die Bioküche Profiküchen: Frauen auf dem Vormarsch (Vorschau)
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..<br />
BioKuche<br />
www.<strong>die</strong>-biokueche.de<br />
<strong>die</strong><br />
17877<br />
DAS MAGAZIN FÜR NACHHALTIGKEIT IN DER GASTRONOMIE<br />
2//2013<br />
SARAH WIENER IM GESPRÄCH<br />
„GASTRONOMIE IST EINES<br />
DER HÄRTESTEN PFLASTER“<br />
SAISONSTART<br />
AUF DIE PLÄTZE! FERTIG! GRILLEN!<br />
PROFIKÜCHEN –<br />
FRAUEN AUF DEM VORMARSCH
[Das aktuelle Buch]<br />
Foto: photocase<br />
Verpflegungskonzepte entwickeln<br />
In immer mehr Einrichtungen sind neben Hauswirtschaftskonzepten auch Verpflegungskonzepte<br />
gefordert. Doch was müssen <strong>die</strong>se beinhalten? Das Buch bietet<br />
praxiserprobte Antworten zur Gemeinschaftsverpflegung und zum Qualitätsmanagement.<br />
Verpflegungskonzepte entwickeln<br />
Verlag Neuer Merkur<br />
ISBN 978-3-937346-63-2 • 19,90 Euro<br />
174 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2010<br />
Jetzt bestellen:<br />
Telefon (0 79 53) 7 18 90 08 • E-Mail buchbestellung@fachbuchdirekt.de<br />
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Editorial<br />
Schnauze voll<br />
Illustration: tovovan/Fotolia.com<br />
Mir reicht’s jetzt. Ich habe beschlossen, künftig Lebensmittelskandale<br />
zu ignorieren. Denn es ist immer das Gleiche. In der Lebensmittelbranche<br />
wird gepanscht, verunreinigt, verseucht, kontaminiert,<br />
genmanipuliert – <strong>die</strong> Liste ist lang. Vorzugsweise natürlich Fleisch, gefolgt<br />
von Eiern bis hin zu Gemüse und Fisch. Erst Anfang April kam heraus,<br />
dass genmanipulierter Chicorée in Bio-Läden landete. Prima! Diese Schlagzeile<br />
in der Berliner Zeitung machte nicht mal <strong>die</strong> Runde in den Me<strong>die</strong>n<br />
– offensichtlich war der Tatbestand nicht spektakulär genug.<br />
Sobald ein Lebensmittel-Skandal <strong>auf</strong>poppt, ist auch der Abl<strong>auf</strong> danach<br />
immer gleich: Alle sind entrüstet, fordern mehr Kontrollen und vor allem<br />
ehrliche Produzenten, bis das Thema in Vergessenheit gerät und sich keiner<br />
mehr darum kümmert. Bis zum nächsten Mal eben.<br />
Ich kann es leider nicht wissenschaftlich belegen, aber gefühlt tauchen Lebensmittelskandale<br />
vor allem zu Beginn des Jahres <strong>auf</strong>.<br />
In <strong>die</strong>sem Jahr war’s das Pferdefleisch, das Jahr zuvor mit der Chemikalie PCB<br />
verseuchte Eier. Dann, nach <strong>dem</strong> Wieher-Fleisch schon wieder Eier – <strong>die</strong>ses<br />
Mal falsch etikettiert. Danach gab’s verwässerten Fisch und eben aktuell genmanipulierter<br />
Chicorée.<br />
Haben wir damit das Kontingent der Lebensmittel-Skandale in <strong>die</strong>sem Jahr schon<br />
erfüllt? Schön wär’s. Aber wer’s glaubt, ist naiv.<br />
Die Aussicht <strong>auf</strong> höhere Erträge in der Lebensmittel-Branche, Bio wie konventionell,<br />
ist einfach zu verlockend. Schließlich ist es ja auch leicht, etwa aus<br />
einem Quäl-Huhn-Ei ein haltungskorrektes Bio-Ei zu machen. Einfach umetikettieren.<br />
Der Unterschied wird sowieso erst deutlich, wenn <strong>dem</strong> Ei das Haupt abgeschlagen<br />
wird und der Eidotter kräftig orange strahlt. Das deutet dar<strong>auf</strong> hin,<br />
dass <strong>dem</strong> Hühnerfutter wohl der synthetisch hergestellte Futtermittelzusatz Canthaxanthin<br />
beigemengt wurde, der in konventioneller Bodenhaltung erlaubt, bei<br />
Bio-Eiern aber verboten ist. Normal wäre ein un<strong>auf</strong>fälliger hellgelber Dotter,<br />
da selbst der im Bio-Hühner-Futter akzeptierte Zusatzstoff, das pflanzliche Vitamin<br />
A (Beta-Karotin), Eigelb nicht leuchtend orange färbt.<br />
Richtig, es geht mal wieder nur ums Geld. Bio-Eier sind nun mal teuerer als<br />
konventionelle. Beim Umetikettieren schnellt <strong>die</strong> Marge schön in <strong>die</strong> Höhe. Übrigens,<br />
auch das ist immer gleich und wird wohl immer <strong>die</strong> Antriebskraft für Lebensmittel-Skandale<br />
bleiben: <strong>die</strong> Profit-Gier.<br />
Der Nächste ist bestimmt schon in der Mache. Wir können derweil nur raten,<br />
welche Lebensmittel das sein werden. Genmanipulierte Kartoffeln? Verseuchte<br />
Tomaten oder Fisch, aus <strong>dem</strong> Chemie-Labor und keiner weiß es? Umetikettieren<br />
geht bekanntlich ganz schnell.<br />
Wie gut, dass es trotz<strong>dem</strong> noch Hersteller, Lieferanten und Gastronomen gibt,<br />
<strong>die</strong> nicht nur wissen wollen, wo ihre Waren herkommen, sondern auch ziemlich<br />
genau unter <strong>die</strong> Lupe nehmen, wie sie produziert werden. Nur leider sind es<br />
immer noch zu wenige.<br />
ƒ<br />
Christiane Manow-Le Ruyet<br />
Chefredaktion<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 3
„Gemeinschaftsverpflegung nach DIN“<br />
Die neue DIN 10506 umsetzen<br />
Seminarinhalte:<br />
Im Frühjahr 2012 wurde <strong>die</strong> überarbeitete DIN 10506<br />
Lebensmittel – Gemeinschaftsverpflegung veröffentlicht.<br />
Sie wurde an <strong>die</strong> Vorgaben der EU-Hygieneverordnungen<br />
und ihrer deutschen Umsetzungen<br />
an gepasst und hat zum Ziel, <strong>die</strong> Einhaltung von hygienisch<br />
einwandfreien Bedingungen beim Umgang mit<br />
Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung zu erleichtern.<br />
Die Teilnehmer/innen erhalten einen Überblick über<br />
das aktuelle deutsche und europäische Lebensmittelhygienerecht<br />
und erarbeiten sich anhand einer Checkliste<br />
<strong>die</strong> wichtigsten Inhalte der neuen DIN. Dabei<br />
können sie überprüfen, ob ihr Verpflegungskonzept<br />
den DIN-Vorgaben entspricht und Ansatzpunkte zur<br />
Veränderung finden.<br />
Zielgruppe:<br />
Küchenleitungen, Köch/innen<br />
aus Einrichtungen der<br />
Gemeinschaftsverpflegung<br />
Referentin:<br />
Carola Reiner<br />
CCR Unter nehmensberatung<br />
Köln<br />
Termine, Orte und Zeiten:<br />
28. Juni 2013<br />
in Köln<br />
04. Juli 2013<br />
in Freiberg (Sachsen)<br />
jeweils 9.00<br />
bis 17.00 Uhr<br />
Gebühr:<br />
Vorzugspreis für Abonnenten:<br />
159,- Euro, sonst 179,- Euro.<br />
Alle Preise zzgl. MwSt.<br />
Anmeldung bitte über:<br />
www.vnm-aka<strong>dem</strong>ie.de<br />
Anmeldeschluss<br />
jeweils 14 Tage vorher.<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Ulrich Bartel<br />
Telefon: (0 89) 31 89 05-54<br />
Änderungen und Irrtümer vorbehalten.
Editorial 3<br />
Inhalt 5<br />
Branchenblick 6-9<br />
Gastronomen gesucht 6<br />
Männerdomäne Gastronomie?<br />
<strong>Frauen</strong> sind dort schon längst angekommen<br />
Seite 10<br />
Inhalt<br />
Aus der Praxis<br />
Titelthema<br />
Der Wandel in den Küchen hat<br />
längst begonnen 10<br />
Buchtipps 13<br />
Im Gespräch mit<br />
Titelthema<br />
„Die Biobranche ist ein Terrain mit vielen Facetten“<br />
Interview mit Sarah Wiener 14<br />
Schwerpunkt<br />
Genuss beginnt mit <strong>dem</strong> Auge 16<br />
Frontcooking ist das i-Tüpfelchen 19<br />
Warum tut sich <strong>die</strong> Gastronomie mit<br />
Bio-Produkten so schwer – Sarah<br />
Wiener im Gespräch Seite 14<br />
Esskultur<br />
Titelthema<br />
Megatrend Grillen 20<br />
Haubenkoch trifft Weltmeister 23<br />
Wenn Cowboys grillen … 28<br />
Marktblick<br />
Bio-Milch: Regionalität ist Trumpf 30<br />
Schätze aus Fernost 32<br />
Regionales<br />
Natürlich gewachsen 35<br />
Rübstiel – nicht nur deftig ein Genuss 39<br />
Gastronomie & Handel<br />
„Massentauglich bleiben!“ 40<br />
Die Lust <strong>auf</strong> Fleisch ist groß, vor<br />
allem, wenn es frisch vom Grill<br />
kommt Seite 20<br />
Impressum 41<br />
Zum Nachdenken<br />
Saison-Highlights: Von Spargel,<br />
Bärlauch und Erdbeeren 42<br />
Titelbild: Sarah Wiener GmbH<br />
Fotos: michaeljung/Fotolia.com, Sarah Wiener GmbH, Block House<br />
YOU<br />
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<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 5
Branchenblick<br />
Gastronomen gesucht<br />
Agro-Diversität lautet das Stichwort.<br />
Der sperrige Begriff steht für <strong>die</strong><br />
Vielfalt der Natur, <strong>die</strong> nicht nur<br />
landwirtschaftlich genutzt werden<br />
kann, sondern mit der sich auch<br />
ein Großteil der Bevölkerung identifiziert<br />
– meist jedoch unwissentlich.<br />
Die Universität Kassel hat ein<br />
Forschungsprojekt gestartet, in <strong>dem</strong><br />
untersucht wird, ob auch <strong>die</strong> Gastronomie<br />
dazu beitragen kann, <strong>die</strong><br />
Artenvielfalt zu sichern. Gastronomen,<br />
<strong>die</strong> an <strong>dem</strong> Projekt teilnehmen<br />
wollen, werden noch gesucht.<br />
Wie können Gastronomen <strong>die</strong> Vielfalt der Natur für<br />
sich nutzen? Diese Frage haben sich Christina<br />
Bantle und Ulrich Hamm von der Universität Kassel,<br />
Fachgebiet Ökologische Agrarwissenschaften, gestellt. Im<br />
Rahmen ihres Forschungsprojekts fanden sie heraus, dass zwar<br />
viele Begriffe (Landsorten, Landrassen, traditionelle Sorten) existieren,<br />
<strong>die</strong> für Agro-Diversität stehen, das Artenreichtum aber<br />
trotz<strong>dem</strong> bedroht ist. Grund: In der Zucht wird <strong>auf</strong> immer weniger<br />
Merkmale geachtet, <strong>die</strong> genetische Vielfalt schwindet.<br />
In erster Linie spielen ein hoher Ernteertrag oder beispielsweise<br />
eine hohe Milchleistung eine Rolle. Das hat zur Folge, dass<br />
immer mehr Sorten und Rassen verschwinden und mit ihnen<br />
auch <strong>die</strong> Geschmacksvielfalt.<br />
Zwar gibt es meist Hobby-Gärtner und -Züchter, <strong>die</strong> in Vergessenheit<br />
geratene Sorten und Rassen erhalten, sie werden aber<br />
nicht professionell vermarktet. Nachfrage und Angebot kommen<br />
nicht zusammen. Damit sich das ändert, muss Vielfalt kommuniziert<br />
werden, wie Bantle und Hamm festgestellt haben.<br />
Spätestens hier kommt <strong>die</strong> Gastronomie ins Spiel. Denn Restaurants<br />
und insbesondere <strong>die</strong> Bio-Gastronomie stehen für qualitativ<br />
hochwertige Lebensmittel, eben besondere Lebensmittel.<br />
Die Gäste kommen, um andere Geschmacksrichtungen zu erleben.<br />
Gastronomen, <strong>die</strong> beispielsweise ihre Lieferanten, <strong>die</strong><br />
Landwirte, dazu anregen, Gemüsesorten anzubauen, <strong>die</strong> heutzutage<br />
weitgehend unbekannt sind, können dazu beitragen,<br />
<strong>die</strong>se zu erhalten. Verwenden sie sie auch als Zutat für Speisen,<br />
werden Gäste dar<strong>auf</strong> <strong>auf</strong>merksam. Vorausgesetzt, <strong>die</strong> Gastronomen<br />
kommunizieren <strong>die</strong>s. Das kann entweder im persön-<br />
lichen Gespräch passieren oder über Infoflyer, <strong>die</strong> Speisekarte<br />
oder über gezielte Probier-Aktionen und Workshops. Der Vorteil<br />
für <strong>die</strong> Gastronomie: Mit einem vielfältigen Angebot – und<br />
hier ist nicht <strong>die</strong> Menge, sondern <strong>die</strong> Qualität und Geschmackserlebnis<br />
gemeint – können sich Gastronomen vom Mitbewerb<br />
abheben. Zu<strong>dem</strong> bauen sie einen intensiven Kontakt zu ihren<br />
Lieferanten <strong>auf</strong>, wodurch sich oftmals weitere Kooperationsmöglichkeiten<br />
ergeben.<br />
Gastronomen, <strong>die</strong> sich gerne näher mit <strong>dem</strong> Thema „Agro-<br />
Diversität“ beschäftigen und am Projekt der Universität Kassel<br />
teilnehmen wollen, wenden sich am besten direkt an Christina<br />
Bantle, E-Mail: c.bantle@uni-kassel.de, Tel. 05542-981331<br />
» www.agrar.uni-kassel.de/alm ƒ<br />
Fotos: HLPhoto/Fotolia.com, olly/Fotolia.com<br />
6 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Branchenblick<br />
Essverhalten schafft neue<br />
Gastronomiekonzepte<br />
Nur noch jeder zweite Deutsche kocht täglich selbst eine<br />
Mahlzeit. Grund: keine Zeit. Vier von zehn Menschen greifen<br />
mindestens ein- bis zweimal pro Woche zu Tütensuppen<br />
oder Tieühlpizza. Und auch nur jeder Zweite kann in seinen<br />
Arbeitspausen tatsächlich in Ruhe essen. Trotz Zeitmangel<br />
und TK-Gerichten ist 45 Prozent der Befragten<br />
wichtig, dass das Essen schmeckt. Zu <strong>die</strong>sen Ergebnissen<br />
kommt das Meinungsforschungs-Institut Forsa in einer aktuellen<br />
Umfrage unter 1.000 Erwachsenen. Die Stu<strong>die</strong> wurde<br />
von der Techniker Krankenkasse in Aurag gegeben.<br />
Clevere Gastronomen wissen das veränderte Essverhalten<br />
der Verbraucher bereits für sich zu nutzen. Mit neuen Gastronomie-Konzepten,<br />
wie <strong>dem</strong> Shop-im-Restaurant-Prinzip,<br />
machen sie es <strong>dem</strong> Verbraucher leicht, nicht nur im Restaurant<br />
zu essen, sondern auch To-Go-Produkte, etwa Suppen, Salate<br />
oder Snacks fertig zubereitet mit nach Hause zu nehmen. Ein<br />
Konzept, nach <strong>dem</strong> beispielsweise <strong>die</strong> Restaurantkette Waku-<br />
Waku seine Filialen betreibt (siehe Seite 40). ƒ
Branchenblick<br />
Neuer Stu<strong>die</strong>ngang:<br />
Life Cycle<br />
Catering<br />
Im neuen dualen Stu<strong>die</strong>ngang „Wirtschasingenieur Life Cycle<br />
Catering“ lernen Studenten, Küchenpraxis mit wirtschalichen<br />
Prozessen wie Personal- und Marketingmanagement<br />
zu verbinden. Neben Warenkunde und Großküchentechnik,<br />
zählt Fachwissen über ausgewogene Ernährung und Qualität<br />
von Lebensmitteln zu den Stu<strong>die</strong>ninhalten. Das Studium dauert<br />
acht Semester, ist dual konzipiert und kann ausbildungsoder<br />
praxisintegriert durchgeführt werden. Deshalb eignet<br />
es sich für Nachwuchsköche aus der Gastronomie, aber auch<br />
für Groß- und Außenhandelsk<strong>auf</strong>leute. Das Besondere: „Life<br />
Cycle Catering“ ist als Blended-Learning-Stu<strong>die</strong>ngang konzipiert,<br />
mit ausgedehnten Online-Phasen in Kombination<br />
mit Präsenzlehre an der Hochschule Fulda. Das Studium beginnt<br />
im Wintersemester 2013/14.<br />
ƒ<br />
» www.fh-fulda.de<br />
Messe: Next<br />
Organic in Berlin<br />
Am 26. Mai findet in Berlin <strong>die</strong><br />
Messe „Next Organic“ statt,<br />
mit der Gastronomen, Händler<br />
und Foo<strong>die</strong>s angesprochen<br />
werden sollen. Im Vorfeld veranstalteten<br />
<strong>die</strong> Initiatoren der<br />
Messe einen Start-up-Wettbewerb.<br />
Die drei Gewinner werden<br />
mit einem All-inklusiv-Standplatz<br />
<strong>auf</strong> der Messe belohnt.<br />
Keinen minder geschichtsträchtigen<br />
Ort als den ehemaligen Flughafen Insgesamt 30 Start-ups haben<br />
Berlin Tempelhof haben sich <strong>die</strong> Macher<br />
der Next Organic als Veranstal-<br />
als Gewinner <strong>die</strong> Kochstation<br />
sich beworben. Die Jury kürte<br />
tungsort ausgesucht<br />
„Co-Working-Küche“, <strong>die</strong> Pilzfarm<br />
<strong>auf</strong> Kaffeesatz „Chido's<br />
Mushrooms“ und <strong>die</strong> Schokoladen Manufaktur aus Litauen<br />
„Chocolate Naive“. Zu<strong>dem</strong> vergaben <strong>die</strong> Juoren fünf Plätze<br />
im Entdeckerraum – eine Neuheiten-Ausstellung <strong>auf</strong> der Next<br />
Organic. Zu ihnen gehören Meta Mate – Mate-Bier, Edelmond<br />
Chocolatiers, Wohlfahrth Schokolade, Gourveine – Verveine<br />
Kräuter und SoyRebels, eine Tofumanufaktur. ƒ<br />
» www.next-organic.de<br />
+++ Nachhaltigkeits-<br />
Siegel für Lebensmittelbranche<br />
+++<br />
Das Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung<br />
(ZNU) der Universität Witten/Herdecke hat ein neues<br />
Zertifikat für Lebensmittelhersteller entwickelt. Partnerunternehmen<br />
wie <strong>die</strong> Bio-Molkerei Söbbeke und <strong>die</strong> Teutoburger<br />
Ölmühle sind bereits seit Frühjahr 2012 nach<br />
<strong>dem</strong> ZNU-Standard „Nachhaltiger Wirtschaen Food“<br />
zertifiziert. Die Firmen müssen Umweltschutzmaßnahmen<br />
in 16 Kategorien wie Unternehmensführung, Klima<br />
und Menschenrechte ergreifen und sich Ziele zur Weiterentwicklung<br />
setzen. Ab Juli 2013 steht <strong>die</strong> Zertifizierung<br />
allen Unternehmen aus der Lebensmittelbranche<br />
offen.<br />
ƒ<br />
+++ Sushi regional +++<br />
Der Fischkonsum wächst kontinuierlich – 15,6 Kilo Fisch<br />
isst jeder Deutsche durchschnittlich pro Jahr – auch <strong>die</strong><br />
steigende Nachfrage nach Sushi trägt dazu bei. Die beliebtesten<br />
Fischhappen stammen jedoch meistens aus<br />
überfischten Beständen. Der neue Sushi-Ratgeber des<br />
WWF zeigt per Ampelsystem, welchen Fisch Gastronomen<br />
mit gutem Gewissen k<strong>auf</strong>en können. Restaurantbesitzern<br />
empfiehlt <strong>die</strong> Umweltorganisation, Herkun<br />
und Fangmethoden <strong>auf</strong> der Speisekarte anzugeben. Das<br />
schär das Bewusstsein der Gäste für nachhaltigen Fischfang.<br />
Eine umweltfreundliche Alternative für <strong>die</strong> Algenröllchen:<br />
gebratener Ostseedorsch oder Bio-Forelle. ƒ<br />
+++ „Fränkischer<br />
Spargel“ europaweit<br />
geschützt +++<br />
Mit der Bezeichnung „Fränkischer Spargel“ darf ab <strong>die</strong>ser<br />
Saison nur noch Spargel aus den insgesamt 670 Hektar<br />
großen Anbaugebieten in den drei fränkischen Regierungsbezirken<br />
verkau werden. Die EU-Kommission<br />
