die Bioküche Trendsetter Suppe (Vorschau)
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..<br />
17877<br />
<strong>die</strong><br />
3//2013<br />
TRENDSETTER<br />
SUPPE<br />
HYGIENE<br />
SCHMUTZ SCHADET IMAGE<br />
GASTRONOMIE REGIONAL<br />
SCHLARAFFENLAND BODENSEE –<br />
HEIMAT DER HÖRI-BÜLLE<br />
IM GESPRÄCH<br />
DREI-STERNE-KOCH JOACHIM WISSLER
[Das aktuelle Buch]<br />
Foto: photocase<br />
Verpflegungskonzepte entwickeln<br />
In immer mehr Einrichtungen sind neben Hauswirtschaftskonzepten auch Verpflegungskonzepte<br />
gefordert. Doch was müssen <strong>die</strong>se beinhalten? Das Buch bietet<br />
praxiserprobte Antworten zur Gemeinschaftsverpflegung und zum Qualitätsmanagement.<br />
Verpflegungskonzepte entwickeln<br />
Verlag Neuer Merkur<br />
ISBN 978-3-937346-63-2 • 19,90 Euro<br />
174 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2010<br />
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Editorial<br />
Wer braucht heute schon<br />
noch Geschmack?<br />
Letztens saß ich in der Trambahn und neben mir ein Mann, der schmatzend<br />
in ein Sandwich gebissen hatte. Es war so gegen sechs Uhr abends, also<br />
zur besten Rush-Hour-Zeit in München. Kaum war ich ausgestiegen, um in<br />
<strong>die</strong> U-Bahn zu wechseln, das gleiche Bild. Am Bahnsteig warteten jede Menge<br />
Menschen mit etwas Essbarem in der Hand. „Ob das wohl schmeckt?“, schoss<br />
es mir durch den Kopf.<br />
Offensichtlich nicht, <strong>die</strong> Ergebnisse einer repräsentativen Stu<strong>die</strong> der Dr. Reiner<br />
Wild Stiftung in Heidelberg belegen, dass 81 Prozent von 1.000 telefonisch<br />
befragten Stu<strong>die</strong>nteilnehmern Gerichte essen, <strong>die</strong> nicht ihrem persönlichen Geschmack<br />
entsprechen. Umso erstaunlicher, dass 40 Prozent der Befragten auch<br />
dann nicht aufhören zu essen, wenn es nicht schmeckt. Sie essen alles auf.<br />
Natürlich kann man jetzt argumentieren, dass somit keine Lebensmittel<br />
weggeworfen werden. Das ist lobenswert, aber wo bleibt das Geschmacks-<br />
und Genusserlebnis? Nimmt sich denn kaum einer mehr<br />
Zeit, um in Ruhe zu essen und zu genießen?<br />
Wer <strong>die</strong>se Frage mit Ja beantwortet, entzieht vielen Gastronomen<br />
<strong>die</strong> Existenzgrundlage. Denn der Gast soll in ihren Restaurants genießen,<br />
sich wohlfühlen und Geschmack erleben können. Gerade<br />
Gastronomen, <strong>die</strong> auf Bio, Regionalität und Nachhaltigkeit Wert<br />
legen und Qualität ernst nehmen, müssen nicht nur ihre Gäste davon<br />
überzeugen, sondern auch mit den Billig-Angeboten der Mitbewerber<br />
konkurrieren. Schwierig, wenn zur Geschmacklosigkeit auch<br />
noch eine ausgeprägte Geiz-ist-geil-Mentalität hinzukommt.<br />
Was also tun? Hätte ich ein Patentrezept dafür, würde ich mir<br />
wahrscheinlich eine goldene Nase ver<strong>die</strong>nen, aber ich hab’s<br />
leider auch nicht. Dennoch, Gastronomen, denen nicht egal<br />
ist, was sie verarbeiten, sollten nicht müde werden, das ihren<br />
Gästen auch immer wieder mitzuteilen. Frei nach dem Motto:<br />
Tue Gutes und sprich darüber.<br />
Sie können damit auch gleich schon anfangen, indem Sie<br />
uns erzählen, welche Konzepte Sie umsetzten, um Ihre<br />
Gäste von Qualität zu überzeugen. Schreiben Sie uns unter:<br />
bio.redaktion@vnmonline.de<br />
Viel Spaß mit der vorliegenden Ausgabe<br />
Herzlichst<br />
Christiane Manow-Le Ruyet<br />
Chefredaktion<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 3
!<br />
<br />
<br />
<br />
9.00 Uhr<br />
Einlass, Besuch der Aussteller<br />
9.50 Uhr<br />
Begrüßung<br />
Robert Baumann, rhw-Chefredakteur, Moderation<br />
10.00 Uhr<br />
Risikoanalyse und betriebliche Eigenkontrolle in Küchen<br />
– wirklich an alles gedacht?<br />
Prof. Dr. med. vet. habil. Ulrike Kleiner, Professorin für Haushaltshygiene,<br />
Hochschule Anhalt (FH), Standort Bernburg<br />
11.00 Uhr<br />
Fehlerquellen bei der Anwendung von Desinfektions- und<br />
Reinigungsmitteln<br />
Dr. Birgit Ross, Universitätsklinikum Essen, Krankenhaushygiene<br />
(Referentin in Essen)<br />
Stephanie-Anna Hüper, Stephanie Stöckle GmbH, Trainerin<br />
für Reinigungs- und Hygienetechnik, Heidenheim (Referentin<br />
in Stuttgart)<br />
13.10 Uhr<br />
Selbstbestimmung der Bewohner versus Hygienekonzept<br />
im Heim – inklusive Haftungsrecht<br />
Dr. med. vet. Dieter Bödeker, Veterinärmediziner und<br />
Hygieneberater, Wedemark<br />
14.00 Uhr<br />
Die neue Wäscheleitlinie 2013 – wie verbindlich ist sie<br />
für meine Einrichtung?<br />
Dr. Inge Maier-Ruppert, Fortbildung und Beratung sozialer<br />
Einrichtungen, Lappersdorf, Mitautorin der Leitlinie<br />
15.30 Uhr<br />
Expertensprechstunde – Ihre Fragen an <strong>die</strong> Referenten<br />
16.00 Uhr<br />
Ursächliche Geruchsbeseitigung bei Oberflächen und<br />
Textilien<br />
Dipl.-oec.troph. (FH) Sascha Kühnau, EOQ Quality Systems<br />
Auditor, Journalist und Koch für alle Fälle<br />
17.00 Uhr<br />
Ende der Veranstaltung<br />
Foto links: de.academic.ru / Foto rechts: Stuttgart Marketing GmbH<br />
Die Referenten (v.l.n.r.):<br />
Ulrike Kleiner, Birgit<br />
Ross, Stephanie-Anna<br />
Hüper, Dieter Bödeker,<br />
Inge Maier-Ruppert,<br />
Sascha Kühnau
Inhalt<br />
Editorial 3<br />
Inhalt 5<br />
Er ist einer der ganz Großen unter<br />
den Sterneköchen: Joachim Wissler.<br />
Seite 18<br />
Branchenblick 6-9<br />
Bio aus Überzeugung 6<br />
Aus der Praxis<br />
Titelthema<br />
Schlechte Hygiene – schlechtes Image 10<br />
Von Lebergerichten, verschmähten Lebensmitteln –<br />
und ganz viel Leidenschaft 14<br />
Im Gespräch mit<br />
Titelthema<br />
Joachim Wissler: „Es reicht nicht aus,<br />
nur Genussmenschen anzusprechen“ 18<br />
Esskultur<br />
Titelthema<br />
Sattmacher trifft <strong>Trendsetter</strong>: <strong>die</strong> <strong>Suppe</strong> 20<br />
<strong>Suppe</strong>-löffeln 23<br />
Buchtipps 25<br />
Schwerpunkt 26<br />
Regionales<br />
Schlaraffenland Titelthema 30<br />
Sensibelchen Höri-Bülle 34<br />
<strong>Suppe</strong>n kommen bei Gästen immer<br />
besser an und sind inzwischen Trend.<br />
Seite 20<br />
Foodwelt<br />
Kürbiskernöle, Brühen, Getränke 35<br />
Impressum 41<br />
Zum Nachdenken<br />
Von armen Rittern und kalten Hunden 42<br />
Titelbild: Erik Chmil, LeonART<br />
Nachhaltige Küche mit Zutaten aus<br />
der Region – dafür steht Gastronom<br />
Hubert Neidhart. Seite 30<br />
Fotos: Erik Chmil, Marmitas, Christiane Manow-Le Ruyet<br />
YOU<br />
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<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 5
Branchenblick<br />
Neu: SEPA-Lastschriftverfahren<br />
Gastronomen sollten möglichst bald auf das neue SEPA-Verfahren<br />
für Überweisungen und Lastschriften umstellen. Vom ersten<br />
Februar 2014 an werden Kontonummer und Bankleitzahl<br />
durch IBAN (International Bank Account Number) und BIC<br />
(Business Identifier Code) ersetzt, Einzugsermächtigungen und<br />
Abbuchungsaufträge in SEPA-Basislastschriften und SEPA-Firmenlastschriften<br />
umgewandelt. Damit soll der inländische und<br />
ausländische Zahlungsverkehr vereinheitlicht werden. Während<br />
sich für Verbraucher kaum etwas ändert, bedeutet <strong>die</strong> Umstellung<br />
für Unternehmen mehr Aufwand. Bei künftigen Vertragsabschlüssen<br />
müssen sie sogenannte SEPA-Mandate verwenden.<br />
Das bedeutet, dass <strong>die</strong> Zustimmung des Zahlers zur Einzugsermächtigung<br />
schriftlich vorliegen muss – mündlich, per<br />
Telefon oder E-Mail reichen nicht mehr aus. Unternehmen sind<br />
deshalb gut beraten, wenn sie mit der Umstellung auf SEPA<br />
bald beginnen, denn es muss eine Gläubiger-ID beantragt<br />
werden sowie eine Mandatsreferenz für jedes Mandat erstellt<br />
werden. Außerdem müssen Einzugsermächtigungen auf das<br />
neue Verfahren umgewandelt werden, <strong>die</strong> Original-Mandate<br />
aufbewahrt oder eventuell erneuert werden. Um Ihnen <strong>die</strong> Umstellung<br />
ein wenig zu erleichtern, haben wir für Sie eine Checkliste<br />
zusammengestellt:<br />
✔<br />
1 Für Lastschriften ist eine Gläubiger-Identifikationsnummer<br />
nötig, <strong>die</strong> kostenlos online bei der Deutschen Bundesbank<br />
beantragt werden kann (www.bundesbank.de).<br />
2 Ab sofort sollte in Geschäftsbriefen und Rechnungen<br />
<strong>die</strong> neue IBAN-Nummer neben der bisherigen Kontoverbindung<br />
angegeben werden.<br />
3 Lastschriften werden durch sogenannte Mandate autorisiert.<br />
Empfehlenswert sind Kombi-Mandate für Lastschriften,<br />
<strong>die</strong> das alte und neue Verfahren abdecken.<br />
4 Für SEPA-Lastschriften gibt es Formulare, <strong>die</strong> unter<br />
www.sepadeutschland.de heruntergeladen werden<br />
können. Wichtig: Bei SEPA-Firmenlastschriften gibt es<br />
kein Widerspruchsrecht. Die Zahlstelle ist verpflichtet,<br />
<strong>die</strong> Mandatsdaten bereits vor der Belastung auf Übereinstimmung<br />
mit der vorliegenden Zahlung zu prüfen.<br />
Firmenlastschriften müssen der Zahlstelle einen Geschäftstag<br />
vor dem Fälligkeitsdatum vorliegen. ƒ<br />
Gastronomen finden unter www.sepadeutschland.de<br />
weitere Informationen und Ansprechpartner.<br />
Im Web<br />
gefunden werden<br />
Neue Fachmesse<br />
für Gastronomie<br />
Schmecken, vergleichen und Neues entdecken: In der Probierküche<br />
auf der Fachmesse „Gastro Invent“ können Besucher<br />
mehr über <strong>die</strong> Herkun der Produkte erfahren und regionale<br />
und handwerklich erzeugte Lebensmittel probieren.<br />
Daneben gibt es Informationen über neue Gastro-Konzepte<br />
sowie Diskussionsrunden und Fachvorträge.<br />
„Gastro Invent“ findet im kommenden Jahr zum ersten Mal<br />
am 9. und 10. Februar 2014 in Bremen statt, zeitgleich zur<br />
Fachmesse „fish international“.<br />
ƒ<br />
» www.fishinternational.com/de/gastro-ivent<br />
40 Prozent der deutschen Smartphone-Besitzer suchen mit<br />
dem Handy nach Restaurants. Das ist das Ergebnis der Google-Stu<strong>die</strong><br />
„Unser mobiler Planet Deutschland 2012“. Gastronomen<br />
sind daher gut beraten, auch im Internet, auf Social-Media-<br />
und Bewertungsplattformen, aktiv zu sein, wenn<br />
Sie im Web gefunden werden möchten. Das Restaurant-Beurteilungs-Portal<br />
www.speisekarte.de hat <strong>die</strong>sen Trend ebenfalls<br />
erkannt und nun <strong>die</strong> Website optimiert. Gastronomen<br />
können nicht nur Kurzporträts auf <strong>die</strong> Seite hochladen, sondern<br />
auch Speisekarten und Fotos. Mit der Bewertungsfunktion<br />
beurteilen User <strong>die</strong> Restaurants. Der Eintrag auf der<br />
Website ist für Gastronomen nach einer Registrierung kostenlos.<br />
Wer kein Porträt erstellen möchte, kann sich für 15<br />
Euro auch eins schreiben lassen.<br />
ƒ<br />
» www.speisekarte.de<br />
Foto: Jacques PALUT/Fotolia<br />
6 3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Food-Trends<br />
nutzen<br />
Zu wissen, wie sich Menschen hierzulande ernähren, ist auch<br />
für Gastronomen interessant. Wer darauf reagiert und sein<br />
Konzept entsprechend ausrichtet, kann neue Gäste gewinnen<br />
und langfristig erfolgreich sein. Im aktuellen „Food Report<br />
2014“, der vom Zukunsinstitut und der Lebensmittel_Zeitung<br />
herausgegeben wurde, stellt Ernährungsexpertin Hanni<br />
Rützler Trends heraus, <strong>die</strong> in der Gastronomie umsetzbar<br />
sind. Beispielsweise legen immer mehr Menschen Wert darauf,<br />
gesund zu essen und sich über <strong>die</strong> Herkun der Produkte<br />
zu informieren. Diese Entwicklung haben <strong>die</strong> Initiatoren des<br />
Konezpts „Essbare Landschaen“ aufgenommen. Dazu werden<br />
in Vergessenheit geratene Gemüsesorten und Wild- und<br />
Küchenkräuter angebaut, <strong>die</strong> Köche online beziehen können.<br />
Allerdings darf bei der Zubereitung der Speisen nicht vergessen<br />
werden, dass Regionalität bei Gästen zwar angesagt<br />
ist, aber <strong>die</strong>se Zutaten nur dann einen positiven Effekt haben,<br />
wenn sie nach den Regeln des Koch-Handwerks zubereitet<br />
und optisch ansprechend angerichtet werden. ƒ<br />
» www.essbare-landschaften.de<br />
» www.zukunftsinstitut.de<br />
Branchenblick<br />
Controlling für<br />
Food and Beverage<br />
In den Seminaren „MS Excel – fortgeschrittene Anwendungen<br />
im F&B-Bereich“ und „Controlling im F&B einführen“ lernen <strong>die</strong><br />
Teilnehmer, Betriebsabläufe zu optimieren. Dazu wird ihnen<br />
im Excel-Workshop beigebracht, mit Pivot-Tabelle und Datenbankfunktionen<br />
umzugehen und Diagramme zu erstellen. Im<br />
Seminar „Controlling“ ermitteln <strong>die</strong> Teilnehmer Kennzahlen,<br />
werten <strong>die</strong>se aus und lernen, wie <strong>die</strong> Ergebnisse beurteilt werden<br />
können. Zudem wird ein Steuerungs- und Kennzahlensystem<br />
entwickelt, das Gastronomen auch im eigenen Betrieb<br />
einsetzen können. Die Seminare lassen sich einzeln oder im<br />
Paket buchen. Informationen gibt es telefonisch unter: 02154<br />
953 52 45 und online unter:<br />
» www.f-bsupport.de<br />
Roux<br />
Helle und Dunkle Roux<br />
Gemüsebrühen<br />
Gemüsebrühe, Gemüsebrühe hefefrei<br />
Fleischbouillons<br />
Hühnerbouillon, Bouillon mit Rindfleisch<br />
Salatdressings<br />
Joghurt und French Dressing<br />
im Portionsbecher<br />
Granulierte Saucen<br />
Helle Sauce, Dunkle Sauce<br />
Jus zu Braten<br />
Bio-Produkte zählen zu den Wachstumsmärkten im Großverbraucherbereich. Daher bietet ERNTESEGEN ein kompaktes Sortiment aus kontrolliert biologischer<br />
Landwirtschaft an - speziell entwickelt für <strong>die</strong> Verwendung in Großküchen und erhältlich über den Naturkost-Großhandel. Weitere Informationen finden Sie im<br />
Internet unter www.erntesegen.de oder in unserer Sortimentsbroschüre, <strong>die</strong> Sie unter info@erntesegen.de anfordern können.
