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Speed-Magazin Valentino Rossi (Vorschau)

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Franks Autowelt präsentiert für den <strong>Speed</strong>-Verlag die 8h von Oschersleben<br />

Erster Sieg des Jahres für SERT<br />

Text: Toni Börner<br />

Foto: André Birkenkampd<br />

12 09 - 2012 <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin


kommt zu schnell in die Rechtskurve. Der ehemalige<br />

Kiefer-Pilot entscheidet sich für den Notausgang,<br />

stürzt aber, als die Aprilia auf die nasse<br />

Fläche hinter der Streckenbegrenzung kommt.<br />

Sein Teamchef würde sich jetzt sicher gerne die<br />

nicht vorhandenen Haare raufen. Noch dazu, weil<br />

der Waliser die Weiterfahrt nicht versucht. „Mir<br />

war klar, dass ich die Kupplung ruinieren würde<br />

und keine zwei Runden in einem Gang schaffen<br />

würde. Besser schnell in die Box und die Maschine<br />

für Lauf 2 fertig bekommen.“ waren die<br />

Gedanken von Davies. Damit lag jetzt nur noch<br />

Laverty zwischen den beiden aussichtsreichsten<br />

WM-Kandidaten: die Frage war, wie sich der von<br />

Markus Eschenbach betreute Pilot verhalten würde,<br />

bevor es in die letzte Runde ging. Melandri<br />

war mit Platz 2 zufrieden, denn er verzichtete<br />

auf eine Schlussattacke, was sicherlich auch Ex-<br />

BMW-Motorradchef Hendrik von Kuenheim in der<br />

BMW Box glücklich machte. Laverty, der bereits<br />

einen neuen Vertrag für 2013 hat, wurde auf den<br />

der letzten Gerade noch von einem mysteriösen<br />

Leistungsverlust befallen und verpasste zu Gunsten<br />

von Biaggi das Podest. Sicherlich wird es den<br />

ehrgeizigen Iren enorm wurmen, aber vermutlich<br />

wird sich das Team bedanken. Interessant, was er<br />

dazu in den nächsten Tagen seinen Fans twittern<br />

wird. Das verpasste Podest in Silverstone hat ihn<br />

lange zum Toben gebracht.<br />

Superbike, Rennen Zwei<br />

Bei herrlichem Sonnenschein und trockener Piste<br />

nahmen die 21 Aufrechten Aufstellung für die<br />

zweite 25-Runden-Hatz. Sykes erwischte den besten<br />

Start, wogegen Checa wieder einige Plätze<br />

verlor und hinter dem zweitplatzierten Laverty,<br />

Haslam, Rea und Melandri in die zweite Runde<br />

ging. Keine zweite Runde gab es für Michel Fabrizio,<br />

der bereits in der dritten (und damit ersten<br />

Rechts-) Kurve per Highsider aus dem BMW-Sattel<br />

flog. Ebenfalls nicht in die zweite Runde kamen<br />

McFadden und Aoyama, nachdem Canepa<br />

den Bremspunkt nach der langen Gerade verpasst<br />

hatte und für Durcheinander sorgte, in dessen<br />

Folge die beiden genannten kollidierten und<br />

stürzten. In der folgenden Runde zeigte dann Melandri,<br />

dass er in diesem Lauf Sykes nicht entwischen<br />

lassen will und presste sich schleunigst an<br />

Rea vorbei. Bei der nächsten Umrundung ging der<br />

Römer auch an Teamkollege Haslam vorbei, womit<br />

er Dritter hinter Laverty war. WM-Widersacher<br />

Biaggi war Fünfter vor Giuglino, Rea, Checa, Baz<br />

und Davies. Ende der nächsten Runde überholt<br />

Melandri Laverty. Doch die Positionen sind noch<br />

lange nicht bezogen, was wenige Kurven später<br />

deutlich wird. Laverty sieht eine Lücke, sticht<br />

hinein und geht an der BMW mit der 33 vorbei.<br />