hat damit den Spargel als 26. bayerische Spezialität in<br />
das europäische Herkunsregister <strong>auf</strong>genommen. Etwa<br />
41 Prozent der bayerischen Spargelanb<strong>auf</strong>lächen liegen<br />
in Franken. Nach <strong>dem</strong> Schrobenhausener und <strong>dem</strong><br />
Abensberger ist der Fränkische Spargel <strong>die</strong> dritte Erzeugerregion<br />
der schlanken Gemüsestangen in Bayern, <strong>die</strong><br />
europaweit unter Schutz gestellt wird.<br />
ƒ<br />
Foto: Next Organic<br />
8 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Kostenlose Fachseminare für Köche<br />
Termine<br />
In den kostenlosen Seminaren lernen Gastronomen beispielsweise, wie sie sich mit ihrem Speiseangebot ein Alleinstellungsmerkmal<br />
verschaffen können. Dazu bekommen sie Informationen über Bezugsquellen, Kalkulation und Kochpraxis. Die Veranstaltungsreihe<br />
wird vom Bundesprogramm „Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft“ gefördert. Das nächste<br />
Seminar „Kreative regionale Speisen für das Frühstücksbuffet“ findet am 4. Juni in Bad Kreuznach statt. Weitere Termine unter:<br />
» www.oekolandbau.de/grossverbraucher/weiterbildung<br />
Premiere für Free-From-Food-Messe<br />
Vom 4. bis 5. Juni dreht sich <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Messegelände in Freiburg alles um Lebensmittel ohne Zusatzstoffe, <strong>die</strong> gerade für<br />
Allergiker geeignet sind. Rund 100 Aussteller aus 15 Ländern präsentieren <strong>auf</strong> der Fachmesse „Free-From-Food“<br />
ihre Produkte. Gastronomen können sich dort in erster Linie über das Angebot ausländische Hersteller<br />
informieren. Auch deutsche Bio-Produzenten wie Bauck, Rabenhorst und Albgold sind <strong>auf</strong> der Messe<br />
vertreten. Zu den Initiatoren der Messe gehören Hersteller und Großhändler von zusatzstofffreien Lebensmitteln,<br />
unter ihnen der Schweizer Brot- und Backwarenhersteller Jowa, der größte britische Brotund<br />
Backwarenproduzent Warburtons sowie der niederländische Gewürzhersteller Dutch Spices.<br />
» www.freefromfoodexpo.com<br />
Fotos: Jeanette Dietl/Fotolia.com, gena96/Fotolia.com<br />
Webinar „Break-<br />
Even-Analyse“<br />
Ziel der Break-Even-Analyse ist es, einen Überblick über<br />
Gewinn oder Verlust des Restaurants zu erhalten. In<br />
der 60-minütigen Online-Veranstaltung am 3. Juni 2013<br />
erfahren <strong>die</strong> Teilnehmer, wie sie etwa für eine optimale<br />
Auslastung im Restaurant den Dienstplan anpassen können.<br />
Weitere Inhalte: Berechnung des Break-Even-Point-Umsatzes<br />
pro Gast und Ermittlung der wirtschaftlich erforderlichen<br />
Gästeanzahl. Das Seminar richtet sich an Fach- und Führungskräfte<br />
der Gastronomie, Hotellerie und Gemeinschaftsverpflegung<br />
und kostet 59,00 Euro inkl. MwSt..<br />
Mehr Infos unter Telefon 0 21 54 / 9 53 52 45 oder<br />
» www.f-bsupport.de.<br />
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Bio-Zutaten: t Wir verwenden<br />
ausschließlich das nach den Bio-<br />
Mineralwasserrichtlinien zertifizierte<br />
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Der naturtrübe Bio-Direktsaft<br />
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aromatischen Bio-Äpfeln<br />
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Ohne Zuckerzusatz schmeckt<br />
<strong>die</strong> natur trübe BioKristall Apfelschorle<br />
fruchtig und erfrischend.<br />
www.biokristall.de<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 9
Aus der Praxis<br />
Der Wandel in den Kü<br />
Auch wenn <strong>die</strong> Spitzengastronomie ein ganz anderes Bild vermittelt:<br />
40 Prozent aller gastronomischen Betriebe in Deutschland werden von<br />
<strong>Frauen</strong> geführt, mehr als <strong>die</strong> Hälfte der deutschen Köche sind weiblich.<br />
Drei <strong>Frauen</strong> berichten, wie es um <strong>die</strong> Situation ihrer Kolleginnen in der<br />
Gastronomie bestellt ist.<br />
Christel Kurz hat vor mehr als<br />
30 Jahren ein Bio-Hotel gegründet.<br />
Sie hat Bücher wie<br />
„Die vegetarische Kochschule“ oder<br />
„Vegan & Roh“ verfasst und veranstaltet<br />
Kochworkshops. Dabei ist sie weder<br />
gelernte Köchin noch hat sie eine Ausbildung<br />
in der Hotellerie. Sie hat den<br />
Weg in <strong>die</strong> Gastronomie gefunden, wie<br />
viele <strong>Frauen</strong> vor und nach ihr: als<br />
Quereinsteigerin.<br />
Christel Kurz ist gelernte Hauswirtschasmeisterin.<br />
Und als solche führte<br />
<strong>die</strong> mittlerweile 71-Jährige erst einmal<br />
nur eine kleine Frühstückspension im<br />
bayerischen Berchtesgaden. Sie selbst<br />
war schon damals, vor mehr als 30 Jahren,<br />
von der vegetarischen und vollwertigen<br />
Ernährung überzeugt. „Irgendwann<br />
haben mich meine Gäste<br />
gefragt, ob sie nicht auch etwas von<br />
meinen selbst gebackenen Semmeln<br />
haben könnten“, erzählt sie. Auch<br />
Freunde und Nachbarn waren <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />
Vollwertküche von Christel Kurz <strong>auf</strong>merksam<br />
geworden. „Nach und nach<br />
hatte ich immer mehr Leute da, <strong>die</strong> bei<br />
mir ihr Frühstücksmüsli gegessen haben<br />
oder einen Salat zum Mittag. Irgendwann<br />
haben meine Räume nicht<br />
mehr ausgereicht.“ Und so gründete<br />
Christel Kurz 1981 ein Bio-Hotel in Bischofswiesen<br />
– in <strong>dem</strong> es kein Fleisch,<br />
kein Bier und keinen Wein gab, sondern<br />
gesunde, vegetarische Küche. „Ich<br />
war total streng, und trotz<strong>dem</strong> war das<br />
Haus immer voll. Die Leute kamen in<br />
Scharen, weil es ein solches Angebot<br />
damals nur selten gab.“<br />
Fotos: michaeljung/Fotolia.com<br />
10 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Aus der Praxis<br />
chen hat längst begonnen<br />
Ganz ähnlich und trotz<strong>dem</strong> anders<br />
fand Mayoori Buchhalter in <strong>die</strong> Gastronomie.<br />
Sie hat Medizin stu<strong>die</strong>rt, betrieb<br />
lange eine Praxis für Körpertherapie<br />
– und gründete 1998 schließlich<br />
als Quereinsteigerin ein vegetarisches<br />
Restaurant mit Kochschule. Seit 2005<br />
ist sie Geschäsführerin der BioGourmetClub<br />
Kochschule und Aka<strong>dem</strong>ie<br />
in Köln, hat mehr als 1400 Kochkurse<br />
gegeben, erarbeitet Ernährungskonzepte<br />
für Schulen, Kindergärten oder<br />
Firmen und hat eine IHK-zertifizierte<br />
Ausbildung zum Bio-Koch initiiert.<br />
Mayoori Buchhalter, Christel Kurz und<br />
ihre Tochter Gabriele Kurz sind Mitglieder<br />
der Bio-Spitzenköche – <strong>die</strong> einzigen<br />
weiblichen Vertreterinnen der<br />
mittlerweile 19 Bio-Spitzenköche in<br />
Deutschland. Und <strong>die</strong>se Quote ist noch<br />
ganz gut: In der konventionellen Spitzengastronomie<br />
ist <strong>die</strong> Anzahl der<br />
<strong>Frauen</strong> noch viel geringer. 2011 trugen<br />
249 Restaurants in Deutschland mindestens<br />
einen begehrten Stern des renommierten<br />
Restaurantführers Guide<br />
Michelin, nur in fünf davon waren<br />
<strong>Frauen</strong> Küchenchefs.<br />
Früher haben <strong>die</strong> meisten<br />
<strong>Frauen</strong> in <strong>die</strong> Gastronomie<br />
eingeheiratet<br />
Sieht man einmal vom Spitzenbereich<br />
ab, ist das Verhältnis von <strong>Frauen</strong> und<br />
Männern in der Küche allerdings nahezu<br />
ausgeglichen: Laut statistischem<br />
Bundesamt waren 2009 etwa 55 Prozent<br />
der Köche weiblich. Und darunter<br />
befinden sich sicherlich nicht nur Helferlein:<br />
„Deutschlandweit werden 40<br />
Prozent aller gastronomischen Betriebe<br />
von <strong>Frauen</strong> geführt“, berichtet Sabine<br />
Speidel, Vorsitzende der Unternehmerfrauen<br />
im Deutschen Hotelund<br />
Gaststättenverband (Dehoga) Baden-Württemberg.<br />
Das war Grund genug<br />
für den Dehoga Baden-Württemberg,<br />
bereits vor 26 Jahren <strong>die</strong> Gruppe<br />
„Unternehmerfrauen“ ins Leben zu rufen.<br />
Denn wie bei Christel Kurz oder<br />
Mayoori Buchhalter fanden damals <strong>die</strong><br />
meisten <strong>Frauen</strong> als Quereinsteigerinnen<br />
in <strong>die</strong> Gastronomie. „Nur wenige<br />
hatten eine fun<strong>die</strong>rte Ausbildung, <strong>die</strong><br />
meisten haben in den Betrieb eingeheiratet“,<br />
berichtet Speidel, <strong>die</strong> <strong>auf</strong> der<br />
Schwäbischen Alb mit der Familie<br />
„Speidels BrauManufaktur“ mit einer<br />
kleinen Hausbrauerei und einem Hotel<br />
mit 90 Betten betreibt.<br />
In den Familienbetrieben waren <strong>die</strong><br />
Männer <strong>die</strong> Chefs, <strong>die</strong> <strong>Frauen</strong> für Kinder,<br />
Küche und Service zuständig –<br />
und meistens nicht wegzudenken. „O<br />
sind es <strong>die</strong> <strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Seelen eines<br />
Betriebes sind.“ Um ihnen einen Erfahrungsaustausch<br />
zu ermöglichen<br />
oder ihnen Seminare zum Beispiel zur<br />
Personalführung anzubieten, wurden<br />
<strong>die</strong> „Unternehmerfrauen“ gegründet.<br />
Etwa 400 Mitglieder hat <strong>die</strong> Vereinigung<br />
in Baden-Württemberg, <strong>auf</strong>geteilt<br />
in lokale Arbeitskreise. Sie treffen sich<br />
regelmäßig und tauschen sich zu unterschiedlichen<br />
emen aus. Über welche,<br />
das kommt ganz <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Zusammensetzung<br />
der Kreise an. „Wenn <strong>die</strong><br />
Mitglieder älter sind, dann geht es zum<br />
Beispiel um Betriebsübergaben, wenn<br />
<strong>die</strong> Mitglieder jünger sind, dann wird<br />
natürlich viel darüber geredet, wie Familie<br />
und Beruf unter einen Hut zu<br />
kriegen sind – und wie <strong>die</strong> Kinder zum<br />
Sportverein kommen.“ Sabine Speidel<br />
ist sehr froh, dass viele der jüngeren<br />
<strong>Frauen</strong> eine fun<strong>die</strong>rte Ausbildung haben:<br />
„Das ist heute wirklich ganz anders.<br />
Viele sind toll ausgebildet, haben<br />
vielleicht sogar ein Studium und leiten<br />
Betriebe.“ Trotz<strong>dem</strong> muss Speidel feststellen,<br />
dass <strong>die</strong> Versorgung mit Infos<br />
über <strong>die</strong> Arbeitskreise immer noch<br />
sehr wichtig ist. „Zum Beispiel sind<br />
viele <strong>Frauen</strong> immer noch nicht richtig<br />
versichert und wissen nicht, dass sie<br />
im schlimmsten Fall keine richtige<br />
Bio-Spitzenköchin Mayooni Buchhalter gab ihre<br />
Praxis für Körpertherapie für <strong>die</strong> Gastronomie <strong>auf</strong>.<br />
Rente bekommen und von Altersarmut<br />
bedroht sind.“ Bis heute gibt es <strong>die</strong><br />
„Unternehmerfrauen“ übrigens nur im<br />
Südwesten, „auch wenn wir uns immer<br />
wieder bemühen, so etwas auch in anderen<br />
Bundesländern zu etablieren“,<br />
sagt Sabine Speidel.<br />
Frau als Chef?<br />
Wünschenswert wäre das sicherlich.<br />
Denn auch, wenn immer mehr <strong>Frauen</strong><br />
in der Gastronomie arbeiten – sich als<br />
Chefin zu behaupten, ist nicht immer<br />
einfach. Daran erinnert sich auch<br />
Christel Kurz. „Mir wurde am Anfang<br />
eigentlich mit je<strong>dem</strong> Arzt oder Koch<br />
ein Verhältnis unterstellt. Da ist man<br />
als Frau irgendwie angreiarer“, erzählt<br />
sie. Von solchen Unterstellungen<br />
abgesehen, war auch <strong>die</strong> Zusammenarbeit<br />
mit männlichen Köchen nicht<br />
immer einfach. „Ich habe immer geschaut,<br />
dass ich als Chefin <strong>die</strong> schnellste<br />
Köchin war. Und trotz<strong>dem</strong> gab es<br />
immer wieder Männer, <strong>die</strong> in anderen<br />
Betrieben gelernt hatten und sich<br />
schwer damit taten, meine Autorität<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 11
Aus der Praxis<br />
anzuerkennen“, erzählt Mayoori Buchhalter.<br />
Wie es auch anders gehen kann, das<br />
hat Christel Kurz von ihrer Tochter erfahren.<br />
Gabriele Kurz arbeitet seit einigen<br />
Jahren in Dubai und leitet das<br />
Wellbeing-Restaurant „Magnolia“ im<br />
Hotel „Al Qasr“. In <strong>dem</strong> Fünf-Sterne-<br />
Restaurant bereitet sie ihren Gästen vegetarische<br />
Gourmetspeisen <strong>auf</strong> Spitzenniveau<br />
zu. Als Frau im Orient –<br />
kann das gut gehen? Sehr wohl – weiß<br />
Christel Kurz: „Sie arbeitet vollkommen<br />
<strong>auf</strong> Augenhöhe, wird als Chefin<br />
ernst genommen – und trotz<strong>dem</strong> noch<br />
als Frau gesehen, der man <strong>die</strong> Tür <strong>auf</strong>hält.<br />
Wenn man dagegen in Deutschland<br />
Chef ist, wird man wie ein Mann<br />
behandelt“, erzählt sie.<br />
Wieso <strong>die</strong> Küche so lange eine reine<br />
Männerdomäne war, das hängt nach<br />
Ansicht von Mayoori Buchhalter schon<br />
mit den anfallenden Tätigkeiten zusammen:<br />
„Das ist eben eine schwere<br />
Knochenarbeit.“ Sabine Speidel sieht<br />
es ähnlich: „Es war für <strong>Frauen</strong> lange<br />
schwer, sich durchzuboxen. Köche haben<br />
einen Beruf, der extrem fordert.<br />
In der Küche wird viel Stärke erwartet,<br />
<strong>die</strong> Arbeit zehrt am Körper. Und der<br />
Stress ist natürlich enorm – alles muss<br />
immer <strong>auf</strong> den Punkt fertig sein.“ Den<br />
Unterschied der Kräe sieht auch<br />
Christel Kurz. Aber: „<strong>Frauen</strong> sind o<br />
zäher als Männer und können mehr<br />
aushalten.“<br />
Kein rauer Ton,<br />
dafür Teamarbeit<br />
Gerade der Stress sorgt dafür, dass in<br />
Küchen o ein rauer Ton herrscht. Bei<br />
Mayoori Buchhalter und Christel Kurz<br />
gibt es <strong>die</strong>sen allerdings nicht. Vielleicht<br />
sind <strong>Frauen</strong> eben doch andere<br />
Chefs? „Ich war ja nie als Lehrling in<br />
einer Küche, habe einen rauen Umgangston<br />
selbst nie erlebt und konnte<br />
ihn von daher auch nicht weitergeben“,<br />
sagt Mayoori Buchhalter. Ganz davon<br />
abgesehen, wurde bei ihr in einer offenen<br />
Küche gearbeitet, „deswegen war<br />
ein solcher Umgang einfach nicht<br />
möglich. Und Schimpfwörter waren<br />
bei mir verboten.“<br />
Mayoori Buchhalter hat aber<br />
auch <strong>auf</strong> andere Art und Weise<br />
versucht, für ein gutes Betriebsklima<br />
zu sorgen. Jeder<br />
sollte sich wahrgenommen<br />
fühlen, der 53-<br />
Jährigen war es immer<br />
wichtig, im Team zusammenzuarbeiten.<br />
„Es<br />
gab regelmäßige Besprechungen,<br />
wir haben<br />
alles gemeinsam<br />
geplant. Auch zum Beispiel<br />
mit <strong>dem</strong> Service.<br />
Und das war für viele<br />
eine ganz neue Erfahrung.“<br />
Für Mayoori<br />
Buchhalter ist es unumgänglich,<br />
ihre Mitarbeiter<br />
zu hegen und zu pflegen:<br />
„Bei uns gibt es zum<br />
Beispiel keine Tieühlkost,<br />
<strong>die</strong> Zubereitung der<br />
Speisen fordert einen höheren<br />
Mitarbeitereinsatz – und<br />
das wiederum sorgt dafür,<br />
dass nicht so hohe Löhne gezahlt<br />
werden können.“ Umso<br />
wichtiger sei es also, <strong>die</strong> Mitarbeiter<br />
über andere Wege zu<br />
motivieren – zum Beispiel mit<br />
einem guten Arbeitsklima.<br />
Dass ihr das durchaus gelungen<br />
ist, zeigen ihr zwei Dinge:<br />
„Ich habe fast keine Krankheitsfälle<br />
und eigentlich sind alle meine Mitarbeiter<br />
geblieben – bis <strong>auf</strong> eine Frau,<br />
<strong>die</strong> ein Baby bekommen hat.“<br />
Sabine Speidel betreibt mit ihrer<br />
Familie eine Hausbrauerei<br />
und ein Hotel<br />
<strong>Frauen</strong> sind nicht<br />
<strong>auf</strong>zuhalten<br />
Auch Christel Kurz hat immer wieder<br />
erfahren, dass sie sich als Chefin doch<br />
anders verhält als ihre männlichen<br />
Kollegen. „Eine ehemalige Mitarbeiterin<br />
hat mir mal gesagt, dass es bei mir<br />
einen sehr beschützten Rahmen gab.<br />
Und es herrscht tatsächlich ein anderes<br />
Klima.“ Ihr ist es wichtig, alle Mitarbeiter<br />
respektvoll zu behandeln – von<br />
den Köchen bis zu den Beschäigten<br />
in der Spülküche. „Schließlich bin ich<br />
<strong>auf</strong> alle angewiesen. Und das schätzen<br />
alle sehr.“ Sie arbeitet mittlerweile übrigens<br />
nur noch mit Köchinnen.<br />
„Ich hatte auch<br />
tolle Köche, keine Frage.<br />
Aber <strong>Frauen</strong> haben einfach<br />
mehr Gespür, kochen<br />
feiner und zarter“,<br />
sagt sie. Deswegen ist <strong>die</strong><br />
71-Jährige auch fest davon<br />
überzeugt, dass<br />
<strong>Frauen</strong> ihren Weg<br />
schon machen werden.<br />
„Sie gehen besser mit<br />
den Gewürzen um,<br />
führen eigene Restaurants<br />
und werden immer<br />
ernster genommen. Eigentlich<br />
sind sie unschlagbar“,<br />
sagt Christel Kurz, <strong>die</strong> von<br />
jüngeren Kolleginnen wie Johanna<br />
Maier total begeistert<br />
ist. Sie betreibt das Hotel Hubertus<br />
im österreichischen Filzmoos.<br />
Nicht nur für Spitzenköchinnen<br />
sieht Mayoori Buchhalter<br />
immer bessere Zeiten<br />
kommen. „Es tun sich<br />
auch in Krankenhäusern, in<br />
Schulen und Kindergärten viele<br />
neue Jobs für Köche <strong>auf</strong>. Und<br />
zwar Stellen, <strong>die</strong> von den Arbeitszeiten<br />
her auch besser mit der Familie<br />
vereinbar sind.“ Denn darin sind<br />