Branchenblick<br />
Bio aus Überzeugung<br />
Stuttgart ist um ein Bio-Restaurant reicher. Seit<br />
April <strong>die</strong>ses Jahres wird in der Rotebühlstraße<br />
121 ausschließlich mit Zutaten aus ökologischem<br />
Landbau gekocht. Die Geschäftsführer<br />
haben keine Mühe und Kosten gescheut, um<br />
gleich von Anfang an bio- und Bioland-zertifiziert<br />
zu starten. Jetzt muss das Restaurant nur<br />
noch bekannt werden und Gäste anziehen.<br />
Passend zum Namen kommen im „Biolunch“<br />
nur Zutaten aus ökologischem<br />
Anbau oder mit Bioland-Zertifikat auf<br />
den Teller<br />
Bio ist hier Programm und das<br />
fängt schon beim Namen an.<br />
„Biolunch“ heißt das neue Restaurant<br />
im Stuttgarter Westen, nicht allzu<br />
weit von der Innenstadt entfernt.<br />
Aber nicht nur, weil Bio gerade angesagt<br />
ist, sondern vielmehr, weil <strong>die</strong> Geschäsführer<br />
Margarete Altmicks und<br />
Christoph Ritzerfeld auch zu 100 Prozent<br />
hinter Produkten aus ökologischem<br />
Landbau stehen. „Ich habe schon<br />
immer Bio gekocht“, erklärt Altmicks,<br />
<strong>die</strong> zudem auch Küchenchefin ist. Kochen<br />
ist ihre große Leidenscha. Wenn<br />
sie darüber redet, strahlen ihre Augen<br />
vor Begeisterung. Anders dagegen ihr<br />
Geschäspartner Ritzerfeld. Zurückhaltend,<br />
aber nicht minder überzeugt<br />
von Bio-Produkten, verantwortet er Finanzen,<br />
Marketing und Werbung.<br />
Fast drei Jahre lang haben beide nach<br />
der passenden Location in Stuttgart gesucht,<br />
um ihren Traum vom eigenen<br />
Restaurant zu verwirklichen. „Eigentlich<br />
wollten wir mitten in <strong>die</strong> Stuttgarter<br />
Innenstadt, aber da war einfach nichts<br />
zu finden, was auch preislich akzeptabel<br />
war“, sagt Ritzerfeld. Als der Vorgänger,<br />
der Besitzer des Restaurants Herzenslust,<br />
<strong>die</strong> zweistöckige Location aufgab,<br />
haben Altmicks und Ritzerfeld sofort<br />
zugeschlagen. „Das war Glück, dass da<br />
auch der Vermieter mitspielte, denn in<br />
der Regel wollen alle große Sicherheiten<br />
haben und am liebsten an Restaurant-<br />
Ketten vermieten“, bemängelt der Geschäsführer<br />
von Biolunch.<br />
Zweiteiliges Konzept<br />
Um Kunden dauerha ans Restaurant<br />
zu binden, muss aber mehr geboten<br />
werden als nur Zutaten aus ökologischem<br />
Landbau. Die Biolunch-Geschäsführer<br />
haben deshalb ein Konzept<br />
entwickelt, das aus einer Mischung<br />
Die Geschäsführer Margarete Altmicks und Christoph Ritzerfeld erfüllen sich<br />
mit „Biolunch“ den Traum des eigenen Restaurants<br />
Noch ist <strong>die</strong> Terrasse nicht ganz fertig, <strong>die</strong><br />
Blumentröge müssen noch bepflanzt werden<br />
Fotos: Christiane Manow-Le Ruyet<br />
8 3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Branchenblick<br />
Auf Frische legt Küchenchefin Margarete<br />
Altmicks besonders großen Wert<br />
aus To-go-Geschä beziehungsweise<br />
Schnellrestaurant und klassischem Restaurant-Betrieb<br />
besteht. Im Erdgeschoss<br />
befinden sich deshalb Glasvitrinen, in<br />
denen Süßspeisen wie Kuchen und Torten<br />
angeboten werden, aber auch Herzhaes,<br />
etwa Antipasti und Salate. Im<br />
ersten Stockwerk ist klassischer Restaurant-Betrieb<br />
vorgesehen, dort können<br />
aber auch Firmen-Veranstaltungen<br />
stattfinden. Sonntags beginnt der Betrieb<br />
im 130 Quadratmeter großen Restaurant<br />
mit einem Bio-Buffet. Wenn es<br />
schön ist, können <strong>die</strong> Gäste auch auf<br />
der 100 Quadratmeter großen Terrasse<br />
Platz nehmen.<br />
Das Speiseangebot vereint regionale Gerichte<br />
ebenso wie mediterrane, garniert<br />
mit Elementen aus der ayurvedischen<br />
Küche. So serviert Altmicks beispielsweise<br />
einen Sommersalat mit Mango<br />
und ayurvedischer Gewürzsauce.<br />
Ziel von Altmicks und Ritzerfeld ist, <strong>die</strong><br />
Gäste an das neueröffnete Restaurant<br />
zu binden. „Momentan verköstigen wir<br />
pro Tag etwa 60 bis 70 Gäste“, sagt Ritzerfeld.<br />
Langfristig sind aber durchschnittlich<br />
100 Tischgäste nötig, um<br />
kostendeckend zu arbeiten. Eine Zahl,<br />
<strong>die</strong> möglichst bald erreicht werden soll,<br />
um das Anfangsinvestment überschaubar<br />
zu halten. Bis jetzt hat Ritzerfeld<br />
250.000 Euro aus eigener Tasche in Biolunch<br />
investiert.<br />
„Es ist schwierig, abzuschätzen, wie viele<br />
Leute kommen“, ergänzt Altmicks.<br />
Eine Planung für <strong>die</strong> Mise-en-Place ist<br />
fast unmöglich: „Ich gehe nach Gefühl.<br />
Es kann vorkommen, dass ich für 50<br />
Margarete Altmicks verbindet in ihrer<br />
Küche ökologische Lebensmittel mit Elementen<br />
der ayurvedischen Küche<br />
Gäste plane, es kommen aber nur 20.“<br />
Das treibt <strong>die</strong> Kosten für den Wareneinsatz<br />
in <strong>die</strong> Höhe, wie Ritzerfeld zugibt.<br />
Momentan liegt <strong>die</strong>ser bei ungefähr<br />
30 Prozent.<br />
Gäste umwerben<br />
Um Biolunch in Stuttgart bekannt zu<br />
machen, bieten <strong>die</strong> Geschäsführer<br />
Coupon- und Rabatt-Aktionen an. Da<br />
gibt es beispielsweise das Bio-Frühstücks-Buffet<br />
am Sonntag für 19,80<br />
Euro für zwei Personen, anstatt für eine.<br />
Zudem wollen sie in örtlichen Wochenblättern<br />
Werbeanzeigen schalten und<br />
Werbeflyer für den Mittagstisch produzieren<br />
lassen.<br />
Kaffee zum Mitnehmen: Im „Biolunch“<br />
gibt es nicht nur Bio-Gerichte, sondern<br />
auch den passenden Kaffee<br />
Biolunch<br />
Eröffnung: April 2013<br />
Mitarbeiter: 3 Festangestellte,<br />
4 Halbtagskräfte<br />
Anfangsinvestment: 250.000 Euro<br />
Sitzplätze: etwa 100<br />
Größe: 130 qm Restaurant,<br />
100 qm Außenbereich<br />
Auslastung: 60 – 70 Gäste pro Tag<br />
Wareneinsatzkosten: ca. 30 Prozent<br />
Grander-Wasser<br />
Auch, was das Wasser angeht, setzen <strong>die</strong><br />
Macher von Biolunch auf Qualität. Sie haben<br />
in das Restaurant extra eine Grander-<br />
Wasser-Anlage installieren lassen, <strong>die</strong> nach<br />
dem Prinzip der „Wasserbelebung“ funktioniert.<br />
In den Grander-Wasser-Anlagen befindet<br />
sich sogenanntes Informationswasser<br />
– dabei handelt es sich um Wasser von hoher<br />
innerer Ordnung. Laut Grander ist <strong>die</strong>ses<br />
Wasser in der Lage, <strong>die</strong>se Werte auch auf<br />
Wasser zu übertragen, das mit <strong>die</strong>sem nicht<br />
in Berührung gekommen ist. Die dafür nötigen<br />
Geräte sind aus Edelstahl und können<br />
direkt in <strong>die</strong> Wasserleitung eingebaut werden.<br />
Grander zufolge bekommt das Wasser<br />
nach der Belebung unter anderem einen feineren<br />
Geschmack und ist länger haltbar.<br />
Davon erhoffen sie sich, <strong>die</strong> Mitarbeiter<br />
der umliegenden Büros als Kunden gewinnen<br />
zu können. Angesichts der<br />
Konkurrenz in der Nähe des Restaurants<br />
ist das jedoch nicht leicht. „Hinzu<br />
kommt, dass wir als reines Bio-Restaurant<br />
etwas höhere Preise haben“, sagt<br />
Ritzerfeld. „Daran müssen sich <strong>die</strong> Gäste<br />
erst einmal gewöhnen, dass Qualität<br />
mehr kostet.“ Was sich leicht sagt, bereitet<br />
Ritzerfeld in Wahrheit einige<br />
Kopfschmerzen. Er weiß genau, dass<br />
sich ein neueröffnetes Restaurant <strong>die</strong><br />
Gunst der preissensiblen Kunden erst<br />
erarbeiten muss.<br />
ƒ<br />
Christiane Manow-Le Ruyet<br />
» www.biolunch.de<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 9
Aus der Praxis<br />
Schlechte Hygiene –<br />
schlechtes Image<br />
Mangelnde Hygiene fängt o schon bei der Lagerung der Lebensmittel an<br />
Umfragen zeigen deutlich, dass der Ruf und das Image eines Restaurants<br />
entscheidend davon abhängen, wie <strong>die</strong> Gäste <strong>die</strong> hygienischen<br />
Verhältnisse empfinden. Erfolgreiche Fernsehformate wie der „Der Restauranttester“<br />
mit Christian Rach haben einem großen Publikum vor<br />
Augen geführt, wie schlecht es in Gastro-Küchen mit der Hygiene bestellt<br />
sein kann. Dabei sind Gastronomie-Betriebe zur praktizierten Hygiene<br />
laut Lebensmittelhygiene-Verordnung verpflichtet.<br />
Ist das vom Gast entgegengebrachte<br />
Vertrauen in ein Restaurant einmal<br />
zerstört, kommt es meist nicht<br />
wieder. Daher sollten saubere Arbeitsplätze,<br />
funktionierende Personalhygiene,<br />
hygienische Produktionsabläufe<br />
und frische Zutaten ein Muss in jedem<br />
lebensmittelverarbeitenden Betrieb<br />
sein. Und <strong>die</strong>s eben nicht nur wegen<br />
der gesetzlichen Verpflichtung, sondern<br />
auch zum Schutz der Gäste und<br />
letztendlich für den Erfolg des Betriebs.<br />
Für alle Lebensmittelunternehmen,<br />
also auch für <strong>die</strong> Gastronomie, gilt seit<br />
Januar 2006 <strong>die</strong> Verordnung (EG) Nr.<br />
852/2004 zur Lebensmittelhygiene. Die<br />
Verordnung fordert von den Betrieben<br />
nicht nur ein einwandfreies Endprodukt,<br />
sondern auch einen sicheren Prozess,<br />
und <strong>die</strong>ser soll erreicht werden<br />
durch ein funktionierendes HACCP-<br />
System. Dieses System muss seit 2006<br />
auch dokumentiert werden.<br />
Wichtig: Alle gastronomischen Betriebe<br />
– auch gastronomische Einrichtungen<br />
auf Straßen- und Vereinsfesten –<br />
unterliegen den Anforderungen der<br />
EU-Lebensmittelhygieneverordnung.<br />
Und was viele noch nicht verinnerlicht<br />
haben: Seit dem Jahr 2006 gilt <strong>die</strong> sogenannte<br />
Beweislastumkehr. Das heißt,<br />
der Lebensmittelhersteller muss beweisen<br />
können, dass er seine Ware sorgfältig<br />
und hygienisch hergestellt hat.<br />
Damit ist der Gast aus der Beweispflicht<br />
herausgelöst. Nur durch eine<br />
sorgfältige Dokumentation lässt sich<br />
hier für den Gastronom <strong>die</strong> Beweiskette<br />
schließen. Dokumentation heißt in<br />
<strong>die</strong>sem Zusammenhang, dass Abläufe,<br />
Reinigung und Kontrollen schrilich<br />
und wahrheitsgemäß niedergelegt werden<br />
müssen. Beispiele für <strong>die</strong>se Dokumentationen<br />
sind: Reinigungspläne,<br />
Fotos: Ulrich Jander<br />
10 3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Aus der Praxis<br />
Checklisten, Kontroll-Listen für <strong>die</strong><br />
Kühltemperatur oder Wareneingangsberichte.<br />
Leitlinien für eine gute<br />
Hygienepraxis<br />
Leider sind <strong>die</strong> Anforderungen der Lebensmittelhygiene-Verordnung<br />
teilweise<br />
unbestimmt und eher allgemein formuliert.<br />
Dies liegt daran, dass <strong>die</strong> Anwendung<br />
der Vorschrien vom lebensmittelverarbeitenden<br />
Industrieunternehmen<br />
bis zum kleinen Gastronomiebetrieb gewährleistet<br />
werden sollte. Um klein- und<br />
mittelständischen gastronomischen Betrieben<br />
eine Hilfestellung bei der Umsetzung<br />
der Hygienevorschrien und der<br />
Ausarbeitung eines HACCP-Konzepts<br />
zu geben, hat der Deutsche Hotel- und<br />
Gaststättenverband (DEHOGA) in Zusammenarbeit<br />
mit den Lebensmittelkontrollbehörden<br />
eine „Leitlinie für eine gute<br />
Hygienepraxis in der Gastronomie“ erarbeitet<br />
(www.dehoga.de). Diese wurde<br />
als einzelstaatliche Leitlinie für eine gute<br />
Verfahrenspraxis anerkannt und gegenüber<br />
der Europäischen Kommission notifiziert.<br />
Das heißt, wer <strong>die</strong> Anforderungen<br />
der Leitlinien erfüllt, befindet sich<br />
rechtlich auf der sicheren Seite und muss<br />
bei der Betriebsüberprüfung durch <strong>die</strong><br />
Lebensmittelkontrolleure keine Befürchtungen<br />
haben.<br />
Welche Arbeitsbereiche sind aus hygienischer<br />
Sicht in der Gastronomieküche<br />
besonders problematisch? Da ist zunächst<br />
einmal <strong>die</strong> Kontrolle der Rohware<br />
zu nennen. Angelieferte Lebensmittel<br />
müssen auf ihren Frischezustand, Schädlingsbefall<br />
und auf Verderbnis-Erscheinungen<br />
überprü werden. Lieferscheine<br />
zur Dokumentation unbedingt auewahren.<br />
Bei Kühl- und Tieühlware<br />
sollten stichprobenartig Temperaturkontrollen<br />
durchgeführt werden. Auch weitere<br />
Lieferbedingungen wie <strong>die</strong> Sauberkeit<br />
des anliefernden Personals oder der<br />
Zustand der Lieferfahrzeuge sollten<br />
stichprobenartig überprü werden. Bei<br />
der Lagerung ist nach dem first- in/firstout-Prinzip<br />
vorzugehen.<br />
Bei der Vorbereitung der Speisen ist darauf<br />
zu achten, dass tierische und pflanzliche<br />
Produkte getrennt verarbeitet werden.<br />
Desserts aus empfindlichen Rohwaren<br />
wie Sahne- oder Milchprodukten<br />
sollten zeitlich versetzt und getrennt zubereitet,<br />
portioniert und abgedeckt kühlgestellt<br />
werden (Zwischenlagerung bei 7<br />
Grad Celsius). Zur Abdeckung werden<br />
übrigens am besten GN-Bleche genommen<br />
und nicht, wie o zu sehen, Geschirrtücher.<br />
Die Zubereitung von Gemüse<br />
und auch von etlichen Fleischsorten<br />
beinhaltet kein Gefährdungspotential,<br />
wenn <strong>die</strong> Rohwaren einwandfrei waren.<br />
Problematische Lebensmittel sind<br />
dagegen Hackfleischgerichte, frischer<br />
Fisch und Geflügel. Hier muss regelmäßig<br />
<strong>die</strong> Anlieferungstemperatur der Rohwaren<br />
und <strong>die</strong> Kerntemperatur nach<br />
dem Garprozess festgehalten werden.<br />
Häufiger Schwachpunkt:<br />
<strong>die</strong> Reinigung<br />
Gerade bei der Reinigung hakt es häufig<br />
in Restaurantküchen – o, weil sich kein<br />
Mitarbeiter hierfür richtig zuständig<br />
Verdreckte Fußböden gehören zu<br />
häufigen Reinigungsfehlern<br />
Auch schwer zugängliche Stellen müssen gereinigt werden, wie etwa unter den Küchenschränken<br />
oder auf den Geräten<br />
fühlt (siehe auch Interview mit dem Hygiene-<br />
und Sicherheitsberater Ulrich Jander).<br />
Hier einige Tipps zum ema Reinigung:<br />
u Generell gilt: Eine Desinfektion ersetzt<br />
nie eine Reinigung. Die Reinigung<br />
führt zur Beseitigung von<br />
Schmutz, eine Desinfektion sorgt für<br />
<strong>die</strong> Verringerung der Mikroorganismen.<br />
u Reinigungs- und Desinfektionsmittel<br />
müssen getrennt von Lebensmitteln<br />
auewahrt werden.<br />
u Während der Reinigung und Desinfektion<br />
dürfen sich keine Lebensmittel<br />
in unmittelbarer Nähe befinden,<br />
wenn durch <strong>die</strong> Reinigung und Desinfektion<br />
eine nachteilige Beeinflussung<br />
der Lebensmittel nicht ausgeschlossen<br />
werden kann.<br />
u Generell auf saubere Wisch- und<br />
Küchentücher, Schneidbretter, Messer<br />
und Küchenmaschinen achten,<br />
da Mikroorganismen bei Feuchtig-<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 11
Aus der Praxis<br />
keit und Schmutz beste Lebensbedingungen<br />
finden.<br />
u Kreuzkontaminationen in der Küche<br />
vermeiden durch <strong>die</strong> Verwendung<br />
von verschiedenfarbigen Tüchern<br />
für verschiedene Aufgaben und Arbeitsbereiche.<br />
u Nach dem Einsatz sollten Gerätschaen<br />
wie Bretter und Messer desinfiziert<br />
werden. Nur Desinfektionsprodukte<br />
verwenden, <strong>die</strong> auch lebensmittelecht<br />
sind (im Zweifel den<br />
Lieferanten fragen).<br />
u Kühl- und Lagerräume müssen sorgfältig<br />
gereinigt und gegebenenfalls<br />
desinfiziert werden. Auch <strong>die</strong> Kühlhausdichtungen<br />
nicht vergessen sowie<br />
<strong>die</strong> Kühlaggregate – durch <strong>die</strong><br />
Luzirkulation können sich Bakterien<br />
gut verteilen.<br />
u Abfälle direkt entsorgen. Wichtig:<br />
Die Abfallbehälter müssen einen gut<br />
schließenden Deckel haben.<br />
Wie häufig gereinigt werden muss, ist<br />
abhängig vom Verschmutzungsgrad.<br />
Wann was gereinigt werden muss, sollte<br />
im Reinigungs- und Desinfektionsplan<br />
stehen. Hier sollten nicht unkritisch entsprechende<br />
Pläne von Anbietern von<br />
Reinigungsmitteln übernommen werden,<br />
sondern <strong>die</strong>se müssen an <strong>die</strong> eigenen<br />
Bedürfnisse angepasst werden.<br />
Unerlässlich sind auch regelmäßige Schulungen<br />
des Personals zum ema Reinigung.<br />
Ebenso sollten <strong>die</strong> Mitarbeiter <strong>die</strong><br />
Sicherheitsdatenblätter der Reinigungsmittel<br />
einsehen können und auch über<br />
mögliche Gefahren des Einsatzes der Reinigungsmittel<br />
informiert sein.<br />
„Plötzlich ist Land unter“<br />
Wer als Gastronom nicht hygienisch arbeitet,<br />
schadet nicht nur seinem eigenen Betrieb, sondern<br />
der ganzen Branche. „Die <strong>Bioküche</strong>“ befragte<br />
den Hygiene- und Sicherheitsberater Ulrich<br />
Jander, auch als „Hotel-Checker“ aus dem<br />
Fernsehen bekannt, was <strong>die</strong> typischen Hygieneprobleme<br />
in Restaurantküchen sind.<br />
» Welche Hygieneprobleme<br />
tauchen in Gastro-Küchen besonders<br />
häufig auf?<br />
« Sehr viele Küchen haben ein Reinigungsproblem,<br />
dem Personal fehlt der<br />
fachliche Blick auf das gewisse Etwas.<br />
Oft ist auch eine Art Betriebsblindheit<br />
vorhanden, der Dreck oben auf dem<br />
Convektomaten oder an den Lüftungsanlagen<br />
wird irgendwann gar nicht mehr<br />
wahrgenommen. Wenn etwas auf den<br />
