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Österreich: € 9,50
5/2013 | Mai € 8,50
Schweiz: sFr. 15,90
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Europas größte Straßenbahn-Zeitschrift
9,90
Betriebe
Fahrzeuge
Geschichte
Große Netzausdehnung 1955:
Als Hamburgs Tram
noch Zukunft hatte
Dresden: Mit der Linie 7
quer durch den Elbtalkessel
Schleifwagen von Windhoff:
Technik, Funktion, Einsatz
Frankfurt am Main: Erneutes
Comeback der Klassiker
Exklusiv und gratis
nur für Abonnenten –
die Fotoedition »Die schönsten Straßenbahnen«
2013 erhalten Sie als Abonnent von STRASSENBAHN
MAGAZIN mit jeder Ausgabe ein Exemplar der Fotoedition
»Die schönsten Straßenbahnen«. Die Karten –
zum Sammeln, zum Aufhängen oder Weiterverschicken
– sind aus hochwertigem Chromokarton,
12 x 17 cm groß und erscheinen in limitierter Auflage.
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6/2013
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Einsteigen, bitte …
Reicht die Lobbyarbeit für Trams?
Stimmen Sie ab
Was kennzeichnet eine gut funktionierende
Demokratie? Wenn die Bevölkerung in die
Entscheidung zur Verwendung von öffentlichen
Geldern einbezogen wird. Besonders
vorbildlich ist hier vor allem die Schweiz –
aber auch in Aachen gab es jüngst für den
„kleinen Mann“ die Möglichkeit, eine Entscheidung
zu treffen:
Am 10. März galt es abzustimmen, ob
Aachen eine neue Straßenbahn ins Campus
gelände erhalten soll oder nicht. Das
Ergebnis fiel mit zwei Drittel Nein-Stimmen
eindeutig aus: In der westlichsten
deutschen Großstadt werden bis auf Weiteres
also keine Tramgleise verlegt …
Bei den Befürwortern des verkehrlich
überaus sinnvollen Projektes ist nun Wunden
lecken angesagt. Wie konnte es dazu
Wird die Öffentlichkeit von den Vorteilen eines Straßenbahnbetriebes
ausreichend informiert?
• Ja, nach meinen Beobachtungen werden dafür alle Möglichkeiten
genutzt
• Nein, da sehe ich große Reserven! Dieses Verkehrsmittel könnte noch
viel mehr und deutlicher beworben werden
• Teils teils – mir sind einerseits sehr gute, aber andererseits auch sehr
schlechte Beispiele bekannt
Stimmen Sie online ab: www.strassenbahn-magazin.de
kommen, dass die Bürger Aachens lieber
weiterhin in proppevollen Bussen oder mit
dem Pkw im Stau stehen wollen?
In diesem Zusammenhang wird nun
auch in der Kommunalpolitik ein Schuldiger
ausgemacht. Hat die Stadtverwaltung
der Bevölkerung wirklich die ökologischen
und verkehrlichen Vorteile der geplanten
Campusbahn ausreichend und transparent
genug angepriesen?
Das Abstimmungsergebnis von Aachen
sorgte aber auch unter Straßenbahnfreunden
in ganz Deutschland und den
angrenzenden Ländern für Enttäuschung.
Es stellt sich die Frage, welche Lobby haben
Straßen- und/oder Stadtbahnen eigentlich
in den Städten? Darauf gibt es unterschiedliche
Antworten. Karlsruhes neu
gewählter Oberbürgermeister Frank Mentrup
(SPD) setzte Anfang März beispielsweise
ein Zeichen: Er ließ sich an seinem
ersten Arbeitstag in neuer
Funktion in einem Museumsstraßenbahnwagen
in die Innenstadt
bringen.
Auch anderswo steht die
Politik fest hinter ihren Straßenbahnen.
Und welche Beobachtungen
haben Sie, liebe
Leser, gemacht?
Großer Bahnhof für
eine Straßenbahn?
Nicht nur – der „Spiegelwagen“
genannte
Tw 100 war für Karlsruhes
neuen Oberbürgermeister
am 1. März
eine bewusste Kulisse
– und damit ein klares
Bekenntnis zu diesem
Nahverkehrsmittel
D. STOBER
André
Marks
Verantwortlicher
Redakteur
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
3
Inhalt
Inhalt
TITEL
Hamburgs Straßenbahn in den 1950er-Jahren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
Betriebe
Einmal quer durch den Elbtalkessel . . . . . . . 16
Dresdens Linie 7 im Porträt – Mit 23 km ist sie die zweitlängste
Tramlinie der DVB und verbindet den höchsten Punkt des Netzes mit
dem Dresdner Norden. Dabei führt die »7« von den west lichen Wohngebieten
über den Hauptbahnhof, durch das Stadtzentrum und das
Szeneviertel Neustadt bis an den Rand der Dresdner Heide
TITEL
TITEL
Wieder müssen die Oldies ran! . . . . . . . . . . . . . 24
Wagenmangel in Frankfurt
(Main) – Museumswagen helfen
aus – Aufgrund der Untauglichkeit
moderner Niederflurwagen im harten
Winterbetrieb sowie allgemeinen Fahrzeugmangels
hat die Frankfurter VGF
erneut Düwags aus dem Museums -
bestand für den regulären Dienst
reaktiviert
»Meterspur-U-Bahn« ins Geisterdorf . . . . . . 28
Straßenbahnreste in Duisburg-Alsum vor Abriss – Die Gleis -
reste auf der Matenastraße gehören zu den wohl spannendsten Fundstücken
in Deutschland: Sie führen in ein überschüttetes Dorf, durch
typische Ruhrpott-Industriekulisse und den schaurigen Matena-Tunnel
»Bim« muss U-Bahn weichen . . . . . . . . . . . . . . . 32
U-Bahn verdrängt östliches Endstück der Wiener Linie 67 –
Den stark frequentierten Abschnitt Reumann platz – Oberlaa der
Wiener Straßenbahnlinie 67 soll die Verlängerung der U-Bahn-Linie 1
ersetzen – ein Foto- oder Filmtipp für Freunde der Wiener »Bim«
Aus für erste andalusische Tram . . . . . . . . . . . . 34
Straßenbahnbetrieb in Vélez-Málaga weiterhin eingestellt –
Der 2006 eröffnete Betrieb Vélez-Málaga – Torre del Mar sollte
wieder Teil einer Küstenbahn zwischen Málaga und Vélez werden.
Doch das Projekt ist gescheitert – vorhandene Fahrzeuge werden
womöglich nach Sydney veräußert
RUBRIKEN
»Einsteigen, bitte ...«. . . . . 3
Bild des Monats. . . . . . . . . 6
Journal . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Nächster Halt. . . . . . . . . . . 23
Einst & Jetzt. . . . . . . . . . . . 50
Fundstück des Monats . . . . 71
»Forum«, Impressum . . . . . 78
Vorschau . . . . . . . . . . . . . . 82
»Ende gut ...« . . . . . . . . . . 82
Das besondere Bild . . . . . . 83
4 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
STRASSENBAHN MAGAZIN FOTOEDITION Nr. 5
12 Postkarten
gratis auch für alle
neuen Abonnenten
Vélez-Málaga: Moderne Tram wieder stillgelegt 34
Berlins Maximum-Tw 5303 im Sommer 1967 an der Endstelle der
Linie 71 in Heinersdorf
W. SCHREINER, SLG. DVN
Im Jahr 2013 machen wir unseren Abonnenten ein ganz besonderes
Geschenk: Mit jeder STRASSENBAHN MAGAZIN-
Ausgabe des Jahrgangs liefern wir Ihnen ein faszinierendes,
historisches Foto der interessantesten Fahrzeugtypen. Die
Bilder sind auf hochwertigem Chromolux-Karton gedruckt
und können auch als Ansichtskarten verschickt werden.
Augsburg: Die Wagenhalle Lechhausen 64
Übrigens: Wer sich jetzt entschließt, das STRASSENBAHN
MAGAZIN künftig bequem nach Hause geschickt zu bekommen,
erhält die komplette zwölfteilige Foto-Edition und
spart gegenüber dem Heft-Einzelkauf im Handel bares Geld!
Fahrzeuge
TITEL
Tausendsassa aus Rheine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Die Schleifwagen der Fa. Windhoff – Als Arbeitswagen werden
oftmals dafür umgebaute Linienwagen genutzt, Spezialanfertigungen
ab Werk sind die Ausnahme. Mit dem Bau eines Schleifwagens für
die Metro Ankara trat 1994 die Firma Windhoff in diesen überschaubaren
Markt ein
Alte Schätze unter neuem Dach . . . . . . . . . . . . 45
Oldtimer im neuen Depot der HEAG mobilo – Darmstadts
Museumsstraßenbahnwagen stehen unter einem neuen Dach. Pünktlich
zum 100. Firmenjubiläum der HEAG zogen die historischen Fahrzeuge
2012 in ein neues Depot. Doch das ist nur ein Etappenziel …
STRASSENBAHN im Modell
Kleine und große Überraschungen. . 72
Auf den Modellstraßenbahner warten im Jahr 2013 noch
viele interessante Neuheiten, die auf der Spielwarenmesse in
Nürnberg gar nicht öffentlich präsentiert wurden!
Geschichte
Als die »Alster-Tram«
noch Zukunft hatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
Hamburgs Straßenbahn in den 1950er-Jahren – Nach 1945
erholte sich die Straßenbahn in der Hansestadt noch einmal. Bis Mitte
der 1950er- Jahre gab es mehrere positive Entwicklungen – doch
damit hatte der Betrieb in der Nachkriegszeit seinen Zenit erreicht
TITEL
»Ohne allen architektonischen Zierrat« . . 64
Die Wagenhalle in Augsburg-Lechhausen – Noch beherbergt
das Depot viele historische Straßen bahnfahrzeuge. Doch diese sollen
in den „Bahnpark Augsburg“, ins ehemalige Bahnbetriebswerk,
gebracht werden. Dann steht die 1930/31 gebaute Halle zum Abriss –
ein Blick in ihre Geschichte
Titelmotiv
In den 1950er-Jahren
herrschte in Hamburg noch
Aufbaustimmung, als
ein V6-Straßenbahnzug
den neu verglasten Hauptbahnhof
passierte
B. BARESCH, SLG. VVM
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
5
Bild des Monats
6
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Bild des Monats
Bild des Monats
Bereits seit dem Jahr 1900 rollen Straßenbahnen durch die nordostrumänische Stadt Iasi nahe
der moldawischen Grenze. Das meterspurige Netz ist recht ausgedehnt und bietet einen abwechslungsreichen
Wagenpark, der inzwischen nur noch aus deutschen und schweizerischen
Wagen besteht, die gebraucht gekauft oder nach Iasi verschenkt wurden. Vor dem Golia-Kloster
durchfährt ein aus Stuttgart stammender GT4 die Schleife Targu Cucu. Während dieser wie viele
Wagen im deutschen Originalanstrich unterwegs ist, folgt ihm ein bereits in den Farben der
Verkehrsbetriebe lackierter GT4. Die Szene hielt Bernhard Kußmagk am 16. Juni 2012 fest.
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
7
Meldungen aus Deutschland,
aus der Industrie und aus aller Welt
Während die Torstraße für die „Stadtbahn Halle“ umgestaltet wird, sollen die letzten Tatra-Züge im Laufe des
Jahres durch die neuen MGT-K2 ersetzt werden M. PIETSCHMANN (3)
ONLINE-UMFRAGE
Tunnelbahnhöfe
optisch aufwerten!
Im letzten Heft fragten wir Sie, ob
die Verkehrsbetriebe ihre Tunnelbahnhöfe
mit speziellen regionsbezogenen
Gestaltungen aufwerten sollten. Aufhänger
für die Umfrage war die Neugestaltung
einer Gleisebene des U-
Bahnhofes Willy-Brandt-Platz in Frankfurt
am Main mit Plakaten legendärer
Fußballer des Clubs Eintracht Frankfurt.
79,2 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden
Leser finden dies eine gute
Idee. Die Stationen würden auf diesem
Wege attraktiver und Fahrgäste erhalten
eine willkommene Ablenkung. Exakt
ein Fünftel der Votierenden ist hingegen
der Meinung, Tunnelstationen müssten
insgesamt attraktiver gestaltet und aufgewertet
werden – einfach nur Plakate
genügen ihnen nicht. Nicht einmal
einem Prozent der Leser ist es egal, wie
sich die Tunnelbahnhöfe präsentieren –
für sie sei es ausreichend, wenn die
Bahnen pünktlich fahren.
SM
Halle an der Saale: Drei Streckensperrungen erfordern Umleitungsnetz – erster MGT-K2 eingetroffen
Neue Gleise und Bahnen für die »Stadtbahn Halle«
Unter dem Projekttitel „Stadtbahn
Halle“ soll die Straßenbahnlinie 1 (Frohe
Zukunft – Marktplatz – Böllberg –
Beesen) zur Stadtbahn adaptiert werden.
Dazu wird in den nächsten Jahren
vielerorts die Streckeninfrastruktur aufgewertet.
Als erste Maßnahme startete
am 11. März der Ausbau der Torstraße,
der die Linien 1 und 6 ab dem Rannischen
Platz auf etwa 650 m stadtauswärts
folgen. Ursprünglich zeitgleich
sollte die Maßnahme im Zuge der Großen
Ulrichstraße / Geiststraße (auf der
Achse Marktplatz – Reileck gelegen)
starten. Der dortige Baubeginn hat
sich aber kurzfristig auf den 8. April
verschoben. Bei beiden Bauprojekten
werden die Gleise erneuert, der Stra-
ßenraum neu gestaltet sowie die betroffenen
Haltestellen (Kurt-Tucholsky-
Straße und Moritzburgring) barrierefrei
ausgebaut. Einen eigenen Gleiskörper
wird die Straßenbahn aber in beiden
Abschnitten nicht erhalten. Auch in
Merseburg wird gebaut. Dort wird die
Erneuerung der Straße Weiße Mauer
samt Straßenbahntrasse, die auf einen
Zeitraum von 2012 bis 2015 anvisiert
ist, dieses Jahr am 11. März fortgesetzt.
Unterbrochene, gekürzte
und eingestellte Linien
Anlässlich der damit verbundenen
Streckensperrungen zwischen Böllberg
und Rannischer Platz, zwischen Moritzburgring
und Marktplatz sowie
zwischen Merseburg Stadtstadion und
Wie im Vorjahr wird auch 2013 der
alte Betriebshof in Merseburg wieder
für den Inselbetrieb der Linien
5 und 15 genutzt. Fünf MGT6D
sind von hier aus im Einsatz
8 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Deutschland
Je eine Doppeltraktion
des MGT-K
(links) und des
Nachfolgemodells
MGT-K2
(rechts) beim
Zusammentreffen
in der
Schleife Ammendorf
Merseburg Zentrum gab es am
11. März einen Fahrplanwechsel. Während
die Durchmesser-Linien 1 (Frohe
Zukunft – Beesen) und 7 (Kröllwitz –
Büschdorf) im recht engmaschigen
halleschen Netz über parallele Strecken
um die Baustellenbereiche (Linie
1 via Veszpremer Straße, Linie 7 via
Steintor) geleitet werden können,
mussten die Linien 6 (Reileck – Marktplatz
– Südstadt) und 11 (Damaschkestraße
– Marktplatz – Göttinger Bogen)
eingestellt werden. Die Linie 12,
die normalerweise an der Damaschkestraße
umlaufmäßig mit der Linie 11
verknüpft ist, wird dagegen zur Vogelweide
verlängert. Ebenso verlängert
wird die Linie 3, und zwar von der
Südstadt nach Böllberg, sodass dieser
Stadtteil zwar nicht von der Innenstadt,
aber immerhin von Süden her
per Straßenbahn erreichbar ist. Am
Moritzburgring, nördlich der Baumaßnahme
in der Großen Ulrichstraße,
wird eine provisorische Endstelle eingerichtet,
die von der von Norden her
verkürzten Linie 8 (Trotha – Moritzburgring)
und der Baustellenlinie 17
(Reileck – Moritzburg), auf deren Weg
nur drei Haltestellen liegen, angefahren
wird. Der südliche Teil der Linie 8
von der Elsa-Brändström-Straße kommend
endet dagegen als Linie 18 am
Marktplatz, von wo sie montags bis
freitags als Ersatz der Linie 11 zum
Göttinger Bogen weitergeführt wird.
»Gnadenfrist« für die
Große Ulrichstraße
Wie im vergangenen Jahr endet die
Überlandlinie 5 in Merseburg von Norden
kommend am Stadtstadion und
von Süden am Zentrum, im Früh- und
Spätverkehr wird sogar nur bis Leunaweg
gefahren. Dazwischen fahren Ersatzbusse.
Für den Inselbetrieb der Linien
5 (Süd) und 15 wurde wie im
vergangenen Jahr der Betriebshof
Merseburg, der seit 2003 eigentlich
nicht mehr genutzt wird, reaktiviert.
Dort sind derzeit fünf MGT6D (602,
605, 640, 646 und 659) beheimatet.
Kleine Reparaturen und Durchsichten
können vor Ort durchgeführt werden;
bei größeren Schäden müssten die
Wagen per Tieflader ausgetauscht
werden. Auch wenn das Umleitungsnetz
prinzipiell ab dem 11. März gilt,
werden bis zum Baubeginn in der Großen
Ulrichstraße einige Modifikationen
vorgenommen, wodurch dort
noch etwas länger Straßenbahnen
fahren können. Das Umleitungsnetz
wird voraussichtlich bis Ende des Jahres
in Kraft bleiben.
Erster MGT-K2 in Halle
Am 28. Februar 2013 wurde das erste
von zwölf Fahrzeugen des neuen Straßenbahntyps
MGT-K2 per Tieflader zur
Halleschen Verkehrs-AG (HAVAG) geliefert.
Der MGT-K2 gehört zu Bombardiers
Flexity Classic-Serie und unterscheidet
sich optisch durch die
neue Anordnung der Scheinwerfer und
den überarbeiteten Innenraum von
seinem Vorgänger, dem MGT-K. Bis
zum 19. März waren bereits sechs der
zweiteiligen Fahrzeuge ausgeliefert.
Die Neuwagen sollen an der Saale die
Nummern 691 bis 702 erhalten und
die letzten modernisierten Tatra-Züge
ersetzen. Bevor die MGT-K2 im Fahrgastverkehr
eingesetzt werden kann,
müssen noch einige Tests absolviert
werden.
PKR/MPI
Dortmund
Baubeginn für
B1-Unterquerung
In Dortmund haben Anfang März
die ersten Bauarbeiten für die B1-Unterquerung
der U47 begonnen. Ab
2015 wird sich die Stadtbahn in Höhe
der Haltestelle Vahleweg durch einen
kurzen Tunnelabschnitt auf ihren eigenen
Bahnkörper inmitten der Bundesstraße
ein- und ausfädeln.
Die ebenerdige Kreuzung mit der
viel befahrenen B1 wird dann der Vergangenheit
angehören. Der Umbau
wird durch den geplanten sechsspurigen
Ausbau der Bundesstraße zwischen
den Autobahnen A40 und A44
notwendig. Eine niveaugleiche Kreuzung
mit der Stadtbahn wäre nach
dem Ausbau nicht mehr zulässig. Die
Kosten von rund 27,5 Mio. Euro für die
neue Ausfädelung teilen sich die Stadt
Dortmund, das Land und der Bund.
Die eher schwach frequentierte Haltestelle
Vahleweg wird zugunsten der
Tunneleinfahrt entfallen.
CLÜ
Hamburg S-Bahn
Neuer S-Bahn-Vertrag
unter Dach und Fach
Die Hansestadt Hamburg hat den
2018 endenden Verkehrsvertrag zum
Betrieb der Hamburger S-Bahn-Linien
mit der S-Bahn Hamburg verlängert.
Auch ab 2018 werden die sechs S-
Bahn-Linien durch die DB-Tochtergesellschaft
betrieben. Die Laufzeit des
Vertrags endet 2033. Im Gegenzug
wird das Bahnunternehmen 400 Mio.
Euro investieren. Ein Großteil davon
fließt in die Beschaffung von zunächst
60 neuen klimatisierten S-Bahn-Zügen.
Diese Fahrzeuge dienen, neben
der Erhöhung der Fahrzeugreserve,
auch dem Ersatz der 52 alten störan-
Dortmund: Autos und Stadtbahnen werden sich auf der B1 ab 2015 nicht
mehr kreuzen, die Arbeiten für die Unterquerung haben begonnen C. LÜCKER
Mainz
Die Mainzer Verkehrsgesellschaft
(MVG) hat die Modernisierung
ihrer sechs M8C-Tw von
1984 ausgeschrieben. Nach der
Modernisierung sollen die Hochflurfahrzeuge
für weitere 15
Jahre im Einsatz bleiben. Neben
dem Ersatz der Elektronik soll
auch das Innenraum- und das
Außendesign den aktuellen
MVG-Standards angepasst werden.
In Abhängigkeit der Kosten
sollen gegebenenfalls auch weitere
Fahrzeugkomponenten modernisiert
werden. Die M8S-Tw
(ex Bielefeld) spielen in den Zukunftsplanungen
dagegen keine
Rolle mehr.
PKR
Bochum
Am 27. Februar fand der Spatenstich
für die neue Station Gesundheitscampus
im Zuge der
Stadtbahnlinie U35 statt. Die
14,6 Mio. Euro teure Station soll
2015 im Mittelsteifen der stadtautobahnähnlichen
Universitätsstraße
zwischen den Stationen
Markstraße und Ruhr-Universität
eröffnet werden. Aus der Bochumer
Stadtverwaltung wurden
derweil Überlegungen laut,
die U35 von Hustadt entlang der
Universitätsstraße bis zur Haltestelle
Unterstraße, wo zu den
Straßenbahnen Richtung Langendreer
S-Bhf und Witten umgestiegen
werden könnte, zu
verlängern.
PKR
Mülheim
Die Düsseldorfer Bezirksregierung
hat die Anträge der Mülheimer
Verkehrsgesellschaft (MVG)
auf dauerhafte Stilllegung der
Straßenbahnstrecke vom Hauptfriedhof
zum Flughafen und Genehmigung
einer Buslinie auf
dieser Relation abgelehnt. Die
MVG will Widerspruch einlegen.
Bereits im August hatte die Behörde
angewiesen, die überraschend
am 2. April 2012 „vorübergehend”
eingestellte Strecke
umgehend wieder in Betrieb zu
setzen, woraufhin die MVG die
dauerhafte Stilllegung beantragte.
Zuletzt fuhr hier die Linie 104
im 20-Minuten-Takt. PKR
rz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
9
Aktuell
2017/18 soll der Karlsruher U-Straßenbahntunnel eröffnet werden. Bereits ab Ende 2013 werden aber wegen des Baus keine Straßen- und Stadtbahnen
mehr an der „Pyramide“, wie die Halteposition mitten auf dem Karlsruher Marktplatz genannt wird, abfahren
P. KRAMMER
Karlsruhe
Bald keine Bahnen mehr »an der Pyramide«
Seit Ende Januar 2013 werden
auf der Rathausseite des Karlsruher
Marktplatzes vorbereitende Arbeiten
für den U-Strab-Tunnel ausgeführt.
Ende 2013 soll nach den derzeitigen
Planungen der oberirdische Straßenbahnbetrieb
über den Marktplatz
(Haltestelle Marktplatz Pyramide)
und weiter entlang der Ettlinger
Straße zum Kongresszentrum nach
über 135 Jahren eingestellt werden.
Damit sind alle unterirdischen Haltestellen,
die im Rahmen des Projektes
„Kombilösung“ entstehen sollen, im
Bau. Bisher auf dem Marktplatz unter
Straßenbahnbetrieb abgehaltene Festivitäten
entfallen bis zur Fertigstellung
des U-Straßenbahn-Tunnels 2017/18.
Danach wird es lediglich auf der Kaiserstraße,
also auf der Nordseite des
Marktplatzes, noch einen reduzierten
Straßenbahnbetrieb bis zur endgültigen
Fertigstellung der Kombilösung
geben. 2012 war damit die letzte
Weihnachts-Saison, in der historische
Straßenbahnen über den auf dem
Karlsruher Marktplatz abgehaltenen
„Christkindlesmarkt“ fahren durften.
Als zweiter Teil der Kombilösung ist
vorgesehen, dass ab 2015 der Autoverkehr
auf der parallel zur Kaiserstraße
befindlichen Kriegsstraße in einen weiteren
Tunnel verlegt wird. Ein Teil des
Straßenbahnverkehrs, der heute durch
die zentrale Kaiserstraße rollt, soll ab
dann auf einer neuen oberirdischen-
Trasse entlang der Kriegsstraße abgewickelt
werden. Vor Weihnachten 2012
kam aus dem Bundesverkehrsministerium
die endgültige Zusage zur Finanzierung
dieses Teils der Kombi -
lösung. Ob die Landeszuschüsse bei
der momentan erkennbaren Kostensteigerung
weiter gedeckelt bleiben,
ist dagegen noch nicht geklärt.
Die gesamte Kombilösung, also
die Tunnelanlagen für Stadt- und
Straßenbahn, der Straßentunnel und
die neue oberirdische Ost-West-Straßenbahnachse
entlang der Kriegsstraße,
sollen 2019 fertig gestellt
sein.
ULM
fälligen Triebwagen der Baureihe
472/473. Diese Fahrzeugreihe wurde
in den Jahren 1974 bis 1984 in Dienst
gestellt und hat aufgrund des Alters
eine überdurchschnittliche Schadenshäufigkeit.
Aber auch für eine Taktverdichtung
auf den vorhandenen S-
Bahn-Linien benötigt man neue
Fahrzeugkapazitäten. Die Fahrzeugausschreibung
beinhaltet eine Option
über 85 weitere Fahrzeuge, die für
spätere Streckenerweiterungen, wie
die geplante S4 nach Bad Oldesloe, erforderlich
wären. Aber auch die vorhandenen
dreiteiligen Triebwagen der
Baureihe 474 sollen grundlegend modernisiert
werden. Dabei erhalten sie
ein modernes Fahrgastinformationssystem
und werden durchgängig begehbar
gemacht. Um die Kapazitäten
für die Instandhaltung der zusätzlichen
Züge zu schaffen, werden auch
die Werkstätten Ohlsdorf und Elbgaustraße
modernisiert.
JEP
Hamburg: Die Triebwagen der Reihe 472/473 sollen in den nächsten Jahren
durch neue Fahrzeuge ersetzt werden
J. PERBANDT
Aachen
Bürger entscheiden gegen
Campusbahn
Das in Aachen geplante Projekt
„Campusbahn“ wird nicht realisiert.
Am 10. März lehnten 66 Prozent der
stimmberechtigten Bürger der Kaiserstadt
den Bau einer Stadtbahnlinie
vom TH-Campus über die City zum
südlichen Stadtteil Brand ab. Nach einem
Ratsentscheid pro Bahn im Dezember
hatten die Kommunalpolitiker
gleichzeitig beschlossen, den endgültigen
Bau von einem positiven Bürgerentscheid
abhängig zu machen.
Die Stadtbahngegner hatten vor allem
die hohen Baukosten der Stadtbahn
ins Feld geführt. Andererseits waren
für das Projekt bereits 115 Mio.
Euro Fördermittel zugesagt worden.
Um die Verkehrs- und Emissionsprobleme
in den Griff zu bekommen, könnte
nun ein E-Bus-Konzept umgesetzt werden,
wie am Abend des Bürgervotums
zu hören war. Auch flankierend zur
Campusbahn hätten in Aachen E-Busse
eingeführt werden sollen. Auf zwei
Strecken wären Busse mit Akkus, die
unter der Nutzung der Oberleitung der
Campusbahn aufgeladen werden sollten,
gefahren.
L. SCHIEFFER
Dresden
15 Tatras verschrottet
Zwischen dem 11. und 14. März
ließen die Dresdner Verkehrsbetriebe
(DVB) insgesamt 15 Tw verschrotten,
womit sich der Tatra-Bestand auf nunmehr
noch 19 Wagen des Linienverkehrs
(z.T. abgestellt ohne Frist), zehn
Arbeits-/Sonderdienstwagen sowie
den historischen Großzug des Straßenbahnmuseums
reduziert hat. Im Einzelnen
wurden zerlegt: Zehn T4D-MT
mit den Nummern 224 230, 233, 240,
242, 250, 271, 272, 278, 289, 294,
zwei TB4D – neben 244 003 der im
Vorjahr verunfallte 244 049 – sowie
drei als Arbeitswagen geführte Tatras.
Bei diesen handelte es sich um den
TB4D 201 017 (ex 244 038) des früheren
Schleppzuges vom Betriebshof
Reick, den zeitweiligen Rangierwagen
T4D-MT 201 018 (ex 224 273) vom
10 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Deutschland
Betriebshof Gorbitz sowie den nach
seinem Ausscheiden aus dem Linienverkehr
2010 als Erprobungswagen
für das digitalfunkbasierte Betriebsleitsystem
genutzten T4D-MT 201 280
(ex 224 280), der ursprünglich als 222
642 bezeichnet schon als Probewagen
zur Einführung des analogen RBL Anfang
der 1990er Jahre fungiert hatte.
Die Verschrottung fand auf dem Gelände
des stillgelegten Betriebshofs
Tolkewitz an der Wehlener Straße
statt, dessen eigentlich gesperrte Gleise
eigens für diese Aktion kurzzeitig
reaktiviert und wohl nun zum allerletzten
Mal befahren wurden. Das Objekt,
auf dessen Gelände künftig ein
Schulneubau entstehen soll, ist nunmehr
komplett von Straßenbahnwagen
geräumt. Die drei hier zusammen
mit den nun verschrotteten Wagen
noch hinterstellten T4D-MT 224 201,
249 und 263 wurden für eine mögliche
Weiterverwendung zum Betriebshof
Trachenberge überstellt. MSP
Duisburg
GT10NC-DU werden
saniert
Das Verkehrsunternehmen Via hat
am 9. März die Sanierung von 45 Straßenbahnen
vom Typ GT10NC-DU europaweit
ausgeschrieben. Der Auftrag
um fasst die Sanierung des mechanischen
Teils der 45 Zweirichtungswagen,
die zwischen 1986 und 1993 von
Düwag gebaut und 1996 durch den
Einbau 7 m langer Niederflurmittelteile
zu Zehnachsern verlängert wurden.
Die Sanierung soll 2018 abgeschlossen
sein. Die Einsatzdauer soll sich bis
2024 verlängern. Vorgesehen sind
Korrosionssanierungen am Wagenkasten,
Untergestell und im Einstiegsbereich
(Trittkästen), eine Aufarbeitung
und Risskontrolle der Drehgestelle, die
Erneuerung von Batteriekästen und
Dresden: Wie 14 andere Tatra-Tw wurde auch der T4D-MT 224 242 Mitte März vor den Hallen des stillgelegten
Betriebshofs Tolkewitz verschrottet
M. SPERL
des Fußbodenbelags, der Ersatz bzw.
Teilersatz der Faltenbälge, der Türblätter
und der Verkabelung im Dach -
bereich sowie eine komplette Neu -
lackierung. Damit sind für Duisburg
mittelfristig keine Neufahrzeuge zu erwarten.
MBE
München
Streckensperrungen bei
Tram und U-Bahn
Wegen Bauarbeiten im Tram- und
U-Bahnnetz stehen derzeit viele Umlei
tungen an: Vom 15. März bis einschließlich
2. Juni werden die Stra -
ßenbahngleise im Kreuzungsbereich
Müller-/Fraunhoferstraße erneuert.
Während der Bauzeit enden die Linien
16 und 18 aus Richtung Effnerplatz /
St. Emmeram bereits am Isartor und
aus Richtung Gondrellplatz / Romanplatz
am Hauptbahnhof, wo sie jeweils
umlaufmäßig verknüpft werden.
Die Linie 17 fährt von der Amalienburgstraße
nur bis Sendlinger Tor, wo
Anschluss an Ersatzbusse zur Schwanseestraße
besteht. Durch zeitlich überlappende
Bauarbeiten im Bereich
Hauptbahnhof und Sonnenstraße waren
bis zum 2. April noch weitreichendere
Umleitungen notwendig.