sich alle drei <strong>Frauen</strong> einig: <strong>die</strong> Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf ist sicherlich<br />
ein Hauptgrund, warum gerade<br />
auch im Spitzenbereich so wenige<br />
<strong>Frauen</strong> zu finden sind. „Aber ich bin<br />
mir sicher, dass der Wandel kommen<br />
wird“, sagt Sabine Speidel. Die 48-Jährige<br />
hat übrigens drei Kinder – und<br />
fand ihre Arbeit im Gasthof immer<br />
sehr gut dafür geeignet, beides miteinander<br />
zu vereinbaren: „Selbst wenn<br />
wir gearbeitet haben, waren wir für unsere<br />
Kinder immer greiar – und haben<br />
auch viel von ihnen mitbekommen.<br />
Das habe ich immer als Geschenk<br />
betrachtet.“<br />
ƒ<br />
Isabelle Butschek<br />
12 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Buchtipps<br />
Eigentlich selbstverständlich<br />
Schon allein der Titel „Essen Sie nichts, was Ihre Großmutter nicht als Essen erkannt hätte“, drückt<br />
alles aus. Michael Pollans Faktensammlung zur Ernährung überrascht nicht, ist sie doch im Grunde<br />
genommen nichts Neues, aber in Vergessenheit geraten. Die Hinweise, <strong>die</strong> er zusammengetragen<br />
hat, sind einfach und leicht in den Alltag übertragbar – eben nicht nur für Konsumenten, sondern<br />
auch für Profiköche. Und <strong>die</strong> Illustrationen von Maira Kalman machen das Buch zum echten visuellen<br />
Leckerbissen. Eigentlich schade, dass wir solche Bücher brauchen, um nicht zu vergessen,<br />
was genussvolles Essen bedeutet: natürliche Lebensmittel ohne Zutaten aus <strong>dem</strong> Chemiebaukasten.<br />
Unsere Großmütter hätten von Industrie-Lebensmitteln bestimmt auch <strong>die</strong> Finger gelassen.<br />
Essen Sie nichts, was Ihre Großmutter nicht als Essen erkannt hätte<br />
Michael Pollan<br />
240 Seiten, ISBN: 978-3-88897-828-9, 18,00 Euro (D)<br />
Selber machen<br />
Wenn jetzt <strong>die</strong> Freilusaison wieder beginnt und Gastronomen Tische und Stühle <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Terrassen<br />
zerren, sieht alles noch ein bisschen kahl aus, so ganz ohne Grün. Wie wäre es denn mal mit Gemüse<br />
als Dekoration im Restaurant-Garten anstatt von Büschen und Blumen? Vorteil: Sie sehen nicht<br />
nur hübsch aus, sondern können auch gleich in der Küche verkocht werden. Wer jetzt sagt: „Ich<br />
weiß ja gar nicht, wie und was ich anpflanzen soll?“ sollte unbedingt einen Blick in das Buch „Selbst<br />
angebaut“ von Marian Flint werfen. Darin steht, was angehende Gärtner über <strong>die</strong> Gemüsezucht<br />
wissen müssen und vor allem, es braucht dazu nicht einmal viel Platz und schicke Töpfe. Ausrangierte<br />
Obstkisten tun es auch. Zum Schluss gibt es auch noch jede Menge Rezepte – das sollte auch das<br />
Gastronomen-Herz zum Höher-schlagen bringen.<br />
Selbst angebaut<br />
Marian Flint<br />
120 Seiten, ISBN: 978-3-8419-0215-3, 14,95 Euro (D)<br />
Fotos: JISIGN/Fotolia.com, Verlag Antje Kunstmann, Edel, Oekom<br />
Slow-Wein<br />
Kai Wagner und Ulrich Steger haben in akribischer Kleinarbeit 46 Winzer in ganz Deutschland<br />
besucht, um herauszufinden, was hochwertigen Wein ausmacht und welche Rolle dabei Anbau,<br />
Verarbeitung und eigener Stil des Winzers spielen. „Avantgarde der deutschen Winzer“ ist ein<br />
Buch, das <strong>dem</strong> Leser <strong>die</strong> Philosophie des „langsamen Weins“ näherbringt. Und das sind: ein naturschonender<br />
Anbau, der sich natürlichen Gegebenheiten anpasst, ein Höchstmaß an handwerklicher<br />
Produktion sowie <strong>die</strong> Identifizierung mit der Region und der dortigen Kultur. Wagner und<br />
Steger unternehmen eine Reise durch <strong>die</strong> Welt von „Slow-Wein“, <strong>auf</strong> <strong>die</strong> sich Gastronomen begeben<br />
sollten, <strong>die</strong> ihren Gästen unverwechselbare, eigenständige Weine kredenzen wollen.<br />
Avantgarde der deutschen Winzer<br />
Kai Wagner, Ulrich Steger<br />
256 Seiten ISBN-13: 978-3-86581-427-2, 24,95 Euro<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 13
Im Gespräch mit…<br />
„Die Bio-Branche ist ein<br />
Terrain mit vielen Facetten“<br />
Sarah Wiener legt großen Wert dar<strong>auf</strong>, nicht nur<br />
<strong>die</strong> Herkunft der Lebensmittel genau zu kennen, sondern<br />
auch <strong>die</strong> Lieferanten<br />
Bio-Verfechterin, Köchin und Buchautorin Sarah Wiener weiß,<br />
dass sich <strong>die</strong> Gastronomie mit Bio-Produkten noch schwer tut<br />
Die neuesten Marktzahlen im Bio-Handel waren traumhaft: 7 Milliarden<br />
Euro Umsatz, sechs Prozent mehr Wachstum als im Vergleich zu 2011.<br />
Ganz anders im Bio-Außer-Haus-Markt. Hier beläuft sich der Anteil nach<br />
Schätzungen von Rainer Roehl, Managing Director bei a’verdis, <strong>auf</strong> etwa<br />
ein Prozent. Woran liegt das? Bio-Verfechterin und Starköchin Sarah Wiener<br />
hat im Gespräch mit Chefredakteurin Christiane Manow-Le Ruyet<br />
dar<strong>auf</strong> Antworten gegeben.<br />
» Warum scheuen so viele Gastronomen <strong>die</strong> Bio-<br />
Zertifizierung?<br />
« Gastronomen fürchten bei einer Bio-Zertifizierung den Aufwand<br />
und <strong>die</strong> Kosten, aber auch <strong>die</strong> regelmäßigen Kontrollen.<br />
Das will nicht jeder. Hinzu kommt, dass <strong>die</strong> meisten Restaurant-<br />
Besitzer in erster Linie damit beschäftigt sind, Geld zu ver<strong>die</strong>nen,<br />
denn <strong>die</strong> Gastronomie ist eines der härtesten Pflaster überhaupt.<br />
» Wie meinen Sie das?<br />
« Na, ja, sie müssen das Personal im Griff haben, für ansprechende<br />
Speisen sorgen und obendrein soll alles noch erschwinglich<br />
sein und zu<strong>dem</strong> auch noch <strong>die</strong> Gäste an sich binden.<br />
Die Bio-Zertifizierung hilft ihnen da erstmal gar nicht, dadurch<br />
läuft das Restaurant auch nicht besser.<br />
» Das klingt so, als ob Sie nicht so ganz von Bio-<br />
Produkten überzeugt sind?<br />
« Wissen Sie, ich habe eine sehr dezi<strong>die</strong>rte Meinung dazu.<br />
Fotos: Sarah Wiener GmbH<br />
14 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Im Gespräch mit…<br />
„Kaum ein Gast ist bereit,<br />
30 bis 70 Prozent mehr für<br />
Bio-Produkte zu zahlen.“<br />
Manche Bio-Produkte sind qualitativ nicht besonders gut, da<br />
ist es manchmal besser, ein qualitativ ausgezeichnetes, konventionelles<br />
Produkt zu k<strong>auf</strong>en. Das kann ich aber nur beurteilen,<br />
wenn ich den Bauern und <strong>die</strong> Herkunft des Lebensmittels kenne.<br />
Verstehen Sie mich nicht falsch, eine Bio-Zertifizierung ist wichtig,<br />
um <strong>dem</strong> Gast einen gewissen Standard <strong>auf</strong>zeigen zu können.<br />
Für uns war es deshalb klar, dass wir <strong>die</strong>sen Weg gehen. Aber:<br />
Die Bio-Branche ist ein Terrain mit vielen Facetten, in <strong>dem</strong> neben<br />
vielen weißen eben auch ein paar schwarze Schafe grasen.<br />
» Viele Gastronomen reagieren meistens erst,<br />
wenn <strong>die</strong> Gäste auch wirklich Bio-Produkte verlangen.<br />
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?<br />
« Ich mache das jetzt schon seit 25 Jahren. Bis jetzt ist es erst<br />
ein einziges Mal vorgekommen, dass Gäste explizit nach Bio<br />
gefragt haben. Kaum einer ist bereit, 30 bis 70 Prozent mehr<br />
für Bio-Produkte zu zahlen.<br />
» Werden regionale Produkte bei Gästen eher<br />
ankommen und Bio-Produkte langfristig verdrängen?<br />
« Ach, bei regionalen Produkten können<br />
sie ja noch weniger Qualitäts-Standards<br />
garantieren. Gastronomen sollten<br />
sich am besten mit ihren Lieferanten<br />
auseinandersetzen, damit sie wissen,<br />
was sie verk<strong>auf</strong>en.<br />
» Was würden Sie Gastronomen<br />
raten, wie sie sich<br />
und ihr Geschäft in Zukunft <strong>auf</strong>stellen sollen?<br />
« Das ist schwierig, da eine Empfehlung auszusprechen. Gastonomen<br />
sollen natürlich selbst entscheiden, was sie verk<strong>auf</strong>en<br />
und welche Philosophie sie mit ihrem Restaurant verfolgen. Ich<br />
halte es aber für besonders wichtig, sich <strong>die</strong> Mühe zu machen,<br />
nach geeigneten Lieferanten zu suchen. Letztendlich reicht es<br />
aber nicht, nur Bio-Produkte zu verk<strong>auf</strong>en, sondern man muss<br />
das auch leben, nur dann kann es auch in der Gastronomie<br />
funktionieren.<br />
ƒ<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 15
Schwerpunkt<br />
Genuss beginnt<br />
mit <strong>dem</strong> Auge<br />
Vor den Augen der Kunden wurde lange Zeit höchstens <strong>die</strong> Bratwurst<br />
an der Imbissbude zubereitet. Alles andere blieb Küchengeheimnis. Die<br />
Profis zauberten <strong>die</strong> tollsten Gerichte nur unter Ausschluss der Gäste.<br />
Seit den 90er Jahren wurde aber Essen dank Frontcooking immer häufiger<br />
zum Erlebnis-Event. Seit<strong>dem</strong> ist das Kochen „an der Gast-Front“ für<br />
Gastronomen ein lohnendes Geschäft – vorausgesetzt, es ist ein „Entertainer“<br />
am Werk.<br />
das sind 80 Prozent Show und 20<br />
Prozent Kochen“, sagt Bernd Trum. Er muss es<br />
„Frontcooking,<br />
wissen, denn er ist Show-Koch und Frontcooking-<br />
Experte. Jedoch heißt das nicht, dass der Koch nicht kochen<br />
können muss, allerdings muss er wissen, sich in Szene zu setzen<br />
und er muss vor allem eines: kommunizieren.<br />
Der Außer-Haus-Markt und <strong>die</strong> Ansprüche der Gäste unterliegen<br />
einem ständigen Wandel, und bei einem Blick <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />
aktuellen Top Ten der gastronomischen Betriebe wird deutlich,<br />
wo es für den Koch heute lang geht. Nicht Essen und Sattwerden<br />
sind <strong>die</strong> emen, sondern organisierter Genuss und Spaß.<br />
Wer Gäste an sich binden will, muss ihnen etwas bieten.<br />
Kochen fürs Vertrauen<br />
Etwa in den 1990er Jahren wurde damit begonnen, das Essen<br />
immer häufiger selbst zum Erlebnisbestandteil einer Veranstaltung<br />
werden zu lassen. Neben ausgefallenen Rezepturen<br />
und ideenreicher, attraktiver Präsentation wurden einzelne<br />
Gerichte mit viel Effet direkt vor den Augen der Gäste zubereitet.<br />
Der Begriff „Event-Catering“ war geboren und damit<br />
der Grundstein für eine neue Art der Bewirtung – das Frontcooking<br />
– gelegt.<br />
Heute ist das „Kochen an der Front“ auch in der modernen<br />
Systemgastronomie, den Mensen und Betriebskantinen zum<br />
festen Bestandteil des Verpflegungsangebotes geworden. Ob<br />
Fotos: Halton<br />
16 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Schwerpunkt<br />
Grillstation, Pastatheke oder Wok, der Gast hat <strong>die</strong> Wahl und<br />
kann zusehen, wie unter den wortreichen und professionellen<br />
Handgriffen des Kochs sein kulinarisches Genusserlebnis<br />
entsteht.<br />
Die Vorteile von Frontcooking sind eindeutig. Während der<br />
Zubereitung des Gerichts kann der Koch <strong>dem</strong> Gast beispielsweise<br />
etwas über <strong>die</strong> Zutaten und deren Herkun erzählen,<br />
kann von seinen Erfahrungen berichten und darüber plaudern,<br />
warum etwa bestimmte Gemüse und Kräuter besonders<br />
gut harmonieren. All das trägt zu einer positiven Stimmung<br />
bei und scha beim Gast Vertrauen – nicht nur in das, was<br />
er <strong>auf</strong> den Teller bekommt, sondern auch in den Koch und<br />
den Gastro-Betrieb.<br />
Allerdings ist auch Frontcooking keine Patentlösung für <strong>die</strong><br />
Frage: Welche Art zu kochen bringt den wirtschalichen Erfolg?<br />
Das Kochen vor den Augen der Gäste ist mit harter Arbeit<br />
und vor allem mit einer guten Mise-en-Place verbunden.<br />
Jedoch kann der Trend in der Außer-Haus-Verpflegung <strong>die</strong><br />
Richtung auch für den lokalen Gastronomen weisen. Insbesondere<br />
in der Gemeinschasverpflegung geht <strong>die</strong> Entwicklung<br />
zu immer schlankerem Service und einem überschaubaren<br />
Speisenangebot. Das schlägt sich auch in der technischen<br />
Ausstattung der kleineren Küchen nieder. Hochmodernes<br />
Equipment ermöglicht effizientes Arbeiten auch <strong>auf</strong><br />
kleinerem Raum. Dafür werden <strong>die</strong> Gasträume größer. Die<br />
frische Zubereitung des Essens vor und mit <strong>dem</strong> Gast ist und<br />
bleibt wichtigstes Element.<br />
Für <strong>die</strong> klassische lokale Gastronomie heißt es daher Mut<br />
zum Wandel, will sie <strong>die</strong> Gäste ans Haus binden. Mit Frontcooking<br />
kann es auch hier gelingen.<br />
Dank moderner Technik ist der Einsatz <strong>die</strong>ses Systems für<br />
fast jede Restaurantgröße implementierbar. Ein ultimatives<br />
Konzept gibt es auch hier nicht. Jeder Gastronom muss seine<br />
eigene Lösung finden. Sie ist in erster Linie abhängig von den<br />
finanziellen Mitteln und den baulichen und technischen Möglichkeiten<br />
sowie <strong>dem</strong> Personal. Das Investment für eine Frontcooking-Station<br />
beginnt bei etwa 25.000 Euro.<br />
Bei der Ausstattung ist es wichtig, genau hinzusehen. Und<br />
das fängt schon mit der Lüung an. Kochen in geschlossenen<br />
Räumen ist immer mit Dämpfen und Gerüchen verbunden,<br />
<strong>die</strong> das Raumklima stark beeinflussen können. Deshalb ist<br />
eine gute Be- und Entlüung der Location vorzusehen.<br />
Schließlich brauchen sowohl <strong>die</strong> Köche als auch <strong>die</strong> Gäste an<br />
der Front eine klare Sicht <strong>auf</strong> das Geschehen, damit der Effekt<br />
nicht in den Wrasen verdamp. Außer<strong>dem</strong> sollen <strong>die</strong> Gäste<br />
in angenehmer Atmosphäre speisen und anschließend das<br />
Lokal nicht eingehüllt in einer Wolke aus Essengeruch verlassen.<br />
Technik für den Erfolg<br />
Hersteller wie etwa Reven bieten leistungsstarke Buffethauben<br />
an, darunter auch eine optisch attraktive Variante aus Glas<br />
und Edelstahl. Die Designhaube ist 50 cm tief und bis zu<br />
einer Breite von 400 cm lieferbar. Zahl und Platzierung der<br />
Absaugstellen werden individuell <strong>auf</strong> Form und Länge der<br />
eke abgestimmt.<br />
Die Haube wird im Werk steckerfertig vormontiert und hat<br />
LED-beleuchtete Be<strong>die</strong>nungstasten. Ein weiteres Merkmal:<br />
Cyclon-Fettabscheider sorgen für einen sauberen und trockenen<br />
Ablukanal, damit das Fett auch bei gedrosselter Lüung<br />
nicht zurück ins Essen trop.<br />
Ein weiteres Glanzstück hinsichtlich Leistung und Optik hat<br />
auch Halton Foodservice mit <strong>dem</strong> Jet Extraction System im<br />
Programm. Es erfasst <strong>die</strong> Wrasen direkt über den Kochgeräten<br />
im Frontcooking-Bereich und erzielt dadurch eine Abluleistung<br />
von 95 Prozent. Besonders vorteilha ist das System dort,<br />
wo horizontale Querströme aureten, zum Beispiel durch<br />
Zuglu in der Nähe von Eingangsbereichen oder ähnlichem.<br />
Eine praktische wie optisch attraktive Lösung ist das „Downdraught<br />
System“. Es bietet genügend Freiraum über der Arbeitsfläche,<br />
ist selbst bei Grillrosten extrem wirkungsvoll und<br />
ein optischer Gewinn gegenüber den Lüungssystemen unter<br />
der Decke. Die integrierte Glasplatte fungiert zum einen als<br />
Hustenschutz für Gäste und Köche und kann andererseits als<br />
Servier- oder Abstellfläche genutzt werden.<br />
Die Ausstattung der Frontcooking-Geräte ist jedoch abhängig<br />
von den Speisen, <strong>die</strong> zubereitet werden sollen.<br />
Wer <strong>auf</strong> Pastagerichte setzt, <strong>die</strong> seit Jahren zu den Wachstumsstars<br />
im Außer-Haus-Geschä zählen, für den ist das Komplettkonzept<br />
„Pasta Point“ vielleicht eine Möglichkeit. Die<br />
Frontcooking-Station der Unternehmen Blanco (für <strong>die</strong> Technik)<br />
und Hilcona (für <strong>die</strong> frische Pasta-Rohware) besteht aus<br />
<strong>dem</strong> etwa 8 qm großen, modular <strong>auf</strong>gebauten, schwarzen<br />
„Blanko Cook“ und benötigt nur einen Stromanschluss. Sie<br />
ermöglicht innerhalb von Minuten <strong>die</strong> Zubereitung frischer<br />
Pastagerichte. Je nach Bedarf und Gästeauommen ist <strong>die</strong><br />
Frontcooking-Station in drei Ausstattungsvarianten (Produktionskapazität<br />
bis zu 30 Portionen/Stunde, bis 100 Portionen/<br />
Stunde, bis 180 Portionen/Stunde) erhältlich. Darüber hinaus<br />
kann sie zusätzlich mit Kühlelementen, Arbeitsflächen und<br />
einer Warmausgabe <strong>auf</strong>gerüstet werden.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 17
Schwerpunkt<br />
Die Station gibt es aber in neutralem Design und – das ist neu<br />
– mit der Ausbaumöglichkeit für vier Kochgeräte. Am häufigsten<br />
werden <strong>die</strong> Stationen jedoch mit drei Auischgeräten<br />
ausgestattet: für Pasta-, Grill- und Wok-Gerichte. Die Absaugbrücke<br />
der neuen Blanco Cook-Generation wurde zu<strong>dem</strong><br />
deutlich verkleinert und der Arbeitsplatz dadurch ergonomisch<br />
optimiert. Die Filtertechnik mit Ion-Tec-Option filtert Blaurauch<br />
und erhöht <strong>die</strong> Standzeit der Aktivkohle-Filter zirka<br />
um das Vierfache. Flammdurchschlagsichere Fettfilter der<br />
Brandschutzklasse A sorgen in der neuen Standard-Ausstattung<br />
für höchste Sicherheit.<br />
Auch Rieber ermöglicht mit der mobilen Varithek und den<br />