Boden fällt, wird es einfach unter den<br />
Schrank geschubst, nach dem Motto<br />
„sollen es doch <strong>die</strong> anderen wegmachen“.<br />
Sehr häufig fühlen sich <strong>die</strong> Mitarbeiter<br />
nicht für <strong>die</strong> Reinigungsarbeiten<br />
zuständig, und in einem großen Betrieb<br />
bekommt man dort keine klare Linie rein.<br />
Wir empfehlen hier, Reinigungskräfte einzustellen,<br />
<strong>die</strong> speziell für <strong>die</strong> Reinigung<br />
der Küche, Nebenräume und Kühlhäuser<br />
zuständig sind.<br />
Gastronomie-Betriebe bzw. Restaurants<br />
können ohne entsprechenden fachlichen<br />
Nachweis eröffnet werden, <strong>die</strong>s zeigen<br />
auch <strong>die</strong> Fernsehsendungen „Rosins Restaurant“<br />
oder „Die Küchenchefs“. Leider<br />
sind <strong>die</strong> Zustände, <strong>die</strong> man in den Betrieben<br />
vorfindet, oft noch schlimmer, und<br />
wenn man <strong>die</strong> Verantwortlichen auf <strong>die</strong>se<br />
Missstände hinweist, reagieren sie<br />
beleidigt. Man ist davon überzeugt, dass<br />
das, was man macht, alles richtig ist,<br />
nur – <strong>die</strong> Realität sieht leider anders aus.<br />
» Was sind <strong>die</strong> Ursachen für<br />
Fehler bei der Hygiene in <strong>die</strong>sen<br />
Küchen?<br />
« Den Verantwortlichen fehlt <strong>die</strong> Kompetenz,<br />
man verliert dann leicht den<br />
Überblick, alles läuft auf und plötzlich ist<br />
Land unter. Man muss den Mut haben,<br />
zuzugeben, dass man von bestimmten<br />
Dingen keine Ahnung hat und dass man<br />
sich besser von Profis und Fachleuten beraten<br />
lässt. Es geht doch einfach auch<br />
Ulrich Jander, Hygiene- und Sicherheitsberater,<br />
hat schon viele Hygienemängel<br />
in Gastonomieküchen aufgespürt<br />
darum, dass Außenstehende aufzeigen,<br />
wo <strong>die</strong> Probleme und <strong>die</strong> Schwachstellen<br />
sind. Dann kann ich das Problem angehen<br />
und lösen, damit ich wieder mehr<br />
Gäste und mehr Umsatz habe.<br />
» Gibt es Personalvorschriften<br />
für den Betrieb einer Restaurantküche?<br />
« Nein, <strong>die</strong> gibt es nicht. Dies zeigt<br />
den Stellenwert der Gastronomie in unserer<br />
heutigen Zeit. Da ist es egal, dass<br />
der Küchenchef, der früher mal Bauar-<br />
Fotos: Ulrich Jander<br />
12 3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Und zum Schluss noch ein wichtiges ema:<br />
<strong>die</strong> Hygiene auf den Toiletten. Laut einer<br />
Umfrage von Tork, einem Unternehmen<br />
im Hygiene- und Papiersegment, empfinden<br />
in Deutschland 51 Prozent der Gäste<br />
<strong>die</strong> Restaurant-Toilette als unhygienisch.<br />
Hier wird an erster Stelle eine regelmäßigere<br />
Reinigung gewünscht. Und: Gäste ziehen<br />
häufig eine direkte Verbindungslinie zwischen<br />
der Hygiene auf der Toilette und den<br />
hygienischen Verhältnissen in der Küche…<br />
ƒ<br />
Alexandra Höß<br />
Aus der Praxis<br />
Praktisch: HACCP-Daten in einer App<br />
Ratgeber bei<br />
BC Publications<br />
beiter war und an der Betonmischmaschine<br />
stand, jetzt den Cutter be<strong>die</strong>nt, der den<br />
Teig knetet. Es gibt bestimmte Voraussetzungen<br />
wie <strong>die</strong> Belehrung<br />
nach dem Infektionsschutzgesetz<br />
sowie <strong>die</strong> Einhaltung<br />
der Personalhygiene<br />
inklusive Bekleidung, <strong>die</strong><br />
Bedingung sind, aber<br />
dann ist schon Schluss.<br />
» In der Gastronomie<br />
ist laut Lebensmittelhygiene-Verordnung<br />
ein betriebliches<br />
Eigenkontrollsystem<br />
nach<br />
HACCP vorgeschrieben.<br />
Haben Sie einen<br />
Überblick, inwieweit<br />
ein wirksames<br />
HACCP-System<br />
in Gastronomiebetrieben vorhanden<br />
ist?<br />
« Viele wissen von <strong>die</strong>sen Kontrollen<br />
nichts, sie kennen ja noch nicht mal <strong>die</strong><br />
gültigen DIN-Vorschriften zum Thema Lebensmittelsicherheit,<br />
wissen nichts von Dokumentationen<br />
sowie der Vorschrift zur Lagerung<br />
von Lebensmitteln. Es ist einfach<br />
nur erschreckend, und wenn etwas passiert,<br />
dann ist <strong>die</strong> Aufregung groß.<br />
» Werden Gastronomie-Küchen<br />
von den Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />
regelmäßig<br />
überprüft oder nur bei Problemfällen<br />
wie beispielsweise Anzeigen?<br />
« Jein – es fehlt an ausreichend Personal,<br />
an qualifizierten Kontrolleuren. Wegen der<br />
angespannten Haushaltslage der Bundesländer<br />
werden keine zusätzlichen Stellen<br />
geschaffen. Die meisten Dienststellen arbeiten<br />
<strong>die</strong> Betriebe ab, so kommt es dann<br />
auch schon mal vor, dass Betriebe durch<br />
das Raster fallen und nicht begutachtet<br />
werden. Des Weiteren liegt das Problem<br />
der mangelnden Kontrolle auch daran,<br />
dass so viele Restaurants aufmachen und<br />
sich gastronomische Betriebe innerhalb<br />
der letzten 20 Jahre vervielfacht haben,<br />
aber es nicht mehr Kontrolleure gibt.<br />
» Sie bieten eine Zertifizierung<br />
mit einem Gastro-Smiley (www.<br />
hygienecheck-smiley.de) an. Wird<br />
<strong>die</strong>ses Angebot von der Gastronomie<br />
genutzt?<br />
« Einige wenige Betriebe, <strong>die</strong> man an<br />
den Händen abzählen kann, wollen sich<br />
von Mitbewerbern abheben und lassen<br />
sich mit dem Gastro-Smiley zertifizieren.<br />
Die Überprüfung der Unterlagen und Besichtigung<br />
des Betriebes beinhaltet einen<br />
halben Tag, <strong>die</strong> Kosten für <strong>die</strong> Zertifizierung<br />
liegen etwa bei 650 Euro. Der Gastro-Smiley<br />
ist auf jeden Fall ein Wettbewerbsvorteil.<br />
Man zeigt den Gästen: Wir<br />
tun etwas für <strong>die</strong> Sicherheit. Bei unserer<br />
Zertifizierung werden rund 150 Punkte abgefragt,<br />
und <strong>die</strong> Durchfallquote liegt bei<br />
etwa 25 Prozent, das zeigt auch, wie<br />
hoch <strong>die</strong> Messlatte hängt. Deshalb wehrt<br />
man sich in der Branche auch so gegen<br />
<strong>die</strong> Hygieneampel, weil alle Angst haben,<br />
wenn <strong>die</strong> kommt, müsste man den Laden<br />
schließen.<br />
ƒ<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 13<br />
Nicht schlank und trotzdem glücklich?<br />
Für viele sind persönliches<br />
Wohlempfinden und soziale Anerkennung<br />
eng an das Körpergewicht<br />
und <strong>die</strong> Figur gebunden. Doch<br />
enden Abnehmversuche oft mit<br />
dem Jojo-Effekt und zusätzlicher<br />
Frustration. Angelika Diem zeigt in<br />
ihrem Ratgeber, wie es sich mit<br />
kleinen Umstellungen ohne Hungerkur<br />
und Fitnesswahn auch mit<br />
runderen Formen gut und gesund<br />
leben lässt.<br />
Der Ratgeber vereint Erfahrungswerte<br />
und Tipps der Autorin mit<br />
Experteninterviews.<br />
„Ein Buch, das nicht an den Pranger<br />
stellt, lebensnah und mit umsetzbaren<br />
Tipps.“<br />
Weekend Magazin Voralberg<br />
14,80 Euro | ISBN 978-3-941717-07-7<br />
144 Seiten | gebunden<br />
1. Auflage November 2012<br />
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Aus der Praxis<br />
Von Lebergerichten, versch<br />
und ganz viel Leidens<br />
Wenn eine Kantine heute auf Bio-Kost umsteigt<br />
oder Bio-Gerichte anbietet, dann ist das schon<br />
fast nichts Besonderes mehr. Doch <strong>die</strong> Kantine<br />
des Talanx-Konzerns in Köln wurde bereits 1998<br />
zertifiziert. Und immer noch sind Küchenleiter<br />
und Bio-Spitzenkoch Bernhard Bonfig und sein<br />
Team Vorreiter bei innovativen Ideen rund um<br />
<strong>die</strong> Kantine. Zum Beispiel, wenn es darum geht,<br />
aktiv gegen Lebensmittelverschwendung vorzugehen.<br />
Ein Versicherungsunternehmen als<br />
Vorreiter bei Bio-Kost in der Kantine?<br />
Passt das zusammen? Aber sicher,<br />
findet Bernhard Bonfig, Küchenleiter<br />
bei Talanx in Köln. Denn schließlich<br />
gehört es zum Alltag eines Versicherers,<br />
Risiken zu beleuchten und sich um größtmögliche<br />
Sicherheit zu kümmern. Und<br />
warum soll das nur für <strong>die</strong> Kunden gelten?<br />
„Letztendlich funktioniert unser Unternehmen<br />
auch nur, wenn unsere Mitarbeiter<br />
einsatzfähig und fit sind“, sagte<br />
Bonfig. Und genau <strong>die</strong> Gesundheit und<br />
das Wohlergehen der Mitarbeiter sah<br />
man in Zeiten der BSE-Krise bedroht.<br />
„Deswegen war <strong>die</strong> Krise für uns der<br />
Auslöser, einmal grundsätzlich darüber<br />
nachzudenken, wie wir <strong>die</strong> Ernährung<br />
der Mitarbeiter sicher gestalten können“,<br />
sagt Bonfig. Weil der Küchenleiter <strong>die</strong>s<br />
am ehesten über biologisch hergestellte<br />
Lebensmittel gewährleistet sah, wurde<br />
der Umstieg auf Bio-Kost in der Kantine<br />
beschlossen.<br />
Die Mitarbeiter von Talanx zapfen an der Wassertheke kostenlos Wasser<br />
Grundlage: ein fester Stamm<br />
an Zulieferern<br />
1998 wurde <strong>die</strong> Kantine zertifiziert. Momentan<br />
werden etwa 1.300 bis 1.500<br />
Essen jeden Mittag herausgegeben. Viele<br />
andere scheuen sich bei einer solchen<br />
Größenordnung davor, auf Bio-Lebensmittel<br />
umzustellen. Mengenprobleme<br />
kennt Bernhard Bonfig jedoch nicht.<br />
„Das ist natürlich schon eine Frage der<br />
Planung“, sagt der 57-Jährige. „Wenn<br />
ich heute beschließe, dass ich in einer<br />
Fotos: Isabelle Butschek, Talanx<br />
14 3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Aus der Praxis<br />
mähten Lebensmitteln –<br />
chaft<br />
Woche 1.500 Schweinerückensteaks<br />
brauche, dann wird das nicht klappen.“<br />
Aber so arbeitet Bernhard Bonfig auch<br />
nicht. Seine Lebensmittel stammen zu einem<br />
großen Teil von Bio-Betrieben im<br />
Sauerland. Mit einem festen Stamm von<br />
Zulieferern arbeitet er bereits seit Jahren<br />
zusammen, meist direkt und ohne Zwischenhandel.<br />
Denn bei seinen Zutaten<br />
ist ihm vor allem eines wichtig: Transparenz.<br />
„Wir haben regelmäßig Kontakt<br />
zu den Bauern, wir wissen, wie <strong>die</strong> Tiere<br />
gehalten werden.“ Und auch <strong>die</strong> Mitarbeiter<br />
wissen das: „Wir haben <strong>die</strong> Bauern<br />
auch schon eingeladen, damit sie<br />
von sich und ihren Betrieben erzählen<br />
können. Damit unsere Mitarbeiter auch<br />
Für 64 Euro im Monat können <strong>die</strong> Tischgäste<br />
mittags das essen, was sie möchten<br />
aufgeklärt sind. Und <strong>die</strong> Bauern selbst<br />
können das einfach authentischer, als<br />
wenn wir das tun.“<br />
Nicht nur Edelteile, auch Innereien<br />
werden verarbeitet<br />
Seinem Rinder- oder Schweinebauern<br />
nimmt er eine bestimmte Anzahl ganzer<br />
Tiere ab und lässt <strong>die</strong>se von einem Metzger<br />
in der Nähe des Betriebes verarbeiten.<br />
„Diese kurzen Wege sind einfach<br />
umweltschonender.“ Ganze Tiere abzunehmen,<br />
das bietet zum einen dem Bauern<br />
und Metzger, aber zum anderen<br />
auch dem Unternehmen Vorteile. „Wir<br />
setzen uns einmal im Jahr zusammen, legen<br />
den Preis fest und dann kommen wir<br />
alle paar Wochen, um etwa 15 Schweine<br />
abzunehmen. Das bietet den Bauern<br />
eine gewisse Sicherheit und Zuverlässigkeit.“<br />
Bernhard Bonfig hingegen bekommt<br />
einen besseren Preis, weil er eben<br />
nicht nur <strong>die</strong> vermeintlichen Edelteile des<br />
Tieres abkauft, sondern zum Beispiel<br />
auch Haxen oder Innereien. Auch <strong>die</strong>se<br />
stehen dann regelmäßig in der Kantine<br />
auf der Karte. „Ich muss natürlich immer<br />
warten, bis ich genügend zusammen<br />
habe, aber etwa alle drei Monate biete<br />
ich dann zum Beispiel Nieren in der Kantine<br />
an“, sagt Bernhard Bonfig. Das hört<br />
sich revolutionär an, ist es in den Augen<br />
von Bonfig aber eigentlich nicht: „Das<br />
ist so, wie es früher im Landgasthof immer<br />
gehandhabt wurde.“ Und wie kommen<br />
Innereien und Co. bei den Talanx-<br />
Mitarbeitern an? „Es bilden sich natürlich<br />
keine Schlangen davor. Aber 150 Essen<br />
gehen bei Nieren schon weg“, sagt Bonfig.<br />
Er führt das auch darauf zurück, dass<br />
er sich im Laufe der Jahre ein gewisses<br />
Vertrauen bei seiner Kundschaft erarbeitet<br />
hat. „Es gibt einfach <strong>die</strong> Angst, dass Niere<br />
und Leber viele Schadstoffe enthalten.<br />
Wenn unser Fleisch aus der Massentierhaltung<br />
kommen würde, hätte ich auch<br />
keine Lust auf Leber. Aber an <strong>die</strong> Tiere,<br />
<strong>die</strong> wir verarbeiten, werden keine Altfette<br />
verfüttert und sie sind Antibiotika-frei.“<br />
Die Flatrate soll zur gesunden<br />
Ernährung beitragen<br />
Für <strong>die</strong> Mitarbeiter des Talanx-Konzerns<br />
macht es preislich übrigens keinen Unterschied,<br />
ob sie sich für Leber, für Steak<br />
oder doch nur einen Gemüseeintopf entscheiden.<br />
2009, mit dem Umzug in ein<br />
neues Firmengebäude, hat das Unternehmen<br />
bei der Kantine auf eine Art Flatrate<br />
umgestellt. Die Mitarbeiter zahlen<br />
monatlich 64 Euro, können damit jeden<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 15
Aus der Praxis<br />
Mittag <strong>die</strong> Kantine besuchen und dort<br />
essen, was sie möchten. Wer übrigens<br />
nur Teilzeit arbeitet, der muss auch nicht<br />
<strong>die</strong> ganze Gebühr zahlen, sondern nur<br />
soviel Prozent davon, wie er auch für<br />
das Unternehmen arbeitet. Natürlich<br />
kann man auch weiterhin einzeln für sein<br />
Essen zahlen: „Aber sobald man regelmäßiger<br />
in der Kantine isst, lohnt sich<br />
das eigentlich nicht“, sagt Bonfig. Gründe<br />
für <strong>die</strong>se Umstellung gab es mehrere.<br />
„Unser früherer Standort lag direkt in der<br />
Innenstadt, da gab es mehrere Möglichkeiten,<br />
sich mittags mit Essen zu versorgen.“<br />
Das sei nun eher schwieriger beziehungsweise<br />
mit längeren Wegen verbunden.<br />
Zudem sollte <strong>die</strong>se Bezahlweise<br />
<strong>die</strong> Kunden darin unterstützen, sich gesund<br />
zu ernähren. „Wer einen Neun-<br />
Stunden-Tag hat und mittags nur eine kleine<br />
<strong>Suppe</strong> isst, der nimmt nicht genügend<br />
Kalorien und Nährstoffe zu sich“, sagt<br />
Bonfig. Zudem ist ihm wichtig, dass <strong>die</strong><br />
Mitarbeiter ohne Stress und ohne an ihren<br />
Geldbeutel zu denken entscheiden<br />
können, was sie essen möchten. „Sie sollen<br />
sich wirklich nur danach richten können,<br />
worauf sie Hunger haben und nicht<br />
danach, was sie sich leisten können“,<br />
sagt Bonfig. Und ein weiterer Vorteil:<br />
Das Essen wird nicht kalt, während man<br />
in der Schlange vor den Kassen steht.<br />
Bei Talanx haben <strong>die</strong> Mitarbeiter eine<br />
Karte, mit der sie durch <strong>die</strong> Drehkreuze<br />
vor der Kantine kommen – und das war<br />
es.<br />
Hinter dem Drehkreuz warten auf <strong>die</strong><br />
Mitarbeiter eine Tagessuppe, eine Salattheke,<br />
drei Menüs und eine Desserttheke.<br />
Übrigens eine weitere Folge des<br />
Flatrate-Systems: Bei 13.00 Essen gehen<br />
oft bis zu 1.600 Desserts weg. „Da greifen<br />
manche dann schon zweimal zu<br />
oder nehmen sich noch ein Stück Obst<br />
mit. Aber das ist auch in Ordnung.“ Das<br />
Gleiche gilt für <strong>die</strong> Wassertheke. Dort<br />
haben <strong>die</strong> Mitarbeiter <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
Bernhard Bonfig, Küchenleiter bei Talanx in Köln, setzt seit 1998 auf Bio-Lebensmittel<br />
Im Betriebsrestaurant von Talanx werden jeden Tag zwischen 1.300 und 1.500<br />
Essen produziert und ausgegeben<br />
sich kostenlos ein Glas Wasser zu zapfen.<br />
„Das wird wirklich sehr gut angenommen,<br />
oft haben wir ein Drittel mehr<br />
Gläser als Essen. Aber da <strong>die</strong> meisten<br />
eh zu wenig am Arbeitsplatz trinken, ist<br />
es uns wichtig, dass <strong>die</strong> Mitarbeiter zugreifen.“<br />
Verschmähte Lebensmittel<br />
werden aufgekauft<br />
Etwa 95 Prozent der Zutaten tragen das<br />
Bio-Siegel. „Außer Fisch- und Wildgerichten<br />
ist eigentlich alles Bio-Ware“, sagt<br />
Bonfig. Etwa 30 Prozent der Lebensmittel<br />
bezieht Talanx aus der Region. Weitere<br />
20 Prozent entfallen auf Lebensmittel, <strong>die</strong><br />
sonst weggeworfen werden würden –<br />
in der Saison ist der Prozentsatz sogar<br />
noch höher. Dass es einmal so weit kommen<br />
würde, hätte der Küchenleiter wahrscheinlich<br />
selbst nicht gedacht. „Wir haben<br />
schon immer darüber nachgedacht,<br />
wie wir selbst es schaffen, möglichst wenige<br />
Lebensmittel wegzuwerfen.“ Gegen<br />
Ende der Woche kommt dann <strong>die</strong> Kölner<br />
Tafel und nimmt Übriggebliebenes<br />
mit. Doch darüber hinaus ist Bernhard<br />
Bonfig auch dazu übergegangen, sogenannte<br />
Druckware aufzukaufen – also<br />
Ware, <strong>die</strong> der Handel nicht mehr los<br />
wird. Gründe dafür gibt es viele: Mal<br />
läuft das Mindesthaltbarkeitsdatum in<br />
den nächsten zwei Wochen ab, mal ent-<br />
16 3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Aus der Praxis<br />
Wie weit<br />
gehst du<br />
für <strong>die</strong><br />
Liebe<br />
deines<br />
