rhw management Lebensmittel - neue DIN-Norm und Kennzeichnung (Vorschau)
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hw<br />
rationelle hauswirtschaft<br />
<strong>management</strong><br />
B 3437 E<br />
5<br />
Mai 2012<br />
49. Jahrgang<br />
www.<strong>rhw</strong>-<strong>management</strong>.de<br />
Das Fachmagazin für Führungskräfte in der Hauswirtschaft<br />
c<br />
<strong>Lebensmittel</strong><br />
Neue <strong>DIN</strong>-<strong>Norm</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Kennzeichnung</strong><br />
Leistungswettbewerb<br />
Gewinnerinnen<br />
kommen aus NRW<br />
Privathaushalt<br />
Traumberuf<br />
in der Schweiz<br />
+
Mit Plan ans Ziel...<br />
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Das Magazin <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> ist vergleichbar mit einem Hauptbahnhof, von dem viele Gleise abzweigen. Sie alle bringen<br />
Sie ans Ziel, unterschiedlich, aber immer aktuell, modern, zukunftsorientiert.<br />
Station www.<strong>rhw</strong>-<strong>management</strong>.de: Die Website bietet Wissen, Archiv, Aboservice, Kleinanzeigen <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong>; Station<br />
YouTube: Spannende Kurz-Videos zu Hauswirtschaftsthemen aus ganz Deutschland; Station Newsletter: Am Puls der Zeit, für<br />
alle, die schnell informiert sein wollen; Station www.fachbuchdirekt.de: Hier finden Sie die wichtigsten Bücher für Ihre Branche;<br />
Station twitter: Für alle Zwitscherer der Hauswirtschaft. Jung, frech, anders.
Editorial<br />
<strong>Lebensmittel</strong> sind wertvoll<br />
Eine Aussage aus dem Interview mit<br />
Gerhard Marktl von der Münchenstift<br />
GmbH hat mich besonders zum Nachdenken<br />
angeregt. Es ist der teilweise sorglose<br />
Umgang bei der Essensbestellung. So<br />
wurde bisher Brot, welches beim Frühstück<br />
übrig geblieben war, am nächsten Tag in<br />
der gleichen Menge vom Personal wieder<br />
bestellt <strong>und</strong> wiederum weggeworfen. Tag<br />
für Tag. Es fehlt beim Thema <strong>Lebensmittel</strong><br />
also oftmals noch am Kostenbewusstsein.<br />
Aus einer Klinik ist mir bekannt, dass dort<br />
einmal gr<strong>und</strong>sätzlich über die Größen der<br />
Joghurtbecher für die Patienten nachgedacht<br />
wurde, denn die handelsüblichen<br />
250-Gramm-Becher sind ja schon fast eine<br />
Hauptmahlzeit – <strong>und</strong> oftmals landet die<br />
Hälfte des Inhalts im Müll.<br />
Es ist immer eine Gradwanderung zwischen<br />
Bevorm<strong>und</strong>ung der K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> der<br />
Ressourceneinsparung. Ein Negativbeispiel:<br />
Manches Saftglas im Hotel hat inzwischen<br />
ja die Größe eines Schnapsglases<br />
angenommen, damit sich die Gäste die<br />
Gläser nicht mehr so voll füllen. Und kürzlich<br />
las ich von einem asiatischen Restaurant,<br />
wo für die K<strong>und</strong>en pro 100 Gramm<br />
Speisen, die vom Büffet auf die Teller geschaufelt,<br />
dann aber nicht gegessen wurden,<br />
eine Art Strafzoll von 50 Cent erhoben<br />
wurde. Ob es hilft, wird sich zeigen –<br />
doch angesichts der täglichen Speisenvernichtung<br />
sind intelligente <strong>und</strong> praxistaugliche<br />
Lösungen gefragt. Wir berichten<br />
ab den Seiten 5 <strong>und</strong> 18 darüber.<br />
Herzlich Ihr<br />
14. <strong>rhw</strong>-Symposium am 11. Mai in München: Schön, dass Sie dabei sind!<br />
u Vielen Dank für über 140 Anmeldungen beim 14. <strong>rhw</strong>-Symposium in München<br />
u Die Spannung steigt, denn die Jury des <strong>rhw</strong>-Service-Awards 2012 hat Mitte April einen eindeutigen Gewinner<br />
ermittelt.<br />
Lernen Sie das Konzept bei der Verleihung im Kardinal Wendel Haus direkt kennen!<br />
<strong>rhw</strong><br />
Service<br />
Award<br />
2012<br />
u Die endgültige Besetzung der Diskussionsr<strong>und</strong>e zum Thema hauswirtschaftliche Berufsbildung steht nun fest (von links<br />
nach rechts): Gisela Miethaner (Leitende MR Landwirtschaftsministerium, München), Werner Lucha (Leitender MR Kultusministerium,<br />
München), Martina Schäfer (Vorsitzende der BAG-HW, Bodensee) <strong>und</strong> Ute Krützmann (1. Vorsitzende des Berufsverbandes<br />
Hauswirtschaft e.V., Münster) diskutieren mit Ihnen.<br />
u Zum Vormerken: Die nächste Großveranstaltung ist der 6. <strong>rhw</strong>-Erfolgstag am 20. September 2012 in Kassel zum Thema „Seniorenverpflegung<br />
<strong>und</strong> Smoothfood“ (Anmeldung <strong>und</strong> Info unter www.<strong>rhw</strong>-erfolgstag.de)<br />
<strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012 3
Inhalt<br />
<strong>rhw</strong><strong>management</strong> 5 · 2012<br />
Editorial 3<br />
Inhalt 4<br />
Wissen<br />
Aktuelles 6<br />
Alles Neue r<strong>und</strong> um Speisentransport<br />
<strong>und</strong> „Essen auf Rädern“<br />
Ab Seite 10<br />
Expertenforum<br />
Die <strong>rhw</strong>-Experten 8<br />
a<br />
a<br />
Fachthema<br />
Was „Essen auf<br />
Rädern“-K<strong>und</strong>en wollen 10<br />
Neue Erkenntnisse zur<br />
Handdesinfektion 15<br />
Reinigung – mit Sicherheit 16<br />
Teuer beschafft <strong>und</strong><br />
teuer entsorgt? 18<br />
125 Jahre Diakoniewerk<br />
Bethel 20<br />
Hauswirtschaft <strong>und</strong><br />
die UN-Millennium-Ziele 25<br />
Was ist künftig auf<br />
<strong>Lebensmittel</strong>n anzugeben? 26<br />
Entsorgungskosten für Essensabfälle<br />
senken Ab Seite 18<br />
Berufsbildung<br />
Erfolg <strong>und</strong> Zufriedenheit<br />
durch Selbst<strong>management</strong> 21<br />
Report<br />
a<br />
a<br />
Traumberuf in der Schweiz 28<br />
DQR: Teilziel erreicht! 34<br />
„Wer zu vielseitig ist,<br />
kann nicht eindeutig sein“ 36<br />
Glücksgefühle für<br />
Tischgäste erzeugen 38<br />
Ausbildungsreise, Folge 3:<br />
Die <strong>neue</strong>n B<strong>und</strong>esländer 40<br />
Service<br />
Bezugsquelle 39<br />
Impressum/<strong>Vorschau</strong> 42<br />
Fortbildung/Stellenangebot 42<br />
Fotos Titel: CHRISsadowski/iStockphoto,<br />
EF-EL/Fotolia.com, Robert Baumann<br />
Exklusiv: Martina Schäfer <strong>und</strong> Martina Feulner im<br />
Gespräch über das Berufsbild Hauswirtschaft<br />
Ab Seite 36<br />
Der B<strong>und</strong>esleistungswettbewerb<br />
<strong>und</strong> DQR-Standards in Koblenz<br />
Ab Seite 34<br />
Fotos: Temptainer, BioTrans, Robert Baumann (2)<br />
4 <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012
Thema des Monats<br />
Die (Speisen-)<br />
Wegwerfgesellschaft<br />
Foto: © shootingankauf/Fotolia.com<br />
Im März 2012 stellte B<strong>und</strong>esverbraucherschutzministerin Ilse<br />
Aigner die aktuelle Studie der Universität Stuttgart über <strong>Lebensmittel</strong>abfälle<br />
in Deutschland vor. Danach beträgt die Gesamtmenge<br />
an <strong>Lebensmittel</strong>n, die jährlich von Industrie, Handel,<br />
Großverbrauchern <strong>und</strong> Privathaushalten entsorgt werden, zirka<br />
11 Millionen Tonnen. Mit zirka 6,7 Millionen Tonnen entfällt der<br />
größte Anteil auf die Privathaushalte. Für die Ernährungsindustrie<br />
werden – unter Einräumung einer erheblichen Datenunsicherheit<br />
– r<strong>und</strong> 1,9 Millionen Tonnen pro Jahr angenommen.<br />
Auf der Gr<strong>und</strong>lage einer Hochrechnung<br />
<strong>und</strong> der Ergebnisse internationaler<br />
Studien hat die Universität Stuttgart<br />
für den Bereich der <strong>Lebensmittel</strong>industrie<br />
einen Anteil von 1,85 Millionen Tonnen <strong>Lebensmittel</strong>abfällen<br />
angenommen; dies entspricht<br />
einem Anteil in Höhe von 17 Prozent<br />
am Gesamtaufkommen. Dabei wird jedoch<br />
eine große Schwankungsbreite für <strong>Lebensmittel</strong>abfälle<br />
in der Ernährungsindustrie<br />
konzediert, da unter anderem die bestehende<br />
Datengr<strong>und</strong>lage sehr ungenau ist.<br />
Auch in Nordrhein-Westfalen wurde eine<br />
Studie zum Wegwerfverhalten von <strong>Lebensmittel</strong>n<br />
durchgeführt. NRW-Umweltminister<br />
Johannes Remmel präsentierte Ende März<br />
die Studie „Verringerung von <strong>Lebensmittel</strong>abfällen“,<br />
die das Institut für nachhaltige<br />
Ernährung <strong>und</strong> Ernährungswirtschaft (iSuN)<br />
der Fachhochschule Münster <strong>und</strong> die Verbraucherzentrale<br />
NRW im Auftrag des NRW-<br />
Umweltministeriums durchgeführt hatten.<br />
„16 Prozent der produzierten <strong>Lebensmittel</strong><br />
erreichen nicht den Magen der Verbraucher“,<br />
so Prof. Dr. Petra Teitscheid.<br />
NRW-Studie: Jüngere Menschen<br />
werfen Essen schneller weg<br />
So tragen laut Studie etwa Vermarktungsnormen<br />
des Handels für Aussehen <strong>und</strong><br />
Form von Gemüse oder die geforderte ständige<br />
Verfügbarkeit frischer Backwaren zu<br />
den Verlusten bei. Auch der hohe Zeit- <strong>und</strong><br />
Kostendruck in der industrialisierten Produktion<br />
von Fleisch- <strong>und</strong> Wurstwaren sei<br />
problematisch, ebenso die Tendenz bei<br />
Milchprodukten, sie bei kurzer Restlaufzeit<br />
des Mindesthaltbarkeitsdatums auszusortieren.<br />
Der Forschungsansatz, an verschiedenen<br />
Stellen nach Ursachen zu suchen, unterscheide<br />
die NRW-Studie von der kürzlich<br />
veröffentlichten Untersuchung der Universität<br />
Stuttgart, die vor allem das Verhalten<br />
der Konsumenten analysiert habe, sagte<br />
Remmel. „Nur bei den Verbrauchern <strong>und</strong><br />
beim Mindesthaltbarkeitsdatum anzusetzen,<br />
reicht nicht“, betonte der Umweltminister.<br />
Die Studie zeigte zudem, dass besonders<br />
jüngere Menschen <strong>und</strong> Personen<br />
mit Vorliebe für Fertiggerichte <strong>Lebensmittel</strong><br />
wegwerfen, obwohl diese noch verzehrbar<br />
sind.<br />
Eine Kampagne gegen das Wegwerfen<br />
Unter dem Titel „Zu gut für die Tonne“<br />
startete das B<strong>und</strong>esministerium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />
(BMELV) Ende März eine breit angelegte Informationskampagne<br />
für Verbraucher. „Wir<br />
wollen den Menschen nützliches Wissen<br />
<strong>und</strong> praktische Tipps vermitteln über den<br />
Umgang mit <strong>Lebensmittel</strong>n – vom Einkauf<br />
über die richtige Lagerung bis hin zur Verarbeitung<br />
in der Küche“, so Aigner.<br />
Ministerin Aigner bekräftigte, die<br />
B<strong>und</strong>esregierung werde sich auf<br />
EU-Ebene weiter mit Nachdruck<br />
für die Abschaffung aller Vermarktungsnormen<br />
<strong>und</strong> deren<br />
staatliche Kontrolle einsetzen.<br />
26 von insgesamt 36 Vermarktungsnormen<br />
für Obst<br />
<strong>und</strong> Gemüse seien bereits abgeschafft<br />
worden. „Aber hier<br />
dürfen wir nicht stehen bleiben.<br />
Die zehn noch bestehenden<br />
Vermarktungsnormen,<br />
etwa für Tomaten, Salat,<br />
Äpfel, Erdbeeren <strong>und</strong> Pfirsiche,<br />
passen nicht mehr in die<br />
Zeit“, so Aigner.<br />
Zudem setzt sich die B<strong>und</strong>esregierung<br />
für eine europaweite Bioabfallrichtlinie ein,<br />
um die Verwertung der Abfälle EU-weit zu<br />
verbessern, beispielsweise indem man die<br />
Abfälle als Biogas oder Kompost weiterverwendet.<br />
Das B<strong>und</strong>esministerium will darüber<br />
hinaus regionale <strong>und</strong> direkte Vermarktung<br />
stärken.<br />
Weitere Informationen über die Studie<br />
der Universität Stuttgart <strong>und</strong> über die <strong>neue</strong><br />
Informationskampagne des B<strong>und</strong>esverbraucherministeriums<br />
unter www.bmelv.de.<br />
Mehr zum Thema Abfall in Großküchen auch<br />
ab Seite 18 in dieser <strong>rhw</strong> <strong>management</strong>.<br />
t Eva Maria Reichert<br />
<strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012 5
Aktuelles<br />
Hygiene<br />
Tagesmütterrichtlinien – „Nicht übertreiben“<br />
Das B<strong>und</strong>esverbraucherministerium<br />
hat die zuständigen Behörden der<br />
B<strong>und</strong>esländer aufgefordert, die Auflagen<br />
für Tagesmütter auf das absolut notwendige<br />
Mindestmaß zu beschränken <strong>und</strong><br />
Tagesmütter nicht mit überzogenen <strong>und</strong> unnötigen<br />
Hygiene-Kontrollen zu belasten.<br />
„Auch wenn Tagesmütter rein juristisch unter<br />
die Definition von <strong>Lebensmittel</strong>unternehmern<br />
fallen, ist in der Praxis die Beachtung<br />
weniger, verständlicher Regeln völlig<br />
ausreichend. Wer Tagesmüttern dieselben<br />
hohen Standards abverlangt wie <strong>Lebensmittel</strong>herstellern<br />
oder Gastronomen, der<br />
schüttet das Kind mit dem Bade aus“, erklärte<br />
ein Sprecher des B<strong>und</strong>esverbraucherministeriums.<br />
Die für die <strong>Lebensmittel</strong>überwachung<br />
zuständigen B<strong>und</strong>esländer<br />
hatten 2005 einstimmig beschlossen, dass<br />
das <strong>Lebensmittel</strong>hygienerecht auch für Tagesmütter<br />
gelten solle. Die EU-<strong>Lebensmittel</strong>-Hygiene-Verordnung<br />
sorgt seit 2006 für<br />
einheitliche Standards in ganz Europa. Nach<br />
Auffassung der EU-Kommission ist von den<br />
Regeln dieser Verordnung ausgenommen,<br />
„wer nur gelegentlich oder in kleinem Maße<br />
<strong>Lebensmittel</strong> zubereitet oder serviert“. Das<br />
trifft auf Tagesmütter jedoch nicht zu, denn<br />
sie bereiten <strong>Lebensmittel</strong> in der Regel mehrfach<br />
täglich <strong>und</strong> oft für mehrere Kinder zu.<br />
Besonders Kleinkinder <strong>und</strong> Säuglinge sind<br />
jedoch empfindlich gegenüber Krankheitserregern,<br />
die durch <strong>Lebensmittel</strong> oder Hygienemängel<br />
verbreitet werden. Das macht<br />
die Einhaltung von Hygieneanforderungen<br />
unabdingbar. Bei den relevanten Hygieneanforderungen<br />
handelt es sich jedoch nur<br />
um Elemente der „Basishygiene“, die in einem<br />
üblichen Haushalt erfüllt sind, etwa<br />
eine funktionierende Trinkwasserversorgung<br />
oder Einrichtungen zum Händewaschen.<br />
Die Behörden verschiedener B<strong>und</strong>esländer<br />
haben Hygieneleitfäden für Tagesmütter<br />
erstellt <strong>und</strong> im Internet veröffentlicht.<br />
Diese Leitfäden enthalten viele Hinweise <strong>und</strong><br />
Tipps, die es Tagesmüttern erleichtern, die<br />
geforderten Hygienestandards praxisgerecht<br />
zu erfüllen, ohne bei der täglichen Arbeit behindert<br />
zu werden.<br />
Auch die Registrierungspflicht, der Tagesmütter<br />
seit dem Jahr 2006 unterliegen,<br />
ist in der Praxis unkompliziert <strong>und</strong> unbürokratisch.<br />
Das Registrierungsverfahren beinhaltet<br />
lediglich einen Anruf bei der zuständigen<br />
Behörde. Durch die Registrierung können<br />
die Behörden Tagesmüttern bei Fragen<br />
zur <strong>Lebensmittel</strong>hygiene beratend zur Seite<br />
stehen.<br />
Weitere Informationen unter www.<br />
bmelv.de.<br />
t<br />
B<strong>und</strong>esverband hauswirtschaftlicher Berufe MdH e.V.<br />
Petra Stubakow als MdH-Vorsitzende verabschiedet<br />
Im Rahmen der Delegiertenversammlung<br />
des B<strong>und</strong>esverbandes hauswirtschaftlicher<br />
Berufe MdH e.V. vom 23. bis 25.<br />
März 2012 wurde Petra Stubakow aus ihrem<br />
Amt als Vorsitzende verabschiedet. Petra<br />
Stubakow beendet ihre Tätigkeit nach<br />
fünf Jahren Vorstandsarbeit aus privaten<br />
Gründen. „Der B<strong>und</strong>esverband hauswirtschaftlicher<br />
Berufe MdH e. V. bedauert die<br />
Entscheidung seiner Vorsitzenden sehr. Petra<br />
Stubakow hat sich während ihrer Amtszeit<br />
mit großem Engagement für die Belange<br />
der professionellen Hauswirtschaft<br />
eingesetzt <strong>und</strong> den Berufsstand sowie die<br />
Interessen der Verbandsmitglieder vertreten.<br />
Der B<strong>und</strong>esverband hauswirtschaftlicher<br />
Berufe MdH e. V. dankt Petra Stubakow<br />
für ihr großes Engagement <strong>und</strong><br />
wünscht ihr für die vor ihr liegenden Wege<br />
alles Gute <strong>und</strong> die Erfüllung ihrer Ziele,“<br />
heißt es in einer Presseerklärung vom 28.<br />
März 2012.<br />
Im Frühjahr 2013 wird der gesamte Vorstand<br />
routinemäßig neu gewählt. Bis dahin<br />
werden die beiden stellvertretenden<br />
Vorstandsmitglieder Claudia Forster-Bard<br />
<strong>und</strong> Helge Zerb die Geschäfte des Vorstandes<br />
weiter führen. Die Kontaktdaten<br />
der Geschäftsstelle bleiben von der Änderung<br />
unberührt: www.verband-mdh.de.t<br />
Energie<br />
Kleine Blockheizkraftwerke<br />
wieder förderfähig<br />
Strom <strong>und</strong> Wärme unabhängig von den<br />
großen Energieversorgern <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
klimaschonend selbst zu erzeugen<br />
– das ist die Idee hinter den kleinen<br />
Blockheizkraftwerken (BHKW) für Eigenheime<br />
<strong>und</strong> kleine Mehrfamilienhäuser. Die<br />
Anschaffung eines solchen BHKW wird ab<br />
April 2012 vom B<strong>und</strong>esamt für Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Ausfuhrkontrolle (BAFA) finanziell gefördert.<br />
„Wie große Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen<br />
erzeugen auch Mini- oder Mikro-BHKW<br />
gleichzeitig Strom <strong>und</strong> Wärme“,<br />
erläutert Michael Hell, Energieexperte der<br />
Verbraucherzentrale Hamburg. Dadurch<br />
wird der eingesetzte Brennstoff effizienter<br />
ausgenutzt <strong>und</strong> so der Ausstoß von Treibhausgasen<br />
gesenkt. Aus diesem Gr<strong>und</strong> werden<br />
<strong>neue</strong> Blockheizkraftwerke bis zu einer<br />
elektrischen Leistung von 20 kW für den Einbau<br />
in Bestandsbauten mit einer einmaligen<br />
Fördersumme zwischen 1.500 <strong>und</strong><br />
3.450 Euro bezuschusst, wenn bestimmte<br />
Voraussetzungen erfüllt sind. t<br />
Tagesaktuelle Meldungen zur Hauswirtschaft finden<br />
Sie unter http://twitter.com/<strong>rhw</strong><strong>management</strong><br />
6 <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012
hw-Newsticker<br />
Betreuung in der Hauswirtschaft: Was hat<br />
Hauswirtschaft mit Betreuung zu tun? Wie<br />
kann Hauswirtschaft einen Beitrag zur Befähigung<br />
von Menschen mit Hilfebedarf<br />
leisten? Wie <strong>und</strong> was kann sie zur Weiterentwicklung<br />
von sozialen Organisationen<br />
beitragen? Antworten auf diese Fragen gibt<br />
eine <strong>neue</strong> Veröffentlichung der Deutschen<br />
Gesellschaft für Hauswirtschaft (dgh) „Den<br />
Alltag leben!“, zu erwerben in der Geschäftsstelle<br />
der dgh zum Preis von 15 Euro<br />
(zzgl. Versandkosten) oder als kostenfreier<br />
Download unter www.dghev.de.<br />
Umfrage: Laut unserer Internetumfrage<br />
wünschen sich 70,1 Prozent der Leser mehr<br />
zum Thema Privathaushalt. Bereits in dieser<br />
Ausgabe können wir diesem Wunsch<br />
nachkommen! Lesen Sie dazu auf Seite 28<br />
das Interview mit Gisela Nerdinger, die in<br />
einem Schweizer Privathaushalt arbeitet.<br />
Imagepflege: Zum Welttag der Hauswirtschaft<br />
am 21. März 2012 startete der<br />
B<strong>und</strong>esverband Haushaltsnaher Dienstleistungs-Unternehmen<br />
(BHDU) eine Infokampagne<br />
<strong>und</strong> setzt sich für eine bessere<br />
Qualifizierung der Beschäftigten in<br />
der Branche ein. Der BHDU fordert die<br />
Schaffung legaler Arbeitsplätze, um die<br />
Schwarzarbeit in diesem Bereich zu bekämpfen<br />
<strong>und</strong> so <strong>neue</strong> sozialversicherungspflichtige<br />
Arbeitsverhältnisse zu<br />
schaffen. Imagepflege <strong>und</strong> eine höhere<br />
Anerkennung in der Gesellschaft sind dabei<br />
wichtige Ziele.<br />
Ernährung bald Unterrichtsfach: B<strong>und</strong>esministerin<br />
Ilse Aigner hat die B<strong>und</strong>esländer<br />
dazu aufgerufen, Ernährungsunterricht<br />
fest in den Lehrplänen an Schulen<br />
zu verankern. Brigitte Scherb, Präsidentin<br />
des Deutschen LandFrauenverbandes (dlv)<br />
begrüßte diesen Vorstoß. Der dlv setzt sich<br />
seit Jahren für die Einführung eines Pflichtfaches<br />
zur Vermittlung von Alltagskompetenzen<br />
ein.<br />
Fachtagung: Am 11. Juni 2012 steht die Gemeinschaftsverpflegung<br />
in sozialen Einrichtungen<br />
im Zeichen von Qualität <strong>und</strong><br />
Best Practice. Auf der Fachtagung „Netzwerk<br />
Ernährung – Zukunft gestalten“ in<br />
Fulda treffen sich Entscheider aus sozialen<br />
Organisationen, Wissenschaftler <strong>und</strong><br />
Fachleute aus der Praxis, um zukunftsweisende<br />
Lösungen zu diskutieren. Weitere<br />
Informationen unter www.fachtagung2012.de.<br />
Demenz: Auf der Messe Altenpflege wurde<br />
von Thomashilfen ein <strong>neue</strong>r Demenzsessel<br />
vorgestellt. Wissenschaftliche Studien<br />
haben gezeigt, dass Schaukelbewegungen<br />
die Symptome einer Demenzerkrankung<br />
lindern können. Die Betroffenen<br />
sind wacher, Angst <strong>und</strong> Depressionen können<br />
dadurch reduziert werden. Weitere Informationen<br />
unter www.thevo.info.<br />
Österreich<br />
Aktuelles<br />
Housekeeping-Fachtag in Salzburg<br />
Reinigung<br />
Viele reinigen ihre Haushaltsgeräte<br />
nicht oft genug oder falsch. Darauf<br />
weist der Hausgerätehersteller ritter<br />
hin. „Bei Allesschneidern etwa sollte das<br />
Gerät nach jedem Gebrauch gründlich gereinigt<br />
werden – wie ein normales Küchenmesser<br />
eben auch“, sagt Michael Schüller,<br />
Geschäftsführer des Hausgeräteherstellers.<br />
„In unserer K<strong>und</strong>endienstwerkstatt gehen<br />
immer wieder Geräte ein, die offensichtlich<br />
falsch gereinigt oder bedient wurden“,<br />
erklärt Schüller. Der Experte rät, beim<br />
Allesschneider R<strong>und</strong>messer <strong>und</strong> Zubehörteile<br />
von Hand im warmen Spülwasser zu<br />
reinigen, nicht in der Spülmaschine. Nicht<br />
Am 5. Juni 2012 wird in Salzburg der 6.<br />
HouseKeeping Fachtag stattfinden.<br />
Die drei Hauptthemen sind Sanitärreinigung,<br />
Wäsche-Action mit einem Badetuch-Faltwettbewerb<br />
<strong>und</strong> ein Motivationsvortrag<br />
von Walter Zimmermann (Top 100<br />
Excellent Speaker im deutschen Sprachraum).<br />
Veranstalterin ist Gabriele Perklitsch<br />
vom Unternehmen GAMAPE. Es werden Teilnehmer<br />
aus Österreich, Deutschland, Südtirol<br />
<strong>und</strong> der Schweiz erwartet. Weitere Informationen<br />
im Internet unter www.housekeepingkongress.at.<br />
t<br />
Allesschneider werden falsch<br />
oder zu selten gereinigt<br />
Essen<br />
Gute Karten<br />
bei Allergien<br />
nur hinter dem R<strong>und</strong>messer können sich<br />
verderbliche <strong>Lebensmittel</strong>rückstände festsetzen,<br />
auch das Messer selbst sollte aus<br />
Hygienegründen gereinigt werden. Wichtig<br />
ist es, den Lauf beim Schiebeschlitten nach<br />
dem Putzen zu fetten – beispielsweise mit<br />
Vaseline. Auf diese Weise gleitet der Schiebeschlitten<br />
gleichmäßig <strong>und</strong> erlaubt dauerhaft<br />
ein sauberes Arbeiten. Die Gehäuseteile<br />
werden mit einem feuchten Lappen<br />
gereinigt. Tabu sind Scheuermittel,<br />
Schwämme mit rauen Oberflächen oder<br />
Bürsten.<br />
Die Stecker müssen zu jeder Reinigung<br />
stets gezogen sein.<br />
t<br />
60 Prozent der Allergiker haben nach<br />
Restaurantbesuchen Beschwerden<br />
<strong>und</strong> zehn Prozent von ihnen gehen<br />
deshalb überhaupt nicht mehr auswärts<br />
essen, teilte der Deutsche Allergie- <strong>und</strong><br />
Asthmab<strong>und</strong> (DAAB) mit. Dass dies nicht<br />
sein muss, beweist ein <strong>neue</strong>s Infopaket –<br />
bestehend aus Fächer, Poster, <strong>und</strong> Booklet<br />
zum Thema Umgang mit Nahrungsmittelallergien<br />
<strong>und</strong> -intoleranzen in der Gastronomie.<br />
Das Infomaterial wurde speziell für<br />
die Profiküche entwickelt. Was bei deklarationspflichtigen<br />
Allergien <strong>und</strong> Intoleranzen<br />
nicht gegessen werden darf, worin es<br />
enthalten ist <strong>und</strong> was stattdessen gegessen<br />
werden kann, erfährt der Leser auf einen<br />
Blick. Der abwaschbare Fächer lässt<br />
sich sowohl am Tisch als auch in der Küche<br />
einsetzen <strong>und</strong> informiert schnell <strong>und</strong><br />
übersichtlich über mögliche Ersatzprodukte.<br />
Weitere Informationen unter www.<br />
behrs.de<br />
t<br />
<strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012 7
Expertenforum<br />
Die <strong>rhw</strong>-Experten<br />
Antwort von Dr. Dieter Bödeker<br />
Kopftuch<br />
<strong>und</strong> Hygiene?<br />
c Ich habe die Leitung der Hauswirtschaft<br />
in einem Mädchenheim mit zirka 20<br />
Mädchen. Vor ein paar Wochen hat meine<br />
türkische Mitarbeiterin beschlossen, dass<br />
sie ab sofort ein Kopftuch trägt, auch im<br />
Haus während ihrer Arbeitszeit. Sie reinigt,<br />
hat mit schmutziger <strong>und</strong> sauberer Wäsche<br />
zu tun <strong>und</strong> hilft mir in der Küche beim Kochen<br />
beziehungsweise wenn ich nicht im<br />
Haus bin, kocht sie. Ich habe große Bedenken,<br />
ob die Hygiene noch gegeben ist,<br />
denn sie hat das Kopftuch zum Putzen sowie<br />
auch anschließend zum Kochen auf.<br />
Gibt es Vorschriften?<br />
d Gr<strong>und</strong>sätzlich ist gegen das Tragen einer<br />
Kopfbedeckung aus hygienischer Sicht<br />
nichts einzuwenden. Im Küchenbereich ist<br />
eine Kopfbedeckung sogar zwingend erforderlich.<br />
Wie Sie richtig vermuten, ist es aus<br />
hygienischer Sicht jedoch nicht ganz unproblematisch,<br />
wenn bei Reinigungstätigkeiten<br />
<strong>und</strong> Arbeiten im Küchenbereich dasselbe<br />
Kopftuch getragen wird.<br />