Seinem Beispiel folgt auch umgehend Haslam,<br />

womit Melandri plötzlich nur noch direkt vor Biaggi<br />

fährt. Vier Kilometer später ist Melandri aber<br />

wieder vor Haslam. Durch das Gerangel kann sich<br />

Sykes etwas Vorsprung verschaffen. Während Laverty<br />

seine Racer-Seele zeigt, wartet Biaggi hinter<br />

den beiden BMWs ab. Melandri will aber lieber die<br />

Verfolgung von Sykes aufnehmen, als sich in der<br />

Gruppe zu beharken. Checa hat sich von seinem<br />

wilden Teamkollegen etwas gelöst und kann nach<br />

34 09 - 2012 <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin<br />

dem ersten Renndrittel an Biaggi vorbei gehen,<br />

als dieser einen Fehler am Ende der Mega-Geraden<br />

macht. Was auch zum Nutzen von Rea war.<br />

Von diesem hält „El Torro“ aber etwas Respektabstand,<br />

nachdem er in den ersten beiden Runden<br />

wieder einige Beinahe-Kollisionen mit dem Nordiren<br />

hatte. Doch in der folgenden Runde kann<br />

man sehen, dass die Aprilia mit der Nummer 3<br />

regelmäßig 20 km/h schneller als die Ducati ist.<br />

Mühelos geht Biaggi an Checa vorbei und bringt<br />

sich auch direkt ans Hinterrad von Rea. Als noch<br />

16 Runden zu fahren sind, macht der älteste Pilot<br />

des Feldes einen Fehler. Beim Überholen von<br />

Rea auf der langen Geraden verbiegt Biaggi den<br />

Bremshebel-Protektor an der Aprilia, kann dann<br />

sein enormes Tempo nicht wie gedacht verzögern<br />

und torpediert Haslam, der einfach nur in<br />

die Links vor dem Ziel einbiegen wollte. Für die<br />

beiden Werkspiloten ist das 21. Rennen der Saison<br />

zu Ende und in die Beziehung zwischen Aprilia<br />

und BMW kommen weitere Spannungen. Rea<br />

ist nun Dritter vor Laverty, Checa, Guigliano und<br />

Davies. Camier ist starker Achter, nachdem er<br />

dieses Mal keine Experimente bei der Reifenwahl<br />

gemacht hat. Noch 11 Runden liegen vor dem<br />

führenden Tom Sykes, als Davies an Giugliano<br />

vorbei kommt. Eine Umrundung später setzt sich<br />

Melandri dank Bayern-Power vor die Kawa. Kurz<br />

danach kommt Davies ebenfalls mit Vierzylinder-<br />

Power an Checa vorbei und freut sich über Position<br />

5 hinter Laverty. Zwei Dreiergruppen pfeifen<br />

um den Kurs, als noch 8 Runden angezeigt werden.<br />

Vorne Melandri mit einem Sykes hinter sich,<br />

der Mühe hat Rea auf Distanz zu halten. Dann<br />

folgt mit Respektabstand Laverty, der einen frechen<br />

Privatfahrer Davies und den amtierenden<br />

Weltmeister im Windschatten hat. Es ist noch<br />

alles offen und Davies verliert einen Platz, als<br />

er sich fast ins Heck von Laverty bremst. Checa<br />

freut der Positionsgewinn, doch auch dem Spanier<br />

ist klar, dass die Podestplätze noch nicht vergeben<br />

sind. In den folgenden Runden bringt sich<br />

Laverty immer näher an Rea heran, der mit der<br />

linken Hand Signale zur Box durchgibt. Grübelt<br />

er über seinen bevorstehenden MotoGP-Test in<br />

Brünn, oder gibt es Probleme mit der Blade? Als<br />

dann die letzten vier Runden anbrechen, haben<br />

sich drei Paare mit dem führenden Melandri und<br />

Sykes, mit der irischen Fraktion Rea und Laverty,<br />

Freude bei Chaz Davies über das Podium in Lauf zwei.<br />

Marco Melandri gewinnt Lauf zwei und übernimmt damit die Führung in der Weltmeisterschaft.<br />

