26.02.2014 Aufrufe

Bergsteiger Goldenes Finale (Vorschau)

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11<br />

Graubünden: Familien-Trekking mit dem Lama<br />

D 5.90 €<br />

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CH 9.90 sFr<br />

I 7.50 €<br />

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11 / November Juli 2013<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

HÜTTENZAUBER<br />

Wo jetzt noch offen<br />

ist + Wandertipps +<br />

Service Winterräume<br />

PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Verwallgruppe • Mendelkamm • Tuxer Alpen<br />

Berchtesgaden<br />

Reif für die Reiter Alpe<br />

SÜDTIROL<br />

Wandern durch Weinberge<br />

<strong>Goldenes</strong> <strong>Finale</strong><br />

Allgäuer Alpen<br />

Ammergauer Alpen<br />

Karwendel<br />

Kitzbüheler Alpen<br />

Krähe, Hengst und<br />

Henne: Tierisch<br />

gute Touren für<br />

den Herbst<br />

+ über<br />

60 Touren-<br />

tipps<br />

REPORTAGE<br />

Eisfall<br />

Die Herren des Lichts<br />

in Norwegens Eidfjord<br />

ALPINISMUS<br />

Mahnmal<br />

Paul Preuß' Leben und<br />

legendäre Kletterrouten<br />

AUF TOUR<br />

Wipptal<br />

50 Jahre Europabrücke –<br />

und eine vergessene Region<br />

v<br />

EXTRA<br />

Der große<br />

Ausrüstungsberater


Chamonix, Frankreich<br />

Träume …<br />

… leben.<br />

Spannende Ausrüstungs- und Reisetipps von<br />

Globetrotter Experten zum Thema Sportklettern<br />

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EDITORIAL<br />

Der neue<br />

Hauser<br />

ist da:<br />

über 40 Jahre<br />

Reiselust und Erfahrung<br />

Und welcher<br />

Alpinist ist<br />

heute seiner<br />

Zeit voraus?<br />

Der Reigen der Jubiläen geht allmählich zu<br />

Ende. Die Jahrtage der Erstbesteigung von<br />

Mount Everest, Eiger-Nordwand und Nanga<br />

Parbat gaben Anlass zu hinterfragen, an welchen<br />

Maßstäben sich der Alpinismus heute<br />

messen lassen will, ja auch muss. Ein herausragender<br />

Alpinist kann auch 100 Jahre nach seinem Tod noch viel zur Orientierung<br />

beitragen. Paul Preuß’ sechs Klettergrundsätze haben nichts an Aktualität eingebüßt,<br />

wenn es um die Frage der Verantwortung am Berg geht – für sich und andere. »Bergtouren,<br />

die man unternimmt, soll man nicht gewachsen, sondern überlegen sein«,<br />

lautet eines seiner Axiome. Würden <strong>Bergsteiger</strong> nur diesen einen Grundsatz verinnerlichen,<br />

es gäbe viele hässliche Szenen im Gebirge nicht. Lesen Sie ein Porträt des<br />

Freigeists aus Altaussee und ein nie geführtes Interview auf den Seiten 110 bis 117.<br />

2014<br />

Und wer ist heute seiner Zeit voraus? Die Frage können allenfalls die nachfolgenden<br />

Generationen rückblickend beantworten. Es deutet allerdings einiges darauf hin,<br />

dass es aktuell mindestens so sehr um die Verantwortung für die Berge geht wie um<br />

die Verantwortung am Berg. Der Schweizer Alpenclub SAC feiert dieser Tage mit einer<br />

großen »Gipfelkonferenz« in Pontresina seinen 150. Geburtstag (noch ein Jubiläum!)<br />

und hat sich als Thema die »Zukunft des Bergsports« gerade im Hinblick auf den<br />

Klimawandel vorgenommen. Es wäre genial, wenn sich 100 Jahre nach Preuß’ frühem<br />

Tod weitere wegweisende Grundsätze formulieren ließen, die uns allen Orientierung<br />

für ein ökologisch und sozial verantwortliches Bergsport-Verhalten gäben.<br />

Trotz aller großen, bedeutungsschweren Fragen<br />

stellen wir auch in dieser Ausgabe die Freude<br />

am Bergwandern und -steigen wieder in den<br />

Mittelpunkt. Wir haben für Sie in unserer Titelgeschichte<br />

(S. 22–31) zwölf Touren auf Tierberge<br />

ausgesucht, mit der Botschaft: Die Redaktion<br />

wünscht Ihnen einen tierisch guten<br />

Zwiegespräch: Am Berg zeigt sich,<br />

was man von Lamas lernen kann.<br />

Herbst. Ich bin überzeugt davon, dass wir von<br />

Tieren ziemlich viel lernen können – gerade am Berg. Lesen Sie die Reportage über<br />

ein Trekking mit Lamas (S. 68–73). Sie werden mit den Ohren schlackern.<br />

Die Welt und sich<br />

selbst erleben!<br />

Mehr als 600 Touren<br />

in über 90 Ländern.<br />

Jetzt alle neuen Reisen im Web<br />

oder Katalog anfordern unter<br />

Telefon: 089 / 23 50 06 - 0<br />

Michael Ruhland, Chefredakteur<br />

WandernTrekkingBergtourenweltweit<br />

hauser-exkursionen.de


INHALT<br />

22<br />

Tierisch gute Touren<br />

Auf Bergen mit Tiernamen lässt sich die<br />

Saison besonders gut ausklingen: Gipfelfreuden<br />

auf Henne, Schneck und Co.<br />

32<br />

Reif für die Reiter Alpe<br />

Einsamkeit, wenn’s anderswo voll ist: Die<br />

Reiter Alpe zwischen Chiemgau und Berchtesgadener<br />

Land gilt als Geheimtipp.<br />

TITELTHEMA<br />

22 Tierischer Herbst<br />

Nach Tieren benannte Gipfel gibt es reichlich.<br />

Wir haben einige besonders schöne in den<br />

Nordalpen für Sie ausgesucht.<br />

AKTUELL<br />

12 Neues aus der Welt der Berge<br />

12 GEWALTIGE BILDER Ende Oktober<br />

wird Tegernsee zur Bergfilmbühne.<br />

16 KLARE WORTE CIPRA macht sich stark<br />

gegen Landschaftsverbrauch in den Alpen.<br />

18 MEDIEN Aktuelle Bücher, Apps und<br />

Webpages zum Thema Berg<br />

AUF TOUR<br />

32 Ruhe auf der Reiter Alpe<br />

Dank seiner Lage im Grenzgebiet zwischen<br />

Bayern und Österreich wird die Reiter Alpe<br />

.. nur wenig besucht. Ein Traum für Touren<br />

38 Winterräume im Herbst<br />

Wenn die Hütten dicht machen, wird es<br />

schön einsam im Gebirge. Eine Tour mit<br />

Winterraum-Nächtigung im Verwall


38<br />

Herbst im Verwall<br />

Winterräume bieten die beste<br />

Gelegenheit, den Bergherbst zu<br />

verlängern. So wie im Verwall<br />

44<br />

Herein!<br />

Diese Hütten haben<br />

bis spät in den Herbst<br />

hinein geöffnet.<br />

TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />

12 Top-Touren für den November<br />

Gantkofel .......................................................................................59<br />

Monte Roèn. ..................................................................................59<br />

Traminer Höhenweg ..........................................................59<br />

Treser Horn ....................................................................................61<br />

Stadelhorn ......................................................................................61<br />

Wagendrischelhorn ..............................................................61<br />

Saumspitze ...................................................................................63<br />

Kreuzjochspitze .......................................................................63<br />

Padauner Kogel .........................................................................63<br />

Peter-Kofler-Klettersteig .................................................65<br />

Krähe ....................................................................................................65<br />

Hirschenkopf bis Bärenkopf .....................................65<br />

88<br />

Alles für<br />

den Winter<br />

Kurz bevor es nach und<br />

nach kälter wird,<br />

lohnt sich ein Blick<br />

auf die Neuheiten<br />

am Markt.<br />

84<br />

Eisfall<br />

Eisklettern ins Rampenlicht<br />

gerückt: eine Inszenierung<br />

der besonderen Art<br />

Cover: Bernd Römmelt (Vorderskopf, im Hintergrund die Soierngruppe); weitere Fotos: S. Urbaniak, H. Zak, M. Pröttel, M. Zahel, T. Senf, W. L. Gore & Associates<br />

44 Hier ist noch geöffnet<br />

<strong>Goldenes</strong> Saisonfinale: Auf diesen Hütten<br />

können Sie den Herbst ausklingen lassen.<br />

46 Südtiroler Weinstraße<br />

Sonnenverwöhnt: An den Bergen und Hängen<br />

entlang der Weinstraße lässt sich der<br />

Herbst um einige Wochen verlängern.<br />

54 Der Brauch des Törggelen<br />

Einst für Erntehelfer und Händler initiiert,<br />

kommen heute vor allem Touristen zum<br />

Törggelen. Und lassen es sich schmecken<br />

68 Familien-Trekking mit Lama<br />

Lamas in der Schweiz? Jawohl, und zwar<br />

mit besonderer Funktion: als Kinder -<br />

motivator – und als Gepäckträger<br />

74 Geheimnisvolle Alpen<br />

In einem rekonstruierten Dorf am Dürrnberg<br />

lässt sich erkunden, wie die Kelten<br />

einst lebten.<br />

Familien-TIPP<br />

Familien-TIPP<br />

78 Vergessenes Wipptal<br />

Die Europabrücke über dem Wipptal wird 50<br />

Jahre alt. Die meisten fahren nur drüber,<br />

dabei hat das Tal für <strong>Bergsteiger</strong> viel zu bieten.<br />

SERVICE<br />

88 Der große Ausrüstungsberater<br />

»Hybridbekleidung« lautet das Zauberwort<br />

des Winters. Neuheiten auf einen Blick<br />

98 Ein Siegel für den Durchblick<br />

»bluesign« ist eines der größten Siegel für<br />

Outdoor-Bekleidung. Dahinter steckt eine<br />

unabhängige Organisation. Wir klären auf.<br />

100 Serie: Stille Helfer<br />

Sicherungsgeräte und Karabiner gibt es<br />

viele. Sie unterscheiden sich in weit mehr<br />

als nur dem Preis. Eine Übersicht<br />

REPORTAGE<br />

84 Die Herren des Lichts<br />

Klettern und Kunst: Lichtinstallationen<br />

in Norwegens Eisfällen<br />

ALPINISMUS<br />

110 Paul Preuß zum 100. Todestag<br />

Sein Leben und seine legendärsten Kletterrouten.<br />

Extra und exklusiv: Antworten von<br />

einst auf Fragen von heute<br />

106 Serie:<br />

Hersteller<br />

im Profil<br />

Lange Zeit galt nur<br />

GORE-TEX als wirklich<br />

wasserdicht. Zwar<br />

haben andere<br />

Hersteller inzwischen<br />

aufgeholt,<br />

doch Gore<br />

hat weiterhin<br />

eine enorme<br />

Marktmacht.<br />

RUBRIKEN<br />

NEU!<br />

Editorial 3<br />

Bildstrecke 6<br />

TV-Programm 20<br />

Bergpredigt 56<br />

Briefe/Impressum 120<br />

<strong>Vorschau</strong> 122<br />

11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 5


BERG-BILDER<br />

Galaktisch<br />

Als hätte Merlin seinen Zauberstab verloren:<br />

In Wahrheit zeigt das Bild einen beleuchteten Eisfall<br />

in Norwegen. Wie eine Leiter aus Licht durchsteigt<br />

er die Nacht, bis in den Himmel über dem Eidfjord.<br />

Eisschlucht Gol, Eidfjord, Norwegen<br />

Alle Fotos: Thomas Senf<br />

6 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


8 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


Gespenstisch<br />

Im Zwielicht von Farbfackeln und Scheinwerfern<br />

klettern Stephan Siegrist und Dani Arnold wie<br />

Irrlichter durch die Geisterwelt von Eidfjord. Von<br />

Höhlentrollen blieben die Schweizer verschont.


Höllisch<br />

Ein Bild wie aus Dantes »Inferno«: Dani Arnold<br />

versucht, aus der gefrorenen Hölle zu entkommen.<br />

Nur die Kameradrohne bezeugt, dass hier kein<br />

Sündenfall vorliegt.


Beleuchtungskunst<br />

Die Bergwelt ist kein Fotostudio.<br />

Mit künstlichem Licht wird dort selten<br />

gearbeitet. Aber das faszinierende<br />

Resultat rechtfertigt den Aufwand.<br />

»Fotografieren und Filmen<br />

in der Nacht ist eine große<br />

Herausforderung. Die<br />

Möglichkeiten, mit den<br />

Faktoren Licht, Zeit und<br />

Umgebung zu spielen,<br />

sind grenzenlos. Gemeinsam mit der Schweizer<br />

Bergsportfirma Mammut entstand die<br />

Idee, mit Hilfe von Leuchtfackeln, Scheinwerfern<br />

und Stirnlampen gefrorene Wasserfälle<br />

in Norwegen und die darin kletternden<br />

Athleten zu beleuchten. Schon oft ist mir die<br />

Transparenz und Reflexionskraft von Eis in<br />

der Sonne aufgefallen. Die Eisfälle boten daher<br />

ideale Voraussetzungen für eine meiner<br />

bislang aufwendigsten Fotoproduktionen.«<br />

Thomas Senf<br />

Die exklusive Hintergrundreportage zum<br />

Mammut-Teamtrip nach Norwegen finden<br />

Sie auf den Seiten 84 bis 87.<br />

11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 11


<strong>Bergsteiger</strong><br />

11/13 AKTUELL<br />

Der K2: Bild aus dem Film<br />

»The Summit« von Nick Ryan<br />

Foto: Image Now Films<br />

Vom Allgäu bis in den Himalaya<br />

VOM 23. BIS 27. OKTOBER 2013 FINDET DAS 11. INTERNATIONALE<br />

BERGFILM-FESTIVAL TEGERNSEE STATT<br />

Zitat des Monats<br />

»Ein Mensch, der<br />

einem Gletscher<br />

Gesellschaft leistet,<br />

erhält allmählich<br />

das Gefühl, dass er<br />

unbedeutend ist.«<br />

Mark Twain in seinem Buch »Bummel durch Europa«,<br />

erstmals erschienen 1880<br />

Ob spektakulärer Kletterfilm oder berührendes Bergporträt – das Internationale<br />

Bergfilm-Festival Tegernsee widmet sich in seiner elften Auflage erneut<br />

mit Sachverstand und Liebe zum Thema dem breit gefächerten Bergfilm-Genre.<br />

Von 23. bis 27. Oktober werden in sechs Sälen die Filme zu sehen sein, die die<br />

Vorauswahljury rund um Michael Pause ausgewählt hat. Zum Beispiel zeigt eine<br />

Dokumentation aus der Schweiz, wie ein neuer Besitzer eines alten Sessellifts<br />

diesen weiterbetreibt. In einem anderen Film hat Gerhard Baur das Leben der<br />

Steinböcke in den Allgäuer Bergen mit der Kamera eingefangen. Die Filme wurden<br />

in drei Kategorien eingeteilt: »Erlebnisraum Berg« stellt den Alpinismus und<br />

die sportliche Begegnung mit den Bergen ins Zentrum. Landschaftsdarstellungen<br />

und Umweltthemen werden in »Naturraum Berg« fokussiert. Die Filme der<br />

dritten Kategorie »Lebensraum Berg« befassen sich unter ethnologischen und<br />

kulturellen Vorzeichen mit der Begegnung Mensch und Berg. Alle weiteren<br />

Informationen sind erhältlich unter: www.bergfilm-festival-tegernsee.de –sz–<br />

Herbstzeit, Bergfilmzeit. In den kommenden Wochen finden diverse Filmfestivals statt. Eine<br />

Übersicht finden Sie unter www.bergsteiger.de /news-3356-747-339-bergfilm.html. Einer<br />

der Termine ist die Reel Rock Film Tour. Für diese verlosen wir 40 x 2 Karten, Spielort und<br />

Termin nach Wahl. Schicken Sie uns eine E-Mail oder Postkarte, Betreff »Reel Rock«.<br />

Foto: Christian Stangl<br />

Christian Stangl hat’s geschafft:<br />

die »Triple Seven Summits«<br />

Drei mal sieben<br />

CHRISTIAN STANGL VERVOLLSTÄNDIGT »TRIPLE SEVEN SUMMITS«<br />

Nach sieben Jahren ist der »Skyrunner« am Ziel: Ende August stand Christian<br />

Stangl auf dem Schchara (5193 m) im Kaukasus. Damit komplettierte der Steirer<br />

als Erster die Sammlung der jeweils drei höchsten Berge aller sieben Kontinente.<br />

Beim Abstieg bremste ein Schneesturm Stangl und seine beiden Begleiter aus.<br />

Hohe Lawinengefahr hielt sie über drei Tage auf 4200 Metern fest. Schließlich<br />

setzte Stangl einen Notruf ab; ein Helikopter brachte das Team ins Tal.<br />

Eine klar definierte Liste der »Triple Seven Summits« gibt es aufgrund widersprüchlicher<br />

Höhenmessungen nicht. Besonders in Ozeanien ist die Situation unklar.<br />

Um sicher zu gehen, bezwang Stangl deshalb insgesamt 30 Berge weltweit. 2010 hatte er für Furore<br />

gesorgt, weil er vorgegeben hatte, den K2 bestiegen zu haben. Sein Beweisfoto stammte aber von<br />

einem Punkt unterhalb des Gipfels. Nach mehreren gescheiterten Anläufen war er 2012 erfolgreich.<br />

Ein Spotmessenger, der via Satellit den Aufenthaltsort speichert, verifizierte seinen Erfolg. –te–<br />

12 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


Fünf Fragen an …<br />

Foto: Jens Mattern<br />

Olga Morawska, Witwe<br />

von Piotr Morawski,<br />

(1. Winterbesteigung<br />

des Shishapangma),<br />

ist Gründerin einer<br />

Stiftung, die Menschen<br />

hilft, die unerwartet<br />

einen Angehörigen<br />

verloren haben.<br />

Olga Morawska<br />

Sie haben 2009 ihren Mann am Dhaulagiri verloren.<br />

Hatten Sie damals Wut auf die Berge?<br />

Nein. Ich empfand Groll, dass ein so begabter Mensch wie mein<br />

Mann seinen vielen Talenten nicht mehr nachgehen konnte.<br />

Die Berge zu beschuldigen, macht keinen Sinn, er war auf eigenen<br />

Willen dorthin gegangen und hatte gewusst, was er tat.<br />

Ihr Mann liegt noch in der Eisspalte, in die er gestürzt war. Sie<br />

sind dann in den Himalaya gereist, um sich am Fuß des Berges<br />

zu verabschieden. Was hat sich für Sie dadurch verändert?<br />

Abschied nehmen ist wichtig. Es ist eine besondere Situation, wenn<br />

jemand stirbt und sein Körper für immer im Gebirge bleibt. Es war<br />

mir ein großes Bedürfnis, dort einen Grabstein zu errichten, so wurde<br />

auch ein Lebens-Kapitel abgeschlossen.<br />

In Ihrem Buch »Berge, ganz ungewohnt« interviewen Sie<br />

Angehörige verunglückter <strong>Bergsteiger</strong>. Wie kam es dazu?<br />

Das war Teil meiner Trauerverarbeitung; ich war neugierig, inwieweit<br />

ihre Erfahrungen und Gedanken von meinen abweichen. Obwohl<br />

der Verlust bei den meisten schon 20 Jahre her ist, stellte ich fest,<br />

dass einige bislang mit niemandem über dieses Thema gesprochen<br />

hatten. Das Buch ist auch eine Hommage an verstorbene polnische<br />

<strong>Bergsteiger</strong>, die in Vergessenheit geraten sind.<br />

Haben Sie als Witwe und Mutter zweier Kinder Hilfe erfahren?<br />

Meine Eltern und meine Brüder halfen mir. Doch irgendwann<br />

war ihre Geduld erschöpft. Meine Kinder blieben ohne fi nanzielle<br />

Versorgung, da mein Mann nach polnischem Recht nicht lange<br />

genug gearbeitet hatte. Vor allem aber fehlte ihnen das Vorbild eines<br />

jungen Menschen, der durch eine solch schwere Zeit geht.<br />

Was leistet Ihre Stiftung »Plötzlich allein« (Nagle Sami)?<br />

Wir leisten psychologische und rechtliche Hilfe, es gibt Therapiegruppen<br />

für Erwachsene und Kinder, Einzelgespräche sowie Telefon -<br />

seelsorge. Wir bereiten eine Interventionsgruppe vor, bestehend aus<br />

Psychologen und Anwälten, die nach einer Katastrophe vor Ort helfen,<br />

wenn Menschen nicht mehr weiter wissen. Wir wollen aber auch<br />

Mut machen, aus der Trauerphase wieder heraus zu kommen. In Polen<br />

gibt es eine Erwartungshaltung, dass man ewig trauern müsse.<br />

Interview: Jens Mattern


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 11/13 AKTUELL<br />

Berg-Splitter<br />

Foto: privat<br />

Tageslimit<br />

Die erste Eintagesbegehung des »Vertikalen<br />

Jungfrauenmarathons« brannten Roger Schäli<br />

und David Hefti in den Berner Fels. Die Tour<br />

wurde 1997 entdeckt und besteht aus »Stägers<br />

Bürtblätz« (350 m, 7a+) und »Fätze und Bitze«<br />

(300 m, 7a). Danach folgt noch der »Rotbrättgrat«,<br />

der auf der Jungfrau endet. –te–<br />

Doppelschlag<br />

Eine seltene Doublette gelang dem Österreicher<br />

Paul Niel im Himalaya. Vom Gipfel des<br />

Mount Everest stieg der 34-Jährige zum Südcol<br />

ab und nach kurzer Pause auf den benachbarten<br />

Lhotse. Niel ist der neunte Mensch, dem<br />

diese Kombination gelang.<br />

–te–<br />

Nummer zwei<br />

Seine »zweitschwerste Tour« zog Adam Ondra<br />

in der Höhle von Flatanger (Norwegen) durch.<br />

Zweieinhalb Wochen lang probierte sich<br />

der junge Tscheche in »Move«, ehe er nach<br />

dem Durchstieg 9b als Grad vorschlug. –te–<br />

Mehr Gipfel für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Wie die Nepal Mountaineering Association<br />

(NMA) bekanntgab, sollen zwei bisher<br />

unbestiegene Gipfel nach Sir Edmund Hillary<br />

und Tenzing Norgay benannt werden. Auch die<br />

Berge seien bereits ausgesucht und liegen<br />

zwischen Mount Everest und Cho Oyu. Diese<br />

und 163 weitere Gipfel sollen 2014 freigegeben<br />

werden. Mehr dazu www.bergsteiger.de/<br />

news-3353-747-339-nepal.html –te–<br />

5. Geburtstag<br />

Der International Mountain Summit in Brixen<br />

hat sich zu einem der wichtigsten Treffen der<br />

Szene etabliert. Dieses Jahr feiert der IMS den<br />

5. Geburtstag, und die Liste der Top-<strong>Bergsteiger</strong><br />

und Top-Themen ist lang. Das Bergfestival fi ndet<br />

vom 17. bis 22. Oktober statt; alle Infos unter<br />

www.ims.bz<br />

–mr–<br />

Foto: Heiko Wilhelm<br />

Auf nach Innsbruck<br />

VORTRÄGE, PRODUKTE, WORKSHOPS: DIE ALPINMESSE 2013<br />

Wenn die Bergstiefel eingekellert sind und die Tourenski auf den ersten<br />

Schnee warten, findet traditionell die Alpinmesse in Innsbruck statt. Auch dieses<br />

Jahr werden die Besucher am 9./10. November wieder die Qual der Wahl haben:<br />

Produkt neuheiten, kostenlose Workshops, und Multivisionsshows stehen auf dem<br />

Pro gramm. Zum ersten Mal wird parallel die BlocAlpin, Österreichs Staatsmeisterschaft<br />

im Bouldern, vor Ort ausgetragen. Der BERGSTEIGER begleitet die Messe<br />

dieses Jahr wieder als Medienpartner.<br />

In zehn verschiedenen Workshops frischen Profis den Wissensstand der Besucher<br />

auf. Von der GPS-Schulung über Klettersteigtipps bis zum LVS-Training ist alles<br />

dabei. In der Höhenkammer können Besucher ihre Höhenverträglichkeit testen<br />

– oder eine Massage genießen. Beim alpinforum (9. 11.) lassen sich die Kenntnisse<br />

weiter vertiefen. In den Impulsvorträgen<br />

zu Unfallprävention und<br />

Risikomanagement erklären Experten<br />

neue Sicherheitstrends. Beide<br />

Angebote sind kostenlos, erfordern<br />

aber eine Anmeldung.<br />

Gleich vier prominente Bergsportler<br />

hat die Alpinmesse für ihr Vortragsprogramm<br />

eingeladen. Den Anfang<br />

machen Gerlinde Kaltenbrunner und<br />

Ralf Dujmovits. Das Paar berich tet<br />

über die Spuren, die ihre gemeinsamen<br />

32 Achttausender hinterlassen<br />

haben (»Leidenschaft 8000 – Tiefe<br />

überall«, 9. 11., 19 Uhr). Am Sonntag<br />

erzählt »Wunderkind« Adam Ondra,<br />

was ihm zum Aufstieg an die<br />

Spitze der Kletterszene verholfen hat<br />

(»Beauty of Difficulty«, 10. 11., 11 Uhr).<br />

Die Messe beschließen wird eine Frau,<br />

die einst Klettergeschichte schrieb:<br />

Lynn Hill, der die erste freie Begehung<br />

der Nose am El Capitan gelang<br />

(»The Life, Climbs and Evolution of<br />

a Free Climber«, 10. 11., 19 Uhr). –te–<br />

Besonders für Münchner interessant sein<br />

dürfte der Alpintag »Munich Mountains«<br />

(17. November, BMW Welt am Olympiapark).<br />

Details dazu im nächsten Heft.<br />

Wird vor Ort sein: Kilian<br />

Fischhuber, fünffacher Gesamt-Weltcupsieger<br />

Bouldern<br />

Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits<br />

erzählen am 9. 11. von ihren Touren.<br />

▶ alpinmesse<br />

9.–10. November 2013, Messe Innsbruck,<br />

Halle A<br />

Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag<br />

von 10–19 Uhr<br />

Eintritt: 6 Euro; freier Eintritt für Kinder<br />

und Jugendliche bis 16 Jahre. Kombipaket<br />

mit Gletscherskipass ab 99 Euro.<br />

Informationen und Anmeldungen zu den<br />

Workshops unter www.alpinmesse.info<br />

▶ alpinforum<br />

9. November 2013, auf der alpinmesse<br />

Innsbruck<br />

Öffnungszeiten: 10–17 Uhr<br />

Eintritt: 22 Euro (inkl. Eintritt zur alpinmesse<br />

an beiden Tagen). Details und<br />

Vorverkauf unter www.alpinmesse.info<br />

Foto: Archiv Ralf Dujmovits<br />

14 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


Foto: Michael Prittwitz<br />

Schlaflos am Watzmann<br />

BERCHTESGADENER WANDERFESTIVAL ZIEHT 24H-WANDERER AN<br />

»Total zufrieden« zeigte sich Veranstalter Toni Grassl<br />

mit dem Verlauf des 3. Berchtesgadener Wanderfestivals.<br />

Drei Tage lang ging es auf fünf verschiedenen Touren quer<br />

durch das Land unter dem Watzmann. Fast drei Viertel<br />

der Teilnehmer nahmen an den drei 24h-Wanderungen<br />

teil. »Man fühlt sich wie neugeboren, wenn das erste Licht<br />

erscheint«, schwärmte eine durchnässte Berchtesgadenerin<br />

im Ziel. Die Dauerwanderer waren ab Mitternacht bis<br />

zum Frühstück um 9 Uhr morgens im Regen unterwegs.<br />

Angespornt von der Nachfrage, kündigte Grassl für das<br />

nächste Wander-Festival vom 4. bis 6. Juli 2014 eine neue 24h-Strecke an. –te–<br />

Berg-Fundstück<br />

KINDER-MOTIVATOR<br />

Wer dieses Buch verschenkt,<br />

sollte sich seiner<br />

Kondition sicher sein. Denn<br />

nun sind die Kleinen nicht<br />

mehr so leicht zu bremsen.<br />

Kinder-Tourenbuch »Meine Berge«,<br />

Zwerg am Berg Verlag, München, 8,95 €<br />

Wilde Alpen im Maxiformat<br />

BERGFOTOGRAF BERND RITSCHEL TOURT DURCH SÜDDEUTSCHLAND<br />

Bernd Ritschel zeigt die faszinierendsten Motive aus seinem National-<br />

Geographic-Bildband »Wilde Alpen« auf der großen Leinwand. Auftakt seiner<br />

Tour durch Süddeutschland ist am 3. November in Nürnberg. Außerdem tritt<br />

er in München, Rosenheim und Gersthofen auf. Alle Infos<br />

und Termine zum Programm unter www.outdoor-ticket.net/<br />

events/wildes-deutschland. Unter allen Lesern, die zu den<br />

genannten Terminen keine Zeit haben, verlosen wir zwei<br />

Exemplare des Bildbands. Schreiben Sie uns dafür bis zum<br />

4. November eine E-Mail an bergsteiger@bruckmann.de<br />

oder eine Postkarte an Redaktion BERGSTEIGER, Postfach<br />

40 02 09, 80702 München. Betrifft: »Wilde Alpen« –bw–<br />

Alpen per Handbike<br />

FELIX BRUNNERS ALPENCROSS<br />

Ein Alpencross von Füssen an den Gardasee<br />

– für Felix Brunner hat dieser Weg noch mal<br />

eine andere Dimension, denn der 24-Jährige<br />

sitzt im Rollstuhl. Wie er sich nach einem<br />

Eiskletterunfall und unzähligen Operationen<br />

aufrappelte und die Strecke im Handbike absolvierte,<br />

steht im ausführlichen Porträt über<br />

Felix im kommenden BERGSTEIGER. –te–<br />

+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />

+++ Der deutsche Markt ist um eine Outdoor-Marke reicher:<br />

Sherpa Adventure Gear aus Nepal. Neben Outdoor-Bekleidung wie einer 3-Lagen-<br />

Jacke samt Hose bietet das Unternehmen auch von Sherpa-Frauen handgestrickte<br />

Mützen an. Das Gros der Produkte wird in Nepals Hauptstadt Kathmandu produziert.<br />

Kennzeichen der Bekleidung sind kleine Gebetsfahnen am Zipper des Reißverschlusses oder<br />

als Aufnäher. Ein Teil des Erlöses geht an die Paldorje Education Stiftung, die sich um die<br />

Ausbildung von Sherpa-Kindern kümmert. Zu beziehen sind die Sachen beispielsweise in den<br />

Woick-Filialien in Stuttgart, Ulm und Filderstadt oder online unter www.bergfreunde.de +++<br />

+++ Keine Angst vor kalten<br />

Gliedmaßen: Der Heizspezialist<br />

Therm-ic bietet nicht mehr nur beheizbare<br />

Sohlen und Handschuhe,<br />

sondern auch Mützen an.<br />

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Kunden ein kostenloses Sicherheitstraining<br />

für Skitouren an. Wer bei einem<br />

Fachhändler Salewa-Ware im Wert von<br />

mehr als 500 Euro kauft, erhält einen<br />

Gutschein für sein persönliches Training.<br />

Damit kann er sich auf der Plattform<br />

safety.salewa.com zu einem Training anmelden.<br />

Auf der Seite gibt es auch<br />

eine Übersicht über die teilnehmenden<br />

Händler. +++<br />

+++ Outdoor-Enthusiasten,<br />

die viel unterwegs sind,<br />

können mit Reisegepäck von Tatonka<br />

künftig Datenklau verhindern. Einige<br />

Reise-Acces soires sind künftig mit der<br />

RFID-Block-Technologie versehen. Eine<br />

hochwertige Cryptalloy-Folie<br />

schirmt<br />

alle Frequenzen ab,<br />

die beim Datenklau<br />

genutzt werden. +++<br />

11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 15


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 11/13 AKTUELL<br />

GASTBeitrag<br />

Fotos: privat<br />

Charly Wehrle und Andy Kiechle sind die<br />

Hüttenwirte der Frederick-Simms-Hütte.<br />

Wehrle Xxxxxxx leitete ist stellvertretende von 1986 bis 2009 Geschäftsführerin<br />

der Internationalen an der Zugspitze. Alpenschutz-<br />

die<br />

Reintalangerhütte<br />

konvention CIPRA<br />

Neubau im Höllental<br />

Obwohl es nichts mehr bringen wird, nehmen<br />

Andy Kiechle und ich zum Abriss der Höllentalangerhütte<br />

Stellung. Die ganze Sachlage ist<br />

höchst ambivalent. Es ist unbestritten, dass ein<br />

altes Haus wie die Höllentalangerhütte, die über<br />

ein Jahrhundert <strong>Bergsteiger</strong>n und Kletterern<br />

Schutz geboten hat, deren harmonische<br />

Bauweise sich all den vielen Zugspitzbegehern<br />

eingeprägt hat, nun von einem seelenlosen und<br />

abstrakten Neubau ersetzt werden soll. Auch wir<br />

denken, dass man mit der Bausumme von vier<br />

Millionen Euro die alte Hütte hätte renovieren<br />

können, sodass sich vom äußeren Erscheinungsbild<br />

her nicht viel geändert hätte. Wir<br />

wissen aber nicht, welche Aufl agen von<br />

Behörden nötig gewesen wären, um diese<br />

gewiss teure Renovierung zu realisieren. Soweit<br />

wir wissen, ist der Gemeinde Grainau bereits ein<br />

früherer Entwurf der Hütte mit Satteldach<br />

zugegangen, der aber wegen zu geringer<br />

Lawinensicherheit abgelehnt wurde. Also sah<br />

sich die Sektion München gezwungen, einen<br />

lawinensicheren Neubau zu entwerfen. Dass<br />

dieser Neubau eine radikale Abkehr vom alten<br />

Hüttenstil bedeutet, siehe Waltenbergerhaus und<br />

Tannheimerhütte, ist möglicherweise einer neuen<br />

Architektengeneration geschuldet, die versucht,<br />

moderne Umwelttechnik, Zweck und Nutzen des<br />

futuristischen Baus unter einem Dach zu<br />

vereinen. Der Gedanke »die Besucher werden<br />

sich, beziehungsweise müssen sich daran<br />

gewöhnen« ist nicht von der Hand zu weisen. Wir<br />

sind der Meinung, dass wenigstens alte Teile der<br />

Hüttenfassade in einen Neubau sichtbar<br />

eingebaut werden sollten.<br />

Foto: Friedl Krönauer<br />

Im Namen der Landschaft<br />

CIPRA DEUTSCHLAND VERABSCHIEDET PAPIER ZUR ENERGIEWENDE<br />

Seit dem vergangenen Winter erregt der geplante Pumpspeichersee am<br />

Jochberg die Bergszene. Nun hat sich die Alpenschutzkommission CIPRA<br />

Deutschland in einem Positionspapier klar gegen den Bau des Kraftwerks ausgesprochen.<br />

Bei der Vorstellung des Papiers Anfang September stimmte CIPRA-<br />

Präsident Erwin Rothgang dem Ausbau erneuerbarer Energien grundsätzlich zu.<br />

Gleichzeitig betonte er aber die Hindernisse bei der Energiewende im alpinen<br />

Raum. Neue Wasserkraftwerke oder Windräder in Schutzgebieten seien tabu.<br />

Fördern will die CIPRA dagegen die Solarenergie, etwa in den zahlreichen Gewerbegebieten<br />

der Alpentäler.<br />

Auch DAV-Vizepräsident Ludwig Wucherpfennig räumte ein, den Alpenraum<br />

nicht zur Gänze von Projekten der Energiewende freihalten zu können. Wichtiger<br />

als neue Kraftwerke seien aber ohnehin politische Anreize zum Energiesparen, sagte<br />

Herbert Barthel vom Bund Naturschutz in Bayern. Bleibe der Verbrauch gleich,<br />

»bräuchten wir 150 oder 200 Jochberge in den Alpen», rechnete Barthel vor. –te–<br />

Felsausbrüche am Demelspitz<br />

GEMEINDE LENGGRIES SPERRT DEN GIPFEL<br />

Für Kletterer könnte es gefährlich werden: Der Gipfelaufbau des dem Brauneck<br />

vorgelagerten Demelspitz (1158 m) ist vor allem auf der Südseite völlig instabil<br />

und könnte komplett abrutschen. Nachdem in den vergangenen Jahren immer<br />

wieder riesige Felsblöcke an der Ostseite ausbrachen, öffnete sich im Frühsommer<br />

ein etwa einen halben Meter breiter Riss am Gipfelaufbau, der sich weiter bewegt.<br />

Betroffen ist vor allem die klassische alte Südwandroute. Das Fundament des Gipfelkreuzes<br />

aus Aluminium steht bereits<br />

schief. Grund für die vermehrten Felsabbrüche<br />

ist weniger der zurückgehende<br />

Permafrost, sondern eher der spezielle<br />

geologische Gebirgsbau. Der Kalk-Gipfel<br />

»schwimmt« quasi auf einer Schicht aus<br />

weicherem, tonhaltigem Mergel. »Man<br />

kann sich das vorstellen, als würde eine<br />

Kuchenplatte auf einer Sahneschicht rutschen«,<br />

sagt Dr. Andreas von Poschinger<br />

dazu, der beim Bayerischen Landesamt<br />

für Umwelt für Georisiken zuständig ist<br />

und für die Gemeinde Lenggries ein Gutachten<br />

erstellt. Wie lange die Sperrung<br />

bleibt, ist noch nicht entschieden. –pgk–<br />

Foto: Petra Gössl-Kubin<br />

16 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13


Umwelt und Nachhaltigkeit<br />

Foto: Ruhpolding Tourismus GmbH<br />

Foto: Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG/Herbke<br />

OlympiJa oder NOlympia<br />

BÜRGERENTSCHEID ÜBER KANDIDATUR<br />

Am 10. November entscheiden die Bürger in München, Garmisch-Partenkirchen,<br />

Berchtesgaden und Traunstein über die<br />

Kandidatur zu den Winterspielen 2022. Bereits vier Tage später<br />

ist Bewerbungsschluss. Anders als bei der Bewerbung 2018<br />

sieht das neue Sportstättenkonzept vor, die Biathlon- und<br />

Langlaufwettbewerbe in Ruhpolding auszutragen. Münchens<br />

Oberbürgermeister Ude kündigte an, nur bei positivem Wahlausgang<br />

eine Bewerbung einzureichen. Während sich Wien<br />

und Graubünden bereits gegen eine Bewerbung aussprachen,<br />

stimmten die Bürger Oslos für eine Kandidatur.<br />

–te–<br />

Doppelt so<br />

viele Touristen<br />

BAYERISCHE ZUGSPITZBAHN PLANT<br />

NEUBAU DER EIBSEE-SEILBAHN<br />

Seit 50 Jahren bringt die Eibseebahn Touristen auf die Zugspitze.<br />

Nun kommt wohl kein runder Geburtstag mehr dazu:<br />

Laut Bahnchef Peter Huber soll ein Neubau an gleicher Stelle<br />

bald 560 statt bisher 260 Personen pro Stunde transportieren.<br />

Die Genehmigungsunterlagen wurden bereits beim Landratsamt<br />

Garmisch-Partenkirchen eingereicht. Notwendig sei der<br />

Bau laut Huber wegen des »veränderten Gästeverhaltens«, die<br />

immer später und konzentrierter die Talfahrt antreten würden.<br />

Huber rechnet mit einer Bauzeit von drei Jahren, wobei<br />

der Betrieb maximal eineinhalb Jahre aussetzen soll. –te–<br />

Foto: Third Pole / Trail of Change<br />

Dem Wandel auf der Spur<br />

GEOMORPHOLOGE ERFORSCHT AUF LANGZEIT-EXPEDI-<br />

TION FOLGEN DES KLIMAWANDELS IM HIMALAYA<br />

Ein Tal in Nepal, das erst<br />

vor kurzem für den Tourismus<br />

geöffnet wurde,<br />

war ihr erstes Ziel. Dort<br />

versuchten der Geomorphologe<br />

Hannes Künkel<br />

und ein Team seiner<br />

Firma Third Pole den Wandel zu untersuchen, dem Umwelt und<br />

Gesellschaft unterworfen sind. »Unsere Sherpa und die Einheimischen<br />

bestätigen, dass sich seit dem letzten Jahrzehnt klassische<br />

Wettermuster nicht mehr vorhersagen lassen«, erzählte<br />

Künkel von unterwegs. Sein langfristiges, wissenschaftliches<br />

Expeditionsprojekt »Trail of Change« (TOC) soll auf die unterschiedlichen<br />

Formen von Wandel im Himalaya aufmerksam<br />

machen. Neben der Wissenschaft verfolgt »Trail of Change« auch<br />

bergsteigerische Ziele. Gletscherrückgang und verändertes Niederschlagsverhalten<br />

haben auch darauf Auswirkungen.<br />

Sympatex unterstützt das Projekt in Kooperation mit VAUDE.<br />

Näheres verrät der Blog trailofchange.com/blog<br />

–sz–<br />

Österreich zieht nach<br />

MOUNTAIN WILDERNESS MIT NEUEM LANDESVERBAND<br />

Eine Naturschutzorganisation bekommt Zuwachs:<br />

Am 9. November wird Mountain Wilderness (MW) Österreich<br />

gegründet. »Endlich«, sagt dazu Gotlind Blechschmidt, Vorsitzende<br />

von MW Deutschland. »Wir haben uns selbst gewundert,<br />

warum gerade in Österreich so lange niemand die Initiative<br />

zur Gründung ergriffen hatte.« MW International existiert seit<br />

1987. Dass nun auch Österreich einen Verband haben wird, ist<br />

auf Kerrin Lessel zurückzuführen. Aktionen seien noch keine<br />

geplant, Blechschmidt geht aber davon aus, dass MW Österreich<br />

vor allem in den Bereichen Eventisierung der Alpen und<br />

Skigebietserschließungen tätig werden wird.<br />

–bw–<br />

Werner Feldmann<br />

Teil 1<br />

Traumtouren<br />

in den Ostalpen<br />

11 technisch einfache Bergwanderungen<br />

+ Beiheft zum Mitnehmen<br />

www.wandertipps.eu


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 AKTUELL<br />

11/13 AKTUELL<br />

Medien<br />

BergBücher …<br />

Pit Schubert<br />

»IM HIMALAYA IST VIELES ANDERS«<br />

224 Seiten, 650 Farbabbildungen,<br />

Format 22 x 28 cm, gebunden mit<br />

Schutzumschlag, Bergverlag Rother,<br />

Unterhaching 2013, Preis 39,90 €<br />

Dass Pit Schubert ein begnadeter<br />

Geschichtenerzähler ist, weiß die <strong>Bergsteiger</strong>schaft<br />

spätestens seit seinen drei legendären Bänden »Sicherheit und<br />

Risiko in Fels und Eis«. Nun setzt »der Pit« noch eins drauf: In<br />

seinem typischen Erzählstil – trocken-humorvoll und ironischdistanziert<br />

zugleich – zieht er ein Resümee aus über 70 Reisen<br />

zu den höchsten Bergen der Welt. Er erzählt von skurrilen<br />

Erlebnissen am Berg, von Begegnungen mit Menschen und warum<br />

»im Himalaya vieles anders ist«.<br />

Die zahlreichen Bilder (insgesamt rund 650 auf 224 Seiten) –<br />

fast alle vom Autor selbst – zeigen, dass dieser nicht nur ein<br />

großartiger Erzähler, sondern auch ein scharfer Beobachter ist:<br />

Ein echter »Schubert« also und ein Bergbuch, das das Zeug zum<br />

Klassiker hat.<br />

–ak–<br />

Susanne Reitberger<br />

»WANDERUNGEN FÜR FRÜHAUF-<br />

STEHER IM ALLGÄU«<br />

96 Seiten, 16,5 x 23,5 cm,<br />

Klappenbroschur, J. Berg Verlag,<br />

München 2013, 14,99 €<br />

In der Mittagssonne mit<br />

Hunderten auf einem Gipfel<br />

schmoren? Garantiert<br />

nichts für Frühaufsteher. Für<br />

die liefert dieses Buch die<br />

schönsten Touren in den Allgäuer<br />

Alpen. Im frühen Licht<br />

lassen sich Klassiker wie<br />

Grünten, Riedberger Horn<br />

oder Gimpel ganz neu erleben.<br />

Auf den 20 vorgestellten<br />

Touren zwischen Füssen und<br />

Oberstaufen gilt aber stets:<br />

Stirnlampe einpacken! –te–<br />

Astrid Süßmuth<br />

»LEXIKON DER ALPENHEIL-<br />

PFLANZEN«<br />

296 Seiten, 230 farbige Abbildungen,<br />

Format 15,5 x 23,5 cm,<br />

Hardcover, AT Verlag, 2013, 24,90 €<br />

Zum Mitnehmen in die<br />

Berge ist dieses Buch sicher<br />

nichts: zu umfassend und<br />

dadurch zu schwer. Doch wer<br />

etwas mehr über die Heilpflanzen<br />

wissen und einen<br />

Ausflug in die traditionelle<br />

Verwendung machen möchte,<br />

ist hiermit gut bedient. Rund<br />

60 Pflanzen werden vorgestellt,<br />

jeweils mit Rezepten<br />

für Wundsalben oder Tropfen<br />

sowie mit einem Hinweis auf<br />

Handelsprodukte. –bw–<br />

BergApp … BergFilm … BergWeb …<br />

Foto: Club Alpin Français<br />

DREIDIMENSIONAL UNTERWEGS<br />

Wofür? Tourenplanung in 3D mit allen Schikanen<br />

wie Webcam und Wetterbericht. Praktisch für<br />

unterwegs: GPS-Funktion zur Orientierung<br />

Wie? Region runterladen, Tour auswählen und los<br />

Wieviel? Bei »3D Reality Map« ist die Testregion<br />

Zugspitze kostenlos, weitere Regionen ab 4,49 €<br />

Warum? Weil 3D Spaß macht, und die Orientierung<br />

sowie das Einschätzen vom Gelände erleichtert.<br />

»LE NOUVEAU REFUGE DU GOUTER«<br />

Eine Besteigung des Mont Blanc ist der<br />

Traum vieler <strong>Bergsteiger</strong>. Dort, auf 3817<br />

Meter Höhe eine Baustelle einzurichten,<br />

könnte jedoch zum Albtraum für Architekten,<br />

Ingenieure und Arbeiter werden.<br />

Doch die Zustände in der alten Schutzhütte<br />

auf dem Dôme du Goûter waren<br />

katastrophal, eine neue musste gebaut<br />

werden. <br />

–sz–<br />

Von: Bernard Germain<br />

Mit: Club Alpin Français<br />

Aus: Frankreich; zu sehen am 24. Oktober um<br />

15.10 Uhr beim Bergfi lmfestival Tegernsee<br />

www.alpin-koordinaten.de<br />

Eine übersichtliche und werbefreie<br />

Website, auf der sich alles um GPS-Orientierung<br />

im Gebirge dreht. <strong>Bergsteiger</strong><br />

finden hier die Koordinaten von Gipfeln<br />

und Hütten zum kostenlosen Download<br />

– oder laden ihre Wegpunkte selbst hoch.<br />

Dazu gibt es auch über tausend GPS-<br />

Tracks. Zudem informiert die Seite über<br />

die Grundlagen des GPS-Systems. –te–<br />

www.tvmountain.com<br />

Dank der Kletter- und Skivideos aus dem<br />

Mont-Blanc-Gebiet lässt sich der Frêneypfeiler<br />

von der Couch aus erkunden. –te–<br />

18 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13


<strong>Bergsteiger</strong> sein –<br />

BERGSTEIGER lesen<br />

oder verschenken!<br />

Machen Sie sich selbst oder einem Freund eine Freude – zum Geburtstag<br />

oder einfach so, mit 12 Ausgaben BERGSTEIGER!<br />

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Von der einfachen Schnee- und Felstour bis<br />

hin zum großen Bergabenteuer – dieses neue<br />

Alpin-Lehrbuch bringt Sie hinauf, ganz ohne<br />

graue Theorie!<br />

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Regen und Dunkelheit. Mit einer<br />

regendichten, abschraubbaren<br />

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Foto: Andreas Strauß<br />

Die LED-Stirnlampe Liberty mit fokussiertem<br />

ultra-hellen Lichtstrahl und verstellbarem Kopfband<br />

ist extrem praktisch, wenn Sie keine<br />

Hand frei haben. Inklusive Clip zur Befestigung<br />

an Kleidung, Kopfbedeckung oder Rucksack.<br />

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TV-Programm Oktober/November 2013<br />

14.10. | 13.00 | Arte<br />

360° – Geo Reportage<br />

Postbote im Himalaya<br />

Dauer: 52 Min.<br />

14.10. | 13.50 | Servus TV<br />

Art Wolfe – Reisen an<br />

die Grenzen der Erde<br />

Antarktis und<br />

die Falklandinseln<br />

Dauer: 30 Min.<br />

14.10. | 18.30 | Phoenix<br />

Die 30 Weltwunder<br />

der Natur<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

15.10. | 11.40 | S: Disc. Channel<br />

Natur entdecken<br />

Grand Canyon<br />

Dauer: 47 Min.<br />

15.10. | 13.50 | Servus TV<br />

Naturparadies<br />

Galapagos-Inseln<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 30 Min.<br />

19.10. | 14.30 | 3sat<br />

Reisewege Türkei<br />

Im Hinterland<br />

der Schwarzmeerküste<br />

Dauer: 45 Min.<br />

19.10. | 19.00 | BR<br />

natur exclusiv<br />

Wildes Japan<br />

Dauer: 45 Min.<br />

20.10. | 14.05 | ORF 2<br />

Reisezeit – Traumhafte Ziele<br />

Tessin<br />

Dauer: 25 Min.<br />

20.10. | 16.30 | ORF 2<br />

Erlebnis Österreich<br />

Naturschauspiel im<br />

Traunviertel<br />

Dauer: 25 Min.<br />

20.10. | 18.25 | ORF 2<br />

Österreich-Bild<br />

Daheim in den Dolomiten –<br />

Charakterköpfe in den<br />

„Bleichen Bergen”<br />

Dauer: 35 Min.<br />

25.10. | 13.50 | Servus TV<br />

Naturparadies<br />

Wüste Namibias<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 30 Min.<br />

25.10. | 15.15 | HR<br />

Der Arlberg AH<br />

Das verborgene Paradies<br />

Dauer: 45 Min.<br />

25.10. | 20.15 | Servus TV<br />

Bergwelten<br />

Freundschaft auf Zeit<br />

Dauer: 60 Min.<br />

26.10. | 11.05 | 3sat<br />

Mythen der Alpen<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 50 Min.<br />

J26.10. | 11.55 | 3sat<br />

Mariazeller Land<br />

Geheimnisvolle Bergwelt<br />

zwischen Ötscher und<br />

Hochschwab<br />

Dauer: 50 Min.<br />

28.10. | 15.00 | alpha<br />

Planet Wissen<br />

Der blinde <strong>Bergsteiger</strong><br />

Andy Holzer<br />

Dauer: 60 Min.<br />

30.10. | 14.50 | 3sat<br />

Das Pantanal<br />

Naturschützer im Paradies<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 40 Min.<br />

30.10. | 19.30 | Arte<br />

Auf Expeditionsreise<br />

durch Tansania<br />

Die Klimawelt des<br />

Kilimandscharo<br />

Dauer: 43 Min.<br />

31.10. | 8.30 | S: Disc. Channel<br />

Natur entdecken<br />

Die Geheimnisse des<br />

Yellowstone-Parks<br />

Dauer: 44 Min.<br />

31.10. | 23.00 | alpha<br />

Die Kapverden – Vulkaninseln<br />

im Wüstenwind<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J15.10. | 14.25 | 3sat<br />

Die Wiege d. Alpinismus<br />

Vom Ankogel auf<br />

die Berge der Welt<br />

Dauer: 55 Min.<br />

15.10. | 17.40 | 3sat<br />

Im Reich des Steinadlers<br />

Gipfelsieg des Lebens<br />

Dauer: 50 Min.<br />

16.10. | 18.25 | Arte<br />

Afrikas Mondberge<br />

Im Reich der Regengötter<br />

Dauer: 43 Min.<br />

17.10. | 13.50 | Servus TV<br />

Naturparadies<br />

Amazonas-Regenwald<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 30 Min.<br />

19.10. | 12.15 | N 3<br />

Weltreisen<br />

Durchs wilde Dagestan –<br />

Unentdecktes Land im<br />

Kaukasus<br />

Dauer: 30 Min.<br />

AH<br />

J21.10. | 23.00 | alpha<br />

Im Felsenlabyrinth<br />

von Kappadokien<br />

Dauer: 45 Min.<br />

23.10. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Island am Polarkreis<br />

Dauer: 57 Min.<br />

24.10. | 11.45 | S: Disc. Channel<br />

Natur entdecken<br />

Verborgene Welten – Höhlenexpedition<br />

Puerto Rico<br />

Dauer: 44 Min.<br />

24.10. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Estland im Winter<br />

Dauer: 57 Min.<br />

24.10. | 20.15 | N 3<br />

Länder – Menschen –<br />

Abenteuer<br />

Britanniens Berge<br />

Dauer: 45 Min.<br />

26.10. | 13.30 | 3sat<br />

Alpenseen – Stille Schönheit<br />

Am Ursprung des Wassers<br />

Dauer: 45 Min.<br />

26.10. | 16.30 | 3sat<br />

Glockner –<br />

Der schwarze Berg<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

26.10. | 17.15 | 3sat<br />

Land der Berge – AH<br />

9 Länder, 9 Gipfel<br />

Vom Hermannskogel<br />

zum Dachstein<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

26.10. | 21.50 | 3sat<br />

Schladminger Bergwelten<br />

Zwischen Jahrhunderten und<br />

Hundertstelsekunden<br />

Dauer: 45 Min.<br />

27.10. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

J1.11. | 10.15 | BR<br />

stationen.Dokumentation<br />

Entdeckungen in den Alpen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

1.11. | 16.15 | Phoenix<br />

Glückliche Reise<br />

Mit dem Bus durch die Türkei<br />

Dauer: 45 Min.<br />

2.11. | 16.00 | Arte<br />

Auf Expeditionsreise<br />

nach Madagaskar –<br />

Ökosystem in Not<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 43 Min.<br />

10.11. | 21 .15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

Das tagesaktuelle<br />

TV-Programm finden Sie<br />

auf bergsteiger.de<br />

20 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13


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TITELTHEMA<br />

Tiere sind neben Gipfeln<br />

die große Attraktion in<br />

den Bergen. Schön, wenn<br />

die Tour beides bietet.


