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Segel Journal Polare Sehnsucht (Vorschau)

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<strong>Segel</strong><strong>Journal</strong><br />

segeljournal.com · november/dezember 06/2012 · 5,20 Euro<br />

Alles, was Segler bewegt<br />

Volvo<br />

Ocean Race<br />

Was kann die<br />

neue klasse?<br />

Österreich: 5,80 Euro · Schweiz: SFR 9,80 · BeNeLux: 5,90 Euro · Italien/Spanien: 6,60 Euro<br />

Revierporträt Rursee<br />

kanada und Kaffeeschmuggler<br />

Martinique<br />

die französische perle der karibik<br />

<strong>Polare</strong> <strong>Sehnsucht</strong><br />

mit der yacht in die antarktis<br />

1 <strong>Segel</strong> journal Mai/Juni 2012


Solaris One 42<br />

<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!


editorial<br />

<strong>Segel</strong>n ist...<br />

... wohl die vielseitigste Beschäftigung überhaupt. <strong>Segel</strong>n ist Reisen, <strong>Segel</strong>n<br />

ist Lebenseinstellung, <strong>Segel</strong>n ist Sport, <strong>Segel</strong>n ist Natur, <strong>Segel</strong>n ist<br />

Genießen und <strong>Segel</strong>n ist Technik. Die Facetten, die einem dabei begegnen,<br />

muss man nicht alle selber erleben, aber sie sind durchaus faszinierend.<br />

Für SEGEL JOURNAL-Autorin Andrea Sikorski zum Beispiel ist <strong>Segel</strong>n<br />

vor allem extrem: Als eine der wenigen Frauen (die wir kennen) ist sie zu<br />

beiden Polen gesegelt, hat fotografiert, ihre Reiseerlebnisse aufgeschrieben<br />

(<strong>Polare</strong> <strong>Sehnsucht</strong>, Seite 82) und im ewigen Eis unter Deck vor dem<br />

Kamin gesessen. Ein durchaus winterliches Thema also, das uns in eine<br />

eisig-schöne, von Menschen nahezu unberührte Welt entführt.<br />

<strong>Segel</strong>n ist aber auch Reisen in weniger raue Gegenden: Silke Springer<br />

war für das SEGEL JOURNAL im Winter in Kroatien unterwegs. Das geht<br />

nicht, sagen Sie? Seglerin Springer sagt „doch“ und war zudem ziemlich<br />

beeindruckt von der Schönheit Istriens, wenn die Häfen und Buchten leer<br />

sind. Ihre Reportage lesen Sie ab Seite 44.<br />

Neu: ADAC Boot-Check<br />

Sicherheit beim Gebrauchtboot-Kauf für<br />

Käufer, Verkäufer, Makler und Händler.<br />

Unabhängige ADAC Fachprüfer und Sachverständige<br />

stellen Zustand und Funktionen<br />

für jedes Gebrauchtboot von 3 bis 20 m fest<br />

und dokumen tieren das Ergebnis fälschungssicher<br />

im ADAC Boot-Check-Bericht mit<br />

Prüfplakette. Europaweit in den ADAC Prüfstationen,<br />

schon ab 99 €.<br />

ADAC Boot-Check 2012<br />

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Schon ab 99 €<br />

ADAC Boot-Check 20<br />

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Und gleich noch eine Frau hat sich für das SEGEL JOURNAL an den Computer<br />

gesetzt, um ihre Geschichte aufzuschreiben. Wenn die neue Ausgabe<br />

am Kiosk liegt, wird die 18-jährige Lina Rixgens gerade mit dem<br />

Flaggschiff des Hamburgischen Vereins Seefahrt in Lissabon festmachen.<br />

Die Abiturientin träumt vom Hochseesegeln und wollte ihren Ideen Taten<br />

folgen lassen. Wann, wenn nicht jetzt? (ab Seite 72), fragte sich die<br />

Jungjournalistin und entschied sich für die Reise auf der Haspa Hamburg.<br />

N<br />

ADAC Boot-Check 2012<br />

W O<br />

Prüf.-Nr. 1234567<br />

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ADAC Boot-Check 2012<br />

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Bericht.-Nr. 1234567<br />

S<br />

<strong>Segel</strong>n muss nicht teuer sein, es geht in Vereinen, mit <strong>Segel</strong>gemeinschaften<br />

und auf kleinen Booten. Ein Großteil der Arbeit, die anfällt,<br />

kann man mittlerweile Fachbetrieben überlassen (Traumhafte Zeiten für<br />

Segler, Seite 30) und es sich stattdessen zu Hause gemütlich machen.<br />

Denn wenn der Herbststurm um die Häuser heult, kann man natürlich<br />

immer noch eins: vom <strong>Segel</strong>n träumen! Kaum eine Leidenschaft bietet<br />

dafür mehr Vielfalt.<br />

Viel Spaß beim Lesen der neuen<br />

Ausgabe wünscht Ihnen<br />

Ihr<br />

Claus Reissig<br />

Chefredakteur<br />

Mehr Informationen:<br />

www.adac.de/boot-check oder<br />

(089) 76 76 63 33<br />

boot-check@adac.de<br />

Ihr persönliches Exemplar der 16-seitigen<br />

Infobroschüre mit allen Fakten zum ADAC<br />

Boot-Check senden wir Ihnen gerne zu.<br />

Lina Rixgens (links) sammelt Meilen<br />

und Hochseeerfahrung, Andrea<br />

Sikorski stillt ihre polare <strong>Sehnsucht</strong><br />

Infobroschüre für<br />

Smart-Phones<br />

direkt im QR-Code.<br />

ADAC Touring GmbH


inhalt<br />

november/dezember 2012<br />

16<br />

solaris one 37<br />

38 martinique<br />

44 kroatien im winter<br />

yachting 13 – 34<br />

travel 35 – 62<br />

Sports 63 – 78<br />

14 Highlights<br />

36 highlights<br />

64 highlights<br />

16 solaris One 37<br />

Die Philosophie der schönen Yachten<br />

von Solaris ist so einfach wie gut:<br />

perfekte Yachten mit hoher Qualität<br />

22 dufour 335<br />

Frankreichs kleinster Weinkeller, die<br />

Dufour 335, überzeugt als schmuckes<br />

Fahrtenschiff mit viel Komfort<br />

26 hanseboot<br />

Nordeuropas große Messe zeigt<br />

schöne Yachten, Wege zum perfekten<br />

Refit und macht Lust auf <strong>Segel</strong>sport<br />

30 pflege<br />

Das perfekte Unterwasserschiff<br />

braucht die Arbeit eines versierten<br />

Fachmannes. Peter Wrede erklärt,<br />

wie GFK-Schiffe richtig gut werden<br />

33 yachting-guide<br />

38 martinique<br />

Die karibische Perle Frankreichs<br />

lockt mit Sonne, Stränden, Buchten<br />

und einem inspirierenden Kulturmix<br />

44 kroatien<br />

Kroatien im Winter heißt <strong>Segel</strong>n<br />

mit allen Wetterextremen und ganz<br />

viel Ruhe und Gelassenheit<br />

50 where to start: kanaren<br />

SEGEL JOURNAL verrät die besten<br />

Häfen für den Start in den Urlaub auf<br />

den sonnenverwöhnten Kanaren<br />

54 panzer segelt...<br />

auf dem rursee<br />

Still ruht der Rursee? Nein! Kirsten<br />

Panzer-Gunkel lernte das Revier der<br />

Eifel als windig und anspruchsvoll<br />

kennen<br />

60 Travel-Guide<br />

66 volvo ocean race<br />

Nach dem Rennen ist vor dem<br />

Rennen. Doch was bedeutet die<br />

neue Klasse für die Zukunft der<br />

Regatta um die Welt?<br />

72 haspa hamburg<br />

„Wann, wenn nicht jetzt?“,<br />

dachte sich Abiturientin Lina<br />

Rixgens und startete ins<br />

Abenteuer Hochseesegeln<br />

76 speedsailing<br />

So schnell wie die Profis an Bord<br />

von Volvo Ocean Racern: Bei<br />

„Kuddi“ werden Träume wahr<br />

4 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


66 volvo ocean 65<br />

82 Frau zwischen den polen<br />

<strong>Segel</strong>n extrem: Kälte, kalbende Eisberge<br />

und Seelöwen. Eine eisig-schöne Erfahrung<br />

in nahezu unberührter Natur<br />

sailors 79 – 95<br />

standards<br />

80 highlights<br />

03 editorial<br />

82 frau zwischen den polen<br />

<strong>Segel</strong> <strong>Journal</strong>-Autorin Andrea<br />

Sikorski segelte nach Spitzbergen<br />

und in die Antarktis<br />

06 zoom<br />

10 magazin<br />

92 loÏk peyron<br />

Multihulls sind die Zukunft des<br />

America's Cup. Sagt Ausnahmesegler<br />

LoÏck Peyron im <strong>Segel</strong><br />

<strong>Journal</strong>-Interview<br />

94 Meer Lektüre !<br />

Neue Bücher für Segler,<br />

gelesen von Stefan Schorr<br />

96 Gewinnspiel<br />

Gewinnen Sie eine Uhr von Mühle-<br />

Glashütte im Wert von 930 Euro<br />

97 impressum<br />

98 16 fragen an...<br />

Alex Thomson,<br />

einen der Favoriten<br />

der Vendée Globe<br />

NOVEMBER/DEZEMBER 2012<br />

Foto: Santa Maria Australis in der Antarktis<br />

Copyright: Andrea Sikorski<br />

Schon jetzt an Weihnachten denken: Wir haben im<br />

SEGEL JOURNAL ein paar Geschenktipps versteckt.<br />

Ganz kleine für den Adventskalender und große,<br />

wenn es ein bisschen mehr sein soll<br />

segeljournal.com<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

5


British Virgin Islands<br />

Dies ist der auSSergewöhnliche Blick, der sich der<br />

Crew des gigantischen Katamarans Hemisphere<br />

bietet, wann immer sie den Haupttender wieder an<br />

Bord bringen will. Das Beiboot ist in einer Garage<br />

zwischen den mächtigen Rümpfen unterhalb des<br />

Hauptdecks untergebracht. Zwei druck- und<br />

wasserdichte Klappen öffnen sich nach James<br />

Bond-Manier und das Cradle wird aus der Garage<br />

ins Wasser gefiert. Der Tender fährt hinein und wird<br />

nach dem Hochziehen und dem SchlieSSen der<br />

Klappen vom Mutterschiff regelrecht verschluckt.<br />

Um dieses Foto zu machen, stieg James Brown ins<br />

Wasser und schwamm unter das Schiff. Und wer<br />

genau hinsieht, entdeckt links oben ein Crewmitglied,<br />

das die Aktion beobachtet.<br />

6 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


zoom<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

7


Es ballert über Porto Cervo<br />

Beim groSSen Familientreffen der stolzen<br />

Schwäne von Nautor zeigte sich das sardische<br />

Porto Cervo auch von seiner ruppigen Seite.<br />

Dunkle Gewitterwolken und viel Wind lieSSen die<br />

Flaggen an den Vorstagen lautstark knattern<br />

und flattern. Entsprechend sportlich waren die<br />

darauffolgenden Wettfahrten zwischen den<br />

vorgelagerten Inselchen, die in der Swan 45-<br />

Klasse mit dem erneuten Weltmeistertitel für<br />

die deutsche Early Bird zu Ende gingen. Bei den<br />

Swan 60 gelang Johann Killinger mit seiner<br />

Emma ein 3. Platz. regattanews.com<br />

8 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


zoom<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

9


magazin<br />

Die Freiheit<br />

liegt auf See<br />

Foto: Wir wollten aufs Meer<br />

Rostock, 1982. Das Meer lockt. Doch wie können die<br />

beiden Freunde Andreas und Cornelis Mitglied der<br />

DDR-Handelsmarine werden und dem Duft der weiten<br />

Welt ein bisschen näher kommen, wenn keine Ehefrau<br />

und eine große Kinderschar in der DDR als Pfand zurückbleiben?<br />

Um ihren Traum zu realisieren, lassen sie<br />

sich von der Stasi anwerben und horchen Freund Matze<br />

aus. Der plaudert munter über seine Fluchtpläne in den<br />

gelobten Westen. Nun müssen sich die Freunde entscheiden,<br />

auf welcher Seite sie wirklich stehen. Ein Film<br />

für alle, die das Meer lieben, auch wenn Kritiker (Besserwessis?)<br />

ein paar historische Fehler bemerkt haben.<br />

wirwolltenaufsmeer.de<br />

“Es gab bislang keinen bedeutenden Mann,<br />

der sein ganzes Leben auf dem Festland verbrachte"<br />

Herman Melville<br />

Bibeltreue<br />

Nachbildung<br />

300 Ellen war Noahs Arche lang. Das sind rund<br />

135 Meter. Ziemlich viel Platz, aber will man<br />

wirklich von jedem Tier ein Männlein und ein<br />

Weiblein an Bord verstauen, doch wieder recht<br />

kuschelig. Der Niederländer Johan Huibers hat<br />

eine Replik des wohl berühmtesten Schiffes der<br />

Menschheitsgeschichte in Auftrag gegeben. Das<br />

30 Meter breite und 23 Meter hohe Schiff aus<br />

Kiefernholz ist nun fertig und kann im niederländischen<br />

Dordrecht bestaunt werden. Im Inneren:<br />

viele, viele Tiere, größtenteils aus Plastik nachgebildet,<br />

zum Teil aber auch ganz echt und lebendig.<br />

Dazu ist noch Platz für rund 1.500 Besucher.<br />

arkvannoach.com<br />

Jo mei, wir segeln in Tracht<br />

Traditionelles Schiff trifft traditionelles Outfit. Bei der Gössl-Lateiner-Regatta auf<br />

dem Mattsee gibt es eine wesentliche Teilnahmevoraussetzung: Alle Teilnehmer<br />

müssen in Tracht segeln. Gehört sich auch so, wenn Gerhard Gössl, Geschäftsführer<br />

der gleichnamigen Trachtenmarke, zum Racen auf dem See bittet. Im<br />

Trachtengewand lässt es sich ganz prima auf einem Lateiner segeln, da sind<br />

ganz wenig Klemmen, in die ein Rüschchen rutschen könnte. Die klassischen<br />

Boote, die gerudert oder gesegelt werden können, sind rund fünf Meter lang<br />

und werden aus Eichen-, Fichten- und Lärchenholz gefertigt. Eben dem, was die<br />

Voralpen-Seen an natürlichen Baumaterialien zu bieten haben. Nach der Regatta<br />

hieß es übrigens, wer hätte das gedacht: O‘zapft is! goessl.com<br />

Fotos: Hersteller<br />

10 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Uhr mit Sollbruchstelle<br />

Seit zehn Jahren ist der Rescue-Timer des traditionsreichen Familienunternehmens<br />

Mühle-Glashütte an Bord der Seenotrettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur<br />

Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) im Dauereinsatz. 56 Vorleute wurden mit der Uhr ausgestattet,<br />

die dem harten Alltag der Retter in allen Situationen trotzt. Eher löst der Feuerlöscher<br />

aus, als dass die Uhr kaputt geht. Doch zum Schutz der Retter wurde das<br />

Armband der Uhr mit einer Sollbruchstelle versehen. Bei einem Zug von über 25<br />

Kilogramm geht das Armband auf. Besser die Uhr ist weg als der Arm…<br />

Zum zehnjährigen Jubiläum der Kooperation zwischen den Lebensrettern<br />

aus Bremen und den sächsischen Uhrenspezialisten gibt es jetzt den limitieren<br />

SAR Anniversary Rescue Timer. Je 250 Exemplare mit sportlichem<br />

Kautschukarmband und weitere 250 mit edlem Edelstahlarmband. Ein<br />

vier Millimeter dickes Saphirglas und ein stoßsicheres Automatikwerk<br />

machen die Uhren zum perfekten Outdoor-Begleiter, Sollbruchstelle<br />

inklusive. Charmant ist die Verpackung der Uhr: In eine edle Holzkiste<br />

gebettet erinnert sie an ein nautisches Instrument. Muehle-glashuette.de<br />

Wir wollen<br />

in die Schule,…<br />

… deshalb segeln wir<br />

weit weg, erst einmal<br />

von zu Hause in den<br />

Niederlanden bis nach<br />

Spanien. Häh? Klingt<br />

sonderbar, macht aber<br />

Sinn, was die beiden<br />

Brüder Hugo (14) und<br />

Enrique (15) sich ausgedacht<br />

haben. Dem<br />

Beispiel des <strong>Segel</strong>mädchens<br />

Laura Dekker<br />

folgend, wollen sie<br />

mit ihrem Trip alleine ohne die Hilfe von Erziehungsberechtigten<br />

für ihr Recht auf Schule und Unterricht<br />

demonstrieren. Glaubt man den Burschen, will keine<br />

Schule die beiden aufnehmen, weil sie zwar hochbegabt,<br />

aber Legastheniker sind. Rund 16.000 holländische<br />

Kinder sollen derzeit ohne Schule zu Hause sitzen.<br />

Da hat so ein fröhlicher Törn plötzlich einen ganz<br />

ernsten Hintergrund: sailingforeducation.com<br />

Die fünf häufigsten Lügen<br />

eines <strong>Segel</strong>lehrers<br />

1. Das habe ich schon viel schlechter gesehen<br />

2. Das ist nicht so viel Wind, wie es aussieht<br />

3. Das Schiff kann nicht kentern<br />

4. Eigentlich wollte ich ja studieren<br />

5. Nach der Saison komm ich Dich besuchen<br />

Giganten aus<br />

Deutschland<br />

Wer gerne alles immer ein bisschen besser<br />

weiSS als alle anderen, sollte folgende<br />

Zahlen bitte auswendig lernen:<br />

• Weltweit gibt es 27 Yachten über 100 Meter Länge<br />

• 19 davon wurden auf deutschen Werften gebaut<br />

• die größte Yacht der Welt ist die 2012 bei Lürssen<br />

gebaute Azzam<br />

• tja, und wenn die Seacloud als Segler zählt, ist sie mit<br />

109,5 Metern Länge die einzige <strong>Segel</strong>yacht im Kreis<br />

dieser Giganten der Meere<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

11<br />

Foto: Claus Schäfe


magazin<br />

• Rettung aus der Luft<br />

Na, wieder im Flugzeug die Schwimmweste<br />

gezockt? Muss nicht sein, um<br />

eine coole Notebooktasche zu bekommen.<br />

Aus ausrangierten Rettungswesten<br />

wird diese lässige, nicht gerade<br />

dezente Tasche geschneidert. Charmantes<br />

Detail: Das knallrote Handstück für<br />

die Pressluftzufuhr ist nun der Zipper für<br />

den Reißverschluss. Das Mundstück zum<br />

Aufblasen ist ein Stifthalter, die Signaltrillerpfeife<br />

bleibt das, was sie schon immer<br />

war: laut. Kostet 149 Euro, bag-to-life.com<br />

Segler-Geschenke<br />

Stilvoll, witzig und unentbehrlich. Alles, was wir schön finden<br />

• Cookies für den Skipper<br />

Wir wissen nicht, was der Backofen<br />

an Bord alles leistet, aber die<br />

passenden Ausstechförmchen für<br />

die Weihnachtsbäckerei haben wir<br />

schon. Ob Piratenschiff, Frachter,<br />

<strong>Segel</strong>boot oder Anker, der Fantasie<br />

beim Backen und Verzieren an Bord<br />

sind keine Grenzen gesetzt. Backförmchen<br />

für allerlei Hobbys gibt es<br />

bei haeussermann-shop.de<br />

• Seemann, ahoi!<br />

Fast kein Geheimtipp mehr sind<br />

die maritim-szenigen Accessoires<br />

des Hamburger Labels Ahoi Marie.<br />

Für Kombüse oder Pantry gibt<br />

es Mugs und Backfischschalen,<br />

dazu passend nahezu alles, was<br />

das maritime Deko-Herz begehrt:<br />

Servietten, Geschirrtücher und<br />

Notizblöcke. Da lohnt sich übrigens<br />

ein genauer Blick, denn darauf<br />

abgebildet sind echte Karten,<br />

genehmigt vom Bundesamt für<br />

Seeschifffahrt und Hydrographie.<br />

Ahoi-marie.de<br />

• Pause für Piraten<br />

Opas Lehnsessel in frischen Farben für kleine Piraten gibt es beim französischen Möbel-<br />

und Dekorationsgeschäft Maisons Du Monde. Große Segler, der aktiven Piratenzeit<br />

entwachsen, können sich über den identischen Stuhl freuen, dann allerdings in<br />

Weiß mit blauen Streifen. Schade nur, dass der Stuhl für die Großen mit 369 Euro<br />

fast doppelt so teuer ist wie die kleine Version. Maisonsdumonde.com<br />

• fürs klo<br />

Bordtoiletten haben wir in den letzten<br />

Heften schon zur Genüge vorgestellt.<br />

Doch für die stilvolle Deko an Bord und<br />

zu Hause gibt es nun mit maritimen<br />

Motiven bedrucktes Toilettenpapier!<br />

Nicht ganz günstig, aber originell:<br />

Zwei Rollen mit je 273 Blatt kosten<br />

3,95 Euro. Yachticon.de<br />

Fotos: Hersteller<br />

12 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


yachting<br />

Foto: Carlo borlenghi<br />

highlights neues auf dem Markt 14 – 15<br />

Solaris one 37 kleine, noble italieneriN 16 – 21<br />

yachtcheck Dufour 335 22 – 25<br />

hanseboot 2012 neue boote sind schnell, sexy und elegant 26 – 29<br />

pflege peter wrede perfektioniert den gfk-rUMPF 30 – 32<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal 13


yachtinghighlights<br />

Keine wie die andere<br />

Wer sich für eine Saphire 27 entscheidet, kann <strong>Segel</strong>, Farbe und Innenausstattung<br />

der Einheitsklasse selbst aussuchen. 216 verschiedene<br />

Kombinationsmöglichkeiten sind machbar! Damit ist das Familienschiff<br />

ein europäischer Alleskönner, konzeptioniert in der Schweiz,<br />

gebaut bei Delphia in Polen. Mit nur 1,15 Tonnen Gesamtgewicht<br />

kann das sportliche Schiffchen noch lässig mit einem normalen Führerschein<br />

und einem entsprechenden Auto über die Straßen gezogen<br />

werden, eine optimale Voraussetzung, um schnell zu Regatten<br />

zu kommen. Dank des geringen Gewichts muss das Schiff auch nicht<br />

aufwändig gekrant werden, sondern kann bequem mit dem Trailer zu<br />

Wasser gelassen werden. Dem sportlichen Anspruch entsprechend ist<br />

der Mast aus Kohlefaser und so leicht, dass er bequem per Hand gestellt<br />

werden kann. Mit Glück wird daraus eine richtig coole Einheitsklasse.<br />

Damit sich nicht nur Regattasegler von dem schnittigen Schiff<br />

angesprochen fühlen, bietet es unter Deck noch vier Kojen. Länge 8<br />

Meter, Breite 2,50 Meter, Tiefgang 1,70 Meter. Saphireboats.com<br />

DCX<br />

statt DC<br />

Kohlefaser, Dacron, Spectra oder Dyneema? Was für <strong>Segel</strong> man hochzieht,<br />

hängt vom Preis und vom gewünschten Einsatz ab. Wer nicht<br />

mit einer Hightech-Rennziege um Tonnen heizt, hat häufig <strong>Segel</strong> vom<br />

Kempener <strong>Segel</strong>tuchhersteller Dimension Polyant unter dem Namen<br />

DC. Sehen nach <strong>Segel</strong>n aus, sind bezahlbar und halten. Nun hat die<br />

Firma ihren Klassiker optimiert und unter dem Namen DCX ein neues<br />

Material auf den Markt gebracht. Mit dem Ergebnis, dass <strong>Segel</strong>macher<br />

viel lieber zum neuen Tuch greifen und das gute alte DC liegen lassen.<br />

Vor allem soll die Diagonalfestigkeit von DCX deutlich höher sein. In X-<br />

Form eingelegte Faserstränge helfen, die Profiltreue auch im gerefften<br />

Zustand zu erhalten. Tja, das war es nun für DC, die Produktion wird<br />

eingestellt. DCX ist einfach besser. Dimension-polyant.com<br />

100 Jahre Böbs-Werft<br />

1920 ca. 1937/1938<br />

Die Werft Böbs in Travemünde an der Ostsee hat dieses Jahr<br />

groß gefeiert. 100 Jahre lang gibt es das Unternehmen, inzwischen<br />

ist die dritte Generation Böbs am Ruder. Für das SEGEL<br />

JOURNAL hat Familie Böbs das Fotoalbum geöffnet und dokumentiert<br />

so eindrucksvoll den Wandel der Werft vom traditionellen<br />

Fischkutter- und Marineschiffbauer zum Servicedienstleister<br />

für komplette Refits und Umbauten. Boebs-werft.de<br />

14 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012<br />

Gemälde der Werftansicht auf<br />

dem Priwall um 1920<br />

Serienbau für die Marine, Schleifen<br />

der Außenhaut (links Heinrich A.<br />

Böbs)


Fotos: Hersteller<br />

Schöne<br />

Belliure<br />

Die Bugform der Schiffe aus der spanischen Werft Belliure ist am besten als markant zu bezeichnen.<br />

Nicht ganz spitz zulaufend, sondern mit einer kleinen, zusätzlichen Auswölbung. Ein optisches<br />

Markenzeichen, das die Yachten der Werft unverwechselbar machte. Nun haben sich die<br />

Konstrukteure von Barracuda Yacht Design die alten Pläne des 50-Füßers Endurance vorgenommen<br />

und daraus wieder eine Yacht entworfen. Dem Stil der Zeit und den Entwicklungen des<br />

Yachtbaus entsprechend mit einem modernen Kiel, einem besseren Rigg, mehr Platz im Cockpit,<br />

aber wieder der sonderbar charmanten Bugform mit der extra Auswölbung. Belliure.com<br />

Klamotte<br />

mit Heizung<br />

Es gibt kein schlechtes<br />

Wetter, es gibt nur die<br />

falsche Bekleidung! Wer<br />

bei den letzten Törns<br />

des Jahres in heimischen Gefilden friert, sollte die Heizbekleidung<br />

von Gerbing‘s ausprobieren. Die Wärme<br />

wird durch integrierte Core Heat 7V Lithium-Ionen-<br />

Akkus erzeugt, die bis zu zehn Stunden lang Wärme<br />

abgeben können. Gibt es für Handschuhe, Nierengurte,<br />

Socken, Weste und Jacke. So verlängert sich die <strong>Segel</strong>saison<br />

dramatisch, von wegen ruhige Winterabende!<br />

Gerbings-heizbekleidung.com<br />

Wenn Käpt’n Hook<br />

das wüsste…<br />

Der Robship® Hook & Moor Bootshaken soll den<br />

Stress beim Anlegen – gerade mit kleiner Crew – beenden.<br />

Mit Hilfe des Hooks können Sie durch jeden Bojenring,<br />

jede Klampe oder auch Öse drückend beziehungsweise<br />

ziehend die Festmacherleine durchziehen<br />

– Hook öffnet seine Klaue und schließt sie auch wieder.<br />

Einzige Notwendigkeit, damit der Hook funktioniert:<br />

Die Festmacherleine braucht ein geschlossenes Auge,<br />

das an Hooks angebrachtem Karabiner festgemacht<br />

wird. Den cleveren Helfer gibt es in drei Größen. Ach<br />

ja, als ganz normaler Bootshaken kann er auch genutzt<br />

werden. Frisch.de<br />

Multifunktionsinstrumente<br />

von Simrad<br />

Für Segler hat Simrad die leicht zu<br />

bedienenden IS40 Instrumente und<br />

das OP10 Autopiloten-Kontrollsystem<br />

entwickelt. Das Navigationsinstrument<br />

IS40 punktet vor allem mit<br />

einem 4,1-Zoll-Bildschirm, der auch<br />

bei starkem Sonnenlicht kontrastreich<br />

und gut lesbar ist. Das Farb-<br />

Display zeigt besonders klare Ziffern<br />

an, die über 5 cm groß sind. Da ist<br />

auch schon bei einem raschen Blick<br />

in die Navi alles klar. Das System ist<br />

mit einer multilingualen Benutzeroberfläche<br />

ausgestattet und bietet<br />

eine intuitive Menüführung. Mit einem<br />

sogenannten Page Key kann<br />

einfach und schnell zwischen den<br />

unterschiedlichen Anzeigen und<br />

dem vorhandenen Datenmaterial<br />

gewechselt werden. IS40 ist mit<br />

NMEA 2000®-Produkten kompatibel.<br />

Die IS40 Displays können natürlich<br />

auch mit dem neuen OP10 Kontrollsystem<br />

für den Autopiloten verwendet<br />

werden. Simrad-yachting.de<br />

1949/1950 1989 1991<br />

2000<br />

2005/2006<br />

Fischkutter für Reparaturarbeiten<br />

im Dock. Nach 1945<br />

kamen zahlreiche Kutter<br />

aus dem Osten nach<br />

Großreparatur der<br />

Germania VI von Alfried<br />

Krupp nach dem Orkan<br />

im August 1989<br />

Neubau einer 12 Meter<br />

langen traditionellen Vollholzyacht<br />

in Trapezspantform<br />

mit Flügelkiel<br />

Der ehemalige Fischkutter<br />

Willi Butt kommt ins Dock<br />

zum Planken und Kalfatern<br />

Komplettes Refit, Lackierung<br />

und Verlegung eines neuen<br />

Teakdecks für eine Swan 47


yachting I solaris one 37<br />

Die kleine, große<br />

Stil-Ikone<br />

16 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


yachtcheck<br />

Sonderfall Solaris: Während renommierte Yachthersteller über<br />

Absatzprobleme klagen, mausert sich die venezianische Werft still und leise<br />