Foto: Rainer Hechtl<br />

sowie Checa und Davies gebildet. Und die wollen<br />

alle aufs Podest! Es wird klar, dass die BMW auf<br />

den Geraden nicht zu überholen ist. Laverty setzt<br />

sich vor Rea und macht sich auf die Verfolgung<br />

von Sykes. Der Aprilia-Pilot fährt aber nur kurz<br />

vor Sykes, der im Kurvengeschlängel wieder auf<br />

2 kommt und Laverty einen ziemlich weiten Weg<br />

fährt. Rea geht dann vor Laverty auf Drei, aber<br />

nur zwei Kurven später kommt der erfolgreiche<br />

Konter. Dann produziert die Aprilia einen Highsider<br />

und Rea ist diesmal Leidtragender einer<br />

Kollision. Der Honda-Pilot kann nicht ausweichen<br />

und stürzt über die rutschende Aprilia. Nur mit<br />

Mühe kann Checa den beiden Piloten und ihren<br />

Maschinen ausweichen und verliert einen Platz<br />

an Davies, der damit zu seinem zweiten Podest<br />

kommt. Melandri gewinnt und übernimmt die<br />

WM-Führung. Glückwunsch an ihn und BMW.<br />

Schlechte Nachrichten für das Aprilia Team, die<br />

mit wirtschaftlich katastrophalen Zahlen auf<br />

dem einbrechenden italienischen Zweiradmarkt<br />

um das Überleben kämpfen. Es wird sogar über<br />

Kaufabsichten von Mercedes gesprochen. Dort<br />

kennt man ja vergleichbare Pleiten-Pech-und Pannen<br />

Rennen aus der Formel Eins! Sykes holte mit<br />

dem zweiten Platz eine hervorragende Ausbeute<br />

aus Russland und untermauert seine Vertragsverlängerung<br />

bei Kawasaki auf eindrucksvolle Weise.<br />

Riesenfreude auch bei Chaz Davies, der zu einem<br />

nicht mehr erwarteten Podest kommt. Und wenn<br />

die alte Regel „Win on Sunday, sell on Monday“<br />

zutrifft, werden zum <strong>Speed</strong>-Redaktionsschluss<br />

die anwesenden Milliardäre und Millionäre die<br />

russischen BMW- und Kawasaki-Händler stürmen.<br />

Was beide Marken freut.<br />

„Wenn ich einmal reich wär’…“<br />

Supersport 600<br />

In der ersten Reihe standen mit Jules Cluzel, Kenan<br />

Sofuoglu, Sam Lowes und Broc Parkes die Favoriten.<br />

Von den 34 Startern kam Sam Lowes am<br />

besten weg. Allerdings hatte der Brite einen Frühstart<br />

produziert. Die Führung vor Cluzel, Parkes<br />

und dem Türken mit der Kawa in den ersten Kurven<br />

war also theoretisch. Dass aber Lokalmatador<br />

Leonov starker Fünfter vor Foret war, zeigt sich<br />

ganz real. Kurz übernimmt Sofuoglu die Spitze,<br />

muss aber die beiden Buckmaster-Schützlinge<br />

wieder vorbei lassen. In der 2. Runde wird dann<br />

Lowes zur Durchfahrt gebeten, doch er streitet<br />

lieber mit Sofuoglu und Cluzel um die Führung.<br />

In bekannt furchtloser Weise presst sich der WM-<br />

Führende dann neben Lowes und übernimmt gemeinsam<br />

mit Cluzel die Führungsarbeit. Lowes<br />

verabschiedet sich in die Box, um seine Strafe<br />

abzusitzen. Als er sich am Ende des Feldes als<br />

31. einreiht, wird er geflucht haben, weil das Supersport-Feld<br />

mit 34 Startern so groß ist. Nach<br />

drei Runden hat sich Leonov an Parkes vorbei<br />

gekämpft. Nun lautet die Reihenfolge Sofuoglu,<br />

Cluzel vor dem schnellsten Russen Leonov,<br />

gefolgt von Parkes, Foret, Talmacsi, Morais und<br />

Antonelli mit der zweiten Yamaha. Der Franzose<br />

Marino und der Brite Linfoot in indischen Diensten<br />

sind 16. und 17. mit ihren MSD-Kawas. In<br />