Tierisch<br />

guter Herbst<br />

In den Nordalpen gibt es massenhaft Berge, die an<br />

Tiere erinnern. Die besten davon, ob Turmfalk, Geierköpfe<br />

oder Schneck, bieten nicht nur interessante<br />

Namen, sondern auch fantastische Bergerlebnisse.<br />

Foto: Heinz Zak<br />

Eine alte Werbeweisheit besagt,<br />

dass sich das Antlitz von Frauen,<br />

Kindern und vor allem Tieren<br />

verkauft wie Zugspitzfahrten in<br />

der Hauptsaison. Mit den Frauen<br />

als Bergnamen ist das so eine Sache; sie sind<br />

eher rar gestreut. Gut, es gibt die Sieben<br />

Schwestern als Bergkette in Norwegen, das<br />

Östliche und Westliche Dirndl, die Jungfrau<br />

sowie das Böse Weibl. Außerdem steht steinern<br />

die Frau Hitt oberhalb von Innsbruck.<br />

Sie muss der Sage nach ein derart garstiges<br />

Weib gewesen sein, dass verwundert, warum<br />

sie heute per Klettersteig zu besteigen<br />

ist. Kinder sind, abgesehen von jenen angeblich<br />

sieben (schon mal nachgezählt?) im<br />

Watzmannmassiv, noch seltener vertreten.<br />

Tiere dagegen gibt es in Massen.<br />

Woher die Berge ihre animalischen Namen<br />

haben, lässt sich heute nur selten rekonstruieren.<br />

Manchmal wird die Sache gar besonders<br />

knifflig, weil gleich zwei Bezeichnungen<br />

vorliegen. An der Grenze zwischen<br />

Italien und Südtirol gibt es im Ortler-Gebiet<br />

beispielsweise einen Berg namens Cima<br />

Marmotta, was übersetzt Murmeltierspitze<br />

bedeutet. Im benachbarten Österreich<br />

heißt der Berg jedoch so unromantisch wie<br />

phonetisch trocken: Köllkuppe.<br />

Schon alleine deswegen hat sich die BERG-<br />

STEIGER-Redaktion bei ihrer Auswahl der<br />

tierischen Herbsttouren auf die Nordalpen<br />

beschränkt – wo der erste ergiebige<br />

Schneefall hoffentlich noch ein wenig auf<br />

sich warten lässt. Vom Schafsiedel über<br />

den Geißstein bis zur Henne sind vor allem<br />

Nutz- und Almtiere beliebt bei der Bergtaufe.<br />

Es kommen aber auch wahre Exoten vor,<br />

die auf den ersten Blick eher weniger in die<br />

Bergwelt passen: Turmfalk, Schneck und<br />

Gimpel bieten neben interessanten Namen<br />

fantastische Wanderungen, wo manch ein<br />

Flachland-Bewohner sicher ins Schneckentempo<br />

verfällt oder gar aus dem letzten<br />

(Murmeltier-)Loch pfeift. Wer nicht genug<br />

bekommen kann, hat im Karwendel mit der<br />

Mammut-Tour »Sechs auf einen Streich« die<br />

Möglichkeit auf einen ganzen Zoo an Gipfeln.<br />

Auf allen Vieren schleicht hoffentlich<br />

dennoch keiner zurück ins Tal. –dp–<br />

11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 23


Ein Berg für Kletterer:<br />

Der Gimpel bietet tolle<br />

Einsteigertouren wie den<br />

Westgrat (III+)<br />

Steckbrief<br />

Der Gimpel: Auch als Dompfaff<br />

bekannt. Galt früher als tölpelhaft,<br />

dumm und ungeschickt, hat deshalb<br />

am Gimpel eigentlich nichts<br />

zu suchen.<br />

Bergmotto: Kein Berg ist auch<br />

eine Lösung.<br />

Gimpel (2173 m) Tannheimer Berge<br />

Zusammen mit der Roten Flüh bildet der<br />

Gimpel ein markantes, das Tannheimer Tal<br />

beherrschendes Gipfelpaar. Besonders von<br />

Westen gesehen beeindrucken die beiden<br />

Berge aus hellem Wettersteinkalk. Während<br />

die Rote Flüh auch vom bergerfahrenen<br />

Wanderer zu schaffen ist, verlangt<br />

der Gimpel bereits auf seinem leichtesten<br />

Anstieg Kletterei im II. Grad. Dies betrifft<br />

zwar nur wenige Meter, die allerdings<br />

von den zahlreichen Begehern schon auf<br />

Hochglanz poliert worden sind. Ein Geheimtipp<br />

ist der Gimpel sicher nicht. Eher<br />

schon ein schnell erreichbares <strong>Bergsteiger</strong>ziel<br />

und natürlich auch ein Klettergerüst<br />

mit zahlreichen Routen unterschiedlicher<br />

Schwierigkeit und Absicherung. Besonders<br />

zu empfehlen sind der Westgrat (III+), die<br />

neue Südostkante (VI) und die Schertelplatte<br />

in der Nordwand (VI). Seinen Namen<br />

hat der Gimpel nicht etwa vom auch<br />

Dompfaff genannten Vogel, sondern vom<br />

südlich unter seinem Gipfel eingelagerten<br />

Kar. Gimpel bedeutet nichts anderes als eine<br />

Ableitung von »Gumpen« oder »Gund«,<br />

einer besonders im Allgäu gebräuchlichen<br />

Bezeichnung für Kare und Hochtäler. Die<br />

Schreibweise mit »i« stellt vermutlich einen<br />

Übermittlungsfehler dar, schließlich<br />

wurde der Berg schon sehr früh in diversen<br />

Urkunden erwähnt.–Kristian Rath–<br />

Hengst (1988 m) Allgäuer Alpen<br />

Fotos: Sigi Garnweidner (3), Verena Karl<br />

Eigentlich ist der Hengst kein richtiger Gipfel.<br />

Der Hengst ist vielmehr ein mächtiger,<br />

aus dem Daumenmassiv entspringender<br />

Grat, der ins Ostrachtal abfällt. Diesem<br />

Gratverlauf verdankt er auch den Namen:<br />

Von Südwesten gesehen, aus dem Obertal,<br />

kann man mit etwas Fantasie in dem markanten<br />

Grat tatsächlich die Silhouette eines<br />

Hengstes erkennen. Das ist aber auch schon<br />

die einzige Perspektive, aus der dieser Berg<br />

markant erscheint. Aus anderen Richtungen<br />

betrachtet geht er mehr oder weniger<br />

im Daumenmassiv unter. Ein Grund, warum<br />

der Hengst so selten Besuch erhält, ist<br />

aber nicht nur die mangelnde Prominenz,<br />

sondern auch seine brüchige und exponierte<br />

Schneide – sozusagen die Mähne<br />

des Hengstes –, die Kletterei im II. Grad<br />

verlangt. Dabei hätte auch dieses Bergziel<br />

seine Reize: Die Tour von Hinterstein über<br />

Mösle- und Nickenalpe und über den Hengst<br />

zum Kleinen Daumen offenbart die Vielfalt<br />

der Ostrachtaler Bergwelt. Wer unsicher<br />

ist, ob er dem Ritt auf dem Hengst wirklich<br />

gewachsen ist, sollte diese Runde in<br />

umgekehrter Richtung planen. Einerseits<br />

sind dann die schwierigsten Stellen im Aufstieg<br />

zu überwinden, andererseits besteht<br />

die Möglichkeit, auf den Hengst selbst zu<br />

verzichten, ohne die eindrucksvolle Rundtour<br />

an sich abzubrechen. –Kristian Rath–<br />

Der Hengst ist kaum als<br />

eigenständiger Gipfel<br />

im Massiv des Großen<br />

Daumens zu erkennen.<br />

Steckbrief<br />

Der Hengst: Tolle Kondition,<br />

aber etwas eitel. Verschmäht<br />

außerdem sogar Kaminwurzn<br />

und Kaiserschmarrn. Ist auch im<br />

steilen Gelände fehl am Platze.<br />

Bergmotto: Lieber gut aussehen<br />

als hoch hinaus wollen<br />

24 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13


Im Sommer tatsächlich einer jener unvergleichlichen<br />

Grasberge des Allgäus: der Schneck<br />

Schneck (2268 m) Allgäuer Alpen<br />

Umrundet man den Schneck, wechselt er<br />

ständig Form und Farbe. Genauso vielseitig<br />

wie sein Erscheinungsbild ist die Deutung<br />

seines Namens. Manche sehen diesen in<br />

seiner Form begründet: Von Westen aus<br />

dem Oytal gesehen gleicht der Berg mit viel<br />

gutem Willen einer langgestreckten, nach<br />

Norden kriechenden Wegschnecke. Wahrscheinlicher<br />

ist jedoch, dass der Name von<br />

»Schnee Eck« (Allgäuerisch: »Schnea-Egg«<br />

bzw. »Schneack«) hergeleitet werden kann.<br />

Der »Schneack« wäre also ein Berg, an dem<br />

der Schnee besonders lange liegen bleibt.<br />

Das passt: Meist hält sich unterhalb der Ostwand<br />

der Schnee bis weit in den Sommer,<br />

oder sogar bis in den Herbst hinein. Nicht<br />

nur deshalb war der Schneck lange Zeit<br />

gefürchtet. Übertriebene Berichte und die<br />

Eigenwilligkeit seiner Anstiege waren die<br />

Ursache dafür. Längst hat sich einiges relativiert.<br />

Vom Himmeleck führt ein bequemes<br />

Steckbrief<br />

Die Schnecke: Oberbegriff für<br />

Tierklasse, die teilweise Haus statt<br />

Rucksack am Buckel schleppt.<br />

Daher eher langsam. Muss bei<br />

Bergtouren früh aufbrechen<br />

Bergmotto: Bloß nicht zu schnell<br />

angehen!<br />

Steiglein über Blumenwiesen zu seinem<br />

Vorgipfel. Der kurze Übergang zum Hauptgipfel<br />

ist aber, ohne klettertechnisch schwierig<br />

zu sein, derart exponiert, dass ängstliche<br />

Gemüter die messerscharfe Schneide im<br />

Reitsitz überwinden. –Kristian Rath–<br />

Krähe (2012 m) Ammergauer Alpen<br />

Es ist verständlich, dass das alte BMW-<br />

Hotel Ammerwald, einst Außenstelle des<br />

Dachauer Konzentrationslagers, abgerissen<br />

wurde. Das neue Gebäude gleicht<br />

jedoch eher einer Werkshalle als einem<br />

Hotel, das in ein Naturschutzgebiet passt.<br />

Deshalb schleicht man sich von dort ganz<br />

schnell davon und folgt dem Schützensteig<br />

hinauf. Der Aufstieg ist zwar ruhig,<br />

aber auch etwas monoton,<br />

bis schließlich der<br />

Sattel zwischen der einsamen<br />

Hochblasse und<br />

der Hochplatte erreicht<br />

Vom Krähensattel ist es<br />

zum Gipfel der Krähe<br />

ein Katzensprung.<br />

Steckbrief<br />

ist. Dort links abgebogen, kommt man<br />

gleich zum Fensterl. Das immer offenstehende,<br />

felsige Doppelfenster ist die erste<br />

Attraktion auf der Suche nach der Krähe.<br />

Die Krähe: Auf keinen Fall zu<br />

unterschätzende Gattung der<br />

Rabenvögel. Begegnet einem<br />

deshalb überall. Hält aber nichts<br />

vom Alpinstil. Fliegt lieber<br />

Bergmotto: Krächzen statt<br />

klettern<br />

Der Grasgipfel selbst ist wenig aufregend,<br />

immerhin kann man von dort alle namhaften<br />

Berge der Umgebung bestaunen.<br />

Damit diese Bergtour richtig prächtig wird,<br />

steigt man gegen Osten ein bisserl steil und<br />

felsig vorsichtig in den Gabelschrofensattel<br />

ab und in etlichen Kehren über dem<br />

Schwangauer Kessel auf die Nordostflanke<br />

des Niederen Straußbergs zu. Im Niederstraußbergsattel<br />

angekommen,<br />

nimmt der Wanderbetrieb<br />

wieder richtig Fahrt auf,<br />

denn von der Tegelbergbahn<br />

kommt ein beliebter<br />

Bergweg herüber. In<br />

Gesellschaft steigt<br />

man auf dem Waldweg<br />

zum Ochsenängerle<br />

ab und ist wieder<br />

auf der Anstiegsroute,<br />

der man ins Tal folgt.<br />

Vielleicht schmiedet<br />

man derweil auch<br />

gleich Pläne für die<br />

kalte Jahreszeit, denn<br />

bei guter und sicherer Schneelage ist die<br />

Krähe ein ausgesprochenes Firnschmankerl<br />

für verwegene Skitourenfreaks.<br />

–Siegfrid Garnweidner–<br />

11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 25


Ochsenälpeleskopf (1905 m) Ammergauer Alpen<br />

Der Kreuzkopf bietet<br />

einen guten Blick auf<br />

den Ochsenälpeles kopf.<br />

Steckbrief<br />

Der Ochs: Hat nicht nur Kraft wie<br />

ein Stier, sondern meckert auch<br />

nicht. Ist daher der perfekte Mitarbeiter<br />

und Träger. Baut jenseits<br />

der Almgrenze leider rapide ab<br />

Bergmotto: Lieber Lasten schleppen<br />

als Kühen nachstellen<br />

Ochs am Berg, eins, zwei drei – ob deren Anwesenheit<br />

tatsächlich der Grund war, dem<br />

Gipfel an der Grenze von Deutschland zu<br />

Österreich seinen Namen zu geben, ist eher<br />

unwahrscheinlich. Schließlich hat er nur in<br />

Deutschland diesen Namen. Die Österreicher<br />

bezeichnen ihn als Hirschfäng, oder – gänzlich<br />

untierisch – als Älpeleskopf. Das tiefer<br />

gelegene Ochsenälpele ist aber auch über die<br />

Grenzen hinaus als solcher bekannt.<br />

Möglich ist der Aufstieg sowohl von Deutschland<br />

als auch von Österreich aus. Typischerweise<br />

nutzt man das Hotel Ammerwald als<br />

Ausgangspunkt, es sei denn, man möchte<br />

die von dort relativ einfache Tour etwas knackiger<br />

gestalten. Auf den südlichen Nachbargipfel<br />

Kreuzkopf gelangt man übrigens über<br />

das Kuhkarjoch. –Bettina Willmes–<br />

Geierköpfe (2161 m) Ammergauer Alpen<br />

Fotos: Kristian Rath (3), Siegi Garnweidner<br />

Steckbrief<br />

Der Bartgeier: Perfekt ans Hochgebirge<br />

angepasst. Kann von Aas<br />

und Knochenmark leben. Kommt<br />

spielend höher hinaus als die<br />

meisten Höhenbergsteiger<br />

Bergmotto: So weit die Flügel<br />

tragen<br />

Wer alle drei Geierköpfe<br />

kombiniert, hat eine<br />

fordernde Tour vor sich.<br />

Nicht einer, nicht zwei – gleich drei Geierköpfe<br />

haben die Ammergauer Alpen zu bieten.<br />

Alle drei liegen sie in Österreich, knapp<br />

hinter der Grenze zu Bayern. Als einfache<br />

Tour bietet sich der Westgipfel (2143 m) an.<br />

Wer es etwas anspruchsvoller mag, gelangt<br />

über einen Grat auf den 2161 Meter hohen<br />

Hauptgipfel, oder auch gleich noch auf den<br />

Ostgipfel (2060 m). Die Überquerung ist auch<br />

in umgekehrter Richtung möglich – wer<br />

sich dazu entschließt, hat allerdings eine<br />

knackige Tour vor sich und sollte wegen der<br />

Unwegbarkeit des Ostgipfels bergerfahren<br />

sowie absolut trittsicher sein. Auch wenn<br />

die Gipfel nur knapp über zweitausend Meter<br />

hoch sind – spätestens wer den Hauptgipfel<br />

erreicht hat, fühlt sich wie in höheren<br />

alpinen Gefilden. Zum einen ist es ordentlich<br />

felsig, zum anderen liegen die drei<br />

Geierköpfe recht exponiert. Im Norden der<br />

Ammersattel, im Westen und Süden das Tal<br />

des Torsäulenbachs und des Plansees, weiter<br />

östlich das Schellental – bei dem unverstellten<br />

Ausblick fühlt man sich durchaus erhaben.<br />

Nur Geier begegnen einem in der Regel<br />

keine dort oben. Stattdessen rauben einem<br />

die stinknormalen Bergdohlen dann doch<br />

recht schnell das Gefühl, auf einem wirklich<br />

hohen Berg zu stehen. –Bettina Willmes–<br />

26 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13


Vom Gamsjoch bietet sich ein Blick übers<br />

gesamte Karwendel – und darüber hinaus.<br />

Gamsjoch (2452 m) Karwendel<br />

Das Gamsjoch müsste eher Edelweißjoch<br />

heißen. Oder Steinbockjoch. Denn oberhalb<br />

des Gumpenjöchls begegnet man im<br />

Regelfall sowohl der alpinen Pflanze (sofern<br />

Blütezeit) wie auch den gehörnten Felsbewohnern<br />

(sofern ihnen danach ist). Von<br />

Gämsen aber keine Spur.<br />

Alle drei – Gamsjoch, Edelweiß, Steinböcke<br />

– sind wie üblich zu erarbeiten. Vom<br />

Alpengasthof geht es vorbei am Engalm-<br />

Remmidemmi und hoch Richtung Falkenhütte,<br />

am Hohljoch (1794 m) dann scharf<br />

rechts zur Lalidersalm-Hochleger und<br />

schießlich zackig bergauf zum Gumpenjöchl<br />

(1974 m). Was als unbefriedigender<br />

Hatscher begann, gerät von nun an zur Genusstour.<br />

Über schrofige Hänge führt der<br />

Weg, mal durch Gras, dann durch Fels, mal<br />

durch felsiges Gras, aber immer ohne Problem<br />

bis zum Kreuz des Westgipfels. Wer<br />

dort nicht genug hat, kann sich noch Mittelund<br />

Ostgipfel vorknöpfen, wobei der Übergang<br />

zu letzterem schon mit kleinen Kletterstellen<br />

(II) versehen ist. Für den Abstieg<br />

Steckbrief<br />

Die Gämse: Neben dem Steinbock<br />

der perfekte Bergbewohner.<br />

Schmerzunempfi ndlich, stellt mit<br />

der Anatomie seiner Füße jede<br />

Vibramsohle in den Schatten.<br />

Bergmotto: Leben, wo andere<br />

Urlaub machen<br />

ist am Gumpenkar unterhalb des Gumpenjöchls<br />

die Direttissima am Gumpenbach<br />

entlang zu empfehlen. Geht schneller, ist<br />

aufregender – und führt meist entlang der<br />

Aufstiegroute der Skitour. Die ist leider erst<br />

im Frühjahr möglich. –Dominik Prantl –<br />

Turmfalk (2200 m) Karwendel<br />

Das Reich der Falken liegt mitten im Karwendel<br />

zwischen Laliderer- und Johannestal. Für<br />

reine Wanderer ist höchstens der Steinfalk<br />

(2347 m), der südlichste Gipfel der sechsköpfigen<br />

Falkengruppe, von der Falkenhütte<br />

her ein geeignetes Ziel. Bei all den anderen<br />

bedarf es einer kleinen Kletterei, die noch<br />

dazu nicht immer leicht zu finden ist. Der<br />

Weg zum Turmfalk führt beispielsweise erst<br />

einmal wild und weglos über das Falkenkar<br />

zur Westflanke des Totenfalks (2131 m).<br />

Rinnen und Stufen und Gratwanderungen<br />

mit Schwierigkeiten bis etwa zum III. Grad<br />

führen über den Totenfalk auf den Nordgrat<br />

und zum Gipfel des Turmfalks – wo man<br />

höchstwahrscheinlich keine Menschenseele,<br />

Steckbrief<br />

Der Turmfalke: Flugkünstler und<br />

Feinschmecker (u.a. Käfer, Heuschrecken).<br />

Hat als Kulturfolger<br />

auf das Gebirge meist wenig Lust.<br />

Ist schließlich kein Wanderfalke<br />

Bergmotto: Meine Gipfel sind die<br />

Türme der Stadt.<br />

dafür aber den Laliderer Falk als nächstes Ziel<br />

erblickt. Kleiner Trost: Der Übergang dorthin<br />

ist eher einfacher (II). –Dominik Prantl –<br />

Qui occaeped ullorun<br />

tibusam qui aut omnihiligeni<br />

dunt fuga. Et et<br />

fuga. Ita vel iusania<br />

STEFAN MOSER<br />

climbing Couloir<br />

Cortina d’Ampezzo<br />

Carbonstöcke sind leichter, steifer und korrosionsbeständiger als herkömmliche<br />

Aluminiumstöcke. Deshalb sind heute bereits mehr als die Hälfte unserer Stöcke<br />

aus Carbon. Finden Sie das für Sie optimale Modell auf:<br />

http://www.komperdell.com/en/poles/touring/carbon/index.php<br />

11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 27


Eine konzentrierte Dosis<br />

Karwendel gibt es auf<br />

der Tiertour »Sechs auf<br />

einen Streich«.<br />

Steckbrief<br />

Das perfekte Bergtier: Hirsch,<br />

Rappe, Gams, Ochs, Hahn und<br />

Bär! Das wäre wie eine Mischung<br />

aus Stangl, Messner, Steck, Huberalex,<br />

Kaltenbrunner und Lama.<br />

Wer wem entspricht, bleibt jedem<br />

selbst überlassen.<br />

Sechs auf einen Streich Karwendel<br />

Hirschenkopf (1747 m), Rappenspitze (2223 m), Gamskar-Spitze (2098 m),<br />

Ochsenkopf (2148 m), Hahnkamp (2085 m), Bärenkopf (1991 m)<br />

Zaghaft ist das erste Gackern, mit dem sich<br />

die Henne bemerkbar macht. Die Wanderer<br />

hören das Tier, bevor sie es sehen und<br />

glauben zunächst an eine Sinnestäuschung.<br />

Ist es aber nicht. Während sie ihre Trinkflaschen<br />

am Brunnen der verschlossenen Ochsenkaralm<br />

auffüllen, kommt ein braunes<br />

Huhn um die Ecke der privaten Alm gebo-<br />

gen. Es gackert jetzt zunehmend aufgeregt<br />

und reckt den kurzen Hals nach den Käsebroten.<br />

Der arme Vogel scheint tatsächlich<br />

vergessen worden zu sein.<br />

Eine tierische Begegnung auf einer Tour<br />

durch das östliche Karwendel, die tierischer<br />

kaum sein könnte. Wer sich am frühen<br />

Morgen von Pertisau über das Falzthurntal<br />

aufmacht, eine Rundtour entgegen dem<br />

Uhrzeigersinn zu gehen, kann bei guter<br />

Ausdauer und Trittsicherheit in zehn bis elf<br />

Stunden sechs Gipfel mit Tiernamen mitnehmen.<br />

Die Tour ist aber nicht nur konditionell<br />

anspruchsvoll, sondern macht auch<br />

visuell was her. Vom Falzthurntal geht es<br />

hinauf zur Rappenspitze mit freier Aussicht<br />

ins Karwendel und hinüber zum Rofangebirge.<br />

Weiter geht es mit Blicken ins Inntal<br />

und schließlich von oben herab zurück zum<br />

Achensee. Wer hier unterwegs ist, der wandert<br />

meist alleine. Da sind dann sogar die<br />

zahlreichen Gämsen so verblüfft über den<br />

seltenen Besuch, dass sie sich diesen aus<br />

geringer Distanz ansehen. –Sandra Zistl –<br />

Schafsiedel (2447m) Kitzbüheler Alpen<br />

Fotos: Sandra Zistl, Stefan Astner, Niederwieser, Tourismusverband Saalbach Hinterglemm<br />

Der Schafsiedel in den Kitzbüheler Alpen<br />

ist eine konditionell anspruchsvolle Bergwanderung,<br />

für die man unbedingt Badesachen<br />

in den Rucksack stecken sollte. Denn<br />

der Weg führt an drei klaren Bergseen vorbei.<br />

Mit dem Auto geht es von Hopfgarten<br />

im Brixental kommend bis zur Mautstelle<br />

Kelchsau und links in den Kurzen Grund<br />

zum Gasthof Wegscheid. Ab hier zu Fuß<br />

weiter. Zuerst entlang des Baches durch den<br />

Wald über einen schmalen Weg Richtung<br />

Neue Bamberger Hütte (ca. 3/4 Stunden).<br />

Nach der Hütte wird das Gelände offener, der<br />

Blick schweift über das Almgebiet der Rosswildalm.<br />

Auf gut beschilderten Bergpfaden<br />

geht es weiter zum Unteren Wildalmsee.<br />

Eine Viertelstunde später kommt man beim<br />

zweiten See vorbei und gelangt über einige<br />

Geländestufen und mit Blick auf die Gipfel<br />

der Zillertaler Alpen zum Oberen Wildalmsee,<br />

der direkt unterhalb des Gipfelgrates<br />

liegt. Begleitet von tollen Blicken zu den<br />

Hohen Tauern erreicht man den Gipfel des<br />

Schafsiedels, der bei schönem Wetter ein<br />

grandioses Rundpanorama eröffnet: vom<br />

Wilden Kaiser über die Zillertaler Alpen zu<br />

den sanfteren Gipfeln der Tuxer und Kitzbüheler<br />

Alpen. –Sandra Zistl –<br />

Der Weg zum Gipfel des<br />

Schafsiedel führt an drei<br />

klaren Bergseen vorbei.<br />

Steckbrief<br />

Das Schaf: Nicht ganz so genügsam<br />

wie Geiß und Gämse, aber<br />

wesentlich geländegängiger als<br />

Hengst und Henne. Passt irgendwie<br />

gut in die Landschaft<br />

Bergmotto: Wer sich blöd stellt,<br />

von dem wird weniger erwartet<br />

28 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13


Geißstein (2363 m) Kitzbüheler Alpen<br />

Mancher Gipfel präsentiert sich dem <strong>Bergsteiger</strong><br />

schon von weitem als prächtige Nummer.<br />

Nicht so der Geißstein. Dabei hat er das Zeug<br />

zu einem richtigen Berg, vor allem, wenn<br />

man sich ihm von Norden über die Schusterscharte<br />

nähert. Ein mächtiger, vielfach<br />

gezackter Felsklotz ragt aus der fruchtbaren,<br />

mit Wiesen bedeckten Hochebene hervor,<br />

so dass der Namensbestandteil »Stein« als<br />

klassisches Understatement zu werten ist.<br />

Dass sich die Geiß, also die weibliche Ziege,<br />

hier heroben wohlfühlt, wird alsbald klar.<br />

Denn selbst an den steilen Nordost- und Südosthängen<br />

wächst und blüht die Vegetation<br />

aufs Üppigste, sicherlich ein Garten Eden für<br />

eine Ziege, die auch mit weit spärlicherem<br />

Bewuchs auskommt. Wer sich auf schmalen<br />

Pfaden im felsdurchsetzten Gelände durch<br />

teils hüfthohe Gräser nach oben vorarbeitet,<br />

wünscht sich schon mal die Leichtigkeit, mit<br />

der Geißen hier unterwegs sind.<br />

Auf dem Kamm ist die Schweißarbeit<br />

schnell vergessen. Die paar Höhenmeter<br />

Garten Eden: Selbst<br />

an den steilen Flanken<br />

zeigt sich der Geißstein<br />

üppig grün.<br />

Steckbrief<br />

Die Geiß: Weibliche Ziege. Ist<br />

manchmal etwas bockig, wenn<br />

es länger aufwärts geht. Kann<br />

es in Sachen Geländegängigkeit<br />

jedoch beinahe mit der Gämse<br />

aufnehmen. Leider launisch<br />

Bergmotto: Muss das sein?<br />

zum Gipfel spürt man nicht mehr, denn das<br />

vergletscherte Massiv der Hohen Tauern mit<br />

Großglockner und Großvenediger im Süden<br />

und das Steinerne Meer im Norden ziehen<br />

alle Aufmerksamkeit auf sich. Dann zeigt<br />

sich auch der Vorteil des Geißsteiner Understatements:<br />

Den Blick muss man mit nur<br />

ganz Wenigen teilen. –Michael Ruhland –<br />

Henne (2078m) Kitzbüheler Alpen<br />

Ein Blickfang ist sie nicht, die Henne, und<br />

gackern kann das steinige Huhn auch<br />

nicht. Wer sich von Fieberbrunn am dicken<br />

Drahtseil zum Lärchilzkogel tragen<br />

lässt, schaut in der Regel zunächst einmal<br />

zum Wildseeloder (2118 m), später dann<br />

auf den Wildsee und schließlich zum<br />

Wildseeloderhaus, das Stärkung und Erfrischung<br />

verspricht. Die Henne hält sich<br />

diskret im Hintergrund, zeigt lediglich ein<br />

paar (fels-)braune Flecken in ihrem Gefieder.<br />

Aber der erste Eindruck täuscht etwas,<br />

der Anstieg über den Ostgrat bietet immerhin<br />

eine leichte Kraxelei. Die ist ziemlich<br />

hochtrabend als »Panoramaklettersteig<br />

Himmel & Henne« tituliert, was gestandene<br />

Cracks mit einem müden Lächeln quittieren.<br />

Viel Himmel ist über der Henne, die<br />

Aussicht weit und stimmungsvoll, die Ferrata<br />

vor allem für Einsteiger geeignet, falls<br />

man nicht die etwas knackigere Variante<br />

quer durch die erwähnten braunen Flecken<br />

wählt. Wer dann auf den Geschmack<br />

gekommen ist, kann ja noch den neuen<br />

»Marokka-Klettersteig« am gleichnamigen<br />

Felszahn anhängen. –Eugen Hüsler–<br />

Steckbrief<br />

Die Henne: Weibliches Haushuhn.<br />

Viel zu schreckhaft, um in<br />

Fels und Eis eine echte Heimat zu<br />

fi nden. Rennt lieber aufgeregt hin<br />

und her als zielstrebig gen Gipfel<br />

Bergmotto: Wer weniger leistet,<br />

kann noch mehr gackern.<br />

Der Klettersteig<br />

»Himmel<br />

und Henne «<br />

bietet auch<br />

eine anspruchsvollere<br />

Variante.<br />

11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 29


TOUREN<br />

Tierisch gute Touren<br />

Zugegeben, die meisten Gipfel, die hier beschrieben sind,<br />

haben mit ihren Namenspatronen nichts zu tun. Trotzdem<br />

macht es Spaß, sich solche Ziele rauszupicken. Und sei es<br />

nur, weil man sich die Namen besser merken kann.<br />

1 Über den Normalweg auf den<br />

Gimpel (2173 m)<br />

▶ schwierig 5–6 Std.<br />

1050 Hm 1050 Hm<br />

Charakter: Leicht erreichbare, häufi g<br />

begangene, anspruchsvolle Bergtour.<br />

Kurze, abgespeckte Kletterstellen im<br />

II. Grad. Bei Nässe zu meiden<br />

Ausgangspunkt: Nesselwängle<br />

(1147 m), Parkplatz am westlichen<br />

Ortsende<br />

Einkehr: Gimpelhaus (1659 m),<br />

www.gimpelhaus.at, Tel. 00 43/56<br />

75/82 51, Tannheimer Hütte (1713<br />

m), www.tannheimer-hütte.at,<br />

Tel. 00 43/6 76/5 45 17 00<br />

Route: Parkplatz Nesselwängle –<br />

Gimpelhaus – Gimpelkar – über<br />

plattige, abgespeckte Wandstufen<br />

(II) Schulter und Grasbänder des<br />

Ostgrats – Gimpel<br />

2 Kleiner Daumen (2191 m) und<br />

Hengst (1988 m)<br />

▶ schwierig 8–10 Std.<br />

1400 Hm 1400 Hm<br />

Charakter: Lange Bergtour für Konditionsstarke,<br />

kurze Stelle II, gutes<br />

Orientierungsvermögen im weglosen<br />

Gelände nötig<br />

Ausgangspunkt: Hinterstein<br />

(866 m), gebührenpfl ichtiger Parkplatz<br />

am Ortsende<br />

Einkehr: keine bewirtschafteten<br />

Hütten<br />

Route: Hinterstein – Alpe Egg (1445<br />

m) – Verbindungsgrat Heubatspitze-<br />

Kleiner Daumen (leichtes Stück des<br />

Hindelanger Klettersteigs) – Gipfel<br />

des Kleinen Daumens – »Türle«-<br />

Scharte – über eine brüchige Felsschneide<br />

(II) zum Gipfel des Hengsts<br />

– Grat nach Osten bis zu Punkt<br />

»1735 Meter« – über Wanderweg<br />

nach Hinterstein<br />

3 Schneck (2268 m)<br />

▶ mittel 6–7 Std.<br />

1200 Hm 1200 Hm<br />

Charakter: Lange, mittelschwere<br />

Wanderung, beim Übergang zum<br />

Hauptgipfel ist eine kurze Kletterstelle<br />

im II. Grad zu überwinden.<br />

Ausgangspunkt: Hinterstein, Giebelhaus<br />

(1066 m)<br />

Einkehr: Giebelhaus (1065 m),<br />

www.giebelhaus.de, Tel. 083 24/81 46<br />

Route: Mit Bus oder Fahrrad zum<br />

Giebelhaus – Pointhütte (1319<br />

m) – Talschluss des Bärgündletals –<br />

Himmelecksattel – Gipfelscharte (I-II)<br />

– Schneck-Hauptgipfel (2268 m)<br />

4 Krähe (2010m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1130 Hm 1130 Hm<br />

Charakter: Wenig schwierige<br />

Rundtour auf einen aussichtsreichen<br />

Gipfel. Vor allem der Abstieg<br />

ist landschaftlich beeindruckend<br />

Blick vom Ochsenälpeleskopf auf Säuling und Tannheimer Berge<br />

– stellenweise aber auch recht steil.<br />

Man sollte sich also nicht zu sehr der<br />

Landschaft widmen.<br />

Ausgangspunkt: Hotel Ammerwald<br />

(1079 m) bei Reutte<br />

Einkehr: Jägerhütte am Ochsenängerle,<br />

Herbst und Winter nicht<br />

bewirtschaftet<br />

Route: Parkplatz am Hotel Ammerwald<br />

– Jägerhütte – Ochsenängerle<br />

– Roggentalsattel – Fensterl – Krähe<br />

– Gabelschrofensattel – Niederstraußbergsattel<br />

– Ochsenängerle<br />

– Jägerhütte<br />

– Hotel<br />

Tourenkarte 11<br />

Heftmitte<br />

5 Ochsenälpeleskopf (1905 m)<br />

▶ einfach 5 Std.<br />

850 Hm 850 Hm<br />

Charakter: Leichte Bergwanderung,<br />

die durchgehend auf gut begehbaren<br />

Wegen und Pfaden verläuft. Die Steigung<br />

ist weitgehend recht moderat,<br />

erst gegen Ende wird es etwas steiler.<br />

Ausgangspunkt: Hotel Ammerwald<br />

(1079 m) bei Reutte<br />

Einkehr: Jägerhütte am Ochsenängerle,<br />

Herbst und Winter nicht<br />

bewirtschaftet<br />

Route: Parkplatz am Hotel Ammerwald<br />

– Jägerhütte – Ochsenälpeleskopf<br />

– Jägerhütte – Hotel<br />

6 Geierköpfe (2161 m)<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

1200 Hm 1200 Hm<br />

Charakter: Bis zum Westgipfel weitgehend<br />

einfache Bergtour mit einigen<br />

ausgesetzten und steileren Stellen.<br />

Wer weiter zum östlichen Hauptgipfel<br />

möchte, sollte absolut schwindelfrei<br />

und trittsicher sein.<br />

Ausgangspunkt: Plansee, Parkplatz<br />

beim Gasthaus Musteralpe (980 m)<br />

Einkehr: Gasthaus Musteralpe,<br />

www.musteralpe.at, Tel. 00 43/<br />

6 64/4 01 58 13<br />

Route: Plansee – Opelhaus – Zwerchenbergalpe<br />

– Kreuzjöchl – Westgipfel<br />

– Hauptgipfel – retour. Variante:<br />

Weiter bis zum Ostgipfel (2060 m,<br />

nur bei guter Sicht, bis II)<br />

7 Gamsjoch (2452 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1300 Hm 1300 Hm<br />

Charakter: Lange und alpine, bis<br />

zum Westgipfel jedoch unschwierige<br />

Bergwanderung, meist oberhalb der<br />

Baumgrenze. Die Variante bis zum<br />

Mittelgipfel erfordert Trittsicherheit,<br />

zum Ostgipfel leichte Kletterei (II).<br />

Der Abstieg am Gumpenbach entlang<br />

ist teilweise sehr steil.<br />

Ausgangspunkt: Alpengasthof Eng<br />

(1203 m)<br />

Einkehr/Übernachtung: Almdorf Eng<br />

(1250 m), www.engalm.at,<br />

Tel. 00 43/52 45/2 27<br />

Route: Alpengasthof Eng – Engalm<br />

– Hohljoch (1794 m) – Laliders-<br />

Hochleger – Gumpenjöchl (1974 m) –<br />

Gumpenkar – Gamsjoch – Retour über<br />

Gumpenbach (beim Abstieg zweigt ca.<br />

200 Hm unterhalb des Gumpenjöchls<br />

ein kleiner Pfad links ab)<br />

8 Turmfalk (2200 m)<br />

Tourenkarte xx<br />

Heftmitte<br />

▶ schwierig 6½ Std.<br />

1300 Hm 1300 Hm<br />

30 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13


Charakter: Schwierige, alpine, aber<br />

dafür einsame Tour mit Kletterstellen<br />

bis zum II., eher sogar III. Schwierigkeitsgrad.<br />

Absolute Trittsicherheit<br />

und Schwindelfreiheit sowie das<br />

Beherrschen einfacher Felsklettereien<br />

ist Grundvoraussetzung.<br />

Ausgangspunkt: Etwa 1/2 Kilometer<br />

östlich der Mautstelle bei Hinterriss<br />

an der Abzweigung zum Johannestal<br />

(Parkplatz und Bushaltestelle,<br />

950 m)<br />

Einkehr: unterwegs keine bewirtschafteten<br />

Hütten<br />

Route: Parkplatz Abweigung<br />

Johannestal – P.1128 – Falkenkar –<br />

Totenfalk-Westfl anke – Nordgrat<br />

Totenfalk – Totenfalk-Gipfel –<br />

Nordgrat Turmfalk – Turmfalk-Gipfel<br />

– Abstieg wie Aufstieg oder Richtung<br />

Laliderer Falk und an der Scharte<br />

ins Falkenkar absteigen<br />

9 Sechs auf einen Streich<br />

(2223 m)<br />

▶ schwierig 10–11<br />

2020 Hm 2020 Hm<br />

Charakter: Konditionell sehr<br />

anspruchsvolle Tagestour, die mit<br />

Blicken zum Karwendel, Inntal, Rofan<br />

und auf den Achensee belohnt.<br />

Trittsicherheit erforderlich, nur bei<br />

stabilen Bedingungen zu empfehlen<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Karwendelbergbahn<br />

in Pertisau (950 m)<br />

Einkehr: Bärenbadalm (1457 m,<br />

kurz vor Ende der Tour),<br />

Tel. 00 43/53 38/67 68<br />

Route: Adlerweg – Falzthurnalm<br />

– Hirschenkopf (1747m) – Rappenspitze<br />

(2223m) – Gamskar-Spitze<br />

(2098m) – Ochsenkopf (2148m)<br />

– Hahnkamp (2086m) – Weißenbachsattel<br />

(1693 m) – Bärenkopf<br />

(1991m) – Bärenbadalm<br />

(1457 m)<br />

– Pertisau<br />

10 Schafsiedel (2447 m)<br />

Tourenkarte 12<br />

Heftmitte<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

1300 Hm 1300 Hm<br />

Charakter: Anspruchsvolle Bergwanderung,<br />

die Trittsicherheit erfordert.<br />

Dafür bietet die Tour schöne<br />

Ausblicke in die Zillertaler, Tuxer und<br />

Kitzbüheler Alpen. Tour mit mehreren<br />

Bademöglichkeiten<br />

Ausgangspunkt: Gasthof Wegscheid,<br />

Kelchsau (1148 m)<br />

Einkehr und Übernachtung: Neue<br />

Bamberger Hütte (1756 m),<br />

www.alpenverein-bamberg.de,<br />

Tel. 00 43/6 64/4 55 94 69<br />

Route: Gasthof Wegscheid<br />

(1148 m) – Neue Bamberger Hütte<br />

(1756 m) – Unterer Wildalmsee<br />

(1937 m) – Mittlerer Wildalmsee<br />

(2028 m) – Oberer Wildalmsee<br />

(2324 m) – Schafsiedel (2447 m) –<br />

Abstieg wie Aufstieg<br />

11 Geißstein (2363 m)<br />

▶ schwierig 7 Std.<br />

1400 Hm 600 Hm<br />

Charakter: Lange Bergwanderung,<br />

im Gipfelanstieg zum Teil ausgesetzt;<br />

im zweiten Teil grandiose Kammwanderung<br />

über mehrere kleine Gipfel<br />

bis zur Zwölferkogel-Bergstation<br />

Ausgangspunkt: Lindlingalm<br />

(1297 m)<br />

Endpunkt: Bergstation Zwölferkogel<br />

(1983 m)<br />

Einkehr: Lindlingalm (1297 m, am<br />

Startpunkt), www.lindlingalm.at<br />

Route: Lindlingalm (von Lengau aus<br />

verkehrt wegen des Hochseilgartens<br />

regelmäßig ein Bummelzug zur Alm,<br />

ab Lengau besteht Postbusverbindung)<br />

– Schusterscharte (1985 m) –<br />

Schlaberstatt (2048 m) – Geißstein<br />

(2363 m) – Leitenkogel – Murnauer<br />

Scharte (1959 m) – Mittagskogel<br />

(2092 m) – Zehetner Stange (2114<br />

m), hier unmittelbar nach dem<br />

Gipfel links Richtung Zwölferkogel<br />

– Stoffensch (2015 m) – Hohe<br />

Penhab (2113 m) – Zwölferkogel/<br />

Bergstation (1983 m) – Hinterglemm/Wiesern<br />

(1091 m), letzte<br />

Talfahrt 16.15 Uhr<br />

12 Henne (2078 m)<br />

▶ leicht 4 Std.<br />

620 Hm 620 Hm<br />

Charakter: Leichter Panorama-<br />

Klettersteig »Himmel & Henne«<br />

(K 1, K 2) am Ostgrat der Henne mit<br />

zwei anspruchsvolleren Varianten<br />

(K 3, K 4). Lässt sich gut mit der<br />

2012 eröffneten Route an der Marokka<br />

verbinden (K 3). Für Kinder ab<br />

ca. 10 Jahren geeignet. Infos www.<br />

bergbahnen-fi eberbrunn.at<br />

Ausgangspunkt: Bergstation der<br />

Fieberbrunner Gondelbahnen am<br />

Lärchfi lzkogel (1654 m)<br />

Einkehr/Übernachtung: Wildseeloderhaus<br />

(1854 m), www.wildseeloderhaus.at,<br />

Tel. 00 43/6 64/<br />

3 40 07 17<br />

Route: Liftstation Lärchfi lzkogel<br />

– Wildalm (1579 m) – Liftstation<br />

Reckmoos (1869 m) – Klettersteig<br />

– Henne – Wildseeloderhaus (1854<br />

m) – Wildalm – Lärchfi lzkogel<br />

Einen solchen 4-Schnaller<br />

habt ihr noch nie gesehen....<br />

Spectre und Sparkle sind eine Neuinterpretation des 4-schnalligen<br />

Skitourenschuhes: Kraft, Kontrolle und Ausdauer eines<br />

klassischen Skischuhes, vereint mit Beweglichkeit, Kompaktheit<br />

und Leichtigkeit eines Skitourenschuhes. Noch nie gesehen, der<br />

nächste Evolutionsschritt.<br />

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AUF TOUR<br />

Reif für die<br />

Reiter Alpe<br />

Der Gebirgsstock gilt als bestgehütetes Geheimnis<br />

zwischen Chiemgau und Berchtesgadener<br />

Land. Wer die Reiter Alpe besucht, findet selbst<br />

in der Hochsaison Ruhe und Einsamkeit. Die Neue<br />

Traunsteiner Hütte, vor 75 Jahren erbaut, ist der<br />

ideale Ausgangspunkt für eine Reihe von Gipfeltouren<br />

auf dem weitläufigen Hochplateau.<br />

Von Günter Kast<br />

Ein sonniger Nachmittag auf der Terrasse<br />

der Neuen Traunsteiner Hütte.<br />

Die Frau am Nebentisch blättert in<br />

einer alten Chronik der Traunsteiner<br />

Alpenvereins-Sektion. Auf einem<br />

vergilbten Foto ist der damalige Vorsitzende<br />

Karl Merkenschlager zu sehen, wie er<br />

im September 1938, also vor ziemlich genau<br />

75 Jahren, die neue Hütte einweiht. »Ein sauberer<br />

Nazi«, flüstere ich meiner Freundin zu.<br />

»Sieht man dem schon an der Nasenspitze<br />

an.« Die Frau nebenan hört es trotzdem und<br />

legt die Chronik beiseite. »Ein Nazi war mein<br />

Großvater eigentlich nicht«, sagt sie.<br />

Aus dem ungewollten Tritt in den Fettnapf<br />

entspinnt sich eine interessante Unterhaltung.<br />

Ihr Opa sei der Deutschen Volkspartei<br />

(DVP) nahegestanden, erzählt die Dame. »Er<br />

wollte die Monarchie zurück und hatte deshalb<br />

mit der NS-Ideologie nichts am Hut.«<br />

Trotzdem hätten die Nazis bei dem Neubau<br />

– die alte Hütte war zu klein geworden<br />

– natürlich eine Rolle gespielt. Denn den<br />

Standort dieses fortan »Neue Traunsteiner<br />

Hütte« oder »Karl-Merkenschlager-Haus« genannten<br />

Stützpunktes habe der Baurat Gsänger<br />

festgelegt, worüber sich damals mancher<br />

Foto: Sandra Urbaniak<br />

Gebietskenner wunderte. Denn der gebürtige<br />

Franke Gsänger sei damals zum ersten Mal<br />

auf die Reiter Alpe gekommen. »Mein Opa<br />

erzählte mir: Der schaute in alle Himmelsrichtungen<br />

und deutete mit ausgestrecktem<br />

Arm spontan auf eine Stelle, auf der das Haus<br />

zu erbauen sei«, erinnert sich die Enkelin des<br />

Namensgebers der Hütte. »Und einem Architekten<br />

des Führers wagte natürlich niemand<br />

zu widersprechen.« Dass der von der<br />

Sektion eigentlich bevorzugte Platz keine<br />

Sprengungen am Berg nötig gemacht hätte<br />

und die Aussicht auf den südlichen Teil des<br />

Gebirgsstockes schöner gewesen wäre, spielte<br />

damals keine Rolle.<br />

Im Schatten berühmter Gipfel<br />

Das Haus ist trotzdem schön geworden. Es<br />

wurde im Lauf der Jahrzehnte mehrmals<br />

modernisiert und mit der neuesten Technik<br />

zur Erzeugung alternativer Energie und einer<br />

modernen Kläranlage ausgestattet.<br />

32 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


Liebliche Landschaften, spitze Hörner, einsame Touren<br />

Der Steig aus der<br />

Mayrbergscharte zum<br />

Wagendrischelhorn ist<br />

mit Drahtseilen gut gesichert.<br />

Im Hintergrund<br />

das Stadelhorn<br />

11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 33


INFO<br />

Hütte de luxe<br />

Bei Kerzenschein im<br />

Hochzeitszimmer<br />

Auf AV-Hütten erwartet<br />

man nicht unbedingt<br />

Luxus. Maresi und Tom von<br />

der »Neuen Traunsteiner«<br />

wissen jedoch, dass sie auf<br />

der einsamen Reiter Alpe<br />

aktiv um Gäste buhlen müssen. Sie haben<br />

deshalb ein Romantik-Zimmer eingerichtet:<br />

mit frischen Blumen, Engels-Bettwäsche und<br />

Latschenkiefer-Tinktur auf dem Nachttisch.<br />

Gespeist wird im »Hochzeitszimmer« bei<br />

Kerzenschein und Panoramablick. Es gibt ein<br />

spezielles Menü und bevorzugte Bedienung.<br />

Auf Wunsch kommt eine Flasche Sekt aufs<br />

Zimmer. Man ahnt schon, worauf das hinausläuft:<br />

So mancher Gast kam am nächsten<br />

Morgen mit glänzenden Augen zu Maresi,<br />

um zu berichten: »Sie hat Ja gesagt!«<br />

kein Tourismusverband so richtig zuständig<br />

fühlt. Auch in Wanderführern ist die Reiter<br />

Alpe meist nur eine Randnotiz.<br />

Für die Wirtsleute der Hütte mag das ein<br />

Standortnachteil sein. Für die Bergfreunde<br />

– 80 Prozent sind Stammgäste und kommen<br />

aus der Region – ist es ein Segen.<br />

Selbst in den Sommerferien, wenn in prominenteren<br />

Herbergen Löffel-Liegen im<br />

Zwölfer-Lager angesagt ist, geht es auf der<br />

»Traunsteiner« gemächlich zu. Nach dem<br />

Frühstück schnürt man seine Bergschuhe<br />

in aller Ruhe und macht sich dann auf, das<br />

etwa zehn Quadratkilometer große Tafelgebirge<br />

zu erkunden, dessen Hochplateau<br />

mit den nach allen Seiten steil abfallenden<br />

Wänden wie eine Insel wirkt, wie eine<br />

Schüssel, umgeben von Zweitausendern.<br />

Auf dem Weg zu den Gipfeln wandert man<br />

auf der Hochfläche über Almen und Weiden,<br />

auf denen Arnika, Akelei, Alpenrosen,<br />

Bergastern, Enzian, Speik und Steinraute<br />

wachsen – ein wahrer botanischer Garten.<br />

Wir blicken von den<br />

Plattelköpfen mit<br />

dem Fernglas auf die<br />

Watzmannkarawane<br />

zum Hocheck – und<br />

sind völlig allein.<br />

Fotos: Günter Kast, DAV Sektion Traunstein, Tom Krüger (4)<br />

Die Wanderer erwartet eine gemütliche<br />

Unterkunft, in der die Hüttenwirte Maresi<br />

Herbst und Tom Krüger aus dem nahen Lofer<br />

im Salzburger Land seit elf Jahren das Sagen<br />

haben. Das Beste für <strong>Bergsteiger</strong>: Die Hütte<br />

ist selten voll belegt. Sie liegt an keinem der<br />

bekannten Weitwanderwege, nur die relativ<br />

neue »Via Alpina« führt hier vorbei. Die berühmten<br />

Nachbargipfel der Berchtesgadener<br />

Berge, allen voran der Watzmann, tun ein<br />

Übriges, damit die Reiter Alpe ein angenehmes<br />

Schattendasein führt. Vor allem liegt<br />

das blumenreiche Hochplateau genau an<br />

der Grenze Bayerns zum österreichischen<br />

Salzburger Land, was zur Folge hat, dass sich<br />

Isidor, das einsame Murmeltier<br />

Auch uralte Zirben gibt es noch. Meist<br />

dominieren jedoch Latschenfelder, denn<br />

das Gros des Waldes fiel dem Holzbedarf<br />

der Reichenhaller Saline zum Opfer. 1829<br />

wurde die Reiter Alpe vom Salinenvertrag<br />

ausgenommen, die letzten Zirben durften<br />

weiterleben. In den lichten Wäldern fühlen<br />

sich Hirsche, Gämsen und sogar einige<br />

Birkhühner wohl. Tja, und dann gibt es da<br />

noch Isidor, das einzige Murmeltier auf der<br />

Reiter Alpe. Zumindest sind die Wirtsleute<br />

felsenfest davon überzeugt, dass Isidor hier<br />

oben der einzige seiner Art ist. Er besucht<br />

regelmäßig die Hütte, um zu sehen, ob<br />

1901 erbaut: die alte Traunsteiner Hütte<br />

Schafe kommen im Frühsommer auf die Alm.<br />

Zum traditionellen Almfest auf der Reiter<br />

Alpe gehört auch eine Bergmesse bei der<br />

Neuen Traunsteiner Hütte.<br />

etwas Fressbares abfällt. Weil Isidor aber<br />

nicht spricht, weiß niemand, wie es ihn<br />

hierher verschlagen hat. Vielleicht war er<br />

einfach reif für die Insel und hat sich vom<br />

viel besuchten Watzmann abgesetzt…<br />

Apropos Watzmann: Nachdem wir am<br />

Morgen durch die Steinberggasse zum südöstlichen<br />

»Tellerrand« der Reiter Alpe aufgestiegen<br />

sind, blicken wir jetzt von den Plattelköpfen<br />

hinüber zum Watzmannhaus. Mit<br />

dem Fernglas ist die Karawane zu erkennen,<br />

die sich zum Hocheck bewegt. Wir hingegen<br />

sind völlig allein. Wir könnten jetzt auf dem<br />

Böslsteig in die Ramsau zum Hintersee absteigen.<br />

Wir wollen jedoch die Beletage nicht<br />

verlassen und wandern weiter nach Süden.<br />

Allmählich wird die Landschaft alpiner,<br />

schroffer. Ein Steinernes Meer en miniature<br />

liegt vor uns. Und dahinter ragt steil und abweisend<br />

das Stadelhorn empor. Nach all<br />

34 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


TOUREN<br />

Die schönsten Touren rund um die Neue Traunsteiner Hütte<br />

Das Tafelgebirge Reiter Alpe ist dank seiner Lage im Grenzgebiet zwischen Bayern und<br />

Österreich nur spärlich besucht. Wir zeigen Ihnen vier Touren, die zum Entdecken inspirieren.<br />

1 Über den Schrecksattel zur<br />

Neuen Traunsteiner Hütte<br />

(1560 m)<br />

▶ einfach 3–4 Std.<br />

1050 Hm 1050 Hm<br />

Charakter: Die Standardroute zur<br />

einzigen Hütte auf dem Hochplateau;<br />

größtenteils schattig und im Wald<br />

verlaufend, viele Stufen, fester Weg,<br />

auch für Kinder geeignet<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz in<br />