Vom 21. Mai bis voraussichtlich 25.
August wird die U-Bahnlinie U6 zwischen
Freimann und Kieferngarten wegen
Sanierungsarbeiten gesperrt. Es
wird eine „normale“ Ersatzbuslinie von
Studentenstadt nach Kieferngarten mit
Halt in Freimann (Ost und West) angeboten,
aber auch eine Express linie, die
die U-Bahnhöfe Alte Heide und Fröttmaning
ohne Halt verbindet
Wegen der Bauarbeiten zur Verlängerung
der Tram zum Pasinger Bahnhof
ist nach wie vor auch die Linie 19
zwischen Willibaldplatz und Pasing
Marienplatz gesperrt. Die Strecke wird
bereits seit dem 9. Dezember 2012 mit
Ersatzbussen bedient und soll im Dezember
2013, zeitgleich mit der Eröffnung
der Neubaustrecke, wieder freigegeben
werden.
PKR
Schwerin
Auch 2013
Einschränkungen
Nachdem Ende 2012 die Arbeiten
am Marienplatz weitestgehend abgeschlossen
wurden, beginnt auch das
Jahr 2013 für die Fahrgäste der
Schweriner Straßenbahn mit Fahrplaneinschränkungen.
Dieses Jahr stehen
Bauarbeiten an den Versorgungsleitungen
im Bereich Wismarer Straße,
die auch zum Austausch von Schienen
und Weichen genutzt werden, an.
Bis zum 9. Mai verkehren die Straßenbahnlinien
1 und 4 nicht durch
die Innenstadt. Während dieses Zeitraumes
bedient die Linie 1 nur den
Abschnitt zwischen Hegelstraße und
Bertha-Klingenberg-Platz, wo Anschluss
zu den Ersatzbussen zur eigentlichen
Straßenbahnendstelle Kliniken
besteht. Auch die Linie 4 fährt
nur zwischen Neu Pampow und dem
Bertha-Klingenberg-Platz, von wo aus
Fahrgäste zum Platz der Freiheit in
Bereits seit Dezember 2012 ist die Linie 19 von Pasing zum Willibaldplatz
verkürzt; weitere Linien werden seit dem 15. März umgeleitet P. KRAMMER
Duisburg: Die 45 GT10NC-DU sollen eine Frischekur erhalten und damit
das Bild der Duisburger Straßenbahn bis etwa 2024 prägen M. BEITELSMANN
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
11
Aktuell
Schwerin: Die
Linien 1 und 4
enden an der
Schleife am
Bertha-Klingen -
berg-Platz, die
normalerweise
nicht im Linienverkehr
bedient
wird
J. PERBANDT
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die Straßenbahnlinie 2 umsteigen
müssen. Lediglich die Linie 2 verkehrt
damit noch über den Marienplatz
durch die Innenstadt, wobei der eingleisige
Abschnitt durch die Wittenburger
Straße in beiden Richtungen,
statt planmäßig nur stadteinwärts,
durchfahren wird.
JEP
Erfurt
Innenstadtsperrung
begonnen
Seit dem 11. März und mindestens
bis Oktober ist die Strecke vom Anger
zum Domplatz, Erfurts zweitwich tigs ter
Straßenbahnabschnitt, voll ge sperrt.
Der Grund dafür ist die ei gent lich
schon für 2012 geplante Sanie rung der
Schlösserbrücke. Unter Verwendung
von Bundesfördermitteln muss diese
Baumaßnahme letztlich mit einem
straf fen Zeitplan im aktuellen Jahr
durchgeführt werden.
Gleichzeitig wird auch der Fischmarkt
saniert und dabei so ausgebaut,
dass künftig ein barrierefreier Zugang
zu den Straßenbahnen besteht. Während
der Bauzeit erhalten alle Straßenbahnlinien
eine geänderte Linienführung.
Die einzige Ausnahme ist die
Linie 1, die durch die neue Führung
der Linien 3 und 5 gänzlich ersetzt
wird. Fahrgäste zur Steigerstraße müssen
auf Ersatzbusse umsteigen, die
stadtseitig am Hauptbahnhof enden.
Interessant ist vor allem die Führung
der Linie 6, die vom Anger kommend
in Form eines umgedrehten „U“ über
das Rieth zum Domplatz fährt.
Als Ersatzverkehr wurde eine Bus -
linie R eingerichtet, die als Ringlinie
vom Anger zum Domplatz verkehrt.
Auch wenn die Straßenbahnen schon
Ende Oktober 2013 wieder zwischen
Domplatz und Anger fahren sollen,
wird die Baumaßnahme erst im November
2013 komplett abgeschlossen
sein.
ROG
Berlin
Bahnhof Schöne weide
wird umgestaltet
Im Frühjahr beginnt der Umbau
des Bahnhofs Schöneweide. Zunächst
werden im Zeitraum bis Mai 2016 die
Eisenbahnbrücken über den Sterndamm
erneuert. Um dafür die nötige
Baufreiheit zu schaffen, werden die
darunter verkehrenden Straßenbahnen
ab Juni 2013 für drei Jahre ein-
gleisig durch den Baustellenbereich
fahren. Das nicht genutzte Gleis dient
als Baustraße. Nur zum Ein- und Ausbau
der erforderlichen Bauweichen
sowie an den Wochenenden für den
Ein- und Ausbau der Brücken muss
der Straßenbahnverkehr unterbrochen
werden.
Auch der Gehweg im Brückenbereich
wird gesperrt. Als Ersatz wird ein
provisorischer Zugang von der Bahnhofshalle
in Richtung Straßenbahnwendeschleife
geschaffen. Insgesamt
investiert die Deutsche Bahn in den
Bahnhofsumbau und die Erneuerung
der Bahnbrücken 45 Mio. Euro.
Nach dem Abschluss der Brückenerneuerungen
entsteht im Zeitraum von
2016 bis 2019 für die Straßenbahn
und Linienbusse im Zuge der Brückenstraße
ein separater Straßenbahntunnel
durch den Bahndamm. Die Straßenbahn
verkehrt dann ab 2019 von
der Brückenstraße kommend geradlinig
am 1886 gebauten Empfangsgebäude
des Bahnhofs vorbei und dann
weiter durch den neuen Tunnel in
Richtung Johannisthal. Zwischen Empfangsgebäude
und Einkaufszentrum
entsteht eine neue Haltestelle. Die
Straßenbahnwendeschleife und der
Busbahnhof werden im Zuge dessen
komplett umgebaut. Im Sterndamm
wird die Straßenbahn zukünftig zwischen
Bahnbrücken und Südostallee in
Mittellage verkehren.
CMU
Industrie
CAF
Zwölf Urbos für
Freiburg
Mit der Freiburger Verkehrs AG
(VAG) hat erstmals ein deutscher Betrieb
Straßenbahnen beim nordspanischen
Hersteller CAF bestellt. 12 Straßenbahnen
vom Typ Urbos 100, die
mit den Betriebsnummern 301 bis 312
in den Bestand eingereiht werden, sollen
bis 2017 im Breisgau eintreffen.
Die neuen Fahrzeuge werden unter
anderem für die geplante Neubaustrecke
zur Messe benötigt.
Die 43 m langen 100%-Niederflur-
Fahrzeuge in Zwei-Richtungs-Ausführung
bestehen aus sieben Modulen,
welche sich auf vier Fahrwerke (davon
drei angetrieben) abstützen. Die bei
den Combinos recht klobig wirkenden
Außenspiegel werden beim Urbos
durch Kamerasysteme ersetzt. SM
Erfurt: Wegen der Sanierung der Schlösserbrücke endet die Linie 6 (im
Bild: Hst. Webergasse/Andreaskirche) derzeit am Domplatz R. GLEMBOTZKY
Berlin: Die Tage der 1905 gebauten Bahnbrücken über den Sterndamm sind
gezählt. Auch die Straßenbahn verkehrt hier nur noch bis 2019 C. MUCH
12 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Deutschland · Industrie · Weltweit
Stadler
Bogestra empfängt
weitere Variobahnen
Am 8. März ist mit Wagen 531 die
erste Variobahn der zweiten Lieferserie
bei den Bochum-Gelsenkirchner
Straßenbahnen (Bogestra) in Bochum
eingetroffen. Bis Ende 2015 liefert
Stadler Pankow 15 dieser Fahrzeuge.
Nach dem Ausbau der Linie 310 in Bochum-Langendreer
werden die Variobahnen
dort voraussichtlich 2017 die
letzten M-Wagen ablösen. Vorher sind
auch noch einige Anpassungsarbeiten
in Witten nötig. Zwischen 2008 und
2011 hatte Stadler bereits 30 Variobahnen
für die Bogestra, die auf den
Linien 301 und 306 sowie im Stadionverkehr
auf der Linie 302 eingesetzt
werden, geliefert.
CLÜ
Bombardier
Erster Flexity in
Strausberg vorgestellt
Tw 0041, der erste Flexity Berlin für
die Strausberger Eisenbahn (STE),
wurde am 21. März offiziell im hiesigen
Betriebshof vorgestellt. Nachdem
er am 22. Februar 2013 in Bautzen
von Vertretern der STE abgenommen
worden war, traf er per Tieflader in der
Nacht vom 26. zum 27. Februar in
Strausberg ein. Kurz nach 2 Uhr erfolgte
die erste „Berührung“ zwischen
dem Fahrzeug und den Gleisen der
Strausberger Eisenbahn am Lustgarten
im Zuge der Entladungsaktion. Trotz
der nächtlichen Stunde hatten sich einige
Strausberger Bürger eingefunden,
um dem Spektakel beizuwohnen. Tw
0041 wird bereits im regulären Personenverkehr
eingesetzt. Der zweite Flexity
(Tw 0042), der seit Ende März im
Probebetrieb ist, wird im April folgen.
Von den derzeit vorhandenen drei
KT8 (ex Košice) soll langfristig einer
als Reserve in Strausberg bleiben, für
Bremen
Wegmann-Abschied und neue Strecke
Die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) und die Freunde
der Bremer Straßenbahn (FdBS) schickten am 10. März
2013 aus Anlass des nahenden Einsatzendes der Wegmann-Stadtbahnwagen
im Personenverkehr mit dem
dreiach sigen Gelenk-Triebwagen 917 und dem Hansa-
Kurzgelenkwagen 446 zwei „echte“ und mit den Wegmann-Triebwagen
3524 und 3530 zwei „Fast“-Museumswagen
in den Einsatz zwischen Sebaldsbrück und
Innenstadt. Im Wesentlichen galt der Tag aber den letzten
beiden noch einsatzbereiten Wegmann-Zügen. Die zwei
zum Schluss nur noch zu Heimspielen des SV Werder Bremen
eingesetzten Einheiten stehen inzwischen nicht mehr
die anderen beiden interessiert sich
die Prager Straßenbahn. Einen Zeitplan
für die Wagenabgabe gibt es derzeit
noch nicht.
BEKUS
Weltweit
Ukraine: Kiew
Schlechter Start für
Neubaustrecke
Die zwischen Januar 2009 und Oktober
2012 stillgelegte und nun nach
Modernisierung wieder in Betrieb genommene
Schnellstraßenbahnstrecke
am östlichen Ufer des Dnepr wird gerade
außerhalb des Berufsverkehrs nur
mäßig in Anspruch genommen. Im Zuge
der Modernisierung wurde die Strecke
im Süden um 1,3 km zur neuen
Bahnstation Troješcyna-2 verlängert,
von wo aus Fahrgäste (auch dank eines
neuen Gemeinschaftstarifs zwischen
Staatsbahn und kommunalen
Verkehrsmitteln) von der S-Bahn aus
Richtung Westufer umsteigen sollten.
Da die Staatsbahn zuletzt aber ihren
S-Bahn-Verkehr stark reduziert und in
Bremen: Im
März bzw. April
ging mit der
Ausmusterung
der letzten beiden
Wegman-
Stadtbahnwagen
eine Ära
zu Ende
A. MAUSOLF
im Personenverkehr. Allerdings wird es einen Wegmann-
Museumszug geben und auch als Fahrschule der BSAG
werden weiterhin zwei Vertreter dieses Typs auf Bremens
Straßen zu sehen sein. Der sechsachsige Partywagen der
BSAG wird natürlich ebenfalls weiter im Einsatz stehen.
Wenn auch der erneute Wintereinbruch die Restarbeiten
behinderte, so konnte der letzte Bauabschnitt der
Linie 1 von Nußhorn bis zum Bahnhof Mahndorf am
2. April dem Betrieb übergeben werden. Aufgrund wit te -
rungs bedingter Bauverzögerungen bestand zum Eröff -
nungs zeitpunkt noch ein bauliches Provisorium bei den
Nebenanlagen. Mehr dazu in Heft 7/2013!
AMF
diesem Bereich von 9 bis 16 Uhr komplett
eingestellt hat, wird die neue Linie
4 mangels Zubringerzügen tagsüber
dennoch kaum genutzt. Deshalb
wurde bereits der Fahrplan der Linie 4,
von der die Schnellstraßenbahnstrecke
bedient wird, vom anfänglichen Vier-
Minutentakt mittlerweile auf eine Frequenz
zwischen sechs und zehn Minuten
gedehnt. Für die Strecke, die
langfristig weiter verlängert und ggf.
sogar ins Metronetz eingegliedert
werden sollte, sind demnächst weitere
Fahrplaneinschränkungen zu erwar-
CAF: In den Freiburger Hausfarben rot, weiß und schwarz werden bis 2017
zwölf Urbos-Straßenbahnen durch die Breisgau-Metropole rollen VAG
Bombardier: Etwa einen Monat nach der Auslieferung begann für Tw 0041,
dem ersten der beiden Strausberger Flexitys, der Plan-Einsatz B. KUSSMAGK
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
13
Aktuell
Kiew: Die neue Linie 4 ist mangels Anschlusszügen bislang ein eher missglücktes Projekt. Vierachsige Solo-Tw
reichen zu den meisten Tageszeiten aus
W. WENDELIN
ten. Damit der Bahnhof Troješcyna-2
während der Fahrplanlücken bei der S-
Bahn nicht mehr angefahren werden
muss, ist derzeit eine neuerliche Anbindung
der alten südlichen Wendeschleife
Prosp. H. Vatutina in Arbeit.
Zwischenzeitlich wurde von einzelnen
Politikern sogar die abermalige Einstellung
der Strecke gefordert.
Die 6,5 km lange Schnellstraßenbahnstrecke
wird zu den meisten Tageszeiten
im Inselbetrieb, also ohne
Anschluss an das restliche Straßenbahnnetz,
betrieben. Es besteht zwar
eine 400 m lange Verbindungsstrecke,
auf dieser verkehrt aber nur die Berufsverkehrs-Linie
5.
WWE
Schweiz: Neuchâtel
Arbeitswagen auf
Oldtimerfahrt
Zu einer außergewöhnlichen Foto-
Sonderfahrt lud der Tramclub ANAT
(Association Neuchâteloise des Amis
du Tramway) für den 10. März ein. Im
Zentrum stand der 1911 gelieferte
Dienstwagen Xe 2/2 601, der mit dem
einstigen Pferdebahnanhänger B2 1
von 1894 behängt war. Eine seltene
Kombination, bei der eine Übergangskupplung
nötig ist. Weil der einstige
Wassersprengwagen einseitig mit
Schneepflug ausgerüstet ist, war diese
Fahrt nur in einer Richtung möglich, so
dass für die Rückführung des Anhängers
der Be 2/2 73 von 1922 nachreiste.
Das so für die Rückfahrt gebildete
Gespann entsprach den verstärkten
Kursen der 1964 auf Trolleybus umgestellten
städtischen Linie 7.
Letzter Vertreter des einstigen Meterspurnetzes
der Stadt Neuchâtel ist
die neun km lange Überlandlinie 5
entlang des Neuenburger Sees nach
Boudry, deren Züge zwar nicht auf den
Neuchâtel: Der Arbeitswagen Xe 2/2 601 bildete mit dem Pferdebahnwagen
B2 1 ein seltenes aber fotogenes Gespann
T. KELLER
übrigen Linien des Stadtnetzes fahren
konnten; die Fahrzeuge des Stadtnetzes
kamen aber sehr wohl auf der Linie
5 zum Einsatz.
TKE
Spanien: Palma de Mallorca
Metro auf regionaler
Bahnstrecke
Am 13. März wurde in Palma neben
der 2007 eröffneten Uni-Linie
(jetzt M1) eine zweite Metrolinie eingerichtet.
Die Linie M2 fährt unter der
Woche alle 20 Minuten auf dem 8,2
km langen städtischen Abschnitt der
kürzlich elektrifizierten Regionalbahnstrecke
Richtung Inca, wobei die Züge
zwischen Plaça d’Espanya (Estació Intermodal)
und Marratxí an allen acht
Zwischenstationen halten. Die bisher
hier haltenden Regionalzüge können
damit als Express durchfahren und
sparen somit sechs Minuten Fahrzeit.
Wie bei den spanischen Metros heute
generell üblich, fährt auch die M2 im
Oberleitungsbetrieb, was den Mischbetrieb
mit der Regionalbahn nach Inca
ermöglicht.
RSC
Spanien: Zaragoza
Nord-Süd-Linie
verlängert
Rechtzeitig zur Semana Santa, in
der in zahlreichen spanischen Städten
Osterumzüge stattfinden, wurde in Zaragoza
am 23. März 2013 der 5,5 km
lange nördliche Abschnitt der bislang
einzigen Straßenbahnlinie in Betrieb
genommen, nachdem im Laufe des
letzten Jahres bereits zwei kürzere
oberleitungslose Teilstücke durch die
Innenstadt eröffnet worden waren, wo
die Urbos 3-Fahrzeuge von CAF im
Schnelllade-Batteriemodus fahren. Die
erst im April 2011 eröffnete Nord-Süd-
Linie hat nun eine Gesamtlänge von
12,8 km und 25 Haltestellen. RSC
Italien: Brescia
Metro eröffnet
In der norditalienischen Stadt Brescia
(200.000 Einwohner) wurde am 2.
März 2013 eine 13 km lange fahrerlose
Metrolinie mit 17 Stationen in Betrieb
genommen. Dabei wurde das
von AnsaldoBreda für Kopenhagen
entwickelte System weitgehend übernommen,
bei dem 2,65 m breite und
39 m lange, dreiteilige Züge zum Einsatz
kommen. Die Strecke verläuft von
der nördlichen Endstation Prealpino
erst in einem in offener Bauweise entstandenen
Tunnel bis Europa, taucht
dann ab Ospedale in einen tiefen
zweigleisigen Röhrentunnel unter der
Innenstadt ab und kommt schließlich
hinter der Station Volta an die Ober -
fläche. Bis auf die Station San Polo liegen
die restlichen Bahnhöfe oberirdisch,
davon die letzten beiden in
Hochlage. Die Betriebswerkstatt befindet
sich hinter der südlichen Endstation
Sant’Eufemia-Buffalora.
Trotz des Schildvortriebs im Stadtzentrum
wurden auch hier alle ohnehin
nur knapp 40 m langen Stationen
in offener Bauweise errichtet, wodurch
in den meisten Fällen imposante
offene Räume mit Tageslicht -
öffnungen entstanden. Anders als in
Kopenhagen sind auch die oberirdischen
Stationen mit Bahnsteigtüren
ausgestattet. Fast zeitgleich, nämlich
am 10. Februar 2013, ging im 80 km
entfernten Mailand der erste Abschnitt
der Linie M5 (Zara – Bignami) in Betrieb,
die bis auf den Einsatz von vier-
Brescia: Nur an ihrem südlichen
Ende fährt Italiens jüngste Metro
oberirdisch, hier nahe der Station
San Polo Parco
R. SCHWANDL
14 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Weltweit
Oranjestad: Die neuen Trams wurden
bewusst in einem nostalgischen
Outfit als offene Wagen gestaltet
NOBLE KOMMUNIKATION
teiligen Zügen ebenfalls mit dem Kopenhagener
System identisch ist. RSC
Niederlande: Oranjestad
Neue Touristen-Tram
In Oranjestad, der Hauptstadt der
niederländischen Antillen-Insel Aruba,
wurde am 22. Dezember offiziell ein
neuer Straßenbahn-Betrieb eingeweiht.
Der Fahrgastverkehr startete allerdings
erst am 19. Februar. Es handelt
sich um eine Touristen-Tram, die
auf ihrer knapp drei km langen Strecke
den Kreuzfahrt-Terminal mit der
Innenstadt verbindet. Für die kleine
Bahn genügen drei Triebwagen. Nach
offiziellen Angaben werden die Bahnen
mit Solar-Energie betrieben; eine
Oberleitung gibt es nicht. Die Bahn
hält an acht Stationen. Montags bis
samstags wird im Zwölf-Minuten-Takt
gefahren, sonntags herrscht Betriebsruhe.
SM
Schweiz: Zürich Uetlibergbahn
Bergstation verschoben
Etwa 370 Strecken- und 23 Höhenmeter
von der eigentlichen Bergstation
entfernt halten die Züge der Uetlibergbahn
seit dem 4. März und
voraussichtlich bis Mitte Juli an einer
provisorischen Endstelle. In dieser Zeit
wird die Station Uetliberg auf dem
gleichnamigen Zürcher Hausberg modernisiert
und barrierefrei ausgebaut.
Der Ausbau am bergseitigen Ende der
Strecke ist Bestandteil einer generellen
Ertüchtigung der Bahnhöfe, die anlässlich
des zum Jahresende anstehenden
Einsatzes sechs neuer Niederflur-
Triebzüge von Stadler durchgeführt
wird. Durch die bevorstehende Ergän-
Utrecht: Die von SIG gebauten Sneltram-Fahrzeuge erhielten seit der Eröffnung des Stadtbahnbetriebs 1983
bereits ihre dritte Hauslackierung
M. BEITELSMANN
Niederlande: Utrecht
»Relaunch« für die Sneltrams,
Abstellgleis für die Wiener
zung der Flotte sollen künftig auch
Doppeltraktionen zum Einsatz kommen,
wofür an einigen Stationen die
Bahnsteige verlängert werden mussten
bzw. müssen.
Die Uetlibergbahn überwindet auf
ihrer Strecke vom Hauptbahnhof zum
Uetliberg gut 400 Meter im Adhäsionsbetrieb.
Auf ihrem städtischen Abschnitt
zwischen Hauptbahnhof und
Triemli fährt sie als moderne Stadtschnellbahn
mit beschrankten Bahnübergängen,
während sie auf dem
steigungsreichen Abschnitt auf den
Uetliberg primär dem Ausflugsverkehr
dient.
PKR
Zürich: Die Uetlibergbahn wird
noch bis Mitte Juli an einer idyllisch
gelegenen provisorischen
Bergstation enden P. KRAMMER
Seit der Stadtbahnbetrieb 1983 eröffnet wurde, bewältigen
insgesamt 27 sechsachsige Hochflur-Gelenktriebwagen
(Sneltrams) der Schweizer Firma SIG aus Neuhausen
den Verkehr auf den beiden Linien. Waren sie zunächst in
einem gelb-orangenen Lack unterwegs, wurden sie von
2000 bis 2001 bei PFA in Weiden erstmals vollständig modernisiert
und erhielten dort die grüne Farbgebung des damaligen
Betreibers Connexxion. Da kurzfristig kein Ersatz
für die Bahnen in Sicht ist, wurden sie nun ein weiteres
Mal saniert und erhielten erneut eine hellgelbe Lackierung,
dieses Mal aber mit in Dunkelgrau gehaltenen seitlichen
Kontrastflächen. Mittlerweile sind alle Züge erneuert, so
dass die angespannte Fahrzeugsituation zunächst überwunden
ist. Damit kann auch auf den Einsatz der 2008 aus
Wien übernommenen Stadtbahnzüge, die dort zuvor auf
der Linie U6 im Einsatz waren, verzichtet werden. Mit diesen
Bahnen hatte man in Utrecht kein Glück: Dauerte es
zunächst fast zwei Jahre, bis alle technischen Probleme behoben
waren und die rot-weißen Bahnen in der Hauptverkehrszeit
zum Einsatz kamen, endete der Einsatz 2011 wieder
weitestgehend. Da es erhöhte Verschleißerscheinungen
an manchen Stellen im Gleisnetz gab, wurden die Bahnen
nur noch zaghaft eingesetzt. Sollte der geplante Verkauf
scheitern, müssten die Gebrauchtwagen verschrottet werden.
Die polnische Stadt Krakau hat allerdings bereits Interesse
an den Fahrzeugen bekundet.
MBE
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
15
Betriebe
Einmal quer durch
den Elbtalkessel
Dresdens Linie 7 im Porträt Mit 23 km ist sie die zweitlängste Tramlinie der DVB und
verbindet den höchsten Punkt des Netzes mit dem Dresdner Norden. Dabei führt die »7«
von den west lichen Wohngebieten über den Hauptbahnhof, durch das Stadtzentrum und
das Szeneviertel Neustadt bis an den Rand der Dresdner Heide
16 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Dresden
Neben der Pferdekoppel am Endpunkt Pennrich stehen am 15. April 2009 ein Niederflurwagen
der Linie 7 und ein Tatrazug als Werkstattfahrt einträchtig nebeneinander
Am 14. März 2013 hatte der Winter
Dresden noch fest im Griff, als ein Zug
der Linie 7 die Carolabrücke passierte
Ihrem heutigen Verlauf folgt die Linie 7
seit 29. November 2008, als die Verlängerung
Gorbitz – Pennrich in Betrieb
genommen wurde (siehe SM 3/2009).
Damit sind wir bereits am Ausgangspunkt
unserer Reise: Dem sich via Autobahn aus
Westen Dresden näherndem Besucher sei
empfohlen, nach wenigen Metern auf der
A17 über die Abfahrt Dresden-Gorbitz den
P& R-Platz direkt an der Endhaltestelle anzusteuern,
wo das gummibereifte Vehikel
geparkt werden und die Reise mit der Straßenbahn
beginnen kann. Mit hoher Wahrscheinlichkeit
wird sich der Gast nun in
einem der 43 je 45 m langen NGT D12 DD
wiederfinden, dem auf dieser Linie am häufigsten
eingesetzten Wagentyp. Die Automaten
in den Fahrzeugen bieten ein ausgewähltes
Fahrkartensortiment, für eine
entspannte Streckenerkundung empfiehlt
sich die Tageskarte.
Im Abendlicht des 12. April 2012 passiert Tw 2815 das Verwaltungsgebäude des früheren
Straßenbahnhofs Naußlitz
Vorbei an den Löbtauer „Kaffeemühlenhäusern“ führt die Fahrt der Linie 7 über die Kesselsdorfer
Straße
BILDER, WENN NICHT ANDERS ANGEGEBEN: M. SPERL
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
17
Betriebe
Vor der imposanten Halle des 1898 eingeweihten Dresdner Hauptbahnhofs biegt die Linie 7 auf die das Zentrum der Landeshauptstadt durchquerende
Nord-Süd-Verbindung ein. Von Süden münden die Linien 3 und 8 und von Osten die Linien 9 und 11 ein
Nur mit wenigen Kursen auf Linie 7 anzutreffen sind die 42 Meter langen NGT 8 DD, wie hier
Triebwagen 2711 unweit des Hauptbahnhofs
Schon mit dem ersten Anrollen geht es im
Folgenden nur noch abwärts, da die Gleisschleife
Pennrich mit 298,4 m zugleich den
höchsten Punkt des Dresdner Straßenbahnnetzes
markiert. Der erste Teil der Fahrt führt
nun vorbei am Bus-Verknüpfungspunkt und
zweiten P + R-Platz „Gompitzer Höhe“ (hier
steht ein Fahrkartenautomat), an der vierspurig
als Autobahnzubringer ausgebauten
Bundesstraße 173 und diversen Gewerbeansiedlungen
und Autohäusern in flotter
Fahrt talwärts. Die Bremskraft der Wagen
ist dabei zur Einhaltung der zulässigen
Höchstgeschwindigkeit voll gefordert. Kurzzeitig
öffnet sich hier vorwärts der Blick auf
den Elbtalkessel, die Stadt liegt dem Betrachter
buchstäblich zu Füßen. Nach durchqueren
eines kurzen brachliegenden Geländeabschnittes
– immer noch parallel zur
B173, die in einem kurzen Tunnel unter der
Haltestelle Altnossener Straße auf die andere
Gleisseite geführt wird – ist das Plattenbau-Wohngebiet
Gorbitz erreicht. Zur Rechten
sehen wir die Gleisschleife Gorbitz mit
dem dahinter liegenden Betriebshof einschließlich
der Hauptwerkstatt der Verkehrsbetriebe,
die 1996 eröffnet wurden und
11.000 m² Fläche umfassen.
Mitten durch die »Platte«
Die Linie 2 begleitet nun den Lauf der „7“
für die nächsten vier Haltestellen durch die
in den 1980er Jahren angelegte Plattenbausiedlung.
Rechts der Fahrtrichtung ist zu
erkennen, wie auf die in den vergangenen
Jahren schwindende Einwohnerschaft dieses
Viertels sowohl mit Abbruch ganzer
Wohnblocks als auch mit der kreativen ar-
chitektonischen Aufwertung durch Abbau
einzelner Stockwerke – sogenannte „Kräutersiedlung“
– reagiert wurde.
Beim Merianplatz schließt das Erlebnisbad
Elbamare unmittelbar an den Haltestellenbereich
an und am Gleisdreieck J.-
Vahlteich-Straße trennen sich die Wege der
„2“ und „7“: Wir fahren nach rechts ein kurzes
Stück bis zur Kesselsdorfer Straße und
nach einem 90°-Linksbogen auf selbiger weiter
stadteinwärts.
Rechterhand belebt ein Einkaufsmarkt
den denkmalgeschützten einstigen Straßenbahn-
und Bushof Naußlitz (1902–1996 in
Betrieb), von dem aus 1969 übrigens der Linieneinsatz
von Tatrawagen in Dresden begann.
Diesem gegenüber liegt auf der anderen
Straßenseite die Gleisschleife Wölfnitz,
die von einer Kleingartensparte tangiert als
Endpunkt der Linie 6 fungiert, mit der unsere
Linie 7 wiederum die folgenden vier
Halte gemeinsam bedient.
»Kaffeemühlen« und ein Friedhof
Nun befinden wir uns inmitten des Stadtteils
Löbtau, der von weitgehend erhaltener Vorkriegsarchitektur
geprägt ist. Viele Gebäude
erinnern mit ihrem würfelartigen Aussehen
an die Form klassischer Kaffeemühlen, was
ihnen den entsprechenden Spitznamen einbrachte.
Links mündet von der Rudolf-Renner-Straße
die Linie 12 ein, rechts der Kesselsdorfer
Straße befindet sich der Neue
Annenfriedhof. Dieser war bei seiner Einweihung
1875 mit einer nach Vorbild der italienischen
Camposanto-Architektur errichteten,
monumentalen Kuppelhalle versehen,
an die jedoch nur die erhaltenen Säulengänge
der Seitenflügel erinnern. Augenblicke später
ist der Knoten Tharandter Straße erreicht.
Hier tummeln sich neben den Straßenbahnlinien
6, 7 und 12 die Busse der 61/E61,
63, 90 sowie die Linien A und 333 des Re-
18 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Dresden
Einen guten Ausblick bieten die NGT D12 DD auf Stadt und Strecke. Dresdens Straßenbahn einschließlich der Linie 7 fährt
rund um die Uhr. Ob bei Tag oder bei Nacht, wie die rechte Aufnahme an der Haltestelle Hauptbahnhof Nord zeigt
Blick von der
Brühlschen
Terrasse auf die
Carolabrücke und
die sächsische
Staatskanzlei
gionalverkehr Dresden (RVD). Leider konnte
das „liberale“ politische Lager lange nicht
überzeugt werden, dass werktags 36 stündliche
Straßenbahnabfahrten, über 30 Busabfahrten
bzw. -ankünfte sowie zusätzliche
Verstärkerkurse einen autofreien Haltestellenbereich
rechtfertigen, so dass sich zwischen
Bahnen, Bussen und Umsteigern noch
immer die Pkw hindurchzwängen.