der 7. Runde setzt sich Morais vor Talmacsi. Wer<br />

Foto: Rainer Hechtl


BOS präsentiert für den <strong>Speed</strong>-Verlag die MotoGP 2012<br />

Foto: Peter Lange<br />

Der Nebel von Kalifornien<br />

Text: Toni Börner<br />

Action in Laguna Seca<br />

Ungewöhnlich schlechtes Wetter fanden die MotoGP-Cracks<br />

dieses Jahr bei ihrer zehnten Saisonstation<br />

in Laguna Seca vor: Morgens gab es<br />

immer wieder dicke Nebelschwaden und nasse<br />

Stellen auf der Piste. Trotzdem knackten Jorge<br />

Lorenzo und Casey Stoner im Qualifying den<br />

Rundenrekord. Stefan Bradl schlug sich mit dem<br />

siebten Rang auf einer für ihn neuen Strecke beachtlich,<br />

bei Ex-Superbike-Weltmeister Ben Spies<br />

sollte das Pech nicht abreißen.<br />

Zwischen 15 und 21 Grad Celsius zeigte das<br />

Quecksilber am Freitag auf dem Mazda Raceway<br />

Laguna Seca an. Ungewöhnlich kalt war es also -<br />

von Kalifornien erwartet man schließlich Sonnenschein<br />

satt, heißes Wetter und überhaupt Sommer<br />

durch und durch. Aber die wettertechnisch<br />

extrem gebeutelte Saison 2012 sollte auch in den<br />

USA keine Ausnahme machen.<br />

Die Strecke kam am Freitag aber immer besser<br />

in Schuss, denn alle 22 Piloten konnten sich in<br />

der zweiten Session verbessern. Zum Auftakt war<br />

es zweimal Repsol Honda-Pilot Dani Pedrosa, der<br />

ganz oben in der Ergebnisliste zu finden war. Währen<br />

WM-Leader Jorge Lorenzo am Nachmittag nur<br />

wenige Hundertstelsekunden fand, gelang Pedrosa<br />

gar ein Sprung von fast vier Zehnteln. Damit<br />

lag er am Freitag klar an der Spitze.<br />

Als reinweg „sinnlos“ konnte dann das dritte freie<br />

Training vom Samstagvormittag bezeichnet werden.<br />

Mit Ivan Silva und Wildcard-Pilot Steve Rapp<br />

waren nur zwei CRT-Piloten wirklich lange auf<br />

der Strecke. Sie drehten 18 Runden, was ihnen<br />

aber trotzdem nicht viel brachte. Silva wurde 17.<br />

und damit letzter der Session, Rapp schaffte den<br />

Sprung in die Qualifikation nicht - wie schon in<br />

beiden Trainings zuvor.<br />

Bei 100 Prozent Luftfeuchte und mit dickem Nebel<br />

hielten es die meisten Stars für angebracht, lieber<br />

in der Box zu warten. Lediglich Ben Spies drehte<br />

elf Runden, alle anderen fuhren maximal deren<br />

zehn. Stoner und Pedrosa blieben gleich ganz an<br />

der Box. Lorenzo fuhr Bestzeit mit 1:21,445 - und<br />

war damit nur knapp langsamer als am Freitagnachmittag.<br />

Drei Piloten - Karel Abraham, der<br />

wieder mit am Start war, Yonny Hernandez und<br />

Steve Rapp - schafften sogar persönliche Verbesserungen.<br />

Im Rennen selbst sollten die drei „Aliens“ Lorenzo,<br />

Stoner und Pedrosa den Takt angeben.<br />

Zwar übernahm Lorenzo auf der Werks-Yamaha<br />

zunächst lange die Führungsarbeit, aber am<br />

Ende hatte der Ex-Weltmeister keine Antwort auf<br />

Stoner parat. Der hatte sich in den ersten drei<br />

Runden noch mit Repsol Honda-Teamkollege Pedrosa<br />

herumgeschlagen, dann hing er 19 Runden<br />

lang im Heck Lorenzos. In der 22. Runde ging<br />

der Australier auf der Zielgeraden an seinem<br />

härtesten Konkurrenten vorbei und schüttelte ihn<br />

bis ins Ziel noch um fast vier Sekunden ab. „Es<br />

war insgesamt ein wirklich hartes Wochenende“,<br />

fasste es der Weltmeister am Ende zusammen.<br />