Oberjettenberg (640 m)<br />

Route: Auf der Forststraße zur »Holzstube«<br />

(Rastnock-Diensthütte); bei<br />

der Wegverzweigung links halten und<br />

der bergwärts führenden Forststraße<br />

weitere 20 Min. folgen, bis links<br />

der Wanderweg abzweigt. Man trifft<br />

bald auf den parallel zum Forstweg<br />

laufenden alten Bergsteig (im Anstieg<br />

leicht zu übersehen!) und wandert<br />

durch Mischwald weiter bergan. In<br />

Serpentinen geht es durch das Kar<br />

hinauf zum Schrecksattel (1620 m),<br />

der den Durchschlupf durch die steil<br />

aufragenden Felsen des Reiter-Alm-<br />

Massivs gewährt. Weiter auf breitem<br />

Weg über das wellige Hochplateau<br />

2 Großer Weitschartenkopf<br />

(1979 m) und Großer Bruder<br />

(1867 m)<br />

▶ einfach 3 Std.<br />

550 Hm 550 Hm<br />

Charakter: Bergwanderung – Gemütliche<br />

Rundtour zu den beiden<br />

Hausbergen der Traunsteiner Hütte,<br />

atemberaubende Tiefblicke und tolle<br />

Aussicht ins Voralpenland<br />

Ausgangspunkt: Neue Traunsteiner<br />

Hütte<br />

Route: Die beiden Gipfel lassen sich<br />

zu einer feinen Rundtour verbinden.<br />

An der Hütte folgt man kurz der<br />

Beschilderung zum Weitschartenkopf,<br />

zweigt bei der nächsten Gabelung<br />

jedoch nach links zum Großen Bruder<br />

ab und besteigt diesen Gipfel zuerst.<br />

Auf dem Rückweg muss man dann<br />

etwas aufpassen, um den Abzweig<br />

nicht zu verpassen: Man folgt zuerst<br />

dem Anstiegsweg, bis man nach etwa<br />

15 Min. einen Felsen entdeckt, auf<br />

den mit roter Farbe WS aufgemalt ist.<br />

Hier biegt man links ab und folgt den<br />

Steigspuren auf unmarkiertem Weg in<br />

östlicher Richtung, bis man kurz vor<br />

dem Gipfel des Weitschartenkopfes<br />

an dessen »Normalroute« einmündet.<br />

In 10 Min. zum Gipfel und danach<br />

auf direktem Weg zurück zur Hütte.<br />

3 Reiteralpe-Trilogie: Stadelhorn<br />

(2286 m), Wagendrischelhorn<br />

(2251 m) und<br />

Großes Häuslhorn (2284 m)<br />

▶ schwierig 8–9 Std.<br />

1550 Hm 1550 Hm<br />

Charakter: Anspruchsvolle Bergtour<br />

– die Mega-Rundtour für konditionsstarke<br />

und erfahrene <strong>Bergsteiger</strong> zu<br />

den höchsten Gipfeln der Reiter Alpe.<br />

Wem die Gehzeiten zu lang sind,<br />

nimmt sich jeweils nur einen oder<br />

zwei Gipfel pro Tag vor.<br />

Ausgangspunkt: Neue Traunsteiner<br />

Hütte<br />

Route: Von der Hütte zur alten<br />

Traunsteiner Hütte und hier beim<br />

Wegweiser dem linken Steig nach<br />

Süden zur Steinberggasse folgen.<br />

Auf dem Kamm über die Plattelköpfe<br />

nach rechts (Südwesten) der Beschilderung<br />

»Stadelhorn, Wagendrischelhorn«<br />

folgen. Beim nächsten Wegweiser<br />

Richtung »Mayrbergscharte«<br />

(2055 m) weitergehen – im Frühsommer<br />

sind eventuell noch mittelsteile<br />

Schneefelder zu queren. Von der<br />

Scharte zum Stadelhorn aufsteigen<br />

(leichte Kraxelei, I) und wieder zurück<br />

zur Scharte. Nun auf einem teilweise<br />

seilgesicherten Steig (KST-Kategorie<br />

B) hinauf zum Wagendrischelhorn<br />

und auf dessen »Normalweg« auf<br />

der anderen Seite hinab<br />

Richtung Roßgasse<br />

(Weg 473).<br />

Vor dem Beginn<br />

der Rossgasse<br />

beim Wegweiser<br />

Tourenkarte 5<br />

Heftmitte<br />

Tourenkarte 6<br />

Heftmitte<br />

Die Neue Traunsteiner<br />

Hütte ist<br />

im Sommer von<br />

einem Blumenmeer<br />

umgeben.<br />

Herbstnebel auf<br />

der Reiter Alpe. Im<br />

Hintergrund Wagendrischelhorn<br />

(li.) und<br />

die Häuslhörner (re.)<br />

jedoch nach links (Südwesten) abzweigen<br />

und zum Großen Häuslhorn<br />

ansteigen (Stellen I). Wer mag, nimmt<br />

auch noch das Kleine Häuslhorn mit.<br />

Sodann durch die Roßgasse zurück<br />

zur Hütte<br />

4 Edelweißlahnerkopf (1953 m)<br />

▶ einfach 3–4 Std.<br />

400 Hm 400 Hm<br />

Charakter: Schöner Aussichtsberg<br />

am östlichen Ende der Reiteralpe.<br />

Gut begehbarer, markierter Bergsteig<br />

mit einigen steileren Passagen<br />

in teilweise stark verkarstetem<br />

Felsgelände. Ständiges Auf und Ab<br />

mit vielen Richtungswechseln und<br />

eher eingeschränkter Fernsicht. Vom<br />

Gipfel schöner Blick zum Hintersee.<br />

Bei Nebel Orientierung nicht ganz<br />

einfach<br />

Ausgangspunkt: Neue Traunsteiner<br />

Hütte<br />

Route: Von der Hütte der Beschilderung<br />

zum Edelweißlahnerkopf (Nr.<br />

474) in südöstlicher Richtung folgen.<br />

Nach etwa einer Stunde öffnet sich<br />

bei einem markanten Felsdurchstieg<br />

der Blick zu den umliegenden<br />

Gipfeln. Man stößt bald darauf auf<br />

die Verzweigung zum Schottmalhorn<br />

(2045 m), einen Pfad, der nach<br />

rechts über die Reiter Steinberge<br />

zum Böslsteig führt. Man hält sich<br />

jedoch weiter nach links und steigt<br />

die letzten Meter über verkarstete<br />

Felsen zum Holzkreuz des Edelweißlahnerkopfes<br />

hinauf. Rückweg wie<br />

Anstieg. Mit dem Übergang zum<br />

Schottmalhorn und Prünzlkopf<br />

(2081 m) und dem Rückweg über<br />

die Steinberggasse (Einmündung<br />

Böslsteig) wird daraus eine genussvolle<br />

Ganztagestour.<br />

11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 35


Fotos: Günter Kast, Sandra Urbaniak<br />

Beim Aufstieg zum Stadelhorn<br />

ist gut gestufter Fels ein Genuss<br />

für den <strong>Bergsteiger</strong>.<br />

KOMPAKT<br />

Reiter Alpe – Kleinod in der Grenzregion<br />

Anreise: Mit der Bahn von<br />

München nach Traunstein,<br />

weiter mit Bus 9526 Richtung<br />

»Bad Reichenhall Hauptbahnhof«,<br />

in Unterjettenberg/<br />

Schneizlreuth aussteigen;<br />

Mit dem Auto auf der A 8<br />

bis Ausfahrt Siegsdorf, nach<br />

Inzell und von dort auf der<br />

Deutschen Alpenstraße nach<br />

Schneizlreuth und weiter in<br />

Richtung Berchtesgaden/<br />

Ramsau. Oberhalb von Unterjettenberg<br />

zweigt rechts die<br />

Straße nach Oberjettenberg<br />

ab. Nach knapp zwei Kilometern<br />

links ab und bis zum<br />

Ende der öffentlichen Straße;<br />

dort Wanderparkplatz<br />

Ausgangspunkt/Hüttenzustieg:<br />

Wanderparkplatz in<br />

Oberjettenberg (640 m): von<br />

hier in drei bis vier Stunden<br />

über den Schrecksattel zur<br />

Neuen Traunsteiner Hütte<br />

(1560 m), leichtester Anstieg,<br />

siehe Touren-Tipps. Es gibt<br />

noch weitere Zustiege zur<br />

Reiteralpe und zur Hütte,<br />

die in dem Gebietsführer<br />

beschrieben sind, der als<br />

pdf-Datei von der Website<br />

der Neuen Traunsteiner Hütte<br />

heruntergeladen werden kann.<br />

Als schönster Zustieg gilt der<br />

von Reith (625 m) über den<br />

Alpa-Steig (familiengeeignet).<br />

Hütte/Stützpunkt: Neue<br />

Traunsteiner Hütte, DAV-Sektion<br />

Traunstein, zwölf Doppelund<br />

zwei Vierbett-Zimmer, 76<br />

Betten-Lager in 6er-<br />

der Wanderei durch liebliche Landschaften<br />

sorgt das spitze Horn für den ersten Adrenalinschub<br />

des Tages. Wo soll es da eine für<br />

Bergwanderer gangbare Route geben? In der<br />

Mayrbergscharte sieht das Ziel nicht mehr<br />

gar so furchterregend aus. Man erkennt,<br />

dass der Steig auf Bändern geschickt um die<br />

steilsten Aufschwünge herumführt. Keine<br />

Stunde später stehen wir am Gipfel – mutterseelenallein.<br />

Watzmann, Hochkalter,<br />

Großer Hundstod, Birnhorn und Loferer<br />

Steinberge präsentieren sich als Panorama,<br />

das uns in Demut verharren lässt. Nach<br />

dem Abstieg in die Scharte sind wir so euphorisiert,<br />

dass wir das Wagendrischelhorn<br />

gleich noch »mitnehmen«. Auf einem mit<br />

Drahtseilen versicherten Steig geht es durch<br />

die Südabstürze dem Gipfel entgegen. Wieder<br />

stehen wir allein am höchsten Punkt.<br />

Die 1000-Mark-Sperre der Nazis<br />

Eigentlich wollten wir hier die Kurve kratzen.<br />

Das Große Häuslhorn für morgen aufsparen<br />

und uns stattdessen auf der Hütte<br />

dem zum Niederknien guten Aprikosenkuchen<br />

von Wirtin Maresi zuwenden. Doch es<br />

ist erst früher Nachmittag. Und sind nicht<br />

aller guten Dinge drei? Am Gipfel des Häuslhorns<br />

treffen wir dann tatsächlich zwei leibhaftige<br />

Menschen. Die beiden Salzburger<br />

steigen gerade aus der Südwand aus, als wir<br />

die Brotzeit auspacken. »Hasenalarm« heißt<br />

ihre Route. Sechster Grad, elf Seillängen. Ihre<br />

Augen leuchten. »Pfundig« sei’s gewesen,<br />

erzählen sie.<br />

oder 8er-Räumen. Infos unter<br />

www.traunsteinerhuette.com<br />

Karten: Österreichische<br />

Karte 1: 25 000, Blatt 3215<br />

West, »Lofer«, herausgegeben<br />

vom Österreichischen Bundesamt<br />

für Eich- und Vermessungswesen;<br />

Topographische<br />

Karte 1:50 000 »Berchtesgadener<br />

Alpen«,<br />

herausgegeben vom Bayerischen<br />

Landesvermessungsamt;<br />

Kompass-Karte »Berchtesgadener<br />

Land«, Chiemgauer<br />

Alpen, 1:50 000 (in der<br />

Kompass-Karte Berchtesgadener<br />

Land, 1:25 000 fehlt ein<br />

Teil der Reiter Alpe)<br />

Führer: Fritz Hofmann »Die<br />

Reiteralpe«, 227 S., Bad Reichenhall<br />

2005, Eigenverlag<br />

Beim Abstieg<br />

schmerzen die Gelenke.<br />

Maresi empfiehlt<br />

ihren Kräutertee<br />

, ich ziehe den<br />

Zirbenschnaps vor.<br />

Beim Abstieg durch die Roßgasse schmerzen<br />

dann doch die Gelenke. Maresi empfiehlt<br />

zum Kuchen deshalb ihren selbstgemachten<br />

Kräutertee. Ich entscheide mich für den<br />

Zirbenschnaps – auch der ist schließlich<br />

bio. Bei Kaspressknödelsuppe, Spaghetti mit<br />

Bärlauch-Pesto und Marillen-Palatschinken<br />

erzählen die Wirtsleute von ihren Nöten.<br />

Weil prominente Gipfel fehlten, versuchen<br />

sie, Gäste mit Pinzgauer Spezialitäten aus<br />

regionalen Zutaten anzulocken.<br />

Zum Sonnenuntergang geht’s nochmal auf<br />

die Terrasse. Dort sitzt wieder Merkenschlagers<br />

Enkelin. Sie habe noch einen Nachtrag<br />

zu meiner »Nazi-Obsession«, sagt sie. Dass es<br />

die Neue Traunsteiner Hütte überhaupt gebe<br />

– daran seien in der Tat die Nazis mit ihrer<br />

»1000-Mark-Sperre« schuld. 1901 hatte die<br />

Sektion ein Unterkunftshaus gebaut. Dummerweise<br />

stand die Hütte genau 150 Meter<br />

jenseits der Grenze auf österreichischem Gebiet,<br />

als die Nazis 1933 mit dem »Devisengesetz«<br />

den grenzüberschreitenden Tourismus<br />

abwürgten. Jeder deutsche Wanderer, der in<br />

der Traunsteiner Hütte einkehren wollte,<br />

hätte 1000 Reichsmark bezahlen müssen.<br />

Das tat natürlich niemand, und die Folge<br />

war der vorläufige Niedergang dieser beliebten<br />

Hütte. Das neue Schutzhaus entstand<br />

deshalb vorsichtshalber auf bayerischem<br />

Territorium – obwohl 1936 die »1000-Mark-<br />

Sperre« aufgehoben wurde und im Frühjahr<br />

1938 der »Anschluss« Österreichs ans Deutsche<br />

Reich erfolgt war, so dass die alte Hütte<br />

schnell wieder gut besucht war.<br />

Heute spielt die Staatsgrenze keine Rolle<br />

mehr – wie auch in früheren Zeiten. Schon<br />

im 15. Jahrhundert wurde Vieh auf die Reiter<br />

Alpe aufgetrieben, von Bauern aus dem<br />

Pinzgau und dem Berchtesgadener Land. Daran<br />

hat sich bis heute nichts geändert. Wenn<br />

auf der Neuen Traunsteiner das legendäre<br />

Almfest steigt, werden deshalb auch viele<br />

Bauern kommen. Hüttenwirtin Maresi wird<br />

ihnen einen Kräutertee anbieten. Sie werden<br />

dann ihren Mann Tom fragen, ob er ihnen<br />

einen Zirbenschnaps einschenkt. ◀<br />

36 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


Unterwegs in den Reiter Steinbergen:<br />

im Hintergrund Stadelhorn (li.)<br />

und Wagendrischelhorn (Mitte).<br />

Das Tragesystem X Vent Zero sorgt für maximale<br />

Belüftung bei minimalem Kontakt mit dem Rücken. Skill 30<br />

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AUF TOUR<br />

Einsame Herbsttour durchs Verwall<br />

Der Ofen ist aus!<br />

Jahr für Jahr das gleiche: Wenn es in den<br />

Bergen am schönsten wird, haben einige Hütten<br />

bereits geschlossen. Winterräume wie im<br />

Verwall machen es möglich, auch dann in den<br />

Bergen zu nächtigen – und sie in absoluter<br />

Einsamkeit zu erleben. Von Michael Pröttel<br />

38 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13


Sonne satt und keine<br />

Menschenseele unterwegs:<br />

Rast an der Saumspitze<br />

Wohltuend rauschen die<br />

goldgelben Lärchenzweige<br />

im lauen Herbstwind.<br />

Von der gegenüberliegenden,<br />

schattigen Talseite<br />

dröhnt hingegen bereits das Geräusch von<br />

Pistenraupen herüber. Akribisch wird der<br />

erste Herbstschnee planiert, um die Pisten<br />

möglichst früh nutzen zu können. Für Silke<br />

und mich ist das kein schlechtes Zeichen.<br />

Schließlich hängt unser Erfolg auch vom<br />

»Weißen Gold« ab.<br />

Bei strahlendem Sonnenschein starten wir in<br />

Ischgl zu einer dreitägigen Verwall-Runde,<br />

die uns zur Darmstädter und zur Niederelbehütte<br />

führen soll. Dass auf beiden Alpenvereinsunterkünften<br />

seit Wochen die Schotten<br />

dicht sind, ist uns mehr als recht: Wir wollen<br />

das Gebirge für uns alleine haben!<br />

Erstes Etappenziel:<br />

die Darmstädter Hütte<br />

Wasserversorgung ungewiss<br />

Obwohl von den riesigen Skiresorts Arlberg<br />

und Ischgl umgeben, ist es um die<br />

Verwallgruppe ruhig geblieben. Wenig besucht<br />

und unbekannt sind auch ihre drei<br />

höchsten Gipfel Hoher Riffler, Kuchen- und<br />

Küchlspitze. Trotzdem: Was wir jetzt, Ende<br />

Oktober, erleben, ist auch für diese Gebirgsregion<br />

ungewöhnlich. Mutterseelenallein<br />

sind wir auf dem Anstieg zur Doppelseescharte<br />

unterwegs. Da wir auch keine Hüttenwirte<br />

antreffen werden, füllen wir am<br />

Madleinsee nochmal alle Trinkflaschen<br />

bis zum Anschlag auf. Sicher ist sicher. Bis<br />

jetzt war der südseitige Anstieg komplett<br />

schneefrei. Erst oben werden wir einschätzen<br />

können, ob bei der Hütte genug Schnee<br />

liegt, um Teewasser zu schmelzen. Auf den<br />

klitzekleinen, in der Karte vermerkten See<br />

wollen wir uns lieber nicht verlassen.<br />

Kurz vor der 2786 Meter hohen Doppelseescharte<br />

berühren Silkes Bergschuhe dann<br />

doch das erste Schneefeld. Keine Viertelstunde<br />

später wird es an der Scharte spannend.<br />

Zwar zeigt der Tief blick zur genau<br />

an der Schneegrenze gelegenen Darmstädter<br />

Hütte, dass wir unsere Spaghetti<br />

nicht als Rohkost zu uns werden nehmen<br />

müssen. Dort müssen wir aber erst einmal<br />

hinkommen. Der steile Einstieg in den<br />

Alle Fotos: Michael Pröttel<br />

11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 39


Da die Hütten dicht sind, sollte<br />

man alle Wasserstellen nutzen.<br />

Schotten dicht: Auch rund<br />

um die Niederelbehütte ist<br />

niemand sonst zu sehen.<br />

Schnee um die Kieler Wetterhütte<br />

erschwert das Gehen, sichert<br />

aber Tee- und Nudelwasser.<br />

Immer wieder gemütlich:<br />

Abendessen bei Kerzenlicht<br />

INFO<br />

Winterraum-Knigge<br />

Hier braucht es keinen Schlüssel, sondern<br />

einen beherzten Tritt – und schon steht dem<br />

gemütlichen Abend nichts mehr im Wege.<br />

nordseitigen Abstieg schaut jedenfalls nicht<br />

ohne aus. Bald aber zeigt sich: Eine Idealmischung<br />

aus Schneehöhe und Schneekonsistenz<br />

macht den Abstieg Richtung Hütte<br />

nicht zum nervenaufreibenden, sondern<br />

zum knieschonenden Erlebnis.<br />

Gas statt Holz<br />

Im flacheren Gelände fordert die Spurarbeit<br />

dann doch ihren Tribut. Mit müden Oberschenkeln<br />

erreichen wir das Ziel. Die Tür ist<br />

mit einem dicken Holzpfosten verkeilt. Hier<br />

braucht es keinen Schlüssel, sondern einen<br />

beherzten Tritt – und schon steht dem gemütlichen<br />

Abend nichts mehr im Weg. Der<br />

urige Winterraum hat allerdings einen klei-<br />

nen Schönheitsfehler: Auf der Darmstädter<br />

Hütte wird außerhalb der Bewirtschaftungszeit<br />

nicht auf dem Holzofen, sondern mit<br />

einem schlichten Gasherd gekocht. Doch<br />

dank moderater Temperaturen und gutem<br />

Rotwein macht uns das nichts weiter<br />

aus. Beim Einschlafen hoffe ich allerdings<br />

schon, dass uns auf der nächsten Hütte, der<br />

Niederelbehütte, das Knistern brennender<br />

Lärchen-Scheite in den Schlaf wiegen wird.<br />

Bis es soweit ist, steht eine lange Etappe<br />

bevor. Freilich könnten wir uns mit dem<br />

fünfstündigen, wohl weitgehend schneebedeckten<br />

Hoppe-Seyler-Weg begnügen.<br />

Einen waschechten, genau auf dem Weg<br />

liegenden Dreitausender auszulassen, wä-<br />

Höher gelegene Alpenvereinshütten schließen<br />

oft Ende September/Anfang Oktober. Von<br />

dieser Zeit an bieten die zugehörigen Winterräume<br />

eine tolle Möglichkeit, Berge in absoluter<br />

Einsamkeit zu erleben. Generell muss<br />

man sich vorab auf der Hütten-Homepage<br />

oder besser direkt beim Hüttenwirt erkundigen,<br />

ob der Winterraum unverschlossen ist,<br />

oder ob man sich den AV-Generalschlüssel<br />

besorgen muss. In der Schweiz sind Winterräume<br />

grundsätzlich unverschlossen.<br />

Im Spätherbst ist es zudem sehr wichtig, die<br />

Wasserfrage zu klären. Diese lautet: Liegt ein<br />

Bach oder Bergsee in der Nähe bzw. bieten<br />

Altschneefelder oder erster Herbstschnee die<br />

Möglichkeit, Wasser zu schmelzen?<br />

Neben dem eigenen Proviant gehört der Hüttenschlafsack<br />

in den Rucksack. Die Übernachtungsgebühren<br />

(die entweder direkt<br />

in eine Hüttenkasse oder per Überweisung<br />

bezahlt werden) orientieren sich an den<br />

AV-Matratzenlagern und sind für Mitglieder<br />

ermäßigt. Beim Verlassen muss man gut darauf<br />

achten, dass der Ofen wieder aus ist, die<br />

Fenster gut verschlossen sind und sich der<br />

Raum in einem sauberen Zustand befi ndet.<br />

Seinen Müll nimmt man natürlich mit ins Tal.<br />

40 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13


Alle Fotos: Michael Pröttel<br />

re aber eine Schande. Deswegen nehmen<br />

wir am nächsten Tag die Trittspuren Richtung<br />

Schneidjöchl dankend an. Doch schon<br />

bald verlaufen sich die kräfteschonenden<br />

Steighilfen. Hoffentlich hat dessen einsamer<br />

Erzeuger nicht selbiges getan.<br />

Am 2841 Meter hohen Übergang trennen<br />

uns nur knapp 200 Höhenmeter von der<br />

heiß ersehnten Saumspitze. Die aber haben<br />

es in sich. Ungeduldiger Gipfeldrang führt<br />

zu einem ausgewachsenen Verhauer, der<br />

erst durch Silkes Spürnase wett gemacht<br />

wird. Eine kurze Kletterstelle, eine quälende<br />

Querung und eine weglose Westflanke<br />

später wissen wir, warum der Anstieg zum<br />

siebthöchsten Verwall-Gipfel nicht in der<br />

AV-Karte eingezeichnet ist.<br />

Keine Menschenseele<br />

Schuhe aus, Brotzeit raus, und das Gipfelmeer<br />

genießen. Stundenlang könnten wir<br />

es auf der Saumspitze aushalten. Unbestritten<br />

aber ist: Ende Oktober verschwindet die<br />

Sonne früher als einem lieb ist. Und bis zum<br />

nächsten Winterraum ist es nach wie vor<br />

kein Katzensprung. Wie am Vortrag folgt<br />

einer rasanten »Abfahrt« vom Schneidjöchl<br />

langwieriges Spuren. Nicht nur einmal breche<br />

ich im Vergrösskar durch die Schneedecke<br />

in heimtückisches Blockgelände ein.<br />

Zum Glück ist die Steilstufe, die zur Kieler<br />

Wetterhütte führt, fast schneefrei. Kurz bevor<br />

die Fatlarspitze letzte Sonnenstrahlen<br />

schluckt, erreichen wir die 2800 Meter hoch<br />

gelegene Notunterkunft. Uns beiden schießt<br />

der gleiche Gedanke durch den Kopf: Hier<br />

oben zu übernachten wäre bestimmt ein Erlebnis.<br />

Holz, Schnee und Ofen sind vorhanden.<br />

Ein spartanisches Hochbett treibt uns<br />

dann aber doch ins Fatlartal weiter.<br />

Mit der Dämmerung erreichen wir die Niederelbehütte.<br />

Die Ausstattung des Winterraums<br />

lässt unsere Stimmung weiter steigen:<br />

Ein kleiner Holzofen wartet ungeduldig da-<br />

Nicht nur einmal breche ich im Vergrösskar<br />

durch die Schneedecke hindurch in heimtückisches<br />

Blockgelände ein.<br />

rauf, endlich gefüttert zu werden. Zudem<br />

haben wir von der Hütte aus einen Parade-<br />

Blick zur Kreuzjochspitze. Der aussichtsreiche<br />

Fast-Dreitausender soll morgen den<br />

gleichermaßen gemütlichen wie krönenden<br />

Abschluss unserer Verwall-Tour bilden. Und<br />

auch bei dieser Tour bleibt alles wie gehabt:<br />

Wir begegnen nicht einer Menschenseele –<br />

trotz absolutem Kaiserwetter.<br />

◀<br />

TIPP<br />

Die schönsten<br />

Winterräume<br />

Diese zehn Winterräume haben es<br />

unserem Autor besonders angetan:<br />

• Albert-Heim-Hütte / Urner Alpen<br />

• Darmstädter Hütte / Verwallgruppe<br />

• Fridolinshütte / Glarner Alpen<br />

• Hermann-von-Barth-Hütte / Allgäuer Alpen<br />

• Landshuter Europahütte / Zillertaler Alpen<br />

• Maihgelshütte / Gotthardgruppe<br />

• Niederelbehütte / Verwallgruppe<br />

• Planurahütte / Glarner Alpen<br />

• Rappenseehütte / Allgäuer Alpen<br />

• Totalphütte / Rätikon<br />

Viel zu schön, um<br />

vorbeizugehen: der<br />

Madleinsee<br />

11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 41


michael.meisl<br />

© 2013 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.<br />

alpen<br />

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warm und bietet gleichzeitig maximale Bewegungsfreiheit.<br />

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Routen zu befreien.<br />

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TOUREN<br />

Touren über Touren bietet<br />

das Verwall – und allesamt im<br />

Herbst völlig menschenleer.<br />

Durchs Verwall<br />

Rund um Darmstädter<br />

und Niederelbehütte<br />

1 Scheibler (2978 m)<br />

▶ mittel 3¾ Std.<br />

600 Hm 600 Hm<br />

Charakter: Abwechslungsreiche<br />

Bergtour auf einen der besten<br />

Aussichtsberge des Verwall. Ab dem<br />

Kuchajoch erfolgt der Anstieg in<br />

leichter Kletterei.<br />

Ausgangspunkt: Darmstädter Hütte<br />

(2384 m)<br />

Route: Darmstädter Hütte – Kuchajoch<br />

– Scheibler – Kuchajoch –<br />

Darmstädter Hütte<br />

2 Saumspitz (3039 m)<br />

▶ mittel 4½ Std.<br />

650 Hm 650 Hm<br />

Charakter: Sehr lohnende Gipfelbesteigung,<br />

die im oberen Teil in<br />

teils weglosem Gelände Orientierungsvermögen<br />

und Trittsicherheit<br />

erfordert. Wer den Berg nicht auf dem<br />

Hoppe-Seyler-Weg (s.u.) mitnimmt,<br />

zweigt schon deutlich unterhalb des<br />

Schneidjöchls nach Norden ab, um<br />

den breiteren Westrücken zum Gipfelhang<br />

zu folgen.<br />

Ausgangspunkt: Darmstädter Hütte<br />

(2384 m)<br />

Route: Darmstädter Hütte – Saumspitz<br />

– Darmstädter Hütte<br />

3 Auf dem Hoppe-Seyler-Weg<br />

zur Niederelbehütte (ohne<br />

Saumspitz)<br />

▶ schwierig 5½ Std.<br />

800 Hm 850 Hm<br />

Charakter: Für den äußerst lohnenden,<br />

da sehr abwechslungsreichen<br />

Hoppe-Seyler-Weg ist eine gute Kondition<br />

und Trittsicherheit (drahtseilgesicherte<br />

Passagen) erforderlich.<br />

Vom Schneidjöchl aus Abstecher zur<br />

Saumspitz möglich.<br />

Ausgangspunkt: Darmstädter Hütte<br />

(2384 m)<br />

Route: Darmstädter Hütte – Schneidjöchl<br />

– Vergross-Kar – Kieler Wetterhütte<br />

– Niederelbehütte<br />

4 Kreuzjochspitz (2919 m)<br />

▶ leicht 3¼ Std.<br />

610 Hm 610 Hm<br />

Charakter: Unschwere Gipfelbesteigung<br />

in grandioser Berglandschaft.<br />

Am eindrucksvollen Schwarzsee<br />

sollte man unbedingt eine kleine<br />

Pause einplanen.<br />

Ausgangspunkt: Niederelbehütte<br />

(2310 m)<br />

Route: Niederelbehütte – Schwarzsee<br />

– Kreuzjochspitz – Schwarzsee<br />

– Niederelbehütte<br />

5 Seladspitze (2906 m)<br />

▶ schwierig 4 Std.<br />

600 Hm 600 Hm<br />

Charakter: Bis zum Seladjöchli<br />

erfolgt der Anstieg auf einem markierten<br />

Bergsteig. Ab da Orientierungsvermögen<br />

und gute Trittsicherheit<br />

unbedingt erforderlich<br />

Ausgangspunkt: Niederelbehütte<br />

(2310 m)<br />

Route: Niederelbehütte – Seladjöchli<br />

– Seladspitze – Seladjöchli<br />

michael.meisl<br />

© 2013 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.<br />

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CH-3600 Thun<br />

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CH-3775 Lenk<br />

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CH-6003 Luzern<br />

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CH-7320 Sargans<br />

Go Vertical GmbH CH-7504 Pontresina<br />

Eiselin Sport AG<br />

CH-8006 Zürich<br />

Mountain Consulting AG CH-8610 Uster<br />

Fridolin Sport<br />

CH-8750 Glarus<br />

Sporthuus Amden<br />

CH-8873 Amden<br />

Climbing Shop<br />

A-4360 Grein<br />

Spitaler Sportstadl A-4582 Spital am Pyhrn<br />

Sport Lichtenegger A-4822 Bad Goisern<br />

Bründl<br />

A-5710 Kaprun<br />

Intersport OK<br />

A-6020 Innsbruck<br />

XL Rankweil<br />

A-6830 Rankweil<br />

Sport Zauner<br />

A-8790 Eisenerz<br />

Bergsport Vasold<br />

A-8940 Liezen<br />

Ski Willy A-8972 Ramsau am Dachstein<br />

Sport 2000 Wibmer<br />

A-9900 Lienz<br />

Passler<br />

A-9963 St. Jakob<br />

Alpinsport Gratz<br />

A-9981 Kals<br />

FREELANDERS<br />

L-8050 Bertrange


AUF TOUR<br />

Hüttenfinale<br />

Wer heuer noch auf einer Berghütte nächtigen will, muss sich ranhalten –<br />

die meisten Häuser haben schon zugesperrt. Einige dehnen die Saison aber auch<br />

aus, damit Wanderer auch die letzten milden Tage im Gebirge noch auskosten<br />

können. Wir stellen Ihnen zehn empfehlenswerte Hütten für den Spätherbst vor.<br />

Von Mark Zahel (Text und Fotos)<br />

1 Klagenfurter Hütte<br />

(1664 m)<br />

Im inneren Bärental, einem der<br />

schönsten Winkel der Karawanken,<br />

hat die Klagenfurter Hütte ihren<br />

Platz. Die südlichen Hausberge<br />

der Kärntner liegen für viele schon<br />

fast am Ende der Welt. Doch wer<br />

im Spätherbst noch die Milde der<br />

Mittelkärntner Seen tanken möchte,<br />

2 Ennstaler Hütte (1544 m)<br />

Schon 1885 entstand die Ennstaler<br />

Hütte hoch oben auf der Sonnenseite<br />

der tief eingeschnittenen Gesäuseschlucht,<br />

heute Kern eines Nationalparks.<br />

Gerade im Herbst erlebt man<br />

auf den Touren in der Buchsteingruppe<br />

– etwa bei der Überschreitung<br />

des Tamischbachturms oder der<br />

Teufelsteig auf die Tiefl imauer – ein<br />

besonderes Flair. Während im Tal der<br />

Nebel wabert, herrscht am Berg grenzenlose<br />

Freiheit. Und die Ennstaler<br />

Hütte passt mit ihrem traditionellen<br />

Stil bestens dazu.<br />

Region: Ennstaler Alpen (Steiermark)<br />

Geöffnet: Mitte Mai bis Ende<br />

Oktober, 65 Schlafplätze<br />

Kontakt: 00 43/6 64/4 90 17 37<br />

sollte auch einen Abstecher ins<br />

Gebirge nicht scheuen. Vis-à-vis<br />

der Klagenfurter Hütte zeigen<br />

sich die Karawanken von ihrer<br />

felsig-schroffen Seite, doch fehlen<br />

in der Umgebung keineswegs die<br />

lieblichen Wiesen. Nur auf die Blumen<br />

muss man bis zum nächsten<br />

Frühling warten.<br />

Region: Karawanken (Kärnten)<br />

Geöffnet: Mitte Mai bis Ende<br />

Oktober durchgehend, sonst an<br />

Wochenenden, 56 Schlafplätze<br />

Kontakt: 00 43/6 64/8 66 06 08<br />

Zustieg: Vom Parkplatz Johannsenruhe<br />

(1152 m) im Bärental 1½ Std.<br />

Tourenvorschläge: Über den Zopp-<br />

Weg auf den Geißberg (2024 m),<br />

1 Std.<br />

Auf die Bielschitza (1959 m), 1 Std.<br />

Karte: Freytag & Berndt, 1:40 000,<br />

Blatt 234 »Carnica Region – Rosental<br />

– Klagenfurt«<br />

Zustieg: Von Gstatterboden<br />

(578 m) im Gesäuse via Klausgraben<br />

und Butterbrünnl 2¾ Std.<br />

Weitere Zugänge von der Nordseite in<br />

ähnlicher Zeit.<br />

Tourenvorschlag: Über den Westrücken<br />

auf den Tamischbachturm<br />

(2035 m), 1½ Std.<br />

Karte: AV-Karte, 1:25 000, Blatt 16<br />

»Ennstaler Alpen – Gesäuse«<br />

3 Carl-von-Stahl-Haus (1728 m)<br />

Das Stahlhaus am Torrener Joch<br />

kennt praktisch gar keine Bewirtschaftungseinschränkung,<br />

sondern<br />

hält den Gästen rund ums Jahr die<br />

Pforten offen. Von der nicht allzu weit<br />

entfernten Jennerbahn wird der Zulauf<br />

nur während der Revisionszeiten<br />

abreißen. Die Lage zwischen Bayern<br />

und Salzburg, fl ankiert von den<br />

Hausbergen Schneibstein und Hohes<br />

Brett, ist sehr attraktiv, egal ob man<br />

nur einen gemütlichen Hüttenbummel<br />

unternehmen oder zu einer richtigen<br />

Bergtour aufbrechen möchte.<br />

Region: Berchtesgadener Alpen<br />

(Bayern/Salzburg)<br />

Geöffnet: ganzjährig, 94 Schlafplätze<br />

Kontakt: 0 86 52/6 55 99 22<br />

Zustieg: Von der Bergstation der Jennerbahn<br />

½ Std. Von Dorf Königssee<br />

über Königsbachalm und weiter via<br />

Königsbergalm 3½ Std.<br />

Tourenvorschläge: Hohes Brett bzw.<br />

Schneibstein, jeweils 1½ Std.<br />

Karte: AV-Karte, 1:25 000, Blatt BY<br />

21 »Nationalpark Berchtesgaden«<br />

4 Weilheimer Hütte (1946 m)<br />

Die Weilheimer Hütte ist das Basislager<br />

im Herzen des Estergebirges, beliebter<br />

Anlaufpunkt von allen Talorten<br />

ringsum, sei es von Garmisch, Farchant<br />

oder Oberau, von Wallgau oder<br />

Krün. Die Wege sind überwiegend<br />

weit, was Besuchern freilich auch ein<br />

wohltuendes Gefühl der Abkopplung<br />

vom Alltag beschert. Dies insbesondere,<br />

wenn sich die Nacht über das<br />

weitläufi ge Estergebirge legt und man<br />

am nächsten Morgen die Sonne auf<br />

dem nahen Gipfel des Krottenkopfes<br />

begrüßen kann.<br />

Region: Estergebirge (Bayern)<br />

Geöffnet: Pfi ngsten bis dritter Sonntag<br />

im Oktober, 75 Schlafplätze<br />

Kontakt: 01 70/2 70 80 52<br />

Zustieg: Am kürzesten von der<br />

Wankbahn über die Esterbergalm<br />

und zuletzt durch den Kareinschnitt<br />

zwischen Bischof und Krottenkopf<br />

Tourenvorschlag: Auf den Krottenkopf<br />

(2086 m), gut 20 Min.<br />

Karte: AV-Karte, 1:25 000, Blatt BY 9<br />

»Estergebirge«<br />

44 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13


5 Pleisenhütte (1757 m)<br />

Vom Scharnitzer Toni Gaugg, dem<br />

legendären »Pleisentoni«, in Eigenregie<br />

erbaut und heute von Sohn<br />

Sigi bewirtschaftet, ist die Hütte<br />

am Südhang der Pleisenspitze<br />

längst zu einer Institution avanciert<br />

und über die Region hinaus<br />

bekannt. Geschätzt werden an der<br />

Hütte wohl vor allem der urige Stil<br />

sowie die familiäre Atmosphäre.<br />

Herrlich, sich in der Nachmittagssonne<br />

auf der Terrasse zu räkeln<br />

– da ist schon manch einem das<br />

»höhere« Ziel der Pleisenspitze<br />

ganz plötzlich aus dem Sinn<br />

entschwunden.<br />

Region: Karwendel (Tirol)<br />

Geöffnet: Ende Mai bis Mitte<br />

Oktober durchgehend, sonst an<br />

Wochenenden, 39 Schlafplätze<br />

(Matratzenlager)<br />

Kontakt: 00 43/6 64/9 15 87 92<br />

Zustieg: Von Scharnitz (964 m) ins<br />

Hinterautal bis zum Schönwieshof,<br />

dort links auf den breit gefügten<br />

Wanderweg und mit etlichen<br />

Schleifen hinauf zur Pleisenhütte,<br />

2½ Std.<br />

Tourenvorschlag: Durch den Latschengürtel<br />

gegen die »Pleisen« am<br />

Rande des Vorderkars hinauf und<br />

von Süden bis auf den Gipfel der<br />

Pleisenspitze (2569 m), 2½ Std.<br />

Karte: AV-Karte, 1:25 000, Blatt<br />

5/1 »Karwendelgebirge West«<br />

6 Radlseehütte (2284 m)<br />

Hoch über dem Südtiroler Eisacktal<br />

nimmt die Radlseehütte einen<br />

Logenplatz par excellence ein. Die<br />

7 Berggasthaus Äscher-<br />

Wildkirchli (1454 m)<br />

Die Lage ist wirklich außergewöhnlich<br />

zu nennen und das Motiv dürfte<br />

schon so manchen Wandkalender<br />

geziert haben: Wie gemalt klebt<br />

8 Leglerhütte (2273 m)<br />

Das Kärpfgebiet bildet geografi sch<br />

das Herz des Glarnerlandes, und<br />

mittendrin befi ndet sich seit über<br />

100 Jahren die – inzwischen grundlegend<br />

modernisierte – Leglerhütte.<br />

Das Plateau des Rotstocks bietet<br />

einen idealen Standort mit weiter<br />

Schau reicht weit in den Süden und<br />

vor allem in die Welt der Dolomiten,<br />

die mit ihren einprägsamen Profi len<br />

wohl jeden faszinieren. Da wissen<br />

Kenner nahezu jeden Zacken zu<br />

benennen und vielleicht auch mit<br />

der einen oder anderen Episode<br />

<strong>Bergsteiger</strong>latein zu versehen.<br />

Rund um die Hütte selbst ist alles<br />

beschaulich: der idyllische Radlsee<br />

nebenan und auch die moderate<br />

Königsangerspitze als Hausberg.<br />

Region: Sarntaler Alpen (Südtirol)<br />

das holzgeschindelte Gasthaus<br />

Äscher unter dem Überhang einer<br />

Felswand. Ein nur wenige Meter<br />

breites Band muss genügen, ehe<br />

neben der Terrasse der Abhang<br />

wieder jäh abfällt. Interessant ist<br />

auch die Wildkirchli-Höhle in unmittelbarer<br />

Nähe: Sie blickt auf eine<br />

lange Geschichte als Behausung<br />

für Höhlenbären, Jäger und fromme<br />

Eremiten zurück.<br />

Region: Alpstein (Appenzell-<br />

Innerrhoden)<br />

Schau zu Glärnisch, Clariden und<br />

Tödi, die mit ihren Gletschern den<br />

westlichen bis südlichen Horizont<br />

einnehmen. Kinder interessieren<br />

sich womöglich mehr für den<br />

kleinen Hüttensee. Wer sich ein<br />

verlängertes Wochenende Zeit<br />

nimmt, kann auf dem dreitägigen<br />

Kärpf-Trek sogar das ganze Massiv<br />

umrunden – ein Wander-Highlight<br />

der besonderen Art!<br />

Region: Glarner Alpen (Glarus)<br />

Geöffnet: Anfang Juni bis drittes<br />

Wochenende im Oktober, 60<br />

Schlafplätze<br />

Geöffnet: Mitte Mai bis Ende<br />

Oktober, 70 Schlafplätze<br />

Kontakt: 00 39/04 72/85 52 30<br />

Zustieg: Am kürzesten vom<br />

Perlunger (1400 m) im Höfeweiler<br />

Gereuth über Weg Nr. 8A oder vom<br />

Garner Wetterkreuz (ca. 1420 m)<br />

oberhalb Feldthurns über Weg Nr.<br />

10, jeweils 2½ Std.<br />

Tourenvorschlag: Auf die Königsangerspitze<br />

(2436 m), 20 Min.<br />

Karte: Tabacco, 1:25 000, Blatt<br />

030 »Brixen – Villnöss«<br />

Geöffnet: Anfang Mai bis Ende<br />

Oktober, 40 Schlafplätze<br />

Kontakt: 00 41/71/7 99 11 42<br />

Zustieg: Von der Bergstation der<br />

Luftseilbahn auf die Ebenalp in<br />

kurzem Abstieg. Von Wasserauen<br />

(868 m) über Bommen 1½ Std.<br />

Tourenvorschlag: Auf dem Höhenweg<br />

zur Altenalp (1595 m) und<br />

über den Seealpsee zurück nach<br />

Wasserauen; ab Äscher 3 Std.<br />

Karte: Swisstopo, 1:50 000, Blatt<br />

227 T »Appenzell«<br />

Kontakt: 00 41/55/6 40 81 77<br />

Zustieg: Mit der Luftseilbahn von<br />

Kies nach Mettmen (1608 m)<br />

am Garichti-Stausee und dann<br />

entweder über das Sunnbergfurggele<br />

oder über die Alpgebiete von<br />

Matzlen, Ratzmatt und Chamm zur<br />

Leglerhütte, 2½ bis 3 Std.<br />

Tourenvorschläge: Zwei Hüttenwege<br />

ergeben eine schöne Rundtour. Bei<br />

guten Verhältnissen eignet sich der<br />

Chli Kärpf (2700 m) als Alpinwanderziel;<br />

blau-weiß markiert, 2 Std.<br />

Karte: Swisstopo, 1:50 000, Blatt<br />

247 T »Sardona«<br />

9 Medelser Hütte (2524 m)<br />

Hütten an Pässen oder Scharten<br />

bieten immer den Vorteil einer<br />

Aussicht nach zwei Seiten. Das<br />

ist auch bei der Medelser Hütte,<br />

rätoromanisch Camona da Medel, in<br />

der Fuorcla da Lavaz der Fall. Hier im<br />

Bündner Oberland stehen die Bergketten<br />

tief gestaffelt und geben dem<br />

Auge reichlich Nahrung. Natürlich<br />

trägt auch das nahe Gletschermassiv<br />

des Piz Medel dazu bei. Die berühmte<br />

Greina-Hochebene verbirgt<br />

sich hingegen hinter einer Kette von<br />

Dreitausendern – und ist doch für<br />

manchen Besucher das Ziel.<br />

Region: Medelser Gruppe in den<br />

Adula-Alpen (Graubünden)<br />

Geöffnet: Mitte Juni bis Mitte/Ende<br />

Oktober, 55 Schlafplätze<br />

Kontakt: 00 41/81/9 49 14 03<br />

Zustieg: Von Curaglia (1332 m)<br />

durchs Val Plattas zur Alp Sura und<br />

hinauf zur Fuorcla da Lavaz, 3½ Std.<br />

Tourenvorschlag: Über den Südgrat<br />

auf den Piz Caschleglia (2936 m),<br />

spärlich bezeichnet und stellenweise<br />

gesichert (T4), 1½ Std.<br />

Karte: Swisstopo, 1:50 000, Blatt<br />

256 T »Disentis/Mustér«<br />

10 Capanna Monte Bar (1600 m)<br />

Das Tessin, die »Sonnenstube der<br />

Schweiz«, ist gerade im Spätherbst<br />

eine beliebte Adresse für<br />

die Verlängerung der Bergsaison.<br />

Da kommt eine Hütte wie am<br />

Monte Bar natürlich gerade recht:<br />

Südhanglage und damit sonnenverwöhnt,<br />

aussichtsreich und mit regionalen<br />

Köstlichkeiten gesegnet. So<br />

lässt es sich leben! Schon das Val<br />

Colla mit seinen pittoresken Dörfern<br />

ist ein Erlebnis; steigerungsfähig,<br />

wenn man oben am Berg die Augen<br />

schweifen lässt. Vom Hüttengipfel<br />

aus blickt man übrigens auch in die<br />

alpineren Gefi lde im Norden.<br />

Region: Südl. Tessiner Alpen (Tessin)<br />

Geöffnet: Anfang Mai bis Ende<br />

Oktober durchgehend, sonst an<br />

Wochenenden, 34 Schlafplätze<br />

Kontakt: 00 41/91/9 66 33 22<br />

Zustieg: Von Corticiasca (1003 m)<br />

über die Alpe Musgatina 1¾ Std.<br />

Alternativ von Bidogno bzw. Signòra<br />

Tourenvorschlag: Über den Südhang<br />

auf den Hausberg Monte Bar<br />

(1816 m), gut ½ Std.<br />

Karte: Swisstopo, 1:50 000, Blatt<br />

286 T »Malcantone«<br />

11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 45


AUF TOUR<br />

Südtiroler Weinstraße<br />

Der Sommer hat<br />

ein Nachspiel<br />

Im Süden Südtirols macht die Sonne im Herbst besonders<br />

fleißig Überstunden. Weinberge und weitläufige Obstplantagen,<br />

Burgen, Adelsansitze und romantische Dörfer, dazu der waldreiche Mendelkamm:<br />

eine Entdeckungsreise entlang der Südtiroler Weinstraße<br />

Von Mark Zahel (Text und Bilder)<br />

46 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


Der Kalterer See ist der<br />

Hauptanziehungspunkt an der<br />

Südtiroler Weinstraße.