Hier wird noch richtig gekocht – das zaubert auch den Köchen bei Talanx ein Lächeln<br />
auf <strong>die</strong> Lippen<br />
spricht das Obst oder Gemüse nicht den<br />
ästhetischen Anforderungen der Kunden<br />
oder mal ist <strong>die</strong> Ware einfach falsch deklariert.<br />
„Die Händler wenden sich dann oft<br />
an mich, beschreiben mir ihre Ware und<br />
schicken Fotos mit. Und oft greifen wir zu.“<br />
Verdorben dürfen <strong>die</strong> Lebensmittel natürlich<br />
nicht sein, aber sonst sieht Bernhard Bonfig<br />
in <strong>die</strong>sem System nur Vorteile: „Die Ware<br />
wird nicht weggeworfen und ist für uns natürlich<br />
preislich reduziert.“ Für sein Team bedeuten<br />
<strong>die</strong>se ungeplanten Warenanlieferungen<br />
allerdings, dass manchmal größte Flexibilität<br />
nötig ist. „Eigentlich planen wir in<br />
einem Zwei-Wochen-Rhythmus. Aber wenn<br />
wir 200 bis 300 Kilogramm Bananen bekommen,<br />
dann wird der Plan natürlich geändert“,<br />
erläutert Bonfig. Dann gibt es eben<br />
Bananenquark, Obstsalat mit Bananen oder<br />
Bananen in der Obsttheke. „Auch als ein<br />
Händler anrief und mir eine große Ladung<br />
Zucchini anbot, haben wir gerne zugegriffen<br />
und ihm <strong>die</strong> Ware zu sehr guten Konditionen<br />
abgekauft. So haben beide Seiten<br />
davon profitieren können“, erklärt der Küchenchef.<br />
„Meine Köche können sich dann<br />
so richtig austoben und zeigen, was sie mit<br />
Zucchini kulinarisch so alles zaubern können.<br />
Die möglichen Köstlichkeiten reichen dabei<br />
von dem klassischen Zucchini-Gemüse bis<br />
zur Zucchini-Cremesuppe, vom Auflauf bis<br />
zur gefüllten Zucchini mit Hackfleisch und<br />
Tomatensauce.“<br />
„Wichtig ist, was drin ist –<br />
nicht, wie etwas aussieht“<br />
Die Reaktion der Talanx-Mitarbeiter ist übrigens<br />
auch darauf durchaus positiv: „Während<br />
in anderen Kantinen oftmals nicht normgerechte<br />
Äpfel, Birnen oder Bananen verschmäht<br />
werden, greifen unsere Mitarbeiter<br />
sehr gerne zu, wissen sie doch, dass unsere<br />
Produkte nicht nur rein biologisch, sondern<br />
eben auch nicht genmanipuliert angebaut<br />
wurden. Denn wichtig ist, was drin ist und<br />
nicht, wie etwas aussieht“, so der leidenschaftliche<br />
Küchenphilosoph, der mit <strong>die</strong>ser<br />
wertschätzenden Kultur auch schon viele<br />
Nachahmer gefunden hat. „Immer wieder<br />
melden sich andere Unternehmen, <strong>die</strong> unser<br />
Küchenkonzept und unsere Philosophie übernehmen<br />
möchten, weil sie merken, dass <strong>die</strong><br />
Mitarbeiter einen immer größeren Fokus auf<br />
<strong>die</strong> Qualität der Lebensmittel und den richtigen<br />
Umgang mit ihnen legen.“<br />
Diese Philosophie wird übrigens nicht nur<br />
von den 20 Mitarbeitern in der Küche gelebt,<br />
sondern auch an den Nachwuchs weitergegeben:<br />
Jedes Jahr werden in der Talanx-Kantine<br />
drei neue Azubis aufgenommen.<br />
„Und seit Neuestem können <strong>die</strong>se sogar<br />
noch <strong>die</strong> Zusatzqualifikation zum Bio-<br />
Koch erwerben“, berichtet Bernhard Bonfig.<br />
Man kann gespannt sein, was dem Küchenleiter<br />
in den nächsten Jahren noch alles einfallen<br />
wird.<br />
ƒ<br />
Isabelle Butschek<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 17<br />
Hintergrund: Eky Chan/iStockphoto, piart/iStockphoto<br />
Lebens?<br />
Christiane Geldmacher<br />
Love@Miriam<br />
Edition 211<br />
ISBN 978-3-937357-71-3<br />
224 Seiten, gebunden<br />
14,80 Euro<br />
www.bookspot.de
Im Gespräch<br />
„Es reicht nicht aus,<br />
Joachim Wissler, Küchenchef im „Vendôme“ im Althoff<br />
Grandhotel Schloss Bensberg in Bergisch Gladbach, gehört<br />
mit seinen eigenwilligen Geschmacks-Kompositionen ohne<br />
Zweifel zur Kochelite Deutschlands. Seit <strong>die</strong>sem Jahr ist der<br />
Drei-Sterne-Koch auch international anerkannt – auf der Liste<br />
der „50 World’s Best Restaurants“ belegt sein Restaurant Platz<br />
10. Mit Chefredakteurin Christiane Manow-Le Ruyet von „<strong>die</strong><br />
<strong>Bioküche</strong>“ hat er über <strong>die</strong> Situation und Problematik der Spitzengastronomie<br />
in Deutschland gesprochen.<br />
» Sie sind vom Guide Michelin mit drei Sternen,<br />
vom Gault Millau mit vier Hauben und weiteren<br />
Trophäen ausgezeichnet worden. Nun gehört Ihr<br />
Restaurant zu den zehn besten der Welt. Welches<br />
Ziel wollen Sie als nächstes erreichen?<br />
« Unser Ziel ist, den Stellenwert, den wir haben, national und<br />
international zu bestätigen. Die Problematik dabei ist, Spitzengastronomie,<br />
Personal-Akquise und den Wandel der Zeit in Einklang<br />
zu bringen.<br />
» Wie meinen Sie das?<br />
« Wir haben erkannt, dass, wenn wir überleben wollen, es<br />
nicht ausreicht, nur Genussmenschen oder Gourmet-Touristen<br />
anzusprechen. Vielmehr müssen wir Menschen begeistern, <strong>die</strong><br />
den Lebensabschnitt mit Pizza und Pasta hinter sich haben, <strong>die</strong><br />
sich für qualitativ hochwertiges Essen interessieren, sich aber<br />
bisher nicht trauten, solche Restaurants zu besuchen.<br />
» Wie kann das gelingen?<br />
« Um Gäste anzuziehen, bieten wir einen Mittags- und Abendservice.<br />
Damit wollen wir Kunden erreichen, <strong>die</strong> zwischen 35<br />
und 50 Jahre alt sind und schon einen gewissen Lebensstandard<br />
erlangt haben. Aber auch <strong>die</strong> Spitzengastronomie braucht Veränderungen.<br />
Es muss den Gästen klar werden, dass ich dort<br />
auch hingehen kann, wenn ich Sneakers anhabe. Damit das<br />
klappt, müssen wir <strong>die</strong> Gerichte zum halben Preis anbieten, den<br />
Gästen aber ein ähnlich hohes Geschmackserlebnis bieten.<br />
» Zum halben Preis? Kommt da nicht <strong>die</strong> Kalkulation<br />
durcheinander?<br />
« Gerade durch den Mittagstisch geht bei uns <strong>die</strong> Kalkulation<br />
auf. Wenn Sie keine gute Auslastung haben, können Sie den<br />
größten Teil der Kosten für Personal und Wareneinsatz nicht<br />
stemmen. Wir bekommen das mit durchschnittlich 50 Gästen<br />
pro Tag gut hin. Zudem hilft uns auch <strong>die</strong> Liste<br />
der 50 World’s Best Restaurants, <strong>die</strong> weltweit bekannt<br />
ist. Das zieht internationales Publikum an.<br />
» Sie haben <strong>die</strong> Personalakquise als Problem in<br />
der Spitzengastronomie angesprochen. Bei einem<br />
Stamm von 22 Mitarbeitern scheinen Sie damit<br />
auf den ersten Blick keine Schwierigkeiten zu haben.<br />
« Das Personal ist in der Tat ein großes Problem. Wir haben<br />
den Vorteil, dass wir noch frequentiert werden, aber auch hier<br />
wird es immer schwerer. Ich glaube, selbst wenn höhere Löhne<br />
bezahlt werden, lässt sich <strong>die</strong>ser Engpass langfristig nicht lösen.<br />
Zumal <strong>die</strong> Gastronomie finanziell mit dem Rücken an der Wand<br />
steht.<br />
Hinzu kommt, dass der Beruf des Kochs in Deutschland schlecht<br />
angesehen ist. Außerdem ist ein Koch ab einem gewissen Grad<br />
nicht nur Koch. Er ist unter anderem fürs Marketing zuständig,<br />
für Neuentwicklungen und er braucht Ideen und Inspiration. Das<br />
kann schnell in Stress ausarten.<br />
» Wie gehen Sie damit um?<br />
« Es gibt ja positiven wie negativen Stress. Die negativen Seiten<br />
sind, dass Sie für etwas zu viel Zeit brauchen. Da muss man<br />
lernen, sich Freiräume zu schaffen, um geistig kreativ zu bleiben.<br />
Ich schaue also nicht jeden Tag in meine Kühlräume, ob alles<br />
in Ordnung ist, das überlasse ich meinen Mitarbeitern. Je höher<br />
jedoch <strong>die</strong> Mitarbeiter-Fluktuation ist, desto öfter fangen Sie wieder<br />
bei Null an.<br />
nur Genuss<br />
Fotos: Erik Chmil, LeonART/Fotolia.com<br />
18 3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Im Gespräch<br />
Joachim Wissler<br />
Joachim Wisslers Kreationen<br />
gleichen Kunstwerken<br />
auf dem Teller. Mit einer detail-versessenen<br />
Perfektion<br />
garniert er kulinarische Gaumengenüsse<br />
bis zur Formvollendung<br />
» Wie lassen Sie sich trotz Stress für neue Menüs<br />
inspirieren?<br />
« Wir kreieren viermal im Jahr, jeweils zu den Jahreszeiten,<br />
ein komplett neues Menü mit 15 Gängen. Rezepte, <strong>die</strong> wir<br />
noch nie auf der Karte hatten. Natürlich ist <strong>die</strong> Jahreszeit Ideengeber.<br />
Ich muss schauen, was <strong>die</strong> Saison hervorbringt. Aber<br />
eben nicht nur, was es an neuen Produkten gibt, sondern auch,<br />
welche Farben und Gerüche: Im Herbst dominieren getragene,<br />
gedeckte Farben. Ganz wichtig sind aber natürlich <strong>die</strong> Qualität,<br />
<strong>die</strong> Herkunft und <strong>die</strong> Nachvollziehbarkeit der Zutaten. Ich kombiniere<br />
auch gerne Elemente aus der bürgerlichen Küche.<br />
» Woher beziehen Sie <strong>die</strong> Produkte?<br />
« Im Sommer arbeiten wir viel mit Wildkräutern, <strong>die</strong> wir von<br />
einem Bauern aus Mecklenburg-Vorpommern bekommen. Oder<br />
wir setzen Steckrüben oder Mairüben ein und kaufen das beim<br />
Gemüsehändler vor Ort. Brauchen wir aber beispielsweise Artischocken,<br />
dann kommen sie nur aus der Bretagne, dort sind<br />
sie qualitativ am besten. Abgesehen davon wachsen sie auch<br />
in unserer Region nicht. Wir waren aber auch <strong>die</strong> Ersten in der<br />
Spitzengastronomie, <strong>die</strong> Schwein verarbeitet haben. Was eher<br />
unüblich ist.<br />
» Was ist mit Bio-Zutaten?<br />
« Es wäre schön, wenn es einen Bio-Produzenten gäbe, der<br />
mir alle Zutaten in Bio-Qualität liefern könnte, und zwar so, wie<br />
ich sie benötige. Bio ist zwar auch bei uns ein Thema, aber<br />
manche Produkte sind in Bio einfach nicht verfügbar. Nehmen<br />
Sie etwa Fisch. Da wollen Sie geangelte Ware. Die bekommen<br />
Geboren 1963 und auf einem Bauernhof groß geworden, hat er<br />
seine Ausbildung zum Koch in der „Traube Tonbach“ in Baiersbronn<br />
absolviert. 1995 wurde er als Küchenchef im Schloss Reinhartshausen<br />
(Erbach/Rheingau) mit dem ersten Michelin-Stern ausgezeichnet.<br />
Im Jahr 2000 wechselte er ins Restaurant Vendôme im Althoff Grandhotel<br />
Schloss Bensberg. Bereits nach einem Jahr bekam er dort den<br />
ersten Stern, 2002 und 2004 <strong>die</strong> beiden weiteren. 2004 wurde<br />
er von „Der Feinschmecker“ zum Koch des Jahres gekürt, 2010 hat<br />
er als erster deutscher Koch beim spanischen Kongress „Lo mejor<br />
de la Gastronomie“ in Alicante den „Internationalen Köche Preis“<br />
bekommen. 2012 wurde er von den 100 besten deutschen Köchen<br />
bei der deutschlandweiten Abstimmung des Gourmetportals „Restaurant-Ranglisten“<br />
zum „Koch der Köche“ gewählt. Seit 2013<br />
gehört das Vendôme zu den zehn besten Restaurants der Welt.<br />
Sie oft gar nicht bio-zertifiziert. Oder auch beim Fleisch.<br />
Wenn es eine ganz bestimmte Marmorierung<br />
haben soll, muss der<br />
Bauer Mais oder ähnliches<br />
zufüttern, was er aber auf<br />
Grund der Zertifizierung<br />
nicht darf. Ich bin selbst<br />
auf einem Bauernhof<br />
groß geworden. Mein<br />
Vater hat für den Hof<br />
auch eine Bio-Zertifizierung,<br />
ich weiß also, was<br />
Bio mit sich bringt.<br />
» Kochen Sie auch<br />
noch, wenn Sie zu Hause<br />
sind?<br />
« Wissen Sie, meistens bin<br />
ich an fünf Tagen in der<br />
Woche nicht zu Hause.<br />
Wenn ich dann aber<br />
dort bin, koche<br />
ich meistens selbst<br />
und es gibt Fischund<br />
Gemüsegerichte.<br />
ƒ<br />
menschen anzusprechen“<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 19
Esskultur<br />
Sattmacher trifft<br />
<strong>Trendsetter</strong>: <strong>die</strong> <strong>Suppe</strong><br />
Die <strong>Suppe</strong>nbar ist in der Gastronomie inzwischen ein erfolgreiches Geschäftsmodell.<br />
Wer ausschließlich Lebensmittel aus biologischem Anbau<br />
einsetzt, braucht aber ein ausgetüfteltes Konzept. Wir haben mit Quereinsteigern,<br />
innovativen Start-up-Unternehmern und Etablierten aus der<br />
<strong>Suppe</strong>n-Branche gesprochen. Von der Entwicklung der Idee bis zum Geschmack<br />
der <strong>Suppe</strong>n zeigen <strong>die</strong> Macher der verschiedenen Betriebe, wie<br />
Gastronomen <strong>die</strong> Löffel-Mahlzeit vermarkten können.<br />
<strong>Suppe</strong> verspeist jeder Deutsche pro<br />
Jahr, etwa <strong>die</strong> Häle ist selbstgekocht, laut<br />
100Teller<br />
Deutschem <strong>Suppe</strong>n-Institut. Für <strong>die</strong> Gastronomie<br />
entscheidend: Das Verhältnis zur <strong>Suppe</strong> hat sich gewandelt.<br />
Einst galt sie als klassische Vorspeise, inzwischen ist<br />
sie als vollwertige Mahlzeit anerkannt und für Viele eine gesunde<br />
Alternative zu herkömmlichen Mittagsgerichten, Snacks<br />
und Sandwichs. Von <strong>die</strong>sem Imagewandel will auch <strong>die</strong> Gastronomie<br />
profitieren. So haben sich in deutschen Großstädten<br />
inzwischen einige <strong>Suppe</strong>n-Ketten etabliert, wie auf der Website<br />
www.suppenhandel.de/suppenbars nachzulesen ist. Die Popularität<br />
des flüssigen Gerichtes geht so weit, dass <strong>Suppe</strong>n-Restaurants<br />
auch in ländlichen Gebieten erfolgreich sind, wie etwa<br />
in einer <strong>Suppe</strong>nküche 50 Kilometer von München entfernt.<br />
Die Strategen<br />
In der Kleinstadt Weilheim stürmen um 12:45 Uhr <strong>die</strong> ersten<br />
Schüler ins „Marmita’s“. Bald ist der Gastraum erfüllt von Gelächter<br />
und <strong>Suppe</strong>nlöffel-Klirren. 50 bis 60 Schüler wählen bis<br />
13:15 Uhr zwischen <strong>Suppe</strong>n- und Pastagerichten, dann ist <strong>die</strong><br />
große Pause vorbei.<br />
So viel Andrang in der Bio-<strong>Suppe</strong>nbar haben <strong>die</strong> Geschwister<br />
Franziska und Leopold Glas zweimal in der Woche, wenn der<br />
Unterricht an der benachbarten Schule länger dauert. Sonst<br />
Fotos: Microstockfish/Fotolia.com (Hintergrund), Patrick Wittmann, Robert Kneschke, Franziska Glas, Anja Schuchardt<br />
20 3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Esskultur<br />
kommen durchschnittlich 80 Gäste pro Tag, 95 Prozent von<br />
ihnen mehrmals in der Woche.<br />
Am Erfolg haben <strong>die</strong> beiden Gründer hart gearbeitet. Als sie<br />
sich nach Studium und Ausbildung – Franziska BWL, Leopold<br />
Systemgastronomie – für ein eigenes Restaurant entschieden,<br />
stand von Anfang an fest, ein Franchise-System mit einem<br />
hochwertigen Speiseangebot zu kombinieren. Denn nach der<br />
zweieinhalb-jährigen Ausbildung beim Fast-Food-Riesen<br />
McDonald’s stellte Glas seine Ernährung von Convience auf<br />
frisch zubereitete Gerichte um. „Ich habe gespürt, wie sich<br />
mein Wohlbefinden positiv verändert hat. Und – ohne dass<br />
ich es mir vorgenommen hatte – habe ich ein paar Kilos verloren“,<br />
sagt Glas. Kochen mit biologischen Lebensmitteln und<br />
der Verzicht auf vorgefertigte Lebensmittel im neuen Restaurant<br />
wurden damit Grundvoraussetzung. Das Startkapital steuerten<br />
<strong>die</strong> Eltern bei und nach einem Jahr Planungszeit eröffneten sie<br />
2011 <strong>die</strong> Marmita`s Bio-<strong>Suppe</strong>n & Pasta-Bar. „Unsere Gäste<br />
reagierten anfangs regelrecht geschockt darauf, dass sie Gerichte<br />
auch zum Mitnehmen bestellen können“, sagt Leopold Glas.<br />
Doch das Konzept hat sich selbst im ländlichen Weilheim bewährt:<br />
Nur noch 20 Prozent der Gäste essen vor Ort, der Rest<br />
nimmt mit. Da biologische Lebensmittel in der Region einen<br />
hohen Stellenwert haben, zahlen Gäste bereitwillig 4,80 Euro<br />
bis 6,40 Euro pro Portion. Schüler bekommen 1 Euro Rabatt.<br />
Neben verhältnismäßig hoher Kaura, dem günstig gelegenen<br />
Standort in der Fußgängerzone und neben der Schule,<br />
kommen viele Stammgäste und Schüler, weil’s ihnen schmeckt.<br />
Anstelle fertiger Brühwürfel aromatisieren verschiedene Kräuter<br />
und Gewürze <strong>die</strong> <strong>Suppe</strong>n – alle Zutaten kommen zu 100 Prozent<br />
aus biologischer Erzeugung. Die Wareneinsatzkosten liegen<br />
bei etwa 0,40 Cent pro 400 ml, mit Fleischbeilage steigen<br />
sie auf bis zu zwei Euro. Die Mehrkosten werden mit 0,80 Cent<br />
bis 1,60 Euro Zuschlag für Fleisch an <strong>die</strong> Gäste weitergegeben.<br />
Um das Konzept zu systematisieren, orientierten sich <strong>die</strong> Jungunternehmer<br />
am McDonald’s-Prinzip QSS (Qualität, Service,<br />
Sauberkeit). Deswegen haben sie rund 40 Basisrezepte entwickelt<br />
und den Ausgabe-Ablauf genau durchgeplant. Gäste können<br />
an der Ausgabe ihre <strong>Suppe</strong> zusätzlich mit Kräutern würzen<br />
und verschiedene Brotsorten auswählen. Dazu haben <strong>die</strong> beiden<br />
eine Kooperation mit der Bio-Bäckerei Hofpfisterei geschlossen.<br />
Bringen <strong>die</strong> Gäste ihr Tablett zurück, werden sie gefragt,<br />
ob es geschmeckt hat oder noch Wünsche offen sind. Mit<br />
<strong>die</strong>ser Art der Qualitätskontrolle erfüllt sich ein weiterer Punkt<br />
des QSS-Systems. Für <strong>die</strong> Einrichtung wählten <strong>die</strong> Geschwister<br />