zum gefragten Anbieter von Nobelyachten im unteren Größensegment<br />

Text stefan detjen<br />

fotos Carlo borlenghi<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

17


yachting I solaris one 37<br />

Edel, stilvoll, modern und mit hervorragenden<br />

<strong>Segel</strong>eigenschaften: Die Yachten von Solaris<br />

sind ein echter Hingucker, innen und außen<br />

Wer aktuell volle Auftragsbücher hat, scheint ein paar<br />

Dinge richtig zu machen. Die Dinge, die eine Yacht<br />

von Solaris auszeichnen. Nicht nur auf den Messen<br />

sind die Schiffe echte Hingucker, auch in den Häfen ziehen die<br />

edlen Boote die Blicke auf sich. Wer das Deck einer Solaris-Yacht<br />

betritt, gewinnt schnell eine klare Vorstellung von der Philosophie<br />

der norditalienischen Bootshandwerker. Zeitlos, elegant und<br />

edel. Der Stil, den Designer Javier Soto Acebal den beiden großen<br />

Yachten der One-Linie verpasste, wurde nun auch bei der kleinen<br />

Schwester Solaris One 37 angewandt. Mit Erfolg.<br />

Bündig eingelassene Luken, ein erfrischend aufgeräumtes Deck<br />

und ein sportlich offenes Heck ergeben einen coolen Look,<br />

während die gekonnte Linienführung die 37er optisch streckt und<br />

viel größer erscheinen lässt. Bei unserem Test im italienischen Varazze<br />

haben wir die Möglichkeit, parallel zur kleinen 37-Fuß-Yacht<br />

auch die One 44 und eine 48 im direkten Vergleich zu segeln und<br />

so ein umfassendes Solaris-Feeling zu bekommen.<br />

Aus gutem Haus<br />

Von nichts kommt nichts. Die Se.Ri.Gi.-Werft kann auf fast 40<br />

Jahre Erfahrung beim Bau von Custom- und Semi-Custom-<br />

Yachten bis 72 Fuß zurückblicken. Von drei Freunden gegründet<br />

(Se.Ri.Gi. sind die Anfangsbuchstaben von Sergio, Rinaldo und<br />

Gigi), machte sich die Marke als Hersteller extrem seegängiger<br />

Yachten schnell einen guten Namen. Dem Gründertrio schloss<br />

sich ein von der Bootsbaukunst der Werft überzeugter 72-Fuß-<br />

Eigner aus der Schweiz an. Er sorgte für frischen Wind im Marketing,<br />

optimierte die Ressourcennutzung und entwickelte den<br />

Markteintritt für die neue Serienyacht-Linie. 2002 setzte die<br />

Firma zum gelungenen Expansionssprung an und produziert<br />

seitdem deutlich mehr Yachten. Doch der Markenkern und die<br />

Produktphilosophie sind geblieben: Bei Se.Ri.Gi. arbeiten noch<br />

immer dieselben Bootsbauer (selbst Segler) wie seit Jahrzehnten,<br />

die es mit ihrer Erfahrung geschafft haben, den hohen<br />

Qualitätsstandard auch bei höheren Stückzahlen zu erhalten.<br />

Bis eine Solaris zu Wasser gelassen wird, ist noch immer viel<br />

Handarbeit im Spiel. Inzwischen ist das Eigner-Konsortium auf<br />

fünf Männer angewachsen. Neuankömmling ist der ehemalige<br />

Chef des Cantiere del Pardo, der in Forlì eine Werft übernommen<br />

hat, in der nun die 37er gebaut wird.<br />

Schöner segeln<br />

Wir laufen aus der Marina aus. Obwohl wir eher schwache Winde<br />

haben, kommt die 37er richtig schön in Schwung. Am hohen Mast<br />

von Sparcraft bieten Groß und die 108%-Genua (beide von North<br />

Sails) dem Wind 78 Quadratmeter Stoff. Mit seiner Verdrängung<br />

von 7,1 Tonnen ist der Edelsegler kein Leichtgewicht. Die <strong>Segel</strong>tragezahl<br />

von 4,6 positioniert die Solaris 37 zwar im sportlichen,<br />

aber nicht im Extrembereich. Der Wert bezieht sich auf den T-förmigen<br />

Standardkiel, mit 2,40 Meter sehr tief für diese Schiffsgröße. Als<br />

Alternative gibt es die One 37 auch mit 2,10 Meter Tiefgang.<br />

Doch was sind schon Zahlen. Fakt ist, dass dieser elegante<br />

Miniracer munter unterwegs ist. Ein Cruiser, der zeigt, dass er ein<br />

echtes <strong>Segel</strong>schiff ist. Vor Savona nimmt der Wind zu. Das <strong>Segel</strong>n<br />

bleibt entspannt, alle Manöver werden ins Cockpit geleitet. Das<br />

Handling ist einfach und auf eine kleine Crew von zwei Seglern<br />

18 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Schlag zurück könnten wir eine größere Genua gebrauchen, die<br />

außen liegenden Püttings machen aber den Einsatz einer weiter<br />

überlappenden Genua unmöglich. Ein Gennaker wäre jetzt ideal,<br />

dafür gibt es auch einen optionalen Bugspriet, wie wir ihn auf der<br />

One 48 gesehen haben. Wenn ich schon am Wünschen bin: eine<br />

Fußstütze wäre auch nicht schlecht. Der eher enge Raum hinter<br />

den Steuersäulen stört weniger (das Achterschiff ist zu Gunsten<br />

einer großzügigen Backskiste um circa 15 Zentimeter angehoben),<br />

aber für einen längeren Schlag wäre es mir lieber, etwas<br />

zum bequemen Abstützen vorzufinden.<br />

Das Raumwunder<br />

Unter Deck wähnt man sich auf einem weitaus größeren Schiff. Erstaunlich,<br />

was in 11.40 Meter alles reinpasst. Die Grundelemente<br />

der 37er wurden von den größeren Schwestern übernommen<br />

und im gleichen Stil, nur reduziertem Umfang, umgesetzt. Das<br />

Interieur in heller und matt gebürsteter Eiche bekommt durch<br />

die langgezogenen Rumpffenster viel Hellig- und Leichtigkeit.<br />

Mit dem hohen Freibord und dem fast senkrechten Steven und<br />

Heck wird viel Raum für ein luftiges Innenkonzept geschaffen.<br />

Die Eignerkabine mit Inselbett, der schnörkellose Salon und die<br />

achterliche Aufteilung in ein großes Bad und eine Achterkabine<br />

oder eine kleinere Nasszelle mit zwei Doppelkabinen gefallen<br />

und überzeugen. Diese beiden Standardlayouts machen die<br />

37er One ideal für eine kleine Familie oder für ein Ehepaar, das<br />

gerne Freunde zum Mitsegeln einlädt. <strong>Segel</strong>n mit einer Solaris<br />

heißt, durchaus lange Schläge planen zu können.<br />

abgestimmt. Die Yacht steuert sich sehr direkt, wenn ein Seitental<br />

mehr Wind liefert, springt sie sehr schnell an. Hart am Wind<br />

krängt sie ziemlich schnell, bleibt aber dann sehr stabil liegen,<br />

dank breitem Heck und Knickspant. Soto Acebal hat sich bei der<br />

Entwicklung an seiner erfolgreichen Serie Soto 40 orientiert.<br />

Es knarrt nichts, es quietscht nichts – die extra gute Verarbeitungsqualität<br />

sorgt für akustisch unbelästigtes <strong>Segel</strong>n. Beim<br />

Die vielen Staumöglichkeiten an Bord und die vorhandenen<br />

Raum-Reserven für Wassermacher oder eine Webasto-Heizung<br />

ermöglichen mehr als nur eine kleine Tour von Bucht<br />

zu Bucht. Auch der Navigationstisch verdient noch seinen<br />

Namen und stellt klar, dass es sich hier nicht um ein modisches<br />

Schickimicki-Schiffchen zur Küstennavigation by iPad<br />

handelt, sondern um einen seriösen Offshore-Cruiser mit<br />

durchaus sportlichen Ambitionen.<br />

D 24 D 26 D 28 D 29.2 D 33.3 D 37.3 D 40.3 D 46CC D 47 NEU D 31<br />

Mehr Souveränität. Mehr Qualität. Weniger Preis.<br />

Foto: Delphia 31, ©Claus Reissig<br />

Delphia Yachten Deutschland GmbH | phone 02131 - 36 63 876 | www.delphiayachten.de


<strong>Segel</strong>n mit Solaris<br />

heißt, durchaus längere<br />

Schläge planen zu können<br />

20 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Yachting I solaris one 37<br />

solaris one 37<br />

Länge<br />

11,4 m<br />

breite<br />

3,85 m<br />

segelfläche 78 m 2<br />

tiefgang<br />

2,1 oder 2,4 m<br />

gewicht (leer)<br />

6,95 t<br />

kabinen 2 oder 3<br />

CE-Norm<br />

A<br />

motor<br />

Volvo Penta 30 oder 40 PS<br />

treibstoff<br />

200 l<br />

wasser<br />

300 l<br />

konstrukteur<br />

Soto Acebal Naval Architects<br />

werft<br />

Cantiere SE.RI.GI. s.r.l. di Aquileia<br />

solarisyachts.com<br />

Solaris Deutschland<br />

DIAMOND Yachts GmbH<br />

Yachtzentrum Baltic Bay<br />

Börn 17, 24235 Laboe<br />

Wertarbeit und Werterhaltung<br />

Der steife Rumpf der 37er One ergibt sich aus einer grundsoliden<br />

Konstruktion, die schon fast als inneres Markenzeichen der Solaris-Yachten<br />

fungiert. In Sandwich-Kompositbauweise werden 28<br />

uni- und bidirektionale Mattenschichten unter Vakuum verarbeitet<br />

– finale Materialstärke: 25 Millimeter. Dass bei den Baustoffen<br />

nur Hochwertiges an Harzen, Laminaten und Hölzern zum Einsatz<br />

kommt, versteht sich von selbst. Püttings und Schotts sind<br />

mit dem Rumpf fest verbunden und einlaminiert. Eindrucksvoll<br />

massiv ist auch die Aufhängung des Kiels mit den überdimensionierten<br />

Bolzen. Jetzt versteht man auch, wie sich die sieben<br />

Tonnen der Yacht addieren. Die Verarbeitungsqualität ist nicht<br />

nur sicht- und spürbar, sondern auch hörbar. Mit einem satten<br />

Klack schließen sich Schubladen, Schrank- und Kabinentüren.<br />

Wer weiß, was er will, ist sicher auch gewillt, mehr Geld als für<br />

ein gleich großes Plastik-Großserienboot auf den Ladentisch zu<br />

legen. Wer kühl kalkuliert, kann auch bereits einen hohen Wiederverkaufswert<br />

einrechnen.<br />

egeljournal 205x80mm_Oktober_2012_SEGEL-JOURNAL 26.09.12 23:00 Seite 1<br />

Es sind die kleinen Details wie versenkbare Klampen und in die Fußleiste<br />

integrierte Wanten, die eine Solaris auszeichnen<br />

Die SJ-Meinung<br />

Se.Ri.Gi. deckt mit der Solaris One 37 eine<br />

exklusive Marktlücke ab. Wer baut schon einen<br />

erlesenen Designsegler, der mit einem<br />

makellosen Look und inneren Werten punktet?<br />

Dabei bekommt man mit der 37 ziemlich viel<br />

Yacht. Andere Hersteller brauchen da 40 oder 44<br />

Fuß, um etwas Vergleichbares bieten zu können.<br />

BARTELS<br />

Rollfock- und Rollreffanlagen<br />

Besuchen Sie uns auf<br />

der Hanseboot<br />

Halle B7<br />

Stand B162<br />

BARTELS GMBH<br />

Tel. +49 (0)7544 95860-0 | Fax +49 (0)7544 95860-60 | bartels@bartels.eu


Der kleinste<br />

Weinkeller<br />

Frankreichs<br />

fotos thomas dobernigg<br />

22 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


yachtcheck<br />

Yachting I dufour<br />

Thomas Dobernigg segelte<br />

die Dufour 335. Sein Fazit: ein<br />

schnelles Familienschiff, leicht zu<br />

handhaben und voller eleganter,<br />

luxuriöser Details.<br />

Das sollen nur 33,5 Fuß sein? Die Kleinste von Dufour wirkt<br />

deutlich größer. Ein optischer Trick, der durch die mit<br />

einem dunklen Steg miteinander verbundenen eckigen<br />

Salonfenster erreicht wird. Das Deck der Yacht präsentiert<br />

sich aufgeräumt und klar, alle Fallen und Leinen sind direkt ohne<br />

unnötige Umlenkungen in das Cockpit geführt.<br />

Einzigartig für diese Schiffsgröße von gerade zehn Metern Länge<br />

ist das geräumige Cockpit mit einem fest eingebauten Tisch und<br />

der bequeme Zugang an Bord dank der beiden Doppelsteuerstände.<br />

Dazu kommt eine breite, absenkbare Badeplattform, die<br />

hochgezogen das Heck glatt abschließt.<br />

Auch der Zugang zum Bug ist breit und sicher, die Innen- und<br />

Außenwanten sind so befestigt, dass man aufrecht und sicher<br />

dazwischen durchgehen kann. Und wie es sich für ein modernes<br />

Schiff gehört, kommt das Rigg ohne Backstagen aus.<br />

Dass auch auf verhältnismäßig kleinen Schiffen für längere Törns<br />

viel Stauraum benötigt wird, ist bei Dufour bekannt. So finden<br />

die Fender in dem tiefen Ankerkasten auf dem Vorschiff und<br />

in der voluminös konzipierten Backskiste im Cockpit Platz, die<br />

damit noch längst nicht ihr Fassungsvermögen erreicht hat.<br />

In der Bucht von Palma empfängt uns glattes Wasser, kaum eine<br />

Welle bildet sich bei schwachen 14 Knoten Wind. Das Großsegel<br />

rauscht leichtgängig aus den Lazy-Jacks, die Genua rollt leicht<br />

aus und läuft weit innen an Deck. Von dieser Position aus lässt sie<br />

sich zu optimaler Höhe trimmen. Das Schiff krängt ganz leicht,<br />

bleibt dann stabil und nimmt Fahrt auf: Wir segeln fast 35 Grad<br />

am Wind, die Logge zeigt sieben, manchmal auch acht Knoten.<br />

Die Yacht liegt ganz ausgewogen im Ruder, lediglich in den drehenden<br />

Böen zieht sie geringfügig nach Luv.<br />

Clever: die Großschot ist mittels Schäkel am Cockpittisch festgemacht<br />

(oben). Vor Anker wird der Block seitlich an der Bordwand<br />

eingehängt. Große Klappe: Die tiefe Backkiste ist mit einer<br />

Gasdruckfeder besonders sicher (unten)<br />

Bei 160 Grad vor dem Wind rauscht die Kleine von Dufour immer<br />

noch mit 5,7 Knoten dahin und beschleunigt bei einem<br />

Windeinfallswinkel von 90 Grad auf sieben Knoten. Hier zeigt<br />

das Schiff, dass es von Umberto Felci gezeichnet wurde, der<br />

vor allem für seine schnellen Regattaboote Esse und Sensei bekannt<br />

ist. Was Speed und Handling angeht, ist die 335 perfekt<br />

abgestimmt. Das <strong>Segel</strong>n macht großen Spaß, nicht nur, weil die<br />

Kleine so schnell, sondern auch, weil die Handhabung in jeder<br />

Situation sehr einfach ist.<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

23


yachting I dufour<br />

Viel Stauraum,<br />

ganz egal, welche Klappe man öffnet<br />

Breite Wege: zwischen<br />

Außen- und Innenwand<br />

gelangt man sicher und<br />

bequem aufs Vorschiff<br />

Ich will gar nicht weg vom Steuer, doch Sébastien Nolasco,<br />

Produktmanager von Dufour, brennt darauf, mir das Innere<br />

der Yacht zu zeigen. Als echter Franzose schätzt er Lifestyle,<br />

Eleganz und Komfort ganz besonders. Das zeigt sich unmittelbar,<br />

nachdem wir über den Niedergang in den Salon gelangt<br />

sind. Während mir die große, durchdachte Navigation<br />

mit eigenem Sitz sofort ins Auge springt, hebt der Franzose<br />

einen Deckel zur Bilge an. Er ist – wie alle anderen Klappen<br />

und Deckel auf diesem Schiff – mit Gasdruckfedern versehen<br />

und offenbart einen Blick in den vermutlich kleinsten<br />

Weinkeller französischer Art mit Flaschenhaltern.<br />

Viele sinnvolle und raffiniert gelöste Kleinigkeiten demonstriert<br />

mir Sébastien. Von der großen Kühlbox mit eingebauten<br />

Plastikwannen für eine bessere Ordnung bis zu<br />

dem riesigen Stauraum hinter der Nasszelle, die sich<br />

achtern an Steuerbord befindet. Die Bugkabine hat reichlich<br />

Platz vor dem breiten Bett. Dort befindet sich auch an<br />

jeder Seite ein großer Schrank, einer mit Fächern, der andere<br />

mit einer Kleiderstange.<br />

Das besondere Detail<br />

Man kann es nicht oft genug<br />

betonen: Franzosen verstehen das<br />

Leben von der Genussseite zu<br />

nehmen. Das Schiff ist komfortabel,<br />

elegant und bietet so viel<br />

Stauraum, dass man auf einer Tour<br />

auf nichts verzichten muss<br />

Der große Salontisch mit dem passenden Sofa bietet Platz<br />

für eine kleine Crew und viele Gäste. Klar, dass sich auch hier<br />

wieder ein geschickt eingearbeiteter Weinflaschenhalter<br />

verbirgt. Wir sind schließlich auf einem französischen Schiff.<br />

Nun sehe ich mir aber doch noch einmal ausführlich die<br />

Navigation an: Der L-förmige Navitisch hat ein eigens eingebautes<br />

Fach für den Laptop und ein Fach für alle weiteren<br />

Utensilien wie Papierseekarten, Zirkel und Stifte. So, wie das<br />

eben früher einmal war, bevor manche Werften fanden,<br />

eine Navigationsecke sei in Zeiten der elektronischen Navigation<br />

überhaupt nicht mehr notwendig.<br />

Zurück an Deck. Hier hat Dufour ein kleines Detail für die<br />

Sparfüchse unter den Seglern versteckt. Der Buganker<br />

ist mit einem Schäkel an der Kette festgemacht, der sich<br />

mit einem einzigen Handgriff öffnen lässt. Wird er im Ankerkasten<br />

verstaut und ist die Badeplattform hochgeklappt,<br />

ist die Dufour 335 auf eine Länge von 9,98 Meter statt ursprünglich<br />

10,28 Meter geschrumpft. „Damit fällt sie in eine<br />

günstigere Kategorie in den Marinas“, begründet Sébastien<br />

Nolasco. In Zeiten immer weiter steigender Liegegebühren<br />

ein wunderbarer kleiner Trick.<br />

Dufour-Produktionschef Sébastien Nolasco zeigt das<br />

clevere Laptopfach im Navitisch (links). Flaschenhalter<br />

für (französische) Weine (oben rechts), noch mehr<br />

Platz bietet der Salontisch<br />

24 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


dufour 335<br />

Länge<br />

10,28 m<br />

rumpflänge<br />

9,98 m<br />

lwl<br />

9 m<br />

breite<br />

3,49 m<br />

verdrängung<br />

5,450 kg<br />

tiefgang<br />

1,90 m<br />

treibstoff<br />

160 l<br />

wasser<br />

220 l<br />

grosssegel 30,70 m 2<br />

Genua (130%) 25,70 m 2<br />

2 Kabinen, 1 Nasszelle<br />

Yachtsport Eckernförde<br />

Vogelsang 20, 24340 Eckernförde<br />

yse.de<br />

Die SJ-Meinung<br />

Die Dufour 335 präsentiert sich mit einem<br />

ideenreichen Schiffsdesign, das schnelles<br />

Reisen bei einfacher Handhabung<br />

verspricht und unter Deck französischen<br />

Charme, Eleganz und Lifestyle bietet. In<br />

der Basisversion „Comfort“ kostet die<br />

Dufour 335 mit dem 19 PS Volvo Penta<br />

rund 85.000 Euro.


yachting I hanseboot 2012<br />

Nordeuropas<br />

groSSer<br />

Seglertreff<br />

Am 27. Oktober öffnet die hanseboot im<br />

Herzen der Hansestadt wieder die Tore für<br />

die schönsten <strong>Segel</strong>yachten, Daysailer<br />

und Jollen und macht Lust auf Wasser<br />

und Meer. Mit über 700 Ausstellern aus 30<br />

Ländern hat keine andere Messe in Nordeuropa eine<br />

größere Internationalität. SEGEL JOURNAL stellt die<br />

Boote vor, die einen besonderen Blick lohnen und<br />

sich mit einem neuen Konzept, einem besonderen<br />

Design oder einem schlüssigen Refresh besonders<br />

attraktiv präsentieren.<br />

26 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Héol 7.4<br />

Héol 7.4<br />

Der kleine Renner aus Frankreich. Alles nur nicht alltäglich ist dieses<br />

vor Power strotzende kleine Schiffchen mit dem Bi-Kiel und den<br />

Doppelrudern, das Rasanz garantiert und dank seines geringen<br />

Tiefgangs mit einem Minimum von 60 Zentimetern in nahezu<br />

jedem Revier eingesetzt werden kann. Klein, trailerbar, mit kleiner<br />

Crew und einhand zu segeln ist das Schiff mit dem auffälligen Fat<br />

Head Großsegel perfekt für alle, die schnelles, sportliches <strong>Segel</strong>n<br />

lieben. Unter Deck ist Platz für vier Personen, eine kleine Pantry<br />

und ein WC. Schränke und Schottwände sucht man hier allerdings<br />

vergeblich, die wurden aus Gewichtsgründen eingespart.<br />

Mit weniger als zwei Tonnen Gesamtgewicht kann der Ferrari unter<br />

<strong>Segel</strong>n (16 Knoten vor dem Wind unter Gennaker!) problemlos<br />

getrailert werden, nur das passende, namensgleiche Zugfahrzeug<br />

mit vier Rädern und Hängerkupplung fehlt noch. Länge 7,50 Meter,<br />

Breite 2,55 Meter, Tiefgang 0,60 bis 1,90 Meter.<br />

J70<br />

Catch me – I’m sexy. Mit diesem frechen Spruch stand die erste<br />

deutsche J70 auf der interboot in Friedrichshafen. Die Idee für<br />

das neue Mitglied der J Boat Family ist so einfach wie brillant: Das<br />

trailerbare, smarte Schiffchen soll zur neuen Einheitsklasse werden.<br />

Die Vorteile der spritzigen kleinen J: Sie braucht nur fünf sportliche<br />

Segler auf der Kante, keinen Liegeplatz, weil sie problemlos geslipt<br />

werden kann, sie segelt sich völlig unkompliziert und ist auch<br />

noch familientauglich mit einer kleinen Kajüte. Als modernes Schiff<br />

hat sie einen an Deck stehenden Karbonmast mit einem Salingpaar<br />

und einen tiefgehenden Liftkiel. Dass<br />

ihre <strong>Segel</strong>garderobe mit Fock, Groß<br />

und Gennaker relativ bescheiden<br />

und damit bezahlbar ist, ist Teil<br />

ihres eingangs erwähnten<br />

Sex-Appeals.<br />

J70


<strong>Segel</strong>yachten,<br />

<strong>Segel</strong>jollen<br />

Motoryachten,<br />

Motorboote<br />

Yachtcharter, Wassersportschulen,<br />

Touristik<br />

Angeln<br />

art<br />

Windsurf-, Kitesurfund<br />

Wakeboardausrüstung<br />

Klassische Boote<br />

und Yachten<br />

Marinas<br />

art maritim<br />

Strandsegeln<br />

Ausrüstung etc.<br />

Werften,<br />

Konstrukteure<br />

art maritim<br />

<strong>Segel</strong>yachten,<br />

<strong>Segel</strong>jollen<br />

Motoryachten,<br />

Motorboote<br />

Yachtcharter, Wassersportschulen,<br />

Touristik<br />

Angeln<br />

Windsurf-, Kitesurfund<br />

Wakeboardausrüstung<br />

Klassische Boote<br />

und Yachten<br />

Marinas<br />

art maritim<br />

Strandsegeln<br />

Ausrüstung etc.<br />

Werften,<br />

Konstrukteure<br />

art maritim<br />

yachting I hanseboot 2012<br />

Sense 46<br />

Schlicht – den Bord- und Lebensmittelpunkt klar ins Cockpit verlegt<br />

– kommt die neue Sense 46 von Bénéteau nach Hamburg. Die<br />

Idee der Sense ist es, auf einen Innenausbau achtern zu verzichten<br />

und dafür die Bereiche Salon und Cockpit funktionell miteinander<br />

zu verbinden. Die 46er ist das vierte Modell der vor zwei Jahren<br />

gestarteten Baureihe, so dass Kunden nun aus der ganzen Bandbreite<br />

zwischen 43 und 55 Fuß Länge wählen können. Neben<br />

dem großen Cockpit mit obligatorischer Badeplattform punktet<br />

die Yacht vor allem mit einer riesigen Pantry und zwei Doppelkabinen.<br />

Kleines Goodie für den Eigner: Seine Kabine hat sogar ein<br />

eigenes Badezimmer. Von seinem Steuerstand an Deck aus erreicht<br />

der Skipper problemlos alle Trimmeinrichtungen, so dass sich das<br />

Tourenschiff gut auch mit einer kleinen Crew segeln lässt.<br />

Hanse 575<br />

Hanse 575<br />

Im Yachtdesign setzte Hanse Maßstäbe, mit der neuen 575 ist<br />

nun ein neuer Meilenstein erreicht: Durch eine lange Wasserlinie<br />

gewinnt der Rumpf noch mehr Eleganz, ein großzügiges Cockpit<br />

elektrische Winschen und eine Selbstwendefock machen <strong>Segel</strong>n<br />

zur schönsten Nebensache der Welt. Zwei Cockpit-Tische lassen<br />

sich auf Knopfdruck in eine ausladende XXL-Lounge von 4,6 Quadratmetern<br />

Größe umgestalten, die Badeplattform ist über eine<br />

Treppe zu erreichen und im Heck gibt es eine Dingi-Garage mit integriertem<br />

elektrischen Slipsystem. Wie bei Schiffen aus der Feder<br />

von Judel/Vrolijk üblich ist das Schiff schnell, vor allem schneller als<br />

vergleichbare Yachten. Und das auch, wenn nur wenige der Genießer<br />

an Bord das Schiff auch bedienen können. Vom Steuerstand<br />

aus sind alle Instrumente und Schoten gut zu handhaben, so dass<br />

erfahrene Skipper fast einhand mit ihren Gästen die schönsten<br />

Buchten ansteuern können.<br />

Bavaria 42 Vision<br />

Hallo Segler, aufgepasst: Die Neue von Bavaria ist so komfortabel,<br />

dass mancher Motorbootfahrer ernsthaft überlegt umzusteigen.<br />

Der großzügige Loungebereich im Cockpit lädt zum Hinlümmeln<br />

und Sonnenbaden ein, das Schiff segelt sich dank Autopilot und<br />

Control Trim Panel fast von alleine. Unter Deck besticht die Neue<br />

von Bavaria mit beeindruckenden Ausmaßen, einem edlen, zeit-<br />

Geländeplan 2012<br />

N<br />

Eingang Mitte<br />

Halle A1<br />

<strong>Segel</strong>yachten<br />

A3<br />

A4<br />

W<br />

O<br />

Halle A4<br />

Surfausrüstung und Boards, Kanus,<br />

Kajaks, hanseboot Beach Lounge<br />

Eingang West<br />

S<br />

hanseboot arena: <strong>Segel</strong>- und Surf-Neuheiten<br />

unter vollem Wind im Wasserbecken erleben<br />

Halle B1 OG<br />

Halle B2 EG<br />

Halle B3 EG<br />

Halle B4 EG<br />

<strong>Segel</strong>jollen, Sportkatamarane,<br />

Klassenvereinigungen, hanseboot SailZone,<br />

maritime Institutionen und Verbände<br />

hanseboot Eventhalle: Refit arena<br />

<strong>Segel</strong>yachten<br />

Werften, Konstrukteure, Dt. Boots- und<br />

Schiffbauer-Verband, Versicherungen<br />

maritim<br />

Yachtcharter, Wassersportschulen,<br />

Wassertourismus, hanseboot Törnberatung<br />

Marinas<br />

Parkhaus<br />

Mitte<br />

A2<br />

A1<br />

Flora-Neumann-Straße<br />

B1<br />

B7<br />

B2<br />

B5<br />

B3<br />

B4<br />

Park Planten un Blomen<br />

CCH – Congress<br />

Center Hamburg<br />

Tiefgarage Ost<br />

Eingang Ost<br />

Tiefgarage<br />

CCH – Messe<br />

Halle B5<br />

Ausrüstung, Zubehör, Elektronik, Motoren,<br />

Marina Center, meet the experts<br />

B6<br />

Halle B6<br />

Motoryachten, Motor- und Schlauchboote<br />

Halle B7<br />

Ausrüstung, Zubehör, Bekleidung,<br />

<strong>Segel</strong>macher<br />

Hallenübergänge<br />

Eingang Süd<br />

Aktuelle News im Internet unter hanseboot.de<br />

Stand 07/2012. Änderungen vorbehalten.<br />

28 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


gemäßen Interieur und viel Platz für eine vier- oder sechsköpfige<br />

Crew. Kleine Details wie ein sorgsam unterteiltes<br />

Ablagefach in der Eignerkabine und ein versenkbarer<br />

zusätzlicher (Navigations-)Tisch zeigen, wie viele Impulse<br />

in die Entwicklung der Yacht eingeflossen sind. Länge<br />

12,80 Meter, Breite 4,05 Meter, Tiefgang 2,07 Meter.<br />

Einen großen Schwerpunkt setzt die Messe in diesem Jahr<br />

auf den Chartermarkt. Hier wird Lust gemacht auf neue<br />

Reiseziele. Die neue Karibikbar als lockerer Treffpunkt<br />

schafft mit tropischem Flair, entsprechenden Drinks und<br />

guten Rezepten eine farbenfrohe Abwechslung im norddeutschen<br />

Grau-in-Grau. Dazu legt die Messe einen weiteren<br />

Schwerpunkt auf Refit und Pflege. Ein besonderes<br />

Augenmerk erhält in diesem Jahr das Kunstforum art maritim.<br />

Die Künstler stellen erstmals in einer eigenen Halle aus<br />

und präsentieren in diesem Galerie-Ambiente ihre Werke.<br />

Ein riesiges Sortiment mit Top-Beratung<br />

4er-Set<br />

59,-<br />

Preise und Termine<br />

27. Oktober bis 4. November 2012<br />

Täglich 10-18 Uhr, Mittwoch 10-20 Uhr<br />

Bavaria 42 Vision<br />

Motor<br />

Frostschutz<br />

2 Liter<br />

Macht Kühlkreisläufe,<br />

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yachting I pflege<br />

traumhafte zeiten<br />

für segler<br />

Text claus reissig fotos Peter Wrede<br />

Yachtlackierung/Claus Reissig<br />

Wrede macht das, worauf andere<br />

keine Lust haben: In dicken<br />

Schichten werden Epoxid-Sperrschichten<br />

und Antifouling gleich für<br />

mehrere Jahre gespritzt<br />

Yachtlackierer: Peter<br />

Wrede überholt Yachten<br />

mittlerweile an vier<br />

Standorten<br />

30 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Peter Wrede macht mit seiner<br />