Ausblick Richtung Dolomiten<br />

am Monte Roèn, dem höchsten<br />

Punkt des Mendelkamms<br />

Die Südtiroler Weinstraße bietet<br />

vieles – alpinistische Herausforderungen<br />

aber muss man<br />

dort erst mal suchen. Nur mit<br />

Mühe schafft es der Scheitel des<br />

Mendelkamms über die Zweitausendmeterlinie.<br />

Und trotzdem: Das Etschtal am Fuße<br />

des Mendelkamms liegt auf einer Basishöhe<br />

von 200 Metern! Wer also lange Aufstiege<br />

schätzt, hat durchaus Gelegenheit dazu.<br />

Wer es zunächst gemächlich angehen lassen<br />

will, kann den Kalterer See umrunden,<br />

oder – weit idyllischer – die versteckten,<br />

waldgesäumten Montiggler Seen aufsuchen.<br />

Die Weinstraße verläuft durch das Überetsch<br />

sowie Teile des Unterlandes. All die<br />

Apfelwiesen und Weinpergel erinnern<br />

einen immer wieder daran, wo man sich<br />

befindet. Der Slogan vom Obstgarten Südtirol<br />

kommt nicht von ungefähr. Sattes Grün<br />

im Frühjahr, bunt gesprenkelte Blätter im<br />

Herbst. Zwischendrin setzen malerische<br />

Dörfer mit südländischem Einschlag und<br />

das blaue Auge des Kalterer Sees Akzente.<br />

Die Überetsch schließlich bezeichnet jenes<br />

leicht herausgehobene Gebiet südwestlich<br />

Der Slogan vom<br />

Obstgarten Südtirol<br />

kommt nicht von<br />

ungefähr: sattes Grün<br />

im Frühjahr, bunt gesprenkelte<br />

Blätter im<br />

Herbst<br />

48 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


von Bozen, das sich durch den bewaldeten<br />

Mitterberg (geologisch der 290 Millionen<br />

Jahre alten, aus rötlichen Vulkaniten aufgebauten<br />

Bozner Porphyrplatte zugehörig)<br />

vom eigentlichen Etschtal abgrenzt. Im<br />

engeren Sinne umfasst es die Gemeinden<br />

Eppan und Kaltern, also gleichsam das Herz<br />

der Südtiroler Weinbauregion. Südlich des<br />

Kalterer Sees schließen die Gemeinden Tramin,<br />

Kurtatsch und Margreid an. Sie gehören<br />

bereits zum Unterland und laufen im<br />

Relief ohne Absatz gegen die Etschtalsohle<br />

aus. Einzelne Weiler sind in den Leiten des<br />

Mendelkamms jedoch wesentlich höher<br />

hinaufgeklettert, beispielsweise Gand und<br />

Perdonig, Graun sowie Ober- und Unterfennberg.<br />

Hier findet man echte Oasen der<br />

Ruhe und vorteilhafte Ausgangspunkte für<br />

Touren am Mendelkamm.<br />

Reiches Erbe<br />

Den Wein brachten wohl die Römer in diese<br />

Gegend – ein klassisches Durchzugsland.<br />

Frühzeitliche Grabfunde, Reste von Wallburgen<br />

und von Pfahlbauten im Montiggler<br />

See lassen wenig Zweifel an einer frühen<br />

Besiedlung. Der Beiname »adelige Landschaft«<br />

deutet es bereits an, und tatsächlich:<br />

Kaum eine Region in Europa besitzt eine<br />

größere Dichte an Burgen, Schlössern und<br />

Herrenansitzen. Auch die Weingüter und<br />

Bürgerhäuser zeugen von historisch gewachsenem<br />

Wohlstand. Die meisten Burganlagen<br />

entstanden im Hochmittelalter, als<br />

die Grafen von Eppan in Machtkonkurrenz<br />

zu den Grafen von Tirol traten. So schön die<br />

Anlagen auch geraten sind – die Oberhand<br />

behielten trotzdem die Tiroler.<br />

In die Höhe<br />

Wer in die Höhe möchte, sollte den Mendelkamm<br />

schrittweise weiter hinaufgehen.<br />

Auf halber Höhe durchzieht eine Wegekette<br />

die gesamte Flanke, gegliedert in drei<br />

Abschnitte, die mit den wichtigen Talorten<br />

korrespondieren: Eppaner, Kalterer und<br />

Traminer Höhenweg. Zwar sind sie entschieden<br />

zu lang für einen Tagesmarsch,<br />

können aber an verschiedenen Stellen aufgenommen<br />

und mit anderen Wegen kombiniert<br />

werden. Die schattigen Waldlehnen<br />

sorgen selbst an warmen Tagen für angenehmes<br />

Klima.<br />

Betrachtet man den Mendelkamm als Ganzes,<br />

fällt auf, dass die Ostseite – ganz im<br />

Gegensatz zur Westabdachung gegen das<br />

Trentiner Nonstal – fast durchwegs steil<br />

abfällt. Die Anstiege zur Kammhöhe sind<br />

dadurch zwar anstrengender, aber auch<br />

deutlich spannender. Einige Punkte am<br />

Mendelkamm stechen hervor und bilden<br />

damit naturgemäß auch bevorzugte Ziele<br />

der Wanderer. Ganz im Norden ist es das<br />

schneidige Profil des Gantkofels. Egal, ob<br />

man sich über die Gaider Scharte, die Große<br />

Scharte oder vielleicht auch über die<br />

Kematscharte nähert: Es geht phasenweise<br />

knackig aufwärts. Umso überraschender<br />

wirkt das mittelgebirgsartige, vielfach von<br />

Waldlichtungen geprägte Ambiente im<br />

Das Schloss Boymont<br />

thront auf einem<br />

Felshügel (links).<br />

Schön bunt: herbstliche<br />

Stimmung am<br />

Montiggler See (Mitte).<br />

Wein, Wald, Gipfel:<br />

Wandern bei Kaltern<br />

bringt viel Abwechslung.<br />

Die Bedeutung des Weins sticht in Tramin<br />

allerorts ins Auge.<br />

Kammbereich. Doch hauptsächlich besteigt<br />

man den Gantkofel wegen seiner Aussicht:<br />

Die Hangterrassen entfalten aus dieser<br />

Perspektive ein ganz eigenes, verspieltes<br />

Muster, ebenso wie die Landeshauptstadt<br />

Bozen, hinter der die Hochburgen der Dolomiten<br />

in Szene rücken. Zusätzlich überschaut<br />

man das Etschtal vom Meraner<br />

TIPP<br />

»VinoCulti«<br />

im Dorf Tirol<br />

Verkostungen, Gaumenfreuden, Wissenswertes<br />

und Kurioses zum Thema Wein:<br />

Im Dorf Tirol fi ndet auch heuer wieder die<br />

Veranstaltungsreihe »VinoCulti« statt. Das<br />

Programm umfasst beispielsweise Kulturund<br />

Genussfahrten zum Thema »Wein &<br />

Architektur«. Am 23. Oktober geht es etwa<br />

zum Weingut Manincor in Kaltern. Wer lieber<br />

wandern möchte, kann an den Dorf Tiroler<br />

Wirtshauswanderungen teilnehmen (24.<br />

Oktober und 8. November). Ein Höhepunkt<br />

ist die Süßweinverkostung Dolcissimo am 24.<br />

Oktober, die mit Lagerfeuer auf einer Panoramaterrasse<br />

gefeiert wird. Am 27. Oktober<br />

fi ndet entlang des Schlosswegs ein Herbststraßenfest<br />

statt. Abschluss der Veranstaltung<br />

bildet am 11. November ein Martinigans-<br />

Menü. Alle Termine und Infos fi nden Sie unter<br />

www.vinoculti.com oder beim Tourismusverein<br />

Dorf Tirol, Tel. 00 39/4 73/92 33 14<br />

11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 49


TOUREN<br />

Wandergenuss an der Weinstraße<br />

Große Auswahl: Die Weinstraße bietet beschauliche Touren<br />

durch Weinberge und zu kulturell interessanten Stätten<br />

ebenso wie zünftige Anstiege auf die Höhen des Mendelkamms.<br />

Dort öffnen sich fantastische Tief- und Fernblicke.<br />

1 Gantkofel (1866 m)<br />

▶ schwierig 5½ Std.<br />

1050 Hm 1050 Hm<br />

Einkehr: Hocheppan, Boymont<br />

Route: Missian – Weg Nr. 13 – Waldparkplatz<br />

– Burg Hocheppan – Wieser<br />

Bach – Schloss Boymont – Missian<br />

Die Überetscher Hütte ist der Stützpunkt am Monte Roèn.<br />

Charakter: Anspruchsvolle Bergwanderung<br />

auf teils steilen Steigen, hier<br />

und da gesichert. Trittsicherheit wichtig,<br />

auf dem Hochplateau leichter<br />

Ausgangspunkt: Perdonig (812 m),<br />

Parkplatz beim Kirchlein St. Vigilius,<br />

Zufahrt von Eppan-St. Pauls<br />

Einkehr: Perdonig<br />

Route: Perdonig – Weg Nr. 12 –<br />

Kreuzung Eppaner Höhenweg – Steig<br />

Nr. 536 – Große Scharte – Weg Nr.<br />

500 – Gantkofel – Eisenstadt/Laures<br />

– Steige Nr. 7 und Nr. 11 – Kreuzung<br />

Eppaner Höhenweg<br />

– Perdonig<br />

2 Burg Hocheppan (628 m)<br />

50 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13<br />

Tourenkarte 1<br />

Heftmitte<br />

▶ leicht 2 Std.<br />

300 Hm 300 Hm<br />

Charakter: Kurze, talnahe Wanderung<br />

durch Wald und Weinberge; Verbindungsweg<br />

zwischen den Burgen<br />

etwas holprig<br />

Ausgangspunkt: Missian (383 m),<br />

oberhalb von Eppan-St. Pauls<br />

3 Penegal (1737 m)<br />

▶ schwierig 5¾ Std.<br />

1150 Hm 1150 Hm<br />

Charakter: In der Furglauer Schlucht<br />

teils ausgesetzter Steilpfad (einzelne<br />

Sicherungen), in Rinnen kann die<br />

Trasse erodiert sein. Trittsicherheit<br />

unerlässlich. Oben leichtere Wanderwege<br />

Ausgangspunkt: Steinegger (614 m),<br />

oberhalb von Eppan-St. Michael<br />

Einkehr: Restaurant am Penegal<br />

Route: Steinegger – Weg Nr. 540<br />

– Furglauer Schlucht – Furglauer<br />

Scharte – Weg Nr. 500 – Penegal;<br />

Rückweg gleich<br />

4 Kalterer und Montiggler See<br />

(490 m)<br />

▶ leicht 4¼ Std.<br />

400 Hm 400 Hm<br />

Charakter: Sehr leichte Talwanderung<br />

auf schönen Wanderwegen und<br />

befestigten Güterwegen<br />

Ausgangspunkt: Fraktion Klughammer<br />

(225 m) am Ostufer des Kalterer<br />

Sees<br />

Einkehr: Kalterer See, Montiggler See<br />

Route: Klughammer – Weg Nr. 20 –<br />

Frühlingstal – Großer Montiggler See<br />

– Montiggl – Mazzonerweg – Lavasontal<br />

– Kaltern – Seewanderweg (Nr. 3)<br />

– Klughammer<br />

5 Leuchtenburg und Rosszähne<br />

(609 m)<br />

▶ leicht 3¼ Std.<br />

500 Hm 500 Hm<br />

Charakter: Leichte Waldwanderung,<br />

am Direktanstieg zur Leuchtenburg<br />

und beim Abstecher auf den Nördlichen<br />

Rosszahn etwas Trittsicherheit<br />

Ausgangspunkt: Fraktion Klughammer<br />

(225 m) am Ostufer des<br />

Kalterer Sees<br />

Einkehr: Klughammer<br />

Route: Klughammer – Weg Nr. 13<br />

– Abkürzung – Ruine Leuchtenburg –<br />

Rosszähne – Wendeplatz – Leuchtenburger<br />

Forstweg – Klughammer<br />

6 Prazöllsteig<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

350 Hm 1200 Hm<br />

Charakter: Höhenwanderung auf<br />

breiter Trasse, Abstieg auf schmalerem,<br />

aber gut angelegtem Bergsteig.<br />

Trittsicherheit vorteilhaft, umgekehrt<br />

deutlich anstrengender<br />

Ausgangspunkt: Talstation der<br />

Mendelbahn im Kalterer Ortsteil<br />

St. Anton (523 m)<br />

Einkehr: Mendelpass, Enzianhütte,<br />

Halbweghütte<br />

Route: St. Anton – Standseilbahn<br />

auf die Mendel – Weg Nr. 500<br />

– Enzianhütte – Halbweghütte –<br />

Aussichtspunkt Bellavista (1676<br />

m) – Prazöllsteig (Nr. 538) – Untere<br />

Prazöll – Kreuzung Kalterer Höhenweg<br />

– St. Anton<br />

7 Monte Roèn (2116 m)<br />

▶ schwierig 8½ Std.<br />

1600 Hm 1600 Hm<br />

Charakter: Anspruchsvolle Bergtour,<br />

auf der Gipfelroute und am<br />

Gamssteig stellenweise gesichert.<br />

Göllersteig und Taurisweg sind<br />

gut angelegt, häufi g bewaldet,<br />

aber wegen der Höhendifferenz<br />

anstrengend.<br />

Ausgangspunkt: Altenburg (614 m),<br />

Zufahrt von Kaltern oder von Tramin<br />

über Söll<br />

Einkehr: Überetscher Hütte,<br />

Altenburg<br />

Route: Altenburg – Göllersteig<br />

(Nr. 523) – Taurisjoch – Überetscher<br />

Hütte – Klettersteig –<br />

Monte Roèn – Schwarzer Kopf –<br />

Gamssteig – Überetscher Hütte –<br />

Taurisjoch – Taurisweg (Nr. 10A) –<br />

Klapf – Kalterer Höhenweg (Nr. 9)<br />

– Altenburg<br />

Tourenkarte 2<br />

Heftmitte<br />

8 Traminer Höhenweg<br />

▶ mittel 4¾ Std.<br />

750 Hm 750 Hm<br />

Charakter: Zumeist leichte Bergwanderung<br />

auf halber Höhe am Waldhang,<br />

abwechselnd Natur- und Wirtschaftswege.<br />

Nur die Traverse des Höllentals<br />

verlangt Trittsicherheit.<br />

Ausgangspunkt: Tramin (276 m)<br />

Einkehr: Graun, Lenzenhof, Gummerer<br />

Hof, Tramin<br />

Route: Tramin – Lochweg (Nr. 5) –<br />

Graun – Traminer Höhenweg (Nr. 9)<br />

– Lenzenhof – Höllental – Klapf – Weg<br />

Nr. 10 – Gummerer Hof – Schloss<br />

Rechtenthal – Tramin<br />

9 Zwischen<br />

Kurtatsch und Margreid<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

300 Hm 300 Hm<br />

Charakter: Leichte Talwanderung<br />

durch Weinberge und Apfelplantagen.<br />

Nur der kurze Millasteig ist steiler.<br />

Ausgangspunkt: Kurtatsch, Parkplatz<br />

bei der Ortseinfahrt (319 m)<br />

Einkehr: Kurtatsch, Margreid<br />

Route: Kurtatsch – Weinlehrpfad<br />

– Entiklar – Margreid – Kreuzegg<br />

– Großer Kalterer Abzugsgraben –<br />

Millasteig – Kurtatsch<br />

10 Treser Horn (1812 m)<br />

Tourenkarte 3<br />

Heftmitte<br />

▶ schwierig 4½ Std.<br />

850 Hm 850 Hm<br />

Charakter: Vor allem im Aufstieg recht<br />

anspruchsvoller, schmaler Bergpfad,<br />

Trittsicherheit wichtig. Abstiegsroute<br />

mittelschwer<br />

Ausgangspunkt: Fennhals (1031 m),<br />

Zufahrt von Kurtatsch<br />

Einkehr: Gasthaus Boarnwald<br />

Route: Fennhals – Sattelsteig (Nr.<br />

7) – Fennhalser Sattel – Treser Horn<br />

– Fenner Joch – Räthersteig (Nr. 3) –<br />

Fennberger Straße – Fennhals<br />

Tourenkarte 4<br />

Heftmitte


Viel zu sehen: Vom Gantkofel überblickt man<br />

das Etschtal, Bozen und die Dolomiten.<br />

Becken bis über die Salurner Klause hinaus.<br />

Kaum weniger imposant gestaltet sich dies<br />

am Penegal, der mit seinen Antennenstacheln<br />

im Südtiroler Unterland besonders<br />

ins Auge sticht. Allerdings ist er vom Mendelpass<br />

mit einer Stichstraße erschlossen<br />

und damit zum touristischen Allgemeinplatz<br />

avanciert. Wen das nicht stört,<br />

der kann von Eppan aus durch die wilde<br />

Furglauer Schlucht aufsteigen. Da begreift<br />

man hautnah, wie die Erosion am Berg nagt<br />

und jedes Unwetter in dem Trichter wüste<br />

Spuren hinterlässt.<br />

Am Scheitel zwischen Etsch- und Nonstal<br />

Die Geschlossenheit des über 30 Kilometer<br />

langen Bergzuges wird lediglich durch den<br />

Mendelpass nennenswert unterbrochen.<br />

Schon vor mehr als hundert Jahren mit<br />

einer damals wagemutigen Standseilbahn<br />

erschlossen, liegt hier ein Dreh- und Angelpunkt<br />

des Wander- und Ausfluggeschehens.<br />

Die meisten schwärmen südwärts aus, spazieren<br />

bis zur Halbweghütte, manche auch<br />

bis zur Überetscher Hütte, während die<br />

Ambitionierteren es sogar auf den Monte<br />

Roèn – mit 2116 Metern die Kulmina-<br />

KOMPAKT<br />

Straße zum Wein<br />

Anreise: Über die Brenner-Autobahn bis<br />

Ausfahrt Bozen-Süd und weiter ins Überetsch<br />

(Eppan, Kaltern) oder bis Ausfahrt<br />

Neumarkt-Auer für Tramin südwärts<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Internationale<br />

Bahnverbindung nach Bozen. Von dort<br />

fahren regelmäßig Busse ins Überetsch.<br />

Tourismusvereine: Rathausplatz 1,<br />

39057 Eppan, Tel. 00 39/4 71/66 22<br />

06, www.eppan.com. Marktplatz 8, 39052<br />

Kaltern, Tel. 00 39/4 71/96 31 69,<br />

www.kaltern.com. Mindelheimer Straße<br />

10A, 39040 Tramin, Tel. 00 39/4 71/86<br />

01 31, www.tramin.com. Hauptmann-<br />

Schweigl-Platz 8, 39040 Kurtatsch, Tel.<br />

00 39/4 71/88 01 00, www.suedtirolerunterland.it<br />

Museen: Südtiroler Weinmuseum,<br />

Goldgasse 1, 39052 Kaltern,<br />

Tel. 00 39/4 71/96 31 68<br />

Berghütten: Überetscher Hütte (1773<br />

m), CAI, Mitte Mai bis Ende Oktober,<br />

Tel. 00 39/4 71/81 20 31<br />

Karte: Tabacco, 1:25 000, Blatt 049<br />

»Südtiroler Weinstraße«<br />

Literatur: Mark Zahel »Südtiroler Weinstraße«,<br />

Kompass Verlag, 2012<br />

ERFAHRUNG, QUALITÄT, KOMPETENZ AM BERG.<br />

(Foto: Josef Mallaun)<br />

DIE BERGE SIND UNSER ZUHAUSE. ZU JEDER ZEIT.<br />

Mehr als ein Gefühl: Daheim sein<br />

heißt für uns, die schönsten Momente<br />

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Wein und Berge soweit das Auge reicht: die Hangterrasse von Graun<br />

Südtirols Süden<br />

strahlt bereits die<br />

mediterrane<br />

Leichtigkeit aus,<br />

ohne das typisch<br />

Tirolerische vermissen<br />

zu lassen.<br />

INFO<br />

Wein- und Obstanbau in Südtirol<br />

Etwa jeder zehnte verkaufte Apfel in Europa<br />

stammt laut Statistik aus Südtirol. Im April<br />

verwandeln sich ganze Landstriche in ein<br />

weißes Blütenmeer. Eine weitaus längere<br />

Tradition besitzt der Weinbau – mutmaßlich<br />

seit der Römerzeit, nachweislich seit dem<br />

Mittelalter. Das milde, sonnenreiche Klima im<br />

Schutz des Mendelkamms bietet dafür ideale<br />

Voraussetzungen.<br />

Um sich gegen die starke Konkurrenz am<br />

Markt behaupten zu können, steht die Produktion<br />

heutzutage mehr denn je unter dem<br />

Motto »Qualität statt Quantität«. Entscheidend<br />

für die Qualität ist dreierlei: die Witterung,<br />

die Pfl ege des Winzers und die Erfahrung des<br />

Kellermeisters. Arbeit bietet der Weinberg<br />

fast das ganze Jahr hindurch, Hochzeit ist zur<br />

Lese von Anfang September bis weit in den<br />

Oktober hinein. In Südtirol werden die Reben<br />

sehr häufi g noch auf die traditionelle Pergel<br />

(Holzpfahl oder Holzrahmengerüst) gezogen.<br />

Angebaut werden zu etwa zwei Dritteln rote<br />

Sorten (die Vernatschtraube wurde aufgrund<br />

gestiegener Qualitätsansprüche zugunsten von<br />

Merlot, Cabernet, Lagrein und Blauburgunder<br />

mittlerweile etwas zurückgefahren) sowie zu<br />

einem Drittel Weißweine (schwerpunktmäßig<br />

Weißburgunder und Gewürztraminer). Vernatsch,<br />

Lagrein und Gewürztraminer gelten als<br />

einheimische Rebsorten. Wer mehr erfahren<br />

möchte, kann dem Weinmuseum Kaltern oder<br />

den diversen Weinlehrpfaden einen Besuch<br />

abstatten. Ein andere Möglichkeit ist, zu einer<br />

der vielen Verkostungen zu gehen, oder zum<br />

Törggelen im Herbst, wenn in einer urigen<br />

Buschenschänke der neue Wein samt deftiger<br />

Kost serviert wird.<br />

Ein paar gute Adressen<br />

Kellerei St. Michael/Eppan Vor allem für<br />

Liebhaber feiner Weißweine ist die Kellerei<br />

ein sicherer Tipp. Besonders empfehlenswert<br />

die Sanct-Valentin-Linie. Umfahrungsstraße<br />

17/19, Eppan; Tel. 00 39/4 71/66 44 66,<br />

www.stmichael.it<br />

Weingut Manincor Aus der gelungenen Verbindung<br />

von Tradition und Moderne resultieren<br />

Weine, die höchsten Ansprüchen genügen.<br />

Besonderen Wert legt man auf Nachhaltigkeit.<br />

St. Josef am See 4, Kaltern; Tel. 00 39/<br />

4 71/96 02 30, www.manincor.com<br />

Kellerei Tiefenbrunner Im Castel Turmhof,<br />

einem alten Ansitz mit schönem Garten, sitzt<br />

man prima bei einer feinen Jause. Und die<br />

Weine der Kellerei gehören zum Besten, was<br />

Südtirol zu bieten hat. Schlossweg 4, Entiklar-<br />

Kurtatsch; Tel. 0043/4 71/88 01 22,<br />

www.tiefenbrunner.com<br />

Zwei Wahrzeichen der Südtiroler Weinstraße: Äpfel und Weinreben<br />

tion am gesamten Mendelkamm – schaffen.<br />

Respektabel ist dies, falls von unten<br />

via Prazöllsteig, Göllersteig oder Taurisweg<br />

zugestiegen und der Eisenweg gipfelwärts<br />

eingeschlagen wird. Der ist zwar nach Dolomitenmaßstäben<br />

alles andere als schwierig,<br />

aber eben doch kein reiner Wanderweg<br />

mehr. Und auch am Gamssteig, der unter<br />

dem Ostabbruch des Monte Roèn verwinkelt<br />

zum Schwarzen Kopf quert, braucht es<br />

einen sicheren Tritt.<br />

Die bequemste Ostflankenroute hinauf<br />

zum Kamm ist wohl der Schönleitensteig<br />

vom Weiler Graun. Man wird ihn entweder<br />

mit dem Kaltbrunnsteig kombinieren oder<br />

anschließend noch weiter Richtung Treser<br />

Horn vordringen. Damit ist schon der südlichste<br />

Südtiroler Eckpfeiler des Mendelkamms<br />

angesprochen. Normalerweise werden<br />

ab Fennberger Straße Sattelsteig und<br />

Räthersteig zu einer reizvollen Rundtour<br />

verbunden. Nonstaler Berge, Ortler-Alpen<br />

und Brentagruppe, Monte Bondone, Fleimstaler<br />

Alpen und Lagorai, die Dolomiten sowie<br />

fern im Norden der Alpenhauptkamm<br />

– wer je an einem klaren Tag vom Treser<br />

Horn (oder einem der anderen Gipfel) in<br />

die Runde geblickt hat, wird den Blick so<br />

schnell nicht mehr vergessen.<br />

Denn Südtirols Süden strahlt schon mediterrane<br />

Leichtigkeit aus, ohne das typisch<br />

Tirolerische vermissen zu lassen. Er betört<br />

die Sinne, sei es mit verführerischer Kulinarik<br />

oder geschichtsträchtiger Kultur, vor<br />

allem aber einer wunderbaren Landschaft,<br />

die das Liebliche in den Vordergrund rückt,<br />

dabei jedoch mit Höhendifferenzen von<br />

fast 2000 Metern zwischen Tal und Berg<br />

durchaus markante Züge trägt. Ideal also<br />

um die Wandersaison ausklingen zu lassen<br />

– und zwar dann, wenn sie anderswo<br />

schon längst vorbei ist.<br />

◀<br />

52 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


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AUF TOUR<br />

Der Brauch des Törggelen<br />

Festschmaus<br />

im Bauernhaus<br />

Früher verköstigten die Südtiroler Bauern ihre Erntehelfer oder auch die durchreisenden<br />

Händler mit einem Festschmaus und jungem Wein. Heute sind es<br />

vor allem Touristen, die zum Törggelen kommen. Von Dagmar Steigenberger<br />

Surfleisch und Sauerkraut dampfen<br />

auf den Tellern. Heiteres<br />

Stimmengewirr erfüllt den<br />

Raum, dessen holzgetäfelte<br />

Wände vergilbte Ahnenbilder<br />

zieren. Ein kräftiger Bauer mit blauem Kittelschurz<br />

fragt: »Derf’s noch a Retl sein?«,<br />

was von seinen Gästen mit heftigem Nicken<br />

begrüßt wird. Und im Hochbett über dem<br />

gemauerten Halbrund des Ofens schnurrt<br />

eine Katze. Vieles hier gleicht mehr einer<br />

gemütlichen Bauernstube denn einer<br />

Gastwirtschaft. In eine solche verwandelt<br />

sich der Rielingerhof auch nur zwischen<br />

Oktober und der Adventszeit. Denn dann<br />

herrscht in Südtirol die »fünfte Jahreszeit«<br />

des Törggelen.<br />

Das Wichtigste ist der Wein<br />

Eine dickflüssige Gerstensuppe mit Karotten,<br />

Speck und Bohnen eröffnet das Menü.<br />

Es folgen Schlutzkrapfen in zerlassener<br />

Butter und mit Parmesan bestreut; anschließend<br />

werden Knödel in allen Variationen<br />

zu Würsten, Fleisch und Sauerkraut<br />

gereicht. Und auch etwas Süßes zum Abschluss<br />

darf nicht fehlen: hausgemachte<br />

Marmeladenkrapfen, deren schmalzgebackene<br />

Kruste beim Hineinbeißen resch<br />

knistert. Doch das Wichtigste bei alldem<br />

ist der Wein. Der Rotwein aus der aktuellen<br />

Saison ist längst gar – »wir hatten dieses<br />

Jahr keine gute Ernte«, entschuldigt sich<br />

54 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13


Manche vermuten, dass die Eisacktaler<br />

Weinbauern die durchreisenden Händler<br />

mit einer Kostprobe des frischen Weins auf<br />

den Geschmack bringen wollten.<br />

Verwandlung: Für wenige Wochen<br />

im Jahr wird die Bauernstube zur<br />

Gastwirtschaft.<br />

Fotos: Südtirol Marketing / Helmuth Rier (3) / Stefano Scatà / Frieder Blickle / Alex Filz<br />

Jungbauer Matthias Messner. Und so fließt<br />

eben der alte »Retl«, wie der Rotwein hier<br />

genannt wird, aus den Reserven vergangener<br />

Jahre sowie ein süffiger Weißer und<br />

obendrein ein scharfer Grappa zur Förderung<br />

der Verdauung.<br />

Irrtümlich glauben manche, dass der<br />

Brauch seinen Namen von der schwankenden<br />

Gangart nach dem reichlichen Alkoholgenuss<br />

bekommen habe. Doch das Törggelen<br />

ist nach der »Torggel«, der traditionellen<br />

Weinpresse benannt, deren Namen sich<br />

wiederum vom lateinischen »torquere« (auf<br />

deutsch: pressen, drehen) ableitet. Zum Kosten<br />

des Weines stieg man in den Kelterraum<br />

hinunter, wo der frische Wein lagerte und<br />

wo eben auch die Torggel stand.<br />

Festmenü für Händler oder Erntehelfer<br />

Woher genau der Brauch des Törggelen<br />

stammt, ist nicht mit Sicherheit geklärt.<br />

Manche vermuten, dass die Eisacktaler<br />

Weinbauern die durchreisenden Händler<br />

mit einer Kostprobe des frischen Weins<br />

samt Festessen auf den Geschmack bringen<br />

und sie so zum Kaufen verleiten wollten.<br />

Belegt ist diese Vermutung allerdings nicht<br />

– ebenso wie die anderen möglichen Varianten<br />

zur Entstehung des Törggelen: als<br />

Tauschhandel zwischen Wein- und Viehbauern<br />

oder auch als Festessen samt Kostprobe<br />

vom frischen Wein, mit dem sich die<br />

Bauern bei den Erntehelfern bedankten.<br />

Alles aus eigener Herstellung<br />

Mittlerweile öffnen die Weinbauern ihre<br />

privaten Räume im Oktober und November<br />

allerdings hauptsächlich für zahlende<br />

Gäste. Geblieben ist einzig die Auflage, dass<br />

es sich bei den Verköstigungen ausschließlich<br />

um selbst Erzeugtes von Wein und Apfelmost<br />

bis hin zu traditioneller Südtiroler<br />

Hausmannskost handeln darf.<br />

Kürbisse, Zucchini, Blumenkohl, Bohnen,<br />

Tomaten, Kartoffeln, Lauch, Petersilie –<br />

in den Bauerngärten im Eisacktal wächst<br />

beinahe alles, was man für ein wohlschmeckendes<br />

Essen braucht. »Nur Getreide bauen<br />

wir nicht selbst an, deshalb kaufen wir das<br />

Brot oder backen es eben mit dem gekauften<br />

Getreide«, sagt Mathilde Lobis, die ein paar<br />

hundert Meter vom Rielingerhof entfernt<br />

den Schlosshof bewirtschaftet. Ihr Mann<br />

Walter, Maurermeister von Beruf, baut im<br />

Nebengebäude gerade den Steinofen und<br />

die Schauküche, in der Mathilde dann Butter<br />

und Käse selbst herstellen will. Eine besondere<br />

Attraktion, mit welcher der dezent<br />

moderne Schlosshof unter den übrigen Bauernhöfen<br />

in der Region heraussticht.<br />

Am Rielingerhof geht es etwas einfacher<br />

zu. Bauer Heinrich Messner lässt sich beim<br />

Kastanienrösten draußen vor dem Hof von<br />

einer ausgedienten Waschmaschinentrommel<br />

helfen, die er mit einer Fahrradkette<br />

und einem Motor ausgestattet hat. »Einmal<br />

pro Minute wendet die Maschine die Kastanien,<br />

so dass sie über dem Feuer nicht anbrennen«,<br />

erklärt er stolz. Durch die dicken<br />

Mauern des Hofes schallt mehrstimmig das<br />

Tirolerlied. Es ist kurz vor Mitternacht, die<br />

gerösteten Kastanien werden zum Grappa<br />

serviert und allmählich machen sich die<br />

ersten Gäste auf den Heimweg. Am nächsten<br />

Morgen bedeckt eine dünne Schneeschicht<br />

das goldgelbe Blättermeer. Die<br />

Törggelen-Saison neigt sich dem Ende zu. ◀<br />

Ausgewählte Törggelen-Höfe im Eisacktal:<br />

Rielingerhof, Familie Messner, Siffianer Leitach<br />

7, 39054 Klobenstein/Ritten, Tel. 00 39/4 71/<br />

35 62 74, www.rielinger.it<br />

Schlosshof, Familie Lobis, Siffi aner Leitach 12,<br />

39054 Klobenstein/Ritten, Tel. 00 39/4 71/<br />

34 90 66, www.schlosshof-ritten.com<br />

Moar zu Viersch, Familie Gasser, Feldthurns, 39043<br />

Klausen Verdings, Tel. 00 39/4 72/85 54 89<br />

Weitere Informationen: Törggelen in Südtirol,<br />

www.toerggelen.org<br />

Auf Schlutzkrapfen mit Spinatfüllung<br />

und Parmesanstreuseln…<br />

…folgen Südtiroler Knödelspezialitäten<br />

in allen Variationen.<br />

Oben: Zum Nachtisch gibt’s Krapfen…<br />

Unten: …und heiße Maroni<br />

aus der zum Brater umgebauten<br />

Waschtrommel.<br />

11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 55


KOLUMNE<br />

Ausgedruckt<br />

Dies ist kein Tag wie jeder andere. Er markiert das Ende<br />

des gedruckten Bergbuchs. Ersetzt durch eine riesige<br />

digitale Wolke, in der jeder alles und keiner etwas versteht.<br />

Ein wehmütiger Blick in die Zukunft.<br />

Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />

Eugen E. Hüsler<br />

ist seit 50 Jahren in den Alpen<br />

unterwegs und hat mehr als<br />

hundert Bücher und Führer<br />

verfasst. Der 69-Jährige<br />

schreibt im Wechsel mit<br />

Sandra Zistl, Axel Klemmer und<br />

Caroline Fink über das aktuelle<br />

Geschehen in den Bergen.<br />

Liebe Freunde, es ist ein trauriger Anlass,<br />

der uns heute zusammengeführt<br />

hat in dieser Druckerei. Seit mehr<br />

als zwei Jahrhunderten werden hier<br />

Bergbücher hergestellt, vor langer Zeit buchstäblich<br />

»in Blei gegossen«, dann mit immer<br />

moderneren Verfahren produziert. Mächtige<br />

Maschinen rotieren, fressen blütenweißes<br />

Papier und spucken bedruckte Bögen aus,<br />

Tag für Tag. Ein Summen liegt in der Luft –<br />

Kraft und Fleiß in Stahl, es riecht ein wenig<br />

nach Öl, und der Boden vibriert ganz leicht.<br />

Aus, vorbei.<br />

Einst unentbehrlicher Begleiter<br />

Jetzt stehen sie still, die eisernen Riesen,<br />

abgeschaltet, für immer. Deshalb sind wir<br />

hier, meine Freunde, um einer Epoche zu<br />

gedenken, deren Ende wir gerade erleben.<br />

Es musste wohl so kommen, wir haben es<br />

ja geahnt. Der digitale Wurm, er fraß sich<br />

immer weiter in unser geliebtes Papier. Der<br />

gute alte Führer, seit den Anfängen des Alpinismus<br />

unentbehrlicher Begleiter für alle,<br />

die es in die Berge zog, er war plötzlich unmodern:<br />

das kleine Büchlein, das so leicht<br />

in der Hand liegt, in jede Hosentasche und<br />

auch in den kleinsten Rucksack passt, zusammen<br />

mit seinem Bruder, der Landkarte.<br />

Wie viele Generationen hat es geführt,<br />

buchstäblich, und sicher ans Ziel gebracht.<br />

Verfasst von zig tausend Autoren, Naturliebhaber<br />

alle, Idealisten auch. Sie schufen den<br />

Überbau zu einem immer engmaschiger<br />

werdenden Netz von Wegen und Steigen,<br />

waren zwischen Tal, Hütte und Gipfel un-<br />

terwegs, um alles einzufangen, was von Interesse<br />

schien. Danke! Jetzt gehen sie dahin,<br />

die kleinen Begleiter, die vielleicht so manches<br />

Leben gerettet haben, ganz nebenbei<br />

und ohne sich aufzuplustern. Das passierte<br />

höchstens, wenn das Papier mal nass wurde.<br />

Dann hat man das Büchlein auf die Heizung<br />

gelegt, und bei nächster Gelegenheit musste<br />

es wieder mit. Auf den Berg.<br />

Vorbei.<br />

Aus Neuerscheinungen werden bald Liebhaberstücke,<br />

nur noch da zu finden, wo Altes<br />

angeboten wird, Antiquiertes. Auch wir, liebe<br />

Freunde, sind alt geworden. Die Bücher<br />

– fadengeheftet! – stehen meistens im Regal,<br />

kommen nur noch selten an die frische<br />

Luft. Draußen, da werden sie belächelt und<br />

wir auch. Die neue Welt orientiert sich digital,<br />

ist Teil einer riesigen Cloud, in der jeder<br />

alles und keiner etwas versteht.<br />

Nur ein Abdruck auf der Iris<br />

Mir fällt auf, dass immer mehr Dinge abwandern<br />

ins Reich des Virtuellen, wo es keine<br />

haptische Erfahrungen mehr gibt. Ein Ding,<br />

das ich in der Hand halte, das sich vielleicht<br />

rau anfühlt und einen eigenen Duft hat,<br />

wandelt sich zu einem Abdruck auf meiner<br />

Iris: geschrumpfte Wirklichkeit, ein Abbild<br />

des modernen Lebens, das absolute Vernetzung<br />

und totale Einsamkeit hervorbringt.<br />

Ein trauriger Tag, liebe Freunde, dieser 1. Juni<br />

2150, einer für die Geschichtsbücher. Und<br />

die – das wette ich – werden dann auch<br />

nicht mehr aus bedrucktem Papier bestehen.<br />

Leider. So wie unser kleines Bergbuch. ◀<br />

56 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


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Mendelkamm, Berchtesgadener und<br />

Tuxer Alpen, Verwall, Karwendel<br />

Abtrennen<br />

Falten<br />

Einstecken<br />

7 Saumspitze, anspruchsvoller<br />

8 Kreuzjochspitze,<br />

11 Krähe, unschwierige<br />

12 6 Karwendel-<br />

5 Stadelhorn, mit<br />

6 Wagendrischelhorn,<br />

Höhenweg<br />

mit alpinem Gipfel<br />

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Bergtour mit teils<br />

steilem Abstieg<br />

Gipfel, lange, anspruchsvolle<br />

Rundtour<br />

Hüttenstützpunkt moderat,<br />

aber ausgesetzt leichter Kletter-<br />

steig für den Aufstieg<br />

1 Gantkofel,<br />

2 Monte Roèn,<br />

3 Traminer Höhenweg,<br />

4 Treser Horn,<br />

9 Padauner Kogel,<br />

anspruchsvolle, steile<br />

Bergwanderung<br />

Bergtour mit gesicherten<br />

Passagen<br />

konditionell<br />

moderate Tagestour<br />

knackige Bergwanderung<br />

für Trittsichere<br />

kurze Gipfelüberschreitung<br />

auf steilen Wegen<br />

10 Peter-Kofler-<br />

Klettersteig, bestens<br />

gesichert, für Genießer<br />

GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />

Tourenart<br />

Schwierigkeit<br />

Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />

Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig


TIPP<br />

Mendelkamm Gantkofel (1866 m)<br />

1<br />

Schaukanzel über dem Bozner Land<br />

Als Aussichtswarte von Rang lässt uns der Gantkofel das Etschtal zwischen Meran und Bozen<br />

wie aus der Vogelperspektive überblicken. Zwei Routen erlauben eine pfiffige Überschreitung,<br />

beide sind abschnittsweise aber ziemlich steil und nichts für Gelegenheitswanderer.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013– Seite 46<br />

1050 Hm | 5½ Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Eppan-St. Pauls (394 m)<br />

Ausgangspunkt: Perdonig (812 m), Parkplatz beim<br />

Kirchlein St. Vigilius; Zufahrt über eine Bergstraße von<br />

St. Pauls<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busanbindung nur bis<br />

St. Pauls<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3¼ Std., Abstieg 2¼ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober oder November,<br />

im Sommer sehr heiß<br />

Karte: Tabacco, 1:25 000, Blatt 049 »Südtiroler Weinstraße«<br />

Führer: Mark Zahel »Südtiroler Weinstraße«, Kompass Verlag,<br />

2012<br />

Fremdenverkehrsamt: Rathausplatz 1, I-39057 Eppan, Tel.<br />

00 39/4 71/66 22 06, www.eppan.com<br />

Einkehr: Wieserhof in Perdonig<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Anspruchsvolle Bergwanderung<br />

auf teils steilen Steigen, stellenweise gesichert. Trittsicherheit<br />

wichtig. Auf dem Plateaurücken des Mendelkamms leichteres<br />

Gelände. Durchschnittliches Tagespensum<br />

TIPP<br />

Mendelkamm Monte Roèn (2116 m)<br />

2<br />

Zum höchsten Punkt des Mendelkamms<br />

Seine Schokoladenseite wendet der Monte Roèn – wie eigentlich der gesamte Mendelkamm – eindeutig<br />

Südtirol zu. Wer drunten in Altenburg startet, hat ein stattliches Programm zu absolvieren,<br />

ein paar leichte Kraxeleinlagen inklusive. Spannend ist auch die Schleife über den Gamssteig.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 46<br />

1600 Hm | 8½ Std. Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />

Karte: Tabacco, 1:25 000, Blatt 049 »Südtiroler Weinstraße«<br />

normale Bergwanderausrüstung,<br />

evtl. Klettersteigsicherung<br />

Talort: Kaltern (435 m)<br />

Ausgangspunkt: Altenburg (614 m), Parkplatz knapp<br />

südlich des Weilers; Zufahrt von Kaltern oder von Tramin<br />

über Söll<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Überetsch-Buslinie nach<br />

Kaltern, von dort »See- und Wanderbus« nach Altenburg<br />

Gehzeiten: Aufstieg 4¼ Std., Abstieg über Schwarzer<br />

Kopf 4¼ Std.<br />

Führer: Mark Zahel »Südtiroler Weinstraße«, Kompass Verlag,<br />

2012<br />

Fremdenverkehrsamt: Marktplatz 8, 39052 Kaltern, Tel. 00<br />

39/4 71/96 31 69, www.kaltern.com<br />

Einkehr/Übernachtung: Überetscher Hütte (1773 m), Mitte<br />

Mai bis Ende Oktober, Tel. 00 39/4 71/81 20 31<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Anspruchsvolle Bergtour<br />

mit gesicherten Passagen am Gipfelsteig sowie am Gamssteig<br />

(Selbstsicherung nach Ermessen). Göllersteig und Taurisweg sind<br />

gut angelegt und führen überwiegend durch Wald. Trittsicherheit<br />

und Schwindelfreiheit unerlässlich, im Rahmen einer Tagestour<br />

auch große Ausdauer<br />

TIPP<br />

Mendelkamm Traminer Höhenweg<br />

3<br />

Genusswandern in den schattigen Waldflanken<br />

Der Traminer Höhenweg zählt zu jener Wegekette, die auf halber Höhe quer durch die Ostflanke des<br />

Mendelkamms zieht. Meist bewegt man sich hier im Wald, doch ergeben sich immer wieder reizvolle<br />

Ausblicke. Spannend ist die Querung des wildromantischen Höllentals.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 46<br />

750 Hm | 4¾ Std. Karte: Tabacco, 1:25 000, Blatt 049 »Südtiroler Weinstraße«<br />

Führer: Mark Zahel »Südtiroler Weinstraße«, Kompass Verlag,<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Tramin (276 m)<br />

Ausgangspunkt: Am besten am zentralen Parkplatz<br />

in Tramin<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Überetsch-Buslinie von<br />

Bozen<br />

Gehzeiten: Tramin – Graun 1¾ Std. – Gummerer Hof<br />

2 Std. – Tramin 1 Std.<br />

Beste Jahreszeit: April bis November<br />

2012<br />

Fremdenverkehrsamt: Mindelheimer Straße 10A, 39040<br />

Tramin, Tel. 00 39/4 71/86 01 31, www.tramin.com<br />

Einkehr: Graun, Lenzenhof, Gummerer Hof, Tramin<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Zumeist leichte Bergwanderung<br />

überwiegend im Wald, abwechselnd Naturpfade und<br />

Wirtschaftswege. Die Traverse des Höllentals mit diversen Gräben<br />

verlangt elementare Trittsicherheit und kann nach ausgiebigen<br />

Regenfällen heikel sein. Konditionell moderate Tagestour


TIPP<br />

Mendelkamm Gantkofel (1866 m)<br />

TIPP<br />

Mendelkamm Monte Roèn (2116 m)<br />

Aufstieg: Von Altenburg zu den Anwesen am Hangfuß, kurz<br />

auf eine Forststraße und dann nach Beschilderung »zum<br />

Göllersteig« in den Altenburger Graben. Hier auf dem Kalterer<br />

Höhenweg kurz nach links, bis man auf den Göllersteig (Nr.<br />

523) abzweigen kann. Dieser zieht am dicht bewaldeten<br />

Nordosthang des Kleinen Göller in vielen Kehren aufwärts.<br />

Auf rund 1400 m erreicht man eine Unterstandshütte sowie<br />

die Einmündung des Steiges Nr. 10 von Tramin. Der Göllersteig<br />

führt scharf rechts weiter, tangiert das Taurisjoch (1506<br />

m) und leitet etwas ausgesetzter durch die Südfl anke des<br />

Großen Göller zur Überetscher Hütte (1773 m). Wenig oberhalb<br />

beginnt der Roèn-Klettersteig. Über eine Rampe erreicht<br />

man ein Band, das unter Überhängen nach links ansteigt.<br />

Anschließend durch eine seichte, aber steile Schrofenrinne<br />

– immer wieder mit Drahtseilhilfe – bis zum Ausstieg auf die<br />

weite, plateauartige Wiesenabdachung, wo das letzte Stück<br />

hinüber zum Gipfel des Monte Roèn (2116 m) bewältigt wird.<br />

Abstieg: Binnen einer Stunde könnte man über die Malga<br />

di Romeno wieder zur Hütte zurückkehren (via Klettersteig<br />

natürlich noch etwas schneller). Interessanter ist jedoch die<br />

südliche Schleife über die Latschenkuppe des Schwarzen<br />

Aufstieg: Zu Beginn geht es an St. Vigilius sowie am Wieserhof<br />

vorbei, ehe man von einem Bergsträßchen links abzweigt<br />

und Route Nr. 12 einschlägt. Diese steigt im Wald an und<br />

windet sich weiter oben recht verschlungen quer durch die<br />

Runse des Firmalingrabens. Dahinter stößt man auf den Eppaner<br />

Höhenweg und kurz darauf auf die Kreuzung des Steiges<br />

Nr. 536, der vom Pichler ausgehend zur Großen Scharte führt.<br />

Bald deutlich aufsteilend gewinnt man nun zügig an Höhe.<br />

Man nähert sich der Rinne zwischen zwei Felswänden, müht<br />

sich in brüchigen Schrofen und Schotter aufwärts, wobei<br />

einzelne Stellen gesichert sind. Der Durchstieg in die Große<br />

Scharte (1800 m) leitet in eine sanftere, heimelige Wiesenmulde.<br />

Hier stößt man auf den Mendelkamm-Höhenweg (Nr.<br />

500) und orientiert sich nach rechts. Auf dem licht bewaldeten<br />

Plateau um die erste Kuppe links herum und nur noch<br />

wenig ansteigend bis zur freien Aussicht am Gantkofel.<br />

Abstieg: Ein paar Schritte nach Norden vorgeschoben steht<br />

das Gantkofelkreuz, wo der Abstieg eingeleitet wird. Man<br />

taucht wieder in dichten Wald ein und gelangt über neu angelegte<br />

Serpentinen zur so genannten Eisenstadt im Bereich<br />

der Gaider Scharte (Wegweiser »Laures«, 1659 m). Hier verlässt<br />

man Nr. 500 und folgt Nr. 7 nach rechts ins Steilgelände<br />

hinab. Im steilsten, felsdurchsetzten Abschnitt müssen erneut<br />

die Hände und einige Drahtseile Unterstützung leisten.<br />

Weiter unten mit einem Rechtsknick auf Nr. 11 einmündend<br />

und bald darauf den Eppaner Höhenweg (Nr. 9) kreuzend.<br />

Später traversiert man den Einschnitt des Bärentals und trifft<br />

auf den Kohlgruben-Forstweg, der noch einige Abkürzungen<br />

anbietet. Zuletzt auf einer Teerstraße zurück nach Perdonig.<br />

Mark Zahel<br />

Auf dem Plateaurücken des Mendelkamms,<br />

nahe dem Gantkofel<br />

Kopfes (2030 m). Von dort auf einem erodierten Weg etwa<br />

70 Meter abwärts zur vorspringenden Kanzel mit Kreuz und<br />

zum Beginn des Gamssteiges scharf links. Nach einem kräftigen<br />

Abstieg leitet dieser in verschlungenem Auf und Ab direkt<br />

unter den Ostabbruch des Monte Roèn. In der zerfurchten<br />

Rinnenlandschaft begeht man einige ausgewitterte Schichtbänder<br />

(Drahtseile) und gelangt durch lichten Wald zurück<br />

zur Überetscher Hütte. Auf dem bekannten Göllersteig bis<br />

zum Taurisjoch, wo südwärts der Taurisweg (Nr. 10A) abzweigt.<br />

In stetigem Zickzack durch eine Rinne, die weiter unten ins<br />

Höllental mündet. Beim sogenannten Klapf (924 m) stößt<br />

man auf den Traminer Höhenweg (Nr. 9), der nordwärts unmittelbar<br />

in den Kalterer Höhenweg übergeht. Zuletzt rechts<br />

Richtung Altenburg ausscheren.<br />

Mark Zahel<br />

Unter steilen Felsen verläuft der Direktanstieg<br />

zum Monte Roèn<br />

Foto: Mark Zahel Foto: Mark Zahel<br />

TIPP<br />

Mendelkamm Traminer Höhenweg<br />

Route: In Tramin begibt man sich zunächst in den südlichen<br />

Ortsteil Schweigglpass, wo der Lochweg (Nr. 5) beginnt.<br />

Schräg ansteigend wird bald die breite Trasse des Kastelazweges<br />

gekreuzt. Interessant ist eine steile Passage zwischen<br />

Felsen hindurch, eine Säule steht hier frei von der Hauptwand<br />

abgerückt. Bald darauf kommt man in die Grauner Weinberge<br />

voran und wandert bis in den ruhigen Weiler hinauf. Eine etwas<br />

längere Variante zweigt zuvor über die Sitzkofl -Aussicht<br />

und das Kirchlein St. Georg ab. Man orientiert sich in Graun<br />

nordwärts und befi ndet sich damit schon auf dem Traminer<br />

Höhenweg, der am Lenzenhof (856 m) vorbeiführt und bei<br />

der nächsten Gabelung links aufwärtszieht. Man folgt stets<br />

Nr. 9; etwa an der höchsten Stelle kreuzt Weg Nr. 6. Der Höhenweg<br />

nähert sich quer durch die Hänge dem tiefen Einriss<br />

des Höllentals, das sich als verzweigtes Grabensystem entpuppt.<br />

Drei einzelne Runsen sind zu traversieren, deren Bäche<br />

in Trockenperioden mickrig wirken, bei Gewittern jedoch<br />

stark anschwellen können. Zwischendrin gibt es ein kurzes,<br />

aber knackiges Auf und Ab, ehe nördlich des Höllentals der<br />

Rastplatz am Klapf (924 m) passiert wird. Während der erste<br />

Abzweig talwärts noch ausgeschlagen wird, nimmt man die<br />

zweite Möglichkeit im Übergangsbereich zum Kalterer Höhenweg<br />

wahr und läuft nach einem markanten Rechtsknick mit<br />

Nr. 10 beim Gummerer Hof (751 m) ein. Von dort hinunter auf<br />

die Zoggler Forststraße und entweder mit einer weit ausholenden<br />

Schleife oder über die steile Abkürzung bergab. Auf<br />

Höhe des Hofes Rappental vom Sträßchen rechts ausscherend<br />

und an den Plantagen von Schloss Rechtenthal entlang<br />

hinunter nach Tramin. Durch den Ortskern schließt sich der<br />

Kreis.<br />

Mark Zahel<br />

Tramin schmiegt sich an die Hänge<br />

unterm Mendelkamm.<br />

Foto: Mark Zahel


TIPP<br />

Mendelkamm Treser Horn (1812 m)<br />

4<br />

Formidabler Schauinsland im südlichsten Zipfel Südtirols<br />

Das Treser Horn (Corno di Tres) ist ein dankbarer Aussichtsberg am Mendelkamm – der südlichste,<br />

an dem Südtirol noch Anteil hat. Zwei Routen lassen sich zu einer Überschreitung zusammenbauen,<br />

wobei der steilere Sattelsteig fürs Bergauf und der Räthersteig für den Abstieg zu empfehlen ist.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 46<br />

850 Hm | 4½ Tage<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Kurtatsch (332 m)<br />

Ausgangspunkt: Fennhals (1031 m), Zufahrt von Kurtatsch<br />

über die Fennberger Bergstraße bis zu jener Stelle,<br />

wo Weg Nr. 7 kreuzt<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busanbindung nur bis<br />

Penon (597 m); von dort gut 1 Std. Aufstieg zusätzlich bis<br />

zum Fennhals<br />

Gehzeiten: Aufstieg 2½ Std., Abstieg 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Je nach Schneelage von Mai/Juni bis Oktober/November,<br />

im Sommer heiß<br />

Karte: Tabacco, 1:25 000, Blatt 049 »Südtiroler Weinstraße«<br />

Führer: Mark Zahel »Südtiroler Weinstraße«, Kompass Verlag,<br />

2012<br />

Fremdenverkehrsamt: Hauptmann-Schweigl-Platz 8, 39040<br />

Kurtatsch, Tel. 00 39/4 71/88 01 00, www.suedtiroler-unterland.it<br />

Einkehr: Gasthaus Boarnwald an der Fennberger Straße<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Recht anspruchsvolle Bergwanderung,<br />

vor allem der Aufstieg verläuft auf steilem, schmalem<br />

und zuweilen etwas verstrauchtem Pfad. Die Abstiegsroute ist eine<br />

Nummer leichter, aber auch nur für leidlich Trittsichere geeignet.<br />

Konditionell moderate Tagestour<br />

TIPP<br />

Berchtesgadener Alpen/Reiter Alpe Stadelhorn (2286 m)<br />

5<br />

Auf den höchsten Gipfel der Reiteralpe<br />

Von den Reiter Steinbergen aus sieht das Stadelhorn noch abweisend und steil aus. Spätestens in der<br />

Mayrbergscharte wird jedoch ersichtlich, dass ein spannender Weg über das gut gestufte Gelände<br />

zum Gipfel führt, der den ersten Grad nicht übersteigt und der Steilaufschwünge geschickt umgeht.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013– Seite 32<br />

800 Hm | 6 Std.<br />

normale Bergwanderausrüstung;<br />

evtl. Grödeln oder<br />

Leichtsteigeisen<br />

Talort: Oberjettenberg (640 m)<br />

Ausgangspunkt: Neue Traunsteiner Hütte (1560 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Zug nach Traunstein,<br />

weiter mit Bus 9526 Richtung Bad Reichenhall Hauptbahnhof,<br />

in Unterjettenberg/Schneizlreuth aussteigen<br />

Gehzeiten: Neue Traunsteiner Hütte – Steinberggasse<br />

– Reiter Steinberge 2 Std., Reiter Steinberge – Mayrbergscharte<br />

¾ Std., Mayrbergscharte – Stadelhorn ¾ Std.,<br />

Stadelhorn – Mayrbergscharte ½ Std., Mayrbergscharte<br />

– Rossgasse – Neue Traunsteiner Hütte 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Ende September<br />

Karte: Kompass-Karte, 1:50 000 »Berchtesgadener Land,<br />

Chiemgauer Alpen«<br />

Fremdenverkehrsamt: Aufgrund der Grenzlage zwischen<br />

Bayern (Deutschland) und Salzburg (Österreich) kein Tourismusverband<br />

eindeutig zuständig. Evtl. die Tourist-Info Schneizlreuth/<br />

Weißbach a. d. Alpenstraße , Berchtesgadener Str. 12, 83458<br />

Schneizlreuth, Tel. 0 86 65/74 89, www.schneizlreuth.de<br />

Hütte: Neue Traunsteiner Hütte, Mitte Mai – Ende Oktober,<br />

Tel. 0 171/4 37 89 19, www.traunsteinerhuette.com<br />

Charakter/ Schwierigkeit: Mittlere Kondition genügt, wenn<br />

man die Neue Traunsteiner Hütte als Ausgangspunkt nutzt. Trittsicherheit<br />

und Schwindelfreiheit für einige ausgesetzte Passagen<br />

(I) sind aber Grundvoraussetzung. Der Anstieg ist mit roten Punkten<br />

gut markiert, die Wegfi ndung bei guter Sicht unschwierig.<br />

TIPP<br />

Berchtesgadener Alpen/Reiter Alpe Wagendrischelhorn (2251 m)<br />

6<br />

Traverse mit leichter Klettersteigeinlage<br />

Das Wagendrischelhorn bietet eine ähnlich imposante Gipfelschau wie Stadelhorn und<br />

Großes Häuslhorn, mit Ausblicken bis zu den Loferer Steinbergen. Besonders reizvoll ist<br />

die Überschreitung – eine interessante Rundtour mit Aufstieg über einen drahtseilversicherten<br />

Steig (A bis B+) und Abstieg über den leichteren Normalweg.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 32<br />

750 Hm | 5½ Std.<br />

Wanderausrüstung; für Kinder<br />

und Ungeübte zusätzlich<br />

Klettersteig-Set<br />

Talort: Oberjettenberg (640 m)<br />

Ausgangspunkt: Neue Traunsteiner Hütte (1560 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Zug nach Traunstein, weiter<br />

mit Bus 9526 Ri. Bad Reichenhall bis Unterjettenberg<br />

Gehzeiten: Neue Traunsteiner Hütte – Rossgasse (Abzweig<br />

zum Häuslhorn) 1¾ Std. – Mayrbergscharte ¾ Std. – Wagendrischelhorn<br />

¾ Std. – Rossgasse (Abzweig zum Häuslhorn)<br />

1 Std. – Neue Traunsteiner Hütte 1¼ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Ende September.<br />

Karte: Kompass, Blatt 14, »Berchtesgadener Land«<br />

Fremdenverkehrsamt: Aufgrund der Grenzlage keine eindeutig<br />

Zuständigkeit. Evtl. die Tourist-Info Schneizlreuth/Weißbach a. d.<br />

Alpenstraße , Berchtesgadener Str. 12, 83458 Schneizlreuth,<br />

Tel. 0 86 65/74 89, www.schneizlreuth.de<br />

Hütte: Neue Traunsteiner Hütte, Mitte Mai – Ende Oktober,<br />

Tel. 0 171/4 37 89 19, www.traunsteinerhuette.com<br />

Charakter/Schwierigkeit: B. Es empfi ehlt sich, den Klettersteig<br />

im Aufstieg zu begehen, also zuerst zur Mayrbergscharte zu wandern.<br />

Der Abstieg über den Normalweg ist dann einfach und größtenteils<br />

nicht absturzgefährdet. Orientierung bei schlechter Sicht mitunter<br />

schwierig


TIPP<br />

Mendelkamm Treser Horn (1812 m)<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Der Aufstieg beginnt mit Vorteil am Fennhals, wo<br />

man den Sattelsteig (Nr. 7) aufnehmen kann. Wer bereits<br />

in Penon startet, muss über 400 Höhenmeter mehr leisten,<br />

ab Kurtatsch sind es gar 700. Durch eine Kirschenplantage<br />

gelangt man in den Wald, wo bald ein kleinerer Steig verfolgt<br />

wird. Er zieht kräftig bergauf, führt nach etlichen Windungen<br />

auf einen Geländerücken und später rechts haltend in eine<br />

verstrauchte Rinne. Aus dieser heraus gewinnt man eine<br />

Waldschulter und steigt nach links teilweise nochmals sehr<br />

steil an, schließlich über eine Art Rückenstruktur zur letzten<br />

Rechtstraverse in den Fennhalser Sattel (ca. 1730 m). Richtung<br />

Gipfel bleibt man im Kammbereich, weicht einigen Kuppen<br />

seitlich aus und gelangt durch eine Einsattelung (kurzer<br />

Zwischenabstieg) und über den fi nalen baumbestandenen<br />

Hang zum Treser Horn (1812 m).<br />

Abstieg: Zuerst muss man nördlich ausholen, ehe eine reizvolle,<br />

längere Hangtraverse auf Trentiner Seite ins Fenner Joch<br />

(1563 m) leitet. Von dort zurück auf Südtiroler Boden und<br />

auf dem Räthersteig (Nr. 3) bergab. Viele gut angelegte Windungen<br />

entschärfen das relativ steile Gelände; die Trasse ist<br />

nicht so schmal wie am Sattelsteig. Im Bereich einer Lichtung<br />

Berchtesgadener Alpen/Reiter Alpe Stadelhorn (2286 m)<br />

Wegverlauf: Von der Hütte (Zustieg am Vortag in 3 bis 4<br />

Std., 1050 Hm, via Schrecksattel, Ausgangspunkt: Oberjettenberg)<br />

in 10 Min. zur alten Traunsteiner Hütte. Dort am<br />

Wegweiser nach links (SO) in Richtung »Steinberggasse«<br />

abbiegen und den roten Punkten über die Kuhweide folgen.<br />

Nach Passieren der Steinberggasse erreicht man kurz vor<br />

dem Gipfelplateau der Reiter Steinberge ein Hinweisschild<br />

(ca. 2000 m) und folgt dem markierten Pfad (S) zur<br />

Mayrbergscharte (2055 m). Früh im Jahr sind dabei meist<br />

einige mittelsteile Schneefelder zu queren. Bei Hartschnee<br />

und Vereisung können hier Grödeln oder Leichtsteigeisen<br />

hilfreich sein. In der Scharte beginnt der Steig zum Gipfel<br />

des Stadelhorns, der immer wieder kurze Kletterstellen im<br />

untersten Schwierigkeitsbereich (I- bis I+) aufweist, dafür<br />

aber nur selten ausgesetzt ist.<br />

Der Abstieg erfolgt zunächst auf dem Anstiegsweg, also via<br />

Mayrbergscharte und die besagten Schneefelder. Bei einer<br />

Hinweistafel (ca. 2000 m) folgt man nun der Beschilderung<br />

»Rossgasse« und lässt den Weg zum Wagendrischelhorn<br />

(2252 m) links liegen. Über typisches Karstgelände mit<br />

Dolinen, Latschen und kleineren Schneefeldern erreicht<br />

stößt man auf eine Forststraße, die man jedoch gegen eine<br />

Abkürzung hinunter zur Fennberger Straße eintauscht. Mit<br />

etwas Glück wird man hier von einem Autofahrer aufgelesen,<br />

ansonsten verbleiben fast 3 km entlang der Straße, zuletzt<br />

vorbei am Gasthaus Boarnwald, zurück zum Ausgangspunkt<br />

am Fennhals.<br />

Mark Zahel<br />

Am Gipfel des Treser Horns<br />

man die Rossgasse und steigt durch diese in den Talgrund<br />

der Reiteralpe hinab. Über die alte Traunsteiner Hütte geht<br />

es zurück zum Ausgangspunkt.<br />

Hinweis: Der hier beschriebene Routenverlauf über die<br />

Steinberggasse ist nicht der kürzeste Anstieg zum Stadelhorn,<br />

sondern eine Rundtour mit Abstieg über die Rossgasse.<br />

Der kürzeste und direkteste An- und Abstieg erfolgt<br />

über die Rossgasse, ist aber weniger abwechslungsreich.<br />

Günter Kast<br />

Der mächtige Klotz des Stadelhorns<br />

Foto: Günter Kast Foto: Mark Zahel<br />

TIPP<br />

Berchtesgadener Alpen/Reiter Alpe Wagendrischelhorn (2251 m)<br />

Aufstieg: Von der Hütte (Zustieg am Vortag in 3 bis 4 Std.,<br />

1050 Hm, via Schrecksattel, Ausgangspunkt: Oberjettenberg)<br />

zur alten Traunsteiner Hütte und hier dem Wegweiser<br />

Richtung »Großes Häuslhorn, Wagendrischelhorn, Stadelhorn,<br />

Rossgasse« folgen. Am Ende der Rossgasse, beim<br />

Abzweig zum Großen Häuslhorn (ca. 1900 m), geht man<br />

in der eingeschlagenen Richtung weiter und erreicht über<br />

typisches Karstgelände mit kurzen Steilstufen, Dolinen und<br />

Latschen den Abzweig zum Wagendrischelhorn-Normalweg<br />

(ca. 2000 m). Diesen lässt man jedoch rechts liegen und<br />

wandert weiter – im Frühsommer eventuell über unangenehm<br />

zu querende Schneefelder – zur Mayrbergscharte (2055 m).<br />

Von hier zunächst über markiertes Schrofengelände zum<br />

Beginn des Klettersteigs, der größtenteils durch Gehgelände<br />

führt und nur vereinzelt mit steileren Aufschwüngen aufwartet<br />

(B+). Die Schlüsselstelle ist ein kleiner Kamin, in dem man<br />

mit den Beinen ausspreizen sollte. Einige Passagen des<br />

Steiges sind ausgesetzt, mit spannenden Tiefblicken in den<br />

Talkessel von Lofer. Nach 120 Kletter-Metern ist die Kraxelei<br />

schon wieder zu Ende und man spaziert gemütlich zum Gipfelkreuz<br />

(2252 m) hinüber. Der Abstieg erfolgt in nördlicher<br />

Richtung auf dem Normalweg. Bei einem Y-Abzweig wählt<br />

man den linken Weg und kommt nach der ostseitigen Umgehung<br />

des Großen Häuslhorns zu dem vom Aufstieg bekannten<br />

Abzweig zum Häuslhorn. Von hier wandert man durch die<br />

Rossgasse hinab in den Talgrund der Reiteralpe und via alte<br />

Hütte zurück zum Ausgangspunkt.<br />

Hinweis: Wer sich den kurzen Klettersteig nicht zutraut,<br />

wählt für Auf- und Abstieg den Normalweg durch die<br />

Nordfl anke. Auf diese Weise können sich unterschiedlich<br />

starke Mitglieder einer Gruppe am Gipfel treffen und dann<br />

gemeinsam absteigen. In einigen Beschreibungen wird der<br />

Klettersteig mit der Schwierigkeit C bewertet. Dies erscheint<br />

jedoch übertrieben. Wer bereits Steige der Kategorie B gemeistert<br />

hat, sollte am Wagendrischelhorn keine Probleme<br />

bekommen.<br />

Günter Kast<br />

Der Klettersteig am Wagendrischelhorn<br />

Foto: Günter Kast


TIPP<br />

Verwallgruppe Saumspitze (3039 m)<br />

7<br />

Auf dem Hoppe-Seyler-Weg<br />

Der großartige, von der Darmstädter zur Nierderelbe-Hütte führende<br />

Weg bietet mit der direkt auf der Strecke gelegenen Saumspitze<br />

ein tolle, meist weglose Gipfelbesteigung für erfahrene<br />

Bergwanderer.<br />

1000 Hm | 7 Std.<br />

normale Bergwanderausrüstung<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 38<br />