auswechselbaren Kochfeldern wie Ceranheizfeld, Induktionskochfeld,<br />
Creperie, Grill- oder Bratplatte das Kochen außerhalb<br />
einer Küche. Nun geht <strong>die</strong>s auch geruchfrei ab, denn durch<br />
das neue ACS-System (Air Cleaning System) wird <strong>die</strong>se ortsunabhängige<br />
Technik „stubenrein“. Das heißt, unangenehme<br />
Kochdünste, Fette, gesundheitsschädliche Dämpfe und Gerüche<br />
werden durch einen austretenden Blaslustrahl zur<br />
Seite des 90 × 72,2 × 100 Zentimeter großen Kochwagens<br />
transportiert und in den Unterbau des Gerätes abgesaugt.<br />
Dort sorgt ein Hochleistungs-Wirbelstrom-Filtersystem für<br />
bis zu 90 Prozent sauber gereinigte Lu. Das abgeschiedene<br />
Fett wird in einer Auffangwanne für <strong>die</strong> Entsorgung gesammelt.<br />
Ein Luschleier aus gefilterter und erwärmter Lu verhindert,<br />
dass verunreinigte Lu mit <strong>dem</strong> Koch- oder Grillgut<br />
in Berührung kommt.<br />
Mise-en-Place ist A und O<br />
Was nützen aber Show und erfolgreicher Abverk<strong>auf</strong>, wenn<br />
der Nachschub der Zutaten fehlt? Der Warenfluss zur Station<br />
muss schnell und un<strong>auf</strong>fällig erfolgen. Wartezeiten sind unbedingt<br />
zu vermeiden. Eine gute Vorbereitung durch das Küchenteam<br />
und <strong>die</strong> Bereitstellung der Menükomponenten just<br />
in time ist deshalb enorm wichtig.<br />
MKN empfiehlt daher der Gastronomie als Backstage-Technik<br />
eine Kombination aus <strong>dem</strong> Kombidämpfer „Hans Dampf<br />
Compact“ mit der integrierten Dampondensation „HoodIn“<br />
und Induktionskochfeldern. Mit <strong>die</strong>sem Konzept soll ein reibungsloser<br />
Abl<strong>auf</strong> von der Vorbereitung der Menükomponenten<br />
bis zum Finishing an der Front gewährleistet sein. Der<br />
Einsatz der Induktionstechnik im Frontcooking-Bereich bietet<br />
neben hoher Arbeitssicherheit auch Wirtschalichkeit, weil<br />
damit eine punktgenaue Zubereitung der Gerichte möglich<br />
ist.<br />
Convotherm setzt im Vorfeld des Frontcooking <strong>auf</strong> Cook &<br />
Chill. Produziert werden <strong>die</strong> Speisen in ruhigen Zeiten im<br />
Kombidämpfer. Das ermöglicht eine gleichmäßige Küchenauslastung.<br />
Nach der Vorproduktion werden <strong>die</strong> Menükomponenten<br />
im „Convochill“ schnellgekühlt. Dadurch bleibt alles<br />
knackig frisch und ist mehrere Tage lagerfähig. Zu Stoßzeiten<br />
müssen <strong>die</strong> vorproduzierten Speisen im Frontcooking-System<br />
nur noch regeneriert werden. Cook & Chill ermöglicht so einen<br />
optimierten Waren- und Personaleinsatz und sichert eine<br />
kontinuierliche Zubereitung der Speisen in der ersten Reihe.<br />
Auch <strong>die</strong> brandneue Domino-Line der Firma Scholl unterstützt<br />
den Koch im Frontcooking-Bereich: Das flexible Modulsystem<br />
mit integrierter Induktionstechnik sichert optimale<br />
Effizienz sowohl bei der Kühlung als auch bei der Speisenwarmhaltung.<br />
Die stufenlose und gradgenaue Temperaturregulierung<br />
von 50 bis 100 °C ist eine mögliche Ausstattungsvariante<br />
– <strong>die</strong> „Comfort-Combi-Platte“ (heiß & kalt), <strong>die</strong> getrennt<br />
von minus 5 bis plus 140 °C regelbar ist, eine weitere.<br />
Das Modul wird steckerfertig mit einer 230-V-Steckdose geliefert.<br />
Ein wichtiger Punkt für <strong>die</strong> mühelose Beweglichkeit<br />
der Domino-Line ist <strong>die</strong> Größe des Moduls. Mit einer Länge<br />
von 120 cm, einer Tiefe von 60 cm und einer Höhe von 90<br />
cm passt <strong>die</strong> mobile eke als Ergänzung in jedes Konzept.<br />
Sie kann beispielsweise entweder mit einer Wärmebrücke oder<br />
einem Hustenschutz ausgestattet und mit passenden Aufsätzen<br />
bestückt werden. Optional bietet der Hersteller Besteck- und<br />
Serviettenboxen an. Denn auch <strong>die</strong> Ausgabe von Geschirr<br />
und Besteck muss an den Stationen organisiert sein. Ein neues<br />
Geschirr, passend zum Konzept, ist enorm wichtig; es muss<br />
sich vom alltäglichen Standard absetzen und praktikabel zu<br />
den angebotenen Speisen sein. Ebenfalls müssen <strong>die</strong> Rezepturen<br />
der Speisen perfekt <strong>auf</strong> das System zugeschnitten sein.<br />
Und nicht zuletzt ist ein <strong>auf</strong> das Frontcooking ausgelegtes Hygienekonzept<br />
zwingend erforderlich.<br />
ƒ<br />
Michela Dulz<br />
Köche an <strong>die</strong> Front<br />
Nicht jeder Koch ist auch ein Front-Mann. Doch das, was<br />
Frontcooking ausmacht, lässt sich erlernen. Zum Beispiel<br />
in der Frontcooking Aca<strong>dem</strong>y von Bio-Spitzenkoch Bernd<br />
Trum. Hier gibt es weitere Infos: www.frontcookingaca<strong>dem</strong>y.de<br />
Foto: HanseMerkur<br />
18 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Schwerpunkt<br />
Frontcooking ist<br />
das i-Tüpfelchen<br />
Foto: HanseMerkur<br />
Seit 2012 wird im Mitarbeiter-Restaurant<br />
der HanseMerkur Serviceund<br />
Immobilien GmbH in Hamburg<br />
vor den Augen der Gäste gekocht<br />
– als weiteres Element zum<br />
herkömmlichen Ausgabeverfahren.<br />
Die im Free-Flow-System angebotenen<br />
Speisen an der Suppenund<br />
Salatbar sowie vier warme Gerichte<br />
sind hausgemacht. Und das<br />
kommt an.<br />
Fertigprodukte lehnt Betriebsleiter Dirk-Stephan Heyer<br />
strikt ab. „Wir setzen <strong>auf</strong> frische regionale und saisonale<br />
Produkte, <strong>die</strong> wir mit Bio-Lebensmitteln, wie Teigwaren,<br />
Cerealien, Milch und Gewürzen ergänzen.“ Der Koch<br />
hat damit schon reichlich Erfahrung gesammelt. Zu seinen<br />
beruflichen Stationen gehören unter anderem das Studentenwerk<br />
Hamburg und das Waku Waku (siehe Seite 40), ein<br />
erfolgreiches Bio-Wok-Restaurant. Sowohl der Umgang mit<br />
Bio-Produkten als auch Frontcooking-Systeme sind ihm daher<br />
bestens vertraut.<br />
„Gerade Frontcooking ist unheimlich kommunikativ“ erklärt<br />
Dirk-Stephan Heyer. „Dadurch erhält man <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
einen guten Bezug zu den Gästen <strong>auf</strong>zubauen und <strong>auf</strong> individuelle<br />
Wünsche bei der Zusammenstellung der Mahlzeit<br />
eingehen zu können. Das fördert auch das Vertrauen der Gäste<br />
in unsere Arbeit“, sagt er. Außer<strong>dem</strong> kann an <strong>die</strong>ser Stelle<br />
<strong>die</strong> Frische der Gerichte optimal präsentiert werden. Schon<br />
<strong>die</strong> Dekoration der eken weist dar<strong>auf</strong> hin, dass hier viel<br />
mit frischen Kräutern gearbeitet wird. Und <strong>die</strong> Auslage der<br />
Menübestandteile wie frisch geschnittenes Gemüse oder das<br />
verwendete Fleisch zeigen <strong>dem</strong> Gast, was ihn erwartet. Dies<br />
alles kann nur an einer Frontcooking-Station attraktiv in Szene<br />
gesetzt werden.<br />
Das „Backoffice“ muss funktionieren<br />
In <strong>dem</strong> Betriebsrestaurant an der Alster sorgen insgesamt 12<br />
Mitarbeiter dafür, dass täglich ungefähr 600 Essen zwischen<br />
11.30 Uhr und 14.00 Uhr bereit stehen. Etwa 150 bis 200 Portionen<br />
werden davon<br />
im Frontcooking-Bereich<br />
ausgegeben.<br />
„Das hängt<br />
natürlich auch davon ab, was wir dort anbieten und welche<br />
Gerichte sonst noch zur Wahl stehen“, sagt Küchenchefin<br />
Ilona Merk.<br />
Die Vorbereitung für <strong>die</strong> Frontcooking-Gerichte ist <strong>auf</strong>wendig,<br />
weil <strong>die</strong> Menü-Komponenten einzeln vorbereitet werden<br />
müssen, um sie vor <strong>dem</strong> Gast nur noch zusammenzuführen.<br />
So ist <strong>die</strong> Sauce bereits fertig, das Gemüse vorgegart und das<br />
Fleisch angebraten. Auch hinter den Kulissen ist planvolles<br />
Arbeiten wichtig, damit <strong>auf</strong> der Bühne, vor <strong>dem</strong> Gast, ein<br />
reibungsloser Abl<strong>auf</strong> gewährleistet ist. Dennoch muss jeder,<br />
der sich für das frisch zubereitete Gericht entscheidet, mit<br />
einer Wartezeit rechnen. „Und deshalb ist es wichtig“, so der<br />
Dirk-Stephan Heyer, „dass der Koch <strong>dem</strong> Gast <strong>die</strong> Wartezeit<br />
durch ein wenig Show oder small talk verkürzen kann.“<br />
Hang zum Showbiz<br />
Nicht jeder Mitarbeiter ist daher für den Job an der Frontcooking-Station<br />
geeignet. „Die Gerätehersteller bieten nur<br />
Schulungen über <strong>die</strong> Anwendung und Pflege der Gerätschaften<br />
an, <strong>die</strong> Veranlagung zum Entertainment muss da schon<br />
in den Genen liegen“, sagt der Betriebsleiter.<br />
Das bedeutet jedoch nicht, eine übertriebene Show zu bieten,<br />
sondern vielmehr einen freundlichen Service und ruhige Aktionen.<br />
Ein ständiger Blickkontakt und <strong>die</strong> korrekte fachliche<br />
Zubereitung der Speisen sind dabei <strong>die</strong> wichtigsten Kriterien.<br />
Denn auch wenn Frontcooking viel mit Show zu tun hat,<br />
müssen <strong>die</strong> Geräte beherrscht werden, insbesondere der Umgang<br />
mit <strong>dem</strong> Wok. Kochen und Kommunizieren müssen<br />
eins werden, dann ist der Erfolg gesichert.<br />
Gutes Zeitmanagement, perfekte Hygiene rund um <strong>die</strong> Station<br />
und direkt am Koch sind selbstverständlich. Vermieden werden<br />
sollte lautes Reden, unnötiger Krach mit den Gerätschaften<br />
und lustloses Abarbeiten der Speisen.<br />
„Wer sein Geschä beleben will, <strong>dem</strong> kann ich Frontcooking<br />
nur empfehlen“, sagt Dirk-Stephan Heyer. Die Investitionen<br />
sind zwar zunächst höher, aber je nach<strong>dem</strong>, wie viele Essen<br />
zubereitet werden müssen, sind bestimmte Geräte auch nicht<br />
erforderlich, weiß der Fachmann. Für bis zu 50 Essen reicht<br />
eine Frontcooking-Station mit Grill, Wok und Pasta-Modul<br />
seiner Meinung nach völlig aus.<br />
ƒ<br />
Michela Dulz<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 19
Esskultur<br />
Megatrend Grillen<br />
Der Fleischhunger ist enorm. Immer mehr Gäste wollen aber mit gutem<br />
Gewissen ins Steak beißen. Ihnen sind <strong>die</strong> Bedingungen wichtig, unter<br />
denen Tiere gehalten werden. Das wirkt sich auch <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Gastronomie<br />
aus. Wir haben uns drei Grillrestaurants genauer angeschaut und nachgefragt,<br />
was sie erfolgreich macht und wo sie zurückstecken müssen.<br />
Jeder Deutsche isst laut „Fleischatlas 2013“ in seinem Leben<br />
durchschnittlich 1094 Tiere, darunter vier Rinder, 46<br />
Schweine und rund 1000 Hühner. Gäste haben Appetit<br />
<strong>auf</strong> Fleisch – Steak- und Grillrestaurants sind beliebt. So steigerte<br />
etwa <strong>die</strong> Steakhaus-Kette Block House im vergangenen Jahr<br />
ihren Umsatz um zehn Prozent. Im Sommer 2013 geht deshalb<br />
das nächste Block House in Nürnberg an den Start.<br />
Ja, <strong>die</strong> Deutschen lieben Fleisch, aber nicht um jeden Preis.<br />
89 Prozent der Befragten einer Infratest-Stu<strong>die</strong> sagten, es sei<br />
ihnen wichtig, dass Fleisch aus artgerechter Haltung kommt.<br />
Deshalb führte der Deutsche Tierschutzbund Anfang des Jahres<br />
ein neues Tierschutzlabel für den Einzelhandel ein. Es kennzeichnet<br />
Schweine- und Hühnerfleisch, ob es tierfreundlicher<br />
als bisher produziert wurde. Aber auch in der Systemgastronomie<br />
gewinnt Tierschutz an Relevanz. Das zeigt sich bei der<br />
US-Fast-Food-Kette „Chipotle“, <strong>die</strong> im Sommer 2013 <strong>die</strong> erste<br />
deutsche Filiale in Frankfurt eröffnet. Für <strong>die</strong> mexikanischen<br />
Grillgerichte verwenden Köche ausschließlich Fleisch von Tieren,<br />
<strong>die</strong> unter natürlichen Bedingungen <strong>auf</strong> der Weide gehalten<br />
wurden. Nicht „Fast Food“ steht an erster Stelle, sondern „Food<br />
with integrity“ – „Lebensmittel mit Anstand“. Und das sollen<br />
auch <strong>die</strong> Gäste sehen, wenn sie <strong>die</strong> Porträts der Farmer, <strong>die</strong><br />
Fotos: LeonART/Fotolia.com, squarelogo/Fotolia.com, Die Kuh, <strong>die</strong> lacht GmbH, Block House<br />
20 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Esskultur<br />
das Fleisch liefern, <strong>auf</strong> der Website anklicken. Eine Zertifizierung<br />
dagegen gibt es nicht.<br />
Alten Mief <strong>auf</strong>räumen<br />
Bodo Wanjura, Geschäftsführer der Burger-Restaurantkette „Die<br />
Kuh, <strong>die</strong> lacht“ setzt ebenfalls <strong>auf</strong> Transparenz. 2007 hat er,<br />
gemeinsam mit den beiden Inhabern der japanischen Nudelrestaurantkette<br />
„MoschMosch“, <strong>die</strong> erste Filiale in Frankfurt eröffnet.<br />
Drei Jahre später folgte <strong>die</strong> zweite ein paar Straßenecken<br />
weiter. „Wir wollen mit <strong>dem</strong> Mief <strong>auf</strong>räumen, der herkömmlichen<br />
Burger-Ketten anhängt“, sagt Wanjura. Ziel des ehemaligen<br />
Bankers: ein Speiseangebot kreieren, das durch Transparenz<br />
überzeugt und beide Geschlechter anspricht. „<strong>Frauen</strong><br />
ernähren sich bewusster und selektieren sehr viel stärker, wohin<br />
sie zum Essen gehen. Bei uns können sie Burger mit gutem Gewissen<br />
essen.“ Das Fleisch bezieht Wanjura von drei Landwirten<br />
aus der Region, <strong>die</strong> er persönlich kennt.<br />
Das ist auch wichtig, denn etwa eine Tonne Hackfleisch landet<br />
pro Monat in „Die Kuh, <strong>die</strong> lacht“ zwischen den Brötchenhälften.<br />
Für Bio-zertifiziertes Fleisch zahlt Wanjura durchschnittlich<br />
30 Prozent mehr. Deshalb hat er nach Landwirten aus der Region<br />
gesucht, <strong>die</strong> ihre Tiere artgerecht halten. Die Rinder leben<br />
in Muttertierhaltung <strong>auf</strong> der Weide und werden direkt <strong>auf</strong> den<br />
Höfen geschlachtet. Wer wissen will, woher das Fleisch<br />
kommt, braucht bei Wanjura nur nachfragen.<br />
Der klassische Burger für 6,50 Euro ist bei Wanjura Programm,<br />
doch er bietet auch fleischlose und vegane Alternativen an.<br />
Der Wareneinsatz ist dann zwar ein bisschen geringer als<br />
beim klassischen Burger, aber <strong>die</strong> Personalkosten für <strong>die</strong> Zubereitung<br />
sind höher. Von <strong>dem</strong> vegetarischen Angebot profitiert<br />
Wanjura nur, weil er dadurch eine größere Zielgruppe, vor<br />
allem <strong>Frauen</strong>, ansprechen kann. Laut Wanjura entscheiden<br />
sich etwa 12 Prozent seiner Gäste für fleischlose Gerichte.<br />
Metzger-Freundschaft<br />
Im Gegensatz zu Wanjura bietet Harald Zimmermann in seinem<br />
Grillrestaurant „Hunger & Durst“ in Nürnberg nicht nur<br />
günstiges Hackfleisch, sondern auch teure Filetstücke vom „Boeuf<br />
de Hohenlohe“ an. „In den ersten Monaten habe ich kaum<br />
Gewinn gemacht, obwohl ich das Fleisch bei meinem Metzger<br />
fast zum Eink<strong>auf</strong>spreis bekommen habe. Mit den niedrigen<br />
Preisen haben wir in der ersten Zeit Werbung für uns gemacht“,<br />
sagt Zimmermann. Für nur 14,50 Euro verk<strong>auf</strong>te er das 300-<br />
Gramm Rumsteak. Sein Dumping-Konzept ging <strong>auf</strong>. Immer<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 21
Esskultur<br />
mehr Gäste kamen regelmäßig und fanden keinen Platz mehr,<br />
so dass er vor eineinhalb Jahren ein neues Restaurant bezog.<br />
Nun hat er 40 Sitzplätze, doch mit 18,50 Euro für das 300-<br />
Gramm Steak ist der Preis noch immer sehr niedrig kalkuliert.<br />
Zimmermann spart an anderen Ecken. Die Miete in Nürnberg<br />
und seine Personalkosten sind relativ gering. „Ich habe hier<br />
eine One-Man-Show“, sagt er stolz. Gemeinsam mit einer Küchenhilfe<br />
steht Zimmermann jeden Tag selbst in der Küche.<br />
Und er profitiert auch weiterhin von den günstigen Konditionen,<br />
<strong>die</strong> ihm ein befreundeter Metzger einräumt. Das Fleisch kommt<br />
von der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall,<br />
deren Tiere artgerecht <strong>auf</strong>wachsen. Zimmermann kompensiert<br />
Kosten dafür durch den Umsatz für Getränke, der bei rund 40<br />
Prozent liegt. „Das ist es, was <strong>die</strong> Leute wollen: zu moderaten<br />
Preisen gut und ausreichend essen und trinken“, sagt er. Die<br />
Flasche Wein kostet zwischen 25 und 35 Euro. Eine Auswahl<br />
von 40 Rebensäften, darunter zwei aus biologischem Anbau<br />
stehen <strong>auf</strong> der Karte. Mit <strong>die</strong>sem Konzept konnte Zimmermann<br />
viele Stammkunden gewinnen. Er hat zu<strong>dem</strong> das Glück, dass<br />
ihn ortsansässige Unternehmen wie Siemens und Adidas empfehlen<br />
– eine Speisekarte mit günstigen Mittagsgerichten gibt<br />
es deshalb auch.<br />
Merguez statt Filet<br />
Bei Björn Luchterhand dagegen, Inhaber von Bio-Catering<br />
Luchterhand in Stuttgart, sind Grill-Events eher <strong>die</strong> Ausnahme.<br />
Der Großteil seiner Kunden legt keinen Wert <strong>auf</strong> riesige Fleischportionen,<br />
sondern <strong>auf</strong> nachhaltigen Genuss.<br />
Luchterhand verwendet deshalb ausschließlich Zutaten aus biologischer<br />
Erzeugung. Das Fleisch bezieht er bei Bioland-zertifizierten<br />
Höfen. Die Wareneinsatzkosten für Fleisch sind etwa<br />
1,5-mal höher als für vegetarische Lebensmittel.<br />