ein gradliniges beige-braunes Design, das auch zu anderen<br />
Standorten passen würde. „Viele unserer Gäste, <strong>die</strong> zum ersten<br />
Mal kommen, fragen, ob es uns auch woanders gibt. Das bestärkt<br />
uns in unserem Ziel, Schritt für Schritt zu expan<strong>die</strong>ren“,<br />
sagt Leopold Glas. Ihr nächstes Ziel: München.<br />
Die Quereinsteigerin<br />
Mehr Bauchgefühl als Strategie hat Sonja Riker dazu bewegt,<br />
sich in der Gastronomie mit dem „SuSa <strong>Suppe</strong>nladen“ in München<br />
selbstständig zu machen. Hübsch verpackte Gewürze und<br />
Die Geschwister Franziska und Leopold Glas planten von Anfang<br />
an, Systemgastronomie mit hochwertigem Speiseangebot<br />
zu kombinieren<br />
Dressings schmücken das Schaufenster, von der Decke baumelt<br />
ein Kronleuchter mit <strong>Suppe</strong>nlöffeln. In den Gastraum passen<br />
gerade einmal drei Tische mit freiem Blick in <strong>die</strong> <strong>Suppe</strong>nküche.<br />
Die ehemalige Hörfunkjournalistin will, dass der Geschmack<br />
von <strong>Suppe</strong> bei Gästen Gefühle auslöst und sie sogar an ihre<br />
Kindheit erinnert. „<strong>Suppe</strong> ist nicht nur eine Substanz, <strong>die</strong> satt,<br />
sondern auch glücklich machen soll“, sagt Riker. Konsequenterweise<br />
hat sie ihre Kochbücher „<strong>Suppe</strong>nglück“ und „Mehr<br />
<strong>Suppe</strong>nglück“ getau. Kein Wunder, dass sie darin nicht von<br />
<strong>Suppe</strong>n spricht, sondern beispielsweise von Bauchwärmern<br />
oder Schlankmachern. Die Titel geben nicht nur einen Vorgeschmack<br />
auf <strong>die</strong> Zutaten, <strong>die</strong> in der <strong>Suppe</strong> schwimmen. Sie<br />
fügen sich in Rikers persönliches Gastronomiekonzept, frei<br />
nach dem Motto: Klein aber fein. Dazu passt auch der Standort<br />
des „SuSa <strong>Suppe</strong>nladen“ auf dem Markt am Elisabethplatz in<br />
Sonja Riker hat sich vor sieben Jahren mit dem „SuSa <strong>Suppe</strong>nladen“<br />
in München selbstständig gemacht<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 21
Esskultur<br />
München. Dort verkaufen Feinkost-, Gemüse und Lebensmittel-Händler<br />
in ebenerdigen, schrebergartenartigen Häuschen<br />
ihre Waren. Um so einen Verkaufsstand mieten zu können,<br />
musste sich Riker bei den Verantwortlichen der Markthallen<br />
München bewerben, einem Eigenbetrieb der Stadt. Vorteil:<br />
Die Miete ist umsatzabhängig, das erleichterte den Einstieg.<br />
Die Lebensmittel für ihren Betrieb bezieht sie von Bauern aus<br />
dem Großraum München, <strong>die</strong> in den Markthallen München<br />
verkaufen, eine Abnahmepflicht besteht jedoch nicht. Regionalität<br />
kommt gut an. Bis zu 100 Gäste nehmen täglich bei ihr<br />
Platz oder bestellen den heiß gefüllten Becher für „to go“. Der<br />
Verkaufspreis für <strong>die</strong> SuSa-<strong>Suppe</strong>n liegt für 330 ml zwischen<br />
5,20 und 6,50 Euro. Riker nennt drei Kriterien, mit denen das<br />
Verständnis für den Preis wächst: Die <strong>Suppe</strong> muss satt machen,<br />
fantastisch schmecken und es muss deutlich werden, wieviel<br />
Arbeit in einem Teller <strong>Suppe</strong> steckt. Davon erfahren <strong>die</strong> Gäste<br />
nicht nur im Gespräch mit der Gastronomin, wenn sie selbst<br />
hinter dem Kochtopf steht. Auch <strong>die</strong> liebevolle Dekoration im<br />
Gastraum macht deutlich, dass Riker viel Zeit in ihren Laden<br />
investiert.<br />
Die Tüftler<br />
Wie aufwändig es ist, <strong>Suppe</strong> zu kochen, haben André Riediger<br />
und Moritz Timm in ihrer Startphase unterschätzt. Die beiden<br />
Agrarwissenschaler gründeten bereits während ihres Studiums<br />
das Bio-<strong>Suppe</strong>nproduktions-Unternehmen „Wünsch-Dir-<br />
Mahl“ in Berlin-Brandenburg. Die Idee entstand aus der Begeisterung<br />
dafür, ein hochwertiges Gericht für viele verfügbar<br />
zu machen. „Nicht <strong>die</strong> eigene <strong>Suppe</strong>nbar, sondern der Arbeitsprozess<br />
fasziniert uns. Wir wollen <strong>die</strong> Verarbeitung biologischer<br />
Lebensmittel immer weiter optimieren und einen Bezug zur<br />
Landwirtscha schaffen“, sagt Timm. Anfangs schnippelten<br />
sie alle Zutaten von Hand, überwiegend Demeter-zertifiziertes<br />
Gemüse direkt vom Erzeuger. Inzwischen sind<br />
sie, bei einer Produktionsmenge von knapp<br />
1000 Liter <strong>Suppe</strong> pro Woche, auf Tieühlware<br />
umgestiegen. Sieben vegetarische Varianten gehören jetzt zum<br />
festen Sortiment. Die <strong>Suppe</strong>n werden ohne Fleisch zubereitet,<br />
um den Supermarktpreis von 4,50 bis 5,00 Euro pro 650 ml<br />
Glas halten zu können. Noch beliefern sie in erster Linie den<br />
Naturkost-Einzelhandel, darunter Bio Company und denn’s-<br />
Biomarkt. Den Vertrieb in der Gastronomie bauen Riediger<br />
und Timm zurzeit aus, für zwei Bistros kochen sie bereits. Gastronomen<br />
bieten sie das Glas für etwa drei Euro an.<br />
Die Etablierten<br />
Das Bio-Konzept hat sich bei einem Großunternehmen wie<br />
der Münchner <strong>Suppe</strong>nküche nicht rentiert. Seit 2007 ist der<br />
Betrieb bio-zertifiziert. Doch <strong>die</strong> Nachfrage nach den teureren<br />
Bio-<strong>Suppe</strong>n flaute schnell ab. Seit zwei Jahren wird in der <strong>Suppe</strong>nküche<br />
kaum noch mit Lebensmitteln aus biologischem Anbau<br />
gekocht. Das Unternehmen zählt in Sachen <strong>Suppe</strong> zu einem<br />
der Pioniere. 1981 eröffnete <strong>die</strong> erste <strong>Suppe</strong>nbar am Viktualienmarkt,<br />
inzwischen gibt es sechs Filialen und der Produktionsstandort<br />
ist in <strong>die</strong> Münchner Markthallen verlegt worden.<br />
So kommt das Gemüse, wie in Sonja Rikers SuSa <strong>Suppe</strong>nladen,<br />
ebenfalls von dort. „Dass wir regional einkaufen und auf Geschmacksverstärker<br />
verzichten, ist unseren Gästen wichtiger<br />
als <strong>die</strong> Bio-Zertifizierung. Dafür sind sie nicht bereit, einen<br />
höheren Preis zu zahlen“, sagt Stefan Tschoner, verantwortlich<br />
für den Einkauf. Bei 5,50 Euro, schätzt er, liegt <strong>die</strong> preisliche<br />
Obergrenze für einen Teller <strong>Suppe</strong>. In den <strong>Suppe</strong>nbars der<br />
Münchner <strong>Suppe</strong>nküche kosten 330 ml bis zu 5,30 Euro, im<br />
Online-Shop zwischen 3,50 bis 4,00 Euro. Die Münchner <strong>Suppe</strong>nküche<br />
schreibt sich vor allem Tradition und Regionalität<br />
auf <strong>die</strong> Fahne – mit Erfolg. Die Produktionsmenge hat sich in<br />
den letzten beiden Jahren verdoppelt. Grund: Die <strong>Suppe</strong> gibt<br />
es nicht nur in den Filialen und wird an <strong>die</strong> Gastronomie verkau,<br />
sondern auch unter der Marke „soops“ im Supermarkt.<br />
Nur noch 30 Prozent der Produktionsmenge wird in den eigenen<br />
Restaurants serviert.<br />
Fazit<br />
Mit einem auf den Standort ausgerichteten Konzept lässt sich<br />
mit <strong>Suppe</strong> Geld ver<strong>die</strong>nen, das zeigen <strong>die</strong> Beispiele. Die Geschwister<br />
Glas arbeiten daran, ein Franchise-System zu etablieren.<br />
Sonja Riker geht es darum, mit dem <strong>Suppe</strong>löffeln eine<br />
Art Lifestyle zu verbinden. Die Münchner <strong>Suppe</strong>nküche vermarktet<br />
sich über Regionalität, André Riediger und Moritz<br />
Timm verarbeiten ausschließlich Bio-Produkte. Sie alle profitieren<br />
davon, dass sich immer mehr Gäste mit einem Teller<br />
<strong>Suppe</strong> etwas Gutes tun wollen. Inzwischen sind sie bereit, dafür<br />
mehr auszugeben – vorausgesetzt, sie schmeckt gut und macht<br />
satt.<br />
ƒ<br />
Anja Schuchardt<br />
André Riediger und Moritz Timm gründeten bereits in ihrer<br />
Studentenzeit das Unternehmen „Wünsch-dir-Mahl“ – inzwischen<br />
kochen sie fast 1.000 Liter <strong>Suppe</strong> pro Woche<br />
Eine kleine Kürbiskunde finden Sie als pdf Datei zum<br />
download auf unserer Seite: www.<strong>die</strong>-biokueche.de<br />
<br />
22 3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Esskultur<br />
<strong>Suppe</strong>-löffeln<br />
Für Sonja Riker, der Betreiberin der <strong>Suppe</strong>nküche Susa in München, verbindet<br />
sich der Genuss von <strong>Suppe</strong> mit einem Bauchgefühl. Nicht umsonst<br />
hat sie ihre Kochbücher „<strong>Suppe</strong>nglück“ und „Mehr <strong>Suppe</strong>nglück“<br />
getauft. Wir stellen daraus, passend zum Herbstbeginn, Rezepte mit saisonalen<br />
Zutaten vor, darunter Granatapfel, Wildfleisch und Sauerkraut.<br />
Oecotrophologin Julia Granobs empfiehlt dazu <strong>die</strong> passenden Getränke.<br />
Peperonatasuppe mit<br />
Schafskäse-Granatapfel-Krönung<br />
Zutaten (für vier Personen):<br />
400 g rote Spitzpaprika<br />
200 g Pastinaken<br />
Olivenöl<br />
3 Zwiebeln<br />
1 TL gemahlener Paprika, edelsüß<br />
3 Msp. gemahlene Vanille<br />
1¼ l Gemüsebrühe<br />
Salz, Pfeffer<br />
100 g Schafskäse<br />
80 g frische Granatapfelkerne<br />
Zubereitung:<br />
Paprika und Pastinaken grob würfeln, Zwiebeln in Olivenöl<br />
andünsten. Paprika- und Vanillepulver untermischen und Pastinaken-<br />
sowie Paprikastücke hinzufügen. Mit Gemüsebrühe aufgießen<br />
und weich kochen. Die <strong>Suppe</strong> fein pürieren und mit<br />
Salz und Pfeffer abschmecken. Schafskäse zerbröseln, Granatapfelkerne<br />
auslösen und als Topping auf der <strong>Suppe</strong> anrichten.<br />
Getränkeempfehlung:<br />
Der Granatapfelsaft ist mit Apfel-, Heidelbeerund<br />
Holundersaft gemischt. Dadurch schmeckt<br />
er besonders fruchtig und bekommt durch den<br />
Holunder ein leicht süßes Aroma – ein geschmacklicher<br />
Kontrast zum würzigen Schafskäse.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 23
Esskultur<br />
Wildeintopf mit Waldbeeren<br />
und Wacholder<br />
Zutaten (für vier Personen):<br />
3 rote Zwiebeln<br />
2 Knoblauchzehen<br />
400 g Hirschgulasch<br />
400 g Rehgulasch<br />
Haselnuss- oder Walnussöl<br />
1 l Wildfond aus dem Glas<br />
½ l trockener Rotwein<br />
3 Lorbeerblätter<br />
3 Karotten<br />
1 Rote Bete<br />
2 TL Gewürzmischung „Wildwechsel“<br />
100 g Heidelbeeren<br />
100 g Preiselbeeren<br />
3 EL Holunderbeerensirup<br />
1 Msp. Sumach (Beeren mit säuerlichem Geschmack. Der Sumachbusch<br />
wächst in der Türkei, im Iran und auf Sizilien)<br />
Salz, Pfeffer<br />
Zubereitung:<br />
Zwiebeln und Knoblauch mit dem Wildfleisch im Nussöl anbraten,<br />
mit Wildfond und Rotwein aufgießen. Lorbeerblätter<br />
hinzufügen und bei geschlossenem Deckel 75 Minuten<br />
schmoren lassen. Inzwischen Gemüse würfeln, mit der Gewürzmischung<br />
„Wildwechsel“ in den Topf geben und 15<br />
Minuten weiterschmoren. Beeren dazugeben, mit Holunderbeerensirup,<br />
Sumach, Salz und Pfeffer abschmecken.<br />
Getränkeempfehlung:<br />
Der sortenreine Traubensaft schmeckt fruchtig<br />
zart. Das mild-samtige Aroma entfaltet sich am<br />
besten, wenn der Saft im Rotweinglas serviert<br />
wird.<br />
Apropos: Das<br />
<strong>Suppe</strong>nhuhn …<br />
… ist kein Masthuhn, sondern eine ehemalige Legehenne.<br />
Nach der Legeperiode werden <strong>die</strong> Hennen geschlachtet<br />
und als <strong>Suppe</strong>nhuhn verkauft. Denn im Gegensatz<br />
zum Masthuhn ist ihr Fleisch zäh und eignet sich nur noch zum Auskochen<br />
für Fonds oder klassische Hühnersuppe – <strong>die</strong> schmeckt nicht nur gut, sondern<br />
hilft auch bei Erkältung. Amerikanische Wissenschaftler haben nachgewiesen,<br />
dass sie den Transport weißer Blutkörperchen reduziert, <strong>die</strong><br />
in großen Mengen für Entzündungen in den Nasenschleimhäuten verantwortlich<br />
sind. Bio-<strong>Suppe</strong>nhühner bietet beispielsweise <strong>die</strong> Erzeugergemeinschaft<br />
„Die Biohennen“ an. Zu den Mitgliedern zählen 30 bäuerliche<br />
Familienbetriebe, <strong>die</strong> ihre Tiere artgerecht halten. Alle Betriebe sind online<br />
zu finden unter: www.<strong>die</strong>biohennen.de<br />
Mehr <strong>Suppe</strong>nglück<br />
Sonja Riker<br />
176 Seiten<br />
ISBN: 987-3888977909<br />
19,95 Euro (D)<br />
Weitere Rezepte finden Sie auf unserer<br />
Seite: www.<strong>die</strong>-biokueche.de<br />
Illustration: Piumadaquila/Fotolia.com<br />
<br />
24 3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Buchtipps<br />
Vive la cuisine française<br />
Was passiert, wenn sich zwei Freunde aus Südafrika – der Küchenchef Hardy Oliver und der<br />
Künstler Louis Jansen van Vuuren – ein Schloss in der französischen Region Limousin kaufen, um<br />
dort zu leben? Es beginnt eine unvergleichliche Reise durch <strong>die</strong> blau-weiß-rote Welt der Kulinarik.<br />
Garaniert mit Anekdoten aus dem alltäglichen Leben auf dem Land. Das Buch „La belle vie“ gewährt<br />
nicht nur einen Einblick in <strong>die</strong> manchmal etwas merkwürdigen Lebensgewohnheiten der Franzosen<br />
jenseits der Großstadt, sondern brilliert mit einem Leckerbissen nach dem anderen. Die Rezepte<br />
sind akribisch genau zusammengestellt und zeigen, was französische Esskultur bedeutet – ein Fest<br />
für <strong>die</strong> Sinne.<br />
La belle vie<br />
436 Seiten, ISBN: 978-3-8369-2753-6, 36,00 Euro (D)<br />
Geschmackskünstler<br />
Fotos: JISIGN/Fotolia.com, Gerstenberg Verlag, Wortraum Verlag, Matthaes Verlag, Wortraum Verlag<br />
Heiko Antoniewicz ist bekannt für seine Experimentierfreude und für innovative Kochkunst. Die<br />
Neugierde, Aromen zu verändern und neu zusammenzusetzen, treibt ihn zu Kreationen, <strong>die</strong> alle<br />
Sinne gleichermaßen berühren. Mit „Flavour Pairing“ gewährt er einen tiefen Einblick in <strong>die</strong> spannende<br />
Welt der Aromen und Haptik. Akribisch genau erklärt Antoniewicz <strong>die</strong> Zusammenhänge<br />
und Harmonien von Lebensmitteln, <strong>die</strong> sie von Natur aus mit sich bringen. Das Buch ist als eine<br />
Art Leitfaden zu verstehen, mit dem der Leser in <strong>die</strong> Lage versetzt wird, neue Gerichte anhand der<br />
Aromaharmonien zu kreieren. Dabei fließen Antoniewicz’ Erfahrungen ebenso ein wie das Wissen<br />
über <strong>die</strong> zu den Rezepten korrespon<strong>die</strong>renden Getränke. Durch <strong>die</strong> Fotos von Ralf Müller, werden<br />
das Buch wie der Inhalt zum Gesamtkunstwerk.<br />
Lies einfach!<br />
Flavour Pairing<br />
Heiko Antoniewicz<br />
376 Seiten, ISBN: 978-3-87515-076-6, 69,90 Euro (D)<br />
Wollten wir nicht schon alle mal wissen, was <strong>die</strong> Spieler der Deutschen Fußball-Nationalmannscha<br />
essen? Auch wenn Sie vielleicht <strong>die</strong>se Frage mit „Nein“ beantworten, lohnt sich ein Blick in Holger<br />
Stormbergs Buch „Iss einfach gut“ allemal. Der Koch, der seit 2007 zum offiziellen Betreuerstab<br />
der Nationalmannscha gehört, erklärt anschaulich, was abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung<br />
bedeutet. Er zeigt einfache Kochkunst und erstaunlich leichte Rezepte, garniert <strong>die</strong>s aber<br />
mit interessantem Hintergrundwissen, beispielsweise über <strong>die</strong> Wirkung von Nährstoffen auf den<br />
Körper. Ein aufschlussreiches Buch, in dem Ernährungswissen ansprechend dargestellt wird.<br />
Iss einfach gut<br />
196 Seiten, ISBN: 978-3-942772-28-0, 18,99 Euro (D)<br />
Hardcover-Luxus-Ausführung mit Moleskine-Gummi und Saisonkalender als DIN-A3-Poster<br />
ISBN: 978-3-942772-50-1, 24,99 Euro (D)<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 25
Schwerpunkt<br />
Mineralwasser:<br />
Nicht nur Durstlöscher<br />
10,3 Milliarden Liter Mineral- und<br />
Heilwasser sind 2012 durch deutsche<br />
Kehlen geflossen. Pro Kopf<br />
macht das etwa 137 Liter aus. Damit<br />
ist der Wasserkonsum im Vergleich<br />
zum Vorjahr um schmale 1,7<br />
Prozent gestiegen, wie der Verband<br />
Deutscher Mineralbrunnen (VDM)<br />
in einer Stu<strong>die</strong> herausgefunden<br />
hat. Mineralwasser mit und ohne<br />
Kohlensäure ist eine Chance für <strong>die</strong><br />
Gastronomie, sich zu profilieren.<br />
Die Wasserbranche ist vielschichtig. Mehr als 200 meist<br />
regional aktive Anbieter kämpfen mit über 540 verschiedenen<br />
Mineralwasser-Sorten gegen den Durst. In der<br />
Gastronomie ist davon allerdings kaum etwas zu spüren. Meistens<br />
führen Restaurants ein Klassik-, ein Medium- und eventuell<br />
ein Heilwasser.<br />
Am liebsten werden laut VDM Mineralwasser mit Kohlensäure<br />
getrunken. Sie machen einen Marktanteil von 84,5 Prozent<br />
aus. Stille Mineralwässer holen aber auf. Ihr Absatz ist 2012<br />
um 12,1 Prozent auf 1,28 Milliarde Liter gestiegen. Wassersorten<br />
mit Aroma kommen dagegen auf nur auf 2,3 Prozent,<br />
Heilwässer liegen bei gerade einmal 0,8 Prozent.<br />
Die meisten Gäste wählen Wasser nach dem Kohlensäure-Gehalt,<br />
denn Kohlendioxid säuert das Wasser und sorgt für eine<br />
angenehme, perlige Frische, regt aber auch <strong>die</strong> Magentätigkeit<br />
an. Andere dagegen wollen genau <strong>die</strong>s vermeiden und ordern<br />
lieber stille Wässer.<br />
Hier bietet sich dem Gastronomen, <strong>die</strong> Möglichkeit <strong>die</strong> Getränkekarte<br />
anders zu gestalten als üblich. Etwa nach dem<br />