Rechtliche Vorgaben, die das Tragen von<br />
Kopftüchern aus hygienischer Sicht regeln,<br />
gibt es jedoch nicht. Hygienisch einwandfrei<br />
<strong>und</strong> auch praktikabel wäre doch folgende<br />
Lösung: Ihre Mitarbeiterin trägt im<br />
Küchenbereich ein anderes Kopftuch als bei<br />
den Reinigungstätigkeiten. Das Kopftuch für<br />
die Küche wird vor Verlassen der Küche abgelegt<br />
<strong>und</strong> verbleibt im Küchenbereich, wohingegen<br />
das Tuch, das bei Reinigungsarbeiten<br />
getragen wird, nicht in den eigentlichen<br />
Küchenbereich mitgenommen wird.<br />
Antwort von Andreas Carl<br />
Details zur<br />
Pflegefuge<br />
Mit Interesse habe ich in <strong>rhw</strong> <strong>management</strong><br />
3/2012 den Expertenrat von Herrn<br />
Carl zum Thema „Verfärbungen in der<br />
Nasszelle“ gelesen. Auch in unserem Haus<br />
haben wir mit Verfärbungen von Fugen unsere<br />
Erfahrungen gemacht. Aus meiner<br />
Sicht gibt es unterschiedliche Ursachen für<br />
diese Verfärbungen.<br />
Die im Expertenrat behandelte Fuge ist<br />
aus meiner Sicht eine Silikonfuge, die im<br />
Laufe von etlichen Jahren diese Verfärbungen<br />
ausbildet. In unserem Haus wird diese<br />
Fuge deshalb als „Pflegefuge“ bezeichnet<br />
<strong>und</strong> in regelmäßigen Abständen<br />
er<strong>neue</strong>rt. Zur besseren Verdeutlichung<br />
habe ich Ihnen ein Bild angehängt (Foto 1)<br />
Diese Fuge ist zirka 20 Jahre alt <strong>und</strong> wird<br />
1 2<br />
demnächst herausgeschnitten <strong>und</strong> er<strong>neue</strong>rt.<br />
Mit einer anderen Verfärbung kämpfen<br />
wir seit der Er<strong>neue</strong>rung der kompletten<br />
Duschzelle (Foto 2). Diese Verfärbung entsteht<br />
etwa ein bis zwei Jahre nach Einbringen<br />
der Silikonfuge an unterschiedlichen,<br />
klar abgegrenzten Stellen <strong>und</strong> in unterschiedlicher<br />
Größe. Im Gegensatz zur<br />
„Pflegefuge“ steigert sich die Intensität<br />
der Verfärbung wesentlich schneller. Im<br />
Labor wurde festgestellt, dass der farblose<br />
eingesetzte Sanitärreiniger nicht die Ursache<br />
für die Verfärbung ist. Als einzige<br />
Auffälligkeit war eine leicht erhöhte Eisen-<br />
Konzentration festzustellen. Bis heute ist<br />
nicht klar, wie diese Verfärbung entstanden<br />
ist. Vielleicht haben Sie ja entsprechende<br />
Erfahrungen mit solchen Verfärbungen<br />
<strong>und</strong> können mir den entscheidenden<br />
Hinweis geben?<br />
d Den Fotos nach zu urteilen entsteht die<br />
Verfärbung von unten durch Schimmelbildung.<br />
Es scheint das Fugenmaterial nicht<br />
ausreichend gegen den Schimmel gerüstet<br />
zu sein. Dies lässt sich dann auch nur durch<br />
den Austausch des Fugenmaterials beheben.<br />
Beim Austausch der Fuge ist der Untergr<strong>und</strong><br />
vorher gründlich<br />
zu reinigen <strong>und</strong> zu trocken<br />
<strong>und</strong> ein geeignetes Fugenmaterial<br />
zu verwenden.<br />
Beim WC scheint die Fuge<br />
nicht ausreichend gegen<br />
Urin geschützt zu sein, so<br />
dass es auch hier zur Verfärbung<br />
bzw. Annnahme der<br />
Farbe kommt.<br />
Das <strong>rhw</strong>-Expertenteam für Ihre Fragen<br />
Andreas Carl<br />
Berater für<br />
Hauswirtschaft<br />
<strong>und</strong> Reinigung<br />
Sascha Kühnau Karin Beuting-Lampe<br />
Berater für Ernährung, Organisationsberaterin<br />
Hygiene <strong>und</strong> Qualitäts<strong>management</strong><br />
<strong>und</strong> Fortbildungsreferentin<br />
Peter Hützen<br />
M. Christine Klöber<br />
Beraterin zu Wäsche-<br />
Management <strong>und</strong><br />
Wirtschaft<br />
Ralf Klöber Dr. Dieter Bödeker<br />
Berater für<br />
Hygieneberater,<br />
Groß küchen <strong>und</strong> Wedemark<br />
K<strong>und</strong>enorientierung<br />
Fachanwalt für<br />
Arbeitsrecht,<br />
Bird&Bird, Düsseldorf<br />
Sie erreichen das <strong>rhw</strong>-Expertenteam unter: <strong>rhw</strong>.redaktion@vnmonline.de<br />
8 <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012
Expertenforum<br />
Antwort von Dr. Dieter Bödeker<br />
Belehrungen gemäß<br />
Infektionsschutz<br />
c Ich arbeite in einem Alten- <strong>und</strong> Pflegeheim<br />
als HWL in Teilzeit. Seit März haben<br />
wir einen <strong>neue</strong>n Koch in der Zentralküche.<br />
Jetzt behauptet er, dass ich als HWL aus<br />
rechtlichen Gründen für meine Mitarbeiter<br />
nicht mehr selbst eine Hygieneschulung<br />
durchführen darf. Seit mehr als zehn Jahren<br />
mache ich dies jedoch, gehe regelmäßig<br />
zu Schulungen <strong>und</strong> habe davon noch<br />
nie etwas gehört.<br />
d Ich gehe davon aus, dass sich Ihre Frage<br />
auf die Durchführung von Belehrungen<br />
gemäß §43 Infektionsschutzgesetz bezieht.<br />
Im Gesetzestext hat der Gesetzgeber festgelegt,<br />
wer die ERST-Belehrung durchführen<br />
darf (Ges<strong>und</strong>heitsamt oder ein durch das<br />
Ges<strong>und</strong>heitsamt beauftragter Arzt). Dagegen<br />
wurde nicht festgelegt, wer die im Betrieb<br />
durchzuführenden Folgebelehrungen<br />
durchführen darf. Eine Antwort auf diese Frage<br />
findet sich aber im Gesetzeskommentar<br />
von Bales <strong>und</strong> Baumann (2001, Kohlhammerverlag).<br />
Dort wird ausgeführt, dass jeder,<br />
der sich auf die Inhalte der Belehrung<br />
vorbereitet hat, die Belehrung durchführen<br />
darf. Für Ihren konkreten Fall bedeutet das:<br />
Sie dürfen selbstverständlich auch weiterhin<br />
Belehrungen durchführen. Beachten Sie<br />
auch bitte Folgendes: Gerne werden Belehrungen<br />
(gemäß §43 IfSG) <strong>und</strong> Schulungen<br />
(gemäß <strong>Lebensmittel</strong>gesetz) in einen Topf<br />
geworfen. Es handelt sich hier um ganz unterschiedliche<br />
Veranstaltungen, die auch inhaltlich<br />
nicht identisch sind. Während es bei<br />
den Belehrungen gemäß §43 um ein Tätigkeits-<br />
<strong>und</strong> Beschäftigungsverbot für den Umgang<br />
mit <strong>Lebensmittel</strong>n geht (die Belehrung<br />
muss ja auch rechtlich verbindlich schriftlich<br />
quittiert werden), haben Schulungen gemäß<br />
<strong>Lebensmittel</strong>gesetz den sachgerechten<br />
Umgang mit <strong>Lebensmittel</strong>n sowie Küchenhygiene<br />
zum Inhalt.<br />
Antwort von M. Christine Klöber<br />
Waschmaschinen<br />
für Mopps<br />
c Wo finde ich rechtliche Gr<strong>und</strong>lagen,<br />
wann ich eine thermisch-chemische Waschmaschine<br />
benötige, da ich unsere Mopps<br />
in der Einrichtung wasche? Unsere Maschine<br />
ist nicht mehr zu reparieren <strong>und</strong> der<br />
Investor gibt mir keine weiteren Informationen.<br />
d Thermisch beziehungsweise chemothermisch<br />
wäscht jede Waschmaschine. Die<br />
Begriffe bedeuten nichts anderes, als mittels<br />
Temperatur <strong>und</strong> Chemieeinsatz die Wäsche<br />
aufzubereiten. Ihr beschriebenes Problem,<br />
die Wischbezüge aufzubereiten, ist<br />
eher ein hygienisches. Sofern Sie in einem<br />
Krankenhaus oder einer Altenhilfeeinrichtung<br />
arbeiten, können Sie sich gut auf der<br />
Seite www.rki.de informieren. Dort gibt es<br />
die Empfehlung „Anforderungen an die Hygiene<br />
bei der Reinigung <strong>und</strong> Desinfektion<br />
von Flächen“. Darin ist auch etwas zu Reinigungstextilien<br />
(Wischmopps) enthalten. Eine<br />
weitere Empfehlung des RKI „Infektionsprävention<br />
im Heim“ kann Ihnen ebenfalls<br />
Argumente liefern, um eine professionelle<br />
Waschmaschine anschaffen zu lassen, um<br />
die Reinigungstextilien nicht nur hygienisch<br />
einwandfrei aufzubereiten, sondern auch<br />
materialschonend für die Textilien <strong>und</strong> wartungsgerecht<br />
für die Langlebigkeit der<br />
Waschmaschine. Die Industrie bietet solche<br />
Geräte in sehr guter Qualität an.<br />
Die Miele Professional Frühjahrsaktion<br />
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Fachthema<br />
Was „Essen auf Rädern“-<br />
K<strong>und</strong>en wollen<br />
Neben klassischen Menü-Lieferdiensten engagieren<br />
sich auch stationäre Altenhilfeeinrichtungen<br />
auf dem Markt „Essen auf Rädern“<br />
<strong>und</strong> beliefern Privathaushalte mit Essen<br />
aus ihren Küchen. Welche Wünsche diese<br />
Gästeschaft hat, worauf zu achten ist<br />
<strong>und</strong> was die Einrichtung davon hat,<br />
darüber informierte ein Vortragsprogramm<br />
auf der diesjährigen Messe<br />
Altenpflege in Hannover.<br />
Anbieter von Menülieferdiensten sollten<br />
die Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisse ihrer<br />
K<strong>und</strong>en kennen, um diese möglichst<br />
genau erfüllen zu können. Dass es<br />
dabei noch Nachholbedarf gibt, war ein Ergebnis<br />
des Forums „Essen auf Rädern –<br />
Kompetent beraten <strong>und</strong> köstlich verpflegt“,<br />
das DGE <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />
Hauswirtschaft in Hannover<br />
veranstalteten.<br />
Weiblich, alleinstehend,<br />
älter als 80 Jahre<br />
Der typische Essen auf Rädern-K<strong>und</strong>e<br />
ist über 80 Jahre alt, lebt zu Hause <strong>und</strong> ist<br />
zu mehr als 70 Prozent weiblich. Die K<strong>und</strong>en<br />
haben häufig mehrere Krankheiten,<br />
wie Kau- <strong>und</strong> Schluckbeschwerden oder<br />
Demenz im Anfangsstadium, <strong>und</strong> sind in<br />
ihrer Mobilität eingeschränkt. Diese Fakten<br />
stellte Prof. Ulrike Arens-Azevêdo von<br />
der Hamburger Hochschule für angewandte<br />
Wissenschaften vor <strong>und</strong> stellte genaue<br />
Zahlen zum Markt Essen auf Rädern<br />
in Aussicht, die im Ernährungsbericht<br />
2012 Ende dieses Jahres veröffentlicht<br />
werden.<br />
Wer sich in diesem Markt engagieren<br />
will, sollte seine K<strong>und</strong>schaft kennenlernen:<br />
Wie ist der Ernährungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />
der Person? Welche Vorlieben<br />
<strong>und</strong> Abneigungen hat der K<strong>und</strong>e?<br />
Wie ist die Küche ausgestattet? Über welche<br />
geistigen <strong>und</strong> motorischen Fähigkeiten<br />
verfügt die Person, also ist sie in der<br />
Je nach Ausführung können im Temptainer<br />
von thermohauser vier bis 14 GN-Behälter<br />
bzw. GN-Tabletts warm oder kalt<br />
gehalten werden<br />
Lage, eine Verpackung zu öffnen oder<br />
weiß sie nach einer St<strong>und</strong>e noch, dass das<br />
Essen angeliefert wurde?<br />
Informiert die K<strong>und</strong>en!<br />
Es wäre Arens-Azevêdos Ansicht nach<br />
wünschenswert, dass sich Menülieferdienste<br />
<strong>und</strong> ambulante Pflegedienste besser<br />
vernetzen <strong>und</strong> kommunizieren: „Sogar<br />
wenn beide von der gleichen Organisation<br />
kommen, ist nicht gesagt, dass Informationen<br />
ausgetauscht werden.“ Das<br />
habe teilweise allerdings datenschutzrechtliche<br />
Gründe.<br />
Erforderlich ist auch eine bessere Informationspolitik<br />
der Mahlzeitendienste:<br />
Die K<strong>und</strong>en brauchen Informationen zu<br />
Wahlmöglichkeiten, Nährwerte <strong>und</strong> Allergene<br />
müssen auf den Speiseplänen ausgewiesen<br />
sein <strong>und</strong> außerdem ist zu überprüfen,<br />
ob die Menschen ihr Essen auch<br />
verzehren. Die Hamburger Professorin regte<br />
an, sich am Qualitätsstandard für Essen<br />
auf Rädern der Deutschen Gesellschaft für<br />
Ernährung zu orientieren.<br />
Fotos: © guukaa/Fotolia.com, Hofmann Menü, Blanco, apetito, beuth Verlag<br />
10 <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012
Fachthema<br />
Fit im Alter-Zertifizierung<br />
Dieser Standard legt Kriterien<br />
für eine vollwertige <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsfördernde<br />
Mittagsverpflegung<br />
durch Mahlzeitendienste<br />
fest, die auf aktuellen wissenschaftlichen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen beruhen.<br />
Neu in der zweiten Auflage des Qualitätsstandards<br />
vom September 2011 ist die Zertifizierung.<br />
Anbieter von Essen auf Rädern,<br />
welche die Kriterien des Standards in den<br />
drei Qualitätsbereichen <strong>Lebensmittel</strong>,<br />
Speisenplanung <strong>und</strong> -herstellung sowie<br />
Lebenswelt erfüllen, können für eine oder<br />
alle Menülinien die Fit im Alter-Zertifizierung<br />
beantragen. Eine Erweiterung ist die<br />
Fit im Alter-Premium-Zertifizierung, bei der<br />
zusätzlich die Anforderungen des Qualitätsbereichs<br />
Nährstoffe erfüllt sein müssen.<br />
Als Nutzen der Zertifizierung für den<br />
Menüanbieter nannte Ricarda Holtorf von<br />
der DGE unter anderem Kompetenzgewinn<br />
<strong>und</strong> Wettbewerbsvorteil. Eine Zertifizierung<br />
erhöhe das Image des Hauses <strong>und</strong><br />
lasse sich fürs Marketing nutzen. Der Qualitätsstandard<br />
ist erhältlich bei der DGE<br />
oder kann heruntergeladen werden unter<br />
www.fitimalter-dge.de.<br />
So soll es sein: Frisch,<br />
heiß <strong>und</strong> lecker<br />
„Die ideale Mahlzeit soll gut schmecken,<br />
gut riechen <strong>und</strong> schön aussehen“,<br />
erfuhr Dr. Cornelie Pfau vom Institut für Ernährungsverhalten,<br />
Karlsruhe, bei ihren<br />
Befragungen im Rahmen des EU-Projektes<br />
„Senior Food/Food in Later Life“. Weitere<br />
Wünsche der Essen auf Rädern-Nutzer:<br />
Die Speisen sollen heiß sein, aus frischen<br />
Zutaten bestehen <strong>und</strong> frisch gekocht<br />
sein; außerdem sollte mehr Obst<br />
<strong>und</strong> Gemüse auf dem Speiseplan stehen<br />
<strong>und</strong> die Gemüseportionen größer sein. Die<br />
Fleischmengen dagegen sind zu groß <strong>und</strong><br />
zu häufig.<br />
Bemängelt wurden Geschmack <strong>und</strong><br />
Konsistenz von Soßen, zerkochtes Gemüse<br />
<strong>und</strong> zu selten Fisch sowie, dass Beilagen<br />
häufig nicht frei wählbar seien. „Außerdem<br />
möchten die K<strong>und</strong>en von Porzellangeschirr<br />
essen“, so die Verhaltensforscherin.<br />
die Tür öffne, würde „das Essen auch<br />
schon mal am Briefkasten oder vor der<br />
Haustür abgestellt“. Da müssen feste Absprachen<br />
getroffen werden, wie der Fahrer<br />
in einem solchen Fall zu reagieren hat,<br />
fordert Pfau. Insgesamt wurde das Personal<br />
aber als fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> hilfsbereit gelobt.<br />
Zentralküche als mobiler<br />
Mahlzeitendienst<br />
Was seine K<strong>und</strong>en wollen, weiß Steffen<br />
Tietz, Servicemanager bei der Matthias-Claudius<br />
Altenhilfe e.V. in Rotenburg/Wümme:<br />
Er beziehungsweise seine<br />
Kollegen stehen im regen Telefonkontakt<br />
mit ihren Essen auf Rädern-K<strong>und</strong>en. „Seine“<br />
Zentralküche bereitet täglich r<strong>und</strong> 700<br />
Essen zu, für drei eigene Einrichtungen,<br />
mehrere Schulen <strong>und</strong> Kindergärten, Tagesgäste<br />
im offenen Mittagstisch sowie<br />
für 80 Essen auf Rädern-K<strong>und</strong>en. „Der telefonische<br />
Kontakt ist bei uns sehr wichtig“,<br />
erklärt Tietz. So sei eine individuelle<br />
Speisenplangestaltung möglich, egal ob<br />
ein Gast eine große oder kleine Portion<br />
wünscht, eine spezielle Diät oder passierte<br />
Kost. Tietz weiter: „R<strong>und</strong> 30 bis 40 Prozent<br />
der Gäste bekommen ein auf sie zugeschnittenes<br />
Essen.“<br />
Steigender Bekanntheitsgrad<br />
<strong>und</strong> steigende Gästezahlen<br />
In Rotenburg wurde Vieles verändert:<br />
Von Cook & Chill umgestellt auf Frischkost<br />
mit Warmauslieferung, es wurden <strong>neue</strong>s<br />
Geschirr <strong>und</strong> Transportboxen angeschafft<br />
<strong>und</strong> die Tourenplanung neu gestaltet. Für<br />
die unterschiedlichen K<strong>und</strong>en – Kleinkinder,<br />
Schüler <strong>und</strong> Senioren – werden teilweise<br />
vier Menüs parallel gekocht. „Es hat<br />
sich für uns gelohnt“, resümiert der Servicemanager.<br />
Durch den Menülieferdienst<br />
sowie den offenen Mittagstisch ist die Einrichtung<br />
in der Region bekannt <strong>und</strong> präsent<br />
<strong>und</strong> die Zahl der Essensteilnehmer ist<br />
gestiegen. „Vielen Senioren aus der Gegend<br />
fällt es jetzt leichter, in unser Heim<br />
umzuziehen, da sie uns <strong>und</strong> unser Essen<br />
schon kennen“, so Tietz.<br />
Servicequalität wird<br />
immer wichtiger<br />
Ein nächster Schritt könnte sein, Frühstück<br />
<strong>und</strong> Abendessen als Essen auf Rädern-Dienst<br />
anzubieten, blickt Dr. Cornelie<br />
Pfau in die Zukunft. Zusatzangebote der<br />
Menüanbieter wie Getränkeservice oder<br />
<strong>Lebensmittel</strong>-Bringdienst hält auch Ulrike<br />
Arens-Azevêdo künftig für unverzichtbar,<br />
Einzeln zu öffnende Fächer<br />
sowie Kühlelemente in den<br />
Türen sichern beim Tablett-<br />
Transportwagen von Blanco<br />
CS konstante Temperaturen<br />
Kaltes Essen <strong>und</strong> wenig Information<br />
Als verbesserungswürdig befanden<br />
viele Befragte den Lieferzeitpunkt. Oft<br />
würde das warme Essen schon um<br />
9.30 oder 10.00 Uhr geliefert <strong>und</strong><br />
das Essen dann in der Mikrowelle<br />
erwärmt oder kalt gegessen.<br />
Wenn jemand nicht schnell genug<br />
<strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012 11
Fachthema<br />
damit die Versorgung zu Hause längerfristig<br />
gelingen kann.<br />
Künftig könnte sich auch die Zielgruppe<br />
für dieses Dienstleistungsangebot verändern,<br />
meinen die Fachleute. Die K<strong>und</strong>en<br />
der Zukunft sind vielleicht nicht mehr hilfsbedürftig,<br />
sondern kaufen eine Dienstleistung<br />
ein. Dann spiele weniger die Dank -<br />
barkeit eine Rolle, so Pfau, als vielmehr<br />
der Preis <strong>und</strong> die Servicequalität.<br />
Messe-Neuheiten zum<br />
Speisentransport<br />
Heiße oder kalte Speisen bei weiten<br />
Wegen oder längeren Standzeiten gewährleistet<br />
die thermohauser GmbH aus<br />
Uhingen mit dem <strong>neue</strong>n Wagensystem<br />
Temptainer, das auf der Altenpflege-Messe<br />
in Hannover vorgestellt wurde. Die Behälter<br />
sind komplett aus Edelstahl gefertigt<br />
mit Griffen <strong>und</strong> Stoßschutz aus Kunststoff.<br />
Den Temptainer gibt es als eintürigen<br />
Single, der neutral, aktiv beheizbar bis<br />
maximal 85°C oder<br />
kühlbar bis mindestens<br />
4°C gewählt<br />
werden kann.<br />
Mit zwei separaten<br />
Fächern ausgestattet,<br />
die jeweils neutral, beheizoder<br />
kühlbar sind, sind die<br />
Modelle Tower <strong>und</strong> Twin.<br />
Beim Tower liegen die Fächer<br />
übereinander, beim Twin nebeneinander.<br />
Tablett-Transportwagen<br />
mit passiver Kühlung<br />
Eine Neuheit für den Transport<br />
von Kaltspeisen zeigte<br />
Blanco CS auf der Altenpflege<br />
– den Tablett-Transportwagen<br />
mit passiver Kühlung. Die Kühlelemente,<br />
Eutektische Platten,<br />
werden nicht in den Zwischenwänden,<br />
sondern in den Türen<br />
platziert. Dadurch konnte Blanco<br />
den Innenraum komplett<br />
mit geschlossenen Sickenwänden<br />
ausstatten, <strong>und</strong> jedes<br />
der bis zu drei Schrankfächer<br />
kann einzeln geöffnet werden.<br />
Ein unerwünschter Luftaustausch<br />
wird so vermieden.<br />
Zellulose statt Alu-Schalen<br />
Eine ökologische Alternative<br />
zu Alu- oder Kunststoffschalen<br />
zeigte MaWe-Pack aus Dettingen<br />
in Hannover. Die BioPap-Schalen bestehen<br />
aus Zellulose <strong>und</strong> eignen sich zum<br />
Transport, Tiefgefrieren, Aufbewahren, Backen<br />
<strong>und</strong> für die Mikrowelle. Sie halten<br />
Temperaturen zwischen -40°C <strong>und</strong> 215°C<br />
stand. Verschlossen werden Schalen durch<br />
Heißversiegelung. Einen Vorteil dieses<br />
Systems sieht Inhaber Martin Weber darin,<br />
dass man nur wenig Ausstattung<br />
braucht: das Heißsiegelgerät <strong>und</strong> die<br />
Schalen. Das sei gerade für Einrichtungen,<br />
die mit Außer-Haus-Verpflegung anfangen<br />
<strong>und</strong> nur wenige Essen benötigen,<br />
ein Vorteil.<br />
Neues Trink-Menü<br />
in 20 Sorten<br />
Spargel mit Geflügel oder Kartoffeln<br />
mit Rindfleisch – das<br />
Hofmann Trink-Menü gibt es<br />
in 20 Sorten<br />
Eine Trink- <strong>und</strong> Ergänzungsnahrung<br />
für Menschen mit Schluckbeschwerden<br />
oder anderen Beeinträchtigungen<br />
hat die Hofmann<br />
Menü-Manufaktur neu im Programm.<br />
Das Hofmann Trink-Menü<br />
wird aus natürlichen <strong>Lebensmittel</strong>n<br />
hergestellt <strong>und</strong><br />
gibt es in 20 Sorten.<br />
Geruch <strong>und</strong> Geschmack<br />
entsprechen<br />
laut Hersteller „normalen“<br />
warmen Mahlzeiten.<br />
Das Trink-Menü<br />
kann in der Konsistenz<br />
an die Bedürfnisse<br />
des Betroffenen<br />
angepasst werden, dick- oder dünnflüssig,<br />
<strong>und</strong> wird im Teller oder im Trinkgefäß<br />
serviert.<br />
Auf der Fahrt auf den Punkt garen kann<br />
jetzt apetito mit dem FrischeMobil kompakt.<br />
Das Auslieferfahrzeug ist mit einem<br />
Ofen mit zwei separat steuerbaren Ofenkammern<br />
sowie einer Kühlkammer für Salate<br />
<strong>und</strong> Desserts ausgestattet. Die Ofenkammern<br />
werden mit bis zu 33 Menüs bestückt<br />
<strong>und</strong> können zeitversetzt gestartet<br />
werden. Vorteile für apetito-K<strong>und</strong>en: Heißes,<br />
während der Fahrt schonend zubereitetes<br />
Essen, kurze Warmhaltezeiten,<br />
vergrößertes Einzugsgebiet. Apetito erfüllt<br />
die Zertifizierung des DGE-Qualitätsstandards<br />
Essen auf Rädern.<br />
Nach zwölf Jahren:<br />
Neue <strong>DIN</strong>-<strong>Norm</strong> <strong>DIN</strong> 10506<br />
Am Rande der Messe wurde auch<br />
schon über die <strong>neue</strong> <strong>DIN</strong>-<strong>Norm</strong> „<strong>Lebensmittel</strong>hygiene<br />
– Gemeinschaftsverpflegung<br />
2012-03“ diskutiert, da hierin auch Regelungen<br />
für die Abgabe von <strong>Lebensmittel</strong>n<br />
<strong>und</strong> Speisen bei Vereinsfesten <strong>und</strong> Ähnlichem<br />
festgesetzt wurden. Die <strong>neue</strong> <strong>DIN</strong>-<br />
<strong>Norm</strong> ersetzt die bisherige <strong>DIN</strong> 10506:<br />
2000-04. Sie ist zum Preis von 104,10 Euro<br />
in gedruckter Form oder als Download unter<br />
www.beuth.de erhältlich. In Kürze erscheint<br />
auch noch ein Kommentar zu dieser<br />
<strong>Norm</strong>. Unser Autor Sascha Kühnau<br />
wird bald darüber in <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> berichten<br />
– auch beim „10. <strong>rhw</strong>-Hygieneforum<br />
Nord/Süd“ im Herbst in Hamburg <strong>und</strong><br />
Hohenheim wird das Thema im Mittelpunkt<br />
stehen. Mehr über die Messe Altenpflege<br />
auch in der kommenden <strong>rhw</strong> <strong>management</strong><br />
6/2012. t Katrin Hecker<br />
Die <strong>neue</strong> <strong>DIN</strong>-<strong>Norm</strong> gilt für Einrichtungen<br />
der Gemeinschaftsverpflegung, wie zum<br />
Beispiel Mensen, Kantinen, Cafeterien sowie<br />
Küchen <strong>und</strong> Speisenausgabestellen in<br />
Krankenhäusern, sozialen Einrichtungen,<br />
Rehabilitationseinrichtungen, Schulen,<br />
Kindertagesstätten, Kasernen <strong>und</strong> Justizvollzugsanstalten<br />
sowie gegebenenfalls<br />
Gaststätten <strong>und</strong> Restaurants<br />
12 <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012
[Das aktuelle Buch]<br />
1110060 Foto: iStock_© adventtr<br />
Erfolg ist planbar<br />
Mit ihrem erfolgreichen Nachschlagewerk haben M. Christine <strong>und</strong> Ralf Klöber eine<br />
Mischung aus praktischem <strong>und</strong> theoretischem Wissen zum Thema Qualitäts<strong>management</strong><br />
in der Hauswirtschaft erarbeitet.<br />
M. Christine Klöber, Ralf Klöber<br />
Erfolg ist planbar<br />
Verlag Neuer Merkur<br />
ISBN 978-3-937346-60-1 • 456 Seiten • 24,90 Euro<br />
4. überarbeitete Auflage 2011<br />
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Verpflegungskonzepte entwickeln<br />
In immer mehr Einrichtungen sind neben Hauswirtschaftskonzepten auch Verpflegungskonzepte<br />
gefordert. Doch was müssen diese beinhalten? Das Buch bietet<br />
praxiserprobte Antworten zur Gemeinschaftsverpflegung <strong>und</strong> zum Qualitäts<strong>management</strong>.<br />
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Fachthema<br />
Neue Erkenntnisse<br />
zur Händedesinfektion<br />
Foto: © Franz Pfluegl/Fotolia<br />
In vielen Einrichtungen wird bei der Händedesinfektion nach<br />
<strong>DIN</strong> EN 1500 vorgegangen, bei der die Hände in sechs vorgegebenen<br />
Schritten eingerieben werden. Doch eine <strong>neue</strong> Studie<br />
hat ergeben, dass diese Methode nur einen schlechten Desinfektionserfolg<br />
liefert. Überraschenderweise erzielte die Methode<br />
die besten Ergebnisse, die dem Anwender keine speziellen<br />
Vorgaben macht, also die eigenverantwortliche Aufbringung<br />
des Desinfektionsmittels.<br />
Die wichtigste Maßnahme zur Vermeidung<br />
der Übertragung von Infektionserregern<br />
von einem zum anderen<br />
Patienten ist die Händedesinfektion. Sie soll<br />
im Krankenhaus immer vor <strong>und</strong> nach jedem<br />
Patientenkontakt stattfinden sowie vor<br />
aseptischen Tätigkeiten, nach Kontakt mit<br />
infektiösem Material sowie bei Verlassen<br />
der Patientenumgebung.<br />
„Leider wird die hygienische Händedesinfektion<br />
häufig vergessen. Sie wird nur<br />
bei etwa 50 Prozent der Tätigkeiten, bei denen<br />
eine Händehygiene notwendig wäre,<br />
auch durchgeführt“, sagt Prof. Dr. med. Petra<br />
Gastmeier, Direktorin des Instituts für<br />
Hygiene <strong>und</strong> Umweltmedizin, Charité, Universitätsmedizin<br />
