26.02.2014 Aufrufe

Bergsteiger 12 Touren zum Träumen (Vorschau)

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

01<br />

Münchner Hausberge: Faszination Winterwandern<br />

D 5.90 €<br />

A 6.50 €<br />

CH 9.90 sFr<br />

I 7.50 €<br />

LU 6.50 €<br />

F 6.50 €<br />

01 / Januar Juli 2014 2013<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

Die Redaktion verrät ihre Vorsätze für 2014<br />

<strong>12</strong> <strong>Touren</strong><br />

KILIMANDSCHARO<br />

Entdeckung der Langsamkeit:<br />

Trekking auf<br />

Afrikas höchsten Berg<br />

<strong>zum</strong> <strong>Träumen</strong><br />

PLUS <strong>12</strong> <strong>Touren</strong>karten <strong>zum</strong> Mitnehmen: Bayerische Voralpen • Walliser Alpen • Grajische Alpen<br />

++ Sextener Dolomiten + Biancograt + Hohe Munde +<br />

Mont Blanc + Alpamayo ++<br />

v<br />

IM TEST<br />

Alles über<br />

Schneeschuhe<br />

Lechtaler Alpen<br />

Die Sechs-Tage-Skitour<br />

Peter Schlickenrieder<br />

Ski-Abenteuer<br />

Kaukasus:<br />

Wildnis, Wodka,<br />

Wunderland<br />

AUF TOUR<br />

Berg&Bad<br />

Wie Sie Wintertouren<br />

mit Thermen verbinden<br />

SERVICE<br />

Berg&Schaf<br />

Rückkehr der Wolle: Was Sie<br />

über Merino wissen müssen<br />

INTERVIEW<br />

Berg&Scham<br />

Warum Christian Stangl seine<br />

K2-Gipfellüge schwer bereut


Schnee, Wind<br />

quattro Wohl<br />

Willkommen in der Welt von quattro ® . Der<br />

quattro und in über 160 weiteren Modellen.<br />

Kraftstoffverbrauch in l/100 km: innerorts 9,0–6,9; außerorts 6,1–5,2;<br />

kombiniert 7,1–5,8; CO 2<br />

-Emissionen in g/km: kombiniert 164–152.


, Kälte:<br />

fühlwetter.<br />

innovative Allradantrieb im Audi A4 allroad<br />

Mehr unter www.audi.de/quattro.


photo: Espen Mortensen www.esmofoto.no<br />

DYNAMIC PERFORMANCE<br />

Product: Aletsch Jacket<br />

WATERPROOF<br />

BREATHABLE<br />

WINDPROOF<br />

WWW.SYMPATEX.COM


EDITORIAL<br />

Der neue<br />

Hauser<br />

ist da:<br />

über 40 Jahre<br />

Reiselust und Erfahrung<br />

Alte Vorsätze<br />

und neue<br />

Vorbilder<br />

für 2014<br />

Das Tröstliche am Menschsein ist die Einsicht,<br />

unvollkommen zu sein. Gut, es mag einige Zeitgenossen<br />

geben, die dem widersprechen würden<br />

oder sich, horribile dictu, für ein vollkommenes<br />

Geschöpf halten. Wie langweilig wäre das Dasein,<br />

hätten wir keine Ziele. Wie öde die Aussicht, alles immer richtig zu machen. Wie<br />

enervierend der Gedanke, sich morgens im Spiegel immer glücklich anzugrinsen.<br />

Nein, liebe Leserinnen und Leser, unser Team ist nicht vollkommen. Und es steht<br />

dazu. Was macht der unvollkommene <strong>Bergsteiger</strong> zur Jahreswende? Er nimmt sich<br />

Wunschtouren vor, deren Erfüllung bislang an den Widrigkeiten des Wetters oder<br />

seiner eigenen Unzulänglichkeit gescheitert ist. Zwölf BERGSTEIGER-Autoren haben<br />

Farbe bekannt und schildern in der Titelgeschichte ihr Scheitern (S. 22 – 29).<br />

Gute Vorsätze für zwölf Monate. Grandiose <strong>Touren</strong> für Sie zur Inspiration.<br />

2014<br />

Mit den Vorsätzen ist das ja so eine Sache. Demoskopen haben herausgefunden, dass<br />

die meisten nicht von Erfolg gekrönt sind. Man kann aber etwas dagegen tun. Fassen<br />

Sie ein konkretes Ziel und nehmen Sie sich dafür Zeit. Am besten wählen Sie eines<br />

der Ziele, die wir bislang verfehlt haben. Das steigert den Ehrgeiz! Lassen Sie aber Ihre<br />

Wünsche nicht abheben. Sonst ergeht es Ihnen am Ende wie Christian Stangl, der<br />

sich den Gipfel des K2 erlog und ihn erst Jahre später erklomm (Interview S. 48 – 52).<br />

Es ist eigentlich kein schlechter Weg, sich an Vorbildern zu orientieren.<br />

Als <strong>Bergsteiger</strong> schauen wir gewöhnlich auf die Top-<br />

Alpinisten und wundern uns, wie die es hinkriegen, Wände in<br />

Windeseile zu durchsteigen, für die wir selbst mit Leitern Tage<br />

bräuchten. Was treibt die an? Wir haben versucht, Antworten<br />

zu finden (S. 78 – 81). Wer keinen Bock auf Starkult hat und die<br />

menschlichen Extrembergsteiger für reine Egomanen hält, der sollte sich mal bei den<br />

tierischen Kletterern umsehen. Der Steinbock gehört zu der Spezies, die unsere Bewunderung<br />

verdient. Lesen Sie eine Hommage an das Tier, das selbst nach Abstürzen<br />

noch munter weiterläuft und das sich auch bei Minusgraden paart (S. 100 – 102).<br />

Verwirklichen Sie mit<br />

uns Ihre Traumtour und<br />

Bergvorsätze 2014:<br />

Mehr als 600 <strong>Touren</strong><br />

in über 90 Ländern.<br />

Jetzt alle neuen Reisen im Web<br />

oder Katalog anfordern unter<br />

Telefon: 089 / 23 50 06 - 0<br />

Kommen Sie gesund ins neue Jahr! Und nehmen Sie sich nicht zu viel vor …<br />

Michael Ruhland, Chefredakteur<br />

WandernTrekkingBergtourenweltweit<br />

hauser-exkursionen.de


INHALT<br />

22<br />

Gute Vorsätze<br />

Zwölf BERGSTEIGER-Autoren erzählen von<br />

ihren nie begangenen Traumtouren – und<br />

warum sie 2014 auf jeden Fall klappen werden.<br />

106<br />

Auf Afrikas Höchsten<br />

Der Weg auf den vierthöchsten der Seven<br />

Summits führt durch alle Klimazonen<br />

der Erde. Autorin Sandra Zistl war ganz oben.<br />

TITELTHEMA<br />

22 Die Unvollendeten<br />

Monat für Monat eine Tour <strong>zum</strong> <strong>Träumen</strong>:<br />

Zwölf Autoren erzählen, welche <strong>Touren</strong> sie<br />

bisher nur im Kopf geschafft haben.<br />

AKTUELL<br />

14 Neues aus der Welt der Berge<br />

14 DREIERPACK Barbara Zangerl vollendet<br />

als erste Frau die »Alpentrilogie«<br />

18 KATALOGWARE Der DAV Summit Club<br />

nimmt den Mount Everest ins Programm<br />

20 MEDIEN Aktuelle Bücher, Apps und<br />

Webseiten <strong>zum</strong> Thema Berg<br />

REPORTAGE<br />

36 Auf Schnupper-Kurs<br />

Lawinenhunde funktionieren mindestens so<br />

gut wie moderne Piepser. Unser Autor Janek<br />

Schmidt hat die Fährte aufgenommen.<br />

104 Wildnis, Wodka, Wunderland<br />

Vor den Winterspielen in Sotschi durchquerte<br />

Peter Schlickenrieder den Kaukasus auf Ski.<br />

Im Gespräch schildert er seine Eindrücke.


TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />

<strong>12</strong> <strong>Touren</strong> für das neue Bergjahr<br />

Lechtaler Alpen Skidurchquerung ................... 55<br />

Jochberg ............................................................................................ 55<br />

Staffelsee .......................................................................................... 55<br />

Sonntagshorn ............................................................................. 57<br />

Hochkönig ..................................................................................... 57<br />

Große Reib‘n Berchtesgaden, Tag 1 .................. 57<br />

Große Reib‘n Berchtesgaden, Tag 2 .................59<br />

Dufourspitze, »Marinellicouloir« ........................59<br />

Uia di Mondrone .....................................................................59<br />

Aletschhorn, »Südwestrippe« ...................................61<br />

Hohe Munde .................................................................................61<br />

Von der Wurzer- zur Bärenalm. ..............................61<br />

30<br />

Lang, steil, verlassen<br />

Wer die Lechtaler Alpen auf Skiern durchquert,<br />

wird für die großen Mühen belohnt.<br />

90<br />

Großer Auftritt<br />

Auf Yetis Spuren: Die<br />

neuesten Schneeschuhmodelle<br />

im großen<br />

BERGSTEIGER-Test<br />

78<br />

Egotrip<br />

Was Extrembergsteiger<br />

zu ihren Taten motiviert<br />

64<br />

Berg-Bäder<br />

Zuerst auf Tour,<br />

dann in die Therme<br />

Cover: Robert Bösch, am Gipfelgrat des Piz Roseg, Bernina-Gruppe; weitere Fotos: Silvia Vidal, S. Zistl, M. Birck, D. Elsner, picture alliance, Heinz Zak, MSR<br />

106 Die Entdeckung der Langsamkeit<br />

Auf den Kilimandscharo gelangt man<br />

am besten nach Landesart: Gemächlich,<br />

ausgeglichen, im Zweifelsfall singend.<br />

AUF TOUR<br />

30 Extrem einsam<br />

Auf der winterlichen Durchquerung der<br />

Lechtaler Alpen sammelt man mächtig Höhenmeter<br />

– und Erfahrungen fürs Leben.<br />

44 Bindungslos<br />

Im Alpenvorland liegen traum hafte <strong>Touren</strong><br />

für Winterwanderer – ganz ohne Ski.<br />

64 Voll Dampf<br />

Nach der Tour ins warme Becken: In Bayern<br />

lassen sich Bad und Berge verbinden.<br />

70 Serie: Geheimnisvolle Alpen<br />

Auf zu den »Durchkriechsteinen«: keltische<br />

Kraftorte in Schleching und am Wolfgangsee<br />

Familien-TIPP<br />

74 Auf den Spuren der Profis<br />

Beim Skitouren-Festival in Berchtesgaden<br />

lernen Einsteiger die Basics, während<br />

Ambitionierte erste Rennluft schnuppern.<br />

SERVICE<br />

84 Serie: Stille Helfer<br />

Im Auftrieb: Die lange belächelten Lawinen-<br />

Airbags haben sich am Markt durchgesetzt.<br />

88 Die Zauberwolle<br />

Zurück zur Natur: Die Merinofaser ist der<br />

große Trend bei der Bergbekleidung.<br />

90 Großspurig<br />

Raus aus dem Schatten der <strong>Touren</strong>ski:<br />

Welche Schneeschuh-Modelle es gibt und<br />

was man beim Kauf beachten muss.<br />

ALPINISMUS<br />

78 Egotrip<br />

Warum machen die sowas? Unsere Autorin<br />

Heidi Schmidt forschte beim IMS in Brixen<br />

nach den Motiven der Extrembergsteiger.<br />

PORTRÄT<br />

100 Der Gehörnte<br />

Er wurde gejagt wie kein anderer: ein<br />

Porträt über den besten (und begehrtesten)<br />

<strong>Bergsteiger</strong> der Welt – den Steinbock<br />

48 Das große<br />

BERGSTEIGER-<br />

Interview<br />

Die »Gipfellüge« hat<br />

seinen Ruf ruiniert.<br />

Im Interview spricht<br />

Christian<br />

Stangl über<br />

Glaubwürdigkeit,<br />

Existenzängste<br />

und<br />

seinen Weg<br />

aus der Krise.<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 5<br />

Bildstrecke 8<br />

TV-Programm 21<br />

Bergpredigt 53<br />

Event IMS 82<br />

Härtetest 97<br />

Briefe/Impressum 113<br />

<strong>Vorschau</strong> 114<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 7


BERG-BILDER<br />

Im Wandel<br />

Die Panoramen-Fotografie zaubert Effekte in<br />

die Zweidimensionalität, die das menschliche Auge<br />

auf einen Blick überhaupt nicht zu erfassen vermag.<br />

Beim Betrachten entsteht der Eindruck,<br />

als würde aus dem Statischen etwas Fließendes.<br />

Drei Zinnen (oben) und Aletschgletscher (unten)<br />

Fotos: Roland Hoffmann (oben), Sebastian Becher (unten)<br />

8 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Von einem Berggipfel aus erscheint die Linie<br />

zwischen Himmel und Erde in der Wirklichkeit<br />

schon fast unendlich. Auf einem Panoramabild<br />

aber bekommt der Horizont noch eine ganz<br />

andere Dimension – eine schier überirdische.<br />

Breitenberg, Allgäuer Alpen (oben); Gailtaler Alpen (unten)<br />

Hinterm Horizont<br />

10 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Fotos: Thomas Worbs (oben), Anton Theurezbacher (unten)


Von Zeit zu Zeit<br />

Spannung wird in einem Foto erzeugt, wenn<br />

es optische Brüche und Punkte aufweist, an<br />

denen das Auge hängenbleiben kann. Steile oder<br />

felsige Gipfel und Flanken sind echte Hingucker,<br />

noch dazu, wenn sich viele aneinander reihen.<br />

Kastenkopf, Allgäuer Alpen (oben) und Glocknergruppe (unten)<br />

<strong>12</strong> <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Fotos: Immanuel Rapp (oben), Roland Hoffmann (unten)<br />

Rundumsicht<br />

Die besten Panoramen aus der virtuellen<br />

Kollektion von www.mountainpanoramas.com<br />

gibt es jetzt als großformatigen<br />

Kalender für das Jahr 2014.<br />

Mit ein paar Klicks an Tastatur und Maus steht<br />

man auf einem Gipfel nach Wahl, kann sich<br />

frei in der virtuellen Bergwelt bewegen,<br />

schaut in die gewählte Himmelsrichtung<br />

und lässt das Panorama an sich vorüber ziehen:<br />

mal weiter, mal näher, je nach Zoom-<br />

Funktion. Wer will, kann durch Einblenden<br />

der Beschriftungen auch noch die Gipfel mit<br />

Namen bestimmen. Über 700 Panoramen<br />

aus den Alpen, den Karpaten, dem Himalaya,<br />

aus Afrika sowie Nord- und Südamerika<br />

lassen sich so auf der Plattform »Mountainpanoramas«<br />

abrufen. Wer’s aber lieber traditionell<br />

mag, kauft sich den Kalender (»Gipfelpanoramen<br />

2014«, Bruckmann Verlag, 34,99<br />

Euro) im Format 60 x 30 cm und hängt ihn<br />

über dem Computer an die Wand. –pgk–


<strong>Bergsteiger</strong><br />

01/14 AKTUELL<br />

Mit »Des Kaisers neue<br />

Kleider« vollendete Barbara<br />

Zangerl die »Alpen-Trilogie«<br />

Fotos: Vanessa Duldner, Klaus dell Orto/Adidas (oben)<br />

Zitat des Monats<br />

»Ich habe aufgehört<br />

zu grübeln, warum<br />

ich in die Berge gehe.<br />

Es geht nur noch um<br />

das Wie. Die schönsten<br />

<strong>Touren</strong> sind<br />

die mit den meisten<br />

Fragezeichen.«<br />

Hans-Peter Eisendle, Jahrgang 1956,<br />

Bergführer seit 33 Jahren.<br />

Alpintag in München<br />

HÖREN, STAUNEN, TESTEN: MUNICH<br />

MOUNTAINS MIT BESUCHERREKORD<br />

Normalerweise sitzt Charly Gabl im<br />

Büro vor seinem Rechner, das Telefon am<br />

Ohr. An der anderen Leitung sind oft die<br />

besten Alpinisten der Welt. Sie wagen den<br />

Gipfelsturm erst, wenn Charly sein »Go«<br />

gibt. Beim Alpintag 2013 in der BMW Welt<br />

konnten die Besucher Gabl live erleben.<br />

Er gab einen Einblick in die Wetterkunde.<br />

Am BERGSTEIGER-Stand signierte Gabl<br />

sein druckfrisches Buch »Bergwetter« (im<br />

Bild mit Chefredakteur Michael Ruhland).<br />

Der Alpintag, organisiert von den DAV-<br />

Sektionen München<br />

und Oberland, Summit<br />

Club und Bruckmann<br />

Verlag, fand <strong>zum</strong> vierten<br />

Mal statt und stellte<br />

mit 17 000 Besuchern<br />

einen Rekord auf. Tipps<br />

von Experten, Reiseberichte,<br />

Workshops<br />

– wer sich inspiriert<br />

fühlte, konnte einige<br />

Sportarten gleich selbst<br />

ausprobieren. –mr–<br />

Kaiserin am Fels<br />

BARBARA ZANGERL KLETTERT ALS ERSTE FRAU DIE »ALPEN-TRILOGIE«<br />

»Silbergeier« an der vierten Kirchlispitze im Rätikon, »End of Silence«<br />

am Feuerhorn in den Berchtesgadener Alpen und »Des Kaisers neue Kleider« am<br />

Fleischbankpfeiler im Wilden Kaiser: Jene drei alpinen Routen im oberen zehnten<br />

Schwierigkeitsgrad, 1994 von namhaften Kletterern wie Beat Kammerlander,<br />

Thomas Huber und Stefan Glowacz erstbegangen, hat nun erstmals auch eine Frau<br />

durchstiegen. Die Tirolerin Barbara Zangerl vollendete die Routen, die unter dem<br />

Namen »Alpen-Trilogie« zusammengefasst sind, mit »Des Kaisers neue Kleider«.<br />

Schon 2011 hatte Zangerl gemeinsam mit Nina Caprez versucht, die Route<br />

»Silbergeier« (6 SL, 8b+) zu durchsteigen. Die Österreicherin musste jedoch verletzungsbedingt<br />

aufgeben und die erste Frauen-Begehung ihrer Kollegin Caprez<br />

überlassen. »Ich war zu diesem Zeitpunkt so motiviert und extrem inspiriert<br />

von Ninas Begehung, dass ich schon im Folgejahr nach einer ähnlichen Herausforderung<br />

suchte«, sagt Zangerl. Sie fand sie mit »End of Silence« (11 SL, 8b+),<br />

die sie im August vergangenen Jahres kletterte. Erst nachdem die 25-Jährige Ende<br />

Juli 2013 auch die Route »Silbergeier« geschafft hatte, setzte sie sich die »Alpen-<br />

Trilogie« <strong>zum</strong> Ziel – und verwirklichte sie schließlich Ende September, als sie<br />

gemeinsam mit Jacopo Larcher »Des Kaisers neue Kleider« (9 SL, 8b+) durchstieg.<br />

Derjenige, der die »Alpen-Trilogie« als erster vollendete, war übrigens Stefan<br />

Glowacz im Jahr 2001, gefolgt von Harry Berger vier Jahre später. –dst–<br />

Gegen Olympia und für neue Struktur<br />

JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG DES DEUTSCHEN ALPENVEREINS<br />

Als einziges Mitglied des Deutschen Olympischen Sportbundes stimmte<br />

der DAV auf seiner Jahreshauptversammlung im November gegen eine Olympiabewerbung.<br />

Die Stimmung war im Vorfeld allerdings deutlich gespaltener, als<br />

die 70 Prozent Gegenstimmen nahelegen. Den Pro-Antrag des Präsidiums konterte<br />

die Sektion Oberland mit einem Gegenantrag, der scheidende Bundesjugendleiter<br />

Michael Knoll bekam für seinen Appell gegen Olympia großen Applaus. Nicht<br />

weniger wichtig war die Abstimmung zur Strukturreform des Vereins, der seit<br />

Juli 2013 mehr als eine Million Mitglieder zählt. Das Präsidium wird vergrößert,<br />

der Verbandsrat (als Vertreter der Sektionen) verkleinert und auf beratende Funktion<br />

beschränkt. Nicht alle Sektionen begrüßten die Machtverschiebung von<br />

der Basis hin zur Geschäftsstelle. Auf Antrag der Sektion Bayerland wurde die<br />

Kommission »Klettern und Naturschutz« in der neuen Struktur verankert. –te–<br />

14 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Fünf Fragen an …<br />

Bürgermeister Peter Janssen<br />

hat das Internationale<br />

Bergfilm-Festival Tegernsee<br />

im Jahr 2002 mit ins Leben<br />

gerufen und leitet seither das<br />

Organisationsteam.<br />

Foto: privat<br />

Tegernsees Filmfest-Chef<br />

Herr Janssen, nach elf Jahren an der Spitze des Bergfilm-<br />

Festivals geben Sie im Frühjahr diese Aufgabe mit Ihrem<br />

Bürgermeisteramt ab. Kommt Wehmut auf?<br />

Nein. Das Festival ist so gut verwurzelt im Ort und auch in der<br />

<strong>Bergsteiger</strong>- und Filmerszene, dass ich sicher bin, dass es dauerhaft<br />

Bestand hat und weiterwachsen wird.<br />

Sie haben das Filmfestival 2002 mit ins Leben gerufen.<br />

Wie war die Ausgangslage?<br />

Die Initiative ging vom Bergfi lm-Pionier Otto Guggenbichler aus, der<br />

in Tegernsee lebte. Er hat mich mit diesem Virus infi ziert. Das war<br />

etwas, das es in Deutschland noch nie gegeben hat. Ich habe darin<br />

die Chance gesehen, einen modernen Veranstaltungstyp in das zwar<br />

reichhaltige, aber doch sehr traditionelle Kulturleben in Tegernsee<br />

zu holen. Die Festivals in Trient oder Graz hatten den Rückhalt großer<br />

Städte. Für einen Ort mit 4000 Einwohnern war es natürlich ein<br />

Wagnis, sich auf internationales Parkett zu begeben. Aber wir hatten<br />

gleich zu Beginn eine breite Basis von Unterstützern – den DAV-<br />

Hauptverband, den Bayerischen Rundfunk, die Tourismusgesellschaft<br />

sowie die Ehrenamtlichen von DAV-Sektion und Videoclub.<br />

Wie hat sich die Veranstaltung im Laufe der Jahre entwickelt?<br />

Es war, wie wenn man einen Stein ins Wasser wirft und sich die<br />

Ringe ausbreiten. Anfangs wurden etwa 80 Filme eingereicht, jetzt<br />

sind es doppelt so viele. Wir fi ngen mit 2000 Zuschauern und<br />

drei Sälen an, jetzt sind wir bei 6000 Zuschauern und sechs Sälen.<br />

Was ist das Besondere an Ihrem Festival?<br />

Der Reiz liegt gerade darin, dass Tegernsee eine kleine Stadt ist.<br />

Alles ist fußläufi g zu erreichen. Besucher und Filmer kommen<br />

ständig miteinander in Kontakt. Die Leidenschaft für Berge ist in der<br />

Region sehr verbreitet, der Bergfi lm nichts Aufgesetztes. Tegernsee<br />

liegt in den Bergen und das Festival fi ndet im Oktober statt, also zu<br />

einer guten Wanderzeit. Auch viele auswärtige Besucher haben<br />

es inzwischen in ihr jährliches Urlaubsprogramm aufgenommen.<br />

Welchen Tipp haben Sie für Ihren Nachfolger?<br />

Ich kann ihm nur sehr ans Herz legen, dieses Festival hoch zu halten.<br />

Es gehört zu den Diamanten unseres Kulturlebens. Ich werde gerne<br />

auch weiterhin mithelfen. Konkrete Pläne dazu gibt es aber noch nicht.<br />

Interview: Diana Gäntzle


<strong>Bergsteiger</strong><br />

<strong>12</strong>/11 01/14 AKTUELL<br />

Berg-Splitter<br />

Foto: Mick Fowler<br />

IMS gewinnt Südtirol Award<br />

Das Bergfestival International Mountain<br />

Summit (IMS) in Brixen hat den Südtirol Award<br />

in der Kategorie Marketing erhalten. Damit<br />

werde »eine Idee und deren professionelle<br />

Umsetzung ausgezeichnet, die dabei helfe, das<br />

Land Südtirol als Bergland weltweit zu vermarkten«,<br />

hieß es zur Begründung. Ende Oktober<br />

trafen sich Bergbegeisterte aus aller Welt wieder<br />

in Brixen zu Diskussionen, Vorträgen, Filmvorführungen<br />

und natürlich <strong>zum</strong> Wandern. –dg–<br />

Neue <strong>Touren</strong> von Top Mountain Tours<br />

Beim »Tag des Berges« am 27. Oktober<br />

präsentierte der Bergreisen-Veranstalter Top<br />

Mountain Tours neben Diavorträgen von<br />

Transalp-Erfi nder Andi Heckmair, von Gerlinde<br />

Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits auch seinen<br />

Katalog für 2014: mehr als 100 Bergreisen<br />

in den Alpen und weltweit, darunter auch der<br />

Kora-Trek am Kailash in dem für Buddhisten<br />

besonderen »Jahr des Pferdes«. –dst–<br />

Makroregionale Alpenstrategie<br />

Alpenstaaten und Regionen haben am<br />

18. Oktober eine politische Resolution für eine<br />

makroregionale Alpenstrategie unterzeichnet.<br />

NGO waren dazu nicht eingeladen. Bei der<br />

Entwicklung der eigentlichen Strategie will die<br />

EU dann aber auch die Zivilgesellschaft<br />

miteinbeziehen. Am 19. Dezember entscheidet<br />

der Europäische Rat, ob es eine makroregionale<br />

Alpenstrategie geben soll. –dst–<br />

Erstbegehung in Indien<br />

Der zweifache Piolet d‘Or-Gewinner Mick<br />

Fowler und Paul Ramsden haben den Kishtwar<br />

Kailash (6451 m) erstbestiegen. 20 Jahre lang<br />

war das Tal gesperrt gewesen. Ende September<br />

beschloss Indiens Tourismusministerium zudem,<br />

für die nächsten 777 Tage die Gipfelgebühren<br />

im indischen Himalaya zu halbieren. –te–<br />

Viertes Biwak am Kishtwar Kailash<br />

Foto: Florian Kinast<br />

Foto: Alpinmesse Innsbruck<br />

Drei und drei<br />

JUBILÄUMSFEIERLICHKEITEN AN DEN DREI ZINNEN<br />

Die drei Winter-<br />

Erstbegeher der<br />

Großen Zinne<br />

Drei Zinnen, drei Jubiläen, drei Gesichter – das Hochpustertal feierte im Herbst<br />

<strong>Bergsteiger</strong>-Pioniere, die am berühmtesten Felsmassiv der Dolomiten Geschichte<br />

schrieben: Hans Dülfer durchstieg vor 100 Jahren als Erster die Westwand der Großen<br />

Zinne, Emilio Comici glückte vor 80 Jahren die Route über die Nordwand und<br />

die drei Sachsen Reiner Kauschke, Peter Siegert und Gerd Uhner hingen im Januar<br />

1963 bei Eis und Schnee 17 Tage in der Nordwand, bis ihnen bei Temperaturen von<br />

bis zu minus 30 Grad die heute noch legendäre Winter-Erstbegehung der Großen<br />

Zinne gelang. Eine Sternstunde des Alpinismus. Zum Festwochenende kamen die<br />

drei <strong>Bergsteiger</strong> noch einmal am Fuß der Zinnen zusammen und wurden für ihre<br />

waghalsige Expedition geehrt. Auf die Frage nach den Motiven und Beweggründen<br />

dieses tollkühnen Abenteuers meinte Gerd Uhner nur: »Ein Privileg der Jugend ist<br />

es, verrückt zu sein. Wir waren jung – und verrückt.« –f k–<br />

Berg-Fundstück<br />

WENN ALTE STRICKE REISSEN<br />

Die Liebe <strong>zum</strong> alten Kletterseil<br />

ist zu groß, um es wegzuwerfen?<br />

Unter dem Label »Felsliebe« macht Desig nerin<br />

Julia Wibbing daraus Geldbeutel und Taschen aller Art.<br />

Felsliebe, Julia Wibbing, Tel. 01 57/74 46 14 29, www.felsliebe.de, Geldbeutel ab 29,90 €<br />

Innsbrucker Highlights mit Hill und Ondra<br />

VORTRÄGE, BOULDERWETTKAMPF, WORKSHOPS UND ALPINFORUM<br />

Mit 10 000 Besuchern war die Alpinmesse für die Veranstalter ein voller Erfolg.<br />

Mehr als <strong>12</strong>0 Aussteller zeigten neue Trends auf dem Ausrüstungssektor, Reiseveranstalter<br />

präsentierten ihre Programme. Highlights der Messe waren Multivisionsvorträge<br />

von Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits sowie von der Kletterlegende<br />

Lynn Hill und vom jungen Kletterstar<br />

Adam Ondra. Letzterer, dem das Publikum<br />

mit minutenlangem Beifall für seinen Vortrag<br />

dankte, nahm dann (außer Konkurrenz)<br />

an den Österreichischen Staatsmeisterschaften<br />

im Bouldern teil und verwies den<br />

fünffachen Weltcup-Sieger Kilian Fischhuber<br />

und den Weltcup-Gewinner von 2011, Jakob<br />

Schubert, auf die Plätze zwei und drei. –pgk–<br />

16 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Foto: David Göttler/The North Face<br />

Mit David Göttler auf Expedition<br />

GEWINNEN SIE EIN WINTERCAMP MIT DEM EXTREMBERGSTEIGER<br />

Im Licht der Stirnlampen steigt der Dampf des heißen Tees an die Zeltdecke.<br />

Draußen funkeln Milliarden von Sternen am Himmel – kein künstliches<br />

Licht trübt ihren Glanz. Inmitten von Felsen und Gletschern bleibt<br />

das stille Schauspiel ohne Publikum. Fast. David Göttler hat diese Szene<br />

schon oft miterlebt. Der Extrembergsteiger aus München stand bereits auf<br />

den Gipfeln von Gasherbrum II, Broad Peak, Dhaulagiri, Lhotse und Makalu.<br />

Von diesen und anderen<br />

Extrem-Erfahrungen wird<br />

der Athlet künftig in einer<br />

regelmäßigen Kolumne<br />

im BERGSTEIGER berichten.<br />

Als Leser haben Sie außerdem<br />

die Chance, David Göttler<br />

auf einer Expedition zu<br />

begleiten. Am Wochenende<br />

von 21. bis 23. März geht<br />

es dazu voraussichtlich in<br />

die Region rund um den<br />

Göttler mit Gerlinde Kaltenbrunner am Nuptse Mont Blanc. Sämtliche Hard -<br />

ware wird für die Dauer<br />

der Expedition zur Verfügung gestellt. Der Bergsport-Ausrüster The North Face<br />

stattet das zweiköpfige Gewinner-Team mit Zelt, Schlafsäcken und Bekleidung<br />

aus; letztere dürfen die Gewinner behalten.<br />

–dst–<br />

Mitmachen<br />

und<br />

gewinnen!<br />

Bewerben Sie sich bis 28. Februar als Zweier-Seilschaft mit den bisherigen<br />

Höhepunkten aus Ihrem <strong>Touren</strong>buch und einer originellen Begründung, warum<br />

gerade Sie der ideale Expeditionspartner für David Göttler sind: redaktion@<br />

bergsteiger.de oder an Redaktion <strong>Bergsteiger</strong>, Infanteriestr. 11a, 80797 München.<br />

Foto: Tita Lang/Ramsau am Dachstein<br />

Spielerischer Loipenspaß<br />

ERSTER KINDERLANGLAUFPARK<br />

IN ÖSTERREICH<br />

Kinder können mit Bewegungsspielen<br />

fürs Langlaufen motiviert werden. Die Sportund<br />

Freizeitregion Ramsau am Dachstein<br />

hat im WM-Langlaufstadion deshalb einen<br />

speziellen Kinderlanglaufparcours eingerichtet.<br />

Er wurde von Maria Theurl-Walcher,<br />

Trainerin in der Nachwuchsschmiede Ski-<br />

Akademie Schladming, mitgestaltet. Ein großer<br />

Schneehügel mit Toren, Schanzen und<br />

Hindernissen sorgt für Spaß bei Aufstieg und<br />

Abfahrt; im weiten Feld neben den Parallelspuren<br />

können Ball-, Staffel- und Laufspiele<br />

ausgetragen werden. Der Langlaufparcours<br />

kann kostenlos auf eigene Faust erkundet<br />

werden und wird auch bei den Kinderlanglaufkursen<br />

immer mit genutzt. –pgk–<br />

Weitere Informationen unter www.ramsau.com/<br />

familienurlaub/kinderlanglauf<br />

+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />

+++ Ortlieb ist ab sofort<br />

offizieller Ausrüster<br />

des DAV Summit Club.<br />

Der Hersteller von wasserdichtem<br />

Outdoor Equipment stattet die<br />

Berg- und Bikeführer der <strong>Bergsteiger</strong>schule<br />

des Deutschen Alpenvereins<br />

mit Radtaschen, Rucksäcken,<br />

Packsäcken und anderen wasserdichten<br />

Transport-Utensilien aus. +++<br />

+++ Beim jungen Label Kopfarbeit<br />

kann man sich seine Mütze nach<br />

eigenen Vorstellungen in Österreich<br />

häkeln lassen. Der Active Minus<br />

Beanie ist mit winddichtem<br />

Futter aus Merino Tecnowool<br />

ausgestattet. Wer lieber einen<br />

kühlen Kopf behält, wählt<br />

den Active Plus Beanie aus<br />

technischen Fasern. +++<br />

+++ Schöffel hat <strong>zum</strong> Winter<br />

ein neues Fliegengewicht<br />

in Sachen Wattierung auf den Markt gebracht.<br />

Ventloft zeichnet sich dank dreidimensionaler<br />

Hohlfasern durch hohe<br />

Wärmeleistung, äußerst gute Atmungsaktivität<br />

und geringstes Gewicht aus.<br />

Das exklusive Material kommt in Mänteln,<br />

Jacken, Hoodies und Wendewesten für<br />

Wintersportler <strong>zum</strong> Einsatz. +++<br />

+++ Sicherheit und Spaß auf<br />

Schneeschuhtour stehen gleichermaßen<br />

im Zentrum des VAUDE Schneeschuhcamps<br />

in Oberstaufen, das von<br />

14. bis 16. Februar auf der Alpe Hörmoos<br />

im Naturpark Nagelfl uhkette stattfi ndet.<br />

Das Programm beinhaltet neben LVS-<br />

Training auch einen Hundeschlitten-<br />

Schnupperkurs und die Möglichkeit, im<br />

selbst gebauten Iglu zu übernachten. +++<br />

+++ Die neuen<br />

Icebreaker-Modelle<br />

vereinen den Tragekomfort<br />

von Merinowolle mit winddichten<br />

und wasserabweisenden<br />

Eigenschaften. Neben Softshells<br />

mit Merinowolle auf der Innenseite<br />

gibt es auch Hybrid-Konstruktionen mit<br />

partieller Softshell-Ausstattung; auf<br />

der restlichen Fläche haften winzige,<br />

schmutz- und wasserabweisende Nanopartikel<br />

an den Merinofasern. +++<br />

+++ Der italienische Hersteller<br />

La Sportiva ist Hauptsponsor<br />

des neu gegründeten Skitouren-Rennteams<br />

»La Sportiva Mountain Attack<br />

Team«, das sowohl aus Profi s wie auch<br />

aus Amateuren besteht und erstmals<br />

auf der Mountain Attack am 17. Januar<br />

ins Rennen geschickt wird. +++<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 17


<strong>Bergsteiger</strong><br />

<strong>12</strong>/11 01/14 AKTUELL<br />

Everest im Katalog<br />

DAV SUMMIT CLUB BIETET AB 2015 GEFÜHRTE TOUREN ZU DEN SEVEN<br />

SUMMITS, DARUNTER AUCH ZUM HÖCHSTEN BERG DER ERDE AN<br />

Staufalle Everest:<br />

<strong>Bergsteiger</strong> unterwegs<br />

<strong>zum</strong> Südcol<br />

Wer durch den neuen Katalog »Bergreisen weltweit 2014« des DAV Summit<br />

Club blätterte, blieb bei einer Zahl womöglich hängen: 38 490. Sie beziffert den<br />

Mindestbetrag (in Euro), für den sich ab 2015 bis zu sechs <strong>Bergsteiger</strong> beim Unternehmen<br />

»Everest von Norden« unter der Leitung von Rupert Hauer einkaufen<br />

können. Während der Summit Club damit preislich im Bereich anderer Anbieter<br />

liegt, gibt es auch Unterschiede: Voraussetzung für die Teilnahme ist, bereits<br />

einen Siebentausender oder leichten Achttausender bestiegen zu haben.<br />

Der Everest (8848 m) wird von allen Achttausendern bei weitem am häufigsten<br />

bestiegen. Am bisherigen Rekordtag, dem 19. Mai 20<strong>12</strong>, erreichten 214 <strong>Bergsteiger</strong><br />

den höchsten Punkt der Erde. Insgesamt verzeichnet die Statistik mehr als<br />

6000 Besteigungen, davon aber nur circa 150 ohne zusätzlichen Sauerstoff. Seit<br />

Jahren steigt die Nachfrage nach geführten <strong>Touren</strong> – aber auch die Kritik daran<br />

– stetig an. Mit dem Thema befasst sich auch die »Bergpredigt« auf Seite 53. –te–<br />

Foto: Ralf Dujmovits<br />

Geführte <strong>Touren</strong> auf den höchsten Berg der Welt – ja oder nein?<br />

Der DAV Summit Club hat den Everest in seinen Katalog aufgenommen – und damit eine heftige Debatte ausgelöst. Braucht es noch mehr<br />

Kommerz am höchsten Achttausender, noch dazu von der Tochter des Deutschen Alpenvereins, die den »sanften Tourismus« fördern will?<br />

Pro & Contra<br />

Ingo Nicolay,<br />

Geschäftsführer des DAV Summit Club<br />

»Wir bieten keinen Abschleppdienst«<br />

Wie so oft wird gerne »über«, aber nicht »mit« gesprochen.<br />

Eine Zahl wird katapultiert, man zitiert und vermeidet<br />

direkte Informationen. Das ist Stimmungsmache und nicht für eine sub stan -<br />

tielle Diskussion geeignet. Das Programm des DAV Summit Club der »Seven<br />

Summits« wird still übergangen, das Expeditionskonzept »Von 0 auf 8000«,<br />

das den motivierten Höhenbergsteiger ebenso stringent wie auch mit<br />

Qualität und Sicherheit auf ein Ziel vorbereiten soll, vergessen. Doch was<br />

unterscheidet die Diskussion um den höchsten Berg der Welt von der um<br />

Cho Oyu oder gar Mont Blanc? Die Diskussion um Sinn und Nachhaltigkeit<br />

am Beispiel Everest müsste, will man sich der scheinen Heiligkeit entziehen,<br />

auf ganz anderer Ebene geführt werden. Dass der höchste Berg der Welt<br />

für den DAV Summit Club als größte <strong>Bergsteiger</strong>schule weltweit ein heikles<br />

Thema und der Everest für die Tochter des Alpenvereins eine nicht konfl iktfreie<br />

Destination ist, versteht sich. Das ist am Everest aber nicht viel anders<br />

als an anderen Achttausendern. Zukunftsfähiges Bergsteigen und nachhaltige<br />

Bergreisen müssen zeitnah überdacht werden. Der höchste Berg der<br />

Welt für den Rest der Alpingeschichte ein Tabu? Das kann nicht sein.<br />

Interessant, dass Kritik gerade von alpinen Profi s kommt, die von den Bergen<br />

leben. Vielleicht ist es an der Zeit, statt in Klischees zu denken, nach vorne<br />

zu blicken. Wir bieten keinen Abschleppdienst durch Sherpas, sondern<br />

organisieren für selbständige und eigenverantwortliche Alpinisten. Dafür<br />

stehen unsere Auswahl der Teilnehmer und die vorherige Ausbildung.<br />

Vielleicht hätte es auch gut getan nachzufragen, wer diese Expedition leiten<br />

wird, denn dann hätten sich viele Kommentare in beschämter Luft aufgelöst.<br />

Ralf Dujmovits, einziger deutscher Alpinist,<br />

der alle 14 Achttausender bestiegen hat<br />

»Aus der Vergangenheit nichts gelernt«<br />

Auch ich habe zweimal kommerzielle Expedi tionen auf<br />

den Everest organisiert. Aber seit dem Drama von 1996,<br />

als acht Menschen innerhalb von zwei Tagen am Berg umkamen, habe<br />

ich beschlossen, nie wieder mit Kunden dorthin zu gehen. Die Gründe sind<br />

relativ einfach: Niemand kann die von den Kunden erwartete Sicherheit<br />

auch nur ansatzweise garantieren. Sowohl wir Bergführer als auch die<br />

Sherpas arbeiten dort oben am Limit. Niemand kann garantieren, dass die<br />

zugesagte Sauerstoff-Ausrüstung <strong>zum</strong> richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort<br />

ist und auch noch fehlerfrei funktioniert. Vor allem aber herrschen an den<br />

wenigen Tagen mit echten Gipfelchancen chaotische Zustände, gegen die<br />

man auch mit bester Vorbereitung macht los ist: Die Menschenmassen<br />

produzieren massive Staus im Gipfelbereich. Bei drei Stunden Wartezeit am<br />

Hillary Step oder am Second Step geht vielen der Flaschensauerstoff aus –<br />

sie sitzen in der Falle. Im Jahr 20<strong>12</strong> kamen sechs von zehn toten <strong>Bergsteiger</strong>n<br />

deshalb ums Leben. Dazu die Schlägerei zwischen Ueli Steck, Simone<br />

Moro und den Sherpas, die immer bizarreren Rekordversuche, der Diebstahl<br />

von Sauerstofffl aschen in den Hochlagern… All das zeigt: Am Everest<br />

braucht es nicht noch mehr Kommerz, sondern <strong>Bergsteiger</strong>, die versuchen,<br />

es aus eigener Kraft auf den Gipfel zu schaffen. Solange aber mit<br />

Everest-Besteigungen richtig dick Geld verdient werden kann, wird sich daran<br />

nichts ändern. Wenn nun ein Mann wie Ingo Nicolay aus den Ereignissen von<br />

1996 und 20<strong>12</strong> nichts gelernt hat, dann gehört er nicht an die Spitze der<br />

<strong>Bergsteiger</strong>schule des DAV. Man muss nicht alles anbieten, was machbar ist<br />

und Profi t bringt. Das gleiche gilt übrigens auch für andere Achttausender.<br />

Fotos: privat (links), Uli Ertle (rechts)<br />

18 <strong>Bergsteiger</strong> 01 ⁄14


Umwelt und Nachhaltigkeit<br />

Skifahren trotz<br />

Schneemangel?<br />

Am Brauneck<br />

entstand dafür ein<br />

Speicherteich.<br />

Foto: DAV/Franz Speer<br />

»Energiewende braucht Kulturwende«<br />

PODIUMSDISKUSSION ZUR ERÖFFNUNG DER REIHE »ALPEN UNTER DRUCK«<br />

Adolf Groß war der Star des Abends bei der Podiumsdiskussion zur Energiewende,<br />

mit welcher der Deutsche Alpenverein (DAV) am 13. November seine Veranstaltungsreihe<br />

»Alpen unter Druck« eröffnete. Der Energiebeauftragte des Landes Vorarlberg stimmte<br />

nicht nur die Vertreter der Umweltschutzorganisationen CIPRA, Verein <strong>zum</strong> Schutz der<br />

Bergwelt und DAV positiv, als er vom einstimmigen Beschluss des Landtags erzählte,<br />

bis 2050 energie-autonom zu werden und 60 Prozent Energie einzusparen. Auch von seinem<br />

bayerischen Kollegen Robert Götz, dem Leiter der Energieagentur im Wirtschaftsministerium,<br />

erntete er Anerkennung. In Bayern gestaltet sich die Energiewende etwas<br />

zäher: Ein Drittel der Fläche Bayerns brauche man, um den derzeitigen Stromverbrauch des<br />

Freistaats mit erneuerbaren Energien zu decken, rechnete Detlef Fischer vor. Für den Geschäftsführer<br />

vom Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft »geht die Energiewende<br />

eigentlich nicht, wenn wir auf dem Niveau von heute bleiben«. Soweit war man<br />

sich einig: Die Speichermöglichkeiten müssten effizienter, die Konsumenten <strong>zum</strong> Sparen<br />

angehalten werden. DAV-Vizepräsident Ludwig Wucherpfennig schloss daraus: »Die<br />

Energiewende braucht eine Kulturwende.« Und wurde prompt von Fischer aufgefordert:<br />

»Dann streichen Sie doch gleich mal die Reise des DAV-Summit Club in die Antarktis!« –dst–<br />

Umwelt-Ticker<br />

+++ Die Aufsichtsbeschwerde, die Mountain<br />

Wilderness Schweiz beim eidgenössischen<br />

Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und<br />

Kommunikation (UVEK) gegen das Bundesamt für<br />

Zivilluftfahrt (BAZL) eingereicht hatte, war erfolgreich.<br />

Grund für die Beschwerde: das BAZL hatte<br />

die Rechtmäßigkeit von mehreren Helikopterlandungen<br />

in der Trift bei Zermatt ungenügend<br />

abgeklärt. +++ Frisch gegründet, setzte der<br />

österreichische Landesverband von Mountain<br />

Wilderness am 9. November ein Zeichen:<br />

Mit einem Plakat mit der Aufschrift »Hände weg<br />

vom Ruhegebiet Kalkkögel« demonstrierten die<br />

Umweltaktivisten am Hoadl gegen den geplanten<br />

Zusammenschluss der Skigebiete Schlick und<br />

Axamer Li<strong>zum</strong> durch das von der Alpenkonvention<br />

geschützte Ruhegebiet. +++ Die Konferenz<br />

»Balancing renewable energy and nature in the<br />

Alps«, die Mitte November in Brig im Rahmen<br />

des Projektes recharge.green stattfand,<br />

beschäftigte sich mit der Frage, wie die Energie -<br />

wende in den Alpen naturverträglich gestaltet<br />

werden könne. Die Antworten: Eine nachhaltige<br />

Planung auf regionaler Ebene sowie die<br />

Wechselwirkung unterschiedlicher Quellen<br />

erneuerbarer Energien müssten berücksichtigt<br />

werden. Beides versucht recharge.green in<br />

seinem Modell umzusetzen. +++ »powerwalk«<br />

nennt das Künstlerduo GÆG (Thomas Huber<br />

& Wolfgang Aichner)<br />

das Projekt, für das<br />

die beiden – mit<br />

Windrädern bestückt<br />

– zu einer zehntägigen<br />

Expedition auf den<br />

isländischen Vatnajökull-Gletscher aufbrachen.<br />

Bei der Projekt-Präsentation am 8. November<br />

in München wuschen zwei Waschmaschinen ihre<br />

Expeditionswäsche mit dem am Gletscher<br />

erzeugten Strom. +++<br />

Foto: powerwalk/M. Pröttel<br />

» ActiveLift Steighilfe<br />

erleichtert direkte Anstiege<br />

» Weiches Schneeschuhende lässt<br />

den Fuß natürlich abrollen<br />

und sorgt für ein ermüdungsfreies<br />

Gehen<br />

» 3D geformte Seiten schienen<br />

bieten besten Grip beim<br />

Queren<br />

www.kochalpin.at


<strong>Bergsteiger</strong><br />

<strong>12</strong>/11 AKTUELL<br />

01/14 AKTUELL<br />

Medien<br />

BergBücher …<br />

Nicolas Fojtu, Markus von Glasenapp<br />

»SKI & SNOWBOARD<br />

TOURENATLAS SCHWEIZ«<br />

384 Seiten mit mehr als 150 großformatigen<br />

Farbfotografi en, Format<br />

21 x 27 cm, Paket mit Hardcover-<br />

Buch und 30 Landkarten, Panico Alpinverlag, Köngen (D) 2013, Preis 79 €<br />

Die Schweizer, heißt es, machen alles ganz genau. Das dauert<br />

seine Zeit. Drei Jahre haben Markus von Glasenapp und Nicolas<br />

Fojtu für ihren neuen »Ski & Snowboard <strong>Touren</strong>atlas Schweiz«<br />

gebraucht. Akribisch trugen sie Informationen für rund 1000<br />

Routen auf 400 Gipfel zusammen und bereiteten sie übersichtlich<br />

auf: mit Angaben zu Routenverlauf, Dauer, Hangneigung,<br />

Hangausrichtung, Höhenmetern – und Anbindung an öffentliche<br />

Verkehrsmittel. Der achtsame Umgang mit der Natur liegt<br />

den Autoren am Herzen, daran lassen Kapitel zu Wildruhezonen,<br />

umweltfreundlicher Anreise und Bewirtschaftung von Berghütten<br />

keinen Zweifel. Das Paket vervollständigen 30 Schweizer<br />

Landeskarten (Maßstab 1:35 000) mit eingezeichneten Routen.<br />

Ein beispielhaftes Stück Schweizer Gründlichkeit! –dst–<br />

Janina und Markus Meier,<br />

Thomas Zanker<br />

»MÜNCHNER SKITOUREN-<br />

SCHMANKERL«<br />

144 Seiten, 16,5 x 23,5 cm,<br />

Klappenbroschur, Bruckmann<br />

Verlag, München 2013, 19,99 €<br />

Vom Allgäu bis in die<br />

Kitzbüheler Alpen schlagen<br />

die Autoren den Bogen, auch<br />

Sellrain und Berchtesgaden<br />

dürfen nicht fehlen. Ja müssen<br />

die Münchner denn überall<br />

hin? Andererseits: Je mehr<br />

Ziele, desto eher verteilt sich<br />

die Masse. Unter den 52 <strong>Touren</strong><br />

sind Klassiker wie Geheimtipps,<br />

und die Empfehlungen<br />

für Pistenskitouren<br />

sind ein echter Gewinn. –te–<br />

Alpenvereinsjahrbuch<br />

»BERG 2014«<br />

256 Seiten, Format 21,5 x 26,5 cm,<br />

Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien 2013,<br />

17,80 €<br />

Alle Jahre wieder kommt<br />

das Alpenvereinsjahrbuch, –<br />

wie immer mit einem bunten<br />

Kaleidoskop rund um die<br />

Berge; wobei sich der Themenfokus<br />

immer mehr auf die Einflüsse<br />

des Menschen und die<br />

Kultur im Alpenraum richtet.<br />

»Die Spielformen des Bergsports<br />

haben sich grundlegend<br />

gewandelt« (Tom Dauer). Gibt<br />

es den »echten« Alpinismus<br />

nicht mehr? Einige Texte dürften<br />

manchem etwas zu »abgehoben«<br />

erscheinen. –pgk–<br />

BergApp … BergFilm … BergWeb …<br />

Foto: Tom Dauer, Bluebird Productions<br />

LAWINENLAGEBERICHT TO GO<br />

Wofür? Beste App für den Zugriff auf den<br />

aktuellen Lawinenlagebericht – aktuell und offi ziell.<br />

Wie? »SnowSafe« bereitet die amtlichen LLBs<br />

aus Österrreich und Bayern optisch ansprechend<br />

auf. Dazu gibt’s einen Neigungsmesser.<br />

Wieviel? Kostenlos für iOS und Android<br />

Warum? Damit der Lawinenlagebericht auch<br />

bei der Smartphone-Fraktion ankommt. –te–<br />

»SELIG, WER IN TRÄUMEN STIRBT«<br />

Vor 15 Jahren erlebte Robert Steiner in<br />

den Grandes Jorasses einen schrecklichen<br />

Unfall. Zwei Tage und Nächte verbrachte<br />

er zwischen Leben und Tod. Um das<br />

Geschehene zu bewältigen, stieg er 20<strong>12</strong><br />

mit seinem Freund Felix Berg erneut<br />

in die Wand ein. Was hoffnungsvoll beginnt,<br />

endet wieder in einer Katastrophe.<br />

»Selig, wer in <strong>Träumen</strong> stirbt« zeigt, dass<br />

das Unmögliche möglich ist. –sz–<br />

Von: Tom Dauer / Bluebird Production<br />

Mit: Robert Steiner, Felix Berg<br />

Aus: Österreich<br />

www.bergfex.at<br />

Wer eine Tour in Österreich plant, findet<br />

hier alle wichtigen Grundlagen; nicht<br />

nur zahlreiche <strong>Touren</strong>beschreibungen,<br />

die aktuelle Wettervorhersage und<br />

Schneehöhen sowie Webcams des gesamten<br />

Alpenraumes. Das Beste ist die topografische<br />

Karte von ganz Österreich<br />

auf Basis der ÖK 50 vom Bundesamt für<br />

Eich- und Vermessungswesen (Maßstab<br />

1:50 000). Dank der neuen Print-Funktion<br />

bei jeder Tour kann man einen beliebig<br />

wählbaren Kartenausschnitt nun auch<br />

direkt ausdrucken – je nach Belieben mit<br />

oder ohne Tourdaten.<br />

–dst–<br />

18 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


TV-Programm Dezember 2013 / Januar 2014<br />

9.<strong>12</strong>. | 18.00 | ZDF Info<br />

Die Berge der Deutschen<br />

Von Höhenrausch und<br />

Hüttenzauber<br />

Dauer: 45 Min.<br />

19.<strong>12</strong>. | 10.05 | BR<br />

Tibet – Mit Pilgern <strong>zum</strong><br />

heiligen Berg Kailash<br />

Dauer: 45 Min.<br />

20.<strong>12</strong>. | 11.50 | Servus TV<br />

Himalaya – Dem Himmel nah<br />

Dokumentarfilm<br />

Dauer: 60 Min.<br />

23.<strong>12</strong>. | 13.15 | SWR<br />

Winterreise in<br />

den Schwarzwald<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

23.<strong>12</strong>. | 14.50 | Serv. TV<br />

Arctic Ice – Eisklettern AH<br />

nördlich des Polarkreises<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 28 Min.<br />

27.<strong>12</strong>. | 19.10 | Servus TV<br />

Aus dem Leben<br />

Helden am Berg –<br />

Rettung in Schnee und Eis<br />

Dauer: 37 Min.<br />

29.<strong>12</strong>. | 16.00 | MDR<br />

Heute auf Tour<br />

Im Dreiländer-Naturpark<br />

Raab-Orség-Goricko<br />

Dauer: 25 Min.<br />

J10.<strong>12</strong>. | 6.25 | ZDF Neo<br />

Bergretter im Himalaya<br />

Tod an der Ama Dablam<br />

Dauer: 45 Min.<br />

10.<strong>12</strong>. | 11.30 | ZDF Info<br />

Afrikas Naturparadiese<br />

Mount Kenia<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J20.<strong>12</strong>. | 13.05 | Arte<br />

360° – Geo Reportage<br />

Großglockner,<br />

König der Hochalpen<br />

Dauer: 52 Min.<br />

23.<strong>12</strong>. | 15.00 | alpha<br />

Planet Wissen<br />

Der blinde <strong>Bergsteiger</strong><br />

Andy Holzer<br />

Dauer: 60 Min.<br />

24.<strong>12</strong>. | 6.45 | SWR<br />

Winterreise auf die<br />

Schwäbische Alb<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

1.1. | 19.15 | 3sat<br />

Reisen in ferne Welten<br />

Kanadas Nordwesten –<br />

Sommer am Polarkreis<br />

Dauer: 45 Min.<br />

2.1. | 20.15 | 3sat<br />

Das Beste der European AH<br />

Outdoor Film Tour (1)<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

10.<strong>12</strong>. | 14.15 | N 3<br />

Bilderbuch Deutschland<br />

Winter im Werdenfelser Land<br />

Dauer: 45 Min.<br />

11.<strong>12</strong>. | 21.15 | MDR<br />

Biwak<br />

Berge, Menschen, Abenteuer<br />

Dauer: 30 Min.<br />

13.<strong>12</strong>. | 22.30 | Phoenix<br />

Abenteuer Yukon<br />

Reise in das wilde Herz<br />

Kanadas<br />

Dauer: 30 Min.<br />

14.<strong>12</strong>. | 7.30 | ZDF Neo<br />

Die dunkle Seite der Alpen AH<br />

Die Grandes Jorasses-<br />

Nordwand<br />

Dauer: 45 Min.<br />

14.<strong>12</strong>. | 13.00 | ZDF Neo<br />

Die dunkle Seite der Alpen<br />

Die Eiger Nordwand<br />

Dauer: 45 Min.<br />

14.<strong>12</strong>. | 15.25 | Arte<br />

Die Alpen von oben<br />

Vom Chablais <strong>zum</strong> Montblanc<br />

Dauer: 52 Min.<br />

14.<strong>12</strong>. | 16.45 | alpha<br />

Fernweh<br />

Madeira<br />

Dauer: 25 Min.<br />

14.<strong>12</strong>. | 19.00 | BR<br />

natur exclusiv<br />

Himalaya<br />

Dauer: 45 Min.<br />

20.<strong>12</strong>. | 15.15 | HR<br />

Abenteuer Erde: Himalaya<br />

Dauer: 45 Min.<br />

20.<strong>12</strong>. | 21.15 | Servus TV<br />

Retroalpin<br />

Der Bergfilmpionier<br />

Arnold Fanck<br />

Dauer: 62 Min.<br />

21.<strong>12</strong>. | 15.00 | SWR<br />

Winterreise rund um<br />

die Zugspitze<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

21.<strong>12</strong>. | 15.30 | Phoenix<br />

Unterwegs <strong>zum</strong> Nordkap<br />

Leben mit dem Eis<br />

Dauer: 45 Min.<br />

22.<strong>12</strong>. | 15.30 | BR<br />

traumpfade<br />

Mit den Schlittenhunden<br />

über die Alpen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

22.<strong>12</strong>. | 19.25 | S: Disc. Channel<br />

Naturwunder der Erde<br />

Grand Canyon<br />

Dauer: 47 Min.<br />

22.<strong>12</strong>. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

23.<strong>12</strong>. | 11.35 | 3sat<br />

Auf in den Schnee<br />

Winter in den Alpen<br />

Dauer: 30 Min.<br />

24.<strong>12</strong>. | 10.10 | Servus TV<br />

Naturparadies Australien<br />

Der Rote Kontinent<br />

Dauer: 57 Min.<br />

24.<strong>12</strong>. | 15.00 | ZDF Neo<br />

Die dunkle Seite der Alpen<br />

Die Matterhorn-Nordwand<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 40 Min.<br />

