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11<br />
Graubünden: Familien-Trekking mit dem Lama<br />
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A 6.50 €<br />
CH 9.90 sFr<br />
I 7.50 €<br />
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11 / November Juli 2013<br />
| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
HÜTTENZAUBER<br />
Wo jetzt noch offen<br />
ist + Wandertipps +<br />
Service Winterräume<br />
PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Verwallgruppe • Mendelkamm • Tuxer Alpen<br />
Berchtesgaden<br />
Reif für die Reiter Alpe<br />
SÜDTIROL<br />
Wandern durch Weinberge<br />
<strong>Goldenes</strong> <strong>Finale</strong><br />
Allgäuer Alpen<br />
Ammergauer Alpen<br />
Karwendel<br />
Kitzbüheler Alpen<br />
Krähe, Hengst und<br />
Henne: Tierisch<br />
gute Touren für<br />
den Herbst<br />
+ über<br />
60 Touren-<br />
tipps<br />
REPORTAGE<br />
Eisfall<br />
Die Herren des Lichts<br />
in Norwegens Eidfjord<br />
ALPINISMUS<br />
Mahnmal<br />
Paul Preuß' Leben und<br />
legendäre Kletterrouten<br />
AUF TOUR<br />
Wipptal<br />
50 Jahre Europabrücke –<br />
und eine vergessene Region<br />
v<br />
EXTRA<br />
Der große<br />
Ausrüstungsberater
Chamonix, Frankreich<br />
Träume …<br />
… leben.<br />
Spannende Ausrüstungs- und Reisetipps von<br />
Globetrotter Experten zum Thema Sportklettern<br />
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EDITORIAL<br />
Der neue<br />
Hauser<br />
ist da:<br />
über 40 Jahre<br />
Reiselust und Erfahrung<br />
Und welcher<br />
Alpinist ist<br />
heute seiner<br />
Zeit voraus?<br />
Der Reigen der Jubiläen geht allmählich zu<br />
Ende. Die Jahrtage der Erstbesteigung von<br />
Mount Everest, Eiger-Nordwand und Nanga<br />
Parbat gaben Anlass zu hinterfragen, an welchen<br />
Maßstäben sich der Alpinismus heute<br />
messen lassen will, ja auch muss. Ein herausragender<br />
Alpinist kann auch 100 Jahre nach seinem Tod noch viel zur Orientierung<br />
beitragen. Paul Preuß’ sechs Klettergrundsätze haben nichts an Aktualität eingebüßt,<br />
wenn es um die Frage der Verantwortung am Berg geht – für sich und andere. »Bergtouren,<br />
die man unternimmt, soll man nicht gewachsen, sondern überlegen sein«,<br />
lautet eines seiner Axiome. Würden <strong>Bergsteiger</strong> nur diesen einen Grundsatz verinnerlichen,<br />
es gäbe viele hässliche Szenen im Gebirge nicht. Lesen Sie ein Porträt des<br />
Freigeists aus Altaussee und ein nie geführtes Interview auf den Seiten 110 bis 117.<br />
2014<br />
Und wer ist heute seiner Zeit voraus? Die Frage können allenfalls die nachfolgenden<br />
Generationen rückblickend beantworten. Es deutet allerdings einiges darauf hin,<br />
dass es aktuell mindestens so sehr um die Verantwortung für die Berge geht wie um<br />
die Verantwortung am Berg. Der Schweizer Alpenclub SAC feiert dieser Tage mit einer<br />
großen »Gipfelkonferenz« in Pontresina seinen 150. Geburtstag (noch ein Jubiläum!)<br />
und hat sich als Thema die »Zukunft des Bergsports« gerade im Hinblick auf den<br />
Klimawandel vorgenommen. Es wäre genial, wenn sich 100 Jahre nach Preuß’ frühem<br />
Tod weitere wegweisende Grundsätze formulieren ließen, die uns allen Orientierung<br />
für ein ökologisch und sozial verantwortliches Bergsport-Verhalten gäben.<br />
Trotz aller großen, bedeutungsschweren Fragen<br />
stellen wir auch in dieser Ausgabe die Freude<br />
am Bergwandern und -steigen wieder in den<br />
Mittelpunkt. Wir haben für Sie in unserer Titelgeschichte<br />
(S. 22–31) zwölf Touren auf Tierberge<br />
ausgesucht, mit der Botschaft: Die Redaktion<br />
wünscht Ihnen einen tierisch guten<br />
Zwiegespräch: Am Berg zeigt sich,<br />
was man von Lamas lernen kann.<br />
Herbst. Ich bin überzeugt davon, dass wir von<br />
Tieren ziemlich viel lernen können – gerade am Berg. Lesen Sie die Reportage über<br />
ein Trekking mit Lamas (S. 68–73). Sie werden mit den Ohren schlackern.<br />
Die Welt und sich<br />
selbst erleben!<br />
Mehr als 600 Touren<br />
in über 90 Ländern.<br />
Jetzt alle neuen Reisen im Web<br />
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Telefon: 089 / 23 50 06 - 0<br />
Michael Ruhland, Chefredakteur<br />
WandernTrekkingBergtourenweltweit<br />
hauser-exkursionen.de
INHALT<br />
22<br />
Tierisch gute Touren<br />
Auf Bergen mit Tiernamen lässt sich die<br />
Saison besonders gut ausklingen: Gipfelfreuden<br />
auf Henne, Schneck und Co.<br />
32<br />
Reif für die Reiter Alpe<br />
Einsamkeit, wenn’s anderswo voll ist: Die<br />
Reiter Alpe zwischen Chiemgau und Berchtesgadener<br />
Land gilt als Geheimtipp.<br />
TITELTHEMA<br />
22 Tierischer Herbst<br />
Nach Tieren benannte Gipfel gibt es reichlich.<br />
Wir haben einige besonders schöne in den<br />
Nordalpen für Sie ausgesucht.<br />
AKTUELL<br />
12 Neues aus der Welt der Berge<br />
12 GEWALTIGE BILDER Ende Oktober<br />
wird Tegernsee zur Bergfilmbühne.<br />
16 KLARE WORTE CIPRA macht sich stark<br />
gegen Landschaftsverbrauch in den Alpen.<br />
18 MEDIEN Aktuelle Bücher, Apps und<br />
Webpages zum Thema Berg<br />
AUF TOUR<br />
32 Ruhe auf der Reiter Alpe<br />
Dank seiner Lage im Grenzgebiet zwischen<br />
Bayern und Österreich wird die Reiter Alpe<br />
.. nur wenig besucht. Ein Traum für Touren<br />
38 Winterräume im Herbst<br />
Wenn die Hütten dicht machen, wird es<br />
schön einsam im Gebirge. Eine Tour mit<br />
Winterraum-Nächtigung im Verwall
38<br />
Herbst im Verwall<br />
Winterräume bieten die beste<br />
Gelegenheit, den Bergherbst zu<br />
verlängern. So wie im Verwall<br />
44<br />
Herein!<br />
Diese Hütten haben<br />
bis spät in den Herbst<br />
hinein geöffnet.<br />
TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />
12 Top-Touren für den November<br />
Gantkofel .......................................................................................59<br />
Monte Roèn. ..................................................................................59<br />
Traminer Höhenweg ..........................................................59<br />
Treser Horn ....................................................................................61<br />
Stadelhorn ......................................................................................61<br />
Wagendrischelhorn ..............................................................61<br />
Saumspitze ...................................................................................63<br />
Kreuzjochspitze .......................................................................63<br />
Padauner Kogel .........................................................................63<br />
Peter-Kofler-Klettersteig .................................................65<br />
Krähe ....................................................................................................65<br />
Hirschenkopf bis Bärenkopf .....................................65<br />
88<br />
Alles für<br />
den Winter<br />
Kurz bevor es nach und<br />
nach kälter wird,<br />
lohnt sich ein Blick<br />
auf die Neuheiten<br />
am Markt.<br />
84<br />
Eisfall<br />
Eisklettern ins Rampenlicht<br />
gerückt: eine Inszenierung<br />
der besonderen Art<br />
Cover: Bernd Römmelt (Vorderskopf, im Hintergrund die Soierngruppe); weitere Fotos: S. Urbaniak, H. Zak, M. Pröttel, M. Zahel, T. Senf, W. L. Gore & Associates<br />
44 Hier ist noch geöffnet<br />
<strong>Goldenes</strong> Saisonfinale: Auf diesen Hütten<br />
können Sie den Herbst ausklingen lassen.<br />
46 Südtiroler Weinstraße<br />
Sonnenverwöhnt: An den Bergen und Hängen<br />
entlang der Weinstraße lässt sich der<br />
Herbst um einige Wochen verlängern.<br />
54 Der Brauch des Törggelen<br />
Einst für Erntehelfer und Händler initiiert,<br />
kommen heute vor allem Touristen zum<br />
Törggelen. Und lassen es sich schmecken<br />
68 Familien-Trekking mit Lama<br />
Lamas in der Schweiz? Jawohl, und zwar<br />
mit besonderer Funktion: als Kinder -<br />
motivator – und als Gepäckträger<br />
74 Geheimnisvolle Alpen<br />
In einem rekonstruierten Dorf am Dürrnberg<br />
lässt sich erkunden, wie die Kelten<br />
einst lebten.<br />
Familien-TIPP<br />
Familien-TIPP<br />
78 Vergessenes Wipptal<br />
Die Europabrücke über dem Wipptal wird 50<br />
Jahre alt. Die meisten fahren nur drüber,<br />
dabei hat das Tal für <strong>Bergsteiger</strong> viel zu bieten.<br />
SERVICE<br />
88 Der große Ausrüstungsberater<br />
»Hybridbekleidung« lautet das Zauberwort<br />
des Winters. Neuheiten auf einen Blick<br />
98 Ein Siegel für den Durchblick<br />
»bluesign« ist eines der größten Siegel für<br />
Outdoor-Bekleidung. Dahinter steckt eine<br />
unabhängige Organisation. Wir klären auf.<br />
100 Serie: Stille Helfer<br />
Sicherungsgeräte und Karabiner gibt es<br />
viele. Sie unterscheiden sich in weit mehr<br />
als nur dem Preis. Eine Übersicht<br />
REPORTAGE<br />
84 Die Herren des Lichts<br />
Klettern und Kunst: Lichtinstallationen<br />
in Norwegens Eisfällen<br />
ALPINISMUS<br />
110 Paul Preuß zum 100. Todestag<br />
Sein Leben und seine legendärsten Kletterrouten.<br />
Extra und exklusiv: Antworten von<br />
einst auf Fragen von heute<br />
106 Serie:<br />
Hersteller<br />
im Profil<br />
Lange Zeit galt nur<br />
GORE-TEX als wirklich<br />
wasserdicht. Zwar<br />
haben andere<br />
Hersteller inzwischen<br />
aufgeholt,<br />
doch Gore<br />
hat weiterhin<br />
eine enorme<br />
Marktmacht.<br />
RUBRIKEN<br />
NEU!<br />
Editorial 3<br />
Bildstrecke 6<br />
TV-Programm 20<br />
Bergpredigt 56<br />
Briefe/Impressum 120<br />
<strong>Vorschau</strong> 122<br />
11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 5
BERG-BILDER<br />
Galaktisch<br />
Als hätte Merlin seinen Zauberstab verloren:<br />
In Wahrheit zeigt das Bild einen beleuchteten Eisfall<br />
in Norwegen. Wie eine Leiter aus Licht durchsteigt<br />
er die Nacht, bis in den Himmel über dem Eidfjord.<br />
Eisschlucht Gol, Eidfjord, Norwegen<br />
Alle Fotos: Thomas Senf<br />
6 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
8 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
Gespenstisch<br />
Im Zwielicht von Farbfackeln und Scheinwerfern<br />
klettern Stephan Siegrist und Dani Arnold wie<br />
Irrlichter durch die Geisterwelt von Eidfjord. Von<br />
Höhlentrollen blieben die Schweizer verschont.
Höllisch<br />
Ein Bild wie aus Dantes »Inferno«: Dani Arnold<br />
versucht, aus der gefrorenen Hölle zu entkommen.<br />
Nur die Kameradrohne bezeugt, dass hier kein<br />
Sündenfall vorliegt.
Beleuchtungskunst<br />
Die Bergwelt ist kein Fotostudio.<br />
Mit künstlichem Licht wird dort selten<br />
gearbeitet. Aber das faszinierende<br />
Resultat rechtfertigt den Aufwand.<br />
»Fotografieren und Filmen<br />
in der Nacht ist eine große<br />
Herausforderung. Die<br />
Möglichkeiten, mit den<br />
Faktoren Licht, Zeit und<br />
Umgebung zu spielen,<br />
sind grenzenlos. Gemeinsam mit der Schweizer<br />
Bergsportfirma Mammut entstand die<br />
Idee, mit Hilfe von Leuchtfackeln, Scheinwerfern<br />
und Stirnlampen gefrorene Wasserfälle<br />
in Norwegen und die darin kletternden<br />
Athleten zu beleuchten. Schon oft ist mir die<br />
Transparenz und Reflexionskraft von Eis in<br />
der Sonne aufgefallen. Die Eisfälle boten daher<br />
ideale Voraussetzungen für eine meiner<br />
bislang aufwendigsten Fotoproduktionen.«<br />
Thomas Senf<br />
Die exklusive Hintergrundreportage zum<br />
Mammut-Teamtrip nach Norwegen finden<br />
Sie auf den Seiten 84 bis 87.<br />
11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 11
<strong>Bergsteiger</strong><br />
11/13 AKTUELL<br />
Der K2: Bild aus dem Film<br />
»The Summit« von Nick Ryan<br />
Foto: Image Now Films<br />
Vom Allgäu bis in den Himalaya<br />
VOM 23. BIS 27. OKTOBER 2013 FINDET DAS 11. INTERNATIONALE<br />
BERGFILM-FESTIVAL TEGERNSEE STATT<br />
Zitat des Monats<br />
»Ein Mensch, der<br />
einem Gletscher<br />
Gesellschaft leistet,<br />
erhält allmählich<br />
das Gefühl, dass er<br />
unbedeutend ist.«<br />
Mark Twain in seinem Buch »Bummel durch Europa«,<br />
erstmals erschienen 1880<br />
Ob spektakulärer Kletterfilm oder berührendes Bergporträt – das Internationale<br />
Bergfilm-Festival Tegernsee widmet sich in seiner elften Auflage erneut<br />
mit Sachverstand und Liebe zum Thema dem breit gefächerten Bergfilm-Genre.<br />
Von 23. bis 27. Oktober werden in sechs Sälen die Filme zu sehen sein, die die<br />
Vorauswahljury rund um Michael Pause ausgewählt hat. Zum Beispiel zeigt eine<br />
Dokumentation aus der Schweiz, wie ein neuer Besitzer eines alten Sessellifts<br />
diesen weiterbetreibt. In einem anderen Film hat Gerhard Baur das Leben der<br />
Steinböcke in den Allgäuer Bergen mit der Kamera eingefangen. Die Filme wurden<br />
in drei Kategorien eingeteilt: »Erlebnisraum Berg« stellt den Alpinismus und<br />
die sportliche Begegnung mit den Bergen ins Zentrum. Landschaftsdarstellungen<br />
und Umweltthemen werden in »Naturraum Berg« fokussiert. Die Filme der<br />
dritten Kategorie »Lebensraum Berg« befassen sich unter ethnologischen und<br />
kulturellen Vorzeichen mit der Begegnung Mensch und Berg. Alle weiteren<br />
Informationen sind erhältlich unter: www.bergfilm-festival-tegernsee.de –sz–<br />
Herbstzeit, Bergfilmzeit. In den kommenden Wochen finden diverse Filmfestivals statt. Eine<br />
Übersicht finden Sie unter www.bergsteiger.de /news-3356-747-339-bergfilm.html. Einer<br />
der Termine ist die Reel Rock Film Tour. Für diese verlosen wir 40 x 2 Karten, Spielort und<br />
Termin nach Wahl. Schicken Sie uns eine E-Mail oder Postkarte, Betreff »Reel Rock«.<br />
Foto: Christian Stangl<br />
Christian Stangl hat’s geschafft:<br />
die »Triple Seven Summits«<br />
Drei mal sieben<br />
CHRISTIAN STANGL VERVOLLSTÄNDIGT »TRIPLE SEVEN SUMMITS«<br />
Nach sieben Jahren ist der »Skyrunner« am Ziel: Ende August stand Christian<br />
Stangl auf dem Schchara (5193 m) im Kaukasus. Damit komplettierte der Steirer<br />
als Erster die Sammlung der jeweils drei höchsten Berge aller sieben Kontinente.<br />
Beim Abstieg bremste ein Schneesturm Stangl und seine beiden Begleiter aus.<br />
Hohe Lawinengefahr hielt sie über drei Tage auf 4200 Metern fest. Schließlich<br />
setzte Stangl einen Notruf ab; ein Helikopter brachte das Team ins Tal.<br />
Eine klar definierte Liste der »Triple Seven Summits« gibt es aufgrund widersprüchlicher<br />
Höhenmessungen nicht. Besonders in Ozeanien ist die Situation unklar.<br />
Um sicher zu gehen, bezwang Stangl deshalb insgesamt 30 Berge weltweit. 2010 hatte er für Furore<br />
gesorgt, weil er vorgegeben hatte, den K2 bestiegen zu haben. Sein Beweisfoto stammte aber von<br />
einem Punkt unterhalb des Gipfels. Nach mehreren gescheiterten Anläufen war er 2012 erfolgreich.<br />
Ein Spotmessenger, der via Satellit den Aufenthaltsort speichert, verifizierte seinen Erfolg. –te–<br />
12 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
Fünf Fragen an …<br />
Foto: Jens Mattern<br />
Olga Morawska, Witwe<br />
von Piotr Morawski,<br />
(1. Winterbesteigung<br />
des Shishapangma),<br />
ist Gründerin einer<br />
Stiftung, die Menschen<br />
hilft, die unerwartet<br />
einen Angehörigen<br />
verloren haben.<br />
Olga Morawska<br />
Sie haben 2009 ihren Mann am Dhaulagiri verloren.<br />
Hatten Sie damals Wut auf die Berge?<br />
Nein. Ich empfand Groll, dass ein so begabter Mensch wie mein<br />
Mann seinen vielen Talenten nicht mehr nachgehen konnte.<br />
Die Berge zu beschuldigen, macht keinen Sinn, er war auf eigenen<br />
Willen dorthin gegangen und hatte gewusst, was er tat.<br />
Ihr Mann liegt noch in der Eisspalte, in die er gestürzt war. Sie<br />
sind dann in den Himalaya gereist, um sich am Fuß des Berges<br />
zu verabschieden. Was hat sich für Sie dadurch verändert?<br />
Abschied nehmen ist wichtig. Es ist eine besondere Situation, wenn<br />
jemand stirbt und sein Körper für immer im Gebirge bleibt. Es war<br />
mir ein großes Bedürfnis, dort einen Grabstein zu errichten, so wurde<br />
auch ein Lebens-Kapitel abgeschlossen.<br />
In Ihrem Buch »Berge, ganz ungewohnt« interviewen Sie<br />
Angehörige verunglückter <strong>Bergsteiger</strong>. Wie kam es dazu?<br />
Das war Teil meiner Trauerverarbeitung; ich war neugierig, inwieweit<br />
ihre Erfahrungen und Gedanken von meinen abweichen. Obwohl<br />
der Verlust bei den meisten schon 20 Jahre her ist, stellte ich fest,<br />
dass einige bislang mit niemandem über dieses Thema gesprochen<br />
hatten. Das Buch ist auch eine Hommage an verstorbene polnische<br />
<strong>Bergsteiger</strong>, die in Vergessenheit geraten sind.<br />
Haben Sie als Witwe und Mutter zweier Kinder Hilfe erfahren?<br />
Meine Eltern und meine Brüder halfen mir. Doch irgendwann<br />
war ihre Geduld erschöpft. Meine Kinder blieben ohne fi nanzielle<br />
Versorgung, da mein Mann nach polnischem Recht nicht lange<br />
genug gearbeitet hatte. Vor allem aber fehlte ihnen das Vorbild eines<br />
jungen Menschen, der durch eine solch schwere Zeit geht.<br />
Was leistet Ihre Stiftung »Plötzlich allein« (Nagle Sami)?<br />
Wir leisten psychologische und rechtliche Hilfe, es gibt Therapiegruppen<br />
für Erwachsene und Kinder, Einzelgespräche sowie Telefon -<br />
seelsorge. Wir bereiten eine Interventionsgruppe vor, bestehend aus<br />
Psychologen und Anwälten, die nach einer Katastrophe vor Ort helfen,<br />
wenn Menschen nicht mehr weiter wissen. Wir wollen aber auch<br />
Mut machen, aus der Trauerphase wieder heraus zu kommen. In Polen<br />
gibt es eine Erwartungshaltung, dass man ewig trauern müsse.<br />
Interview: Jens Mattern
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 11/13 AKTUELL<br />
Berg-Splitter<br />
Foto: privat<br />
Tageslimit<br />
Die erste Eintagesbegehung des »Vertikalen<br />
Jungfrauenmarathons« brannten Roger Schäli<br />
und David Hefti in den Berner Fels. Die Tour<br />
wurde 1997 entdeckt und besteht aus »Stägers<br />
Bürtblätz« (350 m, 7a+) und »Fätze und Bitze«<br />
(300 m, 7a). Danach folgt noch der »Rotbrättgrat«,<br />
der auf der Jungfrau endet. –te–<br />
Doppelschlag<br />
Eine seltene Doublette gelang dem Österreicher<br />
Paul Niel im Himalaya. Vom Gipfel des<br />
Mount Everest stieg der 34-Jährige zum Südcol<br />
ab und nach kurzer Pause auf den benachbarten<br />
Lhotse. Niel ist der neunte Mensch, dem<br />
diese Kombination gelang.<br />
–te–<br />
Nummer zwei<br />
Seine »zweitschwerste Tour« zog Adam Ondra<br />
in der Höhle von Flatanger (Norwegen) durch.<br />
Zweieinhalb Wochen lang probierte sich<br />
der junge Tscheche in »Move«, ehe er nach<br />
dem Durchstieg 9b als Grad vorschlug. –te–<br />
Mehr Gipfel für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Wie die Nepal Mountaineering Association<br />
(NMA) bekanntgab, sollen zwei bisher<br />
unbestiegene Gipfel nach Sir Edmund Hillary<br />
und Tenzing Norgay benannt werden. Auch die<br />
Berge seien bereits ausgesucht und liegen<br />
zwischen Mount Everest und Cho Oyu. Diese<br />
und 163 weitere Gipfel sollen 2014 freigegeben<br />
werden. Mehr dazu www.bergsteiger.de/<br />
news-3353-747-339-nepal.html –te–<br />
5. Geburtstag<br />
Der International Mountain Summit in Brixen<br />
hat sich zu einem der wichtigsten Treffen der<br />
Szene etabliert. Dieses Jahr feiert der IMS den<br />
5. Geburtstag, und die Liste der Top-<strong>Bergsteiger</strong><br />
und Top-Themen ist lang. Das Bergfestival fi ndet<br />
vom 17. bis 22. Oktober statt; alle Infos unter<br />
www.ims.bz<br />
–mr–<br />
Foto: Heiko Wilhelm<br />
Auf nach Innsbruck<br />
VORTRÄGE, PRODUKTE, WORKSHOPS: DIE ALPINMESSE 2013<br />
Wenn die Bergstiefel eingekellert sind und die Tourenski auf den ersten<br />
Schnee warten, findet traditionell die Alpinmesse in Innsbruck statt. Auch dieses<br />
Jahr werden die Besucher am 9./10. November wieder die Qual der Wahl haben:<br />
Produkt neuheiten, kostenlose Workshops, und Multivisionsshows stehen auf dem<br />
Pro gramm. Zum ersten Mal wird parallel die BlocAlpin, Österreichs Staatsmeisterschaft<br />
im Bouldern, vor Ort ausgetragen. Der BERGSTEIGER begleitet die Messe<br />
dieses Jahr wieder als Medienpartner.<br />
In zehn verschiedenen Workshops frischen Profis den Wissensstand der Besucher<br />
auf. Von der GPS-Schulung über Klettersteigtipps bis zum LVS-Training ist alles<br />
dabei. In der Höhenkammer können Besucher ihre Höhenverträglichkeit testen<br />
– oder eine Massage genießen. Beim alpinforum (9. 11.) lassen sich die Kenntnisse<br />
weiter vertiefen. In den Impulsvorträgen<br />
zu Unfallprävention und<br />
Risikomanagement erklären Experten<br />
neue Sicherheitstrends. Beide<br />
Angebote sind kostenlos, erfordern<br />
aber eine Anmeldung.<br />
Gleich vier prominente Bergsportler<br />
hat die Alpinmesse für ihr Vortragsprogramm<br />
eingeladen. Den Anfang<br />
machen Gerlinde Kaltenbrunner und<br />
Ralf Dujmovits. Das Paar berich tet<br />
über die Spuren, die ihre gemeinsamen<br />
32 Achttausender hinterlassen<br />
haben (»Leidenschaft 8000 – Tiefe<br />
überall«, 9. 11., 19 Uhr). Am Sonntag<br />
erzählt »Wunderkind« Adam Ondra,<br />
was ihm zum Aufstieg an die<br />
Spitze der Kletterszene verholfen hat<br />
(»Beauty of Difficulty«, 10. 11., 11 Uhr).<br />
Die Messe beschließen wird eine Frau,<br />
die einst Klettergeschichte schrieb:<br />
Lynn Hill, der die erste freie Begehung<br />
der Nose am El Capitan gelang<br />
(»The Life, Climbs and Evolution of<br />
a Free Climber«, 10. 11., 19 Uhr). –te–<br />
Besonders für Münchner interessant sein<br />
dürfte der Alpintag »Munich Mountains«<br />
(17. November, BMW Welt am Olympiapark).<br />
Details dazu im nächsten Heft.<br />
Wird vor Ort sein: Kilian<br />
Fischhuber, fünffacher Gesamt-Weltcupsieger<br />
Bouldern<br />
Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits<br />
erzählen am 9. 11. von ihren Touren.<br />
▶ alpinmesse<br />
9.–10. November 2013, Messe Innsbruck,<br />
Halle A<br />
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag<br />
von 10–19 Uhr<br />
Eintritt: 6 Euro; freier Eintritt für Kinder<br />
und Jugendliche bis 16 Jahre. Kombipaket<br />
mit Gletscherskipass ab 99 Euro.<br />
Informationen und Anmeldungen zu den<br />
Workshops unter www.alpinmesse.info<br />
▶ alpinforum<br />
9. November 2013, auf der alpinmesse<br />
Innsbruck<br />
Öffnungszeiten: 10–17 Uhr<br />
Eintritt: 22 Euro (inkl. Eintritt zur alpinmesse<br />
an beiden Tagen). Details und<br />
Vorverkauf unter www.alpinmesse.info<br />
Foto: Archiv Ralf Dujmovits<br />
14 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
Foto: Michael Prittwitz<br />
Schlaflos am Watzmann<br />
BERCHTESGADENER WANDERFESTIVAL ZIEHT 24H-WANDERER AN<br />
»Total zufrieden« zeigte sich Veranstalter Toni Grassl<br />
mit dem Verlauf des 3. Berchtesgadener Wanderfestivals.<br />
Drei Tage lang ging es auf fünf verschiedenen Touren quer<br />
durch das Land unter dem Watzmann. Fast drei Viertel<br />
der Teilnehmer nahmen an den drei 24h-Wanderungen<br />
teil. »Man fühlt sich wie neugeboren, wenn das erste Licht<br />
erscheint«, schwärmte eine durchnässte Berchtesgadenerin<br />
im Ziel. Die Dauerwanderer waren ab Mitternacht bis<br />
zum Frühstück um 9 Uhr morgens im Regen unterwegs.<br />
Angespornt von der Nachfrage, kündigte Grassl für das<br />
nächste Wander-Festival vom 4. bis 6. Juli 2014 eine neue 24h-Strecke an. –te–<br />
Berg-Fundstück<br />
KINDER-MOTIVATOR<br />
Wer dieses Buch verschenkt,<br />
sollte sich seiner<br />
Kondition sicher sein. Denn<br />
nun sind die Kleinen nicht<br />
mehr so leicht zu bremsen.<br />
Kinder-Tourenbuch »Meine Berge«,<br />
Zwerg am Berg Verlag, München, 8,95 €<br />
Wilde Alpen im Maxiformat<br />
BERGFOTOGRAF BERND RITSCHEL TOURT DURCH SÜDDEUTSCHLAND<br />
Bernd Ritschel zeigt die faszinierendsten Motive aus seinem National-<br />
Geographic-Bildband »Wilde Alpen« auf der großen Leinwand. Auftakt seiner<br />
Tour durch Süddeutschland ist am 3. November in Nürnberg. Außerdem tritt<br />
er in München, Rosenheim und Gersthofen auf. Alle Infos<br />
und Termine zum Programm unter www.outdoor-ticket.net/<br />
events/wildes-deutschland. Unter allen Lesern, die zu den<br />
genannten Terminen keine Zeit haben, verlosen wir zwei<br />
Exemplare des Bildbands. Schreiben Sie uns dafür bis zum<br />
4. November eine E-Mail an bergsteiger@bruckmann.de<br />
oder eine Postkarte an Redaktion BERGSTEIGER, Postfach<br />
40 02 09, 80702 München. Betrifft: »Wilde Alpen« –bw–<br />
Alpen per Handbike<br />
FELIX BRUNNERS ALPENCROSS<br />
Ein Alpencross von Füssen an den Gardasee<br />
– für Felix Brunner hat dieser Weg noch mal<br />
eine andere Dimension, denn der 24-Jährige<br />
sitzt im Rollstuhl. Wie er sich nach einem<br />
Eiskletterunfall und unzähligen Operationen<br />
aufrappelte und die Strecke im Handbike absolvierte,<br />
steht im ausführlichen Porträt über<br />
Felix im kommenden BERGSTEIGER. –te–<br />
+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />
+++ Der deutsche Markt ist um eine Outdoor-Marke reicher:<br />
Sherpa Adventure Gear aus Nepal. Neben Outdoor-Bekleidung wie einer 3-Lagen-<br />
Jacke samt Hose bietet das Unternehmen auch von Sherpa-Frauen handgestrickte<br />
Mützen an. Das Gros der Produkte wird in Nepals Hauptstadt Kathmandu produziert.<br />
Kennzeichen der Bekleidung sind kleine Gebetsfahnen am Zipper des Reißverschlusses oder<br />
als Aufnäher. Ein Teil des Erlöses geht an die Paldorje Education Stiftung, die sich um die<br />
Ausbildung von Sherpa-Kindern kümmert. Zu beziehen sind die Sachen beispielsweise in den<br />
Woick-Filialien in Stuttgart, Ulm und Filderstadt oder online unter www.bergfreunde.de +++<br />
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11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 15
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 11/13 AKTUELL<br />
GASTBeitrag<br />
Fotos: privat<br />
Charly Wehrle und Andy Kiechle sind die<br />
Hüttenwirte der Frederick-Simms-Hütte.<br />
Wehrle Xxxxxxx leitete ist stellvertretende von 1986 bis 2009 Geschäftsführerin<br />
der Internationalen an der Zugspitze. Alpenschutz-<br />
die<br />
Reintalangerhütte<br />
konvention CIPRA<br />
Neubau im Höllental<br />
Obwohl es nichts mehr bringen wird, nehmen<br />
Andy Kiechle und ich zum Abriss der Höllentalangerhütte<br />
Stellung. Die ganze Sachlage ist<br />
höchst ambivalent. Es ist unbestritten, dass ein<br />
altes Haus wie die Höllentalangerhütte, die über<br />
ein Jahrhundert <strong>Bergsteiger</strong>n und Kletterern<br />
Schutz geboten hat, deren harmonische<br />
Bauweise sich all den vielen Zugspitzbegehern<br />
eingeprägt hat, nun von einem seelenlosen und<br />
abstrakten Neubau ersetzt werden soll. Auch wir<br />
denken, dass man mit der Bausumme von vier<br />
Millionen Euro die alte Hütte hätte renovieren<br />
können, sodass sich vom äußeren Erscheinungsbild<br />
her nicht viel geändert hätte. Wir<br />
wissen aber nicht, welche Aufl agen von<br />
Behörden nötig gewesen wären, um diese<br />
gewiss teure Renovierung zu realisieren. Soweit<br />
wir wissen, ist der Gemeinde Grainau bereits ein<br />
früherer Entwurf der Hütte mit Satteldach<br />
zugegangen, der aber wegen zu geringer<br />
Lawinensicherheit abgelehnt wurde. Also sah<br />
sich die Sektion München gezwungen, einen<br />
lawinensicheren Neubau zu entwerfen. Dass<br />
dieser Neubau eine radikale Abkehr vom alten<br />
Hüttenstil bedeutet, siehe Waltenbergerhaus und<br />
Tannheimerhütte, ist möglicherweise einer neuen<br />
Architektengeneration geschuldet, die versucht,<br />
moderne Umwelttechnik, Zweck und Nutzen des<br />
futuristischen Baus unter einem Dach zu<br />
vereinen. Der Gedanke »die Besucher werden<br />
sich, beziehungsweise müssen sich daran<br />
gewöhnen« ist nicht von der Hand zu weisen. Wir<br />
sind der Meinung, dass wenigstens alte Teile der<br />
Hüttenfassade in einen Neubau sichtbar<br />
eingebaut werden sollten.<br />
Foto: Friedl Krönauer<br />
Im Namen der Landschaft<br />
CIPRA DEUTSCHLAND VERABSCHIEDET PAPIER ZUR ENERGIEWENDE<br />
Seit dem vergangenen Winter erregt der geplante Pumpspeichersee am<br />
Jochberg die Bergszene. Nun hat sich die Alpenschutzkommission CIPRA<br />
Deutschland in einem Positionspapier klar gegen den Bau des Kraftwerks ausgesprochen.<br />
Bei der Vorstellung des Papiers Anfang September stimmte CIPRA-<br />
Präsident Erwin Rothgang dem Ausbau erneuerbarer Energien grundsätzlich zu.<br />
Gleichzeitig betonte er aber die Hindernisse bei der Energiewende im alpinen<br />
Raum. Neue Wasserkraftwerke oder Windräder in Schutzgebieten seien tabu.<br />
Fördern will die CIPRA dagegen die Solarenergie, etwa in den zahlreichen Gewerbegebieten<br />
der Alpentäler.<br />
Auch DAV-Vizepräsident Ludwig Wucherpfennig räumte ein, den Alpenraum<br />
nicht zur Gänze von Projekten der Energiewende freihalten zu können. Wichtiger<br />
als neue Kraftwerke seien aber ohnehin politische Anreize zum Energiesparen, sagte<br />
Herbert Barthel vom Bund Naturschutz in Bayern. Bleibe der Verbrauch gleich,<br />
»bräuchten wir 150 oder 200 Jochberge in den Alpen», rechnete Barthel vor. –te–<br />
Felsausbrüche am Demelspitz<br />
GEMEINDE LENGGRIES SPERRT DEN GIPFEL<br />
Für Kletterer könnte es gefährlich werden: Der Gipfelaufbau des dem Brauneck<br />
vorgelagerten Demelspitz (1158 m) ist vor allem auf der Südseite völlig instabil<br />
und könnte komplett abrutschen. Nachdem in den vergangenen Jahren immer<br />
wieder riesige Felsblöcke an der Ostseite ausbrachen, öffnete sich im Frühsommer<br />
ein etwa einen halben Meter breiter Riss am Gipfelaufbau, der sich weiter bewegt.<br />
Betroffen ist vor allem die klassische alte Südwandroute. Das Fundament des Gipfelkreuzes<br />
aus Aluminium steht bereits<br />
schief. Grund für die vermehrten Felsabbrüche<br />
ist weniger der zurückgehende<br />
Permafrost, sondern eher der spezielle<br />
geologische Gebirgsbau. Der Kalk-Gipfel<br />
»schwimmt« quasi auf einer Schicht aus<br />
weicherem, tonhaltigem Mergel. »Man<br />
kann sich das vorstellen, als würde eine<br />
Kuchenplatte auf einer Sahneschicht rutschen«,<br />
sagt Dr. Andreas von Poschinger<br />
dazu, der beim Bayerischen Landesamt<br />
für Umwelt für Georisiken zuständig ist<br />
und für die Gemeinde Lenggries ein Gutachten<br />
erstellt. Wie lange die Sperrung<br />
bleibt, ist noch nicht entschieden. –pgk–<br />
Foto: Petra Gössl-Kubin<br />
16 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13
Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
Foto: Ruhpolding Tourismus GmbH<br />
Foto: Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG/Herbke<br />
OlympiJa oder NOlympia<br />
BÜRGERENTSCHEID ÜBER KANDIDATUR<br />
Am 10. November entscheiden die Bürger in München, Garmisch-Partenkirchen,<br />
Berchtesgaden und Traunstein über die<br />
Kandidatur zu den Winterspielen 2022. Bereits vier Tage später<br />
ist Bewerbungsschluss. Anders als bei der Bewerbung 2018<br />
sieht das neue Sportstättenkonzept vor, die Biathlon- und<br />
Langlaufwettbewerbe in Ruhpolding auszutragen. Münchens<br />
Oberbürgermeister Ude kündigte an, nur bei positivem Wahlausgang<br />
eine Bewerbung einzureichen. Während sich Wien<br />
und Graubünden bereits gegen eine Bewerbung aussprachen,<br />
stimmten die Bürger Oslos für eine Kandidatur.<br />
–te–<br />
Doppelt so<br />
viele Touristen<br />
BAYERISCHE ZUGSPITZBAHN PLANT<br />
NEUBAU DER EIBSEE-SEILBAHN<br />
Seit 50 Jahren bringt die Eibseebahn Touristen auf die Zugspitze.<br />
Nun kommt wohl kein runder Geburtstag mehr dazu:<br />
Laut Bahnchef Peter Huber soll ein Neubau an gleicher Stelle<br />
bald 560 statt bisher 260 Personen pro Stunde transportieren.<br />
Die Genehmigungsunterlagen wurden bereits beim Landratsamt<br />
Garmisch-Partenkirchen eingereicht. Notwendig sei der<br />
Bau laut Huber wegen des »veränderten Gästeverhaltens«, die<br />
immer später und konzentrierter die Talfahrt antreten würden.<br />
Huber rechnet mit einer Bauzeit von drei Jahren, wobei<br />
der Betrieb maximal eineinhalb Jahre aussetzen soll. –te–<br />
Foto: Third Pole / Trail of Change<br />
Dem Wandel auf der Spur<br />
GEOMORPHOLOGE ERFORSCHT AUF LANGZEIT-EXPEDI-<br />
TION FOLGEN DES KLIMAWANDELS IM HIMALAYA<br />
Ein Tal in Nepal, das erst<br />
vor kurzem für den Tourismus<br />
geöffnet wurde,<br />
war ihr erstes Ziel. Dort<br />
versuchten der Geomorphologe<br />
Hannes Künkel<br />
und ein Team seiner<br />
Firma Third Pole den Wandel zu untersuchen, dem Umwelt und<br />
Gesellschaft unterworfen sind. »Unsere Sherpa und die Einheimischen<br />
bestätigen, dass sich seit dem letzten Jahrzehnt klassische<br />
Wettermuster nicht mehr vorhersagen lassen«, erzählte<br />
Künkel von unterwegs. Sein langfristiges, wissenschaftliches<br />
Expeditionsprojekt »Trail of Change« (TOC) soll auf die unterschiedlichen<br />
Formen von Wandel im Himalaya aufmerksam<br />
machen. Neben der Wissenschaft verfolgt »Trail of Change« auch<br />
bergsteigerische Ziele. Gletscherrückgang und verändertes Niederschlagsverhalten<br />
haben auch darauf Auswirkungen.<br />
Sympatex unterstützt das Projekt in Kooperation mit VAUDE.<br />
Näheres verrät der Blog trailofchange.com/blog<br />
–sz–<br />
Österreich zieht nach<br />
MOUNTAIN WILDERNESS MIT NEUEM LANDESVERBAND<br />
Eine Naturschutzorganisation bekommt Zuwachs:<br />
Am 9. November wird Mountain Wilderness (MW) Österreich<br />
gegründet. »Endlich«, sagt dazu Gotlind Blechschmidt, Vorsitzende<br />
von MW Deutschland. »Wir haben uns selbst gewundert,<br />
warum gerade in Österreich so lange niemand die Initiative<br />
zur Gründung ergriffen hatte.« MW International existiert seit<br />
1987. Dass nun auch Österreich einen Verband haben wird, ist<br />
auf Kerrin Lessel zurückzuführen. Aktionen seien noch keine<br />
geplant, Blechschmidt geht aber davon aus, dass MW Österreich<br />
vor allem in den Bereichen Eventisierung der Alpen und<br />
Skigebietserschließungen tätig werden wird.<br />
–bw–<br />
Werner Feldmann<br />
Teil 1<br />
Traumtouren<br />
in den Ostalpen<br />
11 technisch einfache Bergwanderungen<br />
+ Beiheft zum Mitnehmen<br />
www.wandertipps.eu
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 AKTUELL<br />
11/13 AKTUELL<br />
Medien<br />
BergBücher …<br />
Pit Schubert<br />
»IM HIMALAYA IST VIELES ANDERS«<br />
224 Seiten, 650 Farbabbildungen,<br />
Format 22 x 28 cm, gebunden mit<br />
Schutzumschlag, Bergverlag Rother,<br />
Unterhaching 2013, Preis 39,90 €<br />
Dass Pit Schubert ein begnadeter<br />
Geschichtenerzähler ist, weiß die <strong>Bergsteiger</strong>schaft<br />
spätestens seit seinen drei legendären Bänden »Sicherheit und<br />
Risiko in Fels und Eis«. Nun setzt »der Pit« noch eins drauf: In<br />
seinem typischen Erzählstil – trocken-humorvoll und ironischdistanziert<br />
zugleich – zieht er ein Resümee aus über 70 Reisen<br />
zu den höchsten Bergen der Welt. Er erzählt von skurrilen<br />
Erlebnissen am Berg, von Begegnungen mit Menschen und warum<br />
»im Himalaya vieles anders ist«.<br />
Die zahlreichen Bilder (insgesamt rund 650 auf 224 Seiten) –<br />
fast alle vom Autor selbst – zeigen, dass dieser nicht nur ein<br />
großartiger Erzähler, sondern auch ein scharfer Beobachter ist:<br />
Ein echter »Schubert« also und ein Bergbuch, das das Zeug zum<br />
Klassiker hat.<br />
–ak–<br />
Susanne Reitberger<br />
»WANDERUNGEN FÜR FRÜHAUF-<br />
STEHER IM ALLGÄU«<br />
96 Seiten, 16,5 x 23,5 cm,<br />
Klappenbroschur, J. Berg Verlag,<br />
München 2013, 14,99 €<br />
In der Mittagssonne mit<br />
Hunderten auf einem Gipfel<br />
schmoren? Garantiert<br />
nichts für Frühaufsteher. Für<br />
die liefert dieses Buch die<br />
schönsten Touren in den Allgäuer<br />
Alpen. Im frühen Licht<br />
lassen sich Klassiker wie<br />
Grünten, Riedberger Horn<br />
oder Gimpel ganz neu erleben.<br />
Auf den 20 vorgestellten<br />
Touren zwischen Füssen und<br />
Oberstaufen gilt aber stets:<br />
Stirnlampe einpacken! –te–<br />
Astrid Süßmuth<br />
»LEXIKON DER ALPENHEIL-<br />
PFLANZEN«<br />
296 Seiten, 230 farbige Abbildungen,<br />
Format 15,5 x 23,5 cm,<br />
Hardcover, AT Verlag, 2013, 24,90 €<br />
Zum Mitnehmen in die<br />
Berge ist dieses Buch sicher<br />
nichts: zu umfassend und<br />
dadurch zu schwer. Doch wer<br />
etwas mehr über die Heilpflanzen<br />
wissen und einen<br />
Ausflug in die traditionelle<br />
Verwendung machen möchte,<br />
ist hiermit gut bedient. Rund<br />
60 Pflanzen werden vorgestellt,<br />
jeweils mit Rezepten<br />
für Wundsalben oder Tropfen<br />
sowie mit einem Hinweis auf<br />
Handelsprodukte. –bw–<br />
BergApp … BergFilm … BergWeb …<br />
Foto: Club Alpin Français<br />
DREIDIMENSIONAL UNTERWEGS<br />
Wofür? Tourenplanung in 3D mit allen Schikanen<br />
wie Webcam und Wetterbericht. Praktisch für<br />
unterwegs: GPS-Funktion zur Orientierung<br />
Wie? Region runterladen, Tour auswählen und los<br />
Wieviel? Bei »3D Reality Map« ist die Testregion<br />
Zugspitze kostenlos, weitere Regionen ab 4,49 €<br />
Warum? Weil 3D Spaß macht, und die Orientierung<br />
sowie das Einschätzen vom Gelände erleichtert.<br />
»LE NOUVEAU REFUGE DU GOUTER«<br />
Eine Besteigung des Mont Blanc ist der<br />
Traum vieler <strong>Bergsteiger</strong>. Dort, auf 3817<br />
Meter Höhe eine Baustelle einzurichten,<br />
könnte jedoch zum Albtraum für Architekten,<br />
Ingenieure und Arbeiter werden.<br />
Doch die Zustände in der alten Schutzhütte<br />
auf dem Dôme du Goûter waren<br />
katastrophal, eine neue musste gebaut<br />
werden. <br />
–sz–<br />
Von: Bernard Germain<br />
Mit: Club Alpin Français<br />
Aus: Frankreich; zu sehen am 24. Oktober um<br />
15.10 Uhr beim Bergfi lmfestival Tegernsee<br />
www.alpin-koordinaten.de<br />
Eine übersichtliche und werbefreie<br />
Website, auf der sich alles um GPS-Orientierung<br />
im Gebirge dreht. <strong>Bergsteiger</strong><br />
finden hier die Koordinaten von Gipfeln<br />
und Hütten zum kostenlosen Download<br />
– oder laden ihre Wegpunkte selbst hoch.<br />
Dazu gibt es auch über tausend GPS-<br />
Tracks. Zudem informiert die Seite über<br />
die Grundlagen des GPS-Systems. –te–<br />
www.tvmountain.com<br />
Dank der Kletter- und Skivideos aus dem<br />
Mont-Blanc-Gebiet lässt sich der Frêneypfeiler<br />
von der Couch aus erkunden. –te–<br />
18 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13
<strong>Bergsteiger</strong> sein –<br />
BERGSTEIGER lesen<br />
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Hand frei haben. Inklusive Clip zur Befestigung<br />
an Kleidung, Kopfbedeckung oder Rucksack.<br />
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TV-Programm Oktober/November 2013<br />
14.10. | 13.00 | Arte<br />
360° – Geo Reportage<br />
Postbote im Himalaya<br />
Dauer: 52 Min.<br />
14.10. | 13.50 | Servus TV<br />
Art Wolfe – Reisen an<br />
die Grenzen der Erde<br />
Antarktis und<br />
die Falklandinseln<br />
Dauer: 30 Min.<br />
14.10. | 18.30 | Phoenix<br />
Die 30 Weltwunder<br />
der Natur<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
15.10. | 11.40 | S: Disc. Channel<br />
Natur entdecken<br />
Grand Canyon<br />
Dauer: 47 Min.<br />
15.10. | 13.50 | Servus TV<br />
Naturparadies<br />
Galapagos-Inseln<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 30 Min.<br />
19.10. | 14.30 | 3sat<br />
Reisewege Türkei<br />
Im Hinterland<br />
der Schwarzmeerküste<br />
Dauer: 45 Min.<br />
19.10. | 19.00 | BR<br />
natur exclusiv<br />
Wildes Japan<br />
Dauer: 45 Min.<br />
20.10. | 14.05 | ORF 2<br />
Reisezeit – Traumhafte Ziele<br />
Tessin<br />
Dauer: 25 Min.<br />
20.10. | 16.30 | ORF 2<br />
Erlebnis Österreich<br />
Naturschauspiel im<br />
Traunviertel<br />
Dauer: 25 Min.<br />
20.10. | 18.25 | ORF 2<br />
Österreich-Bild<br />
Daheim in den Dolomiten –<br />
Charakterköpfe in den<br />
„Bleichen Bergen”<br />
Dauer: 35 Min.<br />
25.10. | 13.50 | Servus TV<br />
Naturparadies<br />
Wüste Namibias<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 30 Min.<br />
25.10. | 15.15 | HR<br />
Der Arlberg AH<br />
Das verborgene Paradies<br />
Dauer: 45 Min.<br />
25.10. | 20.15 | Servus TV<br />
Bergwelten<br />
Freundschaft auf Zeit<br />
Dauer: 60 Min.<br />
26.10. | 11.05 | 3sat<br />
Mythen der Alpen<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 50 Min.<br />
J26.10. | 11.55 | 3sat<br />
Mariazeller Land<br />
Geheimnisvolle Bergwelt<br />
zwischen Ötscher und<br />
Hochschwab<br />
Dauer: 50 Min.<br />
28.10. | 15.00 | alpha<br />
Planet Wissen<br />
Der blinde <strong>Bergsteiger</strong><br />
Andy Holzer<br />
Dauer: 60 Min.<br />
30.10. | 14.50 | 3sat<br />
Das Pantanal<br />
Naturschützer im Paradies<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 40 Min.<br />
30.10. | 19.30 | Arte<br />
Auf Expeditionsreise<br />
durch Tansania<br />
Die Klimawelt des<br />
Kilimandscharo<br />
Dauer: 43 Min.<br />
31.10. | 8.30 | S: Disc. Channel<br />
Natur entdecken<br />
Die Geheimnisse des<br />
Yellowstone-Parks<br />
Dauer: 44 Min.<br />
31.10. | 23.00 | alpha<br />
Die Kapverden – Vulkaninseln<br />
im Wüstenwind<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J15.10. | 14.25 | 3sat<br />
Die Wiege d. Alpinismus<br />
Vom Ankogel auf<br />
die Berge der Welt<br />
Dauer: 55 Min.<br />
15.10. | 17.40 | 3sat<br />
Im Reich des Steinadlers<br />
Gipfelsieg des Lebens<br />
Dauer: 50 Min.<br />
16.10. | 18.25 | Arte<br />
Afrikas Mondberge<br />
Im Reich der Regengötter<br />
Dauer: 43 Min.<br />
17.10. | 13.50 | Servus TV<br />
Naturparadies<br />
Amazonas-Regenwald<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 30 Min.<br />
19.10. | 12.15 | N 3<br />
Weltreisen<br />
Durchs wilde Dagestan –<br />
Unentdecktes Land im<br />
Kaukasus<br />
Dauer: 30 Min.<br />
AH<br />
J21.10. | 23.00 | alpha<br />
Im Felsenlabyrinth<br />
von Kappadokien<br />
Dauer: 45 Min.<br />
23.10. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Island am Polarkreis<br />
Dauer: 57 Min.<br />
24.10. | 11.45 | S: Disc. Channel<br />
Natur entdecken<br />
Verborgene Welten – Höhlenexpedition<br />
Puerto Rico<br />
Dauer: 44 Min.<br />
24.10. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Estland im Winter<br />
Dauer: 57 Min.<br />
24.10. | 20.15 | N 3<br />
Länder – Menschen –<br />
Abenteuer<br />
Britanniens Berge<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.10. | 13.30 | 3sat<br />
Alpenseen – Stille Schönheit<br />
Am Ursprung des Wassers<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.10. | 16.30 | 3sat<br />
Glockner –<br />
Der schwarze Berg<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.10. | 17.15 | 3sat<br />
Land der Berge – AH<br />
9 Länder, 9 Gipfel<br />
Vom Hermannskogel<br />
zum Dachstein<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.10. | 21.50 | 3sat<br />
Schladminger Bergwelten<br />
Zwischen Jahrhunderten und<br />
Hundertstelsekunden<br />
Dauer: 45 Min.<br />
27.10. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
J1.11. | 10.15 | BR<br />
stationen.Dokumentation<br />
Entdeckungen in den Alpen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
1.11. | 16.15 | Phoenix<br />
Glückliche Reise<br />
Mit dem Bus durch die Türkei<br />
Dauer: 45 Min.<br />
2.11. | 16.00 | Arte<br />
Auf Expeditionsreise<br />
nach Madagaskar –<br />
Ökosystem in Not<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 43 Min.<br />
10.11. | 21 .15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
Das tagesaktuelle<br />
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TITELTHEMA<br />
Tiere sind neben Gipfeln<br />
die große Attraktion in<br />
den Bergen. Schön, wenn<br />
die Tour beides bietet.