Deshalb kommen bei Grill-Events anstelle von Edelteilen hauptsächlich<br />
Bratwürste wie Merguez, scharf gewürzte Hackfleisch-<br />
Bratwurst aus Lammfleisch, <strong>auf</strong> den Rost. Aber genau das ist<br />
es, weswegen <strong>die</strong> Gäste zu ihm kommen.<br />
„Es ist eine Frage der Weltanschauung. Wem nachhaltige Ernährung<br />
am Herzen liegt, der achtet nicht nur <strong>auf</strong> biologisch<br />
erzeugte Lebensmittel, sondern isst auch weniger Fleisch“, sagt<br />
Luchterhand. Doch es braucht einen langen Atem, sich einen<br />
ernährungsbewussten Kundenstamm <strong>auf</strong>zubauen.<br />
Luchterhand hat viel Arbeit ins Marketing gesteckt. 1000 Werbeflyer<br />
legte er Abo-Gemüsekisten von Bio-Bauern bei, im Internet<br />
wirbt er in Foren und ein eigenes Netzwerk hat er ebenfalls<br />
<strong>auf</strong>gebaut. Das entstand bereits vor sieben Jahren, bevor<br />
sich der ehemalige Küchenchef eines Bio-Cateringunternehmens<br />
2012 selbständig machte.<br />
Es geht um <strong>die</strong> Wurst<br />
Gastronomen, <strong>die</strong> vom Trend Grillen profitieren wollen, bauen<br />
sich am besten ein eigenes Lieferanten-Netzwerk <strong>auf</strong>, bei denen<br />
sie artgerecht erzeugtes Fleisch beziehen können. Lieferanten<br />
aus der Region bieten sich da an, oftmals haben sie<br />
aber keine Bio-Zertifizierung, wodurch das Fleisch günstiger<br />
ist als zertifiziertes. Dann heißt es erst einmal kalkulieren, ob<br />
nicht auch das vegetarische Angebot ausgebaut werden muss.<br />
Und schließlich: <strong>die</strong> Gäste informieren. Nur so können sie verstehen,<br />
was hinter der Fleischproduktion steht und dass <strong>die</strong>s<br />
mit Dumping-Preisen nicht erreicht werden kann. Je besser der<br />
Gast informiert ist, desto eher ist er bereit, für Qualität zu zahlen.<br />
ƒ<br />
Anja Schuchardt<br />
22 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Esskultur<br />
Haubenkoch trifft<br />
Weltmeister<br />
Sein Lieblingsgericht ist Butterbrot mit Schnittlauch –<br />
das ist vielleicht der Grund, warum sich Sternekoch<br />
Adi Bittermann für sein Kochbuch „Grillen mit Adi &<br />
Adi“ auch Rezepte mit Gemüse, Brote und Snacks ausgedacht<br />
hat. Typische Grillgerichte mit Fleisch, Fisch<br />
und süße Dessertkreationen sind natürlich mit dabei<br />
– Co-Autor ist schließlich Fleischer und Grillweltmeister<br />
Adi Matzek. Wir stellen ausgefallene Rezeptideen,<br />
<strong>die</strong> sich beispielsweise fürs Flying Buffet eignen, aus<br />
<strong>dem</strong> Kochbuch vor. Biersommelier<br />
Heinz Kühnlein empfiehlt dazu <strong>die</strong><br />
passenden Malzgetränke.<br />
Grillen mit<br />
Adi & Adi,<br />
Adi Bittermann/Adi Matzek,<br />
208 Seiten,<br />
ISBN: 987-3854316046,<br />
19,99 Euro (D)<br />
Fotos: 2013 „Grillen mit Adi & Adi“ Pichler Verlag/ Herbert Lehmann, Neumarkter Lammsbräu<br />
Bier-Aperitif<br />
2 cl Aperol in ein 0,3-Liter-Glas geben und<br />
mit Pils <strong>auf</strong>gießen. Der Aperol sorgt für ein<br />
rötlich leuchtendes Getränk mit ebenfalls<br />
leicht rot gefärbter Schaumkrone.<br />
Bier-Cocktail<br />
Eine halbe Limette achteln, 3 bis 4 Minzeblätter,<br />
ein Teelöffel Holunderblütensirup und 4 bis<br />
5 Eiswürfel mit Weißbier <strong>auf</strong>gießen, Strohhalm<br />
rein, umrühren.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 23
Esskultur<br />
Wolfsbarschring mit<br />
Zucchinigemüse<br />
Zutaten (für vier Personen):<br />
4 Wolfsbarschfilets<br />
2 Zucchini<br />
¼ rote Paprika<br />
¼ gelbe Paprika<br />
½ rote Zwiebel<br />
2 cl Balsamico-Essig<br />
1 Schweinsnetz<br />
Zubereitung:<br />
Wolfsbarschfilets zuschneiden, aus den Zucchini vier<br />
zirka 6 bis 7 cm hohe Zylinder schneiden. An der Außenseite<br />
der Zucchini in Zentimeterabständen <strong>die</strong> Haut<br />
abschälen. Innenseite der Zylinder von oben mit Parisienne-Ausstecher<br />
aushöhlen. Die ausgestochene Zucchinimasse,<br />
Zwiebel und Paprika würfeln. Gemüse<br />
anschwitzen, würzen und mit Balsamicoessig ablöschen.<br />
Fischfilets um Zucchinizylinder wickeln,<br />
mit Zahnstocher fixieren, das Schweinsnetz darüber<br />
geben, damit <strong>die</strong> Filets nicht austrocknen.<br />
Gemüse in <strong>die</strong> Türmchen füllen und zirka 15<br />
Minuten bei 170 °C grillen.<br />
Pils<br />
Bierempfehlung:<br />
Die Bittere bei Pilsbieren aktiviert <strong>die</strong> Magensäfte<br />
und das Hungergefühl steigt. Pils<br />
passt somit ideal zu Vorspeisen und harmonisiert<br />
bei <strong>die</strong>ser Speiseauswahl mit <strong>dem</strong><br />
Geschmack von Zucchini und Wolfsbarsch.<br />
Zehn Regeln zur Bierauswahl:<br />
Regel 1: Man beginnt immer mit <strong>dem</strong> trockensten Bier und endet mit <strong>dem</strong> süßesten!<br />
Regel 2: Man beginnt immer mit <strong>dem</strong> mildesten Bier und endet mit <strong>dem</strong> aromatischsten!<br />
Regel 3: Man beginnt immer mit <strong>dem</strong> alkoholärmsten Bier und endet mit <strong>dem</strong> alkoholstärksten!<br />
Regel 4: Je kälter und kohlensäurehaltiger das Bier, desto leichter und milder wird es empfunden!<br />
Regel 5: Helles Bier zu hellen Gerichten!<br />
Regel 6: Je würziger <strong>die</strong> Speise, desto bitterer und kohlensäurehaltiger das Bier!<br />
Regel 7: Je schwerer <strong>die</strong> Speise, desto leichter und milder das Bier!<br />
Regel 8: Zu sehr süßen Nachspeisen oder Desserts empfehlen sich herbe Biertypen!<br />
Regel 9: Fehlen Säurelieferanten (Früchte, säuerliche Saucen) wirken säuerliche Biere ausgleichend!<br />
Regel 10: Je schwerer <strong>die</strong> Süßspeise, desto leichter das begleitende Bier!<br />
24 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Esskultur<br />
Birne mit Käse und Blätterteig<br />
Zutaten (für vier Personen):<br />
4 reife, süße Birnen<br />
4 Stück Camembert à 50 g<br />
200 g Blätterteig<br />
1 Ei<br />
Birnenschnaps und brauner Zucker<br />
Zubereitung:<br />
Birnen halbieren, Kerne entfernen, mit Schnaps und<br />
braunem Zucker marinieren, Camembertstücke halbieren<br />
und <strong>auf</strong> Birnenhälften legen. Den Blätterteig<br />
rund (Durchmesser zirka 8 cm) ausstechen, 4 bis<br />
5mal einschneiden, <strong>auf</strong> Birne mit Käse legen und<br />
<strong>auf</strong> heißem Grill zugedeckt indirekt 14 bis 18 Minuten<br />
bei 180 °C grillen.<br />
Schwarzes Weißbier oder<br />
Limonade Birne Hopfen<br />
Bierempfehlung:<br />
Das Röstaroma von dunklem Weißbier<br />
passt hervorragend zum Weißschimmelkäse.<br />
Die fruchtigen Geschmacksnoten<br />
des obergärigen Bieres harmonisieren<br />
optimal mit der Süße der Birne.<br />
Als alkoholfreie Variante schmeckt<br />
beispielsweise auch <strong>die</strong> Limonade „now Birne<br />
Hopfen“ aus mil<strong>dem</strong> Birnensaft, Naturdoldenhopfen,<br />
Zitronensaft und Kräuterextrakten.<br />
In etwa 30 Bio-Brauereien in Deutschland<br />
wird Bier aus ökologischen Zutaten<br />
gebraut. Die meisten Brauereien haben<br />
allerdings einen kleinen Lieferradius.<br />
Zu den größten Brauereien, <strong>die</strong> auch im<br />
Naturkosthandel vertreten sind, zählen<br />
Neumarkter Lammsbräu, Riedenburger<br />
und Pinkus Müller. Eine kleine Übersicht:<br />
Neumarkter Lammsbräu:<br />
www.lammsbraeu.de<br />
Brauerei Riedenburger:<br />
www.riedenburger.de<br />
Brauhaus Pinkus Müller:<br />
www.pinkus-mueller.de<br />
Weißbräu Unertl:<br />
www.brauerei-unertl.de<br />
Braumanufaktur Forsthaus Templin:<br />
www.braumanufaktur.de<br />
Binger Lamm Bräu:<br />
www.biobier.com<br />
Alsfelder Brauerei:<br />
www.alsfelder.de<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 25
Esskultur<br />
Gerollter Rieddeckel mit<br />
Ananas-Polenta<br />
Zutaten (für vier Personen):<br />
1 Rieddeckel (oberes Schulterteil vom Rind),<br />
zirka 1,5 bis 2,5 kg<br />
Für <strong>die</strong> Glausur:<br />
500 ml Cola<br />
4 EL Kirschmarmelade<br />
6 zerdrückte Knoblauchzehen<br />
50 ml Balsamico-Essig<br />
100 ml Sojasauce<br />
Chili<br />
Für <strong>die</strong> Polenta:<br />
1 l Milch<br />
300 g Polenta<br />
50 g Butter<br />
200 g feingehackte Ananaswürfel<br />
Salz, Muskatnuss<br />
Zubereitung::<br />
Rieddeckel außen von Sehnen und Flachsen befreien,<br />
mit <strong>dem</strong> Rub großzügig einreiben, in Klarsichtfolie<br />
über Nacht ziehen lassen. Für <strong>die</strong> Glasur <strong>die</strong><br />
Zutaten gut vermischen, kurz <strong>auf</strong>kochen und fein sieben.<br />
Für <strong>die</strong> Polenta Milch, Salz und Muskatnuss <strong>auf</strong>kochen,<br />
Polenta in <strong>die</strong> kochende Milch einrieseln lassen und gut<br />
einrühren. So lange kochen, bis sich <strong>die</strong> Masse vom Boden<br />
löst und <strong>die</strong> Polenta weich ist. Feingehackte und<br />
ausgedrückte Ananasstücke unter <strong>die</strong> heiße Polenta rühren,<br />
<strong>auf</strong> einem Backblech zirka 1 bis 1,5 cm dick <strong>auf</strong>streichen<br />
und erkalten lassen. Marinierten Rieddeckel zusammenbinden<br />
oder mit Holzspießen zusammenstecken.<br />
Bei 150 °C am vorgeheizten Grill <strong>auf</strong>legen, indirekt <strong>auf</strong><br />
eine Kerntemperatur von zirka 58 °C grillen und stündlich<br />
mit der Glasur rundherum bestreichen. Danach in Alufolie<br />
einschlagen und zirka 1 Stunde rasten lassen. Die Grillzeit<br />
beträgt bei einem 2 kg schweren Rieddeckel zirka<br />
2,5 Stunden. Die kalte Polenta in Rechtecke schneiden<br />
und am Grill zirka 20 bis 25 Minuten bei 180 °C fertiggrillen.<br />
Memphis Style Pulled Pork Rub<br />
für à-la-Minute-Gerichte vom Rind:<br />
2 EL edelsüßes Paprikapulver<br />
1 EL Salz<br />
1 EL Zwiebelpulver<br />
1 EL schwarzer Pfeffer<br />
1 TL Cayennepfeffer<br />
Weißbier oder Dinkelbier<br />
Bierempfehlung:<br />
Die fruchtige Weißbiernote unterstützt <strong>die</strong><br />
Fruchtaromen der Ananas in der Polenta.<br />
Wer kräftige Geschmacksnoten bevorzugt,<br />
für den eignet sich beispielsweise Dinkelbier.<br />
26 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Esskultur<br />
Lammfleischknödel<br />
im Tortilla-Chip<br />
Zutaten (für vier Personen):<br />
500 g faschierte Lammschulter<br />
1 Zwiebel<br />
1 TL gemahlener Ingwer<br />
½ TL scharfes Paprikapulver<br />
1 TL Kurkuma<br />
Salz, Pfeffer<br />
2 EL Olivenöl<br />
30 g frischgehacktes Basilikum<br />
3 EL Semmelbrösel<br />
1 Ei<br />
Zubereitung:<br />
Alle Zutaten vermengen, kleine Bällchen formen,<br />
bei 160 °C zirka 20 bis 25 Minuten indirekt grillen,<br />
danach in Barbecue-Sauce eintauchen und<br />
in zerbröselten Tortilla-Chips wälzen. Auf kleine<br />
Spieße <strong>auf</strong>stecken und als Finger-Food servieren.<br />
Tipp: Auf größere Spieße kann man bis zu drei<br />
Knödel <strong>auf</strong>stecken (abwechselnd mit Gemüsestücken)<br />
und <strong>auf</strong> Couscous angerichtet als Hauptspeise<br />
servieren.<br />
Barbecue-Soße::<br />
500 ml passierte Tomaten<br />
250 ml Tomatenmark<br />
125 g feingehackte Zwiebeln<br />
2 EL brauner Zucker<br />
2 EL Essig<br />
6 EL Olivenöl<br />
6 Knoblauchzehen<br />
1 EL Worcestersauce<br />
1 TL Senfpulver<br />
1 TL gemahlener Cayenne- oder<br />
schwarzer Pfeffer<br />
Dunkelbier<br />
Bierempfehlung:<br />
Die Röstnoten von dunkel gedarrtem<br />
Malz unterstreichen den würzigen Geschmack<br />
des Lammfleisches und das<br />
rauchige Aroma der Barbecue-Soße.<br />
Zubereitung:<br />
Zwiebelwürfel mit Knoblauch in Olivenöl glasig dünsten, mit<br />
den restlichen Zutaten vermengen, würzen, zirka 20 Minuten<br />
köcheln lassen und dann abkühlen.<br />
Weitere Rezepte finden Sie <strong>auf</strong> http://www.<strong>die</strong>-biokueche.de/aktuelles-heft/rezepte.html<br />
<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 27
Esskultur<br />
Wenn<br />
Cowboys<br />
grillen…<br />
… legen sie Fleisch meist direkt<br />
über das Feuer. Das sagt zumindest,<br />
mit einem Augenzwinkern,<br />
Gerhardt Schmidt, Berater für Grillgeräte<br />
in der Gastronomie und<br />
Gründer der „Grillfactory“ in Norddeutschland.<br />
Wenn Profiköche grillen,<br />
sieht das anders aus. Erfahren<br />
Sie, welche Geräte sich dafür am<br />
besten eignen.<br />
Schlichtes Design, genügend Grillfläche und nicht weniger<br />
als 2000 Euro – laut Gerhardt Schmidt von Grillfactory<br />
sollte ein Grill <strong>die</strong>se Kriterien erfüllen, um gastronomietauglich<br />
zu sein. Wird oft draußen gegrillt, lohnt es sich, in hochwertige<br />
Geräte aus Edelstahl zu investieren. Da das Material<br />
verhindert, dass sich Flugrost ansetzt. Außer<strong>dem</strong> gilt: je weniger<br />
Schubladen, Griffe und Schnickschnack, desto einfacher <strong>die</strong><br />
Reinigung. Die Grillfläche sollte mindestens 0,7 m² haben. Das<br />
reicht, um bis zu 30 Gäste mit Grillgut zu versorgen.<br />
In der Gastronomie sind vor allem Gasgrills verbreitet, <strong>die</strong> oftmals<br />
auch mit Infrarot-Grillflächen ausgestattet sind. Denn <strong>die</strong><br />
keramische Oberfläche kann von 600 bis 1000 Grad erhitzt<br />
werden. Praktisch, um Fleisch kurz anzubraten und dann <strong>auf</strong><br />
niedriger Temperatur weiterzugaren.<br />
Ab in den Ofen<br />
Mit Holzpelletts befeuerte Grills sorgen für eine rauchige Geschmacksnote.<br />
Sie funktionieren wie moderne Backöfen und<br />
können von 80 bis 370 Grad erhitzt werden. Die Pellets gibt<br />
es in verschiedenen Sorten – von mil<strong>dem</strong> Räuchergeschmack<br />
bis hin zu fruchtigen Geschmacksnuancen wie Kirsche oder<br />
Ahorn. www.holzpelletgrill.de/memphis-grills/<br />
Memphis hat mit „Elite“ auch Geräte<br />
für <strong>die</strong> Gastronomie im Angebot<br />
Fotos: Memphis, Smoky Fun, Monolith Grill, Brennwagen, Hajatec, caraman/Fotolia.com<br />
28 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Esskultur<br />
Brennwagen produziert in Deutschland<br />
und bietet am Ende der Grill-Saison<br />
Wartung und ein Winterquartier für <strong>die</strong><br />
Grills an<br />
Barbecue-Smoker<br />
für Grillevents<br />
stellt beispielsweise<br />
Smoky Fun her,<br />
auch Sonderanfertigungen<br />
für <strong>die</strong><br />
Gastronomie sind<br />
möglich<br />
Hajatec hat spezielle<br />
Indoor-Grill-Geräte<br />
entwickelt, <strong>die</strong> starke<br />
Rauchentwicklung<br />
vermeiden<br />
„Buen provecho!“<br />
Zu klassischen Gasgrills gehören auch<br />
Plancha-Grillplatten. Planchas kommen<br />
ursprünglich aus Spanien. Auf den gusseisernen<br />
Platten lassen sich Speisen bei<br />
einer Temperatur von bis zu 350 Grad<br />
grillen – vom Fisch bis zum Omelett oder<br />
Steak. Vorteil: Sie sind leicht zu reinigen.<br />
Auf <strong>die</strong> noch warme Platte wird Wasser<br />
gegossen und <strong>die</strong> Essensreste gegebenenfalls<br />
mit einem Spatel abgeschabt.<br />
Es geht ums Ganze<br />
Köche, <strong>die</strong> große Fleischteile, wie etwa<br />
Ochsenkeule, Ribs oder Wildschwein<br />
im Ganzen zubereiten, können „Smoker“<br />
verwenden. Das Fleisch wird dann<br />
nicht gegrillt, sondern bei 80 bis 120<br />
Grad schonend gegart. Dadurch bekommt<br />
es ein intensives rauchiges Aroma.<br />
Smoker eignen sich vor allem für<br />
große Events, da sich <strong>die</strong> zeitintensive<br />
Zubereitung nicht für einzelne Gerichte<br />
lohnt und schwierig zu terminieren ist.<br />
www.smokyfun.eu<br />
Indoor-Grillen<br />
Wer auch in seiner Küche mit Holzkohle<br />
grillen möchte, kann bei Hajatec fündig<br />
werden. Das Unternehmen hat einen<br />
speziellen Grillrost entwickelt, mit <strong>dem</strong><br />
starke Rauchentwicklung verhindert wird.<br />
Er besteht aus zwei Teilen, <strong>die</strong> sich verschieben<br />
lassen. Dadurch werden Fett<br />
und Fleischsaft <strong>auf</strong>gefangen, ohne in <strong>die</strong><br />
Glut zu tropfen. www.hajatec.de<br />
Design-Stücke für<br />
Grillsportfans<br />
Florian Wagner, Inhaber von „Brennwagen“,<br />
hat schon Rennwagen für <strong>die</strong> Formel<br />
1 konstruiert. Kein Wunder also,<br />
dass seine Luxusgrills dicke Gummi-Reifen<br />
haben und durchaus geländetauglich<br />
wären. Das 18-köpfige Ingenieursteam<br />
konstruiert, schweißt und montiert<br />
in einer Manufaktur in Köln <strong>die</strong> Grillsport-<br />
Wagen. Die Crew fertigt auch nach individuellen<br />
Wünschen der Gastronomen.<br />
Mehr über das Unternehmen unter<br />
www.<strong>die</strong>-biokueche.de in der Rubrik<br />
„Gastronomie hautnah“. ƒ<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 29
Marktblick<br />
Bio-Milch:<br />
Regionalität ist Trumpf<br />
Bio-Milchprodukte aus der Region treffen den<br />
Nerv des Verbrauchers und sorgen gleichzeitig<br />
für das Überleben vieler kleiner Milchbauern.<br />
Auch wer als Großverbraucher nachhaltige<br />
Milchprodukte sucht, findet <strong>die</strong>se bei den speziellen<br />
Gastro-Linien der Bio-Molkereien.<br />
Früher hatte fast jede Region ihre<br />
eigene Molkerei, in der <strong>die</strong> Milch<br />
aus den umliegenden Höfen verarbeitet<br />
wurde. Heute gibt es in Deutschland<br />
nur noch rund 100 Molkereien, darunter<br />
eine Reihe von Großbetrieben,<br />
<strong>die</strong> riesige Milchmengen weltweit vermarkten.<br />