Talort: Ischgl (1376 m)<br />

Ausgangspunkt: Darmstädter Hütte (2384 m)<br />

Endpunkt: Niederelbehütte (2310 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn über Innsbruck<br />

nach Landeck und mit Bus 4240 nach Ischgl<br />

Gehzeiten: Darmstädter Hütte – Schneidjöchl 1¾ Std.,<br />

Schneidjöchl – Saumspitze – Schneidjöchl 1¾ Schneidjöchel<br />

– Kieler Wetterhütte 2 Std., Kieler Wetterhütte – Niederelbehütte<br />

1½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Ende Oktober.<br />

Karte/Führer: AV-Karte, 1:25 000, Nr. 28/2 »Verwall – Mittleres<br />

Blatt«; AV-Führer »Verwall«, Bergverlag Rother<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Paznaun – Ischgl,<br />

Dorfstr. 43, A-6561 Ischgl, Tel. 00 43/5 09 90,<br />

www.paznaun-ischgl.com<br />

Hütte: Darmstädter Hütte (2384 m), Tel. 00 43/6 99/<br />

15 44 63 14, www.verwall.de/huetten/darmstadt.html<br />

Charakter/Schwierigkeit: Für den Hoppe-Seyler-Weg ist<br />

eine gute Kondition und Trittsicherheit (mit Drahtseil gesicherte<br />

Passagen) erforderlich. Für die Besteigung der Saumspitze<br />

braucht man zudem etwas Erfahrung in der alpinen Wegfi ndung.<br />

TIPP<br />

Verwallgruppe Kreuzjochspitze (2919 m)<br />

8<br />

Auf den Hüttengipfel der Niederelbehütte<br />

Der wunderschöne Aussichtsgipfel bildet sowohl konditionell als auch bergsteigerisch einen<br />

willkommenen Kontrast zum anspruchsvollen Vortag am Hoppe-Seyler-Weg. Gerade einmal 600<br />

Höhenmeter sind von der Hütte aus zum Gipfel zu bewältigen.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 38<br />

650 Hm | 5½ Std. Beste Jahreszeit: Je nach Schneelage Ende Juni bis Ende<br />

Oktober<br />

normale Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Ischgl (1376 m)<br />

Ausgangspunkt: Niederelbehütte (2310 m)<br />

Endpunkt: Kappl/ Ortsteil Ulmich (1240 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit Bus 4240 zurück<br />

zum Bhf. Landeck<br />

Gehzeiten: Hütte - Kreuzjochspitze 2 Std., Kreuzjochspitze<br />

– Hütte 1¼ Std., Hütte – Ulmich 2¼ Std.<br />

Karte/ Führer: AV-Karte, 1:25 000, Nr. 28/2 »Verwall –<br />

Mittleres Blatt«; AV-Führer »Verwall«, Bergverlag Rother<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Paznaun – Ischgl,<br />

Dorfstr. 43, A-6561 Ischgl, Tel. 00 43/5 09 90, www.paznaunischgl.com<br />

Hütte: Niederelbehütte (2310 m), Ende Juni bis Ende September,<br />

ansonsten offener Winterraum mit Koch-und Heizmöglichkeit,<br />

Tel. 00 43/54 45/63 55, www.niederelbehuette.at<br />

Charakter/Schwierigkeit: Unschwere Gipfelbesteigung in<br />

grandioser Berglandschaft und überwältigender Aussicht. Sehr<br />

schön ist auch der Schlussabstieg durch Fatlartal.<br />

TIPP<br />

Tuxer Alpen Padauner Kogel (2066 m)<br />

9<br />

Stille über der Brennerroute<br />

Während drunten im Tal die endlose Brummi-Armada unterwegs ist, machen sich in Padaun ein paar<br />

Wanderer auf zu dem vergleichsweise kleinen Gipfel, der aber aufgrund seiner zentralen Lage als<br />

einer der lohnendsten Aussichtspunkte im Wipptal gilt.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 78<br />

520 Hm | 3 Std. Gehzeiten: Aufstieg 1½ Std., Abstieg zum Gh. Steckholzer 1¼<br />

Std., Rückweg zum Larcherhof ¼ Std.<br />

normale Bergwanderausrüstung,<br />

Teleskopstöcke<br />

Talort: St. Jodok am Brenner (1129 m)<br />

Ausgangspunkt: Larcherhof (1565 m) in Padaun.<br />

Privater Parkplatz am Straßenende; abgestellte Fahrzeuge<br />

von Wanderern werden aber toleriert. Alternativer<br />

Ausgangspunkt beim Gh. Steckholzer (Parkplätze an der<br />

Straße)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: St. Jodok liegt an der<br />

Brenner-Bahnlinie; Linienbus nach Innervals<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee im Herbst<br />

Karte/Führer: ÖK 1:25 000 bzw. 1:50 000, Blatt 148 »Brenner«.<br />

Walter Klier »Wanderführer Stubai – Wipptal«, Bergverlag<br />

Rother, Oberhaching<br />

Fremdenverkehrsamt: TVB-Zentrale Wipptal, A-6150 Steinach;<br />

Tel. 00 43/52 72/62 70, www.wipptal.at<br />

Einkehr: Gasthof Steckholzer, Padaun; Tel. 00 43/52 79/53 90,<br />

www.gasthof-steckholzer.at; dienstags Ruhetag<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Verhältnismäßig kurze, wegen<br />

der teilweise steilen Wege aber doch recht fordernde Gipfelüberschreitung.<br />

Nur bei trockenem Untergrund ratsam, Teleskopstöcke<br />

sehr angenehm! Vom Gipfel überraschend weite Aussicht über<br />

das gesamte Wipptal und seine Berge


TIPP<br />

Verwallgruppe Saumspitze (3039 m)<br />

TIPP<br />

Wegverlauf: Von der Hütte (hierher am Vortag von Ischgl<br />

via Doppelseescharte in ca. 4½ Std.) folgt man in einem<br />

weiten Bogen dem Weg zurück Richtung Doppelsescharte.<br />

Nach einem steileren Hang hält man sich an Gabelung links<br />

und gelangt über eine Felsstufe (Drahtseile) in das Kar, welches<br />

zuletzt steil zum Schneidjöchl hinauf führt.<br />

Hier wendet man sich nach Norden und umgeht den vor sich<br />

aufragenden Felsaufschwung auf dessen Westseite (ausgesetzte<br />

Passage mit kleinen Kletterstellen). Man quert wieder<br />

leichter (nur Steigspuren) nach Norden zur großen Gipfelfl<br />

anke der Saumspitze. Diese steigt man aber nicht direkt<br />

an, sondern hält sich weiter Richtung Norden, um einen von<br />

links herauf ziehenden Rücken zu erreichen. Erst jetzt wendet<br />

man sich nach Osten und steigt durch eine breite Rinne,<br />

zuletzt am Nordrücken zum höchsten Punkt hinauf.<br />

Am Schneidjöchl zurückgekehrt, geht es über Geröll nach<br />

Osten hinab ins Vergrößkar. Es folgt eine lange Querung<br />

unterhalb der von der Saumspitze zur Fatlarspitze herabziehenden<br />

Felswände, bis man eine Gabelung erreicht. Hier<br />

hält man sich links und steigt über eine leicht ausgesetzte<br />

Steilstufe (Drahtseile) zur Oberen Fatlarscharte, wo die<br />

Verwallgruppe Kreuzjochspitze (2919 m)<br />

Wegverlauf: Von der Hütte aus geht man nach Osten und<br />

somit am Nordufer des Gseßsees entlang. An Gabelung<br />

hält man sich halbrechts, überquert einen breiten Rücken<br />

und quert dann einen Bergkessel zu einem nächsten Bergrücken,<br />

über den es nun steiler bergan geht. Der Weg wendet<br />

sich nach rechts und quert bald eindrucksvoll auf einer<br />

Art Band bzw. langgestreckten Absatz nach Nordosten,<br />

um schließlich den Schwarzsee zu erreichen. Hier wendet<br />

man sich nach links und folgt dem nun über Blockwerk verlaufenden<br />

Steig weiter bergan. Man erreicht schließlich<br />

den breiten Südrücken der Kreuzjochspitze, über den es<br />

problemlos zum Gipfel geht.<br />

Talabstieg: An der Hütte zurückgekehrt steigt man zunächst<br />

zum Gseßgratjöchl hinauf. Direkt dahinter weist ein<br />

Schild auf den Abstieg durchs Fatlartal nach Ulmich. Hat<br />

man (ohne jegliche Orientierungsprobleme) diesen Ortsteil<br />

von Kappl erreicht, muss man nur noch auf einer Brücke<br />

die Trisanna überqueren, um sogleich zur Bushaltestelle<br />

zu gelangen.<br />

Michael Pröttel<br />

offene Notunterkunft Kieler Wetterhütte liegt. Dahinter geht<br />

es zunächst steiler ins Fatlarkar hinab. Bald wird der Weg fl a-<br />

cher und führt in einer schönen Querung zum Gseßgratjöchl,<br />

hinter dem die Niederelbehütte erreicht wird.<br />

Hinweis: Es gibt auch eine Besteigungsmöglichkeit, die<br />

deutlich vor dem Schneidjöchl links zur Saumspitze abzweigt<br />

und erst beim Abstieg das Schneidjöchl erreicht. Es<br />

wird der o.a. Anstieg beschrieben, da man somit die kurze<br />

Kletterstelle bereits im Anstieg in Augenschein nehmen und<br />

außerdem den Rucksack am Schneidjöchl deponieren kann.<br />

Michael Pröttel<br />

Auf dem Weg zur Saumspitze<br />

Die Kreuzjochspitze (rechts), der Hüttengipfel der Niederelbehütte, in der Verwallgruppe<br />

Foto: Michael Pröttel Foto: Michael Pröttel<br />

TIPP<br />

Tuxer Alpen Padauner Kogel (2066 m)<br />

Aufstieg: Den Hinweis am Parkplatz beim Larcherhof<br />

braucht man nicht ganz ernst zu nehmen: Padauner Kogel, 1<br />

Std. Etwas länger werden die meisten schon brauchen, auch<br />

wenn der Anstieg nur recht kurz ist. Dafür aber steil: Am Zaun<br />

entlang hinauf zum Waldrand, dann links haltend an der abschüssigen<br />

Berglehne aufwärts gegen den Südgrat. Hier<br />

knickt der schmale Pfad nach rechts ab. Weniger steil geht’s<br />

mit ersten Ausblicken bergan zu einer kleinen Heuhütte<br />

(Meinrads Köpfl ). Das Gras der Padauner Mähder wird im<br />

Sommer von Hand gemäht und tritt dann am Drahtseil die<br />

luftige Reise hinunter zum Larcherhof an. Die Wanderer streben<br />

nach oben, dem Gipfel entgegen. Links mündet der direkte<br />

Zustieg von Gries. Die letzten Bäume bleiben nun zurück;<br />

dafür gibt’s hier im Sommer reichlich Himbeeren und<br />

Heidelbeeren zu ernten. Da kann es unter Umständen noch<br />

etwas dauern, bis man sich auf der Knödelbank, knapp unterhalb<br />

des großen Gipfelkreuzes, niederlassen darf, um den<br />

Prachtblick ins Wipptal zu genießen …<br />

Abstieg: Die Knödel gibt’s dann erst drunten im Gasthof<br />

Steckholzer (lecker!), und davor liegt noch ein teilweise sehr<br />

steiler Abstieg. Die bei Nässe extrem rutschige Spur läuft<br />

über den Nordgrat bergab, biegt dann nach rechts um (Hinweis)<br />

und quert, weiter an Höhe verlierend, die bewaldete,<br />

sehr steile Nordostfl anke. Nach einem Flachstück (Holzeinschlag)<br />

mündet sie in einen Fahrweg, der hinab- und hinausleitet<br />

zum Gasthof Steckholzer (1570 m). Im Rückblick zeigt<br />

der Kogel seinen felsigen, leicht überhängenden Gipfelkopf.<br />

Nach der Einkehr spaziert man auf der kaum befahrenen Asphaltstraße<br />

zurück zum Larcherhof.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Blick vom Padauner Kogel<br />

Foto: Eugen E. Hüsler


TIPP<br />

Tuxer Alpen Peter-Kofler-Klettersteig<br />

10<br />

Luftiger Klettersteigspaß über St. Jodok<br />

Es geht auch anders! Mit dem 2012 eröffneten Klettersteig in der Stafflacher<br />

Wand oberhalb von St. Jodok gibt es jetzt eine ideale Route für<br />

Einsteiger und Genießer: spannender Verlauf, reichlich Luft unter den<br />

Sohlen, zwei Zwischenausstiege, aber keine Höchstschwierigkeiten.<br />

300 Hm | 2½ Std.<br />

K3; komplette Klettersteigausrüstung,<br />

Helm<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 78<br />

Talort: St. Jodok am Brenner (1129 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz in der Ortsmitte von St. Jodok;<br />

Bushalt bzw. Bahnhof, falls man mit Bus/Bahn anreist.<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: St. Jodok liegt an der Brenner-Bahnlinie,<br />

Linienbus von Steinach bzw. Gries<br />

Gehzeiten: Zustieg ¼ Std., Klettersteig 1½ Std.,<br />

Abstieg ¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Aufgrund der südseitigen Exposition<br />

fast das ganze Jahr über begehbar; der Fels trocknet nach<br />

Regenfällen rasch ab.<br />

Karte: ÖK 1:25 000 bzw. 1:50 000, Blatt 148 »Brenner«<br />

Fremdenverkehrsamt: TVB-Zentrale Wipptal, A-6150<br />

Steinach; Tel. 00 43/52 72/62 70, www.wipptal.at<br />

Einkehr: In St. Jodok<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Rund 600 m langer Klettersteig,<br />

bestens mit Krampen und Drahtseilen gesichert. Zwei<br />

kurze Seilbrücken, ein Holzsteg und vier Sitzbänke unterwegs.<br />

Zwei bezeichnete Notausstiege unmittelbar vor den Seilbrücken.<br />

Schwierigkeit überwiegend K 2 mit kurzen K 3-Stellen.<br />

Zu- und Abstieg vorbildlich beschildert<br />

TIPP<br />

Ammergauer Alpen Krähe (2010 m)<br />

11<br />

Übers Fensterl zur Krähe<br />

Meistens wird die Krähe im Rahmen einer Überschreitung der Hochplatte als Dreingabe mitgenommen.<br />

Doch hat der aussichtsreiche Gipfel durchaus seine Berechtigung als eigenes Ziel. Vor allem<br />

beim Abstieg kommt man durch eine großartige Berglandschaft.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 22<br />

1130 Hm | 6 Std. Karte: Kompass Wanderkarte, 1:35 000, Blatt 05 »Oberammergau<br />

– Ammertal«<br />

Wanderausrüstung mit festem<br />

Schuhwerk; Teleskopstöcke<br />

Talort: Reutte (854 m)<br />

Ausgangspunkt: Hotel Ammerwald (1079 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N 47.525482°<br />

Länge E 010.844578°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />

Entfernung: 14,5 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3 Std.; Abstieg 3 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Sommer und Herbst<br />

Informationen: Tourismusinformation Reutte, Untermarkt 34,<br />

A-6600 Reutte; Tel. 00 43/56 72/6 23 36, www.reutte.com<br />

Einkehr: Jägerhütte am Ochsenängerle<br />

Schwierigkeiten: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit können<br />

nicht schaden; stellenweise ziemlich steiler Abstieg<br />

Hinweis: Für Kinder ist diese lange Tour normalerweise zu anstrengend.<br />

TIPP<br />

w<br />

Karwendel Hirschenkopf (1747m) bis Bärenkopf (1991m)<br />

12<br />

Sechs auf einen Streich<br />

Die Rappenspitze, den Ochsenkopf oder den Bärenkopf erwandert mancher <strong>Bergsteiger</strong>. Doch wer<br />

sich von Pertisau aus über das Falzthurntal auf eine Rundtour begibt, kann sechs Tiernamen-Gipfel<br />

auf einen Streich bezwingen.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2013 – Seite 22<br />

1494 – 2021 Hm | 7 – 11 Std.<br />

normale Wanderausrüstung,<br />

Stöcke empfehlenswert<br />

Talort: Pertisau (952 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Karwendelbergbahn (950 m)<br />

Höhenunterschiede: Variante (V) 1: Adlerweg, Falzthurnalm,<br />

Kaserjoch, Gamskarspitze, Ochsenkopf 1494 Hm; V 2:<br />

Adlerweg, Falzthurnalm, Rappenspitze, Gamskarspitze, Ochsenkopf,<br />

Bärenkopf 1641Hm; V 3: Adlerweg, Falzthurnalm,<br />

Hirschenkopf, Rappenspitze, Gamskarspitze, Ochsenkopf,<br />

Hahnkamp, Ochsenkaralm, Stanserjoch, Bärenkopf: 2021Hm<br />

Entfernungen: V 1: ca. 16 km; V 2: ca. 18 km; V 3: ca. 20km<br />

Gehzeiten: V 1: 7 Std.; V 2: 8½–9 Std.; V 3: 10–11 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Spätsommer und Herbst<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000, Blatt 5/3 »Karwendelgebirge Ost«<br />

Informationen: Tourismusverband Silberregion Karwendel,<br />

Schwaz, Münchnerstraße 11, Tel. 00 43/52 42/6 32 40, www.<br />

silberregion-karwendel.com; Achensee Tourismus, Im Rathaus 387,<br />

Achenkirch, 00 43/52 46/5 30 00, www.achensee.info<br />

Einkehr: Bärenbadalm, Brunnen: Ochsenkaralm<br />

Schwierigkeiten: Sehr gute Kondition, Trittsicherheit und<br />

Schwindelfreiheit erforderlich; steile Auf- und Abstiege, zum Teil<br />

durch Schotter und, je nach Variante, über weglose Wiesenhänge.


TIPP<br />

Tuxer Alpen Peter-Kofler-Klettersteig<br />

Zustieg: Von der Dorfmitte in St. Jodok (1129 m) kurz zur<br />

Kirche, dann links über den Bach, dann unter der Brennerbahn<br />

hindurch und oberhalb der Bahntrasse talauswärts,<br />

bis rechts der Zustieg (Hinweisschild) zur Ferrata abgeht.<br />

Mehrere Tafeln informieren über Sicherheitsaspekte und das<br />

richtige Verhalten am Klettersteig.<br />

Peter-Kofler-Klettersteig: Die Einstiegswand setzt<br />

gleich den Tarif: steil hinauf, mit nur wenig künstlichen Tritten<br />

(K 3). Auf der anschließenden Querung kann man durchatmen,<br />

dann folgt nochmals eine Steilpassage. Weiter geht’s<br />

mehr quer als hoch, kurz sogar etwas abwärts; eine abdrängende<br />

Passage prüft Nerven und Bizeps gleichermaßen. Die<br />

erste Bank lädt zur Pause mit genussvollem Blick übers Tal<br />

ein. Dann nähert sich die Route dem oberen Rand der Stafflacher<br />

Wand. Über einen Holzsteg gelangt man zur ersten<br />

Seilbrücke (links Zwischenausstieg). Vorbei an zwei weiteren<br />

Sitzgelegenheiten erreicht man die nächste Steilstufe in<br />

etwas brüchigem Fels. Hinauf zum zweiten Notausstieg und<br />

rechts zur Dreiseilbrücke, der man über eine kurze Leiter<br />

entsteigt. Weiter sehr luftig, aber nur mäßig schwierig zu<br />

einem Felseck (gute natürliche Griffe), dann kurz aufwärts zur<br />

vierten Rastbank. Es folgen noch ein paar hübsche Kletterstellen,<br />

bevor man über Gehgelände das schon vom Tal aus<br />

sichtbare, große Kreuz (ca. 1440 m) gewinnt.<br />

Abstieg: Ein Waldweg leitet westwärts hinunter zu einer<br />

Forstpiste. Auf ihr kurz weiter bergab, dann links (Hinweis) auf<br />

einem Wanderweg hinab ins Tal, wo man auf den Zustieg zur<br />

Ferrata stößt. Mit ihm zurück nach St. Jodok.<br />

Bernhard Ziegler/Eugen E. Hüsler<br />

Am Peter-Kofler-Klettersteig in der Staflacher Wand<br />

Foto: Bernhard Ziegler<br />

TIPP<br />

Ammergauer Alpen Krähe (2010 m)<br />

Aufstieg: Vom Hotel Ammerwald über den Parkplatz nach<br />

Nordwesten, auf einem Kiessträßchen zur Staatsgrenze und<br />

nach links auf dem Schützensteig in Kehren durch den Wald<br />

hinauf. Hinter dem Wasserfall fl acht der Bergpfad ab, der<br />

Wald lichtet sich, und man erreicht den weiten Wiesensattel<br />

vor der Jägerhütte. Etwas abwärts, dann rechts abdrehen,<br />

gemütlich durch einen Waldgürtel und zum Ochsenängerle<br />

weiter. Hinter der Unterstandshütte rechts schwenken, um<br />

auf der Südostseite des Köllebachtals am langen Hang<br />

schräg gegen Nordosten aufzusteigen und mit dem Tal einen<br />

ausholenden Rechtsbogen zu beschreiben. Der Bergpfad<br />

wird steiler, und schließlich erreicht man den Sattel zwischen<br />

Hochplatte und Hochblasse (1916 m).<br />

Im Sattel links abbiegen und dem Pfad über einen steilen<br />

Wiesenhang nach links folgen, bis man beim eindrucksvollen<br />

Fensterl auf den Verbindungsweg zwischen Hochplatte und<br />

Krähe trifft.<br />

Von dort geht es ein wenig abwärts und über einen Wiesenhang<br />

zur Krähe hinauf.<br />

Abstieg: Von der Krähe ziemlich steil und auch ein wenig<br />

anspruchsvoll in prächtiger Felsenlandschaft in den Gabelschrofensattel<br />

hinab. Aus ihm in vielen steilen Kehren auf<br />

den Schwangauer Kessel zu und neben scharf geschnittenen<br />

Felsenwänden in den Niederstraußbergsattel. Im Sattel links<br />

abbiegen, auf viel begangenem Bergpfad nach Südosten zur<br />

Jägerhütte und auf dem Aufstiegsweg zum Ausgangspunkt<br />

zurück.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Der Wiesengipfel der Krähe<br />

Foto: Siegfried Garnweidner<br />

TIPP<br />

Karwendel Hirschenkopf (1747m) bis Bärenkopf (1991m)<br />

Route: Vom Parkplatz der Karwendelbergbahn auf dem<br />

Adlerweg nach Westen. An der Mautstelle der Straße in die<br />

Karwendeltäler nach Südwesten auf Weg 201/Adlerweg weiter<br />

zur Falzthurnalm (insgesamt 4 km). Von der Alm zweigt der Weg<br />

234 links ab und führt in steilen Kehren bergan, zunächst nach<br />

Südosten durch ein Kar, dann auf Wiesenweg nach Süden bis<br />

zur Dristlalm. Wer alle sechs Gipfel mitnehmen möchte, kann<br />

vor hier nach Westen weglos einen Abstecher zum Gipfel des<br />

Hirschenkopf machen. Dann auf dem Hauptweg weiter bergauf<br />

nach Süden, nach kurzem Abstieg und Querung unterhalb<br />

von Felsen über ein schottriges, steiles Kar zum Plateau des<br />

Nauderer Kars. An der Weggabelung entweder weiter auf Weg<br />

234 durch das Plateau und dann Richtung Osten aufsteigend<br />

zum Kaserjoch. Oder in einem Bogen – erst nach Südwesten,<br />

dann nach Südosten – Aufstieg auf die Rappenspitze. Auf dem<br />

selben Weg zurück. Den Abstieg zurück zur Weggabelung kann<br />

sich ersparen, wer direkt unter der Wand der Rappenspitze<br />

auf einem Gamssteig auf gleicher Höhe bleibend nach Osten<br />

durch das Kar quert. Dafür allerdings auf dem ersten Wiesenabsatz<br />

beim Abstieg von der Rappenspitze auf weglosem, nicht<br />

markiertem Gelände steiler Abstieg bis zum gut sichtbaren<br />

Steig. Querung erfordert Trittsicherheit. Vom Kaserjoch auf dem<br />

gut markierten Weg 234 Isohypsen-parallel nach Osten bis unterhalb<br />

der Gamskarspitze. Von dort Abzweig nach links oben<br />

nehmen, Richtung Ochsenkopf (Seierjoch).<br />

Variante: Weiter Isohypsen-parallel bis zu einem Sattel, von<br />

dort optional Abstecher zum Hahnkamp und zurück, dann<br />

Abstieg zur Ochsenkaralm (einzige Wasserstelle dieser Tour)<br />

und von dort auf Weg Nr. 235 Aufstieg Richtung Südosten um<br />

den Ochsenkopf herum und hinauf zum Stanser Joch (teilweise<br />

weglos, jedoch deutlich markiert). Hier mündet Weg Nr. 235<br />

auf Weg Nr. 234. Von »Am Übergang« Abstieg zum Weißenbachsattel.<br />

Von dort Variante über den Bärenkopf oder weiter auf<br />

Weg 235 zur Bärenbadalm (einzige bewirtschaftete Hütte der<br />

Tour). Von dort mehrere Abstiegsmöglichkeiten nach Pertisau.<br />

Oder weiter zur Karwendelbergbahn und mit dieser zurück zum<br />

Parkplatz.<br />

Sandra Zistl<br />

Die Rappenspitze ragt hinter dem Nauderer Kar auf.<br />

Foto: Sandra Zistl


unich<br />

ountains<br />

MALPINTAG 2013<br />

Min der BMW Welt am Olympiapark<br />

k Berg- und Erlebnisvorträge<br />

k Kletterturm<br />

k Mountainbike<br />

k Workshops & Kurse<br />

k Bergsport-Aussteller<br />

k Slackline<br />

Sonntag, 17.11.2013<br />

ab 10 Uhr, Eintritt frei!<br />

Foto: Bernd Ritschel<br />

BMW Welt<br />

www.munich-mountains.de<br />

mit Unterstützung von


AUF TOUR<br />

Trekking mit Sack und Pack<br />

Wie man lernt,<br />

Nein, hohe Würdenträger des Buddhismus<br />

kommen in der folgenden Geschichte nicht vor.<br />

Ehrenwort. Nicht ein billiger Wort-Witz auf Kosten<br />

religiöser Führer des Nepal, die zufällig wie<br />

Anden-Tiere heißen. Die einzige Gottheit, von<br />

der zu reden sein wird, ist Poseidon. Aber das<br />

ist okay. Poseidon ist der Name eines Lamas,<br />

das Wanderern in der Schweiz das Gepäck trägt.<br />

Ein göttliches Erlebnis. Von Uli Ertle (Text)<br />

und Ralf Gantzhorn (Bilder)<br />

68 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13


Familien-TIPP<br />

Lamas zu lieben<br />

Die Karawane zieht durch die<br />

mittlere Surselva: Lamatrekking<br />

ist eine ideale Art für Familien, die<br />

Graubündner Bergwelt zu erleben.<br />

11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 69


Die Surselva, die Tallandschaft<br />

des oberen Rheintals,<br />

ist geprägt von Wald<br />

und Weideland, teilweise<br />

gibt es noch intakte Hochmoore<br />

und Auengebiete.<br />

Das Geräusch ist infernalisch, außerweltlich.<br />

Es zerfetzt die Nerven,<br />

in erster Linie die Nerven<br />

des Gehörs. Ein Heulen, das sich<br />

zu irrwitziger Lautstärke aufschwingt<br />

und auf dem Höhepunkt tremoliert.<br />

Der Todeskampf eines Lamas? Nein. Es<br />

ist Luca. Luca ist der Sohn von Nadja, der Organisatorin<br />

des Lama-Trekkings. Luca will<br />

Poseidon führen. Finn will das auch. Und<br />

Finn ist Gast. Deshalb darf Finn das Tier<br />

an der Leine halten. Dagegen schreit Luca<br />

mit der gesamten Stimmgewalt seiner fünf<br />

Jahre an. Es hilft nichts, der Gast ist König.<br />

Also wird Finn an diesem schwülen Vormittag<br />

das weiße Lama mit den kristallblauen<br />

Augen durch die Bergwelt des Kantons<br />

Graubünden führen. Aber Moment: Lamas<br />

durch die Berge führen? Wozu das denn?<br />

Blicken wir zwei Tage zurück. Es ist früher<br />

Morgen in Surrein, einem kleinen Bergbauernort<br />

im Vorderrheintal. Surrein verfügt<br />

über einen Schnapsbrenner und eine<br />

lange, gerade Dorfstraße. Hier lebt Nadja<br />

Deplazes, die mit ihrem Mann David Lamatrekkings<br />

anbietet. Südlich der Dorfstraße<br />

sind von weitem schon wiederkäuende<br />

und dösende Lamas zu sehen, etwa zehn an<br />

der Zahl. Die Begrüßung ist herzlich. Erst<br />

am Vorabend ist Nadja von einer Tour mit<br />

einer Gruppe Jugendlicher zurückgekom-<br />

Mit Nonchalance quittiert das Lama alle<br />

Versuche, es zum Laufen zu bewegen.<br />

Lamas haben kein Reservoir im Rücken und<br />

brauchen daher Nachschub – wie der Mensch.<br />

men. Lama-Trekking boomt. Das liegt auch<br />

an der Begeisterung, mit der Nadja ihren<br />

Beruf lebt. Bei ihr geht die Geschichte der<br />

Lama-Liebe so: Nadja war mit David in Bolivien<br />

beim Bergsteigen. In den Anden wurde<br />

Trekking mit Packtieren angeboten, für<br />

Nadja eine Art Erweckungserlebnis. »Ich<br />

war total fasziniert von diesen Tieren. Dabei<br />

keimte die Idee, so etwas in der Schweiz<br />

anzubieten«, sagt sie. Nach intensiven Re-<br />

cherchen und gegen viele Widerstände der<br />

traditionellen Bergler kaufte das Ehepaar<br />

Deplazes bei einer Auktion im Kanton Bern<br />

Zuchtlamas. Heute haben sie 23 Tiere und<br />

bieten unter dem Label Lamaventura Trekkings<br />

für kleine und größere Gruppen an.<br />

Trekkings mit Lama.<br />

Reiten ist der falsche Ansatz<br />

Bleibt die Frage, ob der Liebes-Funke bei allen<br />

Teilnehmern so nachhaltig überspringt.<br />

Man kann nachhelfen. Zum Beispiel durch<br />

vorbereitende Recherche. Den Umgang mit<br />

diesen Tieren hat wohl niemand schöner<br />

beschrieben als Alfred Edmund Brehm anno<br />

1883 in seinem epochalen Werk »Thierleben«.<br />

Seine ersten Eindrücke decken sich<br />

mit dem Anblick in Surrein:<br />

»Der Kopf ist schmal und kurz, die Lippen<br />

sind behaart, die Ohren kurz und die Sohlen<br />

groß. Die Färbung ändert vielfach ab: Es gibt<br />

weiße, schwarze, gescheckte, rothbraune und<br />

weiß gefleckte, dunkelbraune, ockerfarbene,<br />

fuchsrothe und andere. Das ausgewachsene<br />

Thier erreicht von der Sohle bis zum Scheitel eine<br />

Höhe von 2,6 bis 2,8 Meter.«<br />

Nadja hat Packtaschen für die Lamas bereitgestellt,<br />

zwei für jedes Tier. Packtaschen?<br />

Also wird nicht geritten? Nein. Zu Beginn<br />

70 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13


Gemeinsame Übernachtung<br />

im Indianerzelt,<br />

Wasser holen am Fluss<br />

und kochen am Feuer: ein<br />

Erlebnis, das gerade Kinder<br />

nachhaltig beeindruckt.<br />

INFO<br />

Ein Geschenk der Götter<br />

Wie die peruanischen Inka ihre Hochkultur auch dank der Lamas entwickeln konnten<br />

der Expedition dominiert bei den Kindern<br />

noch die Enttäuschung. Etwas später, als<br />

eins der Tiere in wilden Bocksprüngen über<br />

einen aberwitzig steilen Hang hopst, ist<br />

klar, warum Reiten beim Lama der falsche<br />

Ansatz ist. Zunächst gilt es jedoch, die Lamas<br />

einzufangen, die das Trekking begleiten<br />

werden. Hierzu wird ein Seil quer über<br />

die Weide gespannt. Man geht in Fünfmeterabständen<br />

am Seil von einem Ende der<br />

Wiese zum anderen. Die Lamas werden auf<br />

diese Weise in die Enge getrieben. Dabei<br />

macht zwangsläufig ein Gruppenmitglied<br />

mit einer Besonderheit des Lama-Wesens<br />

Bekanntschaft.<br />

»Eigenthümlich ist die Gewohnheit der Lamas,<br />

nach Art einzelner Antilopen, ihre Losung immer<br />

auf einem bestimmten Haufen abzusetzen und<br />

nur, wenn dieser eine größere Ausdehnung erreicht<br />

hat, dicht daneben einen neuen zu bilden.«<br />

Aus bemerkenswerter Tiefe zieht man<br />

seinen Schuh wieder aus dem Dung und<br />

sinniert, im Wissen um die Ausmaße des<br />

Misthaufens, über eine weitere Entdeckung<br />

Brehms:<br />

»Der Darmschlauch erreicht ungefähr die<br />

sechzehnfache Länge des Körpers.«<br />

Glaubt man einer alten Sage, so sind die Lamas<br />

ein Geschenk des Sonnengottes Inti an das<br />

peruanische Volk. Eine Gottesgabe für die Inka.<br />

Die Inka, die indigene Urbevölkerung Perus, hielt<br />

Lamas denn auch eifersüchtig verborgen in einer<br />

versteckten Stadt auf 3000 Meter Höhe, irgendwo<br />

in den Anden unweit von Machu Picchu. Die<br />

Inka hatten selbst großen Respekt vor den Tieren<br />

und verehrten sie in religiösen Riten. Lamas wurden<br />

deshalb mit dem Sonnengott in Verbindung<br />

gebracht, weil die Tiere dem Sonnenauf- und<br />

Sonnenuntergang scheinbar gebannt zusehen.<br />

Die weißen Lamas genossen besondere<br />

Achtung, schwarzen Tieren wurde hingegen eine<br />

innere Bosheit zugeschrieben. Die schwarzen<br />

Lamas wurden deshalb bei der Züchtung<br />

vernachlässigt und auf diese Weise dezimiert,<br />

oft töteten die Inka die Tiere auch. Unabhängig<br />

vom göttlichen respektive diabolischen Aspekt<br />

– Lamas haben den Inka ihr karges Leben im<br />

Hochland erheblich erleichtert, wenn nicht sogar<br />

erst ermöglicht. Als Lasttiere waren sie dank<br />

ihrer robusten Konstitution in der Lage, in einer<br />

Höhe von 5000 Metern bei dünner Atemluft einen<br />

Zentner Gewicht über 30 Kilometer am Tag<br />

zu tragen. Manche Quellen sprechen sogar von<br />

zwei Zentnern. Das wenige, aber nährstoffreiche<br />

Futter im hohen Bergland, die dünne Luft und<br />

das feuchtkalte Klima haben sie anspruchslos<br />

und ausdauernd werden lassen.<br />

Und von<br />

so<br />

der Trittsicherheit kann sich<br />

mancher Alpinist eine Scheibe<br />

abschneiden. Lamas laufen auf<br />

einem Polster aus Bindegewebe<br />

und einer Art Kralle aus Horn.<br />

Dieser Aufbau der Füße ermöglicht<br />

ihnen auch in steilem und<br />

felsigem Gelände sicheres Gehen. Mithilfe der<br />

Lamas konnten die Inka regen Handel treiben.<br />

Dieser Gütertausch führte zu einem raschen<br />

Wachstum des Inkareiches. Eis konnte von den<br />

Gletschern ins Tal, Salz vom Meer in die Berge<br />

oder Erz aus den Minen zu den Verarbeitungsstätten<br />

gebracht werden. Dabei wurde die Last<br />

auf einen Teil der Lamaherden gebunden. Nach<br />

einer bestimmten Gehzeit wurde gewechselt und<br />

der andere Teil der Herde beladen.<br />

Seit einigen Jahren fi ndet man auch in den<br />

Alpen Lamas. Und eine stetig wachsende Zahl<br />

von Lama-Trekking-Anbietern. Die Tiere fühlen<br />

sich in der hiesigen Bergwelt wohl, sie können<br />

sommers wie winters auf der Weide stehen und<br />

benötigen lediglich einen kleinen Unterstand.<br />

Frieren müssen die Tiere dank des dichten<br />

Wollfells auch im tiefsten Winter nicht, es wird<br />

den Lamas im Sommer höchstens zu heiß. Der<br />

Charme eines Lama-Trekkings besteht nun darin,<br />

dass die Tiere die Ausrüstung der Wanderer<br />

tragen und es so gerade Familien mit kleineren<br />

Kindern ermöglichen, im Einklang mit der Natur<br />

die Bergwelt zu genießen. Wer schon einmal<br />

versucht hat, Proviant für mehrere Tage, ein<br />

Zelt, Kochgeschirr sowie die Schlafsäcke und<br />

Isomatten für die Familie gerecht auf Rucksäcke<br />

zu verteilen, wird den Transport-Dienst der Lamas<br />

dankbar zu schätzen wissen.<br />

Der zweite, nicht weniger reizvolle Aspekt eines<br />

mehrtägigen Lama-Trekkings besteht in der<br />

zwangsweisen Entschleunigung. Die Tiere laufen<br />

gemächlich – aber beständig – durch die Bergwelt<br />

und zwingen den Wanderer zur Langsamkeit.<br />

Das Tempo gibt das Tier vor. Und das schafft<br />

Raum für Ruhe, innere Einkehr und tiefe Entspannung.<br />

Ein wahrlich göttliches Geschenk.


Die Ansichten über die Richtung gehen bei Mensch und Tier ab und an auseinander.<br />

Dafür gibt es erstaunliche Parallelen beim Wunsch nach Pausen.<br />

Vier Lamas sind bald eingefangen, es beginnt<br />

das Kennenlernen. Ausreichend Zeit,<br />

die seltsamen Gesellen (»In der Gestalt ein<br />

sonderbares Mittelding zwischen Kamel und<br />

Schaf«) zu betrachten. Willig lassen sich die<br />

Tiere führen. Man streichelt über eine weiche<br />

Nase, blickt in blaue Augen mit langen<br />

Wimpern. Und wird das Gefühl nicht los,<br />

dass sich Lamas ebenfalls Gedanken über<br />

ihr Gegenüber machen. Ausreichend Zeit<br />

ist übrigens der Schlüssel zum Verständnis<br />

der kommenden Tage. Denn Lama-Trekking<br />

zeichnet sich weniger durch einen forschen<br />

Gipfelsturm aus, als vielmehr durch eine<br />

ruhige, langsame Tour zu sich selbst. »Lamas<br />

merken, wenn du es ehrlich mit ihnen<br />

meinst«, sagt Nadja. »Die Tiere reagieren auf<br />

dich.«<br />

Die Tragweite dieser Sätze entfaltet sich erst<br />

unterwegs. Über eine breiten Karrenweg<br />

An sich ist der<br />

Steinbock das<br />

Wappentier der<br />

Graubündner –<br />

ein Lama macht<br />

allerdings auch<br />

»bella figura«.<br />

geht es zunächst in gemächlicher Steigung<br />

bergauf. Die Karawane wird von Nadja und<br />

dem Alpha-Lama Poseidon angeführt, es folgen<br />

die Lamas Mino, Edi und Denali, geführt<br />

von Ralf, Nils, Birgit und Finn. Zu Beginn hat<br />

Nadja den Lamaführern noch eingeschärft,<br />

darauf zu achten, dass die Tiere kein frisches<br />

Gras oder Laub fressen. Das ist schlecht für<br />

die Verdauung. Magengrummeln hin oder<br />

her, die Lamas tun sich gütlich am frischen<br />

Grün und sind nicht von der Stelle zu bewegen.<br />

Irritiert denkt man an Brehm:<br />

»Dabei sind sie so folgsam, daß ihre Treiber<br />

weder Stachel noch Peitsche bedürfen, um sie zu<br />

lenken und vorwärts zu treiben. Ruhig und ohne<br />

anzuhalten, schreiten sie ihrem Ziele zu.«<br />

Nichts dergleichen! Ruhig und ohne einen<br />

Schritt zu tun, fressen sie die Büsche kahl.<br />

Kein Zerren hilft, mit divenhaft verächtlichem<br />

Blick quittieren sie die Versuche, sie<br />

wieder in Trab zu setzen. Plötzlich, wie von<br />

Geisterhand, setzen sich die Lamas wieder<br />

in Marsch. Warum, weiß kein Mensch. Außer<br />

Brehm:<br />

»Sie erfordern eine außerordentlich sanfte<br />

Behandlung und sind dann sehr leicht zu lenken;<br />

geht man aber roh und unfreundlich mit ihnen<br />

um, so sind sie störrisch, boshaft und geradezu<br />

unbrauchbar. Das Lama ist so recht eigentlich für<br />

den Indianer geschaffen und seine unglaubliche<br />

Geduld und Theilnahmslosigkeit hat ihm die<br />

einzig richtige Behandlungsweise dieses so eigensinnigen<br />

Thieres eingegeben.«<br />

Geduldig wie Hochland-Indianer<br />

Nach einigen, notgedrungen sehr gemächlich<br />

zurückgelegten Höhenmetern öffnet<br />

sich die Landschaft. Der Blick schweift über<br />

die Graubündner Berge, sanft ansteigende<br />

Almwiesen bestimmen die Szenerie. Es ist<br />

schwül geworden, und nach einem kurzen<br />

Waldstück erreicht die Karawane das erste<br />

Etappenziel: eine nach Osten geöffnete<br />

Hochebene. Hier wird das Nachtlager aufgeschlagen.<br />

Kaum ist das große Tipi aufgerichtet<br />

und abgespannt, grollen in der Ferne die<br />

ersten Donnerschläge. Die Lamas werden an<br />

Erdanker gebunden und so in einer geschützten<br />

Senke fixiert. Keine Sekunde zu früh.<br />

Blitze entladen sich im Minutentakt, der Regen<br />

wird von Windböen an die Zeltwand gepresst.<br />

Im Inneren vertreiben sich die Kinder<br />

die Zeit mit Ballspielen, die Erwachsenen lassen<br />

den ersten Tag mit Tier Revue passieren.<br />

»Nichts sieht schöner aus als ein Zug dieser<br />

Thiere, wenn sie mit ihrer etwa einen Centner<br />

schweren Ladung auf dem Rücken, eines hinter<br />

dem andern in der größten Ordnung einherschreiten,<br />

angeführt von dem Leitthiere, welches<br />

mit einem geschmackvoll verzierten Halfter,<br />

einem Glöckchen und einer Fahne auf dem<br />

Kopfe geschmückt ist.«<br />

Einen ähnlichen, vielleicht nicht ganz so festlichen<br />

Anblick mag die Karawane am nächsten<br />

Morgen abgegeben haben. Die innere<br />

Reise, von der die Rede war, hat bei Teilen<br />

der Gruppe mit dem Vorsatz begonnen, sich<br />

dem Tier gegenüber fortan geduldig wie ein<br />

Hochland-Indianer zu geben. Sanft zu sein,<br />

wenn das Lama stehen bleiben möchte. Das<br />

stolze Wesen zu respektieren. Das gelingt bedingt.<br />

Edi ist heute das Müll-Lama und muss<br />

den Unrat tragen. Er scheint das zu spüren,<br />

denn sein stolzes Wesen ist von Widerborstigkeit<br />

bestimmt. Alle Versuche, Edi mit der<br />

»unglaublichen Geduld und Theilnahmslosigkeit«<br />

des Indianers zu begegnen, scheitern<br />

an der unglaublichen Ungeduld des Europäers.<br />

Und Letzterer wiederum scheitert an der<br />

stoischen Ruhe des Andentiers, das es mit<br />

seinem Selbstverständnis weder in Einklang


ingen kann, den Müll zu tragen noch zu<br />

akzeptieren, dass ein Gringo am Zaumzeug<br />

reißt und schimpft. So wird man sich bald<br />

seiner Grenzen bewusst, ohne sie dadurch allerdings<br />

erweitern zu können. Doch ist nicht<br />

das Wissen um die eigene Beschränktheit der<br />

erste Schritt zu ihrer Überwindung? Nein,<br />

denn echte Einsicht muss von innen kommen.<br />

Der Handlungsspielraum im Umgang<br />

mit Lamas wird hingegen weit stärker von<br />

einem externen Faktor limitiert:<br />

»Lamas bedienen sich eines eigenthümlichen<br />

Vertheidigungsmittels, lassen den Gegner dicht an<br />

sich herankommen, legen die Ohren zurück,<br />

nehmen einen sehr ärgerlichen Ausdruck an<br />

und spucken ihm plötzlich mit Heftigkeit ihren<br />

Speichel und die gerade im Munde befindlichen<br />

oder ausdrücklich zu diesem Behufe heraufgewürgten<br />

Kräuter ins Gesicht.«<br />

Wer mag angesichts dieser Aussicht schon<br />

vehement am Zügel zerren? Mit Erstaunen<br />

stellt man fest, dass es Kindern mühelos gelingt,<br />

die Nachkommen der Wüstenschiffe<br />

durchs Gebirge zu lenken. Nadja, die sich<br />

mit Ratschlägen sehr zurückgehalten hat,<br />

schmunzelt. »Kinder und Lamas sind sehr<br />

ähnlich. Beide spüren, wenn du es gut mit<br />

ihnen meinst.« Die Leichtigkeit, mit der die<br />

Kinder die Tiere führen, belegt ihre Worte.<br />

»Was wir Erwachsene wieder lernen müssen,<br />

ist innere Ruhe«, sagt Nadja. Loslassen,<br />

im Wortsinne. Wen interessiert schon,<br />

ob wir schnell oder langsam zum Ziel der<br />

Etappe kommen? Oder ob wir hier oder<br />

dort campieren? Haben wir dank der Lamas<br />

nicht alles dabei, was wir in der Natur brauchen?<br />

»Der Weg ist das Ziel«, sagt Nadja.<br />

Eine einfache, aber allzu leicht übersehene<br />

Wahrheit, die sich beim Lama-Trekking<br />

sehr nachdrücklich in Erinnerung bringt. ◀<br />

KOMPAKT<br />

Mit Lamas durch die Graubündner Bergwelt<br />

Anreise nach Surrein: Mit dem Auto über<br />

Lindau, Feldkirch und Vaduz weiter in Richtung<br />

Chur. Von Chur aus in Richtung Disentis halten<br />

und über Flims und Laax weiter bis Rabius.<br />

Etwa in der Mitte des Dorfes Rabius die<br />

Abzweigung nach links in Richtung Surrein<br />

nehmen. Im Dorf selbst an der Kirche vorbei<br />

und weiter etwa einen Kilometer in Richtung<br />

Westen durch das Dorf. Dann steht auf der linken<br />

Straßenseite der Biobauernhof von Nadja<br />

und David mit Hoftafel (Lamaventura).<br />

Mit der Bahn bis nach Chur fahren. Dort in die<br />

herrlich sehenswerte Rhätische Bahn (RhB)<br />

steigen. Die Strecke führt entlang des Rheins<br />

ins Obere Rheintal. Bahnlinie Chur – Disentis,<br />

am Bahnhof Surrein/Rabius oder Sumvitg/<br />

Cumpadials aussteigen. Es besteht die Möglichkeit,<br />

sich am Bahnhof abholen zu lassen.<br />

Charakter der Tour: Einfache Wanderung<br />

auf breiten Waldwegen und angenehmen Steigen.<br />

Absolut geeignet für Familien mit Kindern<br />

Route: Der Ausgangspunkt der Tour liegt<br />

wenige Kilometer außerhalb von Reits, mit<br />

dem Auto und den Lamas im Anhänger geht<br />

es bis zum Abzweig Richtung Laus/Lag da<br />

Laus (1438 m). Zunächst wandert man auf<br />

einem breiten Waldweg sanft bergauf bis zum<br />

Lag da Laus (1614 m), dann weiter auf nun<br />

schmaleren, aber unschweren Steigen weiter<br />

Richtung Con (1684 m). Das erste Nachtlager<br />

(Lamaventura hat eine Sondergenehmigung!)<br />

liegt auf der Hochebene Pouz (1835 m). Von<br />

dort geht es am 2. Tag weiter Richtung Naustgel<br />

Dadens bzw. zur Alpe (1969 m).Über den<br />

Drausboden führt der Weg ins Val Vallesa, an<br />

einem Gebirgsbach liegt das zweite Lager. Am<br />

3. Tag stets sanft bergab auf guten Waldwegen<br />

zurück nach Tenigerbad (1305 m). Von dort<br />

geht es mit dem Auto zurück nach Reits<br />

Informationen: »Lamaventura«, Nadja und<br />

David Deplazes, Reits 311, CH-7173 Surrein,<br />

Tel. 00 41/79/2 20 44 35,<br />

info@lamaventura.ch, www.lamaventura.ch<br />

Karten: Kompass Wanderkarten, WK 123<br />

»Flims – Surselva – Valser Tal«; sehr empfehlenswerter<br />

Weblink: map.geo.admin.ch/


AUF TOUR<br />

SERIE: Geheimnisvolle Alpen<br />

Teil 4: Das Salz der Kelten – Schatzgrube Dürrnberg in Hallein<br />

Familien-TIPP<br />

Herrscher über<br />

das weiße Gold<br />

Lichtspiele im Berginneren:<br />

Ein Boot bringt Besucher des<br />

Salzbergwerks Berchtesgaden<br />

über den illuminierten Salzsee.<br />

Salz war einst so begehrt, dass die Kelten es gegen Gold, Silber, Kupfer<br />

und Zinn tauschten. Im Dürrnberg in der Nähe der heutigen Stadt<br />

Hallein betrieben sie Stollen und bauten das Steinsalz in großem Stil ab.<br />

Ein rekonstruiertes Keltendorf zeugt vom damaligen Reichtum.<br />

Von Isabel Meixner<br />

74 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


Fotos: Südsalz GmbH, TVB Hallein/Bad Dürrnberg,<br />

Berchtesgadener Land Tourismus GmbH<br />

INFO<br />

Das Reich<br />

der »Salzleute«<br />

Anders als auf dem Dürrnberg musste<br />

das Salz in Bad Reichenhall nicht bergmännisch<br />

abgebaut werden. In einem<br />

Soletümpel trat es offen zutage. Das lockte<br />

schon früh die Menschen an, was der<br />

Fund eines vom Salz imprägnierten bronzenen<br />

Rand leistenbeils am Fuß des Gruttensteins<br />

belegt. Überregionale Bedeutung<br />

gewann das Reichenhaller Salz jedoch erst<br />

mit dem Nachlassen der Dürrnberger Produktion<br />

in der späten Keltenzeit. Offenbar<br />

zog ein Großteil der keltischen Salzarbeiter<br />

vom Stamm der Alaunen nach Westen<br />

um, was das Ent stehen einer Siedlung am<br />

Schnittpunkt zweier Fernhandelsrouten<br />

bei Karlstein erklären würde. Dort wurden<br />

auch keltische Münzen geprägt. Möglicherweise<br />

war die Siedlung im 1. Jahrhundert<br />

v. Chr. sogar der Hauptort der Alaunen,<br />

in deren Namen das alte Wort »Hal« für Salz<br />

zu entdecken ist.<br />

Die Alaunen galten also in der Antike ihren<br />

Nachbarn als »Salzleute«. Der Name des<br />

Reichenhaller Ortsteils Nonn hat kel tische<br />

Wurzeln. In der dortigen Kirche kann einer<br />

jener geheimnisvollen vor- und früh geschichtlichen<br />

Schalensteine besichtigt werden,<br />

deren Bedeutung bis heute ungeklärt ist.<br />

Im Keltendorf am Dürrnberg können Besucher erkunden, wie die Bergleute früher lebten.<br />