25.<strong>12</strong>. | 19.00 | SWR<br />

Winterreise in die Schweiz<br />

Reportage<br />

Dauer: 45 Min.<br />

26.<strong>12</strong>. | 8.30 | Arte<br />

X:enius<br />

Trendsport Klettern<br />

Dauer: 26 Min.<br />

27.<strong>12</strong>. | 8.30 | SWR<br />

Meine Traumreise<br />

nach Lappland<br />

Mit Schlittenhunden<br />

am Polarkreis<br />

Dauer: 30 Min.<br />

J27.<strong>12</strong>. | <strong>12</strong>.00 | ZDF Info<br />

Auf dem Dach Europas<br />

Im Bann der Alpen<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J2.1. | 23.00 | alpha<br />

Der Untersberg<br />

Das sagenhafte Höhlenreich<br />

Dauer: 45 Min.<br />

3.1. | 10.40 | 3sat<br />

La Haute Route – Von<br />

Chamonix bis Zermatt<br />

Der Berg siegt immer<br />

Dauer: 25 Min.<br />

3.1. | 18.15 | 3sat<br />

Reisen in ferne Welten:<br />

Marokko<br />

Auf der Straße der Kasbahs<br />

Dauer: 45 Min.<br />

3.1. | 20.15 | HR<br />

Traumhafte Bergwelten –<br />

Rund um den Tegernsee<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

3.1. | 20.15 | 3sat<br />

Das Beste der European<br />

Outdoor Film Tour (2)<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

Das tagesaktuelle<br />

TV-Programm finden Sie<br />

auf bergsteiger.de<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 19


TITELTHEMA<br />

Zwölf gute Vorsätze von BERGSTEIGER-Autoren<br />

Die Unvollendeten<br />

Zum Jahreswechsel neigt der Mensch zur<br />

Rückschau. <strong>12</strong> BERGSTEIGER-Autoren<br />

sind dabei auf Wunschtouren gestoßen,<br />

die sie seit Langem unerledigt auf ihrer<br />

Liste haben – manche davon trotz einiger<br />

Versuche. 2014 wird alles besser!<br />

Foto: Holger Hauser, privat<br />

Wussten Sie, dass 70 Prozent<br />

der gefassten Vorsätze<br />

scheitern? Psychologen<br />

am Institut für Demoskopie<br />

Allensbach haben das in einer<br />

Studie herausgefunden. Nicht gerade<br />

motivierend. Aber auch nicht weiter verwunderlich.<br />

Die Autoren des BERGSTEIGER<br />

jedenfalls mussten nicht lange nachdenken<br />

über ein <strong>Touren</strong>ziel, das sie sich längst vorgenommen,<br />

aber nie erreicht hatten. Die<br />

Gründe dafür sind vielschichtig: Mal war<br />

das Wetter schuld und es hatte zuviel Nebel,<br />

Regen oder auch zu viel Schnee; noch<br />

öfter aber zu wenig Schnee. Oder es lag an<br />

den <strong>Touren</strong>partnern: Den einen zwickte das<br />

Knie, der andere hatte zu lang gefeiert und<br />

der dritte war einfach immer anderweitig<br />

verplant. Zugegeben, manchmal war es<br />

auch einfach nur das eigene Spiegelbild,<br />

das sich mit körperlichen Zipperlein und<br />

Freizeitstress plagte. Bei manchen Vorhaben<br />

war es auch einfach nur gesund, sie<br />

nicht umzusetzen. Eine durchaus kuriose<br />

Gruppe bilden diejenigen, die monatelang<br />

sämtliche Details von Hüttenkosten und<br />

Bus-Abfahrtszeiten bis hin zu den – jawohl<br />

– idealen Mondphasen sammelten, bis die<br />

Tour schließlich unter dem gewaltigen<br />

Wust von Informationen in sich zusammen<br />

stürzte. Am ausgefallensten aber ist wohl<br />

die Geschichte unseres Chefredakteurs, der<br />

bei einer Bergtour in der Cordillera Blanca<br />

in Peru überfallen wurde und schließlich<br />

die Verfolgung der Räuber aufnahm, anstatt<br />

auf den Gipfel des Alpamayo zu klettern.<br />

Lesen Sie auf den folgenden Seiten zwölf<br />

Geschichten über das Scheitern – und<br />

über die Lust, es dennoch weiter mit diesen<br />

Zielen zu versuchen. Und zwar in 2014.<br />

TOUR<br />

Alpamayo (5947 m) –<br />

Peru, Cordillera Blanca<br />

▶ schwierig 9 Std.<br />

600 Hm 600 Hm<br />

Charakter der Expedition:<br />

Sehr gutes alpinistisches Allroundkönnen<br />

ist Voraussetzung, Erfahrung<br />

in Eisklettertouren und Höhenbergsteigen<br />

sind von Vorteil; ausgezeichnete<br />

Kondition ist zudem vonnöten.<br />

Klima: Da Peru auf der Südhalbkugel<br />

liegt, sind die Jahreszeiten<br />

unseren entgegengesetzt. Bedingt<br />

durch die Auswirkungen des kalten<br />

Humboldtstroms sind die Temperaturen<br />

kühler, als man das für die<br />

relative Nähe <strong>zum</strong> Äquator erwarten<br />

würde. Niederschläge fallen vor allem<br />

in den Monaten November bis März.<br />

Die kältesten Monate sind Juli und<br />

August, dann sind Temperaturen<br />

in den Bergen von -15 bis -20 Grad<br />

Celsius keine Seltenheit.<br />

Informationen:<br />

www.hauser-exkursionen.de<br />

22 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Michael, 48<br />

Ausgeraubt<br />

Eigentlich waren die Voraussetzungen perfekt:<br />

Wir hatten genügend Zeit. Wir waren<br />

gut akklimatisiert, hatten zuvor zu zweit<br />

mehrere Monate in den Anden zugebracht.<br />

Die Wettervorhersagen für die peruanische<br />

Cordillera Blanca waren günstig. Der Plan,<br />

den Alpamayo (5947 m) zu besteigen, den einige<br />

für den schönsten Berg der Welt halten,<br />

war fest gefasst. Eigentlich.<br />

Huaraz ist der <strong>Bergsteiger</strong>-Treffpunkt in der<br />

Cordillera Blanca. Wir hatten eine vertrauenserweckende<br />

Bergführeragentur gefunden–<br />

nachdem wir in Chile schlechte Erfahrungen<br />

gemacht hatten und den Besitzer<br />

einer solchen bei einer Tour auf den Vulkan<br />

Lascar (5620 m) selbst retten mussten, waren<br />

wir vorsichtig geworden. Man empfahl uns,<br />

<strong>zum</strong> Akklimatisieren in den Nationalpark<br />

Huascarán zu wandern, der den gleichnamigen<br />

(und höchsten) Berg Perus (6768 m) umgibt<br />

und bei einer Höhe von mehr als 4000<br />

Metern beginnt. In Peru reicht die Landwirtschaft<br />

bis fast an diese Grenze heran.<br />

Wir nahmen einen der Minibusse aus Huaraz<br />

in Richtung Nationalpark und marschierten<br />

mit kleinem Rucksack los; zwischen<br />

rotbraunen Feldern hindurch, auf<br />

denen Bauern ihr Saatgut ausbrachten. Im<br />

Hintergrund glänzten Gletscher, schraubten<br />

sich mächtige Gipfel in den blauen Andenhimmel.<br />

Die Vorfreude auf den Alpamayo<br />

wuchs, wir fühlten uns prächtig.<br />

Als wir den Nationalpark erreichten, machten<br />

wir Brotzeit im Schatten einer großen<br />

Holztafel. Kein Mensch außer uns. Dachten<br />

wir. Ich löffelte gerade aus meiner Avocadohälfte,<br />

als zwei Burschen schnurstracks auf<br />

uns zukamen. Mit Dreieckstüchern über<br />

Mund und Nase, der Größere von beiden<br />

hielt einen Revolver auf uns gerichtet. Viel<br />

war nicht zu holen bei uns, ein paar Dollarscheine,<br />

geschenkt. Der Raub der Spiegelreflexkamera<br />

allerdings schmerzte. Sie war ja<br />

auch journalistisches Arbeitsgerät.<br />

Wir verfolgten die Räuber mit einem Sicherheitsabstand,<br />

konnten sie später mit Hilfe eines<br />

tollkühnen Taxifahrers und der Polizei<br />

stellen – die Beute trugen sie bei sich. Dann<br />

dauerte es eine (nervtötende) Woche, bis wir<br />

die Fotoausrüstung von der Polizei wiederbekamen<br />

– die leider völlig korrupt war. Wir<br />

hatten die Schnauze voll von Peru. Und bestiegen<br />

zwei Wochen später den Cotopaxi in<br />

Ecuador. Zehn Jahre ist das nun her. 2014 ist<br />

er dran, der Alpamayo. Als Teilnehmer einer<br />

Expedition von Hauser und Schuster. So lautet<br />

<strong>zum</strong>indest der Plan. Michael Ruhland<br />

Januar<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 23


Kumpel, mit dem ich die Abmachung getroffen<br />

hatte, in Thailand. Und als alles passte,<br />

zwickte dem Weichei der Rücken oder mir<br />

Jammerlappen das Knie.<br />

Wenn in diesem Frühjahr trotz all der guten<br />

Vorsätze wieder nichts daraus wird, gibt’s<br />

nur noch einen Ausweg für meine Dateileiche:<br />

die Delete-Taste. Dominik Prantl<br />

Februar<br />

März<br />

In der Warteschleife gefangen<br />

Früher hätte man es eine Karteileiche genannt.<br />

In Zeiten von Windows und MacBook<br />

muss es eher als Dateileiche bezeichnet werden.<br />

Jedenfalls gibt es in meinem Rechner<br />

ein Dokument mit der Überschrift: IN PLA-<br />

NUNG. Darunter steht, ebenfalls in Großbuchstaben:<br />

GROSSE REIB’N. Seit Jahren.<br />

In der Zwischenzeit war ich schon in Namibia<br />

und Norwegen, auf Teneriffa und in Thailand.<br />

Aus dem Dokument IN PLANUNG sind<br />

zuletzt die »Höfats« und der »Hochwanner«,<br />

das »Aktzeichnen auf der Alm« und »<strong>Touren</strong><br />

im Engadin« verschwunden. Nur die berühmte<br />

Umrundung des Königssees auf <strong>Touren</strong>ski<br />

Zu Tode geplant<br />

In jener Zeit, als die alpinen Trauben nicht<br />

hoch genug hängen konnten, lagen uns<br />

zukünftigen Superstars die Worte aus dem<br />

Biner-Führer so schwer im Ohr wie der Rest<br />

des Landes am Ballermann 6. »Die Ostwand<br />

des Monte Rosa gehört zu den höchsten der<br />

Alpen und ist mehr gefährlich<br />

als schwierig.« Gerade war<br />

Hochsommer, umso mehr<br />

Zeit blieb <strong>zum</strong> Planen. Am<br />

Ende der Vorlesungszeit lag<br />

Thomas, 25<br />

steht dort noch immer wie eine<br />

schmerzliche Reminiszenz an die<br />

eigene Inkonsequenz. Dafür ist der Eintrag<br />

im Laufe der Jahre länger geworden. Inzwischen<br />

steht dort beispielsweise der Kontakt<br />

eines Nationalpark-Rangers, den ich als<br />

Hauptfigur für die Reportage nutzen wollte.<br />

Nun ist es keineswegs so, dass ich es zuletzt<br />

nicht mehr nach Berchtesgaden geschafft<br />

hätte. Aber die GROSSE REIB’N macht man<br />

nicht einfach mal so schnell an einem Nachmittag<br />

im Nebel. Mal lag zu wenig Schnee<br />

und mal zu viel, mal war es zu kalt und mal<br />

zu warm, mal war ich in Teneriffa oder der<br />

TOUR<br />

Dufourspitze (4633 m)<br />

über Marinellicouloir –<br />

Walliser Alpen<br />

▶ schwierig 9 Std.<br />

1600 Hm 1750 Hm<br />

Charakter: Lange, gefährliche Tour,<br />

bei der die Verhältnisse entscheidend<br />

sind. Wegen der ostseitigen Exposition<br />

früher Aufbruch Pfl icht!<br />

Ausgangspunkt: Capanna Marinelli<br />

(3036 m) über Macugnaga<br />

Endpunkt: Monte-Rosa-H. (2883 m)<br />

Route: Hütte – Marinellirücken –<br />

Couloir (bis 3100 m) – Imseng rücken<br />

(bis 3650 m) – Séracs. Die Felsrippe<br />

vom Grenzgipfel herab betritt man<br />

möglichst spät von der linken Flanke.<br />

In steilem, aber festem<br />

Fels <strong>zum</strong> Grenzgipfel<br />

und zur Dufourspitze.<br />

<strong>Touren</strong>karte 8,<br />

Heftmitte<br />

Dominik, 36<br />

TOUR<br />

Große Reib‘n<br />

– Berchtesgadener Land<br />

▶ schwierig 2½ Tage<br />

3500 Hm 4000 Hm<br />

Charakter: Lange, anstrengende<br />

Ski-Rundtour um den Königssee,<br />

für die stabiles Wetter, längere Tage<br />

(deshalb frühestens im März) und<br />

gute Lawinenverhältnisse Voraussetzung<br />

sind. Der erste Anstieg lässt<br />

sich per Jennerbahn verkürzen.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Hinterbrand<br />

(1130 m)<br />

Endpunkt: Wimbachbrücke (625 m)<br />

Route: Hinterbrand – Stahlhaus<br />

(1736 m) – Schneibstein (2275 m)<br />

– Windscharte (2103 m) – Jägerbrunntrog<br />

(2230 m) – Niederbrunnsulzen<br />

– Kärlingerhaus (1630 m) –<br />

Ingolstädter Haus (2219 m)<br />

– Wimbachgrieshütte<br />

– Wimbachbrücke<br />

<strong>Touren</strong>karten<br />

6/7, Heftmitte<br />

das Ergebnis im Posteingang der Gefährten:<br />

eine Komödie in sieben Akten, die sich über<br />

Akklimatisierungstouren und Ruhe- bzw.<br />

Fresstage zur Klimax steigerte. Im Anhang<br />

entfaltete sich ein Tabellenschlachtfeld aus<br />

Gehzeiten, Ausrüstungslisten und penibel<br />

getakteten Busfahrplänen für die Rückkehr<br />

<strong>zum</strong> Auto. Der Plan vermerkte spektakuläre<br />

Preis-Leistungsverhältnisse umliegender<br />

Campingplätze ebenso wie günstige Mondphasen<br />

(Auf bruch um Mitternacht!) und<br />

schloss auf wundersame Weise mit einem<br />

studentengerechten Gesamtbudget – er<br />

war perfekt.<br />

Damit stand er im krassen Gegensatz <strong>zum</strong><br />

Walliser Wetter. Immer zog es nach der Auftakttour<br />

zu. Einmal Weissmies ohne Dom,<br />

einmal Alphubel ohne Täschhorn – sicher<br />

schöne <strong>Touren</strong>, aber unser Plan bekam<br />

damit bereits im zweiten Akt dramatische<br />

Züge. Anstatt auf Schönwetter zu warten,<br />

verlagerten wir uns in die Ostalpen und den<br />

Plan in die Schublade. Dort schlummert<br />

er unter den Bildern spontan begangener<br />

Eiswände und wartet auf seine Erweckung.<br />

Ich auch.<br />

Thomas Ebert<br />

24 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Fotos: Bernd Römmelt, Andreas Strauß, Siegfried Garnweidner, Verena Wisthaler, privat<br />

Wiederholung ausgefallen<br />

Kurz vor zwölf umgekehrt<br />

Das Gipfelkreuz habe ich nicht gesehen. Ins<br />

Gipfelbuch eingetragen habe ich mich auch<br />

nicht. Und die Aussicht, naja ... sie reichte<br />

gerade mal drei Meter, also kann ich nicht<br />

sagen, dass ich sie genossen hätte. Ich muss<br />

meinem Kletterpartner leider recht geben,<br />

wenn er <strong>zum</strong> wiederholten Male meine<br />

Schwärmereien über die mächtige und imposante<br />

Nordwand des Zwölferkofels in den<br />

Sextener Dolomiten unterbricht und mich<br />

darauf aufmerksam macht, dass ich ja noch<br />

nicht oben gewesen wäre – und das, obwohl<br />

er sein Bestes gegeben hat.<br />

Der Zwölfer hat mich schon als Kind fasziniert,<br />

während ich am Balkon meiner Oma<br />

saß und den steilsten Felszahn der »Sextener<br />

Sonnenuhr« anstarrte. Seit meinem<br />

15. Lebensjahr – damals hatte ich gerade<br />

mit dem Klettern begonnen – träume ich<br />

davon, endlich einmal<br />

oben zu stehen. Doch<br />

niemand wollte mir je<br />

diesen Wunsch erfüllen:<br />

Zu schwierig für<br />

dich, sagte der eine;<br />

zu lang und zu brüchig,<br />

Verena, 31<br />

Es war eine Dienstreise: Das Theaterstück<br />

»Munde« des österreichischen Dramatikers<br />

Felix Mitterer wurde am 3. August 1990 auf<br />

dem Plateau des Hohe Munde-Ostgipfels uraufgeführt.<br />

Und meine Aufgabe war es, für<br />

den BERGSTEIGER eine Reportage mitzubringen.<br />

Am Spätnachmittag dieses heißen<br />

Tages stiegen Schauspieler, Zuschauer und<br />

der Autor gemeinsam von der Rauthhütte<br />

aus <strong>zum</strong> Gipfel auf – zunächst durch Latschen,<br />

dann über Geröll und losen Schotter.<br />

Gott sei Dank war die Sonne bereits aus der<br />

Ostflanke verschwunden; geschwitzt haben<br />

wir trotzdem wie verrückt.<br />

Kurz vor Sonnenuntergang begann die<br />

Vorstellung – wie auch das Geschehen im<br />

Theaterstück: Die Belegschaft einer Spenglerei<br />

macht ihren Betriebsausflug auf die<br />

Hohe Munde, um dort ein Bergfeuer zu<br />

entzünden. Das Betriebsklima in der Firma<br />

ist ausgesprochen schlecht. Der fröhlich<br />

begonnene Ausflug endet in einer Katastrophe.<br />

Die schwelenden Aggressionen und<br />

Konflikte brechen offen aus; Machtkämpfe,<br />

Eifersucht und Ausländerfeindlichkeit führen<br />

zu Gewalttätigkeit und Zerstörung.<br />

Nach der Vorstellung setzten sich Schauspieler<br />

und Zuschauer zu<br />

Gesprächen am Lagerfeuer<br />

zusammen, über der Hohen<br />

Munde wölbte sich ein gigantischer<br />

Sternenhimmel. Viel Schlaf<br />

fanden wir nicht in den kleinen Kuppelzelten,<br />

die der Veranstalter für uns aufgestellt<br />

hatte. Denn bereits bei Sonnenaufgang<br />

bestaunten sämtliche Premierengäste, in<br />

Decken gehüllt, das Morgenrot.<br />

Seit diesem einmaligen Erlebnis plane ich,<br />

den Gipfel der Munde noch einmal alleine,<br />

ohne Spektakel zu besteigen. Bisher hat es<br />

nicht geklappt.<br />

Petra Gössl-Kubin<br />

TOUR<br />

Zwölferkofel (3094 m) –<br />

Sextener Dolomiten<br />

▶ II–III 7 Std.<br />

1640 Hm 1640 Hm<br />

Charakter: Von den klettertechnischen<br />

Anforderungen nicht allzu<br />

schwierig, jedoch sehr brüchiger Fels.<br />

(Markierung durch einzelne Steinmänner,<br />

schwer erkennbar)<br />

Ausgangspunkt: Zsigmondy-<br />

Comici-Hütte (2224 m), erreichbar in<br />

2 Std. vom Parkplatz im Fischleintal<br />

Route: Zsigmondy-Hütte – Oberbachernjoch<br />

(2519 m) – Einstieg<br />

– Eisrinne – Rampe (III) – Geröllband<br />

– mehrere Kamine (III) – großes<br />

Ringband – Hohe Zwölferscharte –<br />

Steinmann – Scharte – Gipfelhang<br />

– Gipfelgrat mit Steigspuren <strong>zum</strong><br />

höchsten Punkt – Abstieg über den<br />

Gipfelgrat bis zu zwei Abseilstellen<br />

– großes Ringband – eigentliche<br />

Abseilroute – Steig am Fuße der<br />

Eisrinne – abklettern <strong>zum</strong> Einstieg<br />

Petra, 54<br />

TOUR<br />

Hohe Munde (2662 m)<br />

– Karwendel<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

1770 Hm 1770 Hm<br />

Charakter: Zum Teil steiler Anstieg<br />

in anspruchsvollem Gelände;<br />

Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und<br />

Ausdauer sind Voraussetzung;<br />

im Sommer ostseitig sehr heiß.<br />

Ausgangspunkt: Leutasch-Moos<br />

(1180 m)<br />

Einkehr: Rauthhütte (1605 m)<br />

Route: Moos – über Katzenloch<br />

(links) oder Tschopfl ehn (rechts) zur<br />

Rauthhütte – Hüttenrinner – Hohe<br />

Munde-Ostgipfel (2592 m) – Sattel<br />

(ca. 2515 m) – Hohe Munde-<br />

Westgipfel (2662 m) – Abstieg über<br />

denselben Weg oder über Niedere<br />

Munde (2059 m)<br />

und Leutascher<br />

Achental bis Moos<br />

<strong>Touren</strong>karte 11,<br />

Heftmitte<br />

mahnte der andere. Einen Bergführer konnte<br />

ich mir damals nicht leisten. Zehn Jahre<br />

später, an meinem 25. Geburtstag war es<br />

dann endlich soweit. Oder sagen wir besser:<br />

beinahe. 100 Meter unter dem Gipfel<br />

war es so nebelig, der Regen so nahe, und<br />

der Gipfel letztendlich noch so fern, dass<br />

ich Angst bekam und <strong>zum</strong> Rückzug blies.<br />

Auf den nächsten Versuch werde ich hoffentlich<br />

nicht nochmals 25 Jahre warten<br />

müssen.<br />

Verena Wisthaler<br />

April Mai


Juni<br />

Vernünftig gedacht<br />

Axel, 50<br />

Niemand muss auf Berge steigen. Dass er<br />

es doch tut, weist den <strong>Bergsteiger</strong> als jene<br />

höhere Existenzform aus, in der Albert Camus,<br />

Autor des »Mythos von Sisyphos«, den<br />

»glücklichen Menschen« erkannte.<br />

Dieser Gedanke ging mir durch den Kopf,<br />

als ich im vergangenen Herbst von der<br />

Watzmann-Südspitze ins Wimbachgries<br />

abstieg. Ich setze voraus, dass die meisten<br />

Leser diesen Abstieg aus eigener Erfahrung<br />

kennen. Ich unterstelle des weiteren, dass<br />

geschätzte 99 Prozent dieser Sisyphosse<br />

nicht scharf darauf sind, den dabei erlebten<br />

Kontakt mit sehr steilem Schrofengelände<br />

zu intensivieren. Und ich schließe,<br />

drittens, von mir auf andere, wenn ich<br />

glaube, dass alle, die unten im Wimbachgries<br />

angekommen sind, gleich wieder verblüfft<br />

nach oben schauen – <strong>zum</strong> Kleinen<br />

Palfelhorn. Der Alpenvereinsführer stellt<br />

lapidar fest: »In seiner wilden Zerrissenheit<br />

einer der eigenartigsten Berge der<br />

Nördl. Kalkalpen«. Ich bin schon öfter an<br />

diesem Gebilde vorbeigegangen, habe es<br />

fotografiert und bewundert und denke,<br />

dass die Theorie der Alpenbildung hier<br />

versagt. Dieser Berg kann unmöglich aufgefaltet<br />

worden sein. Er sieht aus wie ein<br />

Stück sehr mürbes Spritzgebäck, aber woraus<br />

sein krümelnder Teig besteht, will der<br />

<strong>Bergsteiger</strong> lieber nicht wissen.<br />

Warum ich noch nicht oben war? Schauen<br />

Sie sich nur das Bild an … Kein vernünftiger<br />

Mensch geht da rauf. Andererseits bin ich<br />

als <strong>Bergsteiger</strong> nicht vernünftig, sondern<br />

Existenzialist. Also: Schauen Sie sich nur<br />

das Bild an! Was in aller Welt soll mich davon<br />

abhalten, mir ein kleines Wettrennen<br />

mit der Erosion zu liefern? Daneben, ich gebe<br />

es zu, reizt mich auch ein anderer Gedanke:<br />

Kann es sein, dass das Kleine Palfelhorn<br />

seltener bestiegen wird als der Cerro Torre?<br />

Und noch etwas: Verwechseln Sie, liebe<br />

Leser, diesen Text bloß nicht mit einem<br />

<strong>Touren</strong>-Tipp!<br />

Axel Klemmer<br />

TOUR<br />

Kleines Palfelhorn<br />

(2073 m) – Berchtesgaden<br />

▶ schwierig 6–7 Std.<br />

1443 Hm 1443 Hm<br />

Charakter/Schwierigkeit:<br />

Wilder, alpiner Anstieg in enorm<br />

brüchigem Fels-/Schrofengelände,<br />

das größte Erfahrung, unbedingte<br />

Trittsicherheit und sehr gutes<br />

Orientierungsvermögen verlangt.<br />

Insgesamt deutlich anspruchsvoller,<br />

als es die technIsche Schwierigkeit<br />

(II) ausdrückt<br />

Ausgangspunkt: Ramsau,<br />

Parkplatz Wimbachbrücke (630 m)<br />

Einkehr: Wimbachgrieshütte<br />

(1327 m)<br />

Route: Auf breitem Weg zur<br />

Wimbachgrieshütte und weiter auf<br />

Steig <strong>zum</strong> Ausgang des Loferer<br />

Seilergrabens. Erst am linken Rand<br />

der Schlucht zwischen Großem<br />

und Kleinem Palfelhorn aufwärts.<br />

Weiter in komplizierter Routenführung<br />

(Alpenvereinsführer) <strong>zum</strong><br />

Gipfel.<br />

Ins Weiße geträumt<br />

Kleine Buben haben große Träume. Der<br />

Eugen aus Zürich wollte auf den Mond<br />

reisen, irgendwann. Später trat dann die<br />

irdische Bünzli-Realität in seine Traumwelt.<br />

Der Mond bekam zwischenzeitlich<br />

Besuch, tatsächlich, dafür stieg ich jetzt<br />

auf Berge: hinaus, hinauf. Zunächst vor<br />

allem in der Schweiz, im Engadin und anderswo.<br />

Wer in der Südostecke Helvetiens<br />

per pedes Richtung Gipfel unterwegs ist,<br />

bekommt eine Magic Line immer wieder<br />

vorgeführt, von der Fuorcla Surlej, vom<br />

Piz Languard, vom Piz Palü: den Biancograt.<br />

Was für eine Linie! Messerscharf,<br />

gerade zwei Schuh breit zwischen blendendem<br />

Weiß und dunklen Schatten, Abgrund<br />

links wie rechts und vor dir, über<br />

dir irgendwo hinter ein paar Felsen der<br />

höchste Punkt der Ostalpen: Piz Bernina,<br />

4049 Meter.<br />

Da wollten wir hinauf, jeder Blick auf den<br />

Grat verstärkte den Wunsch, ließ die Tour<br />

in einem noch helleren Licht erstrahlen.<br />

Vom Piz Palü – auch so ein Sehnsuchtsberg<br />

– schauten wir, Fridolin und ich,<br />

hinüber zu unserer Ideallinie. »Nächsten<br />

Sommer, versprochen!« mit Handschlag.<br />

Dann endlich sollte es klappen. Wir waren<br />

in Form und fast übermotiviert, die<br />

äußeren Bedingungen bestens, die Wetteraussichten<br />

auch. Nicht einmal der<br />

muffige Hüttenwirt auf der Chamanna da<br />

Tschierva schaffte es, unseren Enthusiasmus<br />

zu dämpfen. In der Nacht der Schock:<br />

Es regnete. Am Morgen<br />

goss es, die Wolken<br />

hingen tief, unsere<br />

Stimmung war im<br />

Juli<br />

Eugen, 69<br />

26 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


TOUR<br />

Piz Bernina (4049 m)<br />

über Biancograt –<br />

Berninagruppe<br />

▶ mittel 9–<strong>12</strong> Std.<br />

1650 Hm 450 Hm<br />

August<br />

Charakter: Die weiße Gratschneide<br />

an der Nordseite des Piz Bernina –<br />

auch als »Himmelsleiter« bezeichnet<br />

– wird an schönen Tagen von<br />

unzähligen <strong>Bergsteiger</strong>n begangen.<br />

Der eigentliche Firngrat ist das<br />

Mittelstück der Tour, unten von einem<br />

steilen Felsstück und oben von einem<br />

Zackengrat begrenzt.<br />

Ausgangspunkt: Tschiervahütte<br />

(2583 m), erreichbar von Pontresina<br />

durchs Val Roseg (3½ Std.)<br />

Endpunkt: Rif. Marco e Rosa<br />

(3609 m), weiterer Abstieg über<br />

Diavolezza-Hütte (2973 m)<br />

Route: Tschiervahütte – Fuorcla Prievlusa<br />

(3430 m) – kombinierter Grat<br />

mit Felskletterei (III) und im Firn – Piz<br />

Bianco (3995 m) – Piz Bernina – abseilen<br />

oder –klettern auf den Gletscher<br />

und weiter <strong>zum</strong> Rif. Marco e Rosa<br />

Fotos: Axel Klemmer, Thomas Ebert, Andreas Strauß, privat<br />

freien Fall: zurück ins Tal, ade schöner<br />

Traum. Wir wollten trotzdem nicht aufgeben:<br />

Irgendwann klappt’s, vielleicht im<br />

Herbst oder dann halt nächstes Jahr. So<br />

dachten wir, hofften wir, aber immer kam<br />

etwas dazwischen. Ganz allmählich verblasste<br />

der Cresta Bianco hinter den Jahresringen<br />

eines langen <strong>Bergsteiger</strong> lebens.<br />

Eugens Haupthaar lichtete sich, und auch<br />

der Idealgrat hat mittlerweile einige kahle<br />

Stellen, wo der Schnee abgeschmolzen<br />

ist. Ein Trost, dass selbst Berge altern. Aber<br />

halt nur ein kleiner. Eugen E. Hüsler<br />

Auf Sonne gewartet<br />

Fast alle meine Traumtouren haben eine<br />

Zahl und ein a, b oder c als Nachnamen und<br />

sind deshalb noch auf der Wunschliste, weil<br />

man zu ihrer Realisierung in der Kletterhalle<br />

trainieren müsste, während draußen der<br />

Pulverschnee lockt. Lediglich eine Wanderung<br />

taucht zwischen den Klettertouren<br />

auf: die Tour du Mont Blanc, kurz TMB.<br />

In sieben bis elf Tagen führt diese Rundtour<br />

einmal um den Mont Blanc. Der erste<br />

Gedanke daran, dass die TMB attraktiv<br />

sein könnte, ist gut zehn Jahre alt: Einen<br />

ganzen Urlaub hatten wir auf der Nordseite<br />

des Mont Blanc-Massivs ausgeharrt, ein<br />

Frontensystem wechselte nahtlos mit dem<br />

nächsten ab, ich kannte jeden Faden im<br />

Zeltdach auswendig. Den einzigen Schönwettertag<br />

verbrachte ich auf einem Wiesenabsatz<br />

unter den Nadeln von Chamonix,<br />

mit Schnupfen und dem Gedanken,<br />

dass man von den Aiguilles Rouges gegenüber<br />

wenigstens auf die frisch verschneiten<br />

Verte, Dru, Tacul und Mont Blanc<br />

sehen könnte. Dass mein Gedanke den<br />

Namen Tour du Mont Blanc trägt, wusste<br />

ich da noch nicht. Ein paar Jahre später<br />

verbrachten wir einen Ruhetag in den<br />

Aiguilles Rouges, auf der Trasse der TMB.<br />

Obwohl die Wolken tief hingen, waren wir<br />

<strong>zum</strong> Lac Blanc gewandert. Wunderbare<br />

Blumenwiesen gab es da, Steinböcke und<br />

Murmeltiere. Die Vorzüge der Wandertour<br />

lagen auf der Hand: Wir waren in geringerer<br />

Höhe unterwegs als gegenüber an Mont<br />

Blanc & Co, das Wetter war nicht ganz so<br />

schlecht. Als uns dann noch eine unverdrossene<br />

Wanderergruppe von der Mont-<br />

TOUR<br />

Tour du Mont Blanc<br />

– Mont-Blanc-Massiv<br />

Andrea, 45, und Andreas, 48<br />

▶ mittel 7–11 Tage<br />

11000 Hm 170 km<br />

Charakter: Mehrtägige Fernwanderung<br />

rund um das Mont-Blanc-<br />

Massiv mit imposanten Ausblicken<br />

auf die Gletscherriesen; meist gute<br />

Wanderwege, je nach Wegvariante<br />

auch versicherte und ausgesetzte<br />

Passagen, Trittsicherheit nötig<br />

Ausgangspunkt: Les Houches<br />

(1008 m); versch. Einstiegsorte<br />

Hütten: diverse Übernachtungsmöglichkeiten<br />

in Tal und Hütten am Berg<br />

Route: Les Houches (1008 m) –<br />

Refuge du Truc – La Balme – Les Mottets<br />

– Col de Chercroui – Courmayeur<br />

– Rifugio Bertone – Rifugio Elena –<br />

Champex (1466 m) – Le Peuty<br />

– Tre-le-Champ – Refuge Flégère<br />

(1877 m) – Les Houches<br />

Blanc-Runde erzählte und den großartigen<br />

Blicken, die man immer wieder hat, da hatte<br />

sich der Wunsch festgesetzt.<br />

Zwei Versuche sind seitdem am Wetter<br />

gescheitert, mehrere andere an der weiten<br />

Anfahrt. Aber das »Projekt TMB« ist inzwischen<br />

konkreter geworden: ein paar Turnschuhe,<br />

ein leichter Rucksack, eine Mini-<br />

Fotoausrüstung und mindestens vier Tage<br />

mit guter Wettervorhersage gehören <strong>zum</strong><br />

Plan.<br />

Andrea Strauß<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 27


TOUR<br />

Aletschhorn (4195 m)<br />

– Berner Alpen<br />

▶ schwierig 3 Tage<br />

2250 Hm 2250 Hm<br />

September<br />

Vom Nordwind verweht<br />

Vom Wind umtost sei das Aletschhorn, las<br />

ich vor Jahren in einem Alpinführer. Als<br />

einsame Pyramide rage es in den Himmel,<br />

umgeben von Gletschern. Ich brauchte nicht<br />

weiterzulesen. Dies war der Gipfel, den ich<br />

mir immer gewünscht hatte. Ein stolzer Viertausender,<br />

um den man sich bemühen muss.<br />

Dies aber sollte zur Crux werden: Drei Tage<br />

gutes Wetter und stabile Lawinenverhältnisse<br />

sind Voraussetzung für die Skitour. In den<br />

folgenden Jahren war entweder das Wetter<br />

zu schlecht, die Lawinensituation zu heikel,<br />

die Seilgefährten anderweitig beschäftigt<br />

oder die eigene Agenda zu voll. Dann bot sich<br />

die Gelegenheit, im Sommer<br />

auf das Aletschhorn zu steigen:<br />

nicht wie üblich über die Oberaletschhütte,<br />

sondern über das Mittelaletschbiwak.<br />

Als wir frühmorgens <strong>zum</strong> Gipfel auf brachen,<br />

stimmte alles: Wir hatten gut geschlafen,<br />

der Berg ragte in den Sternenhimmel. In<br />

der Morgendämmerung näherten wir uns<br />

dem Aletschjoch. Dass wir gerade die Ruhe<br />

vor dem Sturm genossen, wussten wir noch<br />

nicht. Erst als wir die Nase über das Joch<br />

streckten, traf er uns mit all seiner Wucht:<br />

der eisige Nordwind. Zwei Stunden lang<br />

trotzten wir dem Sturm. Doch als er mich<br />

Caroline, 36<br />

Charakter: Aufstieg über Südwestfl<br />

anke ab Oberaletschhütte<br />

(PD+, Stellen II); über Nordostgrat<br />

ab Mittelaletschbiwak (PD, bis 40°,<br />

exponierter Grat nach Aletschjoch)<br />

Ausgangspunkt: Fiescheralp<br />

(22<strong>12</strong> m) bzw. Belalp (2094 m)<br />

Hütte: Mittelaletschbiwak (3013 m);<br />

Oberaletschhütte (2640 m)<br />

Route: Fiescheralp – Märjelesee<br />

(2350 m) – Roti Chumme (2370 m)<br />

– Mittelaletschbiwak – Aletschjoch<br />

(3631 m) – Aletschhorn (4195 m);<br />

alternativ über Belalp<br />

– Oberaletschhütte<br />

– Südsporn<br />

<strong>Touren</strong>karte 10,<br />

Heftmitte<br />

390 Meter unter dem Gipfel fast zu Boden<br />

warf, war klar: Umkehren war das einzig<br />

Richtige. Im Abstieg war ich enttäuscht.<br />

Mittlerweile aber freue ich mich darüber. So<br />

ist das Aletschhorn geblieben, was es schon<br />

lange war: ein Traumberg. Caroline Fink<br />

Oktober<br />

TOUR<br />

Absamer Klettersteig<br />

und Bettelwurfhütte<br />

(2077 m) – Karwendel<br />

▶ K3 8 Std.<br />

600 Hm 600 Hm<br />

Charakter: mittelschwerer Klettersteig<br />

mit gewaltigen Tiefblicken.<br />

Schlüsselstelle C bzw. K3, sonst<br />

überwiegend B (K2). Diverse<br />

Schluchtquerungen sorgen für<br />

viel Abwechslung.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz<br />

am Beginn des Halltals (630 m)<br />

Hütte: Bettelwurfhütte (2077<br />

m), Anfang Juni bis Ende Oktober<br />

geöffnet, Tel. 00 43/52 23/5 33 53,<br />

www.bettelwurfhuette.at<br />

Route: Parkplatz – Bettelwurf-Eck/<br />

2. Ladhütte – Einstieg (1170 m) –<br />

Klettersteig (gut ausgeschildert) –<br />

Bettelwurfhütte – Bettelwurf-Eck/2.<br />

Ladhütte (via AV-Weg 222) – Parkplatz<br />

Bettina, 33<br />

Vom Zustieg erschöpft<br />

Er ist weder schlecht zu erreichen, noch<br />

sonderlich schwierig. Trotzdem bin ich den<br />

Absamer Klettersteig noch nie komplett gegangen.<br />

Den ersten Versuch startete ich im<br />

Juni 20<strong>12</strong>, gemeinsam mit meinem Mann<br />

Christian. Ein schöner Ausflug zu unserem<br />

Jahrestag sollte es werden. Das Wetter hätte<br />

nicht besser sein können – klarer Himmel,<br />

Sonnenschein, nicht zu heiß. Nur:<br />

Der Herr war am Vorabend nicht wie<br />

ich zeitig ins Bett gegangen. Er hat-<br />

te unbedingt noch mit seinen Jungs Fußball<br />

schauen müssen. Rückkehr: 3.15 Uhr.<br />

»Nicht mit mir, mein Lieber, du kommst<br />

morgen mit auf den Berg, egal wie müde du<br />

bist«, hatte ich mir geschworen.<br />

Am nächsten Tag hatten wir gerade die ersten<br />

schwierigen Stellen im Steig erreicht,<br />

da kamen mir Zweifel. »Was, wenn was passiert?«<br />

Dass er an dem Tag nicht fit genug<br />

war für den Klettersteig, war nicht zu übersehen.<br />

Also drehten wir um. Ich mit Groll,<br />

er sichtlich erleichtert.<br />

Rund zwei Monate später der zweite Versuch:<br />

Auch diesmal waren die Bedingungen<br />

gut. Nur eine Erkältung plagte mich etwas,<br />

aber ich ging davon aus, dass es schon funktionieren<br />

würde. Wir stiegen ein – bis <strong>zum</strong><br />

bereits bekannten Punkt. Dann war ich diejenige,<br />

an der es scheiterte. Auch den restlichen<br />

Herbst über klappte es nicht mehr,<br />

und so mussten wir die Tour vertagen auf<br />

2013. Da aber kam mir meine Schwangerschaft<br />

dazwischen. Und so steht der Klettersteig,<br />

dessen Zu- und Einstieg ich bereits<br />

sehr gut kenne, für 2014 ganz oben auf der<br />

<strong>Touren</strong>liste.<br />

Bettina Willmes<br />

28 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Fotos: Caroline Fink, Heinz Zak, Iris Kürschner, Franz Sieghartsleitner, Katrin Widmer, privat<br />

Vom Nebel verhüllt<br />

Es gibt Berge, die ziehen einen einfach<br />

an. Man kann es nicht einmal unbedingt<br />

erklären, warum. So ging es uns mit der<br />

Uia di Mondrone – dem »Matterhorn der<br />

Lanzo-Täler«. Steil und spitz überragt es in<br />

imposanter Wuchtigkeit das kleine Dörfchen<br />

Balme in den piemontesischen Alpen.<br />

Wir arbeiteten an Wanderbüchern über die<br />

Gegend und konnten den Berg von vielen<br />

Aussichtspunkten bewundern. Aber immer,<br />

wenn wir uns den Gipfel vornahmen,<br />

hüllte dieser sich in Wolken ein. Dann endlich<br />

schien es zu passen. Wir stiegen <strong>zum</strong><br />

Bivacco Bruno Molino auf. Doch sämtliche<br />

Wasserquellen rund um die Hütte waren<br />

versiegt. Jede Menge Steinböcke sahen uns<br />

ungerührt bei der verzweifelten Suche zu.<br />

Rückzug ins Tal. Ohne Wasser geht eben<br />

nichts. In Balme stellten wir unseren Wecker<br />

auf drei Uhr nachts. Ein Mammutaufstieg,<br />

so wichtig war uns der Berg. Steiler<br />

Anstieg über viele Höhenmeter im schlaftrunkenen<br />

Zustand. Einmal verpasst mein<br />

Fuß den schmalen Pfad und ich falle durch<br />

das verflixt rutschige Seitengras ein paar<br />

Meter tiefer. Wir haben uns gerade wieder<br />

<strong>zum</strong> Biwak geschuftet, da wallt uns Nebel<br />

Von der Flut überrascht<br />

Ein Bekannter hat mir den Floh ins Ohr<br />

gesetzt: »Von der Wurzeralm zur Tauplitzalm:<br />

Das musst du machen! Am besten<br />

im Herbst, da läufst du über weite Hochplateaus<br />

mit Almhütten und verfärbten Lärchen.<br />

Über dir die weiß angezuckerte Kette<br />

des Toten Gebirges. Des is a Schau!«<br />

Die Wurzeralm kenne ich vom Frühjahr:<br />

Gelbe Sumpfdotterblumen wuchern im<br />

Hochmoor und fassen die mäandernde<br />

Teichl ein. Darüber erhebt sich die gebänderte<br />

Wand des Warschenecks.<br />

Die Tauplitzalm kenne ich nur vom<br />

Winter: haufenweise Schnee, der die<br />

bucklige Landschaft in ein weißes Meer<br />

verwandelt. Im Frühjahr sollen die Wiesen<br />

bunt gesprenkelt sein von den vielen<br />

verschiedenen Blumen – einige davon<br />

pflücken die Ausseer <strong>zum</strong> Narzissenfest.<br />

Frühlingsgefühle bestürmten mich und<br />

ich beschloss, mit der Tour nicht bis <strong>zum</strong><br />

Herbst zu warten. Während ich plante und<br />

packte, begann es zu regnen. Kurz vor der<br />

Abfahrt regnete es immer noch. Die Hochwasserkatastrophe<br />

hielt wochenlang ganz<br />

Mitteleuropa in Atem. Also doch besser<br />

TOUR<br />

Uia di Mondrone<br />

(2964 m) – Piemont<br />

▶ schwierig 8 Std.<br />

1506 Hm 1506 Hm<br />

Charakter: Lange und steile Bergtour;<br />

bis zur Alpe le Piane ordentlicher<br />

Pfad, dann zunehmend felsiger,<br />

leichte Kletterstellen. Schwindelfreiheit<br />

und Trittsicherheit notwendig<br />

Ausgangspunkt: Straßenkehre<br />

vor Molera (1458 m), Zufahrt von der<br />

Straße zwischen Chialambertetto und<br />

Molette ein paar Kilometer vor Balme<br />

Hütte: Bivacco Bruno Molino (2279<br />

m), Selbstversorgerhütte mit Matratzenlager,<br />

doch ohne Kochvorrichtung<br />

Route: Von Molera zunächst auf der<br />

weiß-rot-weiß markierten GTA bis<br />

zur Alpe Pian Bosco (1683 m). Dann<br />

links des Rio Maian auf dem Weg<br />

<strong>zum</strong> Bivacco Bruno Molino bis kurz<br />

vor der Alpe le Piane links der<br />

Pfad gen Uia di<br />

Mondrone abgeht.<br />

dem Rat meines Bekannten folgen, die Tour<br />

im Herbst zu machen? Dann war Herbst. Eigentlich<br />

schon Winter. Und ich war immer<br />

noch nicht unterwegs von der Wurzeralm<br />

zur Tauplitzalm: Erst hielt mich das schöne<br />

Wetter in den heimatlichen Bergen zurück,<br />

dann eine Hochzeit und schließlich der<br />

erste Schnee. A propos ... im Winter ist die<br />

Tour bestimmt der absolute Geheimtipp.<br />

Muss ich unbedingt mal machen!<br />

Dagmar Steigenberger ◀<br />

Dagmar, 36<br />

<strong>Touren</strong>karte 9,<br />

Heftmitte<br />

<strong>Touren</strong>karte X,<br />

Heftmitte<br />

nach. Es wird ein Wettlauf,<br />

den wir nicht gewinnen.<br />

Der Nebel holte uns ein:<br />

erneu ter Rückzug. Der Gipfel<br />

mag nicht weit gewesen<br />

sein, doch wir hätten dort im Nebel nichts<br />

zu tun. Möglicherweise trifft man nur als<br />

Fotografen solche Entscheidungen. Die Uia<br />

di Mondrone steht noch immer auf unserer<br />

Liste.<br />

Iris Kürschner<br />

Iris, 48<br />

TOUR<br />

Wurzeralm zu Tauplitzalm<br />

– Totes Gebirge<br />

▶ mittel 11 Std.<br />

1000 Hm 700 Hm<br />

Charakter: 28 km lange Wanderung<br />

über Almplateaus<br />

Ausgangspunkt: Bergstation der<br />

Standseilbahn Wurzeralm (1427 m)<br />

Endpunkt: Bergstation Tauplitzalm<br />

(1620 m) bzw. Hinterstoder (591 m)<br />

Hütten: Liezener Hütte (1782 m);<br />

Hochmölbinghütte (1684 m)<br />

Route: Wurzeralm – Luckerhütte<br />

(1840 m) – Liezener Hütte (1782 m)<br />

– Hochmölbinghütte (1684 m) –<br />

Sumperalm (1755 m) – Hanslhütte<br />

(1468 m) – Leisthütten (1647 m)<br />

– Tauplitzalm; alternativ von der<br />

Hochmölbinghütte über<br />

Türkenkarscharte<br />

bis Hinterstoder<br />

<strong>Touren</strong>karte <strong>12</strong>,<br />

Heftmitte<br />

November Dezember<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 29


AUF TOUR<br />

Skidurchquerung der Lechtaler Alpen<br />

Extrem<br />

einsam<br />

Sie führt weder über Gletscher noch über die 3000-Meter-<br />

Marke. Trotzdem sind die Etappen lang, die Hänge steil und die<br />

Einkehrmöglichkeiten rar. Für erfahrene Skibergsteiger ist<br />

die winterliche Durchquerung der »Lechtaler« gerade wegen<br />

dieser rauen Bedingungen ein Sahnehäubchen.<br />

Von Dieter Elsner (Text und Fotos)<br />

Allein, mitten in einer wilden, winterlichen<br />

Landschaft mit felsigen<br />

Gipfeln und steilen Karen. Sie<br />

gehören zu den Lechtaler Alpen,<br />

<strong>zum</strong> Verwall und zur Silvretta.<br />

Ich sitze auf dem Bergwerkskopf,<br />

genieße die Nachmittagssonne und blicke<br />

zurück auf die ersten beiden Etappen<br />

meiner sechstägigen Durchquerung der<br />

»Lechtaler«. Einen Großteil der Route von<br />

der Muttekopfhütte zur Steinseehütte, die<br />

für heute mein Pensum war, kann ich von<br />

hier oben einsehen.<br />

Wenige Tage zuvor: Es ist Ende Februar,<br />

endlich stellen sich die lang ersehnten<br />

Verhältnisse ein. Seit zwei Tagen haben<br />

die Lawinenwarndienste von Vorarlberg<br />

und Bayern die Warnstufe eins herausgegeben,<br />

und zwar für alle Höhenlagen und<br />

Expositionen. Da sich zudem eine stabile<br />

Hochdrucklage ankündigt, die für gute<br />

Sicht, kalte Nächte und nicht allzu warme<br />

Mittagstemperaturen sorgt, nehme ich eine<br />

Woche Urlaub. Da es während und seit der<br />

letzten Schneefallperiode nicht sehr windig<br />

war, kann ich in den schattseitigen Karen<br />

noch mit unverblasenem Pulver rechnen;<br />

vielleicht zeigen sich <strong>zum</strong>indest die steilen<br />

südseitigen Hänge bereits mit Firn.<br />

Nachmittagskaffee im Winterraum<br />

Nach den ersten beiden Etappen sieht es<br />

ganz so aus, als ob die Prognosen zutreffen<br />

würden. Um die Mittagszeit habe ich die<br />

Steinseehütte erreicht und es mir im Winterraum<br />

gemütlich gemacht, Holz gehackt<br />

und einen Kaffee gekocht.<br />

Da bis <strong>zum</strong> Abend noch genügend Zeit war,<br />

beschloss ich, meinem Lieblingsberg, dem<br />

nahen Bergwerkskopf, einen Besuch abzustatten.<br />

Der Anstieg erfolgt von der Steinseehütte<br />

über herrliche Nordwesthänge.<br />

Anfang März erreicht die Sonne diese Hänge<br />

<strong>zum</strong> Großteil schon am Nachmittag –<br />

aber die Schneequalität beeinträchtigt das<br />

noch nicht. Der Anstieg vom Skidepot führt<br />

über kurze Stufen und einige Querungen<br />

von der Westseite des Berges auf die Südseite<br />

in eine steile Rinne, die an einer kleinen<br />

Scharte endet. Von dort geht es in wenigen<br />

Schritten auf den Gipfel. Die Verhältnisse<br />

sind optimal; obwohl unten im Tal sehr wenig<br />

Schnee liegt, habe ich den Anstieg noch<br />

nie so gut zugeschneit erlebt.<br />

30 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Steiler Zahn: Die Roggspitze<br />

(2747 m) ragt über der verschneiten<br />

Erlachalpe in den Himmel.<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 31