Dieses Mal konnte sich Stoner über seinen Sieg<br />

besonders freuen - gerade nach dem Sturz vom<br />

Sachsenring und dem Desaster von Mugello. „Wir<br />

hatten zu tun, um die Reifen zum Funktionieren<br />

zu bringen. Daher habe ich mich für das Rennen<br />

entschieden, mit der weicheren Mischung zu fahren<br />

und eben etwas auf die Reifen aufzupassen,<br />

einfach, um etwas mehr Traktion zu haben und<br />

die Räder nicht so sehr durchdrehen zu lassen.<br />

Anfangs des Rennens wollte ich mich schon an<br />

die Spitze setzen, aber Dani und Jorge fuhren<br />

sehr gute Linien und es war unmöglich, vorbei zu<br />

kommen. Ich beschloss, die Rundenzeiten etwas<br />

runterzunehmen und meine Reifen zu schonen.<br />

Dann wollte ich das Comeback starten.“<br />

Der Plan ging auf. „Ich war das ganze Rennen<br />

über zuversichtlich“, so Stoner weiter, „dass ich<br />

in der Schlussphase genug Tempo für den Sieg<br />

haben würde. Wir mussten nur sicher gehen, dass<br />

der Reifen bis zum Schluss hält. Als wir wieder<br />

vorne waren, haben wir ein paar gute Runden zu<br />

Stande bekommen und einen kleinen Vorsprung<br />

herausgefahren. Ich bin sehr sehr glücklich über<br />

diesen Sieg!“<br />

WM-Leader Lorenzo büßte zwar wieder 5 Punkte<br />

seiner Führung ein, zeigte sich nach Rang zwei<br />

aber nicht unzufrieden. „Ich habe mein Bestes gegeben,<br />

um einen Vorsprung herauszufahren, und<br />

ich bekam das sogar fast hin“, fasste der Mallorkiner<br />

sein Rennen zusammen. „Aber dann fuhr<br />

ich in die Corkscrew und bin fast gestürzt. Vielleicht<br />

war das für Casey die richtige Motivation,<br />

denn er holte mich danach in einer Runde ein. Anschließend<br />

konnte ich nur noch die Pace halten,<br />

die ich am Anfang hatte. Vielleicht war der weiche<br />

Reifen die bessere Wahl für dieses Rennen. Ohne<br />

Zweifel hatte Casey heute eine exzellente Form,<br />

und ich konnte ihn einfach nicht schlagen. Das<br />

36 09 - 2012 <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin


40 09 - 2012 <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin


09 - 2012 <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin 41


Kampf der Giganten<br />

Oh, wie ist das schön!<br />

Text: Toni Börner<br />

Der Zweikampf, der das Rennen bestimmte. Dani Pedrosa vs. Jorge Lorenzo.<br />

Die Fans, die es in dieser Saison zum Großen<br />

Preis der Tschechischen Republik nach Brünn<br />

zog, dürften keinen Cent ihrer Eintrittskarten bereut<br />

haben - wirklich alle Rennen der drei Grand<br />

Prix-Klassen waren extrem spannend und sahen<br />

Letzte-Runden-Entscheidungen. In der Moto3<br />

zumindest um die verbleibenden Podestplätze,<br />

denn Jonas Folger war dem Feld enteilt.<br />

Cal Crutchlow beendete eine lange Durststrecke.<br />

Daniel Pedrosa und Jorge Lorenzo fuhren nahezu<br />

das gesamte Wochenende in ihrer eigenen MotoGP-Welt.<br />

Keiner hatte auch nur annähernd die<br />

Pace der beiden Spanier auf den Werksmaschinen<br />

von Honda und Yamaha.<br />

Und so setzten sich Pedrosa und Lorenzo von<br />

der ersten Runde des Rennens an vom Rest des<br />

Feldes ab. Alles sollte auf die letzte Runde hinauslaufen<br />

und der Kampf, den sich diese beiden<br />

lieferten, stand in keinster Weise dem zwischen<br />

Lorenzo und <strong>Valentino</strong> <strong>Rossi</strong> aus Catalunya im<br />