Über die Weißeritz
Die Reise führt weiter über die 1837 errichtete
Weißeritzbrücke auf die Freiberger Straße
und wenig später am einstigen Kohlenbahnhof
vorbei – heute residiert hier ein
Schrotthändler. Es folgt der nach dieser Straße
benannte S-Bahnhof. Nach dem Unterqueren
der Eisenbahngleise biegt die Linie
7 im Tagesverkehr nach rechts ab
und folgt dem Bahndamm bis zum
Dresdner Hbf, während nachts zwischen
1 und 4 Uhr direkt Kurs auf das
Herz des Dresdner Tramnetzes, den
Postplatz, genommen wird.
Wir bleiben auf dem Tageslinienweg
und erreichen nach der Fahrt
unter der Brücke Budapester Straße
und Vorbeifahrt am Bushof des
GRAFIK: M. SPERL
Daten & Fakten: Linie 7
Linienlänge . . . . . . . . . . . . . . . . 23 km
Spurweite . . . . . . . . . . . . . . 1.450 mm
Fahrzeugeinsatz. . . . . . . NGT D12 DD,
Bj. 2003-10
NGT 8 DD, Bj. 2001/02
Takt der Linie 7. . . . . . Mo–Fr: 10 Min.
Sa: 10/15 Min.
So: 15 Min.
Tarif . . . . VVO-Tarifzone 10 (Dresden)
Gesamtstrecke . Einzelfahrt 1h: 2,00 €
Tageskarte: 5,50 €
19
Betriebe
Den Albertplatz in der Dresdner Neustadt überragt das einst als Verwaltungsgebäude der Verkehrsbetriebe genutzte Hochhaus, vor dem am
25. Januar 2008 der Triebwagen 2826 in die in die nicht nur tagsüber stark frequentierte Haltestelle einfährt
Der Triebwagen 2813 rollt am Abzweig nach
Hellerau (Haltestelle Infineon Süd) in den
Dresdner Elbtalkessel hinab. Im Bereich der
Station befinden sich zahlreiche Unternehmen
der Halbleiterindustrie
RVD den seit über 20 Jahren in Generalsanierung
befindlichen Dresdner Hauptbahnhof.
Dessen Besonderheit sind die außen auf Brückenkonstruktionen
gelagerten Durchgangsgleise
in Kombination mit dem in der Mitte
ebenerdig angelegten Kopfbahnhofteil, an den
sich die Kuppelhalle anschließt. Die 1897 fertiggestellte,
dreischiffige Stahlbogenkonstruktion
über den Bahnsteigen wurde bis 2006 mit
einem lichtdurchlässigen Teflon-Dach nach
Entwürfen von Sir Norman Foster überspannt
und wirkt seither heller und einladender.
Der vorgelagerte Haltestellenbereich für
die Tram auf dem Wiener Platz ist zugleich
das Tor zur „Shoppingmeile“ Prager Straße
und seit knapp einem Jahrzehnt mit viel Glas
komplett umgestaltet, die umliegende Bebauung
mit dem „Kugelhaus“ stammt aus
derselben Zeit.
Über die »Nord-Süd-Verbindung«
Wir biegen nun wiederum 90 Grad nach
links in die St. Petersburger Straße ein, wo
sich unsere „7“ mit den Linien 3, 8, 9 und
11 die Gleise bis zum Georgplatz teilt – dies
ist zugleich der am stärksten frequentierte
Streckenabschnitt der Dresdner Straßenbahn.
Vorbei am Kino „Kristallpalast“ und
am Rathaus ist schnell der Pirnaische Platz
erreicht, wo die Linien 1, 2 und 4 der Ost-
West-Richtung kreuzen. Nächster Stopp ist
dann schon auf der Rampe zur Carolabrücke
vor der 2001 fertiggestellten neuen Synagoge.
Das benachbarte Albertinum bietet mit
Skulpturensammlung und Galerie Neue
Meister Sehenswertes für alle Kulturinteressierten.
Hier empfiehlt sich der Ausstieg zudem
für all jene, die zum barocken Herz
Dresdens rund um Neumarkt, Frauenkirche,
Schloss und Brühlsche Terrasse flanieren
wollen.
20 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Dresden
Blick durch den Fahrgastraum von einem 45 m
langen NGT D12 DD.
Via Carolabrücke wechselt die Linie 7
über die Elbe auf die Neustädter Seite, wo
als erstes im Regierungsviertel zwischen
Staatskanzlei, Wirtschafts- und Finanzministerium
am Carolaplatz gehalten wird.
Nur wenige Schritte von hier entfernt bieten
die alljährlich im Sommer stattfindenden
Filmnächte am Elbufer ein abwechslungsreiches
Unterhaltungsprogramm mit Konzerten
und Filmen vor der Dresdner „Skyline“
aus Hofkirche, Schlossturm und der
großen Steinkuppel der Frauenkirche.
Die Linie 7 erreicht nun eingebettet in einer
Grünanlage zwischen den imposanten
Zwillingsbrunnen „Stille Wasser“ und „Stürmische
Wogen“ die Haltestelle Albertplatz,
nördlich der Kreuzung steht das während
der DDR-Zeit als Verwaltung der Verkehrsbetriebe
dienende, denkmalgeschützte Hochhaus
von 1929.
Überlandbahnflair in Weixdorf, wo die Linie 7 zwischen Gleisschleife und Haltepunkt Weixdorf
Bad auf eigenem Bahnkörper zwischen den Gärten der Anwohner hindurch fährt
Nordwärts auf der »Königsbrücker«
Hier oder am nächsten Halt Louisenstraße
geht es per pedes in wenigen Minuten mitten
hinein ins Szeneviertel Neustadt mit
seinen unzähligen Bars und Kneipen auf engen
Straßen mit der Gründerzeitbebauung.
Diese sind auch von der nachfolgenden Haltestelle
Bischofsweg gut erreichbar. Hier
steigt zudem aus, wer zur Linie 13 wechseln
oder ins Kultkino „Schauburg“ möchte.
Nach queren des Bischofsweges steigt die
Königsbrücker Straße bergan, vorbei am
Goethe-Institut und dem MDR-Landesfunkhaus
wird die Stauffenbergallee gekreuzt.
Von der gleichnamigen Haltestelle in
wenigen Minuten erreichbar ist das auch architektonisch
herausragende Militärhistorische
Museum der Bundeswehr am Olbrichtplatz,
dass seinen Schwerpunkt heute
weniger in technikgeschichtlicher, sondern
vielmehr in kulturhistorischer Dokumentation
sieht und zur kritischen Auseinandersetzung
mit der (Militär-)Geschichte anregen
will.
Nach Verschwenkung der Gleistrasse nach
links in Straßenseitenlage macht die Linie 7
auf ihrer stetig bergan führenden Fahrt an
der früheren Königlich-Sächsischen Heeresbäckerei
den nächsten Stopp, wo das Stadtarchiv
seinen Sitz hat. Am folgenden Halt
„Industriegelände“ ist zwar von rauchenden
Schloten und Arbeitern nicht mehr viel zu
sehen, jedoch spielt sich in den alten Hallen
am Wochenende mittlerweile buntes Partyleben
ab, auf dem früheren Fabrikareal haben
sich mehrere Lokale etabliert.
Zwischen Heide und High-Tech
Nun kreuzt die Straßenbahn gemeinsam mit
der Königsbrücker Straße die Eisenbahnstrecke
Dresden – Görlitz, wenig später zweigen
nach links zwischen vielen Bäumen die Glei-
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
21
Betriebe
Meist eingleisig geht es durch Dresden-Klotzsche, hier Triebwagen 2823 kurz nach dem Käthe-Kollwitz-Platz
se zur gemeinhin als „Diebsteig“ bezeichneten
Zwischenwendeschleife ab, die einst als
Endpunkt für die Verstärkerfahrten des Berufsverkehrs
zum Industriegelände fungierte.
Links der Gleise erstreckt sich auf den nächsten
1,3 km ein Waldgebiet als Ausläufer der
Dresdner Heide, rechterhand finden sich jenseits
der hier vierspurigen Straße verschiedene
Ansiedlungen der Halbleiterindustrie.
Die Linie 8, vom Carolaplatz treuer Begleiter
des Weges unserer „7“, biegt etwa in
der Mitte des Waldes in diesen ein, um ihren
Endpunkt in Hellerau zu erreichen. Die Trasse
Richtung Weixdorf, der wir weiter folgen,
schwenkt nach einem kurzen, relativ steilen
Abschnitt nach rechts zurück in das Straßenplanum,
an dieser Stelle markiert ein Unterwerk
links der Fahrtrichtung die frühere
Einfahrt des seit einigen Jahren abgerissenen
Straßenbahnhofs Klotzsche (1916–1994 in
Betrieb).
Eingleisig durch Klotzsche
An der folgenden Haltestelle Karl-Marx-
Straße wird die Strecke eingleisig und führt
im Gefälle vorbei an Villen und kleineren
Häusern bis an die Ausweiche „Zur neuen
Brücke“. Das Kurhaus Klotzsche dominiert
den anschließenden Kreuzungsbereich, die
Strecke verläuft weiter eingleisig auf der hier
verhältnismäßig schmalen Königsbrücker
Landstraße zum Käthe-Kollwitz-Platz, wo
wieder ein zweites Streckengleis liegt und
überdies ein Wendedreieck in die Selliner
Straße hinein führt. Beim folgenden Halt Arkonastraße
– rechts der Haltestelle sind in
letzter Zeit zahlreiche Neubauten entstanden
– beginnt wieder ein Abschnitt auf eigenem
Bahnkörper. Dieser ist weichenlos als
Gleisverschlingung bis zur Eisenbahnbrücke
ausgeführt, mittels der die Flughafen-S-Bahn
Straße und Straßenbahn überquert.
Ländlich auf dem letzten Abschnitt
Am Rand der Dresdner Heide entlang wird
nun die Ausweiche Fuchsberg erreicht, hier
hat die Bebauung mit vorwiegend Einfamilienhäusern
schon fast ländlichen Charakter.
Vorbei an einem sächsischen Bahnwärterhaus
– einst wurde ein Teil der heutigen
Straßenbahntrasse von der Schmalspurbahn
nach Königsbrück genutzt – und am inzwischen
geschlossenen „Gasthaus zur Kurve“
biegt die Linie 7 in die Brühler Straße ein,
wo nach zahlreichen kleinen Häuschen und
• „KITZO Alpenstüberl“ – Haltestelle Gompitzer
Höhe: Rustikal deftige Speisen in einem einmaligen
gemütlichen Ambiente.
• „Treppchen“ – Haltestelle Malterstraße: Einer
der gemütlichsten Dresdner Treffs mit liebevoll
ausgebauten, urgemütlichen Kellergewölbe, im
Sommer Biergarten im Hof.
• „Schwerelos – das Raumschiffrestaurant“ – Haltestelle
Hauptbahnhof: Im Dachgeschoss des
Kugelhaus am Wiener Platz mit Aussicht auf den
Vorgärten die letzte Ausweiche der Strecke
am Bahnhaltepunkt Weixdorf Bad erreicht
wird.
Das rechterhand an einen kleinen Park anschließende
Stationsgebäude der Bahnstrecke
Dresden – Königsbrück konnte durch
die Umnutzung als „Dixiebahnhof“ vor dem
Verfall bewahrt werden, hier werden statt
Fahrscheinen nun Musik und Kulturveranstaltungen
feilgeboten.
Das letzte Stück unserer ab Pennrich einstündigen
Fahrt verläuft nochmals eingleisig
in einem langgezogenen Bogen zur Kreuzung
mit der Rathenaustraße, an die sich unmittelbar
die Endhaltestelle mit Gleisschleife anschließt.
Mit einem kleinen Fußweg sind von
hier die Bahnhaltepunkte Weixdorf oder
Weixdorf Bad erreichbar, von denen ein- bis
zweistündlich die „Städtebahn“ zum Bahnhof
Dresden Neustadt fährt. MICHAEL SPERL
Kulinarisches von Pennrich bis Klotzsche
Hauptbahnhof, hier kommt das Essen auf einer
Achterbahn!
• „WQ-Bar“ – Haltestelle Albertplatz: Bar mit bester
Aussicht auf den Albertplatz.
• „Mythos Palace“ – Haltestelle Heeresbäckerei:
Gutes, preiswertes griechisches Restaurant mit
Garten im Hof der alten Heeresbäckerei.
• „fellini Ristorante & Pizzeria“ – Haltestelle
Käthe-Kollwitz-Platz: Pizza nach italienischer Tradizione
auf Stein gebacken.
22 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Nächster Halt: …
Im Bereich der Düsseldorfer Haltestelle „Dreieck“ bilden nicht nur die hier aufeinandertreffenden Straßen ein Dreieck, sondern auch die
Linie 701, die abzweigende 715 und die sich hier teilende 707. Dadurch entsteht aber kein klassisches Gleisdreieck
M. BEITELSMANN
Nächster Halt:
Dreieck
Der Düsseldorfer liebt – wie es scheint – die
Formensprache. Denn nicht umsonst lassen
sich schließlich auf dem Stadtplan Ortsbezeichnungen
wie „Seestern“, Mörsenbroicher
Ei“ oder „Kniebrücke“ finden. Und so
existiert eben im Stadtteil Derendorf eine
Haltstelle namens „Dreieck“. Doch sie trägt
diesen Namen nicht etwa, weil der dazu gehörige
Platz eine solche Form hätte – nein.
Vielmehr beschreiben die hier zulaufenden,
meist in der Gründerzeit angelegten Straßen
in etwa diese geometrische Figur – und auch
in den Gleisanlagen vor der Haltestelle ist
ein Dreieck zu finden.
Ab 1898 befand sich in diesem Bereich
eine Gaststätte, die sich entsprechend den
treffenden Namen „Dreieck“ zugelegt hatte.
Das war für die praktisch denkenden Düsseldorfer
Grund genug, der Straßenbahn-
Haltestelle diesen Namen zu verpassen –
kreuzen sich doch hier seit 1896 bzw. 1898
zwei Linien der damaligen Düsseldorfer Pferdebahn-Gesellschaft.
Die Gegend um die Nordstraße ist aktuell
ein wichtiges Stadtteilzentrum – und so ist
auch die Haltestelle damals wie heute recht
belebt. Neben Umsteigern zieht es viele Fahrgäste
auch in die zahlreichen Läden, Cafés
oder Banken entlang der „Kö von Derendorf“,
wie die Nordstraße manchmal scherzhaft
genannt wird.
Heute wird der Verkehrsknotenpunkt von
den Linien 701, 707 und 715 angefahren,
die die Düsseldorfer Innenstadt mit den weiter
nördlich gelegenen Stadtteile Mörsenbroich,
Rath und Unterrath verbinden. Und
wie früher schon steigen viele Düsseldorfer
hier aus, wenn die Stimme der Ansage säuselt:
„Nächster Halt – Dreieck“.
MICHAEL BEITELSMANN
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
23
Betriebe
Wieder müssen
die Oldies ran!
Wagenmangel in Frankfurt (Main) – Museumswagen helfen
aus Aufgrund der Untauglichkeit moderner Niederflurwagen im
harten Winterbetrieb sowie allgemeinen Fahrzeugmangels hat die
Frankfurter VGF erneut Düwags aus dem Museumsbestand für den
regulären Dienst reaktiviert
Südlich des Mains verkehrt die Linie 14 im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen
durch die Brückenstraße
J. SCHRAMM
Während der Enteisungsfahrten im Januar 2013 passierten die Museumswagen
auch die Haltestelle Römer/Paulskirche F. BUCHLEITNER
24
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Frankfurt am Main
Aktuelle Fahrplantabellen der Kurse:
www.strassenbahn-magazin.de
Im Januar 2013 diente die Museumswagen mit ihren stabilen Scherenstromabnehmern
zum Enteisen der Ober leitungen
Auf der Ignaz-Bubis-
Brücke begegnen
sich am 13. März
2013 die beiden
Museumswagen
112 und 102/1804.
Im Hintergrund die
Baustelle an der
neuen Europäischen
Zentralbank
F. BUCHLEITNER (2)
Auf dem Weg nach Bornheim hat der im Plandienst eingesetzte Museumswagen 102 am
20. März 2013 den Frankfurter Südbahnhof erreicht J. SCHRAMM
Der letzte Hochflurwagen in Frankfurt
(Main) wurde im Jahr 2007 offiziell
außer Dienst gestellt, seitdem
sind auf den zehn Straßenbahnlinien
der Mainmetropole regulär ausschließlich
die insgesamt etwas über 100 Düwagund
Bombardier-Niederflurwagen unterwegs.
Seit Eröffnung der Linie 18 zum Gravensteiner
Platz im Dezember 2011 ist der
Wagenbestand jedoch äußerst knapp bemessen.
Zwei an Stockholm verliehene Niederflurwagen
senkten den Wagenpark zusätzlich.
Im Frühjahr 2012 wurden deshalb
zwei Düwag-Museumswagen und der Pt-
Museumswagen 190 aus dem Betriebshof
geholt und bis April 2012 auf den Linien 14
und 17 eingesetzt.
Seit Ende 2012 ist durch einige Defekte und
Unfallschäden der Bestand an Niederflurwagen
erneut gesunken. Deshalb dürfen die eigentlich
längst in den Ruhestand versetzten
Achtachser aktuell erneut aushelfen. Pt-Wagen
190, der im Jahr zuvor noch im Liniendienst
einsprang, wurde ins türkische Gaizantep
verkauft und fährt – inzwischen deutlich
umgebaut – im dortigen Stadtbahnetz.
Mitte Januar 2013 stellte der Winter einige
westliche Straßenbahnbetriebe vor größere
Probleme, besonders Frankfurt (Main)
hatte mit so einem Winterwetter nicht gerechnet.
Die Niederflurwagen mit ihrer modernen
Technik versagten an den vereisten
Oberleitungen und blieben im Netz stecken.
Wie helfen die »Alten«?
Die Museumswagen der Typen L, M, N und
O und auch der Ebbelwei-Express schleppten
die Linienwagen zurück in die Betriebshöfe
und versuchten danach, die Oberleitungen
zu enteisen. Erst nach einigen Tagen
stabilisierte sich die Lage wieder und der Regelbetrieb
konnte aufgenommen werden.
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
25
Betriebe
Nachts im Stadtwald:
M-Wagen 102 auf dem
Weg von Neu-Isenburg ins
Frankfurter Zentrum an
der Oberschweinstiege
F. BUCHLEITNER (3)
Ein Auffahrunfall zweier S-Wagen am Universitätsklinikum
im März 2013 brachte den
planmäßigen Fahrbetrieb erneut an seine
Grenzen, die Schadwagen rissen ein weiteres
Loch in den sowieso knapp bemessenen Fahrzeugbestand.
Am 11. März wurde deshalb ein
weiterer Museumswagen wieder für den Fahrgastbetrieb
hergerichtet, der sechsachsige M-
Wagen 102. Zusammen mit dem vierachsigen
Beiwagen 1804 fährt er auf der Linie 14.
Derzeit werden Museumswagen auf den Linien 14 und 17 eingesetzt. Unter www.strassenbahnmagazin.de
finden Sie die Fahrplantabellen der entsprechenden Kurse zum ausdrucken!
Planeinsatz bis in den Sommer? Vom Betriebshof Heilbronner Straße rückt der Wagen 112 aus
Planeinsatz bis in den Sommer?
Der N-Wagen 112 wird als zweiter Hochflur-Gelenkwagen
auf der Linie 14 eingesetzt.
Die beiden möglichen Kurse sind 02
und 05. Auch auf den Fahrplanaushängen
der traffiQ werden die Hochflur-Abfahrten
gekennzeichnet, besonders interessant daran,
auch Kurs 07 könnte im Notfall durch
einen Museumswagen gefahren werden.Ein
Einsatz des Vierachser-Zuges 124/1242 vom
Typ L scheint damit nicht ausgeschlossen. Auf
der Linie 17 verkehrt auf dem Kurs 02 weiterhin
der Zweirichtungs-Düwag 110.
Die Renaissance der Düwag-Klassiker
könnte noch bis in den Sommer andauern,
erst ab Herbst sollen zehn weitere Niederflurwagen
vom Typ S dem Wagenpark die
lange nötigen Reserven schaffen. Spätestens
dann sollte die kurzzeitige Rückkehr der Museumswagen
in den Fahrgastbetrieb der Vergangenheit
angehören.
FREDERIK BUCHLEITNER
26 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Frankfurt am Main
Bevor der N-Wagen 112 Neu-Isenburg, den südlichen Endpunkt der Linie 14 erreicht, passiert er die alte Wagenhalle der Waldbahn. Sie dient
heute zum Abstellen ausgemusterter Wagen
F. BUCHLEITNER
Die beiden seit Anfang 2013 auf der Linie 14 im Regelbetrieb genutzten Museums-Triebwagen 102 und 112 begegnen sich am 20. März 2013
am Allerheiligentor
J. SCHRAMM
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
27
Betriebe
»Meterspur-U-Bahn«
ins Geisterdorf
Straßenbahnreste in Duisburg-Alsum vor Abriss Die Gleisreste auf der Matenastraße
gehören zu den wohl spannendsten Fundstücken in Deutschland: Sie führen in ein überschüttetes
Dorf, durch typische Ruhrpott-Industriekulisse und den schaurigen Matena-Tunnel
28 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Duisburg
Grüner ist es an dieser Stelle geworden, aber nicht gemütlicher! Am linken Straßenrand lugt
das Gleis hervor. Direkt neben dem Kühlturm befand sich die Endhaltestelle in Alsum C. LÜCKER
Am 14. April 1965 hält Wagen 512 an der
Endstelle „Thyssen Tor 6“ – das Reststück
nach Alsum war schon einige Wochen stillgelegt.
Hinter dem Fotografen geht es in
den Matenatunnel
G. HAPPEL, SLG. BERND OEHLERT
Duisburg, Matenastraße im Jahr
2013: Ein mächtiger Kühlturm
speit Dampf in die Luft, Hochöfen
qualmen und quietschen, Ratten
huschen über das holprige Kopfsteinpflaster,
es müffelt nach Industrie. Und mittendrin:
Ein langer Strang Meterspurgleise in
der Straße!
Er ist das letzte Indiz dafür, dass es an diesem
unwirklichen Ort einmal richtiges Leben
gab. Denn hier, wo heute die Industrie
tobt, befand sich bis in die 1960er-Jahre der
Fischerort Alsum am Rhein.
Schon Ende des 19. Jahrhunderts war Alsum
durch die sich immer weiter ausbreitende
Schwerindustrie regelrecht von Duisburg-Bruckhausen
abgeschnitten. Eine der
wichtigsten Verbindungen dorthin war die
Meterspurstraßenbahn auf der Matenastraße,
deren Gleise hier bis heute stellenweise
„überlebt“ haben.
Bis zum Zweiten Weltkrieg waren über
3.000 Menschen in Alsum zuhause. Nach
dem Krieg war der Ort aber im wahrsten Sinne
dem Untergang geweiht: Zwischen 1950
und 1954 sank Alsum durch den Bergbau
um über einen Meter ab! Deshalb beschloss
die Stadt Duisburg 1954, alle Bewohner umzusiedeln.
Im Jahr 1965 verließen die letzten
Alsumer ihre Heimat.
Wohnhäuser heute abgerissen
Zum 31. März 1965 wurde schließlich auch
der Straßenbahnbetrieb der Linie 10 am
Ortseingang, also auf der Matenastraße, eingestellt
und zum nicht weit entfernten Thyssen-Tor
6 zurück gezogen. Wenige Monate
später war auch hier Schicht und die Linie 10
wurde zum Hamborner Altmarkt verkürzt,
ehe sie 1966 als eine der letzten Duisburger
Meterspurlinien komplett außer Betrieb ging.
Zwischenzeitlich begann auch die völlige
Auslöschung Alsums: Der an den Rhein
grenzende Teil wurde komplett abgerissen
und mit Trümmern und dem restlichen
Kriegsschutt überschüttet. So konnte die Absenkung
verfüllt werden und es entstand der
Alsumer Berg. Schließlich wurden die restlichen
Arbeiterhäuser im Bereich der ehemaligen
Endstelle abgerissen – die Industrie
hatte noch mehr Platz sich auszubreiten. Und
das sieht man heute noch: Die Gleise sind
umringt von den Thyssen-Stahlwerken und
Industrieanlagen, sie erstrecken sich kilometerlang
nach rechts und links. Aber der
kurvige Straßenverlauf lässt noch erahnen,
dass es hier vor vielen Jahrzehnten mal idyllisch
gewesen sein muss.
Wir folgen vom Alsumer Berg dem Meterspurgleis
inmitten der kaum befahrenen,
holprigen Matenastraße nach Osten. Nach
etwa 150 Metern verschwindet es unter dem
Asphalt. Unter einigen Brücken hindurch
windet sich die Straße bis zum damaligen Tor
6 von Thyssen. Immer wieder zeichnet sich
das Gleis unter der Asphaltdecke ab. Jetzt ist
er direkt vor uns, der spannendste Teil dieser
ehemaligen Strecke: der schaurige Matenatunnel!
Hier schlängelt sich die Straße unter
den Industrieanlagen von Thyssen
hindurch.
Tunnel verfällt immer mehr
Der Tunneleingang ist ein bizarrer Ort. Staub
liegt in der Luft. Drumherum quietscht, tutet
und rumort es. So laut ist es hier – und
trotzdem so einsam. Aber es nützt nichts:
Wer auf direktem Weg nach Bruckhausen
will, der muss da durch!
Es scheint, als hätte man seit Eröffnung
des Tunnels im Jahre 1912 nicht viel in seine
Instandhaltung investiert. Zwischen abgefahrenem
Asphalt und uraltem Kopfsteinpflaster
zeigen sich neben der rechten
Tunnelwand an vielen Stellen die seit fast 50
Jahren stillgelegten Schienen. Als hier noch
Straßenbahnen entlang fuhren, war der Tunnel
noch ein Schmuckstück.
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
29
Betriebe
Hinweise zur Örtlichkeit
Den Matenatunnel erreicht man direkt mit der
Straßenbahnlinie 901 an der Haltestelle Matena -
straße. Bis zu den Gleisresten im ehemaligen
Alsum sind es von hier aus etwa zehn Minuten
Fußweg. Direkt dahinter befindet sich der Alsumer
Berg – Industriefotografen verirren sich gerne
hierher. Denn von der Anhöhe aus hat man
im wahrsten Sinne so weit das Auge reicht einen
fantastischen Blick auf die ausgedehnten Industrieflächen
– besonders bei Nacht empfehlenswert.
Wer bei Nacht auch noch das morbide
Bruckhausen erkunden möchte, der sollte
allerdings vorsichtshalber Pfefferspray einstecken.
CHL
Direkt hinter dem Matena-Tunnel hält die Linie
901 an der Matenastraße. Nach dem Groß -
flächenabriss wird die Bahn hier in einigen Jahren
am Rande eines Parks halten C. LÜCKER
Heute sind die Wände verschmutzt, da wo
überhaupt noch Fliesen hängen, kann man
das besonders gut sehen. Es tropft von der
Decke, der Putz bröckelt. Plötzlich beginnen
die maroden Wände des Tunnels zu vibrieren.
Ein lautes Dröhnen setzt ein. Ein mulmiges
Gefühl macht sich breit, aber es ist nur
Schaurig und verschlungen
ist der
Matenatunnel unter
dem Thyssengelände.
Aber keine
Angst … die Meterspurgleise
sind ja
bei uns!
C. LÜCKER
ein Zug, der irgendwo über dem Tunnel hinweg
fährt … Schnell raus da! Nach etwa 500
Metern Geschlängel ist das Ende des Tunnels
erreicht. Die Gleisreste von Duisburgs
„Meterspur-U-Bahn“ enden direkt an der
Ausfahrt des Tunnels. Auf der querenden
Kaiser-Wilhelm-Straße hält heute die normalspurige
Linie 901 an der Station Matenastraße
auf der Fahrt nach Mülheim oder
Obermarxloh. Hier beginnt also die Zivilisation.
Wenn man das so nennen mag! Denn
Teile Bruckhausens werden das gleiche
Schicksal ereilen wie Alsum. Ganze Häuserreihen
entlang der Kaiser-Wilhelm-Straße
werden in den nächsten Jahren abgerissen
und die Flächen in einen Park umgewandelt.
Viele Straßenzüge stehen heute schon komplett
leer, teilweise werden die Bauten unter
katastrophalen Bedingungen von Illegalen
behaust. Aber die meisten der einst stolzen
Vorkriegsbauten sind nur noch verlassene
und verrammelte Ruinen.
Sperrung des Tunnels geplant!
Nachts ist es hier besonders gespenstisch:
Wenn die Thyssen-Kamine Feuer speien und
sich der Hochofen zum Stahlabstich öffnet,
30 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Duisburg
Idyllisch mutet die
Endstelle Alsum an,
als Wagen 426 am
23. Juli 1961 seine
Pause abwartet
E. J. BOUWMAN,
SLG. R. BIMMERMANN
färbt sich der ganze Himmel orange und
hüllt die einsamen Straßen in ein mysteriöses
Licht.
Wer diese faszinierende Ruhrpottkulisse
noch erleben will, der sollte sich beeilen.
Denn auch dem Matena-Tunnel geht es an
den Kragen: Spätestens im Sommer 2013 soll
er wegen Baufälligkeit endgültig geschlossen
werden. Die Gleisreste auf der Matenastraße
sind dann nur noch mit einem großen
Umweg durch die Industriegebiete über die
Alsumer Straße zu erreichen.
Einige Duisburger wünschen sich, dass der
Matenatunnel als Denkmal erhalten bleibt,
weil hier sogar schon die legendären Schimanski-Tatorte
drin gedreht wurden. Ein Erhalt
bedeutet aber auch, dass der Tunnel instand
gesetzt wird. Und das dürfte das Ende
des morbiden Charmes und der Gleisreste
bedeuten …
CHRISTIAN LÜCKER
Heute ist die Stelle wie ausgelöscht – nur das Gleis erinnert noch an alte Zeiten. Im Hintergrund
erhebt sich der Alsumer Berg, der aus den Trümmern Alsums entstanden ist C. LÜCKER
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
31
Betriebe
»Bim« muss U-Bahn weichen
Wien: U-Bahn verdrängt östliches Endstück der Tramlinie Linie 67 Den stark frequentierten
Abschnitt Reumann platz – Oberlaa der Wiener Straßenbahnlinie 67 soll die Verlängerung der
U-Bahn-Linie 1 ersetzen – ein Foto- oder Filmtipp für Freunde der Wiener »Bim«!
In Wien steht – wie schon so oft in den
vergangenen 35 Jahren – der Ersatz einer
Straßenbahn durch die U-Bahn bevor.
Es handelt sich dabei um die Linie
67, deren östlicher Streckenast Reumannplatz
– Oberlaa durch die Verlängerung der
U-Bahn-Linie U1 (derzeit Leopoldau – Reumannplatz)
ersetzt werden soll. Die 4,6 km
lange und bis 2017 fertig zu stellende Strecke
wird dabei genau der Linienführung der
Straßenbahn folgen und im südlichsten Streckenabschnitt
in Niveaulage verlaufen. Aus
diesem Grund muss der 2,5 km lange Abschnitt
Alaudagasse – Oberlaa spätestens
Anfang 2014 stillgelegt werden. Im Bereich
Alaudagasse ist für die zweite Jahreshälfte
2013 der Bau einer provisorischen Wendeschleife
geplant und ab hier müssen die Fahrgäste
bis 2017 in einen Schienenersatzverkehr
umsteigen.
Ein genaues Datum für den Rückzug der
Straßenbahn wurde noch nicht bekannt gegeben,
da sich die Wiener Linien bereits im
Vorfeld mit massiven Protesten der Anwohner
einer großen Plattenbausiedlung (Per-Albin-Hansson-Siedlung
Ost) konfrontiert sehen.
Beklagt wird aber nicht nur der jahrelange
Umsteigezwang während der Bauarbeiten,
Widerstand regt sich auch gegen die
längeren Wegzeiten nach Fertigstellung der
U-Bahn. Zwischen der Alaudagasse und der
Endstelle Oberlaa wird die U1 im Gegensatz
zur Straßenbahn (vier Haltestellen) nämlich
nur eine einzige Haltestelle besitzen und es
ist kein parallel führender Oberflächenverkehr
geplant.