Nützliche Barriere:<br />

Die Heiterwand hält die<br />

Wolken vom Rudiger fern.<br />

Am östlichen Horizont ist<br />

bereits ein heller Streifen zu<br />

erkennen, alles andere<br />

hüllt sich noch in Dunkelheit.<br />

Spartanische Gemütlichkeit<br />

im Winterraum<br />

der Steinseehütte<br />

Die Aussicht vom Bergwerkskopf gibt mir<br />

einen guten Überblick über den ersten<br />

Teil der Strecke des nächsten Tages. Sechs<br />

Jöcher befinden sich auf dem Weg von der<br />

Steinseehütte zur Memminger Hütte, dazwischen<br />

Hangneigungen in alle Himmelsrichtungen.<br />

Es sind die beiden Königsetappen,<br />

die nun mit Tag drei und vier vor mir<br />

liegen – sie stechen unter den Abschnitten<br />

der Lechtaler-Durchquerung, die allesamt<br />

höchst spannend und abwechslungsreich<br />

sind, besonders hervor.<br />

Es ist kurz vor sechs Uhr in der Früh. Am<br />

östlichen Horizont ist bereits ein heller<br />

Streifen zu erkennen, alles andere hüllt<br />

sich noch in Dunkelheit. Wie jeden Morgen<br />

breche ich in der Dämmerung auf. Zunächst<br />

geht es über das Roßkarschartl <strong>zum</strong><br />

Fuß des Roßkares – nicht zu verwechseln<br />

mit dem Gramaiser Roßkar.<br />

Es ist immer wieder ein erhebendes Gefühl,<br />

TIPP<br />

Reizvolle Routen<br />

durch die Lechtaler<br />

Es gibt zahlreiche Durchquerungsmöglichkeiten<br />

der »Lechtaler« oder von Teilen<br />

dieses Gebirgszuges – mit ganz unterschiedlichen<br />

Ausgangs- und Endpunkten. Spannend<br />

ist bereits das Austüfteln der Route<br />

zuhause im Vorfeld. Wenn die »Knackpunkte«<br />

der Route schon vorher einmal ausgekundschaftet<br />

wurden, vermeidet man unterwegs<br />

böse Überraschungen.<br />

Zu den interessantesten und längsten<br />

Varianten zählt die Route von Kelmen bis <strong>zum</strong><br />

Arlberg, wie sie im Text beschrieben ist.<br />

Das Reizvolle an dieser Route: Bis zu 30<br />

Gipfel können auf dem Weg »mitgenommen«<br />

werden. Allerdings wird der Zeitaufwand<br />

mit der Besteigung möglichst vieler Gipfel<br />

deutlich höher. Selbst ohne zusätzliche Gipfelaufstiege<br />

sind die Etappen nicht allzu kurz.<br />

Beim Gepäck sollte man gut abwägen, was<br />

nötig ist. Ein zu schwerer Rucksack mindert<br />

den Spaß beim Gehen und Fahren doch<br />

erheblich. Neben der Skitouren-Ausrüstung<br />

muss der gesamte Proviant für eine Woche<br />

im Rucksack Platz fi nden, da ausschließlich<br />

in Winterräumen übernachtet wird.<br />

Steile Hänge und<br />

Querungen beim Aufstieg<br />

<strong>zum</strong> Bergwerkskopf<br />

in dieser abgelegenen, fantastischen Winterlandschaft<br />

seine Spur durch unberührte<br />

Pulverhänge zu ziehen – sowohl im Aufstieg<br />

als auch in der Abfahrt. Auf dieser<br />

Etappe folgt ein Höhepunkt dem anderen:<br />

Vom Ausstieg aus dem Roßkar sind es nur<br />

wenige Minuten bis auf die Roßkar-Spitze,<br />

die einen herrlichen Blick auf die imposante<br />

Ostseite von Kleiner und Großer Leiterspitze<br />

bietet.<br />

Nicht mehr allein<br />

Erstaunlicherweise ist es diesmal sogar<br />

möglich, das Leiterjöchl durchwegs mit Ski<br />

zu befahren, was selbst in deutlich schneereicheren<br />

Wintern bisher unmöglich war. Nach<br />

dem ersten, sehr steilen Teil zwischen Felstürmen<br />

schwinge ich über ideale Skihänge<br />

hinab Richtung Röttal. Der weitere Anstieg<br />

führt über das zunächst weite, mit Felsblöcken<br />

übersäte Kar hinauf <strong>zum</strong> Oberlahms-<br />

32 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


jöchl. Der Blick hinüber zu Freispitze, Roter<br />

Platte, Langkar und Grießlspitze ist immer<br />

wieder beeindruckend. Die letzte Abfahrt<br />

des Tages endet direkt an der Memminger<br />

Hütte.<br />

Am späten Nachmittag traue ich meinen<br />

Augen nicht: Beim Holen der vollen<br />

Schmelzwassereimer unter dem Hüttendach<br />

sehe ich eine Person am Oberlahmsjöchl.<br />

Bereits in der Abfahrt erkenne ich<br />

einen alten Weggefährten, mit dem ich<br />

schon so manche Tour in den Lechtaler Alpen<br />

unternommen habe. Es ist Michl Wildung.<br />

Von meiner Frau hatte er erfahren,<br />

dass ich in der Nähe der Memminger Hütte<br />

unterwegs war. Schnell entschlossen fuhr<br />

Michl nach Gramais und brachte die knapp<br />

2000 Höhenmeter hinter sich. So werden<br />

wir in den folgenden drei Tagen zu zweit<br />

unterwegs sein.<br />

Frühmorgens spuren wir durch lockeren<br />

Pulver über die drei zugefrorenen und<br />

zugeschneiten Seewiseen hinauf zur Wegscharte,<br />

dem Übergang ins Ober-Patrol. Die<br />

Zwischen-Abfahrt über 400 Höhenmeter ist<br />

anfangs extrem steil und führt durch Felsen<br />

in langsam flacher werdendes Gelände.<br />

Der nächste Anstieg zur Schafscharte<br />

unter dem steil aufragenden Nordgrat der<br />

Parseierspitze zählt für mich zu den landschaftlich<br />

eindrucksvollsten Übergängen<br />

in den Lechtalern. Über diese Scharte werden<br />

Anfang September die Schafe von der<br />

Freispitze-Seite hinab ins Unter-Patrol und<br />

hinaus nach Zams getrieben: ein faszinierender<br />

Anblick, wenn 200 bis 300 Schafe<br />

hintereinander durch den dunklen Mergel<br />

hinauf zur Scharte ziehen.<br />

Schwierige Abfahrt<br />

Unser Höhepunkt des Tages ist jedoch die<br />

Abfahrt über 800 Höhenmeter hinunter auf<br />

den flachen Karboden des »Zammer Parseier«.<br />

Der Weg über eine schräge Rampe inmitten<br />

einer Felsflanke nach links unten<br />

ist nicht ganz leicht zu finden. Zunächst<br />

bieten die Hänge bis <strong>zum</strong> »Großen Stein«<br />

und auch jene bis zur Rampe erstklassiges<br />

Skigelände. Doch die Rampe selbst ist dann<br />

deutlich steiler und erfordert volle Aufmerksamkeit.<br />

Für eine Zugabe – den rassigen Nordhang<br />

des Eisenkopfes mit 1000 Höhenmetern –<br />

haben wir an diesem Tag leider keine Zeit,<br />

da uns noch einige Anstiege bevor stehen:<br />

jener aufs Stierloch und ein weiterer aufs<br />

Winterjöchl. Auf der Ansbacher Hütte erwartet<br />

uns ein separater Winterraum, bestens<br />

mit Feuerholz ausgestattet und mit<br />

tadellos funktionierendem Ofen. Von der<br />

Hütte an der steilen Südseite der Lechta-<br />

KOMPAKT<br />

Schroffe Gipfel der Nördlichen Kalkalpen<br />

Anreise: Von München über<br />

die A95 nach Garmisch-<br />

Partenkirchen und weiter auf<br />

der Bundesstraße über den<br />

Fernpass Richtung Reutte,<br />

bei Bichlbach abbiegen auf<br />

die L21 nach Berwang und<br />

Kelmen. Von Stuttgart, Ulm<br />

und Kempten über die A7<br />

durch den Grenztunnel Füssen/<br />

Vils, Abfahrt Reutte-Nord<br />

nach Reutte und in Richtung<br />

Weißenbach auf der B198<br />

ins Lechtal.<br />

Rückblick: Stanskogel<br />

und Hoher Riffler am<br />

Morgen der letzten Etappe<br />

Öffentliche Verkehrsmittel:<br />

Von München über Garmisch-Partenkirchen<br />

mit dem<br />

Zug bis Bichlbach-Berwang;<br />

zurück von Zürs mit dem Postbus<br />

(Nr. 92) bis St. Anton und<br />

über Innsbruck nach München.<br />

Zwischen Steeg am Lech und<br />

Berwang verkehren Busse (mit<br />

Umsteigen in Reutte)<br />

Informationen: Ferienregion<br />

Tiroler Lechtal, Untergiblen 23,<br />

A-6652 Elbigenalp,<br />

Tel. 00 43/56 34/53 15,<br />

Blickfang in Pastell:<br />

Morgendämmerung über<br />

dem Bacheregg<br />

www.lechtal.at, info@lechtal.at<br />

Beste Zeit: Mitte Februar<br />

bis Mitte April<br />

Karten: AV-Karte 1:25 000,<br />

Blatt 3/2 »Lechtaler Alpen,<br />

Arlberggebiet«, Blatt 3/3<br />

»Lechtaler Alpen Parseierspitze«<br />

und Blatt 3/4 »Lechtaler<br />

Alpen, Heiterwand, Muttekopf«<br />

Literatur: D. Elsner »Winter<br />

im Lechtal«, Eigenverlag 2003;<br />

D. Elsner/M. Seifert »Lechtaler<br />

Alpen«, Skitourenführer,<br />

Panico Alpinverlag 2010<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 33


Lichter im Wettstreit: St. Anton am Abend<br />

ler Alpen hat man einen<br />

schönen Blick hinab ins<br />

Tal der Rosanna und hinüber<br />

ins nahe Verwall<br />

mit dem dominierenden<br />

Gipfel des Hohen Riffler,<br />

einem vergletscherten<br />

Dreitausender.<br />

Am fünften Tag erreichen<br />

wir mit der Vorderseespitze<br />

(2889 m) den<br />

höchsten Punkt unserer<br />

Durchquerung. Leider<br />

finden wir im neuen, sehr funktionellen<br />

Winterraum der Leutkircher Hütte kein<br />

einziges Scheit Holz vor. Dafür werden wir<br />

von St. Anton bestens mit Après-Ski-Musik<br />

versorgt – ein Vorgeschmack auf das Zürser<br />

Skigebiet, einem von zwei möglichen<br />

Endpunkten unserer Route der Lechtaler-<br />

Durchquerung.<br />

Am Schlusstag muss man sich im Bereich<br />

der Stuttgarter Hütte entscheiden, ob man<br />

sich nach Westen orientiert und sich bei<br />

Lech-Zürs bald unter das Arlberger Ski-Volk<br />

mischt oder sich doch lieber nach Nordosten<br />

wendet und hinab ins obere Krabachtal<br />

fährt. Die Einsamkeit, die uns während der<br />

vergangenen Tage so intensive Erlebnisse<br />

bescherte, ist vorbei – so oder so. Bei Apfelstrudel<br />

und Kaffee mit Schlagobers träumen<br />

wir von einer Wiederholung dieser<br />

Durchquerung: diesmal allerdings in umgekehrter<br />

Richtung.<br />

◀<br />

TOUREN<br />

Auf Ski durch die Lechtaler Alpen<br />

<strong>Touren</strong>karte 1<br />

Heftmitte<br />

Die anspruchsvolle Durchquerung mit teils langen Etappen erfordert die allerbesten Bedingungen.<br />

Übernachtet wird ausschließlich in den Winterräumen der Alpenvereinshütten.<br />

1 Kelmen – Muttekopfhütte<br />

▶ mittel 7–9 Std.<br />

2900 Hm 2300 Hm<br />

Charakter: Sehr lange Etappe, vor<br />

allem die Abfahrt vom Rudigerkopf<br />

ins Faselfeiltal erfordert eine sehr<br />

hohe Schneelage; der Anstieg <strong>zum</strong><br />

Steinjöchl ist die steilste Passage des<br />

Tages; (evtl. die Anhalter Hütte mit<br />

zusätzlicher Übernachtung einplanen)<br />

Ausgangspunkt: Kelmen (1360 m)<br />

Route: Kelmen – Seelakopf (2368 m)<br />

– Schlirealm (1936 m) – Rudigerkopf<br />

(2249 m) – Faselfeiltal – Kromsattel<br />

(2137 m) – Stein jöchl (2198 m) –<br />

Hahntennjoch (1894 m) – Scharnitzsattel<br />

(2441 m) – Muttekopfhütte<br />

(1934 m)<br />

2 Muttekopfhütte –<br />

Steinseehütte<br />

▶ mittel 5–7 Std.<br />

2000 Hm 1900 Hm<br />

Charakter: Abwechslungsreiche<br />

Etappe im Bereich Muttekopf, Große<br />

Schlenkerspitze und Bergwerkskopf;<br />

Abfahrt vom Brunnkarjöchl nach<br />

Süden endet mit dem Übergang beim<br />

Mitterjöchle oder – schöner, aber<br />

länger – ca. 100 Hm unterhalb der<br />

kleinen Hahnleshütte; steiler Schlussanstieg<br />

zur Verborgenen Gratscharte<br />

Ausgangspunkt: Muttekopfhütte<br />

(1934 m)<br />

Route: Imster Höhenweg – Larsennjoch<br />

(2500 m) – Brunnkarjöchl<br />

(2510 m) – Verborgene Gratscharte<br />

(2250 m) – Steinseehütte<br />

3 Steinseehütte –<br />

Memminger Hütte<br />

▶ schwierig 6–8 Std.<br />

1700 Hm 1600 Hm<br />

Charakter: Anspruchsvolle Etappe<br />

mit drei sehr steilen Übergängen<br />

(bergab); die Leiterscharte muss<br />

meist <strong>zum</strong>indest <strong>zum</strong> Teil abgestiegen<br />

werden, weil felsig.<br />

Ausgangspunkt: Steinseehütte<br />

(2061 m)<br />

Route: Roßkarschartl – Roßkar-Spitze<br />

– Bittrichkopf (2698 m) – Leiterjöchl<br />

(2515 m) – Oberlahmsjöchl (2505 m)<br />

– Memminger Hütte (2242 m)<br />

4 Memminger Hütte –<br />

Ansbacher Hütte<br />

▶ schwierig 7–9 Std.<br />

2000 Hm 1900 Hm<br />

Charakter: Ebenfalls sehr anspruchsvolle<br />

Etappe, extrem steile Abfahrt<br />

von der Wegscharte (immer sehr<br />

harter Schnee, da früh am Morgen<br />

gestartet wird), schwierig zu fi ndende<br />

Abfahrt von der Schafscharte;<br />

die Querung vom Flarschjoch zur<br />

Ansbacher Hütte ist sehr steil<br />

und sollte möglichst in der Flanke<br />

der Samspitze umgangen werden.<br />

Ausgangspunkt: Memminger Hütte<br />

(2242 m)<br />

Route: Wegscharte – Schafscharte<br />

(2556 m) – Stierloch – Winterjöchl<br />

(2528 m) – Knappenbödensee<br />

(2175 m) – Flarschjoch (2464 m) –<br />

Ansbacher Hütte (2376 m)<br />

5 Ansbacher Hütte –<br />

Leutkircher Hütte<br />

▶ schwierig 6–8 Std.<br />

2200 Hm 2200 Hm<br />

Charakter: Überschreitung der<br />

Vorderseespitze zu Beginn der langen<br />

Etappe mit sehr steilen Passagen<br />

in Aufstieg und Abfahrt; im letzten<br />

Viertel des Kaisertals auf die andere<br />

Talseite wechseln, um so schnellstmöglich<br />

ins Almajurtal zu kommen<br />

Ausgangspunkt: Ansbacher Hütte<br />

(2376 m)<br />

Route: Flarschjoch (2464 m) –<br />

Vorderseespitze (2889 m) – Hinterseejoch<br />

(2482 m) – Kaisertal – Almajurtal<br />

– Glogger – Leutkircher Hütte<br />

6 Leutkircher Hütte –<br />

Lechtalstraße<br />

▶ mittel 6–8 Std.<br />

1500 Hm 2300 Hm<br />

Charakter: Etwas sanftere Etappe<br />

(nur der Aufstieg <strong>zum</strong> Bacheregg<br />

ist sehr steil); im Bereich Kartellbodenalpe<br />

– Erlispitze trifft man meist<br />

auf Skispuren von Variantenfahrern,<br />

die von der Valluga kommen.<br />

Ausgangspunkt: Leutkircher Hütte<br />

(2261 m)<br />

Route: Bacheregg – Gamskar-<br />

Scharte (2534 m) – Kartellboden alpe<br />

(1919 m) – Übergang bei Punkt<br />

2495 m – Krabachtal – Jöchle –<br />

Bockbachtal – Lechtalstr. (1150 m)<br />

34 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


<strong>Bergsteiger</strong> sein –<br />

BERGSTEIGER lesen<br />

oder verschenken!<br />

Machen Sie sich selbst oder einem Freund eine Freude – zu Weihnachten,<br />

<strong>zum</strong> Geburtstag oder einfach so, mit <strong>12</strong> Ausgaben BERGSTEIGER!<br />

Als Geschenk erhalten Sie dazu eine Prämie Ihrer Wahl:<br />

Von der einfachen Schnee- und Felstour bis<br />

hin <strong>zum</strong> großen Bergabenteuer – dieses neue<br />

Alpin-Lehrbuch bringt Sie hinauf, ganz ohne<br />

graue Theorie!<br />

Lowa<br />

oder<br />

Vielseitige, mit Fleece gefütterte Mütze aus Polartec®<br />

Power Stretch Pro® der Firma Berghaus. Ob unter<br />

einem Helm oder solo getragen – diese Mütze macht<br />

alles mit und bietet einen angenehmen Tragekom-fort.<br />

Einheitsgröße. Gewicht 28 Gramm.<br />

oder<br />

Foto: Andreas Strauß<br />

Die LED-Stirnlampe Liberty mit fokussiertem<br />

ultra-hellen Lichtstrahl und verstellbarem Kopfband<br />

ist extrem praktisch, wenn Sie keine<br />

Hand frei haben. Inklusive Clip zur Befestigung<br />

an Kleidung, Kopfbedeckung oder Rucksack.<br />

Jetzt unter www.bergsteiger.de attraktive Prämien sichern!


REPORTAGE<br />

Unterwegs mit einem Lawinenhundeführer<br />

Auf Schnupper-<br />

36 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Den Ernstfall proben: Für Skitourengeher<br />

empfiehlt sich ein Kurs<br />

zur Suche von Verschütteten.<br />

Bei einem Lawinenabgang<br />

entscheiden<br />

Minuten über das<br />

Leben von Verschütteten.<br />

Oft orten<br />

die Suchhunde der<br />

Bergwacht die<br />

Menschen in den<br />

Schneemassen.<br />

Und Bergsportler<br />

können in Lawinenkursen<br />

lernen, wie<br />

sie ihre Kameraden<br />

im Ernstfall finden<br />

und bergen.<br />

Von Janek Schmidt<br />

Kurs<br />

Bergwacht-Hundeführer Michael<br />

Meder sucht mit Hund Spike immer<br />

wieder Verschüttete.<br />

Fotos: Janek Schmidt, Stephan Harvey<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 37


Wenn die Schneemassen Menschen begraben haben, entscheiden Minuten über Leben und Tod.<br />

Es ist ein schöner Tag mit starkem<br />

Schneefall, wie ihn Michael Meder<br />

eigentlich liebt. Bei jedem<br />

Schritt knirschen die Flocken<br />

unter seinen Füßen und geben<br />

dem Hundeführer der Bergwacht Bayern<br />

das ersehnte Gefühl von Nähe zur Natur.<br />

Doch dann geht er um einen Bergrücken<br />

im Garmischer Skigebiet und sieht, dass die<br />

Natur diesmal zu nah gekommen ist: Wo<br />

eben noch vier Personen am Pistenrand<br />

standen, liegt nur noch das Schneegeröll<br />

einer Lawine.<br />

Eigentlich hatte sich Meder eine Woche<br />

Urlaub genommen, um mit seinem Schäferhund<br />

Spike an der jährlichen Bergwacht-<br />

Fortbildung der Suchhundestaffel Hochland<br />

teilzunehmen. Doch während der<br />

Übung am Garmischer Osterfelderkopf kam<br />

Schnee außerhalb der Piste ins Rutschen<br />

und verschüttete einen Skifahrer und drei<br />

von Meders Kollegen. Es ist eine Häufung<br />

von Zufällen und großes Pech – doch gepaart<br />

mit dem Glück, dass Helfer der Bergwacht<br />

in der Nähe sind, die gerade erst ihr<br />

Lawinen-Wissen aufgefrischt haben.<br />

So erinnert sich auch Meder, während er<br />

<strong>zum</strong> Unfallort rennt, an die Arbeit und<br />

die langen Übungen mit seinem Hund<br />

Spike. 2010 hatte er den damals drei Monate<br />

alten Welpen für 300 Euro gekauft<br />

und begann bald mit dem Training erster<br />

Unterordnungs-Befehle und der Verschütteten-Suche.<br />

Dafür stieg Meder immer<br />

wieder in Schneelöcher, um sich dort von<br />

Spike finden zu lassen. Zunächst kletterte<br />

er noch deutlich sichtbar in eine flache<br />

Kuhle. Doch mit<br />

der Zeit entfernte er<br />

sich immer weiter<br />

von seinem Hund<br />

und grub sich tief in<br />

den Schnee ein. Da<br />

Spike inzwischen<br />

bei diesen Übungen<br />

sein Herrchen und<br />

auch andere Personen<br />

erschnüffeln<br />

kann, ist er zu einem<br />

Lawinen-Hund<br />

der Kategorie B aufgestiegen<br />

und könnte<br />

bald sogar die<br />

höchste Kategorie<br />

C erreichen. Doch<br />

diese Formalitäten<br />

Das LVS-Gerät muss bei der<br />

Feinsuche dem Boden nah sein.<br />

sind nun unwichtig, denn jetzt müssen vier<br />

Verschüttete gefunden werden. Dafür sind<br />

die Bedingungen nicht schlecht.<br />

Am besten starker Körpergeruch<br />

Denn der Schneerutsch ereignete sich in nur<br />

100 Metern Entfernung des Trainingsfeldes,<br />

und so müssen die Lawinenhunde keinen<br />

langen Weg zur Unfallstelle zurücklegen.<br />

Stößt man auf Verschüttete,<br />

federt die Sonde leicht zurück.<br />

Fotos: Janek Schmidt (3), Josef Mallaun, LWZ<br />

38 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


»Der Hund sollte<br />

nie müde am<br />

Lawinenkegel<br />

ankommen,<br />

sonst ist er unkonzentriert.«<br />

»Der Hund sollte nie müde am Lawinenkegel<br />

ankommen«, hatte Meder am Vortag<br />

noch erläutert, »sonst ist er unkonzentriert,<br />

und wenn er zu schnell hechelt, wird seine<br />

Nase trocken, dann riecht er nicht mehr<br />

gut«. Zudem kommt den Hunden entgegen,<br />

dass an diesem kalten Tag auf etwa 2000<br />

Metern Höhe Minusgrade herrschen, und<br />

der neu gefallene Pulverschnee trocken<br />

und grobporig ist. Somit steigt der Geruch<br />

von Verschütteten besser auf als bei einer<br />

Nassschneelawine. Am besten funktioniert<br />

es, wenn Lawinenopfer starken Geruch absondern,<br />

weil sie verschwitzt sind oder vor<br />

Schock in die Hose gepinkelt haben.<br />

Normalerweise würde Meder eine spezielle<br />

Sonde mit einem angebundenen Stoffband<br />

aus dem Rucksack holen, sobald er am Lawinenfeld<br />

ankommt. Das Stoff band dient<br />

als Windmesser und zeigt ihm, wo er Spike<br />

<strong>zum</strong> Suchen ansetzen muss: am windabgewandten<br />

Ende des Lawinenfelds. Also dort,<br />

wo der Wind erst über die Schneebrocken<br />

zieht, bevor er auf den Hund trifft und<br />

Am besten kann der Lawinenhund die Verschütteten an<br />

starkem Schweiß- oder Uringeruch orten.<br />

ihm so den Geruch der Lawinenopfer zuträgt.<br />

Doch hier am Osterfelderkopf ist der<br />

Schneerutsch überschaubar, so dass schnell<br />

zu erkennen ist, wo die Verschütteten etwa<br />

liegen müssen. Schnell helfen Meder und<br />

weitere Kollegen drei Verschütteten, sich<br />

aus dem Schnee zu befreien. Doch vom vierten<br />

Lawinenopfer fehlt zunächst jede Spur.<br />

Mit schnellen, kräftigen Bewegungen schaufeln<br />

die Helfer nun weiter. Immer tiefer graben<br />

sie sich in den Schnee und nach knapp<br />

zehn Minuten befreien sie letztlich den vierten<br />

Verschütteten. Um sich zu versichern,<br />

dass keine weiteren Menschen unter den<br />

Schneemassen liegen, führen drei Mitarbeiter<br />

der Bergwacht ihre Suchhunde über den<br />

Lawinenkegel und geben bald Entwarnung.<br />

Diese Suche zeigt zwar, wie nützlich Hunde<br />

wie Spike nach Lawinenabgängen sein können.<br />

Doch entscheidend ist meist die schnelle<br />

Hilfe durch andere Bergsportler.<br />

Signale langsam suchen<br />

Um Trainingsmöglichkeiten für solche<br />

Ernstfälle zu bieten, haben<br />

die Alpenvereins-Sektionen<br />

München und Oberland zwei<br />

spezielle Anlagen mit fernsteuerbaren,<br />

vergrabenen Lawinenpiepsern<br />

am Spitzing<br />

installiert. Dort finden jeden<br />

Winter Kurse für Anfänger<br />

und Fortgeschrittene statt.<br />

Einige dieser Übungen leitet<br />

der erfahrene Alpinist Sepp<br />

Scheichenzuber. Er hat auch<br />

an einem Sonntag im Hochwinter<br />

wieder acht Teilnehmer<br />

eines Fortgeschrittenenkurses<br />

um sich versammelt<br />

und wiederholt mit ihnen<br />

zunächst die vier Phasen eines<br />

Lawineneinsatzes:<br />

TIPP<br />

Jedem Wintersportler<br />

sollte die Lawinengefahr<br />

bewusst sein.<br />

Zehn Tipps zur<br />

Rettung von<br />

Verschütteten<br />

1 Notruf: Eingeschaltete Handys nutzen<br />

ihr Vertrags-Netz, das aber in manchen<br />

Berg lagen schlechten Empfang bietet.<br />

In dem Fall schaltet man sein Handy vor<br />

einem Notruf erneut ein und wählt statt des<br />

PINs die Notrufnummer 1<strong>12</strong>. Dann sucht<br />

das Handy das am besten verfügbare Netz.<br />

2 Organisation: In Gruppen übernimmt<br />

ein Retter die Koordination und weist<br />

zunächst alle Helfer an, ihr LVS-Gerät auf<br />

»Suchen« (oder auf »Aus«) zu schalten.<br />

3 Grobsuche: Wenn man zu Beginn der<br />

Grobsuche dem Pfeil auf seinem LVS-Gerät<br />

folgt und dennoch die Entfernungsanzeige<br />

steigt, so läuft man auf der Feldlinie in<br />

die falsche Richtung. Dann dreht man sich<br />

um 180 Grad und läuft zurück.<br />

4 Feinsuche: LVS-Geräte werden sehr<br />

langsam über der Schneedecke geführt<br />

und dabei nicht gedreht (das würde die<br />

Berechnung der Entfernung stören).<br />

5 Sondieren I: Am Hang sondiert<br />

man nicht lotrecht nach unten, sondern<br />

senkrecht zur Schneeoberfl äche.<br />

6 Sondieren II: Stößt man beim<br />

Sondieren auf den Verschütteten, merkt<br />

man das daran, dass die Sonde nach<br />

dem weichen Aufprall auf den Menschen<br />

ein wenig nach oben zurückfedert.<br />

7 Schaufeln I: Hat man den Verschütteten<br />

beim Sondieren erspürt, lässt man<br />

die Sonde zur Orientierung beim Schaufeln<br />

im Schnee stecken.<br />

8 Schaufeln II: Man gräbt nicht direkt<br />

von oben <strong>zum</strong> Verschütteten, da man<br />

so eine Atemhöhle zertreten kann, sondern<br />

geht (etwa um das 1,5-fache der Verschütteten-Tiefe)<br />

hangabwärts und schaufelt<br />

dann seitlich nach unten.<br />

9 Bergung: Man gräbt schnellstmöglich<br />

einen Luftkanal <strong>zum</strong> Gesicht des<br />

Ver schütteten, befreit dessen Mund und<br />

Rachen von Schnee und öffnet seine<br />

Atemwege durch Überstrecken des Kopfes.<br />

10 Erste Hilfe: Nach dem Ausgraben<br />

schützt man den Geborgenen vor Wind,<br />

indem man ihn mit Alu-Rettungsfolie<br />

und Biwaksack umwickelt und in eine<br />

Schneemulde legt, die zur Isolation mit<br />

Kleidung und Rucksäcken ausgelegt wird.<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 39


»Ihr müsst jetzt<br />

drei Verschüttete<br />

finden«, sagt<br />

Scheichenzuber<br />

und startet<br />

die Stoppuhr.<br />

Die Nassschneelawine entsteht vor allem im Frühjahr.<br />

KOMPAKT<br />

Die Hubschrauber-Rettung der Bergwacht<br />

Wenn in den Alpen ein Arzt<br />

oder ein Lawinenhund<br />

zur Suche von Verschütteten<br />

benötigt wird, ist fast immer<br />

ein Hubschrauber das<br />

schnellste Transportmittel.<br />

Zwar hat die Bergwacht<br />

Bayern für ihre etwa 1400<br />

Flüge pro Jahr keine eigenen<br />

Helikopter, doch bekommt<br />

sie Unterstützung von fünf ver -<br />

schiedenen Organisationen<br />

(ADAC, Bundeswehr, Deutsche<br />

Rettungsfl ugwacht sowie<br />

Bundes- und Landespolizei).<br />

Deren Hubschrauber stehen<br />

an fünf Standorten in Bayern:<br />

Nürnberg, München, Kempten,<br />

Murnau und Traunstein. Bei<br />

günstigem Wetter erreichen<br />

die Maschinen viele Unfallorte<br />

in weniger als 30 Minuten.<br />

Doch bei Sturm, schlechter<br />

Sicht, Einsätzen an hohen Gipfeln<br />

oder auch bei Auslastung<br />

der Helikopter kann es länger<br />

dauern. Dann helfen auch<br />

Hubschrauber aus Österreich<br />

oder der Schweiz. Die Kosten<br />

für den Einsatz trägt bei<br />

medizinischen Notfällen normalerweise<br />

die Krankenkasse.<br />

Doch wenn sich Bergsportler<br />

verlaufen, müssen sie ihre<br />

Vermisstensuche und Bergung<br />

per Helikopter selbst bezahlen<br />

– und das ist teuer: Jede<br />

Flugminute kostet zwischen<br />

50 und 90 Euro.<br />

erst die Signalsuche, bei der die Retter das<br />

Lawinenfeld in 20 Meter breiten Streifen ablaufen,<br />

um ein Signal von den LVS-Geräten<br />

der Verschütteten zu bekommen; dann<br />

folgt die Grobsuche, bei der die Teilnehmer<br />

den Pfeilen auf ihren Lawinenpiepsern<br />

folgen und sich so im Laufschritt dem<br />

Verschütteten nähern. »Achtung, wenn du<br />

auf dem Display weniger als zehn Meter<br />

Abstand siehst, solltest du im Schritttempo<br />

weitergehen«, ruft Scheichenzuber einem<br />

Teilnehmer zu. »Die Geräte müssen so viel<br />

rechnen, da erscheint die richtige Anzeige<br />

mit bis zu zwei Sekunden Verspätung.«<br />

Somit verlangsamen sich die Bewegungen<br />

nun und werden noch präziser, als die Retter<br />

bis auf drei Meter an den Verschütteten<br />

herankommen. Für diese dritte Phase, die<br />

Feinsuche, bücken sich die Retter zu Boden.<br />

Behutsam führen sie ihre LVS-Geräte direkt<br />

über der Schneedecke, bis sie zu der Stelle<br />

mit der geringsten Entfernungs-Anzeige<br />

gelangen. Dort nehmen sie schließlich ihre<br />

Fotos: Janek Schmidt (2), Walter Alkofer, Thomas Hafenmair (beide LWD Bayern), Christian Rath<br />

Sepp Scheichenzuber aktiviert für die Übung vergrabene LVS-Geräte.<br />

Auch richtiges Schaufeln muss man lernen; am besten in V-Form<br />

40 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Die typische Gefahr für Bergsportler:<br />

Hier könnte eine Gleitschneelawine abgehen.<br />

KOMPAKT<br />

Beim LVS-Training<br />

den Ernstfall üben<br />

Der DAV bietet für Einsteiger und Fortgeschrittene<br />

Kurse an, mit denen Wintersportler<br />

die Suche nach Verschütteten<br />

mit LVS-Geräten trainieren können.<br />

Preis: ab 39 Euro<br />

Infos und Buchung: www.davplus.de<br />

oder telefonisch bei den Servicestellen des<br />

DAV München und Oberland, z. B. am<br />

Hauptbahnhof München, Tel. 0 89/5 51 70 00<br />

oder am Isartor, Tel. 0 89/2 90 70 90.<br />

Auch kommerzielle Anbieter, wie die<br />

Bergsportagentur »Alpinwerkstatt« haben<br />

LVS-Trainings im Programm.<br />

Infos und Buchung: www.lawinenkurse.de,<br />

Tel. 0 80 24/6 08 99 00<br />

10 €<br />

GUTSCHEIN für<br />

BERGSTEIGER-LESER<br />

Sonde für die Punktortung, um den Verschütteten<br />

genau zu lokalisieren.<br />

»Das Ganze üben wir jetzt gleich zehn Mal,<br />

weil ihr dann im Ernstfall viel schneller<br />

seid«, sagt Scheichenzuber und geht zu einem<br />

großen Fernsteuerungskasten. Mit den<br />

acht Knöpfen der Anlage aktiviert er vergrabene<br />

LVS-Geräte am Hang und gibt seinen<br />

Schülern gleich eine schwierige Aufgabe:<br />

»Ihr müsst jetzt drei Verschüttete finden«,<br />

sagt er und startet die Stoppuhr. Als zwei<br />

Kursteilnehmer in dieselbe Richtung aufbrechen<br />

und vergessen, einen Rand des Lawinenfeldes<br />

abzusuchen, merken sie schnell,<br />

wie wichtig es ist, zuerst einen Verantwortlichen<br />

für die Koordination zu bestimmen.<br />

Und auch für spätere Versuche steigert<br />

Scheichenzuber die Schwierigkeit weiter.<br />

So schickt er nach einiger Zeit einen Statisten<br />

zur Suchmannschaft, der sich als zufällig<br />

vorbeigekommener <strong>Touren</strong>geher ausgibt<br />

und helfen möchte. In der Aufregung<br />

vergessen die Teilnehmer, diesen Passanten<br />

Mit gewaltiger Kraft fegen Lawinen über ihre Umgebung.<br />

daran zu erinnern, seinen Lawinenpiepser<br />

auszuschalten, und wundern sich mehrere<br />

Minuten lang über die neuen Störsignale.<br />

Schaufeln in V-Form<br />

Noch länger als diese Suche dauert bei den<br />

meisten Lawinenunfällen jedoch das Ausschaufeln<br />

der Verschütteten. Scheichenzuber<br />

lässt seine Schüler daher mehrere Löcher<br />

am Hang graben. Dabei erläutert er eine<br />

Technik, die der Lawinen-Forscher Manuel<br />

Genswein bei einem Feldversuch mit Freiwilligen<br />

in Norwegen zur Perfektion gebracht<br />

hat: »das V-förmige Schneeförderband«.<br />

Dazu stellen sich die Helfer in V-Form auf<br />

und graben den Schnee von der Unfallstelle<br />

in zwei Richtungen nach hinten weg. Um<br />

Kraft zu sparen, heben sie die schneebeladenen<br />

Schaufeln nicht zu hoch, sondern<br />

führen sie eng über dem Boden. Zudem<br />

rotieren sie spätestens alle vier Minuten in<br />

der V-Formation, um immer wieder andere<br />

Muskeln zu nutzen und nicht zu ermüden.<br />

»Es ist gar nicht so einfach, zu<br />

viert ein Loch zu schaufeln, ohne<br />

sich gegenseitig in die Füße<br />

zu hacken«, keucht nach der<br />

Übung die Kursteilnehmerin<br />

Nicola Saunders. »Aber wenigstens<br />

weiß ich jetzt, was auf mich<br />

zukommt, falls ich wirklich mal<br />

jemanden ausgraben muss.« ◀<br />

Stephan Harvey, Hansueli Rhyner,<br />

Jürg Schweizer: »Lawinenkunde<br />

– Praxiswissen<br />

für Einstei ger und Profis<br />

zu Gefahren, Risiken und<br />

Strategien« 192 Seiten,<br />

Bruckmann Verlag,<br />

München 20<strong>12</strong>, 19,95 €<br />

Mindestbestellwert: 50 Euro<br />

Pro Person 1x gültig<br />

Im Bezahlablauf den Code:<br />

BERG10 im Feld Gutschein eingeben<br />

10 Euro werden sofort abgezogen<br />

Nicht mit anderen Aktionen kombinierbar<br />

Aktion ist gültig bis 31.01.2014<br />

3x Ladengeschäfte in Freiburg<br />

und seit über 15 Jahren online!<br />

Ausrüstungsexperten für<br />

BERGSPORT<br />

OUTDOOR<br />

REISE<br />

www.outdoorshop.de


Advertorial<br />

Direkt vom Hotel auf Schneeschuhen zu den schönsten Plätzen der Alpen! Die beste Lage der Wanderhotels ist nur eines von vielen Qualitätsversprechen.<br />

Rundum-Sorglos-Paket für<br />

Die Wanderhotels »best<br />

alpine« haben sich auf<br />

Wanderer spezialisiert<br />

und punkten mit einem<br />

großen Service-Angebot.<br />

Direkt an der Unterkunft inmitten der<br />

tief verschneiten Natur die Schneeschuhe<br />

anschnallen und dem Wanderführer<br />

hinterher in Richtung Gipfel<br />

stapfen: Wer ein Quartier sucht, das sich speziell<br />

auf die Bedürfnisse von Bergsportlern ausgerichtet<br />

hat, ist bei den Wanderhotels »best<br />

alpine« gut aufgehoben.<br />

68 Häuser in Deutschland, Österreich, Südtirol<br />

und der Lombardei haben Wandern, Natur<br />

und Outdoor-Erlebnisse zu ihrem Programm<br />

gemacht – Sommer wie Winter. Den Zugang zur<br />

Natur vor der Haustür ermöglicht die Hoteliersfamilie<br />

selbst. Die Gastgeber leiten mehrmals<br />

pro Woche kostenlose Wanderungen von der<br />

Familienroute bis zur Gipfeltour und geben ihren<br />

Gästen Tipps und Informationen zu weiteren<br />

Unternehmungen.<br />

Die familiengeführten Hotels legen Wert auf<br />

den Service rund um den Bergsport. Ausrüstung<br />

wie Wanderstöcke, Rucksäcke und Kindertragen<br />

gibt es nach Verfügbarkeit kostenlos<br />

zu leihen. Zu individuell geplanten Wanderungen,<br />

die nicht direkt vor der Tür beginnen, bieten<br />

die Hoteliers ein Wandertaxi an.<br />

Im Bergsportprogramm gibt es für jeden Geschmack<br />

das Richtige: Von der Hüttentour mit<br />

Übernachtung ganz oben übers Luxus-Wandern<br />

von Hotel zu Hotel bis hin zur Nacht im Iglu.<br />

Wer frühmorgens aufbricht, bekommt noch ein<br />

Ein umfangreiches Wellness-Angebot gehört<br />

bei den Wanderhotels mit <strong>zum</strong> Konzept.<br />

Lunchpaket mit auf den Weg. Kinder können<br />

sich als Natur-Detektive versuchen, auf eine<br />

»Wildsafari« begeben oder nach einer nächtlichen<br />

Fackelwanderung am Lagerfeuer noch ein<br />

Würstchen grillen. Auch die »wilde Bergdame«<br />

muss nicht auf Fitness verzichten und kann<br />

sich beim »Knackarschwandern« verausgaben.


Nicht nur Skifahrer lieben den Bergwinter: Schneeschuhwandern liegt voll im Trend.<br />

Heidi-Hotel Falkertsee ****<br />

Wohlfühlen im Schafwollbad<br />

Gipfelträume werden wahr.<br />

Winterträume im Herzen der Kärntner Nockberge<br />

4 Nächte mit Alm-Inklusiv-Paket<br />

2 geführte Schneeschuh- bzw. Winterwanderungen<br />

GRATIS Verleih von Schneeschuhen & Stöcken<br />

1 Massage-Gutschein im Wert von € 30,-<br />

ab € 432,00 p. Person | 4.1. - 1.2.2014<br />

A-9564 Falkert Patergassen<br />

T. +43 (0) 4275 7222<br />

www.heidi-hotel.at<br />

Wanderhotel Lumbergerhof ****<br />

Winterspaß für die ganze Familie<br />

Luxuriöse Erholung nach dem Bergsport<br />

Bergsportler<br />

Fotos: Wanderhotels »best alpine«<br />

Im Win ter bieten<br />

die Wanderhotels<br />

neben Aktivitäten<br />

wie dem trendigen<br />

Schneeschuhwandern<br />

oder Skitouren<br />

mit Gipfelglück-<br />

Garantie in diesem<br />

Jahr erstmals auch<br />

das Programm »Ski<br />

Plus«. Dabei punkten<br />

sie mit einer<br />

umfangreichen Kombination aus Pistenspaß<br />

und Naturerlebnis.<br />

Zur Erholung vom Bergabenteuer kann man<br />

sich in allen Hotels bei Wellness-Programmen<br />

entspannen. Neben klassischen Angeboten<br />

mit Sauna, Dampfbad und Massagen<br />

haben sich etliche Häuser auch in diesem<br />

Punkt der Natur der Region verschrieben. So<br />

Die Wanderhotels »best alpine«<br />

➪ 68 familiengeführte Hotelbetriebe in Österreich, Deutschland,<br />

Südtirol und der Lombardei<br />

➪ 3 Sterne bis 4 Sterne plus<br />

➪ pro Jahr 1,1 Millionen Übernachtungen<br />

➪ Rund 225 000 Gästeankünfte pro Jahr<br />

➪ Rund 5100 Gästebetten<br />

Infos und Buchung:<br />

Wanderhotels e.V., Stresweg 8, A-9773 Irschen, Kärnten, Österreich<br />

Tel. 00 43/(0) 47 10 / 27 80, www.wanderhotels.com<br />

gibt es in Heiligenblut etwa den Großglockner<br />

quasi als Peeling: Eine belebende Paste<br />

aus Gletscherschliff und ätherischen Ölen<br />

voll Mineralien und Spurenelementen. Weicher<br />

geht es im Schafwollbad im Ultental zu,<br />

das Verspannungen lösen soll. Dass ein Paket<br />

aus Natur, Action und Entspannung überzeugt,<br />

belegt die hohe Rate an Stammgästen<br />

in den Wanderhotels.<br />

Sonne & Schnee - Winterurlaub im Tannheimertal<br />

Schneeschuhwanderwochen<br />

3 geführte Schneeschuhwanderungen<br />

7 Nächte HP, Schwimmbad & Wellnessbereich „Bergbadl“<br />

Weitere Pauschalen mit Wellness, Skitouren uvm.<br />

ab € 525,00 p. Person | 5.1. - 25.1.2014 & 9.3. - 16.3.2014<br />

A-6673 Grän im Tannheimertal<br />

T. +43 (0) 5675 6392<br />

www.Lumbergerhof.at<br />

Hotel Verwall ****<br />

Schneeschuhwanderspaß und Genussurlaub<br />

4 Nächte inkl. ¾ Verwöhnpension<br />

1 Schneeschuhwanderung inkl. Ausrüstung<br />

Glühwein und Gebäck bei der Rückkehr ins Hotel<br />

1 Fußgängersafari<br />

ab € 536,00 p. Person | 25.1. - 1.2.2014 & 15.3. - 23.3.2014<br />

A-6793 Gaschurn / Montafon<br />

T. +43 (0) 5558 8206-0<br />

www.verwall.com<br />

www.wanderhotels.com


AUF TOUR<br />

Faszination Winterwandern<br />

Bindungslos<br />

Am Alpenrand gibt es <strong>Touren</strong>ziele, die oft im Sommer zu<br />

heiß, im Herbst zu überlaufen oder zeitweise gesperrt,<br />

aber gerade im Winter für Wanderer zu empfehlen sind.<br />

Von Michael Pröttel (Text und Fotos)<br />

44 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Südseitiger Aufstieg <strong>zum</strong> Jochberg;<br />

unten glitzert der Walchensee.<br />

»<br />

Markanter Temperatursturz<br />

mit anhaltenden Schneefällen.«<br />

Solch unmissverständliche<br />

Wetterprognosen wie<br />

diese jagen passionierten<br />

Wanderern ab November Schreckensschauer<br />

über den Rücken. Während eingefleischte<br />

Skitourengeher bei solchen Vorhersagen<br />

freudestrahlend ihre Bretter aus dem Keller<br />

holen, ist für Fußgänger »Schluss mit lustig«.<br />

Klar ist: Wer in der kalten Jahreszeit<br />

nicht wenigstens auf Schneeschuhe ausweicht,<br />

ist in den kommenden, »dunklen«<br />

Monaten <strong>zum</strong> Nichtstun verdammt. Oder<br />

vielleicht doch nicht?<br />

Schicksalhafte Begegnung<br />

Meter um Meter kämpfst du dich durch den<br />

vom hart gefrorenen Untergrund ständig<br />

abrutschenden Neuschnee, während deine<br />

Freundin <strong>zum</strong> zweiten Mal ihre Felle verliert.<br />

Das allein könnte man mit ein wenig<br />

Sportsgeist vielleicht noch wegstecken, wäre<br />

da nicht diese rüstige Rentnerin: »Kopf hoch.<br />

Weit ist’s nimmer«, lacht diese – auch noch<br />

etwas beleibte – Dame und steigt auf einer<br />

bereits ausgetretenen Fußspur mühelos an<br />

uns Skibergsteigern vorbei. Ehrenwort, diese<br />

unvergessliche Begegnung wurde nicht als<br />

Intro für diesen Artikel zusammenfantasiert,<br />

sondern fand vor einigen Jahren an der<br />

Nordflanke des Heimgartens – wenn Sie’s<br />

ganz genau wissen wollen – zwischen Bärenfleck<br />

und Feichtl statt. Damals dämmerte<br />

mir <strong>zum</strong> ersten Mal, dass Fußgänger im Winter<br />

auch einmal die Nase vorn haben können.<br />

Vor allem aber, in demselben Maße, wie<br />

mein <strong>Touren</strong>archiv größer wurde, wuchs<br />

auch die Erkenntnis: Manche Winter-Ziele<br />

sind zu Fuß besonders reizvoll – wenn man<br />

warme Socken, gute Winterstiefel, ordentliche<br />

Gamaschen und ein Paar Stöcke sein<br />

Eigen nennt.<br />

Wo es im Sommer untersagt ist<br />

Lohnende Winterziele für Fußgänger lassen<br />

sich grundsätzlich in drei Kategorien einteilen,<br />

von denen die erste all jene besonders<br />

ansprechen wird, die ein Faible für »verbotene<br />

Orte« haben.<br />

Damit seltene Wiesenbrüter nicht von Wanderern<br />

gestört werden, ist es beispielsweise<br />

im gesamten Sommerhalbjahr absolut tabu,<br />

einen wunderschönen Pfad am Staffelsee-Westufer<br />

zu betreten. Von November<br />

bis Ende Februar interessiert es hingegen<br />

weder Brachvogel noch Wachtelkönig, ob<br />

man unter den uralten, verschneiten Eichen<br />

am Rande des Obernacher Moos einen<br />

unvergesslichen heißen Tee genießt.<br />

Wer sicher gehen will, dass keine kal-<br />

Im Sommer ist der Pfad am Staffelsee-<br />

Westufer gesperrt.<br />

Die Tour auf das Mittlere Hörnle mögen<br />

Winterwanderer und Skitourengeher.<br />

Die Partnachklamm ist im Winter noch<br />

wesentlich beeindruckender als im Sommer.<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 45


TOUREN<br />

Winterwandern am Alpenrand<br />

Wer am richtigen Tag <strong>zum</strong> richtigen Ziel unterwegs<br />

ist, kann auch als Fußgänger großartige <strong>Touren</strong>tage<br />

im Schnee erleben. Hier einige Vorschläge.<br />

Uralte Eichen am<br />

Westufer des Staffelsees<br />

1 Eistobel<br />

4 Pähler Schlucht<br />

7 Jochberg (1565 m)<br />

9 Heimgarten (1791 m)<br />

▶ mittel 3 Std.<br />

▶ mittel 3 Std.<br />

50 Hm 50 Hm<br />

▶ leicht 3½ Std.<br />

730 Hm 730 Hm<br />

▶ schwierig 5 Std.<br />

1070 Hm 1070 Hm<br />

100 Hm 100 Hm<br />

Charakter: Landschaftlich einmalige<br />

Schluchtwanderung. Im Winter ist der<br />

Eistobel offi ziell gesperrt, die Wege<br />

werden weder geräumt noch gestreut.<br />

Deshalb wird die Mitnahme von<br />

Grödeln, eventuell sogar Steigeisen<br />

empfohlen.<br />

Ausgangspunkt: Argentobel-Brücke<br />

bei Maierhöfen<br />

Route: Argentobel-Brücke – Zwinger<br />

– Wasserfall Eissteg – Zwinger –<br />

Argentobel-Brücke<br />

2 Breitachklamm<br />

▶ mittel 2 Std.<br />

150 Hm 150 Hm<br />

Charakter: Glitzernde Eiszapfen<br />

und erstarrte Wasserfälle verleihen<br />

der Breitachklamm im Winter<br />

noch mehr Zauber als im Sommer.<br />

Zudem ist die tiefste Klamm<br />

Deutschlands zu dieser Zeit<br />

auch weniger stark frequentiert.<br />

Ausgangspunkt: Haupteingang<br />

Breitachklamm<br />

Route: Haupteingang – Breitachklamm<br />

– Oberes Kassenhäuschen<br />

und zurück. Alternativ kann<br />

der Rückweg über Zwingsteg und<br />

Dornachalpe erfolgen.<br />

3 Hoher Peißenberg<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

200 Hm 200 Hm<br />

Charakter: Vergleichsweise kurzer<br />

Anstieg, der – bei klarer Winterluft –<br />

mit einer großartigen Aussicht<br />

auf die Ammergauer und Allgäuer<br />

Alpen belohnt. Aufgrund der südseitigen<br />

Lage im Winter auch immer<br />

mal wieder schneefrei zu begehen.<br />

Ausgangspunkt: Alpenblickstraße<br />

Hohenpeißenberg<br />

Route: Hohenpeißenberg – Bergstraße<br />

– Hoher Peißenberg –<br />

Bergstraße – Hohenpeißenberg.<br />

Charakter: Großartige, wilde<br />

Schluchtwanderung, da der frühere<br />

Weg nicht mehr instand gehalten<br />

wird und sich der Pfad von Jahr zu<br />

Jahr verändert. Von daher ist gute<br />

Trittsicherheit erforderlich.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz der<br />

Hirschbergalm (geschlossen) direkt<br />

an der B2<br />

Route: Hirschbergalm – Pähler<br />

Schlucht – Großer Wasserfall – Pähler<br />

Schlucht – Hirschbergalm. Danach<br />

unbedingt noch den kurzen Anstieg<br />

<strong>zum</strong> oberhalb gelegenen Aussichtspunkt<br />

machen.<br />

5 Staffelsee-Westufer<br />

▶ leicht 4 Std.<br />

50 Hm 50 Hm<br />

Charakter: Sehr schöne Ufer- und<br />

Moorwanderung zu einem wunderschö<br />

nen, mit uralten Eichen bestandenen<br />

Platz am Westufer. Dieser darf<br />

nur im Winterhalbjahr betreten werden.<br />

Ausgangspunkt: Uffi ng<br />

Route: Bhf. Uffi ng – Fußballplatz<br />

– Staffelsee-Nordufer – Obernacher<br />

Moos – Staffelsee-Südufer<br />

– Bhf. Murnau.<br />

<strong>Touren</strong>karte 3<br />

Heftmitte<br />

6 Mittleres Hörnle (1496 m)<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

650 Hm 650 Hm<br />

Charakter: Der beliebte Südanstieg<br />

ist im Winter vor allem deshalb zu<br />

empfehlen, weil nach Schneefällen<br />

meistens vergleichsweise früh eine<br />

Fußgänger-Spur anzutreffen ist.<br />

Zudem apert die Sonnenfl anke<br />

im Winter immer wieder im unteren<br />

Teil aus, was die Skitourengeher<br />

ärgert und die Fußgänger freut.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Kappel<br />

Route: Kappel – Mittleres Hörnle<br />

(– Hörnlehütte) – Mittleres Hörnle –<br />

Kappel<br />

Charakter: Wunderschöne Tour<br />

mit großartiger Aussicht, die den<br />

gesamten Winter über nach Schneefällen<br />

schnell wieder gespurt wird.<br />

Mit Skitourengehern kommt man sich<br />

dort bestimmt nicht ins Gehege.<br />

Ausgangspunkt: Kesselbergsattel<br />

Route: Kesselbergsattel –<br />

Jochberg – Kesselbergsattel<br />

8 Herzogstand (1731 m)<br />

<strong>Touren</strong>karte 2<br />

Heftmitte<br />

▶ mittel 4½ Std.<br />

930 Hm 930 Hm<br />

Charakter: Wie beim Jochberg wird<br />

auch die Südfl anke unterhalb der<br />

Herzogstandhütte nicht von Skitourengehern,<br />

sondern von Fußgängern<br />

gespurt. Ab der Bergunterkunft ist<br />

die Spur auf den Serpentinen der<br />

Gipfelfl anke noch breiter ausgetreten.<br />

Ausgangspunkt: Talstation der<br />

Herzogstandbahn<br />

Route: Talstation – Herzogstandhaus<br />

– Herzogstand – Herzogstandhaus –<br />

Talstation<br />

Charakter: Das richtige Ziel auf der<br />

Suche nach Bergeinsamkeit: Im Gegensatz<br />

zu Jochberg und Herzogstand<br />

kann es hier passieren, dass man<br />

selbst die erste Fußspur anlegt.<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />

östlich von Ohlstadt<br />

Route: Ohlstadt – Bärenfl eckhütte<br />

– Heimgarten – Bärenfl eckhütte –<br />

Ohlstadt<br />

10 Partnachklamm<br />

▶ leicht 2 Std.<br />

70 Hm 70 Hm<br />

Charakter: Wie die Breitachklamm<br />

ist auch die Partnachklamm eine<br />

der wenigen Klammen, die im Winter<br />

offi ziell geöffnet sind. Von daher<br />

sind die Wege mit gutem Schuhwerk<br />

problemlos und die landschaftlichen<br />

Reize noch größer als im Sommer.<br />

Ausgangspunkt: Olympisches<br />

Skistadion<br />

Route: Skistadion – Klammeingang<br />

– Klammende – Klammeingang –<br />

Skistadion<br />

46 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


ten, weil feuchten Füße den Spaß verderben,<br />

sollte ein paar Frostnächte abwarten.<br />

Der Pfad quert zuvor einen nicht ganz trockenen<br />

Moorabschnitt. Selbiges gilt für die<br />

meisten Durchquerungen von Moor- und<br />

Schilfgebieten, wie beispielsweise die direkte<br />

Umrundung des Maisinger Sees, – ein<br />

Gebiet, das ebenfalls aus Naturschutzgründen<br />

nur im Winter betreten werden darf.<br />

Wo es im Winter besonders schön ist<br />

Für die nächste Wintertouren-Kategorie ist<br />

klirrender Frost nicht nur zu empfehlen,<br />

sondern ein absolutes Muss. Diese führt<br />

nämlich zu gefrorenen Wasserfällen: Ein<br />

vergleichsweise unbekanntes Eis-Schmankerl<br />

ist die Pähler Schlucht nordöstlich von<br />

Weilheim. Dass man hier auch an Wochenenden<br />

keinen Andrang zu erwarten hat,<br />

liegt ziemlich sicher daran, dass der Weg<br />

durch die wirklich wilde Schlucht seit einigen<br />

Jahren nicht mehr instand gehalten<br />

wird. So ist auf dem schmalen Pfad, dessen<br />

Verlauf sich wegen umgestürzter Bäume<br />

immer wieder mal ändert, gute Trittsicherheit<br />

gefordert. Nicht nur einmal muss der<br />

Schluchtbach an geeigneten Stellen überquert<br />

werden. Wer Trekkingstöcke dabei<br />

hat, ist deshalb bestimmt nicht im Nachteil.<br />

Die Pähler Eisformationen sind zwar nicht<br />

ganz so spektakulär wie im Eistobel bei Isny,<br />

in der Breitach- oder der Partnachklamm,<br />

Der Frost hat die Natur am Gipfel des<br />

Jochbergs verzaubert.<br />

Imposante Eiszapfen zieren bei klirrender<br />

Kälte die Wände der Pähler Schlucht.<br />

Es müssen nicht<br />

immer <strong>Touren</strong>ski<br />

sein – manche<br />

Winterziele sind<br />

zu Fuß besonders<br />

reizvoll.<br />

dennoch werden nicht nur Kinder über die<br />

Eiszapfen-Vorhänge an den Schluchtwänden<br />

und den imposanten Wasserfall am<br />

Schluchtende staunen. Dieser erstarrt in<br />

ganz kalten Jahren sogar zu einer komplett<br />

freistehenden Eissäule.<br />

Wo es im Herbst zu voll ist<br />

Hörnle, Jochberg, Herzogstand – an schönen<br />

Herbstwochenenden machen erfahrene<br />

Bergwanderer um diese drei Berg-Promis einen<br />

weiten, weiten Bogen. Bergeinsamkeit<br />

findet zu dieser Jahreszeit mit Sicherheit anderswo<br />

statt. Die sowohl von der Anreise als<br />

auch vom Anstieg her schnelle Erreichbarkeit<br />

ist der Grund ihrer außerordentlichen<br />

Beliebtheit, prädestiniert das Trio andererseits<br />

aber als perfekte Winter-Wanderziele.<br />

Selbst an Werktagen werden alle drei Südanstiege<br />

nach Neuschneefällen schnell wieder<br />

von Fußgängern gespurt. Und was der Albtraum<br />

eines jeden Skitourengehers ist – die<br />

Wintersonne lässt die baumfreien Südflanken<br />

von Hörnle und Herzogstand immer<br />

wieder ausapern. Den Jochberg wiederum<br />

werden Bergwanderer den ganzen Winter<br />

für sich allein haben, da Skitourengeher<br />

den teilweise dichten Waldgürtel scheuen<br />

wie der Teufel das Weihwasser.<br />

◀<br />

Brettl-Spaß<br />

Eine Stunde südlich von München<br />

erwarten Sie 250 km Loipen aller<br />

Schwierigkeitsgrade und zudem:<br />

DSV nordic aktiv-Zentren<br />

in Bayrischzell, Schliersee<br />

und am Tegernsee<br />

Nachtloipen<br />

in Bad Wiessee, Fischbachau,<br />

Großhartpenning und Kreuth<br />

‚Bayrischzeller Route 36‘:<br />

Auf 36 km an einem Stück<br />

langlaufen und die eigene<br />

sportliche Leistung messen<br />

Unsere Veranstaltungstipps rund<br />

um’s Langlaufen:<br />

BAYRISCHZELL 14. DEZEMBER 2013<br />

Langlauf-Opening<br />

BAYRISCHZELL 18. JANUAR 2014<br />

Bayrischzeller Volkslauf<br />

auf der Route 36<br />

BAYRISCHZELL 19. JANUAR 2014<br />

Globetrotter Langlauf-Testival<br />

ROTTACH-EGERN 02. APRIL 2014<br />

INTERSPORT Langlaufskitest<br />

Weitere Infos, Karten, <strong>Touren</strong>tipps:<br />

Alpenregion Tegernsee Schliersee e.V.<br />

Telefon +49 8022 92738-90<br />

www.tegernsee-schliersee.de


INTERVIEW


Das große<br />

-Interview<br />

Christian Stangl<br />

»Ich habe riesigen<br />

Scheiß gebaut«<br />

Erst machte er durch Geschwindigkeitsrekorde in den Weltbergen auf sich aufmerksam.<br />

Dann kündigte er an, die jeweils drei höchsten Berge aller Kontinente zu besteigen.<br />

Im Jahr 2010 ruinierte Christian Stangl seinen Ruf als »Skyrunner« – sein angeblicher<br />