Jahr 2009 nach.<br />

Im „C“ presste sich Lorenzo innen an seinem<br />

Landsmann vorbei, doch Pedrosa zeigte eine selten<br />

gesehene Entschlossenheit. Anstatt abreißen<br />

zu lassen, blieb er am Hinterrad der Yamaha. Im<br />

„G“ konnte er bergauf aus dem Windschatten heraus<br />

wieder an Lorenzo vorbei gehen. Die letzte<br />

Linkskurve erwischte keiner der Beiden richtig<br />

und somit auch die letzte vor Start-Ziel nicht.<br />

Doch Pedrosa hatte die etwas bessere Linie und<br />

holte sich den Sieg.<br />

„Das war heute eines meiner besten MotoGP-Rennen<br />

jemals“, strahlte Pedrosa über das ganze Gesicht.<br />

„Mit einem großen Vorsprung zu gewinnen<br />

ist immer schön, aber einen solchen Kampf wie<br />

heute mit Jorge zu haben, dass ist manchmal viel<br />

mehr wert. Es war eine schwierige letzte Runde,<br />

denn ich wusste, dass Jorge im Kurvenscheitelpunkt<br />

sehr schnell ist und ich habe sein Motorrad<br />

direkt hinter mir gehört.<br />

Ich wusste, dass<br />

ihm nur die kleinste Lücke<br />

reichen würde, um<br />

vorbeizugehen. Und<br />

tatsächlich: In dieser<br />

Linkskurve hatte ich die<br />

Tür nur ein ganz kleinwenig<br />

mehr offen, als<br />

normal und ‚boom’ - da<br />

war er. Ich sah sein Motorrad!<br />

Es war nur eine<br />

halbe Runde übrig und<br />

ich war ein bisschen<br />

nervöser als zuvor, aber<br />

ich wusste, dass ich<br />

gegen Ende der Runde<br />

noch ein paar starke<br />

Punkte habe.“<br />

Pedrosa wollte mit dem<br />

bestmöglichen Drive<br />

aus der Doppelkurve<br />

am G herauskommen.<br />

„Und dann war ich vor den letzten Kurven neben<br />

ihm. Als ich die Bremse los lies, waren wir nebeneinander<br />

in der Kurve und ich konnte meine Linie<br />

halten und das Rennen gewinnen. Es war der<br />

Wahnsinn und ich bin wirklich glücklich über diesen<br />

Sieg, für mein ganzes Team und auch für meinen<br />

Vater, denn er hat heute Geburtstag. Was die<br />

Meisterschaft angeht, müssen wir den Schwung<br />

mitnehmen, denn Jorge fährt sehr stark und ist<br />

konstant unter den ersten zwei.“<br />

Anerkennende Worte gab es auch von Kontrahent<br />

Lorenzo. Die beiden schüttelten sich auf der<br />

Auslaufrunde und im Parc-Fermé mehrfach die<br />

Hände. „Ich habe dieses Rennen wirklich genossen“,<br />

so Lorenzo. „Gerade in den letzten Runden.<br />

Dani und ich haben alles für den Sieg geben. Wir<br />

sind in der Meisterschaft so eng beisammen, da<br />

ist jeder Punkt wichtig. Es war ein strategisches<br />

Rennen. Manchmal habe ich etwas Tempo rausgenommen,<br />

um zu relaxen und Luft zu holen,<br />

und Dani tat es später, wie ich denke, genauso.<br />

Er blieb ruhig und bereitete sich auf die letzten<br />

Foto: André Birkenkampf<br />

Foto: Ronny Lekl<br />

Runden vor. Als Dani wieder pushte, bin ich viele<br />

Risiken eingegangen, um an ihm dran zu bleiben.<br />