Werft das, was Segler im<br />

Allgemeinen nicht gern tun,<br />

nämlich das Unterwasserschiff<br />

bearbeiten. Seine<br />

Garantie: Ein Kunststoffschiff bleibt<br />

nach der Behandlung osmosefrei<br />

und braucht kein neues Antifouling<br />

– für mindestens fünf Jahre.<br />

Unter Seglern witzelt man, dass das Beste, was einem<br />

Yachtsegler passieren kann, ist, jemanden zu kennen,<br />

der ein Schiff besitzt. Das liegt zum einen an den Unterhaltskosten,<br />

zum anderen an der Arbeit, die anfällt, um eine<br />

Yacht zu erhalten.<br />

Aber so richtig stimmt das beides nicht: denn erst einmal geht<br />

natürlich nichts über das eigene Schiff und die damit verbundene<br />

Unabhängigkeit, zum anderen gibt es Peter Wrede. Denn<br />

der nimmt dem Eigner für Jahre all das ab, womit praxisorientierte<br />

Zeitschriften beharrlich Seite um Seite füllen, als hätte eine Entwicklung<br />

nicht stattgefunden. Gemeint ist die übelste aller Arbeiten:<br />

im Winterlager das Unterwasserschiff schleifen, auf Schäden<br />

untersuchen und Antifouling gegen den zu erwartenden Bewuchs<br />

in der Saison streichen – das kann Ehen ruinieren.<br />

Laminieren nach dem Strahlen: Eine Osmosebehandlung ist die<br />

aufwendigste Sanierung fürs Schiff<br />

Das Angstwort beim Bootskauf heißt daher Osmose, aber da ist<br />

man eigentlich schon zwei Schritte zu weit. Wird das Eindringen<br />

von Wasser in diese Hohlräume schon bei einem neuen Schiff mit<br />

einer Epoxid-Sperrschicht verhindert, bleibt der Rumpf gesund. In<br />

der Werft von Peter Wrede werden neue Yachten gründlich angeschliffen<br />

und anschließend mit sechs Schichten Epoxid gründlich<br />

versiegelt. „Wir spritzen diese hochviskose Versiegelung im Airless-<br />

Verfahren mit bis zu 500 bar. Das garantiert eine gleichmäßige,<br />

glatte und dickschichtige Schutzschicht. Ungefähr 25 Kilogramm<br />

Epoxid werden auf ein Zehn-Meter-Schiff aufgetragen“, sagt der<br />

Fachmann, „herkömmlich mit der Rolle aufgetragen, wären es vielleicht<br />

fünf Kilogramm.“<br />

Danach folgen sechs Schichten selbst polierendes Antifouling,<br />

ebenfalls gespritzt und in zwei Farbtönen. „Zunächst wird die Indikatorschicht<br />

aufgetragen, zum Beispiel rot“, erklärt Peter Wrede,<br />

„dann die Nutzschicht, die könnte schwarz sein. Die Indikatorschicht<br />

macht sichtbar, wie viel noch drauf ist. Wenn das Rote<br />

langsam durchscheint, wird´s Zeit für eine Nachbeschichtung.<br />

Aber nicht sofort, man hat noch zwei Jahre Ruhe, da die Indikatorschicht<br />

auch ausreichend dick ist.“<br />

Für alle also, die im tiefsten Winter lieber vor dem Kamin sitzen und<br />

aus Gründen des Familienfriedens bisher auf ein eigenes Schiff verzichtet<br />

haben, gibt es zwei gute Nachrichten. Erstens muss das nicht<br />

mehr sein, und zweitens ist es gar nicht einmal so teuer. Die Firma Peter<br />

Wrede Yachtlackierung rückt dem Kunststoffschiff mit schwerem<br />

Spezialgerät zu Leibe, entfernt alte Schichten, kontrolliert die Substanz<br />

und bringt neben Antifouling für fünf Jahre eine dicke Sperrschicht<br />

gegen Wasser im Laminat und die folgende Osmose auf.<br />

Denn eins der Probleme moderner GfK-Schiffe (glasfaserverstärkter<br />

Kunststoff ) ist, dass das Material nicht auf Dauer wasserdicht und<br />

voller kleiner Hohlräume ist, in denen sich Wasser sammeln und<br />

den Kunststoff zerstören kann. „So wie Kunststoffschiffe heute gebaut<br />

sind, würde wohl keins als Bauteil bei Airbus akzeptiert“, sagt<br />

Werftchef Peter Wrede, „aber Schiffe halten, weil sie völlig überdimensioniert<br />

sind.“<br />

Wrede meint die Lufteinschlüsse, die sich von außen unsichtbar<br />

im Laminat befinden: „Das sind teilweise richtig große Löcher“,<br />

sagt er weiter, „die könnten bei richtiger Verdichtung vermieden<br />

werden.“ Werftspezifisch sei das nicht, dass man darauf verzichtet.<br />

„Im Grunde ist es nicht schwer“, sagt Wrede, „aber trotzdem wird es<br />

nicht gemacht.“ Betroffen sind gewissermaßen alle Schiffe, die mit<br />

Polyesterharz gebaut sind, also die weit überwiegende Mehrzahl.<br />

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yachting I Pflege<br />

An Gründlichkeit ist Sandstrahlen zum<br />

Abtragen alter Schichten nicht zu überbieten<br />

(oben). Mit grobem Strahlmittel<br />

können die kleinen Hohlräume im Laminat<br />

geöffnet werden (unten)<br />

Insgesamt fünf Jahre braucht man sich bei normaler Pflege um das<br />

Unterwasserschiff nicht mehr zu kümmern, das garantiert Wrede<br />

ab Herbst 2012 den Eignern, die zu ihm kommen und die entsprechende<br />

Option wählen. Der Preis für eine neue Zehn-Meter-<strong>Segel</strong>yacht?<br />

Rund 3.200 Euro für eine Prävention mit Schichtstärken-Garantie,<br />

also umgerechnet aufs Jahr rund 640 Euro – das kostet den<br />

Privatmann schon fast das Material.<br />

„Als Spezialbetrieb müssen wir günstiger und besser sein als alle<br />

anderen“, erklärt Wrede, „wir machen ja nichts anderes. Teilweise<br />

haben wir vier Schiffe gleichzeitig in Arbeit.“ Mit dem, was auf neue<br />

Schiffe üblicherweise für große Summen aufgetragen wird, hat das<br />

nichts zu tun. Da muss man häufig nach einem Jahr schon wieder<br />

ran, zudem halten die Schichten schlecht aufeinander, abblätterndes<br />

Antifouling ist die Folge. „Bunt machen“ nennt Wrede diese<br />

Art der Unterwasserschiffbehandlung mit einem Grinsen.<br />

Und was, wenn das Schiff schon in die Jahre gekommen ist, sich<br />

schon mehrere Lagen altes Antifouling übereinander stapeln? „Bei<br />

einer Überholung können wir mit einem feinen, scharfkantigen<br />

Strahlmittel arbeiten, ohne dass der Untergrund beschädigt wird“,<br />

sagt Wrede, „das ist wohl die gründlichste und sauberste Form des<br />

Abtrags.“ Das Schiff wird dafür staubfest in eine Plastikplane eingepackt,<br />

nach dem Strahlen wird der Rumpf bei 40 Grad getrocknet,<br />

dann kommen Epoxid-Schichten und Antifouling wie bei der<br />

Prävention einer neuen Yacht. Und wie bei allen Arbeiten, die auf der<br />

Werft am Unterwasserschiff vorgenommen werden, gibt es bei Wahl<br />

der entsprechenden Option die gleiche Garantie: fünf Jahre Ruhe.<br />

Je älter das Schiff ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

sich schon Feuchtigkeit in den Hohlräumen gesammelt hat. „Dann<br />

wird häufig eine intensive Überholung nötig sein, das stimmen wir<br />

mit dem Eigner im Rahmen eines ersten Probestrahlens ab“, erklärt<br />

der Spezialist, „ob das nötig ist, sagt uns die Erfahrung und die<br />

messbare Feuchte im Laminat.“<br />

In der Praxis wird dann mit einem gröberen Strahlmittel, das in<br />

der Lage ist, die kleinen Hohlräume zwischen Gelcoat und Laminat<br />

zu öffnen, gestrahlt. Anschließend werden die Hohlräume bei<br />

40 Grad entfeuchtet, mit Harz versiegelt und der übliche Schichtaufbau<br />

beginnt. „In der Regel lohnt sich das auch beim Kauf eines<br />

gebrauchten Schiffes immer“, sagt Wrede, „man kann das ja in den<br />

Kaufpreis gleich mit einberechnen.“<br />

die werft<br />

Neben ihrem Hauptsitz in Wedel bei Hamburg hat Peter<br />

Wrede Yachtlackierung drei weitere Standorte entlang der Ostseeküste.<br />

Eigner können ihre Schiffe auch in Kappeln an der<br />

Schlei, in Neustadt oder in Greifswald behandeln lassen.<br />

Peter Wrede Yachtrefit<br />

Deichstraße 29, 22880 Wedel<br />

yachtlackierung.de<br />

Die aufwendigste Behandlung wird schließlich fällig, wenn das<br />

Schiff von Osmose befallen ist, also sich das Polyesterharz durch<br />

das eingedrungene Wasser zu zersetzen beginnt. Dann wird das<br />

Gelcoat und geschädigtes Laminat durch intensives Strahlen abgetragen,<br />

das Laminat wiederum entfeuchtet, zwei Lagen neues<br />

Laminat aufgetragen und eine dickschichtige Gelcoatbeschichtung<br />

durchgeführt. „Danach kommen die üblichen Epoxid- und<br />

Antifoulingschichten“, sagt Wrede. „Das Schiff können Sie danach<br />

nicht mehr von einem neuen unterscheiden – und von der Substanz<br />

ist es dann besser als neu.“<br />

Im Angesicht eines makellosen Unterwasserschiffs leuchten Peter<br />

Wredes Augen: „Das ist immer mein Traum gewesen – das Beste zu<br />

machen, die ideale Unterwasserbeschichtung!“ Gut, dass es diesen<br />

Mann gibt, denn das können sonst bestimmt nur sehr wenige<br />

Menschen von sich behaupten.<br />

Kosten<br />

Vier verschiedene Arten der Unterwasserschiffbehandlung sind<br />

möglich (Preise am Beispiel einer Zehn-Meter-<strong>Segel</strong>yacht mit GfK-<br />

Kurzkiel):<br />

1. Prävention (bei einer neuen Yacht): Anschleifen, 6 Spritzgänge<br />

Epoxid, 2 mal 3 Spritzgänge Antifouling; ca. 3.273 Euro<br />

2. Überholung (bei einer gebrauchten Yacht): Entfernen der<br />

alten Beschichtung (Primer/Antifoulings), Trocknen bei 40 Grad,<br />

Beschichtung wie oben; ca. 4.522 Euro<br />

3. Intensive Überholung (bei einer gebrauchten Yacht):<br />

Entfernen der alten Beschichtung (Primer/Antifouling), Öffnen der<br />

Hohlräume, Trocknen bei 40 Grad, Spachteln, Beschichtung wie<br />

oben; ca. 6.426 Euro<br />

4. Sanierung (bei einer gebrauchten Yacht): Entfernen der alten<br />

Beschichtung, des Gelcoats und des geschädigten Laminats,<br />

Trocknen bei 40 Grad, Laminieren, Gelcoatbeschichtung, Beschichtung<br />

Epoxid+Antifouling; ca. 9.163 Euro<br />

32<br />

<strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


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november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

33


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34 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


travel<br />

Foto: Detlef Jens<br />

highlights für segler und charterer 36 – 37<br />

martinique Frankreichs karibische Perle 38 – 43<br />

Kroatien Der Charme Istriens im Winter 44 – 49<br />

where to start... kanaren, von der sonne verwöhnt 50 – 51<br />

panzer segelt... auf dem rursee 54 – 59<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal 35


travelhighlights<br />

Braut<br />

an Bord<br />

Der 12.12.2012 ist als Hochzeitstermin<br />

etwas kurzfristig, aber Heiraten<br />

in der Karibik steht hoch im Kurs.<br />

Wer als Trauzeugen Stachelrochen<br />

oder Schildkröten mag, ist auf den<br />

Kaimaninseln richtig. Der legendäre<br />

Tortuga Rum Cake wird dort<br />

zum Hochzeitskuchen umfunktioniert<br />

und nach der Trauung auf einem<br />

Katamaran kann man an Land feiern<br />

und dann in die Flitterwochen<br />

segeln. caymanislands.ky. Auch<br />

auf St. Vincent kann man auf dem<br />

Schiff heiraten – im Buccament Bay<br />

Resort: Zur Trauung geht's samt<br />

Pfarrer an Bord. Danach gibt es Torte<br />

und Champagner für die Gäste.<br />

buccamentbay.com<br />

Bond auf Reisen<br />

Zukunft im Blick<br />

Sie sind weit weg und ein Traumziel im Südpazifik. Jetzt besitzen<br />

die Cookinseln das größte Meeresschutzgebiet der Welt: Neben<br />

dem „Cook Islands Whale Sanctuary“ soll eine neue Schutzzone<br />

mit einer Fläche von gut einer Million Quadratkilometern helfen,<br />

das Öko-System zu erhalten. Es geht um den Ozean, aber auch<br />

darum, den Insel-Kindern eine lebenswerte Zukunft zu sichern.<br />

Prominenteste Verfechterin des Umwelt- und Meeresschutzes auf<br />

den Cookinseln ist die bekannte Walforscherin und Meeresbiologin<br />

Nan Hauser (whaleresearch.org), die über Buckelwale forscht.<br />

cookislands.travel<br />

Dhaus sind die traditionellen Segler des Indischen Ozeans.<br />

Sie sind Lastschiffe und Verkehrsmittel – und auf Vamizi Island<br />

vor Mosambik sind sie einfach zum Vergnügen da. Man<br />

kann mit ihnen cruisen und die Weite des Ozeans genießen,<br />

ohne das Eiland aus dem Blick zu verlieren. Das ist ein außergewöhnliches<br />

Refugium und eine Reise dorthin –<br />

nun ja, die macht man nicht allein wegen der Daus.<br />

Tom Hanks war da, James Bond alias Daniel<br />

Craig war da, man braucht also Selbstbewusstsein,<br />

um sich auf die Gästeliste zu<br />

setzen. Und etwas Kleingeld. Aber es<br />

ist ja bald Weihnachten.<br />

vamizi.com<br />

36 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Schlafen am Hafen<br />

Für die australischen Whitsundays nahe dem Great Barrier Reef ist jetzt <strong>Segel</strong>saison –<br />

und wer vor oder nach dem <strong>Segel</strong>törn durch die Inselwelt noch bleiben will, findet im<br />

neu designten Coral Sea Resort direkt an Yachthafen und Ozean ein Zuhause auf Zeit. Das Hotel<br />

ist ganz auf Meer und Schifffahrt bezogen, mit maritimen Möbeln eingerichtet, die auch in einer<br />

Kapitänskajüte stehen könnten, und dazu in frischen Blau- und Rottönen gehalten. Auch das „Clipper“-Restaurant erinnert<br />

an die große <strong>Segel</strong>tradition in den Whitsundays – den Blick aufs Meer gibt's als Zugabe. CoralSeaResort.com<br />

Fotos: Anbieter<br />

one-way-törn<br />

für abenteurer<br />

Nur hin und nicht wieder zurück führt Anfang des Jahres<br />

(16. bis 23. Februar) die Charterweek Canary Islands<br />

des Anbieters SO LONG Yachting. Ausgangshafen ist auf<br />

Fuerteventura, von dort aus führt der Törn über Gran Canaria,<br />

El Hierro und La Gomera bis Teneriffa. Für schnelles<br />

<strong>Segel</strong>n sorgt dabei der Passat, der die Yachten verlässlich<br />

auf Raumschots- bis Halbe-Wind-Kursen ihrem Ziel entgegenpustet.<br />

Da sind Tagesetmale von 50 bis 70 Seemeilen<br />

kein Problem. Teilnehmen an der Charterweek 2013 können<br />

sowohl komplette Crews als auch Einzelkämpfer, das<br />

passende Boot ist schnell gefunden: so-long-yachting.de<br />

Andamanensee –<br />

gegen den November-Blues<br />

Wer in den nächsten Wochen und Monaten dem morgendlichen<br />

Schneeschippen, Sandstreuen und Dauerheizen<br />

entgehen möchte, braucht nur gen Osten zu<br />

fliegen und dann in See zu stechen. Die im östlichen Indischen<br />

Ozean gelegene Andamanensee mit ihren kleinen<br />

Inselchen, dem smaragdgrünen Meer, schillernden<br />

Korallenriffen und futuristisch karstigen Felsentürmen<br />

bietet eine sonnige Alternative zum Winterfrust. Interessant<br />

auch für Segler, die nur eine einzelne Koje und<br />

nicht ein ganzes Schiff buchen möchten. Windbeutel-<br />

Reisen bietet auf einem Katamaran vom Typ Lagoon<br />

380 die passenden Mitsegelgelegenheiten für Winterflüchtlinge<br />

an: windbeutel-reisen.de.<br />

Türkei für<br />

Schnellsegler<br />

Luxuscharter<br />

mit gutem Kaffee<br />

Hi George, machst Du mir einen Kaffee? Ob Testimonial<br />

George Clooney (das ist das neudeutsche Wort<br />

für den gut dotierten Job als Markenbotschafter) auf<br />

der Hanse 495 die Nespresso-Maschine persönlich<br />

bedient, können wir nicht garantieren. Doch zur<br />

Grundausstattung der<br />

edlen Charteryacht gehören<br />

neben der Nespresso-Maschine<br />

eine<br />

Klimaanlage, CD- und<br />

DVD-Player, elektrische<br />

Toiletten und ein<br />

klassisches Teakdeck<br />

für besonders stilvolles<br />

<strong>Segel</strong>ambiente. Angeboten<br />

wird die noble<br />

Hanse in der kommenden<br />

Saison von Master<br />

Yachting ab Marmaris,<br />

Bodrum oder Fethiye.<br />

master-yachting.de<br />

Herbstzeit heißt Regattazeit, zumindest<br />

im Mittelmeer. Im Golf<br />

von Göcek fällt am 7. November<br />

der Startschuss zur Autumn Regatta<br />

des Göcek Yacht Clubs. Mehr<br />

als hundert Yachten nehmen an<br />

dem Event teil, die Charterflotte<br />

von EGG Yachting Göcek startet<br />

in einer eigenen Klasse. Scansail<br />

bietet seinen Regattacharterern<br />

mit Ziel Göcek gleich mehrfachen<br />

Rabatt für das Event: scansail.de.<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

37


travel I martinique<br />

Joséphines Insel<br />

Martinique, die Insel der Blumen, des Rums und<br />

der Yoles Rondes, ist ein kleines, exotisches<br />

Stück Frankreich in der Karibik. Und ein tolles<br />

<strong>Segel</strong>revier. Text/ fotos detlef jens<br />

38 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Martinique<br />

südamerika<br />

Die Catana in der Grande<br />

Anse d’Arlet: das perfekte,<br />

auch noch extrem gut<br />

segelnde Feriendomizil<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

39


Viele Besucher empfinden<br />

die karibische, die Leeseite<br />

der Insel als typischer für das Revier<br />

Am dunklen Strand von Saint-Pierre, unterhalb des in den Wolken steckenden Mont Pelé<br />

(oben). Der markante Felsen Rocher du Diamant (unten) war einst hart umkämpft. Die Kirche<br />

von Sainte-Anne ist das Erste, was man sieht, wenn man an Land kommt (rechts)<br />

40 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Typischer und den europäischen Erwartungen an einen Karibiktörn<br />

entsprechend ist vielleicht die karibische Leeseite der Insel. Sainttravel<br />

I martinique<br />

Tiefblaue See unter einem knallblauen Himmel, weiße Wattetupfer<br />

als Wolken oben, weiße Schaumkronen als Gischt hier<br />

unten. Aus der weitläufigen Bucht von Fort-de-France pfeift<br />

es ordentlich heraus. Ein Tag wie ein Jubelschrei. Fliegende Fische<br />

sausen zwischen den hohen Wellenkämmen durch die Luft, unser<br />

Katamaran macht am Wind, doch mit einem kleinen Schrick in den<br />

Schoten, unter gerefftem Großsegel und kleiner Fock um die zehn<br />

Knoten Fahrt durchs Wasser. Zwischen und hinter den Rümpfen<br />

schäumt und zischt es gewaltig, die größeren Kinder sitzen, angeleint<br />

und mit Schwimmweste, auf dem Luvbug und genießen die<br />

erfrischenden Duschen mit Hurrageschrei, die ihnen die überkommenden<br />

Seen immer wieder bescheren.<br />

Besser kann <strong>Segel</strong>n kaum werden, vor allem als Familienurlaubstörn<br />

mit drei Erwachsenen und vier kleinen Kindern. Doch nach etwa<br />

einer Stunde haben wir die Bucht passiert und kommen allmählich<br />

wieder in ruhigeres Wasser, in Lee des dort höheren Landes, wo wir<br />

schon bald in der Bucht von<br />

Grande Anse d’Arlet ankern.<br />

Martinique! Insel der Blumen,<br />

des Rums und der Yoles Rondes.<br />

Die Blumen wuchern im<br />

tropischen Klima fast überall,<br />

die Luft an Land ist süß<br />

und schwer vom Duft der<br />

Pflanzen, doch am schönsten<br />

ist der tropische Prachtgarten<br />

Jardin de Balata an der Nationalstraße<br />

3, etwas nördlich<br />

von Fort-de-France.<br />

Der Rum ist eine Spezialität<br />

der Insel, delikat und überhaupt<br />

nicht zu vergleichen<br />

mit den billigen Verschnitten aus Jamaika. Die Franzosen haben<br />

ihrem „Rhum“ aus Martinique sogar das Siegel des „Appellation<br />

d’origine contrôlée“ verliehen, das sonst nur französischen Weinen<br />

und Käse von solider Qualität und einem kontrollierten Ursprung<br />

vorbehalten ist. Die Destillerien liegen verstreut über die ganze<br />

Insel; die meisten davon kann man besichtigen und vor Ort die<br />

hochprozentigen Produkte verkosten. Im Norden befindet sich bei<br />

Sainte-Marie die Destillerie St-James mit dem Musée du Rhum, einer<br />

zusätzlichen Attraktion. An der Ostküste bei Le François kann man<br />

die Domaine de l‘Acajou aus dem 18. Jahrhundert besichtigen und<br />

den hier hergestellten Rhum Clément probieren. Weitere Destillen<br />

sind Bally, Depaz, Dillon, JM Crassous de Medeuil, La Mauny, Neisson<br />

und Trois Rivières.<br />

Die Yoles Rondes schließlich sind sozusagen die „Nachfahren“ der Einbäume<br />

der ursprünglich auf Martinique lebenden Arawak-Indianer.<br />

Einst waren es Fischerboote, heute werden in ihnen heiße Regatten<br />

gesegelt. Unter dem Gejohle der Zuschauer werden die schmalen,<br />

doch mehr als neun Meter langen Jollen mit kräftigen Holzstangen<br />

ins Wasser geschoben, der Steuermann hält sich an sein Paddel, zwei<br />

Männer im Boot holen die Schot dicht, die anderen turnen herein,<br />

schieben die Stäbe in ihre Halterungen und klammern sich außenbords<br />

daran fest. Der Balanceakt kann beginnen, die Boote werden<br />

im frischen Passatwind schneller und halten aus der Bucht hinaus<br />

auf die Karibische See. Schäumende Gischt auf tiefblauem Wasser,<br />

dicht an dicht segeln die offenen Jollen mit ihren riesigen, fast quadratischen<br />

und knallbunten Spritsegeln, schmal und kippelig und<br />

verdammt schnell; wer auf dem Kurs nicht kentert, hat schon halb<br />

gewonnen. Ein Zuschauerspektakel, im lokalen Fernsehen übertragen,<br />

in der Presse gefeiert und hoch gesponsert von Inselfirmen. Die<br />

Regatten dieser Boote finden im Sommer statt und sind Ereignisse,<br />

die von den Martiniquais leidenschaftlich gefeiert werden; die erfolgreichen<br />

Steuerleute werden auf ihrer Insel als Stars verehrt.<br />

Übrigens ist der Sommer, genauer der Frühsommer, eine wunderbare<br />

Reisezeit, um Martinique zu entdecken. Die Regenzeit setzt erst<br />

ab Juli oder August ein; die Hauptsaison vor allem für europäische<br />

Besucher beginnt am Ende dieser Regenzeit im Dezember und<br />

dauert bis etwa März oder April. Doch danach leeren sich Buchten<br />

und Strände, die im Winter schon einmal stark frequentiert sein können.<br />

Als Touristen besuchen dann vor allem Franzosen die Insel,<br />

regelmäßige Besucher, die sich gut auskennen und hier nicht selten<br />

eine Yacht oder ein Ferienhaus<br />

haben.<br />

Um alle Reize Martiniques<br />

auch nur ansatzweise zu<br />

genießen, muss man sich<br />

tatsächlich auskennen. Viele<br />

Chartersegler segeln vom<br />

Hafen Le Marin im Süden<br />

der Insel aus gleich hinüber<br />

nach St. Lucia und weiter bis<br />

St. Vincent und den Grenadinen.<br />

Das ist ein schöner<br />

Törn, doch lassen sie dabei<br />

eine Insel in ihrem Kielwasser<br />

zurück, die selbst ein<br />

vielseitiges Revier bietet, mit<br />

genügend Optionen für einen ein- oder auch zweiwöchigen Törn.<br />

Martinique ist die einzige Insel der südlichen Karibik, die auch auf<br />

der dem Atlantik zugewandten Luvseite gut zu besegeln ist. Ausgedehnte<br />

Riffe, Inseln und Buchten bilden hier ein <strong>Segel</strong>gebiet,<br />

das sich mit einiger Vorsicht und etwas Erfahrung in der Riffnavigation<br />

vorzüglich erforschen lässt.<br />

Die Halbinsel „La Presqu’île de la Caravelle“ ragt weit nach Nordosten<br />

in den Atlantik hinaus, dort befindet sich ein Naturschutzgebiet,<br />

in dessen Buchten man jedoch auch ankern kann, in scheinbar<br />

unberührter Natur und oftmals auch ziemlich einsam. Das Gefühl,<br />

hier etwas entrückt zu sein, wird noch unterstrichen von der Ruine<br />

eines alten Forts an Land, des Château Dubuc. Auf dem Weg<br />

dorthin liegen, von Süden kommend, eine Reihe schöner Buchten<br />

– der Naturhafen von Le Robert beispielsweise mit seinen sieben<br />

Inseln hinter der schützenden Sandbank Loup Garou. Auch Le François<br />

ist eine aktive kleine Stadt, ganz im Gegensatz zum kleinen<br />

verschlafenen Hafen – na ja, es gibt dort eine durch zwei Tonnen<br />

bezeichnete Ansteuerung durch das Riff und in der Bucht eine Mole,<br />

an der man tagsüber anlegen kann – von La Trinité im Norden der<br />

Halbinsel. Insgesamt eine etwas andere, vielleicht exotischere Küste<br />

als die üblichen Ankerbuchten in Lee der Antilleninseln.<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

41


travel I martinique<br />

Pierre im Norden ist sehenswert, auch wenn der Ankerplatz davor<br />

vor allem im Winter und vor allem für Monos zuweilen sehr rollig<br />

ist. Von hier aus bietet sich ein Landausflug zum Mont Pelé an, dem<br />

Vulkan, der die frühere Hauptstadt der Insel bei einem Ausbruch im<br />

Jahre 1902 buchstäblich in Schutt und Asche gelegt hat. Der Vulkan<br />

ist nicht mehr aktiv, aber umgeben von wunderschönem, üppigem<br />

Regenwald.<br />

Auf dem Weg zurück nach Le Marin, dem großen Naturhafen, in dem<br />

alle Charteryachten stationiert sind, segeln wir am Rocher du Diamant<br />

vorbei. Der schroffe und zerklüftete Basaltfelsen, der nur gut<br />

eine Seemeile vor der Südküste von Martinique immerhin 175 Meter<br />

hoch aus dem Meer ragt, ist nicht nur eine unverwechselbare Landmarke<br />

und einer der besten Tauchspots der Insel, sondern historisch<br />

gesehen auch wie kein anderer Fleck Symbol der britisch-französischen<br />

Kämpfe um Martinique. 1804 schaffte es ein Trupp britischer<br />

Seesoldaten und Seeleute, den Felsen zu besetzen und sogar zu<br />

die yacht<br />

Wir segelten eine Catana 47 Carbon Infusion, gechartert über My<br />

Charter in Zürich (mycharter.ch). Die Beratung und Betreuung durch<br />

die Agentur war vorbildlich, sehr freundlich und vor allem fundiert<br />

und hilfreich und ging weit über die eigentliche Buchung hinaus.<br />

Der Kundenservice von My Charter geht sogar so weit, dass den Seglern,<br />

die gerade unterwegs sind, eventuelle Unwetterwarnungen für<br />

ihr Ferienrevier per SMS auf ihre Handys geschickt werden – nur für<br />

den Fall, dass sie selbst vor Ort vielleicht keinen Wetterbericht empfangen<br />

können.<br />

martinique<br />

allgemeines Martinique liegt in der Mitte des Bogens der Antilleninseln<br />

an der Grenze von Atlantik zu Karibischer See, zwischen<br />

Dominica im Norden und St. Lucia im Süden, die Ansteuerung ist 14°<br />

40’ N und 61° W. Die Insel ist gut 1.000 Quadratkilometer groß, etwa<br />

73 Kilometer lang und 39 Kilometer breit. Es wohnen hier etwa<br />

400.000 Menschen (100.000 davon in der Hauptstadt Fort-de-France),<br />

hauptsächlich Schwarze, aber auch Mulatten und „Békés“, wie hier<br />

die weißen Kreolen genannt werden, die von den ersten Siedlern<br />

abstammen. Sprachen sind Französisch und Kreolisch. Martinique ist<br />

ein Überseedépartement von Frankreich und Teil der EU.<br />

klima und reisezeit Es herrscht ein maritimes tropisches Klima<br />

mit gemäßigten Temperaturen und einem beständigen Passatwind.<br />

Mitte November bis Ende Juni ist die trockene Zeit (und beliebteste<br />

Reisezeit), Juli bis November gilt als Regenzeit mit teils häufigen und<br />

heftigen Schauern. Der Passat ist dann auch schwächer und unbeständiger;<br />

Hurrikane sind zwar sehr selten, aber möglich. Die Durchschnittstemperaturen<br />

tagsüber schwanken rund ums Jahr nur minimal<br />

und liegen um 30 Grad.<br />

Anreise Von Südeuropa aus zu den Kanaren und dann im Passat<br />

auf eigenem Kiel; gut 3.000 Seemeilen von Las Palmas westwärts.<br />

Schneller, wenn auch nicht unbedingt angenehmer, geht es per<br />

Flugzeug – es gibt viele Flugverbindungen von Europa nach Fortde-France,<br />

die meisten davon mit Air France über Paris. Der Flug ab<br />

Paris dauert rund sieben Stunden.<br />

einer kleinen Batterie auszubauen. Fast unvorstellbar für jeden, der<br />

heute am Diamond Rock vorbeisegelt; gibt es doch keinen wirklich<br />

geeigneten Landeplatz, keine auch nur ansatzweise geschützte<br />

Anlegestelle. An einem der seltenen windarmen und ruhigen Tage<br />

hatten die Briten, unter dem Kommando von Kommodore Samuel<br />

Hood, es tatsächlich geschafft, Menschen, Proviant, Wasser und<br />

schwere Kanonen samt Munition in einer ebenso mühevollen wie<br />

waghalsigen Aktion auf den Felsen zu bringen – mit den <strong>Segel</strong>schiffen<br />

des 18. und 19. Jahrhunderts und schwerfälligen Ruderbooten, in<br />

denen sie das Material von Bord der Schiffe aus zum Felsen brachten<br />

und dort an langen Taljen in die Höhe hievten.<br />

Ganze 17 Monate lang hockten die Engländer auf dem Felsen und<br />

behinderten mit ihren Kanonen den Schiffsverkehr nach Martinique<br />

zum Teil empfindlich – wer, von Süden kommend, um den Kanonen<br />

auszuweichen, zu weit nach See hinaus hielt, kam meist nicht<br />

mehr oder nur sehr mühevoll gegen den Passatwind in die Bucht<br />

von Fort-de-France hinein gekreuzt. Bis zu 120 Männer waren auf<br />

dem Felsen stationiert. Geschlafen wurde in Höhlen, Regenwasser<br />

in Zisternen gesammelt und der Proviant, der von Schiffen aus<br />

mit Leinen und Taljen auf den Felsen gebracht wurde, durch einige<br />

Ziegen und Hühner ergänzt, die sich von der mageren Vegetation<br />

nur so gerade eben ernähren konnten. Doch eines Nachts, als die<br />

britische Besatzung der Batterie größtenteils schlief, kam ein Trupp<br />

französischer Seeleute in zwei großen Ruderbooten längsseits und<br />

eroberte den Felsen für Napoleon zurück. Dieser war übrigens eng<br />

mit Martinique verbunden, obwohl er die Insel selbst nie besuchte.<br />

In der Pariser Gesellschaft lernte er, als junger und arbeitsloser General,<br />

eine gewisse Joséphine kennen. Hals über Kopf verliebte er<br />

sich mit einer an Wahnsinn grenzenden Leidenschaft in die auf<br />

Martinique als Tochter eines Plantagenbesitzers geborene Schönheit<br />

und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Mit ihren<br />

gesellschaftlichen Verbindungen soll sie es gewesen sein, die dem<br />

kleinen Korsen den ganz großen Aufstieg erst ermöglicht haben<br />

soll, später machte er sie dafür zur Kaiserin. Noch später allerdings<br />

ließen Kaiser und Kaiserin sich scheiden, weil die feurige Joséphine<br />

die lange Abwesenheit ihres Gatten während seiner Feldzüge nicht<br />

ohne amouröse Zerstreuung mit anderen Männern aushielt.<br />

Ihren Geburtsort in Trois-Îlets an der Bucht von Fort-de-France kann<br />

man besuchen und in der Bucht vor dem Ort ankern. Dicht dabei ist<br />

auch die Marina Pointe du Bout, von wo aus man mit einer kleinen<br />

Fähre hinüber nach Fort-de-France fahren kann, um die Stadt zu<br />

erkunden. Die quirlige, zum Teil noch sehr ursprüngliche Hauptstadt,<br />

bietet alles, was man sich von einem großen Zentrum verspricht.<br />

Volle Straßen und gekühlte Einkaufszentren, die helfen eher<br />

unwahrscheinliches Heimweh nach Europa zu lindern, inklusive.<br />

Gegen das herbstliche Fernweh diesseits des Ozeans hilft dagegen<br />

ein kräftiger Ti Punch, allerdings nur mit echtem Martinique-Rum. Der<br />

Ti Punch ist das „Nationalgetränk“ Martiniques und besteht aus einem<br />

Teil Zuckerrohrsirup, zwei Teilen Rhum Blanc oder Vieux und einer<br />

kleinen Limonenscheibe. Authentisch wird er in der Hitze eines tropischen<br />

Abends in Umgebungstemperatur getrunken, nur Schwächlinge<br />

kippen reichlich gestoßenes Eis hinein und hoffen insgeheim<br />

auf eine verdünnende Wirkung. Zurück in Europa, mixen wir den Ti<br />

Punch mit dem mitgebrachten Martinique-Rum, trinken ihn mutig<br />

ohne Eis und hoffen insgeheim auf eine magische Wirkung, die uns<br />

auf Joséphines wunderbare Blumeninsel zurückzaubert…<br />

42 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Bücher für<br />

Luv und Lee<br />

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INTERESSANT!<br />

Der lange und feine Sandstrand von Sainte-Anne<br />

zählt zu den schönsten der Insel. Da darf auch die<br />

„paradiesische“ Strandbar (unten) nicht fehlen…<br />

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travel I kroatien im winter<br />