Gipfelerfolg am K2 war erlogen. Inzwischen hat er die »Triple Seven Summits« nachweislich<br />

erklommen. Der BERGSTEIGER sprach mit ihm über Lüge, Scham und Läuterung.<br />

Von Dominik Prantl und Michael Ruhland<br />

Foto: Meike Birck<br />

BERGSTEIGER: Wir haben uns sehr lange<br />

überlegt, ob wir dieses Interview führen<br />

sollen. Können Sie sich vorstellen, warum?<br />

Christian Stangl: Ja sicher.<br />

Und warum meinen Sie?<br />

Wegen der 2010er-Geschichte am K2. Ich<br />

komme aber nicht aus heiterem Himmel zu<br />

Ihnen. Gerade habe ich drei Urkunden bekommen:<br />

Beim Triple war es klar, doch das<br />

Guinessbuch-Gremium hat mir auch die Second<br />

Seven Summits zuerkannt. Ich dachte<br />

mir: Am Ende siegt doch die Gerechtigkeit!<br />

Eigentlich reklamiert ja Hans Kammerlander<br />

den Rekord für sich, als Erster auf den<br />

jeweils zweithöchsten Bergen der sieben<br />

Kontinente gewesen zu sein?<br />

Die recherchierten offensichtlich, und Hans<br />

konnte nicht nachweisen, dass er in Ozeanien<br />

auf dem zweithöchsten Berg stand. Ich<br />

habe mich jetzt natürlich gefreut.<br />

Die Freude dürfte aber recht überschaubar<br />

sein. Die K2-Lüge haftet an Ihnen.<br />

Ich habe sieben Jahre in mein Projekt gesteckt.<br />

Und machte trotz des Durchhängers<br />

2010 weiter, bestieg vorsorglich mehrere<br />

der höchsten Gipfel in Ozeanien, weil keiner<br />

genau wusste, welche Nummer 2 und<br />

3 sind. Das war superinteressant. Für mich<br />

war es wichtig, das Projekt zu Ende zu bringen.<br />

Jetzt brauche ich mich nicht mehr zu<br />

verstecken. Das war eine geile Geschichte.<br />

Die Szene sieht das anders. Ines Papert<br />

sagte im BERGSTEIGER-Interview:<br />

»Ehrlichkeit ist das absolute Non-Plus-Ultra.<br />

Wenn ich so etwas wie von Christian<br />

Stangl mitbekomme, dann bekomme ich<br />

Ausschläge, Schreikrämpfe. Wir Alpinisten<br />

leben doch von dem Vertrauen der<br />

Menschen in uns. So ein Trottel setzt das<br />

Vertrauen aller aufs Spiel. Der ist für mich<br />

absolut unten durch.«<br />

Ich habe das nicht selbst gelesen. Eine Frau<br />

schickte mir aber eine E-Mail, in der stand,<br />

dass Ines mich im BERGSTEIGER als Trottel<br />

bezeichnet. Das fand sie nicht okay, und ich<br />

auch nicht.<br />

Es geht um Werte wie Vertrauen, Ehrlichkeit<br />

– nicht um das Wort Trottel. Haben<br />

Sie seither mit Ines Papert gesprochen?<br />

Nein.<br />

Wie geht es Ihnen dabei, wenn Sie spüren,<br />

dass die Szene Sie schneidet?<br />

Ich bin komplett auf Ines’ Standpunkt. Es<br />

geht um den Bruch des Vertrauens. Das darf<br />

nicht sein. Ich glaubte früher auch einmal,<br />

alle <strong>Bergsteiger</strong> seien ehrlich. Es ist ein bisserl<br />

so wie bei dem Weinskandal damals<br />

in Österreich. Erst dachten alle, einer habe<br />

einen Scheiß gebaut. Dann aber stellte sich<br />

heraus, dass dort und dort gepanscht wurde.<br />

Aber Ines hat Recht: Ich werde niemals mehr<br />

behaupten, irgendeine Leistung vollbracht<br />

zu haben. Eines habe ich gelernt: Ich darf<br />

als <strong>Bergsteiger</strong> nie »nach meinen Angaben«<br />

sagen. Das sollen andere feststellen. Deshalb<br />

waren meine Triple Seven Summits so wichtig.<br />

Ich habe jegliche mögliche Beweisführung<br />

erbracht. Ich war auch in den Alpen<br />

auf den drei Höchsten, weil es Geografen<br />

gibt, die den Kaukasus zu Asien zählen.<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 49


Aufstieg <strong>zum</strong> Shkhara<br />

(5193 m), dritthöchster<br />

Berg Europas<br />

Gewalttour: von Österreich<br />

in den Kaukasus<br />

per Fahrrad plus Ski<br />

Christian Stangl<br />

beim Vermessen<br />

eines Gipfels<br />

Dann rächten Sie sich.<br />

Nein, aber ich wollte Gerechtigkeit und<br />

schickte die Nachricht ein paar Journalisten.<br />

Mich nervte einfach, dass einer mehrere<br />

kleine Böcke schoss, die vertuscht<br />

wurden. Hans behauptete munter weiter,<br />

dass er die Second Seven Summits als Erster<br />

erreicht habe. Und die Medien nahmen das<br />

auf. Was kann Journalismus, was darf er?<br />

Sie haben neutrale Beurteiler wie den Chronisten<br />

Eberhard Jurgalski herangezogen.<br />

Herr Jurgalski schickte mir bereits vor über<br />

einem Jahr eine E-Mail und bat mich, all<br />

meine Gipfelgänge zu verifizieren. Mein<br />

Fall hat sicherlich die Szene belebt. Man ist<br />

generell skeptischer: Gibt es ein Bild, einen<br />

Film, der die Besteigung beweist? Mir hat<br />

mein Verhalten geschadet, keine Frage.<br />

Aber auch ihr Journalisten seid aufgerufen<br />

zu hinterfragen, ob Angaben von Alpinisten<br />

überhaupt stimmen. Jurgalski hat nicht<br />

bestätigte Besteigungen aufgelistet. Darum<br />

habe ich jetzt die Urkunde bekommen.<br />

Weil Jurgalski Hans Kammerlander nachweisen<br />

konnte, dass er auch nicht auf dem<br />

zweithöchsten Gipfel Ozeaniens stand?<br />

Ja. Jurgalski geht es nur um Fakten. Ihm<br />

sind Personen vollkommen egal.<br />

Sie waren mit Kammerlander gemeinsam<br />

auf dem Mount Tyree in der Antarktis.<br />

Wie ist ihr aktuelles Verhältnis?<br />

(lacht gequält) Ich habe versucht, ihn anzurufen,<br />

er hebt einfach nicht ab. Bevor wir <strong>zum</strong><br />

Tyree fuhren, hatte ich ihn darauf angesprochen,<br />

warum er sich nach meiner K2-Sache<br />

sofort vor die Kamera stellte. Ich fragte ihn:<br />

»Warum hältst du dich nicht einfach raus?«<br />

Er antwortete nicht. Ich berichtete ihm von<br />

meinen Nachforschungen <strong>zum</strong> Trikora in<br />

Indonesien. Der sei ziemlich sicher nicht der<br />

zweithöchste Berg, sondern eher der vierthöchste.<br />

Ich hatte ja eigens Vermessungsaktivitäten<br />

gestartet. Meinen Hinweis ignorierte<br />

er. Im Dezember 20<strong>12</strong> stellte sich dann<br />

noch heraus, dass Hans gar nicht auf dem<br />

Logan-Gipfel war. Ich rief ihn an und sagte,<br />

dass er den gleichen Scheiß wie ich gemacht<br />

und Blödsinn verzapft habe und das von sich<br />

aus bereinigen solle. Auch das ignorierte er.<br />

Können Sie nachvollziehen, dass Ihre<br />

K2-Gipfellüge gepaart mit Ihrem Hinweis<br />

auf Kammerlanders Irrtum am Logan<br />

vielen in der <strong>Bergsteiger</strong>-Szene aufstößt?<br />

Das war mir schon bewusst. Andererseits<br />

dachte ich mir: Wenn andere auch Fehler<br />

machen, muss man darauf hinweisen.<br />

Sie haben damals Ihre Lüge nicht gleich<br />

zugegeben. Sie sagten so etwas wie:<br />

»Ich wähnte mich am Gipfel.« Warum?<br />

Wir sind <strong>Bergsteiger</strong> und wollen auf den<br />

Gipfel. Ich war gekränkt, wusste, dass ich<br />

einen Kardinalfehler gemacht hatte – ich<br />

hatte einen Riesenscheiß gebaut. Ich war<br />

aber anfangs zu stolz, das offen zuzugeben.<br />

Jetzt, nach drei Jahren, kann ich es.<br />

Hatten Sie Angst vorm K2?<br />

Ja, hundertprozentig. Ich war insgesamt<br />

fünf Sommer dort. Bei meinem Versuch<br />

im Jahr 2008 kamen elf <strong>Bergsteiger</strong> an der<br />

Schulter des K2 ums Leben. 2009 dachte<br />

ich: Durch die Stelle muss ich wieder<br />

durch. Wir kamen zu zwölft durch – Gerlinde<br />

(Kaltenbrunner, Anm. d. Red.) war auch<br />

dabei – mussten dann aber bei schönstem<br />

Wetter umdrehen, weil wir zu spät dran<br />

waren. Dann kam 2010, und mir platzte<br />

Fotos: Archiv Christian Stangl (3), Meike Birck (3)<br />

50 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


der Kragen. Ich merkte,<br />

dass es nichts wird.<br />

Ich dachte: Je öfter ich<br />

hingehe, desto kleiner<br />

wird meine Chance. 14<br />

Leute waren ja schon<br />

tot in den drei Jahren.<br />

»Das Triple-Projekt hat mich reingerissen, aber es hat mich auch wieder rausgeholt aus der<br />

Krise. Ich wollte es einfach abschließen.«<br />

Wie war das dann,<br />

nachdem Ihre K2-Lüge öffentlich wurde?<br />

Ich musste wieder hin. Ich hatte eine Bringschuld<br />

mir gegenüber. Ich musste das neutralisieren.<br />

2011 kam ich wieder nicht bis<br />

<strong>zum</strong> Gipfel. Der Berg wurde zu einem immer<br />

größeren Problem für mich. Zu meinen<br />

Freunden sagte ich: Entweder ich komme<br />

rauf, oder es wird gar nichts mehr sein.<br />

Was heißt »gar nichts mehr sein«?<br />

Entweder komme ich rauf oder ich sterbe<br />

am Berg. Ich wusste: Ich kann so nicht weiterleben;<br />

mit dem, dass ich gesagt hatte, ich<br />

war oben und war gar nicht oben.<br />

Sie hatten Existenzängste?<br />

Ich wollte mir nicht mit 60 die gleiche Geschichte<br />

anhören müssen. Ich hatte Angst<br />

vor der Verbitterung, das auch im Alter<br />

noch eingestehen zu müssen.<br />

Sie haben jetzt offiziell die Second Seven<br />

Summits geschafft, die Third und damit<br />

die Triple Seven Summits. Die Szene verweigert<br />

Ihnen trotzdem den Respekt.<br />

Das hat mehrere Gründe. Zum einen die<br />

K2-Geschichte. Aber auch deshalb, weil ich<br />

in ein Wespennest gestochen habe, als ich<br />

»Ich bin komplett auf<br />

Ines’ Standpunkt.<br />

Es geht um den Bruch<br />

des Vertrauens.<br />

Das darf nicht sein.«<br />

Hans Kammerlander nachwies, dass er auch<br />

nicht die Wahrheit sagte.<br />

Wie haben Ihre Sponsoren auf die K2-Lüge<br />

reagiert?<br />

Es blieb nur noch Mammut übrig.<br />

Was sagte das Unternehmen zu Ihnen?<br />

Ich sollte in die Schweiz kommen und war<br />

mir sicher, dass mich der Chef Rolf Schmid<br />

rauskickt. Stattdessen sagte er: »Christian,<br />

du hast einen Riesenfehler gemacht. Du<br />

kriegst aber eine zweite Chance. Mehr reden<br />

wir nicht darüber, weil ich weiß, dass<br />

du eh den ganzen Tag daran denkst. Du<br />

kannst das Projekt zu Ende bringen.« Ich<br />

dachte mir: Wow!<br />

Das war der Kick, weiter zu machen?<br />

Ja. Ich war zuvor ein halbes Jahr lang am<br />

Boden. Mir ging’s dreckig. Letztlich hat<br />

mich das Triple-Projekt reingerissen, aber<br />

es hat mich auch wieder rausgeholt aus der<br />

Krise. Ich wollte es einfach abschließen.<br />

Sie sagten 2011 in einem Interview,<br />

Sie seien lebensmüde gewesen.<br />

Ich redete eine Zeitlang gar nicht mehr mit<br />

den Medien, sagte meine Vorträge zu 90<br />

Prozent ab. Interessanterweise kamen Firmen<br />

zu mir und wollten, dass ich öffentlich<br />

berichte, wie ich aus der Krise herausgekommen<br />

sei. Dabei steckte ich noch in der<br />

vollen Scheiße drin. Es musste Zeit vergehen,<br />

damit ich es selbst reflektieren konnte.<br />

Können Sie inzwischen Raus-aus-der-Krise-<br />

Vorträge halten?<br />

Ja. In meinen Vorträgen ist die K2-Geschichte<br />

aktiv dabei. Darum heißt mein aktueller<br />

Vortrag auch »Höhen und Tiefen«. Ich spreche<br />

es so an, wie es ist.<br />

Wie reagieren die Leute darauf?<br />

Die Leistung Triple Seven Summits können<br />

die wenigsten einstufen. Sie sehen aber:


Die Einsamkeit des<br />

Gipfelsammlers:<br />

Stangl in der Antarktis<br />

Der höchste der Triple<br />

Seven Summits:<br />

Stangl auf dem Everest<br />

Fotos: Archiv Christian Stangl<br />

Da war einer ganz unten und hat trotzdem<br />

weiter gemacht.<br />

Es gibt den nicht sehr schönen, aber zutreffenden<br />

Ausdruck »Shitstorm«, wenn<br />

sich über das Internet und die sozialen<br />

Netzwerke erboste Reaktionen über eine<br />

Person ergießen. Wie war das bei Ihnen?<br />

Es gab nur ganz vereinzelte Beschimpfungen.<br />

Den Urhebern antwortete ich aber.<br />

Sie haben solche Schmähungen nicht an<br />

sich abprallen lassen?<br />

Nein, ich schreibe immer zurück. Und bleibe<br />

sachlich.<br />

Bereuen Sie, sich einst das Etikett<br />

»Skyrunner« gegeben zu haben?<br />

Anfangs, bei den Seven Summits, war das<br />

eine stimmige Sache. Bei den Second Seven<br />

Summits ist es schon viel schwieriger<br />

geworden. Wenn man nicht auf den K2<br />

ZUR PERSON<br />

Höhenflüge und Hochstapelei<br />

Christian Stangl, geb. am 10. Juli 1966 in<br />

Landl, Österreich, begann mit dem Höhenbergsteigen<br />

Anfang der 1990er-Jahre. Schnelle<br />

Gipfelbesteigungen in den Anden brachten den<br />

gelernten Elektrotechniker auf die Idee, die<br />

Geschwindigkeit zu einer neuen Disziplin an<br />

den hohen Bergen zu machen. 2002 bestieg er<br />

den Aconcagua (6962 m) in nur 4 Stunden 25<br />

Minuten vom Basislager bis <strong>zum</strong> Gipfel. Fortan<br />

nannte er sich Skyrunner. 2005 erreichte<br />

»Mein Fall hat sicherlich<br />

die Szene belebt.<br />

Es bestärkt sie darin,<br />

dass wir in den heutigen<br />

Zeiten alles genau<br />

belegen müssen.«<br />

kommt, dann tritt die Geschwindigkeit logischer<br />

Weise in den Hintergrund. Beim Mandala<br />

(Puncak Mandala, Neuguinea, 4758 m,<br />

dritthöchster Gipfel Australiens/Ozeaniens, Anm.<br />

d. Red.) im Dschungel ist es gar nicht mehr<br />

möglich, ein Basislager zu definieren. Ich<br />

will aber nicht ausschließen, dass ich wieder<br />

mal eine Speedgeschichte mache.<br />

Gab es eigentlich noch etwas anderes<br />

in Ihrem Leben außerhalb des Projekts<br />

»Triple Seven Summits«?<br />

Nein, da war ich einfach zu<br />

tief drin. Und ich bin Rolf<br />

Schmid von Mammut un-<br />

Stangl zehn Sechstausendergipfel in nur sieben<br />

Tagen. Sein Gipfelerfolg am Everest innerhalb<br />

von einem Tag (ab Basislager) war der Auftakt,<br />

alle Seven Summits in jeweils nur einem Tag zu<br />

besteigen, das er 2007 abschloss. Sein Triple<br />

Seven Summit-Projekt geriet ins Stocken, als<br />

er 2010 fälschlicher Weise vorgab, auf dem K2<br />

gestanden zu haben. Das nährte auch Zweifel<br />

an früheren Rekorden. Im August 2013 schloss<br />

er sein Projekt doch noch erfolgreich ab.<br />

glaublich dankbar, dass ich das Projekt weitermachen<br />

durfte.<br />

Empfinden Sie jetzt eine Leere?<br />

Ein wenig schon. Die Frage ist, was man mit<br />

Blick auf die eigenen Fähigkeiten erreichen<br />

kann. Es sind derart viele Facetten im Alpinismus<br />

komplett abgedeckt. David Lama<br />

steht <strong>zum</strong> Beispiel für schwerstes Klettern<br />

auch in mittelgroßen Höhen. Mir bleiben<br />

vielleicht die großen Höhen mit dem<br />

Aspekt Geschwindigkeit und lange Überschreitungen,<br />

die technisch nicht schwierig<br />

sind.<br />

Was bringt die Zukunft?<br />

Das wollte ich Sie gerne fragen. Wohin geht<br />

die Reise im Alpinismus?<br />

Ich fürchte, dass das keiner aus<br />

der Szene verlässlich beantworten<br />

kann. Die Frage war auf Sie gemünzt.<br />

Ich stehe für hoch, Abenteuer und<br />

lange unterwegs. Aus der Erfahrung<br />

meiner Vorträge weiß ich, dass die<br />

Leute von Abenteuergeschichten begeistert<br />

sind. Da ist noch einiges möglich.<br />

Leichter wird es aber nicht. Ohne<br />

perfekte Protokollierung mache ich<br />

sicherlich nichts mehr. Meine Aktion<br />

hat letztlich dazu beigetragen, dass jeder<br />

Alpinist seine Taten lückenlos verifizieren<br />

muss. Das hat die Szene auch verändert.<br />

1986 <strong>zum</strong> Beispiel war das noch anders:<br />

Messner und Kammerlander auf dem Lhotse<br />

– es gibt keine Bilder vom Gipfel. Der<br />

Erfolg war ein Dogma wie die unbefleckte<br />

Empfängnis. Das geht heute nicht mehr.<br />

Man muss Beweise liefern.<br />

◀<br />

52 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


KOLUMNE<br />

Gipfelshopping<br />

Der DAV Summit Club bietet eine Everest-Besteigung<br />

für 38 000 Euro an. Na und? Schließlich will der Bergreiseveranstalter<br />

sein Angebot verkaufen. Nicht viel<br />

anders, als wenn BMW seine SUVs anpreist. Oder?<br />

In einer Podiumsdiskussion, die ich vor<br />

Wochen besuchte, lobte der Moderator,<br />

ein alpiner Fachjournalist, die Genügsamkeit<br />

der <strong>Bergsteiger</strong>. Der Moderator<br />

sagte das ohne jede Ironie. Ich wunderte<br />

mich sehr. In den sogenannten Berghütten<br />

begegne ich adrett gekleideten, frisch<br />

riechenden Menschen, deren Rucksäcke<br />

groß und gut gefüllt sind, die nach den<br />

warmen Duschen fragen, aber nicht mehr<br />

nach WLAN, denn das gibt es eh. Wer nur<br />

15 Minuten zu Fuß durch die Münchner<br />

Innenstadt geht, findet neben »Flagship«-<br />

und »Marken-Stores« diverser Outdoorartikel-Produzenten<br />

vier große Kaufhäuser,<br />

die auf jeweils mehreren Etagen anbieten,<br />

was genügsame <strong>Bergsteiger</strong> heute <strong>zum</strong><br />

Bergsteigen (oder wie man das alles nennt)<br />

brauchen. Man bekommt dort <strong>zum</strong> Beispiel<br />

dutzende verschiedene Teleskopstöcke mit<br />

Griffen für Männer, Frauen und Kinder, in<br />

naher Zukunft wahrscheinlich auch für Veganer<br />

und Agnostiker.<br />

In einem dieser Kaufhäuser befindet sich<br />

das Büro des DAV Summit Club, der ehemaligen<br />

Berg- und Skischule des Deutschen<br />

Alpenvereins. 2015 wird der Summit Club<br />

eine Bergtour auf den Mount Everest veranstalten.<br />

Preis: 38 490 Euro. Darüber entrüsten<br />

sich einige Menschen. Sie beklagen<br />

die Kommerzialisierung der Berge und die<br />

Sensationsgier. Auch darüber wundere ich<br />

mich. Der Summit Club ist kein gemeinnütziger<br />

Verein, sondern ein Reiseunternehmen.<br />

Er muss <strong>Bergsteiger</strong>n Berge verkaufen,<br />

sonst verschwindet er vom Markt.<br />

Und welche Berge wollen die <strong>Bergsteiger</strong>?<br />

Der stellvertretende Geschäftsführer des<br />

Summit Club, Manfred Lorenz, zählte sie<br />

in der Süddeutschen Zeitung auf: Großglockner,<br />

Matterhorn, Mont Blanc. Jetzt kommt<br />

halt noch, aus Image-Gründen, der Everest<br />

dazu. Kein Grund zur Aufregung. Was machen<br />

denn Audi, BMW und Mercedes? Ihre<br />

Kunden <strong>zum</strong> Kauf von kleineren Autos nötigen?<br />

Eben.<br />

Tröstlich: Kein Boom dauert ewig<br />

Was heute Markt ist, also fast alles, muss<br />

größer werden. Es gibt auch einen Mitgliedermarkt.<br />

Im selben Kaufhaus, in dem der<br />

DAV Summit Club sitzt, hat die DAV-Sektion<br />

München & Oberland ihre Geschäftsstelle.<br />

Sie ist die größte Sektion des Deutschen<br />

Alpenvereins, der auf über eine Million<br />

Mitglieder angewachsen ist. Die Sektion<br />

München & Oberland hat rund 140 000<br />

Mitglieder. Sie schickte mir ihren Kurs-,<br />

<strong>Touren</strong>- und Veranstaltungskatalog 2014,<br />

der 386 Seiten umfasst und viele Werbeanzeigen<br />

enthält. Eine Eigenanzeige bewirbt<br />

den »Alpintag 2013« (»Munich Mountains«)<br />

in der BMW Welt, bei dem unter anderem<br />

»neue Trends in der Ausrüstung« von den<br />

»Ausrüstungspartnern« präsentiert werden.<br />

Reiseveranstalter und Outdoorhändler<br />

brauchen unseren Konsum ebenso wie<br />

Banken und Autohersteller. Wie sehr wir<br />

ihn brauchen, hängt von uns ab. Wir haben<br />

die Wahl. Im Übrigen muss keiner verzweifeln,<br />

denn nichts wächst ewig. Auch der<br />

»Outdoor-Boom« wird zu Ende gehen. ◀<br />

Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />

Axel Klemmer<br />

ist im Alter von fünf Jahren von<br />

Berlin nach München gezogen.<br />

Seither lassen ihn die Berge<br />

nicht mehr los. In den 1990er-<br />

Jahren war er Redakteur beim<br />

BERGSTEIGER. Der 50-Jährige<br />

schreibt im Wechsel mit<br />

Sandra Zistl, Eugen E. Hüsler<br />

und Caroline Fink über das<br />

Geschehen in den Bergen.<br />

01 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 53


TIPP<br />

<strong>12</strong> <strong>Touren</strong>karten <strong>zum</strong> Mitnehmen<br />

Die besten <strong>Touren</strong> aus <strong>Bergsteiger</strong> 01/14<br />

Lechtaler, Berchtesgadener,<br />

Walliser, Berner, Grajische Alpen<br />

Abtrennen<br />

Falten<br />

Einstecken<br />

10 Aletschhorn, lange, 1 Lechtaler Ski-<br />

3 Staffelsee, flache<br />

4 Sonntagshorn,<br />

7 Große Reib’n 2,<br />

<strong>12</strong> Bärenalm, zweitägige<br />

kombinierte Hochtour,<br />

mäßig schwierig<br />

Durchquerung, sehr anspruchsvoll,<br />

sechs Tage<br />

Wanderung auf guten<br />

Wegen und Pfaden<br />

unten gemütlich,<br />

am Gipfelaufbau steiler<br />

zweite Etappe einer<br />

grandiosen Skitour Plateauwanderung,<br />

sehr abwechslungsreich<br />

9 Uia di Mondrone,<br />

8 Marinellicouloir,<br />

11 Hohe Munde,<br />

2 Jochberg,<br />

6 Große Reib’n 1,<br />

lange und etwas steile<br />

Bergtour auf Pfaden<br />

grandiose Hochtour in<br />

großer Wand<br />

konditionell anspruchs -<br />

volle Bergtour<br />

unschwieriger Anstieg,<br />

meist gespurt<br />

anspruchsvolle, lange<br />

Skitour für Erfahrene<br />

5 Hochkönig,<br />

lange, mittelschwierige<br />

Skitour<br />

GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />

<strong>Touren</strong>art<br />

Schwierigkeit<br />

Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />

Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig


TIPP<br />

Lechtaler Alpen Ski-Durchquerung (1326 m – 2889 m)<br />

1<br />

Auf Ski durch die größte Berggruppe der Nördlichen<br />

Kalkalpen<br />

Die Durchquerung der winterlichen Lechtaler Alpen in sechs Tagen<br />

stellt eine einsame und anspruchsvolle Unternehmung dar, die<br />

nur ganz selten gespurt ist und allerbeste Verhältnisse erfordert.<br />

<strong>12</strong> 500 Hm | 6 Tage<br />

komplette Skitourenausrüstung<br />

plus Verpflegung<br />

für eine Woche<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 1/2014– Seite 30<br />

Talort/Ausgangspunkt: Kelmen (1326 m) an der<br />

Verbindungsstraße Stanzach – Berwang<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busanbindung nur bis<br />

Stanzach bzw. Berwang<br />

Gehzeiten: 5 bis 8 Std. pro Tag, je nach den Verhältnissen<br />

(ohne zusätzliche Gipfel)<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Februar bis Anfang April<br />

Karten: Alpenvereinskarte 1:25 000,<br />

Blatt 3/2 »Lechtaler Alpen Arlberggebiet«,<br />

Blatt 3/3 »Lechtaler Alpen Parseierspitze«,<br />

Blatt 3/4 »Lechtaler Alpen Heiterwand und Muttekopfgebiet«,<br />

mit Wegmarkierung und Skirouten<br />

Führer: D. Elsner/M. Seifert, »Lechtaler Alpen» Skitourenführer,<br />

Panico Alpinverlag, Köngen 2010<br />

Einkehr: Eventuell am 5. Tag Gasthaus Edelweiß in Kaisers<br />

(Zeitproblem!)<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Es wird sowohl im Aufstieg<br />

als auch bei der Abfahrt extem steiles Gelände begangen/befahren<br />

und deshalb ist die Tour für Gelegenheitsskitourengeher<br />

nicht geeignet; z. T. lange Etappen; keine bewirtschaftete Hütte<br />

unterwegs, ausschließlich Winterräume.<br />

TIPP<br />

Bayerische Voralpen Jochberg (1565 m)<br />

2<br />

Auf einen genialen, aber im Sommer überlaufenen Aussichtsberg<br />

Während an schönen Sommer- oder Herbstwochenenden wahre Karawanen <strong>zum</strong> Jochberg hinauf<br />

ziehen, ist es in der kalten Jahreszeit deutlich ruhiger. Es sind aber immer noch genug Winterwanderer<br />

unterwegs, so dass der Anstieg auch nach Neuschneefällen bald wieder gespurt ist.<br />

715 Hm | 4 Std.<br />

Winterwander-Ausrüstung mit<br />

wasserdichten Schuhen<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 1/2014 – Seite 74<br />

Talort: Kochel (605 m)<br />

Ausgangspunkt: Kesselbergsattel (850 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Über Tutzing nach Kochel<br />

und weiter mit dem Bus 9608 (auf direkten Anschluss<br />

achten: www.bahn.de) <strong>zum</strong> Kesselbergsattel.<br />

Gehzeiten: Kesselbergsattel – Jochberg 2¼ Std.,<br />

Jochberg – Kesselbergsattel 1¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Dezember bis März<br />

Karte/Führer: Alpenvereinkarte 1:25 000, BY11<br />

»Isarwinkel«; M. Pröttel »Die schönsten Tagesausfl üge im Paffenwinkel«,<br />

J. Berg Verlag<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourist Information Kochel a. See,<br />

Tel. 0 88 51/3 38, www.kochel.de<br />

Charakter/ Schwierigkeiten: Waldreicher Anstieg auf<br />

großartigen Aussichtsberg; keine technischen Schwierigkeiten.<br />

TIPP<br />

Bayerisches Voralpenland Staffelsee<br />

3<br />

Winterwanderung entlang des Westufers<br />

Das Obernacher Moos, der vielleicht schönste Abschnitt der Staffelsee-Umrundung, darf nur von<br />

November bis Ende Februar betreten werden. Es empfiehlt sich, zudem mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

anzureisen, um am Bhf. Uffing zu starten und vom Moos weiter <strong>zum</strong> Bhf. Murnau zu wandern.<br />

ca. 50 Hm |<br />

4 Std.<br />

Winterwander-Ausrüstung<br />

mit wasserdichten Schuhen<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 1/2014 – Seite 74<br />

Talort: Uffi ng (660 m)<br />

Ausgangspunkt: Bhf. Uffi ng<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Von München-Hbf.<br />

stündlich direkt nach Uffi ng<br />

Gehzeiten: Bhf. Uffi ng – Staffelsee 1 Std.; Staffelsee<br />

– Obernacher Moos 45 Min.; Obernacher Moos – Bhf.<br />

Murnau 2¼ Std.<br />

Beste Jahreszeit: November bis Ende Februar<br />

Karte/Führer: Bay. Landesvermessungsamt 1:50 000,<br />

UK L 3 »Pfaffenwinkel/Staffelsee«; M. Pröttel »Wanderungen mit<br />

dem Bayernticket in Oberbayern«, J. Berg Verlag<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourist-Information Murnau,<br />

Tel. 0 88 41/61 41-0, www.murnau.de<br />

Einkehr: Nach der Tour beim Griesbräu in Murnau<br />

(www.griesbraeu.de)<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Abwechslungsreiche und<br />

nahezu ebene Wanderung auf guten Wegen und Wiesenpfaden.<br />

Keinerlei technischen Schwierigkeiten.


TIPP<br />

Lechtaler Alpen Ski-Durchquerung (1326 m – 2889 m)<br />

Route: 1. Tag: Kelmen – Muttekopfhütte (2900 Hm<br />

auf/2300 Hm ab/7–9 Std.). Sehr lange Etappe, vor allem<br />

die Abfahrt vom Rudigerkopf ins Faselfeiltal erfordert eine<br />

sehr hohe Schneelage; der Anstieg <strong>zum</strong> Steinjöchl ist die<br />

steilste Passage des Tages; (evtl. die Anhalter Hütte mit zusätzlicher<br />

Übernachtung einplanen). Kelmen – Seelakopf<br />

(2368 m) – Schlierenalm (1936 m) – Rudigerkopf<br />

(2249 m) – Faselfeiltal – Kromsattel (2137 m) – Steinjöchl<br />

(2198 m) – Hahntennjoch (1894 m) – Scharnitzsattel<br />

(2441 m) – Muttekopfhütte (1934 m).<br />

2. Tag: Muttekopfhütte – Steinseehütte (2000 Hm auf<br />

1900 Hm ab/5–7 Std.). Abwechslungsreiche Etappe im<br />

Bereich Muttekopf, Große Schlenkerspitze und Bergwerkskopf;<br />

die Abfahrt vom Brunnkarjöchl nach Süden kann mit<br />

dem Übergang beim Mitterjöchle beendet werden oder –<br />

viel schöner, aber auch länger – ca. 100 Hm unterhalb der<br />

kleinen Hahnleshütte; steiler Schlussanstieg zur Verborgenen<br />

Gratscharte. Imster Höhenweg – Larsennjoch – Brunnkarjöchl<br />

– Verborgne Gratscharte – Steinseehütte.<br />

3. Tag: Steinseehütte – Memminger Hütte (1700 Hm auf/<br />

1600 Hm ab/6–8 Std.). Anspruchsvolle Etappe mit drei<br />

sehr steilen Übergängen (bergab); die Leiterscharte muss meist,<br />

<strong>zum</strong>indest z. T., abgestiegen werden, weil felsig. Roßkarschartl<br />

– Roßkarspitze – Bittrichkopf (2698 m) – Leiterjöchl (2515 m) –<br />

Oberlahmsjoch (2505 m) – Memminger Hütte (2242 m).<br />

4. Tag: Memminger Hütte – Ansbacher Hütte (2000 Hm auf/<br />

1900 Hm ab/7–9 Std.). Ebenfalls sehr anspruchsvolle Etappe,<br />

extrem steile Abfahrt von der Wegscharte (immer sehr hart),<br />

schwierig zu fi ndende Abfahrt von der Schafscharte; die Querung<br />

vom Flarschjoch zur Ansbacher Hütte ist sehr steil und sollte<br />

möglichst in der Flanke der Samspitze umgangen werden.<br />

Wegscharte – Schafscharte (2556 m) – Stierloch – Winterjoch<br />

(2528 m) – Knappenbödensee (2175 m) – Flarschjoch (2464 m)<br />

– Ansbacher Hütte (2376 m).<br />

5. Tag: Ansbacher Hütte – Leutkircher Hütte (2200 Hm auf/<br />

2200 Hm ab/6–8 Std.). Mit der Überschreitung der Vorderseespitze<br />

gleich zu Beginn der langen Etappe mit sehr steilen<br />

Passagen in Aufstieg und Abfahrt; im letzten Viertel des Kaisertals<br />

gleich auf die andere Talseite (Forstweg) wechseln, um so<br />

schnellstmöglich ins Almajurtal zu kommen. Flarschjoch (2464 m)<br />

– Vorderseespitze (2889 m) – Hinterseejoch (2482 m) – Kaiser -<br />

tal – Almajurtal – Glogger – Leutkircher Hütte (2261 m).<br />

6. Tag: Leutkircher Hütte – Lechtalstraße (1500 Hm auf/<br />

2300 Hm ab/6–8 Std.). Etwas sanftere Etappe (nur der Auf -<br />

stieg <strong>zum</strong> Bacheregg ist sehr steil); im Bereich Kartellbodenalpe<br />

– Erlispitze trifft man meist auf Skispuren von Variantenfahrern,<br />

die von der Valluga kommen. Bacheregg – Gamskar Scharte –<br />

Kartellbodenalpe – Übergang bei Punkt 2495 m – Krabachtal<br />

– Jöchle – Bockbach-Tal – Lechtalstraße. Dieter Elsner<br />

Am Gloggergrat; hinten Valluga und Roggspitze<br />

Foto: Dieter Elsner<br />

TIPP<br />

Bayerische Voralpen Jochberg (1565 m)<br />

Route: Am Kesselbergsattel erblickt man auf der<br />

nördlichen Straßenseite den Wegweiser <strong>zum</strong> Jochberg.<br />

In angenehmer Steigung gewinnt man in schönem Bergmischwald<br />

schnell an Höhe. Wenn noch nicht gespurt sein<br />

sollte, muss man auf die Markierungen an den Bäumen<br />

achten. Nach einer guten Stunde gelangt man zu einem<br />

Waldsattel und wendet sich an einer Gabelung einem weiteren<br />

Schild folgend nach links. Bald erreicht der Weg die gewaltigen<br />

Nordabstürze des Jochbergs. Kurz danach tritt man aus dem Wald<br />

heraus und erreicht die Wiesen der Jocher Alm. Man folgt bei<br />

der nächsten Gabelung wieder dem linken Weg, geht durch ein<br />

Gatter und gelangt über den Südrücken <strong>zum</strong> 1565 Meter hohen<br />

Gipfelkreuz. Nachdem man sich an der einzigartigen Aussicht<br />

sattgesehen hat – im Norden liegt tief unter uns das Alpenvorland<br />

mit seinen bezaubernden Seen, im Süden ragt hinter dem<br />

Walchensee das beeindruckende Karwendelgebirge in den<br />

Himmel – steigt man auf demselben Weg wieder hinab.<br />

Michael Pröttel<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Panorama: www.peakfinder.org<br />

TIPP<br />

Bayerisches Voralpenland Staffelsee<br />

Route: Vom Bahnhof geht man parallel zur Hauptstraße<br />

nach Uffi ng und folgt der Kurve Richtung See. An der<br />

Hauptkreuzung rechts Richtung »Böbing« in die »Schöffauerstraße«<br />

und über eine Brücke. Bald biegt man links in<br />

die Rötenbachstraße (Schild »Obernach/Sportplatz«) ein<br />

und wendet sich direkt vor dem Sportplatz nach rechts<br />

und nach links (Staffelseerundweg Nr. 1). Nun geht es gerade<br />

auf den See zu.<br />

Direkt vor dem See an der Gabelung rechts Richtung<br />

»Obernach«. An einer Infotafel mit Landkarte wird darauf<br />

hingewiesen, dass die rot schraffi erten Bereiche im Sommer<br />

nicht begangen werden dürfen. Hier folgt man zunächst<br />

noch dem Geländer nach rechts und biegt dann<br />

links in einen Fahrweg ab. Der Fahrweg wird zu einem Wiesenpfad<br />

und führt zu einem Waldrand. Nun führt der Pfad<br />

durch ein mooriges Waldstück zu einem der schönsten<br />

Flecken am gesamten See, einer fl achen Kuppe am Rande<br />

des Obernacher Moos. In der gleichen Richtung weiter<br />

wandernd überquert man eine Feuchtwiese und stößt auf<br />

eine Schotterstraße. Man wendet sich nach links, überquert<br />

den Bach »Ach« und hält sich an der Gabelung wie-<br />

der links. Es geht kurz durch Wald, dann noch einmal durch Schilf<br />

bis man im Wald das Staffelsee-Südufer erreicht. Diesem folgt<br />

man nun in Richtung Osten nach Murnau. Zuletzt folgt man am<br />

Parkplatz hinter der Bootsanlegestelle kurz der Seestraße, um<br />

links einem Fußweg und der Beschilderung »Bahnhof« zu folgen.<br />

Tipp: Nach der Tour ist eine Besichtigung der Murnauer Altstadt<br />

und des dortigen Griesbräus zu empfehlen. Michael Pröttel<br />

Tief verschneiter Pfad am Staffelsee-Westufer<br />

Foto: Michael Pröttel


TIPP<br />

Chiemgauer Alpen Sonntagshorn (1961 m)<br />

4<br />

Skitour auf den höchsten Chiemgauer Gipfel<br />

Das Sonntagshorn ist einer der großen Chiemgauer Skitourenklassiker. Seinen Namen hat es aus den<br />

Zeiten, als die Almbauern sonntags beim Kirchgang die Kühe auf der großen Weidefläche ohne Aufsicht<br />

sich selbst überließen. Diese freien Weiden eignen sich natürlich hervorragend <strong>zum</strong> Skifahren.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 1/2014 – Seite 78<br />

980 Hm | 4 Std.<br />

normale<br />

Skitourenausrüstung<br />

Talort: Unken (563 m)<br />

Ausgangspunkt: P2 beim ehemaligen Gasthaus<br />

Heutalbauer (968 m) im Unkener Heutal (gebührenpfl<br />

ichtig)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung von<br />

Bad Reichenhall und Lofer<br />

Gehzeiten: 3 Std. Aufstieg, 1 Std. Abfahrt<br />

Beste Jahreszeit: Dezember bis März<br />

Karten/Führer: AV-Karte 1:25 000, BY 19,<br />

»Bayerische Alpen, Chiemgauer Alpen Ost«; Strauß »Die schönsten<br />

Skitouren Chiemgau und Berchtesgaden«, Bruckmann Verlag<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Salzburger<br />

Saalach tal, Tel. 00 43/(0)65 88/2 04 04,<br />

www.salzburger-saalachtal.com<br />

Hütte: Jausenstation Hochalm (1400 m), privat, in der<br />

Skitourensaison teils nur am Wochenende geöffnet, Tel. 00 43/<br />

(0)6 64/4 53 36 66.<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Im unteren Teil ist das Sonntagshorn<br />

eine gemütliche Skitour in der Almregion. Am Gipfelaufbau<br />

erwarten einen steilere Hänge, die an der Grenze zur<br />

mittelschweren Skitour liegen. Da der Talkessel im Heutal noch<br />

eine Reihe weiterer <strong>Touren</strong> bietet, ist das Gebiet recht beliebt.<br />

Ein weiteres Plus für die Attraktivität der Tour ist die bewirtschaftete<br />

Hochalm, auf der man den <strong>Touren</strong>tag wunderbar ausklingen<br />

lassen kann, bevor man die letzten Schwünge ins Tal antritt.<br />

TIPP<br />

Berchtesgadener Alpen Hochkönig (2941 m)<br />

5<br />

Skitour auf den höchsten Berchtesgadener Gipfel<br />

Eine abwechslungsreiche Tour, bei der man unter der landschaftlich<br />

schönen Manndlwand quert, zur beeindruckenden Torsäule aufsteigt<br />

und den Weg über das Auf und Ab der Übergossenen Alm einschlägt.<br />

1500 Hm | 6–7 Std.<br />

normale<br />

Skitourenausrüstung<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 1/2014– Seite 78<br />

Talort: Mühlbach (860 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz am Arthurhaus (1502 m),<br />

über die Manndlwandstraße von Mühlbach erreichbar<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung von Werfen<br />

über Mühlbach <strong>zum</strong> Arthurhaus<br />

Gehzeiten: 5 Std. Aufstieg, 1–2 Std. Abfahrt<br />

Beste Jahreszeit: Februar bis April<br />

Karten/Führer: AV-Karte 1:25 000, Nr. 10/2 »Hochkönig–Hagengebirge«;<br />

Andrea und Andreas Strauß »Die<br />

schönsten Skitouren<br />

Chiemgau und Berchtesgaden«,<br />

Bruckmann Verlag, 2007<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Mühlbach am<br />

Hochkönig, Tel. 00 43/(0)65 84/2 03 88 40, www.hochkoenig.at<br />

Hütten: Arthurhaus (1502 m), privat, ganzjährig geöffnet,<br />

Tel. 00 43/64 67/72 02; Matrashaus (2941 m), ÖTK, nur Winterraum<br />

(ohne Heizmöglichkeit), Tel. 00 43/64 67/75 66; auch die<br />

Mitterfeldalm ist im Winter nicht mehr geöffnet.<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Eine mittelschwere Skitour,<br />

die auf vielen Passagen durch leichtes <strong>Touren</strong>gelände führt,<br />

nach der Mitterfeldalm und hinauf bis <strong>zum</strong> Schoberschartl<br />

aber auch steile Hänge umfasst. Weiter <strong>zum</strong> Gipfel kurze steile<br />

Querungen. Bei schlechter Sicht heißt es Vorsicht am Plateau!<br />

Hier können trotz der Stangenmarkierung Orientierungsprobleme<br />

auftreten.<br />

TIPP<br />

Berchtesgadener Alpen Große Reib’n (Niederbrunnsulzen 2368 m), 1. Tag<br />

6<br />

Anspruchsvolle Plateau-Überschreitung<br />

Die Skirunde führt mehr oder weniger um Königssee und Watzmannmassiv. Klingt abwechslungsreich<br />

und harmlos, aber die Plateaus sind von tiefen Felsschluchten zerrissen. Konditionsstarke<br />

können am ersten Tag zwei Gipfel mit weiter Fernsicht mitnehmen.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 1/2014 – Seite 22<br />

1850 Hm | 10 Std.<br />

komplette Skitouren- und<br />

Navigationsausrüstung +<br />

Verpflegung für 2 Tage/1 Nacht<br />

Talort: Berchtesgaden (571 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Bad Reichenhall<br />

und regional weiter nach Berchtesgaden (evtl. direkt)<br />

Ausgangspunkt: Bergstation Jennerbahn (1802 m;<br />

Tel. 0 86 52/95 81-0, www.jennerbahn.de, 9–16 Uhr)<br />

Zeiten: ab Stahlhaus 10 Std. /Abfahrt gut 1½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mitte März bis Mitte Mai<br />

Karte/Führer: Landesamt Bayern 1:25 000,<br />

Nr. UK 25-1 »Nationalpark Berchtesgaden« /<br />

Brandl »Skitourenführer Berchtesgadener und Chiemgauer<br />

Alpen«, Bergverlag Rother<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusregion Berchtesgaden-<br />

Königssee, Königsseer Straße 2, 83471 Berchtesgaden,<br />

Tel. 0 86 52/9 67-0, www.berchtesgadener-land.info; Bus-Info:<br />

RVO Berchtesgaden, Tel. 0 86 52/94 48-20, www.rvo-bus.de<br />

Hütten: Carl-von-Stahl-Haus (1733 m), Tel. 0 86 52/6 55 99 22,<br />

www.alpenverein-salzburg.at/Hutten/Carl-von-Stahl-Haus;<br />

Kärlingerhaus (1631 m), Tel. 0 86 52/6 09 10 10<br />

(Tal 0 86 50/5 13), www.kaerlingerhaus.de (mit Buchung)<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Der lange erste Tag verbindet<br />

das wellige Plateau des Hagengebirges durch wilde Schluchten<br />

mit dem Nordende des Steinernen Meers. Gute Kondition,<br />

Orientierungs vermögen, Erfahrung und Skisicherheit (v. a. Abfahrt)<br />

sind Voraus setzung. Hohe (tageszeitliche) Lawinengefahr<br />

bei einigen Abfahrten.


TIPP<br />

Chiemgauer Alpen Sonntagshorn (1961 m)<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz beim Heutalbauer geht man auf<br />

dem Fahrweg weiter talein und gelangt über die Brücke<br />

auf die andere Bachseite. Nun hält man sich immer nördlich<br />

des Baches bergauf über Wiesen und kurze Waldstücke<br />

zu den untersten Hütten der Hochalm. Nicht in den<br />

Graben nach rechts, sondern links am Hang, an den Hütten<br />

vorbei, hinauf auf die fl acheren Wiesen der Hochalm,<br />

die man im Bereich der privaten Trostberger Hütte erreicht.<br />

Die Jausenstation steht etwas rechts (ca. 1400 m) nur<br />

wenig abseits der Route. In gerader Richtung (Nordost)<br />

geht es über das Plateau der Hochalm hinweg, an einer<br />

Kapelle vorbei auf den Sattel rechts des Sonntagshorngipfels<br />

zu. Kurz vor diesem Sattel schwenkt man auf das<br />

Sonntagshorn zu und steigt über den steilen Südhang<br />

in weiten Kehren hinauf <strong>zum</strong> aussichtsreichen Gipfel.<br />

Abfahrt: Für die Abfahrt gibt es mehrere Möglichkeiten.<br />

Entweder sie folgt den Aufstiegsspuren. Alternativ kann<br />

man auch direkter zur Hochalm hinabfahren. Weiter über<br />

die Aufstiegsspur oder die Gschwendter Alm zurück <strong>zum</strong><br />

Ausgangspunkt.<br />

Andrea Strauß<br />

Berchtesgadener Alpen Hochkönig (2941 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz des Arthurhauses (1502 m)<br />

hält man sich im kleinen Skigebiet nach Norden und<br />

steigt auf einer Almstraße zur Mitterfeldalm (1670 m)<br />

auf. Von hier quert man kurz höhengleich nordwestlich zu<br />

einer Rippe, um dann leicht fallend (40 Hm) hinüber zur<br />

Kleinen Gaißnase zu fahren. Diese Felsnase bildet den<br />

tiefsten Punkt der Manndlwand, bei mäßiger Schneelage<br />

muss man auf ein paar wenigen Metern auf einem<br />

schmalen Felsband queren. Nun führt der Aufstieg mäßig<br />

steigend hinauf ins Untere Ochsenkar. So gelangt man in<br />

den Graben, der die tiefste Stelle des Ochsenkars bildet,<br />

rechts dieses Grabens zieht man seine Spur nun bis unter<br />

die markante Torsäule. Unter deren Südwänden geht<br />

es hindurch und nachdem man auf einem Hangabsatz<br />

(ca. 2300 m) bequem auf die linke Talseite gewechselt<br />

hat, geht es über den Steilaufschwung ins Schoberschartl<br />

(ca. 2580 m).<br />

Der weitere Aufstieg über das weitläufi ge Hochkönigplateau<br />

orientiert sich am Sommerweg, der an wichtigen<br />

Punkten mit Stangen markiert ist. Zunächst leicht südlich<br />

haltend, dann westlich gelangen wir über zahlreiche<br />

Beim Aufstieg <strong>zum</strong> Sonntagshorn<br />

Kuppen und Mulden <strong>zum</strong> Gipfelaufschwung. Erst auf diesem<br />

letzten Stück verlässt man die Sommerwegmarkierung, die<br />

nach rechts leitet und über einen kurzen versicherten Steig <strong>zum</strong><br />

Matrashaus geht. Stattdessen steigt man den Schlusshang<br />

gerade hinauf. Das Matrashaus ist als Orientierungspunkt<br />

unübersehbar.<br />

Abfahrt: Die Abfahrt erfolgt entlang der Aufstiegsspur. An der<br />

Schweizertafel kann man direkt ins Ochsenkar hinabfahren.<br />

Diese Abfahrtsvariante ist jedoch steiler und etwas schwieriger<br />

zu fi nden als die Abfahrt entlang der Aufstiegsspuren.<br />

Andrea Strauß<br />

Aufstieg vom Arthurhaus, unter der Torsäule<br />

Foto: Andreas Strauß Foto: Andreas Strauß<br />

TIPP<br />

Berchtesgadener Alpen Große Reib’n (Niederbrunnsulzen 2368 m), 1. Tag<br />

Zustieg: Eine Piste ostwärts zu einem Kamm und auf<br />

dessen Ziehweg (Anfellen lohnt nicht) fl ach <strong>zum</strong> Sommerweg-Abzweig<br />

Richtung Schneibsteinhaus/Stahlhaus<br />

(1720 m; Schild). Abfallende Südhangquerung südostwärts<br />

und oberhalb vom Schneibsteinhaus nordostwärts<br />

aufwärts <strong>zum</strong> Carl-von-Stahl-Haus (1733 m, gut 30 Hm,<br />

2 Std., Übernachtung).<br />

Route 1. Tag: Auf fl achem Kamm südwärts, links vom<br />

Teufelsgemäuer steil hinauf, fl ach weiter und über eine<br />

kurze Steilstufe unter den Schneibstein. Über den Westrücken<br />

hinauf <strong>zum</strong> fl achen Gipfel mit kleinem Kreuz. Entlang<br />

dem Sommerweg über den Südkamm abfahren und nach<br />

Gegenanstieg knapp rechts des Südwestkamms weiter in<br />

die Windscharte (2164 m; rechtshaltend Kleine Reib’n).<br />

Aufstieg linksseitig am Osthang des Windschartenkopfs<br />

<strong>zum</strong> Schlumkopf (Schlunghorn). Abfahrt ins Schlumschartel<br />

und ostseitige Querung am Hochseeleinkopf südwärts,<br />

weitestmöglich unter den Kahlersberg (optional hinterm<br />

Gipfel hinauf, 2350 m) und diesen links umgehen. Südostwärts<br />

über das Plateau aufwärts, am Plateaurand südwärts<br />

und östlich des Mittleren Kragenkopfs (2178 m)<br />

zu Sattel (2095 m). In Schieb-/Abfahrtsquerung mit kaum<br />

Höhen verlust entlang von Buckeln (knapp 2100 m, meist rechtsseitig,<br />

kurze Gegenanstiege) Richtung breiter Flanke des Blünbachkopfs<br />

(Wildalmriedel). Nach Kurzabfahrt in Senke (oberhalb<br />

der Laubseeleingasse), gefolgt von Gegenanstieg und Senke,<br />

Aufstieg rechtshaltend zur Bärwildalm (Terrasse 2100 m) und<br />

durch eine steile Mulde hinauf <strong>zum</strong> Gipfel des Blühnbachkopfs<br />

(2268 m; Pause). Nach steiler Abfahrt südwestwärts und einem<br />

Tälchen Rechtsquerung abwärts und einen Steilkessel hinab zu<br />

einem kleinen Abbruch rechts, den man zu Fuß über Grasschrofen<br />

oder Fels überwindet. Westwärts talaus fahren, links um Vorsprung<br />

und den unteren Eisgraben nordwestwärts hinab in einen<br />

Einschnitt unter kleiner Felswand. Bei ca. 1800 m links um einen<br />

Vorsprung queren, südwestwärts zu Sattel an Felskopf, westwärts<br />

hinab und nach einem Felsendurchschlupf unter einem kleinen<br />

Wandl (1600 m; nordwestwärts abwärts Wasseralm) links queren<br />

unter die Schönfeldwand. Aufstieg südwestwärts in steiles Tal<br />

und hinauf <strong>zum</strong> Sattel (ca. 1830 m) vor der Blauen Lacke. Kurz<br />

links hoch, auf ein kleines Plateau queren und in Rechtsschleife<br />

auf einen Nord(ost)rücken. Aufwärts bis <strong>zum</strong> Einschnitt der<br />

Langen Gasse und nach Links-Rechts-Schleife durch diese steil<br />

westwärts hinauf <strong>zum</strong> Ausstieg (Rastfelsen; nordwestwärts<br />

<strong>zum</strong> Funtenseetauern, 2578 m). Unterm Wildalmrotkopf <strong>zum</strong><br />

Übergang Niederbrunnsulzen (2368) queren, Abfahrt unterm<br />

Grieskogel (Markierungsstangen) und rechts <strong>zum</strong> Durchgang<br />

des Toten Weibls (2087 m). Eine Talrinne nordwestwärts hinab,<br />

nach einem Durchschlupf (1870 m) links hinab in den Stuhlgraben<br />

und <strong>zum</strong> Funtensee. Aufqueren <strong>zum</strong> Kärlingerhaus<br />

(1630 m; Winterraum). Christian Schneeweiß<br />

Das Berchtesgadener Gipfelmeer immer im Blick<br />

Foto: Bernd Römmelt


TIPP<br />

Berchtesgadener Alpen Große Reib’n (Kematenschneid 2234 m), 2. Tag<br />

7<br />

Vom Hochplateau <strong>zum</strong> Wimbachgries<br />

Nur 1000 Höhenmeter braucht man bis zur Nordwestecke des Steinernen Meers. Lichter<br />

Zirbenwald, unerwartete Routenwindungen, die heikle Querung unterm Großen Hundstod und<br />

der letzte Abfahrtshang mit 45° lassen die Tour nicht langweilig werden.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 1/20134– Seite 22<br />

1000 Hm | 7 Std.<br />

komplette Skitouren- und<br />

Navigationsausrüstung +<br />

Verpflegung für 2 Tage/1 Nacht<br />

Talort: Ramsau (670 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Per Bus nach Berchtesgaden.<br />

Mit der Bahn regional oder direkt über Bad<br />

Reichenhall auf der Strecke München–Salzburg<br />

Endpunkt: Wimbachbrücke (620 m)<br />

Zeiten: ab Hütte 5 Std. + 2 Std. zu Fuß/Abfahrt bis 1 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mitte März bis Mitte Mai<br />

Karte/Führer: Landesamt Bayern 1:25 000, Nr. UK<br />

25-1 »Nationalpark Berchtesgaden« / Brandl »Skitouren-<br />

führer Berchtesgadener und Chiemgauer Alpen«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourist-Information Ramsau, Im Tal 2,<br />

D-83486 Ramsau, Tel. 0 86 57/98 89 20, www.ramsau.de;<br />

Bus-Info: www.rvo-bus.de<br />

Hütten: Kärlingerhaus (1631 m), Winterraum 30, Tel. 0 86 52/<br />

6 0910 10 (Tal 0 86 50/5 13), www.kaerlingerhaus.de (mit<br />

Buchung); Notfall: Ingolstädter Haus (2119 m), Winterraum <strong>12</strong>,<br />

Tel. 00 43/65 82/83 53, www.ingolstaedter-haus.de<br />

Einkehr: Wimbachschloss, bewirtet Ostern bis November,<br />

Tel. 0 86 57/9 83 98 58<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Der direkte Aufstieg <strong>zum</strong> Westrand<br />

des Plateaus führt unter den Großen Hundstod (Gipfeloption).<br />

Zwei Steilabfahrten (um 35°, 40–45°) und ein besonnter<br />

Aufstieg beenden die Plateautour, zu der man trotz relativer<br />

Kürze früh aufstehen sollte. Vereisungsrisiko bzw. Lawinengefahr<br />

(tageszeitlich) hoch bei Abfahrten.<br />

TIPP<br />

Walliser Alpen Dufourspitze (4633 m), »Marinellicouloir«<br />

8<br />

Durch die höchste Wand der Alpen<br />

Bei der dritten Begehung, 1881, wurde der Führer Ferdinand Imseng<br />

am Fuße des gleichnamigen Rückens vom Luftstoß einer Lawine<br />

emporgeschleudert, seine Leiche fand man oberhalb (!) seines<br />

Standorts. Sein Gast, Damiano Marinelli, kam ebenfalls um – nach<br />

ihm wurde das Couloir benannt.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 1/2014– Seite 22<br />

1600/2000 Hm | 5/9 Std.<br />

komplette<br />

Hochtourenausrüstung<br />

Talort: Macugnaga (1327 m)<br />

Ausgangspunkt: Bergstation Belvedere (1904 m)<br />

Öffentliche Anreise: Mit dem Zug bis Domodossola,<br />

von dort Bus bis Pecetto<br />

Information: In Macugnaga, Piazza Municipio n.1,<br />

Tel. 00 39/03 24/6 51 19.<br />

Beste Zeit: Ende März bis Anfang Juli, am besten nach<br />

einem schneereichen Winter<br />

und mehreren kalten Nächten,<br />

Mondlicht vorteilhaft.<br />

Führer: Brandt »SAC-Clubführer<br />

Walliser Alpen Bd. 4«,<br />

1993; Waeber »Walliser Alpen«, Bergverlag Rother, 1996<br />

Karte: LKS 1:25 000, Blatt 1348 »Zermatt«; Kompass 1:50 000,<br />

Nr. 88 »Monte Rosa«<br />

Hütte: Rifugio Marinelli (3036 m), CAI Mailand, unbewartet,<br />

<strong>12</strong> Lager, Kochmöglichkeit<br />

Charakter/Schwierigkeiten: »Himalayacharakter«, »höchste<br />

Wand der Alpen«, »sichtbar vom Golf von Genua« – für die<br />

Monte-Rosa-Ostwand sind die Superlative schnell gefunden.<br />

Tatsächlich bewegt man sich hier in einer einzigartigen Kulisse.<br />

In der riesigen Eiswand ist Schnelligkeit Trumpf, wegen der<br />

ostseitigen Exposition bricht man um Mitternacht auf. Die<br />

Schwierigkeiten sind angesichts der Umgebung eher gemäßigt,<br />

entscheidend sind die oft wechselnden Verhältnisse. Insgesamt<br />

III, Eis bis 55°.<br />

TIPP<br />

Grajische Alpen Uia di Mondrone (2964 m)<br />

9<br />

Das Matterhorn der Lanzo-Täler<br />

Die Uia di Mondrone ist nicht leicht zu nehmen. Schweißtreibend der Aufstieg und leichte Kletterei<br />

im Gipfelbereich gestalten die Tour spannend. Einmalig ist allerdings dann die Schau vom Gipfel<br />

<strong>zum</strong> vergletscherten Grenzkamm und in die Poebene.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 1/2014 – Seite 22<br />

1506 Hm | 8 Std.<br />

normale Bergwanderausrüstung,<br />

Teleskopstöcke<br />

Talort: Balme (1473 m), oberstes Dorf im Val di Ala<br />

Ausgangspunkt: Straßenkehre vor Molera (1458 m)<br />

Zufahrt von der Straße zwischen Chialambertetto und<br />

Molette ein paar Kilometer vor Balme<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug von Torino<br />

bis Ceres am Eingang des Val di Ala, dann per Bus nach<br />

Balme. Fahrpläne: www.vigo-autoindustriale.com<br />

Gehzeiten: Von der Straßenkehre bis <strong>zum</strong> Gipfel<br />

4½ Std., Abstieg 3½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />

Karte/ Führer: Carta dei sentieri 1:25 000, Blatt 3 »Valli di<br />

Lanzo«; Kürschner »WF Piemont Nord«, Bergverlag Rother<br />

Information: Turismo Torino e Provincia, Tel. 00 39/0 11/53 51<br />

81, www.turismotorino.org. Lokales Tourismusbüro in Lanzo, Via<br />

Umberto I, Tel. 00 39/01 23/2 80 80<br />

Unterkunft: Bivacco Bruno Molino (2279 m), Selbstversorgerhütte<br />

mit Matratzenlager, doch ohne Kochvorrichtung und Ofen.<br />

Albergo »Les Montagnards«, Frazione Cornetti 73, 10070 Balme,<br />

Tel. 00 39/01 23/23 30 73 oder 3 47/363 40 82, www.lesmontagnards.it.<br />

Tolle Villa, einmalige Küche.<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Lange und steile Bergtour,<br />

wenn man sie vom Talgrund angeht. Gut markiert. Bis zur Alpe le<br />

Piane ordentlicher Pfad, dann zunehmend felsiger. Immer mal<br />

wieder müssen die Hände zur Hilfe genommen werden. Schwindelfreiheit<br />

und Trittsicherheit sind notwendig.