Zu allem Überdruss muss auch ein Wald
gefällt werden, den die Linie 67 heute durchfährt
und der den Bewohnern der angren-
32 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Österreich: Wien
OBEN Im Februar 2013 waren womöglich letztmalig Winterbilder der Linie 67 im Bereich der Per-Albin-Hansson-Siedlung
Ost möglich. Hier ist die Trasse von dichten Baumreihen gesäumt, die den U-Bahn-Bauarbeiten zum Opfer fallen sollen
LINKS Die Endstelle „Oberlaa, Therme Wien“ besitzt
ein Vorfahrgleis. Für Hotelgäste wird der
Anschluss an den ÖPNV in Zukunft nicht mehr
so komfortabel sein, denn die U-Bahn-Endstelle
entsteht ca. 300 m weiter westlich. Im August
2012 ersetzte die Linie 66 zwischen Reumannplatz
und Karlsplatz die U1 und ermöglichte eine
umsteigefreie Fahrt ins Stadtzentrum
UNTEN Der Ausschnitt aus dem Wiener Straßenbahnnetz zeigt die ausschließlich
im 10. Bezirk (Favoriten) verkehrende Linie 67 und die in
Bau befindliche U1-Verlängerung
ALLE ABBILDUNGEN & GRAFIK: W. KAISER
UNTEN Der mit Totalwerbung versehene B 609
befährt am 3. Oktober 2012 den Abschnitt Per-
Albin-Hansson-Siedlung Ost – Laaerbergstraße.
In diesem Bereich wird eine Abstellanlage
für neun U-Bahn-Langzüge entstehen
zenden Plattenbauten heute ein hohes Maß
an Lebensqualität bietet.
Der in Kürze stillzulegende Streckenabschnitt
wurde in mehreren Etappen eröffnet.
Die Strecke (Lehmgasse/heute: Altes Landgut
–) Alaudagasse – Rothneusiedl entstand
im Dezember 1914 und diente der Anbindung
einer kriegswichtigen Munitionsfabrik.
1959 wurde die stumpfe Endstelle in Rothneusiedl
durch eine Wendeschleife ersetzt
und 1960 erfolgte der zweigleisige Ausbau
der Strecke. Am 20. Dezember 1972 konnte
die Verlängerung bis zur eben fertig gestellten
„Per-Albin-Hansson-Siedlung Ost“
in Betrieb genommen werden und seit 18.
Februar 1974 reicht die Strecke bis zum damals
neu eröffneten „Kurzentrum Oberlaa“
(seit September 2010: „Oberlaa, Therme
Wien“). Zunächst bot hier die Linie 167 eine
direkte Verbindung ins Stadtzentrum
(„Kärntner Ring, Oper“), seit der Eröffnung
des ersten U1-Abschnittes am 25. Februar
1978 dient aber die neu eingerichtete Linie
67 als U-Bahn-Anschluss. Sie bedient seither
auch den Streckenast Quellenplatz – Raxstraße
der ebenfalls anlässlich der U1-Eröffnung
eingestellten Linie 66. Im Zusammenhang
mit der Errichtung neuer Wohnsiedlungen
wurde diese Strecke in den Jahren
1980 und 1989 verlängert und endet heute
am Otto-Probst-Platz. Die Linie 67 entwickelte
sich zu einer der fahrgaststärksten
Straßenbahnlinien Wiens (ca. 20.000 Fahrgäste
pro Tag) und verkehrt in Spitzenzeiten
mit bis zu 25 Kursen in Intervallen von drei
Minuten. Nach der Eröffnung der U1 nach
Oberlaa im Jahre 2017 wird die Linie 67 nur
noch den Abschnitt Otto-Probst-Platz – Reumannplatz
befahren. WOLFGANG KAISER
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
33
Betriebe
Aus für erste andalusische Tram
Straßenbahnbetrieb in Vélez-Málaga weiterhin eingestellt Der 2006 eröffnete Betrieb Vélez-
Málaga – Torre del Mar sollte wieder Teil einer Küstenbahn zwischen Málaga und Vélez werden.
Doch das Projekt ist gescheitert – vorhandene Fahrzeuge werden womöglich nach Sydney veräußert
Einzige ausgebaute und in Betrieb genommene Endstation der Tranvía de Vélez; Wagen 002 im
Zentrum von Torre del Mar (Mai 2012)
ALLE AUFNAHMEN: P. HOLLBACH
Bereits seit 4. Juni 2012 ersetzen Busse
den Straßenbahnbetrieb zwischen
der spanischen Kreisstadt Vélez-Málaga
und ihrem Vorort Torre del Mar
an der Mittelmeerküste. Nach knapp sechs
Einsatzjahren erscheint ein Weiterbetrieb der
Tram aus Kostengründen derzeit unwahrscheinlich.
Torre del Mar in der Region Axarquía der
andalusischen Provinz Málaga, etwa 28 km
östlich von der Provinz-Hauptstadt Málaga
entfernt, mag vielen Deutschen ein vertrauter
Begriff sein. Die örtliche Straßenbahn
bot zwischen Vélez-Málaga und dem
Küstenortsteil eine bequeme und schnelle
Verbindung – allerdings war von den Haltestellen
in Torre del Mar bis zur Strandpromenade
stets noch ein Fußweg von 150
bis 300 m erforderlich. Doch es war die erste
moderne Straßenbahnlinie Andalusiens
nach dem großen Straßenbahnsterben in den
1960er- und 1970er-Jahren.
34 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Spanien: Vélez-Málaga
LINKS Die Fahrbahn der Tranvía de Vélez war an vielen Stellen mit blau und weiß lackierten, Haifischflossen genannten
Steinen von der Straße abgetrennt. Diese Steine wurden inzwischen entfernt
GRAFIK: P. HOLLBACH/S. PASCHINSKY
Bei ca. 77.000 Einwohnern in Vélez-Málaga
(2011) – davon ca. 22.000 im Stadtteil
Torre del Mar – soll dieser Inselbetrieb von
Anfang an defizitär gewesen sein. Doch es
gab große Pläne: So war eine Ergänzung bzw.
Erweiterung im Osten nach Nerja mit seinen
Stalaktitenhöhlen und eine Verbindung im
Westen zur Provinzhauptstadt Málaga mit
Anschluss an die spanische Eisenbahngesellschaft
RENFE vorgesehen. Immerhin gab
es von 1908 bis 1968 bereits eine 67 km lange
meterspurige Eisenbahnverbindung vom
Hafen von Málaga über Torre del Mar bis
Vélez-Málaga und darüber hinaus bis Ventas
de Zafarraya in den Bergen in Richtung
Granada gab, zuerst mit Dampfbetrieb, später
mit Dieseltriebwagen.
Von dieser Eisenbahn existieren einige Stationsgebäude
bis heute. So wird beispielsweise
das Empfangsgebäude in Torre del
Mar von den regionalen Überlandbussen,
ehemals der Busgesellschaft Alsina Graells,
heute von ALSA (Automóviles Luarca, S.A.),
dem spanischen Zweig des britischen Unternehmen
National Express Group, für das
Personal benutzt.
Der Straßenbahnbau
Die Straßenbahn wurde 2003 auf Initiative
des damaligen Bürgermeisters von Vélez-
Málaga projektiert. Den Bau finanzierten
Gelder vom Europäischen Fond für regio-
Technische Daten der Tranvía de Vélez-Málaga
Streckenbau:
Außerhalb der Stadtmitten zweigleisige Schienenverbindung auf eigenem Schienenbett. Innerhalb der
Städte teilweise eingleisige Strecken. Abtrennung der Fahrbahn vom Straßenverkehr durch Grenzsteine,
wegen ihrer Form Haifischflossen genannt. Nach Einstellung des Verkehrs wurden sie 2012 beseitigt. Es
gibt keine Kehrschleifen.
Verkehrsfrequenz zu den Hauptverkehrszeiten: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 min.
Fahrzeit: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 min.
Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.435 mm
Höchstgeschwindigkeit: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Überland 70 km/h
Fahrstrom: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 750 V (wegen Gleichstrom doppelter Schleifer-Fahrdraht)
Fahrzeuge
Drei Zweirichtungsfahrzeuge als fünfgliedrige Züge, davon waren jeweils zwei im Einsatz. Die beiden äußeren
Steuerwagenteile ruhen in Wagenmitte auf je einem zweiachsigen Antriebsgestell mit vier gefedert
gelagerten Antriebsmotoren in Längsrichtung. Der Mittelteil läuft auf einem antriebslosen zweiachsigen
Fahrgestell, dazwischen hängt der zweite und vierte Fahrzeugteil frei über den Schienen. Die Räder
werden über Gummielemente und Schraubenfedern abgestützt. Die Wagen haben Klimaanlagen sowie
innen optische und akustische Anzeigen der nächsten Haltestelle.
Hersteller: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . CAF (Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles)
Länge über alles: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31.260 mm
Breite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.650 mm
Höhe: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.390 mm
Einstiegshöhe über SO:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300 mm
Motorenleistung: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 x 70 kW
Anfahrbeschleunigung:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,2 m/s²
Höchstgeschwindigkeit: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 km/h
Anzahl Sitzplätze: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
Stehplätze:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
35
Betriebe
Wagen 001 hat Anfang Mai
2012 aus Vélez kommend
das Stadtgebiet von Torre
del Mar erreicht
Quellen
• Hemeroteca (Archiv) der Tageszeitung SUR, diverse
Beiträge 2006 bis 2013
• Publicación de la Associació d’amics del ferrocarril
de Barcelona CARRIL 71 junio 2012
• Internet www.docutren.com/archivos/malaga.
Lourdes Royo Naranjo, IV Congreso Historia
Ferroviaria
• www.tranviadevelez.com
• STRASSENBAHN MAGAZIN 1/2008, S. 56–60:
„Unter südlicher Sonne – Neue Straßenbahnen
in Südspanien“
nale Entwicklung und der Autonomieregierung,
der Junta de Andalucía.
Die Errichtung der 4,7 km langen Strecke
zwischen den Zentren von Torre del Mar
und Vélez-Málaga hat einschließlich Elektrifizierung,
Depotgebäuden und Werkstattausrüstung
25 Mio. Euro gekostet. Eine
Verlängerung um 1,3 km innerhalb der Stadt
Vélez zum ehemaligen Bahnhof der Schmalspurbahn
Málaga kostete weitere 8 bis
10 Mio. Euro, wurde aber „aus Kostengründen“
nie in Betrieb genommen. Im Juli
2011 hatte ein Lkw mit Laderkran die Oberleitung
auf einer Länge von ca. 1 km heruntergerissen.
Für die Reparatur dieses Schadens
fehlten die Finanzen.
Die Planung der 17 km langen Verbindung
von Torre del Mar nach Rincón de la Victoria
als Anschluss zur zukünftigen Metro von
Málaga wurde 2006/07 offiziell in Auftrag
gegeben. Doch dieses Streckenstück wurde
besonders von den Bürgermeistern der Endstationen
Vélez-Málaga und Rincón de la
Victoria heftig bekämpft, da man für die
Küste eine vollwertige Eisenbahnverbindung
verlangt, ähnlich der Strecke zwischen Málaga
Centro und Fuengirola. Rincón de la
Victoria besteht auf der Priorität für den Bau
des Metroanschlusses mit Málaga.
Der Betrieb der Straßenbahn
Der Betrieb der Straßenbahn wurde 2006 der
Gesellschaft Tranvía de Vélez S.A. (TRA-
VELSA) für 25 Jahre übertragen. In der Konzession
garantierte die Stadtverwaltung der
TRAVELSA Einnahmen von jährlich mindestens
1,1 Mio. Fahrgästen sowie zusätzlich
die Vergütung von 25 Prozent der tatsächlichen
Kosten pro Fahrgast (tarifa técnica genannt).
Diese tarifa técnica war 2006 mit
Das Innere eines der Zweirichtungs-Gelenktriebwagen.
Hergestellt wurden die drei
Wagen vom nordspanischen Unternehmen
CAF (Construcciones y Auxiliar de Ferro -
carriles mit Sitz im baskischen Beasain)
1,42 Euro bestimmt und der Fahrpreis wurde
mit 1,30 Euro festgelegt, was eine entsprechende
Subvention der Stadtverwaltung
erforderte. Doch die projektierte Mindestfahrgastzahl
wurde niemals erreicht. Waren
es im ersten Betriebsjahr wenigstens noch
900.000, so fiel diese Zahl bis 2011 auf ca.
676.000. Das erhöhte die tatsächlichen Kosten
pro Fahrgast auf 1,82 Euro, womit der
Zuschuss der Stadtverwaltung pro Fahrschein
auf 0,52 Euro stieg. Die Außenstände
der Stadtverwaltung gegenüber der TRA-
VELSA haben sich bis Ende vorigen Jahres
auf insgesamt 2,1 Mio. Euro summiert.
Die Inbetriebnahme der Verlängerung hätte
die tarifa técnica auf 2,70 Euro und bei
Einsatz des dritten Zuges auf 3,20 Euro erhöht,
weshalb man von einer Eröffnung der
Verlängerung Abstand genommen hatte.
Ganz unabhängig davon, ob die Straßen-
36 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Spanien: Vélez-Málaga
Von Vélez Málaga kommend
biegt die Trasse der Tranvia
in die Hauptstraße Avenida
de Andalucia zur Endstation
Torre del Mar ein. Zwischen
Torre del Mar und Vélez
Málaga benutzt sie ein eigenes
zweigleisiges Gleisbett
bahn überhaupt einen Meter fährt, hat die
Stadtverwaltung seit 2006 jährlich 540.000
Euro für die drei Straßenbahnwagen abzuzahlen.
Warum aufgrund der Kostensteigerung
der Fahrpreis niemals erhöht wurde,
dazu nahm der aktuelle Bürgermeister von
Vélez-Málaga nicht Stellung.
Die Einstellung
Nachdem die TRAVELSA bereits im Jahr
2011 aufgrund von der Stadtverwaltung
nicht beglichenen Forderungen den Vertrag
zum Betrieb aufheben wollte, verkehrte die
Straßenbahn am 3. Juni 2012 bisher zum
letzten Mal. Seitdem übernehmen „vorläufig“
Busse die Leistungen.
Die inzwischen von einem neuen Bürgermeister
geführte Stadtverwaltung übt nun
auf die Junta de Andalucía und damit indirekt
auch auf die spanische Regierung aus,
sich an der Betriebskostenfinanzierung zu
beteiligen. Immerhin hatte die Autonomieregierung
gemeinsam mit dem abgewählten
alten Bürgermeister 2005/06 ganz maßgeblich
den Bau der Straßenbahn durchgesetzt.
Um den Druck auf die Junta de Andalucía
zu erhöhen, wurde inzwischen auch die
Weggabe der Straßenbahnwagen ins Gespräch
gebracht. Die Stadtverwaltung prüfe
derzeit, die drei Fahrzeuge nach Australien
zu vermieten oder zu verkaufen. Die Stadt
Sydney habe diesbezügliches Interesse an den
Im Bereich der Haltestelle Azucarera (im Osten von Torre del Mar an der Avenida de Andalucia)
dienten auch in Spanien übliche Pfosten zur Abtrennung von Schienen- und Straßenverkehr
Wagen geäußert. Juristisch sprechen hingegen
mehrere Argumente gegen dieses Vorhaben
– es bleibt spannend!
Was mit den seit 2005 verlegten Gleisanlagen
wird, bleibt somit offen. Ob darauf jemals
wieder Straßenbahnen verkehren, ist
demnach unklar. Der aktuelle Ersatzbusbetrieb
führte übrigens zu einem weiteren dramatischen
Fahrgastrückgang …
PETER HOLLBACH
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
37
Fahrzeuge
Tausendsassa
aus Rheine
Die Schleifwagen der Fa. Windhoff Als Arbeitswagen
werden oftmals dafür umgebaute Linienwagen genutzt,
Spezialanfertigungen ab Werk sind die Ausnahme. Mit dem
Bau eines Schleifwagens für die Metro Ankara trat 1994 die
Firma Windhoff in diesen überschaubaren Markt ein
Triebdrehgestell des Freiburger Schleifwagens; gut zu erkennen die Elastomer-Primärfederung
und die Magnetschienenbremse
ALLE AUFNAHMEN, WENN NICHT ANDERS ANGEGEBEN: W. WOLFF
Flotte Sprüche zieren die Schleif -
wagen verschiedener Betreiber, hier
den 1997 gebauten der Dresdner
Verkehrsbetriebe
M. SPERL
Mit der Lieferung eines Schleifwagens
für die Metro Ankara an
den Generalunternehmer Siemens
trat die Firma Windhoff
aus Rheine im Jahr 1994 in einen Markt ein,
der Jahrzehnte von der Firma Schörling Waggonbau
in Hannover beherrscht wurde (siehe
STRASSENBAHN MAGAZIN 11/2012);
diese beendete Anfang der 1970er-Jahre die
Fertigung von Straßenbahn-Schienenschleifwagen.
Das Fahrzeug von Windhoff
für Ankara wies einige Besonderheiten, wie
zum Beispiel einen Antrieb durch Hydraulikmotoren,
auf und wurde in dieser Form
nicht weiter gebaut.
Schleifwagen-Serie ab 1995
Im folgenden Jahr produzierte Windhoff für
die Verkehrsbetriebe Basel ein Schienenschleif-
und -reinigungsfahrzeug; dieses stellte
den Beginn einer erfolgreichen Serie von
mittlerweile zwölf Fahrzeugen dar. Während
sich die Schmutzabsaugeinrichtung (die auch
das Fahrzeug der ViP Potsdam aufwies) nicht
bewährte und außer Betrieb genommen wurde,
erwies sich das Konzept der in einem separaten
Schleifdrehgestell eingebauten
Schleifeinrichtung als erfolgreich. Die neuesten
Fahrzeuge wurden 2012 für die VAG
Freiburg und die HKL Helsinki gebaut; die
nachfolgende Beschreibung bezieht sich auf
diese Wagen; frühere Ausführungen weichen
in Details davon ab.
Technik der neuesten Wagen
Die Fahrzeuge sind als Zweirichtungsfahrzeug
ausgeführt; der Rohbau besteht aus Baustahl
S355J2+N (frühere Bezeichnung St52-3N).
Die beiden klimatisierten Fahrerstände weisen
standardmäßig beidseitig Türen auf, die
Frontscheiben und vorderen Seitenscheiben
sind beheizbar. Jeder Fahrerstand ist mit einem
Fahrersitz und für Begleiter mit zwei
Klappsitzen ausgestattet. Im Fahrerpult sind
alle notwendigen Instrumente und Bedienelemente
angeordnet, als zentrales Element ist
ein Display eingebaut, das bis zum neuen
Fahrzeug für Helsinki monochrom ausgeführt
ist, die Ausführung für die VAG Freiburg weist
erstmals ein Farbdisplay auf. Neben einer
Funkanlage ist auch eine Radio- und Musikanlage
integrierbar, Raum für weitere kundenspezifische
Einbauten ist vorgesehen. Der
Maschinenraum ist über einen Mittelgang
durchgängig begehbar. Das Maschinenraumdach
ist abnehmbar, dies stellt gegenüber den
ausbaubaren Seitenwandfeldern der Schörling-Fahrzeuge
eine deutlich bessere Lösung
dar, die sich jedoch erst mit den heute verfügbaren
Methoden zur Festigkeitsberechnung
der Wagenkastenstruktur umsetzen ließ.
Im Maschinenraum angeordnet sind u. a.
vier Wassertanks, Wasserversorgungs-, Hy-
38 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Windhoff-Schleifwagen
draulik- und Pneumatikaggregate sowie
Umrichter für Fahrmotoren und
Bordnetz 400 V (dreiphasig) und
230 V. Die vier Wassertanks aus Edelstahl
mit einem Fassungsvermögen
von je 750 l weisen ein Mannloch für Instandhaltungsarbeiten
und eine Beheizung
zum Schutz gegen Frost auf. Eine Füllstandanzeige
ist an den Befüllstutzen und am Fahrerpult
vorhanden. Die weiteren Geräte im
Maschinenraum sind in Schränken angeordnet.
Antrieb und elektrische Ausrüstung
Das Fahrzeug kann für eine Fahrdrahtspannung
von 600 oder 750 V konfiguriert werden,
bei den neueren Exemplaren ist dies
auch nachträglich möglich. Der Stromabnehmertyp
kann vom Kunden gewählt werden.
Zur Vorbeugung gegen Vereisung der
Fahrleitungen kann eine Stemmann-Fahrdrahtenteisungsvorrichtung
eingebaut werden;
auch eine Fahrdrahtmesseinrichtung ist
integrierbar. Der Fahrdraht lässt sich dabei
über eine Kamera beobachten. Angetrieben
werden die Wagen von vier wassergekühlten
Asynchronmotoren mit 100 kW Leistung
vom Hersteller SSB, die durch jeweils einen
separaten Umrichter der Firma Breuer angesteuert
werden. Die Motoren sind im Fehlerfall
einzeln ausgruppierbar. Jeder Motor
verfügt über einen eigenen Kühlkreislauf mit
Wasserpumpe und Wasser-Luft-Wärmetauscher
und überträgt sein Antriebsmoment
über ein Stirnradgetriebe auf den Radsatz.
Der Antrieb wird drehzahlgesteuert, das bedeutet,
dass auch in Steigungen und Gefällen
eine konstante Fahrgeschwindigkeit
erzielt wird – ohne über den Fahrhebel
nachregeln zu müssen.
Generatorisches Bremsen bis zum
Stillstand stellt die Standard-Betriebsbremsart
dar. Eine Begrenzung von Netzaufnahme-
bzw. Rückspeisestrom ist möglich,
ebenso ein Betrieb mit reduzierter
Leistung. Die Höchstgeschwindigkeit kann
über einen veränderbaren Parameter in der
Antriebssteuerung begrenzt werden. Bei
Steuerungsausfall ist Räumfahrt möglich.
Waschhallenfahrt erfolgt mit reduzierter
Fahrspannung. Die mechanische Federspeicherbremse
wird elektrisch gelöst, ein
hydraulisches Notlösen ist möglich. Die
Triebdrehgestelle sind darüber hinaus mit
Magnetschienenbremsen ausgerüstet.
Die vier in den beiden Fahrerräumen angeordneten
Sandungsanlagen mit je 20 l
Sandbehältervolumen haben einen eigenen
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
39
Fahrzeuge
Maßzeichnung der Windhoff-
Schleifwagen; in der Draufsicht
ist eine Schublade für Ersatz-Schleifsteine
ausgezogen
dargestellt
ZEICHNUNG: WINDHOFF,
BEARBEITUNG W. WOLFF
Technische Daten
Länge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.500 mm
Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.200 mm
Höhe über abgesenkten
Stromabnehmer . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.550 mm
Spurweiten . . . . . . . . 1.000 mm oder 1.435 mm
Drehzapfenabstand . . . . . . . . . . . . . . 6.400 mm
Radsatzabstand Triebdrehgestelle . . . 1.800 mm
Radsatzabstand Arbeitsdrehgestell . . 1.860 mm
Treibraddurchmesser
neu/verschlissen . . . . . . . . . . . 700 mm/640 mm
Laufraddurchmesser Arbeitsdrehgestell 400 mm
Gewicht betriebsbereit ohne Wasser . . . . < 31 t
Wasservorrat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.000 l
Gesamtgewicht (ohne Schneebürste) . . . . < 34 t
Höchstgeschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . 50 km/h
max. Schleifgeschwindigkeit . . . . . . . . . 30 km/h
min. befahrbarer Gleisbogenradius . . . . . . 15 m
min. Gleisbogenradius für Schleifbetrieb . . 25 m
Antriebsleistung. . . . . . . . . . . . . . bis zu 480 kW
Motorleistung . . . . . . . . . . . . 90 kW bis 120 kW
Fahrdrahtspannung . . . . . . . . . . 600 V bis 750V
Steuerungstyp . . . . . . . . . . . . . SPS (Lütze) nach
CAN-OPEN-Standard
Kleinkompressor integriert, der Sandauslauf
ist beheizbar. Das Fabrikat der Sandungsanlage
ist vom Kunden wählbar. Das Fahrzeug
hat Halogenabblend- und -fernscheinwerfer,
Rundumleuchten, Blink- und Rücklichter
sind in LED-Technik ausgeführt. Es weist ei-
Detail der Schleifsteinaufhängung mit Hubzylinder und Wasserzuführung
nen Fahrzeugbus auf; IBIS, IRIS, SIFA, IMU
(Induktives Meldungsübertragungssystem
zur Weichensteuerung) und KWR (Kurzwellenregistriergerät)
sind hierzu kompatibel.
Aufgrund geringer Schallemission ist das
Fahrzeug auch im Nachtbetrieb einsetzbar.
Tauschbares Arbeitsdrehgestell
Das Schleifdrehgestell ist über ein Scherenelement
und Lenker an den Wagenkasten
angebunden; es kann gegen ein Arbeitsdrehgestell
für andere Aufgaben ausgewechselt
werden, dazu muss das Fahrzeug
angehoben werden. Für diesen Fall sind alle
Verbindungen zwischen Arbeitsdrehgestell
und Wagenkasten mit Schnellkupplungen
ausgestattet, was einen Drehgestelltausch in
kurzer Zeit erlaubt. Das Arbeitsdrehgestell
weist einen Achsstand von 1860 mm auf
und ist seitlich um 350 mm verschiebbar.
Ein Radsatz des Arbeitsdrehdrehgestells ist
als „Pendelachse“ gelagert, um auch Gleisverwindungen
befahren zu können – zur Gewährleistung
eines konstanten Abstands
zwischen Werkzeugen (z. B. Schleifbänken)
und Schiene ist nämlich keine Federung zwischen
Radsatz und Drehgestellrahmen vorhanden.
40 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Windhoff-Schleifwagen
Windhoff
Rudolf Windhoff gründete im Jahr 1889 in Rheine
eine Textilmaschinenfabrik. Sehr bald aber
schon konzentrierte die Firma ihr Produktangebot
mit Rangierwinden, Drehscheiben, Schiebebühnen
und Spillanlagen auf den Eisenbahnbereich,
später wurden unter anderem auch
Lokomotiven gebaut.
Nach völliger Zerstörung der Fabrikanlagen
im Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion
wieder aufgebaut und stetig auf neue Geschäftsfelder,
beispielsweise der Ausrüstung von
Klärwerken, erweitert. Nach Insolvenz der zwischenzeitlich
börsennotierten Windhoff AG übernahm
2002 die Georgsmarienhütte Holding
GmbH das Unternehmen und führt es seitdem
weiter als Windhoff Bahn- und Anlagentechnik
GmbH. Heute produziert Windhoff Fahrzeuge für
den Bau und die Instandhaltung von Gleisen und
Fahrleitungen, zum Frachttransport und für
Lösch- und Rettungszwecke; diese können schienengebunden
oder als Zweiwegefahrzeuge ausgeführt
sein. Darüber hinaus liefert die Firma
Werkstättenausrüstungen bis hin zur Ausstattung
kompletter Schienenfahrzeugdepots für
Straßenbahnen, Metros und Vollbahnen. Der Bereich
Industrietechnik liefert Anlagen zum Transport
schwerer Lasten, überwiegend für die Stahlund
Aluminiumindustrie.
Das Arbeitsdrehgestell kann bei Überführungsfahrten
oder zu anderen Arbeiten wie
beispielsweise Schneeräumen hydraulisch
angehoben werden; ein Hydraulikaggregat
stellt die dafür nötige Energie zur Verfügung.
Das Abheben des Arbeitsdrehgestells erhöht
die Adhäsion der Treibradsätze und damit
das auf die Schienen übertragbare Antriebsmoment.
Für manuelle Reinigungsarbeiten
mittels einer Handlanze (besonders an
Weichen) wird auf Kundenwunsch eine
Hochdruckpumpe eingebaut. Hochdruck-
Sprühleisten zur Fahrwegreinigung und
-bewässerung sind montierbar, auch das
Ausbringen von Herbiziden ist möglich. Einrichtungen
zur Schienen- und Schienenflankenschmierung
sind integrierbar.
Schienenschleifeinrichtung
Die Schleifeinrichtung im Schleifdrehgestell
besteht aus vier Schleifbänken mit jeweils drei
Rutschersteinen, welche mit maximal 8,4 kN
(entspricht max. 840 kg Gewichtskraft) je
Schleifbank hydraulisch auf die Schiene gepresst
werden. Diese Anpresskraft ist über
die SPS-Steuerung variabel einstellbar, der
übliche Wert liegt bei etwa 5 kN je Schleifbank.
Die optimale Anpresskraft ist abhängig
vom verwendetem Schleifmaterial sowie
Art, Härte und Verschleißzustand der Schiene.
Der Schleifvorgang kann über eine Kamera
und einen Monitor im Fahrerstand
Der Freiburger Tw 406 im Werk Rheine in bereits fortgeschrittenem Montagezustand (Mai 2012)
überwacht werden. Das Schleifen erfolgt mit
Wasserkühlung, eine hinter den Schleifsteinen
angeordnete Düse spült das abgeschliffene
Gemenge aus Schienenstahl und Schleifmittel
weg. Die Wassermenge ist über
Handventile einstellbar. Die Schleifsteine
werden durch Schwalbenschwanzführungen
gehalten; ein Satz Schleifsteine ist nach etwa
einer Personal-Fahrschicht abgenutzt.
Das Erreichen der Verschleißgrenze der
Rutschersteine wird dem Fahrer am Fahrpult
angezeigt. Die Schleifkörper können unterwegs
getauscht werden mithilfe des an Bord
befindlichen Druckluftschraubers. Ersatz-
Schleifsteine werden in Schubladen mitgeführt,
die im Untergestellbereich angeordnet
sind. Bei Frostgefahr ist ein Freiblasen der
Wasserleitungen über die Pneumatikanlage
erforderlich.
Technologien zum Schleifen ...
Es ist zu unterscheiden zwischen „Pflegeschleifen“
als kontinuierlichem Schleifen und
dem intensiven Schleifen zur Beseitigung von
Riffeln, Wellen oder „Girlanden“ mit sehr
häufigem Überfahren der betroffenen Gleisabschnitte.
Auch beim Pflegeschleifen ist ein
häufigeres Überfahren einzelner Strecken-
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
41
Fahrzeuge
An ein Triebdrehgestell montierbare Fräseinheit zur Entfernung von Eis
aus der Schienenrille
Hochdruck-Sprühleiste zur Fahrwegreinigung und -bewässerung,
unterhalb des Fahrerstands angeordnet
abschnitte in kürzeren Abständen mit anschließend
längerer Pause effektiver als ein
gleichmäßiges Befahren des Gesamtnetzes.
Verschiedene Schleifmittel mit unterschiedlichen
Korngrößen und Bindemitteln
stehen zur Verfügung für den Pflegeschliff
und zur Riffelbeseitigung (bei höherem Anpressdruck)
sowie zum Schleifen vor Inbetriebnahme
einer neuen Strecke. Die Firma
Wirthl aus Niederzirking in Oberösterreich
– deren Werksgelände der ehemalige Essener
Schörling-Schleifwagen 612 ziert – liefert
die werksseitig verbauten Schleifsteine.
Dieser Lieferant hat sich dadurch hervorgetan,
dass er auf Kundenwunsch die Schleifmittel
auf den jeweiligen Betrieb mittels aufwändiger
Untersuchungen abstimmt.
... und zur Spurrillenreinigung
Unterhalb des Gefrierpunkts ist Schienenschleifen
wegen der Vereisung der Schleifsteine
nicht möglich. Unter diesen Bedingungen
kann anstelle des Schleifdrehgestells
ein Arbeitsdrehgestell mit Rillenkratzern zur
Beseitigung kleinerer Schneemengen, aber
auch von Verschmutzungen der Schienenrille
eingebaut werden.
