verschlucken? Oft nur das Klatschen<br />
von kaltem Regen ans Bürofenster.<br />
Es ist das untrügliche Zeichen dafür, dass<br />
der <strong>Bergsteiger</strong> seine Schäfchen im Trockenen<br />
haben sollte. Die Hütten sind geschlossen,<br />
die Bahnen in Revision. Für Hochtouren<br />
liegt meist schon zu viel Neuschnee, für<br />
Skitouren noch zu wenig. Klettern? Machen<br />
die Finger nicht lange mit. Zum Wandern<br />
sind die Tage zu kurz oder das Wetter zu<br />
schmuddelig. Selten sind die Berge so verwaist<br />
wie jetzt. Dabei hat der November<br />
seine Momente, für die man all das in Kauf<br />
nehmen würde – wenn sich die Sonne nur<br />
ein bisschen öfter zeigen würde. Aber wo,<br />
bitteschön, kann man sich jetzt noch einigermaßen<br />
darauf verlassen?<br />
Ja, es gibt sie wirklich, jene Bergwinkel,<br />
in denen die Sonne noch Kraft hat, wenn<br />
anderswo in den Alpen schon die Pfützen<br />
gefrieren. Wo Mütze und Handschuhe im<br />
Rucksack bleiben. Verwöhnte Regionen, wo<br />
den Bewohnern das Wort »Nebel« nur selten<br />
über die Lippen geht. Das Beste daran: Diese<br />
Regionen haben sich so günstig über den Alpenbogen<br />
verteilt, dass sich aus jeder Himmelsrichtung<br />
ein verlängerter Wochenend-<br />
Trip anbietet. Der Sonnen-Kompass zeigt<br />
an: Das Rofan mit warmen Südhängen in<br />
den Nordalpen, milde Hügel im Salzburger<br />
Lungau im Osten. Im Süden ein Sonnenklassiker,<br />
der Comer See. Im Westen mediterranes<br />
Flair in den Baronnies.<br />
Und was die Geräuschkulisse betrifft: Laut<br />
wird es an keinem dieser Ziele. Kein Klackern<br />
und kein Knirschen, kein Klimpern<br />
und nur wenig Rascheln. Vor allem aber:<br />
kein Schneematsch, sondern Sonne, Ruhe<br />
und viel Platz für den ganz persönlichen<br />
Saisonabschluss. Genießen Sie ihn!<br />
Thomas Ebert<br />
Foto: Andreas Strauß
Sonnenregion Lungau<br />
Im Schutz der Tauern<br />
1<br />
O<br />
Aussichts- und sonnenreich:<br />
Kammwanderung zum Gumma<br />
»Der Lungau ist der<br />
von Niederschlägen<br />
abgeschirmteste<br />
Bereich im Osten.<br />
Hier kann man<br />
die Bergsaison gut<br />
verlängern.«<br />
Charly Gabl<br />
KOMPAKT<br />
Wandern am Rand des Salzburger Lands<br />
Anreise: Mit dem Auto<br />
über Salzburg und die Tauernautobahn<br />
bis zur Ausfahrt<br />
St. Michael; mit dem Zug über<br />
Salzburg nach Tamsweg,<br />
St. Andrä und Mauterndorf<br />
Informationen:<br />
Ferienregion Lungau, Rotkreuzgasse<br />
100, 5582 St. Michael,<br />
Tel. 00 43/(0) 64 77/89 88,<br />
www.lungau.at, info@lungau.at<br />
Karte: Kompass 1:50 000,<br />
Blatt 67 »Lungau – Radstädter<br />
Tauern«<br />
Führer: Herwig Mayer<br />
»Lungau – Radstädter<br />
und Schladminger Tauern«,<br />
Bergverlag Rother<br />
Hütten und Gasthäuser,<br />
die noch offen haben:<br />
Ludlalm am Prebersee<br />
(1514 m), ganzjährig geöffnet,<br />
Tel. 00 43/(0) 64 74/75 52,<br />
www.preber.at;<br />
Wildbachhütte (1806 m), im<br />
Winter in den Weihnachtsferien<br />
durchgehend und dann bis<br />
März an den Wochenenden,<br />
Tel. 00 43/(0)6 64/4 10 75 13<br />
oder (0) 64 84/3 28,<br />
www.wildbachhuette.com;<br />
Landhotel Gasthof Bauer<br />
(1240 m) in Hintergöriach,<br />
ganzjährig geöffnet,<br />
Tel. 00 43/(0) 64 83/2 25,<br />
www.sepp-bauer.at<br />
Indoor-Tipps: Mittelalterliche<br />
Burg Mauterndorf, Burg -<br />
schenke ab Weihnachten bis<br />
10. Januar täglich geöffnet,<br />
Burg-Museum ab 31. Dezember<br />
Di und Do 11–19 Uhr,<br />
Abendführung Do 20 Uhr;<br />
Private Mineraliensammlungen<br />
in Inges Steingrotte in Mauterndorf<br />
und im restaurierten<br />
Troadkasten in Thomatal, nur<br />
nach Voranmeldung: Tel. 00 43/<br />
(0)6 64/2 14 51 97 (Thomatal),<br />
Tel. 00 43/(0)6 60/<br />
3 47 50 36 (Mauterndorf)<br />
Foto: Bernd Ritschel (li.), Ferienregion Lungau (2)<br />
22 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Nur die Gipfel tragen schon weiße<br />
Hauben: Herbst in St. Michael<br />
TOUREN<br />
Spätherbstliche Touren im Lungau<br />
Auf der Südseite der Salzburger Tauernkette gelegen,<br />
gilt der Lungau als eine der Sonnenregionen in den Alpen.<br />
Selbst im Dezember kann man hier noch spätherbstliche<br />
Wanderungen unternehmen.<br />
Gralati-See (1816 m)<br />
▶ leicht 4 Std.<br />
580 Hm 580 Hm<br />
Charakter: einfache Wanderung über<br />
verwachsene Almweiden und durch wilde<br />
Wälder zu einem versteckten Bergsee.<br />
Ausgangspunkt: Laßhoferalm (1270 m)<br />
etwa 5 km Mautstraße von Lessach<br />
Route: Laßhoferalm – Untere Gamsenalm<br />
(1400 m) – Hinteralmen – Wasserfall<br />
– Golling-Anger (1650 m) – Mariellahütte<br />
– Gralatisee – auf demselben Weg<br />
zurück zur Laßhoferalm<br />
Wiesberg und Wildbachhütte<br />
(1806 m)<br />
▶ leicht 5 Std.<br />
1050 Hm 1050 Hm<br />
Charakter: Sonnenreiche Wanderung<br />
zu einem beliebten Aussichtspunkt.<br />
Bei gutem Wetter und wenig Schnee lohnt<br />
sich der unschwierige Aufstieg in zusätzlichen<br />
1½ Std. zum Gumma, von dem<br />
aus man die Nockberge im Süden und<br />
die Tauern im Nordwesten im Blick hat.<br />
Ausgangspunkt: St. Andrä im<br />
Lungau (1055 m)<br />
Einkehr: Wildbachhütte (1806 m);<br />
Landhotel Gasthof Bauer (1240 m) in<br />
Hintergöriach<br />
Route: St. Andrä – Lasa (1190 m) –<br />
Wildbachhütte (1806 m) – optionaler<br />
Abstecher auf den Gumma (2315 m)<br />
– Granglitzalmen (1839 m)<br />
– Vordergöriach – Lasa –<br />
St. Andrä<br />
Lachriegel (2125 m)<br />
Tourenkarte 8<br />
Heftmitte<br />
▶ leicht 5½ Std.<br />
950 Hm 950 Hm<br />
Charakter: Gemütliche Rundtour<br />
durch das sagenumwobene Gebiet rund<br />
um den Prebersee; der kleine Gipfel des<br />
Lachriegel steht über dem Lessachtal<br />
und bietet eine herrliche Aussicht bis in<br />
die Hohen Tauern.<br />
Ausgangspunkt: Prebersee (1514 m)<br />
Einkehr: Ludlalm am Prebersee<br />
(1514 m)<br />
Route: Prebersee – Wagenberg (1402 m)<br />
– Golzgraben – Golzalm – Preberhalterhütte<br />
(1862 m) – Prodingerhütte<br />
– Ösnerhütte<br />
– Prebersee<br />
Tourenkarte 7<br />
Heftmitte<br />
Die Wildbachhütte ist zu jeder Jahreszeit<br />
einen Ausflug wert.<br />
Schon von weitem hebt der Almbauer<br />
die Hand zum Gruß. »Mein Hof ist<br />
der höchstgelegene im Lungau«, verkündet<br />
der Mann mit dem weißen<br />
Vollbart stolz, als er den Wanderern hoch<br />
über dem Lessachtal begegnet. Sein ausgestreckter<br />
Arm zeigt auf den Weiler Wagenberg,<br />
1402 Meter hoch gelegen. Darunter<br />
fließen die Täler in eine Hochebene, die aus<br />
einem Fleckenteppich von kleinen Ortschaften,<br />
gelben Wiesen und dunklen Wäldern<br />
mit goldfarbenen Tupfern besteht. Es ist Ende<br />
November. Hie und da hat sich der Schnee<br />
schon gegen die Sonne behaupten können.<br />
Doch so richtig weiß leuchten nur die Gipfel<br />
der Hohen Tauern im Nordwesten.<br />
Der Lungau gilt als die Sonnenregion<br />
schlechthin im Salzburger Land, zu dem<br />
er aus geografischer Sicht gar nicht mehr<br />
recht dazu gehört. Folgt man dem Murtal<br />
nach Osten, kommt man bald an die Grenze<br />
zur Steiermark. Bei den gelbbraunen<br />
Graskuppen der Nockberge am südlichen<br />
Horizont beginnt das Bundesland Kärnten.<br />
Mit der fernen Landeshauptstadt Salzburg<br />
verbindet den Lungau nur ein Jahrtausende<br />
alter Übergang über den Radstädter Tauernpass<br />
– und seit den 1970er-Jahren auch<br />
der Tauerntunnel, durch den die Autobahn<br />
führt. Sie brachte die Touristen in das beinahe<br />
vergessene Tal, das einst eines der<br />
wichtigsten Bergbaugebiete im Salzburger<br />
Land gewesen ist.<br />
In Bundschuh ließen die reichen Fürsten<br />
im Mittelalter nach Gold und Silber schürfen<br />
– mit Erfolg. Die zwei großen Mineraliensammlungen<br />
in Thomatal und Mauterndorf<br />
zeugen noch immer vom Reichtum,<br />
der hier im Gestein schlummert. Trotzdem<br />
wurde der Lungau Ende des 19. Jahrhunderts,<br />
als die Bergwerke schlossen, zu einer<br />
der ärmsten Regionen im Salzburger Land<br />
– Schuld daran war unter anderem seine<br />
vom Rest des Landes abgeschlossene Lage.<br />
Doch die hatte auch ihr Gutes. Im Lungau<br />
haben sich viele Traditionen erhalten, die<br />
man sonst nurmehr selten findet: beispielsweise<br />
die Art und Weise, wie man die Toten<br />
hier bettet. Sogenannte Sarchen – schwarz<br />
und silber bemalte Holzbretter – fassen<br />
die Gräber auf dem Lessacher Friedhof ein.<br />
Nur durch die kunstvollen schmiedeeiser-<br />
nen Kreuze unterscheiden sich die Gräber.<br />
Dann gibt es noch die reich verzierten<br />
Troadkästen, in denen Getreide und andere<br />
Lebensmittel aufbewahrt werden. Oder das<br />
»Schöpserne«, ein Eintopfgericht mit dem<br />
Fleisch von Jungschafen, die den Sommer<br />
auf der Alm verbracht haben. Die Einheimischen<br />
servieren das Kirchweihessen mit<br />
Meerrettich, Preiselbeeren und gebratenen<br />
Eachtlingen, einer regionalen Kartoffel-<br />
Spezialität. Dass sie hier so gut gedeihen,<br />
ist auch dem sonnigen Klima zu verdanken.<br />
Und das wiederum gäbe es nicht ohne den<br />
Schutzwall der Hohen Tauern im Nordwesten.<br />
Dagmar Steigenberger<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 23
»Un cappuccino, per favore!«<br />
2<br />
Spätherbst<br />
am Comer See<br />
S<br />
Zwei abweisende Häupter aus Dolomitgestein:<br />
Grignone und Grignetta<br />
KOMPAKT<br />
Stille Bergtage rund um den Comer See<br />
Anreise: Mit dem Auto<br />
entweder übers Engadin zum<br />
Comer See oder auf der Gotthard-Autobahn<br />
nach Lugano<br />
und weiter nach Menaggio am<br />
Comer See. Mit der Bahn via<br />
Basel/Zürich nach Mailand,<br />
dann weiter nach Como bzw.<br />
Lecco. Die Ortschaften am<br />
Ostufer des Sees haben Bahnanschluss<br />
(Sondrio-Linie),<br />
sonst gute Busverbindungen,<br />
Fähren nach Bellagio.<br />
Informationen: ATP Lecco,<br />
Via Nazario Sauro 6, I-23900<br />
Lecco; Tel. 00 39/3 41/<br />
36 23 60, www.aptlecco.com<br />
Karte: Kompass<br />
1:50 000, Blatt 91 »Lago di<br />
Como – Lago di Lugano«<br />
Führer: Eugen E. Hüsler<br />
»Wanderführer Lago Maggiore,<br />
Luganer und Comer See«,<br />
Bruckmann Verlag, München;<br />
Eugen E. Hüsler »Wanderführer<br />
Comer See«, Bergverlag<br />
Rother<br />
Hütten bzw. Hotels:<br />
Die Berghütten rund um den<br />
Comer See sind teilweise<br />
über den Winter geöffnet und<br />
bewirtschaftet, aber nur an den<br />
Wochenenden. Vorher unbedingt<br />
erkundigen! Viele Hotels<br />
halten Winterruhe. Empfehlenswertes,<br />
romantisch gelegenes<br />
Haus am Rand von Lecco (drei<br />
Sterne): Hotel Don Abbondio,<br />
Piazza Era 10, I-23900 Lecco;<br />
Tel. 0341/36 63 15,<br />
www.donabbondio.com<br />
Indoor-Tipps: Feine<br />
regio nale Küche bietet das<br />
Ristorante Vecchia Varenna,<br />
Via Scoscesa 14, in Varenna<br />
(Mo/Di geschlossen). Ein<br />
Spaziergang durch die Altstadt<br />
von Como ist jetzt sehr stimmungsvoll<br />
– kaum Touristen<br />
unterwegs. Einen Besuch wert<br />
ist das Seidenmuseum in<br />
Como (Via Castelnuovo 9).<br />
In Lecco wandelt man auf<br />
den Spuren von Alessandro<br />
Manzoni, dem Verfasser<br />
des berühmten Liebesromans<br />
»Die Verlobten«.<br />
»Im Comer-See-Gebiet<br />
gibt es zwar im<br />
Spätherbst hin und<br />
wieder Hoch nebel.<br />
Von den Temperaturen<br />
her bleibt es aber<br />
angenehm mild.«<br />
Charly Gabl<br />
24 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Fotos: Andreas Strauß<br />
TOUREN<br />
Wanderungen für Sonnenhungrige<br />
Wenn andernorts der erste Schnee liegen bleibt, bietet der<br />
Comer See eine wahre Tourenfülle. Wir schlagen Ihnen drei vor.<br />
Monte Barro (922 m)<br />
▶ mittel 3¼ Std.<br />
550 Hm 550 Hm<br />
Charakter: Der eigenartige Inselberg<br />
über dem Abfl uss des Comer Sees bietet<br />
eine prächtige Aussicht und zahlreiche<br />
historische Reminiszenzen. Das bestens<br />
ausgeschilderte Wegnetz ermöglicht verschiedene<br />
Rundtouren.<br />
Ausgangspunkt: Galbiate (371 m)<br />
Einkehr: Ristorante Eremo Monte Barro<br />
Route: Galbiate – Primo Corno (814 m)<br />
– Monte Barro – Eremo<br />
Monte Barro (741 m) –<br />
Galbiate<br />
Monte San Primo (1688 m)<br />
Tourenkarte 9<br />
Heftmitte<br />
▶ leicht 5½ Std.<br />
560 Hm 560 Hm<br />
Charakter: Als höchste Erhebung zwischen<br />
den beiden südlichen Armen des Comer<br />
Sees ermöglicht der Gipfel des Monte<br />
San Primo eine umfassende Aussicht auf<br />
die Berge der Region. Der Anstieg von der<br />
Südseite ist nicht nur sonnenverwöhnt,<br />
Es nieselt und nässelt, dass die Seele<br />
fröstelt. Wenn es wenigstens richtig<br />
regnen würde, mit anständigen<br />
Tropfen. Das geht vorbei, bald hat<br />
es sich ausgeregnet, dann scheint sicher die<br />
Sonne wieder.<br />
Nein, es ist einfach feucht, klamm. Sogar<br />
die Vögel, falls sie nicht längst über alle<br />
Berge sind, verstummen. Novemberblues in<br />
München, in ganz Bayern: bonjour tristesse!<br />
sondern auch wenig anstrengend.<br />
Ausgangspunkt: Colma del Piano (1124<br />
m), Straßenpass zwischen dem Westarm<br />
des Comer Sees und dem Valassina<br />
Route: Colma del Piano – Colma dei<br />
Cippei (1185 m) – Alpe Spessola<br />
(1237 m) – Cima del<br />
Costone (1614 m) –<br />
Monte San Primo<br />
Monte Grona (1736 m)<br />
Tourenkarte 10<br />
Heftmitte<br />
▶ mittel 4½ Std.<br />
700 Hm 700 Hm<br />
Charakter: Toller Aussichtsberg mit mehreren<br />
markierten Anstiegen, faszinierende<br />
Tiefblicke auf den Comer und den Luganer<br />
See. Dazu gibt es noch einen knackigen<br />
Klettersteig, die »Via ferrata del Centenario«<br />
(K 5) – solo per esperti!<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz (ca. 1080 m)<br />
oberhalb der Monti di Breglia; Anfahrt von<br />
Menaggio via Breglia<br />
Einkehr: Rifugio Menaggio (1383 m)<br />
Route: Parkplatz – Rifugio Menaggio –<br />
»Panoramaweg« oder »Direttissima« –<br />
Monte Grona Forcoletta – Kapelle San<br />
Amate – Parkplatz<br />
Balsam für die <strong>Bergsteiger</strong>seele<br />
Da hilft nur eines: weg. Irgendwohin, wo das<br />
Quecksilber vormittags zweistellige Werte<br />
erreicht und die Sonne um halb neun ihren<br />
Dienst antritt. Der dauert auch im November<br />
noch mehr als acht Stunden, und allein<br />
diese Tatsache wärmt die <strong>Bergsteiger</strong>seele<br />
von innen. Die möchte nämlich hinaus und<br />
hinauf, bevor der Winter das Zepter in die<br />
Hand nimmt, die Leute plötzlich schwer vermummt<br />
herumlaufen, husten und auf dem<br />
Schneematsch herumrutschen.<br />
Es nieselt, nässelt. Aber nicht mehr lange.<br />
Schon im Engadin kommt die Sonne heraus;<br />
kein Wunder, St. Moritz hat sie sich<br />
für seinen Schriftzug sogar marktgerecht<br />
schützen lassen. Hinter dem Grenzort Promontogno<br />
gehört die gleißende Kugel nicht<br />
mehr geschäftstüchtigen Schweizern, sondern<br />
wieder der ganzen Welt, und eine<br />
Stunde später liegt er vor mir: der Comer<br />
See. In Bellagio, unter den Uferarkaden dieser<br />
»Perle des Lario«, sitzt man bei einem<br />
Cappuccino in der Sonne, schaut hinüber<br />
nach Menaggio und Cadenabbia. Sanft<br />
gekräuselt sein Wasser, in mildes Licht<br />
getaucht die Berge, die den zweibeinigen<br />
Alpenfjord bewachen, schroffe Riesen mit<br />
weißen Häuptern. Dort hinauf geht es<br />
nicht, der Abstecher an den Alpensüdrand<br />
soll ja kein Vorgriff auf den Winter werden.<br />
Um die tausend Höhenmeter dürfen es aber<br />
schon sein, südseitig und fein besonnt, und<br />
ein bisschen schwitzen – na klar! Der<br />
Monte Coltegnone (1473 m), dieser felsige<br />
Schiffsbug der Grigne, direkt über Lecco,<br />
der Stadt Manzonis und der Stahlwerke, in<br />
den Himmel ragend, ist da ein Kandidat.<br />
Wer’s gemütlicher mag, nimmt sich den<br />
Höchster Aussichtsplatz rund um den Comer See:<br />
am 2609 Meter hohen Monte Legnone<br />
Monte San Primo vor, mit Start am Colma<br />
del Piano, wo im Oktober noch die Radprofis<br />
der Lombardei-Rundfahrt vorbeirauschten.<br />
Das »Rennen der fallenden Blätter« markiert<br />
ihren Saisonabschluss, für die Wanderer<br />
aber geht es weiter. Eher flach als steil<br />
ist die Besteigung des höchsten Gipfels im<br />
Triangolo, dem Dreieck zwischen den beiden<br />
Südarmen des Comer Sees. Das stört<br />
aber nicht, denn vom Gipfel bietet der Monte<br />
San Primo (1686 m) an einem glasklaren<br />
Novembertag ein Panorama, dass die Augen<br />
übergehen. Nah und fern, flach und schroff,<br />
Wasser und Fels sind unter dem weiten Firmament<br />
einträchtig vereint. Das Sommergrün<br />
fehlt allerdings weitgehend, dafür<br />
tragen die Alpengipfel schon weiße Kappen.<br />
Eine Herde großer Brocken<br />
Da sitzt man dort oben im Gras und zählt die<br />
Schäfchen, pardon: die Gipfel. Eine beachtliche<br />
Herde mit großen Brocken wie dem<br />
Finsteraarhorn, dem Monte Rosa oder dem<br />
Monviso. Spannend ist auch die nähere Umgebung,<br />
vor allem, wenn man ein paar späte<br />
Sonnentage am Lago verbringen und dabei<br />
nicht nur Kaffee schlürfen möchte. Genau<br />
im Osten, vor und unterhalb des Grignone,<br />
erhebt sich der Zucco di Sileggio (1373 m),<br />
auch mit einem Prachtblick auf den See.<br />
Praktisch das ganze Jahr über lassen sich die<br />
Corni di Canzo (1373 m) und der Monte Moregallo<br />
(1276 m) besteigen, auch der Monte<br />
Rai (1261 m), der trotz seines Namens kein<br />
TV-Programm liefert, aber eine ganz bezaubernde<br />
Fernsicht bis zum Apennin. Kunstfreunde<br />
wandern zu seinem Südfuß, wo mit<br />
San Pietro al Monte ein Juwel der lombardischen<br />
Romanik zu bestaunen ist.<br />
Die Wahl der Qual. Die bietet der Comer<br />
See eben, bei all den verlockenden Gipfeln,<br />
Wegen und Klettersteigen. Da bleibt wohl<br />
nur eines: bald wiederkommen, wenn der<br />
Winter vorbei ist und die warme Jahreszeit<br />
vor der Tür steht. Sogar in nördlicheren Gefilden.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 25
Les Baronnies, die unbekannte Provence<br />
Im Lavendel<br />
3<br />
W<br />
Über den beiden Kirchtürmen von Rosans<br />
erheben sich die Provenzalischen Alpen.<br />
KOMPAKT<br />
Herbstlust in den provenzalischen Alpen<br />
»In den provenzalischen<br />
Alpen herrschen<br />
oft bis in den Dezember<br />
hinein angenehme<br />
Wandertemperaturen<br />
von 13 bis15 Grad<br />
Celsius vor.«<br />
Charly Gabl<br />
Anreise: Mit dem Zug bis<br />
Orange. Dann Bus (Ligne 37)<br />
zwischen Orange, Nyons,<br />
Rosans, Rémuzat und<br />
La Motte-Chalancon. Mit dem<br />
Auto Genf – Grenoble –<br />
Montélimar. Von der Autobahn<br />
ab und über Grignan nach<br />
Nyons (D541). Weiter auf der<br />
D94 nach Rémuzat und La<br />
Motte-Chalancon.<br />
Karten: IGN Top 25,<br />
Blätter 3138 OT »Dieulefi t.<br />
St-Nazaire-le-Désert.Forêt<br />
de Saou«; Blatt 3139 OT<br />
»Nyons.Rémuzat.Baronnies«;<br />
Blatt 3239 »Rosans.Orpierre«<br />
Führer: Über die Baronnies<br />
fi ndet sich nur wenig auf<br />
deutsch: Jeweils ein kurzes<br />
Kapitel versteckt sich in<br />
»Südfrankreich« sowie in<br />
»Haute-Provence«, beide von<br />
Ralf Nestmeyer, Michael Müller<br />
Verlag. Einziger Wanderführer:<br />
Iris Kürschner »Dauphiné<br />
West«, Bergverlag Rother<br />
Informationen: Offi ce de<br />
Tourisme, Place du Champ de<br />
Mars, F-26510 Rémuzat,<br />
Tel. 00 33/4/75 27 85 71,<br />
www.remuzat.com<br />
Unterkunft-Tipps:<br />
Chambres d’Hôtes Les Bayles,<br />
Tel. 00 33/4/75 27 24 38<br />
oder 00 33/6/87 33 43 76,<br />
www.lesbayles.com. Aussichtsreich<br />
6 km nordwestlich von<br />
la Motte-Chalancon gelegen;<br />
Frédéric kocht wunderbar.<br />
Le Château de Rosans, Harriet<br />
und Marcel van der Hulst,<br />
Place du Château, F-05150<br />
Rosans, Tel. 0033/4/<br />
92 66 64 73 oder 0033/6/<br />
88 64 06 23, www.chateaurosans.com.<br />
Nostalgisches<br />
Schloss mitten in Rosans.<br />
Die holländischen Gastgeber<br />
sprechen deutsch.<br />
Provenzalische Märkte:<br />
Mo: La Motte-Chalancon;<br />
Di: Vaison-la-Romaine;<br />
Mi: Rémuzat; Di/Do: Nyons,<br />
Laragne, Veynes; Fr: Châtillonen-Dios;<br />
Sa: Serres<br />
Schlechtwetter-Tipp<br />
Nyons mit seiner antiken<br />
Altstadt ist das Mekka der<br />
Oliven. Es gibt ein Oliven-<br />
Museum, ein Oliven-Institut,<br />
einen Oliven-Lehrpfad –<br />
einfach umschauen!<br />
Fotos: Iris Kürschner<br />
26 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Lager aus lebenden Latschen:<br />
am Gipfel des Cougoir<br />
»La période des amours chez les vautours<br />
se déroule en hiver«, sagt Christian<br />
Tessier von der Association Vautours<br />
en Baronnies in Rémuzat. Soll<br />
heißen: Die Liebesflüge der Geier finden<br />
im Winter statt. Nur nicht in den Alpen,<br />
mag man sich als <strong>Bergsteiger</strong> denken, wo<br />
Schnee und Eis scheinbar alles Leben gefrieren<br />
lässt. In den Baronnies dagegen werden<br />
im Spätherbst und Winter noch Trüffel<br />
geerntet. Frédéric François vom Chambres<br />
d’Hôtes Les Bayles hält sich eigens dafür ein<br />
Schwein. Mit dessen feiner Grunznase findet<br />
er die edlen Pilze, die so kostbar sind,<br />
dass man sie schwarze Diamanten nennt.<br />
Zugleich ist bis Januar Jagdsaison und<br />
Frédéric leidenschaftlicher Jäger. So kommen<br />
die Gäste seiner Unterkunft sowohl in<br />
den Genuss von Trüffel- wie auch von Wildgerichten<br />
– zwei gute Gründe, während<br />
der kalten Jahreszeit in den Süden zu entfliehen.<br />
Der dritte ist das Klima: Wenn bei<br />
uns schon Schnee die Berge einkleidet, lässt<br />
sich im Südosten Frankreichs noch bei milden<br />
Temperaturen wunderbar wandern.<br />
Das Tor ins Mediterrane<br />
Kaum einer kennt die Baronnies, den<br />
Landstrich südlich des Mont Ventoux und<br />
der Montagne de Lure, die den Beginn der<br />
eigentlichen Provence markieren, Dabei<br />
findet sich in dem ariden Hügelland alles<br />
Liebenswerte der »großen« Provence – und<br />
das selbst zur Hauptsaison ganz ohne den<br />
üblichen Touristenandrang. Klimatisch<br />
fängt die Provence nämlich viel früher an.<br />
Ein Sprichwort sagt: »C’est à Valence, que<br />
le Midi commence«. Die Hauptstadt des<br />
Départements Drôme gilt als das Tor ins<br />
Mediterrane, ins Reich der Sonne, wo Thymian<br />
und Lavendel um die Wette duften.<br />
Und in der Tat ändert sich die Landschaft.<br />
Die Gegend wird karger und spröder, je<br />
weiter man in die Drôme provençale vordringt.<br />
Wandern zwischen Ginster und<br />
Lavendel, zwischen Kräutern und Garrigue<br />
heißt es um La Motte-Chalancon, Rémuzat<br />
und Rosans, in einer dünn besiedelten<br />
provenzalischen Landschaft, die sich<br />
wie ein offenes Geologiebuch lesen lässt.<br />
Grandiose Auffaltungen und Gesteinsumwälzungen<br />
erzählen von der Entstehung<br />
der Alpen. Nicht selten findet man Meeresversteinerungen<br />
im Fels. Mit dem weichen<br />
TOUREN<br />
Die Lavendelalpen im Spätherbst<br />
Wenn die Olivenernte ansteht, die Trüffelsuche und Jagdsaison<br />
beginnt, locken die Baronnies in den provenzalischen Alpen.<br />
Rocher du Caire – Rocher de<br />
St-Auban (1048 m)<br />
▶ schwierig 4½ Std.<br />
600 Hm 600 Hm<br />
Charakter: Der Aufstieg auf die schroff<br />
zum archaischen Dorf Rémuzat abbrechenden<br />
Geierfelsen ist recht exponiert<br />
mit klettersteigähnlicher Passage (Leiter,<br />
Seile). Trittsicherheit und Schwindelfreiheit<br />
sind Voraussetzung. Fernglas zur<br />
Geierbeobachtung nicht vergessen!<br />
Ausgangspunkt: Rémuzat (448 m) an<br />
der D 94 zwischen Nyons und Rosans.<br />
Parkplatz an der Brücke.<br />
Route: Rémuzat – Rocher du<br />
Caire – Col de St-May –<br />
Rémuzat<br />
Tourenkarte 11<br />
Heftmitte<br />
Rocher de Chalancon (1025 m)<br />
▶ leicht 3¼ Std.<br />
270 Hm 270 Hm<br />
Charakter: Von Les Bayles bis Chalancon<br />
zum großen Teil auf bequemer Fahrpiste.<br />
Dann folgt eine aussichtsreiche Runde<br />
zum großen Teil auf steinigen Pfaden,<br />
die etwas Trittsicherheit verlangen. Eine<br />
heikle Passage im letzten Abstieg nach<br />
Chalancon ist mit Seilen entschärft.<br />
Kalkgestein hatte die Erosion leichtes Spiel,<br />
ein Mosaik aus Schluchten und Kreten zu<br />
modellieren. Bizarre Kalkriffe laden zu<br />
Touren mit Blick auf den vergletscherten<br />
Alpenhauptkamm ein. Ein Highlight sind<br />
die Geierfelsen im Oule-Tal. Am Rocher du<br />
Caire und Rocher de St-Auban im Herzen<br />
der Baronnies fliegen einem die seit 1992<br />
erfolgreich wieder angesiedelten Mönchsund<br />
Gänsegeier über den Kopf. Sogenannte<br />
»villages perchés« sind charakteristisch für<br />
die Baronnies, Bergdörfer mittelalterlichen<br />
Ursprungs, manche längst verlassen oder<br />
nur noch spärlich bewohnt, andere wiederbelebt<br />
durch Aussteiger, die mit Töpfereien,<br />
Ausgangspunkt: Les Bayles (760 m).<br />
Abzweig von der D 135 1,5 km nach<br />
La Motte-Chalancon Richtung Chalancon.<br />
Route: Les Bayles – Chalancon –<br />
Rocher de Chalancon – Ferme du Serre<br />
la Croix – retour<br />
Variante: Klettersteig am Fuße des Rocher<br />
de Chalancon: Via Ferrata du Pas de<br />
L’Echelle; Länge 650 m, 198 Hm, 1½ Std.,<br />
Abstieg vom Gipfel des Tête du Chien<br />
(980 m) 20 Min. zurück<br />
zum Ausgangspunkt.<br />
Tourenkarte 12<br />
Heftmitte<br />
Montagne de Raton (1473 m)<br />
▶ mittel 6½ Std.<br />
785 Hm 785 Hm<br />
Charakter: Der »Chemin du Facteur«<br />
ist ein schmaler, gelb markierter Pfad<br />
durch duftenden Lavendel und Kiefernwald.<br />
Vom Col de la Fromagère weiter<br />
auf einer Forstpiste. Vom Pas de Pousterle<br />
weisen Steinmännchen zur Bergerie<br />
de Staton. Vom Col de Staton folgt man<br />
einem Bergrücken bis Raton, von wo<br />
eine Straße zurück nach Rosans führt.<br />
Ausgangspunkt: Rosans (690 m),<br />
Parkplatz am Château.<br />
Route: Rosans – Col de la Fromagère<br />
– Montagne de Raton – Bergerie de<br />
Staton – retour<br />
Schafzucht oder dem Anbieten von Chambres<br />
d’Hôtes (private Gästezimmer) einen<br />
neuen Lebenssinn gefunden haben. So wie<br />
Frédéric in Les Bayles, einem Ort, »wo sich<br />
die Schäfer trafen«. Herrlich lässt sich dort<br />
der Rocher de Chalancon besteigen und zugleich<br />
ein Klettersteig »mitnehmen«.<br />
In Rosans, einen Katzensprung weiter südöstlich,<br />
verläuft eine ansprechende Tour<br />
auf dem »Chemin du Facteur«, dem Briefträgerweg.<br />
Noch bis 1925 wurde die Post zu<br />
Fuß zum Nachbardorf gebracht. Und wenn<br />
das Wetter einmal nicht so passt, gibt es in<br />
Nyons, Hauptort der Baronnies, Kurzweil<br />
zum Thema Olive. Iris Kürschner<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 27
Auf der Sonnenseite des Rofan<br />
4<br />
Der Hang<br />
zum Glück<br />
N<br />
Sonnenverwöhntes Wandergelände<br />
auf dem Weg zur Bayreuther Hütte<br />
TOUREN<br />
Die Sonnenhänge des Rofan<br />
Wir haben drei Touren für Sie ausgewählt, die man mit etwas<br />
Glück noch spät im Jahr ohne Schnee erwandern kann.<br />
Bayreuther Hütte (1600 m)<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
1050 Hm 1050 Hm<br />
Charakter: Steiler, dafür aber abwechslungsreicher<br />
Anstieg, der etwas Kondition<br />
erfordert. Keinerlei technische Schwierigkeiten.<br />
Ausgangspunkt: Münster (534 m)<br />
Route: Münster – Bayreuther<br />
Hütte – Münster<br />
Streichkopf (2243 m)<br />
Tourenkarte 5<br />
Heftmitte<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1250 Hm 1250 Hm<br />
Charakter: Landschaftlich äußerst schöner<br />
und abwechslungsreicher Anstieg.<br />
Für den Streichkopf sollte man über eine<br />
solide Kondition verfügen. Keine technischen<br />
Schwierigkeiten.<br />
Route: Maurach/Buchau – Teisslalm –<br />
Dalfazalm – Streichkopf – Dalfazalm –<br />
Teissl alm – Maurach/Buchau<br />
Gschöllkopf (2039 m)<br />
Tourenkarte 6<br />
Heftmitte<br />
▶ mittel 4½ Std.<br />
1040 Hm 1040 Hm<br />
Charakter: Zunächst waldreicher, dann<br />
immer freier werdender Südanstieg zu<br />
tollem Aussichtsgipfel. Für den Gipfelanstieg<br />
ist etwas Trittsicherheit erforderlich.<br />
Route: Maurach, Talstation Seilbahn<br />
– Mauritzalm Hochleger – Gschöllkopf<br />
– Mauritzalm Hochleger – Maurach,<br />
Talstation Seilbahn<br />
»Wenn sich noch keine<br />
Schneedecke gebildet<br />
hat, eignen sich die<br />
Südhänge des Rofan<br />
wunderbar zum<br />
Wandern – oft noch<br />
bis in den Dezember.«<br />
Charly Gabl<br />
28 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Fotos: Michael Pröttel<br />
KOMPAKT<br />
Achensee und mehr<br />
Anreise: Von München über die A8 bis<br />
Holzkirchen und weiter über den Tegernsee<br />
bis zum Achensee. Von Innsbruck über die<br />
A12 bis Jenbach und weiter zum Achensee.<br />
Informationen: Achensee Tourismus,<br />
Im Rathaus 387, 6215 Achenkirch,<br />
Tel. 00 43/52 46/53 00-0<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, Blatt 6 »Rofan«<br />
Führer: Mark Zahel »Tourenführer Karwendel<br />
– Rofan«, Bruckmann Verlag 2008;<br />
Rudolf Wutscher »Achensee und Brandenberger<br />
Tal«, Bergverlag Rother 2013<br />
Hütten, die noch offen haben:<br />
Rodelhütte Jenbach (920 m) südlich des<br />
Achensees, Do Ruhetag; Silberwaldhütte in<br />
Steinberg (Wochenende geöffnet)<br />
Wer jemals vom Achensee aus<br />
das Rofan unter seine Bergschuhe<br />
genommen hat, der<br />
weiß: Die meisten Gipfel des<br />
kleinen Gebirges stürzen mit schattigen<br />
Steilwänden nach Norden hin ab, bieten<br />
aber auf ihren Südseiten ideales und vor<br />
allem sonnenverwöhntes Wandergelände.<br />
Den wenigsten <strong>Bergsteiger</strong>n ist hingegen<br />
bewusst: Es geht noch eine Nummer wärmer.<br />
Und zwar indem man eine Etage darunter,<br />
nämlich im 550 Meter tief gelegenen<br />
Inntal startet, um beispielsweise zur Bayreuther<br />
Hütte zu wandern.<br />
Start im Parterre<br />
Den Fehler, dieses Unterfangen an einem<br />
heißen Julitag in Angriff zu nehmen,<br />
macht man garantiert nur einmal. Für die<br />
Monate, die auf –r enden, besonders aber<br />
den Frühwinter, ist der steile Südanstieg dagegen<br />
ein Geheimtipp. Vor allem, wenn auf<br />
der kalten Seite der Nördlichen Kalkalpen<br />
bergschuhtechnisch »scho nix mehr geht«.<br />
Am Ende der etwas mehr als 1000 Höhenmeter<br />
belohnt den <strong>Bergsteiger</strong> zwar kein<br />
richtiger Gipfel, und es gibt auch keine<br />
frische Radlerhalbe. Wegen der überwältigenden<br />
Aussicht von der (von Mitte Oktober<br />
an geschlossenen) Bayreuther Hütte auf<br />
das Inntal und den dahinter aufragenden<br />
Alpenhauptkamm lohnt sich die Anstrengung<br />
aber allemal.<br />
Wirklich konditionsstarke Gipfelsammler<br />
werden damit liebäugeln, von der Hütte<br />
aus noch das Vordere Sonnwendjoch zu erklimmen.<br />
Für eine so lange Tagestour muss<br />
man zu dieser Jahreszeit aber eher im Dunkeln<br />
starten und darf 1700 satte Höhenmeter<br />
nicht scheuen.<br />
Brotzeitplatz mit schöner Aussicht, aber<br />
im Winter ohne Bedienung: die Dalfazalm<br />
Ein Stockwerk höher hinaus<br />
Wer zum Saisonende auf derartige Märsche,<br />
nicht aber auf einen Gipfel verzichten<br />
möchte, sollte sein Spätherbst-Glück<br />
im nächst höher gelegenen Stockwerk<br />
versuchen. Vom knapp 1000 Meter hoch<br />
gelegenen Maurach aus ist ein Ziel wie<br />
der Streichkopf kein Hexenwerk, zumal er<br />
über einen besonders abwechslungsreichen<br />
Südanstieg erfolgt. Vom Ortsteil Buchau<br />
aus geht es mit einem obligatorischen Abstecher<br />
zum Dalfazer Wasserfall zunächst<br />
zur gleichnamigen Alm. Nicht zuletzt weil<br />
hier der steilste Teil des Anstiegs geschafft<br />
ist, wird man jetzt zum ersten Mal den<br />
Rucksack absetzen und bei Traumblicken<br />
auf den Achensee in die selbst mitgebrachte<br />
Brotzeit beißen. Denn auch bei der Dalfazalm<br />
wird man im Winterhalbjahr vergeblich<br />
auf eine Bedienung warten.<br />
Im Anschluss gibt das wunderschöne, zwischen<br />
Klobenjoch und Dalfazer Wänden<br />
eingebettete Hochtal den Weiterweg ohne<br />
Orientierungsprobleme vor. Nachdem man<br />
das markant eingeschnittene Steinerne Tor<br />
links liegen gelassen hat, steht man auch<br />
schon am Fuß des südwest-exponierten<br />
Gipfelhangs. Der stellt auch bei ein wenig<br />
Neuschnee kein größeres Problem dar.<br />
Oben angekommen wird man wahrscheinlich<br />
nur einen kurzen, fröstelnden Blick in<br />
die Nordflanke werfen, um sich sogleich<br />
wieder der weichen Spätherbstsonne zuzuwenden.<br />
Ruhe vor dem Sturm<br />
Das frühwinterliche »Rofan-Trio« macht ein<br />
Gipfel komplett, um den nicht nur Naturliebhaber<br />
seit 2007 einen Bogen machen.<br />
Damals wurde der Gschöllkopf nämlich mit<br />
einem sogenannten Skyglider ausgestattet,<br />
durch den Ausflügler mit 80 Sachen gen Tal<br />
rauschen. Zur Revisionszeit der Rofan Seilbahn<br />
(November bis Anfang Dezember) ist<br />
diese »Funpark-Attraktion« außer Betrieb,<br />
was genau diese Zeit für die Besteigung<br />
prädestiniert. Schließlich kann auch beim<br />
südexponierten Anstieg auf den Hausberg<br />
der Erfurter Hütte die Sonne ihre ganze<br />
Kraft entfalten.<br />
Michael Pröttel ◀<br />
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Fernab der Zivilisation: Alexander Ruchkin in der<br />
Antarktis über dem Wolkenmeer (Ulvetanna, 2931 m)<br />
Wetterexperte Charly Gabl im BERGSTEIGER-Interview<br />
Stürmische Zeiten<br />
Er ist selbst Berg- und Skiführer und machte in den 1970er-Jahren<br />
mit Winter-Erstbegehungen auf sich aufmerksam. Alpinisten<br />
aber halten den Meteorologen Karl «Charly« Gabl, 66, aus Innsbruck<br />
vor allem für ein Vorhersage-Genie. Gerlinde Kaltenbrunner und<br />
Ralf Dujmovits singen Loblieder auf ihn. Nun erscheint sein neues<br />
Buch »Bergwetter«. Michael Ruhland sprach mit dem Wetterpapst.<br />
BERGSTEIGER: Wie verlässlich sind Wettervorhersagen<br />
für eine ganze Woche?<br />
Charly Gabl: Sie sind qualitativ wesentlich<br />
besser als früher. Und es ist natürlich viel<br />
besser, eine Prognose zu haben, die zu 70<br />
Prozent stimmt, als eine, auf die man sich<br />
überhaupt nicht verlassen kann.<br />
Sie sprechen aus leidvoller Erfahrung?<br />
Anfang der 1970er-Jahre hat es uns in der<br />
Ortler-Nordwand erwischt. Wir wären wegen<br />
einer Fehlprognose beinahe erfroren.<br />
Man muss sich auch heute noch auf Fehlprognosen<br />
einstellen und selbst beobachten:<br />
Kommt die Schlechtwetterfront etwas<br />
schneller? Zeitliche Reserven sind ganz<br />
wichtig. Im Allgemeinen gilt: Die Prognosen<br />
sind inzwischen gut brauchbar. Ich leide<br />
aber oft mit den Hüttenwirten mit.<br />
Warum das denn?<br />
Die Leute fangen schon am Montag an, fürs<br />
Wochenende zu planen. Dann ist die Fehlprognose<br />
programmiert – gerade bei sehr<br />
turbulenten Witterungslagen. Und der Hüttenwirt<br />
sitzt bei wolkenlosem Himmel auf<br />
seinen Würsten, nur weil die Leute nicht<br />
geduldig sind. Sie gehen nicht auf die Vernagthütte<br />
und die Wildspitze bei schlechter<br />
Prognose. Alle wollen sicherste Verhältnisse.<br />
Sie plädieren für mehr Eigeninitiative?<br />
Wenn bei einer Tour mal ein Schauer niedergeht<br />
oder kräftige Wolkenspiele zu<br />
sehen sind, tut das weder dem Gletscher<br />
noch dem <strong>Bergsteiger</strong> etwas. Im Gegenteil:<br />
Das kann sehr eindrucksvoll sein. Mir hat<br />
es immer am meisten zugesetzt, wenn ich<br />
den Hüttenwirten mit Wochenprognosen<br />
das Geschäft vermasselt habe. Wir hatten in<br />
Tirol sogar mal eine Krisensitzung deshalb.<br />
Klingt dramatisch.<br />
Ein sehr engagierter Hüttenwirt für Wetterprognosen<br />
und Lawinenlage war Horst<br />