TIPP<br />

Berchtesgadener Alpen Große Reib’n (Kematenschneid 2234 m), 2. Tag<br />

TIPP<br />

Route 2. Tag: Vom Kärlingerhaus durch eine weite<br />

Senke südwestwärts und durch steilen, lichten Zirben-/<br />

Lärchen-Wald gestuft hinauf zu einem Sattel (1759 m)<br />

nördlich des Viehkogels (2157 m). Nach kurzer West-<br />

Querung links aufwärts und frei nach rechts oberhalb<br />

eines Abbruchs in ein Hochtälchen queren, aus dem es<br />

hinauf zu dem Übergang (1876 m) unterhalb des Hirschs<br />

(1993 m) geht (Abkürzung erscheint möglich). Nordwestwärts<br />

abwärts in ein abfl ussloses Tal und an dessen<br />

Ende hinauf. Links vom Sommerweg Richtung Hundstodgatterl<br />

(und Hundstod-Reib’n) ab und in Schleifen um<br />

die Plateaubuckel westnordwestwärts aufwärts zu den<br />

Grenzköpfen. Nach Durchschlupf <strong>zum</strong> Weg Richtung Ingolstädter<br />

Haus (Stangen) gerade weiter Richtung Kamm<br />

und rechts unter diesem aufqueren zur Hundstodscharte<br />

(2220 m) am Fuß des Großen Hundstods (2593 m,<br />

Südfl anke zu Fuß möglich). Nordwestwärts kurz, aber<br />

ausgesetzt hinüberqueren (am besten ohne Felle schieben)<br />

<strong>zum</strong> Dießbacheck. Steile Abfahrt nordwestwärts<br />

hinab zur Hochwiesalm (1840 m). Auf der anderen Seite<br />

über einen markanten Ostrücken hinauf, durch ein Hoch-<br />

Walliser Alpen Dufourspitze (4633 m), »Marinellicouloir«<br />

Hüttenzustieg: Von Pecetto entweder mit dem Lift zur<br />

Bergstation des Belvedere oder zu Fuß auf dem breiten<br />

Pistenfahrweg. Dann in südl. Richtung <strong>zum</strong> Gletscher<br />

queren und über die rechte Seitenmoräne <strong>zum</strong> Rif. Zamboni-Zappa<br />

(2065 m). Von hier nach W auf den Moränenkamm<br />

und den Belvederegletscher Richtung Marinellirücken<br />

queren. Auf der orogr. rechten Moräne des<br />

Nordendgletschers auf Wegspuren empor, den ersten<br />

Aufschwung des Grates nordseitig im Geröll umgehend.<br />

Ab etwa 2600 Metern auf dem Grat selbst aufwärts,<br />

schließlich etwas südl. der Kante durch ein Schneefeld<br />

und zur Hütte.<br />

Gipfelanstieg: Auf den leicht ansteigenden Spuren bis<br />

zur Rinne, ca. 15 Min. von der Hütte. In Verlängerung der<br />

Spuren über das etwa 50 Meter breite und oft von Rinnen<br />

durchzogene Couloir <strong>zum</strong> Imsengrücken (15 Min.).<br />

Bei sehr guten und sicheren Schneeverhältnissen im<br />

Couloir entlang des Imsengrückens aufsteigen. Normalerweise<br />

aber auf den Felsen des Rückens selbst über<br />

vier kleinere Aufschwünge klettern (II–III), tendenziell<br />

immer dem Couloir zugewandt. Auf etwa 3650 m ver-<br />

tälchen und rechts der sich aufschwingenden Rückenfortsetzung<br />

in gestuftem Gelände nordwestwärts hinauf zu einem Sattel im<br />

Kematenschneid (bis 2234 m); oder linkshaltend eine Flanke<br />

hinauf <strong>zum</strong> Ansatz des Seehorn-Nordrückens (Ski-Abstecher<br />

auf 2321 m) und nordwärts über den Kamm <strong>zum</strong> Sattel.<br />

Nordostwärts linksseitig um und auf einen Buckel queren und<br />

Abfahrt unterm Palfelhorn nordwärts durch eine Mulde zu einer<br />

Scharte. Über eine steile Flanke hinab, Linksquerung und noch<br />

steiler (über 40°, im Sommer Plattenfl ucht) hinab in den Loferer<br />

Seilergraben. An dessen Ausgang möglichst weit nordostwärts<br />

übers Wimbachgries abwärts und rechts über die Schneise des<br />

Mitterfl ecks ins feste Schotterbett des Wimbachs.<br />

Abstieg: Mit Ski auf dem Buckel durch dieses talaus, bis ein<br />

Fahrweg links hinaus führt. Auf dem Fahr-/Touristenweg <strong>zum</strong> ab<br />

Ostern bewirteten Wimbachschloss (931 m) und talaus, <strong>zum</strong><br />

Schluss steil bergab zur Wimbachbrücke (Gasthöfe, Unterkünfte,<br />

Bushaltestelle).<br />

Christian Schneeweiß<br />

schwindet der zunehmend fl acher werdende Imsengrücken im<br />

Eis. Hier wird es gefährlich: Die Séraczone passiert man möglichst<br />

schnell, indem man südl. des Couloirs bleibt und die<br />

Hängegletscher links liegen lässt. Nach den letzten Séracs hält<br />

man sich nach links und steigt auf die Felsen zu, die vom<br />

Grenzgipfel herabziehen. Hier müssen nochmals zwei oder drei<br />

Bergschründe passiert werden, die Wand erreicht hier bis zu<br />

55° Neigung und ist stark dem Steinschlag ausgesetzt. Nach<br />

Möglichkeit den letzten Bergschrund vor dem ersten Sonneneinfall<br />

überqueren. Die Gipfelfelsen selber betritt man, sofern<br />

sie trocken sind, gleich an ihrem tiefsten Punkt, wo sich bald<br />

die Burgener-Gedenktafel befi ndet. Die Felsen sind steil, aber<br />

fest. Bei starker Vereisung und/oder günstigen Schneeverhältnissen<br />

lässt man die Felsen so lange wie möglich rechts liegen<br />

und betritt sie erst am Ende des Schnees. In beiden Fällen erreicht<br />

man auf knapp 4600 Metern die »Schulter«, von der<br />

man dem felsigen Grat (II) <strong>zum</strong> Grenzgipfel (4618 m) folgt. Von<br />

dort über den gezackten Grat, einen Gendarm südseitig umgehend,<br />

schließlich zur Dufourspitze (4633 m).<br />

Abstieg: Man überschreitet die Dufourspitze und steigt über<br />

den Westgrat der Dufourspitze ab in die »Satteltole«. Von dort<br />

Passage vor dem Schneibstein<br />

über die »Scholle« und die weiten Hänge des Monte-Rosa-<br />

Gletschers auf ausgetretenen Pfaden zur Oberen Plattje.<br />

Von hier den Steinmännern zur Monte-Rosa-Hütte (2883 m,<br />

<strong>12</strong>0 L., März–September, Tel. 0 27/9 67 21 15) folgen.<br />

Von dort zur Gornergratbahn (Rotenboden) und schließlich<br />

nach Zermatt.<br />

Thomas Ebert<br />

Der massige Monte-Rosa-Stock<br />

Foto: Andreas Strauß Foto: Bernd Römmelt<br />

TIPP<br />

Grajische Alpen Uia di Mondrone (2964 m)<br />

Aufstieg: Von der Straßenkehre etwas unterhalb des<br />

Weilers Molera folgt man links der weiß-rot-weiß markierten<br />

GTA (Grande Traversata delle Alpi) bergwärts. Es geht<br />

zuerst durch terrassiertes Gelände, dann in einen Wald<br />

aus Buchen und Lärchen. Nach etwa einer halben Stunde<br />

trifft man auf die Alpe Pian Bosco (1683 m). Dort wird die<br />

GTA nach links verlassen.<br />

Der Pfad wird rechterhands eine Weile vom Rio Maian begleitet.<br />

Eine Querung nach links führt unter Felsen entlang.<br />

Nach ein paar Serpentinen ist eine Weggabelung erreicht.<br />

Rechts würde es über die Alpe le Piane <strong>zum</strong> Bivacco Bruno<br />

Molino gehen. Wer dort übernachtet, steigt anderntags<br />

wieder bis zu dieser Gabelung ab.<br />

Der Gipfelzustieg (Weg Nr. 232) zieht erst südwestlich<br />

durch ein Blockfeld auf eine grasige Schulter und setzt<br />

sich dann nordwestwärts fort. Steil durch Schrofen zu einer<br />

ersten Felsplatte, die in leichter Kletterei überwunden<br />

wird. Es wird zunehmend felsiger. Immer mal wieder geht<br />

es durch kurze Kamine und über Felsplatten. Zwei heikle<br />

Stellen sind mit Seil gesichert.<br />

Hat man den Südgrat endlich erobert, trennen nur noch<br />

wenige Meter vom Gipfel mit Glocke und Marienbild. Grandios<br />

ist die Schau auf Rocciamelone, Bessanese, Ciamarella und die<br />

Levanna-Gipfel.<br />

Abstieg: Auf dem gleichen Weg geht es zurück <strong>zum</strong> Ausgangspunkt.<br />

Iris Kürschner<br />

Die Uia di Mondrone im Abendlicht<br />

Foto: Iris Kürschner


TIPP<br />

Berner Alpen Aletschhorn (4195 m), »Südwestrippe«<br />

10<br />

Im Herzen des Hochgebirges<br />

Auf dem Aletschhorn ist man so weit weg von der Zivilisation wie selten in den Alpen – kein grünes Tal<br />

lässt sich erspähen. Auf der dominanten Pyramide des zweithöchsten Berner Gipfels steht man genau<br />

zwischen den Walliser und Berner Viertausendern, großartig umspült von den drei Aletschgletschern.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> <strong>12</strong>/2013 – Seite 20<br />

700 + 1700 Hm | 2–3 Tage<br />

komplette<br />

Hochtourenausrüstung<br />

Talort: Blatten bei Naters (1327 m)<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis August<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug nach Brig<br />

(684 m), von hier mit Bus 9 km nach Blatten<br />

Gehzeiten: 4 Std. zur Hütte, 8–9 Std. ab Hütte<br />

Karte: Schweizer Landeskarte 1:25 000, Blatt <strong>12</strong>69<br />

»Aletschgletscher«,<br />

Führer: Pusch/Senf/Schmitt/Waeber »Hochtouren<br />

Westalpen Band 1«, Rother Selection, 2013<br />

Hütte: Oberaletschhütte (2640 m), SAC Chasseral, 60 L.,<br />

Tel. 00 41/27/9 27 17 67<br />

Charakter/Schwierigkeiten: ZS- mit Stellen II, kombiniert,<br />

lang. Der Aufbruch von der Hütte erfolgt auch im Sommer gegen<br />

2 Uhr morgens, da die Strecke beträchtlich ist und die Wegfi n-<br />

dung einiges an Konzentration erfordert. Wer in den Gipfelfelsen<br />

gut mit dem Seil umgehen kann, ist zeitlich klar im Vorteil.<br />

Insgesamt sehr lohnende Hochtour auf einen großartigen Gipfel,<br />

ohne übermäßige Schwierigkeiten und Gefahren, die dafür das<br />

gesamte Spektrum an Herausforderungen abdeckt.<br />

TIPP<br />

Mieminger Kette Hohe Munde (2662 m)<br />

11<br />

Im Bann der Mieminger Kette<br />

Der beliebteste und wohl auch einer der markantesten Berge der<br />

Mieminger Kette ist die Hohe Munde, eine wuchtige Berggestalt,<br />

die sich schon aus der Ferne wie ein gewaltiger Monolith zeigt<br />

und <strong>Bergsteiger</strong> und Skitourengeher zu allen Jahreszeiten lockt.<br />

1770 Hm | 8 Std.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> <strong>12</strong>/2013 – Seite 20<br />

normale Wanderausrüstung;<br />

solides Schuhwerk; Stöcke<br />

empfehlenswert<br />

Talort: Leutasch-Moos (1180 m)<br />

Ausgangspunkt: Leutasch-Moos, Parkplatz der Rauthhütte<br />

(1185 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N 47.349893°<br />

Länge E 011.117924°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn nach<br />

Seefeld oder bis Mittenwald. Danach mit dem Bus oder Taxi<br />

ab Bahnhof Seefeld bzw. Mittenwald nach Leutasch fahren.<br />

Entfernung: 20,7 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std.; Abstieg 4½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Sommer und zeitiger Herbst<br />

Karte: Kompass-Wander- und Radtourenkarte1:50 000,<br />

Blatt 5 »Wettersteingebirge, Zugspitzgebiet«<br />

Informationen: Olympia-Region Seefeld, Informationsbüro<br />

Leutasch, Weidach 320, A-6105 Leutasch,<br />

Tel. 00 43/(0)5 08 80 10, www.seefeld.com<br />

Einkehr: Rauthhütte (1605 m)<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Die anspruchsvolle Tour eignet<br />

sich nur für trainierte <strong>Bergsteiger</strong>. Der lange Abstieg über die<br />

Niedere Munde verlangt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.<br />

TIPP<br />

w<br />

Pyhrn-Priel-Region Von der Wurzer- zur Bärenalm<br />

<strong>12</strong><br />

Karstplateauwanderung durch Lärchen-Zirbenwälder<br />

Urwald, Karst und Almen prägen diese lange und reizvolle Wanderung,<br />

die man am besten in zwei Tagen bewältigt. Nächtigungsmöglichkeit<br />

besteht in der Hochmölbinghütte. Vom Zielort kommt man mit dem<br />

Wander- oder Ruftaxi <strong>zum</strong> Ausgangspunkt zurück.<br />

900 Hm | 9 Std.<br />

normale Wanderausrüstung<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> <strong>12</strong>/2013 – Seite 20<br />

Talort: Spital am Pyhrn<br />

Ausgangspunkt: Bergstation der Standseilbahn Wurzeralm<br />

(1427 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug über Selzthal<br />

oder Kirchdorf nach Spital am Pyhrn<br />

Gehzeiten: Bergstation Standseilbahn Wurzeralm – Luckerhütte<br />

(1830 m; 2¼ Std) – Luckerhütte – Liezener Hütte<br />

(2¾ Std.) – Liezener Hütte – Hochmölbinghütte (1402 m; ½ Std.)<br />

– Hochmölbinghütte – Türkenkarscharte (1740 m; 1¾ Std.) –<br />

Türkenkarscharte – Bärenalm – Parkplatz der stillgelegten Bärenalm-<br />

Bergbahn (650 m, 1¾ Std.)<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Anfang Oktober, je nach Schneelage<br />

Karte: Kompass 1:50 000, Nr. 70 »Nationalpark Kalkalpen«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Pyhrn-Priel, Haupt -<br />

str. 28, 4580 Windischgarsten; Tel. 00 43/(0)75 62/52 66-0<br />

Hütte/Einkehr: Hochmölbinghütte (1683 m), Ende Mai bis<br />

26. Oktober, Tel. 06 76/9 00 39 09; www.hochmoelbinghütte.at<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Sehr abwechslungsreiche<br />

Plateauwanderung durch das Europaschutzgebiet Totes Gebirge.<br />

Besondere Vorsicht ist nach Schneefall und bei Nebeleinfall<br />

geboten, weil dann die Markierungen schlecht erkennbar sind.


TIPP<br />

Berner Alpen Aletschhorn (4195 m), »Südwestrippe«<br />

Hüttenzustieg: Von Blatten mit der Bahn zur Belalp<br />

(2094 m). Auf breitem Weg nach Osten <strong>zum</strong> Hotel Belalp<br />

und weiter in Richtung des Talgrunds, wo Oberaletsch- und<br />

Großer Aletschgletscher zusammentreffen. Den Ablauf des<br />

Oberaletschgletschers quert man auf einer neuen Hängebrücke.<br />

Dann in nördlicher Richtung hinauf <strong>zum</strong> grandios<br />

angelegten Höhenweg unter den Fußhörnern, der aussichtsreich<br />

zur Oberaletschhütte (2640 m) hinüberzieht.<br />

Gipfelaufstieg: Hinter der Hütte die Leitern hinab auf<br />

den Oberaletschgletscher. Im östlichen bis mittleren<br />

Bereich des nun meist aperen Gletschers etwa 3 km<br />

den Katzenaugen folgen. In der Mulde, wo der Gletscher<br />

vom Geisshorn herabzieht, über einen bröseligen Pfad<br />

(Wegspuren und Steinmänner) von rechts nach links<br />

ansteigend die Moräne ersteigen. Unter den Felsen quert<br />

man mehrere Gräben und trifft schließlich auf einen guten<br />

Pfad, der über Grasbänder und Terrassen emporführt.<br />

Über festes Rinnen- und Blockgelände erreicht man bei<br />

ca. 3100 m die markante Felsrippe, die vom oberen Gletscherbecken<br />

herabzieht. Am Ende der Rippe Steigeisenund<br />

Frühstücksplatz. Über einen kurzen Eisaufschwung<br />

erreicht man den Gletscher, dessen Spalten man in einer Rechts-<br />

Links-Schleife umgeht und schließlich an der günstigsten Stelle<br />

(Schnee/Geröll) nach links in die Gipfelfelsen verlässt. Diese<br />

umgeht man zunächst in einem Firnhang links der Rippe, bis<br />

die ersten Sicherungsstangen erreicht werden. In meist festem<br />

Fels mit guten Sicherungsmöglichkeiten auf der mittleren Rippe<br />

empor und schließlich über nun fl achere, aber schuttbedeckte<br />

Felsen <strong>zum</strong> höchsten Punkt.<br />

Abstieg: Wie Aufstieg. Die Gipfelfelsen sind mit etwa 10 Sicherungsstangen<br />

im Abstand von 30 m versichert. In den fl acheren<br />

Felsen empfi ehlt es sich aus Zeit- und Steinschlaggründen, abzuklettern<br />

statt abzuseilen. Bei den letzten Stangen nicht zu weit<br />

nach rechts in eine verlockende Rinne queren; typischer Verhauer.<br />

Wer von der Hütte noch bis zur Belalp absteigt, hat wegen der<br />

Gegenanstiege mit insgesamt 3000 Abstiegshöhenmetern zu<br />

rechnen.<br />

Thomas Ebert<br />

Das Aletschhorn mit der Anstiegsroute<br />

Foto: Thomas Ebert<br />

TIPP<br />

Mieminger Kette Hohe Munde (2662 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz auf schmaler Fahrspur durch<br />

den Wald, bei der ersten Verzweigung rechts und zu einer<br />

Forststraße. Auf ihr nach links und zur Rauthhütte hinauf.<br />

Von der Hütte weiter nach Nordwesten, dann nach Norden<br />

abdrehen, um die Moosalm herum; nach Südwesten <strong>zum</strong><br />

Hüttenrinner und durch felsige Rinnen hinauf. Anschließend<br />

gegen Westen weiter.<br />

Mit dem Bau der Lawinensicherung wurde ein neuer Weg<br />

angelegt. Er verlässt die alte Routenführung gut beschildert<br />

nach rechts und steigt auf Wiesenhängen an. Noch<br />

vor dem Mundekopf stößt er wieder auf die alte Route.<br />

Auf dem Mundekopf am Antennenmasten vorbei und<br />

100 Meter stellenweise steil und ungemütlich in den<br />

Sattel zwischen Mundekopf und Hoher Munde hinunter.<br />

Aus ihm nach Westen, die letzten Minuten nach Norden,<br />

<strong>zum</strong> Gipfelkreuz hinauf und ein paar Meter weiter <strong>zum</strong><br />

höchsten Punkt.<br />

Abstieg: Möglich entlang der Aufstiegsroute.<br />

Schöner, aber weiter ist der Abstieg anfangs kurz nach<br />

Norden, dann links abknicken und auf langer, guter Steiganlage,<br />

ein paar Mal auf und ab <strong>zum</strong> Grat westlich der<br />

Hohen Munde. Über ihn in den Sattel bei der Niederen Munde.<br />

Von dort auf beschildertem Wanderweg nach rechts ins Gaistal<br />

absteigen. Noch vor der Tillfussalm rechts auf den Gaistalweg<br />

einbiegen und durch das Tal bis Obern hinaus. Von dort auf der<br />

Fahrstraße <strong>zum</strong> Parkplatz an der ehemaligen Liftstation der<br />

Rauthhütte zurück.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Beim Übergang vom Mundekopf zur Hohen Munde<br />

Foto: Siegfried Garnweidner<br />

TIPP<br />

Pyhrn-Priel-Region Von der Wurzer- zur Bärenalm<br />

Route: Von der Bergstation der Standseilbahn abwärts, an<br />

der Frauenkar-Liftstation vorbei und entlang der Skipiste bis<br />

zur Beschilderung »Luckerhütte – Hochmölbinghütte« wandern.<br />

Der Markierung aufwärts in den Burgstall folgen, links<br />

am Eisernen Bergl vorbei bis zur Luckerhütte, die als Notunterstand<br />

dienen kann. Durch Zirben-Lärchenwald, Dolinen<br />

und Latschen führt der Weg in leichtem Auf und Ab weiter<br />

zur Brunnalm und zuletzt entlang eines kleinen Baches zur<br />

Liezener Hütte. Danach leicht abwärts zur Hochmölbinghütte.<br />

Auf Weg Nr. 218 leicht ansteigend zur Sumperalm und<br />

abwärts auf den Grimmingboden. Nördlich in der Talsohle<br />

aufwärts zur Graßeck-Alm und hinauf zur Türkenkarscharte,<br />

einer Einsattelung zwischen Hirscheck und Kleiner Scheibe.<br />

Über die Bärenalm und das Schafferreith zurück <strong>zum</strong> Parkplatz<br />

des ehemaligen Bärenalmliftes absteigen.<br />

Übersicht: Südlich des Warscheneck entfaltet sich<br />

eine märchenhafte Plateaulandschaft mit Karstdolinen,<br />

Grasmatten und Urwäldern. Seit der letzten Eiszeit hat sich<br />

die Landschaft hier wenig verändert. Das Plateau ist vom<br />

Norden her gar nicht und vom Süden nur wenig erschlossen.<br />

Eine Besonderheit ist der ausgedehnte Lärchen-Zirbenwald. Die<br />

Zirbe verträgt kein feuchtes Klima. Ihr bekommt daher der von Spalten,<br />

Ritzen und Dolinen übersäte Kalkboden, weil hier das Wasser<br />

sofort in das Berginnere versiegt. Verbreitet werden die Samen<br />

der Zirbe durch die Tannenhäher. Während im östlichen Teil des Plateaus<br />

an Quellen und Wasser großer Mangel herrscht, fi ndet man<br />

im westlichen Teil des Plateaus viele kleine Gewässer. Das Wasser<br />

und ein tiefgründiger Boden schaffen in diesem Teil die Voraussetzung<br />

für Almwirtschaft. Ausgehend vom Plateau kann man vielen<br />

aussichtsreichen Berggipfeln wie dem Warscheneck, Angerkogel<br />

und Hirscheck einen Besuch abstatten. Nur die bewirtschaftete<br />

Hochmölbinghütte und die Liezener Hütte als Selbstversorgerhütte<br />

sind Stützpunkte in dieser einmaligen Landschaft.<br />

Franz Sieghartsleitner<br />

Die Bärenalm mit dem Toten Gebirge<br />

Foto: Franz Sieghartsleitner


Neu im Handel<br />

Neu<br />

Die neue Publikation „Altes Handwerk ...neu erlebt!“ befasst sich mit traditionellen Handwerksberufen<br />

und -techniken und bringt diese dem Leser auf anschauliche Weise näher.<br />

Nützliche Tipps und wertvolle Informationen regen dazu an, selbst Hand anzulegen. In<br />

zahlreichen produzierenden Kleinbetrieben und Manufakturen wird noch heute das „gute<br />

alte Handwerk“ ausgeübt oder aber auch in Freilichtmuseen und auf Veranstaltungen veranschaulicht.<br />

Mit einzigartigen Fotografi en werden die Berichte über Schnitzer, Schmied,<br />

Schnapsbrenner, Müller, Bäcker und Edelsteinschleifer etc. lebendig, sodass sich der Leser<br />

direkt in die Werkstatt versetzt fühlt. Veranstaltungshinweise fehlen ebenso wenig wie wertvolle<br />

Insider-Tipps.<br />

Bestellen Sie noch heute unter www.altes-handwerk.eu<br />

Neckar-Verlag<br />

Neckar-Verlag GmbH • Klosterring 1 • 78050 Villingen-Schwenningen<br />

Telefon +49 (0)77 21 / 89 87-38 /-48 (Fax -50)<br />

bestellungen@neckar-verlag.de • www.neckar-verlag.de


AUF TOUR<br />

<strong>Touren</strong> und Thermen in den bayerischen Bergen<br />

Endspurt: die letzten steilen Meter auf die Schulter des Schildensteins<br />

Nichts ist angenehmer, als nach einer schweißtreibenden<br />

Skitour im warmen Wasser oder im Dampfbad zu entspannen.<br />

Glücklicherweise befinden sich einige bayerische Thermen<br />

ganz in der Nähe von <strong>Touren</strong>zielen. Von Andrea Strauß<br />

64 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Entspannter Blick aufs nächste <strong>Touren</strong>ziel: in der Therme Bad Endorf<br />

Fotos: Andreas Strauß (2), Thermen Bad Endorf<br />

Er sammelt sich, hält noch einen<br />

Moment inne. Dann fällt er. Mit<br />

9,81 Metern pro Sekunde rast er<br />

auf den Abgrund zu. Vom Aufprall<br />

tief unten im Schnee ist<br />

nichts mehr zu hören – schließlich ist es<br />

nur ein Schweißtropfen. Einer von vielen<br />

auf der Skitour <strong>zum</strong> Gipfel des Wagendrischelhorns<br />

(2251 m).<br />

Gleichmäßig steil zieht die Spur über die<br />

Nordflanke hinauf aufs Plateau der Reiteralm.<br />

Auf 1700 Höhenmetern ist reichlich<br />

Zeit für Schweißperlen. Aber die Bewegung<br />

an der frischen Luft tut gut: Kaum steht<br />

man auf den Ski, kaum haben die Schritte<br />

einen gleichmäßigen Rhythmus, dann sind<br />

alle Gedanken an den Alltag vergessen. Kein<br />

Wunder, dass das <strong>Touren</strong>gehen boomt. Und<br />

wer bei der Abfahrt im Tiefschnee an seine<br />

sportlichen Grenzen kommt, hat seit einigen<br />

Jahren mit Schneeschuhen eine Alternative.<br />

Lust auf mehr<br />

Was für ein Tief blick! Nach der einen Seite<br />

hat der Gipfel des Wagendrischelhorns einen<br />

steilen Skihang, nach der anderen aber<br />

richtiges Felsgelände. 2251 Meter hoch ist<br />

dieses schöne <strong>Touren</strong>ziel auf der Reiteralm<br />

und damit der höchste Gipfel, der in diesem<br />

Gebiet mit Ski erreicht werden kann. Was<br />

man von hier oben sieht, macht Lust auf<br />

mehr. Da steht der Untersberg mit seinem<br />

Abbruch nach Süden, der Hohe Göll und<br />

weit im Osten der Dachstein. Watzmann<br />

und Hochkalter scheinen aus dieser Perspektive<br />

zusammenzuwachsen. Dahinter<br />

die Tauern, daneben Leoganger und Lofe-<br />

rer Steinberge. Niedriger gelegen und eher<br />

für Winterwanderer und Schneeschuhgeher<br />

geeignet als für Skitourengeher, lugt<br />

der Tote Mann hervor: Hier verlief einst<br />

auf halber Höhe die Leitung, in der die<br />

Sole von Berchtesgaden nach Reichenhall<br />

gepumpt wurde. Und dort drüben erheben<br />

sich Zwiesel und Hochstaufen – mehr Skitourenziele,<br />

als man in einem Skiwinter<br />

schaffen kann. Ohnehin steht erst mal die<br />

Abfahrt an: Nach den ersten, etwas zaghaften<br />

Schwüngen im windgepressten Schnee<br />

wird der Untergrund weicher, die Bewegungen<br />

fließender. Wenn der Rhythmus gefunden<br />

ist, folgt die Phase des Aufschwimmens<br />

und Surfens, der Schnee stiebt und spritzt<br />

hoch bis ins Gesicht.<br />

Im Unterschied<br />

zur Skitour aufs<br />

Wagendrischelhorn<br />

schwitzt man in<br />

der Reichenhaller<br />

Sauna ganz ohne<br />

Höhengewinn.<br />

Baden wie die alten Römer<br />

Im Unterschied zur Skitour aufs Wagendrischelhorn<br />

schwitzt man am Nachmittag<br />

in der Reichenhaller Sauna ganz ohne<br />

Höhengewinn, dafür ebenso<br />

gründlich. Und ebenso<br />

gesund. Dass warme Bäder,<br />

Dampf und Massage eine<br />

positive Wirkung auf Körper<br />

und Geist haben, weiß man<br />

seit dem Altertum. Die alten<br />

Römer haben die Badekultur<br />

aus Griechenland übernommen,<br />

wo sie schon vor 4000<br />

Jahren üblich war, und verfeinerten<br />

sie mit viel technischer<br />

Raffinesse. Becken<br />

mit kaltem und warmem<br />

Wasser standen zur Ver- Höchster Skigipfel über der Reiteralm: Wagendrischelhorn<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 65


Sklaven befeuerten die<br />

Heizungen, während<br />

man in bequemen Ruhesesseln<br />

über Politik<br />

diskutierte. Nur auf<br />

Skitour gingen die alten<br />

Römer noch nicht.<br />

Am Rücken <strong>zum</strong> Großen Traithen grüßt der Wendelstein.<br />

fügung. Man konnte im Dampf bad bei 50<br />

Grad schwitzen und sich mit Ölen massieren<br />

lassen. Sklaven befeuerten rund um die<br />

Uhr die Fußboden- und Wandheizungen.<br />

Anschließend lockten bequeme Sessel in<br />

den Ruheräumen, dort wurde über Politik<br />

diskutiert und Klatsch ausgetauscht. 1600<br />

solcher Ruhesessel sollen in den römischen<br />

Caracallathermen gestanden haben. Nur<br />

auf Skitour gingen die Römer noch nicht.<br />

So viele Ruhesessel wie die antiken Bäder<br />

Roms sind es in der Rupertustherme in Bad<br />

Reichenhall nicht. Eine beachtliche Größe<br />

hat die Therme am Fuß des Hochstaufens<br />

aber schon. 2005 wurde sie errichtet und<br />

so die Bädertradition von Reichenhall wiederbelebt.<br />

Namenspatron ist der Heilige<br />

Rupert, der laut einer Legende die Solequellen<br />

von Reichenhall im 7. Jahrhundert<br />

wiedergefunden haben soll. Während der<br />

folgenden Jahrhunderte nutzte man sie zur<br />

Salzgewinnung; 1846 begann dann der Bade-<br />

und Kurbetrieb. Aus Reichenhall wurde<br />

im Laufe der Zeit »Bad Reichenhall« und damit<br />

einer von knapp einem Dutzend Orten<br />

am Rand der bayerischen Alpen mit dem<br />

begehrten Titel »Bad« im Namen.<br />

Thermalwasser aus 2000 Meter Tiefe<br />

Baden und Wellnessen kann man natürlich<br />

das ganze Jahr über. Aber ist der Winter<br />

dafür nicht die schönste Zeit? Vormittags<br />

auf einer Skitour durch den Pulverschnee<br />

stapfen und nachmittags in der Sauna die<br />

wohlige Wärme genießen! In den bayerischen<br />

Bergen gibt es dafür jede Menge<br />

Möglichkeiten. Da sind einmal die Solequellen,<br />

die in der Rupertustherme in<br />

Bad Reichenhall und in der Watzmann-<br />

Therme in Berchtesgaden genutzt werden<br />

– beide Gebiete auch ausgezeichnete<br />

Skitourenreviere. Weiter westlich wartet<br />

die Therme Bad Aibling, Bayerns jüngste<br />

Therme, mit Thermalwasser aus mehr<br />

Glitzernder Märchenwald an den Südhängen des Wallbergs<br />

Traumhafter Pulver bei der Abfahrt vom Schildenstein<br />

66 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


als 2000 Meter Tiefe auf. Direkt vor der<br />

Haustüre kann man zu schönen Skitouren<br />

in den westlichen Chiemgauer Bergen<br />

und dem Mangfallgebirge auf brechen.<br />

Am Tegernsee kann man gar zwischen<br />

drei Bädern wählen, der Seesauna monte<br />

mare in Tegernsee, dem Badepark Bad<br />

Wiessee und dem Jodschwefelbad, dessen<br />

Heilquellen Wiessee einst den Titel »Bad«<br />

gebracht haben. Eine jodhaltige Quelle<br />

nutzt auch das Alpamare in Bad Tölz.<br />

Südwestlich vor den Toren Münchens<br />

laden das Trimini in Kochel am See und<br />

das Wellenberg in Oberammergau ein, die<br />

Skitourenziele reichen vom Herzogstand<br />

bis zu den vielfältigen Möglichkeiten in<br />

den Ammergauer Bergen. Am Rand der<br />

Allgäuer Alpen findet man ebenfalls beides:<br />

traditionell schneesichere <strong>Touren</strong><br />

und Erholung bei warmen 30 Grad, <strong>zum</strong><br />

Beispiel in Füssen in der Kristalltherme,<br />

im Wonnemar in Sonthofen oder in der<br />

Therme in Oberstdorf.<br />

Warmwasserbad unterm Winterhimmel<br />

Längst ist die Sonne untergegangen, die ersten<br />

Sterne zeigen sich am Winterhimmel.<br />

Bestimmt wird es eine kalte Nacht und vielleicht<br />

gibt es sogar bis <strong>zum</strong> Morgen ein wenig<br />

frischen Pulverschnee. Für die Tour auf<br />

den Teufelstättkopf wäre das gerade recht,<br />

bei Pulverschnee ist er am schönsten, egal<br />

Badewetter bei Temperaturen im zweistelligen Minusbereich<br />

ob man mit <strong>Touren</strong>ski oder Schneeschuhen<br />

unterwegs ist. Im 34 Grad warmen Außenbecken<br />

des Wellenberg in Oberammergau<br />

stören die Temperaturen der kalten Winternacht<br />

erst einmal keinen – noch weniger in<br />

der Sauna. Im Gegenteil, gerade der Kontrast<br />

zwischen dem warmen Dampf und der frischen<br />

Luft macht den besonderen Reiz aus.<br />

Der Himmel hat noch einen Rest an Bläue,<br />

der sich kalt gegen das schummrige, orangefarbene<br />

Saunalicht abhebt. Langsam<br />

wächst der Schweißfilm auf der Stirn zu<br />

einem Tropfen. Er steuert die linke Augenbraue<br />

an. Kurz bevor es ins Auge geht, ändert<br />

der Tropfen die Richtung und rinnt an<br />

der Nasenwurzel entlang bis zur Spitze. Er<br />

sammelt sich, hält noch einen Moment inne.<br />

Dann fällt er.<br />

◀<br />

KOMPAKT<br />

Thermen und Saunen am Alpenrand<br />

Fotos: Andreas Strauß (3), picture alliance, Rupertustherme, Therme Bad Aibling<br />

Rupertustherme<br />

Bad Reichenhall<br />

Diverse Becken, Außenbecken,<br />

Whirlpool, Solegrotte,<br />

Dampfbad, sechs verschiedene<br />

Saunen, Tauchbecken,<br />

Ruheräume, Kaminzimmer;<br />

geöffnet tägl. 9–22 Uhr<br />

Preise: 18 € (4 Std.)<br />

zzgl. 8 € Saunabereich<br />

Info: www.rupertustherme.de<br />

Therme Bad Aibling<br />

Diverse Becken in Kuppelarchitektur,<br />

Außenbecken,<br />

Unterwassermusik, Whirl -<br />

pool, Dampfbad, Dampfeisbad,<br />

Soledampfbad, Rosen -<br />

quarzsauna, Bio sauna,<br />

Eukalyptussauna, Moorsauna,<br />

fi nnische Saunen,<br />

Infrarotkabine, Kaminraum,<br />

Sole-Inhalation;<br />

geöffnet tägl. 10–22 Uhr,<br />

Fr und Sa bis 23 Uhr<br />

Rupertustherme<br />

Therme Bad Aibling<br />

Preise: 21 € (4 Std.)<br />

Info: www.therme-badaibling.de<br />

Badepark Bad Wiessee<br />

Vier Innen- und Außenbecken,<br />

Whirlpool, Inhalatorium,<br />

Saunalandschaft mit<br />

Lichttherapie, Dampfbad,<br />

fi nnische Saunen, Almsauna,<br />

Meditationssauna, Kaminstube,<br />

Tauchbecken, Ruheräume;<br />

geöffnet Sa–Mi 9–21<br />

Uhr, Do und Fr 9–22.30 Uhr<br />

Preise: 10,50 € (2½ Std.)<br />

bzw. 11 € (WoE)<br />

Info: www.badepark-badwiessee.de<br />

Seesauna Tegernsee<br />

Fünf Saunen, darunter auch<br />

eine Sauna auf Schiff<br />

»Irmingard«, und ein Dampfbad.<br />

Whirlpool-Innenbecken<br />

und Sole-Außenbecken,<br />

Tauchbecken, direkter Zugang<br />

<strong>zum</strong> See, Ruheräume<br />

und Restaurant; geöffnet<br />

tägl. ab 10 Uhr; Mo–Do<br />

bis 23 Uhr, Fr und Sa bis<br />

24 Uhr, So bis 21 Uhr<br />

Preise: 15 € (2 Std.) bzw.<br />

18 Euro an Wochenenden<br />

und Feiertagen<br />

Info: www.monte-mare.de<br />

Wellenberg<br />

Oberammergau<br />

Hallenbad mit 34° heißem<br />

Außenbecken, Saunalandschaft<br />

mit fi nnischer Sauna,<br />

Biosauna, Dampfbad und<br />

Niedertemperatur-Infrarotkabine,<br />

Tauchbecken,<br />

Ruhebereich, Freilufthof;<br />

geöffnet tägl. 10–21 Uhr<br />

Preise: 7 € (3 Std.)<br />

zzgl. 4 € Saunabereich<br />

Info: www.wellenbergoberammergau.de<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 67


TOUREN<br />

Erst in die Berge, dann ins Bad<br />

Im bayerischen Voralpenland kann man sporteln und entspannen. Wir stellen Ihnen die schönsten <strong>Touren</strong><br />

rund um die Wellness-Oasen in Bad Reichenhall, Bad Aibling, Bad Wiessee und Oberammergau vor.<br />

BAD REICHENHALL<br />

1 Steinerne Agnes (1320 m)<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

640 Hm 640 Hm<br />

Charakter: Schöne Schneeschuhtour<br />

<strong>zum</strong> zehn Meter hohen Felsturm der<br />

Steinernen Agnes, einem sehenswerten<br />

Geotop im Lattengebirge. Schmale<br />

Wege im teils steilen Waldgelände<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz am Wertstoffhof<br />

zwischen Bischofswiesen und<br />

Pass Hallthurm (680 m)<br />

Route: Vom Parkplatz der Beschilderung<br />

Karspitze/Agnes folgend auf<br />

Karrenwegen und (ab ca. 800 m) auf<br />

Fußweg in Serpentinen zur Rotofen-<br />

Diensthütte. Die Agnes steht wenige<br />

Minuten oberhalb.<br />

2 Toter Mann (1391 m)<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

410 Hm 410 Hm<br />

Charakter: Familienfreundliche<br />

Wanderung auf einer Forststraße (als<br />

Rodelbahn nutzbar) bis <strong>zum</strong> Gipfel<br />

Ausgangspunkt: Cafe Schwarzeck<br />

(1020 m) zwischen Bischofswiesen/<br />

Loipl und Ramsau<br />

Hütten: Hirschkaser im Skigebiet,<br />

Tel. 0 86 57/4 81; Cafe Schwarzeck<br />

am Ausgangspunkt, Tel. 0 86 57/<br />

6 74; Bezoldhütte am Toten Mann<br />

(Unterstand)<br />

Route: Vom Cafe Schwarzeck auf<br />

der Forststraße bis zur Verzweigung<br />

Gerstreit, hier links hinauf in den<br />

Sattel zwischen Totem Mann (rechts,<br />

Bezoldhütte) und Hirschkaser (links,<br />

Bergstation des Sessellifts und<br />

Gaststätte). Je nach Präferenz auf<br />

den einen oder anderen Gipfel.<br />

3 Wagendrischelhorn (2251 m)<br />

▶ schwierig 7 Std.<br />

1710 Hm 1710 Hm<br />

Charakter: Lange, einsame und<br />

anspruchsvolle Skitour auf der Reiteralm,<br />

bei Übernachtung auf der Neuen<br />

Traunsteiner Hütte in zwei Tage teilbar.<br />

Anfangs über Forstwege, dann steile<br />

Waldfl anken bis <strong>zum</strong> Plateaurand,<br />

später beim Gipfelanstieg nochmals<br />

Steilgelände<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz vor dem<br />

Bundeswehrgelände (640 m) südlich<br />

von Oberjettenberg<br />

Hütten: Neue Traunsteiner Hütte<br />

(1570 m), Tel. 01 71/4 37 89 19,<br />

ab Ostern bzw. Anfang April bewirtschaftet,<br />

Winterraum<br />

Route: Vom Parkplatz auf Forstwegen<br />

zur Rastnockhütte und auf der<br />

Trasse des Sommerwegs steil in den<br />

Schrecksattel. Fallend zur Traunsteiner<br />

Hütte und zur Reiteralm. Über die<br />

Roßgasse direkt aufs Wagendrischelhorn<br />

zu, zuletzt rechts ausholend.<br />

4 Zwiesel (1782 m)<br />

▶ mittel 3–4 Std.<br />

900 Hm 900 Hm<br />

Charakter: Sonnige, weil südseitige<br />

Tour teils durch Wald, meist aber in<br />

Schneisen und freiem Gelände hoch<br />

über Bad Reichenhall<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Jochberg<br />

(880 m) von Weißbach ca. 3,5 km<br />

in nordöstlicher Richtung auf schmaler<br />

Straße<br />

Route: Vom Parkplatz geht es<br />

anfangs auf Forststraßen, dann auf<br />

der Sommerwegtrasse zur Zwieselalm<br />

aufwärts. Die Südhänge hinauf und<br />

über den Zennokopf <strong>zum</strong> Zwiesel<br />

aufsteigen. Die Abfahrt erfolgt ab der<br />

Zwieselalm auf einer ausgeschilderten<br />

Skiroute.<br />

BAD AIBLING<br />

5 Spitzstein (1596 m)<br />

▶ leicht 4 Std.<br />

830 Hm 830 Hm<br />

Charakter: Beliebter Winterberg mit<br />

Einkehrmöglichkeit am Spitzsteinhaus.<br />

Einfache Schneeschuhtour im<br />

Almgelände, nur der Gipfelhang ist<br />

etwas steiler<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />

Schweibern (770 m) am südlichen<br />

Ortsrand von Sachrang<br />

Hütte: Spitzsteinhaus (<strong>12</strong>52 m),<br />

Tel. 00 43/53 73/83 30, ganzjährig<br />

geöffnet<br />

Route: Von Schweibern am Bach<br />

entlang taleinwärts und bald auf<br />

freiem Gelände zur Goglalm. Rechts<br />

ausholend am Spitzsteinhaus vorbei<br />

und <strong>zum</strong> Gipfel hinauf. Im Abstieg<br />

kann man auch direkt <strong>zum</strong> Spitzsteinhaus<br />

hinab, was allerdings etwas<br />

steiler ist.<br />

6 Brünnsteinschanze (1547 m)<br />

▶ leicht 3–4 Std.<br />

750 Hm 750 Hm<br />

Charakter: Einfache Voralpentour<br />

mit Schneeschuhen über Wald- und<br />

Wiesengelände auf den Vorgipfel<br />

des felsigen Brünnsteins; teils auf<br />

Forstwegen, teils über mäßig steile<br />

Wiesenhänge<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz nahe des<br />

Wasserfalls (800 m) an der Sudelfeldstraße<br />

Route: Auf einer Forststraße ins Almgelände<br />

der Schoißeralm hinauf<br />

und über den Nordosthang wieder auf<br />

die Straße. Über die Seelacher Alm<br />

und den Westhang auf den Gipfel.<br />

7 Breitenstein (1622 m)<br />

▶ einfach 4 Std.<br />

830 Hm 830 Hm<br />

Charakter: Einfache Skitour im<br />

Mangfallgebirge über mäßig steile<br />

Wiesenhänge mit kurzen Waldpassagen;<br />

nicht immer ausreichend<br />

Schnee<br />

Ausgangspunkt: <strong>Touren</strong>geherparkplatz<br />

am Cafe Winklstüberl (795 m)<br />

nördlich von Fischbachau<br />

Route: Vom Winklstüberl über<br />

Wiesen- und Waldgelände hinauf zur<br />

Bucheralm, über den freien Westhang<br />

bis auf die Schulter westlich des<br />

Gipfels und fl ach hinüber <strong>zum</strong> höchsten<br />

Punkt.<br />

8 Großer Traithen (1852 m)<br />

▶ mittel 3–4 Std.<br />

800 Hm 800 Hm<br />

Charakter: Abwechslungsreiche<br />

Skitour mit anspruchsvollen Abfahrtsmöglichkeiten.<br />

Im Aufstieg mittelsteile<br />

Hänge, in der Abfahrt auch steile<br />

Passagen, die bei hartem Schnee<br />

unangenehm sind<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz unterhalb<br />

des Gasthaus Rosengasse (1060 m)<br />

südlich der Sudelfeldstraße<br />

Einkehr: Gasthaus Rosengasse<br />

(Ausgangsort)<br />

Route: Aus der Rosengasse über die<br />

Rosengassenalm teils mäßig steil<br />

hinauf ins Steilner Joch. Auf dem langen<br />

Grat über das Unterberger Joch<br />

68 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Nach der Skitour auf den<br />

Spitzstein lockt ein Bad in<br />

der Therme Bad Aibling.<br />

auf den Großen Traithen. Hinab über<br />

den Nordrücken und nach Nordosten.<br />

Über den Sattel zwischen Kleinem<br />

Traithen und Jägerwand in den »Stopselzieher«.<br />

Zuletzt fl ach hinüber <strong>zum</strong><br />

Ausgangspunkt.<br />

BAD WIESSEE<br />

9 Wallberg<br />

▶ leicht 5 Std.<br />

950 Hm 950 Hm<br />

Charakter: Durch Winterwald hinauf<br />

auf den aussichtsreichen Seilbahnberg<br />

über dem Tegernsee. Bis zur<br />

Bergstation auf guten Wanderwegen,<br />

dann <strong>zum</strong> Gipfel hinauf je nach<br />

Spuranlage mittelschwierig.<br />

Ausgangspunkt: Talstation der<br />

Wallbergbahn (780 m) südlich des<br />

Tegernsees<br />

Hütten: Wallberghaus (15<strong>12</strong> m),<br />

Tel. 0 80 22/62 88 und Bergstation<br />

der Wallbergbahn (1604 m),<br />

Tel. 0 80 22/68 00<br />

Route: Von der Talstation entweder<br />

über das Scharlinger Moos (fl acher)<br />

oder über die Trasse des Sommerwegs<br />

hinauf <strong>zum</strong> Wallberghaus<br />

(Abkürzung über die Skipiste möglich,<br />

aber sehr steil). Nach Norden hinauf<br />

zur Bergstation und weiter über den<br />

Rücken auf den Gipfel.<br />

10 Bodenschneid (1669 m)<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

890 Hm 890 Hm<br />

Charakter: Schöne Voralpentour mit<br />

Einkehrmöglichkeit am Bodenschneidhaus;<br />

bis dorthin durchweg<br />

auf Almstraßen, dann mittelsteiler<br />

Hang und kurze steile Passage am<br />

Rücken der Bodenschneid<br />

Ausgangspunkt: Parkmöglichkeit<br />

an der Kapelle in Kühzagl (783 m)<br />

östlich von Rottach-Egern<br />

Hütten: Bodenschneidhaus, ganzjährig<br />

geöffnet, Tel. 0 80 26/46 92<br />

Route: Von Kühzagl auf der Forststraße<br />

über die Kühzaglalmen in den<br />

Sattel nördlich des Rainerkopfs.<br />

Hier rechts und über die Raineralm<br />

<strong>zum</strong> Bodenschneidhaus. Nach<br />

Südwesten teils mittelsteil auf den<br />

Nordrücken der Bodenschneid und<br />

über ihn <strong>zum</strong> Gipfel.<br />

11 Schildenstein (1613 m)<br />

▶ einfach 4 Std.<br />

810 Hm 810 Hm<br />

Charakter: Einfache Voralpentour<br />

mit kurzer Flachpassage, landschaftlich<br />

aber sehr reizvoll. Teils auf<br />

Forstwegen, teils über Almgelände;<br />

lediglich der Hang über der Königsalm<br />

ist etwas steiler.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Winterstube<br />

(830 m) an der Straße vom<br />

Tegernsee <strong>zum</strong> Achenpass<br />

Route: Vom Parkplatz auf der<br />

Almstraße anfangs durch Wald,<br />

dann über eine Almfl äche zur<br />

Königsalm. Hier nach Südosten über<br />

Wiesen- und Waldgelände auf die<br />

Schulter zwischen Schildenstein und<br />

Platteneck. Über den Südwestrücken<br />

auf den Gipfel.<br />

<strong>12</strong> Seekarkreuz (1601 m)<br />

▶ einfach 5 Std.<br />

780 Hm 780 Hm<br />

Charakter: Beliebte Voralpen-Skitour,<br />

die sich auch für Schneeschuhgeher<br />

eignet. Gemächlicher Start zur<br />

Schwarzentennalm, über Forstwege<br />

und mäßig steile Hänge<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Winterstube<br />

(830 m) an der Straße vom<br />

Tegernsee <strong>zum</strong> Achenpass<br />

Hütten: Schwarzentennalm, ganzjährig<br />

geöffnet, Tel. 0 80 29/3 86<br />

Route: Vom Parkplatz fl ach auf dem<br />

Forstweg zur Schwarzentennalm, über<br />

den Gurnbachgraben zur Rauhalm.<br />

Nach Nordwesten in den Sattel unter<br />

dem Gipfel und links hinauf <strong>zum</strong><br />

Seekarkreuz.<br />

OBERAMMERGAU<br />

13 Großer Aufacker (1542 m)<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

770 Hm 770 Hm<br />

Charakter: Schneeschuhtour mit<br />

steilem Anstieg (Orientierung an<br />

der Sommer-Wegmarkierung) und<br />

gemütlicherem Abstieg<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz am Erlebnisbad<br />

Wellenberg (853 m)<br />

Route: Vom Parkplatz durch den Kühberggraben<br />

und vorbei am Gschwandkopf<br />

<strong>zum</strong> Großen Aufacker. Vom Gipfel<br />

rechts haltend über freie Almfl ächen<br />

<strong>zum</strong> Kleinen Aufacker (1531 m),<br />

dann durch Wald ostwärts hinab bis<br />

zur Forststraße und durchs Lainetal<br />

zurück <strong>zum</strong> Parkplatz.<br />

14 Teufelstättkopf (1758 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

900 Hm 900 Hm<br />

Charakter: Abwechslungsreiche<br />

Schneeschuhtour über Forststraßen<br />

und durch Waldgelände. Im Aufstieg<br />

<strong>zum</strong> Teufelstättkopf kurze Aufschwünge<br />

und ein schmaler Rücken<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz an der<br />

Schleifmühlenlaine (880 m) südwestlich<br />

von Unterammergau<br />

Hütte: Pürschlinghaus (August-<br />

Schuster-Haus), ganzjährig geöffnet,<br />

Tel. 0 88 22/35 67<br />

Route: Entweder auf der Forststraße<br />

bis Pürschlinghaus und auf dem<br />

Südrücken <strong>zum</strong> Felsansatz. Oder auf<br />

dem Forstweg über die Bergwachthütte<br />

und die Kühalm. Von hier einen<br />

lichten Hang hinauf (Auf dem Stein)<br />

und über den Nordostrücken <strong>zum</strong><br />

Skidepot unter dem Gipfel. Die letzten<br />

Meter steil hinauf <strong>zum</strong> Kreuz.<br />

15 Scheinbergspitze (1926 m)<br />

▶ schwierig 4 Std.<br />

950 Hm 950 Hm<br />

Charakter: Bekannte Skitour in den<br />

Ammergauer Alpen mit einfachem<br />

Gelände und mäßig steilen Hängen bis<br />

<strong>zum</strong> Skidepot. Nur der Gipfelaufbau<br />

ist schwierig (kurze Seilversicherung).<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz westlich<br />

von Linderhof (980 m) an der Straße<br />

von Ettal über den Ammersattel<br />

Route: Vom Parkplatz auf einer Forststraße<br />

bis in den Hundsfällgraben<br />

– rechts über einen Rücken nach Westen<br />

hinauf – auf einer Rampe an den<br />

Nordostgrat heran – am Felsansatz<br />

Skidepot – teils versichert <strong>zum</strong> Gipfel.<br />

16 Geierkopf (2143 m)<br />

▶ schwierig 4 Std.<br />

1040 Hm 1040 Hm<br />

Charakter: Anspruchsvolle, meist<br />

sehr ruhige Skitour. Steile Hänge,<br />

insbesondere der Ausstieg durch das<br />

Felstor auf die Südseite. Felsiger<br />

Gipfelaufbau<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz bei der<br />