Diese Kratzer – je einer pro Schiene – muss
im Bereich von Weichen, Kreuzungen etc.
vom Fahrer per Knopfdruck angehoben werden,
um Schäden zu vermeiden. Zur Sicherheit
ist jedoch auch ein Kollisionsschutzsystem
eingebaut. Hinter dem Kratzer sind zwei
42 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Windhoff-Schleifwagen
Das Fahrerpult ist mit allen erforderlichen Bedienelementen ausgestattet und lässt sich kundenspezifisch ergänzen
OBEN Der Schleif -
wagen für Helsinki
war Ausstellungs -
objekt auf der
Innotrans im September
2012
Übersicht Windhoff-Schleifwagen
Betreiber Spurweite Wagen-Nr. Baujahr Typ
BVB Basel 1000 2330 1995 SRF 60EH
SWA Augsburg 1000 41 1996 SF 40
ViP Potsdam 1435 303 1997 SPF 60
DVB Dresden 1435 201 001 1997 SF 50
EVAG Essen 1000 641 1999 SF 60
EVAG Essen 1435 653 1999 SF 60
BVG Berlin 1435 4556 2000 SF 60
VAG Nürnberg 1435 A16 2004 SF 50
TW Warschau 1435 S1 2006 SF 50
HKL Helsinki 1000 2010 2010 SF 50
VAG Freiburg 1000 406 2012 SF 50
HKL Helsinki 1000 2012 2012 SF 50
mit variabel einstellbarer Drehzahl rotierende
Bürsten von im Neuzustand 400 mm
Durchmesser angeordnet. Diese können angehoben
und auch seitlich herausgeschwenkt
werden. Nur eine Arbeitsfahrtrichtung ist
hierbei möglich.
Geplante Arbeitsgestellbauart
Ein weiteres projektiertes Reinigungsdrehgestell
mit rotierenden Stahlbürsten dient der
Schienenkopfreinigung; das Prinzip ähnelt
demjenigen des früheren, in Göteborg umgebauten
Schörling-Wagens der HKL Helsinki.
Diese Arbeitsdrehgestell variante wurde
jedoch bislang noch nicht realisiert. Das
jeweils eingebaute Arbeitsdrehgestell wird
von der speicherprogrammierbaren Steuerung
erkannt, diese stellt dem Fahrer dadurch
die entsprechenden Einstellmöglichkeiten
(Schleifdruck, Bürstendrehzahl etc.)
zur Verfügung.
Auch für Winterdienst geeignet
Zur Entfernung größerer Schneemengen aus
dem Gleisbereich kann der Wagen front seitig
mit einem Schneepflug (wie beispielsweise
beim Fahrzeug für Warschau vorhanden)
oder mit einer rotierenden Schneebürste des
Herstellers Zaugg aus Eggiwil in der Schweiz
ausgerüstet werden, dazu ist die Albert-
Kupp lung abzubauen. Eine Breite der
Bürsten walze von 2.300 mm und ein Bürstendurch
messer bis zu 900 mm kann vorgesehen
werden. Die Schneebürste wird über
ein Summiergetriebe von zwei Elektromotoren
zu je 30 kW Leistung in Rotation versetzt,
die von einem separaten, im Maschinenraum
angeordneten Wechselrichter
Der Maschinenraum ist mit Wassertanks, Steuer-
und Leistungselektronik, Hydraulikaggregaten
usw. ausgefüllt
gespeist werden. Die Bürste ist durch vom
Fahrerpult aus gesteuerte Hydraulikzylinder
vertikal und seitlich (zum vollständigen Bearbeiten
auch des erweiterten Lichtraums in
Gleisbögen) beweglich. Der Winkel zum Abführen
des Schnees ist einstellbar. Wenn sich
der Bürstenwalzendurchmesser durch Verschleiß
um etwa 270 mm verringert hat,
muss die Bürste erneuert werden. An der
Front eines Triebdrehgestells lässt sich anstelle
des Bahnräumers eine Rillenfräse mit
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
43
Fahrzeuge
In skandinavischen
Wintern hat sich das
Arbeitsdrehgestell
mit Rillenkratzern
und Bürstenwalzen
am Wagen 2010 in
Helsinki bewährt
WINDHOFF
Im September 2012
stellte Windhoff
anlässlich der Innotrans
in Berlin ein
solches Drehgestell
einzeln vor
Literatur
• Beschreibungen und Dokumente der Firma
Windhoff, Rheine
• Bröckers, Ulrich: Schienenschleiffahrzeug
Windhoff SF 50 an die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft
Nürnberg ausgeliefert, in: Verkehr
und Technik 2004, Heft 9
• Kübler, Thomas: Der neue Schienenschleif -
wagen A16, in: Die Straßaboh 2/2004, Nürnberg
2004
• Otto, Kurt: Ökonomisches Schienenschleifen,
in: Der Nahverkehr 2011 Heft 3
rotierendem Schneidwerkzeug montieren.
Dieses selbst entwickelte, effektiv arbeitende
System bietet weltweit nur die Firma
Windhoff an. Es dient der Entfernung von
hart gefrorenem Eis aus Rillenschienen, das
sich dort – insbesondere in skandinavischen
Breiten – aus untertags gesammeltem Tauwasser
nach abendlicher Abkühlung bilden
und eine akute Entgleisungsgefahr verursachen
kann. Die Räumung der Schienenrille
erfolgt dabei mit einer maximalen Arbeitsfahrgeschwindigkeit
von 3 km/h soweit, wie
es für den Fahrbetrieb erforderlich ist. Die
Schienenrille kann nicht bis zu ihrem Grund
frei gefräst werden, da ihre Tiefe abhängig
vom Verschleißzustand der Fahrschiene ist
und ein Kontakt der Fräsmesser mit dem
Schienenstahl ausgeschlossen werden muss.
In Gleisbögen wird die seitliche Position der
Fräswerkzeuge sicher nachgeführt.
Fahrdraht-Enteisungsanlage
von Stemmann
Die Arbeitswagen der Firma Windhoff können
optional mit einer sogenannten Fahrdraht-Enteisungsanlage
ausgerüstet werden,
wobei der Begriff „Enteisung“ in die Irre
führt, da das System eine Vereisung vorbeugend
verhindert. Auf einer gebräuchlichen
Einholm-Dachstromabnehmerkinematik ist
dabei anstelle der Schleifleiste eine Filzrolle
angeordnet. Diese wird von innen mit Glycerin
getränkt, welches über Rohr- und
Schlauchleitungen aus einer im Fahrerraum
angeordneten Anlage druckluftbasiert gespeist
wird. Die Filzrolle rollt während der
Fahrt am Fahrdraht ab und benetzt diesen
mit dem Glycerin, das eine Eisbildung wirksam
verhindert. Überschüssig von der Filzrolle
tropfende Flüssigkeit gelangt in eine
Auffangwanne, von wo aus sie zur Entsorgung
in die Basisanlage zurück geleitet wird.
Pro 100 km werden etwa 20 l Glycerin verbraucht.
Eine Fahrdrahtvereisung kann
durch den Glycerin-Auftrag für zwei bis drei
Tage wirksam unterbunden werden. Die maximale
Betriebsgeschwindigkeit des Fahrzeuges
beim Einsatz der Anlage beträgt circa
30 km/h.
Weitere Einsatzfelder
Neben all den geschilderten Einsatzmöglichkeiten
stellt die ebenso zulässige Verwendung
des Fahrzeugs als Schleppwagen
demnach schon gleichsam eine Unterforderung
dar. Das neue Fahrzeug der VAG Freiburg
weist als Sonderbauform nur jeweils
rechts eine Fahrerstandstür auf; zusätzlich
ist die Wasserdruckanlage über zwei Seitenwanddeckel
auch von außen zugänglich.
Eine Fahrdraht-Messeinrichtung ist eingebaut.
Der 2012 gebaute zweite Wagen der
HKL Helsinki hat in der Wasserversorgung
Hoch- und Niederdruckpumpen eingebaut.
Als Besonderheit haben die Wagen in Helsinki
eine bevorzugte Fahrtrichtung, der
zweite Fahrerstand hat nur eine Basisausstattung.
Frontschneebürste und ein Arbeitsdrehgestell
mit Rillenkratzern gehören
zum Lieferumfang.
Ältere Fahrzeuge weisen Ausstattungen
anderer Hersteller auf, beispielsweise hat der
Nürnberger Schleifwagen eine elektrische
Ausrüstung der Firma Refo. Die Schleif- und
Arbeitswagen aus Rheine wurden über viele
Jahre konsequent weiterentwickelt und
haben inzwischen einen sehr stabilen Entwicklungsstand
erreicht, so dass damit den
Betreibern ein zuverlässiges und äußerst flexibel
einsetzbares Arbeitsmittel zur Verfügung
steht.
WINFRIED WOLFF
44 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Museumswagen Darmstadt
Seit 2012 sind die Darmstädter Museumswagen in einem neuen Depot an der Wendeschleife am Bahnhof Kranichstein hinterstellt, hier (v.l.n.r.)
Tw 37 (ST2, Bj. 1913), Tw 57 (ST3, Bj. 1925), Tw 31 (ST7, Bj. 1961), Tw 8210 (ST11, Bj. 1982) und Tw 7608 (ST10, Bj. 1977)
HEAG MOBILO
Alte Schätze
unter neuem Dach
Oldtimer im neuen Depot der HEAG mobilo Darmstadts Museumsstraßenbahnwagen stehen
unter einem neuen Dach. Pünktlich zum 100. Firmenjubiläum der HEAG zogen die historischen
Fahrzeuge 2012 in ein neues Depot. Doch das ist nur ein Etappenziel …
Irgendwann in den 1990er-Jahren fiel bei
der damaligen HEAG (Hessische Elektrizitäts-AG)
die Entscheidung, von jedem
ausscheidenden Straßenbahnwagentyp
ein Exemplar zu erhalten. Für den
letzten ST4 im Bestand, Wagen 76, kam diese
Entscheidung zu spät, so dass der Wagen
1990 verschrottet wurde. Zwei ST2 und ein
Beiwagen SB3 sowie ein ST3 waren aber
noch vorhanden, und einige Straßenbahnfreunde
hatten bereits den Wagen 37 (ST2)
in einen historischen Zustand zurückverwandelt;
der zweite ST2 Nr. 49 mit dem Beiwagen
132 fuhr als „Kinderstraßenbahn“
viele Jahre an etlichen Wochenenden durch
Darmstadt, um Eltern ein ungestörtes Einkaufen
zu ermöglichen.
Situation nach 1990
Die KSW (ST5) waren bereits früh und unrühmlich
ausgeschieden. Von den ST6 – den
letzten beschafften Zweiachsern vom Verbandstyp,
welche bis Anfang der 1990er-Jahre
im regulären Einsatz standen – waren aber
bereits drei Wagen auf der Erhaltungsliste:
12, 15 und 17 (letzterer für den Partyzug
„Datterich-Express“), zusätzlich Wagen 11
als Schleifwagen. Wagen 12 ersetzte dann
den 17er im Datterich-Express, nachdem
dieser bei einem Brand im Depot Böllenfalltor
irreparabel beschädigt worden war. Ernst
wurde es dann 1998: Die Niederflurtriebwagen
vom Typ ST13 traten auf den Plan
und lösten die hochflurigen Sechsachser der
Typen ST7 und ST8 (Düwag-ähnlich, gebaut
bei Waggon-Union) ab. Drei dieser Wagen
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
45
Fahrzeuge
Der Tw 67 gehört zum 1925 gelieferten Typ ST3. Nach der Ausmusterung gelangte er zum OEG-Museum nach Viernheim und danach zu den
Stadtwerken Worms. Da er dort nicht witterungsgeschützt aufgestellt werden konnte, kam er als Leihgabe zur AG Historische HEAG-Fahrzeuge
mit den Nummern 25, 26 und 31 verblieben
in Darmstadt, die restlichen fanden eine neue
Bleibe im rumänischen Iasi.
Auch die aus Remscheid stammenden ST9
hatten inzwischen im Linienbetrieb ausgedient;
mangels Bezug zu Darmstadt blieb jedoch
vor Ort keiner dieser Triebwagen er-
halten. 2007 schließlich folgte mit den ST14
eine zweite Serie Niederflurwagen, welche
dann auch die noch verhältnismäßig jungen
Hochflurwagen der Typen ST10 und ST11
ersetzte. Auch von diesen war je ein Wagen
zur Erhaltung vorgesehen, während die Übrigen
nach Rumänien gingen.
Nicht nur der Bestand an Linienfahrzeugen
wurde größer, auch die Oldtimer-Sammlung
nahm zu. So langsam wurde jetzt der
Platz knapp. Mehrere Stände des Depots
Frankenstein waren inzwischen ausschließlich
mit historischen Fahrzeugen belegt, während
die modernen ST13 und ST14 draußen
Das Fahrpult eines ST3 von 1925, hier im Tw 66: solide, robust und auf das Allernotwendigste
beschränkt. Den Fahrschalter lieferten natürlich die Siemens-Schuckertwerke
UNTEN Die Inneneinrichtung von Wagen 67 ist
noch vollständig vorhanden
46 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Museumswagen Darmstadt
bleiben mussten. Ein auf Dauer kaum haltbarer
Zustand!
Längst war aus der HEAG die HEAG Verkehrs-GmbH
geworden. 2004 erfolgte in
Hinblick auf Wettbewerbsvorgaben der Europäischen
Union die Umfirmierung und
Aufgliederung in einen Teilkonzern unter
dem Dach der HEAG Holding AG. Die Verkehrssparte
war nun unter dem Namen
„HEAG mobilo“ unterwegs mit den Tochterfirmen
„HEAG mobiTram“ und „HEAG
mobiBus“ (sowie „HEAG mobiServ“ für
den Teil der Buswerkstatt). Seit einigen Jahren
ist auch die Nahverkehrs-Service GmbH
(NVS) eine Tochter der HEAG mobilo. Ihr
Aufgabenfeld sind ebenfalls Busverkehre.
Tram im Eisenbahnmuseum
Parallel wurden die Straßenbahnfreunde
rührig, die sich zu einem wesentlichen Teil
aus HEAG-Mitarbeitern rekrutieren, darunter
zahlreiche Straßenbahnfahrer. In Zusammenarbeit
mit dem Eisenbahnmuseum
in Darmstadt-Kranichstein kam 1997 der
ST4-Triebwagen 71, der fast 20 Jahre auf einem
Spielplatz gestanden hatte, in das Eisenbahnmuseum.
Zur 100. Betriebsjubiläum der Darmstädter
Straßenbahn im gleichen Jahr gelangte
in Zusammenarbeit mit dem Kranichsteiner
Museum erstmals ein historischer
Dampfzug wieder auf die Gleise der HEAG.
Der „Feurige Elias“ war ein solcher Erfolg,
dass sich im Jahr darauf die „Arbeitsgemeinschaft
Historische HEAG-Fahrzeuge“
gründete. Dieser Verein betreibt seitdem
nicht nur den Dampfzug, sondern kümmert
sich auch um die Erhaltung der historischen
Fahrzeuge. Neben diesen Aufgaben bemühten
sich die Vereinsmitglieder umgehend
RECHTS „Klassische“ Technik im Wagen 67, einem
der ST3-Triebwagen aus dem Jahr 1925
Die Museumsfahrzeuge
Nicht alle Oldtimer-Fahrzeuge der HEAG mobilo sind in Kranichstein untergebracht. Warum nicht? Nun,
einige der Fahrzeuge werden betriebsfähig erhalten und müssen sich in der Hauptwerkstatt auf dem Betriebshof
Böllenfalltor den notwendigen Untersuchungen unterziehen. Außerdem sind noch Fahrzeuge
im Zustand der Aufarbeitung, also in einem Zustand, der sich (noch) nicht vorzeigen lässt. Eine aktuelle
Bestandsübersicht (nach Baujahren geordnet):
Typ Nummer Baujahr Bemerkungen
ST2 37 1913 In den Originalzustand zurückversetzt
ST2 49 1913 Kinder-Straßenbahn
ST3 57 1925 immer in Darmstadt verblieben, betriebsfähig
ST3 66 1925 Ex-Hilfsgerätewagen, 1977 Schönau, 1994 Naumburg, 2002 zurück
ST3 67 1925 1977 DGEG Viernheim, 1991 Stadtwerke Worms, 2004 zurück
SB3 132 1927 Ex-Kinder-Straßenbahn, seit 2006 im Originalzustand, betriebsfähig
ST4 71 1929 1979 Kindergarten Wixhausen, 1997 Eisenbahnmuseum Kranichstein (1)
ST4 74 1929 1977 Museum Wehmingen (Hannover), 2005 zurück (2)
ST5 507 1948 KSW-Triebwagen, Ex-Augsburg (3)
SB5 171 1948 KSW-Beiwagen, 1977 Schönau, 1995 Naumburg, 2002 zurück (4)
SB6 182 1951 Beiwagen Verbandstyp, immer in Darmstadt
ST6 15 1954 Verbandstyp, immer in Darmstadt
SB6 202 1956 Beiwagen Verbandstyp, 1964 Ex-Regensburg
ST7 25 1961 immer in Darmstadt, betriebsfähig
ST7 26 1961 immer in Darmstadt, betriebsfähig
ST7 31 1961 immer in Darmstadt, betriebsfähig
SB7 154 1965 Beiwagen zu ST7, ST8, ST10, ST11; immer in Darmstadt
ST10 7608 1977 immer in Darmstadt, betriebsfähig
ST11 8210 1982 erster Achtachser, immer in Darmstadt, betriebsfähig
(1) Wegen starker Schäden auf Grund langer Abstellung im Freien konnte das Fahrzeug nicht erhalten werden. Nach
Rückkehr von Wagen 74 wurde Wagen 71 im Jahr 2005 abgebrochen. Alle noch verwendbaren Teile wurden sicher
gestellt, um sie für den Aufbau von Wagen 74 zu verwenden.
(2) Auch Wagen 74 befindet sich in einem schlechten Gesamtzustand, da er in Wehmingen im Freien gestanden hat.
Eine Überführung nach Kranichstein war in diesem Zustand ein zu großes Risiko, so dass der Wagen nach wie vor
geschützt am Frankenstein steht. Sponsoren für einen Wiederaufbau sind willkommen!
(3) Darmstadt besaß fünf KSW-Triebwagen mit den Nummern 81 bis 85. Keiner ist erhalten geblieben. Daher wurde aus
Augsburg Wagen 507 angekauft. Mit der Aufarbeitung wurde begonnen. Die zukünftige Darmstädter Wagennummer
ist noch nicht fest gelegt, frei (noch nie belegt) wäre in der einschlägigen Nummerngruppe lediglich die 80.
(4) Wagen 171 befindet sich derzeit in der betriebsfähigen Aufarbeitung in der HW Böllenfalltor. Zusammen mit
Tw 507 würde er einen klassischen KSW-Zug repräsentieren.
Auch der Dampfzug „Feuriger Elias“ verbleibt am Frankenstein. Dort gibt es die zu seiner Unterhaltung notwendige Infrastruktur,
außerdem findet er dort seine Einsatzstrecke „vor der Depot-Tür“.
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
47
Fahrzeuge
Fast fertig präsentiert sich der KSW-Beiwagen 171. Darmstadt hatte 1948/49 neun dieser Beiwagen erhalten, die unter der Typenbezeichnung
SB5 geführt wurden. Nach der Ausmusterung gelangte der Bw 1977 nach Schönau, 1995 nach Naumburg. 2002 kehrte er nach Darmstadt zurück
Blick durch die neue Halle: rechts der zum Arbeits-Tw
umgebaute ST3 66. Das große „H“
steht für „Hilfsgerätewagen“. Er wurde 1977
an einen Privatmann verkauft, gelangte über
Schönau und Naumburg 2002 zur HEAG zurück
auch darum, weitere noch erhaltene Fahrzeuge
aus früheren Darmstädter Zeiten nach
Hause zu holen, wobei es einige bemerkenswerte
Erfolge gab (s. Kasten). Aber wohin
damit?
Ein Depot zum 100. Jubiläum
der HEAG Darmstadt
Das für 2012 anstehende 100. Jubiläum der
HEAG gab den Anstoß: Die HEAG mobilo
baut ein neues Depot für ihre historischen
Fahrzeuge! Und die Lokation wurde nicht
ohne Grund gewählt: Innerhalb der Wendeschleife
am Bahnhof Kranichstein, schräg
gegenüber vom Eisenbahnmuseum! Warum
„Depot“ und nicht „Museum“? Der Hintergrund
ist einfach: Ein Museum müsste einen
Platz erhalten, wo auch ein reger Besucherstrom
zu verkraften wäre, ohne die
benachbarten Anwohner zu stören. Solche
Orte, die auch noch einen Anschluss an das
Streckennetz der HEAG mobilo haben, sind
in Darmstadt schwer zu finden.
Daher gibt es strenge Restriktionen bezüglich
der Öffnungszeiten: Nur an vier Tagen
im Jahr darf das Depot für die All gemeinheit
geöffnet sein. Es gibt in der Nachbarschaft
so gut wie keine Parkplätze, und
so sind Probleme mit den Anwohnern vorhersehbar,
die man auf ein Minimum begrenzen
möchte. Soweit möglich, wird man
diese Öffnungszeiten mit dem benachbarten
Eisenbahnmuseum abstimmen. Allerdings
sind nach vorheriger Terminvereinbarung
jederzeit Sonderveranstaltungen und
Führungen für begrenzte Teilnehmergruppen
möglich.
Im Juni 2012 wurden die nicht betriebsfähigen
Fahrzeuge vom Betriebshof Fran-
48 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Museumswagen Darmstadt
Der Führerplatz von Wagen 15. Im Vergleich zu Wagen 66 sind 30 Jahre technischen Fortschritts deutlich erkennbar: Alles wirkt etwas einladender,
ergonomischer mit Holz und Kunststoff statt Gusseisen. Und in den letzten Betriebsjahren ist sogar etwas Elektronik eingezogen
ST6-Triebwagen 15 gehört zu einer Serie von
neun Fahrzeugen, die 1954 in Dienst gingen.
Er war bis zum Ende des Zweiachser-Einsatzes
im Dienst. Er wird im Zustand des dahinter
sichtbaren Beiwagens restauriert
Termine 2013
Kranichsteiner Eisenbahntage: 9./11./12. Mai
Shuttlebetrieb Hauptbahnhof – Kranichstein
von 11–18 Uhr im Stundentakt mit historischer
Straßenbahn
„Tage der offenen Tür“ im Depot Kranichstein
(gemeinsamer Auftritt unter „Bahnwelt Kranichstein“)
Do, 9. Mai, und So, 12. Mai, von 11–17
Uhr
Dampfstraßenbahn Eberstadt – Alsbach
19./20./26./30. Mai, 2./9. Juni
Dampfstraßenbahn Darmstadt – Griesheim
1. /8./15./22./28./29. September; am 8. September
zusätzlich mit „historischer Grenzkontrolle“
kenstein nach Kranichstein überführt. Die
„Selbstfahrer“ folgten in den Wochen danach.
Anlagen des Depots
Am 1. September 2012 wurde das neue Depot
anlässlich des konzerneigenen Tags der
offenen Tür eröffnet. Die lichtdurchflutete
Halle bietet auf 5 Gleisen jetzt schon einen
abwechslungsreichen Überblick über die Geschichte
der HEAG-Fahrzeuge. Zahlreiche
historische Fotos, faszinierende Bilder des
Kunstmalers Rainer Ohl sowie eine Modellstraßenbahnanlage
für die Kinder runden
die Ausstellung ab. Eine kleine Küche
ermöglicht die Bewirtung von Gästen und
auch Video-Vorführungen sind möglich.
Der Autor dankt Volker Feick und Peter
Bickelhaupt für ihre wertvolle Unterstützung
beim Erstellen dieses Artikels.
JÖRN SCHRAMM
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
49
Geschichte
50 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Einst & Jetzt
Einst
& Jetzt
In der Innenstadt der westrumänischen
Stadt Timisoara setzt am 30. August
1982 der Zweiachser-Doppeltriebwagen
154 + 153 auf einem Stumpfgleis für
seine Rückfahrt nach Ronat um. Er
stammt aus den 1950er-Jahren und ist in
Ermangelung ausreichender Pflege auch
optisch deutlich in die Jahre gekommen.
Die Gleisanlagen im Zentrum wurden
später vereinfacht und eine durch die
Altstadt führende Strecke stillgelegt, so
dass an dieser Stelle das auf dem Bild
hinten rechts nicht mehr erkennbare
Gleisdreieck entfallen ist. Das Stumpfgleis
ist auch heute noch vorhanden,
jedoch endet hier keine Linie mehr
regelmäßig. Am 9. Juni 2012 fährt ein
ex-Münchner Zug in die Haltestelle an
der Piata Libertatii ein. Er wird von
Trieb wagen 2013 vom Typ P3.16 (1967
bei Rathgeber gebaut) geführt, der im
Jahr 2001 aus Deutschland übernommen
wurde.
TEXT/FOTOS: BERNHARD KUSSMAGK
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
51
Geschichte
Alltagsbetrieb 1951/52: Rechts nimmt ein
Verstärker der Linie 31 (Bahrenfeld, Trabrennbahn
– Billstedt) mit dem betagten
Tw 2250 (Z1P, Baujahr 1895) am Hauptbahnhof
den Bogen vom Steintorwall in
den Steintordamm. Der V5-Zug im Hintergrund
wartet auf Weiterfahrt in Richtung
Lombardsbrücke
ALLE SCHWARZWEISS-AUFNAHMEN: K. LINDOW, SLG. R. SCHULZ
Als die »Alster-Tram«
noch Zukunft hatte
52 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Hamburg
Hamburgs Straßenbahn in den 1950er-Jahren
Nach 1945 erholte sich die Straßenbahn in der
Hansestadt noch einmal. Bis Mitte der 1950er-
Jahre gab es mehrere positive Entwicklungen –
doch damit hatte der Betrieb in der Nachkriegszeit
seinen Zenit erreicht. Fortan ging es bergab – bis
schließlich 1978 die letzte Tram an der Alster fuhr
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
53
Geschichte
Die bereits auf der vorigen Doppelseite vorgestellte Ecke Steintorwall/Steintordamm aus einem anderen Blickwinkel: Tw 2358 macht sich
etwa 1952 auf der 17,9 Kilometer langen Linie 2 mit einem passenden Beiwagen auf den Weg zur Horner Rennbahn. Im Hintergrund ist das
Hauptpostamt sichtbar, das in den 1920er-Jahren an den hanseatischen Stil angepasst worden war
Seit 1978 gibt es in Hamburg keine
Straßenbahn mehr – eine folgenreiche
Fehlentscheidung der seinerzeit
zuständigen politischen Kräfte, die
bedauerlicherweise trotz warnender Hinweise
von Fachleuten unbeirrt durchgezogen
wurde, obwohl noch bis zu Beginn der
1970er-Jahre sinnvolle Korrekturmöglichkeiten
auf der Grundlage des damaligen
Restnetzes bestanden.
Fakt ist, dass die vollmundigen Ankündigungen
und Versprechungen des Hamburger
Senats zur langfristigen Schaffung eines
höherwertigen Ersatzes für die entfallenden
Straßenbahnstrecken durch einen entsprechend
systematischen und großzügigen
Schnellbahnbau weitgehend unerfüllt blieben.
Das Gros der Mitte der 1950er-Jahre
bestehenden Straßenbahnstrecken wurde
nachweislich nicht durch neue U- und
S-Bahnstrecken ersetzt, sondern durch
Omni busse, deren Qualität in puncto Bequemlichkeit
(für den Fahrgast nicht unerheblich…)
und Leistungsfähigkeit deutlich
unter dem Niveau moderner Straßenbahnen
lag und liegt.
Die Hintergründe
Die Hintergründe dieser Fehlentwicklung sind
bekannt: Der hohe Kapitalbedarf für den Bau
neuer U- und S-Bahnstrecken ließ schlussendlich
nur die Realisierung weniger Strecken
zu. Die entstandenen Lücken wurden mit dem
vordergründig „billigen“ Bus gefüllt. Die noch
lange Zeit mögliche sinnvolle Anpassung des
verbleibenden und durchaus leistungsfähigen
In der Schleife am Bahnhof Harburg haben sich ein Obus und der V3-Tw 3041 (Baujahr 1937) eine
Flankenfahrt geliefert. Wegen Straßenausbaues wurde die Linie 44 am 30. August 1954 eingestellt;
es war nebenbei die höchste Liniennummer, die in Hamburg jemals in Gebrauch war
Diese Tafel am Hbf zeigte mahnend die wöchentlichen
Unfallzahlen. Die Straßenbahn
schneidet dabei um 1952 gut ab!
54 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Hamburg
Der frisch revidierte Z1S-Tw 2373 auf einem Verstärkerkurs der Linie 13 (Langenfelde – Bf. Harburg) mit Zielschild „Veddel“ ist am Glockengießerwall
abgelichtet worden. Die Lesbarkeit der kleinen Zielschilder der Verstärker ist recht dürftig; offenbar war man damals der Ansicht,
dass die meisten Fahrgäste sowieso „Stammkunden“ sind und wissen, wohin die Reise geht …
„Straßenbahn-Restnetzes“, teilweise mit erst
wenige Jahre zuvor aufwendig geschaffenem
eigenem Gleiskörper an den Baufortschritt der
U- und S-Bahn-Neubaustrecken (wie z.B. in
München) wurde von den damals zustän digen
Stellen offensichtlich keiner näheren Betrachtung
unterzogen. Das hätte eine Revision des
seinerzeit gefassten Umstellungsbeschlusses
bedeutet, wozu man aus vermutlich internen
Gründen nicht willens war ...
Die Beschränkung auf zwei Verkehrsträger
in Form von Schnellbahn und Omnibus
wurde daher unverdrossen als „fortschrittlich“
und für Hamburg zugleich als „alternativlos“
(wie man heute sagen würde) propagiert
und so nahm die Umstellung der
Straßenbahn ihren Lauf.
Der Neubeginn nach 1945
Dabei hatte es nach dem beschwerlichen Neubeginn
im Mai 1945 bis etwa Mitte der 1950er-
Jahre für die Straßenbahn in Hamburg durchaus
verheißungsvoll ausgesehen. Das
Straßenbahnnetz besaß seit Anfang der 1950er-
Jahre wieder eine klare Struktur. Natürlich waren
nach den schweren Zerstörungen im Stadtgebiet
vom Sommer 1943 hauptsächlich in den
Bezirken Altona, Eimsbüttel, Barmbek, Hamm
und Hammerbrook (letzterer seitdem praktisch
unbewohnt, aber inzwischen wenigstens wieder
ein Geschäftsviertel) einige Straßenbahnstrecken
nicht mehr in Betrieb genommen worden,
da dort die Verkehrsströme nun anders
liefen, aber ansonsten war das Vorkriegsnetz
nicht nur wiederhergestellt, sondern sogar
punktuell erweitert worden.
Manche zweiachsige Trieb- und Beiwagen trugen 1951 noch ihren Ursprungslack,
hier Tw 2246. Ab 1946 wurde der elfenbeinfarbene Anstrich
bei Hauptrevisionen durch einen in Rot/Créme ersetzt
Wie hier Tw 2422 am Rathausmarkt so hatten viele Tw die Nummernwürfel
und drehbaren Fahrtzielanzeiger auf dem Dach verloren und
eine nicht unbedingt besser lesbare Rollbandanzeige erhalten
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
55
Geschichte
In der Schleife in Billstedt entstand am 18. August 1958 diese Aufnahme von Straßenbahnwagen der V7-Familie und zeitgenössischen Bussen.
Stolz prangt am Heck des Bw 4211 die Zielanzeige Lurup. Das war die 1955 als letzte Hamburger Neubaustrecke in Betrieb gegangene Verlängerung
von Bahrenfeld nach Westen
R. COPSON, SLG. LARS F. RICHTER
Hamburgs Straßenbahnen unterschieden sich …
... von den anderen deutschen Straßenbahnbetrieben – zumindest in den letzten Jahren ihres Bestehens.
Das fing an mit den kantigen, aber durchaus eleganten
Vierachsern der Serien V6 und V7, die seit
1969 die Alleinherrschaft auf Hamburgs Schienen
übernommen hatten. Straßenbahnwagen mit den
zeittypischen Rundungen, wie sie in Deutschland
vereinzelt schon in den 1930er Jahren und dann
„in Massen“ seit Anfang der 1950er Jahre flächendeckend
beschafft wurden, hatten in Hamburg
keine Chance. Der einsame PCC-Tw 3060
stand somit nicht nur technisch, sondern auch optisch
auf verlorenem Posten.