Kroatien<br />

Vrsar<br />

Rovinj<br />

Limski-Fjord<br />

Nationalpark<br />

Brijuni<br />

Pula<br />

Veruda<br />

44 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Sonne, Eiskristalle<br />

und ein Hauch von<br />

Weihnachten<br />

In Istrien ist auch im Winter Saison. Wer hier im Dezember<br />

chartert, lernt die kroatische Küste von einer rauen,<br />

abwechslungsreichen Seite kennen und wird mit dem stillen<br />

Charme der Nachsaison in sonst quirligen Touristenzentren belohnt.<br />

Text/ fotos silke springer<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

45


travel I kroatien im winter<br />

Wohltuende Leere: an der Promenade von Rovinj (oben), in Vrsar, wo die Restaurant-<br />

Katze in der Wintersonne döst, oder beim Bummel entlang des Kolosseums von Pula<br />

Das Mittelmeer dampft. Innerhalb von nur zwei Stunden<br />

ist die Lufttemperatur von zwölf Grad plus auf unter<br />

null gefallen. Während wir warm und trocken bei einem<br />

leckeren Abendessen im Restaurant sitzen, zieht ein Gewitter<br />

über die Südspitze Istriens hinweg, mit ein, zwei Blitzen und<br />

einer mächtigen Kaltfront im Gepäck.<br />

Sie verwandelt die Spätherbstidylle, die mittags noch angenehm<br />

warme Sonnenstrahlen auf unsere gecharterte Sunbeam<br />

36.1 herabgeschickt hatte, in ein kleines Wintermärchen. Jetzt<br />

haben wir Eis an Deck und staunen. Über den plötzlichen Wintereinbruch,<br />

vor allem aber über das einmalige Naturschauspiel,<br />

das sich uns bietet: Zwischen den vielen hundert Yachten, die<br />

sich im Hafenbecken von Veruda auf den Winterschlaf vorbereiten,<br />

steigen Nebelschwaden senkrecht in den Nachthimmel<br />

auf. An diesem 17. Dezember ist das Wasser noch 14 Grad warm,<br />

die Luft aber schlagartig auf minus zwei Grad heruntergekühlt.<br />

Nach nur einer Stunde Eiszeit ist das Teakdeck der Yacht mit einer<br />

dünnen Kristallschicht überzogen, nach drei Stunden sieht<br />

es aus, als hätte es geschneit.<br />

Am nächsten Morgen dampft das Mittelmeer noch immer. Erst<br />

die Mittagssonne, die wieder erstaunlich kraftvoll scheint, beendet<br />

den Spuk. Wir reisen ab, allerdings nicht, weil uns der Winter<br />

vertrieben hat, sondern weil unser Urlaub zu Ende ist.<br />

Als wir diesen Törn planten und im Freundeskreis davon erzählten,<br />

im Winter in Kroatien zu segeln, lief manchem ein kalter<br />

Schauer angesichts der zu erwartenden tiefen Temperaturen<br />

über den Rücken. Denn auch an der kroatischen Küste gibt<br />

es Winter, jedenfalls im Dezember. Es sei denn, man hat Glück<br />

und der Herbst kann der frostigen Jahreszeit noch ein bisschen<br />

trotzen. Darauf haben wir natürlich gesetzt – und verloren.<br />

Wir haben in einer Woche die ganze Wetterklaviatur aus Regen,<br />

Sonne, Wärme und Kälte erlebt. Und ganz viel Entspannung.<br />

Die Tage sind kurz, es wird früh dunkel, unsere Etappenziele<br />

werden darauf abgestimmt. Gegen die frostigen Temperaturen<br />

drehen wir die sehr gut funktionierende Heizung an Bord höher,<br />

ein Luxus für eine 36 Fuß große Charteryacht im Mittelmeer.<br />

Der Warmluft-Auslass für die Achterkabine befindet sich am<br />

Fußende der Doppelkoje, so dass selbst bei nächtlichen Minusgraden<br />

meine Füße unter der Bettdecke schön warm bleiben.<br />

Während des Frühstücks, das mit Brötchen und Kuchen vom<br />

örtlichen Bäcker reich bestückt ist, lauschen wir dem Wetterbericht.<br />

Ausgerechnet in unserer Urlaubswoche jagt ein Tief das<br />

nächste. Dazwischen gibt es allerdings Lücken, die groß genug<br />

sind, um komfortabel zum nächsten Ort zu reisen. Je nach Windrichtung<br />

und -stärke suchen wir einen neuen Hafen aus, mal<br />

liegt er 25 Meilen entfernt, mal auch nur zehn.<br />

Von Veruda aus, wo wir am 11. Dezember bei Pitter Yachtcharter<br />

unsere Sunbeam übernehmen, segeln wir am ersten Tag mit<br />

leichtem Schiebewind nach Rovinj. Dort wollen wir im Stadthafen<br />

festmachen, doch leider sind alle Plätze belegt. Also tuckern wir un-<br />

46 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


ter Maschine in die ACI-Marina, in der wir von einem Kroatien-Kenner lassen sich nicht irritieren, denn sie<br />

freundlichen Hafenbediensteten in eine ziemlich wissen, dass der nur wenige Meilen nördlich gelegene<br />

enge Parklücke eingewiesen werden. Mit dem Heck Limski-Kanal auch Limfjord oder Limski-Fjord genannt<br />

voran, versteht sich.<br />

wird. Dieser natürliche Meeresarm, der vormals die<br />

LESERBRIEFE<br />

Gebiete von Pula und Poreč trennte, wurde bereits im<br />

Erstaunlich, aber alle Marinas oder Stadthäfen, die Altertum nach seiner Funktion benannt. Das lateinische<br />

Wort Limes der heißt Redaktion: nichts anderes Lieber als Grenze. Herr Gern<br />

Montagsprodukt<br />

wir auf diesem Dezembertörn anlaufen, sind be-Anmerkunwirtschaftet. 8/2012 Von unterzog Winterpause Gerald keine Sinschek Spur – obwohl Wundram, wird behauptet, auch dass uns in ist dieser dieses fotogenen kleine, Fjordland-<br />

aber<br />

In Ausgabe<br />

die gängigsten außer uns Seestiefel kaum jemand einen unterwegs Härtetest ist. Weder und Tou-wichtigristen eine noch nasse Einheimische. Überraschung Die sitzen lieber in den fallen. falsch. Hinnerk Gedreht wurde Weiler hier hat vor uns über aber 50 Jahren glaubhaft der Film<br />

schaft Winnetou-Filme Detail erst nach gedreht Drucklegung wurden, doch aufge-<br />

das ist<br />

erlebte<br />

kleinen Restaurants oder Cafés vor der Tür und lassen<br />

versichert,<br />

„Die Wikinger“,<br />

die<br />

mit<br />

Abdeckung<br />

Kirk Douglas,<br />

sei<br />

Tony<br />

dem<br />

Curtis<br />

langsamen<br />

und Ernest<br />

Langfahrt-Verschleiß<br />

sich ihren Kaffee oder ein Viertele lokalen Rotwein Borgnine in den Hauptrollen.<br />

und keinem<br />

Auch die Höhle<br />

missglückten<br />

Anleger zum Opfer gefallen.<br />

am Ende<br />

schmecken.<br />

des Kanals, die als Winnetou-Grotte vermarktet wird,<br />

hat nichts mit dem tapferen Romanhelden zu tun. Etliche<br />

Karl-May-Filme wurden zwar in Kroatien gedreht,<br />

Preisdifferenzen<br />

Wie die meisten Hafenstädte Istriens ist auch Rovinjs<br />

In Heft 8/2012 listeten wir Dauer- und Gastliegegebühren<br />

Stadtkern uralt. Schon die Römer haben hier gelebt aber keiner im<br />

der<br />

oder<br />

größten<br />

am Limski-Fjord.<br />

italienischen und<br />

und deutliche Spuren hinterlassen. Eindrucksvollste<br />

Zeugnisse ihrer hochwertigen Baukunst sind die Ich Einen muss Besuch leider wert feststellen, ist der Kanal dass trotzdem, ich schon allein schon<br />

kroatischen Häfen auf<br />

dicken Pflastersteine, die Jahrtausende überstanden nach wegen kurzer seiner Sichtung Naturschönheit. etliche Das falsche Wasser oder ist glasklar,<br />

haben. Wer auf den holperigen Stufen zur Kirche der ungenaue die Bergwände Informationen zu beiden Seiten gefunden sind dicht habe: bewaldet, Die<br />

Heiligen Euphemia hochkraxelt, kann sich eine Fuß-Internetseitmassage sparen. Ebenso das Fitness-Studio. gibt Einfahrt einen in Tagespreis den Kanal genießen von 80 wir Euro ein laues für Boote Lüftchen,<br />

und nicht selten von Portoferraio schauen Delphine beispielsweise<br />

vorbei. Bei der<br />

Ich habe mir den Sebago Marine Squall im bis das zwölf uns platt Meter vor an dem (Sie Laken geben hineinweht, 11,86 und Meter warmen<br />

Jahr 2010 Anders gekauft. als in Deutschland Er ist das Beste, führen was die Gassen ich nicht an). Sonnenschein. In der Saison <strong>Segel</strong>n werden im T-Shirt alle – genau Plätze so auf hatten der wir<br />

jemals in an moderat meinem gewundenen Fuß gehabt Serpentinen habe, und zwar den Berg Nordseite uns unseren des Kurz-vor-Weihnachten-Urlaub Stadthafens an Gäste vergeben, erträumt.<br />

sowohl hinauf, was das sondern Fuß-Klima direkt. Oben als auch angekommen die Dichtigkeit<br />

man betrifft für die – bei Mühsal warmem mit einem sowie grandiosen kaltem, Ausblick natürlich Doch schon nicht am fair, nächsten diese Tag Fehlerquote ist der Himmel auf wolken-<br />

die<br />

wird also weit mehr als die genannten 24. Es wäre<br />

nassem auf Wetter! den halbmondförmigen Und das gilt sogar Naturhafen auch im und seine gesamte verhangen. Liste Es hochzurechnen. nieselt. Wir kürzen ab Aber und segeln die eine nach<br />

Vergleich vorgelagerte zu Ski- Insel oder Katarina Wanderstiefel. belohnt. Ein Ich wenig vermute<br />

somit,<br />

seltsam oder Vrsar andere anstelle Ungenauigkeit von Poreč. Eine ist gute sicher Entscheidung, auch für<br />

(zumindest<br />

dass<br />

für<br />

Sie<br />

Ostfür<br />

und<br />

Ihren<br />

Nordseesegler,<br />

Test wirklich<br />

die häufig in<br />

andere<br />

denn<br />

Reviere<br />

dieser Ort<br />

zu<br />

ist<br />

finden.<br />

wirklich nett. Sternförmig führen<br />

die schmalen Gassen zur Kirche hinauf, an deren<br />

ein Montagsprodukt erwischt haben.<br />

Peter Schütt, per E-Mail<br />

Dänemark unterwegs sind) muten die überdachten<br />

Burkhard Mücke, per E-Mail<br />

Ausflugsboote an, die verteilt über das innere Hafenbecken<br />

an Bojen hin- und herschwojen und auf schmiegen sich die mediterran bunt getünchten Häu-<br />

Turm gerade die Uhr repariert wird. Dicht gedrängelt<br />

Anmerkung der Redaktion: Preise und der<br />

Verräterische Laterne<br />

Liegeplatz-Anzahl wurden von einem segelngroßen<br />

Bannern Ausflüge in den Limfjord anpreisen. ser an den Hang. Für Straßen gibt es in diesem Teil der<br />

In Ausgabe 7/2012 erklärte Hinnerk Weiler,<br />

wie Anlegemanöver einhand ohne Stress<br />

funktionieren<br />

Mein lieber Hinnerk, Ich bin fasziniert von<br />

Jeder Ort hat seinen Berg. Eine<br />

Deinen Einhand-Anlegemanövern. Man sollte<br />

aber vielleicht vor den Fotos die Zweifarbenlaterne<br />

reparieren, sonst könnte der böswillige<br />

Leser noch auf die Idee kommen, die Anlegemanöver<br />

seien doch nicht so ohne.<br />

Dr. Udo Wundram, per E-Mail<br />

Mitarbeiter zunächst per E-Mail und, wenn<br />

keine Reaktion erfolgte (was in Italien bei 90<br />

Prozent der Fall war), telefonisch abgefragt.<br />

Die Angaben basieren also darauf, was man<br />

uns vor Ort sagte. Die Preislisten auf den<br />

Websites waren in etlichen Fällen veraltet.<br />

Allein aus Platzgründen haben wir uns bei der<br />

Auswahl der Marinas auf die wichtigsten und<br />

größten beschränkt. Dass dabei einige Ihres<br />

Erachtens wichtige Marinas nicht auftauchen,<br />

ist bedauerlich.<br />

Herausforderung, die mit spektakulären<br />

Aussichten belohnt wird.<br />

Redaktion segeln, Jahr Top Special Verlag, Troplowitzstr. 5, 22529 Hamburg, E-Mail: redaktion@segelnmagazin.de<br />

Die segeln-Redaktion behält sich vor, Leserbriefe sinngemäß zu kürzen.<br />

Fotos: Verena Hoffmann, Christophe Favreau<br />

www.segeln-magazin.de<br />

■ Trailerboot-Spezial Der<br />

aktuellen Ausgabe ist ein<br />

24-seitiges Extra zu Trailerbooten<br />

beigefügt. Wir haben die<br />

Sonderausgabe für Sie erweitert<br />

und geben eine Übersicht über<br />

Vercharterer, die auch kleine<br />

Boote im Angebot haben. Weiterhin<br />

legen wir Ihnen natürlich<br />

auch unser umfangreiches<br />

Bootsregister mit vielen Werftunterlagen<br />

nahe. Stöbern lohnt<br />

sich immer!<br />

■ Rätselhinweise Knobeln<br />

Sie noch an unserem großen<br />

Marinarätsel aus der letzten<br />

Ausgabe? Falls Ihnen noch<br />

letzte Hinweise für die richtigen<br />

Lösungen fehlen sollten,<br />

besuchen Sie doch unsere<br />

Website und werten Sie die<br />

Hinweise aus.<br />

Doch nicht kinderleicht? Hilfe für<br />

das Marinarätsel gibt es online<br />

9 / 2012 www.segelnmagazin.de 13<br />

Tepro GmbH & Co. KG<br />

GaLaBau Hanseboot: Boot, Halle Halle Nürnberg: B5 Halle Stand 11, 5 B, 12.09.2012 Stand C133D59<br />

C – 121<br />

15.09.2012 Halle: 4 Stand: 4-625<br />

Interboot hanseboot Friedrichshafen: Halle B 5,<br />

22.09.2012 Stand – 30.09.2012 C 133<br />

Halle: A3 Stand: 502


travel I kroatien im winter<br />

Zeit, sich zu besinnen: Die Fischer von Rovinj haben ihren<br />

Hafen wieder für sich. Auch in Vrsar (links) ist Stille<br />

eingekehrt. Nur noch wenige Tage bis Heiligabend<br />

Welt offenbar kein Gefälle-Limit. So wie der Berg gewachsen ist, so<br />

steil führen sie hinauf. Autos, die von oben runterkommen, sehen<br />

aus, als würden sie Kopfstand machen.<br />

Auf der Rückseite des<br />

Berges und damit<br />

auch des Ortes liegt<br />

ein kleiner Steinbruch.<br />

Wer ihn entdeckt, hat<br />

die Erklärung für die<br />

vielen steinernen Poller<br />

gefunden, die über das<br />

gesamte Hafengebiet verteilt sind und mit ihren pittoresken Formen<br />

die Fantasie des Betrachters anregen.<br />

Diesmal haben wir einen Platz am Stadtkai erwischt. Für eine Nacht<br />

liegen wir gut geschützt zwischen Fischkuttern. Während dort noch<br />

die Netze klariert werden, läuten wir im Café den Feierabend ein. Mit<br />

einem einheimischen Bier.<br />

Gekocht wird an Bord. Beim Essen wandern unsere Blicke immer<br />

wieder vom Salontisch zur Navigationsecke, wo das Barometer<br />

hängt. Es ist merklich gefallen. Wir checken auf dem Laptop die Drei-<br />

Tage-Vorhersage von Windfinder (windfinder.com). Die Aussichten<br />

für die Pula-Region verheißen nichts Gutes. Es soll Sturm kommen,<br />

mit Böen bis zu 70 Knoten. Jedoch nicht sofort und auch noch nicht<br />

am nächsten Tag, sondern erst in der Nacht zum überübernächsten.<br />

Mit der Gewissheit, dass sich Barometer niemals irren, und der Erfahrung,<br />

dass Wetterberichte auch im Mittelmeerraum inzwischen<br />

überwiegend stimmen, beschließen wir, den Rückweg anzutreten.<br />

Die Sturmnacht möchten wir in Pula verbringen, weil dieser Hafen<br />

von allen Seiten gut geschützt ist und die Stadt genug Abwechslung<br />

bietet, um mit Sightseeing einen entspannten Hafentag zu verbringen.<br />

Nach einer kurzen Zwischenetappe auf halber Strecke machen<br />

wir wie geplant am Nachmittag einen Tag vor dem großen Sturm in<br />

der ACI-Marina fest.<br />

Noch ist das Wetter<br />

Ruhe vor dem Sturm.<br />

In Pula schwingt eine riesige Schneekugel<br />

leise quietschend im Abendwind.<br />

prächtig, und wir<br />

haben es eilig, von<br />

Bord zu kommen,<br />

denn der Himmel<br />

leuchtet in kräftigstem<br />

Azur, das Wasser<br />

ist spiegelglatt<br />

und das römische Amphitheater in greifbarer Nähe. Perfekte Bedingungen<br />

für gute Fotos. Im rötlich-gelben Licht der untergehenden<br />

Sonne erkunden wir das Kolosseum, erklimmen den Hügel (auch<br />

Pula hat seinen Berg), fotografieren das Mittelmeer und die Kanonen<br />

auf dem Festungswall. Kirchen gibt es selbstverständlich auch,<br />

außerdem etliche, gut erhaltene Relikte aus der Antike. Beim Durchstreifen<br />

der schmalen Gassen entdecken wir diverse Hinterhöfe, in<br />

denen kein Platz für Blumenbeete bleibt, weil Archäologen in den<br />

Gärten Ausgrabungen durchführen.<br />

Zu Füßen eines kleinen römischen Tempels, gegenüber der Touristeninformation,<br />

legen wir eine kurze Pause ein. Der Kellner hat die<br />

Stühle draußen vor der Tür mit dicken, roten Polstern belegt. Über<br />

unseren Köpfen schwingt leise quietschend eine riesige, mit Glühbirnen<br />

bestückte Schneekugel hin und her. Noch eine Woche bis<br />

Weihnachten.<br />

Den nächsten Tag nutzen wir, um Pula besser kennenzulernen. Wir<br />

erkunden die Markthalle, kaufen Obst und Gemüse ein und sogar ein<br />

paar Weihnachtsgeschenke. Die Preise sind günstig. Bevor es dunkel<br />

wird, machen wir uns noch einen Espresso, den wir genüsslich im<br />

48 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Cockpit schlürfen. Er hält uns wach, der Sturm kann kommen. Bis<br />

zu seinem Eintreffen lesen wir und beobachten das Barometer, das<br />

inzwischen im Halbstundentakt fällt. Um 17 Uhr zeigt es noch 1013<br />

Hektopascal, um 19 Uhr 1011, um 20 Uhr schon 1009, um 23 Uhr nur<br />

noch 1004.<br />

Der Sturm beginnt pünktlich um Mitternacht und entfaltet augenblicklich<br />

seine volle Kraft. Vorsichtshalber hatten wir die Yacht am<br />

Nachmittag mit einem zweiten Paar Mooringleinen gesichert, um<br />

sie auf Distanz zu ihren Nachbarschiffen zu halten. Fender auf Fender<br />

wollen wir auf keinen Fall riskieren. Die doppelte Sicherung zahlt sich<br />

aus, denn auf dem Höhepunkt seiner Macht wechselt der Sturm<br />

abrupt seine Richtung, er dreht um 150 Grad von Südwest auf Nord.<br />

Die Kreuzsee, die dadurch entsteht, klatscht mit lautem Getöse an<br />

die Stege und rüttelt die Schiffe, die an ihnen festgebunden sind,<br />

gewaltig durch.<br />

Morgens ist der Spuk vorbei, es weht nur noch ein leichter Wind,<br />

der Himmel hat aufgeklart. Es ist unser letzter <strong>Segel</strong>tag, aber wir<br />

warten mit dem Ablegen bis zum frühen Nachmittag, denn auf<br />

eine kabbelige Altsee haben wir wenig Lust. Von Pula sind es nur<br />

noch rund zwei Stunden bis nach Veruda. Einmal quer durch<br />

den Hafen, der zu K.u.k.-Zeiten der größte Marinestützpunkt Österreichs<br />

war, vorbei am Nationalpark Brijuni. Er umfasst 14 Inseln<br />

vor der Küste von Fažana. Die beeindruckende Landschaft<br />

faszinierte auch den ehemaligen jugoslawischen Präsidenten<br />

Tito, der auf der Hauptinsel Brijuni seine Sommerresidenz hatte.<br />

Aus dieser Zeit geblieben sind das Tito-Museum, ein Safari-Park<br />

und die Ruinen eines Zoos.<br />

AuSSergewöhnliche Charteryacht<br />

Pula an der Südspitze Istriens ist ein beliebter Ausgangshafen für<br />

Kroatien-Törns. Der an antiken Gebäuden reiche Ort mit dem sehr<br />

gut erhaltenen fünftgrößten Amphitheater der Welt hat einen eigenen<br />

Flughafen und wird von diversen deutschen Flughäfen direkt<br />

angeflogen, unter anderen von Lufthansa und Croatia Airlines.<br />

In der gepflegten Marina Veruda, einer der geschütztesten Buchten<br />

der Adria, liegt die Flotte von Yachtcharter Pitter. Überwiegend bietet<br />

das österreichische Unternehmen Bavaria-Modelle von 32 bis 51 Fuß<br />

an, daneben aber auch für reine Charteryachten außergewöhnliche<br />

Yachttypen wie die Sunbeam 36.1 4me. Als Sports Luxury Cruiser<br />

konzipiert bietet die sehr hochwertig verarbeitete Yacht sehr gute<br />

<strong>Segel</strong>eigenschaften, eine komfortable Ausstattung und sogar eine<br />

Heizung. Wer nicht nur ankern und baden, sondern auch – gerade<br />

in der Nachsaison – richtig schön segeln, ausgiebig kochen und Behaglichkeit<br />

unter Deck genießen möchte, ist mit der Sunbeam 36.1<br />

gut beraten. In der Nachsaison und in den Wintermonaten kostet die<br />

Wochencharter für kleine Yachten unter 40 Fuß Länge rund 900 Euro.<br />

sunbeam.at, pitter-yachting.com<br />

Kaum aus dem Hafen heraus schließt sich uns eine dicke Wolke<br />

an. Hin und wieder lässt sie Sonnenstrahlen passieren, so dass<br />

wir an Deck die Wärme genießen können. Die Wolke bleibt uns<br />

die ganze Fahrt über treu, obwohl der Wind schräg von vorne<br />

bläst und die Wolke eigentlich über uns hinwegziehen müsste.<br />

Da liegt wohl ein Gewitter in der Luft, das in wenigen Stunden<br />

über die Südspitze Istriens hinwegfegen wird.<br />

ECKER WorldWide<br />

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travel I where to start<br />

TENERIFFA/SANTA CRUZ<br />

- WO geht's los? Teneriffa bietet einen Mikrokosmos<br />

mit dem höchsten Berg Spaniens, dem 3.718 Meter hohen<br />

Teide, dem grünen Norden und dem trockenen, wüstenhaften<br />

Süden. Santa Cruz de Tenerife ist die Inselhauptstadt im<br />

Nordosten. Flüge nach Teneriffa Nord gibt es, sie sind aber seltener<br />

als zum Touristenzentrum im Süden. Daher beide Möglichkeiten bei der<br />

Flugbuchung checken. Relativ günstige Flüge (Dauer etwa 4-5 Stunden) von<br />

vielen Flughäfen Deutschlands (u.a. mit airberlin, Condor oder TUIfly).<br />

- WAS ansteuern? Teneriffa liegt westlich von Gran Canaria – empfehlenswert ist es, von hier zu den ursprünglichen,<br />

kleineren Inseln El Hierro und La Gomera im Westen der Kanaren zu segeln.<br />

- FÜR WEN ist das Revier geeignet? Für erfahrene Segler, die mit Starkwind und schwierigen Ankerplätzen<br />

zurechtkommen. Dank vieler Landmarken ist die Orientierung zwischen den Inseln leicht.<br />

- WAS bietet der Ausgangshafen? Die Marina del Atlántico ist eine große, komfortable und geschützt liegende<br />

Marina der Inselhauptstadt Santa Cruz – zentral in der Innenstadt. Die Stadt ist lebendig und nicht touristisch,<br />

was sie besonders reizvoll macht. Sie wird auch als „Barcelona der Kanaren” bezeichnet: Es gibt Museen, Musikfestivals,<br />

Straßenfeste. Das architektonisch interessante Auditorium und das Veranstaltungszentrum TEA sind nur einige der<br />

Highlights in Sachen Kultur. Für Shoppingfans ist Teneriffa ein kleines Paradies: In der Altstadt von Santa Cruz lohnt<br />

sich ein Blick in die Seitengassen – Kleidung, Taschen und Schmuck sind von hoher Qualität bei günstigen Preisen.<br />

- BEI WEM kann man chartern? Einrumpfyachten verschiedener Größen bieten Charteragenturen wie z.B. Argos<br />

(argos-yachtcharter.de) an.<br />

- WO informieren: webtenerife.com<br />

where to start...<br />

kanaren<br />

Die Inseln des ewigen Frühlings<br />

Text Andrea Willen


LANZAROTE/MARINA RUBICOn<br />

- WO geht's los? Die Vulkaninsel Lanzarote ist die nordöstlichste der Kanarischen Inseln und seit<br />

1993 UNESCO-Biosphärenreservat. Der Inselsüden, wo die Marina Rubicon liegt, ist vom tiefdunklen<br />

Lavagestein geprägt, auf dem stachelige, grüne Opuntien mit orangefarbenen Kaktus-<br />

Früchten leuchten. Der Flughafen Guacimeta wird ab Deutschland unter anderem von airberlin,<br />

Condor und TUIfly angeflogen, die Marina Rubicon liegt im Süden, eine halbe Autostunde entfernt.<br />

- WAS ansteuern? Den Chinijo-Archipel mit der bewohnten Insel La Graciosa und den unbewohnten<br />

Inseln Alegranza, Montaña Clara, Roque del Oeste und Roque del Este. Die<br />

Nachbarinsel Fuerteventura ist beliebtes Törn-Ziel, natürlich kann man auch zu den westlicher<br />

liegenden Kanaren-Inseln segeln.<br />

- FÜR WEN ist das Revier geeignet? Wer Lust hat auf viel Wind und anspruchsvolles <strong>Segel</strong>n,<br />

kommt vor Lanzarote auf seine Kosten.<br />

- WAS bietet der Ausgangshafen? Die Marina grenzt an das neue, schnell wachsende Tourismuszentrum<br />

Playa Blanca. Sie bietet vom Supermarkt bis zum deutschen Arzt jeden Komfort.<br />

Internationale Regatten starten hier und der sportliche Aspekt prägt die Atmosphäre. Die paradiesischen<br />

Papagayo-Strände und die Playa Blanca sind nah. Mit dem Mietwagen erkunden sollte man<br />

den Timanfaya-Nationalpark mit seinen Feuerbergen. Tipp: Das Restaurant „El Diablo“ grillt<br />

Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte direkt auf dem Vulkan. Hier, wie überall auf der Insel, hat César Manrique<br />

(1919-92), Künstler und Denkmalschützer, seine Kunst hinterlassen. Ihm ist auch zu verdanken,<br />

dass es keine Bettenburgen gibt: Er hat durchgesetzt, dass sich alle neuen Häuser harmonisch in die<br />

Landschaft einpassen müssen.<br />

- BEI WEM kann man chartern? WAS kann man segeln? In der Marina Rubicon gibt es eine gute<br />

Auswahl an Einrumpfyachten verschiedener Größen (Bavaria, Oceanis, Dufour). Zu chartern z.B. bei<br />

Cosmos (cosmos-yachting.de) oder Windrose (windrose-yachtcharter.com), Charter-Anbieter<br />

vor Ort ist Canarias (canariasyachtcharter.com)<br />

- WO informieren: marinarubicon.com, turismolanzarote.com<br />

GRAN CANARIA/LAS PALMAS<br />

- WO geht's los? Gran Canaria ist die beliebteste Touristeninsel der Kanaren,<br />

relativ günstige Flüge (Dauer etwa 4-5 Stunden) gehen täglich nach Las<br />

Palmas von nahezu allen großen Flughäfen Deutschlands (u.a. mit airberlin,<br />

Condor oder TUIfly).<br />

- WAS ansteuern? ...die Karibik! Las Palmas ist berühmt als Ausgangshafen der<br />