Fankhauser von der Franz-Senn-Hütte. Wir<br />
diskutierten mehrmals über die Folgen von<br />
Fehlprognosen, meistens musste ich ihm<br />
Recht geben. Denn die Leute planen einfach<br />
schon so früh.<br />
Gilt denn die Regel: Drei Tage im Voraus<br />
kann man sagen, wie’s Wetter wird?<br />
Ja. Zu mindestens 90 Prozent. Das Problem<br />
ist nach wie vor, dass, wenn eine Kaltfront<br />
angekündigt ist, es durch den Föhn Verzögerungen<br />
geben kann. Sie kommt aber. Und<br />
die Temperaturprognosen sind durch Modellrechnungen<br />
inzwischen phantastisch.<br />
Man muss die Tourenplanung anpassen:<br />
Ich wähle ein Ziel aus, bei dem ich eine Umkehrmöglichkeit<br />
habe; einen Unterstand.<br />
Wer ein bisschen flexibel ist, kann immer<br />
Bergunternehmungen machen.<br />
Andererseits überschätzen sich Bergwanderer<br />
zunehmend.<br />
Vor zwei Jahren starb eine Frau am Hochkönig<br />
– 60 Meter von der Hütte entfernt. Sie<br />
war erschöpft und unterkühlt. Noch dazu<br />
verschlechterte sich das Wetter. Ich halte diese<br />
sehr schwierigen Klettersteige für großen<br />
Nonsens. Die Wanderer wollen steile Wände<br />
genießen, an die sie sonst nicht hinkommen<br />
– sind aber keine Spitzenathleten. Klettersteige<br />
der Kategorie E sind total pervers.<br />
Fotos: Thomas Senf (2), Joachim Stark<br />
30 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Ideal zur Tourenplanung:<br />
Das Praxiswissen vom Profi<br />
Karl Gabl, »Bergwetter«,<br />
erscheint am 30. Oktober<br />
im Bruckmann Verlag<br />
und kostet 19,99 Euro.<br />
Wenn die Front kommt: Charly Gabl empfiehlt,<br />
bei Touren Zeitreserven einzubauen. min ra al<br />
Für große Expeditionen können Ihre punktgenauen<br />
Vorhersagen per Satellitentelefon<br />
entscheidend sein über Leben und Tod. Sie<br />
stehen zum Beispiel mit Gerlinde Kaltenbrunner<br />
oder Simone Moro in Verbindung.<br />
Wie gehen Sie mit der Verantwortung um?<br />
Leider bin ich ein emotionaler Typ. Es belastet<br />
mich schwer. Vor allem wenn Freunde<br />
sterben. Im Juli ist Artur Hajzer am Gasherbrum<br />
I tödlich verunglückt. Den hatte ich<br />
über Jahre beraten. Das tut mir weh. Oft stehe<br />
ich in der Nacht auf, wenn ich in extremen<br />
Situationen beraten habe, und schaue<br />
im Internet, ob der Wetterballon den Wind<br />
anzeigt, den ich prognostiziert hatte. Ob die<br />
Kaltfront noch weit weg ist und und und.<br />
Andererseits konnte ich vielen <strong>Bergsteiger</strong>n<br />
helfen, gut auf den Berg und wieder zurück<br />
zum Lager zu kommen.<br />
Die Liste der Höhenbergsteiger, die Ihnen<br />
zu Dank verpflichtet sind, ist lang.<br />
Ich habe meine Vorhersagen im Rahmen<br />
des Alpenverein-Wetterdienstes gemacht.<br />
Ich war Beamter, ich wollte kein Geld für<br />
meine Zusatzleistungen. Ich wurde oft gefragt,<br />
warum ich das gratis mache und dafür<br />
nichts verlange. Aber soll ich denn am<br />
Ende einer Witwe eine Rechnung schicken?<br />
Was empfehlen Sie dem Normal-<strong>Bergsteiger</strong><br />
zur Vorbereitung?<br />
Im Internet gibt es tolle Seiten, darauf habe<br />
ich auch in meinem Buch verwiesen. Mit wenigen<br />
Mausklicks bekommt man eine Prognose<br />
für die nächsten fünf Tage. Da braucht<br />
man nicht viel meteorologisches Wissen. Ich<br />
möchte, dass <strong>Bergsteiger</strong> eine gewisse Sensibilität<br />
für den Faktor »Wetter« entwickeln.<br />
Die globale Erwärmung ist wissenschaftlich<br />
belegt. Ist es schwieriger geworden, das<br />
Wetter vorherzusagen?<br />
Nein. Aber die Intensität hat zugenommen.<br />
Stürme werden extremer, Niederschläge<br />
ebenso. Ist auch logisch: Wenn die Luft eineinhalb<br />
Grad wärmer ist als früher, dann<br />
kann sie mehr Feuchtigkeit aufnehmen.<br />
Das ist ein riesiges Energiepotential. Ich bin<br />
kein Mensch, der Panik macht. Aber unsere<br />
Gesellschaft lebt weit über ihre Verhältnisse.<br />
Was halten Sie von Bauernregeln?<br />
Sie funktionieren nicht. Die Vorhersimulationen<br />
des Wetters sind derart komplex, dass<br />
die schnellsten Computer dafür verwendet<br />
werden. Es gibt nur eine goldene Regel für<br />
<strong>Bergsteiger</strong>: Wetterbericht schauen, hören<br />
und Eigenbeobachtungen treffen.<br />
Sind Sie ein Schönwetter-<strong>Bergsteiger</strong>?<br />
Ich war mit meinen 66 Jahren noch auf einem<br />
7000er. Ich gehe immer, aber ich passe<br />
das Ziel meinem Können an.<br />
Und wie wird der kommende Winter?<br />
In solchen Fragen rufe ich immer bei den<br />
Indianern in Nordamerika an. Wenn sie<br />
viel Holz sammeln, wird’s ein strenger Winter,<br />
wenn wenig, wird’s eher milder. ◀<br />
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(Foto: Josef Mallaun)<br />
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REPORTAGE<br />
Stille in der Weite: der Meditationsweg<br />
bei Unterammergau<br />
Das andere Wandern – wallfahren, meditieren, philosophieren<br />
Auf dem Weg zu<br />
Willkommen im Labyrinth.<br />
Innen wie außen<br />
löst sich der Weg vor<br />
einem im dichten Nebel<br />
auf. In der Außenwelt muss<br />
irgendwo dahinter das erste Etappenziel<br />
sein. Manfred Rühl, der die Pilgergruppe<br />
als wandernder Philosoph anführt, hat den<br />
Namen des Ortes erwähnt. Aber die Erinnerung<br />
daran ist ebenso getrübt wie die Sicht.<br />
»Wer bist du wirklich?« Diese Frage hat<br />
Rühl seinen Schützlingen eine Stunde nach<br />
der ersten Vorstellungsrunde gestellt. Bergjournalisten,<br />
Radioreporter, Angestellte in<br />
der Tourismusbranche sind dabei. Aber wer<br />
sind sie wirklich? Wohin wollen sie?<br />
Der zerborstene Felsen<br />
In zwei Tagen wird die Gruppe in Mariazell<br />
in der Obersteiermark ankommen, dem bekanntesten<br />
Pilgerort in Österreich, dessen<br />
Gründung auf einen Mönch namens Magnus<br />
vom Stift St. Lamprecht zurückgeht. Er<br />
war im Jahr 1157 mit seiner aus Lindenholz<br />
geschnitzten Marienstatue auf dem Weg ins<br />
Zellertal, als ihm ein Felsen den Weg versperrte.<br />
Nach einigen Tagen des Wartens<br />
zerbarst der Felsen, was der Mönch auf die<br />
Wunderkräfte der Statue zurückführte. Am<br />
Ende seiner Reise errichtete er um die auf<br />
einen Baumstrunk stehende »Maria in der<br />
Zelle« die erste Kapelle, um die sich später<br />
der Ort Mariazell bildete. Es gibt keine Märtyrer<br />
und keine besonderen Reliquien in<br />
Mariazell. Ja nicht mal ein bahnbrechendes<br />
Wunder, das dokumentiert wäre. Trotzdem<br />
32 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Das religiöse Pilgern<br />
hat eine über Jahrhunderte<br />
währende<br />
Tradition. Zahllose<br />
Wanderer machen sich<br />
jedes Jahr auf den<br />
Weg zu spirituellen,<br />
geschichtsträchtigen<br />
Orten und suchen<br />
dabei die innere Einkehr.<br />
Zugleich entwickeln<br />
sich alternative Formen<br />
der Pilgerschaft wie<br />
das meditative Wandern.<br />
Unsere Autorinnen<br />
Diana Gäntzle und<br />
Dagmar Steigenberger<br />
haben verschiedene<br />
Gruppen begleitet.<br />
Und ganz eigene Erfahrungen<br />
gemacht.<br />
sich selbst<br />
Fotos: Nicole Richter, Franz Josef Rupprecht<br />
Sie soll schon Felsen zum Bersten gebracht<br />
haben: die Gnadenstatue von Mariazell.<br />
pilgern jährlich unzählige Menschen dorthin<br />
– nicht nur wandernde Philosophen<br />
wie Manfred Rühl, sondern vor allem Gläubige<br />
wie die Gruppe aus der Pfarrgemeinde<br />
Sandleiten im 15. Bezirk Wiens.<br />
»Die Gemeinschaft trägt einen«<br />
Würden sie nicht hin und wieder stehenbleiben,<br />
um gemeinsam ein religiöses Lied<br />
anzustimmen, niemand würde in diesen<br />
15 Wanderern eine religiöse Pilgergruppe<br />
erkennen. Doch das Wallfahrten nach Mariazell<br />
– immer um den 26. Oktober, den<br />
österreichischen Nationalfeiertag herum –<br />
hat bei der Pfarrei Sandleiten Tradition. Der<br />
22-jährige Andreas ist mit von der Partie,<br />
seit er laufen kann. Sein Onkel Peter organisiert<br />
die viertägige Tour, und wie immer<br />
sind auch sein Bruder, sein Vater und seine<br />
Großeltern neben einem Dutzend weiterer<br />
Pfarreimitglieder dabei. Die Generationen<br />
sind bunt gemischt: Die 35-jährige Johanna<br />
plaudert mit Andreas’ Großmutter, und<br />
vorneweg gibt eine drahtige Seniorin<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 33
»Der Pilger ist kein<br />
Vagabund, der ziellos<br />
umherstreift«, sagt<br />
Manfred Rühl. »Wenn<br />
ich pilgere, dann ist<br />
nichts mehr zufällig.«<br />
Die eigenen Akkus wieder aufladen: Sonnenaufgang am Ettaler Mandl<br />
das Tempo an. »Mein Lieblingshobby ist das<br />
Marathongehen«, erzählt sie später.<br />
Andreas kennt auch andere Pilgergruppen.<br />
»Die Pilger von der Siebenhirtener Pfarrei<br />
tragen eine Vatikansfahne und ein Christuskreuz<br />
vor sich her, da wird Rosenkranz<br />
KOMPAKT<br />
Pilgern im Mariazeller Land<br />
3200 Höhenmeter und 125 Kilometer auf der Via Sacra<br />
Anfahrt: Mit dem Auto von<br />
München oder Innsbruck über<br />
Salzburg bis zur Ausfahrt Ybbs,<br />
weiter auf der B25, später<br />
B71 nach Mariazell. Nach<br />
Wien folgt man weiter der A1,<br />
anstatt bei Ybbs abzufahren.<br />
Mit dem Zug über Salzburg<br />
und Sankt Pölten nach Mariazell<br />
bzw. nach Wien.<br />
Pilgerwege: Rund um den<br />
berühmten Wallfahrerort gibt<br />
es viele Varianten von Pilgerwegen.<br />
Die am häufi gsten<br />
begangenen, der Wiener<br />
Wallfahrerweg<br />
und die Via Sacra,<br />
führen von der<br />
österreichischen<br />
Hauptstadt in etwa<br />
vier Tagen nach Mariazell.<br />
Die Via Sacra stellt mit 125<br />
Kilometern und gut 3200<br />
Höhenmetern die anspruchsvollste<br />
Pilgerstrecke von Wien<br />
nach Mariazell dar. Als etwas<br />
einfachere Variante wurde<br />
1975 der Wiener Wallfahrerweg<br />
mit 110 Kilometern und knapp<br />
3000 Höhenmetern geschaffen.<br />
Beide Wege sind<br />
detailliert unter www.<br />
viasacra.at beschrieben.<br />
Philosophisches<br />
Wandern: Informationen<br />
bei Manfred Rühl,<br />
Stroheckgasse 2/11,<br />
1090 Wien, Tel. 00 43/<br />
(0)1/3 10 03 34,<br />
www.wegbegleiter.at<br />
Fremdenverkehrsamt:<br />
Mostviertel<br />
Tourismus, Adalbert-<br />
Stifter-Str. 4, 3250 Wieselburg,<br />
Tel. 00 43/(0) 74 16/5 21 91,<br />
www.mostviertel.info<br />
Karte und Literatur:<br />
»Via Sacra, Wiener Wallfahrerweg.<br />
Auf traditionellen<br />
Pilgerpfaden von Wien nach<br />
Mariazell«, Hikeline Wanderführer<br />
mit Unterkunftshinweisen<br />
und Karte 1:35 000,<br />
Verlag Esterbauer<br />
gebetet anstatt miteinander geredet«, spöttelt<br />
er. Wären die Sandleitener ähnlich<br />
konservativ, wäre er heute nicht dabei,<br />
sagt der 22-Jährige. »Ich bin hier, weil ich<br />
die Gemeinschaft in unserer Pfarrei sehr<br />
schätze.« Elisabeth, eine warmherzige Mittvierzigerin<br />
mit lachenden Augen, nickt und<br />
ergänzt: »Die Gemeinschaft trägt einen.«<br />
Nicht dass den Sandleitenern der religiöse<br />
Aspekt abhanden gekommen wäre: Hannelore<br />
beispielsweise ist aufgebrochen, um<br />
damit Gott für den erfolgreichen Umzug<br />
ihrer Tochter in die Wohnung der verstorbenen<br />
Großmutter zu danken. »Ich mache<br />
oft Gelübde-Wallfahrten«, erzählt sie. Nach<br />
der Geburt eines Enkels oder auch nach einem<br />
schwierigen medizinischen Eingriff,<br />
den ein Verwandter überstanden hat: Hannelore<br />
wandert. Sie nimmt das Glück eben<br />
nicht als selbstverständlich hin. Manchmal<br />
wandert sie aber auch, um eine emotionale<br />
Last loszuwerden. »Du trägst dein Packerl<br />
nach Mariazell, um es dort zu Füßen der<br />
Muttergottes abzulegen«, sagt sie.<br />
Stille atmen in den Ammergauer Alpen<br />
Eine tiefe Ruhe liegt über dem Soier See,<br />
durchbrochen nur von Vogelgezwitscher.<br />
Am sonnigen Ufer rundet sich ein Dutzend<br />
Wanderer zu einem Kreis, die Augen geschlossen,<br />
den Blick nach innen gerichtet.<br />
Sie atmen die Stille ein und strecken die Arme<br />
Richtung Erde und Himmel, um deren<br />
Energie gleichsam einzusaugen. Dann liest<br />
Therapeut Norbert Parucha, der die Gruppe<br />
auf dem Meditationsweg Ammergauer Alpen<br />
zu Kraftorten wie dem Soier See führt,<br />
mit dunkler, sonorer Stimme einen Text<br />
von Rainer Maria Rilke. Die Worte hallen<br />
innerlich nach, die Gruppe zerstreut sich<br />
am Ufer, Männer und Frauen blicken gedankenverloren<br />
auf das ebenmäßige Was-<br />
Fotos: Ammergauer Alpen GmbH, Oberammergau Tourismus (Foto: Bernd Ritschel), Dagmar Steigenberger (5), Diana Gäntzle
Die prunkvollen Türme der Basilika<br />
dominieren das Ortsbild von Mariazell.<br />
In Heiligenkreuz blickt ein steinerner Mönch der Pilgergruppe aus Sandleiten hinterher.<br />
Wenn der Philosoph Manfred Rühl (rechts)<br />
Antworten sucht, geht er in die Natur.<br />
Nicht nur in der Kirche, auch auf schlichten<br />
Hauswänden ist die Muttergottes präsent.<br />
Am Soiernsee meditiert die Gruppe.<br />
»In sich gehen«, heißt die einwöchige Tour.<br />
ser. Ein Wanderer legt sich ausgebreitet in<br />
das saftige Gras, als wolle er die Erde umarmen.<br />
Als die Gruppe schließlich wieder<br />
losmarschiert, beschreibt Britta aus Süddeutschland<br />
»ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit«,<br />
das sie am See überkommen hat.<br />
Nach dem Schicksalsschlag<br />
Die junge Frau hat sich zum ersten Mal auf<br />
eine meditative Wanderung begeben und ist<br />
begeistert von den Inputs. »In sich Gehen«<br />
heißt die einwöchige Tour von der Wieskirche<br />
bis zum Schlosspark Linderhof. Die<br />
rund 85 Kilometer lange Strecke des Meditationswegs<br />
führt über 15 als Stationen ausgewiesene<br />
Naturschönheiten und Bauwerke<br />
wie Kirchen und Klöster. Die Wege auf der<br />
Tour sollen zu seelischen Impulsen werden.<br />
Statt Gebeten gibt es philosophische Texte<br />
und meditative Übungen. Britta hat sich<br />
nach mehreren Schicksalsschlägen auf den<br />
Weg gemacht. Für sie ist es eine Etappe auf<br />
dem Weg der Verarbeitung. Ihr Mann starb<br />
an Krebs, gleichzeitig überwand sie eine eigene<br />
schwere Krankheit. »Die Tour ist Sinnbild<br />
für mein weiteres Leben: Ich geh’ meinen<br />
Weg alleine«, erklärt Britta. Die meisten<br />
ihrer Weggefährten hat ebenfalls eine Zäsur<br />
im Leben auf den Meditationsweg gebracht.<br />
Trennung und Krankheit sind in dieser Runde<br />
Themen, welche die intensiven, sehr persönlichen<br />
Gespräche dominieren. Parucha<br />
ist »der Überzeugung, dass sich die Gruppe<br />
nicht nur zufällig zusammenfindet, sondern<br />
sich immer Leute treffen, die sich gerade<br />
brauchen«. Oft fließen Tränen. In allzu<br />
emotionalen Momenten versucht Parucha,<br />
die Wanderer wieder »aufzufangen, damit<br />
es nicht so in die Tiefe geht«.<br />
»Der Pilger ist kein Vagabund«<br />
»Ich treffe oft auf Menschen, die aus der<br />
Ordnung herausgefallen sind«, sagt Manfred<br />
Rühl. »Sie fühlen sich draußen in der<br />
Natur mehr zuhause als irgendwo drinnen<br />
in den eigenen vier Wänden.« Für diese<br />
Menschen – vor allem für die Männer<br />
unter ihnen – arbeitete der Philosoph gemeinsam<br />
mit Kollegen ein Programm aus,<br />
bei dem die Sinnsucher die Antworten auf<br />
ihre Fragen »erwandern«.<br />
Mit 35 geriet Manfred Rühl selbst in eine<br />
tiefe Krise. »Ich habe gemerkt, jetzt muss<br />
ich das für mich tun, was ich zuvor für die<br />
Männer gemacht habe: meinen Weg finden,<br />
meditieren und im Gehen in mich gehen.«<br />
Damals brach Manfred zum Jakobsweg<br />
auf: der berühmteste Pilgerweg in Europa,<br />
dessen Varianten durch sämtliche Länder<br />
führen, jedoch alle früher oder später in<br />
Santiago de Compostela enden. Drei Tage<br />
lang lief Manfred im Marchfeld entlang der<br />
Autobahn, dann brach er ab. »Das war definitiv<br />
nicht mein Weg.« Schließlich wählte<br />
er den »Nordalpinen Höhenweg«: drei Wochen<br />
lang vom Semmering bis Bad Goisern.<br />
»Der Pilger ist kein Vagabund, der ziellos<br />
umherstreift«, sagt Manfred. »Wenn ich<br />
pilgere, dann ist nichts mehr zufällig. Was<br />
im Außen passiert, nehme ich als Zeichen<br />
wahr, das mir dabei hilft, meinen inneren<br />
Weg zu finden.«<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 35
Die letzte Etappe des Wiener Wallfahrerweges führt durch die Falkenschlucht.<br />
Abt Matthäus Nimmervoll fasst die Schätze<br />
des Klosters nur mit Handschuhen an.<br />
Von Sturzbächen gestoppt<br />
Heftige Schneeschauer sind ab dem dritten<br />
Tag angekündigt. Doch die Sandleitener<br />
haben Glück mit dem Wetter: Die ersten<br />
Flocken werden erst fallen, wenn sie an der<br />
Basilika in Mariazell angekommen sind.<br />
Das Motto, das die Gruppe für die Wallfahrt<br />
wählte, scheint das Unwetter fern zu halten:<br />
»Gottes guter Geist weht.« Jeden Mittag<br />
erinnern sie in den »Lob« genannten<br />
Einheiten an dieses Motto, lesen einander<br />
Geschichten dazu aus den Evangelien vor,<br />
singen gemeinsam und meditieren über<br />
den Texten.<br />
Ein einziges Mal konnte Hannelore eine<br />
Wallfahrt nicht beenden. Das war Pfingsten<br />
2005 zum Jahrhundert-Hochwasser.<br />
»Sturzbäche sind den Hang heruntergelaufen<br />
und haben die Wege überspült«, erinnert<br />
sich die rüstige Seniorin. Am Hut auf<br />
ihrem Kopf wippt munter ein Gamsbart im<br />
Takt ihrer Schritte. 200 Pilger wanderten<br />
damals im strömenden Regen am Kieneck<br />
Richtung Mariazell und dachten gar nicht<br />
daran umzukehren – bis ihnen ein Mann<br />
im Auto entgegen kam und sie auf die drohende<br />
Murengefahr aufmerksam machte.<br />
Notgedrungen brachen sie die Wallfahrt<br />
ab. »Es sollte eben nicht sein.«<br />
Alles eine Frage der Balance<br />
Dass manchmal das Nachgeben besser ist,<br />
zeigt Parucha an der Scheibum, einem Felsdurchbruch<br />
der Ammer. Dort fand der Fluss<br />
»nicht mit Härte und Macht, sondern mit<br />
Anpassen, Nachgiebigkeit und Weichheit«<br />
seinen Weg durch den Stein, beschreibt er.<br />
»Zeit spielte dabei keine Rolle.« Die Wanderer<br />
hören aufmerksam zu und besinnen<br />
sich auf den Augenblick. Parucha entlehnt<br />
seine Denkanstöße der Landschaft und<br />
spricht oft in philosophischen Zitaten. Seinen<br />
Schützlingen gibt er täglich ein Thema<br />
wie »Gut und Böse«, die Zeit oder »Brücken«<br />
mit auf den Weg. Die Gruppe ist von seiner<br />
einfühlsamen, ausgeglichenen Art begeistert.<br />
Er nennt sich »Körpertherapeut« und<br />
verrät lächelnd sein Konzept: »Ich mache<br />
gar nicht viel.« Das meiste übernehme die<br />
Natur. »Die Natur ist das Heilsamste überhaupt.«<br />
Lange Zeit lässt die Gruppe die Kraft<br />
der Scheibum auf sich wirken. Einige sitzen<br />
in der Sonne und schreiben. Einer stapelt<br />
flache Steine zu einem Turm. Alles eine Frage<br />
der Balance.<br />
Gründungsurkunde aus dem Jahr 1209<br />
Inzwischen hat die Sonne den Nebel aufgelöst<br />
und bringt das Herbstlaub zum Glühen.<br />
Ein blauer Himmel strahlt über den<br />
hellgelben Fassaden des Stiftes Lilienfeld,<br />
als Manfred Rühl mit seiner Pilgergruppe<br />
auf einen Zwischenstopp in das Zisterzienserstift<br />
einkehrt. Stolz präsentiert der Abt<br />
die Schätze des Klosters: die pergamentene<br />
Gründungsurkunde aus dem Jahr 1209,<br />
die man nur mit weißen Handschuhen<br />
berühren darf; der 800 Jahre alte Pilgerstab<br />
von Herzog Leopold IV., dem Stifter<br />
des Klosters. Und plötzlich tauchen im<br />
Inneren der Pilger die eigenen Schätze<br />
auf, die Begabungen, die Wünsche… »Wer<br />
Mehr als 800 Jahre ist dieses Pergament alt:<br />
die Gründungsurkunde des Stifts Lilienfeld.<br />
»Die Natur ist das Heilsamste überhaupt«,<br />
sagt »Körpertherapeut« Norbert Parucha.<br />
Alles eine Frage der Balance. Ein Teilnehmer<br />
des meditativen Wanderns baut Pyramiden.<br />
36 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Stolz präsentiert<br />
der Abt den Schatz<br />
des Klosters: die<br />
Gründungsurkunde<br />
aus dem Jahr 1209,<br />
die man nur mit<br />
weißen Handschuhen<br />
berühren darf.<br />
Zur letzten Ruhe gebettet zwischen den Hügeln von Mariazell<br />
Fotos: Dagmar Steigenberger (4), Ammergauer Alpen GmbH, Oberammergau Tourismus (Foto: Florian Wagner), Diana Gäntzle<br />
sind wir, und wie viel davon haben wir<br />
bereits verwirklicht?«<br />
»Was glaubt ihr, wo der Mensch im Universum<br />
steht?« Manfred reißt seine Schäfchen<br />
aus dem Sinnieren über sich selbst und hinein<br />
in die nächste der inneren Welten: Was<br />
ist die Aufgabe der Menschen? Und inwiefern<br />
erfüllt jeder bereits das, was er als Aufgabe<br />
der Menschheit erachtet? Eine Kreuzung<br />
taucht vor dem inneren Auge auf: Der<br />
eine Pfeil weist in die gewohnte Richtung.<br />
So weitermachen wie bisher? Oder wäre es<br />
nicht doch sinnvoller, jenem anderen Weg<br />
zu folgen? Zu tun, was wir tief im Innersten<br />
schon immer wünschten, aber den Mut dazu<br />
nicht fanden? Keine Ahnung, wo dieser<br />
zweite Weg hinführt. Aber er ist zweifellos<br />
der spannendere.<br />
»Zwei Tage sind sehr kurz für diese Reise«,<br />
schätzt Manfred Rühl. Gut 60 Kilometer<br />
sind es von St. Veit an der Gölsen auf der<br />
Via Sacra nach Mariazell. Doch davon redet<br />
der Mann mit dem dichten schwarzen<br />
Haarschopf und dem nachdenklichen Blick<br />
nicht. Er meint die Reise zu sich selbst. »Wir<br />
suchen den Weg nach Hause«, gibt Manfred<br />
Rühl als Ziel an, »den Ort, wo wir innerlich<br />
daheim sind.«<br />
Die meditierenden Wanderer<br />
Das Bedürfnis danach, all diesen Fragen<br />
nachzuspüren, fördert nach Paruchas Erfahrung<br />
den Zulauf zu meditativen Wanderungen.<br />
»Die Menschen sind auf der Suche<br />
nach alternativen Angeboten«, weiß er. Seit<br />
vielen Jahren begleitet er Pilger auf dem Ja-<br />
kobsweg und konzipierte vom Jahr 2008 an<br />
den Meditationsweg Ammergauer Alpen<br />
mit. Obwohl das Angebot nicht religiös<br />
ist, erspürt der Therapeut doch manchmal<br />
ein Bedürfnis nach einem solchen Bezug.<br />
Im Rochusfeld etwa, einer Hochmoorlandschaft<br />
bei Bad Kohlgrub, stehen die Wanderer<br />
im Kreis, Parucha spricht über die heilende<br />
Erde, Mutter Erde. Plötzlich bricht es<br />
aus einem Wanderer heraus und der Mann<br />
erzählt die berührende Geschichte vom<br />
Tod seiner Mutter. Ergriffen fassen sich die<br />
Wanderer an den Händen. Dann sprechen<br />
sie gemeinsam ein Gebet.<br />
KOMPAKT<br />
Vor der Mariazeller Kirche reiht sich wie auf<br />
einem Jahrmarkt Bude an Bude. Jedes Geschäft<br />
will religiösen Tand verkaufen. Die<br />
weiße Basilika wirkt überdimensioniert<br />
für den kleinen Ort, ebenso wie der riesige<br />
Friedhof. Madonnenfiguren an den Häusern,<br />
Pilger in den Gassen und dazwischen<br />
die Gruppe um den Wanderphilosophen<br />
Manfred Rühl. Während sie der Busfahrer<br />
zurück in den Alltag kutschiert, regt sich<br />
bei manchen ein Glücksgefühl. Ein Teilnehmer<br />
sagt leise: »Wir sind auf dem Weg nach<br />
Hause. Auch wenn wir diesen Ort noch<br />
kaum kennen.«<br />
◀<br />
Der Meditationsweg Ammergauer Alpen<br />
Wandern von der Wieskirche bis Schloss Linderhof<br />
Pilgerweg: Von der Wieskirche<br />
bis zum Schloss Linderhof<br />
schlängelt sich der 85,2<br />
Kilometer lange Meditationsweg<br />
Ammergauer Alpen.<br />
Es gibt ständige Termine für<br />
Tages- und Mehrtagetouren<br />
sowie individuelle Termine auf<br />
Anfrage. Eine Tageswanderung<br />
kostet 20 Euro, die einwöchige<br />
Tour »In sich gehen«<br />
mit Körpertherapeut Norbert<br />
Parucha auf dem kompletten<br />
Meditationsweg beläuft sich<br />
auf 850 Euro.<br />
Informationen:<br />
Ammer gauer Alpen GmbH,<br />
00 49/(0)88 22/9 22 74-0<br />
oder online unter www.ammergauer-alpen.de<br />
sowie<br />
www.brennendes-herz.de<br />
Infobroschüre »Meditationsweg<br />
Ammergauer<br />
Aplen«: Die 84 Seiten um -<br />
fassende Broschüre mit Informationen<br />
zu den 15 Stationen<br />
sowie einer ausführlichen<br />
Wegbeschreibung ist für 3,50<br />
Euro erhältlich bei der Ammergauer<br />
Alpen GmbH. Unter<br />
www.brennendes-herz.de gibt<br />
es auch eine Onlinebroschüre.<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 37
REPORTAGE<br />
Mit dem Slackline-Profi Lukas Irmler unterwegs in den Dolomiten<br />
Aufs Gleichgewicht kommt es an;<br />
vor der Kulisse der Cadini-Gruppe<br />
Artisten<br />
Lukas Irmler will es so. Die Berge<br />
gehören zu seinem Leben wie<br />
die Musik zu Madonna. Hätte er<br />
sich vor gut einem Jahr anders<br />
entschieden, wäre er an diesem<br />
Abend vermutlich in einem Luxushotel<br />
untergebracht. Stattdessen wird der junge<br />
Mann mit der blonden Surfermähne diese<br />
Nacht auf etwa 2300 Metern Meereshöhe<br />
verbringen. Unweit der Drei Zinnen in den<br />
Dolomiten haben ein paar Dutzend Extremsportler<br />
eine kleine Zeltstadt aufgebaut.<br />
Es pfeift ein eisiger Wind an diesem Tag.<br />
Manchmal beginnt es leicht zu schneien.<br />
Irmler – ein drahtiges Fliegengewicht –<br />
ist Slackline-Profi. Einer der wenigen, die es<br />
weltweit in dieser noch jungen Trendsportart<br />
gibt. Slacklinen ist das Balancieren auf<br />
einem gespannten, dynamischen Band und<br />
hat seine Ursprünge im kalifornischen Yosemite-Park.<br />
Kletterer wollten auf dem Band<br />
ihre Konzentrationsfähigkeit und ihren<br />
Gleichgewichtssinn schulen. Man unterscheidet<br />
die kurze Trickline, das Longline-<br />
Seil und die Highline (siehe Kasten S. 40), wo<br />
das Seil im Gebirge über tiefe Schluchten<br />
gespannt wird. Die Seile der Zirkusartisten<br />
sind im Gegensatz dazu statisch. Slacklinen<br />
erlebt einen ähnlichen Boom wie vor Jahren<br />
das Indoor-Klettern.
am Abgrund<br />
Fotos: Christian Kruse<br />
Die Slackline ist längst<br />
bei Alpinisten angekommen.<br />
Viele <strong>Bergsteiger</strong> nutzen<br />
das Training auf dem schmalen<br />
Band, um ihre Koordination<br />
und Konzentration zu<br />
perfektionieren. Es gibt<br />
aber auch wahre Künstler,<br />
die über Schluchten und<br />
Abgründen balancieren.<br />
Einmal im Jahr trifft sich die<br />
Elite der »Highliner« in<br />
den Dolomiten. Unser Autor<br />
Klaus Vick war dabei.<br />
Die Faszination? »Man kann immer<br />
wieder unmöglich scheinende<br />
Grenzen überschreiten, sich entfalten,<br />
eigene Dinge kreieren.«<br />
Äußerste Konzentration:<br />
Lukas Irmler ist Meister seines Fachs.<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 39
Als wäre die Kulisse nicht schon<br />
spektakulär genug: Highline-Kunst<br />
»Klar bin ich auch<br />
schon Free Solo gegangen.<br />
Sonst könnte<br />
ich ja nicht mitreden.<br />
Aber der Kick ist<br />
nicht so viel größer,<br />
als dass es in einer<br />
Relation zum Risiko<br />
stehen würde.«<br />
INFO<br />
Bänder, die die<br />
Welt bedeuten<br />
Von einfach bis sauschwierig:<br />
Slacklines im Überblick<br />
Trickline<br />
Ein Trickline-Set ist im Bergsportfachhandel<br />
oder im Internet bereits für 50 bis 100 Euro<br />
zu haben. Dafür gibt es Band, Spannmechanismus<br />
und Baumschlingen, Ratschen und<br />
Band-Flaschenzüge. Die Flachbänder sind<br />
etwa zwischen drei und fünf Zentimeter breit<br />
und zehn Meter lang. Es handelt sich um<br />
klassisches Polyester-Material. TÜV-geprüfte<br />
Sets – etwa für den Schulsport – sind<br />
etwas teurer (ab 100 Euro). Für Anfänger<br />
sollte das Band eine relativ große Spannung<br />
haben. Einsteiger können sich auch<br />
gegenseitig stützen.<br />
Longline<br />
Die Länge der Seile geht bei etwa 50 Metern<br />
los und ist beliebig ausdehnbar. Sie sind<br />
in der Regel etwas schmaler (2,5 Zentimeter)<br />
als die Trickline. Man benötigt stärkere<br />
Spannmechanismen und Bandmaterial, das<br />
größere Drucklast aushält. Ein guter, kugel -<br />
gelagerter Rollen-Flaschenzug kostet etwa<br />
500 Euro aufwärts. Der Aufbau ist dementsprechend<br />
aufwendiger. Die Longline wird<br />
immer noch in Absturzhöhe gespannt. Für<br />
den Otto Normalverbraucher bedeutet das<br />
maximal 2,5 Meter Höhe, um die Verletzungsgefahr<br />
zu minimieren. Profi s spannen<br />
das Seil höher. Aber Lukas Irmler warnt:<br />
»Da ist ein großer mentaler Aspekt dabei.«<br />
Highline<br />
Nichts für Anfänger, und auch nur bedingt<br />
für Fortgeschrittene! Mindestens ein er fah re -<br />
ner Slackliner sollte immer mit dabei sein.<br />
Man benötigt viel Knowhow für Aufbau und<br />
Absicherung der Seile sowie die Einschätzung<br />
der Stabilität von Felsklötzen. Im<br />
Prinzip reicht Longline-Equipment, aber man<br />
braucht noch mehr Material zur Sicherung.<br />
Verwendet werden geschlossene Sicherungssysteme.<br />
Auf der Highline sind Stahloder<br />
Titanringe eingefädelt, in denen ein<br />
Sicherungsseil eingespannt ist. Man sichert<br />
sich mit einem klassischen Achterknoten<br />
oder einem doppelten Bulinknoten. Highlines<br />
haben eine wesentlich höhere Vorspannung.<br />
Klassisches Polyester-Material kostet<br />
etwa zwei Euro pro laufendem Meter,<br />
Vectran-Seile aus Hightech-Fasern sieben<br />
bis acht Euro.<br />
In München zum Beispiel sind an Sommertagen<br />
im Englischen Garten oder auch rund<br />
um die Isar zig Seile zwischen Bäumen aufgespannt.<br />
Spontan statt geplant<br />
2011 also war das Management von Madonna<br />
an Lukas Irmler herangetreten. Der<br />
24-Jährige aus Freising in Oberbayern hätte<br />
die Pop-Diva auf ihrer Welt-Tournee begleiten<br />
können. Seine Kunststücke auf dem<br />
schmalen Schlauchband sollten die Bühnenshow<br />
bereichern. Für Irmler ein finanziell<br />
lukratives Angebot, das er dennoch<br />
ausschlug: »Ich hätte ein Jahr lang nichts<br />
anderes machen können und mein Leben<br />
danach ausrichten müssen«, sagt der 1,71<br />
Meter große Bayer. Keine »rationale Entscheidung«,<br />
sondern eine, die »tief innen«<br />
gereift sei. Geld, Glanz und Glamour – das<br />
alles konnte ihn nicht locken. Sein Leben<br />
ist nicht von stabsmäßiger Planung, sondern<br />
von Spontaneität geprägt. Er tingelt<br />
von Spot zu Spot. Das Treffen an diesem<br />
unwirtlichen Herbsttag ist ein besonders<br />
spektakuläres. Aus vielen Ländern sind die<br />
Slackliner gekommen, um vor der Kulisse<br />
der Dolomiten über zwischen Felsklötze<br />
und Felsvorsprünge gespannte, bis zu hundert<br />
Meter lange Seile zu balancieren.<br />
Nie ohne Sicherung<br />
Mehr als eine Woche dauert das Meeting<br />
nahe dem mondänen Olympiaort Cortina<br />
d’Ampezzo. Über Facebook hat sich die<br />
Slackline-Community verabredet. »Anders<br />
läuft es nicht«, sagt Christian Kruse aus<br />
München – ein Highliner der ersten Stunde<br />
und guter Freund von Lukas Irmler. Es<br />
ist ein Kommen und Gehen zum Basiszelt<br />
unweit des Rifugio Bosi am Monte Piana.<br />
Ein Ort mit trauriger Historie. Noch heute<br />
zeugen auf dem hochplateauartigen Gipfelbereich<br />
Stellungsanlagen und Schützengräben<br />
von der Vergangenheit. Der Berg war<br />
im Ersten Weltkrieg heftig zwischen Italienern<br />
und Österreichern umkämpft. Während<br />
des Aufstiegs vom Misurinasee, der auf<br />
1756 Metern Meereshöhe liegt, erzählt Irmler<br />
von seiner Leidenschaft. Wie er über das<br />
Klettern zum Slacklinen gekommen ist, wie<br />
plötzlich Deutschlands größter Sportartikelhersteller<br />
den Outdoor-Markt entdeckte,<br />
was für den 24-Jährigen ein Glücksfall war.<br />
Fotos: Christian Kruse (2), Harald Wisthaler (2)<br />
40 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Friedlich trainieren am Monte Piana:<br />
Im I. Weltkrieg verlief hier die Dolomitenfront.<br />
Das »Basislager«: die Zelte<br />
der Slackliner nahe des Rifugio Bosi<br />
Er machte noch seinen Bachelor in Chemie,<br />
danach nahm ihn Adidas unter Vertrag.<br />
Lukas Irmler ist für die Sportfirma eine<br />
Werbefigur für das Segment Outdoor wie<br />
die Huber-Buam. Mit Alexander Huber<br />
zum Beispiel war Lukas Irmler die Woche<br />
vor dem Trip in die Dolomiten auf Promotion-Tour<br />
in Polen und in der Slowakei. Im<br />
großen Versorgungszelt am Monte Piana<br />
sind sich alle einig: Ja, Lukas sei einer der<br />
besten Slackliner weltweit – keine Frage.<br />
Dennoch ist er bescheiden und alles andere<br />
als ein wilder Kerl. Ohne Sicherung gehe er<br />
auf keine Highline, schon allein der Vorbildfunktion<br />
wegen, betont er.<br />
Es gibt welche, die tun das. Der Amerikaner<br />
Andy Lewis etwa ist so ein Grenzgänger zwischen<br />
Himmel und Erde. »Free Solos« auf<br />
der Highline zählen zu seinem Repertoire.<br />
Eine Unaufmerksamkeit, und man stürzt in<br />
den Abgrund. »Klar bin ich auch schon Free<br />
Solo gegangen. Sonst könnte ich ja nicht<br />
mitreden«, räumt Irmler ein. »Aber der Kick<br />
ist nicht so viel größer, als dass es in einer<br />
Relation zum Risiko stehen würde.« Es gibt<br />
ja auch seine Freundin, »die Stimme der<br />
Vernunft«, sagt Irmler. Mit ihr hat er auch<br />
die Sache mit Madonna ausführlich besprochen<br />
und gemeinsam entschieden.<br />
Immer schön cool<br />
bleiben: Wer auf<br />
dem Band ist, wird<br />
kritisch beäugt.<br />
Highline auf 5222 Metern – Weltrekord<br />
Im Sommer 2012 hat der 24-Jährige einen<br />
neuen Weltrekord auf der Longline (Seil in<br />
Absturzhöhe) aufgestellt. Exakt 1000 Fuß –<br />
etwa 310 Meter – konnte er in einem Stück<br />
auf klassischem Polyester-Material durchgehen.<br />
Für ihn ein Traum, auf den er hingearbeitet<br />
hat. 1000 Fuß galten als Schallmauer<br />
auf der Longline. Jetzt gelang ihm ein neuer<br />
Coup: Irmler stellte einen neuen Slackline<br />
Höhen-Weltrekord am schneebedeckten<br />
Yanaphaqcha (5460 m) in den peruanischen<br />
Anden auf. Gemeinsam mit Mariano Breccia<br />
und Alex Estrada aus dem Adidas Outdoor<br />
Team Peru konnte der Deutsche eine Highline<br />
5222 Meter über dem Meeresspiegel<br />
auf bauen und erstbegehen. Die Faszination?<br />
»Man kann immer wieder unmöglich<br />
scheinende Grenzen überschreiten, sich<br />
entfalten, eigene Dinge kreieren.« Ein wenig<br />
ist es wie bei den Surfern – immer auf der<br />
Suche nach einem coolen Spot, nach der Mega-Welle.<br />
Im Falle der Slackliner eben nach<br />
spektakulären Felskulissen im Gebirge.<br />
Der Profi hat sich inzwischen schnell umgezogen<br />
und will ein paar Highlines bewältigen.<br />
Er ist nahezu der einzige an diesem<br />
bitterkalten Tag in den Dolomiten, der das<br />
wagt. Die Seile sind vereist. Gegenüber<br />
dominiert das mächtige Massiv des Monte<br />
Cristallo. »Oh, that’s crazy man, it’s pretty<br />
icy«, ruft Lukas Irmler dem Publikum zu,<br />
als er scheinbar spielerisch leicht auf dem<br />
ersten Seil spaziert. Das Band wackelt, er balanciert<br />
das Ungleichgewicht mit den Händen<br />
aus und geht weiter. Auf der nächsten<br />
Highline zeigt der Profi ein paar Kunststücke,<br />
geht in den Schneidersitz oder stützt<br />
sich nur mit den Händen ab und liegt waagrecht<br />
über dem Seil. »Ein wahrer Highline-<br />
Spielplatz hier«, sagt er, als er die vielen<br />
Seile rund um das Monte-Piana-Plateau<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 41
michael.meisl<br />
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Fotos: Harald Wisthaler<br />
Madonna wollte Lukas<br />
Irmler mit auf Tournee<br />
nehmen. Doch Geld,<br />
Glanz und Glamour<br />
konnten den Slackline-<br />
Profi nicht locken.<br />
»Ich hätte mein Leben<br />
danach ausrichten<br />
müssen.« Irmler wollte<br />
lieber frei bleiben.<br />
Mützen-Session: Im Gemeinschaftszelt ist<br />
trotz frostiger Temperaturen gute Stimmung.<br />
INFO<br />
erblickt. Und so harte Bedingungen mit zugefrorenen<br />