Berlin. Gründe dafür sind<br />
mangelndes Wissen, aber vor allem auch<br />
hohe Arbeitsbelastung, personelle Unterbesetzung<br />
oder schlechte Vorbilder, wie zum<br />
Beispiel Chefärzte. Auch sind häufig die Desinfektionsmittelspender<br />
zu weit voneinander<br />
weg, so dass die Wege für das Personal<br />
zu lang sind.<br />
Seit 2008 versucht die nationale Kampagne<br />
„Aktion Saubere Hände“ die Aufmerksamkeit<br />
für das Thema Händehygiene<br />
zu steigern. Über 700 Krankenhäuser <strong>und</strong><br />
r<strong>und</strong> 100 Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime nehmen<br />
mittlerweile an der Aktion teil. Neben Fortbildungen<br />
werden auch der Verbrauch von<br />
alkoholischem Händedesinfektionsmittel<br />
pro Patiententag gemessen. Hierbei zeigte<br />
sich, dass Krankenhäuser, die seit mindestens<br />
drei Jahren an der Aktion teilnehmen,<br />
inzwischen einen Anstieg von 36 Prozent<br />
beim Verbrauch an Desinfektionsmitteln erreicht<br />
haben.<br />
Es wird kaum darüber diskutiert, mit<br />
welcher Methode die Hände desinfiziert<br />
werden sollten. In den meisten Einrichtungen<br />
galt bisher die <strong>DIN</strong> EN 1500 als Standard,<br />
danach wurden die Hände in sechs<br />
bestimmten Schritten, die jeweils fünfmal<br />
durchgeführt wurden, desinfiziert. Mitarbeiter<br />
im Ges<strong>und</strong>heitswesen wurden gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
nach dieser Methode geschult.<br />
Eine <strong>neue</strong> evidenzbasierte Studie hat<br />
nun aber gezeigt, dass diese sechs Schritte<br />
nicht dazu führen, dass eine vollständige<br />
Benetzung der Hände erreicht wird. Stattdessen<br />
erzielte die Methode die besten Ergebnisse,<br />
bei der die Anwender das Desinfektionsmittel<br />
sorgfältig ohne bestimmte<br />
Methode in die Hände einrieben. Bei dieser<br />
eigenverantwortlichen Methode fanden sich<br />
wenige Benetzungslücken – <strong>und</strong> dieses wiederum<br />
fast ausschließlich auf dem Handrücken.<br />
Es sind jedoch andere Bereiche, wie die<br />
Fingerkuppen, der Daumen <strong>und</strong> die Handinnenflächen,<br />
die von höchster klinischer<br />
Bedeutung hinsichtlich eines Infektionsrisikos<br />
für die Patienten sind. Aufgr<strong>und</strong> dieser<br />
Ergebnisse empfiehlt auch die „Aktion<br />
Saubere Hände“ seit Ende 2011 bei der Händedesinfektion<br />
auf vorgegebene Bewegungsabläufe<br />
zu verzichten. Der wissenschaftliche<br />
Beirat der Aktion rät stattdessen:<br />
u Die Mitarbeiter müssen in der Technik<br />
der Händedesinfektion geschult werden<br />
(Schwarzlichtlampe).<br />
u Ausreichend Händedesinfektionsmittel<br />
auf die trockenen Hände geben. Die Hände<br />
müssen „nass“ sein.<br />
u Einreibung des Händedesinfektionsmittels<br />
auf der gesamten Hand unter der besonderen<br />
Berücksichtigung von Hauptkontaktstellen<br />
<strong>und</strong> Erregerreservoiren (Fingerspitzen,<br />
Daumen, Nagelfalz).<br />
u Die Hände müssen für die Einwirkzeit<br />
gemäß Herstellerangaben, mindestens jedoch<br />
für 30 Sek<strong>und</strong>en, feucht gehalten werden.<br />
„Das eigenverantwortliche Aufbringen<br />
des Händedesinfektionsmittels<br />
ist<br />
zwar einfacher<br />
<strong>und</strong> besser als<br />
die Methode in<br />
sechs Schritten,<br />
aber Training<br />
<strong>und</strong> Schulung<br />
der Mitarbeiter<br />
sind trotzdem<br />
essentiell.<br />
So sollten die Mitarbeiter<br />
unter der UV-Lampe prüfen, wo ihre persönlichen<br />
Benetzungslücken sind“, sagt<br />
Prof. Dr. med. Günter Kampf, Director Science,<br />
Bode Science Center, der die Studie<br />
zur Händedesinfektion durchgeführt hat. Er<br />
geht davon aus, dass es noch zwei, drei Jahre<br />
dauern wird, bis sich die eigenverantwortliche<br />
Methode zur Händedesinfektion<br />
in Deutschland durchsetzen wird.<br />
t Alexandra Höß<br />
Saubere Hände<br />
auch im Pflegeheim<br />
Die „Aktion Saubere Hände“ ist eine<br />
nationale Kampagne zur Verbesserung<br />
der Compliance der Händedesinfektion<br />
in deutschen Ges<strong>und</strong>heitseinrichtungen.<br />
Sie wurde 2008 mit Unterstützung<br />
des B<strong>und</strong>esministeriums für Ges<strong>und</strong>heit,<br />
vom Nationalen Referenzzentrum<br />
für die Surveillance Nosokomialer<br />
Infektionen, dem Aktionsbündnis<br />
Patientensicherheit sowie der Gesellschaft<br />
für Qualitäts<strong>management</strong> im<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesen ins Leben gerufen.<br />
Während sich die erste Kampagne an<br />
Krankenhäuser richtete, sind im zweiten<br />
Schritt seit Anfang 2011 besonders<br />
Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime im Fokus. Ziel<br />
ist es, die Händehygiene in der Einrichtung<br />
zu verbessern. Dazu werden<br />
von der Aktion Fortbildungsunterlagen<br />
<strong>und</strong> Materialien zur Öffentlichkeitsarbeit<br />
zur Verführung gestellt. Außerdem<br />
wird der Verbrauch von alkoholischem<br />
Händedesinfektionsmittel pro Tag gemessen,<br />
um über den Vergleich mit anderen<br />
Einrichtungen Anstöße zur Verbesserung<br />
zu bekommen. Weitere Infos:<br />
www.aktion-sauberehaende.de.<br />
<strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012 15
Fachthema<br />
Reinigung – mit Sicherheit<br />
Immer wieder kommt es in der<br />
Reinigung zu Stürzen <strong>und</strong> Arbeitsunfällen.<br />
Das gilt in hohem<br />
Maße für die Fensterreinigung.<br />
Denn zunehmend<br />
kommen Fassadenkletterer<br />
zum Einsatz. Doch das muss<br />
nicht sein. Und auch bei den<br />
Bodenbelägen gibt es Maßnahmen,<br />
die Stürze zu vermindern,<br />
ohne dass die tägliche<br />
Reinigung dadurch erschwert<br />
wird.<br />
Die Fassadenkletterfirmen boomen.<br />
„Gab es früher gerade mal ein Unternehmen,<br />
so sind es heute schon 20“,<br />
schätzt Detlef Stange von der Gebäudereinigerinnung<br />
Hessen. Der Gr<strong>und</strong> liegt darin,<br />
dass immer häufiger „Glaspaläste“ gebaut<br />
werden, die von innen wie von außen<br />
schwer zu reinigen sind. Und dann müssen<br />
eben Fassadenkletterer dort ran, wo Hubsteiger<br />
oder die Befahranlage nichts mehr<br />
ausrichten können.<br />
„Doch diese Reinigungsart ist nicht nur<br />
extrem teuer, sondern auch potenziell gefährlicher“,<br />
sagte Detlef Stange auf einem<br />
vhw-Seminar Ende Januar 2012 in München.<br />
So würde allein die Reinigung des Daches<br />
des Berliner Hauptbahnhofes nach Berechnungen<br />
eines Krefelder Studenten (Fachrichtung<br />
Reinigungstechnik, Werkstoffk<strong>und</strong>e<br />
an der Hochschule Niederrhein) r<strong>und</strong><br />
eine Million Euro kosten, da die Verstrebungen<br />
den Einsatz von Reinigungsrobotern<br />
verhinderten. Es sollte also schon bei<br />
der Bauplanung überlegt werden, unter welchen<br />
Risiken <strong>und</strong> bei welchen Kosten die<br />
Reinigung später erfolgen muss <strong>und</strong> ob man<br />
diese Gefahr wirklich eingehen möchte.<br />
Reinigungslaufstege<br />
brauchen Mindestbreite<br />
Reinigungslaufstege müssen eine Mindestbreite<br />
von 0,50 Meter aufweisen. Sollen<br />
Leitern zum Einsatz kommen, so muss<br />
der Laufsteg entsprechend breiter ausgelegt<br />
werden. Die Unfallverhütungsvorschrift „Leitern<br />
<strong>und</strong> Tritte“ schreibt einen Anstellwinkel<br />
von 65 Prozent bis 75 Prozent vor. Fensterbänke<br />
dürfen nur betreten werden, wenn sie<br />
tragfähig <strong>und</strong> mindestens eine Breite von 25<br />
Zentimetern aufweisen.<br />
„Ab fünf Metern Fallhöhe besteht eine<br />
Anseilpflicht“, so Detlef Stange. Er weist auf<br />
einen Versuch hin, den er mit seinen Auszubildenden<br />
an der Gebäudereinigerschule<br />
macht: „Ich bitte jemanden, sich erst ganz<br />
normal auf die Waage zu stellen. Und dann<br />
soll die gleiche Person nur mal aus 50 Zentimeter<br />
Höhe auf die Waage springen –<br />
schon wird das Dreifache des Körpergewichts<br />
auf der Waage angezeigt!“<br />
Das zeigt, dass auch die Gurte entsprechend<br />
gut befestigt sein müssen, schließlich<br />
sollen sie eine Auffangkraft von 7,5 Kilo-<br />
Newton standhalten als Absturzsicherung<br />
aus fünf Metern Höhe. Das entspricht umgerechnet<br />
r<strong>und</strong> 1.600 Kilogramm.<br />
Am besten sei es, wenn die Halterungen<br />
senkrecht oberhalb des Arbeitsplatzes angebracht<br />
werden. Betreiber von Gebäuden,<br />
die keine Konstruktion für eine Absturzsicherung<br />
haben, können haftbar gemacht<br />
werden, so Detlef Stange. Und weiter: „Die<br />
Karabinerhaken, mit denen die Gurte der Reinigungskraft<br />
befestigt sind, müssen verschraubt<br />
sein, ein Schnappverschluss ist<br />
nicht mehr erlaubt.“<br />
Auch auf die Dachneigung muss geachtet<br />
werden. Beträgt sie mehr als 20 <strong>und</strong> liegt<br />
unter 60 Prozent, sind Einrichtungen zum<br />
Auffangen rutschender Personen <strong>und</strong> Gegenstände<br />
erforderlich. Bei über 60 Prozent<br />
Neigung sind keine Reinigungsarbeiten mehr<br />
möglich, nur noch über eventuelle Hilfskonstruktionen<br />
(Arbeitsbühnen, Hubsteiger, Auffanggerüste).<br />
Wenn sich die Dächer mehr als<br />
45 Prozent neigen, müssen besondere Arbeitsplätze,<br />
beispielsweise Auflegeleitern,<br />
eingerichtet werden.<br />
Strom <strong>und</strong> Steckdosen<br />
Beim Verlegen von Böden ist auch darauf<br />
zu achten, dass die Steckdosen (wie<br />
man es in manchen Seminarräumen immer<br />
noch sieht) nicht im Boden versenkt werden,<br />
sondern seitlich erhöht an der Wand angebracht<br />
werden. Sollte beim Reinigen der Räume<br />
nämlich Wasser in den Stromkabelschacht<br />
laufen, ist vieles schnell zerstört. In<br />
einem solchen Fall zahlt die Versicherung in<br />
der Regel nicht: „Schauen Sie sich einmal<br />
Ihren Versicherungsvertrag an. Wenn dort<br />
steht, dass Abwasserschäden ausgeschlossen<br />
sind, dann reicht es, wenn sie nur mal<br />
einen Lappen ausgewrungen haben in einem<br />
Eimer – das ist dann Abwasser!“ so<br />
Stange. Bei Scheuersaugmaschinen (Einsatz<br />
von Großmaschinen) sollte bis zu 25 Ampere<br />
abgesichert werden. Steckdosen- <strong>und</strong> Lichtstromkreise<br />
sollten getrennt sein.<br />
Reinigungskammern<br />
In Reinigungskammern werden zum Teil<br />
auch Gefahrstoffe gelagert. Hierfür muss in<br />
der Bauplanung ein Raum vorgesehen werden,<br />
der verschließbar <strong>und</strong> belüftbar ist. Die<br />
brennbaren Gefahrstoffe wie Reiniger auf Alkoholbasis<br />
müssen getrennt gelagert werden.<br />
Ein Feuerlöscher sollte in unmittelbarer<br />
Nähe angebracht werden. Der Stromanschluss<br />
<strong>und</strong> damit die Abluft in der Reinigungskammer<br />
sollte selbstverständlich auch<br />
über 24 St<strong>und</strong>en laufen. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist<br />
eine geeignete Versorgung von Wasser sowie<br />
eine Entsorgungsanlage für die Schmutzflotte<br />
einzubauen.<br />
Foto: Robert Baumann<br />
16 <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012
Fachthema<br />
Welche Faktoren beeinflussen<br />
die Trittsicherheit?<br />
u Bodenbelagsmaterial<br />
u Oberflächenstruktur<br />
u Reinigungs- <strong>und</strong> Pflegemittel<br />
u Reinigungsverfahren<br />
u Schuhsohlenmaterial <strong>und</strong> -profil<br />
u Gleitfördernde Stoffe<br />
u Gangart.<br />
Pflegefi efilmsanie<br />
rung<br />
Trockene Gr<strong>und</strong>reinigung<br />
Sicherheitsfliesen<br />
Sicherheitsfliesen sollten nur in den Bereichen zum Einsatz<br />
kommen, wo die Trittsicherheit von großer Bedeutung ist, weil<br />
beispielsweise durch Verunreinigungen <strong>und</strong> Nässe hier erhöhte<br />
Rutschgefahr besteht, wie in Dusch- <strong>und</strong> Waschräumen.<br />
Der Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />
klassifiziert die Arbeitsbereiche nach BGR 181. Akkreditierte<br />
Institute prüfen Bodenbeläge <strong>und</strong> stufen sie ein.<br />
BGR 181 Einstufung<br />
Gesamtmittelwerte<br />
Bewertungsgruppe<br />
Von 6° bis 10°<br />
R9<br />
> 10° bis 19° R10<br />
> 19° bis 27° R11<br />
> 27° bis 35° R12<br />
> 35° R13<br />
Wir werden diese Reibzahlwerte ermittelt? Das Prüfverfahren<br />
heißt BGR 181/<strong>DIN</strong> 51130: Die sich neigende Fläche<br />
wird von einem „Probanden“ mit genormtem Schuhwerk begangen.<br />
Dabei ist die sich leicht neigende Fläche etwas eingeölt.<br />
Je größer der Winkel ist, bei dem der Proband ins Rutschen<br />
kommt, desto höher ist der Reibzahlwert. Detlef Stange:<br />
„Viele Architekten gehen unnötig hoch bei den Reibzahlwerten,<br />
um eine Haftung auszuschließen, doch das erschwert<br />
die tägliche Reinigung erheblich.“ Ab dem Gleitreibungswert<br />
10 ist die maschinelle Reinigung effizienter als die manuelle.<br />
Es sollte also bei der Bauplanung stets ein Kompromiss zwischen<br />
Gefährdungsausschluss <strong>und</strong> Praktikabilität in der Reinigung<br />
gef<strong>und</strong>en werden.<br />
t Robert Baumann<br />
Einscheibenmaschine<br />
schine<br />
NRS450<br />
Vorteile der Pflegefilmsanierung<br />
wesentlich schneller <strong>und</strong> somit kostengünstiger als die klassische<br />
Gr<strong>und</strong>reinigung<br />
perfekter Werterhalt der Bodenbeläge<br />
umweltfre<strong>und</strong>liche Anwendungstechnik ohne<br />
den Einsatz von<br />
Chemie<br />
<strong>und</strong> Wasser<br />
Die unter Praxisbedingungen durchgeführten Versuche zeigten, dass durch<br />
die Numatic-Pflegefilmsanierung mit der NRS450 ... zu einem sehr guten<br />
Hygienezustand der beprobten Fußböden führte.<br />
(Prof. Dr. med. vet. habil. U. Kleiner / Professor Hellriegel Institut e.V. Bernburg<br />
an der Hochschule Anhalt (FH) Labor für Hygieneforschung)<br />
Mehr Informationen<br />
Mehr zum Thema lesen Sie in der aktuellen<br />
Ausgabe von <strong>rhw</strong> praxis<br />
1/2012 „Arbeitssicherheit <strong>und</strong> Hygiene“<br />
– unter anderem finden Sie<br />
neben diesem Text dort auch ein Interview<br />
mit Dirk Römer von der BGW<br />
zum Thema Stürze <strong>und</strong> Reinigung.<br />
Interessante Seminare zum Thema<br />
Reinigung bietet die vnm-Akademie<br />
bis Ende Oktober 2012 in ganz Deutschland an! Alle Termine<br />
unter www.vnm-akademie.de.<br />
Weitere Informationen zum Ablauf der Pflegefilmsanierung <strong>und</strong> der<br />
Dokumentation des Hygieneeffektes finden Sie unter:<br />
www.numatic.de/anwenderinformationen.php<br />
www.numatic.de<br />
Numatic International GmbH · Hannover · Tel. (05 11) 98 42 16 - 0<br />
<strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012 17
Fachthema<br />
Teuer beschafft <strong>und</strong><br />
teuer entsorgt?<br />
Gerhard Marktl, der Leiter Küchen/Einkauf/Menüservice der<br />
Münchenstift GmbH erarbeitete in seiner Abschlussarbeit zur<br />
Weiterbildung zum Fachwirt für Seniorenverpflegung (DVLAB)<br />
ein <strong>neue</strong>s Speiseentsorgungssystem für die acht Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime<br />
der Tochtergesellschaft der Landeshauptstadt München.<br />
In den Häusern der Münchenstift GmbH<br />
werden täglich 2.300 Senioren, zirka 450<br />
Mitarbeiter <strong>und</strong> Gäste in den Cafeterien<br />
sowie zirka 400 Münchner Bürger mit Essen<br />
durch den Menüservice versorgt. Bei<br />
diesen großen Versorgungszahlen kommt<br />
es zu erheblichen Mengen an Speiseresten<br />
aus Herstellung, Rücklauf <strong>und</strong> Fettabscheiderinhalten.<br />
Diese Mengen von Speiseresten<br />
zu entsorgen ist mit hohen Kosten,<br />
hohem Organisationsaufwand <strong>und</strong><br />
täglich <strong>neue</strong>n hygienischen Herausforderungen<br />
verb<strong>und</strong>en. Die Tochtergesellschaft<br />
der Landeshauptstadt München wollte mit<br />
der Projektarbeit auch die Nachhaltigkeit<br />
neben der Ökologie <strong>und</strong> Ökonomie als wesentlichen<br />
Gr<strong>und</strong>gedanken des eigenen<br />
Handelns mit Leben erfüllen.<br />
Großes Ziel der Projektarbeit war es,<br />
die Entsorgungskosten zu senken, um die<br />
dadurch frei werdenden Mittel für zusätzliche<br />
oder noch bessere Verpflegungsangebote<br />
für die Bewohner einzusetzen. Der<br />
erste Schritt auf diesem Weg ist die bedarfsgerechte<br />
Einkaufsmenge. Diese soll<br />
Überangebote <strong>und</strong> Mehrportionen vermeiden.<br />
Bei dieser Form der Abfallvermeidung<br />
sind alle Mitarbeiter persönlich gefordert.<br />
Das reicht von der effektiven Portionsplanung<br />
über die sorgsame Lagerung<br />
<strong>und</strong> Verarbeitung der <strong>Lebensmittel</strong> bis zur<br />
bewohnerorientierten attraktiven Anrichteweise.<br />
Alle Mitarbeiter der Häuser sind<br />
dabei gefordert, in ihrem Tätigkeitsbereich<br />
entsprechend zu wirken.<br />
Beispielsweise wurden unter anderem<br />
das Bestellverhalten in den Wohnbereichen<br />
sowie die Rezepturen anhand der Rücklaufmengen<br />
hinterfragt.<br />
Folgende Teilziele wurden unter anderem<br />
gleichzeitig verfolgt:<br />
u genauere Bestellmengen<br />
u Überproduktionen vermeiden<br />
u Speisereste verringern<br />
u Arbeitsaufwand bei der Speisereste -<br />
entsorgung senken<br />
u Hygiene jederzeit sicher beherrschen<br />
u Prozesstransparenz erreichen.<br />
stets begleitet von Lärm- <strong>und</strong> Geruchsbelästigung.<br />
Zudem konnten die Abfallmengen dabei<br />
nicht richtig erfasst werden. Der Befüllgrad<br />
war sehr verschieden <strong>und</strong> Fehlsortierungen<br />
waren immer wieder anzutreffen.<br />
Bei der Marktrecherche zu den angebotenen<br />
Entsorgungssystemen wurden die<br />
Vor- <strong>und</strong> Nachteile von fünf Anbietern gegenüber<br />
gestellt. Die Auswahl fiel auf die<br />
Bio-Trans-Anlage, die die Speisereste zerkleinert<br />
<strong>und</strong> den Brei über ein geschlossenes<br />
Rohrsystem in einem Tanksystem bis<br />
zu vier Wochen zwischenlagert. Diese Masse<br />
wird an eine Biogasanlage abgegeben.<br />
Nach der Sicherung der örtlichen Gegebenheiten<br />
in den verschiedenen Küchen<br />
wurde das <strong>neue</strong> System installiert. Die Mitarbeiter<br />
wurden direkt von der Firma Bio-<br />
Trans im Betrieb der Anlagen geschult.<br />
Unter ökologischen Gesichtspunkten<br />
bringt allein die Reduzierung der Abholfahrten<br />
von 806 LKW-Touren beim alten<br />
System <strong>und</strong> 128 LKW-Anfahrten beim umgestellten<br />
System eine bemerkenswerte<br />
CO 2 -Reduzierung von 4,2 Tonnen pro Jahr.<br />
Gleichzeitig können aus der Verstromung<br />
der Speisereste 97 Vier-Personenhaushalte<br />
mit Energie <strong>und</strong> Wärme versorgt werden.<br />
t Sascha Kühnau<br />
Gerhard Marktl,<br />
der Leiter von<br />
Küchen/Einkauf/<br />
Menüservice der<br />
Münchenstift<br />
GmbH, nahm die<br />
Entsorgungskosten<br />
unter die Lupe<br />
Fotos: Sascha Kühnau (1), BioTrans (2)<br />
Das klassische Entsorgungssystem<br />
als Ausgangspunkt<br />
Das Gerät BioMaster 2.0 mit Trichteraufsatz<br />
(hier im Campus Sursee in der Nähe<br />
von Luzern)<br />
Ausgangslage war ein klassisches Entsorgungssystem.<br />
Bei diesem wurden die<br />
Speiseabfälle in Behältern gesammelt, in<br />
speziellen Abfalltonnen zwischengelagert<br />
<strong>und</strong> fachgerecht entsorgt. Dafür wurde der<br />
Speiseabfall in allen Einrichtungen durch<br />
Mitarbeiter zweimal täglich ins gekühlte<br />
Zwischenlager gebracht. Die Abholung erfolgte<br />
zwei- bis dreimal die Woche <strong>und</strong> war<br />
18 <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012
Fachthema<br />
Unser Autor Sascha Kühnau befragte Gerhard Marktl zu den<br />
Details der Umstellung sowie zu der Resonanz der Mitarbeiter:<br />
c Was war für Sie die Hauptmotivation,<br />
sich der Speiseresteentsorgung anzunehmen?<br />
d Hauptsächlich das Desinteresse der<br />
beteiligten Personen. Ob dies die Küchenleiter<br />
oder Pflegemitarbeiter waren – jeder<br />
schob den schwarzen Peter auf den anderen.<br />
Dazu kam das intransparente System.<br />
Zudem natürlich der Aufwand, Schmutz,<br />
Lärm <strong>und</strong> die hohen Gesamtkosten.<br />
c Wie sind Sie bei der Umsetzung vorgegangen?<br />
d Eine gründliche IST-Analyse stand am<br />
Anfang. Man benötigt viele Vorabinformationen,<br />
welche alternativen Entsorgungsvarianten<br />
es gibt <strong>und</strong> welche technischen<br />
Möglichkeiten der Markt hergibt.<br />
c Was hat Sie im Verlauf überrascht?<br />
d Der teilweise sorglose Umgang bei der<br />
Essensbestellung. Das konnte man beispielsweise<br />
beim Brot sehen, welches beim<br />
Frühstück übrig geblieben war. Es wurde<br />
bei einem Überhang an einen Tag nicht darüber<br />
nachgedacht, für den nächsten Tag<br />
weniger Brot zu ordern, sondern das übriggebliebene<br />
Brot wurde wiederum weggeworfen.<br />
Daran sieht man das wenig ausgeprägte<br />
Kostenbewusstsein bei den Mitarbeitern<br />
der Pflege im Zusammenhang mit<br />
Essen.<br />
c Wie hoch waren die ursprünglichen<br />
Entsorgungskosten <strong>und</strong> wie haben sich<br />
diese inzwischen entwickelt? Wie verhalten<br />
sich die Kosten im Vergleich zu den<br />
Wareneinsatzkosten?<br />
d Die Kosten lagen im sechsstelligen Bereich<br />
für alle Einrichtungen <strong>und</strong> betrugen<br />
3,1 Prozent der Wareneinsatzkosten. Nach<br />
Systemumstellung ohne Speiseresteverringerung<br />
liegen wir bei 2,3 Prozent. Ein<br />
realistisches Ziel wäre es, die Kosten unter<br />
zwei Prozent zu senken.<br />
c Wie ist die Resonanz in den Einrichtungen<br />
<strong>und</strong> bei den unmittelbar betroffenen<br />
Mitarbeiterinnen?<br />
d Außer den direkt betroffenen Mitarbeitern<br />
war <strong>und</strong> ist der Systemwechsel den<br />
meisten egal. Positiv insgesamt war aber<br />
die Tatsache, dass über das Thema Speisereste<br />
in jedem Haus diskutiert wurde <strong>und</strong><br />
alle gemeinsam über eine Verbesserung<br />
der IST-Situation nachgedacht haben.<br />
c Welche Entsorgungssysteme haben<br />
Sie sich bei der Auswahl genauer angesehen?<br />
d Wir haben verschiedene Entsorgungssysteme<br />
angeschaut <strong>und</strong><br />
diese in offene <strong>und</strong> geschlossene<br />
Systeme unterteilt. Die offenen<br />
Systeme haben den Schwerpunkt<br />
auf Volumenverringerung durch<br />
Entzug der Flüssigkeiten (Achtung<br />
Fettabscheider!) <strong>und</strong> geschlossene<br />
Systeme auf Zerkleinerung der<br />
Speisereste unter Zuführung einer<br />
geringen Wassermenge <strong>und</strong> Weiterleiten<br />
im Rohrleitungssystem<br />
an einen Tank zum Zwischenlagern<br />
der Masse. Dabei wurden natürlich<br />
die anfallenden Investitionskosten<br />
<strong>und</strong> die Folgekosten genau<br />
analysiert <strong>und</strong> miteinander verglichen.<br />
Natürlich standen auch die<br />
Anschaffungskosten der einzelnen<br />
Systeme im Fokus, denn die Kosten<br />
lagen zwischen 12.000 Euro<br />
<strong>und</strong> mehr als 100.000 Euro.<br />
c Was waren für Sie die entscheidenden<br />
Auswahlkriterien?<br />
d Aufgr<strong>und</strong> der Möglichkeit der<br />
ungekühlten Zwischenlagerung<br />
der zerkleinerten Speisereste in<br />
einem Tank mit der Größe meiner<br />
Wahl <strong>und</strong> meines Platzbedarfes (zwischen<br />
vier <strong>und</strong> acht Kubikmeter sind möglich)<br />
konnte das Hauptziel erreicht werden, dass<br />
nur noch ein- bis zweimal pro Monat der<br />
Entsorger in unsere Einrichtungen muss<br />
<strong>und</strong> dass die Firma BioTrans von Anfang an<br />
mit unserem damaligen <strong>und</strong> bis zum heutigen<br />
Tage bestehenden Entsorger zusammengearbeitet<br />
hat. Dazu kam noch der Betreiber<br />
einer Biogasanlage mit einem hervorragenden<br />
Angebot der Kosten pro Kubikmeter<br />
(die Hälfte des vorherigen Preises)<br />
<strong>und</strong> ein in sich schlüssiges Gesamtkonzept,<br />
das auch noch bezahlbar war.<br />
c Setzten Sie das <strong>neue</strong> Entsorgungssystem<br />
gleich in allen acht Häusern ein?<br />
d Nach einem dreimonatigen Testlauf in<br />
einem unserer Häuser entschieden wir uns<br />
für eine einheitliche Lösung für alle Häuser<br />
<strong>und</strong> zogen dies dann auch innerhalb<br />
von weiteren drei Monaten durch.<br />
c Wie lange dauert die Systemumstellung<br />
in einem Haus <strong>und</strong> was ist dabei der<br />
Hauptaufwand?<br />
d Die Systemumstellung dauert zirka 14<br />
Tage. Das Verlegen der Rohrleitungen <strong>und</strong><br />
nach der Aufstellung der Geräte die Einweisung<br />
der Mitarbeiter in das System<br />
nimmt dabei die meiste Zeit in Anspruch.<br />
Tanklager mit einem Fassungsvermögen von<br />
7.700 Litern<br />
c Welche Einsparpotenziale konnten Sie<br />
bisher durch das <strong>neue</strong> Entsorgungssystem<br />
erschließen?<br />
d Zum einen eine sofortige Kostenreduzierung<br />
durch die geringeren Entsorgungskosten.<br />
Dauerhaft natürlich geringere<br />
Personalkosten <strong>und</strong> geringere Investitionskosten,<br />
beispielsweise der Wegfall<br />
der Kühlungen zum Zwischenlagern der<br />
Speisereste. Zum anderen ist es durch die<br />
ganze Aktion zu einer gewissen Sensibilisierung<br />
der Mitarbeiter gekommen.<br />
c Sie haben dieses Projekt als Abschluss<br />
Ihrer Weiterbildung zum Fachwirt<br />
für Seniorenverpflegung beim DVLAB gestaltet.<br />
Was hat die Speiseresteentsorgung<br />
mit besserer Seniorenverpflegung<br />
zu tun?<br />
d Sehr viel, denn jedem Euro, den ich im<br />