Doch langsam entwickelt sich<br />
ein Gegentrend. Grund: Verbraucher<br />
wollen wissen, woher ihre Milch<br />
stammt. Und es gibt auch einige Molkereien,<br />
<strong>die</strong> hauptsächlich <strong>die</strong> Milch von<br />
Höfen aus ihrer Region verarbeiten. Ein<br />
Beispiel dafür ist <strong>die</strong> Gläserne Molkerei<br />
mit ihren beiden Molkereistandorten in<br />
Dechow in Mecklenburg und in Münchehofe<br />
in Brandenburg. Die Milch<br />
stammt überwiegend von Bio-Höfen,<br />
<strong>die</strong> in der Nähe angesiedelt sind.<br />
„Diese Regionalität spielt auch für Großabnehmer<br />
eine immer stärkere Rolle“,<br />
sagt eresa Dühn von der Gläsernen<br />
Molkerei. In Münchehofe liegt der<br />
Spreewald um <strong>die</strong> Ecke. Dort haben sich<br />
einige Gastronomen <strong>auf</strong> regionale Küche<br />
spezialisiert, <strong>die</strong> deshalb ihre Bio-Milch<br />
direkt im Hofladen k<strong>auf</strong>en. Das Bewusstsein<br />
für regionale Produkte steigt<br />
laut eresa Dühn aber nicht nur bei<br />
Gastronomiebetrieben mit regionalem<br />
Speiseangebot, sondern auch bei Verpflegungseinrichtungen<br />
wie Kantinen<br />
oder Mensen.<br />
Transparenz statt anonymer Massenproduktion<br />
– dar<strong>auf</strong> setzen Bio-Molkereien<br />
wie zum Beispiel <strong>die</strong> Upländer Bauernmolkerei<br />
in Hessen. Die Molkerei veröffentlicht<br />
namentlich alle Bio-Höfe, von<br />
denen sie <strong>die</strong> Milch bezieht, <strong>auf</strong> einer<br />
Übersichtskarte, <strong>die</strong> stets aktualisiert<br />
wird. Auch <strong>die</strong> Bio-Molkerei Söbbecke<br />
stellt ihre Milchbauern <strong>auf</strong> einer Karte<br />
mit Namen und Ort vor, einige Landwirte<br />
haben eigene Webseiten, so kann<br />
man mehr über den jeweiligen Betrieb<br />
erfahren.<br />
Milchproduktion in der<br />
Gläsernen Molkerei<br />
Kurze Wege bei der Milch<br />
Gerade in der Gastronomie steht Bio bei<br />
Gästen zunehmend im Wettbewerb mit<br />
anderen Nachhaltigkeitsthemen wie beispielsweise<br />
regionale Produkte. „Manchen<br />
reicht <strong>die</strong> Nennung von regionalen<br />
Bezugsquellen oder konkreten Erzeugerbetrieben.<br />
Dies spricht <strong>die</strong> emotionale<br />
Ebene, <strong>die</strong> beim Essengehen wichtiger<br />
ist als beim Lebensmitteleink<strong>auf</strong>,<br />
in der Regel stärker an als der Hinweis<br />
‚aus ökologischer Erzeugung‘ oder ‚unser<br />
Bio-Menü‘“, sagt Rainer Röhl vom<br />
Beratungsunternehmen a’verdis.<br />
Ganz kurze Wege haben <strong>die</strong> Molkereiprodukte,<br />
<strong>die</strong> Bio-Spitzenkoch Andreas<br />
Weihmann, Küchenleiter in der Weinstube<br />
der Domäne Mechthildshausen,<br />
einsetzt – sie stammen zu fast 100 Prozent<br />
aus der hofeigenen Molkerei. Lediglich<br />
Sahne wird bei erhöhtem Bedarf<br />
über einen regionalen Bio-Großhändler<br />
bezogen. Die Domäne Mechtildshausen<br />
ist ein Bioland-Betrieb mit verschiedenen<br />
Standorten sowie einem Gästehaus,<br />
Restaurants und Cafés.<br />
„Bio-Molkereiprodukte schonen <strong>die</strong><br />
Umwelt, Mensch und Tier. Keine synthetischen<br />
Dünger beim Futteranbau,<br />
keine Herbizide oder Pestizide, keine<br />
Leistungsförderer für <strong>die</strong> Milchkühe“,<br />
fasst Andreas Weihmann <strong>die</strong> Vorteile<br />
zusammen. Außer<strong>dem</strong> sei <strong>die</strong> Milch von<br />
der Domäne durch <strong>die</strong> kurzen Wege im<br />
besten Sinne ein nachhaltiges Produkt,<br />
Fotos: Gläserne Molkerei, Milchwerke Berchtesgadener Land, Okea/Fotolia.com<br />
30 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Marktblick<br />
Milch- und Molkereiprodukte sorgen regelmäßig<br />
für <strong>die</strong> größten Wachstumsimpulse<br />
im Bio-Segment<br />
<strong>die</strong> Abendmilch stehe schon am nächsten<br />
Morgen in der Flasche zum Verk<strong>auf</strong>.<br />
„Die schonende Produktion schmeckt<br />
man auch im Glas oder <strong>auf</strong> der Scheibe<br />
Brot“, sagt der Bio-Koch. Eine Besonderheit<br />
von frischer Bio-Milch ist eben<br />
auch, dass der Geschmack ja nach Jahreszeit,<br />
Tierrasse und Futterangebot variieren<br />
kann.<br />
Fütterung beeinflusst<br />
Inhaltsstoffe<br />
Tatsächlich hat das Futterangebot auch<br />
Auswirkungen <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Inhaltsstoffe der<br />
Milch. So fanden englische Forscher heraus,<br />
dass Bio-Milch mehr ungesättigte<br />
Fettsäuren (zum Beispiel Omega-3-Fettsäuren)<br />
enthalten als konventionelle<br />
Milch. Omega-3-Fettsäuren schützen<br />
Herz und Gefäße, in<strong>dem</strong> <strong>die</strong> Blutfette<br />
und <strong>die</strong> Triglyzeridwerte reduziert werden.<br />
Auch der Anteil der konjugierten<br />
Linolsäuren (CLA) war in der Bio-Milch<br />
erhöht, sie gelten als natürlicher Schutz<br />
vor Krebserkrankungen und sollen zur<br />
Stärkung des Immunsystems beitragen.<br />
Diese Unterschiede bei den Inhaltsstoffen<br />
führten <strong>die</strong> Forscher <strong>auf</strong> <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />
Fütterungsbedingungen<br />
zurück. Bei der Freilandfütterung setzen<br />
sich in Abwesenheit von Stickstoffdünger<br />
<strong>auf</strong> den Weiden anscheinend bestimmte<br />
Kleesorten durch, <strong>die</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />
spezielle Zusammensetzung der Milch<br />
Einfluss nehmen.<br />
Auch eine Stu<strong>die</strong> der Universität Kassel<br />
und Greenpeace zeigte: Je mehr Gras<br />
und Grünfutter <strong>die</strong> Kühe bekommen,<br />
desto höher ist der Anteil der Omega-<br />
3-Fettsäuren nicht nur in der Milch, sondern<br />
auch in verarbeiteten Produkten<br />
wie Butter oder Joghurt.<br />
Auch in Sachen Öko-Bilanz schneiden<br />
Bio-Milchprodukte besser ab. Milch hat<br />
zwar grundsätzlich nicht <strong>die</strong> beste Klimabilanz,<br />
schließlich stoßen auch Bio-<br />
Herden große Mengen klimaschädliches<br />
Methan aus. „Ihr Futter wurde jedoch<br />
ökologisch erzeugt – und kein Regenwald<br />
musste weichen, um Soja-Krafutter<br />
anzubauen“, so <strong>die</strong> Bewertung von<br />
Greenpeace.<br />
Bio-Molkerei-Produkte für<br />
<strong>die</strong> Gastronomie<br />
Milch- und Molkereiprodukte sorgen<br />
regelmäßig für <strong>die</strong> größten Wachstumsimpulse<br />
im Bio-Segment, so lag <strong>die</strong> Umsatzentwicklung<br />
im Jahr 2011 bei plus<br />
zehn Prozent.<br />
Eine Reihe von Molkereien haben Bio-<br />
Produkte speziell für <strong>die</strong> Gastronomie<br />
im Programm. Seit 2008 bietet beispielsweise<br />
<strong>die</strong> Molkerei Berchtesgadener<br />
Land Produkte wie Bio-Alpenmilch,<br />
Bio-Speisequark, Bio-Joghurt sowie Bio-<br />
Schlagrahm in 5-kg-Eimern an. Die<br />
Milch stammt von Demeter- und Naturland-Höfen,<br />
<strong>die</strong> ihren Sitz entlang der<br />
Alpenkette haben, <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Herkunsgarantie<br />
wird großen Wert gelegt.<br />
Ein breites Sortiment an Bio-Mopro-Artikeln<br />
für <strong>die</strong> GV findet man bei der Bio-<br />
Gastro-Linie von Söbbecke. Die Bio-<br />
Molkerei hat ihren Sitz im Münsterland.<br />
Großküchen, Hotels, Schulen und Catering-Firmen<br />
werden zum Beispiel Bio-<br />
H-Vollmilch oder Bio-H-fettarme-<br />
Milch in der 10-Liter-Bag-in-Box mit<br />
einer Restl<strong>auf</strong>zeit von 43 Tagen angeboten.<br />
Im gleichen Gebinde steht auch Bio-<br />
Buttermilch zur Verfügung. Hinzu<br />
kommt Bio-Schlagsahne im 5-Liter-Eimer,<br />
Naturjoghurt im 5-kg-Eimer oder<br />
Bio-Gouda als 3-kg-Laibe im Karton.<br />
In einer Genossenscha geführt und dadurch<br />
in der Hand der Landwirte ist <strong>die</strong><br />
Bio-Molkerei Schrozberg in Baden-<br />
Württemberg, <strong>die</strong> nach eigenen Angaben<br />
das größte Demeter-Sortiment <strong>auf</strong><br />
<strong>dem</strong> Markt bietet. Eine Besonderheit ist,<br />
dass hier alle Milchkühe ihre Hörner<br />
tragen dürfen, während ansonsten laut<br />
Schrozberg bei rund 70 Prozent der Bio-<br />
Kühe <strong>die</strong> Hörner entfernt werden. „Das<br />
gehört für uns zum Respekt vor <strong>dem</strong><br />
Tier und zu einer wesensgemäßen Haltung.<br />
Wir glauben auch, dass sich <strong>die</strong><br />
Unversehrtheit der Kühe <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Bekömmlichkeit<br />
und Qualität der Milch<br />
auswirkt – auch wenn es hierfür noch<br />
keine klinischen Stu<strong>die</strong>n gibt, <strong>die</strong> das<br />
letztendlich beweisen“, heißt es bei der<br />
Bio-Molkerei. Zum Sortiment für Großverbraucher<br />
gehören unter anderem<br />
Frischmilch im 5-Liter- und 10-Liter-<br />
Eimer, Schwedenmilch im 5-Liter-Eimer<br />
sowie Vollmilchjoghurt im 5- oder 10-<br />
kg-Gebinde.<br />
Ebenfalls von Bio-Milchbauern selbst<br />
geführt wird <strong>die</strong> Upländer Bauernmolkerei<br />
in Hessen. Hier wird für Großverbraucher<br />
zum Beispiel angeboten: Bioland-Vollmilch<br />
im 10-Liter-Schlauchbeutel,<br />
Bioland-Schlagsahne im 5-kg-<br />
Eimer sowie Schmand, Sauerrahm und<br />
Creme fraiche im 5-kg-Eimer.<br />
Rund 600 verbandszertifizierte Bio-<br />
Milchlieferanten liefern Milch an <strong>die</strong><br />
Andechser Molkerei Scheitz in Oberbayern,<br />
<strong>die</strong> folgende Mopro-Produkte<br />
in Großgebinden anbietet: Bio-Rollenbutter<br />
als 2,3-kg-Paket, Bio-Frischkäse<br />
im 2,5-kg-Eimer sowie Bio-Topfen im<br />
5-kg-Eimer.<br />
In Brandenburg ansässig ist das Ökodorf<br />
Brodowin, ein Demeter-Betrieb mit angeschlossener<br />
Schau-Molkerei. Für<br />
Großverbraucher gibt es Demeter-Vollmilch<br />
im 10-Liter-Eimer, außer<strong>dem</strong><br />
Speise- und Magerquark im 5-kg-Eimer,<br />
Buttermilch im 10-Liter-Eimer und<br />
Vollmilch-Joghurt ebenfalls im 10-Liter-Gebinde.<br />
Auch bei der Gläsernen Molkerei in<br />
Münchehofe (Brandenburg) können Besucher<br />
Einblicke in <strong>die</strong> Produktion der<br />
Bio-Milchprodukte gewinnen. Für<br />
Großverbraucher sind folgende Mopro-<br />
Produkte im Sortiment: Bio-Vollmilch<br />
und fettarme Bio-Milch im 10-Liter-Eimer,<br />
Mager- und Sahnequark, Schlagsahne<br />
und Bio-Joghurt im 5- bzw. 10-<br />
kg-Eimer sowie Bio-Butter im 10- bzw.<br />
25-kg-Block.<br />
ƒ<br />
Alexandra Höß<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 31
Marktblick<br />
Schätze aus Fernost<br />
Sie schmecken würzig nach Senf oder kohlartig mild, eignen sich als<br />
Beigabe in Suppen oder werden kurz in der Pfanne gegart. Die Rede ist<br />
von kleinen Salat-Blättchen, deren Heimat in Asien liegt. Gewürze aus<br />
<strong>die</strong>sem Teil der Erde sind in der Gastronomie sehr beliebt, Salate aus<br />
Fernost dagegen stehen selten <strong>auf</strong> der Speisekarte. Dabei bieten sie<br />
eine interessante Geschmacksmischung, <strong>die</strong> Gastronomen für ausgefallene<br />
Kreationen nutzen können. Hans-Jürgen Sickler, Inhaber des vegetarischen<br />
Restaurants „red – <strong>die</strong> grüne Küche“, zeigt, wie Asia-Salatblätter<br />
zubereitet werden können.<br />
Asia-Salat ist ein Mix verschiedener Blattsorten. Meist<br />
werden vier bis fünf Arten gemischt. Zu den bekanntesten<br />
zählen Mizuna, Namenia (siehe Rübstiel <strong>auf</strong><br />
Seite 39), Red Giant, Tatsoi, Pak Choi und Blattsenf. Hans-<br />
Jürgen Sickler empfiehlt, den Salat nur mit ausgewählten Zutaten<br />
zu servieren. So bleibt der intensive Eigengeschmack<br />
der Blätter erhalten. Beispielsweise sollte <strong>auf</strong> kräftiges Aroma,<br />
wie beispielsweise im Speck, verzichtet werden.<br />
Sickler hat für <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> vier Rezepturen entwickelt: darunter<br />
eine Mischung aus Asia-Salatblättern und eine Kreation aus<br />
Blattsenf „Frizzy Joe“, „Tatsoi“ und „Pak Choi“. Letzterer ist ein<br />
Verwandter des Chinakohls, schmeckt aber deutlich milder.<br />
Kräftiger im Geschmack ist <strong>die</strong> Sorte Blattsenf „Frizzy Joe“,<br />
<strong>die</strong> ein scharfes, rettichartiges Aroma hat. Die<br />
Mengenangaben in den Rezepturen sind<br />
<strong>auf</strong> vier Personen ausgelegt.<br />
Fotos: Joachim Opelka/Fotolia.com, RoyStudio/Fotolia.com<br />
Asiasalat mit Erdbeeren in<br />
Orangen-Ingwer-Dressing<br />
Zutaten:<br />
350 g gemischte junge Asia-Blattsalate<br />
(Mizuna, Red Giant, Tatsoi, Pak Choi, Blattsenf)<br />
250 g frische Erdbeeren<br />
50 ml Orangensaft<br />
50 ml Rapskernöl<br />
5 g Senf<br />
25 ml Zitronensaft<br />
35 g Agavendicksaft<br />
Salz<br />
Pfeffer schwarz, grob gemahlen<br />
1 kleine gekochte, mehlige Kartoffel<br />
Zubereitung:<br />
Asia-Salat waschen und abtropfen lassen.<br />
Erdbeeren putzen und halbieren. Aus den<br />
restlichen Zutaten ein Dressing <strong>auf</strong>schlagen<br />
und abschmecken. Alternativ kann das Dressing<br />
mit einer kleinen Kartoffel auch im Mixer<br />
<strong>auf</strong>geschlagen werden. Asia-Salat mit <strong>dem</strong><br />
Orangendressing anmachen und anrichten.<br />
Erdbeeren über den Salat verteilen.<br />
Tatsoi<br />
32 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Japanese<br />
Grens<br />
Marktblick<br />
Neue Kartoffeln mit „Japanese<br />
Greens“ und Sesamöl<br />
Zutaten:<br />
250 g junger Asia-Blattsalate „Japanese Greens“<br />
1 kg Neue Kartoffeln gekocht (Pellkartoffeln)<br />
100 g Schmand, gewürzt mit Salz und Pfeffer<br />
kalt gepresstes Sesamöl<br />
Zitronensaft<br />
Salz<br />
Agavendicksaft<br />
Zubereitung:<br />
Japanese Green mit Sesamöl, Zitronensaft,<br />
Salz und Agavendicksaft zu einem Salat anmachen.<br />
Gekochte Kartoffeln der Länge nach<br />
einschneiden, <strong>auf</strong>klappen und den Salat in<br />
<strong>die</strong> Kartoffeln geben. Mit gewürztem<br />
Schmand und einigen Japanese Green Blättchen<br />
garnieren.<br />
Suppe von Blattsenf<br />
„Frizzy Joe“<br />
Zutaten:<br />
300 g junger Asia-Blattsenf „Frizzy Joe“<br />
750 ml frisch gekochter Gemüsesud (Karotte, Lauch, Fenchel, Sellerie)<br />
150 ml trockener Weißwein<br />
200 ml Sahne<br />
50 g Zwiebel<br />
30 ml Rapskernöl<br />
20 g Agavendicksaft<br />
Kürbiskerne<br />
Salz<br />
Pfeffer<br />
Frizzy<br />
Joe<br />
Zubereitung:<br />
Zum Binden der Suppe können Kartoffeln, Reismehl oder Polenta verwendet<br />
werden. Frischen Gemüsesud herstellen, Zwiebel würfeln und in Rapsöl glasig<br />
dünsten, mit Weißwein ablöschen und etwas reduzieren. Kleingeschnittenen<br />
Blattsenf zugeben und mit Gemüsesud <strong>auf</strong>gießen, Sahne zugeben und <strong>die</strong><br />
Suppe <strong>auf</strong>kochen. Mit entsprechender Binde-Zutat abbinden, abschmecken<br />
und schaumig mixen. Suppe anrichten und mit „Frizzy Joe“ - Blättchen und Kürbiskernen<br />
garnieren.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 33
Marktblick<br />
Süßkartoffel-Curry<br />
mit Tatsoi und Pak Choi<br />
Zutaten:<br />
600 g Süßkartoffeln<br />
250 g junger Asia Tatsoi und Pak Choi<br />
200 ml Kokosmilch<br />
3 Stück Frühlingszwiebeln<br />
50 ml Erdnussöl<br />
1 Stück Chilischote<br />
3 Tl Kurkuma gemahlen<br />
Kreuzkümmel gemahlen<br />
Koriander gemahlen<br />
Salz<br />
etwas Agavendicksaft<br />
Zubereitung<br />
Süßkartoffeln schälen und in Scheiben<br />
schneiden. Die jungen Tatsoi- und Pak Choi-<br />
Blätter waschen. Chilischote halbieren, entkernen und in Streifen<br />
schneiden. Zwiebeln in schräge Stücke schneiden. Erdnussöl<br />
erhitzen, Zwiebelstücke und Chilistreifen kurz andünsten, Süßkartoffelscheiben<br />
zugeben und anbraten. Kurkuma zugeben, mit<br />
Kokosmilch ablöschen, Süßkartoffeln gar dünsten. Curry mit Salz,<br />
Kreuzkümmel, Koriander und eventuell noch etwas Kurkuma kräftig<br />
abschmecken. Nochmals <strong>auf</strong>kochen und den Tatsoi und Pak<br />
Choi unterheben und ebenfalls nochmals <strong>auf</strong>kochen. Anrichten<br />
und mit Tatsoi-Blättchen garnieren.<br />
Wo ein Salatherz schlägt<br />
Wenn es Salat-Experten gibt, ist Hans-Jürgen Sickler sicherlich<br />
einer von ihnen: 24 Salatvariationen bereitet<br />
der Hobbygärtner täglich für das Buffet in seinem vegetarischen<br />
Restaurant „red – <strong>die</strong> grüne Küche“ zu, davon zwei<br />
bis drei Blattsalate. Auf Fleischersatzprodukte, mit Ausnahmen<br />
von Tofu, verzichtet er vollkommen. Dass <strong>die</strong> Zutaten zu 100<br />
Prozent aus biologischem Anbau kommen, erfährt der Gast<br />
am Rande. „Viele Gäste bei uns sind keine Vegetarier. Sie<br />
kommen in erster Linie nicht aus Überzeugung für <strong>die</strong> fleischfreie<br />
Küche, sondern weil es ihnen schmeckt“, sagt Sickler.<br />
300 bis 400 Gäste kehren mittags wie abends bei ihm ein<br />
oder nehmen Gerichte mit.<br />
„Nach der Eröffnung vor drei Jahren hatten wir zunächst Anl<strong>auf</strong>schwierigkeiten,<br />
aber inzwischen hat sich unser Angebot<br />
herumgesprochen.“ Dabei profitiert der Veggi-Koch von der<br />
zentralen Lage des Restaurants und der Nähe zum Alnatura-Bioladen.<br />
Im „Red“ gibt es keinen à la Carte-Service,<br />
sondern ein Buffet mit Salaten und warmen Speisen, an<br />
<strong>dem</strong> sich Gäste selbst be<strong>die</strong>nen. Gezahlt wird fürs Gewicht.<br />