Seilen habe er auch schon lange<br />
nicht mehr erlebt. Es sind Übungen, die auf<br />
der kurzen Trickline einstudiert werden.<br />
An den Felsen der Meteora-Klöster<br />
»Das Coole auf der Highline ist, in den Abgrund<br />
zu blicken«, sagt der Extremsportler.<br />
In diesem Falle sieht man 500 Höhenmeter<br />
weiter unten die Umrisse des Misurinasees.<br />
Ringsum saftiges Grün vermittelt noch einen<br />
Rest Sommerstimmung. Hier oben ist<br />
das Hochplateau vom Schnee überzuckert.<br />
Normalerweise geht er barfuß auf den Seilen,<br />
was sich an diesem Tag allerdings nicht<br />
empfiehlt. Er behält die Schuhe an. Zurück<br />
im Zelt erzählt er von seinen Reisen: als er<br />
während einer Promotion-Tour in Südafrika<br />
am Tafelberg 1000 Höhenmeter über Kapstadt<br />
schwebte. Oder als er 2009 mit Freunden<br />
die spektakulären Felstürme der Meteora-Klöster<br />
in Griechenland hochkletterte<br />
und Highlines ging. Momente, die er nicht<br />
missen möchte. Es ist seine große Freiheit. ◀<br />
Die Highliner auf dem Hochplateau<br />
Im Jahr 2012 fanden etwa<br />
70 Leute den Weg zum<br />
Highline-Meeting am Monte<br />
Piana, 2013 waren es schon<br />
über 200 Sportler aus 18<br />
Nationen. »Kein Wettkampf,<br />
sondern es soll Menschen an<br />
einem historisch bedeutsamen<br />
Platz, wo vor 100 Jahren<br />
junge Leute gegeneinander<br />
gekämpft haben, vereinen«,<br />
sagt Chef-Organisator Armin<br />
Holzer, 26. Der Südtiroler<br />
aus Sexten musste wegen<br />
einer Knieverletzung seine<br />
Karriere als Skirennläufer<br />
beenden und ist nun begeisterter<br />
Slackliner. Auf dem<br />
Hochplateau des Monte Piana<br />
nahe der Drei Zinnen (15 bis<br />
20 Min. vom Rifugio Bosi<br />
entfernt) wurden insgesamt<br />
18 Highlines von sechs bis<br />
71 Metern Länge und eine<br />
vier armige, spinnennetzartige<br />
Space-Line aufgespannt.<br />
»Das Coole auf der Highline ist,<br />
in den Abgrund zu blicken.«<br />
Das faszinierende Gelände<br />
fi el Holzer im Frühjahr 2011 bei<br />
einer Skitour auf. »Die Canyons<br />
sind perfekt«, schwärmt<br />
Holzer. Das Highline-Meeting<br />
mit Live-Bands und Fun-Contests<br />
dauerte acht Tage. Unter<br />
anderem versorgte Beppe<br />
Monti, Wirt der Carduccihütte,<br />
die campenden Slackliner<br />
mit Südtiroler Spezialitäten.<br />
Das Event soll Mitte September<br />
2014 wieder stattfi nden.<br />
michael.meisl<br />
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Globetrotter Ausrüstung D-60314 Frankfurt/M.<br />
Yeah! AG<br />
D-63454 Hanau<br />
engelhorn sports D-68161 Mannheim<br />
BackPacker<br />
D-69115 Heidelberg<br />
Sport Eckmann GmbH D-79199 Kirchzarten<br />
Globetrotter Ausrüstung D-80331 München<br />
Karwendelsport<br />
D-82481 Mittenwald<br />
Sporthaus Ankirchner D-83022 Rosenheim<br />
Condition Steigenberger D-83229 Aschau<br />
Sport Plenk<br />
D-83324 Ruhpolding<br />
Sport Hochreiter<br />
D-83334 Inzell<br />
Bergzeit GmbH<br />
D-83607 Holzkirchen<br />
eXXpozed<br />
D-87439 Kempten<br />
Sport Manhard eK<br />
D-87459 Pfronten<br />
Outdoor Kipper<br />
D-87527 Sonthofen<br />
Sport Hauber<br />
D-87534 Oberstaufen<br />
Speiser GmbH<br />
D-87538 Bolsterlang<br />
Valtin<br />
D-91522 Ansbach<br />
Nordicsport HillBill D-94051 Hauzenberg<br />
Sport Luck<br />
D-98559 Oberhof<br />
Sport Kiefer<br />
D-79102 Freiburg<br />
Nordwand Sports GmbH D-87629 Füssen<br />
Yosemite Zermatt El Cap SA CH-1006 Lausanne<br />
Eiselin Sport AG<br />
CH-3011 Bern<br />
Stockhorn Sport<br />
CH-3600 Thun<br />
Troxler Sport&Mode<br />
CH-3775 Lenk<br />
Julen Sport<br />
CH-3920 Zermatt<br />
Eiselin Sport AG<br />
CH-6003 Luzern<br />
Schär Sport<br />
CH-6210 Sursee<br />
Norbert Joos Bergsport AG CH-7000 Chur<br />
Albeina Sport AG CH-7252 Klosters Dorf<br />
Gonzen Sport<br />
CH-7320 Sargans<br />
Go Vertical GmbH CH-7504 Pontresina<br />
Eiselin Sport AG<br />
CH-8006 Zürich<br />
Mountain Consulting AG CH-8610 Uster<br />
Fridolin Sport<br />
CH-8750 Glarus<br />
Sporthuus Amden<br />
CH-8873 Amden<br />
Climbing Shop<br />
A-4360 Grein<br />
Spitaler Sportstadl A-4582 Spital am Pyhrn<br />
Sport Lichtenegger A-4822 Bad Goisern<br />
Bründl<br />
A-5710 Kaprun<br />
Intersport OK<br />
A-6020 Innsbruck<br />
XL Rankweil<br />
A-6830 Rankweil<br />
Sport Zauner<br />
A-8790 Eisenerz<br />
Bergsport Vasold<br />
A-8940 Liezen<br />
Ski Willy A-8972 Ramsau am Dachstein<br />
Sport 2000 Wibmer<br />
A-9900 Lienz<br />
Passler<br />
A-9963 St. Jakob<br />
Alpinsport Gratz<br />
A-9981 Kals<br />
FREELANDERS<br />
L-8050 Bertrange
AUF TOUR<br />
Auf Skitour in Westgrönland<br />
Lockruf der<br />
Grönland, Ödland: Die größte Insel der Welt genießt nicht<br />
gerade den Ruf eines Urlaubsparadieses. Aber zwei Dinge<br />
gibt es hier im Überfluss: Schnee und Stille. Genau das<br />
macht Grönland zu einem Skitourenziel, das ein Leben lang<br />
im Gedächtnis bleibt. Von Folkert Lenz (Text und Bilder)<br />
Auf Sadel Island beginnen die Skitouren<br />
am Strand. Im Inneren Fjord bei Nuuk<br />
ankert das dreimastige Basislager.<br />
44 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Stille<br />
Alle Fotos: Folkert Lenz
Wer sich Grönland per Schiff<br />
nähert, bekommt unweigerlich<br />
den Eindruck eines Urkontinents.<br />
Ein karges Land,<br />
das aus dem Meer auftaucht.<br />
Wasser in allen Aggregatszuständen. Das<br />
wenige Leben versteckt sich. Ein paar kreischende<br />
Dreizehenmöwen drehen ihre<br />
Runden, hier und da eine Robbe. Sonst Leere.<br />
Eine archaische Welt.<br />
Mitten darin: Ein Segelschiff, vollbesetzt<br />
mit enthusiastischen Touristen, die nur ein<br />
Ziel haben: Skitouren im ewigen Eis. Die<br />
»Rembrandt van Rijn« nähert sich gemächlich<br />
der Küstenlinie im Ewigkeitsfjord. Seit<br />
ein paar Stunden erschüttern auch keine<br />
Brecher mehr den Rumpf des Dreimasters.<br />
Den Sturm der vergangenen Nacht hatte<br />
Kapitän Sven Holzhausen nämlich nutzen<br />
wollen: »Ab Windstärke 8 setzen wir die<br />
Segel, und dann geht es flott hinauf in den<br />
Norden«, war seine Ansage am Vorabend.<br />
Für manche Passagiere ein Versprechen, für<br />
andere eine Drohung. Doch jetzt tourt das<br />
schlanke, blau-weiße Schiff mit leise dröhnender<br />
Maschine durch den enger werdenden<br />
Fjord in Westgrönland. Die Segel sind<br />
Schwimmende Heimat: Die »Rembrandt<br />
van Rijn« vor der Stirnwand des Tateraat<br />
Wo sonst mischt sich das Klacken einschnappender Tourenbindungen<br />
mit dem leisen Plätschern anlandender Wellen?<br />
eingeholt, die Mägen der Mitfahrer haben<br />
sich beruhigt, genau wie die Wasseroberfläche.<br />
Und die Ski stehen bereit.<br />
Auf der Schiffsbrücke drängeln sich die<br />
Bergführer, ein Fernglas wandert reihum.<br />
Angestrengtes Linsen durch den Feldstecher,<br />
ein Landeplatz muss her. Links und<br />
rechts wachsen die Felswände aus dem<br />
Wasser empor. Die Schneehänge auf Meereshöhe<br />
dagegen machen sich rar. Expeditionsleiter<br />
Christoph Gnieser zuckt mit den<br />
Schultern und murmelt etwas von »umgekehrter<br />
nord-atlantischer Oszillation«: Ein<br />
Phänomen, das die Alpen in diesem Frühjahr<br />
im Schnee versinken ließ – Grönland<br />
dagegen machte schon im April seinem Namen<br />
– Grünes Land – alle Ehre. »In manchen<br />
Gegenden hier war es im Frühling um<br />
15 Grad zu warm«, erläutert der Geograf.<br />
Ausnahmezustand in der Arktis. Trotzdem<br />
ist Gniesers Suche nach geeignetem Skigelände<br />
erfolgreich. Wenig später brummt<br />
ein Schlauchboot mit einem Erkundungstrupp<br />
in Richtung einer kleinen Bucht.<br />
Als die Guides vom Land aus grünes Licht<br />
geben, dürfen auch die Gäste folgen. Sack<br />
und Pack, Mensch und Ski müssen jetzt ans<br />
46 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Ufer. Die Fahrt im Zodiac ist ein spritziges<br />
Vergnügen.<br />
Nach der Landung Irritation. So hatte sich<br />
die Freeride-Fraktion das nicht vorgestellt.<br />
Brusthohe Büsche verhindern fast den<br />
Abmarsch vom Ufer. Dann hart gefrorener<br />
Moränenschutt. Erst im flacheren Gelände<br />
kann die Gruppe die Steigfelle aufziehen.<br />
Dann weiter auf Ski – gemächlich über<br />
flache Hänge. Für manchen Heißsporn<br />
fast zu gemächlich. Schließlich ist die<br />
Zunge vom »Skislope«-Gletscher erreicht.<br />
Blassbläulich und nackt liegt er da, wie<br />
im Vorwinter. Den eigentümlichen Namen<br />
trägt das Eisfeld, weil die Einheimischen<br />
gelegentlich das Tal mit ihren<br />
Schneemobilen hinaufdonnern, um es<br />
auf Ski wieder hinab zu sausen. Doch<br />
heute bleibt alles still.<br />
Kein Wunder, denn auf dem blanken Gletschereis<br />
fährt niemand freiwillig. Spalten<br />
und Gletschermühlen lauern unter der<br />
dünnen Schneeauflage. Vorsichtig tastet<br />
sich der Skitourentrupp noch ein Weilchen<br />
über das Eis. Als Schneetreiben aufkommt,<br />
ist das Experiment beendet.<br />
Durchsicht: bizarre Eisformationen<br />
am Tateraat-Gletscher<br />
Umsicht: Bei Windstärke 8 schnallt man<br />
die Tourenski lieber gut fest.<br />
Wer ins steile Gelände will, muss auf<br />
Grönland erstmal flach marschieren.<br />
Im Grenzraum der Erde<br />
Ganz anders zwei Tage zuvor. Im Inneren<br />
Fjord bei Nuuk der erste Kontakt mit der polaren<br />
Landschaft. Obwohl das Tourengebiet<br />
nur ein paar Seemeilen von der grönländischen<br />
Hauptstadt entfernt ist, sind Skitouren<br />
in diesen Breiten ein echtes Abenteuer.<br />
»In dem Gelände, in das wir da vordringen,<br />
da gibt es keine Spuren, keine Wegweiser«,<br />
sagt der Innsbrucker Bergführer Christoph<br />
Höbenreich. Das Blitzen in seinen Augen<br />
zuckt fast durch die Gletscherbrille. Jahre<br />
hat der Arktisprofi in den eisigsten Regionen<br />
der Welt verbracht. Nun schwärmt er<br />
von der Menschenleere, der Abgeschiedenheit<br />
in den Grenzräumen der Erde.<br />
Sadlen heißt der Hauptgipfel auf der Sadel-<br />
Insel im Inneren Fjord. Ein flacher Buckel,<br />
an dem mancher der Skitouren-Experten<br />
achtlos vorbei schauen würde. In Grönland<br />
sind die 1200 Höhenmeter bis zu<br />
seiner Spitze doch etwas Besonderes. Wo<br />
sonst mischt sich das Klacken einschnappender<br />
Tourenbindungen mit dem leisen<br />
Plätschern anlandender Wellen? Vielleicht<br />
ist es auch der Gegensatz vom dunkelblau<br />
schimmernden Meer zu den blendend<br />
weißen Schneefeldern. Oder das Gefühl,<br />
immer weiter weg zu steigen von der<br />
menschlichen Welt, während der heimatlich<br />
anmutende Dreimaster immer kleiner<br />
wird unten auf dem Wasser. Vielleicht ist<br />
es auch das Kribbeln der Pioniere, das einen<br />
erfasst, wenn man auf Berge tourt,<br />
Aussicht: Die Ausgangspunkte erreicht man<br />
in Grönland am besten per Schlauchboot.<br />
TIPP<br />
Rembrandt van Rijn<br />
Der Dreimaster war ursprünglich als<br />
Heringslogger im Einsatz. Erst seit 1994<br />
transportiert der Focksegler Menschen,<br />
nachdem er zum Passagierschiff umgebaut<br />
wurde. Bei 56 Meter Länge und 7 Meter<br />
Breite ist für die 33 Passagiere und die<br />
Crew verhältnismäßig viel Raum an Bord.<br />
Die Kojen bieten allemal so viel Platz wie<br />
ein Lager in einer Alpenhütte. Daneben gibt<br />
es zwei große Aufenthaltsräume, eine Bar<br />
und viel Fläche auf den Außendecks, wo es<br />
aber empfi ndlich kühl werden kann.<br />
Die »Rembrandt van Rijn« ist kein Eisbrecher.<br />
Wegen ihres verstärkten Bugs ist sie aber<br />
geeignet für Expeditionsfahrten zu kleinen<br />
Inseln. In den Fjorden fährt sie meist mit<br />
der Maschine. Wenn Wind aufkommt und<br />
genug Platz auf dem Wasser ist, setzt der<br />
Kapitän die Segel: ein malerisches Schauspiel<br />
nicht nur für Landratten. Für Landgänge<br />
muss man in robuste Schlauchboote,<br />
so genannte Zodiacs, umsteigen.<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 47
Steile Fjorde: Die Suche nach dem Ausgangspunkt<br />
ist bisweilen knifflig.<br />
Gar nicht so flach: auf einem namenlosen<br />
Gipfel auf der Insel Hamborgerland<br />
Skitour auf grönländisch:<br />
Abgeschwungen wird am Strand.<br />
die bislang kaum ein Mensch besucht hat.<br />
Vier Stunden dauert der Anstieg über nur<br />
leicht verschneites Geröll, über windverpresste<br />
Harschtafeln. Aber am Ende findet<br />
Höbenreich dann doch eine Reihe von<br />
Schneefeldern, über die es sich trefflich<br />
hinunter wedeln lässt. Nordseitig fast. Und<br />
sogar mit ein bisschen Powder, der auch die<br />
letzten Skeptiker überzeugt.<br />
Eigentlich kann es nicht all zu schwer sein,<br />
vernünftige Skitouren auf Grönland zu<br />
finden, sollte man meinen. Die Fjorde des<br />
Nordmeeres ermöglichen es, auf dem Wasser<br />
tief ins Inselinnere vorzudringen. Doch<br />
ein Landgang ist meist nur dort möglich, wo<br />
die Eismassen sich ein Bett bis auf Meeresniveau<br />
gegraben haben. Und dann heißt es<br />
erst mal laufen, laufen, laufen, bis die riesigen<br />
Gletscherbecken durchschritten sind.<br />
Die Abfahrtshänge liegen meist ein ganzes<br />
Stück von der Küste entfernt. Bis dahin aber<br />
geht es durch urweltliche Landschaften,<br />
wie man sie sonst nur in Alaska, in Patagonien<br />
oder der Antarktis findet.<br />
So auch am Tateraat-Gletscher. Kaum hebt<br />
sich die gar nicht so zierliche »Rembrandt<br />
van Rijn« von der mächtigen blauen Wand<br />
ab, die hier ins Polarmeer kalbt. Immer wieder<br />
brechen kleine Eisberge ab. Der stattliche<br />
Segler verkommt zur winzigen Staffage<br />
vor dieser Naturkulisse. Hier lernt man<br />
schnell, dass die Dimensionen der Arktis<br />
das bisher Gekannte sprengen. Wo sich die<br />
mächtigen Eisströme des Tateraat vereinigen,<br />
ist ein Areal entstanden, gegen das der<br />
Aletschgletscher wie eine Miniatur wirkt.<br />
Wer suchet, der findet: endlich Pulver,<br />
trotz »nordatlantischer Oszillation«<br />
Das Ende der Welt ist übersichtlich: Fels<br />
und Wasser in allen Aggregatzuständen<br />
KOMPAKT<br />
Schippernd zum Skitourengehen<br />
Reise: Es gibt kein besseres<br />
Verkehrsmittel, um in Grönland<br />
zum Startpunkt einer Skitour<br />
zu kommen. Und kein anderes.<br />
Bei so einer Reise dient<br />
ein Schiff als schwimmendes<br />
Basislager. Der Kombi-Trip<br />
mit Segelschiff und Ski hat<br />
Expeditionscharakter. Jeden Tag<br />
stehen Landgänge und Touren<br />
in Westgrönland<br />
auf dem Programm – abhängig<br />
vom Wetter und den Eisbedingungen<br />
auf dem Meer.<br />
An Bord sind mehrere Bergführer,<br />
die für die Sicherheit<br />
auf den Skitouren verantwortlich<br />
sind. Auch für Schneeschuhgeher<br />
gibt es Angebote.<br />
Bester Zeitraum: April, Mai<br />
Anreise: Per Linienfl ug von<br />
Kopenhagen (DK) via Kangerlussuaq<br />
(GL) nach Nuuk oder<br />
Maniitsoq.<br />
Anbieter und Buchung:<br />
Die Bergführer (DE),<br />
www.die-bergfuehrer.de;<br />
Oceanwide Expeditions (NL),<br />
www.oceanwide-expeditions.com<br />
Generelle Informationen:<br />
www.greenland.com<br />
Karte: www.openstreetmap.org<br />
48 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Ungewohnte Dimensionen<br />
Wer im schroffen Westgrönland auf Berge<br />
hinauf will, braucht Ausdauer und Weitwander-Ambitionen.<br />
Dafür aber wird der<br />
Skitourengeher mit Eindrücken belohnt,<br />
die er nicht so schnell vergisst. Vor allem ist<br />
es die Stille, die auffällt – wenn sie denn<br />
auffällt. Bei den Touren lässt Christoph<br />
Höbenreich die Gruppe darum manchmal<br />
innehalten. »Lauscht einfach mal drei Minuten:<br />
Nach draußen, aber auch in euch hinein«,<br />
rät der Guide. Kein Nesteln mit dem<br />
Reißverschluss! Kein Schnauben durch die<br />
Nase! Kein aufgeregtes Getrappel mit den<br />
Ski! Es fällt manchen schwer, auch nur für<br />
eine kurze Weile zur Ruhe zu kommen.<br />
Aber dann kommt die Ruhe auch zu ihnen.<br />
Kilometerlang haben die Bergführer samt<br />
ihren Gruppen schon ihre einsame Spur<br />
durch den nicht enden wollenden Gletscherboden<br />
gelegt. Bald ist klar: Der Sattel<br />
am Ende des Anstiegs markiert den Umkehrpunkt<br />
der Tagestour. Der Weiterweg<br />
auf eine der umliegenden Bergspitzen<br />
würde noch Stunden dauern. So mutet die<br />
Abfahrt genauso kontemplativ an wie der<br />
Weg hinauf. In beschaulichem Gleiten geht<br />
Es fällt manchen schwer, auch nur für eine kurze Weile zur<br />
Ruhe zu kommen. Aber dann kommt die Ruhe auch zu ihnen.<br />
es hinaus über den Tateraat-Gletscher, bis<br />
wieder die »Rembrandt van Rijn« in Sicht<br />
ist. Als die Gruppe zu den letzten Schwüngen<br />
am Ufer ansetzt, hat der Käptn schon<br />
die Zodiacs Richtung Land geschickt, um<br />
seine Passagiere einzusammeln.<br />
Richtig zackig sind dagegen die Höhen auf<br />
Hamborgerland. Die felsige Insel mit ihren<br />
schroffen Gipfeln liegt etwas nördlich<br />
der kleinen Ortschaft Maniitsoq. Und hier<br />
gibt es Anstiege, wie sie Alpinisten lieben:<br />
Steil geht es vom Ufer weg durch ein enges<br />
Couloir. Dann 900 Höhenmeter im perfekt<br />
geneigten Skigelände hinauf zu einem namenlosen<br />
Gipfel. Ein Wechtengrat und die<br />
kecke Felspyramide obendrauf schaffen<br />
hochalpines Ambiente. Da darf der Schnee<br />
auch ruhig ein wenig harschig oder verblasen<br />
sein. Wo die gleißende Wasserfläche<br />
des Ewigkeitsfjords in Sicht kommt, setzen<br />
auch die ambitioniertesten Fahrer zum<br />
Stoppschwung an. Diese Impression will<br />
sich keiner entgehen lassen. »Wer diese<br />
Wildnis einmal erlebt hat, der will das immer<br />
wieder«, sagt Höbenreich in die Stille<br />
hinein. Und die meisten ahnen, dass auch<br />
sie längst vom Polarvirus infiziert sind. ◀<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 49
BERGBILDER<br />
Fotowettbewerb: Winter in den Bergen<br />
Kristallwelten<br />
Wenn die Bergwelt in Weiß getaucht ist, bedeutet das<br />
beim Fotografieren eine besondere Herausforderung.<br />
Kontraste richtig einschätzen, die richtige Belichtung<br />
wählen. Für den BERGSTEIGER verrät der Bergfotograf<br />
und Autor Heinz Zak exklusiv Tipps und Tricks.<br />
Heinz Zak: Bergfotograf,<br />
Extremkletterer, Autor<br />
Für viele ist der Winter die »Anti-<br />
Foto-Jahreszeit«. Es gibt kaum<br />
Farben in der Natur, es ist kalt, und viele haben<br />
schon deshalb keine Lust zum Fotografi eren.<br />
Dabei hat auch der Winter in den Bergen seine<br />
besonderen Reize! Die kalte Luft hat weniger<br />
Feuchtigkeit und ist – zumindest am Berg – oft<br />
richtig klar. Der Himmel ist dann besonders<br />
blau, und die Sonne strahlt kristallklar. Morgenund<br />
Abendrot auf schneebedeckten Bergen<br />
leuchtet in wunderbarem Orange. Der Schnee<br />
selbst bietet vielfältige fotografi sche Möglichkeiten:<br />
Neuschnee oder Rauhreif verzaubern die<br />
Landschaft, Spuren der Ski bilden interessante<br />
Linien, der Wind zeichnet bizarre Muster.<br />
1 Manuelle Belichtung<br />
Kontrastreich: Gipfelglück auf der Schaufelspitze, Stubaier Alpen<br />
Wenn man die Belichtung nur über den Modus<br />
»Automatik« zu ermitteln versucht, gelangt man sehr<br />
schnell an Grenzen. Resultat sind falsch belichtete<br />
Bilder. Außerdem ist es ein Qualitätsmerkmal eines<br />
Fotografen, wenn er selbständig Belichtungszeit<br />
und Blende einstellen kann. Die Schwierigkeit für<br />
den Amateur besteht darin, sich grundsätzlich mit<br />
dem Thema »Belichtung« auseinanderzusetzen.<br />
Die Kamera hat einen Belichtungsmesser eingebaut,<br />
der auf eine »18 Prozent Graukarte« geeicht ist.<br />
Die ganze Thematik ist sehr umfangreich und gar<br />
nicht so einfach. Ich selbst kann hier nur in Kürze<br />
sagen: Ich belichte immer mit »Spotmessung« und<br />
manuell und suche mir die richtige Belichtung in<br />
einer Fläche, deren Helligkeit ich ungefähr beurteilen<br />
kann. Klingt verwirrend, wenn man es nicht selbst<br />
probiert. Auf graue Flächen gemessen muss ich die<br />
Belichtung nicht, auf weiße Flächen hin gemessen<br />
ins »Plus« korrigieren. Und das Beste an der manuellen<br />
Belichtung: Wenn ich etwas daneben liege, kann<br />
ich schnell selbst in die richtige Richtung korrigieren:<br />
Nur so kann ich Bilder mit der Sonne und dem<br />
<strong>Bergsteiger</strong> richtig belichten!<br />
Die richtigen Winter-Vorkehrungen<br />
Sonnenaufgang: Blick vom Wilden Pfaff<br />
Kälte fordert Mensch und Material<br />
besonders stark.<br />
Die Kälte beeinfl usst die Lebensdauer der Akkus<br />
beträchtlich. Verlassen Sie sich nicht auf Ihre Erfahrungen<br />
vom Sommer – ein Reserve-Akku gehört<br />
ohnehin standardmäßig in die Fototasche.<br />
Um die richtige Zeit und Blende einzustellen, muss<br />
man ohne Handschuhe fotografi eren. Besorgen<br />
Sie sich Fäustlinge mit einer abklappbaren Kappe.<br />
Das Raus- und Reinschlüpfen in Fingerhandschuhe<br />
ist mühsam, es wird einem schnell zu kalt.<br />
Wenn wir aus der Kälte in einen warmen, mit<br />
Menschen gefüllten Raum kommen, kondensiert<br />
die hohe Feuchtigkeit sofort an den Flächen<br />
der Optik. Gedulden Sie sich unbedingt und ver -<br />
suchen Sie nicht, das Kondenswasser von der<br />
Linse zu entfernen. Die Linse wird sich sofort<br />
wieder beschlagen und Sie laufen Gefahr, die Oberfl<br />
äche zu zerkratzen. Legen Sie die Kamera in<br />
einen möglichst trockenen Raum, wo sie langsam<br />
aufgewärmt wird.<br />
Vorsicht! Wer auf einer Skitour für ein Foto aus<br />
der Spur geht oder fährt, muss die Lawinenlage<br />
beziehungsweise Spalten am Gletscher in seine<br />
Abwägung mit einbeziehen.<br />
50 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Das Faszinierende am Detail: Kristallstrukturen vor den Ahrnspitzen, Wetterstein<br />
Tiefenschärfe<br />
2<br />
Um so viel Schärfe von vorne bis ganz hinten ins<br />
Bild zu bekommen, muss man ebenfalls manuell<br />
belichten und die Blende auf eine kleine Öffnung<br />
stellen, auf Blendenzahl 16 oder sogar 22. Es ist<br />
dann noch eine kritische Entscheidung, auf welchen<br />
Punkt im Bild man scharf stellt. Meine Regel:<br />
Der Vordergrund muss scharf sein. In diesem Bild<br />
also die etwa zehn Zentimeter großen Rauhreif-<br />
Kristalle. Das Spiel mit dem Bildaufbau ist ferner<br />
eine spannende Angelegenheit: Wie viele Kristalle<br />
will man in den Vordergrund setzen, wie viel vom<br />
Berg soll man noch sehen? Jeder hat hier seine<br />
individuelle Perspektive, bei der er sich wohlfühlt.<br />
Ein Wintertraum: beim Aufstieg auf die Wildspitze im Ötztal<br />
3 »Weiß« ist kritisch!<br />
Die Darstellung von »Weiß« ist die Schwachstelle<br />
der Sensoren in der Digitalfotografi e. Besonders<br />
kritisch für die Qualität der Fotos wird es, wenn<br />
»Weiß« zu hell belichtet wird. Solange wir nur große<br />
weiße Flächen fotografi eren, ist das kein Problem,<br />
selbst wenn man mit »Automatik« fotografi ert. Wenn<br />
dann aber ein Mensch groß ins Bild kommt, muss<br />
der Fotograf den hohen Kontrast zum hellen Hintergrund<br />
unbedingt berücksichtigen. Die Automatik<br />
der Kamera würde dann leider zu hell belichten!<br />
Weiße Flächen haben dann schnell keine Struktur<br />
mehr. Solch ein Foto ist für einen Profi unbrauchbar.<br />
Die beste Lösung ist ohnehin die Umstellung auf<br />
»Manuelle Belichtung«.<br />
4<br />
Aufhellblitz<br />
Gerade bei Personen im Bild ist es im Winter<br />
besonders wichtig, das fehlende Licht im Gesicht<br />
durch einen Aufhellblitz zu erreichen. Nicht jeder hat<br />
ein externes Blitzgerät zur Verfügung, und ausgerechnet<br />
dann, wenn wir es brauchen, liegt es bestimmt<br />
daheim im Schrank. Ein kleiner Aufhellblitz an der<br />
Kamera selbst wirkt aber sprichwörtlich »Wunder«.<br />
Er bringt nicht nur Licht ins Gesicht, sondern<br />
eliminiert auch ungern gesehene Falten. Je nach<br />
Aussage des Bildes können wir die Intensität des<br />
Blitzes beliebig reduzieren. Optimal ist natürlich<br />
ein Blitzlicht, das leicht von der Seite kommt – das<br />
Gesicht bekommt dadurch mehr Tiefe.<br />
Weitere Tipps und Bildbeispiele gibt es beim<br />
nächsten Fotowettbewerb zum Thema »Frühling«<br />
in der März-Ausgabe des BERGSTEIGER!<br />
Zauberhaft: auf Tour im Hochstubai<br />
Profitour bei den<br />
Fototagen in Oberstdorf<br />
Schicken Sie uns Ihre besten Winterbilder!<br />
Der Hauptgewinn ist die Teilnahme bei den<br />
»Outdoor-Fototagen Fellhorn/Nebelhorn mit<br />
Gipfelbiwak« (13.–14. Juni 2014) und zwar<br />
mit dem Profi Heinz Zak. Die Plätze 2 bis 5<br />
erhalten jeweils ein Bruckmann-Buch »Die<br />
hohen Dreitausender der Alpen«. Teilnehmen<br />
kann jeder Hobbyfotograf. Bis zu drei Bilder<br />
dürfen digital zunächst in niedriger Aufl ösung<br />
an bergsteiger@bruckmann.de eingesandt<br />
werden. Wir veröffentlichen die besten Bilder<br />
mit Kurzbesprechungen von Heinz Zak. Bild-<br />
Collagen werden nicht bewertet. Einsendeschluss<br />
ist der 31. 01. 2014. Der Rechtsweg<br />
ist ausgeschlossen.<br />
12⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 51
KOLUMNE<br />
Beschränkt<br />
<strong>Bergsteiger</strong> brauchen keine Ratschläge von Menschen,<br />
die zwanghaft ihr Leben entrümpeln. Für Gipfeltouren<br />
beschränken wir uns freiwillig. Kampagnen<br />
von Outdoor-Firmen perlen an uns ab. Von wegen.<br />
Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />
Sandra Zistl<br />
ist im bayerischen Oberland<br />
an und mit den Bergen<br />
aufgewachsen. Sie arbeitet als<br />
freie Journalistin und Autorin<br />
für verschiedene Zeitungen<br />
und Magazine. Die 34-Jährige<br />
schreibt im Wechsel mit Axel<br />
Klemmer, Caroline Fink und<br />
Eugen E. Hüsler über das aktuelle<br />
Geschehen in den Bergen.<br />
Interessant, dachte ich mir, als ich zum<br />
ersten Mal von Menschen las, die von sich<br />
behaupten, nur 100 Dinge im Leben zu<br />
brauchen. Socken einzeln gezählt. Seit etwa<br />
zwei Jahren bekennen sich immer mehr<br />
Männer und Frauen zu einem angeblich<br />
neuen Minimalismus. Sie schreiben Bücher<br />
und Blogs voll mit ihren Erkenntnissen dazu,<br />
wie es ist, Kleidung und Freundeskreis<br />
auszumisten (sic!), den Fernseher wegzuwerfen<br />
und dann plötzlich weniger Ballast<br />
und mehr Zeit für die verbliebenen Freunde<br />
zu haben und sich selbst dabei mehr zu spüren.<br />
»Downsizing« nennen sie das.<br />
Nicht reden, machen<br />
Was für ein Schmarrn, dachte ich mir. Wenn<br />
ich mich einschränken wollte, würde ich<br />
das vielleicht ein paar Freunden erzählen.<br />
Ansonsten aber einfach machen. Vor allem<br />
muss ich nicht meinen Fernseher wegwerfen,<br />
um auf die Idee zu kommen, Freunde zu<br />
treffen. Ich komme eh nicht zum Fernsehen,<br />
da ich in meiner Freizeit Freunde treffe oder<br />
in die Berge gehe. Den Rucksack packen und<br />
genau überlegen, was da wirklich hineinmuss,<br />
das ist mein Minimalismus; statt Abwechslung<br />
vor Bildschirmen zu suchen, auf<br />
ein Highlight des Tages setzen: den Gipfel;<br />
und dort eine einfache Brotzeit genießen.<br />
Es geht Ihnen doch genauso, oder? Lust an<br />
der Verschwendung ist nicht das, was <strong>Bergsteiger</strong><br />
auszeichnet. Im Bewusstsein, kein<br />
Kapitalismusopfer zu sein, das nur deshalb<br />
etwas nachfragt, weil es so viele Sachen angeboten<br />
bekommt, hakte ich den Minima-<br />
listen-Trend für mich ab. Dann ging dieser<br />
unbeschreiblich schöne Sommer zur Neige.<br />
Erste kühle Tage brachten das Bewusstsein<br />
zurück, dass man am Berg bald nicht mehr<br />
nur mit einer Notfall-Regenjacke auskommen<br />
würde.<br />
Kauf mich nicht!<br />
Eine Daunenjacke, das wär’ mal was. Ich<br />
liebäugele schon seit langem mit einem<br />
dieser neuen Teile, die total dünn und total<br />
warm sind. Im Internet stieß ich nicht nur<br />
auf eine erschlagende Fülle total teurer Jacken,<br />
sondern auch auf die Kampagne eines<br />
sehr bekannten Herstellers. Mit dem Spruch<br />
»Kaufen Sie diese Jacke nicht!« bewirbt er eine<br />
neue Fleece-Jacke. Was das soll? Der Hersteller<br />
fordert seine Kunden bereits seit zwei<br />
Jahren dazu auf, statt ständig Neues zu kaufen,<br />
die alten Sachen aufzutragen, zugunsten<br />
der Umwelt. Oder nach gebrauchten zu<br />
suchen. Dafür betreibt er auf seiner Homepage<br />
und bei Ebay einen Internet-Shop.<br />
Ertappt, dachte ich mir. Gerade fühltest du<br />
dich noch als glorreiche Undercover-Minimalistin,<br />
doch kaum wird es kühler, kehrt<br />
Kauflust ein. Gut, dass es so weise Hersteller<br />
gibt, die unsere Bedürfnisse downsizen.<br />
Klar, dass das bei <strong>Bergsteiger</strong>n zieht. Dachte<br />
ich. Bis ich nachforschte, wie sich die Verkaufszahlen<br />
des Unternehmens seit der<br />
Kauft-nicht-Kampagne entwickelt hatten:<br />
ein Drittel mehr Umsatz als im Vorjahr. Die<br />
Outdoor-Klamotten, die man nicht kaufen<br />
sollte, fanden reißenden Absatz. Unter<br />
<strong>Bergsteiger</strong>n. Sehr interessant.<br />
◀<br />
52 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
photo: Espen Mortensen www.esmofoto.no<br />
DYNAMIC PERFORMANCE<br />
Product: Aletsch Jacket<br />
WATERPROOF<br />
BREATHABLE<br />
WINDPROOF<br />
WWW.SYMPATEX.COM
TIPP<br />
12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />
Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/13<br />
Diablerets, Mariazeller Land, Lungau,<br />
Dachstein, Rofan, Comer See, Provence<br />
Abtrennen<br />
Falten<br />
Einstecken<br />
1 Le Montet,<br />
2 Via Sacra,<br />
5 Bayreuther Hütte, 6 Streichkopf,<br />
3 Plassen,<br />
4 Gosauseen –<br />
leichte Rundwanderung<br />
auf guten Wegen<br />
lange Wanderung ,<br />
meist auf Forstwegen<br />
technisch unschwieriger,<br />
steiler Anstieg<br />
landschaftlich eindrucksvoller<br />
Weg<br />
teils steiler, teils schrofiger<br />
Gipfelaufstieg<br />
Hallstatt, stiller Steig<br />
durch Karstgelände<br />
11 Rocher du Caire,<br />
12 Rocher de<br />
10 Monte San Primo, 9 Monte Barro,<br />
7 Lachriegel,<br />
exponierter Aufstieg,<br />
oben Genusswanderung<br />
Chalancon, großteils<br />
auf bequemen Wegen<br />
leichte Höhenwanderung<br />
mit viel Aussicht<br />
kurze, am Gipfel steile<br />
Tour, Kletterstellen (I)<br />
einfache Rundtour durch<br />
Landschaftsschutzgebiet<br />
8 Wiesberg,<br />
Sonnenhang zur<br />
Wildbachhütte<br />
GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />
Tourenart<br />
Schwierigkeit<br />
Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />
Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig
TIPP<br />
Diableretsgruppe Le Montet (689 m)<br />
1<br />
Im Salzbergwerk von Bex und beim Steinbruch auf den Hügeln von Montet<br />
Auf dieser kleinen Rundwanderung wird das alte, aber noch immer betriebene Salzbergwerk<br />
von Bouillet erreicht, für dessen Besichtigung man sich unbedingt zwei Stunden Zeit nehmen<br />
sollte. Die Eindrücke, die man im Schaubergwerk gewinnen kann, sind einzigartig.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2013– Seite 64<br />
380 Hm | 3¼ Std.<br />
normale Wanderausrüstung;<br />
Stöcke empfehlenswert<br />
Talort: Bex (430 m)<br />
Ausgangspunkt: Les Dévens (489 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N<br />
46.271160° Länge E 007.014393°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung<br />
Kindereignung: ab ca. 8 Jahren<br />
Entfernung: 9,65 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 2½ Std., Abstieg ¾ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Frühling bis später Herbst<br />
Karte: Kompass-Digitalkarte 1:50 000, Blatt 4312 »Schweiz«<br />
Informationen: Offi ce de tourisme de Bex, Avenue de la Gare 24,<br />
CH-1880 Bex, www.bex-tourisme, Tel. 00 41/(0) 24/4 63 30 80<br />
Einkehr: Restaurant »Chez le Chat« beim Salzbergwerk<br />
Schwierigkeiten: Die Wanderung verläuft auf teils breiten,<br />
teils schmalen Wegen, die zwar steil auf- oder abwärts führen,<br />
aber kaum durch absturzgefährliches Gelände führen.<br />
TIPP<br />
Mariazeller Land Via Sacra – vierte Etappe<br />
2<br />
Stille Wege in den Wiener Bergen<br />
Mariazell ist der wichtigste Pilgerort für die Wiener, erreichbar in vier bis fünf Tagen über die<br />
Via Sacra oder über den Wiener Wallfahrerweg. Eine der schönsten Etappen der Via Sacra führt von<br />
Türnitz durch die Falkenschlucht bis nach Mariazell.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2013 – Seite 32<br />
690 Hm | 6 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Türnitz (466 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Türnitz oder Eingang in die<br />
Falkenschlucht<br />
Endpunkt: Mariazell (868 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Postbus Nr. 552 von<br />
Wien (etwa dreimal am Tag pro Richtung). Von Türnitz an<br />
den Wochenenden Bummelzug bis zum Eingang in die<br />
Falkenschlucht (Infos dazu unter www.tuernitz-noe.at)<br />
Gehzeiten: Türnitz – Eisernes Tor (533 m; 1¼ Std.) –<br />
Eingang Falkenschlucht (601 m, ¾ Std.) – Ulreichsberg (878 m;<br />
1¼ Std.) – am Rottenbach entlang zur Buchtelwirtin (834 m;<br />
¾ Std.) – Hubertussee (825 m; ¼ Std.) – Habertheuersattel<br />
(1015 m; 1 Std.) – Habertheuer – Mariazell (¾ Std.)<br />
Beste Jahreszeit: Je nach Schneelage bis Mitte Dezember<br />
Karte: freytag & berndt 1:50 000, WK 031<br />
Führer: Esterbauer (Hrsg.) »Fernwanderweg Via Sacra,<br />
Wiener Wallfahrerweg«, Hikeline Wanderführer<br />
Information: Mostviertel Tourismus, Tel. 00 43/(0)74 16/<br />
5 21 91, www.mostviertel.info; Tourismusverband Mariazeller Land,<br />
Tel. 00 43/(0)38 82/23 66, www.mariazell.at<br />
Einkehr: Gasthaus Reininger »Buchtelwirtin«, Walstern 18<br />
im Halltal, Tel. 00 43/(0) 38 82/22 35, Mo/Di Ruhetag<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Einfache, aber lange Wanderung<br />
meist auf breiten Forstwegen, teils asphaltiert – nur durch<br />
die Falkenschlucht verengt sich der Pfad (bequeme Holzsteige).<br />
TIPP<br />
Dachsteingruppe Plassen (1953 m)<br />
3<br />
Aussichtsberg über dem Hallstätter See<br />
In Verbindung mit dem Aufstieg über den Salzberg ergibt sich eine empfehlenswerte Wanderung,<br />
die einige historisch bedeutsame Stationen beinhaltet, etwa das Schaubergwerk oder die Ausgrabungsstätte<br />
des keltischen Gräberfelds über Hallstatt.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2013 – Seite 68<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Hallstatt (532 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz in Hallstatt, Zufahrt über<br />
den Umgehungstunnel (532 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Steeg am Hallstätter<br />
See, ab hier Bus nach Hallstatt oder auch Schiff<br />
(von Bahnhaltestelle Hallstatt am Ostufer des Sees)<br />
Gehzeiten: 4 Std. Aufstieg, 3 Std. Abstieg<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis Oktober<br />
1450 Hm | 7 Std. Karte: AV-Karte 1:25 000, Nr. 14 »Dachstein«<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Inneres Salzkammergut,<br />
Geschäftsstelle Hallstatt, Tel. 00 43/61 34/82 08,<br />
www.dachstein-salzkammergut.at<br />
Einkehr: Am Rudolfsturm, Tel. 00 43/(0)61 32/2 00 24 90<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Ein schöner Aussichtsberg<br />
hoch über Hallstatt mit Blick auf die Dachsteingruppe. Gut<br />
mit einem Besuch des Salzbergwerks und des eisenzeitlichen<br />
Gräberfelds kombinierbar. Auf Friedrich Simonys Rat hin wurden<br />
die dortigen Funde komplett verkauft und damit als vollständige<br />
Sammlung erhalten, sie liegt heute im Naturhistorischen Museum<br />
Wien. Nach dem steilen Aufstieg zum Rudolfsturm folgt ein<br />
ein facher Wanderweg, der im oberen Abschnitt wieder deutlich<br />
steiler wird und hier auch durch Schrofengelände mit kurzen<br />
versicherten Passagen führt; Trittsicherheit ist hier nötig.
