Wirtschaftswoche Ausgabe vom 2013-10-28 (Vorschau)
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Technik&Wissen<br />
VALLEY TALK | Ein Technologieinvestor, der schon<br />
den Aufstieg von Tesla vorhersagte, will den Nachfolger<br />
von Apple kennen. Von Matthias Hohensee<br />
Das nächste Apple<br />
FOTO: JEFFREY BRAVERMAN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
Auch wenn der Glaube an Apples<br />
Innovationsfähigkeit gelitten<br />
hat – das neue iPad Air und die<br />
modifizierten MacBooks <strong>vom</strong> vergangenen<br />
Montag sind wieder nicht viel<br />
mehr als Produktpflege –, der Aktienkurs<br />
der Kaliforniern hat sich erholt. Apple ist<br />
wieder das wertvollste Unternehmen der<br />
Welt. Dennoch bleibt die Frage, welchem<br />
High-Tech-Unternehmen es gelingen kann,<br />
Apple beim Börsenwert zu überholen?<br />
Amazon vielleicht, das unaufhaltsam<br />
beim Online-Handel wächst und sich als<br />
Infrastrukturdienstleister im Cloud Computing<br />
breitmacht? Oder Google, das bereits<br />
ein Drittel aller weltweiten <strong>Ausgabe</strong>n für<br />
Online-Marketing auf sich vereint und mithilfe<br />
von besserer Datenanalyse noch mehr<br />
von dem Kuchen vereinnahmen will?<br />
Nein, es wird Microsoft sein, zumindest<br />
wenn es nach Cole Wilcox geht, dem Chef<br />
von Longboard Asset Management. Der<br />
35-jährige Fondsmanager aus Phoenix legt<br />
sich sogar darauf fest, dass der Softwarekonzern<br />
aus Seattle in den nächsten fünf<br />
Jahren wieder zum wertvollsten Unternehmen<br />
der Welt aufsteigen wird. Ausgerechnet<br />
Microsoft, das den Sprung in die<br />
boomenden Tablet- und Smartphone-<br />
Märkte verpasst hat, soll der nächste große<br />
Wachstumsstar sein? Derzeit ist Microsoft<br />
etwa 40 Prozent weniger als Apple wert.<br />
SPINNEREI EINES WINZLINGS?<br />
Man könnte das als Spinnerei eines Technologie-Investors<br />
abtun, der selbst in<br />
Microsoft investiert und dessen Kurs treiben<br />
will. Schließlich steht die Kür des Nachfolgers<br />
für den scheidenden Microsoft-Chef<br />
Steve Ballmer an. Doch obwohl Wilcox’ Fund<br />
winzig ist, der Investor wird gehört im Silicon<br />
Valley. Furchtlos hat er den Aufstieg des<br />
Elektroautoherstellers Tesla Motors vorhergesagt,<br />
dessen Aktienkurs sich seit Jahresanfang<br />
verfünffacht hat.<br />
Microsoft hat das Image eines Tech-<br />
Dinosauriers, dem es nicht gelungen ist, in<br />
die zwei derzeit wichtigsten Wachstumsmärkte<br />
dieser Dekade vorzudringen,<br />
Internet-Werbung und Mobilgeräte. Aber<br />
wirtschaftlich ist Microsoft dank des Unternehmensgeschäfts<br />
stärker denn je. Und<br />
die Investitionen in Big Data und Cloud<br />
Computing, argumentiert Wilcox, sind das<br />
Sprungbrett in neue Höhen. Vor allem wenn<br />
es Ballmers Nachfolger gelingt, die Scheu<br />
vor Android abzulegen und die Co-Existenz<br />
der Microsoft-Produkte mit Googles Android-Plattform<br />
zu managen.<br />
Warum also sollte der Wiederaufstieg<br />
nicht gelingen? Schließlich hätte in den<br />
Neunzigerjahren auch niemand erwartet,<br />
dass sich Apple von einem fast bankrotten<br />
Unternehmen zur Perle der High-Tech-Welt<br />
emporschwingen würde.<br />
Doch Wilcox’ Analyse hat eine Schwäche:<br />
Microsoft ist deshalb so stark in Unternehmen,<br />
weil deren IT-Manager mit Windows<br />
aufgewachsen sind. Ihre Nachfolger<br />
jedoch werden mit Google Apps, Android<br />
oder Apples iPhone und iPad groß. Ihr Verständnis<br />
von der IT und deren Benutzeroberflächen<br />
wird, statt von Microsoft, von<br />
dessen größten Konkurrenten geprägt.<br />
Trotzdem könnte Ballmers Nachfolger<br />
noch die Kurve kriegen. Paradoxerweise gerade<br />
wegen der schwindenden Bedeutung<br />
von Windows. Je weniger Microsoft von<br />
seinem einstigen Schlachtschiff abhängig<br />
ist (und weniger Rücksicht darauf nehmen<br />
muss), umso freier kann es bei seinen Anwendungssoftware-Angeboten<br />
operieren.<br />
Beispielsweise Microsoft Office und dessen<br />
Online-Version Office 365, die zwar unter<br />
Attacke von Wettbewerbern wie Google<br />
Apps ist, aber noch eine Macht ist.<br />
Startet Microsoft noch einmal durch?<br />
Klar ist, dass ausgerechnet der einst als<br />
Monopolist verschriene Konzern dem<br />
Markt heute als Gegengewicht zu Apple<br />
und Google guttun würde. Aber dass Microsoft<br />
Apple beim Unternehmenswert tatsächlich<br />
noch mal überholt, ist eine sehr<br />
gewagte These von Cole Wilcox.<br />
Noch steiler als die von Teslas Aufstieg.<br />
Der Autor ist WirtschaftsWoche-Korrespondent<br />
im Silicon Valley und beobachtet<br />
von dort seit Jahren die Entwicklung der<br />
wichtigsten US-Technologieunternehmen.<br />
WirtschaftsWoche <strong>28</strong>.<strong>10</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 44 83<br />
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