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The Dope Show<br />
Login 09/2013<br />
Editorial<br />
Manche Sportarten gelten als „Doping-verseucht“. Das erscheint gegenüber<br />
den ehrlichen Profi-Sportlern als ungerecht, die schwarzen Schafe aber, die<br />
verbotene Substanzen konsumieren, versauen den Ruf – auch weil sie ihr<br />
unsportliches Verhalten stets mit Leugnen und Verschwörungstheorien zu<br />
kaschieren suchen. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit bei Dopingkontrollen aufzufliegen,<br />
gar nicht gering. Der Doper schadet sich also selbst am meisten, er<br />
ruiniert auf Dauer Gesundheit, Ansehen beim Publikum, das ganze Lebenswerk,<br />
die Sponsorenzahlungen.<br />
www.linux-magazin.de<br />
3<br />
Sind zehn Prozent mehr Wattleistung für einen prominenten Radfahrer so<br />
wichtig, dass er, sobald überführt, die nächsten 20 Jahre nicht mal mehr zur<br />
Einweihung eines Möbelhauses eingeladen wird? Man kann es drehen und wenden:<br />
Sehenden Auges den eigenen Ruin zu riskieren, bleibt für Außenstehende<br />
dauerhaft unverständlich.<br />
Jan Kleinert, Chefredakteur<br />
Genauso unverständlich das Motiv tausender US-Firmen, die jüngsten Berichten zufolge im Zuge von Prism<br />
bereits seit 2007 die heimischen Geheimdienste mit Informationen über in- und ausländische Bürger versorgt<br />
haben. Beispiel Microsoft: Die Firma hat offenbar im Rahmen des Foreign Intelligence Surveillance Act Nutzerdaten<br />
aus seinen Diensten Skype, Outlook.com und Skydrives ohne Wissen und Zustimmung seiner Kunden an<br />
die NSA weitergegeben – und wer weiß, was sonst noch?! Besonders doof für die Firma ist zurzeit, dass sie aus<br />
juristischen Gründen nicht mal mit der Preisgabe von Einzelheiten vor der Öffentlichkeit rechtfertigen darf.<br />
Klar, für <strong>Linux</strong>er ist die Sache vergnüglich. Aber jedermann, der wissen will, was die Welt im Innersten zusammenhält,<br />
fragt sich schon, warum eine Firma sich ohne einen erkennbaren Nutzen so nahe an den Rand des<br />
Abgrunds stellt. Zur Erinnerung: Jedes marktwirtschaftliche Unternehmen strebt per Definitionen nach nichts<br />
so sehr wie nach Gewinn. Den Microsoft-Bossen dagegen muss klar sein, dass die jüngsten Neuigkeiten die<br />
eigenen Anwender verunsichert. Die fragen sich: Wer hat Zugriff auf meine bisher sicher geglaubt Daten?<br />
Bei Konzernen, die Microsoft-Software einsetzen, hat der Zweifel am Datenschutz sogar einen Namen: Compliance.<br />
Kann es irgendwo auf der Welt eine Bank oder ein Konzern gegenüber seinen Aktionären und anderen<br />
institutionellen Investoren verantworten, mit Produkten zu arbeiten, die möglicherweise Backdoors eingebaut<br />
haben? Wenn Die Antwort „Nein“ lautet, kann sich der Software-Hersteller die bisherigen Milliardengewinne<br />
in die Haare schmieren. Dann tritt das ein, was kein <strong>Linux</strong> und keine Wettbewerbskommission je erreichen<br />
könnte: Redmond hat Feuer im Dachstuhl.<br />
Dass Manager ihre Unternehmen in den Abgrund reiten, kennt man von Dioxin-, Gammelfleisch- oder<br />
Atomtechnologie-Skandalen. Sie handelten zwar illegal, aber insofern rational, als dass das kleine Risiko<br />
aufzufliegen für einen großen Profit in Kauf nahmen. Welchen Profit aber haben Microsoft, Google, Facebook<br />
oder Apple für den Verrat ihrer Kunden zu erwarten? Keinen.<br />
Es lässt sich höchstens spekulieren, dass dumpfer Patriotismus Einzelner im Spiel ist nach dem Motto: Mein<br />
Land ist das beste unter Gottes Sonne und mein Unternehmen – auch deshalb – das beste der Welt. Und damit<br />
das so bleibt, gebe ich den Geheimdiensten, was die wollen. Puh, wer das logisch findet, hat sich entweder<br />
eine Menge Dope reingezogen oder Lance Armstrong als Werbebotschafter.