Was muss das für ein Schock<br />

gewesen sein für die Einheimischen<br />

im Jahr 1573. Mitten<br />

im Dürrnberg – 630 Schuh<br />

tief, um genau zu sein – fanden Bergarbeiter<br />

im Salz die Leiche eines Mannes, »mit<br />

Fleisch, Bein, Haar, Bart und Kleidung, (…)<br />

am Fleisch gelb geselcht«, wie der Chronist<br />

Franz Dückhers von Haßlau zu Urstein und<br />

Winkel festhielt – und ohne Anzeichen<br />

von Verwesung. Ein Heide, ein Verdammter?<br />

»Wie einen Stockfisch« habe man die<br />

Leiche aus dem Stein herausgehauen, bei<br />

der Kirche im Ort niedergelegt und bestattet,<br />

als sie nach Wochen »endlich aber angefangen<br />

hat zu faulen«, tief in der Erde, um<br />

dem Spuk ein Ende zu bereiten. Es sollte<br />

nicht der einzige Schreckensfund bleiben<br />

für die einheimische Bevölkerung: Knapp<br />

ein halbes Jahrhundert später, im Jahr<br />

1616, fanden Bergleute erneut einen zweiten<br />

im Salz konservierten Mann.<br />

Bilder und genaue Beschreibungen von den<br />

beiden Bergmannsleichen sind nicht überliefert,<br />

doch es lässt sich vermuten, dass es<br />

sich bei den Männern um Kelten gehandelt<br />

hat. Denn für die Kelten war der Dürrnberg<br />

bis ins 2. Jahrhundert vor Christus einer<br />

der Hauptorte, in denen sie Salz gewannen<br />

und damit Handel bis in den östlichen Mittelmeerraum,<br />

nach Nord- und Süditalien,<br />

nach Slowenien und in den west- und südwestdeutschen<br />

Raum betrieben.<br />

Praktisches Haltbarkeitsmittel<br />

Die Kelten waren allerdings nicht die ersten,<br />

die das Salz am Dürrnberg nutzten:<br />

Bereits vor 4000 Jahren gewannen Menschen<br />

in der Jungsteinzeit bis in die frühe<br />

Bronzezeit das »weiße Gold«, indem sie es<br />

mit Wasser aus dem Stein herauslösten und<br />

anschließend die Sole zum Verdunsten und<br />

Versieden brachten. Doch erst die Kelten<br />

bauten von der jüngeren Hallstattzeit (600<br />

v. Chr.) an das Steinsalz in großem Maße ab<br />

und belieferten damit weite Teile Mitteleuropas.<br />

Salz war zu dieser Zeit besonders gefragt,<br />

um Fleisch länger haltbar zu machen.<br />

Am Dürrnberg fanden die Kelten topographisch<br />

beste Voraussetzungen, um nicht<br />

nur den Bergbau vorantreiben, sondern<br />

auch Siedlungen und Gräberfelder anlegen<br />

zu können. Wie die Arbeit und das Leben<br />

der Kelten aussahen, davon können sich Besucher<br />

des rekonstruierten Keltendorfs am<br />

Dürrnberg ein Bild machen: In Hütten kann<br />

man verschiedene Lebensbereiche der Kelten<br />

nachempfinden, ein Salinemitarbeiter<br />

berichtet in der Solestube über die Anfänge<br />

des Salzabbaus am Dürrnberg, und ein<br />

prähistorischer Stollen lässt die Besucher<br />

eine Reise in die Vergangenheit machen:<br />

in jene Zeit, in der der Dürrnberg die Salzmetropole<br />

der Kelten wurde und vom<br />

Transport in ausgehöhlten Baumstämmen:<br />

auf dem Soleleitungsweg in Berchtesgaden<br />

11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 75


Konkurrenz im Handel mit<br />

dem weißen Gold: die Alte<br />

Saline in Bad Reichenhall<br />

Rund um Bad Dürrnberg<br />

finden sich viele Keltengräber<br />

– mit Beigaben.<br />

6. Jahrhundert an sogar Hallstatt den Rang<br />

ablief – weil der Ort nahe der schiff baren<br />

Salzach und somit an den Handelswegen<br />

Richtung Norden und Süden lag, und weil<br />

der großflächige Salzabbau in Hallstatt wegen<br />

Murenabgängen, Wassereinbrüchen<br />

und einem Bergsturz ohnehin Rückschläge<br />

erlitten hatte.<br />

Abbau in fünf Revieren<br />

Die Kelten trieben Stollen in den Dürrnberg<br />

und ließen in fünf Revieren gleichzeitig arbeiten.<br />

Wo sie auf Steinsalz stießen, erweiterten<br />

sie die Stollen zu Abbaukammern<br />

mit bis zu 200 Meter Länge und 30 Meter<br />

Breite. Für die Salzgewinnung wurde ein<br />

immenser Aufwand betrieben: Pro Revier<br />

arbeiteten etwa ein Dutzend Menschen –<br />

Hauer, Förderer und Beleuchter. Häufig<br />

mussten auch Kinder mithelfen, die die Arbeiter<br />

mit Nahrung und Geräten versorgten<br />

oder die Leuchtspäne auswechselten.<br />

Das begehrte Salz tauschten die Kelten gegen<br />

Gold, Silber, Kupfer und Zinn, später<br />

gegen Bernstein, Glas, Hölzer, Felle, Stoffe<br />

und Nahrungsmittel. Vieles fand sich in den<br />

Grabstätten, die die Forscher am Dürrnberg<br />

KOMPAKT<br />

Kelten und die Salzkultur<br />

Anreise: Über die Autobahn<br />

München-Salzburg nach Bad<br />

Reichenhall und Berchtesgaden.<br />

Auf der A 10 (Tauernautobahn)<br />

in Österreich bis Hallein<br />

und zum Dürrnberg<br />

Ausgangspunkte: Hallein,<br />

Ramsau und Bad Reichenhall<br />

Karten: Kompass Wanderkarten<br />

1:50 000, Nr. 794<br />

»Berchtesgadener Land« und<br />

Wo die Kelten<br />

auf Steinsalz stießen,<br />

erweiterten sie<br />

die Stollen zu Abbaukammern<br />

mit bis<br />

zu 200 Meter Länge<br />

und 30 Meter Breite.<br />

Die Landesgrenze teilt einen Stollen in einen<br />

deutschen und einen österreichischen Teil.<br />

Nr. 15 »Tennengebirge, Hochkönig,<br />

Hallein«; Österreichische<br />

Karten 1:25 000, Nr. 3210<br />

West »Hallein« und Nr. 3209<br />

Ost »Bad Reichenhall«<br />

Wanderführer: Digitaler,<br />

interaktiver Hallein-Tour-<br />

Guide »Kelten-Salz-Kultur«<br />

für iPhone (Download<br />

unter www.hallein.com)<br />

Informationen: Keltenmuseum<br />

Hallein, Pfl egerplatz 5,<br />

A-5400 Hallein, www.keltenmuseum.at,<br />

Tel. 00 43/62 45/<br />

80 78 3. Berchtesgadener<br />

Land Tourismus GmbH, Bahnhofplatz<br />

4, 83471 Berchtesgaden,<br />

Tel. 0 86 52/65 65 03 0,<br />

www.berchtesgadener-land.com;<br />

Tourist-Info Bad Reichenhall,<br />

www.bad-reichenhall.de,<br />

Tel. 0 86 51/60 60<br />

aufgefunden haben. In den Gräberfeldern<br />

am Eislfeld, wo sich die ältesten Kelten-<br />

Gräber befinden, und am Simonbauerfeld<br />

sowie in den Fürstengräbern am Moserstein<br />

zwei Kilometer südlich von Hallein kamen<br />

Schmuckstücke wie Ringe, Fibeln und Gürtelhaken<br />

aus Gold und Bronze zum Vorschein,<br />

Prunkdolche, ein Bronzehelm mit<br />

Koralleneinlagen, zweirädrige Streitwägen,<br />

sowie bronzene Gefäße. Wie ein solches<br />

Fürstengrab im Inneren aussah, wird ebenfalls<br />

im Keltendorf am Dürrnberg gezeigt.<br />

Die Fürsten wurden auf Streitwagen bestattet<br />

und mit Dolchen, Schmuck und Wegzehrung<br />

für die Reise ins Jenseits ausgestattet.<br />

Geplünderte Gräber<br />

Kein Wunder, dass der Reichtum in den Gräbern<br />

im Laufe der Jahrhunderte Grabräuber<br />

auf den Plan rief, die vor allem Gegenstände<br />

aus Bronze und Edelmetall an Kunsthändler<br />

weiterverkauften. Der Verbleib vieler Funde<br />

ist bis heute ungeklärt. Andere sind dagegen<br />

heute im Keltenmuseum Hallein zu sehen,<br />

darunter eine 2500 Jahre alte, 46 Zentimeter<br />

hohe Schnabelkanne aus Bronze, die zu<br />

den berühmtesten österreichischen Bodenfunden<br />

zählt. Sie ist 1932 in einem der Fürstengrabhügel<br />

unterhalb der Hexenwand am<br />

Moserstein gefunden worden, einem Grab,<br />

das zuvor bereits geplündert worden war.<br />

Auf dem Henkel der Kanne sitzt ein echsenartiges<br />

Ungeheuer, das seinen Kopf auf<br />

den eines Menschen legt. Der Griff endet am<br />

bauchigen Gefäßkörper mit dem Antlitz eines<br />

Menschen mit Mandelaugen.<br />

Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Salzabbau<br />

in Hallein immer aufwendiger. In der<br />

jüngeren Eisenzeit stellten die Kelten deshalb<br />

auf Soleversiedung um, denn das Salz<br />

kam am Dürrnberg nicht in Reinform vor. Es<br />

war vielmehr vermischt mit Ton und Anhydrit.<br />

Das Versiedungsverfahren ermöglichte<br />

Fotos: Bad Reichenhall, TVB Hallein/Bad Dürrnberg (2), Salzwelten Hallein, Salzheilstollen Berchtesgaden<br />

76 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


TOUREN<br />

Die schönsten Wege zum Salz<br />

Bergbau, Soleleitungen, Burgruinen – wir haben drei Touren<br />

für Sie ausgewählt, die auch Kindern Spaß machen.<br />

es den Kelten, das reine Salz aus dem Gestein<br />

herauszulösen und damit auch Vorkommen<br />

abzubauen, bei denen sich der herkömmliche<br />

Salzabbau nicht gelohnt hatte.<br />

Konkurrenz aus Reichenhall<br />

Es war diese Technik, die den Kelten noch<br />

längere Zeit ermöglichte, Salz gewinnbringend<br />

zu fördern – es war dieselbe Technik,<br />

deretwegen Hallein seine Vorrangstellung<br />

im Salzhandel später einbüßte. Mit Hilfe<br />

von Soleversiedung wurde nämlich auch<br />

im heutigen Bad Reichenhall Salz gewonnen<br />

– und das in noch größeren Mengen<br />

als in Hallein. Vom 2. Jahrhundert vor<br />

Christus an verlor der Dürrnberg deshalb<br />

an Bedeutung. Im 30 Kilometer entfernten<br />

Bad Reichenhall dagegen prosperierte der<br />

Handel, am Karlstein wuchs eine keltische<br />

Siedlung heran, dort, wo sich zwei Handelsstraßen<br />

kreuzten. Die Bewohner sollten die<br />

nächsten Herrscher über das Salz werden. ◀<br />

IM JANUAR-HEFT: Teil 5: Alte Kulte im christlichen<br />

Gewand – Durchschlüpf-Steine am Wolfgangsee<br />

1 Mit dem Keltenblitz ins Tal<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

500 Hm 500 Hm<br />

Charakter: Leichte Bergwanderung auf<br />

den Dürrnberg. Abfahrt mit der längsten<br />

Sommerrodelbahn Salzburgs möglich,<br />

was gerade Kindern Spaß macht.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Mehltheuer<br />

(zu erreichen über Hallein, Landesstraße<br />

nach Bad Dürrnberg, Richtung Klinik)<br />

Route: Gegenüber dem Infopunkt Mehltheuer<br />

zweigt die Rumpelgasse nach<br />

Westen ab. Auf schmaler, steiler Asphaltstraße<br />

zum Grenzübergang Gmerk. 100<br />

Meter nach der Grenze auf bayerischer<br />

Seite links auf dem Wasserleitungsweg<br />

über Bergwiese und durch Wald Richtung<br />

Süden. Dann ab Rossfeldstraße links<br />

steil bergauf. Nach 20 Minuten ist links<br />

der Alpinsteig Zinkenkogel erreicht. 45<br />

Minuten steil zum Gipfelkreuz (1337 m).<br />

Wer Lust hat, kann mit der Sommerrodelbahn<br />

Keltenblitz vom Zinkenkogel<br />

abfahren.<br />

Einkehr: Bergrestaurant Zinkenstüberl,<br />

Weißenwäschweg 19a, A-5400 Hallein,<br />

Tel. 00 43/65 07/41 51 95,<br />

www.zinkenstueberl.at<br />

2 Zur Ruine Karlstein<br />

▶ leicht 1½ Std.<br />

100 Hm 100 Hm<br />

Charakter: Leichte Wanderung an<br />

sagenumwobenen Orten bei Bad<br />

Reichenhall; auch für kleinere Kinder<br />

sehr gut geeignet (Burg!)<br />

Ausgangspunkt: Parkplätze am Thumsee<br />

Einkehr: Thumseebad mit Cafeteria,<br />

Tel. 0 86 51/6 56 36<br />

Route: Gegenüber vom Seerosenteich<br />

den Hang aufwärts. Zunächst parallel<br />

zur Thumseestraße, dann durch ein<br />

Waldstück. Nach den Bauernhöfen auf<br />

der Straße rund 200 Meter bergab,<br />

dann rechts in den Wald hinein. In Ser -<br />

pentinen am Felsen vorbei zur Burg ruine<br />

Karlstein (550 m)<br />

3 Am Soleleitungsweg<br />

bei Ramsau<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

500 Hm 500 Hm<br />

Charakter: Leichte Höhenwanderung<br />

entlang der historischen Soleleitung<br />

mit weitem Ausblick; für Kinder gut ge -<br />

eignet. Vor knapp 200 Jahren für die<br />

Sole aus den Berchtesgadener Salzbergwerken<br />

gebaut, gilt der Weg heute als<br />

schönster Höhenwanderweg der Region.<br />

Ausgangspunkt: Oberwirt in Ramsau<br />

bei Berchtesgaden<br />

Einkehr: Mehrere Gasthäuser unterwegs<br />

Route: Vorbei an der Wallfahrtskirche<br />

Maria Kunterweg zur Hindenburglinde.<br />

Wenig später ist der Soleleitungsweg<br />

erreicht. Höchster Punkt: 950 m.<br />

Ziel ist Ilsank bei Bischofswiesen<br />

(Busverbindung zurück).<br />

Wo früher Männer schufteten, lassen sich heute<br />

Menschen mit Atemwegserkrankungen behandeln.<br />

Die Nähe zur Salzach machte den Dürrnberg zu einer Handelsmetropole.<br />

11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 77


AUF TOUR<br />

50 Jahre Europabrücke<br />

Fortschritt<br />

ohne Grenzen<br />

Ein halbes Jahrhundert lebt das Tiroler Wipptal<br />

nun mit der Brennerautobahn. Ihr Markenzeichen,<br />

die Europabrücke, steht symbolisch für den Fluch<br />

und den Segen, den der Verkehr ins Land bringt.<br />

Ein Besuch dies- und jenseits des Transitbereichs.<br />

Von Eugen E. Hüsler<br />

Am liebsten, sagt Andreas Gschwendt -<br />

ner, seien ihm die großen Staus.<br />

Die an den Wochenenden. Dann<br />

werde es mit einem Mal ganz<br />

still, und wenn der Föhn bläst<br />

oder eine steife Brise über die Nordkette<br />

des Karwendels heranfegt, stinkt es nicht<br />

einmal mehr. Der Lärm, dieses ständige<br />

auf- und abschwellende Rauschen, ist weg:<br />

erstickte Mobilität.<br />

78 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


Seit einem halben Jahrhundert<br />

rollt der Verkehr über die<br />

Europabrücke, Tag für Tag.<br />

Und die Serles schaut zu.<br />

Foto: Eugen E. Hüsler<br />

Andreas sitzt in seinem Haus oberhalb der<br />

Autobahn und schaut durchs Fenster auf<br />

das vierspurige Asphaltband. Darüber erhebt<br />

sich behäbig rund der Patscherkofel.<br />

Aufbruch ins Betonzeitalter<br />

»Da habe ich über vierzig Jahre gearbeitet«,<br />

sagt er, »bei der Seilbahn«. Als er seinen ersten<br />

Lohn abholte – 4800 Schilling waren<br />

in der Tüte – feierte Tirol gerade die Eröffnung<br />

der Europabrücke. Die Rede hielt der<br />

damalige Bundeskanzler Alfons Gorbach.<br />

Er sprach von Auf bruch, vom Beginn eines<br />

neuen Zeitalters. Das begann in Tirol tatsächlich:<br />

mit dem Sieg des Betons über die<br />

Natur. Die Kinder staunten über die Lastwagen,<br />

die anfangs nicht allzu häufig vorbeifuhren.<br />

Rund 20 000 Laster passierten 1959<br />

die Grenze zu Italien – im Jahr. Der Bau der<br />

Brenner-Autobahn begann dann auch,<br />

INFO<br />

Die Europabrücke<br />

Bauzeit: 1959–1963<br />

Länge: 820 m<br />

Höhe: 192 m<br />

Breite: 24,6 m<br />

Konstruktion: Hohlkastenbrücke<br />

Größte Spannweite zwischen Pfeilern:<br />

198 m<br />

Verbauter Beton: 70 000 Kubikmeter<br />

Verbauter Armierungsstahl: 1400 Tonnen<br />

Tägliche Maximalfrequenz: 80 000<br />

Fahrzeuge<br />

11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 79


Der Verkehr kennt keine Nachtruhe,<br />

schon gar nicht am Brenner.<br />

Elegant geschwungen: die Brücke an der Mündung des Obernberger Tals<br />

Betonbogen: die Brücke bei Gossensaß<br />

weil man diesen Schwerverkehr den Wipptalern<br />

nicht länger zumuten wollte. Heute<br />

sind die Kinder von damals längst erwachsen,<br />

und über die Europabrücke fahren im<br />

Durchschnitt 70 000 Autos – täglich. Die<br />

Zukunft sieht für die Menschen eben ganz<br />

anders aus, als sie von den Sonntagsrednern<br />

des 17. November 1963 beschworen wurde.<br />

Das Wipptal versinkt in dem endlosen Verkehrsstrom,<br />

der über die Autobahn malmt,<br />

von Nord nach Süd und umgekehrt. Man<br />

fühlt sich überfahren, buchstäblich. Ein<br />

Dutzend Mal haben wütende Anwohner<br />

schon die Transitstrecke blockiert, den Verkehr<br />

aufgehalten – umsonst. Versprochen<br />

KOMPAKT<br />

Infos zum Wipptal<br />

Information: TVB-Zentrale Wipptal,<br />

A- 6150 Steinach; Tel. 00 43/52 72/<br />

62 70, www.wipptal.at<br />

Innsbruck Tourismus, Burggraben 3, A-6021<br />

Innbruck; Tel. 00 43/512/59 850,<br />

www.innsbruck.info<br />

Karte: Österreichische Karte (BEV), Blatt<br />

2229-Ost »Brenner«, Blatt 2229-West<br />

»Fulpmes«<br />

70 000 Autos fahren<br />

täglich über<br />

die Europabrücke.<br />

Dagegen hatte<br />

es die Schiene bislang<br />

schwer.<br />

wurde jeweils vieles, Politiker reden immer<br />

so, das weiß man längst in Steinach und<br />

Matrei, auch im Südtiroler Dorf Klausen<br />

und anderswo. Abhilfe schaffen soll jetzt<br />

der Brenner-Basistunnel. Doch der wird, behaupten<br />

Fachleute, nach seiner Eröffnung<br />

nicht einmal den Zuwachs des Güterverkehrs<br />

schlucken können.<br />

Vorrang hat immer der Verkehr<br />

Die Alpen als Hindernis, nicht als Lebensraum.<br />

Ein Haufen Gestein, dem man mit<br />

modernster Technik Herr zu werden versucht.<br />

Alles ist machbar, solange es dem<br />

Verkehr dient, so lautete das Credo in Brüssel,<br />

in Berlin und in Rom. Dagegen hatte es<br />

die Schiene bislang schwer. 50 Millionen<br />

Tonnen Fracht nahmen im Jahr 2008 ihren<br />

Weg über den Brenner, mehr als zwei<br />

Drittel davon wurden auf der Autobahn<br />

transportiert. Kein Wunder, dass zwischen<br />

Innsbruck und Bozen fast immer gebaut<br />

und repariert wird. Alle paar Jahre muss der<br />

Asphaltbelag erneuert werden, sind Brücken<br />

und Viadukte doch extremen Belastungen<br />

durch die 40-Tonner ausgesetzt. Zu<br />

dem Krach, den die Boliden verursachen,<br />

kommt dann auch noch der Baulärm. Das<br />

Leben an der großen Transitachse ist keine<br />

Idylle, und gesund schon gar nicht. Andreas<br />

Gschwendtner weiß es.<br />

Das Wipptal – ein geopfertes Tal?<br />

Die Leute im Wipptal, alle wissen sie es. Sie<br />

wissen auch, dass sie zu Bewohnern einer<br />

»Vorbeifahr-Region« geworden sind. Wäre<br />

der Brennerpass nicht, der bequemste aller<br />

Alpenübergänge, würde man die Gegend<br />

als idyllisch bis hochalpin anpreisen. Von<br />

Bergesruh’ wäre in den Prospekten die Rede,<br />

Matrei könnte den sanften Tourismus<br />

proben. Und die kleinen Dörfer an der Sill<br />

wären Urlaubsziel, nicht nur vorbeihuschendes<br />

Sekundenbild am Weg dorthin.<br />

Das Wipptal, ein verlorenes Tiroler Tal,<br />

dem Verkehr, dem Wohlstand geopfert?<br />

Nein, da sind die Berge zu groß, die Tä-<br />

Fotos: Picture Alliance / Rolf Kosecki, Eugen E. Hüsler (4)<br />

80 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


TOUREN<br />

Sechs Touren vor dem Tor zum Süden<br />

Panoramawege mit Zirben, Klettersteige mit Tiefblick und ein Paradeberg mit Paradeaussicht:<br />

Das Wipptal lädt zu vielfältigen Bergtouren verschiedenster Disziplinen ein.<br />

Eins haben alle gemeinsam: Die Anfahrt führt über Straßen mit Weltruf.<br />

1 Patscherkofel – »Zirbenweg«<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

100 Hm 1000 Hm<br />

Charakter: Nomen est omen! Von<br />

der Bergstation der Patscherkofel-<br />

Seilbahn führt der »Zirbenweg« zum<br />

Alpengasthof Boscheben, wo der<br />

Abstieg durch das malerische Viggartal<br />

beginnt: viel Aussicht bei wenig<br />

Anstrengung. Und natürlich: herrliche<br />

Zirbenbestände an der Nordfl anke<br />

des Patscherkofels. Sehr lohnend ist<br />

auch die Höhen runde um den<br />

Patscherkofelgipfel auf markierten<br />

Wegen, 1¾ Std.<br />

Ausgangspunkt: Bergstation der<br />

Patscherkofelbahn (1964 m)<br />

Einkehr: Alpengasthof Boscheben,<br />

Meißnerhaus<br />

Route: Seilbahnstation – Gh.<br />

Boscheben (2035 m) – Meißnerhaus<br />

(1707 m) – Viggartal – Mühltal<br />

(1039 m; Linienbus nach Igls)<br />

2 Serles (2718 m)<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

1080 Hm 1080 Hm<br />

Charakter: Der Paradeberg des<br />

Wipptals ist natürlich ein beliebtes<br />

Gipfelziel, gut drei Stunden vom Wallfahrtsort<br />

Maria Waldrast. Markierter<br />

Weg, gleich oberhalb des Serlesjöchls<br />

kurze Leiter, zum Gipfel hin Geröll und<br />

leichte Felsstufen. Großes Panorama!<br />

Ausgangspunkt: Maria Waldrast<br />

(1638 m), Anfahrt von Matrei über<br />

mautpfl ichtige Straße.<br />

Einkehr: Maria Waldrast<br />

Route: Maria Waldrast – Serlesjöchl<br />

(2384 m) – Serles<br />

3 Naviser Almenrunde<br />

▶ leicht 4 Std.<br />

600 Hm 600 Hm<br />

Charakter: Das innerste Naviser Tal<br />

ist ein weitläufi ges Almgebiet – ideal<br />

für eher gemütliche Wanderungen.<br />

Wer nicht nur zu den Gipfeln, sondern<br />

auch mal gerne auf den Teller<br />

(oder ins Glas) guckt, ist hier richtig:<br />

Vier Einkehren stehen zur Wahl. Prost!<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Schranzgatter<br />

(1415 m)<br />

Einkehr: Peeralm, Klammalm, Stöcklalm,<br />

Naviser Hütte<br />

Route: Parkplatz – Peeralm (1663 m)<br />

– Klammalm (1947 m) – Poltenalm<br />

(1880 m) – Stöcklalm (1882 m) –<br />

Naviser Hütte (1767 m) – Parkplatz<br />

4 Peter-Kofler-Klettersteig<br />

▶ K3 2½ Std.<br />

300 Hm 300 Hm<br />

Charakter: Absoluter Genussklettersteig<br />

in der schroffen Staffl acher<br />

Wand über St. Jodok mit einigen<br />

originellen Passagen und packenden<br />

Tiefblicken. Gut geeignet auch<br />

für Einsteiger, die hier Maß nehmen<br />

können für anspruchsvollere Ziele<br />

in den Stubaier Alpen.<br />

Ausgangspunkt: St. Jodok am<br />

Brenner (1129 m)<br />

Einkehr: in St. Jodok<br />

Route: St. Jodok – Einstieg (1180 m)<br />

– Peter-Kofl er-Klettersteig –<br />

Ausstieg (1440 m)<br />

– St. Jodok<br />

5 Padauner Kogel (2066 m)<br />

▶ mittel 3 Std.<br />

520 Hm 520 Hm<br />

Charakter: Kurze Gipfelrunde, gut<br />

markiert; im Auf- und Abstieg längere<br />

sehr steile Passagen. Vom Gipfel<br />

großes Panorama und Tiefblick<br />

auf den Brennerpass. Bei Nässe<br />

eine abschnittweise unangenehme<br />

Rutschpartie; die Wege sollten auf<br />

jeden Fall trocken sein!<br />

Ausgangspunkt: Larcherhof<br />

(1565 m) im Weiler Padaun<br />

Einkehr: Gasthof Steckholzer<br />

(1570 m) in Padaun<br />

Route: Larcherhof – Meinrads Köpfl<br />

– Padauner Kogel –<br />

Gh. Steckholzer –<br />

Larcherhof<br />

Tourenkarte 10<br />

Heftmitte<br />

Tourenkarte 9<br />

Heftmitte<br />

6 Obernberger Tribulaun –<br />

Nördlicher Rosslauf (2881 m)<br />

▶ mittel 8¼ Std.<br />

1540 Hm 1540 Hm<br />

Charakter: Ausgedehnte Gipfel- und<br />

Kammüberschreitung im Naturschutzgebiet<br />

mit einigen kurzen Felspassagen<br />

(I+, eine Stelle gesichert),<br />

fantastische Aussicht,<br />

im Frühsommer üppige Flora. Top-<br />

Kondition im Aufstieg und Trittsicherheit<br />

im Abstieg unerlässlich!<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz beim<br />

Gh. Waldesruh (1439 m) im Obernberger<br />

Tal<br />

Einkehr: keine Hütte am Weg<br />

Route: Gh. Waldesruh – Obernberger<br />

Tribulaun (2780 m) – Nördlicher<br />

Rosslauf – Portjoch (2110 m) –<br />

Gh. Waldesruh<br />

Steil, aber gut gesichert: Der »Peter-Kofler-Klettersteig«<br />

Einfach zusammengesteckt: Die Holzzäune in und um Padaun<br />

11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 81


Der Passhöhe entgegen: die letzten Autobahnkilometer vor der Grenze zu Italien<br />