TIPP<br />
Diableretsgruppe Le Montet (689 m)<br />
Aufstieg: Von der Brücke über die Gryonne dem Wanderweg<br />
folgen, der neben dem Bach nach NO gering ansteigt.<br />
Nach vielen Wehren zu einer Staumauer. Dort zweigt der<br />
Weg rechts ab, steigt zu einer Straße an und erreicht den<br />
Eingang ins Salzbergwerk. Nach der Besichtigung des<br />
Schaubergwerks links haltend der Wanderwegmarkierung<br />
folgen anfangs ziemlich eben, dann ein wenig auf und ab<br />
zu einer Hangkante. Nun auf dem Weg durch einen Weinberg<br />
ein Asphaltsträßchen queren und an den unteren<br />
Ortsrand von Le Chane. Dort rechts der Wegemarkierung<br />
weiter folgen, ein wenig abwärts, links herum und wieder<br />
auf einen Fahrweg. Auf ihm nach SO zur Bushaltestelle<br />
in einer Straßenkehre, die Straße nach links verlassen,<br />
um einem asphaltierten Fahrweg zu folgen. An Wegverzweigung<br />
rechts abbiegen, an der Schindelmacherei<br />
vorbei, eine Autostraße queren und zu einem Parkplatz<br />
beim Trimmpfad. Beim Ende des Parkplatzes in einem<br />
leichten Rechtsbogen nach O durch den Wald und bei der<br />
Wegverzweigung rund fünf Min. geradeaus zum Findling<br />
Pierra Besse und auf gleichem Weg zur Verzweigung<br />
zurück. Nun gegen SW abzweigen und nach weiteren fünf<br />
Min. zum Bloc Monstre. Neben diesem Findling schwingt sich der<br />
Weg etwas auf und steigt in vielen Kehren gering gegen S durch<br />
den Wald an, bis er schließlich zum Eisenpavillon auf einem<br />
Sturzblock stößt, neben dem er einen Fahrweg quert. Auf beschildertem<br />
Wanderweg zu einem weiteren Fahrweg hinauf. Bei der<br />
folgenden Verzweigung rechts halten und auf einer alten Fahrspur<br />
zu einem breiteren Sträßchen. Auf ihm nach rechts bis zur Scheitelstrecke.<br />
Von ihr auf die erste nach rechts abzweigende Fahrspur<br />
einbiegen und sie sogleich wieder nach links verlassen, um einer<br />
Trittspur zum Gipfel zu folgen.<br />
Abstieg: Vom Gipfel auf der Trittspur zur Aufstiegsroute zurück<br />
und auf dem Fahrweg gegen W weiter bis zur breiten Werksstraße,<br />
die nach rechts in ein paar Min. zum Gipssteinbruch ansteigt. Auf<br />
der Werksstraße ziemlich steil hinab, erst in Talnähe etwas fl acher<br />
und zur Autostraße, der man ein paar Meter nach links folgt. Bei<br />
der Bushaltestelle rechts abbiegen, zwischen dem Gestüt und der<br />
Pilzzucht bis zur Bachbrücke. Dort rechts und neben der Gryonne<br />
zum Ausgangspunkt zurück.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Blick von den Hügeln von Montet zu den Diablerets<br />
Foto: Siegfried Garnweidner<br />
TIPP<br />
Mariazeller Land Via Sacra – vierte Etappe<br />
Route: In Türnitz dem Fluss Türnitz bis zur Mündung der<br />
Traisen bei Auhof folgen. Nun auf asphaltiertem Weg durch<br />
das anfangs weite Tal der Traisen sanft aufwärts, bis sich<br />
der Weg hinter Moosbach an Punkt 483 m gabelt. Rechts<br />
haltend weiter entlang des Flusses, der nun Retzbach<br />
heißt, an einigen Weilern und einzelnen Höfen vorbei.<br />
Kurz vor dem Eisernen Tor geht der Asphalt in Schotter<br />
über. Das Tal wird nun enger, links und rechts des Weges<br />
wächst ein dichter Buchen-Mischwald an den Hängen.<br />
An Abzweigungen immer rechts haltend weiter talein- und<br />
aufwärts bis zum Eingang in die Falkenschlucht. Ein Schild<br />
weist auf diesen etwas holprigeren Wegabschnitt hin. Über<br />
Holzbrücken nun zwischen Felswänden hindurch in die<br />
wildromantische Schlucht, deren Buchenwälder im Herbst<br />
in zauberhaftem Rotgold leuchten. Oberhalb der Schlucht<br />
mündet der Waldpfad wieder in den breiten Forstweg, der<br />
nun wieder etwas sanfter ansteigt zum Sattel zwischen<br />
Karnermauer und Garschkogel. Nach dem Abstieg in den<br />
unscheinbaren Weiler Ulreichsberg auf einer einsamen<br />
Asphaltstraße am Rottenbach sanft abwärts bis zur Buchtelwirtin<br />
kurz vor dem Hubertussee. Als »Buchteln« werden<br />
in Österreich die süßen Hefeteignudeln aus dem Rohr bezeichnet;<br />
bei der Einkehr in die Buchtelwirtin sollte man unbedingt eine<br />
dieser Rohrnudel-Spezialitäten probieren, die es mit Zwetschgenfüllung<br />
und wahlweise mit Eierlikör- oder Mohn-Butter-Sauce<br />
und Sahne gibt. In nur wenigen Minuten zum Hubertussee. Der<br />
Weg rund um den See und weiter an der Walster, wie der Auslauf<br />
aus dem See heißt, ist ebenfalls asphaltiert. Eineinhalb Kilometer<br />
lang folgt man ihm, dann zweigt ein Schotterweg durch die Sattelgrube<br />
auf den Habertheuersattel ab. Der letzte Aufstieg für diese<br />
Tour fordert noch einmal die Beinmuskulatur heraus, dann geht<br />
es – mit herrlichem Ausblick auf den mächtigen Ötscher und auf<br />
den Erlaufsee unter der Gemeindealpe – abwärts nach Mariazell.<br />
Dort erwarten unzählige Souvenirläden mit Devotionalien von<br />
Heiligenfi guren bis zu Rosenkränzen die Wanderer. Sehenswert<br />
sind vor allem die im Vergleich zum Ort riesige Basilika und der<br />
wunderschön gelegene, weitläufi ge Friedhof.<br />
Dagmar Steigenberger<br />
Die Basilika von Mariazell<br />
Foto: Dagmar Steigenberger<br />
TIPP<br />
Dachsteingruppe Plassen (1953 m)<br />
Aufstieg: Aus dem Ortszentrum Hallstatt führt anfangs<br />
durch die Gassen, dann auf einem steilen Treppenweg der<br />
Salzbergweg hinauf zum Rudolfsturm (865 m). Auf dieser<br />
Trasse wurde einst das Salz – überwiegend von Frauen,<br />
sogenannten Kerntragerweibern – vom Salzbergwerk nach<br />
Hallstatt getragen. Alternativ kann man hierher auch mit<br />
der Salzbergbahn vom Ortsteil Hallstatt-Lahn hinauffahren,<br />
diese verkehrt aber erst ab 9 Uhr.<br />
Am keltischen Gräberfeld vorbei steigt man auf dem Weg<br />
640 nun das Tälchen hinauf zum Salzbergwerk (ein Besuch<br />
bietet sich für den Rückweg an) und weiter bergan, an zahlreichen<br />
Stolleneingängen vorbei; man bewegt sich hier durchwegs auf<br />
historischem Boden.<br />
Entweder auf der Forststraße oder auf Fußwegabkürzern hält man<br />
sich im Folgenden über die teils steile Ostfl anke hinauf Richtung<br />
Plassen. Halbzeit bildet der Hohe Wasserstollen (1234 m),<br />
zu dem man sowohl über die Forststraße wie auf dem Fußweg<br />
gelangt. Anschließend geht es bald auf schmälerem Weg durch<br />
Mischwald, dann durch Latschen hinauf zur Hohen Matt<br />
(1572 m). Die Vegetation wird immer spärlicher, der Ausblick<br />
auf den Dachstein dafür immer besser. Kurze schrofi ge Stellen<br />
sind mit Drahtseilen versichert. So steigt man steil hinauf, bis<br />
der Weg auf die deutlich fl achere Nordseite des Plassen geht<br />
und man die letzte Viertelstunde bequem zum Gipfelkreuz des<br />
Plassen ansteigt.<br />
Abstieg: Der kürzeste Abstiegsweg folgt dem Aufstieg.<br />
Andrea Strauß<br />
Panorama: www.peakfinder.org
TIPP<br />
Dachsteingruppe Übergang Gosauseen – Hallstatt<br />
4<br />
Vergessene Pfade auf der Nordseite des Dachsteins<br />
Der Übergang von den Gosauseen hinüber zum Hallstätter See ist<br />
selten begangen und führt durch eine ruhige Gegend, die eher Mittelgebirgscharakter<br />
hat, als dass sie den Gletscherregionen des Dachsteins<br />
ähneln würde; Höhepunkte sind der eigentliche Übergang und<br />
das romantische Echerntal.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2013 – Seite 68<br />
960 Hm | 7 Tage<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Hallstatt (532 m)<br />
Ausgangspunkt: Vorderer Gosausee (937 m),<br />
Endpunkt: Hallstatt (532 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Steeg am<br />
Hallstätter See, ab hier Bus nach Hallstatt oder auch Schiff<br />
(von Bahnhaltestelle Hallstatt am Ostufer des Sees), den<br />
Ausgangspunkt erreicht man am besten mit dem Bus von<br />
Hallstatt über die Gosau<br />
zum Vorderen Gosausee.<br />
Gehzeiten: 2 Std. zum<br />
Hinteren Gosausee, 2 Std.<br />
zum Bärwurzanger, 3 Std.<br />
Abstieg<br />
Beste Jahreszeit:<br />
Juli bis Oktober<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, Nr. 14 »Dachstein«<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Inneres Salzkammergut,<br />
Geschäftsstelle Hallstatt, Tel. 00 43/61 34/82 08,<br />
www.dachstein-salzkammergut.at<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Beim Übergang von den Gosauseen<br />
durch Karstgelände ins Echerntal und hinab nach Hallstatt<br />
handelt es sich um einen selten begangenen Steig, dessen<br />
Reize eher im Kleinen liegen und weniger im großartigen<br />
Panorama. Vom Ausgangspunkt am Vorderen Gosausee bis<br />
zum Hinteren Gosausee folgt der Weg einer Almstraße, dann<br />
wird er schmal, ist aber durch die Wegführung in Karstgassen<br />
eindeutig. Ab dem Echerntal befi ndet man sich wieder in<br />
häufi g begangenem Gelände.<br />
TIPP<br />
Rofangebirge Bayreuther Hütte (1576m)<br />
5<br />
Anstieg aus dem Inntal<br />
Für den Hochsommer kaum zu empfehlen, führt dieser Aufstieg über ideales Gelände, um die Wandersaison<br />
zu verlängern. Die Hütte ist zwar im Winter geschlossen, bietet aber tolle Ausblicke auf Inntal<br />
und Alpenhauptkamm. Konditionsstarke können optional noch das Vordere Sonnwendjoch anhängen.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2013– Seite 20<br />
1050 Hm | 5 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Münster (541 m)<br />
Ausgangspunkt: Kirchplatz Münster<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Von München nach<br />
Rosenheim und mit Regionalbahn 5117 bis Brixlegg.<br />
Von dort mit Bus 4111 nach Münster; Haltestelle<br />
Gemeindeamt<br />
Karte/Führer: Alpenvereinskarte 1:25 000, »Rofan«.<br />
Michael Pröttel »Das perfekte Bergwochenende«,<br />
Bruckmann Verlag<br />
Fremdenverkehrsamt: Alpbachtal-Tourismus Kramsach,<br />
Tel. 00 43/53 37/2 12 00, www.alpbachtal.at<br />
Hütte: Bayreuther Hütte (1576 m), im Winter geschlossen,<br />
kein Winterraum.<br />
Charakter/Schwierigkeit: Steiler, aber abwechslungsreicher<br />
Anstieg, der etwas Kondition erfordert; keinerlei technische<br />
Schwierigkeiten.<br />
Tipp: Wer früh dran ist und eine sehr gute Kondition hat, kann<br />
zusätzlich das Vordere Sonnwendjoch (2224 m) besteigen<br />
(zusätzlich 3 Std. Gehzeit und 650 Hm).<br />
TIPP<br />
Rofangebirge Streichkopf (2243 m)<br />
6<br />
Vom Achensee auf den Streichkopf<br />
Der südseitige Anstieg von Maurach über die Dalfazalm ins Rofangebirge ist auch dann zu empfehlen,<br />
wenn man den Streichkopf selbst aus Zeitgründen vielleicht nicht erreicht. Denn das davor<br />
liegende, wunderschöne Gelände östlich des Steinernes Tors ist allein schon einen Bergtag wert.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2013 – Seite 20<br />
1250 Hm | 6 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Maurach (975 m)<br />
Ausgangspunkt: Maurach, Ortsteil Buchau<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn über Kufstein<br />
nach Jenbach. Von dort mit Bussen 8332 und 4080<br />
nach Maurach/Buchau<br />
Gehzeiten: Buchau – Dafalzalm 2 Std., Dafalzalm –<br />
Streichkopf 1½ Std., Streichkopf – Buchau 2½ Std.<br />
Karte/Führer: Alpenvereinskarte 1:25 000, »Rofan«.<br />
Michael Pröttel »Das perfekte Bergwochenende«, Bruckmann Verlag<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismus-Informationsbüro Maurach,<br />
Tel. 00 43/52 43/53 55-0, www.achensee.info/maurach<br />
Charakter/Schwierigkeit: Landschaftlich sehr schöner und<br />
abwechslungsreicher Anstieg. Für den Streichkopf sollte man über<br />
eine solide Kondition verfügen; keine technischen Schwierigkeiten.<br />
Tipp: Wer früh dran ist, kann vom Streichkopf aus weiter dem Kamm<br />
nach Osten folgen, um in einer weiteren halben Stunde den höchsten<br />
Berg des Rofans, den Hochiss (2299 m) zu erreichen.
TIPP<br />
Dachsteingruppe Übergang Gosauseen – Hallstatt<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Vom Ausgangspunkt am großen Parkplatz<br />
beim Vorderen Gosausee folgt man zunächst der Uferstraße<br />
auf der Nordostseite des Sees entlang bis zu<br />
seinem Ende. Die Gehrichtung behält man bei und steigt<br />
nun mäßig steigend an der Gosaulacke vorbei und weiter<br />
bis zum Hinteren Gosausee (1160 m).<br />
Am Südende des Sees folgt man nicht dem Hüttenweg zur<br />
Adamekhütte, sondern zweigt nach links ab zur Hinteren<br />
Seealm unmittelbar am Ufer. An dieser geht man vorbei und<br />
folgt dem Steig, der nach einer Dreiviertelrunde um den<br />
Hinteren Gosausee über die steile Südfl anke hinaufgeht.<br />
Nach einer guten halben Stunde steilen Anstiegs weicht<br />
der Steig einer Schrofenstelle im Hang rechts aus und<br />
zieht dann wieder nach links hinauf, wo sich der Hang<br />
allmählich verengt und zu einer Rinne zwischen Brettkogel<br />
und Lustkogel wird (Weg 613 ab dem Hinteren Gosausee).<br />
Durch die sogenannte Kogelgasse geht es hinauf bis<br />
zu einer Wegverzweigung, wo man sich links hält Richtung<br />
Echerntal und Hallstatt, Weg 613.<br />
Durch das Langtal steigt man auf zum Bärwurzanger<br />
Rofangebirge Bayreuther Hütte (1576m)<br />
Aufstieg: In Münster wendet man sich in Höhe der<br />
Kirche von der Hauptstraße ab und folgt der zum Rofan -<br />
gebirge führenden Straße. Sogleich wendet man sich<br />
nach links und folgt der Straße, die zwischen der Turnhalle<br />
und einem Marterl abzweigt. Auf dieser nun ein langes<br />
Stück entlang, man kommt an den letzten Häusern vorbei<br />
und geht in den Wald und auf eine Lichtung, an der ein<br />
Bauernhof steht. Hier geradeaus dem gelben Schild<br />
»Bayreuther Hütte« folgen. Vor einem letzten Haus wendet<br />
man sich nach rechts auf einen Schotterweg. Man erreicht<br />
eine Art Erdwall und folgt einem Fußweg links bergan.<br />
Bald geht es rechts hinunter und man überquert ein Bachbett.<br />
Kurz danach aufpassen: Der schmale Fußweg gabelt<br />
sich. Man nimmt den linken steileren Pfad. Bald danach<br />
stößt man auf eine beschilderte Gabelung und nimmt<br />
den rechten Weg. Dieser führt über den steilen Bergwald<br />
in Serpentinen empor. Nach knapp zwei Stunden erreicht<br />
man einen Absatz, das Gelände wird fl acher, und man<br />
überquert das Ende einer Forststraße. Auf der anderen<br />
Seite geht es steiler empor. Hier ist der Weg oft laubbedeckt,<br />
man muss auf Markierungen an Bäumen achten.<br />
(1868 m), wo der Steig allmählich zu fallen beginnt – der höchste<br />
Punkt der Wanderung ist erreicht.<br />
Abstieg: Der Abstieg folgt einer Karstgasse, die nach Nordosten<br />
zieht und zur verfallenen Radltalalm führt. Durch das Radltal<br />
geht es im Latschengelände hinab, bis die Vegetation allmählich<br />
wieder höher wird und man beim Jagdhaus Landneralm zu<br />
einer Forststraße kommt. Am schönen Waldbach-Ursprung vorbei<br />
(wenige Schritte unterhalb der Forststraße) kommt man am<br />
Waldbach entlang nach der Waldbachleiten zur Brücke über die<br />
Klamm. Man bleibt rechts und geht auf der teils imposant durch<br />
den Hang führenden Straße hinab, bis man auf einem Fußweg<br />
links steil hinabsteigen kann ins Echerntal. Der Steig führt durch<br />
einen Gletschergarten an wunderbaren Erosionsformen vorbei<br />
und mündet auf den bequemen Weg entlang des Waldbaches.<br />
Auf diesem geht es hinunter nach Lahn und auf der Uferpromenade<br />
nach Hallstatt.<br />
Andrea Strauß<br />
Abermals stößt man auf einen Fahrweg, dem man nach links<br />
folgt. An markanter Kehre verlässt man die Forststraße wieder<br />
(Holzschild »Bayreuther Hütte«) und folgt einem Fußweg. Man<br />
kommt aus dem Wald heraus und sieht die Hütte vor sich liegen.<br />
Hier folgt man ein kurzes Stück einem Forstweg nach links, den<br />
man nach rechts (gelbes Schild) verlässt. Über Almwiesen führt<br />
ein Fußweg zu einem Fahrweg, über den man die Bayreuther<br />
Hütte erreicht.<br />
Der Abstieg erfolgt auf dem Anstiegsweg.<br />
Michael Pröttel<br />
Bei wenig Schnee kann das Vordere Sonnwendjoch<br />
von der Bayreuther Hütte aus auch im Spätherbst<br />
oder Frühwinter noch bestiegen werden.<br />
Der Gletschergarten am Dürrenbach im Echerntal<br />
Foto: Michael Pröttel Foto: Andreas Strauß<br />
TIPP<br />
Rofangebirge Streichkopf (2243 m)<br />
Aufstieg: Im Ortsteil Buchau folgt man der gleichnamigen<br />
Straße nach Westen, um über einen Teerweg (Wegweiser<br />
»Dalfazalm«) auf eine Forststraße zu stoßen. Dieser<br />
folgt man nur kurz, da man weiter auf einem markierten<br />
Weg (Nr. 412) ansteigen kann, der die Straße immer<br />
wieder quert. Durch den Wald geht es weiter auf die steilen<br />
Almfl ächen der Teissalm; kurz davor ist ein Abstecher nach<br />
links zum Dafalzer Wasserfall möglich. Weiter im Almge-<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
lände ansteigend geht es über viele Serpentinen hinauf zur<br />
Oberen Dalfalzalm. Das Gelände wird nun fl acher, und man wandert<br />
in derselben Richtung weiter, um einen breiten Wiesensattel<br />
mit Steinmann zu erreichen, der östlich des Klobenjochs mit<br />
seinem markanten Steinernen Tor liegt. Der Steig wendet sich nun<br />
nach Osten und führt ohne Orientierungsprobleme über einen<br />
freien Westhang zum Streichkopf hinauf.<br />
Der Abstieg erfolgt auf dem Anstiegsweg.<br />
Michael Pröttel<br />
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Panorama: www.peakfinder.org
TIPP<br />
Lungau Lachriegel (2125 m)<br />
7<br />
Durch die Hochmoorlandschaft am Prebersee<br />
Im Herbst leuchtet das Landschaftsschutzgebiet rund um den<br />
Prebersee in allen Farben. Goldgelbe Lärchenwälder heben<br />
sich gegen den blauen Himmel ab, und darüber tragen die höheren<br />
Gipfel wie Preber und Roteck bereits weiße Mützen.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2013 – Seite 20<br />
950 Hm | 5¼ Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Tamsweg (1022 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz am Gasthof Ludlalm,<br />
Prebersee (1514 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug über Salzburg<br />
bis Tamsweg, weiter mit dem Bus bis Prebersee<br />
Gehzeiten: Ludlalm – Larahütte (10 Min.) – Wagenberg<br />
(1402 m; 50 Min.) – Golzgraben – Lachriegel (2125 m;<br />
1¾ Std.) – Preberkessel<br />
(2006 m; 1¼ Std.) – Preberhalterhütte<br />
(1862 m;<br />
½ Std.) – Ludlalm (¾ Std.)<br />
Beste Jahreszeit:<br />
Mai bis Dezember, je nach<br />
Schneelage<br />
Karte/Führer: Kompass<br />
1:50 000, Blatt 67 »Lungau – Radstädter Tauern«.<br />
Herwig Mayer »Lungau – Radstädter und Schladminger Tauern«,<br />
Bergverlag Rother, Oberhaching<br />
Information: Ferienregion Lungau, Rotkreuzgasse 100,<br />
5582 St. Michael, Tel. 00 43/(0) 64 77/89 88, www.lungau.at<br />
Hütte/Einkehr: Ludlalm am Prebersee (1514 m), ganzjährig<br />
geöffnet, Tel. 00 43/(0) 64 74/75 52, www.preber.at<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Abwechslungsreiche,<br />
einfache Rundtour durch ein Landschaftsschutzgebiet mit<br />
Hochmooren und verwachsenen Lärchenwäldern. Je nach<br />
Schneelage und Kondition kann man die Tour mit einer<br />
Besteigung des Tamsweger Hausberges Preber (2740 m)<br />
um zusätzliche 3 bis 4 Std. erweitern, sollte dabei aber die<br />
Kürze der Tage im Dezember bedenken.<br />
TIPP<br />
Lungau Wiesberg und Wildbachhütte (1806 m)<br />
8<br />
Durch den Herbstwald hinauf zu Sonnenplätzen<br />
Sanfte Hügelkämme, die sich vom Tal im Süden bis zu den hohen Gipfeln im Norden erstrecken,<br />
kennzeichnen den Lungau. Einer davon ist der Wiesberg mit der Wildbachhütte: im Spätherbst ein<br />
Sonnenhang, im Hochwinter ein Rodelberg.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2013 – Seite 20<br />
1050 Hm | 5 Std. (1215 m; 1½ Std.) – Lasa – St. Andrä (¾ Std.)<br />
Beste Jahreszeit: Mai bis Dezember, je nach Schneelage<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Tamsweg (1022 m)<br />
Ausgangspunkt: St. Andrä im Lungau (1055 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug über Salzburg<br />
bis Tamsweg und St. Andrä<br />
Gehzeiten: St. Andrä – Lasa (1190 m; ¼ Std.) – Senke<br />
zwischen Wiesberg und Gumma (1½ Std.) – Wildbachhütte<br />
(1806 m; ½ Std.) – optionaler Abstecher auf den<br />
Gumma (2315 m; hin und zurück zusätzlich 2¼ Std.) –<br />
Granglitzalmen (1839 m; ½ Std.) – Vordergöriach<br />
Karte/Führer: Kompass 1:50 000, Blatt 67 »Lungau – Radstädter<br />
Tauern«. Herwig Mayer »Lungau – Radstädter und Schladminger<br />
Tauern«, Bergverlag Rother, Oberhaching<br />
Information: Ferienregion Lungau, Rotkreuzgasse 100,<br />
5582 St. Michael, Tel. 00 43/(0) 64 77/89 88, www.lungau.at<br />
Hütte/Einkehr: Wildbachhütte (1806 m), Tel. 00 43/(0)6 64/<br />
4 10 75 13 oder (0) 64 84/3 28, www.wildbachhuette.com,<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Die einfache, aber lange Rundwanderung<br />
lässt sich per Zug gut erreichen. Mit dem Auto kann<br />
man sie abkürzen und über Lessach bis zum Puegger Gut (1450 m),<br />
dem höchstgelegenen Hof im Lungau, fahren. Der Abstieg ins<br />
Göriachtal erfolgt auf breiten Forstwegen – bei viel Schnee kann<br />
man ab der Wildbachhütte auch rodeln.<br />
TIPP<br />
Comer-See-Berge Monte Barro (922 m)<br />
9<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2013 – Seite 20<br />
Der Inselberg<br />
Dieser kleine Berg ist ein Phänomen, steht er doch völlig frei zwischen dem Südostarm des<br />
Comer Sees (Lago di Lecco) und dem Lago di Annone. Entsprechend reizvoll ist die Aussicht auf<br />
die Bergumrahmung der alten Eisenstadt Lecco und auf die Seen am Rand der Brianza.<br />
550 Hm | 3¼ Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung,<br />
Teleskopstöcke<br />
Talort: Galbiate (371 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz mitten im Ort an der Via<br />
Cesare Cantù. Anfahrt von der Superstrada Milano – Lecco<br />
(Ausfahrten Civate bzw. Lecco-Pescate) zur Ampelkreuzung<br />
in der Ortsmitte. Hier Schild »Monte Barro«, dann<br />
noch etwa 100 m zum Parkplatz.<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung zwischen<br />
Lecco bzw. Civate und Galbiate<br />
Gehzeiten: Aufstieg 1¾ Std., Abstieg 1½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Frühling und Herbst bis in den Winter hinein<br />
Karte/Führer: Kompass 1:50 000 »Lago di Como – Lago di<br />
Lugano«. Eugen E. Hüsler »Wanderführer Comer See«, Bergverlag<br />
Rother, Oberhaching<br />
Fremdenverkehrsamt: ATP Lecco, Via Nazario Sauro 6,<br />
I-23900 Lecco; Tel. 00 39/03 41/36 23 60, www.aptlecco.com<br />
Einkehr: Ristorante Eremo Monte Barro, Montag und Donnerstag<br />
geschlossen<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Recht kurze, zum Gipfel hin<br />
aber sehr steile Tour mit einigen kurzen Kletterstellen (I), sehr<br />
sonnig. Aussicht auf mehrere Seen und die Berge rund um Lecco;<br />
bestens markierte Wege.
TIPP<br />
Lungau Lachriegel (2125 m)<br />
TIPP<br />
Wegverlauf: Nach einer kleinen Runde um den Prebersee<br />
lassen wir das Wasser beim Gasthof Ludlalm hinter<br />
uns und marschieren Richtung Westen durch ein Gatter,<br />
das auf einen weiten Almboden führt. Über die Wiesen<br />
geht es der Markierung folgend zu einer Forststraße, die<br />
sich abwärts nach Lessach windet. An der Abzweigung<br />
zum Reitersteig geht es nach rechts auf einem Pfad durch<br />
den Wald und zu einer Holzbrücke hinunter. Auf dieser<br />
überqueren wir den Mühlbach und steigen auf der anderen<br />
Seite wieder auf zur Straße auf den Wagenberg<br />
(1402 m). Am letzten Bauernhof endet die Straße, und<br />
es geht weiter der Markierung nach rechts folgend in den<br />
Golzgraben. Nachdem wir die etwas steilere Steigung<br />
überwunden haben, können wir entweder gleich die Forstraße<br />
nach rechts Richtung Preberkessel wählen oder noch<br />
den Lachriegel (2125 m) als schönen, leicht erreichbaren<br />
Aussichtsgipfel über dem Lessachtal mit einer Aussicht<br />
bis zu den Hohen Tauern mitnehmen. In diesem Fall quert<br />
der Weg die Forststraße und führt weiter steil bergan<br />
durch den Lärchenwald und schließlich über Almböden<br />
zum Gipfelkreuz. Retour geht es auf demselben Weg bis<br />
Lungau Wiesberg und Wildbachhütte (1806 m)<br />
Wegverlauf: Die Rundwanderung beginnt in St. Andrä<br />
am Bahnhof. Hinter dem Zeughaus der Feuerwehr führt<br />
eine Holzbrücke über die Göriach. Eine Alpenvereinstafel<br />
weist dort auf den Wanderweg hin. Ein steiler, rot-weiß-rot<br />
markierter Weg zieht den Hang hinauf zu den Bauernhöfen<br />
von Vorder- und Hinterlasa. Die Durchgangsstraße querend,<br />
geht es nun in den Wald hinein. An der Lichtung, auf<br />
der die Schoberhütte (1352 m) steht, geht der breite<br />
Forstweg in einen schmäleren Weg über. Durch den Fichtenwald,<br />
in den immer wieder gelb verfärbte Lärchen Farbe<br />
hineintupfen, geht es dem Kammverlauf folgend bergan.<br />
Dort, wo der Wald sich lichtet, hat man einen schönen Ausblick<br />
auf die Gipfel der Radstädter Tauern. Immer wieder<br />
zweigen links und rechts Steige ab, die man getrost ignorieren<br />
kann. Lediglich das mit dichtem Jungwald bepfl<br />
anzte, letzte Stück des Wiesberges umgeht man auf der<br />
rechten Seite und gelangt so in eine Senke. Hier kommt<br />
links der Weg von Göriach, rechts der Weg von Lessach<br />
herauf. Wer übrigens von der Wildbachhütte aus den<br />
Gumma im Visier hat, sollte besser am Puegger Gut über<br />
Lessach starten. Geradeaus geht es weiter zur Wildbach-<br />
zur Forststraße, der wir dann nach links Richtung Osten folgen.<br />
Zwischen den Lärchen bietet sich immer wieder die Möglichkeit,<br />
einen Blick auf die weich geformten Kuppen der Nockberge im<br />
Süden zu werfen. An der Wegkreuzung im Preberhalterkessel weist<br />
ein Schild nach links aufwärts zum Mühlbachtörl (2478 m)<br />
und weiter zum Preber oder auf das etwas schwierigere Roteck<br />
(2742 m). Diese Tour ist allerdings nur bei sehr guter Kondition,<br />
ausreichend Zeit und wenig Schnee zu empfehlen. Zur Prebersee-<br />
Runde folgt man dem Weg nach rechts über die Almböden<br />
bergab zur Preberhalterhütte, einem urigen Almhaus mit sonnenverbrannten<br />
Holzschindeln. Von der Preberhalterhütte führt die<br />
Wanderung geradewegs abwärts über die Ösnerhütte zurück zum<br />
Prebersee und zur Ludlalm.<br />
Dagmar Steigenberger<br />
Am Prebersee startet die<br />
Wanderrunde zum Lachriegel.<br />
hütte, von wo der Weg fast eben zu den Granglitzalmen führt.<br />
In weiten Kehren schlängelt sich der Forstweg ins Göriachtal hinab.<br />
Wer nicht auf der Straße von Hintergöriach bis nach Vordergöriach<br />
gehen will, folgt auf etwa 1320 m der Abzweigung, die zunächst<br />
wieder 100 Höhenmeter bergauf in den Lasengraben führt. Nach<br />
der Bachüberquerung geht es bequem bergab nach Vordergöriach<br />
und auf dem Wanderweg über Lasa zurück nach St. Andrä.<br />
Dagmar Steigenberger<br />
Von der Wildbachhütte aus lässt sich noch<br />
der Gumma mitnehmen.<br />
Foto: Ferienregion Lungau Foto: Ferienregion Lungau<br />
TIPP<br />
Comer-See-Berge Monte Barro (922 m)<br />
Aufstieg: Die Wanderung beginnt auf Asphalt. Vom Parkplatz<br />
an der Via Cesare Cantù folgt man zunächst der Via<br />
Sant’ Alessandro, biegt dann links in die Via dell’ Oliva ein<br />
(Hinweisschild »Monte Barro«). Kurz geht’s steiler bergan,<br />
dann angenehm schattig und nur noch leicht steigend<br />
zum Beginn des »Sentiero delle Creste« (Tafel). Er gewinnt<br />
gleich zügig an Höhe, zunächst noch weitgehend ohne<br />
Aussicht, dann mit ersten hübschen Tiefblicken auf den<br />
Lago di Annone. Der Weg folgt weitgehend dem Südostgrat<br />
des Monte Barro; dabei überschreitet er drei felsige Kuppen<br />
mit jeweils leichtem Höhenverlust dazwischen: Terzo,<br />
Secondo und Primo Corno (814 m). Hinter dem ersten<br />
Horn zweigt links ein Weg ins Valle della Pila ab. Am Gipfelsteig<br />
folgt eine leichte Kletterpassage (I, nicht ausgesetzt),<br />
dann hat man die Höhe des Monte Barro (922 m) gewonnen.<br />
Kontrastreich und sehr stimmungsvoll präsentiert<br />
sich die Rundschau: Wasser und Fels, ganz nah die alte Eisenstadt<br />
Lecco. Eindrucksvoll die breitmassige Mauer des<br />
Resegone, im Norden die Grigne, ein berühmtes Wanderund<br />
Kletterrevier. Bei ganz klarer Sicht, wie sie spät im Jahr<br />
nicht selten ist, zeigt sich am südwestlichen Horizont der<br />
Monviso (3841 m) in den Cottischen Alpen – 250 Kilometer<br />
entfernt!<br />
Abstieg: Er führt in zunächst leicht felsigem Gelände westwärts<br />
hinunter in die Sella dei Trovanti und weiter (Botanischer Garten)<br />
zur ehemaligen Einsiedelei (Eremo di Monte Barro, 741 m)<br />
mit der Kirche Santa Maria, dem Ristorante und dem Archäologischen<br />
Museum. Es präsentiert umfangreiches Fundmaterial<br />
der Ur- und Frühzeitsiedlungen am Berg (geöffnet Mittwoch<br />
14–17 Uhr, Samstag und Sonntag 14–17.30 Uhr).<br />
Direkt beim Ristorante beginnt die »Strada Vecchia«, ein schöner,<br />
gepfl asterter Pfad, über den man im Wald zur Monte-Barro-Straße<br />
absteigt; zuletzt auf Asphalt (Via Monte Barro) hinein nach Galbiate<br />
und zurück zum Parkplatz.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Auf dem Weg zum felsigen Gipfelsteig<br />
Foto: Eugen E. Hüsler
TIPP<br />
Comer-See-Berge Monte San Primo (1688 m)<br />
10<br />
Der höchste Gipfel im »Triangolo«<br />
Der Aussichtsberg schlechthin am Comer See! Dank seiner Lage im Dreieck zwischen den beiden Südarmen<br />
(Triangolo) bietet er ein lückenloses Panorama der Bergketten rund um den See. Und vom Colma<br />
del Piano aus ist seine Besteigung eine genussvolle Kammwanderung – auch noch ganz spät im Jahr!<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2013 – Seite 20<br />
560 Hm | 5½ Std.<br />
normale Wanderausrüstung<br />
Talort: Nesso (275 m), Uferort am Südwestarm des<br />
Comer Sees, bzw. Asso (427 m) im Valassina<br />
Ausgangspunkt: Colma del Piano (1124 m), Scheitelpunkt<br />
der Passstraße, die Nesso (13 km) mit dem<br />
Valassina verbindet (12 km von Asso); Parkplatz auf der<br />
Scheitelhöhe<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie Erba – Canzo –<br />
Asso – Sormano<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3¼ Std., Abstieg 2¼ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Frühling und Spätherbst. Im Winter (wenn<br />
genug Schnee liegt) sehr schöne Schneeschuhtour!<br />
Karte/Führer: Kompass 1:50 000 »Lago di Como – Lago di<br />
Lugano«. Eugen E. Hüsler »Wanderführer Comer See«, Bergverlag<br />
Rother, Oberhaching<br />
Fremdenverkehrsamt: ATP Lecco, Via Nazario Sauro 6,<br />
I-23900 Lecco; Tel. 00 39/03 41/36 23 60, www.aptlecco.com<br />
Einkehr: unterwegs keine, am Straßenpass das Ristorante La<br />
Colma<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Nur wenig anstrengende<br />
Höhen- und Kammwanderung in überwiegend offenem Gelände.<br />
Aussicht gibt’s also bereits unterwegs, das ganz große Panorama<br />
dann oben am Gipfel des Monte San Primo. Die Tour wird im<br />
Sommer gerne von Mountainbikern, im Winter von Schneeschuhwanderern<br />
gemacht.<br />
TIPP<br />
Provenzalische Alpen Rocher du Caire – Rocher de St-Auban (1048 m)<br />
11<br />
Rund um die Geierfelsen<br />
Heute haust wieder eine ansehnliche Kolonie von Mönchs- und Gänsegeiern in dem imposanten<br />
Felsriegel des Rocher de St-Auban. Ein abenteuerlicher Steig führt an den schwindelerregenden<br />
Rand der Abbruchkante, wo sich diese stolzen Greifvögel gut beobachten lassen.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2013 – Seite 20<br />
600 Hm | 4½ Std. Beste Jahreszeit: Immer, wenn kein Schnee liegt; traumhaft<br />
schön zur Frühlingsblüte im Mai.<br />
normale Wanderausrüstung<br />
Talort: Rémuzat (448 m), an der D 94 zwischen Nyons und<br />
Rosans; Parkplatz an der Brücke<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug bis Orange;<br />
dann Bus (Ligne 37) zwischen Orange, Nyons, Rémuzat und<br />
La Motte-Chalancon<br />
Gehzeiten: Rémuzat – Rocher du Caire 1½ Std., Rocher<br />
du Caire – Col de St-May 1½ Std., Col de St-May – Rémuzat<br />
1½ Std., Gesamtgehzeit 4½ Std.<br />
Karte: IGN Top 25, Blatt 3139 OT »Nyons.Rémuzat.Baronnies«<br />
Führer: Kürschner »WF Dauphiné West«, Bergverlag Rother<br />
Fremdenverkehrsamt: Offi ce de Tourisme, Place du Champ de<br />
Mars, F-26510 Rémuzat, Tel. 00 33/4/75 27 85 71,<br />
www.remuzat.com<br />
Unterkünfte: Chambres d’Hôtes Entre Terre et Ciel, 4 km von<br />
Rémuzat, Tel. 00 33/4/75 27 54 97, www.entreterretciel.com.<br />
Chambres d’Hôtes Les Bayles bei La Motte-Chalancon, Tel. 00<br />
33/4/75 27 24 38 oder Tel. 06/87 33 43 76, www.lesbayles.com<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Der sehr exponierte Aufstieg mit<br />
klettersteigähnlicher Passage (Leiter, Seile) erfordert Trittsicherheit<br />
und Schwindelfreiheit. Auf der Höhe dann Genusstour mit viel Panorama.<br />
Fernglas zur Geierbeobachtung nicht vergessen!<br />
TIPP<br />
w<br />
Provenzalische Alpen Rocher de Chalancon (1025 m)<br />
12<br />
Weitblick übers Oule-Tal<br />
Die Region um La Motte-Chalancon vermittelt Provence pur, doch ohne<br />
die touristischen Umtriebe wie südlich des Mont Ventoux. Mitten im<br />
sonnenausgedörrten Ödland liegt Les Bayles, wo eine alte »Ferme« in<br />
eine nette Unterkunft für Wanderer und Biker verwandelt wurde.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2013 – Seite 20<br />
270 Hm | 3¼ Std.<br />
normale Wanderausrüstung<br />
Talort: La Motte Chalancon (550 m)<br />
Ausgangspunkt: Les Bayles (760 m), Abzweig von D135<br />
1,5 km nach La Motte-Chalancon Richtung Chalancon.<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug bis Orange;<br />
dann Bus (Ligne 37) zwischen Orange, Nyons, Rémuzat und<br />
La Motte-Chalancon<br />
Gehzeiten: Les Bayles – Chalancon 1 Std., Chalancon –<br />
Rocher de Chalancon 35<br />
Min., Rocher de Chalancon<br />
– Ferme du Serre la Croix<br />
¼ Std., Ferme – Chalancon<br />
25 Min., Chalancon – Les<br />
Bayles 1 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Fast<br />
immer. Schnee im Winter sehr selten<br />
Karte/Führer: IGN Top 25, Blatt 3138 »Dieulefi t«. Kürschner<br />
»WF Dauphiné West« und »Klettersteigführer Westalpen«, beide<br />
Bergverlag Rother<br />
Fremdenverkehrsamt: Offi ce de Tourisme, Place du Pont,<br />
F-26470 La Motte-Chalancon, Tel. 00 33/4/75 27 24 67,<br />
www.lamottechalancon.com<br />
Unterkunft: Chambres d’Hôtes Les Bayles, Tel. 00 33/<br />
4/75 27 24 38 oder 06/87 33 43 76, www.lesbayles.com<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Von Les Bayles bis Chalancon<br />
zum großen Teil auf bequemer Fahrpiste. Dann folgt<br />
eine aussichtsreiche Runde zum großen Teil auf steinigen Pfaden,<br />
die etwas Trittsicherheit verlangen. Eine heikle Passage<br />
im letzten Abstieg nach Chalancon ist mit Seilen entschärft.