Vorfeld durch ein optimiertes <strong>und</strong> dem Bedarf<br />
angepasstes Bestellverhalten einspare,<br />
kann ich in eine bessere Qualität bei<br />
den <strong>Lebensmittel</strong>n stecken. Genauso sehe<br />
ich dies bei den Kosten, die ich für die Entsorgung<br />
ausgeben muss. Gerade in Zeiten,<br />
in denen die Preise im <strong>Lebensmittel</strong>bereich<br />
steigen, kann man sich dadurch das ein<br />
oder andere Schmankerl öfter leisten. Von<br />
den ökologischen Vorteilen ganz zu schweigen.<br />
t<br />
<strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012 19
Fachthema<br />
125 Jahre<br />
Diakoniewerk Bethel<br />
Vor 125 Jahren gründete Pastor Eduard Scheve eine Diakonissenanstalt<br />
in der Gubener Straße in Berlin-Friedrichshain <strong>und</strong><br />
legte damit den Gr<strong>und</strong>stein für das Diakoniewerk Bethel. Dieses<br />
ist heute Gesellschafter von 14 Krankenhaus- <strong>und</strong> Pflegeeinrichtungen<br />
in Berlin, Nordrhein-Westfalen, Bayern <strong>und</strong> Baden-Württemberg.<br />
Das Angebot umfasst Akutmedizin, Rehabilitation,<br />
ambulante Dienste, betreutes Wohnen <strong>und</strong> stationäre<br />
Pflege. Die Unternehmung zählt heute mit 1.600 Mitarbeitern<br />
zu den 100 größten Arbeitgebern in Berlin. Ein Rückblick auf<br />
die 125-jährige Geschichte des Diakoniewerks.<br />
Am 10. Juni 1887 gründete Eduard<br />
Scheve die Diakonissenanstalt in der<br />
Gubener Straße in Berlin. Zu dieser<br />
Zeit ist das Leben in der Großstadt von sozialen<br />
Missständen gezeichnet, große Teile<br />
der Bevölkerung leiden. Schnell weitet sich<br />
das Engagement des Diakonissenheimes<br />
auch auf andere Städte aus. Erste Außenstationen<br />
entstehen in Hannover <strong>und</strong> Königsberg.<br />
Mit der Aussendung von zwei<br />
Schwestern nach Kamerun startet die internationale<br />
Missionsarbeit, die später einige<br />
Diakonissen auch nach Jordanien, Tansania,<br />
Nepal, Afghanistan <strong>und</strong> Korea führt.<br />
Erster <strong>und</strong> Zweiter Weltkrieg<br />
bis Mauerbau<br />
Die Inflationsjahre stellen eine Existenzbedrohung<br />
für Bethel dar, die nicht<br />
mehr wirtschaftlich arbeitenden Dienste<br />
müssen eingestellt werden. Durch gutes<br />
Wirtschaften, die Bereitschaft der Schwestern<br />
zum Verzicht auf Vergütung <strong>und</strong> durch<br />
materielle Unterstützung aus dem In- <strong>und</strong><br />
Ausland kann sich Bethel erhalten. Wie alle<br />
kirchlichen Einrichtungen bekommt auch<br />
das Diakonissenhaus wenig später den antichristlichen<br />
Kurs der NS-Regierung zu spüren.<br />
Viele Diakonissen kommen im Zweiten<br />
Weltkrieg um, mehrere Einrichtungen werden<br />
beschädigt oder sogar völlig zerstört.<br />
Der Neuanfang nach dem Krieg erfordert<br />
eine Neuorientierung, denn viele Arbeitsfelder<br />
sind verloren gegangen. Das Mutterhaus<br />
wurde der sowjetischen Militärverwaltung<br />
überlassen. Die Schwesternschaft<br />
weicht nach Lichterfelde aus, wo die Krankenhausarbeit<br />
verstärkt wird. Das Ende des<br />
Krieges bedeutet auch gleichzeitig das Ende<br />
der Arbeit in Ost- <strong>und</strong> Mitteldeutschland,<br />
der Wirkungskreis des Diakonissenhauses<br />
verlagert sich zunehmend in Richtung Westen.<br />
Der Bau der Mauer besiegelt die Trennung<br />
von den Schwestern im Osten.<br />
Deutsche Teilung<br />
Die Entwicklung des Werks in den Jahren<br />
zwischen 1962 <strong>und</strong> 1988 ist vor allem durch<br />
eine rege Bautätigkeit geprägt, in deren Folge<br />
viele <strong>neue</strong> Standorte in Betrieb genommen<br />
werden. Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
soll in den Siebzigerjahren zu einem<br />
sozialen Wohlfahrtsstaat umgebaut werden.<br />
Immer häufiger übernehmen nun auch der<br />
Staat <strong>und</strong> andere gesellschaftliche Gruppen<br />
Aufgaben, die früher der Diakonie zugefallen<br />
waren, wodurch sich auch die Strukturen<br />
des Werks in der Folgezeit verändert haben.<br />
Wiedervereinigung bis heute<br />
Mit der Wiedervereinigung 1989 nimmt<br />
Bethel die heutigen Seniorenzentren in Berlin-Friedrichshain<br />
<strong>und</strong> Berlin-Köpenick die<br />
Arbeit im Ostteil der Stadt wieder auf. Die<br />
Arbeit an allen Standorten wird von einer<br />
organisatorischen, fachlich-qualitativen <strong>und</strong><br />
wirtschaftlichen Konsolidierung begleitet.<br />
Selbstverständnis <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>prinzipien werden<br />
nach innen <strong>und</strong> außen in einem Unternehmensleitbild<br />
dokumentiert. Im Jahr 2001<br />
präsentiert das Diakoniewerk erstmals seinen<br />
<strong>neue</strong>n Leitspruch „Bethel – das Netzwerk<br />
für Menschen“. Mitarbeiterbeteiligung<br />
<strong>und</strong> Transparenz prägen die Arbeit an der<br />
Qualitätsentwicklung, die zur Zertifizierung<br />
aller Einrichtungen nach anerkannten Qualitätssiegeln<br />
führt. Mit der Entscheidung,<br />
alle Einrichtungen einer eigenen jährlichen<br />
Revision zu unterziehen, nach einem Schulnotensystem<br />
zu bewerten <strong>und</strong> alle internen<br />
<strong>und</strong> externen Qualitätsprüfberichte im Internet<br />
zu veröffentlichen, nimmt das Diakoniewerk<br />
eine Vorreiterrolle ein. Ab 2003<br />
werden alle Einrichtungen des Diakoniewerks<br />
Bethel zu eigenständigen gGmbHs,<br />
die nun selbstverantwortlich geleitet werden.<br />
Zentrale Dienstleistungsbereiche werden<br />
in Service-Gesellschaften ausgelagert.<br />
Um das Vermächtnis von Berta <strong>und</strong> Eduard<br />
Scheve in zukunftsorientierte Strukturen zu<br />
überführen, wird das Diakoniewerk Bethel<br />
im Jahr 2011 zur gemeinnützigen GmbH <strong>und</strong><br />
gründet zwei Stiftungen: die Eduard-Scheve-Stiftung<br />
<strong>und</strong> die Berta-Scheve-Stiftung.<br />
Festveranstaltungen 2012<br />
Am 7. März 2012 wurde in Berlin das<br />
Jubiläumsjahr eröffnet, weitere Festveranstaltungen<br />
folgen, so in München am 3.<br />
Mai, in Trossingen am 10. Mai, in Berlin-<br />
Friedrichshain am 23. Mai, in Welzheim am<br />
4. August, in Bad Oeynhausen am 24. August,<br />
in Wiehl am 31. August, in Berlin-Köpenick<br />
am 4. September sowie in Berlin-<br />
Lichterfelde am 8. September.<br />
t Eva Maria Reichert/RED<br />
Fotos: Diakoniewerk Bethel<br />
20 <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012
Berufsbildung<br />
Erfolg <strong>und</strong> Zufriedenheit<br />
durch Selbst<strong>management</strong><br />
Foto: © apops/Fotolia<br />
Um sich im beruflichen Umfeld weiterzuentwickeln, braucht man<br />
Energie, Gelassenheit <strong>und</strong> Souveränität. Ehrgeiz <strong>und</strong> Fleiß reichen<br />
schon lange nicht mehr, wichtig ist auch ein guter achtsamer<br />
Umgang mit sich selbst. Und das trotz oder gerade wegen<br />
der aktuellen Devise „Mehr leisten in immer kürzerer Zeit“.<br />
Denn die eigene Leistungsfähigkeit kann nur erhalten oder gar<br />
steigern, wer auch für das richtige Maß an Entspannung <strong>und</strong><br />
Selbstreflexion sorgt.<br />
Früher sprach man von Selbstdisziplin<br />
<strong>und</strong> meinte damit vor allem: „sich am<br />
Riemen reißen“. Was so viel bedeutete<br />
wie „Erst kommen die Pflichten <strong>und</strong> nur<br />
wenn diese erledigt sind <strong>und</strong> noch Zeit übrig<br />
ist, darf es auch ein wenig Vergnügen<br />
sein.“ Verb<strong>und</strong>en war damit auch das ungeschriebene<br />
Gesetz: Unangenehme Dinge<br />
sind klaglos zu erledigen, selbst dann, wenn<br />
sich einem der Sinn dahinter nicht so recht<br />
erschließen mag.<br />
Selbst<strong>management</strong> hat nichts<br />
mit Zwängen zu tun<br />
In diesem Jahr begehen wir den 300. Geburtstag<br />
des Preußenkönigs Friedrich II., an<br />
dessen Einsatz für tradierte Werte in vielen<br />
Festreden erinnert wird. Die von der Aufklärung<br />
geprägten bürgerlichen Tugenden<br />
wie Fleiß, Disziplin, Ordnung, Unbestechlichkeit,<br />
Toleranz <strong>und</strong> Pflichtbewusstsein<br />
verbinden sich mit seiner Regierungszeit<br />
<strong>und</strong> sind seither als „preußische Tugenden“<br />
gelobt <strong>und</strong> umstritten – je nach Zeit <strong>und</strong> Perspektive.<br />
Fälschlicherweise wurden diese Tugenden<br />
in der NS-Zeit durch Begriffe wie Tapferkeit,<br />
Selbstüberwindung <strong>und</strong> „eiserner<br />
Wille“ erweitert bzw. verfälscht. Auch nach<br />
dem Krieg erzogen noch viele Eltern ihre Kinder<br />
in Anlehnung an diese Prinzipien.<br />
Mit der 68er Revolte fielen zahlreiche<br />
junge Mütter <strong>und</strong> Väter ins andere Extrem<br />
– bekannt geworden unter dem Begriff „antiautoritäre<br />
Erziehung“. Doch bald war klar:<br />
Ganz ohne Regeln geht es auch nicht. Das<br />
Gute liegt, wie so oft im Leben, in der Mitte.<br />
Heute weiß man aus vielen psychologischen<br />
Studien, dass Menschen, die ständig<br />
gegen ihre inneren Impulse ankämpfen,<br />
krank werden. Auf einen einfachen Nenner<br />
gebracht: zu viel Selbstdisziplin kann zu einem<br />
Burnout-Syndrom, zu Depressionen,<br />
Zwangserkrankungen <strong>und</strong> Essstörungen<br />
führen. Wer sein Leben damit zubringt, sich<br />
<strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012 21
Dossier: Selbst<strong>management</strong><br />
dauernd am Riemen zu reißen, ist irgendwann<br />
auf dem Weg ins Krankenhaus, entweder<br />
aus psychischen oder aus physischen<br />
Gründen. Und wer den ganzen Tag nur „ich<br />
muss ...“ denkt <strong>und</strong> niemals „ich möchte<br />
…“, der kann sich von Jahr zu Jahr schlechter<br />
motivieren.<br />
In vielen Coachings <strong>und</strong> Seminaren gibt<br />
es Analyse-Tools, bei denen eine Art individuelles<br />
Ranking der essenziellen Elemente<br />
des Lebens abgefragt wird, beispielsweise<br />
Partnerschaft, Familie, Spiritualität,<br />
Ges<strong>und</strong>heit, Fitness, Hobbys, berufliche<br />
Weiterentwicklung usw. Dabei wird<br />
vielen Teilnehmern bewusst, dass in ihrem<br />
Leben kein Gleichgewicht herrscht. Wer<br />
nicht für alle elementaren Lebensbereiche<br />
genügend Zeit hat, wird immer unter einem<br />
Mangel-Gefühl leiden <strong>und</strong> dann vielleicht<br />
mit 40 oder 45 Jahren in eine Krise geraten<br />
<strong>und</strong> sich fragen: Wofür mache ich das?<br />
Lohnt sich das alles?<br />
Entspannung, ges<strong>und</strong>es Essen –<br />
<strong>und</strong> Träume<br />
Niemand bezweifelt mehr, dass Erholung<br />
durch Bewegung sowie ges<strong>und</strong>e Ernährung<br />
einen positiven Einfluss auf geistige<br />
Wachheit <strong>und</strong> Denkfähigkeit sowie auf<br />
das seelische Gleichgewicht haben. Für einen<br />
erfolgreichen Stressabbau gibt es unterschiedliche<br />
Reaktions-Typen: Die einen<br />
brauchen körperliche Verlangsamung (zum<br />
Beispiel Yoga). Andere können am besten<br />
während körperlicher Aktivität entspannen.<br />
Sie verarbeiten beim Joggen, Radfahren<br />
oder Schwimmen den Tag <strong>und</strong> gewinnen so<br />
den nötigen Abstand.<br />
Eine Kost mit schnell verwertbaren Kohlenhydraten<br />
(Weißmehl, Süßigkeiten, süße<br />
Früchte) fördert die Produktion des Stresshormons<br />
Adrenalin. Adrenalin hemmt oft<br />
Landauer Selbstführungsanalyse (LASA)<br />
die kreativen Kräfte, verhindert aber auch<br />
das abendliche Einschlafen. Viele noch<br />
nicht erledigte Aufgaben sorgen dann für<br />
Unruhe im Kopf. Yogis sprechen von „monkey<br />
mind“, was so viel bedeutet wie „umherspringende<br />
Affen im Kopf“. Ein Tryptophan-haltiges<br />
Abendessen, beispielsweise<br />
mit Rindfleisch, Geflügel oder Milchprodukten,<br />
kann dieses Problem reduzieren,<br />
denn der Eiweißbaustein Tryptophan ist die<br />
Vorstufe des Neurotransmitters Serotonin,<br />
der für Wohlbefinden <strong>und</strong> Entspannung<br />
sorgt.<br />
Durch die Reiz- <strong>und</strong> Informationsüberflutung<br />
haben viele verlernt, in sich hineinzuhorchen<br />
<strong>und</strong> sich zu fragen: Was tut mir<br />
gut? Was brauche ich? So arbeiten immer<br />
mehr Menschen auf Kosten ihrer Ressourcen.<br />
Sie denken, dass man das heute eben<br />
so macht – die Gesellschaft scheint es zu<br />
erwarten. Also empfinden es viele auch als<br />
ganz normal, dass sie abends vollkommen<br />
erledigt nach Hause kommen.<br />
Es ist in der Tat nicht einfach, sich abzugrenzen.<br />
Aber muss man wirklich immer<br />
sofort springen, wenn jemand etwas möchte?<br />
Man sollte den Mut haben, sich vor<br />
Stress zu schützen. Wenn man absehen<br />
kann, dass man durch bestimmte Aufgaben<br />
in zeitliche Bedrängnis kommen wird, sollte<br />
man das rechtzeitig sagen.<br />
Es passiert nichts Schlimmes, wenn mal<br />
etwas nicht gleich <strong>und</strong> sofort erledigt wird.<br />
Spricht man mit Menschen, die schwer<br />
krank waren, dann erfährt man oft von einer<br />
Art Relationenverschiebung. Diese Menschen<br />
haben den Blick für das Wesentliche<br />
gewonnen <strong>und</strong> würden sich nie mehr so abrackern<br />
für Dinge, die man auch ruhiger angehen<br />
kann. Und wenn Menschen am Ende<br />
ihres Lebens zurückblicken, fragen sie sich<br />
sehr oft, warum sie nicht mehr „gelebt“ haben.<br />
Beruflich (<strong>und</strong> außerberuflich) nehmen Anforderungen zu, denen Menschen genügen<br />
müssen oder möchten. Dabei stellt sich die Frage, ob <strong>und</strong> – wenn ja – wie man<br />
mehr Erfüllung <strong>und</strong> Zufriedenheit finden kann. Eine mögliche Antwort lautet: kompetente<br />
Selbstführung. Die Landauer Selbstführungsanalyse (LASA) basiert auf Ergebnissen<br />
wissenschaftlicher Untersuchungen, die zeigen, dass kompetente Selbstführung<br />
die bewusste <strong>und</strong> gezielte Aktivierung, Steuerung <strong>und</strong> Kontrolle psychischer<br />
Ressourcen <strong>und</strong> Potenziale ermöglicht <strong>und</strong> zur beruflichen wie auch persönlichen<br />
Weiterentwicklung beizutragen vermag.<br />
In zahlreichen Studien im Arbeitsbereich Psychologie des Arbeits- <strong>und</strong> Sozialverhaltens<br />
ist analysiert worden, welche Rolle Selbstführungskompetenz für lebenslanges<br />
Lernen, mehr Selbstverwirklichung am Arbeitsplatz <strong>und</strong> für die Herausbildung<br />
unternehmerischer Berufsinteressen spielt. Aus Erkenntnissen, die hierbei<br />
gewonnen wurden, ist die aus mehreren Modulen bestehende Landauer Selbstführungsanalyse<br />
(LASA) hervorgegangen. Kontaktadresse für Informationen unter:<br />
fmueller@uni-landau.de<br />
Wer immer nur träumt <strong>und</strong> niemals etwas<br />
wagt, wird unzufrieden. Dabei kann der<br />
erste Schritt zur Verwirklichung eines Traumes<br />
ruhig noch ausbaufähig sein. Viele wagen<br />
sich erst an den Start, wenn sie der Meinung<br />
sind, alles sei perfekt. „Erst muss ich<br />
dies <strong>und</strong> das erreicht haben, dann kann ich<br />
... Zuerst muss ich noch an mir arbeiten,<br />
dann darf ich …“ Darüber können Jahre vergehen.<br />
Das bringt Sie voran: eine<br />
gute Fehlerkultur<br />
Dabei ist es doch vollkommen normal,<br />
Fehler zu machen. „Fehler!“ Allein das Wort<br />
klingt für viele schon beunruhigend. In einer<br />
Welt der Machbarkeit <strong>und</strong> des Optimierungswahns<br />
dürfen Fehler einfach nicht passieren.<br />
Fehler werden in unserer Kultur als<br />
Schande <strong>und</strong> als persönliches Defizit empf<strong>und</strong>en.<br />
In fernöstlichen Philosophien dagegen<br />
gelten Fehler als Meilensteine auf<br />
dem Weg zur Vollkommenheit.<br />
Doch nur wer nichts tut, macht nichts<br />
falsch. Dabei können Fehler durchaus hilfreich<br />
sein. „Wir glauben fälschlicherweise,<br />
dass die Regeln, die in der Schule Geltung<br />
gef<strong>und</strong>en haben, auch im Berufsalltag Erfolg<br />
bringen“, so Mag. Elke M. Schüttelkopf,<br />
Coach <strong>und</strong> Management-Trainerin aus Wien.<br />
„Doch die Gleichung ‚keine Fehler = große<br />
Karriere‘ erweist sich als Trugschluss!“ Vielmehr<br />
sei die Aussage „Ich mache keine Fehler“<br />
ein Alarmsignal. Hinter einer solchen<br />
proklamierten Fehlerlosigkeit könnten typische<br />
Karrierefallen wie geringes Selbstbewusstsein,<br />
mangelnde Reflektionsbereitschaft,<br />
Angst vor Veränderungen, Risikoscheu<br />
<strong>und</strong> Perfektionismus stecken.<br />
„Schärfen Sie darum lieber Ihre Wahrnehmung“,<br />
rät Elke M. Schüttelkopf, „Stellen<br />
Sie eine gezielte Fehleroffenheit her. Haben<br />
Sie den Mut, <strong>neue</strong> <strong>und</strong> kreative Fehler<br />
zu machen! Haben Sie den Mut, Fehler zu<br />
erkennen <strong>und</strong> gemeinsam zu bearbeiten!“<br />
t Dorothea Kammerer<br />
Foto: s.media/pixelio<br />
22 <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012
Dossier: Selbst<strong>management</strong><br />
„Perfektionismus ist einer<br />
der größten Hemmschuhe“<br />
Eine Frage, die Heidi Wahl, Trainerin, Coach <strong>und</strong> NLP-Master,<br />
ihren K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Klienten immer wieder stellt, lautet: „Stehen<br />
Sie genau da, wo Sie hinwollten <strong>und</strong> machen Sie das,<br />
wofür Ihr Herz schlägt?“ Wer sich genügend um sich selbst,<br />
seine Ziele, Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisse kümmert, geht nicht<br />
nur zufriedener <strong>und</strong> ausgeglichener durchs Leben, sondern<br />
steckt negativen Stress, also Disstress, leichter weg <strong>und</strong> nutzt<br />
positiven Stress als Motivator, um sich weiterzuentwickeln<br />
<strong>und</strong> seine Ziele zu erreichen. <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> wollte es genauer<br />
wissen <strong>und</strong> hat Heidi Wahl besucht.<br />
c Es gibt immer mehr Menschen, die<br />
lustlos zur Arbeit gehen. Sie fühlen sich<br />
an ihrem Arbeitsplatz überlastet <strong>und</strong><br />
nicht wertgeschätzt. Wie können Sie<br />
helfen?<br />
d Zunächst einmal möchte ich sagen:<br />
Für mich steht der Mensch im Mittelpunkt,<br />
nicht der jeweilige Arbeitsplatz.<br />
Ich frage als erstes: Wo arbeiten Sie? Was<br />
arbeiten Sie? Wie arbeiten Sie? Ich mache<br />
also eine Situationsanalyse. Erst<br />
dann frage ich: Was gefällt Ihnen nicht?<br />
Die meisten Menschen haben ein gutes<br />
Bauchgefühl <strong>und</strong> spüren, dass etwas<br />
nicht stimmt. Nur können sie es oft nicht<br />
beim Namen nennen. Wir recherchieren<br />
dann gemeinsam, wo genau das Problem<br />
liegt. Was hat sich verändert im Laufe der<br />
Jahre? Und dann schauen wir: Wie lässt<br />
sich etwas verändern? Es gibt keine allgemeingültige<br />
Lösung, denn es gibt sehr<br />
individuelle Gründe, weswegen sich jemand<br />
an seinem Arbeitsplatz gestresst<br />
oder unglücklich fühlt. Jeder Mensch hat<br />
seine eigene Geschichte <strong>und</strong> reagiert auf<br />
Belastungen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />
sehr individuell.<br />
c Ein großes Problem in der heutigen<br />
Arbeitswelt ist das fehlende Lob. Man<br />
arbeitet wie ein Rädchen im Getriebe<br />
<strong>und</strong> fühlt sich höchstens dann wahrgenommen,<br />
wenn es etwas zu kritisieren<br />
gibt. Wie kann man sich unter diesen<br />
Umständen selbst motivieren?<br />
d Nicht alle Menschen brauchen dasselbe<br />
Maß an Lob <strong>und</strong> Anerkennung von<br />
außen. Manche brauchen sehr viel, anderen<br />
ist das relativ egal. Menschen, die<br />
viel Anerkennung brauchen, arbeiten oft<br />
in sozialen Berufen, weil dies häufig gepaart<br />
ist mit der Idee, sich gern für andere<br />
einzusetzen. Wenn man hier kein<br />
Feedback bekommt, dann fragt man sich<br />
natürlich schon mit der Zeit: Wofür mache<br />
ich das hier eigentlich?<br />
c Warum tun sich manche Führungskräfte<br />
so schwer damit, ihre Mitarbeiter<br />
zu loben?<br />
d Oft sind das Leute, die selbst wenig<br />
oder nur selten Anerkennung brauchen.<br />
Viele Führungskräfte genügen sich<br />
selbst. Sie sprechen kein Lob aus, weil<br />
sie es selbst nicht brauchen. Sie ticken<br />
einfach ganz anders, meinen es aber<br />
nicht böse. Mein Rat für Mitarbeiter eines<br />
solchen Vorgesetzten: Gehen Sie zu<br />
ihm oder ihr <strong>und</strong> sagen Sie, dass Sie ab<br />
<strong>und</strong> zu ein positives Feedback brauchen.<br />
Fordern Sie das ein! Denn ein gewisses<br />
Maß an Anerkennung brauchen alle Menschen,<br />
um wieder Kraftstoff zu tanken.<br />
c Woher kommt es, dass Menschen so<br />
unterschiedlich stark auf Lob <strong>und</strong> Anerkennung<br />
angewiesen sind?<br />
d Der amerikanische Motivationspsychologe<br />
Steven Reiss hat herausgef<strong>und</strong>en,<br />
dass jeder Mensch von einer ganz<br />
individuellen Mischung aus 16 unterschiedlichen<br />
Lebensmotiven angetrieben<br />
wird. Zu den 16 Motiven gehören neben<br />
der eben genannten Anerkennung zum<br />
Beispiel auch Ordnung, Macht, Neugier,<br />
Unabhängigkeit oder Idealismus. Unsere<br />
persönlichen Motive sind wie der<br />
Treibstoff im Lebensmotor. Das ist das,<br />
was Sie <strong>und</strong> mich antreibt <strong>und</strong> was wir<br />
gerne tun. Fachleute wie ich erstellen auf<br />
Basis dieses Wissens Motivations- <strong>und</strong><br />
Persönlichkeitsprofile.<br />
c Eine Führungskraft sollte ihre Mitarbeiter<br />
also auch persönlich ein bisschen<br />
kennen, um konstruktiv mit dem<br />
Einzelnen umgehen zu können?<br />
d Ja, denn jeder Mitarbeiter braucht Anerkennung<br />
in seiner Sprache, damit es<br />
bei ihm überhaupt ankommt. Kürzlich<br />
sagte in einem Seminar ein Teilnehmer:<br />
„Ich sage schon zu meinen Mitarbeitern<br />
immer wieder: Das hast du super gemacht.“<br />
Ich habe ihm erwidert, dass dabei<br />
beim anderen gar nichts passiert,<br />
denn „super“ ist zu allgemein. Ein Lob<br />
muss sich auf eine konkrete Situation beziehen,<br />
es muss zeitnah erfolgen <strong>und</strong><br />
sich auch wirklich auf denjenigen Menschen<br />
beziehen, sonst kommt es nicht<br />
an. Sonst denken die Mitarbeiter: „Jetzt<br />
hat er mal wieder gelobt, weil es halt sein<br />
muss …“<br />
c Wenn man nun aber einfach kein Lob<br />
von außen bekommt …?<br />
d Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte man sich auch<br />
selbst loben. Das gehört zu einem guten<br />
Selbst<strong>management</strong>. Es ist sehr wichtig,<br />
sich über seine eigenen Erfolge zu freuen<br />
<strong>und</strong> nicht alles für selbstverständlich<br />
zu halten. Man sollte sich kleine Schritte<br />
setzen <strong>und</strong> wenn man eine Zwischen-<br />
Etappe erreicht hat, darf man sich etwas<br />
Schönes zur Belohnung gönnen. Ich<br />
schreibe mir in meinen Kalender morgens<br />
meine Aufgaben. Nach der ersten Aufgabe<br />
gönne ich mir ein Telefonat mit einer<br />
Fre<strong>und</strong>in. Nach der zweiten Aufgabe<br />
mache ich mir eine gute Tasse Kaffee –<br />
<strong>und</strong> so weiter. Klopfen Sie sich auch<br />
selbst auf die Schulter: gut gemacht! Das<br />
bedeutet, sich selbst in den Mittelpunkt<br />
zu stellen <strong>und</strong> sich dadurch nicht ganz<br />
so abhängig zu machen von außen.<br />
<strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012 23
Berufsbildung<br />
c Kommen sich Ihre Klienten oder Seminar-Teilnehmer<br />
nicht manchmal seltsam<br />
vor, wenn sie sich selbst loben sollen?<br />
d Das Sprichwort „Eigenlob stinkt“ ist<br />
vollkommen veraltet. Wenn wir uns selbst<br />
nicht loben, versagen wir uns die Motivation.<br />
Inzwischen ist die eben zitierte<br />
Weisheit abgelöst worden von „Klappern<br />
gehört zum Handwerk“. Probleme mit<br />
dem Eigenlob sind im Übrigen eher ein<br />
frauentypisches Phänomen. Männer bekommen<br />
gute Jobs, weil sie sich hinstellen<br />
<strong>und</strong> sagen: „Ich kann das.“ Frauen<br />
dagegen sind zurückhaltend <strong>und</strong> trauen<br />
sich nicht: „Ich weiß nicht, ob ich das<br />
kann.“<br />
c Wie können Frauen an sich arbeiten?<br />
d Im ersten Schritt geht es darum, sich<br />
seines Könnens <strong>und</strong> seiner Stärken bewusst<br />
zu werden <strong>und</strong> dieses Wissen dann<br />
auch nach außen souverän zu vertreten.<br />
c Ist nicht vielen Frauen ein gewisser<br />
Perfektionismus im Weg?<br />
d Aber sicher! Perfektionismus ist für<br />
Frauen einer der größten Hemmschuhe.<br />
Die Vorstellung, immer 150prozentig sein<br />
zu müssen, gepaart mit der Tendenz,<br />
über Probleme immer so intensiv zu grübeln,<br />
dass man abends nicht einschlafen<br />
kann … Dieser Wahnsinn macht sich dann<br />
durch die unterschiedlichsten Beschwerden<br />
bemerkbar: Kopfschmerzen,<br />
Magendrücken, Sodbrennen, Schulter<strong>und</strong><br />
Rückenbeschwerden, Unausgeglichenheit,<br />
ständige Müdigkeit <strong>und</strong> ein Gefühl<br />
von Niedergeschlagenheit oder anhaltende<br />
Lustlosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten,<br />
Nicht-abschalten-Können<br />
<strong>und</strong> Schlafstörungen sind Anzeichen<br />
für Überforderung <strong>und</strong> mangelnde Erholung<br />
<strong>und</strong> Entspannung.<br />
c Was hilft gegen Perfektionismus?<br />
d Nehmen wir die hauswirtschaftlichen<br />
Fachkräfte, die immer serviceorientiert<br />
<strong>und</strong> mit großer Genauigkeit <strong>und</strong> Sauberkeit<br />
arbeiten müssen. Hier gibt es sicher<br />
häufig den Anspruch, immer perfekt sein<br />
zu müssen. In solchen Fällen rate ich oft<br />
dazu, sich das Pareto-Prinzip mal genau<br />
anzusehen. Nach dem Pareto-Prinzip werden<br />