Auch die fahrtechnisch nicht sehr überzeugenden
Gelenktriebwagen des Typs VG – Neukarossierungen
auf alten Untergestellen ausgemusterter
Zweiachser – übernahmen noch Mitte der
1950er Jahre entgegen dem damals vorherrschenden
Design-Zeitgeist die kantige Formgebung
der V6/V7-Familie – wenn auch in etwas
pausbäckiger Form …
Verjüngende Wagenenden Pflicht
Letztlich war der zulässige Wagenkastenausschlag
in den Gleisbögen – z.B. in der allbekannte „Hüllkurve“
– der Grund für die sich stark verjüngenden
Fahrzeugenden.
Gewiss hätte man die Wagenenden im Stile der
damaligen Zeit etwas „gefälliger“ abrunden können,
wie es auch bei den Probewagen der Serie V4
gemacht wurde, aber das war bei der nachfolgenden
Serie V5 bereits kein Thema mehr gewesen
und möglicherweise auch aufgrund kriegsbedingter
„Entfeinerung“ als betrieblich nicht
notwendig verworfen worden.
Die Optik der 1941/43 beschafften Serie V5
prägte daher weitgehend die Formgebung der Serien
V6 und V7. Viele Betrachter fanden sie damals
wie heute ausgesprochen formschön, elegant und
irgendwie „kernig“ – im Gegensatz zu den „rundgelutschten“
Düwag-Großraum- und Gelenkwagen
und den diversen Konkurrenzprodukten im In- und
Ausland …
Selbstverständlich gab es auch davon Ausnahmen:
der bemerkenswert gut gestaltete Kölner Großraumwagen
von Westwaggon (Serie 1300) aus dem
Jahre 1956 oder die Triebwagentypen N, S und SO
der belgischen SNCV/NMVB aus der gleichen Epoche
– um nur einige zu nennen.
Der Stangenbetrieb bleibt!
Noch ein Alleinstellungsmerkmal war natürlich der
Betrieb mit dem Stangenstromabnehmer – spätestens
seit Ende der 1960er-Jahre in Deutschland ziemlich
abseitig. Aber es funktionierte erstaunlich gut!
Stangenentgleisungen waren eher die Ausnahme.
Der Stangenbetrieb funktionierte weitestgehend problemlos
– natürlich auch dank gut unterhaltener
Fahrleitung.
Die Kontaktrolle klapperte in der Regel bei etwas
reduzierter Geschwindigkeit über Luftweichen und
Luftkreuzungen, dann nahm der Wagen Fahrt auf
und die Rolle gab alsbald ein zischendes Geräusch
von sich, das bei jeder Fahrdrahtklemme kurz unterbrochen
wurde. Hören konnte man dieses zischende
Geräusch recht lange – das muss an der
Frequenz gelegen haben. Bei Obussen fehlt dieses
zischende Geräusch bei der Fahrt, da hier Kontaktschuhe
verwendet werden.
Es wurde trotz Stange übrigens durchweg zügig
und auf manchen Abschnitten regelrecht „rasant“
gefahren! Der Verfasser erinnert sich an eine Tour
mit der Linie 11 von Bahrenfeld nach Harburg, wo
speziell im Abschnitt Veddel – Wilhelmsburg – Harburg
ein bemerkenswertes Tempo angeschlagen
wurde. Da kam Freude auf!
Das Festhalten der Hamburger Straßenbahn am
Stangenbetrieb ist insoweit etwas merkwürdig, als
zum einen bereits gegen Ende der 1930er-Jahre
die Umstellung auf Bügelbetrieb ins Auge gefasst
wurde und zum anderen im Zuge des Wiederaufbaues
des Straßenbahnnetzes nach dem Zweiten
Weltkrieg eine gute Gelegenheit bestand, gleichzeitig
auch zum Bügelbetrieb überzugehen, zumal
am Fortbestand des Straßenbahnbetriebs damals
noch kein Zweifel bestand – im Gegenteil! Berlin
– und mit etwas Verzögerung dann München und
Stuttgart sowie Braunschweig und Augsburg nahmen
diese Gelegenheit wahr und stellten auf Bügelbetrieb
um, wobei allerdings in Berlin kurz nach
Abschluss der Umstellung der fatale Stilllegungsbeschluss
fiel …
Hohe Kosten befürchtet
Da die Umstellung der Fahrleitung auf Bügelbetrieb
trotz höherer Störungsfreiheit bei gleichzeitig
geringerem Wartungsaufwand dennoch zunächst
nicht unbeträchtliche Kosten verursacht
hätte, war man in Hamburg möglicherweise etwas
zögerlicher und zurückhaltender. Als Ende der
1950er-Jahre klar wurde, dass die „Restlaufzeit“
der Straßenbahn wohl nur noch 20 bis 25 Jahre
betragen dürfte, beließ man es beim Stangenbetrieb,
der ja trotz seiner technischen Rückständigkeit
dem Alltagsbetrieb vollauf gewachsen war.
Die meisten Straßenbahnfreunde nahmen es
mit Freude zur Kenntnis, denn das war ein weiterer
Aspekt, an dem sich Hamburgs Straßenbahn
von anderen Betrieben unterschied.
REINHARD SCHULZ
56 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Hamburg
Z1b-Tw 2445 – bereits
mit Rollbandanzeige
– liefert
sich 1952 in der
Mönckebergstraße
ein kleines Wettrennen
mit einem Opel-
Blitz. Im Hintergrund
drängen sich
die Passanten vor
den zahlreichen Geschäften
und Kaufhäusern,
die die
Mönckebergstraße
säumen
Den Anfang machte die größtenteils mit
altbrauchbarem Schienenmaterial aus stillliegenden
Stadtstrecken erbaute Neubaustrecke
von Barmbek, Neuer Schützenhof
nach Bramfeld, die die völlig überlastete Omnibuslinie
D ersetzte und am 16. Mai 1948
eröffnet wurde. In Bramfeld hatten sich nach
Ausdehnung des Hamburger Straßenbahnnetzes
in den 1950er-Jahren mit den Einstellungen
bis zum Jahr 1962
J. PERBANDT
den Zerstörungen im inneren Stadtgebiet
zahlreiche Bewohner angesiedelt, so dass ein
Anschluss an das Straßenbahnnetz erforderlich
wurde.
Im Jahre 1951 gingen weitere seit Kriegsende
nicht mehr genutzte Strecken wieder in
Betrieb: Am 1. Mai wurde die Strecke vom
Rödingsmarkt über Kaiser-Wilhelm-Straße
zum Sievekingsplatz (Linie 6) und die Verbindung
vom Neuen Pferdemarkt über
Schulterblatt und Lappenbergsallee nach
Langenfelde (Linie 33) wieder dauerhaft in
Betrieb genommen.
Weitere Wiederaufbauten
Kurz darauf folgten am 24. Juni 1951 die
Strecken von der Borgfelder Straße über Sievekingsdamm,
Sievekingsallee zur Horner
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
57
Geschichte
Ein Zug der Linie 1 passiert auf der Fahrt nach Billstedt die St.-Pauli-Landungsbrücken, den Haupt-Umsteigepunkt zu den damals stark genutzten
Hafenfähren. Bei der Betrachtung der Aufnahme aus der Mitte der 1950er Jahre mag man kaum glauben, dass Hamburgs Straßenbahn das
viel zitierte Verkehrshindernis darstellte
B. BARESCH, SLG. VVM
Der Ende 1951 von der belgischen Firma La Brugeoise et Nivelles in die deutsche Hansestadt gelieferte PCC-Probewagen 3060, hier am 7. September
1954 an der Haltestelle Fr.-Ebert-Damm, Holzmühlenstr. Nach der Entscheidung gegen den Weiterbestand der Straßenbahn blieb er in
Hamburg ein Einzelgänger und kam 1958 nach Kopenhagen
E. IHDE, SLG. HOV
58 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Hamburg
1951/52 wurden in rascher Folge 101 Trieb- und 101 Beiwagen des neu entwickelten Großraumtyps V6 ausgeliefert. Sie übernahmen alsbald
den Grundauslauf auf den damaligen Linien 3, 6, 9, 12, 16, 18, 22, und 27. Der Tw 3086 wurde am 11. August 1951 in Dienst gestellt und zeigt
sich ein Jahr danach in der Mönckebergstraße im Auslieferungszustand auf der Linie 18, die damals noch als „Alsterring“ verkehrte
Auch auf der Linie 6 prägen 1952/53 die neuen V6-Züge das Erscheinungsbild. Tw 3159, seit dem 28. März 1952 im Einsatz, wartet einen Fahrgast
am Sievekingsplatz ab und wird sich gleich in Richtung Innenstadt und weiter nach Ohlsdorf in Bewegung setzen. Das damals überall anzutreffende
„Tempo“-Dreirad hält sich in respektvollem Abstand
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
59
Geschichte
LINKS Schienen -
reiniger 1735 dreht
um 1951/52 eine
Runde am Rathausmarkt.
Originell die
angedeutete Fensterteilung
RECHTS Ein vom 1904
gebauten Tw 2492 geführter
Verstärkerzug
der Linie 9 überquert
auf dem Weg in die
Innenstadt ca. 1952/
53 die Kreuzung
Stein tordamm/Steintorwall.
Das Zielschild
„Doro theenstraße“
lässt auf eine Aus setz -
fahrt zum Betriebshof
K (Krohns kamp)
schließen
Hamburger Straßenbahnlinien – Stand Mai 1953
1 Bramfeld (Hellbrook) – Wandsbeker Marktstraße – Jüthorn 5,9 km
2 Schnelsen – Niendorf – Lokstedt – Hoheluft – Grindelallee – Rathausmarkt –
Hauptbahnhof – Horner Rennbahn
17,9 km
3 Eidelstedt – Langenfelde – Rathausmarkt – Hauptbahnhof – Eilbek –
Wandsbek – Tonndorf
18,4 km
6 Othmarschen – Ottensen – Bf. Altona – St. Pauli – Rödingsmarkt – Rathausmarkt –
Hauptbahnhof – Baembek – Ohlsdorf
19,1 km
7 Ottensen (Bleickenallee) – Bf. Altona – St. Pauli – Sievekingplatz – Rödingsmarkt –
Rathausmarkt – Hauptbahnhof – Horn – Billstedt
14,0 km
8 Dehnhaide (U-Bahn) – Straßburger Straße – Farmsen (Trabrennbahn) 4,9 km
9 Flughafen – Alsterdorf – Winterhude – Rathausmarkt – Hauptbahnhof – Bramfeld 21,9 km
12 Bahrenfeld (Volkspark) – Neuer Pferdemarkt – Lombardsbrücke – Hauptbahnhof 10,5 km
13 Langenfelde – Schulterblatt – Neuer Pferdemarkt – Sievekingplatz – Lombardsbrücke –
Hauptbahnhof – Veddel – Wilhelmsburg (Mengestraße)
21,9 km
14 Gr. Borstel – Krhs. Eppendorf – Hoheluftbrücke – Bf. Sternschanze –
St. Pauli Landungsbrücken
9,9 km
16 Hagenbecks Tierpark – Rathausmarkt – Hauptbahnhof – Eilbek – Wandsbek – Tonndorf 15,9 km
18 (Alsterring) Winterhude – Eppendorf – Rathausmarkt – Hauptbahnhof –
Uhlenhorst – Winterhude
12,6 km
19 Berliner Tor – Hammerbrook – Billbrook (HVZ bis Mundsburg) 8,2 km
23 Billhorner Brückenstraße – Rothenburgsort 1,6 km
27 Elbchaussee (Hohenzollernring) – Bf. Altona – Bf. Sternschanze – Alsterchaussee 6,7 km
30 Bf. Altona – Holstenstraße – Langenfelde 4,5 km
31 Bahrenfeld (Trabrennbahn) – Bf. Altona – Landungsbrücken – Rathausmarkt –
Hauptbahnhof – Horn – Billstedt
17,0 km
33 Sievekingplatz – Lombardsbrücke – Hauptbahnhof – Veddel – Wilhelmsburg –
Harburg – Rönneburg
19,6 km
35 Goldbekplatz – Mundsburg – Berliner Tor – Hammerbrook – Veddel – Freihafen 7,9 km
41* (Obus) Bf. Harburg – Bostelbek 4,9 km
42 Bf. Harburg – Heimfeld 4,5 km
43* (Obus) Eißendorf – Bf. Harburg – Wilstorf – Sinstorf – Fleestedt 9,2 km
44 Bf. Harburg – Appelbüttel 4,5 km
* Diese beiden Obuslinien waren im Fahrplan dem Straßenbahnbetrieb zugeordnet.
Bemerkenswert sind die langen Durchmesserlinien 2, 3, 6, 7, 9, 13, 16, 31 und 33, ergänzt durch die Linien 12,
14, 18, 27, 30 und 35, die den gesamten inneren Stadtbereich und die nahen Vororte mit einem Minimum an
lästigen Umsteigebeziehungen erschließen. Lediglich die Linien 1, 8, 19 und die kurze Pendellinie 23 (bald darauf
durch die verlängerte Linie 12 ersetzt) besitzen Anschlusscharakter. Das Harburger Netz war lagebedingt
weitgehend eigenständig (ähnlich wie Spandau und Köpenick in Berlin).
Rennbahn (Linie 16) und von Barmbek,
Dehnhaide über Straßburger Straße und
Friedrich-Ebert-Damm bis zur Kreuzung
Holzmühlenstraße (Linie 8). Hierbei handelte
es sich um echte Wiederaufbauten, da
die Gleisanlagen dieser Strecken nach Kriegsende
zur Schienengewinnung für andere Streckenabschnitte
teilweise demontiert worden
waren.
Am 28. Oktober 1952 wurde der Linienbetrieb
auf der alten Direktverbindung vom
Rödingsmarkt zum Millerntor (Reeperbahn)
über den Alten und Neuen Steinweg wieder
aufgenommen; die Linie 6 befuhr diesen Abschnitt,
dafür übernahm die neu eingerichtete
Linie 7 die Strecke durch die Kaiser-Wilhelm-Straße
(s. o.).
Letzte Streckenneubauten
Ihren Abschluss fand die Wiederinbetriebnahme
still liegender Strecken am 4. Mai
1954 mit der Herstellung der Verbindung
vom U-Bahnhof Mundsburg im Zuge der
Straßen Lerchenfeld – Wartenau – Landwehr
und Burgstraße zur Hammer Landstraße, die
von der neu eingerichteten Linie 15 befahren
wurde. Diese Strecke lag seit dem 25. Juli
1943 aufgrund der großflächigen Zerstörungen
der Stadtteile Borgfelde, Eilbek und
Hamm still und wurde erst im Zuge der Neubebauung
dieser Gebiete nach elf Jahren wieder
reaktiviert.
Die beiden letzten Streckenneubauten im
Hamburger Straßenbahnnetz wurden am
4. Juli 1954 und am 29. Oktober 1955 in
Betrieb genommen: zuerst die Verlängerung
von Jüthorn nach Jenfeld im Zuge der Rodigallee
und als letzte Neubaustrecke die Verlängerung
von Bahrenfeld (Abzweig Volkspark)
über die Luruper Hauptstraße nach
Lurup, wobei die Endstelle bereits außerhalb
der Hamburger Stadt- (und Staatsgrenze) auf
60 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Hamburg
dem Gebiet von Schleswig-Holstein lag und
eigentlich die „richtige“ Ortsbezeichnung
„Schenefeld“ hätte tragen müssen. Diese
kleine Unstimmigkeit störte offenbar aber
niemanden, und so blieb es bis zur Stilllegung
dieser Strecke am 3. Juni 1973.
Der Zenit ist überschritten
Ab 1955 ging es dann mit der Hamburger
Straßenbahn zuerst in kleinen Schritten, ab
1959 immer spürbarer „bergab“. Hintergrund
und zentraler Auslöser: die „Verkehrsnot“,
wie damals die zweifellos problematischen
Verkehrsverhältnisse in
Hamburg gerne genannt wurden.
1955 war eine im Stil der damaligen Zeit
aufgemachte Denkschrift des Senats der Freien
und Hansestadt Hamburg mit dem Titel
„Neuordnung des Hamburger Stadtverkehrs“
erschienen, die neben der zentralen
Forderung des großzügigen Ausbaues von
Straßenraum für den Individualverkehr auch
die Weiterführung des Schnellbahnbaues beinhaltete
und ein ambitioniertes U-Bahn-
Zielnetz vorschlug.
Interessanterweise wurde in dieser Denkschrift
gleichzeitig die Kapazität und der
Raumbedarf eines Großraumzuges vom Typ
V6/V7 (Trieb- und Beiwagen) mit dem
Raumbedarf der seinerzeit gängigen Omnibustypen
verglichen und festgestellt, dass
drei Omnibusse benötigt werden, um einen
Großraumzug zu ersetzen. Der daraus abgeleitete
Leitsatz lautete richtigerweise: „Keine
Entlastung des Straßenverkehrs bei Ersatz
der Straßenbahn durch Omnibusse“ (!)
Trotz dieser eindeutigen Erkenntnis erfolgte
jedoch leider keine klare Aufgabenzuweisung
an die einzelnen Verkehrsträger.
Das Hauptziel lautete: Entlastung der Straßen
für den übrigen Verkehr – sprich: Individualverkehr
– und Verlagerung des bishe-
Die Linie 42 gehörte zu den Harburger Ortslinien und verkehrte vom Bahnhof Harburg nach
Heimfeld. Tw 2518 (Bj. 1911) wartet mit seinem Beiwagen die nächste Tour ab
Der Gelenk-Tw 3825 (DWM 1955) unterquert auf der Fahrt nach Lurup am 10. August 1958 mit
Bw 4825 an den Landungsbrücken die Hochbahnstrecke
R. COPSON, SLG. LARS F. RICHTER
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
61
Geschichte
Der Tw 2316 vom Typ Z1a am 7. September 1954 auf der Linie 23. Durch das schrumpfende Straßenbahnnetz waren viele Linienänderungen nur
von kurzer Dauer. Nachdem die Leistungen der Linie 23 nach Rothenburgsort 1955 von der Linie 12 übernommen wurden, stellte man den
Streckenast 1959 komplett ein
E. IHDE, SLG. HOV
Quellen
Höltge, D., Kochems, M.: Straßen- und Stadtbahnen
in Deutschland, Band 11, Hamburg –
Freiburg 2008
Buchholz, H.: Die Hamburger Straßenbahn –
Entwicklung des Liniennetzes 1866–1978 –
Hamburg 2008
NN.: Neuordnung des Hamburger Stadtverkehrs
– Denkschrift des Senats der Freien und Hansestadt
Hamburg, Hamburg, o. Dat.
Sohns, P.: Linienchronik der Hamburger Straßenbahn
1866–1978, 3. Auflage, Berlin 2003
persönliche Unterlagen, Fahrpläne, Netzpläne
des Autors
Der 1955 von der DWM gebaute Tw 3360 war am 21. August 1958 neben den U- und Eisenbahngleisen
am Berliner Tor auf der Linie 14 unterwegs. Die kurzen Gelenktriebwagen waren
bei den Fahrgästen sehr beliebt
R. COPSON, SLG. LARS F. RICHTER
rigen Oberflächenverkehrs in die bekannte
„Zweite Ebene“, also unter oder über die
Erde.
Wider der Vernunft
Die weitere Entwicklung ist bekannt: 1958
wurde vom Hamburger Senat der Beschluss
gefasst, den Straßenbahnbetrieb mittelfristig
zugunsten des Konzeptes „Schnellbahn
und Omnibus“ einzustellen.
Die bis zu diesem Zeitpunkt von der HHA
aktiv betriebene Modernisierung des Straßenbahnwagenparks
lief Ende der 1950er-
Jahre aus, und der Betrieb lebte in den folgenden
20 Jahren zunehmend nur noch von
der Substanz. Zuletzt sahen viele Triebwagen
ungepflegt aus – vom technischen und
betriebsmäßigen Rückstand gegenüber anderen
Betrieben in Deutschland und im Ausland
ganz abgesehen.
Am 1. Oktober 1978 endete mit der Einstellung
der bis zuletzt hoch belasteten Linie
2 (zuletzt Rathausmarkt – Schnelsen) der
Straßenbahnbetrieb in Hamburg. Seitdem
wurden mehrere Chancen verpasst oder aus
nicht nachvollziehbaren Gründen abgelehnt,
in Hamburg ein modernes und leistungsfähiges
neues Straßenbahnnetz als sinnvolle
Ergänzung zu den bestehenden Schnellbahnen
zu schaffen.
Zeit des Umbruchs
Die 1950er-Jahre waren eine Zeit des Aufbruchs
und des Umbruchs – wie man am Beispiel
des Hamburger Nahverkehrs gut feststellen
kann.
Die hier im STRASSENBAHN MAGAZIN
gezeigten Aufnahmen aus diesem Jahrzehnt
sollen die Hamburger Straßenbahn noch einmal
so zeigen, wie man sie sie damals wahrnahm:
leistungsstark – trotz vieler Altfahrzeuge
– und mit positiver Ausstrahlung in der
Form der damals neuen und modernen Großraumwagen
– und auch mit beginnenden Verkehrsproblemen.
REINHARD SCHULZ
62 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
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Geschichte
»Ohne allen
architektonischen
Zierrat«
Die Wagenhalle in Augsburg-Lechhausen Noch beherbergt das Depot viele
historische Straßen bahnfahrzeuge. Doch diese sollen in den »Bahnpark Augsburg«,
ins ehemalige Bahnbetriebswerk, gebracht werden. Dann steht die 1930/31 gebaute
Halle zum Abriss – ein Blick in ihre Geschichte
64 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Augsburg
Tw 182 steht mit Bw 224 am 15. April 1957 abfahrbereit
in Richtung Innenstadt/Stadtbergen
bereit. Bw 224 ist der einzige in Augsburg heute
noch erhaltene Beiwagen
SLG. FREUNDE DER AUGSBURGER STRASSENBAHN
Am 6. Mai 1927 wurde die doppelgleisige
Verlängerung der Augsburger
Straßenbahnlinie 1 bis zur Stätzlinger
Straße „vom Marktplatz her“
(heutige Haltestelle „Schlößle“) beschlossen.
Die Strecke wurde am 14. September 1927 in
Betrieb genommen. Ein auf Höhe des Anwesens
Blücherstraße 58 endendes Stumpfgleis
nahm tagsüber nicht benötigte Beiwagen auf.
An Viehmarkttagen wurde die Endhaltestelle
in der Zeit von 7 bis 13 Uhr zum Marktplatz
zurückgenommen. Vom „Katholischen
Bürgerverein“ wurde mit einer Unterschriftenliste
bald darauf eine weitere Verlängerung
bis zur Schillerschule (heute Seniorenheim St.
Anna) oder sogar bis zur Weizenbierbrauerei
Krauss (gegenüber der heutigen Kirche „Unsere
Liebe Frau“) beantragt; eine Entscheidung
wurde vom Stadtrat zurückgestellt, da
man erst die Festlegung der Lage des Bahnhofes
der (nie realisierten) Bahnstrecke Augsburg
– Aindling – Pöttmes der Augsburger
Localbahn abwarten wollte, der an die Straßenbahn
angebunden werden sollte. Tatsächlich
umgesetzt wurde eine nennenswerte
Die Wagenhalle Lechhausen
Wenn tagsüber die Wagen der Augsburger
Straßenbahn in der Stadt unterwegs
waren, dann wirkte die Wagenhalle
in Lechhausen leer, aber
aufgeräumt. Lediglich die Rangier-
Tw 45 und 51 traf der Fotograf am
4. September 1944 hier an SLG. A. HIEHLER
Maße: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33,3 m x 19,8 m
Anzahl Gleise in Halle: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Baupolizeiliche Genehmigung:. 26. August 1930
Inbetriebnahme: . . . . . . . . . . . . . 23. März 1931
Ausführung:. . . . . . . . . Bauhütte Schwaben und
Neuburg Eisenkonstruktion von
Eisenwerk Gebr. Frisch KG
Veranschlagte Gesamtkosten:. . . . . 120.000 RM
Tatsächliche Gesamtkosten:. . . . 100.630,90 RM
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
65
Der vom Städtischen Hochbauamt der Stadt Augsburg am 16. Juli 1930 genehmigte Bauplan der Wagenhalle zeigt zahlreiche Details des Gebäudes.
Die Sozialräume waren im Vergleich zur Hallengröße eher klein bemessen
STADTARCHIV AUGSBURG, BESTAND 49, NR. 1381, PLAN 426 B/C
Die ursprüngliche Gleislage vor der Wagenhalle Lechhausen gibt diese Grafik wieder. 1964 wurde
das Streckengleis (unterer Bildrand) zweigleisig
GRAFIK: W. WOLFF
Verlängerung – dann deutlich weiter, bis zum
Neuen Ostfriedhof – erst im September 1994.
Einige Hintergründe
In den 1920er-Jahren konnte mit einer Straßenbahnlinie
noch Gewinn erwirtschaftet
werden, einem Zeitungsbericht aus dieser
Zeit zufolge war der Streckenast nach Lechhausen
der rentabelste in Augsburg. Dennoch
war die Städtische Straßenbahn be-
strebt, weitere Optimierungspotentiale zu
heben. So wurde in einem Antrag an den
Stadtrat am 26. Mai 1930 vermerkt: „Die
Errichtung einer Straßenbahnwagenhalle in
Lechhausen wurde schon vor mehreren Jahren
von der Straßenbahn-Direktion angeregt,
um etwa 22.000 km Leerlauf beim Ein- und
Ausrücken der Wagen in die Halle an der
Baumgartnerstraße bezw. Senkelbachzentrale
zu sparen.“
Die Kosten für einen Wagenkilometer
wurden mit 0,80 RM kalkuliert, so dass mit
dem Bau einer Halle eine jährliche Einsparung
von 17.600 RM erwartet werden konnte.
Eine Reichsmark entsprach einer heutigen
Kaufkraft von etwas über vier Euro.
Unter dem damaligen Straßenbahndirektor
namens Mörder war eine solche Halle
mit sechs Gleisen für die Aufnahme von 12
Wagen konzipiert worden; die Fläche der
Halle war mit 630 m², die der Nebenräume
mit 75 m² geplant. Als Nebenräume vorgesehen
waren
• eine Werkstätte
• „Sitzklosett und Pissoir“
• ein „Aufenthaltsraum für Wagenwäscher“
• ein Aufenthaltsraum für Fahrpersonal
• ein Kohlenlager
• ein Holzlager
Als Bauweise stellten die Planer zwei mög -
liche Varianten zur Diskussion, entweder mit
Holzbindern der Siemens Bauunion auf
Pfeilern aus Eisenbeton, mit Fenstern und
Verbretterung aus „mit Carbolineum geschütztem
Holzwerk“, oder „in Eisenfachwerk
der Gebrüder Frisch“, „halbsteinstark
mit Backsteinen ausgeriegelt und verfugt“.
66 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Augsburg
Schon bald war die Wagenhalle In Lechhausen für den Straßenbahnbetrieb in Augsburg unverzichtbar. Hier eine Parade mit Tw 54 und den
Bw 225, 224, 228, 216 sowie 211 in der Abendsonne des 18. August 1939. Rechts der nagelneue Anbau
SLG. A. HIEHLER
Eine halbsteinstarke Mauer hat eine Stärke
von 11,5 cm.
Für die erste Variante wurden Kosten von
79.000 RM veranschlagt, für die zweite
74.000 RM. Hinzuzurechnen waren jeweils
Aufwendungen für Gleisanlage und Fahrdraht
von ca. 26.000 RM sowie die Kosten
für den Erwerb des Grundstücks, die mit
20.000 RM angesetzt wurden. Aufgrund dieser
Kostensituation wurde die Variante „Eisenfachwerk“
favorisiert, versehen mit einem
„Doppelpappdach mit Ulmerit“.
Wartungsgruben wurden in Gleis 2 und 5
eingeplant. In einer Vorlage für den Werkausschuss
des Stadtrats wurde seitens der
Städtischen Straßenbahn vermerkt, „Die
Gleisanlage wird zum größten Teil mit Altmaterial
durch unser eigenes Personal erstellt
werden.“ Dies galt ebenso für den Betonboden
der Halle, währenddessen die Nebenräume
von den mit dem Bau zu beauftragenden
Firmen komplett fertigzustellen
waren; deren Böden beispielsweise sollten
mit dem damals üblichen „Glattstrich“ ausgeführt
werden.
Lange konnte vom städtischen Grundstücksreferat
kein geeigneter Baugrund gefunden
werden, dann aber standen Verhandlungen
vor dem Abschluss: Am 5. Juni
1930 wurde der Kauf des Grundstückes Blücherstraße
65a, Plan-Nr. 426b/c, als „verbrieft“
gemeldet. Dieses Grundstück für die
Errichtung der 33,3 m x 19,8 m großen Halle,
weniger als 200 m vom bisherigen Gleisende
entfernt, wurde vom Landwirt Engelbert
Dafler zu einem Preis von 16.600 RM
erworben. Ob der Grundbesitzer, in derlei
Angelegenheiten sicherlich weniger erfahren
als die städtischen Beamten, „über den Tisch
gezogen wurde“, lässt sich nicht mehr rekonstruieren
– ein Indiz hierfür ist aber, dass
zuvor ein deutlich höherer Kaufpreis veranschlagt
wurde.
Bauausführung der Halle
Bei einer Verzinsung von fünf Prozent und
zehn Prozent jährlicher Tilgung amortisierte
sich der Aufwand für die Errichtung der Halle
innerhalb von etwa zehn Jahren. Mit diesen
Zahlen empfahl der Werkausschuss am
30. Juni 1930 dem Gesamtstadtrat die Errichtung
der Wagenhalle, die von diesem am
4. Juli 1930 beschlossen wurde. Die baupolizeiliche
Genehmigung erfolgte am 26. August
1930. Als Unternehmer für Erd-, Maurer-
und Betonarbeiten gab die „Bauhütte
Schwaben und Neuburg“ das günstigste Angebot
ab; die „Eisenkonstruktion“ lieferte
entsprechend der Vorauswahl die ortsansässige
Firma Eisenwerk Gebr. Frisch KG.
Diese Firma stellte damals neben derartigen
Hallen unter anderem auch Eisenbahnweichen
her, später wurden hauptsächlich
Baumaschinen gefertigt.
Am 3. Oktober 1930 vermerkte die Städtische
Straßenbahn in einem Brief an das
städtische Tiefbauamt, dass neue und gebrauchte
Rillenschienen der Form 102 und
Ph. 25 D Verwendung fänden. Als Fahrleitung
wurde Hartkupferprofildraht mit
80 mm 2 Querschnitt vorgesehen. Zusätzlich
wurde angemerkt: „Die Gleisanlage kommt
durch unsere Arbeiter nur soweit zur Verlegung,
als das Geld reicht.“
Bereits im April 1929 war von der technischen
Abteilung der Straßenbahnverwaltung
festgestellt worden, „…der Spannungsabfall
im Oberleitungs- und Schienen-Rückleitungs-
Netz bis Endhaltestelle Blücherstraße überschreitet
schon heute etwas die zulässigen
Grenzen. …“. Im Falle einer Linienverlän-
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
67
Geschichte
Quellen
Stadtarchiv Augsburg – Bestand 49, Nr. 1381.
„Augsburger Neueste Nachrichten“ vom
24. März 1931
Amtlicher Stadtplan Augsburg von 1948
Im Februar 1984 stand der Tw 803 in der Nachmittagsonne zum Wenden in Lechhausen. Die Tore
der Wagenhalle trugen zu diesem Zeitpunkt einen hellen Anstrich W. WOLFF (2)
Im April 1994 waren bereits zahlreiche Gleise der Wagenhalle nicht mehr angebunden. In der
Halle verstieß der Gleisabstand gegen die heutigen gesetzlichen Vorgaben
gerung wäre ein weiteres Unterwerk erforderlich
geworden. Daher wurde nur eine eingleisige
Betriebsstrecke von der Endhaltestelle
in Höhe der Stätzlinger Straße zur Wagenhalle
geplant; die auf dem etwas zurückgesetzten
Grundstück liegende Gleisharfe vor
der sechsgleisigen Halle wurde mit der in
Straßenmitte gelegene Betriebsstrecke über
ein Gleisdreieck verbunden.