Tierisch<br />
guter Herbst<br />
In den Nordalpen gibt es massenhaft Berge, die an<br />
Tiere erinnern. Die besten davon, ob Turmfalk, Geierköpfe<br />
oder Schneck, bieten nicht nur interessante<br />
Namen, sondern auch fantastische Bergerlebnisse.<br />
Foto: Heinz Zak<br />
Eine alte Werbeweisheit besagt,<br />
dass sich das Antlitz von Frauen,<br />
Kindern und vor allem Tieren<br />
verkauft wie Zugspitzfahrten in<br />
der Hauptsaison. Mit den Frauen<br />
als Bergnamen ist das so eine Sache; sie sind<br />
eher rar gestreut. Gut, es gibt die Sieben<br />
Schwestern als Bergkette in Norwegen, das<br />
Östliche und Westliche Dirndl, die Jungfrau<br />
sowie das Böse Weibl. Außerdem steht steinern<br />
die Frau Hitt oberhalb von Innsbruck.<br />
Sie muss der Sage nach ein derart garstiges<br />
Weib gewesen sein, dass verwundert, warum<br />
sie heute per Klettersteig zu besteigen<br />
ist. Kinder sind, abgesehen von jenen angeblich<br />
sieben (schon mal nachgezählt?) im<br />
Watzmannmassiv, noch seltener vertreten.<br />
Tiere dagegen gibt es in Massen.<br />
Woher die Berge ihre animalischen Namen<br />
haben, lässt sich heute nur selten rekonstruieren.<br />
Manchmal wird die Sache gar besonders<br />
knifflig, weil gleich zwei Bezeichnungen<br />
vorliegen. An der Grenze zwischen<br />
Italien und Südtirol gibt es im Ortler-Gebiet<br />
beispielsweise einen Berg namens Cima<br />
Marmotta, was übersetzt Murmeltierspitze<br />
bedeutet. Im benachbarten Österreich<br />
heißt der Berg jedoch so unromantisch wie<br />
phonetisch trocken: Köllkuppe.<br />
Schon alleine deswegen hat sich die BERG-<br />
STEIGER-Redaktion bei ihrer Auswahl der<br />
tierischen Herbsttouren auf die Nordalpen<br />
beschränkt – wo der erste ergiebige<br />
Schneefall hoffentlich noch ein wenig auf<br />
sich warten lässt. Vom Schafsiedel über<br />
den Geißstein bis zur Henne sind vor allem<br />
Nutz- und Almtiere beliebt bei der Bergtaufe.<br />
Es kommen aber auch wahre Exoten vor,<br />
die auf den ersten Blick eher weniger in die<br />
Bergwelt passen: Turmfalk, Schneck und<br />
Gimpel bieten neben interessanten Namen<br />
fantastische Wanderungen, wo manch ein<br />
Flachland-Bewohner sicher ins Schneckentempo<br />
verfällt oder gar aus dem letzten<br />
(Murmeltier-)Loch pfeift. Wer nicht genug<br />
bekommen kann, hat im Karwendel mit der<br />
Mammut-Tour »Sechs auf einen Streich« die<br />
Möglichkeit auf einen ganzen Zoo an Gipfeln.<br />
Auf allen Vieren schleicht hoffentlich<br />
dennoch keiner zurück ins Tal. –dp–<br />
11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 23
Ein Berg für Kletterer:<br />
Der Gimpel bietet tolle<br />
Einsteigertouren wie den<br />
Westgrat (III+)<br />
Steckbrief<br />
Der Gimpel: Auch als Dompfaff<br />
bekannt. Galt früher als tölpelhaft,<br />
dumm und ungeschickt, hat deshalb<br />
am Gimpel eigentlich nichts<br />
zu suchen.<br />
Bergmotto: Kein Berg ist auch<br />
eine Lösung.<br />
Gimpel (2173 m) Tannheimer Berge<br />
Zusammen mit der Roten Flüh bildet der<br />
Gimpel ein markantes, das Tannheimer Tal<br />
beherrschendes Gipfelpaar. Besonders von<br />
Westen gesehen beeindrucken die beiden<br />
Berge aus hellem Wettersteinkalk. Während<br />
die Rote Flüh auch vom bergerfahrenen<br />
Wanderer zu schaffen ist, verlangt<br />
der Gimpel bereits auf seinem leichtesten<br />
Anstieg Kletterei im II. Grad. Dies betrifft<br />
zwar nur wenige Meter, die allerdings<br />
von den zahlreichen Begehern schon auf<br />
Hochglanz poliert worden sind. Ein Geheimtipp<br />
ist der Gimpel sicher nicht. Eher<br />
schon ein schnell erreichbares <strong>Bergsteiger</strong>ziel<br />
und natürlich auch ein Klettergerüst<br />
mit zahlreichen Routen unterschiedlicher<br />
Schwierigkeit und Absicherung. Besonders<br />
zu empfehlen sind der Westgrat (III+), die<br />
neue Südostkante (VI) und die Schertelplatte<br />
in der Nordwand (VI). Seinen Namen<br />
hat der Gimpel nicht etwa vom auch<br />
Dompfaff genannten Vogel, sondern vom<br />
südlich unter seinem Gipfel eingelagerten<br />
Kar. Gimpel bedeutet nichts anderes als eine<br />
Ableitung von »Gumpen« oder »Gund«,<br />
einer besonders im Allgäu gebräuchlichen<br />
Bezeichnung für Kare und Hochtäler. Die<br />
Schreibweise mit »i« stellt vermutlich einen<br />
Übermittlungsfehler dar, schließlich<br />
wurde der Berg schon sehr früh in diversen<br />
Urkunden erwähnt.–Kristian Rath–<br />
Hengst (1988 m) Allgäuer Alpen<br />
Fotos: Sigi Garnweidner (3), Verena Karl<br />
Eigentlich ist der Hengst kein richtiger Gipfel.<br />
Der Hengst ist vielmehr ein mächtiger,<br />
aus dem Daumenmassiv entspringender<br />
Grat, der ins Ostrachtal abfällt. Diesem<br />
Gratverlauf verdankt er auch den Namen:<br />
Von Südwesten gesehen, aus dem Obertal,<br />
kann man mit etwas Fantasie in dem markanten<br />
Grat tatsächlich die Silhouette eines<br />
Hengstes erkennen. Das ist aber auch schon<br />
die einzige Perspektive, aus der dieser Berg<br />
markant erscheint. Aus anderen Richtungen<br />
betrachtet geht er mehr oder weniger<br />
im Daumenmassiv unter. Ein Grund, warum<br />
der Hengst so selten Besuch erhält, ist<br />
aber nicht nur die mangelnde Prominenz,<br />
sondern auch seine brüchige und exponierte<br />
Schneide – sozusagen die Mähne<br />
des Hengstes –, die Kletterei im II. Grad<br />
verlangt. Dabei hätte auch dieses Bergziel<br />
seine Reize: Die Tour von Hinterstein über<br />
Mösle- und Nickenalpe und über den Hengst<br />
zum Kleinen Daumen offenbart die Vielfalt<br />
der Ostrachtaler Bergwelt. Wer unsicher<br />
ist, ob er dem Ritt auf dem Hengst wirklich<br />
gewachsen ist, sollte diese Runde in<br />
umgekehrter Richtung planen. Einerseits<br />
sind dann die schwierigsten Stellen im Aufstieg<br />
zu überwinden, andererseits besteht<br />
die Möglichkeit, auf den Hengst selbst zu<br />
verzichten, ohne die eindrucksvolle Rundtour<br />
an sich abzubrechen. –Kristian Rath–<br />
Der Hengst ist kaum als<br />
eigenständiger Gipfel<br />
im Massiv des Großen<br />
Daumens zu erkennen.<br />
Steckbrief<br />
Der Hengst: Tolle Kondition,<br />
aber etwas eitel. Verschmäht<br />
außerdem sogar Kaminwurzn<br />
und Kaiserschmarrn. Ist auch im<br />
steilen Gelände fehl am Platze.<br />
Bergmotto: Lieber gut aussehen<br />
als hoch hinaus wollen<br />
24 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13
Im Sommer tatsächlich einer jener unvergleichlichen<br />
Grasberge des Allgäus: der Schneck<br />
Schneck (2268 m) Allgäuer Alpen<br />
Umrundet man den Schneck, wechselt er<br />
ständig Form und Farbe. Genauso vielseitig<br />
wie sein Erscheinungsbild ist die Deutung<br />
seines Namens. Manche sehen diesen in<br />
seiner Form begründet: Von Westen aus<br />
dem Oytal gesehen gleicht der Berg mit viel<br />
gutem Willen einer langgestreckten, nach<br />
Norden kriechenden Wegschnecke. Wahrscheinlicher<br />
ist jedoch, dass der Name von<br />
»Schnee Eck« (Allgäuerisch: »Schnea-Egg«<br />
bzw. »Schneack«) hergeleitet werden kann.<br />
Der »Schneack« wäre also ein Berg, an dem<br />
der Schnee besonders lange liegen bleibt.<br />
Das passt: Meist hält sich unterhalb der Ostwand<br />
der Schnee bis weit in den Sommer,<br />
oder sogar bis in den Herbst hinein. Nicht<br />
nur deshalb war der Schneck lange Zeit<br />
gefürchtet. Übertriebene Berichte und die<br />
Eigenwilligkeit seiner Anstiege waren die<br />
Ursache dafür. Längst hat sich einiges relativiert.<br />
Vom Himmeleck führt ein bequemes<br />
Steckbrief<br />
Die Schnecke: Oberbegriff für<br />
Tierklasse, die teilweise Haus statt<br />
Rucksack am Buckel schleppt.<br />
Daher eher langsam. Muss bei<br />
Bergtouren früh aufbrechen<br />
Bergmotto: Bloß nicht zu schnell<br />
angehen!<br />
Steiglein über Blumenwiesen zu seinem<br />
Vorgipfel. Der kurze Übergang zum Hauptgipfel<br />
ist aber, ohne klettertechnisch schwierig<br />
zu sein, derart exponiert, dass ängstliche<br />
Gemüter die messerscharfe Schneide im<br />
Reitsitz überwinden. –Kristian Rath–<br />
Krähe (2012 m) Ammergauer Alpen<br />
Es ist verständlich, dass das alte BMW-<br />
Hotel Ammerwald, einst Außenstelle des<br />
Dachauer Konzentrationslagers, abgerissen<br />
wurde. Das neue Gebäude gleicht<br />
jedoch eher einer Werkshalle als einem<br />
Hotel, das in ein Naturschutzgebiet passt.<br />
Deshalb schleicht man sich von dort ganz<br />
schnell davon und folgt dem Schützensteig<br />
hinauf. Der Aufstieg ist zwar ruhig,<br />
aber auch etwas monoton,<br />
bis schließlich der<br />
Sattel zwischen der einsamen<br />
Hochblasse und<br />
der Hochplatte erreicht<br />
Vom Krähensattel ist es<br />
zum Gipfel der Krähe<br />
ein Katzensprung.<br />
Steckbrief<br />
ist. Dort links abgebogen, kommt man<br />
gleich zum Fensterl. Das immer offenstehende,<br />
felsige Doppelfenster ist die erste<br />
Attraktion auf der Suche nach der Krähe.<br />
Die Krähe: Auf keinen Fall zu<br />
unterschätzende Gattung der<br />
Rabenvögel. Begegnet einem<br />
deshalb überall. Hält aber nichts<br />
vom Alpinstil. Fliegt lieber<br />
Bergmotto: Krächzen statt<br />
klettern<br />
Der Grasgipfel selbst ist wenig aufregend,<br />
immerhin kann man von dort alle namhaften<br />
Berge der Umgebung bestaunen.<br />
Damit diese Bergtour richtig prächtig wird,<br />
steigt man gegen Osten ein bisserl steil und<br />
felsig vorsichtig in den Gabelschrofensattel<br />
ab und in etlichen Kehren über dem<br />
Schwangauer Kessel auf die Nordostflanke<br />
des Niederen Straußbergs zu. Im Niederstraußbergsattel<br />
angekommen,<br />
nimmt der Wanderbetrieb<br />
wieder richtig Fahrt auf,<br />
denn von der Tegelbergbahn<br />
kommt ein beliebter<br />
Bergweg herüber. In<br />
Gesellschaft steigt<br />
man auf dem Waldweg<br />
zum Ochsenängerle<br />
ab und ist wieder<br />
auf der Anstiegsroute,<br />
der man ins Tal folgt.<br />
Vielleicht schmiedet<br />
man derweil auch<br />
gleich Pläne für die<br />
kalte Jahreszeit, denn<br />
bei guter und sicherer Schneelage ist die<br />
Krähe ein ausgesprochenes Firnschmankerl<br />
für verwegene Skitourenfreaks.<br />
–Siegfrid Garnweidner–<br />
11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 25
Ochsenälpeleskopf (1905 m) Ammergauer Alpen<br />
Der Kreuzkopf bietet<br />
einen guten Blick auf<br />
den Ochsenälpeles kopf.<br />
Steckbrief<br />
Der Ochs: Hat nicht nur Kraft wie<br />
ein Stier, sondern meckert auch<br />
nicht. Ist daher der perfekte Mitarbeiter<br />
und Träger. Baut jenseits<br />
der Almgrenze leider rapide ab<br />
Bergmotto: Lieber Lasten schleppen<br />
als Kühen nachstellen<br />
Ochs am Berg, eins, zwei drei – ob deren Anwesenheit<br />
tatsächlich der Grund war, dem<br />
Gipfel an der Grenze von Deutschland zu<br />
Österreich seinen Namen zu geben, ist eher<br />
unwahrscheinlich. Schließlich hat er nur in<br />
Deutschland diesen Namen. Die Österreicher<br />
bezeichnen ihn als Hirschfäng, oder – gänzlich<br />
untierisch – als Älpeleskopf. Das tiefer<br />
gelegene Ochsenälpele ist aber auch über die<br />
Grenzen hinaus als solcher bekannt.<br />
Möglich ist der Aufstieg sowohl von Deutschland<br />
als auch von Österreich aus. Typischerweise<br />
nutzt man das Hotel Ammerwald als<br />
Ausgangspunkt, es sei denn, man möchte<br />
die von dort relativ einfache Tour etwas knackiger<br />
gestalten. Auf den südlichen Nachbargipfel<br />
Kreuzkopf gelangt man übrigens über<br />
das Kuhkarjoch. –Bettina Willmes–<br />
Geierköpfe (2161 m) Ammergauer Alpen<br />
Fotos: Kristian Rath (3), Siegi Garnweidner<br />
Steckbrief<br />
Der Bartgeier: Perfekt ans Hochgebirge<br />
angepasst. Kann von Aas<br />
und Knochenmark leben. Kommt<br />
spielend höher hinaus als die<br />
meisten Höhenbergsteiger<br />
Bergmotto: So weit die Flügel<br />
tragen<br />
Wer alle drei Geierköpfe<br />
kombiniert, hat eine<br />
fordernde Tour vor sich.<br />
Nicht einer, nicht zwei – gleich drei Geierköpfe<br />
haben die Ammergauer Alpen zu bieten.<br />
Alle drei liegen sie in Österreich, knapp<br />
hinter der Grenze zu Bayern. Als einfache<br />
Tour bietet sich der Westgipfel (2143 m) an.<br />
Wer es etwas anspruchsvoller mag, gelangt<br />
über einen Grat auf den 2161 Meter hohen<br />
Hauptgipfel, oder auch gleich noch auf den<br />
Ostgipfel (2060 m). Die Überquerung ist auch<br />
in umgekehrter Richtung möglich – wer<br />
sich dazu entschließt, hat allerdings eine<br />
knackige Tour vor sich und sollte wegen der<br />
Unwegbarkeit des Ostgipfels bergerfahren<br />
sowie absolut trittsicher sein. Auch wenn<br />
die Gipfel nur knapp über zweitausend Meter<br />
hoch sind – spätestens wer den Hauptgipfel<br />
erreicht hat, fühlt sich wie in höheren<br />
alpinen Gefilden. Zum einen ist es ordentlich<br />
felsig, zum anderen liegen die drei<br />
Geierköpfe recht exponiert. Im Norden der<br />
Ammersattel, im Westen und Süden das Tal<br />
des Torsäulenbachs und des Plansees, weiter<br />
östlich das Schellental – bei dem unverstellten<br />
Ausblick fühlt man sich durchaus erhaben.<br />
Nur Geier begegnen einem in der Regel<br />
keine dort oben. Stattdessen rauben einem<br />
die stinknormalen Bergdohlen dann doch<br />
recht schnell das Gefühl, auf einem wirklich<br />
hohen Berg zu stehen. –Bettina Willmes–<br />
26 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13
Vom Gamsjoch bietet sich ein Blick übers<br />
gesamte Karwendel – und darüber hinaus.<br />
Gamsjoch (2452 m) Karwendel<br />
Das Gamsjoch müsste eher Edelweißjoch<br />
heißen. Oder Steinbockjoch. Denn oberhalb<br />
des Gumpenjöchls begegnet man im<br />
Regelfall sowohl der alpinen Pflanze (sofern<br />
Blütezeit) wie auch den gehörnten Felsbewohnern<br />
(sofern ihnen danach ist). Von<br />
Gämsen aber keine Spur.<br />
Alle drei – Gamsjoch, Edelweiß, Steinböcke<br />
– sind wie üblich zu erarbeiten. Vom<br />
Alpengasthof geht es vorbei am Engalm-<br />
Remmidemmi und hoch Richtung Falkenhütte,<br />
am Hohljoch (1794 m) dann scharf<br />
rechts zur Lalidersalm-Hochleger und<br />
schießlich zackig bergauf zum Gumpenjöchl<br />
(1974 m). Was als unbefriedigender<br />
Hatscher begann, gerät von nun an zur Genusstour.<br />
Über schrofige Hänge führt der<br />
Weg, mal durch Gras, dann durch Fels, mal<br />
durch felsiges Gras, aber immer ohne Problem<br />
bis zum Kreuz des Westgipfels. Wer<br />
dort nicht genug hat, kann sich noch Mittelund<br />
Ostgipfel vorknöpfen, wobei der Übergang<br />
zu letzterem schon mit kleinen Kletterstellen<br />
(II) versehen ist. Für den Abstieg<br />
Steckbrief<br />
Die Gämse: Neben dem Steinbock<br />
der perfekte Bergbewohner.<br />
Schmerzunempfi ndlich, stellt mit<br />
der Anatomie seiner Füße jede<br />
Vibramsohle in den Schatten.<br />
Bergmotto: Leben, wo andere<br />
Urlaub machen<br />
ist am Gumpenkar unterhalb des Gumpenjöchls<br />
die Direttissima am Gumpenbach<br />
entlang zu empfehlen. Geht schneller, ist<br />
aufregender – und führt meist entlang der<br />
Aufstiegroute der Skitour. Die ist leider erst<br />
im Frühjahr möglich. –Dominik Prantl –<br />
Turmfalk (2200 m) Karwendel<br />
Das Reich der Falken liegt mitten im Karwendel<br />
zwischen Laliderer- und Johannestal. Für<br />
reine Wanderer ist höchstens der Steinfalk<br />
(2347 m), der südlichste Gipfel der sechsköpfigen<br />
Falkengruppe, von der Falkenhütte<br />
her ein geeignetes Ziel. Bei all den anderen<br />
bedarf es einer kleinen Kletterei, die noch<br />
dazu nicht immer leicht zu finden ist. Der<br />
Weg zum Turmfalk führt beispielsweise erst<br />
einmal wild und weglos über das Falkenkar<br />
zur Westflanke des Totenfalks (2131 m).<br />
Rinnen und Stufen und Gratwanderungen<br />
mit Schwierigkeiten bis etwa zum III. Grad<br />
führen über den Totenfalk auf den Nordgrat<br />
und zum Gipfel des Turmfalks – wo man<br />
höchstwahrscheinlich keine Menschenseele,<br />
Steckbrief<br />
Der Turmfalke: Flugkünstler und<br />
Feinschmecker (u.a. Käfer, Heuschrecken).<br />
Hat als Kulturfolger<br />
auf das Gebirge meist wenig Lust.<br />
Ist schließlich kein Wanderfalke<br />
Bergmotto: Meine Gipfel sind die<br />
Türme der Stadt.<br />
dafür aber den Laliderer Falk als nächstes Ziel<br />
erblickt. Kleiner Trost: Der Übergang dorthin<br />
ist eher einfacher (II). –Dominik Prantl –<br />
Qui occaeped ullorun<br />
tibusam qui aut omnihiligeni<br />
dunt fuga. Et et<br />
fuga. Ita vel iusania<br />
STEFAN MOSER<br />
climbing Couloir<br />
Cortina d’Ampezzo<br />
Carbonstöcke sind leichter, steifer und korrosionsbeständiger als herkömmliche<br />
Aluminiumstöcke. Deshalb sind heute bereits mehr als die Hälfte unserer Stöcke<br />
aus Carbon. Finden Sie das für Sie optimale Modell auf:<br />
http://www.komperdell.com/en/poles/touring/carbon/index.php<br />
11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 27
Eine konzentrierte Dosis<br />
Karwendel gibt es auf<br />
der Tiertour »Sechs auf<br />
einen Streich«.<br />
Steckbrief<br />
Das perfekte Bergtier: Hirsch,<br />
Rappe, Gams, Ochs, Hahn und<br />
Bär! Das wäre wie eine Mischung<br />
aus Stangl, Messner, Steck, Huberalex,<br />
Kaltenbrunner und Lama.<br />
Wer wem entspricht, bleibt jedem<br />
selbst überlassen.<br />
Sechs auf einen Streich Karwendel<br />
Hirschenkopf (1747 m), Rappenspitze (2223 m), Gamskar-Spitze (2098 m),<br />
Ochsenkopf (2148 m), Hahnkamp (2085 m), Bärenkopf (1991 m)<br />
Zaghaft ist das erste Gackern, mit dem sich<br />
die Henne bemerkbar macht. Die Wanderer<br />
hören das Tier, bevor sie es sehen und<br />
glauben zunächst an eine Sinnestäuschung.<br />
Ist es aber nicht. Während sie ihre Trinkflaschen<br />
am Brunnen der verschlossenen Ochsenkaralm<br />
auffüllen, kommt ein braunes<br />
Huhn um die Ecke der privaten Alm gebo-<br />
gen. Es gackert jetzt zunehmend aufgeregt<br />
und reckt den kurzen Hals nach den Käsebroten.<br />
Der arme Vogel scheint tatsächlich<br />
vergessen worden zu sein.<br />
Eine tierische Begegnung auf einer Tour<br />
durch das östliche Karwendel, die tierischer<br />
kaum sein könnte. Wer sich am frühen<br />
Morgen von Pertisau über das Falzthurntal<br />
aufmacht, eine Rundtour entgegen dem<br />
Uhrzeigersinn zu gehen, kann bei guter<br />
Ausdauer und Trittsicherheit in zehn bis elf<br />
Stunden sechs Gipfel mit Tiernamen mitnehmen.<br />
Die Tour ist aber nicht nur konditionell<br />
anspruchsvoll, sondern macht auch<br />
visuell was her. Vom Falzthurntal geht es<br />
hinauf zur Rappenspitze mit freier Aussicht<br />
ins Karwendel und hinüber zum Rofangebirge.<br />
Weiter geht es mit Blicken ins Inntal<br />
und schließlich von oben herab zurück zum<br />
Achensee. Wer hier unterwegs ist, der wandert<br />
meist alleine. Da sind dann sogar die<br />
zahlreichen Gämsen so verblüfft über den<br />
seltenen Besuch, dass sie sich diesen aus<br />
geringer Distanz ansehen. –Sandra Zistl –<br />
Schafsiedel (2447m) Kitzbüheler Alpen<br />
Fotos: Sandra Zistl, Stefan Astner, Niederwieser, Tourismusverband Saalbach Hinterglemm<br />
Der Schafsiedel in den Kitzbüheler Alpen<br />
ist eine konditionell anspruchsvolle Bergwanderung,<br />
für die man unbedingt Badesachen<br />
in den Rucksack stecken sollte. Denn<br />
der Weg führt an drei klaren Bergseen vorbei.<br />
Mit dem Auto geht es von Hopfgarten<br />
im Brixental kommend bis zur Mautstelle<br />
Kelchsau und links in den Kurzen Grund<br />
zum Gasthof Wegscheid. Ab hier zu Fuß<br />
weiter. Zuerst entlang des Baches durch den<br />
Wald über einen schmalen Weg Richtung<br />
Neue Bamberger Hütte (ca. 3/4 Stunden).<br />
Nach der Hütte wird das Gelände offener, der<br />
Blick schweift über das Almgebiet der Rosswildalm.<br />
Auf gut beschilderten Bergpfaden<br />
geht es weiter zum Unteren Wildalmsee.<br />
Eine Viertelstunde später kommt man beim<br />
zweiten See vorbei und gelangt über einige<br />
Geländestufen und mit Blick auf die Gipfel<br />
der Zillertaler Alpen zum Oberen Wildalmsee,<br />
der direkt unterhalb des Gipfelgrates<br />
liegt. Begleitet von tollen Blicken zu den<br />
Hohen Tauern erreicht man den Gipfel des<br />
Schafsiedels, der bei schönem Wetter ein<br />
grandioses Rundpanorama eröffnet: vom<br />
Wilden Kaiser über die Zillertaler Alpen zu<br />
den sanfteren Gipfeln der Tuxer und Kitzbüheler<br />
Alpen. –Sandra Zistl –<br />
Der Weg zum Gipfel des<br />
Schafsiedel führt an drei<br />
klaren Bergseen vorbei.<br />
Steckbrief<br />
Das Schaf: Nicht ganz so genügsam<br />
wie Geiß und Gämse, aber<br />
wesentlich geländegängiger als<br />
Hengst und Henne. Passt irgendwie<br />
gut in die Landschaft<br />
Bergmotto: Wer sich blöd stellt,<br />
von dem wird weniger erwartet<br />
28 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13
Geißstein (2363 m) Kitzbüheler Alpen<br />
Mancher Gipfel präsentiert sich dem <strong>Bergsteiger</strong><br />
schon von weitem als prächtige Nummer.<br />
Nicht so der Geißstein. Dabei hat er das Zeug<br />
zu einem richtigen Berg, vor allem, wenn<br />
man sich ihm von Norden über die Schusterscharte<br />
nähert. Ein mächtiger, vielfach<br />
gezackter Felsklotz ragt aus der fruchtbaren,<br />
mit Wiesen bedeckten Hochebene hervor,<br />
so dass der Namensbestandteil »Stein« als<br />
klassisches Understatement zu werten ist.<br />
Dass sich die Geiß, also die weibliche Ziege,<br />
hier heroben wohlfühlt, wird alsbald klar.<br />
Denn selbst an den steilen Nordost- und Südosthängen<br />
wächst und blüht die Vegetation<br />
aufs Üppigste, sicherlich ein Garten Eden für<br />
eine Ziege, die auch mit weit spärlicherem<br />
Bewuchs auskommt. Wer sich auf schmalen<br />
Pfaden im felsdurchsetzten Gelände durch<br />
teils hüfthohe Gräser nach oben vorarbeitet,<br />
wünscht sich schon mal die Leichtigkeit, mit<br />
der Geißen hier unterwegs sind.<br />
Auf dem Kamm ist die Schweißarbeit<br />
schnell vergessen. Die paar Höhenmeter<br />
Garten Eden: Selbst<br />
an den steilen Flanken<br />
zeigt sich der Geißstein<br />
üppig grün.<br />
Steckbrief<br />
Die Geiß: Weibliche Ziege. Ist<br />
manchmal etwas bockig, wenn<br />
es länger aufwärts geht. Kann<br />
es in Sachen Geländegängigkeit<br />
jedoch beinahe mit der Gämse<br />
aufnehmen. Leider launisch<br />
Bergmotto: Muss das sein?<br />
zum Gipfel spürt man nicht mehr, denn das<br />
vergletscherte Massiv der Hohen Tauern mit<br />
Großglockner und Großvenediger im Süden<br />
und das Steinerne Meer im Norden ziehen<br />
alle Aufmerksamkeit auf sich. Dann zeigt<br />
sich auch der Vorteil des Geißsteiner Understatements:<br />
Den Blick muss man mit nur<br />
ganz Wenigen teilen. –Michael Ruhland –<br />
Henne (2078m) Kitzbüheler Alpen<br />
Ein Blickfang ist sie nicht, die Henne, und<br />
gackern kann das steinige Huhn auch<br />
nicht. Wer sich von Fieberbrunn am dicken<br />
Drahtseil zum Lärchilzkogel tragen<br />
lässt, schaut in der Regel zunächst einmal<br />
zum Wildseeloder (2118 m), später dann<br />
auf den Wildsee und schließlich zum<br />
Wildseeloderhaus, das Stärkung und Erfrischung<br />
verspricht. Die Henne hält sich<br />
diskret im Hintergrund, zeigt lediglich ein<br />
paar (fels-)braune Flecken in ihrem Gefieder.<br />
Aber der erste Eindruck täuscht etwas,<br />
der Anstieg über den Ostgrat bietet immerhin<br />
eine leichte Kraxelei. Die ist ziemlich<br />
hochtrabend als »Panoramaklettersteig<br />
Himmel & Henne« tituliert, was gestandene<br />
Cracks mit einem müden Lächeln quittieren.<br />
Viel Himmel ist über der Henne, die<br />
Aussicht weit und stimmungsvoll, die Ferrata<br />
vor allem für Einsteiger geeignet, falls<br />
man nicht die etwas knackigere Variante<br />
quer durch die erwähnten braunen Flecken<br />
wählt. Wer dann auf den Geschmack<br />
gekommen ist, kann ja noch den neuen<br />
»Marokka-Klettersteig« am gleichnamigen<br />
Felszahn anhängen. –Eugen Hüsler–<br />
Steckbrief<br />
Die Henne: Weibliches Haushuhn.<br />
Viel zu schreckhaft, um in<br />
Fels und Eis eine echte Heimat zu<br />
fi nden. Rennt lieber aufgeregt hin<br />
und her als zielstrebig gen Gipfel<br />
Bergmotto: Wer weniger leistet,<br />
kann noch mehr gackern.<br />
Der Klettersteig<br />
»Himmel<br />
und Henne «<br />
bietet auch<br />
eine anspruchsvollere<br />
Variante.<br />
11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 29
TOUREN<br />
Tierisch gute Touren<br />
Zugegeben, die meisten Gipfel, die hier beschrieben sind,<br />
haben mit ihren Namenspatronen nichts zu tun. Trotzdem<br />
macht es Spaß, sich solche Ziele rauszupicken. Und sei es<br />
nur, weil man sich die Namen besser merken kann.<br />
1 Über den Normalweg auf den<br />
Gimpel (2173 m)<br />
▶ schwierig 5–6 Std.<br />
1050 Hm 1050 Hm<br />
Charakter: Leicht erreichbare, häufi g<br />
begangene, anspruchsvolle Bergtour.<br />
Kurze, abgespeckte Kletterstellen im<br />
II. Grad. Bei Nässe zu meiden<br />
Ausgangspunkt: Nesselwängle<br />
(1147 m), Parkplatz am westlichen<br />
Ortsende<br />
Einkehr: Gimpelhaus (1659 m),<br />
www.gimpelhaus.at, Tel. 00 43/56<br />
75/82 51, Tannheimer Hütte (1713<br />
m), www.tannheimer-hütte.at,<br />
Tel. 00 43/6 76/5 45 17 00<br />
Route: Parkplatz Nesselwängle –<br />
Gimpelhaus – Gimpelkar – über<br />
plattige, abgespeckte Wandstufen<br />
(II) Schulter und Grasbänder des<br />
Ostgrats – Gimpel<br />
2 Kleiner Daumen (2191 m) und<br />
Hengst (1988 m)<br />
▶ schwierig 8–10 Std.<br />
1400 Hm 1400 Hm<br />
Charakter: Lange Bergtour für Konditionsstarke,<br />
kurze Stelle II, gutes<br />
Orientierungsvermögen im weglosen<br />
Gelände nötig<br />
Ausgangspunkt: Hinterstein<br />
(866 m), gebührenpfl ichtiger Parkplatz<br />
am Ortsende<br />
Einkehr: keine bewirtschafteten<br />
Hütten<br />
Route: Hinterstein – Alpe Egg (1445<br />
m) – Verbindungsgrat Heubatspitze-<br />
Kleiner Daumen (leichtes Stück des<br />
Hindelanger Klettersteigs) – Gipfel<br />
des Kleinen Daumens – »Türle«-<br />
Scharte – über eine brüchige Felsschneide<br />
(II) zum Gipfel des Hengsts<br />
– Grat nach Osten bis zu Punkt<br />
»1735 Meter« – über Wanderweg<br />
nach Hinterstein<br />
3 Schneck (2268 m)<br />
▶ mittel 6–7 Std.<br />
1200 Hm 1200 Hm<br />
Charakter: Lange, mittelschwere<br />
Wanderung, beim Übergang zum<br />
Hauptgipfel ist eine kurze Kletterstelle<br />
im II. Grad zu überwinden.<br />
Ausgangspunkt: Hinterstein, Giebelhaus<br />
(1066 m)<br />
Einkehr: Giebelhaus (1065 m),<br />
www.giebelhaus.de, Tel. 083 24/81 46<br />
Route: Mit Bus oder Fahrrad zum<br />
Giebelhaus – Pointhütte (1319<br />
m) – Talschluss des Bärgündletals –<br />
Himmelecksattel – Gipfelscharte (I-II)<br />
– Schneck-Hauptgipfel (2268 m)<br />
4 Krähe (2010m)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1130 Hm 1130 Hm<br />
Charakter: Wenig schwierige<br />
Rundtour auf einen aussichtsreichen<br />
Gipfel. Vor allem der Abstieg<br />
ist landschaftlich beeindruckend<br />
Blick vom Ochsenälpeleskopf auf Säuling und Tannheimer Berge<br />
– stellenweise aber auch recht steil.<br />
Man sollte sich also nicht zu sehr der<br />
Landschaft widmen.<br />
Ausgangspunkt: Hotel Ammerwald<br />
(1079 m) bei Reutte<br />
Einkehr: Jägerhütte am Ochsenängerle,<br />
Herbst und Winter nicht<br />
bewirtschaftet<br />
Route: Parkplatz am Hotel Ammerwald<br />
– Jägerhütte – Ochsenängerle<br />
– Roggentalsattel – Fensterl – Krähe<br />
– Gabelschrofensattel – Niederstraußbergsattel<br />
– Ochsenängerle<br />
– Jägerhütte<br />
– Hotel<br />
Tourenkarte 11<br />
Heftmitte<br />
5 Ochsenälpeleskopf (1905 m)<br />
▶ einfach 5 Std.<br />
850 Hm 850 Hm<br />
Charakter: Leichte Bergwanderung,<br />
die durchgehend auf gut begehbaren<br />
Wegen und Pfaden verläuft. Die Steigung<br />
ist weitgehend recht moderat,<br />
erst gegen Ende wird es etwas steiler.<br />
Ausgangspunkt: Hotel Ammerwald<br />
(1079 m) bei Reutte<br />
Einkehr: Jägerhütte am Ochsenängerle,<br />
Herbst und Winter nicht<br />
bewirtschaftet<br />
Route: Parkplatz am Hotel Ammerwald<br />
– Jägerhütte – Ochsenälpeleskopf<br />
– Jägerhütte – Hotel<br />
6 Geierköpfe (2161 m)<br />
▶ mittel 7 Std.<br />
1200 Hm 1200 Hm<br />
Charakter: Bis zum Westgipfel weitgehend<br />
einfache Bergtour mit einigen<br />
ausgesetzten und steileren Stellen.<br />
Wer weiter zum östlichen Hauptgipfel<br />
möchte, sollte absolut schwindelfrei<br />
und trittsicher sein.<br />
Ausgangspunkt: Plansee, Parkplatz<br />
beim Gasthaus Musteralpe (980 m)<br />
Einkehr: Gasthaus Musteralpe,<br />
www.musteralpe.at, Tel. 00 43/<br />
6 64/4 01 58 13<br />
Route: Plansee – Opelhaus – Zwerchenbergalpe<br />
– Kreuzjöchl – Westgipfel<br />
– Hauptgipfel – retour. Variante:<br />
Weiter bis zum Ostgipfel (2060 m,<br />
nur bei guter Sicht, bis II)<br />
7 Gamsjoch (2452 m)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1300 Hm 1300 Hm<br />
Charakter: Lange und alpine, bis<br />
zum Westgipfel jedoch unschwierige<br />
Bergwanderung, meist oberhalb der<br />
Baumgrenze. Die Variante bis zum<br />
Mittelgipfel erfordert Trittsicherheit,<br />
zum Ostgipfel leichte Kletterei (II).<br />
Der Abstieg am Gumpenbach entlang<br />
ist teilweise sehr steil.<br />
Ausgangspunkt: Alpengasthof Eng<br />
(1203 m)<br />
Einkehr/Übernachtung: Almdorf Eng<br />
(1250 m), www.engalm.at,<br />
Tel. 00 43/52 45/2 27<br />
Route: Alpengasthof Eng – Engalm<br />
– Hohljoch (1794 m) – Laliders-<br />
Hochleger – Gumpenjöchl (1974 m) –<br />
Gumpenkar – Gamsjoch – Retour über<br />
Gumpenbach (beim Abstieg zweigt ca.<br />
200 Hm unterhalb des Gumpenjöchls<br />
ein kleiner Pfad links ab)<br />
8 Turmfalk (2200 m)<br />
Tourenkarte xx<br />
Heftmitte<br />
▶ schwierig 6½ Std.<br />
1300 Hm 1300 Hm<br />
30 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13
Charakter: Schwierige, alpine, aber<br />
dafür einsame Tour mit Kletterstellen<br />
bis zum II., eher sogar III. Schwierigkeitsgrad.<br />
Absolute Trittsicherheit<br />
und Schwindelfreiheit sowie das<br />
Beherrschen einfacher Felsklettereien<br />
ist Grundvoraussetzung.<br />
Ausgangspunkt: Etwa 1/2 Kilometer<br />
östlich der Mautstelle bei Hinterriss<br />
an der Abzweigung zum Johannestal<br />
(Parkplatz und Bushaltestelle,<br />
950 m)<br />
Einkehr: unterwegs keine bewirtschafteten<br />
Hütten<br />
Route: Parkplatz Abweigung<br />
Johannestal – P.1128 – Falkenkar –<br />
Totenfalk-Westfl anke – Nordgrat<br />
Totenfalk – Totenfalk-Gipfel –<br />
Nordgrat Turmfalk – Turmfalk-Gipfel<br />
– Abstieg wie Aufstieg oder Richtung<br />
Laliderer Falk und an der Scharte<br />
ins Falkenkar absteigen<br />
9 Sechs auf einen Streich<br />
(2223 m)<br />
▶ schwierig 10–11<br />
2020 Hm 2020 Hm<br />
Charakter: Konditionell sehr<br />
anspruchsvolle Tagestour, die mit<br />
Blicken zum Karwendel, Inntal, Rofan<br />
und auf den Achensee belohnt.<br />
Trittsicherheit erforderlich, nur bei<br />
stabilen Bedingungen zu empfehlen<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Karwendelbergbahn<br />
in Pertisau (950 m)<br />
Einkehr: Bärenbadalm (1457 m,<br />
kurz vor Ende der Tour),<br />
Tel. 00 43/53 38/67 68<br />
Route: Adlerweg – Falzthurnalm<br />
– Hirschenkopf (1747m) – Rappenspitze<br />
(2223m) – Gamskar-Spitze<br />
(2098m) – Ochsenkopf (2148m)<br />
– Hahnkamp (2086m) – Weißenbachsattel<br />
(1693 m) – Bärenkopf<br />
(1991m) – Bärenbadalm<br />
(1457 m)<br />
– Pertisau<br />
10 Schafsiedel (2447 m)<br />
Tourenkarte 12<br />
Heftmitte<br />
▶ mittel 7 Std.<br />
1300 Hm 1300 Hm<br />
Charakter: Anspruchsvolle Bergwanderung,<br />
die Trittsicherheit erfordert.<br />
Dafür bietet die Tour schöne<br />
Ausblicke in die Zillertaler, Tuxer und<br />
Kitzbüheler Alpen. Tour mit mehreren<br />
Bademöglichkeiten<br />
Ausgangspunkt: Gasthof Wegscheid,<br />
Kelchsau (1148 m)<br />
Einkehr und Übernachtung: Neue<br />
Bamberger Hütte (1756 m),<br />
www.alpenverein-bamberg.de,<br />
Tel. 00 43/6 64/4 55 94 69<br />
Route: Gasthof Wegscheid<br />
(1148 m) – Neue Bamberger Hütte<br />
(1756 m) – Unterer Wildalmsee<br />
(1937 m) – Mittlerer Wildalmsee<br />
(2028 m) – Oberer Wildalmsee<br />
(2324 m) – Schafsiedel (2447 m) –<br />
Abstieg wie Aufstieg<br />
11 Geißstein (2363 m)<br />
▶ schwierig 7 Std.<br />
1400 Hm 600 Hm<br />
Charakter: Lange Bergwanderung,<br />
im Gipfelanstieg zum Teil ausgesetzt;<br />
im zweiten Teil grandiose Kammwanderung<br />
über mehrere kleine Gipfel<br />
bis zur Zwölferkogel-Bergstation<br />
Ausgangspunkt: Lindlingalm<br />
(1297 m)<br />
Endpunkt: Bergstation Zwölferkogel<br />
(1983 m)<br />
Einkehr: Lindlingalm (1297 m, am<br />
Startpunkt), www.lindlingalm.at<br />
Route: Lindlingalm (von Lengau aus<br />
verkehrt wegen des Hochseilgartens<br />
regelmäßig ein Bummelzug zur Alm,<br />
ab Lengau besteht Postbusverbindung)<br />
– Schusterscharte (1985 m) –<br />
Schlaberstatt (2048 m) – Geißstein<br />
(2363 m) – Leitenkogel – Murnauer<br />
Scharte (1959 m) – Mittagskogel<br />
(2092 m) – Zehetner Stange (2114<br />
m), hier unmittelbar nach dem<br />
Gipfel links Richtung Zwölferkogel<br />
– Stoffensch (2015 m) – Hohe<br />
Penhab (2113 m) – Zwölferkogel/<br />
Bergstation (1983 m) – Hinterglemm/Wiesern<br />
(1091 m), letzte<br />
Talfahrt 16.15 Uhr<br />
12 Henne (2078 m)<br />
▶ leicht 4 Std.<br />
620 Hm 620 Hm<br />
Charakter: Leichter Panorama-<br />
Klettersteig »Himmel & Henne«<br />
(K 1, K 2) am Ostgrat der Henne mit<br />
zwei anspruchsvolleren Varianten<br />
(K 3, K 4). Lässt sich gut mit der<br />
2012 eröffneten Route an der Marokka<br />
verbinden (K 3). Für Kinder ab<br />
ca. 10 Jahren geeignet. Infos www.<br />
bergbahnen-fi eberbrunn.at<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der<br />
Fieberbrunner Gondelbahnen am<br />
Lärchfi lzkogel (1654 m)<br />
Einkehr/Übernachtung: Wildseeloderhaus<br />
(1854 m), www.wildseeloderhaus.at,<br />
Tel. 00 43/6 64/<br />
3 40 07 17<br />
Route: Liftstation Lärchfi lzkogel<br />
– Wildalm (1579 m) – Liftstation<br />
Reckmoos (1869 m) – Klettersteig<br />
– Henne – Wildseeloderhaus (1854<br />
m) – Wildalm – Lärchfi lzkogel<br />
Einen solchen 4-Schnaller<br />
habt ihr noch nie gesehen....<br />
Spectre und Sparkle sind eine Neuinterpretation des 4-schnalligen<br />
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und Leichtigkeit eines Skitourenschuhes. Noch nie gesehen, der<br />
nächste Evolutionsschritt.<br />
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AUF TOUR<br />
Reif für die<br />
Reiter Alpe<br />
Der Gebirgsstock gilt als bestgehütetes Geheimnis<br />
zwischen Chiemgau und Berchtesgadener<br />
Land. Wer die Reiter Alpe besucht, findet selbst<br />
in der Hochsaison Ruhe und Einsamkeit. Die Neue<br />
Traunsteiner Hütte, vor 75 Jahren erbaut, ist der<br />
ideale Ausgangspunkt für eine Reihe von Gipfeltouren<br />
auf dem weitläufigen Hochplateau.<br />
Von Günter Kast<br />
Ein sonniger Nachmittag auf der Terrasse<br />
der Neuen Traunsteiner Hütte.<br />
Die Frau am Nebentisch blättert in<br />
einer alten Chronik der Traunsteiner<br />
Alpenvereins-Sektion. Auf einem<br />
vergilbten Foto ist der damalige Vorsitzende<br />
Karl Merkenschlager zu sehen, wie er<br />
im September 1938, also vor ziemlich genau<br />
75 Jahren, die neue Hütte einweiht. »Ein sauberer<br />
Nazi«, flüstere ich meiner Freundin zu.<br />
»Sieht man dem schon an der Nasenspitze<br />
an.« Die Frau nebenan hört es trotzdem und<br />
legt die Chronik beiseite. »Ein Nazi war mein<br />
Großvater eigentlich nicht«, sagt sie.<br />
Aus dem ungewollten Tritt in den Fettnapf<br />
entspinnt sich eine interessante Unterhaltung.<br />
Ihr Opa sei der Deutschen Volkspartei<br />
(DVP) nahegestanden, erzählt die Dame. »Er<br />
wollte die Monarchie zurück und hatte deshalb<br />
mit der NS-Ideologie nichts am Hut.«<br />
Trotzdem hätten die Nazis bei dem Neubau<br />
– die alte Hütte war zu klein geworden<br />
– natürlich eine Rolle gespielt. Denn den<br />
Standort dieses fortan »Neue Traunsteiner<br />
Hütte« oder »Karl-Merkenschlager-Haus« genannten<br />
Stützpunktes habe der Baurat Gsänger<br />
festgelegt, worüber sich damals mancher<br />
Foto: Sandra Urbaniak<br />
Gebietskenner wunderte. Denn der gebürtige<br />
Franke Gsänger sei damals zum ersten Mal<br />
auf die Reiter Alpe gekommen. »Mein Opa<br />
erzählte mir: Der schaute in alle Himmelsrichtungen<br />
und deutete mit ausgestrecktem<br />
Arm spontan auf eine Stelle, auf der das Haus<br />
zu erbauen sei«, erinnert sich die Enkelin des<br />
Namensgebers der Hütte. »Und einem Architekten<br />
des Führers wagte natürlich niemand<br />
zu widersprechen.« Dass der von der<br />
Sektion eigentlich bevorzugte Platz keine<br />
Sprengungen am Berg nötig gemacht hätte<br />
und die Aussicht auf den südlichen Teil des<br />
Gebirgsstockes schöner gewesen wäre, spielte<br />
damals keine Rolle.<br />
Im Schatten berühmter Gipfel<br />
Das Haus ist trotzdem schön geworden. Es<br />
wurde im Lauf der Jahrzehnte mehrmals<br />
modernisiert und mit der neuesten Technik<br />
zur Erzeugung alternativer Energie und einer<br />
modernen Kläranlage ausgestattet.<br />
32 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
Liebliche Landschaften, spitze Hörner, einsame Touren<br />
Der Steig aus der<br />
Mayrbergscharte zum<br />
Wagendrischelhorn ist<br />
mit Drahtseilen gut gesichert.<br />
Im Hintergrund<br />
das Stadelhorn<br />
11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 33
INFO<br />
Hütte de luxe<br />
Bei Kerzenschein im<br />
Hochzeitszimmer<br />
Auf AV-Hütten erwartet<br />
man nicht unbedingt<br />
Luxus. Maresi und Tom von<br />
der »Neuen Traunsteiner«<br />
wissen jedoch, dass sie auf<br />
der einsamen Reiter Alpe<br />
aktiv um Gäste buhlen müssen. Sie haben<br />
deshalb ein Romantik-Zimmer eingerichtet:<br />
mit frischen Blumen, Engels-Bettwäsche und<br />
Latschenkiefer-Tinktur auf dem Nachttisch.<br />
Gespeist wird im »Hochzeitszimmer« bei<br />
Kerzenschein und Panoramablick. Es gibt ein<br />
spezielles Menü und bevorzugte Bedienung.<br />
Auf Wunsch kommt eine Flasche Sekt aufs<br />
Zimmer. Man ahnt schon, worauf das hinausläuft:<br />
So mancher Gast kam am nächsten<br />
Morgen mit glänzenden Augen zu Maresi,<br />
um zu berichten: »Sie hat Ja gesagt!«<br />
kein Tourismusverband so richtig zuständig<br />
fühlt. Auch in Wanderführern ist die Reiter<br />
Alpe meist nur eine Randnotiz.<br />
Für die Wirtsleute der Hütte mag das ein<br />
Standortnachteil sein. Für die Bergfreunde<br />
– 80 Prozent sind Stammgäste und kommen<br />
aus der Region – ist es ein Segen.<br />
Selbst in den Sommerferien, wenn in prominenteren<br />
Herbergen Löffel-Liegen im<br />
Zwölfer-Lager angesagt ist, geht es auf der<br />
»Traunsteiner« gemächlich zu. Nach dem<br />
Frühstück schnürt man seine Bergschuhe<br />
in aller Ruhe und macht sich dann auf, das<br />
etwa zehn Quadratkilometer große Tafelgebirge<br />
zu erkunden, dessen Hochplateau<br />
mit den nach allen Seiten steil abfallenden<br />
Wänden wie eine Insel wirkt, wie eine<br />
Schüssel, umgeben von Zweitausendern.<br />
Auf dem Weg zu den Gipfeln wandert man<br />
auf der Hochfläche über Almen und Weiden,<br />
auf denen Arnika, Akelei, Alpenrosen,<br />
Bergastern, Enzian, Speik und Steinraute<br />
wachsen – ein wahrer botanischer Garten.<br />
Wir blicken von den<br />
Plattelköpfen mit<br />
dem Fernglas auf die<br />
Watzmannkarawane<br />
zum Hocheck – und<br />
sind völlig allein.<br />
Fotos: Günter Kast, DAV Sektion Traunstein, Tom Krüger (4)<br />
Die Wanderer erwartet eine gemütliche<br />
Unterkunft, in der die Hüttenwirte Maresi<br />
Herbst und Tom Krüger aus dem nahen Lofer<br />
im Salzburger Land seit elf Jahren das Sagen<br />
haben. Das Beste für <strong>Bergsteiger</strong>: Die Hütte<br />
ist selten voll belegt. Sie liegt an keinem der<br />
bekannten Weitwanderwege, nur die relativ<br />
neue »Via Alpina« führt hier vorbei. Die berühmten<br />
Nachbargipfel der Berchtesgadener<br />
Berge, allen voran der Watzmann, tun ein<br />
Übriges, damit die Reiter Alpe ein angenehmes<br />
Schattendasein führt. Vor allem liegt<br />
das blumenreiche Hochplateau genau an<br />
der Grenze Bayerns zum österreichischen<br />
Salzburger Land, was zur Folge hat, dass sich<br />