Atlantic Rally for Cruisers, kurz ARC, mit mehr als 150 Yachten aus der<br />

ganzen Welt. Die ARC ist ein Wettbewerb für Fahrtensegler, die den Atlantik<br />

in sicherer Gemeinschaft überqueren wollen. Ziel ist St. Lucia in der Karibik,<br />

2.700 Meilen entfernt, der Törn dauert zwölf bis 24 Tage (worldcruising.com).<br />

Schon ab Mitte November ist für andere Segler in Las Palmas kaum Platz. Wer<br />

zu anderen Zeiten hier startet, kann von Gran Canaria aus zu den anderen, sehr<br />

unterschiedlichen Kanaren-Inseln segeln.<br />

- FÜR WEN ist das Revier geeignet? Für sportlich ambitionierte<br />

Hochseesegler. Ein klassisches Familienrevier sind die Kanaren nicht. Ankerbuchten<br />

sind rar. Hauptsaison ist November bis April, mit mäßigem Passat<br />

(Starkwind bei Düseneffekt zwischen den Inseln) und angenehmen Tagestemperaturen<br />

von 20 bis 23 Grad.<br />

- WAS bietet der Ausgangshafen? Es ist immer etwas los in der Marina von<br />

Las Palmas de Gran Canaria, denn sie liegt zentral und innerhalb eines<br />

der wichtigsten Handelshäfen des Atlantiks. Der Schiffsverkehr ist rege, wie das<br />

ganze Revier ist schon der Start nichts für Feiglinge. Vor dem Törn muss man<br />

unbedingt die historische Altstadt besichtigen mit ihren schönen Plätzen und<br />

dem berühmten Kolumbus-Haus, der Casa de Colón. Um den Entdecker<br />

ranken sich endlose Geschichten auf den Kanaren. Nicht verpassen: die Casa<br />

Montesdeoca, ein historischer Stadtpalast, heute ein kanarisches Restaurant.<br />

Shoppen lohnt sich – auch dank niedriger Mehrwertsteuer auf den Kanaren.<br />

- BEI WEM kann man chartern? WAS kann man segeln? Viele Agenturen<br />

bieten Charter für den Kanaren-Törn ab Las Palmas, z.B. Master Yachting<br />

(master-yachting.de): im Angebot sind Einrumpfyachten, z.B. Bavaria oder Oceanis<br />

mit vier oder fünf Kabinen.<br />

- WO informieren: Real Club Náutico de Gran Canaria (rcngc.com),<br />

promocionlaspalmas.com, grancanaria.com, tourspain.es<br />

EXPERTENTIPP<br />

Cengiz Inceören von Argos Yachtcharter mag Europas<br />

Winter-Revier Nr.1: „Mein Tipp für eine außergewöhnliche<br />

<strong>Segel</strong>-Erfahrung ist ein Trip von Mallorca<br />

auf die Kanaren. Wir bieten Törns an, wenn unsere<br />

Flotte im Winter dorthin wechselt. Oder auch retour<br />

im März. Was viele nicht kennen, sind die in diesem<br />

Gebiet für Mittelmeer-Cruiser ungewohnten Windverhältnisse<br />

mit Düse zwischen den Inseln. Dazu kommt<br />

der Tidenhub, auf den man sich einstellen muss, wenn<br />

man auf den Inseln festmacht. Sonst kann man Überraschungen<br />

erleben… Ich empfehle das Starkwind-<br />

Revier gern für sportliche Segler-Gruppen – es ist<br />

nämlich was für echte Kerle, die bei solchen Bedingungen<br />

richtig Spaß haben.“<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

51


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travel I panzer segelt... auf dem rursee<br />

Grün segelt es sich im Südwesten.<br />

Und ruhig. Obwohl der große Waldsee<br />

alles andere als still ruht.<br />

Text Kirsten Panzer-Gunkel<br />

rursee<br />

Kanada und<br />

Kaffeeschmuggler<br />

Ruhe vor dem Sturm – noch liegen die Boote im<br />

Morgennebel an den Stegen, bevor der Wind sie<br />

alle raus aufs Wasser lockt. Dann heißt es „Kurven<br />

segeln” auf dem sich schlängelnden Rursee (rechts)<br />

54 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Kommt man an den See,<br />

ist die Ruhe fast spürbar.<br />

Kein Verkehr, keine lebhaften Städte. Stille. Eine beeindruckende<br />

Lautlosigkeit liegt über dem Revier, die alle Segler nicht müde<br />

werden immer wieder zu betonen. Denn das war nicht immer<br />

so. Noch vor zehn Jahren jagten hier die Düsenjäger gen belgische<br />

Grenze und Schüsse halten vom nahegelegenen Truppenübungsplatz<br />

der Alliierten herüber. „Wir haben die Kampfjets<br />

noch über den See donnern hören“, erzählt Rainer Ochs, der erste<br />

Vorsitzende des Aachener Boots-Clubs (ABC), während er mit<br />

seinem H-Boot über den Rursee jagt.<br />

Monotonie – am See ein Fremdwort<br />

Und Wind gibt es hier oft am See, eigentlich immer. „Bei uns gibt’s<br />

keine Langeweile. Wenn wir ‘nen 3er haben sind Böen mit sechs<br />

nicht auszuschließen. Durch die Berge und Täler ringsum gibt’s<br />

keine beständige Windrichtung. Jede Seefläche hat einen anderen<br />

Wind“, erklärt Becker noch, bevor er wieder Manöver flüs-<br />

Fotos: Rursee Touristik<br />

Im letzten Jahrzehnt hat sich die Natur den Kermeter und seine<br />

bewaldeten Nachbarhügel zurückerobert. Hier erstreckt sich nun<br />

eines der größten Laubwaldgebiete des Rheinlands. Unbebaut<br />

und üppig. Der Nationalpark Eifel bildet das Südufer des Rursees,<br />

Stille inklusive. Uferstraße Fehlanzeige. Sonntägliche Autoschlangen<br />

weit gefehlt. Nur Bäume, Fels, meist Schiefer, und<br />

Wasser. „Außer Wind und Wellen ist hier nichts zu hören. Sobald<br />

die Leinen los sind, herrscht hier Ruhe, und das vor dieser herrlichen<br />

Kulisse“, schwärmt auch Günter Becker für sein Revier. Er hat<br />

Glück, als Inhaber der <strong>Segel</strong>schule mit Bootsverleih in Schwammenauel<br />

darf er den ganzen Tag am oder auf dem See sein.<br />

An den roten Vorsegeln sind seine Schulungsboote schon von<br />

Weitem gut zu erkennen. Wie Rainer Ochs hat auch <strong>Segel</strong>lehrer<br />

Becker scheinbar eine Vorliebe für einen ordentlichen Am-Wind-<br />

Kurs. „Schoten dichter, Nummer zwei: in der Bö anluven, Nummer<br />

drei: wieder langsam etwas abfallen“, seine Kommandos an<br />

die <strong>Segel</strong>schüler fallen leise aus, passend zur Ruhe auf dem See.<br />

Laut rufen bringt hier nichts, gegen den Wind kommt er nicht an.<br />

Megaphon? Fehlanzeige. Becker funkt einfach mit seinen Schülern.<br />

Und so drehen sie auf den Booten wie ferngesteuert, nahezu<br />

lautlos, ihre Kreise und Manöver auf dem See. Nur hin und wieder<br />

hört man die <strong>Segel</strong> schlagen, aber auch das legt sich mit der<br />

Zeit. Bald schon klappen die Manöver besser, wer hier das <strong>Segel</strong>n<br />

lernt, der kann es auch wirklich. Dann wird die Ruhe nicht länger<br />

gestört. Doch stören knallende <strong>Segel</strong> bei ordentlich Wind? Wohl<br />

eher nicht. Sie stehen der Stille ganz gut.<br />

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november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

55


Becker Wassersport - Stützpunkt für<br />

<strong>Segel</strong>neulinge und Ausgangshafen<br />

für Chartersegler<br />

rursee<br />

10 fragen – 10 Antworten<br />

Warum? Statt Waldspaziergang lieber segeln gehen. Wer seinen Augen<br />

Gutes tun möchte, sollte sich einmal ein paar „grüne“ <strong>Segel</strong>tage<br />

gönnen. Wer dabei auch noch gern sportlich segelt und sich mit immer<br />

wieder wechselnden Winden auseinandersetzen möchte, ist genau<br />

richtig am Rursee.<br />

Wann? Die <strong>Segel</strong>saison beginnt in der Eifel circa Anfang Mai und dauert<br />

bis Mitte Oktober. Geslipt und gekrant wird ab dem 1. April beziehungsweise<br />

ab den Osterferien in Nordrhein-Westfalen. Bis zum 15.<br />

November müssen dann die Boote wieder aus dem Wasser sein. Im<br />

Winter wird der See zur ‚segelfreien Zone‘.<br />

wer? Bei den oft wechselnden Windbedingungen und -richtungen<br />

wird hier auch das Können erfahrener Segler auf die Probe gestellt, hier<br />

kann man sich ausprobieren und es mal wieder so richtig brettern lassen.<br />

Dass das Revier aber auch für Einsteiger geeignet ist, zeigt die <strong>Segel</strong>schule<br />

von Günter Becker.<br />

Wie groSS? Das eigene Boot mitnehmen? Kein Problem. Einzige<br />

Bedingung: Es darf den Messwert 20 nicht überschreiten (Lüa mal<br />

Büa). Ausreichende Slipmöglichkeiten gibt es rund um den See in<br />

den Vereinen und an den Stegen.<br />

wo leihen? Am Staudamm Schwammenauel wartet die Flotte von<br />

Günter Becker auf <strong>Segel</strong>schüler und Charterer: becker-wassersport.de<br />

wo bleiben? Gastliegeplätze gibt es bei den meisten <strong>Segel</strong>clubs<br />

rund um den See, oft gekennzeichnet mit einer grünen Tafel. Die<br />

Vereine freuen sich auf Gäste! Oder einfach ankern in der Bucht, zum<br />

Beispiel zwischen Boje 6 und 7.<br />

Wo schlafen? Unbedingt empfehlenswert ist das GenieSSer<br />

Wirtshaus in Rurberg. Geschmackvolle und bis ins Detail liebevoll<br />

eingerichtete Themenzimmer, in denen man sich rundum<br />

wohlfühlt, und ein stilvoll eingerichtetes, exzellentes Restaurant. Für<br />

Schmugglergeschichten und exquisite Landküche sorgt der Hausherr.<br />

Wussten Sie, woher der Ausdruck „ein Buch aufschlagen“<br />

kommt? Fragen Sie doch mal nach! geniesserwirtshaus.de<br />

Was tun an land? Wasser trinken an der Heilsteinquelle in<br />

Einruhr am Obersee. Besuch der alten NS-Ordensburg in Vogelsang,<br />

auch wenn sie ein dunkles Kapitel deutscher Vergangenheit<br />

dokumentiert. Die Anlage ist sehenswert und der alte Kinosaal<br />

kulturhistorisch wertvoll! Wanderungen durch den Naturpark.<br />

Auch Monschau ist einen Ausflug wert. Wer vorab schon mal ohne<br />

<strong>Segel</strong>boot die Region erkunden möchte: Der Weihnachtsmarkt<br />

ist ein Highlight der Region.<br />

wo essen? Wer sich wie am Mittelmeer fühlen möchte, geht ins<br />

daners‘, das Fischrestaurant am See. Das Ambiente besticht<br />

durch eine Mischung aus mediterranem Flair und East-Coast-<br />

Feeling, hier gibt es Seafood vom Feinsten mit wunderbarem Blick<br />

über den dunklen See (Do bis Mo, restaurant-daners.de).<br />

Wiederbelebte lokale Spezialitäten gibt es im GenieSSer Wirtshaus<br />

(Eifeler Rand, Döppekooche, Latzensalat und vieles mehr,<br />

geniesserwirtshaus.de).<br />

Im Hotel Paulushof (eifellive.de/paulushof) )isst man gut und<br />

„aufgehübscht” direkt am See untergebracht.<br />

Für die kleine Mahlzeit zwischendurch und ein ordentliches Stück<br />

Kuchen sorgt das Ufercafe in Rurberg, vielleicht sitzt ja der Wirt<br />

gerade an seinem weißen Flügel:<br />

ufercafe-rursee.de<br />

was mitbringen? Senfspezialitäten aus der über hundert<br />

Jahre alten Senfmühle Monschau, besonders empfehlenswert sind<br />

die Sorten Honig-Mohn, Orange, Tomate und natürlich der Klassiker<br />

Feige, senfmuehle.de.<br />

Selbstgemachte Bonbons vom segelnden Bonbonmacher<br />

Hartmut Gerhards. Unbedingt probieren: die goldprämierten Eifel-<br />

Brocken, bonbonmacher.de.<br />

Infos und weitere Tipps<br />

Rursee Touristik GmbH: rursee.de<br />

56 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


travel I panzer segelt...auf dem rursee<br />

tert. Er weiß, wann die Bö kommt, noch bevor sich das Wasser kräuselt. Und wenn er<br />

es mal nicht so genau weiß, schaut er vorher im Internet nach. Unter den Wetterprognosen<br />

für Aachen werden auch die lokalen Wetterwarnungen genannt. „Bei einem 4er<br />

rechne ich mit 6er, 7er Böen“, beschreibt er die Windverhältnisse in seinem Revier und<br />

freut sich schon auf den nächsten Schlag mit seinem H-Boot.<br />

Die sind beliebt am See, genauso wie Piraten, Dias, Trias oder Jollenkreuzer. Spaß kann<br />

man mit jedem Boot haben, nur muss man darauf gefasst sein, dass es nicht immer<br />

nur gemütlich zugeht. Sportlich wird hier gesegelt, nicht nur mittwochs zur Regattazeit<br />

oder bei einer der vielen Meisterschaften auf dem zweitgrößten Stausee Deutschlands.<br />

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Irgendwo in Kanada<br />

Fotos: H.Gerhards/U.Anspach , Becker-Wassersport<br />

Die unterschiedlichen <strong>Segel</strong>bedingungen, die Unkalkulierbarkeit der Böen machen<br />

auch für Michael Woiwode vom Bootsservice miwo in Woffelsbach immer wieder den<br />

Reiz des Sees aus.„Die schwierigen Windverhältnisse sind wirklich reizvoll und dann…<br />

die Natur“, sagt er und lässt seinen Blick schweifen hinüber aufs dunkle Wasser und den<br />

dichten grünen Wald. „Wenn man nach drüben guckt, ist es hier doch schon fast wie in<br />

Kanada. Da möchte ich unbedingt mal segeln. Aber hier, ja, das hier ist mein Kanada!“,<br />

sinniert er und atmet tief durch. Recht hat er und Holzfäller-Hemden würden hier gut<br />

reinpassen in diese reine Natur. Kanada! Michael Woiwode hat es auf den Punkt gebracht,<br />

ganz ohne viele Worte.<br />

Schaut man sich den See auf der Karte mal genauer an, kann man sich vorstellen, dass er<br />

überall ganz anders ist. Wie eine urzeitliche Schlange windet sich der angestaute Fluss<br />

durch die Hügellandschaft, mal seinem ursprünglichen Bett folgend, mal weitläufig. Da<br />

muss der Wind vorbei an Bergen, durch Täler und Buchten, wird abgelenkt, zu Fall gebracht.<br />

Wie soll er da eintönig für stete Richtung sorgen? Mal stärker, mal schwächer,<br />

mal aus der einen, mal aus der anderen Richtung weht er. Unvorhersehbar für Fremde,<br />

gekonnt genutzt von Einheimischen.<br />

Wenn es ihn nicht auf seiner Varianta auf den See hinauszieht, sorgt er für guten Geschmack:<br />

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Der Steg des Aachener Bootsclubs ist nur mit<br />

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Einstellungssache – Klemmen an Bord<br />

Manch ein Segler am See meint, dass man auf Klemmen zum Belegen<br />

der Schoten an Bord verzichten könnte. Die Schot in der<br />

Klemme fest zu machen ist für viele der Eifel-Segler ein absolutes<br />

Unding. Andere brauchen ihre Klemmen trotzdem, so auch Rainer<br />

Ochs, der mir nach fünf Wenden im Minutentakt „Kannst be-<br />

legen“ zuruft. Ich gucke irritiert. Soll ich die Schot nun doch<br />

belegen? „Das mache ich doch auch wenn ich sonst alleine unterwegs<br />

bin", kommentiert er meine Nachfrage. Doch eine Viertelstunde<br />

später grinsen wir uns wieder an. Beim Rursee-typischen<br />

Ohne-Klemme-<strong>Segel</strong>-Wind wird wieder Schlag auf Schlag<br />

gewendet. Der See zeigt, was er kann, plötzliche Ruhe und dann<br />

die nächste Böe, das Wasser kräuselt sich und schon geht’s wieder<br />

los. Dichter ran ans Ufer, da weht es noch und tief genug ist es<br />

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58 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


travel I panzer segelt...auf dem rursee<br />

Der Lachs der Eifel<br />

Fotos: Rainer Ochs, H.J. Panzer<br />

Für jeden das passende Themenzimmer und dazu noch wiederbelebte<br />

lokale Spezialitäten für den Gourmetgaumen bietet das Genießer Wirtshaus<br />

in Rurberg<br />

auch. Das Boot voraus wagt sich nicht näher ran, dabei würde es<br />

auch bei ihnen noch passen. Ein fröhliches Winken und schon ist<br />

der Gegner ausgetrickst – Regattafeeling nur so zum Vergnügen,<br />

wahrscheinlich hat mich das eiserne Heilwasser des Sees gedopt.<br />

Angeblich sorgt es für Vitalität. Viele füllen es sich am Heilsteinbrunnen<br />

in Einruhr gleich literweise ab. Ich habe gerade mal ein<br />

Glas getrunken und es scheint zu wirken!<br />

Bei Schmugglergeschichten aus dem Hohen Venn, gutem<br />

Wein und dazu passendem „Eifeler Rand“, einer lokalen Spezialität,<br />

die Joachim Daners in seinem Genießer Wirtshaus wieder<br />

zum Leben erweckt hat, wird es schon mal spät in der Eifel.<br />

Eingesalzene Rinderhüfte ist für Daners „der Lachs der Eifel“,<br />

mal als Carpaccio, mal in Scheiben gegrillt. Dazu gibt es viel Erzählstoff<br />

– Schlachten und Kämpfe, Abenteuer im Hochmoor,<br />

Heckendörfer, in denen die Häuser Verstecken spielen, Burgen<br />

und Berge, die durch Kaffeeschmuggel finanzierte Kirche Sankt<br />

Mokka, der segelnde Bonbonmacher, geschützte Flusskrebse<br />

und arbeitslose Biber, die im Stausee nicht mehr stauen müssen.<br />

Viele Geschichten gibt’s am Rursee, da fehlt am Morgen<br />

schon mal die notwendige Dynamik. Doch das Quellwasser<br />

sorgt für Elan, also Gas geben und das Revier genießen, das<br />

Grün aufsaugen und sich auf den nächsten Winddreher freuen.<br />

Zwischen Boje 5 und 6 kann es dann sogar gespenstisch<br />

werden. Wenn sich zwei Boote unter Spinnaker entgegenkommen,<br />

zweifelt man schon an seiner Wahrnehmung. Ist es<br />

gar ein fliegender Holländer, der uns hier am Dreiländereck<br />

begegnet? Der Wind macht‘s möglich. Eins ist klar: Wenn ich<br />

mal wieder ganz viel <strong>Sehnsucht</strong> nach Natur habe, nach Kanada<br />

vielleicht, dann werde ich wieder an den Rursee fahren.<br />

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62 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


sports<br />

Foto: Ulf Sommerweck<br />

Foto: Groupama<br />

highlights Neues aus der Szene 64 – 65<br />

volvo highlights ocean race Neues Was aus bringt der Szene die neue Einheitsklasse? 6664 – 71 – 65<br />

haspa olympische hamburg Spiele Abenteuer Davon Offshore-<strong>Segel</strong>n träumen deutsche Segler 7266 – 75 – 71<br />

speedsailing Die Scow kommt <strong>Segel</strong>n rasende auf schnellen badewanne Cuppern 7672 – 78 – 74<br />

Hochseerennen Was verträgt die Crew? 76 – 78<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

63


sportshighlights<br />

Lange läuft!<br />

Scheidt will vor<br />

Rio starten<br />

Robert Scheidt, brasilianischer <strong>Segel</strong>star im nun gerade nicht<br />

mehr olympischen Starboot, will 2016 im eigenen Land wieder<br />

an den Start gehen. Der Ausnahmesegler (zu Hause hängen erstaunliche<br />

fünf olympische Medaillen!) kündigte an, zurück in die<br />

athletische Laserklasse zu wechseln.<br />

Da ist er kein Unbekannter,<br />

acht Weltmeistertitel in der Klasse<br />

beweisen eindrucksvoll, dass er<br />

auch alleine in einem Boot richtig<br />

gut ist. Bei eventuellen Trainingsrückständen<br />

nach acht Jahren<br />

Abstinenz vom Laser kann ihm<br />

sicher seine Frau Gintare helfen.<br />

Denn die ist amtierende Laser<br />

Radial-Weltmeisterin.<br />

Robertscheidt.com.br<br />

Bye-bye Profisport<br />

One4All – was für Dich?<br />

Lust, auf dem Ausbildungsschiff des Sailing Team Germany (STG) in der<br />

nächsten Saison Regattaluft zu schnuppern? Die 15-köpfige Stammcrew<br />

der 49 Fuß großen One4All, einer Ex-Rubin, sucht noch Verstärkung. Wer<br />

zwischen 16 und 25 Jahre alt ist, Regattaerfahrung in Jollen- und Kielbootklassen<br />

hat und Lust, auf einer großen Hochseeyacht von erfahrenen Regattaseglern<br />

alles über den richtigen Trimm auf einem Bigboat zu lernen,<br />

kann sich direkt beim Sailing Team Germany für ein Sichtungstraining bewerben.<br />

Sailing-team-germany.de<br />

Simon Grotelüschen, für Deutschland bei den<br />

Olympischen Spielen im Laser dabei, hat seine aktive<br />

<strong>Segel</strong>karriere beendet. Der Lübecker, der anders<br />

als viele andere hochambitionierte Regattasegler<br />

nicht aus einer seit Generationen mit dem <strong>Segel</strong>sport<br />

verheirateten Familie stammt, wird sich zukünftig<br />

auf sein Medizinstudium und die anschließende<br />

Berufstätigkeit konzentrieren. Sein in den<br />

letzten Jahren erworbenes Know-how will er an<br />

jugendliche Regattasegler weitergeben. Doch so<br />

ganz ausschließen, ob er nicht doch wieder auf die<br />

große Bühne des <strong>Segel</strong>sports zurückkehren wird,<br />

will er nicht. Getreu der Maxime: Never say never…<br />

simongrotelueschen.de<br />

64 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Wettfahrtregeln<br />

als<br />

App<br />

Die neuen Racing Rules of Sailing<br />

des Weltsegelverbandes<br />

ISAF, gültig von 2013 bis 2016,<br />

gibt es nun auch als App für zarte<br />

0,79 Euro zum Download im iTunes-Store. Wer dann immer<br />

noch nicht regelkundig ist, hat kaum noch gute Ausreden.<br />

Entweder man kauft sich das kleine Heftchen, oder<br />

man lädt sich das PDF runter und druckt viele Seiten aus,<br />

oder – viel smarter – man hat alles auf dem gleichnamigen<br />

Phone gespeichert.<br />

Sailing.org/rrs<br />

Frauenteam fürs<br />

Volvo Ocean Race<br />

Neue Einheitsklasse, neues Team: Während sich andere<br />

noch bedeckt halten, hat bereits ein reines Frauenteam<br />

für das nächste Volvo Ocean Race 2014/15 gemeldet.<br />

Finanziert wird das Team vom schwedischen<br />

Papierhersteller SCA. Das Management des Teams<br />

übernimmt Richard Brisius mit seiner Firma Atlant<br />

Ocean Racing. Der kennt sich mit der traditionsreichen<br />

Regatta bestens aus, 1998 gewann er mit EF Language,<br />

elf Jahre später mit Ericsson Racing. Wie der Auswahlprozess<br />

für die internationale Crew aussehen soll, will<br />

der Schwede demnächst bekannt geben. Gesegelt<br />

wird auf der neuen Einheitsklasse vom Typ VO 65. Anders<br />

als die rein männlichen Teams dürfen die Ladies<br />

zwei Crewmitglieder mehr mitnehmen, um Kraft- und<br />

Gewichtsdifferenzen auszugleichen. Ob das hilft, ein<br />

reines Mädels-Team beim VOR von den hinteren Plätzen<br />

nach vorne zu pushen? Volvooceanrace.com<br />

Medaillen<br />

für deutsche Segler<br />

Bei den Paralympics konnte sich das deutsche <strong>Segel</strong>team fast überraschend<br />

über zwei Silbermedaillen freuen: Altmeister Heiko Kröger kam<br />

im 2.4mR auf den zweiten Platz, das Team von Jens Kroker, Siegmund<br />

Mainka und Robert Prem im Sonar stand – wie schon in Qingdao – wieder<br />

auf dem Treppchen. Der Erfolg der deutschen Athleten war nicht<br />

selbstverständlich. Kröger hatte bei den letzten Regatten gegen die<br />

starke internationale Konkurrenz nicht immer glücklich ausgesehen,<br />

konnte aber vor allem durch die Hilfe von Sailing Team Germany Trainer<br />

Bernd Zirkelbach wieder an die Weltspitze anschließen. Und das<br />

Trio im Sonar hatte nach der Goldmedaille vor vier Jahren schlicht zu<br />

wenig Zeit gefunden, zusammen in einem Boot zu sitzen. Die Medaillengewinner<br />

haben damit eindrucksvoll gezeigt, was dem jungen deutschen<br />

<strong>Segel</strong>team bei den Olympischen Spielen noch fehlte: Erfahrung.<br />

Manchmal wichtiger als eine Top-Kondition. Paralympic.org<br />

Termine im oktober bis dezember<br />

"The lack of women in the last<br />

few editions of the race has meant<br />

we haven't been representing<br />

half the population<br />

of the human race"<br />

Knut Frostad,<br />

Volvo Ocean Race, CEO<br />

16. bis 27. oktober<br />

Europameisterschaft Women‘s Match Race<br />

Monte Real Club de Yates, Spanien<br />

06. november<br />

Verleihung der Rolex World Sailor of the Year Awards 2012<br />

Dun Laoghaire, Irland<br />

25. november<br />

Start zur Atlantic Rally for Cruisers (ARC), Las Palmas/St. Lucia<br />

01. dezember<br />

Eisarsch – einfach legendäre Optimistenregatta für alte Säcke<br />

Lübecker Yacht-Club<br />

26. dezember bis 01. januar 2013<br />

Rolex Sydney Hobart Yacht Race – für echt harte Jungs und Mädels<br />

Sydney, Australien<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

65


sports I volvo ocean race<br />

Praktiker in der Werft (v. li.): Richard Mason (Sanya), Phil Harmer (Groupama), Chris Nicholson (Camper) und Emerson Smith (Farr) begutachten das<br />

Decksmodell des VO 65 bei Multiplast. Das Modell für die Negativform wird in Persico (Italien) aus Schaum gefräst (unten), © VOR<br />

66 <strong>Segel</strong> journal september/oktober november/dezember 2012


Text hans-harald schack<br />

Die Zukunft des<br />

Volvo<br />

Ocean Race<br />

Nach dem Race ist vor dem Race. Doch durch die Entscheidung für<br />

die neue Einheitsklasse Volvo Ocean 65 werden die Karten der Akteure im<br />

globalen Hochseezirkus neu gemischt. Geht die Rechnung von „Mr. Ocean<br />

Race“ Knut Frostad auf, der Regatta so mehr Teilnehmer zu bescheren?<br />

Auf der Werft Multiplast in Vannes in der südlichen Bretagne<br />

stapfen einige gutgelaunte Männer und eine Frau auf einem<br />

mit Sperrholzplatten abgedeckten Spanplattengerippe herum.<br />

Patrick Shaughnessy, der Chef von Farr Yacht Design,<br />

ist dabei, ferner Camper-Skipper Chris Nicholson aus Neuseeland,<br />

Vendée-Globe-Teilnehmerin Sam Davies, die nicht<br />

nur was von schnellen Schiffen versteht, sondern auch Ingenieurin<br />

ist und perfekt <strong>Segel</strong>-Französisch spricht. Für die<br />

Werft ist Komposite-Ingenieur Jean-Baptiste Mouton dabei.<br />

Auf dem Decksmodell des künftigen Volvo-Ocean-Racers<br />

wird die funktionsgerechte Positionierung von Beschlägen<br />

und Winschen ausprobiert, ob die Leute an Deck gut zusammenarbeiten<br />

können oder sich eher im Wege sind, und ob<br />

der Steuermann bei Manövern den Überblick hat. „Manches<br />

sollte man nicht nur am Computer planen“, sagt Shaughnessy.<br />

Derweil wird 1.200 Kilometer weiter, in Italien, bereits<br />

der Schaumkern gefräst, über dem die Negativform für die<br />

künftigen VO 65-Rümpfe laminiert werden soll.


sports I Vendeé volvo ocean globe race challenge 2012/13<br />

Decksmann Kelvin Harrap erwartet auf Puma<br />

seine nächste Dusche. Die neuen VOR 65 sollen<br />

weniger nass segeln als die 70er<br />

Amory Ross/Puma Ocean Racing<br />

Das nächste Volvo Ocean Race hat bereits begonnen. Da dies<br />

ein semidemokratischer Prozess ist, bei dem viele gehört<br />

werden und nur wenige beschließen, geht es auch recht zügig.<br />

Das Rennen 2011/12 war noch nicht zu Ende, da ließ VOR-Chef<br />

Knut Frostad, einst selbst Volvo-Skipper, die Katze aus dem Sack.<br />

In Miami teilte er der Presse mit, dass die nächsten zwei Rennen<br />

mit einem neuen Schiffstyp gesegelt würden, dem VO 65, und<br />

zwar als Einheitsklasse.<br />

Der Zeitpunkt war gut gewählt, denn die allgemeine Aufregung<br />

wurde ein wenig vom öffentlichen Interesse am Ausgang des<br />

Rennens überdeckt. Vor allem der argentinische Konstrukteur<br />

Juan Kouyoumdjian (Juan K.), der für das letzte Rennen drei<br />

Schiffe gezeichnet hatte, war über die Einführung der neuen<br />

Klasse alles andere als begeistert, die im Etappenziel Lorient vom<br />

VOR-Management mit schönen Skizzen vorgestellt wurde.<br />

Kein schlechter Schachzug auch, dass Frostad Autoren wie<br />

den „Yachting World“-Regatta-Redakteur Matt Sheahan und<br />

„Seahorse“-Chef Andrew Hurst für das Renn-Magazin „Life at the<br />

Extreme“ gewonnen hatte. Es ist klar, dass sie im Hausblatt des<br />

Rennveranstalters nicht dessen Konzept ernsthaft in Frage stellen<br />

konnten. Und in ihren eigenen Zeitschriften können sie später<br />

nicht viel anders reden als zuvor im Volvo-Blatt. Der Tenor lautet:<br />

Gute Idee, diese neue Klasse.<br />

Hurst lässt allerdings auch Leute zu Wort kommen, die ihren Unmut<br />

nicht verbergen. Vor allem die Spanier sind wirklich sauer. Die<br />

neue Klasse hat die alten Schiffe schlicht wertlos gemacht, auch<br />

für ein nicht auf den Titel schielendes B-Team sind sie beim nächsten<br />

Rennen nicht zu gebrauchen. Spanien hat mit Begeisterung<br />

und Steuergeschenken Bootsbauer, Konstrukteure und viel<br />

Volvo Ocean Race-Know-how ins Land geholt, nun wurden die<br />

spanischen Akteure bei der Entscheidung für eine neue Klasse<br />

nicht einmal gefragt. Dabei fühlen sich die Spanier als Segler-Nation,<br />

die den America’s Cup beherbergte, eigene Schiffe (Telefónica)<br />

und fremde Teams (Emirates New Zealand auf Camper) sponsert<br />

und ihr eigenes Weltrennen hat, das Barcelona World Race.<br />

Die derzeit besten Konstrukteure der Welt, Juan K. und Marcelino<br />

Botin, dessen Camper-Design als Einziges in der Lage war, ein<br />

Juan-K.-Schiff zu schlagen, haben ihre Büros in Spanien. Sie haben<br />

Top-Werften (zwei VO 70 von King Marine wurden in Valencia<br />

gebaut), werden am Bau der neuen Volvos aber nicht beteiligt.<br />

Kouyoumdjian, der drei von sechs Booten des Rennens 2011/12<br />

gezeichnet hat, wurde nicht mal zu Rate gezogen. Telefónica-<br />

Skipper Iker Martínez vermutet, dass es daran liegt, dass Juan K.<br />

Das Rennen lief<br />

noch, da lieSS<br />

Frostad die<br />

Katze aus dem Sack<br />

68 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Das neue VO 65 One Design ist kürzer, leichter, billiger und – so versprechen<br />

seine Schöpfer – genau so schnell wie die 70-Füßer. Der Hebel des Kiels wurde<br />

um 20 Zentimeter verlängert, das Bootsgewicht um 3,75 Tonnen verringert. Der<br />