Ammerwald Alm (1100 m), westlich<br />

des Ammersattels<br />

Route: Vom Parkplatz nach Süden<br />

und leicht links in ein Schneisensystem,<br />

das ins Nordkar zieht. Dieses<br />

teils sehr steil hinauf <strong>zum</strong> Felsentor<br />

und auf die Südseite. Skidepot in<br />

der Scharte – über den Westgrat <strong>zum</strong><br />

Westlichen Geierkopf.<br />

Foto: Andreas Strauß<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 69


AUF TOUR<br />

SERIE: Geheimnisvolle Alpen<br />

Teil 5: Kraftorte der Kelten – Wallfahrtsorte<br />

bei Schleching und am Wolfgangsee<br />

Familien-TIPP<br />

Der schmale Weg<br />

<strong>zum</strong> Glück<br />

Mit Gebeten versuchten<br />

die Menschen<br />

früher, die Naturgewalten<br />

in den Bergen<br />

zu zähmen. Bergkircherl<br />

und Heiligen-<br />

Legenden zeugen<br />

davon. Doch die<br />

Ent stehung dieser<br />

Kultorte und Geschichten<br />

liegt meist<br />

viel weiter zurück.<br />

Von Isabel Meixner<br />

Grenze <strong>zum</strong> Göttlichen:<br />

Der Weg durch den gespaltenen<br />

Klobenstein reinigt<br />

die Pilger von ihren Sünden.<br />

70 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


INFO<br />

Hacklschwingender<br />

Heiliger<br />

Unruhige Zeiten waren das im 10. Jahrhundert:<br />

erst die Überfälle der wilden Ungarn, dann<br />

das Hauen und Stechen der deutschen Fürsten.<br />

Und mittendrin der heilige Wolfgang; ein Spätberufener,<br />

wenn man so will. Mit 40 Jahren wurde<br />

er Priester, missionierte bei den Magyaren<br />

und gelangte schließlich auf den altehrwürdigen<br />

Bischofsstuhl von Regensburg. In unruhigen<br />

Zeiten zog er sich ins Gebirge zurück. 994 starb<br />

Wolfgang – nicht einmal 60 Jahre später wurde<br />

er heiliggesprochen. Das Volk verehrte ihn.<br />

Vielleicht auch, weil Wolfgang das Christentum<br />

mit alten Glaubensvorstellungen versöhnen<br />

wollte. Jedenfalls werden zahlreiche heilige<br />

Steine, die möglicherweise schon in vorchristlicher<br />

Zeit verehrt wurden, mit dem wandernden<br />

Missionar in Verbindung gebracht. Besonders<br />

lebendig ist der Wolfgangskult am ehemaligen<br />

Abersee, der heute nach dem Bischof heißt.<br />

Die Kreuzkapelle gibt es dort oberhalb von<br />

St. Wolfgang – und neben der Kapelle einen<br />

riesigen Haufen größerer und kleinerer Steine.<br />

Wallfahrer haben sie bis hierher geschleppt<br />

– christliche Wallfahrer. Dann ist da die Durchkriechhöhle<br />

hinter der Falkensteinkapelle;<br />

dort, wo Wolfgang seine Zeit im Exil zugebracht<br />

haben soll. In Wirklichkeit war er im Kloster<br />

Mondsee. Bei der Kapelle gibt es auch ein<br />

»Wolfgangibett«, einen merkwürdig geformten,<br />

wohl künstlich bearbeiteten Felsen. Dann<br />

gibt’s noch einen »Wolfgangibrunnen«,<br />

dessen Wasser gegen<br />

Augen- und Fußleiden helfen soll,<br />

die Abdrücke des Heiligen in der<br />

»Teufelswand« und schließlich<br />

die »Beilwurfkapelle«. Von dort aus<br />

soll Wolfgang sein Hackl geschleudert<br />

haben, um den Standort seiner<br />

Kirche zu bestimmen, die dann<br />

drei Kilometer entfernt am Seeufer<br />

erbaut wurde – gleich neben einem<br />

vor geschichtlichen Schalenstein.<br />

Kleine Amulette in Axt- oder Hammerform<br />

sollten die Wolfgangspilger vor<br />

Krank heiten bewahren. Mit seiner<br />

Axt ist der Heilige übrigens ein später<br />

Nachfahre des hammerschwingenden<br />

germanischen Gottes Thor.<br />

Engpass auf dem Weg nach Bayern: die Tiroler Achen in der Entenlochklamm<br />

Beherzt setzt der Musikant in erdfarbener<br />

Tracht das Mundstück an.<br />

Dem meterlangen Alphorn entlockt<br />

er Töne, die weit durch die<br />

enge Klamm der Tiroler Achen schallen.<br />

Melodiöse Töne und doch irgendwie archaisch<br />

anmutend an diesem Ort. Einem ganz<br />

besonderen Ort …<br />

Beherzt setzt der Druide in seinem langen<br />

weißen Umhang das Mundstück an. Seinem<br />

gekrümmten Blasinstrument mit dem<br />

Tierkopf entlockt er Töne, die weit durch<br />

die enge Klamm schallen. Archaische Töne<br />

an diesem Ort, der schon für die keltischen<br />

Bergbewohner ein ganz besonderer Ort ist …<br />

Mehr als zweitausend Jahre liegen zwischen<br />

den beiden Szenen. Und die zweite<br />

davon, das sei zugegeben, ist reine Fiktion.<br />

Ob es wirklich Kelten waren, die sich in<br />

der Latènezeit zwischen den heutigen Orten<br />

Schleching und Kössen herumtrieben,<br />

weiß niemand. Ihre Sitten und Gebräuche<br />

kennt man aus Asterix-Heften besser als<br />

aus ihrer eigenen Feder – von den Kelten<br />

wurden kaum schriftliche Zeugnisse überliefert.<br />

Und letztendlich kann niemand mit<br />

Gewissheit sagen, ob dieser besondere Ort,<br />

der heute Maria Klobenstein heißt, schon in<br />

vorchristlicher Zeit kultisch verehrt wurde.<br />

Doch vieles spricht dafür.<br />

Revier von Schmugglern und Wilderern<br />

Es sind keine gewaltigen Bergriesen, die<br />

das enge Tal der Tiroler Achen einrahmen:<br />

Geigelstein, Breitenstein, Raue Nadel …<br />

Und doch lassen sie nur wenige Stunden<br />

am Tag Sonnenstrahlen hinunter in die wilde<br />

Schlucht. So wild ist sie, dass es bis heute<br />

nur einen Fußweg auf der Westseite des<br />

Flusses gibt, der das oberbayerische Schleching<br />

mit dem tirolerischen Kössen und<br />

damit mit dem Wallfahrtsort auf ungefähr<br />

halber Strecke verbindet. »Schmugglerweg«<br />

heißt dieser Pfad tourismusfördernd, aber<br />

nicht von ungefähr. Schmuggler und noch<br />

mehr die Wildschützen hatten im Schlechinger<br />

Tal noch vor hundert Jahren ihr<br />

Revier. Hatten? In Schleching sei es sehr<br />

schwer, in Sachen Jagdwilderei zu ermitteln,<br />

räumen Polizeibeamte auch heute<br />

noch manchmal ein … Die Chancen, einen<br />

veritablen Wilderer zu treffen auf der Wanderung<br />

in die mythischen Anfänge alpenländischer<br />

Gläubigkeit, sind freilich gering.<br />

Und das mit dem Schmuggeln hat sich inzwischen<br />

dank des Schengenabkommens<br />

völlig erledigt. Selbst schon wie ein archäologisches<br />

Relikt muten der Grenzstein, die<br />

heruntergekommenen ehemaligen Zollhäuschen<br />

bei Wagrain und die Tafel auf der<br />

anderen Flussseite an, die darauf aufmerksam<br />

macht, dass der Grenzübertritt nur von<br />

sechs bis 21 Uhr gestattet sei.<br />

Der Schmugglerweg ist eine schöne Herbstwanderung<br />

mit einem lohnenden, spannenden<br />

Ziel: die Wallfahrtskirche Ma-<br />

Betnische neben Büßergang: an der Falkensteinkapelle<br />

über dem Wolfgangsee<br />

Fotos: Martin Bernstein (li.), Schleching Tourismus (o.), WTG (u.)<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 71


Links: Die heilige Jungfrau<br />

soll in Maria Klobenstein<br />

Wunder bewirkt haben.<br />

Mitte: Auch St. Wolfgang pilgerte<br />

schon <strong>zum</strong> Falkenstein …<br />

Rechts: … und gab dem ehemaligen<br />

Abersee seinen Namen.<br />

ria Klobenstein. Wenn denn dieses Ziel auf<br />

diesem Weg zu erreichen ist. Denn der uralte<br />

Kultort liegt an einer Stelle, in der das<br />

Achental besonders wild ist. Eine in diesen<br />

Tagen erst wieder einmal komplett erneuerte<br />

Hängebrücke überspannt dort die Entenlochklamm,<br />

die früher sogar noch wilder,<br />

noch enger gewesen sein soll – so eng, dass<br />

gerade einmal eine Ente hindurch passte.<br />

Baumstämme und anderes Treibgut verkeilten<br />

sich dort oft. Bei Hochwasser konnte das<br />

richtig gefährlich werden. Irgendwann wurde<br />

die Engstelle verbreitert. Das half – bis<br />

<strong>zum</strong> Frühsommer 2013. Wer das Schwemmgut<br />

in den Wipfeln der Bäume sieht und die<br />

Überreste der zerrissenen Hängebrücke in<br />

luftiger Höhe, der mag es kaum glauben: Bis<br />

dort oben toste das verheerende Hochwasser,<br />

das der majestätisch-zackige Wilde Kaiser<br />

als Gruß an seine nördlichen Untertanen<br />

geschickt hatte. Ein Gruß, der die Menschen<br />

im und vorm Gebirge mal wieder daran erinnerte,<br />

dass die Berge heftige Naturgewalten<br />

entfesseln können.<br />

KOMPAKT<br />

Pilgerstätte Maria Klobenstein<br />

Anreise: Über die Autobahn<br />

München-Salzburg bis Bernau,<br />

weiter über Grassau und<br />

Marquartstein nach Schleching<br />

bzw. Kössen<br />

Ausgangspunkt: Schleching<br />

in Oberbayern<br />

Karten: Kompass-Wanderkarten<br />

1:50 000, WK 10<br />

»Chiemsee« und WK 794<br />

»Berchtesgadener Land«<br />

Wanderführer: Michael<br />

Pröttel »Chiemgau«, Bruckmann<br />

Verlag, 20<strong>12</strong>; Dorothea<br />

Steinbacher »Magisches<br />

Oberbayern«, AT-Verlag, 2010<br />

Informationen: Touristik-<br />

Information Schleching,<br />

Die Pilger hofften,<br />

Krankheiten und<br />

Beschwerden an den<br />

Durchkriech-Steinen<br />

abstreifen zu können.<br />

lichen Talflanke in sicherer Höhe über der<br />

wilden Achen als Pass zwischen Nord und<br />

Süd nutzten. Wo so viel majestätische Gewalt<br />

zu Hause war, mussten die Götter ihre<br />

Hände im Spiel haben. Sie zu besänftigen,<br />

sie um Beistand zu bitten – das versuchten<br />

die vorchristlichen Alpenbewohner an heiligen<br />

Orten. Heilkräftige Quellen und markante<br />

Steine waren solche Zugangspunkte<br />

<strong>zum</strong> Bereich der Götter. Auch in Maria Klobenstein?<br />

Vieles spricht dafür. Den »Klobenstein« gibt<br />

es. Klobig ist er – und »geklieben«, also<br />

gespalten: ein riesiger Felsblock, in grauer<br />

Vorzeit von der Rauen Nadel abgebrochen,<br />

ins Tal gedonnert und dort in zwei Teile<br />

zerborsten. Der Spalt, der sich dazwischen<br />

Schulstraße 4, 83259 Schleching,<br />

Tel. 0 86 49/2 20,<br />

info@schleching.de,<br />

www.schleching.de;<br />

Tourismusverband Kaiserwinkl,<br />

Dorf 15, A-6345 Kaiserwinkl,<br />

Tel. 00 43/5 01/1 00,<br />

info@kaiserwinkl.com,<br />

www.koessen.at<br />

Der rettende Spalt<br />

Das wussten wohl auch die Menschen vor<br />

2000 Jahren, die den Saumweg an der östauftat,<br />

rettete einer armen Witwe während<br />

des Felssturzes das Leben, wie es die Sage<br />

berichtet. Eine andere Fassung der Legende<br />

erzählt von der Jungfrau Maria, die helfend<br />

und behütend aus dem Spalt hervortrat.<br />

Jedenfalls wurde der Stein <strong>zum</strong> Wallfahrtsort.<br />

Vielleicht ist er es auch schon immer<br />

gewesen und die christlichen Missionare<br />

haben nur einen Ort, der von den Gebirgsbewohnern<br />

seit langer Zeit verehrt wurde,<br />

mit christlichen Attributen versehen. Der<br />

Spalt im Stein, durch den sich die Wallfahrer<br />

zwängten und zwängen, führt auf eine<br />

Seitentür der Wallfahrtskirche zu. In ihr das<br />

Gnadenbild der Jungfrau Maria. Vielleicht<br />

war es ursprünglich sogar eine Anna-Figur.<br />

Anna und Maria: Das sind Heilige, die als<br />

christliche Verkörperungen uralter Muttergottheiten<br />

gelten. Gleich neben dem Stein,<br />

unterhalb der Kapelle entspringt auch noch<br />

eine heilige Quelle.<br />

Abreibung bringt Segen<br />

Warum aber nahmen die Menschen nicht<br />

den einfachen Weg <strong>zum</strong> Heiligtum? Ein anderer<br />

Kultort im Alpenraum an der Grenze<br />

zwischen Salzburger Land und Oberösterreich<br />

soll Antwort geben auf diese Frage:<br />

der Wolfgangsee, bekannt durch die melodienselige<br />

Operette vom »Weißen Rössl«.<br />

Auf dem Falkenstein hoch über dem See<br />

gibt es dort ebenfalls eine Wallfahrtskirche.<br />

Und hinter ihr eine schma le Kluft, durch die<br />

sich die Pilger zwängen – ein Durchkriechstein,<br />

verbunden mit der Erinnerung an den<br />

heiligen Wolfgang. Dieser Regensburger Bischof<br />

zog sich im 10. Jahrhundert vor politischen<br />

Intrigen vorübergehend ins Kloster<br />

Mondsee zurück. Auf seiner Wanderroute<br />

liegen zahlreiche Durchkriech- und Schalensteine.<br />

Die Legende liefert mehrere Erklärungen<br />

für die sonderbaren Formen dieser<br />

Felsen: Mal hat sich des Bischofs müdes<br />

72 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


TOUREN<br />

Zu magischen Steinen und Wassern<br />

Rund um Schleching, Kössen und am Wolfgangsee führen<br />

einfache Pilgerwege zu besonderen Orten mit gespaltenen<br />

Felsen, heilendem Wasser und Wallfahrtskirchlein – oder<br />

auch einfach mit herrlicher Aussicht.<br />

Fotos: Martin Bernstein, WTG/H. Wieser, WTG/Weinhäupl<br />

Wanderer-Haupt darauf abgedrückt, mal<br />

hat ein Wurf seines »Wolfgangshackls« die<br />

Dellen geschaffen. Ein Heiliger buchstäblich<br />

<strong>zum</strong> Steinerweichen. Die Pilger hofften,<br />

Krankheiten und Beschwerden an den<br />

Durchkriech-Steinen abstreifen zu können;<br />

vielleicht auch ihre Sünden.<br />

Der Ritus ist uralt und findet sich an vielen<br />

Heiligtümern aus vorchristlicher Zeit. Das<br />

Reiben an den heiligen Steinen – an einem<br />

Ort galt es als fruchtbarkeitsfördernd, am<br />

anderen als heilend – wollten die Menschen<br />

nicht missen. Was also konnten<br />

Wolfgang und die anderen Kirchenmänner<br />

in ihrem Bemühen um die Seelen der<br />

Älpler anderes machen, als den alten Kult<br />

zähneknirschend oder hacklschwingend<br />

hinzunehmen und ihn lediglich zu christianisieren?<br />

◀<br />

IM MÄRZ-HEFT: Teil 6: Ungeheure Schätze –<br />

Der Waller und das Nazi-Gold vom Walchensee<br />

1 Schmugglerweg Schleching<br />

▶ leicht 4 Std.<br />

200 Hm 200 Hm<br />

Charakter: Leichte Wanderung mit<br />

kleinem Anstieg; viel Zeit <strong>zum</strong> Schauen<br />

und Erzählen mitbringen; auch im Winter<br />

gut zu gehen<br />

Ausgangspunkt: Ettenhausen bei<br />

Schleching auf dem Parkplatz der zur<br />

Zeit stillgelegten Geigelsteinbahn<br />

(611 m), Kleingeld für Parkautomaten<br />

mitnehmen!<br />

Einkehr: Wirtshaus Klobenstein,<br />

Tel. 00 43/6 64/5 13 81 78;<br />

Berggasthof Streichen in Schleching,<br />

Tel. 0 86 49/2 65; Cafe Berti in<br />

Schleching, Tel. 0 86 49/8 10<br />

Route: Parkplatz – Weg 29 (Schlechinger<br />

Wanderweg/Schmugglerweg) – Fahrweg<br />

Richtung Klobenstein/Hängebrücke<br />

(Hinweis beachten!) – oberhalb der Tiroler<br />

Ache bis zur Hängebrücke – auf der<br />

östlichen Talseite bergauf <strong>zum</strong> Wirtshaus<br />

und zur Wallfahrtskirche Klobenstein<br />

(616 m) – etwa 200 m entlang der<br />

Bundesstraße nach Süden – Samerweg<br />

bis zur Abzweigung Streichenkirche<br />

(814 m) – Wagrain – Ettenhausen.<br />

2 Hochplatte (1587 m)<br />

▶ leicht 4½ Std.<br />

925 Hm 925 Hm<br />

Charakter: Leichte und familientaugliche<br />

Bergtour, die etwas Ausdauer und<br />

Trittsicherheit erfordert<br />

Ausgangspunkt: Mühlau (663 m) nördlich<br />

von Schleching<br />

Einkehr: Oberauerbrunstalm;<br />

Landgasthof Kampenwand in Mühlau,<br />

Tel. 0 86 49/2 06<br />

Route: Mühlau – Forststraße – Abzweigung<br />

nach rechts Richtung Hochplatte –<br />

Fußweg hinter den letzten Häusern<br />

des Ortes (Beschilderung »Hochplatte«)<br />

– Abstieg auf demselben Weg.<br />

3 Geigelstein (1813 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

<strong>12</strong>00 Hm <strong>12</strong>00 Hm<br />

Charakter: Mittelschwierige Bergtour,<br />

die am Ende durch Latschen und Geröll<br />

führt und bei der Ausdauer und Trittsicherheit<br />

erforderlich sind; für Familien<br />

bedingt geeignet (für größere Kinder,<br />

die gut zu Fuß sind und gerne in die<br />

Berge gehen)<br />

Ausgangspunkt: Geigelsteinbahn (611 m)<br />

in Ettenhausen, z. Zt. geschlossen<br />

Einkehr: Priener Hütte (1411 m),<br />

Tel. 0 80 57/4 28<br />

Route: Parkplatz – Wegweisern Richtung<br />

Wuhrsteinhütte/Geigelstein folgen –<br />

Grafenkaseralm – Wuhrsteinhütte –<br />

Wirts alm – der Markierung 8 Richtung<br />

Breitenstein und Geigelstein folgen –<br />

Geigelstein – Roßalm (Schlechinger Wanderweg)<br />

– Haidenholzalm – Ettenhausen.<br />

4 Taubensee (1165 m)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

580 Hm 580 Hm<br />

Charakter: Winterliche Schneeschuhtour,<br />

bei der Ausdauer und Erfahrung mit<br />

dem Schneeschuhlaufen erforderlich sind<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Taubensee,<br />

Kössen in Tirol (589 m)<br />

Einkehr: Taubenseehütte (1165 m),<br />

Tel. 00 43/53 75/66 63<br />

Route: Kössen – Rinderbrach-Alm –<br />

Franken-Alm – Hirzinger-Alm – Taubenseehütte<br />

– über die Schaffl erkaralm<br />

am Mühlbergbach entlang zurück nach<br />

Kössen.<br />

5 Falkenstein über dem<br />

Wolfgangsee (556 m)<br />

▶ leicht 2 Std.<br />

150 Hm 150 Hm<br />

Charakter: Einfache Wanderung auf<br />

den Spuren des heiligen Wolfgang<br />

Ausgangspunkt: St. Wolfgang im Salzkammergut<br />

(548 m)<br />

Einkehr: zahlreiche Gasthöfe rund um<br />

den Wolfgangsee<br />

Route: Pilgerbrunnen an der Wallfahrtskirche<br />

St. Wolfang – Pilgerstraße<br />

Richtung Westen – beim Hotel Cortisen<br />

rechts auf die Sternallee – obere<br />

Riederstraße nach Ried – Wanderweg<br />

<strong>zum</strong> Falkenstein (556 m) – Kreuzweg<br />

<strong>zum</strong> Gasthof Fürberg und nach Brunnwinkl<br />

– Mondseestraße und Uferweg<br />

nach St. Gilgen – zurück mit dem Schiff<br />

(verkehrt in der Vorweihnachtszeit und im<br />

Sommer) oder den Wolfgangsee zu Fuß<br />

umrunden, dann dauert die Tour 4½ Std.<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 73


AUF TOUR<br />

Skitouren-Festival in Berchtesgaden<br />

Auf den Spuren<br />

der Profis<br />

Die Workshops<br />

am Samstag 22. 02. 2014<br />

EINSTEIGER-Workshops:<br />

• Workshop 1 PIEPS Sicherheitsworkshop:<br />

Schulung zu LVS-Gerät, Sonde, Lawinenschaufel<br />

• Workshop 2 Sicherheit auf der Piste:<br />

<strong>Touren</strong>geher im Pistenbereich, Kollisionsprävention,<br />

DAV 10-Punkte-Regel<br />

• Workshop 3 Aufstiegs- und Abfahrtstechnik:<br />

Ausrüstungsumgang, Spitzkehrentechnik,<br />

Spuranlage, Parallelschwung,<br />

Stemmschwungtechnik in allen Schneearten<br />

• Workshop 4 ABS – Lawinen-Airbag:<br />

Funktionsweise, Umgang und Einsatz des<br />

Lawinen-Airbags<br />

FORTGESCHRITTENEN-Workshops:<br />

• Workshop 5 Sicherheit auf <strong>Touren</strong><br />

und Verschüttetensuche: Tipps für Aufstieg<br />

und Abfahrt, Mehrfachverschütteten-Suche,<br />

Punktortung<br />

• Workshop 6 Schnee- und Lawinenkunde<br />

mit Fahrtraining: Interpretation Lawinenlagebericht,<br />

Schneeprofi laufnahme,<br />

Beurteilung der Lawinengefahr in verschiedenen<br />

Hangexpositionen, Fahren im<br />

ungespurten Gelände, Parallelschwung-<br />

Technik<br />

• Zusatzworkshop »Faszination Skibergsteigen<br />

Live: Jennerstier« (siehe Text)<br />

Vom 21. bis 23. Februar ist es wieder soweit: Bei der<br />

dritten Auflage des Berchtesgadener Skitouren-<br />

Festivals werden erneut massig Höhenmeter unter<br />

die Felle genommen. Dieses Jahr neu auf dem Plan:<br />

ein Workshop für Fortgeschrittene, die erste<br />

Rennluft schnuppern wollen. Von Thomas Ebert<br />

Mit Ski einen Berg hochlaufen<br />

und anschließend wieder<br />

runterfahren – fertig ist<br />

die Skitour. Doch hinter der<br />

simplen Fortbewegungsart<br />

verbirgt sich ein ganzer Wissenszweig, der<br />

sich bisweilen mächtig verästelt: Schließlich<br />

hört es beim fixen Fellwechsel und<br />

einer sauberen Spitzkehre nicht auf. Lawinen-<br />

und Wetterkunde, Schneebeurteilung,<br />

Spuranlage, LVS-Handhabe und so weiter<br />

– so einiges will erlernt, geübt und verinnerlicht<br />

sein, wenn beim Skitourengehen<br />

Spaß und Sicherheit nicht auf der Strecke<br />

bleiben sollen.<br />

Weil alles auf einmal freilich zu viel ist,<br />

gibt es seit drei Jahren das Berchtesgadener<br />

Skitouren-Festival. Das Programm von Veranstalter<br />

Toni Grassl, selbst seit vielen Jahren<br />

Skitourencrack und Bergführer, deckt<br />

alle Facetten des Skibergsteigens ab. Neben<br />

den klassischen Einsteiger-Workshops zu<br />

Sicherheit und Bewegungsabläufen erklären<br />

die Experten etwa auch den richtigen<br />

Umgang mit einem Lawinenairbag.<br />

Der Boom der letzten Jahre hat dem Skitourensport<br />

einen deutlichen Zuwachs an<br />

Aktiven beschert. Allerdings vor allem auf<br />

den Skipisten, wie Bergwachtchef Rudi<br />

Fendt bemerkt. Damit es dabei nicht zu Unfällen<br />

kommt, setzen die Veranstalter einen<br />

Schwerpunkt bei der »Kollisionsprävention«:<br />

Wann darf auf welchen Pisten wo aufgestiegen<br />

werden, und wer hat im Zweifel Vorfahrt?<br />

Das frisch erworbene Können kann<br />

dann am Wochenende bei geführten Skitou-<br />

74 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Volles Programm: Nachts wird<br />

beim Charity-Rennen für die<br />

Bergwacht gesammelt, tagsüber<br />

stehen die Workshops, hier<br />

zur Lawinenkunde, auf dem Plan.<br />

Tickets & Preise<br />

Festivalkarte 99,– €<br />

Charity-Karte Samstag Abend 15,– €<br />

Veranstaltungsort: Skizentrum Hochschwarzeck,<br />

83486 Ramsau<br />

Online-Bestellung unter:<br />

www.outdoor-club.de/ticket-shop<br />

ren im Gelände auf die Probe gestellt werden.<br />

Neu im Programm und an die Fortgeschrittenen<br />

gerichtet ist der »Jennerstier-Workshop«.<br />

Parallel <strong>zum</strong> Festival findet nämlich<br />

die Deutsche Meisterschaft im Skibergsteigen<br />

statt. Bevor die Profis loslegen, können<br />

die Teilnehmer mit Martin Dufter die 600<br />

Höhenmeter lange Strecke erkunden. Der<br />

Betreuer des DAV-Nationalteams Skibergsteigen<br />

gibt unterwegs Hintergrundwissen und<br />

wertvolle Tipps weiter, etwa wie sich mit<br />

dem richtigen Kanteneinsatz im Steilgelände<br />

und effektiver Skibefestigung am Rucksack<br />

Zeit und Kraft sparen lassen. »Auch<br />

bei der Abfahrt gibt es Tricks, wie man gut,<br />

sicher und schnell durch Tiefschneelagen<br />

und unwegsames Gelände kommt«, sagt<br />

Veranstalter Grassl. Das Highlight beim Jennerstier:<br />

Im Ziel treffen die Rennläufer und<br />

Festival-Teilnehmer gemeinsam ein, was<br />

weitere Gelegenheiten <strong>zum</strong> Erfahrungsaustausch<br />

verspricht.<br />

Wie in den Vorjahren findet auch wieder<br />

das nächtliche Charity-Rennen statt, bei<br />

dem pro Höhenmeter ein Cent zugunsten<br />

der Bergwacht Berchtesgaden gespendet<br />

wird. 135 000 Höhenmeter aus dem Vorjahr<br />

gilt es zu übertreffen. Dazu stehen am<br />

gesamten Wochenende Leihausrüstungen<br />

der Firmen Dynafit, Hagan und La Sportiva<br />

zur Verfügung. Aktuelle Infos <strong>zum</strong> Festival<br />

gibt es unter www.berchtesgadener-land.<br />

com/de/skitouren-festival-2014/.<br />

◀<br />

Geführte <strong>Touren</strong> am<br />

Samstag und Sonntag<br />

22./23. Februar 2014<br />

Die Tricks der Profis: Ein schneller Fellwechsel spart im Rennen viel Zeit.<br />

Simon Köppl/Agentur Grassl (2), visual impact/Stefan Schlumpf, Dynafi t<br />

Leichte <strong>Touren</strong> für Anfänger<br />

Toter Mann/Hirschkaser: 750 Hm,<br />

2½ Std. von Ramsau<br />

Götschenkopf: 700 Hm, 2½ Std. von<br />

Bischofswiesen<br />

Roßfeld: 700 Hm, 2 Std. von Oberau<br />

Mittlere <strong>Touren</strong> für Fortgeschrittene<br />

Watzmann-Gugel: ca. <strong>12</strong>00 Hm, 3½ Std.<br />

von Ramsau<br />

Hochalm: 1350 Hm, 3½ Std. von Ramsau<br />

Kleine Reib’n: 800 Hm, 5 Std. von<br />

Hinterbrand<br />

Predigtstuhl-Runde: ca. 500 Hm, 5 Std.<br />

Anspruchsvolle <strong>Touren</strong> für Könner<br />

Hoher Göll: 1450 Hm, 4½ Std. von Hinterbrand<br />

Watzmannkar/3. Kind: 1600 Hm, 4½ Std.<br />

von Ramsau<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 75


#<br />

Rudi Fendt, 59, ist seit 26 Jahren<br />

bei der bayerischen Bergwacht.<br />

auch daran, dass sie eine bessere Selbsteinschätzung<br />

haben – man muss ja auf jeden Fall<br />

auch gut skifahren können, um abseits der Piste<br />

<strong>Touren</strong> gehen zu können. Auf den Watzmann<br />

schafft es im Sommer prinzipiell jeder, der gehen<br />

kann – eine Skitour macht man dagegen nicht<br />

einfach so.<br />

Foto: Rudi Fendt<br />

»Nicht mit Seepferdchen<br />

durch den Ärmelkanal«<br />

Wer Skitouren geht, muss sich selbst gut einschätzen<br />

können: Im BERGSTEIGER-Gespräch fordert Rudi Fendt,<br />

Bereitschaftsleiter der Bergwacht Ramsau, dazu auf,<br />

das eigene Können stets auf den Prüfstand zu stellen.<br />

BERGSTEIGER: Dieses Jahr gehen die Einnahmen<br />

aus dem Charityrennen an die Bergwacht<br />

in Berchtesgaden. Warum?<br />

RUDI FENDT: Der Veranstalter Toni Grassl wollte<br />

auch einmal die Bergwacht in Berchtesgaden<br />

belohnen. Wir haben einen guten Ruf, der auf<br />

ehrenamtlicher Arbeit beruht. Den wollen wir<br />

gerne halten.<br />

Wie finanziert sich die Bergwacht?<br />

Die großen Anschaffungen liegen beim Bayerischen<br />

Rettungsdienst, also beim Staat. Fahrzeuge,<br />

Funkgeräte, Seilwinden – so etwas. Für andere<br />

Ausrüstung müssen wir Sponsoren suchen,<br />

das funktioniert beispielsweise bei Jacken und<br />

Seilen. Die meiste persönliche Ausrüstung zahlen<br />

wir aber selbst. Natürlich sind einige Dinge<br />

vorhanden, da wir ja auch privat auf den Berg<br />

gehen. Aber die gehen eben auch mal kaputt.<br />

Verdient die bayerische Bergwacht am Unfall?<br />

Nein, <strong>zum</strong>indest nichts, was über die Einsatzkosten<br />

hinausgehen würde. Nur <strong>zum</strong> Vergleich: Wenn wir<br />

jemanden im Sommer vom Watzmann holen müssen,<br />

bekommen wir ca. 980 Euro für den Einsatz.<br />

Ein normaler Notarzt im Tal bekommt schon 600<br />

Euro. Dazu haben wir noch das Risiko am Berg.<br />

Wir sind also schon so etwas wie der billige Jakob.<br />

Die großen österreichischen Skigebiete organisieren<br />

die Rettung ja mittlerweile selbst ...<br />

Ja, weil es da auch zu geht ohne Ende. Das ist<br />

bei uns nicht nötig. Sölden oder Ischgl verhalten<br />

sich halt zu Berchtesgaden wie Mallorca zu<br />

einem gemütlichen Bierzelt. Wir bekommen die<br />

Arbeit gut hin, außerdem gibt es ja noch die<br />

Skiwacht vom DSV.<br />

Wie sieht Ihre Arbeit im Winter aus?<br />

Ein Großteil der Arbeit fi ndet natürlich auf der<br />

Piste statt, wegen Stürzen oder Kollisionen bei<br />

Alpinskifahrern. Am Wochenende haben wir<br />

immer zwei Mann im Skigebiet. Dann überwachen<br />

wir auch die neue Rodelbahn, die sehr gut<br />

angenommen wird. Lawineneinsätze sind im<br />

Vergleich dazu eher die Ausnahme.<br />

Trotz Skitourenboom?<br />

Der Boom beschränkt sich weitestgehend auf<br />

die Piste, beim Skibergsteigen sind die Zahlen<br />

der Aktiven gar nicht gestiegen. Mit denen haben<br />

wir die wenigsten Einsätze. Unser Hauptgeschäft<br />

liegt ohnehin im Sommer, da passiert viel mehr.<br />

Sind Skibergsteiger sozusagen die<br />

vernünftigeren <strong>Bergsteiger</strong>?<br />

Das kann man so sagen, ja. Das liegt vielleicht<br />

Welche Fehler werden noch gemacht?<br />

Zum einen ist es immer noch eine Ausrüstungsfrage.<br />

Es gibt weiterhin Leute, die keinen Piepser<br />

kaufen, weil ihnen der Schuh für 400 Euro<br />

schon teuer genug war. Da klären wir weiter auf,<br />

denn außer der Kameradensuche hilft bei einer<br />

Verschüttung nichts. Wir sind ja keine Berufsfeuerwehr,<br />

die an den Stangen herunterrutscht und<br />

in fünf Minuten am Einsatzort ist. Zum anderen<br />

nützen all die Geräte nichts, wenn man sie nicht<br />

anwenden kann, oder bei der Verschüttetensuche<br />

die Atemhöhle des Opfers zerstört. Selbst beim<br />

Schaufeln kann man noch Fehler machen.<br />

In der Halle gibt es den Kletterschein.<br />

Braucht es so etwas wie den Skitourenschein?<br />

Das Problem ist, wem will man den zeigen? Die<br />

Berge kann man ja nicht absperren. Aber: Bessere<br />

Ausbildung wäre auf jeden Fall sinnvoll, denn<br />

eine vernünftige <strong>Touren</strong>planung, zu der Wetterund<br />

Schneekunde usw. gehören, ist ein weites<br />

Feld. Dazu gehört auch der richtige Umgang mit<br />

der winterlichen Natur, damit die Leute wissen,<br />

was auf sie zukommt. Deshalb ist es gut, dass<br />

man sich auf Skitouren-Festivals mit Experten<br />

fortbilden kann. Die Bergwacht kann diese Arbeit<br />

leider nicht leisten.<br />

Kann ein Skibergsteiger diese ganzen<br />

Lehrinhalte überhaupt noch überschauen?<br />

Selbstverständlich! Die Infos zur sicheren <strong>Touren</strong>planung<br />

sind so gut zugänglich wie nie. Man<br />

muss sich nur gut vorbereiten, einschätzen und<br />

darf sich nicht übernehmen – jemand, der sein<br />

Seepferdchen gemacht hat, wird auch nicht am<br />

nächsten Tag den Ärmelkanal überqueren.<br />

Wie trägt die Bergwacht <strong>zum</strong> Skitouren-<br />

Festival bei, wo seid ihr vor Ort?<br />

Wir sammeln natürlich auch Höhenmeter beim<br />

Charity-Rennen. Außerdem sind wir bei den<br />

Workshops und den <strong>Touren</strong> vor Ort, auch wenn<br />

wir selber keine Workshops leiten. Wir sind<br />

ja Bergretter, keine Ausbilder. Aber wir helfen,<br />

wo es geht. Die Bergwacht ist gewissermaßen<br />

der »Beipackzettel« beim Skitouren-Festival. ◀<br />

Interview: Thomas Ebert<br />

76 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


TOUREN<br />

Leichte und mittelschwere Skitourenziele im Berchtesgadener Land<br />

Für die Münchner meistens schon zu weit: Die Gipfel und Flanken rund um Berchtesgaden<br />

bieten Spritztouren und Highlights en masse – und sind wenig überlaufen<br />

1 Sonntagshorn (1961 m)<br />

▶ mittel 2½ Std.<br />

1000 Hm 1000 Hm<br />

Exposition Aufstieg: Süd, Südwest<br />

Charakter: Eher leichte Skitour;<br />

nur der Gipfelhang (stellenweise 30<br />

bis 35 Grad) kann bei ungünstigen<br />

Verhältnissen in der Latschenzone<br />

etwas Mühe bereiten. Nur relativ kurz<br />

auf dem Forstweg, ansonsten freie<br />

Hänge und Waldschneisen. Toller<br />

Gipfelblick vom Chiemsee bis zu den<br />

Loferer Steinbergen.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz P2 beim<br />

ehemaligen Gasthaus Heutalbauer<br />

(968 m) im Unkener Heutal (gebührenpfl<br />

ichtig)<br />

Hütte: Jausenstation Hochalm (ca.<br />

1400 m) ganzjährig geöffnet, zur Skitourensaison<br />

nur am Wochenende.<br />

Route: Vom Heutalbauer geradeaus<br />

ins Tal hinein. Im Scheitelpunkt der<br />

Straßenkehre an der Reichenhaller<br />

Hütte geradeaus weiter, dann über<br />

einen engen, aber schönen Waldweg<br />

empor. Man überquert einen Forstweg<br />

und steigt über den freien Hang<br />

nach links oben <strong>zum</strong> Waldrand. Hier<br />

führt einen der Sommerweg wieder in<br />

den Wald hinein und alsbald ins freie<br />

Gelände der Hochalm (ca. 1350 m).<br />

Weiter geradeaus, genau auf die Einsattelung<br />

rechts unterm Sonntagshorn<br />

zu. Hier wendet man sich nach<br />

links und steigt über den Südhang<br />

<strong>zum</strong> höchsten Punkt empor.<br />

Abfahrt: Wie Aufstieg bis zur Hochalm.<br />

Hier auf dem Rodelweg nach<br />

links und an der Gschwendter Alm<br />

vorbei bis <strong>zum</strong> Hinweisschild »Skiabfahrt<br />

Heutalbauer«. Wo man auf<br />

einen Weg trifft, nach rechts zur meist<br />

eingefahrenen Waldschneise folgen.<br />

Diese hinunter und am Ende nach<br />

links auf den Weg <strong>zum</strong><br />

Heutalbauer.<br />

2 Gamsknogel (1750 m)<br />

<strong>Touren</strong>karte 4<br />

Heftmitte<br />

▶ mittel 2 Std.<br />

900 Hm 900 Hm<br />

Exposition Aufstieg: Süd<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz (880 m)<br />

am Ende der Jochbergstraße bei<br />

Weißbach (evtl. Schneeketten)<br />

Charakter: Ideale Tour für den Hochwinter,<br />

vor allem nach Neuschnee.<br />

Eine hohe Schneelage ist auf Grund<br />

des Waldgürtels und der Latschen am<br />

Gipfelhang erforderlich. Exposition<br />

beachten!<br />

Route: Vom Parkplatz entlang des<br />

Sommerweges durch schütteren<br />

Wald, bis man auf eine breite Forststraße<br />

trifft. Dieser folgen, nach einer<br />

starken Kurve in westliche Richtung<br />

(die Route <strong>zum</strong> Zwiesel zweigt rechts<br />

ab), ca. 700 Meter bis zu einer<br />

Kreuzung. Hier rechts aufwärts (DAV-<br />

Schild) und wieder auf einem Güterweg<br />

in den lichten Wald. Nun ziemlich<br />

gerade hinauf bis zur Lichtung. Kurz<br />

durch schütteren Baumbestand, ehe<br />

man den freien Gipfelhang erreicht.<br />

Abfahrt: Wie Aufstieg.<br />

3 Hochkönig (2941 m)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

1550 Hm 1550 Hm<br />

Exposition Aufstieg: Vorwiegend Ost<br />

Ausgangspunkt: Großer Parkplatz<br />

oberhalb vom Arthurhaus (1502 m),<br />

8 km von Mühlbach bei Bischofshofen,<br />

evtl. Schneeketten<br />

Charakter: Traumhafte Skitour auf<br />

den höchsten Gipfel der Berchtesgadener<br />

Alpen. Lange und anstrengend<br />

(Gegenanstiege!), dafür nicht allzu<br />

schwierig und mit großartiger Kulisse.<br />

Bei Schlechtwetter Orientierung sehr<br />

schwierig, nur bei sicheren Verhältnissen<br />

unternehmen.<br />

Hütte: Mitterfeldalm (1670 m), ganzjährig<br />

bewirtschaftet. Franz-Eduard-<br />

Matrashaus, zur Skitourensaison nur<br />

am Wochenende bewirtschaftet.<br />

Route: Vom oberen Parkplatz aus<br />

quert man linkshaltend den Kinderschlepplift<br />

und erreicht so den breiten<br />

Wirtschaftsweg zur Mitterfeldalm.<br />

Von hier die steilen Lawinenhänge<br />

hinüber ins Ochsenkar queren: in<br />

nordwestlicher Richtung abwärts zu<br />

einer kleinen Felseninsel im Hang.<br />

Hier geht es drahtseilgesichert durch<br />

– bei guten Verhältnissen mit Ski.<br />

Danach problemlos weiter bis in die<br />

Mulde des unteren Ochsenkares. Nun<br />

über den Rücken rechterhand empor<br />

und in westlicher Grundrichtung direkt<br />

auf die markante Torsäule zu. Diese<br />

links passieren und in den Kessel<br />

unterhalb des Schoberschartls. Hinauf<br />

in die Scharte und nach links durch<br />

eine fl ache Mulde zu einem felsigen<br />

Kamm, dem man folgt. Einige Stangen<br />

vereinfachen die Routenfi ndung.<br />

Auf ca. 2740 Meter verlässt man<br />

den Kamm und fährt nach rechts zur<br />

Karstfl äche der Übergossenen Alm ab.<br />

Nun auf das bereits sichtbare Matrashaus<br />

zu, am Ende über den steilen<br />

Gipfelhang <strong>zum</strong> höchsten Punkt.<br />

Abfahrt: Wie Aufstieg. Alternativ ab<br />

dem Kessel auf Höhe der Torsäule<br />

rechts halten und über mehrere steile,<br />

schöne Stufen durch den Graben<br />

des Ochsenkares<br />

abfahren.<br />

4 Eckerleite (1776 m)<br />

<strong>Touren</strong>karte 5<br />

Heftmitte<br />

▶ leicht 1½ Std.<br />

400 Hm 400 Hm<br />

Exposition Aufstieg: Nord, Nordwest<br />

Charakter: Beliebte und häufi g<br />

schon nach den ersten ausgiebigeren<br />

Schneefällen durchführbare Spritztour.<br />

Weitgehend lawinensicher.<br />

Ausgangspunkt: Enzianhütte, an<br />

der Roßfeld-Panorama-Straße (von<br />

Berchtesgaden oder Marktschellenberg),<br />

Mautstraße<br />

Route: Vom Parkplatz links an der Enzianhütte<br />

vorbei (Wegtafel Purtschellerhaus)<br />

und <strong>zum</strong> Beginn des breiten<br />

Wiesenhanges. Man hält sich eher im<br />

rechten Bereich neben dem Waldrand,<br />

vor allem oben zur Kammlinie hin, da<br />

weiter links der Hang oft stark eingeweht<br />

ist. Man erreicht den Kamm und<br />

folgt diesem fl ach zu den Eckeralmen.<br />

Durch die anfangs breite Waldschneise,<br />

zuletzt durch einige Lärchen hinauf<br />

<strong>zum</strong> Purtschellerhaus. Am Grat Richtung<br />

Hoher Göll noch soweit aufwärts,<br />

bis dieser ganz schmal wird und fast<br />

waagrecht <strong>zum</strong> Fuß der Göllfl anke<br />

hinüberzieht. Im Hochwinter und Frühjahr<br />

ist auf dem letzten Gratstück die<br />

oft sehr starke Wechtenbildung nach<br />

Osten zu beachten.<br />

Abfahrt: Wie Aufstieg. Je nach<br />

Schneeverhältnissen kann auch<br />

schon oberhalb der Eckeralmen<br />

nach rechts in den unteren Hang<br />

eingefahren werden. Lawinensituation<br />

berücksichtigen!<br />

5 Kehlstein (1837 m)<br />

▶ leicht 2 Std.<br />

800 Hm 800 Hm<br />

Exposition Aufstieg: Süd<br />

Charakter: Einfache Frühwintertour,<br />

die oft schon beim allerersten<br />

Neuschnee »gemacht« wird, aber fast<br />

14 Straßenkilometer aufbietet. Meist<br />

pistenartig ausgefahren.<br />

Ausgangspunkt: Auf der Roßfeldstraße<br />

vor Oberau rechts abzweigen<br />

<strong>zum</strong> neuen Golfhotel. Der Straße<br />

etwa 700 Meter bis zu einem großen<br />

Parkplatz folgen.<br />

Route: Man folgt der beim Parkplatz<br />

ansetzenden Straße, überquert auf<br />

einer Brücke die obere Verbindungsstraße<br />

und folgt den Hinweisschildern<br />

<strong>zum</strong> Kehlstein. Nach drei Kehren,<br />

die man bei ausreichend Schnee<br />

abkürzen kann, folgt in einem fl achen<br />

Waldstück (rechts eine Diensthütte,<br />

eine erste Forststraße wird gequert)<br />

eine weitere Abzweigung mit Wegweiser<br />

<strong>zum</strong> Kehlstein im spitzen Winkel<br />

nach links. Hier hat man die Wahl.<br />

Links etwas zügiger, allerdings nordseitig<br />

und weniger aussichtsreich,<br />

rechts länger, ab 1400 Meter südseitig<br />

und aussichtsreich, dafür mit fünf<br />

Tunnels. Auf beiden Wegen gelangt<br />

man ohne Orientierungsprobleme<br />

<strong>zum</strong> großen Parkplatz auf 1700 Meter.<br />

Auf dem schmalen Sommerweg in<br />

vielen Kehren <strong>zum</strong> Kehlsteinhaus und<br />

weiter auf den kreuzgeschmückten<br />

Gipfel mit wunderbarer Aussicht.<br />

Abfahrt: Wie Aufstieg.<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 77


ALPINISMUS<br />

Immer schneller, immer<br />

schwieriger: Stefan<br />

Glowacz an den Wänden<br />

der Gorge du Verdon<br />

Extremsportler am Berg: Warum machen die das?<br />

Egotrip<br />

Wir bewundern sie. Gleichzeitig finden wir aber auch, dass sie<br />

ziemlich verrückt sind. Extrembergsportler verschieben die<br />

Grenzen des Machbaren am Berg immer weiter. Was treibt sie an?<br />

Unsere Autorin Heidi Schmidt war bei der IMS-Diskussion<br />

»Mountain.Xtreme« in Brixen dabei und forschte nach.<br />

78 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


DER EHRGEIZ<br />

Eines muss klar sein: Extrembergsportler<br />

sind Leistungssportler. Auch Letztere verstehen<br />

wir in ihrem Tun oft nicht so ganz.<br />

Oder wer setzt sich freiwillig bei zwei Grad<br />

und Nieselregen stundenlang aufs Rad, um<br />

zu trainieren und verzichtet auf exquisites<br />

Essen und wildes Nachtleben nur der Leistungsfähigkeit<br />

wegen? Meist sind sie von<br />

Kindesbeinen an Sportler. Stefan Glowacz<br />

<strong>zum</strong> Beispiel, heute bekannt für seine Kletterexpeditionen<br />

»by fair means«, also ohne<br />

künstliche Hilfsmittel, mischte schon mit<br />

15 Jahren an der Weltspitze des Sportkletterns<br />

mit. Der Speed-Skibergsteiger Benedikt<br />

Böhm startete seine Karriere in der<br />

Kindheit als Skilangläufer. Der Sportkletterer<br />

und Alpinist David Lama schrieb bereits<br />

im Alter von zehn Jahren Klettergeschichte.<br />

Die Big-Wall-Expertin Silvia Vidal war in ihrem<br />

ersten Leben Leichtathletin, bevor sie<br />

mit 24 Jahren <strong>zum</strong> Klettern kam.<br />

Sie alle haben schon in der Kindheit und<br />

frühen Jugend gelernt, was es heißt, körperliche<br />

Grenzen zu überwinden, sich zu kontrollieren<br />

– und dass Anstrengung meist<br />

belohnt wird.<br />

DAS RISIKO<br />

Es gibt da natürlich trotzdem einen kleinen<br />

Unterschied: die Risikobereitschaft.<br />

Wir unterstellen den Extrembergsteigern<br />

gern, sie riskierten ihr Leben. Uns scheint<br />

eine zweiwöchige Expedition durch den<br />

südamerikanischen Urwald zu einer 600<br />

Meter hohen, weitgehend unerforschten<br />

Wand lebensgefährlicher als ein 24-Stunden-Marathon.<br />

Und es erscheint uns doch<br />

wesentlich extremer, wenn sich eine kleine,<br />

zierlich wirkende Frau in 32 Tagen allein<br />

und ohne Kommunikationsmittel eine abgelegene<br />

Big Wall in Chile hinaufkämpft,<br />

als wenn rundumversorgte Radprofis die –<br />

zweifellos harte – Tour de France fahren.<br />

Es ist also nicht nur die sportliche Höchstleistung,<br />

die einen Extrembergsportler ausmacht,<br />

sondern vor allem auch die extreme<br />

Umgebung, in der er sie ausübt. Der Berg,<br />

die Wand, der Schnee, die Wildnis – all das<br />

erhöht das Risiko zu sterben. Im Ernstfall<br />

ist Hilfe oft schlichtweg nicht möglich oder<br />

dauert sehr lange. Aus der Sicht der »Normalsportler«<br />

ist das so. Aus ihrer Sicht ist<br />

dieses Risiko kalkulierbar. »Extrem ist nur,<br />

wenn du das Risiko nicht abwägen kannst«,<br />

sagt <strong>zum</strong> Beispiel Stefan Glowacz bei der<br />

Diskussion »Mountain.Xtreme« beim International<br />

Mountain Summit in Brixen.<br />

DIE PSYCHE<br />

Er sagt aber auch: »Wir können nicht anders.«<br />

Für ihn und für seinesgleichen ist<br />

das alles gar nicht so extrem. »Die müssen<br />

das machen«, davon ist auch Arne Dietrich,<br />

Neurowissenschaftler und Professor für<br />

Psychologie an der Universität von Georgia<br />

(USA) überzeugt. »Extremsportler haben<br />

eine ganz andere Baseline als wir. Was sie<br />

für Langeweile und Erregung halten, unterscheidet<br />

sich von anderen. Bei Extremsportlern<br />

ist die Balance zwischen Neuem<br />

und der Komfortzone verschoben und zwar<br />

so, dass sie diesen Sport machen müssen,<br />

um sich normal zu fühlen«, sagt Dietrich.<br />

Das, was wir als riskant empfänden, sei für<br />

sie die einzige Möglichkeit, ein normales<br />

Leben zu führen. »Wenn sie das nicht täten,<br />

dann wären sie so gelangweilt, da würden<br />

sie sich die Kugel geben.«<br />

Ein Stefan Glowacz kann einen Wingsuit-Flyer<br />

wie Alexander Polli aber trotzdem ver-<br />

Fotos: Klaus Fengler, Garrett Grove/Dynavit<br />

Foto: xxxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />

Zwei Wochen Wildnis:<br />

Benedikt Böhm in<br />

den Bergen von British<br />

Columbia, Kanada<br />

»Extremsportler müs -<br />

sen egoistisch sein,<br />

sie müssen alles andere<br />

ausblenden können«,<br />

sagt Benedikt Böhm,<br />

der regelmäßig Rekorde<br />

beim Skibergsteigen<br />

aufstellt.<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 79


Ausnahme-Alpinist:<br />

David Lama,23,<br />

bei einer Erstbegehung<br />

in den Dolomiten<br />

»Extrem ist nur, wenn<br />

du das Risiko nicht abwä<br />

gen kannst«, sagt der<br />

frühere Sportkletterer<br />

Stefan Glowacz, der<br />

sich auf Expeditionen<br />

zu extremen Wänden<br />

spezialisiert hat.<br />

Allein in der Wand: Silvia Vidal meistert schwierigste<br />

Big-Wall-Routen oft im Alleingang – wie hier in Chile.<br />

rückt finden, genauso wie dieser wiederum<br />

ihn. Jeder denkt (wie die meisten Menschen),<br />

dass er selbst das Maß aller Dinge ist. So sagt<br />

es auch Arne Dietrich – und David Lama:<br />

»Was für mich extrem ist, muss nicht für alle<br />

anderen extrem sein und umgekehrt.«<br />

DER EGOISMUS<br />

Um Extremes leisten zu können, braucht<br />

es aber definitiv auch einen extremen Lebensstil.<br />

Da geht der Tag schon mal wie<br />

bei Benedikt Böhm um vier Uhr mit einem<br />

schnellen Lauf auf die Plose (2562 m) los. Er<br />

brauche wenig Schlaf, sagt er, und er habe<br />

drei klare Prioritäten: Sport, seinen Job als<br />

Geschäftsführer von Dynafit und seine Familie.<br />

Zeit für mehr bleibt nicht. Böhm sagt:<br />

»Extremsportler müssen egoistisch sein, sie<br />

müssen alles andere ausblenden können.«<br />

Stefan Glowacz ergänzt: »Das geht ganz klar<br />

auf die Kosten von anderen. Jeder Mensch,<br />

der etwas Außergewöhnliches leisten will,<br />

Ans Limit: Stefan<br />

Glowacz beim Versuch<br />

einer neuen Route<br />

in der Verdonschlucht<br />

80 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Fotos: Cory Rich/Red Bull, Klaus Fengler, Sylvia Vidal, Dynavit<br />