Isidor, das einsame Murmeltier<br />
Auch uralte Zirben gibt es noch. Meist<br />
dominieren jedoch Latschenfelder, denn<br />
das Gros des Waldes fiel dem Holzbedarf<br />
der Reichenhaller Saline zum Opfer. 1829<br />
wurde die Reiter Alpe vom Salinenvertrag<br />
ausgenommen, die letzten Zirben durften<br />
weiterleben. In den lichten Wäldern fühlen<br />
sich Hirsche, Gämsen und sogar einige<br />
Birkhühner wohl. Tja, und dann gibt es da<br />
noch Isidor, das einzige Murmeltier auf der<br />
Reiter Alpe. Zumindest sind die Wirtsleute<br />
felsenfest davon überzeugt, dass Isidor hier<br />
oben der einzige seiner Art ist. Er besucht<br />
regelmäßig die Hütte, um zu sehen, ob<br />
1901 erbaut: die alte Traunsteiner Hütte<br />
Schafe kommen im Frühsommer auf die Alm.<br />
Zum traditionellen Almfest auf der Reiter<br />
Alpe gehört auch eine Bergmesse bei der<br />
Neuen Traunsteiner Hütte.<br />
etwas Fressbares abfällt. Weil Isidor aber<br />
nicht spricht, weiß niemand, wie es ihn<br />
hierher verschlagen hat. Vielleicht war er<br />
einfach reif für die Insel und hat sich vom<br />
viel besuchten Watzmann abgesetzt…<br />
Apropos Watzmann: Nachdem wir am<br />
Morgen durch die Steinberggasse zum südöstlichen<br />
»Tellerrand« der Reiter Alpe aufgestiegen<br />
sind, blicken wir jetzt von den Plattelköpfen<br />
hinüber zum Watzmannhaus. Mit<br />
dem Fernglas ist die Karawane zu erkennen,<br />
die sich zum Hocheck bewegt. Wir hingegen<br />
sind völlig allein. Wir könnten jetzt auf dem<br />
Böslsteig in die Ramsau zum Hintersee absteigen.<br />
Wir wollen jedoch die Beletage nicht<br />
verlassen und wandern weiter nach Süden.<br />
Allmählich wird die Landschaft alpiner,<br />
schroffer. Ein Steinernes Meer en miniature<br />
liegt vor uns. Und dahinter ragt steil und abweisend<br />
das Stadelhorn empor. Nach all<br />
34 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
TOUREN<br />
Die schönsten Touren rund um die Neue Traunsteiner Hütte<br />
Das Tafelgebirge Reiter Alpe ist dank seiner Lage im Grenzgebiet zwischen Bayern und<br />
Österreich nur spärlich besucht. Wir zeigen Ihnen vier Touren, die zum Entdecken inspirieren.<br />
1 Über den Schrecksattel zur<br />
Neuen Traunsteiner Hütte<br />
(1560 m)<br />
▶ einfach 3–4 Std.<br />
1050 Hm 1050 Hm<br />
Charakter: Die Standardroute zur<br />
einzigen Hütte auf dem Hochplateau;<br />
größtenteils schattig und im Wald<br />
verlaufend, viele Stufen, fester Weg,<br />
auch für Kinder geeignet<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz in<br />
Oberjettenberg (640 m)<br />
Route: Auf der Forststraße zur »Holzstube«<br />
(Rastnock-Diensthütte); bei<br />
der Wegverzweigung links halten und<br />
der bergwärts führenden Forststraße<br />
weitere 20 Min. folgen, bis links<br />
der Wanderweg abzweigt. Man trifft<br />
bald auf den parallel zum Forstweg<br />
laufenden alten Bergsteig (im Anstieg<br />
leicht zu übersehen!) und wandert<br />
durch Mischwald weiter bergan. In<br />
Serpentinen geht es durch das Kar<br />
hinauf zum Schrecksattel (1620 m),<br />
der den Durchschlupf durch die steil<br />
aufragenden Felsen des Reiter-Alm-<br />
Massivs gewährt. Weiter auf breitem<br />
Weg über das wellige Hochplateau<br />
2 Großer Weitschartenkopf<br />
(1979 m) und Großer Bruder<br />
(1867 m)<br />
▶ einfach 3 Std.<br />
550 Hm 550 Hm<br />
Charakter: Bergwanderung – Gemütliche<br />
Rundtour zu den beiden<br />
Hausbergen der Traunsteiner Hütte,<br />
atemberaubende Tiefblicke und tolle<br />
Aussicht ins Voralpenland<br />
Ausgangspunkt: Neue Traunsteiner<br />
Hütte<br />
Route: Die beiden Gipfel lassen sich<br />
zu einer feinen Rundtour verbinden.<br />
An der Hütte folgt man kurz der<br />
Beschilderung zum Weitschartenkopf,<br />
zweigt bei der nächsten Gabelung<br />
jedoch nach links zum Großen Bruder<br />
ab und besteigt diesen Gipfel zuerst.<br />
Auf dem Rückweg muss man dann<br />
etwas aufpassen, um den Abzweig<br />
nicht zu verpassen: Man folgt zuerst<br />
dem Anstiegsweg, bis man nach etwa<br />
15 Min. einen Felsen entdeckt, auf<br />
den mit roter Farbe WS aufgemalt ist.<br />
Hier biegt man links ab und folgt den<br />
Steigspuren auf unmarkiertem Weg in<br />
östlicher Richtung, bis man kurz vor<br />
dem Gipfel des Weitschartenkopfes<br />
an dessen »Normalroute« einmündet.<br />
In 10 Min. zum Gipfel und danach<br />
auf direktem Weg zurück zur Hütte.<br />
3 Reiteralpe-Trilogie: Stadelhorn<br />
(2286 m), Wagendrischelhorn<br />
(2251 m) und<br />
Großes Häuslhorn (2284 m)<br />
▶ schwierig 8–9 Std.<br />
1550 Hm 1550 Hm<br />
Charakter: Anspruchsvolle Bergtour<br />
– die Mega-Rundtour für konditionsstarke<br />
und erfahrene <strong>Bergsteiger</strong> zu<br />
den höchsten Gipfeln der Reiter Alpe.<br />
Wem die Gehzeiten zu lang sind,<br />
nimmt sich jeweils nur einen oder<br />
zwei Gipfel pro Tag vor.<br />
Ausgangspunkt: Neue Traunsteiner<br />
Hütte<br />
Route: Von der Hütte zur alten<br />
Traunsteiner Hütte und hier beim<br />
Wegweiser dem linken Steig nach<br />
Süden zur Steinberggasse folgen.<br />
Auf dem Kamm über die Plattelköpfe<br />
nach rechts (Südwesten) der Beschilderung<br />
»Stadelhorn, Wagendrischelhorn«<br />
folgen. Beim nächsten Wegweiser<br />
Richtung »Mayrbergscharte«<br />
(2055 m) weitergehen – im Frühsommer<br />
sind eventuell noch mittelsteile<br />
Schneefelder zu queren. Von der<br />
Scharte zum Stadelhorn aufsteigen<br />
(leichte Kraxelei, I) und wieder zurück<br />
zur Scharte. Nun auf einem teilweise<br />
seilgesicherten Steig (KST-Kategorie<br />
B) hinauf zum Wagendrischelhorn<br />
und auf dessen »Normalweg« auf<br />
der anderen Seite hinab<br />
Richtung Roßgasse<br />
(Weg 473).<br />
Vor dem Beginn<br />
der Rossgasse<br />
beim Wegweiser<br />
Tourenkarte 5<br />
Heftmitte<br />
Tourenkarte 6<br />
Heftmitte<br />
Die Neue Traunsteiner<br />
Hütte ist<br />
im Sommer von<br />
einem Blumenmeer<br />
umgeben.<br />
Herbstnebel auf<br />
der Reiter Alpe. Im<br />
Hintergrund Wagendrischelhorn<br />
(li.) und<br />
die Häuslhörner (re.)<br />
jedoch nach links (Südwesten) abzweigen<br />
und zum Großen Häuslhorn<br />
ansteigen (Stellen I). Wer mag, nimmt<br />
auch noch das Kleine Häuslhorn mit.<br />
Sodann durch die Roßgasse zurück<br />
zur Hütte<br />
4 Edelweißlahnerkopf (1953 m)<br />
▶ einfach 3–4 Std.<br />
400 Hm 400 Hm<br />
Charakter: Schöner Aussichtsberg<br />
am östlichen Ende der Reiteralpe.<br />
Gut begehbarer, markierter Bergsteig<br />
mit einigen steileren Passagen<br />
in teilweise stark verkarstetem<br />
Felsgelände. Ständiges Auf und Ab<br />
mit vielen Richtungswechseln und<br />
eher eingeschränkter Fernsicht. Vom<br />
Gipfel schöner Blick zum Hintersee.<br />
Bei Nebel Orientierung nicht ganz<br />
einfach<br />
Ausgangspunkt: Neue Traunsteiner<br />
Hütte<br />
Route: Von der Hütte der Beschilderung<br />
zum Edelweißlahnerkopf (Nr.<br />
474) in südöstlicher Richtung folgen.<br />
Nach etwa einer Stunde öffnet sich<br />
bei einem markanten Felsdurchstieg<br />
der Blick zu den umliegenden<br />
Gipfeln. Man stößt bald darauf auf<br />
die Verzweigung zum Schottmalhorn<br />
(2045 m), einen Pfad, der nach<br />
rechts über die Reiter Steinberge<br />
zum Böslsteig führt. Man hält sich<br />
jedoch weiter nach links und steigt<br />
die letzten Meter über verkarstete<br />
Felsen zum Holzkreuz des Edelweißlahnerkopfes<br />
hinauf. Rückweg wie<br />
Anstieg. Mit dem Übergang zum<br />
Schottmalhorn und Prünzlkopf<br />
(2081 m) und dem Rückweg über<br />
die Steinberggasse (Einmündung<br />
Böslsteig) wird daraus eine genussvolle<br />
Ganztagestour.<br />
11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 35
Fotos: Günter Kast, Sandra Urbaniak<br />
Beim Aufstieg zum Stadelhorn<br />
ist gut gestufter Fels ein Genuss<br />
für den <strong>Bergsteiger</strong>.<br />
KOMPAKT<br />
Reiter Alpe – Kleinod in der Grenzregion<br />
Anreise: Mit der Bahn von<br />
München nach Traunstein,<br />
weiter mit Bus 9526 Richtung<br />
»Bad Reichenhall Hauptbahnhof«,<br />
in Unterjettenberg/<br />
Schneizlreuth aussteigen;<br />
Mit dem Auto auf der A 8<br />
bis Ausfahrt Siegsdorf, nach<br />
Inzell und von dort auf der<br />
Deutschen Alpenstraße nach<br />
Schneizlreuth und weiter in<br />
Richtung Berchtesgaden/<br />
Ramsau. Oberhalb von Unterjettenberg<br />
zweigt rechts die<br />
Straße nach Oberjettenberg<br />
ab. Nach knapp zwei Kilometern<br />
links ab und bis zum<br />
Ende der öffentlichen Straße;<br />
dort Wanderparkplatz<br />
Ausgangspunkt/Hüttenzustieg:<br />
Wanderparkplatz in<br />
Oberjettenberg (640 m): von<br />
hier in drei bis vier Stunden<br />
über den Schrecksattel zur<br />
Neuen Traunsteiner Hütte<br />
(1560 m), leichtester Anstieg,<br />
siehe Touren-Tipps. Es gibt<br />
noch weitere Zustiege zur<br />
Reiteralpe und zur Hütte,<br />
die in dem Gebietsführer<br />
beschrieben sind, der als<br />
pdf-Datei von der Website<br />
der Neuen Traunsteiner Hütte<br />
heruntergeladen werden kann.<br />
Als schönster Zustieg gilt der<br />
von Reith (625 m) über den<br />
Alpa-Steig (familiengeeignet).<br />
Hütte/Stützpunkt: Neue<br />
Traunsteiner Hütte, DAV-Sektion<br />
Traunstein, zwölf Doppelund<br />
zwei Vierbett-Zimmer, 76<br />
Betten-Lager in 6er-<br />
der Wanderei durch liebliche Landschaften<br />
sorgt das spitze Horn für den ersten Adrenalinschub<br />
des Tages. Wo soll es da eine für<br />
Bergwanderer gangbare Route geben? In der<br />
Mayrbergscharte sieht das Ziel nicht mehr<br />
gar so furchterregend aus. Man erkennt,<br />
dass der Steig auf Bändern geschickt um die<br />
steilsten Aufschwünge herumführt. Keine<br />
Stunde später stehen wir am Gipfel – mutterseelenallein.<br />
Watzmann, Hochkalter,<br />
Großer Hundstod, Birnhorn und Loferer<br />
Steinberge präsentieren sich als Panorama,<br />
das uns in Demut verharren lässt. Nach<br />
dem Abstieg in die Scharte sind wir so euphorisiert,<br />
dass wir das Wagendrischelhorn<br />
gleich noch »mitnehmen«. Auf einem mit<br />
Drahtseilen versicherten Steig geht es durch<br />
die Südabstürze dem Gipfel entgegen. Wieder<br />
stehen wir allein am höchsten Punkt.<br />
Die 1000-Mark-Sperre der Nazis<br />
Eigentlich wollten wir hier die Kurve kratzen.<br />
Das Große Häuslhorn für morgen aufsparen<br />
und uns stattdessen auf der Hütte<br />
dem zum Niederknien guten Aprikosenkuchen<br />
von Wirtin Maresi zuwenden. Doch es<br />
ist erst früher Nachmittag. Und sind nicht<br />
aller guten Dinge drei? Am Gipfel des Häuslhorns<br />
treffen wir dann tatsächlich zwei leibhaftige<br />
Menschen. Die beiden Salzburger<br />
steigen gerade aus der Südwand aus, als wir<br />
die Brotzeit auspacken. »Hasenalarm« heißt<br />
ihre Route. Sechster Grad, elf Seillängen. Ihre<br />
Augen leuchten. »Pfundig« sei’s gewesen,<br />
erzählen sie.<br />
oder 8er-Räumen. Infos unter<br />
www.traunsteinerhuette.com<br />
Karten: Österreichische<br />
Karte 1: 25 000, Blatt 3215<br />
West, »Lofer«, herausgegeben<br />
vom Österreichischen Bundesamt<br />
für Eich- und Vermessungswesen;<br />
Topographische<br />
Karte 1:50 000 »Berchtesgadener<br />
Alpen«,<br />
herausgegeben vom Bayerischen<br />
Landesvermessungsamt;<br />
Kompass-Karte »Berchtesgadener<br />
Land«, Chiemgauer<br />
Alpen, 1:50 000 (in der<br />
Kompass-Karte Berchtesgadener<br />
Land, 1:25 000 fehlt ein<br />
Teil der Reiter Alpe)<br />
Führer: Fritz Hofmann »Die<br />
Reiteralpe«, 227 S., Bad Reichenhall<br />
2005, Eigenverlag<br />
Beim Abstieg<br />
schmerzen die Gelenke.<br />
Maresi empfiehlt<br />
ihren Kräutertee<br />
, ich ziehe den<br />
Zirbenschnaps vor.<br />
Beim Abstieg durch die Roßgasse schmerzen<br />
dann doch die Gelenke. Maresi empfiehlt<br />
zum Kuchen deshalb ihren selbstgemachten<br />
Kräutertee. Ich entscheide mich für den<br />
Zirbenschnaps – auch der ist schließlich<br />
bio. Bei Kaspressknödelsuppe, Spaghetti mit<br />
Bärlauch-Pesto und Marillen-Palatschinken<br />
erzählen die Wirtsleute von ihren Nöten.<br />
Weil prominente Gipfel fehlten, versuchen<br />
sie, Gäste mit Pinzgauer Spezialitäten aus<br />
regionalen Zutaten anzulocken.<br />
Zum Sonnenuntergang geht’s nochmal auf<br />
die Terrasse. Dort sitzt wieder Merkenschlagers<br />
Enkelin. Sie habe noch einen Nachtrag<br />
zu meiner »Nazi-Obsession«, sagt sie. Dass es<br />
die Neue Traunsteiner Hütte überhaupt gebe<br />
– daran seien in der Tat die Nazis mit ihrer<br />
»1000-Mark-Sperre« schuld. 1901 hatte die<br />
Sektion ein Unterkunftshaus gebaut. Dummerweise<br />
stand die Hütte genau 150 Meter<br />
jenseits der Grenze auf österreichischem Gebiet,<br />
als die Nazis 1933 mit dem »Devisengesetz«<br />
den grenzüberschreitenden Tourismus<br />
abwürgten. Jeder deutsche Wanderer, der in<br />
der Traunsteiner Hütte einkehren wollte,<br />
hätte 1000 Reichsmark bezahlen müssen.<br />
Das tat natürlich niemand, und die Folge<br />
war der vorläufige Niedergang dieser beliebten<br />
Hütte. Das neue Schutzhaus entstand<br />
deshalb vorsichtshalber auf bayerischem<br />
Territorium – obwohl 1936 die »1000-Mark-<br />
Sperre« aufgehoben wurde und im Frühjahr<br />
1938 der »Anschluss« Österreichs ans Deutsche<br />
Reich erfolgt war, so dass die alte Hütte<br />
schnell wieder gut besucht war.<br />
Heute spielt die Staatsgrenze keine Rolle<br />
mehr – wie auch in früheren Zeiten. Schon<br />
im 15. Jahrhundert wurde Vieh auf die Reiter<br />
Alpe aufgetrieben, von Bauern aus dem<br />
Pinzgau und dem Berchtesgadener Land. Daran<br />
hat sich bis heute nichts geändert. Wenn<br />
auf der Neuen Traunsteiner das legendäre<br />
Almfest steigt, werden deshalb auch viele<br />
Bauern kommen. Hüttenwirtin Maresi wird<br />
ihnen einen Kräutertee anbieten. Sie werden<br />
dann ihren Mann Tom fragen, ob er ihnen<br />
einen Zirbenschnaps einschenkt. ◀<br />
36 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
Unterwegs in den Reiter Steinbergen:<br />
im Hintergrund Stadelhorn (li.)<br />
und Wagendrischelhorn (Mitte).<br />
Das Tragesystem X Vent Zero sorgt für maximale<br />
Belüftung bei minimalem Kontakt mit dem Rücken. Skill 30<br />
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AUF TOUR<br />
Einsame Herbsttour durchs Verwall<br />
Der Ofen ist aus!<br />
Jahr für Jahr das gleiche: Wenn es in den<br />
Bergen am schönsten wird, haben einige Hütten<br />
bereits geschlossen. Winterräume wie im<br />
Verwall machen es möglich, auch dann in den<br />
Bergen zu nächtigen – und sie in absoluter<br />
Einsamkeit zu erleben. Von Michael Pröttel<br />
38 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13
Sonne satt und keine<br />
Menschenseele unterwegs:<br />
Rast an der Saumspitze<br />
Wohltuend rauschen die<br />
goldgelben Lärchenzweige<br />
im lauen Herbstwind.<br />
Von der gegenüberliegenden,<br />
schattigen Talseite<br />
dröhnt hingegen bereits das Geräusch von<br />
Pistenraupen herüber. Akribisch wird der<br />
erste Herbstschnee planiert, um die Pisten<br />
möglichst früh nutzen zu können. Für Silke<br />
und mich ist das kein schlechtes Zeichen.<br />
Schließlich hängt unser Erfolg auch vom<br />
»Weißen Gold« ab.<br />
Bei strahlendem Sonnenschein starten wir in<br />
Ischgl zu einer dreitägigen Verwall-Runde,<br />
die uns zur Darmstädter und zur Niederelbehütte<br />
führen soll. Dass auf beiden Alpenvereinsunterkünften<br />
seit Wochen die Schotten<br />
dicht sind, ist uns mehr als recht: Wir wollen<br />
das Gebirge für uns alleine haben!<br />
Erstes Etappenziel:<br />
die Darmstädter Hütte<br />
Wasserversorgung ungewiss<br />
Obwohl von den riesigen Skiresorts Arlberg<br />
und Ischgl umgeben, ist es um die<br />
Verwallgruppe ruhig geblieben. Wenig besucht<br />
und unbekannt sind auch ihre drei<br />
höchsten Gipfel Hoher Riffler, Kuchen- und<br />
Küchlspitze. Trotzdem: Was wir jetzt, Ende<br />
Oktober, erleben, ist auch für diese Gebirgsregion<br />
ungewöhnlich. Mutterseelenallein<br />
sind wir auf dem Anstieg zur Doppelseescharte<br />
unterwegs. Da wir auch keine Hüttenwirte<br />
antreffen werden, füllen wir am<br />
Madleinsee nochmal alle Trinkflaschen<br />
bis zum Anschlag auf. Sicher ist sicher. Bis<br />
jetzt war der südseitige Anstieg komplett<br />
schneefrei. Erst oben werden wir einschätzen<br />
können, ob bei der Hütte genug Schnee<br />
liegt, um Teewasser zu schmelzen. Auf den<br />
klitzekleinen, in der Karte vermerkten See<br />
wollen wir uns lieber nicht verlassen.<br />
Kurz vor der 2786 Meter hohen Doppelseescharte<br />
berühren Silkes Bergschuhe dann<br />
doch das erste Schneefeld. Keine Viertelstunde<br />
später wird es an der Scharte spannend.<br />
Zwar zeigt der Tief blick zur genau<br />
an der Schneegrenze gelegenen Darmstädter<br />
Hütte, dass wir unsere Spaghetti<br />
nicht als Rohkost zu uns werden nehmen<br />
müssen. Dort müssen wir aber erst einmal<br />
hinkommen. Der steile Einstieg in den<br />
Alle Fotos: Michael Pröttel<br />
11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 39
Da die Hütten dicht sind, sollte<br />
man alle Wasserstellen nutzen.<br />
Schotten dicht: Auch rund<br />
um die Niederelbehütte ist<br />
niemand sonst zu sehen.<br />
Schnee um die Kieler Wetterhütte<br />
erschwert das Gehen, sichert<br />
aber Tee- und Nudelwasser.<br />
Immer wieder gemütlich:<br />
Abendessen bei Kerzenlicht<br />
INFO<br />
Winterraum-Knigge<br />
Hier braucht es keinen Schlüssel, sondern<br />
einen beherzten Tritt – und schon steht dem<br />
gemütlichen Abend nichts mehr im Wege.<br />
nordseitigen Abstieg schaut jedenfalls nicht<br />
ohne aus. Bald aber zeigt sich: Eine Idealmischung<br />
aus Schneehöhe und Schneekonsistenz<br />
macht den Abstieg Richtung Hütte<br />
nicht zum nervenaufreibenden, sondern<br />
zum knieschonenden Erlebnis.<br />
Gas statt Holz<br />
Im flacheren Gelände fordert die Spurarbeit<br />
dann doch ihren Tribut. Mit müden Oberschenkeln<br />
erreichen wir das Ziel. Die Tür ist<br />
mit einem dicken Holzpfosten verkeilt. Hier<br />
braucht es keinen Schlüssel, sondern einen<br />
beherzten Tritt – und schon steht dem gemütlichen<br />
Abend nichts mehr im Weg. Der<br />
urige Winterraum hat allerdings einen klei-<br />
nen Schönheitsfehler: Auf der Darmstädter<br />
Hütte wird außerhalb der Bewirtschaftungszeit<br />
nicht auf dem Holzofen, sondern mit<br />
einem schlichten Gasherd gekocht. Doch<br />
dank moderater Temperaturen und gutem<br />
Rotwein macht uns das nichts weiter<br />
aus. Beim Einschlafen hoffe ich allerdings<br />
schon, dass uns auf der nächsten Hütte, der<br />
Niederelbehütte, das Knistern brennender<br />
Lärchen-Scheite in den Schlaf wiegen wird.<br />
Bis es soweit ist, steht eine lange Etappe<br />
bevor. Freilich könnten wir uns mit dem<br />
fünfstündigen, wohl weitgehend schneebedeckten<br />
Hoppe-Seyler-Weg begnügen.<br />
Einen waschechten, genau auf dem Weg<br />
liegenden Dreitausender auszulassen, wä-<br />
Höher gelegene Alpenvereinshütten schließen<br />
oft Ende September/Anfang Oktober. Von<br />
dieser Zeit an bieten die zugehörigen Winterräume<br />
eine tolle Möglichkeit, Berge in absoluter<br />
Einsamkeit zu erleben. Generell muss<br />
man sich vorab auf der Hütten-Homepage<br />
oder besser direkt beim Hüttenwirt erkundigen,<br />
ob der Winterraum unverschlossen ist,<br />
oder ob man sich den AV-Generalschlüssel<br />
besorgen muss. In der Schweiz sind Winterräume<br />
grundsätzlich unverschlossen.<br />
Im Spätherbst ist es zudem sehr wichtig, die<br />
Wasserfrage zu klären. Diese lautet: Liegt ein<br />
Bach oder Bergsee in der Nähe bzw. bieten<br />
Altschneefelder oder erster Herbstschnee die<br />
Möglichkeit, Wasser zu schmelzen?<br />
Neben dem eigenen Proviant gehört der Hüttenschlafsack<br />
in den Rucksack. Die Übernachtungsgebühren<br />
(die entweder direkt<br />
in eine Hüttenkasse oder per Überweisung<br />
bezahlt werden) orientieren sich an den<br />
AV-Matratzenlagern und sind für Mitglieder<br />
ermäßigt. Beim Verlassen muss man gut darauf<br />
achten, dass der Ofen wieder aus ist, die<br />
Fenster gut verschlossen sind und sich der<br />
Raum in einem sauberen Zustand befi ndet.<br />
Seinen Müll nimmt man natürlich mit ins Tal.<br />
40 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13
Alle Fotos: Michael Pröttel<br />
re aber eine Schande. Deswegen nehmen<br />
wir am nächsten Tag die Trittspuren Richtung<br />
Schneidjöchl dankend an. Doch schon<br />
bald verlaufen sich die kräfteschonenden<br />
Steighilfen. Hoffentlich hat dessen einsamer<br />
Erzeuger nicht selbiges getan.<br />
Am 2841 Meter hohen Übergang trennen<br />
uns nur knapp 200 Höhenmeter von der<br />
heiß ersehnten Saumspitze. Die aber haben<br />
es in sich. Ungeduldiger Gipfeldrang führt<br />
zu einem ausgewachsenen Verhauer, der<br />
erst durch Silkes Spürnase wett gemacht<br />
wird. Eine kurze Kletterstelle, eine quälende<br />
Querung und eine weglose Westflanke<br />
später wissen wir, warum der Anstieg zum<br />
siebthöchsten Verwall-Gipfel nicht in der<br />
AV-Karte eingezeichnet ist.<br />
Keine Menschenseele<br />
Schuhe aus, Brotzeit raus, und das Gipfelmeer<br />
genießen. Stundenlang könnten wir<br />
es auf der Saumspitze aushalten. Unbestritten<br />
aber ist: Ende Oktober verschwindet die<br />
Sonne früher als einem lieb ist. Und bis zum<br />
nächsten Winterraum ist es nach wie vor<br />
kein Katzensprung. Wie am Vortrag folgt<br />
einer rasanten »Abfahrt« vom Schneidjöchl<br />
langwieriges Spuren. Nicht nur einmal breche<br />
ich im Vergrösskar durch die Schneedecke<br />
in heimtückisches Blockgelände ein.<br />
Zum Glück ist die Steilstufe, die zur Kieler<br />
Wetterhütte führt, fast schneefrei. Kurz bevor<br />
die Fatlarspitze letzte Sonnenstrahlen<br />
schluckt, erreichen wir die 2800 Meter hoch<br />
gelegene Notunterkunft. Uns beiden schießt<br />
der gleiche Gedanke durch den Kopf: Hier<br />
oben zu übernachten wäre bestimmt ein Erlebnis.<br />
Holz, Schnee und Ofen sind vorhanden.<br />
Ein spartanisches Hochbett treibt uns<br />
dann aber doch ins Fatlartal weiter.<br />
Mit der Dämmerung erreichen wir die Niederelbehütte.<br />
Die Ausstattung des Winterraums<br />
lässt unsere Stimmung weiter steigen:<br />
Ein kleiner Holzofen wartet ungeduldig da-<br />
Nicht nur einmal breche ich im Vergrösskar<br />
durch die Schneedecke hindurch in heimtückisches<br />
Blockgelände ein.<br />
rauf, endlich gefüttert zu werden. Zudem<br />
haben wir von der Hütte aus einen Parade-<br />
Blick zur Kreuzjochspitze. Der aussichtsreiche<br />
Fast-Dreitausender soll morgen den<br />
gleichermaßen gemütlichen wie krönenden<br />
Abschluss unserer Verwall-Tour bilden. Und<br />
auch bei dieser Tour bleibt alles wie gehabt:<br />
Wir begegnen nicht einer Menschenseele –<br />
trotz absolutem Kaiserwetter.<br />
◀<br />
TIPP<br />
Die schönsten<br />
Winterräume<br />
Diese zehn Winterräume haben es<br />
unserem Autor besonders angetan:<br />
• Albert-Heim-Hütte / Urner Alpen<br />
• Darmstädter Hütte / Verwallgruppe<br />
• Fridolinshütte / Glarner Alpen<br />
• Hermann-von-Barth-Hütte / Allgäuer Alpen<br />
• Landshuter Europahütte / Zillertaler Alpen<br />
• Maihgelshütte / Gotthardgruppe<br />
• Niederelbehütte / Verwallgruppe<br />
• Planurahütte / Glarner Alpen<br />
• Rappenseehütte / Allgäuer Alpen<br />
• Totalphütte / Rätikon<br />
Viel zu schön, um<br />
vorbeizugehen: der<br />
Madleinsee<br />
11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 41
michael.meisl<br />
© 2013 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.<br />
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vollständig isolierten Stretch Einsätzen. Dadurch hält sie rundum<br />
warm und bietet gleichzeitig maximale Bewegungsfreiheit.<br />
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Routen zu befreien.<br />
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TOUREN<br />
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das Verwall – und allesamt im<br />
Herbst völlig menschenleer.<br />
Durchs Verwall<br />
Rund um Darmstädter<br />
und Niederelbehütte<br />
1 Scheibler (2978 m)<br />
▶ mittel 3¾ Std.<br />
600 Hm 600 Hm<br />
Charakter: Abwechslungsreiche<br />
Bergtour auf einen der besten<br />
Aussichtsberge des Verwall. Ab dem<br />
Kuchajoch erfolgt der Anstieg in<br />
leichter Kletterei.<br />
Ausgangspunkt: Darmstädter Hütte<br />
(2384 m)<br />
Route: Darmstädter Hütte – Kuchajoch<br />
– Scheibler – Kuchajoch –<br />
Darmstädter Hütte<br />
2 Saumspitz (3039 m)<br />
▶ mittel 4½ Std.<br />
650 Hm 650 Hm<br />
Charakter: Sehr lohnende Gipfelbesteigung,<br />
die im oberen Teil in<br />
teils weglosem Gelände Orientierungsvermögen<br />
und Trittsicherheit<br />
erfordert. Wer den Berg nicht auf dem<br />
Hoppe-Seyler-Weg (s.u.) mitnimmt,<br />
zweigt schon deutlich unterhalb des<br />
Schneidjöchls nach Norden ab, um<br />
den breiteren Westrücken zum Gipfelhang<br />
zu folgen.<br />
Ausgangspunkt: Darmstädter Hütte<br />
(2384 m)<br />
Route: Darmstädter Hütte – Saumspitz<br />
– Darmstädter Hütte<br />
3 Auf dem Hoppe-Seyler-Weg<br />
zur Niederelbehütte (ohne<br />
Saumspitz)<br />
▶ schwierig 5½ Std.<br />
800 Hm 850 Hm<br />
Charakter: Für den äußerst lohnenden,<br />
da sehr abwechslungsreichen<br />
Hoppe-Seyler-Weg ist eine gute Kondition<br />
und Trittsicherheit (drahtseilgesicherte<br />
Passagen) erforderlich.<br />
Vom Schneidjöchl aus Abstecher zur<br />
Saumspitz möglich.<br />
Ausgangspunkt: Darmstädter Hütte<br />
(2384 m)<br />
Route: Darmstädter Hütte – Schneidjöchl<br />
– Vergross-Kar – Kieler Wetterhütte<br />
– Niederelbehütte<br />
4 Kreuzjochspitz (2919 m)<br />
▶ leicht 3¼ Std.<br />
610 Hm 610 Hm<br />
Charakter: Unschwere Gipfelbesteigung<br />
in grandioser Berglandschaft.<br />
Am eindrucksvollen Schwarzsee<br />
sollte man unbedingt eine kleine<br />
Pause einplanen.<br />
Ausgangspunkt: Niederelbehütte<br />
(2310 m)<br />
Route: Niederelbehütte – Schwarzsee<br />
– Kreuzjochspitz – Schwarzsee<br />
– Niederelbehütte<br />
5 Seladspitze (2906 m)<br />
▶ schwierig 4 Std.<br />
600 Hm 600 Hm<br />
Charakter: Bis zum Seladjöchli<br />
erfolgt der Anstieg auf einem markierten<br />
Bergsteig. Ab da Orientierungsvermögen<br />
und gute Trittsicherheit<br />
unbedingt erforderlich<br />
Ausgangspunkt: Niederelbehütte<br />
(2310 m)<br />
Route: Niederelbehütte – Seladjöchli<br />
– Seladspitze – Seladjöchli<br />
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Sporthaus Ankirchner D-83022 Rosenheim<br />
Condition Steigenberger D-83229 Aschau<br />
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Stockhorn Sport<br />
CH-3600 Thun<br />
Troxler Sport&Mode<br />
CH-3775 Lenk<br />
Julen Sport<br />
CH-3920 Zermatt<br />
Eiselin Sport AG<br />
CH-6003 Luzern<br />
Schär Sport<br />
CH-6210 Sursee<br />
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Albeina Sport AG CH-7252 Klosters Dorf<br />
Gonzen Sport<br />
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Eiselin Sport AG<br />
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Fridolin Sport<br />
CH-8750 Glarus<br />
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Sport Lichtenegger A-4822 Bad Goisern<br />
Bründl<br />
A-5710 Kaprun<br />
Intersport OK<br />
A-6020 Innsbruck<br />
XL Rankweil<br />
A-6830 Rankweil<br />
Sport Zauner<br />
A-8790 Eisenerz<br />
Bergsport Vasold<br />
A-8940 Liezen<br />
Ski Willy A-8972 Ramsau am Dachstein<br />
Sport 2000 Wibmer<br />
A-9900 Lienz<br />
Passler<br />
A-9963 St. Jakob<br />
Alpinsport Gratz<br />
A-9981 Kals<br />
FREELANDERS<br />
L-8050 Bertrange
AUF TOUR<br />
Hüttenfinale<br />
Wer heuer noch auf einer Berghütte nächtigen will, muss sich ranhalten –<br />
die meisten Häuser haben schon zugesperrt. Einige dehnen die Saison aber auch<br />
aus, damit Wanderer auch die letzten milden Tage im Gebirge noch auskosten<br />
können. Wir stellen Ihnen zehn empfehlenswerte Hütten für den Spätherbst vor.<br />
Von Mark Zahel (Text und Fotos)<br />
1 Klagenfurter Hütte<br />
(1664 m)<br />
Im inneren Bärental, einem der<br />
schönsten Winkel der Karawanken,<br />
hat die Klagenfurter Hütte ihren<br />
Platz. Die südlichen Hausberge<br />
der Kärntner liegen für viele schon<br />
fast am Ende der Welt. Doch wer<br />
im Spätherbst noch die Milde der<br />
Mittelkärntner Seen tanken möchte,<br />
2 Ennstaler Hütte (1544 m)<br />
Schon 1885 entstand die Ennstaler<br />
Hütte hoch oben auf der Sonnenseite<br />
der tief eingeschnittenen Gesäuseschlucht,<br />
heute Kern eines Nationalparks.<br />
Gerade im Herbst erlebt man<br />
auf den Touren in der Buchsteingruppe<br />
– etwa bei der Überschreitung<br />
des Tamischbachturms oder der<br />
Teufelsteig auf die Tiefl imauer – ein<br />
besonderes Flair. Während im Tal der<br />
Nebel wabert, herrscht am Berg grenzenlose<br />
Freiheit. Und die Ennstaler<br />
Hütte passt mit ihrem traditionellen<br />
Stil bestens dazu.<br />
Region: Ennstaler Alpen (Steiermark)<br />
Geöffnet: Mitte Mai bis Ende<br />
Oktober, 65 Schlafplätze<br />
Kontakt: 00 43/6 64/4 90 17 37<br />
sollte auch einen Abstecher ins<br />
Gebirge nicht scheuen. Vis-à-vis<br />
der Klagenfurter Hütte zeigen<br />
sich die Karawanken von ihrer<br />
felsig-schroffen Seite, doch fehlen<br />
in der Umgebung keineswegs die<br />
lieblichen Wiesen. Nur auf die Blumen<br />
muss man bis zum nächsten<br />
Frühling warten.<br />
Region: Karawanken (Kärnten)<br />
Geöffnet: Mitte Mai bis Ende<br />
Oktober durchgehend, sonst an<br />
Wochenenden, 56 Schlafplätze<br />
Kontakt: 00 43/6 64/8 66 06 08<br />
Zustieg: Vom Parkplatz Johannsenruhe<br />
(1152 m) im Bärental 1½ Std.<br />
Tourenvorschläge: Über den Zopp-<br />
Weg auf den Geißberg (2024 m),<br />
1 Std.<br />
Auf die Bielschitza (1959 m), 1 Std.<br />
Karte: Freytag & Berndt, 1:40 000,<br />
Blatt 234 »Carnica Region – Rosental<br />
– Klagenfurt«<br />
Zustieg: Von Gstatterboden<br />
(578 m) im Gesäuse via Klausgraben<br />
und Butterbrünnl 2¾ Std.<br />
Weitere Zugänge von der Nordseite in<br />
ähnlicher Zeit.<br />
Tourenvorschlag: Über den Westrücken<br />
auf den Tamischbachturm<br />
(2035 m), 1½ Std.<br />
Karte: AV-Karte, 1:25 000, Blatt 16<br />
»Ennstaler Alpen – Gesäuse«<br />
3 Carl-von-Stahl-Haus (1728 m)<br />
Das Stahlhaus am Torrener Joch<br />
kennt praktisch gar keine Bewirtschaftungseinschränkung,<br />
sondern<br />
hält den Gästen rund ums Jahr die<br />
Pforten offen. Von der nicht allzu weit<br />
entfernten Jennerbahn wird der Zulauf<br />
nur während der Revisionszeiten<br />
abreißen. Die Lage zwischen Bayern<br />
und Salzburg, fl ankiert von den<br />
Hausbergen Schneibstein und Hohes<br />
Brett, ist sehr attraktiv, egal ob man<br />
nur einen gemütlichen Hüttenbummel<br />
unternehmen oder zu einer richtigen<br />
Bergtour aufbrechen möchte.<br />
Region: Berchtesgadener Alpen<br />
(Bayern/Salzburg)<br />
Geöffnet: ganzjährig, 94 Schlafplätze<br />
Kontakt: 0 86 52/6 55 99 22<br />
Zustieg: Von der Bergstation der Jennerbahn<br />
½ Std. Von Dorf Königssee<br />
über Königsbachalm und weiter via<br />
Königsbergalm 3½ Std.<br />
Tourenvorschläge: Hohes Brett bzw.<br />
Schneibstein, jeweils 1½ Std.<br />
Karte: AV-Karte, 1:25 000, Blatt BY<br />
21 »Nationalpark Berchtesgaden«<br />
4 Weilheimer Hütte (1946 m)<br />
Die Weilheimer Hütte ist das Basislager<br />
im Herzen des Estergebirges, beliebter<br />
Anlaufpunkt von allen Talorten<br />
ringsum, sei es von Garmisch, Farchant<br />
oder Oberau, von Wallgau oder<br />
Krün. Die Wege sind überwiegend<br />
weit, was Besuchern freilich auch ein<br />
wohltuendes Gefühl der Abkopplung<br />
vom Alltag beschert. Dies insbesondere,<br />
wenn sich die Nacht über das<br />
weitläufi ge Estergebirge legt und man<br />
am nächsten Morgen die Sonne auf<br />
dem nahen Gipfel des Krottenkopfes<br />
begrüßen kann.<br />
Region: Estergebirge (Bayern)<br />
Geöffnet: Pfi ngsten bis dritter Sonntag<br />
im Oktober, 75 Schlafplätze<br />
Kontakt: 01 70/2 70 80 52<br />
Zustieg: Am kürzesten von der<br />
Wankbahn über die Esterbergalm<br />
und zuletzt durch den Kareinschnitt<br />
zwischen Bischof und Krottenkopf<br />
Tourenvorschlag: Auf den Krottenkopf<br />
(2086 m), gut 20 Min.<br />
Karte: AV-Karte, 1:25 000, Blatt BY 9<br />
»Estergebirge«<br />
44 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13
5 Pleisenhütte (1757 m)<br />
Vom Scharnitzer Toni Gaugg, dem<br />
legendären »Pleisentoni«, in Eigenregie<br />
erbaut und heute von Sohn<br />
Sigi bewirtschaftet, ist die Hütte<br />
am Südhang der Pleisenspitze<br />
längst zu einer Institution avanciert<br />
und über die Region hinaus<br />
bekannt. Geschätzt werden an der<br />
Hütte wohl vor allem der urige Stil<br />
sowie die familiäre Atmosphäre.<br />
Herrlich, sich in der Nachmittagssonne<br />
auf der Terrasse zu räkeln<br />
– da ist schon manch einem das<br />
»höhere« Ziel der Pleisenspitze<br />
ganz plötzlich aus dem Sinn<br />
entschwunden.<br />
Region: Karwendel (Tirol)<br />
Geöffnet: Ende Mai bis Mitte<br />
Oktober durchgehend, sonst an<br />
Wochenenden, 39 Schlafplätze<br />
(Matratzenlager)<br />
Kontakt: 00 43/6 64/9 15 87 92<br />
Zustieg: Von Scharnitz (964 m) ins<br />
Hinterautal bis zum Schönwieshof,<br />
dort links auf den breit gefügten<br />
Wanderweg und mit etlichen<br />
Schleifen hinauf zur Pleisenhütte,<br />
2½ Std.<br />
Tourenvorschlag: Durch den Latschengürtel<br />
gegen die »Pleisen« am<br />
Rande des Vorderkars hinauf und<br />
von Süden bis auf den Gipfel der<br />
Pleisenspitze (2569 m), 2½ Std.<br />
Karte: AV-Karte, 1:25 000, Blatt<br />
5/1 »Karwendelgebirge West«<br />
6 Radlseehütte (2284 m)<br />
Hoch über dem Südtiroler Eisacktal<br />
nimmt die Radlseehütte einen<br />
Logenplatz par excellence ein. Die<br />
7 Berggasthaus Äscher-<br />
Wildkirchli (1454 m)<br />
Die Lage ist wirklich außergewöhnlich<br />
zu nennen und das Motiv dürfte<br />
schon so manchen Wandkalender<br />
geziert haben: Wie gemalt klebt<br />
8 Leglerhütte (2273 m)<br />
Das Kärpfgebiet bildet geografi sch<br />
das Herz des Glarnerlandes, und<br />
mittendrin befi ndet sich seit über<br />
100 Jahren die – inzwischen grundlegend<br />
modernisierte – Leglerhütte.<br />
Das Plateau des Rotstocks bietet<br />
einen idealen Standort mit weiter<br />
Schau reicht weit in den Süden und<br />
vor allem in die Welt der Dolomiten,<br />
die mit ihren einprägsamen Profi len<br />
wohl jeden faszinieren. Da wissen<br />
Kenner nahezu jeden Zacken zu<br />
benennen und vielleicht auch mit<br />
der einen oder anderen Episode<br />
<strong>Bergsteiger</strong>latein zu versehen.<br />
Rund um die Hütte selbst ist alles<br />
beschaulich: der idyllische Radlsee<br />
nebenan und auch die moderate<br />
Königsangerspitze als Hausberg.<br />
Region: Sarntaler Alpen (Südtirol)<br />
das holzgeschindelte Gasthaus<br />
Äscher unter dem Überhang einer<br />
Felswand. Ein nur wenige Meter<br />
breites Band muss genügen, ehe<br />
neben der Terrasse der Abhang<br />
wieder jäh abfällt. Interessant ist<br />
auch die Wildkirchli-Höhle in unmittelbarer<br />
Nähe: Sie blickt auf eine<br />
lange Geschichte als Behausung<br />
für Höhlenbären, Jäger und fromme<br />
Eremiten zurück.<br />
Region: Alpstein (Appenzell-<br />
Innerrhoden)<br />
Schau zu Glärnisch, Clariden und<br />
Tödi, die mit ihren Gletschern den<br />
westlichen bis südlichen Horizont<br />
einnehmen. Kinder interessieren<br />
sich womöglich mehr für den<br />
kleinen Hüttensee. Wer sich ein<br />
verlängertes Wochenende Zeit<br />
nimmt, kann auf dem dreitägigen<br />
Kärpf-Trek sogar das ganze Massiv<br />
umrunden – ein Wander-Highlight<br />
der besonderen Art!<br />
Region: Glarner Alpen (Glarus)<br />
Geöffnet: Anfang Juni bis drittes<br />
Wochenende im Oktober, 60<br />
Schlafplätze<br />
Geöffnet: Mitte Mai bis Ende<br />
Oktober, 70 Schlafplätze<br />
Kontakt: 00 39/04 72/85 52 30<br />
Zustieg: Am kürzesten vom<br />
Perlunger (1400 m) im Höfeweiler<br />
Gereuth über Weg Nr. 8A oder vom<br />
Garner Wetterkreuz (ca. 1420 m)<br />
oberhalb Feldthurns über Weg Nr.<br />
10, jeweils 2½ Std.<br />
Tourenvorschlag: Auf die Königsangerspitze<br />
(2436 m), 20 Min.<br />
Karte: Tabacco, 1:25 000, Blatt<br />
030 »Brixen – Villnöss«<br />
Geöffnet: Anfang Mai bis Ende<br />
Oktober, 40 Schlafplätze<br />
Kontakt: 00 41/71/7 99 11 42<br />
Zustieg: Von der Bergstation der<br />
Luftseilbahn auf die Ebenalp in<br />
kurzem Abstieg. Von Wasserauen<br />
(868 m) über Bommen 1½ Std.<br />
Tourenvorschlag: Auf dem Höhenweg<br />
zur Altenalp (1595 m) und<br />
über den Seealpsee zurück nach<br />
Wasserauen; ab Äscher 3 Std.<br />
Karte: Swisstopo, 1:50 000, Blatt<br />
227 T »Appenzell«<br />
Kontakt: 00 41/55/6 40 81 77<br />
Zustieg: Mit der Luftseilbahn von<br />
Kies nach Mettmen (1608 m)<br />
am Garichti-Stausee und dann<br />
entweder über das Sunnbergfurggele<br />
oder über die Alpgebiete von<br />
Matzlen, Ratzmatt und Chamm zur<br />
Leglerhütte, 2½ bis 3 Std.<br />
Tourenvorschläge: Zwei Hüttenwege<br />
ergeben eine schöne Rundtour. Bei<br />
guten Verhältnissen eignet sich der<br />
Chli Kärpf (2700 m) als Alpinwanderziel;<br />
blau-weiß markiert, 2 Std.<br />
Karte: Swisstopo, 1:50 000, Blatt<br />
247 T »Sardona«<br />
9 Medelser Hütte (2524 m)<br />
Hütten an Pässen oder Scharten<br />
bieten immer den Vorteil einer<br />
Aussicht nach zwei Seiten. Das<br />
ist auch bei der Medelser Hütte,<br />
rätoromanisch Camona da Medel, in<br />
der Fuorcla da Lavaz der Fall. Hier im<br />
Bündner Oberland stehen die Bergketten<br />
tief gestaffelt und geben dem<br />
Auge reichlich Nahrung. Natürlich<br />
trägt auch das nahe Gletschermassiv<br />
des Piz Medel dazu bei. Die berühmte<br />
Greina-Hochebene verbirgt<br />
sich hingegen hinter einer Kette von<br />
Dreitausendern – und ist doch für<br />
manchen Besucher das Ziel.<br />
Region: Medelser Gruppe in den<br />
Adula-Alpen (Graubünden)<br />
Geöffnet: Mitte Juni bis Mitte/Ende<br />
Oktober, 55 Schlafplätze<br />
Kontakt: 00 41/81/9 49 14 03<br />
Zustieg: Von Curaglia (1332 m)<br />
durchs Val Plattas zur Alp Sura und<br />
hinauf zur Fuorcla da Lavaz, 3½ Std.<br />
Tourenvorschlag: Über den Südgrat<br />
auf den Piz Caschleglia (2936 m),<br />
spärlich bezeichnet und stellenweise<br />
gesichert (T4), 1½ Std.<br />
Karte: Swisstopo, 1:50 000, Blatt<br />
256 T »Disentis/Mustér«<br />
10 Capanna Monte Bar (1600 m)<br />
Das Tessin, die »Sonnenstube der<br />
Schweiz«, ist gerade im Spätherbst<br />
eine beliebte Adresse für<br />
die Verlängerung der Bergsaison.<br />
Da kommt eine Hütte wie am<br />
Monte Bar natürlich gerade recht:<br />
Südhanglage und damit sonnenverwöhnt,<br />
aussichtsreich und mit regionalen<br />
Köstlichkeiten gesegnet. So<br />
lässt es sich leben! Schon das Val<br />
Colla mit seinen pittoresken Dörfern<br />
ist ein Erlebnis; steigerungsfähig,<br />
wenn man oben am Berg die Augen<br />
schweifen lässt. Vom Hüttengipfel<br />
aus blickt man übrigens auch in die<br />
alpineren Gefi lde im Norden.<br />
Region: Südl. Tessiner Alpen (Tessin)<br />
Geöffnet: Anfang Mai bis Ende<br />
Oktober durchgehend, sonst an<br />
Wochenenden, 34 Schlafplätze<br />
Kontakt: 00 41/91/9 66 33 22<br />
Zustieg: Von Corticiasca (1003 m)<br />
über die Alpe Musgatina 1¾ Std.<br />
Alternativ von Bidogno bzw. Signòra<br />
Tourenvorschlag: Über den Südhang<br />
auf den Hausberg Monte Bar<br />
(1816 m), gut ½ Std.<br />
Karte: Swisstopo, 1:50 000, Blatt<br />
286 T »Malcantone«<br />
11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 45
AUF TOUR<br />
Südtiroler Weinstraße<br />
Der Sommer hat<br />
ein Nachspiel<br />
Im Süden Südtirols macht die Sonne im Herbst besonders<br />
fleißig Überstunden. Weinberge und weitläufige Obstplantagen,<br />
Burgen, Adelsansitze und romantische Dörfer, dazu der waldreiche Mendelkamm:<br />
eine Entdeckungsreise entlang der Südtiroler Weinstraße<br />
Von Mark Zahel (Text und Bilder)<br />
46 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
Der Kalterer See ist der<br />
Hauptanziehungspunkt an der<br />
Südtiroler Weinstraße.