nur 20 Prozent der Zeit dafür benötigt,<br />
80 Prozent der Arbeit zu verrichten.<br />
Die restlichen 20 Prozent dienen nur der<br />
Perfektionierung. Das ist oft unwirtschaftlich,<br />
da viele Aufgaben nur eine<br />
80prozentige Lösung erfordern. Es merkt<br />
bei vielen Sachen niemand, wenn sie<br />
nicht bis ins letzte Detail perfekt sind.<br />
Ich kann also Klienten mit Perfektionsanspruch<br />
raten: Fahr mal mit deinen<br />
Ansprüchen ein bißchen runter. Und ein<br />
anderer muss vielleicht lernen, auch mal<br />
nein zu sagen, weil er sich zu viel auflädt<br />
oder aufladen lässt. Viele Frauen kennen<br />
das: Wenn jemand klagt, es ginge ihm<br />
schlecht <strong>und</strong> fragt, ob man ihm nicht etwas<br />
abnehmen könnte, dann sagen sie<br />
schnell: kein Problem! Wer das häufiger<br />
sagt, sitzt irgendwann in der Falle <strong>und</strong><br />
fragt sich: Bin ich hier der Depp vom<br />
Dienst? Wer macht eigentlich etwas für<br />
mich?<br />
c … <strong>und</strong> dann geht es irgendwann in<br />
ein Burnout?!<br />
d Die Gefahr ist zumindest sehr groß.<br />
Wer nicht nein sagen kann <strong>und</strong> jeder Bitte<br />
nachkommen möchte, arbeitet sich<br />
auf. Manche spüren, dass sie nein meinen<br />
<strong>und</strong> sagen dennoch automatisch ja.<br />
Viele haben Angst, nicht mehr geliebt zu<br />
werden, wenn sie nein sagen. Andere haben<br />
einfach keinen Mut. Es gehört<br />
schließlich Mut dazu, dem Chef die Stirn<br />
zu bieten <strong>und</strong> zu sagen: Nein, das mache<br />
ich nicht. Manche Leute müssen das<br />
Nein-Sagen lernen wie man Vokabeln<br />
lernt. Aber wenn sie sich das erste Mal<br />
getraut haben, dann fällt es ihnen von<br />
Mal zu Mal leichter. Denn sie merken: Sie<br />
bekommen Respekt <strong>und</strong> Wertschätzung!<br />
Sie hatten Angst vor einer unbestimmbaren<br />
Gefahr. In Wirklichkeit merkt das<br />
Gegenüber: Mit der kann ich ja doch nicht<br />
mehr alles machen! Es passiert also oft<br />
genau das Gegenteil dessen, wovor sich<br />
der Klient gefürchtet hat.<br />
c<br />
Häufig empfinden sich Menschen<br />
wie in einem Strudel, der sie mitreißt<br />
<strong>und</strong> der ihnen gar nicht mehr erlaubt,<br />
nachzudenken <strong>und</strong> die Kraft aufzubringen,<br />
etwas zu verändern.<br />
d Das kann passieren. Solche<br />
Coaching-Klienten habe ich immer wieder.<br />
Angefangen von Führungskräften in<br />
großen Unternehmen bis hin zu Einzel-<br />
Selbständigen. Jeder unternimmt ja erst<br />
mal viele Versuche, um seine Probleme<br />
zu lösen. Und wenn die Leute zu mir kommen,<br />
haben sie schon 20 bis 30 Lösungs-<br />
Versuche hinter sich <strong>und</strong> sind frustriert.<br />
Ich habe dann die Aufgabe, diesen Klienten<br />
zu unterstützen, wieder einen klaren<br />
Blick zu bekommen <strong>und</strong> mit ihnen Lösungswege<br />
<strong>und</strong> Handlungsalternativen<br />
zu erarbeiten.<br />
c Wo setzen Sie dann an?<br />
d Ich verstehe mich als eine Art Stützrädchen.<br />
Ich begleite die Klienten eine<br />
Weile lang mit analytischem Blick <strong>und</strong><br />
Hinweisen, bis sie ihr Selbstwertgefühl<br />
<strong>und</strong> das Selbstbewusstsein wiedergef<strong>und</strong>en<br />
haben. Ich arbeite lösungs- <strong>und</strong><br />
zukunftsorientiert. Die Menschen sollen<br />
lernen, ihren Weg zu gehen mit ihren Ressourcen<br />
<strong>und</strong> mit ihren Fähigkeiten. Und<br />
dann können sie wieder allein „Fahrrad<br />
fahren“.<br />
c Gibt es auch Klienten, die ihre Ressourcen<br />
noch gar nicht richtig erkannt<br />
haben?<br />
d Ja, das gibt es auch. Ich hatte neulich<br />
eine Frau in einem Seminar zum Stress<strong>management</strong>.<br />
Sie fühlte sich an ihrer Arbeitsstelle<br />
immer unter Druck gesetzt<br />
<strong>und</strong> hatte auch den Eindruck, dass sie<br />
den an sie gestellten Anforderungen nicht<br />
genügt. Ich habe sie gefragt, welchen Berufswunsch<br />
sie als kleines Mädchen hatte.<br />
Da sagte sie ohne auch nur eine Sek<strong>und</strong>e<br />
zu zögern: Ich wollte künstlerisch<br />
<strong>und</strong> mit Menschen arbeiten. Sie malt viel<br />
<strong>und</strong> gestaltet <strong>und</strong> handwerkt häufig in ihrer<br />
Wohnung. Wir haben vereinbart, dass<br />
sie versucht, ihre feste Anstellung um<br />
etwa 40 Prozent zu reduzieren, um sich<br />
nebenbei erst einmal ehrenamtlich zu betätigen<br />
in einer Behinderten-Einrichtung<br />
oder mit Schülern. Sie wäre selbst nicht<br />
auf diese Idee gekommen. Zu oft hatte<br />
sie von ihrer Mutter gehört, dass eine<br />
künstlerische Tätigkeit „nichts Richtiges“<br />
sei. Das hatte ihr den Zugang zu dieser<br />
Ressource komplett versperrt.<br />
d<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
t Interview: Dorothea Kammerer<br />
24 <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012
Fachthema<br />
Hauswirtschaft <strong>und</strong><br />
die UN-Millennium-Ziele<br />
Anfang Februar 2012 veranstaltete der Internationale Verband<br />
für Hauswirtschaft (IVHW) ein Symposium im Rahmen seiner<br />
alljährlichen Jahrestagung, des Annual Leadership Meetings.<br />
Im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn erörterten über 60 Teilnehmer<br />
aus 21 Staaten das Thema „Entwicklungszusammenarbeit<br />
als Basis zur Erreichung der UN-Millennium-Entwicklungsziele:<br />
Beitrag <strong>und</strong> Relevanz der Hauswirtschaft“.<br />
Foto: Mathias Eckardt<br />
Die Entwicklungszusammenarbeit unterstützt<br />
in den Handlungsfeldern<br />
der Hauswirtschaft auf vielfältige<br />
Weise die Millennium-Entwicklungsziele<br />
der Vereinten Nationen (siehe Kasten).<br />
Unter dem Titel „Handlungsbereiche<br />
<strong>und</strong> Beiträge der Hauswirtschaft zur Unterstützung<br />
der UN-Millenniumsziele“ referierte<br />
Prof. Dr. Ursula Eid von der Hochschule<br />
Osnabrück. Als langjährige Vorsitzende<br />
des Beratungsausschusses für Wasser<br />
<strong>und</strong> sanitäre Gr<strong>und</strong>versorgung des Generalsekretärs<br />
der Vereinten Nationen<br />
(UNSGAB) stellte Prof. Dr. Eid sehr eindrucksvoll<br />
eine besondere Problematik vor:<br />
Welche Auswirkungen der Mangel an Latrinen<br />
für Bildung, das Wohlergehen <strong>und</strong><br />
die Ges<strong>und</strong>heit vor allem von Frauen hat.<br />
Latrinen <strong>und</strong> Bildung von Frauen<br />
Angefangen damit, dass Mädchen mit<br />
Einsetzen der Menstruation auffallend häufig<br />
den Schulbesuch abbrechen, weil sie<br />
dort keine Möglichkeiten haben, mit einem<br />
Mindestmaß an Diskretion ihre Notdurft zu<br />
verrichten, bis dahin, dass der Umgang <strong>und</strong><br />
die Entsorgung der Fäkalien einerseits ein<br />
großes Tabu ist <strong>und</strong> andererseits große logistische<br />
Organisation erfordert, vor allem<br />
in dicht besiedelten Gebieten.<br />
Prof. Dr. Eid wies sehr nachdrücklich<br />
darauf hin, dass die Gefahr, sich durch Wasser<br />
zu infizieren meistens darauf beruht,<br />
dass eigentlich sauberes Wasser durch unsachgemäßen<br />
Umgang mit Fäkalien erst<br />
zur Infektionsquelle wird.<br />
Interkulturelles Verständnis fördern<br />
IVHW-Ehrenpräsidentin Dr. Gertraud<br />
Pichler aus Wien referierte als Expertin für<br />
interkulturelle Kommunikation über das<br />
Thema „Interkulturelles Verständnis als Basis<br />
für Entwicklungszusammenarbeit“.<br />
Denn auch im Alltag sind Globalisierung,<br />
Migration <strong>und</strong> Immigration wichtige Bestandteile<br />
<strong>und</strong> verändern unser aller Leben<br />
zunehmend. Eine interkulturelle Ausbildung<br />
scheint demnach dringend erforderlich.<br />
Interkulturelles Verständnis, interkulturelle<br />
Kompetenzen <strong>und</strong> interkulturelles<br />
Management sollten als Gr<strong>und</strong>lage der Arbeit<br />
in hauswirtschaftlichen Verbänden implementiert<br />
werden.<br />
Projektbeispiele aus aller Welt<br />
Millennium-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen<br />
u Extreme Armut <strong>und</strong> Hunger beseitigen<br />
u Gr<strong>und</strong>schulbildung für alle Kinder gewährleisten<br />
u Gleichstellung <strong>und</strong> größeren Einfluss der Frauen fördern<br />
u Die Kindersterblichkeit senken<br />
u Ges<strong>und</strong>heit der Mütter verbessern<br />
u HIV/Aids, Malaria <strong>und</strong> andere Krankheiten bekämpfen<br />
u Eine nachhaltige Umwelt gewährleisten<br />
u Eine globale Partnerschaft im Dienst der Entwicklung schaffen.<br />
Glückwunsch: James McIntosh (Großbritannien)<br />
überreicht Theresa Maas, Studentin<br />
aus Gießen, ein Stipendium des<br />
europäischen Verbandes zu Teilnahme<br />
am Kongress in Melbourne<br />
Dr. Antonia Coward aus Barbados referierte<br />
darüber, inwiefern hauswirtschaftliche<br />
Bildung zur Förderung einer urbanen<br />
<strong>und</strong> ruralen nachhaltigen Entwicklung<br />
herangezogen werden kann. Dorothea<br />
Simpfendörfer, Vorsitzende des Beirates<br />
für Internationale Fragen der dgh stellte<br />
die langjährige Zusammenarbeit mit der<br />
Tansanischen Gesellschaft für Hauswirtschaft<br />
in Mwanza vor. Dies sei ein erfolgreiches<br />
Modell der Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Vor allem unter dem Aspekt der<br />
Würdigung von „Graswurzelinitiativen“<br />
wird hier deutlich, wie wichtig es ist, die<br />
vielfältigen Arbeitsprogramme der Partnerinnen<br />
zu verstehen <strong>und</strong> zu akzeptieren,<br />
bevor sinnvolle Kooperation <strong>und</strong> der Aufbau<br />
von Netzwerken möglich ist.<br />
IVHW-Weltkongress 2012<br />
in Melbourne<br />
Ein weiteres wichtiges Thema auf der<br />
Jahrestagung des internationalen Verbandes<br />
für Hauswirtschaft waren die laufenden<br />
Vorbereitungen zum diesjährigen Welthauswirtschaftskongress.<br />
Der Kongress<br />
wird vom 16. bis 21. Juli 2012 in Melbourne<br />
stattfinden. Aktuelle Informationen sind<br />
auf der Internetseite des Kongresses verfügbar<br />
unter www.ifhe2012.org. Aus Australien<br />
wird die Autorin Beatrix Flatt für <strong>rhw</strong><br />
<strong>management</strong> berichten, der große Bericht<br />
erscheint in <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 9/2012.<br />
t Stefan Wahlen/RoB<br />
<strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012 25
Fachthema<br />
Was ist künftig auf<br />
<strong>Lebensmittel</strong>n anzugeben?<br />
Die viel diskutierte EU-Verordnung zur Verbraucherinformation<br />
über <strong>Lebensmittel</strong> (LMIV) ist am 12. Dezember 2011 in Kraft getreten.<br />
Allerdings müssen die Regelungen erst ab 2014 angewendet<br />
werden, die Nährwertkennzeichnung wird ab 2016 verbindlich.<br />
Die Verbraucherzentralen sind mit der Verordnung nicht<br />
zufrieden. Sie hatten sich im Vorfeld für eine bewertende Nährwertkennzeichnung,<br />
zum Beispiel als Ampel, ausgesprochen.<br />
diesem Gesichtspunkt von dem <strong>Lebensmittel</strong><br />
reichlich gegessen werden kann. „Die<br />
bisherigen Nährwertangaben sind für den<br />
Verbraucher oft absolut nicht nachvollziehbar.<br />
Wir sind der Meinung, dass der Verbraucher,<br />
besonders bei Fertiggerichten,<br />
eine Bewertung braucht“, erklärt Angela<br />
Clausen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen<br />
(VZ NRW) in Düsseldorf.<br />
Drei Jahre hatten die EU-Mitgliedsstaaten<br />
um eine gemeinsame Regelung<br />
zur <strong>Kennzeichnung</strong> von <strong>Lebensmittel</strong>n<br />
gerungen. Besonders die Regelungen<br />
zur Nährwertkennzeichnung, die bisher<br />
weitgehend freiwillig waren, wurden intensiv<br />
diskutiert. In der jetzigen Verordnung<br />
wurde der <strong>Lebensmittel</strong>ampel eine Absage<br />
erteilt. Die nun verpflichtende Nährwertinformation<br />
soll in Form einer Tabelle auf allen<br />
vorverpackten <strong>Lebensmittel</strong>n erscheinen<br />
<strong>und</strong> neben dem Kaloriengehalt die sechs<br />
Nährstoffe Fett, gesättigte Fettsäuren, Kohlenhydrate,<br />
Zucker, Eiweiß <strong>und</strong> Salz angeben.<br />
Die Angaben sollen zur besseren Vergleichbarkeit<br />
immer auf 100 Gramm oder<br />
100 Milliliter bezogen sein. Ebenfalls zulässig<br />
sind jedoch zusätzliche Angaben pro Portion.<br />
Wo die Tabelle auf der Verpackung<br />
steht, bleibt dem Hersteller überlassen. Allerdings<br />
sollen die Informationen gut lesbar<br />
mit einer Mindestschriftgröße von 1,2 mm<br />
aufgedruckt werden.<br />
Beim Modell der Ampel sollte der Gehalt<br />
an Nährstoffen anhand der Farben rot,<br />
gelb <strong>und</strong> grün bewertet werden. Die Farbe<br />
Rot mahnt dabei zum sparsamen Verzehr<br />
eines <strong>Lebensmittel</strong>s. Gelb steht für einen<br />
mittleren Gehalt an Nährstoffen <strong>und</strong> empfiehlt<br />
den Genuss in Maßen. Grün bedeutet,<br />
dass nur eine geringe Menge des Nährstoffs<br />
im Produkt enthalten ist, also unter<br />
Verbraucherzentrale bietet<br />
Ampelcheck<br />
Mit dem „Ampelcheck“ bietet die VZ<br />
NRW Verbrauchern eine Möglichkeit, gleich<br />
beim Einkauf Zuckerbomben <strong>und</strong> Fettfallen<br />
zu erkennen. Dazu kann man auf der Web-<br />
EU-Parlament verhindert irreführende <strong>Kennzeichnung</strong><br />
Das Europäische Parlament widersprach am 2. Februar 2012 einem Vorschlag für eine<br />
Verordnung der EU-Kommission zur Änderung der Liste der nährwertbezogenen<br />
Angaben. Der EU-Ministerrat hatte am 23. Januar 2012 keine Einwände dagegen<br />
erhoben. Nach geltendem Recht dürfen die Unternehmer nährwertbezogene Angaben<br />
zur Verringerung des Brennwerts <strong>und</strong> des Gehalts an Fett, gesättigten Fettsäuren,<br />
Kochsalz/Natrium <strong>und</strong> Zucker verwenden, sofern die Verringerung mindestens<br />
30 Prozent (25 Prozent für Salz) ausmacht. Der Vorschlag der EU-Kommission<br />
sah vor, dass bereits eine Reduzierung um mindestens 15 Prozent als nährwertbezogene<br />
Angabe in kommerziellen Mitteilungen zugelassen werden sollte.<br />
Die Angabe „enthält jetzt x Prozent weniger [Energie, Fett, gesättigte Fettsäuren,<br />
Kochsalz/ Natrium <strong>und</strong>/oder Zucker]“ sollte aber nur verwendet werden dürfen,<br />
wenn <strong>neue</strong> Rezepte für Standardprodukte zur Anwendung kommen; außerdem sollte<br />
die Verwendung dieser Angabe auf höchstens ein Jahr begrenzt werden. Das Europäische<br />
Parlament lehnte diese Etikettierung als irreführend ab. Das Europäische<br />
Parlament fordert die EU-Kommission auf, einen geänderten Entwurf der Verordnung<br />
vorzulegen. Quelle: vzbv<br />
Fotos: iStockphoto/CHRISsadowski, iStockphoto/skynesher<br />
26 <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012
Fachthema<br />
Vor kurzem erst hat das Oberlandesgericht<br />
Frankfurt am Main entschieden, dass<br />
die Vitamin- <strong>und</strong> Nährwertangaben auf dem<br />
Nutella-Glas Verbraucher in die Irre führen<br />
können. Der Hersteller, Ferrero Deutschland<br />
GmbH, hatte den Prozentsatz der empfohlenen<br />
Tagesmenge von Fett <strong>und</strong> Kohlenhydrate<br />
anhand einer Portion von 15 Gramm<br />
berechnet, den von Vitaminen hingegen im<br />
Bezug auf 100 Gramm. Das Ergebnis: Die<br />
Angaben für Vitamine lagen bei 30 <strong>und</strong> 78<br />
Prozent, bei Kohlenhydraten <strong>und</strong> Fett dagegen<br />
bei 3 <strong>und</strong> 7 Prozent. Nach Auffassung<br />
des Verbraucherzentrale B<strong>und</strong>esverbandes,<br />
der gegen diese <strong>Kennzeichnung</strong> geklagt hatte,<br />
konnte man daraus den Schluss ziehen,<br />
dass Nutella sehr wenig Fett <strong>und</strong> Kohlenhydrate,<br />
dafür aber viele Vitamine enthalte.<br />
Neben den Regelungen zur Nährwertkennzeichnung<br />
enthält die <strong>neue</strong> LMIV aber<br />
auch noch weitere spezielle <strong>Kennzeichnung</strong>svorschriften.<br />
Zum Schutz vor Täuschung<br />
muss bei <strong>Lebensmittel</strong>imitaten wie<br />
Analogkäse der ersatzweise verwendete<br />
Stoff, also zum Beispiel Pflanzenfett, in unmittelbarer<br />
Nähe des Produktnamens angegeben<br />
werden. Sogenanntes Klebefleisch<br />
muss künftig mit dem Hinweis „aus Fleischstücken<br />
zusammengefügt“ kenntlich gemacht<br />
werden.<br />
Außerdem müssen Stoffe, die Allergien<br />
auslösen können, auf der Verpackung hervorgehoben<br />
werden. Das gilt auch für unverpackte<br />
Ware wie etwa Fisch sowie für die<br />
Speisekarten von Restaurants. Allerdings<br />
ist die Art <strong>und</strong> Weise der <strong>Kennzeichnung</strong> von<br />
Allergenen in unverpackten <strong>Lebensmittel</strong>n<br />
Sache der einzelnen Mitgliedsstaaten. Dazu<br />
sollen künftig noch nationale Durchführungsbestimmungen<br />
erlassen werden.<br />
Nachdem bereits seit dem Jahr 2000<br />
aufgr<strong>und</strong> der BSE-Krise die Herkunftskennzeichnung<br />
für Rindfleisch vorgeschrieben<br />
ist, wird nun auch für Schweine-, Schaf-, Ziegen-<br />
<strong>und</strong> Geflügelfleisch die Herkunftsangabe<br />
verpflichtend. Bei gefrorenem Fleisch,<br />
Fleischerzeugnissen <strong>und</strong> unverarbeiteten<br />
Fischprodukten muss das Einfrierdatum angegeben<br />
werden.<br />
Eine weitere Vorschrift bezieht sich auf<br />
koffeinhaltige Getränke wie Energy-Drinks.<br />
Diese müssen künftig Warnhinweise für Kinder,<br />
Schwangere <strong>und</strong> Stillende tragen. Nicht<br />
durchsetzen konnte sich Deutschland in Bezug<br />
auf das Zutatenverzeichnis <strong>und</strong> die<br />
Nährwertdeklaration bei alkoholhaltigen<br />
Getränken. Hier soll zunächst ein Bericht<br />
der Kommission abgewartet werden. Insbesondere<br />
für Alkopops steht die von<br />
Deutschland geforderte Regelung noch aus.<br />
t Alexandra Höß<br />
seite www.ampelcheck.de mit einem Ampelrechner<br />
bestimmen lassen, ob ein bestimmtes<br />
<strong>Lebensmittel</strong> mit rot, gelb oder<br />
grün zu bewerten ist. Außerdem bietet die<br />
VZ eine Ampel-Checkkarte als Einkaufsbegleiter<br />
an. Damit kann unkompliziert an der<br />
Ladentheke überschlagen werden, ob die<br />
Zucker- <strong>und</strong> Fettgehalte in den <strong>Lebensmittel</strong>n<br />
unbedenklich, akzeptabel oder zu hoch<br />
sind.<br />
Auch die <strong>neue</strong> LMIV erlaubt als freiwillige<br />
Angabe, die Richtwerte für die Tageszufuhr<br />
der einzelnen Nährstoffe auf den Verpackungen<br />
darzustellen. Bezogen auf den<br />
Kaloriengehalt <strong>und</strong> die vier Nährstoffe Fett,<br />
gesättigte Fettsäuren, Zucker <strong>und</strong> Salz kann<br />
dabei der prozentuale Anteil des <strong>Lebensmittel</strong>s<br />
an der empfohlenen Tagesmenge<br />
angegeben werden. Ein Großteil der Hersteller<br />
hat dieses Modell bereits auf freiwilliger<br />
Basis umgesetzt, so tragen über 80<br />
Prozent der verpackten <strong>Lebensmittel</strong> Nährwertangaben.<br />
Die Bezugsgröße für diese Angaben ist<br />
die „Guideline Daily Amounts“ (GDA). Diese<br />
Richtwerte wurden vom Verband der Europäischen<br />
<strong>Lebensmittel</strong>industrie, also von<br />
den Herstellern selber, erarbeitet. Die Kritik<br />
der Verbraucherverbände daran lautet, dass<br />
sich die Richtwerte zum Beispiel hinsichtlich<br />
Zucker erheblich von den Referenzwerten<br />
der Deutschen Gesellschaft für Ernährung<br />
(DGE) unterscheiden.<br />
Die Herleitung der GDA-Richtwerte ist<br />
laut DGE auch nicht wissenschaftlich f<strong>und</strong>iert.<br />
So beziehen sich alle Angaben auf<br />
Frauen <strong>und</strong> einen Energiebedarf von 2000<br />
kcal, sind also beispielsweise ungeeignet<br />
zur Beurteilung von Kinderprodukten. Auch<br />
sind die angegebenen Portionsgrößen von<br />
den Herstellern frei wählbar. „Hier ist das<br />
Problem, dass oft unrealistische Portionsgrößen<br />
gemacht werden. So sind die Richtwerte<br />
bei Cornflakes oft auf 30 Gramm berechnet,<br />
obwohl eine normale Portion 70<br />
Gramm beträgt“, berichtet Angela Clausen.<br />
Nutella-Etikett irreführend<br />
6. <strong>rhw</strong>-Erfogstag am<br />
20. September in Kassel<br />
Unter dem Thema „Entdeckungsreise<br />
Smoothfood <strong>und</strong> Verpflegung im<br />
Heim“ wird am 20. September 2012<br />
in Kassel der 6. <strong>rhw</strong>-Erfolgstag stattfinden.<br />
Herbert Thill, früher Hotelkoch<br />
<strong>und</strong> nun Experte für Smoothfood, demonstriert<br />
praktische Anwendungen<br />
seines Konzeptes – natürlich auch<br />
zum Probieren.<br />
Ralf Klöber referiert zum Thema „Ab<br />
in die Zukunft mit optimalen Konzepten<br />
für die Verpflegung!“ <strong>und</strong> wird dabei<br />
auch die Schnittstellen zwischen<br />
Hauswirtschaft <strong>und</strong> Pflege näher betrachten.<br />
Außerdem ist Annette Gross<br />
von WGP-Produktdesign im „World<br />
Café“ zu Gast sowie eine Apothekerin,<br />
die über Wechselwirkungen von<br />
Medikamenten <strong>und</strong> Ernährung sprechen<br />
wird. Moderiert wird der 6. <strong>rhw</strong>-<br />
Erfolgstag von M. Christine Klöber.<br />
Unser Service: Unter allen Anmeldungen<br />
(Programm www.<strong>rhw</strong>-erfolgstag.de)<br />
verlosen wir 20 × ein biozoon-<br />
Starterset mit vier Smoothfood-Komponenten<br />
<strong>und</strong> Dosierlöffeln im Wert<br />
von jeweils zehn Euro.<br />
In Kooperation mit<br />
<strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012 27
Report<br />
Traumberuf in der Schweiz<br />
In unserer <strong>rhw</strong>-Online-Umfrage gaben über 70 Prozent der Teilnehmer<br />
an, dass sie mehr über den gehobenen Privathaushalt<br />
in <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> lesen möchten. Gisela Nerdinger hat ihren<br />
Traumjob gef<strong>und</strong>en. Die Hauswirtschaftsmeisterin arbeitet seit<br />
2011 in einem gehobenen Privathaushalt in der Schweiz. Im<br />
Folgenden berichtet sie selbst von ihrem beruflichen Werdegang<br />
<strong>und</strong> von ihren Erfahrungen.<br />
Ob ich meinen Traumberuf gef<strong>und</strong>en<br />
habe? Definitiv ja! Wenn mir jemand<br />
vor einigen Jahren erzählt hätte, wohin<br />
es mich beruflich eines Tages verschlagen<br />
wird <strong>und</strong> bei wem ich arbeite, hätte ich<br />
es sicherlich nicht glauben können.<br />
Ausbildung <strong>und</strong> erste<br />
berufliche Erfahrungen<br />
Aber der Reihe nach. Ich ging zunächst<br />
auf eine Hauswirtschaftsschule, nach zwei<br />
Jahren schulischer Ausbildung war ich<br />
Hauswirtschafterin. Anschließend besuchte<br />
ich noch ein Jahr lang die Schule, danach<br />
hatte ich die bestandene Fachschulreife.<br />
Mein erster Job führte mich als Verkäuferin<br />
in den Einzelhandel <strong>und</strong> dann in einen produzierenden<br />
Betrieb am Band.<br />
Nach dessen Schließung zehn Jahre<br />
später <strong>und</strong> der Geburt meines Sohnes<br />
brauchte ich wieder eine Arbeit – ich erinnerte<br />
mich an meinen Lehrberuf. Ich erhielt<br />
eine Stelle als Haushälterin <strong>und</strong> Betreuerin<br />
bei einer Rechtsanwaltsfamilie mit Kleinkind,<br />
die mir sehr viel Freude bereitete.<br />
Nach dreijähriger Beschäftigung ging<br />
ich in Richtung Gastronomie. Die Servicetätigkeit<br />
machte mir noch mehr Freude <strong>und</strong><br />
ich lernte sehr viel. Meine Chefin übertrug<br />
mir nach relativ kurzer Zeit die Führung des<br />
Servicepersonals. Als der Betrieb sieben<br />
Jahre später aufgegeben wurde, erhielt ich<br />
eine Stelle in einer kirchlichen Einrichtung<br />
als Hauswirtschafterin. In diesem Großbetrieb<br />
sah ich das erste Mal andere Dimensionen<br />
der Hauswirtschaft <strong>und</strong> Küche. Ich<br />
konnte mich sehr schnell einfügen, jedoch<br />
brachte ich auch sehr gerne Ideen ein, wodurch<br />
meine damalige Hauswirtschaftsleiterin<br />
mich dazu überredete, die Meisterprüfung<br />
in der Hauswirtschaft abzulegen,<br />
was ich von 2003 bis 2005 neben meiner<br />
Vollzeitbeschäftigung auch tat. In meinem<br />
Betrieb arbeitete ich mittlerweile schon als<br />
Küchenleiterin <strong>und</strong> übernahm wenig später<br />
die gesamte hauswirtschaftliche Abteilung.<br />
Nach vier Jahren bewarb ich mich in der<br />
Schweiz bei einer Agentur für Hauspersonal<br />
in Zürich <strong>und</strong> wurde dort zu einem Vorstellungsgespräch<br />
eingeladen. Nach einigen<br />
St<strong>und</strong>en intensiver Prüfung wurde ich<br />
dann in die Kartei aufgenommen <strong>und</strong> erhielt<br />
bereits zwei Wochen später ein erstes<br />
Angebot <strong>und</strong> die Zusage, bei einer Unternehmerfamilie<br />
in St. Moritz als Haushälterin<br />
zu arbeiten. Dort konnte ich – bei sehr<br />
gutem Gehalt – viel Erfahrung in Bezug auf<br />
Führung eines gehobenen Haushaltes sammeln.<br />
Nach drei Jahren suchte ich eine <strong>neue</strong><br />
Herausforderung. Meine Bedingungen: keine<br />
oder fast erwachsene Kinder <strong>und</strong> eine<br />
Wohnmöglichkeit vor Ort inklusive. Da solche<br />
Stellen in Zeitungen fast nicht ausgeschrieben<br />
werden, musste ich mich bei<br />
Hauspersonalagenturen bewerben. Nach<br />
ein paar Wochen wurde ich von der Sekretärin<br />
einer personalsuchenden Familie, der<br />
mein Profil aufgefallen war, angerufen. Bereits<br />
beim Telefonat erfuhr ich den Namen<br />
der Familie – ich fiel fast vom Stuhl, als ich<br />
einen Termin bei der Dame des Hauses be-<br />
+<br />
Foto: EF-EL/Fotolia.com<br />
28 <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012
Report<br />
kam. Und nach zwei St<strong>und</strong>en Gespräch erhielt<br />
ich den Job.<br />