TIPP<br />
Comer-See-Berge Monte San Primo (1688 m)<br />
Zustieg: Die Wanderung startet sehr gemütlich, fast<br />
fl ach auf einem Sandsträßchen. Es führt vom Colma del<br />
Piano (1124 m) ostseitig um die Kuppe des Monte Cippei<br />
(1233 m) herum in die Kammsenke der Colma dei Cippei<br />
(1185 m). 60 Höhenmeter sind da erst gewonnen, bis<br />
zur Colma del Bosco (1235 m) werden es dann auch<br />
noch nicht viel mehr. Wald (bosco) steht auf dem breiten<br />
Grasrücken keiner, und so genießt man freie Sicht auf die<br />
Höhen rundum, hinab auf die Piano del Tivano und zum<br />
Südwestarm des Comer Sees. Der Monte Gerbal<br />
(1318 m) wird ohne weiteren Höhengewinn westseitig<br />
umgangen; hinter der Alpe Spessola (1237 m; Weggabelung)<br />
geht’s dann endlich spürbar bergan. Der bequeme<br />
Pfad leitet über zwei Kehren in die namenlose Senke<br />
zwischen dem Monte Ponciv (1453 m) und dem langgestreckten<br />
Ostgrat der Cima del Costone (1614 m). Wie<br />
am Monte Ponciv stehen auch hier Sendeanlagen, bei der<br />
weit übers Land schauenden Lage verständlich, aber keine<br />
besondere Zierde. Hinter der Cima del Costone verliert<br />
man am Grat etwas an Höhe, ein letzter kurzer Anstieg<br />
bringt einen dann zum Gipfel des Monte San Primo<br />
(1688 m) mit grandiosem Panorama. Blickfang ist natürlich<br />
der Comer See, den man bis zu seinem oberen Ende überblickt,<br />
spannend die Phalanx der Kalkgipfel über dem (nicht einsehbaren)<br />
Lago di Lecco mit den Grigne und dem Resegone, schlicht<br />
immens die Schau auf den Alpenbogen, vom Monte Disgrazia in<br />
den Bergeller Alpen über die Berner und Walliser Alpen bis zum<br />
Gran Paradiso und zur Cima dell’ Argentera. Bei entsprechender<br />
Sicht (und einem guten Fernglas) kann man links neben der Cima<br />
dell’ Argentera sogar den südlichsten Dreitausender der Alpen,<br />
den Mont Clapir (3045 m) erspähen!<br />
Abstieg: Er erfolgt über den Anstiegsweg; alternativ kann man<br />
auch den knapp südlich des Gipfelkamms verlaufenden Pfad<br />
nehmen.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Am Gipfelkamm des Monte San Primo<br />
Foto: Andreas Strauß<br />
TIPP<br />
Provenzalische Alpen Rocher du Caire – Rocher de St-Auban (1048 m)<br />
Aufstieg: Von Rémuzat (448 m) über die Brücke hält<br />
man sich gleich links am Ufer der Oule entlang. Nach etwa<br />
einem Kilometer beschaulicher Flusswanderung wendet<br />
sich der Pfad gegen die Felsen und steigt abrupt steil an.<br />
Mittels einer Leiter überwindet man eine erste Felsstufe,<br />
quert dann unter überhängendem Fels nach links. Fixe<br />
Seile entschärfen die Kletterei über mehrere Felsbänder<br />
in ein steiles Couloir hinein. Es empfi ehlt sich, die Markierung<br />
zu beachten, die in direkter Linie im festen Fels<br />
aufsteigt. Das ist leichter als die Pfade rechter Hand durch<br />
losen Schutt. Nach schweißtreibendem Aufstieg gelangt<br />
man an den Rand des Plateau St-Laurent und folgt der<br />
Abbruchkante nach rechts durch Garrigue-, Lavendel- und<br />
Kräuterdüfte zum Gipfelkreuz des Rocher du Caire<br />
(777 m, 1½ Std.) mit seinem beeindruckenden Tiefblick<br />
auf Rémuzat. Der Pfad setzt sich am Kamm entlang über<br />
den Rocher de l’Abrot nach Norden fort bis zum höchsten<br />
Punkt am Rocher de St-Auban (1048 m).<br />
Abstieg: Am Ende des Felsriegels knickt die gelb markierte<br />
Route nach Westen, um in den Col de St-May<br />
(975 m, 3 Std.) abzusteigen. Vom Pass folgt man dem<br />
breiten Weg rechts nach Nordosten, ignoriert die Abzweige nach<br />
links und wandert im Bogen nach Süden unter den Felsabstürzen<br />
entlang in einer langen Querung zurück nach Rémuzat (4½ Std.).<br />
Variante: Wer sich den exponierten Zustieg nicht zutraut, kann<br />
den Abbruchrand der Geierfelsen leicht vom Plateau St-Laurent<br />
erreichen. Zufahrt von der D 94 über Saint-May, 4 km nordwestlich<br />
von Rémuzat. Eine gemütliche dreistündige Runde (420<br />
Hm) lässt sich zwei Kilometer oberhalb von der Abbaye de Bodon<br />
(romantischer Aussichtspunkt) starten.<br />
Tipp: Im Haus des Tourismusbüros befi ndet sich auch das Maison<br />
des Vautours. Interessant ist die Videovorführung über Geier;<br />
geöffnet im Winter nur an Wochenenden Sa/So 10 bis 12 Uhr,<br />
14.30 bis 16.30 Uhr, sowie Mittwoch-Vormittag.<br />
Iris Kürschner<br />
Fixe Seile beim Aufstieg zum Rocher du Caire<br />
Foto: Iris Kürschner<br />
TIPP<br />
Provenzalische Alpen Rocher de Chalancon (1025 m)<br />
Aufstieg: Von Les Bayles (760 m) schlägt man den<br />
Fahrweg nach Westen ein. Kurz vor Erreichen einer<br />
»Ferme« zweigt ein Pfad nach links ab und quert unterhalb<br />
des Hauses den Hang. Nach mehreren Bachgräben senkt<br />
sich die Route zum Bach der d’Aiguebelle. Über eine alte<br />
Steinbrücke klettert der Pfad zum nostalgischen Häuserensemble<br />
von Chalancon (763 m) hinauf. Man folgt der<br />
Hauptstraße wenige Meter nach Norden Richtung Pas<br />
de l’ Echelle. Am Wegweiserkreuz geht es dann links in den<br />
Felsen empor. Nach mehreren Serpentinen durch Schuttfl<br />
anken, Steineichen- und Buchsgebüsch ist der Grat des<br />
Rocher de Chalancon (1025 m) erreicht.<br />
Abstieg: Vom Gipfel zieht der Weg weiter nach rechts<br />
bald wieder in den Wald hinab und quert den Hang<br />
im Bogen nach Westen zur D627. Der Straße nach links<br />
folgen, in der Rechtskurve vor der Ferme du Serre la Croix<br />
(893 m) biegt man erneut auf einen Pfad ab, der oberhalb<br />
eines Bachgrabens zunächst nach Süden, dann gegen<br />
Osten zurück nach Chalancon führt. Auf dem Anstiegsweg<br />
zurück nach Les Bayles.<br />
Variante: Wer Nervenkitzel sucht, fi ndet am Fuße des Rocher<br />
de Chalancon einen sehr reizvollen Klettersteig. Die Via ferrata du<br />
Pas de l’ Echelle wurde im Mai 2005 eingeweiht und startet an<br />
der Brücke des Pas de l’ Echelle wenige Meter oberhalb von Chalancon.<br />
Wem die Seilrolle für die Start-Tyrolienne fehlt, nimmt den<br />
Einstieg jenseits der Brücke. Die mäßig schwierige Querung bis<br />
zum Zwischenausstieg ist mit Eisenbügeln mehr als reichlich<br />
gesichert. Danach reduzieren sich die Steighilfen etwas, und ein<br />
paar leichte Überhänge sind zu meistern; Länge 650 m, 198 Hm,<br />
30–45 Min. zum Zwischenausstieg, insgesamt ca. 1½ Std.,<br />
Abstieg vom Gipfel des Tête du Chien (980 m) 20 Min. zurück<br />
zum Ausgangspunkt. Bei Frédéric (Chambres d’Hôtes Les Bayles)<br />
kann die Klettersteig-Ausrüstung gemietet werden.<br />
Tipp: Jeden Montag-Vormittag ist Markt in La Motte-Chalancon.<br />
Iris Kürschner<br />
Brunnen in La Motte-Chalancon<br />
Foto: Iris Kürschner
Filme für Ihr Hobby.<br />
Große Auswahl für echte Bergfreunde.<br />
www.bruckmann.de<br />
Zwei Wanderer legen 150 Kilometer zurück und passieren die Alpen<br />
auf ihrem faszinierenden Weg von Oberstdorf nach Meran in Südtirol.<br />
2012 DVD: Best.-Nr. 6274<br />
ca. 65 Min. € 19,99<br />
Faszination Matterhorn: Der Aufstieg<br />
zum König der Schweizer Berge erfolgt<br />
vom Hörnligrat zum Gipfel mit<br />
einer Höhe von 4478 Metern über<br />
dem Meer.<br />
2013 · ca. 50 Min.<br />
DVD: Best.-Nr. 5943<br />
€ 19,95<br />
Die berühmteste und begehrteste<br />
große Einzeltour der Allgäuer Alpen<br />
ist der Heilbronner Weg. Begleiten<br />
Sie uns auf unseren Erkundungen<br />
durch dieses Wanderparadies.<br />
2006 · ca. 60 Min.<br />
DVD: Best.-Nr. 4177<br />
€ 19,90<br />
Die Tannheimer Berge in den Allgäuer<br />
Alpen bieten zahlreiche Wander- und<br />
Klettererlebnisse. Eine Ein-Tages-Tour<br />
führt zur Landsberger Hütte und zurück.<br />
2012 · ca. 50 Min.<br />
DVD:<br />
Best.-Nr. 6091<br />
€ 19,95<br />
Eine faszinierende Bergtour durch<br />
das Hochpustertal von Sexten hinauf<br />
zum Paternkofel. Zusätzliche<br />
Luftaufnahmen zeigen die einzigartige<br />
Landschaft.<br />
2011 · ca. 50 Min.<br />
DVD: Best.-Nr. 5681<br />
€ 19,95<br />
Vom Höllental aus erfolgt der atemberaubende<br />
Aufstieg zur Zugspitze. Nicht<br />
minder faszinierend gestaltet sich der<br />
Abstieg nach Garmisch-Partenkirchen.<br />
2011 · ca. 50 Min.<br />
DVD:<br />
Best.-Nr. 5794<br />
€ 19,95<br />
Der nördliche Teil des gut ausgebauten<br />
Meeraner Höhenwegs bis zum<br />
Wanderziel Pfleders bietet herrliche<br />
Bergszenerien und führt hinauf bis<br />
über 3000 m Höhe.<br />
2009 · ca. 60 Min.<br />
DVD: Best.-Nr. 5363<br />
€ 19,95<br />
Faszinierende Bergtouren in den<br />
Sextener Dolomiten, gekonnt und<br />
professionell gefilmt. Mit Bonusmaterial:<br />
Bergstimmungen in den<br />
Sextener Dolomiten.<br />
2010 · ca. 50 Min.<br />
DVD: Best.-Nr. 5545<br />
€ 19,95<br />
Auf dem Meraner Höhenweg kann<br />
die gesamte Texelgruppe in einer<br />
Wandertour von sechs Tagen umrundet<br />
werden. Dieser Film widmet<br />
sich der Südroute des Weges.<br />
2009 · ca. 60 Min.<br />
Blu-ray: Best.-Nr. 5364<br />
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DVD- und Blu-ray-Preise: € 19,90 = [A] 19,90 · sFr. 29,90 € 19,95 = [A] 19,95 · sFr. 22,90 € 19,99 = [A] 19,99 · sFr. 21,90<br />
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AUF TOUR<br />
Die Salle des Gradins<br />
im Salzbergwerk von<br />
Bouillet bestaunen<br />
jährlich etwa 70 000<br />
Besucher.<br />
64 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
SERIE: GeoTop-Touren in den Alpen<br />
Teil 15: Das Salzbergwerk von Bouillet<br />
Familien-TIPP<br />
In die Unterwelt<br />
Fotos: www.mines.ch / Saline de Bex<br />
Wie entsteht Salz in der Erde? Was ist der Unterschied<br />
zu Sole? Und was hat Gips damit zu tun?<br />
Ein Schaubergwerk und ein Themenwanderweg in<br />
der Schweiz geben Auskunft. Von Siegfried<br />
Garnweidner (Tour) und Ulrich Lagally (Geologie)<br />
Nur ein paar Jogger hecheln<br />
am Ufer der Gryonne entlang<br />
und dazwischen ein<br />
paar wenige Hunde, deren<br />
Frauchen und Herrchen es<br />
bequem angehen lassen, also weit zurück<br />
bleiben. Wanderer sieht man kaum, dazu<br />
ist der Uferweg neben den vielen Schwellen<br />
im begradigten Flusslauf nicht attraktiv genug.<br />
Das ist aber auch der einzige Abschnitt<br />
der fast zehn Kilometer langen Rundwanderung,<br />
der mit Höhepunkten geizt. Schon<br />
nach einer halben Stunde wird nämlich das<br />
touristische – und geologische – Glanzlicht<br />
der ganzen Gegend um Bex erreicht:<br />
Das Salzbergwerk von Bouillet. Bereits im<br />
Jahr 1684 ist dort der erste Stollen »angeschlagen«<br />
worden, wie die Bergleute es nennen,<br />
wenn sie mit dem unterirdischen Bergbau<br />
beginnen. In der Folge wurden große<br />
Mengen von Steinsalz abgebaut, später ging<br />
man dazu über, das Salz in flüssiger Form,<br />
als so genannte Sole, zu gewinnen.<br />
Eine winzige, elektrische Bockerlbahn bringt<br />
die Besucher vom Eingang des Schaubergwerks<br />
erst einmal zwei Kilometer weit in<br />
den Berg hinein. Mit etwas Glück kann man<br />
die beiden Plätze am Ende des Zuges ergattern,<br />
wo es nicht ganz so eng wie in der Bahn<br />
zugeht, man mehr oder weniger im Freien<br />
sitzt. Anhand der Schienen kann man genau<br />
beobachten, warum das Bähnle auf der Strecke<br />
gerade besonders gerumpelt hat.<br />
Im Berg ist es mit konstant 17° Celsius erstaunlich<br />
warm, aber auch ein wenig anrüchig.<br />
Die umgebenden Felsen bestehen<br />
nämlich zum großen Teil aus Anhydrit<br />
(Calciumsulfat), einem Mineral, das Feuchtigkeit<br />
absorbiert und sich dadurch in Gips<br />
umwandelt. Bei diesem Vorgang entsteht<br />
Wärme und auch ein bisschen Geruch.<br />
Aber daran gewöhnt man sich schnell.<br />
Salz und Sole<br />
Bouillet liegt in der geologischen Baueinheit<br />
des so genannten Ultrahelvetikums<br />
im Nordteil der Schweizer Alpen. Ihre unterschiedlichen<br />
Gesteinsserien, die bei der<br />
alpidischen Gebirgsbildung<br />
deckenförmig<br />
übereinander geschoben<br />
wurden, findet<br />
man gleich nördlich<br />
des oberen Rhonetals.<br />
Von dort erstrecken sie<br />
sich als relativ schmaler,<br />
oft unterbrochener<br />
Gebietsstreifen zum<br />
Thuner See und weiter<br />
bis über den Vierwaldstätter<br />
See hinaus nach<br />
Nordosten.<br />
Entstanden sind die Gesteine<br />
seit dem Beginn<br />
des Erdmittelalters vor<br />
etwa 250 Millionen<br />
Wenn Meeresarme oder Seebecken<br />
durch zunehmende<br />
Verdunstung wiederholt<br />
gänzlich austrocknen, bleiben<br />
häufig Lagen von so genannten<br />
Evaporiten zurück. Diese<br />
auch als Verdampfungsund<br />
Eindunstungsgesteine<br />
bezeichneten chemischen<br />
Sedimente entstanden meist<br />
auf dem Festland in vom<br />
offenen Meer abgeschnittenen<br />
Becken unter ariden Klimabedingungen.<br />
Sie werden entsprechend<br />
ihrer Löslichkeit<br />
aus den konzentrierten Lösungen<br />
in einer festgelegten<br />
Reihenfolge ausgefällt. Je nachdem,<br />
ob erneut Wasser in die<br />
Becken läuft, kann sich die<br />
Abfolge, auch mehrfach und<br />
unvollständig, wiederholen.<br />
Auf Schiene gebracht: alte und neuere Waggons<br />
im Salzbergwerk von Bouillet<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 65
KOMPAKT<br />
Le Montet (689 m),<br />
Diableretsgruppe<br />
Charakter: Unschwierige Rundwanderung<br />
durch Weinberge und im Wald mit Blicken<br />
auf die Diableretsgruppe, die Dents du Midi<br />
und zur Mont-Blanc-Gruppe; lohnender<br />
Besuch des Salzbergwerks von Bouillet;<br />
detaillierte Infos gibt es auf den Internetseiten<br />
www.selbex.com und www.mines.ch<br />
Anforderungen: einfache Wanderung<br />
ohne Schwierigkeiten<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Les Dévens<br />
(489 m)<br />
Einkehr: Restaurant »Chez le Chat«<br />
beim Salzbergwerk<br />
Gehzeiten: Aufstieg 2½ Std.;<br />
Abstieg ¾ Std.<br />
Karte: Kompass-Digitalkarte<br />
1:50 000, Blatt 4312 »Schweiz«<br />
Tourenkarte 1<br />
Heftmitte<br />
Die Dents du Midi beherrschen den Blick bei der Wanderung auf die Hügel von Montet.<br />
Stollen über 50 Kilometer Länge trieben<br />
die Bergmänner in den Stein.<br />
Mit einer Bockerlbahn fährt man<br />
1,6 Kilometer in den Stollen hinein.<br />
Bei der Wanderung auf die Hügel von<br />
Montet gelangt man auch zum Steinbruch.<br />
Jahren im Randbereich eines Flachmeeres<br />
am Südrand des Europäischen Kontinents.<br />
Die auf diesem Schelf abgelagerten Schichten<br />
bezeichnet man als Helvetikum, da<br />
dieses alpine Deckensystem erstmals in<br />
der Schweiz beschrieben wurde. Den Begriff<br />
»Ultra«helvetikum wählte man wohl<br />
deshalb, weil es sich um die am weitesten<br />
vom Festland entfernten Teile handelt. Sie<br />
entstanden dort, wo das Flachmeer in den<br />
tieferen Thetis-Ozean überging.<br />
Vor etwa 200 Millionen Jahren, zur Zeit<br />
der Obertrias, wurden die Gesteine, die<br />
man heute bei Bex findet, abgelagert. Damals<br />
war das Meer sehr flach, manche Bereiche<br />
waren zeitweise abgeschnürt und<br />
es herrschten hohe Temperaturen. In den<br />
verbliebenen Becken verdunstete das Wasser<br />
und aus den mineralreichen Resten<br />
bildeten sich evaporitische Gesteine, die<br />
Durch Verdunstung von calciumsulfathaltigem<br />
Meerwasser entsteht Gipskristall.<br />
heute vielerorts als mineralische Rohstoffe<br />
genutzt werden.<br />
Schon der erste Raum des Schaubergwerks,<br />
das Reservoir Rond, heute als Empfangssaal<br />
für die Besucher genutzt, beeindruckt<br />
enorm. Denn seine Wände sind mit Gipskristallen<br />
übersät. Bis zu 700 Kubikmeter<br />
Sole lagerten hier, und wegen der Festigkeit<br />
des Felsens konnte man beim Abbau auf<br />
Pfeiler verzichten.<br />
Wanderung durch Weinberge<br />
Dann geht es Schlag auf Schlag. Bei der<br />
Tour durch das Bergwerk erfährt man, mit<br />
welchen Geräten das Salz abgebaut worden<br />
ist, wie man es heute gewinnt, welche wunderbaren<br />
Kristalle gefunden worden sind<br />
und wie die Bergleute ihrer anstrengenden<br />
Arbeit nachgegangen sind.<br />
In den Salinen von Le Bévieux wird die<br />
flüssige Sole aus dem Berg schließlich zu<br />
festem Salz weiterverarbeitet. Heute produziert<br />
man dort rund 100 Tonnen Salz am<br />
Tag, außerdem wird mit Wasserkraft umweltfreundlich<br />
elektrischer Strom erzeugt.<br />
Etwa 70 000 Personen besuchen jährlich<br />
das Salzbergwerk.<br />
Wieder ans Licht gekommen, wird man<br />
gleich von zwei Themenwanderwegen<br />
empfangen: Dem Sentier du Sel (Salzpfad)<br />
und dem Sentier des Vignes (Weinpfad).<br />
Wer ihnen nach Süden durch aussichtsreiche<br />
Weinberge in mehrmaligem Auf und<br />
Ab folgt, kommt schließlich in die dichten<br />
Wälder um den Montet. Dort wecken etli-<br />
Fotos: Siegfried Garnweidner, Sabine de Bex; Grafi k: © Landesamt für Umwelt<br />
66 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Seit dem Besuch der Kaiserin Marie-Louise 1814 trägt das Grand Réservoir ihren Namen.<br />
Findling am Le Montet: der »Bloc Monstre«<br />
che Findlinge wie der »Pierra Besse« und »Le<br />
Monstre« wieder das geologische Interesse.<br />
Große Mengen dieser »Irrblöcke« hatte der<br />
eiszeitliche Rhonegletscher mitgebracht<br />
und in der Region so reichlich hinterlassen,<br />
dass man sie in der Vergangenheit sogar in<br />
großem Umfang als Material für den Hausbau<br />
verwendete. Als sich aber abzeichnete,<br />
dass auch die letzten dieser Eiszeitzeugen<br />
verschwinden würden, setzte sich die<br />
Schweizerische Naturforschende Gesellschaft<br />
für ihren dauerhaften Erhalt ein. Aus<br />
dieser ersten Geotopschutzinitiative entwickelte<br />
sich schließlich die schweizerische<br />
Naturschutzbewegung.<br />
Der weitere Weg führt uns auf den kleinen<br />
und unscheinbaren Gipfel des Le Montet auf<br />
bescheidenen 688 Metern Höhe, der zuletzt<br />
sogar fast weglos bestiegen werden kann.<br />
Wer für Geologie ein besonderes Faible hat,<br />
kann von einer Anhöhe aus ein paar interessierte<br />
Blicke in den großen Gipsbruch nahe<br />
dem Gipfel werfen. In den Steinbruch selber<br />
kann man allerdings nicht hinein, der ist<br />
aus naheliegenden Gründen für Besucher<br />
gesperrt. Das abgebaute Material wird mit<br />
einer Seilbahn ins Tal transportiert, doch<br />
gibt es auch eine Werksstraße. Sie fällt<br />
ziemlich steil durch den Wald ins Tal ab,<br />
bis schließlich bei Les Dévens der Ausgangspunkt<br />
wieder erreicht ist.<br />
◀<br />
IN DER NÄCHSTEN FOLGE: Teil 16: Die Buckelwiesen<br />
zwischen Mittenwald, Klais und Krün<br />
GEOTOP<br />
Salzgewinnung einst und jetzt<br />
Steinsalz, das nur geringe<br />
Verunreinigungen aufweist,<br />
gewann man früher meist<br />
bergmännisch im Trockenabbau.<br />
Die Vorkommen lagen<br />
in der Regel in größerer Tiefe,<br />
weil sie von Oberflächen- und<br />
Grundwasser abgeschirmt<br />
sein mussten. Eine Gewinnung<br />
im Tagebaubetrieb ist selten,<br />
weil sich das Salz, wenn es mit<br />
Wasser in Kontakt kommt,<br />
auflöst. Heute erfolgt die Salzgewinnung<br />
überwiegend im<br />
nassen Verfahren. Bei der so<br />
genannten Aussolung wird das<br />
Aus mineralreichem Wasser, das in seichten Becken verdampft, können Lagen<br />
von Anhydrit entstehen. Nachfolgend eingeschwemmtes Tonmaterial »plombiert«<br />
diese leicht löslichen Schichten. Wenn später Regen- oder Grundwasser<br />
eindringt, kann es den Anhydrit in Gips umwandeln und diesen letztendlich<br />
auflösen. Dann entstehen die typischen Formen einer Gipskarstlandschaft wie<br />
Ponore, Dolinen, Erdfälle, Höhlen und Karstquellen.<br />
Rote<br />
Tonsteine<br />
Karstquelle<br />
toniger Hangschutt<br />
Erdfall<br />
Salz, noch in seiner natürlichen<br />
Position, in Lösung gebracht.<br />
Dazu pumpt man Süßwasser von<br />
der Erdoberfläche, aber auch<br />
von untertägigen Hohlräumen,<br />
durch ein Bohrloch in das Salzlager.<br />
Dort löst sich das Salz<br />
auf, wodurch eine sich langsam<br />
erweiternde Kaverne entsteht.<br />
Sie ist schließlich mit gesättigter<br />
Sole mit einem Salzgehalt<br />
von 26,5 Prozent gefüllt. Durch<br />
eine weitere Bohrung wird<br />
diese Sole vom Boden des Hohlraums<br />
abgepumpt und in<br />
einer Saline zu Salz aufbereitet.<br />
Doline Ponor<br />
Graue Tonsteine<br />
Gips<br />
Höhlen<br />
Anhydrit<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 67
INTERVIEW
Das große<br />
Magdalena Neuner<br />
-Interview<br />
»Ich bin Profi in<br />
Entspannung«<br />
Im März 2012 hat sie sich vom Profi-Sport verabschiedet. Mit erst 25 Jahren begann für<br />
Magdalena Neuner, die erfolgreichste Biathletin aller Zeiten, ein neues Leben.<br />
Ohne ständigen Erfolgsdruck. Mit dem BERGSTEIGER hat sie über Gipfelerlebnisse<br />
gesprochen. Alte und neue. Und über Nationalhymnen.<br />
Von Sandra Zistl<br />
Foto: Meike Birck<br />
BERGSTEIGER: Frau Neuner, Sie sind<br />
bekennender Fan der Huber-Buam.<br />
Waren Sie schon mal zusammen am Berg?<br />
Magdalena Neuner: Sich mit diesen verrückten<br />
Kraxlern zu unterhalten, ist total spannend.<br />
Da kann ich auch einfach mal vier<br />
Stunden zuhören. Und sie fragen auch mich,<br />
wie ich manches gemacht habe, suchen Parallelen.<br />
Mit dem Alex Huber musste ich vor<br />
ein paar Jahren klettern. Es war ein Betriebsausflug<br />
mit dem Zoll-Skiteam nach Berchtesgaden.<br />
Eine Katastrophe, ich bin überhaupt<br />
kein Kletterer! (lacht) Der Alex meinte: Du<br />
gehst jetzt gleich mal da rauf. Ich fand’s irre,<br />
zu sehen, wie er da so die Wand raufspringt,<br />
wo meiner Meinung nach gar kein Griff war.<br />
Was sind Sie geklettert?<br />
Äh, eher nichts Schwieriges. Von der Kraft<br />
her bin ich gut raufgekommen (grinst). Aber<br />
ich hatte ein bisserl Probleme mit der Höhe.<br />
Bis vor eineinhalb Jahren haben sich<br />
Höhepunkte in Ihrem Leben in Form von<br />
Platzierungen und Medaillen manifestiert.<br />
Fehlt Ihnen das?<br />
Erfolgserlebnisse im Sport sind intensiv,<br />
aber meist sehr kurzlebig. Man arbeitet<br />
darauf hin, steht oben auf dem Trepperl,<br />
aber das ist dann schnell wieder vorbei.<br />
Der nächste Tag bringt den nächsten Wettkampf<br />
und man fängt wieder bei Null an.<br />
Wie sieht jetzt ein ganz normaler Tag aus?<br />
Darauf war ich auch gespannt. Es ist auf jeden<br />
Fall: total anders. Vorher lief alles nach<br />
Plan. Ich wusste, wann der erste Wettkampf<br />
ist und was das bedeutet. Es war trotz hohen<br />
Anspruchs viel Routine. Jetzt plane ich jede<br />
Woche neu. Wie jeder Berufstätige muss ich<br />
schauen, dass ich den Sport unterbringe.<br />
Was haben Sie für Termine?<br />
Interviews. Foto-Shootings, PR-Termine<br />
mit meinen Sponsoren. Außerdem bin ich<br />
Botschafterin der Björn-Schulz-Stiftung, die<br />
sich für Hospize für schwerkranke Kinder<br />
einsetzt. Das sind recht unterschiedliche Sachen:<br />
ein Benefizkonzert, ein Sommerfest.<br />
Ihr Job ist, Magdalena Neuner zu sein, die<br />
erfolgreichste Biathletin aller Zeiten?<br />
Ja. Wenn ich als Botschafterin oder Testimonial<br />
unterwegs bin, dann immer mit<br />
diesem Nebensatz.<br />
Wo soll die Reise langfristig hingehen?<br />
Ich lasse mich überraschen. Selbst mein Management<br />
ging davon aus, dass ich nach dem<br />
Ausstieg aus dem Profi-Sport noch ein paar<br />
Sponsorentermine haben würde, aber dass<br />
das dann abebbt. Allerdings wurden die Termine<br />
seither immer mehr. Ich habe wirklich<br />
einen Vollzeit-Job. Solange es so läuft, bin<br />
ich froh. Klar, es ist weniger Verantwortung,<br />
als eine eigene Firma aufzubauen. Aber ehrlich<br />
gesagt: Es tut mir gerade so gut, dass ich<br />
abends nach meinen Terminen auch einfach<br />
mal den Kopf ausschalten darf.<br />
Wie war es vorher?<br />
Es war halt ganz normal, dass man immer<br />
denkt: Ich muss trainieren, ich darf nicht<br />
krank werden. Man ist permanent in einer<br />
Drucksituation.<br />
Sie waren jahrelang gezwungen, sich Ziele<br />
zu setzen. Machen Sie das noch?<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 69
»Oft geben die<br />
Leute total Gas,<br />
wenn sie mit mir<br />
unterwegs sind.<br />
Ich frage dann<br />
immer: Was<br />
pressiert’s dir<br />
denn so?«<br />
Es gibt konkrete Sachen wie eine Fitness-<br />
DVD, dafür habe ich gezielt trainiert. Gerade<br />
lernte ich wochenlang Nationalhymnen.<br />
Wie bitte?<br />
(lacht) Ende September war ich bei der ARD-<br />
Sendung »Klein gegen Groß«. Da spielt ein<br />
Kind gegen einen Prominenten, den es sich<br />
aussuchen darf. Ein Kind, das alle Nationalhymnen<br />
der Welt kennt, hat mich herausgefordert.<br />
Also habe ich vier Wochen<br />
vorher Nationalhymnen gepaukt.<br />
TOUR<br />
Lenas Lieblingstour: die Soiernspitze (2257 m)<br />
»Unheimlich schönes<br />
Gebiet direkt vor der<br />
Haustüre«<br />
»Mir gefällt der Aufstieg zur<br />
Soiernspitze und zur<br />
Schöttelkarspitze sehr gut, weil<br />
er sehr abwechslungsreich ist.<br />
Vom Gipfel hat man einen<br />
phantastischen Blick, gerade<br />
auch auf die Soiernseen.«<br />
Charakter: Längere<br />
Bergwanderung (6–7 Std.,<br />
1370 Hm) mit tollem<br />
Gipfel-Rundblick<br />
Ausgangspunkt: Seins-Alm<br />
(891 m), unbewirtschaftet<br />
Die der Langlaufnationen kannten Sie vermutlich<br />
schon?<br />
Klar, Russland und Norwegen weiß ich<br />
schon (winkt ab), aber es waren Schweden,<br />
Thailand und Benin. Das Stabsmusikkorps<br />
spielt sie an. Ich hab nur eine von drei gewusst.<br />
Schweden?<br />
(schüttelt den Kopf) Thailand. Momentan<br />
mach ich selbst Musik. Ich übe für eine<br />
Benefiz-CD, die ich gemeinsam mit der<br />
Route: Zunächst geht es auf<br />
einem Forstweg durch den<br />
Bergwald zur Vereiner Alm<br />
(Krinner-Kofl er-Hütte, 1395<br />
m); die Strecke lässt sich auch<br />
gut mit dem Mountainbike<br />
machen. Von der Alm geht ein<br />
Wanderweg (Jöchl – Soiernspitze)<br />
zunächst in nördlicher<br />
Richtung, dann östlich durch<br />
einen dichten Latschengürtel.<br />
Vom Jöchel geht es dann steil<br />
bergan zum Gipfel (2257 m).<br />
Genuss-Tour: auf dem Weg zur Schöttelkarspitze<br />
(2050 m) im Karwendel<br />
»Stoabergmusi« aus dem Chiemgau für die<br />
Björn-Schulz-Stiftung aufnehme. Ich spiele<br />
dazu Harfe und bin schon fleißig am Üben.<br />
Klingt nach einem Rausch. Von allen<br />
Seiten prasseln Angebote auf Sie ein?<br />
Es ist schon ein totaler Luxus, sagen zu dürfen:<br />
Das mache ich und das nicht. Keiner<br />
zwingt mich, Nationalhymnen zu lernen<br />
oder ins Fitness-Studio zu gehen. Momentan<br />
macht mir das Spaß. Aber wenn die<br />
Familienplanung ansteht, werde ich mich<br />
hundertprozentig mehr zurücknehmen.<br />
Ich empfände es nämlich auch als Luxus,<br />
für meine Kinder da zu sein und nur einzelne<br />
Termine wahrzunehmen.<br />
Speist sich daraus Ihre Entspannung?<br />
Ich werde oft gefragt, wie ich mir das finanziell<br />
vorstelle, da ich ja als Selbständige<br />
keine Sicherheit habe. Aber das ist mir gar<br />
nicht so wichtig. Klar, ich rede mich leicht,<br />
weil ich genug auf der Seite habe und es<br />
momentan gut läuft. Aber ich weiß auch,<br />
dass mein Freund als Zimmerer einen guten<br />
Job hat. Der könnte auch eine Familie<br />
ernähren, selbst wenn ich nichts verdiene.<br />
Was nicht realistisch ist, denn ich werde immer<br />
ein bisserl was machen. Ich will damit<br />
sagen: Ich bin, glaube ich, relativ normal.<br />
Ich habe keine Designerklamotten, gebe<br />
nicht viel Geld aus. Ich lege mehr Wert auf<br />
das Zusammensein mit der Familie und<br />
Freunden. Und wer weiß, vielleicht mache<br />
ich mal einen Handarbeitsladen auf (zuckt<br />
mit den Schultern).<br />
Was haben Sie mit Ihrem Trainerschein vor?<br />
Trainieren werde ich nur ehrenamtlich, für<br />
die Kinder. Meine Erfahrung weitergeben,<br />
das halte ich fast schon für eine Pflicht bei<br />
all dem, was mir zuteil wurde. Aber falls Sie<br />
das fragen wollten: Es ist nicht mein Traum,<br />
Bundestrainerin zu werden.<br />
Sie sind am Fuße der Alpen im Oberland<br />
aufgewachsen, leben dort. Könnte ein Ziel<br />
auch mal ein hoher Berg sein?<br />
Das reizt mich überhaupt nicht. Ich gehe<br />
wahnsinnig gern in die Berge, aber nur<br />
zur Entspannung. Man muss sich ja schon<br />
richtig Zeit nehmen dafür. So ein paar Stunden<br />
oder einen ganzen Tag abhauen in die<br />
Natur, die Stille, sich oben mit einer guten<br />
Fotos: privat, Meike Birck (3)<br />
70 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Brotzeit auf den Gipfel setzen – das ist Luxus.<br />
Da ist mir wurscht, ob das ein Dreitausender<br />
ist oder nicht. Selbst wenn es nur der<br />
Schwarzkopf oder der Seinskopf ist, Bergsteigen<br />
ist meditativ, das genieß ich total.<br />
Wie hat sich die Bedeutung der Berge für<br />
Sie verändert?<br />
Mei, früher habe ich halt schon immer auf<br />
die Uhr geschaut und den Trainingsplan<br />
im Kopf gehabt. In meiner Freizeit bin ich<br />
fast nie in die Berge gegangen. Wenn man<br />
die ganze Woche trainiert hat, will man am<br />
Sonntag auch mal die Füße hochlegen oder<br />
spazieren gehen. Ich bin viel in den Wald<br />
gegangen oder halt einfach raus. Auf ein<br />
Bankerl setzen und in die Gegend schauen.<br />
Jetzt können Sie das ja sogar auf einem<br />
Panoramaweg machen, der nach Ihnen<br />
benannt wurde.<br />
Stimmt, der ist zwar nicht lang, aber wirklich<br />
schön.<br />
Reizen Sie andere Regionen der Alpen?<br />
Wir waren heuer in Südtirol im Urlaub und<br />
jeden Tag auf dem Berg. Im Alltag ist es<br />
nach wie vor eine Zeitfrage. Berggehen, das<br />
macht man ja schon lieber mit jemandem.<br />
Ich bin viel am Wochenende auf Terminen,<br />
wenn mein Freund und meine Freunde Zeit<br />
hätten. So geh’ ich halt doch immer wieder<br />
hier irgendwo rauf. Ich hab außerdem<br />
festgestellt, dass ich auf einigen Gipfeln vor<br />
meiner Haustür noch gar nicht war.<br />
Welche sind das?<br />
Das glaubt mir wahrscheinlich kein Mensch,<br />
aber letztes Jahr im September war ich tatsächlich<br />
zum ersten Mal in meinem Leben<br />
auf dem Heimgarten. Echt schön da oben.<br />
Wenn man als ambitionierter Hobbybergsteiger<br />
im Karwendel von jemandem überholt<br />
wird, dann sind das wahrscheinlich Sie.<br />
Von wegen! Ich bin mittlerweile Profi in<br />
Entspannung. Oft geben die Leute total Gas,<br />
wenn sie mit mir unterwegs sind. Ich frage<br />
dann: Was pressiert’s dir denn so? Ich genieße<br />
bewusster, weil ich früher nie Zeit hatte.<br />
Was sind ihre Lieblingstouren?<br />
Der Heimgarten gehört jetzt auf jeden Fall<br />
dazu. Schöttelkar, Soiernspitze und -seen,<br />
»Was man im Sport gelernt hat, kann man auf alle Bereiche des Lebens übertragen.«<br />
»So ein paar Stunden<br />
abhauen in die Natur,<br />
die Stille, sich oben mit<br />
einer guten Brotzeit<br />
auf den Gipfel setzen –<br />
das ist Luxus.«<br />
das ist ein unheimlich schönes Gebiet. Und<br />
direkt vor unserer Haustür.<br />
Interessiert es Sie, was andere Profisportler<br />
in den Bergen so machen?<br />
Total. Die Gössner Miriam (frühere Teamkollegin<br />
Neuners, Anm. d. Red.) war mit den Ski auf<br />
dem Mont Blanc und die Dahlmeier Laura<br />
(Juniorenweltmeisterin, Gewinnerin von Staffel-<br />
Gold beim Weltcup in Sotchi 2013, Anm. d. Red.)<br />
irgendwo hinten in Russland unterwegs.<br />
Die sind total verrückt, und ich bewundere<br />
das total. Aber ich bin überhaupt nicht der<br />
Typ dafür. Ich genieße es, auf eine Alm zu<br />
gehen, einen Berg. Hochalpine Sachen muss<br />
ich nicht haben.<br />
Sie haben als Kind fast alle Sportarten<br />
probiert, bevor Sie beim Biathlon blieben.<br />
Gehen Sie jetzt nach Ihrer Karriere wieder<br />
auf Skitour?<br />
Ich fange gerade an. Tatsächlich dachte<br />
ich, wenn ich mit Biathlon aufhöre, gehe<br />
ich ganz viele Skitouren. Letzten Winter<br />
habe ich dann genau drei gemacht: auf<br />
den Kranzberg und auf die Rauthhütte in<br />
der Leutasch. Nix Spezielles. Für mich ist’s<br />
schwer, jemanden zu finden, der unter der<br />
Woche Zeit hat, und allein mag ich nicht gehen.<br />
Da fehlt mir noch die Erfahrung. Aber<br />
der nächste Winter kommt bestimmt.<br />
Wieviel Sport machen Sie jetzt?<br />
Letztes Jahr habe ich sehr diszipliniert<br />
vier- bis fünfmal pro Woche was gemacht.<br />
Ich hatte im Kopf: Das erste Jahr nach dem<br />
Sport muss ich konsequent sein, weil das<br />
fürs Herz wichtig ist. Jetzt mache ich Sport,<br />
wenn ich Lust habe. Vor allem joggen und<br />
biken. Ganz ohne Druck.<br />
Sie haben sehr jung große Erfolge erzielt.<br />
Wie sind Sie damit umgegangen?<br />
In Antholz bin ich mit 19 dreimal Weltmeisterin<br />
geworden. Das ist erst einmal super.<br />
Die Leute jubeln, die Sponsoren kommen,<br />
die Zeitungen schreiben. Da war ich unbeschwert.<br />
Ich dachte, das ist halt jetzt bei der<br />
WM so. Aber es hat mein Leben verändert.<br />
Was ist passiert?<br />
Ich bin heimgekommen, und plötzlich waren<br />
Journalisten im Garten. Beim Einkaufen<br />
bin ich angesprochen worden, hinter<br />
mir habe ich die Leute tuscheln gehört. Ich<br />
hatte damals kein so gutes Management. Ich<br />
wurde ausgenutzt und überall hingeschickt.<br />
Nach kürzester Zeit war ich ausgebrannt.<br />
Ich wollte nur noch meine Ruhe haben.<br />
Hat vermutlich nicht geklappt.<br />
Die Zeitungen schrieben: Ist ja nett, die hat<br />
dreimal Gold gewonnen, aber was ist im<br />
nächsten Winter? Das ist jeden Tag Druck im<br />
Training. Zum Glück war ich im Jahr drauf,<br />
2008, auch wieder dreimal Weltmeisterin.<br />
Bis dahin war’s schwierig. Ich hab mir dann<br />
einen Mentaltrainer geholt, mit dem ich immer<br />
noch zusammenarbeite. Der hat mich<br />
durch den ganzen Trubel durchgebracht.<br />
Was hat er Ihnen beigebracht?<br />
Mich auf mich selbst zu konzentrieren,<br />
meine Energie für die richtigen Sachen einzusetzen.<br />
Viele haben Vorbehalte, wenn sie<br />
hören: Man macht da Energiearbeit. Meine<br />
Trainer wollten das auch nicht so ger-<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 71
Alles eine Frage des Kopfes: Magdalena<br />
Neuner beim Schießen in ihrer aktiven Zeit<br />
ne. Aber ich habe das durchgezogen. Wenn<br />
ich gemerkt habe, dass mir was nicht guttut,<br />
bin ich auch mal nicht mitgefahren auf<br />
Lehrgänge. Klar, dass das den Trainern nicht<br />
passt, aber es hat ja funktioniert. Mir war<br />
klar, dass ich meinen eigenen Weg gehe. Ich<br />
profitiere heute noch davon. Was man im<br />
Sport gelernt hat, kann man auf alle Bereiche<br />
des Lebens übertragen.<br />
Ein Beispiel?<br />
Das klingt jetzt vielleicht blöd. Aber diese<br />
Musik-CD, auf der ich Harfe spiele – ich<br />
bin da so nervös! Als Kind hatte ich mal eine<br />
blöde Erfahrung. Beim Vorspielen hatte<br />
ich einen Blackout. Ich habe heute noch ein<br />
Problem damit. Da will ich jetzt durch.<br />
Sie werden ja mittlerweile sogar auf Podien<br />
eingeladen, um über Motivation zu sprechen.<br />
Was haben Sie für Tipps?<br />
Bei Olympia habe ich jedes einzelne Rennen<br />
im Kopf vorbereitet, mich da richtig hineingefühlt.<br />
Beim Massenstart zum Beispiel<br />
dachte ich am Vortag: Am Anfang klappt es<br />
nicht so mit dem Schießen, aber ich bin läuferisch<br />
super drauf, und beim letzten Schießen<br />
schieße ich null und werde Olympiasiegerin.<br />
Genau so war’s dann. Beim letzten<br />
Schießen bin ich hin mit einem Schmunzeln<br />
und habe einfach null geschossen.<br />
Und was ist Ihr Rezept für Niederlagen?<br />
Analysieren: Was hat mich abgelenkt? Dann<br />
weiß man, man hat das Thema gelöst und<br />
beim nächsten Mal klappt’s wieder.<br />
Sie sind mit Mitte 20 ein Vorbild für viele<br />
Sportler. Haben Sie Vorbilder?<br />
Ich bewundere Steffi Graf. Die kriegt das so<br />
gut hin, ihre Familie zu leben und trotzdem<br />
noch bekannt zu sein. Die Huber-Buam zählen<br />
auch zu meinen Vorbildern, das wissen<br />
Sie ja schon. Wie die das mental machen, da<br />
irgendwo in einer Wand drinzuhängen und<br />
die Nerven nicht zu verlieren… Und als ich<br />
letztens den Neureuther Felix getroffen habe,<br />
hab ich ihm gesagt, wie toll seine Mama<br />
ist. Jeder kennt und mag Rosi Mittermaier.<br />
Jürgen Klopp finde ich als Trainer super. Der<br />
hat ein gutes Händchen für seine Sportler.<br />
Sie haben mit Hans-Dietrich Genscher auf<br />
einem Podium über Optimismus diskutiert.<br />
Da war ich aufgeregt. Er ist so ein bekannter,<br />
ehrwürdiger Politiker. Aber er ist ein total<br />
normaler, netter Mensch. Er ist 60 Jahre älter<br />
als ich, irre, und trotzdem gab es Parallelen,<br />
als wir uns über Optimismus unterhielten.<br />
Was für Parallelen waren das?<br />
Ich bewegte mich immer positiv auf die Sachen<br />
zu, die ich erreichen wollte. Das ging<br />
ihm in der Politik genauso. Wir haben uns<br />
beide nicht von Zweiflern irritieren lassen.<br />
ZUR PERSON<br />
Siegertyp und Sonnenschein<br />
Mit vier Jahren stand sie zum ersten Mal auf<br />
Alpinski, und bevor sie sich mit neun Jahren<br />
für den Biathlon entschied, hatte sie sich beim<br />
SC Wallgau »an so ziemlich jeder Form des Wintersports<br />
versucht«. Magdalena Neuner, heute<br />
erfolgreichste Biathletin aller Zeiten, dominierte<br />
von Anfang an ihre Altersklasse. Vier Jahre<br />
hintereinander Siegerin des deutschen Schülercups,<br />
das war nur der Anfang. Mit 26 Jahren<br />
blickt Neuner auf eine Karriere als Doppel-<br />
Olympiasiegerin, zwölffache Weltmeisterin und<br />
dreifache Gesamt-Weltcup-Siegerin zurück. Sie<br />
hat insgesamt 34 Weltcup-Rennen gewonnen<br />
und wurde dreimal zur Sportlerin des Jahres<br />
gewählt. Dann war Schluss. Auf dem Höhepunkt<br />
ihrer Karriere erklärte Neuner den Rücktritt. Bei<br />
der Heim-WM in Ruhpolding sicherte sie sich<br />
im März 2012 trotzdem noch einmal Gold im<br />
Sprint und mit der Frauen-Staffel, Silber in der<br />
Verfolgung und Bronze in der Mixed-Staffel.<br />
Sagen zwei Menschen, die auf sehr viele<br />
Erfolge zurückblicken.<br />
Die Leute denken immer, bei mir ist alles<br />
nur super. Aber das stimmt nicht. Ich bin<br />
auch ein Mensch, bei mir gibt’s privat mal<br />
Probleme. Auch ich habe Ex-Freunde, kenne<br />
Liebeskummer.<br />
Oder im Sport: 2009 hatte ich eine echt<br />
schlechte Saison. Da redet zwar keiner mehr<br />
drüber, aber da habe ich gerade noch mit<br />
der Staffel Silber gewonnen. Das war alles.<br />
Trotzdem war für mich klar: Im nächsten<br />
Jahr wirst du Olympia-Siegerin. Erfolg kann<br />
auch über Umwege kommen. Man darf nie<br />
die Zuversicht verlieren. Selbst, wenn’s mal<br />
total kacke läuft.<br />
Der nächste Winter steht vor der Tür. Wie<br />
sieht der aus?<br />
Ich werde zu ein paar Weltcup-Veranstaltungen<br />
fahren und auch nach Sotchi fliegen,<br />
weil ich Sponsoren-Termine habe. Ich<br />
schaue mir dann sicher auch Biathlon an,<br />
aber das ist nicht mehr mein Lebensinhalt.<br />
Vielleicht schaffen Sie ja dann sogar vier<br />
Skitouren diesen Winter.<br />
Oder sogar sechs!<br />
Ein paar Monate später nahm sie beim »World<br />
Team Challenge« vor 50 000 Zuschauern in der<br />
Veltins-Arena auf Schalke Abschied. Auch ihre<br />
Heimatgemeinde ist sehr stolz auf sie. Im Mai<br />
weihte Bürgermeister Hansjörg Zahler zu Neuners<br />
Ehren einen Panoramaweg ein. Der kleine<br />
Rundweg führt vom Haus des Gastes in Wallgau<br />
(866 m) auf den Krepelschrofen (1160 m). Infotafeln<br />
geben den Werdegang Neuners wieder.<br />
Mehr Infos unter www.alpenwelt-karwendel.de<br />
Gold-Sammlerin: Neuner ist die erfolgreichste<br />
Biathletin der Sportgeschichte.<br />
◀<br />
Fotos: Alpenwelt Karwendel (oben), Martin Kriner/TI Wallgau (unten)<br />
72 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
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AUF TOUR<br />
Serie: Die Paten<br />
Teil 4:<br />
Hirn & Schmalz<br />
<strong>Bergsteiger</strong> haben Köpfchen. Das beweisen die Techniken,<br />
die die Namen ihrer Erfinder tragen und die teils noch<br />
heute am Berg zum Einsatz kommen. Im vierten Teil seiner<br />
Serie stellt der BERGSTEIGER einige von ihnen vor.<br />
74 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Im Herzen des Wilden Kaisers:<br />
die Hintere Karlspitze (links) und<br />
die Fleischbank (rechts) mit der<br />
Ostwand; die Dülferführe verläuft<br />
rechts der Gipfelfalllinie.<br />
[ Nr. 1 Dülfersitz ]<br />
Fleischbank-Ostwand<br />
(Kaisergebirge)<br />
»Dülferführe«<br />
Erste Begehung: H. Dülfer, W.<br />
Schaarschmidt (1912)<br />
Schwierigkeit: VI (einige Stellen),<br />
überwiegend V und V+<br />
Wandhöhe: 350 m<br />
Charakter: Einer der ganz großen<br />
Kletter-Klassiker in den Ostalpen<br />
und absolute Pfl ichttour für jeden<br />
Alpinkletterer! Einst wegen der<br />
beiden Seilquergänge, die heute<br />
meist frei geklettert werden, berühmt<br />
und berüchtigt; an den Standplätzen<br />
Bohrhaken, ebenso an den schwierigsten<br />
Stellen<br />
Führer: Markus Stadler »Kletterführer<br />
Wilder Kaiser«, Panico Alpinverlag,<br />
Köngen 2012<br />
Fotos: Andreas Strauß (gr. Bild), Archiv Kubin (rechts)<br />
Reinhold Messner bezeichnete das Bergsteigen<br />
einmal als die »Erschaffung des<br />
Nichts«. Im Normalfall hinterlassen alpine<br />
Höchstleistungen tatsächlich nichts als<br />
ein paar spektakuläre Fotos und Berichte<br />
darüber – und natürlich die Erinnerungen<br />
in den Köpfen derjeniger, die daran<br />
beteiligt waren. In seltenen Fällen findet<br />
man handfeste Relikte der Helden wie<br />
beispielsweise den Kompressor am Cerro<br />
Torre, mit dessen Hilfe sich Cesare Maestri<br />
1970 bis zum Gipfel hinauf arbeitete.<br />
Doch derartige »Signaturen« ernten meist<br />
Kritik: Unter <strong>Bergsteiger</strong>n gilt es als Ehrenkodex,<br />
am Berg nichts zu hinterlassen.<br />
Einige <strong>Bergsteiger</strong> gibt es dann doch, die<br />
zu Ehren gelangt sind, weil sie etwas Greifbares<br />
geschaffen haben: Vitali Abalakov<br />
beispielsweise, oder Karl Prusik. Auch<br />
Tita Piaz war einer von diesen, und erst<br />
recht Hans Dülfer. Jene Namen stehen für<br />
Techniken, die das Klettern revolutioniert<br />
haben und die wir in der vorletzten Folge<br />
der BERGSTEIGER-Serie »Die Paten« vorstellen.<br />
Natürlich haben Männer wie Dülfer,<br />
Prusik, Piaz und Abalakov auch große<br />
alpinistische Leistungen vollbracht. Aber<br />
die sind heute nur noch Insidern geläufig.<br />
Schließlich waren jene Taten ein »Nichts«<br />
im Vergleich dazu.<br />
–dst–<br />
Der fünfte und letzte Teil der Serie widmet sich<br />
Klettersteigen, die nach berühmten Persön -<br />
lich keiten benannt wurden. Er erscheint in der<br />
Februar-Ausgabe des BERGSTEIGER.<br />
Hans Dülfer geb. 23. Mai 1892 in Barmen<br />
(Westf.), gest. 15. Juni 1915 in Arras<br />
Hans Dülfer ist der Erfinder<br />
des nach ihm benannten<br />
Abseilsitzes, dessen<br />
Anwendung Jahrzehnte<br />
lang Lehrmeinung war.<br />
Man könnte Hans Dülfer, den<br />
Münchner Student der Philosophie,<br />
durchaus als ersten<br />
Kletter-»Profi« bezeichnen. Nicht, weil<br />
er mit seinem Sport Geld verdient hätte,<br />
sondern wegen der Intensität, in der er<br />
seinen Sport ausübte: In weniger als vier<br />
Jahren gelangen ihm fast 60 Neutouren,<br />
dazu verzeichnet sein akribisch geführtes<br />
Tourenbuch fürs Jahr 1912 ganze 121<br />
Bergtouren, fürs Jahr 1913 sogar 147 Gipfel!<br />
Dass man bei diesem Training einfach<br />
ein »Guter« werden muss, ist naheliegend.<br />
Aber weil Dülfer auch noch ein geniales<br />
Talent fürs Felsklettern besaß, wurde er<br />
DER Ausnahmekletterer in der Zeit vor<br />
dem Ersten Weltkrieg. Seine Erstbegehungen<br />
sind Meilensteine: Ob die Ostwand<br />
der Fleischbank (VI-/A0, 1912) oder die<br />
Westwand am Totenkirchl (VI-/A0, 1913),<br />
ob die Große-Zinne-Westwand (V+, 1913)<br />
oder der grandiose Riss zwischen Fleischbank<br />
und Christaturm – überall setzte<br />
er Zeichen. Letzteren, heute »Dülferriss«<br />
(VI-, 1913) genannt, beging er im Alleingang<br />
– wohl die erste Route im VI. Schwierigkeitsgrad<br />
in den Alpen! Ein Zeitgenosse<br />
sagte über Dülfers Art zu klettern: »Dülfer<br />
klettert nicht, er streichelt den Fels.« Hans<br />
Dülfer revolutionierte das Felsklettern: Er<br />
ersann die nach ihm benannte Abseiltechnik,<br />
den »Dülfersitz«, und er verwendete<br />
bei seinen Erstbegehungen häufig den sogenannten<br />
Seilquergang (den er entgegen<br />
der landläufigen Meinung allerdings nicht<br />
erfunden hat; diese Ehre gebührt dem Kaiserkletterer<br />
Georg Sixt).<br />
»Jung stirbt, wen die Götter<br />
lieben«: Am 15. Juni<br />
1915 starb Hans Dülfer,<br />
gerade einmal 23-jährig,<br />
an der Westfront bei Arras<br />
– viel zu früh und<br />
auf den Tag genau zwei<br />
Jahre nach der Erstbegehung<br />
der Fleischbank-<br />
Ostwand… –ak–<br />
Im ersten Seilquergang der »Dülferführe«<br />
an der Fleischbank-Ostwand<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 75
[ Nr. 2 Piaztechnik ] [ Nr. 3 Prusikknoten ]<br />
Er war das, was man landläufig als<br />
»wilden Hund« bezeichnet, und<br />
nicht umsonst nannten ihn seine<br />
Landsleute bereits zu Lebzeiten »Il diavolo<br />
delle Dolomiti« (Teufel der Dolomiten).<br />
Viele Anekdoten ranken sich um Tita Piaz,<br />
die allesamt eine impulsive, manchmal<br />
jähzornige und emotionale, aber stets<br />
menschenfreundliche Persönlichkeit charakterisieren.<br />
Piaz zählte zu den besten<br />
Kletterern seiner Zeit: Zwischen Dolomiten<br />
und Kaisergebirge gelangen ihm mehr als<br />
50 Neutouren, die damals zu den ganz großen<br />
Felsfahrten zählten. Großes Aufsehen<br />
erregte seine Erstbegehung des Nordostrisses<br />
an der Punta Emma (Rosengarten), bei<br />
der er bereits im Jahr 1900 den V. Schwierigkeitsgrad<br />
im Alleingang bewältigte! Sein<br />
»glorreichster Aufstieg« – so schrieb er in<br />
seinem Buch »Dolomiten meine Freiheit«<br />
– war die Westwand am Totenkirchl im<br />
Kaisergebirge im Jahr 1908. Die gewaltige<br />
Wand galt damals als das größte Problem<br />
in den Ostalpen – Piaz kam, sah und siegte:<br />
Die Schlüsselstelle, die »Piaz-Wand« (V),<br />
bewältigte er in jener Gegendrucktechnik,<br />
die später seinen Namen erhielt. Piaz war<br />
Die Piaztechnik, wie sie in der<br />
»Lutzverschneidung« (VI+,<br />
Südpfalz) zum Einsatz kommt<br />
Giovanni Battista »Tita« Piaz,<br />
geb. 13. Oktober 1879 in Pera/Fassatal,<br />
gest. 5. August 1948 ebendort<br />
aber auch ein politischer Mensch: Nach<br />
der Machtergreifung durch die Faschisten<br />
schloss er sich der Opposition an, wurde<br />
mehrmals verhaftet und schließlich zum<br />
Tod verurteilt. Nach dem Zusammenbruch<br />
des Regimes kämpfte er als Bürgermeister<br />
seines Heimatortes Pera gegen die Armut<br />
im Fassatal. Ironie des Schicksals: Als einer<br />
der besten Kletterer seiner Zeit starb<br />
er schließlich an den Folgen eines banalen<br />
Fahrradsturzes.<br />
–ak–<br />
Totenkirchl-Westwand<br />
(Kaisergebirge)<br />
»Piazführe«<br />
Erste Begehung: T. Piaz, J. Klammer,<br />
R. Schietzold, F. Schroffenegger, 1908<br />
Schwierigkeit: V (einige Stellen),<br />
meist IV und III<br />
Wandhöhe: 450 m<br />
Charakter: Die erste Route durch<br />
die gewaltige Westwand, die den Weg<br />
des geringsten Widerstandes sucht;<br />
einige originelle Passagen, vor allem<br />
die legendäre »Piaz-Wand«, die in<br />
Gegendruck-(Piaz-)Technik überwunden<br />
wird.<br />
Führer: Markus Stadler »Kletterführer<br />
Wilder Kaiser«, Panico Alpinverlag,<br />
Köngen 2012<br />
Dr. Karl Prusik war das, was man<br />
sich vor gut 80 Jahren unter einem<br />
Helden vorstellte. Er kämpfte im I.<br />
Weltkrieg drei Jahre lang als Offizier an<br />
der Gebirgsfront. Als der Krieg aus war, eroberte<br />
er die Gipfel über Routen, die vor<br />
ihm noch keiner gewählt hatte: die Planspitze<br />
im Gesäuse über die Nordwestwand,<br />
die Kleine Bischofsmütze im Gosaukamm<br />
über die Südwestkante und die Kleine Zinne<br />
über den Spiralweg. Sogar durch die<br />
Taschach-Eiswand fand er mit den damaligen<br />
Mitteln einen Weg. Seine Erfahrungen<br />
und auch seinen Kampfgeist gab Prusik als<br />
Kletterausbilder beim Alpenverein an die<br />
Jugend weiter – manche unterstellten<br />
ihm deshalb eine Nähe zur nationalsozialistisch<br />
gefärbten Ideologie des »Kampfalpinismus«.<br />
Vielleicht ging es ihm – dem<br />
späteren Präsidenten des Österreichischen<br />
Alpenklubs – auch einfach nur um die<br />
bergsteigerische Elite.<br />
Zu weltweiter Berühmtheit hat es Prusik<br />
dank eines Knotens gebracht, den der <strong>Bergsteiger</strong><br />
und Musiklehrer 1931 erfand. Der<br />
Prusikknoten fixiert sich bei Belastung; bei<br />
Entlastung lässt er sich verschieben. Die<br />
meisten <strong>Bergsteiger</strong> bringen den Prusik-<br />
Knoten mit Rettungssituationen wie der<br />
Spaltenbergung in Verbindung. Dass man<br />
damit aber auch – ganz im Sinne Prusiks<br />
– neue Wege gehen kann, bewiesen zwei<br />
Kletterer 1948 im Bundesstaat Washington.<br />
Sie benannten den Berg nach der Technik,<br />
die ihnen den letzten Gipfelaufschwung<br />
ermöglicht hatte: Prusik Peak. –dst–<br />
Karl Prusik, geb. 19. Mai 1896 in Wien,<br />
gest. 8. Mai 1961 in Perchtoldsdorf bei Wien<br />
76 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
[ Nr. 4 Abalakov-Eissanduhr ]<br />
Hält in gutem Eis<br />
locker so viel wie eine<br />
Eisschraube, kostet<br />
aber nur einen Bruchteil:<br />
die Eissanduhr.<br />
Aiguille Verte<br />
(Mont-Blanc-Massiv)<br />
»Couloir<br />
Couturier«<br />
Für einen Prusiknoten knüpft man<br />
zunächst mit einer dünnen Schlinge einen<br />
losen Ankerstich um ein dickeres Seil.<br />
Nun führt man die Schlinge nochmals um<br />
das dicke Seil und fädelt sie durch die Bucht.<br />
Schneebergwand – 4. Turm<br />
(Dachstein)<br />
»Prusikführe«<br />
Erste Begehung: K. Prusik, L. Wührer<br />
(1928)<br />
Schwierigkeit: IV+ (einige Stellen),<br />
meist III und IV, kaum leichter<br />
Wandhöhe: 350 m<br />
Charakter: In den vergangenen Jahren<br />
etwas in Vergessenheit geratene,<br />
eindrucksvolle Genusskletterei an<br />
bestem Dachsteinkalk, etwas komplizierte<br />
Linienführung. Nur ein Teil<br />
der notwendigen Haken ist vorhanden.<br />
Führer: W. End »AVF Dachsteingebirge<br />
Bd. Ost«, Bergverlag Rother<br />
(vergriffen)<br />
Fotos: Archiv Kubin (li.); Heinz Zak, Archiv ÖAK (Mitte); Andreas Dick; Archiv des Deutschen Alpenvereins (re.)<br />
Dem Russen an sich sagt man gern<br />
einen Hang zum Pragmatischen<br />
nach. Klassischer Beleg dafür ist der<br />
Bleistift, den die Kosmonauten einst der<br />
millionenschweren US-Entwicklung eines<br />
auch im All auslaufsicheren Tintenfüllers<br />
(vulgo Kugelschreiber) entgegensetzten.<br />
Versierte <strong>Bergsteiger</strong> kennen noch ein weiteres<br />
Beispiel: die Eissanduhr. Ihr Erfinder<br />
Vitali Abalakov war eine Art Anderl Heckmair<br />
des Sowjet-Alpinismus: Er lernte das<br />
Klettern in Stolby, jenem legendären sibirischen<br />
Steinhaufen, der traditionell seilfrei<br />
beklettert wird. Die Erstbesteigung des<br />
Pik Lenin (7134 m) im Jahr 1934 machte<br />
ihn zum Volkshelden, schützte ihn aber<br />
nicht vor der Verhaftung unter Stalins<br />
Terror – wegen »Ausübung westlicher<br />
Klettertechniken«. Später mit zahllosen<br />
Orden rehabilitiert, entwickelte sich der<br />
Ingenieur zum führenden Ausrüstungstüftler<br />
östlich des Eisernen Vorhangs. Im<br />
Gedächtnis blieb er vor allem mit einem<br />
Geistesblitz: Statt teures Material im Eis zu<br />
versenken, bohrte Abalakov im 60°-Winkel<br />
zwei Löcher ins Eis, die einander am<br />
tiefsten Punkt berührten. Durch den Tunnel<br />
fädelte er eine Schlinge und seilte daran<br />
ab. Das hält und schont den Geldbeutel.<br />
Aus der Not geboren und eigentlich<br />
nur für den Rückzug gedacht, hat es die<br />
Abalakov-Eissanduhr heute in alle Lehrbücher<br />
geschafft.<br />
–te– ◀<br />
Erste Begehung: M. Couturier mit<br />
A. Charlet und J. Simond (1932)<br />
Schwierigkeit: ZS, Stellen 55°<br />
Wandhöhe: 1000 m<br />
Charakter: Lange war das Whympercouloir<br />
der klassische Abstieg an<br />
der Aiguille Verte. Seit es zunehmend<br />
ausapert, hat sich das nordseitige<br />
Couloir Couturier zur Abseilpiste gemausert.<br />
Während der Saison sind oft<br />
Eissanduhren vorbereitet. Falls nicht,<br />
sollte das Fädeln in der 1000-Meter-<br />
Eiswand allerdings keine Probleme<br />
mehr bereiten.<br />
Führer: H. Eberlein »Mont-Blanc-<br />
Gruppe«, Bergverlag Rother 2000<br />
Vitali Mihailovic Abalakov,<br />
geb. 13. Januar 1906 in Krasnojarsk,<br />
gest. 26. Mai 1986 in Moskau<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 77
AUF TOUR<br />
Zum 200. Geburtstag von Friedrich Simony<br />
Foto: Welterbemuseum Hallstatt<br />
Der Stein<br />
des Waisen<br />
Vor 200 Jahren wurde ein Mann geboren, der die<br />
Wissenschaft der Geografie maßgeblich geprägt hat:<br />
Friedrich Simony. Seine Leidenschaft trieb ihn von<br />
Wien immer wieder zum Dachstein. Er kroch in<br />
Gletscherhöhlen, harrte in klirrend kalten Nächten<br />
am Gipfel aus und malte meterlange Panoramen.<br />
Von Andrea (Text) und Andreas Strauß (Fotos)<br />
78 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Man könnte es als Liebe auf den<br />
ersten Blick bezeichnen. »Er<br />
schuf mir die schönste, die<br />
erhabenste Stunde meines<br />
Lebens«, schwärmte Friedrich Simony über<br />
den Dachstein.<br />
Als er dem Berg im Jahr 1840 das erste Mal<br />
gegenübersteht, ist er noch ein Student. Ein<br />
Ausflug mit Kommilitonen führt den jungen<br />
Geografen ins Ausseerland und nach<br />
Hallstatt, wo Knappen im ältesten Salzbergwerk<br />
der Welt schuften. Damals war<br />
Hallstatt noch alles andere als ein schmucker<br />
Ort, nahe dem eine Seilbahn massenweise<br />
Touristen bis zu den Eishöhlen und<br />
zur Aussichtsplattform mit Blick auf den<br />
Dachsteingletscher hinaufbringt.<br />
Zu Simonys Zeit wagten sich nur die<br />
Kühnsten bis in die vereisten Gipfelregionen.<br />
Jeder Dachsteinbesteiger war im<br />
Tal persönlich bekannt; der berühmteste<br />
unter ihnen hieß Peter Gappmayr aus Filzmoos.<br />
Gemeinsam mit Karl Thurwieser<br />
bestieg er 1834 erstmals den Hohen Dachstein;<br />
15 Jahre vorher stand Gappmayr als<br />
Erster auf dem Gipfel des Torstein.<br />
Umso kesser wirkt es, wenn ein Wiener<br />
Student 1840 bis auf den Gletscher vordringt<br />
und den Hohen Gjaidstein besteigt.<br />
Für dieses Abenteuer hat Simony den Bergführer<br />
Johann Wallner gewonnen; mit<br />
ihm schafft er es in jenem Jahr bis hinauf<br />
zum Karlseisfeld. Zwei Jahre später kehrt<br />
Friedrich Simony nach Hallstatt zurück.<br />
Gemeinsam mit Wallner steigt er wieder<br />
auf, wagt sich bis an den Felsansatz des<br />
Dachsteins, überwindet die Randkluft und<br />
erreicht nach »recht abscheulichem Klettern«<br />
durch die Gipfelschlucht den höchsten<br />
Punkt.<br />
Es war die sechste Besteigung des Dachsteins.<br />
Sie führte über den heute noch gängigen<br />
Normalweg.<br />
Vom Waisenkind zum Professor<br />
Simonys Aufstieg klingt wie ein Märchen:<br />
vom unehelichen Waisenkind zum Professor.<br />
Als er 1813 in Böhmen zur Welt kommt,<br />
stehen alle Zeichen auf Sturm. Österreich<br />
führt Krieg gegen Napoleon, der jüngste<br />
Staatsbankrott ist noch nicht verdaut.<br />
Eisige Verhältnisse<br />
an Dachstein und Torstein:<br />
Friedrich Simony überquerte<br />
als Erster das Gletscherplateau<br />
im Winter.