Mast steht an Deck, das Cockpit gewährt der Crew mehr Schutz. Der auffällige<br />

„Dreadnought”-Bug (so genannt nach dem Kriegschiff von 1906) verlängert den<br />

Rumpf unter dem 65 Fuß langen Deck um 2 Fuß, der 2,15 Meter lange Bugspriet<br />

wird als Spiere gerechnet. Die Bezeichnung „VO 65” ist für ein 72-Fuß-Schiff also<br />

ein wenig irreführend. Die Zahl der <strong>Segel</strong> wurde von zehn auf sieben reduziert,<br />

die Crew auf acht Mann (oder zehn Frauen). Gebaut wird bei Decision/Schweiz (Innenstrukturen),<br />

Persico/Italien (Rumpfschale und Stringer), Multiplast/Frankreich (Deck) und<br />

Green Marine/UK (Fertigstellung), wo die Schiffe auch verkauft werden.<br />

ein unbequemer Mann ist. Und Martínez legt sich auch jetzt<br />

schon fest, dass Spanier nächstes Mal nicht dabei sein werden:<br />

„2014 findet auch das Barcelona World Race statt, darauf werden<br />

wir uns fokussieren.“ Und er begründet, warum er dem Volvo<br />

Ocean Race den Rücken kehren will: „Im Südpolarmeer gibt es<br />

sehr hohe Wellen und viel Wind, und du kannst dich nicht verstecken.<br />

Mit Booten, für die wir nicht selbst die Verantwortung<br />

tragen, wollen wir da nicht unterwegs sein.“<br />

Boote, die nach den Wünschen des Auftraggebers konzipiert<br />

werden, wird es bei den nächsten zwei Rennen nicht mehr geben.<br />

Der Reiz, ein cleveres oder ein revolutionäres oder ein überraschend<br />

konservatives Schiff an den Start zu bringen, entfällt. Es<br />

segeln keine unterschiedlichen Ideen mehr gegeneinander. Ferrari<br />

gegen Silberpfeil – das ist vorbei. Dass Michael Illbruck 2001<br />

das Rennen im ersten Anlauf gewann, hat er nicht nur seinem<br />

perfekten Management in den Bereichen Technik und Personal<br />

zu verdanken, sondern auch der Tatsache, dass er das beste Boot<br />

entwerfen und bauen ließ. Schnell, seetüchtig und belastbar. Und<br />

das im Rahmen einer Box-Rule, der VO 60.<br />

vo 65<br />

rumpfLänge<br />

20,4 m (67 ft)<br />

deckslänge<br />

19,8 m (65 ft)<br />

lüa<br />

21,95 m (72 ft)<br />

breite<br />

5,6 m<br />

tiefgang<br />

4,7 m<br />

gewicht<br />

10.750 kg<br />

ballasttanks 2x 800 l achtern, 1 x 1000 l mittschiffs vorm Mast<br />

rigghöhe<br />

30,3 m<br />

grosssegel 151 m 2<br />

rollfock 135 m 2<br />

segelfläche am wind (mit code 0) 451 m 2<br />

segelfläche vorm wind 550 m 2<br />

Zwillingsschwerter, asymmetrisch, umdrehbar<br />

Zwillingsruder unterm Rumpf, anhängbares Reserveruder<br />

Iker Martínez<br />

Knut Frostad<br />

Patrick Shaugnessy<br />

Mike Sanderson<br />

Ian Roman/VOR Ian Roman


Eine groSSe<br />

Regatta lebt<br />

von Kontinuität<br />

Die Ein-Personen-GmbH Volvo Ocean Race S.L.U. verzichtet nicht<br />

auf einen Kunden wie das Emirat Abu Dhabi, bloß weil Piraten<br />

den Weg dorthin unsicher machen. Abu Dhabi hatte ein eigenes<br />

Boot im Rennen und wollte Etappenziel sein. Also wurden<br />

2011/12 die Schiffe – eher untypisch für eine Hochseeregatta – an<br />

einem geheim gehaltenen Ort (es war Male auf den Malediven)<br />

– auf einen Frachter geladen, dessen Schanzkleid mit reichlich<br />

Nato-Draht gesichert war, und ans Ziel geschippert. Dort fanden<br />

ein paar Hafenrennen statt, für die sich außer der einheimischen<br />

begeisterten Bevölkerung niemand interessierte, und dann wurden<br />

die Schiffe, nachdem sie mit großem Spektakel Richtung China<br />

gestartet waren, wieder aufgeladen und in weniger piratenverseuchte<br />

Gewässer verfrachtet. Ein englischer Segler fragte,<br />

ob er eines Tages olympische Marathonläufe in aufstrebenden<br />

Demokratien erleben werde, bei denen die Läufer die unruhigen<br />

Stadtviertel mit dem Bus durchqueren.<br />

Traoloch Collins von Ercisson überreichte Juan Kouyoumdjian nach dem Volvo<br />

Ocean Race 2011/12 den Ercisson Designer Award (unten)<br />

Es bleibt abzuwarten, ob Frostad sein Rennen, anstatt es in die<br />

Zukunft zu retten, nicht dem Kommerz geopfert hat. „Die Welt<br />

ändert sich, und es ist klar, dass sich auch das Volvo Ocean Race<br />

ändern muss“, sagt er und verweist Kritiker auf die vielen begeisterten<br />

Zuschauer, die in Sanya – mit 500.000 Einwohnern eine<br />

der kleineren Großstädte Chinas – und in Abu Dhabi zum Hafen<br />

pilgerten. Das Schlüsselwort lautet emerging markets, aufstrebende<br />

Märkte. Die Botschaft dahinter lautet, dass Frostad bereit<br />

ist, seine Flotte überall hinzuschicken, wo Sponsoren ihre Produkte<br />

bewerben wollen und Kommunalpolitiker für ein internationales<br />

Sportereignis zu zahlen bereit sind.<br />

Völlig abwegig sind die Volvo-Abstecher nach Asien nicht. Die<br />

großen Rennen, auf die früher gewettet wurde, waren die Fahrten<br />

von Handelsschiffen wie die Tee-Rennen von China nach London<br />

und die Weizenrennen von Australien nach England („Falmouth<br />

for order“). Nichts gegen Routen wie Hamburg-Iquique (Salpeter)<br />

oder Hongkong-London (Tee). Frostad hat angekündigt, dass es<br />

künftig weniger Etappenziele geben wird. Am besten wäre es,<br />

wenn es langfristig dieselben Ziele, oder zumindest dieselben<br />

Zielregionen blieben. Denn eine große Regatta lebt auch von<br />

der Kontinuität. So geht es beim America‘s Cup am Ende immer<br />

in einem Match Race um dieselbe Kanne, und das Fastnet Race<br />

führt immer um den Felsen an Irlands Südküste.<br />

Das Whitbread Round the World Race trug 1997/98 erstmals Volvo<br />

im Namen und heißt seit 2001 Volvo Ocean Race. Der Name<br />

hat sich etabliert und steht für ein Rennen, in dem Schiffe vergütungslos<br />

nach einem Punktesystem gegeneinander segeln. Das<br />

Rennen heißt nicht „Round The World“, sondern – im Hinblick auf<br />

kommerzielle Mutationen? – nur noch „Ocean Race“. Das kann<br />

eine Menge bedeuten. Immerhin ist dabei vermutlich immer die<br />

Hochsee im Spiel. Halten wir uns vor Augen, dass die Zahl der Teilnehmer<br />

auf dem Wasser zuletzt auf sechs geschrumpft war, das<br />

virtuelle Volvo Ocean Race im Internet aber 217.000 Teilnehmer<br />

hat, die Geld für virtuelle Regattasegel, virtuelle Reparaturen und<br />

Volvo Ocean Race 2011/12<br />

Alicante – Kapstadt – Abu Dhabi – Auckland – Itajaí – Miami – Lissabon – Lorient - Galway<br />

Yacht punkte (In-Port Race) Land Skipper konstrukteur<br />

Groupama 253 (41) Frankreich Franck Cammas Kouyoumdjian<br />

Camper 231 (44) Spanien Chris Nicholson Botin<br />

Puma 226 (45) USA/Deutschland Ken Read Kouyoumdjian<br />

Telefónica 213 (27) Spanien iker Martínez Kouyoumdjian<br />

Abu Dhabi 131 (37) Vereinigte Arabische Emirate Ian Walker Farr<br />

Sanya 51 (16) China Mike Sanderson Farr<br />

70 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


sports I Volvo ocean race<br />

reales Wetter-Routing zahlen. Frostad will 2014 mindestens acht<br />

Schiffe an den Start bringen, hat bisher aber nur die treuen Spanier<br />

vergrault.<br />

Die Kosten einer Kampagne sollen sich von 30 auf 15 Millionen<br />

Euro verringern, und damit soll das Rennen attraktiver für Sponsoren<br />

werden. Oder man kommt pro Team mit weniger Sponsoren<br />

aus. Der Bootsbauer Killian Bushe, der drei Volvo Ocean Race<br />

Sieger gebaut hat, darunter die Illbruck, sagt, es war vor allem ein<br />

Coup der beteiligten Werften und des Konstruktionsbüros Bruce<br />

Farr. Frostad habe es gekauft.<br />

Während diejenigen fluchen, die bei der Entwicklung des neuen<br />

Bootes nicht mitspielen dürfen, freuen sich diejenigen, die dabei<br />

sind – Werften in Italien, der Schweiz, Frankreich und England, das<br />

Konstruktionsbüro Bruce Farr und Segler wie die VOR-Veteranen<br />

Chris Nicholson und Neil Cox, die derzeit viel reisen.<br />

Auch Sanya-Skipper Mike Sanderson, der beim letzten Rennen<br />

die undankbare Aufgabe hatte, mit einem alten Boot zu segeln,<br />

gewinnt der Einheitsklasse eher positive Seiten ab. „Es ist ja nicht<br />

so, dass das Boot keine Rolle mehr spielen würde. Es kommt immer<br />

noch darauf an, das Boot zu tunen, es richtig einzustellen,<br />

alles aus ihm rauszuholen.“<br />

Man gibt sich mit der Konstruktion Mühe. Wenn sie aber<br />

Schwächen hat, dann werden alle Crews mit diesen Schwächen<br />

zu kämpfen haben. Wird es Rückrufe geben, wenn im Training die<br />

ersten Knackpunkte der neuen Konstruktion sichtbar werden?<br />

Sicher ist, dass auf See die Schiffe bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit<br />

geprügelt werden müssen, wenn man schneller sein<br />

will als andere. Farr-Chef Patrick Shaughnessy sagt, sie hätten ein<br />

schnelles, nicht ein unzerstörbares Boot konstruiert.<br />

Die Volvo-Ocean-Szene hat jedenfalls Feuer gefangen. Für sie ist<br />

das Rennen Lebensunterhalt. Jetzt müssen sich Sponsoren finden.<br />

Volvo ist jedenfalls dabei.<br />

Das Unternehmen Volvo Ocean Race hat, neben T-Shirts und<br />

Taschen, Hafenregatten und realen und virtuellen Startplätzen<br />

einen weiteren Verkaufsartikel im Programm - segelfertige<br />

Schiffe für 4,5 Millionen Euro.<br />

Erfahrung im Team ist der Schlüssel<br />

Der Hamburger Arnt<br />

Bruhns (43) nahm 1989/90<br />

mit der 62-FuSS-Slup<br />

Schlüssel von Bremen<br />

am Whitbread Round<br />

the World Race, dem<br />

Vorgänger des Volvo<br />

Ocean Race, teil. Zwischen<br />

Abitur und Zivildienst<br />

konnte er es sich<br />

leisten, alle Etappen zu<br />

segeln (die zweite mit<br />

gebrochenem Zeigefinger).<br />

Hans-Harald Schack sprach mit ihm über die<br />

Veränderungen der prestigeträchtigen Regatta.<br />

Die Kosten für eine Teilnahme am Volvo Ocean Race<br />

sollen von 30 Millionen Euro auf 15 Millionen<br />

gesenkt werden. Was hat damals die Teilnahme der<br />

Schlüssel von Bremen gekostet?<br />

Es gab nie eine offizielle Abrechnung, aber es sollen 1,3 Millionen<br />

gewesen sein. Mark, versteht sich.<br />

Könnte heute ein <strong>Segel</strong>verein eine Teilnahme am<br />

Volvo Ocean Race stemmen?<br />

Nicht mal, wenn es Sponsoren gibt. Es geht nicht im Vereinsstil, es<br />

ist ein reines Profi-Unternehmen. Man verpflichtet einen Skipper,<br />

der heuert Manager und Crew an.<br />

Es gibt ja reiche Deutsche, darunter auch Segler.<br />

Können Sie sich vorstellen, dass nochmal ein<br />

deutsches Team an den Start geht?<br />

Michael Illbruck hat es mit einem internationalen Team unter der<br />

Leitung des Amerikaners John Kostecki geschafft und gleich gewonnen.<br />

Es gibt praktisch keine deutschen Profisegler, aber das<br />

ist nicht schlimm. Ich kann mir vorstellen, dass Boris Herrmann<br />

und Jörg Riechers das eines Tages machen. Sie machen eigene<br />

Projekte, sie haben das Taktische drauf, und sie haben bei den<br />

Franzosen gelernt.<br />

Franck Cammas hat das Volvo Ocean Race 2012<br />

gewonnen – im ersten Anlauf. Was ist sein Geheimnis?<br />

Er ist ein erfahrener und erfolgreicher Hochseesegler, er kennt<br />

alle wichtigen Leute, und er hat sein Team akribisch vorbereitet.<br />

Die sind ständig gesegelt. Das ist vermutlich das Wichtigste.<br />

Die Leute müssen nicht nur gut segeln können, das können alle<br />

Profis. Sie müssen Erfahrung miteinander als Team haben. Und<br />

sie müssen wissen, wie man ein Boot zusammenhält, wenn es<br />

anfängt kaputtzugehen.<br />

Man kann sich im Moment ja noch keinen Volvo<br />

65 kaufen.<br />

Um miteinander zu trainieren, reicht erst einmal ein Minimaxi. Ken<br />

Read hat das mit seiner Rambler-Crew so gemacht. Das Zusammenspiel<br />

der Crew ist immens wichtig. Wir sind damals auch von<br />

Etappe zu Etappe besser geworden und haben die letzte – natürlich<br />

in Gruppe D, aber immerhin in der Racing Division – sogar<br />

gewonnen.<br />

War früher etwas besser?<br />

Es war familiärer. Man ist in Punta del Este auf dem Steg Peter<br />

Blake begegnet und hat miteinander geschnackt. Die Leute<br />

haben sich respektiert. Heute gibt’s auch verschworene Gemeinschaften,<br />

nämlich die Leute, die miteinander gesegelt<br />

sind. Aber es ist ein reiner Profisport geworden, und wer<br />

nach oben will, muss sich nach oben beißen. Glauben<br />

jedenfalls viele.<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

71


sports I hochseesegeln auf der haspa hamburg<br />

wann,<br />

wenn nicht<br />

jetzt?<br />

SEGEL JOURNAL-Autorin Lina Rixgens ist 18 Jahre alt, hat<br />

gerade ihr Abitur gemacht und hofft auf einen Medizin-<br />

Studienplatz. Doch erst einmal will die ambitionierte Europe-Seglerin<br />

die Welt erkunden. An Bord der Hochseeyacht HASPA Hamburg.<br />

72 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Denkt man ans <strong>Segel</strong>n, kommen einem oft bärtige alte<br />

Seemänner in den Sinn, die viele Jahre ihres Lebens<br />

auf dem Meer verbracht haben. Vielleicht denkt man<br />

auch an pensionierte Ehepaare, die wochenlang mit ihrer <strong>Segel</strong>yacht<br />

die Ostsee bereisen und jede Bucht ausfahren. Wenn man<br />

an junge Segler denkt, dann wahrscheinlich noch am ehesten<br />

an Regattasegler, die ehrgeizig in ihren bis ins letzte Detail aufgerüsteten<br />

Booten ihre Up-and-Down-Kurse absegeln. Das habe<br />

ich auch gemacht. Mit meiner Europe bin ich zu zahlreichen Regatten<br />

gefahren, neben mehreren Deutschen Meisterschaften bin<br />

ich auch zu den Europa- und Weltmeisterschaften gereist.<br />

Doch was ich jetzt mache, ist etwas ganz anderes. Und ich bin nicht<br />

allein. Zusammen mit anderen jungen Leuten der <strong>Segel</strong>gruppe<br />

Störtebeker mache ich das, was Fachleute als Hochseesegeln<br />

bezeichnen. Ich bin viele Tage und Nächte nonstop an Bord der<br />

HASPA Hamburg auf See. Als Teil einer Crew, eingebunden in einen<br />

festen Wachrhythmus. Ohne warme Dusche und den vertrauten<br />

heimischen Komfort, dafür mit kardanisch aufgehängtem Herd,<br />

immer ein wenig klammem Schlafsack und hoffentlich trockenem,<br />

den Anforderungen auf hoher See gewachsenem Ölzeug.<br />

Doch was treibt die junge Crew der HASPA Hamburg dazu, diese<br />

Anstrengungen, Entbehrungen und Strapazen mehrtägiger oder<br />

gar mehrwöchiger Törns oder Regatten auf sich zu nehmen?<br />

Eingepfercht auf engem Raum, mit einem Minimum an Privatsphäre?<br />

In der Zeit könnte man auch entspannt am Strand liegen.<br />

Das ist wärmer, trockener und manchmal sogar billiger als ein<br />

Hochseetörn – je nach Pauschalreiseanbieter und Urlaubsziel.<br />

Die Antwort ist einfach: Es ist schlichtweg der Spaß am <strong>Segel</strong>n, die<br />

Freude daran, auf dem Meer zu sein und die Herausforderungen<br />

zu meistern, die diese langen Törns und Regatten mit sich bringen.<br />

Außerdem ist es die Freundschaft der Crew untereinander, die alle<br />

dieselbe Leidenschaft teilen: <strong>Segel</strong>n.<br />

Eine kleine Kostprobe, wie es ist, tagelang an Bord eines großen<br />

Schiffes zu sein, bekam ich schon während meiner Schulzeit. Das<br />

Hermann Lietz-Internat auf der Nordseeinsel Spiekeroog nimmt<br />

regelmäßig an dem Projekt High Seas High School teil, so dass ich<br />

auf einem großen Schoner von Deutschland nach Südamerika<br />

mitgefahren bin. Als ich für mich feststellte, dass ich bei Regatten<br />

nicht nur allein auf meiner Jolle um bunte Bojen herumsegeln,<br />

Ich mache das, was man als Hochseesegeln<br />

bezeichnet. Ohne warme Dusche, dafür mit<br />

kardanisch aufgehängtem Herd.<br />

Die Haspa Hamburg ist das<br />

Flaggschiff des Hamburgischen<br />

Verein Seefahrt (HVS). Mit an Bord<br />

von Glückstadt nach Lissabon ist<br />

unsere Autorin Lina Rixgens (18)<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

73


sports I hochseesegeln auf der haspa hamburg<br />

sondern auch länger und auf größeren Schiffen unterwegs sein<br />

möchte, informierte ich mich nach und nach über Möglichkeiten,<br />

diesen Wunsch zu realisieren.<br />

Ich las Bücher von Ellen MacArthur, Pete Goss und Samantha<br />

Davies, verfolgte die aktuellen Hochseeregatten im Internet,<br />

nahm Kontakt mit anderen Hochseeseglern auf und suchte vor<br />

allem nach einer Möglichkeit, selber mitsegeln zu können.<br />

Bei einer Internet-Recherche stieß ich schließlich auf den Hamburgischen<br />

Verein Seefahrt (HVS). Der Verein hat es sich mit der <strong>Segel</strong>gruppe<br />

Störtebeker zur Aufgabe gemacht, jungen Menschen das<br />

Hochseesegeln näher zu bringen. Auf hochseetüchtigen Regattayachten<br />

sollen sie alle Facetten des <strong>Segel</strong>ns erlernen und so zu<br />

erfahrenen Seglern werden. Während längerer Törns in Nord- und<br />

Ostsee lernen sie schon früh, Verantwortung zu übernehmen, um<br />

sehr bald schon als Wachführer oder sogar als Skipper auf den<br />

Vereinsschiffen zu fahren. Die Crews, die auf den beiden Vereinsschiffen<br />

Norddeutsche Vermögen Hamburg und HASPA Hamburg<br />

fahren, sind überwiegend jung. Man lernt voneinander und<br />

miteinander, auf Reisen, Überführungstörns oder auch Regatten.<br />

Die beiden Schiffe sind fester Bestandteil der jährlichen Reiseplanung<br />

des Vereins. Auf der Nordseewoche, beim Pantaenius Rund<br />

Skagen und auch beim Gotland Rund sind die Schiffe des HVS<br />

regelmäßig an der Startlinie. Von der Gemeinschaft geleistet wird<br />

aber auch die Arbeit an den Booten während der Werftzeiten. Der<br />

HVS fördert junge Segler, fordert aber auch, dass sie die Boote<br />

ganz genau kennenlernen. Wer sich als Chartergast an Bord fühlt<br />

und entsprechend benimmt, ist in diesem Verein falsch, denn<br />

segeln lernen heißt, auch die verschiedenen Schiffe und ihre teils<br />

hochkomplexen elektronischen Anlagen zu verstehen und bedienen<br />

zu können.<br />

Die HASPA Hamburg zieht es im kommenden Winterhalbjahr in<br />

wärmere Gefilde. In den nächsten neun Monaten reist sie von<br />

Deutschland auf eigenem Kiel in die Karibik und dann wieder<br />

zurück. Mit ständig wechselnden Crews geht es in mehreren Etappen<br />

„Rund Atlantik“. Start war im September in Glückstadt, von dort<br />

ging es mit mehreren Stopps nach Lissabon und Teneriffa. Dort beginnen<br />

im November die Vorbereitungen für die Atlantic Rally for<br />

Der HVS fördert junge Segler, fordert<br />

aber auch, dass sie an den Booten arbeiten<br />

Die HASPA Hamburg: markantes Rot,<br />

auffälliger Riss, junge Crew<br />

74 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Cruisers mit Zielhafen San Lucia. Gegen den deutschen Winterblues<br />

cruist die HASPA Hamburg Anfang 2013 zu den Kleinen Antillen und<br />

nimmt an der Antigua Sailing Week und der Heineken Regatta teil. Mitte<br />

Juni nächsten Jahres wird sie in Deutschland zurück erwartet.<br />

Ganz neu an Bord der HASPA Hamburg, benannt nach der Sparkasse<br />

der Hansestadt, die das Engagement des Vereins maßgeblich unterstützt,<br />

bin ich nicht mehr. Letzten Sommer habe ich an der Offshore<br />

Challenge, einer Regatta des Akademischen Seglervereins Aachen,<br />

von Edinburgh nach Kiel teilgenommen. Diese Tage an Bord waren<br />

eine gänzlich neue Erfahrung für mich. Zum ersten Mal nahm ich<br />

wirklich an einer Hochseeregatta teil, die Wettfahrt endete nicht nach<br />

ein paar Stunden und dem mehrfachen Runden des immer gleichen<br />

Parcours. Mit 24,1 Knoten stellten wir vor Skagen einen neuen Geschwindigkeitsrekord<br />

für das Schiff auf, hatten von Leichtwind mit Regen<br />

bis perfektem <strong>Segel</strong>wetter mit Sonne, blauem Himmel und sechs<br />

Windstärken alles dabei und ich bekam einen ersten Eindruck davon,<br />

was es heißen kann, Hochseeregatten zu segeln.<br />

Ein gutes Jahr später bin ich wieder an Bord der HASPA Hamburg<br />

und segle den Überführungstörn von Glückstadt nach Lissabon.<br />

Kurz vor dem Auslaufen halfen im Hafen von Glückstadt alle verfügbaren<br />

<strong>Segel</strong>gruppenmitglieder mit, damit das Schiff rechtzeitig am 1.<br />

September in See stechen konnte. Ein großartiges Projekt ging nun<br />

von der Vorbereitungsphase in die Durchführungsphase über. In<br />

Vorfreude auf einzigartige Stunden auf dem Wasser, hohe Geschwindigkeiten<br />

mit einem tollen Schiff, Nachtwachen unter einem schönen<br />

Sternenhimmel und das Kennenlernen und Erleben neuer Häfen und<br />

Städte bin ich voller Euphorie an Bord gegangen. Der Zeitpunkt ist<br />

perfekt: Im Sommer habe ich mein Abitur gemacht. Ich bin 18 Jahre<br />

alt, die Welt steht mir und meinen Plänen offen. Wann, wenn nicht<br />

jetzt, ist der Moment gekommen, um mehrere Wochen am Stück weg<br />

zu sein? Und wann, wenn nicht jetzt, habe ich Zeit, endlich so viel und<br />

so lange zu segeln, wie ich will?<br />

Die ersten 480 Seemeilen liegen nun seit dem Start in Glückstadt<br />

bereits im Kielwasser der HASPA Hamburg. Wir liegen im Hafen von<br />

Cowes. Auch wenn der Wind uns das Vorankommen nicht gerade<br />

einfach machte und wir sowohl bis zu unserem ersten Halt auf Helgoland<br />

als auch danach in Richtung Cowes Wind von vorne hatten,<br />

hatten wir einen tollen und abwechslungsreichen ersten Abschnitt.<br />

Nach unserem Ablegen aus Helgoland hatte der bis dahin noch mit<br />

20 Knoten wehende Wind schnell abgenommen, sodass wir in den<br />

kommenden Tagen gemütlich zwischen Verkehrstrennungsgebieten<br />

in der Nordsee und Bohrinseln hindurch segelten und trieben. Bei<br />

absoluter Flaute genossen wir ein kurzes und eindrucksvolles Bad in<br />

der Nordsee, bevor einige Zeit später der lang ersehnte Wind kam: Bei<br />

15-20 Knoten aus Nordwest konnten wir am darauf folgenden Tag in<br />

Sichtweite an der Südküste Englands mit 13 Knoten Bootsgeschwindigkeit<br />

entlang segeln. Ein herrliches Gefühl.<br />

Die Reise der HASPA Hamburg geht nun immer weiter, es werden<br />

noch viele Häfen angelaufen werden und Namen wie Gran Canaria,<br />

Martinique oder San Lucia werden im Logbuch stehen. Unsere erste<br />

Etappe wird uns jedoch erst einmal weiter durch den Ärmelkanal führen,<br />

nach Brest, dann durch die Biskaya und nach Spanien, bis wir in<br />

Lissabon festmachen werden. Da muss ich von Bord gehen. Mit dem<br />

festen Vorsatz, bald wieder dabei zu sein. Beim großen Abenteuer<br />

Hochseesegeln.<br />

Das Schiff HASPA Hamburg<br />

Die 17, 20 Meter lange Yacht ist das 14. Schiff in der über 100-jährigen<br />

Vereinsgeschichte, die auf den Traditionsnamen Hamburg getauft<br />

wurde. Um den jungen Seglern ein zeitgemäßes Design mit entsprechender<br />

Performance bieten zu können, wurde die Yacht als ein<br />

schneller Long Distance Cruiser/Racer konzipiert. Das Schiff ist sportlich<br />

und ohne jeglichen Luxus eingerichtet. Die vorgegebene Crewstärke<br />

von zehn bis zwölf Personen, die auch alle im Hafen an Bord<br />

schlafen können, wurde bei den Planungen berücksichtigt. Trotzdem<br />

wurde darauf Wert gelegt, dass die Yacht auch mit einer deutlich<br />

kleineren Crew Überführungstörns durchführen kann. Die Yacht wurde<br />

nach einer Konstruktion von Judel/Vrolijk bei Hakes Marine in<br />

Neuseeland gebaut. Der Stapellauf war am 15. Dezember 2009.<br />

Der Hamburgische Verein Seefahrt HVS<br />

Der Hamburger Reeder Albert Ballin gründete 1903 den Verein,<br />

um eine Yacht unter der Flagge der Hansestadt Hamburg als Konkurrenz<br />

für Kaiser Wilhelms Yacht Meteor ins Rennen schicken zu<br />

können. Die jugendliche Crew des Schiffes, das auf den Namen Hamburg<br />

getauft wurde, wurde unter dem Aspekt zusammengestellt,<br />

eine „körperliche Ertüchtigung der Jugend durch die Hochseesegelei“<br />

zu erreichen. Ballins Plan ging auf, die Hamburg I. segelte so erfolgreich,<br />

dass Kaiser Wilhelm den Skipper abwarb. Bis heute werden die<br />

Arbeit des Vereins und vor allem der Unterhalt der beiden Vereinsschiffe<br />

nach alter hanseatischer Tradition von Hamburger Kaufleuten<br />

und Reedern unterstützt. Das Vereinsziel ist nach wie vor die Förderung<br />

von Jugendlichen zu ambitionierten Hochseeseglern. Mitmachen<br />

kann jeder, der mit Spaß, Enthusiasmus und Freude am <strong>Segel</strong>n<br />

dabei sein möchte. Unterstützt wird der Verein mittlerweile von Sponsoren,<br />

insbesondere der Hamburger Sparkasse und der Norddeutsche<br />

Vermögen Holding. In der <strong>Segel</strong>gruppe Störtebeker sind die aktiven<br />

jugendlichen Segler und Seglerinnen organisiert. Sie segeln die Yachten<br />

und beteiligen sich an der Pflege und Instandhaltung.<br />

Autorin Lina Rixgens<br />

Wie viele begann die Kölnerin Lina (18) ihre <strong>Segel</strong>karriere im Opti und<br />

schaffte den Sprung in den Kader von Nordrhein-Westfalen, 2009<br />

wechselte sie in die Europe. Von Oktober 2009 bis Mai 2010 nahm sie<br />

an dem Projekt High Seas High School teil und segelte auf einem<br />

Gaffelschoner 14.300 Seemeilen von Hamburg nach Mittelamerika<br />

und zurück. Die Zeit nach dem Abitur nutzt sie für einen längeren<br />

Törn an Bord der HASPA Hamburg, um ihrem Traum vom ambitionierten<br />

Hochseesegeln ein Stück näher zu kommen.<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