Vor dem »Steckholzerhof« sitzt es sich gut.<br />

ler zu tief, und so mancher Winkel ist einfach<br />

zu schön. Wie beispielsweise St. Jodok<br />

und sein Umland – nah der Transitachse<br />

und doch ganz anders. Fünfzig Quadratkilometer<br />

Bauernwelt bis hinauf zu Firn und<br />

Fels am Olperer und am Schrammacher.<br />

Bereits 1942 wurde das Valser Tal unter Naturschutz<br />

gestellt, seit ein paar Jahren sind<br />

zwei Drittel der Gemeindefläche als Natura-<br />

2000-Gebiet ausgewiesen. Im Gemeinderat<br />

hat die Alternative Vals–St. Jodok eine<br />

Mehrheit, sie stellt auch den Bürgermeister.<br />

So ist St. Jodok eines von mittlerweile<br />

landesweit zwanzig »<strong>Bergsteiger</strong>dörfern«<br />

des Österreichischen Alpenvereins, die sich<br />

Grenzstation, Einkaufsparadies und Wasserscheide<br />

von Inn und Eisack: der Brenner<br />

Naturschutz nahe<br />

der Transitachse:<br />

50 Quadratkilometer<br />

Bauernwelt hinauf<br />

zu Firn und Fels<br />

den Zielen der Alpenkonvention besonders<br />

verpflichtet fühlen.<br />

Bauernland jenseits des Standstreifens<br />

Gibt es also doch heile Bergwelt in Sichtweite<br />

der Brenner-Autobahn? Am Weg über<br />

den Padauner Kogel könnte man es glauben,<br />

trotz gelegentlicher Tiefblicke auf das Transitmonster.<br />

Der Weg vom Larcherhof herauf<br />

ist sausteil, am Südrücken des Berges stelle<br />

ich fest, dass hier gemäht worden ist, von<br />

Hand. Die Ernte saust dann am Drahtseil hinunter<br />

zum Hof. Bergmahd ist im Valser Tal<br />

noch recht verbreitet. Der Schnitt im Sommer<br />

verhindert, dass die Wiesen allmählich<br />

verbuschen. Wir tun uns an den Himbeeren<br />

und Heidelbeeren gütlich, die links und<br />

rechts des Weges wachsen. Am Gipfel lädt<br />

die »Knödelbank« zu einer Aussichtsrast.<br />

Steckholz und Knödel<br />

Mein Magen knurrt vernehmlich, aber ich<br />

verschiebe den Gedanken an deftige Speckknödel<br />

auf später. Drunten in Padaun wartet<br />

nämlich der »Steckholzer«. Ein eigenartiger<br />

Name für ein Gasthaus, – was es<br />

damit auf sich hat, erklärt uns Martina: »Ihr<br />

habt die Zäune am Weg zu uns gesehen?<br />

Die bestehen aus Holz und sind einfach<br />

zusammengesteckt, ohne Draht und Nagel.<br />

Bei und in Padaun gibt’s fast drei Kilometer<br />

davon – Tiroler Rekord!«<br />

Sie lacht, und uns ist jetzt klar, wie der<br />

Hof – der übrigens seit 1313 urkundlich<br />

nachgewiesen ist – zu seinem Namen kam.<br />

Der Speckknödel in der Brühe schmeckt,<br />

das Zillertaler Bier aus der Nachbarschaft<br />

auch. Schon ein ungewöhnlicher Tiroler<br />

Bergwinkel, dieses Valser Tal. Dazu passt<br />

auch die Geschichte des Bergwerks an der<br />

Alpeiner Scharte, dem Übergang aus dem<br />

Valser Tal in den Zamser Grund. Im Zweiten<br />

Weltkrieg erbauten die Nazis dort eine<br />

Erzauf bereitungsanlage, die aber nie in Betrieb<br />

ging. Großbaustellen gab es im Wipptal<br />

also auch schon vor der Europabrücke.<br />

Wir fahren hinab ins Tal, hinaus nach St. Jodok.<br />

Da kommt gerade ein Zug aus dem 481<br />

Meter langen Jodoktunnel, bremst, hält an.<br />

»Knapp eine halbe Stunde bis Innsbruck,<br />

Fotos: Tirol Werbung / Bernhard Aichner, Eugen E. Hüsler (2), Udo Bernhart<br />

82 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


192 Meter misst die Brücke – genug für Bungeejumping<br />

mit der S-Bahn«, sage ich, mehr zu mir<br />

selbst. Ganz praktisch, eine gut ausgebaute<br />

Infrastruktur. Es muss ja nicht unbedingt<br />

eine Autobahn sein …<br />

Noch sind sie alle auf dem Asphaltband unterwegs,<br />

die Laster von Fercam und Arcese<br />

und Betz, die Surfer und die Alle-Jahre-fahren-wir-nach-Südtirol,<br />

die Jungen und die<br />

Alten. Schönberg-Mauthalt, Sterzing auch,<br />

und dann ein Espresso, weil endlich Süden<br />

ist, einchecken im Hotel oder auf dem Camping:<br />

Transit.<br />

Verwurzelt im Transitbereich<br />

Andreas Gschwendtner fährt nicht weg,<br />

nicht in diesem Sommer und nicht über<br />

den Brenner. Theresa, seine Frau, möchte<br />

schon, vielleicht in ein Bad in Deutschland,<br />

wegen ihrer Bronchien. Andreas will dafür<br />

wieder einmal auf die Serles steigen. Da war<br />

er als Bub, und dann noch ein paar Mal.<br />

Er möchte oben sitzen auf diesem Tiroler<br />

Hochthron und hinabschauen ins Tal, auf<br />

Innsbruck, ins Wipptal, auf sein Dorf, sein<br />

Haus, seine Heimat. Und nachdenken. Darüber,<br />

was sich alles verändert hat, seitdem<br />

er bei der Patscherkofelbahn seine Arbeit<br />

angetreten hat – und Herr Gorbach die<br />

schöne Rede zur Eröffnung der Europabrücke<br />

gehalten hat.<br />


REPORTAGE<br />

Klettern und Kunst:<br />

Lichtinstallation in Norwegens Eisfällen<br />

Illuminati<br />

Klirrendkalte Eiszapfen wie fließendes Wachs anmuten<br />

zu lassen, klingt nach Zauberei. Doch dem<br />

Beleuchtungsmeister David Hedinger gelingt eine<br />

solche Inszenierung. Auch Dank der Hilfe von<br />

Kletterprofis wie Dani Arnold und Stephan Siegrist.<br />

Von Beate Dreher (Text) und Thomas Senf (Bilder)<br />

84 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


Exklusive<br />

Hintergrund-<br />

Reportage zur<br />

Bildstrecke<br />

Seite 6<br />

David Hedinger dreht an den Reglern<br />

seines Mischpults. Erst<br />

leuchtet die Eisgrotte grün, dann<br />

pink, und schließlich erstrahlt<br />

sie wie eine gotische Kathedrale<br />

in warmem Kerzenlicht. Ob er sich dabei<br />

nicht ein bisschen wie ein Zauberer fühlte?<br />

»Klar! Schließlich erschaffe ich virtuelle<br />

Räume, die es eigentlich gar nicht gibt.<br />

Auf Knopfdruck ist der Zauber wieder verschwunden«,<br />

bestätigt der Schweizer Lichtmaler.<br />

In seinem Berufsalltag beleuchtet<br />

er am Theater in Luzern Opern-, Schauspiel-<br />

oder Ballettaufführungen, manchmal<br />

auch Hausfassaden. In der Regel ein<br />

angenehmer Arbeitsplatz, weder nass noch<br />

kalt. Ganz anders sein neues Wirkungsfeld:<br />

Eingepackt in eine dicke Daunenjacke steht<br />

Hedinger in einer verschneiten, von eingefrorenen<br />

Wasserfällen gesäumten Schlucht<br />

im norwegischen Hallingdal. Die Sonne ist<br />

längst untergegangen. Umso mystischer<br />

wirkt die Szenerie: Ein circa 30 Meter hoher<br />

Eisfall leuchtet abwechselnd in allen<br />

erdenklichen Farbschattierungen. Mittendrin<br />

in dieser unwirklichen Welt hangelt<br />

sich Eiskletterprofi Dani Arnold gekonnt an<br />

den fragilen Eisgebilden<br />

entlang. Er klettert dabei<br />

äußerst vorsichtig,<br />

denn das Eis ist spröde,<br />

und die formschönen<br />

Zapfen brechen leicht<br />

ab. Schon bevor er<br />

einsteigt, wird er vom Kameramann Joe<br />

Areddy und dem Fotografen Thomas Senf<br />

ermahnt, ja nicht die Kulisse zu zerstören.<br />

Die beiden haben ein hochgestecktes Ziel:<br />

faszinierende Eiskletter-Bilder wie aus einer<br />

anderen Welt, die man so noch nicht<br />

gesehen hat. Ein Kletterdurchlauf wird dafür<br />

nicht genügen, sondern noch einer und<br />

noch einer und noch einer…<br />

Stephan Siegrist<br />

am mit Fackeln<br />

beleuchteten Voringsfossen-Eisfall<br />

»Das Ziel ist hoch gesteckt: faszinierende<br />

Eiskletter-Bilder wie aus einer anderen Welt zu<br />

zeigen, die man so noch nicht gesehen hat.«<br />

Da soll ich hoch?<br />

Im Schein der Fackeln<br />

leuchtet der Eisfall<br />

wie Draculas Gruft.<br />

Fotokunst statt Extremsport<br />

Dani Arnold, Speedrekordhalter an der<br />

Eiger-Nordwand, war noch nie zum Eisklettern<br />

in Norwegen. Ihm haben es vor allem<br />

die technisch anspruchsvollen Mixedrouten<br />

in Schottland angetan. Und natürlich<br />

hat auch die heimische Schweiz im Winter<br />

einige Eisrouten nach seinem Geschmack<br />

zu bieten. Kurz vor der Reise nach Norwegen<br />

absolvierte der 29-jährige Urner einen<br />

regelrechten Eisklettermarathon an der<br />

Breitwangflue: In nur 13 Stunden reihte<br />

er mit »Flying Circus«, »Mach3« und »Crack<br />

Baby« drei der weltweit schwersten Eis- und<br />

Mixedkletterrouten aneinander. Hier in<br />

Norwegen beim Teamtrip der Mammut-<br />

Profiathleten stehen ausnahmsweise<br />

Bei Tageslicht checkt<br />

Aljaz Anderle die<br />

Möglichkeiten für die<br />

Lichtinstallation.<br />

11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 85


Keinen der formschönen<br />

Zapfen abbrechen,<br />

lautet die Vorgabe für<br />

Dani Arnold.<br />

86 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


mal nicht solche sportlichen Höchstleistungen<br />

im Vordergrund. Vielmehr geht<br />

es darum, die Vision außergewöhnlicher<br />

Film- und Fotoaufnahmen umzusetzen<br />

– und natürlich gemeinsam eine schöne<br />

Zeit zu erleben.<br />

Alle packen mit an<br />

Auch Stephan Siegrist, ebenfalls Mammut-<br />

Pro-Team-Athlet, ist mit von der Partie. Bislang<br />

kannte der Extremsportler nur die norwegischen<br />

Hotspots zum Basejumpen. Aber<br />

auch die riesigen Eisfälle begeistern ihn im<br />

Land der Fjorde. Wie alle anderen Profiathleten<br />

ist der Schweizer nicht hier, um eigene<br />

Kletterziele zu verwirklichen. Stattdessen<br />

packt er stundenlang beim Installieren der<br />

Scheinwerfer mit an, die mit Hilfe abenteuerlicher<br />

Seilkonstruktionen an unterschiedlichen<br />

Stellen im Eis platziert werden. Um<br />

den 100 Meter hohen, gefrorenen Wasserfall<br />

Tyssvikjo in der Nähe von Eidfjord, der zweiten<br />

Foto-Location, optimal auszuleuchten,<br />

muss die Position der Lampen unzählige<br />

Male leicht korrigiert werden. Insgesamt<br />

werden zwölf riesige LED-Strahler verbaut<br />

und über 500 Meter wasserdichte Generatoren-,<br />

Steuer- und Stromkabel verlegt. »In<br />

der Regel bin ich reibungslosere Shootings<br />

gewöhnt. So ein Aufwand ist auch für mich<br />

neu«, verrät Siegrist schmunzelnd.<br />

Hightech für perfekte Aufnahmen<br />

Neben Alpinfotograf Thomas Senf und Kameramann<br />

Joe Areddy sind bei den Eiskletter-Aufnahmen<br />

in Norwegen auch die beiden<br />

Schweizer Remo Masina und Raphael<br />

Schläppi mit ihrer Drohnenkamera für möglichst<br />

spektakuläre Bilder verantwortlich.<br />

Masina ist Elektroniker und lenkt die von<br />

mehreren Propellern angetriebene Drohne<br />

über eine Fernsteuerung. Schläppi, der Kameramann,<br />

bedient die ebenfalls ferngesteuerte<br />

Kamera und filmt. Schon auf den ersten<br />

Blick wird klar: Hier hat jemand Spaß bei<br />

der Arbeit. Ein wenig erinnert die Drohnenkamera<br />

an einen Spielzeughubschrauber.<br />

Schaut man genauer hin, zeigen die vielen<br />

Kabel und Schräubchen aber schnell, wie<br />

viel Technik in diesem Gerät steckt. Wie Beleuchter<br />

David Hedinger kämpfen auch die<br />

Drohnen-Jungs mit erschwerten Bedingungen:<br />

Die Dunkelheit und die weite Distanz<br />

zum Wasserfall erhöhen die Schwierigkeit,<br />

perfekte Aufnahmen zu erhalten. Remo<br />

steht am Rand der Schlucht und versucht,<br />

von oben möglichst nah an den Eisfall heranzufliegen.<br />

Dabei ist Vorsicht geboten,<br />

denn unten blasen Windwirbel, die das Gerät<br />

leicht beschädigen können. Und tatsächlich:<br />

Schon beim ersten Filmversuch stürzt<br />

die sensible Drohne beinahe<br />

ab. Grund ist ein<br />

defekter Propeller. Während<br />

ein Teil des Teams<br />

aus der Unterkunft in<br />

Eidfjord den Ersatzpropeller<br />

besorgt, hat der<br />

Rest Zwangspause. »Ein Liegestuhl wäre jetzt<br />

huorageil (schweizerisch für ›klasse/super‹)«,<br />

seufzt Christoph Schaub, der bei Mammut<br />

für die Betreuung der Athleten zuständig ist.<br />

Stumpf taugt nichts:<br />

Dani Arnold schleift<br />

sein Eisgerät nach.<br />

Stephan Siegrist<br />

und Ralf Weber am<br />

Skykkjedalsfossen<br />

»Der illuminierte Eisfall sieht wie ein riesiges<br />

Laserschwert aus. Irreal und geisterhaft.<br />

Passanten reiben sich ungläubig die Augen.«<br />

Mirjam Limmer, Dani Arnold, Ann-Aylin Sigg,<br />

Stephan Siegrist, Ralf Weber und David Fasel<br />

KOMPAKT<br />

Eisklettern rund<br />

um Eidfjord<br />

Das norwegische Eisklettermekka liegt<br />

am Fuße der Hardangervidda, der größten<br />

Hochebene Europas, und ist von der Stadt<br />

Bergen aus in circa drei Autostunden in<br />

östlicher Richtung zu erreichen. Die unzähligen,<br />

bis zu 500 Meter hohen Eisfälle bieten<br />

Kletterern noch genügend Möglichkeiten für<br />

Erstbegehungen. Eine Karte zum Gebiet gibt<br />

es z. B. von Turkart im Maßstab 1:50 000.<br />

Mehr Eindrücke unter iceclimbeidfjord.com<br />

Zum Leben erweckt<br />

Als es gegen sieben Uhr am Abend endlich<br />

losgeht und Dani Arnold im Licht der Stirnlampe<br />

die Steigeisen an seinen Schuhen<br />

befestigt, merkt man ihm an, wie viel Überwindung<br />

es ihn kostet, bei Kälte und Dunkelheit<br />

jetzt noch ins Eis zu gehen. Aber die<br />

Mühe aller Beteiligten macht sich bezahlt:<br />

Der illuminierte Eisfall sieht von weitem<br />

wie ein riesiges Laserschwert aus. Irreal<br />

und geisterhaft. Das leuchtende Spektakel<br />

bleibt nicht unentdeckt: An der Straße, die<br />

oberhalb der Schlucht entlang führt, fahren<br />

die Autos langsamer, manche bleiben sogar<br />

stehen. Die meisten reiben sich ungläubig<br />

die Augen: Sind sie doch wahr, die skandinavischen<br />

Sagen über die unbezwingbaren<br />

Eisriesen, die nachts zum Leben erwachen<br />

und den Bewohnern des Nordens einst das<br />

Fürchten lehrten?<br />

◀<br />

Wie in einem<br />

Science-Fiction-Film:<br />

Der Eisfall wird<br />

zum Laserschwert.<br />

11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 87


SERVICE<br />

Großer Ausrüstungsberater Winter 2013/14<br />

Der Winter<br />

kann kommen<br />

Foto: Klaus Kranebitter<br />

A bisserl was geht immer, und so bringen die Hersteller<br />

auch in der kommenden Wintersaison einige<br />

Neuerungen auf den Markt. Ein großes Thema sind<br />

Hybrid-Produkte, die – je nachdem, wo am Körper sie<br />

sitzen – unterschiedlich stark wärmen. Die nächsten<br />

Seiten geben einen Überblick über diese und weitere<br />

Neuheiten. Von Christian Schneeweiß<br />

So macht Winter<br />

Spaß: Traumabfahrt<br />

nahe des Skigebiets<br />

Rosshütte, Tirol<br />

Das Prinzip von Hybrid-Kleidung<br />

ist raffiniert und eigentlich naheliegend:<br />

Wärmende Materialien<br />

dort, wo man schnell friert,<br />

luftige Einsätze dort, wo man<br />

besonders stark schwitzt. So wird der Körper<br />

geschützt, und doch kommt es kaum zu<br />

Überhitzung bei Aktivität. Der Nachteil: Am<br />

Gipfel kühlt man schneller aus.<br />

Dagegen schützen robuste, sturmtaugliche<br />

Hardshell-Kombinationen mit perfekten Abdichtungen,<br />

meist helmtauglicher Kapuze<br />

und ebenfalls wasserdicht-atmungsaktiven<br />

Hosen oder besser Überhosen (lassen sich<br />

auch mit Ski oder Schneeschuhen, Steigeisen<br />

oder Grödeln an den Füßen über eine<br />

atmungsaktivere warme Hose ziehen). Im<br />

Winter sind allerdings winddichte und wasserresistente<br />

Softshells mit oder ohne Fleecefutter<br />

besser, sofern sie atmungsaktiver oder<br />

beweglicher sind und es nicht regnet.<br />

Nach dem Zwiebelprinzip kommt darunter<br />

eine wärmende Fleecejacke (oder Hybridjacke),<br />

die beim wärmenden Aufstieg gar<br />

nicht oder zur Lüftung außen getragen werden<br />

sollte. Daunenjacken oder -westen sind<br />

am wärmsten, aber tatsächlich eher Startund<br />

Gipfelwärmer (außer auf Expedition).<br />

Leichte Grundwärmung und hohe Dampfdurchlässigkeit<br />

kombiniert langärmelige<br />

bzw. langbeinige Winterunterwäsche aus<br />

Wolle. Diese nimmt allerdings mehr Feuchtigkeit<br />

auf als sie abgibt, weshalb sie mit<br />

dampfableitenden Kunstfasern durchwebt<br />

sein sollte (auch zur Festigung). Wer stark<br />

schwitzt, sollte ein Sommer-T-Shirt aus Polyester<br />

o. ä. drunterziehen. Optimal funktioniert<br />

Wolle bei Winterstrümpfen aller<br />

Art, wo sie wärmt, polstert, Feuchte aufnimmt,<br />

die sowieso nur spärlich verdampfen<br />

kann, und den Fußschweißgeruch tagelang<br />

unterbindet.<br />

88 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13


Alle Produktfotos: Hersteller<br />

Foto: Bernd Ritschel<br />

Winterwandern<br />

Wenn’s kalt ist, wird<br />

die Ausrüstung umso<br />

wichtiger: Skitour in<br />

der Cadinigruppe in den<br />

Sextener Dolomiten<br />

Dreiteilige Trekkingstöcke<br />

Prestige von Fizan<br />

Günstig und leicht sind diese dreiteiligen Trekkingstöcke mit<br />

Schaumstoffgriff und Neoprenschlaufe – einfache Einstellung und<br />

zuverlässiger Halt von Handschlaufe und Längenverstellung inklusive.<br />

Das interne Flexy-Locking-System hält dauerhaft eine Belastung von<br />

mehr als 100 Kilogramm.<br />

• 50 mm Teller, Hartmetallspitze, Gummikappe für Straßen<br />

• Länge: 64–140 cm<br />

Preis: 59,95 €<br />

Info: www.krah.com, www.fi zan.it<br />

Daunen-Parka<br />

Women’s Muztagh Coat II<br />

von Vaude<br />

Der lang geschnittene<br />

Daunenmantel wärmt mit<br />

erstaunlich hoher Bauschkraft<br />

von den Oberschenkeln<br />

bis zum Kopf dank Kragen<br />

und anpassbarer<br />

Daunenkapuze. Die Arme<br />

schützen dehnbare Bünde,<br />

die Hände kuschelige<br />

Einschubtaschen.<br />

• umwelt- bzw. tierfreundlich<br />

hergestellt und bluesignzertifi<br />

ziert<br />

• Gewicht: 800 g, 80/20<br />

Entendaunenfüllung mit<br />

600 cuin Bauschkraft<br />

Preis: 300 €<br />

Info: www.vaude.de<br />

Im Winter sollten<br />

Stöcke zur Grundausrüstung<br />

gehören.<br />

Winterstiefel<br />

Chair 5 Print WP M’s<br />

von Teva<br />

Ultraleicht und weniger klobig sind<br />

diese wasserdichten Galoschenstiefel<br />

für geräumte Wege mit festem<br />

Gummifußbett und weichem Schaft.<br />

Der herausnehmbare Innenschuh mit<br />

Isolierung (250 g Thinsulate Lite<br />

Loft) und EVA-Sohle lässt sich auch<br />

als Hüttenschuh verwenden.<br />

• griffi ges Profi l, auf Halbschuhgröße<br />

zusammenfaltbar<br />

• Gewicht: 1050 g/Paar (Gr. 42,<br />

Herrenmodell Chair 5); 900 g/Paar<br />

(Gr. 38, Damenmodell Jordanelle)<br />

Preis: 190 €<br />

Info: www.teva.tatonka.com<br />

Winter-Trekkingschuh<br />

Dakota Winter GTX von Hanwag<br />

Warm, robust und doch atmungsaktiv ist dieser isolierte Trekkingschuh<br />

für Winterwanderungen. Sohlenisolierung und das herausnehmbare<br />

Thermo-Fußbett machen den komfortablen Schuh winterfest, den Grip<br />

liefert die von Hanwag entwickelte rutschhemmende IceGrip-Sohle.<br />

• Leder-/Textilschuh mit Gummischutz an Vorfuß und Ferse<br />

• als Damen- und Herrenmodell erhältlich<br />

Preis: 209,95 €<br />

Info: www.hanwag.de<br />

!<br />

Worauf es ankommt:<br />

Winterwandern ist im Prinzip auch mit der normalen Bergausrüstung<br />

möglich. Spätestens bei vereistem Weg oder<br />

an einem kälteren Wintertag wird man sich aber Gedanken<br />

über eine passende Ausrüstung machen. Wie bei allen<br />

Winteraktivitäten ist die Gehhilfe unterm Fuß das wichtigste<br />

Element. Die traditionellen Grödeln sind zwar einfach und<br />

günstig, aber mit ihren langen Zacken etwas unhandlich,<br />

zudem können sie verrutschen.<br />

Besonders auf planierten Rodelwegen eignen sich über<br />

den Schuh gestülpte Spikes oder kleine Zacken in fl exibler<br />

Kettenkonstruktion besser. Mit ihnen kann man auch<br />

problemlos über apere Passagen gehen. Winterstiefel sind<br />

meist hoch gegen Schneeeinfall und immer isoliert, wobei<br />

eine isolierte oder dicke Sohle wichtiger ist als kuscheliges<br />

Fell oder effi ziente Isolationsfaser. Immer mehr Wintermodelle<br />

besitzen zudem nicht nur schneegriffi ge, sondern<br />

tatsächlich rutschresistente Profi lsohlen für vereiste Wege<br />

(außer Blankeis). Als Stöcke verwendet man einfach dreiteilige,<br />

zusammengeschoben gut am Rucksack zu tragende<br />

Trekkingmodelle, die aber bei eingetretenem Sommerweg<br />

Schneeteller haben sollten (meist wechselbar).<br />

Leichter Fingerhandschuh<br />

Digital Liner von Black Diamond<br />

Der ultraleichte, winddichte Handschuh mit<br />

leitfähigem Gewebe an Daumen und<br />

Zeigefi nger ist tauglich zur Bedienung von<br />

Touchscreen-Smartphones oder MP3-<br />

Playern. Sein Obermaterial besteht aus<br />

robustem Gore-Windstopper, die Handfl äche<br />

ist mit griffi gem Ziegenleder verstärkt.<br />

• wenig isoliert, aber angenehm und<br />

atmungsaktiv<br />

• einfache Stretch-Stulpe, Handschuh-Clip<br />

Preis: 49,90 €<br />

Info: www.blackdiamond<br />

equipment.com<br />

Winterstock<br />

Aergon III von Leki<br />

Dreiteiliger Komfortstock mit externem<br />

Speed Lock-Verstellsystem, durch<br />

Knauföffnung verstellbarer Neopren-Handschlaufe<br />

mit Sicherheitslösung. Ergonomischem<br />

Aergon Tour Long-Griff aus<br />

Hartschaum mit Rundknauf und Manschettenverlängerung<br />

zum Tiefergreifen<br />

• Länge: 71–150 cm, Material:<br />

Aluminium HTS 6.5<br />

• lange Hartmetall-Flexspitze mit<br />

Tourenteller (wechselbar)<br />

Preis: 119,95 €<br />

Info: www.leki.de<br />

11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 89


Nie ohne Sicherheitsausrüstung<br />

im Rucksack:<br />

Skitour auf die Sulzspitze<br />

Skitourengehen<br />

Foto: Andreas Strauß<br />

!<br />

Worauf es ankommt:<br />

Skitourengehen ist ausrüstungsintensiv und damit teuer.<br />

Man braucht: Ski, Bindung mit Verstellung auf Aufstiegsmodus<br />

und Steighilfe, steife und doch fl exible Skitourenstiefel<br />

mit Abfahrtsorientierung, Steigfelle, Stöcke,<br />

Sicherheitsausrüstung und natürlich die richtige Kleidung.<br />

Einen wesentlichen Beitrag zur eigenen Sicherheit liefert<br />

der in einem Rucksack integrierte Lawinen-Airbag (meist<br />

wechselbar oder abnehmbar). Bei Auslösung in einem Lawinenabgang<br />

bläht er sich auf und verbessert das Verhältnis<br />

von Volumen zu Gewicht des Skitourengehers so weit,<br />

dass dieser fast immer auftreibt. Er wird inzwischen von<br />

einigen Herstellern angeboten oder lässt sich an Rucksäcke<br />

anderer Hersteller andocken, ist aber nach wie vor teuer.<br />

Allround-Airbag-Rucksack<br />

TOUR 32+7 ABS von Ortovox<br />

Bei diesem variablen Kompakt-Tourenrucksack mit<br />

lüftendem Rückensystem lässt sich bei Sommergebrauch<br />

(Hochtouren) das Airbag-System für Auftrieb bei<br />

Lawinenabgang mit wenigen Handgriffen komplett<br />

ausbauen. Das Volumen ist durch Öffnen eines Reißverschlusses<br />

um 20 Prozent erweiterbar.<br />

• leicht bedienbarer Auslösegriff für Airbag, gleichmäßige<br />

Lastverteilung<br />

• 2 Paar variable Frontriemen, Pickelhalterungen, Gewicht<br />

mit Airbagsystem 3250 g, ohne System 1950 g<br />

Preis: 839,95 € (inkl. Auslöseeinheit Stahl)<br />

Info: www.ortovox.com<br />

Hybrid-Wärmejacke<br />

Men’s Corvara Jacket von Vaude<br />

Diese funktionelle Hybridjacke mit elastischer<br />

Kapuze und Zweiwege-RV kombiniert eine Polartec<br />

Alpha-Wattierung mit dampf- und wärmeableitendem<br />

Stretchfl eece an den Rumpfseiten und<br />

Innenseiten der Ärmel. Der körpernahe Schnitt sorgt<br />

für Wärmeeffi zienz, hohe Beweglichkeit und kleines<br />

Packmaß.<br />

• umwelt- und ressourcenschonende Herstellung<br />

nach bluesign-Standard<br />

• Gewicht: 400 g, Wattierung 80 g, Ärmel<br />

Stretchabschlüsse mit Daumenloch<br />

Preis: 180 €<br />

Info: www.vaude.de<br />

Software-Update für<br />

LVS-Gerät<br />

Pulse Barryvox mit<br />

Firmware 4.0 von Mammut<br />

Eine noch schnellere Ortung von<br />

Lawinenopfern erlaubt dieses<br />

Update: Bei der Feinortung wird das<br />

Auskreuzen durch klare Anweisungen<br />

des Geräts ersetzt, wann von der<br />

Längs- auf die Querachse gewechselt<br />

werden muss. Registriert das Gerät<br />

den Punkt mit dem stärksten Signal,<br />

gibt es das Kommando zum<br />

Sondieren.<br />

• kombiniert schnellere<br />

Suchgeschwindigkeit mit höherer<br />

Präzision<br />

• die Software kann beim<br />

Fachhändler als Update auf alle<br />

alten Pulse Barryvox geladen<br />

werden (kostenlos)<br />

Preis: Gerät mit neuer<br />

Software 380 €<br />

Info: www.mammut.ch<br />

Winterrucksack<br />

mit abnehmbarem<br />

Lawinen-Airbag<br />

Light P.A.S. von Mammut<br />

Die spezielle Airbagform des<br />

Protection Airbag Systems schützt in<br />

einer Lawine Kopf-, Nacken- und<br />

Brustbereich vor Verletzungen und<br />

sorgt für eine optimale Position. Der<br />

Light P.A.S. (Protection Airbag<br />

System) wiegt insgesamt 2120<br />

Gramm, der Airbag ist vollständig<br />

ausbaubar.<br />

• Befestigungen für Ski, Snowboard,<br />

Pickel und Skistöcke, Rückenlängen-<br />

Verstellung<br />

• 30 l, Rucksackgewicht allein 1250<br />

g, Rucksack und Airbag auch<br />

separat erhältlich<br />

Preis: 700 € (inkl. Airbag)<br />

Info: www.mammut.ch<br />

Zweiteilige Karbon-<br />

Skitourenstöcke<br />

Aria 2 von Fizan<br />

Mit dem neuen externen Concept-<br />

System lässt sich mit minimalem<br />

Kraftaufwand die Verriegelung der<br />

Längenverstellung lösen oder mit<br />

über 100 kg Belastbarkeit fi xieren.<br />

Die Handschlaufen der ultraleichten<br />

Stöcke werden mittels einer<br />

Knauf-Taste verstellt oder verriegelt.<br />

• Hartmetallspitze, Greifmanschette,<br />

Gummi-Schutzkappe auch für<br />

Straßen<br />

• Länge: 95–140 cm, Trekking-,<br />

Schnee- und Pulverteller<br />

Preis: 109,95 €<br />

Info: www.krah.com, www.fi zan.it


Zweiteiliger Skitourenstock<br />

Phantastick 2 von Völkl<br />

Der zweiteilige Stock aus gehärtetem Aluminium mit kälteunempfi ndlichem,<br />

externem Power Lock-Verschluss ist fast jeder Körperlänge und<br />

Geländesituation anpassbar. Griffi ge Manschette zum Tiefergreifen bei<br />

Hangquerungen<br />

• ergonomischer Griff aus EVA-Schaum, komfortable Handschlaufe<br />

• Stocklänge: 110–135 cm, Schneeteller an fl exiblem Spitzenaufsatz<br />

Preis: 129,95 €<br />

Info: www.voelkl.com<br />

Funktionelle Skitourenwäsche<br />

Ski Touring von X-Bionic<br />

Beim Aufstieg kühlt sie, auf dem Gipfel trotzt<br />

sie Kälte und Wind, bei der Abfahrt ist sie<br />

bereits wieder trocken: Die Funktions-Kombination<br />

aus ausgeklügelten Materialzonen<br />

und luftbindendem 3DBionicSphere-System<br />

auf Brust, Rücken bzw. am Steißbein und<br />

Schritt macht’s möglich.<br />

• 5 mm dicke Strickstruktur AirDuct-Pads an<br />

Rucksackaufl age<br />

• Kompression an Oberarmen bzw.<br />

-schenkeln, Nano-Geruchshemmer Skin<br />

Nodor<br />

Preis: Shirt Long: 130 € / Pants Medium:<br />

90 € (Damen- und Herrenmodell)<br />

Info: www.x-bionic.de<br />

Tip Rocker-Tourenski<br />

Amak von Völkl<br />

Die Power-Shell-Light-Konstruktion<br />

ermöglicht durch schwächere<br />

Taillierung fantastisches Handling<br />

beim Aufstieg sowie durch den Tip<br />

Rocker einfache Schwungauslösung<br />

in der Abfahrt. Ein Allrounder für<br />

Wedelfans und Rinnenfahrten<br />

• mittig 83 mm Breite, Länge 170<br />

cm, Gewicht pro Ski 1350 g<br />

• Fixierung für Völkl-Steigfell, Teil der<br />

Touring Range<br />

Preis: 449,95 €<br />

Info: www.voelkl.com<br />

Tourenbindung<br />

Tour F12 EPF von Marker<br />

Die Freeride-orientierte Rahmenkonstruktion<br />

in Hollow-Heel-Technology<br />

der rundumerneuerten F12 bietet<br />

eine perfekte Kraftübertragung auch<br />

bei widrigen Schneeverhältnissen.<br />

Sie ist leichter und liefert ein<br />

Höchstmaß an Stabilität und<br />

Sicherheit bei der Abfahrt.<br />

• Einstellhärte bis Z12, Tourenbindung<br />

F10 bis Z10<br />

• sichere Kraftübertragung an harten<br />

Steilhängen, Steighilfe klappt nach<br />

unten aus<br />

Preis: 339,95 €<br />

Info: www.marker.de<br />

Wetterschutz-Jacke<br />

Storm Fighter GTX Jacket W<br />

von La Sportiva<br />

Diese wasserdichte und extrem<br />

atmungsaktive Hardshelljacke mit<br />

Gore-Tex Active Shell Membran ist<br />

ultraleicht und auf ein Minimalmaß<br />

packbar. Verstellbare und bewegliche<br />

Kapuze, top Abschlüsse und anato -<br />

mischer Schnitt bieten Wetterschutz<br />

und viel Bewegungsfreiheit.<br />

• Schnittführung gemäß weiblicher<br />

Anatomie, abgedeckter RV<br />

• Gewicht: 325 g, 2 Seitentaschen<br />

Preis: 319,95 € (Damen- und<br />

Herrenmodell)<br />

Info: www.lasportiva.it<br />

Winter-Unterwäsche<br />

Breeze Man Zip Neck von Devold<br />

Die Breeze-Linie von Devold besteht aus kuscheliger, leichter und<br />

anliegender Total-Easy-Care-Merinowolle. Das atmungsaktive, langärmelige<br />

Shirt reguliert außerdem die Körpertemperatur und lässt sich wegen der<br />

Geruchsneutralisierung der Wolle auch für mehrere Tage anziehen.<br />

• nahtfreie Schultern, hoher Kragen<br />

• Brust-RV für leichteres Ein-/Ausschlüpfen und Lüftung<br />

Preis: 84,95 € (Damen- und Herrenmodell)<br />

Info: www.devold.no<br />

Skitourenstiefel<br />

Spectre von La Sportiva<br />

Der ultraleichte Vierschnaller mit<br />

steifer und doch fl exibler Grilamidschale<br />

und 60° Bewegungsfreiheit in<br />

Gehstellung kombiniert Abfahrts-<br />

Performance mit Aufstiegskomfort. Der<br />

fl exible Innenschuh EZ Thermo Liner<br />

lässt sich durch Thermoverformung<br />

exakt der Fußform anpassen.<br />

• herausnehmbare isolierende<br />

Innensohle<br />

• 2780 g/Paar, extra fl ache Schnallen<br />

mit 15 mm Schraubverstellung<br />

Preis: 479 €<br />

Info: www.lasportiva.it<br />

Steigfelle<br />

Hybrid von Contour<br />

Die völlig neu entwickelte<br />

Klebertechnologie aus zwei<br />

unterschiedlichen Klebstoff-Lagen<br />

ermöglicht ein leicht vom Skibelag<br />

zu lösendes und problemlos<br />

zusammenzulegendes Fell, das auch<br />

bei tiefen Temperaturen zuverlässig<br />

haftet. Klebt nicht an den Fingern<br />

• wartungsfrei: kein Nachbeschichten<br />

nötig, Verschmutzungen<br />

abwaschbar<br />

• fi xer Bügel vorne und neuer Tailclip,<br />

auch für Twin Tip-Ski, zum<br />

Zuschneiden bis 140 mm Breite<br />

Preis: ab 139,90 €<br />

Info: www.kochalpin.at,<br />

www.contourskins.com<br />

11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 91


Lawinen-Airbag<br />

Vario Base Unit mit Vario 30 l von ABS<br />

Die neue Vario Base Unit des TwinBag-Systems ist um 30 % schlanker,<br />

bringt das Gewicht des Rucksacks näher an den Körper und sorgt so<br />

für verbesserte Abfahrtstauglichkeit. Die mit Carbon-Patrone leichtere<br />

Airbag-Einheit lässt sich auch an Zip-On-Rucksäcken anderer Hersteller<br />

befestigen.<br />

• Notfallfach Front, 170 l Auftriebsvolumen, Varianten 8 bis 55 l,<br />

2 Rückenlängen<br />

• Gewicht inkl. Carbonpatrone 2280 g, der Rucksack alleine wiegt<br />

610 g<br />

Preis: 834,90 € (inkl. Carbonpatrone)<br />

Info: www.abs-airbag.com<br />

Skitourenstrümpfe<br />

Ski Touring Silver von X-Socks<br />

16 patentierte Lösungen für individuelle Stütz- und Polsterdetails<br />

schützen die Füße effektiv. Silber- und Wollanteil der asymmetrischen,<br />

innen stark dampfableitenden Strumpfsohlen trocknen die Füße<br />

optimal und unterbinden Geruch.<br />

• raffi nierter Materialmix: elastifi ziertes, robustes Nylon (46 %), Wolle,<br />

dampfableitendes Polypropylen sowie etwas Seide und Polyester<br />

Preis: 34,95 € (Damen- und Herrenmodell)<br />

Info: www.x-socks.com<br />

Allround-Tourenski<br />

Aspect von Black Diamond<br />

Dank einer Breite von 90 mm unter der Bindung<br />

und der Rocker-Spitze bietet der Ski genügend<br />

Auftrieb und Stabilität für Abfahrten im tiefen<br />

Pulverschnee bzw. im zerfahrenen Gelände.<br />

ABS-Seitenwangen für sicheren Kantenhalt und<br />

sportliches Carven auf der Piste<br />

• Sandwich-Konstruktion mit ausgewogenem Flex,<br />

Radius 18 Meter<br />

• Gewicht: 2700 g bei 166 cm Länge<br />

Preis: 529 €<br />

Info: www.blackdiamondequipment.com<br />

Lange Unterhose<br />

Breeze Woman Long Johns von Devold<br />

Die Breeze-Unterhosen haben einen kühlenden<br />

Effekt, wenn es warm ist, und halten angenehm<br />

warm, wenn die Temperaturen fallen. Dank der<br />

extrem weichen Wollfasern sind sie angenehm zu<br />

tragen, verhindern Geruchsbildung und sind auch<br />

für Wollempfi ndliche geeignet.<br />

• hochgezogener breiter Bundabschluss<br />

schützt die Nieren<br />

• dehnbares Total Easy Care schmiegt<br />

sich dem Körper an<br />

Preis: 69,95 € (Damen- und<br />

Herrenmodell)<br />

Info: www.devold.no<br />

Winterrucksack<br />

Vert EXP von Tatonka<br />

Rollverschluss und herausnehmbarer,<br />

wasserdichter Innensack<br />

machen den anliegenden, leicht<br />

hinterlüfteten Rucksack zum<br />

Winter-Allrounder mit Skihalterungen<br />

und frontaler Allroundfi xierung für<br />

Schneeschuhe oder Snowboard.<br />

Schlichte Konstruktion aus<br />

strapazierfähigem Cordura<br />

• Pickelschlaufe, Brillentasche,<br />

abnehmbarer Hüftgurt,<br />

Gewicht 1250 g<br />

• Volumen: 25 l, Notfallfach<br />

Front, leicht bedienbare<br />

Zipper<br />

Preis: 150 €<br />

Info: www.tatonka.com<br />

Falt-Stock<br />

Ultra Mountain FL von Black Diamond<br />

Aluminiumstock für alle Einsätze und Jahreszeiten: die Z-Pole-<br />

Falttechnik erlaubt ein einfaches und schnelles Auseinander- und<br />

Zusammenfalten. Die zuverlässige externe FlickLock-Pro-Einstellung<br />

ermöglicht 20 cm Längenverstellung des Stocks.<br />

• austauschbare Tech-Spitzen aus hartem Carbid oder schützendem<br />

Gummi, Trekking- und Schneeteller<br />

• mittlere Größe: Packmaß 40 cm, Ausziehlänge 105–125 cm<br />

Preis: 129 € (Damen- und Herrenmodell)<br />

Info: www.blackdiamondequipment.com<br />

Stretch-Hybridjacke<br />

Primus Hoody von La Sportiva<br />

Der Hoody garantiert Wärme für den Rumpf und Bewegungsfreiheit<br />

für die Arme. Zurückzuführen ist dies auf eine Kombination von<br />

isolierendem Primaloft Synergie (vorn und hinten) mit hoch<br />

atmungsaktivem und schnell trocknendem Polartec Power<br />

Dry-Stretchfl eece an Seiten, Armen und Hals.<br />

• isolierte Kapuze, einhändig einstellbar und voll beweglich<br />

• hoch schließender Front-RV, verlängerter Rücken<br />

Preis: 179,95 €<br />

Info: www.lasportiva.it<br />

Skitouren-Tagesrucksack<br />

Rise 26 von Deuter<br />

Der am fl exiblen, atmungsaktiven<br />

3D-Airmesh-Rücken anliegende<br />

Winterrucksack für Ski, Board oder<br />

Schneeschuhe ist handlich, leicht<br />

und variabel. Ins Sicherheits-Frontfach<br />

passen Lawinenausrüstung<br />

(Schaufel, Sonde), Erste-Hilfe-Set<br />

und nasse Sachen (Felle,<br />

Unterwäsche).<br />

• Universal-Frontfi xierung, Skihalter,<br />

Pickel-/Stockhalter, Rahmen<br />

ausziehbar, Netzfl ossen verstaubar,<br />

Gewicht: 1250 g<br />

• größere Damen- und Herrenmodelle<br />

30+ bzw. 32+ l, Option Helmnetz<br />

Preis: 119,95 €<br />

Info: www.deuter.com


Allround-Skitourenbindung<br />

Diamir Scout 11 von Fritschi<br />

Die Stegkonstruktion Compact Modul ist Dreh- und<br />

Fixpunkt aller Bindungsfunktionen – vom seitenstabilen<br />

Gehen mit Steighilfe über den hohen Bedienungskomfort<br />

bis zu Auslöse-Sicherheit und hervorragenden<br />

Abfahrtseigenschaften. An ihr wird auch das einzige<br />

während dem Gehen aktivierbare Harscheisen befestigt.<br />

• leichte Komfortbindung mit einfacher Bedienung<br />

• hohe Seitenstabilität in Aufstieg und Abfahrt<br />

Preis: 330 €<br />

Info: www.edelrid.de, www.diamir.com<br />

Schaufel-Pickel-Kombination<br />

Rescue Shovel Plus Ice Axe<br />

(Shaxe) von K2<br />

Die Lawinenschaufel ist vielseitig, leicht<br />

und günstig. Im Handumdrehen lässt sie<br />

sich zu einem Eispickel (Typ B)<br />

ummontieren. Der stabile Schaft ist<br />

relativ lang ausziehbar, gekrümmter<br />

Pickelkopf und T-Griff sind<br />

austauschbar.<br />

• Transporthülle, Anleitung für<br />

Rettungsschlitten, Gewicht: 810 g<br />

• auch als Schneeanker und für<br />

Rettungsschlitten verwendbar<br />

Preis: 119,95 €<br />

Info: www.k2skis.com<br />

Hardshell-Jacke<br />

Kali GTX Jacket von Salewa<br />

Leichte, hoch atmungsaktive und wasserdichte,<br />

dreilagige Gore-Tex-Jacke für Wintersport. Die<br />

ergonomische Sturmkapuze mit Einhand-<br />

Volumen-Regulierung am Hinterkopf geht auch<br />

über einen Kletterhelm.<br />

• Zweiwege-Front-RV, 2 hochgesetzte Taschen,<br />

Belüftungs-RV an Oberarmen<br />

• Aktion: Wer Salewa-Skitourenausrüstung im<br />

Wert von über 500 Euro kauft, erhält ein<br />

professionelles Sicherheitstraining gratis<br />

Preis: 320 €<br />

Info: www.salewa.de<br />

Ski- und Hochtourenrucksack<br />

Randonnée von Salewa<br />

Das Butterfl y-Compartment des schlichten und<br />

leichten Tourenrucksacks garantiert einen schnellen<br />

Zugriff von außen auf Lawinenausrüstung im<br />

Sicherheitsfach und aufs Hauptfach. Mit Contact Fit<br />

passt sich der Rucksack dem<br />

Rücken des Trägers an.<br />

• parallele oder<br />

diagonale Skifi xierung,<br />

Eispickel- und<br />

Seilhalterung<br />

• Versionen 36 l, 30 l<br />

und Superlight-Variante<br />

SL 25 l<br />

Preis:109,95 € (30 l)<br />

Info: www.salewa.de<br />

Dicker Skitourenhandschuh<br />

mit Liner<br />

Army Leather Heli Ski Ergo<br />

Grip von Hestra<br />

Der patentierte Ergo-Grip schafft durch<br />

überlappend genähte Lederstücke<br />

vorgeformte Finger mit idealer Passform<br />

und bestem Griff. Unter der Innenhand<br />

aus imprägniertem Army Leather<br />

(robustes Ziegenleder) sorgen<br />

kuscheliges Fleece und ein ausziehbarer<br />

Liner mit Merinowolle für warmen<br />

Komfort.<br />

• lange Stulpen mit Abschlusszügen,<br />

Fiberfi ll-Isolierung am Handrücken<br />

• außen wind- und wasserresistentes,<br />

atmungsaktives Nylon<br />

Preis: 150 €<br />

Info: www.hestragloves.com<br />

Skitourenstrümpfe<br />

M Ski Plus Lite Socks von<br />

Icebreaker<br />

Reine Merinowolle auf der Haut und<br />

fl auschige Polsterungen an den richtigen<br />

Stellen: Durch die Sandwich-Konstruktion<br />

der unterschenkellangen Strümpe<br />

gelangt nur die Naturfaser an die Haut.<br />

Sie unterstützt die natürliche<br />

Temperaturregelung des Körpers und<br />

ist nahezu geruchsneutral.<br />

• LIN-Zehennaht gegen Scheuern,<br />

Extra-Polsterungen an Schienbein<br />

und Waden<br />

• Merinowolle, verwoben mit<br />

elastischem Nylon für<br />

Stabilität und Haltbarkeit<br />

Preis: 27,95 € (Damenund<br />

Herrenmodell)<br />

Info: www.icebreaker.com<br />

Softshell-Kombination<br />

M’s/W’s Valhalla Hoody/Pants von<br />

Outdoor Research<br />

Winddichte, wasserresistente und hoch atmungsaktive<br />

Softshell-Kombination. Stretch bzw. Vorformung sorgen<br />

für volle Bewegungsfreiheit von Armen und Beinen, lange<br />

RVs vom Saum bis Bizeps bzw. von der Hüfte bis zu den<br />

Knien für variable Lüftung.<br />

• Media-Innentasche mit Touch-Screen-Fenster,<br />

anpassbare Sturmkapuze<br />

• Gore Windstopper X-FAST 3L, integrierte Gamaschen,<br />

Hosen-Clip für LVS-Gerät<br />

Preis: Hoody/Pants 325 €/275 €<br />

Info: www.outdoorresearch.com<br />

Langärmeliges Funktionsshirt<br />

W GT Pace Zip von Icebreaker<br />

Base Layer aus 200 g/m 2 starker Merinowolle<br />

(96 %), entwickelt für hochaktive Wintersportarten<br />

wie Skitouren (GT-Linie). Unterstützt die<br />

natürliche Temperaturregulierung des Körpers, ist<br />

geruchsabweisend und behält auch im<br />

nassen Zustand seine Wärmefunktion.<br />

• Männerversion: M Sprint Zip,<br />

Brust-RV zum Einschlüpfen und<br />

lüften<br />

• 4% Lycra für schnellere<br />

Trocknung und den Erhalt der<br />

Passform<br />

Preis: 99,95 €<br />

Info: www.icebreaker.com<br />

Sportlicher Skitourenstock<br />

Aergonlite II Carbon von Leki<br />

Eine neuartige Spitzenkonstruktion mit<br />

scharfer Krummspitze und nach hinten<br />

gezogenem Teller garantiert auch an<br />

harten Steilhängen einen zuverlässigen<br />

Grip. Zusätzlich bietet der Stock mit<br />

externem Speed Lock und Karbon-Unterteil<br />

ein perfektes Schwungverhalten.<br />

• Länge: 98–145 cm, oben Alu, unten<br />

Karbon, Griff Aergon Tour Long mit<br />

Manschette<br />

• Gekrümmte Stahlspitze mit Contour-<br />

Rennteller + Tourenteller<br />

Preis: 119,95 €/Paar<br />

Info: www.leki.de<br />

11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 93


Foto: Bernd Ritschel<br />

Schneeschuhgehen<br />

Die große Kunst in<br />

Schneeschuhen: warme<br />

Füße behalten<br />

Foto: Bernd Ritschel<br />

!<br />

Worauf es ankommt:<br />

Schneeschuhgehen ist ausrüstungstechnisch relativ<br />

unkompliziert: Als Stöcke reichen Trekkingmodelle mit<br />

Schneeteller, die für Fortgeschrittene eine Schaftmanschette<br />

zum Tiefergreifen besitzen sollten (für Querungen,<br />

steile Aufstiege). Isolierte Winterschuhe wärmen und<br />

funktionieren auch gut mit Bindungen ohne geschlossene<br />

Platte. Herzstück der Ausrüstung ist der Schneeschuh:<br />

Wer eher fl achere Touren im freien Gelände bei tiefem<br />

Schnee gehen will, sollte größere und damit mehr Auftrieb<br />

bietende Klassiker (76 cm Länge) mit Alurahmen wählen.<br />

Alpinschneeschuhe (56 bis 61 cm) dagegen ermöglichen<br />

steile Aufstiege auch in beengtem Gelände sowie sicheres<br />

Queren auch bei hartem Schnee. Eine Steighilfe ist hier<br />

Standard.<br />

Wer Hosen hat, die nicht deutlich über die höheren Schuhe<br />

reichen, sollte Gamaschen anziehen.<br />

Alpin-Schneeschuh<br />

Flex QST XL M von Tubbs<br />

Endlich ein Alpin-Schneeschuh mit größerer Länge für<br />

tieferen Schnee oder schwerere Lasten. Die fl exible<br />

Kunststoff-Plattform mit Seitenschienen bietet besten<br />

Halt beim Queren, die aufklappbare Steighilfe ermöglicht<br />

kraftsparendes Aufsteigen.<br />

• Weich umschließende Schlupfbindung, mit einer Hand<br />

zu bedienen<br />

• Gewicht: 1,9 kg/Paar, lange und aggressive<br />

Harschkrallen<br />

Preis: 169,90 €<br />

Info: www.kochalpin.at<br />

Winterstiefel<br />

Fjäll Extreme GTX von Hanwag<br />

Auch für mehrtägige Touren und Einsätze bei großer<br />

Kälte eignet sich dieser robuste Schuh aus<br />

Sportvelours mit gummiertem Fußbereich,<br />

herausnehmbarem Thermo-Fußbett und Gore-Tex-<br />

Futter. Der separat zu schnürende Thermo-Innenschuh<br />

ist auch als Hüttenschuh nutzbar.<br />

• IceGrip-Sohle mit mikroskopisch kleinen<br />

Glaspartikeln im Gummi sorgen für siebenmal mehr<br />

Halt auf Eis als eine normale Gummimischung<br />

Preis: 299,95 €<br />

Info: www.hanwag.de<br />

Zweiteiliger Allroundstock<br />

Piuma von Fizan<br />

Leichtes Karbon und gehärtetes<br />

Aluminium ergeben einen leichten<br />

und doch robusten Allrounder mit<br />

Manschette zum Tiefergreifen bei<br />

steilen Aufstiegen oder Querungen.<br />

Die langlebigen Längenmarkierungen<br />

der Stöcke entstehen durch<br />

Lasergravur in der Eloxierung.<br />

• Concept-System mit minimalem<br />

Verstellaufwand bei maximaler<br />

Belastbarkeit<br />

• Länge: 95–140 cm, Trekking- und<br />

Schneeteller<br />

Preis: 86,95 €<br />

Info: www.krah.com, www.fi zan.it<br />

Schneeschuh-Gamaschen<br />

Huron Gaiters Low von Outdoor Research<br />

Bei diesen Gamaschen für Schneeschuhgeher schützt<br />

eine leichte, wasserdicht-atmungsaktive Membran den<br />

oberen Teil effektiv vor Schnee und Matsch. Der robustere<br />

untere Teil aus laminiertem Neopren reicht über die<br />

Zehen, so dass Kälte draußen und Wärme drinnen bleibt.<br />

• Pertex Shield 3L, optimal zu bedienender RV,<br />

Fixierungsriemen aus Biothane<br />

• Gewicht: Low 252 g/Paar in Größe L, High 280 g<br />

(Variante für Tiefschneetouren)<br />

Preis: 45 €<br />

Info: www.outdoorresearch.com<br />

Wärmejacke<br />

Men’s Sulit Insulation Jacket von Vaude<br />

Die Primaloft Eco-Füllung dieser Wärmejacke für<br />

Touren in kühlerem und wechselhaftem Klima ist zu<br />

70 % recycelt. Die wasserabweisenden Kunstfasern<br />

der Zwischen- und Außenschicht wärmen auch in<br />

feuchtem Zustand und lassen sich auf kleines<br />

Packmaß komprimieren.<br />

• angeschnittene Kapuze mit<br />

Lycra-Einfassung, Elastikbünde an<br />

Ärmeln, Saumzug<br />

• Gewicht: 595 g, 100 g<br />

Isolationsfüllung, 2<br />

Einschub- und 2 Werttaschen<br />

Preis: 170 €<br />

Info: www.vaude.com<br />

Winterstock<br />

Edge II Ultralite von Leki<br />

Günstiger, langer und zweiteiliger<br />

Winterstock mit ergonomischem Griff.<br />

Zum Tiefergreifen mit einer geriffelten<br />

Manschette verlängert. Trotzdem<br />

besitzt er die wichtigsten Leki-Systeme<br />

wie die externe Speed<br />

Lock-Verstellung und die zuverlässige<br />

Schlaufenverstellung mit Sicherheitslösung.<br />

• Länge: 95–145 cm, Material:<br />

Aluminium HTS 6.5<br />

• Hartmetall-Flexspitze lang mit<br />

Tourenteller<br />

Preis: 79,95 €<br />

Info: www.leki.de<br />

94 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13


Spezialgebiet<br />

Eisklettern:<br />

Eine gute,<br />

zuverlässige<br />

Ausrüstung<br />

ist hierfür das<br />

A und O.<br />

Eisklettern<br />

Multifunktionelle Outdoor-Uhr<br />

Pro Trek PRW-3000 »Mount Rolleston«<br />

von Casio<br />

Die neue Pro Trek ist schneller, kleiner und noch<br />

genauer: Alle benötigten Funktionen sind mit einem<br />

Fingerdruck statt Durchklicken zugänglich. Der<br />

verbesserte Triple-Sensor misst die Höhe in einem<br />

Fünftel der bisherigen Zeit, der Kompass benötigt<br />

nur 10 % der Energie.<br />

• Barometer mit Luftdruck-Alarm, weltweite Funkuhr<br />

mit Wecker/Stoppuhr, bis -10°C<br />

• Akku mit Tough Solar-Unterstützung,<br />

Sonnenauf- und Untergangsanzeige,<br />

bis 10 Bar<br />

Wasserdruck<br />

Preis: 299 €<br />

Info: www.protrek.eu/de<br />

Steileis-/Mixed-Steigeisen<br />

SkySteep von AustriAlpin<br />

Dieses bissige Extremsteigeisen ermöglicht einen<br />

einfachen Umbau vom Step-In-System in ein<br />

Kombi-System (Concept-Bindung). Es eignet sich<br />

somit auch für bedingt steigeisenfeste Schuhe und<br />

mutiert zum Allrounder. Der Tiroler Alpin-Eiskletterer<br />

Markus Pucher klettert damit neue<br />

Routen.<br />

• 1066 g/Paar, vormontierte Antistollplatte<br />

• selbstständiges Umrüsten von<br />

Mono- auf Duozack<br />

Preis: 169,90 € inkl. Antistollplatte/<br />

Wechselzacken + 30 € für Concept-Modul<br />

Info: www.austrialpin.at<br />

Eiskletter-Schuh<br />

MS Vertical Pro von Salewa<br />

Beim Eis- und Mixedklettern<br />

erwartet der Extremalpinist Roger<br />

Schäli vom Schuh eine Kombination<br />

aus Leichtigkeit und Isolation sowie<br />

eine präzise Positionierung des<br />

Fußes, vor allem mit Steigeisen.<br />

Dieser Schuh ist zusätzlich in seiner<br />

Sohlenhärte einstellbar.<br />

• patentiertes Flex-System, mit dem<br />

sich die Sohle zum Eisklettern<br />

komplett versteifen lässt<br />

• optimale Flexibilität im<br />

Sprunggelenk und Unterstützung im<br />

Seitenbereich<br />

Preis: 389,95 €<br />

Info: www.salewa.de<br />

Foto: visualimpact.ch | Hans Hornberger<br />

!<br />

Worauf es ankommt:<br />

Eisklettern erfordert andere Ausrüstung als Felsklettern.<br />

Schon die Seilsicherung sollte doppelt vorhanden,<br />

sprich aus zwei Halbseilen oder nur im Doppelstrang<br />

verwendbaren Zwillingsseilen bestehen (Redundanz). Der<br />

Helm sollte stabil genug sein, um Eisbrocken auszuhalten.<br />

Idealerweise besitzt er ein Visier. Der Gurt sollte<br />

Schlaufen für Eis-Clips besitzen, in die sich Eisschrauben<br />

(aber auch Klemmkeile) hängen lassen. Die Steigeisen<br />

sollten frontal zwei lange, scharfe – möglichst senkrechte<br />

gestellte und gezahnte – Zacken besitzen, im Extremfall<br />

nur eine. Das zweite Zackenpaar sollte schräg nach vorne<br />

stehen und kann Widerhaken haben. Die Eisbeile sollten<br />

sowohl an der scharf gezahnten Haue als auch am Schaft<br />

mit Greifmanschette gekrümmt sein. Extrembeile besitzen<br />

einen ergonomischen Griff ohne Handschlaufe (aber mit<br />

Sicherung am Klettergurt). Die Handschuhe müssen<br />

primär die Hand fest umschließen, sehr griffi g und sehr<br />

beweglich sein. Außerdem sollten sie gut isolieren und<br />

wasserabweisend sein.<br />

Eiskletter- und Hochtouren-Outfit<br />

Nordwand Pro Jacket/Pant von<br />

Mammut<br />

Die robuste und abriebfeste Schutzkombination<br />

der Linie »Eiger Extreme« aus<br />

wasserdicht-atmungsaktivem Gore-Tex Pro<br />

ist ideal fürs Klettern unter extremen<br />

Bedingungen. Ärmel und Hosenbeine sind<br />

für maximale Bewegungsfreiheit vorgeformt.<br />

• Zwei-Züge-Kapuze für guten Sitz mit oder<br />

ohne Helm, Achsellüftung, Taschen<br />

hochgesetzt<br />

• erhöhter Hosenbund mit Coolmax,<br />

Dropseat-RV, optimale Klettverstellung der<br />

Taille<br />

Preis: Jacke 680 €/Hose 500 € (Damenversion:<br />

Mittellegi Pro)<br />

Info: www.mammut.ch<br />

11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 95


Sport-Sonnenbrille<br />

Terrex Pro von Adidas Eyewear<br />

Wassertropfen, Schlieren und Schmutz auf der Outdoorbrille? Nicht mit der<br />

Hydrophobic-Filtertechnologie, die Wassertropfen ohne lästige Schlieren abperlen<br />

lässt. Die bewährte LST-Technik gleicht schnelle Licht-Schatten-Wechsel aus und<br />

verstärkt Kontraste.<br />

• Schutzstufe 3 für UV- und Blaulicht-Schutz, abnehmbarer Schaumstoffrahmen<br />

• Antifog-Beschichtung und ClimaCool-Ventilationssystem gegen Beschlagen<br />

Preis: 299 €<br />

Info: www.adidas.com/eyewear<br />

Klettergurt<br />

Mirage von Beal<br />

Mit der Web-Core-Technologie sorgt der<br />

perfekt zentrierbare Leichtgurt für<br />

optimale Verteilung des Drucks auf Hüfte<br />

und Oberschenkel. Dank des raffi nierten<br />

Dynamic-Fit-Systems lassen sich die<br />

Beinschlaufen sehr leicht einstellen.<br />

Klettergurt für Eisklettern und andere<br />

Bergaktivitäten<br />

• vier aufgebogene Materialschlaufen,<br />

zwei Schlaufen für Eisschraubenhalter<br />

• Gewicht Größe 1: 345 g, Größe 2:<br />

365 g, Zertifi zierung nach CE EN 12277<br />

Preis: 59,95 €<br />

Info: www.krah.com,<br />

www.bealplanet.com<br />

Allround-Steigeisen<br />

Sabretooth Pro von Black<br />

Diamond<br />

Anordnung und Form der horizontalen<br />

Frontzacken und der gezahnten<br />

Sekundärzacken des leichten<br />

Zwölfzackers aus Edelstahl dienen dem<br />

vielseitigen Einsatz vom Steileisklettern<br />

bis zu Gletschertouren. Die Dual-Density-ABS-Platten<br />

bieten dabei einen<br />

zusätzlichen Stollenschutz.<br />

• »Pro«-Version für steigeisenfeste<br />

Schuhe, »Clip« für bedingt steigeisenfeste<br />

Schuhe<br />

• Gewicht: 925 g, schlankerer<br />

Fersenhebel<br />

Preis: 139 €<br />

Info: www.blackdiamondequipment.com<br />

Fingerhandschuhe<br />

Alibi II Gloves von Outdoor Research<br />

Robust und doch enorm griffi g, passgenau und<br />

fi ngerfertig sind diese unisolierten, vorgeformten<br />

Handschuhe für Eisklettern und Drytooling.<br />

Thermogeformte Neopren-Bünde mit<br />

Klettverschluss sowie Softshell an den<br />

Finger-Außenseiten sorgen für fl exible<br />

Anpassung bei optimalem Halt.<br />

• wasserresistentes Pittards Oiltac Leder auf der<br />

Innenhand, Handkanten-Gelkissen<br />

• Gewicht 164 g/Paar, robuste Außenseite mit<br />

Stretch-Einsätzen, Karabiner-Schlaufe<br />

Preis: 80 €<br />

Info: www.outdoorresearch.com<br />

Allround-Eisbeil<br />

Riot von Edelrid<br />

Stark gekrümmter Schaft, stark<br />

gezahnte und spitze Haue und die<br />

abnehmbare Handaufl age am<br />

komfortablen Griff ermöglichen<br />

präzises Klettern in Eis und Fels<br />

auch ohne Handschlaufen. Diese<br />

sowie die Sicherungsschlingen<br />

lassen sich aber am Kopf bzw. an<br />

der Stahlspitze einklinken.<br />

• modulares System mit Zubehör für<br />

Anpassung an unterschiedliche<br />

Einsatzbereiche<br />

• Gewicht: 595 g, Länge 50 cm,<br />

Zertifi zierung: EN 13089 Typ 2 (T)<br />

Preis: mit Adze (Schaufel) oder<br />

Hammer 170 €<br />

Info: www.edelrid.de<br />

Kletterhelm<br />

Atlantis von Beal<br />

Polystyrol-Helm mit dünner äußerer<br />

Polycarbonatschicht, der die Energie<br />

von starken Stößen absorbiert<br />

(vertikale und laterale). Er ist<br />

aufgrund seines geringen Gewichts<br />

und seiner guten Belüftung ideal für<br />

lange (Eis-)Klettertouren und andere<br />

Bergaktivitäten.<br />

• Einstellungsrad für optimale<br />

Anpassung, magnetische Schnalle<br />

am Kinnriemen<br />

• Stirnlampen-Halterungen,<br />

Zertifi zierung nach CE EN 12492<br />

Preis: 69,95 €<br />

Info: www.krah.com,<br />

www.bealplanet.com<br />

Steileis-Leichtsteigeisen<br />

Beast Light von Edelrid<br />

Eine neuartige 3D-Geometrie und<br />

kürzere Zacken des Aluminiumkörpers<br />

kombiniert mit geschmiedeten<br />

senkrechten Stahl-Frontzacken<br />

verbindet Leichtigkeit mit Biss im<br />

steilen Eis und Fels. Das Steigeisen<br />

ist umrüstbar von Automatik- auf<br />

Semibindung und von Duo- auf<br />

Monozacker.<br />

• mit 680 g Gewicht leichtestes<br />

Steileissteigeisen, inklusive<br />

Antistollplatten, EN 893<br />

• wegen der Alu-Vertikalzacken nicht<br />

geeignet für Hochtouren mit felsigem<br />

Gelände<br />

Preis: 220 €<br />

Info: www.edelrid.de<br />

Halbseil<br />

Gully Unicore 7.3 von Beal<br />

Wegen seines geringen Gewichts und<br />

dem sehr niedrigen Fangstoß ideales<br />

Halbseil zum Eisklettern, Alpinklettern<br />

und für anspruchvolles Gelände.<br />

Der sehr dünne Durchmesser<br />

erfordert Experten, die beim Sichern<br />

oder Abseilen kompatible<br />

Sicherungsgeräte verwenden.<br />

• auch als Zwillingsseil zertifi ziert,<br />

Golden Dry-Impränierung<br />

• Metergewicht 36 g, Durchmesser<br />

7,3 mm, 6 Normstürze<br />

Preis: 2 x 60 m: 163,95 €<br />

Info: www.krah.com,<br />

www.bealplanet.com<br />

96 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13


Bergglück – Tag für Tag!<br />

NEU!<br />

www.bruckmann.de<br />

w Tischaufsteller »An 365 Tagen den Bergen ganz nah«<br />

nden Verwalltal, die Schatten zweier Wanderer an einer Sandsteinwand<br />

in Utah. Der bekannte Bergfotograf Bernd Ritschel hat 365<br />

außergewöhnlich abwechslungsreiche Bilder fur diesen Tischkalender<br />

zusammengestellt – fur jeden Tag im Jahr eine Aufnahme, die<br />

von der Schönheit der Bergwelt erzählt.<br />

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mit immerwährendem<br />

Kalendarium im dekorativen<br />

Schmuckschuber<br />

Tischaufsteller »365 Gipfel aller Kontinente«<br />

Ihre Gipfel leuchten in der untergehenden Sonne Afrikas, ragen<br />

aus den dampfenden Regenwäldern Südostasiens. Eisige Wände<br />

werfen Schatten über die menschenleeren Wüsten Südamerikas<br />

und spiegeln sich in den kristallklaren Seen der Alpen. Jeden<br />

Tag ein anderer Berg – jeden Tag ein kleiner Moment Abenteuer,<br />

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Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)


SERVICE<br />

Erster Schritt:<br />

die Analyse.<br />

Ein »bluesign«-<br />

Beauftragter<br />

verschafft sich<br />

Überblick.<br />

Umweltstandard »bluesign«<br />

Licht im Dickicht<br />

Zertifizierungen für Outdoor-Bekleidung gibt es viele. Teilweise stecken<br />

unabhängige Institute dahinter, teilweise der Hersteller selbst. Eines der<br />

größten, unabhängigen Labels ist »bluesign«. Von Christian Schneeweiß<br />

Stammt die Daune von lebend gerupften<br />

Gänsen? Werden die Mitarbeiter<br />

fair behandelt? Für all diese Kriterien<br />

gibt es eigene Zertifizierungen.<br />

Übergreifender angelegt ist das Label »bluesign«.<br />

Es bezieht sich auf die Chemie, die in<br />

Textilien steckt und bei deren Produktion<br />

zum Einsatz gekommen ist. Speziell bei<br />

Outdoor-Ausrüstung spielt diese eine große<br />

Rolle. Durch sie erhalten die Produkte funktionelle<br />

Eigenschaften wie Wasserabweisung,<br />

UV-Schutz oder Geruchshemmung. Der Hersteller<br />

Mammut schätzt den Anteil der weltweit<br />

hergestellten chemischen Substanzen,<br />

die für die Textil- und Bekleidungsindustrie<br />

verwendet werden, auf mehr als 25 Prozent.<br />

Hierzu gehören per- und polyfluorierte Chemikalien<br />

(PFC), die in der Natur nicht vorkommen<br />

und im Verdacht stehen, hormonell<br />

aktiv zu sein oder die Entstehung von<br />

Krebs zu begünstigen. »bluesign« will erst<br />

ab 2015 C8-Verbindungen (acht Kohlenstoff<br />

atome) ausschließen. Die kurzkettigeren, weniger<br />

schädlichen C6-Verbindungen sollen<br />

weiterhin möglich sein, bis ein vollwertiger<br />

Ersatz dieser Grundimprägnierung existiert.<br />

Das Maß der Dinge<br />

Bei Outdoor-Ausrüstung gilt der Zertifizierungsstandard<br />

»bluesign« derzeit als das<br />

Maß der Dinge. »bluesign« wurde im Jahr<br />

2000 gegründet. Der Hauptsitz befindet<br />

sich in St. Gallen, zudem existieren eine<br />

Zweigstelle in Deutschland und drei Büros<br />

in Ostasien. Die Organisation geht von der<br />

Grundüberlegung aus, dass eine chemisch<br />

unbedenkliche Wertschöpfungskette ein<br />

für den Käufer unbedenkliches Endprodukt<br />

hervorbringt. Daraus hat sich der strengste<br />

Ökostandard für Textilien entwickelt.<br />

Grundlage der Zertifizierung ist die »bluesign<br />

Standard Substances List (bSSL)«. Sie<br />

beinhaltet insgesamt mehr als 3500 Chemikalien,<br />

darunter 700 in der Textilindustrie<br />

verwendete chemische Substanzen. Damit<br />

stellt die Liste die weltweit umfassendste Restricted<br />

Substances List (RSL) dar. Mit Hilfe<br />

dieser Liste kontrolliert »bluesign Technologies«<br />

alle Stufen der textilen Wertschöpfungskette<br />

vom Chemielieferanten über die<br />

Bearbeitungsprozesse bis zur Fertigung des<br />

Endprodukts. Um einer der derzeit rund 200<br />

»bluesign-Systempartner« zu werden, muss<br />

der Hersteller inklusive seiner Subunternehmer<br />

ein Screening durchlaufen und den<br />

daraus resultierenden Verbesserungsplan<br />

umsetzen. Dieser entspricht dem derzeit<br />

technisch höchsten Effizienz- und Unbedenklichkeits-Standard.<br />

Seit 2008 kooperiert<br />

»bluesign« bei der Implementierung mit der<br />

98 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


Société Générale de Surveillance (SGS), der<br />

weltweit führenden Inspektions-, Prüfungsund<br />

Zertifizierungsgesellschaft. Ebenso wie<br />

»bluesign« ist sie in der Schweiz angesiedelt.<br />

»bluesign Technologies« unterscheidet zwischen<br />

zwei Produktauszeichnungen: Es vergibt<br />

das Label »bluesign approved fabric«,<br />

wenn mindestens 90 Prozent der Stofffläche<br />

gemäß dem »bluesign«-Standard hergestellt<br />

wurden. Die übrigen zehn Prozent dürfen<br />

keinen direkten Hautkontakt haben und<br />

müssen die Grenzwerte der bSSL einhalten.<br />

Das Zertifikat »bluesign product« geht einen<br />

Schritt weiter (95 Prozent) und umfasst auch<br />

die nichttextilen Komponenten (Reißverschlüsse,<br />

Knöpfe, Reflektoren etc.) des Textilprodukts,<br />

von denen mindestens 30 Prozent<br />

»bluesign«-zertifiziert sein müssen. Wegen<br />

der größeren Herausforderung<br />

wird es nur selten vergeben. Ein<br />

Beispiel ist das Anniversary Rope<br />

von Edelrid (s. Tabelle).<br />

Drei entscheidende Schritte<br />

So läuft die Zertifizierung ab:<br />

Screening: Nach dem Vertragsabschluss<br />

analysieren »bluesign«-Beauftragte<br />

und SGS-Mitarbeiter Produktionsprozesse<br />

und Chemikalieneinsätze, Energie- und<br />

Wasserverbrauch. Außerdem kontrollieren<br />

sie, unter welchen Gesundheits- und Sicherheitsbedingungen<br />

die Beschäftigten arbeiten<br />

und ob Gesetze eingehalten werden.<br />

Danach entwerfen sie einen Aktionsplan<br />

zur Erfüllung der »bluesign«-Kriterien.<br />

Bei Funktionskleidung wird viel Chemie eingesetzt.<br />

Implementation: In diesem Schritt sollen<br />

Färbemittel und Chemikalien ersetzt<br />

oder ihr Einsatz reduziert werden, In- und<br />

Outputs gemessen sowie Anlagen implementiert<br />

werden, die Emissionen reduzieren<br />

– beispielsweise zum Wasserrecycling<br />

oder zur Wasser reinigung.<br />

Ziele sind die laufende Effizienzsteigerung<br />

des Produktionsprozesses,<br />

die Reduktion oder<br />

Abschaffung des Chemikalieneinsatzes<br />

bei der Herstellung und<br />

eine vor allem in Entwicklungsländern<br />

meist ebenfalls erforderliche<br />

Verbesserung der Arbeits bedingungen.<br />

Zertifizierung: »bluesign« zertifiziert bestehende<br />

oder nach gleichem Verfahren hergestellte<br />

Textil-Produkte und kontrolliert<br />

stichprobenartig, ob die Auflagen erfüllt<br />

werden. Die Ergebnisse werden in einer Datenbank<br />

gespeichert, auf die Endhersteller<br />

Zugriff haben, die umweltbewussten Kunden<br />

Rede und Antwort stehen wollen. ◀<br />

TAG DES BERGES<br />

27. Oktober 2013<br />

in München<br />

Hauptvortrag von<br />

Ralf Dujmovits und<br />

Gerlinde Kaltenbrunner …<br />

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Stille<br />

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Teil 8: Die Schlosserei<br />