Ausblick Richtung Dolomiten<br />
am Monte Roèn, dem höchsten<br />
Punkt des Mendelkamms<br />
Die Südtiroler Weinstraße bietet<br />
vieles – alpinistische Herausforderungen<br />
aber muss man<br />
dort erst mal suchen. Nur mit<br />
Mühe schafft es der Scheitel des<br />
Mendelkamms über die Zweitausendmeterlinie.<br />
Und trotzdem: Das Etschtal am Fuße<br />
des Mendelkamms liegt auf einer Basishöhe<br />
von 200 Metern! Wer also lange Aufstiege<br />
schätzt, hat durchaus Gelegenheit dazu.<br />
Wer es zunächst gemächlich angehen lassen<br />
will, kann den Kalterer See umrunden,<br />
oder – weit idyllischer – die versteckten,<br />
waldgesäumten Montiggler Seen aufsuchen.<br />
Die Weinstraße verläuft durch das Überetsch<br />
sowie Teile des Unterlandes. All die<br />
Apfelwiesen und Weinpergel erinnern<br />
einen immer wieder daran, wo man sich<br />
befindet. Der Slogan vom Obstgarten Südtirol<br />
kommt nicht von ungefähr. Sattes Grün<br />
im Frühjahr, bunt gesprenkelte Blätter im<br />
Herbst. Zwischendrin setzen malerische<br />
Dörfer mit südländischem Einschlag und<br />
das blaue Auge des Kalterer Sees Akzente.<br />
Die Überetsch schließlich bezeichnet jenes<br />
leicht herausgehobene Gebiet südwestlich<br />
Der Slogan vom<br />
Obstgarten Südtirol<br />
kommt nicht von<br />
ungefähr: sattes Grün<br />
im Frühjahr, bunt gesprenkelte<br />
Blätter im<br />
Herbst<br />
48 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
von Bozen, das sich durch den bewaldeten<br />
Mitterberg (geologisch der 290 Millionen<br />
Jahre alten, aus rötlichen Vulkaniten aufgebauten<br />
Bozner Porphyrplatte zugehörig)<br />
vom eigentlichen Etschtal abgrenzt. Im<br />
engeren Sinne umfasst es die Gemeinden<br />
Eppan und Kaltern, also gleichsam das Herz<br />
der Südtiroler Weinbauregion. Südlich des<br />
Kalterer Sees schließen die Gemeinden Tramin,<br />
Kurtatsch und Margreid an. Sie gehören<br />
bereits zum Unterland und laufen im<br />
Relief ohne Absatz gegen die Etschtalsohle<br />
aus. Einzelne Weiler sind in den Leiten des<br />
Mendelkamms jedoch wesentlich höher<br />
hinaufgeklettert, beispielsweise Gand und<br />
Perdonig, Graun sowie Ober- und Unterfennberg.<br />
Hier findet man echte Oasen der<br />
Ruhe und vorteilhafte Ausgangspunkte für<br />
Touren am Mendelkamm.<br />
Reiches Erbe<br />
Den Wein brachten wohl die Römer in diese<br />
Gegend – ein klassisches Durchzugsland.<br />
Frühzeitliche Grabfunde, Reste von Wallburgen<br />
und von Pfahlbauten im Montiggler<br />
See lassen wenig Zweifel an einer frühen<br />
Besiedlung. Der Beiname »adelige Landschaft«<br />
deutet es bereits an, und tatsächlich:<br />
Kaum eine Region in Europa besitzt eine<br />
größere Dichte an Burgen, Schlössern und<br />
Herrenansitzen. Auch die Weingüter und<br />
Bürgerhäuser zeugen von historisch gewachsenem<br />
Wohlstand. Die meisten Burganlagen<br />
entstanden im Hochmittelalter, als<br />
die Grafen von Eppan in Machtkonkurrenz<br />
zu den Grafen von Tirol traten. So schön die<br />
Anlagen auch geraten sind – die Oberhand<br />
behielten trotzdem die Tiroler.<br />
In die Höhe<br />
Wer in die Höhe möchte, sollte den Mendelkamm<br />
schrittweise weiter hinaufgehen.<br />
Auf halber Höhe durchzieht eine Wegekette<br />
die gesamte Flanke, gegliedert in drei<br />
Abschnitte, die mit den wichtigen Talorten<br />
korrespondieren: Eppaner, Kalterer und<br />
Traminer Höhenweg. Zwar sind sie entschieden<br />
zu lang für einen Tagesmarsch,<br />
können aber an verschiedenen Stellen aufgenommen<br />
und mit anderen Wegen kombiniert<br />
werden. Die schattigen Waldlehnen<br />
sorgen selbst an warmen Tagen für angenehmes<br />
Klima.<br />
Betrachtet man den Mendelkamm als Ganzes,<br />
fällt auf, dass die Ostseite – ganz im<br />
Gegensatz zur Westabdachung gegen das<br />
Trentiner Nonstal – fast durchwegs steil<br />
abfällt. Die Anstiege zur Kammhöhe sind<br />
dadurch zwar anstrengender, aber auch<br />
deutlich spannender. Einige Punkte am<br />
Mendelkamm stechen hervor und bilden<br />
damit naturgemäß auch bevorzugte Ziele<br />
der Wanderer. Ganz im Norden ist es das<br />
schneidige Profil des Gantkofels. Egal, ob<br />
man sich über die Gaider Scharte, die Große<br />
Scharte oder vielleicht auch über die<br />
Kematscharte nähert: Es geht phasenweise<br />
knackig aufwärts. Umso überraschender<br />
wirkt das mittelgebirgsartige, vielfach von<br />
Waldlichtungen geprägte Ambiente im<br />
Das Schloss Boymont<br />
thront auf einem<br />
Felshügel (links).<br />
Schön bunt: herbstliche<br />
Stimmung am<br />
Montiggler See (Mitte).<br />
Wein, Wald, Gipfel:<br />
Wandern bei Kaltern<br />
bringt viel Abwechslung.<br />
Die Bedeutung des Weins sticht in Tramin<br />
allerorts ins Auge.<br />
Kammbereich. Doch hauptsächlich besteigt<br />
man den Gantkofel wegen seiner Aussicht:<br />
Die Hangterrassen entfalten aus dieser<br />
Perspektive ein ganz eigenes, verspieltes<br />
Muster, ebenso wie die Landeshauptstadt<br />
Bozen, hinter der die Hochburgen der Dolomiten<br />
in Szene rücken. Zusätzlich überschaut<br />
man das Etschtal vom Meraner<br />
TIPP<br />
»VinoCulti«<br />
im Dorf Tirol<br />
Verkostungen, Gaumenfreuden, Wissenswertes<br />
und Kurioses zum Thema Wein:<br />
Im Dorf Tirol fi ndet auch heuer wieder die<br />
Veranstaltungsreihe »VinoCulti« statt. Das<br />
Programm umfasst beispielsweise Kulturund<br />
Genussfahrten zum Thema »Wein &<br />
Architektur«. Am 23. Oktober geht es etwa<br />
zum Weingut Manincor in Kaltern. Wer lieber<br />
wandern möchte, kann an den Dorf Tiroler<br />
Wirtshauswanderungen teilnehmen (24.<br />
Oktober und 8. November). Ein Höhepunkt<br />
ist die Süßweinverkostung Dolcissimo am 24.<br />
Oktober, die mit Lagerfeuer auf einer Panoramaterrasse<br />
gefeiert wird. Am 27. Oktober<br />
fi ndet entlang des Schlosswegs ein Herbststraßenfest<br />
statt. Abschluss der Veranstaltung<br />
bildet am 11. November ein Martinigans-<br />
Menü. Alle Termine und Infos fi nden Sie unter<br />
www.vinoculti.com oder beim Tourismusverein<br />
Dorf Tirol, Tel. 00 39/4 73/92 33 14<br />
11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 49
TOUREN<br />
Wandergenuss an der Weinstraße<br />
Große Auswahl: Die Weinstraße bietet beschauliche Touren<br />
durch Weinberge und zu kulturell interessanten Stätten<br />
ebenso wie zünftige Anstiege auf die Höhen des Mendelkamms.<br />
Dort öffnen sich fantastische Tief- und Fernblicke.<br />
1 Gantkofel (1866 m)<br />
▶ schwierig 5½ Std.<br />
1050 Hm 1050 Hm<br />
Einkehr: Hocheppan, Boymont<br />
Route: Missian – Weg Nr. 13 – Waldparkplatz<br />
– Burg Hocheppan – Wieser<br />
Bach – Schloss Boymont – Missian<br />
Die Überetscher Hütte ist der Stützpunkt am Monte Roèn.<br />
Charakter: Anspruchsvolle Bergwanderung<br />
auf teils steilen Steigen, hier<br />
und da gesichert. Trittsicherheit wichtig,<br />
auf dem Hochplateau leichter<br />
Ausgangspunkt: Perdonig (812 m),<br />
Parkplatz beim Kirchlein St. Vigilius,<br />
Zufahrt von Eppan-St. Pauls<br />
Einkehr: Perdonig<br />
Route: Perdonig – Weg Nr. 12 –<br />
Kreuzung Eppaner Höhenweg – Steig<br />
Nr. 536 – Große Scharte – Weg Nr.<br />
500 – Gantkofel – Eisenstadt/Laures<br />
– Steige Nr. 7 und Nr. 11 – Kreuzung<br />
Eppaner Höhenweg<br />
– Perdonig<br />
2 Burg Hocheppan (628 m)<br />
50 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13<br />
Tourenkarte 1<br />
Heftmitte<br />
▶ leicht 2 Std.<br />
300 Hm 300 Hm<br />
Charakter: Kurze, talnahe Wanderung<br />
durch Wald und Weinberge; Verbindungsweg<br />
zwischen den Burgen<br />
etwas holprig<br />
Ausgangspunkt: Missian (383 m),<br />
oberhalb von Eppan-St. Pauls<br />
3 Penegal (1737 m)<br />
▶ schwierig 5¾ Std.<br />
1150 Hm 1150 Hm<br />
Charakter: In der Furglauer Schlucht<br />
teils ausgesetzter Steilpfad (einzelne<br />
Sicherungen), in Rinnen kann die<br />
Trasse erodiert sein. Trittsicherheit<br />
unerlässlich. Oben leichtere Wanderwege<br />
Ausgangspunkt: Steinegger (614 m),<br />
oberhalb von Eppan-St. Michael<br />
Einkehr: Restaurant am Penegal<br />
Route: Steinegger – Weg Nr. 540<br />
– Furglauer Schlucht – Furglauer<br />
Scharte – Weg Nr. 500 – Penegal;<br />
Rückweg gleich<br />
4 Kalterer und Montiggler See<br />
(490 m)<br />
▶ leicht 4¼ Std.<br />
400 Hm 400 Hm<br />
Charakter: Sehr leichte Talwanderung<br />
auf schönen Wanderwegen und<br />
befestigten Güterwegen<br />
Ausgangspunkt: Fraktion Klughammer<br />
(225 m) am Ostufer des Kalterer<br />
Sees<br />
Einkehr: Kalterer See, Montiggler See<br />
Route: Klughammer – Weg Nr. 20 –<br />
Frühlingstal – Großer Montiggler See<br />
– Montiggl – Mazzonerweg – Lavasontal<br />
– Kaltern – Seewanderweg (Nr. 3)<br />
– Klughammer<br />
5 Leuchtenburg und Rosszähne<br />
(609 m)<br />
▶ leicht 3¼ Std.<br />
500 Hm 500 Hm<br />
Charakter: Leichte Waldwanderung,<br />
am Direktanstieg zur Leuchtenburg<br />
und beim Abstecher auf den Nördlichen<br />
Rosszahn etwas Trittsicherheit<br />
Ausgangspunkt: Fraktion Klughammer<br />
(225 m) am Ostufer des<br />
Kalterer Sees<br />
Einkehr: Klughammer<br />
Route: Klughammer – Weg Nr. 13<br />
– Abkürzung – Ruine Leuchtenburg –<br />
Rosszähne – Wendeplatz – Leuchtenburger<br />
Forstweg – Klughammer<br />
6 Prazöllsteig<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
350 Hm 1200 Hm<br />
Charakter: Höhenwanderung auf<br />
breiter Trasse, Abstieg auf schmalerem,<br />
aber gut angelegtem Bergsteig.<br />
Trittsicherheit vorteilhaft, umgekehrt<br />
deutlich anstrengender<br />
Ausgangspunkt: Talstation der<br />
Mendelbahn im Kalterer Ortsteil<br />
St. Anton (523 m)<br />
Einkehr: Mendelpass, Enzianhütte,<br />
Halbweghütte<br />
Route: St. Anton – Standseilbahn<br />
auf die Mendel – Weg Nr. 500<br />
– Enzianhütte – Halbweghütte –<br />
Aussichtspunkt Bellavista (1676<br />
m) – Prazöllsteig (Nr. 538) – Untere<br />
Prazöll – Kreuzung Kalterer Höhenweg<br />
– St. Anton<br />
7 Monte Roèn (2116 m)<br />
▶ schwierig 8½ Std.<br />
1600 Hm 1600 Hm<br />
Charakter: Anspruchsvolle Bergtour,<br />
auf der Gipfelroute und am<br />
Gamssteig stellenweise gesichert.<br />
Göllersteig und Taurisweg sind<br />
gut angelegt, häufi g bewaldet,<br />
aber wegen der Höhendifferenz<br />
anstrengend.<br />
Ausgangspunkt: Altenburg (614 m),<br />
Zufahrt von Kaltern oder von Tramin<br />
über Söll<br />
Einkehr: Überetscher Hütte,<br />
Altenburg<br />
Route: Altenburg – Göllersteig<br />
(Nr. 523) – Taurisjoch – Überetscher<br />
Hütte – Klettersteig –<br />
Monte Roèn – Schwarzer Kopf –<br />
Gamssteig – Überetscher Hütte –<br />
Taurisjoch – Taurisweg (Nr. 10A) –<br />
Klapf – Kalterer Höhenweg (Nr. 9)<br />
– Altenburg<br />
Tourenkarte 2<br />
Heftmitte<br />
8 Traminer Höhenweg<br />
▶ mittel 4¾ Std.<br />
750 Hm 750 Hm<br />
Charakter: Zumeist leichte Bergwanderung<br />
auf halber Höhe am Waldhang,<br />
abwechselnd Natur- und Wirtschaftswege.<br />
Nur die Traverse des Höllentals<br />
verlangt Trittsicherheit.<br />
Ausgangspunkt: Tramin (276 m)<br />
Einkehr: Graun, Lenzenhof, Gummerer<br />
Hof, Tramin<br />
Route: Tramin – Lochweg (Nr. 5) –<br />
Graun – Traminer Höhenweg (Nr. 9)<br />
– Lenzenhof – Höllental – Klapf – Weg<br />
Nr. 10 – Gummerer Hof – Schloss<br />
Rechtenthal – Tramin<br />
9 Zwischen<br />
Kurtatsch und Margreid<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
300 Hm 300 Hm<br />
Charakter: Leichte Talwanderung<br />
durch Weinberge und Apfelplantagen.<br />
Nur der kurze Millasteig ist steiler.<br />
Ausgangspunkt: Kurtatsch, Parkplatz<br />
bei der Ortseinfahrt (319 m)<br />
Einkehr: Kurtatsch, Margreid<br />
Route: Kurtatsch – Weinlehrpfad<br />
– Entiklar – Margreid – Kreuzegg<br />
– Großer Kalterer Abzugsgraben –<br />
Millasteig – Kurtatsch<br />
10 Treser Horn (1812 m)<br />
Tourenkarte 3<br />
Heftmitte<br />
▶ schwierig 4½ Std.<br />
850 Hm 850 Hm<br />
Charakter: Vor allem im Aufstieg recht<br />
anspruchsvoller, schmaler Bergpfad,<br />
Trittsicherheit wichtig. Abstiegsroute<br />
mittelschwer<br />
Ausgangspunkt: Fennhals (1031 m),<br />
Zufahrt von Kurtatsch<br />
Einkehr: Gasthaus Boarnwald<br />
Route: Fennhals – Sattelsteig (Nr.<br />
7) – Fennhalser Sattel – Treser Horn<br />
– Fenner Joch – Räthersteig (Nr. 3) –<br />
Fennberger Straße – Fennhals<br />
Tourenkarte 4<br />
Heftmitte
Viel zu sehen: Vom Gantkofel überblickt man<br />
das Etschtal, Bozen und die Dolomiten.<br />
Becken bis über die Salurner Klause hinaus.<br />
Kaum weniger imposant gestaltet sich dies<br />
am Penegal, der mit seinen Antennenstacheln<br />
im Südtiroler Unterland besonders<br />
ins Auge sticht. Allerdings ist er vom Mendelpass<br />
mit einer Stichstraße erschlossen<br />
und damit zum touristischen Allgemeinplatz<br />
avanciert. Wen das nicht stört,<br />
der kann von Eppan aus durch die wilde<br />
Furglauer Schlucht aufsteigen. Da begreift<br />
man hautnah, wie die Erosion am Berg nagt<br />
und jedes Unwetter in dem Trichter wüste<br />
Spuren hinterlässt.<br />
Am Scheitel zwischen Etsch- und Nonstal<br />
Die Geschlossenheit des über 30 Kilometer<br />
langen Bergzuges wird lediglich durch den<br />
Mendelpass nennenswert unterbrochen.<br />
Schon vor mehr als hundert Jahren mit<br />
einer damals wagemutigen Standseilbahn<br />
erschlossen, liegt hier ein Dreh- und Angelpunkt<br />
des Wander- und Ausfluggeschehens.<br />
Die meisten schwärmen südwärts aus, spazieren<br />
bis zur Halbweghütte, manche auch<br />
bis zur Überetscher Hütte, während die<br />
Ambitionierteren es sogar auf den Monte<br />
Roèn – mit 2116 Metern die Kulmina-<br />
KOMPAKT<br />
Straße zum Wein<br />
Anreise: Über die Brenner-Autobahn bis<br />
Ausfahrt Bozen-Süd und weiter ins Überetsch<br />
(Eppan, Kaltern) oder bis Ausfahrt<br />
Neumarkt-Auer für Tramin südwärts<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Internationale<br />
Bahnverbindung nach Bozen. Von dort<br />
fahren regelmäßig Busse ins Überetsch.<br />
Tourismusvereine: Rathausplatz 1,<br />
39057 Eppan, Tel. 00 39/4 71/66 22<br />
06, www.eppan.com. Marktplatz 8, 39052<br />
Kaltern, Tel. 00 39/4 71/96 31 69,<br />
www.kaltern.com. Mindelheimer Straße<br />
10A, 39040 Tramin, Tel. 00 39/4 71/86<br />
01 31, www.tramin.com. Hauptmann-<br />
Schweigl-Platz 8, 39040 Kurtatsch, Tel.<br />
00 39/4 71/88 01 00, www.suedtirolerunterland.it<br />
Museen: Südtiroler Weinmuseum,<br />
Goldgasse 1, 39052 Kaltern,<br />
Tel. 00 39/4 71/96 31 68<br />
Berghütten: Überetscher Hütte (1773<br />
m), CAI, Mitte Mai bis Ende Oktober,<br />
Tel. 00 39/4 71/81 20 31<br />
Karte: Tabacco, 1:25 000, Blatt 049<br />
»Südtiroler Weinstraße«<br />
Literatur: Mark Zahel »Südtiroler Weinstraße«,<br />
Kompass Verlag, 2012<br />
ERFAHRUNG, QUALITÄT, KOMPETENZ AM BERG.<br />
(Foto: Josef Mallaun)<br />
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Wein und Berge soweit das Auge reicht: die Hangterrasse von Graun<br />
Südtirols Süden<br />
strahlt bereits die<br />
mediterrane<br />
Leichtigkeit aus,<br />
ohne das typisch<br />
Tirolerische vermissen<br />
zu lassen.<br />
INFO<br />
Wein- und Obstanbau in Südtirol<br />
Etwa jeder zehnte verkaufte Apfel in Europa<br />
stammt laut Statistik aus Südtirol. Im April<br />
verwandeln sich ganze Landstriche in ein<br />
weißes Blütenmeer. Eine weitaus längere<br />
Tradition besitzt der Weinbau – mutmaßlich<br />
seit der Römerzeit, nachweislich seit dem<br />
Mittelalter. Das milde, sonnenreiche Klima im<br />
Schutz des Mendelkamms bietet dafür ideale<br />
Voraussetzungen.<br />
Um sich gegen die starke Konkurrenz am<br />
Markt behaupten zu können, steht die Produktion<br />
heutzutage mehr denn je unter dem<br />
Motto »Qualität statt Quantität«. Entscheidend<br />
für die Qualität ist dreierlei: die Witterung,<br />
die Pfl ege des Winzers und die Erfahrung des<br />
Kellermeisters. Arbeit bietet der Weinberg<br />
fast das ganze Jahr hindurch, Hochzeit ist zur<br />
Lese von Anfang September bis weit in den<br />
Oktober hinein. In Südtirol werden die Reben<br />
sehr häufi g noch auf die traditionelle Pergel<br />
(Holzpfahl oder Holzrahmengerüst) gezogen.<br />
Angebaut werden zu etwa zwei Dritteln rote<br />
Sorten (die Vernatschtraube wurde aufgrund<br />
gestiegener Qualitätsansprüche zugunsten von<br />
Merlot, Cabernet, Lagrein und Blauburgunder<br />
mittlerweile etwas zurückgefahren) sowie zu<br />
einem Drittel Weißweine (schwerpunktmäßig<br />
Weißburgunder und Gewürztraminer). Vernatsch,<br />
Lagrein und Gewürztraminer gelten als<br />
einheimische Rebsorten. Wer mehr erfahren<br />
möchte, kann dem Weinmuseum Kaltern oder<br />
den diversen Weinlehrpfaden einen Besuch<br />
abstatten. Ein andere Möglichkeit ist, zu einer<br />
der vielen Verkostungen zu gehen, oder zum<br />
Törggelen im Herbst, wenn in einer urigen<br />
Buschenschänke der neue Wein samt deftiger<br />
Kost serviert wird.<br />
Ein paar gute Adressen<br />
Kellerei St. Michael/Eppan Vor allem für<br />
Liebhaber feiner Weißweine ist die Kellerei<br />
ein sicherer Tipp. Besonders empfehlenswert<br />
die Sanct-Valentin-Linie. Umfahrungsstraße<br />
17/19, Eppan; Tel. 00 39/4 71/66 44 66,<br />
www.stmichael.it<br />
Weingut Manincor Aus der gelungenen Verbindung<br />
von Tradition und Moderne resultieren<br />
Weine, die höchsten Ansprüchen genügen.<br />
Besonderen Wert legt man auf Nachhaltigkeit.<br />
St. Josef am See 4, Kaltern; Tel. 00 39/<br />
4 71/96 02 30, www.manincor.com<br />
Kellerei Tiefenbrunner Im Castel Turmhof,<br />
einem alten Ansitz mit schönem Garten, sitzt<br />
man prima bei einer feinen Jause. Und die<br />
Weine der Kellerei gehören zum Besten, was<br />
Südtirol zu bieten hat. Schlossweg 4, Entiklar-<br />
Kurtatsch; Tel. 0043/4 71/88 01 22,<br />
www.tiefenbrunner.com<br />
Zwei Wahrzeichen der Südtiroler Weinstraße: Äpfel und Weinreben<br />
tion am gesamten Mendelkamm – schaffen.<br />
Respektabel ist dies, falls von unten<br />
via Prazöllsteig, Göllersteig oder Taurisweg<br />
zugestiegen und der Eisenweg gipfelwärts<br />
eingeschlagen wird. Der ist zwar nach Dolomitenmaßstäben<br />
alles andere als schwierig,<br />
aber eben doch kein reiner Wanderweg<br />
mehr. Und auch am Gamssteig, der unter<br />
dem Ostabbruch des Monte Roèn verwinkelt<br />
zum Schwarzen Kopf quert, braucht es<br />
einen sicheren Tritt.<br />
Die bequemste Ostflankenroute hinauf<br />
zum Kamm ist wohl der Schönleitensteig<br />
vom Weiler Graun. Man wird ihn entweder<br />
mit dem Kaltbrunnsteig kombinieren oder<br />
anschließend noch weiter Richtung Treser<br />
Horn vordringen. Damit ist schon der südlichste<br />
Südtiroler Eckpfeiler des Mendelkamms<br />
angesprochen. Normalerweise werden<br />
ab Fennberger Straße Sattelsteig und<br />
Räthersteig zu einer reizvollen Rundtour<br />
verbunden. Nonstaler Berge, Ortler-Alpen<br />
und Brentagruppe, Monte Bondone, Fleimstaler<br />
Alpen und Lagorai, die Dolomiten sowie<br />
fern im Norden der Alpenhauptkamm<br />
– wer je an einem klaren Tag vom Treser<br />
Horn (oder einem der anderen Gipfel) in<br />
die Runde geblickt hat, wird den Blick so<br />
schnell nicht mehr vergessen.<br />
Denn Südtirols Süden strahlt schon mediterrane<br />
Leichtigkeit aus, ohne das typisch<br />
Tirolerische vermissen zu lassen. Er betört<br />
die Sinne, sei es mit verführerischer Kulinarik<br />
oder geschichtsträchtiger Kultur, vor<br />
allem aber einer wunderbaren Landschaft,<br />
die das Liebliche in den Vordergrund rückt,<br />
dabei jedoch mit Höhendifferenzen von<br />
fast 2000 Metern zwischen Tal und Berg<br />
durchaus markante Züge trägt. Ideal also<br />
um die Wandersaison ausklingen zu lassen<br />
– und zwar dann, wenn sie anderswo<br />
schon längst vorbei ist.<br />
◀<br />
52 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
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AUF TOUR<br />
Der Brauch des Törggelen<br />
Festschmaus<br />
im Bauernhaus<br />
Früher verköstigten die Südtiroler Bauern ihre Erntehelfer oder auch die durchreisenden<br />
Händler mit einem Festschmaus und jungem Wein. Heute sind es<br />
vor allem Touristen, die zum Törggelen kommen. Von Dagmar Steigenberger<br />
Surfleisch und Sauerkraut dampfen<br />
auf den Tellern. Heiteres<br />
Stimmengewirr erfüllt den<br />
Raum, dessen holzgetäfelte<br />
Wände vergilbte Ahnenbilder<br />
zieren. Ein kräftiger Bauer mit blauem Kittelschurz<br />
fragt: »Derf’s noch a Retl sein?«,<br />
was von seinen Gästen mit heftigem Nicken<br />
begrüßt wird. Und im Hochbett über dem<br />
gemauerten Halbrund des Ofens schnurrt<br />
eine Katze. Vieles hier gleicht mehr einer<br />
gemütlichen Bauernstube denn einer<br />
Gastwirtschaft. In eine solche verwandelt<br />
sich der Rielingerhof auch nur zwischen<br />
Oktober und der Adventszeit. Denn dann<br />
herrscht in Südtirol die »fünfte Jahreszeit«<br />
des Törggelen.<br />
Das Wichtigste ist der Wein<br />
Eine dickflüssige Gerstensuppe mit Karotten,<br />
Speck und Bohnen eröffnet das Menü.<br />
Es folgen Schlutzkrapfen in zerlassener<br />
Butter und mit Parmesan bestreut; anschließend<br />
werden Knödel in allen Variationen<br />
zu Würsten, Fleisch und Sauerkraut<br />
gereicht. Und auch etwas Süßes zum Abschluss<br />
darf nicht fehlen: hausgemachte<br />
Marmeladenkrapfen, deren schmalzgebackene<br />
Kruste beim Hineinbeißen resch<br />
knistert. Doch das Wichtigste bei alldem<br />
ist der Wein. Der Rotwein aus der aktuellen<br />
Saison ist längst gar – »wir hatten dieses<br />
Jahr keine gute Ernte«, entschuldigt sich<br />
54 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13
Manche vermuten, dass die Eisacktaler<br />
Weinbauern die durchreisenden Händler<br />
mit einer Kostprobe des frischen Weins auf<br />
den Geschmack bringen wollten.<br />
Verwandlung: Für wenige Wochen<br />
im Jahr wird die Bauernstube zur<br />
Gastwirtschaft.<br />
Fotos: Südtirol Marketing / Helmuth Rier (3) / Stefano Scatà / Frieder Blickle / Alex Filz<br />
Jungbauer Matthias Messner. Und so fließt<br />
eben der alte »Retl«, wie der Rotwein hier<br />
genannt wird, aus den Reserven vergangener<br />
Jahre sowie ein süffiger Weißer und<br />
obendrein ein scharfer Grappa zur Förderung<br />
der Verdauung.<br />
Irrtümlich glauben manche, dass der<br />
Brauch seinen Namen von der schwankenden<br />
Gangart nach dem reichlichen Alkoholgenuss<br />
bekommen habe. Doch das Törggelen<br />
ist nach der »Torggel«, der traditionellen<br />
Weinpresse benannt, deren Namen sich<br />
wiederum vom lateinischen »torquere« (auf<br />
deutsch: pressen, drehen) ableitet. Zum Kosten<br />
des Weines stieg man in den Kelterraum<br />
hinunter, wo der frische Wein lagerte und<br />
wo eben auch die Torggel stand.<br />
Festmenü für Händler oder Erntehelfer<br />
Woher genau der Brauch des Törggelen<br />
stammt, ist nicht mit Sicherheit geklärt.<br />
Manche vermuten, dass die Eisacktaler<br />
Weinbauern die durchreisenden Händler<br />
mit einer Kostprobe des frischen Weins<br />
samt Festessen auf den Geschmack bringen<br />
und sie so zum Kaufen verleiten wollten.<br />
Belegt ist diese Vermutung allerdings nicht<br />
– ebenso wie die anderen möglichen Varianten<br />
zur Entstehung des Törggelen: als<br />
Tauschhandel zwischen Wein- und Viehbauern<br />
oder auch als Festessen samt Kostprobe<br />
vom frischen Wein, mit dem sich die<br />
Bauern bei den Erntehelfern bedankten.<br />
Alles aus eigener Herstellung<br />
Mittlerweile öffnen die Weinbauern ihre<br />
privaten Räume im Oktober und November<br />
allerdings hauptsächlich für zahlende<br />
Gäste. Geblieben ist einzig die Auflage, dass<br />
es sich bei den Verköstigungen ausschließlich<br />
um selbst Erzeugtes von Wein und Apfelmost<br />
bis hin zu traditioneller Südtiroler<br />
Hausmannskost handeln darf.<br />
Kürbisse, Zucchini, Blumenkohl, Bohnen,<br />
Tomaten, Kartoffeln, Lauch, Petersilie –<br />
in den Bauerngärten im Eisacktal wächst<br />
beinahe alles, was man für ein wohlschmeckendes<br />
Essen braucht. »Nur Getreide bauen<br />
wir nicht selbst an, deshalb kaufen wir das<br />
Brot oder backen es eben mit dem gekauften<br />
Getreide«, sagt Mathilde Lobis, die ein paar<br />
hundert Meter vom Rielingerhof entfernt<br />
den Schlosshof bewirtschaftet. Ihr Mann<br />
Walter, Maurermeister von Beruf, baut im<br />
Nebengebäude gerade den Steinofen und<br />
die Schauküche, in der Mathilde dann Butter<br />
und Käse selbst herstellen will. Eine besondere<br />
Attraktion, mit welcher der dezent<br />
moderne Schlosshof unter den übrigen Bauernhöfen<br />
in der Region heraussticht.<br />
Am Rielingerhof geht es etwas einfacher<br />
zu. Bauer Heinrich Messner lässt sich beim<br />
Kastanienrösten draußen vor dem Hof von<br />
einer ausgedienten Waschmaschinentrommel<br />
helfen, die er mit einer Fahrradkette<br />
und einem Motor ausgestattet hat. »Einmal<br />
pro Minute wendet die Maschine die Kastanien,<br />
so dass sie über dem Feuer nicht anbrennen«,<br />
erklärt er stolz. Durch die dicken<br />
Mauern des Hofes schallt mehrstimmig das<br />
Tirolerlied. Es ist kurz vor Mitternacht, die<br />
gerösteten Kastanien werden zum Grappa<br />
serviert und allmählich machen sich die<br />
ersten Gäste auf den Heimweg. Am nächsten<br />
Morgen bedeckt eine dünne Schneeschicht<br />
das goldgelbe Blättermeer. Die<br />
Törggelen-Saison neigt sich dem Ende zu. ◀<br />
Ausgewählte Törggelen-Höfe im Eisacktal:<br />
Rielingerhof, Familie Messner, Siffianer Leitach<br />
7, 39054 Klobenstein/Ritten, Tel. 00 39/4 71/<br />
35 62 74, www.rielinger.it<br />
Schlosshof, Familie Lobis, Siffi aner Leitach 12,<br />
39054 Klobenstein/Ritten, Tel. 00 39/4 71/<br />
34 90 66, www.schlosshof-ritten.com<br />
Moar zu Viersch, Familie Gasser, Feldthurns, 39043<br />
Klausen Verdings, Tel. 00 39/4 72/85 54 89<br />
Weitere Informationen: Törggelen in Südtirol,<br />
www.toerggelen.org<br />
Auf Schlutzkrapfen mit Spinatfüllung<br />
und Parmesanstreuseln…<br />
…folgen Südtiroler Knödelspezialitäten<br />
in allen Variationen.<br />
Oben: Zum Nachtisch gibt’s Krapfen…<br />
Unten: …und heiße Maroni<br />
aus der zum Brater umgebauten<br />
Waschtrommel.<br />
11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 55
KOLUMNE<br />
Ausgedruckt<br />
Dies ist kein Tag wie jeder andere. Er markiert das Ende<br />
des gedruckten Bergbuchs. Ersetzt durch eine riesige<br />
digitale Wolke, in der jeder alles und keiner etwas versteht.<br />
Ein wehmütiger Blick in die Zukunft.<br />
Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />
Eugen E. Hüsler<br />
ist seit 50 Jahren in den Alpen<br />
unterwegs und hat mehr als<br />
hundert Bücher und Führer<br />
verfasst. Der 69-Jährige<br />
schreibt im Wechsel mit<br />
Sandra Zistl, Axel Klemmer und<br />
Caroline Fink über das aktuelle<br />
Geschehen in den Bergen.<br />
Liebe Freunde, es ist ein trauriger Anlass,<br />
der uns heute zusammengeführt<br />
hat in dieser Druckerei. Seit mehr<br />
als zwei Jahrhunderten werden hier<br />
Bergbücher hergestellt, vor langer Zeit buchstäblich<br />
»in Blei gegossen«, dann mit immer<br />
moderneren Verfahren produziert. Mächtige<br />
Maschinen rotieren, fressen blütenweißes<br />
Papier und spucken bedruckte Bögen aus,<br />
Tag für Tag. Ein Summen liegt in der Luft –<br />
Kraft und Fleiß in Stahl, es riecht ein wenig<br />
nach Öl, und der Boden vibriert ganz leicht.<br />
Aus, vorbei.<br />
Einst unentbehrlicher Begleiter<br />
Jetzt stehen sie still, die eisernen Riesen,<br />
abgeschaltet, für immer. Deshalb sind wir<br />
hier, meine Freunde, um einer Epoche zu<br />
gedenken, deren Ende wir gerade erleben.<br />
Es musste wohl so kommen, wir haben es<br />
ja geahnt. Der digitale Wurm, er fraß sich<br />
immer weiter in unser geliebtes Papier. Der<br />
gute alte Führer, seit den Anfängen des Alpinismus<br />
unentbehrlicher Begleiter für alle,<br />
die es in die Berge zog, er war plötzlich unmodern:<br />
das kleine Büchlein, das so leicht<br />
in der Hand liegt, in jede Hosentasche und<br />
auch in den kleinsten Rucksack passt, zusammen<br />
mit seinem Bruder, der Landkarte.<br />
Wie viele Generationen hat es geführt,<br />
buchstäblich, und sicher ans Ziel gebracht.<br />
Verfasst von zig tausend Autoren, Naturliebhaber<br />
alle, Idealisten auch. Sie schufen den<br />
Überbau zu einem immer engmaschiger<br />
werdenden Netz von Wegen und Steigen,<br />
waren zwischen Tal, Hütte und Gipfel un-<br />
terwegs, um alles einzufangen, was von Interesse<br />
schien. Danke! Jetzt gehen sie dahin,<br />
die kleinen Begleiter, die vielleicht so manches<br />
Leben gerettet haben, ganz nebenbei<br />
und ohne sich aufzuplustern. Das passierte<br />
höchstens, wenn das Papier mal nass wurde.<br />
Dann hat man das Büchlein auf die Heizung<br />
gelegt, und bei nächster Gelegenheit musste<br />
es wieder mit. Auf den Berg.<br />
Vorbei.<br />
Aus Neuerscheinungen werden bald Liebhaberstücke,<br />
nur noch da zu finden, wo Altes<br />
angeboten wird, Antiquiertes. Auch wir, liebe<br />
Freunde, sind alt geworden. Die Bücher<br />
– fadengeheftet! – stehen meistens im Regal,<br />
kommen nur noch selten an die frische<br />
Luft. Draußen, da werden sie belächelt und<br />
wir auch. Die neue Welt orientiert sich digital,<br />
ist Teil einer riesigen Cloud, in der jeder<br />
alles und keiner etwas versteht.<br />
Nur ein Abdruck auf der Iris<br />
Mir fällt auf, dass immer mehr Dinge abwandern<br />
ins Reich des Virtuellen, wo es keine<br />
haptische Erfahrungen mehr gibt. Ein Ding,<br />
das ich in der Hand halte, das sich vielleicht<br />
rau anfühlt und einen eigenen Duft hat,<br />
wandelt sich zu einem Abdruck auf meiner<br />
Iris: geschrumpfte Wirklichkeit, ein Abbild<br />
des modernen Lebens, das absolute Vernetzung<br />
und totale Einsamkeit hervorbringt.<br />
Ein trauriger Tag, liebe Freunde, dieser 1. Juni<br />
2150, einer für die Geschichtsbücher. Und<br />
die – das wette ich – werden dann auch<br />
nicht mehr aus bedrucktem Papier bestehen.<br />
Leider. So wie unser kleines Bergbuch. ◀<br />
56 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
Gipfeltreffen.<br />
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aber ausgesetzt leichter Kletter-<br />
steig für den Aufstieg<br />
1 Gantkofel,<br />
2 Monte Roèn,<br />
3 Traminer Höhenweg,<br />
4 Treser Horn,<br />
9 Padauner Kogel,<br />
anspruchsvolle, steile<br />
Bergwanderung<br />
Bergtour mit gesicherten<br />
Passagen<br />
konditionell<br />
moderate Tagestour<br />
knackige Bergwanderung<br />
für Trittsichere<br />
kurze Gipfelüberschreitung<br />
auf steilen Wegen<br />
10 Peter-Kofler-<br />
Klettersteig, bestens<br />
gesichert, für Genießer<br />
GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />
Tourenart<br />
Schwierigkeit<br />
Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />
Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig
TIPP<br />
Mendelkamm Gantkofel (1866 m)<br />
1<br />
Schaukanzel über dem Bozner Land<br />
Als Aussichtswarte von Rang lässt uns der Gantkofel das Etschtal zwischen Meran und Bozen<br />
wie aus der Vogelperspektive überblicken. Zwei Routen erlauben eine pfiffige Überschreitung,<br />
beide sind abschnittsweise aber ziemlich steil und nichts für Gelegenheitswanderer.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013– Seite 46<br />
1050 Hm | 5½ Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Eppan-St. Pauls (394 m)<br />
Ausgangspunkt: Perdonig (812 m), Parkplatz beim<br />
Kirchlein St. Vigilius; Zufahrt über eine Bergstraße von<br />
St. Pauls<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busanbindung nur bis<br />
St. Pauls<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3¼ Std., Abstieg 2¼ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober oder November,<br />
im Sommer sehr heiß<br />
Karte: Tabacco, 1:25 000, Blatt 049 »Südtiroler Weinstraße«<br />
Führer: Mark Zahel »Südtiroler Weinstraße«, Kompass Verlag,<br />
2012<br />
Fremdenverkehrsamt: Rathausplatz 1, I-39057 Eppan, Tel.<br />
00 39/4 71/66 22 06, www.eppan.com<br />
Einkehr: Wieserhof in Perdonig<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Anspruchsvolle Bergwanderung<br />
auf teils steilen Steigen, stellenweise gesichert. Trittsicherheit<br />
wichtig. Auf dem Plateaurücken des Mendelkamms leichteres<br />
Gelände. Durchschnittliches Tagespensum<br />
TIPP<br />
Mendelkamm Monte Roèn (2116 m)<br />
2<br />
Zum höchsten Punkt des Mendelkamms<br />
Seine Schokoladenseite wendet der Monte Roèn – wie eigentlich der gesamte Mendelkamm – eindeutig<br />
Südtirol zu. Wer drunten in Altenburg startet, hat ein stattliches Programm zu absolvieren,<br />
ein paar leichte Kraxeleinlagen inklusive. Spannend ist auch die Schleife über den Gamssteig.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 46<br />
1600 Hm | 8½ Std. Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />
Karte: Tabacco, 1:25 000, Blatt 049 »Südtiroler Weinstraße«<br />
normale Bergwanderausrüstung,<br />
evtl. Klettersteigsicherung<br />
Talort: Kaltern (435 m)<br />
Ausgangspunkt: Altenburg (614 m), Parkplatz knapp<br />
südlich des Weilers; Zufahrt von Kaltern oder von Tramin<br />
über Söll<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Überetsch-Buslinie nach<br />
Kaltern, von dort »See- und Wanderbus« nach Altenburg<br />
Gehzeiten: Aufstieg 4¼ Std., Abstieg über Schwarzer<br />
Kopf 4¼ Std.<br />
Führer: Mark Zahel »Südtiroler Weinstraße«, Kompass Verlag,<br />
2012<br />
Fremdenverkehrsamt: Marktplatz 8, 39052 Kaltern, Tel. 00<br />
39/4 71/96 31 69, www.kaltern.com<br />
Einkehr/Übernachtung: Überetscher Hütte (1773 m), Mitte<br />
Mai bis Ende Oktober, Tel. 00 39/4 71/81 20 31<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Anspruchsvolle Bergtour<br />
mit gesicherten Passagen am Gipfelsteig sowie am Gamssteig<br />
(Selbstsicherung nach Ermessen). Göllersteig und Taurisweg sind<br />
gut angelegt und führen überwiegend durch Wald. Trittsicherheit<br />
und Schwindelfreiheit unerlässlich, im Rahmen einer Tagestour<br />
auch große Ausdauer<br />
TIPP<br />
Mendelkamm Traminer Höhenweg<br />
3<br />
Genusswandern in den schattigen Waldflanken<br />
Der Traminer Höhenweg zählt zu jener Wegekette, die auf halber Höhe quer durch die Ostflanke des<br />
Mendelkamms zieht. Meist bewegt man sich hier im Wald, doch ergeben sich immer wieder reizvolle<br />
Ausblicke. Spannend ist die Querung des wildromantischen Höllentals.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 46<br />
750 Hm | 4¾ Std. Karte: Tabacco, 1:25 000, Blatt 049 »Südtiroler Weinstraße«<br />
Führer: Mark Zahel »Südtiroler Weinstraße«, Kompass Verlag,<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Tramin (276 m)<br />
Ausgangspunkt: Am besten am zentralen Parkplatz<br />
in Tramin<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Überetsch-Buslinie von<br />
Bozen<br />
Gehzeiten: Tramin – Graun 1¾ Std. – Gummerer Hof<br />
2 Std. – Tramin 1 Std.<br />
Beste Jahreszeit: April bis November<br />
2012<br />
Fremdenverkehrsamt: Mindelheimer Straße 10A, 39040<br />
Tramin, Tel. 00 39/4 71/86 01 31, www.tramin.com<br />
Einkehr: Graun, Lenzenhof, Gummerer Hof, Tramin<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Zumeist leichte Bergwanderung<br />
überwiegend im Wald, abwechselnd Naturpfade und<br />
Wirtschaftswege. Die Traverse des Höllentals mit diversen Gräben<br />
verlangt elementare Trittsicherheit und kann nach ausgiebigen<br />
Regenfällen heikel sein. Konditionell moderate Tagestour
TIPP<br />
Mendelkamm Gantkofel (1866 m)<br />
TIPP<br />
Mendelkamm Monte Roèn (2116 m)<br />
Aufstieg: Von Altenburg zu den Anwesen am Hangfuß, kurz<br />
auf eine Forststraße und dann nach Beschilderung »zum<br />
Göllersteig« in den Altenburger Graben. Hier auf dem Kalterer<br />
Höhenweg kurz nach links, bis man auf den Göllersteig (Nr.<br />
523) abzweigen kann. Dieser zieht am dicht bewaldeten<br />
Nordosthang des Kleinen Göller in vielen Kehren aufwärts.<br />
Auf rund 1400 m erreicht man eine Unterstandshütte sowie<br />
die Einmündung des Steiges Nr. 10 von Tramin. Der Göllersteig<br />
führt scharf rechts weiter, tangiert das Taurisjoch (1506<br />
m) und leitet etwas ausgesetzter durch die Südfl anke des<br />
Großen Göller zur Überetscher Hütte (1773 m). Wenig oberhalb<br />
beginnt der Roèn-Klettersteig. Über eine Rampe erreicht<br />
man ein Band, das unter Überhängen nach links ansteigt.<br />
Anschließend durch eine seichte, aber steile Schrofenrinne<br />
– immer wieder mit Drahtseilhilfe – bis zum Ausstieg auf die<br />
weite, plateauartige Wiesenabdachung, wo das letzte Stück<br />
hinüber zum Gipfel des Monte Roèn (2116 m) bewältigt wird.<br />
Abstieg: Binnen einer Stunde könnte man über die Malga<br />
di Romeno wieder zur Hütte zurückkehren (via Klettersteig<br />
natürlich noch etwas schneller). Interessanter ist jedoch die<br />
südliche Schleife über die Latschenkuppe des Schwarzen<br />
Aufstieg: Zu Beginn geht es an St. Vigilius sowie am Wieserhof<br />
vorbei, ehe man von einem Bergsträßchen links abzweigt<br />
und Route Nr. 12 einschlägt. Diese steigt im Wald an und<br />
windet sich weiter oben recht verschlungen quer durch die<br />
Runse des Firmalingrabens. Dahinter stößt man auf den Eppaner<br />
Höhenweg und kurz darauf auf die Kreuzung des Steiges<br />
Nr. 536, der vom Pichler ausgehend zur Großen Scharte führt.<br />
Bald deutlich aufsteilend gewinnt man nun zügig an Höhe.<br />
Man nähert sich der Rinne zwischen zwei Felswänden, müht<br />
sich in brüchigen Schrofen und Schotter aufwärts, wobei<br />
einzelne Stellen gesichert sind. Der Durchstieg in die Große<br />
Scharte (1800 m) leitet in eine sanftere, heimelige Wiesenmulde.<br />
Hier stößt man auf den Mendelkamm-Höhenweg (Nr.<br />
500) und orientiert sich nach rechts. Auf dem licht bewaldeten<br />
Plateau um die erste Kuppe links herum und nur noch<br />
wenig ansteigend bis zur freien Aussicht am Gantkofel.<br />
Abstieg: Ein paar Schritte nach Norden vorgeschoben steht<br />
das Gantkofelkreuz, wo der Abstieg eingeleitet wird. Man<br />
taucht wieder in dichten Wald ein und gelangt über neu angelegte<br />
Serpentinen zur so genannten Eisenstadt im Bereich<br />
der Gaider Scharte (Wegweiser »Laures«, 1659 m). Hier verlässt<br />
man Nr. 500 und folgt Nr. 7 nach rechts ins Steilgelände<br />
hinab. Im steilsten, felsdurchsetzten Abschnitt müssen erneut<br />
die Hände und einige Drahtseile Unterstützung leisten.<br />
Weiter unten mit einem Rechtsknick auf Nr. 11 einmündend<br />
und bald darauf den Eppaner Höhenweg (Nr. 9) kreuzend.<br />
Später traversiert man den Einschnitt des Bärentals und trifft<br />
auf den Kohlgruben-Forstweg, der noch einige Abkürzungen<br />
anbietet. Zuletzt auf einer Teerstraße zurück nach Perdonig.<br />
Mark Zahel<br />
Auf dem Plateaurücken des Mendelkamms,<br />
nahe dem Gantkofel<br />
Kopfes (2030 m). Von dort auf einem erodierten Weg etwa<br />
70 Meter abwärts zur vorspringenden Kanzel mit Kreuz und<br />
zum Beginn des Gamssteiges scharf links. Nach einem kräftigen<br />
Abstieg leitet dieser in verschlungenem Auf und Ab direkt<br />
unter den Ostabbruch des Monte Roèn. In der zerfurchten<br />
Rinnenlandschaft begeht man einige ausgewitterte Schichtbänder<br />
(Drahtseile) und gelangt durch lichten Wald zurück<br />
zur Überetscher Hütte. Auf dem bekannten Göllersteig bis<br />
zum Taurisjoch, wo südwärts der Taurisweg (Nr. 10A) abzweigt.<br />
In stetigem Zickzack durch eine Rinne, die weiter unten ins<br />
Höllental mündet. Beim sogenannten Klapf (924 m) stößt<br />
man auf den Traminer Höhenweg (Nr. 9), der nordwärts unmittelbar<br />
in den Kalterer Höhenweg übergeht. Zuletzt rechts<br />
Richtung Altenburg ausscheren.<br />
Mark Zahel<br />
Unter steilen Felsen verläuft der Direktanstieg<br />
zum Monte Roèn<br />
Foto: Mark Zahel Foto: Mark Zahel<br />
TIPP<br />
Mendelkamm Traminer Höhenweg<br />
Route: In Tramin begibt man sich zunächst in den südlichen<br />
Ortsteil Schweigglpass, wo der Lochweg (Nr. 5) beginnt.<br />
Schräg ansteigend wird bald die breite Trasse des Kastelazweges<br />
gekreuzt. Interessant ist eine steile Passage zwischen<br />
Felsen hindurch, eine Säule steht hier frei von der Hauptwand<br />
abgerückt. Bald darauf kommt man in die Grauner Weinberge<br />
voran und wandert bis in den ruhigen Weiler hinauf. Eine etwas<br />
längere Variante zweigt zuvor über die Sitzkofl -Aussicht<br />
und das Kirchlein St. Georg ab. Man orientiert sich in Graun<br />
nordwärts und befi ndet sich damit schon auf dem Traminer<br />
Höhenweg, der am Lenzenhof (856 m) vorbeiführt und bei<br />
der nächsten Gabelung links aufwärtszieht. Man folgt stets<br />
Nr. 9; etwa an der höchsten Stelle kreuzt Weg Nr. 6. Der Höhenweg<br />
nähert sich quer durch die Hänge dem tiefen Einriss<br />
des Höllentals, das sich als verzweigtes Grabensystem entpuppt.<br />
Drei einzelne Runsen sind zu traversieren, deren Bäche<br />
in Trockenperioden mickrig wirken, bei Gewittern jedoch<br />
stark anschwellen können. Zwischendrin gibt es ein kurzes,<br />
aber knackiges Auf und Ab, ehe nördlich des Höllentals der<br />
Rastplatz am Klapf (924 m) passiert wird. Während der erste<br />
Abzweig talwärts noch ausgeschlagen wird, nimmt man die<br />
zweite Möglichkeit im Übergangsbereich zum Kalterer Höhenweg<br />
wahr und läuft nach einem markanten Rechtsknick mit<br />
Nr. 10 beim Gummerer Hof (751 m) ein. Von dort hinunter auf<br />
die Zoggler Forststraße und entweder mit einer weit ausholenden<br />
Schleife oder über die steile Abkürzung bergab. Auf<br />
Höhe des Hofes Rappental vom Sträßchen rechts ausscherend<br />
und an den Plantagen von Schloss Rechtenthal entlang<br />
hinunter nach Tramin. Durch den Ortskern schließt sich der<br />
Kreis.<br />
Mark Zahel<br />
Tramin schmiegt sich an die Hänge<br />
unterm Mendelkamm.<br />
Foto: Mark Zahel
TIPP<br />
Mendelkamm Treser Horn (1812 m)<br />
4<br />
Formidabler Schauinsland im südlichsten Zipfel Südtirols<br />
Das Treser Horn (Corno di Tres) ist ein dankbarer Aussichtsberg am Mendelkamm – der südlichste,<br />
an dem Südtirol noch Anteil hat. Zwei Routen lassen sich zu einer Überschreitung zusammenbauen,<br />
wobei der steilere Sattelsteig fürs Bergauf und der Räthersteig für den Abstieg zu empfehlen ist.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 46<br />