Gef<strong>und</strong>en: der Traumjob<br />
Heute führe ich den Haushalt einer prominenten<br />
Person in Zürich, begleite meine<br />
Chefin zu ihren anderen Wohnsitzen<br />
<strong>und</strong> übernehme dort ebenfalls die Stelle<br />
als Hausdame.<br />
Wäschepflege, Hausreinigung, Gartenpflege,<br />
Chauffeurdienste, Hausmeisterin,<br />
Köchin, persönliche Assistentin –<br />
kurz gefasst, ich bin das Mädchen für fast<br />
alles.<br />
Absolute Loyalität ist die oberste Priorität.<br />
Anfängliche Berührungsängste wichen<br />
relativ schnell. Zwar sind die Arbeitszeiten<br />
tariflich geregelt, aber wenn<br />
ich für meine Chefin da bin, dann 24 St<strong>und</strong>en<br />
am Tag – egal ob werktags oder am<br />
Sonntag. Dafür habe ich frei, wenn sie<br />
ohne mich verreist. Ich komme an Orte,<br />
die ich zuvor nur aus Zeitschriften kannte<br />
<strong>und</strong> lerne Leute kennen, die für <strong>Norm</strong>alsterbliche<br />
unerreichbar sind. Das Bild, das<br />
die Presse oft von Prominenten vermittelt,<br />
wird ganz schnell unscharf, wenn man das<br />
Leben mit diesen Menschen teilt.<br />
Ich habe meine Chancen genutzt <strong>und</strong><br />
kann es manchmal heute nicht glauben,<br />
wo ich stehe. Das Mädchen aus einem kleinen<br />
unbekannten 70-Seelendorf in Schwaben<br />
hat es geschafft <strong>und</strong> arbeitet bei …<br />
Loyalität, Sie verstehen!<br />
t Gisela Nerdinger<br />
Was muss man beachten, wenn man in der Schweiz<br />
in einem gehobenen Privathaushalt arbeiten möchte?<br />
Wir fragten nach bei Gisela Nerdinger.<br />
c Seit wann arbeiten Sie in dem Privathaushalt?<br />
d Diese Stelle habe ich seit 1. Januar<br />
2011. Und ich bin sehr glücklich darüber.<br />
Ich arbeite für <strong>und</strong> mit w<strong>und</strong>erbaren Menschen<br />
<strong>und</strong> möchte auch andere Frauen motivieren,<br />
diesen Schritt zu gehen. Bestimmt<br />
sind nicht alle Arbeitgeber so positiv – aber<br />
wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und<br />
wenn es mir nicht gefallen hätte, dann wäre<br />
ich heute sicher nicht mehr hier. Auch wenn<br />
der Anfang ziemlich schwierig war, so bin<br />
froh, nicht aufgegeben zu haben.<br />
c Welche Qualifikationen, die Sie bei Ihrer<br />
Ausbildung gelernt haben, können Sie<br />
heute im Privathaushalt anwenden?<br />
d Wichtig sind im Großen <strong>und</strong> Ganzen eigentlich<br />
alle Qualifikationen, obwohl ich<br />
mich ehrlich gesagt nicht mehr richtig an<br />
meine Ausbildung erinnern kann. Aber ich<br />
beginne mal mit Wäschepflege: die Bekleidung<br />
ist in meinem Haushalt sehr hochwertig,<br />
unter anderem Seide, Wolle, Leder<br />
<strong>und</strong> so weiter. Deshalb ist dafür ein Gr<strong>und</strong>wissen<br />
absolut notwendig, wenn man<br />
nichts verderben möchte. Die Reinigung<br />
<strong>und</strong> Pflege des Haushaltes, vor allem mit<br />
Kunstgegenständen <strong>und</strong> Antiquitäten, Silberpflege<br />
<strong>und</strong> Möbelpflege sind ein wichtiger<br />
Bestandteil. Nicht zu vergessen die<br />
Nahrungszubereitung – vor allem bei Personen,<br />
die Allergien oder <strong>Lebensmittel</strong>unverträglichkeiten<br />
haben. Ich muss auch das<br />
Rechnungswesen beherrschen <strong>und</strong> PC-<br />
Kenntnisse mitbringen. Zu meiner Zeit war<br />
das noch nicht Teil der Ausbildung, aber<br />
ich fände es wichtig, wenn man das auch<br />
lernen würde, da ich öfter mit Word oder<br />
Excel umgehen muss.<br />
c Sie haben sehr vielfältige Arbeitsfelder<br />
<strong>und</strong> Jobs ausprobiert – inwieweit können<br />
sie heute diese in Ihre Arbeit einbeziehen<br />
(vor allem ihre Gastronomie-Erfahrung<br />
<strong>und</strong> der Großbetrieb) <strong>und</strong> davon<br />
profitieren?<br />
d Meine Erfahrung in der Gastronomie<br />
ist ein sehr großer Vorteil, da wir des Öfteren<br />
Gäste bewirten <strong>und</strong> ich für den Tisch<br />
<strong>und</strong> die Getränkeauswahl zuständig bin.<br />
Perfekter Service ist dabei unabdingbar.<br />
Man sollte sich auch ein wenig mit Cocktails<br />
oder Longdrinks auskennen. Ich musste<br />
mir das Wissen darüber selbst aneignen,<br />
aber Gott sei Dank wurde ich dabei durch<br />
einen Kollegen unterstützt.<br />
Meine Tätigkeit in der Großküche<br />
kommt mir insofern zu gute, da ich unter<br />
anderem für die Nahrungszubereitung zuständig<br />
bin, wenn wir keinen Koch haben.<br />
So kann ich problemlos ein Menü für zirka<br />
15 Personen zubereiten. Auch was die Hygiene<br />
in der Küche anbelangt kann ich auf<br />
meine persönlichen Erfahrungen zurück<br />
greifen <strong>und</strong> diese auch dem Personal weitergeben<br />
– es gibt nämlich nicht nur in den<br />
Großbetrieben Hygiene-Mängel.<br />
Ohne meine Erfahrungen hätte ich es<br />
heute sicherlich viel schwerer.<br />
c Erläutern Sie doch bitte einmal die Unterschiede<br />
zwischen dem Rechtsanwaltshaushalt<br />
<strong>und</strong> Ihrer jetzigen Stelle.<br />
d Meine Tätigkeit im Rechtsanwalthaushalt<br />
kann man mit dem eines normalen Arbeitnehmerhaushaltes<br />
mit Kindern vergleichen.<br />
Meine jetzige Tätigkeit hingegen<br />
ist aufwändiger <strong>und</strong> vor allem loyaler, da<br />
mein Arbeitgeber zur oberen Schicht der<br />
Reichen gehört. Auch bewohnen wir nicht<br />
nur ein Haus, sondern haben mehrere<br />
Wohnsitze in Europa <strong>und</strong> Amerika. Deswegen<br />
verreise ich regelmäßig <strong>und</strong> übernehme<br />
dann in den jeweiligen Häusern den<br />
Posten der Hausdame, auch wenn dort<br />
ständiges Personal vor Ort ist. Voraussetzung<br />
für die Stelle ist natürlich Englisch in<br />
Wort <strong>und</strong> Schrift.<br />
Auch ist mein Dienst<br />
nicht nach acht St<strong>und</strong>en<br />
beendet, sondern<br />
erst dann, wenn ich nicht mehr gebraucht<br />
werde. Meine Überst<strong>und</strong>en bekomme ich<br />
natürlich abgegolten.<br />
c Wie schwierig ist es denn, eine Arbeitserlaubnis<br />
zu erhalten?<br />
d Das war gar kein Problem. Wichtig ist<br />
nur, dass man einen gültigen Arbeitsvertrag<br />
mit unbefristeter Dauer hat. Damit<br />
geht man zur Gemeinde wo der Arbeitgeber<br />
seinen Wohnsitz hat bzw. wo man beschäftigt<br />
ist, wenn der Arbeitgeber mehrere<br />
Wohnsitze in der Schweiz haben sollte.<br />
Dort bekam ich eine Daueraufenthaltsbewilligung<br />
B, die fünf Jahre gilt. Sollte man<br />
während dieser Zeit umziehen, muss man<br />
sich bei der alten Gemeinde abmelden <strong>und</strong><br />
beim <strong>neue</strong>n Wohnsitz anmelden.<br />
c Und wenn der Vertag ausläuft?<br />
d In Deutschland sollte man sich nicht<br />
abmelden, sondern seinen Wohnsitz behalten<br />
bzw. die Wohnung der Eltern angeben,<br />
denn wenn einmal der Schweizer Pass<br />
abgelaufen ist, gibt es etliche Probleme,<br />
um diesen er<strong>neue</strong>rn zu können. Diesen Rat<br />
habe ich von meiner deutschen Gemeinde<br />
bekommen. Also eigentlich ganz einfach.<br />
Am besten meldet der Arbeitgeber gleich<br />
bei seiner Gemeinde an, dass er eine Angestellte<br />
aus Deutschland beschäftigt.<br />
Dann geht es schneller.<br />
c Wie sieht es mit den Steuern <strong>und</strong> den<br />
Kosten aus?<br />
d Ich muss in der Schweiz keine Steuern<br />
bezahlen, da ich ja Deutsche bin. Es wird<br />
Quellensteuer erhoben, die sofort vom<br />
Lohn einbehalten wird, wie in Deutschland<br />
die Lohnsteuer. Wenn jemand im Privat-<br />
<strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012 29
Report<br />
haushalt in der Schweiz arbeiten möchte,<br />
kann es von Vorteil sein, dass man eine<br />
Wohnung oder ein Zimmer gestellt bekommt.<br />
So entfällt die doch relativ hohe<br />
Miete hier. Und meist hat man noch Logis<br />
zusätzlich. Der Lebensunterhalt ist schon<br />
teurer. Wichtig ist noch, dass man sich<br />
selbst krankenversichern muss. Es gibt viele<br />
Krankenkassen in der Schweiz, man sollte<br />
sich mehrere Angebote von verschiedenen<br />
Kassen zukommen lassen.<br />
c Gibt es einen geregelten <strong>und</strong> regelmäßigen<br />
Tagesablauf oder ist jeder Tag<br />
individuell <strong>und</strong> anders?<br />
d Tja das ist so ein Thema. Sicher ist, dass<br />
nichts sicher ist. Auch wenn ich oft denke,<br />
dass der Tag geregelt ist, ändert sich oft<br />
ganz vieles wieder. In diesem Falle heißt es<br />
dann: einfach neu planen. Wichtig ist, dass<br />
ich den Überblick bewahre <strong>und</strong> über der Sache<br />
stehe. Mein Chef will etwas – <strong>und</strong> ich<br />
ermögliche es ihm. Ich nehme mir aber auch<br />
die Freiheit zu sagen, dass ich dies oder jenes<br />
jetzt nicht gut finde, weil … Das ist besser<br />
<strong>und</strong> ehrlicher als immer nur Ja zu sagen.<br />
Mein Arbeitgeber legt sehr viel Wert auf<br />
eine ehrliche Meinung – auch wenn diese<br />
nicht seiner eigenen entspricht.<br />
c Wie anstrengend ist Ihr Job?<br />
d Auch wenn ich die Herausforderung liebe,<br />
so brauche ich doch nach vier Wochen<br />
job-aro<strong>und</strong>-the-clock einige Tage Erholung.<br />
Die bekomme ich auch immer, da mein<br />
Chef weiß, was er/sie an erholtem Personal<br />
hat.<br />
c Welche konkreten Aufgaben haben Sie<br />
beispielsweise? Wie gestalten sich diese?<br />
Wie viel (Vor-)Planung ist dafür nötig?<br />
d Ich habe die alleinige Verantwortung<br />
für unseren Wohnsitz in Zürich, das heißt:<br />
Das Haus (Reinigung, Reparaturen) in Ordnung<br />
<strong>und</strong> sauber halten, den Garten pflegen,<br />
die Autos warten. Da mein Chef auch<br />
öfters ohne mich verreist, kann ich die aufwändigeren<br />
Arbeiten in diese Zeit legen,<br />
das betrifft vor allem die Gartenpflege. Und<br />
wenn wir verreist sind, so habe ich einen<br />
Gärtner der nach dem rechten schaut. Die<br />
Autos sind mein persönliches Gebiet die<br />
ich pflege, wenn ich vor Ort bin. Für den<br />
Service haben wir eine Werkstatt.<br />
Wenn mein Chef im Haus ist, bin ich vor<br />
allem für die Nahrungszubereitung zuständig.<br />
Frühstück, Lunch <strong>und</strong> Dinner. Meine<br />
Planung bespreche ich stets beim<br />
Frühstück, damit ich weiß, ob Gäs-<br />
+<br />
Arbeiten noch andere Beschäftigte in<br />
te eingeladen sind, wir alleine essen oder<br />
ausgegangen wird.<br />
c<br />
dem Haushalt?<br />
d In meinem Haushalt in Zürich bin ich<br />
alleine vor Ort. Wenn wir Gäste haben, bekomme<br />
ich Unterstützung von meiner Kollegin<br />
aus Gstaad. Wir haben hier nicht diese<br />
Hierarchie wie bei anderen Stellen, sondern<br />
unterstehen alle in gleicher Weise unserem<br />
Chef – egal ob Koch, Butler oder<br />
Haushälterin. Wenn wir in einen anderen<br />
Haushalt verreisen, übernehme ich die dortige<br />
Stellung der Hausdame, da ich die<br />
meiste Zeit mit meinem Chef verbringe <strong>und</strong><br />
so dessen Ansprüche am besten kenne.<br />
Die dortigen Angestellten sind immer meine<br />
Kollegen, nicht über oder unter mir.<br />
c Wo waren Sie schon überall? Gibt man<br />
dafür gerne geregelte Arbeitszeiten <strong>und</strong><br />
die Freizeit auf?<br />
d Mein Arbeitgeber hat wie oben bereits<br />
erwähnt mehrere Wohnsitze, die zu einer<br />
bestimmten Zeit besucht werden. Unsere<br />
Reisezeit beginnt Ende März, dann weilen<br />
wir für vier bis fünf Wochen in Kalifornien,<br />
im Mai <strong>und</strong> Juni sind wir meist in Zürich,<br />
danach eventuell zwei Wochen in Schweden.<br />
Im Juli/August sind wir in Südfrankreich<br />
<strong>und</strong> den Herbst <strong>und</strong> Winter über verbringen<br />
wir in der Schweiz <strong>und</strong> in Deutschland.<br />
Geregelte Arbeitszeiten waren für mich<br />
noch nie wirklich relevant, da auch in der<br />
Gastronomie viel Flexibilität gefragt ist.<br />
Wichtig war mir immer, dass es mir gefällt<br />
<strong>und</strong> ich keine Langeweile bekomme, was<br />
jetzt zweifellos nicht der Fall ist. Auch liebe<br />
ich die ständige Herausforderung.<br />
Mein ganz großes Glück ist außerdem,<br />
dass ich einen w<strong>und</strong>ervollen Partner habe,<br />
der versteht, dass ich diesen Job liebe <strong>und</strong><br />
die Konsequenzen einer häufigen Distanz<br />
in Kauf nimmt. Mein Arbeitgeber besteht<br />
aber immer wieder darauf, dass wir Zeit<br />
füreinander haben <strong>und</strong> ich somit auch eine<br />
kurze Auszeit bekomme. Und diese Zeit ist<br />
dann etwas ganz Besonderes. Ich habe<br />
auch einen zwanzigjährigen Sohn, der in<br />
Deutschland lebt <strong>und</strong> es ganz spannend<br />
findet, was ich mache.<br />
c Wohnen Sie direkt im Haus des K<strong>und</strong>en?<br />
d In Zürich habe ich ein eigenes Appartement,<br />
welches vom Arbeitgeber zur Verfügung<br />
gestellt wird. Bei den anderen<br />
Wohnsitzen wohne ich direkt im Haus.<br />
Kost <strong>und</strong> Logis bekomme ich zusätzlich<br />
zum Gehalt.<br />
c Agenturen für Hauspersonal – worauf<br />
sollte man bei der Bewerbung achten?<br />
Welche Qualifikationen sollte man mitbringen,<br />
um in einem Privathaushalt zu<br />
arbeiten?<br />
d Ich denke, es ist wichtig, dass man dort<br />
nicht nur als Name registriert ist, sondern<br />
dass einen die Leute dort genau unter die<br />
Lupe genommen haben. Papier ist ja bekanntlich<br />
sehr geduldig. Ich wurde bei meinem<br />
ersten Vorstellungsgespräch bei einer<br />
Agentur in der Schweiz eingeladen <strong>und</strong><br />
durfte für zwei St<strong>und</strong>en Rede <strong>und</strong> Antwort<br />
stehen. Dann wird dort entschieden, ob<br />
man als Stellensuchender eingetragen<br />
wird, da deren Klientel sich in der Regel auf<br />
die Erfahrung dieser Personen verlässt.<br />
Die Agenturen sind auch über die Grenzen<br />
hinaus miteinander vernetzt <strong>und</strong> schieben<br />
sich Personal zu oder werben es ab.<br />
Die Agenturen verdienen natürlich mit jeder<br />
vermittelten Person, die über die Probezeit<br />
beim <strong>neue</strong>n Arbeitgeber bleibt.<br />
c Wie lange werden Sie diesen Job voraussichtlich<br />
noch ausführen (können/<br />
wollen)?<br />
d Ich hoffe, so lange wie es mir Spaß<br />
macht, auch über das Rentenalter hinaus.<br />
Außer mein Lebenspartner sagt, jetzt ist<br />
Ende. Dann würde ich versuchen ihn zu<br />
überreden, dass ich länger arbeiten kann.<br />
Mein Arbeitgeber feiert dieses Jahr einen<br />
r<strong>und</strong>en Geburtstag <strong>und</strong> wäre als „normaler“<br />
Arbeitnehmer schon in Rente. Ich wünsche<br />
ihm ein langes, ges<strong>und</strong>es Leben, damit<br />
ich noch viel erleben kann.<br />
Interview: Robert Baumann<br />
Vermittlungsagenturen<br />
<strong>und</strong> Börsen in der Schweiz<br />
(Auswahl)<br />
Bonne Menagere<br />
www.bonnemenagere.ch<br />
Rio & Select<br />
www.rio-select.ch<br />
HOTELCARRER<br />
www.hotelcareer.ch<br />
Gigajob<br />
http://ch.gigajob.com<br />
(Nächste Ausgabe der <strong>rhw</strong> <strong>management</strong>:<br />
Vermittlungsagenturen in<br />
Deutschland)<br />
30 <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012
A K A D E M I E<br />
S E M I N A R E • S Y M POSI E N • M E S S E N<br />
Kompetenzzentrum für hauswirtschaftliche Weiterbildung<br />
„Wischsysteme <strong>und</strong> deren Kosten im Fokus“ in München <strong>und</strong> Erkner/Berlin<br />
Zielgruppe:<br />
HWL/HBL <strong>und</strong> Reinigungskräfte<br />
In diesem Seminar erhalten Sie zahlreiche Impulse für Ihre Arbeit. Vor allem<br />
die Logistik, Waschkosten <strong>und</strong> das Gewicht von Moppbezügen spielen<br />
dabei eine entscheidende Rolle. Zudem werden Sie direkt auf drei bis vier<br />
nichttextilen Bodenbelägen selbst die Moppbezüge <strong>und</strong> Halter anwenden.<br />
• Eintauchen ins Reich der Fasern - Fasernk<strong>und</strong>e<br />
• Moppsysteme verstehen <strong>und</strong> an die Bodenvoraussetzungen anpassen<br />
• Fehler beim einstufigen Wischen vermeiden<br />
• Aufbereitung von Moppbezügen<br />
• Reinigungsflotte optimal <strong>und</strong> kosteneffizient ansetzen<br />
• Die <strong>neue</strong>n Systeme in der fachlichen Diskussion<br />
• Berücksichtigung der Folgekosten <strong>und</strong> Logistik!<br />
Termine, Orte <strong>und</strong> Zeiten:<br />
5. Juni 2012 <strong>und</strong> 16. Oktober 2012 in München,<br />
20. November 2012 im Bildungszentrum Erkner (bei Berlin),<br />
jeweils 9.00 bis 17.00 Uhr<br />
Gebühr:<br />
Vorzugspreis für Abonnenten von <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> oder <strong>rhw</strong> praxis sowie<br />
Mitglieder im Berufsverband Hauswirtschaft e. V. 89,–<br />
Euro inkl. MwSt., sonst 109,– Euro inkl. MwSt. Frühbucherrabatt<br />
bis zwei Monate vor dem Seminar: 69,- Euro<br />
inkl. MwSt. (Abonnenten <strong>und</strong> Berufsverbands-Mitglieder),<br />
sonst 89,– Euro inkl. MwSt.<br />
Referent:<br />
Uwe Richter, Numatic International GmbH<br />
„Diabetes<strong>management</strong> ohne Diabetikerprodukte“ in Hannover, Köln <strong>und</strong> Frankfurt am Main<br />
Zielgruppe: Mitarbeiter/innen aus Pflege <strong>und</strong> Hauswirtschaft, Verantwortliche<br />
für den Bereich Ernährung<br />
Problematik: Diabetes mellitus ist weit verbreitet <strong>und</strong> nimmt immer noch rapide<br />
zu.<br />
Das zieht nicht nur für die Mitarbeiter/innen der Pflege entsprechende Konsequenzen<br />
nach sich, auch die Hauswirtschaft ist davon tangiert <strong>und</strong> herausgefordert.<br />
Nicht zuletzt ist der angemessene Umgang mit dem Diabetes der<br />
Bewohner/innen wesentlich eine Frage der Ernährung.<br />
Daher benötigen wir ein enges Zusammenspiel zwischen Hauswirtschaft <strong>und</strong><br />
Pflege, ein Hand-in-Hand-Arbeiten. Dies umso mehr, wenn im Oktober 2012<br />
die Neuerungen der Diätverordnung greifen <strong>und</strong> spezielle Diabetikerprodukte<br />
wie Desserts, Kuchen oder Marmelade nicht mehr angeboten werden.<br />
• Spätkomplikationen <strong>und</strong> wie sie sich vermeiden<br />
lassen<br />
• diabetesgerechte Speiseplanung bei Hauptmahlzeiten<br />
<strong>und</strong> Zwischenverpflegung<br />
• welche <strong>Lebensmittel</strong> müssen berechnet werden?<br />
• welche Informationen braucht die Pflege von<br />
Hauswirtschaftkräften im Alltag?<br />
Termine, Orte <strong>und</strong> Zeiten:<br />
22. Mai 2012 in Hannover<br />
8. Juni 2012 in Köln<br />
29. Juni 2012 in Frankfurt am Main<br />
Jeweils von 9.00 bis 17.00 Uhr<br />
<br />
Das Video zum Seminar<br />
unter<br />
www.<strong>rhw</strong>-<strong>management</strong>.de<br />
Themen <strong>und</strong> Inhalte:<br />
• Gr<strong>und</strong>lagen zum Diabetes Typ I <strong>und</strong> II<br />
• Welche Diabetesbehandlung macht Sinn?<br />
• Altersgerechte Ernährung: gibt es so etwas für Menschen mit Diabetes?<br />
• BE – Verteilung pro Tag: was sagt der MDK dazu?<br />
• Unterzuckerungen: Erkennen - Behandeln - Vermeiden<br />
Gebühr: Vorzugspreis für Abonnenten von <strong>rhw</strong> <strong>management</strong><br />
oder <strong>rhw</strong> praxis sowie Mitglieder im Berufsverband<br />
Hauswirtschaft e.V. 179,– Euro, sonst sonst 199,– Euro.<br />
Referentin: Carola Reiner, CCR Unternehmensberatung<br />
✃<br />
Anmeldecoupon per Fax (0 89) 318905-38 oder online unter www.vnm-akademie.de<br />
Anmeldung/Rücktritt: Nach Erhalt Ihrer Anmeldung senden wir Ihnen eine Eingangsbestätigung<br />
mit allen nötigen Informationen. Zur Begleichung der Seminargebühr<br />
erhalten Sie spätestens zum Anmeldeschlusstermin eine Rechnung, die<br />
gleichzeitig als An melde- bestätigung dient. Wenn Sie nach dem Anmeldeschluss<br />
Ihre Teilnahme stornieren, müssen wir die gesamte Gebühr in Rechnung<br />
stellen. Stornieren Sie Ihre Teilnahme vor dem Anmeldeschluss, müssen wir<br />
30,– Euro Bearbeitungsgebühr erheben.<br />
Ihr Vorteil: Sie können in beiden Fällen eine Ersatzperson als Vertretung schicken.<br />
Alle Preise inkl. gesetzlicher MwSt., Tagungsunterlagen, -getränken, Kaffeepausen<br />
<strong>und</strong> Mittagessen, sofern nicht anders angegeben.<br />
Anmeldung<br />
Hiermit melde ich mich ver bindlich<br />
zum Seminar an<br />
❍ Wischsysteme <strong>und</strong> deren Kosten<br />
im Fokus<br />
❍ in München/5. Juni 2012<br />
❍ in München/16. Oktober 2012<br />
❍ in Erkner/20. November 2012<br />
❍ Diabetes<strong>management</strong><br />
ohne Diabetikerprodukte<br />
❍ in Hannover<br />
❍ in Köln<br />
❍ in Frankfurt am Main<br />
■ Ich bin <strong>rhw</strong>-Abonnent/-in.<br />
Meine Mitgliedsnummer:<br />
■ Ich bin <strong>rhw</strong>-Abonnent/-in.<br />
Meine Abonummer<br />
Rechnungsadresse:<br />
Name/Vorname<br />
Berufliche Funktion<br />
Straße/Nr.<br />
Datum/Unterschrift<br />
■ Ich bin Mitglied im Berufsverband Hauswirtschaft.Meine K<strong>und</strong>ennummer:<br />
■ Ich bin Mitglied im Berufsverband Hauswirtschaft.<br />
Meine Mitgliedsnummer<br />
E-Mail<br />
Telefon/Fax<br />
PLZ/Ort<br />
Mit meiner Unterschrift erkenne ich die genannten Bedingungen zu Anmeldung <strong>und</strong> Rücktritt an.<br />
Anmeldeschluss: jeweils 14 Tage vorher, sofern nicht anders angegeben.<br />
Absage: Der Veranstalter Verlag Neuer Merkur GmbH behält sich das Recht vor,<br />
die Seminare aus wichtigem Gr<strong>und</strong> abzusagen. Änderungen <strong>und</strong> Irrtümer sowie<br />
Preisänderungen vorbehalten.<br />
Ansprechpartner:<br />
Ulrich Bartel, Telefon: (0 89) 31 89 05-54, Fax: (0 89) 31 89 05-38<br />
Coupon ausschneiden, ggf. kopieren <strong>und</strong> einsenden an:<br />
Verlag Neuer Merkur, vnm-Akademie, Postfach 60 06 62, 81206 München<br />
■ Ja, ich bin damit einverstanden, dass Sie mich ggf. per E-Mail oder Telefon über weitere Verlagsangebote informieren.<br />
<strong>rhw</strong><br />
rationelle hauswirtschaft<br />
<strong>management</strong>
12. bis 16. November<br />
Geitau bei Bayrischzell<br />
Weiterbildung zum/zur<br />
Hygienebeauftragten<br />
mit Dr. med. vet. Dieter Bödeker,<br />
selbständiger Hygieneberater<br />
für Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime<br />
<strong>und</strong> andere Einrichtungen<br />
des Ges<strong>und</strong>heitswesens<br />
Nach Abschluss der<br />
Veranstaltung erhalten die<br />
Teilnehmer/innen ein Zertifikat,<br />
das als Nachweis der erlangten Kenntnisse<br />
zu den Schulungsinhalten dient. Für die<br />
Einrichtungen dokumentiert es die<br />
fachgerechte Wahrnehmung ihrer gesetzlich<br />
festgeschriebenen Pflichten.<br />
Gebühr: Vorzugspreis für Abonnenten von<br />
<strong>rhw</strong> <strong>und</strong> <strong>rhw</strong> praxis sowie Mitglieder im<br />
Berufsverband Hauswirtschaft e. V.<br />
875,- Euro, sonst 999,- Euro.<br />
Seminarort Hasenöhrl<br />
Inhalte:<br />
Aufgaben eines/einer Hygienebeauftragten •<br />
Rechtliche Gr<strong>und</strong>lagen (z. B. Anforderungen des IfSG<br />
an Gemeinschaftseinrichtungen) • Prüfungen durch das<br />
Ges<strong>und</strong> heitsamt <strong>und</strong> den MDK, Beispiele für Beanstandungen<br />
Elemente eines Hygieneplans, Umsetzungsprobleme <strong>und</strong><br />
Anpassung von Hygienemaßnahmen • Personal-, <strong>Lebensmittel</strong>- <strong>und</strong><br />
Wäschehygiene • Gr<strong>und</strong>züge der Mikrobiologie • Gefahrenanalyse<br />
(z. B. HACCP) • Maßnahmen bei Problemkeimen • MRSA/ORSA <strong>und</strong><br />
Legionellen • Impfschutz, Hautschutzplan • Verfahren zur Reinigung <strong>und</strong><br />
Desinfektion, Sterilisation • Umgang mit Desinfektionsmitteln <strong>und</strong> mögliche<br />
Gefahren • Risikoeliminierung <strong>und</strong> -minimierung • Schnittstelle Küche – Pflege<br />
Abfallentsorgung<br />
Methoden:<br />
Vortrag, Diskussion, Beispielbearbeitung<br />
Zeiten:<br />
Mo 11- ca. 17.30 Uhr,<br />
Di - Do 9 - ca. 17.30 Uhr,<br />
Fr 9 - ca. 16.30 Uhr<br />
Teilnehmerzahl begrenzt<br />
auf max. 16 Teilnehmer<br />
Fotoquellen: Fotolia: © Alx, © Butch, © samantha grandy; Hasenöhrl Hof
Herbstlandschaft<br />
Teilnahmebedingungen:<br />
Gleich nach dem Erhalt Ihrer Anmeldung<br />
senden wir Ihnen eine Eingangsbestätigung mit<br />
allen nötigen Informa tionen. Zur Begleichung der<br />
Seminar ge bühr erhalten Sie zum Anmeldeschlusstermin<br />
eine Rechnung, die gleichzeitig als An melde bestätigung<br />
dient. Wenn Sie nach dem Anmeldeschluss Ihre Teilnahme<br />
stornieren, müssen wir die gesamte Gebühr in Rechnung<br />
stellen. Stornieren Sie Ihre Teilnahme vor dem Anmeldeschluss,<br />
müssen wir 30,– Euro Bearbeitungsgebühr erheben.<br />
Ihr Vorteil: Sie können eine Ersatzperson als Vertretung schicken.<br />
Absage: Der Veranstalter behält sich das Recht vor, die Seminare<br />
aus wichtigem Gr<strong>und</strong> abzusagen.<br />
Anmeldeschluss: 12. Oktober 2012<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Ulrich Bartel, Telefon: (0 89) 31 89 05-54,<br />
Fax: (0 89) 31 89 05-38<br />
Änderungen <strong>und</strong><br />
Irrtümer vorbehalten.<br />
Dr. Dieter Bödeker<br />
Coupon ausschneiden,<br />
ggf. kopieren <strong>und</strong> einsenden an:<br />
Verlag Neuer Merkur GmbH<br />
Postfach 60 06 62,<br />
81206 München<br />
oder per Fax senden an:<br />
(0 89) 31 89 05-53<br />
Anmeldung<br />
r Hiermit melde ich mich ver bindlich zum Seminar an<br />
Hygienebeauftragte/r 12. bis 16. November 2012<br />
■ Ich bin <strong>rhw</strong> <strong>management</strong>-/<strong>rhw</strong>-praxis-Abonnent/-in.<br />
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Berufliche Funktion<br />
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Mit meiner Unterschrift erkenne ich die oben genannten Teilnahmebedingungen an.