75


So schnell wie die<br />

Hochseeprofis<br />

Der ultimative<br />

Geschwindigkeitsrausch<br />

auf ausgedienten Volvo<br />

Ocean Racern und<br />

Trimaranen ist in Rostock<br />

für jedermann möglich<br />

text Jo von Bahls fotos Speedsailing<br />

D<br />

as Zentrum der schnellsten und spektakulärsten<br />

Yachten, die (jeder-)mann für Geld mieten kann, befindet<br />

sich nicht in den USA oder einem arabischen<br />

Emirat, sondern im Stadthafen von Rostock. Am Kai des belebten<br />

Warnowufers mit seinen kleinen Bars und Weinläden<br />

liegen gleich drei der fast 20 Meter langen Volvo Ocean Racer<br />

der vorletzten Generation und ein ebenso langer und mit<br />

15,70 Metern fast genauso breiter Trimaran. Bereit, uns ganz<br />

gewöhnlichen Seglern den ultimativen Kick des Speedsailings<br />

zu verpassen, gesteuert von einem professionellen Skipper<br />

und seiner fest eingespielten Crew.<br />

Die Idee, aus der Faszination Speedsailing ein lohnendes Geschäft<br />

zu machen, kam Ralf Erik Kudra, von Bekannten und Freunden<br />

kurz „Kuddi“ genannt, nachdem er 2001 Seglerfreund Jochen<br />

76 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Salzwasser spritzt, die Speedometeranzeige<br />

klettert nach oben und die Augen<br />

der Segler glänzen: Das ist Speedsailing.<br />

<strong>Segel</strong>n mit Geschwindigkeiten<br />

weit jenseits von 15 Knoten. Dabei ist<br />

Mitmachen durchaus erwünscht und<br />

energisches Kurbeln an den Grindern<br />

eine schweißtreibende Erfahrung<br />

sports I speedsailing<br />

Heute trennen nur eine überdimensionale Glasscheibe und<br />

wenige Meter Kaimauer sein Büro von dem Steg, an dem<br />

seine Hightech-Yachten liegen. Was Segler wirklich wollen,<br />

das Gefühl, ein kleines bisschen Teil der großen Regattawelt<br />

auf der Hatz nach Rekorden zu sein, wird ihnen schon bei der<br />

Begrüßung in Rostock geboten: Das bekannte „Illbruck“-Grün<br />

dominiert den Empfangsbereich, die aufgereihten Pokale hinter<br />

Glas stehen für glänzende Siege, ein schönes Stück Volvo<br />

Ocean Racer-Rumpf dient als Bar.<br />

Wer bei „Kuddi“ an Bord seiner Hochseerenner steigt, braucht<br />

kein eigenes Equipment. Seestiefel und Ölzeug werden bei Bedarf<br />

und auf Wunsch gestellt, das Tragen von Schwimmwesten<br />

ist obligatorisch. Dem Wetter entsprechend gut verpackt und<br />

mit Lunchpaketen ausgestattet geht es auf die Boote, die<br />

bei gutem Wind und entsprechendem Trimm mit Höchstgeschwindigkeiten<br />

von mehr als 30 Knoten locken. Gesegelt<br />

werden die Yachten von professionellen Crews, so dass sogar<br />

Nichtsegler ohne Vorkenntnisse in den Genuss des rasanten<br />

Ritts über die Ostsee kommen können.<br />

Fotos: speedsailing.de, mkringel<br />

Schümann in Neuseeland besucht hatte. Hier sprang der Speedsailing-Virus<br />

auf ihn über und in Kudra reifte eine Geschäftsidee<br />

ganz nach seinem Geschmack. Mit schnellem <strong>Segel</strong>n Geld verdienen<br />

und eine Legitimation für den Kauf großer Spielzeuge mit<br />

beeindruckender Masthöhe zu haben, erschien dem ehemaligen<br />

Segler des DDR-Nationalkaders reizvoll und als Businessplan realisierbar.<br />

Seine Geschäftsidee ist so simpel wie gut: Ganz normale<br />

Segler können bei ihm auf einer Hightech-Yacht ein bisher unbekanntes<br />

Tempo unter <strong>Segel</strong>n erreichen, sich für einige Stunden<br />

dem Gefühl hingeben, fast so schnell zu sein wie die Hochseesegler<br />

beim Volvo Ocean Race oder dem Vendée Globe. „Wir wissen,<br />

was Segler wirklich wollen“, ist die überzeugende Antwort<br />

von „Kuddi“ auf die Frage, ob er wirklich sicher war, dass das anfänglich<br />

nahezu das gesamte Eigenkapital verschlingende Unternehmen<br />

tatsächlich laufen würde.<br />

Mit 250 PS losbrettern<br />

Speedrausch total versprechen die beiden Capelli-Ribs,<br />

die Kudras Flotte ergänzen. Mit einem Speed bis zu 90<br />

Knoten machen diese High-Speed-Rennboote einfach<br />

nur Spaß. Kudra vermietet sie einzeln oder im Doppelpack<br />

für Team Ralleys, als Shuttle Service bei maritimen<br />

Events, Regatta Support, Absicherung oder einfach nur<br />

zum Spaß. Kosten: pro Stunde ab 150 Euro.<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

77


Sicherheit<br />

Zwei festangestellte Boat-Captains kümmern sich permanent<br />

um die Boote und deren Sicherheit. Die Boote<br />

werden nach jeder Saison komplett auseinandergebaut,<br />

alle Teile fachgerecht gewartet, gegebenenfalls ersetzt<br />

und wieder zusammengeschraubt. Die regelmäßige<br />

Wartung umfasst zum Beispiel auch das Abnehmen der<br />

Kiele inklusive Check der Kielbolzen, Ausbau der Ruderanlage<br />

und komplette Demontage des Riggs. Die Arbeit<br />

der Boat-Captains wird darüber hinaus von Fachbetrieben<br />

und deren professionellen Mitarbeitern begleitet,<br />

insbesondere in den Bereichen Maschinenwartung und<br />

-pflege, von <strong>Segel</strong>machern, Schiffsausrüstern, Schiffselektrikern<br />

usw.<br />

Maximal zwölf Gäste finden an Bord der 19,50 Meter langen<br />

Yachten Platz. Auf dem Weg aus dem Rostocker Hafen werden<br />

die Winschen und Grinder, die Schoten und Strecker erklärt,<br />

denn selbst für erfahrene Segler ist das hier neues Terrain.<br />

Draußen auf der freien Ostsee geht es dann an die Arbeit: Die<br />

gewaltigen <strong>Segel</strong>massen müssen gesetzt werden. Die Arbeit<br />

am Grinder ist schweißtreibend, aber die Augen der Gäste<br />

an Bord werden immer größer, wenn das Großsegel Stück für<br />

Stück am 30 Meter hohen Mast emporsteigt. Diese Dimensionen<br />

sind beeindruckend.<br />

Aktiv Mitmachen und Anpacken ist an Bord durchaus erwünscht.<br />

Die 200 Quadratmeter <strong>Segel</strong>fläche am Wind, acht<br />

Vorsegel, acht Gennaker, der Reacher, die drei Grinder und die<br />

sechs Winschen wollen benutzt werden.<br />

Ölzeug und Schwimmwesten werden vom Veranstalter gestellt, Sonnenbrillen<br />

und Mützen sollte jeder selbst dabei haben (oben). Sie einen Tag wie ein echter<br />

Hochseeprofi fühlen macht Speedsailing möglich, nicht immer bequemer Gewichtstrimm<br />

inklusive<br />

Die Schiffe<br />

1. ILLBRUCK – VO 60-Klasse; Siegeryacht des Volvo Ocean Race 2002,<br />

bisher erreichter Maximum-Speed: 38,98 Knoten<br />

2. SEB – VO 60-Klasse; Volvo Ocean Race 2002<br />

3. SEB II (ex-TOSHIBA) – VO 60-Klasse; Volvo Ocean Race 1998<br />

4. HMI – ORMA60 Trimaran; zahlreiche Grand Prix-Siege und Streckenrekorde,<br />

bisher erreichter Maximum-Speed: 36,7 Knoten<br />

Technische Daten: Details der VO 60<br />

Länge: 19,50 m (60 Fuß)<br />

Breite: 5,25 m<br />

Tiefgang: 3,80 m<br />

<strong>Segel</strong>fläche: 200 m 2 am Wind + 320 m 2 Gennaker<br />

Technische Daten : Details des ORMA60-Trimaran<br />

Länge: 20,95 m<br />

Länge Rumpf: 18,25 m<br />

Breite: 15,72 m<br />

Tiefgang min./max.: 1,95 m/3,75 m<br />

Masthöhe ü. Wasser: 30,5 m<br />

<strong>Segel</strong>flächen Main/Gennaker/Solent: 195/300/120 m 2<br />

Und dann geht‘s los: Auch bei leichtem Wind kommt die Yacht,<br />

die sich wie eine gigantische Jolle segelt, schnell in Schwung.<br />

20 Knoten auf dem Speedometer sind normal, bei fast 30<br />

Knoten lacht das Seglerherz. Wer nun selbst hinter dem Steuer<br />

stehen darf, hat ein Kribbeln im Magen, das nur mit einer übergroßen<br />

Menge Adrenalin und Serotonin zu erklären ist.<br />

Wer nach dem Speedrausch auf der Ostsee im Stadthafen von<br />

Rostock wieder von Bord geht, hat ein festgezurrtes Dauergrinsen<br />

im Gesicht. „Speedsailing macht süchtig“, weiß „Kuddi“,<br />

professioneller Dealer der ganz legalen Droge. Und nach dem<br />

rasanten Ritt kann sich keiner der Segler so richtig von „Kuddi“<br />

und seinen schnelle Schiffen trennen. Auf einen kurzen Absacker<br />

versammeln sie sich in der Lounge des <strong>Segel</strong>zentrums,<br />

wobei aus kurz meist lang wird.<br />

Wem die ausgedienten Volvo Ocean Racer noch zu langsam<br />

sind, der kann sich auf dem ORMA60 Trimaran HMI (ehemals<br />

Academy) einbuchen – unter <strong>Segel</strong>n wohl die schnellste Yacht<br />

im gesamten Ostseeraum. „Mit dem Tri liegt unser Geschwindigkeitsrekord<br />

mit zwölf Gästen an Bord bei 29,4 Knoten. Das<br />

sind deutlich mehr als 50 Stundenkilometer“, schwärmt „Kuddi“.<br />

„Es ist das größte Spielzeug, das ich je besessen habe. Alle, die<br />

bei mir schon mitgesegelt sind, haben glänzende Augen bekommen<br />

– nicht nur vom Fahrtwind.“<br />

speedsailing<br />

Warnowufer 58, 18057 Rostock, Tel: 0381 / 666 90 20<br />

speedsailing.de<br />

Einzelbuchungen ab 299 Euro, komplette Yacht ab 3.600 Euro<br />

Fotos: speedsailing.de, mkringel<br />

78 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


sailors<br />

Foto: Groupama<br />

Highlights Was Cool ist an Bord 80 – 81<br />

Frau zwischen den polen mit der yacht im ewigen eiS 82 – 90<br />

loÏck peyron die zukunft hat mehrere rümpfe 92 – 93<br />

<strong>Segel</strong>-lektüre Das könnte man lesen... 94 – 95


sailorshighlights<br />

Windblocker<br />

Die rauen Wetter über Nordsee<br />

und Atlantik kennen die Holländer<br />

nur zu gut – und lassen sich<br />

davon inspirieren: Gaastra, niederländisches<br />

Trend-Label mit<br />

dem Anspruch, Mode für jede<br />

Wetterlage an Bord (wie übrigens<br />

auch in den Bergen) zu<br />

bieten, hat das Thema „Rough<br />

Seas“ in der Sport-Linie aufgegriffen<br />

– in klassischen Farben,<br />

mit technischen Details wie<br />

wasserdichten Reißverschlüssen<br />

und Windfängen aus Neopren.<br />

Eine Kollektion, die allen<br />

Wettern trotzt und bei Sonne<br />

gut aussieht. Passend für den<br />

späten Herbst-Törn oder einen<br />

winterlichen Strandspaziergang.<br />

gaastra.eu<br />

Saubermacher<br />

Bademeister<br />

Das Neueste aus aller Welt käme nie mehr aufs iPad, wenn das Gerät ein ausgiebiges Tauchbad nähme.<br />

Und Facebook-Freunde müsste man warten lassen... Damit das nicht passiert gibt es das iPad<br />

Aquapac. Die wasserdichte Tasche für den elektronischen Begleiter ist für alle perfekt, die dem<br />

nassen Element bei ihrem Lieblingssport ziemlich nahe kommen. Damit kann man sorglos<br />

an Bord lesen und surfen und auch Sonnenöl und kräftige Salzwasser-Spritzer verlieren ihren<br />

Schrecken. Die Maße passen zu den aktuellen<br />

Tablets. Circa 40 Euro. aquapac.net<br />

Bei nassem, kaltem Wetter kommt oft technische Bekleidung zum Einsatz, vor<br />

allem Fleece und Softshell. Pflegt man sie mit Feinwaschmittel, hinterlassen<br />

optische Aufheller, Farb- oder Parfümstoffe oft Rückstände im Gewebe. Das<br />

schränkt die Atmungsaktivität ein. Spezialprodukte von Granger’s entfernen<br />

Schmutz und Verunreinigungen schon bei einer 30°Grad-Wäsche, die Funktion<br />

der Faser bleibt aber voll erhalten. Der neue Performance Cleaner eignet<br />

sich für alle Funktionstextilien, egal ob wasserdichte Shells oder Fleece. Für<br />

etwa 8 Euro (300ml) bis 20 Euro (1000ml) bei grangers.co.uk<br />

80 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


hand schmeichler<br />

Nichts behindert mehr beim <strong>Segel</strong>n als kalte, steife Finger.<br />

Wer schon mal mit feuchtem Handschuh bei eiskaltem Wetter<br />

und Wind gesegelt ist, weiß, dass das richtig<br />

wehtut. Muss nicht sein, meinen die<br />

Musto-Leute und haben einen mollig<br />

warmen Funktionshandschuh<br />

entwickelt, der die Finger garantiert<br />

trocken und warm<br />

hält. OutDry heißt die innovative,<br />

patentierte Lösung,<br />

bei der eine wasserdichte,<br />

atmungsaktive Membran<br />

direkt innen an das Außenmaterial<br />

des Handschuhs laminiert<br />

wird – sie versiegelt alle<br />

möglichen Wassereintrittspunkte.<br />

Von Musto, etwa 80 Euro. frisch.de<br />

Wechselspiel<br />

Es ist immer schwierig, zwischen Korrektur-Brille und Korrektur-<br />

Sonnenbrille zu wechseln. Beim Sport an Bord geht’s gar nicht.<br />

Eine Lösung für Segler, die ohne Sehhilfe nicht aufs Wasser<br />

gehen können, bietet die Max Outdoor-Sportbrille von Nike.<br />

Dank phototroper Gläser funktioniert sie super: Bei Wolken und<br />

dunklem Wetter bleibt das Korrekturglas klar, bei Sonne dunkelt<br />

es ein. Die Zwei-in-eins-Brille mit den dynamischen Gläsern<br />

von Transitions gibt’s in zwei Glas-Tönungen, sie ist leicht<br />

und robust und damit perfekt für den sportlichen Einsatz. Kostenpunkt<br />

ca. 200 Euro. transitions.de, de.nikevisions.com<br />

Fotos: Hersteller<br />

Meeresbrise<br />

„Es rauscht wie Freiheit. Es riecht<br />

wie Welt. Natur gewordene Planken<br />

sind <strong>Segel</strong>schiffe. Ihr Anblick<br />

erhellt und weitet unsre Gedanken“,<br />

schrieb Joachim Ringelnatz.<br />

Ob die Parfum-Kreateure von<br />

Tommy Hilfiger daran dachten?<br />

Sie nennen den neuen, maskulinen<br />

Duft mit rauer Holztextur,<br />

frisch-grünen und salzigen Noten<br />

„Freedom“ und verknüpfen ihn mit der maritimen Tradition<br />

der Marke: Die Freiheit und Weite der Meere gibt’s in einem<br />

Flakon, den Schiffstau-Elemente in Rot und Marineblau und<br />

eingravierte Taudetails zieren. Für Gentlemen mit Abenteurer-<br />

Gen, ab 38 Euro. tommy.com<br />

Damenwahl<br />

Für Segler gibt es die bequemen und robusten Bootsschuhe<br />

von Dubarry schon lange, auch als Modell für die kühle Jahreszeit.<br />

In dieser Herbst-Wintersaison können sich auch Seglerinnen<br />

über fesche Schuhe freuen. Modische Farben bringen Licht<br />

und Fröhlichkeit in feuchte Novembertage und sorgen dank „Non<br />

Slip, Non Marking“-Sohle für einen rutschfesten Tritt. Außerdem hat der Schuh<br />

für Ladies ein bequemes Innenleben mit Dubarry-Fußbett. Modell Madeira bietet<br />

zudem sicheren Halt an Bord und auf den Stegen durch Zwei-Loch-Schnürung,<br />

eine flache Sohle und eine schmale Form für schlanke Füße. Über frisch.de<br />

Partnerlook<br />

Die Frage der Kapuze teilt die Fleece-<br />

Fans der Welt in zwei Lager – jene mit<br />

und jene ohne. Und auch wenn der<br />

Partnerlook seit den ganz bösen Modesünden<br />

der 1980er Jahre ein bisschen<br />

out ist – im identischen Kapuzenpulli<br />

dürfen Pärchen gerne auflaufen. Den<br />

neuen Hoodie von Marinepool gibt’s<br />

für Segler und Seglerinnen. Und für alle<br />

Solisten mit Bedürfnis nach einem wärmenden,<br />

kuscheligen Pullover natürlich<br />

auch. Rund 150 Euro. marinepool.com<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

81


sailors I frau zwischen den polen<br />

<strong>Polare</strong><br />

<strong>Sehnsucht</strong><br />

Wer in die polaren Gebiete segelt, verlässt<br />

die ausgetretenen Seewege und wagt sich<br />

in ein kaltes Abenteuer. Unsere Autorin Andrea<br />

Sikorski ist nach Spitzbergen und in die Antarktis<br />

gereist. Sie hat kalbende Eisberge gesehen, Pinguine<br />

und Wale. Und kaum Menschen, die diese<br />

frostigen Paradiese stören.<br />

fotos Andrea Sikorski<br />

82 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Paradise Bay, auf der Antarktischen Halbinsel, ist ein spektakulärer Ankerplatz, eingerahmt von mächtigen Gletschern und Eiswänden.<br />

So weit das Auge reicht riesige Skulpturen, in denen sich das Licht smaragdgrün bricht<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

83


Wer zu den Bewohnern der Antarktischen Halbinsel segelt, darf ihnen auch ganz nahe sein. Pinguine und Robben nutzen die eisfreien Strände<br />

als Sommerquartier. Sie fressen sich mit antarktischem Krill voll und gehen ihrem Brutgeschäft nach<br />

84 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


sailors I frau zwischen den polen<br />

Meine <strong>Sehnsucht</strong> galt immer den<br />

versteckten Paradiesen der Erde, den<br />

Flecken, die selten von Menschen besucht werden und an<br />

denen die Natur fast unberührt ist<br />

Viele Jahre segelte ich zwischen bunten Fischen und<br />

unberührten Riffen, immer in Äquatornähe, barfuß<br />

und von den Elementen umschmeichelt. Langsam<br />

schoben sich jedoch die polaren Regionen in mein Bewusstsein.<br />

Die Eisbären im Norden und die Pinguine im Süden wollte<br />

ich hautnah erleben. Niemand in meinem Freundeskreis<br />

teilte meine polare <strong>Sehnsucht</strong>. Im globalen Netz lernte ich<br />

Reinhard, den Eigner der Pagan, kennen. Sein Schiff lag zur<br />

Überholung in Bremerhaven und sollte in den hohen Norden<br />

überführt werden. So ging ich in Bremerhaven an Bord und<br />

segelte mit ihm entlang der norwegischen Küste und über<br />

die Barentssee bis Spitzbergen.<br />

Nachts an Deck, unter vier <strong>Segel</strong>n auf dem Weg Richtung<br />

Bäreninsel, war es so kalt, dass ich meinen Atem sehen<br />

konnte. Nach jedem Reffen waren meine Finger dicke, krebsrote<br />

Würste. Das Steuern übernahm unsere Windfahne, sonst<br />

wären uns vermutlich die Hände erfroren. Während meiner<br />

Nachtwachen kontrollierte ich regelmäßig alle Leinen und<br />

riskierte einen „Rundumblick“. Was hätte ich auch sonst tun<br />

sollen mitten in der Barentssee bei drei Grad Wassertemperatur,<br />

fünf Windstärken und nassem Schiffsdeck?<br />

Dann tauchte die Bäreninsel aus dem Nebel auf. Düster,<br />

mystisch, bedrohlich, vom Gekreische der Möwen besungen.<br />

Spitze Felszacken und steile Wände umschlossen den<br />

Naturhafen in dem wir ankerten. Fallböen prasselten auf die<br />

Pagan nieder, während sie an der Kette rollte, eingehüllt von<br />

herumirrenden Nebelschwaden und heulendem Polarwind.<br />

Wir machten das Beiboot klar und schickten ein kleines<br />

Gebet gen Himmel, dass der Außenborder nicht schlapp<br />

macht. Denn unsere Plastikpaddel taugten hier bestenfalls<br />

zum Winken. Doch am Strand angekommen veränderte<br />

die Bäreninsel plötzlich ihr Gesicht. Die Sonne brach durch<br />

und tauchte die Felsen in Goldfarbe. Einmal da, sekundenschnell<br />

woanders. Ein farbenfrohes Lichtspiel auf Himmelund<br />

Felsenleinwand projiziert startete zu einer abendlichen<br />

Show. Eine wundervolle Nacht unter der Polarsonne begann.<br />

780 Seemeilen zum Südkap von Spitzbergen lagen vor uns.<br />

Langsame Annäherung an den hohen Norden<br />

Das allmähliche Gewöhnen an ein Bordleben, das durch<br />

Nässe und Kälte geprägt war, sowie das allgegenwärtige<br />

Licht ließen mich in eine mir völlig unbekannte Welt eintauchen.<br />

Wir ankerten in waldgesäumten Fjorden, unternahmen<br />

traumhafte Bergwanderungen, verwöhnten unsere<br />

Schneebedeckte Gipfel in Spitzbergen: Autorin Andrea Sikorski sonnt sich um<br />

22 Uhr im Licht der Mitternachtssonne. Im Sommer ist es in Spitzbergen egal,<br />

wann man den Gipfel erreicht (oben). Die Pagan segelt entlang der norwegischen<br />

Küste (unten)<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

85


sailors I frau zwischen den polen<br />

Spitzbergen,<br />

so groSS wie Dänemark<br />

Das Land besteht aus unbegehbaren Felslandschaften,<br />

die dauernd von Eis und Gletschern bedeckt sind. Zwischen<br />

den Orten bestehen keine Verbindungen. Das<br />

Land und das Meer gehören den Tieren, die unter strengem<br />

Naturschutz stehen. Aufgrund der Gefahren besteht<br />

eine generelle Meldepflicht aller Touren. Für Schiffe<br />

in Seenot sind keine staatlichen Rettungsmaßnahmen<br />

vorgesehen. Die Eisbären sind für die Menschen gefährlich.<br />

Sie betrachten uns als natürliches Futter. Daher wird<br />

das Tragen einer Waffe empfohlen. Spitzbergen ist steuer-,<br />

zoll- und militärfrei. Handwerker werden immer gesucht<br />

und bekommen in kürzester Zeit die norwegische<br />

Staatsbürgerschaft. Longyearbyen ist Sitz der Verwaltung<br />

mit Flugplatz, modernem Forschungspark, Universität<br />

und Saatgutbank, wo Samen aus der ganzen Welt<br />

Katastrophen aller Art überdauern sollen.<br />

Gaumen mit frischem Dorsch und eröffneten die Badesaison in<br />

den Lofoten bei neun Grad Wassertemperatur. Zwischenzeitlich<br />

zog ich mit dem Beil los, um Holz zu hacken. Der schwedische<br />

Ofen mitten in der Messe war unsere letzte Rettung, wenn die<br />

Kälte tief in den Knochen saß.<br />

Begleitet von Millionen Seevögeln segelten wir durch die Einsamkeit<br />

des hohen Nordens, während sich die Küste als gigantische<br />

Bildershow präsentierte und alle unsere Sinne berührte.<br />

Als nach sechs Wochen endlich Spitzbergen am Horizont<br />

auftauchte, und wir von Buckelwalen begleitet unter strahlender<br />

Mitternachtssonne im Treibeis vor der Küste landeten, war ich<br />

einfach überwältigt. Die unberührte Wildnis der Inselgruppe, die<br />

Farben der Arktis und das <strong>Segel</strong>n zwischen Treibeis versetzten<br />

mich in einen Zustand euphorischer Besinnlichkeit. Das ist also<br />

das Ende der Welt, eine der Polkappen unseres Planeten, die Heimat<br />

der Eisbären, Walrosse und Robben. Nie zuvor hatte ich die<br />

Schöpfung unmittelbarer erlebt als hier.<br />

Der Südpol lockt<br />

Vier Jahre später entscheide ich mich, auch die Antarktis zu<br />

berei-sen. Rund 100 Jahre, nachdem sich der Engländer Robert<br />

Scott und der Norweger Roald Amundsen ein tödliches Duell<br />

um den zweifelhaften Ruhm geliefert hatten, als erster Mensch<br />

den südlichsten Punkt der Erde zu erreichen.<br />

Ich kontaktiere Wolf Kloss, einen Freund von Reinhard, der Expeditionen<br />

in die Antarktis veranstaltet. Im Dezember 2011 gehe<br />

ich in Puerto Williams, einem chilenischen Militärstützpunkt, an<br />

Bord der Santa Maria Australis, einer 20 Meter langen Aluminium-<br />

Ketsch. An diesem entlegenen Ort lerne ich die internationale<br />

Crew kennen, mit der ich über die Drakestraße zur Antarktischen<br />

Halbinsel segeln werde.<br />

Aufbruch ins gefrorene Paradies<br />

Die sorglose Ausgelassenheit meiner Mitsegler ist mir ein Rätsel,<br />

mich begleiten die Angst und der Respekt vor Eisbergen<br />

und boshaften, wie aus dem Nichts auftauchenden heftigen,<br />

eiskalten Wellen. Unter grauer Wolkendecke und bei fünf Grad<br />

auffrischendem Nordwind legen wir ab. Südlich von Kap Hoorn<br />

werden die Wellen ruppiger. Seevögel zeigen ihre flugakrobatischen<br />

Fähigkeiten. Die Drakestraße ist äußerst gnädig. Der<br />

Wind erreicht maximal 45 Knoten, die Welle höchstens fünf Meter.<br />

Wer das geschützte Cockpit verlässt, dem schlagen eisige<br />

Kälte und sprühende Gischt entgegen. Als die Wassertemperatur<br />

auf zwei Grad sinkt, haben wir die antarktische Konvergenzzone,<br />

die Treibeisgrenze, erreicht. Sie ist eine Art Bühnenvorhang. Die<br />

Schauspieler, die hier auftreten, sind Wind, Kälte und Eisberge.<br />

Dafür ist es im Salon gemütlich warm.<br />

Eis in der Stille<br />

Der Stadthafen von Tromsø. Die Stadt wird das „Tor“ zum Eismeer<br />

genannt (oben). Ab 66° 33' geht die Sonne nicht mehr unter. Autorin<br />

Andrea Sikorski vor dem Eintritt in eine neue, eisige Welt (unten)<br />

Antarktika hat die Form eines etwas unregelmäßigen Kreise aus<br />

dem ein tausend Kilometer langer Finger, die Antarktische Halbinsel,<br />

herausragt. Strömungen setzen die Eismassen in Bewegung<br />

und machen die von Inseln und Buchten gesäumte Küste im Sommer<br />

teilweise eisfrei. Zahlreiche Pinguine, Seevögel und Robben<br />

86 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Die Pagan ist eine Ketsch mit großer <strong>Segel</strong>garderobe: Großsegel, Stagfock, Baumfock und Genua (oben). Auf dem Weg nach Norden: Die idyllische<br />

norwegische Küste mit romantischen Ankerplätzen (unten)<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

87


Antarktische Küste: Landgang auf Cuverville Island, einer verschneiten Pinguininsel (oben). Der Lemair-Kanal: Kalbende Gletscher sorgen für einen<br />

nicht abreißenden Nachschub an schwimmendem Eis (unten)<br />

88 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


sailors I frau zwischen den polen<br />

Der Antarktische<br />

Kontinent ist<br />

Eigentum der ganzen<br />

Menschheit.<br />

Der Antarktis-Vertrag untersagt<br />

jegliche Nutzung antarktischer<br />

Rohstoffvorkommen bis 2041.<br />

46 Staaten haben unterzeichnet.<br />

Port Lockroy, die ehemalige<br />

Wetterstation<br />

der Briten, fungiert<br />

heute als südlichstes<br />

Postamt der Welt<br />

nutzen die Antarktische Halbinsel als Sommerquartier. Sie fressen<br />

sich am Krill voll und gehen ihrem Brutgeschäft nach. Diese bizarre,<br />

blau schimmernde Welt der Eisberge und schneebedeckten<br />

Gipfel ist das Ziel unseres Törns. Alle meine Ängste sind verflogen.<br />

Ich genieße den ersten Schnee an Deck und erlebe eine Symphonie<br />

der Sinne. Riesige, von der Natur geformte Eisskulpturen<br />

bestimmen das Bild, in denen sich das Licht smaragdgrün bricht.<br />

Kalbende Gletscher sorgen für einen nicht abreißenden Nachschub<br />

an schwimmendem Eis, das krachend am Rumpf zerschellt.<br />

Am 24. Dezember laufen wir Enterprise Island an, wo einst ein<br />

norwegischer Walfänger gestrandet war. Sein Wrack dient uns als<br />

Festmacherpier. Bald liegen wir sicher und ruhig im Windschatten<br />

des Rosthaufens. Ich hacke Eis vom nächsten Eisberg, um<br />

mich stillvoll mit „Whisky on the rocks“ auf einen besinnlichen<br />

Weihnachtsabend auf 64° Süd einzustimmen.<br />

Leben auf dem Eis<br />

Wer die lange Reise zu den Bewohnern der Antarktischen Halbinsel<br />

in Kauf genommen hat, darf auch ihr Gast sein. Die Robben<br />

lümmeln wie Urlauber auf ihren Eisschollen und lassen sich beim<br />

Sonnenbaden nicht stören. Die großen Narben auf ihren Körpern<br />

stammen von den Attacken der Seeleoparden, den pfeilschnellen<br />

Räubern der Antarktis. Wesentlich friedlicher sind junge<br />

Seeelefanten. Über einen wäre ich beinahe gestolpert, als ich mit<br />

meiner Kamera auf Motivjagd war. Er brüllte mich entsetzt an,<br />

doch an Land kann er kaum mehr ausrichten, als gefährlich zu<br />

brüllen. So konnten wir uns auf ein Fotoshooting einigen.<br />

Danach besuchte ich die Kolonien der Eselspinguine. Unermüdlich<br />

sind die Männchen am Steinchen sammeln, um das<br />

Nest ihrer Liebsten auszubauen, während sie die zwei Eier im<br />

Federkleid warm hält. Steinchen werden dort geklaut, wo der<br />

Pinguinmann das eigene Nest nicht verteidigen kann, weil er<br />

fischen ist. Lautstark protestierend versucht die werdende Mutter,<br />

die Räuber zu verjagen. Aussichtslos. Das Brüten darf nicht<br />

unterbrochen werden, auch wenn einem die Steinchen unterm<br />

Hintern weg geklaut werden.<br />

Die Antarktis<br />

Antarktika hat in etwa die Form eines Kreises mit zwei<br />

Einbuchtungen: das Weddell-Meer und das Rossmeer,<br />

beide nach den Kapitänen benannt, die es entdeckten.<br />

Das Weddell-Meer ist die größte Eisfabrik der Welt. Hier<br />

wurde Ernest Shackletons Schiff, die Endurance, vom<br />

Packeis zermalmt und sank. Die einzigartige Rettung<br />

aller Expeditionsteilnehmer wurde weltberühmt. Robert<br />

Scott und Roald Amundsen segelten bis zum Rossmeer<br />

und errichteten am Ross-Schelfeis ihre Winterlager. Um<br />

den Südpol zu erreichen, mussten sie das bis zu 4.500<br />

Meter hohe Transantarktische Gebirge überwinden. Die<br />

Kälte beißt hier mit minus 60° Celsius, angefaucht von<br />

Schneestürmen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu<br />

130 Stundenkilometern.<br />

Der Zirkumpolarstrom umfließt die Antarktis. Er hat die<br />

stärkste Strömung unseres Planeten und wirkt wie ein<br />

Kochlöffel in Weltdimension. 150 Millionen Tonnen Wasser<br />

setzt er pro Sekunde in Bewegung und erzeugt die<br />

gefürchteten Wellen und Brecher in der Drakestraße.<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