850 Hm | 4½ Tage<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Kurtatsch (332 m)<br />
Ausgangspunkt: Fennhals (1031 m), Zufahrt von Kurtatsch<br />
über die Fennberger Bergstraße bis zu jener Stelle,<br />
wo Weg Nr. 7 kreuzt<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busanbindung nur bis<br />
Penon (597 m); von dort gut 1 Std. Aufstieg zusätzlich bis<br />
zum Fennhals<br />
Gehzeiten: Aufstieg 2½ Std., Abstieg 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Je nach Schneelage von Mai/Juni bis Oktober/November,<br />
im Sommer heiß<br />
Karte: Tabacco, 1:25 000, Blatt 049 »Südtiroler Weinstraße«<br />
Führer: Mark Zahel »Südtiroler Weinstraße«, Kompass Verlag,<br />
2012<br />
Fremdenverkehrsamt: Hauptmann-Schweigl-Platz 8, 39040<br />
Kurtatsch, Tel. 00 39/4 71/88 01 00, www.suedtiroler-unterland.it<br />
Einkehr: Gasthaus Boarnwald an der Fennberger Straße<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Recht anspruchsvolle Bergwanderung,<br />
vor allem der Aufstieg verläuft auf steilem, schmalem<br />
und zuweilen etwas verstrauchtem Pfad. Die Abstiegsroute ist eine<br />
Nummer leichter, aber auch nur für leidlich Trittsichere geeignet.<br />
Konditionell moderate Tagestour<br />
TIPP<br />
Berchtesgadener Alpen/Reiter Alpe Stadelhorn (2286 m)<br />
5<br />
Auf den höchsten Gipfel der Reiteralpe<br />
Von den Reiter Steinbergen aus sieht das Stadelhorn noch abweisend und steil aus. Spätestens in der<br />
Mayrbergscharte wird jedoch ersichtlich, dass ein spannender Weg über das gut gestufte Gelände<br />
zum Gipfel führt, der den ersten Grad nicht übersteigt und der Steilaufschwünge geschickt umgeht.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013– Seite 32<br />
800 Hm | 6 Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung;<br />
evtl. Grödeln oder<br />
Leichtsteigeisen<br />
Talort: Oberjettenberg (640 m)<br />
Ausgangspunkt: Neue Traunsteiner Hütte (1560 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Zug nach Traunstein,<br />
weiter mit Bus 9526 Richtung Bad Reichenhall Hauptbahnhof,<br />
in Unterjettenberg/Schneizlreuth aussteigen<br />
Gehzeiten: Neue Traunsteiner Hütte – Steinberggasse<br />
– Reiter Steinberge 2 Std., Reiter Steinberge – Mayrbergscharte<br />
¾ Std., Mayrbergscharte – Stadelhorn ¾ Std.,<br />
Stadelhorn – Mayrbergscharte ½ Std., Mayrbergscharte<br />
– Rossgasse – Neue Traunsteiner Hütte 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Ende September<br />
Karte: Kompass-Karte, 1:50 000 »Berchtesgadener Land,<br />
Chiemgauer Alpen«<br />
Fremdenverkehrsamt: Aufgrund der Grenzlage zwischen<br />
Bayern (Deutschland) und Salzburg (Österreich) kein Tourismusverband<br />
eindeutig zuständig. Evtl. die Tourist-Info Schneizlreuth/<br />
Weißbach a. d. Alpenstraße , Berchtesgadener Str. 12, 83458<br />
Schneizlreuth, Tel. 0 86 65/74 89, www.schneizlreuth.de<br />
Hütte: Neue Traunsteiner Hütte, Mitte Mai – Ende Oktober,<br />
Tel. 0 171/4 37 89 19, www.traunsteinerhuette.com<br />
Charakter/ Schwierigkeit: Mittlere Kondition genügt, wenn<br />
man die Neue Traunsteiner Hütte als Ausgangspunkt nutzt. Trittsicherheit<br />
und Schwindelfreiheit für einige ausgesetzte Passagen<br />
(I) sind aber Grundvoraussetzung. Der Anstieg ist mit roten Punkten<br />
gut markiert, die Wegfi ndung bei guter Sicht unschwierig.<br />
TIPP<br />
Berchtesgadener Alpen/Reiter Alpe Wagendrischelhorn (2251 m)<br />
6<br />
Traverse mit leichter Klettersteigeinlage<br />
Das Wagendrischelhorn bietet eine ähnlich imposante Gipfelschau wie Stadelhorn und<br />
Großes Häuslhorn, mit Ausblicken bis zu den Loferer Steinbergen. Besonders reizvoll ist<br />
die Überschreitung – eine interessante Rundtour mit Aufstieg über einen drahtseilversicherten<br />
Steig (A bis B+) und Abstieg über den leichteren Normalweg.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 32<br />
750 Hm | 5½ Std.<br />
Wanderausrüstung; für Kinder<br />
und Ungeübte zusätzlich<br />
Klettersteig-Set<br />
Talort: Oberjettenberg (640 m)<br />
Ausgangspunkt: Neue Traunsteiner Hütte (1560 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Zug nach Traunstein, weiter<br />
mit Bus 9526 Ri. Bad Reichenhall bis Unterjettenberg<br />
Gehzeiten: Neue Traunsteiner Hütte – Rossgasse (Abzweig<br />
zum Häuslhorn) 1¾ Std. – Mayrbergscharte ¾ Std. – Wagendrischelhorn<br />
¾ Std. – Rossgasse (Abzweig zum Häuslhorn)<br />
1 Std. – Neue Traunsteiner Hütte 1¼ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Ende September.<br />
Karte: Kompass, Blatt 14, »Berchtesgadener Land«<br />
Fremdenverkehrsamt: Aufgrund der Grenzlage keine eindeutig<br />
Zuständigkeit. Evtl. die Tourist-Info Schneizlreuth/Weißbach a. d.<br />
Alpenstraße , Berchtesgadener Str. 12, 83458 Schneizlreuth,<br />
Tel. 0 86 65/74 89, www.schneizlreuth.de<br />
Hütte: Neue Traunsteiner Hütte, Mitte Mai – Ende Oktober,<br />
Tel. 0 171/4 37 89 19, www.traunsteinerhuette.com<br />
Charakter/Schwierigkeit: B. Es empfi ehlt sich, den Klettersteig<br />
im Aufstieg zu begehen, also zuerst zur Mayrbergscharte zu wandern.<br />
Der Abstieg über den Normalweg ist dann einfach und größtenteils<br />
nicht absturzgefährdet. Orientierung bei schlechter Sicht mitunter<br />
schwierig
TIPP<br />
Mendelkamm Treser Horn (1812 m)<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Der Aufstieg beginnt mit Vorteil am Fennhals, wo<br />
man den Sattelsteig (Nr. 7) aufnehmen kann. Wer bereits<br />
in Penon startet, muss über 400 Höhenmeter mehr leisten,<br />
ab Kurtatsch sind es gar 700. Durch eine Kirschenplantage<br />
gelangt man in den Wald, wo bald ein kleinerer Steig verfolgt<br />
wird. Er zieht kräftig bergauf, führt nach etlichen Windungen<br />
auf einen Geländerücken und später rechts haltend in eine<br />
verstrauchte Rinne. Aus dieser heraus gewinnt man eine<br />
Waldschulter und steigt nach links teilweise nochmals sehr<br />
steil an, schließlich über eine Art Rückenstruktur zur letzten<br />
Rechtstraverse in den Fennhalser Sattel (ca. 1730 m). Richtung<br />
Gipfel bleibt man im Kammbereich, weicht einigen Kuppen<br />
seitlich aus und gelangt durch eine Einsattelung (kurzer<br />
Zwischenabstieg) und über den fi nalen baumbestandenen<br />
Hang zum Treser Horn (1812 m).<br />
Abstieg: Zuerst muss man nördlich ausholen, ehe eine reizvolle,<br />
längere Hangtraverse auf Trentiner Seite ins Fenner Joch<br />
(1563 m) leitet. Von dort zurück auf Südtiroler Boden und<br />
auf dem Räthersteig (Nr. 3) bergab. Viele gut angelegte Windungen<br />
entschärfen das relativ steile Gelände; die Trasse ist<br />
nicht so schmal wie am Sattelsteig. Im Bereich einer Lichtung<br />
Berchtesgadener Alpen/Reiter Alpe Stadelhorn (2286 m)<br />
Wegverlauf: Von der Hütte (Zustieg am Vortag in 3 bis 4<br />
Std., 1050 Hm, via Schrecksattel, Ausgangspunkt: Oberjettenberg)<br />
in 10 Min. zur alten Traunsteiner Hütte. Dort am<br />
Wegweiser nach links (SO) in Richtung »Steinberggasse«<br />
abbiegen und den roten Punkten über die Kuhweide folgen.<br />
Nach Passieren der Steinberggasse erreicht man kurz vor<br />
dem Gipfelplateau der Reiter Steinberge ein Hinweisschild<br />
(ca. 2000 m) und folgt dem markierten Pfad (S) zur<br />
Mayrbergscharte (2055 m). Früh im Jahr sind dabei meist<br />
einige mittelsteile Schneefelder zu queren. Bei Hartschnee<br />
und Vereisung können hier Grödeln oder Leichtsteigeisen<br />
hilfreich sein. In der Scharte beginnt der Steig zum Gipfel<br />
des Stadelhorns, der immer wieder kurze Kletterstellen im<br />
untersten Schwierigkeitsbereich (I- bis I+) aufweist, dafür<br />
aber nur selten ausgesetzt ist.<br />
Der Abstieg erfolgt zunächst auf dem Anstiegsweg, also via<br />
Mayrbergscharte und die besagten Schneefelder. Bei einer<br />
Hinweistafel (ca. 2000 m) folgt man nun der Beschilderung<br />
»Rossgasse« und lässt den Weg zum Wagendrischelhorn<br />
(2252 m) links liegen. Über typisches Karstgelände mit<br />
Dolinen, Latschen und kleineren Schneefeldern erreicht<br />
stößt man auf eine Forststraße, die man jedoch gegen eine<br />
Abkürzung hinunter zur Fennberger Straße eintauscht. Mit<br />
etwas Glück wird man hier von einem Autofahrer aufgelesen,<br />
ansonsten verbleiben fast 3 km entlang der Straße, zuletzt<br />
vorbei am Gasthaus Boarnwald, zurück zum Ausgangspunkt<br />
am Fennhals.<br />
Mark Zahel<br />
Am Gipfel des Treser Horns<br />
man die Rossgasse und steigt durch diese in den Talgrund<br />
der Reiteralpe hinab. Über die alte Traunsteiner Hütte geht<br />
es zurück zum Ausgangspunkt.<br />
Hinweis: Der hier beschriebene Routenverlauf über die<br />
Steinberggasse ist nicht der kürzeste Anstieg zum Stadelhorn,<br />
sondern eine Rundtour mit Abstieg über die Rossgasse.<br />
Der kürzeste und direkteste An- und Abstieg erfolgt<br />
über die Rossgasse, ist aber weniger abwechslungsreich.<br />
Günter Kast<br />
Der mächtige Klotz des Stadelhorns<br />
Foto: Günter Kast Foto: Mark Zahel<br />
TIPP<br />
Berchtesgadener Alpen/Reiter Alpe Wagendrischelhorn (2251 m)<br />
Aufstieg: Von der Hütte (Zustieg am Vortag in 3 bis 4 Std.,<br />
1050 Hm, via Schrecksattel, Ausgangspunkt: Oberjettenberg)<br />
zur alten Traunsteiner Hütte und hier dem Wegweiser<br />
Richtung »Großes Häuslhorn, Wagendrischelhorn, Stadelhorn,<br />
Rossgasse« folgen. Am Ende der Rossgasse, beim<br />
Abzweig zum Großen Häuslhorn (ca. 1900 m), geht man<br />
in der eingeschlagenen Richtung weiter und erreicht über<br />
typisches Karstgelände mit kurzen Steilstufen, Dolinen und<br />
Latschen den Abzweig zum Wagendrischelhorn-Normalweg<br />
(ca. 2000 m). Diesen lässt man jedoch rechts liegen und<br />
wandert weiter – im Frühsommer eventuell über unangenehm<br />
zu querende Schneefelder – zur Mayrbergscharte (2055 m).<br />
Von hier zunächst über markiertes Schrofengelände zum<br />
Beginn des Klettersteigs, der größtenteils durch Gehgelände<br />
führt und nur vereinzelt mit steileren Aufschwüngen aufwartet<br />
(B+). Die Schlüsselstelle ist ein kleiner Kamin, in dem man<br />
mit den Beinen ausspreizen sollte. Einige Passagen des<br />
Steiges sind ausgesetzt, mit spannenden Tiefblicken in den<br />
Talkessel von Lofer. Nach 120 Kletter-Metern ist die Kraxelei<br />
schon wieder zu Ende und man spaziert gemütlich zum Gipfelkreuz<br />
(2252 m) hinüber. Der Abstieg erfolgt in nördlicher<br />
Richtung auf dem Normalweg. Bei einem Y-Abzweig wählt<br />
man den linken Weg und kommt nach der ostseitigen Umgehung<br />
des Großen Häuslhorns zu dem vom Aufstieg bekannten<br />
Abzweig zum Häuslhorn. Von hier wandert man durch die<br />
Rossgasse hinab in den Talgrund der Reiteralpe und via alte<br />
Hütte zurück zum Ausgangspunkt.<br />
Hinweis: Wer sich den kurzen Klettersteig nicht zutraut,<br />
wählt für Auf- und Abstieg den Normalweg durch die<br />
Nordfl anke. Auf diese Weise können sich unterschiedlich<br />
starke Mitglieder einer Gruppe am Gipfel treffen und dann<br />
gemeinsam absteigen. In einigen Beschreibungen wird der<br />
Klettersteig mit der Schwierigkeit C bewertet. Dies erscheint<br />
jedoch übertrieben. Wer bereits Steige der Kategorie B gemeistert<br />
hat, sollte am Wagendrischelhorn keine Probleme<br />
bekommen.<br />
Günter Kast<br />
Der Klettersteig am Wagendrischelhorn<br />
Foto: Günter Kast
TIPP<br />
Verwallgruppe Saumspitze (3039 m)<br />
7<br />
Auf dem Hoppe-Seyler-Weg<br />
Der großartige, von der Darmstädter zur Nierderelbe-Hütte führende<br />
Weg bietet mit der direkt auf der Strecke gelegenen Saumspitze<br />
ein tolle, meist weglose Gipfelbesteigung für erfahrene<br />
Bergwanderer.<br />
1000 Hm | 7 Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 38<br />
Talort: Ischgl (1376 m)<br />
Ausgangspunkt: Darmstädter Hütte (2384 m)<br />
Endpunkt: Niederelbehütte (2310 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn über Innsbruck<br />
nach Landeck und mit Bus 4240 nach Ischgl<br />
Gehzeiten: Darmstädter Hütte – Schneidjöchl 1¾ Std.,<br />
Schneidjöchl – Saumspitze – Schneidjöchl 1¾ Schneidjöchel<br />
– Kieler Wetterhütte 2 Std., Kieler Wetterhütte – Niederelbehütte<br />
1½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Ende Oktober.<br />
Karte/Führer: AV-Karte, 1:25 000, Nr. 28/2 »Verwall – Mittleres<br />
Blatt«; AV-Führer »Verwall«, Bergverlag Rother<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Paznaun – Ischgl,<br />
Dorfstr. 43, A-6561 Ischgl, Tel. 00 43/5 09 90,<br />
www.paznaun-ischgl.com<br />
Hütte: Darmstädter Hütte (2384 m), Tel. 00 43/6 99/<br />
15 44 63 14, www.verwall.de/huetten/darmstadt.html<br />
Charakter/Schwierigkeit: Für den Hoppe-Seyler-Weg ist<br />
eine gute Kondition und Trittsicherheit (mit Drahtseil gesicherte<br />
Passagen) erforderlich. Für die Besteigung der Saumspitze<br />
braucht man zudem etwas Erfahrung in der alpinen Wegfi ndung.<br />
TIPP<br />
Verwallgruppe Kreuzjochspitze (2919 m)<br />
8<br />
Auf den Hüttengipfel der Niederelbehütte<br />
Der wunderschöne Aussichtsgipfel bildet sowohl konditionell als auch bergsteigerisch einen<br />
willkommenen Kontrast zum anspruchsvollen Vortag am Hoppe-Seyler-Weg. Gerade einmal 600<br />
Höhenmeter sind von der Hütte aus zum Gipfel zu bewältigen.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 38<br />
650 Hm | 5½ Std. Beste Jahreszeit: Je nach Schneelage Ende Juni bis Ende<br />
Oktober<br />
normale Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Ischgl (1376 m)<br />
Ausgangspunkt: Niederelbehütte (2310 m)<br />
Endpunkt: Kappl/ Ortsteil Ulmich (1240 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit Bus 4240 zurück<br />
zum Bhf. Landeck<br />
Gehzeiten: Hütte - Kreuzjochspitze 2 Std., Kreuzjochspitze<br />
– Hütte 1¼ Std., Hütte – Ulmich 2¼ Std.<br />
Karte/ Führer: AV-Karte, 1:25 000, Nr. 28/2 »Verwall –<br />
Mittleres Blatt«; AV-Führer »Verwall«, Bergverlag Rother<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Paznaun – Ischgl,<br />
Dorfstr. 43, A-6561 Ischgl, Tel. 00 43/5 09 90, www.paznaunischgl.com<br />
Hütte: Niederelbehütte (2310 m), Ende Juni bis Ende September,<br />
ansonsten offener Winterraum mit Koch-und Heizmöglichkeit,<br />
Tel. 00 43/54 45/63 55, www.niederelbehuette.at<br />
Charakter/Schwierigkeit: Unschwere Gipfelbesteigung in<br />
grandioser Berglandschaft und überwältigender Aussicht. Sehr<br />
schön ist auch der Schlussabstieg durch Fatlartal.<br />
TIPP<br />
Tuxer Alpen Padauner Kogel (2066 m)<br />
9<br />
Stille über der Brennerroute<br />
Während drunten im Tal die endlose Brummi-Armada unterwegs ist, machen sich in Padaun ein paar<br />
Wanderer auf zu dem vergleichsweise kleinen Gipfel, der aber aufgrund seiner zentralen Lage als<br />
einer der lohnendsten Aussichtspunkte im Wipptal gilt.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 78<br />
520 Hm | 3 Std. Gehzeiten: Aufstieg 1½ Std., Abstieg zum Gh. Steckholzer 1¼<br />
Std., Rückweg zum Larcherhof ¼ Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung,<br />
Teleskopstöcke<br />
Talort: St. Jodok am Brenner (1129 m)<br />
Ausgangspunkt: Larcherhof (1565 m) in Padaun.<br />
Privater Parkplatz am Straßenende; abgestellte Fahrzeuge<br />
von Wanderern werden aber toleriert. Alternativer<br />
Ausgangspunkt beim Gh. Steckholzer (Parkplätze an der<br />
Straße)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: St. Jodok liegt an der<br />
Brenner-Bahnlinie; Linienbus nach Innervals<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee im Herbst<br />
Karte/Führer: ÖK 1:25 000 bzw. 1:50 000, Blatt 148 »Brenner«.<br />
Walter Klier »Wanderführer Stubai – Wipptal«, Bergverlag<br />
Rother, Oberhaching<br />
Fremdenverkehrsamt: TVB-Zentrale Wipptal, A-6150 Steinach;<br />
Tel. 00 43/52 72/62 70, www.wipptal.at<br />
Einkehr: Gasthof Steckholzer, Padaun; Tel. 00 43/52 79/53 90,<br />
www.gasthof-steckholzer.at; dienstags Ruhetag<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Verhältnismäßig kurze, wegen<br />
der teilweise steilen Wege aber doch recht fordernde Gipfelüberschreitung.<br />
Nur bei trockenem Untergrund ratsam, Teleskopstöcke<br />
sehr angenehm! Vom Gipfel überraschend weite Aussicht über<br />
das gesamte Wipptal und seine Berge
TIPP<br />
Verwallgruppe Saumspitze (3039 m)<br />
TIPP<br />
Wegverlauf: Von der Hütte (hierher am Vortag von Ischgl<br />
via Doppelseescharte in ca. 4½ Std.) folgt man in einem<br />
weiten Bogen dem Weg zurück Richtung Doppelsescharte.<br />
Nach einem steileren Hang hält man sich an Gabelung links<br />
und gelangt über eine Felsstufe (Drahtseile) in das Kar, welches<br />
zuletzt steil zum Schneidjöchl hinauf führt.<br />
Hier wendet man sich nach Norden und umgeht den vor sich<br />
aufragenden Felsaufschwung auf dessen Westseite (ausgesetzte<br />
Passage mit kleinen Kletterstellen). Man quert wieder<br />
leichter (nur Steigspuren) nach Norden zur großen Gipfelfl<br />
anke der Saumspitze. Diese steigt man aber nicht direkt<br />
an, sondern hält sich weiter Richtung Norden, um einen von<br />
links herauf ziehenden Rücken zu erreichen. Erst jetzt wendet<br />
man sich nach Osten und steigt durch eine breite Rinne,<br />
zuletzt am Nordrücken zum höchsten Punkt hinauf.<br />
Am Schneidjöchl zurückgekehrt, geht es über Geröll nach<br />
Osten hinab ins Vergrößkar. Es folgt eine lange Querung<br />
unterhalb der von der Saumspitze zur Fatlarspitze herabziehenden<br />
Felswände, bis man eine Gabelung erreicht. Hier<br />
hält man sich links und steigt über eine leicht ausgesetzte<br />
Steilstufe (Drahtseile) zur Oberen Fatlarscharte, wo die<br />
Verwallgruppe Kreuzjochspitze (2919 m)<br />
Wegverlauf: Von der Hütte aus geht man nach Osten und<br />
somit am Nordufer des Gseßsees entlang. An Gabelung<br />
hält man sich halbrechts, überquert einen breiten Rücken<br />
und quert dann einen Bergkessel zu einem nächsten Bergrücken,<br />
über den es nun steiler bergan geht. Der Weg wendet<br />
sich nach rechts und quert bald eindrucksvoll auf einer<br />
Art Band bzw. langgestreckten Absatz nach Nordosten,<br />
um schließlich den Schwarzsee zu erreichen. Hier wendet<br />
man sich nach links und folgt dem nun über Blockwerk verlaufenden<br />
Steig weiter bergan. Man erreicht schließlich<br />
den breiten Südrücken der Kreuzjochspitze, über den es<br />
problemlos zum Gipfel geht.<br />
Talabstieg: An der Hütte zurückgekehrt steigt man zunächst<br />
zum Gseßgratjöchl hinauf. Direkt dahinter weist ein<br />
Schild auf den Abstieg durchs Fatlartal nach Ulmich. Hat<br />
man (ohne jegliche Orientierungsprobleme) diesen Ortsteil<br />
von Kappl erreicht, muss man nur noch auf einer Brücke<br />
die Trisanna überqueren, um sogleich zur Bushaltestelle<br />
zu gelangen.<br />
Michael Pröttel<br />
offene Notunterkunft Kieler Wetterhütte liegt. Dahinter geht<br />
es zunächst steiler ins Fatlarkar hinab. Bald wird der Weg fl a-<br />
cher und führt in einer schönen Querung zum Gseßgratjöchl,<br />
hinter dem die Niederelbehütte erreicht wird.<br />
Hinweis: Es gibt auch eine Besteigungsmöglichkeit, die<br />
deutlich vor dem Schneidjöchl links zur Saumspitze abzweigt<br />
und erst beim Abstieg das Schneidjöchl erreicht. Es<br />
wird der o.a. Anstieg beschrieben, da man somit die kurze<br />
Kletterstelle bereits im Anstieg in Augenschein nehmen und<br />
außerdem den Rucksack am Schneidjöchl deponieren kann.<br />
Michael Pröttel<br />
Auf dem Weg zur Saumspitze<br />
Die Kreuzjochspitze (rechts), der Hüttengipfel der Niederelbehütte, in der Verwallgruppe<br />
Foto: Michael Pröttel Foto: Michael Pröttel<br />
TIPP<br />
Tuxer Alpen Padauner Kogel (2066 m)<br />
Aufstieg: Den Hinweis am Parkplatz beim Larcherhof<br />
braucht man nicht ganz ernst zu nehmen: Padauner Kogel, 1<br />
Std. Etwas länger werden die meisten schon brauchen, auch<br />
wenn der Anstieg nur recht kurz ist. Dafür aber steil: Am Zaun<br />
entlang hinauf zum Waldrand, dann links haltend an der abschüssigen<br />
Berglehne aufwärts gegen den Südgrat. Hier<br />
knickt der schmale Pfad nach rechts ab. Weniger steil geht’s<br />
mit ersten Ausblicken bergan zu einer kleinen Heuhütte<br />
(Meinrads Köpfl ). Das Gras der Padauner Mähder wird im<br />
Sommer von Hand gemäht und tritt dann am Drahtseil die<br />
luftige Reise hinunter zum Larcherhof an. Die Wanderer streben<br />
nach oben, dem Gipfel entgegen. Links mündet der direkte<br />
Zustieg von Gries. Die letzten Bäume bleiben nun zurück;<br />
dafür gibt’s hier im Sommer reichlich Himbeeren und<br />
Heidelbeeren zu ernten. Da kann es unter Umständen noch<br />
etwas dauern, bis man sich auf der Knödelbank, knapp unterhalb<br />
des großen Gipfelkreuzes, niederlassen darf, um den<br />
Prachtblick ins Wipptal zu genießen …<br />
Abstieg: Die Knödel gibt’s dann erst drunten im Gasthof<br />
Steckholzer (lecker!), und davor liegt noch ein teilweise sehr<br />
steiler Abstieg. Die bei Nässe extrem rutschige Spur läuft<br />
über den Nordgrat bergab, biegt dann nach rechts um (Hinweis)<br />
und quert, weiter an Höhe verlierend, die bewaldete,<br />
sehr steile Nordostfl anke. Nach einem Flachstück (Holzeinschlag)<br />
mündet sie in einen Fahrweg, der hinab- und hinausleitet<br />
zum Gasthof Steckholzer (1570 m). Im Rückblick zeigt<br />
der Kogel seinen felsigen, leicht überhängenden Gipfelkopf.<br />
Nach der Einkehr spaziert man auf der kaum befahrenen Asphaltstraße<br />
zurück zum Larcherhof.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Blick vom Padauner Kogel<br />
Foto: Eugen E. Hüsler
TIPP<br />
Tuxer Alpen Peter-Kofler-Klettersteig<br />
10<br />
Luftiger Klettersteigspaß über St. Jodok<br />
Es geht auch anders! Mit dem 2012 eröffneten Klettersteig in der Stafflacher<br />
Wand oberhalb von St. Jodok gibt es jetzt eine ideale Route für<br />
Einsteiger und Genießer: spannender Verlauf, reichlich Luft unter den<br />
Sohlen, zwei Zwischenausstiege, aber keine Höchstschwierigkeiten.<br />
300 Hm | 2½ Std.<br />
K3; komplette Klettersteigausrüstung,<br />
Helm<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 78<br />
Talort: St. Jodok am Brenner (1129 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz in der Ortsmitte von St. Jodok;<br />
Bushalt bzw. Bahnhof, falls man mit Bus/Bahn anreist.<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: St. Jodok liegt an der Brenner-Bahnlinie,<br />
Linienbus von Steinach bzw. Gries<br />
Gehzeiten: Zustieg ¼ Std., Klettersteig 1½ Std.,<br />
Abstieg ¾ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Aufgrund der südseitigen Exposition<br />
fast das ganze Jahr über begehbar; der Fels trocknet nach<br />
Regenfällen rasch ab.<br />
Karte: ÖK 1:25 000 bzw. 1:50 000, Blatt 148 »Brenner«<br />
Fremdenverkehrsamt: TVB-Zentrale Wipptal, A-6150<br />
Steinach; Tel. 00 43/52 72/62 70, www.wipptal.at<br />
Einkehr: In St. Jodok<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Rund 600 m langer Klettersteig,<br />
bestens mit Krampen und Drahtseilen gesichert. Zwei<br />
kurze Seilbrücken, ein Holzsteg und vier Sitzbänke unterwegs.<br />
Zwei bezeichnete Notausstiege unmittelbar vor den Seilbrücken.<br />
Schwierigkeit überwiegend K 2 mit kurzen K 3-Stellen.<br />
Zu- und Abstieg vorbildlich beschildert<br />
TIPP<br />
Ammergauer Alpen Krähe (2010 m)<br />
11<br />
Übers Fensterl zur Krähe<br />
Meistens wird die Krähe im Rahmen einer Überschreitung der Hochplatte als Dreingabe mitgenommen.<br />
Doch hat der aussichtsreiche Gipfel durchaus seine Berechtigung als eigenes Ziel. Vor allem<br />
beim Abstieg kommt man durch eine großartige Berglandschaft.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 22<br />
1130 Hm | 6 Std. Karte: Kompass Wanderkarte, 1:35 000, Blatt 05 »Oberammergau<br />
– Ammertal«<br />
Wanderausrüstung mit festem<br />
Schuhwerk; Teleskopstöcke<br />
Talort: Reutte (854 m)<br />
Ausgangspunkt: Hotel Ammerwald (1079 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N 47.525482°<br />
Länge E 010.844578°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />
Entfernung: 14,5 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3 Std.; Abstieg 3 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Sommer und Herbst<br />
Informationen: Tourismusinformation Reutte, Untermarkt 34,<br />
A-6600 Reutte; Tel. 00 43/56 72/6 23 36, www.reutte.com<br />
Einkehr: Jägerhütte am Ochsenängerle<br />
Schwierigkeiten: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit können<br />
nicht schaden; stellenweise ziemlich steiler Abstieg<br />
Hinweis: Für Kinder ist diese lange Tour normalerweise zu anstrengend.<br />
TIPP<br />
w<br />
Karwendel Hirschenkopf (1747m) bis Bärenkopf (1991m)<br />
12<br />
Sechs auf einen Streich<br />
Die Rappenspitze, den Ochsenkopf oder den Bärenkopf erwandert mancher <strong>Bergsteiger</strong>. Doch wer<br />
sich von Pertisau aus über das Falzthurntal auf eine Rundtour begibt, kann sechs Tiernamen-Gipfel<br />
auf einen Streich bezwingen.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 22<br />
1494 – 2021 Hm | 7 – 11 Std.<br />
normale Wanderausrüstung,<br />
Stöcke empfehlenswert<br />
Talort: Pertisau (952 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Karwendelbergbahn (950 m)<br />
Höhenunterschiede: Variante (V) 1: Adlerweg, Falzthurnalm,<br />
Kaserjoch, Gamskarspitze, Ochsenkopf 1494 Hm; V 2:<br />
Adlerweg, Falzthurnalm, Rappenspitze, Gamskarspitze, Ochsenkopf,<br />
Bärenkopf 1641Hm; V 3: Adlerweg, Falzthurnalm,<br />
Hirschenkopf, Rappenspitze, Gamskarspitze, Ochsenkopf,<br />
Hahnkamp, Ochsenkaralm, Stanserjoch, Bärenkopf: 2021Hm<br />
Entfernungen: V 1: ca. 16 km; V 2: ca. 18 km; V 3: ca. 20km<br />
Gehzeiten: V 1: 7 Std.; V 2: 8½–9 Std.; V 3: 10–11 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Spätsommer und Herbst<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, Blatt 5/3 »Karwendelgebirge Ost«<br />
Informationen: Tourismusverband Silberregion Karwendel,<br />
Schwaz, Münchnerstraße 11, Tel. 00 43/52 42/6 32 40, www.<br />
silberregion-karwendel.com; Achensee Tourismus, Im Rathaus 387,<br />
Achenkirch, 00 43/52 46/5 30 00, www.achensee.info<br />
Einkehr: Bärenbadalm, Brunnen: Ochsenkaralm<br />
Schwierigkeiten: Sehr gute Kondition, Trittsicherheit und<br />
Schwindelfreiheit erforderlich; steile Auf- und Abstiege, zum Teil<br />
durch Schotter und, je nach Variante, über weglose Wiesenhänge.
TIPP<br />
Tuxer Alpen Peter-Kofler-Klettersteig<br />
Zustieg: Von der Dorfmitte in St. Jodok (1129 m) kurz zur<br />
Kirche, dann links über den Bach, dann unter der Brennerbahn<br />
hindurch und oberhalb der Bahntrasse talauswärts,<br />
bis rechts der Zustieg (Hinweisschild) zur Ferrata abgeht.<br />
Mehrere Tafeln informieren über Sicherheitsaspekte und das<br />
richtige Verhalten am Klettersteig.<br />
Peter-Kofler-Klettersteig: Die Einstiegswand setzt<br />
gleich den Tarif: steil hinauf, mit nur wenig künstlichen Tritten<br />
(K 3). Auf der anschließenden Querung kann man durchatmen,<br />
dann folgt nochmals eine Steilpassage. Weiter geht’s<br />
mehr quer als hoch, kurz sogar etwas abwärts; eine abdrängende<br />
Passage prüft Nerven und Bizeps gleichermaßen. Die<br />
erste Bank lädt zur Pause mit genussvollem Blick übers Tal<br />
ein. Dann nähert sich die Route dem oberen Rand der Stafflacher<br />
Wand. Über einen Holzsteg gelangt man zur ersten<br />
Seilbrücke (links Zwischenausstieg). Vorbei an zwei weiteren<br />
Sitzgelegenheiten erreicht man die nächste Steilstufe in<br />
etwas brüchigem Fels. Hinauf zum zweiten Notausstieg und<br />
rechts zur Dreiseilbrücke, der man über eine kurze Leiter<br />
entsteigt. Weiter sehr luftig, aber nur mäßig schwierig zu<br />
einem Felseck (gute natürliche Griffe), dann kurz aufwärts zur<br />
vierten Rastbank. Es folgen noch ein paar hübsche Kletterstellen,<br />
bevor man über Gehgelände das schon vom Tal aus<br />
sichtbare, große Kreuz (ca. 1440 m) gewinnt.<br />
Abstieg: Ein Waldweg leitet westwärts hinunter zu einer<br />
Forstpiste. Auf ihr kurz weiter bergab, dann links (Hinweis) auf<br />
einem Wanderweg hinab ins Tal, wo man auf den Zustieg zur<br />
Ferrata stößt. Mit ihm zurück nach St. Jodok.<br />
Bernhard Ziegler/Eugen E. Hüsler<br />
Am Peter-Kofler-Klettersteig in der Staflacher Wand<br />
Foto: Bernhard Ziegler<br />
TIPP<br />
Ammergauer Alpen Krähe (2010 m)<br />
Aufstieg: Vom Hotel Ammerwald über den Parkplatz nach<br />
Nordwesten, auf einem Kiessträßchen zur Staatsgrenze und<br />
nach links auf dem Schützensteig in Kehren durch den Wald<br />
hinauf. Hinter dem Wasserfall fl acht der Bergpfad ab, der<br />
Wald lichtet sich, und man erreicht den weiten Wiesensattel<br />
vor der Jägerhütte. Etwas abwärts, dann rechts abdrehen,<br />
gemütlich durch einen Waldgürtel und zum Ochsenängerle<br />
weiter. Hinter der Unterstandshütte rechts schwenken, um<br />
auf der Südostseite des Köllebachtals am langen Hang<br />
schräg gegen Nordosten aufzusteigen und mit dem Tal einen<br />
ausholenden Rechtsbogen zu beschreiben. Der Bergpfad<br />
wird steiler, und schließlich erreicht man den Sattel zwischen<br />
Hochplatte und Hochblasse (1916 m).<br />
Im Sattel links abbiegen und dem Pfad über einen steilen<br />
Wiesenhang nach links folgen, bis man beim eindrucksvollen<br />
Fensterl auf den Verbindungsweg zwischen Hochplatte und<br />
Krähe trifft.<br />
Von dort geht es ein wenig abwärts und über einen Wiesenhang<br />
zur Krähe hinauf.<br />
Abstieg: Von der Krähe ziemlich steil und auch ein wenig<br />
anspruchsvoll in prächtiger Felsenlandschaft in den Gabelschrofensattel<br />
hinab. Aus ihm in vielen steilen Kehren auf<br />
den Schwangauer Kessel zu und neben scharf geschnittenen<br />
Felsenwänden in den Niederstraußbergsattel. Im Sattel links<br />
abbiegen, auf viel begangenem Bergpfad nach Südosten zur<br />
Jägerhütte und auf dem Aufstiegsweg zum Ausgangspunkt<br />
zurück.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Der Wiesengipfel der Krähe<br />
Foto: Siegfried Garnweidner<br />
TIPP<br />
Karwendel Hirschenkopf (1747m) bis Bärenkopf (1991m)<br />
Route: Vom Parkplatz der Karwendelbergbahn auf dem<br />
Adlerweg nach Westen. An der Mautstelle der Straße in die<br />
Karwendeltäler nach Südwesten auf Weg 201/Adlerweg weiter<br />
zur Falzthurnalm (insgesamt 4 km). Von der Alm zweigt der Weg<br />
234 links ab und führt in steilen Kehren bergan, zunächst nach<br />
Südosten durch ein Kar, dann auf Wiesenweg nach Süden bis<br />
zur Dristlalm. Wer alle sechs Gipfel mitnehmen möchte, kann<br />
vor hier nach Westen weglos einen Abstecher zum Gipfel des<br />
Hirschenkopf machen. Dann auf dem Hauptweg weiter bergauf<br />
nach Süden, nach kurzem Abstieg und Querung unterhalb<br />
von Felsen über ein schottriges, steiles Kar zum Plateau des<br />
Nauderer Kars. An der Weggabelung entweder weiter auf Weg<br />
234 durch das Plateau und dann Richtung Osten aufsteigend<br />
zum Kaserjoch. Oder in einem Bogen – erst nach Südwesten,<br />
dann nach Südosten – Aufstieg auf die Rappenspitze. Auf dem<br />
selben Weg zurück. Den Abstieg zurück zur Weggabelung kann<br />
sich ersparen, wer direkt unter der Wand der Rappenspitze<br />
auf einem Gamssteig auf gleicher Höhe bleibend nach Osten<br />
durch das Kar quert. Dafür allerdings auf dem ersten Wiesenabsatz<br />
beim Abstieg von der Rappenspitze auf weglosem, nicht<br />
markiertem Gelände steiler Abstieg bis zum gut sichtbaren<br />
Steig. Querung erfordert Trittsicherheit. Vom Kaserjoch auf dem<br />
gut markierten Weg 234 Isohypsen-parallel nach Osten bis unterhalb<br />
der Gamskarspitze. Von dort Abzweig nach links oben<br />
nehmen, Richtung Ochsenkopf (Seierjoch).<br />
Variante: Weiter Isohypsen-parallel bis zu einem Sattel, von<br />
dort optional Abstecher zum Hahnkamp und zurück, dann<br />
Abstieg zur Ochsenkaralm (einzige Wasserstelle dieser Tour)<br />
und von dort auf Weg Nr. 235 Aufstieg Richtung Südosten um<br />
den Ochsenkopf herum und hinauf zum Stanser Joch (teilweise<br />
weglos, jedoch deutlich markiert). Hier mündet Weg Nr. 235<br />
auf Weg Nr. 234. Von »Am Übergang« Abstieg zum Weißenbachsattel.<br />
Von dort Variante über den Bärenkopf oder weiter auf<br />
Weg 235 zur Bärenbadalm (einzige bewirtschaftete Hütte der<br />
Tour). Von dort mehrere Abstiegsmöglichkeiten nach Pertisau.<br />
Oder weiter zur Karwendelbergbahn und mit dieser zurück zum<br />
Parkplatz.<br />
Sandra Zistl<br />
Die Rappenspitze ragt hinter dem Nauderer Kar auf.<br />
Foto: Sandra Zistl
unich<br />
ountains<br />
MALPINTAG 2013<br />
Min der BMW Welt am Olympiapark<br />
k Berg- und Erlebnisvorträge<br />
k Kletterturm<br />
k Mountainbike<br />
k Workshops & Kurse<br />
k Bergsport-Aussteller<br />
k Slackline<br />
Sonntag, 17.11.2013<br />
ab 10 Uhr, Eintritt frei!<br />
Foto: Bernd Ritschel<br />
BMW Welt<br />
www.munich-mountains.de<br />
mit Unterstützung von
AUF TOUR<br />
Trekking mit Sack und Pack<br />
Wie man lernt,<br />
Nein, hohe Würdenträger des Buddhismus<br />
kommen in der folgenden Geschichte nicht vor.<br />
Ehrenwort. Nicht ein billiger Wort-Witz auf Kosten<br />
religiöser Führer des Nepal, die zufällig wie<br />
Anden-Tiere heißen. Die einzige Gottheit, von<br />
der zu reden sein wird, ist Poseidon. Aber das<br />
ist okay. Poseidon ist der Name eines Lamas,<br />
das Wanderern in der Schweiz das Gepäck trägt.<br />
Ein göttliches Erlebnis. Von Uli Ertle (Text)<br />
und Ralf Gantzhorn (Bilder)<br />
68 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13
Familien-TIPP<br />
Lamas zu lieben<br />
Die Karawane zieht durch die<br />
mittlere Surselva: Lamatrekking<br />
ist eine ideale Art für Familien, die<br />
Graubündner Bergwelt zu erleben.<br />
11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 69
Die Surselva, die Tallandschaft<br />
des oberen Rheintals,<br />
ist geprägt von Wald<br />
und Weideland, teilweise<br />
gibt es noch intakte Hochmoore<br />
und Auengebiete.<br />
Das Geräusch ist infernalisch, außerweltlich.<br />
Es zerfetzt die Nerven,<br />
in erster Linie die Nerven<br />
des Gehörs. Ein Heulen, das sich<br />
zu irrwitziger Lautstärke aufschwingt<br />
und auf dem Höhepunkt tremoliert.<br />
Der Todeskampf eines Lamas? Nein. Es<br />
ist Luca. Luca ist der Sohn von Nadja, der Organisatorin<br />
des Lama-Trekkings. Luca will<br />
Poseidon führen. Finn will das auch. Und<br />
Finn ist Gast. Deshalb darf Finn das Tier<br />
an der Leine halten. Dagegen schreit Luca<br />
mit der gesamten Stimmgewalt seiner fünf<br />
Jahre an. Es hilft nichts, der Gast ist König.<br />
Also wird Finn an diesem schwülen Vormittag<br />
das weiße Lama mit den kristallblauen<br />
Augen durch die Bergwelt des Kantons<br />
Graubünden führen. Aber Moment: Lamas<br />
durch die Berge führen? Wozu das denn?<br />
Blicken wir zwei Tage zurück. Es ist früher<br />
Morgen in Surrein, einem kleinen Bergbauernort<br />
im Vorderrheintal. Surrein verfügt<br />
über einen Schnapsbrenner und eine<br />
lange, gerade Dorfstraße. Hier lebt Nadja<br />
Deplazes, die mit ihrem Mann David Lamatrekkings<br />
anbietet. Südlich der Dorfstraße<br />
sind von weitem schon wiederkäuende<br />
und dösende Lamas zu sehen, etwa zehn an<br />
der Zahl. Die Begrüßung ist herzlich. Erst<br />
am Vorabend ist Nadja von einer Tour mit<br />
einer Gruppe Jugendlicher zurückgekom-<br />
Mit Nonchalance quittiert das Lama alle<br />
Versuche, es zum Laufen zu bewegen.<br />
Lamas haben kein Reservoir im Rücken und<br />
brauchen daher Nachschub – wie der Mensch.<br />
men. Lama-Trekking boomt. Das liegt auch<br />
an der Begeisterung, mit der Nadja ihren<br />
Beruf lebt. Bei ihr geht die Geschichte der<br />
Lama-Liebe so: Nadja war mit David in Bolivien<br />
beim Bergsteigen. In den Anden wurde<br />
Trekking mit Packtieren angeboten, für<br />
Nadja eine Art Erweckungserlebnis. »Ich<br />
war total fasziniert von diesen Tieren. Dabei<br />
keimte die Idee, so etwas in der Schweiz<br />
anzubieten«, sagt sie. Nach intensiven Re-<br />
cherchen und gegen viele Widerstände der<br />
traditionellen Bergler kaufte das Ehepaar<br />
Deplazes bei einer Auktion im Kanton Bern<br />
Zuchtlamas. Heute haben sie 23 Tiere und<br />
bieten unter dem Label Lamaventura Trekkings<br />
für kleine und größere Gruppen an.<br />
Trekkings mit Lama.<br />
Reiten ist der falsche Ansatz<br />
Bleibt die Frage, ob der Liebes-Funke bei allen<br />
Teilnehmern so nachhaltig überspringt.<br />
Man kann nachhelfen. Zum Beispiel durch<br />
vorbereitende Recherche. Den Umgang mit<br />
diesen Tieren hat wohl niemand schöner<br />
beschrieben als Alfred Edmund Brehm anno<br />
1883 in seinem epochalen Werk »Thierleben«.<br />
Seine ersten Eindrücke decken sich<br />
mit dem Anblick in Surrein:<br />
»Der Kopf ist schmal und kurz, die Lippen<br />
sind behaart, die Ohren kurz und die Sohlen<br />
groß. Die Färbung ändert vielfach ab: Es gibt<br />
weiße, schwarze, gescheckte, rothbraune und<br />
weiß gefleckte, dunkelbraune, ockerfarbene,<br />
fuchsrothe und andere. Das ausgewachsene<br />
Thier erreicht von der Sohle bis zum Scheitel eine<br />
Höhe von 2,6 bis 2,8 Meter.«<br />
Nadja hat Packtaschen für die Lamas bereitgestellt,<br />
zwei für jedes Tier. Packtaschen?<br />
Also wird nicht geritten? Nein. Zu Beginn<br />
70 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13
Gemeinsame Übernachtung<br />
im Indianerzelt,<br />
Wasser holen am Fluss<br />
und kochen am Feuer: ein<br />
Erlebnis, das gerade Kinder<br />
nachhaltig beeindruckt.<br />
INFO<br />
Ein Geschenk der Götter<br />
Wie die peruanischen Inka ihre Hochkultur auch dank der Lamas entwickeln konnten<br />
der Expedition dominiert bei den Kindern<br />
noch die Enttäuschung. Etwas später, als<br />
eins der Tiere in wilden Bocksprüngen über<br />
einen aberwitzig steilen Hang hopst, ist<br />
klar, warum Reiten beim Lama der falsche<br />
Ansatz ist. Zunächst gilt es jedoch, die Lamas<br />
einzufangen, die das Trekking begleiten<br />
werden. Hierzu wird ein Seil quer über<br />
die Weide gespannt. Man geht in Fünfmeterabständen<br />
am Seil von einem Ende der<br />
Wiese zum anderen. Die Lamas werden auf<br />
diese Weise in die Enge getrieben. Dabei<br />
macht zwangsläufig ein Gruppenmitglied<br />
mit einer Besonderheit des Lama-Wesens<br />
Bekanntschaft.<br />
»Eigenthümlich ist die Gewohnheit der Lamas,<br />
nach Art einzelner Antilopen, ihre Losung immer<br />
auf einem bestimmten Haufen abzusetzen und<br />
nur, wenn dieser eine größere Ausdehnung erreicht<br />
hat, dicht daneben einen neuen zu bilden.«<br />
Aus bemerkenswerter Tiefe zieht man<br />
seinen Schuh wieder aus dem Dung und<br />
sinniert, im Wissen um die Ausmaße des<br />
Misthaufens, über eine weitere Entdeckung<br />
Brehms:<br />
»Der Darmschlauch erreicht ungefähr die<br />
sechzehnfache Länge des Körpers.«<br />
Glaubt man einer alten Sage, so sind die Lamas<br />
ein Geschenk des Sonnengottes Inti an das<br />
peruanische Volk. Eine Gottesgabe für die Inka.<br />
Die Inka, die indigene Urbevölkerung Perus, hielt<br />
Lamas denn auch eifersüchtig verborgen in einer<br />
versteckten Stadt auf 3000 Meter Höhe, irgendwo<br />
in den Anden unweit von Machu Picchu. Die<br />
Inka hatten selbst großen Respekt vor den Tieren<br />
und verehrten sie in religiösen Riten. Lamas wurden<br />
deshalb mit dem Sonnengott in Verbindung<br />
gebracht, weil die Tiere dem Sonnenauf- und<br />
Sonnenuntergang scheinbar gebannt zusehen.<br />
Die weißen Lamas genossen besondere<br />
Achtung, schwarzen Tieren wurde hingegen eine<br />
innere Bosheit zugeschrieben. Die schwarzen<br />
Lamas wurden deshalb bei der Züchtung<br />
vernachlässigt und auf diese Weise dezimiert,<br />
oft töteten die Inka die Tiere auch. Unabhängig<br />
vom göttlichen respektive diabolischen Aspekt<br />
– Lamas haben den Inka ihr karges Leben im<br />
Hochland erheblich erleichtert, wenn nicht sogar<br />
erst ermöglicht. Als Lasttiere waren sie dank<br />
ihrer robusten Konstitution in der Lage, in einer<br />
Höhe von 5000 Metern bei dünner Atemluft einen<br />
Zentner Gewicht über 30 Kilometer am Tag<br />
zu tragen. Manche Quellen sprechen sogar von<br />
zwei Zentnern. Das wenige, aber nährstoffreiche<br />
Futter im hohen Bergland, die dünne Luft und<br />
das feuchtkalte Klima haben sie anspruchslos<br />
und ausdauernd werden lassen.<br />
Und von<br />
so<br />
der Trittsicherheit kann sich<br />
mancher Alpinist eine Scheibe<br />
abschneiden. Lamas laufen auf<br />
einem Polster aus Bindegewebe<br />
und einer Art Kralle aus Horn.<br />
Dieser Aufbau der Füße ermöglicht<br />
ihnen auch in steilem und<br />
felsigem Gelände sicheres Gehen. Mithilfe der<br />
Lamas konnten die Inka regen Handel treiben.<br />
Dieser Gütertausch führte zu einem raschen<br />
Wachstum des Inkareiches. Eis konnte von den<br />
Gletschern ins Tal, Salz vom Meer in die Berge<br />
oder Erz aus den Minen zu den Verarbeitungsstätten<br />
gebracht werden. Dabei wurde die Last<br />
auf einen Teil der Lamaherden gebunden. Nach<br />
einer bestimmten Gehzeit wurde gewechselt und<br />
der andere Teil der Herde beladen.<br />
Seit einigen Jahren fi ndet man auch in den<br />
Alpen Lamas. Und eine stetig wachsende Zahl<br />
von Lama-Trekking-Anbietern. Die Tiere fühlen<br />
sich in der hiesigen Bergwelt wohl, sie können<br />
sommers wie winters auf der Weide stehen und<br />
benötigen lediglich einen kleinen Unterstand.<br />
Frieren müssen die Tiere dank des dichten<br />
Wollfells auch im tiefsten Winter nicht, es wird<br />
den Lamas im Sommer höchstens zu heiß. Der<br />
Charme eines Lama-Trekkings besteht nun darin,<br />
dass die Tiere die Ausrüstung der Wanderer<br />
tragen und es so gerade Familien mit kleineren<br />
Kindern ermöglichen, im Einklang mit der Natur<br />
die Bergwelt zu genießen. Wer schon einmal<br />
versucht hat, Proviant für mehrere Tage, ein<br />
Zelt, Kochgeschirr sowie die Schlafsäcke und<br />
Isomatten für die Familie gerecht auf Rucksäcke<br />
zu verteilen, wird den Transport-Dienst der Lamas<br />
dankbar zu schätzen wissen.<br />
Der zweite, nicht weniger reizvolle Aspekt eines<br />
mehrtägigen Lama-Trekkings besteht in der<br />
zwangsweisen Entschleunigung. Die Tiere laufen<br />
gemächlich – aber beständig – durch die Bergwelt<br />
und zwingen den Wanderer zur Langsamkeit.<br />
Das Tempo gibt das Tier vor. Und das schafft<br />
Raum für Ruhe, innere Einkehr und tiefe Entspannung.<br />
Ein wahrlich göttliches Geschenk.