Report<br />
DQR: Teilziel erreicht!<br />
Über zwei Jahre lang hat eine<br />
18-köpfige „Taskforce Hauswirtschaftliche<br />
Berufsbildung“<br />
daran gearbeitet, die hauswirtschaftlichen<br />
Berufe im<br />
Deutschen Qualifikationsrahmen<br />
abzubilden. Dies ist nun<br />
vollbracht (siehe auch erläuternden<br />
Artikel in <strong>rhw</strong> <strong>management</strong><br />
3/2012). Martina<br />
Feulner von der dgh stellte die<br />
Vorschläge in Koblenz vor. Unter<br />
der Schirmherrschaft von<br />
Ministerpräsident Kurt Beck<br />
fand hier vom 16. bis 18. März<br />
2012 der 23. B<strong>und</strong>esleistungswettbewerb<br />
für Auszubildende<br />
in der Hauswirtschaft statt.<br />
Die Gewinnerinnen 2012: Christine Sophie Pahmeyer aus Halle/NRW (1. Platz, Mitte),<br />
Theresa Schredl aus Bayern (2. Platz, rechts) <strong>und</strong> Christine Weingartner aus Bayern<br />
(3. Platz, links) – die beste Theoriearbeit hatte Jennifer Amsel (NRW, oben rechts)<br />
Und so sieht der Vorschlag im Detail aus<br />
Ina Zimmer (Aufsichtsdirektion Rheinland-Pfalz)<br />
stellte den ersten elektronischen<br />
Ausbildungsnachweis für die<br />
Hauswirtschaft vor – anzusehen <strong>und</strong> zu<br />
testen unter www.has-e.de<br />
Bezeichnung<br />
Niveaustufe<br />
Fachpraktiker/in Hauswirtschaft<br />
(bisheriger Name: Hauswirtschaftliche/r Helfer/in ) 3<br />
Hauswirtschafter/in 4<br />
Fachhauswirtschafter/in 5<br />
Meister/in der Hauswirtschaft 6<br />
Hauswirtschaftliche/r Betriebsleiter/in 6<br />
Führungskraft Hauswirtschaft 7<br />
Die hauswirtschaftlichen Verbände gedachten<br />
mit einem Kondulenzbuch der<br />
verstorbenen Prof. Dr. Maria Thiele-Wittig<br />
<strong>und</strong> erinnerten an deren Worte<br />
„Schaut in die Welt <strong>und</strong> vernetzt Euch!“<br />
Knackpunkt war vor allem, ob die<br />
Hauswirtschaftliche/r Betriebsleiter/in<br />
<strong>und</strong> die Meister/in der Hauswirtschaft<br />
auf eine Niveaustufe gehören,<br />
da es hier viele Überschneidungen gibt.<br />
Dies wird der Fall sein, beide Ausbildungsabschlüsse<br />
werden nun auf Stufe 6<br />
zu finden sein, vergleichbar mit einem Bachelor-Abschluss<br />
bei einem Hochschulstudium.<br />
Und – Überraschung – es wird sogar<br />
eine Niveaustufe 7 geben, also für HBL-<br />
Absolventen von Excellenzschulen wie beispielsweise<br />
in Bremen. Offiziell heißt es<br />
hierzu: „Die Entwicklungen an einigen<br />
Standorten zeigen ein Niveau, das der Niveaustufe<br />
7 zuzuordnen ist“, also dem vergleichbaren<br />
Master einer Hochschule.<br />
Nun müssen noch bis Ende des Jahres<br />
die entsprechenden Ministerien <strong>und</strong> Behörden<br />
zustimmen <strong>und</strong> dann werden zukünftig<br />
alle Absolventen auch in ihrem<br />
Zeugnis die Niveaustufe eingetragen sehen.<br />
Die Hauswirtschafterin ist auf Niveaustufe<br />
4 nun als eigenständig handelnde<br />
Fachkraft beschrieben. Denn der<br />
große Vorteil liege ja darin, dass nicht mehr<br />
die Lerninhalte, sondern die Lernergebnisse<br />
von nun an im Mittelpunkt stehen. „Jetzt<br />
müssen nur noch die späteren Berufe zu<br />
der Ausbildung passen, auch in Bezug auf<br />
die Bezahlung“, sagte Feulner.<br />
Webbasierter Ausbildungsnachweis<br />
schon ab 2012<br />
Wir berichten, wenn dies geschehen ist<br />
<strong>und</strong> ob es dabei noch zu Änderungen kommen<br />
sollte. Die gesamte Darstellung über<br />
120 Seiten mit allen Einzelheiten ist etwa<br />
ab Mai 2012 unter www.dghev.de zu finden.<br />
Bis Ende des Jahres werden dann die<br />
endgültigen Einstufungen mit den B<strong>und</strong>esbehörden<br />
abgestimmt, doch sind gravierende<br />
Änderungen nicht mehr zu erwarten.<br />
Fotos: MdH, Robert Baumann<br />
34 <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012
Report<br />
ist. Eine Anzeige dokumentiert dies in einem<br />
Balkenformat.<br />
Nach dem Motto „Fünf Klicks zum Erfolg“<br />
führt der Online-Ausbildungsnachweis<br />
die Ausbilder Schritt für Schritt zur Erstellung<br />
der Dokumentationsaufträge. Das<br />
System enthält vordefinierte Arbeitsaufträge,<br />
die in der Summe die gesamten Ausbildungsinhalte<br />
der Verordnung berücksichtigen.<br />
Diese kann der Ausbilder anpassen<br />
unter Berücksichtigung der Lernergebnisse<br />
<strong>und</strong> Kompetenzbeschreibungen.<br />
Auch andere deutsche B<strong>und</strong>esländer,<br />
die sich für den webbasierten Nachweis interessieren,<br />
hinter dem über 1,5 Jahre Entwicklungsarbeit<br />
stecken, können sich bei<br />
Interesse melden bei Ina Zimmer von der<br />
Aufsichts- <strong>und</strong> Dienstleistungsdirektion<br />
Rheinland-Pfalz unter Telefon: (0 63 21) 99<br />
24 78 oder per E-Mail an: ina.zimmer@<br />
addnw.rlp.de.<br />
Martina Feulner stellte nach über zwei Jahren Arbeit die geplante Einstufung der hauswirtschaftlichen<br />
Berufe vor<br />
Im Rahmen der Fachtagung zum 23.<br />
B<strong>und</strong>esleistungswettbewerb wurde auch<br />
das <strong>neue</strong> Konzept zur Dokumentation der<br />
Ausbildung im Ausbildungsberuf Hauswirtschafter/in<br />
in Rheinland-Pfalz dem<br />
Fachpublikum aus Deutschland vorgestellt.<br />
Bereits zum Ausbildungsbeginn 2012 löst<br />
das <strong>neue</strong> Dokumentationskonzept in Rheinland-Pfalz<br />
das alte Format ab. Das bisherige<br />
Format bestand aus themenspezifischen<br />
Arbeitsblättern.<br />
Das <strong>neue</strong> Dokumentationskonzept verbindet<br />
die Arbeit mit den <strong>neue</strong>n Medien mit<br />
einer kompetenzorientierten Ausbildungsgestaltung<br />
<strong>und</strong> -dokumentation. Unter<br />
www.has-e.de verbirgt sich ein einfach zu<br />
bedienender, interaktiver <strong>und</strong> digitaler Ausbildungsnachweis.<br />
Auf dieser eigens dafür entwickelten Onlineplattform<br />
können Ausbilder <strong>und</strong> Auszubildende<br />
sowie Schüler <strong>und</strong> Lehrer der Höheren<br />
Berufsfachschule Hauswirtschaft ihre<br />
Ausbildungsdokumentation vornehmen.<br />
Ausbilder können auf dieser Plattform<br />
online betriebsspezifische Dokumentationsaufträge<br />
für ihre Auszubildenden vergeben.<br />
Diese Aufträge werden nicht nur betriebsspezifisch,<br />
sondern individuell auf den<br />
Auszubildenden angepasst erstellt.<br />
Neben dem Account für den Ausbilder<br />
besitzt der Auszubildende seinen eigenen<br />
Account. In diesem kann er die gestellten<br />
Aufträge ausarbeiten oder ausgearbeitete<br />
Dokumente auf den Server hochladen. Der<br />
Ausbilder kann von seinem eigenen Benutzerzugang<br />
auf die Ausarbeitungen seines<br />
Auszubildenden zugreifen <strong>und</strong> diese<br />
kommentieren.<br />
Dieses bisher einmalige webbasierte<br />
Konzept für die Hauswirtschaft entsteht<br />
aus der Zusammenarbeit der Aufsichts<strong>und</strong><br />
Dienstleistungsdirektion, des Unterausschusses<br />
des Berufsbildungsausschusses<br />
Hauswirtschaft RLP, der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
für hauswirtschaftliche<br />
Bildung Rheinland-Pfalz e.V. (LAG<br />
Hauswirtschaft) <strong>und</strong> dem Buntes-Amt.de<br />
als Programmentwickler.<br />
Fortschritte im Balkenformat ablesbar<br />
Eine Besonderheit des Ausbildungsnachweises<br />
ist die Kontrollmöglichkeit für<br />
den Auszubildenden, wie weit er mit der<br />
Erarbeitung der Dokumentationsaufträge<br />
im Hinblick auf die drei Jahre Ausbildung<br />
Die Siegerin im <strong>rhw</strong>-Video<br />
Beste Hauswirtschafterin<br />
kommt aus NRW<br />
Alle 19 Teilnehmerinnen, die in ihren<br />
B<strong>und</strong>esländern bereits durch Spitzenleistungen<br />
im Landeswettbewerb die Teilnahme<br />
in Koblenz errungen hatten, zeigten ihre<br />
Arbeiten. Der Gesamtsieg ging an Christine<br />
Sophie Pahmeyer aus Halle in Nordrhein-Westfalen<br />
(siehe Kasten). Den zweiten<br />
Platz beim B<strong>und</strong>esleistungswettbewerb<br />
erreichte Theresa Schredl, Bayern <strong>und</strong> den<br />
dritten Platz entschied Christine Weingartner,<br />
ebenfalls Bayern, für sich.<br />
Im kommenden Jahr wird der B<strong>und</strong>esleistungswettbewerb<br />
Anfang März 2013 an<br />
der Justus-von-Liebig-Schule in Göppingen<br />
in Baden-Württemberg ausgetragen. Die<br />
dazugehörige Fachtagung wird bereits am<br />
9. März 2012 stattfinden.<br />
t Robert Baumann/I.Zimmer<br />
Christine Sophie Pahmeyer besucht das Maria-Stemme-Berufskolleg<br />
in Bielefeld <strong>und</strong> arbeitet in der Frauenklinik Dr. Hartog in<br />
Bielefeld in den Bereichen Wäsche <strong>und</strong> Großküche. Nach ihrer<br />
Ausbildung (sie hat auch das Abitur) möchte sie Ökotrophologie<br />
in Osnabrück studieren.<br />
Pahmeyer wohnt in Halle/Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong> ist erst die<br />
zweite Siegerin aus dem bevölkerungsreichsten B<strong>und</strong>esland in<br />
der Geschichte des B<strong>und</strong>esleistungswettbewerbs. Nach Ihrem Sieg erhielt sie nicht<br />
nur viele Gratulationen, sondern auch einige Anfragen aus der Regionalpresse. Als<br />
besondere Auszeichnung erhielt die erste Siegerin den Europäischen<br />
<br />
Preis des IVHW aus der Hand der Vorsitzenden, Dorothea Simpfendörfer:<br />
Ein einwöchiges Schnupperpraktikum im Emmental in der Schweiz.<br />
<strong>rhw</strong> <strong>management</strong> sprach mit der Siegerin <strong>und</strong> ihrer Klassenlehrerin kurz<br />
auf der Altenpflege-Messe Ende März 2012 in Hannover (als vierminütiges<br />
Messerückblick-Video ab sofort unter www.<strong>rhw</strong>-<strong>management</strong>.de anzuschauen).<br />
<strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012 35
Report<br />
„Wer zu vielseitig ist,<br />
kann nicht eindeutig sein“<br />
Am Rande des B<strong>und</strong>esleistungswettbewerbs für Hauswirtschaft drückten sie noch mal die Schulbank – doch nur für ein Interview<br />
mit <strong>rhw</strong> <strong>management</strong>: Martina Feulner vom Vorstand der dgh (rechts) <strong>und</strong> die Vorsitzende der BAG-HW, Martina Schäfer (links)<br />
Martina Feulner (dgh) <strong>und</strong> Martina Schäfer (BAG HW) sind in<br />
Sachen Berufsbildung gerade sehr gefragt, nicht nur wegen der<br />
kürzlich abgeschlossenen Einsortierung der hauswirtschaftlichen<br />
Berufe in der Systematik des Deutschen Qualifikationsrahmens<br />
(DQR). Auch die Initiativen der einzelnen B<strong>und</strong>esländer<br />
sorgen für viel Gesprächsbedarf. Wir fragten nach.<br />
c Wie beobachten Sie aktuell die Situation<br />
zum Berufsbild Hauswirtschafter/in?<br />
d Schäfer: Konsens herrscht über das<br />
Profil der Hauswirtschafterin. Es ist nicht<br />
klar genug. Außenstehende haben nicht<br />
auf den ersten Blick ein klares, positives<br />
Bild von der Hauswirtschafterin. Das hat<br />
sich bei den zuständigen Stellen auch gezeigt<br />
– an einigen Stellen sitzen <strong>neue</strong> Mitarbeiter,<br />
denen allein durch das Lesen der<br />
Verordnung nicht klar war, welches Profil<br />
die Hauswirtschafterin hat. Zweitens beschäftigt<br />
uns alle sehr: ändert man den Namen<br />
oder nicht?<br />
c Wie sieht es denn bei anderen Berufsbildern<br />
aus? Gibt es da Namensänderungen?<br />
d Schäfer: Die Bürokauffrau wird demnächst<br />
Kauffrau für Büro<strong>management</strong> – das<br />
ist so was von nichtssagend! Kauffrau ist<br />
ja schon sehr massiv – aber für Büro<strong>management</strong><br />
– das ist gewaltig. Aber was soll<br />
damit transportiert werden? Wie wenn das<br />
momentan die Lösung zu sein scheint,<br />
überall das Wort Management dran zu kleben.<br />
Der gehobene Verwaltungsdienst im<br />
Rathaus heißt jetzt Bachelor of Arts for Public<br />
Management. Wer bitte soll sich da<br />
drunter was vorstellen?<br />
c Wie ist die Lage an den Hochschulen?<br />
d Feulner: Es gibt die Tendenz, den Begriff<br />
Hauswirtschaft abzuschaffen <strong>und</strong> Ernährung<br />
<strong>und</strong> Versorgung – ob mit oder<br />
ohne Management – zu nehmen. Denn viele<br />
sagen: Es klingt besser <strong>und</strong> ist weniger<br />
altbacken. Und es entstehen viele unterschiedliche<br />
Bezeichnungen. Früher war<br />
man stolz, wenn man einen Studiengang<br />
anbieten konnte, den es an noch zehn weiteren<br />
Standorten gab. Heute ist alles auf<br />
Konkurrenz ausgelegt. Deswegen ist überhaupt<br />
kein Interesse da, den gleichen Namen<br />
zu haben, man möchte sich überall<br />
abheben.<br />
c Es gibt offenbar eine Patt-Situation im<br />
Meinungsbild – nehmen Sie das auch so<br />
wahr?<br />
d Feulner: Ja, das nehme ich auch so<br />
wahr. Bei der Abstimmung nach meinem<br />
Vortrag in Koblenz stimmten immerhin über<br />
zwei Drittel der Teilnehmer dafür, den Namen<br />
Hauswirtschaft zu behalten <strong>und</strong> sehen<br />
ihn sogar als starke Marke.<br />
Wir von Verbandsseite möchten zuerst<br />
ein klares Konzept haben, wohin die Reise<br />
gehen soll. Und dann entscheiden, ob die<br />
Neuordnung der richtige Weg ist. Von Seiten<br />
des bayerischen Staatsministeriums<br />
für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten<br />
ist eine klare Präferenz zur Neuordnung zu<br />
erkennen. Diese Ansicht wird aber nicht<br />
von allen zuständigen Stellen geteilt. Von<br />
daher haben wir uns leider in unserem letzten<br />
Gespräch wieder ein Stück voneinander<br />
entfernt. Die zuständigen Stellen warten<br />
derzeit eher ab, um noch ein bisschen<br />
Zeit verstreichen zu lassen, damit dann ein<br />
klares gemeinsames Meinungsbild entsteht.<br />
Wir werden fachlich <strong>und</strong> inhaltlich<br />
weiterarbeiten. Wir brauchen Aussagen!<br />
Foto: Robert Baumann<br />
36 <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012
Report<br />
d Schäfer: Es ist natürlich auch schwierig,<br />
weil die einzelnen Länder verschiedenen<br />
Handlungsbedarf haben. Die einen haben<br />
Angst, dass die duale Ausbildung wegfällt<br />
<strong>und</strong> beispielsweise wie in Bayern die<br />
Hauswirtschafter/in nur noch schulisch<br />
ausgebildet wird. Andererseits ist derzeit<br />
unbestritten in Bayern der Run auf die<br />
Schulen wegen des <strong>neue</strong>n Namens da.<br />
Aber auch in Bayern bleibt die Frage: Was<br />
passiert nach der Schule? Wenn die Schulen<br />
mit dem <strong>neue</strong>n Titel voll sind, brauchen<br />
wir anschließend immer noch die<br />
richtigen Arbeitsverhältnisse. Es fehlen<br />
Arbeitsplätze für Hauswirtschafter/innen.<br />
Dieses Problem an sich lösen wir nicht, indem<br />
wir Abschlüsse mit <strong>neue</strong>n Namen haben.<br />
c Welcher Punkt ist momentan noch<br />
besonders fragil?<br />
d Feulner: Die Hauswirtschafterin, wie<br />
sie jetzt ausgebildet wird, ist eindeutig<br />
eine Fachkraft, die in der Lage ist, eigenständig<br />
zu arbeiten. In der Praxis heißt<br />
das, sie ist in der Lage, hauswirtschaftliche<br />
Betriebsleiterin oder Meisterin zu werden.<br />
Diesen Weg wählen auch anteilsmäßig<br />
viele Hauswirtschafterinnen. Aber bei<br />
denen, die nicht in die Führungsebene gehen,<br />
ist nicht klar, wo sie derzeit ihre Arbeitsplätze<br />
finden. Werden sie als Hauswirtschafter/innen<br />
eingestellt <strong>und</strong> bezahlt?<br />
Oder sind es Arbeitplätze, bei denen sie<br />
ihre Kompetenzen als Hauswirtschafter/innen<br />
einbringen, aber als Hilfskräfte bezahlt<br />
werden? Solange wir das nicht klar wissen,<br />
ist es auch schwierig, weitere Schritte zu<br />
gehen. Wir halten derzeit alles für falsch,<br />
wo ohne eine Marktanalyse einfach in eine<br />
<strong>neue</strong> Richtung gegangen wird.<br />
c Gibt es seit der Neuordnung 1999<br />
nicht doch Dinge, die stark verbesserungswürdig<br />
sind?<br />
d Schäfer: Vor 12 Jahren, als wir die Neuordnung<br />
hatten, wurde ein Ansatz gewählt,<br />
bei dem alle Fachrichtungen sich<br />
wiederfinden. Städtisch <strong>und</strong> ländlich waren<br />
zu vereinen <strong>und</strong> das ist in der Verordnung<br />
gelungen. Heute zeigt sich, dass<br />
man dadurch keine klare Struktur hat. Uns<br />
hat letzte Woche ein Satz von Juliane Pegel,<br />
zuständige Stelle Niedersachsen sehr<br />
beeindruckt: „Wenn man zu vielseitig ist,<br />
kann man nicht eindeutig sein.“ Das trifft<br />
momentan die Situation in der Hauswirtschaft.<br />
Wir brauchen wieder Profilschärfe.<br />
Es muss mit zwei, drei Worten zu erkennen<br />
sein, was Hauswirtschaft im Hotel-<br />
<strong>und</strong> Gaststättenbereich bedeutet, was<br />
Hauswirtschaft in sozialen Einrichtungen<br />
bedeutet <strong>und</strong> so weiter. Das gleiche gilt<br />
für Hauswirtschaft in landwirtschaftlichen<br />
Dienstleistungsunternehmen oder Hauswirtschaft<br />
in privaten Haushalten <strong>und</strong> so<br />
weiter. Daran müssen wir jetzt arbeiten.<br />
c An dieser Stelle wird es spannend.<br />
Kann man das mit der bestehenden Verordnung<br />
ausarbeiten?<br />
d Feulner: Das ist gerade in der Schwebe,<br />
wobei wir sagen: wir wollen erst die<br />
vier oder fünf Schwerpunkte klar haben,<br />
damit man sagen kann: Das sind die Perspektiven.<br />
Also nach wie vor ein Plädoyer<br />
für inhaltliche Arbeit. Ich denke, die bestehende<br />
Verordnung bietet sehr viel Spielraum<br />
<strong>und</strong> es geht darum, es richtig auszunutzen<br />
<strong>und</strong> auszulegen. Es wurde extra so<br />
formuliert, dass man entsprechend gestalten<br />
kann <strong>und</strong> wir sehen da ein großes<br />
Potential bei der Umsetzung – vor Ort zu<br />
sagen: so setze ich das um für die jeweiligen<br />
Bedürfnisse in meiner Region bzw. in<br />
meiner Einrichtung.<br />
c Und woher sollen das die zukünftigen<br />
Arbeitgeber erfahren?<br />
d Feulner: Wir müssen mit den Arbeitsagenturen<br />
zusammenarbeiten <strong>und</strong> eine Information<br />
geben, dass jeder sich vorstellen<br />
kann, was er macht. Diesen Schwerpunkt<br />
haben sich die zuständigen Stellen<br />
vorgenommen. Wir planen ein Informationsportal<br />
im Internet, in dem wir Profildarstellungen,<br />
Informationsfilme usw., die<br />
sehr gut sind, bündeln. Ein Portal in dem<br />
man sich von allen Seiten verlinken kann.<br />
Ob es der Lehrer von der Gr<strong>und</strong>schule ist<br />
oder der Hochschulprofessor. Damit können<br />
die vielen guten Darstellungen von einer<br />
Stelle aus erreicht werden. Wir brauchen<br />
erst einmal nichts Neues erfinden,<br />
sondern müssen das Vorhandene bündeln<br />
<strong>und</strong> gut sortieren. Ein zweiter Schritt ist die<br />
Entwicklung eines Profils, das von Außenstehenden<br />
verstanden wird.<br />
c Kurz zu den B<strong>und</strong>esländern zurück:<br />
Welche Entwicklungen beobachten Sie<br />
da?<br />
d Feulner: Bei der Hauswirtschaft ist es<br />
ganz klar: der bayerische Weg mit der Assistentin<br />
für Ernährung <strong>und</strong> Versorgung ab<br />
2012/2013 ist beschlossen. Rheinland-<br />
Pfalz arbeitet ganz klar auf der bestehenden<br />
Verordnung <strong>und</strong> lotet da ganz viele<br />
Möglichkeiten aus. Die Strategie in Rheinland-Pfalz<br />
war schon immer: Wie setze ich<br />
die bestehende Verordnung um – darin ist<br />
das Land meisterlich. Da werden oftmals<br />
ungewöhnliche Dinge entwickelt, wo Vertreter<br />
andere B<strong>und</strong>esländer nur den Kopf<br />
schütteln. Für das Land ist längst klar, dass<br />
die Prüfung der Fachaufgabe im Einsatzgebiet,<br />
das ist die Schwerpunktsetzung im<br />
dritten Lehrjahr, betriebsbezogen stattfinden<br />
muss. Und dass Prüfungen selbstverständlich<br />
vor Ort im Betrieb stattfinden.<br />
Baden-Württemberg ist ein B<strong>und</strong>esland,<br />
das sehr genau hinschaut in die Verordnung<br />
<strong>und</strong> kritische Fragen herausgearbeitet<br />
hat. Also die drei südlichen B<strong>und</strong>esländer<br />
sind schon eher die aktiven B<strong>und</strong>esländer<br />
<strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpommern<br />
<strong>und</strong> Sachsen haben Initiativen, um die duale<br />
Ausbildung zu steigern, teilweise auch<br />
finanziell gefördert. Und Sachsen hat z.B.<br />
eine Expertise in Auftrag gegeben.<br />
c Gibt es eine Frage, Sie nicht mehr hören<br />
können?<br />
d Feulner: Es gibt ein Wort, das ich nicht<br />
mehr hören kann: altbacken.<br />
c Lieber reich an Tradition statt altbacken?<br />
d Feulner: Aus altbackenen Brötchen<br />
kann man w<strong>und</strong>erbare Semmelbrösel <strong>und</strong><br />
-knödel machen – also es gibt ein ungeheures<br />
Rezeptrepertoire mit altbackenen<br />
Backwaren. Und diese haben Tradition!<br />
d Schäfer: Wenn Sie am Frankfurter<br />
Hauptbahnhof sind, gibt es dort eine große<br />
Buchhandlung. Und die hat erst kürzlich<br />
die Kochzeitschriften <strong>und</strong> Wohnzeitschriften<br />
direkt vorne rechts einsortiert.<br />
Man geht direkt darauf zu. Das also scheint<br />
gar kein altbackenes Thema zu sein. Wohnen,<br />
Kochen, Cocooning – das sind seit einigen<br />
Jahren die Trendthemen. Es heißt<br />
heute zwar eher Living Home oder Landlust<br />
– doch kann man schon sagen: Hauswirtschaft<br />
ist trendy!<br />
c Das ist ja erstmal nur eine Behauptung.<br />
d Schäfer: Ich hab letztens ein Grußwort<br />
ausgebuddelt <strong>und</strong> da stand drin: ‚Bitte<br />
schenken Sie ihre hauswirtschaftliche Kompetenz<br />
ihren Enkeln: Kochen <strong>und</strong> backen<br />
sie gemeinsam was, zeigen sei, wie man<br />
einen Nagel einschlägt. Die Kinder werden<br />
Ihnen dankbar sein. Und Dankbarkeit entfesselt<br />
die Fülle des Lebens. Ich verwandele<br />
das, was wir haben in genug <strong>und</strong><br />
mehr, Chaos in Ordnung, Verwirrung in<br />
Klarheit, kann eine einfache Mahlzeit in ein<br />
Festessen verwandeln, ein Haus in ein<br />
Heim, einen Fremden in einen Fre<strong>und</strong>.<br />
Dankbarkeit gibt unserer Vergangenheit einen<br />
Sinn, bringt Frieden in unsere Gegenwart<br />
<strong>und</strong> schafft eine Vision für die Zukunft.’<br />
Ich fand das sehr schön. Das Zitat<br />
stammt ist von Melodie Beatty.<br />
Das hat einfach was, diese Weitertragen<br />
von Kompetenzen, die nicht mehr da<br />
sind.<br />
Ich sehe darin auch eine Zukunft, dass<br />
man sich wieder dieser Qualitäten <strong>und</strong> dieser<br />
Kompetenzen wieder erinnert. Die Kompetenzen<br />
der Hauswirtschaft liegen absolut<br />
im Trend!<br />
t Interview: Robert Baumann<br />
<strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012 37
Report<br />
Glücksgefühle für<br />
Tischgäste erzeugen<br />
Die Gemeinschaftsverpflegung<br />
befindet sich im Wandel: Essen<br />
<strong>und</strong> Trinken anzubieten, reicht<br />
nicht mehr aus, ein Erlebnis<br />
muss her. Auf dem Deutschen<br />
Kongress für Gemeinschaftsverpflegung<br />
im März 2012 in<br />
Hamburg wurde über das Erlebnis<strong>management</strong><br />
diskutiert,<br />
aber auch darüber, warum regionale<br />
Produkte für die GV so<br />
wichtig sind.<br />
Während sich die großen Gastronomie-Unternehmen<br />
über ein Umsatzplus<br />
im letzten Jahr gefreut haben<br />
<strong>und</strong> auch 2012 ein sehr gutes Geschäft<br />
erwarten, sieht die Gemeinschaftsverpflegung<br />
eher mit gemischten Gefühlen in die<br />
Zukunft. So kämpfen Krankenhäuser <strong>und</strong><br />
Reha-Kliniken mit großen Zukunftssorgen,<br />
mittlerweile schreibt jede fünfte Einrichtung<br />
rote Zahlen.<br />
Laut dem aktuellen GV-Barometer reagieren<br />
die Krankenhausküchen auf die unsichere<br />
Gesamtsituation mit einem verstärkten<br />
Personalabbau, so wurde in über<br />
30 Prozent der Krankenhausküchen im letzten<br />
Jahr Personal entlassen. Dies war die<br />
wichtigste Maßnahme, um Kosten zu senken.<br />
Auch das Investitionsklima ist sowohl<br />
bei den Krankenhäusern als auch bei den<br />
Senioreneinrichtungen schlecht. So planen<br />
für 2012 nur 40 Prozent der Entscheidungsträger<br />
in Altenheimen <strong>neue</strong> Anschaffungen.<br />
Das GV-Barometer wird jährlich im Auftrag<br />