Die niedrigen Wareneinsatzkosten von rund 24 Prozent erzielt<br />
Sickler, weil er ausschließlich saisonales Gemüse und<br />
Obst verwendet. Im Winter gibt es beispielsweise keine Tomaten,<br />
im Frühjahr und Sommer keine Äpfel.<br />
Asia-Salat<br />
Asia-Salat ist mit einem Durchschnittspreis von<br />
acht bis neun Euro pro Kilogramm sechsmal so<br />
teuer wie herkömmliche Blattsalate. Das Gemüse<br />
kann über Großhändler bezogen werden. Von besseren<br />
Konditionen können Gastronomen profitieren,<br />
wenn sie Asia-Salat direkt beim Landwirt eink<strong>auf</strong>en.<br />
Dann haben sie auch <strong>die</strong> Chance, nur einzelne Sorten<br />
zu beziehen. Mögliche Bezugsquellen:<br />
Die „heckerei“<br />
Bioland Gärtnerei Hecker<br />
Estinger Str. 14<br />
82140 Olching<br />
www.hecker-olching.de<br />
Roy`s Naturkost<br />
Großmarkt<br />
Leyher Straße 107<br />
90431 Nürnberg<br />
www.roys-naturkost.de<br />
Terra Naturkost Handels KG<br />
Gradestr. 92<br />
12347 Berlin<br />
www.terra-natur.com<br />
34 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Regionales<br />
Natürlich gewachsen<br />
Fast klingt es wie ein modernes Märchen. Da gibt es den Küchenchef<br />
eines Dorint-Hotels in Bad Brückenau in der Nähe von Fulda, der innerhalb<br />
der Hotel-Ketten-Konventionen sein eigenes Süppchen braut und<br />
damit nicht nur sich und seinen Mitarbeitern etwas Gutes tut, sondern<br />
auch seinen Lieferanten. Um das umzusetzen, braucht es nicht nur einen<br />
Vorreiter mit viel Engagement, sondern jemanden, der andere begeistern<br />
kann. Thomas König ist so einer.<br />
Fotos: Vitaly Krivosheev/Fotolia.com, Dorint Resort & Spa Bad Brückenau<br />
aus der Rhön nach traditioneller<br />
Metzgerkunst“ heißt es wie selbstverständlich <strong>auf</strong><br />
„Bio-Rinder-Steaks Speisekarte im Restaurant „Rhönliebe“ im<br />
Dorint-Hotel, Bad Brückenau. Der interessierte Gast erfährt<br />
auch, dass das Fleisch im eigenen Kühlhaus am Knochen rei,<br />
im sogenannten dry-aged-Verfahren. Dazu werden Edelschimmelkulturen<br />
in das naturbelassene Fleisch einmassiert.<br />
In sechs Wochen Ruhe und Reifung entwickelt es seinen unverwechselbaren<br />
Geschmack. 550g Porterhouse-Steak kosten<br />
43 Euro. Was der Gast aus der Speisekarte jedoch nicht erfährt,<br />
ist <strong>die</strong> Geschichte, <strong>die</strong> dahinter steckt, wie es überhaupt zu<br />
Bio-Lebensmitteln und dry-aged-Beef im Dorint-Hotel in<br />
Bad Brückenau kam.<br />
Auslöser Umweltinitiative<br />
Als 2008 <strong>die</strong> Dorint-Hotel-Kette eine Umweltinitiative mit<br />
Schulungen für <strong>die</strong> Mitarbeiter startete, nahm das Küchenchef<br />
omas König zum Anlass, <strong>auf</strong>zulisten, wie viele Produkte<br />
aus ökologischem Anbau bereits in seinen Restaurant-Küchen<br />
verwendet wurden. „Es war relativ viel“, sagt König. Vor allem<br />
das Frühstücksbüffet wurde mit Bio-Zutaten bestückt. Dass<br />
ihm dabei schnell der Gedanke an eine Bio-Zertifizierung<br />
kam, verwundert nicht. Jedoch musste er sich an <strong>die</strong> Vorgabe<br />
des Hotel-Managements halten, <strong>die</strong> da lautete: 80 Prozent der<br />
benötigten Lebensmittel sollten bei gelisteten Lieferanten bestellt<br />
werden und nur 20 Prozent bei nichtgelisteten, beispielsweise<br />
Anbietern aus der Region. Zwar bot einer der Hauptlieferanten,<br />
das Euro Frische Team, eine große Palette an Produkten<br />
an, König war das aber nicht genug. Er machte sich<br />
also <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Suche nach Prozenten aus der Region – der Rhön.<br />
Fündig wurde er schnell. „Das Hauptproblem war jedoch <strong>die</strong><br />
Verfügbarkeit der Produkte und letztendlich, dass <strong>die</strong> Lieferanten<br />
bei uns nicht gelistet waren“, erklärt König.<br />
Um <strong>die</strong> Lebensmittel, von deren Qualität König überzeugt ist,<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 35
Regionales<br />
Rind Bio<br />
Stück Gewicht Preis/Kg Preis/Kg (20%) Endpreis<br />
KOSTENRECHNUNG<br />
Rind ganz LG 576 4,20 € 2.419,20 €<br />
Kleinfleischknochen 79,1 1,25 € 1,50 € 118,65 €<br />
Rindermarkknochen 34,4 1,25 € 1,50 € 51,60 €<br />
Waden 29,6 5,50 € 6,60 € 195,36 €<br />
Dicker Bug 20,1 6,20 € 7,44 € 149,54 €<br />
Oberschale / Deckel 26,1 7,90 € 9,48 € 247,43 €<br />
Unterschale 19 6,70 € 8,04 € 152,76 €<br />
Hüfte 11,7 6,70 € 8,04 € 94,07 €<br />
Tafelspitz 13,5 7,20 € 8,64 € 116,64 €<br />
Brust 18,5 5,70 € 6,84 € 126,54 €<br />
Schwanz / Herz / Niere 4 2,90 € 3,48 € 13,92 €<br />
Leber 16 2,60 € 3,12 € 49,92 €<br />
Roastbeef 57 9,90 € 11,88 € 677,16 €<br />
Filet 8,4 26,90 € 32,28 € 271,15 €<br />
Nuss 15,6 6,70 € 8,04 € 125,42 €<br />
Frankfurter Würstchen 57 5,40 € 6,48 € 369,36 €<br />
Rolle 11 6,70 € 8,04 € 88,44 €<br />
Hals / Hochrück 15,6 12,50 € 15,00 € 234,00 €<br />
Falsche Lende / Sch<strong>auf</strong>elbug 36,8 5,80 € 6,96 € 256,13 €<br />
Gulasch 26,3 5,90 € 7,08 € 186,20 €<br />
Fleisch R3 59 4,50 € 5,40 € 318,60 €<br />
558,7<br />
Schwein Bio<br />
Gesamt Rind 3.524,30 €<br />
Stück Gewicht Preis/Kg Endpreis<br />
Schwein ganz 198,8 2,95 € 586,46 €<br />
Filet 2,4 9,40 € 22,56 €<br />
Rücken 31,7 8,90 € 282,13 €<br />
Luftgetrockneter Nacken 12,5 19,90 € 99,50 € –40%<br />
Luftgetrockneter Schinken 25 32,60 € 244,50 € –30%<br />
Gekochter Schinken 17 14,50 € 246,50 €<br />
Schoppenwurst 35 8,68 € 303,80 €<br />
Leberwurst 18 8,68 € 156,24 €<br />
Blutwurst 19 8,68 € 164,92 €<br />
Aufschnittwurst 0 – € – €<br />
Salami Rad 0 – € – € –25%<br />
Kleinfleischknochen 18,9 0,50 € 9,45 €<br />
Kochsalami 37,5 9,50 € 356,25 €<br />
– €<br />
Akribisch genau haben Küchenchef König,<br />
Metzger König und Landwirt Weber 2008<br />
<strong>die</strong> einzelnen Fleischteile des Rinds berechnet<br />
Gesamt Schwein 1.885,85 €<br />
Gesamt 5.410,15 €<br />
36 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
omas König (Mitte) hat gut lachen. Lebensmittel<br />
aus der Region sind im Dorint-<br />
Hotel Bad Brückenau eine Selbstverständlichkeit.<br />
für <strong>die</strong> Restaurants im Dorint-Hotel Bad<br />
Brückenau zugänglich zu machen, überzeugt<br />
er <strong>die</strong> Betriebe, sich bei der bundesweiten<br />
Verrechnungsstelle der Dorint-Hotels listen<br />
zu lassen. Ein Vorteil für beide Seiten: König<br />
konnte nun Produkte aus der Region k<strong>auf</strong>en,<br />
ohne <strong>die</strong> Quote von 20 Prozent nicht-gelisteter<br />
Partnerunternehmen zu überschreiten.<br />
Für <strong>die</strong> Lieferanten taten sich neue Absatzquellen<br />
<strong>auf</strong>.<br />
Seit 2009 bestehen im Dorint-Hotel Bad<br />
Brückenau 30 Prozent der Lebensmittel aus<br />
Bio-Produkten – amtlich besiegelt. „Vor allem<br />
im Frühstücksbereich und bei Menükomponenten<br />
setzen wir <strong>auf</strong> Bio-Zutaten“,<br />
sagt König. Im gleichen Jahr wurde der umtriebige<br />
Küchenchef auch Gründungsmitglied<br />
der Dachmarke Rhön.<br />
Die Rhöner Coppa aus Schweinenacken entsteht<br />
nach einem Hausrezept<br />
Regionales<br />
Minutiöse Planung<br />
Kurze Zeit später sprach Landwirt Ludwig<br />
Weber vom Steffeshof aus Unterleichtersbach<br />
in der Rhön König an, ob er nicht Rinder<br />
bei ihm k<strong>auf</strong>en wolle. Der Landwirt, der seinen<br />
Betrieb nach Demeter-Richtlinien betreibt<br />
und zertifiziert ist, war <strong>auf</strong> der Suche<br />
nach neuen Absatzquellen. Grund: Weber<br />
erzielte vor allem mit <strong>dem</strong> Verk<strong>auf</strong> der Rinder<br />
nicht mehr genug Gewinn.<br />
König handelte auch <strong>die</strong>ses Mal entschlossen<br />
und wandte sich an seinen Metzger, Richard<br />
Kleinhenz, der in der Region Rhön bereits<br />
seit 20 Jahren seine Metzgerei und einige Filialen<br />
betreibt. Um feststellen zu können,<br />
welche Fleisch- und Wurstprodukte aus den<br />
verschiedenen Fleischteilen produziert werden<br />
können, haben König, Weber, Kleinhenz<br />
zusammen mit Helfern und zwei Köchen<br />
ein Rind, zwei Lämmer sowie zwei Schweine<br />
vom Biohof Ditmar May in Junkershausen<br />
minutiös zerlegt und dann überlegt, welche<br />
Fleischwaren daraus gefertigt werden können.<br />
„Wir haben uns Vieles einfallen lassen“, sagt<br />
König. So entsteht beispielsweise aus Schweinenacken<br />
„Rhöner Coppa“ nach einem<br />
Hausrezept. Besonders wichtig war aber <strong>die</strong><br />
genaue Kalkulation der einzelnen Fleischstücke.<br />
Denn schließlich sollten nicht nur<br />
Gastronom und Metzger davon profitieren,<br />
sondern auch der Landwirt – der etwa einen<br />
Euro pro Kilo Rindfleisch mehr ver<strong>die</strong>nen<br />
musste, um kein Verlustgeschä zu machen.<br />
All das wurde bei der Berechnung berücksichtigt.<br />
So lag letztendlich der Eink<strong>auf</strong>spreis<br />
für ein Rind mit einem Gewicht von 576 Kilogramm<br />
bei 2.420 Euro, der Verk<strong>auf</strong>spreis<br />
für alle Fleischteile zusammengerechnet bei<br />
3.525 Euro. Für das Schwein bekam Landwirt<br />
Weber 586 Euro. Der Verk<strong>auf</strong>spreis für<br />
alle Fleischteile beläu sich <strong>auf</strong> 1.885 Euro.<br />
„Nach<strong>dem</strong> wir alles genau kalkuliert hatten,<br />
haben wir festgestellt, dass wir pro Kilogramm<br />
Bio-Rindfleisch etwa 30 Cent mehr<br />
bezahlen mussten als für ein Tier aus konventioneller<br />
Haltung“, stellt König fest. „Aber<br />
das war für uns machbar.“ Die Kosten für<br />
den Wareneinsatz liegen bei etwa 30 Prozent.<br />
Allerdings brachte <strong>die</strong> Aktion ein Problem<br />
ans Tageslicht. „Die Fleischqualität war nicht<br />
so, wie wir uns das wünschten“, erinnert sich<br />
der Küchenchef. Das Fleisch ist laut König<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 37<br />
Hintergrund: Eky Chan/iStockphoto, piart/iStockphoto<br />
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Regionales<br />
Auf <strong>die</strong> Qualität kommt es Küchenchef König an – auch beim<br />
Brot backen<br />
besonderes zart, wenn <strong>die</strong> Tiere im Alter von 12 bis 15 Monaten<br />
geschlachtet werden. Die Rinder vom Steffeshof waren<br />
jedoch zwei bis drei Jahre alt.<br />
Wieder haben sich König, Kleinhenz und Weber zusammengesetzt<br />
und besprochen, was zu tun sei. „Eigentlich misstraut<br />
ja der Koch <strong>dem</strong> Metzger und umgekehrt, aber man muss sich<br />
austauschen und eben diskutieren“, weiß König. Und genau<br />
das haben <strong>die</strong> drei getan. Mit <strong>dem</strong> Ergebnis: Die Herde wurde<br />
verjüngt, bekam ein anderes Futter und mit der Mast wurde<br />
zu einem anderen Zeitpunkt begonnen.<br />
Was sich einfach anhört, bedeutete jedoch für Landwirt Weber<br />
einen großen Aufwand, denn <strong>die</strong> alte Herde musste erst geschlachtet<br />
werden, um nach und nach junge Tiere heranzuziehen.<br />
„Das war sehr <strong>auf</strong>wändig und hat etwa ein Jahr gedauert,<br />
bis <strong>die</strong> ganze Herde umgestellt war“, sagt König. Seit<br />
Anfang 2012 aber ist der Küchenchef mit der Qualität des<br />
Fleisches zufrieden. Seit<strong>dem</strong> hat sich auch das Team – Küchenchef,<br />
Metzger und Landwirt – gut eingespielt. Es herrscht<br />
ein reger Austausch in kommunikativer Atmosphäre.<br />
Krönung dry-aged-beef<br />
Und wieder ergriff König <strong>die</strong> Initiative, als er Metzger Kleinhenz<br />
von dry-aged-beef erzählte. „Mehr brauchte ich gar nicht<br />
machen, schon am Nachmittag rief er mich an“, berichtet König.<br />
Kleinhenz sagte: „Du, ich habe zwei Kühlzellen gekau.“<br />
Natürlich wusste er, dass er dry-aged-beef nicht zusammen<br />
mit anderen Fleischwaren reifen lassen konnte, da sich an der<br />
Fleischaußenseite Schimmel befindet und sich <strong>die</strong>ser <strong>auf</strong><br />
Fleisch ohne Schimmel festsetzen könnte. Dry-aged-beef muss<br />
in separaten Räumen reifen.<br />
Die Kühlzellen ließ Kleinhenz in seinen Privat-Carport einbauen<br />
und eine Hygieneschleuse einrichten – <strong>die</strong> ersten Versuche<br />
mit <strong>dem</strong> am Knochen gereien Rindfleisch konnten<br />
beginnen. Anfangs jedoch ohne Erfolg, der Schimmel wollte<br />
einfach nicht an der Oberfläche haen. Die beiden Tüler<br />
hatten alles versucht, <strong>dem</strong> Fleisch sogar einen Strumpf angezogen,<br />
<strong>die</strong> Schimmelhersteller gewechselt, bis König <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />
Idee kam, Coppa mit ins Kühlhaus zu hängen. Das war entscheidend<br />
für den Erfolg mit dry-aged-beef. Der Schimmel,<br />
den sie inzwischen von Wiberg beziehen, blieb haen. Seit<br />
Seit Juli vergangenen Jahres gibt es im Restaurant „Rhönliebe“<br />
dry-aged-beef<br />
Juli vergangenen Jahres steht nun dry-aged-beef <strong>auf</strong> der Speisekarte<br />
des Restaurants „Rhönliebe“. Auf einem Lavasteingrill<br />
wird es gebraten und schließlich nach einer kurzen Ruhepause<br />
<strong>auf</strong> einer 50 Grad heißen Schiefertafel serviert. „Das kommt<br />
bei den Gästen wirklich gut an“, freut sich König, der sich<br />
somit ein gut funktionierendes Lieferanten-Netzwerk <strong>auf</strong>gebaut<br />
hat – eben natürlich gewachsen.<br />
ƒ<br />
Hotel Dorint, Bad Brückenau<br />
Das Vier-Sterne-Superior-Hotel Dorint Resort & Spa Bad<br />
Brückenau bietet Übernachtungsmöglichkeiten mit 156<br />
Zimmern im Spa-Flügel und im klassischen Parkhotel an.<br />
Exklusiv können <strong>die</strong> Villa Widder und das „Schloss für alle<br />
Fälle“ Fürstenhof gebucht werden: Das Parkhotel in der<br />
Mitte des Parks verfügt über Zimmer und Suiten im Jugendstilambiente,<br />
der benachbarte Fürstenhof ist ein exklusives<br />
Refugium der Ruhe mit Bibliothek und Kaminzimmer und<br />
<strong>die</strong> romantische Jugendstilvilla Widder steht für höchste<br />
Individualität mit großräumigen Zimmern und Suiten. Moderne<br />
Tagungsräume mit gehobener Ausstattung gehören<br />
ebenso zum Dorint Resort & Spa wie romantische Festsäle<br />
für unvergessliche Events, Bankette und Privatfeiern. Abgerundet<br />
wird der Aufenthalt von der gehobenen Fränkischen<br />
Küche, <strong>die</strong> Chefkoch Thomas König und sein Team<br />
täglich frisch zubereiten, zu<strong>dem</strong> ist <strong>die</strong> Küche produktbezogen<br />
biozertifiziert. Im aktuellen Relax Guide wurde das<br />
Dorint Resort & Spa Bad Brückenau mit zwei Lilien und<br />
16 Punkten bewertet.<br />
Die Neue Dorint GmbH mit Sitz in Köln betreibt mit der<br />
Marke Dorint Hotels & Resorts europaweit 40 Häuser.<br />
Rund 3.000 Mitarbeiter in Deutschland, Österreich, in<br />
der Schweiz, in Tschechien und Spanien leben eine herzliche<br />
und natürliche Gastlichkeit. Dorint Hotels & Resorts<br />
gehört zu den führenden Hotelketten <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> deutschen<br />
Markt.<br />
www.dorint.com<br />
38 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Regionales<br />
Rübstiel – nicht nur<br />
deftig ein Genuss<br />
Foto: Magic Garden Seeds<br />
Über Jahrzehnte war Rübstiel (auch<br />
Stielmus genannt) aus den Gärten<br />
und Küchen verschwunden, als<br />
einheimische Gemüsesorte erlebt<br />
es aber derzeit vor allem in der regionalen<br />
Küche ein Comeback.<br />
Rübstiel ist ein typisches Frühjahrsgemüse und kann schon<br />
ab Ende April – noch vor <strong>dem</strong> Spinat – geerntet werden.<br />
Botanisch gehört es zu den Kohlgewächsen und war früher<br />
vor allem in Nordrhein-Westfalen und in den Niederlanden sehr<br />
bekannt. Bis in <strong>die</strong> 70er Jahre fand man es häufig im Ruhrgebiet<br />
in den Gemüsegärten der Bergleute. Aus <strong>die</strong>ser Region stammen<br />
eine Reihe von eher deftigen Rezepten, bei denen das säuerlich<br />
schmeckende Stängelgewächs als Begleiter zu geräucherten<br />
Fleischwaren oder im Eintopf zum Einsatz kommt.<br />
Bei Rübstiel handelt es sich – wie der Name schon sagt – um<br />
<strong>die</strong> Stiele der weißen Rübe. Es wird jedoch nicht <strong>die</strong> Rübe an<br />
sich geerntet und ursprünglich fanden auch nicht <strong>die</strong> eher harten<br />
Blätter den Weg in den Kochtopf, sondern nur <strong>die</strong> Blattstiele.<br />
Dafür wird <strong>die</strong> Rübe so dicht gesät, dass sie lange Blattstiele<br />
bildet und <strong>die</strong> Rüben klein bleiben. Je mehr Sonne <strong>die</strong> Pflanze<br />
abbekommen hat, desto kräftiger und pikanter ist ihr Aroma.<br />
Heute gibt es neue Rübstiel-Sorten wie Namenia (Seite 32), <strong>die</strong><br />
keine Rüben bilden, sondern kräftige Schöpfe mit zahlreichen<br />
Stielen und zarten Blättern. Der Geschmack ist eher mild. Bei<br />
<strong>die</strong>sen Sorten können <strong>die</strong> Blätter – je nach Rezept – mitverwendet<br />
werden. Einige Gärtnereien bauen auch den exotischen Mizuna-Rübstiel<br />
an, ein ostasiatisches Salatgewächs, das unseren<br />
heimischen Sorten im Geschmack und Aussehen sehr ähnelt.<br />
Zubereitung: von deftig bis asiatisch<br />
Am besten wird Rübstiel direkt nach <strong>dem</strong> K<strong>auf</strong> verwendet. Die<br />
zarten Stiele bleiben im Kühlschrank nur ein bis maximal zwei<br />