Die Ansichten über die Richtung gehen bei Mensch und Tier ab und an auseinander.<br />
Dafür gibt es erstaunliche Parallelen beim Wunsch nach Pausen.<br />
Vier Lamas sind bald eingefangen, es beginnt<br />
das Kennenlernen. Ausreichend Zeit,<br />
die seltsamen Gesellen (»In der Gestalt ein<br />
sonderbares Mittelding zwischen Kamel und<br />
Schaf«) zu betrachten. Willig lassen sich die<br />
Tiere führen. Man streichelt über eine weiche<br />
Nase, blickt in blaue Augen mit langen<br />
Wimpern. Und wird das Gefühl nicht los,<br />
dass sich Lamas ebenfalls Gedanken über<br />
ihr Gegenüber machen. Ausreichend Zeit<br />
ist übrigens der Schlüssel zum Verständnis<br />
der kommenden Tage. Denn Lama-Trekking<br />
zeichnet sich weniger durch einen forschen<br />
Gipfelsturm aus, als vielmehr durch eine<br />
ruhige, langsame Tour zu sich selbst. »Lamas<br />
merken, wenn du es ehrlich mit ihnen<br />
meinst«, sagt Nadja. »Die Tiere reagieren auf<br />
dich.«<br />
Die Tragweite dieser Sätze entfaltet sich erst<br />
unterwegs. Über eine breiten Karrenweg<br />
An sich ist der<br />
Steinbock das<br />
Wappentier der<br />
Graubündner –<br />
ein Lama macht<br />
allerdings auch<br />
»bella figura«.<br />
geht es zunächst in gemächlicher Steigung<br />
bergauf. Die Karawane wird von Nadja und<br />
dem Alpha-Lama Poseidon angeführt, es folgen<br />
die Lamas Mino, Edi und Denali, geführt<br />
von Ralf, Nils, Birgit und Finn. Zu Beginn hat<br />
Nadja den Lamaführern noch eingeschärft,<br />
darauf zu achten, dass die Tiere kein frisches<br />
Gras oder Laub fressen. Das ist schlecht für<br />
die Verdauung. Magengrummeln hin oder<br />
her, die Lamas tun sich gütlich am frischen<br />
Grün und sind nicht von der Stelle zu bewegen.<br />
Irritiert denkt man an Brehm:<br />
»Dabei sind sie so folgsam, daß ihre Treiber<br />
weder Stachel noch Peitsche bedürfen, um sie zu<br />
lenken und vorwärts zu treiben. Ruhig und ohne<br />
anzuhalten, schreiten sie ihrem Ziele zu.«<br />
Nichts dergleichen! Ruhig und ohne einen<br />
Schritt zu tun, fressen sie die Büsche kahl.<br />
Kein Zerren hilft, mit divenhaft verächtlichem<br />
Blick quittieren sie die Versuche, sie<br />
wieder in Trab zu setzen. Plötzlich, wie von<br />
Geisterhand, setzen sich die Lamas wieder<br />
in Marsch. Warum, weiß kein Mensch. Außer<br />
Brehm:<br />
»Sie erfordern eine außerordentlich sanfte<br />
Behandlung und sind dann sehr leicht zu lenken;<br />
geht man aber roh und unfreundlich mit ihnen<br />
um, so sind sie störrisch, boshaft und geradezu<br />
unbrauchbar. Das Lama ist so recht eigentlich für<br />
den Indianer geschaffen und seine unglaubliche<br />
Geduld und Theilnahmslosigkeit hat ihm die<br />
einzig richtige Behandlungsweise dieses so eigensinnigen<br />
Thieres eingegeben.«<br />
Geduldig wie Hochland-Indianer<br />
Nach einigen, notgedrungen sehr gemächlich<br />
zurückgelegten Höhenmetern öffnet<br />
sich die Landschaft. Der Blick schweift über<br />
die Graubündner Berge, sanft ansteigende<br />
Almwiesen bestimmen die Szenerie. Es ist<br />
schwül geworden, und nach einem kurzen<br />
Waldstück erreicht die Karawane das erste<br />
Etappenziel: eine nach Osten geöffnete<br />
Hochebene. Hier wird das Nachtlager aufgeschlagen.<br />
Kaum ist das große Tipi aufgerichtet<br />
und abgespannt, grollen in der Ferne die<br />
ersten Donnerschläge. Die Lamas werden an<br />
Erdanker gebunden und so in einer geschützten<br />
Senke fixiert. Keine Sekunde zu früh.<br />
Blitze entladen sich im Minutentakt, der Regen<br />
wird von Windböen an die Zeltwand gepresst.<br />
Im Inneren vertreiben sich die Kinder<br />
die Zeit mit Ballspielen, die Erwachsenen lassen<br />
den ersten Tag mit Tier Revue passieren.<br />
»Nichts sieht schöner aus als ein Zug dieser<br />
Thiere, wenn sie mit ihrer etwa einen Centner<br />
schweren Ladung auf dem Rücken, eines hinter<br />
dem andern in der größten Ordnung einherschreiten,<br />
angeführt von dem Leitthiere, welches<br />
mit einem geschmackvoll verzierten Halfter,<br />
einem Glöckchen und einer Fahne auf dem<br />
Kopfe geschmückt ist.«<br />
Einen ähnlichen, vielleicht nicht ganz so festlichen<br />
Anblick mag die Karawane am nächsten<br />
Morgen abgegeben haben. Die innere<br />
Reise, von der die Rede war, hat bei Teilen<br />
der Gruppe mit dem Vorsatz begonnen, sich<br />
dem Tier gegenüber fortan geduldig wie ein<br />
Hochland-Indianer zu geben. Sanft zu sein,<br />
wenn das Lama stehen bleiben möchte. Das<br />
stolze Wesen zu respektieren. Das gelingt bedingt.<br />
Edi ist heute das Müll-Lama und muss<br />
den Unrat tragen. Er scheint das zu spüren,<br />
denn sein stolzes Wesen ist von Widerborstigkeit<br />
bestimmt. Alle Versuche, Edi mit der<br />
»unglaublichen Geduld und Theilnahmslosigkeit«<br />
des Indianers zu begegnen, scheitern<br />
an der unglaublichen Ungeduld des Europäers.<br />
Und Letzterer wiederum scheitert an der<br />
stoischen Ruhe des Andentiers, das es mit<br />
seinem Selbstverständnis weder in Einklang
ingen kann, den Müll zu tragen noch zu<br />
akzeptieren, dass ein Gringo am Zaumzeug<br />
reißt und schimpft. So wird man sich bald<br />
seiner Grenzen bewusst, ohne sie dadurch allerdings<br />
erweitern zu können. Doch ist nicht<br />
das Wissen um die eigene Beschränktheit der<br />
erste Schritt zu ihrer Überwindung? Nein,<br />
denn echte Einsicht muss von innen kommen.<br />
Der Handlungsspielraum im Umgang<br />
mit Lamas wird hingegen weit stärker von<br />
einem externen Faktor limitiert:<br />
»Lamas bedienen sich eines eigenthümlichen<br />
Vertheidigungsmittels, lassen den Gegner dicht an<br />
sich herankommen, legen die Ohren zurück,<br />
nehmen einen sehr ärgerlichen Ausdruck an<br />
und spucken ihm plötzlich mit Heftigkeit ihren<br />
Speichel und die gerade im Munde befindlichen<br />
oder ausdrücklich zu diesem Behufe heraufgewürgten<br />
Kräuter ins Gesicht.«<br />
Wer mag angesichts dieser Aussicht schon<br />
vehement am Zügel zerren? Mit Erstaunen<br />
stellt man fest, dass es Kindern mühelos gelingt,<br />
die Nachkommen der Wüstenschiffe<br />
durchs Gebirge zu lenken. Nadja, die sich<br />
mit Ratschlägen sehr zurückgehalten hat,<br />
schmunzelt. »Kinder und Lamas sind sehr<br />
ähnlich. Beide spüren, wenn du es gut mit<br />
ihnen meinst.« Die Leichtigkeit, mit der die<br />
Kinder die Tiere führen, belegt ihre Worte.<br />
»Was wir Erwachsene wieder lernen müssen,<br />
ist innere Ruhe«, sagt Nadja. Loslassen,<br />
im Wortsinne. Wen interessiert schon,<br />
ob wir schnell oder langsam zum Ziel der<br />
Etappe kommen? Oder ob wir hier oder<br />
dort campieren? Haben wir dank der Lamas<br />
nicht alles dabei, was wir in der Natur brauchen?<br />
»Der Weg ist das Ziel«, sagt Nadja.<br />
Eine einfache, aber allzu leicht übersehene<br />
Wahrheit, die sich beim Lama-Trekking<br />
sehr nachdrücklich in Erinnerung bringt. ◀<br />
KOMPAKT<br />
Mit Lamas durch die Graubündner Bergwelt<br />
Anreise nach Surrein: Mit dem Auto über<br />
Lindau, Feldkirch und Vaduz weiter in Richtung<br />
Chur. Von Chur aus in Richtung Disentis halten<br />
und über Flims und Laax weiter bis Rabius.<br />
Etwa in der Mitte des Dorfes Rabius die<br />
Abzweigung nach links in Richtung Surrein<br />
nehmen. Im Dorf selbst an der Kirche vorbei<br />
und weiter etwa einen Kilometer in Richtung<br />
Westen durch das Dorf. Dann steht auf der linken<br />
Straßenseite der Biobauernhof von Nadja<br />
und David mit Hoftafel (Lamaventura).<br />
Mit der Bahn bis nach Chur fahren. Dort in die<br />
herrlich sehenswerte Rhätische Bahn (RhB)<br />
steigen. Die Strecke führt entlang des Rheins<br />
ins Obere Rheintal. Bahnlinie Chur – Disentis,<br />
am Bahnhof Surrein/Rabius oder Sumvitg/<br />
Cumpadials aussteigen. Es besteht die Möglichkeit,<br />
sich am Bahnhof abholen zu lassen.<br />
Charakter der Tour: Einfache Wanderung<br />
auf breiten Waldwegen und angenehmen Steigen.<br />
Absolut geeignet für Familien mit Kindern<br />
Route: Der Ausgangspunkt der Tour liegt<br />
wenige Kilometer außerhalb von Reits, mit<br />
dem Auto und den Lamas im Anhänger geht<br />
es bis zum Abzweig Richtung Laus/Lag da<br />
Laus (1438 m). Zunächst wandert man auf<br />
einem breiten Waldweg sanft bergauf bis zum<br />
Lag da Laus (1614 m), dann weiter auf nun<br />
schmaleren, aber unschweren Steigen weiter<br />
Richtung Con (1684 m). Das erste Nachtlager<br />
(Lamaventura hat eine Sondergenehmigung!)<br />
liegt auf der Hochebene Pouz (1835 m). Von<br />
dort geht es am 2. Tag weiter Richtung Naustgel<br />
Dadens bzw. zur Alpe (1969 m).Über den<br />
Drausboden führt der Weg ins Val Vallesa, an<br />
einem Gebirgsbach liegt das zweite Lager. Am<br />
3. Tag stets sanft bergab auf guten Waldwegen<br />
zurück nach Tenigerbad (1305 m). Von dort<br />
geht es mit dem Auto zurück nach Reits<br />
Informationen: »Lamaventura«, Nadja und<br />
David Deplazes, Reits 311, CH-7173 Surrein,<br />
Tel. 00 41/79/2 20 44 35,<br />
info@lamaventura.ch, www.lamaventura.ch<br />
Karten: Kompass Wanderkarten, WK 123<br />
»Flims – Surselva – Valser Tal«; sehr empfehlenswerter<br />
Weblink: map.geo.admin.ch/
AUF TOUR<br />
SERIE: Geheimnisvolle Alpen<br />
Teil 4: Das Salz der Kelten – Schatzgrube Dürrnberg in Hallein<br />
Familien-TIPP<br />
Herrscher über<br />
das weiße Gold<br />
Lichtspiele im Berginneren:<br />
Ein Boot bringt Besucher des<br />
Salzbergwerks Berchtesgaden<br />
über den illuminierten Salzsee.<br />
Salz war einst so begehrt, dass die Kelten es gegen Gold, Silber, Kupfer<br />
und Zinn tauschten. Im Dürrnberg in der Nähe der heutigen Stadt<br />
Hallein betrieben sie Stollen und bauten das Steinsalz in großem Stil ab.<br />
Ein rekonstruiertes Keltendorf zeugt vom damaligen Reichtum.<br />
Von Isabel Meixner<br />
74 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
Fotos: Südsalz GmbH, TVB Hallein/Bad Dürrnberg,<br />
Berchtesgadener Land Tourismus GmbH<br />
INFO<br />
Das Reich<br />
der »Salzleute«<br />
Anders als auf dem Dürrnberg musste<br />
das Salz in Bad Reichenhall nicht bergmännisch<br />
abgebaut werden. In einem<br />
Soletümpel trat es offen zutage. Das lockte<br />
schon früh die Menschen an, was der<br />
Fund eines vom Salz imprägnierten bronzenen<br />
Rand leistenbeils am Fuß des Gruttensteins<br />
belegt. Überregionale Bedeutung<br />
gewann das Reichenhaller Salz jedoch erst<br />
mit dem Nachlassen der Dürrnberger Produktion<br />
in der späten Keltenzeit. Offenbar<br />
zog ein Großteil der keltischen Salzarbeiter<br />
vom Stamm der Alaunen nach Westen<br />
um, was das Ent stehen einer Siedlung am<br />
Schnittpunkt zweier Fernhandelsrouten<br />
bei Karlstein erklären würde. Dort wurden<br />
auch keltische Münzen geprägt. Möglicherweise<br />
war die Siedlung im 1. Jahrhundert<br />
v. Chr. sogar der Hauptort der Alaunen,<br />
in deren Namen das alte Wort »Hal« für Salz<br />
zu entdecken ist.<br />
Die Alaunen galten also in der Antike ihren<br />
Nachbarn als »Salzleute«. Der Name des<br />
Reichenhaller Ortsteils Nonn hat kel tische<br />
Wurzeln. In der dortigen Kirche kann einer<br />
jener geheimnisvollen vor- und früh geschichtlichen<br />
Schalensteine besichtigt werden,<br />
deren Bedeutung bis heute ungeklärt ist.<br />
Im Keltendorf am Dürrnberg können Besucher erkunden, wie die Bergleute früher lebten.<br />
Was muss das für ein Schock<br />
gewesen sein für die Einheimischen<br />
im Jahr 1573. Mitten<br />
im Dürrnberg – 630 Schuh<br />
tief, um genau zu sein – fanden Bergarbeiter<br />
im Salz die Leiche eines Mannes, »mit<br />
Fleisch, Bein, Haar, Bart und Kleidung, (…)<br />
am Fleisch gelb geselcht«, wie der Chronist<br />
Franz Dückhers von Haßlau zu Urstein und<br />
Winkel festhielt – und ohne Anzeichen<br />
von Verwesung. Ein Heide, ein Verdammter?<br />
»Wie einen Stockfisch« habe man die<br />
Leiche aus dem Stein herausgehauen, bei<br />
der Kirche im Ort niedergelegt und bestattet,<br />
als sie nach Wochen »endlich aber angefangen<br />
hat zu faulen«, tief in der Erde, um<br />
dem Spuk ein Ende zu bereiten. Es sollte<br />
nicht der einzige Schreckensfund bleiben<br />
für die einheimische Bevölkerung: Knapp<br />
ein halbes Jahrhundert später, im Jahr<br />
1616, fanden Bergleute erneut einen zweiten<br />
im Salz konservierten Mann.<br />
Bilder und genaue Beschreibungen von den<br />
beiden Bergmannsleichen sind nicht überliefert,<br />
doch es lässt sich vermuten, dass es<br />
sich bei den Männern um Kelten gehandelt<br />
hat. Denn für die Kelten war der Dürrnberg<br />
bis ins 2. Jahrhundert vor Christus einer<br />
der Hauptorte, in denen sie Salz gewannen<br />
und damit Handel bis in den östlichen Mittelmeerraum,<br />
nach Nord- und Süditalien,<br />
nach Slowenien und in den west- und südwestdeutschen<br />
Raum betrieben.<br />
Praktisches Haltbarkeitsmittel<br />
Die Kelten waren allerdings nicht die ersten,<br />
die das Salz am Dürrnberg nutzten:<br />
Bereits vor 4000 Jahren gewannen Menschen<br />
in der Jungsteinzeit bis in die frühe<br />
Bronzezeit das »weiße Gold«, indem sie es<br />
mit Wasser aus dem Stein herauslösten und<br />
anschließend die Sole zum Verdunsten und<br />
Versieden brachten. Doch erst die Kelten<br />
bauten von der jüngeren Hallstattzeit (600<br />
v. Chr.) an das Steinsalz in großem Maße ab<br />
und belieferten damit weite Teile Mitteleuropas.<br />
Salz war zu dieser Zeit besonders gefragt,<br />
um Fleisch länger haltbar zu machen.<br />
Am Dürrnberg fanden die Kelten topographisch<br />
beste Voraussetzungen, um nicht<br />
nur den Bergbau vorantreiben, sondern<br />
auch Siedlungen und Gräberfelder anlegen<br />
zu können. Wie die Arbeit und das Leben<br />
der Kelten aussahen, davon können sich Besucher<br />
des rekonstruierten Keltendorfs am<br />
Dürrnberg ein Bild machen: In Hütten kann<br />
man verschiedene Lebensbereiche der Kelten<br />
nachempfinden, ein Salinemitarbeiter<br />
berichtet in der Solestube über die Anfänge<br />
des Salzabbaus am Dürrnberg, und ein<br />
prähistorischer Stollen lässt die Besucher<br />
eine Reise in die Vergangenheit machen:<br />
in jene Zeit, in der der Dürrnberg die Salzmetropole<br />
der Kelten wurde und vom<br />
Transport in ausgehöhlten Baumstämmen:<br />
auf dem Soleleitungsweg in Berchtesgaden<br />
11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 75
Konkurrenz im Handel mit<br />
dem weißen Gold: die Alte<br />
Saline in Bad Reichenhall<br />
Rund um Bad Dürrnberg<br />
finden sich viele Keltengräber<br />
– mit Beigaben.<br />
6. Jahrhundert an sogar Hallstatt den Rang<br />
ablief – weil der Ort nahe der schiff baren<br />
Salzach und somit an den Handelswegen<br />
Richtung Norden und Süden lag, und weil<br />
der großflächige Salzabbau in Hallstatt wegen<br />
Murenabgängen, Wassereinbrüchen<br />
und einem Bergsturz ohnehin Rückschläge<br />
erlitten hatte.<br />
Abbau in fünf Revieren<br />
Die Kelten trieben Stollen in den Dürrnberg<br />
und ließen in fünf Revieren gleichzeitig arbeiten.<br />
Wo sie auf Steinsalz stießen, erweiterten<br />
sie die Stollen zu Abbaukammern<br />
mit bis zu 200 Meter Länge und 30 Meter<br />
Breite. Für die Salzgewinnung wurde ein<br />
immenser Aufwand betrieben: Pro Revier<br />
arbeiteten etwa ein Dutzend Menschen –<br />
Hauer, Förderer und Beleuchter. Häufig<br />
mussten auch Kinder mithelfen, die die Arbeiter<br />
mit Nahrung und Geräten versorgten<br />
oder die Leuchtspäne auswechselten.<br />
Das begehrte Salz tauschten die Kelten gegen<br />
Gold, Silber, Kupfer und Zinn, später<br />
gegen Bernstein, Glas, Hölzer, Felle, Stoffe<br />
und Nahrungsmittel. Vieles fand sich in den<br />
Grabstätten, die die Forscher am Dürrnberg<br />
KOMPAKT<br />
Kelten und die Salzkultur<br />
Anreise: Über die Autobahn<br />
München-Salzburg nach Bad<br />
Reichenhall und Berchtesgaden.<br />
Auf der A 10 (Tauernautobahn)<br />
in Österreich bis Hallein<br />
und zum Dürrnberg<br />
Ausgangspunkte: Hallein,<br />
Ramsau und Bad Reichenhall<br />
Karten: Kompass Wanderkarten<br />
1:50 000, Nr. 794<br />
»Berchtesgadener Land« und<br />
Wo die Kelten<br />
auf Steinsalz stießen,<br />
erweiterten sie<br />
die Stollen zu Abbaukammern<br />
mit bis<br />
zu 200 Meter Länge<br />
und 30 Meter Breite.<br />
Die Landesgrenze teilt einen Stollen in einen<br />
deutschen und einen österreichischen Teil.<br />
Nr. 15 »Tennengebirge, Hochkönig,<br />
Hallein«; Österreichische<br />
Karten 1:25 000, Nr. 3210<br />
West »Hallein« und Nr. 3209<br />
Ost »Bad Reichenhall«<br />
Wanderführer: Digitaler,<br />
interaktiver Hallein-Tour-<br />
Guide »Kelten-Salz-Kultur«<br />
für iPhone (Download<br />
unter www.hallein.com)<br />
Informationen: Keltenmuseum<br />
Hallein, Pfl egerplatz 5,<br />
A-5400 Hallein, www.keltenmuseum.at,<br />
Tel. 00 43/62 45/<br />
80 78 3. Berchtesgadener<br />
Land Tourismus GmbH, Bahnhofplatz<br />
4, 83471 Berchtesgaden,<br />
Tel. 0 86 52/65 65 03 0,<br />
www.berchtesgadener-land.com;<br />
Tourist-Info Bad Reichenhall,<br />
www.bad-reichenhall.de,<br />
Tel. 0 86 51/60 60<br />
aufgefunden haben. In den Gräberfeldern<br />
am Eislfeld, wo sich die ältesten Kelten-<br />
Gräber befinden, und am Simonbauerfeld<br />
sowie in den Fürstengräbern am Moserstein<br />
zwei Kilometer südlich von Hallein kamen<br />
Schmuckstücke wie Ringe, Fibeln und Gürtelhaken<br />
aus Gold und Bronze zum Vorschein,<br />
Prunkdolche, ein Bronzehelm mit<br />
Koralleneinlagen, zweirädrige Streitwägen,<br />
sowie bronzene Gefäße. Wie ein solches<br />
Fürstengrab im Inneren aussah, wird ebenfalls<br />
im Keltendorf am Dürrnberg gezeigt.<br />
Die Fürsten wurden auf Streitwagen bestattet<br />
und mit Dolchen, Schmuck und Wegzehrung<br />
für die Reise ins Jenseits ausgestattet.<br />
Geplünderte Gräber<br />
Kein Wunder, dass der Reichtum in den Gräbern<br />
im Laufe der Jahrhunderte Grabräuber<br />
auf den Plan rief, die vor allem Gegenstände<br />
aus Bronze und Edelmetall an Kunsthändler<br />
weiterverkauften. Der Verbleib vieler Funde<br />
ist bis heute ungeklärt. Andere sind dagegen<br />
heute im Keltenmuseum Hallein zu sehen,<br />
darunter eine 2500 Jahre alte, 46 Zentimeter<br />
hohe Schnabelkanne aus Bronze, die zu<br />
den berühmtesten österreichischen Bodenfunden<br />
zählt. Sie ist 1932 in einem der Fürstengrabhügel<br />
unterhalb der Hexenwand am<br />
Moserstein gefunden worden, einem Grab,<br />
das zuvor bereits geplündert worden war.<br />
Auf dem Henkel der Kanne sitzt ein echsenartiges<br />
Ungeheuer, das seinen Kopf auf<br />
den eines Menschen legt. Der Griff endet am<br />
bauchigen Gefäßkörper mit dem Antlitz eines<br />
Menschen mit Mandelaugen.<br />
Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Salzabbau<br />
in Hallein immer aufwendiger. In der<br />
jüngeren Eisenzeit stellten die Kelten deshalb<br />
auf Soleversiedung um, denn das Salz<br />
kam am Dürrnberg nicht in Reinform vor. Es<br />
war vielmehr vermischt mit Ton und Anhydrit.<br />
Das Versiedungsverfahren ermöglichte<br />
Fotos: Bad Reichenhall, TVB Hallein/Bad Dürrnberg (2), Salzwelten Hallein, Salzheilstollen Berchtesgaden<br />
76 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
TOUREN<br />
Die schönsten Wege zum Salz<br />
Bergbau, Soleleitungen, Burgruinen – wir haben drei Touren<br />
für Sie ausgewählt, die auch Kindern Spaß machen.<br />
es den Kelten, das reine Salz aus dem Gestein<br />
herauszulösen und damit auch Vorkommen<br />
abzubauen, bei denen sich der herkömmliche<br />
Salzabbau nicht gelohnt hatte.<br />
Konkurrenz aus Reichenhall<br />
Es war diese Technik, die den Kelten noch<br />
längere Zeit ermöglichte, Salz gewinnbringend<br />
zu fördern – es war dieselbe Technik,<br />
deretwegen Hallein seine Vorrangstellung<br />
im Salzhandel später einbüßte. Mit Hilfe<br />
von Soleversiedung wurde nämlich auch<br />
im heutigen Bad Reichenhall Salz gewonnen<br />
– und das in noch größeren Mengen<br />
als in Hallein. Vom 2. Jahrhundert vor<br />
Christus an verlor der Dürrnberg deshalb<br />
an Bedeutung. Im 30 Kilometer entfernten<br />
Bad Reichenhall dagegen prosperierte der<br />
Handel, am Karlstein wuchs eine keltische<br />
Siedlung heran, dort, wo sich zwei Handelsstraßen<br />
kreuzten. Die Bewohner sollten die<br />
nächsten Herrscher über das Salz werden. ◀<br />
IM JANUAR-HEFT: Teil 5: Alte Kulte im christlichen<br />
Gewand – Durchschlüpf-Steine am Wolfgangsee<br />
1 Mit dem Keltenblitz ins Tal<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
500 Hm 500 Hm<br />
Charakter: Leichte Bergwanderung auf<br />
den Dürrnberg. Abfahrt mit der längsten<br />
Sommerrodelbahn Salzburgs möglich,<br />
was gerade Kindern Spaß macht.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Mehltheuer<br />
(zu erreichen über Hallein, Landesstraße<br />
nach Bad Dürrnberg, Richtung Klinik)<br />
Route: Gegenüber dem Infopunkt Mehltheuer<br />
zweigt die Rumpelgasse nach<br />
Westen ab. Auf schmaler, steiler Asphaltstraße<br />
zum Grenzübergang Gmerk. 100<br />
Meter nach der Grenze auf bayerischer<br />
Seite links auf dem Wasserleitungsweg<br />
über Bergwiese und durch Wald Richtung<br />
Süden. Dann ab Rossfeldstraße links<br />
steil bergauf. Nach 20 Minuten ist links<br />
der Alpinsteig Zinkenkogel erreicht. 45<br />
Minuten steil zum Gipfelkreuz (1337 m).<br />
Wer Lust hat, kann mit der Sommerrodelbahn<br />
Keltenblitz vom Zinkenkogel<br />
abfahren.<br />
Einkehr: Bergrestaurant Zinkenstüberl,<br />
Weißenwäschweg 19a, A-5400 Hallein,<br />
Tel. 00 43/65 07/41 51 95,<br />
www.zinkenstueberl.at<br />
2 Zur Ruine Karlstein<br />
▶ leicht 1½ Std.<br />
100 Hm 100 Hm<br />
Charakter: Leichte Wanderung an<br />
sagenumwobenen Orten bei Bad<br />
Reichenhall; auch für kleinere Kinder<br />
sehr gut geeignet (Burg!)<br />
Ausgangspunkt: Parkplätze am Thumsee<br />
Einkehr: Thumseebad mit Cafeteria,<br />
Tel. 0 86 51/6 56 36<br />
Route: Gegenüber vom Seerosenteich<br />
den Hang aufwärts. Zunächst parallel<br />
zur Thumseestraße, dann durch ein<br />
Waldstück. Nach den Bauernhöfen auf<br />
der Straße rund 200 Meter bergab,<br />
dann rechts in den Wald hinein. In Ser -<br />
pentinen am Felsen vorbei zur Burg ruine<br />
Karlstein (550 m)<br />
3 Am Soleleitungsweg<br />
bei Ramsau<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
500 Hm 500 Hm<br />
Charakter: Leichte Höhenwanderung<br />
entlang der historischen Soleleitung<br />
mit weitem Ausblick; für Kinder gut ge -<br />
eignet. Vor knapp 200 Jahren für die<br />
Sole aus den Berchtesgadener Salzbergwerken<br />
gebaut, gilt der Weg heute als<br />
schönster Höhenwanderweg der Region.<br />
Ausgangspunkt: Oberwirt in Ramsau<br />
bei Berchtesgaden<br />
Einkehr: Mehrere Gasthäuser unterwegs<br />
Route: Vorbei an der Wallfahrtskirche<br />
Maria Kunterweg zur Hindenburglinde.<br />
Wenig später ist der Soleleitungsweg<br />
erreicht. Höchster Punkt: 950 m.<br />
Ziel ist Ilsank bei Bischofswiesen<br />
(Busverbindung zurück).<br />
Wo früher Männer schufteten, lassen sich heute<br />
Menschen mit Atemwegserkrankungen behandeln.<br />
Die Nähe zur Salzach machte den Dürrnberg zu einer Handelsmetropole.<br />
11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 77
AUF TOUR<br />
50 Jahre Europabrücke<br />
Fortschritt<br />
ohne Grenzen<br />
Ein halbes Jahrhundert lebt das Tiroler Wipptal<br />
nun mit der Brennerautobahn. Ihr Markenzeichen,<br />
die Europabrücke, steht symbolisch für den Fluch<br />
und den Segen, den der Verkehr ins Land bringt.<br />
Ein Besuch dies- und jenseits des Transitbereichs.<br />
Von Eugen E. Hüsler<br />
Am liebsten, sagt Andreas Gschwendt -<br />
ner, seien ihm die großen Staus.<br />
Die an den Wochenenden. Dann<br />
werde es mit einem Mal ganz<br />
still, und wenn der Föhn bläst<br />
oder eine steife Brise über die Nordkette<br />
des Karwendels heranfegt, stinkt es nicht<br />
einmal mehr. Der Lärm, dieses ständige<br />
auf- und abschwellende Rauschen, ist weg:<br />
erstickte Mobilität.<br />
78 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
Seit einem halben Jahrhundert<br />
rollt der Verkehr über die<br />
Europabrücke, Tag für Tag.<br />
Und die Serles schaut zu.<br />
Foto: Eugen E. Hüsler<br />
Andreas sitzt in seinem Haus oberhalb der<br />
Autobahn und schaut durchs Fenster auf<br />
das vierspurige Asphaltband. Darüber erhebt<br />
sich behäbig rund der Patscherkofel.<br />
Aufbruch ins Betonzeitalter<br />
»Da habe ich über vierzig Jahre gearbeitet«,<br />
sagt er, »bei der Seilbahn«. Als er seinen ersten<br />
Lohn abholte – 4800 Schilling waren<br />
in der Tüte – feierte Tirol gerade die Eröffnung<br />
der Europabrücke. Die Rede hielt der<br />
damalige Bundeskanzler Alfons Gorbach.<br />
Er sprach von Auf bruch, vom Beginn eines<br />
neuen Zeitalters. Das begann in Tirol tatsächlich:<br />
mit dem Sieg des Betons über die<br />
Natur. Die Kinder staunten über die Lastwagen,<br />
die anfangs nicht allzu häufig vorbeifuhren.<br />
Rund 20 000 Laster passierten 1959<br />
die Grenze zu Italien – im Jahr. Der Bau der<br />
Brenner-Autobahn begann dann auch,<br />
INFO<br />
Die Europabrücke<br />
Bauzeit: 1959–1963<br />
Länge: 820 m<br />
Höhe: 192 m<br />
Breite: 24,6 m<br />
Konstruktion: Hohlkastenbrücke<br />
Größte Spannweite zwischen Pfeilern:<br />
198 m<br />
Verbauter Beton: 70 000 Kubikmeter<br />
Verbauter Armierungsstahl: 1400 Tonnen<br />
Tägliche Maximalfrequenz: 80 000<br />
Fahrzeuge<br />
11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 79
Der Verkehr kennt keine Nachtruhe,<br />
schon gar nicht am Brenner.<br />
Elegant geschwungen: die Brücke an der Mündung des Obernberger Tals<br />
Betonbogen: die Brücke bei Gossensaß<br />
weil man diesen Schwerverkehr den Wipptalern<br />
nicht länger zumuten wollte. Heute<br />
sind die Kinder von damals längst erwachsen,<br />
und über die Europabrücke fahren im<br />
Durchschnitt 70 000 Autos – täglich. Die<br />
Zukunft sieht für die Menschen eben ganz<br />
anders aus, als sie von den Sonntagsrednern<br />
des 17. November 1963 beschworen wurde.<br />
Das Wipptal versinkt in dem endlosen Verkehrsstrom,<br />
der über die Autobahn malmt,<br />
von Nord nach Süd und umgekehrt. Man<br />
fühlt sich überfahren, buchstäblich. Ein<br />
Dutzend Mal haben wütende Anwohner<br />
schon die Transitstrecke blockiert, den Verkehr<br />
aufgehalten – umsonst. Versprochen<br />
KOMPAKT<br />
Infos zum Wipptal<br />
Information: TVB-Zentrale Wipptal,<br />
A- 6150 Steinach; Tel. 00 43/52 72/<br />
62 70, www.wipptal.at<br />
Innsbruck Tourismus, Burggraben 3, A-6021<br />
Innbruck; Tel. 00 43/512/59 850,<br />
www.innsbruck.info<br />
Karte: Österreichische Karte (BEV), Blatt<br />
2229-Ost »Brenner«, Blatt 2229-West<br />
»Fulpmes«<br />
70 000 Autos fahren<br />
täglich über<br />
die Europabrücke.<br />
Dagegen hatte<br />
es die Schiene bislang<br />
schwer.<br />
wurde jeweils vieles, Politiker reden immer<br />
so, das weiß man längst in Steinach und<br />
Matrei, auch im Südtiroler Dorf Klausen<br />
und anderswo. Abhilfe schaffen soll jetzt<br />
der Brenner-Basistunnel. Doch der wird, behaupten<br />
Fachleute, nach seiner Eröffnung<br />
nicht einmal den Zuwachs des Güterverkehrs<br />
schlucken können.<br />
Vorrang hat immer der Verkehr<br />
Die Alpen als Hindernis, nicht als Lebensraum.<br />
Ein Haufen Gestein, dem man mit<br />
modernster Technik Herr zu werden versucht.<br />
Alles ist machbar, solange es dem<br />
Verkehr dient, so lautete das Credo in Brüssel,<br />
in Berlin und in Rom. Dagegen hatte es<br />
die Schiene bislang schwer. 50 Millionen<br />
Tonnen Fracht nahmen im Jahr 2008 ihren<br />
Weg über den Brenner, mehr als zwei<br />
Drittel davon wurden auf der Autobahn<br />
transportiert. Kein Wunder, dass zwischen<br />
Innsbruck und Bozen fast immer gebaut<br />
und repariert wird. Alle paar Jahre muss der<br />
Asphaltbelag erneuert werden, sind Brücken<br />
und Viadukte doch extremen Belastungen<br />
durch die 40-Tonner ausgesetzt. Zu<br />
dem Krach, den die Boliden verursachen,<br />
kommt dann auch noch der Baulärm. Das<br />
Leben an der großen Transitachse ist keine<br />
Idylle, und gesund schon gar nicht. Andreas<br />
Gschwendtner weiß es.<br />
Das Wipptal – ein geopfertes Tal?<br />
Die Leute im Wipptal, alle wissen sie es. Sie<br />
wissen auch, dass sie zu Bewohnern einer<br />
»Vorbeifahr-Region« geworden sind. Wäre<br />
der Brennerpass nicht, der bequemste aller<br />
Alpenübergänge, würde man die Gegend<br />
als idyllisch bis hochalpin anpreisen. Von<br />
Bergesruh’ wäre in den Prospekten die Rede,<br />
Matrei könnte den sanften Tourismus<br />
proben. Und die kleinen Dörfer an der Sill<br />
wären Urlaubsziel, nicht nur vorbeihuschendes<br />
Sekundenbild am Weg dorthin.<br />
Das Wipptal, ein verlorenes Tiroler Tal,<br />
dem Verkehr, dem Wohlstand geopfert?<br />
Nein, da sind die Berge zu groß, die Tä-<br />
Fotos: Picture Alliance / Rolf Kosecki, Eugen E. Hüsler (4)<br />
80 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
TOUREN<br />
Sechs Touren vor dem Tor zum Süden<br />
Panoramawege mit Zirben, Klettersteige mit Tiefblick und ein Paradeberg mit Paradeaussicht:<br />
Das Wipptal lädt zu vielfältigen Bergtouren verschiedenster Disziplinen ein.<br />
Eins haben alle gemeinsam: Die Anfahrt führt über Straßen mit Weltruf.<br />
1 Patscherkofel – »Zirbenweg«<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
100 Hm 1000 Hm<br />
Charakter: Nomen est omen! Von<br />
der Bergstation der Patscherkofel-<br />
Seilbahn führt der »Zirbenweg« zum<br />
Alpengasthof Boscheben, wo der<br />
Abstieg durch das malerische Viggartal<br />
beginnt: viel Aussicht bei wenig<br />
Anstrengung. Und natürlich: herrliche<br />
Zirbenbestände an der Nordfl anke<br />
des Patscherkofels. Sehr lohnend ist<br />
auch die Höhen runde um den<br />
Patscherkofelgipfel auf markierten<br />
Wegen, 1¾ Std.<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der<br />
Patscherkofelbahn (1964 m)<br />
Einkehr: Alpengasthof Boscheben,<br />
Meißnerhaus<br />
Route: Seilbahnstation – Gh.<br />
Boscheben (2035 m) – Meißnerhaus<br />
(1707 m) – Viggartal – Mühltal<br />
(1039 m; Linienbus nach Igls)<br />
2 Serles (2718 m)<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
1080 Hm 1080 Hm<br />
Charakter: Der Paradeberg des<br />
Wipptals ist natürlich ein beliebtes<br />
Gipfelziel, gut drei Stunden vom Wallfahrtsort<br />
Maria Waldrast. Markierter<br />
Weg, gleich oberhalb des Serlesjöchls<br />
kurze Leiter, zum Gipfel hin Geröll und<br />
leichte Felsstufen. Großes Panorama!<br />
Ausgangspunkt: Maria Waldrast<br />
(1638 m), Anfahrt von Matrei über<br />
mautpfl ichtige Straße.<br />
Einkehr: Maria Waldrast<br />
Route: Maria Waldrast – Serlesjöchl<br />
(2384 m) – Serles<br />
3 Naviser Almenrunde<br />
▶ leicht 4 Std.<br />
600 Hm 600 Hm<br />
Charakter: Das innerste Naviser Tal<br />
ist ein weitläufi ges Almgebiet – ideal<br />
für eher gemütliche Wanderungen.<br />
Wer nicht nur zu den Gipfeln, sondern<br />
auch mal gerne auf den Teller<br />
(oder ins Glas) guckt, ist hier richtig:<br />
Vier Einkehren stehen zur Wahl. Prost!<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Schranzgatter<br />
(1415 m)<br />
Einkehr: Peeralm, Klammalm, Stöcklalm,<br />
Naviser Hütte<br />
Route: Parkplatz – Peeralm (1663 m)<br />
– Klammalm (1947 m) – Poltenalm<br />
(1880 m) – Stöcklalm (1882 m) –<br />
Naviser Hütte (1767 m) – Parkplatz<br />
4 Peter-Kofler-Klettersteig<br />
▶ K3 2½ Std.<br />
300 Hm 300 Hm<br />
Charakter: Absoluter Genussklettersteig<br />
in der schroffen Staffl acher<br />
Wand über St. Jodok mit einigen<br />
originellen Passagen und packenden<br />
Tiefblicken. Gut geeignet auch<br />
für Einsteiger, die hier Maß nehmen<br />
können für anspruchsvollere Ziele<br />
in den Stubaier Alpen.<br />
Ausgangspunkt: St. Jodok am<br />
Brenner (1129 m)<br />
Einkehr: in St. Jodok<br />
Route: St. Jodok – Einstieg (1180 m)<br />
– Peter-Kofl er-Klettersteig –<br />
Ausstieg (1440 m)<br />
– St. Jodok<br />
5 Padauner Kogel (2066 m)<br />
▶ mittel 3 Std.<br />
520 Hm 520 Hm<br />
Charakter: Kurze Gipfelrunde, gut<br />
markiert; im Auf- und Abstieg längere<br />
sehr steile Passagen. Vom Gipfel<br />
großes Panorama und Tiefblick<br />
auf den Brennerpass. Bei Nässe<br />
eine abschnittweise unangenehme<br />
Rutschpartie; die Wege sollten auf<br />
jeden Fall trocken sein!<br />
Ausgangspunkt: Larcherhof<br />
(1565 m) im Weiler Padaun<br />
Einkehr: Gasthof Steckholzer<br />
(1570 m) in Padaun<br />
Route: Larcherhof – Meinrads Köpfl<br />
– Padauner Kogel –<br />
Gh. Steckholzer –<br />
Larcherhof<br />
Tourenkarte 10<br />
Heftmitte<br />
Tourenkarte 9<br />
Heftmitte<br />
6 Obernberger Tribulaun –<br />
Nördlicher Rosslauf (2881 m)<br />
▶ mittel 8¼ Std.<br />
1540 Hm 1540 Hm<br />
Charakter: Ausgedehnte Gipfel- und<br />
Kammüberschreitung im Naturschutzgebiet<br />
mit einigen kurzen Felspassagen<br />
(I+, eine Stelle gesichert),<br />
fantastische Aussicht,<br />
im Frühsommer üppige Flora. Top-<br />
Kondition im Aufstieg und Trittsicherheit<br />
im Abstieg unerlässlich!<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz beim<br />
Gh. Waldesruh (1439 m) im Obernberger<br />
Tal<br />
Einkehr: keine Hütte am Weg<br />
Route: Gh. Waldesruh – Obernberger<br />
Tribulaun (2780 m) – Nördlicher<br />
Rosslauf – Portjoch (2110 m) –<br />
Gh. Waldesruh<br />
Steil, aber gut gesichert: Der »Peter-Kofler-Klettersteig«<br />
Einfach zusammengesteckt: Die Holzzäune in und um Padaun<br />
11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 81
Der Passhöhe entgegen: die letzten Autobahnkilometer vor der Grenze zu Italien<br />
Vor dem »Steckholzerhof« sitzt es sich gut.<br />
ler zu tief, und so mancher Winkel ist einfach<br />
zu schön. Wie beispielsweise St. Jodok<br />
und sein Umland – nah der Transitachse<br />
und doch ganz anders. Fünfzig Quadratkilometer<br />
Bauernwelt bis hinauf zu Firn und<br />
Fels am Olperer und am Schrammacher.<br />
Bereits 1942 wurde das Valser Tal unter Naturschutz<br />
gestellt, seit ein paar Jahren sind<br />
zwei Drittel der Gemeindefläche als Natura-<br />
2000-Gebiet ausgewiesen. Im Gemeinderat<br />
hat die Alternative Vals–St. Jodok eine<br />
Mehrheit, sie stellt auch den Bürgermeister.<br />
So ist St. Jodok eines von mittlerweile<br />
landesweit zwanzig »<strong>Bergsteiger</strong>dörfern«<br />
des Österreichischen Alpenvereins, die sich<br />
Grenzstation, Einkaufsparadies und Wasserscheide<br />
von Inn und Eisack: der Brenner<br />
Naturschutz nahe<br />
der Transitachse:<br />
50 Quadratkilometer<br />
Bauernwelt hinauf<br />
zu Firn und Fels<br />
den Zielen der Alpenkonvention besonders<br />
verpflichtet fühlen.<br />
Bauernland jenseits des Standstreifens<br />
Gibt es also doch heile Bergwelt in Sichtweite<br />
der Brenner-Autobahn? Am Weg über<br />
den Padauner Kogel könnte man es glauben,<br />
trotz gelegentlicher Tiefblicke auf das Transitmonster.<br />
Der Weg vom Larcherhof herauf<br />
ist sausteil, am Südrücken des Berges stelle<br />
ich fest, dass hier gemäht worden ist, von<br />
Hand. Die Ernte saust dann am Drahtseil hinunter<br />
zum Hof. Bergmahd ist im Valser Tal<br />
noch recht verbreitet. Der Schnitt im Sommer<br />
verhindert, dass die Wiesen allmählich<br />
verbuschen. Wir tun uns an den Himbeeren<br />
und Heidelbeeren gütlich, die links und<br />
rechts des Weges wachsen. Am Gipfel lädt<br />
die »Knödelbank« zu einer Aussichtsrast.<br />
Steckholz und Knödel<br />
Mein Magen knurrt vernehmlich, aber ich<br />
verschiebe den Gedanken an deftige Speckknödel<br />
auf später. Drunten in Padaun wartet<br />
nämlich der »Steckholzer«. Ein eigenartiger<br />
Name für ein Gasthaus, – was es<br />
damit auf sich hat, erklärt uns Martina: »Ihr<br />
habt die Zäune am Weg zu uns gesehen?<br />
Die bestehen aus Holz und sind einfach<br />
zusammengesteckt, ohne Draht und Nagel.<br />
Bei und in Padaun gibt’s fast drei Kilometer<br />
davon – Tiroler Rekord!«<br />
Sie lacht, und uns ist jetzt klar, wie der<br />
Hof – der übrigens seit 1313 urkundlich<br />
nachgewiesen ist – zu seinem Namen kam.<br />
Der Speckknödel in der Brühe schmeckt,<br />
das Zillertaler Bier aus der Nachbarschaft<br />
auch. Schon ein ungewöhnlicher Tiroler<br />
Bergwinkel, dieses Valser Tal. Dazu passt<br />
auch die Geschichte des Bergwerks an der<br />
Alpeiner Scharte, dem Übergang aus dem<br />
Valser Tal in den Zamser Grund. Im Zweiten<br />
Weltkrieg erbauten die Nazis dort eine<br />
Erzauf bereitungsanlage, die aber nie in Betrieb<br />
ging. Großbaustellen gab es im Wipptal<br />
also auch schon vor der Europabrücke.<br />
Wir fahren hinab ins Tal, hinaus nach St. Jodok.<br />
Da kommt gerade ein Zug aus dem 481<br />
Meter langen Jodoktunnel, bremst, hält an.<br />
»Knapp eine halbe Stunde bis Innsbruck,<br />
Fotos: Tirol Werbung / Bernhard Aichner, Eugen E. Hüsler (2), Udo Bernhart<br />
82 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
192 Meter misst die Brücke – genug für Bungeejumping<br />
mit der S-Bahn«, sage ich, mehr zu mir<br />
selbst. Ganz praktisch, eine gut ausgebaute<br />
Infrastruktur. Es muss ja nicht unbedingt<br />
eine Autobahn sein …<br />
Noch sind sie alle auf dem Asphaltband unterwegs,<br />
die Laster von Fercam und Arcese<br />
und Betz, die Surfer und die Alle-Jahre-fahren-wir-nach-Südtirol,<br />
die Jungen und die<br />
Alten. Schönberg-Mauthalt, Sterzing auch,<br />
und dann ein Espresso, weil endlich Süden<br />
ist, einchecken im Hotel oder auf dem Camping:<br />
Transit.<br />
Verwurzelt im Transitbereich<br />
Andreas Gschwendtner fährt nicht weg,<br />
nicht in diesem Sommer und nicht über<br />
den Brenner. Theresa, seine Frau, möchte<br />
schon, vielleicht in ein Bad in Deutschland,<br />
wegen ihrer Bronchien. Andreas will dafür<br />
wieder einmal auf die Serles steigen. Da war<br />
er als Bub, und dann noch ein paar Mal.<br />
Er möchte oben sitzen auf diesem Tiroler<br />
Hochthron und hinabschauen ins Tal, auf<br />
Innsbruck, ins Wipptal, auf sein Dorf, sein<br />
Haus, seine Heimat. Und nachdenken. Darüber,<br />
was sich alles verändert hat, seitdem<br />
er bei der Patscherkofelbahn seine Arbeit<br />
angetreten hat – und Herr Gorbach die<br />
schöne Rede zur Eröffnung der Europabrücke<br />
gehalten hat.<br />
◀
REPORTAGE<br />
Klettern und Kunst:<br />
Lichtinstallation in Norwegens Eisfällen<br />
Illuminati<br />
Klirrendkalte Eiszapfen wie fließendes Wachs anmuten<br />
zu lassen, klingt nach Zauberei. Doch dem<br />
Beleuchtungsmeister David Hedinger gelingt eine<br />
solche Inszenierung. Auch Dank der Hilfe von<br />
Kletterprofis wie Dani Arnold und Stephan Siegrist.<br />
Von Beate Dreher (Text) und Thomas Senf (Bilder)<br />
84 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
Exklusive<br />
Hintergrund-<br />
Reportage zur<br />
Bildstrecke<br />
Seite 6<br />
David Hedinger dreht an den Reglern<br />
seines Mischpults. Erst<br />
leuchtet die Eisgrotte grün, dann<br />
pink, und schließlich erstrahlt<br />
sie wie eine gotische Kathedrale<br />
in warmem Kerzenlicht. Ob er sich dabei<br />
nicht ein bisschen wie ein Zauberer fühlte?<br />
»Klar! Schließlich erschaffe ich virtuelle<br />
Räume, die es eigentlich gar nicht gibt.<br />
Auf Knopfdruck ist der Zauber wieder verschwunden«,<br />
bestätigt der Schweizer Lichtmaler.<br />
In seinem Berufsalltag beleuchtet<br />
er am Theater in Luzern Opern-, Schauspiel-<br />
oder Ballettaufführungen, manchmal<br />
auch Hausfassaden. In der Regel ein<br />
angenehmer Arbeitsplatz, weder nass noch<br />
kalt. Ganz anders sein neues Wirkungsfeld:<br />
Eingepackt in eine dicke Daunenjacke steht<br />
Hedinger in einer verschneiten, von eingefrorenen<br />
Wasserfällen gesäumten Schlucht<br />
im norwegischen Hallingdal. Die Sonne ist<br />
längst untergegangen. Umso mystischer<br />
wirkt die Szenerie: Ein circa 30 Meter hoher<br />
Eisfall leuchtet abwechselnd in allen<br />
erdenklichen Farbschattierungen. Mittendrin<br />
in dieser unwirklichen Welt hangelt<br />
sich Eiskletterprofi Dani Arnold gekonnt an<br />
den fragilen Eisgebilden<br />
entlang. Er klettert dabei<br />
äußerst vorsichtig,<br />
denn das Eis ist spröde,<br />
und die formschönen<br />
Zapfen brechen leicht<br />
ab. Schon bevor er<br />
einsteigt, wird er vom Kameramann Joe<br />
Areddy und dem Fotografen Thomas Senf<br />
ermahnt, ja nicht die Kulisse zu zerstören.<br />
Die beiden haben ein hochgestecktes Ziel:<br />
faszinierende Eiskletter-Bilder wie aus einer<br />
anderen Welt, die man so noch nicht<br />
gesehen hat. Ein Kletterdurchlauf wird dafür<br />
nicht genügen, sondern noch einer und<br />
noch einer und noch einer…<br />
Stephan Siegrist<br />
am mit Fackeln<br />
beleuchteten Voringsfossen-Eisfall<br />
»Das Ziel ist hoch gesteckt: faszinierende<br />
Eiskletter-Bilder wie aus einer anderen Welt zu<br />
zeigen, die man so noch nicht gesehen hat.«<br />
Da soll ich hoch?<br />
Im Schein der Fackeln<br />
leuchtet der Eisfall<br />
wie Draculas Gruft.<br />
Fotokunst statt Extremsport<br />
Dani Arnold, Speedrekordhalter an der<br />
Eiger-Nordwand, war noch nie zum Eisklettern<br />
in Norwegen. Ihm haben es vor allem<br />
die technisch anspruchsvollen Mixedrouten<br />
in Schottland angetan. Und natürlich<br />
hat auch die heimische Schweiz im Winter<br />
einige Eisrouten nach seinem Geschmack<br />
zu bieten. Kurz vor der Reise nach Norwegen<br />
absolvierte der 29-jährige Urner einen<br />
regelrechten Eisklettermarathon an der<br />
Breitwangflue: In nur 13 Stunden reihte<br />
er mit »Flying Circus«, »Mach3« und »Crack<br />
Baby« drei der weltweit schwersten Eis- und<br />
Mixedkletterrouten aneinander. Hier in<br />
Norwegen beim Teamtrip der Mammut-<br />
Profiathleten stehen ausnahmsweise<br />
Bei Tageslicht checkt<br />
Aljaz Anderle die<br />
Möglichkeiten für die<br />
Lichtinstallation.<br />
11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 85
Keinen der formschönen<br />
Zapfen abbrechen,<br />
lautet die Vorgabe für<br />
Dani Arnold.<br />
86 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
mal nicht solche sportlichen Höchstleistungen<br />
im Vordergrund. Vielmehr geht<br />
es darum, die Vision außergewöhnlicher<br />
Film- und Fotoaufnahmen umzusetzen<br />
– und natürlich gemeinsam eine schöne<br />
Zeit zu erleben.<br />
Alle packen mit an<br />
Auch Stephan Siegrist, ebenfalls Mammut-<br />
Pro-Team-Athlet, ist mit von der Partie. Bislang<br />
kannte der Extremsportler nur die norwegischen<br />
Hotspots zum Basejumpen. Aber<br />
auch die riesigen Eisfälle begeistern ihn im<br />
Land der Fjorde. Wie alle anderen Profiathleten<br />
ist der Schweizer nicht hier, um eigene<br />
Kletterziele zu verwirklichen. Stattdessen<br />
packt er stundenlang beim Installieren der<br />
Scheinwerfer mit an, die mit Hilfe abenteuerlicher<br />
Seilkonstruktionen an unterschiedlichen<br />
Stellen im Eis platziert werden. Um<br />
den 100 Meter hohen, gefrorenen Wasserfall<br />
Tyssvikjo in der Nähe von Eidfjord, der zweiten<br />
Foto-Location, optimal auszuleuchten,<br />
muss die Position der Lampen unzählige<br />
Male leicht korrigiert werden. Insgesamt<br />
werden zwölf riesige LED-Strahler verbaut<br />
und über 500 Meter wasserdichte Generatoren-,<br />
Steuer- und Stromkabel verlegt. »In<br />
der Regel bin ich reibungslosere Shootings<br />
gewöhnt. So ein Aufwand ist auch für mich<br />
neu«, verrät Siegrist schmunzelnd.<br />
Hightech für perfekte Aufnahmen<br />
Neben Alpinfotograf Thomas Senf und Kameramann<br />
Joe Areddy sind bei den Eiskletter-Aufnahmen<br />
in Norwegen auch die beiden<br />
Schweizer Remo Masina und Raphael<br />
Schläppi mit ihrer Drohnenkamera für möglichst<br />
spektakuläre Bilder verantwortlich.<br />
Masina ist Elektroniker und lenkt die von<br />
mehreren Propellern angetriebene Drohne<br />
über eine Fernsteuerung. Schläppi, der Kameramann,<br />
bedient die ebenfalls ferngesteuerte<br />
Kamera und filmt. Schon auf den ersten<br />
Blick wird klar: Hier hat jemand Spaß bei<br />
der Arbeit. Ein wenig erinnert die Drohnenkamera<br />
an einen Spielzeughubschrauber.<br />
Schaut man genauer hin, zeigen die vielen<br />
Kabel und Schräubchen aber schnell, wie<br />
viel Technik in diesem Gerät steckt. Wie Beleuchter<br />
David Hedinger kämpfen auch die<br />
Drohnen-Jungs mit erschwerten Bedingungen:<br />
Die Dunkelheit und die weite Distanz<br />
zum Wasserfall erhöhen die Schwierigkeit,<br />
perfekte Aufnahmen zu erhalten. Remo<br />
steht am Rand der Schlucht und versucht,<br />
von oben möglichst nah an den Eisfall heranzufliegen.<br />
Dabei ist Vorsicht geboten,<br />
denn unten blasen Windwirbel, die das Gerät<br />
leicht beschädigen können. Und tatsächlich:<br />
Schon beim ersten Filmversuch stürzt<br />
die sensible Drohne beinahe<br />
ab. Grund ist ein<br />
defekter Propeller. Während<br />
ein Teil des Teams<br />
aus der Unterkunft in<br />
Eidfjord den Ersatzpropeller<br />
besorgt, hat der<br />
Rest Zwangspause. »Ein Liegestuhl wäre jetzt<br />
huorageil (schweizerisch für ›klasse/super‹)«,<br />
seufzt Christoph Schaub, der bei Mammut<br />
für die Betreuung der Athleten zuständig ist.<br />
Stumpf taugt nichts:<br />
Dani Arnold schleift<br />
sein Eisgerät nach.<br />
Stephan Siegrist<br />
und Ralf Weber am<br />
Skykkjedalsfossen<br />
»Der illuminierte Eisfall sieht wie ein riesiges<br />
Laserschwert aus. Irreal und geisterhaft.<br />
Passanten reiben sich ungläubig die Augen.«<br />
Mirjam Limmer, Dani Arnold, Ann-Aylin Sigg,<br />
Stephan Siegrist, Ralf Weber und David Fasel<br />
KOMPAKT<br />
Eisklettern rund<br />
um Eidfjord<br />
Das norwegische Eisklettermekka liegt<br />
am Fuße der Hardangervidda, der größten<br />
Hochebene Europas, und ist von der Stadt<br />
Bergen aus in circa drei Autostunden in<br />
östlicher Richtung zu erreichen. Die unzähligen,<br />
bis zu 500 Meter hohen Eisfälle bieten<br />
Kletterern noch genügend Möglichkeiten für<br />
Erstbegehungen. Eine Karte zum Gebiet gibt<br />
es z. B. von Turkart im Maßstab 1:50 000.<br />
Mehr Eindrücke unter iceclimbeidfjord.com<br />
Zum Leben erweckt<br />
Als es gegen sieben Uhr am Abend endlich<br />
losgeht und Dani Arnold im Licht der Stirnlampe<br />
die Steigeisen an seinen Schuhen<br />
befestigt, merkt man ihm an, wie viel Überwindung<br />
es ihn kostet, bei Kälte und Dunkelheit<br />
jetzt noch ins Eis zu gehen. Aber die<br />
Mühe aller Beteiligten macht sich bezahlt:<br />
Der illuminierte Eisfall sieht von weitem<br />
wie ein riesiges Laserschwert aus. Irreal<br />
und geisterhaft. Das leuchtende Spektakel<br />
bleibt nicht unentdeckt: An der Straße, die<br />
oberhalb der Schlucht entlang führt, fahren<br />
die Autos langsamer, manche bleiben sogar<br />
stehen. Die meisten reiben sich ungläubig<br />
die Augen: Sind sie doch wahr, die skandinavischen<br />
Sagen über die unbezwingbaren<br />
Eisriesen, die nachts zum Leben erwachen<br />
und den Bewohnern des Nordens einst das<br />
Fürchten lehrten?<br />
◀<br />
Wie in einem<br />
Science-Fiction-Film:<br />
Der Eisfall wird<br />
zum Laserschwert.<br />
11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 87
SERVICE<br />
Großer Ausrüstungsberater Winter 2013/14<br />
Der Winter<br />
kann kommen<br />
Foto: Klaus Kranebitter<br />
A bisserl was geht immer, und so bringen die Hersteller<br />
auch in der kommenden Wintersaison einige<br />
Neuerungen auf den Markt. Ein großes Thema sind<br />
Hybrid-Produkte, die – je nachdem, wo am Körper sie<br />
sitzen – unterschiedlich stark wärmen. Die nächsten<br />
Seiten geben einen Überblick über diese und weitere<br />
Neuheiten. Von Christian Schneeweiß<br />
So macht Winter<br />