Es geht nicht schnell genug!
Es sollte dann noch bis nach dem Krieg dauern,
bis auf der nur gut 200 m langen Strecke
von der Endhaltestelle an der Stätzlinger
Straße bis zum Wendedreieck der Linienverkehr
aufgenommen wurde. Der Unmut
der Bevölkerung über diesen „Schildbürgerstreich“
war entsprechend groß.
In einem Schreiben an die Regierung von
Schwaben und Neuburg vom 8. Oktober
1930 beantragte der Augsburger Stadtrat die
Genehmigung zur Verlegung von 126 m
Gleis vom Ende des bisherigen Stumpfgleises
bis zum neuen Gleisdreieck auf Höhe der
Wagenhalle. Darin wurde nicht mit der Kosteneinsparung
argumentiert – vermutlich
wurde diese Begründung als nicht hinreichend
erachtet. Vielmehr wurde angeführt:
„Die Hinterstellung von Anhängewagen der
Linie 1 musste bisher am Ende des Gleisstranges
in der Blücherstrasse auf offener
Straße erfolgen. Hierdurch wurde der öffentliche
Verkehr erheblich behindert.“ Zur
Ausführung der Gleisanlage wurde erläutert:
„Das Gleis wird wie allgemein auf einem
Packlageunterbau verlegt.“
Am 5. Januar 1931 wurde die Verlegung
der Gleise durch das bayerische Staatsministerium
des Innern in München genehmigt,
und schon am 24. März 1931 konnte die Direktion
der Straßenbahn vermelden: „Obige
Halle ist soweit hergestellt, dass wir dieselbe
für unseren Betrieb ab 23. ds. Mts. in
Benützung nehmen konnten.“
Die Abnahmeprozedur
In der Lokalzeitung „Augsburger Neueste
Nachrichten“ vom 24. März 1931 wurde
berichtet: „Einem immer dringlicher werdenden
Bedürfnis ist durch die Erstellung der
neuen Straßenbahnhalle an der Blücherstrasse
in Lechhausen abgeholfen worden.“
Die Ausführung der Halle wurde treffend beschrieben
als „…ohne allen architektonischen
Zierrat…“ und auf die den Verhältnissen
der damaligen Zeit geschuldeten
Sparmaßnahmen hingewiesen: „Im übrigen
ist die Ausstattung der Halle in Anbetracht
der kleinen räumlichen Verhältnisse, nur auf
das Allernötigste beschränkt. …“
Bei der 20 Jahre früher gebauten Wagenhalle
in Kriegshaber (siehe SM 4/2011) mit
ihrer neubarocken Fassade konnte im Gegensatz
dazu noch sehr viel aufwändiger gebaut
werden.
Die Regierung von Schwaben und Neuburg
setzte den Termin zur Abnahmeprüfung der
Gleisanlagen (das Gebäude wurde vom städtischen
Hochbauamt abgenommen) an: „...
8.7.31, Vorm. 9 Uhr. Zusammenkunft: Hinterstellungsgleis
am Stadttheater, Rückseite.
Das weitere wolle veranlasst werden. ...“
Zur Abnahme erschienen die Oberregierungsräte
Freiherr von Andrian-Werberg
und Dürst für die Regierung, Kanzleiassistent
Gamboch als „Niederschriftführer“,
Reichsbahnoberrat Weber als Vertreter der
RBD Augsburg, Oberbaurat Weber für die
Stadt Augsburg sowie Baurat Klingler für
Stadt und Straßenbahn.
Keine Beanstandungen
Mit einer Sonderfahrt wurden sie vom Stadttheater
nach Lechhausen gebracht. Die Veranstaltung
dort scheint ohne nennenswerte
Vorkommnisse verlaufen zu sein, denn in der
Niederschrift wurde lediglich festgehalten:
„Die Besichtigung hat einen Anlaß zu irgend
welchen Beanstandungen nicht ergeben. …“.
Es darf davon ausgegangen werden, dass die
Abnahme ihren Abschluss in einem gemeinsamen
Besuch eines der damals zahlreichen
umliegenden Wirtshäuser genommen hat ...
68 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Augsburg
Tw 404 (Esslingen 1960, ex Stuttgart) und M8C-Tw 8004 standen im April 1994 friedlich vereint vor der Wagenhalle. Wenige Monate später waren
Endstation und Gleisdreieck an dieser Stelle Geschichte – danach blieben auch die Fahrradständer leer W. WOLFF (2)
Die Gesamtkosten der Baumaßnahmen
beliefen sich schließlich auf 100.630,90 RM.
Das war deutlich weniger als ursprünglich
veranschlagt – bei heutigen Baumaßnahmen
undenkbar. Der Beschluss des Gesamtstadtrates
vom 4. März 1932 lautete entsprechend:
„Der nicht in Anspruch genommene
Kreditrest in Höhe von 19.369,10 RM wird
eingezogen.“
Am 15. Oktober 1938 wurde die Genehmigung
zu einem offenen Anbau an die
Wagenhalle in Holzbauweise, „bis zur Behebung
der z. Zt. einem Neubau entgegenstehenden
Umstände in stets widerruflicher
Weise erteilt.“ Die Fertigstellung der Arbeiten
wurde am 12. Juni 1939 vermeldet. Dieser
Holzanbau wurde nach hinten 3,5 m länger
als die Wagenhalle ausgeführt und mit
einem Abstellgleis versehen.
Als Tw 8006 im April 1994 aus der Wagenhallenzufahrt auf das Streckengleis bog, setzte Tw 8004
sogleich „im fliegenden Wechsel“ nach
Aufwertung zur Endstation
Während des Zweiten Weltkriegs wurden alle
betriebsfähigen Beiwagen dringend benötigt;
daher war keine Zeit für eine Überführung
der Fahrzeuge in den Betriebshof II am Roten
Tor, um dort Betriebsuntersuchungen
durchzuführen. Diese Überprüfungen mussten
deshalb von den Hallenmeistern der beiden
Beiwagenbetriebshöfe Lechhausen und
Kriegshaber vor Ort unter Nutzung der mit
Arbeitsgruben versehenen Gleise durchgeführt
werden.
Die Halle überstand den Krieg ohne größere
Schäden, lediglich einige von Bombeneinschlägen
in der Umgebung zersplitterte
Fensterscheiben mussten zunächst notdürftig
verbrettert und später ersetzt werden.
Nicht ermittelt werden konnte bislang der
genaue Zeitpunkt, zu dem der Endpunkt der
Linie 1 von der Stätzlinger Straße zur Scharnhorststraße
auf Höhe der Wagenhalle verlegt
wurde. Angaben von Zeitzeugen dif -
ferieren zwischen 1946, als der Einsatz von
Einrichtungswagen aus Genua (die das Wendedreieck
benutzen mussten) begann, und
dem Jahr 1948. Dies ist der späteste Zeitpunkt,
denn im amtlichen Stadtplan von
1948 ist die Endhaltestelle dort dargestellt.
In jedem Fall erfolgte der Linienbetrieb zunächst
auf der weiterhin eingleisigen Strecke;
erst im Sommer 1964 wurde der letzte
Abschnitt ab der Stätzlinger Straße zweigleisig
ausgebaut und am 3. September 1964
in Betrieb genommen.
Mit dem Ende des Beiwagenbetriebes im
Jahre 1971 wurde die Halle ihrer ursprüng-
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
69
Geschichte
Die Wagenhalle
dient derzeit nur als
Depot für museal zu
erhaltende Wagen.
Im November 1994
waren u.a. der GT4
403 (Talbot, ex
Aachen), Schneepflug
14 (Bj. 1898)
sowie KSW 503
(Fuchs 1948) in
Lechhausen abgestellt
W. WOLFF (2)
Im Depot Lechhausen
hinterstellte Fahrzeuge
Aktuell wird die Wagenhalle nur noch von den Freunden der Augsburger Straßenbahn e.V. genutzt.
Der Anschluss zum Straßenbahnnetz ist aber gekappt …
lichen Funktion beraubt; seitdem diente sie
der Unterstellung ausgemusterter Fahrzeuge.
Das Wendedreieck wurde weiterhin von
den Wagen der Linie 1 benutzt.
Die Gleise sind zu kurz!
Die Gleisharfe vor der Wagenhalle war für
die Aufnahme zweier wendender, 1991 aus
Stuttgart übernommenen GT4-Doppeltraktionen
zu kurz. Daher wurden in dieser Zeit
die Hallentore der Gleise 3 und 5 entfernt
und ein etwa 4m langes Stück dieser Gleise
in die Halle hinein durch Maschendrahtzaun
abgesichert, die Halle jeweils durch einen
Mittenpuffer-Prellbock gegen Einfahrt abgesichert.
Damit war bei im Fünf-Minuten-
Takt verkehrenden Linienwagen den Fahrern
das Aufsuchen der in der Halle befindlichen
Sanitäranlagen möglich, während der
Folgewagen ebenfalls rückwärts bis zur Halle
nachrücken konnte.
Im Rahmen der Verlegung der Endhaltestelle
1994 zum Neuen Ostfriedhof wurde
das Gleisdreieck und damit die Zufahrt zur
Wagenhalle entfernt. Die seitdem von den
„Freunden der Augsburger Straßenbahn“
darin untergestellten Fahrzeuge müssen daher
bei Bedarf aufwändig per Tieflader anund
abtransportiert werden.
Beim jährlich im Frühjahr stattfindenden
„Depotfest“ dieses Vereins können diese ansonsten
nur nach Vereinbarung zugänglichen
historischen Fahrzeuge besichtigt werden.
Gegenwärtig ist ein Umzug der Wagen in den
Tw 165 Tonnendachwagen, MAN 1926
Tw 179 Schwendwagen, MAN 1938
Tw 403 ex Aachen 7104, Talbot 1952
Tw 503 KSW, Fuchs, 1948
Tw 520 MAN 1956
Tw 535 GT 5, MAN 1968
Tw 22 Schleifwagen, Schörling 1952
Tw 15 Schneepflug, Bj. 1898 bzw. 1912
Tw 16 Schneepflug, Bj. 1983, auf Fahrgestell
des Tw KS 502
Lkw:
Schleppwagen, MAN Bj. 1976
Turmwagen, MAN Bj. 1979
Busse:
MAN 750 HO-M11A, Bj. 1967
(Aufarbeitung 2014)
MAN KOM 151, Bj. 1974 (Museumsbus)
MAN SL 200 KOM 2204, Bj. 1985
MAN SG 242 KOM 3451, Bj. 1988
(im Betriebshof Rotes Tor, Baumgärtnerstraße
sind hingegen z.B. folgende Museumswagen
hinterstellt: Tw 501 und 506 KS, Bj. 1948;
Bw 224, MAN 1938; Tw 101, Bj. 1913; Tw 14,
Bj. 1898; Tw 411/461, GT 4, ex Stuttgart, und
Tw 806 sowie 807, GT8, Bj. 1976)
„Bahnpark Augsburg“ in Diskussion. Anschließend
wollen die Augsburger Stadtwerke
die Halle abreißen und das Grundstück
verkaufen. WINFRIED WOLFF
Für die Unterstützung bei der Recherche zu
diesem Beitrag dankt der Autor besonders
den Herren Albert Hiehler, Heinz Landherr,
Karl Pfob, Dr. Helmut Selder, Robert Treffer
und Herbert Waßner.
70 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Fundstück des Monats
FOLGE 3
Zerbst
Innenstadt
Auf dem Marktplatz in Zerbst befinden sich Gleise der vor 85 Jahren eingestellten Pferdebahn. Die von 1891 bis
1928 befahrenen Schienen stehen unter Denkmalschutz R. HEYM
Gleisrest auf Marktplatz
Die Geburtsstadt von Katharina der Großen, Zerbst in Sachsen-Anhalt, bringen heute nur Geschichtskenner
mit einer Straßen bahn in Verbindung. Und doch gibt es hier auf dem Marktplatz
das älteste noch eingepflasterte Stück Pferdebahngleis Deutschlands
Es war einer der kleinsten Straßenbahnbetriebe der Welt – die
2,3 km lange Pferdebahn in der anhaltischen Stadt Zerbst. Die am
2. November 1891 eröffnete Meterspurbahn verband die Innenstadt
mit dem Zerbster Bahnhof, stadtseitiger Endpunkt war der Markt.
Errichtet auf Antrag eines Spediteurs aus Dessau, wechselte das
kleine Unternehmen mehrmals den Eigentümer. Standen anfangs lediglich
zwei Wagen, zwei Pferde und zwei Fahrer zur Verfügung, so
entstanden um 1900 drei Ausweichstellen. Gleichzeitig wuchs der
„Betriebsmittelbestand“ auf vier Wagen und sechs Pferde an.
Aufgrund des defizitären Betriebes im und nach dem Ersten Weltkrieg
gab der letzte Privateigentümer jedoch auf – er stellte den Betrieb
im Oktober 1920 ein und verkaufte die Fahrzeuge an einen Altmaterialhändler.
Daraufhin rief die Stadt eine Genossenschaft ins
Leben, welche die Gleisanlagen erwarb und zwei Wagen zurückkaufte.
Damit nahm die Pferdebahn 1921 den Verkehr wieder auf.
Mitte der 1920er-Jahre erwarb die Genossenschaft einen zweispännigen
Wagen aus Jüterbog, 1926 zwei weitere Wagen aus Stendal,
so dass nunmehr fünf Wagen zur Verfügung standen. Doch der
Zustand der Gleise verschlechterte sich immer mehr. Anstatt diese
zu erneuern, beschloss die Genossenschaft 1927, den Betrieb auf
Omnibusse umzustellen.
Am 1. August 1928 stellte die Zerbster Straßenbahn ihren Betrieb
als viertletzte Pferdestraßenbahn Deutschlands ein (vor der bis 1930
betriebenen Straßenbahn Stadthagen, vor der Pferdebahn auf Langeoog,
die am 15. Juli 1937 letztmalig fuhr, sowie vor der bis 1949
pferdebetriebenen Spiekerooger Inselbahn).
Was in Zerbst blieb, das waren verschiedene Gleisreste. Nach 1990
wichen diese meist neuem Straßenbelag. Die letzten, in Summe ca.
50 Meter langen Originalschienen der Pferdebahn ließ die Stadtverwaltung
schließlich im Zug der Sanierung des Marktes im Jahr
2009 neu einpflastern. Dieser kurze Gleisabschnitt steht unter Denkmalschutz
und erinnert damit an die 37-jährige Pferdebahnzeit in
Zerbst, die vor 85 Jahren endete. Bei den Relikten soll es sich um die
ältesten erhaltenen Gleisreste eines deutschen Straßenbahnbetriebs
an ihrem originalen Platz handeln.
ANDRÉ MARKS
Aufnahmen der Pferdebahn Zerbst gibt es im Internet unter
www.alt-zerbst.de/galerie/die-zerbster-pferdebahn/index.php
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
71
■ Miniatur-Nahverkehr: Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten
Die Nürnberger
Modelltram-
Neuheiten. Teil 3
Wie schön wäre es, wenn die von „Stadt im Modell“
angebotenen Modelle des Hamburger V6E-Triebwagens
auch fahren könnten. Zu sehen waren sie auf dem eindrucksvollen
N-Diorama der Firma Trix
Noch mehr Neues ...
Spielwarenmesse 2013 ■ Früher reichte meist ein Blick nach Nürnberg, um alle aktuellen
Trammodelle zu kennen, heute muss man oft nach vielen Novitäten erst mühsam suchen
Entgegen dem Nürnberger
Eindruck ist das diesjährige
Neuheitenangebot nun doch
weniger ärmlich ausgefallen,
als uns der Messerundgang anfangs
glauben ließ. Allerdings wurden die
meisten Neuheiten wie schon in den
letzten Jahren nicht mehr an Messeständen
gezeigt. Vieles gab‘s wieder
„aus dem Koffer“ von als Messebesuchern
auftretenden Kleinanbietern
zu sehen, und manche Miniproduzenten
scheinen ohnehin die Öffentlichkeit
zu scheuen und ihre Novitäten
lieber im Internet zu verstecken
– in der Hoffnung, der Kunde wird
schon irgendwie den Weg zu den
neuen Modellen finden. Für uns bedeutet
das aufwendige Nachrecherche
und gelegentlich kleine bis große
Überraschungen.
Nach den Wiener Gelenkwagen vom
Typ E bzw. E 1 und dem deutschen
„Original“ des Düwag GT6 in Bielefelder
und Innsbrucker Ausführung
sind bei Halling nun Modelle des
Siemens Avenio in der Münchner
und Den Haager Ausführung ebenso
wie die Version für die Stadtbahn
im arabischen Doha geplant. Herpa
zeigte wieder eine große Zahl aktueller
Pkw-Modelle der Marken Audi,
BMW und Mercedes ebenso wie
neue Laster von MAN und Mercedes-
Benz. Hervorheben wollen wir bei
den Oldtimer-Fahrzeugen den urigen
72 strassenbahn magazin 5|2013
Spielwarenmesse 2013
Zur Behebung des großen Wagenmangels nach dem Zweiten Weltkrieg beschaffte die Den Haager Straßenbahn 1948 bei Werkspoor 16 Triebwagen
mit elektropneumatischem Schaltwerk schweizerischer Herkunft. Leider waren die eleganten Fahrzeuge recht störanfällig. Das H0-Modell wird von
Paul Sassen in Resin-Technik hergestellt und mit einem modifizierten Halling-Antrieb versehen. So läuft wenigstens das Modell störungsfrei
Zündapp Janus mit Mittelmotor,
bei dem der Einstieg von vorne und
hinten erfolgte. Die Gestaltung der
Front und des Hecks unterschied sich
nur durch die Lampen. Die Insassen
saßen dabei Rücken an Rücken! Der
bekannten BMW Isetta äußerlich
recht ähnlich war der Kabinenroller
Heinkel Typ 153. Auch die Oldtimerfans
nach DDR-Vorbild werden
bedacht und zwar mit dem von 1957
bis 1961 gebauten Pritschenwagen
Framo 901/2.
hin im Angebot bleiben die Modelle
des T6A2 in Spur II. Raphael Hummel
von Hustra plant neben dem schon
weit fortgeschrittenen H0-Modell des
Stuttgarter KSW in der modernisierten
Ausführung auch ein Modell des
1938 durch Umbau des 1913 gebauten
Triebwagens 550 entstandenen
gläser-
nen Wagens
TT-Tatra als Bausatz
Wie bereits im ersten Teil des Messeberichts
erwähnt, ist bei Herrmann
& Partner der Verbandswagenzug
Typ II in Kasseler Credé-Einrichtungs-
Ausführung die Hauptneuheit. Erhältlich
sind die H0-Modelle im ursprünglichen
Beige und in späterer rot-weißer
Ausführung. Daneben wird es
zwei Versionen als Arbeitswagen geben.
Auch die Bochumer Verbandszüge
wurden von Credé in Kassel
gebaut, allerdings als Zweirichtungswagen
und mit weiter heruntergezogenen
Seitenschürzen. Weitere Arbeitswagenvarianten
betreffen den
bekannten Tatra-T4D-Triebwagen.
Es sind insgesamt acht verschiedene
Fahrzeuge nach Vorbildern aus
Dresden, Gera und Halle geplant. Der
Tatra T6A2 für die TT-Spur wird jetzt
auch als Bausatz angeboten. Weiter-
Dem nochmals geänderten Vorbilddesign entsprechen Navemos aktualisierte H0-Nachbildungen der Züricher
Tram 2000, die daher nun auch erst mit einjähriger Verzögerung in den Verkauf kommen
Nach dem im letzten Heft bereits vorgestellten Henschel-Trolleybus HS 160 OSL hier jetzt die Gelenkbusvariante
HS 160 OSL-G des tschechischen Herstellers NB. Auch dieses H0-Modell wird in Resin-Technik hergestellt
strassenbahn magazin 5|2013
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Wenn er nicht das typische Bärenwappen tragen würde, wäre dieser Mitteleinstiegs-Triebwagen nicht unbedingt
als Berliner erkennbar. Das Tin-Plate-Modell (Spur 0) stammt von Dr. Lehnhardt OLGA BANDELOWA (11)
502. Dieser Aussichtstriebwagen der
Stuttgarter Straßenbahn war bis zu
seiner Kriegszerstörung im Jahre
1944 für Sonderfahrten eingesetzt –
anfangs zur Reichsgartenschau 1939.
Das Modell wird wie ein geplanter
Verbandswagen II nach Bochumer
Vorbild, der mit feinen Messingbauteilen
wie Rammschutz, Scheinwerfer
und Rückspiegel ausgestattet sein
wird, nur bei genügender Vorbestellzahl
produziert.
Lasercut auf dem Vormarsch
Neues kommt von Andreas Heyden
in Form des Nürnberger Museumswagens
701, der nur in einem
Nürnberger Museum direkt erhältlich
sein wird. Das H0-Modell soll es in
olivgrün-elfenbeinfarbener Lackierung
im Stil der 1930er-Jahre, in limitierter
Jugendstillackierung und als
unlackierten Bausatz geben.
Immer umfangreicher wird das
Angebot an Gebäuden, die in Lasercut-Technik
hergestellt werden.
Joswood ergänzt sein Angebot an
lasergeschnittenen Architekturgebäuden
mit zahlreichen Neuheiten.
Im wahrsten Sinne des Wortes herausragend
ist dabei die Halle des
Leipziger Hauptbahnhofes. Für Modellstraßenbahner
eher interessant
sind wohl die Bausätze eines Kesselhauses
nach Düsseldorfer Vorbild
oder die Tankstelle aus den 1950er-
Jahren. Erstmals mit zeitgemäßen
Abziehbildern als Beschriftung erscheinen
die bereits seit 1985 erhältlichen
Kleinserienmodelle der Ybbser
Straßenbahn in H0e von Jürgensen.
Die entsprechende Variante in
0e, die im letzten Jahr angekündigt
wurde, kann Dank genügender Vorbestellungen
tatsächlich produziert
werden, die Konstruktionsarbeiten
Vom Rathgeber-Verbandswagen, den THS als H0-Modell in verschiedenen
Ausführungen plant, gibt es bisher nur diese Zeichnung
Wie klein die kleinste Tram der Welt wirklich ist, zeigt eindrucksvoll der
Größenvergleich mit der 2-Euro-Münze. Das 1:350-Modell von Eishindo
aus Japan fuhr zuverlässig und ruckfrei während der ganzen Messe
74 strassenbahn magazin 5|2013
Spielwarenmesse 2013
Neueste Variante des Salzburger Stadtbahnwagens von
Miroslav Barnet ist dieser Wagen mit der Nummer 58
und der Beschriftung „Partnerstadt Dresden“. Das H0-
Modell ist bei der Salzburger Lokalbahn erhältlich
wurden bereits begonnen. Bestens
zur Gestaltung von gepflasterten
Straßen geeignet sind die neuen Silikonformen
zum Selbstgießen entsprechender
Gipsteile für Kurven,
Geraden und Kreuzungen von Langmesser
Modellwelt.
Ein Berliner aus Danzig?
Die neueste Tinplate-Tram von Dr.
Lehnhardt ist das allerdings nur grob
dem Vorbild nachempfundene Spur-
0-Modell eines Berliner Mitteleinstiegs-Tw.
Das Fahrzeug ähnelt in der
Seitenansicht eher einem Danziger
Wagen, der allerdings ein Vierachser
und deutlich größer war. Kato ermöglicht
den N-Straßenbahnern nun
endlich Dank der neuen Abzweigweichen
den Bau richtiger Anlagen, wie
man am Messediorama der Japaner
eindrucksvoll erleben konnte. Daneben
erscheinen weitere Varianten der
bereits bekannten Unitram.
Sowohl die Halbnuller wie auch die
N-Bahner können sich über Modelle
der bekannten Anderthalbdeckerbusse
freuen. Über die H0-Modelle
werden wir später berichten, die N-
Variante nach Büssing-Vorbild mit
einfacher Vordertüre kommt in der
Reihe der so genannten „Minis“ von
Lemke-Collection. Neben Dekor-
Varianten des bereits im letzten
Jahr angekündigten Überlandbusses
MAN SÜ 240 erscheint heuer das
Mercedes-Benz-Pendant MB O 307
zunächst in vier verschiedenen Ausführungen
als Postbus, Fahrzeug des
RVO München und in zwei neutralen
Varianten. Auch der Kurzhauber
Mercedes L322 als Pritschen- oder
Kofferlaster bekommt Zuwachs.
Ganz neu sind Lastzüge mit Krupp-
Titan- oder Büssing-LU-11-16-Zugmaschine
in verschiedenen attraktiven
Dekors als Pritschen- und
VK-Modelle bringt die H0-Modelle des Anderthalbdecker-Busses (hier
die Bonner Ausführung), der im Original von der Essener Firma Ludewig
auf Büssing-Fahrgestellen für verschiedene Städte gebaut wurde
Planenzüge. Neu sind auch weitere
Versionen des Reisebusses Mercedes
O 6600H und der VW-Bus mit
Hochdach. Miroslav Barnet zeigte
weitere Varianten des fünffenstrigen
Prager Ringhoffer-Triebwagens
und des dazu passenden kleinen Beiwagens
„Plechá“. Neu ist auch der
Salzburger Stadtbahnwagen ET40NF
mit Niederflur-Mittelteil. Zur Ausstattung
der Anlage gibt es eine moderne
Telefonzelle und ein Wartehaus,
das den auch bei uns verbreiteten
Vorbildern der französischen Firma
JC Decaux entspricht.
Neu bei MKB in N und H0 sind eine
moderne Stadtbrücke, zwei Stadthäuser
der 1950er-Jahre und ein
klassisches Haus mit Tordurchfahrt.
Interessant ist auch das Modell der
Hamburger Gustav-Adolf-Kirche,
das sich in die Häuserzeile einreiht.
Alle diese Neuheiten entstehen in
Lasercut-Technik, ebenso wie das
große Eisenbahnerwohnhaus nach
Mannheimer Vorbild von Moebo,
das ebenfalls in N und H0 gefertigt
wird. Neues gibt‘s auch mal wieder
von Modellbahntechnik Hof. Das
Pflasterstraßensystem wird um 49
und 61 Millimeter breite Straßenteile
mit nur noch jeweils einem Gully und
Kanaldeckel erweitert. Auch der neue
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MAI Die Woltersdorfer Straßenbahn (Ivo Köhler, VBN), ~112 S., 17 x 24 cm, ~150 Fotos, teils in Farbe ~19,80 €
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ganz NEU Trolleybus miniatures, model and the real things (Trolleybooks, engl.), 416 S., A4, voll in Farbe, 1532 Abb. 49,50 €
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TS: T t
TramShop, Rolf Hafke, Sieben-Schwaben-Weg 22, 50997 Köln
t 0 22 33-92 23 66 F 0 22 33-92 23 65 m Hafke.Koeln@t-online.de
strassenbahn magazin 5|2013 75
aßenbahn im Modell
Von Ingenieur Miroslav Barnet aus Prag stammt diese
Variante des Tatra KT8D5 der Brünner Straßenbahn. Es
ist eine von zahlreichen H0-Versionen dieses Typs im Programm
des rührigen tschechischen Modellproduzenten
Randstreifen verfügt nur noch über
einen Gully, wodurch diese Teile wesentlich
vorbildgetreuer werden. Navemo
bringt in einer überarbeiteten
Ausführung die sechs- und achtachsige
Version des Zürcher Tram 2000 in
der aktuellen Lackierung heraus, die
bereits im letzten Jahr angekündigt
wurde. Die Verzögerung entstand
durch eine zwischenzeitliche Änderung
der Gestaltung der Beschriftung
beim Original. Die diesjährigen Neuheiten
bei Noch stehen zwar unter
dem Motto „In der Stadt“, betreffen
aber vor allem Bahnhofszubehör, wie
eine filigrane in Lasertechnik hergestellte
Fußgängerbrücke, die beliebig
erweitert werden kann. Einen für
Bahnhofsviertel typischen Gewerbebetrieb
stellt die Table-Dance-
Bar dar, bei der Dank großzügiger
Verglasung eines Teilbereichs das
Innenleben mit sich um die Stangen
drehenden Damen betrachtet werden
kann. Untermalt wird das Ganze
mit Flackerlicht-Effekten. Eher bieder
und für H0 etwas verniedlicht wirken
die vier neuen Fachwerkhäuser, wobei
eines der Häuser aber mit einer
roten Laterne und weiterer einschlägiger
Dekoration „verziert“ ist. Ansonsten
sind vor allem neue Figurensets
und Utensilien wie Pflanzkübel
für die Gestaltung städtischer Szenerien
erwähnenswert.
Neben verschiedenen Traktoren und
Borgward-Lastwagen waren bei NPE
vor allem der Bus Neoplan Do-Lux
Bei der Karlsruher Albtalbahn lief dieser Überlandbus Mercedes-Benz
O307, den Brekina als H0-Modell neu in sein Programm aufnimmt
und der sich deutlich vom Werksaufbau
unterscheidende Mercedes
O312H mit Drögmöller-Karosserie
sowie der Haubenbus Borgward
B4500 erwähnenswert. Die Busse
verfügen über Panoramafenster
im Dachrand. Als Auftragsarbeit in
Kooperation mit VK-Modelle wird
als Resin-Kleinserienmodell der
noch heute vorhandene Marburger
Schlossbus von 1969 gefertigt, ein
Mercedes-Benz L 608D mit Aufbau
der Firma Vetter. N-Tram plant für
6,5-mm-Spurweite Modelle der ersten
Baseler Tramserien Be2/2 1-26
und 27-40 sowie der pfälzischen
Schmalspurbahnen. Die Zuglok Reihe
L1 war in der typischen Dampfstraßenbahn-Bauart
gehalten und
später als 99 081-092 eingereiht.
Neben verschiedenen Figurengruppen,
die unter anderem Reisende
und Radfahrer darstellen, erscheinen
heuer bei Preiser auch die drei ehemaligen
Bundeskanzler Willy Brandt,
Helmut Schmidt und Helmut Kohl
Harmonisch passen der Düwag-GT6-Triebwagen und der schon länger
erhältliche Düwag-Vierachsbeiwagen zusammen. Dank Halling-
Technik verfügt der Triebwagen über hervorragende Fahreigenschaften.
Beide Modelle werden von „Bus und Bahn und mehr“ angeboten
76 strassenbahn magazin 5|2013
Spielwarenmesse 2013
Durchaus auch auf westeuropäischen Anlagen denkbar wären die U-Bahn-Modelle für N-Spur von Kato, wenn
man einige kleinere Änderungen am Design vornähme. Im Vordergrund sehen wir das neue Modell der Tokioter
„Marunouchi Line“, dessen Vorbild eine Nebenrolle im James-Bond-Film „Man lebt nur zweimal“ spielte
für H0 und in 1:24. Mit den neuen
Zimmereinrichtungen kann ein ganzes
Haus von der Küche über das
Wohnzimmer bis zum Bad ausgestattet
werden. Dies bietet sich vor
allem für Modellhäuser mit großen
Fensterflächen an, ansonsten sollte
man die Dächer dieser Gebäude abnehmbar
gestalten, damit das Ganze
nicht „für die Katz“ ist. Die ebenfalls
neuen Feuerwehrspinde eignen sich
auch bestens zur Gestaltung eines
Straßenbahn- oder Busbetriebshofes.
Wichtigste Neuheit ist aus unserer
Sicht die Ergänzung der im letzten
Jahr vorge- stellten Bruchsteinmauern
mit ver- schiedenen
Benz-Gelenkbusse O405G aus den
1980er-Jahren und die niederflurigen
Nachfolger O405GN. Zum Jubiläum
erscheint ein Feuerwehrmodell,
dessen Vorbild ebenfalls 30 Jahre
alt wird, nämlich das Löschfahrzeug
Iveco-Magirus MK 120-19 TLF und
MK 120-23 LF. Aktuellen Vorbildern
nachempfunden und für den städtischen
Nahverkehr interessant sind
die Modelle des MAN-Hybridbusses
Lion’s City, der unter anderem im
Dekor der VAG Nürnberg und der
Wiener Linien erscheinen wird.