1840 genoss Simony den Blick vom Gjaidstein.<br />
Von Hallstatt aus startete Simony seine Erkundungstouren zum Gletscher.<br />
Die abweisende Südwand und ...<br />
Friedrich selbst ist ein uneheliches Kind, der<br />
Vater angeblich ein ungarischer Armeearzt.<br />
Die Mutter stirbt bald nach seiner Geburt.<br />
Während seiner ersten Lebensjahre wird<br />
der Junge zwischen Verwandten herumgereicht,<br />
bis ihn ein Onkel aufnimmt und ihn<br />
sogar aufs Gymnasium schickt. Noch während<br />
der Schulausbildung beginnt Simony<br />
eine Lehre als Apotheker, bricht die Schule<br />
zugunsten des Berufs ab und wird so von<br />
den Verwandten finanziell unabhängig.<br />
Mit 20 Jahren geht er nach Wien und erwirbt<br />
dort den Magister in Pharmazie. Ein<br />
akademischer Titel ist das damals nicht.<br />
Ohne abgeschlossenes Gymnasium (und<br />
mit dem Makel der Unehelichkeit) bleibt<br />
Simony dies verwehrt. Erst durch einen<br />
kaiserlichen Gnadenerlass kann Simony<br />
KOMPAKT<br />
Dachstein<br />
Anfahrt: Nach Hallstatt auf der Nordseite<br />
des Dachstein aus dem Salzachtal<br />
über Abtenau und den Pass Gschütt<br />
Touristinfo: Tourismusverband Inneres<br />
Salzkammergut, Hallstatt,<br />
Tel. 00 43/(0)61 34/82 08,<br />
www.dachstein-salzkammergut.at<br />
Karten: AV-Karte 1:25 000, Blatt 14<br />
»Dachstein«<br />
Literatur: Sepp Brandl »Dachstein –<br />
Tauern«, 2007; Andrea u. Andreas Strauß<br />
»Dachstein«, 2006, beide Bergverlag Rother<br />
den fehlenden Schulabschluss nachholen,<br />
um ein Studium in Geografie und Botanik<br />
zu beginnen. Fünfzehn Jahre später übernimmt<br />
Friedrich Simony die erste Professur<br />
eines Geografielehrstuhls in Österreich. Er<br />
wird sie 34 Jahre lang innehaben und dem<br />
Fach jene Grundzüge geben, die bis heute<br />
die Forschung und Lehre prägen.<br />
Übernachten auf dem Dachsteingipfel<br />
Der damalige Stand der Wissenschaft entsprach<br />
freilich noch nicht dem heutigen.<br />
Findlinge galten als Produkte der biblischen<br />
Sintflut; die Existenz von Gletschern<br />
im Kalk wurde selbst unter renommierten<br />
Wissenschaftlern rundweg abgestritten.<br />
Und als Simony im Dezember 1842 für eine<br />
Übernachtung am Dachsteinplateau aufbrach,<br />
tat er das vor allem deshalb, um zu<br />
beweisen, dass der Mensch dies tatsächlich<br />
überleben kann.<br />
Von Hallstatt wollen Simony und Wallner<br />
durch das Echerntal aufsteigen und am<br />
nächsten Tag den Hallstätter Gletscher<br />
erkunden. Die Rucksäcke sind gefüllt mit<br />
Wein, »Kirschengeist als besonderes Herzstärkungsmittel«,<br />
Schneereifen und Steigeisen.<br />
Anfangs durch Blockgelände, dann mit<br />
Schneereifen an den Füßen kämpfen sie<br />
sich zur Wiesalm, ihrem Nachtlager. Nach<br />
einer »vortrefflichen Wassersuppe« macht<br />
Simony Temperaturmessungen und steigt<br />
zu einem der benachbarten Gipfel auf. Nur<br />
der Gedanke an die stark verkürzte Nachtruhe<br />
lässt ihn zur Wiesalm zurückkehren.<br />
Um heraus -<br />
zu finden, ob der<br />
Gletscher durch<br />
Erdwärme schmilzt,<br />
schlüpfen sie in<br />
eine der Eishöhlen.<br />
Romantisch: Mondaufgang über dem Dirndl<br />
80 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Gletschereis faszinierte die Wissenschaftler.<br />
... die Eisseen im Norden des Dachstein<br />
Höchst unterhaltsam beschreibt Simony<br />
den Versuch, gemeinsam mit Wallner im<br />
einzigen Sennerinnenbett zu übernachten.<br />
Nach zwei unbequemen Stunden räumt Simony<br />
seine Betthälfte.<br />
Im Inneren des Gletschers<br />
Noch in der Dunkelheit steigen sie auf zur<br />
Ochsenwieshöhe, wo sie den Anbruch des<br />
Tages mit einem Farbenschauspiel erleben,<br />
wie Simony es noch nie zuvor gesehen hat.<br />
Vorsichtig den zahlreichen Dolinen ausweichend,<br />
für die das Dachsteingebiet bekannt<br />
ist, steigen sie zum Schöberl und geraten dabei<br />
beide in eine Lawine. Da Simony nicht<br />
vollständig verschüttet ist, kann er sich<br />
selbst und Wallner retten. Scheinbar unbeeindruckt<br />
setzen sie den Weg fort. Schließlich<br />
möchte der »Dachsteinprofessor« herausfinden,<br />
ob der Gletscher im Winter durch<br />
die Erdwärme schmilzt. Dazu schlüpfen sie<br />
in eine der Eishöhlen auf der Gletscherunterseite.<br />
Was Simony in seinem ausführlichen<br />
Bericht über »jenes Blau, Grün und Weiß«<br />
schreibt, das »ganz vollkommene Ähnlichkeit<br />
mit dem reinsten Bergkristalle« hat,<br />
begeistert später nicht nur die Damen und<br />
Herren der Wiener Salons, sondern regt<br />
auch seinen Freund Adalbert Stifter zu seiner<br />
Novelle »Bergkristall« an.<br />
Simony ist nicht nur akribischer Beobachter<br />
und unerschrockener <strong>Bergsteiger</strong>, sondern<br />
versteht es auch, seine Mitwelt zu begeistern.<br />
So gelingt es ihm immer wieder, Sponsoren<br />
von seinen Projekten zu überzeugen.<br />
Bereits im Folgejahr wird die Erschließung<br />
des Dachsteins vorangetrieben. Finanziell<br />
unterstützt von den Erzherzögen Ludwig<br />
und Franz Karl sowie von Fürst Metternich,<br />
lässt der Geograf im September 1843 den<br />
Anstieg zum Dachstein versichern, indem<br />
er vom Gipfel herab ein fast 200 Meter<br />
langes Seil anbringt. Der erste versicherte<br />
Steig der Ostalpen ist entstanden! Außerdem<br />
baut Simony im Jahr 1843 eine kleine<br />
Unterstandshütte. Als »Hotel Simony«<br />
INFO<br />
Friedrich Simony<br />
Geboren: 30. November 1813 in<br />
Hrochowteinitz in Böhmen<br />
Gestorben: 20. Juli 1896 in St. Gallen,<br />
Steiermark<br />
• Ausbildung zum Apotheker, dann<br />
Magister in Pharmazie, Studium der<br />
Geo grafi e und Botanik<br />
• erste Geografi eprofessur in Österreich<br />
an der Universität Wien mit Forschungsschwerpunkt<br />
Dachsteingebiet; Simonys<br />
Arbeit gipfelt in der dreibändigen Monographie<br />
»Der Dachstein« und macht<br />
das Gebiet zur damals besterforschten<br />
Gebirgsgruppe der Alpen.<br />
1842 Besteigung des Dachsteingipfels<br />
und erste Winterdurchquerung des Dachsteinplateaus<br />
1843 Bau des versicherten Steigs auf den<br />
Hohen Dachstein nach Simonys Anregung<br />
1862 Teilnahme bei der Gründung des<br />
Österreichischen Alpenvereins<br />
Nach Friedrich Simony sind im Dachstein<br />
die Simonyhütte auf der Nordseite benannt,<br />
die Simonywarte, Simonyscharte<br />
und Simonyhöhle. In den Hohen Tauern<br />
tragen die Simonyspitzen und ein Gletscher<br />
seinen Namen, ebenso ein Gletscher im<br />
Polarmeer. In verschiedenen österreichischen<br />
Städten sind Straßen nach ihm benannt.<br />
Seit 2007 vergibt die UNESCO Welterberegion<br />
Hallstatt-Dachstein-Salzkammergut<br />
den Friedrich-Simony-Preis an verdiente<br />
Persönlichkeiten.<br />
Auf Expedition ins Innere der Berge<br />
Mit seinen Erlebnissen inspirierte Simony auch den Dichter Adalbert Stifter.<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 81
Feurige Berge: Sonnenaufgang<br />
am Dachstein-Gipfel<br />
TOUREN<br />
Auf Simonys Spuren am Dachstein<br />
Zu Friedrich Simonys Zeiten war die Besteigung des Dachstein noch eine waghalsige Expedition.<br />
Wer heute den Routen des Geografieprofessors folgt, marschiert auf gängigen Wegen.<br />
1 Hoher Dachstein (2995 m)<br />
▶ schwierig 2 Tage<br />
2500 Hm 2500 Hm<br />
Charakter: Sehr lange, aber landschaftlich<br />
reizvolle Besteigung des<br />
höchsten Gipfels im Dachsteinmassiv.<br />
Bis zur Simonyhütte Wanderweg,<br />
am Hallstätter Gletscher mäßig steil,<br />
meist gute Spur. Für den Gipfelanstieg<br />
Trittsicherheit und Schwindelfreiheit<br />
nötig. Steinschlaggefahr!<br />
Ausgangspunkt: Hallstatt (532 m)<br />
Hütten: Simonyhütte (2203 m),<br />
Seethalerhütte (2740 m)<br />
Route: Hallstatt – Echerntal – Tiergarten-Hütte<br />
– Wiesberghaus – »Hotel<br />
Simony« – Simonyhütte – Hallstätter<br />
Gletscher – Randkluftanstieg –<br />
Hoher Dachstein – Randkluftanstieg –<br />
Simonyhütte – Hallstatt<br />
2 Übergang Simonyhütte<br />
– Adamekhütte<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
500 Hm 500 Hm<br />
Charakter: Eine der eindrucksvollsten<br />
Touren im Dachsteingebiet;<br />
durch wilde Karstphänomene, mit<br />
kurzen versicherten Passagen, teils<br />
etwas ausgesetzt. Vorsicht abseits<br />
des Wegs: Viele Dolinen! Mögliche<br />
Erweiterung der Tour: anspruchsvolle<br />
Überschreitung des Dachsteingipfels<br />
über den Westgrat und den<br />
Randkluftanstieg zurück zur Simonyhütte.<br />
Gletscherausrüstung nötig.<br />
Ausgangspunkt: Simonyhütte<br />
Hütte: Simonyhütte (2203 m);<br />
Adamekhütte (2196 m)<br />
Route: Simonyhütte – Wildkar –<br />
Hohe Trog – Hoßwandscharte –<br />
Adamekhütte<br />
3 Plassen (1953 m)<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
1450 Hm 1450 Hm<br />
Charakter: Über kurze, versicherte<br />
Passagen zum Aussichtsberg hoch<br />
über Hallstatt mit Blick auf die Dachsteingruppe.<br />
Kombinierbar mit einem<br />
Besuch des Salzbergwerks und des<br />
eisenzeitlichen Gräberfelds. Auf Simonys<br />
Rat hin wurden die dortigen Funde<br />
komplett verkauft und damit als vollständige<br />
Sammlung erhalten (heute<br />
im Naturhistorischen Museum Wien).<br />
Ausgangspunkt: Hallstatt (532 m)<br />
Hütte: Restaurant am Rudolfsturm<br />
Route: Hallstatt – Rudolfsturm<br />
– Schaubergwerk –<br />
Hohe Matt – Plassen –<br />
Rudolfsturm – Hallstatt<br />
Tourenkarte 3<br />
Heftmitte<br />
4 Übergang Gosauseen<br />
– Hallstatt<br />
▶ mittel 7 Std.<br />
960 Hm 1380 Hm<br />
Charakter: Wenig frequentierter<br />
Übergang von den Gosauseen durch<br />
Karstgelände ins Echerntal und hinab<br />
nach Hallstatt. Bis zum Hinteren<br />
Gosausee und ab dem Echerntal<br />
einfach, im Mittelteil schmaler Steig<br />
Ausgangspunkt: Vorderer Gosausee<br />
(937 m), mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
von Hallstatt erreichbar<br />
Endpunkt: Hallstatt (532 m)<br />
Route: Vorderer Gosausee –<br />
Gosaulacke – Hinterer Gosausee –<br />
Weg 613 ins Langtal – Bärwurzanger<br />
– Radltal – Waldbach-<br />
Ursprung – Echerntal<br />
– Hallstatt<br />
Tourenkarte 4<br />
Heftmitte<br />
5 Hoher Gjaidstein (2792 m)<br />
▶ mittel 3½ Std.<br />
1060 Hm 1060 Hm<br />
Charakter: Bergtour mit Seilbahnunterstützung<br />
auf einen schönen<br />
Aussichtsberg vis-à-vis des Hohen<br />
Dachstein. Kombinierbar mit<br />
dem Besuch der Dachstein-Eishöhle<br />
oder der Dachstein-Mammuthöhle<br />
(Schauhöhlen)<br />
Ausgangspunkt: Obertraun (511 m)<br />
Hütte: Gjaidalm (1739 m)<br />
Route: Obertraun – Bergbahn zum<br />
Krippeneck – Weg 615 – Verzweigung<br />
Taubenkogel-Hoher Gjaidstein –<br />
Nordostgrat Hoher Gjaidstein<br />
– Hoher Gjaidstein – Weg 615 –<br />
Gjaidalm – Krippeneck<br />
82 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
schmiegt sich der winzige Steinbau unter<br />
der heutigen Simonyhütte an die Felswand.<br />
Die Nacht am<br />
Gipfel vergeht mit<br />
Schnee-Schmelzen,<br />
Feuermachen<br />
und viel Kaffee.<br />
Ein Aquarell von sieben Quadratmetern<br />
Nach diesen Vorarbeiten steht Simonys<br />
großem Traum, zwei Nächte am Gipfel des<br />
Dachstein zu verbringen, nichts mehr im<br />
Weg. Gemeinsam mit acht Männern und<br />
der Sennerin Nanni bricht er im September<br />
1843 auf. Im Gepäck sind Barometer und<br />
Thermometer sowie Material für ein großes<br />
Signalfeuer, das man selbst in Bad Ischl<br />
noch sehen soll.<br />
Am Gletscher scheinen die Pläne kurzfristig<br />
gescheitert, da die lange Leiter, die Simony<br />
bereits vorher an der Randkluft hat anbringen<br />
lassen, fast völlig eingeschneit ist. Drei<br />
Stunden lang wird sie ausgegraben und das<br />
Seil zum Gipfel vom Schnee befreit. »Hat’s<br />
da a Luft, da mecht i frei allweil sein!«, ruft<br />
Nanni schließlich am Gipfel begeistert aus.<br />
Friedrich Simony zeichnet tagsüber eines<br />
seiner wunderbaren Panoramen.<br />
Schon als Kind war Simonys Zeichentalent<br />
aufgefallen. Durch das Auge des Zeichners<br />
sah er vieles, das dem flüchtigen Beobachter<br />
entging. Zudem baute er – unbeabsichtigt<br />
– ein Bildarchiv auf, das den Dachstein<br />
vor, während und nach dem Gletscherhöchststand<br />
1850 zeigt. Sein Bild »Gletscherphänomene«,<br />
ein Aquarell von sieben<br />
Quadratmetern, schaffte es bis auf die Weltausstellungen<br />
in London und Wien.<br />
Ein Traum geht in Erfüllung<br />
Es wird eine lange, kalte Nacht auf dem<br />
Dachsteingipfel. Sie vergeht mit Schnee-<br />
Schmelzen, dem Entfachen des verabredeten<br />
»bengalischen Feuers« und mit viel<br />
Kaffee. Am Ende dieser Nacht steht der Sonnenaufgang<br />
am Dachstein, über den Simony<br />
später schreibt, es sei »die schönste, die<br />
erhabenste Stunde meines Lebens« gewesen:<br />
»Bald nach halb fünf Uhr zeigt sich die erste<br />
Spur des nahenden Tages im Erbleichen des<br />
Mondes und des Morgensternes. Vergebens<br />
wäre es, alle jene Steigerungen von Licht<br />
und Schatten, von Farben und deren Wechsel<br />
bezeichnen zu wollen. Nur der überraschendsten<br />
Augenblicke will ich erwähnen,<br />
die sich im Verlaufe des Sonnenaufganges<br />
meinem Auge darboten. Nach den mehrfachen<br />
Übergängen des ersten fahlen Zwielichts<br />
ins sanfte Morgenrot und aus diesem<br />
ins feurige Goldgelb, blitzt endlich über den<br />
rabenschwarzen Zackensaum der Berge das<br />
erste Segment des Sonnenballes, ein Feuerstrahl<br />
schießt urplötzlich auf die Spitze des<br />
Dachsteins. Ringsum erblickt das Auge, außer<br />
der Dachsteinspitze noch keinen einzigen<br />
beleuchteten Punkt, die westlicher gelegenen,<br />
aber viel höhern Gletscherhörner des<br />
Glockners, Wiesbachhorns und Venedigers<br />
stehen noch matt und glanzlos da.«<br />
Die Faszination für den Dachstein lässt Simony<br />
nicht mehr los. Er bleibt den Gipfeln<br />
und Gletschern, der Karstwelt mit Höhlen<br />
und Dolinen, den großen Seen und den<br />
steilen Felswänden zeitlebens treu. Mit 77<br />
Jahren steht er ein letztes Mal auf »seinem«<br />
Dachsteingipfel.<br />
◀<br />
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BERGMENSCHEN<br />
Felix Brunner sagt: »Du musst deine Situation<br />
akzeptieren. Aber du musst eben auch<br />
sehen, was man daraus machen kann.«<br />
INFO<br />
Brunners Transalp<br />
Routenverlauf: Füssen (807 m) – Schluxen –<br />
Kniepass – Reutte – Stuibenfälle – Plansee –<br />
Heiterwang – Lermoos – Alter Fernpass<br />
(1162 m) – Nassereith - Tegestal – Dirstentrittkreuz<br />
(1851 m) – Tarrenz – Imst – Auf der<br />
Via Claudia im Inntal bis Martina – Scuol<br />
(1205 m) – Scarl – Pass da Costainas (2251 m)<br />
– Münstertal – Val Mora – Lago di Fraele –<br />
Torre di Fraele – Bormio (1211 m) – Gavia pass<br />
(2621 m) – Tonalepass (1883 m) – Madonna<br />
di Campiglio – Passo Bregn de l’ Ors – Stenico –<br />
Ponte Arche – Val Lomasone – Arco – Riva<br />
del Garda (70 m)<br />
Länge: 480 km<br />
Höhenmeter gesamt: 12 000<br />
Maximale Höhe: Gaviapass (2621 m)<br />
Weiterführende Infos zu Felix Brunners<br />
Motivationsvorträgen auf seiner Webseite:<br />
www.felixbrunner.de<br />
Unzählige Male hat Felix Brunner<br />
das schon erzählt: Von seinem<br />
Unfall vor vier Jahren, den kritischen<br />
Monaten auf der Intensivstation,<br />
seinem Weg zurück<br />
in ein selbständiges Leben. Und doch schüttelt<br />
mancher Zuhörer ungläubig den Kopf,<br />
als Felix Brunner seine Geschichte in nackten<br />
Zahlen schildert: Im Januar 2009 stürzt<br />
er in den Bergen 30 Meter tief, es folgen<br />
13 Monate Intensivstation, davon acht im<br />
künstlichen Koma, über 60 Operationen,<br />
rund 800 Blutkonserven.<br />
Seit dem vergangenen Sommer kann der<br />
24-Jährige noch ein paar weitere Zahlen<br />
zu seiner Lebensgeschichte hinzufügen:<br />
480 Kilometer und 12 000 Höhenmeter in<br />
zehn Tagen. Denn Felix Brunner hat als<br />
Rollstuhlfahrer die Alpen überquert. Das<br />
84 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
BERGSTEIGER-Porträt: Felix Brunner<br />
Optimist<br />
auf<br />
Rädern<br />
Seit einem Bergunfall vor<br />
knapp fünf Jahren sitzt<br />
Felix Brunner im Rollstuhl.<br />
Im vergangenen Sommer<br />
macht er sich in einem<br />
speziellen Handbike auf die<br />
Alpenüberquerung von<br />
Füssen zum Gardasee<br />
und sagt: »Eher macht das<br />
Rad schlapp als ich.«<br />
Die Dokumentation eines<br />
Kraftakts. Von Viktoria Hingerl<br />
Neben Willen, Kondition und Muskelkraft ein<br />
weiterer Baustein: das richtige Rad<br />
Fotos: Felix Brunner<br />
wäre an sich nichts Neues, Jahr für Jahr<br />
fahren Rollstuhlfahrer in Handbikes über<br />
die Alpen. Aber Brunner nahm nicht die bequemen<br />
Passstraßen. Er wählte die Variante<br />
über Single-Trails und Offroad-Strecken.<br />
Vom Berg in den Rollstuhl – und zurück<br />
Im Grunde begann seine Reise schon in<br />
den 1990er-Jahren. Von klein auf ist Brunner<br />
viel in den Bergen unterwegs. »Meine<br />
Großeltern waren <strong>Bergsteiger</strong>, und meine<br />
Eltern auch«, erzählt er. Die Berge und der<br />
Sport haben das Leben der Familie immer<br />
geprägt, »so etwas wie all-inclusive Urlaub<br />
gab es bei uns nicht«. Später arbeitet er als<br />
Bergwachtler und Skilehrer.<br />
Klettern im Sommer, Skifahren und Eisklettern<br />
im Winter, das sind Felix Brunners<br />
Leidenschaften. Im Januar 2009 dann der<br />
Unfall: Nach einer Eisklettertour in Tirol<br />
rutscht er auf dem eisigen Rückweg aus<br />
und stürzt in ein ausgetrocknetes Bachbett.<br />
Dabei erleidet er massive innere Verletzungen,<br />
zahlreiche Knochenbrüche und<br />
Quetschungen am ganzen Körper. Er wird<br />
mit dem Hubschrauber in die Spezialklinik<br />
nach Murnau gebracht, in der er monatelang<br />
auf der Intensivstation liegen wird.<br />
Seine Verletzungen sind so schwer, dass<br />
er mehrmals ins künstliche Koma versetzt<br />
wird, insgesamt acht Monate lang ist er ohne<br />
Bewusstsein. Dreimal geben ihn die Ärzte<br />
auf und bereiten seine Eltern auf den Tod<br />
ihres Sohnes vor.<br />
Heute ist Brunner zwar auf den Rollstuhl<br />
angewiesen, aber er kann wieder Auto fahren<br />
und lebt selbständig in einer eigenen<br />
Wohnung in der Nähe von Füssen im<br />
Felix Brunner beim Felsklettern vor seinem<br />
Eiskletterunfall im Januar 2009<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 85
Über Monate hinweg<br />
baut Brunner im<br />
Kraftraum Muskeln auf.<br />
Denn das Gewicht<br />
des Rads von 30 Kilogramm<br />
muss erst<br />
einmal bewegt werden.<br />
Dieser Abschnitt gehört eher zu den Genusspassagen auf der Transalp.<br />
Allgäu. »Du musst deine Situation akzeptieren«,<br />
sagt er. »Aber du musst eben auch<br />
sehen, was man daraus machen kann.«<br />
Das war nicht immer einfach. Er gibt zu:<br />
»Als Behinderter schien mir das Leben vollkommen<br />
sinnlos«. Vier Jahre nach dem Unfall<br />
hat er aber einen Weg gefunden, wieder<br />
sportlich aktiv zu sein, nur »alles dauert<br />
halt ein bisschen länger«.<br />
An ein Leben ohne die Fähigkeit, körperlich<br />
aktiv zu sein, wollte er nie glauben.<br />
»Mein naiver Optimismus hat mich hierher<br />
gebracht, ohne diese Sturheit hätte ich<br />
das nicht geschafft«, sagt er und lacht. Sein<br />
Motto, das er mantrenartig wiederholt: »Der<br />
Horizont ist nicht das Ende. Es gibt immer<br />
was, wofür es sich zu kämpfen lohnt.«<br />
Eisklettern geht nicht mehr, dafür entdeckte<br />
Brunner im Dezember 2012 das Monoskifahren<br />
für sich. Das beherrschte er schnell<br />
so gut, dass er schon im März in den A-Kader<br />
berufen wurde. Auf der Suche nach einer<br />
sportlichen Alternative für die Sommermonate<br />
stößt er schließlich auf das Handbike,<br />
das durch Armkraft betrieben wird.<br />
Erste Herausforderung: das richtige Bike<br />
Seine ersten Versuche mit dem Gerät unternimmt<br />
er im Sommer 2012 mit einem<br />
Freund am Gardasee. »Damals war ich so<br />
untrainiert, dass mich mein Kumpel mit einer<br />
Leine den Berg hochziehen musste«, erzählt<br />
er – und lacht wieder. Doch aus dieser<br />
Erfahrung entsteht eine Idee: Mit einem<br />
Handbike auf einer Mountainbike-Route<br />
die Alpen zu überqueren. Mit einem handelsüblichen<br />
Handbike ist das unmöglich,<br />
denn mit dem einzelnen Antriebsrad vorn,<br />
»damit kommst du keinen Berg hoch«.<br />
Weil es zu diesem Zeitpunkt noch kein<br />
offroad-taugliches »Hand-Mountainbike«<br />
auf dem Markt gibt, entwickelt er mit dem<br />
Techniker David Unhoch von der Firma<br />
»Needfull Bikes« ein Rad, das sich allein mit<br />
Armkraft betreiben lässt: mit zwei Lenkrädern<br />
vorn und einem einzelnen Antriebsrad<br />
hinten. Das ermöglicht einen größeren<br />
Lenkwinkel sowie eine höhere Antriebskraft<br />
bei Steigungen. Ein Mountainbike-<br />
Dämpfer an der Hinterradschwinge sorgt<br />
für die nötige Federung, ein kleiner Elektromotor<br />
erleichtert steile Passagen. Denn<br />
immerhin wiegt das Rad rund 30 Kilo.<br />
Und die müssen erst einmal bewegt werden.<br />
Also trainiert Brunner. Über Monate<br />
hinweg werden im Kraftraum Muskeln<br />
aufgebaut; für die Ausdauer kurbelt er mit<br />
dem Handbike durch die heimischen Füssener<br />
Berge. Auch die Fahrtechnik muss er<br />
erst lernen. Stürze gehören dazu, und da er<br />
festgeschnallt ist, trainiert Brunner immer<br />
mit einem Freund, der ihm wieder auf die<br />
Räder hilft.<br />
Alpencross von Füssen nach Riva<br />
Im August ist es dann soweit. Zusammen<br />
mit zehn Begleitern startet Brunner in Füssen,<br />
das große Ziel Gardasee vor Augen,<br />
dort will er in zehn Tagen ankommen.<br />
Zweifel drängen sich auf: Hält das Material?<br />
Reicht die Kondition? Ist die mit Hilfe<br />
seines Vaters ausgetüftelte Strecke gut fahrbar?<br />
Trotzdem betont er: »Eher macht das<br />
Bike schlapp als ich!«<br />
Bei Tagesetappen mit bis zu 2200 Höhenmetern<br />
lässt die Kraft dann doch nach,<br />
trotz des kleinen Elektromotors, der ihn<br />
beim Kurbeln ein wenig unterstützt. »Die<br />
Mutige Abfahrt: Viele Mountainbiker<br />
würden an dieser Stelle wohl absteigen.<br />
86 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Zentimeterarbeit: Selbst Kuhgatter<br />
werden auf drei Rädern zum Hindernis.<br />
Müdigkeit wächst stetig«, schreibt er in seinem<br />
Blog. Am sechsten Tag nutzt das Team<br />
das schlechte Wetter für eine Pause und zur<br />
Wartung der Bikes. Das Team improvisiert,<br />
aus einer Colaflasche und Panzertape entsteht<br />
ein neuer Kettenspanner.<br />
Immer wieder steht Brunner vor neuen<br />
Herausforderungen. »Es waren auch einige<br />
Situationen dabei, wo das Team mich unterstützen<br />
musste, damit ich nicht abrutsche.«.<br />
Auf schmalen Schotterwegen schieben sie<br />
das Handbike sicher am Abgrund vorbei,<br />
durch enge »Kuahgatter« werden die breiten<br />
Hinterreifen vorsichtig hindurch manövriert.<br />
An einer Holzbrücke über einen<br />
ausgeschwemmten Weg stößt er an seine<br />
Grenzen. Also nehmen ihn zwei Freunde<br />
Huckepack, während drei weitere Begleiter<br />
das Bike über die Brücke hieven. »So was<br />
machst du nicht allein. Das ging nur, weil<br />
meine Familie und meine Freunde mich an<br />
vielen Stellen unterstützt haben und ein tolles<br />
Team mitgefahren ist«, meint er.<br />
Zeig dem Winter Zähne!<br />
Gut, wer solche Freunde hat und sich auch<br />
einmal über eine Brücke tragen lassen kann.<br />
»Der Horizont ist nicht das Ende«<br />
Dass er nach neun Tagen schließlich den<br />
Gardasee erreicht, bestätigt seine Überzeugung:<br />
»Wenn man ein Ziel hat, kann man<br />
das auch erreichen«. Diese Erfahrung will er<br />
nun an andere weitergeben. In Motivationsvorträgen<br />
mit dem Titel »Der Horizont ist<br />
nicht das Ende« erzählt er seine Geschichte<br />
in Kliniken, Schulen und Firmen. Er will<br />
ein Vorbild sein, für alle. Ein persönliches<br />
Ziel hat er schon jetzt vor Augen: die Teilnahme<br />
an den Winter-Paralympics 2018. ◀<br />
Am Ende des Ziels, zumindest vorerst.<br />
Brunner blickt längst über den Horizont hinaus.<br />
» 1 cm lange Edelstahlspikes<br />
geben sicheren Halt auf eisigem<br />
Untergrund und gepresstem<br />
Schnee<br />
» Elastomer-Konstruktion sitzt<br />
optimal auf unterschiedlichsten<br />
Schuhen, vom Laufschuh<br />
bis zum dicken Winterstiefel<br />
» In Sekundenschnelle an- und<br />
ausgezogen<br />
» extrem leicht: nur 320 g. / Pr.<br />
(Größe M)<br />
» ideal zum Winterwandern,<br />
Rodelaufstieg, Trailrunning<br />
oder im Arbeitseinsatz<br />
www.kochalpin.at
SERVICE<br />
SERIE: Stille Helfer<br />
Teil 9: Lawinenkunde<br />
Stille<br />
Helfer<br />
EINE INITIATIVE VON<br />
+<br />
Schnee von heute<br />
In der Lawinenkunde gab es lange einen Richtungsstreit. Jetzt<br />
versuchen deutsche Verbände, die Ansätze zu vereinen. Da aber<br />
immer ein Restrisiko bleibt, ist die richtige Ausrüstung Pflicht.<br />
Von Moritz Baumstieger<br />
Foto: Andreas Strauß<br />
Wenn Kompliziertes einfach<br />
erklärt werden soll, bringen<br />
Experten gerne ein Stück<br />
Pappe ins Spiel. Das war<br />
bei Friedrich Merz und dem<br />
deutschen Fiskus so, das war bei Werner<br />
Munter und der Lawinenforschung so. Die<br />
Mechanismen, die Schneemassen an Hängen<br />
in Bewegung bringen, sind in etwa so<br />
verwirrend wie das deutsche Steuerrecht.<br />
Deshalb war es eine kühne Idee, eine Entscheidungshilfe<br />
für Lawinen zu konstruieren,<br />
die auf einen Bierdeckel passt.<br />
Die Idee von der bierdeckelgroßen Steuererklärung<br />
verschwand alsbald in der Versenkung.<br />
Mit Werner Munter und seinem<br />
Bierdeckel zum Lawinenrisiko, der sich auf<br />
die von ihm entwickelte »3x3-Methode«<br />
stützt, ging das Schicksal etwas sanfter um.<br />
Als der Deutsche Alpenverein im Sommer<br />
2011 gemeinsam mit Ski- und Bergführerverbänden<br />
erstmals ein allgemeingültiges<br />
Risikomanagement für Lawinen ausarbeitete,<br />
griffen die Experten zwar nicht in vollem<br />
Umfang auf Munter zurück, bauten ihre<br />
Empfehlungen aber auf seiner Basis auf.<br />
Munter leitete in den 90er-Jahren einen<br />
Paradigmenwechsel in der Lawinenkunde<br />
ein: Anstatt die Festigkeit von Schneedecken<br />
vor Ort im Detail zu analysieren (etwa<br />
mit Schneeprofilen, die viel Erfahrung<br />
und Fachwissen erfordern), empfahl Munter,<br />
mit einer einfachen Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />
die Hänge auszuschließen,<br />
die gefährlich sein könnten. Die Faktoren<br />
Mensch (wie groß ist die Gruppe, wird mit<br />
Abständen gegangen?), Gelände (Wie steil<br />
sind die Hänge und in welcher Exposition?)<br />
und Verhältnisse (allgemeine Lawinenwarnstufe)<br />
sollten sowohl bei der Tourenplanung<br />
daheim als auch noch einmal bei<br />
der Routenwahl vor Ort und schließ-<br />
88 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Beurteilungs- und Entscheidungsrahmen 3x3<br />
1. Planung • Tourenziel mit Alternativen und Zeitplan<br />
Verhältnisse<br />
Gelände<br />
Mensch<br />
Lawinensituation<br />
(Prognose)<br />
Karte<br />
Schlüsselstellen<br />
Wer?<br />
Wieviele?<br />
Reflexion • Erfahrung ru erweitern durch Rückblick auf gemachte Tour/Abfahrt. Würde ich es wieder so machen?<br />
Hilfsmittel<br />
Schwerpunkt auf SC/GRM<br />
/ Abwägen<br />
Muster<br />
Muster<br />
SC/GRM<br />
Entscheiden<br />
Welche Tour ist<br />
möglich?<br />
2. Beurteilung vor Ort • Beobachten während des ganzen Tages<br />
Verhältnisse<br />
Aktuelle Lawinensituation<br />
(Beobachtung)<br />
Hilfsmittel<br />
Stellenwert Muster –<br />
SC/GRM ist ausgewogen<br />
/ Abwägen<br />
• Passende Tour zu den<br />
Verhältnissen auswählen.<br />
• Zeitplan aufstellen<br />
3. Einzelhang • Finale Risikoüberlegungen, Spuranlage, Vorsichtsmaß nahmen oder Verzicht<br />
Verhältnisse<br />
SC/GRM<br />
Gelände<br />
Vergleich<br />
verschiedene Routen<br />
Entscheiden<br />
Welche Route?<br />
Gelände<br />
Mensch<br />
LVS-Kontrolle<br />
Kompetenz<br />
• Stimmen Planung und<br />
Realität überein?<br />
• Alarmzeichen?<br />
• Verhältnisse an ähnlichen<br />
Hängen?<br />
Mensch<br />
Lawinenproblem?<br />
Sicht?<br />
Hanggröße<br />
Absturz/Verschüttung<br />
Taktik<br />
Wahrnehmung<br />
Hilfsmittel<br />
Schwerpunkt auf Muster<br />
Entscheiden<br />
Urgewalten: Wenn<br />
der Ernstfall eintritt,<br />
muss jeder Handgriff<br />
automatisch sitzen.<br />
Muster<br />
/ Abwägen<br />
Nach Tour/Abfahrt<br />
SC/GRM<br />
Einzelhang<br />
möglich?<br />
Wie?<br />
Go/No go<br />
• Entscheidung je nach<br />
Infostand, nach Muster<br />
oder SC/GRM<br />
• Konsequenzen beim<br />
Lawinenabgang<br />
abschätzen<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 89
Stop or Go: Fundiertes<br />
Vorwissen<br />
kombiniert mit<br />
einer guten Geländebeobachtung<br />
lich für die konkrete Entscheidung am jeweiligen<br />
Hang herangezogen werden. Die<br />
Einschätzung des Risikos wird mit jedem<br />
dieser drei Filter differenzierter. Hier geht<br />
es nicht darum, absolute Gewissheit über<br />
die konkrete Lawinengefahr eines Hanges<br />
zu erlangen, sondern auszuschließen, was<br />
wohl zu gefährlich ist.<br />
Munter erntete zunächst viel Kritik. Inzwischen<br />
hat er sich »im Wesentlichen aber in<br />
allen Lehrmeinungen durchgesetzt«, sagt<br />
Florian Hellberg von der DAV-Sicherheitsforschung.<br />
Doch auch die analytischen<br />
Methoden, bei denen die Beschaffenheit<br />
des Schnees im Vordergrund steht, bieten<br />
in manchen Situationen Vorteile. Deshalb<br />
wollten die Berg- und Skiverbände 20 Jah-<br />
re nach dem großen Richtungsstreit etwas<br />
Neues anbieten: »Anstatt sich weiter in den<br />
Straßengräben auf der einen oder anderen<br />
Seite zu verschanzen, zeigen wir einen Mittelweg<br />
auf.«<br />
Die neuen gemeinsamen Empfehlungen<br />
versuchen nun, die analytische Herangehensweise<br />
mit den Methoden zu versöhnen,<br />
die auf einer Kalkulation der Wahrscheinlichkeit<br />
von Lawinenabgängen basieren.<br />
Vereinfacht gesagt: ein wenig Munter, vor<br />
allem bei der Vorbereitung der Tour und der<br />
Routenwahl vor Ort, ergänzt durch einen<br />
Blick auf die Beschaffenheit der Schneedecke<br />
am jeweiligen Hang (Download des Flyers:<br />
alpenverein.de ➞ Bergsport ➞ Sicherheit<br />
➞ Schnee und Eis ➞ Achtung Lawinen!).<br />
Die gründliche Tourenplanung bleibt nach<br />
wie vor der erste Schritt: Auf Basis des Lawinen-Lageberichts<br />
sollten die Schlüsselstellen<br />
einer Tour überprüft werden. Hier helfen<br />
die vom Alpenverein herausgegebene<br />
Snow-Card oder die sogenannte Graphische<br />
Reduktionsmethode dabei, das Risiko zu<br />
visualisieren und einzuschätzen; vor allem<br />
die Hangneigung und -ausrichtung stehen<br />
im Vordergrund. Wie ist die Gefahrenlage<br />
heute? Wo ist es am gefährlichsten? Was ist<br />
heute die Gefahr: Neuschnee, Triebschnee,<br />
Nassschnee, Altschnee? Diese Fragen sollte<br />
man außerdem beantworten können und<br />
dazu auch Gruppenstruktur, Motivation<br />
und den Erfahrungsgrad der Teilnehmer<br />
im Hinterkopf behalten.<br />
Am Berg angekommen, gilt es in einem<br />
zweiten Schritt zu überprüfen, ob die Antworten<br />
auf diese Fragen tatsächlich mit der<br />
Realität übereinstimmen. Hat es wirklich<br />
nur zehn Zentimeter geschneit – und ist<br />
dieser Neuschnee wirklich kaum verweht<br />
worden? Das neue, verfeinerte Bild hilft dabei,<br />
problematische Bereiche in den Hängen<br />
vor und über einem präziser aufzudecken<br />
– und damit auch eventuelle Umgehungsrouten.<br />
Führt die Route nun durch einen kritischen<br />
Hang (oder unter einem hindurch), stellt<br />
sich letztendlich die simple Frage: Gehe<br />
ich weiter – oder nicht? Um die Antwort<br />
auf die Frage zu finden, bieten wieder die<br />
Snow-Card oder die Reduktionsmethode<br />
grundsätzliche Hilfe. Genauer wird das Bild<br />
jedoch, wenn man dieses Wissen mit einem<br />
analytischen Blick auf die Schneedecke<br />
kombiniert – manche Hänge können beispielsweise<br />
bei Firn harmlos, bei Neuschnee<br />
aber gefährlich sein.<br />
Typische Lawinenprobleme (Muster)<br />
Neuschnee<br />
<br />
Abwarten<br />
Gefahr Typische Anzeichen<br />
Typische Verbreitung Hinweis<br />
Besteht i.d.R. 1 – 3 Tage<br />
• Der Neuschnee kann als<br />
Brett abgleiten<br />
• Kritische Neuschneemenge erreicht<br />
• Alarmzeichen (v.a. frische Schneebrettlawinen)<br />
• Verbreitung der Gefahrenstelle<br />
meist flächig<br />
• In der Höhe oft kritischer<br />
• Wenig Umgehungsmöglichkeiten<br />
• Auf welche Altschneeober<br />
fläche hat es<br />
geschneit?<br />
SC/GRM<br />
nützlich<br />
Grafi k: Deutscher Alpenverein; Foto: Andreas Strauß<br />
Triebschnee<br />
<br />
Umgehen<br />
Nassschnee<br />
<br />
Früh zurück<br />
Vorsicht bei Regen<br />
Altschnee<br />
<br />
Defensiv agieren<br />
Besteht i.d.R. 1 – 2 Tage<br />
• Der frische Triebschnee<br />
kann als Brett abgleiten<br />
Gefahrensituation ändert<br />
sich schnell (Stunden)<br />
• Wasser führt zur<br />
Schwächung<br />
Besteht i.d.R. Tage – Wochen<br />
• Schwachschichten in<br />
der Altschneedecke mit<br />
gebundenem Schnee<br />
darüber.<br />
Schwierig erkennbar!<br />
• Windzeichen<br />
• Kann hart oder weich sein<br />
• Unregelmäßige Einsinktiefen beim Spuren<br />
• Gebundener Schnee<br />
• Alarmzeichen (v.a. frische Schneebrettlawinen,<br />
Rissbildung<br />
• Regen<br />
• Fehlende Abstrahlung<br />
• Hohe Temperatur/starke Sonneneinstrahlung<br />
• Große Einsinktiefen<br />
• Spontane Lawinen (Schneebrett-/Lockerschneelawinen)<br />
• Schwacher Schneedeckenaufbau<br />
• Alarmzeichen (v.a. „Wumm“)<br />
• Im Windschatten (Geländebrüche,<br />
Mulden)<br />
• Häufig in höheren Lagen<br />
und Kammlagen<br />
• Auf kleinem Raum stark<br />
unterschiedlich<br />
• Unterschiedliche Expositionen<br />
und Höhenlagen<br />
(abhängig von Jahresund<br />
Tageszeit)<br />
• Oft in der Nähe von<br />
wärmenden Felsen<br />
• Schneearme Regionen/<br />
Stellen<br />
• Geländeübergänge (z.B.<br />
von flach zu steil oder<br />
Randbereich von Mulden<br />
• Felsdurchsetztes Gelände<br />