Tage frisch und verwelken rasch. Bei der Ernte werden <strong>die</strong> Stiele<br />
kurz über <strong>dem</strong> Boden abgeschnitten. In der Küche werden <strong>die</strong>se<br />
dann gewaschen und anschließend in drei bis fünf Zentimeter<br />
lange Stücke geschnitten oder fein gehackt.<br />
Die zarten Stängel lassen sich äußerst vielseitig verwenden. Soll<br />
Rübstiel als Gemüsebeilage verwendet werden, wird es in<br />
Fleisch- oder Gemüsebrühe gedünstet. Das gegarte Gemüse<br />
kann beispielsweise sehr gut mit Kartoffelpüree oder Stampfkartoffeln<br />
gemischt werden.<br />
Für Rübstiel nach rheinischer<br />
Art dünstet man Stiele<br />
und <strong>die</strong> zarten Blätter in<br />
Schweineschmalz und gibt<br />
eine helle Mehlschwitze<br />
darüber. In der deftigen Variante<br />
passen dazu geräucherte<br />
Fleischwaren wie<br />
Mettwurst oder Speck. In<br />
weiteren traditionellen Zubereitungen<br />
wird das Stängelgemüse<br />
zu Eintopf verarbeitet.<br />
Eine italienisch angehauchte<br />
Zubereitungsart sind<br />
Rübstiel-Cannelloni, bei denen <strong>die</strong> mit Speck und Zwiebelwürfel<br />
gedünsteten Stiele in den Nudelröllchen als delikate Füllung fungieren<br />
und mit einer Käsesahne-Soße überbacken werden. Auch<br />
in einem Kartoffel-Rübstiel-Gratin machen sich <strong>die</strong> Stängel gut,<br />
dann wird das Gemüse aber vorher nicht gedünstet, sondern<br />
roh verwendet.<br />
Die milden Namenia-Sorten können ähnlich wie Chinakohl oder<br />
Endivie samt den Blättern roh in Salate gemischt werden. Minzuna-Rübstiel<br />
schmeckt auch als gebratene Beilage zu Reis und<br />
Fleischgerichten gut, wenn man es kurz mit Knoblauch oder<br />
Soja im Wok oder in der Pfanne rührt. Und schließlich: Rezepte,<br />
<strong>die</strong> für Chinakohl, Spinat oder Mangold vorgesehen sind, kann<br />
man durchaus auch mal mit Rübstiel ausprobieren.<br />
Gesundheitsfördernde Glucosinolate<br />
Den fein-säuerlichen Geschmack erhält Rübstiel durch <strong>die</strong> enthaltenden<br />
Senföle. Als Kreuzblütler ist er eng verwandt mit Kohl,<br />
Rettich und Kresse. Diese Pflanzenfamilie hat eine besondere<br />
Gruppe gesundheitsfördernder sekundärer Pflanzenstoffe zu bieten,<br />
nämlich <strong>die</strong> Glucosinolate (auch als Senfölglykoside bezeichnet).<br />
Diese Stoffgruppe ist für den typischen Kohlgeruch verantwortlich<br />
und verleiht je nach Zusammensetzung auch eine gewisse Schärfe.<br />
Glucosinolate werden in der Naturheilkunde auch wegen<br />
ihrer antimikrobiellen Eigenschaften eingesetzt, sie sollen vor<br />
freien Radikalen schützen und krebsvorbeugend wirken. Weiterhin<br />
enthält Rübstiel <strong>die</strong> Mineralstoffe Kalium und Kalzium sowie<br />
<strong>die</strong> Vitamine A und C.<br />
ƒ<br />
Alexandra Höß<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 39
Gastronomie & Handel<br />
„Massentauglich bleiben!“<br />
Fast Food bekommt Konkurrenz: Immer mehr Gastronomen eröffnen sogenannte<br />
Fresh-Fast-Food-Restaurants in Deutschlands Großstädten. Einer von<br />
ihnen hat besonders ehrgeizige Pläne. Gregor Wöltje, Gründer der Bio-Restaurantkette<br />
„WakuWaku“, ist mit seinem neuen Konzept startklar für <strong>die</strong> Expansion.<br />
Gemeinsam mit ehemaligen Burger-King-Führungskräften entwickelte<br />
er 2009 den ersten Prototypen in Hamburg. Im Sommer 2012 folgte<br />
<strong>die</strong> zweite Filiale, mit einem neuen Gastro-Shop-Konzept. Im April 2013 eröffnet<br />
Wöltje ein weiteres Restaurant.<br />
Die größte Herausforderung liegt<br />
darin, eine passende Location von<br />
etwa 150 bis 250 m² zu finden.<br />
Im ersten WakuWaku-Lokal haben Köche<br />
noch Thai-Currys und Nudelsuppen vor<br />
den Augen der Gäste zubereitet. Inzwischen<br />
kochen sie in einer Zentralküche<br />
und regenerieren <strong>die</strong> Speisen vor Ort.<br />
Das System hat Vorteile: Die Restaurantküche<br />
benötigt keine Ablufttechnik und<br />
Fettabscheider. Daher braucht Wöltje keine<br />
Genehmigung für eine Vollgastronomie,<br />
was <strong>die</strong> Immobiliensuche erheblich<br />
erleichtert. Wöltje befürchtete zunächst,<br />
dass durch das Zubereitungsverfahren<br />
Cook & Chill <strong>die</strong> Qualität der Speisen<br />
leidet. Blindverkostungen zeigten aber:<br />
Zwischen frisch zubereiteten und regenerierten<br />
Speisen konnten <strong>die</strong> Gäste keinen<br />
geschmacklichen Unterschied herausschmecken.<br />
Das neue Konzept mit ausgelagerter Küche<br />
bietet noch einen weiteren Vorteil:<br />
mehr Platz für Verk<strong>auf</strong>sfläche und Kühlregale<br />
im Restaurant. So hat das neue<br />
„WakuWaku“ auch Shop-Charakter. Nur<br />
noch 60 Prozent der angebotenen Speisen<br />
sind warme Mahlzeiten. Daneben<br />
füllen Sandwiches, Wraps, Paninis, vorportionierte<br />
Salate und Suppen, Müslis,<br />
Snacks und Lebensmittel wie Gewürze<br />
oder Marmeladen <strong>die</strong> Verk<strong>auf</strong>sregale –<br />
alles hand- und hausgemacht mit Zutaten<br />
aus biologischem Anbau. „Wer den Laden<br />
betritt, fühlt sich erschlagen vom Speiseangebot.<br />
Aber das wird zunehmend<br />
von Gästen erwartet. Und wir müssen<br />
uns an ihren Gewohnheiten orientieren,<br />
um massentauglich zu bleiben“, sagt<br />
Wöltje.<br />
Die Speisen<br />
Von Currywurst und Nudelgerichten bis<br />
zu Kaiserschmarrn – bei WakuWaku<br />
kommt alles aus <strong>dem</strong> Wok. Dabei verwenden<br />
<strong>die</strong> Köche, mit Ausnahme spezieller<br />
Gewürzpasten, ausschließlich Zutaten<br />
aus biologischer Erzeugung. Die<br />
Rezepte für Gerichte und Saucen hat<br />
Wöltje gemeinsam mit Köchen wie etwa<br />
Mirko Trenkner, Gastronomieberater, entwickelt.<br />
Neben Großhändlern wie Grell<br />
Naturkost oder Deutsche See bezieht<br />
Wöltje Gemüse und Fleisch direkt von<br />
Landwirten aus der Region. Die Hälfte<br />
der Gerichte <strong>auf</strong> der Speisekarte ist vegetarisch.<br />
Wer mag, kann bei je<strong>dem</strong><br />
Gericht <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Fleischkomponente verzichten<br />
oder auch <strong>die</strong> doppelte Menge<br />
gegen Aufpreis bestellen. „WakuWaku“<br />
verzichtet aber bewusst dar<strong>auf</strong>, für vegetarische<br />
Ernährung zu werben. „Wir wollen<br />
niemanden ausgrenzen und haben<br />
deshalb kein rein vegetarisches Restaurant<br />
eröffnet. Außer<strong>dem</strong> erziehen wir unsere<br />
Gäste nicht, Genuss steht im Vordergrund“,<br />
sagt Wöltje.<br />
Die Preise<br />
Gäste, <strong>die</strong> mittags essen gehen, sind sehr<br />
preissensibel. Für Gerichte aus biologischen<br />
Zutaten zahlen sie maximal 15<br />
Prozent mehr als für konventionelle Speisen.<br />
Das entspricht etwa 50 bis 90 Cent<br />
bei einem durchschnittlichen Preis von<br />
fünf bis neun Euro für ein Mittagessen.<br />
Im „WakuWaku“ kosten Hauptgerichte<br />
zwischen 5,90 Euro und 9,40 Euro. Ein<br />
Teil der höheren Wareneinsatzkosten<br />
kann daher nicht weitergegeben werden.<br />
Beispielsweise hat vor vier Jahren ein Kilogramm<br />
Bio-Hühnchenfleisch etwa 19<br />
Euro gekostet. Inzwischen k<strong>auf</strong>t Wöltje<br />
zwar zu günstigeren Konditionen ein, bei<br />
Lieferengpässen kann es aber auch mal<br />
sein, dass das Kilogramm beim Großhändler<br />
Grell zwischen 26 und 30 Euro<br />
kostet. Anders sieht es abends und am<br />
Wochenende aus. Dann geben Gäste<br />
im „WakuWaku“ durchschnittlich rund<br />
15 bis 20 Euro aus, weil sie mehr trinken<br />
und sich auch gerne noch zusätzliche<br />
Speisen, wie Desserts, gönnen.<br />
Der Standort<br />
Die Speisen sind gemessen an den Wareneinsatzkosten<br />
für biologische Lebensmittel<br />
niedrig kalkuliert. Das kann nur<br />
durch hohen Absatz kompensiert werden.<br />
Wichtig ist also ein Standort in Top-<br />
Lage mit viel L<strong>auf</strong>kundschaft. Das erste<br />
Restaurant lag in wenigen Minuten L<strong>auf</strong>distanz<br />
von der Eink<strong>auf</strong>spassage entfernt.<br />
Aber zu weit weg, um genügend Mittagsgäste<br />
anzuziehen. Wöltje musste<br />
Foto: Benjamin Nadjib, RoyStudio/Fotolia.com<br />
40 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
schließen. Die neuen Locations sind daher<br />
zentral, direkt am Jungfernstieg und Gänsemarkt<br />
in Hamburg. Das zahlt sich aus.<br />
Zwischen 12 und 14 Uhr kehren durchschnittlich<br />
150 bis 200 Gäste ein. Davon<br />
sind rund 70 bis 80 Prozent Stammkunden,<br />
<strong>die</strong> durchschnittlich zweimal pro<br />
Woche kommen.<br />
Das Erfolgsrezept<br />
Bio in der Systemgastronomie funktioniert<br />
laut Wöltje unter drei Bedingungen: Die<br />
Preise für <strong>die</strong> Gerichte dürfen maximal<br />
15 Prozent teurer sein als bei vergleichbaren<br />
Restaurantketten. Das hat geringere<br />
Margen zur Folge. Wareneinsatzkosten<br />
werden daher in erster Linie durch Masse<br />
<strong>auf</strong>gefangen. Zweitens muss <strong>die</strong> Marke<br />
des Restaurants stark sein. So steht das<br />
„WakuWaku“ neben hochwertigen Wok-<br />
Gerichten auch für ein modernes Ambiente<br />
mit Shop-Charakter. Gäste wissen,<br />
Gastronomie & Handel<br />
dass sie dort nicht nur warme Mahlzeiten,<br />
sondern auch Snacks zum Mitnehmen<br />
und das eine oder andere Lebensmittel<br />
bekommen. Drittens sind ein langer Atem<br />
und langfristige Planung wichtig. Wöltje<br />
plant, „WakuWaku“ innerhalb der nächsten<br />
zehn Jahre als Bio-Restaurantkette<br />
schrittweise in deutschen Städten, an<br />
Bahnhöfen und Flughäfen zu etablieren.<br />
Um in der Systemgastronomie mit nachhaltig<br />
produzierten Lebensmitteln Erfolg<br />
zu haben, braucht es laut ihm noch zwei<br />
weitere Dinge: <strong>die</strong> K<strong>auf</strong>bereitschaft für<br />
hochwertige Lebensmittel muss steigen<br />
und das Angebot für Großgebinde kontinuierlich<br />
wachsen. Der Markt für biologische<br />
Lebensmittel sei noch nicht <strong>auf</strong> Restaurantketten<br />
ausgelegt, bedauert Wöltje.<br />
Beispielsweise gibt es Tortellini und Pesto<br />
immer noch nicht in großen Verpackungseinheiten.<br />
ƒ<br />
Anja Schuchardt<br />
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Redaktion: Anja Schuchardt, Christiane Manow-Le Ruyet,<br />
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Autoren: Isabelle Butscheck, Michela Dulz, Alexandra Höß<br />
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Wegen allgemein gestiegener Kosten müssen wir unsere Bezugspreise<br />
geringfügig erhöhen.<br />
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gekündigt wird. Rabatte für Sammelabonnements <strong>auf</strong> Anfrage.<br />
Schulen, Klassen, Lehrer:<br />
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Verlag Neuer Merkur GmbH<br />
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(Zugleich Anschrift aller Verantwort lichen)<br />
Druck: BOSCH-DRUCK GmbH, Festplatzstr. 6, 84030 Ergolding<br />
Die <strong>Bioküche</strong> wird <strong>auf</strong> Bilderdruckpapier aus 100 %<br />
Altpapier gedruckt, ausgezeichnet mit <strong>dem</strong> Blauen<br />
Engel Umweltzeichen<br />
Internet: www.<strong>die</strong>-biokueche.de<br />
ISSN 2192-0028<br />
Geschäftsführer:<br />
Burkhard P. Bierschenck, Dr. Angelika Schaller<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder wird keine Haftung<br />
übernommen. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen<br />
Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit<br />
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sowie <strong>die</strong> Rechte zur Übersetzung, zur Vergabe von Nachdruckrechten,<br />
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von Sonderdrucken, Fotokopien und Mikrokopien für <strong>die</strong> Dauer des<br />
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<strong>dem</strong> Verlag räumlich und mengenmäßig unbeschränkt ferner folgende<br />
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ganze oder teilweise Zweitverwertung und Lizensierung für Übersetzungen<br />
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nach bestem Wissen erstellt und von ihnen und <strong>dem</strong> Verlag<br />
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© Copyright by Verlag Neuer Merkur GmbH<br />
Gerichtsstand: München<br />
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3. 10. 1949, Verlag Neuer Merkur GmbH,<br />
Gesellschafter: Burkhard P. Bierschenck 99,4%,<br />
Magical Media 0,6%<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 2/2013 41<br />
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zum Nachdenken<br />
Saison-Highlights:<br />
Von Spargel, Bärlauch und Erdbeeren<br />
Endlich ist es Frühling geworden und draußen<br />
sprießen so langsam Obst und Gemüse. Wir zeigen<br />
Ihnen, was sie mit schlanken Stangen, grünen<br />
Blättern und roten Früchtchen alles kreieren<br />
können und freuen uns, dass uns Küchenchef<br />
Thomas König vom Dorint-Hotel Bad Brückenau<br />
<strong>die</strong> passenden Rezepte zur Verfügung gestellt<br />
hat. Lassen Sie sich inspirieren.<br />
Spargelcremesuppe<br />
Für 4 Personen<br />
Zutaten:<br />
500 g weißer Spargel<br />
1 Schalotte<br />
0,4 Liter süße Sahne<br />
½ Bund Schnittlauch<br />
100 g Butter<br />
30 g Mehl<br />
Gewürze<br />
Zubereitung:<br />
Spargel mit Spargelschäler schälen und aus den<br />
Schalen einen Fond ansetzen. Nach <strong>dem</strong> Aufkochen den<br />
Fond abpassieren und mit etwas Butter, Salz, Pfeffer und<br />
Zucker wieder <strong>auf</strong>kochen. Den Spargel in <strong>dem</strong> Fond abkochen<br />
und anschließend abschrecken. Butter in einem<br />
Topf auslassen und mit <strong>dem</strong> Mehl bestäuben, zirka. 0,4<br />
Liter Spargelfond angießen und <strong>die</strong> Sahne hinzugeben.<br />
Aufkochen lassen und mit den Gewürzen abschmecken.<br />
Ein Paar Spargelstangen kleinschneiden und den Spargel<br />
in <strong>die</strong> Suppentassen geben, mit Spargelsuppe <strong>auf</strong>gießen<br />
und mit geschnittenem Schnittlauch garnieren.<br />
Erdbeer-Tiramisu mit fruchtigem<br />
Mango-Passionsfruchtsalat<br />
Für 8 Personen<br />
Zutaten:<br />
3 Eigelb, 3 Eiweiß<br />
75 g Zucker<br />
6 cl Grand Manier<br />
2 cl Kaffeelikör<br />
450 g Mascarpone<br />
1 Pck. Löffelbisquit<br />
2 Espresso<br />
1 Schale Erdbeeren<br />
4-5 Blatt Gelatine<br />
1 Mango,<br />
2 Passionsfrüchte<br />
Zubereitung:<br />
Zucker und Eigelb schaumig schlagen. Eiweiß zu Eischnee<br />
schlagen. Alkohol erwärmen und <strong>die</strong> eingeweichte Gelatine<br />
darin <strong>auf</strong>lösen. Mascarpone in <strong>die</strong> Eigelb-Zuckermasse<br />
rühren, Alkohol, Gelatine und <strong>die</strong> gewaschenen Erdbeeren<br />
dazugeben. Anschließend das geschlagene Eiweiß unterheben.<br />
Bisquit in <strong>die</strong> gewünschte Form legen und mit <strong>dem</strong><br />
Kaffee tränken. Das Tiramisu einfüllen und kaltstellen. Die<br />
Mango schälen und in Würfel schneiden, Passionsfrüchte<br />
auskratzen und dazugeben. Mit Limettensaft, Puderzucker<br />
und Gailliano abschmecken und zusammen mit <strong>dem</strong> Erdbeer-Tiramisu<br />
servieren.<br />
Lachstagliatelle<br />
mit Bärlauch<br />
Für 4 Personen<br />
Zutaten:<br />
400 g Lachsfilet ohne Haut<br />
400 g frische bunte Nudeln<br />
1 Bund Bärlauch<br />
200 g passierte Tomaten<br />
Olivenöl<br />
frische, gehackte Kräuter<br />
Zubereitung:<br />
Das Lachsfilet in Würfel von zirka<br />
1 cm schneiden, in Olivenöl kurz<br />
anbraten, <strong>die</strong> al dente gekochten<br />
Nudeln beigeben und durchschwenken.<br />
Mit den passierten<br />
Tomaten angießen, kurz heiß ziehen<br />
lassen und den Bärlauch unterschwenken.<br />
In einem Pastateller<br />
anrichten und mit gehackten<br />
und ganzen Kräutern garnieren<br />
Fotos: aperturig/Fotolia.com, sansan/Fotolia.com<br />
42 2/2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>
Ratgeber bei BC Publications<br />
Nicht schlank? Na und! –<br />
Weg vom Diätfrust und einfach gut leben!<br />
Nicht schlank und trotz<strong>dem</strong> glücklich? Für viele sind persönliches Wohlempfinden und soziale<br />
Anerkennung eng an das Körpergewicht und <strong>die</strong> Figur gebunden. Doch enden Abnehmversuche<br />
oft mit <strong>dem</strong> Jojo-Effekt und zusätzlicher Frustration. Angelika Diem zeigt in ihrem<br />
Ratgeber, wie es sich mit kleinen Umstellungen ohne Hungerkur und Fitnesswahn auch mit<br />
runderen Formen gut und gesund leben lässt.<br />
Der Ratgeber vereint Erfahrungswerte und Tipps der Autorin mit Experteninterviews, in<br />
denen Schulmediziner und Naturheilkundler, Ernährungs- und Stilberater sowie weitere Fachkundige<br />
gleichermaßen zu Wort kommen.<br />
Foto: R-J-Seymour/iStockphoto<br />
14,80 Euro | ISBN 978-3-941717-07-7 | 144 Seiten | gebunden | 1. Auflage November 2012<br />
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Telefon (0 79 53) 7 18 90 09 | buchbestellung@bc-publications.de | www.bc-publications.de
Wenn man Natur belassenes<br />
mag, wenn man will, dass es<br />
fair zugeht, wenn man Vielfalt<br />
erhalten will und Genuss groß<br />
schreibt – dann macht man<br />
Saft so wie wir.<br />
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