89


Das Schiff wurde mein zu Hause,<br />

die <strong>Segel</strong>kameraden zu Gleichgesinnten und die Antarktis<br />

zu einer Landschaft, die mich nie ängstigte<br />

ausrüstung<br />

Auch wenn man in den jeweiligen Sommermonaten<br />

nach Spitzbergen und zur Antarktischen Halbinsel segelt,<br />

steigen die Temperaturen an der Küste selten auf<br />

wenige Grad unter null. Die gefühlte Temperatur kann<br />

bei viel Wind deutlich kälter sein. Trotzdem gibt es viele<br />

eisig schöne Sonnenstunden.<br />

Silvester erleben wir auf 66° Süd. Wale begleiten uns täglich und<br />

tauchen direkt neben dem Schiff auf. Zurück nach Chile brauchen<br />

wir fünfeinhalb Tage. Kurs immer hart am Wind. Das Schiff fällt oft<br />

ächzend in Wellentäler und wird von Wassermassen überflutet.<br />

Der Lagemesser zeigt Werte bis zu 45°. Es bläst ständig mit 40-55<br />

Knoten. Fliegende Gischt und das Heulen des Windes erzeugen<br />

echte Drakestraßen-Atmosphäre. Als endlich Kap Hoorn in Sicht<br />

kommt, bin ich froh, dass diese Stampferei bald ein Ende hat.<br />

Ich kehre mit vielen Bildern und atemberaubenden Erinnerungen<br />

zurück nach Hause. Im Bewusstsein, etwas nicht Alltägliches<br />

erlebt zu haben.<br />

In den Seesack gehören, wenn nicht an Bord vorhanden,<br />

vor allem Rettungsweste und Lifebelt. Dazu Schwerwetter-Ölzeug<br />

(nicht zu eng, damit man zwei warme Lagen<br />

drunter anziehen kann), Bootsstiefel (groß genug, um<br />

dicke Skisocken tragen zu können), Südwester, Skiunterwäsche,<br />

Fleecepullover, Bergschuhe, Daunen-Anorak,<br />

Schneehose und Überhose für die Landgänge, Skihandschuhe,<br />

Haube, Stirnband, Sturmhaube, Gletscherbrillen,<br />

warme bequeme Schuhe für die Kajüte, eine kleine<br />

Wärmflasche für die Koje, wasserfeste Kamera für Actionaufnahmen.<br />

Kojencharter<br />

Törns in den hohen Norden bietet Reinhard Schmitz mit<br />

seinem neuen Schiff Svalbär an, dem Nachfolger der<br />

Pagan. Törnplan und Infos unter paganexpeditionen.de<br />

Die meiste Erfahrung für <strong>Segel</strong>reisen in den großen weiten<br />

Süden hat Wolf Kloss, Pionier erster Stunde in diesen<br />

Gewässern. Seine Törns mit der Santa Maria Australis<br />

finden meist von Mitte Dezember bis Anfang Februar<br />

statt. simexpeditions.com<br />

diashow.at<br />

90 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


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Loїck Peyron war im<br />

September auf Stipvisite<br />

in Hamburg<br />

„Es gibt nichts,<br />

was nicht möglich sein wird“<br />

Text sandra-valeska bruhns fotos corum<br />

Wie sind Sie zum <strong>Segel</strong>sport gekommen?<br />

<strong>Segel</strong>n ist bei uns Familiensport, mein Vater, Kapitän auf Shell-<br />

Supertankern, hatte immer kleine Yachten, mit denen wir als<br />

Familie gesegelt sind. Das war eine recht beachtliche Crewgröße,<br />

ich habe zwei Brüder und zwei Schwestern.<br />

Vom Fahrtensegeln in der Bretagne ist es aber ein<br />

langer Weg bis zum Co-Skipper beim America’s Cup<br />

und gefeierten Hochseehelden. Wie kam es zu dieser<br />

beeindruckenden <strong>Segel</strong>karriere?<br />

Mein Vater war ein Kapitän, auf See und an Land. Als ich im ersten<br />

Anlauf nicht das französische Abitur Baccalauréat schaffte,<br />

stellte er mich vor die Wahl, entweder das Schuljahr zu wiederholen<br />

oder das Elternhaus zu verlassen. Ich entschied mich für<br />

Letzteres und begann zu segeln. So, wie auch meine beiden<br />

Brüder. Rückblickend betrachtet keine schlechte Entscheidung.<br />

Ihre Regattakarriere begannen Sie mit 19 Jahren mit<br />

dem Minitransat, noch heute eine renommierte Veranstaltung<br />

für ambitionierte Einhandsegler. Was sind<br />

die bleibenden Erinnerungen an dieses Rennen?<br />

Vor allem, dass an Bord noch keine Technik war so wie heute.<br />

Meine wichtigsten Helfer waren eine Uhr und der Sextant. Doch<br />

als die Uhr kaputt ging, wusste ich nicht, wo ich war. So berührte<br />

ich nachts die Steine vor den Kanarischen Inseln.<br />

Sie haben sich nie auf einzelne Klassen oder Bootstypen<br />

festgelegt, sind Teamplayer und Einzelkämpfer. Welche<br />

Facette des <strong>Segel</strong>sports interessiert Sie besonders?<br />

Ich bin immer mit der aktuellen Entwicklung gegangen,<br />

mehrere Rümpfe sind schneller als einer, da suche ich den<br />

Rausch der Geschwindigkeit, die Herausforderung, das Schiff zu<br />

beherrschen und mit einem tollen Team Rekorde zu brechen.<br />

Der Wechsel zwischen den verschiedenen Regattaformaten hat<br />

mich reich an Erfahrungen gemacht.<br />

Als amtierender Rekordhalter der Jules Verne Trophy<br />

gehen Sie in die Geschichtsbücher des <strong>Segel</strong>sports<br />

ein. Als Skipper der Banque Populaire haben Sie es<br />

geschafft, den Rekord bei der Hatz nonstop um die<br />

Welt auf 45 Tage zu drücken. Wird dieser Rekord zu<br />

knacken sein?<br />

Als die Regatta vor rund 25 Jahren in Frankreich aus der Wiege<br />

gehoben wurde, orientierten wir uns an dem Buch von Jules<br />

Verne. In 80 Tagen um die Welt war Zukunftsmusik in den Ohren<br />

vieler Konstrukteure und Segler. Nun sind wir bei 45 Tagen,<br />

doch wenn an Bord der Banque Populaire alles optimal gelaufen<br />

wäre, wären wir noch schneller gewesen. Der aktuelle Rekord<br />

wird fallen, ich denke eine Dauer von unter 40 Tagen ist in den<br />

nächsten Jahren realistisch. Und danach wird sich wieder einer<br />

finden, der darum kämpft, den Rekord zu unterbieten.<br />

92 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


sailors I loÏCk peyron<br />

Der Name Peyron hat im <strong>Segel</strong>sport einen besonderen Klang.<br />

Als Erstes muss man fragen: Welcher? Bruno, Stéphane oder Loïck? SEGEL<br />

JOURNAL traf in Hamburg den jüngsten der drei Brüder Loïck bei einer<br />

Präsentation von Corum Uhren, für die der 53-jährige Franzose als<br />

Markenbotschafter tätig ist. Der charismatische Franzose sprach über<br />

seinen Einstieg ins Profisegeln und die Zukunft des America’s Cup.<br />

Die Brüder Peyron<br />

Der 57 Jahre alte Bruno Peyron ist der älteste der drei<br />

Peyron-Brüder. Er stellte mit den Katamaranen Commodore<br />

Explorer, Orange und Orange II mehrere Weltrekorde auf und<br />

konnte dreimal die Jules Verne Trophy gewinnen.<br />

Stéphane Peyron, der zweitälteste der Brüder, überquerte<br />

1987 als erster Surfer allein den Atlantik und surfte später zum<br />

magnetischen Nordpol.<br />

Loïck Peyron, der Jüngste, gewann mit dem Trimaran Fujicolor<br />

viermal die Weltmeisterschaft der Mehrrümpfer, zweimal<br />

gewann er das Transat Jacques Vabre. 2010 nahm er als Co-<br />

Skipper an Bord von Alinghi am 33. America’s Cup teil. Sein<br />

letzter großer Triumph ist der neue Rekord bei der Jules Verne<br />

Trophy mit Banque Populaire im Januar 2012. Es gelang ihm,<br />

mit seiner Crew die Rekordzeit für die schnellste Weltumseglung<br />

nonstop auf 45 Tage und 13 Stunden zu drücken.<br />

Fotos: Loris von Siebenthal, Marc Ninghetto<br />

Wohin geht die Entwicklung im Bootsbau?<br />

Das ist wie mit den Tankern, die mein Vater gesteuert hat. Sein<br />

300.000-Tonnen-Tanker war das Größte, was wir uns als Kinder<br />

vorstellen konnten. Und heute? Die Schiffe sind noch viel größer<br />

geworden, wir experimentieren mit Flügelsegeln und Hydrofoils.<br />

Es gibt nichts, was nicht möglich sein wird. Wir wissen nur<br />

nicht, wann die Entwicklung so weit sein wird.<br />

Wenn der Rekord geknackt wird, treten Sie wieder an,<br />

um ihn zurückzuerobern?<br />

Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Eigentlich race ich lieber<br />

gegen Konkurrenten, messe mich mit dem Gegner unter<br />

gleichen Bedingungen auf der Regattabahn. Die Jagd nach Rekorden<br />

kann ganz schön langweilig und nervenaufreibend sein,<br />

wenn man mit einem fertig ausgerüsteten Schiff im Hafen auf<br />

das richtige Wetterfenster für den Start wartet. Wir haben zwei<br />

Jahre in Brest darauf gewartet, an den Start zu gehen, das war<br />

für mich und die 14-köpfige Crew eine lange Zeit.<br />

Das französische Team Energy, das Sie zusammen mit<br />

Ihrem Bruder Bruno aufgebaut haben, ist beim nächsten<br />

America’s Cup nicht dabei, sondern nur bei den<br />

Vorregatten in der AC45-Klasse. Warum gibt es kein<br />

französisches Team beim Kampf um den Cup, den so<br />

viele besitzen wollen?<br />

Der America’s Cup ist die Spielwiese von extrem finanzstarken<br />

Einzelpersonen. Mit ihrem eigenen Vermögen treiben sie die Entwicklung<br />

der Boote und des Cups voran. In Frankreich fehlt uns<br />

so ein Sponsor, der mit sehr viel privatem Geld den Aufbau eines<br />

französischen Teams unterstützt. Wir arbeiten aber daran, mit<br />

einem französischen Team beim 35. America’s Cup dabei zu sein.<br />

Aber wenn der Cup auf kleineren Schiffen als dem<br />

AC72 ausgetragen würde, beispielsweise auf AC45,<br />

könnten mehr Teams teilnehmen. Ist es richtig, dass die<br />

Teilnahme so einem exklusiven Kreis vorbehalten ist?<br />

Der Cup hat etwas Magisches, weil er nur einem exklusiven Kreis<br />

vorbehalten ist. Wenn viele mitmachen können, verliert er seine<br />

Attraktivität, die Regatten und Bootsklassen werden beliebiger<br />

und sind leichter mit anderen zu vergleichen. Insofern macht<br />

der Wechsel auf die Mehrrümpfer vom Typ AC72 Sinn, auch<br />

wenn viele kleinere Teams das nicht finanzieren können.<br />

Finden Sie es gut, dass die Zukunft des Cups auf<br />

Mehrrümpfern stattfindet?<br />

Vor Jahren sprach ich mit einem Sponsoringpartner über eine Regatta<br />

mit normalen Einrumpfyachten. Er fragte mich, ob die so schnell<br />

seien wie Trimarane. Das musste ich verneinen. Daraufhin fragte er<br />

mich, warum er in etwas investieren solle, was nicht das Schnellste<br />

und Beste ist, was es aktuell gibt. Damit ist die Frage beantwortet.<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

93


sailors I lektüre<br />

Meer Lektüre!<br />

GELESEN VON STEFAN SCHORR<br />

Klaus-Dieter Block / Britta Trapp<br />

DIE WELT DER TRADITIONSSEGLER<br />

Die Autoren liefern eine gute Vorstellung unterschiedlichster Schiffe, eine Übersicht der maritimen<br />

Feste (von der humorvollen Rumregatta in Flensburg bis zur Sail Amsterdam, dem Karneval<br />

unter den Windjammertreffen), eine Auflistung von mehreren Hundert Traditionsseglern und eine<br />

Schiffstypologie mit guten Zeichnungen des Rostocker Grafikers Jochen Bertholdt. Das gelungene<br />

Layout wird durch Infokästen aufgelockert, in denen ganz unterschiedliche vom Traditionsschifffahrts-Virus<br />

befallene Menschen zu Wort kommen. Verwendete Fotos wie Lektorat könnten<br />

noch besser sein, dennoch liefert das Buch einen liebevollen ersten Eindruck von der Welt der<br />

Traditionssegler. Aber was soll der Link zur Bavaria-Werft im Buch? Hinstorff, 19,99 Euro<br />

Christian Irrgang<br />

OSTSEE LINKSHERUM: ANSICHTEN EINES SEGELSOMMERS<br />

Der Hamburger Fotograf Christian Irrgang segelte mit seinem Folkeboot Cilly Sidstpigen von<br />

Rügen aus gegen den Uhrzeigersinn rund um die Ostsee über Haparanda – auf dessen Erreichen nur<br />

Deutsche „geil“ zu sein scheinen – zum unfreundlichen Hafenmeister in Sassnitz. Die E-Mails von seiner<br />

(meist Solo-)Ostsee-Umrundung packte er nun zwischen Buchdeckel. Prima. So gibt er seine ungeschönten<br />

Gefühle und Eindrücke vor Ort wieder – statt Monate später am Schreibtisch Erinnertes.<br />

Dazu gute Fotos und fertig ist eines der besten Rund-Ostsee-Bücher. Irrgang schildert sympathisch<br />

seinen <strong>Segel</strong>sommer ohne Zeitdruck: mit nervigen Flauten, Zweifeln an den eigenen seglerischen<br />

Fähigkeiten, Motorproblemen, netten Bekanntschaften, häufigen Glücksmomenten und der<br />

ungewöhnlichen Empfehlung von Orgelkonzerten als günstiges Landprogramm. Ein lohnendes<br />

Buch, kurzweilig und inspirierend, selbst zu starten.<br />

Delius Klasing, 22,90 Euro<br />

Ragnar Kvam jr.<br />

HEYERDAHL – AUF DEM FLOSS ZUM FORSCHERRUHM<br />

Diese Thor Heyerdahl-Biografie zählt für die Stiftung Buchkunst<br />

zu den „schönsten deutschen Büchern“. Rundum perfekt wird das Buch<br />

durch die Recherche- und Schreibkunst Ragnar Kvams („Im Schatten“) und<br />

das spannende, überaus unkonventionelle Leben des norwegischen Abenteurers<br />

und Wissenschaftlers. Basierend auf den bisher erschienenen zwei<br />

Bänden des norwegischen Originalbuches wird der Lebensweg des wasserscheuen<br />

Heyerdahls nachgezeichnet: der (desillusionierende) Selbstversuch<br />

des ursprünglichen Lebens mit Ehefrau Liv auf Fatuhiva, die These<br />

zu den Wanderungen der Polynesier und die legendäre Fahrt mit dem<br />

Balsaholz-Floß Kon-Tiki über den Pazifik, für die er erst Jahre später auch<br />

wissenschaftliche Anerkennung erhielt. Unbedingt lesen! mare, 24 Euro<br />

in die Koje<br />

in die Kajüte<br />

in den Seesack<br />

in die Backskiste<br />

in die Bilge<br />

94 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


Abby Sunderland / Lynn Vincent<br />

WILD EYES – MIT DEM WIND UM DIE WELT: MIT 16 ALLEIN AUF DEM MEER<br />

Als kleines Kind ist Abby Sunderland drei Jahre mit<br />

ihrer gläubigen Familie segelnd unterwegs, mit 13 Jahren<br />

skippert sie Überführungen. Als 16-Jährige startet sie mit<br />

ihrer Wild Eyes zur Solo-Weltumsegelung. Diese endet<br />

nach heftigen Stürmen, einer Durchkenterung und dem<br />

Mastverlust im Indischen Ozean mit einer Rettungsaktion.<br />

Nicht verraten wird, was aus der Yacht wird. Das Buch wurde<br />

von der 16-jährigen Abby und der 30 Jahre älteren<br />

<strong>Journal</strong>istin Lynn Vincent geschrieben. Der (mit entsprechenden<br />

Symbolen kenntlich gemachte) Wechsel aus An-<br />

Bord-Betrachtung und der Beobachtung von Land aus<br />

macht es abwechslungsreich und spannend. An der Übersetzung<br />

hätte jedoch ein Segler mitarbeiten sollen: Dann<br />

wäre der Boots- nicht zum Fischhaken mutiert.<br />

Brunnen, 14,99 Euro<br />

William Bennett ASC and Ted Caloroso © 2010<br />

Osvaldo Escobar Torres<br />

AM LEUCHTTURM VON KAP HOORN – SEGELN VOR<br />

PATAGONIEN UND FEUERLAND<br />

Der Autor war für die chilenische Marine sechs Jahre lang im Archipel Feuerland<br />

im Einsatz und umrundete das Kap Hoorn fast 40 Mal auf verschiedenen Yachten. Inzwischen<br />

bietet er selbst auf seiner Polarwind Kap-Hoorn-Törns an. Zwei Reisen an Bord<br />

der Chonos und der Tari II werden hier mit allgemeinen Informationen, z.B. einer Liste<br />

der verzeichneten Wracks, und Fotos von Markus Finsterwald ansprechend vermischt.<br />

Die gute Idee, ein informatives, sehenswertes, auf Reisen Lust machendes Werk über<br />

Kap Hoorn zu veröffentlichen, krankt jedoch etwas. Einige Fotos anderer Fotografen<br />

sind erschreckend schwach und die Informationen stellenweise fragwürdig (durchschnittliche<br />

Windgeschwindigkeit am Kap Hoorn im Dezember 110 kn) oder unvollständig:<br />

So werden außer Torres' Firma Polarwind keine anderen Anbieter von Yachtreisen<br />

genannt. Da wäre mehr drin gewesen.<br />

Delius Klasing, 24,95 Euro<br />

Filmtipp: Jack Rath<br />

BETWEEN HOME<br />

Der in Berlin lebende australische Filmemacher Jack Rath trifft seinen Landsmann Nick<br />

Jaffe in einer Bar. Jaffe sucht in Deutschland nach Spuren seines früh verstorbenen Vaters und<br />

möchte nun segeln lernen, um von seiner „Heimat“ Deutschland zurück nach Australien zu<br />

segeln. Rath filmt den anfangs 25-Jährigen über vier Jahre hinweg. Bei der Reiseplanung und<br />

beim Ausrüsten der heruntergekommenen Contessa 26 von 1971 in England. Jaffe filmt sich<br />

selbst während der Einhand-Atlantiküberquerung, auf der Suche nach vollkommener Unabhängigkeit.<br />

In den winterlichen USA nimmt Jaffe eine Auszeit, lebt von der Hand in den Mund<br />

und spürt den zunehmenden Erfolgsdruck durch die zahlreichen Leser seines Blogs. Erschöpft<br />

überquert er schließlich den Pazifik – teils mit Begleitung. Nach 15.773 Seemeilen Freiheit auf<br />

See warten in Australien statt eines großen Empfangs bürokratische Hürden. Eine poetisch<br />

gefilmte Dokumentation, die nachdenklich stimmt. Download unter betweenhome.com, 14,99 US$<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

95


Gewinnspiel<br />

Skiff-Feeling am Handgelenk<br />

Nicht nur für aktive Jollensegler ist die edle Uhr mit dem klangvollen Namen Mühle-Glashütte 29er eine mehr als stilvolle tägliche<br />

Begleiterin. Der 29er – die kleine Schwester des olympischen 49ers – gilt als besonders schnell, sportlich und dynamisch. Damit ist die<br />

Skiffjolle der ideale Namenspatron für das 29er-Modell von Mühle-Glashütte. Genau wie ihr segelndes Vorbild sind auch die Uhren wie<br />

ein One-Design-Boot gebaut. Lediglich der Gehäusedurchmesser unterscheidet die 29er und die 29er Big. Neben einem ausgezeichneten,<br />

schlichten Design punkten die Uhren vor allem durch ihre Präzision.<br />

Das Uhrwerk der Automatik-Uhr (Ø 36,6 mm; Höhe 10,4 mm) ist mit der Mühle-typischen Spechthalsregulierung,<br />

dem hauseigenen Rotor und charakteristischen Oberflächenveredelungen ausgestattet.<br />

Integriert sind ein Sekundenstopp, Datumschnellkorrektur und 38 Stunden Gangreserve. Das Gehäuse<br />

ist aus gebürstetem Edelstahl und verfügt über ein entspiegeltes Saphirglas. Der Boden hat ein Sichtfenster,<br />

die Krone ist verschraubt, so dass Wasserdichte bis 10 bar garantiert ist. Die Zifferblattfarbe<br />

ist schwarz, Zeiger und Stundenmarkierungen des Zifferblattes sind mit Super-LumiNova belegt.<br />

Ein Kalbslederband mit Dornschließe aus Edelstahl gibt der Uhr ein puristisches Image.<br />

Um die edle Uhr im Wert von 930 Euro zu gewinnen, müssen Sie nur das Lösungswort errätseln<br />

und an die SEGEL JOURNAL-Redaktion schicken. Anschrift: Quarto Media GmbH, SEGEL JOURNAL,<br />

Gurlittstraße 28, 20099 Hamburg oder per Mail an info@segeljournal.com<br />

Mit etwas Glück gehört die edle Mühle-29er-Uhr bald Ihnen. Einsendeschluss ist der 12.12.2012.<br />

Das Lösungswort aus dem letzten Heft lautet: Winschkurbel.<br />

Die Gewinner unseres Kreuzworträtsels werden schriftlich benachrichtigt.<br />

rechte<br />

Schiffsseite<br />

kleinster<br />

Teil der<br />

Wortbedeutung<br />

britischer<br />

Sagenkönig<br />

bibl.<br />

Stammvater<br />

(Arche)<br />

Abkürzung<br />

für okay<br />

Schiff<br />

mit zwei<br />

Rümpfen<br />

Abkürzung<br />

für in Ost-<br />

Strom<br />

vor allem sibirien<br />

Jüngstenjolle<br />

Windanzeiger<br />

auf einer<br />

Jolle<br />

englische<br />

Prinzessin<br />

schroff<br />

ansteigend,<br />

abfallend<br />

chem.<br />

Zeichen<br />

für<br />

Nickel<br />

Stadt<br />

am<br />

oberen<br />

Kocher<br />

Lösungswort:<br />

Kommando<br />

zur<br />

Halse<br />

96<br />

<strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012<br />

Keimzellen;<br />

Hühnerprodukte<br />

Schiffsvorderteil<br />

7<br />

Artikel<br />

hoch<br />

3<br />

Schöpfer<br />

der mod.<br />

Türkei<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

1<br />

französischer<br />

Matsch,<br />

Schlamm Maler<br />

(Edgar)<br />

Wassersportmesse<br />

in<br />

Hamburg<br />

kleiner<br />

Rhododendron<br />

Öffnung<br />

auf<br />

Schiffen<br />

Abgasreiniger<br />

(Kzw.)<br />

schweiz.-<br />

dt. Autor<br />

(Hermann)<br />

Frauenname<br />

Handmäh-<br />

8<br />

gerät<br />

5<br />

durch<br />

Eheversprechen<br />

gebunden<br />

englisch:<br />

Rennen<br />

Fremdwortteil:<br />

unter<br />

franz.:<br />

Weihnachten<br />

Abk. für<br />

in Vertretung<br />

Bett an<br />

Bord<br />

je, für<br />

(lateinisch)<br />

2<br />

Abk.<br />

für Air<br />

France<br />

zieht die<br />

<strong>Segel</strong><br />

Treppe<br />

ins<br />

Schiffsinnere<br />

Auerochse<br />

unbestimmter<br />

englischer<br />

Artikel<br />

eine der<br />

Ostfriesischen<br />

Inseln<br />

Atem<br />

ausstoßen,<br />

pusten<br />

Mittel gegen<br />

Körpergeruch<br />

(Kurzwort)<br />

Träger<br />

einer<br />

Erbanlage<br />

Sache,<br />

Gegenstand<br />

nordischer<br />

Hirsch,<br />

Elch<br />

Höhenzug<br />

bei<br />

Braunschweig<br />

Ausruf<br />

des Ver-<br />

4<br />

stehens<br />

(Mustafa)<br />

Alaska<br />

6<br />

Inselkette<br />

bei<br />

Geschwindigkeit<br />

an Bord<br />

Foto: www.shutterstock.com/aragani12345s


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tel. +49 (0) 6123 / 701 68 84<br />

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Nielsen IV MMS Marrenbach Medien-Service<br />

tel. +49 (0) 89 / 430 885 55<br />

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Geschäftsführung<br />

druck<br />

Westermann Druck GmbH<br />

Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig<br />

vertrieb<br />

Axel Springer Vertriebsservice GmbH<br />

Süderstraße 77, 20097 Hamburg,<br />

tel. +49 (0) 40/34 72 40 41, Fax +49 (0) 40/34 72 35 49<br />

Einzelverkaufspreis<br />

Deutschland 5,20 Euro (inkl. 7% Mwst.);<br />

Österreich 5,80 Euro; Schweiz SFr 9,80;<br />

BeNeLux 5,90 Euro; Spanien/Italien/Frankreich 6,60 Euro<br />

VERLAG<br />

Quarto Media GmbH<br />

Gurlittstraße 28, 20099 Hamburg<br />

Martina John, Martina Julius-Warning,<br />

Yorck Hentz, Christian Schmidt-Hamkens<br />

Bei Nichtbelieferung ohne Verlagsverschulden oder wegen Störungen des Arbeitsfriedens<br />

bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag. Nachdruck in Wort und Bild, auch auszugsweise,<br />

nur mit Erlaubnis von Quarto Media GmbH. Gerichtsstand Hamburg.<br />

Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bildsendungen.<br />

Zuschriften können ohne ausdrücklichen Vorbehalt im Wortlaut<br />

oder Auszug veröffentlicht werden.<br />

ISSN 2194-2722<br />

SEGEL JOURNAL<br />

jetzt auch als<br />

eMagazine<br />

SEGEL JOURNAL gibt es ab sofort auch am<br />

virtuellen Kiosk! Sie können das Heft schon 24<br />

Stunden vor dem Erscheinungstermin der Print-<br />

Ausgabe online kaufen und sofort auf Ihrem<br />

iPad, Tablet-PC oder Computer lesen.<br />

Wir haben für Sie unser Angebot auf den<br />

führenden Online-Kiosken eingerichtet:<br />

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oder über unsere Webseite:<br />

segeljournal.com<br />

Die nächste Ausgabe<br />

von SEGEL JouRNAL<br />

erscheint am 19. Dezember 2012<br />

november/dezember 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />

97


was bewegt...<br />

16 Fragen an...<br />

Foto: HUGO BOSS<br />

Alex Thomson<br />

Auf Hugo Boss nimmt der 38-jährige Segler am Vendée Globe-Rennen um<br />

die Welt, dem Mount Everest der Einhandsegler, teil. Der Brite konnte im<br />

Sommer den Einhand-Transatlantik-Rekord von New York nach England<br />

um satte 24 Stunden unterbieten. Vor dem Start zum Vendée Globe traf sich<br />

der junge Vater mit dem SEGEL JOURNAL. Nicht nur, um klarzustellen,<br />

dass sein liebster Drink nach Sonnenuntergang entgegen der<br />

vorherrschenden Meinung nicht Gin Tonic ist.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Seit wann segeln Sie?<br />

Mit elf Jahren begann ich zu surfen, zwei Jahre<br />

später segelte ich Jolle. Mit 21 Jahren begann<br />

ich, auf großen Yachten zu segeln, mit Mitte 30<br />

habe ich Kiten für mich entdeckt.<br />

Was war Ihr erstes eigenes<br />

Boot?<br />

Zusammen mit meinem Vater und meinem<br />

Bruder habe ich mir für 500 zusammengesparte<br />

Pfund einen Katamaran vom Typ Hurricane 4.9<br />

gekauft.<br />

Welches Boot wollten Sie<br />

immer mal segeln?<br />

Alles, was mit einem Gennaker richtig schnell<br />

wird. Wobei ich gestehen muss, dass mir ein<br />

Ausflug auf eine 40-Meter-Motoryacht auch<br />

gut gefallen hat.<br />

Wie ist der Name Ihres Bootes?<br />

Hugo Boss.<br />

Ihr liebstes <strong>Segel</strong>revier?<br />

Der Southern Ocean, aber auch der Schärengarten<br />

vor Stockholm und natürlich Hawaii.<br />

Wie viele Tage im Jahr verbringen<br />

Sie auf dem Wasser?<br />

Sechs bis neun Monate.<br />

Ihr Lieblingshafen?<br />

New York, mit Blick auf die Wolkenkratzer.<br />

Ihre liebste Hafenbar?<br />

Eine, die Mount Gay Rum und Bier ausschenkt.<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

Der beste Drink zum Sonnenuntergang?<br />

Mount Gay Rum, gerne mit Cola light.<br />

Mit wem würden Sie gerne<br />

einmal segeln?<br />

Mit meinem Mentor Sir Robin Knox-Johnston.<br />

Welche Eigenschaften<br />

schätzen Sie an Seglern am<br />

meisten?<br />

Teamfähigkeit.<br />

Drei Dinge, die immer an Bord<br />

sein sollten?<br />

Rettungsweste, I-Pad und Satellitentelefone.<br />

Was ist an Bord völlig<br />

überflüssig?<br />

Feuchtes Toilettenpapier!<br />

Gibt es einen Segler, der Sie<br />

beeindruckt hat?<br />

Sir Robin Knox-Johnston, der erste Mensch, der<br />

einhand nonstop um die Welt segelte.<br />

Das beste <strong>Segel</strong>buch?<br />

„Born to Win. A Lifelong Struggle to Capture the<br />

America’s Cup“ von John Bertrand.<br />

<strong>Segel</strong>n ist…<br />

… mein Lifestyle!<br />

98 <strong>Segel</strong> journal november/dezember 2012


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