der Hamburg Messe <strong>und</strong> Congress GmbH im<br />
Vorfeld der Internorga erstellt <strong>und</strong> untersucht<br />
das Investitionsklima in der Gemeinschaftsverpflegung.<br />
Auch die Betriebsgastronomie hat Sorgen:<br />
die Branche verliert K<strong>und</strong>en vor allem<br />
bei den wichtigen Zielgruppen der Unter-30-<br />
Jährigen sowie bei den Frauen. „Die Kernzielgruppe<br />
im Betriebsrestaurant ist männlich<br />
<strong>und</strong> über 50 oder älter“, sagt Burkhart<br />
Schmid, Chefredakteur der Fachzeitschrift<br />
gv-praxis, die Mitveranstalter des Deutschen<br />
Kongresses für Gemeinschaftsverpflegung<br />
ist.<br />
Wie kann man dies ändern <strong>und</strong> mehr<br />
jüngere <strong>und</strong> weibliche Tischgäste für die Gemeinschaftsgastronomie<br />
begeistern? Prof.<br />
Dr. Torsten Olderog von der AKAD-Hochschule<br />
Pinneberg empfiehlt dafür, in der GV<br />
auf mehr Erlebnis<strong>management</strong> zu setzen.<br />
„Das Erleben ist der Megatrend in unserer<br />
Gesellschaft. Erlebnisorientierung ist zur Basismotivation<br />
unserer Gesellschaft geworden.“<br />
Ein Wertewandel habe stattgef<strong>und</strong>en<br />
vom Haben (mein Auto, mein Haus, mein<br />
Boot) zum Sein.<br />
Ein Erlebnis mit Flow<br />
Stufe 2:<br />
Erlebnisse<br />
gestalten<br />
Stufe 1:<br />
Voraussetzungen<br />
schaffen<br />
Aber was genau ist eigentlich ein Erlebnis?<br />
Laut Prof. Dr. Olderog hat ein Erlebnis<br />
immer vier Eigenschaften: es ist subjektiv,<br />
außergewöhnlich, situationsbezogen <strong>und</strong><br />
emotional. Im besten Fall bietet das Erlebnis<br />
einen Flow. Die Flow-Theorie stammt<br />
vom Glücksforscher Mihaly Csikszentmihalyi.<br />
Er fand heraus, dass Menschen seltsame<br />
Dinge ohne Lohn tun, die Tätigkeit selber<br />
scheint ausreichend Motivation zu sein. Ob<br />
beim Schachspielen, Tanzen, Klettern oder<br />
beim in die Tiefe stürzen an einem Gummiseil:<br />
die Menschen verschmelzen mit ihrem<br />
Tun, vergessen dabei die Zeit <strong>und</strong> tun es immer<br />
wieder.<br />
Dieser Flow ist das optimale Niveau des<br />
Erlebens – auch in der GV. Ziel sollte es also<br />
sein, auch in der Gemeinschaftsverpflegung<br />
ein Erlebnis zu bieten, bei dem man Zeit <strong>und</strong><br />
Raum vergisst <strong>und</strong> ganz in seinem Tun aufgeht…<br />
Drei Dinge gehören laut Prof. Dr. Olderog<br />
zu einem guten Erlebnis in der GV:<br />
u Gute Produkte (schonende Garverfahren,<br />
ausgewogene Speisepläne)<br />
u Inszenierung der Produkte (anregende<br />
Stufe 3:<br />
Gäste einbinden<br />
Neues bieten<br />
Soziale Kontakte<br />
Störungen verhindern<br />
Fre<strong>und</strong>lichkeit bieten<br />
Wenig Zwänge<br />
Vorfreude anregen<br />
Selbstbelohnung<br />
Die drei<br />
Erlebnisstufen<br />
Präsentation<br />
Prof. Dr. Olderog<br />
Umgebung, gepflegtes Ambiente, Ruhe bieten)<br />
u Interaktion mit den Menschen (Gastgeberrolle,<br />
Fre<strong>und</strong>lichkeit, soziale Erlebnisse).<br />
Beim ersten Punkt ist die Branche laut<br />
Olderog schon ziemlich weit. Beim zweiten<br />
Punkt sind in den Betrieben oder Einrichtungen<br />
oft räumlich Grenzen gesetzt, aber<br />
auch hier ist man auf einem guten Weg.<br />
„Beim dritten Punkt muss die Branche allerdings<br />
noch einen weiten Weg gehen.“<br />
Der Punkt Fre<strong>und</strong>lichkeit werde oft total unterschätzt.<br />
Dabei hätten die Tischgäste ein<br />
Sicherheitsbedürfnis, sie essen nämlich nur<br />
da gerne, wo sie sich auch wohlfühlen.<br />
Will man den Gästen nun mehr Erlebnis<br />
bieten, sollte man in drei Stufen vorgehen<br />
(siehe Abb.). Zunächst müssen die entsprechenden<br />
Voraussetzungen geschaffen<br />
werden. Dazu gehört, Störungen zu verhindern.<br />
„Freizeitparks bauen nicht umsonst<br />
hohe Zäune um ihre Anlagen, um die<br />
Gäste abzuschirmen“, erklärt Olderog. Außerdem<br />
sollte man Fre<strong>und</strong>lichkeit bieten<br />
<strong>und</strong> so wenig Zwänge wie möglich. In der<br />
zweiten Stufe geht es darum, Erlebnisse zu<br />
gestalten, also Neues zu bieten <strong>und</strong> soziale<br />
Kontakte zu fördern. Und dies nicht erst<br />
am Tisch, sondern bereits an der Ausgabe.<br />
In der dritten Stufe geht es darum, die<br />
Gäste einzubinden, ihnen eine Selbstbelohnung<br />
anzubieten <strong>und</strong> ihre Vorfreude zu<br />
steigern. Dies bedeutet zum Beispiel, Aktionen<br />
rechtzeitig anzukündigen, denn diese<br />
sind wichtig, um Gäste zu binden <strong>und</strong><br />
<strong>neue</strong> finden. „Die Bedeutung von Aktionen<br />
wird in den nächsten Jahren noch steigen“,<br />
prognostiziert Prof. Dr. Olderog. Wichtige<br />
Themen in der GV seien Regionalität, Nachhaltigkeit<br />
<strong>und</strong> Bio.<br />
38 <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012
Report<br />
Was ist glaubwürdig<br />
regional?<br />
Umfragen haben gezeigt, dass für Verbraucher<br />
das Kriterium „Regionalität“ mittlerweile<br />
wichtiger ist als der Bio-Anbau.<br />
Allerdings herrscht eine große Unsicherheit,<br />
wie man regionale Produkte überhaupt<br />
erkennen kann.<br />
In der europäischen Gesetzgebung gibt<br />
es verschiedene Siegel für geografische<br />
Herkunftsbezeichnungen, die aber kaum<br />
bekannt sind. Da ist einmal die „geschützte<br />
Ursprungsbezeichnung“, das bedeutet,<br />
dass alle Produktionsstufen im Herkunftsland<br />
ablaufen. Dann gibt es die „geschützte<br />
geografische Angabe“, bei der mindestens<br />
eine Produktionsstufe eine Verbindung<br />
zum Herkunftsland haben muss sowie die<br />
Bezeichnung „garantiert traditionelle Spezialität“.<br />
Hier geht es nicht um die geografische<br />
Herkunft, sondern die traditionelle<br />
Herstellung.<br />
In den Supermärkten findet man auf einer<br />
ganzen Reihe von Produkten Regionalsiegel<br />
wie beispielsweise „Unser Norden“,<br />
„Unser Land“ oder „Unsere Heimat“, die<br />
jedoch oft nicht halten was sie versprechen.<br />
Dies machte Prof. Ulrike Arens-Azevêdo von<br />
der Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />
Hamburg (HAW) auf dem Kongress<br />
für Gemeinschaftsverpflegung anhand eines<br />
Beispiels klar: „Nehmen Sie beispielsweise<br />
das Produkt ‚Unser Norden-Blütenhonig‘.<br />
Bei der Herkunftsangabe finden sich<br />
hier der Satz: Mischung von Honig aus<br />
Nicht-EU-Ländern.“<br />
Kein W<strong>und</strong>er, dass sich Verbraucher ein<br />
einheitliches Regionalitätssiegel wünschen.<br />
Wie B<strong>und</strong>esagrarministerin Ilse Aigner Anfang<br />
dieses Jahres erklärte, wird es zwar<br />
ein solches Siegel nicht geben, jedoch ist<br />
ein „Regionalfenster“ in Planung. Dieses<br />
Fenster soll Informationen zur Abgrenzung<br />
der jeweiligen Region, zur Herkunft der Zutaten<br />
sowie zur Prüfung der gemachten Angaben<br />
enthalten. Die Nutzung des Regionalfensters<br />
soll freiwillig sein <strong>und</strong> mit einem<br />
Zertifizierungs- <strong>und</strong> Kontrollsystem<br />
verb<strong>und</strong>en werden.<br />
Regionale Produkte für die GV<br />
„GV-Betriebe brauchen einen leichteren<br />
Zugang zu regionalen Produkten ohne<br />
viel Recherche <strong>und</strong> sie brauchen auch<br />
Preisstabilität“, sagte Prof. Ulrike Arens-<br />
Azevêdo<br />
Inwieweit ist der Einsatz von glaubwürdigen<br />
regionalen Produkten auch bei<br />
Großverbrauchern möglich? Dieser Frage<br />
geht das Projekt „Regionale Produkte bei<br />
Großverbrauchern“ nach, das derzeit von<br />
der HAW Hamburg durchgeführt wird. Ziele<br />
des Projekts sind unter anderem die Erhöhung<br />
des Einsatzes von regionalen Produkten<br />
in der GV <strong>und</strong> die Sensibilisierung<br />
der K<strong>und</strong>en für dieses Thema. Teilnehmen<br />
können GV-Betriebe unterschiedlichster Art<br />
wie Betriebsgastronomie, Studentenwerke,<br />
Altenheime oder Krankenhäuser.<br />
Den teilnehmenden GV-Betrieben fällt<br />
zunächst die Aufgabe zu, nachzuforschen,<br />
woher die eingesetzten Produkte in ihrem<br />
Betrieb stammen <strong>und</strong> glaubwürdige regionale<br />
Produkte herausfinden. „Das ist viel<br />
schwerer als gedacht, denn woran macht<br />
man die Glaubwürdigkeit von regionalen<br />
Produkten fest, wenn es kein Siegel gibt?“,<br />
so Prof. Arens-Azevêdo.<br />
Nennenswerte Anteile von regionalen<br />
Produkten fanden sich in den GV-Betrieben<br />
in den Bereichen Obst, Gemüse, Milch/<br />
Milchprodukte, Eier, Fleisch- <strong>und</strong> Fleischerzeugnisse.<br />
Das Problem ist, dass die Erzeuger<br />
von regionalen Produkten weit weg<br />
sind von den GV-Betrieben, nur in Einzelfällen<br />
gibt es bereits Kooperationen.<br />
Die Lieferanten von regionalen Produkten<br />
sind oft sehr spezialisiert. Dagegen<br />
kaufen die Allro<strong>und</strong>er b<strong>und</strong>esweit ein, hier<br />
wird der Nachweis von regionalen Produkten<br />
schwierig. „GV-Betriebe brauchen einen<br />
leichteren Zugang zu regionalen Produkten<br />
ohne viel Recherche <strong>und</strong> sie brauchen<br />
auch Preisstabilität“, fasst Prof. Arens-<br />
Azevêdo zusammen.<br />
Ein weiteres Problem ist, dass regionale<br />
Produkte oft nicht in ausreichender Menge<br />
zur Verfügung stehen, was sich beispielsweise<br />
beim Mengenbedarf der Studierendenwerke<br />
Hamburg zeigt. Außerdem<br />
werden Speisen mit überwiegend regionalen<br />
Produkten häufig zu teuer. Sinnvoll<br />
scheinen eine Zusammenarbeit von Erzeugern<br />
<strong>und</strong> auch von Lieferanten bei regionalen<br />
Produkten <strong>und</strong> eine bessere Auslobung<br />
dieser Produkte. Hilfreich wäre die<br />
Bereitschaft von Anbietern, Aktionen zu diesem<br />
Thema in den GV-Betrieben durchzuführen.<br />
Für die Gemeinschaftsverpflegung bedeutet<br />
die Beschäftigung mit dem Thema<br />
Regionalität zunächst Mehrarbeit, doch bietet<br />
sie auch Chancen. So kann ein Bewusstsein<br />
für regionale Produkte geschaffen<br />
werden, ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz<br />
wird geleistet <strong>und</strong> die Küche kann<br />
sich über die Qualität <strong>und</strong> den Geschmack<br />
des Essens hervorragend profilieren.<br />
t Alexandra Höß<br />
Bezugsquelle<br />
Fotos: Yuri Arcurs, Alexandra Höß, Robert Baumann<br />
Was ist ein regionales Produkt?<br />
Ein glaubwürdiges regionales Produkt lässt sich laut dem B<strong>und</strong>esverband der Regionalbewegung<br />
e. V. wie folgt definieren:<br />
u Ein regional erzeugtes Produkt wird in einer definierten Region erzeugt <strong>und</strong> verarbeitet.<br />
u Es enthält zu einem hohen Prozentsatz Rohstoffe aus der Region.<br />
u Es weist eine hohe Genuss-Qualität auf <strong>und</strong> enthält keine bzw. keine kennzeichnungspflichtigen<br />
Anteile von gentechnisch veränderten Organismen.<br />
u Ein regionales Produkt dient der nachhaltigen Entwicklung einer Region.<br />
u Durch kurze Transportwege werden CO2-Emissionen verringert.<br />
Weitere Infos: www.regionalbewegung.de<br />
<strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012 39
Report<br />
Ausbildungsreise – Folge 3:<br />
Die <strong>neue</strong>n B<strong>und</strong>esländer<br />
In den <strong>neue</strong>n B<strong>und</strong>esländern hat(te) die Hauswirtschaft kaum<br />
Tradition. Das Berufsfeld hat hier vor 20 Jahren nur langsam<br />
Fuß gefasst, die Konkurrenz um gute Auszubildende ist groß.<br />
Doch gibt es immer wieder Mut machende Entwicklungen, die<br />
allerdings oftmals staatlich gefördert sind. Wir stellen exemplarisch<br />
einige Entwicklungen vor, natürlich auch aus Berlin.<br />
Im Jahr 2007 beschloss der sächsische<br />
Landtag den Wegfall einiger vollzeitschulischer<br />
Ausbildungsgänge; zum einen, um<br />
damit auf die demografische Entwicklung<br />
(sinkende Schülerzahlen) zu reagieren <strong>und</strong><br />
zum anderen, um zu vermeiden, dass die<br />
schulische Ausbildung möglicherweise den<br />
Rückzug der Unternehmen aus der dualen<br />
Ausbildung forciert. 2008 wurden letztmalig<br />
Jugendliche in die vollzeitschulische Ausbildung<br />
zum/zur Hauswirtschafter/in aufgenommen.<br />
Damit ist die Ausbildung an den<br />
Berufsfachschulen für Hauswirtschaft in<br />
Sachsen 2011 ausgelaufen.<br />
Millionen-Investition in Thüringen –<br />
mit oder ohne Hauswirtschaft?<br />
Im benachbarten B<strong>und</strong>esland Thüringen<br />
stehen große Investitionen an. Für 2,7<br />
Millionen Euro soll es einen zweigeschossigen<br />
Neubau für die derzeitige Fachschule<br />
für Agrarwirtschaft <strong>und</strong> Hauswirtschaft<br />
Stadtroda geben. Der Spatenstich ist für<br />
September 2012 durch die Ministerpräsidentin<br />
Christine Lieberknecht geplant, es<br />
soll nach Medienberichten noch in diesem<br />
Jahr mit dem Bau der Campuslösung zwischen<br />
Behördenhaus <strong>und</strong> Internat „Am<br />
Burgblick“ begonnen werden. Die Eröffnung<br />
ist für Ende 2013 geplant, der bisherige<br />
Standort ist r<strong>und</strong> 90 Jahre alt.<br />
Duale Ausbildung funktioniert<br />
in Thüringen recht gut<br />
Ines Findel<br />
(vorne rechts)<br />
bei der Hauswirtschaftstagung<br />
Ende<br />
März 2012 in<br />
Leipzig<br />
Dr. Jürgen Lewerenz von der Bildungswerkstatt<br />
Schwerin e.V. im März 2012<br />
in Koblenz<br />
„Wir freuen uns natürlich über die Lösung,<br />
auch wenn momentan noch geprüft<br />
wird, ob das Profil mit Agrarwirtschaft <strong>und</strong><br />
Hauswirtschaft zukünftig so noch bestehen<br />
bleiben wird“, sagte Dr. Ingo Zopf, Referatsleiter<br />
für Agrarpolitik <strong>und</strong> Bildung im zuständigen<br />
Thüringer Ministerium für Landwirtschaft,<br />
Forst, Umwelt <strong>und</strong> Naturschutz.<br />
Im Klartext: Es könnte also zukünftig nur<br />
noch eine reine Agrarwirtschaftsschule geben<br />
<strong>und</strong> die schulische Ausbildung abgeschafft<br />
werden wie im Nachbarland Sachsen.<br />
In den <strong>neue</strong>n B<strong>und</strong>esländern habe es<br />
das Berufsbild generell schwer, da es nicht<br />
bekannt ist, doch funktioniert die duale Ausbildung<br />
noch vergleichsweise gut. „Inzwischen<br />
haben wir einige Betriebe wie Krankenhäuser,<br />
Seniorenheime oder Tagungshäuser<br />
gef<strong>und</strong>en, die ausbilden – doch passen<br />
immer wieder die Bewerber nicht zu deren<br />
Ansprüchen“, beobachtet Dr. Ingo Zopf.<br />
Die Gründe sind recht ähnlich: „Wir spüren<br />
den demografischen Wandel, es gibt schon<br />
längst einen Wettbewerb um gute Auszubildende.<br />
Hinzu kommt, dass die Bezahlung<br />
<strong>und</strong> das Image nicht besonders gut ist, es<br />
gibt oft Schichtdienste – alles Dinge, die für<br />
Jugendliche nicht attraktiv sind.“<br />
Deshalb ist die zuständige Stelle in Thüringen<br />
einer <strong>neue</strong>n Namensbezeichnung für<br />
die Hauswirtschaft gegenüber recht aufgeschlossen<br />
<strong>und</strong> verfolgt gespannt die b<strong>und</strong>esweite<br />
Entwicklung. Das Ziel ist, über Landesleistungswettbewerbe<br />
den Beruf Jahr für<br />
Jahr bekannter zu machen <strong>und</strong> in Kürze auch<br />
wieder einen Meisterkurs anzubieten.<br />
Arbeitsbereiche mit<br />
ungelernten Kräften<br />
Hat es der Berufszweig Hauswirtschaft<br />
in den <strong>neue</strong>n B<strong>und</strong>esländern generell<br />
schwerer? „Ich denke, ja. Der Berufszweig<br />
musste sich nach 1990 als anerkannter Ausbildungsberuf<br />
<strong>und</strong> Facharbeiter neu etablieren.<br />
Hauswirtschaftliche Arbeitsbereiche<br />
wurden <strong>und</strong> werden leider noch immer sehr<br />
oft von ungelernten Arbeitskräften oder mit<br />
Fachkräften der entsprechenden Schnittstelle<br />
(Köchin, Pflegekraft, …) besetzt. Wir<br />
Illustrationen: Sven Knie/Fotolia,<br />
40 <strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012
Report<br />
haben auch erleben müssen, dass junge<br />
Facharbeiter nach dem erfolgreichen Abschluss<br />
ihrer Ausbildung als Pflegehilfskraft<br />
für den hauswirtschaftlichen Bereich beziehungsweise<br />
entsprechende Tätigkeitsfelder<br />
eingestellt wurden“, berichtet Ines<br />
Findel aus Sachsen. Sie ist Meisterin der<br />
städtischen Hauswirtschaft <strong>und</strong> unterrichtet<br />
an der Ruth-Pfau-Schule in Leipzig in der<br />
BS Hauswirtschaft.<br />
Immer noch Unkenntnis<br />
über das Berufsbild<br />
Es fehle nicht nur die gesellschaftliche<br />
Anerkennung <strong>und</strong> Wertschätzung der professionellen<br />
Hauswirtschaft, sondern in der<br />
Regel herrscht noch immer Unkenntnis über<br />
das Berufsbild, die Ausbildungsinhalte <strong>und</strong><br />
die Einsatzfelder. Andererseits steigen der<br />
Bedarf <strong>und</strong> die Nachfrage nach hauswirtschaftlichen<br />
Dienstleistungen.<br />
„Wir brauchen verstärkte Aktivitäten in<br />
der Öffentlichkeitsarbeit, um die Hauswirtschaft<br />
als modernen Dienstleistungsberuf<br />
zu präsentieren <strong>und</strong> wir müssen das Ausbildungspotenzial<br />
erhöhen. Dringend!“, so Ines<br />
Findel. Und deshalb organisierte sie am Welttag<br />
der Hauswirtschaft am 21.März 2012<br />
auch eine Fachtagung an der Leipziger Schule.<br />
„Mit derzeit 136 Auszubildenden <strong>und</strong><br />
rückläufiger Tendenz in ganz Sachsen kann<br />
die Nachfrage nach ausgebildeten Fachkräften<br />
im Bereich der professionellen Hauswirtschaft<br />
nicht gedeckt werden.“<br />
Kiezküchen in Berlin<br />
Vorgestellt wurde auf dieser Tagung in<br />
Leipzig unter anderem „HauswirtschaftManagement<br />
Berlin“ – ein erfolgreiches Projekt<br />
der kiezküchen gmbh, gefördert als JOB-<br />
STARTER-Projekt aus Mitteln des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
für Bildung <strong>und</strong> Forschung <strong>und</strong><br />
des Europäischen Sozialfonds. Durch Kooperationen,<br />
unterstützende Angebote für<br />
die Realisierung der Ausbildung, Öffentlichkeits-<br />
<strong>und</strong> Imagearbeit für die Hauswirtschaft<br />
wurden bereits 25 Ausbildungsplätze<br />
für die Erstausbildung in der Hauswirtschaft<br />
im Bereich der Tourismusbranche<br />
in Berlin geschaffen, 32 sind das Ziel.<br />
„Ausbildungsbetriebe sind ausschließlich<br />
Hotels“, sagte Netzwerkkoordinatorin Anja<br />
Baustian. Die finanzielle Förderung dieses<br />
Projekts wurde gerade bis Ende 2012 verlängert.<br />
Im 30 Kilometer von Berlin entfernten<br />
Oranienburg werden ab September<br />
2012 an der Landwirtschaftsschule Oranienburg-Luisenhof<br />
auch wieder einige<br />
Hauswirtschaftsmeisterinnen weitergebildet.<br />
Einer der Dozenten ist der aus Rheinland-Pfalz<br />
stammende Wolfgang Neises, 2.<br />
Vorsitzender des Berufsverbandes Hauswirtschaft.<br />
„Flexihome“ in<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Auch im nördlichsten der<br />
<strong>neue</strong>n B<strong>und</strong>esländer<br />
gibt es geförderte JOB-<br />
STARTER-Maßnahmen<br />
über den Bildungsdienstleister<br />
„Schweriner<br />
Bildungswerkstatt<br />
e.V.“ mit dem Projektleiter<br />
Dr. Jürgen Lewerenz.<br />
Er sagte<br />
kürzlich auf<br />
einer Tagung<br />
in Koblenz: „Die<br />
A u s b i l d u n g<br />
von Hauswirtschafter/innen<br />
wurde im Gr<strong>und</strong>e<br />
genommen<br />
20 Jahre lang<br />
nur in vollzeitschulischer<br />
Ausbildung<br />
Nichtversorgter<br />
<strong>und</strong> außerbetrieblicher<br />
Ausbildung<br />
Benachteiligter<br />
durchgeführt.“ Für Lewerenz<br />
sind neben dem Prinzip der<br />
betrieblichen Ausbildung<br />
die achtwöchigen europäischen<br />
Begegnungen<br />
ein wichtiger Baustein.<br />
Schließlich ist Mecklenburg-<br />
Vorpommern ein B<strong>und</strong>esland mit stark ausgeprägtem<br />
Tourismus.<br />
Ausbilden im Verb<strong>und</strong> –<br />
Modell mit Zukunft?<br />
Lewerenz geht es darum, betriebliche<br />
Ausbildungsstrukturen zu schaffen, derzeit<br />
über das JOBSTARTER-Projekt FlexiHome,<br />
das im Februar 2012 ausläuft. Lewerenz gibt<br />
auch klar zu, dass es außerhalb der finanziell<br />
geförderten JOBSTARTER-Ausbildungs -<br />
plätze kaum Erfolge für die hauswirtschaftliche<br />
Ausbildung auf dem freien Markt zu<br />
verzeichnen sind. Ein Gr<strong>und</strong> dafür sind auch<br />
fehlende zugelassene Ausbildungkräfte in<br />
den Betrieben. Dabei gibt es zukünftig noch<br />
größere Herausforderungen wie die Alterung<br />
oder Demenz. „Wenn Sie glauben, Sie<br />
werden in ein paar Jahren noch günstige<br />
Pflegekräfte aus Osteuropa bekommen –<br />
vergessen Sie es!“ Eine der Möglichkeiten,<br />
um <strong>neue</strong> Ausbildungsbetriebe zu finden ist<br />
die Verb<strong>und</strong>ausbildung (auch Ausbildungs -<br />
partnerschaft genannt), bei der mehrere Betriebe<br />
zusammenarbeiten <strong>und</strong> jeweils das<br />
abdecken, was der andere Betrieb nicht leisten<br />
kann, weil er beispielsweise keine<br />
Wäscheversorgung mehr hat, wenn diese<br />
outgesourct wurde. Was betriebliche (Verb<strong>und</strong>)Ausbildung<br />
leisten kann, zeigt sich<br />
auch darin, dass alle elf Auszubildende der<br />
ersten beiden Abschlussjahrgänge der betrieblichen<br />
Ausbildung die Prüfung bestanden<br />
haben, alle anschließend in Arbeit übernommen<br />
wurden bzw. eine Weiterqualifizierung<br />
aufgenommen haben.<br />
Es gibt jede Menge Personen, die sich<br />
für die Hauswirtschaft in den <strong>neue</strong>n B<strong>und</strong>esländern<br />
stark machen, doch auch nach<br />
20 Jahren seit der Wiedervereinigung sind<br />
die Aufgaben eine echte Herausforderung<br />
geblieben.<br />
t Robert Baumann<br />
Nächste Folge 4/6<br />
Niedersachsen <strong>und</strong> Hessen<br />
Wir fragen unter anderem nach bei den<br />
HBL-Schulen in Stade <strong>und</strong> Göttingen,<br />
wie sich die Zahl der Absolventen, der<br />
praktische Bezug in der Ausbildung<br />
<strong>und</strong> die Berufsaussichten aktuell entwickeln.<br />
<strong>rhw</strong> <strong>management</strong> 5·2012 41
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der Reinigungskräfte Ihrer Etage, die<br />
enge Zusammenarbeit mit der Rezeption<br />
sowie die Freigabe der Gästezimmer.<br />
Zu Ihrem Aufgabengebiet gehört zudem<br />
die Vertretung der Spätschicht, die Sie<br />
eigenverantwortlich führen.<br />
Sie sollten über eine Ausbildung im<br />
Hotelfach verfügen <strong>und</strong> Berufserfahrung<br />
im Housekeeping mitbringen. Des<br />
Weiteren erwarten wir ein gutes<br />
Ausdrucksvermögen in Deutsch <strong>und</strong><br />
Englisch <strong>und</strong> ein gepflegtes äußeres<br />
Erscheinungsbild. Teamfähigkeit <strong>und</strong><br />
Toleranz gegenüber verschiedenen<br />
Kulturen sowie Durchsetzungsvermögen<br />
sind für Sie eine Selbstverständlichkeit.<br />
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Das Fachmagazin für Führungs-<br />
in der Hauswirtschaft<br />
<strong>rhw</strong><br />
rationelle hauswirtschaft<br />
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<strong>management</strong><br />
Impressum<br />
Herausgeberin: Beatrix Bierschenck<br />
Redaktionsdirektorin: Dr. Angelika Schaller<br />
Chefredaktion: Robert Baumann (verantwortlich),<br />
Tel.: (0 89) 31 89 05-20, E-Mail: robert.baumann@vnmonline.de<br />
Redaktion: Dorothea Kammerer,<br />
Alexandra Höß (Hamburg), E-Mail: alexandra.hoess@vnmonline.de,<br />
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Redaktionsbeirat:<br />
Susanne Ahrndt, Claudia Dirschauer, Martina Feulner, Prof. Elke Huth, Dr. Renate<br />
Kappel, M. Christine Klöber, Sascha Kühnau, Prof. Dr. Ingrid-Ute Leonhäuser, Elke<br />
Merz-Schluck, Prof. Dr. Horst Pichert, Prof. Dr. Irmintraut Richarz, Prof. Dr. Margarete<br />
Sobotka, Prof. Dr. Margot Steinel, Annette Thamm<br />
Layout: Joachim Ullmer<br />
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Zur Zeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 32 a vom 1. Oktober 2011<br />
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