Kohlesäure-Gehalt. Auf der Karte könnten dann beispielsweise<br />
Sorten mit 7g/l Kohlensäure – Sprudel Klassik –, mit 5 g/l –<br />
Medium – oder ein stilles Wasser mit einem Kohlensäure-Gehalt<br />
von 3g/l stehen. Auch <strong>die</strong> Sortierung nach Mineralanteilen<br />
der Wässer ist denkbar: wie etwa <strong>die</strong> Marken Eisvogel oder<br />
Gerolsteiner, <strong>die</strong> höher mineralisiert sind, über Teinacher oder<br />
San Pelegrino bis hin zu minder mineralisierten Sorten wie<br />
Burgperle oder Evian. Auch eine Gruppierung nach den Gebindegrößen<br />
von 0,25 l, 0,5 l, 0,75 l oder 1 l ist denkbar.<br />
Gastronomen können darüber hinaus auf den Gast abgestimmte<br />
Wassersorten anbieten: Im Wellness-Hotel passt beispielsweise<br />
mineralarmes Fastenwasser, wohingegen für eine Sportler-Clientel<br />
Wässer mit hohem Natrium-, Calcium- und Magnesiumanteil,<br />
beispielsweise Gerolsteiner, geeignet sind.<br />
Passendes Wasser zum Wein<br />
Natürlich sollte <strong>die</strong> Wasserauswahl auch auf <strong>die</strong> Weinkarte<br />
abgestimmt sein. Was logisch klingt, ist in der Gastronomie jedoch<br />
keine Selbstverständlichkeit. Idealerweise kann ein Gastronom<br />
den Gast nicht nur in Sachen Weinauswahl beraten,<br />
sondern ihm gleich das dazu harmonierende Wasser servieren.<br />
Natürlich muss sich nicht gleich jeder Restaurantbesitzer zum<br />
Wasser-Sommelier ausbilden lassen. Dennoch, <strong>die</strong> Ausbildung<br />
gewährt einen tiefen Einblick in <strong>die</strong> Welt des Wassers. Es wird<br />
nicht nur <strong>die</strong> Sensorik geschult, sondern auch <strong>die</strong> Fähigkeit,<br />
bestimmte Mineralien wie Magnesium, Calzium oder Natrium<br />
aus dem Wasser herauszuschmecken. Die Beratung des Gastes<br />
ist also auch bei der Wasserauswahl einer der zentralen Punkte.<br />
Das kann persönlich oder über eine Wasserkarte geschehen,<br />
in der <strong>die</strong> Sorten, der Geschmack, <strong>die</strong> Zusammensetzung und<br />
auch <strong>die</strong> Herkunft beschrieben werden. Damit rückt das oft vernachlässigte<br />
Wasser in den Vordergrund.<br />
Wasser als Luxusartikel<br />
Aus Island, Tasmanien oder von kanadischen Gletschern erreichen<br />
den deutschen Markt Flaschen, deren Inhalt außerordentliche<br />
Genussmomente versprechen. Interessant: Die Auswahl<br />
wird stetig größer. Hier schaffen vor allem Gourmet-Gastronomie<br />
und Top-Hotels Tatsachen mit Preisen von über 50 Euro pro Flasche.<br />
Ein bisschen Esoterik gefällig?<br />
Eine weitere spannende Kategorie ist das „Mond-Wasser“. So<br />
wird Wasser genannt, das bei Vollmond abgefüllt wurde. Das<br />
Besondere daran: Mondwasser soll über einen besonders hohen<br />
Reinheitsgehalt und heilende Kräfte verfügen. In Deutschlands<br />
Bioläden ist <strong>die</strong> „Mondquelle“ aus dem Hause St. Leonhards<br />
zu finden. Ein Unternehmen, das in Bayern sechs Quellen<br />
betreibt – mit lebendigem Wasser, das angeblich Wunder bewirkt.<br />
Das legendäre Mondwasser vom Erfinder Johann Abfalter<br />
gibt es sogar in verschiedenen Sorten: Die dunkelblaue Flasche<br />
enthält reinstes Vollmond-Wasser, dann gibt es eine normale<br />
Mond-Abfüllung (hellblaue Flasche) und zudem ein Lichtquel-<br />
Fotos: Jag_cz/Fotolia, Adam Borkowski/Fotolia<br />
26 3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Schwerpunkt<br />
len-Wasser sowie Sonnenquellen-Wasser. Die St. Leonhards-Wässer<br />
sollen Energieblockaden lösen und bei Migräne<br />
und Verdauungsbeschwerden helfen.<br />
Das alpine Hochgebirge Südtirols dagegen ist <strong>die</strong> Heimat<br />
der Plose-Quelle AG, <strong>die</strong> ihrem natürlichen Mineralwasser<br />
besondere positive gesundheitliche Eigenschaften nachsagt.<br />
Charakterisierend sind der niedrige Trockenrückstand,<br />
ein zellgängiger pH-Wert und ein hoher quelleigener<br />
Sauerstoffgehalt. Für <strong>die</strong> Gastronomie bietet<br />
Plose das Mineralwasser in formschönen Gourmet-<br />
Flaschen an, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Qualität und Reinheit des Produkts<br />
unterstreichen – ohne, mit und mit wenig Kohlensäure<br />
Lauretana verspricht, „das leichteste Wasser Europas“,<br />
völlig frei von Uran, Arsen, Schwermetallen und<br />
Pestizidmetaboliten, zu sein. Es entspringt im 4.600<br />
m hohen Monte-Rosa-Massiv, strömt unterirdisch zur<br />
1.050 Meter hoch gelegenen artesischen Lauretana-Quelle<br />
und wird in Graglia im Piemont, Italien, abgefüllt. Der laut Hersteller<br />
extrem geringe Salz- und Kalkgehalt von nur 14 Milligramm<br />
pro Liter machen es zu einem „leichten Wasser“. Für<br />
<strong>die</strong> Gastronomie ist es in der 0,5-Liter-Glasflasche erhältlich.<br />
Natürlich „bio“<br />
Mächtig Wirbel machte 2009 <strong>die</strong> Ökobrauerei Lammsbräu<br />
mit Bio-Mineralwasser. In der Oberpfalz sah man <strong>die</strong><br />
Zeit gekommen, dem Verbraucher mit „BioKristall“ auch<br />
ökologisches Wasser einzuschenken. „Verbrauchertäuschung“<br />
nannte das der Verband Deutscher Mineralbrunnen<br />
(VDM), und <strong>die</strong> Wettbewerbszentrale sprach von „Irreführung“,<br />
denn Mineralwasser sei per se ein natürliches Produkt<br />
und damit immer „bio“. Jedoch: Der Bundesgerichtshof<br />
hat <strong>die</strong> Sache mittlerweile im Sinne der Neumarkter Lammsbräu<br />
entschieden und klargestellt, dass <strong>die</strong> Qualitätsbezeichnung<br />
Bio-Mineralwasser zulässig ist.<br />
Nach einigen kritischen Ergebnissen der Stiftung Warentest<br />
2011 (mineralstoffarm, PVC-Geschmack) hat Lammsbräu<br />
das Produkt nun neu erfunden: Zu <strong>die</strong>sem Ergebnis jedenfalls<br />
gelangte <strong>die</strong> Zeitschrift Ökotest im Juli-Heft und verleihte<br />
dem Bio-Wasser <strong>die</strong> Auszeichnung „sehr gut“.<br />
Zu guter Letzt noch ein Hinweis auf angereicherte Wasser.<br />
Dazu gehören Verfahren zur Verbesserung der Wasserqualität,<br />
bei denen dem Wasser nichts zugesetzt und nichts<br />
entnommen wird. Ziel ist, <strong>die</strong> qualitative Verbesserung des<br />
Wassers durch <strong>die</strong> Wiederherstellung der ursprünglichen<br />
Ordnung und Stabilität der inneren Struktur wie beispielsweise<br />
Grander-Wasser. „Belebtes Wasser“ soll von Funk-,<br />
Handy- und Radiowellen sowie Stromspannung befreit wieder<br />
seine ursprünglich hohe Energie erhalten. Daran muss<br />
man glauben, bewiesen ist davon nichts.<br />
Schöner spenden<br />
In vielen Biohotels und Restaurants werden gerne Wasserspender<br />
eingesetzt. Die „TC Karaffe Beauty“ bietet mit ihrer Füllmenge<br />
von etwa fünf Litern viele Einsatzmöglichkeiten. Das patentierte<br />
Zapfhahnsystem ist dabei für intensive Nutzung konzipiert<br />
und ermöglicht ein einfaches Handling unter hygienischen<br />
Bedingungen. Zur Kühlung <strong>die</strong>nt <strong>die</strong> TC Tube, <strong>die</strong> einfach<br />
mit Eiswürfeln befüllt wird, sodass der direkte Kontakt zum<br />
Trinkwasser vermieden wird. Alternativ ist sie geeignet,<br />
um Edelsteine oder sonstige zusätzliche Vitaliserungsme<strong>die</strong>n<br />
aufzunehmen. Die mundgeblasene 6-wellige Bauform<br />
der Karaffe entsteht nach traditioneller Glasmacherkunst<br />
und ist frei von Schwermetallen. Mehr Infos unter:<br />
www.tcgermany.de<br />
Die Kunst, Wasser zu servieren<br />
Die erste Servier-Pflicht lautet: Die Flasche wird erst am Tisch<br />
geöffnet. Somit kann der Gastronom dem Gast zeigen, dass<br />
er auch wirklich das Wasser bekommt, das er geordert hat.<br />
Denn auch beim Wasser wird betrogen, wenn spitzfindige<br />
Wirte günstigeres Leitungswasser in Flaschen umgießen.<br />
Dass beim Wasser-trinken das Auge mittrinkt, haben <strong>die</strong> meisten<br />
Hersteller bereits erkannt. Sie kreieren deshalb eigens für <strong>die</strong><br />
Gastronomie designte Flaschen, <strong>die</strong> beim Gast <strong>die</strong> Lust auf<br />
den Durstlöscher fördern sollen.<br />
Bleibt schließlich noch <strong>die</strong> Frage, woraus getrunken wird. Meistens<br />
sind Wassergläser durchsichtig, da farbige oder blickdichte<br />
Gläser den Service irritieren können. Denn es ist nicht erkennbar,<br />
ob nachgeschenkt werden muss. Je dünnwandiger das Glas,<br />
desto angenehmer das Trinkgefühl. Auch <strong>die</strong> Form des Glases<br />
hat Einfluss auf den Geschmack. Bei einem leicht ausgestellten<br />
Glas gelangt das Wasser direkt an <strong>die</strong> Zungenspitze und hinterlässt<br />
einen etwas milderen Geschmack als im hinteren Zungen-<br />
und Gaumenbereich. Ist das Glas nach oben eher geschlossen<br />
und hat einen größeren Durchmesser, trifft das Wasser<br />
auf <strong>die</strong> hinteren Geschmacksknospen und <strong>die</strong> mineralischen,<br />
salzigen und sauren Komponenten treten in den Vordergrund.<br />
Ein schlankes, hohes Glas hält <strong>die</strong> Kohlensäure gut.<br />
Um Verwechslungen auszuschließen, setzen manche Betriebe<br />
für stille oder kohlensäurehaltige Wässer verschiedenen Gläser<br />
ein. So kann gewährleistet werden, dass <strong>die</strong> Kellner das richtige<br />
Wasser nachschenken.<br />
Noch einen Satz zur Servier-Temperatur: Seinen Charakter<br />
entfaltet Mineralwasser optimal im Servierbereich eines guten<br />
Weißweines: 8 bis 10 ° C. Wer mag, auch einige Grad<br />
wärmer, dann zeigt sich das Wasseraroma noch stärker.<br />
Zwar kann kohlensäurehaltiges Wasser auch sehr kalt getrunken<br />
werden, der individuelle Geschmack des Wassers<br />
wird allerdings nicht mehr wahrgenommen. ƒ<br />
Michela Dulz<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 27
Schwerpunkt<br />
Die Klassiker<br />
Eisvogel<br />
Herkunft: Deutschland. Ein natrium- und kochsalzarmes Mineralwasser,<br />
gering und ausgewogen mineralisiert. Es ist ein<br />
neutraler Begleiter zu Wein und gutem Essen. Dieses Wasser<br />
gibt es spritzig, medium und naturelle, ohne Kohlensäure.<br />
Gerolsteiner<br />
Herkunft: Deutschland. Ein hoch mineralisiertes Wasser. Es<br />
kommt aus den Tiefen der Eifel und enthält eigene Quellkohlensäure,<br />
<strong>die</strong> auf <strong>die</strong> vulkanische Aktivität in <strong>die</strong>ser Region zurückzuführen<br />
ist. Speziell: Gerolsteiner Gourmet mit zirka 4g/l<br />
Kohlensäure.<br />
Teinacher<br />
Herkunft: Deutschland. Ausgewogen mineralisiert mit wenig<br />
Kochsalz kommt <strong>die</strong>ses Wasser aus Bad Teinach im Schwarzwald.<br />
Tipp: Gourmet Medium mit 5,5 g/l Kohlensäure und<br />
Gourmet ohne Kohlensäure.<br />
San Pellegrino<br />
Herkunft: Italien. Die Berge der Lombardei beherbergen <strong>die</strong><br />
Quelle des im berühmten Kurbad San Pellegrino Terme abgefüllten<br />
Mineralwassers. Es enthält alle wichtigen Mineralien<br />
und hat dadurch einen einmaligen Geschmack.<br />
Fachinger<br />
Herkunft: Deutschland. Seit 1742 fließt <strong>die</strong>ses Wasser in konstanter<br />
Qualität aus den Fachinger Heilquellen. Als klassisch<br />
stilles Heilwasser enthält es lediglich 1,5 g/l Kohlensäure.<br />
Sein hoher Gehalt an Natriumhydrogencarbonat macht es<br />
zum idealen Wasser gegen Sodbrennen und überschüssige<br />
Magensäure – also ein optimaler „Wasserdigestif“.<br />
Burgenperle<br />
Herkunft: Deutschland. Ein Mineralwasser, das aus dem eiszeitlichen<br />
Wasservorkommen in Reutlingen stammt. Natriumund<br />
praktisch kochsalzfrei enthält es Calcium und Magnesium.<br />
Es ist ein besonders mildes Mineralwasser. Erhältlich als spritziger<br />
Sprudel mit 8 g/l Kohlensäure und als stilles Wasser mit<br />
lediglich 4 g/l.<br />
Christinen<br />
Herkunft: Deutschland. Natürliches Mineralwasser mit Kohlensäure<br />
aus der Teuteburger Bergquelle bei Bielefeld. Die wertvollen<br />
Mineralien und Spurenelemente, in spritzigem Wasser<br />
gelöst, sind in der blauen Glasflasche eine optisch attraktive<br />
Variante. Für <strong>die</strong> Gastronomie als 0,25 oder 0,33 Glasflasche<br />
auch medium und ohne Kohlensäure erhältlich.<br />
Bio und andere<br />
BioKristall<br />
Herkunft: Deutschland. Ein natürliches Mineralwasser und das<br />
erste, das mit dem Qualitätssiegel „Biomineralwasser“ ausgezeichnet<br />
wurde. Es verdankt seinen frischen Geschmack der<br />
ausgewogenen Mineralisierung der BioKristall-Quelle. Das<br />
Wasser wird in reinster Qualität umweltgerecht sowie quellschonend<br />
abgefüllt und als Classic und Still-Variante ausschließlich<br />
in Glas-Mehrwegflaschen zu 0,75 Liter angeboten.<br />
Mondquelle<br />
Herkunft: Deutschland. Aus dem Hause St. Leonhard in Stephanskirchen<br />
am Simssee stammt <strong>die</strong>se Spezialität. Es ist ein<br />
kohlensäurefreies Quellwasser, das bei Vollmond abgefüllt<br />
wird. Zum Sortiment gehören außerdem Quelle St. Leonhard<br />
still, medium (Natürliches Mineralwasser) sowie Lichtquelle<br />
und Sonnenquelle.<br />
Plose<br />
Herkunft: Italien. Viele Bio-Hotels setzen auf <strong>die</strong>se Marke. Es<br />
enthält wenige Mineralien, hat einen idealen pH-Wert von<br />
6.6 und ist reich an quelleigenem, natürlichem Sauerstoff. Der<br />
ideale Begleiter zu vielen Weinen und Gerichten.<br />
28 3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Schwerpunkt<br />
Lauretana<br />
Herkunft: Italien. Die Lauretana-0,5-Liter-Flasche hat <strong>die</strong> ideale<br />
Größe für Bistros, Cafes oder Restaurants, für Menschen mit<br />
kleinerem Durst und natürlich für unterwegs. Vertrieben wird<br />
es über <strong>die</strong> „Das leichteste Wasser Vertriebs GmbH“, Freilassing.<br />
Exklusiv & Premium<br />
Bling H2O<br />
Herkunft: USA. Ein Wasser aus der Super-Luxus Klasse.<br />
Die Quelle (Dandrig) liegt in den Smokey Mountains in Tennessee<br />
in einer Tiefe von 800 Metern. Es wird in eine handgefertigte<br />
und mit Swarovski Kristallen besetzte Glasflasche<br />
abgefüllt. Das Flaschendesign stammt von Hollywood-Produzent<br />
Kevin G. Boyd und gewann 2006 den Clear Choice Award<br />
für <strong>die</strong> „Beste nicht-kohlensäurehaltige Glasverpackung“.<br />
Literpreis zirka 60 Euro.<br />
Ty Nant<br />
Herkunft: Großbritannien. Der Youngster aus Wales sprudelt<br />
erst seit 1976, hat dann aber eine steile Karriere hingelegt.<br />
Es stammt aus den Cambrian Mountains und ist als stilles oder<br />
kohlensäurehaltiges Wasser erhältlich. Heute kann man Ty<br />
Nant weltweit in Top-Hotels, Clubs und Gourmet-Restaurants<br />
finden. Literpreis zirka 4 Euro.<br />
Wattwiller<br />
Herkunft: Frankreich. Das stille Wattwiller aus den Vogesen<br />
entspringt der Quelle „Lithinée de Wattwiller“. Es enthält keine<br />
Spuren von Nitrat, Nitrit und Ammonium und wird aufgrund<br />
seines geringen Natriumgehalts bei salzarmer Diät empfohlen.<br />
Literpreis zirka 5 Euro.<br />
Eau de Glacier<br />
Herkunft: Norwegen. Das Eis des Hardangerjøkul-Gletschers<br />
in einer Flasche aus Aluminium.<br />
Eau de Glacier weist nur 4 mg gelöste Stoffe pro Liter auf und<br />
so wenig Salz, dass es nach FDA-Richtlinien als natriumfrei<br />
bezeichnet werden darf.<br />
Das Gletscherwasser ist frei von jeglichen Geschmacksbeeinträchtigungen<br />
und soll in der Alu-Flasche an seinen kühlen Ursprung<br />
erinnern. Idealerweise wird es, anders als übliche stille<br />
Wasser, kalt getrunken. Literpreis zirka 7 Euro.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 29
Regionales<br />
Schlaraffenland<br />
Die Bodensee-Region ist bekannt<br />
für ihr mildes Klima, <strong>die</strong> weitläufige<br />
Landschaft und den hohen Erholungswert.<br />
Das zieht nicht nur<br />
touristen an, sondern auch Gastronomen,<br />
<strong>die</strong> vom tourismus profitieren<br />
wollen. Viele machen mit<br />
Plakaten und vollmundigen Versprechungen<br />
auf sich aufmerksam.<br />
Nicht so der Besitzer des „Grünen<br />
Baum“ in Moos. Hier zählen<br />
andere Werte – ein Erfolgskonzept.<br />
Da muss es irgendwo sein. Doch weit und breit kein<br />
Hinweis-Schild zu sehen. Eigentlich liegt das Restaurant<br />
„Grüner Baum“ direkt an der Hauptstraße<br />
in Moos, auf der Halbinsel Höri am Bodensee. Doch der<br />
Name auf der Hausfassade wird von rankendem Blätterwerk<br />
verdeckt und ist nur schwer lesbar. Bekannt ist das bio-zertifizierte<br />
Gasthaus dennoch, aber nicht, weil der Betreiber<br />
Hubert Neidhart besonders viel Geld in Werbung investiert,<br />
Hubert Neidhart vom „Grünen Baum“<br />
überprü zusammen mit Peter Schmidle,<br />
Spezialist für Höri-Bülle, den Stand<br />
der aromatischen Zwiebel<br />
sondern, weil<br />
er das lebt, was er in seinem Restaurant den Gästen kredenzt:<br />
Eine nachhaltige Küche mit Zutaten aus der Region. Und das<br />
spricht sich rum.<br />
Wer Neidhart kennt, weiß, dass er das Haus in der fünen<br />
Generation führt und es im Alter von 25 Jahren übernommen<br />
hat. Keine leichte Aufgabe für einen jungen Koch, der damals<br />
gerade dabei war, <strong>die</strong> Welt der Gastronomie zu erforschen –<br />
als er in London im Hotel Intercontinental arbeitete und in<br />
Frankreich, im bretonischen La Baule, <strong>die</strong> Vielfalt der Meerestiere<br />
kennenlernte. Der Gesundheitszustand seines Vaters<br />