Ich kam an ihm vorbei und der Sieg war zum Greifen<br />

nahe. Dieses Mal aber war Dani cleverer als<br />

ich, darum Gratulation an ihn. Das nächste Mal<br />

wird das vielleicht wieder anders sein.“<br />

Isoliert und einsam fuhr Cal Crutchlow sein Rennen<br />

zu Ende. Der Brite aus dem Monster Yamaha<br />

Tech 3-Team durfte sich aber endlich über sein<br />

erstes MotoGP-Podium freuen und im ganzen<br />

Fahrerlager gab es wohl keinen, der ihm diesen<br />

Erfolg nicht gönnte. „Es fühlt sich fantastisch an,<br />

mein erstes Podium in der MotoGP zu holen“, so<br />

der ehemalige Supersport-Weltmeister, der am<br />

Brünn-Wochenende auch einen neuen Vertrag bei<br />

Tech3 unterschrieben hat. „Das war ein wirklich<br />

perfektes Wochenende für mich - erst der neue<br />

Vertrag, dann mein bestes Qualifikations-Ergebnis<br />

gestern.“ Crutchlow hatte den zweiten Startplatz<br />

erobert. „Das alles mit einem Podest zu krönen,<br />

ist ein tolles Gefühl und ich hoffe, dass ich<br />

damit das in mich gesetzte Vertrauen von Tech 3,<br />

Monster und Yamaha schon etwas zurückgeben<br />

konnte. Es war kein einfaches Rennen, denn ich<br />

war die meiste Zeit auf mich allein gestellt und<br />

das war ein wirklicher Test für die Konzentration.“<br />

Zufrieden zeigte er sich aber mit seiner konstanten<br />

Pace und mit einem ganz besonderen Fakt.<br />

„Ich fühle, dass der Druck heute etwas nachlässt<br />

und ich hoffe, dass es nur das Erste von vielen<br />

Podesten war. Eine 12-jährige Durststrecke für<br />

britische Fahrer auf dem MotoGP-Podest zu beenden,<br />

ist großartig. Es ist lange her, seit das<br />

Jeremy McWilliams geschafft hat, darum hoffe<br />

ich, dass sich die britischen Fans jetzt auf das<br />

nächste freuen.“<br />

Teamkollege Andrea Dovizioso wurde ebenfalls<br />

einsam und isoliert Vierter. Der Deutsche Stefan<br />

Bradl erkämpfte sich dahinter Rang fünf und<br />

musste in einigen Duellen Alvaro Bautista und <strong>Valentino</strong><br />

<strong>Rossi</strong> niederringen. Am Ende triumphierte<br />

der LCR Honda-Pilot über beide. „Ich bin ziemlich<br />

glücklich, denn nach einigen technischen Schwierigkeiten<br />

konnten wir ein gutes Set-Up für das<br />

Rennen finden“, analysierte der Bayer. „Gestern<br />

konnte ich nicht so sehr pushen, wie ich wollte,<br />

und heute war das Warmup nass.“ Somit fehlte<br />

die Zeit für den letzten Feinschliff. „Während dem<br />

Rennen war mein Selbstvertrauen ziemlich hoch<br />

und ich war motiviert“, sagte der amtierende<br />

Moto2-Weltmeister weiter. „Ich hatte einen guten<br />

Start und <strong>Rossi</strong> war zu Beginn des Rennens vor<br />

mir, doch dann hatte er anscheinend ein tech-<br />

Stefan Bradl behauptete sich im Rennen gegen<br />

Alvaro Bautista und <strong>Valentino</strong> <strong>Rossi</strong>.<br />

Foto: Ronny Lekl<br />

Klasse Jonas<br />

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