Außerdem sind weitere Varianten
des Mercedes-Benz Citaro als Solo-
und Gelenkbus und im Rahmen
Die Preisträger: Jan Ruppert (l.) und
Johannes Keller-Harmsen (Platz 2
mit einem Stuttgarter Partywagen)
Neuheiten &
Neuigkeiten
Kleine Bahn
wieder groß
■ Europas größte Modelltram-
Ausstellung »Kleine Bahn ganz
groß« ruft in diesem Jahr am 25.
und 26. Mai nach Chemnitz. Im
Omnibusbetriebshof an der Werner-Seelenbinder-Straße
13 zeigen
Hobbyfreunde und Hersteller ihre
Anlagen und Produkte. Ausführliche
Informationen unter www.
kleinebahnganzgross.de und bei
kleinestrassenbahn2013@web.de
Seine erste
Messingtram
■ „Mein Modell – meine Geschichte“
war das Thema der stets
während der Spielwarenmesse
stattfindenden Veranstaltung der
„Tramway and Light Railway Society“
(TLRS). Diesmal gab es einen
gleichnamigen Modellwettbewerb.
Den ersten Platz belegte Jan Ruppert,
Straßenbahner aus Berlin,
mit einem dreiteiligen
Münchner
M5-Großzug aus
Messing.
H. GIERAMM, OLGA BANDELOWA
Mit einem Münchner Zug M5+M5+m5 hat Jan Ruppert aus Berlin
den ersten Preis errungen. Es sind seine ersten H0m-Messingmodelle
Ein erster CAD-Entwurf zeigt, wie das H0-Modell des Stuttgarter Aussichtstriebwagens
502 aussehen könnte, das Hustra in Bochum plant
Torelementen und Abdeckungen aus
Natursteinplatten und Dachziegeln.
Dank der Verzahnung der einzelnen
Elemente lassen sich diese ohne
sichtbare Fugen verbinden.
Die Firma Rietze feiert heuer ihr
30-jähriges Bestehen, wozu wir
herzlich gratulieren. Aus diesem Anlass
waren die Sammler im letzten
Jahr dazu aufgerufen, Vorschläge
zu einem Wunschmodell zu äußern.
Sieger wurden die Mercedes-
der „Collectors-Edition“ der Göppel
Maxitrain, ein Buszug im Dekor der
DB-Tochter „Saar-Pfalz-Bus, Saarbrücken“
angekündigt. Weitere Modelle
stellen der VW Golf 7 und eine
große Zahl an Einsatzfahrzeugen dar,
auf die wir aber nicht näher eingehen
können.
Noch mehr Neuheiten zeigen wir
Ihnen im vierten und letzten Teil
unseres Messerundganges.
BERTHOLD DIETRICH-VANDONINCK
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strassenbahn magazin 5|2013 77
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STRASSENBAHN MAGAZIN
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Zu »Die letzten Zweiachser«
(SM 3/2013)
Mehr Darmstädter Wagen
erhalten geblieben
In diesem Beitrag ist der Verbleib der
Darmstädter Zweiachser nicht ganz korrekt
dargestellt. „Normal“ ausgeschieden
sind lediglich die Wagen 14, 16 und
19. Wagen 18 fiel vorzeitig einem Unfall
zum Opfer. Vom Restbestand wurde Wagen
11 zu einem Schleifwagen umgebaut
(noch im Bestand). Wagen 13 wurde –
wie korrekt berichtet – nach Würzburg
abgegeben. 12 und 15 sollten erhalten
bleiben, und 17 wurde Triebfahrzeug des
Party-Zugs „Datterich-Express“.
Da Wagen 17 bei einem Brand im Depot
Böllenfalltor irreparabel beschädigt
wurde, trat Wagen 12 an seine Stelle. Wagen
15 gehört zum Bestand der von der
HEAG erhaltenen historischen Fahrzeuge,
ist aber derzeit nicht betriebsfähig. Von
den ehemals Regensburger Wagen ging
88 mit Beiwagen 201 zurück nach Regensburg
und wurde dort als Denkmal im
Bereich der Verkehrsbetriebe aufgestellt.
Die Wagen 86, 87 und 89 wurden verschrottet.
Jörn Schramm, Aulendorf
Zu »Porträt Linie 7 in Halle
(Saale)« (SM 3/2013)
Kulturlinie auch
während Bauarbeiten
Der Beitrag war informativ und lesenswert.
Dennoch möchte ich ein paar
Anmerkungen machen: Die Wendeschleife
in Kröllwitz ist in der Tat keine Fehlplanung.
Erwähnenswert ist auch der (gut
genutzte) zugehörige P + R-Platz mit seinen
flexiblen Anzeigetafeln, die Autofahrer
nicht nur über die nächsten Abfahrten
der Straßenbahn, sondern auch über die
Verkehrsbelastung in der Dölauer Straße
informieren. Das Projekt ist Teil der MO-
SAIQUE-Initiative des Mitteldeutschen
Verkehrsverbundes. Kröllwitz wurde vom
ADAC als benutzerfreundlichster P + R-
Platz ausgezeichnet und verfügt über
eine Ladesäule für Elektroautos.
Ein Fehler befindet sich in der Bildunterschrift
auf S. 28. Die Aufnahme stammt
nicht aus der Großen Ulrichstraße, sondern
aus der Geiststraße. Der auf dem
Foto abgebildete Abschnitt wird nicht saniert.
Davon ist der Bereich zwischen dem
Neuen Theater und dem Moritzburgring
betroffen. Die Moritzburg ist jedoch auch
während der Bauarbeiten mit der Straßenbahn
erreichbar, jedoch nur aus nördlicher
Richtung. Dazu werden die Linie 8
und die neue Baustellenlinie 17 (Moritzburgring
– Reileck/Adolfstraße mit nur
vier Stationen) über eine noch einzubauende
Weiche wenden. Zwischen Moritzburgring
und Marktplatz fahren Busse im
Schienenersatzverkehr (Linie 68). Die Linie
7 wird in dieser Zeit, wie im Beitrag richtig
erwähnt (ebenso wie Linie 3), über das
Steintor umgeleitet. Da somit Opernhaus
und Steintor-Varietee erreicht werden,
wird auch die umgeleitete Linie 7 dem Titel
Kulturlinie gerecht.
Die Bauarbeiten beginnen übrigens
erst nach Ostern, da die Ausschreibung
der Bauleistungen sich verzögert hat.
Wegen der gleichzeitigen Sperrung der
Torstraße sowie der Weißen Mauer im
Überlandgebiet kommt es zu weiteren
Umleitungen, neuen Wendestellen über
Bauweichen (z. B. im Böllberger Weg),
neuen Linienbezeichnungen (z.B. Linien
18, 61, 65) an Stelle der vorübergehend
eingestellten Linien 6 und 11 und einer
Reaktivierung des ehemaligen Betriebshof
Merseburg. Dabei fahren Straßenbahnen
so nah wie nur möglich an die
Baustellenbereiche heran. Ein Besuch
lohnt sich für jeden Straßenbahnfreund!
Der immer wieder erwähnte Marktturm
trägt die Bezeichnung „Roter
Turm“. Es heißt übrigens auch nicht
„Haller Roland“, sondern „hallescher...“.
Das Schokoladenmuseum erreicht man
am besten nicht über die Haltestelle
Grenzstraße, sondern günstiger über die
folgende Haltestelle Fiete-Schulze-Straße.
Benjamin Richter, Halle (Saale)
Zu »Innenstadtstrecke vor
Vollsperrung« (SM 1/2013)
Schwerwiegende
Auswirkungen für Erfurt
In dem Bericht auf Seite 11 wird darauf
hingewiesen, dass Erfurts bedeutendste
Innenstadtstrecke zwischen
Domplatz und Anger in diesem Jahr für
den Straßenbahnverkehr komplett gesperrt
wird, weil die Schlösserbrücke über
die Gera saniert werden soll. Bei diesem
Sachverhalt darf die Frage aufgeworfen
werden, ob nicht über eine Umleitungsstrecke
die Nordstadt Erfurts mit der Südstadt
weiterhin hätte verbunden werden
können. Hätte man nicht über eine neue
Verbindungsstrecke, deren südlicher Ast
über die Moritzwallstraße und die Schlüterstraße
zu Johannesstraße und deren
nördlicher Ast über den Rosa Luxemburgplatz,
Tal- und Bergstraße zur Nordhäuserstraße
führen würden, dieses Debakel
verhindern können? Irgendwann sind
auch auf der Johannesstraße einmal Sanierungsarbeiten
fällig. Sollte das der Fall
werden, könne man in umgekehrter Richtung
die Linien 1 und 5 umleiten.
Ganz abgesehen davon habe ich mir
eine zusätzliche Linie ausgedacht, die
von Stotternheim nach Niedernissa führen
könnte. Der Linienweg wäre folgender:
Stotternheimer Straße, Magdeburger
Allee, die oben genannte Umleitungs -
strecke, Gutenbergstraße, Biereyestraße,
Rudolfstraße, Benaryplatz, Anger, Weimarische
Straße, Jenaer Straße, Rudolfstäd-
Wegen Bauarbeiten kommt es in
Halle (Saale) 2013 zu Umleitungen
– siehe www.havag.com SV
terstraße, Dittelstedt, Ulbrich, Niedernissa.
Dabei könnten Gleise der Linie 5, 4
und 2 mitbenutzt werden, was die Kosten
einer solchen Streckenführung senken
würde. Ich besuche Erfurt häufiger,
aber ich könnte mir vorstellen, dass eingesessene
Erfurter Bürger noch bessere
oder andere Vorschläge dazu machen
könnten. Heinrich Kemper, Warendorf
Zu »Stuttgarter Stadtbahnnetz
wird fit gemacht« (SM 4/2013)
Skandalöses Vorgehen
Es wäre schön gewesen, es wäre erwähnt
worden, dass nach Inbetriebnahme
der neuen U12 zwischen Remseck
und Dürrlewang der seitherige Streckenabschnitt
zwischen den Haltestellen
Milchhof und der in Stadtbibliothek umbenannten
Haltestelle Türlenstraße aufgegeben
wird.
Damit entfällt die Haltestelle Pragfriedhof.
Die direkt vor dem Haupteingang des
Friedhofs gelegene Haltestelle ist für
Friedhofsbesucher wie für Bewohner der
naheliegenden Hochhäuser wichtig und
wird entsprechend frequentiert. Wie von
ihnen geschrieben ist die neue Strecke
über das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs
nur dann wirtschaftlich, wenn
das heutige Gleisvorfelds des Hauptbahnhofs
komplett überbaut würde.
Dies würde – wie sogar das Bundesverkehrsministerium
einräumen musste –
ein förmliches Stilllegungsverfahren erfordern.
Eine Entwidmung der Gleisflächen
wäre erst möglich, wenn sich kein Interessent
für einen Weiterbetrieb finden sollte.
Angesichts des bestehenden Interesses
eines Weiterbetriebs durch die Stuttgarter
Netz AG spricht viel dafür, dass die SSB
hier ein rechtswidriges, da unwirtschaftliches
Schienenprojekt verfolgt. Dass nun
gezielt Fakten geschaffen werden sollen,
entspricht der gewohnt skandalösen Vorgehensweise
beim Projekt „Stuttgart
21“, welches aus guten Gründen von
Christoph Engelhardt schon als größter
technisch wissenschaftlicher Betrugsfall
der deutschen Industriegeschichte bezeichnet
wurde.
Eberhard Zedler, Stuttgart
78 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Termine
20./21. April, Bad Schandau: Bahnerlebnistage in der
Sächsischen Schweiz, regulärer Fahrzeugeinsatz auf Kirnitzschtalbahn
sowie Tag der offenen Tür im Depot mit Besichtigung
der Werkstatt.
20./21. April 2013, Dresden: Das Straßenbahnmuseum
Dresden auf dem Gelände des Depots Trachenberge hat von
10 bis 17 Uhr geöffnet; Besichtigung der Museumshallen,
des Werkstattbereiches und der historischen Wagen; gezeigt
wird u.a. der vor seiner Vollendung stehende Postwagen der
Lockwitztalbahn von 1908, im Museumscafé läuft auf der
Großbildleinwand eine neue Fotopräsentation; Eintritt: Erw.
2 €, Kinder 1,50 €. An beiden Tagen ist außerdem der Oldtimerzug
(Bj. 1913/25) sowie erstmals nach seiner HU der
Gotha-Großraumzug Tw 1734/Bw 2015 im Einsatz, stündliche
Rundfahrten durch Dresden
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
Ob Tag der offenen Tür, Sonderfahrt oder Sym posium:
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Fax (0 89) 13 06 99-700 · E-Mail: redaktion@geramond.de
Am 20./21. April wird in Dresden der Gotha-Großraumzug
Tw 1734 erstmals nach seiner HU wieder
im Einsatz stehen
H. FRENZEL
21. April, Berlin: Anlässlich „100 Jahre U2 sind zwei Dreiwagenzüge
vom Typ AI auf der U2 im Einsatz; außerdem
Themenfahrt mit historischem Omnibus, ab Alexanderplatz/Dircksenstraße
um 10 Uhr: Rundfahrt nach Müggelheim;
Dauer: ca. fünf Stunden; Fahrpreise: Erwachsene 12
EUR, Kinder (6–14 Jahre) 8 EUR; eine Platzreservierung ist
erforderlich unter businfo@dvn-berlin.de; weitere Informationen
unter www.dvn-berlin.de
21. April, Sehnde-Wehmingen: Tag des Kalibergbaus im
Hannoverschen Straßenbahn-Museum, Hohenfelser Straße
16, 31319 Sehnde, geöffnet von 11–17 Uhr, weitere Infos:
www.tram-museum.de oder vorstand@tram-museum.de
28. April, Sehnde-Wehmingen: Straßenbahn selbst fahren
im Hannoverschen Straßenbahn-Museum, Hohenfelser
Straße 16, 31319 Sehnde, geöffnet von 11–17 Uhr, Gelegenheit,
unter Anleitung eines HSM-Fahrlehrers selbst eine
Straßenbahn zu fahren, Kosten: 15 EUR, s. www.tram-museum.de
28. April, München: MVG-Museum von 11 bis 17 Uhr geöffnet,
Ständlerstraße 20, 81549 München
1. Mai, Bad Schandau: Sonderfahrten auf Kirnitzschtalbahn
mit historischen Fahrzeugen. Es gilt der normale Fahrpreis
zzgl. eines Obolus von 1,- € pro Fahrt, den Fahrplan
gibt es unter www.ovps.de/verein
4. Mai, Berlin: Führungen durch das Baudenkmal Betriebshof
Niederschönhausen und die Sammlung historischer
Straßenbahnen und Busse, Dietzgenstraße 100 (Haltestelle
Nordend, Straßenbahnlinie M1, Buslinien 107 und
124), stündlich von 10 bis 15 Uhr; Eintritt: Erwachsene 2
EUR, Kinder (6–14 Jahre) 1 EUR; weitere Infos unter
www.dvn-berlin.de
4. Mai, Augsburg: Rundfahrt mit GT8-Tw 806, organisiert
von den Freunden der Augsburger Straßenbahn e.V. und
den Verkehrsbetrieben. Start ist am Königsplatz (Bahnst.
„H“ der Linie 2 Richtung Stadttheater) um 13.05, 14.05
und 15.05 Uhr. Die Fahrt dauert ca. 40 Minuten und kostet
3 EUR für Erwachsene und 1,50 EUR für Kinder. Mitglieder
anderer Nahverkehrsfreunde sind frei. Bitte beim Fahrbegleiter
melden
4. Mai, Essen/Gelsenkirchen: Die historischen Straßenbahnen
der VhAG EVAG, BOGESTRA und MVG fahren im
Stundentakt zwischen Essen-Holsterhausen und Gelsenkirchen
Hbf, zwischen Essen Hbf und Zeche Zollverein sogar
alle 30 Minuten. Zustieg mit einem gültigen VRR-Ticket.
Infos: www.vhag-bogestra.de
5. Mai, Sehnde-Wehmingen: Treffen historischer Omnibusse
im Hannoverschen Straßenbahn-Museum, Hohenfelser
Straße 16, 31319 Sehnde, geöffnet von 11–17 Uhr, weitere
Informationen unter www.tram-museum.de oder
vorstand@tram-museum.de
12. Mai, München: MVG-Museum von 11 bis 17 Uhr geöffnet,
Ständlerstraße 20, 81549 München
19. Mai, Bochum: Zwischen 11 und 17 Uhr fährt der
»Muse umsExpress« der VhAG Bogestra mit historischen
Straßenbahnen als Zu brin ger vom Hbf Bochum, Bstg. Linie
308/318, zum Bahnhof Bo.-Dahl hausen, wo in den Pendel-
Schienenbus zum Eisenbahnmuseum umgestiegen werden
kann. Nähere Infos: www.vhag-bogestra.de
19./20. Mai, Sehnde-Wehmingen: Straßenbahn selbst
fahren im Hannoverschen Straßenbahn-Museum, Sehnde,
geöffnet von 11–17 Uhr, Gelegenheit, unter Anleitung eines
HSM-Fahrlehrers selbst eine Straßenbahn zu fahren, Kosten:
15 EUR, siehe www.tram-museum.de
25./26. Mai, Chemnitz: Tage der offenen Tür und die
Museumsnacht im CVAG-Omnibusbetriebshof, Werner-Seelenbinder-Str.
13. Im Rahmen der 10. int. Modell-Straßenbahn-Ausstellung
werden mehr als 20 Modellstraßenbahnanlagen
präsentiert. Geöffnet ist am Sonnabend von 13 Uhr
bis 1 Uhr nachts sowie am Sonntag von 12 bis 16 Uhr. Zeitgleich
hat jeweils das Straßenbahnmuseum Chemnitz,
Zwickauer Str. 164, geöffnet. Zu den Miniatur-Trams gibt es
Auskünfte über kleinestrassenbahn2013@web.de, zum
Museum über das Straßenbahnmuseum Chemnitz,
www.strassenbahn-chemnitz.de, claudia.mann@strassenbahn-chemnitz.de.
25./26. Mai, Sehnde-Wehmingen: Modell-Truck-Treffen
im Hannoverschen Straßenbahn-Museum, Hohenfelser Straße
16, 31319 Sehnde, geöffnet von 11–17 Uhr, zusätzlich
Straßenbahn selbst fahren, Kosten: 15 EUR, weitere Infos:
www.tram-museum.de oder vorstand@tram-museum.de
26. Mai, München: MVG-Museum von 11 bis 17 Uhr geöffnet,
Ständlerstraße 20, 81549 München
1. Juni, Essen/Gelsenkirchen: Die historischen Straßenbahnen
der VhAG EVAG, BOGESTRA und MVG fahren im
Stundentakt zwischen Essen-Holsterhausen und Gelsenkirchen
Hbf, zwischen Essen Hbf und Zeche Zollverein sogar
alle 30 Minuten. Zustieg mit einem gültigen VRR-Ticket.
Infos: www.vhag-bogestra.de
1. Juni, Meißen/Döbeln: Sonderfahrt mit einem historischen
Omnibus von Leipzig nach Meißen (u. a. mit Besichtigung
der Güterlok der ehemaligen Meißner Straßenbahn)
und zur Pferdebahn Döbeln. Details: www.diebimmel.de
oder per E-Mail von g-wranik@t-online.de
1. Juni, Augsburg: Rundfahrt mit Gt8 Tw 806, organisiert
von den Freunden der Augsburger Straßenbahn e.V. und
den Verkehrsbetrieben. Start: Königsplatz (Bahnst. „H“ der
Linie 2 Richtung Stadttheater) um 13.05, 14.05 und 15.05
Uhr. Die Fahrt dauert ca. 40 Minuten und kostet 3 EUR für
Erwachsene und 1,50 EUR für Kinder. Mitglieder anderer
Nahverkehrsfreunde sind frei. Bitte beim Fahrbegleiter melden
6. Juni, Augsburg: Rundfahrt mit KSW, organisiert von den
Freunden der Augsburger Straßenbahn e.V. und den Verkehrsbetrieben.
Weitere Details siehe Ablauf am 1. Juni.
9. Juni, München: MVG-Museum von 11 bis 17 Uhr geöffnet,
Ständlerstraße 20, 81549 München
15. Juni, Cottbus: Anlässlich des Jubiläums „110 Jahre
Cottbuser Straßenbahn“ findet von 11 bis 17 Uhr auf dem
Betriebshof Schmellwitz ein „Hoffest“ statt. Begonnen wird
der Tag mit einem Straßenbahncorso ab 10 Uhr durch die
Stadt. Nähere Infos: www.cottbusverkehr.de
Schlachten,
Technik,
Feldherren
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Literatur · Händlerverzeichnis · Impressum
Nummer 283 • 5/2013 • Mai • 44. Jahrgang
Spazierfahrt durch Halle (Saale) in der DDR-Zeit
Der Sutton-Verlag aus Erfurt ist für Straßenbahnfreunde
seit vielen Jahren eine gute
Adresse – einerseits, um in diesem Hause erschienene
Publikationen zu kaufen, andererseits
aber, um mit dessen Hilfe einmal selbst
etwas zu veröffentlichen. Letztere Möglichkeit
ergriffen drei Mitglieder des Vereins
„Hallesche Straßenbahnfreunde e.V.“ kürzlich
am Schopfe. Im Blick auf das mit Aufnahmen
der Halleschen Straßenbahn aus
der DDR-Zeit gut gefüllte Vereinsarchiv regten
sie einen Bildband im üblichen Format
von 16,5 x 23,5 cm an. Der Verlag biss an
– das Ergebnis ist seit Anfang März im
Handel: Eine 96-seitige Broschüre mit dem
Titel „Die Hallesche Straßenbahn“.
Bei solch einer Überschrift erwartet der Käufer natürlich
eine Darstellung des Betriebes von den Anfängen bis zur Gegenwart.
Doch diesem Anspruch wird weder der zweiseitige
Einführungstext noch die Illustration gerecht. Vielmehr liegt ein
sympathischer Bildband vor, der sich ausschließlich den vier
Jahrzehnten zwischen 1950 und 1990 widmet. Der Schwerpunkt
liegt dabei auf den 1970er- und 1980er-Jahren.
Mit mehr als 150 bisher weitgehend unveröffentlichten
Schwarzweißaufnahmen ganz unterschiedlicher Schärfe und
Brillanz holt der Titel den Betrachter in die Höhen und Tiefen
des Halleschen Straßenbahnbetriebes während der Ulbrichtund
Honecker-Ära. Dabei kommen die Überlandstrecken nach
Bad Dürrenberg und Mücheln ebenfalls nicht zu kurz. Und so
reihen sich in dem Büchlein famose Aufnahmen von Vorkriegswagen
– natürlich fast immer von Lindner gebaut – an Fotos
von LOWA- und Gotha-Wagen sowie Tatras. Heute längst abgerissene
Gebäude sowie ein breites Spektrum an DDR-Straßenfahrzeugen
bieten dabei äußerst sehenswerte Kulissen.
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Erscheint es dem Rezensenten fragwürdig,
warum einzelne Standardaufnahmen
aus den 1980er Jahren unscharf
sind, so wird sich jeder stolze Beirette-
Fotograf damit getröstet sehen – mit seinen
Aufnahmen könnte er es scheinbar
ebenfalls in Bücher schaffen …
Als unschön mag es ein Ortsfremder
empfinden, dass in dem Buch keinerlei Linienpläne
oder Streckenzeichnungen zu
finden sind. Zur Lektüre der Bildtexte sind
insgesamt gute Vorkenntnisse zur Geschichte
der Halleschen Straßenbahn sowie
ihrer Fahrzeuge und Haltestellennamen
dringend erforderlich. Selbst mit der Datierung
und Bildreihenfolge nahmen es die
Autoren oft nicht so genau. Außenstehenden werden sich bei
den kurzen Erklärungen unter den Aufnahmen häufig Fragen
stellen, denen der Bildband einer Antwort schuldig bleibt. Somit
ist etwas unklar, an welches Publikum sich das Büchlein
eigentlich richtet. Hart formuliert: Stellt es eine Gesprächsgrundlage
für Vereinsabende der Autoren dar?
Wer sich jedoch an den facettenreichen Straßenbahnaufnahmen
auch ohne große Erklärungen erfreuen kann – weil
er die Wagen noch gut kennt – und die Umgebung sowieso –
der wird von dem Bildband hellauf begeistert sein! In Verbindung
mit anderen Büchern über die Tram der Saalestadt ist der
Titel eine wertvolle Ergänzung und Fundgrube. Die knapp 20
Euro sind dafür allemal gerechtfertigt.
A. MARKS
Harald Mey, Egbert Kluge und Manfred Schumann:
Die Hallesche Straßenbahn, 96 Seiten, 16,5 x 23,5 cm,
broschiert, 160 Schwarzweißfotos, Sutton-Verlag Erfurt
2013, ISBN: 978-3-86680-967-3, Preis 18,95 EUR
Geis lingen, Karlstr. 14 · Service rund
ums Buch Uwe Mumm, 75180 Pforzheim,
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Mössner, 79261 Gutach, Landstr.
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Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto,
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erscheint monatlich. Sie erhalten die Reihe in Deutsch -
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Liebe Leser,
Sie haben
Freunde, die
sich ebenso
für die
Straßenbahn
mit all Ihren
Facetten begeistern
wie Sie? Dann empfehlen
Sie uns doch weiter! Ich freue mich
über jeden neuen Leser
André Marks,
verantwortlicher Redakteur
TOPTHEMA: Der schleichende Tatra-Abschied
Was im Westen der Republik die klassischen Gelenk-Düwags, das sind im Osten Deutschlands die Tatra-Wagen: Kultfahrzeuge,
die das Bild vieler Betriebe und Städte prägten, aber durch moderne Niederflurwagen verdrängt wurden und
werden. In einem großen Report berichten wir über die Tatra-Einsätze bei den ostdeutschen Betrieben seit der Jahrtausendwende.
Dazu geben die Autoren einen Überblick, welche Typen der Wagen aus tschechischer Produktion zwischen
Rostock und Plauen heute überhaupt noch eingesetzt werden und wie deren Zukunftsaussichten sind.
Die NGT8 in Dortmund –
Geschichte und Einsatz
Weitere Themen der kommenden Ausgabe
Mit den NGT8 hielt die Niederflur-Technologie auf dem
Gleisnetz der Dortmunder Stadtwerke Einzug. Im September
2007 traf der erste Bautzner Wagen in der nordrhein-westfälischen
Metropole ein. Bei den Testfahrten traten reichlich
„Kinderkrankheiten“ zu Tage. Seit nunmehr fünf Jahren
kommen die Bombardier-Wagen im Linienverkehr zum Einsatz
– Zeit für ein Resümee.
Großbaustelle in Erfurt –
Umleiterverkehr und die Folgen
Weil der Fischmarkt und eine Brücke der Schlösserstraße saniert
werden, ist die für Erfurts Innenstadt elementar wichtige
Straßenbahnverbindung zwischen Anger und Domplatz
seit März gesperrt. Die Fahrgäste müssen mehrere Monate
entweder laufen oder auf Busse umsteigen. Von den Straßenbahnen
wird der Bereich aufwendig umfahren – ein Bericht
über diese Umleiterstrecken und Hinweise für Fotografen
und Filmer.
F. TEPPE
Nostalgische Straßenbahn-
Atmosphäre in Kärnten
Der Verein „Nostalgiebahnen in Kärnten“ hat im südlichsten
Bundesland Österreichs in den vergangenen Jahrzehnten
zahlreiche Attraktionen geschaffen. Der Beitrag stellt
die für Straßenbahnfreunde relevanten Örtlichkeiten vor,
wo heute z.B. Wagen der Trams aus Klagenfurt, Ybbs sowie
der Hallerbahn besichtigt werden können. Ebenfalls vorgestellt
wird das Projekt der Seetramway, für welche der
Verein aktuell zahlreiche Fahrzeuge aufarbeitet.
Vor 30 Jahren in München:
Der große Tram-Kahlschlag
Am 28. Mai 1983 ging in München die nur 3,3 km lange
U1 in Betrieb. Die Stadtwerke stellten an diesem Tag gleichzeitig
drei Straßenbahnlinien mit ca. zehn Kilometern Länge
ein. Doch schon einen Monat zuvor war das Tramnetz in
Bayerns Landeshauptstadt geschrumpft – Ziel: Gesamteinstellung!
Peter Schricker stellt die Ereignisse vor 30 Jahren
einschließlich der verschiedenen Hintergründe vor.
U. BERGER
R. SCHREMPF
Ende gut …?
Ärger: Variobahnen
Münchens im Fokus
Im März thematisierte der Münchner
Merkur mehrmals den Einsatz der vielkritisierten
Variobahnen. Dabei zitierte
die Tageszeitung mehrere Anwohner,
die sich über Erschütterungen, klirrende
Gläser und vibrierende Böden durch
die auf der Linie 19 fahrenden und in
den Kurven laut quietschenden Bahnen
beklagten. Vor Ostern holte sich schließlich
ein Redakteur des Blattes auch
beim STRASSENBAHN MAGAZIN Rat,
warum die Wagen aus dem Hause Stadler
solche Probleme bereiten.
Daraufhin veröffentlichte der Merkur
am 30. März einen Bericht, in dem auch
die Sicht des Redaktionsleiters des
STRASSENBAHN MAGAZIN zum Abdruck
kam. Michael Krische erläuterte,
dass sich das Gewicht der Variobahnen
bei im Vergleich zu den bewährten R3
ähnlicher Masse auf lediglich drei und
noch dazu festgelagerte Radsatzgruppen
verteile. Beim R3 sind es hingegen
vier Drehgestelle, die einen weicheren
und leiseren Bogenlauf garantieren. So
lautet Krisches Fazit: Variobahnen machen
aufgrund ihrer Konstruktion ein
bisschen den Eindruck eines Billigprodukts.
Im Vergleich zum R3 seien sie
eher ein „technischer Rückschritt“.
Die bereits während der Recherche des
Merkur-Beitrages mit diesem Urteil konfrontierte
Münchner Verkehrsgesellschaft
(MVG) wies die Vorwürfe zurück.
Sie betonte die positive Konsequenz der
starren Fahrgestelle: ein geräumiger Innenraum.
Zudem würden andere Hersteller
ebenfalls auf dieses Konzept setzen
(Anmerkung Red.: Ja, und sie haben
damit ähnliche Probleme). Davon, dass
im September 2012 keine weiteren Variobahnen
bestellt wurden, sondern acht
Avenio von Siemens – mit vier Drehgestellen!
–, schrieb die MVG nichts. AM
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Das besondere Bild
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Straßenbahnen in Hafennähe
sind nicht unbedingt
selten – aber Straßenbahnwagen
voller
Fahrgäste direkt im Hafen?
Anlässlich „95 Jahre
Dortmunder Hafen“
konnte im August 1994
ein womöglich weltweit
einmaliges Spektakel erlebt
werden: Der Einrichtungswagen
431 (GT4,
Hansa 1957) und der damals
als Partywagen 221
(ex Tw 21, Düwag 1966)
eingesetzte GT8 pendelten
unter riesigen Hafenkränen
von einem Ladegleis
ohne Oberleitung
über Westerholz bis zum
Hafenbahnhof.
Möglich machte diesen
ungewöhnlichen Einsatz
der beiden Dortmunder
Straßenbahnfahrzeuge
ein zur Stromversorgung
dazwischen gekuppelter
Generatorwagen. Er
übernahm die Energie -
versorgung der beiden
GT, deren Radsätze für
diese Sonderfahrten spezielle
Bandagen erhalten
hatten.
Wagen 431 befindet sich
noch heute im Eigentum
des Vereins „Westfälische
Almetalbahn e.V.“ und
wurde am Bahnhof
Mooskamp weitestgehend
in seinen Ursprungszustand
zurückversetzt
(siehe SM 8/2012, Seite
64: „Neues Heim für
Oldies“). Der Party -
wagen 221 der Dort -
munder Stadtwerke AG
(DSW) ist hingegen
inzwischen längst verschrottet
worden.
Nicht mehr vorhanden
ist übrigens auch der
markante Drehkran im
Vordergrund. An seiner
Stelle befindet sich heute
eine weitere Kranbrücke.
Das besondere Bild
TEXT/FOTO: FRED TEPPE
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2013
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