aber erforderte <strong>die</strong> Heimkehr des jungen Neidhart, der sich<br />
fortan um den „Grünen Baum“ kümmerte.<br />
Das war Mitte der 70-er Jahre. Zu einer Zeit, in der <strong>die</strong> Gastronomie<br />
Convenience-Produkte schon längst entdeckt hatte,<br />
lernte Neidhart in Frankreich genau das Gegenteil kennen.<br />
Dort wurden Hühner mit Kopf und Krallen angeliefert, Gemüse<br />
mit Erde und Langusten lebendig. Alles, was in der Region<br />
wuchs, wurde naturbelassen verarbeitet. „Vor allem <strong>die</strong><br />
Vielfalt der Meerestiere hat mich beeindruckt“, sagt Neidhart.<br />
Zurück an den Bodensee<br />
Naturbelassene Lebensmittel – das kannte Neidhart schon<br />
aus seiner Kindheit. Da er in einer Gastronomenfamilie groß<br />
geworden ist, konnte er sich nur allzu gut daran erinnern,<br />
was es heißt, Gemüse frisch vom Acker oder Fische aus dem<br />
Fotos: Christiane Manow-Le Ruyet<br />
30 3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Regionales<br />
See zu verarbeiten: mühsame Handarbeit. Dennoch – in<br />
Frankreich, in der Küche des Hotels L’Herimitage, hat er<br />
gesehen, wie Produkte aus der Region den Gerichten ein<br />
unverkennbares Profil gaben. Diese Idee begeisterte ihn<br />
dermaßen, dass er versuchte, <strong>die</strong>s auch in Moos am Bodensee<br />
umzusetzen. Neidhart, in Moos geboren und aufgewachsen,<br />
wusste genau, welche Arten-Vielfalt auf der<br />
Höri zu finden ist. „Es ist ein Schlaraffenland“, erklärt der<br />
Gastronom.<br />
Dank des milden Klimas wachsen hier nicht nur Weinreben,<br />
Äpfel, Erdbeeren, Kirschen oder Pfirsiche, auch <strong>die</strong><br />
Auswahl an Gemüsesorten ist reichhaltig. Von Rüben über<br />
Pastinaken, roter Bete oder Fenchel gedeiht hier auch <strong>die</strong><br />
empfindliche Zwiebelsorte „Bülle“ (siehe Seite 34), <strong>die</strong> für<br />
ihren milden Geschmack bekannt ist und beispielsweise<br />
Salaten zu einer sanen Würze verhil.<br />
Und dann war da noch der See mit seinen 35 Fischarten,<br />
von denen mehr als ein Dutzend essbar sind. Zu ihnen gehören<br />
unter anderem Trüsche, Hecht, Zander, Seeforelle,<br />
Saibling, Äsche, Aal, Felchen, Schleie. „Fische haben im<br />
„Grünen Baum“ schon immer eine große Rolle gespielt“,<br />
erinnert sich Neidhart.<br />
Fisch soweit das Auge reicht<br />
Das sieht auch der aufmerksame Gast, wenn er Neidharts<br />
Restaurant betritt: Die Aluminium-Leuchte, <strong>die</strong> einen<br />
Tisch im Gasthaus anstrahlt, ist einem Hecht nachempfunden<br />
oder auch <strong>die</strong> bronzene Statue eines Fischers, der<br />
mit einem Fisch eins wird. Natürlich ziert ein Fisch auch<br />
eines der Bleiglasfenster im Grünen Baum und steht stellvertretend<br />
für <strong>die</strong> Vielfalt der Region. Das andere zeigt <strong>die</strong><br />
Familienmitglieder der Familie<br />
Neidhart und Hubert<br />
Neidhart als Baby. Selbstverständlich<br />
liest sich auch <strong>die</strong><br />
Speisekarte wie ein Ausflug<br />
in <strong>die</strong> Unterwasserwelt des<br />
Bodensees.<br />
Da gibt es beispielsweise den<br />
„Petrusteller“ – verschiedene<br />
Fischvorspeisen aus Bodenseefischen.<br />
„Es ist normal,<br />
dass ein Gast, der im Frühjahr<br />
den Petrusteller bestellt,<br />
etwas anderes bekommt als<br />
im Herbst“, erklärt Neidhart.<br />
„Somit ändert sich auch das<br />
Geschmackserlebnis.“<br />
Das klingt logisch und einfach,<br />
bedeutet aber, dass der<br />
Der Gemüse-Flüsterer, Artur<br />
Szigeti, bei der Arbeit in der<br />
Küche<br />
Fischsuppe à la<br />
„Grüner Baum“<br />
Die Fischsuppe ist eine Abwandlung der französischen „Soupe<br />
de poisson“, <strong>die</strong> Hubert Neidhart im französischen La Baule<br />
kochen gelernt hat.<br />
Zutaten für 4 Personen:<br />
1 l Fischfond<br />
0,25 l Weißweinfond<br />
0,25 l Kalbsfond<br />
0,20 l Sahne<br />
1 Eigelb<br />
50 g Krebsbutter<br />
2 cl Ricard<br />
1 weiße Höri-Zwiebel in Brunoise geschnitten<br />
1 Knoblauchzehe zerdrückt<br />
1 Prise Fenchelkraut<br />
1 Prise Safran, Salz<br />
200 g Bodenseefische nach Fang, filiert und in kleine Würfel<br />
geschnitten.<br />
Zubereitung:<br />
Zwiebelbrunoise, Knoblauch und Fenchelkraut in der Krebsbutter<br />
glasig dünsten. Mit Fisch- und Kalbsfond ablöschen und 5 Minuten<br />
kochen lassen. Wein, Ricard und Safran dazugeben und mit<br />
Salz, Pfeffer abschmecken. Fischwürfel dazugeben, noch einmal<br />
aufkochen. Leicht angeschlagene Sahne mit dem Eigelb vermengen<br />
und unter <strong>die</strong> <strong>Suppe</strong> rühren, nicht mehr kochen lassen. Mit<br />
Sauce Rouille, Knoblauchbrot und geriebenem Hartkäse servieren.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 31
Regionales<br />
Beim Filieren einer Trüsche ist Fingerspitzengefühl gefragt –<br />
der Fisch-Flüsterer hat es. Auch <strong>die</strong> Leber, wie hier im Bild, ist<br />
eine Delikatesse.<br />
Fische aus dem Bodensee spielen im „Grünen Baum“ in Moos<br />
eine große Rolle und tauchen auch in den Raumdekorationen<br />
auf<br />
Küchenchef stets bestens darüber informiert ist, welche Fische<br />
wann gefangen werden können, was auf den Feldern gerade<br />
angebaut wird. „Wenn mal eine Gemüsesorte, <strong>die</strong> normalerweise<br />
reif sein müsste, noch nicht soweit ist, muss ich Speisekarte<br />
und Gerichte ändern“, sagt Neidhart. Für ihn ist<br />
das nach jahrzehntelanger Erfahrung kein Problem mehr,<br />
dafür kennt er seine Lieferanten einfach zu gut und pflegt<br />
einen engen, freundschalichen Kontakt. Komplizierter<br />
dagegen wird es für seine Mitarbeiter. Beispielsweise,<br />
wenn Koch Artur Szigeti das Gemüse bestellt und alle Gegebenheiten<br />
berücksichtigen muss. „Das kommt mit der<br />
Erfahrung“, erklärt er. „Am Anfang war es jedoch nicht<br />
leicht.“ Sein Chef Hubert Neidhart legt aber nicht nur auf<br />
Frische und Saisonalität wert, sondern auch auf <strong>die</strong> Handwerkskunst<br />
Kochen. „Bei uns köchelt dauernd etwas auf<br />
dem Herd“, sagt er – wie etwa ein Fischfond aus den Karkassen<br />
der verwendeten Fische. Sie ist <strong>die</strong> Grundlage für<br />
<strong>die</strong> Bodenseefischsuppe – praktisch der abgewandelte Klassiker<br />
der französischen Fischsuppe – nur eben mit Bodenseefischen.<br />
„Wir schmeißen fast nichts weg, auch <strong>die</strong> Gemüseschalen<br />
kommen in den <strong>Suppe</strong>nfond“, bestätigt Neidhart. Dass dadurch<br />
<strong>die</strong> Wareneinsatzkosten bei etwa 25 Prozent liegen,<br />
verwundert bei <strong>die</strong>sem Konzept nicht weiter.<br />
Im „Grünen Baum“ werden aber nicht nur Fische und Gemüse<br />
zu schmackhaen Gerichten verarbeitet, sondern auch<br />
das Fleisch aus der Region sowie Getreide. Hier wird das Brot<br />
noch selbst gebacken – aus Emmer versteht sich.<br />
Trotz der Vielfalt der Zutaten<br />
Ist es draußen heiß, steigen <strong>die</strong> Temperaturen in der Küche ins<br />
Unermessliche. Von links nach rechts: Artur Szigeti, der Gemüse-Flüsterer,<br />
Hubert Neidhart, der Chef, Simon Kübler, der Fisch-<br />
Flüsterer, Patrick Koch, der Salat- und Vorspeisenbändiger.<br />
Fotos: Christiane Manow-Le Ruyet<br />
32<br />
3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Regionales<br />
Auf der Terrasse kann der Gast bei Spezialitäten aus und um<br />
den Bodensee entspannen.<br />
und der Gerichte auf der Speisekarte hat es Neidhart mit den<br />
üblichen Problemen in der Gastronomie zu kämpfen: Die<br />
Gäste müssen kommen und der Wareneinsatz muss stimmen.<br />
„Wir brauchen etwa durchschnittlich<br />
100 Gäste pro Tag,<br />
damit sich das Restaurant für<br />
uns lohnt“, sagt der Restaurantchef.<br />
Zwar betreibt Neidhart<br />
neben dem Restaurant noch einen<br />
Party-Service und bietet<br />
Ausflugsfahrten mit einem solarbetriebenen<br />
Boot auf dem<br />
Bodensee an – für einen erfolgreichen<br />
Gastronomie-Betrieb<br />
braucht es aber in erster<br />
Linie motivierte Mitarbeiter,<br />
<strong>die</strong> das Konzept des<br />
Unternehmens mittragen.<br />
Dass <strong>die</strong> Artenvielfalt am<br />
Bodensee eine große Rolle<br />
spielt, ist auch auf den Bleiglasfenstern<br />
im „Grünen<br />
Baum“ zu sehen<br />
Dass <strong>die</strong> Arbeit in der Gastronomie<br />
kein leichter Job<br />
ist, weiß Neidhart nur zu<br />
gut. „Wichtig ist, <strong>die</strong> Mitarbeiter<br />
bei der Stange zu<br />
halten und ihre Arbeit zu<br />
schätzen“, erklärt er. Im<br />
„Grünen Baum“ fängt das schon bei der Berufsbezeichnung<br />
an. Hier arbeiten nicht Köche, sondern Fisch-Flüsterer,<br />
Salat- und Vorspeisenbändiger und Gemüse-Flüsterer.<br />
„Wenn Sie einen Koch Legumier, also Gemüsekoch<br />
nennen, dann versteht das kaum ein Gast, Gemüse-Flüsterer<br />
dagegen schon“, erklärt der Chef des „Grünen<br />
Baum“. „Zudem drückt das auch eine Wertschätzung<br />
aus.“<br />
Der „Petrusteller“ ist ein Vorspeise, zubereitet aus Bodensee-<br />
Fischen<br />
Vielfalt ist alles<br />
So vielfältig Neidharts Küche ist, so vielfältig ist er<br />
selbst. Nicht nur, dass er in seiner Heimat bei Landwirten,<br />
Winzern und Fischern bekannt ist, auch in der Bio-<br />
Branche. Durch <strong>die</strong> Bio-Zertifizierung – im „Grünen Baum“<br />
sind Rohstoffe wie Emmer, verschiedene Fleischsorten und<br />
Käse zertifiziert – und durch seinen unermüdlichen Einsatz,<br />
Landwirte vom ökologischen Landbau zu überzeugen, ist er<br />
Mitglied im Netzwerk der Bio-Mentoren. Daneben engagiert<br />
er sich in der Köche-Vereinigung „EuroToques“ und gehört<br />
dem regionalen Netzwerk „Gutes vom See“ an (siehe <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>,<br />
Ausgabe 5, 2012).<br />
Gedanklich ist Neidhart aber schon einen Schritt weiter. Denn<br />
so langsam will sich der 58-Jährige überlegen, wer den grünen<br />
Baum einmal weiterführen soll. „Aber ein bisschen Zeit ist<br />
ja noch bis dahin“, schmunzelt er.<br />
ƒ<br />
Christiane Manow-Le Ruyet<br />
„Grüner Baum“ im Überblick<br />
Jahresumsatz: 720.000 Euro<br />
Wareneinsatzkosten: ca. 25 Prozent<br />
Anzahl der Mitarbeiter: 10<br />
Sitzplätze: 120 plus Terrasse<br />
Spezialität: Fischsuppe à la „Grüner Baum“<br />
Gegründet: 1873<br />
Lieferanten (Auswahl):<br />
Burgunderwein – Familie Renn<br />
Fischerei Albin Lang<br />
Gänsehof Grundler<br />
Gemüsebau Ewald Fürst<br />
Hofgemeinschaft Heggelbach, Käse<br />
Hof Riedern – Pirmin Neidhart<br />
Müllerhof – Helmut Müller, Emmer<br />
Peter Schmidle, Höri-Bülle, Kartoffeln<br />
Schlör Fruchtsäfte<br />
Weingut Vollmayer<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 33
Regionales<br />
Sensibelchen Höri-Bülle<br />
Die Zwiebel von der Höri lässt sich nur durch Nachzucht vermehren.<br />
Saatgut im Handel gibt es nicht.<br />
Es ist nur eine Zwiebel, werden viele<br />
denken, wenn sie hören, dass mit<br />
dem Wort „Bülle“ <strong>die</strong>ses Gemüse<br />
gemeint ist. Die Höri-Bülle ist aber<br />
nicht nur irgendein, sondern ein<br />
empfindliches Gewächs, das von<br />
den Speisekarten fast verschwunden<br />
wäre.<br />
Ein bisschen sperrig klingt das Wort „Bülle“ schon, steht<br />
es doch für eine Zwiebelpflanze, <strong>die</strong> sich in erster Linie<br />
durch ihre Eigensinnigkeit auszeichnet. Sie mag warmes,<br />
mildes Klima und gedeiht nur auf der Halbinsel Höri am Bodensee,<br />
<strong>die</strong> sich von der Gemeinde Moos mit den Ortsteilen<br />
Moos, Iznang, Bankholzen und Weiler erstreckt. Nur hier sind<br />
<strong>die</strong> klimatischen Bedingungen ideal für <strong>die</strong> Höri-Bülle. Das Klima<br />
wirkt wie ein Wärmespeicher.<br />
Wer von der Bülle spricht, der meint das sensible Zwiebelgewächs,<br />
das auf Druck empfindlich reagiert, denn das Fleisch<br />
<strong>die</strong>ser Gemüsesorte ist weich.<br />
Das macht eine maschinelle Ernte unmöglich – <strong>die</strong> Höri-Bülle<br />
wird ausschließlich von Hand geerntet. Auch bei der Lagerung<br />
ist Vorsicht geboten, <strong>die</strong> Zwiebel sollte nicht anstoßen.<br />
Doch damit nicht genug, <strong>die</strong> Höri-Bülle lässt sich nicht ohne<br />
Weiteres anbauen. Im Handel gibt es kein Saatgut, was bedeutet,<br />
dass <strong>die</strong> Zwiebel nur durch eigene Nachzucht vermehrt<br />
werden kann. Meistens kümmern sich <strong>die</strong> Großeltern in den<br />
Gemüsebauer-Familien um <strong>die</strong> Bülle-Samen und deren Zucht.<br />
Viel Aufwand für eine Zwiebel – aber lohnend: Die flache,<br />
aromatische Zwiebel zeichnet sich durch ihren feinen Geschmack<br />
und ihre milde Schärfe aus. Sie kann roh verzehrt<br />
werden und färbt beim Anschneiden, im Gegensatz zu anderen<br />
roten Zwiebeln, nicht ab. Vor allem aber aromatisiert sie<br />
Salate und Wurstsalate, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Region Höri bekannt sind.<br />
Rein historisch gesehen, spielte <strong>die</strong> Zwiebel schon immer eine<br />
große Rolle.<br />
Seit dem 8. Jahrhundert werden auf der Halbinsel am Bodensee<br />
Bülle angebaut. Volkstümlich heißt sie auch Bölle. Das<br />
Wort Bülle stammt übrigens aus dem Alemannischen und bedeutet<br />
Zwiebel. Bis in <strong>die</strong> 1970-er Jahre war <strong>die</strong>ses Gewächs<br />
das landwirtschaftliche Erzeugnis schlechthin. 1976 wurde<br />
der Bülle sogar ein eigenes Fest in Moos gewidmet, das seitdem<br />
jedes Jahr am ersten Oktobersonntag stattfindet. Dann<br />
werden Zwiebelzöpfe geflochten, wofür sich <strong>die</strong> flache Form<br />
der Bülle besonders gut eignet. Natürlich sind an <strong>die</strong>sem Tag<br />
<strong>die</strong> meisten kulinarischen Köstlichkeiten aus Zwiebeln. Bis in<br />
<strong>die</strong> 1990-er Jahre wurde <strong>die</strong> Bülle auf den Märkten in der<br />
Umgebung verkauft.<br />
Doch <strong>die</strong> starke Mechanisierung der Landwirtschaft durch<br />
Schneide-, Schäl- und Sortieranlagen führte zu einem Rückgang<br />
der Anbaufläche. Heute werden etwa drei bis vier Hektar kultiviert,<br />
während es Ende des 19. Jahrhunderts noch 7 – 16<br />
Hektar waren. Tendenz sinkend.<br />
Um <strong>die</strong> Höri-Bülle vor dem Aussterben zu bewahren, hat das<br />
Bodensee-Convivium von Slow-Food Deutschland <strong>die</strong> Höri-<br />
Bülle 2008 in <strong>die</strong> Arche des Geschmacks aufgenommen.<br />
2010 hat Hubert Neidhart, Inhaber des Restaurants „Grüner<br />
Baum“ in Moos auf der Höri, zusammen mit Produzenten und<br />
Gastronomen <strong>die</strong> „Schutzgemeinschaft Höri-Bülle“ gegründet.<br />
Ziel: Die Höri-Bülle mit geschützter geografischer Angabe<br />
(ggA) in das EU-Register eintragen zu lassen, was bis jetzt<br />
noch nicht geschehen ist.<br />
ƒ<br />
Christiane Manow-Le Ruyet<br />
www. slowfood.de<br />
www.gruenerbaum-moos.de<br />
Fotos: Christiane Manow-Le Ruyet<br />
34 3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Foodwelt<br />
Geröstet oder<br />
ungeröstet<br />
Die Öhlmühle Solling bietet Kürbiskernöl sowohl aus gerösteten<br />
als auch ungerösteten Kernen an. Erhältlich ist das Öl in 1-Liter<br />
bis 25-Liter-Packungen. Gastronomen können direkt im Web-<br />
Shop kaufen. Gegen Vorlage eines Gewerbescheins erhalten<br />
sie einen Händler-Login für den Webshop sowie Preis-Informationen.<br />
www.oelmuehle-solling.de<br />
Kräftig nussig<br />
Die gerösteten Kürbiskerne im Kürbiskernöl von Byodo sind<br />
für den zartherben, kräftig-nussigen Geschmack und <strong>die</strong><br />
dunkelgrüne Farbe verantwortlich. Für das Dressing wird<br />
nur Öl aus der ersten Kaltpressung verwendet. Für <strong>die</strong><br />
250-ml-Flasche empfiehlt Byodo einen Einkaufspreis von<br />
9,99 Euro. Der Preis ist abhängig vom Großhändler.<br />
www.byodo.de<br />
Öl aus deutschen<br />
Kürbiskernen<br />
Foto: Öhlmühle Solling, Wesermühle, Byodo<br />
Das Kürbiskernöl von der Wesermühle wird aus ungerösteten<br />
Kürbiskernen gepresst, <strong>die</strong> in Brandenburg gezüchtet werden.<br />
Damit ist der Betrieb einer der wenigen, der Kürbiskerne aus<br />
deutschem Anbau bezieht. Da <strong>die</strong> Kerne vor dem Pressen nicht<br />
geröstet werden, schmeckt das Öl fruchtig und hat ein intensives<br />
Kürbisaroma. Es aromatisiert beispielsweise Blattsalate<br />
und Gemüse. Der Endverbraucherpreis für einen Liter liegt bei<br />
46 Euro, für Gastronomen ist das Öl auch in größeren Gebinden<br />
erhältlich, Preise gibt es auf Anfrage:<br />
www.wesermuehle.com<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 35
Foodwelt<br />
Feiner<br />
Kürbisgeschmack<br />
Die steierschen Kürbiskerne von Ölfreund werden mithilfe von<br />
Schneckenpressen schonend gepresst. Das Verfahren ist zeitintensiv,<br />
bringt aber ein Öl hervor, das besonders mild schmeckt<br />
und mehr Inhaltsstoffe als herkömmliches Kürbiskernöl enthält.<br />
Das Öl wird aus ungerösteten Kernen gepresst und hat deshalb<br />
ein feines Kürbisaroma ohne ein rauchig, nussiges Aroma. Es<br />
eignet sich für Salate und Gemüse und auch zum Verfeinern<br />
von Quarkspeisen. 5 Liter kosten netto 137,57 Euro, der halbe<br />
Liter 17,20 Euro. Gastronomen können das Steiersche Kürbiskernöl<br />