muss in einer gewissen Weise zu bestimmten<br />

Zeiten Egoist sein und Einschränkungen<br />

im sozialen Bereich in Kauf nehmen.«<br />

DIE SUCHT<br />

Vielleicht dann doch eher eine Sucht? Eine<br />

psychische Abhängigkeit, die sich willentlicher<br />

Kontrolle entzieht? Die baskische<br />

Bigwall-Spezialistin Silvia Vidal sieht das<br />

teilweise so – in einem positiven Sinn.<br />

Sie brauche ihre Alleingänge an den großen<br />

Wänden der Welt, dort fühlt sie sich<br />

lebendig, gesteht sie. »Jeder tut, was er tun<br />

muss«, sagt Vidal, und zwar unabhängig ob<br />

Mann oder Frau. David Lama weiß nicht<br />

so recht, ob es eine Sucht ist, weil er noch<br />

nicht versucht habe, seinen Sport aufzugeben.<br />

Stefan Glowacz und Benedikt Böhm<br />

finden beide, dass Sucht zu negativ besetzt<br />

sei für das, was sie machen. Sie könnten ja<br />

beeinflussen, welche Projekte sie angingen.<br />

Sie nennen es Leidenschaft. Gleichzeitig<br />

stecken sie aber in vielem anderen zurück<br />

und sagen, dass sie es tun müssen. So wie<br />

ein Spieler immer wieder spielen muss?<br />

DIE ANERKENNUNG<br />

Und irgendwie scheint es auch immer ein<br />

wenig um andere zu gehen. Auf der einen<br />

Seite um die, mit denen man diese Extreme<br />

durchlebt. Benedikt Böhm redet in seinen<br />

Vorträgen oft von »wir« und wie sich alle gegenseitig<br />

pushen. Wingsuit-Flyer Alexander<br />

Polli sagt, es seien zu 50 Prozent die Menschen,<br />

mit denen er unterwegs ist, die ausschlaggebend<br />

dafür seien, dass er macht,<br />

was er macht.<br />

Auf der anderen Seite hat es auch mit denen<br />

zu tun, die beobachten. »Es geht schon auch<br />

um Aufmerksamkeit«, gibt Stefan Glowacz<br />

zu. »Mir kann keiner erzählen, dass das keine<br />

Rolle spielt. Für das Selbstwertgefühl, aber<br />

auch die Akzeptanz in der Gesellschaft. Vielleicht<br />

ist es auch eine Art Kompensation.«<br />

Extremsportler ticken also wirklich anders:<br />

Sie haben wissenschaftlich bewiesen ein<br />

anderes Gehirnprofil. Sie schätzen Risiko<br />

anders ein. Sie sind extrem leistungsfähig<br />

und -willig. Sie folgen ihrer Leidenschaft,<br />

die man auch als eine Art Sucht bezeichnen<br />

könnte. Und sie nehmen dafür in Kauf, oft<br />

egoistisch handeln zu müssen.<br />

◀<br />

Wer wie Böhm von<br />

Achttausendern abfährt,<br />

spielt sich in den Belluneser<br />

Dolomiten nur.<br />

NUR WO DU ZU FUSS WARST,<br />

WARST DU WIRKLICH.<br />

Die Wunder dieser Erde Schritt für<br />

Schritt erkunden. Eine Perlenreihe Höhepunkte.<br />

400 Destinationen auf der<br />

ganzen Welt. Von der Genussregion bis<br />

Hochalpin. Kleine, feine Gruppen in der<br />

Sicherheit geprüfter ASI-Berg- und Wanderführer.<br />

Oder individuell im eigenen<br />

Rhythmus.<br />

KATALOGBESTELLUNG, BERATUNG<br />

UND BUCHUNG BEI ASI:<br />

+43 (0)5<strong>12</strong> 546 000 | WWW.ASI.AT


EVENT<br />

Kletterworkshop mit Stefan Glowacz und David Lama<br />

»Dann musst halt beißen«<br />

INFO<br />

Das Szene-Treffen<br />

Der »Kiku International Mountain<br />

Summit« (IMS) fand vom 17. bis <strong>zum</strong><br />

22. Oktober 2013 bereits <strong>zum</strong> fünften Mal<br />

in Brixen statt. Alpinisten aus der ganzen<br />

Welt kommen hier zusammen, Bergprofi s<br />

und Spitzenkletterer ebenso wie »Normalbergsteiger«.<br />

Mittlerweile ist das <strong>Bergsteiger</strong>treffen<br />

eine feste Institution in der<br />

internationalen Alpinszene – mit Kongressen,<br />

Vorträgen, Podiumsdiskussionen und<br />

Ausstellungen. Der IMS bietet für Bergbegeisterte<br />

eine hervorragende Möglichkeit,<br />

Persönlichkeiten des Alpinismus zu treffen,<br />

sich auszutauschen oder sogar gemeinsam<br />

mit Bergprominenz wie Reinhold Messner,<br />

Stefan Glowacz, David Lama, Silvia Vidal,<br />

Catherine Destivelle oder Andy Holzer durch<br />

die Berglandschaft Südtirols zu wandern.<br />

Klettern mit den Stars: Zum fünften Geburtstag des<br />

International Mountain Summit (IMS) in Brixen hatten<br />

die Veranstalter einen exklusiven Kletterworkshop<br />

mit Stefan Glowacz und David Lama im Angebot.<br />

Ausgewählte BERGSTEIGER-Leser konnten beim<br />

»Climb&Talk by Gore-Tex« in Südtirol dabei sein.<br />

Sie fanden perfekte Bedingungen vor. Von Joachim Stark<br />

82 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


1 Bequemer Zustieg<br />

<strong>zum</strong> Klettergebiet<br />

»Morderplotta«<br />

in Südtiroler Weinlandschaft<br />

2 Gruppenbild mit<br />

Stars: lauter zufriedene<br />

Gesichter<br />

nach dem Klettertag<br />

1<br />

2<br />

Die Teilnahmeplätze waren streng<br />

limitiert, und etwas Glück gehörte<br />

schon dazu, um an diesem<br />

besonderen Klettertag dabei sein<br />

zu können. In unserer Jubliäumsausgabe<br />

(BERGSTEIGER 10/13) vergaben wir<br />

vier Plätze des »Climb&Talk by Gore-Tex« exklusiv<br />

für unsere Leser. Wohlgemerkt: Auf<br />

dem Programm stand neben dem »Talk« mit<br />

den Stars ein Klettertag am Fels – kein Kurs<br />

für Einsteiger. Voraussetzung war das Vorsteigen<br />

im oberen sechsten Grad. Angesprochen<br />

wurden also Leute, die schon einiges<br />

an Klettererfahrung besitzen.<br />

Glück hatten die Teilnehmer nicht nur mit<br />

ihrem Los, sondern am Tag der Tage auch<br />

mit dem Wetter südlich des Brenners: Sonne<br />

satt und herbstlich frische Temperaturen<br />

ließen keine Ausreden am Fels zu.<br />

Der manchmal leicht abgespeckte Fels der<br />

»Morderplotta« in Kurtatsch – nicht etwa<br />

ein mörderischer Platz, sondern auf Deutsch<br />

»Marderplatte« – bot ausreichend Haftreibung,<br />

Sonnenexposition und fast 50 tolle<br />

Routen ab 6a aufwärts. Und statt Plattenschleicherei<br />

waren senkrechte oder leicht<br />

abdrängende Kletterei an kleinen Leisten<br />

und eine ordentliche Fußtechnik gefragt.<br />

Wenn die Technik jedoch mal hakte und<br />

es partout nicht <strong>zum</strong> nächsten Griff reichten<br />

wollte, hielten die beiden Profis David<br />

Lama und Stefan Glowacz mit ihren Klettertipps<br />

nicht hintern Berg: »Die Route<br />

bereits von unten studieren, um potentiell<br />

schwierige Stellen vorab zu planen!«,<br />

empfahl Lama. Klettern, so die Botschaft<br />

der beiden Cracks, fängt bereits am Boden<br />

im Kopf an, und nicht erst, wenn man in<br />

der Wand hängt. Aber falls man trotzdem<br />

unterwegs Probleme bekommt? Na, »dann<br />

musst halt beißen«, sagte Glowacz. Manch<br />

ein Teilnehmer gab offen zu, angesichts<br />

der eigenen Kletterfähigkeiten in Anwesenheit<br />

der beiden Profis leicht nervös zu<br />

sein. Dazu bestand jedoch kein Grund:<br />

Die Stars mussten sich und anderen nichts<br />

beweisen und wirkten konzentriert, aber<br />

tiefenentspannt. So konnte jeder den Klettertag<br />

stressfrei ganz nach seiner Fasson<br />

gestalten. Auch das Drumherum passte:<br />

Hanspeter Eisendle, selbst eine Institution<br />

in der <strong>Bergsteiger</strong>szene, zeichnete für die<br />

Organisation verantwortlich und stand als<br />

Sicherungspartner zur Verfügung. Für die<br />

Vitamin- und Kohlehydratzufuhr sorgte die<br />

Apfelmarke Kiku, Hauptsponsor des IMS.<br />

Zum Abschluss des Klettertages (und für<br />

den Fotografen) lieferte Stefan Glowacz<br />

noch eine kleine Showeinlage ab. Die mutmaßliche<br />

7c (oder war’s eine 7c+, vielleicht<br />

gar eine 8a?) entpuppte sich als äußerst<br />

fordernd. Stefan musste kein schauspielerisches<br />

Talent mehr auf bieten. Schweißperlen,<br />

Killerblick und Muskelzittern waren<br />

echt. Eine Tour im oberen neunten Grad<br />

ist eben auch für einen Meister manchmal<br />

mehr als eine Aufwärmübung. ◀<br />

3 Wo ist die nächste?<br />

Stefan Glowacz<br />

ballert onsight an<br />

kleinsten Leisten.<br />

4 / 5 / 6 Schauen,<br />

stehen, greifen,<br />

durchsteigen: die<br />

Teilnehmer des<br />

Climb&Talk beim<br />

Klettern statt<br />

Reden. Oberstes<br />

Gebot: Konzentration<br />

5<br />

6<br />

3<br />

4<br />

Fotos: Joachim Stark<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 83


SERVICE<br />

SERIE: Stille Helfer<br />

Stille<br />

Helfer<br />

+<br />

Teil 10: Lawinen-Airbags<br />

EINE INITIATIVE VON<br />

Mehr als<br />

Airbags erhöhen nachweislich die Überlebenschancen<br />

bei Lawinenabgängen. Dennoch wurden sie<br />

lange belächelt. Inzwischen ist die Nachfrage<br />

größer als das Angebot. Von Moritz Baumstieger<br />

84 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Obenauf: Ein<br />

Lawinen-Airbag kann<br />

im Ernstfall für den<br />

entscheidenden<br />

Auftrieb sorgen, …<br />

Einige <strong>Touren</strong>geher und Freerider<br />

haben ihr Leben einer toten Gämse<br />

zu verdanken. Die schoss einst<br />

der Reichenhaller Förster Josef<br />

Hohenester in einem Winter der<br />

1970er-Jahre. Er trug sie auf den Schultern<br />

ins Tal. Als er ein steiles Kar hinunterrutschte,<br />

kam der Schnee in Bewegung – und<br />

Hohenester trieb obenauf. Der Förster fing<br />

an zu experimentieren, benutzte für seine<br />

Versuche aber dann doch lieber Ballons und<br />

Kanister anstelle von Wildbret. Doch das<br />

Prinzip, das bis heute den Lawinenairbags<br />

zu Grunde liegt, war entdeckt.<br />

Die Physiker nennen dieses Prinzip Segregation,<br />

wenn sie sich untereinander unterhalten.<br />

Wenn sie es Laien erklären wollen,<br />

benutzen sie den Namen »Paranuss-Effekt«.<br />

Denn wie Lawinenairbags funktionieren,<br />

kann jeder nachvollziehen, der eine Müslipackung<br />

ein wenig schüttelt: Am Ende werden<br />

die großen Teile – wie etwa Paranüsse<br />

… ist wie die übrige Lawinenausrüstung<br />

aber keine Lebensversicherung.<br />

– oben schwimmen. Durch die Rüttelung<br />

entstehen immer wieder kleine Hohlräume,<br />

in die die größeren Bestandteile nicht<br />

hineinpassen. Wohl aber die kleinen, die<br />

sich deshalb unten immer stärker verdichten.<br />

Obenauf wie die Nüsse im Müsli<br />

Dieses Paranuss-Prinzip ist für Menschen in<br />

Lawinen hoch relevant: Nach einer Studie<br />

des Südtiroler Mediziners und Sicherheitsforschers<br />

Hermann Brugger sind noch 92<br />

Prozent der Lawinenopfer am Leben, wenn<br />

der Schnee <strong>zum</strong> Stillstand kommt. Die anderen<br />

acht Prozent haben die gewaltigen<br />

Kräfte, die bei einer Lawine auf den Körper<br />

wirken, nicht überlebt. Nun beginnt die<br />

Uhr zu ticken: 30 Minuten nach dem Lawinenabgang<br />

leben schon nur noch knapp<br />

die Hälfte der Verschütteten. Damit Lawinenopfer<br />

nicht ersticken, müssen die Helfer<br />

schnell sein. Wer es schafft, oben zu bleiben<br />

wie die Paranuss im Müsli, hat deutlich höhere<br />

Überlebenschancen.<br />

Von dem Zwischenfall mit der Gämse bis<br />

hin <strong>zum</strong> im Rucksack integrierten Lawinenairbag,<br />

dessen Kammern sich nach<br />

dem Auslösen durch eine Gaskartusche<br />

(die mittlerweile auch gewichtsoptimiert<br />

aus Carbon erhältlich sind) auf bis zu 170<br />

Liter Volumen ausdehnen, war es jedoch<br />

ein weiter Weg. Nachdem der Förster Hohenester<br />

seine Erkenntnis patentiert und<br />

im Jahr 1985 der Fraunhofer-Gesellschaft<br />

angetragen hatte, suchte die über eine Zeitungsannonce<br />

einen Investor.<br />

Der Münchner Unternehmer Peter Aschauer,<br />

der damals sein Geld vor allem mit Straßenleitpfosten<br />

verdiente, wurde aufmerksam:<br />

Kurz zuvor war er beim Heliskiing in<br />

Kanada selbst in eine Lawine geraten. »Ich<br />

war nicht der einzige, der daran interessiert<br />

war«, erinnert sich Aschauer, heute 71<br />

Jahre alt. Auch einige große Ausrüstungs-<br />

Hersteller hätten sich damals mit der Idee<br />

auseinandergesetzt. »Aber ich war der einzige<br />

Dumme, der bereit war, dafür sogar<br />

Geld hinzulegen.« 50 000 D-Mark kostete<br />

das Patent damals, dazu kamen immense<br />

Entwicklungskosten.<br />

Fotos: Hansi Heckmair/ABS, ABS/teorepo.com<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 85


Fotos: Mammut (2), ABS (3), BCA, The North Face, Simon Köppl/Agentur Grassl<br />

Airbags <strong>zum</strong> Anschnallen<br />

Als Aschauer noch 1985 die ersten Ergebnisse<br />

seines Teams auf der Sportmesse Ispo<br />

vorstellte, gab es zwar vorsichtiges Interesse<br />

von Fachleuten. Trotzdem floppte das Projekt.<br />

Einerseits glaubten viele nicht, dass<br />

es wirklich funktionieren könnte, andererseits<br />

gab es diverse Kinderkrankheiten:<br />

»Wenn ich an das Gurtsystem denke, mit<br />

dem man sich die ersten Airbags umschnallen<br />

musste, dann muss ich heute noch lachen«,<br />

sagt Aschauer. »Man war ungefähr<br />

so beweglich wie eine Mumie.«<br />

Es brauchte einige Jahre, viele neue Erkenntnisse<br />

und schließlich einen neuen<br />

Anlauf, um aus der netten, aber etwas abgehobenen<br />

Idee ein Produkt zu machen,<br />

»das gerade dabei ist, sich am Markt durchzusetzen«,<br />

wie es Aschauer formuliert.<br />

Inzwischen ist sein Patent von damals<br />

abgelaufen, und auch andere Hersteller<br />

haben erkannt, dass sich mit den ab 500<br />

Euro erhältlichen Systemen Geld verdienen<br />

lässt: In Europa bieten neben Aschauers<br />

Firma ABS auch die zu K2 gehörende Firma<br />

Backcountry Access (BCA) und der Schweizer<br />

Hersteller Mammut Airbag-Systeme an.<br />

Mammut, Marktführer im Bereich der LVS-<br />

Geräte, erwarb im Juli 2011 die fünf Jahre<br />

zuvor im Wallis gegründete Firma Snowpulse.<br />

Mammut setzt unter anderem auf<br />

einen Airbag, dessen oberer Teil den Kopf<br />

Zielt besonders auf die Freeride-Fraktion: Lawinen-Airbag-Erfinder Peter Aschauer.<br />

Den richtigen Umgang mit den Luftkissen lernt man am besten vorher, wie hier beim<br />

Skitouren-Festival in Berchtesgaden.<br />

wie ein Stehkragen umschließt, was das<br />

Genick vor Verletzungen schützen soll.<br />

ABS hin gegen sieht größeren Nutzen bei<br />

zwei seitlich am Rucksack angebrachten<br />

Airbags, um möglichst viel Auftriebsfläche<br />

zu generieren. Black Diamond und Pieps<br />

bringen <strong>zum</strong> nächsten Jahr zudem einen<br />

Lawinenair bag auf den Markt, der ohne<br />

Gaspatronen funktioniert. Über ein akkubetriebenes<br />

Düsengebläse wird der Airbag<br />

mit Umgebungs luft gefüllt.<br />

Für die Zukunft sind Systeme geplant, bei<br />

denen Partner im Notfall per Fernauslösung<br />

auch die Airbags ihrer Kameraden aktivieren<br />

können.<br />

Aber nicht nur die Konkurrenz hat das Geschäft<br />

belebt. Einige dramatische Unfälle<br />

beförderten den Ruf der Luftkissen: Aschauer<br />

erinnert sich etwa an Filmaufnahmen,<br />

bei denen eine Lawine abging und alle<br />

Skifahrer bis auf eine Frau mit Airbag verschüttet<br />

wurden. Und als der niederländi-<br />

Viele Systeme führen <strong>zum</strong> Ziel<br />

Auf dem noch relativ jungen Feld der Lawinenairbags<br />

gibt es naturgemäß große Entwicklungssprünge<br />

und viele unterschiedliche Ansätze.<br />

Eins haben alle gemeinsam: Es gilt, gegen das<br />

Zusatzgewicht anzukämpfen. Um die zwei Kilo<br />

mehr müssen <strong>Touren</strong>geher schon ertragen, wenn<br />

sie zusätzliche Sicherheit wollen. Immerhin gibt<br />

es bereits Gaskartuschen aus Carbon, die<br />

das Gewicht ein wenig<br />

drücken. Die Kartuschen können beim Händler<br />

wiederbefüllt werden. Beim Airbag selbst setzt<br />

Mammut auf eine herausnehmbare Auslöseeinheit.<br />

Diese kann in kompatible Rucksäcke platziert<br />

werden, so dass ein Volumenspektrum von<br />

22 bis 35 Liter abgedeckt ist. ABS bietet dagegen<br />

eine Basiseinheit, an die der entsprechende<br />

Rucksack (8 bis 55 Liter) angedockt wird.<br />

Bei BCA ist der Airbag jeweils fest integriert.<br />

ABS Silver Base Unit<br />

Gewicht: 2000 Gramm<br />

(ohne Patrone),<br />

Preis: 539,95 Euro<br />

Auslöseeinheit Stahl:<br />

109,95 Euro, 510 Gramm<br />

Auslöseeinheit Carbon:<br />

214,95 Euro, 280 Gramm<br />

Mammut Protection<br />

Airbag System (P.A.S.)<br />

Preis: 499,95 Euro<br />

Patrone Stahl: 99,95 Euro<br />

Patrone Carbon: 199,95 Euro<br />

Gewicht: 870 Gramm (ohne<br />

Patrone, ohne Rucksack)<br />

ABS Vario 55<br />

Gewicht: 800 Gramm<br />

Volumen: 55 Liter<br />

Preis: 99,95 Euro<br />

(zzgl. ABS-System)<br />

The North Face Patrol<br />

24 ABS<br />

Gewicht: 2980 Gramm<br />

Volumen: 32 Liter (8 für ABS)<br />

Preis: 799 Euro<br />

Mammut Pro<br />

Protection Airbag ready<br />

Gewicht: 1770 Gramm<br />

Volumen: 35 Liter<br />

Preis: 239,95 Euro (zzgl. P.A.S.-System)<br />

BCA Float 22<br />

Gewicht: 2500 Gramm<br />

(mit Patrone)<br />

Volumen: 22 Liter<br />

Preis: 499,95 Euro<br />

86 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


sche Prinz Friso in Vorarlberg verunglückte,<br />

während sein Begleiter mit Airbag der Lawine<br />

entkommen konnte, berichteten selbst<br />

RTL und die Bunte über die lebensrettenden<br />

Luftsäcke. Auch das Video des Spaniers<br />

Aymar Navarro, der sich per Airbag retten<br />

konnte, wurde ein youtube-Hit. Neben diesen<br />

prominenten Fällen belegen aber auch<br />

harte Fakten die Wirksamkeit: Nach einer<br />

Studie des Schweizer Instituts für Schneeund<br />

Lawinenforschung SLF haben von 262<br />

Personen, die mit ausgelöstem Airbag in eine<br />

Lawine gerieten, 97 Prozent überlebt, 84<br />

Prozent von ihnen unverletzt. In der Studie<br />

sind jedoch nur die erfasst, die es schafften,<br />

das System auszulösen – das Tragen alleine<br />

hilft natürlich nichts.<br />

Mehr und mehr Freerider<br />

Der Durchbruch der Airbags rührt aber<br />

auch daher, dass sich in den letzten Jahren<br />

die Szene der Tiefschneefahrer gewandelt<br />

hat. Zu den Skitourengehern kamen Variantenfahrer<br />

und Freerider hinzu, die Zielgruppe<br />

der Airbag-Hersteller steigt enorm.<br />

Die Freerider machen heute fast 50 Prozent<br />

der Kunden aus, werden wegen höherer Zuwachsraten<br />

bald die Mehrheit stellen.<br />

An diesem Punkt haken die Kritiker gerne<br />

ein: Airbags würden für ein trügerisches Sicherheitsgefühl<br />

sorgen und unbedarfte Anfänger<br />

dazu verleiten, in gefährliche Hänge<br />

zu fahren. Nach dem Motto: Im Notfall könne<br />

man sich ja wie Münchhausen aus dem<br />

Sumpf ziehen, nur eben mit einem Airbag<br />

und nicht an den eigenen Haaren. Aschauer<br />

hält dem entgegen, dass er gerade unter den<br />

Jüngeren »eine viel größere Bereitschaft«<br />

feststellt, sich dem Thema zu stellen, »als<br />

bei den alten Hasen, die sich sagen: Ich gehe<br />

jetzt schon 30 Jahre Skitouren – und mir<br />

ist noch nie etwas passiert.« Die Einführung<br />

von Airbags in Autos habe auch nicht dazu<br />

geführt, dass Fahrer jetzt riskanter überholen,<br />

weil sie eine Sicherheitsreserve haben.<br />

Sicher lässt sich <strong>zum</strong>indest sagen: Die Zahl<br />

der Lawinentoten ist im Alpenraum mit<br />

circa 100 pro Jahr seit langem konstant<br />

– während die Zahl der Skitourengeher<br />

und Tiefschnee-Fahrer rasant gestiegen ist.<br />

Daran haben die Schneeforscher, der Lawinenwarndienst<br />

sowie immer bessere LVS-<br />

Geräte einen großen Anteil.<br />

Aber eben auch jene tote Gams aus Bad Reichenhall,<br />

die den Förster Josef Hohenester<br />

einst auf der Lawine schwimmen ließ. ◀<br />

Taglingers Tipp:<br />

Schwimmen<br />

und Luft holen!<br />

»Natürlich ist es am besten, gar nicht erst<br />

in eine Lawine zu geraten. Doch falls das<br />

passiert und man keinen Airbag dabei hat,<br />

der eine Verschüttung zu vermeiden hilft,<br />

gibt es Verhaltensregeln, mit denen sich<br />

die Überlebenswahrscheinlichkeit <strong>zum</strong>indest<br />

etwas erhöhen lässt. Zwei Dinge sind<br />

wichtig: Man sollte sich bemühen, nicht<br />

zu tief verschüttet zu werden, andererseits<br />

versuchen, sich ein wenig Raum <strong>zum</strong> Atmen<br />

zu verschaffen. Um das Erste zu erreichen,<br />

sollte man Ski und Stöcke loswerden, bevor<br />

man vom fl ießenden Schnee erfasst wird.<br />

Dann Schwimmbewegungen machen, so<br />

kann man etwas Auftrieb bekommen. Weil<br />

sich Ski und Stöcke nirgendwo verhaken<br />

können, tritt so derselbe Effekt wie beim<br />

Airbag ein, nur eben in klein. Wenn man<br />

merkt, dass der Schnee langsamer wird,<br />

liegt die Priorität jedoch auf der Atemluft<br />

– schließlich sterben die meisten Lawinenopfer<br />

an Ersticken. Deshalb sollte man<br />

kurz vor dem Stillstand der Lawine mit dem<br />

Schwimmen aufhören und sich Hände und<br />

Arme vor das Gesicht halten. So lässt sich<br />

eine kleine Atemhöhle schaffen, außerdem<br />

kann man versuchen, die Atemwege zu<br />

befreien, falls man Schnee in den Mund<br />

bekommen hat.<br />

Reiner Taglinger, Jahrgang 1969, ist Leiter der<br />

Mammut Alpine School und Ausbildungsreferent<br />

des deutschen Bergführerverbandes.<br />

ERFAHRUNG, QUALITÄT, KOMPETENZ AM BERG.<br />

(Foto: Josef Mallaun)<br />

DIE BERGE SIND UNSER ZUHAUSE. ZU JEDER ZEIT.<br />

Mehr als ein Gefühl: Daheim sein<br />

heißt für uns, die schönsten Momente<br />

gemeinsam geniessen.<br />

Bergreisen weltweit – der neue<br />

Katalog ist da! Jetzt anfordern unter:<br />

www.dav-summit-club.de<br />

Beratung und Buchung: DAV Summit Club GmbH – <strong>Bergsteiger</strong>schule des Deutschen Alpenvereins | Am Perlacher Forst 186 – 81545 München | Telefon +49 89 64240-0 | info@dav-summit-club.de | www.dav-summit-club.de


SERVICE<br />

Bergbekleidung aus Merinofaser<br />

Die Zauberwolle<br />

Bis vor kurzem schien der Siegeszug der Synthetikfaser unaufhaltsam.<br />

Leicht, billig und effektiv – kein anderer Stoff konnte der »Funktionswäsche«<br />

das Wasser reichen. Nun versucht es ein alter Bekannter. Von Thomas Ebert<br />

die Natur dem<br />

Tier alles Rüstzeug mitgab,<br />

ist der Mensch darauf<br />

angewiesen, sich »Während<br />

Stoffe und Kräfte der Erde durch besondere<br />

Zubereitung dienstbar zu machen.« Soweit<br />

Karl Schmidt in seinem Ausrüstungsratgeber<br />

für <strong>Bergsteiger</strong> aus dem Jahr 1935. Doch<br />

mit der Synthetikfaser schien es, als hätte<br />

der Mensch, insbesondere der <strong>Bergsteiger</strong>,<br />

die Natur endlich überlistet. Superleichte<br />

Fleecejacken und im Nu trocknende Unterwäsche,<br />

erhältlich zu moderaten Preisen:<br />

Der heilige Bekleidungsgral war gefunden.<br />

Vom Peutereygrat bis in die Fußgängerzone<br />

reichte die Front der Funktionsträger. Und<br />

heute? Wollen alle zurück zur Natur.<br />

Der Grund dafür liegt in der Rückkehr einer<br />

fast vergessenen Faser: Schafwolle. Ihr<br />

Ruf war nicht der beste: kratzig, schwer,<br />

im Regen wie ein Schwamm. Und dennoch<br />

kommt heute kaum eine Bekleidungsfirma<br />

ohne eigene Wollkollektion aus. »Schuld«<br />

ist das Merinoschaf, eine besondere Rasse,<br />

die fast ausschließlich auf der Südhalbkugel<br />

lebt. Seit knapp 20 Jahren wird seine<br />

Wolle hierzulande in Bergsportkleidung<br />

verarbeitet. Hauptunterschied zur normalen<br />

Schurwolle: Die Fasern sind nur halb<br />

so dick wie ein menschliches Haar, was das<br />

Kratzgefühl vollständig eliminiert.<br />

Entscheidender sind aber andere Eigenschaften,<br />

denn am Berg zählen vor allem<br />

drei Dinge: Hält es warm? Wieviel Nässe<br />

INFO<br />

»Spanische Wolle«<br />

Lange besaß Spanien das Monopol auf<br />

Merinoschafe – die Ausfuhr der »spanischen<br />

Wolle« wurde einst mit dem Tod bestraft.<br />

Erst im 19. Jahrhundert fand die Rasse<br />

ihre Heimat im sogenannten Merinogürtel,<br />

der Argentinien, Südafrika und Neuseeland<br />

verbindet. Hauptexporteur ist Australien:<br />

Von dort stammen 85 % der Bekleidungswolle.<br />

Die Verarbeitung fi ndet heute größtenteils<br />

in China statt, wo auch die meisten<br />

Endprodukte produziert werden. Europäische<br />

Merinoschafe besitzen zwar auch feine<br />

Unterwolle, die aber muss aufwendig vom<br />

dicken Deckhaar getrennt werden.<br />

88 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Fotos: Woolmark (2), Ortovox, Icebreaker, Smartwool, Mover<br />

Edler Rohstoff: Etwa<br />

vier bis fünf Kilogramm<br />

Wolle produziert ein<br />

Merinoschaf im Jahr.<br />

nimmt es auf ? Und wie viel schwitze ich darin?<br />

Eins vorab: In keiner dieser Disziplinen<br />

ist die Merinofaser absolute Spitze. Daune<br />

isoliert besser, Synthetik trocknet schneller<br />

und saugt sich auch weniger voll. Allerdings<br />

ist Merinowolle überall vorne dabei und hat<br />

kaum Schwächen – was sich übrigens auch<br />

im Preis niederschlägt.<br />

Das Geheimnis liegt in der Struktur: Zwischen<br />

den feinen Fasern liegen kleine Hohlräume,<br />

die für Temperaturausgleich sorgen.<br />

Im Gegensatz zur glatten Oberfläche<br />

von Synthetik wird hier Luft und Dampf<br />

zwischengespeichert, was den Körper (bis<br />

zu einem gewissen Grad) wärmt oder kühlt.<br />

Am Berg macht sich das vor allem bei Pausen<br />

bemerkbar: Mit Merinokleidung wird<br />

man seltener Überflüssiges weg- oder Zusätzliches<br />

auspacken. Ihre Trümpfe spielt<br />

die Merinowolle aus, wenn die Kleidung<br />

über längere Zeit getragen wird. Zum sehr<br />

hohen Tragekomfort kommt dann vor allem<br />

die Geruchskomponente, denn Merino<br />

ist selbstreinigend und entwickelt bei weitem<br />

nicht den Gestank von verschwitzten<br />

Synthetikklamotten – ein klares Alleinstellungsmerkmal.<br />

Und: Im Vergleich zu<br />

normaler Wolle ist Merino deutlich leichter.<br />

Für bestimmte Spielarten hat die Synthetikfaser<br />

allerdings weiterhin ihre Berechtigung,<br />

denn in puncto Feuchtigkeitstransport<br />

bleibt das Plastikshirt unschlagbar.<br />

Wer in Merino, besonders in enganliegender<br />

Wäsche, viel schwitzt, wird vom klammen<br />

Gefühl erst später erlöst als in Funktionsshirts.<br />

Die klassische Wechselwäsche ist<br />

im Rucksack von sportlichen <strong>Bergsteiger</strong>n<br />

also weiterhin sinnvoll. Zudem sollte beim<br />

Kauf unbedingt die Materialdichte beachtet<br />

werden. Üblicherweise wird der Stoff<br />

in Gramm pro Quadratmeter angegeben<br />

– die dünnsten Merinoshirts beginnen bei<br />

130 g/m². Wer denkt, Merino ist gleich Merino,<br />

wird den Fehler, bei 30° Celsius mit<br />

einem 240er-Shirt loszuziehen, nur einmal<br />

machen. Auch auf die Zusammensetzung<br />

lohnt ein Blick: Viele Hersteller mischen<br />

der reinen Merinowolle Elasthan oder Polyester<br />

bei, um sie funktioneller zu machen.<br />

Natürlicher Alleskönner<br />

Merino genießt einen guten ökologischen<br />

Ruf. Die reine Wolle ist nachwachsend, biologisch<br />

abbaubar und auf der Haut deutlich<br />

angenehmer als Synthetikmaterial.<br />

Ganz »grün« ist aber auch Merino nicht:<br />

Verarbeitet und produziert wird häufig in<br />

Billiglohnländern, und die Behandlung der<br />

Schafe (Stichwort: Mulesing) ist mitunter<br />

zweifelhaft.<br />

Unterm Strich ist Merino aber gerade für<br />

<strong>Bergsteiger</strong> ein echter Alleskönner. Das hat<br />

auch die Bergrettung Tirol erkannt. Geschäftsleiter<br />

Peter Veider hat für seine Mannen<br />

von der Unterhose bis zur Fütterung alles<br />

auf Merino getrimmt: »Anfangs war es ein<br />

Zwangsumstieg, heute gibt es keinen mehr,<br />

der nichts aus Merino hat«. Karl Schmidt<br />

würde sagen: Manchmal ist das Rüstzeug der<br />

Natur eben doch das Beste.<br />

◀<br />

Merinofasern sind dünner als menschliches<br />

Haar und kratzen daher nicht auf der Haut.<br />

TIPP<br />

Merino –<br />

Wie pflegen?<br />

Ganz oben auf der Liste sollte der Schutz<br />

vor Motten stehen, denn die lieben Merinowäsche.<br />

Hier empfi ehlt sich ein Kleidersack.<br />

Ansonsten verfügen Merinofasern über eine<br />

gute Selbstreinigung, sind geruchsneutral<br />

und müssen nicht nach jedem Tragen gewaschen<br />

werden. Lieber auslüften! Wenn die<br />

Wäsche unumgänglich ist, dann am besten<br />

mit einem enzymfreien Wollwaschmittel bei<br />

30° Grad im Schonwaschgang – normales<br />

Waschmittel bricht die Keratinfasern der<br />

Wolle auf. Anschließend nicht in den Trockner<br />

geben oder über Hitze trocknen.<br />

Riecht nicht und trägt sich angenehm auf der Haut: vier Merino-Produkttipps<br />

Ortovox<br />

Merino Supersoft<br />

Long Sleeve<br />

53 % Merino, 43 %<br />

Modal, 4 % Polyamid<br />

UVP: 79,95 Euro<br />

www.ortovox.de<br />

Icebreaker<br />

Sprint Legless<br />

96 % Merino,<br />

4 % Elasthan<br />

UVP: 70,- Euro<br />

www.icebreaker.de<br />

Smartwool<br />

Hike Medium Crew<br />

SW130<br />

74 % Merino, 25 %<br />

Nylon, 1 % Elasthan<br />

UVP: 19,95 Euro<br />

www.smartwool.de<br />

Mover<br />

Merino Cap<br />

100 % Merino<br />

UVP: 40,- Euro<br />

www.mover.eu<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 89


KAUFBERATUNG: Schneeschuhe<br />

Großspurig<br />

Die Erfindung von Schneeschuhen ist nichts Neues. Seit jeher nutzen<br />

die Menschen die breiten Teller an den Füßen, um sich im Winter mühelos<br />

fortbewegen zu können. Neu ist jedoch: Immer mehr Hersteller setzen<br />

inzwischen auf Schneeschuhe für alpines Gelände. Von Christian Schneeweiß<br />

90 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Auf großem Fuß: Mit<br />

Schneeschuhen sinkt<br />

man weder tief ein noch<br />

verliert man den Halt.<br />

Man muss kein Skitourengeher sein, um im Winter abgelegene Orte aufspüren zu können.<br />

Fotos: Bernd Römmelt<br />

Selbst ein guter Schneeschuh ist<br />

zwangsläufig ein Kompromiss:<br />

zwischen Auftrieb und Handlichkeit,<br />

zwischen Robustheit und<br />

Gewicht. Je kleiner der Schneeschuh,<br />

desto geländetauglicher ist er, aber<br />

desto tiefer sinkt man damit in den Schnee.<br />

Schmale Schneeschuhe mit bis zu 20 Zentimetern<br />

Breite ermöglichen eine natürlichere<br />

Gehweise, besitzen bessere Querungseigenschaften<br />

und sind somit alpintauglicher als<br />

Standard-Schneeschuhe (21 bis 23 cm). Die<br />

starke Frontaufbiegung der meisten Modelle<br />

zahlt sich sowohl in tiefem Schnee als auch<br />

bei steilen Aufschwüngen aus. Damenmodelle<br />

sind in der Regel schmaler und kürzer<br />

(MSR, Tubbs; Atlas mit eigener Elektra-Reihe).<br />

▶ Optimale Länge, passendes Gewicht<br />

Es gibt drei Grundtypen von Schneeschuhen.<br />

Erstens: originale Holzrahmenmodelle mit<br />

empfindlicher Haut- oder schwerer Leder-<br />

Bespannung und mittigem Schwerpunkt.<br />

Sie verbreiten einen Hauch von Nostalgie<br />

und eignen sich für flachere Routen und<br />

Tiefschnee.<br />

Zweitens: Klassische Alurahmenmodelle mit<br />

flexibler Hypalonbespannung und vorgelagertem<br />

Schwerpunkt gibt es in mehreren<br />

Längen und für fast alle Bedingungen außer<br />

extreme Alpineinsätze; da schwächeln sie bei<br />

Querungen. Genial sind die Verlängerungen<br />

von MSR für tieferen Schnee, die man im steilen<br />

Abstieg allerdings abnehmen sollte.<br />

Drittens: Kunststoffschneeschuhe haben normalerweise<br />

Einheitsgrößen (Tubbs Flex gibt es<br />

auch in XL) und sind eher kurz. Die Stärken<br />

von Alpinmodellen aus Kunststoff liegen in<br />

der hohen Beweglichkeit und Griffigkeit auf<br />

harten oder steilen Hängen. Neuerdings gibt<br />

es Kunststoffmodelle mit flexiblem Schwanz<br />

(Tubbs Flex) oder Seiten (Salewa), die sich im<br />

Abstieg oder bei Querungen dem Hang etwas<br />

anpassen.<br />

▶ Harschkrallen im alpinen Gelände<br />

Originalschneeschuhe ohne Harschkrallen,<br />

Billigmodelle unter 100 Euro oder einfache<br />

Kindermodelle sind meist nur bei weichem<br />

Schnee oder in flachem Gelände sicher zu<br />

verwenden. Schneeschuhe mit guten Harscheisen<br />

sind hingegen überall einsetzbar und<br />

greifen auch auf vereisten Fahrwegen. Je<br />

nach Länge (Alpinmodell Tubbs Flex 4 cm,<br />

Trekkingmodell Xpedition 2,5 cm), Stellung<br />

und »Aggressivität« der Krallen ist der Griff<br />

der Schneeschuhe sehr unterschiedlich.<br />

Beim Modell Atlas etwa stehen die Krallen<br />

nach unten in alle Richtungen, während<br />

Komperdell auf breite Frontkrallen setzt. Im<br />

Vergleich zu den Krallen des TSL 325 sind jene<br />

des Salewa-Modells extrem spitz.<br />

Entscheidend sind die Krallen vorne unter<br />

den Fußballen, die mittels Kunststoffbelag<br />

oder Oberflächenbehandlung gegen Schneestollen<br />

geschützt sind. Ausgeprägte Frontkrallen<br />

sind beim Aufsteigen wichtig, wobei<br />

Alurahmenmodelle meist auch Krallen gegen<br />

Zurückrutschen besitzen. Bei Kunststoffmodellen<br />

stabilisieren Rahmenstreben den<br />

Schneeschuh im Schnee – bei den alpinklassischen<br />

MSR Lightning und bei Atlas Spindrift<br />

erledigt das sogar ein kompletter Krallenrahmen!<br />

Alle Kunststoff-Alpinmodelle besitzen<br />

inzwischen unterm Rahmen längs Krallenschienen<br />

für sicheren Halt bei Querungen<br />

vor allem in hartem Schnee (Tubbs Flex top,<br />

MSR Evo, Salewa, auch Inook Freestep). Schneeschuh-Krallen<br />

sind immer so angeordnet,<br />

dass sie sich gegenseitig stützen und man<br />

auch apere Passagen damit gut bewältigt.<br />

▶ Starr oder elastisch: die Aufhängung<br />

Der Dreh- und Schwerpunkt der Bindung<br />

befindet sich meist ein Viertel, bei kurzen<br />

Modellen und Faber ein Drittel der Schneeschuhlänge<br />

hinter der Spitze. Längere<br />

Schneeschuhe sind daher im Abstieg frontlastig.<br />

Eine feste Platte mit Drehpunkt<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 91


EXPERTEN-TIPP<br />

»Auf bergigen<br />

<strong>Touren</strong> ist man<br />

mit kleineren<br />

Rahmen wendiger.«<br />

Bernhard Mitterhuber, für MSR und<br />

Tubbs im Außendienst, war Teilnehmer<br />

der ersten Alpenüberquerung mit<br />

Schneeschuhen.<br />

Tipp 1 Erster Anhaltspunkt bei der Wahl<br />

des passenden Schneeschuhs sind die An -<br />

gaben des Herstellers <strong>zum</strong> Körpergewicht (mit<br />

Ausrüstung). Für bergige <strong>Touren</strong> oder gespurte<br />

Pfade ist im Zweifelsfall die kleinere Rahmengröße<br />

besser, weil das Gehen damit wendiger<br />

und leichter funktioniert. Im Tiefschnee und<br />

beim Spuren sind dagegen Schneeschuhe<br />

der empfohlenen Größe angesagt. Mehrtägige<br />

Durchquerungen mit schwerem Gepäck<br />

erfordern einen größeren Rahmen.<br />

Tipp 2 Eine elastische Aufhängung zieht<br />

den Schneeschuh wie eine Feder zurück an<br />

die Ferse, was in fl achem Gelände komfortabel<br />

ist. Bei steilen Anstiegen muss man das Bein<br />

allerdings höher anheben. Eine starre Achs -<br />

aufhängung ermöglicht ein Anwinkeln des<br />

Schneeschuhs bis zu 90 Grad und optimales<br />

Aufsteigen in bergigem Gelände. Bei steilen<br />

Abwärtspassagen ist darauf zu achten, dass der<br />

Schneeschuh nicht »vorklappt«.<br />

Tipp 3 Alurahmen-Schneeschuhe sind<br />

leichter als Kunststoffmodelle und ermöglichen<br />

ein komfortables Auftreten durch ihr weiches<br />

Deck. Klassische Rohrrahmen-Modelle sind für<br />

steile Querungen nur bedingt geeignet. Für<br />

alpine Bedingungen gibt es daher Modelle mit<br />

gezahntem Alufl achrahmen und hochklappbarer<br />

Steighilfe. Kunststoff-Decks machen<br />

beim Gehen mehr Geräusche und sind nicht<br />

reparierbar. Ein Anstollen der Krallen ist selten,<br />

lässt sich aber nicht hundertprozentig aus -<br />

schließen. Meist reicht eine Antistollplatte aus<br />

Kunststoff; ansonsten hilft Silikonspray. Auf<br />

Tour sollte man Kontakt mit Wasser, beispielsweise<br />

bei Bachüberquerungen, meiden.<br />

unterm Fußballen (perfekt bei Inook Freestep)<br />

fixiert die Schuhstellung. Alle klassischen<br />

Schneeschuhe funktionieren nach diesem<br />

Grundprinzip, wobei Modelle mit starrer<br />

Achse eine exakte Kantstellung im Schnee<br />

ermöglichen. Schneeschuhe mit elastischer<br />

Aufhängung wie beispielsweise bei Komperdell<br />

und Atlas passen sich hartem Untergrund<br />

an und sind manövrierfähiger (ideal als kleine<br />

leichte »Jogger«). Doch sie bieten auch<br />

weniger Seitenhalt als Starr-Achser, wirbeln<br />

bei flottem Gehen Schnee von hinten gegen<br />

die Beine und behindern (Atlas) beim Abstieg.<br />

▶ Schlupf oder Steg: Bindungen<br />

Nur die Einsteigermodelle sind mit einem<br />

umständlicheren, schwächer fixierenden<br />

und möglicherweise einschneidenden Riemenverschluss<br />

versehen. Komperdell hat dieses<br />

System für seine Schneeschuhe perfekt<br />

abgewandelt. Modelle für Ambitionierte besitzen<br />

vorne eine komfortable Schlupfbindung<br />

aus flexiblem Kunststoff über Vorfuß<br />

und Rist oder eine Korbbindung mit seitlicher<br />

Führung. Diese Bindungen werden bei<br />

hochwertigen Modellen mit einem zentrierenden<br />

Doppelriemen-Schnellverschluss fixiert;<br />

Atlas hat dies besser umgesetzt als Tubbs.<br />

Gegen Rückrutschen des Schuhs sichert ein<br />

Fersenriemen. Als Material hat sich hierbei<br />

Elastomer mit vereisungsresistenter Dornfixierung<br />

und Schnellverschluss (Tubbs, Atlas)<br />

durchgesetzt. Diese Konstruktion stammt<br />

von MSR, dessen Modelle sich mit vier verbesserten<br />

Riemen fest schließen lassen, jedoch<br />

nicht für weiche Schuhe geeignet sind.<br />

Bei den meisten Kunststoffschneeschuhen<br />

(außer alpine MSR Evo, Tubbs Flex) stabilisiert<br />

eine Bindung mit starrem, aber bis auf Salewa<br />

nicht verwindungssteifem Steg den<br />

gesamten Schuh. Diese Stegbindungen aus<br />

Supergrip: Die aggressiven Harschkrallen<br />

des Alpinmodells Tubbs Flex Alp mit sehr<br />

spitzen Zacken an den Längsschienen (für<br />

Querungen) und dem Krallenkorb unterm<br />

Vorfuß halten auch bei weicherem Schnee.<br />

Kunststoff besitzen vorne einen Korb mit<br />

Riemenfixierung (Doppelriemen sind hier<br />

effektiver) und hinten einen Fersenkorb.<br />

Dieser wird mit einfachem Schnallenriemen<br />

(perfekt umgesetzt bei Salewa) oder besser<br />

per »zugkräftigem«, trimmbarem Ratschenschnellverschluss<br />

mit Polsterung überm Rist<br />

fixiert. Bei letzterem ist TSL führend. Nach<br />

Einstellung der passenden Bindungslänge ist<br />

ein komfortables Gehen auch mit weichen,<br />

wasserdichten Trekkingschuhen möglich.<br />

Die Schneeschuhe von TSL kann man mit<br />

verschiedenen Bindungen kaufen.<br />

Steighilfen sind an allen Schneeschuhen für<br />

den Berg- und Alpinbereich sinnvoll. Inook<br />

und Salewa kombinieren die Transportfixierung<br />

der Bindung mit einer per Stock verstellbaren<br />

Steighilfe, bei TSL sind sie getrennt. ◀<br />

TIPP<br />

Schneeschuh mit<br />

Schneeweiß<br />

Auf 192 Seiten hat der Alpinjournalist<br />

Christian Schneeweiß sein umfassendes<br />

Wissen über die Technik des Schneeschuhgehens<br />

verständlich<br />

und professionell aufbereitet,<br />

sodass nicht nur<br />

Einsteiger einen guten<br />

Überblick bekommen. Auch<br />

Fortgeschrittene erfahren<br />

in diesem Lehrbuch einige<br />

neue, nützliche Hinweise.<br />

»Schneeschuhgehen« ist<br />

im Bruckmann-Verlag<br />

erschienen und kostet<br />

19,95 Euro.<br />

Stollenschreck: Zur Vermeidung von<br />

Schneeanlagerungen besitzen diese Harschkrallen<br />

eine schneeabweisende Oberfläche<br />

plus Kunststoffbelag (Komperdell).<br />

Auch die Hypalon-Bespannung stollt nicht.<br />

92 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


So bewertet der BERGSTEIGER<br />

2<br />

Fotos: Andreas Strauß, Christian Schneeweiß (o.re.), privat (o.li.)<br />

KONSTRUKTION<br />

Schon beim Anschnallen wurden<br />

Bedienbarkeit und Halt der<br />

Bindung getestet. Die Bindungen<br />

funktionierten meist dank Doppelriemenbindung<br />

(top Schlupfbindung<br />

beim Atlas Spindrift) oder<br />

Stegbindung (alle schnell, Salewa<br />

<strong>zum</strong> Öffnen einfach per Schnallenklick)<br />

unkompliziert in zwei Zügen<br />

(vorn und Ferse). Verbessert haben<br />

sich MSR mit seinen dornfi xierten<br />

Elastikriemen (schneller und sicherer)<br />

und Komperdell (schneller<br />

zu bedienender Korbriemen). Die<br />

Längenverstellung von Stegbindungen<br />

war bei Inook, TSL 325 sehr<br />

einfach (mit Schuh einstellbar)<br />

und deren Arretierung bei Salewa<br />

überzeugend sicher, jedoch beim<br />

Verkleinern mühsam.<br />

Bei Hangneigungen von fl ach bis<br />

steil und bei Steilhangquerungen<br />

konnten die Schneeschuhe einem<br />

wirklichkeitsnahen Funktionstest<br />

unterzogen werden. Im Flachen<br />

ließ sich mit allen Schneeschuhen<br />

bequem gehen, weshalb diese<br />

Bewertung herausgenommen<br />

wurde. Ansonsten ergaben sich<br />

große Unterschiede, die letztlich<br />

die Einsatzbereiche der Schneeschuhe<br />

abbilden. Der Aufstieg in<br />

der Direttissima war die Königsdisziplin<br />

der Berg-Schneeschuhe,<br />

was sich in sehr gutem Verkrallen<br />

(Alpinschneeschuhe Tubbs Flex<br />

Alp, MSR Evo) schon im gesetzten<br />

oder feuchten Pulverschnee niederschlug.<br />

Weniger Griffsicherheit<br />

zeigten Trekkingmodelle mit schwächeren<br />

Krallen (vor allem Atlas<br />

930, TSL 325). Das Originalmodell<br />

Faber fi el eher durch mangelndes<br />

Anheben der Spitze ab, die Griffi<br />

gkeit des Gefl echts machte sich<br />

hingegen erstaunlich gut. Steighilfen<br />

waren eine große Entlastung<br />

(bei Inook etwas niedrig).<br />

Beim Abstieg wurden sowohl die<br />

Ergonomie als auch die Griffi g-<br />

keit im Schnee bewertet. Mit<br />

den kurzen Alpinmodellen MSR<br />

Evo, Salewa und Tubbs Flex Alp<br />

ließ sich erwartungsgemäß am<br />

besten direkt absteigen. Längere<br />

Schneeschuhe waren wegen ihrer<br />

Schwänze (Tubbs Expedition, Komperdell)<br />

ungünstiger im Abstieg,<br />

und sofern ihre Unterseite glatt<br />

bespannt war, auch relativ rutschig<br />

(vor allem Atlas 930). Das ist<br />

kein Nachteil, wenn man abrodeln<br />

will. Faber und TSL 325 dagegen<br />

rutschten mangels (ausgeprägter)<br />

Harschkrallen.<br />

Auch bei Querungen machten sich<br />

die breiten Schneeschuhe oder<br />

jene mit schwachen Harschkrallen<br />

schlecht. Bei den Alurahmenmodellen<br />

schnitten nur die Krallenrahmenversionen<br />

MSR Lightning<br />

und Atlas Spindrift sehr gut bzw.<br />

1<br />

Bindungseinstieg (Abb. 1):<br />

Durchdachte Schlupf- und<br />

Korbbindungen lassen sich<br />

vorne durch Zug an gedoppelten<br />

Riemen mit einem Handgriff<br />

schließen und perfekt an den<br />

Schuh anpassen (Atlas 930 mit<br />

Einhandbedienung).<br />

Steighilfen (Abb. 2): Beim Gehen<br />

taucht der Schuh in die vordere<br />

Öffnung des Schneeschuhs,<br />

wegen weicher Aufhängung nur<br />

relativ gut ab. Tubbs, Salewa, MSR<br />

Denali eigneten sich dank aggressiver<br />

Längs-Krallenschienen perfekt<br />

<strong>zum</strong> Queren auch bei hartem<br />

Schnee: die optimalen Schneeschuhe<br />

für den Alpineinsatz.<br />

EINSATZBEREICHE<br />

Flach: Der Schwerpunkt der<br />

Belastung liegt möglichst mittig<br />

(optimale Gewichtsverteilung), die<br />

Front kann wenig aufgebogen sein.<br />

Auf Harscheisen muss hierbei kein<br />

großer Wert gelegt werden: Sie<br />

können weniger griffi g sein oder<br />

ganz fehlen.<br />

3<br />

wobei sich die Front automatisch<br />

anhebt. Zudem besitzen alle<br />

Alpin-Modelle Steighilfen für den<br />

Aufstieg (MSR Lightning Ascent).<br />

Krallenschienen (Abb. 3): Bei Querungen<br />

greifen Schneeschuhe mit<br />

Krallenrahmen (MSR Lightning)<br />

oder Längsschienen am besten.<br />

In weichem Schnee reicht vor<br />

allem bei starrer Achse das Einkanten<br />

des Rahmens aus.<br />

Bergig: Bei aufstiegstauglichen<br />

Schneeschuhen liegt der Schwerpunkt<br />

bei den meisten Modellen<br />

weiter vorne, die Größe ist eher<br />

mittel (ca. 63–65 cm; für Schwerere<br />

oder bei tieferem Schnee:<br />

76 cm), die Harscheisen sind griffi g.<br />

Alpin: Der Schwerpunkt liegt deutlich<br />

vorne, die Front ist stark aufgebogen<br />

und die Fläche eher klein<br />

(56–63 cm). Die vorzugsweise vom<br />

Rahmen unterstützten Harscheisen<br />

sind nicht nur sehr griffi g, sondern<br />

greifen durch Krallenschienen bzw.<br />

Krallenrahmen (beides Erfi ndungen<br />

von MSR) auch seitlich sehr<br />

gut. Auch bei gefrorenem Schnee<br />

gut einsetzbar.<br />

Mehrzwecksystem: Die meisten Kunststoffschneeschuhe<br />

besitzen eine Stegbindung<br />

mit per Stock zu bedienender Steighilfe, mit<br />

Transportfixierung und Bindungseinstellung<br />

auf die Schuhlänge (Komfortmodell TSL).<br />

All-in-one: Mit einem Zuggriff lässt sich<br />

diese Doppelriemenbindung aufziehen<br />

(Atlas Spindrift). Bei vergleichbaren Systemen<br />

anderer Hersteller benötigt man<br />

dazu beide Hände.<br />

Flächenvariabel: Ansetzen, reinschieben,<br />

zudrehen – so funktioniert die 15 Zentimeter<br />

lange Verlängerung diese Kurzschneeschuhs<br />

(Alpinmodell MSR Evo) für besseren Auftrieb<br />

bei weicherem Schnee.<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 93


KAUFBERATUNG : Schneeschuhe<br />

TIPP<br />

Preis/Leistg.<br />

Atlas 930<br />

Snowshoe (Men’s)<br />

Atlas Spindrift 28<br />

Backcountry<br />

Faber<br />

Snowshoes<br />

Inook<br />

Expert<br />

Inook<br />

Freestep<br />

Komperdell<br />

Alpinist 30<br />

Vertrieb, Info 0 88 56/9 01-0,<br />

www.atlassnowshoe.com<br />

0 88 56/9 01-0,<br />

www.atlassnowshoe.com<br />

0 80 31/9 08 20 13,<br />

www.schneeschuhe.de<br />

0 75 20/95 61-50, www.<br />

schneeschuhprofi .com<br />

0 75 20/95 61-50, www.<br />

schneeschuhprofi .com<br />

00 43/62 32/42 01-0,<br />

www.komperdell.com<br />

Preis in Euro 159,95 299,95 289,- 139,95 184,95 <strong>12</strong>9,95<br />

Gew./Paar 2080 g 2170 g 2480 g 2300 g 2200 g 2090 g<br />

Maße/<br />

Größen<br />

76,5 x 23–16cm /<br />

3 Größen 25/30/35 Zoll<br />

62 x 22–17,5 cm /<br />

Größen 24/28 Zoll<br />

90 x 25–11 cm /<br />

Größen 30/36 Zoll<br />

61,5 x 22–19 cm /<br />

Einheitsgröße<br />

63 x 20–18,5 cm /<br />

Einheitsgröße, am Ballen<br />

breiter<br />

77 x 23–17,5 cm /<br />

Größen 25/30 Zoll<br />

Konstruktion<br />

und Material<br />

Alurahmen mit Hypalon-<br />

Bespannung, vorn<br />

aufgebogen<br />

Alukrallenrahmen mit<br />

Hypalon-Bespannung,<br />

vorn stark aufgebogen<br />

Holzrahmen mit Hautbespannung,<br />

vorn kaum<br />

aufgebogen<br />

Kunststoff, vorn und<br />

hinten aufgebogen<br />

Kunststoff, vorn aufgebogen,<br />

seitlich fl exibel<br />

Alurahmen mit Bespannung,<br />

vorn lang<br />

aufgebogen<br />

Harschkrallen Front 2,5 cm, schräg<br />

1,5 cm, hinten 2 cm,<br />

Rückzacken<br />

Vorn 2,5–3 cm,<br />

Krallenrahmen<br />

1,7–3 cm, Rahmen-<br />

Querkralle 3 cm<br />

Keine (Halt durch Gefl<br />

echt der Bespannung)<br />

Front 2 cm, 6 Krallenstifte,<br />

Außenrahmen,<br />

Querstreben niedrig<br />

Front 2 cm,<br />

4 Krallenschienen Alu<br />

3–4 cm, Außenrahmen,<br />

Querstreben<br />

3,5/2,5 cm scharf,<br />

Antistoll-Belag/Beschichtung,<br />

Seitenzacken auch<br />

an Ferse, Rückzacke<br />

Bindung<br />

Riemenkorb-Bindung mit<br />

Doppelverschluss vorn<br />

und Dornverschluss hinten;<br />

federnd aufgehängt<br />

Schlupfkorb-Bindung<br />

mit Doppelverschluss<br />

vorn und Dornschnellverschluss<br />

hinten; federnd<br />

aufgehängt<br />

Robuste Lederbindung<br />

»heavy duty«<br />

mit Klemmschnürung,<br />

Fersenschnalle; fest<br />

aufgehängt<br />

Stegbindung mit Korbriemen<br />

vorn und trimmbarer<br />

Schnellratsche hinten;<br />

starre Achse<br />

Stegbindung mit Korbriemen<br />

vorn und trimmbarer<br />

Schnellratsche<br />

hinten; starre Achse<br />

Feste Riemenkorb-Bindung<br />

mit Doppelverschluss und<br />

hinten Riemenverschluss;<br />

elastisch aufgehängt<br />

/<br />

Extras<br />

Stauverbindung<br />

Rahmenklammern,<br />

Frauenvariante Elektra<br />

Schwanz etwas aufgebogen,<br />

Steighilfe, Fixierung<br />

mit Stock hochklappbar<br />

auch mit spitzem<br />

»Biberschwanz«, Trittschutz<br />

gegen Bespannungsschäden,<br />

nach Tour<br />

trocken lagern!<br />

Steighilfe/Bindungsfi -<br />

xierung mit Stockbedienung,<br />

Stautasche mit<br />

Stöckefi xierung<br />

Steighilfe/Bindungsfi -<br />

xierung mit Stockbedienung,<br />

Stautasche mit<br />

Stöckefi xierung<br />

–<br />

BEWERTUNGEN<br />

Bindungshalt ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Bedienung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Aufstieg ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Abstieg ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Querung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Unser<br />

Eindruck<br />

Günstiger Trekking-<br />

Schneeschuh; großfl<br />

ächig, Bindung fest,<br />

aber dehnt sich; Krallen<br />

weniger griffi g, Fersenriemen<br />

hakelig, nicht für<br />

weiche Schuhe, Schwanz<br />

schleudert Schnee,<br />

kaum Seitenhalt, rutscht<br />

bergab<br />

EINSATZBEREICHE<br />

Geländegängiger Allrounder<br />

mit Krallenrahmen;<br />

überall gut, außer bei<br />

Querungen, Bindung<br />

top, aber Aufhängung<br />

zu dehnbar, sichere<br />

Steighilfe, Gummischlupf<br />

für Schuhe hakelig,<br />

Schwanz schleudert<br />

Schnee<br />

Großfl ächiger Originalschneeschuh;<br />

ideal für<br />

weichen Schnee u. fl a-<br />

ches Gelände, einfache<br />

Bindung mit guter Führung,<br />

Einschlupf mühsam<br />

Gefl echt hält gut, aber<br />

Frontpartie hebt kaum<br />

an (schaufelt Schnee),<br />

Tanka vereist/lockert evtl.<br />

Günstiger Trekking-<br />

Allrounder; robustes<br />

Verleihmodell; schnelle<br />

Ratschenbindung mit<br />

top Halt, mit Schuh<br />

verstellbar, seitenstabiler<br />

Gang, Steighilfe sehr<br />

leicht bedienbar, aber<br />

niedrig, weniger für<br />

weiche Schuhe<br />

Komfortabler Berg-<br />

Allrounder; schnelle Ratschenbindung<br />

top Halt,<br />

aber wenig seitenstabil,<br />

mit Schuh verstellbar,<br />

Steighilfe sehr leicht<br />

bedienbar, aber niedrig,<br />

optimaler Drehpunkt,<br />

Krallenschienen kaum<br />

eistauglich<br />

Sehr günstiger Allrounder;<br />

bergtauglicher »Großfl ä-<br />

cher« mit Detailschwächen,<br />

rutscht etwas<br />

bergab, Bindung kann<br />

drücken, Fersenriemen<br />

suboptimal (mühsam +<br />

nicht sehr fest), Steighilfe<br />

fehlt<br />

Flach ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Bergig ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Alpin – ■■■■■ – – ■■■■■ ■■■■■<br />