EINE INITIATIVE VON<br />

Heavy Metal<br />

& Feinmechanik


Fotos: Archiv Lukan, Archiv Heckmair-Auffermann, privat<br />

Die Hilfsmittel zum Setzen von Sicherungspunkten<br />

im Fels haben sich stark verändert. Manche sind<br />

Freunde fürs Leben. Von Moritz Baumstieger<br />

Schlosserei, die<br />

Wortart: Substantiv, feminin.<br />

Worttrennung: Schlos|se|rei.<br />

Bedeutungen:<br />

1. Werkstatt des Schlossers<br />

2. a. das Schlossern b. Schlosserhandwerk<br />

3. (Bergsteigen) Gesamtheit der metallenen<br />

Gegenstände und Hilfsmittel, die beim Klettern<br />

im Fels benötigt werden.<br />

Dass bis heute die obige Definition<br />

im Duden steht, hat Gründe: Die<br />

ersten Hersteller von Kletterausrüstung<br />

waren in keiner Weise<br />

mit den Hightech-Werkstätten<br />

von heute zu vergleichen. Und obwohl die<br />

Ausrüstung seit damals um ein Vielfaches<br />

leichter, eleganter und funktioneller geworden<br />

ist, stöhnen heute nicht wenige,<br />

wenn der Rucksack für eine längere Tour<br />

fertig gepackt auf den Schultern oder der<br />

Gurt um die Hüfte sitzt: Mit all den Expressschlingen,<br />

Karabinern, Klemmkeilen,<br />

Sicherungsgeräten und Friends wiegt das<br />

Bergmaterial so viel, als hätte man – eben<br />

– eine ganze Schlosserei eingepackt.<br />

Bestand die Schlosserei früher nur aus mehr<br />

oder weniger vertrauenswürdigen Haken<br />

und schweren Stahlkarabinern, wird heute<br />

meist aus Aluminium gefertigt. An fast<br />

jedes der UIAA-genormten Teile kann man<br />

einen Kleinwagen hängen. Das Sortiment<br />

hat sich extrem verbreitert: Ab den 1970er -<br />

Haken der Geschichte:<br />

der mit<br />

Eisen behängte<br />

Karl Lukan<br />

(Anfang 1950er)<br />

und ein Teil der<br />

Ausrüstung für<br />

die Eigernordwandbesteigung<br />

1938 (kleines<br />

Bild)<br />

Jahren setzte sich die Sicherungstechnik<br />

mit dem Halbmastwurf durch – ein einfacher<br />

Knoten in Kombination mit einem<br />

Schraubkarabiner waren lange das Maß<br />

der Dinge. Dann machte sich der Einfluss<br />

der Sportkletterer geltend: Viel bequemer,<br />

dynamischer und auch lässiger fanden sie<br />

es, mit dem Achter zu sichern. Das Seil ließ<br />

sich so schneller ausgeben und einholen,<br />

krangelte weniger.<br />

Die neue, legere Art des Sicherns hatte<br />

aber auch ihre Tücken. Die Entwickler<br />

der Kletter-Ausrüstung gingen deshalb in<br />

ihre Labore und kamen mit einer neuen<br />

Entwicklung wieder hinaus: Erst mit den<br />

sogenannten Tubes: Sicherungsgeräte, die<br />

eine Weiterentwicklung der Stichplatten<br />

darstellten, bei denen das Seil durch ein<br />

Metallstück mit Löchern gefädelt und somit<br />

höhere Reibung erzeugt wurde. Kurz<br />

darauf tauchten die ersten halbautomatischen<br />

Sicherungsgeräte auf. Sie blockieren<br />

teils von selbst, wenn großer Zug auf das<br />

Seil kommt, stellen für den Sichernden aber<br />

keinen Freibrief dar, ausführlich die Karte<br />

oder Landschaft zu betrachten, während<br />

der Vorsteiger klettert.<br />

Während die ersten Kletterer zum Teil noch<br />

verknotete Reepschnüre und Holzstücke für<br />

Zwischensicherungen in Rissen verkeilten,<br />

begannen die Briten in den Fünfzigerjahren<br />

zunächst Sechskant-Muttern zweckzuentfremden.<br />

Die amerikanischen »Clean-Climber«<br />

waren von dieser eleganten und fels-<br />

Taglingers Tipp:<br />

Ordnung am<br />

Gurt ist wichtig<br />

»Am Gurt hängt oft überfl üssiges Zeug. Das<br />

kann ich nicht leiden: Weil ich ungern unnötiges<br />

Metall die Wand hinauf wuchte und<br />

weil es so schwierig ist, schnell das Richtige<br />

zu fi nden. Dagegen hilft: Ein wenig Organisation,<br />

so dass alles immer gut griffbereit<br />

ist. Ich empfehle, Klemmkeile auf die eine<br />

Seite zu hängen, Friends auf die andere, je<br />

ähnliche Größen an einen Karabiner. Die<br />

Expressen verteile ich auf beide Seiten.<br />

Bei den meisten haben die Karabiner verschieden<br />

geformte Schnapper, das ist kein<br />

Design-Gag: So kann man den Karabiner für<br />

die Zwischensicherung und den für das Seil<br />

unterscheiden. Die Idee dahinter: Der Karabiner<br />

am Haken kann bei harten Stürzen<br />

Macken abbekommen - die wiederum das<br />

Seil schädigen können, wenn die Expresse<br />

andersrum verwendet wird. Die Schnapper<br />

der Karabiner für das Seil sind oft gebogen,<br />

so lässt es sich leichter einklippen. Und<br />

manchmal haben sie Drahtschnapper, das<br />

erhöht die Sicherheit: Wegen des Massenträgheitsgesetzes,<br />

kann sich der Schnapper<br />

des unteren Karabiners kurz öffnen, wenn<br />

er bei einem Sturz an die Wand schlägt. Bei<br />

leichteren Modellen mit Drahtschnappern<br />

hingegen passiert das nicht.«<br />

Reiner Taglinger, Jahrgang 69, ist Leiter der<br />

Mammut Alpine School, Vorstand Ausbildung<br />

des deutschen Bergführerverbandes und<br />

Profi bergführer seit mehr als 20 Jahren.<br />

schonenden Technik begeistert, Anfang der<br />

Siebziger entwickelte Ray Jardine, der mindestens<br />

ein so begabter Tüftler wie Kletterer<br />

war, den ersten »Friend« (engl. für Freund):<br />

Ein Klemmgerät mit flexiblen Backen, die<br />

man zum Legen zusammenziehen kann, die<br />

ausgefahren aber einen felsenfesten Sicherungspunkt<br />

ergeben. Ein Freund fürs Leben.<br />

Spätestens seitdem müsste eigentlich folgendes<br />

im Duden stehen:<br />

Feinmechanik, die<br />

Wortart: Substantiv, feminin.<br />

Worttrennung: Fein|me|cha|nik<br />

Bedeutungen:<br />

1. Teilgebiet der Technik, das sich mit dem Bau<br />

feiner [mess]technischer Geräte und Apparate<br />

befasst<br />

2. (Bergsteigen) Gesamtheit der metallenen<br />

Gegenstände und Hilfsmittel, die beim Klettern<br />

im Fels benötigt werden.<br />

11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 101


Kleines<br />

Gurt-Glossar<br />

Was hängt da alles an den Schlaufen des Klettergurtes? Und<br />

welche Sicherungsgeräte werden wie verwendet? Eine kleine<br />

Orientierungshilfe, von A wie Achter bis Z wie Zahnbürste.<br />

Gurte sind gewissermaßen<br />

die Werkzeugkästen für den<br />

Berg. Kaum zu glauben, was<br />

man alles hinhängen kann.<br />

Fotos: Corey Rich/Mammut, Hersteller (15)<br />

Achter<br />

Was zum Abseilen taugt, taugt<br />

auch zum Sichern, dachten<br />

sich Sportkletterer – und hatten<br />

Recht. Nur: Wenn der A.<br />

im Karabiner läuft, kann er im<br />

Belastungsfall den Verschlussmechanismus<br />

des Karabiners<br />

zerstören und sich aushängen. Zudem muss die<br />

Bremshand beim Sichern immer unterhalb des A.<br />

gehalten werden, sonst ist die Bremskraft zu gering.<br />

Zum Sichern eines Nachsteigers an einem Stand<br />

ist der A. nicht geeignet. Und: Beim Abseilen wird<br />

der A. durch die Seilreibung gerne heiß. Manchmal<br />

tritt er dann die Reise ins Tal alleine an, wenn der<br />

Kletterer sich die Finger verbrennt.<br />

ATC<br />

Kurz für Air Traffi c Controller, Sicherungsgerät von<br />

Black Diamond. Siehe auch → Tubes<br />

Bandschlinge<br />

vernähtes<br />

Schlauchband<br />

fürs Standbauen,<br />

Fädeln größerer<br />

Sanduhren oder<br />

unkonventionelle<br />

Zwischensicherungen (Bäume, Felsnasen).<br />

Hängt eher über der Schulter als am Gurt.<br />

Camalot<br />

Klemmgerät, mit dem eine Zwischensicherung in<br />

einem Riss gelegt werden kann. Verwandter des →<br />

Friend.<br />

Clip Stick<br />

Auch Cheater Stick genannt, denn: Wenn der<br />

Arm zu kurz ist, kann mit dem Gerät ein wenig<br />

geschummelt werden (to cheat = englisch für<br />

betrügen): Der teleskopartige Stock hilft Expressschlingen<br />

in Haken einzuhängen, die per Hand<br />

nicht zu erreichen sind.<br />

Drahtschnapper<br />

Karabiner, deren Schnapper nicht aus einem vollen<br />

Stück Metall gefertigt sind, sondern aus festem<br />

Draht. Mancher mag zu unrecht an der Stabilität<br />

zweifeln, viele freuen sich zu Recht über die<br />

Gewichtsersparnis. Und eigentlich alle sollten sich<br />

freuen: D. gehen nicht auf, wenn der Karabiner bei<br />

einem Sturz gegen die Wand schlägt.<br />

Expressschlinge<br />

Karabiner, Schlinge, Karabiner – fertig<br />

ist die Expresschlinge, auch Pärchen<br />

genannt. Ein Karabiner wird in die<br />

Zwischensicherung eingehängt, in den<br />

anderen das Seil. Zehn bis zwölf Stück<br />

reichen Sportkletterern. Naja, meistens.<br />

Friend<br />

Klemmgerät mit beweglichen Backen,<br />

die sich unter Zug zusammenziehen und<br />

sich anschließend wieder ausbreiten. So können<br />

Zwischensicherungen in Risse gelegt werden, die zu<br />

breit für Klemmkeile sind.<br />

Grigri<br />

Beliebtes Sicherungsgerät,<br />

benannt nach dem Amulett,<br />

das Tuareg-Frauen<br />

auf Reisen beschützen<br />

soll. Siehe →<br />

Halbautomatische<br />

Sicherungsgeräte<br />

Grübler<br />

Eisenstück mit einer gebogenen Nase, hilft beim<br />

Entfernen von festsitzenden Klemmkeilen.<br />

Haken<br />

fi nden sich in Zeiten von sanierten Routen immer<br />

weniger an den Materialschlaufen. Unterschieden<br />

wird zwischen Haken, die mit einem Hammer in die<br />

Wand geschlagen werden und Bohrhaken.<br />

Letztere werden in Löcher als Dübel gesetzt,<br />

geklebt oder zementiert.<br />

Hammer<br />

Dient zum Haken-Schlagen. Klemmgeräte<br />

sind zwar eleganter, vermitteln aber weniger<br />

Luis-Trenker-Aura.<br />

Halbautomatische Sicherungs-<br />

Geräte<br />

Das Prinzip kennt man vom Anschnallgurt<br />

im Auto: Beim Ausgeben lässt sich das Seil<br />

langsam durch das Sicherungs-Gerät ziehen, bei<br />

einer ruckartigen Belastung im Falle eines Sturzes<br />

blockiert es. Die Blockade bleibt bestehen, so lange<br />

Zug auf dem Seil ist, der Sichernde muss das<br />

Seil also nicht krampfhaft festhalten – gerade beim<br />

schwierigen Sportkletterern sehr angenehm. Eher<br />

unangenehm aber: Weil der Sturz sofort<br />

gestoppt wird, sind die Stürze härter<br />

als bei dynamischen Sicherungsmethoden.<br />

Meist sind Halbautomaten<br />

nur für Einfachseile geeignet, die<br />

Funktionsweise ist ein wenig komplizierter<br />

als bei anderen Geräten<br />

und sollte deshalb geübt werden.<br />

102 <strong>Bergsteiger</strong> 11 ⁄13


Egal ob beim<br />

Sportklettern,<br />

leichteren Alpinrouten<br />

oder am<br />

Trango Tower mit<br />

David Lama – im<br />

Grunde reicht ein<br />

Klettergurt.<br />

Hexentric<br />

Ein → Klemmkeil mit sechseckig geformtem Kopf<br />

HMS-Karabiner<br />

Der Klassiker: ein Schraubkarabiner zum Sichern<br />

mit Halbmastwurf-Knoten. Der Knoten erlaubt im<br />

lockeren Zustand das Seil-Ausgeben, bei<br />

Belastung zieht er sich zusammen. Die<br />

Bremshand sollte immer am Seil bleiben<br />

und es laut Lehrmeinung des DAV<br />

nach unten weghalten. Weil das Seil so<br />

im ungünstigen Fall den Verschluss des<br />

Karabiners aufschrauben kann, empfi ehlt<br />

sich die Verwendung von Safe-Lock-<br />

Karabinern. Wegen der hohen Reibung ist<br />

der Seilverschleiß auf die Dauer aber hoch<br />

– genauso wie die Krangelbildung<br />

K lemmkeile<br />

In der Theorie einfach: Metallklötzchen,<br />

durch die eine Schlaufe aus<br />

dünnem Drahtseil gefädelt sind,<br />

werden als Zwischensicherung in<br />

Risse gelegt. In der Praxis weniger<br />

einfach: Sie wieder aus dem Riss<br />

hinaus zu bekommen. Dabei hilft<br />

der Klemmkeil-Entferner, auch →<br />

Grübler genannt.<br />

Magnesiabeutel<br />

Säckchen hinten am<br />

Gurt, auch Chalkbag<br />

genannt. Das Magnesia-<br />

Pulver (Chalk) dient<br />

dem Kampf gegen<br />

Schweißhände. Mittelpraktischer<br />

Aufbewahrungsort<br />

für Autoschlüssel<br />

und Eheringe.<br />

Nut<br />

Englisch für Klemmkeil – benannt nach den<br />

Sechskant-Muttern, die von englischen Kletterern<br />

kombiniert mit einer Reepschnur als erste Klemmkeile<br />

benutzt wurden. Urform des → Hexcentrics.<br />

Reepschnur<br />

Dünnes, festes Seilstück. Zum Prusiken, als<br />

Absicherung beim Abseilen, um kleine Sanduhren<br />

als Zwischensicherung zu fädeln. Oder um die<br />

Hängematte am Wandfuß aufzuhängen.<br />

Schraubkarabiner<br />

Karabiner, die im oberen Teil des Schnappers einen<br />

Ring aufweisen. Der kann zugeschraubt werden,<br />

so dass nicht mehr aufgeht, was auf keinen Fall<br />

aufgehen soll. In normaler Karabinerform erhältlich<br />

– oder in der größeren und stärkeren Birnenform,<br />

meist → HMS genannt.<br />

Steigklemmen<br />

Wer öfters ohne Wandkontakt nach oben will,<br />

investiert in Handsteigklemmen, mit denen es sich<br />

am Seil aufsteigen lässt – einfacher als die Verwendung<br />

von Prusik-Schlingen.<br />

Smart<br />

Sicherungsgerät von Mammut, vor allem für das<br />

Sport- und Hallenklettern. Eine Weiterentwicklung<br />

der → Tubes, jedoch mit stärkerer Bremswirkung.<br />

Tube<br />

Einfach zu bedienen, leicht<br />

und klein, zum Abseilen geeignet<br />

und auch bei falsch eingelegtem<br />

Seil noch teilweise funktionsfähig:<br />

Tubes sind mittlerweile die beliebteste<br />

Art zu sichern. Im Prinzip sind sie<br />

nichts anderes als ein kurzes Rohrstück. Das vom<br />

Kletterpartner kommende Seil läuft von oben in<br />

das Rohr, einmal um den Schraubkarabiner, dann<br />

wieder nach oben aus den Rohr hinaus. Kommt<br />

Belastung auf das Seil, werden die Tubes nah an<br />

den Karabiner gezogen. Wenn die Bremshand nun<br />

an ihrer vorgeschriebenen Position – das heißt: unten<br />

– ist, entsteht ein Knick im Seil, der bremsende<br />

Wirkung hat, Riffelungen der Tubes unterstützen<br />

zudem. Gesichert werden kann jedoch nur am<br />

Gurt und zum Sichern von Nachsteigern sind nur<br />

spezielle Tubes mit Plate-Funktion geeignet.<br />

Umlenkrolle<br />

Wichtiges Hilfsmittel der Bergwacht, andererseits<br />

Accessoire der Spaßguerilla: Seilrolle für<br />

Flaschenzüge (etwa bei Rettungseinsätzen) und für<br />

Seilrutschen.<br />

Zahnbürste<br />

Nicht fürs Biwak, sondern für Freaks, die wahnsinnig<br />

kleine Griffe greifen, auf denen jedes Staubund<br />

Moospartikel stört. ◀<br />

11 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 103


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57072 Siegen<br />

Postleitzahlgebiet 6<br />

Backpacker Store<br />

Kurfürsten-Anlage 62<br />

69115 Heidelberg<br />

Postleitzahlgebiet 7<br />

Kollektiv-Sports<br />

Leuschnerstraße 14<br />

70174 Stuttgart<br />

Fred Mack e.K.<br />

–Dein Ausrüster–<br />

Happenbacher Str. 90<br />

74199 Untergruppenbach<br />

Eiselin Sport<br />

Basler Straße 126<br />

79540 Lörrach<br />

Postleitzahlgebiet 8<br />

Hapfelmeier GmbH<br />

Krumpper Straße 12<br />

82362 Weilheim<br />

Montagne<br />

Sport & Laufen<br />

Salinplatz/<br />

Bahnhofstraße 9<br />

83022 Rosenheim<br />

Intersport Kaiser<br />

GmbH<br />

Am Mühlbach 6<br />

83209 Prien<br />

am Chiemsee<br />

Sporthaus im<br />

Achental<br />

Eichelreuth 7<br />

83224 Grassau<br />

Ski & Sport Treff<br />

Kardinal-Faulhaber-<br />

Platz 4<br />

83313 Siegsdorf<br />

Riap Sport –<br />

Sporthaus<br />

Forstamt Straße 6 b<br />

83435 Bad Reichenhall<br />

Bergsporthütte<br />

Augsburg<br />

Pfl adergasse 1<br />

86150 Augsburg<br />

Alpinsportzentrale<br />

Landsberg GbR<br />

Vorderer Anger 239<br />

86899 Landsberg<br />

Storer Handels<br />

GmbH<br />

Karlsstraße 28<br />

89129 Langenau<br />

Postleitzahlgebiet 9<br />

Der Ausrüster<br />

GmbH<br />

Ludwigstraße 7<br />

93086 Wörth/Donau<br />

Bergsport und<br />

Outdoor<br />

Zangl Dorfplatz 3<br />

94089 Neureichenau<br />

Der Ausrüster<br />

Oberer-Thor-Platz 10<br />

94315 Straubing<br />

Intersport<br />

Strohhammer<br />

Straubinger Straße 21<br />

94405 Landau<br />

Bergauf<br />

Bürgerstraße 1<br />

95028 Hof<br />

Der Skandinavier<br />

Kanonenweg 50a<br />

96450 Coburg<br />

11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 105


SERVICE<br />

NEU: Hersteller im Profil W. L. Gore & Associates GmbH<br />

Klare Vorgaben: Wer GORE-TEX ®<br />

in seinen Produkten verarbeitet,<br />

muss testen, wie Gore es verlangt.<br />

Patentierte<br />

Marktmacht<br />

Firmen-Steckbrief<br />

Gegründet: 1958<br />

Hauptsitz: Newark, Delaware, USA<br />

Standorte Deutschland: Putzbrunn, Feldkirchen-Westerham,<br />

Pleinfeld, Burgkirchen<br />

Mitarbeiter bzw. Associates: mehr als<br />

10 000 (weltweit; alle Gore-Bereiche)<br />

Umsatz: 3,2 Mrd. US-$ (Gore gesamt)<br />

Lange Zeit galt einzig Outdoor-Kleidung mit<br />

GORE-TEX ® als wirklich wasserdicht. Doch seit<br />

1997 Gores Patent auf eine spezielle Membran<br />

auslief, existieren am Markt auch diverse<br />

andere zuverlässige Labels. Dennoch gilt Gore<br />

nach wie vor als marktbeherrschend.<br />

Von Bettina Willmes<br />

106 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


INFO<br />

Die GORE-TEX ® -<br />

Produktklassen<br />

Seit 2012 unterteilt Gore seine Textilprodukte<br />

in drei Kategorien: »Pro« ist die strapazierfähigste<br />

Produktklasse und für extreme<br />

Ansprüche gedacht. Unter die Kategorie<br />

»Active« fallen die atmungsaktivsten Produkte.<br />

Sie sind extrem leicht, kommen aber bei<br />

längerem Regen an ihre Grenzen.<br />

GORE-TEX®-Produkte ohne weitere Spezifi zierung<br />

sind konzipiert für Aktivitäten im Bereich<br />

Wandern, Trekking, Skifahren und Freeride.<br />

Inzwischen setzen viele auf alternative Labels<br />

wie Polartec und Sympatex oder aber<br />

auf eigene Entwicklungen, wie Columbia<br />

mit OutDry oder Patagonia mit H 2<br />

No. Gore<br />

bleibt ob dieser Entwicklung nach eigenen<br />

Angaben gelassen. »Das Who’s Who der<br />

Branche setzt nach wie vor auf unsere Membran.<br />

Einige Hersteller fahren auch zweigleisig,<br />

vertreiben die Produkte mit GORE-TEX®<br />

aber als Premium«, sagt Andreas Marmsoler,<br />

Pressesprecher Europa für Bekleidung der<br />

W. L. Gore & Associates GmbH. »Natürlich<br />

ist das für uns auch ein Ansporn, permanent<br />

Innovationen zu liefern. Viele sehen uns als<br />

Vorreiter bei der Entwicklung von Funktionsmaterialien,<br />

das verpflichtet.«<br />

So sieht die Membran aus: Bettina Willmes<br />

beim Test eines Handschuhs aus ePTFE<br />

Fotos: W. L. Gore & Associates GmbH (1), joachimstark.de<br />

Zehn Sekunden reichen, und der<br />

Unterschied lässt sich nicht mehr<br />

leugnen. Während die Hand im<br />

Plastikhandschuh zu schwitzen<br />

beginnt, bleibt die zweite Hand<br />

trocken und kühl. Sie steckt in einer Hülle<br />

aus ePTFE-Membran – einer Membran aus<br />

expandiertem Polytetrafluorethylen. Sehr<br />

vereinfacht ausgedrückt ist dies eine Art<br />

gestrecktes Teflon mit filzartiger Faserstruktur.<br />

Mit dieser Membran fing vor 44 Jahren<br />

die Geschichte von GORE-TEX® an. Damals<br />

entdeckte Bob Gore, Sohn von Firmengründer<br />

Bill Gore, aus Zufall, dass ePTFE Feuchtigkeit<br />

aus der einen Richtung abhält, von<br />

der anderen aber durchlässt.<br />

Mit dieser Entdeckung ist GORE-TEX® zum<br />

Inbegriff für Outdoor-Bekleidung geworden.<br />

Bis das Patent auf ePTFE 1997 auslief, war<br />

es für Hersteller, die wasserdichte, atmungsaktive<br />

Bekleidung liefern wollten, kaum<br />

möglich, ohne Gore am Markt zu bestehen.<br />

Unter Beschuss<br />

Nicht alle Hersteller würden wohl unterschreiben,<br />

dass es bei der Bewahrung der<br />

Marktführerschaft – der US-amerikanische<br />

Autor Mike Kessler schätzt Gores Marktanteil<br />

bei wasserdichter und atmungsaktiver<br />

Kleidung auf 70 Prozent – stets mit fairen<br />

Mitteln zuging. So hat Columbia im Sommer<br />

2011 Klage bei der EU eingereicht, der<br />

Vorwurf: Gore missbrauche seine Marktmacht<br />

und drohe Herstellern, die Zusammenarbeit<br />

aufzukündigen, wenn sie mit<br />

anderen Labels kooperieren. Die Kommission<br />

ermittelt derzeit; ob sie ein förmliches<br />

Verfahren einleiten wird, ist noch ungewiss.<br />

Auch die Federal Trade Commission<br />

(FTC) hatte einst Ermittlungen gegen Gore<br />

aufgenommen, das Verfahren wurde aber<br />

schließlich eingestellt.<br />

Dass die Zusammenarbeit mit Gore mit vielen<br />

Vorgaben und Auflagen verbunden ist,<br />

lässt sich nicht leugnen. Gore spricht nicht<br />

nur bei Konstruktion und Auswahl der<br />

Oberstoffe mit, sondern gibt auch vor, dass<br />

die Hersteller die Nähte mit einer speziellen<br />

Maschine verschweißen, die sie von Go-<br />

Härtetest: 500 Stunden müssen Laminate in<br />

der Waschmaschine mit Spindel aushalten.<br />

Und noch ein Test: Jacke und Hose werden<br />

dauerberieselt im Regenturm in Feldkirchen.<br />

11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 107


Stauchen und Drehen:<br />

Der Crumple testet<br />

Laminathaltbarkeit und<br />

Knickstabilität<br />

re leasen und von einem von Gore geschulten<br />

Mitarbeiter bedienen lassen müssen. All<br />

dies ist im Lizenzvertrag geregelt, ebenso wie<br />

die Prüfverfahren. Prototypen von GORE-<br />

TEX®-Pro-Jacken müssen beispielsweise<br />

rund 100 Tests bestehen. Einer davon findet<br />

in einer besonders aggressiven US-amerikanischen<br />

Waschmaschine mit Spindel statt.<br />

Halten die Tapes die Belastung durch? Hält<br />

die Innenbeschichtung? All das wird hier<br />

überprüft – und zwar so, wie Gore es für<br />

richtig hält.<br />

Was manch Hersteller als Gängelei interpretieren<br />

könnte, stellt Gore als notwendiges<br />

Vorgehen dar. »Nur so können wir unser<br />

Garantieversprechen geben und für die Lebensdauer<br />

des Produkts einstehen«, erläutert<br />

Marmsoler. Und in der Tat bedeutet dies<br />

für den Verbraucher: Wo GORE-TEX® drauf<br />

steht, ist auch wirklich GORE-TEX® drin,<br />

hergestellt und getestet unter den stets gleichen<br />

Bedingungen.<br />

Teilhaber statt Mitarbeiter<br />

Diese Vergleichbarkeit impliziert für Gore<br />

nach eigenen Angaben auch, dass an allen<br />

Standorten gleiche Umweltstandards gelten<br />

– egal ob in Asien oder Deutschland. »Unsere<br />

Produktionsstätten sind seit 2010 alle<br />

›bluesign‹-zertifiziert, versichert Marmsoler<br />

(Details zu »bluesign« siehe Seite 98). Auch die<br />

Beschäftigungsbedingungen sind überall<br />

gleich: Wer bei Gore arbeitet, ist kein Mitarbeiter,<br />

sondern ein Associate – ein Teilhaber<br />

des Unternehmens. »Niemand sagt den<br />

Leuten bei uns, wann sie was zu tun haben;<br />

ihre Arbeit beruht auf Freiwilligkeit«, sagt<br />

Sander Effring, Handelsmarketing Experte<br />

bei Gore. »Bei uns ist jeder dazu aufgerufen,<br />

unternehmerisch zu denken und zu<br />

handeln und über den eigenen Tellerrand<br />

zu schauen.« Ideen seien immer willkom-<br />

Von der Seite, von unten – im Regenturm lässt sich alles simulieren.<br />

Lässt der Abperleffekt nach, hilft eine neue Imprägnierung.<br />

108 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


Fotos: joachimstark.de<br />

men. Dank kurzer Wege im Unternehmen<br />

sei es jederzeit möglich, Vorschläge genau<br />

dort anzubringen, wo sie direkt umgesetzt<br />

werden können.<br />

Dieses Konzept funktioniert bei Gore allem<br />

Anschein nach sehr gut. Der Erfolg des<br />

Unternehmens ist unstrittig, und auch die<br />

Beschäftigten scheinen sich wohl zu fühlen:<br />

Erst 2013 belegte die W. L. Gore & Associates<br />

GmbH bei der Wahl Deutschlands<br />

bester Arbeitgeber (mittlere Unternehmen)<br />

Rang drei. In den USA, wo entsprechende<br />

Ranglisten seit 1984 existieren, gehörte<br />

Gore seither jedes Jahr zu den »100 besten<br />

Arbeitgebern«. Ein weiterer Aspekt der Teilhaberschaft<br />

besteht darin, dass jeder einen<br />

Teil seines Lohns in Form von Aktien erhält.<br />

Diesen kann er nicht am Aktienmarkt<br />

eintauschen, denn Gore ist zwar eine Aktiengesellschaft,<br />

aber keine, deren Anteile<br />

öffentlich gehandelt werden. Stattdessen<br />

kann man sie nach einer gewissen Sperrfrist<br />

dem Unternehmen zurückverkaufen.<br />

Zudem erhalten die Mitarbeiter einen Teil<br />

des Lohns als Prämie. Wie hoch die ausfällt,<br />

ergibt sich unter anderem durch eine<br />

360-Grad-Bewertung, die jedes Jahr vollzogen<br />

wird: Jeder kann jeden bewerten, auf<br />

gleicher Ebene, von oben nach unten, aber<br />

auch von unten nach oben.<br />

Bewusst schweigsam<br />

Wie viele Leute der Textilbereich von Gore<br />

beschäftigt, verrät das Unternehmen nicht.<br />

Nur so viel: Die gesamte Gore-Gruppe, zu<br />

der neben Textilien die Bereiche Luft- und<br />

Raumfahrt, Automotive, Chemie, Elektronik/Kommunikation,<br />

Energie, Umwelt,<br />

Industrie/Fertigung, Medizin/Gesundheitswesen,<br />

Militär und Halbleiterindustrie gehören,<br />

hat mehr als 10 000 Associates. Auch<br />

den Umsatz beziffert Gore nur global und<br />

für alle Unternehmensbereiche gemeinsam:<br />

3,2 Milliarden US-Dollar. »Jeder Bereich<br />

schwankt mal. Uns am Gesamtergebnis zu<br />

orientieren, macht es einfacher, langfristig<br />

zu planen und auch mal Durststrecken<br />

durchhalten zu können«, sagt Marmsoler.<br />

Verschwiegen ist das Unternehmen auch in<br />

anderer Hinsicht. Als Greenpeace im Herbst<br />

2012 eine Studie veröffentlichte, in der die<br />

hohe Belastung mit PFOA vieler Outdoorjacken<br />

bemängelt wurde, stand auch Gore<br />

am Pranger. PFOA (Perfluoroctansäure) ist<br />

eine fluorierte synthetische Säure, die im<br />

Bekleidungsbereich häufig eingesetzt wird.<br />

Sie baut sich kaum ab und gelangt über Nahrung,<br />

Luft und Trinkwasser in den menschlichen<br />

Körper. Die Säure ist toxisch und<br />

möglicherweise krebserregend. Während<br />

etwa Jack Wolfskin schon kurze Zeit später<br />

Sander Effring erläutert Redakteurin<br />

Bettina Willmes die neue Produkteinteilung.<br />

Wer bei Gore<br />

beschäftigt ist, ist<br />

kein Mitarbeiter,<br />

sondern ein Asso ciate<br />

– ein Teilhaber<br />

des Unternehmens.<br />

Hält die Imprägnierung? Wichtig ist diese<br />

für den Komfort, nicht für Wasserdichtheit.<br />

Der Suter-Test ermittelt die Wassersäule.<br />

Durch das Loch drücken 20 Kilo Wasser.<br />

verkündete, bald PFOA-frei produzieren zu<br />

wollen, war von Gore nur wenig zu hören.<br />

Dabei, so versichert das Unternehmen, habe<br />

man bereits 2003 angefangen, PFOA aus<br />

den Laminaten zu eliminieren. Pressesprecher<br />

Marmsoler schätzt, dass Gore Ende<br />

2013 komplett ohne die Chemikalie in den<br />

Rohmaterialien auskommen werde. »Wahrscheinlich<br />

werden wir die ersten sein, denen<br />

das ohne Beeinträchtigung der Performance<br />

gelingt. Natürlich stand das auch im Herbst<br />

2012 schon fest, aber es entspricht der Gore-<br />

Philosophie, erst dann über Dinge zu sprechen,<br />

wenn wir etwas vorweisen können.«<br />

Mit Greenwashing, so der Sprecher weiter,<br />

wolle man auf keinen Fall in Verbindung<br />

gebracht werden. Wer das Unternehmen<br />

kennt, auf den wirkt das konsequent. Getreu<br />

dem Motto, nicht zu viel zu kommunizieren,<br />

sondern zu handeln. Und das durchaus<br />

marktbestimmend.<br />

◀<br />

IM DEZEMBER-HEFT: Lesen Sie ein Porträt<br />

der Firma Edelrid, die 150. Geburtstag feiert.<br />

INFO<br />

Jetzt im Handel: die<br />

neue GORE-TEX ® Pro<br />

Wales im November, das heißt im Normalfall:<br />

Regen der ganz besonderen Art,<br />

von der Seite und von unten, dazu ein<br />

fi eser Wind und tiefgrauer Himmel. Genau<br />

diesen Ort und Zeitpunkt hat sich Gore<br />

2012 ausgesucht, um die neuen GORE-TEX®<br />

Pro-Produkte einem internationalen Trupp<br />

aus Presse- und Handelsvertretern aus der<br />

ganzen Welt zu präsentieren.<br />

Laut Hohenstein-Institut sind sie noch<br />

robuster und bis zu 28 Prozent atmungsaktiver.<br />

Von der Idee bis zur Marktreife sind<br />

viereinhalb Jahre vergangen. Das Neue<br />

daran ist, dass die Membran ohne Schutzschicht<br />

auskommt. Bisher hat diese dafür<br />

gesorgt, dass Sonnencreme und andere<br />

Verschmutzungen der Haut die Membran<br />

nicht verstopft. Nun ist die Membran auf<br />

der Innenseite nur noch mit einem neu entwickelten,<br />

robusten Innenfutter verbunden.<br />

Konzipiert wurde die Jacke für Extrem-<br />

<strong>Bergsteiger</strong> sowie für Bergführer, die 200<br />

Tage im Jahr im Freien verbringen – teils<br />

bei widrigsten Bedingungen und mit vielen<br />

Stopps zwischen Aktiv- und Ruhephasen.<br />

Mit dieser Zielgruppe erfolgten auch die<br />

diversen Feldtests. Ein gängiges Verfahren<br />

sind dabei Split Garments, bei denen die<br />

Tester Jacken tragen, die teils aus neuem,<br />

teils aus aktuellem Material gefertigt sind.<br />

Im Handel erhältlich sind Produkte mit dem<br />

neuen GORE-TEX® Pro seit Herbst 2013.<br />

11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 109


ALPINISMUS<br />

110 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


Paul Preuß zum 100. Todestag<br />

Der Freigeist<br />

Obwohl der Felskletterer Paul Preuß vor 100 Jahren starb,<br />

sind seine Ideen zum Alpinismus so aktuell wie nie.<br />

Viele sehen in ihm noch heute den geistigen Vater des<br />

Freikletterns. Von Andrea Strauß<br />

In memoria: Am Grab von<br />

Paul Preuß, Friedhof Altaussee<br />

Fotos: ARGE Paul Preuß (2), Andreas Strauß<br />

Was wird wohl bleiben vom<br />

Alpinismus der vergangenen<br />

hundert Jahre? Schwierigkeiten<br />

und Rekorde? Der<br />

Everest ohne Flaschensauerstoff,<br />

die Nordwand der Großen Zinne<br />

free solo, der XI. Schwierigkeitsgrad im<br />

Sportklettern? Die meisten Leistungen sind<br />

längst nicht mehr einmalig oder werden es<br />

bald nicht mehr sein. Die grundsätzliche<br />

Frage, wie viele Hilfsmittel erlaubt sind,<br />

um im Sport eine Spitzenleistung zu definieren,<br />

wird hingegen bleiben. Paul Preuß,<br />

der vor hundert Jahren verstarb, war nicht<br />

nur Kletterer der Spitzenklasse, sondern<br />

hat sich zu genau dieser Frage geäußert:<br />

»Wer ein technisches Hilfsmittel braucht,<br />

um eine Tour machen zu können, die er<br />

ohne dieses nicht wagen würde, soll auf die<br />

Tour verzichten.«<br />

Seine Forderungen, die er in sechs Grundsätzen<br />

präzisierte (siehe Kasten), haben<br />

heiße Diskussionen hervorgerufen – und<br />

sind letztlich zeitlos. Denn beim Beurteilen<br />

einer alpinistischen Leistung geht es mehr<br />

denn je um Streitfragen wie den Gebrauch<br />

von Flaschensauerstoff, den Missbrauch<br />

von Dopingmitteln oder das Verwenden<br />

von Bohrhaken.<br />

Paul Preuß wird 1886 als drittes Kind von<br />

Caroline und Eduard Preuß in Altaussee im<br />

Salzkammergut geboren. Als Sechsjähriger<br />

muss er für ein halbes Jahr mit Lähmungen<br />

im Rollstuhl sitzen. Aber mit elf Jahren beginnt<br />

er seine <strong>Bergsteiger</strong>karriere. Gemeinsam<br />

mit den beiden Schwestern oder alleine<br />

zieht er los; es sind Lehrjahre in Sachen<br />

Trittsicherheit und Gespür fürs Gelände.<br />

Er schwärmt von Georg Winkler und Emil<br />

Zsigmondy, trainiert Klimmzüge an zwei<br />

auf einen Schrank gestellten Gläsern mit einem<br />

Brett darüber, um in den Bergen auch<br />

im brüchigen Gelände zurechtzukommen.<br />

Die erste Tour, der er selbst bergsteigerische<br />

Bedeutung beimisst, ist die Durchsteigung<br />

der Planspitze Nordwand (II–III) im Gesäuse<br />

als Alleingang; damals ist er 22 Jahre alt.<br />

Zwei Jahre später setzt sein Tourenbuch<br />

ein. Es umfasst vier Jahre und weist mehr<br />

Gipfel auf, als manch anderer während eines<br />

ganzen Lebens schafft. Im Oktober 1913<br />

endet es. Denn von der Solobesteigung der<br />

Mandlkogel-Nordkante im Gosaukamm<br />

kommt Paul Preuß nicht mehr zurück.<br />

Freunde finden seine Leiche Tage später.<br />

Wer ist dieser junge Steirer, der in wenigen<br />

Jahren die <strong>Bergsteiger</strong>szene so gründlich<br />

durchrüttelt, dass wir das Wackeln heu-<br />

Preuß’ Grundsätze<br />

1 Bergtouren soll man nicht gewachsen,<br />

sondern überlegen sein.<br />

2 Das Maß der Schwierigkeiten, die ein<br />

Kletterer im Abstieg mit Sicherheit zu überwinden<br />

imstande ist, muss die oberste Grenze<br />

dessen darstellen, was er im Aufstieg begeht.<br />

3 Die Berechtigung für den Gebrauch von<br />

künstlichen Hilfsmitteln entsteht daher nur<br />

im Falle einer unmittelbar drohenden Gefahr.<br />

4 Der Mauerhaken ist eine Notreserve.<br />

5 Das Seil darf niemals das alleinseligmachende<br />

Mittel sein.<br />

6 Zu den höchsten Prinzipien gehört das<br />

Prinzip der Sicherheit. Doch nicht die<br />

krampfhafte, durch künstliche Hilfsmittel<br />

erreichte Korrektur eigener Unsicherheit.<br />

Preuß im Wilden Kaiser (großes Bild) und<br />

dessen bester Freund Paul Relly<br />

11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 111


Oben: Preuß war auch im Winter – hier mit Fred Henning 1912 – unterwegs.<br />

Unten: In der Ostwand der Guglia di Brenta – während sich Relly und Mina verloben.<br />

te noch spüren? Mit dem sich zu Lebzeiten<br />

die besten Alpinisten ihrer Zeit wie Hans<br />

Dülfer, Giovanni Piaz oder Angelo Dibona<br />

nicht nur am Fels maßen, sondern auch<br />

in Wortgefechten. Den die Avantgarde des<br />

Alpinismus’ noch ein Jahrhundert später<br />

als »geistigen Vater des Freikletterns« (Alex<br />

Huber), als »Kletterer und Philosoph« (David<br />

Lama) und als »bedeutendsten Alpinisten«<br />

(Reinhold Messner) bezeichnet. Nach<br />

dem die Paul-Preuß-Straße in München,<br />

die Preußhütte in den Dolomiten und der<br />

Preußturm im Drei-Zinnen-Massiv der Dolomiten<br />

benannt ist.<br />

Zunächst ist er ein hervorragender Allroundalpinist.<br />

Sein Elternhaus in Altaussee<br />

könnte kaum günstiger liegen. Der<br />

Ort und der See sind umgeben vom Toten<br />

Gebirge und den Gletscherflächen des<br />

Dachsteins. Loser, Trisselwand, Bräuning<br />

Zinken, Sandling und Großer Priel gehören<br />

zu Paul Preuß’ Lieblingsgipfeln im Toten<br />

Gebirge. Manche kann er von zuhause aus<br />

sehen. Die Fülle der Touren im Sommer wie<br />

im Winter könnten nahe legen, dass Paul<br />

Preuß regelrecht fanatisch war – wenn<br />

nicht das Zeugnis seiner Freunde und seine<br />

eigenen Schriften belegen würden, dass<br />

dies genau nicht zutrifft. Begeistert, ja. Aber<br />

fanatisch nie. Stattdessen liegt eine spürbare<br />

Leichtigkeit über seinem Tun, eine für<br />

sein Alter erstaunliche Abgeklärtheit, eine<br />

feine Selbstironie und ein ausgeprägter<br />

Sinn für Humor.<br />

»Mir wird speiübel«<br />

Rasch weitet sich sein alpines Betätigungsfeld<br />

aus. Die Touren, darunter allein 150<br />

Erstbegehungen und etwa 300 Alleinbegehungen,<br />

führen beinahe durch sämtliche<br />

Gebirgsgruppen des Alpenbogens, vom<br />

Dachstein über die Berchtesgadener Alpen<br />

und Wetterstein ins Wallis und an den Mont<br />

Blanc. All das in ein paar wenigen Jahren! Er<br />

gehört zu den besten Kletterern seiner Zeit,<br />

ist im Eis souverän und fährt sehr gut Ski.<br />

Wer seine Erstbegehungen im Fels heute<br />

nachklettert, ist meist erstaunt, wie ausgesetzt<br />

sie sind. Preuß hat viele alleine<br />

erstbegangen, Haken verwendete er nur<br />

widerwillig und äußerst selten. Der Bigwall-Kletterer<br />

Thomas Tivadar kommentierte<br />

eine Preuß-Begehung der Mitterkaiser-Nordschlucht<br />

einmal mit den Worten:<br />

»Wenn ich daran denke, dass Paul Preuß<br />

damals an der Schlüsselstelle in glitschigem<br />

Fels einen Wasserfall umgehen musste,<br />

wird mir speiübel!«<br />

Eine seiner Glanzleistungen ist die Begehung<br />

der Totenkirchl-Westwand im Kaiser<br />

auf der Piazführe im Juli 1911. Die Wand<br />

112 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


Schon im Erscheinungsbild. Preuß klettert<br />

in Steirer Tracht mit weißer, blauer oder<br />

violetter Seidenkrawatte. Sein Freund Alexander<br />

Hartwich vergleicht seine Art zu<br />

klettern mit dem Tanzen, weil es so schwere-<br />

und mühelos wirke. »Ich glaube nicht,<br />

dass er je mit zusammengebissenen Zähnen<br />

eine besonders schwere Stelle gemeistert<br />

hat, denn solche Gesten waren ihm im Innersten<br />

fremd.«<br />

Preuß selbst meint: »In der Selbstbeschränkung<br />

liegt die Kunst des Meisters.« Nur logisch<br />

ist es daher, dass der Haken für ihn ein<br />

»Paul Preuß ist eine Ausnahmefigur.«<br />

Reinhold Messner<br />

Fotos: ARGE Paul Preuß (5)<br />

war drei Jahre vorher erstbegangen worden<br />

und galt als schwierigste Kletterei der Alpen.<br />

18 Seillängen bis zum fünften Grad.<br />

Paul Preuß geht sie frei, allein, ohne Seil.<br />

Nicht weniger kühn ist seine Erstbegehung<br />

der Guglia di Brenta, oft auch Campanile<br />

Basso genannt. Gemeinsam mit seiner<br />

Schwester Mina und seinem Freund Paul<br />

Relly ist er dort. Während Paul Relly und<br />

Mina auf dem Normalweg auf die Guglia<br />

klettern (und sich nebenher verloben), versucht<br />

Preuß die Ostwand: fünf Seillängen<br />

senkrechter Fels (V, V-, V, IV und IV+). Er begeht<br />

die Route seilfrei und allein. Rastpunkte<br />

gibt es in der steilen Wand nur wenige.<br />

Er klettert bis zum Gipfel und anschließend<br />

wieder ab. Abgesehen von einer knappen<br />

Routenskizze erwähnt er die Tour nur in<br />

einem Satz: »Dem Campanile Basso und<br />

meiner Schwester war der nächste Tag gewidmet.«<br />

Schon am Folgetag plant er Neues:<br />

den Crozzon. Sie begehen die Nordkante,<br />

steigen am Folgetag zu dritt über den Ostgrat<br />

auf die Cima Tosa. Es folgt mit Relly die<br />

Überschreitung der Guglia, dann als Erstbegehung<br />

die Nordnordostwand des Crozzon,<br />

zu dritt die Torre di Brenta und am siebten<br />

Tag der Croz del Altissimo.<br />

Eine Ausnahmewoche? Nein, das Tourenbuch<br />

von Preuß sieht meist so aus. Einen<br />

Monat zuvor steht er im Stubai innerhalb<br />

von fünf Tagen auf 22 Skitourengipfeln.<br />

Nach der Brenta fährt er in die Dolomiten,<br />

um in zwei Wochen 30 Gipfel zu erklimmen,<br />

darunter ein paar Erstbegehungen.<br />

Sein Stil ist geprägt von Eleganz<br />

Paul Preuß ist aber nicht nur Ausnahmealpinist.<br />

Er spricht Französisch, Englisch<br />

und Italienisch, studiert in München Pflanzenphysiologie,<br />

hält Vorträge und schreibt.<br />

Seine Berichte über Skitouren, Alpinismus<br />

und Klettern lassen sich noch heute mit<br />

Vergnügen lesen. Sie sind frei von heroischem<br />

Bezwingungsalpinismus. Die sachliche<br />

Beschreibung überwiegt, an Stellen<br />

mit Selbstironie durchsetzt und voller<br />

Freude über das Unterwegssein am Berg.<br />

Anders seine satirischen Texte zu Themen<br />

wie Frauenbergsteigen (»Damenkletterei«,<br />

»Putzi als Skiläuferin«) oder zur Entwicklung<br />

des Tourismus (»Das Kaiserdenkmal«).<br />

Sein Stil – ob am Fels oder am Schreibtisch<br />

– ist geprägt von Leichtigkeit und Eleganz.<br />

Mittel in der Not ist. So engagiert er diese<br />

Position gegenüber den Besten seiner Zeit<br />

im Mauerhakenstreit vertritt, schon weil<br />

ihn die Auseinandersetzung als Logiker<br />

und Redner reizt, so wenig ist er Prinzipienreiter.<br />

Vielmehr geht es um den ethischen<br />

Wert einer Begehung, und die sieht Preuß<br />

in einer Route ohne Hakenverwendung<br />

eben höher. Heute gibt es Zusätze wie »Rotpunkt“,<br />

»On sight« oder »solo«, um diese<br />

Qualitätsunterschiede zu zeigen. Das Ziel<br />

solle es sein, »<strong>Bergsteiger</strong> zu werden und<br />

nicht Handwerker der edlen <strong>Bergsteiger</strong>kunst.<br />

Wenn der Alpinismus eine Zukunft<br />

hat, in der er auch gegen Drahtseilbahnen<br />

und Luftschiffahrt bestehen soll, dann wird<br />

sie im alpinen Sport liegen.«<br />

Wo er bei eigenen Touren Haken schlägt, tut<br />

er es im Notfall und nicht, um einen Berg zu<br />

bezwingen. Sein Seilpartner Walter Schmidkunz<br />

berichtet dazu von einer gemeinsamen<br />

Tour: »Die beiden Mauerhaken, die ich<br />

allen Theorien zum Trotz fürsorglich in die<br />

Joppentasche gesteckt hatte, klapperten so<br />

vorlaut, dass Preuß mit wahrer Unglücksmiene<br />

anregte, ich möchte doch die Haken<br />

einzeln verstauen, das Klirren der Eisen wäre<br />

ein Geräusch wie das Gebimmel des Armesünderglöckleins<br />

vor der Hinrichtung.«<br />

Einem Freund gegenüber äußert er, er sei<br />

überzeugt, dass es keine Erstbesteigung<br />

wert sei, das Leben zu riskieren Zwei Monate<br />

später, am 2. Oktober 1913, zieht Paul<br />

Preuß los zum Nördlichen Manndlkogel.<br />

Die Nordkante war ihm ein paar Wochen<br />

vorher aufgefallen als »großartigste Aufgabe<br />

im Gosaukamm«. An ihr stürzt er ab.<br />

Was ist geblieben von Paul Preuß? Großartige<br />

Routen in Fels, Eis und Schnee. Lebhafte<br />

Texte. Und so moderne Ideen, dass sie noch<br />

immer aktuell sind.<br />

◀<br />

Die Absturzstelle und das Schneefeld, in dem<br />

Preuß erst nach zehn Tagen gefunden wurde<br />

Oben: Die Enthüllung des Preuß-Denkmals<br />

2013 mit Reinhold Messner.<br />

Unten: Der 17-jährige Paul Preuß im Jahre<br />

1903 am Altaussee<br />

11⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 113


TOUREN<br />

Auf den Spuren von Paul Preuß<br />

Planspitze, Piazführe und Propyläen. Wer es Paul Preuß nachmachen will, kann dies auf Wanderungen,<br />

augesetzten Klettereien und Skitouren tun. Oder an Gebäuden in München bouldern.<br />

IN SEINER HEIMAT ALTAUSSEE<br />

1 Sandling (1717 m)<br />

– Totes Gebirge<br />

▶ schwierig 4½ Std.<br />

840 Hm 840 Hm<br />

Charakter: Abwechslungsreiche<br />

Überschreitung des relativ frei<br />

zwischen Bad Goisern und Altaussee<br />

stehenden Sandling. Auf- und Abstieg<br />

sind teils versichert. Preuß besuchte<br />

den Sandling immer wieder von<br />

Altaussee aus.<br />

Anforderungen: Unten einfach, der<br />

Gipfelanstieg von der Vorderen Sandling<br />

Alm und der Abstieg zur Ausseer<br />

Sandling Alm sind teils versichert.<br />

Trittsicherheit nötig.<br />

Ausgangspunkt: Gasthaus Blaa-Alm<br />

(902 m)<br />

Route: Blaa-Alm – Fludergraben<br />

Alm – Ausseer Sandling Alm – Vordere<br />

Sandling Alm – Sandling – Nordrücken<br />

Sandling – Ausseer Sandling<br />

Alm – Blaa-Alm<br />

2 Loser (1838 m)<br />

– Totes Gebirge<br />

▶ leicht 2 Std.<br />

500 Hm 500 Hm<br />

Charakter: Bekannter Aussichtsberg<br />

direkt über dem Altausseer See,<br />

von Preuß immer wieder begangen,<br />

von Preuß’ Geburtshaus aus sichtbar.<br />

Durch die Mautstraße kann man<br />

bis gut 300 Höhenmeter unter<br />

den Gipfel fahren und so eine kurze<br />

Genusstour unternehmen.<br />

Anforderungen: Einfache Wanderung<br />

Ausgangspunkt: Loser Hütte (1504 m)<br />

Route: Loser Hütte – Loserboden –<br />

Loser – Nordhang Hochanger – Loser<br />

Fenster – Augst See – Loser Hütte.<br />

3 Trisselwand (1754 m),<br />

Hoferweg – Totes Gebirge<br />

▶ V 3–4 Std.<br />

500 Hm 500 Hm<br />

Charakter: Klassische, inzwischen<br />

sanierte Kletterroute über dem<br />

Altausseer See mit großartigen Landschaftseindrücken.<br />

Verläuft in der<br />

großen Schlucht oder rechts davon.<br />

Die Preuß-Route über den Westpfeiler<br />

ist stark verwachsen und wird<br />

kaum mehr begangen.<br />

Anforderungen: Stellen V, meist<br />

leichter. An den Schlüsselstellen<br />

fester Fels.<br />

Ausgangspunkt: Gasthof Trisselwand<br />

am Tressensattel (965 m)<br />

Route: Tressensattel – Trisselkogel<br />

Südwestwand über Hoferweg –<br />

Trisselkogel – Abstieg Normalweg<br />

- Tressensattel<br />

4 Sarstein (1975 m) – Dachstein<br />

▶ mittel 6½ Std.<br />

990 Hm 1460 Hm<br />

Charakter: Aussichtsreiche Tour<br />

auf einen isolierten Bergstock des<br />

Dachsteingebirges mit steilem,<br />

teils versichertem Aufstieg, einem<br />

landschaftlich einmaligen Übergang<br />

auf dem Südrücken immer mit Blick<br />

auf den Dachstein und einem steilen<br />

Abstieg. Der Sarstein gehört zu<br />

den frühen Gipfeln von Paul Preuß,<br />

auf dem er teilweise sogar mehrmals<br />

im Jahr stand.<br />

Anforderungen: Steiler und stellenweise<br />

versicherter Anstieg, auch der<br />

Abstieg verläuft durch eine steile,<br />

bewaldete Flanke.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Pötschenpasshöhe<br />

(992 m)<br />

Endpunkt: Obertraun<br />

Route: Pötschenhöhe – Goiserer<br />

Sarsteinalm (Einkehr) – Hoher Sarstein<br />

– Südrücken – Sarstein Hütte<br />

– Brettstein Graben – Obertraun<br />

BEKANNTE PREUSS-TOUREN<br />

5 Planspitze (2120 m),<br />

Pichlweg – Gesäuse<br />

▶ III- 5 Std.<br />

1000 Hm 1000 Hm<br />

Charakter: Alpiner Klassiker durch<br />

die Nordwand der Planspitze im<br />

Gesäuse. Laut Preuß seine erste<br />

„Bergfahrt mit sportlichem Wert“<br />

(1908). Aufgrund der Länge, des<br />

alpinen Geländes und der nicht<br />

immer einfachen Orientierung auch<br />

heute noch nicht zu unterschätzen.<br />

Anforderungen: überwiegend I und<br />

II mit einer Stelle III. Standplätze<br />

teils gebohrt. Lange Tour (1000 Hm<br />

Kletterei, 1600 Hm gesamt).<br />

Ausgangspunkt: Gstatterboden,<br />

Ennsbrücke (578 m)<br />

Route: Ennsbrücke – Höllersteig<br />

– Planspitze Nordwand – Planspitze –<br />

Peternscharte – Peternpfad – Haindlkarhütte<br />

(Einkehr) - Ennsbrücke<br />

6 Totenkirchl (2193 m),<br />

Piazführe – Wilder Kaiser<br />

▶ V 5–6 Std.<br />

450 Hm 450 Hm<br />

Charakter: Historisch gesehen die<br />

Linie der ersten Westwand-Durchsteigung<br />

des Totenkirchl. Heute auf<br />

dieser Route kaum mehr begangen<br />

(lange nass, teils brüchig). Viel<br />

beachtete Solo-Begehung von Preuß<br />

im Juli 1911. Damals im Ruf die<br />

»schwierigste Kletterei« zu sein.<br />

Anforderungen: V, meist leichter,<br />

18 Seillängen bis zur 2. Terrasse.<br />

Weiter zum Gipfel auf einer<br />

der anderen Westwandrouten.<br />

Ausgangspunkt: Stripsenjochhaus<br />

oder Hinterbärenbad<br />

Route: Stripsenjochhaus – (Hinterbärenbad)<br />

– Hoher Winkel – Totenkirchl<br />

Westwand über Piazführe –<br />

2. Terrasse – Westpfeiler, VI- oder<br />

Peters-Eidenschink-Führe, VI- – Totenkirchl<br />

– Führerweg – Stripsenjochhaus<br />

oder Hinterbärenbad (Einkehr)<br />

7 Guglia di Brenta/Campanile<br />

Basso (2883 m),<br />

Preußwand – Brenta<br />

▶ V 2Std.<br />

110 Hm 110 Hm<br />

Charakter: Fünf Seillängen-Kletterei<br />

durch die Ostwand des Felsturms<br />

Guglia di Brenta. Erstbegangen von<br />

Paul Preuß im Juli 1911 als Alleingang.<br />

Noch immer eindrucksvolle,<br />

ausgesetzte Kletterei mit alpiner<br />

Absicherung.<br />

Anforderungen: V und IV, 5 Seillängen<br />

Ausgangspunkt: Rifugio Pedrotti<br />

(2491 m)<br />

Route: Rifugio Pedrotti – Bocchetteweg<br />

bis in die Bocchetta del Campanile<br />

Basso – Einstieg Normalweg Guglia/<br />

Ampfererführe – Stradone Provinciale/<br />

Einstieg Preußwand – Preußwand –<br />

Guglia di Brenta – Normalweg<br />

d. h. Abseilpiste – Rifugio Pedrotti<br />

8 Kleinste Zinne/Preußturm<br />

(2700 m), Preußriss<br />

– Dolomiten<br />

▶ V 3–4 Std.<br />

250 Hm 250 Hm<br />

Charakter: Steile Kaminkletterei<br />

auf den selbständigen Gipfel der<br />

Kleinsten Zinne (neben der Punta<br />

Frida). Von Paul Preuß und Paul Relly<br />

im September 1911 spontan als<br />

Nachmittagstour frei erstbegangen.<br />

Anforderungen: V, meist IV, 10<br />

Seillängen, Standplätze vorhanden<br />

Ausgangspunkt: Rifugio Lavaredo<br />

(2325 m)<br />

Route: Rifugio Lavaredo – Paternsattel<br />

– Vorturm – Preußriss auf die<br />

114 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄13


8<br />

Kleinste Zinne – Schlucht zur Punta<br />

Frida/Abseilen – Rifugio Lavaredo<br />

9 Dreiherrnspitze (3499 m) –<br />

Hohe Tauern<br />

▶ schwierig 8–9 Std.<br />

2200 Hm 2200 Hm<br />

Charakter: Schwierige, hochalpine<br />

Skitour in der Venedigergruppe.<br />

Mit Übernachtung auf der Essener-<br />

Rostocker-Hütte eine immer noch<br />

lange, anspruchsvolle Tour. Von Paul<br />

Preuß von Hinterbichl aus über die<br />

Clarahütte und das Umbalkees 1912<br />

erstmals mit Ski bestiegen; der hier<br />

vorgeschlagene Weg ist etwas kürzer.<br />

Anforderungen: Anspruchsvolle<br />

Skitour über vergletschertes Gelände,<br />

am Gipfelgrat bis 40 Grad steil, hier<br />

meist zu Fuß. Steigeisen meist nötig.<br />

Ausgangspunkt: Streden (1408 m)<br />

im Virgental<br />

Route: Streden – Maurer Tal -<br />

Essener-Rostocker-Hütte – Reggentörl<br />

– Dreiherrnspitze – Reggentörl –<br />

Essener-Rostocker - Hütte – Streden<br />

10 Nördl. Mandlkogel (2251 m),<br />

Nordkante – Dachstein<br />

Der Preußturm wurde wegen Preuß’ jüdischer Herkunft einst nur als Kleinste Zinne bezeichnet.<br />

10<br />

Vom Nördlichen Manndlkogel im Gosaukamm<br />

kehrte Preuß nicht mehr zurück.<br />

7<br />

▶ IV+ 3–4 Std.<br />

250 Hm 250 Hm<br />

Charakter: Klassische Kletterei mit<br />

großartiger Linie, jedoch nicht immer<br />

bestem Fels und kompliziertem<br />

Abstieg. Paul Preuß stürzte an dieser<br />

Kante 1913 tödlich ab.<br />

Anforderungen: IV+, meist IV, 10<br />

Seillängen, alpine Absicherung<br />

Ausgangspunkt: Vorderer Gosausee<br />

(933 m)<br />

Route: Vorderer Gosausee – Scharwandhütte<br />

– Gamsriese – Nordkante<br />

des Nördlichen Mandlkogel – Nordostrinne<br />

– Scharwandhütte – Vorderer<br />

Gosausee<br />

6<br />

Oben: Auch in den Bergen seiner Heimat um<br />

den Altaussee war Preuß häufig unterwegs.<br />

Unten: Das Stripsenjochhaus mit dem Totenkirchl<br />

im Kaisergebirge<br />

Oben: Noch immer eine eindrucksvolle Kletterei<br />

bietet die Ostwand der Guglia di Brenta.<br />