• Häufig Nordhänge<br />
• Evtl. Umgehung möglich<br />
• Frischer Triebschnee oft<br />
ab 30° heikel<br />
• Tour frühzeitig beenden<br />
• Abkühlung abwarten<br />
• Vorsicht vor großen<br />
Spontanlawinen<br />
• Einfache Schneedeckentests<br />
können nützlich<br />
sein.<br />
• Schwierig erkennbar<br />
• Infos zur Schneedecke im<br />
Lawinenbericht hilfreich<br />
wenig<br />
nützlich<br />
wenig<br />
nützlich<br />
teils<br />
nützlich<br />
Typische Lawinenprobleme (Muster)<br />
90 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Hier empfehlen die Verbände als Entscheidungshilfe<br />
vier Muster, die der Lawinenforscher<br />
Stefan Harvey ausgearbeitet hat:<br />
Neuschnee, Triebschnee, Nassschnee und<br />
Altschnee. Jedes dieser Muster birgt eine<br />
spezielle Gefahrendynamik. »Dabei kommt<br />
es natürlich sehr auf die Erfahrung an«, sagt<br />
Florian Hellberg. Man habe versucht, ein<br />
System zu entwickeln, das für jeden passe:<br />
»Je mehr Unbekannte, desto mehr Verzicht<br />
– je mehr Wissen, umso gezielter wird der<br />
Verzicht«, meint Hellberg.<br />
Doch selbst bei der gewissenhaftesten Abwägung<br />
bleibt immer ein Restrisiko. Deshalb<br />
sollte jeder Tourengänger neben der<br />
entsprechenden Software im Kopf auch<br />
die richtige Hardware für den Notfall mit<br />
dabei haben: Ein Lawinenverschüttetensuchgerät,<br />
kurz LVS, eine Sonde und eine<br />
Schaufel – und zwar pro Person. Denn<br />
wenn der Verschüttete die einzige Schaufel<br />
der Gruppe im Rucksack trägt, nutzt ihm<br />
das im Zweifel wenig. Wie man die drei am<br />
besten einsetzt, ist »In zwölf Schritten aus<br />
dem Schnee« beschrieben.<br />
◀<br />
Taglingers Tipp:<br />
Wechseln,<br />
nicht warten!<br />
»Zugegeben, der Tipp ist nicht sehr originell,<br />
aber einer der wichtigsten: Wer ein LVS-Gerät<br />
kauft, sollte das nicht tun, um sein Gewissen<br />
zu beruhigen. Er sollte damit umgehen können,<br />
und das verlangt: üben, üben, üben. Die<br />
Suche theoretisch zu beherrschen ist gut, im<br />
Ernstfall kommt Stress dazu. Trotzdem muss<br />
jede Bewegung sitzen. Dass man vor der Tour<br />
die Geräte bei einem Partnercheck kontrolliert,<br />
ist klar – nicht klar ist vielen, dass sie die<br />
Batterien bei einem Ladestand von 50–60<br />
Prozent ersetzen sollten. Das Gerät könnte<br />
zwar noch tagelang senden, im Suchmodus<br />
verbraucht es aber deutlich mehr. Akkus haben<br />
deshalb im Batteriefach nichts verloren.<br />
Sie zeigen oft eine hohe Spannung an, die<br />
aber schnell abfällt. Und zu guter Letzt: Es<br />
sieht zwar cooler aus, wenn man die Geräte<br />
in die Seiten- oder Gesäßtasche schiebt,<br />
trotzdem sollte man sie am Körper tragen.<br />
Nicht wegen der Gefahr, sie zu verlieren, sondern<br />
weil sie kaputtgehen können, wenn man<br />
unkontrolliert drauf fällt. Und gerade in einer<br />
Lawine kann das passieren.«<br />
Reiner Taglinger, Jahrgang 69, ist Leiter der<br />
Mammut Alpine School, Vorstand Ausbildung<br />
des deutschen Bergführerverbandes und<br />
Profi bergführer seit mehr als 20 Jahren.<br />
In zwölf Schritten aus dem Schnee<br />
Bei der Bergung von Lawinenopfern muss es sehr schnell gehen:<br />
91 Prozent der Verschütteten überleben die ersten 18 Minuten,<br />
danach nimmt die Zahl rapide ab. Damit in dieser kurzen Zeit alles<br />
funktioniert, sollten die Helfer genau wissen, was sie zu tun haben.<br />
1 Augen auf<br />
Versuchen, die Zahl und die<br />
Bahn derer zu erfassen, die von<br />
der Lawine mitgerissen wurden<br />
– und sich die Punkte merken,<br />
an denen sie unter den Schneemassen<br />
verschwinden. Von dort<br />
aus kann hangabwärts mit<br />
der Suche begonnen werden.<br />
2 Organisieren<br />
Die Helfer sammeln sich an einem Punkt, legen<br />
die Rucksäcke ab und bestimmen einen Suchenden<br />
oder (bei großen Gruppen und großen<br />
Lawinen) mehrere Suchende – am besten die<br />
Erfahrensten. Diese stellen ihre LVS-Geräte auf<br />
Empfang, alle anderen schalten ihre Geräte aus<br />
oder ebenfalls auf Empfang und bereiten die<br />
Bergung vor, siehe Punkt 4.<br />
3 Signalsuche starten<br />
Der Sucher begibt sich im Laufschritt in die<br />
Zone, in der er den Verschütteten vermutet –<br />
suchen mehrere, halten sie einen Abstand<br />
von 20 Metern. Das Gerät wird waagrecht vor<br />
den Bauch gehalten, zugleich nach Ausrüstung<br />
Ausschau gehalten, die aus dem Schnee ragt.<br />
4 Rettung vorbereiten<br />
Die restlichen Helfer setzen währenddessen<br />
über die europaweit gültige Nummer 112 einen<br />
Notruf ab (Wer meldet, was ist wo und wann<br />
geschehen, wie viele Helfer suchen wie viele<br />
Verschüttete bei welchem Wetter?) und bereiten<br />
Sonden und Schaufeln vor. Gibt es keinen<br />
Handyempfang, machen sich im Idealfall zwei<br />
Meldeläufer auf den Weg.<br />
5 Markieren und langsamer werden<br />
Der Empfangspunkt des ersten Signals wird<br />
mit einem Skistock markiert. Der Sucher wird<br />
danach etwas langsamer und folgt im raschen<br />
Gehtempo der Richtungsanzeige seines LVS-<br />
Gerätes.<br />
6 Gebückt weitersuchen<br />
Wenn das Gerät nur noch fünf Meter<br />
Entfernung anzeigt: gebückt weitergehen<br />
und das LVS-Gerät knapp<br />
über der Schneeoberfl äche halten.<br />
Weitergehen, bis die angezeigte<br />
Entfernung wieder größer wird.<br />
Diesen Punkt markieren.<br />
7 Punkt orten<br />
An dem Punkt mit der minimalsten Entfernung<br />
wird das Gerät im rechten Winkel der bisherigen<br />
Gehrichtung über den Schnee bewegt – das<br />
Gerät darf dabei aber nicht gedreht werden.<br />
Wieder den lautesten Punkt markieren.<br />
8 Sondieren<br />
Von diesem Punkt aus mit dem Sondieren<br />
beginnen – immer im 90-Grad-Winkel zum<br />
Hang. Ist der erste Versuch kein Treffer, geht es<br />
in 20-Zentimeter-Abständen in einer Spiralform<br />
weiter. Stößt die Sonde auf Widerstand: stecken<br />
lassen, als Anhaltspunkt für die Schaufl er.<br />
9 Weitersuchen<br />
Während die anderen Helfer mit der<br />
Bergung beginnen, das Signal des<br />
georteten Verschütteten ausblenden,<br />
wenn das Gerät diese Funktion bietet.<br />
Oder erst einen Kreis mit einem Radius von drei<br />
Metern (entspricht einer Sondenlänge) um den<br />
Ort des Verschütteten gehen, dann auf sechs<br />
bzw. neun Meter erhöhen. Auf die Entfernungsanzeige<br />
des LVS-Geräts achten, Ort der Signaländerung<br />
markieren und Suche fortsetzen.<br />
10 Graben<br />
Alle Helfer stellen sich unterhalb der Sonde auf,<br />
um keine Hohlräume mit Atemluft einzutreten.<br />
1,5 bis zwei Meter unter der Sonde waagrecht<br />
in den Hang graben; keinen Schacht, sondern<br />
den Schnee grobfl ächig wegschaufeln. Wenn<br />
möglich abwechseln, um das Tempo hochzuhalten.<br />
Wer nicht gräbt, räumt den Aushub weg.<br />
11 Befreien<br />
Stößt man an ein Körperteil, dann schnell,<br />
aber vorsichtig in Richtung Kopf vorarbeiten.<br />
Ist der Verschüttete gefunden, erst die Atemwege<br />
freilegen und kontrollieren, ob die<br />
Mundhöhle mit Schnee verstopft ist. Bei Atemstillstand<br />
mit Herzdruckmassage beginnen.<br />
12 Versorgen<br />
Ausgraben des Verschütteten, dabei auf mögliche<br />
Verletzungen achten. Bewusstlose sollten<br />
in die stabile Seitenlage gebracht werden.<br />
Um weiteres Auskühlen zu vermeiden, auf einer<br />
Rettungsdecke lagern und zudecken. Gerettete<br />
bei Bewusstsein sollten so wenig wie möglich<br />
bewegt und mit Kleidung sowie mit Tee versorgt<br />
werden, bis der Abtransport erfolgt.<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 91
MARKTÜBERSICHT<br />
Der große Tourenskitest 2013/2014<br />
Kein Ski<br />
für alle Fälle<br />
Ob runde oder eckige Spitzen, ob breit oder schmal, ob leicht<br />
oder schwer: Das Rezept für einen guten Tourenski fällt je nach<br />
Einsatzart unterschiedlich aus. Das Kompetenzzentrum Sport,<br />
Gesundheit und Technologie aus Garmisch-Partenkirchen hat<br />
neue Modelle der Saison beim Praxistest am Stubaier Gletscher<br />
unter die Lupe genommen. Von Christoph Ebert, Wolfgang Pohl<br />
und Christof Schellhammer<br />
92 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Für ein rasantes Abfahrtsvergnügen<br />
nimmt mancher<br />
Tourengeher auch ein wenig<br />
schwerere Ski in Kauf.<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 93
Für kleinere Skihersteller<br />
ist es eine Herausforderung,<br />
die Qualität ihrer<br />
Produkte durchgehend<br />
hoch zu halten.<br />
oben: Im Aufstieg sind leichte<br />
Ski gefragt, egal ob auf den<br />
Schultern oder an den Füßen.<br />
unten: Mit dem richtigen<br />
Ski macht die Abfahrt gleich<br />
doppelt soviel Spaß.<br />
Die Formen sind so variabel wie<br />
die Einsatzarten. Was zählt, ist<br />
die Qualität. So lässt sich der<br />
aktuelle Markt für Tourenski<br />
umschreiben. Neben den renommierten<br />
Skiherstellern präsentieren mittlerweile<br />
auch kleinere Anbieter sehr spezielle<br />
Produkte für die unterschiedlichsten<br />
Bereiche des Skifahrens und -tourengehens.<br />
Für sie ist es eine Herausforderung,<br />
dem hohen Qualitätsanspruch bei sämtlichen<br />
ausgelieferten Produkten gerecht zu<br />
werden. Kein leichtes Unterfangen und ein<br />
Grund für den BERGSTEIGER, ausschließlich<br />
Tourenski von renommierten Herstellern<br />
zu testen.<br />
Deren Qualität überzeugte die Tester: Die<br />
Touren- oder Freerideski werden in einem<br />
sehr guten Zustand ausgeliefert und lassen<br />
sich ohne Tücken in jedem Schnee und jedem<br />
Gelände fahren. Voraussetzung dafür<br />
ist natürlich eine moderne Skiproduktion<br />
mit geringen Toleranzen und mit einer<br />
strengen Endkontrolle. Ski mit Hohlschliff<br />
oder nicht entgrateten Kanten, wie wir sie<br />
bei zurückliegenden Tests noch erlebten,<br />
94 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Skilehrer, Bergführer und<br />
Profi-Freerider testeten<br />
die Ski zwei Tage lang am<br />
Stubaier Gletscher.<br />
Die Produktentwickler<br />
versuchen mit den<br />
unterschiedlichsten<br />
Strategien das Ziel zu<br />
erreichen: den perfekten<br />
Tourenski.<br />
gehören der Vergangenheit an – zumindest,<br />
was die großen Hersteller betrifft.<br />
Rund oder eckig, breit oder schmal<br />
Die Strategien, mit denen die Produktentwickler<br />
jeweils das Ziel des perfekten Tourenski<br />
erreichen wollen, unterscheiden<br />
sich sehr voneinander: Da gibt es Ski mit<br />
runden und eckigen Skispitzen, Rockeroder<br />
Camber-Ski, schmale und breite sowie<br />
natürlich auch leichte und schwere Ski. Im<br />
Vergleich zum Vorjahr haben die Hersteller<br />
die Rocker-Shapes mit negativer<br />
INFO<br />
Wie haben wir getestet?<br />
Staatlich geprüfte Skilehrer, Bergführer<br />
und professionelle Freerider testeten das<br />
Fahrverhalten der Ski jeweils On Piste und<br />
Off Piste auf dem Stubaier Gletscher an<br />
zwei Tagen, die die gleichen Wetterbedingungen<br />
boten. Jeder Ski wurde von jedem<br />
Tester gefahren, sodass die hohe Anzahl an<br />
ausgefüllten Fragebögen auch eine hohe<br />
Aussagekraft ergibt. Neben den messbaren<br />
Faktoren Gewicht und Fläche wurde das<br />
Fahrverhalten in einem standardisierten<br />
Testablauf mit folgenden Kriterien bewertet:<br />
Die Tempostabilität beschreibt die Eignung<br />
eines Ski für höhere Geschwindigkeiten. Diese<br />
ist erfahrungsgemäß die Domäne der eher<br />
schwergewichtigeren Ski, bei denen viel Dämp -<br />
fungsmaterial verarbeitet wurde. Trotzdem gibt<br />
es hier – wie auch in allen anderen Rubriken –<br />
Ausreißer.<br />
Ein harmonischer Ski lässt sich spielerisch<br />
fahren; Wechsel von kurzen zu langen Radien,<br />
von unterschiedlichen Gelände- und Schneeformen<br />
und von gedrifteten zu geschnittenen<br />
Schwüngen gelingen scheinbar mühelos.<br />
Die Dynamik oder Spritzigkeit beschreibt die<br />
Agilität eines Ski: Gelingen die Kantenwechsel<br />
eher anstrengend oder doch wie von selbst und<br />
ohne großen Kraftaufwand?<br />
Der Surf-Faktor kommt im tiefen, weichen<br />
Schnee zum Tragen. Erlauben Biegelinie, Radius<br />
und Skifl äche ein gleichmäßiges, homogenes<br />
»Surfen« durch den Powder oder verlangt der<br />
Ski nach deutlichen Impulsen zur Schwungeinleitung<br />
und -steuerung?<br />
Bei kleinen Radien sollte ein Ski auch gedriftet<br />
Sicherheit vermitteln. Kurzschwünge in hartem<br />
und weichem Schnee sollten gleichermaßen<br />
mit geringem Kraftaufwand zu fahren sein.<br />
Bei großen Radien werden die Ski auf hartem<br />
Schnee ohne Driftphase auf der Kante und<br />
über die Taillierung/Biegelinie gesteuert. Dabei<br />
zählt, wie exakt und richtungsstabil ein Ski<br />
gefahren werden kann.<br />
Alle Fotos: VIVALPIN | Christof Schellhammer, Wolfgang Pohl<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 95
Die TOURENFREERIDER<br />
in der Einzelbewertung:<br />
K2<br />
Coomback<br />
Fischer<br />
Watea 96<br />
Blizzard<br />
Scout<br />
Preis 599,95 € 449,95 € 649,95 €<br />
Taillierung in mm (laut Hersteller) 135 – 102 – 121 132 – 96 – 120 134 – 108 – 122<br />
Shape; Radius in Metern All-Terrain-Rocker; 22 Freeski Rocker; 22 Full Rocker; 27<br />
Länge (lt. Hersteller / gemessen) 174 / 176 cm 178 / 177 cm 177 / 175,5 cm<br />
Gewicht (pro Paar) 3828 g 3956 g 4154 g<br />
GESAMTNOTE<br />
Werte der subjektiven Testkriterien:<br />
von 1 = schlechtester Wert<br />
bis 5 = bester Wert<br />
Werte der objektiven Testkriterien:<br />
Gewicht von 1 = schwer bis 5 = leicht<br />
Breite/Fläche 1 = geringe Fläche<br />
bis 5 = große Fläche<br />
Unser<br />
Eindruck<br />
Ein Ski für jeden Tag und jedes Gelände:<br />
Das Diagramm zeigt kaum Schwächen; der<br />
Coomback schafft sogar den Spagat<br />
zwischen hoher Tempostabilität und kleinen<br />
Radien. Einziger Wermutstropfen ist das im<br />
Vergleich zur Fläche relativ hohe Gewicht,<br />
das der Konstruktion geschuldet ist.<br />
Im Fahrverhalten kommt der Watea 96 dem<br />
perfekten Ski sehr nahe. In allen Disziplinen<br />
glänzt er mit Top-Bewertungen. Das relativ<br />
hohe Gewicht und die nicht zu breite Form<br />
charakterisieren einen robusten,<br />
hochwertigen Allroundski mit Top-Fahrverhalten.<br />
Die Tester waren begeistert.<br />
Alles, bloß keine Aufstiege! So präsentiert<br />
das Netzdiagramm das Urteil der Tester.<br />
Dafür glänzt der Scout bei hohem Tempo<br />
und großen Radien in jedem Gelände und<br />
Schnee. Ein Ski für die jungen Wilden,<br />
denen kein Hang zu steil und kein Tempo<br />
zu hoch ist!<br />
Die TOURENSKI<br />
in der Einzelbewertung:<br />
Scott<br />
Surf’Air<br />
Völkl<br />
Inuk<br />
K2<br />
WayBack<br />
Preis 499,95 € 549,95 € 499,95 €<br />
Taillierung in mm (laut Hersteller) 128 – 89 – 115 120 – 83 – 106 124 – 88 – 108<br />
Shape; Radius in Metern Tip Rocker; 15 Tip Rocker; 21,6 All-Terrain Rocker; 27<br />
Länge (lt. Hersteller / gemessen) 178 / 177 cm 177 / 175 cm 174 / 176 cm<br />
Gewicht (pro Paar) 3060 g 2754 g 3242 g<br />
GESAMTNOTE<br />
Werte der subjektiven Testkriterien:<br />
von 1 = schlechtester Wert<br />
bis 5 = bester Wert<br />
Werte der objektiven Testkriterien:<br />
Gewicht von 1 = schwer bis 5 = leicht<br />
Breite/Fläche 1 = geringe Fläche<br />
bis 5 = große Fläche<br />
Unser<br />
Eindruck<br />
Kurzcharakteristik<br />
Der leichteste der K2 Ski glänzt mit Bestnoten<br />
bei Aufstiegseignung und kleinen<br />
Radien. Mit seinem relativ schmalen<br />
Schnitt ist der BackUp die perfekte Wahl für<br />
alle, die einen problemlosen Ski mit Fehler<br />
verzeihendem Fahrverhalten in jedem<br />
Schnee und Gelände suchen.<br />
Ein leichter Tourenski mit besten Fahreigenschaften:<br />
Der Inuk schneidet trotz seines<br />
sensationellen Gewichts in allen Disziplinen<br />
hervorragend ab. Einzig bei der Fläche<br />
könnte man ihm Schwächen unterstellen;<br />
doch in schwierigen Aufstiegssituationen ist<br />
die mäßige Breite des Inuk von Vorteil.<br />
Der Dauertestsieger der vergangenen Jahre<br />
enttäuscht auch für die aktuelle Saison<br />
nicht. Extrem ausgewogen, verkörpert<br />
er den hochwertigen modernen Tourenski,<br />
der alles mitmacht – von der einfachen<br />
Tagestour über die Variantenabfahrt bis<br />
zur Haute Route.<br />
96 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Black Diamond<br />
Convert<br />
Black Diamond<br />
Carbon Megawatt<br />
Scott<br />
Rock’Air<br />
Atomic<br />
Charter<br />
629,95 € 679,95 € 549,95 € 559,95 €<br />
133 – 105 – 117 151 – 125 – 131 137 – 105 – 127 129,5 – 100 – 119,5<br />
Rocker; 23 Rocker und Semi-Rocker am Skiende; 35 Tip Rocker; 21 Powder Rocker; 20<br />
180 / 181 cm 188 / 188,5 cm 183 / 181 cm 176 / 174 cm<br />
3392 g 3618 g 3356 g 3778 g<br />
Der Convert ist der Allrounder im Black-<br />
Diamond-Programm; das zeigt das beinahe<br />
kreisrunde Diagramm. Damit verspricht er<br />
ein Fahrverhalten auf höchstem Niveau und<br />
viel Vergnügen; sowohl bei kleinen Radien<br />
als auch bei hohem Tempo. Was will man<br />
mehr?<br />
Keine Kompromisse: Der Carbon Megawatt<br />
ist die Referenz, wenn es um Tempo, große<br />
Radien und Surfen im Gelände geht. Dass<br />
darunter die Aufstiegseignung und die<br />
Eignung für kurze Schwünge leiden, verzeiht<br />
man dem Megawatt gerne. Wer fährt mit<br />
einem solchen Ski schon Kurzschwung?<br />
Breit, nicht zu schwer, dazu eine moderne<br />
Geometrie und ein modernes hochwertiges<br />
Design: Mit dem Rock’Air ist man<br />
immer gut beraten – die Delle beim<br />
Faktor »Harmonie« weist darauf hin, dass<br />
der Rock’Air exakt gefahren werden will –<br />
kein Ski für Anfänger und Neulinge.<br />
Eine der großen Überraschungen! Selten<br />
hat ein Ski soviel Spaß gemacht. Ungemein<br />
dynamisch, scheint der Charter mit großer<br />
Leichtigkeit alles zu beherrschen: große<br />
Schwünge, kleine Radien, Powder und<br />
Eis. Dafür muss man dann auch ein paar<br />
zusätzliche Gramm in Kauf nehmen.<br />
K2<br />
BackUp<br />
Fischer<br />
Discovery<br />
Blizzard<br />
Discovery<br />
Black Diamond<br />
Aspect<br />
429,95 € 549,95 € 499,95 € 529,00 €<br />
124 – 82 – 105 125 – 92 – 110 115 – 78 – 102 127 – 90 – 113<br />
Speed Rocker; 17 Tour Rocker; 23 Tip Rocker; 15 Tip Semi-Rocker; 19<br />
174 / 174 cm 177 / 175,5 cm 170 / 168,5 cm 176 / 176,5 cm<br />
3094 g 3156 g 2914 g 3046 g<br />
Der leichteste der K2 Ski glänzt mit Bestnoten<br />
bei Aufstiegseignung und kleinen<br />
Radien. Mit seinem relativ schmalen<br />
Schnitt ist der BackUp die perfekte Wahl für<br />
alle, die einen problemlosen Ski mit Fehler<br />
verzeihendem Fahrverhalten in jedem<br />
Schnee und Gelände suchen.<br />
Kurzcharakteristik<br />
Ein klassischer Tourenski mit Fehler<br />
verzeihendem Fahrverhalten sowie einer<br />
besonderen Eignung für kleine Radien<br />
und Kurzschwünge: Mit dem günstigen<br />
Gewichtsverhältnis und der respektablen<br />
Fläche haben auch Tiefschnee-Einsteiger<br />
viel Freude an diesem Allround-Tourenski.<br />
Der Discovery überzeugt mit geringem<br />
Gewicht, ohne in der Abfahrt entscheidend<br />
Federn zu lassen: der perfekte Ski für lange<br />
Skitouren und Durchquerungen, zugleich<br />
aber auch gut für Einsteiger geeignet. Der<br />
schmale Shape ist ein großes Plus bei<br />
anspruchsvollen Aufstiegspassagen.<br />
Black Diamond kann auch leicht: Der Aspect<br />
verbindet geringes Gewicht mit überdurchschnittlicher<br />
Breite. Besonders bei kleinen<br />
Radien kommt diese Kombination voll zur<br />
Geltung: ideal für Touren- und Tiefschnee-<br />
Einsteiger! Wer’s ein wenig schneller mag,<br />
wählt den Megawatt aus gleichem Hause.<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 97
Ski, die den Dreh auch im Tiefschnee<br />
raus haben: Darauf legen<br />
die meisten Tourengeher Wert.<br />
Ski mit viel Fläche<br />
bieten im Vergleich zu<br />
schmalen Brettern<br />
die besseren Voraussetzungen<br />
für das<br />
Tiefschneefahren.<br />
Vorspannung weiter perfektioniert. Auch<br />
wenn man dem Rocker-Shape eine gewisse<br />
Modeerscheinung unterstellt, funktionieren<br />
die modernen Konstruktionen hervorragend<br />
und weisen selbst auf hartem Untergrund<br />
keine Nachteile mehr gegenüber<br />
klassischen Skikonstruktionen auf. Zugleich<br />
gab es auch im Sektor der Camber-<br />
Ski vielversprechende Entwicklungen, die<br />
in jedem Schnee und jedem Gelände gut<br />
funktionieren.<br />
Für eine differenzierte und aussagekräftige<br />
Bewertung dieser doch sehr unterschiedlichen<br />
Skikonzepte hat Christoph Ebert<br />
vom Kompetenzzentrum Sport-Gesundheit-<br />
Technologie in Garmisch-Partenkirchen das<br />
bewährte Testkonzept des BERGSTEIGER-<br />
Skitests weiter verfeinert und an die Leistungsfähigkeit<br />
der aktuellen Ski angepasst.<br />
Skifläche als neuer Wert<br />
Erstmals geht bei einem Skitest die gemessene<br />
Skifläche als objektiver Wert neben<br />
dem Skigewicht in die Charakterisierung<br />
der Ski mit ein. Ist das Skigewicht der wichtigste<br />
Indikator für die Aufstiegseignung,<br />
so hat die Skifläche eine ähnlich hohe Aussagekraft<br />
für die Eignung im Tiefschnee.<br />
Aus physikalischer Sicht bietet ein Ski mit<br />
viel Fläche bessere Voraussetzungen für<br />
das Tiefschneefahren als ein Ski mit wenig<br />
Fläche. Im aktuellen Test verfügt der<br />
breiteste Ski, der Black Diamond Megawatt,<br />
über 60 Prozent mehr Fläche als der<br />
schmalste Ski im Test, der Blizzard Discovery.<br />
Am Rande erwähnt: Das Messen der<br />
Skifläche bei den völlig unterschiedlichen<br />
Skiformen war bereits eine Wissenschaft<br />
für sich. Die Fläche wurde schlussendlich<br />
rein mathematisch mittels standardisierter<br />
Parameter ermittelt.<br />
Natürlich haben auch Schuhe und Bindung<br />
einen erheblichen Einfluss auf das<br />
Fahrverhalten. Besonders die Bindung<br />
überträgt die Kraft vom Schuh auf den Ski.<br />
Diese Anforderung kann nur ein besonders<br />
torsionssteifes Modell wie beispielsweise<br />
die Marker Tour erfüllen. Um auch in dieser<br />
Hinsicht ein vergleichbares Testresultat<br />
zu erzielen, wurden den Skiherstellern<br />
entsprechende Vorgaben gemacht und entsprechende<br />
Bindungen angefordert.<br />
Stärken und Schwächen auf einen Blick<br />
Bei der hohen Qualitätsdichte fällt es<br />
schwer, einen eindeutigen Sieger zu küren.<br />
Man möchte schließlich nicht Äpfel mit<br />
Birnen vergleichen. Die im Vergleich zum<br />
Vorjahr nochmals optimierten Netzdiagramme<br />
lassen aber auf einen Blick erkennen,<br />
wo die Stärken und Schwächen des<br />
jeweiligen Skimodells liegen. Dabei sollte<br />
man nicht davon ausgehen, dass die größte<br />
Fläche im Netzdiagramm dem besten<br />
Ski entspricht. Vielmehr sollte man sein<br />
Augenmerk auf die Faktoren legen, die für<br />
den gewünschten Einsatzzweck entscheidend<br />
sind.<br />
◀<br />
98 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
INFO<br />
Klassisch versus Rocker<br />
Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um Musikalität!<br />
Rocker und der klassische Camber<br />
bezeichnen die Vorspannung der Ski. Welcher<br />
der beiden Typen sie entsprechen, lässt sich am<br />
deutlichsten erkennen, wenn die Ski unbelastet<br />
auf einem glatten Boden liegen. Allerdings gibt<br />
es immer häufiger auch Mischformen.<br />
Camber entspricht der klassischen Biegelinie,<br />
bei der die Ski an Spitzen und Ende aufl iegen.<br />
Die belasteten Ski erzeugen so über die gesamte<br />
Kantenlänge vollen Druck auf den Untergrund.<br />
Beim Full Rocker (auch Negative Camber<br />
genannt) verhält es sich genau umgekehrt. Die Ski<br />
liegen nicht außen, sondern in der Mitte unter<br />
der Bindung auf und sind kontinuierlich bis zu den<br />
Spitzen nach oben gebogen. Vor allem für<br />
Freerider in weichem Schnee ist das von Vorteil:<br />
Die Ski schwimmen regelrecht obenauf und<br />
lassen sich so besser steuern. Selbst bei<br />
langsamem Tempo heben sich die Spitzen leichter<br />
aus dem Schnee. Der Nachteil: Rocker Ski<br />
vibrieren auf harter Piste und bei höherer<br />
Geschwindigkeit üblicherweise stärker als<br />
Camber-Ski. Die Hersteller gleichen dieses Manko<br />
mit mehr Dämpfung und der Verwendung von<br />
leichteren Materialien aus.<br />
Tip Rocker vereint die Vorteile einer klassischen<br />
Camber-Konstruktion mit jener des Full Rocker.<br />
Heraus kommt ein Ski, der vom Skiende bis ins<br />
vordere Drittel einem Camber Shape entspricht.<br />
Im vorderen Drittel ist der Ski – ähnlich einem Full<br />
Rocker – bis zur Spitze stark aufgebogen. Der Tip<br />
Rocker bietet auf der Piste das gewohnt gute<br />
Fahrverhalten eines Camber-Skis und punktet<br />
auch im Tiefschnee, da er dank der Aufbiegung im<br />
Vorderteil gut auf dem Schnee schwimmt.<br />
Konstruktionen mit Tip & Tail Rocker besitzen<br />
zwar unter der Bindung die bei Camber übliche<br />
Vorspannung, an den beiden Enden sind die Ski<br />
jedoch Rocker-typisch nach oben gebogen.<br />
Jeder Hersteller entwickelt mittlerweile seine<br />
eigenen Rocker-Profi le für die unterschiedlichen<br />
Einsatzzwecke. Dem entsprechend beginnt die<br />
Aufwärtsbiegung der Skienden mal sehr nah an<br />
Auch mit einem klassischen Camber-Ski<br />
kann die Abfahrt rocken.<br />
der Bindung, mal näher an den Enden. Mal ist sie<br />
stärker ausgeprägt, mal schwächer.<br />
Namen wie All Terrain Rocker, Powder<br />
Rocker oder Speed Rocker sagen bereits alles<br />
über den spezifi schen Einsatzbereich aus.<br />
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Auf vereisten Wanderwegen<br />
herrscht im<br />
Winter »Schneekettenpflicht«<br />
für die Schuhe.<br />
Schuheisen für Winterwanderer<br />
Zackig in Eis und Schnee<br />
Egal ob auf geräumten Fahrwegen, auf vereisten Wanderwegen oder im<br />
winterlichen Gelände – überall schützen Schuheisen vor dem Ausrutschen,<br />
wenn aus griffigem Schnee glattes Eis geworden ist. Von Christian Schneeweiß<br />
Grödel, Spikes oder Schneeketten<br />
tauchen beim Händler in der hintersten<br />
Ecke und im Katalog oder<br />
Internet, wenn überhaupt, unter<br />
dem Verlegenheitsbegriff »Accessoires«<br />
auf – außer bei Herstellern aus Österreich,<br />
wo Almbauern, Jäger und Waldarbeiter sie<br />
schon lange und noch immer benutzen. Dabei<br />
erleichtern diese Schuheisen das immer<br />
populärere Winterwandern oder Rodeln erheblich,<br />
egal ob auf einem geräumten Fahrweg,<br />
einem vereisten Rodelweg oder einem<br />
der Gipfelaufstiege auf beliebten Sommerwegen,<br />
die Einheimische selbst bei Schnee<br />
noch unermüdlich austreten.<br />
Im Rucksack nehmen sie nur wenig Platz<br />
weg: Kompakte Packmaße und geringes Gewicht<br />
– zwischen 250 und 750 Kubikzentimeter<br />
sowie etwa 250 bis 400 Gramm pro<br />
Paar – zeichnen die meist im Staubeutel<br />
verkauften Schuheisen aus. Leistungsfähigere<br />
Sechszacker für Gelände und einfache<br />
Gletscher sind natürlich voluminöser, aber<br />
nur wenig schwerer (bis 450 Gramm). Mangels<br />
Frontzacken ersetzen sie jedoch keine<br />
Steigeisen.<br />
Die Zacken<br />
Zahl und Verteilung sowie Länge und Stellung<br />
der Zacken bestimmen über die optimalen<br />
Einsatzbereiche von Schuheisen.<br />
Klassische Spikes und Ketten greifen nur<br />
in hartem Schnee und Eis; sie passen auch<br />
auf Schuhe ohne Absätze und eignen sich<br />
eher für geräumte Fahr- oder Rodelwege<br />
mit aperen Passagen – und natürlich für<br />
Besorgungen auf eisigen Bügersteigen oder<br />
den Weg zur Arbeit.<br />
Klassische Grödel besitzen vier Schneezacken<br />
mit einer Länge von zwei bis drei<br />
Zentimetern und eignen sich für eingetretene<br />
Wege mit geschlossener Schneedecke.<br />
Längszacken bieten den besten Halt bei<br />
Querungen, Querzacken gewährleisten einen<br />
sicheren Auf- und Abstieg. Am besten<br />
aber sind die Modelle, deren Zacken diagonal<br />
angebracht sind, denn sie bieten Halt in<br />
alle Richtungen.<br />
Auch in der Zackenlänge unterscheiden<br />
sich die Schuheisen: Kurzzackmodelle mit<br />
einer Zackenlänge von etwa eineinhalb<br />
Zentimetern verwendet man besser nur<br />
auf geräumten Wegen. Die in Südkorea<br />
entwickelten Ketten mit Stahlzähnen in<br />
einer Länge ab einem Zentimeter sind optimale<br />
Allrounder, bieten aber wenig Halt im<br />
Gelände. Dort oder auf nicht eingetretenen<br />
100 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Wegen und Querungen ist man mit Sechszacker-Grödeln,<br />
die die Schuhe perfekt fixieren,<br />
am besten und sichersten bedient.<br />
Bindungen und Größen<br />
Grödel und Sechszacker-Grödel besitzen<br />
Bindungen mit Riemen, welche häufig zu<br />
lang sind und weit überstehen – am besten<br />
schneidet man sie einfach ab. Fersen- und<br />
Seitenhalt verhindern, dass sich die Schuheisen<br />
lockern: Bei nur einem Ristriemen<br />
oder bei zu breiter Schuhauflage können<br />
die Grödel verrutschen. Sie sollten deshalb<br />
weitenverstellbar sein – manche Hersteller<br />
stanzen einen praktischen Maulschlüssel<br />
in das Gestell ein, mit dem sich die Grödel<br />
auf jede Schuhgröße einstellen lassen. Der<br />
Fersenriemen ist bei heutigen Grödel meist<br />
Bestandteil des Ristriemens. Gute Sechszacker<br />
haben einen Fersenkorb, der mitsamt<br />
Ristriemen für perfekten Halt sorgt. Unkomplizierter<br />
geht es ohne Riemen, beispielsweise<br />
bei den Ketten-Spikes mit elastischen<br />
Gummiüberziehern – die aber in der richtigen<br />
Größe gekauft werden müssen.<br />
Halt am Schuh<br />
Gute Grödel lockern sich inzwischen dank<br />
Fersenriemen kaum noch, eventuell aber<br />
Die Metallzacken der Spikes geben auch im<br />
Gelände Halt bei winterlichen Verhältnissen.<br />
bei Schuhen ohne Absatz. Deswegen sollte<br />
man die Riemen der Bindung nach einigen<br />
Minuten Gehzeit sowie speziell vor<br />
dem Abstieg nachziehen. Die Sechszacker-<br />
Variante mit Fersenkorb dagegen sitzt wie<br />
angegossen am Schuh. Dies gilt noch mehr<br />
für Kettenspikes mit ihrer elastischen Gummihalterung,<br />
die auch bei weicheren oder<br />
absatzlosen Schuhen perfekt sitzt. Damit<br />
steht der winterlichen Bergtour oder der<br />
Schlittentour mit Hütteneinkehr nichts<br />
mehr im Weg.<br />
◀<br />
WWW.DYNAFIT.COM<br />
BERCHTESGADENER LAND<br />
SKITOUREN-FESTIVAL<br />
21. – 23. FEBRUAR 2014<br />
FREITAG 21.02.2014<br />
Eröffnung des Skitouren-Festivals im<br />
Ski- und Rodelzentrum Hochschwarzeck,<br />
D-83486 Ramsau<br />
• „Warm-up“ und Teilnehmer-Meldung im<br />
Festival zelt (Eröffnungsfilm, Kurzvorträge)<br />
• Ausgabe und Anpassung der Leihausrüstungen<br />
SAMSTAG 22.02.2014<br />
Fotos: Bernd Ritschel (li.), Snowline<br />
Grödel gibt’s mit vier oder sechs Zacken, mit Riemen oder mit Gummifassung:<br />
Austrialpin Grödel<br />
SG01P Power Grip<br />
www.austrialpin.at<br />
UVP: 41,90 €<br />
Gewicht/Paar: 440 g<br />
Typ: Sechszack-Grödel<br />
Verstellbare Sechszack-<br />
Grödel mit 4 Querund<br />
2 Längs-Zacken<br />
(Länge 3 cm)<br />
Bindung: Fersenkorb mit<br />
Ristriemen, Doppelösen-<br />
Fixierung außen<br />
Extras: einfache<br />
Breitenverstellung mit<br />
integriertem Werkzeug,<br />
Gebrauchsanleitung<br />
Sehr wirksame Grödel mit<br />
festem Sitz und Eignung<br />
v. a. fürs Gelände und für<br />
einfache Gletscher<br />
Edelrid<br />
Spider Pick<br />
www.edelrid.de<br />
UVP: 45,– €<br />
Gewicht/Paar: 430 g (L)<br />
Typ: Ketten-Spikes<br />
Robuste Schneeketten<br />
mit 10 Stahlzähnen<br />
(Länge 10/15 mm)<br />
und Gummi-Fixierung<br />
Bindung: Elastomer zum<br />
Drüberziehen (2 Größen,<br />
bis 44); für große Kälte<br />
Extras: Staubeutel,<br />
Ketten aus gehärtetem<br />
Stahl, Zacken an starren<br />
Streben, Zuglasche<br />
An Metallplatten fi xierte<br />
Krallen für geräumte<br />
und eingetretene Wege<br />
(auch apere Passagen)<br />
Kong<br />
Grödel<br />
www.kong.it<br />
UVP: 28,– €<br />
Gewicht/Paar: 250 g<br />
Typ: Grödel<br />
Verstellbare Mini-Grödel<br />
mit 4 diagonalen Doppelzacken<br />
(Länge 2,5 cm),<br />
Tefl onbeschichtung<br />
Bindung: Ristriemen mit<br />
Fersenhalt, Doppelösen-<br />
Fixierung außen<br />
Extras: Staubeutel,<br />
Breitenverstellung mit<br />
integriertem Werkzeug,<br />
Gebrauchsanleitung<br />
Sehr kompakte, breitenvariable<br />
Grödel mit<br />
Eignung für eingetretene<br />
Wege und Schneefelder<br />
Snowline<br />
Chainsen Pro<br />
www.kochalpin.at<br />
UVP: 39,90 €<br />
Gewicht/Paar: 320 g (M)<br />
Typ: Ketten-Spikes<br />
Schneeketten mit 11<br />
Zähnen (Länge 11 mm)<br />
und Gummi-Fixierung mit<br />
Frontbügel und Zuglasche<br />
Bindung: Elastomer zum<br />
Drüberziehen (3 Größen,<br />
bis 47); elastisch bis -40°<br />
Extras: Staubeutel mit<br />
Anleitung, Edelstahl,<br />
Zuglasche, Light-Version<br />
49,90 €<br />
An Metallketten fi xierte<br />
Krallen für geräumte<br />
und eingetretene Wege<br />
(auch apere Passagen)<br />
Workshop-Tag für Anfänger und Fortgeschrittene<br />
oder Skitouren für Fortgeschrittene<br />
• 4 praxisorientierte Workshops für Anfänger: z.B.<br />
Technik Skitouren-Gehen, DAV-Regeln, Sicherheit<br />
mit LVS-Gerät und Lawinen-Airbag<br />
• vertiefte Workshops für Fortgeschrittene: z.B.<br />
Aufspüren Verschütteter, Einführung Schneeund<br />
Lawinenkunde<br />
• geführte Skitouren für Fortgeschrittene<br />
• Tourenski-Testcenter verschiedener Hersteller<br />
• „Die lange Nacht des Schneeleoparden“ –<br />
Höhenmeter sammeln zugunsten der Bergwacht<br />
Berchtesgadener Land (Nachtlauf)<br />
• anschließend Aprés Ski-Party<br />
SONNTAG 23.02.2014<br />
Skitouren-Tag für Anfänger und Fortgeschrittene<br />
• Tagesskitouren verschiedener Leistungsklassen<br />
z.B. die Klassiker im Berchtesgadener Land<br />
„Die Kleine Reib‘n“ oder das 3. Watzmann-Kind<br />
• Tourenski-Testcenter verschiedener Hersteller<br />
TICKETS & INFOS<br />
Ticketshop: www.outdoor-club.de<br />
Tickethotline 08657 - 983 520<br />
Festivalkarte Freitag bis Sonntag 99,- €<br />
gesicherte Leihausrüstung, Workshops (Sa),<br />
geführte Skitouren (Sa / So)<br />
Startgebühr Charity-Wettbewerb 15,- €<br />
INFOS: www.bglt.de/skitourenfestival
Glaubt man den Herstellern,<br />