94 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


TIPP<br />

Allround<br />

TIPP<br />

Alpin<br />

MSR Evo Ascent<br />

+ Tails 6‘‘<br />

MSR Lightning<br />

Ascent + Tails 5“<br />

Salewa<br />

999 Pro<br />

TSL<br />

325 Approach<br />

Tubbs<br />

Flex Alp 24<br />

Tubbs<br />

Xpedition 25w<br />

04 61/5 00 25 55,<br />

www.cascadedesigns.com<br />

04 61/5 00 25 55,<br />

www.cascadedesigns.com<br />

0 89/9 09 93-0,<br />

www.salewa.com<br />

00 43/77 11/3 31 33,<br />

www.tsl-snowshoes.com<br />

00 43/52 23/4 55 94,<br />

www.tubbs.de<br />

00 43/52 23/4 55 94,<br />

www.tubbs.de<br />

229,90 + 39,95 299,90 + 49,95 199,95 169,99 219,- 199,90<br />

1820 g 1800 g 1955 g 1830 g 2050 g 2010 g<br />

57 x 20,5–18 cm /<br />

Einheitsgröße + Option<br />

15 cm Verlängerung<br />

64 x 20,3–16 / + Option<br />

13 cm Verlängerung;<br />

Größen 56/65 cm<br />

57,5 x 20,5–15,5 cm /<br />

Einheitsgröße<br />

58 x 22–16,5 / Größen<br />

56/61 cm (+2 cm<br />

Führungs-Stummel)<br />

62,5 x 20,5–16,5 cm /<br />

Größen Herren/Damen/XL<br />

56/61/71 cm<br />

65,5 x 20,5–13 cm /<br />

Größen 53/63/76/91 cm<br />

Kunststoff,<br />

vorn stark aufgebogen<br />

Alukrallenrahmen mit<br />

Bespannung,<br />

vorn wenig aufgebogen<br />

Am Rand fl exibler Kunststoff,<br />

vorn stark aufgebogen<br />

Kunststoff,<br />

vorn aufgebogen<br />

hinten fl exibler Kunststoff,<br />

vorn aufgebogen<br />

Alurahmen mit Hypalon-/<br />

Plastik-Bespannung,<br />

vorn stark aufgebogen<br />

3/2 cm, Antistoll-beschichtet,<br />

spitze Krallenschienen,<br />

Rahmen-Querstreben<br />

3/2 cm, Antistoll-beschichtet,<br />

Krallen-Rahmen,<br />

Rahmen-Querkrallen<br />

3/2 cm, Front Alu spitz,<br />

sehr spitze Krallenschienen,<br />

niedrige Rahmen-Querstreben<br />

Front 3/1,5 cm Alu, 6<br />

Stahlstifte, Rahmen mit<br />

Längs- und Querstreben<br />

Antistoll-Krallenkorb 4 cm,<br />

sehr spitze Krallenschienen,<br />

Rahmen-Querstreben<br />

Krallen-Korb 2,5 cm, Ferse<br />

2 cm, teils quer/teils längs,<br />

Antistoll-Belag<br />

Gummi-Riemenbindung<br />

mit 4 elastischen<br />

Dornverschluss-Riemen;<br />

starre Achse<br />

Gummi-Riemenbindung<br />

mit 4 elastischen<br />

Dornverschluss-Riemen;<br />

starre Achse<br />

Sicher verstellbare Stegbindung<br />

mit Riemen-Korb<br />

vorn und Schnallverschluss<br />

mit Trimmung hinten;<br />

starre Achse<br />

Verstellbare Stegbindung<br />

mit Doppelriemen-Korb<br />

vorn und Schnellratsche<br />

mit Trimmung hinten; starre<br />

Achse<br />

Riemenbindung mit Führung<br />

und Doppel-Schnellverschluss,<br />

Dornschnellverschluss<br />

hinten;<br />

starre Achse<br />

Korbbindung mit Doppel-<br />

Schnellverschluss, vorn<br />

und Dornschnellverschluss<br />

hinten; starre Achse<br />

Steighilfe mit Zuglasche,<br />

Verlängerung ansteckbar,<br />

Transportgummis,<br />

Produktionsjahr-Angabe<br />

Hohe Steighilfe, Verlängerung<br />

ansteckbar, Transportgummis,<br />

auch schmälere<br />

Damenversion<br />

Steighilfe mit Bindungs-<br />

Fixierung, Staubeutel,<br />

Produktionsjahr-Angabe,<br />

Anleitung<br />

Steighilfe, Bindungs-<br />

Fixierung, Stautasche<br />

Produktionsjahr-Angabe,<br />

Anleitung<br />

Steighilfe, Stau-Klettband,<br />

Front/Schwanz fl exibel,<br />

Produktionsjahr-Angabe<br />

Steighilfe an festem Fersenbereich,<br />

robuster Rahmen<br />

hinten aufgebogen<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Super Gelände-/Alpinschneeschuh;<br />

einfache/<br />

feste Bindung ohne Vereisung,<br />

aber viele Riemen,<br />

sicheres Gehen, sicherste<br />

Steighilfe, Schuhvorstand<br />

variabel, nicht für weiche<br />

Schuhe, Verlängerung bei<br />

Tiefschnee<br />

Alpintauglicher Allrounder<br />

mit Krallenrahmen;<br />

einfache/feste Bindung<br />

ohne Vereisung, aber viele<br />

Riemen, super Geradeauslauf,<br />

Schuhvorstand<br />

variabel, nicht für weiche<br />

Schuhe, Verlängerung bei<br />

Tiefschnee<br />

Alpin-Schneeschuh mit<br />

Stegbindung; Bindung<br />

nach Einstellung sehr exakt<br />

und schnell, Anleitung<br />

ausführlich, Frontkrallen<br />

super, aber stumpfen ab;<br />

Steighilfe gut bedienbar,<br />

aber streng; rutscht etwas<br />

rückwärts<br />

Handlicher Allrounder (außer<br />

alpin), ideal für Verleih,<br />

leichteste Längenverstellung<br />

mit Schuh, mittiger Schwerpunkt,<br />

leichte Steighilfenbedienung,<br />

schnelle<br />

Komfort-Ratschenbindung,<br />

Frontkrallen stumpfen ab<br />

Idealer Alpinschneeschuh;<br />

bester Schneeschuh bei<br />

hartem Schnee, optimal<br />

konstruierte Bindung, kaum<br />

spürbar und wie angegossen,<br />

sichere Steighilfe,<br />

Einstieg hakelig bei voluminösen<br />

Schuhen<br />

Super Allrounder (außer<br />

alpin); schmale Steighilfe<br />

unter Sohle spürbar, in 4<br />

Längen erhältlich, Schwanz<br />

stört bergab, gut konstruierte<br />

Bindung mit optimalem<br />

Halt, Zacken weniger griffi g<br />

■■/■■■ * ■■■/■■■■*<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■ –<br />

* verlängert<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 95


Wo der Schuh<br />

passen muss<br />

Schneeschuhe sind die willkommene Alternative<br />

zu <strong>Touren</strong>ski. Sie ermöglichen es auch Winterwanderern,<br />

die entlegensten Winkel in der tief<br />

verschneiten Winterlandschaft zu erkunden.<br />

TIPP<br />

Schneeschuhgehen<br />

richtig gemacht<br />

■ Schmalere Schneeschuhe bis maximal<br />

20,5 cm Breite sind optimal für Querungen<br />

geeignet und somit als Alpinmodelle ideal.<br />

■ Bei Schneeschuhen ohne Steg- oder<br />

Korbbindung lassen sich die Ballen der Füße<br />

für optimalen Aufstieg etwas vorschieben<br />

und für sicheren Abstieg etwas zurücksetzen.<br />

■ Rückwärtsgehen sollte man vermeiden, da<br />

sich dann die hinten herabhängenden Schneeschuhe<br />

im Schnee vergraben.<br />

■ Erst wenn frischer Pulverschnee sich<br />

gesetzt hat, kommt die Fläche der Schneeschuhe<br />

erkennbar <strong>zum</strong> Tragen.<br />

■ Zur Sicherheit sollte man die Riemen<br />

der Bindungen nach 20 Minuten Gehzeit<br />

nachziehen.<br />

LÄNGE<br />

Ein längerer Schneeschuh oder eine<br />

Verlängerung bietet mehr Auftrieb,<br />

aber geringere Beweglichkeit und<br />

behindert im Abstieg.<br />

HARSCHKRALLEN<br />

Für den Trekkingbereich sollten die<br />

Harschkrallen stumpfer, für den<br />

Alpinbereich länger und spitzer sein<br />

sowie auch seitlich gut greifen.<br />

AUFHÄNGUNG<br />

Eine Bindung mit starrer Achsaufhängung<br />

lässt sich bei Querungen<br />

in weichem Schnee besser einkanten,<br />

eine elastische ermöglicht in<br />

hartem Schnee ergonomischeres<br />

Schrittsetzen.<br />

STEIGHILFEN<br />

Steighilfen erleichtern das<br />

Aufsteigen erheblich.<br />

BINDUNG<br />

Die Bindung sollte den Schuh fest<br />

umschließen; nicht nur, um ein<br />

Vor- und Zurückrutschen, sondern<br />

auch, um seitliches Verrutschen zu<br />

vermindern.<br />

96 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Glaubt man den Herstellern,<br />

ist so gut wie jedes Produkt<br />

grandios. Doch stimmt<br />

das wirklich? Die Redaktion<br />

schildert ihre Eindrücke.<br />

Mammut Miva Hooded<br />

Jacket Women<br />

▶ Das sagt der Hersteller:<br />

Unser Klassiker überarbeitet:<br />

kleines Packmaß (in Innentasche verstaubar) und<br />

doch hervorragende Wärmequalitäten; zusätzlich<br />

mit einer mit Daunen gefütterten, wärmenden<br />

Kapuze. Ideal für Expeditionen sowie <strong>zum</strong> Sport-,<br />

Eis- und Mixedklettern, aber auch für alle anderen<br />

Wintersportarten gut geeignet.<br />

Gewicht: 360 g Farbe: bloom, schwarz, peridot,<br />

mangrove, imperial Obermaterial: Pertex®<br />

Microlight Füllung: 105 g Gänsedaunen 90/10,<br />

750 cuin Preis: 270 € Info: www.mammut.ch<br />

▶ Das sagen wir: Extrem leichte und dünne,<br />

dabei sehr warme, atmungsaktive Daunenjacke.<br />

Guter Schnitt für Damen: Sie liegt am Körper an,<br />

es zieht weder von unten hinein, noch trägt die<br />

Jacke unter einer <strong>Touren</strong>jacke auf.<br />

Packmaß/Gewicht ■■■■■■<br />

Tragekomfort ■■■■■■<br />

Preis/Leistung ■■■■■<br />

CEP Strümpfe<br />

Thermo Socks<br />

Kari Traa Damen-Skiwäsche<br />

Rose Polo Zip, Rose Pant<br />

Mountain Equipment<br />

Everest Schlafsack<br />

Fotos: Hersteller, Andreas Strauß<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Perfekt <strong>zum</strong><br />

Laufen im Winter, aber auch für Skitourengeher<br />

und Langläufer. Aus einem<br />

speziellen Gestrick, das die<br />

Füße warm und zugleich<br />

trocken hält; Flex-Zonen im<br />

Spannbereich verhindern Faltenentstehung.<br />

Farben: black/pink; black/grey; black/green<br />

Material: 74 % Polyamid, 26 % Elasthan<br />

Preis: 49,90 € Größen: Wadenumfang<br />

25–32 cm (II), 32–38 cm (III), 39–44 cm (IV),<br />

45–50 cm (V) Info: www.cepsports.com<br />

▶ Das sagen wir: Socken können Bergsportler<br />

(und manchmal auch ihre Mitstreiter) quälen:<br />

reiben, drücken, stinken. Bei den Testsocken trifft<br />

keine der Negativ-Eigenschaften zu. Im Gegenteil:<br />

Man fühlt sich in den Dingern sauwohl.<br />

Tragekomfort<br />

Design<br />

Preis/Leistung<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

▶ Das sagt der Hersteller:<br />

Extrem weich, warm und vielseitig: Basisschicht<br />

aus 100 % Merinowolle mit femininem Schnitt<br />

und edlem Design; atmungsaktiv und von Natur<br />

aus geruchsresistent; mit Front-Zipper<br />

Farben: grau, grün, beige, blau/orange, violett,<br />

rot, orange Material: 100 % Merinowolle<br />

Größen: S, M, L, XL Preis: 99,95 € (Polo);<br />

89,95 € (Pant) Info: www.karitraa.com<br />

▶ Das sagen wir: Sieht nicht nur gut aus,<br />

sondern fühlt sich auch so an. Die Merinowolle<br />

wärmt auf Wintertouren hervorragend, die<br />

Flachnähte drücken nirgends und der breite<br />

Gummibund an der Hose sitzt, ohne zu rutschen<br />

oder einzuengen. Und mit dem farbenfrohen<br />

Muster gewinnt frau nach der Tour zudem jeden<br />

Style-Contest im Matratzenlager!<br />

Tragekomfort<br />

Design<br />

Preis/Leistung<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■■<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Die<br />

Extreme Serie für die kältesten Orte auf<br />

dieser Erde: Die hochwertige Daune<br />

wärmt auch nach wochenlangem Einund<br />

Auspacken noch zuverlässig.<br />

Dauerhaft wind- und wasserabweisendes es<br />

Außenmaterial, innovative Konstruktion;<br />

empfohlen bis -40°C<br />

Gewicht: 2300g Füllung: <strong>12</strong>50 g ungar.<br />

Gänsedaune (DownCodex) 93/7 mit 850 cuin<br />

Farbe: blau Preis: 849,90 € (XL 929,90 €)<br />

Info: www.mountain-equipment.co.uk<br />

▶ Das sagen wir: Einer der wärmsten Schlafsäcke,<br />

die man sich vorstellen kann. Besonders<br />

angenehm: Wärmekragen und doppelt abgedeckter<br />

Reißverschluss, elastische Nähte im Beinbereich.<br />

Allerdings: Die Wärme hat ihr Gewicht.<br />

Schlafkomfort ■■■■■<br />

Packmaß/Gewicht ■■■■<br />

Preis/Leistung ■■■<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 97


MARKT<br />

▶ REISEVERANSTALTER ▶ WANDERHOTELS ▶ TOURENZIELE ▶ AUSRÜSTUNG ▶ ONLINEPORTALE ▶ SONSTIGES<br />

Foto: Lowa<br />

REISE, TREKKING, ABENTEUER<br />

Bergsport<br />

Bekleidung<br />

Trekkingschuhe<br />

Rucksäcke<br />

Schlafsäcke<br />

GPS-Navigation<br />

u.v.m.<br />

Jetzt kostenlos anfordern!<br />

DER NEUE<br />

KATALOG<br />

2013/14<br />

STUTTGART - FILDERSTADT - ULM - METZINGEN<br />

Tel.: 0711-70 96700 - www.woick.de<br />

vaude.com<br />

SNOW-BRAKER.com<br />

der FreeRide ALPIN Schlitten<br />

Bergwandern Piemont<br />

Gutes Essen · Kleine Gruppen<br />

Natur pur im wilden Sesiatal<br />

w w w . r i m e l l a . d e<br />

<br />

<br />

Berge der Welt<br />

Ararat 5.165 m<br />

Elbrus 5.642 m<br />

Kilimanjaro 5.895 m<br />

Chimborazo 6.310 m<br />

Aconcagua 6.958 m<br />

Pik Lenin 7.134 m<br />

Mustagh Ata 7.546 m<br />

Flüge ab/bis<br />

Österreich & Deutschland<br />

Infos & Buchung: Bernhard Letz<br />

Ruefa Reisebüro: 1180 Wien,<br />

Währingerstr. <strong>12</strong>1 | +43/1/406 15 79<br />

bernhard.letz@ruefa.at<br />

www.bergnews.com<br />

www.schoeffel.com<br />

Ihre Prämie<br />

Ihr Ansprechpartner<br />

für Anzeigen:<br />

Frau Angelika Genat<br />

(089) 13 06 99-550<br />

angelika.genat@verlagshaus.de<br />

Noch mehr Auswahl unter<br />

www.bergsteiger.de/abo<br />

Nepal-Indien-Tibet-Bhutan<br />

HIMALAYA.DE<br />

Trekking gut & günstig 089/60060000<br />

98 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


<strong>Bergsteiger</strong>-Fachhandel<br />

▶ BERGSTEIGER-FACHHANDEL Bei diesen Händlern erhalten Sie jeden Monat <strong>Bergsteiger</strong><br />

BERGZEIT OUTDOOR CENTER | Am Eisweiher 2 | 83703 Gmund<br />

BERGZEIT ALPIN | Tölzer Str. 131 | 83607 Holzkirchen<br />

info@sport-stephan.de - Tel: 09074 - 922 04 05<br />

www.sport-stephan.de<br />

SPORT STEPHAN.DE<br />

Bergsport | Trekking | Ski und Snowboard | Outdoor<br />

DER NAVIGATOR<br />

Ausrüstung für Abenteuer & Reise Zwickau<br />

Spiegelstr.16 · 0375-4600454 · www.der-navigator.com<br />

Onlineshop<br />

▶ BERGSTEIGER-BERGSCHULEN Bei diesen Bergschulen erhalten Sie jeden Monat die aktuelle <strong>Bergsteiger</strong>-Ausgabe<br />

NUR WO DU ZU FUSS WARST,<br />

WARST DU WIRKLICH.<br />

ASI Wirklich Reisen | www.asi.at<br />

Kletter- & Bergschule<br />

info@KletterSucht.de<br />

www.klettersucht.de<br />

▶ AUCH IN FOLGENDEN FACHGESCHÄFTEN ERHALTEN SIE BERGSTEIGER!<br />

Postleitzahlgebiet 0<br />

Der Gipfelgrat<br />

Könneritzstraße 33<br />

01067 Dresden<br />

Outdoor Company/<br />

Aus rüstung für<br />

Draußen GmbH<br />

Leipziger Straße 48<br />

09113 Chemnitz<br />

Mehrprofi GmbH<br />

F.-O.-Schimmel-<br />

Straße 2<br />

09<strong>12</strong>0 Chemnitz<br />

Postleitzahlengebiet 1<br />

PEAK<br />

Reiseausrüstung<br />

Wilhelminenhofstraße<br />

88<br />

<strong>12</strong>459 Berlin<br />

Postleitzahlengebiet 2<br />

Nordwind & Wetterfest<br />

Rosenberg 22<br />

24220 Flintbek<br />

Postleitzahlgebiet 4<br />

Trekking & Bike<br />

Alte Bahnhofstraße<br />

130–132<br />

44892 Bochum<br />

Albatros<br />

Hindenburgstraße 57<br />

45<strong>12</strong>7 Essen<br />

Postleitzahlgebiet 5<br />

Grimm's Outdoor<br />

Grete-Schiekedanz-<br />

Straße 14<br />

55545 Bad<br />

Kreuznach-Planig<br />

Feinbier unterwegs<br />

Sandstraße 22<br />

57072 Siegen<br />

Postleitzahlgebiet 6<br />

Backpacker Store<br />

Kurfürsten-Anlage 62<br />

69115 Heidelberg<br />

Postleitzahlgebiet 7<br />

Kollektiv-Sports<br />

Leuschnerstraße 14<br />

70174 Stuttgart<br />

Fred Mack e.K.<br />

–Dein Ausrüster–<br />

Happenbacher Str. 90<br />

74199 Untergruppenbach<br />

Eiselin Sport<br />

Basler Straße <strong>12</strong>6<br />

79540 Lörrach<br />

Postleitzahlgebiet 8<br />

Hapfelmeier<br />

GmbH<br />

Krumpper Straße <strong>12</strong><br />

82362 Weilheim<br />

Montagne<br />

Sport & Laufen<br />

Salinplatz/<br />

Bahnhofstraße 9<br />

83022 Rosenheim<br />

Intersport Kaiser<br />

GmbH<br />

Am Mühlbach 6<br />

83209 Prien<br />

am Chiemsee<br />

Sporthaus im<br />

Achental<br />

Eichelreuth 7<br />

83224 Grassau<br />

Ski & Sport Treff<br />

Kardinal-Faulhaber-<br />

Platz 4<br />

83313 Siegsdorf<br />

Riap Sport –<br />

Sporthaus<br />

Forstamt Straße 6 b<br />

83435 Bad Reichenhall<br />

Bergsporthütte<br />

Augsburg<br />

Pfl adergasse 1<br />

86150 Augsburg<br />

Alpinsportzentrale<br />

Landsberg GbR<br />

Vorderer Anger 239<br />

86899 Landsberg<br />

Storer Handels GmbH<br />

Karlsstraße 28<br />

89<strong>12</strong>9 Langenau<br />

Postleitzahlgebiet 9<br />

Der Ausrüster<br />

GmbH<br />

Ludwigstraße 7<br />

93086 Wörth/Donau<br />

Der Ausrüster<br />

Oberer-Thor-Platz 10<br />

94315 Straubing<br />

Intersport<br />

Strohhammer<br />

Straubinger Straße 21<br />

94405 Landau<br />

Bergauf<br />

Bürgerstraße 1<br />

95028 Hof<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 99


BERGTIERE<br />

Steinböcke liefern sich schwere Gefechte<br />

um die Herrschaft über Gegner und Geißen.<br />

Danach ist Paarungszeit – für den Gewinner.<br />

INFO<br />

Ein preisgekrönter Filmstar<br />

Über ein Jahr lang beobachteten die beiden<br />

Filmer Gerhard Baur und sein Sohn Fridolin<br />

Baur eine Steinbockgruppe, die um die Mindelheimer<br />

Hütte in den Allgäuer Bergen lebt. Mit<br />

viel Geduld und Einfühlungsvermögen gelang es<br />

den beiden, das Zutrauen selbst der scheuen<br />

Geißen zu gewinnen. So entstand ein Tierfi lm<br />

Es ist eine Schande. Wer heute<br />

in die Höllenmaschine namens<br />

Google den Begriff »Steinbock«<br />

eintippt, findet bei den Suchergebnissen<br />

recht weit oben zwar<br />

einen Wikipedia-Eintrag über mehrere<br />

»Tierarten aus der Gattung der Ziegen (Capra)«,<br />

aber was danach folgt, stellt dem<br />

<strong>Bergsteiger</strong> die Haare auf: astrowoche.de,<br />

horoskop-traumdeutung.de bis hin zu –<br />

kein Witz – brigitte.de. Dabei ist der Steinbock<br />

in den Alpen jenseits all des Horoskop-<br />

Wahnsinns für Wanderer wie Alpinisten<br />

natürlich eines: ein Vorbild.<br />

Man muss sich diesen Prachtkerl nur einmal<br />

genau ansehen. Die Füße sind dank<br />

weicher Innenflächen mit hartem Hufrand<br />

besser fürs Gelände geeignet als jede noch<br />

so ausgetüftelte Sohle mit EVA-Auftrittsdämpfung,<br />

IceGrip, Shockabsorber oder<br />

Versteifungseinlage (das Zeug heißt wirklich<br />

so). Die Hinterbeine sind regelrechte<br />

Katapulte, dank deren Hilfe die bis zu mehr<br />

als 100 Kilogramm schweren Steinböcke im<br />

Steilgelände mit einem Satz über Schlüsselstellen<br />

springen, wo bei manchem Sonntagswanderer<br />

und selbst -kletterer schon<br />

die Nähmaschine im Oberschenkel einsetzt.<br />

Gewaltige Hörner und Riesenkräfte<br />

Der Steinbock treibt sich zudem bei miserabelstem<br />

Wetter im Gebirge herum – ohne<br />

Gore-Tex und Biwaksack. Und dann dieser<br />

Rumpf, der selbst Boulderer nach der täglichen<br />

Krafteinheit wie abgemagerte Gäm-<br />

mit Aufnahmen aus nächster Nähe, die den<br />

Tagesrhythmus dieser faszinierenden Tiere in<br />

ihrer natürlichen Umgebung zeigen. Beim Bergfi<br />

lmfestival Tegernsee 2013 wurde »Steinböcke<br />

in den Allgäuer Bergen« als bester Film in der<br />

Kategorie »Naturraum Berg« ausgezeichnet.<br />

Zu sehen ist der Film im Internet in der Mediathek<br />

des Bayerischen Rundfunks (BR) unter<br />

www.br.de/mediathek – Suche: Steinbock.<br />

Buch/Kamera/Regie:<br />

Gerhard und Fridolin Baur<br />

Assistenz: Tobias Baur/Manfred Bodem<br />

Schnitt: Tomas Frank<br />

Redaktion: Johannes Pechtold<br />

Länge: ca. 43 Min.<br />

sen aussehen lässt! Wer nun einwenden<br />

möchte, dass die Tiere keinen Rucksack<br />

schleppen müssen: Ganz nebenbei tragen<br />

<strong>zum</strong>indest die Herren der Steinbock-Schöpfung<br />

Hörner auf dem Kopf spazieren, gegen<br />

deren Gewicht sich manch ein Rucksack<br />

wie ein Turnbeutel ausnimmt. Biologen<br />

be richteten in diversen Artikeln, dass sie<br />

schon Steinböcke aus mehr als 20 Meter Höhe<br />

in den Abgrund stürzen sahen, worauf<br />

100 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


BERGSTEIGER-Porträt: Steinbock<br />

Der<br />

Gehörnte<br />

Der Steinbock bewegt sich<br />

schneller und sicherer durchs<br />

Gelände als die meisten<br />

<strong>Bergsteiger</strong>, braucht weder<br />

Gore-Tex noch Biwaksack<br />

– und paart sich selbst bei<br />

Minusgraden im Schnee.<br />

Von Dominik Prantl<br />

Trophäe und<br />

Aphrodisiakum<br />

– wegen<br />

seines prächtigen<br />

Geweihs<br />

wurde der<br />

Steinbock fast<br />

ausgerottet.<br />

Fotos: picture alliance, Baur Film, Manuela Zilio / Archiv der Stiftung Gran Paradiso<br />

sich die zähen Viecher kurz schüttelten und<br />

<strong>zum</strong> Tagesgeschäft übergingen.<br />

Dabei war dieser grandioseste aller <strong>Bergsteiger</strong><br />

viele Jahre lang, man muss es so<br />

hart sagen, eine arme Sau. Wurde gejagt,<br />

geschossen, fast ausgerottet. Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts gab es nur noch im Bereich<br />

des heutigen Gran-Paradiso-Nationalparks<br />

eine kleine Population von etwa 100 Tieren,<br />

welche dort der italienische König Viktor<br />

Emanuel II. unter Schutz gestellt hatte.<br />

Von ihr stammen sämtliche Artgenossen im<br />

gesamten Alpenbogen ab. In der Schweiz etwa<br />

wurden die ersten Tiere 1911 ausgesetzt.<br />

Sie waren einige Jahre zuvor aus dem Aostatal<br />

illegal ins Land gebracht worden, nachdem<br />

der italienische König eine Anfrage des<br />

Schweizer Bundesrates abgelehnt hatte:<br />

Kein Steinbockhilfspaket fürs Nachbarland.<br />

100 Jahre später hatte sich die Schmuggelware<br />

auf 17 000 Exemplare vermehrt.<br />

Stimulierendes »Steinbock-Spray«<br />

Warum der Steinbock beinahe auf Nimmerwiedersehen<br />

aus den Alpen verschwunden<br />

wäre, hatte auch damit zu tun, dass seine<br />

imposante Erscheinung so manche Phantasie<br />

beflügelte. Das Tier galt als wandelnde<br />

Apotheke. Ob Haare, Magensteine oder<br />

Ausscheidungen, es gab fast nichts, das<br />

sich nicht irgendwie medizinisch verwerten<br />

ließ – und sei es auch nur in der Einbildung.<br />

Vor allem dem Herzkreuz, einer<br />

kleinen Verknöcherung im Herz, wurden<br />

regelrechte Wunder zugesprochen. Noch<br />

heute gibt es Herzkreuze bei manchem<br />

Schmuckspezialisten als Amulett zu kaufen.<br />

Wichtig waren auch die Hörner, sei es<br />

als Trophäe im Wohnzimmer oder gar wegen<br />

der angeblich aphrodisischen Wirkung.<br />

Eine Apothekerin aus dem Engadin hat jedenfalls<br />

erst vor wenigen Jahren das Steinbockhorn<br />

als Grundlage für einen Marketinggag<br />

entdeckt und das »Steinbockspray«<br />

kreiert. »Alpen-Viagra aus Bockshorn«, titelte<br />

der nicht unbedingt als sensationslüstern<br />

bekannte Tagesanzeiger in der Schweiz. Die<br />

Essenz, in der Steinbockhorn nur in Spuren<br />

enthalten sei (auf Deutsch: so gut wie<br />

nix), diene der »Behandlung von Erschöp-<br />

Das Tier galt als wandelnde<br />

Apotheke. Ob Haare,<br />

Magensteine oder Ausscheidungen:<br />

Es gab fast<br />

nichts, was sich nicht<br />

irgendwie medizinisch<br />

verwerten ließ.<br />

fungszuständen und Schwäche – seien<br />

diese körperlicher, seelischer oder sexueller<br />

Natur«, heißt es auf der Webseite des<br />

Herstellers. »Als Kur angewendet, sprüht<br />

man 3- bis 6-mal täglich 3 Spritzer in den<br />

Mund.« So solle sich die Kraft des phallussymbolbestückten<br />

Tieres quasi auf das beste<br />

Stück des Mannes übertragen. Ob wirklich<br />

die Hörnerspuren oder doch eher als<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 101


TOUREN<br />

Steinbocktouren<br />

Mit etwas Glück zeigen sich<br />

die scheuen Tiere auf einigen<br />

Routen dem <strong>Bergsteiger</strong>.<br />

Wir haben zwei Tipps für Sie.<br />

1 Benediktenwand (1801 m),<br />

von der Jachenau<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1100 Hm 1100 Hm<br />

Fotos: picture alliance<br />

Schon die Jungtiere fühlen sich im verschneiten Hochgebirge wohl.<br />

Steinböcke paaren sich<br />

zur kältesten Jahreszeit<br />

im Hochgebirge. Die<br />

Paarungszeit fällt mit<br />

dem Tierkreiszeichen<br />

zusammen.<br />

Stimulanzien bekannte Pflanzenextrakte<br />

in dem Spray verantwortlich sind, soll hier<br />

nicht diskutiert werden.<br />

Kämpfen und Kuscheln im Winter<br />

Eines ist klar: Das alles hat ein Steinbock<br />

natürlich nicht nötig. Er ist den meisten<br />

<strong>Bergsteiger</strong>n nämlich nicht nur in Sachen<br />

Bergsteigen voraus. Im November rammt<br />

er im Regelfall die Konkurrenz aus<br />

dem Weg, ehe er sich Wochen<br />

später die Steinbockdamen<br />

vorknöpft. Warum<br />

die Paarung von Mitte<br />

Dezember bis Januar<br />

dauert und zeitlich<br />

erstaunlicherweise<br />

mit<br />

dem Tierkreiszeichen<br />

zusammenfällt,<br />

können nicht einmal<br />

Steinbockexper- ten wie der<br />

Wildtierbiologe Christian Willisch von<br />

der Universität Zürich erklären: »Das lässt<br />

sich nicht eindeutig beantworten.« Nun ist<br />

es aber nicht nur so, dass sich der Steinbock<br />

das Hochgebirge und dort auch noch die kälteste<br />

Jahreszeit zur Fortpflanzung aussucht.<br />

Es kommt noch besser: Laut Willisch paaren<br />

sich Steinböcke meist erst in der zweiten<br />

Lebenshälfte im Alter von etwa acht, neun<br />

Jahren, weil sie dann die Herrschaft über<br />

Gegner und Geißen gewinnen.<br />

Wer übrigens eines der anderen Suchergebnisse<br />

anklickt, findet dort unter anderem<br />

die typischen Eigenschaften des Steinbocks:<br />

geduldig, verantwortungsbewusst, ehrgeizig<br />

– und bis ins hohe Alter aktiv.<br />

Aber wer glaubt schon an Horoskope? ◀<br />

*Der Autor ist keineswegs<br />

im Sternzeichen<br />

des Steinbock geboren,<br />

wohl aber zwei<br />

Kollegen aus der<br />

BERGSTEIGER-<br />

Redaktion.<br />

Auch im deutschen Alpenraum gibt<br />

es mehrere Steinbockpopulationen,<br />

darunter im Allgäu, im Hagengebirge<br />

und an der Benediktenwand. Dort<br />

wurden in den Sechzigern einige<br />

Exemplare ausgesiedelt. Die Kolonie<br />

ist mittlerweile auf etwa 70 Tiere angewachsen.<br />

In den kälteren Monaten<br />

sind sie vor allem, aber keinesweg<br />

immer auf der Südseite zu sehen.<br />

Charakter: Schöne, südexponierte<br />

Wanderung mit leider sehr langem<br />

Forstweg-Hatscher. Oberhalb der<br />

Bichler Alm dafür umso reizvoller.<br />

Beim Gipfelanstieg ist Trittsicherheit<br />

erforderlich.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz bei Petern<br />

(730 m) in der Jachenau<br />

Route: Petern (730 m) – Langenecksattel<br />

(1167 m) – Bichler Alm<br />

(1430 m) – Gipfel<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 11<br />

»Isarwinkel, Benediktenwand«<br />

2 Rifugio Vittorio Sella (2584 m)<br />

Nationalpark Gran Paradiso<br />

▶ leicht 5 Std.<br />

920 Hm 920 Hm<br />

Ein Teil des Rifugio Vittorio Sella war<br />

einst das Jagdhaus des italienischen<br />

Königs Viktor Emanuel II., der einerseits<br />

Jagd auf Steinböcke machte,<br />

sie andererseits für diesen Zweck<br />

auch unter Schutz stellte. Oberhalb<br />

des Rifugios sind so gut wie immer<br />

Steinböcke zu sehen – und wer<br />

möchte, kann über den Col Lauson<br />

(3295 m) weiter bis ins Valsavarenche<br />

wandern.<br />

Charakter: Relativ einfach, aber<br />

sehr schöne Wanderung. Im Winter,<br />

wenn das Rifugio geschlossen hat,<br />

auch auf <strong>Touren</strong>ski als Teil der Grande<br />

Haute Route Valdotaine möglich.<br />

Ausgangspunkt: Valnontey<br />

(1666 m) bei Cogne<br />

Route: Valnontey – La Pascieu (1994<br />

m) – Rif. Vittorio Sella<br />

Karte: Kompass, 1:50 000, Nr. 86<br />

»Gran Paradiso, Valle d’Aosta«<br />

102 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14


Bergglück – Tag für Tag!<br />

NEU!<br />

Tischaufsteller »An 365 Tagen den Bergen ganz nah«<br />

Eine Margerite auf der Seiser Alm, gelbe Bergarnika uber dem Verwalltal,<br />

die Schatten zweier Wanderer in Utah. Der bekannte Bergfotograf<br />

Bernd Ritschel hat 365 außergewöhnlich abwechslungsreiche<br />

Bilder fur diesen Tischkalender zusammengestellt – fur jeden Tag im<br />

Jahr eine Aufnahme, die von der Schönheit der Bergwelt erzählt.<br />

20,3 x 11,6 cm<br />

€ [A] 20,60 · sFr. 27,90<br />

ISBN 978-3-7654-6202-3 € 19,99<br />

365 inspirierende Motive<br />

mit immerwährendem<br />

Kalendarium im dekorativen<br />

Schmuckschuber<br />

Tischaufsteller »365 Gipfel aller Kontinente«<br />

Ihre Gipfel leuchten in der untergehenden Sonne Afrikas, ragen<br />

aus den dampfenden Regenwäldern Südostasiens. Eisige Wände<br />

werfen Schatten über die menschenleeren Wüsten Südamerikas<br />

und spiegeln sich in den kristallklaren Seen der Alpen. Jeden<br />

Tag ein anderer Berg – jeden Tag ein kleiner Moment Abenteuer,<br />

Inspiration und Reise für die <strong>Bergsteiger</strong>seele ...<br />

20,3 x 11,6 cm<br />

€ [A] 20,60 · sFr. 30,50<br />

ISBN 978-3-7654-5549-0 € 19,95<br />

Die Welt neu entdecken<br />

www.bruckmann.de<br />

oder gleich bestellen unter<br />

Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)


BERGMENSCHEN<br />

Abenteuer Kaukasus: Peter Schlickenrieder im BERGSTEIGER-Interview<br />

BERGSTEIGER: Sie haben die Transalp auf<br />

Ski gemacht und den Atlas in Marokko<br />

per Bike durchquert. Ist die Kaukasustour<br />

schon länger in Ihrem Kopf gewesen?<br />

Peter Schlickenrieder: Ich wollte in ein Gebirge,<br />

das höher ist und eine größere sportliche<br />

Herausforderung darstellt. Und mein<br />

Lieblingssportgerät sind halt mal <strong>Touren</strong>ski.<br />

Auch schon während Ihrer aktiven Zeit<br />

als Langläufer?<br />

Mein »Entdecker« und langjähriger Jugendtrainer<br />

Gerd Müller brachte mich <strong>zum</strong> <strong>Touren</strong>gehen.<br />

Er und seine zwei Spezln galten<br />

als Erfinder des Skitourenrennens »Watzmanngams«.<br />

Folglich musste ich da mit.<br />

Wer seine Ski liebt, der trägt:<br />

Peter Schlickenrieders<br />

Team auf dem Weg <strong>zum</strong> Gipfel<br />

des Elbrus (5642 m)<br />

Wildnis, Wodka,<br />

Wunderland<br />

Das bisher größte Filmprojekt von Ex-Langlauf-Profi Peter Schlickenrieder<br />

über seine Kaukasus-Skidurchquerung im April 2013<br />

ist im Kasten – rechtzeitig als Einstimmung zu den Olympischen<br />

Winterspielen in Sotschi vom 7. bis 23. Februar. Im BERGSTEIGER-<br />

Interview spricht Schlickenrieder exklusiv über das Abenteuer<br />

Elbrus, die Kunst der Improvisation und darüber, was man beim<br />

Bestechen unbedingt beachten muss. Von Michael Ruhland<br />

Fotos: Peter Schlickenrieder (www.schlickenrieder.de)<br />

Und waren sofort infiziert?<br />

Überhaupt nicht. Anfangs hasste ich es.<br />

Schon allein diese schweren Stiefel, wegen<br />

derer ich nach einer Viertelstunde derartige<br />

Blasen bekam, dass ich nicht wusste, wie<br />

ich die nächste Stunde überleben sollte. Ich<br />

dachte mir: Warum tut man sich das an,<br />

wenn es doch so ein schönes, leichtes Langlaufmaterial<br />

gibt? Deshalb waren wir oft mit<br />

Langlaufski und Steckenreiten in den Bergen<br />

unterwegs. Schnell, leicht, lustig. Zu der Zeit<br />

war ich 15 Jahre alt und lernte den Böhm Bene<br />

an der Bodenschneid kennen, der auch<br />

steckenreitenderweise unterwegs war.<br />

Wie funktioniert Steckenreiten?<br />

Das Problem beim Langlaufen ist ja, dass<br />

man keine vernünftigen Kurven fahren<br />

kann, weil die Bindung so instabil und leicht<br />

ist. Zum schnellen Runterfahren nahmen<br />

wir deshalb stabile Stöcke mit Krallentellern,<br />

die im eisigen Schnee gut griffen. Man schob<br />

die Stecken zwischen den Beinen durch und<br />

setzte sich drauf. So konnte man schnell und<br />

schnurstracks die Hänge hinunterfahren.<br />

Im Kaukasus haben Sie auf modernes,<br />

leichtes Skitourengerät zurückgegriffen.<br />

Die Filmidee hatte auch mit Ihrer ARD-<br />

Moderatorenrolle zu tun?<br />

Ja. Als damals verkündet wurde, dass die<br />

Winterspiele in Sotschi stattfinden würden,<br />

wusste ich gar nicht richtig, wo das ist. Sotschi?<br />

Kaukasus? Schwarzes Meer? Ich wollte<br />

mehr zeigen als nur die Olympiastadien.<br />

Wie ist der Kaukasus? Welche Menschen<br />

leben dort, was für einen Bezug haben sie<br />

zu Olympia? Wie tickt das Land?<br />

Wie schwierig war es, die nötigen Genehmigungen<br />

zu kriegen?<br />

104 <strong>Bergsteiger</strong> 01 ⁄14


Sobald man mehrere Regionen durchquert,<br />

wird es unheimlich bürokratisch. Wir<br />

wussten nicht, ob wir an Grenztruppen<br />

scheitern würden. Auf dem Hauptkamm<br />

des Kaukasus verläuft die Grenze zwischen<br />

Russland, Georgien beziehungsweise der<br />

abtrünnigen Region Abchasien, und die ist<br />

wegen Terrorismus relativ streng bewacht.<br />

Wie viele Relikte des Sozialismus haben<br />

Sie angetroffen?<br />

Sehr viele. Das Demütige, Duldsame, Leidensfähige,<br />

kurz: die Obrigkeitshörigkeit<br />

erlebt man dort überall. Motto: Das werden<br />

die da oben schon entscheiden. Beginn der<br />

Tour war am Elbrus in Terskol, Talstation.<br />

Dort stehen seit der Perestroika die meisten<br />

Anlagen des früheren Olympiastützpunktes<br />

still, weil der Geldfluss versiegte.<br />

Es waren riesige Anlagen für ein Höhenleistungszentrum<br />

geplant, Mauern waren<br />

schon hochgezogen. Eigentlich würden die<br />

Olympischen Spiele dort viel besser hinpassen.<br />

Terskol liegt auf 2100 Meter, dort hat<br />

man die Höhe, die Schneesicherheit, eine<br />

gewisse Infrastruktur. Nur: Es ist eine kaukasische<br />

Region, die Russen bevorzugen ihr<br />

Sotschi.<br />

Mussten Sie vor Ort mit Geld nachhelfen?<br />

Wir mussten höllisch aufpassen. Man darf<br />

<strong>zum</strong> Beispiel die Polizei bestechen, das Militär<br />

aber nicht, sonst landet man im Militärgefängnis.<br />

Polizisten haben wenig Geld und<br />

leben auch von dem, was sonst noch über<br />

den Tisch geschoben wird.<br />

Wie kamen Sie persönlich damit klar, wenn<br />

vor Ort etwas nicht klappte?<br />

Es waren für mich zwei Wochen Dauerstress.<br />

Wir wollten ja eine bestimmte Menge<br />

Filmmaterial mit nach Hause bringen.<br />

Wenn einem dann die Zeit zwischen den<br />

Fingern zerrinnt, weil man wieder stundenlang<br />

diskutiert, warum gerade ein Protagonist<br />

nicht da ist – dann zerrt das an<br />

den Nerven.<br />

Zeitdruck ist vermutlich nichts, was im<br />

Kaukasus interessiert.<br />

Wir sind gewohnt, wenn 14 Uhr ausgemacht<br />

ist, dass spätestens 14.10 Uhr alle da<br />

sind. Das gibt es dort nicht. Wir bekamen<br />

zu hören: »Diese Woche kommt der Hirte<br />

nicht mehr.« Ich sagte dann: »Aber wir<br />

haben das doch vor einem halben Jahr fest<br />

ausgemacht.« Die Antwort: »Ja, vor einem<br />

halben Jahr. Der Mann ist ja nicht weg, es<br />

dauert halt noch eine Woche.« Dass jeder<br />

Tag einen Haufen Geld kostete und die Uhr<br />

tickte, machte mich schon ziemlich nervös.<br />

INFO<br />

Elbrus (5642 m)<br />

Schlickenrieders Tipps für eine Ski-<br />

Besteigung von Europas Höchstem<br />

Anreise: München–Moskau, weiter nach<br />

Mineralny Vody mit Ankunft frühmorgens<br />

und Anreise bei Tag in das wunderschöne<br />

Baksan-Tal (ca. 4–5 Std.) bis Terskol am Fuß<br />

des Elbrus. Vorher oder nachher unbedingt<br />

die Narzan-Mineralquellen und die heißen<br />

Quellen in der Nähe von Nalchik anschauen.<br />

Beste Zeit: Ende April bis Anfang Juli<br />

Besteigung: Für ganz Hastige in acht<br />

Tagen machbar, besser sind zehn Tage.<br />

Buchungstipp: Mein Anbieter war der DAV<br />

Summit Club und vor Ort Lyana mit ihrer<br />

Agentur in Nalchik (http://kavkazskitur.<br />

com/): Weltklasse! Ein Touristenvisa dauert<br />

fünf bis zehn Tage; am besten über »Visum-<br />

Centrale« (www.visumcentrale.de) machen<br />

lassen, das spart Zeit und ist einfacher.<br />

Mehr Bilder zu Schlickenrieders Kaukasus<br />

Tour unter www.bergsteiger.de<br />

Sie lernten zu improvisieren?<br />

Und wie! Letztlich hat alles funktioniert,<br />

wenn auch völlig anders als geplant. Der<br />

Mann, mit dem ich im Juni 20<strong>12</strong> einen Dreh<br />

übers Bierbrauen vereinbart hatte, der war<br />

einfach nicht da. Drei Tagesritte weg. Das war<br />

wirklich so, ich wollte ihn holen lassen, aber<br />

es gab keine Straße. Doch plötzlich tauchte<br />

ein anderer Kaukase auf. Wir fragten ihn:<br />

»Braust du auch dein eigenes Bier?« Er: »Ja.«<br />

Wir: »Hast du vielleicht gerade vier Stunden<br />

Zeit?« Er: »Ja.« So kamen wir zu unserem<br />

Dreh, der wahrscheinlich noch viel authentischer<br />

war als der eigentlich geplante.<br />

ZUR PERSON<br />

Wie (system-)kritisch ist der Film?<br />

Manche Einheimischen schimpfen über<br />

die Umsiedlungen, das kommt auch in unserem<br />

Film vor. Doch wenn man vergleicht,<br />

wie die meisten Menschen wohnten, bevor<br />

die Spiele beschlossen waren, und wie jetzt,<br />

dann sind manche westlichen Vorstellungen<br />

ziemlich romantisch. Wer zuvor in<br />

einem Haus gelebt hat, das jährlich überschwemmt<br />

wurde, das keinen Trinkwasseranschluss<br />

hatte, in dem es keine Gas- und<br />

Stromversorgung gab, und jetzt in einem<br />

neu gebauten, hochwassersicheren Haus<br />

wohnt mit der ganzen Infrastruktur –<br />

dann kann ich der Argumentation folgen,<br />

die wir oft hörten: Wir hatten Glück, umgesiedelt<br />

zu werden. Ich glaube, unser Film<br />

bringt das Lebensgefühl ziemlich authentisch<br />

rüber. Es sind auch einige skurrile Situationen<br />

dabei.<br />

Zum Beispiel?<br />

Wir interviewten in Sotschi einen orthodoxen<br />

Pfarrer. Das war gar nicht geplant, sondern<br />

eine spontane Aktion. Er erzählte uns,<br />

dass er auch leidenschaftlich gerne Ski fährt<br />

und im olympischen Komitee von Sotschi<br />

sitzt. Wir konnten das erst gar nicht fassen.<br />

Er berichtete uns lächelnd, dass auf dem<br />

Olympiagelände alles platt gemacht worden<br />

sei. Bis auf einen Friedhof. Mittendrin. Um<br />

den wurde eine Mauer gezogen, so dass dort<br />

weiter Tote bestattet werden können. ◀<br />

Die 45-minütige Doku »Abenteuer Olympia. Der<br />

lange Weg über den Elbrus bis nach Sotschi« wird<br />

am 28. Dezember in der ARD (<strong>12</strong> Uhr) ausgestrahlt<br />

und erscheint zeitgleich im Allianzmagazin 1899.<br />

Silber-Gewinner, Unternehmer, Abenteurer<br />

Seinen größten Erfolg feierte Peter Schlickenrieder<br />

bei den Olympischen Winterspielen<br />

2002 in Salt Lake City: Er holte für das deutsche<br />

Team die Silbermedaille im Langlauf-<br />

Sprint. Parallel zu seiner sportlichen Karriere<br />

studierte Schlickenrieder Wirtschaftswissenschaften<br />

und gründete nach seiner aktiven Zeit<br />

als Skilangläufer eine Sportmarketing-Agentur.<br />

Sein Film »Abenteuer Olympia« ist nach der<br />

Bike-Transatlas in Marokko und der Ski-Transalp<br />

sein bisher größtes Filmprojekt mit seiner Filmproduktionsfi<br />

rma. Seit 2002 arbeitet er als Skilanglauf-Experte<br />

und Co-Moderator für die ARD<br />

und ist auch in Sotschi bei den Olympischen<br />

Winterspielen 2014 mit von der Partie. Jüngst<br />

erschien von ihm das Buch »Madonna Mia<br />

– Transalp auf Skiern« (Paul Pietsch Verlage,<br />

Stuttgart 2013, 19,95 Euro), das er zusammen<br />

mit dem Journalisten und Unternehmensberater<br />

Robert Jacobi verfasste. Beide begründeten die<br />

Internetplattform mountix (www.mountix.com),<br />

eine Art Facebook für <strong>Bergsteiger</strong>.<br />

Schlickenrieder wurde am 16. Februar 1970 in<br />

Tegernsee geboren und lebt heute mit seiner<br />

Frau und den zwei Kindern am Schliersee.<br />

Peter Schlickenrieder auf Olympia-Tour<br />

01 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 105


REPORTAGE<br />

Trekkingtour auf den Kilimandscharo<br />

Die Entdeckung<br />

der Langsamkeit<br />

Er ist der Traumgipfel vieler Menschen: nicht schwierig,<br />

aber hoch, der Höchste auf dem afrikanischen Kontinent.<br />

Sandra Zistl (Text und Fotos) hat eine Gruppe des<br />

Deutschen Alpenvereins auf ihrem Weg <strong>zum</strong> 5895 Meter<br />

hohen Kilimandscharo begleitet.<br />

106 <strong>Bergsteiger</strong> 01 ⁄14


Wer auf den höchsten Berg<br />

Afrikas geht, sieht tagelang ihn<br />

aus den Wolken ragen: den<br />

4565 Meter hohen Mount Meru.


Am ersten Tag führen alle Wege auf den Kili durch Regenwald.<br />

Da geht es hinauf: der höchste Berg Afrikas, 5895 Meter hoch.<br />

vation. Doch Jackson kennt die Antwort<br />

bereits, oft besser als der Befragte. »Mir geht<br />

es gar nicht gut«, meldet sich eine Frau zu<br />

Wort. Ihre Stimme ist erregt, denn sie tut,<br />

was die Bergführer raten, in größeren Gruppen<br />

allerdings nur wenige befolgen: Sie gibt<br />

zu, dass sie sich nicht wohl fühlt. »Mir ist<br />

schwindlig, schon länger. Ich kann nicht<br />

auf den Gipfel gehen.« »Du musst mehr<br />

trinken«, entgegnet Jackson ruhig, »du<br />

kannst weitergehen.« Schwindel sei nicht<br />

schlimm, Gleichgewichtsstörungen schon.<br />

Er hat die 48-Jährige wie alle anderen seit<br />

sechs Tagen beobachtet und auch in den<br />

vergangenen Stunden. »Ich habe Familie,<br />

ich kann nichts riskieren«, widerspricht<br />

die Frau. Ihre Augen funkeln Jackson an.<br />

Der bleibt gelassen. »Ndessario wird deinen<br />

Rucksack tragen. Sei unbesorgt. Du gehst<br />

kein Risiko ein, wenn du weitergehst.« Die<br />

<strong>Bergsteiger</strong>in gibt ihren Rucksack ab, trinkt<br />

und geht weiter.<br />

Atmung, Gang, Gesprächsverhalten. Blick,<br />

Gesichtsausdruck, Appetit, all das sind Zeichen,<br />

die die Bergführer zu lesen wissen.<br />

Ihr Job ist jedoch nicht nur, die Höhentauglichkeit<br />

der Kunden besser einzuschätzen<br />

als diese, den Weg zu weisen, zu motivieren,<br />

sich um Probleme zu kümmern und<br />

das Trägerteam zu koordinieren. Sie müssen<br />

auch gar nicht so selten den Ehrgeiz der<br />

Touristen in Schranken weisen.<br />

Denn der Kilimandscharo ist nicht einfach<br />

irgendein hoher Berg. Er ist ein Sehnsuchtsberg<br />

der Europäer und Amerikaner. Höchster<br />

Berg Afrikas – und in unrühmlichen<br />

Kolonialzeiten als »Kaiser-Wilhelm-Spitze«<br />

kurzzeitig sogar höchster Berg Deutschlands.<br />

Der größte frei stehende Berg der<br />

Welt. Einer der Seven Summits. Wer ihn<br />

bezwingt, durchschreitet sämtliche Klimazonen<br />

der Erde. Und dann ist er auch noch<br />

technisch einfach. Also ein greif bares Ziel<br />

und somit Lebenstraum vieler Hobbyberg-<br />

Das Knirschen verstummt. Die<br />

Stiefel stehen still. Die Menschen,<br />

die sie an den Füßen tragen,<br />

verharren in der Dunkelheit<br />

und lauschen. Auf den Atem<br />

der anderen und auf den eigenen. In sich<br />

hinein. Wie geht es meinem Körper? Ist mir<br />

schlecht? Schwindlig? Bekomme ich Kopfweh?<br />

Muss ich mehr trinken? Seit fast fünf<br />

Stunden arbeiten sich die <strong>Bergsteiger</strong> aus<br />

Bayern Schritt für Schritt durch die Nacht,<br />

die südliche Kraterflanke des Kilimandscharo<br />

hoch. Ein bis zwei weitere Stunden<br />

liegen vor ihnen. »Gegen vier Uhr morgens<br />

wird es zäh«, hatte Jackson Obadia, der tansanische<br />

Bergführer, vor dem Abmarsch<br />

prophezeit. Und es stimmt: Selbst die, die<br />

hören, dass der Vordermann lauter atmet<br />

als sie selbst und im Lichtkegel ihrer Stirnlampe<br />

beobachten, dass dieser aus dem<br />

Tritt gerät, können den fantastischen Sternenhimmel<br />

nicht genießen. Es ist zäh.<br />

»Jamboo, jambo bwana«, hebt Jackson an<br />

zu singen. Ein paar Meter über und unter<br />

der rastenden Gruppe stimmen seine Kollegen<br />

mit ein, klatschen und singen den<br />

Kilimandscharo-Song in die Stille und die<br />

klare Nacht hinein. Auf 5500 Metern Höhe,<br />

gegen vier Uhr morgens, kommt das selbst<br />

für eine Alpenvereinstruppe überraschend,<br />

die die Tansanier tagsüber in Sangesfreude<br />

übertrumpft. Nur zwei von zwölf klatschen<br />

mit, allen anderen können die Bergführer<br />

<strong>zum</strong>indest ein Lächeln ins Gesicht zaubern.<br />

»Geht es euch gut?«, ruft Jackson.<br />

Schwindel in der Höhe<br />

Seit zehn Jahren führt er als staatlich geprüfter<br />

Guide Touristen auf Afrikas höchsten<br />

Gipfel. Der 35-Jährige weiß, wie es den<br />

Leuten geht. Schon ab dem dritten Tag<br />

kann er absehen, wer es auf den Uhuru<br />

Peak (5895 m) schaffen wird und wer nicht.<br />

Seine Frage ist höflich, sie dient der Moti-<br />

108 <strong>Bergsteiger</strong> 01 ⁄14


Bis zu 20 Kilogramm schleppt ein Träger auf Kopf oder Nacken.<br />

Wie in der Savanne: das New Shira Camp auf 3845 Metern<br />

»Ich habe als kleines<br />

Mädchen im Fernsehen<br />

Bilder vom Kilimandscharo<br />

gesehen.<br />

Ich wusste, da will<br />

ich mal rauf.«<br />

steiger. Jedes Jahr wollen 35 000 bis 40 000<br />

von ihnen auf seinen Gipfel, den Uhuru<br />

Peak. Etwa 75 Prozent schaffen es.<br />

Der Sehnsuchtsberg<br />

»Ich habe als kleines Mädchen, mit fünf<br />

Jahren, im Fernsehen Bilder vom Kilimandscharo<br />

gesehen«, erzählt eine der Teilnehmerinnen<br />

am vierten Tag beim Frühstück.<br />

»Ich wusste, da will ich mal rauf. Jetzt hat<br />

es halt 43 Jahre gedauert«, sagt sie und<br />

lächelt. Sie will auf den Gipfel, klar. Aber<br />

nicht um jeden Preis. Die Mutter von zwei<br />

Kindern ist mit elf weiteren DAV-Mitgliedern<br />

aus Peiting und Schongau unterwegs<br />

auf der Machame-Route, einem siebentägigen<br />

Zelt-Trekking. Seit Jahren geht die<br />

Truppe in wechselnder Besetzung gemeinsam<br />

in die Berge. Die Jüngsten sind unter<br />

30, die Ältesten über 70 Jahre alt. Ungefähr<br />

alle zwei Jahre nehmen sie sich ein großes<br />

Ziel vor, das Herwig Skalitza, zweiter Vorsitzender<br />

der Sektion Peiting, vorschlägt.<br />

Im Everest-Basecamp waren sie schon und<br />

mehrmals in der nepalesischen Himalaya-<br />

Region. Und sie bereiten sich auch gemeinsam<br />

auf die Pässe u