Spaß: Traumabfahrt<br />
nahe des Skigebiets<br />
Rosshütte, Tirol<br />
Das Prinzip von Hybrid-Kleidung<br />
ist raffiniert und eigentlich naheliegend:<br />
Wärmende Materialien<br />
dort, wo man schnell friert,<br />
luftige Einsätze dort, wo man<br />
besonders stark schwitzt. So wird der Körper<br />
geschützt, und doch kommt es kaum zu<br />
Überhitzung bei Aktivität. Der Nachteil: Am<br />
Gipfel kühlt man schneller aus.<br />
Dagegen schützen robuste, sturmtaugliche<br />
Hardshell-Kombinationen mit perfekten Abdichtungen,<br />
meist helmtauglicher Kapuze<br />
und ebenfalls wasserdicht-atmungsaktiven<br />
Hosen oder besser Überhosen (lassen sich<br />
auch mit Ski oder Schneeschuhen, Steigeisen<br />
oder Grödeln an den Füßen über eine<br />
atmungsaktivere warme Hose ziehen). Im<br />
Winter sind allerdings winddichte und wasserresistente<br />
Softshells mit oder ohne Fleecefutter<br />
besser, sofern sie atmungsaktiver oder<br />
beweglicher sind und es nicht regnet.<br />
Nach dem Zwiebelprinzip kommt darunter<br />
eine wärmende Fleecejacke (oder Hybridjacke),<br />
die beim wärmenden Aufstieg gar<br />
nicht oder zur Lüftung außen getragen werden<br />
sollte. Daunenjacken oder -westen sind<br />
am wärmsten, aber tatsächlich eher Startund<br />
Gipfelwärmer (außer auf Expedition).<br />
Leichte Grundwärmung und hohe Dampfdurchlässigkeit<br />
kombiniert langärmelige<br />
bzw. langbeinige Winterunterwäsche aus<br />
Wolle. Diese nimmt allerdings mehr Feuchtigkeit<br />
auf als sie abgibt, weshalb sie mit<br />
dampfableitenden Kunstfasern durchwebt<br />
sein sollte (auch zur Festigung). Wer stark<br />
schwitzt, sollte ein Sommer-T-Shirt aus Polyester<br />
o. ä. drunterziehen. Optimal funktioniert<br />
Wolle bei Winterstrümpfen aller<br />
Art, wo sie wärmt, polstert, Feuchte aufnimmt,<br />
die sowieso nur spärlich verdampfen<br />
kann, und den Fußschweißgeruch tagelang<br />
unterbindet.<br />
88 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13
Alle Produktfotos: Hersteller<br />
Foto: Bernd Ritschel<br />
Winterwandern<br />
Wenn’s kalt ist, wird<br />
die Ausrüstung umso<br />
wichtiger: Skitour in<br />
der Cadinigruppe in den<br />
Sextener Dolomiten<br />
Dreiteilige Trekkingstöcke<br />
Prestige von Fizan<br />
Günstig und leicht sind diese dreiteiligen Trekkingstöcke mit<br />
Schaumstoffgriff und Neoprenschlaufe – einfache Einstellung und<br />
zuverlässiger Halt von Handschlaufe und Längenverstellung inklusive.<br />
Das interne Flexy-Locking-System hält dauerhaft eine Belastung von<br />
mehr als 100 Kilogramm.<br />
• 50 mm Teller, Hartmetallspitze, Gummikappe für Straßen<br />
• Länge: 64–140 cm<br />
Preis: 59,95 €<br />
Info: www.krah.com, www.fi zan.it<br />
Daunen-Parka<br />
Women’s Muztagh Coat II<br />
von Vaude<br />
Der lang geschnittene<br />
Daunenmantel wärmt mit<br />
erstaunlich hoher Bauschkraft<br />
von den Oberschenkeln<br />
bis zum Kopf dank Kragen<br />
und anpassbarer<br />
Daunenkapuze. Die Arme<br />
schützen dehnbare Bünde,<br />
die Hände kuschelige<br />
Einschubtaschen.<br />
• umwelt- bzw. tierfreundlich<br />
hergestellt und bluesignzertifi<br />
ziert<br />
• Gewicht: 800 g, 80/20<br />
Entendaunenfüllung mit<br />
600 cuin Bauschkraft<br />
Preis: 300 €<br />
Info: www.vaude.de<br />
Im Winter sollten<br />
Stöcke zur Grundausrüstung<br />
gehören.<br />
Winterstiefel<br />
Chair 5 Print WP M’s<br />
von Teva<br />
Ultraleicht und weniger klobig sind<br />
diese wasserdichten Galoschenstiefel<br />
für geräumte Wege mit festem<br />
Gummifußbett und weichem Schaft.<br />
Der herausnehmbare Innenschuh mit<br />
Isolierung (250 g Thinsulate Lite<br />
Loft) und EVA-Sohle lässt sich auch<br />
als Hüttenschuh verwenden.<br />
• griffi ges Profi l, auf Halbschuhgröße<br />
zusammenfaltbar<br />
• Gewicht: 1050 g/Paar (Gr. 42,<br />
Herrenmodell Chair 5); 900 g/Paar<br />
(Gr. 38, Damenmodell Jordanelle)<br />
Preis: 190 €<br />
Info: www.teva.tatonka.com<br />
Winter-Trekkingschuh<br />
Dakota Winter GTX von Hanwag<br />
Warm, robust und doch atmungsaktiv ist dieser isolierte Trekkingschuh<br />
für Winterwanderungen. Sohlenisolierung und das herausnehmbare<br />
Thermo-Fußbett machen den komfortablen Schuh winterfest, den Grip<br />
liefert die von Hanwag entwickelte rutschhemmende IceGrip-Sohle.<br />
• Leder-/Textilschuh mit Gummischutz an Vorfuß und Ferse<br />
• als Damen- und Herrenmodell erhältlich<br />
Preis: 209,95 €<br />
Info: www.hanwag.de<br />
!<br />
Worauf es ankommt:<br />
Winterwandern ist im Prinzip auch mit der normalen Bergausrüstung<br />
möglich. Spätestens bei vereistem Weg oder<br />
an einem kälteren Wintertag wird man sich aber Gedanken<br />
über eine passende Ausrüstung machen. Wie bei allen<br />
Winteraktivitäten ist die Gehhilfe unterm Fuß das wichtigste<br />
Element. Die traditionellen Grödeln sind zwar einfach und<br />
günstig, aber mit ihren langen Zacken etwas unhandlich,<br />
zudem können sie verrutschen.<br />
Besonders auf planierten Rodelwegen eignen sich über<br />
den Schuh gestülpte Spikes oder kleine Zacken in fl exibler<br />
Kettenkonstruktion besser. Mit ihnen kann man auch<br />
problemlos über apere Passagen gehen. Winterstiefel sind<br />
meist hoch gegen Schneeeinfall und immer isoliert, wobei<br />
eine isolierte oder dicke Sohle wichtiger ist als kuscheliges<br />
Fell oder effi ziente Isolationsfaser. Immer mehr Wintermodelle<br />
besitzen zudem nicht nur schneegriffi ge, sondern<br />
tatsächlich rutschresistente Profi lsohlen für vereiste Wege<br />
(außer Blankeis). Als Stöcke verwendet man einfach dreiteilige,<br />
zusammengeschoben gut am Rucksack zu tragende<br />
Trekkingmodelle, die aber bei eingetretenem Sommerweg<br />
Schneeteller haben sollten (meist wechselbar).<br />
Leichter Fingerhandschuh<br />
Digital Liner von Black Diamond<br />
Der ultraleichte, winddichte Handschuh mit<br />
leitfähigem Gewebe an Daumen und<br />
Zeigefi nger ist tauglich zur Bedienung von<br />
Touchscreen-Smartphones oder MP3-<br />
Playern. Sein Obermaterial besteht aus<br />
robustem Gore-Windstopper, die Handfl äche<br />
ist mit griffi gem Ziegenleder verstärkt.<br />
• wenig isoliert, aber angenehm und<br />
atmungsaktiv<br />
• einfache Stretch-Stulpe, Handschuh-Clip<br />
Preis: 49,90 €<br />
Info: www.blackdiamond<br />
equipment.com<br />
Winterstock<br />
Aergon III von Leki<br />
Dreiteiliger Komfortstock mit externem<br />
Speed Lock-Verstellsystem, durch<br />
Knauföffnung verstellbarer Neopren-Handschlaufe<br />
mit Sicherheitslösung. Ergonomischem<br />
Aergon Tour Long-Griff aus<br />
Hartschaum mit Rundknauf und Manschettenverlängerung<br />
zum Tiefergreifen<br />
• Länge: 71–150 cm, Material:<br />
Aluminium HTS 6.5<br />
• lange Hartmetall-Flexspitze mit<br />
Tourenteller (wechselbar)<br />
Preis: 119,95 €<br />
Info: www.leki.de<br />
11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 89
Nie ohne Sicherheitsausrüstung<br />
im Rucksack:<br />
Skitour auf die Sulzspitze<br />
Skitourengehen<br />
Foto: Andreas Strauß<br />
!<br />
Worauf es ankommt:<br />
Skitourengehen ist ausrüstungsintensiv und damit teuer.<br />
Man braucht: Ski, Bindung mit Verstellung auf Aufstiegsmodus<br />
und Steighilfe, steife und doch fl exible Skitourenstiefel<br />
mit Abfahrtsorientierung, Steigfelle, Stöcke,<br />
Sicherheitsausrüstung und natürlich die richtige Kleidung.<br />
Einen wesentlichen Beitrag zur eigenen Sicherheit liefert<br />
der in einem Rucksack integrierte Lawinen-Airbag (meist<br />
wechselbar oder abnehmbar). Bei Auslösung in einem Lawinenabgang<br />
bläht er sich auf und verbessert das Verhältnis<br />
von Volumen zu Gewicht des Skitourengehers so weit,<br />
dass dieser fast immer auftreibt. Er wird inzwischen von<br />
einigen Herstellern angeboten oder lässt sich an Rucksäcke<br />
anderer Hersteller andocken, ist aber nach wie vor teuer.<br />
Allround-Airbag-Rucksack<br />
TOUR 32+7 ABS von Ortovox<br />
Bei diesem variablen Kompakt-Tourenrucksack mit<br />
lüftendem Rückensystem lässt sich bei Sommergebrauch<br />
(Hochtouren) das Airbag-System für Auftrieb bei<br />
Lawinenabgang mit wenigen Handgriffen komplett<br />
ausbauen. Das Volumen ist durch Öffnen eines Reißverschlusses<br />
um 20 Prozent erweiterbar.<br />
• leicht bedienbarer Auslösegriff für Airbag, gleichmäßige<br />
Lastverteilung<br />
• 2 Paar variable Frontriemen, Pickelhalterungen, Gewicht<br />
mit Airbagsystem 3250 g, ohne System 1950 g<br />
Preis: 839,95 € (inkl. Auslöseeinheit Stahl)<br />
Info: www.ortovox.com<br />
Hybrid-Wärmejacke<br />
Men’s Corvara Jacket von Vaude<br />
Diese funktionelle Hybridjacke mit elastischer<br />
Kapuze und Zweiwege-RV kombiniert eine Polartec<br />
Alpha-Wattierung mit dampf- und wärmeableitendem<br />
Stretchfl eece an den Rumpfseiten und<br />
Innenseiten der Ärmel. Der körpernahe Schnitt sorgt<br />
für Wärmeeffi zienz, hohe Beweglichkeit und kleines<br />
Packmaß.<br />
• umwelt- und ressourcenschonende Herstellung<br />
nach bluesign-Standard<br />
• Gewicht: 400 g, Wattierung 80 g, Ärmel<br />
Stretchabschlüsse mit Daumenloch<br />
Preis: 180 €<br />
Info: www.vaude.de<br />
Software-Update für<br />
LVS-Gerät<br />
Pulse Barryvox mit<br />
Firmware 4.0 von Mammut<br />
Eine noch schnellere Ortung von<br />
Lawinenopfern erlaubt dieses<br />
Update: Bei der Feinortung wird das<br />
Auskreuzen durch klare Anweisungen<br />
des Geräts ersetzt, wann von der<br />
Längs- auf die Querachse gewechselt<br />
werden muss. Registriert das Gerät<br />
den Punkt mit dem stärksten Signal,<br />
gibt es das Kommando zum<br />
Sondieren.<br />
• kombiniert schnellere<br />
Suchgeschwindigkeit mit höherer<br />
Präzision<br />
• die Software kann beim<br />
Fachhändler als Update auf alle<br />
alten Pulse Barryvox geladen<br />
werden (kostenlos)<br />
Preis: Gerät mit neuer<br />
Software 380 €<br />
Info: www.mammut.ch<br />
Winterrucksack<br />
mit abnehmbarem<br />
Lawinen-Airbag<br />
Light P.A.S. von Mammut<br />
Die spezielle Airbagform des<br />
Protection Airbag Systems schützt in<br />
einer Lawine Kopf-, Nacken- und<br />
Brustbereich vor Verletzungen und<br />
sorgt für eine optimale Position. Der<br />
Light P.A.S. (Protection Airbag<br />
System) wiegt insgesamt 2120<br />
Gramm, der Airbag ist vollständig<br />
ausbaubar.<br />
• Befestigungen für Ski, Snowboard,<br />
Pickel und Skistöcke, Rückenlängen-<br />
Verstellung<br />
• 30 l, Rucksackgewicht allein 1250<br />
g, Rucksack und Airbag auch<br />
separat erhältlich<br />
Preis: 700 € (inkl. Airbag)<br />
Info: www.mammut.ch<br />
Zweiteilige Karbon-<br />
Skitourenstöcke<br />
Aria 2 von Fizan<br />
Mit dem neuen externen Concept-<br />
System lässt sich mit minimalem<br />
Kraftaufwand die Verriegelung der<br />
Längenverstellung lösen oder mit<br />
über 100 kg Belastbarkeit fi xieren.<br />
Die Handschlaufen der ultraleichten<br />
Stöcke werden mittels einer<br />
Knauf-Taste verstellt oder verriegelt.<br />
• Hartmetallspitze, Greifmanschette,<br />
Gummi-Schutzkappe auch für<br />
Straßen<br />
• Länge: 95–140 cm, Trekking-,<br />
Schnee- und Pulverteller<br />
Preis: 109,95 €<br />
Info: www.krah.com, www.fi zan.it
Zweiteiliger Skitourenstock<br />
Phantastick 2 von Völkl<br />
Der zweiteilige Stock aus gehärtetem Aluminium mit kälteunempfi ndlichem,<br />
externem Power Lock-Verschluss ist fast jeder Körperlänge und<br />
Geländesituation anpassbar. Griffi ge Manschette zum Tiefergreifen bei<br />
Hangquerungen<br />
• ergonomischer Griff aus EVA-Schaum, komfortable Handschlaufe<br />
• Stocklänge: 110–135 cm, Schneeteller an fl exiblem Spitzenaufsatz<br />
Preis: 129,95 €<br />
Info: www.voelkl.com<br />
Funktionelle Skitourenwäsche<br />
Ski Touring von X-Bionic<br />
Beim Aufstieg kühlt sie, auf dem Gipfel trotzt<br />
sie Kälte und Wind, bei der Abfahrt ist sie<br />
bereits wieder trocken: Die Funktions-Kombination<br />
aus ausgeklügelten Materialzonen<br />
und luftbindendem 3DBionicSphere-System<br />
auf Brust, Rücken bzw. am Steißbein und<br />
Schritt macht’s möglich.<br />
• 5 mm dicke Strickstruktur AirDuct-Pads an<br />
Rucksackaufl age<br />
• Kompression an Oberarmen bzw.<br />
-schenkeln, Nano-Geruchshemmer Skin<br />
Nodor<br />
Preis: Shirt Long: 130 € / Pants Medium:<br />
90 € (Damen- und Herrenmodell)<br />
Info: www.x-bionic.de<br />
Tip Rocker-Tourenski<br />
Amak von Völkl<br />
Die Power-Shell-Light-Konstruktion<br />
ermöglicht durch schwächere<br />
Taillierung fantastisches Handling<br />
beim Aufstieg sowie durch den Tip<br />
Rocker einfache Schwungauslösung<br />
in der Abfahrt. Ein Allrounder für<br />
Wedelfans und Rinnenfahrten<br />
• mittig 83 mm Breite, Länge 170<br />
cm, Gewicht pro Ski 1350 g<br />
• Fixierung für Völkl-Steigfell, Teil der<br />
Touring Range<br />
Preis: 449,95 €<br />
Info: www.voelkl.com<br />
Tourenbindung<br />
Tour F12 EPF von Marker<br />
Die Freeride-orientierte Rahmenkonstruktion<br />
in Hollow-Heel-Technology<br />
der rundumerneuerten F12 bietet<br />
eine perfekte Kraftübertragung auch<br />
bei widrigen Schneeverhältnissen.<br />
Sie ist leichter und liefert ein<br />
Höchstmaß an Stabilität und<br />
Sicherheit bei der Abfahrt.<br />
• Einstellhärte bis Z12, Tourenbindung<br />
F10 bis Z10<br />
• sichere Kraftübertragung an harten<br />
Steilhängen, Steighilfe klappt nach<br />
unten aus<br />
Preis: 339,95 €<br />
Info: www.marker.de<br />
Wetterschutz-Jacke<br />
Storm Fighter GTX Jacket W<br />
von La Sportiva<br />
Diese wasserdichte und extrem<br />
atmungsaktive Hardshelljacke mit<br />
Gore-Tex Active Shell Membran ist<br />
ultraleicht und auf ein Minimalmaß<br />
packbar. Verstellbare und bewegliche<br />
Kapuze, top Abschlüsse und anato -<br />
mischer Schnitt bieten Wetterschutz<br />
und viel Bewegungsfreiheit.<br />
• Schnittführung gemäß weiblicher<br />
Anatomie, abgedeckter RV<br />
• Gewicht: 325 g, 2 Seitentaschen<br />
Preis: 319,95 € (Damen- und<br />
Herrenmodell)<br />
Info: www.lasportiva.it<br />
Winter-Unterwäsche<br />
Breeze Man Zip Neck von Devold<br />
Die Breeze-Linie von Devold besteht aus kuscheliger, leichter und<br />
anliegender Total-Easy-Care-Merinowolle. Das atmungsaktive, langärmelige<br />
Shirt reguliert außerdem die Körpertemperatur und lässt sich wegen der<br />
Geruchsneutralisierung der Wolle auch für mehrere Tage anziehen.<br />
• nahtfreie Schultern, hoher Kragen<br />
• Brust-RV für leichteres Ein-/Ausschlüpfen und Lüftung<br />
Preis: 84,95 € (Damen- und Herrenmodell)<br />
Info: www.devold.no<br />
Skitourenstiefel<br />
Spectre von La Sportiva<br />
Der ultraleichte Vierschnaller mit<br />
steifer und doch fl exibler Grilamidschale<br />
und 60° Bewegungsfreiheit in<br />
Gehstellung kombiniert Abfahrts-<br />
Performance mit Aufstiegskomfort. Der<br />
fl exible Innenschuh EZ Thermo Liner<br />
lässt sich durch Thermoverformung<br />
exakt der Fußform anpassen.<br />
• herausnehmbare isolierende<br />
Innensohle<br />
• 2780 g/Paar, extra fl ache Schnallen<br />
mit 15 mm Schraubverstellung<br />
Preis: 479 €<br />
Info: www.lasportiva.it<br />
Steigfelle<br />
Hybrid von Contour<br />
Die völlig neu entwickelte<br />
Klebertechnologie aus zwei<br />
unterschiedlichen Klebstoff-Lagen<br />
ermöglicht ein leicht vom Skibelag<br />
zu lösendes und problemlos<br />
zusammenzulegendes Fell, das auch<br />
bei tiefen Temperaturen zuverlässig<br />
haftet. Klebt nicht an den Fingern<br />
• wartungsfrei: kein Nachbeschichten<br />
nötig, Verschmutzungen<br />
abwaschbar<br />
• fi xer Bügel vorne und neuer Tailclip,<br />
auch für Twin Tip-Ski, zum<br />
Zuschneiden bis 140 mm Breite<br />
Preis: ab 139,90 €<br />
Info: www.kochalpin.at,<br />
www.contourskins.com<br />
11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 91
Lawinen-Airbag<br />
Vario Base Unit mit Vario 30 l von ABS<br />
Die neue Vario Base Unit des TwinBag-Systems ist um 30 % schlanker,<br />
bringt das Gewicht des Rucksacks näher an den Körper und sorgt so<br />
für verbesserte Abfahrtstauglichkeit. Die mit Carbon-Patrone leichtere<br />
Airbag-Einheit lässt sich auch an Zip-On-Rucksäcken anderer Hersteller<br />
befestigen.<br />
• Notfallfach Front, 170 l Auftriebsvolumen, Varianten 8 bis 55 l,<br />
2 Rückenlängen<br />
• Gewicht inkl. Carbonpatrone 2280 g, der Rucksack alleine wiegt<br />
610 g<br />
Preis: 834,90 € (inkl. Carbonpatrone)<br />
Info: www.abs-airbag.com<br />
Skitourenstrümpfe<br />
Ski Touring Silver von X-Socks<br />
16 patentierte Lösungen für individuelle Stütz- und Polsterdetails<br />
schützen die Füße effektiv. Silber- und Wollanteil der asymmetrischen,<br />
innen stark dampfableitenden Strumpfsohlen trocknen die Füße<br />
optimal und unterbinden Geruch.<br />
• raffi nierter Materialmix: elastifi ziertes, robustes Nylon (46 %), Wolle,<br />
dampfableitendes Polypropylen sowie etwas Seide und Polyester<br />
Preis: 34,95 € (Damen- und Herrenmodell)<br />
Info: www.x-socks.com<br />
Allround-Tourenski<br />
Aspect von Black Diamond<br />
Dank einer Breite von 90 mm unter der Bindung<br />
und der Rocker-Spitze bietet der Ski genügend<br />
Auftrieb und Stabilität für Abfahrten im tiefen<br />
Pulverschnee bzw. im zerfahrenen Gelände.<br />
ABS-Seitenwangen für sicheren Kantenhalt und<br />
sportliches Carven auf der Piste<br />
• Sandwich-Konstruktion mit ausgewogenem Flex,<br />
Radius 18 Meter<br />
• Gewicht: 2700 g bei 166 cm Länge<br />
Preis: 529 €<br />
Info: www.blackdiamondequipment.com<br />
Lange Unterhose<br />
Breeze Woman Long Johns von Devold<br />
Die Breeze-Unterhosen haben einen kühlenden<br />
Effekt, wenn es warm ist, und halten angenehm<br />
warm, wenn die Temperaturen fallen. Dank der<br />
extrem weichen Wollfasern sind sie angenehm zu<br />
tragen, verhindern Geruchsbildung und sind auch<br />
für Wollempfi ndliche geeignet.<br />
• hochgezogener breiter Bundabschluss<br />
schützt die Nieren<br />
• dehnbares Total Easy Care schmiegt<br />
sich dem Körper an<br />
Preis: 69,95 € (Damen- und<br />
Herrenmodell)<br />
Info: www.devold.no<br />
Winterrucksack<br />
Vert EXP von Tatonka<br />
Rollverschluss und herausnehmbarer,<br />
wasserdichter Innensack<br />
machen den anliegenden, leicht<br />
hinterlüfteten Rucksack zum<br />
Winter-Allrounder mit Skihalterungen<br />
und frontaler Allroundfi xierung für<br />
Schneeschuhe oder Snowboard.<br />
Schlichte Konstruktion aus<br />
strapazierfähigem Cordura<br />
• Pickelschlaufe, Brillentasche,<br />
abnehmbarer Hüftgurt,<br />
Gewicht 1250 g<br />
• Volumen: 25 l, Notfallfach<br />
Front, leicht bedienbare<br />
Zipper<br />
Preis: 150 €<br />
Info: www.tatonka.com<br />
Falt-Stock<br />
Ultra Mountain FL von Black Diamond<br />
Aluminiumstock für alle Einsätze und Jahreszeiten: die Z-Pole-<br />
Falttechnik erlaubt ein einfaches und schnelles Auseinander- und<br />
Zusammenfalten. Die zuverlässige externe FlickLock-Pro-Einstellung<br />
ermöglicht 20 cm Längenverstellung des Stocks.<br />
• austauschbare Tech-Spitzen aus hartem Carbid oder schützendem<br />
Gummi, Trekking- und Schneeteller<br />
• mittlere Größe: Packmaß 40 cm, Ausziehlänge 105–125 cm<br />
Preis: 129 € (Damen- und Herrenmodell)<br />
Info: www.blackdiamondequipment.com<br />
Stretch-Hybridjacke<br />
Primus Hoody von La Sportiva<br />
Der Hoody garantiert Wärme für den Rumpf und Bewegungsfreiheit<br />
für die Arme. Zurückzuführen ist dies auf eine Kombination von<br />
isolierendem Primaloft Synergie (vorn und hinten) mit hoch<br />
atmungsaktivem und schnell trocknendem Polartec Power<br />
Dry-Stretchfl eece an Seiten, Armen und Hals.<br />
• isolierte Kapuze, einhändig einstellbar und voll beweglich<br />
• hoch schließender Front-RV, verlängerter Rücken<br />
Preis: 179,95 €<br />
Info: www.lasportiva.it<br />
Skitouren-Tagesrucksack<br />
Rise 26 von Deuter<br />
Der am fl exiblen, atmungsaktiven<br />
3D-Airmesh-Rücken anliegende<br />
Winterrucksack für Ski, Board oder<br />
Schneeschuhe ist handlich, leicht<br />
und variabel. Ins Sicherheits-Frontfach<br />
passen Lawinenausrüstung<br />
(Schaufel, Sonde), Erste-Hilfe-Set<br />
und nasse Sachen (Felle,<br />
Unterwäsche).<br />
• Universal-Frontfi xierung, Skihalter,<br />
Pickel-/Stockhalter, Rahmen<br />
ausziehbar, Netzfl ossen verstaubar,<br />
Gewicht: 1250 g<br />
• größere Damen- und Herrenmodelle<br />
30+ bzw. 32+ l, Option Helmnetz<br />
Preis: 119,95 €<br />
Info: www.deuter.com
Allround-Skitourenbindung<br />
Diamir Scout 11 von Fritschi<br />
Die Stegkonstruktion Compact Modul ist Dreh- und<br />
Fixpunkt aller Bindungsfunktionen – vom seitenstabilen<br />
Gehen mit Steighilfe über den hohen Bedienungskomfort<br />
bis zu Auslöse-Sicherheit und hervorragenden<br />
Abfahrtseigenschaften. An ihr wird auch das einzige<br />
während dem Gehen aktivierbare Harscheisen befestigt.<br />
• leichte Komfortbindung mit einfacher Bedienung<br />
• hohe Seitenstabilität in Aufstieg und Abfahrt<br />
Preis: 330 €<br />
Info: www.edelrid.de, www.diamir.com<br />
Schaufel-Pickel-Kombination<br />
Rescue Shovel Plus Ice Axe<br />
(Shaxe) von K2<br />
Die Lawinenschaufel ist vielseitig, leicht<br />
und günstig. Im Handumdrehen lässt sie<br />
sich zu einem Eispickel (Typ B)<br />
ummontieren. Der stabile Schaft ist<br />
relativ lang ausziehbar, gekrümmter<br />
Pickelkopf und T-Griff sind<br />
austauschbar.<br />
• Transporthülle, Anleitung für<br />
Rettungsschlitten, Gewicht: 810 g<br />
• auch als Schneeanker und für<br />
Rettungsschlitten verwendbar<br />
Preis: 119,95 €<br />
Info: www.k2skis.com<br />
Hardshell-Jacke<br />
Kali GTX Jacket von Salewa<br />
Leichte, hoch atmungsaktive und wasserdichte,<br />
dreilagige Gore-Tex-Jacke für Wintersport. Die<br />
ergonomische Sturmkapuze mit Einhand-<br />
Volumen-Regulierung am Hinterkopf geht auch<br />
über einen Kletterhelm.<br />
• Zweiwege-Front-RV, 2 hochgesetzte Taschen,<br />
Belüftungs-RV an Oberarmen<br />
• Aktion: Wer Salewa-Skitourenausrüstung im<br />
Wert von über 500 Euro kauft, erhält ein<br />
professionelles Sicherheitstraining gratis<br />
Preis: 320 €<br />
Info: www.salewa.de<br />
Ski- und Hochtourenrucksack<br />
Randonnée von Salewa<br />
Das Butterfl y-Compartment des schlichten und<br />
leichten Tourenrucksacks garantiert einen schnellen<br />
Zugriff von außen auf Lawinenausrüstung im<br />
Sicherheitsfach und aufs Hauptfach. Mit Contact Fit<br />
passt sich der Rucksack dem<br />
Rücken des Trägers an.<br />
• parallele oder<br />
diagonale Skifi xierung,<br />
Eispickel- und<br />
Seilhalterung<br />
• Versionen 36 l, 30 l<br />
und Superlight-Variante<br />
SL 25 l<br />
Preis:109,95 € (30 l)<br />
Info: www.salewa.de<br />
Dicker Skitourenhandschuh<br />
mit Liner<br />
Army Leather Heli Ski Ergo<br />
Grip von Hestra<br />
Der patentierte Ergo-Grip schafft durch<br />
überlappend genähte Lederstücke<br />
vorgeformte Finger mit idealer Passform<br />
und bestem Griff. Unter der Innenhand<br />
aus imprägniertem Army Leather<br />
(robustes Ziegenleder) sorgen<br />
kuscheliges Fleece und ein ausziehbarer<br />
Liner mit Merinowolle für warmen<br />
Komfort.<br />
• lange Stulpen mit Abschlusszügen,<br />
Fiberfi ll-Isolierung am Handrücken<br />
• außen wind- und wasserresistentes,<br />
atmungsaktives Nylon<br />
Preis: 150 €<br />
Info: www.hestragloves.com<br />
Skitourenstrümpfe<br />
M Ski Plus Lite Socks von<br />
Icebreaker<br />
Reine Merinowolle auf der Haut und<br />
fl auschige Polsterungen an den richtigen<br />
Stellen: Durch die Sandwich-Konstruktion<br />
der unterschenkellangen Strümpe<br />
gelangt nur die Naturfaser an die Haut.<br />
Sie unterstützt die natürliche<br />
Temperaturregelung des Körpers und<br />
ist nahezu geruchsneutral.<br />
• LIN-Zehennaht gegen Scheuern,<br />
Extra-Polsterungen an Schienbein<br />
und Waden<br />
• Merinowolle, verwoben mit<br />
elastischem Nylon für<br />
Stabilität und Haltbarkeit<br />
Preis: 27,95 € (Damenund<br />
Herrenmodell)<br />
Info: www.icebreaker.com<br />
Softshell-Kombination<br />
M’s/W’s Valhalla Hoody/Pants von<br />
Outdoor Research<br />
Winddichte, wasserresistente und hoch atmungsaktive<br />
Softshell-Kombination. Stretch bzw. Vorformung sorgen<br />
für volle Bewegungsfreiheit von Armen und Beinen, lange<br />
RVs vom Saum bis Bizeps bzw. von der Hüfte bis zu den<br />
Knien für variable Lüftung.<br />
• Media-Innentasche mit Touch-Screen-Fenster,<br />
anpassbare Sturmkapuze<br />
• Gore Windstopper X-FAST 3L, integrierte Gamaschen,<br />
Hosen-Clip für LVS-Gerät<br />
Preis: Hoody/Pants 325 €/275 €<br />
Info: www.outdoorresearch.com<br />
Langärmeliges Funktionsshirt<br />
W GT Pace Zip von Icebreaker<br />
Base Layer aus 200 g/m 2 starker Merinowolle<br />
(96 %), entwickelt für hochaktive Wintersportarten<br />
wie Skitouren (GT-Linie). Unterstützt die<br />
natürliche Temperaturregulierung des Körpers, ist<br />
geruchsabweisend und behält auch im<br />
nassen Zustand seine Wärmefunktion.<br />
• Männerversion: M Sprint Zip,<br />
Brust-RV zum Einschlüpfen und<br />
lüften<br />
• 4% Lycra für schnellere<br />
Trocknung und den Erhalt der<br />
Passform<br />
Preis: 99,95 €<br />
Info: www.icebreaker.com<br />
Sportlicher Skitourenstock<br />
Aergonlite II Carbon von Leki<br />
Eine neuartige Spitzenkonstruktion mit<br />
scharfer Krummspitze und nach hinten<br />
gezogenem Teller garantiert auch an<br />
harten Steilhängen einen zuverlässigen<br />
Grip. Zusätzlich bietet der Stock mit<br />
externem Speed Lock und Karbon-Unterteil<br />
ein perfektes Schwungverhalten.<br />
• Länge: 98–145 cm, oben Alu, unten<br />
Karbon, Griff Aergon Tour Long mit<br />
Manschette<br />
• Gekrümmte Stahlspitze mit Contour-<br />
Rennteller + Tourenteller<br />
Preis: 119,95 €/Paar<br />
Info: www.leki.de<br />
11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 93
Foto: Bernd Ritschel<br />
Schneeschuhgehen<br />
Die große Kunst in<br />
Schneeschuhen: warme<br />
Füße behalten<br />
Foto: Bernd Ritschel<br />
!<br />
Worauf es ankommt:<br />
Schneeschuhgehen ist ausrüstungstechnisch relativ<br />
unkompliziert: Als Stöcke reichen Trekkingmodelle mit<br />
Schneeteller, die für Fortgeschrittene eine Schaftmanschette<br />
zum Tiefergreifen besitzen sollten (für Querungen,<br />
steile Aufstiege). Isolierte Winterschuhe wärmen und<br />
funktionieren auch gut mit Bindungen ohne geschlossene<br />
Platte. Herzstück der Ausrüstung ist der Schneeschuh:<br />
Wer eher fl achere Touren im freien Gelände bei tiefem<br />
Schnee gehen will, sollte größere und damit mehr Auftrieb<br />
bietende Klassiker (76 cm Länge) mit Alurahmen wählen.<br />
Alpinschneeschuhe (56 bis 61 cm) dagegen ermöglichen<br />
steile Aufstiege auch in beengtem Gelände sowie sicheres<br />
Queren auch bei hartem Schnee. Eine Steighilfe ist hier<br />
Standard.<br />
Wer Hosen hat, die nicht deutlich über die höheren Schuhe<br />
reichen, sollte Gamaschen anziehen.<br />
Alpin-Schneeschuh<br />
Flex QST XL M von Tubbs<br />
Endlich ein Alpin-Schneeschuh mit größerer Länge für<br />
tieferen Schnee oder schwerere Lasten. Die fl exible<br />
Kunststoff-Plattform mit Seitenschienen bietet besten<br />
Halt beim Queren, die aufklappbare Steighilfe ermöglicht<br />
kraftsparendes Aufsteigen.<br />
• Weich umschließende Schlupfbindung, mit einer Hand<br />
zu bedienen<br />
• Gewicht: 1,9 kg/Paar, lange und aggressive<br />
Harschkrallen<br />
Preis: 169,90 €<br />
Info: www.kochalpin.at<br />
Winterstiefel<br />
Fjäll Extreme GTX von Hanwag<br />
Auch für mehrtägige Touren und Einsätze bei großer<br />
Kälte eignet sich dieser robuste Schuh aus<br />
Sportvelours mit gummiertem Fußbereich,<br />
herausnehmbarem Thermo-Fußbett und Gore-Tex-<br />
Futter. Der separat zu schnürende Thermo-Innenschuh<br />
ist auch als Hüttenschuh nutzbar.<br />
• IceGrip-Sohle mit mikroskopisch kleinen<br />
Glaspartikeln im Gummi sorgen für siebenmal mehr<br />
Halt auf Eis als eine normale Gummimischung<br />
Preis: 299,95 €<br />
Info: www.hanwag.de<br />
Zweiteiliger Allroundstock<br />
Piuma von Fizan<br />
Leichtes Karbon und gehärtetes<br />
Aluminium ergeben einen leichten<br />
und doch robusten Allrounder mit<br />
Manschette zum Tiefergreifen bei<br />
steilen Aufstiegen oder Querungen.<br />
Die langlebigen Längenmarkierungen<br />
der Stöcke entstehen durch<br />
Lasergravur in der Eloxierung.<br />
• Concept-System mit minimalem<br />
Verstellaufwand bei maximaler<br />
Belastbarkeit<br />
• Länge: 95–140 cm, Trekking- und<br />
Schneeteller<br />
Preis: 86,95 €<br />
Info: www.krah.com, www.fi zan.it<br />
Schneeschuh-Gamaschen<br />
Huron Gaiters Low von Outdoor Research<br />
Bei diesen Gamaschen für Schneeschuhgeher schützt<br />
eine leichte, wasserdicht-atmungsaktive Membran den<br />
oberen Teil effektiv vor Schnee und Matsch. Der robustere<br />
untere Teil aus laminiertem Neopren reicht über die<br />
Zehen, so dass Kälte draußen und Wärme drinnen bleibt.<br />
• Pertex Shield 3L, optimal zu bedienender RV,<br />
Fixierungsriemen aus Biothane<br />
• Gewicht: Low 252 g/Paar in Größe L, High 280 g<br />
(Variante für Tiefschneetouren)<br />
Preis: 45 €<br />
Info: www.outdoorresearch.com<br />
Wärmejacke<br />
Men’s Sulit Insulation Jacket von Vaude<br />
Die Primaloft Eco-Füllung dieser Wärmejacke für<br />
Touren in kühlerem und wechselhaftem Klima ist zu<br />
70 % recycelt. Die wasserabweisenden Kunstfasern<br />
der Zwischen- und Außenschicht wärmen auch in<br />
feuchtem Zustand und lassen sich auf kleines<br />
Packmaß komprimieren.<br />
• angeschnittene Kapuze mit<br />
Lycra-Einfassung, Elastikbünde an<br />
Ärmeln, Saumzug<br />
• Gewicht: 595 g, 100 g<br />
Isolationsfüllung, 2<br />
Einschub- und 2 Werttaschen<br />
Preis: 170 €<br />
Info: www.vaude.com<br />
Winterstock<br />
Edge II Ultralite von Leki<br />
Günstiger, langer und zweiteiliger<br />
Winterstock mit ergonomischem Griff.<br />
Zum Tiefergreifen mit einer geriffelten<br />
Manschette verlängert. Trotzdem<br />
besitzt er die wichtigsten Leki-Systeme<br />
wie die externe Speed<br />
Lock-Verstellung und die zuverlässige<br />
Schlaufenverstellung mit Sicherheitslösung.<br />
• Länge: 95–145 cm, Material:<br />
Aluminium HTS 6.5<br />
• Hartmetall-Flexspitze lang mit<br />
Tourenteller<br />
Preis: 79,95 €<br />
Info: www.leki.de<br />
94 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13
Spezialgebiet<br />
Eisklettern:<br />
Eine gute,<br />
zuverlässige<br />
Ausrüstung<br />
ist hierfür das<br />
A und O.<br />
Eisklettern<br />
Multifunktionelle Outdoor-Uhr<br />
Pro Trek PRW-3000 »Mount Rolleston«<br />
von Casio<br />
Die neue Pro Trek ist schneller, kleiner und noch<br />
genauer: Alle benötigten Funktionen sind mit einem<br />
Fingerdruck statt Durchklicken zugänglich. Der<br />
verbesserte Triple-Sensor misst die Höhe in einem<br />
Fünftel der bisherigen Zeit, der Kompass benötigt<br />
nur 10 % der Energie.<br />
• Barometer mit Luftdruck-Alarm, weltweite Funkuhr<br />
mit Wecker/Stoppuhr, bis -10°C<br />
• Akku mit Tough Solar-Unterstützung,<br />
Sonnenauf- und Untergangsanzeige,<br />
bis 10 Bar<br />
Wasserdruck<br />
Preis: 299 €<br />
Info: www.protrek.eu/de<br />
Steileis-/Mixed-Steigeisen<br />
SkySteep von AustriAlpin<br />
Dieses bissige Extremsteigeisen ermöglicht einen<br />
einfachen Umbau vom Step-In-System in ein<br />
Kombi-System (Concept-Bindung). Es eignet sich<br />
somit auch für bedingt steigeisenfeste Schuhe und<br />
mutiert zum Allrounder. Der Tiroler Alpin-Eiskletterer<br />
Markus Pucher klettert damit neue<br />
Routen.<br />
• 1066 g/Paar, vormontierte Antistollplatte<br />
• selbstständiges Umrüsten von<br />
Mono- auf Duozack<br />
Preis: 169,90 € inkl. Antistollplatte/<br />
Wechselzacken + 30 € für Concept-Modul<br />
Info: www.austrialpin.at<br />
Eiskletter-Schuh<br />
MS Vertical Pro von Salewa<br />
Beim Eis- und Mixedklettern<br />
erwartet der Extremalpinist Roger<br />
Schäli vom Schuh eine Kombination<br />
aus Leichtigkeit und Isolation sowie<br />
eine präzise Positionierung des<br />
Fußes, vor allem mit Steigeisen.<br />
Dieser Schuh ist zusätzlich in seiner<br />
Sohlenhärte einstellbar.<br />
• patentiertes Flex-System, mit dem<br />
sich die Sohle zum Eisklettern<br />
komplett versteifen lässt<br />
• optimale Flexibilität im<br />
Sprunggelenk und Unterstützung im<br />
Seitenbereich<br />
Preis: 389,95 €<br />
Info: www.salewa.de<br />
Foto: visualimpact.ch | Hans Hornberger<br />
!<br />
Worauf es ankommt:<br />
Eisklettern erfordert andere Ausrüstung als Felsklettern.<br />
Schon die Seilsicherung sollte doppelt vorhanden,<br />
sprich aus zwei Halbseilen oder nur im Doppelstrang<br />
verwendbaren Zwillingsseilen bestehen (Redundanz). Der<br />
Helm sollte stabil genug sein, um Eisbrocken auszuhalten.<br />
Idealerweise besitzt er ein Visier. Der Gurt sollte<br />
Schlaufen für Eis-Clips besitzen, in die sich Eisschrauben<br />
(aber auch Klemmkeile) hängen lassen. Die Steigeisen<br />
sollten frontal zwei lange, scharfe – möglichst senkrechte<br />
gestellte und gezahnte – Zacken besitzen, im Extremfall<br />
nur eine. Das zweite Zackenpaar sollte schräg nach vorne<br />
stehen und kann Widerhaken haben. Die Eisbeile sollten<br />
sowohl an der scharf gezahnten Haue als auch am Schaft<br />
mit Greifmanschette gekrümmt sein. Extrembeile besitzen<br />
einen ergonomischen Griff ohne Handschlaufe (aber mit<br />
Sicherung am Klettergurt). Die Handschuhe müssen<br />
primär die Hand fest umschließen, sehr griffi g und sehr<br />
beweglich sein. Außerdem sollten sie gut isolieren und<br />
wasserabweisend sein.<br />
Eiskletter- und Hochtouren-Outfit<br />
Nordwand Pro Jacket/Pant von<br />
Mammut<br />
Die robuste und abriebfeste Schutzkombination<br />
der Linie »Eiger Extreme« aus<br />
wasserdicht-atmungsaktivem Gore-Tex Pro<br />
ist ideal fürs Klettern unter extremen<br />
Bedingungen. Ärmel und Hosenbeine sind<br />
für maximale Bewegungsfreiheit vorgeformt.<br />
• Zwei-Züge-Kapuze für guten Sitz mit oder<br />
ohne Helm, Achsellüftung, Taschen<br />
hochgesetzt<br />
• erhöhter Hosenbund mit Coolmax,<br />
Dropseat-RV, optimale Klettverstellung der<br />
Taille<br />
Preis: Jacke 680 €/Hose 500 € (Damenversion:<br />
Mittellegi Pro)<br />
Info: www.mammut.ch<br />
11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 95
Sport-Sonnenbrille<br />
Terrex Pro von Adidas Eyewear<br />
Wassertropfen, Schlieren und Schmutz auf der Outdoorbrille? Nicht mit der<br />
Hydrophobic-Filtertechnologie, die Wassertropfen ohne lästige Schlieren abperlen<br />
lässt. Die bewährte LST-Technik gleicht schnelle Licht-Schatten-Wechsel aus und<br />
verstärkt Kontraste.<br />
• Schutzstufe 3 für UV- und Blaulicht-Schutz, abnehmbarer Schaumstoffrahmen<br />
• Antifog-Beschichtung und ClimaCool-Ventilationssystem gegen Beschlagen<br />
Preis: 299 €<br />
Info: www.adidas.com/eyewear<br />
Klettergurt<br />
Mirage von Beal<br />
Mit der Web-Core-Technologie sorgt der<br />
perfekt zentrierbare Leichtgurt für<br />
optimale Verteilung des Drucks auf Hüfte<br />
und Oberschenkel. Dank des raffi nierten<br />
Dynamic-Fit-Systems lassen sich die<br />
Beinschlaufen sehr leicht einstellen.<br />
Klettergurt für Eisklettern und andere<br />
Bergaktivitäten<br />
• vier aufgebogene Materialschlaufen,<br />
zwei Schlaufen für Eisschraubenhalter<br />
• Gewicht Größe 1: 345 g, Größe 2:<br />
365 g, Zertifi zierung nach CE EN 12277<br />
Preis: 59,95 €<br />
Info: www.krah.com,<br />
www.bealplanet.com<br />
Allround-Steigeisen<br />
Sabretooth Pro von Black<br />
Diamond<br />
Anordnung und Form der horizontalen<br />
Frontzacken und der gezahnten<br />
Sekundärzacken des leichten<br />
Zwölfzackers aus Edelstahl dienen dem<br />
vielseitigen Einsatz vom Steileisklettern<br />
bis zu Gletschertouren. Die Dual-Density-ABS-Platten<br />
bieten dabei einen<br />
zusätzlichen Stollenschutz.<br />
• »Pro«-Version für steigeisenfeste<br />
Schuhe, »Clip« für bedingt steigeisenfeste<br />
Schuhe<br />
• Gewicht: 925 g, schlankerer<br />
Fersenhebel<br />
Preis: 139 €<br />
Info: www.blackdiamondequipment.com<br />
Fingerhandschuhe<br />
Alibi II Gloves von Outdoor Research<br />
Robust und doch enorm griffi g, passgenau und<br />
fi ngerfertig sind diese unisolierten, vorgeformten<br />
Handschuhe für Eisklettern und Drytooling.<br />
Thermogeformte Neopren-Bünde mit<br />
Klettverschluss sowie Softshell an den<br />
Finger-Außenseiten sorgen für fl exible<br />
Anpassung bei optimalem Halt.<br />
• wasserresistentes Pittards Oiltac Leder auf der<br />
Innenhand, Handkanten-Gelkissen<br />
• Gewicht 164 g/Paar, robuste Außenseite mit<br />
Stretch-Einsätzen, Karabiner-Schlaufe<br />
Preis: 80 €<br />
Info: www.outdoorresearch.com<br />
Allround-Eisbeil<br />
Riot von Edelrid<br />
Stark gekrümmter Schaft, stark<br />
gezahnte und spitze Haue und die<br />
abnehmbare Handaufl age am<br />
komfortablen Griff ermöglichen<br />
präzises Klettern in Eis und Fels<br />
auch ohne Handschlaufen. Diese<br />
sowie die Sicherungsschlingen<br />
lassen sich aber am Kopf bzw. an<br />
der Stahlspitze einklinken.<br />
• modulares System mit Zubehör für<br />
Anpassung an unterschiedliche<br />
Einsatzbereiche<br />
• Gewicht: 595 g, Länge 50 cm,<br />
Zertifi zierung: EN 13089 Typ 2 (T)<br />
Preis: mit Adze (Schaufel) oder<br />
Hammer 170 €<br />
Info: www.edelrid.de<br />
Kletterhelm<br />
Atlantis von Beal<br />
Polystyrol-Helm mit dünner äußerer<br />
Polycarbonatschicht, der die Energie<br />
von starken Stößen absorbiert<br />
(vertikale und laterale). Er ist<br />
aufgrund seines geringen Gewichts<br />
und seiner guten Belüftung ideal für<br />
lange (Eis-)Klettertouren und andere<br />
Bergaktivitäten.<br />
• Einstellungsrad für optimale<br />
Anpassung, magnetische Schnalle<br />
am Kinnriemen<br />
• Stirnlampen-Halterungen,<br />
Zertifi zierung nach CE EN 12492<br />
Preis: 69,95 €<br />
Info: www.krah.com,<br />
www.bealplanet.com<br />
Steileis-Leichtsteigeisen<br />
Beast Light von Edelrid<br />
Eine neuartige 3D-Geometrie und<br />
kürzere Zacken des Aluminiumkörpers<br />
kombiniert mit geschmiedeten<br />
senkrechten Stahl-Frontzacken<br />
verbindet Leichtigkeit mit Biss im<br />
steilen Eis und Fels. Das Steigeisen<br />
ist umrüstbar von Automatik- auf<br />
Semibindung und von Duo- auf<br />
Monozacker.<br />
• mit 680 g Gewicht leichtestes<br />
Steileissteigeisen, inklusive<br />
Antistollplatten, EN 893<br />
• wegen der Alu-Vertikalzacken nicht<br />
geeignet für Hochtouren mit felsigem<br />
Gelände<br />
Preis: 220 €<br />
Info: www.edelrid.de<br />
Halbseil<br />
Gully Unicore 7.3 von Beal<br />
Wegen seines geringen Gewichts und<br />
dem sehr niedrigen Fangstoß ideales<br />
Halbseil zum Eisklettern, Alpinklettern<br />
und für anspruchvolles Gelände.<br />
Der sehr dünne Durchmesser<br />
erfordert Experten, die beim Sichern<br />
oder Abseilen kompatible<br />
Sicherungsgeräte verwenden.<br />
• auch als Zwillingsseil zertifi ziert,<br />
Golden Dry-Impränierung<br />
• Metergewicht 36 g, Durchmesser<br />
7,3 mm, 6 Normstürze<br />
Preis: 2 x 60 m: 163,95 €<br />
Info: www.krah.com,<br />
www.bealplanet.com<br />
96 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13
Bergglück – Tag für Tag!<br />
NEU!<br />
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w Tischaufsteller »An 365 Tagen den Bergen ganz nah«<br />
nden Verwalltal, die Schatten zweier Wanderer an einer Sandsteinwand<br />
in Utah. Der bekannte Bergfotograf Bernd Ritschel hat 365<br />
außergewöhnlich abwechslungsreiche Bilder fur diesen Tischkalender<br />
zusammengestellt – fur jeden Tag im Jahr eine Aufnahme, die<br />
von der Schönheit der Bergwelt erzählt.<br />
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365 inspirierende Motive<br />
mit immerwährendem<br />
Kalendarium im dekorativen<br />
Schmuckschuber<br />
Tischaufsteller »365 Gipfel aller Kontinente«<br />
Ihre Gipfel leuchten in der untergehenden Sonne Afrikas, ragen<br />
aus den dampfenden Regenwäldern Südostasiens. Eisige Wände<br />
werfen Schatten über die menschenleeren Wüsten Südamerikas<br />
und spiegeln sich in den kristallklaren Seen der Alpen. Jeden<br />
Tag ein anderer Berg – jeden Tag ein kleiner Moment Abenteuer,<br />
Inspiration und Reise für die <strong>Bergsteiger</strong>seele ...<br />
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oder gleich bestellen unter<br />
Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)
SERVICE<br />
Erster Schritt:<br />
die Analyse.<br />
Ein »bluesign«-<br />
Beauftragter<br />
verschafft sich<br />
Überblick.<br />
Umweltstandard »bluesign«<br />
Licht im Dickicht<br />
Zertifizierungen für Outdoor-Bekleidung gibt es viele. Teilweise stecken<br />
unabhängige Institute dahinter, teilweise der Hersteller selbst. Eines der<br />
größten, unabhängigen Labels ist »bluesign«. Von Christian Schneeweiß<br />
Stammt die Daune von lebend gerupften<br />
Gänsen? Werden die Mitarbeiter<br />
fair behandelt? Für all diese Kriterien<br />
gibt es eigene Zertifizierungen.<br />
Übergreifender angelegt ist das Label »bluesign«.<br />
Es bezieht sich auf die Chemie, die in<br />
Textilien steckt und bei deren Produktion<br />
zum Einsatz gekommen ist. Speziell bei<br />
Outdoor-Ausrüstung spielt diese eine große<br />
Rolle. Durch sie erhalten die Produkte funktionelle<br />
Eigenschaften wie Wasserabweisung,<br />
UV-Schutz oder Geruchshemmung. Der Hersteller<br />
Mammut schätzt den Anteil der weltweit<br />
hergestellten chemischen Substanzen,<br />
die für die Textil- und Bekleidungsindustrie<br />
verwendet werden, auf mehr als 25 Prozent.<br />
Hierzu gehören per- und polyfluorierte Chemikalien<br />
(PFC), die in der Natur nicht vorkommen<br />
und im Verdacht stehen, hormonell<br />
aktiv zu sein oder die Entstehung von<br />
Krebs zu begünstigen. »bluesign« will erst<br />
ab 2015 C8-Verbindungen (acht Kohlenstoff<br />
atome) ausschließen. Die kurzkettigeren, weniger<br />
schädlichen C6-Verbindungen sollen<br />
weiterhin möglich sein, bis ein vollwertiger<br />
Ersatz dieser Grundimprägnierung existiert.<br />
Das Maß der Dinge<br />
Bei Outdoor-Ausrüstung gilt der Zertifizierungsstandard<br />
»bluesign« derzeit als das<br />
Maß der Dinge. »bluesign« wurde im Jahr<br />
2000 gegründet. Der Hauptsitz befindet<br />
sich in St. Gallen, zudem existieren eine<br />
Zweigstelle in Deutschland und drei Büros<br />
in Ostasien. Die Organisation geht von der<br />
Grundüberlegung aus, dass eine chemisch<br />
unbedenkliche Wertschöpfungskette ein<br />
für den Käufer unbedenkliches Endprodukt<br />
hervorbringt. Daraus hat sich der strengste<br />
Ökostandard für Textilien entwickelt.<br />
Grundlage der Zertifizierung ist die »bluesign<br />
Standard Substances List (bSSL)«. Sie<br />
beinhaltet insgesamt mehr als 3500 Chemikalien,<br />
darunter 700 in der Textilindustrie<br />
verwendete chemische Substanzen. Damit<br />
stellt die Liste die weltweit umfassendste Restricted<br />
Substances List (RSL) dar. Mit Hilfe<br />
dieser Liste kontrolliert »bluesign Technologies«<br />
alle Stufen der textilen Wertschöpfungskette<br />
vom Chemielieferanten über die<br />
Bearbeitungsprozesse bis zur Fertigung des<br />
Endprodukts. Um einer der derzeit rund 200<br />
»bluesign-Systempartner« zu werden, muss<br />
der Hersteller inklusive seiner Subunternehmer<br />
ein Screening durchlaufen und den<br />
daraus resultierenden Verbesserungsplan<br />
umsetzen. Dieser entspricht dem derzeit<br />
technisch höchsten Effizienz- und Unbedenklichkeits-Standard.<br />
Seit 2008 kooperiert<br />
»bluesign« bei der Implementierung mit der<br />
98 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
Société Générale de Surveillance (SGS), der<br />
weltweit führenden Inspektions-, Prüfungsund<br />
Zertifizierungsgesellschaft. Ebenso wie<br />
»bluesign« ist sie in der Schweiz angesiedelt.<br />
»bluesign Technologies« unterscheidet zwischen<br />
zwei Produktauszeichnungen: Es vergibt<br />
das Label »bluesign approved fabric«,<br />
wenn mindestens 90 Prozent der Stofffläche<br />
gemäß dem »bluesign«-Standard hergestellt<br />
wurden. Die übrigen zehn Prozent dürfen<br />
keinen direkten Hautkontakt haben und<br />
müssen die Grenzwerte der bSSL einhalten.<br />
Das Zertifikat »bluesign product« geht einen<br />
Schritt weiter (95 Prozent) und umfasst auch<br />
die nichttextilen Komponenten (Reißverschlüsse,<br />
Knöpfe, Reflektoren etc.) des Textilprodukts,<br />
von denen mindestens 30 Prozent<br />
»bluesign«-zertifiziert sein müssen. Wegen<br />
der größeren Herausforderung<br />
wird es nur selten vergeben. Ein<br />
Beispiel ist das Anniversary Rope<br />
von Edelrid (s. Tabelle).<br />
Drei entscheidende Schritte<br />
So läuft die Zertifizierung ab:<br />
Screening: Nach dem Vertragsabschluss<br />
analysieren »bluesign«-Beauftragte<br />
und SGS-Mitarbeiter Produktionsprozesse<br />
und Chemikalieneinsätze, Energie- und<br />
Wasserverbrauch. Außerdem kontrollieren<br />
sie, unter welchen Gesundheits- und Sicherheitsbedingungen<br />
die Beschäftigten arbeiten<br />
und ob Gesetze eingehalten werden.<br />
Danach entwerfen sie einen Aktionsplan<br />
zur Erfüllung der »bluesign«-Kriterien.<br />
Bei Funktionskleidung wird viel Chemie eingesetzt.<br />
Implementation: In diesem Schritt sollen<br />
Färbemittel und Chemikalien ersetzt<br />
oder ihr Einsatz reduziert werden, In- und<br />
Outputs gemessen sowie Anlagen implementiert<br />
werden, die Emissionen reduzieren<br />
– beispielsweise zum Wasserrecycling<br />
oder zur Wasser reinigung.<br />
Ziele sind die laufende Effizienzsteigerung<br />
des Produktionsprozesses,<br />
die Reduktion oder<br />
Abschaffung des Chemikalieneinsatzes<br />
bei der Herstellung und<br />
eine vor allem in Entwicklungsländern<br />
meist ebenfalls erforderliche<br />
Verbesserung der Arbeits bedingungen.<br />
Zertifizierung: »bluesign« zertifiziert bestehende<br />
oder nach gleichem Verfahren hergestellte<br />
Textil-Produkte und kontrolliert<br />
stichprobenartig, ob die Auflagen erfüllt<br />
werden. Die Ergebnisse werden in einer Datenbank<br />
gespeichert, auf die Endhersteller<br />
Zugriff haben, die umweltbewussten Kunden<br />
Rede und Antwort stehen wollen. ◀<br />
TAG DES BERGES<br />
27. Oktober 2013<br />
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Teil 8: Die Schlosserei<br />
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& Feinmechanik
Fotos: Archiv Lukan, Archiv Heckmair-Auffermann, privat<br />
Die Hilfsmittel zum Setzen von Sicherungspunkten<br />
im Fels haben sich stark verändert. Manche sind<br />
Freunde fürs Leben. Von Moritz Baumstieger<br />
Schlosserei, die<br />
Wortart: Substantiv, feminin.<br />
Worttrennung: Schlos|se|rei.<br />
Bedeutungen:<br />
1. Werkstatt des Schlossers<br />
2. a. das Schlossern b. Schlosserhandwerk<br />
3. (Bergsteigen) Gesamtheit der metallenen<br />
Gegenstände und Hilfsmittel, die beim Klettern<br />
im Fels benötigt werden.<br />
Dass bis heute die obige Definition<br />
im Duden steht, hat Gründe: Die<br />
ersten Hersteller von Kletterausrüstung<br />
waren in keiner Weise<br />
mit den Hightech-Werkstätten<br />
von heute zu vergleichen. Und obwohl die<br />
Ausrüstung seit damals um ein Vielfaches<br />
leichter, eleganter und funktioneller geworden<br />
ist, stöhnen heute nicht wenige,<br />
wenn der Rucksack für eine längere Tour<br />
fertig gepackt auf den Schultern oder der<br />
Gurt um die Hüfte sitzt: Mit all den Expressschlingen,<br />
Karabinern, Klemmkeilen,<br />
Sicherungsgeräten und Friends wiegt das<br />
Bergmaterial so viel, als hätte man – eben<br />
– eine ganze Schlosserei eingepackt.<br />
Bestand die Schlosserei früher nur aus mehr<br />
oder weniger vertrauenswürdigen Haken<br />
und schweren Stahlkarabinern, wird heute<br />