ist so gut wie jedes Produkt<br />
grandios. Doch stimmt das<br />
wirklich? Die Redaktion<br />
schildert ihre Eindrücke.<br />
La Sportiva Katana<br />
▶ Das sagt der Hersteller:<br />
Für die Saison 2013 wurde dem »Katana« ein<br />
neues Outfi t mit neuen Farben verpasst (grün/<br />
blau für Herren bzw. rosa/rot für Damen). Zudem<br />
wurden das Damen-Modell gewichtsoptimiert und<br />
die Velco-Verschlüsse aus Textil statt wie bisher<br />
aus Leder gefertigt.<br />
Gewicht: 450 g (Gr. 42) Sohle: Vibram® XS<br />
Edge 4 mm Obermaterial: Spaltleder, Lorica®<br />
Preis: 124,95 € Info: www.lasportiva.com<br />
▶ Das sagen wir: Der Kletterschuh-Klassiker in<br />
neuem Design bringt die gleiche Performance wie<br />
das alte Modell. Ist der Schuh erst einmal<br />
eingeklettert, lässt er hinsichtlich Passform und<br />
Sensibilität keine Wünsche offen. Die Vorspannung<br />
ist nur mittelmäßig, aber extrem vorgespannte<br />
Leisten sind ohnehin nicht jedermanns Sache.<br />
Passform<br />
Sensibilität<br />
Design<br />
Preis/Leistung<br />
■■■■■■<br />
■■■■■■<br />
■■■■■<br />
■■■■■■■<br />
Hagan Bindung<br />
Z01 Allmountain<br />
The North Face Rucksack<br />
Conness<br />
Black Diamond Stöcke<br />
Ultra Mountain FL<br />
Fotos: Hersteller, Andreas Strauß<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Komfort-Skitourenbindung<br />
mit Bindungsrahmen, verstellbarer<br />
Bindungslänge und Drehpunkt unter der<br />
Schuhspitze. Höhenverstellbare Vorderbacken mit<br />
Gleitrollen und -aufl age, Hinterbacken Step-In,<br />
Skistopper integriert (80, 90, 100 mm).<br />
Dreistufi ge Steighilfe. Harscheisen optional<br />
(85, 100, 115 mm; 54,99 €)<br />
Gewicht: 1830 g (Paar inkl. Stopper)<br />
Längen: S, M, L Z-Wert: 4–12 Preis: 369,99 €<br />
Info: www.hagan-ski.com<br />
▶ Das sagen wir: Insgesamt eine unkomplizierte<br />
Bindung mit durchdachter, sicher einrastender<br />
Steighilfe und guter Abfahrtsleistung durch hohe<br />
Steifi gkeit. Die kleine Steighilfen-Zwischenstufe<br />
ist ideal für fl ach ansteigende Fahrwege, aber in<br />
der Verstelltechnik nicht sofort verständlich.<br />
Funktion<br />
Design<br />
Preis/Leistung<br />
■■■■■<br />
■■■■■<br />
■■■■■■■<br />
▶ Das sagt der Hersteller:<br />
Funktioneller Rucksack für mehrtägige Touren. Das<br />
Rückensystem setzt auf die fünf zentralen<br />
Berührungspunkte und verzichtet zugunsten der<br />
optimalen Luftzirkulation auf unnötigen Schaum.<br />
Das Tragesystem Optifi t passt sich optimal an die<br />
Körperbewegung an.<br />
Farben: beige/grau; blau/gelb Gewicht: 2608 g<br />
(Gr. S/M); 2637 g (Gr. L/XL) Preis: 270 €<br />
(70–74 l) Volumen: 55–58, 70–74, 82–86 l;<br />
Damen: 65–68 l Info: www.thenorthface.com<br />
▶ Das sagen wir: Im Vergleich zu gepolsterten<br />
Tragesystemen wirkt der Conness erstmal etwas<br />
starr, was sich aber bald als sehr angenehm<br />
herausstellt. Dort, wo’s drauf ankommt, ist die<br />
Polsterung ja noch vorhanden. Die abnehmbare<br />
Deckeltasche dient auch als Lendentasche.<br />
Gewicht<br />
Tragekomfort<br />
Preis/Leistung<br />
■■■■■<br />
■■■■<br />
■■■<br />
▶ Das sagt der Hersteller:<br />
Vielseitiger Damenstock für Wanderungen und<br />
Skitouren im Backcountry. Zusammengefaltet<br />
passt der Stock auch in kleinere Tagesrucksäcke.<br />
Rutschfeste Griffverlängerung aus Schaumstoff<br />
zum Kürzerfassen<br />
Gewicht: 600 g (Paar; 105–125 cm)<br />
Preis: 129 € Längen: 95–110 cm (Packmaß:<br />
36 cm); 105–125 cm (Packmaß: 40 cm)<br />
Info: www.blackdiamondequipment.com<br />
▶ Das sagen wir: Ein Stock für alle Jahreszeiten,<br />
der dank Handschlaufen sehr angenehm zu<br />
tragen ist. Das Ein- und Ausfahren geht ruckzuck,<br />
dennoch wirkt die Fixierung absolut sicher. Im<br />
Lieferumfang sind Gummispitzen, Trekking-Teller<br />
und Schneeteller enthalten.<br />
Greifgefühl<br />
Fixierung<br />
Preis/Leistung<br />
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102 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
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104 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄13
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12⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 105
SERVICE<br />
NEU: Hersteller im Profil<br />
Edelrid<br />
Das Kernmantelseil,<br />
1953 von Edelrid auf den<br />
Markt gebracht, ist bis<br />
heute richtungsweisend.<br />
Das Kern-Geschäft<br />
Firmen-Steckbrief<br />
Gegründet: 1863 von Julius Edelmann<br />
und Carl Ridder<br />
Hauptsitz: Isny, Allgäu, Deutschland<br />
Werke im Ausland: Vietnam<br />
Mitarbeiter: 135<br />
Jahres-Umsatz: 23 Mio. €<br />
Zweimal abgebrannt, zweimal verkauft:<br />
Die Erfolgsgeschichte von Edelrid stand gleich<br />
mehrmals auf der Kippe. In diesem Jahr feiert<br />
der Bergsportausrüster seinen 150. Geburtstag.<br />
Von Bettina Willmes<br />
106 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Am Kletterturm auf dem<br />
Firmengelände werden<br />
die Produkte ersten<br />
Praxistests unterzogen.<br />
INFO<br />
Innovationen aus<br />
dem Hause Edelrid<br />
Alle Fotos: Edelrid / Christian Pfanzelt<br />
Zwei Dinge hat Daniel Gebel (34),<br />
der die Produktentwicklung der<br />
Hardware bei Edelrid leitet, mit<br />
den meisten seiner Kollegen gemein:<br />
Er ist jung und er klettert<br />
für sein Leben gern.<br />
Gerne auch schon vor der Arbeit, selbst<br />
wenn er dafür um vier Uhr früh aus dem<br />
Haus muss. In der Regel ist er dann mit<br />
seinem Kollegen Richard Heinz (27) unterwegs.<br />
Eine ihrer typischen Touren ist<br />
die Rubihorn-Nordwand. Was für andere<br />
eine Tagestour ist, machen die beiden mal<br />
eben kurz bevor sie ins Büro in Isny im Allgäu<br />
fahren. Allerdings nur im Winter. »Im<br />
Sommer ist die Versuchung zu groß, doch<br />
immer noch eine Route dranzuhängen und<br />
kein Ende mehr zu finden«, erzählt Gebel.<br />
So wie Gebel und Heinz ticken viele der<br />
135 Mitarbeiter von Edelrid. Für die Firma<br />
ist das ein großes Glück, denn die Leidenschaft<br />
fürs Klettern spielt auch bei der Arbeit<br />
eine wichtige Rolle. »Bei Edelrid kann<br />
ich meinen Produktfetischismus ausleben,<br />
kann ständig daran rumtüfteln, Ausrüstung<br />
noch komfortabler, noch intuitiver<br />
bedienbar, noch besser zu machen«, sagt<br />
etwa Daniel Gebel. Wenn er über die Produkte<br />
von Edelrid spricht, spürt man, dass<br />
diese Leidenschaft echt ist. Auf jedes noch<br />
so kleine Detail kommt er zu sprechen, und<br />
es vergehen keine zwei Minuten, in denen<br />
Das Kernmantelseil ist längst nicht die<br />
einzige bahnrechende Erfi ndung von Edelrid.<br />
Viele weitere folgten, darunter die Expressschlinge<br />
(1973), der Zwillingsstrang (1977)<br />
und das Indoorkletterseil (1996). Einer der<br />
jüngsten Coups ist ein Seil mit verschiedenen<br />
Durchmessern: An den verschleißanfälligen<br />
Enden ist der schützende Mantel dicker,<br />
in der Mitte dünner für ein gutes Handling<br />
an Karabinern und Sicherungsgeräten.<br />
er keines der Produkte in der Hand hält<br />
und damit spielt.<br />
Der Brand zerstörte alles<br />
Allein in den vergangenen drei Jahren hat<br />
das Unternehmen 15 Auszeichnungen<br />
für seine Neuentwicklungen erhalten.<br />
Beispielsweise für das Cable Vario Kit, das<br />
erste Klettersteigset, das sich auf das<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 107
Zwillingsseile, Halbseile, Indoor-Seile – für jeden Zweck das Richtige<br />
Endspurt bei der Produktion eines Klettersteigsets<br />
Die Flechtmaschine webt aus unzähligen Fäden ein robustes Seil.<br />
Gewicht des Benutzers einstellen lässt und<br />
auch für Kinder geeignet ist. In der Branche<br />
gilt Edelrid als innovativ und versiert. Das<br />
war allerdings nicht immer so. »Wir waren<br />
lange Zeit zwar kompetent in Sachen Seil,<br />
aber als Marke leicht angestaubt«, sagt Verkaufsleiter<br />
Hannes Mayer. »In den vergangenen<br />
Jahren haben wir es geschafft, eine<br />
angesagte Marke zu werden.« Den Grund<br />
dafür sieht Mayer darin, dass Edelrid nie der<br />
Versuchung erlegen sei, von seiner Kernkompetenz,<br />
dem Klettern, abzurücken.<br />
»Wir sind ein junges, motiviertes Team,<br />
wir können nur klettern, und wir machen<br />
nur Klettern – Outdoorboom hin oder her.<br />
Das wirkt authentisch.« Wegbereitend für<br />
die Wandlung ist auch folgendes gewesen:<br />
2006 arbeitete eine einzige Person an der<br />
Entwicklung, heute sind es elf – drei für<br />
die Seile, acht für Kletterhardware.<br />
Doch auch früher hat Edelrid, das ursprünglich<br />
Litzen und Kordeln fertigte, immer<br />
wieder gezeigt, dass der Betrieb das Zeug zu<br />
Innovationen hat. So brachten die Allgäuer<br />
1953 das erste Kernmantelseil auf den Markt<br />
– eine Revolution, die bis heute prägend<br />
ist: Im Inneren bilden mehrere verflochtene<br />
Zwirne den tragenden Teil. Um ihn zu<br />
schützen, ist er von einem geflochtenen<br />
Mantel umhüllt. Herbe Rückschläge kassierte<br />
Edelrid, als die Firmengebäude in Isny im<br />
Allgäu wiederholt abbrannten, 1958 und<br />
1973. Verheerend war vor allem der zweite<br />
Brand, dem das Gebäude sowie sämtliche<br />
Dokumente komplett zum Opfer fielen. Andreas<br />
Wagner, der seit 1964 bei Edelrid arbeitet<br />
und seinen Ruhestand schon mehrmals<br />
verschoben hat, hat diesen Brand miterlebt.<br />
»Alles, was wir danach noch hatten, war in<br />
den Köpfen der Mitarbeiter. Also musste jeder<br />
zu Papier bringen, was er noch wusste.<br />
Dann haben wir nach und nach die Flechtmaschinen<br />
aus den Trümmern gezogen und<br />
wieder hergerichtet.« Zwar habe man nicht<br />
alle Maschinen retten können, aber immerhin<br />
alle großen Bergseilmaschinen.<br />
Made in Germany<br />
2001 wurde Edelrid dann an den damals<br />
größten Seilhersteller der Welt, The Rope<br />
Company, verkauft. Auch daran erinnert<br />
sich Wagner noch genau. »Der Geschäftsführer<br />
war sehr zahlenorientiert. Ständig<br />
ging es nur um die Umsätze.« Fünf Jahre<br />
später meldete The Rope Company Insolvenz<br />
an. Die Vaude-Gruppe kaufte Edelrid<br />
auf, sie ist bis heute hundertprozentiger<br />
Inhaber der Firma, Geschäftsführer ist Albrecht<br />
von Dewitz.<br />
Fragt man den Geschäftsleiter und Leiter<br />
des Brand Management/Vertrieb Carsten<br />
108 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Tüftler in Theorie und Praxis: Daniel Gebel<br />
an seinem Arbeitsplatz<br />
»Wir können nur<br />
klettern und wir<br />
machen nur Klettern<br />
– Outdoorboom hin<br />
oder her. Das wirkt<br />
authentisch.«<br />
von Birckhahn, was das Unternehmen heute<br />
auszeichnet, kommt er neben dem unternehmerischen<br />
Denken jedes einzelnen Mitarbeiters<br />
schnell auf die Nähe zum Kunden<br />
und die Produktion vor Ort zu sprechen.<br />
Rund 60 Prozent der Wertschöpfung wird<br />
in Isny erzielt. Daneben hat Edelrid noch<br />
ein Werk in Vietnam. Es ist angeschlossen<br />
an das Vaude-Werk, wird aber eigenständig<br />
von Edelrid betrieben. Dort wird persönliche<br />
Schutzausrüstung (PSA) hergestellt, die<br />
besonders nähintensiv ist. Seile aber beispielsweise<br />
wurden schon immer und zu<br />
hundert Prozent in Isny produziert. Teilweise,<br />
so von Birckhahn, kommen Einzelteile<br />
wie etwa für Eisgeräte von Zulieferern aus<br />
Europa und Asien; zusammengebaut aber<br />
werden sie in Isny. »So können wir bereits<br />
die Einzelteile überprüfen und haben jeden<br />
Wertschöpfungsschritt im Griff «, erläutert<br />
von Birckhahn. »Vor allem aber ist es uns<br />
auf diese Weise möglich, uns überall die<br />
Besten und das Beste rauszupicken und<br />
es zum besten Endprodukt zu kombinieren.«<br />
Auch die Flexibilität, schnell auf Kundenwünsche<br />
zu reagieren, bewahre man<br />
sich dadurch.<br />
Aufwickeln ohne Krangeln: Ein Kletterseil<br />
wird gebrauchsfertig gemacht.<br />
In der Nähwerkstatt werden Bandschlingen,<br />
Expressen und Klettersteigsets bearbeitet.<br />
Ein Seil fürs Cabrio<br />
Es gebe aber noch einen anderen Grund<br />
dafür, die Produktion in Deutschland zu<br />
behalten. Gleich neben den Entwicklern ist<br />
die Näherei angesiedelt. »Hier verarbeiten<br />
wir Produkte mit sehr werthaltigen Materialien<br />
und solche mit hohem Automatisierungsgrad«,<br />
erklärt Gebel. Die Maschinen<br />
nutzen Gebel und seine Kollegen darüber<br />
hinaus auch, um eigene Entwicklungen voranzutreiben.<br />
»Bei anderen Firmen gibt der<br />
Entwickler nur die Anweisung, umgesetzt<br />
wird in Asien.« So sei jeder Entwicklungsschritt<br />
umständlich und irgendwann auch<br />
eine Zeitfrage. »Bei uns schaffe ich in einer<br />
Woche drei Entwicklungszyklen.« Tagsüber<br />
tüfteln und umsetzen, abends das Resultat<br />
in der Kletterhalle oder am Berg testen – so<br />
lautet Gebels Konzept.<br />
Auch wenn man leicht einen solchen Eindruck<br />
bekommen könnte: Die Bereiche<br />
»Sports« und »Safety« sind nicht alles bei<br />
Edelrid. Zwar erzielen die Allgäuer 60 Prozent<br />
ihres Umsatzes dort. Daneben bedienen<br />
sie aber auch noch die Sparten »Adventure<br />
Parks« und »Industry«. Und so finden<br />
sich die Seile von Edelrid beispielsweise<br />
auch in Cabrio-Verdecks oder Zapfhahnleitungen.<br />
◀<br />
IM FEBRUAR-HEFT: Lesen Sie ein Porträt der<br />
Firma Maloja, die 2014 zehn Jahre alt wird.<br />
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Nationalpark statt<br />
Pisten-Remmidemmi<br />
Von Dominik Prantl<br />
Sturmfrei<br />
im Herbst<br />
Es lässt sich natürlich trefflich darüber<br />
streiten, welches eigentlich die<br />
beste Jahreszeit für einen Besuch des<br />
Berchtesgadener Landes ist. Skitourengeher<br />
würden das Frühjahr bevorzugen,<br />
wenn die einsamen Kare und die Königssee-<br />
Umrundung namens Große Reibn locken.<br />
Wanderfreunde und <strong>Bergsteiger</strong> schätzen<br />
den Herbst, wenn sich die Wälder des einzigen<br />
deutschen Alpennationalparks gold färben.<br />
Die Touristen aus aller Welt fallen vor<br />
allem im Sommer über Adolf Hitlers einstigen<br />
Stützpunkt, das Kehlsteinhaus, und die<br />
Kapelle St. Bartholomä her.<br />
Unbestritten ist, dass der Spätherbst zu jener<br />
Phase des Jahres zählt, in der man den Blick<br />
auf Watzmann, Hochkalter und Jenner beinahe<br />
für sich alleine hat. Das liegt auch daran,<br />
dass sich Hütten und Almen bereits in<br />
der Winterruhe befinden, während die meisten<br />
Hotels ihre klassische November-Pause<br />
einlegen. Und genau darin besteht der Reiz:<br />
Wenn noch kein Schnee gefallen ist, bieten<br />
die letzten Wanderungen des Jahres Einsamkeit<br />
zwischen den mächtigen Kalkstöcken.<br />
Auch später, im Hoch- und Spätwinter, ist<br />
Berchtesgaden mit seinen wenigen kleinen<br />
Skigebieten alles andere als eine klassische<br />
Winterdestination. Daher sind eher Naturerlebnis<br />
statt Pisten-Remmidemmi und Kutschenfahrten<br />
statt Kontrollverlust angesagt.<br />
Wer sich auf die Spuren des unvergessenen<br />
Georg Hackl begeben will, kann eine der<br />
Natur-Rodelbahnen probieren – oder im<br />
Taxibob den Natureiskanal hinunterrasen.<br />
Der Bergfilmer Andreas Kieling schwört übrigens<br />
auf den November in Berchtesgaden,<br />
zumindest, wenn er so sonnig ausfällt wie<br />
so oft in den vergangenen Jahren: »Ich habe<br />
Freunden aus Nordamerika Bilder vom<br />
Berchtesgadener Land geschickt. Die fragten:<br />
Sag mal, ist das Disneyland?«<br />
◀<br />
Wo anklopfen?<br />
Berchtesgadener Land<br />
Tourismus GmbH<br />
Bahnhofplatz 4<br />
83471 Berchtesgaden<br />
Tel. 0 86 52/6 56 50 50<br />
info@berchtesgadener-land.com<br />
www.berchtesgadener-land.com<br />
110 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Hubert Ilsanker<br />
ist unter anderem<br />
Buchautor, Musiker,<br />
bayerisches Original.<br />
Außerdem besitzt er<br />
dank seines Arbeitgebers<br />
das Recht, im Nationalpark<br />
Enzianwurzeln auszugraben. Die verarbeitet<br />
er als hauptberufl icher Enzianbrenner in<br />
einer von vier Hütten dann zu einem bitteren<br />
Destillat, das manchen vorzüglich und vielen<br />
gar scheußlich schmeckt. Jedenfalls besteht<br />
garantiert ein Zusammenhang zwischen<br />
Geschmack und Trinkhöhe. Wenn Ilsankers<br />
Stammsitz – die Brennhütte oberhalb der<br />
Königsalm – im Winter geschlossen hat,<br />
bleibt als Alternative zumindest die Industriebrennerei<br />
Grassl unten im Tal.<br />
Was essen?<br />
Wild beim Wachterl<br />
Für Vegetarier eignet sich das Wirtshaus<br />
Wachterl eher nicht. Gerade im Herbst<br />
bestimmt vor allem Wild – vom Hasen bis<br />
zum Hirschen – als Leitmotiv die Speisekarte.<br />
Liebhaber regionaler Küche kommen am<br />
Wachterl daher kaum vorbei – schon allein<br />
wegen der Lage an der Alpenstraße. Und<br />
wer selbst zum Messer greifen will, hat dazu<br />
beispielsweise beim Wild-Kochkurs Anfang<br />
Dezember die Möglichkeit.<br />
www.wirtshaus-wachterl.de<br />
Wo wohnen?<br />
Zu Gast bei Freunden<br />
Nur für Luxusfreaks und Wellnessjünger<br />
muss es in Berchtesgaden das Hotel Edelweiss<br />
im Ortszentrum oder das Intercontinental<br />
am Obersalzberg sein. Es gibt jede<br />
Menge Pensionen und Ferienwohnungen,<br />
die sich über die fünf Gemeinden des<br />
Berchtesgadener Landes verteilen. Mit Blick<br />
auf die Gebirgsstöcke von Hochkalter und<br />
Watzmann wohnt man beispielsweise im<br />
familienfreundlichen Gästehaus Hinterponholz<br />
(www.hinterponholz.de). Unweit des<br />
Parkplatzes Hinterbrand bietet sich der<br />
Alpengasthof Vorderbrand an (www.berchtesgaden-online.com/vorderbrand)<br />
– und<br />
mitten im Gebirge das ganzjährig (außer<br />
24. 12.) geöffnete Carl-von-Stahl-Haus.<br />
Fotos: Marika Hildebrandt, Berchtesgadener Land Tourismus GmbH (3), Schneibsteinhaus/Strobl, Daniel Schvarcz<br />
Basiswissen<br />
Ankommen: Mit dem Auto über die A8 nach<br />
Salzburg und dann an der Ausfahrt Bad Reichenhall<br />
bis Berchtesgaden; mit dem Zug<br />
von München in 2½ Std. über Freilassing.<br />
Sich orientieren: AV-Karte, BY 21 »Nationalpark<br />
Berchtesgaden« und BY 22, »Berchtesgaden,<br />
Untersberg«, beide 1:25 000<br />
Mehr erfahren: Höfl er/Witt »Wanderführer<br />
Berchtesgadener Land«, Bruckmann<br />
Verlag, 2011; Sepp Brandl »Skitourenführer<br />
Berchtesgadener und Chiemgauer Alpen«,<br />
Bergverlag Rother, 2012<br />
Beliebter Stützpunkt: Das Schneibsteinhaus<br />
hat ab Weihnachten wieder geöffnet.<br />
Für schlechte Tage<br />
Erinnern für die Zukunft<br />
Natürlich könnte an dieser<br />
Stelle eine ganze Menge für<br />
den spaß- oder kulturorientierten<br />
Urlauber stehen: Die<br />
Watzmanntherme, das nahe<br />
gelegene Salzburg oder das<br />
Salzbergwerk beispielsweise.<br />
Nur: Alle diese Angebote können es nicht<br />
mit der hervorragenden Dokumentation<br />
Obersalzberg aufnehmen. Von 1923 bis zum<br />
Kriegsende 1945 diente die Gegend um<br />
Berchtesgaden schließlich<br />
als Feriendomizil Hitlers,<br />
worauf heute allerdings<br />
nicht mehr alle im Tal so<br />
wahnsinnig gerne hinweisen.<br />
Die Dokumentation<br />
am Obersalzberg erinnert<br />
dafür umso eindringlicher an die Geschichte<br />
des Nationalsozialismus – so stark der Kontrast<br />
der düsteren Bunker mit der Schönheit<br />
der umliegenden Berge auch sein mag.<br />
Tourentipps: Ziele für jede Jahreszeit<br />
1 Schneibstein (2275 m)<br />
Wertung: Der Allwetterberg. Im Sommer<br />
ein leichter Zweitausender samt<br />
gelegentlicher Steinbock-Sichtung. Im<br />
Winter bei Skitouren der Höhepunkt<br />
der Kleinen Reibn (Tagestour) oder<br />
die erste Erhebung der Großen Reibn<br />
(eher 2 bis 3 Tage).<br />
Start und Ziel: Parkplatz Hinterbrand<br />
(1130 m)<br />
Route: Hinterbrand (1130 m) – Carlvon-Stahl-Haus<br />
(1736 m) – Schneibstein<br />
(2275 m), ca. 3½ Std.<br />
2 Kehlsteinhaus (1837 m)<br />
Wertung: Wird im Sommer von<br />
Touristen aus aller Welt überrannt.<br />
Für Berggeher ist es die Einkehr vor<br />
einer wunderbaren Querung über<br />
den Mannlgrat (Klettersteig) hinüber<br />
zum Hohen Göll (2522 m; Aufstieg<br />
insgesamt 5 Std). Im Winter beliebtes<br />
Ziel für kurze Skitour (etwa 2 Std.)<br />
Start und Ziel: z. B. an der westl.<br />
Mautstelle Rossfeldstraße (960 m)<br />
Route: Parkplatz – Ofnerboden –<br />
Sommerboden – Kehlstein<br />
12 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 111
Juli 2013<br />
SERVICE<br />
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CH 9.90 sFr<br />
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LESERBRIEFE/IMPRESSUM<br />
10<br />
10 / Oktober 2013<br />
80<br />
PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Berchtesgadener Alpen • Urner Alpen • Mont Blanc-Gruppe<br />
Die Paten III: Herrliche Hütten im Porträt<br />
80 Jahre<br />
80<br />
Jubiläums-<br />
Ausgabe<br />
| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
Die besten 80 Touren<br />
Bayerische Alpen<br />
Rofangebirge<br />
Ortlergruppe<br />
Dolomiten/Brenta<br />
Berner Alpen<br />
Karwendel<br />
Große Freiheit<br />
über Innsbruck<br />
EXKLUSIV!<br />
Südtirol-Wochenende<br />
mit David Lama und<br />
Stefan Glowacz<br />
Wärmen<br />
Fleecejacken im Test:<br />
Wandern wohlig warm<br />
| Alpinismus<br />
REPORTAGE<br />
Trekken<br />
Nepal anders erleben auf<br />
dem Great Himalaya Trail<br />
<br />
rrliche Hütten im Porträt<br />
INTERVIEW<br />
Filmen<br />
Tod und Rückkehr:<br />
Lothar Brandler<br />
D 5.90 €<br />
ten 80 Touren<br />
Jubiläums-Extras<br />
• Zurück ins Revier:<br />
Tiere in den Alpen<br />
• Die tollkühnen<br />
Bergvagabunden<br />
• Edelweißrausch<br />
an der Höfats<br />
• Buhls Liebling –<br />
Glungezerhütte<br />
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Heraustrennen<br />
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BERGSTEIGER 10/2013<br />
Langsam, aber sicher<br />
Betrifft: Taglingers Tipp<br />
bs_2013_10_u1_u1.indd 1 23.08.13 11:43<br />
+<br />
Grassls Tipp: Zum Saisonstart mit dem LVS-Gerät üben<br />
Schönes Ziel: Tour im Kaisergebirge,<br />
Rote-Rinn-Scharte<br />
Der vorbildliche Skitourengeher<br />
hat sein Material bereits am<br />
Ende der Saison auf Vordermann<br />
gebracht, so dass es für den<br />
ersten Einsatz parat liegt. Doch<br />
stimmt die Vorbereitung auch in<br />
sicherheitsrelevanten Dingen?<br />
Es gibt zum Winterauftakt einige<br />
D 5.<br />
Der Fehlerteufel<br />
hat zugeschlagen!<br />
wichtige Dinge zu beachten: Prüfen<br />
Sie die Funktionstüchtigkeit des<br />
Lawinenverschütteten-Suchgerätes,<br />
wechseln Sie die Batterien und<br />
machen Sie einen Test über die<br />
Reichweite des Geräts. Noch vor<br />
der ersten Tour üben Sie den<br />
Umgang mit dem LVS-Gerät, damit<br />
im Notfall das Suchverfahren<br />
hundertprozentig stimmt.<br />
Am Anfang einer Saison, wenn<br />
man unbedingt die erste Skitour<br />
machen will, werden nicht zuletzt<br />
wegen Schneemangels Gefahren<br />
übersehen. Oft sind Steine oder<br />
Felsen nur wenige Zentimeter mit<br />
Schnee überzuckert und können<br />
bei der Abfahrt durch ruckartiges<br />
Stoppen zu üblen Stürzen führen.<br />
Tourengeher sollten auch über den<br />
Schneedeckenaufbau Bescheid<br />
wissen. Tiefe Temperaturen im<br />
BERGSTEIGER unter der Lupe: Leserbrief des Monats<br />
Lieber Herr Taglinger,<br />
in <strong>Bergsteiger</strong> 10/13 schreiben<br />
Sie: »Abgesehen von langsamen<br />
Seilschaften, die Routen<br />
blockieren, sind Krangel so<br />
ziemlich das Nervigste beim<br />
Klettern.« Bei den Krangeln gebe<br />
ich Ihnen Recht, aber bei<br />
den langsamen Seilschaften<br />
bin ich nicht Ihrer Meinung.<br />
Klar wartet niemand gerne.<br />
Und natürlich ist Geschwindigkeit<br />
ab einer gewissen Tourlänge<br />
und Gesamtschwierigkeit<br />
oder bei drohendem Gewitter<br />
zunehmend auch ein Sicherheitsfaktor.<br />
Aber: Vom Toprope über den<br />
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />
sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />
In die Jubiläumsausgabe (10/<br />
13) haben sich zwei Fehler eingeschlichen,<br />
für die wir uns<br />
entschuldigen: Gerald Aichner<br />
ist nicht, wie im Beitrag »Fest<br />
im Sattel« auf Seite 89 erwähnt,<br />
der Hüttenwirt der Glungezerhütte,<br />
sondern Vorsitzender der<br />
Sektion Hall sowie des OeAV<br />
Landesverbandes Tirol. Hüttenwirt<br />
ist Gottfried Wieser.<br />
Aufgrund eines Versehens in<br />
der Repro wurden nach Druckfreigabe<br />
des Heftes außerdem<br />
zwei Grafiken auf Seite 107 vertauscht.<br />
Hier die richtige Zuordnung<br />
der Bilder:<br />
Hochwinter führen zur Bildung<br />
einer sehr labilen Schwimmschneeschicht,<br />
die oft Ursache zur<br />
Auslösung von Schneebrettern ist<br />
– vor allem in den nach Nord und<br />
Nordost ausgerichteten Hängen.<br />
Beachten Sie deshalb unbedingt<br />
den Lawinenlagebericht!<br />
Generell sollte man mit kleineren<br />
Touren in den Winter starten und<br />
sich die großen Unternehmungen<br />
für den Spätwinter oder das<br />
Frühjahr aufheben.<br />
Toni Grassl<br />
ist staatlich<br />
geprüfter Bergund<br />
Ski führer<br />
und Inhaber der Eventagentur<br />
grassl-eps. Exklusiv für den<br />
BERGSTEIGER gibt er Tipps<br />
rund ums Bergsteigen.<br />
Vorstieg bis in die Nordwände<br />
– jeder Kletterer fängt einmal<br />
klein an. Ich bin sicher, dass<br />
Sie in der Führerausbildung<br />
und in Ihrer Bergschule neben<br />
den technischen Dingen auch<br />
die (überlebens-)wichtigen Aspekte<br />
in dem Sport lehren: Ruhe<br />
und Überlegtheit geht vor<br />
Geschwindigkeit. Und das sollte<br />
jeder Kletterer sowohl in der<br />
Halle als auch am Fels anderen<br />
vermitteln. Sonst passieren<br />
schnell Fehler.<br />
Holger Schulze Temming, per Mail<br />
Halbseile<br />
Zwillingsseile<br />
12/13 | 80. Jahrgang<br />
Internet: www.bergsteiger.de<br />
Redaktionsanschrift<br />
BERGSTEIGER<br />
Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />
Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />
bergsteiger@bruckmann.de<br />
Chefredakteur Michael Ruhland<br />
Redaktion Thomas Ebert, Petra Gössl-Kubin,<br />
Dominik Prantl, Dagmar Steigenberger<br />
Assistenz Thomas Ebert<br />
Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic<br />
Kartographie Christian Rolle<br />
Illustrationen Max Baitinger, Moritz Reischl<br />
Aboservice/Leserservice<br />
BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />
82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />
Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />
Fax 01 80-5 32 16 20*<br />
(* 14 Cent pro Minute)<br />
leserservice@bergsteiger.de<br />
Anzeigenleitung<br />
Helmut Kramer, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.270,<br />
helmut.kramer@verlagshaus.de<br />
Anzeigenverkauf<br />
Peter Schachtl (Bergsport),<br />
Tel. +49 (0) 80 64.90 59 75,<br />
medienservice@schachtl.de<br />
Tourismus-Marketing<br />
Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />
angelika.genat@verlagshaus.de<br />
Anzeigendisposition<br />
Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />
johanna.eppert@verlagshaus.de<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 49 vom<br />
1. Januar 2013, www.verlagshaus-media.de<br />
Repro ludwig:media, Zell am See<br />
Druck Stürtz, Würzburg<br />
Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />
Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
www.bruckmann.de<br />
Geschäftsführer Clemens Schüssler,<br />
Carsten Leininger<br />
Herstellungsleitung: Sandra Kho<br />
Vertrieb Zeitschriften Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung<br />
Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />
MZV, Unterschleißheim<br />
Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />
sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />
Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72<br />
(D) inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />
Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56<br />
inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten<br />
ISSN 1435–8905 • 1681<br />
Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />
monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />
und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />
an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im<br />
Fachhandel sowie direkt beim Verlag.<br />
© 2013 by Bruckmann Verlag GmbH<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />
und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts<br />
erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />
zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte<br />
Fotos und Manuskripte wird keine Haftung<br />
übernommen. Gerichtstand ist München.<br />
100%-Gesellschafterin der Bruckmann Verlag<br />
GmbH ist die GeraNova Bruckmann Verlagshaus<br />
GmbH. Geschäftsführender Gesellschafter:<br />
Clemens Schüssler<br />
Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt<br />
Michael Ruhland, Infanteriestraße 11a,<br />
80797 München.<br />
Verantwort lich für Anzeigen<br />
Helmut Kramer, Infanteriestraße<br />
11a, 80797 München<br />
112 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
Kletterer am berühmten Gendarm des Wilde-Leck-Ostgrats (IV, Stubaier Alpen, Tirol)<br />
29.5. Christi Himmelfahrt | 8.6. Pfingstsonntag<br />
Ein aussichtsreiches Jahr.<br />
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mai/juni 2014<br />
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26 27 28 29 30 31 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Zweiwöchiges Kalendarium<br />
mit 27 Motiven und den<br />
schönsten Touren auf den<br />
Kalenderblattrückseiten<br />
<strong>Bergsteiger</strong> Kalender 2014<br />
Das gesamte Spektrum des Alpinismus<br />
in einem faszinierenden Kalender mit den<br />
leuchtenden Farben des Sommers und<br />
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des gesamten Alpenraums. Mit zwölf eindrucksvollen und<br />
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VORSCHAU<br />
AUF TOUR<br />
Sechs Tage in den Lechtalern<br />
Wer die Lechtaler Alpen durchqueren<br />
will, hat viele Möglichkeiten. Eine der<br />
anspruchsvollsten Skidurchquerungen<br />
führt von Kelmen bis zum Arlberg.<br />
&<br />
REPORTAGE<br />
Alte Vorsätze<br />
fürs neue Jahr<br />
Es gibt Touren, die wollte man<br />
schon immer mal machen. Doch<br />
die Umsetzung hat bisher nie<br />
geklappt. Zwölf Autoren des<br />
BERGSTEIGER stellen ihre Ziele<br />
für das Jahr 2014 vor – und die<br />
Hintergründe des Scheiterns.<br />
REPORTAGE<br />
Kampf gegen die Uhr<br />
Wenn der Ernstfall eintritt, dann zählt<br />
jede Minute. Unser Autor war mit<br />
der Hundestaffel der Lawinenrettung in<br />
Garmisch-Partenkirchen unterwegs.<br />
Berg und Klima: auf den Gipfel des Kilimandscharo<br />
AUF TOUR Berg und Bad: vom Schnee in die Therme<br />
PORTRÄT Berg und Internet: vier Blogger und ihre Passion<br />
SERVICE<br />
Schneeschuhe<br />
im Test<br />
Der nächste <strong>Bergsteiger</strong> ist vom 7. Dezember an am Kiosk erhältlich.<br />
Jetzt schon aufs<br />
Weiterlesen freuen!<br />
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Steighilfen, stabile Bindungen und<br />
griffige Krallen: Die Hersteller von<br />
Schneeschuhen setzen bei ihren neuen<br />
Modellen vor allem auf Bergtauglichkeit.<br />
Wir haben zwölf Modelle für<br />
Sie getestet.<br />
Lawinenairbags<br />
Die Rucksäcke mit den Luftkissen<br />
sind wohl die wichtigste Entwicklung<br />
in der neueren Sicherheitsausrüstung<br />
– verleihen sie im Fall der Fälle doch<br />
den nötigen Auftrieb. Eine<br />
Vollkaskoversicherung sind<br />
sie trotzdem nicht, denn<br />
der Umgang mit ihnen will<br />
gelernt sein.<br />
Fotos: Andreas Strauß, Thomas Pfeffer, Hersteller, Erich Keppler/pixelio<br />
MITARBEITERIN DES MONATS<br />
↗<br />
AUFSTEIGER DES MONATS<br />
↘<br />
ABSTEIGER DES MONATS<br />
Zurück im Team<br />
und gleich prämiert<br />
Wenn das nicht wahre Liebe ist: Nach<br />
einer zweijährigen Visite in Wien ist Dagmar<br />
Steigenberger, 36, als Redakteurin zum<br />
BERGSTEIGER zurückgekehrt. Sie vertritt Bet -<br />
tina Willmes, die in Kürze Mutter wird. Natürlich<br />
war die Ex-Wahl-Österreicherin<br />
prädestiniert, beim 50. Geburtstag<br />
der Alpinschule Innsbruck<br />
(ASI) vorbeizuschauen –<br />
ihre erste Amtshandlung.<br />
Und die hat sie mit Bravour<br />
bestanden. Das Motto hieß<br />
»Retroalpin«, man sollte in möglichst<br />
alten Bergklamotten erscheinen. Mit Vaters<br />
K-Way aus den 70ern, uralten Gamaschen<br />
und einer Vorkriegsgletscherbrille gewann sie<br />
prompt einen Preis. Was für ein Einstand!<br />
Heinz Zembsch<br />
Sein »erstes Mal« hatte er mit 14, jetzt<br />
wird wieder gefeiert: Zum 400. Mal war der<br />
»Watzmannkönig« im September durch die<br />
höchste Wand der Ostalpen geklettert. Macht<br />
unterm Strich 844 000 Höhenmeter und<br />
2800 Euro für den Schiffstransfer. Sein Tipp<br />
für Novizen: »Mit jemandem gehen, der den<br />
Weg kennt.« Die 500 peilt der 70-Jährige,<br />
dem am Ostwandbiwak eine Holzbank<br />
gewidmet ist, nicht mehr an, denn »mit dem<br />
Rücken geht es langsam bergab«.<br />
Lewis Hamilton<br />
Der Formel-1-Pilot will auf den Mount Everest<br />
(8848 m). Für Hamilton kein abwegiges<br />
Ziel, denn schließlich hat er gerade erst den<br />
höchsten Berg Malaysias, den 4095 Meter<br />
hohen Kinabalu bestiegen. »Ich habe den<br />
20.-höchsten Berg der Welt erklommen«,<br />
brüstete er sich und erklärte, dass er sich<br />
den »ganz großen«, den Mount Everest aber<br />
noch ein wenig aufheben wolle. Ob es die<br />
Höhenluft war, die ihn zu solcherlei Aussagen<br />
befl ügelte? Jedenfalls scheint sie dem<br />
28-Jährigen nicht unbedingt die Sinne ge -<br />
schärft zu haben. Denn<br />
zwischen dem »20.-höchsten<br />
Berg der Welt« und dem<br />
Mount Everest befi nden<br />
sich allein in den Alpen 54<br />
Gipfel, die höher sind als<br />
der Kinabalu.<br />
Fotos: privat; Bilster Berg Drive Resort (re.)<br />
114 <strong>Bergsteiger</strong> 12 ⁄13
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