direkt im Online-Shop von Ölfreund beziehen über:<br />
www.oelfreund.de<br />
Dressing<br />
fürs Brot<br />
Das dunkelrot-grün leuchtende<br />
Kürbiskernöl von Bio Planète<br />
hat ein leicht herbes Aroma<br />
und wird aus gerösteten Kernen<br />
gepresst. Ein paar Spritzer<br />
geben beispielsweise<br />
Rohkost oder einem Brotaufstrich<br />
aus Hüttenkäse (siehe<br />
Rezept) einen angenehm würzigen<br />
Geschmack. Das Kürbiskernöl<br />
gibt es in den Größen<br />
0,1 Liter (EVK: 6,49<br />
Euro) und 0,25 Liter (EVK:<br />
11,99 Euro). Gastronomen<br />
können es über den Großhandel<br />
beziehen oder per<br />
Mail direkt bestellen unter verkauf@bioplanete.com.<br />
www.bioplanete.de<br />
Kürbiskernöl –<br />
Aufstrich<br />
Zutaten für 4 Personen:<br />
2 Schalotten<br />
2 Zehen Knoblauch<br />
3 EL Crème fraîche<br />
3 EL Hüttenkäse<br />
3 EL Kürbiskernöl<br />
Salz und Pfeffer aus der Mühle<br />
1 EL Kürbiskerne<br />
Zubereitung:<br />
Schalotten und Knoblauch in kleine Würfelchen hacken.<br />
Mit Crème fraîche, Hüttenkäse und dem Kürbiskernöl<br />
mischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Kürbiskerne<br />
leicht anrösten und unterheben. Tipp: Schmeckt<br />
zu Brot oder als Dipp mit Pellkartoffeln.<br />
(Rezept: Bio Planète)<br />
Fotos: Ölfreund, Bio Planète, Luka Lübke, Wesermühle<br />
36 3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Jakobsmuscheln mit Nektarinen,<br />
Ochsenherztomaten,<br />
Brunnenkresse und Kürbiskernöl<br />
Foodwelt<br />
Zutaten für 4 Personen:<br />
3 Ochsenherztomaten<br />
½ Bd. Brunnenkresse<br />
3 Nektarinen<br />
4 Jakobsmuscheln<br />
4 EL Orangensaft<br />
Roh-Rohrzucker, Salz, Pfeffer<br />
Olivenöl zum Braten<br />
Kürbiskernöl<br />
Zubereitung:<br />
Ochsenherztomaten sehr dünn aufschneiden<br />
und auf großen, flachen Tellern verteilen,<br />
leicht andrücken, leicht salzen. Nektarinen<br />
entkernen und achteln, in Orangensaft anschwenken,<br />
mit Zucker karamellisieren, salzen,<br />
pfeffern. Die Jakobsmuscheln in etwas<br />
Olivenöl anbraten und warmstellen. Die leeren<br />
Felder der Tomaten mit Kürbiskernöl ausfüllen,<br />
mit den warmen Nektarinen belegen<br />
und mit Brunnenkresseblättern bestreuen.<br />
(Rezept: Wesermühle.)<br />
„Cuisine naturelle“<br />
im Restaurant Jon-Luk:<br />
Inhaber Luka Lübke und Jonas Martin kochen gemeinsam in ihrem Restaurant „Jon-<br />
Luk“ in Bremen. Pflanzenöle bezieht Lübke von der Manufaktur Wesermühle, naher<br />
ihrer Heimatstadt. Das Kürbiskernöl bezeichnet sie als extrem mild, dunkelgrün und<br />
frei von Schärfe oder Bitterstoffen. Das Dressing kombiniert <strong>die</strong> Spitzenköchin nur<br />
sehr dezent mit Gewürzen und Kräutern, um den Eigengeschmack des Öls hervorzuheben.<br />
Damit bleibt Lübke ihrem Grundsatz treu, <strong>die</strong> geschmackliche Qualität der<br />
Produkte für sich sprechen zu lassen. Deshalb haben Lübke und Martin ihrem Restaurant<br />
auch den Namenszusatz „Cuisine naturelle“ gegeben. www.jon-luk.de<br />
Spitzenköchin Luka Lübke bietet auch Kochkurse<br />
und Öl-Probier-Nachmittage an<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 37
Foodwelt<br />
Neuregelung für<br />
Geschmacksverstärker Hefeextrakt<br />
Auch bei Bio-Produkten können Geschmacksverstärker eingesetzt werden: Hefeextrakt ist nämlich laut Gesetz kein Geschmacksverstärker,<br />
sondern eine natürliche Zutat. Hefeextrakt wird zwar tatsächlich aus Hefe hergestellt, <strong>die</strong> Hefe<br />
<strong>die</strong>nt jedoch lediglich als Eiweißlieferant. Bei der Herstellung wird <strong>die</strong> in der Hefe enthaltene Aminosäure extrahiert.<br />
Es entsteht Glutaminsäure, deren Salz Glutamat ebenfalls in Hefeextrakt enthalten ist. Hefeextrakt ist in Bio-Lebensmitteln<br />
zwar nicht verboten, jedoch umstritten, da sie stark verändert ist. Der Geschmacksverstärker Natriumglutamat ist beispielsweise<br />
in ökologischen Produkten nicht erlaubt.<br />
Ab 2014 ändert sich jedoch <strong>die</strong> Regelung: Hefeextrakt gilt dann nicht mehr als natürliche Zutat und ist in Bio-Produkten<br />
verboten. Produkte, <strong>die</strong> als Bio-Produkte ausgelobt werden, dürfen also höchstens fünf Prozent Hefeextrakte enthalten.<br />
Da der Inhaltsstoff in einer solch geringen Dosierung wirkungslos ist, müssen Hersteller entweder auf Hefe verzichten<br />
oder können das Produkt nicht mehr mit „Bio“ kennzeichnen.<br />
ƒ<br />
Mit oder ohne Hefe<br />
Mitunter der geringe Fettanteil (0,5 Prozent) und Salzgehalt (45 Prozent) der Gemüsebrühe<br />
classic von Naturata geben Brühen ein natürlich-würziges Aroma. Für <strong>die</strong><br />
Gemüsebrühe „hefefrei“ wird auf <strong>die</strong> Zugabe von Hefeextrakten verzichtet. Alle<br />
Brühen sind zudem gluten- und laktosefrei und basieren auf rein pflanzlichen Rohstoffen.<br />
Die hefefreie Gemüsebrühe kostet in der 7-kg-Verpackung 7,20 Euro (netto), <strong>die</strong> klassische<br />
Brühe in der 20-kg-Verpackung 20,50 Euro. Sie können über den Naturkostgroßhandel<br />
bezogen werden.<br />
www.naturata.de<br />
Vorbild Hildegard<br />
von Bingen<br />
Die klare Gemüsesuppe „Hildegard“ von Sonnentor ist eine klare Gemüse-<br />
Kräutersuppe mit einem Gemüseanteil von 15 Prozent, ohne Hefeextrakte<br />
und frei von tierischen Fetten. Würze geben der <strong>Suppe</strong> unter anderem Liebstöckel,<br />
Muskat und Estragon – zusammengestellt nach den Erkenntnissen<br />
von Ordensfrau Hildegard von Bingen. Der empfohlene Verkaufspreis für <strong>die</strong><br />
1-kg-Packung liegt bei 19,99 Euro. Gastronomen können das Gewürz im<br />
Naturkostgroßhandel sowie im Online-Shop beziehen unter:<br />
www.sonnentor.de<br />
Fotos: Naturata, Sonnentor, Vitam, Erntesegen, Wilberg<br />
38 3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Foodwelt<br />
Ursalz-Brühe<br />
Als Trinkbouillon<br />
oder Gewürz<br />
Die hefefreie, vegane Gemüsebrühe von Erntesegen ist frei<br />
von zusätzlichen Konservierungsmitteln, Aromen oder modifizierten<br />
Stärken. Kräuter wie Liebstöckel, Petersilie und Curcuma<br />
geben der Brühe einen würzigen Geschmack, so dass<br />
sie sich auch als Trinkbouillon eignet. Der Gemüseanteil liegt<br />
bei 12,5 Prozent. Die Brühe ist über den Naturgroßhandel<br />
erhältlich. Der empfohlene Verkaufspreis für <strong>die</strong> 9-kg-Verpackung<br />
liegt bei 58,50 Euro.<br />
www.erntesegen.de<br />
Die lactose- und glutenfreie Gemüse-Bouillon<br />
von Wiberg ist<br />
mit Ursalz gewürzt und hat ein<br />
leichtes Muskatblüten-Aroma.<br />
Sie eignet sich nicht nur für Basis-Fonds,<br />
sondern auch als<br />
Streugewürz und ist deshalb in<br />
der 1280-g-Streudose mit einem<br />
Füllvolumen von 1600 ml<br />
erhältlich. Das Gewürz reicht<br />
etwa für 53 Liter. Preise auf Anfrage.<br />
Es kann über den Großhandel<br />
bezogen werden.<br />
www.wiberg.eu<br />
Pastös und<br />
gemüsereich<br />
Pastöse Brühen<br />
enthalten rund 30<br />
Prozent weniger<br />
Salz als gekörnte<br />
Brühen und Öl mit<br />
ungesättigten Fettsäuren.<br />
Vitam bietet<br />
pastöse Brühen<br />
in drei Varianten<br />
an, darunter Feinen<br />
Fond für Gemüsebrühe<br />
ohne<br />
Hefeextrakt. Die<br />
Brühe enthält 36<br />
Prozent Gemüse,<br />
das vor der Verarbeitung geröstet wird. Dadurch bekommt<br />
der Fond laut Hersteller ein angenehmes Röstaroma.<br />
Die Brühe ist über den Großhandel in den drei<br />
Gebindegrößen 1 kg, 5 kg und 15 kg für jeweils 12<br />
Euro, 11 Euro und 10,70 Euro (Nettoverkaufspreis)<br />
erhältlich.<br />
www.vitam.de<br />
Die erste Bio-Schorle aus 100 %<br />
Bio-Zutaten: t Wir verwenden<br />
ausschließlich das nach den Bio-<br />
Mineralwasserrichtlinien zertifizierte<br />
natürliche Mineralwasser<br />
aus der BioKristall-Quelle.<br />
Der naturtrübe Bio-Direktsaft<br />
wird garan tiert aus sonnengereiften,<br />
aromatischen Bio-Äpfeln<br />
aus Deutschland hergestellt.<br />
Ohne Zuckerzusatz schmeckt<br />
<strong>die</strong> natur trübe BioKristall Apfelschorle<br />
fruchtig und erfrischend.<br />
www.biokristall.de<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 39
Foodwelt<br />
Wein-Schorle<br />
aus der Flasche<br />
In der Event- und Szenegastronomie ist <strong>die</strong> Bio-Weinschorle<br />
von Acht Grad laut Hersteller schon eine beliebte<br />
Alternative zu gängigen Flaschengetränken. Für <strong>die</strong> spritzige<br />
Weißwein-Schorle mit 5,9 Prozent Alkohol wird<br />
Chardonnay mit Eiszeitwasser aus der Schwäbischen Alb<br />
gemixt. Das prickelnde Erfrischungsgetränk gibt es in den<br />
Varianten Acht-Grad-Weiß und Acht-Grad-Rosé in der<br />
0,275-Liter-Glasflasche für zirka 1,19 Euro netto. Gastronomen<br />
können <strong>die</strong> Getränke über den Großhandel<br />
oder direkt bei Acht Grad kaufen:<br />
www.8-grad.net<br />
Eistee mit Jahrhundert-Tradition<br />
Nicht mit einer Zuckerbombe, sondern einem Klassiker will Nils Beierlein <strong>die</strong> Welt der Erfrischungsgetränke<br />
aufmischen. Für den Ailaike-Handmade-Iced-Tea nutzt er das traditionelle<br />
Eistee-Verfahren aus dem Jahr 1904: Nachdem <strong>die</strong> Teeblätter aufgebrüht sind, werden sie mit<br />
Eiswürfeln abgekühlt. Farb- oder Konservierungsstoffe sind genauso wie tierische Inhaltsstoffe<br />
und Zucker tabu. Gesüßt wird mit Agavensaft. Ailaike verspricht einen natürlichen, unverfälschten<br />
Teegeschmack bei den beiden Sorten Zitrone-Minze und Pfirsich-Mango. Verkoster von Öko-<br />
Test haben sich vom Geschmack überzeugen lassen und <strong>die</strong> Bestnote „sehr gut“ für <strong>die</strong> Geränke<br />
vergeben. Gastronomen können <strong>die</strong> 0,33-l-Mehrwegflasche zum Nettoverkaufspreis von 0,98<br />
Euro direkt auf der Internetseite von Ailaike bestellen:<br />
www.ailaike.de<br />
Brasilianisch,<br />
erfrischend<br />
vegan<br />
Mit „Chjlya“ hat Andreas Ludwig, Gründer von Chjilya eines<br />
der ersten veganen alkoholischen Mixgetränke für <strong>die</strong> Gastronomie<br />
entwickelt. Der Caipirinha aus Cachaca, Limettensaft,<br />
Zuckerrohr und Wasser hat 10,5 Prozent Alkohol. Neukunden<br />
aus der Gastronomie bekommen bei einer Bestellung von elf<br />
Flaschen eine Flasche gratis dazu sowie Flyer und Tischaufsteller.<br />
Die 0,7-Liter-Flasche Caipirinha kostet netto 10 Euro<br />
und ist über ausgewählte Vertriebspartner oder direkt im Online-Shop<br />
von Chjlya erhältlich. Die Liste der Partner ist auf der<br />
Internetseite veröffentlicht:<br />
www.chjlya.de/index.php/vertriebspartner<br />
Fotos: Acht Grad, Perger, Ailaike, Chjlya<br />
40 3/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Foodwelt<br />
Eistees aus der<br />
Saftmanufaktur<br />
Nur reiner Fruchtsaft und keine künstlichen Konzentrate<br />
kommen in <strong>die</strong> „Iceteas“ von Perger. Gesüßt werden sie<br />
mit Extrakten der Steviapflanze. Die Eistees gibt es in<br />
den Sorten Zitrone, Zitronengras & Grüntee und Pfirsich<br />
& Maracuja. Erhältlich sind sie im Getränkegroßhandel<br />
oder können direkt bei Perger bestellt werden. Preise auf<br />
Anfrage.<br />
www.perger-frische.de<br />
Großhandel<br />
Bezugsquellen<br />
Tel.: + 49 (0) 81 45 / 93 08 - 30<br />
E-Mail: zentrale@oekoring.com<br />
www.oekoring.com<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: Burkhard P. Bierschenck<br />
Redaktionsdirektorin: Dr. Angelika Schaller<br />
Chefredaktion: Christiane Manow-Le Ruyet (V. i. S. d. P.)<br />
Redaktion: Anja Schuchardt, Christiane Manow-Le Ruyet,<br />
E-Mail: bio.redaktion@vnmonline.de<br />
Autoren: Isabelle Butscheck, Michela Dulz, Alexandra Höß<br />
Anzeigen:<br />
Verlags-, Anzeigen- und Vertriebsleitung:<br />
Elke Zimmermann, E-Mail: elke.zimmermann@vnmonline.de,<br />
Tel.: (0 89) 31 89 05-76, Fax (0 89) 31 89 05-38<br />
Mediaberatung: Sigrun Kühnel,<br />
E-Mail: sigrun.kuehnel@vnmonline.de, Tel.: (0 89) 31 89 05-75<br />
Zur Zeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 7 vom 1. Oktober 2012<br />
Marketingleitung: Burkhard P. Bierschenck<br />
Grafik & Layout: Joachim Ullmer<br />
Abonnenten- und Kundenservice:<br />
Leserservice Verlag Neuer Merkur, 65341 Eltville,<br />
Tel.: (0 61 23) 9 23 82 30, Fax: (0 61 23) 9 23 82 44,<br />
E-Mail: verlagneuermerkur@vuservice.de,<br />
Servicezeiten: Montag bis Freitag 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr<br />
Die <strong>Bioküche</strong> erscheint 4 × im Jahr.<br />
Jahresabonnement 41,00 Euro/82,00 SFr.<br />
Für Referendare, Studenten, Schüler und Azubis gegen Einsendung<br />
einer entsprechenden Bescheinigung 22,00 Euro/44,00 SFr.<br />
Einzelheft 10,00 Euro/20,00 SFr.<br />
Die Euro-Preise beinhalten <strong>die</strong> Versandkosten für Deutschland und<br />
Österreich, <strong>die</strong> SFr-Preise <strong>die</strong> Versandkosten für <strong>die</strong> Schweiz. Bei Versand<br />
ins übrige Ausland werden <strong>die</strong> Porto-Mehrkosten berechnet.<br />
Die Abo dauer beträgt ein Jahr. Das Abo verlängert sich automatisch<br />
um ein weiteres Jahr, wenn es nicht zwei Monate vor Ablauf schriftlich<br />
gekündigt wird. Rabatte für Sammelabonnements auf Anfrage.<br />
Schulen, Klassen, Lehrer:<br />
Tel.: (0 89) 31 89 05-15, Fax: (0 89) 31 89 05-53,<br />
E-Mail: buchbestellung@vnmonline.de<br />
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Postfach 60 06 62, D-81206 München, Paul-Gerhardt-Allee 46,<br />
D-81245 München, Tel.: (0 89) 31 89 05-0,<br />
Fax (0 89) 31 89 05-38, Fax Redaktion (0 89) 31 89 05-53<br />
(Zugleich Anschrift aller Verantwort lichen)<br />
Druck: BOSCH-DRUCK GmbH, Festplatzstr. 6, 84030 Ergolding<br />
Die <strong>Bioküche</strong> wird auf Bilderdruckpapier aus 100 %<br />
Altpapier gedruckt, ausgezeichnet mit dem Blauen<br />
Engel Umweltzeichen<br />
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ISSN 2192-0028<br />
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<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 3/2013 41
zum Nachdenken<br />
Von armen Rittern<br />
und kalten Hunden<br />
Hin und wieder frage ich mich, wie manche Gerichte zu<br />
ihren Namen kommen. Die Vorstellung, einen armen<br />
Ritter oder kalten Hund zu essen, ist eigentlich nicht einladend<br />
– und doch weiß fast jeder, was damit gemeint ist: Altbackene<br />
Semmeln oder Weißbrotscheiben in einer Mischung<br />
aus Milch, Eiern, Zucker und Vanille getaucht, danach in Fett<br />
ausgebacken. Das ruft bei dem Einen oder Anderen Kindheitserinnerungen<br />
wach und bringt <strong>die</strong> Augen zum Leuchten.<br />
Dabei hat der Name des Rezepts „Arme Ritter“ einen wenig<br />
schönen Hintergrund. Ende des Mittelalters, als viele Ritter<br />
verarmt waren, gehörte Brot zu den Hauptnahrungsmitteln.<br />
Dies und Eier konnten sie sich noch leisten, Fleisch dagegen<br />
nicht. „Arme Ritter“ waren aber nicht nur in Deutschland bekannt,<br />
sondern auch in England als Poor Knights of Windsor<br />
oder auch in Frankreich. Dort heißt das Arme-Ritter-Gericht jedoch<br />
„pain perdu“, was sinngemäß soviel wie altes Brot bedeutet.<br />
Selbst <strong>die</strong> Römer kannten schon <strong>die</strong> Rezeptur, wie ein<br />
Eintrag aus einem erhaltenen Kochbuch aus dem Römischen<br />
Reich belegt.<br />
Obwohl das Gericht „Kalter Hund“ eher daran erinnert, dass<br />
in Ländern wie Korea, China und Vietnam auch heute noch<br />
Hundefleisch gegessen wird, handelt es sich um eine Süßspeise.<br />
Butterkekse und eine Kakao-Kokos-Fett-Creme werden aufeinander<br />
geschichtet, mit der Kakao-Masse bestrichen und kalt<br />
gestellt. Der Name des Rezepts leitet sich von den Grubenhunten<br />
im Bergbau ab. Das sind kastenförmige Förderwagen, <strong>die</strong><br />
auch gerne als „Hunt“ oder „Hund“ bezeichnet wurden und<br />
an <strong>die</strong> rechteckige Backform erinnern.<br />
Der kalorienreiche Schichtkuchen – eine daumendicke Scheibe<br />
hat fast 400 Kalorien – war vor allem in den 50-er Jahren in<br />
Deutschland populär. Damals, ein paar Jahre nach Kriegsende,<br />
konnte <strong>die</strong> Bevölkerung endlich wieder Lebensmittel wie Fisch,<br />
Fleisch, Milch oder Butter kaufen und der Wunsch, mit Zutaten<br />
zu experimentieren, <strong>die</strong> satt machten, war groß. Übrigens sind<br />
in <strong>die</strong>ser Zeit auch gehaltvolle Speisen wie Buttercremetorte<br />
und Currywurst entstanden. Probleme mit Übergewicht gab es<br />
zur Zeit des Wirtschaftswunders kaum.<br />
Bekannt ist der „Kalte Hund“ auch heutzutage noch. Dafür sorgen<br />
letztendlich auch <strong>die</strong> Gründer der Berliner „Kalter-Hund-<br />
Manufaktur“, <strong>die</strong> den Schichtkuchen klassisch oder kreativ verwandelt<br />
an Privatkunden, Gastronomen und Betreiber von kleinen<br />
Cafés vertreiben.<br />
„Kalter Hund“ sind wie „Arme Ritter“ Rezepte, <strong>die</strong> sich einprägen<br />
– und das über Jahrzehnte.<br />
Ein Effekt, den sich Gastronomen zueigen machen können,<br />
wenn sie ihren Gerichten markante Namen geben. Daran erinnern<br />
sich auch Gäste gerne.<br />
ƒ<br />
Christiane Manow-Le Ruyet<br />
Foto: Nneirda/Fotolia.com<br />
42 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
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