meist aus Aluminium gefertigt. An fast<br />
jedes der UIAA-genormten Teile kann man<br />
einen Kleinwagen hängen. Das Sortiment<br />
hat sich extrem verbreitert: Ab den 1970er -<br />
Haken der Geschichte:<br />
der mit<br />
Eisen behängte<br />
Karl Lukan<br />
(Anfang 1950er)<br />
und ein Teil der<br />
Ausrüstung für<br />
die Eigernordwandbesteigung<br />
1938 (kleines<br />
Bild)<br />
Jahren setzte sich die Sicherungstechnik<br />
mit dem Halbmastwurf durch – ein einfacher<br />
Knoten in Kombination mit einem<br />
Schraubkarabiner waren lange das Maß<br />
der Dinge. Dann machte sich der Einfluss<br />
der Sportkletterer geltend: Viel bequemer,<br />
dynamischer und auch lässiger fanden sie<br />
es, mit dem Achter zu sichern. Das Seil ließ<br />
sich so schneller ausgeben und einholen,<br />
krangelte weniger.<br />
Die neue, legere Art des Sicherns hatte<br />
aber auch ihre Tücken. Die Entwickler<br />
der Kletter-Ausrüstung gingen deshalb in<br />
ihre Labore und kamen mit einer neuen<br />
Entwicklung wieder hinaus: Erst mit den<br />
sogenannten Tubes: Sicherungsgeräte, die<br />
eine Weiterentwicklung der Stichplatten<br />
darstellten, bei denen das Seil durch ein<br />
Metallstück mit Löchern gefädelt und somit<br />
höhere Reibung erzeugt wurde. Kurz<br />
darauf tauchten die ersten halbautomatischen<br />
Sicherungsgeräte auf. Sie blockieren<br />
teils von selbst, wenn großer Zug auf das<br />
Seil kommt, stellen für den Sichernden aber<br />
keinen Freibrief dar, ausführlich die Karte<br />
oder Landschaft zu betrachten, während<br />
der Vorsteiger klettert.<br />
Während die ersten Kletterer zum Teil noch<br />
verknotete Reepschnüre und Holzstücke für<br />
Zwischensicherungen in Rissen verkeilten,<br />
begannen die Briten in den Fünfzigerjahren<br />
zunächst Sechskant-Muttern zweckzuentfremden.<br />
Die amerikanischen »Clean-Climber«<br />
waren von dieser eleganten und fels-<br />
Taglingers Tipp:<br />
Ordnung am<br />
Gurt ist wichtig<br />
»Am Gurt hängt oft überfl üssiges Zeug. Das<br />
kann ich nicht leiden: Weil ich ungern unnötiges<br />
Metall die Wand hinauf wuchte und<br />
weil es so schwierig ist, schnell das Richtige<br />
zu fi nden. Dagegen hilft: Ein wenig Organisation,<br />
so dass alles immer gut griffbereit<br />
ist. Ich empfehle, Klemmkeile auf die eine<br />
Seite zu hängen, Friends auf die andere, je<br />
ähnliche Größen an einen Karabiner. Die<br />
Expressen verteile ich auf beide Seiten.<br />
Bei den meisten haben die Karabiner verschieden<br />
geformte Schnapper, das ist kein<br />
Design-Gag: So kann man den Karabiner für<br />
die Zwischensicherung und den für das Seil<br />
unterscheiden. Die Idee dahinter: Der Karabiner<br />
am Haken kann bei harten Stürzen<br />
Macken abbekommen - die wiederum das<br />
Seil schädigen können, wenn die Expresse<br />
andersrum verwendet wird. Die Schnapper<br />
der Karabiner für das Seil sind oft gebogen,<br />
so lässt es sich leichter einklippen. Und<br />
manchmal haben sie Drahtschnapper, das<br />
erhöht die Sicherheit: Wegen des Massenträgheitsgesetzes,<br />
kann sich der Schnapper<br />
des unteren Karabiners kurz öffnen, wenn<br />
er bei einem Sturz an die Wand schlägt. Bei<br />
leichteren Modellen mit Drahtschnappern<br />
hingegen passiert das nicht.«<br />
Reiner Taglinger, Jahrgang 69, ist Leiter der<br />
Mammut Alpine School, Vorstand Ausbildung<br />
des deutschen Bergführerverbandes und<br />
Profi bergführer seit mehr als 20 Jahren.<br />
schonenden Technik begeistert, Anfang der<br />
Siebziger entwickelte Ray Jardine, der mindestens<br />
ein so begabter Tüftler wie Kletterer<br />
war, den ersten »Friend« (engl. für Freund):<br />
Ein Klemmgerät mit flexiblen Backen, die<br />
man zum Legen zusammenziehen kann, die<br />
ausgefahren aber einen felsenfesten Sicherungspunkt<br />
ergeben. Ein Freund fürs Leben.<br />
Spätestens seitdem müsste eigentlich folgendes<br />
im Duden stehen:<br />
Feinmechanik, die<br />
Wortart: Substantiv, feminin.<br />
Worttrennung: Fein|me|cha|nik<br />
Bedeutungen:<br />
1. Teilgebiet der Technik, das sich mit dem Bau<br />
feiner [mess]technischer Geräte und Apparate<br />
befasst<br />
2. (Bergsteigen) Gesamtheit der metallenen<br />
Gegenstände und Hilfsmittel, die beim Klettern<br />
im Fels benötigt werden.<br />
11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 101
Kleines<br />
Gurt-Glossar<br />
Was hängt da alles an den Schlaufen des Klettergurtes? Und<br />
welche Sicherungsgeräte werden wie verwendet? Eine kleine<br />
Orientierungshilfe, von A wie Achter bis Z wie Zahnbürste.<br />
Gurte sind gewissermaßen<br />
die Werkzeugkästen für den<br />
Berg. Kaum zu glauben, was<br />
man alles hinhängen kann.<br />
Fotos: Corey Rich/Mammut, Hersteller (15)<br />
Achter<br />
Was zum Abseilen taugt, taugt<br />
auch zum Sichern, dachten<br />
sich Sportkletterer – und hatten<br />
Recht. Nur: Wenn der A.<br />
im Karabiner läuft, kann er im<br />
Belastungsfall den Verschlussmechanismus<br />
des Karabiners<br />
zerstören und sich aushängen. Zudem muss die<br />
Bremshand beim Sichern immer unterhalb des A.<br />
gehalten werden, sonst ist die Bremskraft zu gering.<br />
Zum Sichern eines Nachsteigers an einem Stand<br />
ist der A. nicht geeignet. Und: Beim Abseilen wird<br />
der A. durch die Seilreibung gerne heiß. Manchmal<br />
tritt er dann die Reise ins Tal alleine an, wenn der<br />
Kletterer sich die Finger verbrennt.<br />
ATC<br />
Kurz für Air Traffi c Controller, Sicherungsgerät von<br />
Black Diamond. Siehe auch → Tubes<br />
Bandschlinge<br />
vernähtes<br />
Schlauchband<br />
fürs Standbauen,<br />
Fädeln größerer<br />
Sanduhren oder<br />
unkonventionelle<br />
Zwischensicherungen (Bäume, Felsnasen).<br />
Hängt eher über der Schulter als am Gurt.<br />
Camalot<br />
Klemmgerät, mit dem eine Zwischensicherung in<br />
einem Riss gelegt werden kann. Verwandter des →<br />
Friend.<br />
Clip Stick<br />
Auch Cheater Stick genannt, denn: Wenn der<br />
Arm zu kurz ist, kann mit dem Gerät ein wenig<br />
geschummelt werden (to cheat = englisch für<br />
betrügen): Der teleskopartige Stock hilft Expressschlingen<br />
in Haken einzuhängen, die per Hand<br />
nicht zu erreichen sind.<br />
Drahtschnapper<br />
Karabiner, deren Schnapper nicht aus einem vollen<br />
Stück Metall gefertigt sind, sondern aus festem<br />
Draht. Mancher mag zu unrecht an der Stabilität<br />
zweifeln, viele freuen sich zu Recht über die<br />
Gewichtsersparnis. Und eigentlich alle sollten sich<br />
freuen: D. gehen nicht auf, wenn der Karabiner bei<br />
einem Sturz gegen die Wand schlägt.<br />
Expressschlinge<br />
Karabiner, Schlinge, Karabiner – fertig<br />
ist die Expresschlinge, auch Pärchen<br />
genannt. Ein Karabiner wird in die<br />
Zwischensicherung eingehängt, in den<br />
anderen das Seil. Zehn bis zwölf Stück<br />
reichen Sportkletterern. Naja, meistens.<br />
Friend<br />
Klemmgerät mit beweglichen Backen,<br />
die sich unter Zug zusammenziehen und<br />
sich anschließend wieder ausbreiten. So können<br />
Zwischensicherungen in Risse gelegt werden, die zu<br />
breit für Klemmkeile sind.<br />
Grigri<br />
Beliebtes Sicherungsgerät,<br />
benannt nach dem Amulett,<br />
das Tuareg-Frauen<br />
auf Reisen beschützen<br />
soll. Siehe →<br />
Halbautomatische<br />
Sicherungsgeräte<br />
Grübler<br />
Eisenstück mit einer gebogenen Nase, hilft beim<br />
Entfernen von festsitzenden Klemmkeilen.<br />
Haken<br />
fi nden sich in Zeiten von sanierten Routen immer<br />
weniger an den Materialschlaufen. Unterschieden<br />
wird zwischen Haken, die mit einem Hammer in die<br />
Wand geschlagen werden und Bohrhaken.<br />
Letztere werden in Löcher als Dübel gesetzt,<br />
geklebt oder zementiert.<br />
Hammer<br />
Dient zum Haken-Schlagen. Klemmgeräte<br />
sind zwar eleganter, vermitteln aber weniger<br />
Luis-Trenker-Aura.<br />
Halbautomatische Sicherungs-<br />
Geräte<br />
Das Prinzip kennt man vom Anschnallgurt<br />
im Auto: Beim Ausgeben lässt sich das Seil<br />
langsam durch das Sicherungs-Gerät ziehen, bei<br />
einer ruckartigen Belastung im Falle eines Sturzes<br />
blockiert es. Die Blockade bleibt bestehen, so lange<br />
Zug auf dem Seil ist, der Sichernde muss das<br />
Seil also nicht krampfhaft festhalten – gerade beim<br />
schwierigen Sportkletterern sehr angenehm. Eher<br />
unangenehm aber: Weil der Sturz sofort<br />
gestoppt wird, sind die Stürze härter<br />
als bei dynamischen Sicherungsmethoden.<br />
Meist sind Halbautomaten<br />
nur für Einfachseile geeignet, die<br />
Funktionsweise ist ein wenig komplizierter<br />
als bei anderen Geräten<br />
und sollte deshalb geübt werden.<br />
102 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13
Egal ob beim<br />
Sportklettern,<br />
leichteren Alpinrouten<br />
oder am<br />
Trango Tower mit<br />
David Lama – im<br />
Grunde reicht ein<br />
Klettergurt.<br />
Hexentric<br />
Ein → Klemmkeil mit sechseckig geformtem Kopf<br />
HMS-Karabiner<br />
Der Klassiker: ein Schraubkarabiner zum Sichern<br />
mit Halbmastwurf-Knoten. Der Knoten erlaubt im<br />
lockeren Zustand das Seil-Ausgeben, bei<br />
Belastung zieht er sich zusammen. Die<br />
Bremshand sollte immer am Seil bleiben<br />
und es laut Lehrmeinung des DAV<br />
nach unten weghalten. Weil das Seil so<br />
im ungünstigen Fall den Verschluss des<br />
Karabiners aufschrauben kann, empfi ehlt<br />
sich die Verwendung von Safe-Lock-<br />
Karabinern. Wegen der hohen Reibung ist<br />
der Seilverschleiß auf die Dauer aber hoch<br />
– genauso wie die Krangelbildung<br />
K lemmkeile<br />
In der Theorie einfach: Metallklötzchen,<br />
durch die eine Schlaufe aus<br />
dünnem Drahtseil gefädelt sind,<br />
werden als Zwischensicherung in<br />
Risse gelegt. In der Praxis weniger<br />
einfach: Sie wieder aus dem Riss<br />
hinaus zu bekommen. Dabei hilft<br />
der Klemmkeil-Entferner, auch →<br />
Grübler genannt.<br />
Magnesiabeutel<br />
Säckchen hinten am<br />
Gurt, auch Chalkbag<br />
genannt. Das Magnesia-<br />
Pulver (Chalk) dient<br />
dem Kampf gegen<br />
Schweißhände. Mittelpraktischer<br />
Aufbewahrungsort<br />
für Autoschlüssel<br />
und Eheringe.<br />
Nut<br />
Englisch für Klemmkeil – benannt nach den<br />
Sechskant-Muttern, die von englischen Kletterern<br />
kombiniert mit einer Reepschnur als erste Klemmkeile<br />
benutzt wurden. Urform des → Hexcentrics.<br />
Reepschnur<br />
Dünnes, festes Seilstück. Zum Prusiken, als<br />
Absicherung beim Abseilen, um kleine Sanduhren<br />
als Zwischensicherung zu fädeln. Oder um die<br />
Hängematte am Wandfuß aufzuhängen.<br />
Schraubkarabiner<br />
Karabiner, die im oberen Teil des Schnappers einen<br />
Ring aufweisen. Der kann zugeschraubt werden,<br />
so dass nicht mehr aufgeht, was auf keinen Fall<br />
aufgehen soll. In normaler Karabinerform erhältlich<br />
– oder in der größeren und stärkeren Birnenform,<br />
meist → HMS genannt.<br />
Steigklemmen<br />
Wer öfters ohne Wandkontakt nach oben will,<br />
investiert in Handsteigklemmen, mit denen es sich<br />
am Seil aufsteigen lässt – einfacher als die Verwendung<br />
von Prusik-Schlingen.<br />
Smart<br />
Sicherungsgerät von Mammut, vor allem für das<br />
Sport- und Hallenklettern. Eine Weiterentwicklung<br />
der → Tubes, jedoch mit stärkerer Bremswirkung.<br />
Tube<br />
Einfach zu bedienen, leicht<br />
und klein, zum Abseilen geeignet<br />
und auch bei falsch eingelegtem<br />
Seil noch teilweise funktionsfähig:<br />
Tubes sind mittlerweile die beliebteste<br />
Art zu sichern. Im Prinzip sind sie<br />
nichts anderes als ein kurzes Rohrstück. Das vom<br />
Kletterpartner kommende Seil läuft von oben in<br />
das Rohr, einmal um den Schraubkarabiner, dann<br />
wieder nach oben aus den Rohr hinaus. Kommt<br />
Belastung auf das Seil, werden die Tubes nah an<br />
den Karabiner gezogen. Wenn die Bremshand nun<br />
an ihrer vorgeschriebenen Position – das heißt: unten<br />
– ist, entsteht ein Knick im Seil, der bremsende<br />
Wirkung hat, Riffelungen der Tubes unterstützen<br />
zudem. Gesichert werden kann jedoch nur am<br />
Gurt und zum Sichern von Nachsteigern sind nur<br />
spezielle Tubes mit Plate-Funktion geeignet.<br />
Umlenkrolle<br />
Wichtiges Hilfsmittel der Bergwacht, andererseits<br />
Accessoire der Spaßguerilla: Seilrolle für<br />
Flaschenzüge (etwa bei Rettungseinsätzen) und für<br />
Seilrutschen.<br />
Zahnbürste<br />
Nicht fürs Biwak, sondern für Freaks, die wahnsinnig<br />
kleine Griffe greifen, auf denen jedes Staubund<br />
Moospartikel stört. ◀<br />
11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 103
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57072 Siegen<br />
Postleitzahlgebiet 6<br />
Backpacker Store<br />
Kurfürsten-Anlage 62<br />
69115 Heidelberg<br />
Postleitzahlgebiet 7<br />
Kollektiv-Sports<br />
Leuschnerstraße 14<br />
70174 Stuttgart<br />
Fred Mack e.K.<br />
–Dein Ausrüster–<br />
Happenbacher Str. 90<br />
74199 Untergruppenbach<br />
Eiselin Sport<br />
Basler Straße 126<br />
79540 Lörrach<br />
Postleitzahlgebiet 8<br />
Hapfelmeier GmbH<br />
Krumpper Straße 12<br />
82362 Weilheim<br />
Montagne<br />
Sport & Laufen<br />
Salinplatz/<br />
Bahnhofstraße 9<br />
83022 Rosenheim<br />
Intersport Kaiser<br />
GmbH<br />
Am Mühlbach 6<br />
83209 Prien<br />
am Chiemsee<br />
Sporthaus im<br />
Achental<br />
Eichelreuth 7<br />
83224 Grassau<br />
Ski & Sport Treff<br />
Kardinal-Faulhaber-<br />
Platz 4<br />
83313 Siegsdorf<br />
Riap Sport –<br />
Sporthaus<br />
Forstamt Straße 6 b<br />
83435 Bad Reichenhall<br />
Bergsporthütte<br />
Augsburg<br />
Pfl adergasse 1<br />
86150 Augsburg<br />
Alpinsportzentrale<br />
Landsberg GbR<br />
Vorderer Anger 239<br />
86899 Landsberg<br />
Storer Handels<br />
GmbH<br />
Karlsstraße 28<br />
89129 Langenau<br />
Postleitzahlgebiet 9<br />
Der Ausrüster<br />
GmbH<br />
Ludwigstraße 7<br />
93086 Wörth/Donau<br />
Bergsport und<br />
Outdoor<br />
Zangl Dorfplatz 3<br />
94089 Neureichenau<br />
Der Ausrüster<br />
Oberer-Thor-Platz 10<br />
94315 Straubing<br />
Intersport<br />
Strohhammer<br />
Straubinger Straße 21<br />
94405 Landau<br />
Bergauf<br />
Bürgerstraße 1<br />
95028 Hof<br />
Der Skandinavier<br />
Kanonenweg 50a<br />
96450 Coburg<br />
11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 105
SERVICE<br />
NEU: Hersteller im Profil W. L. Gore & Associates GmbH<br />
Klare Vorgaben: Wer GORE-TEX ®<br />
in seinen Produkten verarbeitet,<br />
muss testen, wie Gore es verlangt.<br />
Patentierte<br />
Marktmacht<br />
Firmen-Steckbrief<br />
Gegründet: 1958<br />
Hauptsitz: Newark, Delaware, USA<br />
Standorte Deutschland: Putzbrunn, Feldkirchen-Westerham,<br />
Pleinfeld, Burgkirchen<br />
Mitarbeiter bzw. Associates: mehr als<br />
10 000 (weltweit; alle Gore-Bereiche)<br />
Umsatz: 3,2 Mrd. US-$ (Gore gesamt)<br />
Lange Zeit galt einzig Outdoor-Kleidung mit<br />
GORE-TEX ® als wirklich wasserdicht. Doch seit<br />
1997 Gores Patent auf eine spezielle Membran<br />
auslief, existieren am Markt auch diverse<br />
andere zuverlässige Labels. Dennoch gilt Gore<br />
nach wie vor als marktbeherrschend.<br />
Von Bettina Willmes<br />
106 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
INFO<br />
Die GORE-TEX ® -<br />
Produktklassen<br />
Seit 2012 unterteilt Gore seine Textilprodukte<br />
in drei Kategorien: »Pro« ist die strapazierfähigste<br />
Produktklasse und für extreme<br />
Ansprüche gedacht. Unter die Kategorie<br />
»Active« fallen die atmungsaktivsten Produkte.<br />
Sie sind extrem leicht, kommen aber bei<br />
längerem Regen an ihre Grenzen.<br />
GORE-TEX®-Produkte ohne weitere Spezifi zierung<br />
sind konzipiert für Aktivitäten im Bereich<br />
Wandern, Trekking, Skifahren und Freeride.<br />
Inzwischen setzen viele auf alternative Labels<br />
wie Polartec und Sympatex oder aber<br />
auf eigene Entwicklungen, wie Columbia<br />
mit OutDry oder Patagonia mit H 2<br />
No. Gore<br />
bleibt ob dieser Entwicklung nach eigenen<br />
Angaben gelassen. »Das Who’s Who der<br />
Branche setzt nach wie vor auf unsere Membran.<br />
Einige Hersteller fahren auch zweigleisig,<br />
vertreiben die Produkte mit GORE-TEX®<br />
aber als Premium«, sagt Andreas Marmsoler,<br />
Pressesprecher Europa für Bekleidung der<br />
W. L. Gore & Associates GmbH. »Natürlich<br />
ist das für uns auch ein Ansporn, permanent<br />
Innovationen zu liefern. Viele sehen uns als<br />
Vorreiter bei der Entwicklung von Funktionsmaterialien,<br />
das verpflichtet.«<br />
So sieht die Membran aus: Bettina Willmes<br />
beim Test eines Handschuhs aus ePTFE<br />
Fotos: W. L. Gore & Associates GmbH (1), joachimstark.de<br />
Zehn Sekunden reichen, und der<br />
Unterschied lässt sich nicht mehr<br />
leugnen. Während die Hand im<br />
Plastikhandschuh zu schwitzen<br />
beginnt, bleibt die zweite Hand<br />
trocken und kühl. Sie steckt in einer Hülle<br />
aus ePTFE-Membran – einer Membran aus<br />
expandiertem Polytetrafluorethylen. Sehr<br />
vereinfacht ausgedrückt ist dies eine Art<br />
gestrecktes Teflon mit filzartiger Faserstruktur.<br />
Mit dieser Membran fing vor 44 Jahren<br />
die Geschichte von GORE-TEX® an. Damals<br />
entdeckte Bob Gore, Sohn von Firmengründer<br />
Bill Gore, aus Zufall, dass ePTFE Feuchtigkeit<br />
aus der einen Richtung abhält, von<br />
der anderen aber durchlässt.<br />
Mit dieser Entdeckung ist GORE-TEX® zum<br />
Inbegriff für Outdoor-Bekleidung geworden.<br />
Bis das Patent auf ePTFE 1997 auslief, war<br />
es für Hersteller, die wasserdichte, atmungsaktive<br />
Bekleidung liefern wollten, kaum<br />
möglich, ohne Gore am Markt zu bestehen.<br />
Unter Beschuss<br />
Nicht alle Hersteller würden wohl unterschreiben,<br />
dass es bei der Bewahrung der<br />
Marktführerschaft – der US-amerikanische<br />
Autor Mike Kessler schätzt Gores Marktanteil<br />
bei wasserdichter und atmungsaktiver<br />
Kleidung auf 70 Prozent – stets mit fairen<br />
Mitteln zuging. So hat Columbia im Sommer<br />
2011 Klage bei der EU eingereicht, der<br />
Vorwurf: Gore missbrauche seine Marktmacht<br />
und drohe Herstellern, die Zusammenarbeit<br />
aufzukündigen, wenn sie mit<br />
anderen Labels kooperieren. Die Kommission<br />
ermittelt derzeit; ob sie ein förmliches<br />
Verfahren einleiten wird, ist noch ungewiss.<br />
Auch die Federal Trade Commission<br />
(FTC) hatte einst Ermittlungen gegen Gore<br />
aufgenommen, das Verfahren wurde aber<br />
schließlich eingestellt.<br />
Dass die Zusammenarbeit mit Gore mit vielen<br />
Vorgaben und Auflagen verbunden ist,<br />
lässt sich nicht leugnen. Gore spricht nicht<br />
nur bei Konstruktion und Auswahl der<br />
Oberstoffe mit, sondern gibt auch vor, dass<br />
die Hersteller die Nähte mit einer speziellen<br />
Maschine verschweißen, die sie von Go-<br />
Härtetest: 500 Stunden müssen Laminate in<br />
der Waschmaschine mit Spindel aushalten.<br />
Und noch ein Test: Jacke und Hose werden<br />
dauerberieselt im Regenturm in Feldkirchen.<br />
11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 107
Stauchen und Drehen:<br />
Der Crumple testet<br />
Laminathaltbarkeit und<br />
Knickstabilität<br />
re leasen und von einem von Gore geschulten<br />
Mitarbeiter bedienen lassen müssen. All<br />
dies ist im Lizenzvertrag geregelt, ebenso wie<br />
die Prüfverfahren. Prototypen von GORE-<br />
TEX®-Pro-Jacken müssen beispielsweise<br />
rund 100 Tests bestehen. Einer davon findet<br />
in einer besonders aggressiven US-amerikanischen<br />
Waschmaschine mit Spindel statt.<br />
Halten die Tapes die Belastung durch? Hält<br />
die Innenbeschichtung? All das wird hier<br />
überprüft – und zwar so, wie Gore es für<br />
richtig hält.<br />
Was manch Hersteller als Gängelei interpretieren<br />
könnte, stellt Gore als notwendiges<br />
Vorgehen dar. »Nur so können wir unser<br />
Garantieversprechen geben und für die Lebensdauer<br />
des Produkts einstehen«, erläutert<br />
Marmsoler. Und in der Tat bedeutet dies<br />
für den Verbraucher: Wo GORE-TEX® drauf<br />
steht, ist auch wirklich GORE-TEX® drin,<br />
hergestellt und getestet unter den stets gleichen<br />
Bedingungen.<br />
Teilhaber statt Mitarbeiter<br />
Diese Vergleichbarkeit impliziert für Gore<br />
nach eigenen Angaben auch, dass an allen<br />
Standorten gleiche Umweltstandards gelten<br />
– egal ob in Asien oder Deutschland. »Unsere<br />
Produktionsstätten sind seit 2010 alle<br />
›bluesign‹-zertifiziert, versichert Marmsoler<br />
(Details zu »bluesign« siehe Seite 98). Auch die<br />
Beschäftigungsbedingungen sind überall<br />
gleich: Wer bei Gore arbeitet, ist kein Mitarbeiter,<br />
sondern ein Associate – ein Teilhaber<br />
des Unternehmens. »Niemand sagt den<br />
Leuten bei uns, wann sie was zu tun haben;<br />
ihre Arbeit beruht auf Freiwilligkeit«, sagt<br />
Sander Effring, Handelsmarketing Experte<br />
bei Gore. »Bei uns ist jeder dazu aufgerufen,<br />
unternehmerisch zu denken und zu<br />
handeln und über den eigenen Tellerrand<br />
zu schauen.« Ideen seien immer willkom-<br />
Von der Seite, von unten – im Regenturm lässt sich alles simulieren.<br />
Lässt der Abperleffekt nach, hilft eine neue Imprägnierung.<br />
108 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
Fotos: joachimstark.de<br />
men. Dank kurzer Wege im Unternehmen<br />
sei es jederzeit möglich, Vorschläge genau<br />
dort anzubringen, wo sie direkt umgesetzt<br />
werden können.<br />
Dieses Konzept funktioniert bei Gore allem<br />
Anschein nach sehr gut. Der Erfolg des<br />
Unternehmens ist unstrittig, und auch die<br />
Beschäftigten scheinen sich wohl zu fühlen:<br />
Erst 2013 belegte die W. L. Gore & Associates<br />
GmbH bei der Wahl Deutschlands<br />
bester Arbeitgeber (mittlere Unternehmen)<br />
Rang drei. In den USA, wo entsprechende<br />
Ranglisten seit 1984 existieren, gehörte<br />
Gore seither jedes Jahr zu den »100 besten<br />
Arbeitgebern«. Ein weiterer Aspekt der Teilhaberschaft<br />
besteht darin, dass jeder einen<br />
Teil seines Lohns in Form von Aktien erhält.<br />
Diesen kann er nicht am Aktienmarkt<br />
eintauschen, denn Gore ist zwar eine Aktiengesellschaft,<br />
aber keine, deren Anteile<br />
öffentlich gehandelt werden. Stattdessen<br />
kann man sie nach einer gewissen Sperrfrist<br />
dem Unternehmen zurückverkaufen.<br />
Zudem erhalten die Mitarbeiter einen Teil<br />
des Lohns als Prämie. Wie hoch die ausfällt,<br />
ergibt sich unter anderem durch eine<br />
360-Grad-Bewertung, die jedes Jahr vollzogen<br />
wird: Jeder kann jeden bewerten, auf<br />
gleicher Ebene, von oben nach unten, aber<br />
auch von unten nach oben.<br />
Bewusst schweigsam<br />
Wie viele Leute der Textilbereich von Gore<br />
beschäftigt, verrät das Unternehmen nicht.<br />
Nur so viel: Die gesamte Gore-Gruppe, zu<br />
der neben Textilien die Bereiche Luft- und<br />
Raumfahrt, Automotive, Chemie, Elektronik/Kommunikation,<br />
Energie, Umwelt,<br />
Industrie/Fertigung, Medizin/Gesundheitswesen,<br />
Militär und Halbleiterindustrie gehören,<br />
hat mehr als 10 000 Associates. Auch<br />
den Umsatz beziffert Gore nur global und<br />
für alle Unternehmensbereiche gemeinsam:<br />
3,2 Milliarden US-Dollar. »Jeder Bereich<br />
schwankt mal. Uns am Gesamtergebnis zu<br />
orientieren, macht es einfacher, langfristig<br />
zu planen und auch mal Durststrecken<br />
durchhalten zu können«, sagt Marmsoler.<br />
Verschwiegen ist das Unternehmen auch in<br />
anderer Hinsicht. Als Greenpeace im Herbst<br />
2012 eine Studie veröffentlichte, in der die<br />
hohe Belastung mit PFOA vieler Outdoorjacken<br />
bemängelt wurde, stand auch Gore<br />
am Pranger. PFOA (Perfluoroctansäure) ist<br />
eine fluorierte synthetische Säure, die im<br />
Bekleidungsbereich häufig eingesetzt wird.<br />
Sie baut sich kaum ab und gelangt über Nahrung,<br />
Luft und Trinkwasser in den menschlichen<br />
Körper. Die Säure ist toxisch und<br />
möglicherweise krebserregend. Während<br />
etwa Jack Wolfskin schon kurze Zeit später<br />
Sander Effring erläutert Redakteurin<br />
Bettina Willmes die neue Produkteinteilung.<br />
Wer bei Gore<br />
beschäftigt ist, ist<br />
kein Mitarbeiter,<br />
sondern ein Asso ciate<br />
– ein Teilhaber<br />
des Unternehmens.<br />
Hält die Imprägnierung? Wichtig ist diese<br />
für den Komfort, nicht für Wasserdichtheit.<br />
Der Suter-Test ermittelt die Wassersäule.<br />
Durch das Loch drücken 20 Kilo Wasser.<br />
verkündete, bald PFOA-frei produzieren zu<br />
wollen, war von Gore nur wenig zu hören.<br />
Dabei, so versichert das Unternehmen, habe<br />
man bereits 2003 angefangen, PFOA aus<br />
den Laminaten zu eliminieren. Pressesprecher<br />
Marmsoler schätzt, dass Gore Ende<br />
2013 komplett ohne die Chemikalie in den<br />
Rohmaterialien auskommen werde. »Wahrscheinlich<br />
werden wir die ersten sein, denen<br />
das ohne Beeinträchtigung der Performance<br />
gelingt. Natürlich stand das auch im Herbst<br />
2012 schon fest, aber es entspricht der Gore-<br />
Philosophie, erst dann über Dinge zu sprechen,<br />
wenn wir etwas vorweisen können.«<br />
Mit Greenwashing, so der Sprecher weiter,<br />
wolle man auf keinen Fall in Verbindung<br />
gebracht werden. Wer das Unternehmen<br />
kennt, auf den wirkt das konsequent. Getreu<br />
dem Motto, nicht zu viel zu kommunizieren,<br />
sondern zu handeln. Und das durchaus<br />
marktbestimmend.<br />
◀<br />
IM DEZEMBER-HEFT: Lesen Sie ein Porträt<br />
der Firma Edelrid, die 150. Geburtstag feiert.<br />
INFO<br />
Jetzt im Handel: die<br />
neue GORE-TEX ® Pro<br />
Wales im November, das heißt im Normalfall:<br />
Regen der ganz besonderen Art,<br />
von der Seite und von unten, dazu ein<br />
fi eser Wind und tiefgrauer Himmel. Genau<br />
diesen Ort und Zeitpunkt hat sich Gore<br />
2012 ausgesucht, um die neuen GORE-TEX®<br />
Pro-Produkte einem internationalen Trupp<br />
aus Presse- und Handelsvertretern aus der<br />
ganzen Welt zu präsentieren.<br />
Laut Hohenstein-Institut sind sie noch<br />
robuster und bis zu 28 Prozent atmungsaktiver.<br />
Von der Idee bis zur Marktreife sind<br />
viereinhalb Jahre vergangen. Das Neue<br />
daran ist, dass die Membran ohne Schutzschicht<br />
auskommt. Bisher hat diese dafür<br />
gesorgt, dass Sonnencreme und andere<br />
Verschmutzungen der Haut die Membran<br />
nicht verstopft. Nun ist die Membran auf<br />
der Innenseite nur noch mit einem neu entwickelten,<br />
robusten Innenfutter verbunden.<br />
Konzipiert wurde die Jacke für Extrem-<br />
<strong>Bergsteiger</strong> sowie für Bergführer, die 200<br />
Tage im Jahr im Freien verbringen – teils<br />
bei widrigsten Bedingungen und mit vielen<br />
Stopps zwischen Aktiv- und Ruhephasen.<br />
Mit dieser Zielgruppe erfolgten auch die<br />
diversen Feldtests. Ein gängiges Verfahren<br />
sind dabei Split Garments, bei denen die<br />
Tester Jacken tragen, die teils aus neuem,<br />
teils aus aktuellem Material gefertigt sind.<br />
Im Handel erhältlich sind Produkte mit dem<br />
neuen GORE-TEX® Pro seit Herbst 2013.<br />
11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 109
ALPINISMUS<br />
110 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
Paul Preuß zum 100. Todestag<br />
Der Freigeist<br />
Obwohl der Felskletterer Paul Preuß vor 100 Jahren starb,<br />
sind seine Ideen zum Alpinismus so aktuell wie nie.<br />
Viele sehen in ihm noch heute den geistigen Vater des<br />
Freikletterns. Von Andrea Strauß<br />
In memoria: Am Grab von<br />
Paul Preuß, Friedhof Altaussee<br />
Fotos: ARGE Paul Preuß (2), Andreas Strauß<br />
Was wird wohl bleiben vom<br />
Alpinismus der vergangenen<br />
hundert Jahre? Schwierigkeiten<br />
und Rekorde? Der<br />
Everest ohne Flaschensauerstoff,<br />
die Nordwand der Großen Zinne<br />
free solo, der XI. Schwierigkeitsgrad im<br />
Sportklettern? Die meisten Leistungen sind<br />
längst nicht mehr einmalig oder werden es<br />
bald nicht mehr sein. Die grundsätzliche<br />
Frage, wie viele Hilfsmittel erlaubt sind,<br />
um im Sport eine Spitzenleistung zu definieren,<br />
wird hingegen bleiben. Paul Preuß,<br />
der vor hundert Jahren verstarb, war nicht<br />
nur Kletterer der Spitzenklasse, sondern<br />
hat sich zu genau dieser Frage geäußert:<br />
»Wer ein technisches Hilfsmittel braucht,<br />
um eine Tour machen zu können, die er<br />
ohne dieses nicht wagen würde, soll auf die<br />
Tour verzichten.«<br />
Seine Forderungen, die er in sechs Grundsätzen<br />
präzisierte (siehe Kasten), haben<br />
heiße Diskussionen hervorgerufen – und<br />
sind letztlich zeitlos. Denn beim Beurteilen<br />
einer alpinistischen Leistung geht es mehr<br />
denn je um Streitfragen wie den Gebrauch<br />
von Flaschensauerstoff, den Missbrauch<br />
von Dopingmitteln oder das Verwenden<br />
von Bohrhaken.<br />
Paul Preuß wird 1886 als drittes Kind von<br />
Caroline und Eduard Preuß in Altaussee im<br />
Salzkammergut geboren. Als Sechsjähriger<br />
muss er für ein halbes Jahr mit Lähmungen<br />
im Rollstuhl sitzen. Aber mit elf Jahren beginnt<br />
er seine <strong>Bergsteiger</strong>karriere. Gemeinsam<br />
mit den beiden Schwestern oder alleine<br />
zieht er los; es sind Lehrjahre in Sachen<br />
Trittsicherheit und Gespür fürs Gelände.<br />
Er schwärmt von Georg Winkler und Emil<br />
Zsigmondy, trainiert Klimmzüge an zwei<br />
auf einen Schrank gestellten Gläsern mit einem<br />
Brett darüber, um in den Bergen auch<br />
im brüchigen Gelände zurechtzukommen.<br />
Die erste Tour, der er selbst bergsteigerische<br />
Bedeutung beimisst, ist die Durchsteigung<br />
der Planspitze Nordwand (II–III) im Gesäuse<br />
als Alleingang; damals ist er 22 Jahre alt.<br />
Zwei Jahre später setzt sein Tourenbuch<br />
ein. Es umfasst vier Jahre und weist mehr<br />
Gipfel auf, als manch anderer während eines<br />
ganzen Lebens schafft. Im Oktober 1913<br />
endet es. Denn von der Solobesteigung der<br />
Mandlkogel-Nordkante im Gosaukamm<br />
kommt Paul Preuß nicht mehr zurück.<br />
Freunde finden seine Leiche Tage später.<br />
Wer ist dieser junge Steirer, der in wenigen<br />
Jahren die <strong>Bergsteiger</strong>szene so gründlich<br />
durchrüttelt, dass wir das Wackeln heu-<br />
Preuß’ Grundsätze<br />
1 Bergtouren soll man nicht gewachsen,<br />
sondern überlegen sein.<br />
2 Das Maß der Schwierigkeiten, die ein<br />
Kletterer im Abstieg mit Sicherheit zu überwinden<br />
imstande ist, muss die oberste Grenze<br />
dessen darstellen, was er im Aufstieg begeht.<br />
3 Die Berechtigung für den Gebrauch von<br />
künstlichen Hilfsmitteln entsteht daher nur<br />
im Falle einer unmittelbar drohenden Gefahr.<br />
4 Der Mauerhaken ist eine Notreserve.<br />
5 Das Seil darf niemals das alleinseligmachende<br />
Mittel sein.<br />
6 Zu den höchsten Prinzipien gehört das<br />
Prinzip der Sicherheit. Doch nicht die<br />
krampfhafte, durch künstliche Hilfsmittel<br />
erreichte Korrektur eigener Unsicherheit.<br />
Preuß im Wilden Kaiser (großes Bild) und<br />
dessen bester Freund Paul Relly<br />
11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 111
Oben: Preuß war auch im Winter – hier mit Fred Henning 1912 – unterwegs.<br />
Unten: In der Ostwand der Guglia di Brenta – während sich Relly und Mina verloben.<br />
te noch spüren? Mit dem sich zu Lebzeiten<br />
die besten Alpinisten ihrer Zeit wie Hans<br />
Dülfer, Giovanni Piaz oder Angelo Dibona<br />
nicht nur am Fels maßen, sondern auch<br />
in Wortgefechten. Den die Avantgarde des<br />
Alpinismus’ noch ein Jahrhundert später<br />
als »geistigen Vater des Freikletterns« (Alex<br />
Huber), als »Kletterer und Philosoph« (David<br />
Lama) und als »bedeutendsten Alpinisten«<br />
(Reinhold Messner) bezeichnet. Nach<br />
dem die Paul-Preuß-Straße in München,<br />
die Preußhütte in den Dolomiten und der<br />
Preußturm im Drei-Zinnen-Massiv der Dolomiten<br />
benannt ist.<br />
Zunächst ist er ein hervorragender Allroundalpinist.<br />
Sein Elternhaus in Altaussee<br />
könnte kaum günstiger liegen. Der<br />
Ort und der See sind umgeben vom Toten<br />
Gebirge und den Gletscherflächen des<br />
Dachsteins. Loser, Trisselwand, Bräuning<br />
Zinken, Sandling und Großer Priel gehören<br />
zu Paul Preuß’ Lieblingsgipfeln im Toten<br />
Gebirge. Manche kann er von zuhause aus<br />
sehen. Die Fülle der Touren im Sommer wie<br />
im Winter könnten nahe legen, dass Paul<br />
Preuß regelrecht fanatisch war – wenn<br />
nicht das Zeugnis seiner Freunde und seine<br />
eigenen Schriften belegen würden, dass<br />
dies genau nicht zutrifft. Begeistert, ja. Aber<br />
fanatisch nie. Stattdessen liegt eine spürbare<br />
Leichtigkeit über seinem Tun, eine für<br />
sein Alter erstaunliche Abgeklärtheit, eine<br />
feine Selbstironie und ein ausgeprägter<br />
Sinn für Humor.<br />
»Mir wird speiübel«<br />
Rasch weitet sich sein alpines Betätigungsfeld<br />
aus. Die Touren, darunter allein 150<br />
Erstbegehungen und etwa 300 Alleinbegehungen,<br />
führen beinahe durch sämtliche<br />
Gebirgsgruppen des Alpenbogens, vom<br />
Dachstein über die Berchtesgadener Alpen<br />
und Wetterstein ins Wallis und an den Mont<br />
Blanc. All das in ein paar wenigen Jahren! Er<br />
gehört zu den besten Kletterern seiner Zeit,<br />
ist im Eis souverän und fährt sehr gut Ski.<br />
Wer seine Erstbegehungen im Fels heute<br />
nachklettert, ist meist erstaunt, wie ausgesetzt<br />
sie sind. Preuß hat viele alleine<br />
erstbegangen, Haken verwendete er nur<br />
widerwillig und äußerst selten. Der Bigwall-Kletterer<br />
Thomas Tivadar kommentierte<br />
eine Preuß-Begehung der Mitterkaiser-Nordschlucht<br />
einmal mit den Worten:<br />
»Wenn ich daran denke, dass Paul Preuß<br />
damals an der Schlüsselstelle in glitschigem<br />
Fels einen Wasserfall umgehen musste,<br />
wird mir speiübel!«<br />
Eine seiner Glanzleistungen ist die Begehung<br />
der Totenkirchl-Westwand im Kaiser<br />
auf der Piazführe im Juli 1911. Die Wand<br />
112 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
Schon im Erscheinungsbild. Preuß klettert<br />
in Steirer Tracht mit weißer, blauer oder<br />
violetter Seidenkrawatte. Sein Freund Alexander<br />
Hartwich vergleicht seine Art zu<br />
klettern mit dem Tanzen, weil es so schwere-<br />
und mühelos wirke. »Ich glaube nicht,<br />
dass er je mit zusammengebissenen Zähnen<br />
eine besonders schwere Stelle gemeistert<br />
hat, denn solche Gesten waren ihm im Innersten<br />
fremd.«<br />
Preuß selbst meint: »In der Selbstbeschränkung<br />
liegt die Kunst des Meisters.« Nur logisch<br />
ist es daher, dass der Haken für ihn ein<br />
»Paul Preuß ist eine Ausnahmefigur.«<br />
Reinhold Messner<br />
Fotos: ARGE Paul Preuß (5)<br />
war drei Jahre vorher erstbegangen worden<br />
und galt als schwierigste Kletterei der Alpen.<br />
18 Seillängen bis zum fünften Grad.<br />
Paul Preuß geht sie frei, allein, ohne Seil.<br />
Nicht weniger kühn ist seine Erstbegehung<br />
der Guglia di Brenta, oft auch Campanile<br />
Basso genannt. Gemeinsam mit seiner<br />
Schwester Mina und seinem Freund Paul<br />
Relly ist er dort. Während Paul Relly und<br />
Mina auf dem Normalweg auf die Guglia<br />
klettern (und sich nebenher verloben), versucht<br />
Preuß die Ostwand: fünf Seillängen<br />
senkrechter Fels (V, V-, V, IV und IV+). Er begeht<br />
die Route seilfrei und allein. Rastpunkte<br />
gibt es in der steilen Wand nur wenige.<br />
Er klettert bis zum Gipfel und anschließend<br />
wieder ab. Abgesehen von einer knappen<br />
Routenskizze erwähnt er die Tour nur in<br />
einem Satz: »Dem Campanile Basso und<br />
meiner Schwester war der nächste Tag gewidmet.«<br />
Schon am Folgetag plant er Neues:<br />
den Crozzon. Sie begehen die Nordkante,<br />
steigen am Folgetag zu dritt über den Ostgrat<br />
auf die Cima Tosa. Es folgt mit Relly die<br />
Überschreitung der Guglia, dann als Erstbegehung<br />
die Nordnordostwand des Crozzon,<br />
zu dritt die Torre di Brenta und am siebten<br />
Tag der Croz del Altissimo.<br />
Eine Ausnahmewoche? Nein, das Tourenbuch<br />
von Preuß sieht meist so aus. Einen<br />
Monat zuvor steht er im Stubai innerhalb<br />
von fünf Tagen auf 22 Skitourengipfeln.<br />
Nach der Brenta fährt er in die Dolomiten,<br />
um in zwei Wochen 30 Gipfel zu erklimmen,<br />
darunter ein paar Erstbegehungen.<br />
Sein Stil ist geprägt von Eleganz<br />
Paul Preuß ist aber nicht nur Ausnahmealpinist.<br />
Er spricht Französisch, Englisch<br />
und Italienisch, studiert in München Pflanzenphysiologie,<br />
hält Vorträge und schreibt.<br />
Seine Berichte über Skitouren, Alpinismus<br />
und Klettern lassen sich noch heute mit<br />
Vergnügen lesen. Sie sind frei von heroischem<br />
Bezwingungsalpinismus. Die sachliche<br />
Beschreibung überwiegt, an Stellen<br />
mit Selbstironie durchsetzt und voller<br />
Freude über das Unterwegssein am Berg.<br />
Anders seine satirischen Texte zu Themen<br />
wie Frauenbergsteigen (»Damenkletterei«,<br />
»Putzi als Skiläuferin«) oder zur Entwicklung<br />
des Tourismus (»Das Kaiserdenkmal«).<br />
Sein Stil – ob am Fels oder am Schreibtisch<br />
– ist geprägt von Leichtigkeit und Eleganz.<br />
Mittel in der Not ist. So engagiert er diese<br />
Position gegenüber den Besten seiner Zeit<br />
im Mauerhakenstreit vertritt, schon weil<br />
ihn die Auseinandersetzung als Logiker<br />
und Redner reizt, so wenig ist er Prinzipienreiter.<br />
Vielmehr geht es um den ethischen<br />
Wert einer Begehung, und die sieht Preuß<br />
in einer Route ohne Hakenverwendung<br />
eben höher. Heute gibt es Zusätze wie »Rotpunkt“,<br />
»On sight« oder »solo«, um diese<br />
Qualitätsunterschiede zu zeigen. Das Ziel<br />
solle es sein, »<strong>Bergsteiger</strong> zu werden und<br />
nicht Handwerker der edlen <strong>Bergsteiger</strong>kunst.<br />
Wenn der Alpinismus eine Zukunft<br />
hat, in der er auch gegen Drahtseilbahnen<br />
und Luftschiffahrt bestehen soll, dann wird<br />
sie im alpinen Sport liegen.«<br />
Wo er bei eigenen Touren Haken schlägt, tut<br />
er es im Notfall und nicht, um einen Berg zu<br />
bezwingen. Sein Seilpartner Walter Schmidkunz<br />
berichtet dazu von einer gemeinsamen<br />
Tour: »Die beiden Mauerhaken, die ich<br />
allen Theorien zum Trotz fürsorglich in die<br />
Joppentasche gesteckt hatte, klapperten so<br />
vorlaut, dass Preuß mit wahrer Unglücksmiene<br />
anregte, ich möchte doch die Haken<br />
einzeln verstauen, das Klirren der Eisen wäre<br />
ein Geräusch wie das Gebimmel des Armesünderglöckleins<br />
vor der Hinrichtung.«<br />
Einem Freund gegenüber äußert er, er sei<br />
überzeugt, dass es keine Erstbesteigung<br />
wert sei, das Leben zu riskieren Zwei Monate<br />
später, am 2. Oktober 1913, zieht Paul<br />
Preuß los zum Nördlichen Manndlkogel.<br />
Die Nordkante war ihm ein paar Wochen<br />
vorher aufgefallen als »großartigste Aufgabe<br />
im Gosaukamm«. An ihr stürzt er ab.<br />
Was ist geblieben von Paul Preuß? Großartige<br />
Routen in Fels, Eis und Schnee. Lebhafte<br />
Texte. Und so moderne Ideen, dass sie noch<br />
immer aktuell sind.<br />
◀<br />
Die Absturzstelle und das Schneefeld, in dem<br />
Preuß erst nach zehn Tagen gefunden wurde<br />
Oben: Die Enthüllung des Preuß-Denkmals<br />
2013 mit Reinhold Messner.<br />
Unten: Der 17-jährige Paul Preuß im Jahre<br />
1903 am Altaussee<br />
11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 113
TOUREN<br />
Auf den Spuren von Paul Preuß<br />
Planspitze, Piazführe und Propyläen. Wer es Paul Preuß nachmachen will, kann dies auf Wanderungen,<br />
augesetzten Klettereien und Skitouren tun. Oder an Gebäuden in München bouldern.<br />
IN SEINER HEIMAT ALTAUSSEE<br />
1 Sandling (1717 m)<br />
– Totes Gebirge<br />
▶ schwierig 4½ Std.<br />
840 Hm 840 Hm<br />
Charakter: Abwechslungsreiche<br />
Überschreitung des relativ frei<br />
zwischen Bad Goisern und Altaussee<br />
stehenden Sandling. Auf- und Abstieg<br />
sind teils versichert. Preuß besuchte<br />
den Sandling immer wieder von<br />
Altaussee aus.<br />
Anforderungen: Unten einfach, der<br />
Gipfelanstieg von der Vorderen Sandling<br />
Alm und der Abstieg zur Ausseer<br />
Sandling Alm sind teils versichert.<br />
Trittsicherheit nötig.<br />
Ausgangspunkt: Gasthaus Blaa-Alm<br />
(902 m)<br />
Route: Blaa-Alm – Fludergraben<br />
Alm – Ausseer Sandling Alm – Vordere<br />
Sandling Alm – Sandling – Nordrücken<br />
Sandling – Ausseer Sandling<br />
Alm – Blaa-Alm<br />
2 Loser (1838 m)<br />
– Totes Gebirge<br />
▶ leicht 2 Std.<br />
500 Hm 500 Hm<br />
Charakter: Bekannter Aussichtsberg<br />
direkt über dem Altausseer See,<br />
von Preuß immer wieder begangen,<br />
von Preuß’ Geburtshaus aus sichtbar.<br />
Durch die Mautstraße kann man<br />
bis gut 300 Höhenmeter unter<br />
den Gipfel fahren und so eine kurze<br />
Genusstour unternehmen.<br />
Anforderungen: Einfache Wanderung<br />
Ausgangspunkt: Loser Hütte (1504 m)<br />
Route: Loser Hütte – Loserboden –<br />
Loser – Nordhang Hochanger – Loser<br />
Fenster – Augst See – Loser Hütte.<br />
3 Trisselwand (1754 m),<br />
Hoferweg – Totes Gebirge<br />
▶ V 3–4 Std.<br />
500 Hm 500 Hm<br />
Charakter: Klassische, inzwischen<br />
sanierte Kletterroute über dem<br />
Altausseer See mit großartigen Landschaftseindrücken.<br />
Verläuft in der<br />
großen Schlucht oder rechts davon.<br />
Die Preuß-Route über den Westpfeiler<br />
ist stark verwachsen und wird<br />
kaum mehr begangen.<br />
Anforderungen: Stellen V, meist<br />
leichter. An den Schlüsselstellen<br />
fester Fels.<br />
Ausgangspunkt: Gasthof Trisselwand<br />
am Tressensattel (965 m)<br />
Route: Tressensattel – Trisselkogel<br />
Südwestwand über Hoferweg –<br />
Trisselkogel – Abstieg Normalweg<br />
- Tressensattel<br />
4 Sarstein (1975 m) – Dachstein<br />
▶ mittel 6½ Std.<br />
990 Hm 1460 Hm<br />
Charakter: Aussichtsreiche Tour<br />
auf einen isolierten Bergstock des<br />
Dachsteingebirges mit steilem,<br />
teils versichertem Aufstieg, einem<br />
landschaftlich einmaligen Übergang<br />
auf dem Südrücken immer mit Blick<br />
auf den Dachstein und einem steilen<br />
Abstieg. Der Sarstein gehört zu<br />
den frühen Gipfeln von Paul Preuß,<br />
auf dem er teilweise sogar mehrmals<br />
im Jahr stand.<br />
Anforderungen: Steiler und stellenweise<br />
versicherter Anstieg, auch der<br />
Abstieg verläuft durch eine steile,<br />
bewaldete Flanke.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Pötschenpasshöhe<br />
(992 m)<br />
Endpunkt: Obertraun<br />
Route: Pötschenhöhe – Goiserer<br />
Sarsteinalm (Einkehr) – Hoher Sarstein<br />
– Südrücken – Sarstein Hütte<br />
– Brettstein Graben – Obertraun<br />
BEKANNTE PREUSS-TOUREN<br />
5 Planspitze (2120 m),<br />
Pichlweg – Gesäuse<br />
▶ III- 5 Std.<br />
1000 Hm 1000 Hm<br />
Charakter: Alpiner Klassiker durch<br />
die Nordwand der Planspitze im<br />
Gesäuse. Laut Preuß seine erste<br />
„Bergfahrt mit sportlichem Wert“<br />
(1908). Aufgrund der Länge, des<br />
alpinen Geländes und der nicht<br />
immer einfachen Orientierung auch<br />
heute noch nicht zu unterschätzen.<br />
Anforderungen: überwiegend I und<br />
II mit einer Stelle III. Standplätze<br />
teils gebohrt. Lange Tour (1000 Hm<br />
Kletterei, 1600 Hm gesamt).<br />
Ausgangspunkt: Gstatterboden,<br />
Ennsbrücke (578 m)<br />
Route: Ennsbrücke – Höllersteig<br />
– Planspitze Nordwand – Planspitze –<br />
Peternscharte – Peternpfad – Haindlkarhütte<br />
(Einkehr) - Ennsbrücke<br />
6 Totenkirchl (2193 m),<br />
Piazführe – Wilder Kaiser<br />
▶ V 5–6 Std.<br />
450 Hm 450 Hm<br />
Charakter: Historisch gesehen die<br />
Linie der ersten Westwand-Durchsteigung<br />
des Totenkirchl. Heute auf<br />
dieser Route kaum mehr begangen<br />
(lange nass, teils brüchig). Viel<br />
beachtete Solo-Begehung von Preuß<br />
im Juli 1911. Damals im Ruf die<br />
»schwierigste Kletterei« zu sein.<br />
Anforderungen: V, meist leichter,<br />
18 Seillängen bis zur 2. Terrasse.<br />
Weiter zum Gipfel auf einer<br />
der anderen Westwandrouten.<br />
Ausgangspunkt: Stripsenjochhaus<br />
oder Hinterbärenbad<br />
Route: Stripsenjochhaus – (Hinterbärenbad)<br />
– Hoher Winkel – Totenkirchl<br />
Westwand über Piazführe –<br />
2. Terrasse – Westpfeiler, VI- oder<br />
Peters-Eidenschink-Führe, VI- – Totenkirchl<br />
– Führerweg – Stripsenjochhaus<br />
oder Hinterbärenbad (Einkehr)<br />
7 Guglia di Brenta/Campanile<br />
Basso (2883 m),<br />
Preußwand – Brenta<br />
▶ V 2Std.<br />
110 Hm 110 Hm<br />
Charakter: Fünf Seillängen-Kletterei<br />
durch die Ostwand des Felsturms<br />
Guglia di Brenta. Erstbegangen von<br />
Paul Preuß im Juli 1911 als Alleingang.<br />
Noch immer eindrucksvolle,<br />
ausgesetzte Kletterei mit alpiner<br />
Absicherung.<br />
Anforderungen: V und IV, 5 Seillängen<br />
Ausgangspunkt: Rifugio Pedrotti<br />
(2491 m)<br />
Route: Rifugio Pedrotti – Bocchetteweg<br />
bis in die Bocchetta del Campanile<br />
Basso – Einstieg Normalweg Guglia/<br />
Ampfererführe – Stradone Provinciale/<br />
Einstieg Preußwand – Preußwand –<br />
Guglia di Brenta – Normalweg<br />
d. h. Abseilpiste – Rifugio Pedrotti<br />
8 Kleinste Zinne/Preußturm<br />
(2700 m), Preußriss<br />
– Dolomiten<br />
▶ V 3–4 Std.<br />
250 Hm 250 Hm<br />
Charakter: Steile Kaminkletterei<br />
auf den selbständigen Gipfel der<br />
Kleinsten Zinne (neben der Punta<br />
Frida). Von Paul Preuß und Paul Relly<br />
im September 1911 spontan als<br />
Nachmittagstour frei erstbegangen.<br />
Anforderungen: V, meist IV, 10<br />
Seillängen, Standplätze vorhanden<br />
Ausgangspunkt: Rifugio Lavaredo<br />
(2325 m)<br />
Route: Rifugio Lavaredo – Paternsattel<br />
– Vorturm – Preußriss auf die<br />
114 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13
8<br />
Kleinste Zinne – Schlucht zur Punta<br />
Frida/Abseilen – Rifugio Lavaredo<br />
9 Dreiherrnspitze (3499 m) –<br />
Hohe Tauern<br />
▶ schwierig 8–9 Std.<br />
2200 Hm 2200 Hm<br />
Charakter: Schwierige, hochalpine<br />
Skitour in der Venedigergruppe.<br />
Mit Übernachtung auf der Essener-<br />
Rostocker-Hütte eine immer noch<br />
lange, anspruchsvolle Tour. Von Paul<br />
Preuß von Hinterbichl aus über die<br />
Clarahütte und das Umbalkees 1912<br />
erstmals mit Ski bestiegen; der hier<br />
vorgeschlagene Weg ist etwas kürzer.<br />
Anforderungen: Anspruchsvolle<br />
Skitour über vergletschertes Gelände,<br />
am Gipfelgrat bis 40 Grad steil, hier<br />
meist zu Fuß. Steigeisen meist nötig.<br />
Ausgangspunkt: Streden (1408 m)<br />
im Virgental<br />
Route: Streden – Maurer Tal -<br />
Essener-Rostocker-Hütte – Reggentörl<br />
– Dreiherrnspitze – Reggentörl –<br />
Essener-Rostocker - Hütte – Streden<br />
10 Nördl. Mandlkogel (2251 m),<br />
Nordkante – Dachstein<br />
Der Preußturm wurde wegen Preuß’ jüdischer Herkunft einst nur als Kleinste Zinne bezeichnet.<br />
10<br />
Vom Nördlichen Manndlkogel im Gosaukamm<br />
kehrte Preuß nicht mehr zurück.<br />
7<br />
▶ IV+ 3–4 Std.<br />
250 Hm 250 Hm<br />
Charakter: Klassische Kletterei mit<br />
großartiger Linie, jedoch nicht immer<br />
bestem Fels und kompliziertem<br />
Abstieg. Paul Preuß stürzte an dieser<br />
Kante 1913 tödlich ab.<br />
Anforderungen: IV+, meist IV, 10<br />
Seillängen, alpine Absicherung<br />
Ausgangspunkt: Vorderer Gosausee<br />
(933 m)<br />
Route: Vorderer Gosausee – Scharwandhütte<br />
– Gamsriese – Nordkante<br />
des Nördlichen Mandlkogel – Nordostrinne<br />
– Scharwandhütte – Vorderer<br />
Gosausee<br />
6<br />
Oben: Auch in den Bergen seiner Heimat um<br />
den Altaussee war Preuß häufig unterwegs.<br />
Unten: Das Stripsenjochhaus mit dem Totenkirchl<br />
im Kaisergebirge<br />
Oben: Noch immer eine eindrucksvolle Kletterei<br />
bietet die Ostwand der Guglia di Brenta.<br />